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German Pages 647 [656] Year 1996
Einleitung
Lexikon der Rpmanistischen Linguistik (LRL) Herausgegeben von / Editepar Günter Holtus · Michael Metzeltin · Christian Schmitt
Band/Volume
,
Latein und Romanisch. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen Le latin et le roman. Grammaire historico-comparative des langues romanes
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1996
Vorwort /. Das „Lexikon der Romanistischen Linguistik (LRL)": Begründung und Zielsetzung Die vielfach vernommene Klage, daß Einzelpersonen heute kaum noch die Flut an Publikationen überblicken könnten und daß zwar nicht die Erkenntnisse, aber zumindest die Veröffentlichungen in ihrer Gesamtzahl stetig zunähmen, scheint gerechtfertigt. Zum quantitativen Aspekt tritt auch der qualitative: Die letzten Jahre und Jahrzehnte romanistischer Forschung sind, vergleichbar der Entwicklung in anderen Philologien, gekennzeichnet durch Diversifizierung, Spezialisierung, Orientierung auf Teilaspekte und neue linguistische Erkenntnisse. Auf der Grundlage der vorhandenen Einführungen und Forschungsberichte ist ein rascher Zugriff auf diese vielfältigen Ergebnisse und Wege der Forschung heute nicht mehr möglich. Eine Gesamtübersicht über die Entwicklung des Faches, gesicherte Ergebnisse und offene Fragestellungen, wie sie Gröbers Grundriss der romanischen Philologie ermöglichte, der vor hundert Jahren zu erscheinen begann, liegt für den aktuellen Forschungsstand nicht vor; für viele Gebiete und Probleme wurde die große Materialfülle weder gesichtet noch in synthetisierenden Forschungsberichten aufgearbeitet. Mehrere Gründe sprechen dafür, eine Gesamtübersicht in Form eines Lexikons anzubieten. In Handbüchern traditioneller Art und noch mehr in den Werken von Einzelpersonen erweisen sich Schwerpunktsetzungen als notwendig; denn Handbücher können wegen des Umfangs der Disziplin stets nur anhand exemplarischer Darstellung von Problemkomplexen die Vielschichtigkeit romanistischer wie allgemein interessierender Fragestellungen abhandeln, und Einzeldarstellungen bleiben stets von individuellen Einsichten geprägt, da die objektive Behandlung nicht mehr als ein anzustrebendes Ziel darstellen kann. Demgegenüber können in einem Lexikon, das den Pluralismus und die Interdisziplinarität als Voraussetzungen für synthetisierende Darstellungen ansieht, zahlreiche, verschiedenen Methoden und Traditionen verpflichtete Fachleute in koordinierter Zusammenarbeit zu Wort kommen, die eine alles in allem ausgewogene Behandlung der einzelnen Bereiche gewährleistet. Die Verteilung der Arbeit auf viele Schultern schafft die Voraussetzung für eine eingehende Verarbeitung der Materialfülle, die von vielen geteilten Bemühungen
um die Einsicht in sachliche wie methodische Zusammenhänge werden dem Ziel der umfassenden und unvoreingenommenen Darstellung eher gerecht. Ein hohes Maß an Information und Aktualität wird auch dadurch erreicht, daß die Herausgeber grundsätzlich bemüht waren, die jeweiligen Spezialisten als Verfasser für die einzelnen Artikel zu gewinnen. Es ist sicher kein Zufall, daß das Projekt des LRL zeitlich mit anderen Gesamtdarstellungen namentlich im Bereich der Germanistik zusammenfällt, wo in den letzten Jahren Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft entstanden sind, die die einzelnen Forschungsgebiete darstellen; und es soll auch nicht verschwiegen werden, daß sich das LRL im Hinblick auf die Konzeption teilweise an das ebenfalls im Max Niemeyer Verlag erschienene Lexikon der Germanistischen Linguistik (LGL) anlehnt, dessen Ziel es ist, einen Überblick über die sprachwissenschaftliche Germanistik zu Beginn der achtziger Jahre unter Einschluß der wichtigsten Nachbarwissenschaften zu bieten. Doch soll das LRL nicht in erster Linie ein Seismograph für moderne Tendenzen sein, sondern eher der Aufgabe gerecht werden, umfassend und umsichtig zu informieren. Nachdem ausführliche Methoden- und Sachdiskussionen die Vor- und Nachteile verschiedener Forschungsansätze und Forschungsrichtungen gezeigt haben, scheint es heute möglich und nötig, übersichtliche Darstellungen für die zukünftige Orientierung des Faches zu konzipieren. Dabei sollte keine Methode über- oder unterbewertet werden, und die Intention, durch eine übergreifende Diskussion die anstehenden Fragen anzugehen, sollte das Vorgehen bestimmen. So haben die Herausgeber es sich zur Aufgabe gemacht, sowohl den Bezug der Romanischen zur Allgemeinen Sprachwissenschaft herzustellen als auch - soweit möglich - die Impulse nachzuzeichnen, die von der Romanistik ausgegangen sind und eine besondere Berücksichtigung und Anwendung in den anderen Philologien gefunden haben. Von diesen Prämissen ausgehend, möchte das LRL eine Romanistik fördern, die sich als vergleichende Sprachwissenschaft versteht, ohne daß es dabei außer acht läßt, daß die systematische Beschreibung der verschiedenen Teilbereiche, der kulturhistorischen Bedingungen und vor allem des Sprachgebrauchs in kommunikativen Situationen der Vergangenheit wie der Gegenwart eine unverzichtbare Grundlage für das Gesamtfach Romanistik und seine Beziehungen zu anderen Sprachen darstellt.
2. Aufbau und Konzeption des LRL: inhaltliche Leitlinien und Gewichtungen
Massenmedien direkt zusammenhängen. Im Anschluß an die soziologischen Fragestellungen werden typologische und genealogische KlassifiGegenstand des LRL sind die romanischen Spra- kationen von Sprachen und Sprachfamilien bechen in ihrer Gesamtheit unter Berücksichtigung leuchtet und ihre Kriterien an verschiedenen der diachronischen wie der synchronischen Be- Objektbereichen erprobt, die von der kontrastitrachtungsweise. Nach heute allgemein aner- ven Linguistik bis zur Periodisierung von Sprakannten Prinzipien kann ein derart weitgesteck- che reichen. Den Abschluß bilden Datensammter Bereich nur dann adäquat erfaßt werden, lung und -Verarbeitung: Auch und gerade dieser wenn man von Sprache als einem funktionalen, Teil schien unverzichtbar, da die vorhandenen sozial differenzierten Kommunikationsmittel Handbücher oft über Fragen wie etwa der geoausgeht, dessen Aktualisierung sich in räumli- graphischen Verteilung von Forschungsstellen chen, zeitlichen und situativen Parametern voll- oder Archiven und Materialsammlungen nicht zieht. Sprache kann dabei nur vom methodisch ausreichend informieren. geschulten Beobachter als menschliches HanDie beiden folgenden Abschnitte III und IV deln beschrieben werden. Diese Beschreibung befassen sich mit der Romanistik als historischkann - ausgehend von übereinzelsprachlich gül- vergleichender Sprachwissenschaft und damit tigen theoretischen Positionen - sich auf Modamit Bereichen, zu deren methodischer Fundielitäten wie Finalitäten der Regelanwendung in rung die Romanistik auch aus der Sicht der Allkommunikativen Situationen, auf den kommuni- gemeinen Sprachwissenschaft wesentliche Beikationsbedingten Zugriff auf eine tatsächliche träge und - aufgrund der privilegierten, vom wie fiktionale Wirklichkeit und auf die Historizi- Altlatein bis zu den heutigen romanischen Spratät variabler, dem Wandel unterworfener und chen reichenden Dokumentation - wichtige Ervon sozialen Dimensionen abhängiger sprachlikenntnisse vermittelt hat. Hier werden die übercher Regeln beziehen. Diesen Einsichten foleinzelsprachlichen Phänomene der aus dem Lagend, gliedert sich das LRL in acht thematische tein hervorgegangenen Sprachen untersucht, Abschnitte: wird das Verhältnis des Lateins zum romaniIn den beiden ersten Abschnitten werden wisschen Sprachtypus behandelt, und es wird eine senschaftshistorische Probleme und allgemeine kritische Bilanz der historisch-vergleichenden und methodische Fragen aufgegriffen, GrundbeGrammatik der romanischen Sprachen gezogen, griffe und Beschreibungstechniken erläutert und wobei dem Verbindenden eine zentralere Stelle Arbeitsinstrumentarien vorgestellt. Dabei werin der Betrachtung eingeräumt wurde als dem den im Rahmen der Geschichte des Faches soTrennenden. wohl historische Epochen und Schulen präsenDie Abschnitte V und VI beschreiben und tiert, die allgemein für die Sprachwissenschaft analysieren die einzelnen romanischen Sprachen und mithin auch für die Romanistik bedeutend und Sprachgebiete. Dabei wird, entsprechend waren, als auch Richtungen und methodische der Forschungslage und der gegebenen MaterialAnsätze, die von der Romanistik ausgegangen menge, dem Rumänischen, dem Italienischen, sind und teils die übrigen Philologien beeinflußt dem Französischen, dem Spanischen und dem haben, teils (wie etwa der Guillaumismus) von Portugiesischen mehr Raum als den übrigen roden übrigen Fächern so gut wie gar nicht rezi- manischen Sprachen gewidmet. Dies soll jedoch piert wurden. Der methodologische Abschnitt nicht heißen, daß den übrigen romanischen erfaßt übereinzelsprachlich, aber stets mit Blick Sprachen und Sprachgebieten ein geringerer auf die romanischen Sprachen, alle Teile des Stellenwert eingeräumt wird. Solche SchwerSprachsystems; die Spanne der hier dargestellten punktsetzungen sind lediglich als logische KonThemen reicht von der Behandlung der klein- sequenzen aus außersprachlichen Gegebenheisten funktionalen Teile über die disparaten lexi- ten zu interpretieren, vergleichbar auch der Wahl kalischen Einheiten bis hin zur Textlinguistik der Sprachen, in denen die einzelnen Beiträge und zur Texttheorie. Des weiteren wird hier die verfaßt sind: In einem an drei deutschsprachigen Thematik „Sprache und Gesellschaft" in ihrer Universitäten konzipierten und von einem Tübinganzen Breite abgehandelt: Es kommen dabei ger Verlag edierten und vertriebenen Werk sollte theoretische Positionen zur Klärung, es werden Deutsch als Wissenschaftssprache grundsätzlich Fragen des externen wie internen Wandels be- gebraucht werden können. Des weiteren schien handelt, und es werden in übereinzelsprachlich es sinnvoll, für die Abfassung der Artikel jeweils orientierten Artikeln Probleme dargestellt, die die Sprache des Objektbereichs zuzulassen, mit mit der Kommunikation von Gruppen, aber Ausnahme des Rumänischen und der weniger auch der Erstellung von persuasiven Texten für verbreiteten, sogenannten linguae minores.
Wenn die Sprachenwahl wie der Umfang der den linguae minores gewidmeten Beiträge im wesentlichen von außersprachlichen Gründen bestimmt waren, so gab es demgegenüber gewichtige sachliche Gründe für die chronologische Zweigliederung vom Mittelalter bis zur Renaissance und von der Renaissance bis zur Gegenwart. Sicher stellt, wie die publizierten Bände dokumentieren, der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit weder eine feste noch eine einheitliche Grenzlinie dar, doch sprechen mehr als nur aus der Forschungslage heraus begründete Aspekte für eine chronologische Einteilung Latein - (Proto)Romanisch, (Proto)Romanisch Mittelalter, Renaissance - Neuzeit: Ist der erste chronologische Abschnitt durch die Auf- und Ausgliederung des bereits stark dialektalisierten Lateins gekennzeichnet, so tragen zur Abgrenzung von Mittelalter und Neuzeit externe wie interne Kriterien gleichermaßen bei: Unter den externen wird man dabei die Entwicklung von Nationalsprachen und die frühen Versuche der Kodifizierung und der (meist administrativ postulierten) Bildung von Standardsprachen nennen, mit einer gewissen Berechtigung auch von besonderen sozialen, kulturellen und politischen Bedingungen sprechen. Auch die internen Kriterien fehlen nicht, denn gerade die Renaissance kennt eine Vielzahl neuer Textsorten und ist weithin in der Romania durch eine oft tiefe Umstrukturierung und weitreichende Reorganisation des sprachlichen Systems gekennzeichnet. Doch ist den Herausgebern klar, daß eine solche chronologische Gliederung etwa für das Rumänische problematisch bleibt und daß man gerade für die angesetzten Grenzlinien nur dann von einem Parallelismus für die romanischen Sprachen sprechen kann, wenn man die zahlreich gegebenen kulturellen wie geschichtlichen Verschiedenheiten etwas in den Hintergrund rückt. Da jedoch in den Abschnitten V und VI sprachlichen Phänomenen der Primat zukommt, scheint die Einhaltung der historischen Renaissance-Grenze gerechtfertigt und sinnvoll. Die beiden letzten Abschnitte VII und VIII behandeln die heute besonders aktuellen Probleme des Sprachkontaktes, der Migrantensprachen, der Kreolsprachen und der Plan- und Kunstsprachen sowie die kontrastiven, klassifikatorischen und typologischen Aspekte der romanischen Sprachen. Auch hier erfolgt keine Schwerpunktsetzung, die sprachhistorischen Probleme der Super-, Sub- und Adstratlinguistik werden ebenso dargestellt wie Methoden, Probleme und Ergebnisse der sich mit den heutigen Sprachen beschäftigenden Kontaktlinguistik und der Kreolistik. Bei der Darstellung der Kontra-
stivität, Klassifikation und Typologie soll zum einen die besondere Physiognomie der romanischen Einzelsprachen typologisch nachgezeichnet und auf genealogische Klassifikationen eingegangen werden, zum anderen wird hier aber auch der bisher nicht beantworteten Frage nachgegangen, wie sich das Verhältnis divergierender und konvergierender Kräfte in den heutigen romanischen Sprachen gestaltet. Gerade dieses Kapitel wird eine kritische Sichtung der mit so gängigen Klassifikationsbezeichnungen wie Balkanromanisch, Rätoromanisch, Galloromanisch, Iberoromanisch gegebenen Implikationen ermöglichen. 3. Aufbau und Konzeption der Artikel Über zwei grundlegende Fragen waren sich die Herausgeber von Beginn an einig: Das Lexikon durfte auf keinen Fall einseitigen, von den Verfassern oder den Herausgebern bestimmten Vorgaben folgen, und es sollte auch nicht derzeit als modern, zeitbezogen oder besonders aussichtsreich geltende Ansätze bevorzugen; wichtiger als eine wie auch immer begründete Aktualität erschien die Erfassung zentraler Grundideen. Das konnte nur heißen, daß jeder Artikel an die bestehenden Vorarbeiten anknüpfen und die Wege (eventuell auch die Irrwege) der Forschung aufzeichnen sollte, um dem Leser zum einen ein Urteil über die Geschichte, zum anderen aber auch über die heutige Bedeutung der Fragenkomplexe zu ermöglichen. Es bedeutete aber auch, daß die Herausgeber, die vor der Einladung an die mit Bedacht ausgesuchten Mitarbeiter jeden Artikel stichwortartig und in Form von Gliederungen vorstrukturierten, systematisch die verschiedenen Handbücher, Sprachgeschichten und allgemein informierenden Studien zur Romanischen Sprachwissenschaft einsehen und berücksichtigen mußten, um so von vornherein eine einseitige Sicht oder eine lückenhafte Erfassung der anstehenden Themen möglichst zu vermeiden. Die den Autoren vorgegebenen Stichpunkte und Gliederungshinweise waren nicht als Prokrustesbett konzipiert, sollten aber zumindest eine methodische Isolierung und eine unter wissenschaftsgeschichtlichen Aspekten unvertretbare materielle Einengung verhindern; sie sollten die Autoren der einzelnen Artikel ermuntern, neben heute im Mittelpunkt stehenden Fragestellungen auch den Reichtum früherer philologischer Tätigkeit und wissenschaftlicher Forschung zumindest hinsichtlich der jeweils angewandten Methoden und der dominierenden Fragestellungen einzubringen und, soweit möglich, an den Leser einen über Jahrhunderte rei-
chenden Erfahrungsschatz weiterzuvermitteln. Bei fehlender Beachtung der Tradition besteht die Gefahr, daß bei stark dominierenden Trends die Forschung partiell hinter Einsichtsstände zurückfällt, die eine oder mehrere Generationen früher bereits erreicht waren. So schien es sinnvoll, jeden Artikel mit dem Gang der Forschung, dem Stand der Diskussion und der bisher geführten Argumentation beginnen zu lassen; notwendig schien es auch, möglichst auf die Methoden früherer Forschergenerationen einzugehen und sie adäquat zu bewerten. Auf diese Weise sollte ein gewisses Maß an Vereinheitlichung erreicht werden, wobei natürlich nicht die Vereinheitlichung nach einem bestimmten Ansatz, sondern allein eine dem Gegenstand angemessene Standardisierung als Fernziel figurierte. Des weiteren sollte jeder Artikel eine Art Synthese darstellen, in der es den jeweiligen Autoren unbenommen bleiben mußte, ihre Standpunkte klar zu artikulieren und, wo es geboten schien, ihre Ansicht von anderen Auffassungen abzusetzen; insofern wurden lediglich Punkte suggeriert, die nach Meinung der Herausgeber als wesentlich anzusehen sind, wurde auf Methoden verwiesen, deren Relevanz außer Frage steht, und das Ziel der Vergleichbarkeit wurde eher als Petitum denn als unabdingbares Desideratum formuliert. Ähnliches gilt auch für das die meisten Artikel abschließende Kapitel „Perspektiven", in dem gezeigt wird, wie das jeweilige Thema weiter untersucht werden kann, welche Desiderata theoretischer wie materieller Art bestehen, und für die Bibliographie, die nie auf Vollständigkeit abzielte. Doch schien es wünschenswert, bei den Titeln der einzelnen Artikel auf den Gebrauch einer einheitlichen Fachterminologie innerhalb der romanischen Einzelsprachen wie auch übereinzelsprachlich hinzuwirken und dabei verbreiteten Internationalismen zumindest .dann den Vorzug zu geben, wenn sie sich als effektiv erweisen; so wurde im vierten Band etwa das im Italienischen unübliche grammaticografia aus Gründen der Konvergenz mit der internationalen Fachsprache verwendet. Trotzdem konnte nicht immer ein Parallelismus erreicht werden, da sich die Berücksichtigung kultureller und geschichtlicher Verschiedenheiten in einigen Fällen als unumgänglich erwies. Ein zu rigoristisches Eingreifen der Herausgeber hätte kaum zu einer noch stärkeren Kohärenz der Bände beigetragen. Es stellte sich heraus, daß Autoren unter sich Grenzgebiete anders aufgeteilt haben als dies von den Herausgebern vorgesehen war, daß sich ähnliche Objektbereiche in dem einen oder anderen Fall in der Beschreibung als disparat erwiesen oder
sprachgeographische Auffassungen und geographische Einteilungen nicht immer der Auffassung von Minderheiten entsprachen, die für die Betonung divergierender, meist durch politische oder historische Positionen bedingter Ansichten gute Gründe haben mögen. Insgesamt ist festzuhalten, daß die Herausgeber nur Vorschläge anbieten oder Strukturierungen empfehlen konnten. Die Verantwortung für Inhalt und Gestaltung der Artikel liegt beim jeweiligen Autor bzw. den Autoren, während sich die Tätigkeit der Herausgeber auf die Einhaltung der Gesamtkonzeption und die Prüfung der Verstehbarkeit der Texte wie der darin enthaltenen Argumentation konzentrieren mußte. Für den Sachindex ist ein besonderer Band vorgesehen. 4. Adressaten des LRL Die Herausgeber hatten bei der Konzeption der acht Bände mehrere Benutzergruppen im Auge, denen sie durch die systematische Aufarbeitung der Wissenschaftsgeschichte und des Stands der Forschung, durch die Behandlung und Diskussion der Methoden, die kritische Präsentation der Ergebnisse und nicht zuletzt durch das Aufzeigen neuer Perspektiven gerecht zu werden versuchten. An erster Stelle sind natürlich alle diejenigen angesprochen, die auf universitärer Ebene in Forschung und Lehre das Fach Romanische Sprachwissenschaft - oder Teile davon - vertreten, Seminare leiten und für Vorlesungen übersichtsartige, zuverlässige Darstellungen zu Fragestellungen methodischer wie inhaltlicher Art benötigen. Ihnen bietet das LRL zu genealogischen wie synchronisch-typologischen und soziolinguistischen Fragestellungen Abhandlungen von systematischem Aussagewert, die teilweise über das eigentliche Fachgebiet hinausführen und verläßlich auf Theorie und Methode eingehen. Doch haben die Herausgeber in gleicher Weise an die Studierenden der Romanischen Philologie als Adressaten gedacht und hinsichtlich der Textgestaltung immer wieder an die Autoren appelliert, ihre Texte sprachlich so zu gestalten, daß sie von diesem Rezipientenkreis verstanden und damit teilweise auch zum Selbststudium verwandt werden können. So erklärt sich auch, daß bei der Beurteilung von fachsprachlichen Termini in der Regel die von der allgemeinen Bildungssprache aus verständlichen Einheiten den Vorzug erhielten. Gerade für dielen Benutzerkreis wurde auch das Verhältnis von Theorie und Erkenntnisdarstellung determiniert, wobei die Herausgeber davon ausgingen,
daß die Theorie nie Selbstzweck sein sollte, sondern stets auf den zu beschreibenden Bereich hin orientiert bleiben mußte. Das soll jedoch nicht heißen, daß hier eine gewisse Berührungsangst mit theoretischen Fragestellungen oder eine Skepsis gegenüber der Theoriebildung das Vorgehen und die Gestaltung des Werkes bestimmt hätten, im Gegenteil: Die Herausgeber sind sich darüber im klaren, daß nur die Verbindung theoretisch klarer Konzepte mit sorgfältig ermittelten und dargestellten Ergebnissen und Fakten eine adäquate Darstellung sprachwissenschaftlicher Fragestellungen ermöglicht. Außer Lehrenden und Studierenden der Romanischen Sprachwissenschaft sollten mit diesem Werk auch Forscher und Lernende aus anderen Humanwissenschaften angesprochen werden. Sie alle hier aufzuführen, ist sicher unmöglich; doch sei beispielsweise angedeutet, daß der Literaturwissenschaftler in mehreren Artikeln zahlreiche Anregungen erhält, daß für Historiker prinzipiell die sprachgeschichtlichen Beiträge von Interesse sind, daß viele Einzelstudien für den Soziologen und den Kulturwissenschaftler wertvolle Hinweise beinhalten und daß Theologen wie Volkskundler oder Rechtswissenschaftler mit Gewinn das LRL konsultieren können. Grundsätzlich dürfte das LRL allen Geistes- und Sozialwissenschaften, die in der Sprachwissenschaft und speziell in der Romanistik eine funktionale Hilfswissenschaft erkennen, in zahlreichen Einzelfragen gute Dienste erweisen; durch die hier vorgenommene Betonung der kulturgeschichtlichen wie der sprach- und kulturwissenschaftlichen Funktionszusammenhänge wird es sicher auch einen Benutzerkreis bei denjenigen finden, die von der Notwendigkeit interdisziplinärer Forschung überzeugt sind. 5. Zur Genese des LRL Bei zahlreichen Gesprächen mit in- und ausländischen Kollegen konnten die Herausgeber feststellen, daß ähnlich angelegte Übersichten über die Romanistik auch anderswo geplant waren, es aber aus unterschiedlichsten Gründen nie zur Realisierung der Vorhaben gekommen war. Die Initiative zur Zusammenarbeit ging von M. Metzeltin aus, der bereits in den siebziger Jahren Vorarbeiten zu einem großen Handbuch der Romanistik geleistet hatte, während G. Holtus etwa zur selben Zeit die Arbeiten an einem romanistischen Pendant zum LGL begonnen und Ch. Schmitt den Plan eines Handbuchs zu den heutigen romanischen Nationalsprachen gefaßt hatte. Aus dem Zusammentreffen dieser Projekte entstand die Idee eines umfassenden Lexikons der
Romanistischen Linguistik, dessen grundlegende Konzeption in den Jahren 1982 und 1983 von den drei Herausgebern erarbeitet wurde. Nach der Zusage der Publikation durch den Max Niemeyer Verlag konnten 1984 die ersten Verträge an die Autoren versandt werden. Die ersten Artikel wurden 1985 bei den Herausgebern eingereicht. Seitdem mußte den Autoren immer wieder Gelegenheit gegeben werden, neuere Entwicklungen und aktuelle Informationen in ihre Artikel zu integrieren. Es versteht sich, daß innerhalb der Druckphase eines Bandes manche Kompromisse geschlossen werden mußten und nicht in allen Fällen die neuesten Publikationen noch nachträglich mit verarbeitet werden konnten. Die Herausgeber haben viele Gespräche mit in- und ausländischen Kollegen geführt und zahlreiche Anregungen und konkrete Vorschläge erhalten. Welche der diversen Verbesserungsvorschläge aufgenommen bzw. an welcher Stelle sie berücksichtigt sind, läßt sich nicht im einzelnen auflisten; doch nehmen die Herausgeber gern die Gelegenheit wahr, all denjenigen Kolleginnen und Kollegen zu danken, die zur Konzeption oder Verbesserung des LRL Vorschläge in mündlicher oder schriftlicher Form unterbreitet haben. Einige besonders verdienstvolle Gesprächspartner und Ratgeber seien an dieser Stelle in alphabetischer Reihenfolge genannt: Hans Peter Althaus (Trier), Kurt Baidinger (Heidelberg), German Colon (Basel), Manlio Cortelazzo (Padua), Michele A. Cortelazzo (Padua), Hans-Martin Gauger (Freiburg), Hans Goebl (Salzburg), Klaus Heitmann (Heidelberg), Johannes Kramer (Trier), Helmut Lüdtke (Kiel), Robert Martin (Paris), Bodo Müller (Heidelberg), Max Pfister (Saarbrücken), Aurelio Roncaglia (Rom), Jürgen Schmidt-Radefeldt (Rostock), Wolfgang Schweickard (Jena), Wolf-Dieter Stempel (München), Georges Straka (t), Peter Wunderli (Düsseldorf), Alberto Zamboni (Padua). Der Deutschen Forschungsgemeinschaft gebührt Dank für die Förderung des Projektes durch Sach- und Personalmittel, der VG Wort für die Gewährung eines Druckkostenzuschusses für Band IV. Diversen Autoren wurde die Arbeit durch die Hilfe nationaler Stiftungen erleichtert. Die Einrichtung der Manuskripte für den Druck und die gesamte Redaktionsarbeit hätten ohne die tatkräftige Unterstützung von Ulrike Mühlschlegel und Dr. Christoph Platen (Göttingen) und die Mithilfe der Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Wissenschaftlichen Hilfskräfte und Sekretärinnen in Heidelberg und Bonn (Elisabeth von LangenKeffenbrinck, Andrea Redecker, Sabine Tholen,
Konstanze Arabella Vollmer, Elisabeth Weis, Elke Windhaus), in Trier und Göttingen (Tatjana von Bonkewitz, Fransoise Calonec, Chris Feyen, Ursula Flemming-Pütz, Dr. Robert Gueho, Gudrun Herzfeld, Dr. Brigitte Konrad, Dr. Ute Önnerfors, Annette Pozzo, Jutta Precker, Elisabeth Scheuer, Udo Thelen, Harald Völker) und in Wien (Dr. Alexandra Kratschmer, Mag. Petrea Lindenbauer, Mag. Bernadette Wegenstein, Lore Thir) nicht bewältigt werden können.
Besonderen Dank zollen die Herausgeber dem Max Niemeyer Verlag (Tübingen), dessen großes Vertrauen und wohlwollendes Interesse die Arbeit am LRL stets begleitet und wesentlich gefördert haben, Im Oktober 1996
Günter Holtus (Göttingen) Michael Metzeltin (Wien) Christian Schmitt (Bonn)
Lexikon der Romanistischen Linguistik (LRL) Band/Volume II, l
Lexikon der Rpmanistischen Linguistik (LRL) Herausgegeben von / Editepar Günter Holtus · Michael Metzeltin · Christian Schmitt
Band/Volume II, l Latein und Romanisch. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen Le latin et le roman. Grammaire historico-comparative des langues romanes
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1996
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahmc Lexikon der romanistischen Linguistik : (LRL) / hrsg. von Günter Holtus ... - Tübingen : Nicmeycr. ISBN 3-484-50250-9 NE: Holtus, Günter [Hrsg.]; LRL Bd. 2. l. Latein und Romanisch : historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen. - 1996 ISBN 3-484-50232-0
© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1996 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhcbcrrcchtsgcsetzcs ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeichcrung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Herstellung: Max Nicmeycr Verlag, GmbH & Co KG, Tübingen Druck: Guide-Druck, Tübingen Einband: Heinr. Koch, Tübingen
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Inhaltsverzeichnis / Table des matieres Siglen / Sigles Abkürzungen / Abreviations
VII XXXI
Latein und Romanisch / Le latin et le roman 9I.Latein als indogermanische Sprache / Le latin, langue indoeuropeenne Karl Horst Schmidt 92. Expansion und Rückzug des Lateins / Expansion et regression du latin Manfred Raupach 93. Substrate des Lateins / Les Substrats du latin Johann Knobloch 94. Adstrate des Lateins / Les adstrats du latin Johann Knobloch 95. Varietäten des Lateins / Les varietes du latin Joseph Herman 96. Lateinisch vs. Romanisch / Le latin et le roman Harri Meier t 97. Thesen zur Entstehung und Ausgliederung der romanischen Sprachen / Formation et fragmentation des langues romanes Arnulf Stefenelli 98. Gemeinromanisch - Protoromanisch / Roman commun - protoroman Robert de Dardel 99. Mittellatein und Neulatein / Latin medieval et neo-latin a) Mittellatein: Etappen der Sprachverwendung / Latin medieval: Evolution de son utilisation Dietrich Briesemeister b) Mittellatein: Sprachliche Beschreibung / Latin medieval: Description linguistique AlfÖnnerfors c) Neulatein / Neo-latin Dietrich Briesemeister 100. Relatinisierungstendenzen / Tendances de relatinisation Wolfgang Raible 101. Bezeichnungen für die Sprachen, Sprecher und Länder der Romania / Noms des langues romanes, des locuteitrs et des pays Bodo Müller
l 5 19 31 44 62
73
90
100
106 113 120
134
Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen / Gramma/re historico-comparative des langues romanes 102. Romanische Dialinguistik / Dialinguistique romane Helmut Lüdtke 103. Gemeinromanische Tendenzen I. Phonetik / Tendenze romanze comuni I. Fonetica Emanuele Banfi 104. Gemeinromanische Tendenzen II. Flexionslehre / Tendances communes aux langues romanes II. Flexion Horst Geckeier 105. Gemeinromanische Tendenzen III. Verbalperiphrasen / Tendances communes aux langues romanes III. Periphrases verbales Wolf Dietrich 106. Gemeinromanische Tendenzen IV. Wortbildungslehre / Tendances communes aux langues romanes IV. Formation de mots Jens Lüdtke 107. Gemeinromanische Tendenzen V. Morphosyntax / Tendances communes aux langues romanes V. Morphosyntaxe Wulf Ocsterreicher 108. Gemeinromanische Tendenzen VI. Syntax / Tendances communes aux langues romanes VI. Syntaxe Wulf Oesterreicher 109. Gemeinromanische Tendenzen VII. Wortklassenbildung / Tendances communes aux langues romanes VII. Formation des classes de mots Bruno Staib 110. Gemeinromanische Tendenzen VIII. Lexikon und Semantik / Tendances communes aux langues romanes VIII. Lexiciue et semantique Arnulf Stefenelli 111 Gemeinromanische Tendenzen IX. Onomastik / Tendances communes aux langues romanes IX. Onomastique Heinz Jürgen Wolf 112. Gemeinromanische Tendenzen X. Phraseologie / Tendances communes aux langues romanes X. Phraseologie Johannes Thiele
153
163
199
223
235
273
309
355
368
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422
VI 113. Gemeinromanische Tendenzen XI. Metrik: Grundbegriffe und Methodologien der romanischen Metrik / Tendances communes aux langues romanes XL Metrique: Elements et methodologies de la versification romane Rudolf Baehr 114. Gemeinromanische Tendenzen XI. Metrik: Die führenden Versarten der Romania / Tendances communes aux langues romanes XI. Metrique: Les principaux types de vers des langues romanes Rudolf Baehr 115. Gemeinromanische Tendenzen XI. Metrik: Romanische Versgefüge / Tendances communes aux langues romanes XL Metrique: L'agencement des vers romans Rudolf Baehr
435
469
480
116. Gemeinromanische Tendenzen XII. Literatursprachenbildung / Tendenze comuni alle lingue romanze XU. La formazione delle lingue letterarie Alberto Varvaro 117. Gemeinromanische Tendenzen XIII. Konstituierung von Textsorten / Tendances communes aux langues romanes XIII. Constitution des classes textuelles Ulrich Schulz-Buschhaus 118. Chronologie frühromanischer Sprachwandel / Chronologie des changements prelitteraires Otto Gsell 119. Verschriftungsarten und -tendenzen in der Romania / Systemes d'ecriture dans les langues romanes: types et tendances Johannes Kramer 120. Skriptoria und Skriptae / Scriptoria et scriptae Arnold Arens
528
538
557
584 597
VII Siglen/Sigles AA AAA
Antichita Altoadriatiche. Udine Archivio per 1'Alto Adige. Fircnzc
AAASLV
Atti dell'Accademia di Agricoltura, Scienze e Lettere di Verona. Verona
AAccP AAR AARBucure$ti AATorino AATSL AAU AAVTI AAWL ABDO AbhBerlin
Atti dell'Accademia Pontiana. Napoli Atti della Reale Accademia d'ltalia. Roma Analele Academiei Romane. Bucuresti Atti dell'Accademia delle Scienze di Torino. Torino Atti dell'Accademia Toscana di Scienze e Lettere «La Colombaria», n. s. Firenze Atti dell'Accademia di Scienze, Lettere ed Arti di Udine. Udine Atti dell'Accademia scientifica veneto-trentino-istriana. Padova Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Mainz Association Bourguignonne de Dialectologie et dOnomastique. Dijon Abhandlungen der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin Abruzzo Abruzzo. Rivista dell'Istituto di Studi Abruzzesi. Roma Äbside Äbside. Revista de cultura mexicana. Mexico Ac Le dictionnaire de Academic francoise, 2 vol. Paris, 1694 ACCT Agence de Cooperation Culturelle et Technique. Paris ACIELB III Actas do III Coloquio Internacional de Estudos Luso-Brasileiros. Lisboa, 1959 ACIL X Graur, Alexandru, et al. (edd.), Actes du Xc Congres International des Linguistes (Bucarest, 28 aout-2 septembre 1967), 4 vol. Bucarest, 1969/1970 ACILAM Garcia Gomez, Emilio (ed.), Actas del Coloquio Internacional sobre Literatura Aljamiada y Morisca (Oviedo, 10-16 julio 1972). Madrid, 1978 ACILFR/ACILPR/ACILR: ACILR VII Badia, Antonio/Griera, Antonio/Udina, Federico (edd.), Actes du VII 0 Congres International de Linguistique Romane (Barcelone, 7-10 avril 1953). 2 vol. Barcelone. 1953/1955 ACILR IX Actas do IX Congresso Internacional de Linguistica Romänica (Lisboa, 31 de marco^t de abril 1959). 3 vol. Lisboa, 1961/1962 ACILPR X Straka, Georges (ed.), Actes du XL' Congres International de Linguistique et Philologie Romanes (Strasbourg, 23-28 avril 1962), 3 vol. Paris, 1965 ACILFR XI Quilis, Antonio, et al. (edd.). Actas del XI Congreso Internacional de Linguistica y Filologia Romänicas (Madrid, 1-9 de septiembre de 1965), 4 vol. Madrid, 1968 ACILFR XII Rosetti, Alexandru/Reinheimer-Ripeanu, Sanda (edd.), Actele celui de al XH-lea Congres International de Lingvisticä §i Filologie Romanica, 2 vol. Bucuresti, 1970/1971. ACILPR XIII Boudreault, Marcel/Mohren, Frankwalt (edd.), Actes du ' Congres International de Linguistique et Philologie Romanes, tenu ä l'universite Laval (Quebec, Canada), du 29 aoüt-5 septembre 1971, 2 vol. Quebec, 1976 ACILFR XIV Värvaro, Alberto (ed.), XIV Congresso Internazionale di Linguistica e Filologia Romanza (Napoli, 15-20 aprile 1974). Atti, 5 vol. Napoli/Amsterdam, 1976-1981 ACILFR XVI Moll, Aina (ed.), XVI 0 Congres Internacional de Linguistica i Filologia Romaniques (Ciutat de Mallorca, 7-12 d'abril de 1980). Actes, 2 vol. Palma de Mallorca, 1982/1985 ACILPR XVII Bouvier, Jean-Claude (ed.), Actes du XVIl·' Congres International de Linguistique et Philologie Romanes (Aix-en-Provence, 29 aout-3 septembre 1983), 9 vol. Aix-enProvence, 1984-1986 ACILPR XVIII Kremer, Dieter (ed.), Actes du XVIIT' Congres International de Linguistique et de Philologie Romanes (Treves, 1986). Tübingen, 1988ACILFR XIX Lorenzo, Ramon (ed.), Actas do XIX Congreso Internacional de Linguistica e Filoloxia Romänicas, Universidade de Compostela, 1989, A Coruna, 1992ACILPR XX Hilty, Gerold (ed.), Actes du XX C Congres International de Linguistique et de Philologie Romanes. Universite de Zurich (6.-11.4.1992), 5 vol., Tübingen/Basel, 1993 ACLPM III Actas do III Congresso sobre a Situacäo Actual da Lingua Portuguesa no Mundo (Lisboa, 1983), vol. 1: 1985 (21990). vol. 2: 1988. Lisboa. 1985/1988 ACM Association for Computing Machinery. New York Acme Acme. Annali della Facolta di Lettere e Filosofia dell'Universitä degli Studi di Milano. Milano ACRSR Atti del Centra di Ricerche Storiche di Rovigno. Rovigno/Trieste ACStLongob Atti del Convegno di Studi Longobardi. Udine AEA Anuario de Estudios Atlänticos. Las Palmas/Madrid AEF Anuario de Estudios Filologicos. Caceres AELIA Association d'Etudes Linguistiques Interculturelles Africaines. Paris AEPC Asociacion Espanola para el Progreso de las Ciencias. Madrid AEPE Asociacion Europea de Profesores de Espanol. Madrid AF Anuario de Filologia. Barcelona
VIII AFA AFL AFLBrazzaville AFLFC AFLT AFLUsp AFMC AFMP AFNOR Africa
AGAL AGI AGIR AICED AILC AIMAV AION-L AION-O AION-R AION-S AIS AIV
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ALAL Alazet ALB ALBRAM ALCat ALCB ALCe ALCorse ALE ALEA ALEANR ALEC ALECM(an) ALEIC ALEICan ALEP ALEPO ALEPS ALER Alessio, LE Alessio, PostilleDEI
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IX ALF Alfa ALFA L ALFC
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APV AR ARB Arbor Archivum ArchTriest Arhiva Arsp
AS ASASM ASCL ASD ASG-Bericht ASGM ASI ASL ASLEF ASNP ASNS ASOL ASP ASPG ASPN ASPu
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XI ASRR AStS A§UCuza AtRo ATVT AUB AUBL AUBLLR AUBLLS AUC AUDECAM AUI AUM AUMLA AUNeuchätel AUPELF AUT AUTMirail AUToscane Avenc AVP Babel BABL/BRABLB BAE BAEPE BAHL BAL BALI Balkan Studies BalkE BALM BARBL BARLLF BBCS BBRPH BBS BCAD BCCF BCDI BCSFLS BCTD BCVenlstr BDC BDL BDL(1)C BdM BDR BDW BECh BELC Belfagor BEP BEPB Berceo BF BFE BFil BFLMulhouse
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XII BFLS BFUCh BGDDSL BH BHR BHS Bibl.mus. Bibl.ret. Biblos BIDEA BIFCh BILE BIPG BISALM BISI BJR BJRL BL BLS BiWartburg BM BN BNF BNM BOE BOFCAN Bogawus BolFil BolFilRio Bolivar BPh BPH BRABLB BRADS BRAE BRAG BRAH Brasilia BREF BRISES Broteria BRPh BRSVAP BSAHO BSDI BSEHA BSEI BSL(P) BS(L)W BSP BSRLR BSSI BSSV BSW BULAG Buletinul Pite§ti/ Bul$t Pitesti Bulletin CILA BUP
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XIII ByzZ
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CahLing CAIEF CAM Capitolium
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CCG CCM CDB CDBa CDBr
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Ce fastu? CEC CEL CEO CEP CEPic CeS CFS CFV CG CG L Chalender Ladin ChLA Ciäcere en trentin CIAP CIDO
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CNALP CNR CNRS CODOFIL CoFIM Cognition CoLit Communications CONFEMEN Contemporanul Contextos Contrastes Convivium
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CPPR CR CRALO CROP CREDIF CRH Criterion Criticon CS CSAV CSDI CSIC CSP CTL CUB1
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Dacoromania DadLF DaF DAG DAg DAM DAO DASP DBa DBI DBR DCECH
DCELC OCR DCVB
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XV DDB DDJb DEAF DEC DECL(1)C
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Deutschunterricht DEX DEX-S DFC DFQ
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DGILE DGLC DHLE Diacritica Diagonales Dialect Dialectiques Dialekt Dicenda Dilema Diogenes Dire DIRS Djela JAZU DLC DLF DLR DLRLC DLRM DLz DMA
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XVI DNLF DNS DOM DOOM DOP DPF
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Eriu EspA ESPLA
Ethnies Etnie EUC EUIEA Euphrosyne Europe Eutopias EWFS EXB
Fachsprache/Fsp FAPESP FC FD FENAME FEW
FGV FI FiLM Filologia Filologija F1PF FITRO FL FLV FM
FoLi FR Francia FRANTERM Fremdsprachen FrM FrRev FS FU FundMath GARS Gdf GDLI GE GEC GEG Geolinguistics Geolinguistique
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XX JASA Jb(IRSL) JbP JCLA JDaF JEGP JEP JHAW JHI JICU JIL JL JO JoP JOS JPNP JREL JSav JSI JSOc JUD KBGL KFLQ Khipu Kodikas Kratylos Kriterion KrJb KRQ KuhnZ LA La Bassa LAB LaC Lacio Drom Ladinia Langages LangSpeech Language LaPh LatSt Lausberg LB LB1 LBR LC LDV LEA LeC LEI Lemouzi Lendemains Lengas LeS LEst LeSt
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XXII MEFRM MeL Mem.Ist.Yen. Merkur Meta Metrica MGH MHRA MIL Mind Mioritä MIT M Lad MLatJb MLing MLJ MLN MLR MO Monist Mots MPhil MRAE MSAP MSLP MSpr MSS Multilingua Naamkunde NAFL NALF NALR Names NArVEN Nationalia N DC
Neophilologus Nervenarzt Neuropsychologica NeusprM NI NLLT NM Noss sulom Novellist Novembro NP NRFH NRO NS NTS
Melanges de l'Ecole Francaise de Rome. Moyen Age - Temps Modernes. Paris/Rome Mediae et Langage. Paris Memorie dell'Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti. Venezia Merkur. Stuttgart/Baden-Baden Meta. Revue internationale de terminologie et de traduction. Montreal Metrica. Milano Monumenta Germaniae Historica, Abt. I: Scriptores, Abt. II: Leges, Abt. Ill: Diplomata, Abt. IV: Epistolae, Abt. V: Antiquitates. Berlin et al., 1826Publications of the Modern Humanities Research. Annual bulletin. Cambridge/London Memorie dell'Istituto Lombardo di Scienze e Lettere. Milano Mind. A Quarterly Review of Psychology and Philosophy. London Mioritä. A Journal of Romanian and Related Studies. Rochester (New Zealand) Massachusetts Institute of Technology. Cambridge (Mass.) Mondo Ladino. Vigo di Fassa Mittellateinisches Jahrbuch. Stuttgart Modeles linguistiques. Lille The Modern Language Journal. Ann Arbor (Michigan) Modern Language Notes. Baltimore The Modern Language Review. Cambridge/London Le Monde Oriental. Archives pour l'histoire et l'ethnographie, les langues et litteratures, religions et traditions de l'Europe Orientale. Uppsala The Monist. An International Quarterly Journal of General Philosophical Inquiry. La Salle (III.) Mots, ordinateurs, textes, societes. Revue semestrielle. Travaux de lexicometrie et de lexicologie. Paris Modern Philology. Chicago Memorias de la Real Academia Espanola. Madrid Memoires de la Societe des Antiquaires de Picardie. Amiens Memoires de la Societe de Linguistique de Paris. Paris Moderne Sprachen. Wien Münchener Studien zur Sprachwissenschaft. München Multilingua. Journal of cross-cultural and interlanguage communication. Amsterdam/Berlin et al. Naamkunde. Mededelingen van het Instituut voor Naamkunde te Leuven en de Commissie voor Naamkunde en Nederzettingsgeschiedenis te Amsterdam. Leuven Nuovo Atlante Fonetico Lucano. Bari, 1981Nouvel Atlas Linguistique de la France ou Atlas linguistique de la France par regions. Paris Noul atlas lingvistic romän pe regiuni. Bucuresti, 1967Names. Journal of the American Name Society. Berkeley (Calif.)/später: Youngstown (Ohio) Nuovo Archivio Veneto. Venezia Nationalia. Col-lecciö dirigida pel Centre Internacional Escarre sobre les Minories Etniques i Nacionals (CIEMEN). Montserrat Rohlfs, Gerhard, Nuovo dizionario dialettale della Calabria (con repertorio italo-calabro). Ravenna, 1977 Nouvelles editions africaines. Abidjan/Dakar Neophilologus. A Quarterly Devoted to the Study of the Modern Languages and Their Literatures. Groningen Nervenarzt. Heidelberg/Berlin Neuropsychologica. An International Journal. Oxford Neusprachliche Mitteilungen aus Wissenschaft und Praxis. Berlin Namenkundliche Informationen. Leipzig Natural Language and Linguistic Theory. Dordrecht/Boston Neuphilologische Mitteilungen. Bulletin de la Societe Neophilologique/Bulletin of the Modern Language Society. Helsinki Igl noss sulom. Figl dell'Uniung rumantscha de Surmeira. Coira II Novellist. In fegl periodic per las familias romontschas. Cuera Novembro. A revista angolana. Luanda Pirona, Giulio Andrea/Carletti, Ercole/Corgnali, Giovanni Battista, II Nuovo Pirona. Vocabolario friulano. Udine, 1935 Nueva Revista de Filologia Hispänica. Mexico Nouvelle Revue d'Onomastique. Paris Die Neueren Sprachen. N. F. Frankfurt am Main Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap. Oslo
XXIII OBST OC Ocidente OE ÖOstH OFCAN OPINES OFF OFPED OLF Olisipo OM ON OnJug Onoma Onomastica Orbis OrCh Ornicar? Osteur OUP Paideia Parlament Parole e Metodi PATROM PBB PBLS PCG
PCLS Penelope Pensee PF PFGörres PFLE Phonetica PhP Pirineos PL PLG Pluteus PMLA PN PNF Poetica Poetics Poetique PP PQ Pr Pragmatics Pratiques Praxis Pretor PRob
Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie. Osnabrück OC. Revista de las letras e de la pensada occitanas. Tolosa Ocidente. Revista portuguesa de cultura. Nova serie. Lisboa Oversea Education. A journal of educational experiment and research in tropical and subtropical areas. London Österreichische Osthefte. Wien Observatoire du fran9ais contemporain en Afrique noire. Abidjan/Paris (cf. BOFCAN) Oficina de Informacion del Espanol. Madrid Observatoire du francais dans le Pacifique. Auckland (New Zealand) Observatoire du fran?ais dans le Pacifique. Etudes et documents. Auckland (New Zealand) Office de la langue frangaise. Montreal Olisipo. Boletim trimestral do Grupo «Amigos de Lisboa». Lisboa Oriente moderno. Roma Otto/Novecento. Azzate Onomastica Jugoslavia. Ljubljana (später: Zagreb) Onoma. Bibliographical and Information Bulletin/Bulletin d'information et de bibliographie. Leuven Onomastica. Lyon (später RIO - Revue internationale d'onomastique. Paris) Orbis. Bulletin international de documentation linguistique. Louvain Orientalia Christiana. Roma Ornicar? Bulletin periodique du champ freudien. Paris Ost-Europa. Zeitschrift für Gegenwartsfragen des Ostens. Stuttgart Oxford University Press. Oxford Paideia. Rivista letteraria di informazione bibliografica. Brescia Das Parlament. Beilage aus Politik und Zeitgeschichte. Bonn Parole e Metodi. Bollettino dell'ALI. Torino Kremer, Dieter (ed.), Patronymica Romanica. Tübingen, 1990Hermann Paul's und Wilhelm Bräune's Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Halle Proceedings of the annual meetings of the Berkeley Linguistics Society, Berkeley (Calif.) Primera Cronica General de Espana que mando componer Alfonso el Sabio y se continuaba bajo Sancho IV en 1289, publicada por Ramon Menendez Pidal con la colaboracion de Antonio G. Solalinde (t), Manuel Munoz Cortes y Jose Gomez Perez, 2 vol. Madrid, 1955 Papers of the Chicago Linguistic Society. Chicago Penelope. Pour I'histoire. Paris La Pensee. Revue du rationalisme moderne. Paris Prace Filologiczne. Warszawa Portugiesische Forschungen der Görres-Gesellschaft. Münster (Westfalen) Presente y futuro de la lengua espanola. Madrid Phonetica. Internationale Zeitschrift für Phonetik. Basel Philologica Pragensia. Praha Pirineos. Revista de la estacion de estudios pirenaicos. Zaragoza Petit Larousse illustre. Paris Probleme de lingvisticä generalä. Bucuresti Pluteus. Periodico annuale di filologia. Alessandria Publications of the Modern Language Association of America. New York Presa noasträ. Revista editatä de Consiliul Ziari$tilor din cadrul Uniunii Sindicatelor din Presä. Bucuresti Presses nationales de France Poetica. Zeitschrift für Sprach- und Literaturwissenschaft. Amsterdam Poetics. International Review for the Theory of Literature. The Hague et al. Poetique. Paris Papers in Pragmatics. International Pragmatics Association. University of Antwerp. Wilrijk Philological Quarterly. A journal devoted to scholarly investigation in the classical and modern languages and literatures. Iowa City II Propugnatore. Bologna Pragmatics. Quarterly publication of the International Pragmatics Association. Antwerp Pratiques. Theorie. Pratique. Pedagogie. Revue trimestrielle. Metz Praxis. Praxis des neusprachlichen Unterrichts. Dortmund Pretor. Revista tecnica de justicia municipal. Madrid Petit Robert. Dictionnaire alphabetique et analogique de la langue frangaise, par Paul Robert. Paris, 21984
XXIV Problemi Prohemio Protagora PSLI PUCRJ PDF PUL PUQ PUS PV
Problemi. Palermo Prohemio. Revista de lingüistica y critica literaria. Barcelona II Protagora. Rivista di filosofia e cultura. Lecce Pubblicazioni della Societä di Lingüistica Italiana. Pisa Pontificia Universidade Catolica. Rio de Janeiro Presses universitaires de France Presses de l'Universite Laval/Publications de l'Universite de Lilie Presses de l'Universite du Quebec Publicaciones de la Universidad de Sevilla. Sevilla Principe de Viana. Pamplona
QALT QFIAB QFR QIG1UB QIT
Quaderni dell'Atlante Lessicale Toscano. Firenze Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Tübingen Quaderni di Filologia Romanza. Torino Quaderni dell'Istituto di Glottologia dell'Universitä degli Studi di Bologna. Bologna Quaderns d'interpretacio i traduccio/Cuadernos de traduccion e interpretacion. Barcelona Quaderni portoghesi. Pisa Quaderni patavini di lingüistica. Padova Quaderni per la Promozione del Bilinguismo. Brescia Quaderni di Retorica e di Poetica. Padova Quaderni storici. Bologna Quaderni di Semantica. Rivista Internazionale di Semantica Teorica e Applicata/An International Journal of Theoretical and Applied Semantics. Bologna Quaderni. Lecce Quaerendo. A quarterly journal from the Low Countries devoted to manuscripts and printed books. Amsterdam Quinquereme. New studies in Modern languages. Bath Quaderni del Vittoriale. Rivista edita dalla Fondazione del Vittoriale degli Italiani Quaderni Veneti. Ravenna
QP QPL QPromBil QRP QS QSem Quaderni Quaerendo Quinquereme QV QVen R RAD Radioscola Radovi RAE RAe RAG Raizes RALinc Randa Rapport RASC Rass. Lett. Razprave RB RBF RBL RBLI RBN RBPh RC/RevCelt RCCS RD RdM RdP RDR RDTP REA REB REC REES REH R EL
Romania. Revue consacree ä l'Etude des Langues et des Litteratures Romanes. Paris Rad Jugoslavenske Akademije Znanosti i Umjetnosti. Zagreb Radioscola. Organ della Cumissiun radioscola romontscha. Muster Radovi Instituta Jugoslavenske Akademije Znanosti i Umjetnosti. Zagreb (später: Zadar) Real Academia Espanola. Madrid Romanica Aenipontana. Innsbruck Real Academia Galega. Santiago de Compostela Raizes. Praia Atti della Accademia Nazionale dei Lincei. Rendiconti della Classe di scienze morali, storiche e filologiche. Serie VIII. Roma Randa. Barcelona Rapport annual della Ligia romontscha/Lia rumantscha. [s. 1.] Rivista di Archeologia, Storia, Costume. Lucca Rassegna della letteratura italiana. Firenze Razprave. Ljubljana Revista de Bachillerato. Madrid Revista Brasileira de Filologia. Rio de Janeiro Revista Brasileira de Lingüistica. Rio de Janeiro Rassegna Bibliografica della Letteratura Italiana. Pisa Revista de Bibliografia Nacional. Madrid Revue Beige de Philologie et d'Histoire/Belgisch Tijdschrift voor Filologie en Geschiedenis. Bruxelles Revue Celtique. Paris/London Revista Critica de Ciencias Sociais. Coimbra Rivista dalmatica. Roma La Revue des deux Mondes. Paris La Revue de Paris. Paris Revue de Dialectologie Romane. Bruxelles/Hamburg Revista de Dialectologia y Tradiciones Populäres. Madrid Revue des Etudes anciennes. Bordeaux Revue internationale des etudes balkaniques. Belgrad Revista de Estudios Cläsicos. Madrid/Mendoza Revue des Etudes Ethnographiques et Sociologiques. Paris Revista de Estudios Hispänicos. Montgomery (Ala.) Revue des Etudes Latines. Paris
XXV Reperes R ER RES RESEE REspL REt RevCoimbra RevFil RevLit RevPhonAppl/RPA REW RF RFE RFH RFIC RFLP RFL(UL) RFR RG RGG RGI RGLJ RGZM RH RHA RHC RHiM RhVB RIA RIB RicD Ricerca Folklorica RID RIGI RIL
RILA RILP RIO RIS RJb RL RLaR RLC RLFEC RLI RLiR RLit RL(I)D RLLO RLLP RLu(s)
RN RNE RNo RNord RO Ro/Romanoslavica Romanitas Romantisme RomHelv RP/RPort
Reperes. Annales de Tlnstitut d'Estudis Occitans. Toulouse Revue des Etudes roumaines. Paris Revue des Etudes slaves. Paris Revue des etudes sud-est europoennes. Bucarest Revisla Espanola de Lingüistica. Organo de la Sociedad Espanola de Lingüistica. Madrid Rivista di Etnografia. Napoli Revista da Universidade de Coimbra. Coimbra Revista de Filologia. Universidad La Laguna. La Laguna Revista de Literatura. Madrid Revue de phonetique appliquee. Mons Meyer-Lübke, Wilhelm, Romanisches etymologisches Wörterbuch. Heidelberg, M 935 Romanische Forschungen. Vierteljahresschrift für romanische Sprachen und Literaturen. Erlangen/Frankfurt am Main Revista de Filologia Espanola. Madrid Revista de Filologia Hispänica. Buenos Aires Rivista di Filologia e d'Istruzione classica. Torino Revista da Faculdade de Letras de Porto. Porto Revista da Faculdade de Letras da Universidade de Lisboa. Lisboa Revista de Filologia Romänica. Madrid Romanica Gandensia. Gent Rivista di Grammatica Generativa. Padova Rivista Geografica Italiana. Firenze Revista General de Legislacion y Jurisprudencia. Madrid Römisch-Germanisches Zentralmuseum. Mainz Revue Hispanique. Paris/New York Revue de la Haute Auvergne. Aurillac Revista de Historia Canaria. La Laguna Revista Hispänica Moderna. Hispanic Institute. Columbia University. New York Rheinische Vierteljahresblätter. Bonn Revista Ibero-Americana, Pittsburgh (Pa.) Inter-American Review of Bibliography/Revista Interamericana de Bibliografia La ricerca dialettale. Pisa La Ricerca Folklorica. Contributi allo studio della cullura delle classi popolari. Brescia Rivista Italiana di Dialettologia. Scuola. Societä, Territorio. Bologna Rivista indo-greco-italica. Napoli Rendiconti dell'Istituto Lombardo di Scienze e Lettere. Classe di lettere e scienze morali e storiche. Milano Rassegna Italiana di Lingüistica Applicata. Roma Revista internacional de lingua portuguesa. Lisboa Revue Internationale d'Onomastique. Paris Rassegna italiana di sociologia. Bologna Romanistisches Jahrbuch. Hamburg/Berlin/New York Revue de linguistique. Bucarest Revue des Langues Romanes. Montpellier Revue de litterature cotnparee. Paris et al. Revista do Laboratorio de Fonetica Experimental da Faculdade de Letras da Universidade de Coimbra. Coimbra Rivista di letteratura italiana. Pisa Revue de Linguistique Romane. Paris/Lyon Romania literarä. Säptäminal editat de Uniunea Scriitorilor. Bucuresti Revista de Llengua i Drei. Barcelona Revue de langue et littorature occitanes. Avignon Revue de langue et litterature provencales. Avignon Revista Lusitana. Arquivo de estudos filologicos e etnologicos relativos a Portugal. Lisboa Huber, Konrad, Rätisches Namenbuch, vol. 3: Die Personennamen Graubündens mit Ausblicken auf Nachbargebiete, 2 Teile. Bern. 1986 Revista Nacional de Educacion. Madrid Romance Notes. Chapel Hill (North Carolina) Revue du Nord. Revue historique. Lille Revista de Occidente. Madrid Romanoslavica. Asocia(ia Slavijtilor din Republica Popularä Romänä. Bucuresti Romanitas. Rio de Janeiro Romantisme. Revue du dix-neuvieme siecle. Paris Romanica Helvetica. Zürich/Bern Revista de Portugal. Serie A: Lingua Portuguesa. Lisboa
XXVI RPA/RevPhonAppl RPF RPFL RPGR RPH RPh RPhH
Revue de phonetique appliquee. Mons Revista Portuguesa de Filologia. Coimbra Revue de Philologie Frangaise (et de Litterature). Paris Revue des patois galloromans. Paris Revista Portuguesa de Historia. Coimbra Romance Philology. Berkeley/Los Angeles Revista de Philologia e de Historia. Archive de estudos sobre philologia, historia, ethnographia, folclore e critica literaria. Rio de Janeiro
RPhon RPu RR RRL RRo RSEL RSFF RSM RSSal RSt RSynth RSynthHist RUC RUM RUUL RZLG
Revue de Phonetique. Paris
Sallentum Sandalion SANU SATF Sb Heidelberg SbWien SCA SCC Schiern Schweizidiotikon SCL SCr SCSt(Iasi) SCV SDP SDSP SE SEDES Sefarad
SELAF Semantikos Semasia Semiotica SEO Sezätoarea SFF SFI SFLe SFR SG SGEL(SA) SGI SGM
SH
Rassegna Pugliese di Scienze, Lettere ed Arti. Trani/Bari The Romanic Review. New York Revue Roumaine de Linguistique. Bucarest Revue Romane. K0benhavn Revista de la Sociedad Espanola de Lingüistica. Madrid Rivista della Societa Filologica Friulana. Udine Rivista storica di scienze mediche e naturali. Siena/Faenza Rassegna storica salernitana. Salerno Romanische Studien. Straßburg Revue de Synthese. Paris Revue de Synthese historique. Paris Revista da Universidade de Coimbra. Coimbra Revista de la Universidad de Madrid. Madrid RUUL. Reports from Uppsala University Department of Linguistics. Uppsala Romanistische Zeitschrift für Literaturgeschichte. Heidelberg Sallentum. Rivista quadrimestrale di cultura e civiltä salentina. Galatina Sandalion. Quaderni di cultura classica, cristiana e medievale. Universitä degli Studi di Sassari. Roma Srpska akademija nauka i umetnosti. Beograd Societe des anciens textes francais. Paris Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Heidelberg Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Wien Studii sj cercetäri de antropologie. Bucuresti Sociedad Castellonense de Cultura. Castellon Der Schiern. Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde. Bozen Staub, Friedrich/Tobler, Ludwig, Schweizerisches Idiotikon. Frauenfeld, 1881Studii si Cercetäri Lingvistice. Bucurejti Strumenti Critici. Rivista quadrimestrale di cultura e critica letteraria. Torino Studii sj cercetäri stiintifice. Filologie. Academia Republicii Populäre Romane, Filiala lasi. Ia$i Arnaldi, Girolamo, et al. (edd.), Storia della cultura veneta, 10 vol. Vicenza, 1976-1986 Sociote de Dialectologie Picarde. Arras Societä Dalmata di Storia Patria. Roma Studi etruschi. Firenze Societe d'edition d'enseignement superieur Sefarad. Revista del Institute Arias Montano de Estudios Hebräicos, Sefardies y de Oriente Proximo. Madrid Socidte d'Etudes linguistiques et anthropologiques de France. Paris Semantikos. Paris Semasia. Beiträge zur germanisch-romanischen Sprachforschung. Amsterdam Semiotica. Journal of the International Association for Semiotic Studies. Berlin/New York/Amsterdam Societal d'Estudis Occitans. Toulouse Sezätoarea. Revista de folklor. Fälticem Societä Filologica Friulana. Udine Studi di Filologia Italiana. Bollettino dell'Accademia della Crusca. Firenze Studi di Filologia e Letteratura. Genova Studi di Filologia Romanza. Roma Studi goriziani. Gorizia Sociedad General Espanola de Libreria. Sociedad Anonima. Madrid Studi di Grammatica Italiana, a cura dell'Accademia della Crusca. Firenze Trinchera, Francesco, Syllabus Graecarum membranarum. Napoli, 1865 (rist. Bologna, Forni, 1978) Siegener Hochschulblätter. Siegen
XXVII Sigma SIGMA Sillages SILTA Sintagma SL Slavia SlavRev SLel SLF SLI SLLW Slovo SLP SLR SLS SLSL SM SMFC SMLV Sociolinguistica SOF Sot la nape SovS
SP S&P SPFC SPFFBU SpH Sprachdienst Sprache Sprachkontakt Sprachkunst Sprachreport Sprachwissenschaft SR SRAZ SRP SSCI(SAM) SSe SSJ SSL SSM SSV StB StClas StF StGI StGr StL SlLF StLog StM StN StPh StPhil StPhon StSd StT
Sigma. Milano Sigma. Montpellier Sillages. Departement d'Etudes Portugaises et Bresiliennes de l'Universite de Poitiers. Poitiers Studi Italiani di Linguistica Teorica e Applicata. Padova Sintagma. Revista de lingüistica. Lleida Studia lingüistica. Revue de linguistique generale et comparee. Lund Slavia. Prag Slavisticna revija. Ljubljana Studi di lessicografia italiana. Firenze Studi Linguistic! Friulani. Udine Studi Linguistic! Italian!. Roma Societe de langue et litterature wallonnes. Liege Slovo. Casopis Staroslavenskog Instituta. Zagreb Societe de Linguistique Picarde. Amiens Societe de Lingustique Romane. Strasbourg Studi Linguistic! Salentini. Lecce Slovo a Slovesnost. Prag Strada Maestra. Quaderni della Biblioteca G. C. Croce di S. Giovanni in Persiceto. Bologna/Pisa Academia Republicii Populäre Romane, Studii si materiale privitoare la formarea cuvintelor in limba romänä, 6 vol. Bucures.ti, 1959-1972 Studi Mediolatini e Volgari, a cura dell'Istituto di filologia romanza dell'Universitä di Pisa. Bologna/Pisa Sociolinguistica. Jahrbuch für europäische Soziolinguistik. Tübingen Südost-Forschungen. München Sot la nape. Lenghe, leterature. tradizions popolars, vite de societal, recensions. Udin Soviet Studies. A Quarterly Review of the Social and Economic Institutions of the USSR. Oxford Studi Piemontesi. Rassegna di lettere. storia, arti e varia umanitä. Torino Sprache und Pragmatik. Arbeitsberichte. Germanistisches Institut der Universität Lund. Lund Societe du Parier francais au Canada. Quebec Sbornik Praci Filosoficke Fakulty Brnenske Univerzity. Brno Sprachwissenschaft. Heidelberg Der Sprachdienst. Wiesbaden Die Sprache. Zeitschrift für Sprachwissenschaft. Wien Sprachkontakt. Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft. Innsbruck Sprachkunst. Internationale Beiträge zur Literaturwissenschaft. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Wien Sprachreport. Forschungen und Meinungen zur deutschen Sprache. Mannheim Sprachwissenschaft. Heidelberg Studi Romanzi. Roma Studia Romanica et Anglica Zagrabiensia. Zagreb Studia Romanica Posnaniensia. Poznan Settimane di studio del Centra italiano di studi sull'Alto Medioevo. Spoleto Studi Secenteschi. Firenze Southern Speech Journal. Tuscaloosa (Ala.) Studi e saggi linguistici. Pisa Studi storici meridionali. Rivista quadrimestrale. Cavallino Studi Storici Veronesi. Verona Studi sul Boccaccio. Firenze Studii clasice. Bucure§ti Studi Francesi. Torino Studi glottologici italiani. Torino Studii de gramaticä. Bucuresti Studium Linguistik. Königstein (Taunus) Studi di letteratura francese. Firenze Studia Logica. Warszawa Studi Medievali. Torino Studia Neophilologica. A Journal of Germanic and Romanic Philology. Uppsala Studia Philosophica. Commentarii Societatis Philosophicae Polonorum. Lwow Studies in Philology. University of North Carolina. Chapel Hill Studia Phonetica. Montreal Studi Sardi. Cagliari Studi Trevisani. Treviso
XXVIII Studi Studis STUF Style Südostforschungen SUNY SUP SUSFL SUUB SVEC Synthese Tamuda TAS
Studi. Section de celtique. Faculte des lettres de Brest. Universite de Bretagne occidentale. Rennes Decurtins, Alexi/Stricker, Hans/Giger, Felix, Studis romontschs 1950-1977. Bibliographisches Handbuch, 2 vol. Cuera, 1977 Sprachtypologie und Universalienforschung. Berlin Style. University of Arkansas. Payetteville (Arkansas) Südostforschungen. Internationale Zeitschrift für Geschichte, Kultur und Landeskunde Südosteuropas. München State University of New York. Buffalo Stanford University Press. Stanford (Calif.) Studi Urbinati di Storia, Filosofia e Letteratura. Supplemente linguistico. Urbino Studia Universitatis Babe$-Bolyai. Series Philologica. Cluj-Napoca Studies on Voltaire and the Eighteenth Century. Oxford Synthese. Dordrecht/Boston
TraLiPhi TraLiQ TRANEL Transilvania Tranvia TSC
Tamuda. Revista de investigaciones marroquies. Tetuän Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft. Sektion TAS der Karl-Marx-Universität. Leipzig Tommaseo, Niccolö/Bellini, Bernardo, Dizionario della lingua italiana, 8 vol. Torino, 1865-1879 (rist. anast., 20 vol. Milano, 1977) Touring Club Italiano, Basilicata Calabria. Guida d'ltalia. Milano, 41980 Travaux du Cercle Linguistique de Copenhague. Copenhague Travaux du Cercle Linguistique de Prague. Prague Te Reo. Proceedings of the Linguistic Society of New Zealand. Auckland Teorema. Valencia Teuthonista. Zeitschrift für die deutsche Dialektforschung und Sprachgeschichte. Halle Text. An Interdisciplinary Journal for the Study of Discourse. Berlin/New York/Amsterdam Editora Teo Ferrer de Mesquita/Domus Editoria Europaea Thesaurus. Boletin del Instituto Caro y Cuervo. Bogota Thema. Magazin zur Forschung und Wissenschaft an den Schweizer Hochschulen. Zürich et al. Thesaurus Linguae Latinae. Leipzig Kittel, Gerhard (ed.). Theologisches Wörterbuch zum neuen Testament. Stuttgart, 1933-1979 Travaux de l'Institut de Phonetique d'Aix. Aix-en-Provence Travaux de l'Institut de Phonetique de Strasbourg. Strasbourg Tobler, Adolf/Lommatzsch, Erhard, Altfranzösisches Wörterbuch, Berlin/Frankfurt/Wiesbaden, 1915- (vol. 1: Berlin, 1915; vol. 2 und 3: Frankfurt, 1936-1954; ab vol. 4: Wiesbaden, I960-; vol. 10 mit einem Vorwort von Hans Helmut Christmann)/Theoretical Linguistics. New York/Berlin Tresor de la langue francaise. Dictionnaire de la langue du XIX C et du XX C siecle (1789 1960), public sous la direction de Paul Imbs (vol. 1-7) et de Bernard Quemada (vol. 8- ). Paris, 1971Travaux de Linguistique de l'Universite de Gand. Gand Travaux linguistiques de Pragues. Academic Tcheco-Slovaque des Sciences. Pragues/Paris et al. Les Temps Modernes. Paris Territoire(s) d'outre-mer Topoi. Dordrecht Transactions of the Philological Society. London/Oxford Travaux de Linguistique de Copenhague. Copenhague Travaux de Linguistique et de Litterature, publics par le Centre de Philologie et de Litteratures romanes de l'Universito de Strasbourg. Strasbourg Travaux de Linguistique et de Philologie. Strasbourg/Nancy Travaux de linguistique quebecoise. Quebec Travaux Neuchätelois de Linguistique. Neuchätel Transilvania. Revista politicä, sotial-culturalä §i literarä. Sibiu Tranvia. Revue der iberischen Halbinsel. Berlin Treballs de Sociolingüistica Catalana. Valencia
UAB UCLA UCLAP UCP UCPCS
Universität Autonoma de Barcelona. Barcelona University of California. Los Angeles Union Catolica Latinoamericana de Prensa. Petropolis University of California Publications. Berkeley University of California Publications. Classical Studies. Berkeley
TB
TCI TCLC TCLP Te Reo Teorema Teuthonista Text TFM/DEE ThBICC Thema ThLL ThWb TIPA TIPS TL
TLF TLGand TLP TMod TOM Topoi TPhS TraLiCo TraLiLi
XXIX UF
Unitas Fratrum. Zeitschrift für Geschichte und Gegenwartsfragen der Brüdergemeine. Hamburg Universidad Nacional Autonoma de Mexico. Mexico Universidad Nacional Autonoma de Nicaragua. Managua University of North Carolina Studies in the Romance Languages and Literatures. Chapel Hill UNE. Boletin de la normalization espanola. Madrid Universidad Nacional de Educacion a Distancia. Madrid Universitas. Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Literatur. Stuttgart L'Universo. Rivista (bimestrale) di divulgazione geografica. Firenze Universidade de Rio Grande do Sul. Porto Alegre Uni-Taschenbücher. Stuttgart Union tipogräfica editorial hispanoamericana. Mexico Unione Tipografico-Editrice Torinese. Torino
UNAM UNAN UNCSRLL UNE UNED Universitas Universo (L') URGS UTB UTEHA UTET VDS
Rohlfs, Gerhard, Vocabolario dei dialetti salentini (Terra d'Otranto). 3 vol. München. 1956 1961 Volkseigener Betrieb Prati, Angelico, Vocabolario etimologico italiano. Torino, 1951 (rist. anast. Roma. 1959. nuova ed. Milano, 1970) Veleia. Institute de Ciencias de la Antigüedad. Vitoria II Veltro. Rassegna di vita italiana. Roma Verba. Anuario Galego de Filoloxia. Santiago de Compostela Verbania. Rivista illustrata del Lago Maggiore, del Cusio, dellOssola e del Varesotto, sotto gli auspici dell'Associazione Pro Verbano e del Comitato Verbanese dclla Dante Alighieri. Intra Verbum. Revista trimestral. Universidade Catolica. Rio de Janeiro Versus. Quaderni di studi semiotici. Milano Värvaro, Alberto. Vocabolario etimologico siciliano, con la collaborazione di Rosanna Sornicola. Palermo, 1986Phal. Andre, Vocabulairc General dOrientation Seientifique. Paris, 1971 Vjesnik historijskog Arhiva Rijeka i Pazin. Rijeka Viator. Medieval and Renaissance Studies. Berkeley (Calif.) Viure. Montpellier Voprosy Jazykoznanija. Moskva Volkstum und Kultur der Romanen. Hamburg Vie et Langage. Paris Engel. Ulrich/Savin. Emilia. Valenzlexikon deutsch-rumänisch. Heidelberg. 1983 Vozes. Revista de cullura. Petropolis Petracco Sicardi. Giulia/Toso, Fiorenzo/Cavallaro. Patrizia, Vocabolario delle parlate liguri. Genova, 1982 Vox Romanica. Annales Helvetia explorandis linguis Romanicis destinati. Zürich/Bern Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs. Wien
VEB VEI Veleia Veltro Verba Verbania Verbum Versus/Vs VES VGOS VHARP Viator Viure VJaz VKR VL VLDr Vozes VPL VR VWGÖ WLAD
WZUP WZUR
Weieand, Gustav, Linguistischer Atlas des dakorumänischen Sprachgebiets. Leipzig, 1909 Word. Journal of the International Linguistic Association. New York Working Papers on Language Universals. Stanford (Calif.) Wörter und Sachen. Heidelberg Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin. Berlin Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Jena Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität. Halle/Wittenberg Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe. Leipzig Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Potsdam. Potsdam Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock. Rostock
Yelmo
Yelmo. La revista del profesor de espanol. Madrid
Word WPLU WS WZUB WZUJ WZUH WZUL
ZAA ZaöRV ZBalk ZDL ZDMG ZF ZFerd
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Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik. Berlin Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Stuttgart Zeitschrift für Balkanologie. München Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. Wiesbaden Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Leipzig/Wiesbaden Zielsprache Französisch. München Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. Innsbruck
XXX ZfG ZfGO ZfS ZfSem ZfSL ZfV ZfVS ZGL ZHIJAZU ZISW ZLL ZnfSL ZöG ZONF ZPE ZPSK ZrP
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Berlin Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Karlsruhe Zeitschrift für Sprachwissenschaft. Wien Zeitschrift für Semiotik. Wiesbaden Zeitschrift für französische Sprache und Literatur. Oppeln/Jena/Leipzig/Wiesbaden Zeitschrift für Volkskunde. Stuttgart Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung. Göttingen Zeitschrift für germanistische Linguistik. Berlin Zbornik Historijskog Instituta Jugoslavenske Akademije Znanosti i Umjetnosti. Zagreb Zentralinstitut für Sprachwissenschaft. Berlin (Ost) Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik: LiLi. Beiheft. Frankfurt am Main Zeitschrift für neufranzösische Sprache und Literatur. Leipzig Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien. Wien Zeitschrift für Ortsnamenforschung. München Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Bonn Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung. Berlin Zeitschrift für romanische Philologie. Halle/Tübingen
XXXI Abkürzungen/Abreviations 1. Latein/Latin a. abl. a. c. i. adj. adv. an. anon. ap.
-
anno ablativus accusativus cum infinitive adjectivum adverbium anno anonymus apud
s. e. sg· s.l. s. n. ss. subst. Sup. s. v.
-
ca. cap. cf. c. obl. c. r.
-
circa capitulum confer casus obliquus casus rectus
tit.
- titulus
ead. eaed. ed. edd. e-g· etc. ex.
-
eadem eaedem edidit ediderunt exempli gratia et cetera exoriente
v. v. abs. v. gr. vid. v. intr. vol. v. refl. vs. v. tr.
- verso verbum absolutum - verbi gratia - videlicet - verbum intransitivum - volumen/volumina - verbum reflexivum - versus - verbum transitivum
f.
fasc. ff. fig. fol.
- (nomen/substantivum) femininum/folium - fasciculum - folia - figura - folium
ib. id. i. e. iid. inf./Inf.
-
lib. loc. cit.
- über - loco citato
ms.
- (nomen/substantivum) masculinum - manuscriptum
n. n.b. n. s.
- nomen/nota - nota bene - nova series
op. cit.
- opus citatum
p. part. part. perf./PP part. perf. pass./PPP
-
pers. pi. pp.
ibidem idem id est i idem inferior/Inferior
pagma participium participium perfectum participium perfectum passivum - persona - pluralis - paginae - recto
s. s. a. sc./scil.
- sequens - sine anno - scilicet
sine editore singularis sine loco sub nomine sequentes substantivum Superior sub voce
2. Deulsch/Allemand aarag. - altaragonesisch - Abbildung Abb. - altbairisch abair. aberg. - altbergellisch Abl. - Ablativ - Absatz Abs. abr. - abruzzisch - Abteilung Abt. acad. - acadisch adakorum. - altdakorumänisch Add. - Addenda Adj. - Adjektiv Adv. - Adverb - ägyptisch ägypt. aflandr. - altflandrisch - altflorentinisch aflorent. afriaul. - altfriaulisch afr.-prov. - altfranko-provenzalisch - altfranzösisch a frz. Ag./Ausg. - Ausgabe agal. - altgalegisch/altgalicisch agenues. - altgenuesisch agerm. - altgermanisch agriech. - altgriechisch ags. - angelsächsisch ahd. - althochdeutsch - altindisch ai./aind. air. - altirisch ait. - altitalienisch akast. - altkastilisch akat. - altkatalanisch Akk. - Akkusativ akroat. - altkroatisch akslav./akslaw. - altkirchenslavisch alat. - altlateinisch alban, - albanisch alem./alemann. - alemannisch alger. - algerisch - allgemein allg. alog. - altlogudoresisch
XXXII
avenet. avenez. a vie. awal. awallon. aztek.
altlothringisch amerikanisch altmoldauisch ampezzanisch andalusisch altneapolitanisch altniederfränkisch Anmerkung altnordisch • altnorditalienisch altnormannisch altoberengadinisch altokzitanisch Aorist Aktiv altostfranzösisch - altpavesisch altpersisch altportugiesisch altpikardisch altprovenzalisch apulisch - Araber arabisch aragonesisch aramäisch archaisch argentinisch armenisch aromunisch Artikel altrumänisch altsardisch altsizilianisch altslawisch altspanisch asturisch - altsurselvisch alttoskanisch altunterengadinisch Auflage australisch • avestisch • altvalencianisch/altvalenzianisch altvenetisch • altvenezianisch altvicentinisch altwalachisch altwallonisch aztekisch
b. bad. bair. balear. bait. bask. Bed. berb. berg. bes. best. bet. biling. Bl. bol.
bei badiotisch bairisch balearisch baltisch baskisch Bedeutung berberisch bergellisch besonders bestimmt betont bilingual Blatt - bolognesisch
alothring. am. amold. amp. and./andalus. aneap. anfrk. Anm. anord. anordit. anorm. aoeng. aokz. Aor. Akt. aostfrz. apav. apers. apg./aport. apik. aprov. apul. Ar. ar./arab. arag. aram. arch. argent. armen. arom. Art. arum. asard./asd. asiz./asizil. aslaw. asp./aspan. ast./astur. asurs. atosk. aueng. Aufl. austr. av./avest. aval.
bras. bret. brit. brm./bündnrom. Bsp. bspw. buch. bündn. bulg. bürg, byzant. bzgl. bzw.
-
brasilianisch bretonisch britisch bündnerromanisch Beispiel beispielsweise buchensteinisch bündnerisch bulgarisch burgundisch byzantinisch bezüglich beziehungsweise
camp, chilen. chin. Christ.
- campidanesisch - chilenisch - chinesisch - christlich
dän. dakorum. Dat. desgl. Det. Determ. d.h. d.i. Dial. dial. Dim. dir. Diss. dolom. dor. ds. dt.
-
ehem. eigtl. einschl. EN eng./engad. engl. enneb./enneberg. erbw. erw. etrusk. etym. europ. Ev. evtl.
- ehemalig/ehemals - eigentlich -· einschließlich - Eigenname - engadinisch englisch - ennebergisch - erbwörtlich - erweitert - etruskisch - etymologisch europäisch - Evangelium - eventuell
Faks. falisk. fam. fass. fern. fig. fläm. flandr. FLN florent. FN fnhd. fod. fränk./frk.
- Faksimileidruck) - faliskisch - familiär - fassanisch - feminin - figurativ - flämisch - flandrisch - Flußname florentinisch • Familienname - frühneuhochdeutsch - fodomesisch - fränkisch
dänisch dakorumänisch Dativ desgleichen Determinans Determinierung das heißt das ist Dialekt dialektal Diminutiv direkt Dissertation dolomitisch dorisch dasselbe deutsch
XXXIII friaul. fr.-it. fr.-prov. frz. Put.
-
friaulisch franko-italienisch franko-provenzalisch französisch Futur
gad./gadert. gal. gall. gallorom. gallur. gask. G. D. geb. geg. gel. Gen. gen. genues. gep. germ. gest. ggf. goidel. got. granad. griech. gröd.
-
gadertalisch galegisch/galicisch gallisch galloromanisch galluresisch gaskognisch Genitiv-Dativ geboren gegisch gelehrt Genitiv genannt genuesisch gepidisch germanisch gestorben gegebenenfalls goidclisch gotisch granadisch griechisch grödnerisch
halbgel. hebr. heth. hisp. ar. hist. hrsu.
halbgelehrt hebräisch hethitisch - hispanoarabisch - historisch herausgegeben - Handschrift Handschriften
Hss. i. a. iber. i. d. I-, ide. i. d . R . i. e. S. ikores. illyr. Imp./Imperat. Impf. impf. incl./inkl. Ind. indir. Inf. insbes. interrom. intervok. intr. inv. ir. iran. isch. island. Iss. istrorum. it.
---
-
-
im allgemeinen iberisch in der Fassung indogermanisch in diesem Rahmen/in der Regel im engeren Sinne ikoresisch illyrisch Imperativ Imperfekt imperfektiv inclusive/inklusivc Indikativindirekt Infinitiv insbesondere interromanisch intervokalisch intransitiv invariabel irisch iranisch ischitanisch isländisch Inschriften istrorumänisch italienisch
ital. iter. i. w. S.
- italienisch/italisch - iterativ im weiteren Sinn
Jh. jmdm. jmdn. jmds. Jt.
- Jahrhundert jemandem jemanden jemandes Jahrtausend
kal. kamp. Kap. käst. kat. kath. kell. keltiber. klass. kit. k oll. kolumb. Kond. Konj. Konjug. Kons. kors. kroat. kslav. kslaw. kum. kymr. kypr.
kalabrisch/kalabresisch - kampanisch Kapitel - kastilisch - katalanisch katholisch - keltisch keltiberisch klassisch klassisch lateinisch kollektiv - kolumbianisch - Konditional Konjunktiv Konjugation - Konsonant korsisch - kroatisch kirchenslavisch - kirchenslawisch kumanisch kymrisch - kyprisch
lad. langob. lat./lt. lautl. Icon. lett. lig. lim. lit. log. lomb. lothring. lukan. lux.
ladinisch - langobardisch lateinisch lautlich leonesisch lettisch ligurisch - limousinisch litauisch/literarisch - logudoresisch lombardisch - lothringisch lukanisch luxemburgisch
ma. macedorum./ mac. rum. maghr. mäh. mar. maram. marokk. mask. mazed. mbair. m. E. megl./meglenorum. meglenit. mex. mfrk.
Mittelalter mittelalterlich macedorumänisch maghrebinisch maltesisch marebbanisch (ennebergisch) - [Dialekt des Maramurc;] - marokkanisch maskulin mazedonisch - mittelbairisch meines Erachtens - meglenorumänisch - meglenitisch - mexikanisch mittelfränkisch
XXXIV mfrz. mgriech. mhd. mir. mkymr. mlat./mlt. mnd. mndl. moc. mod. mold. moselfrk. mundartl. munt. m. W. mwalis.
mittelfranzösisch mittelgriechisch mittelhochdeutsch mittelirisch mittelkymrisch mittellateinisch mittelniederdeutsch mittelniederländisch mocambikanisch modern moldauisch moselfränkisch mundartlich muntenisch meines Wissens mittelwalisisch
nav. n. Chr. nd. ndl. neap. Neutr./neutr. n. F. n frz. ngriech. nhd. N NN nördl. Nom. nonsb. nord. norm. norw. nport. nprov. Nr. nsp. nuor. nwalis.
navarresisch nach Christus niederdeutsch niederländisch neapolitanisch Neutrum/neutrum neue Folge neufranzösisch neugriechisch neuhochdeutsch Name Namen nördlich Nominativ nonsbergisch nordisch normannisch norwegisch neuportugiesisch neuprovenzalisch Nummer neuspanisch nuoresisch neuwalisisch
o. a. o. ä. obd. obit. Obj. obw. Oeng. oeng. österr. östl. o.g. Okkl. okz. ON osk. ostfrz.
oben angegeben/oder andere oder ähnliche oberdeutsch oberitalienisch Objekt obwaldisch Oberengadin oberengadinisch österreichisch östlich oben genannt Okklusiv(laut) okzitanisch Ortsname oskisch ostfranzösisch
P. palat. panrom. Part. Perf. perf. perig.
Punkt palatal panromanisch Partizip Perfekt perfektiv perigordinisch
periphr. Pers. pers. pg./port. phil. phonet. phonol. phryg. piem. pik. Pl. Plqpf. PN poln. pop. postpos. PP Präp. Präs. Pron. protorom. pro v. queb.
- periphrastisch - Person/Personalpersisch - portugiesisch - philologisch/philosophisch - phonetisch - phonologisch phrygisch piemontesisch pikardisch - Plural Plusquamperfekt Personenname polnisch populärsprachlich postpositiv Partizip Perfekt/Punkte Präposition Präsens Pronomen protoromanisch provenzalisch quebec(k)isch
rät. red. refl. reg. rel. resp. rcv. Rez. rhein. rheinfrk. röm. rom. rtr. rum. russ.
- rätisch redigiert reflexiv regional relativ respektive revidiert Rezension rheinisch rheinfränkisch römisch romanisch rätoromanisch rumänisch - russisch
S. s. s. a. sabin. sächs. Sanskr. sard./sd. schwäb. Schweiz. semant. scrb. serbokroat. sev./sevill. Sg. siebb. siz./sizil. slav. slaw. sloven. s. o. sog. sp./span. spez. st. gallisch sth.
Seite/Sure siehe siehe auch sabinisch sächsisch Sanskrit - sardisch schwäbisch schweizerisch semantisch serbisch serbokroatisch sevillanisch Singular siebenbürgisch sizilianisch/sizilisch slavisch slawisch slovenisch siehe oben sogenannt spanisch speziell/spezifisch sanktgallisch stimmhaft
XXXV stl. s. u. Subst. sueb. süddt. südit. südl. südndl. surm. Surs. surs. Suts. suts. Synon. synth.
stimmlos siehe unten Substantiv suebisch süddeutsch süditalienisch südlich südniederländisch surmeirisch Surselva surselvisch Sutselva sutselvisch Synonym synthetisch
Tab. tahit. tir. tochar. topon. tosk. tr. transsilv. transsylv. trient. tschech. türk.
Tabelle tahitisch tirolisch/tirolerisch tocharisch toponomastisch/toponymisch toskanisch/toskisch transitiv transsilvanisch transsylvanisch trientinisch tschechisch türkisch
u. a. u. ä. u. ä. m. u. a. m. u. dgl. Übers. übers. u.d.M. u.E. Ueng. ueng. umbr. unbest. ung. Univ. u. ö. urk. urspr. usw. u. U. u. v. a. u. v. a. m. u. v. m.
und andere(s)/unter anderem und ähnliche und ähnliche mehr und andere mehr und dergleichen Übersetzung überset/t über dem Meeresspiegel unseres Erachtens Unterengadin unterengadinisch umbrisch unbestimmt ungarisch Universität und öfter urkundlich ursprünglich und so weiter unter Umständen und viele(s) andere und viele(s) andere mehr und viele(s) mehr
V. v. a. val. valenz. v. Chr. ven. venez. ver./veron. veralt. Verf./Vf. vgl. vic. vietn.
Vers vor allem valencianisch/valenzianisch valenzianisch vor Christus venetisch venezianisch veronesisch veraltet Verfasser, -in vergleiche vicentinisch vietnamesisch \I
vlat./vlt. Vok.
VM v. Vf.
vulgärlateinisch - Vokativ - Val Müstair (Münstertal) vom Verfasser/von der Verfasserin
wallen. walis. weibl. wcstabr. westgerm. westmd. wiss.
wallonisch - walisisch weiblich westabruzzisch - westgermanisch - westmitteldeutsch wissenschaftlich
Z.
Zeile /um Beispiel /entralbündnerisch zentralfranzösisch zigeunerisch zitiert /entralladinisch zum Teil - zur Zeit
?.. B. zbündn. /.fr/. zig./zigeun. /it. /lad. z.T. z. Zt.
3 . Fninzösisch//7ra/i(>tf/.v
a. abl. abr. acc. adj. a. fr. all. alp. alsac. am. anc. angl. a. port, app. apr. ar. arch, ard. aroum. arr. art. astur. atl. augm. aux. av. avign. av. J.-C.
--
-
-
ancien ablatif abrege accusatif adjectif ancien fran?ais allemand alpin alsacien amencain ancien anglais ancien portugais appendice apres arabe archa'ique ardennois aroumain arrondissement article asturien atlantiquc augmente/augmentatif auxiliaire avant avignonnais avant Jesus-Christ
belg. briis. bret. bulg.
belge/belgicisme - bresilien breton bulgare
c. c.-a-d. cal. cant. cat. cast.
cartc - c'est-ä-dire calabrais cantonnais catalan castillan
XXXVI celt. champ. chans. chap. chin. Cie. cit. coll. comment. comp. cons. corresp. cour. cp.
cr. c. r. cult. dacoroum. d'apr. dat. dauph. def. der. dial. dipht. dir.
dv. e. a. eccl.
ed. elb. cmil. epenth. esp.
ex.
--
celtique champenois chansonnier chapitre chinois Compagnie cite collectit'/collection commentaire compared/compose consonne correspondant courant comparez creole compte rend u cultive
- dacoroumain d'apres datif dauphinois dcfini/definition derive/derivation dialecte/dialectal - diphtonguc direction/dirige devient/devenu -- entre autres ceclesiastique edite/edtion/editeur(s) elbois emilien epenthese/epcnthetique espagnol exemple
indef. inf. infl. intern. intervoc. intr. istr. istroroum. it./ital. iter.
indefini infinitif influence international intervocalique intransitif istroroman istroroumain Italien iteratif
krist.
kristang
langued. lat. litt. lieg.
Hg. lim. lomb. lorr. lux.
mal. mam. mar. mars. masc.
m ed. mediev. mcgl. merid. mil. mod. mold. morph.
ms. mss.
fam. fern. fig.
fr.
fr.-it. frpr. frq.
gal. gal. -port. gasc. gaul. gaum. gen. gen. part. gent. germ. gloss. gr.
hebr. hokk. hong. imp. impers. impr.
ind.
familier - feminin figure francais tranco-italien francoprovencal f'rancique - galicien galla'ico-portugais - gascon gaulois gaumais genois - genitif partitif - gentile germanique glossaire grec hebra'ique hokkien hongrois - imparfait impersonnel - imprime/imprimerie - indicatif
n. nam. nap. nas.
languedocien latin - litteraire/litteralement liegeois ligurien limousin lombard lorrain luxembourgeois malais mantouan maritime marseillais masculin mediterraneen medieval meglenoroumain meridional milanais moderne - moldave morpheme manuscrit - manuscrits
ncerl. ngr. nie. mm. n" nom. norm. norv. nouv. n. pr.
neutre/nom namurois napolitain nasal neerlandais nouveau grec ni^ard/ni^ois - nimois numero nominatif - normand norvegien - nouveau nom propre
occ./occit. occid. occl.
- occitan occidental - occlusif
palat. par ex. /p. ex. part. part, passe/p. p. part. pres. pav. perig. pers.
- palatal/palatalise - par exemple partieipe - partieipe passe partieipe present - pavesan - perigourdin -- personne/personnel
XXXVII pic. piem. pis. pl./plur. polon. ponct. pond, popport, poss. pref. prep, pres. pron. prosth. prov. pt. pts. publ.
picard piemontais pisan pluriel polonais ponctuation pondicheryen populaire portugais possessif preface/prefixe preposition present pronom prosthese/prosthotique provencal point points public
qc. qn./qqn. qual. quant.
quelque chose quelqu'un qualificatif quantificatif
reed. refl. reg. reimpr. resp. rhod. rom. roum. roussil.
reedite/reedition reflechi regional reimprime/reimpression respectivement rhodanien romain roumain roussillonnais
s. s.d. sept. sg. sic. si. SR
siecle sans date septentrional singulier sicilien slave Suisse Romande saint sainte subjonctif substantif suffixe suivant supplement
St.
ste. subj. subst. sulT. suiv. suppl. t. tc. tir. topon. lose. toulous. tp
ι trad. trev. triest. triv. tsig.
tome turc tirage toponyme toscan toulousain transformation passive traduction trcvisan triestin trivial tsiganc verbe/(devant unc date:) vers/voir Variante
venit. ver. v. h. a. voc. vocal. voy. v. si. vulg. w./wall. w.-lorr. w.-pic.
venitien veronais - vieux haut allemand vocatif vocalique - voyelle vieux slave - vulgaire wallon wallon-lorrain wallon-picard
4. Italienisch//u//an0 a. a. a. a. a. ted. AA. VV. abl. abr. a. C. ace. ad es. adriat. afferm. agg. agord. agrig. alb./alban. alp. amm. amp. anglo-ind. ant. aquil. ar. arb. arc. art. astur. ates. aus. avell. aw.
bad. balan.
antico anno accademico antico alto tedesco autori vari ablativo abruzzese avanti Cristo accusativo ad esempio adriatico affermativo aggettivo agordino agrigentino albanese alpino amministraiivo ampezzano anglo-indiano antico aquilano - arabo arborese arcaico articolo asturiano atcsino ausiliare avellinese avverbio
bol. breg. bresc. bulg.
badiotto balanino (cismontano orienta· le) bellunese bergamasco birmano bi/antino bolognese bregagliotto bresciano bulgaro
c. cael. cal. camp. campid. cap. capodistr. castell.
carta cagliaritano calabrese campano/campidanese campidanese capitolo capodistriano castellinaldese
bellun. berg. birm. biz.
XXXVIII castigl. cat. catan. cc. centr. chiogg. ein. cismont. cit. citt.
-
cl. cut. cod. cogn. cornel. compl. concl. coniug. cong. cons. cremon. cr. cronolog.
castigliano catalano catanese carte centrale - chioggiotto - cinese - cismontano - citato - cittanovese (Citlanova d'Istria) - classico - clitico - codice - cognome - comeliano/comelicese - complemento condizionale - coniugazione - congiuntivo - consonante - cremonese - croato - cronologico
dalm. dat. d. C. decl. def. dent. deriv. desin. determ. dial. dign. dim. dir. dispr. docum. dolom.
- dalmata/dalmatico dativo - dopo Cristo - declinazione definito/definizione - dentale - derivato/dcrivazione - desinenza - determinative - dialetto/dialettale dignanese - diminutive diretto/diritto - dispregiativo - documento dolomitico
ebr. ecc. ed. emil. engad. enn. es. ess. etr.
ebraico - eccetera - cditore/edizione emiliano - engadinese ennese esempio - esempi -- etrusco
f./femm. fas. fass. feltr. ferr. fident. fig. fior. fod. fr. franc. friul. frprov. fut.
- femminile - fasanese fassano feltrino - ferrarese - fidentino figura/figurato - fiorentino fodomo (livinallonghese) francese francone - friulano - francoprovenzale - futuro
-
gallico gallesanese gardenese garfagnino genitive genovese
gall. galles. gard. garf. gen. genov. germ. giapp. giav. gmod. got. gr. grad. grigion. groman.
- giapponese giavanese - giudeo-modenese - gotico - greco - gradese - grigionese - giudeo-romanesco
ie. illir. imperat. imperf./imp. impers. ind. ind. a. indeterm. indeur. indir. indones. inf. ingl. interrog. intr. invar. ir. irl. is. isch. istr. it. iter.
- indoeuropeo illirico imperative - imperfetto impersonale - indiano/indicativo - indiano antico indeterminativo -- indeuropeo - indirelto - indonesiano infinite - inglese - interrogative - intransitive invariabile ·- iranico - irlandese - isolano (Isola d'Istria) - ischitano istrioto/istroromanzo - italiano iterative
lab. lad. lat. lett. lig. livinal. loc. log. lomb. longob. luc. lucch.
- labiodentale ladino - latino - letterario/letteralmente - ligure - livinallonghese - locative - logudorese - lombardo - longobardo - lucano - lucchese
m./masch. macer. maiorch. mal. mant. march. marebb. m. a. ted. mediev. mer./merid. messin. metaf. mil.
-
- germanico
maschile maceratese maiorchiusano malese mantovano marchigiano marebbano medio alto tedesco - medievale meridionale - messinese - metafonia/metafonico milanese
XXXIX mod. moden. moen. molis. ms. mugl. mun.
moderno modenese - moencsc molisano - manoscritto - muglisano municipale
n. nap. n. d'a. niss. nn. nom. n. s. nuor.
- nota/numero napoletano nota d'autore nisseno - note/numeri - nominativo nuova scrie - nuorese
obi. occ. occit. occl. ogg. oland. oltrech. or. ostr. otrant.
obliquo - occidentale occitanico - occlusivo - oggetto olandese - oltrechiusano - Orientale - ostruente otrantino
Ppad. palat. palerm. Par. parm. part. part. pass. part. pros. pass, pross. pass. rcm. pav. per es./p. es. perf. pers. piac. piem. pir. piuccheperf. pi. pol. port. posch. poss. pp. pref. prep. pres. pron. prov.
- pagina/punto padovano - palatale - palermitano - Paradiso parmigiano/parmense participio - participio passato - participio presentc passato prossirno passato remoto pavese per esempio perfetto - persiano/persona • piacentino - piemontese - piranese piuccheperfetto - plurale polesano/polese - portoghese poschiavino possessive pagine/punti - prefisso preposizione ·- presente - pronome - proven/ale
qc.
- qualche cosa/qualcosa
ragus. ravenn. rec. reg. regg.
ragusano/raguseo - ravennate recensione - regionale reggiano
rifl. rimin. risp. rist. rist. anast. rom. romagn. roman. rover. rovign. rum. rust.
-
-
riflessivo riminese rispettivamente ristampa ristampa anastatica romano/romeno romagnolo romanesco roveretano rovignese rumeno rustico
s. a. salcnt. sanfrat. sanmarin. sanscr. s. c. s.d. s. e. sec. secc. serb. sg. sic. sign. sim. simm. singal. siss. s.l. si. slov. sogg. sond. sost. spagn. spec. suff. sved.
sen/a anno - salentino sanfratellano - sanmarinese - sanscrito sillaba chiusa - senza data scnza editore sccolo secoli scrbocroato - singolare - siciliano significato simile - simili singalese • sissanese • senza luogo/sillaba libera - slavo - sloveno soggetto - sondano sostantivo spagnolo specialmente suffisso • svcdese
tab. lav. taw. ted. tergest. tern. lib. tic. tit. TN topon. tor. lose. tr. trad. trapan. trent. trev./trevig. triest.
- tabella tavola - tavole - tedesco tergestino - ternatese tibetano ticinesc titolo toponimo - toponimo/toponomastico • torinese - toscano - transitivo traduzione trapanese - trentino trevigiano - triestino
ungher.
ungherese
V.
vedi vallese (Valle d'Istria)
vail.
XL valmagg. valsug. valtell. var. vegl. ven. venez. ver. vie. VM voc. volg.
-
valmaggese valsuganotto valtellinese Variante vegliot(t)o veneto veneziano Veronese vicentino Val Monastero (Val Mustair) vocale volgare
zold.
- zoldano
5. Rumänisch/Roumain iin arom.
- aromän
ban.
- bänätean
cris.
- crisean
de ex. ed. ex.
- de exemplu - editie - exemplu
maram. megl. mold, munt.
-
P·
- punct
ser. supl.
- serie - supliment
maramuresean meglenoroman moldovean muntean
6.
arts. atr.
antes de Cristo - acusativo - adjetivo - adverbial - antes de Jesucristo - alemän - albanes - algueres -- anatomico - animado - anticuado/antiguo - aproximado/aproximadamente — arabe - aragones - articulo - articulos - atributo
b. lat. bot. bulg.
- bajo latin - botanico - bulgaro
cap. caps. cast. cat. ceb.
-
a. C. acus. adj. adv. a. J. C. al. alb. alguer. anat. anim. ant. ap. är. arag.
art.
capitulo capitulos castellano Catalan cebuano
cit. cl./clas. cols. conjug. cons. coord.
- citado - clasico - columnas - conjugacion - consonante - coordinador
chab.
- chabacano
d. C. dat. desin. det. dice. djud.
-
despues de Cristo dativo desinencia determinante diccionario djudezmo
ed. ed. cit. eds. ej. ejs. M. E .iVl esp. espec. est.
-
edicion/editor edicion citada ediciones ejemplo ejemplos edad media espanol especialmente establecimiento (de un texto)
f./fem. fam. fig· fr.
-
femenino familiar figura/figurado frances
gall. geogr. geol. got. gr· gral.
-
gallego geografico geologico gotico griego general
h.
- hacia/hasta
imp./imperat. imperf. impr. ind. ingl. iron.
- imperative - imperfecto - imprenta/impresion - indicativo - ingles - ironico
lat. leon. lerid. libr.
-
latin leones leridano/leridense libreria
m./masc. mac. mall, med./mediev. mod.
-
masculino macedonico mallorquin medieval moderno
n. n'Vnum. n os /num.
- nota/numero - numero - numeros
occ. occit. or. orig.
- occidental - occitano -- oriental - original
XLI
pi. pos. port. prep. pres. pret. pron. prov. pto.
·-
quim.
- quimico
rec. reimpr. rum.
- recension - reimpresion - rumano
s. sept. sev. sgss. subj. subst. suf. supl. sust.
- siglo - septentrional - sevillano - singular siglos - subjuntivo - substantivo - sufijo - suplemento - sustantivo
t.
- tomo - traduccion
Ppägs. p. ej./por ej. perf. pers.
trad. Ud.
Uds. V.
val. vase. Vd. Yds. vulg. VV. AA.
pagina paginas por ejemplo perfecto persona plural posesivo portugues preposicion presente preterite pronombre provincia punto
fut. Fr.
- future -Frei
gal.
- galego
ind. introd. it.
- indicativo - introduccion - italiano
masc. ms.
- masculine - manuscrito
n.
n.'Vnum.
- nota - numero
P pers. pi. por ex. prep. pres. pron. publ.
-- Padre - persoa/persoal - plural por exemplo preposicion - presente - pronome - publicado
reimpr.
- reimpresion
S. s./sec. sg. subst. subx. supl.
San/Santo - seculo - singular - substantivo - subxuntivo suplemento
trad,
- traduccion
- Usted - Ustedes
xir.
- veasc - valenciano - vasco/vascongado/vascuence - Usted - Ustedes vulgar - varies autores
8. Portugiesisch/Poc/ii.?"« abrev. abreviado/abreviafao acr. - acrescido - adjective adj. - adjectives adjs. alemäo al./alem. - algum/alguem alg. am. - americano anal. - analogico/analogo antigo/antiquado ant. artige art. aumcntado aum.
7. Galegisch/Gi/ lego
a. C. adv. adx. art.
antes de Cristo - adverbio - adxectivo - artige
cast. conx. copret.
- castelän - conxuncion - copreterito
d. C. doc.
- despois de Cristo documento
ed. esp.
- edicion - especialmente
facs. fern. fen.
- facsimilar feminine fenomeno
bibl. Bras. bras. Ca./C.a cap. cast. cat. Cia./C.ia circ. cit. cod. col. compl.
- biblioteca Brasil - brasileiro
-
cerca Companhia capitulo castelhano cataläo Companhia circunstancial citado codice colocado/coluna complemento
XLII coordenador corrigido
coord. corr.
die. dies. diss. dact. distr.
- dicionärio - dicionärios - dissertacäo dactilogräfica distrito/distrital
ed. eds. esc. esp.
-
f./fem. facs. fig. Fr. fr.
feminino - facsimile - figurado - Frei frances
gir.
- giria
impr. infl. ingl. it./ital.
imprensa - influencia ingles - italiano
lat. livr. It. cl.
latim - livraria - latim clässico
m./masc. moc. mod. ms.
-
n.
- nota
of. orig.
P- c P. p.e.
edicao/editor/editora edicoes/editores/editoras escudo espanhol
masculino mocambicano moderno manuscrilo
oficina - original - pagina/pos Padre portugues escrito
perf. simpl. p. ex./por ex. p.f. pi. pop. Port. port. pref. publ.
-
perfeito simples por exemplo portugues falado plural popular Portugal portugues prelacao publicado/publico
rec. rcimpr. repr. resp. rev.
- recensäo - rcimpressäo reproducäo - respectivamente - revisäo/revisto
s. a. s.d. sec. sees. sep. sg. Sta./S'". Sto./S'". subst.
- sem ano - scm data - seculo seculos separata - singular - Santa - Santo substantivo
t. tip. tit. tr. trad.
- tomo tipografia - titulo transitive t rad u^ao/trad uzido - universidade
v. voc. vol. vols.
- verso - vocabulario volume - volumes
9.
yid.
- yiddish
LATEIN UND ROMANISCH Le latin et le roman 91. Latein als indogermanische Sprache Le latin, langue indoeuropeenne 1. Charakteristik des Lateins als indogermanische Sprache 2. Die italischen Sprachen 3. Stellung des Lateinischen innerhalb der indogermanischen Sprachfamilic 4. Die ltesten Denkm ler des Lateins 5. Zu den Quellen des Vulg rlateins 6. Bibliographie (in Auswahl)
Ί. Charakteristik des Lateins als indogermanische Sprache Das Latein nimmt mit seiner um 600 v. Chr. einsetzenden Tradition altersm ig eine f nfte Position unter den 12 wichtigsten indogermanischen Sprachen ein, hinter Hethitisch (1700), Griechisch (1400), Altindisch (ai.; 1000), Iranisch (700), aber vor Keltisch (300) und den nachchristlich berlieferten Gruppen Germanisch, Armenisch, Tocharisch, Slavisch, Baltisch und Albanisch. Zusammen mit Hethitisch, Griechisch, Keltisch, Germanisch, Tocharisch geh rt es zu den /iercf«/n-Sprachcn, in denen die indogermanischen Palatale und Velare in Velaren zusammengefallen, die indogermanischen Labiovelare - z.T. als Basis f r sp tere Transformationen erhalten sind (cf. die relevanten Etymologien bei Waldc/Hofmann 1938/1954; Ernout/Meillet 1967): idg. *KMTOM ΊΟΟ' : lat. centum : avestisch (av.) satom; idg. *KWO- : altlat. (alat.) quoi, oskisch pui : av. k . F r den Lautstand signifikant ist ferner der bergang der indogermanischen Mediae aspiratae zu stimmlosen Spiranten (im Anlaut, von *gh/*gh auch intervokalisch); im Oskisch-Umbrischen findet der gleiche Proze im An- und Inlaut statt, im Venetischen nur im Anlaut. Wenn er ber die Tenues aspiratae gelaufen ist (Szemerenyi 1953, lOss.; modifiziert Porzig 1960, 176ss.), entspricht er der griechischen Entwicklung (cf. jedoch Rix 1957; Untermann 1968): idg. *BHR TER- 'Bruder' : lat./rater, osk. fratrum (Gen.PL), ven. fraterei (Dat.Sg.) : griech. φράτηρ 'Mitglied einer φρατρία' : ai. bhratar; idg. *DHEHi-/*DHH r 'setzen, stellen, legen': lat. fed (: griech. εϋηκα), facial (= osk. fakiiad, umbr. faqia), ven. faksto (3. Pers.Sg.Pr t.) : ai. dadh mi 'ich setze'; idg. *MEDHJO- 'mittlerer* :
lat. medius : osk. mefiai'in media': ai. madhya-: idg. *LEUDHERO- 'frei': lat. ber, ven. louderobos llberis' : falisk. loferta 'liberta", osk. Luvfreis 'Liberi' : griech. ελεύθερος; idg. *UEGH- 'bewegen, fahren' : lat. veho : griech. οχος m. 'Wagen', ai. vahati 'f hrt, f hrt'. - Der vorhistorische Initialakzent bewirkte Vokalschw chung in Mittelsilben : balineum, balneum < griech. βαλανεΐov, βαλάνειον; cecini < *cecanai, osk.-umbr. h ufig Synkope : osk. actud, umbr. aitu 'agito'. Morphologisch ist das Latein charakterisiert durch die Reduzierung alter Kategorien und das Aufkommen neuer, produktiver Bildungen: Aorist und Perfekt fallen im Pr teritum zusammen (cf. dlxi, vldl), Optativ und Konjunktiv in einem undifferenzierten Paradigma; Aufgabe des Mediums (Deponens); Kasussynkretismus; Abbau der Nominalkomposition; Entwicklung produktiver Perfekt-, Imperfekt-, Futurbildungen. Wortschatz: Beeinflussung durch Sub- und Adstrate, besonders mittelmeerische, griechische (z.T. etruskisch vermittelt), etruskische, altitalische, keltische Lehnw rter (Ernout 1954; De Simone 1968/1970; Battisti 1960; Campanile 1981); Lehnbersetzungen nach griech. Modellen (z.B. in Grammatik, Philosophie, Literatur); Namengebung (Personennamenformeln (Praenomen, Gentile, Cognomen)) mit Parallelen im Etruskischen (Schulze 1904; Rix 1963); bernahme etrusk. Gentilnamen als r mische Cognomina, z.B. Sisenna (Cornelius Sixenna), Spurinna (Vextriciux Spurinna) (Schulze 1904, 65ss.; Rix 1963. 382); r m. Gcntilicia aus i'o-Ableitungcn von Individualnamen (z.B. Gnaeus : Naeviux) mit urspr nglich patronymischer Verwendung, cf. Leumann/Hofmann/Szantyr 1977, 288s. 2. Die italischen Sprachen Traditionell werden die italischen Sprachen in Latino-Faliskisch und Oskisch-Umbrisch unterteilt. Latein, nach der Landschaft Latium benannt, umfa te vorliterarisch die Sprache Roms in Nachbarschaft zu Etruskern und Sabinern, dazu dialektale Varianten (Praeneste, Lanuvium), ehe es sich als Lingua Latino ber den Westen des Imperium Romanum ausbreitete. Es ist die einzige italische Sprache mit einer eigenst ndigen, weitgehend nach griechischen Modellen entwikkelten Literatur. Die Inschriften des Faliskischen aus Falerii zeichnen sich durch besondere Merk-
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male aus (Vetter 1953, 277ss.; Giacomelli 1963): vol. 1). Venetisch-lateinische Übereinstimmun/ < *bh, *dh (intervokalisch) : carefo : carebo, gen: Wiedergabe der indogermanischen Mediae efiles : aedilis; Wechsel f/h (wie in Praeneste); aspiratae (s.o.); Labiovelare: ekvon: equum (mit z.T. Schwund von Auslautkonsonanten; Mo- * ), vivoi : vivo (Dat.; *g«fuo-); */, r> ol, or : nophthongierungen; Gen.Sg. o-Stämme auf volti- 'Wille', murtuvoi (Dat.; lat. mortuus, alt-osio: kaisiosio : Caesii. Oskisch (5. —1. Jh.) wur- bulg. mrütvü)', Stammbildungen: fak- 'machen' de von den Samnitern in Unteritalien und den (s.o.); donä- 'schenken' (donom 'Gabe' > sabellischen Stämmen in Mittelitalien gespro- 3.Pers.Sg. Aorist dona-s-to = donum > dona-vchen. Das Volskische im südlichen Latium stand if); dazu ven. donasan (3.Pers.Pl.), dato (Wurzedem Umbrischen nahe. Die Quellen des Oskisch- laorist) < *dato (?) (analogisch; cf. Untermann Umbrischen (von Planta 1892/1897; Bück 1905; 1980,293). Die Zuordnungzu den italischen SpraVetter 1953; Pisani 1953; Bottiglioni 1954) beste- chen wird aber nicht allgemein anerkannt (Krähe hen aus 200 kurzen und einigen längeren oski- 1950; Polome 1966; Untermann 1980). schen Inschriften (Cippus Abellanus, Tabula Banana) sowie den jüngeren umbrischen Tabulae Iguvinae (Devoto 21940; Poultney 1959; Ernout 3. Stellung des Lateinischen Innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie 1961). Charakteristika: Labiovelare > Labialen: lat. quis, ven-ire, vivus : osk. pis, ben-, bivo-\ Wissenschaftsgeschichtliche Relevanz hat die beMediae aspiratae (s.o.); Nom.Pl. der o/ä-Stäm- reits in der Antike und später von G. Curtius, A. me auf -ös!-äs auf Pronomina übertragen: osk. Schleicher, G. Ascoli, Th. Mommsen, W. Leist Nuvlanus 'Nolani', pus 'qui', aasas 'arae', pas u. a. vertretene Hypothese einer gräko-italischen 'quae'; pronominaler Dat.Sg. auf -smei : osk. Periode. Varro (frg. 295 p.311 Fun.) interpretiert esmei 'huic', umbr. pusme 'cui'; s-Fut. : osk.- Latein wegen der gemeinsamen Barytonese als umbr. fust 'erit', umbr. ferest 'feret' (cf. alat. fa- äolischen Dialekt (lesbisch , ; xo,faxim; amasso, amassim : Happ 1967, 87ss.); cf. auch Curtius 1860). Die Übereinstimmungen Infinitiv auf -am : osk. ezum, umbr. erom 'esse'; mit dem Griechischen erklären sich aber eher als Perfektbildungen auf if (osk.), / (umbr.),/(osk.- bewahrte Archaismen (fern. o-Stämme; Typus umbr.) : prufatted 'probavit', Fut. ex. entelust , - ,/er-ojt auch ai.) oder Parallelentwicklun'imposuerit'; osk. fiifens 'fuerunt', umbr. Herifi gen: Gen.PL -Stämme auf *-äsöm (nach PronoOportuerit'; Wortschatz : umbr. pir, utur : lat. mina), 3.Pers.Pl. Imperativ -nto(d), (Kretignis, aqua u. a. Andererseits stimmen Latein und schmer 1896, 154ss., Porzig 1954, 131s.). - Die Oskisch-Umbrisch in gemeinsamen Neuerungen italo-keltische Hypothese wird seit Lottner von z.T. beträchtlicher Zeittiefe überein: „or ol (1858; 1861) diskutiert (Vendryes 1925; Marem en aus idg. r l m n, -kl- aus -tl- (auch litu- strander 1929; von Kienle 1936; Lejeune 1943; lettisch), Abl.Sg. aller vokalischen Deklinationen Dillon 1944; Watkins 1966; Cowgill 1970; De auf -d (auch jungavest. [...]), Adjektivadverbia Coene 1978; Schmidt 1992). Allgemein abgelehnt auf -ed (jünger lat. -e), beim Verbum die vier wird Walde (1917, 26s.; 56s.): Spaltung der hypoKonjugationen, parallel dem Präsenssystem aus- thetisch angenommenen Gälolatiner; danach Zugebautes aktives Perfektsystem, Indikativ und sammenwachsen von Galen und Urbritanniern Konjunktiv Imperfekti auf osk. -fä- -ze-, lat. -bä- zu Kelten, Latinern und Ursabellern zu Italikern; -re" (Leumann/Hofmann/Szantyr 1965,26*). Uri- für die linguistischen Vorgänge von Spaltung und talisch im Sinne einer alten Einheit ist seit Walde Zusammenwachsen fehlen zudem die Parallelen. 1917 und durch den Einfluß der italienischen Meillet (1908, 33) geht von einer alten italo-keltiSchule (Devoto 1929; 1936; Campanile 1968) heu- schen Einheit aus. Allerdings decken sich die gete nicht mehr unumstritten (Solta 1974, loss.; meinsamen Neuerungen meistens nicht mit den unentschieden Beeler 1966, 55s.); die Überein- beiden Gruppen: -Konjunktiv und Gen.Sg. der stimmungen erklären sich aber am einfachsten o-Stämme auf -f sind auch messapisch nachgewiedurch gemeinsame Vorstufe (Hofmann 1924; sen, letzterer aber nicht keltiberisch und oskischVendryes 1924, 92s.; 1925; Lejeune 1943, 20; dia- umbrisch; das Suffixagglutinat *-ti-on- (altir. lektgeographisch: Schrijnen 1922; Porzig 1960). toimtiu 'Meinung' < *to-mn-ti-ö, umbr. natine Zwei weitere Sprachen können vielleicht eben- 'natione') ist vielleicht auch armenisch bezeugt falls dem Italischen zugeordnet werden: (1) Siku- (-u-t'iwn)', das Medio-Passiv auf -r gibt es kello-Ausonisch, eine Trümmersprache aus Südita- tisch, italisch, tocharisch, hethitisch, phrygisch. lien/Sizilicn (Schmoll 1958, 81ss.; 102ss.; Solta Trotzdem signalisieren die Übereinstimmungen 1974,39ss.); wichtigstes Kriterium: *DH > t: Rutu- besondere Nähe; hinzu kommen zwei auf Italisch //, ' : *REUDH- 'rot', *AIDH- 'brennen'; (2) und Keltisch begrenzte Neuerungen (Cowgill Venetisch, Inschriften aus Nordostitalien: Este, 1970,143): (1) *p.. .kw > *kw.. .kw : *penkue '5' Lägole (Pellegrini/Prosdocimi 1967; Lejeune > *kuenkue (lat. qumque, altirisch coic, gall, 1974; Conway/Whatmough/Johnson 1968, -); (2) Superlativ auf *-is-mmo- : lat. plüri-
91. Latein als indogermanische Sprache
mus (alat. ploirume) < *plo-is-mmo-s; gall. Ortsname - 'die höchste' (Sommer 1948, 458). - Die Isoglossen zwischen den drei «dialectes occidentaux» (Meillet 1908, 131; cf. Lottner 1858, 193; Ebel 1861, 179; J. Schmidt 1872, 225; Porzig 1954, 123ss.; Leumann/Hofmann/Szantyr 1965, 24*s.) gründen sich weitgehend auf Wortbildung und Wortglcichungen: *uiros 'Mann'; *dnt- 'Zahn', captus: ahd. haft: kymrisch caeth; vätes : got. wöds 'besessen' : gall, ; Suffix -tut-, differenziert nach Genus und Stammbildung. - Das gilt in gleicher Weise für Krahcs Alteuropa-Thcoric (e.g. 1962, 287s.): das Material ist hier außerdem nicht auf die sog. altcuropäischen Sprachen Italisch, Keltisch, Germanisch, Baltisch, Illyrisch beschränkt: z.B. alteurop. *teutä 'Stamm' (im Latein aufgegeben) : neupersisch töde 'Haufen'; alteurop. *mori 'Meer' (zu lat. mure cf. Krähe 1959, 23s.) : ossetisch mal < *marya- 'stehendes Wasser' (Schmid 1968). -In Hinblick auf die Differenzierung von o und a stellt man Italisch mit Griechisch. Armenisch und Keltisch zu den europäischen «langucs mcridionalcs» (Kurylowicz 1956, 166ss.) : lat. octo, ago : got. ahtau, akan (fehlende Differenzierung im Germanischen, Baltischen, Slavischen. Albanischen). - Als sog. Marginalsprachcn teilen Italisch und Keltisch archaische Termini, besonders «des mots techniques de caractcre religieux» (Vendryes 1918, 284), mit dem Indo-Iranischen : *reg-s 'rex', *kred-dheHr 'credere', *pipHtcri 'bibit'. Weitere Verbindungen von Italisch und Keltisch werden mit dem Hcthitischen und Tocharischcn diskutiert (Pedersen 1925; Dillon 1948; Meid 1968, 11); zu Latein und Slavischcf. Porzig 1954, 132ss.; Pohl 1977.
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Epistula de Bacchanalibus (186). Die indirekt überlieferten Bruchstücke der Leges XII tabularum (5. Jh.) bestechen durch knappe Formulierung: z.B. si in ius vocat ito (zwei Subjekte). Reste römischer Sakralsprache sind durch die Carmina Saliaria (mit erhaltenem -nti in tremonti 'tremunt'; cf. Sommer 1948,490) und das Carmen Arvale auf uns gekommen. Vgl. auch den Gen.Sg. der o-Stämme auf -osio (Popliosio Valesiosio) auf dem Lapis Satricanus (De Simone 1980). 5. Zu den Quellen des Vulgärlateins Die Schaffung der römischen Literatur führte früh zur Differenzierung von Schrift- und Volkssprache, dem Vulgärlatein, das „sozusagen die geradlinige Entwicklung der Sprache [ist]" (Stolz/ Debrunner 1953, 69), aber auch in der Literatur (Komödie, Briefstil) Verwendung findet (Hofmann 1951; Haffter 1974). Bei der Definition von Vulgärlatein als Umgangssprache muß man nach unterschiedlichem Bildungsstand zwischen sermo familiaris und sermo vulgaris unterscheiden (Schrijnen 1934=1939, 184; Happ 1967, 65). Die die Expansion des Imperium Romanum begleitende Verbreitung der lateinischen Sprache wurde eher vom sermo peregrinus, der auch von Nicht-Römern gebrauchten Sprachform, als vom sermo rusticus der römischen Landbevölkerung getragen (Reichenkron 1965, 225ss.). Die unterschiedlichen vorrömischen Substratsprachen begünstigten die Differenzierung innerhalb der Romania (cf. die gesamte sprachliche Entwicklung beiKieckers!930/1931). 6. Bibliographie (in Auswahl)
4. Die ältesten Denkmäler des Lateins Die ältesten Inschriften sind im Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL), 1,21893-1943 sowie in späteren Bearbeitungen zusammengestellt (Diehl 1959; Ernout 1957; Radke 1981; cf. weiter Sommer/Pfister 1977, 25f.). Die Zweifel an der Authentizität der Fibula Praenestina (Hamp 1981) scheinen unbegründet zu sein (Gordon L975). Die auf 600 datierte Inschrift manias : med : vhe : vhaked: numasioi 'Manius me fecit Numeric' ist deshalb weiterhin als ältester lateinischer Text zu werten (Vetter 1953, 334; 356), gefolgt von dem Altar von Tibur, der berühmten, aber nur partiell gedeuteten Duenos-lnschnft aus dem 6. Jh. (cf. letztlich Rix 1985) und dem verstümmelten Lapis Niger vom Forum Romanum, der bisher ältesten stadtrömischen Inschrift (500), mit Archaismen: quoi 'qui', [sfakros 'sacer', esed 'erit', recei 'reg!' (c=Schreibung), iouxmenta 'iümenta', iouestod 'iüstö'. Zu erwähnen sind ferner die Grabinschriften der Scipionen (3. Jh.) und die
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92. Expansion und Rückzug des Lateins
heitlichkeit bzw. der Diversifizierung des Lateins (->95) fort. Das Auftreten der italischen Völker auf der Apenninenhalbinsel ist in Verbindung zu sehen mit den tiefgreifenden Wandlungen im gesamten Mittelmeerraum, die sich durch die Bewegungen zahlreicher Völkerschaften im Gefolge der indoeuropäischen Einwandererwellen im zweiten Jahrtausend v.Chr. vollziehen. Sie führen dazu, daß das Gebiet des späteren Italien ethnisch und sprachlich „buntscheckiger" ist als jedes andere Gebiet des römischen Reiches zu Beginn seiner geschichtlichen Zeit (Deutschmann 1971, 10; zur römischen Geschichte cf. die bibliographischen Angaben bei Christ 31980 und Bengtson 21970 sowie Einzeldarstellungen wie z.B. Christ 1982-1983; Frere 21978: Heuß 41976. 1963: in ANRW II.1.-1L: Alföldy 1974; Mocsy 1974: Wilkes 1969; Mommsen 1854-1856/1984)'. Zu den ersten italischen Volksstämmen, die etwa seit dem letzten Drittel des zweiten vorchristlichen Jahrtausends in mehreren Schuhen aus Mitteleuropa über die Alpenpässe nach Süden gelangen, gehören möglicherweise die Sikuler, die von nachrückenden Völkerschaften nach Sizilien abgedrängt werden und das Zentrum und den Osten der Insel in Besitz nehmen. Die nach-
Expansion et regression du latin 1. Geographische und zeitliche Expansion der Römer und ihrer Sprache 2. Faktoren und Arten der Romanisierung und Latinisierung 3. Rückzug des Lateins 4. Bibliographie (in Auswahl)
1.
Ceographische und zeitliche Expansion der Römer und ihrer Sprache
1.1. Die Herausbildung und die weitere Entwicklung der lateinischen Sprache und ihrer Varietäten bis hin zur Ausgliederung der romanischen Sprachen werden in der Forschung traditionellerweise in engem Zusammenhang mit der Frage nach den Einflüssen betrachtet, die sich im Laufe der Geschichte Roms und des römischen Reiches aus den vielfältigen Berührungen mit anderen Sprachen und Kulturen ergeben haben. Dabei bestehen bis zum heutigen Tag unterschiedliche Hypothesen über die Wirkungen von Substraten (—» 93), Adstraten (—» 94) und Superstraten sowie allgemein über den Grad der Ein-
Karl Horst Schmidt, Bonn
///. Latein und Romanisch
folgenden italischen Einwanderer werden herkömmlicherweise in die latinisch-faliskische und die oskisch-umbrische (auch umbrisch-sabellische) Gruppe aufgeteilt und trotz einer Reihe sprachlicher Unterschiede gemeinhin als der italische Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie zusammengefaßt (—> 91). Die frühen Wanderbewegungen der zahlreichen italischen Stämme lassen sich kaum im einzelnen nachzeichnen, nach Aussagen der Bodenforschung und der Sprachwissenschaft ergibt sich zwischenzeitlich aber wohl folgende Aufteilung: von den beiden genannten Hauptgruppen ist die latinisch-faliskische Gruppe in Latium anzutreffen, wobei das verhältnismäßig kleine Siedlungsgebiet der Latiner am linken Tiberufer den Raum zwischen dem Tyrrhenischen Meer und dem Unterlauf des Tiber unter Einschluß der Albanerberge umfaßt. Alba Longa gilt als der erste Vorort der Latiner. Die Falisker siedeln sich rechts des Tiber an, wo Falerii und Capena bedeutende Orte werden. Die andere sehr viel umfangreichere Gruppe der Osken und Umbrer und der mit ihnen verwandten Stämme verteilt sich fast über das gesamte restliche Gebiet der Apenninenhalbinsel. So gehört der südliche Raum mit Kampanien, Samnium, Lukanien, Apulien und Bruttium zur Einflußsphäre der oskischen Stämme, seit dem 4. Jh. v. Chr. insbesondere der Samniten, während Teile des Nordens zwischen dem Adriatischen Meer und dem Oberlauf des Tiber von den Umbrern besetzt sind. 1.2. Ein Überblick über die territoriale Ausdehnung des römischen Reiches mit den Etappen Roma - Latium - Italia - Imperium Romanum läßt das Ausmaß der Wechselbeziehungen mit anderen Völkern nur erahnen (cf. Karte 1). Die Latiner der frühen Zeit stehen nicht nur mit italischen Stämmen in ihrer Nachbarschaft in Berührung, wie etwa den Sabinern, Aequern, Hernikern oder den Volskern. Sie erfahren insbesondere den starken politischen und kulturellen Einfluß der nicht-indoeuropäischen Etrusker, die etwa seit dem 8. Jh. im wesentlichen in einem Gebiet, das vom nördlichen Apennin bis zum Tiber und zeitweilig bis nach Kampanien reicht, eine Vielzahl von Stadtstaaten gründen. So entwickelt sich auch Rom (etruskisch Ruma), ursprünglich vielleicht eine Siedlungseinheit von Latinern und Sabinern, erst unter etruskischer Herrschaft zu einer Stadt. Von einer eigentlichen Stadtgründung, wie sie die Sage um Romulus und Remus beschreibt und wie sie vom römischen Historiker Varro (116-28 v.Chr.) auf das legendäre Gründungsdatum am 21.4.753 v. Chr. festgesetzt wird, kann jedenfalls keine Rede sein (Mommsen, vol. l, 1854/1984, 19). Noch unter etruskischer Herrschaft erringt Rom bereits eine regionale
Vormachtstellung unter den latinischen Städten. Gegen Ende des 6. Jh. oder im ersten Drittel des 5. Jh. v. Chr. wird mit dem letzten König Tarquinius Superbus die etruskische Königsdynastie vertrieben und die Republik eingeführt. Zunächst durch die Vermittlung der Etrusker, später durch direkten Kontakt, erfahren die Römer die Durchdringung mit dem Kulturgut der Griechen, die seit dem 8. Jh. v. Chr. einen ganzen Kranz von Städten an der sizilianischen, süd- und westitalischen Küste bis hinauf nach Kyme und an der südgallischen Küste gründen. Von den zahlreichen anderen Völkergruppen, mit denen die Römer auf ihrem Weg zur Herrschaft über Italien in Berührung kommen, seien als die vielleicht wichtigsten noch genannt: nicht-indoeuropäische Mittelmeervölker in Kalabrien und auf den drei großen Inseln; die vorindoeuropäischen Ligurer im Westteil Norditaliens und später auch in Südostfrankreich; die bislang nicht sicher einzuordnenden Räter und andere nicht-indoeuropäische Völker im Alpengebiet; die wahrscheinlich einem eigenen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie zuzurechnenden Veneter in der venetischen Ebene und in Istrien; die Karthager, die noch vor den Griechen im Westen des Mittelmeerraumes ansässig sind und in Karthago bereits im 8./7. Jh. v.Chr. einen der bedeutendsten Handelsplätze besitzen; die indoeuropäischen Illyrer, die etwa um 1000 v. Chr. von der Balkanhalbinsel aufbrechen und mit ihren Stämmen, zu denen möglicherweise die Messapier auf der Salentinischen Halbinsel zählen, den östlichen Küstenstreifen in den antiken Landschaften Apulien und Kalabrien besetzen; die Kelten, die auf ihrem Weg von Ober- nach Mittelitalien die Römer im Jahre 387 v.Chr. an der Allia besiegen, die Stadt Rom plündern und in Brand setzen, ohne jedoch das Kapitol einzunehmen, und sich schließlich in der westlichen Poebene, der späteren Gallia cisalpina, niederlassen. 1.3. In einem bemerkenswerten Expansionsprozeß, der sich zwar auf Grund zahlreicher Rückschläge und Katastrophen ziemlich sprunghaft vollzieht, aber auch schon früh durch ein Netz differenzierter Herrschaftsorganisationen gekennzeichnet ist, erlangt Rom bis zum Vorabend des Ersten Punischen Krieges (264 v.Chr.) die Herrschaft über Süd- und Mittelitalien mit Ausnahme der Inseln und der griechischen Städte. Die wichtigsten Etappen auf diesem Weg führen über Auseinandersetzungen mit italischen Stämmen: Nach wechselhaften Beziehungen mit den latinischen Städten gelingt es Rom 338 v.Chr., den latinischen Städtebund aufzulösen und eine Reihe von Städten mit der Verleihung abgestufter Formen des römischen Bürgerrechts an sich zu binden. Die Samniter werden nach drei Krie-
92. Expansion und Rückzug des Lateins
gen, während derer die Römer die Gründung von latinischen, später auch römischen Kolonien in Feindesland einführen, bezwungen und 290 v. Chr. zum Frieden veranlaßt.
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1.5. Zwischenzeitlich verlagern sich mit den makedonischen Kriegen die Expansionsaktivitäten in den ägäisch-griechischen Raum. Sie markieren den Beginn der römischen Weltherrschaft und führen zunächst zum Erwerb der Provinzen Macedonia (mit Anschluß von Achaia, 148/146 1.4. Mit dem Ersten Punischen Krieg (264-241 v. Chr.) und Asia (129 v. Chr.). Unter dem Eindruck zeitweiliger Mißerfolge v.Chr.) wird ein neuer Abschnitt in der römischen Expansionspolitik eingeleitet. Zum ersten- im Jugurthinischen Krieg (111-105 v.Chr.) in mal erproben sich die Römer 261 v. Chr. bei My- Afrika und schwerer Niederlagen gegen die gerlae gegen Karthago erfolgreich in einer See- manischen Kimbern und Teutonen (119 und 105 schlacht und verlassen mit ihren Kämpfen auf v. Chr.) nimmt C. Marius als Konsul eine NeuorSizilien und in Afrika zum erstenmal auch das ganisation des römischen Heeres vor. Aus der Gebiet der italienischen Halbinsel. Mit der Ver- überwiegend aus Bauern bestehenden Bürgertreibung der Karthager aus Sizilien (241 v.Chr.) wehr mit einer Wehrpflicht vom 16. Lebensjahr und der Annexion der Inseln Sardinien und Kor- an wird von nun an ein Berufsheer, das sich zusika geht die Konstituierung der ersten beiden nehmend aus besitzlosen Bürgern Roms, kurz römischen Provinzen, Sizilien (mit Ausnahme darauf auch aus Italikern, rekrutiert, die nach des Gebietes von Syrakus) und Sardinien/Korsi- ihrer Dienstzeit als Veteranen mit Landbesitz abka einher. In dieser neuen, zukünftig bevorzug- gefunden werden. Die damit verbundenen Umten Venvaltungsform erhalten die betroffenen siedlungen großer Bevölkerungsteile aus den unGemeinden und Städte nicht mehr die gleichen teren Schichten sind für die frühe Latinisierung Rechte wie die Mehrzahl im italischen Mutter- der Halbinsel von großer Bedeutung. Der Bundesgenossenkrieg gegen die das römiLand, sondern unterliegen der dauerhaften Einsche Bürgerrecht fordernden Italiker (91-89, 82 richtung einer Militärregierung. Vor dem Ausbruch des Zweiten Punischen v.Chr.) bildet mit der Verleihung dieses Rechts Krieges 218 v.Chr. ist Rom bemüht, sein Territo- an alle italischen Gemeinden und der offiziellen rium im Osten und Norden abzusichern. Nach Einführung der lateinischen Sprache, d.h. der siegreichen Kämpfen gegen die Illyrer (229, 219 Sprache Roms mit den dialektischen Varianten v. Chr.) werden Stützpunkte in Dalmatien einge- der Umgebung, eine weitere wichtige Station auf richtet. Die Veneter sind ab 215 v. Chr. von Rom dem Weg der Ausbreitung des Lateinischen. abhängig. Die Poebene wird nach der Abwehr Nach Ausweis von Inschriften sind die anderen gallischer Angriffe 225 v. Chr. mit römischen und italischen Sprachen, von denen das Oskische am latinischen Siedlungen durchsetzt; die Eroberung längsten überlebt, spätestens im ersten nachder Gallia cisalpina und die Einrichtung einer christlichen Jh. ausgestorben, und damit vermutProvinz erfolgen allerdings erst 191 v.Chr. Die lich etwas früher als das Etruskische im Zentrum benachbarten Ligurer werden wenige Jahre spä- und im Norden und wohl auch als das Messapiter unterworfen; Illyricum mit den im südlichen sche; lediglich das Griechische hat sich in SüditaTeil angesiedelten Albanern kann 167 v.Chr. in- lien sehr viel länger gehalten und seine Kontinuitegriert werden. Im Zuge der Gegenaktionen ge- tät in kleinen Restgebieten in Kalabrien (Provinz gen Hannibal im Zweiten Punischen Krieg fassen Reggio Calabria) und Apulien (Terra d'Ötranto) die Römer auf der iberischen Halbinsel Fuß und bis heute bewahrt (zur Diskussion über das Forttreffen dort, abgesehen von den frühen phöniki- leben des Griechischen in Süditalien cf. Tagliavischen und griechischen Handelsgründungen, an ni 1973, 84-86, mit der Dokumentation über die der Mittelmeerküste vor allem auf iberische, wei- Auseinandersetzung vornehmlich zwischen ter im Zentrum auf keltiberische Völkerschaften. Rohlfs (1924) und Battisti (1927)). Mit der erDer Westen der Halbinsel ist lusitanisch geprägt, folgreichen Beendigung dreier Kriege gegen den Norden bewohnen kantabro-asturische Mithradates VI. von Pontus, zugleich auch HerrBergvölker. 197 v. Chr. richten die Römer in den scher im Bosporianischen Reich, wird Kleinasien Küstenlandschaften des Südens und Ostens die 64 v. Chr. mit der Gründung der Provinzen BithyProvinzen Hispania ulterior und Hispania citerior nia et Pontus, Cilicia und Syria sowie einer Reihe ein, von wo aus sie in Jahrzehnte andauernden von Klientelstaaten neu geordnet. Auseinandersetzungen mit den einheimischen Stämmen ihren Machtbereich weiter ausdehnen 1.6. Mit Gajus Julius Caesar als Prokonsul beund 133 v. Chr. mit der Eroberung von Numantia ginnt im Jahr 58 v.Chr. die Unterwerfung Nordgegen Lusitaner und Keltiberer sichern. Africa galliens, nachdem Teile Südgalliens bereits 121 wird nach der Zerstörung Karthagos im Dritten v.Chr. als Provincia Romana (Provincia = ProPunischen Krieg (149-146 v.Chr.) römische Pro- vence), später als Gallia Narbonensis römischer vinz, 46 v. Chr. kommt Numidia hinzu. Besitz geworden waren. Caesar besiegt nach vie-
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92. Expansion und Rückzug des Lateins
len Feldzügen, die ihn über den Rhein und bis nach Britannien führen, in der Schlacht bei Alesia 52 v.Chr. die Gallier unter Vercingetorix; wenig später entstehen die neuen Provinzen Gallia Lug(u)dunensis, Aquitania und Belgica. In den Auseinandersetzungen um das Erbe des 44 v. Chr. ermordeten Caesar behält Gajus Octavius (Octavian, später Augustus) gegen Marcus Antonius die Oberhand und kann 30 v.Chr. nach der Einnahme Alexandrias die Provinz Aegyptus integrieren. Die Einrichtung des Prinzipals unter Augustus (27 v.Chr. - 14 n.Chr.), der die Stellung der römischen Kaiser begründet, führt zu einem Ausgleich zwischen monarchischen und republikanischen Regierungsformen, der mit der Umgestaltung zum Dominat unter Diocletian 284 n. Chr. in eine absolute Monarchie nach orientalischem Vorbild mündet. Unter Augustus erlebt das römische Reich seine kulturelle Blütezeit in der Nachfolge des klassischen Griechentums. Mit dem Anspruch einer neuen Friedensherrschaft, der pax Augusta, ist die Außenpolitik unter ihm und seinen ersten Nachfolgern nicht mehr so
stark vom Expansionsdrang geprägt, sondern auf die Konsolidierung des Reiches und die Sicherung seiner Grenzen ausgerichtet. So werden 19 v.Chr. in Spanien die noch unabhängigen kantabro-asturischen Bergstämme des Nordens besiegt; wenig später kommt es zu einer Neuordnung der Provinzen in Tarraconensis, Lusitania und Baetica, die bis Diocletian weitere Modifizierungen erfährt. Mit der Regierung des Augustus wird zudem die Scheidung in kaiserliche und senatorische Provinzen eingeführt, die bis 295 n. Chr. unter Diocletian Bestand hat. Im Bereich der Donau folgt auf die Unterwerfung des Gebiets von Moesia (südlich der unteren Donau, 28 v. Chr.) die Einrichtung der Provinzen Raetia (etwa dem heutigen Graubünden und Tirol entsprechend, mit Vindelicia auf das Gebiet der oberen Donau ausgedehnt) und Noricum (mit der heutigen Steiermark, 15 v.Chr.); die Donaugrenze wird nach Niederschlagung von Aufständen der Dalmater und Pannonier im Jahr 9 n.Chr. gesichert; aus Teilen des Illyricum entstehen die Provinzen Pannonia (Westungarn und nördliches Jugoslawien) und Dalmatia (heute
Karte 2: Ostalpen, Donauraum und Adria in römischer Zeit
(aus J. Untermann, Alpen - Donau - Mna. in: Neumann/Untermann 1980, 47)
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Küstengebiet in Jugoslawien) (cf. Karte 2). Im Osten erhalten Galatia (25 v. Chr.) und Judaea (6 n.Chr.) Provinzstatus. 1.7. Bedeutsame territoriale Veränderungen ergeben sich gegenüber Germanien und Britannien. Die Niederlage gegen die germanischen Cherusker unter Arminius in der Schlacht im Teutoburgerwald 9 n.Chr. vereitelt den Versuch der Römer, eine Verlagerung der Grenze über den Rhein hinaus bis an die Elbe zu halten. Wenige Jahre später wird die große römische Offensive gegen die Germanen eingestellt. Damit steht den beiden von der Provinz Belgica abgetrennten, zwischen 82 und 90 n.Chr. eingerichteten Grenzprovinzen Germania superior (unter Einschluß des rechtsrheinischen Dekumatlandes = agri decumates) und Germania inferior schließlich das freie Germanien (Germania libera oder Germania magna) gegenüber. Gründungen römischer Bürgerkolonien und Kastelle sowie der Bau des obergermanischen und rätischen Limes ab 83 n. Chr. tragen zur Grenzsicherung der römischen Provinzen und zur Romanisierung der Ufergebiete zu beiden Seiten des Rheins bei. Die Eroberung des keltisch besiedelten Südostenglands ermöglicht im Jahr 43 n.Chr. die Einrichtung der Provinz Britannia. Sie wird etwa 40 Jahre später nach Norden bis zum Humber und Severn erweitert und ab 122 n.Chr. weiter nördlich entlang der Solway-Tyne-Linie durch den Bau des Hadrianwalls und um 142 n. Chr. am Firth of Forth durch den Antoninuswall gesichert. Außer in Nordafrika (Mauretania, 42 n.Chr.) folgen vor allem im Osten weitere Provinzgründungen, wie z.B. Thracia auf der Balkanhalbinsel (45 n.Chr.) und - sehr viel später nach Auseinandersetzungen Trajans mit Dakern und Geten - die Dacia Traiana (im Gebiet zwischen Donau, Theiß und dem Karpatenbogen, 107 n.Chr.). Unter den Adoptivkaisern (96-180 n.Chr.) erreicht das Imperium Romanum nach der Integration der Provinz Arabia (106 n.Chr.) und mit Trajans erfolgreichen Kämpfen gegen die Parther (114-117 n.Chr.) und der Errichtung der Provinzen Armenia, Assyria und Mesopotamia seine größte Ausdehnung. Die letztgenannten Provinzen bleiben jedoch nur kurze Zeit unter römischer Herrschaft und fallen zum größten Teil wieder an die Parther bzw. an die sie 224 n. Chr. ablösenden Sassaniden.
Karte 3: Lateinisch-griechische Sprachgrenze auf der Balkanhalbinsel
Sprachgrenze nach C. Jirecek nach A. Philippide nach P. Skok
Zweisprachiges Gebiet Provinzgrenze
(nach Deutschmann 1971, Karte 1)
wie Berytus (Beirut) - im östlichen Mittelmeerraum gegenüber dem Griechischen mit seinen Kerngebieten in Thracia, Macedonia, Epirus, Achaia und Greta als Kultur- und Verkehrssprache nicht durchzusetzen vermag (zum Verlauf der lateinisch-griechischen Sprachgrenze auf der Balkanhalbinsel cf. Schmitt 1983, 558; Gerov 1980; Deutschmann 1971, 113; cf. Karte 3) und im oströmischen Reich offiziell vom Griechischen als Verwaltungssprache abgelöst wird. Auch die Sprache aller römischen Provinzen in Asien sowie teilweise in Afrika (Cyrene, Aegyptus) ist griechisch (zur Doppelrolle des Griechischen als Verwaltungs- und Bildungssprache in den Ostprovinzen cf. im einzelnen Schmitt 1983, 558-563). In anderen Gebieten erstreckt sich der Gebrauch des Lateins nur auf bestimmte Bereiche, wie z.B. in Britannia, wo es im wesentlichen in den Lowlands und dort vor allem in den Großstädten als Verwaltungs-, Rechts- und Militärsprache sowie im kulturellen Leben verwendet wird, dabei aber wohl keineswegs auf die oberen Schichten beschränkt bleibt (Frere 1978, 311-313); im Laufe der Jahrhunderte wird es hier, wie auch in anderen romanisierten Gebieten - z.B. in Teilen Nordafrikas und Germaniens, der Raetia und des Noricum oder in Pannonia, im Illyricum und später an der Küste Dalmatiens zugunsten der einheimischen Sprachen oder der1.8. Der Status, den die lateinische Sprache in jenigen neuer Eroberer wieder aufgegeben den einzelnen Provinzen des Imperium Roma- (cf. 3.3.-3.8.). Bei diesen ist der einstige röminum erwirbt, ist unterschiedlicher Natur und wird sche Einfluß häufig noch heute in lateinischen vom Zusammenspiel zahlreicher Faktoren be- Relikten spürbar (cf. Tagliavini 1973, 129-149, stimmt (cf. 2.1.—2.6.). Generell ist festzustellen, zur „verlorenen Romania"), wie im übrigen zum daß sie sich - abgesehen von einigen Sprachinseln Teil auch in Sprachen solcher Regionen, die nie
92. Expansion und Rückzug des Lateins
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völkischen Zusammensetzung. Bestehen noch etwa bis zur Zeit des Augustus die römischen Legionen aus geborenen Italikern, verringert sich gegen Ende des Jh. ihr Anteil spürbar zugunsten der Provinzialen, die nach gutem Dienst in den Genuß des römischen Bürgerrechts gelangen und selber zu Trägern der Romanisierung werden. So beteiligt sich an der relativ frühen Eroberung und Romanisierung der iberischen Halbinsel ein großes Kontingent italischer Soldaten und Siedler, die einer allerdings umstrittenen These zufolge ein oskisch gefärbtes Latein mitbringen (Berschin/Fernändez-Sevilla/Felixberger 1987, 77; Tovar 1977, 88; Baidinger 21972, 111-124): in Gallien halten sich hingegen nach Cäsars Eroberungen, bei denen u. a. auch germanische Söldner zum Einsatz gelangen, Menschen aus den bereits romanisierten Gebieten der Hispania und aus Africa auf. Die Eroberung Daciens schließlich erfolgt durch ein buntgemischtes Söldnerheer, und auch die Veteranen und Kolonen, die die Römer in dieser Provinz ansiedeln, stammen aus den verschiedensten Bereichen des Imperium Romanum. Die Kolonien werden zunächst in Latium und 2. Faktoren und Arten der Romanisierung und Italien, dann auch außerhalb der Halbinsel zuLatinisierung meist in Küstennähe, an Grenzen und wichtigen 2.1. Die (sprachliche) Latinisierung kann als Verkehrswegen zur Sicherung der eroberten GeTeilaspekt eines die gesamte Lebensweise der biete gegründet. Im grenznahen Hinterland wervorrömischen Bevölkerungen erfassenden Ro- den verstärkt römische Kulturzentren angelegt, manisierungsprozesses angesehen werden (Ber- wie z.B. im Norden und Osten Galliens gegenschin/Fernändez-Sevilla/Felixberger 1987, 70). über den Germanen (Schmitt 1974, 338-348). Dabei üben die Römer, was die Verbreitung ihrer Als Folge der Landverteilung an Veteranen entSprache anbelangt, keinen übermäßigen Druck stehen in den Provinzen geschlossene Ansiedlunauf die unterworfenen Völker aus; vielmehr neh- gen von Altgedienten. Nicht selten ist mit deren men diese den Gebrauch des Lateinischen vor- Einrichtung eine Massenumsiedlung der urrangig aus politischen, wirtschaftlichen und kul- sprünglichen Einwohner in andere Provinzen turellen Gründen an (cf. hierzu und zur Latinisie- verbunden, und auch aus den neu eroberten Gerung insgesamt u.a. Renzi 1980; Kontzi 1978; Pei bieten werden häufig vor allem die wehrfähigen 1976; Elcock 21975; Hall 1974; Tagliavini 1973; Männer in großem Stil versetzt, wie in Rätien und Lausberg 31969; Vidos 1968; Brunot 1966/1905; Dacien. Die sowohl den Veteranen als auch in Reichenkron 1965; v. Wartburg 21951; Gröber der späteren Kaiserzeit den aktiven Legionären 2 eingeräumten Möglichkeiten zum Erwerb von 1904; Budinszky 1881). Die wesentlichen Rahmenbedingungen für die Grundstücken und zum Betreiben von PrivatgeRomanisierung und Latinisierung bilden neben schäften fördern den Kontakt mit der einheimider Kultur und Sprache der einheimischen Bevöl- schen Bevölkerung, der durch Mischehen allkerung die militärisch-politische und wirtschaftli- mählich zu einer Verschmelzung führen kann. che Bedeutung sowie die geographische Lage und Generell ist zu beobachten, daß nach dem Prozeß Beschaffenheit der einzelnen Gebiete. In Anleh- der Urbanisierung vor allem im Westen des Reinung an Pei (1976, 52s.) und Reichenkron (1965, ches die weitere Verbreitung der römischen Kul152-221) lassen sich folgende Faktoren nennen, tur und der lateinischen Sprache von einem Netzdie der Romanisierung und Latinisierung in be- werk städtischer Zentren ausgeht und die ländlisonderem Maße förderlich sind. che Bevölkerung erst mit einiger Verzögerung erreicht. 2.2. Am Beginn des Romanisierungsprozesses stehen normalerweise die militärische Besetzung 2.3. Einen zentralen Faktor für die Romanisieund die Gründung von Kolonien. Sowohl im rung stellt das einheitliche System der römischen Heer als auch in den Kolonien ergeben sich im Verwaltung dar, in deren verschiedenen BereiLaufe der Zeit wichtige Veränderungen in der chen, insbesondere in der Rechtsprechung, die römische Provinz gewesen sind, wie im Irischen oder Baskischen. Vor allem im Westen des Reiches entwickelt sich hingegen das Latein nach Übergangsphasen der Zweisprachigkeit und Diglossie zur Umgangssprache aller Bevölkerungsschichten und bildet dort die Grundlage für die verschiedenen romanischen Sprachen. Von den vorrömischen Idiomen wird in diesen Gebieten offenbar das Gallische am längsten, nämlich bis ins 5. Jh., gebraucht, wobei die keltische Religion als äußerst wirksamer Faktor der Sprachcrhaltung wirkt (Polome 1988, 57). In Teilen der Schweiz hat es sich vielleicht bis ins 6. Jh. n. Chr. gehalten (Berschin/Felixberger/Goebl 1978, 162), das Baskische als vorindoeuropäisches Substrat sogar bis auf den heutigen Tag. Ein weiteres interessantes Beispiel für das jahrhundertelange Fortbestehen einer Substratsprache liefert das Punische in Nordafrika (cf. Reichcnkron 1965, 294-300; zu den sprachlichen Verhältnissen in den römischen Provinzen cf. die Beiträge in den Teilbänden II.29.1/2 von ANRW und in Neumann/Untermann 1980).
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Verwendung der lateinischen Sprache in den Provinzen obligatorisch ist. Hier wächst ebenfalls in der Kaiserzeit der Einfluß der Provinzialen, die, soweit sie über gute Kenntnisse des Lateinischen verfügen, Zugang sogar zu den höheren Ämtern haben (Reichenkron 1965,177). Weiterhin tragen die römischen Großkaufleute, Bankiers, Kleinhändler und Gewerbetreibenden, die alsbald von den wirtschaftlich attraktiven Gebieten etwa in der Baetica, in der Narbonensis oder in Africa angelockt werden und sich dort als Privatleute niederlassen, in hohem Maße zur sprachlichen und kulturellen Durchdringung der Provinzen bei. Oft gehen die Handelsbeziehungen sogar der Eroberung voraus. Hier treten die Römer mit ihren Organisationen zusätzlich zu den Griechen und Orientalen bald in Konkurrenz zu mehr oder weniger romanisierten Provinzialen sowie zu aus dem Sklavenstand Freigelassenen. Frühe Handelsaktivitäten, wie sie etwa in der Narbonensis durch griechische Handelsniederlassungen wie Massilia (Marseille) entfaltet werden, fördern zudem die Entwicklung einer aufgeschlossenen Haltung der einheimischen - hier ursprünglich iberischen und ligurischen, dann wohl in Teilen keltisierten - Bevölkerung gegenüber den anderen Mittelmeerkulturen. So werden gute Voraussetzungen für eine tiefgreifende Romanisierung geschaffen, wie sie sich z.B. an der blühenden Städtekultur mit ihrer stattlichen Zahl der vom reichen Patriziat gestifteten öffentlichen Bauten längs der Hauptverbindungsstraße, der Via Domitia, manifestiert. Von großer Bedeutung für die Romanisierung erweist sich in diesem Zusammenhang allgemein das umfangreiche Netz von Römerstraßen (Devoto 1968, 234-239). Nicht selten decken sich vor allem in Teilen Frankreichs, aber sicher auch in Italien, die Verkehrswege mit den Grenzen der römischen Verwaltungseinheiten (civitates) und späteren Diözesen, die ihrerseits nachweislich auf frühere Stammeseinteilungen zurückgehen und somit vorromanische Sprachgrenzen widerspiegeln (Morf 1909, cf. die Diskussion bei Schmitt 1974, 307-352). 2.4. Die Verleihung differenzierter Formen des Bürgerrechts wird von dem Römern gezielt als Mittel der Romanisierung eingesetzt. So erhalten bis in die Kaiserzeit Städte, Stämme und ganze Provinzen (z.B. Spanien 74 n.Chr.) das latinische Bürgerrecht als Vorstufe des römischen, und der Kreis der Einzelpersonen, die die juristischen Privilegien des römischen Bürgerrechts in Anspruch nehmen können, wird ständig erweitert. Diese Politik, die im Osten des Reiches weniger ausgeprägt ist als im Westen, führt nicht nur zur Verschmelzung örtlicher Rechtsgrundsätze mit dem römischen Recht, sondern fördert unmittel-
bar auch die Verbreitung der lateinischen Sprache, zumal deren Kenntnis längere Zeit Voraussetzung für die Verleihung ist. In der berühmten Constitutlo Antonlnlana de civitate, mit der im Jahre 212 n.Chr. unter Kaiser Caracalla schließlich alle freigeborenen Einwohner des römischen Reiches das Bürgerrecht erhalten, ist offenbar angesichts des bereits fortgeschrittenen Latinisierungsprozesses von dieser Auflage nicht mehr die Rede (Reichenkron 1965,194). Einen weiteren wichtigen Beitrag zur Romanisierung und Latinisierung leistet das römische Schul- und Erziehungswesen. Auch in der Provinz wird der Unterricht in lateinischer Sprache und Literatur eingeführt und insbesondere in Spanien, Gallien und Africa von der Oberschicht der Einheimischen wahrgenommen. In Gallien übertreffen im 3. und 4. Jh. die Rhetorenschulen in ihrer Bedeutung diejenigen in Italien, und in zunehmendem Maße sind es die Provinzen in Hispania und Gallia, die die geistige Elite Roms stellen. Nicht zuletzt hat das Christentum entscheidenden Anteil an der Verbreitung des Lateinischen. Zwar ist das Griechische auch im Westreich die Sprache der ältesten Christengemeinden, es wird aber im 4. Jh. durch das Latein als offizielle Sprache der Liturgie abgelöst. Die Latinisierung des Christentums beginnt bereits mit Tertullian (ca. 155 - ca. 225) und geht von Nordafrika aus. Dort entstehen wahrscheinlich auch die ersten lateinischen Übersetzungen von Teilen der Bibel (Vetus Latina), bevor Hieronymus im späten 4. Jh. einen einheitlichen lateinischen Bibeltext (Vulgata) für die römische Kirche erstellt. Die zahlreichen Übersetzungen griechischer theologischer Werke ins Lateinische bewirken, daß die Sprache der Christen den Charakter einer vor allem im Wortschatz stark vom Griechischen beeinflußten „Sondersprache" annimmt (Mohrmann 1947). Nach der endgültigen Anerkennung und der Privilegierung des Christentums unter Konstantin dem Großen (Edikt von Mailand, 313 n.Chr.) wachsen christliche Kirche und römischer Staat immer enger zusammen, so daß schließlich die Christen zu den wichtigsten Trägern und Bewahrern der lateinischen Sprache werden. 2.5. Die Art und die Intensität der Romanisierung in den einzelnen Gebieten haben unmittelbare Auswirkungen auf den dortigen Latinisierungsprozeß und auf die Form des verbreiteten Lateins. Während zudem das in der literarischen Tradition stehende schriftliche Latein, das uns in nennenswertem Umfang seit dem 3.Jh. v.Chr. überliefert ist, einen relativ einheitlichen und stabilen Charakter bewahrt, muß man für die Sprechsprache die Existenz einer Skala von Varietäten postulieren und auf regionale, sozio-kul-
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schiedliche Zusammensetzungen der die Romanisierung tragenden Völker und sozialen Gruppen. Dies wird an den Extrembeispielen der Hispania oder auch Galliens im Vergleich zu Dacien aufgezeigt: in den erstgenannten Teilen des Reiches sind die römische Oberschicht von Reichsbeamten, die Unternehmer und Kaufleute sowie die Schulen wichtige Träger der Latinisierung, wohingegen in Dacien das Latein stärker als anderswo von unteren Bevölkerungsschichten und insbesondere von dort angesiedelten Veteranen und Kolonisten verschiedenster Herkunft verbreitet wird (v. Wartburg 21951,39-53; mit Vorbehalten etwa Väänänen 31981, 23). Aber auch innerhalb einzelner Regionen vollzieht sich die Romanisierung, und damit auch die Latinisierung, häufig in unterscheidbaren Stufen. Prinzipiell scheinen dabei die jeweils am frühesten kolonialisierten Gebiete eine besonders schnelle und tiefgreifende Romanisierung zu erfahren. Für die iberische Halbinsel geht man gelegentlich von zwei Romanisierungsströmen aus, mit denen regional und sozial unterschiedliche Ausprägungen des Lateins in den Norden und Nordwesten gelangt sein könnten: zum einen die stark literarisch geprägte Varietät aus den Kulturzentren des Südens und zum ändern ein eher volkstümlich gefärbtes, von den römischen Soldaten und römischen und italischen Bauern getragenes Latein aus dem Nordosten (Baidinger 21972, 104-110; Meier 1930, 92). Auch für Gallien kann man eine chronologische Staffelung erkennen, wenn man die Eroberung des Rhonetals mit den angrenzenden Küstenregionen und die dortige Einrichtung der Gallia Narbonensis (125 — 118 v.Chr.) als den ersten Schritt betrachtet, dem mit Cäsars Unterwerfung ganz Galliens in dem vergleichsweise kurzen Zeitraum von 58-51 v.Chr. ein weiterer Schritt folgt. Zur Zeit der Eroberungskriege Cäsars ist die Narbonensis schon romanisiert 2.6. Für die Herausbildung der postulierten Un- und bildet selbst das Zentrum für weitere Etapterschiede werden neben dem jeweils spezifi- pen der Romanisierung entlang der Römerstraschen Zusammenspiel der genannten Romanisie- ßen (Schmitt 1974, 336-338). rungsfaktoren thesenhaft noch weitere verantAls wesentlich für die späteren regionalen Difwortlich gemacht (cf. z.B. die allgemeinen Dar- ferenzierungen muß zudem das Aufkommen stellungen bei Tagliavini 1973, 62—118; Reichen- neuer wirtschaftlicher und geistiger Zentren ankron 1965, 222-356; Ernout 1909, 1-29; Bu- gesehen werden, die, wie z.B. Gallien, für die dinszky 1881). Zu ihnen zählt spätestens seit Grö- Verbreitung sprachlicher Innovationen verantber (1884, 210-213; 1904, 146) vor allem der wortlich sind (Rohlfs 1971,28s.). Zeitfaktor. Innerhalb des Zeitraums von mehreDen am stärksten diskutierten Faktor stellen ren Jahrhunderten, über den sich die Latinisie- die Substrat- und Adstrateinflüsse dar, und in der rung außerhalb Italiens erstreckt, erfährt die la- Tat werden für annähernd alle der oben unter teinische Sprache selbst spürbare Veränderun- 1.3.-1.7. genannten Völkerschaften sprachliche gen, so daß das vermittelte Latein zu einem frü- Nachwirkungen auf das Latein reklamiert (Tahen Zeitpunkt der Romanisierung, wie etwa in gliavini 1973, 62-118; zur Diskussion der SubSardinien, eine andere Gestalt gehabt haben stratthese cf. Pellegrini 1980). Hinzu kommen dürfte als zu einem späteren, beispielsweise in schließlich die Superstrat-Einflüsse, die sich im Dacien. Unterschiedliche Zeitpunkte implizieren Laufe späterer Jahrhunderte aus dem Kontakt zudem, wie oben unter 2.2. beschrieben, unter- mit weiteren Völkern ergeben (cf. 3.3.-3.8., daturelle und funktionale Differenzierungen gefaßt sein (—> 95; zum nicht-einheitlichen Charakter des „Vulgärlateins" cf. etwa Tagliavini 1973, 158-207, Rohlfs 1971, 26-41, Vidos 1968, 223-232, Ernout 1909, oder - etwas vermittelnd - Väänänen 31981, 20-26; in einer extremen Position plädiert Muller 1929, 94-104, für eine relative Einheit bis zur karolingischen Reform). So stellen bereits Cicero (106-43 v. Chr.) und Quintilian (ca. 35-100 n.Chr.) ausdrücklich ein auf dem Lande gebräuchliches Latein (rusticitas) demjenigen von Rom (urbanitas) gegenüber. Für eine zu vermutende territoriale Differenzierung läßt sich in den lateinischen Inschriften und in den Texten bis zur Kaiserzeit nur schwer der Nachweis erbringen. Er ist bislang am überzeugendsten für die Aussprache und für einige Bereiche der Morphologie geführt worden (Herman 1985). Unterschiede zwischen den Latinitäten einzelner Regionen werden deshalb einesteils aus antiken Zeugnissen abgeleitet, und in der Tat liegen von römischen Schriftstellern aus den ersten vor- und nachchristlichen Jahrhunderten einige zumeist abschätzige Urteile über Besonderheiten etwa des Lateins in Sardinien, Hispanien, Gallien oder Africa vor (Budinszky 1881); anderenteils werden regionale Varietäten rückwirkend aus dem Sprachstand der romanischen Sprachen, und zwar vorzugsweise dem Lautstand und dem Wortschatz, erschlossen, ohne daß das damit verknüpfte Postulat einer geradlinigen Sprachentwicklung immer gesichert wäre. Spuren der ältesten, noch republikanischen Latinität sind demnach im Sardischen anzutreffen; Zeugnisse eines archaischen Lateins finden sich außerdem im Spanischen oder Portugiesischen, während sich im Rumänischen eine relativ junge Latinität widerspiegelt.
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///. Latein und Romanisch
Karte 4: Die Romania einst und jetzt
(modifiziert nach W. v. Wartburg 1950, Karten 10 und 11; aus Bork 1973, 22s.)
Nichtromanische Idiome in Ländern mit romanischen Sprachen
Romanische Sprachen und Mundarten 1 rumänisch
1a 1b 1c
mazedorumänisch (aromunisch) meglenorumänisch istrorumänisch
o1= |
A deutsch und ungarisch (Siebenbürgen)
2 dalmatisch (ausgestorben, bis zum 19. Jh. Reste auf Veglia/Krk) ^
B germanische Mundarten (Nordost-, Ostfrankreich, Belgien, Luxemburg, Schweiz, Südtirol)
3 (mittel- und süd-)italienisch 4 sardisch
D bretonisch (Bretagne)
5a bündnerisch b zentralladinisch c friaulisch 3a norditalienisch (außer ven. und ligur.)
6 (nord-)französisch 6 a frankoprovenzalisch 7 occitanisch 7 a gaskognisch (südfranzösisch, im Mittelalter: provenzalisch) 8 katalanisch 9 spanisch 10 portugiesisch
10 a galicisch
zu z. B. Kontzi 1982;Tagliavini 1973,209-261; v. Wartburg 21951,80-176). 3. Rückzug des Lateins 3.1. Der Untergang des Römischen Reiches als epochales Ereignis in der Entwicklung des Abendlandes hat das geschichtliche Denken bis auf den heutigen Tag stark beschäftigt und Anlaß zu vielfältigen Theorien über Beginn und Ursa-
C griechisch (Süditalien) ET
to
E baskisch (südwestliche Gaskogne, Nordspanien) F slowenisch (Nordostitalien) Landesgrenze Sprachgrenze Grenze der weitesten antiken Romanisierung
chen gegeben (cf. den Forschungsüberblick von Christ 31980, 233-237,247-258, die Darstellung der wichtigsten Theorien in Heuß 41976, 500-534, sowie die Beiträge in Christ 1970). Gemeinhin gilt das 3. Jh. n.Chr. als Übergangszeit zwischen zwei strukturell verschiedenen Stadien des Römischen Reiches, dem Auslaufen der Kräfte und Formen der hohen Kaiserzeit und den sich bereits abzeichnenden Strukturen der Spätantike (Christ 31980, 232s.).
92. Expansion und Rückzug des Lateins
Die weitere Entwicklung im Innern des Reiches ist geprägt von der Notwendigkeit, die Verteidigungsbereitschaft zu erhöhen und die Grenzen zu sichern. Diesem Ziel dient eine Reihe von Veränderungen, die Diocletian (284—305) in seinem Zwangssystem des überhöhten Kaisertums (der Kaiser als Dominus et Deus: Dominat) herbeiführt: die Verwaltungsreformen mit der Neugliederung des Reiches in 12 Diözesen und 101 Provinzen, die Veränderungen in der militärischen Organisation mit der strikten Trennung von Zivil- und Militärgewalt ebenso wie der erste Versuch einer Reichsteilung und die Errichtung der Tetrarchie (Viermännerherrschaft) als neue Nachfolgeordnung. Das ursprüngliche Kernland Italien - seit Septimus Severus (193-211) selbst zu einer Provinz wie die anderen geworden verliert seine Vorrechte, so daß das kulturelle, wirtschaftliche und militärische Schwergewicht auf die Provinzen, und dort vornehmlich auf Gallien, übergeht. Der sich damit ankündigende Zerfall der politischen Einheit bedeutet letztlich auch den Zerfall der sprachlichen Einheit. Unter Konstantin (324-337), der noch einmal die Reichsteilung überwindet, wird die Metropole im Jahr 330 in das alte griechische Byzanz (von nun an Konstantinopel) und damit der Schwerpunkt des Reiches endgültig in den Osten verlegt. Theodosius (379-395), der das Christentum nach den Verfolgungen unter Diocletian und der Duldung und Privilegierung unter Konstantin zur Staatsreligion erhebt, ist der letzte Alleinherrscher über das gesamte Römische Reich; mit seinem Tod wird die definitive Reichsteilung angebahnt. 3.2. Die Beschäftigung mit dem Rückzug des Lateins, der in Teilen mit den unten skizzierten Gebietsverlusten einhergeht, verweist auf die „verlorene Romania" (Tagliavini 1973, 129-132; die Etappen der territorialen Verluste verdeutlichen die Skizzen in v. Wartburg 21951, 75, 87, 103, 105; cf. Karte 4), deren Gebiete sich im wesentlichen auf dem Balkan und in Nordafrika sowie im Einzugsbereich der Germanen in den germanischen Provinzen, den Alpenregionen und in Britannien befinden. Die dort z.T. noch heute anzutreffenden sprachlichen und kulturellen Relikte aus der Römerzeit geben Aufschluß über die Verbreitung einzelner Erscheinungen und über frühere Ausstrahlungszentren der Romanisierung. Allerdings muß in Rechnung gestellt werden, daß lateinische Reflexe in anderen Sprachen nicht immer als Evidenz für eine ursprünglich größere Ausbreitung des Lateins gelten können, sondern häufig das Ergebnis der Ausstrahlung der lateinischen Kultur sind. Beispielhaft lassen sich die überwiegend griechischsprachigen Ge-
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biete des oströmischen Reiches anführen, in denen sich das Latein nur vorübergehend behaupten kann, und zwar als offizielle Sprache des Heeres, der Justiz und der Verwaltung, dann vor allem am Hofe Konstantins nach der Übersiedlung nach Byzanz/Konstantinopel und während der Regierung Justinians (527-565); entsprechende lateinische Spuren finden sich in Lehnwörtern im Griechischen, von denen einige bis nach Kleinasien und Ägypten gelangen, aber auch in Entlehnungen, die über Byzanz in die slawischen Sprachen eingedrungen sind (Tagliavini 1973,148s.). Andererseits kann nicht in allen Gebieten, die heute zur Romania gehören, von einer Kontinuität seit römischer Zeit ausgegangen werden, wie etwa das Beispiel der arabischen Herrschaft und der nachfolgenden Reconquista auf der iberischen Halbinsel zeigt (cf. Tagliavini 1973, 133). 3.3. Das Oströmische (Byzantinische) Reich mit seinem Anspruch auf Oberhoheit über das gesamte römische Imperium hat bis in das Jahr 1453 Bestand, obwohl hier die Bedrohung durch die Randvölker von außen zunächst am stärksten ist. Zu diesen zählen: das neupersische Reich der Sassaniden, das sich im Gebiet des Euphrat und Tigris behauptet; die Hunnen, deren Einbruch in das südliche Rußland mit dem Sieg über die Ostgoten (375) den Beginn der „Völkerwanderung" markiert und die nach wechselhaften Beziehungen mit den Römern ein großes Reich mit dem Mittelpunkt in der Theißebene errichten; die zu den Hunnen gehörenden Awaren, die 568 ihr Reich nördlich der Donau gründen. Schließlich bilden die Slawen seit dem 6./7. Jh., als sie Griechenland besetzen, eine ständige Gefahr für Ostrom; sie beenden die Ära der Germanen auf dem Balkan. Diese hatten, insbesondere mit den Stämmen der ostgermanischen Goten, ebenfalls zunächst die Grenzen im Osten des römischen Reiches gefährdet. Ein einschneidendes Ereignis stellt dort die vernichtende Niederlage dar, die die Römer 378 bei Adrianopel (Edirne) gegen die Westgoten hinnehmen müssen. Bereits ein Jahrhundert zuvor hatte Kaiser Aurelian ihnen die als letzte erworbene Provinz Dacia Traiana überlassen und sie als Föderalen für die Grenzsicherung im Donau-Limes-Bereich gewonnen. Damit geht dem Reich zum erstenmal eine romanisierte Provinz verloren, und die Donau wird wieder Reichsgrenze z. B. gegenüber den ostgermanischen Gepiden, die sich nördlich von ihr bis in die 2. Hälfte des 6. Jh. halten können. Insgesamt zeichnet sich die Entwicklung auf dem Balkan durch die Vielfalt der dort koexistierenden und z.T. durch Binnenwanderungen von Bevölkerungsteilen miteinander vermischten
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///. Latein und Romanisch
Sprachen aus, die auf Grund zahlreicher Gemeinsamkeiten als balkanischer Sprachbund zusammengefaßt werden (—»466). Dabei finden sich im lautlichen und lexikalischen Bereich Übereinstimmungen von lateinischen Bestandteilen, etwa im Rumänischen, Altdalmatischen und Albanischen bis hin zu den lateinischen Elementen im Neugriechischen und in den südslawischen Sprachen, die auf systematische Besonderheiten des Lateins im Osten gegenüber demjenigen im Westen schließen lassen. Mit dem Einfall der Slawen in Südosteuropa beginnt im 7. Jh. eine weitgehende „Entromanisierung", in deren Verlauf sich die romanisierte Bevölkerung offenbar nur noch in einigen Rückzugsgebieten halten kann, was schließlich zu dem heutigen Bild der Zerrissenheit des Balkanromanischen führt (zu den verschiedenen Thesen über die Entstehung des Rumänischen cf. Tagliavini 1973, 297s.; Deutschmann 1971, 118s.; zur Verbreitung und zur weiteren externen Sprachgeschichte des Rumänischen, Dalmatischen und Istroromanischen cf. die entsprechenden Beiträge im LRL vol. 3, 1989). Im Kerngebiet des zwischen dem Westund Oströmischen Reich umkämpften, auf Grund der zahlreichen Veteranensiedlungen tief romanisierten Pannonien (Mocsy 1974, 122ss.) werden die Dakoromanen zudem seit dem Ende des 9. Jh. zusammen mit den Germanen, Slawen und anderen Völkern von den zum finnisch-ugrischen Sprachkreis gehörenden Magyaren assimiliert. 3.4. Das Weströmische Reich erlebt wesentlich früher als Ostrom seinen allmählichen Niedergang. Er findet nach dem Fall Roms an die Westgoten (410) formal im Jahr 476 mit der Absetzung des Kaisers Romulus Augustus durch den Skiren Odoaker als Rex Germanorum haliae seinen Abschluß. Die weitere Entwicklung wird von der wachsenden Vitalität des Christentums und von der Auseinandersetzung und teilweisen „Vermischung" mit den germanischen Stämmen bestimmt. Die Bedeutung des germanischen Elements erwächst u. a. aus der relativ frühen Beteiligung von Germanen an römischen Eroberungen, den zahlreichen Umsiedlungen germanischer Stämme innerhalb des Reiches und den führenden Positionen, in die Germanen in Heer und Verwaltung gelangen. Im 3. bis 5. Jh. vollzieht sich in manchen Gebieten geradezu eine germanische Unterwanderung (v. Wartburg n951, 81). Der Prozeß des Ausgleichs und der Verschmelzung zwischen Romanen und Germanen, in dessen Verlauf die römische Kultur i.a. nicht zerstört wird, läßt sich am stärksten bei den Westgermanen, insbesondere den Franken, beobachten; bei den Ostgermanen - z.B. Goten und Wandalen - wirken sich lange Zeit der reli-
giöse Gegensatz zur romanisierten Bevölkerung (arianisch vs. römisch-katholisch) und das damit verknüpfte Heiratsverbot hemmend aus (zum Unterschied in der Art der Invasion zwischen West- und Ostgermanen cf. v. Wartburg 1950. 67s.). 3.5. Die selbständigen Germanenreiche, die sich - häufig begünstigt durch das Föderatensysterc und durch wechselnde Bündnisse - auf dem Gebiet des Imperiums bilden (cf. Gamillscheg 1934-1936/1970), beeinflussen in unterschiedlicher Weise den Status der lateinischen Sprache. In Nordafrika sind die Wandalen, wenngleich sicherlich nicht ausschließlich, am Rückzug des Lateins beteiligt. Sie gründen dort 429 das erste unabhängige Germanenreich auf römischem Boden, nachdem sie gemeinsam mit Alanen, Sueben und anderen Stämmen von Pannonien kommend in Gallien (406) und Spanien (409) herumgezogen waren. Bis zur Zerstörung ihres Reiches und Eingliederung als oströmische Provinz durch Belisar (535) üben sie die Kontrolle über das westliche Mittelmeer einschließlich der großen Inseln aus. Sie treffen in Nordafrika auf ein Gebiet, das in dem Küstenstreifen vom Atlantik bis zu den vorwiegend griechischsprachigen Provinzen im Osten eine starke Romanisierung mit Schwerpunkten um Karthago und in der Provinz Africa proconsularis erfahren und in der Kaiserzeit eine Blüte der römischen Kultur erlebt hat (Reichenkron 1965, 281-306). Wichtiger Träger der Latinisierung war das Christentum, das allerdings mit seinen Einbußen durch die Christenverfolgungen und durch die Religionsfehden zwischen den Donatisten und Orthodoxen zur Zeit der arianischen Wandalen auch den Rückgang des Lateins begünstigt hat. Der Einfluß der sich anschließenden byzantinischen Herrschaft auf die Sprachentwicklung ist gering. Mit dem Verschwinden des Christentums unter der im 7. Jh. beginnenden Arabisierung fällt schließlich die wichtigste Stütze der lateinischen Sprache, in der man gelegentlich bereits den Beginn einer romanischen Sprache gesehen hat (zu den Gründen für den Untergang eines solchen „Afro-Romanischen" cf. im einzelnen Reichenkron 1965, 309-313). An ihre Stelle treten wieder die einheimischen, zahlreiche Spuren der alten Latinität aufweisenden Berbersprachen (Tagliavini 1973, 133-136). 3.6. Das Vordringen der westgermanischen Franken auf römisches Gebiet hat in der Mitte des 4. Jh. weitreichende Folgen, als die salischen Franken 358 den Niederrhein überschreiten und vom römischen Kaiser Toxandrien (etwa heutiges Antwerpen und Teile von Limburg) zugewiesen bekommen. Ihr Reich entwickelt sich unter
92. Expansion und Rückzug des Lateins
Chlodwig (482-511), der wohl 498 zum Christentum übertritt, zu einer auch von Ostrom anerkannten Großmacht. Die Besiedlung erstreckt sich im heutigen Nordfrankreich bis zur Loire; das Herrschaftsgebiet wird jedoch kontinuierlich erweitert und umfaßt bald nach dem Sieg über Syagrius (486), den letzten Statthalter Galliens, fast das gesamte römische Gallien. Das Reich der ostgermanischen Burgunder, die zunächst als Föderalen am Genfer See angesiedelt sind, sich dann aber nach der Niederlage gegen hunnische Hilfstruppen (436) entlang der Rhone und Saöne etablieren, wird von den Franken ebenso eingegliedert (532-534) wie Teile des Gebiets der Alamannen (496, 537), die bereits seit Mitte des 3. Jh. nach Überwindung des obergermanisch-rätischen Limes das Dekumatland besetzt halten und im 5. Jh. mit ihrem Vorstoß in den Süden der Provinz Germania superior und nach Raetien einen Keil in romanisiertes Gebiet treiben. Gemeinsam mit den am Ende des 5. Jh. weiter östlich ebenfalls die Donau überquerenden Bajuwaren sorgen sie für eine Germanisierung der nördlichen Teile der Raetia und des Noricums und tragen somit entscheidend zur Aufspaltung der romanischen Mundarten in den mittleren und östlichen Alpen bei (v. Wartburg 21951, 97-102; 1950,66-74). Nach den Eroberungen der Franken und Alamannen im 3. Jh. zieht sich die romanisierte Bevölkerung in Gallien aus dem Norden weitgehend zurück, so daß sich möglicherweise bereits gegen Ende des Jahrhunderts die Sprachgrenze zwischen Romanisch und Germanisch in Belgien und Nordfrankreich ansatzweise herausbildet (Polome 1988, 65). In den übrigen Gebieten Galliens ist trotz der Übernahme der politischen Macht durch die Franken die Kontinuität des Lateins nicht gefährdet (Berschin/Felixberger/Goebl 1978,169). 3.7. In Britannia entwickelt sich im Laufe der römischen Zeit aus dem Nebeneinander der keltischen und römischen Kulturen eine Art Synthese. Der Grad der Romanisierung läßt sich allerdings nicht mit schriftlichen Zeugnissen belegen, sondern ist zum einen an den überlieferten Formen des Häuser- und Villenbaus und der Ausstattung mit Mosaiken und Fresken sowie an den vorgefundenen Skulpturen abzulesen (Frere 1978, 303), zum ändern an den zahlreichen lateinischen Lehnwörtern der inselkeltischen Sprachen. Seit dem Ende des 4. Jh. nimmt die Abhängigkeit von Rom stetig ab, und zu Beginn des 5. Jh. zieht sich das römische Militär unter dem Druck der Picten und Scoten von der Insel zurück. Nach dieser offiziellen Trennung von Rom vermag sich das römische Element zwar noch eine Zeitlang zu halten, muß dann jedoch dem
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keltischen Einfluß und anschließend im Gefolge der vielleicht schon ab 430 einsetzenden Eroberung (Frere 1978,303) durch die Sachsen, Angeln und Juten der germanischen Herrschaft weichen. 3.8. Andere germanische Reichsgründungen haben das Latein nicht verdrängen können; im Verlauf neuer Romanisierungsprozesse sind sie assimiliert worden und haben in unterschiedlich starkem Maße ihre Spuren in Superstratelementen hinterlassen. So das Reich der Ostgoten (493-553) und Langobarden (568-774) in Italien, wobei nach Ausweis des Italienischen der recht unbedeutende ostgotische Einfluß in Ortsnamen und im Wortschatz von den Entlehnungen aus dem Langobardischen deutlich übertroffen wird (Geckeler/Kattenbusch 1987, 133-137). In Südgallien sind die Einflüsse der Westgoten in dem von ihnen begründeten Tolosanischen Reich (419-507, mit Tolosa = Toulouse als Residenz) in Ortsnamen und Lehnwörtern ebenso spürbar wie die der Burgunder in Südostfrankreich. In Spanien, wo der Kern der westgotischen Besiedlung auf kastilischem Gebiet liegt, beschränken sich die sprachlichen Auswirkungen auf wenige lexikalische Elemente (Baidinger 2 1972, 98-103); im Nordwesten der Pyrenäenhalbinsel gibt es im Galicisch-Portugiesischen von den Sueben, die seit dem Beginn des 5. Jh. in der alten Provinz Gallaecia siedeln, ebenfalls nur spärliche Spuren (Baidinger 21972, 169-176). Die sprachliche Entwicklung in Spanien wird hingegen entscheidend von den Arabern (seit 711) und der Reconquista geprägt. 3.9. In allen Gebieten, die eine Romanisierung erfahren haben, kann letzten Endes von einem Rückzug des Lateins gesprochen werden, und zwar als Bestandteil eines Sprachprozesses, innerhalb dessen die regionale Sprechsprache in die jeweilige romanische Volkssprache übergeht und schließlich eine eigene Schriftlichkeit entwickelt, die sich deutlich von dem sich nicht mehr anpassenden, sondern vielmehr reformierten Schriftlatein vor allem der Kirche entfernt. Dieses ..Mittellatein" bleibt nicht nur als Sprache der Kirche, sondern auch als Sprache der Gebildeten allgemein in Wissenschaft, Recht und Verwaltung bestehen (zur Tradition des Lateins in Europa cf. Büchner 1978) und wirkt als gelehrtes lateinisches Kultursupertrat auf alle westlichen romanischen Sprachen (—> 481, Tagliavini 1973, 261-268); es wird in aller Regel jedoch nicht mehr als Muttersprache erworben, sondern muß schulmäßig erlernt werden.
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III. Latein und Romanisch
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93. Substrate des Lateins
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lung aus einer Grundsprache mit einer eng umgrenzten indogermanischen Urheimat. Die Annahme einer italokeltischen (früher noch: gräkoitalischen) Einheit kann heute durch eine differenzierte Periodisierung modifiziert werden. Die größere Verschiedenheit der Sprachen des alten Italien gegenüber der auffallenden Gleichartigkeit der griechischen Dialekte in Hellas weist (1) auf zeitlich getrennte Einwanderungswellen mit (2) Ausbreitungszentren in einem viel weiteren Umkreis und daher schon von vornherein (3) auf stärker differenzierte Grunddialekte hin.
Les Substrats du latin 0. 1. 2. 3.
Vorbemerkung FrühitalischoderAusonisch Die Latino-Sikuler Wanderungen und Schichtungen in Mittelitalien 4. Die Umbro-Sabeller 5. Die Etrusker 6. Substrat - Superstrat 7. Bibliographie
0. Vorbemerkung Als italische S p r a c h e n werden indogermanische oder auch vorindogermanische Sprachen auf der Halbinsel bezeichnet; italische D i a l e k t e sind dagegen die näheren Verwandten des Lateinischen, die den italischen S p r a c h s t a m m des Indogermanischen ausmachen. Dieser wird in den latino-faliskischen (besser: l a t i n o - s i k u l i s c h e n ) und in den o s k i s c h - u m b r i s c h e n Zweig unterteilt. Die beiden Zweige haben sich erst in ihren historischen Sitzen gegenseitig näher angeglichen, und ihre Einwanderung liegt viele Jahrhunderte auseinander. Frühere Forschung betrachtete einseitig die divergierende Entwick-
Manfred Raupach, Kassel
1. Frühitalisch oder Ausonisch Vor der Einwanderung des italischen Sprachstammes wird für weite Teile Italiens eine ältere Indogermanenschicht angenommen, die jedenfalls durch Sprachmischung das Wesen der späteren italischen Dialekte mitbestimmt hat: kulturell war sie diesen späteren Einwanderern überlegen. In der Steinkupferzeit ist eine Besiedlung der Albaner Berge von Frascati bis Grottaferrata faßbar: die Toten wurden bestattet. Ll. In Anlehnung an die sprachliche Rekonstruktion eines griechischen Substrats (Pelas-
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///. Latein und Romanisch
gisch) hat O. Haas auch für das Lateinische bisher schwer deutbare Lexeme durch die Annahme einer Lautverschiebung einer frühitalischen Schicht zugewiesen. Dieser Grundgedanke wird hier weiter verfolgt. Beispiele: pinguis 'fett' < *BNÖH-yI- (griech. ), uterus 'Bauch, Mutterleib' : aind. udaram 'id.', uter, -tris 'Schlauch': griech. 'Wassereimer', crassus 'dick' und crassantus 'Kröte' (zur Bildung cf. slawische Bezeichnungen von Kleintieren auf -ent- und lat. tructa 'Forelle' : trucantus 'Gründling') : grossus 'id.', saucius 'verwundet' : got. sinks (dies mit germ. Lautverschiebung); parco 'schone' : illyr. barga 'gedeckte Strohhütte', trabea 'Staatskleid': lett. drehe 'Kleid', tussis 'Husten' : lit. dusti 'außer Atem kommen', sabin. alpiim 'weiß' : lat. albus 'id.'. Bei indogermanischen Wurzeln mit Media aspirata wird Übernahme aus einer diese reduzierenden Sprache schon in den Ursitzen anzunehmen sein (sizil. : *AIDH-, lat. aedes 'Tempel', eigtl. 'Feuerstätte'). Auch die Vertretung von -o- duch -a- ist aus einer alteuropäischen Indogermanenschicht bekannt (so in der Hydronymie, nach Krähe 1949). In Italien gehen wohl die Namen Latiitm (cf. lit. FLN Latupe; Latvija 'Lettland') als 'Sumpfland' und der alte Name des Tiber, Rümön (cf. den thrak. FLN ), der im Namen der Stadt Rom fortlebt, auf die frühitalische Schicht zurück. 1.2. Im weiteren Umkreis dieser Einwanderung haben sich die indogermanischen Frühitaliker zweifellos mit vorindogermanischen Altvölkern vermischt: einerseits in den Alpen (Subligurer der frühen Metallzeit), andererseits mit ostmediterranen Kolonisten, zumindest in den Küstenregionen. Ungeklärt bleibt auch die weitere Einordnung, doch scheinen zumindest die Inseln entsprechend ihrer Lage mit dem westlichen Mittelmeer in kulturellen Zusammenhängen zu stehen. 2.
Die Latino-Sikuler
2.1. Die Vorfahren der Latiner (in ihren historischen Wohnsitzen Latium, Praeneste, Lanuvium) sind zu Beginn des 2. Jt. aus der Pfahlbaukultur an den Seen nördlich der Alpen aufgebrochen. Sie wurzeln ihrerseits in der böhmischen Aunjetitzer Kultur. Einen Rückblick auf die Technik der neolithischen Schnur- und Tiefstichkeramik erlaubt das Formengefüge der Fachausdrücke: fingö, finxJ', fictum (das Formen aus Ton) stringö, strinxT, strictum (das Eindrücken der Schnüre) stinguö, stlnxT, stinctum (Ergänzen der Ornamente mit dem Stichel) pingö, pfnxf, pictum (nach fingö aus *PINCÖ) (das Ausfüllen der Vertiefungen mit Farbe).
2.2. Eine prägende Zwischenstation auf dem Wege zu ihrer Ausbreitung über weite Teile Italiens war die Terremare-Kultur in der mittleren Poebene. Von hier aus traten sie in einen ersten Kontakt und Güteraustausch mit den Frühitalikern. Ein weiträumiger Fernhandel hatte die Verbreitung des Kupfers zur Folge, dessen Kenntnis und Verarbeitung ein Erbe der Mischung mit der Lausitzer Urnenfelderkultur ist. Bemerkenswerte Wortzeugnisse: äs, assis 'Pfund Kupfer' > röm. Münze (cf. asser 'Stange, Latte', mkymr. ass-en 'id.'; als *ODH-S- zu tschech. odr 'Pfahl', dt. Euer). Das Wort weist (wie ahd. zeiri) auf stangenförmige Kupferbarren hin; laus, -dis (vom Anpreisen der Ware), fraus 'Übervorteilung'. Andere Wurzelnomina mit a-Vokal: calx 'Spiel-, Kalkstein', falx 'Sichel' (lit. dalgis), fax 'Fackel' (lit. iväke 'Kerze'); vix 'kaum' (lit. vieka 'Kraft'). Die Übereinstimmung mit Wortgut im Litauischen oder auch Albanischen steht im Einklang mit der mitteleuropäischen Herkunft der Pfahlbauleute, deren Siedlungsweise in der Poebene aus folgenden Wortzeugnissen deutlich hervorgeht: insula 'bewohnte Insel auf Schwellen' (got. ga-sul-jan 'Schwellen setzen, begründen') ,porta ~ portus 'Hafen',pans 'Brücke, Prügelweg durch Sümpfe' (aind. panthäh 'Weg'). Das bisher ungedeutete lat. urbs 'Stadt' hat seine Entsprechung in lit. kuriü, kürti 'bauen' (*Q U URDHI-, cf. air. cruth 'Gestalt'; Anlaut wie in üb i 'wo' < *Q U U-DHI). 2.3. Noch vor 1600 v.Chr. beginnt die Ausbreitung der Terremare-Leute: im Norden über die Randgebiete (Ligurien) und in den Bereich der Belvcrde-Cetona-Kultur. Ein mächtiger Vorstoß nach Süden geht über Bologna nach Rimini und San Marino, andererseits nach Umbrien und in die Toskana. Nach Überschreitung des Tiber wurde um 1000 v.Chr. Rom erreicht. Auf diese Ausdehnung ist es zurückzuführen, daß die Altbevölkerung weithin zur Feuerbestattung übergeht. Grundsätzlich kann an der Unterscheidung der verbrennenden Italiker (Latino-Sikuler) und der bestattenden (Osko-Umbrer) festgehalten werden. Wer den Leichnam dem Feuer anvertraut, glaubt an eine Hauchseele (animus/anima), wem das Blut als Lebcnsprinzip gilt, der muß die Leiche der Erde (oder auch dem Meer) anvertrauen, die die Feuchtigkeit bewahrt (got. saiws 'See', saiwala 'Seele'). In den Ockergräbern soll diese rötliche Beigabe das Blut bewahren helfen: lat. sil Ocker' und silicernium 'LeichenmahP könnten eine Erinnerung enthalten. In diesen Zusammenhang gehören ven. FLN, wie Silis, Silarus (in Ligurien und Lukanien), ferner lat. süer 'Strauch an wasserreichen Orten', sllaus 'Wassereppich'. Der Glaube an eine Hauchseele bedingte die Beisetzung der Urne in einem Hohlraum,
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damit Luftzutritt m glich war: in der Terremarcund weiterhin in der Fossa-Kultur wurden die irdenen Urnen, bedeckt mit einer flachen Schale, (doliola) in Schachtgr bern beigesetzt, in deren Tiefe eine Grube mit einer Steinplatte abgedeckt wurde (fossa). Im Bereich der Stadt Rom gab es auf dem Esquilin Skelettgr ber, gegen ber jedoch, auf dem Forum, Leichenbrand in Hausurnen.
Zwillinge" Palikes als Verk rperungen der beiden Geysire des Lago dei Palici bei Palagonia sind der Wortsippe von griech. πάλκος· πηλός (Hesych) und lat. pal s, - dls 'Sumpf zuzuordnen. Die Lautentsprechung beim Bergnamen Αϊτνη : Αϊδνη (dies bei Hesiod, Theogonie 860 belegt) geht auf die fr hitalische Lautverschiebung (cf. 1.1.) zur ck.
2.4. Franz Altheim (1951) u.a. sehen in den Sik u l e r n , die in der Steinkupferzeit nach Italien eingewandert sind, die n chsten Verwandten der Latiner. Sie sind bezeugt f r die Poebene, Ancona, Numana (in Umbrien) und zahlreiche kleinere St dte im S den. Von Umbrern, Sabinern und Samniten nach S den gedr ngt, bleibt ein Teil in Bruttium, w hrend ein anderer, von Oinotrern und Opikern vertrieben unter der F hrung des r mischen Fl chtlings Sikelos (nach Dionysios von Halikarnassos, R mische Geschichte, vol. l, 73,4) nach Sizilien bersetzt und dort die wohl mit mediterranen Vorindogermanen verwandten S i k a n e r nach dem Westen der Insel abdr ngt. F r die sikulische Kultur sind hochgelegene befestigte St dte und Grabkammern in Felsabh ngen charakteristisch. Da ltere Vorbilder auf der Insel nicht gefunden wurden, mag sich in dieser (von den Latinern abweichenden) Bestattungsweise eine Einwandererschicht aus dem stlichen Mittelmeer zu erkennen geben, wenn man an entsprechende karische Nekropolen denken darf.
3.
2.5. Von der engen Sprachverwandtschaft zwischen Sikulisch und Latinisch zeugen Glossen, wobei wieder der Stammvokal a hervortritt: άρβίννη 'κρέας = arvma 'Schmer' (griech. ορύάίϋΓ 'Darm' = 'Ausgerissenes'), κάτινον = catlnus 'Kessel' (griech. κότυλος 'Napf), κάρκαροι ... δεσμοί = career 'Kerker, Schranken', κάμπος' ιππόδρομος = campus. - Der Sikuler Δουκέτιος, Anf hrer im Aufstand gegen die griechische Vormacht, ist sprachlich ein Verwandter von lat. dux, -eis. F r die Benennung der Insel bot die Gel ndeform des Hafens von Messina das Benennungsmotiv: Messana kann mit lat. mess- ria 'Sichel' verbunden werden; zum Namen der griechischen Gr ndung Zankle stimmt lat. falx mit der Grundform *DHALK-; die Erweiterung *DHALK-L lebt auch in romanischen Sprachen fort (DACLA, mit Dissimilation). Dionysius hielt die Sikuler f r Ligurer, in illyrische Zusammenh nge wurden sie noch j ngst eingeordnet. Doch erkl rt sich das alpine Erbe in ihrer Sprache durch einen l ngeren Aufenthalt in diesem Bereich. Der Name Palica einer sizilischen Nekropole darf mit alpinem *PALA- 'Fels' verbunden werden. Homophone Wurzeln deuten auf Sprachmischung: die ..g ttlichen
Wanderungen und Schichtungen in Mittelitalien
3.1. Ver sacrum und Totemismus Der Name Italiens geht von den Sikulern aus und ist erst im 2. Jh. auf die ganze Halbinsel ausgedehnt worden. Thukydides nennt einen K nig Italos der Sikuler, der aber nach Dionysios von Halikarnassos, R mische Geschichte I 12,3, der Herrscher der Oinotrer, der ltesten Einwohner Italiens, gewesen sein soll, die sich nach ihm dann Italer genannt h tten. Sein Sohn Sikelos soll die vom Festland bergesetzten Ligurer angef hrt haben, die so seinen Namen als Stammesnamen angenommen h tten (R mische Geschichte I 22,4). Die griechischen Historiker geben verschiedene Zeitpunkte f r die Einwanderung an (1250 bis 5. Jh.), so da es deutlich wird, da die Insel mehrfach Zustrom vom Festland erhielt. Solchen Wanderungssagen liegt ein schon italischer, besonders f r die Sabiner bezeugter Brauch zugrunde. Die Jungmannschaft eines Stammes mu te sich aus religi sen Gr nden als einem Gott geweihte Schar, um vom Stamm die Folgen von Kriegswirren und Hungersnot abzuhalten, neue Wohnsitze suchen, was sinnvoll im Fr hling geschieht (ver sacrum). Der Kriegsgott Mars geleitet sie durch Totemtiere (Motiv der Suche von Neuland durch ein dem Gott heiliges Tier). Etliche Stammesnamen leiten sich vom Namen des Mars selbst ab: die sabinischen M rser (= Martii), die M mertiner (M vors = osk. M mers), kampanische S ldner oskischen Ursprungs, die 282 v.Chr. nach Sizilien gegangen sind, die Mamilier von Tusculum. Der ON Bovianum erinnert an den Stier, der die Sabiner nach Samnium gef hrt hat und der dann dem Mars geopfert wurde (Strabo, 5,250). Unweit von dieser Stadt liegt Vitulano. Bei Betrachtung solcher Zusammenh nge verliert ein Heros eponymos namens Italos (= lat. vitulus 'Kalb') an Glaubw rdigkeit. Der samnitische Stamm der Hirpini bewahrt den oskisch-sabinischen Ausdruck f r 'Wolf (lat. hircus 'Bock', cf. hispidus 'struppig'); auch die Lucani, die von Samnium aus in ihre historischen Sitze aufbrachen, haben λύκος (< *ULQL-:-OS, zu vell 'rei e') als Totemtier gehabt. Die nordapulischen Daunier tragen einen (wohl) illyrischen Namen, gleichfalls eine Tabuum-
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Schreibung für den Wolf (phryg. ... , Hesych: als 'Würger' zu akslaw. daviti 'würgen')· An die Rolle der Wölfin in der Sage um die Gründung Roms darf hier erinnert werden. Die sabinischen Plcentes (von plcus, zur Endung cf. 1.1.) hatten den gleichfalls dem Kriegsgott geheiligten Specht als Totemtier. In der mitteleuropäischen Urheimat läßt sich der Volksstamm der Sudinoi ('Frischlinge') am Fuße des Erzgebirges hier anschließen. Andere, aus dem Brauch des ver sacrum entstandene Stammesnamen geben weitere Umstände der Wanderungen zuerkennen: die Paeligner das jugendliche Alter (im Lateinischen ist paelex nur pejorativ belegt); für die Herniker war möglicherweise ein auffälliger Felsen (sabin. herna, -örum) für die Wahl des Wohnsitzes ausschlaggebend. Die Jungmannen, die aus Reate ausgezogen waren und die Ligurer und Sikuler aus der Siebenhügelstadt vertrieben hatten, seien Sacrani genannt worden, da sie im ver sacrum geboren seien. Das später obsiegende püblicus (im Wettstreit mit poplicus, zu populus) kann auf eine früher bedeutsame Unterscheidung dieser, eben mannbar (pübes) gewordenen Jugend hinweisen, die im zwanzigsten Lebensjahr mit verhülltem Haupt ihre Heimat verlassen mußte. Zweifellos hatten die großen Völkerwanderungen andere Auswirkungen auf die Sprachgeschichte Europas im Großen als diese kleinräumigen Bewegungen einzelner Stämme. 3,2. Das sogenannte „sabinische" l Sabinische Einflüsse aus dem Bergland im Nordosten sind für die Sprache in Latium sicherlich bestimmend gewesen. Tetrica heißt eine Felswand (rüpes) im Sabinerland, was Vergil, Aeneis 7,713 ausdeutet: Tetricae horrentis rupes montemque Severum. Das redupliziert gebildete Adjektiv gehört zu lat. torvus 'wild, finster, sittenstreng', dt. dräuen. Auf sabinische Landwirtschaft gehen zurück: hircus, lupus, bös, anser, scröfa, cöda. Man hat den Wechsel zwischen d und / in einer Wortfamilie den Sabinern zugeschrieben: üdus 'feucht', üligö 'Bodenfeuchtigkeit', olere 'riechen', aber odor (vulgärlat. und rom. olor) 'Geruch'; lüra 'Öffnung' (Schlauch oder Sack) gehört zu russ. dyra 'Loch'; lautia 'Bewirtung' hat eine Nebenform dautia, -örum; neben Fachwörtern des Kriegswesens (cassida = casila 'Helm', impelimenta 'Tross': impedlre, mälus 'Mastbaum' < *mädos < *MAZDOS) weisen auch Ausdrücke der häuslichen Sphäre diesen Wandel auf: lacrima < dacruma addo; die kakuminale Aussprache, wie sie auf Sardinien bekannt ist, darf man für den Lautwandel, der ein Lautersatz für mediterrane Artikulation ist, als Ursache annehmen. Bekanntlich hat auch das Altindische von seinem Substrat eine Dentalreihe mit zerebraler Aussprache übernommen. Doch geht es hier nicht um eine auf das Sabinische beschränkte Erscheinung. Mit Rücksicht auf die Baumnamen larix (mittelir. dair 'Eiche') und laurus (kypr. , griech. ), ferner (bei Hesych) und = , darf man vielmehr von einem alpin-mediterranen Lautwandel sprechen. Zusammen mit einem Rhotazismus (lat. arbiter < adb-, in Kampanien Maronna < Madonna) tritt das / in einem Wanderwort auf: keltiber. silabur 'Silber' = lit. sidäbras = russ. serebro. 3.3. Von Amiternum und Testrina aus sich westwärts wendend haben die Sabiner Reate, Lista und Cutilia erobert (den ager Sabinus) und die dortigen Vorbewohner (Aborigines, die man mit den „Frühitalikern" identifizieren kann) nach Latium gedrängt, wo sie sich nach Dionysios von Halikarnassos, Römische Geschichte I 9,60, unter ihrem König Latinus niederließen. Der ager Romanus war nach Varro, de lingua Latina 5.55 in ältesten Zeiten dreigeteilt: er nennt die Tribus der Titienses, Ramnes und Lüceres. In ihnen sieht man die drei Komponenten, die an der Schaffung Roms zur Zeit der Könige beteiligt sind: Sabiner, Latiner und Etrusker. Zentrum der Latiner im Stadtgebiet war der mons Palatinus, das der Sabiner der collis Quirinalis: daraus ergaben sich die Gruppen der montani und der collini', diese waren vom Fest des Septimontium ausgeschlossen. Entsprechend waren auch die Priesterkollegien unterschieden: mit dem Quirinal verbunden ist die Tätigkeit der Salil, mit dem Palati n die der Lupercl. Ein sabinischer Gott Sabus wurde von Späteren nur aus dem Namen gefolgert, der vielmehr (mit frühital. a < o) mit russ. sobi 'Eigenart', o-soba 'Person' zu verbinden ist (got. sib-ja 'Sippe'). Das gleiche a kennzeichnet den Palätinus als Wohnsitz frühitalischer Hirten (öpüiö < *OVI-PELIÖN-), die hier in der Grotte Lupercal den Herdengott verehrten, der den Wolf abwehren sollte (lupus+-erceö). Der
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Sabinergott Semo Sancus gilt als Sohn des Dius Fidius der Römer: beide sind Schwurgötter. Die römischen Könige Numa Pompilius, Tullus Hostilius und Ancus Marcius sind Sabiner, ebenso Tatius, der Mitregent des Romulus, durch den das Forum zur Roma quadrata hinzukam. Verbindungen zwischen Sabinern und Etruskern lassen sich aus den folgenden Wortzeugnissen erweisen: das etruskische Wort für 'Sonne', usil, läßt sich auf *AUSEL zurückführen, das im Gentilnamen der Aurelier erhalten ist. Im Kommentar zu Vergil, Aen. 12,539, sagt Servius: «sciendum, Cupencum Sabinorum lingua sacerdotem vocari». Man vergleicht etrusk. cepen 'Priester'. 3.4. Im südlichen Teil von Latium bewohnten die Aurunker das Land um den Grenzberg Massicus, doch war früher ihr Gebiet größer. Im Jahre 295 v. Chr. wurden sie von den Römern gänzlich aufgerieben. Ihr Name läßt sie als Jungmannschaft der Ausonen erkennen, die die Westküste von Mittel- und Unteritalien eingenommen haben und ihrerseits als 'Südvolk' benannt waren (cf. auch die Ausci, den Volksstamm in Aquitanien, und auster 'Südwind'). 3.5. Von den Albaner Bergen am Oberlauf des Anio bis zum Fuciner See in den Abruzzen erstreckte sich das Gebiet der Aequer, die als Feinde durch drei Jahrhunderte Rom in Atem hielten. Diese legten in Alba Fucens eine Kolonie an, die die via Valeria absicherte. Zu Beginn der Kaiserzeit gibt es noch ein municipium im Hinterland des Himella-Tales, wo sie Aequiculi genannt werden. Man rechnet auch sie zu den ältesten Italikern. Die Herniker (cf. 3.1.) waren im SW ihre Nachbarn, im Osten schloß sich das Gebiet der Marser an. Zusammen mit den verbündeten Volskern kann man von Dialekten ausgehen, die zur Umbro-Sabellischen Gruppe überleiten oder gehören.
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ossetischen Bergland üblich sind, benannt worden: * > ; die italischen Anwohner der besprochenen Gruppe haben daraus Tu(r)scl (cf. umbr. turskum) gemacht. Die Namenform Etrusci ist spät belegt, seit Ennius jedoch Etrüria, wofür verschiedene Erklärungen versucht wurden. Nach J. B. Hofmann (WH I3 209) ist es „kaum eine volksetymologische Umgestaltung von *TRUS-(d)": die Länge des -M- blieb bislang unerklärt. Bei der Gründung von Rom bestanden drei Stammesverbände (tribus, cf. 3.3.) entsprechend der Zusammensetzung der Bevölkerung des Umlandes. Diese Dreiteilung war nach etruskischem Vorbild in die Stadtgründung übernommen worden. Romulus fügte die Einteilung in je zehn Kurien hinzu: cüria 'Abteilung des Volkes; deren Versammlungsort'. Sie trugen die Namen der sabinischen Frauen, wie Livius überliefert. Die Formel populus Römänus Quintesque erweist die engere Zusammengehörigkeit von Römern und Sabinern in der jeweiligen cüria (= *CO-VIRIA 'vereinigte Männerschaft'). Ihnen gegenüber stand die Etrüria (= *ETRO-VIRIA; cf. ceteri'die übrigen' < *CE + *ETERO, zu umbr. etram 'alteram'). Durch die sprachliche Überschichtung aufgrund der Vorherrschaft der Römer und Quiriten, die selbst ihre Namen mit -no- bildeten (Latlnl, Sablm, Hirpim, Vestlnl, Picenl, Frentänl, Praenestim, Lanuvini), erfolgte eine Romanisierung: sie wird durch „verbaute" co-Bildungen kenntlich: Marrucini, Ariclm, Sidiclm.
3.7. Die Bereicherung des Götterhimmels
Aus dem klassischen Altertum ist die Gleichsetzung griechischer und lateinischer Götter bekannt; bei den Hauptgottheiten liegt indogermanisches Erbe vor, das jedoch oft abgewandelt und erst durch den späteren Kultureinfluß wieder erneuert wurde. Ausnahmsweise ist der alte Name, 3.6. Die Volsker nahmen in Südlatium Wohnsit- wenn auch unkenntlich, bewahrt bei luppiter (ein ze ein, die im Osten an die Herniker heranreich- alter Vokativ *DIEU PSTER = ; aind. ten, im Süden von den Aurunkern und den Sam- dyäus pitä = Vater [Tagesjhimmel). Vesta, 'die niten begrenzt wurden. Da sie sich auch über Göttin des häuslichen Herdes', geht zusammen Sumpfgebiete erstrecken, darf man an eine Her- mit , doch für die 'Mutter Erde', leitung des Namens als 'Marschbewohner' (zu (Terra Mater), tritt alsbald ein Beiname ein: Cealtir. folc 'Wasserflut') denken. Der Sumpfsee res 'die Hervorbringende'. Ihr männlicher PartMarita in Latium gab Anlaß zur Vorstellung ei- ner ist Cerus duonus (= Tellürus, Tellumö im ner gleichnamigen Nymphe. J. Whatmough Verhältnis zur weiblichen Tellüs). Die Göttin der (1962) hat darauf verwiesen, daß sich in Mittelita- Ehe wird in beiden Sprachen unabhängig als lien und an der Westküste Stammesnamen mit 'mannbar' bezeichnet (was entsprechende Tierder Bildungssilbe -ko- häufen: Osci, Aurunci, namen erhärten): " (cf. aind. pari-yärintHernia, Marruci, Falisci. Auch Berg- und Städte- 'nach einem Jahr kalbend') und lünö (cf. iümx namen werden hier so gebildet: mons Massicus, 'Färse'). Arici-a, Sidici-num, Glanica, Labici. Von den Die Einteilung der römischen Götterwelt in di Griechen sind die Etrusker als Bewohner charak- indigetes und dl novensiles hängt mit der Sitte der teristischer Wohntürme, wie sie heute noch im evocätiö deörum zusammen, einem Kultbrauch
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im Zusammenhang mit der Erstürmung einer Stadt. Obgleich ihn auch die Hethiter kannten und ausübten, wird man nicht an eine indogermanische Kriegslist denken dürfen: der enge Zusammenhang mit Städtegründung und -befestigung und mit der Verehrung von Stadtgottheiten läßt eher an eine Übernahme aus den mediterranen Kulturen denken. Von den Hethitern ist es bekannt, daß die fremden (z.B. protohattischen) Gottheiten einen Kult in ihrer Sprache forderten, so daß daraus eine eigene Literatur (z.T. mit Interlinearversion) entstand. So könnte auch die Übernahme der disciplma sacrificandi im Zusammenhang mit diesem Brauch die Aufnahme von Kultwörtern zur Folge gehabt haben. Die Pontifices hatten die Aufgabe, bei Belagerung einer feindlichen Stadt deren Göttern den Vorschlag zu machen, zu den Römern überzulaufen, wo man um ihren Kult weiter besorgt sein würde: sie waren demnach die „Wegbereiter" (cf. sanskr. pathi-krt-) der dl noven-siles (*NOV-EN-SED-ES 'Neusassen': mit „sabinischem" 1). Livius VI21, 3.5 berichtet von der Übernahme des Kults der Stadtgöttin luno Regina von Veji. Nach G. Wissowa steht es fest, „daß die Römer die Anwendung der Evocatio und Aufnahme der Gottheiten eroberter Städte auf die stammverwandte Nachbarschaft in Latium und dem südlichen Etrurien beschränkt haben". Als Vorsichtsmaßnahme gegen eine derartige evocatio, die sich gegen Rom richten könnte, wurde der Name der Schutzgottheit der Stadt, Flora - ihr Heiligtum stand auf dem Quirinal - geheim gehalten. Entsprechend erhielt auch Byzanz einen Geheimnamen -Anthousa. Auch im Frieden konnten neue Götter eingeführt werden, und zwar durch Bundesgenossenschaften. Auf diesem Wege gelangte die lanuvinische Göttin Sispes, Sispita in Rom als luno Sospita zu Ehren und zählte seit 338 v.Chr. zu den meist angerufenen Gottheiten. Lat. sospes (navis, cursus) 'glücklich, wohlbehalten' zielt deutlich auf eine gute Heimkehr ab und kann deswegen als *SODIS+PET-S (cf. sodälis 'Kamerad', andererseits den Augurenausdruck praepes, -tis 'günstig fliegend') erklärt werden; zur Lautform Sispes, die hier frühitalisch sein könnte, stimmt altir. sld 'Friede, Wohnung göttlicher Wesen' (< *SEDES-).
Durch die Zuordnung ähnlicher Gottheiten konnten geradezu Götterkollektive entstehen, wie sie auch sonst in den Mythologien bekannt sind; im Plural treten auf: die italischen Furinae (deren Etymon lat. Fortuna und die capenatische Feronia sicher nahe stehen), die Angitiae mit Ursprung bei den Marsern und jenseits des Tiber die Dlvae Cormscae als Schutzgöttinnen der Krähen (und der Gattentreue). Mit dem Ende des Bundesgenossenkrieges
(91—89 v.Chr.) war diese religiöse Entwicklung abgeschlossen. 4.
Die Umbro-Sabeller
4.1. Ein lautgesetzlicher Unterschied, der die Latino-Sikuler von Oskern und Umbrern (zusammen mit Sabinern und Sabellern) trennt, ist die Behandlung der indogermanischen Labiovelaren (q", g", g"h): sie sind hier durch Labiale ersetzt worden. Da die keltischen Hauptsprachen eine ähnliche Trennung kennen, lag die Frage nahe, ob dies eine Gemeinsamkeit ist, die sich in gemeinsamen Sitzen entwickelt hat: die P-Kelten könnten den P-Italikern, die Qu-Kelten den QuItalikern näher benachbart gewesen sein. 4.2. Doch sucht man die Urheimat dieser letzten Welle wandernder Italiker heute eher in Ungarn. Sie gelangen um 900 v. Chr. nach Norditalien, wo bereits eine indogermanische eisenzeitliche Kultur bestand, und lösen dort auch die Terremarekultur ab. Man kann sie mit der Villanova-Kultur (um Bologna, in der Romagna und in Etrurien) in Verbindung bringen, wenn man davon die ProtoVillanova-Stufe, die den Übergang zur Eisenzeit bedeutet, abhebt. In Latium sind sie mit der Fossa-Kultur verbunden (cf. 2.3.); auf sie geht die Gründung von Rimini zurück, und im 6. und 5. Jh. finden sie sich (als Präsamniten) in Kampanien und Kalabrien ein. Die Verbindung über die Adria zu Korkyra erbrachte die Kenntnis der Schrift und ist in Kulturlehnwörtern greifbar. Griechischer Einfluß greift auch über die südliche Poebene, wo sich im späteren Metallikum eine Überschichtung aus derToskana geltend macht, die sich auch in Städtegründungen äußert (Felsina = Bologna). 4.3. Der Name der Umbrer ist schwierig zu deuten; jedenfalls ist er nicht die Eigenbenennung des Stammes. Ptolemaios III 5,20 kennt nördlich der Beskiden; mit frühitalischem könnte man die Ambronen in Ligurien anschließen (die jedenfalls aus dem Norden kamen, auch wenn die Verbindung nach Amrum offen bleiben müßte). Eine ältere Deutung 'Schattenland' hat bei der Sachlage Anspruch auf Berücksichtigung. Lat. umbra (< *wf7Ä>sra) hat seinen nächsten Verwandten in lit. ünkna 'id.'. Alle Völker des Namens sind 'Nordvölker' - der Schatten zeigt nach Norden, die Ansonen dagegen ihre südlichen Nachbarn (cf. auster 'Südwind'). 4.4. Mit den Griechen teilen die Umbrer (wie auch ihre Verwandten) die Eigenheit, Feuer und Wasser mit den Neutrapir und utur zu benennen. Jenen Indogermanen, die den Leichenbrand aus-
93. Substrate des Lateins
übten, muß das Feuer das 'Reinigende' gewesen sein: dazu stimmt lat. pürus 'rein'. Oskisch/Mfi'r 'Tochter' beweist, daß nur das Lateinische mit filius/filia Tabuwörter verwendet hat. 4.5. Die Labialisierung der Labiovelaren wird heute (cf. Radke 1962) als ein Vorgang angesehen, der sich erst auf der Halbinsel herausgebildet hat: die küstennahen „altsabellischen" Dialekte zeigen ihn im 6. und 5. Jh., das Umbrische erst im 4. Jh. Hier wird sich auch die schon erwähnte Zerebralisierung (cf. 3.2.) als Rhotazismus eingestellt haben, der zu einem Zungenspitzenvibranten (wie tschech. f) geführt hat: adipibus > afepes, familia > famefia-. Auf der gleichen Linie liegt der auch im Lateinischen sich auswirkende Rhotazismus des intervokalischen -s-. Für das Lateinische wird er durch inschriftliche Zeugnisse als eine Lautveränderung erwiesen, die um 330 v.Chr. schon abgeschlossen ist. Die stimmhafte Zwischenstufe zeigt die oskische Schreibung egmazum 'rerum' (lat. -ärum). Doch verbleibt das Oskische bei der sArtikulation, während das Lateinische im Inlaut, das Umbrische auch im Auslaut s in r verwandelt: osk. eizeis, umbr. erer 'eius'. Durch die Änderung der Artikulationsart (Lenition) und durch die typische Stellung der veränderten Laute erweist sich dieser Lautwandel als auf einer Tendenz beruhend, die immer wieder in den romanischen Sprachen wirksam geworden ist. Bezeichnend ist die archaistische Einstellung des Oskischen: sie findet ihr Gegenstück in der Bewahrung des -s- im Ostgermanischen gegenüber einem analogen Rhotazismus der westgermanischen Dialekte: osk. asa 'ara' vergleicht sich hierdurch mit got. aiz : ahd. er 'Erz'. Wo auch das Umbrische -s- bewahrt hat, vermutet man etruskische Lehnwörter, doch läßt sich umbr. esono'divinus, sacer' zusammen mit volskisch esaristrom 'sacrificium' und marrucin. aisos 'Götter' auf eine Wurzel *AIT-S- 'Gott als Zuteiler' (cf. akslaw. bogü mit gleicher Bedeutung) zurückführen; dieser lebensnahe Aspekt der Gottheiten unterscheidet sich deutlich von der indogermanischen Gleichung *DEI-UO-S in altind. devah = lat. dlvus, deus mit der Auffassung als 'Himmlische'. Gerade hier zeigt sich die Berechtigung der Annahme, daß das Lateinische sakrale Archaismen einer hochentwickelten indogermanischen Götterverehrung zusammen mit dem Altindischen bewahrt hat. 4.6. Im Verlauf der Geschichte auf der Halbinsel hat das Umbrische Einbußen seines Territoriums erfahren: ein Stammland im Westen wurde zum Kernland der Etrusker, die dann auch nach Norden ausgriffen; Plinius n. h. III 60 kennt Umbrer in Kampanien, die den Etruskern weichen muß-
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ten; die „altsabellischen" Zwischendialekte wurden mit anderen Grenzlandschaften später oskisiert. An der Ostküste Unteritaliens sind offenbar umbrische Stämme auf dem Seewege vom Balkan aus eingedrungen: man hält die Kultur der Fossagräber für verwandt. Von hier aus und andererseits auch von Cumae aus darf intensiver Einfluß des Griechischen angenommen werden. Beachtlich sind hierbei Lehnübersetzungen, die gerade auf die Übernahme von Institutionen des öffentlichen Lebens hindeuten, während umgangssprachliche Wörter bloß übernommen werden, wobei sie lautlich und morphologisch eingepaßt werden müssen (Beispiel: lat. astütus mit Spezialbedeutung 'listig' er- > gr-. Das ist allerdings eine kühne Hypothese, die aber durch zahlreiche Parallelen gestützt ist" (Meier 1981, 173ss.).
Der Herleitung aus dem Germanischen stehen vor allem die präfigierten und suffigierten Vertreter der Familie entgegen, deren Präfixe und Suffixe (en-, es-, san- < SUB; lat. cavea/caveola) denen gleichen, die wir aus der parallelen Familie von cavus, cavare kennen. Es spricht auch nicht für die germanische Herkunft, wenn Fiel in seiner Stellungnahme (so schon 1947, 178) auf die Häufigkeit der Ortsnamen Covas, Covelo, Covelos, Covada, Covadela u.a. verweist und anzunehmen scheint, daß neben einer Ableitung auf -ELLUS ihre Vorgängerin -ULUS völlig verschwunden sein müsse (Fiel 1987, 366) und das got. groba „dank seiner besonderen Struktur wie durch ein Wunder unverändert geblieben" sei.
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Mit Recht hebt Fiel in zwei Punkten den grundsätzlichen Charakter dieses freundschaftlich gemeinten Streitgespräches hervor: 1.) „ich gebe zu bedenken, daß gal. groba zu den kaum ein Dutzend zählenden ganz sicheren gotischen Lehnwörtern gehört, welche auf hispanischem Boden die Jahrhunderte überdauert haben" (Fiel 1987, 367); 2.) gegen die zahlreichen von mir angesetzten lateinischen Sternchenformen: „Es geht hier um die grundsätzliche Frage, ob, in welchem Umfang und in welchen semantischen Bereichen der traditionelle lateinische Wortschatz in noch vorromanischer Zeit sich seiner Fesseln zu entledigen und eigene Wege zu gehen vermocht hat" (Fiel 1987, 368; vgl. diesen Text oben, 4. 2.). In der Tat: Es geht hier um eine grundsätzliche Frage, und in den beiden genannten Punkten weiche ich nicht unwesentlich von Piels Auffassung, in der die Tradition seines Lehrers Meyer-Lübke weiterlebt, ab. Vor allem aber wären vermutlich in kontroversen etymologischen Fragen gewisse selbstsichere Formulierungen Meyer-Lübke ebenso wie mir wenig angemessen erschienen: „darüber kann nicht der geringste Zweifel bestehen", die „ganz sicheren gotischen Lehnwörter" (Fiel 1987, 367). Hier soll in der strittigen Frage nicht noch einmal Stellung bezogen, es sollte nur gezeigt werden, wie diametral sich im Bereich der Lautgeschichte, der Chronologie der Lautentwicklungen, des Verhältnisses von Wort und Wortfamilie, der Wortbildung, des lateinisch-romanischen Wortschatzes etc., in Fragen, die den Kern unseres Themas „Lateinisch vs. Romanisch" treffen, die Auffassungen in unserem Fach gegenüberstehen. 4.7. Die Tempora der Vergangenheit An zahlreichen und oft umfangreichen Veröffentlichungen über die Vergangenheitstempora in den einzelnen romanischen Sprachen und Mundarten fehlt es kaum, und nicht selten können wir den Wandel der Bedeutung gewisser Tempora oder den Wechsel der „Tempussysteme" bis ins einzelne verfolgen. Eine besondere Rolle hat dabei der Konflikt zwischen einfachem und zusammengesetztem Perfekt vor allem in den Schriftsprachen gespielt. Der Blick über die gesamte Romania ist dagegen rar. Bei ihm lassen sich vergröbernd drei Typen unterscheiden: 1) Süditalien und Westiberien mit weitgehender Prädominanz der einfachen Form (chuviu, comu dormisti? AIS, 512, 887, 1537, port, choveu, como dormiste*!) 2) ein Mitteltyp (Ital., Span., (Alt-)Kast., Okz.) mit Funktionsteilung zwischen einfachem Perfekt = Präterit und zusammengesetzter Form; 3) Prädominanz der zusammengesetzten Form (Norditalien, Rätoroma-
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nisch, Französisch, mit den genannten Mundarten). Für den ersten steht ein historischer Zusammenhang als gemeinsames Erbe aus lateinischer Zeit wohl außer Zweifel (Meier 1970, 601-610; 1940, 198ss.); für den zweiten entspricht eine solche Rückführung auf eine schon lateinische =vulgärlateinische Grundlage der allgemeinen Ansicht der romanischen und einzelsprachlichen historischen Grammatiken; sollte auch der dritte mit seiner weitgehenden oder ausschließlichen Prädominanz der zusammengesetzten Form, die meist stillschweigend oder ausdrücklich als jüngere Entwicklung, d.h. für die verschiedenen Mundartengebiete polygenetisch erklärt wird, schon auf eine diffenzierte Form des Lateinischen zurückgehen? Es wäre kühn, diese Frage zu bejahen, aber nicht weniger gewagt, sie zu verneinen. Daß im übrigen eine Mundart ohne Schriftsprache, für die lediglich alltägliche Gespräche aufgezeichnet worden sind, nur ein schmaleres Tempussystem zeigt und ein reduziertes Zeitbewußtsein reflektiert als eine ausgebildete Schriftsprache mit allen möglichen literarischen Gattungen und Ausdrucksformen, liegt auf der Hand. Der auf dem Felde pflügende Bauer und die in der Küche wirkende Hausfrau haben ein anderes Verhältnis zu Vergangenheit und Zukunft, der Politiker je nach Gelegenheit ein anderes Verhältnis als der Historiker, der Historiker als der Wahrsager, und je nach dem Zeithorizont treten die ihnen entsprechenden Tempora in Aktion, wenn wir die Tempora nicht anweisen, den realen Zeitbezug zu verrücken, wie etwa bei Verwendung des Praesens historicum oder des Praesens pro futuro. Unsere Beispielreihe ließe sich endlos fortsetzen: Wohin immer wir, etwa in der Syntax, den Blick richten, sei es auf den Modusgebrauch nach den Verben der Gemütsbewegung (Hunnius 1976), auf die Satzverknüpfung im Altfranzösischen im Verhältnis zum Lateinischen und anderen Bereichen der Romania (Stempel 1964), auf die Entwicklung des Futurausdrucks im Lateinischen und Romanischen (Müller 1964, Meier 1965), auf die neuerdings wieder viel diskutierte Wortstellung der Satzglieder im Satz oder etwa auf die schon andeutend erwähnte lateinisch-romanische Wortbildung (cf. Meier 1986, Kap. IV), überall tritt uns die gegensätzliche Auffassung einerseits der junggrammatischen Vorstellung eines homogenen vulgärlateinischen Ausgangspunktes mehr oder minder deutlich auch in Graphiken, andererseits eines vielgestaltigen Lateins mit konkurrierenden Ausdrucksformen entgegen und erweist sich die Trennung von Lateinisch und Romanisch als ungeklärt und problematisch.
5. Ströme der Romanisierung Linguisten sind keine oder nur selten Historiker. Darum steht ein Werk wie die Origenes del espahol von Ramon Menendez Pidal (4926) in der romanistischen Literatur einzig da. In ihm ist, an Georges Mohl anknüpfend, auch der Gedanke einer süditalienischen Romanisierung, der «colonization suritälica de Espana» vertreten, der der junggrammatischen Idee von einem einheitlichen Vulgärlatein entgegenstand und deswegen gern mit Nichtbeachtung bestraft oder mit Kritik bedacht wurde. In seinem zehnten Lebensjahrzehnt hat Menendez Pidal seine Argumentation noch einmal mit jugendlicher Verve verteidigt («Insisto, porque es increible el hecho de que a Rohlfs, a Machado, a Silveira Bueno, a Entwistle, a Baldinger, a muchos mäs les parece [...]» (Menendez Pidal 1960, LXXVI). Es handelt sich darum, daß mehrere konsonantische Assimilationserscheinungen im Osten der Pyrenäenhalbinsel auftauchen, «que por toda la Romania solo vuelven a aparecer juntos en la Italia meridional». Die Schlußfolgerung: «Negar la filiation de este complejo de fenomenos espanoles respecto a los italianos es prohibirse toda interpretation historica de los hechos lingüisticos» (Menendez Pidal 1950, 303s.; Gonzalez Olle 1979). In Fortführung eines solchen Gedankens habe ich vorgeschlagen, die sprachliche Gliederung der Pyrenäenhalbinsel in bestimmtem Maße auf zwei Romanisierungsströme zurückzuführen, die sich im Rahmen der beiden alten römischen Provinzen Hispania Ulterior und Citerior, Baetica und Tarraconensis und deren Nachfolgerinnen bewegten (Meier 1930 und 1970). Einige schon in frühere Zeit zurückreichende Arbeiten haben sprachliche Übereinstimmungen zwischen den Mundarten des östlichen und nordöstlichen Italien mit dem Balkanromanischen mit Straßen und Strömungen der Romanisierung in römischer Zeit in Beziehung gesetzt (Pellegrini 1979). In ähnliche Richtung gehen Arbeiten von Bodo Müller und Christian Schmitt (1974) über die ursprüngliche Gliederung der romanisierten Gallia auf phonetischem oder lexikalischem Gebiet. Das sind einstweilen Anfänge, aber es ist zu hoffen, daß solche wirklich sprachh i s t o r i s c h e n Untersuchungen die gebührende sachliche Kritik und ihre Fortsetzung finden. Doch einstweilen geht die Forschung offenbar in ganz andere Richtung. An die Stelle der Trennung von ost- und westromanischen Sprachen von Diez bis zu von Wartburg (cf. Varvaro 1984, 117ss.) und die geographische Einteilung in Balkan-, Italo-, Ibero- und Gallolatein bzw. -romanisch, die vor allem in den Stammbaumgraphiken dominiert (Hall 1986, 219), treten heute im Anschluß an die allgemeine Sprachtypologie und Universalienforschung vorwiegend synchroni-
96. Lateinisch vs. Romanisch
sehe Entwürfe wie etwa K.-H. Körners Einteilung in einen „Typus ,a'" (Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch, Sardisch, „usw.") und einen „Typus ,di'" in den Vordergrund (Körner 1983, 35ss.), deren Zusammenhang mit Bartolis These und mit der erwähnten Auffassung von Romanisierungsströmen noch der Klärung bedarf. 6. „ Lateinisch vs. Romanisch " Ich denke hinreichend begründet zu haben, warum ich der möglichen Erwartung der Herausgeber dieses Lexikons bei der Formulierung des Themas, einen kontrastiven typologischen Vergleich zu erhalten, nicht entsprechen konnte: Der Begriff des Lateins ist so unbestimmt oder mit so unterschiedlichen Bedeutungen in Gebrauch wie der des Romanischen, die Grenze zwischen beiden in Theorie und Praxis höchst kontrovers. Wenn man gesagt hat: „Die Details der Entstehung und frühen Entwicklung der romanischen Sprachen liegen noch sehr im Dunkeln" (Figge 1985, 149), so gilt „Details" doch nur, wenn man von der als „vulgärlateinisch" bezeichneten alten Koine ausgeht. Bei einer solchen Grundlegung fehlt es auch nicht an pauschalen Vergleichen zwischen Schriftlatein (Klassischlatein) einerseits und Romanisch (Vulgärlatein) andererseits, die uns heute in antithetischen Formulierungen verschiedenster Art begegnen: synthetisch : analytisch (Schlegel); flektierend : isolierend (o.a.); paradigmatisch : syntagmatisch (Coseriu 1971); postdeterminierend : prädeterminierend; Sprechersprache : Hörersprache u.a.m., wobei die Antithese durch ein abmilderndes „mehr", „eher", „überwiegend" etc. den komplizierteren Realitäten angenähert werden kann. Die Begründungen für eine solche Gegenüberstellung sind ungleich, zahlreich und unterschiedlich. Ein solcher kontrastierender Vergleich kann sich auch auf einen einzelnen Komplex wie das oben (unter 4.7.) teilweise und unter anderem Aspekt behandelte Tempussystem beziehen: «Les formes etymologiques sont celles du present (facial je fais), de l'imparfait (faciebam/je faisais) et du passe simple (fecilje fis). Le passe compose, le plus-que-parfait et le passe anterieur sont des creations romanes, comme les deux formes du futur. On peut tre surpris de constater que dans un Systeme temporel aussi deVeloppe que celui du franjais, les formes etymologiques soient minoritaires [...]. Le passage du latin aux langues romanes [...] peut etre caractdris6 comme le passage d'un Systeme verbal aspectuel ä un Systeme de temps relatifs ou historiques. En latin la marque aspectuelle 6tait presente dans chaque forme verbale tandis que les jalons temporeis etaient reduits ä trois en latin classique (deux en latin archai'que), alors qu'en francais les jalons temporeis sont tres nombreux et que les aspects n'apparaissent que de fafon ponctuelle sans marque specifique recurrente» (Chauzit 1987, 13).
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Es bedarf einer besonderen Untersuchung, solche Einzel- und die oben erwähnten Pauschalvergleiche zu würdigen und zu beurteilen. Ein Sprachhistoriker wie Antoine Meillet hat Klassifikationsversuche dieser Art «une amusette» genannt, «dont aucun linguiste n'a pu tirer profit», und daraus die Folgerung gezogen: «La seule classification qui ait une valeur et une utilite est la classification genealogique, fondee sur l'histoire des langues». Dagegen steht die Auffassung, daß „die Berechtigung einer grammatisch-morphologisch fundierten Sprachtypologie nicht zu bestreiten ist" (Geckeier 1985, 185, 217). Die Gegenwart neigt entschieden der zweiten Auffassung zu. 7. Bibliographie Aldrete, Bernardo de, Del origen y principio de la lengua castellana ö romance que oi se usa en Espana (1606), Hildesheim/NewYork, Olms, 1970. Alonso, Dämaso, La fragmentation fonetica peninsular (= ELH l supplemento), Madrid, CSIC, 1962. Baist, Gottfried, Rez. zu Gustav Körting, Lateinischromanisches Wörterbuch, Paderborn, Schöningh, 1891, ZfSL 13 (1891), 179-192. Bartoli, Matteo, Introduzione alia Neolinguistica. Principi, scopi, metodi, Geneve, Olschki, 1925. Bonfante, Giuliano, Quando si e comincialo a parlare italiano?, in: Baidinger, Kurt (ed.), Walther von Wartburg zum 80. Geburtstag, vol. l, Tübingen, Niemeyer, 1968,21-46. Burr, Isolde, Lateinisch-romanische Konsonantenverbindungen mit Liquid, Bonn, Romanisches Seminar, 1975. Chauzit, Jean Louis, Le devenir de l'imparfait en franqais. Etüde demo-tinguistique,CLmg32(\987), 13ss. Coromines, Joan, Diccionari elimologic i complementari de la llengua catalana, vol. 4, Barcelona, Curial, 1984. Coseriu, Eugenio, Essai d'une nouvelle typologie des langues romanes, Sinaia, 1971. Coseriu, Eugenio, Das sogenannte „Vulgärlatein" und die ersten Differenzierungen in der Romania, in: Kontzi 1978,257-291. Dahmen, Wolfgang, et al. (edd.), Latein und Romanisch. Romanistisches Kolloquium l, Tübingen, Narr. 1987. Diez, Friedrich, Die Poesie der Troubadours. Zwickau, Schumann, 1826. Diez, Friedrich, Grammatik der romanischen Sprachen. Bonn, Weber,51882. Figge, Udo L., Rez. zu Väänänen 1981. RJb36 (1985). 148-156. Gcckeler, Horst, Zum Verhältnis der Kategorien „analytisch/synthetisch" und „prädeterminierendlpostdeterminierend" in der Sprachtypologie, in: Heintz, Günter/Schmitter, Peter (edd.). Collectanea Philologicu. Festschrift für Helmut Gippcr zum 65. Geburtstag. vol. l, Baden-Baden. Koerner, 1985, 203-223. Gonzalez Olle. Fernando, La sonorizacion de las consonantes sordas tras sonante en la Rioja, CIF 4 (1979), 113-120. Hall jr., Robert A., From Bidialectalism to Diglossia in Early Romance, in: Elson, Benjamin F. (ed.). From
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die romanische Ausgliederung auf den verschiedenen Zeitpunkt der Romanisierung der einzelnen Provinzen zurückzuführen sei; Morf 1911 deutet am Beispiel Frankreichs die verschiedenen Sprachräume vor allem aus den vorrömiFormation et fragmentation des langues schen Grenzen, die von den Römern und der romanes Kirchenverwaltung weitergeführt wurden; Bartoli versucht seit den 20er Jahren mit seinen 1. Methodologische Vorbemerkungen „Arealnormen" eine Systematisierung der Bezie2. Die diachronische und diasystematische Variahung zwischen räumlicher Verbreitung und chrotion des (VuIgär-)Latein als Grundlage der ronologischer Schichtung; v. Wartburg entwickelt manischen Sprachen seit den 30er Jahren sein bis in jüngere Zeit stark 3. Innerlateinische regionale Differenzierung als Folge divergierender Bedingungen des Roma- verbreitetes Ausgliederungskonzept, demzufolge die frühe Großgliederung in „Ost-" und nisierungsprozesses 4. Differenzierung aufgrund fremdsprachlicher „Westromania" von der soziokulturell unterEinflüsse schiedlichen Art der Romanisierung und die 5. Divergierende Eigenentwicklung und areale späteren Untergliederungen in erster Linie von Ausgliederung der regionallateinisch-protoro- den Einwirkungen der germanischen Superstratmanischen Diasysteme sprachen bestimmt seien. 6. Bibliographie (in Auswahl) Diese Konzentrierung auf jeweils bestimmte Gesichtspunkte führte - als Positivum - zur näheren Untersuchung und fundierteren Diskussion L Methodologische Vorbemerkungen dieser Einzelfaktoren. Sie war aber weithin auch „Die Suche nach einer Erklärung für die Ausbil- mit dem Negativum verbunden, daß durch teils dung von Sprachen gehört zu den ältesten Frage- rigoros schematische Anwendung des jeweiligen stellungen, die wir mit dem Problemkomplex „Prinzips" und dessen Verabsolutierung zu einer Sprache überhaupt verbinden" (Schmitt 1982, Gesamtthese der Ausgliederung die komplexe 39). Konkrete Erklärungsversuche für die Ent- Vielfalt der tatsächlichen Fakten und der sie bestehung und Ausgliederung der romanischen stimmenden Faktoren ungenügend berücksichSprachen - dem bis heute zentralen Problem der tigt wurde. In jüngerer Zeit hat sich demgegenhistorisch-vergleichenden Romanistik - finden über die (an sich immer auch vorhandene) Einsich bereits bei Dante und im Werk mehrerer sicht, daß als Gesamtdeutung des Phänomens nur Renaissancegelehrter (cf. Meier 1941, 6ss., ein Zusammenwirken einer Mehrzahl von FaktoSchmitt 1982, id. in RJb34, 1983, 186s.). Unter ren in Betracht kommt, weitestgehend durchgeVorwegnahme von auch heute noch wesentlichen setzt. So besteht fast allgemeiner Konsens darErklärungsfaktoren vertreten diese (anfänglich über, daß die progressive regionale Differenziemonistisch, seit dem 16. Jahrhundert aber zuneh- rung des Latein und Ausgliederung der romanischen Sprachen einen sehr komplexen Entwickmend in kombinierender Verbindung): das „Evolutionsprinzip" der Veränderlichkeit lungsprozeß darstellt, für dessen Beurteilung jealles Menschlichen und somit auch der Sprache in de Einzelthese nur als Teilerklärung fungieren kann und dessen adäquate gesamthafte Deutung Raum und Zeit (u. a. Dante); die vom 15. bis 17. Jahrhundert verbreitetste nur aus der Zusammenschau einer Vielzahl ver„ethnische" These der Wirkung des Sprachkon- schiedenartiger Gesichtspunkte (unter gleichtakts mit den v. a. germanischen Eroberern oder wertiger Berücksichtigung aller Teilbereiche der mit den vorrömischen Sprachen (heute „Super- Sprache) möglich sein wird. Als wesentliche Aufgabe dieses kritischen Forstrat" bzw. „Substrat"); das „soziale" Prinzip der schon lateinischen Di- schungsüberblicks sehe ich dementsprechend eivergenzen zwischen der Sprache der Gebildeten ne vergleichende Erörterung der Gewichtung und der des Volkes (Leonardo Bruni, cf. Meier und des Stellenwertes, die den einzelnen Teilfaktoren nach dem derzeitigen Stand der Forschung 1941,9s.) Innerhalb der seit dem ausgehenden 19. Jahr- zukommen. Hierbei ist auch zu berücksichtigen, hundert intensivierten kritisch-wissenschaftli- daß die verschiedenen Gesichtspunkte, die für chen Auseinandersetzung mit der (proto-)roma- die „Begründung" der Ausgliederung geltend genischen Ausgliederungsproblematik stehen zu- macht werden, als Erklärungsfaktoren in Wirknächst die mehr oder weniger monistischen, d.h. lichkeit teilweise auf unterschiedlichen Ebenen auf jeweils einzelne Erklärungsfaktoren konzen- liegen. Hinsichtlich ihres explikatorischen Steltrierten Thesen im Vordergrund. Ascoli 1881 lenwertes handelt es sich, was häufig unbeachtet eröffnet die eingehendere Analyse der Substrat- bleibt, teils um allgemeine Voraussetzungen, einflüsse; Gröber 1884ss. vertritt die These, daß teils um eigentliche Ursachen und mögliche Ant-
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///. Latein und Romanisch
werten auf das „Warum" der Differenzierung, teils um Bedingungen für deren areale Ausformung und somit Antworten vor allem auf das „Wie". So bilden etwa die diachronische Veränderung und die diastratisch-diaphasische Vielschichtigkeit des Latein im wesentlichen nur allgemeine Voraussetzungen für die Möglichkeit einer regionalen Differenzierung; zu konkreten Ursachen einer tatsächlichen regionalen Ausgliederung werden sie in der Regel erst in Verbindung mit anderen Faktoren, nämlich vor allem den zeitlich und diastratisch variierenden Bedingungen der Romanisierung. Andererseits handelt es sich bei der u.a. von Morf aufgezeigten Rolle der historisch-administrativen Grenzen und der Verkehrswege in erster Linie um Bedingungen, die das „Wie" der arealen Ausgliederung (d.h. die Verbreitung sprachlicher Phänomene) bestimmen können und nicht schlechtweg auch als Alternativerklärungen für das „Warum" der Differenzierung überhaupt gewertet werden dürfen. Aufgrund dieses teilweise unterschiedlichen (aber nicht immer schematisch abgrenzbaren) Status der verschiedenen Erklärungsfaktoren sowie aufgrund der zwischen den einzelnen Faktoren mehrfach bestehenden Querverbindungen ist eine klassifizierende Gliederung der verschiedenen „Thesen" schwierig und in jedem Fall bis zu einem gewissen Grad problematisch («les faits sont trop complexes pour permettre des classifications etanches», Väänänen 1981a, 28). Die für die folgende Darstellung vorgenommene Gliederung nach den drei übergeordneten Gesichtspunkten 1) innerlateinische Differenzierung im Zuge des sprachlichen Romanisierungsprozesses (3.); 2) Differenzierung aufgrund fremdsprachlicher Einflüsse (4.); 3) divergierende Eigenentwicklung und areale Ausgliederung der regionallateinisch-protoromanischen „Diasysteme" (5.)
versteht sich in diesem Sinne als eine relativ sinnvolle von mehreren Möglichkeiten. Der Besprechung dieser eigentlichen Ausgliederungsfaktoren vorausgeschickt wird sub 2. eine kurze Erörterung der Variation und somit nur relativen Einheitlichkeit bereits der (vulgär-)lateinischen Ausgangssprache sowie der seit langem kontroversen Frage des zeitlichen Beginns einer weitergehenden geographischen Differenzierung. Die prinzipiell immer gegebene diachronische und diasystematische Variation des Latein bildet, wie angedeutet, bereits vor und während der Romanisierungsphasen Voraussetzungen und erste Ansätze für eine regionale Ausgliederung. Die Frage nach dem Beginn einer weitergehenden protoromanischen Differenzierung hin-
wiederum steht in Korrelation zur Gewichtung der Begründungsfaktoren: der Annahme einer früh anzusetzenden Ausgliederung entspricht in der Regel eine besondere Betonung der bereits im Zuge der Romanisierung relevanten Differenzierungsfaktoren (3.; 4.1. „Substrat"); die Annahme, daß die romanische Ausgliederung des zunächst längere Zeit relativ einheitlichen Latein vorwiegend erst einer späteren Periode angehört, impliziert auch für die Begründung eine stärkere Akzentuierung der „Postromanisierungs"-Faktoren(cf.4.2.;5.). 2. Die diachronische und diasystematische Variation des (Vulgär-) Latein als Grundlage der romanischen Sprachen „Der Sprachwandel ist nichts Befremdliches, sondern das sprachliche Analogen des geschichtlichen Wandels überhaupt, der dem im zeitlichen Ablauf der Geschichte lebenden Menschentum eigen ist" (Lausberg 31969, § 27). Diese schon bei Dante in gleicher Weise erklärte Veränderlichkeit der Sprache schlechthin und somit auch des Lateinischen bildet im Hinblick auf Entstehung und Ausgliederung der romanischen Sprachen eine notwendige (aber als Begründung nicht ausreichende) Voraussetzung. Das Lateinische zeigt wie jede lebende Sprache von Beginn an eine kontinuierliche diachrone Entwicklung und damit Veränderung. Der Entwicklungsrhythmus bzw. Grad der Veränderung variiert allerdings je nach Periode. Während die Sprache der klassischen Periode als Folge der schrift- und hochsprachlichen Normierung relativ stabil erscheint, bringen die nachklassischen Jahrhunderte mit der allmählichen Lockerung der Sprachtradition eine zunehmende Beschleunigung des Entwicklungsrhythmus. Die spontansprachlichen Varietäten des Latein erfahren aber durchaus auch während der klassischen Zeit eine Reihe von Veränderungen, so etwa lautliche Neuerungen vorwiegend dialektalen Ursprungs, welche zunächst vor allem über die puristische Ablehnung faßbar werden und sich in breiterem Maß etwa in den pompejanischen Wandinschriften des ersten nachchristlichen Jahrhunderts niederschlagen (cf. Väänänen 1981b, 29ss.). Dieses diachron variierende Latein bildet jedoch auch in synchronischer Sicht zweifellos zu allen Zeiten ein vielschichtiges Diasystem mit vorwiegend diastratisch-diaphasischen (d.h. soziokulturell- und situationsbedingten) und in späterer Zeit zunehmend auch diatopischen (d. h. geographischen) Divergenzen. Dieses „Varietätengefüge" ist uns zwar nie als Ganzes faßbar, spiegelt sich aber bis zu einem gewissen Grad auch im Rahmen der schriftlichen Texte, welche selbst in klassischer Zeit nur ein relatives Maß an
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Homogenität kennen. Selbst die Schriftsprache eines Cicero umfaßt mehrere Sprachstile, und das Werk vor allem des Petron vermittelt uns schon zu Beginn der Kaiserzeit auch ein annähernd getreues Abbild verschiedener diastratisch-diaphasischer Variablen der Spontansprache (cf. Stefenelli 1962). In der späteren Kaiserzeit und im Spätlatein zeigt besonders auch die Sprache der christlichen Literatur, durch Einbeziehung vor allem von volkssprachlichen Elementen und von Sprachneuerungen, eine stark zunehmende stilistische Vielschichtigkeit: «Le latin de l'ipoque patristique est, en effet, des plus heteroclites. [...] Cette pluralite de styles propre au latin tardif et Chretien s'accentuera encore aux Vc et VIC siecles» (van Uytfanghe 1977, 73s.; cf. u.a. Reichenkron 1965).
Das sog. „Vulgärlatein" als die spontansprachliche Grundlage der romanischen Sprachen war im ausgehenden 19. Jahrhundert von manchen Junggrammatikern (anfänglich auch von Meyer-Lübke) als eine einheitliche, das heißt durch die engen Beziehungen und die Bevölkerungsmischung innerhalb des Imperiums in regionaler und sozialer Hinsicht nivellierte Sprache konzipiert worden. Diese stark simplifizierende Abstraktion, welche etwa schon Schuchardt 1866—1868 in Fragestellt (cf. Väänänen 1981a, 31s.), wurde jedoch bald überwunden und wich der heute kaum mehr kontroversen Einsicht, daß wir auch für die frühen Phasen nur von einer gewissen Nivellierung und speziell in diastratisch-diaphasischer Hinsicht höchstens von einer relativen Einheitlichkeit des Vulgärlatein als protoromanischer Ausgangssprache ausgehen können. Kontroverser und schwieriger zu beurteilen sind das Ausmaß einer schon frühen auch diatopischen Variation und der Zeitpunkt der eigentlichen regionalen Ausgliederung der romanischen Sprachen. Die diesbezüglich vorgebrachten Meinungen liegen zwischen den (in absoluter Form unhaltbaren) Extrempositionen, daß sich die Ausgliederung bereits mit der Romanisierung vollziehe (cf. Kfepinsky 1958), beziehungsweise, daß das Latein durch den nivellierenden Einfluß v. a. des Christentums bis ins 8. Jahrhundert weitestgehend einheitlich bleibe und sich erst im 9. Jahrhundert zu den romanischen Sprachen differenziere (H. F. Muller 1945; cf. den ausführlichen Forschungsüberblick bei van Uytfanghe 1976). Ich bin der Meinung, daß die Frage nach dem „Wann" der romanischen Ausgliederung nur in differenzierter Form und keineswegs absolut beantwortet werden kann. Einzelne Ansätze regionaler Differenzierungen führen zweifellos bis in die Periode der Romanisierung zurück (cf. 3., 4.1.). Mit weitergehenden Divergenzen und dem
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Beginn einer eigentlichen Ausgliederung verschiedener „Sprachen" dürfen wir aber wohl frühestens ab dem 3./4. Jahrhundert, im Zuge vor allem der zunehmenden Dezentralisierung innerhalb des Imperiums sowie des progressiven Rückgangs der Bildung und Sprachtradition, rechnen (cf. 5.). Die von Straka (u. a. 1956) erstellte Chronologie einiger früher Lautentwicklungen bedarf methodisch mehrerer Relativierungen (cf. Värvaro 21980, 294ss.) und rechtfertigt sicher nicht den allgemeinen Schluß auf eine romanische Ausgliederung bereits im 2./3. Jahrhundert (cf. Väänänen 1981a, 41ss., zur Chronologie der phonologischen Ausgliederung auch Wüest 1979, 340ss., der die «epoque du decrochage» im 5. Jahrhundert ansetzt). Im Rahmen der lateinischen Dokumentation finden sich einige metasprachliche Hinweise auf regionale Divergenzen bereits zur Kaiserzeit (cf. Schmitt 1974, 80ss.). Die konkrete spontansprachliche Relevanz dieser Aussagen ist aber unterschiedlich interpretierbar, und die primärsprachlichen Quellen der vulgärlateinisch gefärbten Texte zeigen mindestens bis ins 6. Jahrhundert keine deutlich ausgeprägten geographischen Unterschiede: cf. E. Löfstedt 1959, 39ss.; B. Löfstedt 1973, 107s.: « essentielle du latin vulgaire älteste dans nos textes est un fait incontestable»; Väänänen 1981a, 36: «dans les diverses parties de I'Empire on enregistre grosso modo les memes ocarts, les memes »: cf. aber auch Herman 1990, 62ss., zum Südosten Mihäescu 1978.
Diese weitgehende diatopische Einheitlichkeit der schriftlichen Quellen kann die Existenz bereits stärkerer spontansprachlicher Differenzierungen selbstverständlich nicht ausschließen. Zur auffallenden relativen Einheitlichkeit selbst hinsichtlich der von der klassischen Norm abweichenden Neuerungen cf. B. Löfstedt 1973, 109: «tout texte ecrit pouvait servir de modele ä un auteur ou ä un copiste. De cette maniere meme des innovations vulgaires pouvaient se repandre au delä des rigions oü elles refletaient la langue parlie».
Sie ist meines Erachtens insgesamt aber doch als Indiz dafür zu werten, daß sich die protoromanischen Divergenzen in diesen Jahrhunderten in Grenzen halten und noch kaum zu absoluten Gegensätzen zwischen verschiedenen Sprachen geführt haben. Ich meine in diesem Zusammenhang vor allem, daß wir die verschiedenen protoromanischen Regionalformen des Lateins als jeweils vielschichtige Diasysteme zu sehen haben und daß sich die schließlich exklusiven romanischen Divergenzen häufig im zunächst nur divergierenden Stellenwert von an sich überall koexistierenden diasystematischen Variablen anbahnen (cf. Stefenelli 1987; 1992,86ss.; 5.2.).
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3.
///. Latein und Romanisch
Innerlateinische regionale Differenzierung als Folge divergierender Bedingungen des Romanisierungsprozesses
3.1. Chronologie und Intensität der Romanisierung Die Erklärung der romanischen Ausgliederung aus dem verschiedenen Zeitpunkt der Kolonisierung und Romanisierung der einzelnen Provinzen des Imperium Romanum ist meist mit dem Namen von Gustav Gröber verbunden („GröberTheorie"). Die These wird, in der punktuellen und schematisch-generalisierten Fassung Gröbers, heute zurecht fast einhellig als unhaltbar abgelehnt. Als Teilfaktor, welcher einzelne sprachliche Besonderheiten (etwa archaische Züge) bestimmter Gebiete der Romania erklären kann, wird sie aber auch in jüngerer Zeit von mehreren Seiten - an sich, wie ich meine, mit guten Gründen - vertreten. In dem 1884 erschienenen ersten Band des Archiv für lateinische Lexikographie und Grammatik eröffnete G. Gröber eine Aufsatzreihe über „Vulgärlateinische Substrate romanischer Wörter" (gemeint sind vulgärlateinische Grundformen der romanischen Erbwörter). Hierbei wirft er auch die Frage nach dem Datum der „Spaltung des Vulgärlateins in romanische Sprachen" auf und erstellt anhand „einzelner deutlicher Fingerzeige lautgeschichtlicher und geschichtlicher Art" einen systematischen Bezug zwischen den chronologischen Divergenzen der Eroberung der verschiedenen Provinzen und den sprachlichen Divergenzen der entsprechenden romanischen Idiome:
Die Spaltung der romanischen Sprachen wäre somit uralt. Sie begann zur Zeit der Romanisierung der ersten außeritalischen Provinz und vollzog sich bei der Eroberung eines jeden neuen Gebietes romanischer Sprache aufs neue" (ALL l, 210-213, in Kontzi 1978,29-32).
Diese These geht zwar von einer richtigen Voraussetzung aus, nämlich der Tatsache, daß das (VuIgär-)Latein einer kontinuierlichen diachronen Entwicklung unterworfen war und dementsprechend in zunächst unterschiedlichen chronologischen Entwicklungsstufen in die verschiedenen Provinzen gelangen konnte. Die generalisierende Gleichsetzung solcher zum Teil unterschiedlicher lateinischer „Ausgangspunkte" mit der Ausgliederung bzw. „Spaltung der romanischen Sprachen" schlechthin bildet jedoch eine grobe Simplifizierung, die in mehrfacher Hinsicht inadäquat und unhaltbar ist. Sie verkennt an grundlegenden Aspekten vor allem folgendes:
a) die an einzelnen lautlichen Beispielen wie dem unterschiedlichen Schicksal des auslautenden -s illustrierten Verhältnisse lassen sich nicht auf die Gesamtheit der innerromanischen Sprachdivergenzen verallgemeinern (zum -jcf. 3.2.); b) die sprachliche Romanisierung darf chronologisch nicht in punktueller Weise mit dem Datum der Eroberung gleichgesetzt werden, sondern bildet einen längeren, oft Jahrhunderte dauernden Prozeß (in Hispanien etwa von 218 v. Chr. bis zur Zeitenwende); c) die kontinuierliche diachrone Weiterentwicklung gilt für jedes Idiom und jede Entwicklungsphase; sie kann nicht für das inneritalische Latein postuliert und für das außer„Die römische Eroberung wandte sich nach der Unteritalische Latein ab dem Zeitpunkt der Romawerfung Italiens und Siciliens (Gallia cisalpina folgte nisierung außer Betracht gelassen werden bald nach) zunächst nach Westen (Sardinien, Corsika, (zum Italienischen cf. Stefenelli 1991, Spanien), dann nach Nordwesten (Gallien), darauf nach 179ss.); Nordosten (Rätien, Dacien). [...] parallel der Erobed) die einzelnen Provinzen bleiben nach der rung geht vor allem die Abstufung der romanischen Zeit der Eroberung in mehr oder weniger Sprachen hinsichtlich der Erhaltung und des Verlustes starkem auch sprachlichem Kontakt mit Rom gewisser lateinischer Laute, von Westen nach Osten. bzw. Italien, so daß die auf den RomanisieDas Sardische, im zuerst unterworfenen außeritalischen Gebiet, besitzt die meisten Archaismen unter den romarungsbeginn zurückgehenden älteren Entnischen Sprachen. [...] es bestand eine chronologische wicklungsphasen des Lateins in der Folge Verschiedenheit in der römischen Volkssprache. Die durch die aus Italien kommenden jüngeren am weitesten entwickelte, dem Latein am fernsten geSprachschichten überdeckt und mehr oder rückte Vulgärsprache lebte danach auf dem heimatliweniger vollständig nivelliert werden können chen Boden Italiens fort, wo sie ihre Gesamtentwick(in bezug speziell auf das Sizilianische und lung durchlief; eine etwas weniger vorgerückte VulOberitalienische wird dieser Gesichtspunkt gärsprache wurde dagegen nach den erst in der Kaiserin einer Fußnote auch von Gröber angesprozeit der römischen Sprache erschlossenen Gebieten der rumänischen und rätoromanischen Sprache getragen; chen). eine noch weniger entwickelte gelangte nach den schon in republikanischer Zeit unterworfenen außeritalienischen Provinzen, nach Gallien, Südfrankreich, Spanien Die sprachlichen Ausgangsdivergenzen aufgrund und eine vom archaischen und Schriftlatein kaum ab- der chronologischen Divergenzen der Romaniweichende nach dem für Rom gewonnenen Sardinien. sierung sind demnach grundsätzlich, in gewissem
Maße, durchaus plausibel. Sie wirken aber zwei-
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fellos nur zu einem geringen Teil bzw. fallweise bis in die Divergenzen der romanischen Sprachen fort und können auf keinen Fall eine vollständige oder auch nur hauptsächliche Begründung dieser Divergenzen bilden. Treffend und prägnant formuliert bereits Meyer-Lübke (31920, 19): „So kann also das verschiedene Alter des Lateinischen in den einzelnen Gegenden zwar Verschiedenheiten in den romanischen Sprachen erklären, nicht aber die Verschiedenheit der romanischen Sprachen". Für die Erklärung einzelner offensichtlich archaischer Spezifika der bereits früh romanisierten Gebiete läßt sich die Gröbersche These aber, ungeachtet der genannten Einschränkungen, sehr wohl in Betracht ziehen. Die größte diesbezügliche Bedeutung und das höchste Maß an Wahrscheinlichkeit kommt ihr in bezug auf die auch bei Gröber speziell angesprochenen Archaismen des Sardischen zu. Die weitgehende auch sprachliche Isolierung der Insel bildet eine spezifische Voraussetzung für die geringe Wirksamkeit der sub d) angesprochenen jüngeren Nivellierungseinflüsse und damit ein vergleichsweise stärkeres Fortbestehen der alten lateinischen Ausgangsform. In diesem Sinn schreibt etwa M. L. Wagner, als besonderer Kenner des Sardischen: „Das archaische Lautsystem [...] erklärt sich [...] als die Aussprache des Lateins der Zeit der Eroberung und der ersten Kolonisierung. Dieses Lautsystem [...] hat sich in den Gegenden des Inneren so erhalten, wie es ursprünglich war, offenbar durch die nach der Romanisierung auch des Inneren erfolgte neuerliche Isolierung, die bis in die jüngste Zeit angedauert hat. [...] Auch die archaischen Bestandteile des Wortschatzes gehen gewiß auf die in den Frühzeiten in Sardinien eingeführte Latinität zurück; denn wenn auch die bekannte Gröber'sche Theorie nicht in ihrer Verallgemeinerung gelten kann, so ist doch etwas Richtiges daran. In so abgelegenen und früh isolierten Gebieten, wie es Sardinien ist, konnten sich die ursprünglichen Lautungen und Elemente des Formen- und Wortschatzes halten, wenigstens in dem besonders abgeschlossenen Inneren" (Wagner 1955, 365s.). [Wagner wendet sich damit vor allem gegen die wenig plausible Behauptung W. v. Wartburgs, daß bei der Romanisierung Sardiniens durch den sprachlichen Einfluß von römischen Großgrundbesitzern eine gehobene Form des Lateins vermittelt worden sei (cf. 3.2.). Zu den lautlichen Archaismen des Sardischen (v. a. Bewahrung von i, ü und von kc·') sowie zu den Affinitäten mit einer archaischen südlukanisch-nordkalabresischen Sprachzone siehe aus gesamtromanischer Sicht u.a. Lausberg 31969, 21967; zu den lexikalischen Archaismen Wagner 1951, 122ss., Stefenelli 1992, 92s., und-»110].
Insgesamt weniger ausgeprägt und eindeutig, in gewissem Maße aber doch wahrscheinlich ist das Fortwirken einer relativ frühen, raschen und intensiven Romanisierung innerhalb des Iberoro-
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manischen und Südgalloromanischen. Insbesondere die iberoromanischen Sprachen zeigen in ihrem Wortschatz eine Reihe von offenkundig archaischen Elementen (z.B. cova für cava; cuius), welche bereits mehrfach mit der frühen Romanisierung weiter Teile Hispaniens (Andalusien, Levante, Großteil Portugals) in Verbindung gebracht wurden; vergleiche u.a. Mariner Bigorra I960, 199ss., 1983, 822-824). Meines Erachtens ist es plausibel, daß die insgesamt in breitem Umfang vorhandenen spezifisch traditionellen Elemente des Iberoromanischen in manchen Fällen auf die frühe Romanisierung zurückführen können. Ich bezweifle jedoch, daß eine durchgehende Abgrenzung zwischen den etwa bei Mariner Bigorra unterschiedenen Aspekten „Archaismus" („vom Standpunkt des klassischen Lateins archaisch") versus „Konservatismus" („Widerstand gegen die nachklassischen Neuerungen") adäquat ist, und meine, daß beim häufigen Zusammenspiel beider Aspekte der relativ konservativ-traditionellen Haltung Hispaniens nach der Romanisierung (in Verbindung auch mit der geographischen Randlage) wohl eine größere Bedeutung zukommt (cf. 5.). Ähnliches gilt für das Südgalloromanische bzw. Okzitanische, für dessen Wortschatz vor allem Schmitt 1974 eine Vielzahl von (im Vergleich zum Norden Galliens) spezifischen und überwiegend traditionellen lateinischen Elementen erschlossen hat. Diesen kennzeichnenden „Wortschatz altlateinischer Provenienz" setzt Schmitt mit der früheren und intensiveren Romanisierung des Südens in Beziehung und sieht dementsprechend die sprachliche Dreigliederung der Galloromania „im wesentlichen als Werk der Romanisierung" (Schmitt 1982, 54): „Die historisch bekannten Fakten der Romanisierung stellen sich damit als sprachlich relevant heraus: der Süden wurde früh romanisiert, in diese Etappe fällt auch die Latinisierung des frpr.. dessen Sondercharakter durch Lyon zusätzlich geprägt wurde" (Schmitt 1974. 250; cf. ib., 327); vergleiche umgekehrt zum Französischen: „Das Zentrum erscheint durch seinen charakteristischen Wortschatz als spät romanisiertes Gebiet" (Schmitt 1974,250); «le franfais se revele le produit final d'une romanisation peu intense de l'interieur de la Gaule» (Müller 1974, 22).
Eine solche Bezugsetzung und damit Relevanz der Romanisierungszeit bzw. -Intensität kann in meinen Augen aber nur bei einem begrenzten Teil der Materialien durch den tatsächlichen Nachweis eines so hohen Alters der Differenzierung als gesichert angesehen werden (der Nachweis der bereits „altlateinischen" Verwendung vermag bei den meisten Lexemen die Existenz auch in den jüngeren Latinitätsphasen nicht auszuschließen).
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///. Latein und Romanisch
Die Arbeiten von Müller und Schmitt haben verdienstvollerweise klargestellt, daß die innergalloromanische Ausgliederung, abgesehen von den Substrat- und Superstrateinflüssen, auch das Ergebnis einer innerlateinischen Differenzierung darstellt. Diese innerlateinische Ausgliederung läßt sich aber sicherlich nicht zur Gänze, meines Erachtens auch nicht überwiegend, auf die Faktoren (Alter und Intensität) der „Romanisierung" im engeren Sinn zurückführen (cf. dagegen 5.). Zur Korrelation zwischen der Intensität der Romanisierung und dem Grad des Substrateinflusses cf. 4.1., zur diesbezüglichen Relevanz der geophysischen Bedingungen cf. 5.1.
völkert worden. [...] Die Bevölkerung der Länder nördlich der untern Donau ist also in besonders weitem Umfang aus der Kolonisteneinwanderung hervorgegangen; die Latinisierung dieser Provinz wurde in wesentlichen Teilen von den unteren Bevölkerungsschichten getragen, die eben, besonders wenn sie aus Italien kamen, die rustike Aussprache des Latein mitbrachten und in das neue Land verpflanzten. [...] Anders ist die Latinisierung Galliens und Iberiens erfolgt. Hier ist sie vielmehr von den Städten und von den höhern Schichten der Gesellschaft ausgegangen. Schule und Verwaltung verbreiteten die mehr literarische Form des Lateins unter der einheimischen Bevölkerung. [...] So ist es im wesentlichen der soziale Unterschied zwischen den Bannerträgern der Latinisierung, der diese Scheidung zwischen östlichem und westlichem Latein verursachte" (1950, 21s.; zu Resten von -i in Süditalien p. 30, Fn. 2).
3.2, Soziale und regionale Herkunft der Romanisierungsträger
Diese Deutung läßt sich in bezug auf das konkrete Beispiel, nämlich das divergierende Schicksal von -i, aufgrund gravierender Probleme kaum aufrechterhalten und wird heute überwiegend nicht (mehr) geteilt, - ohne daß deshalb das sozio-kulturelle Erklärungsprinzip als solches hinfällig wäre und generell außer Betracht bleiben sollte (s. unten). Bezüglich des -s allerdings läßt sich die Hypothese v. Wartburgs kaum mit den sprachlichen Fakten, speziell dem Zeugnis der (vulgär-)lateinischen Quellen in Einklang bringen. Diese lassen einerseits, wie v. a. Väänänen in bezug auf die pompejanischen Inschriften hervorhebt, kaum Schlüsse auf ein frühes spezifisch volkssprachliches Verstummen des -s zu und zeigen andererseits in den späteren - -losen Formen nicht die zu erwartende sprachgeographische Entsprechung zu den romanischen Verhältnissen (d.h. -s kann grundsätzlich auch in Dokumenten aus Gallien und Hispanien fehlen;cf. u. a. B. Löfstedt 1961,129ss.). Gegen die Annahme, daß die Aussprache des -s zur Zeit der Romanisierung ein spezifisches Merkmal der Gebildeten war, spricht aber auch die Bewahrung des Konsonanten im Sardischen (was v. Wartburg zur wenig plausiblen Behauptung zwang, daß die Insel primär durch die Verwaltung oder durch Großgrundbesitzer romanisiert worden sei; cf. 3.1.). Offensichtlich haben wir in der Entwicklung des auslautenden -s vielmehr davon auszugehen, daß in der vulgärlateinischen Spontansprache eine allgemeinere (zur Zeit der Romanisierung noch schwache) Tendenz zum Schwund bestand, welche sich in späterer Zeit speziell im Osten ganz durchsetzen konnte. Vergleiche etwa B. Löfstedt 1973, HO: «Le -s final etait caduc dans le latin vulgaire tout entier, mais il s'est stabilise plus tard ä l'Ouest». Für diese spätere Stabilisierung, das heißt die erfolgreiche Reaktion gegen die Schwundtendenz in Gallien und Hispanien, waren vermutlich die oberen Soziolekte und die Schule mitbestimmend (cf. 5.2.). Eine sozio-kul-
Wenn für das Latein als „Ausgangspunkt" der romanischen Sprachen eine diastratische Variation und gewisse diatopische Divergenzen vorauszusetzen sind (cf. 2.), liegt die Frage nahe, ob bzw. wieweit bei der Romanisierung der einzelnen Provinzen aufgrund der jeweiligen Herkunft der Romanisierungsträger unterschiedliche Soziolekte oder Regiolekte zum Tragen kamen und als Teilfaktoren der romanischen Ausgliederung wirksam werden konnten. Zu den historischen Bedingungen der Romanisierung cf. v. a. Reichenkron 1965, 152-221, der die folgenden sieben die Romanisierung fördernden Faktoren unterscheidet: Heer und Militärwesen; Kolonisation und Siedlung; Verwaltung und Straßennetz; Handel und Gewerbe; Bürgerrecht; Schulen und Erziehung; Christentum.
Die Annahme von sozio-kulturell unterschiedlichen Romanisierungsbedingungen bzw. Romanisierungsträgern wurde vor allem von W. v. Wartburg für die Erklärung der frühen Großraumgliederung der Romania herangezogen und war gerade in Form dieser seiner These bis in jüngere Zeit ziemlich verbreitet. Konzentriert auf ein einziges sprachliches Phänomen, nämlich das divergierende Schicksal des auslautenden -s (Bewahrung in der „Westromania" versus Schwund in der „Ostromania"), vertrat v. Wartburg seit den 30er Jahren die Ansicht, daß das altlateinische Schwanken hinsichtlich der Aussprache des -s in eine schichtenspezifische Divergenz (d.h. allgemeine Restitution in der Aussprache der Gebildeten versus Schwund in der Sprache der unteren Schichten) gemündet und als solche zur Zweiteilung der Romania geführt habe: „Bekanntlich war Dazien durch den langwierigen und mit äusserster Erbitterung geführten Krieg, durch den Trajan das Land dem Reich einverleibte, weithin ent-
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turell bedingte sprachgeographische Spaltung bereits im Zuge der Romanisierung läßt sich aber kaum vertreten. Ungeachtet dieser Einwände zum konkreten Beispiel sowie zu dessen Verallgemeinerung auf die sprachliche Zweiteilung der Romania schlechthin zweifle ich aber nicht daran, daß hinsichtlich der sozio-kulturellen Voraussetzungen gewisse Divergenzen zwischen den einzelnen Provinzen bzw. Regionen bestanden und daß diese in gewissen Einzelfällen (vor allem im Rahmen des Lexikons) als Teilfaktor für die Ausgliederung der romanischen Idiome relevant werden können. Es ist historisch plausibel und sprachlich vor allem an einzelnen Wortschatzelementen erhärtbar, daß Dazien (im Sinne v. Wartburgs) vorwiegend durch Soldaten, Veteranen und einfache Siedler romanisiert wurde (cf. u.a. Bahner 1970, 48ss., Deutschmann 1971,115,122s., Cizek 1978, 113ss.), es ist wahrscheinlich, daß dies in ähnlicher Weise (entgegen v. Wartburg) auch für Sardinien zutrifft, während die Romanisierung innerhalb Galliens und Hispaniens zumindest in manchen Gebieten auch von den gebildeteren Schichten städtischer Zentren und von der Schule mitbestimmt wurde (daß die soziologischen Voraussetzungen aber insgesamt differenzierter zu sehen sind, betont zu Recht Värvaro 1980,34ss.). Für Hispanien macht vor allem H. Meier (u.a. in Kontzi 1978, 203ss.) zwei sozio-kulturell unterschiedliche Romanisierungszentren geltend, deren Ausstrahlung an der späteren inneriberoromanischen Differenzierung und Ausgliederung beteiligt gewesen sei. Die Romanisierung im Süden, der Baetica, erfolgte durch „eine vornehmlich städtische Bevölkerung mit hohem Kulturniveau", während in der Tarraconensis „die Städte vorwiegend Militärsiedlungen waren und die Romanisierung mehr in bäurischer Kolonisation vor sich ging". Die von diesen beiden Zentren in der Folge ausgestrahlten Romanisierungsströme begründeten nach Meier die Divergenzen zwischen der konservativeren Latinität des Südens und Westens und der neuerungsfreudigen Latinität des Nordostens, während das Kastilische, wo beide Ströme zusammentreffen, „die Züge bald der ersten bald der zweiten Gruppe trägt". Diese Ausgliederungsthese fand unterschiedliche Stellungnahmen (cf. Baidinger 1958/21972, 104ss.) und ist in ihrer tatsächlichen Tragweite noch weitgehend offen. Als Teilaspekt, der in Verbindung mit anderen Einflußfaktoren an der inneriberoromanischen Ausgliederung beteiligt war, ist sie meines Erachtens aber auf jeden Fall zu berücksichtigen. Weit weniger plausibel ist hingegen, in bezug auf die regionale Herkunft der Romanisierungsträger, die in erster Linie von R. Menendez Pidal vertretene Hypothese, daß im Zuge der Romani-
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sierung Hispaniens in einigen Gebieten durch speziell aus dem süditalischen Raum stammende Kolonen eine süditalisch (d.h. vor allem oskisch bzw. oskisch-umbrisch) gefärbte Latinität importiert worden sei. In diesem Sinne will Menendez Pidal (cf. 41956, zuletzt ELH l, LIXss.) vor allem die vorwiegend katalanische Assimilation von nd zu n direkt mit entsprechenden süditalienischen Assimilationen (cf. 4.1.) in Beziehung setzen, was sich aber kaum auf gesicherte Fakten stützen läßt und durch eine Mehrzahl von Gegenargumenten als sehr unwahrscheinlich erwiesen wird (cf. die Zusammenfassung der Einwände bei Baidinger 1958/21972, Ills., Rohlfs 1971, §29s., Mariner Bigorra 1983,834ss.). Ich meine generell: Es ist zwar grundsätzlich plausibel, daß das italische Latein gewisse regionale Färbungen kannte und daß diesbezüglich einzelne Divergenzen in der Sprache der Romanisierungsträger bestanden. Eine wesentliche Auswirkung dieses Faktors auf die Ausgliederung der romanischen Idiome konnte aber bisher nicht nachgewiesen werden und ist angesichts der vorauszusetzenden Nivellierungseinflüsse auch wenig wahrscheinlich. Auch H. Meier (in Kontzi 1978, 195ss.), der angesichts mehrerer portugiesisch-süditalienischer Parallelen die Frage stellt, „ob die portugiesische Artikulation ihre Basis nicht in einer regionalen italischen Aussprache hat, die dann mit der Romanisierung in den Westen der Iberischen Halbinsel eingeführt wurde", schränkt abschließend ein: „Aber wie interessant diese Vergleiche auch sein mögen, so dürfen sie uns doch nicht gleich zu einer übereilten These vom .Neapolitanismus' des Portugiesischen verleiten [...]".
4.
Differenzierung aufgrund fremdsprachlicher Einflüsse
4.1. Substrateinflüsse Im Zuge seiner territorialen Ausbreitung traf das Lateinische in Italien und in den außeritalischen Provinzen auf verschiedene einheimische Idiome. Diese vorrömischen „Substraf'-Sprachen können über das zweisprachige Miteinander während des Romanisierungsprozesses die jeweiligen Regionalformen des Lateins beeinflußt und damit untereinander differenziert haben. Die konkrete Rolle und Bedeutung der Substrateinflüsse für die Ausgliederung der romanischen Sprachen wird als „eine der lockendsten und zugleich der schwierigsten Aufgaben der romanischen Sprachwissenschaft" (Meyer-Lübke 31920, § 230) seit langem eingehend diskutiert. Sie bleibt jedoch - als Folge vor allem auch unserer geringen Kenntnis der meisten Substratsprachen - nur selten mit Sicherheit bestimmbar und wird dementsprechend bis heute unterschiedlich beurteilt (cf.
80
///. Latein und Romanisch
zuletzt v. a. Kontzi 1982 mit Literaturangaben; Silvestri 1977/1979; ANRW29:2). Als prinzipiell unumstritten kann ein Fortleben vorrömischer Elemente nur im Bereich des Lexikons und der Toponomastik gelten. Für den Bereich der Morphosyntax werden eventuelle Einflüsse vereinzelt erwogen, hinsichtlich der Substraterklärung mehrerer Lautveränderungen gehen die Meinungen zwischen Befürwortung und Ablehnung („Substratomanie" versus „Substratophobie") weit auseinander. Die fallweise vorgebrachte weitergehende These, daß die Substratverhältnisse überhaupt den entscheidenden und wichtigsten Grund für die Gliederung der Romania oder romanischer Teilgebiete (etwa der dialektalen Struktur Italiens oder der Untergliederung der Galloromania) bilden (s. unten), ist in dieser generellen Form meines Erachtens unhaltbar. Als der Begründer einer wissenschaftlich fundierten Substrattheorie gilt G. I. Ascoli (zu Vorläufern s. oben sub 1. und Nielsen 1982,186). Am Beispiel des keltischen „ethnischen" Einflusses vor allem auf den lautlichen Wandel von ü > ü nennt Ascoli (1881) für den Nachweis einer Substratwirkung drei Kriterien, die im wesentlichen auch heute noch als entscheidend gelten können: 1. Die geographische Übereinstimmung mit dem Verbreitungsgebiet der entsprechenden vorrömischen Sprache (ü > ü kennzeichnet im wesentlichen das Galloromanische, Galloitalienische, Teile des Rätoromanischen und portugiesische Dialekte); 2. Der Nachweis des betreffenden Entwicklungsphänomens in der Substratsprache (eine gallisch-keltische Tendenz zur palatalen Artikulation von u läßt sich aus den inselkeltischen Verhältnissen wahrscheinlich machen); 3. Parallele Phänomene in außerromanischen Sprachen mit gleichem Substrat (im konkreten Fall nach Ascoli im Niederländischen). Die in der Folge etwa von Meyer-Lübke (u.a. 3 1920, §233ss.) vorgebrachten Einwände gerade gegen die Substraterklärung von ü > ü betreffen in erster Linie einige Lücken in der arealen Übereinstimmung (u anstelle des zu erwartenden ü vor allem im Wallonischen, Teilen des Frankoprovenzalischen und im Emilianischen) sowie das aus mehreren Indizien erschließbare geringe Alter der Lautstufe ü (cf. etwa Nichtpalatalisierung von k", z.B. frz. eure). Andererseits zeigt etwa v. Wartburg (1950, 36ss.), daß diese Gegenargumente, „in einer Sache, die sich wohl immer nur mehr oder weniger wahrscheinlich wird machen lassen", nicht unbedingt zwingend und unüberbrückbar sind (cf. Gebhardt 1968, 44-52; Tuail-
lon 1968, 100-125). Bei Abwägung aller Kriterien läßt sich meiner Meinung nach auch aus heutiger Sicht nicht ausschließen, daß dieser vorwiegend galloromanische Lautwandel letztlich auf eine gallische Palatalisierungstendenz zurückführt, auch wenn diese erst relativ spät bis zur Lautstufe ü führt, nicht in allen Regionen mit gleicher Intensität zum Tragen kommt und eventuell nur als auslösender externer Faktor zu einer intern-lateinischen Prädisposition hinzukommt (cf. Baidinger 1963). Der völlige Verzicht auf diese Erklärung (in jüngerer Zeit etwa bei Wüest 1979, 131s., 336) würde in diesem Fall den Verzicht auf die Möglichkeit einer eigentlichen Begründung überhaupt bedeuten. In ähnlicher Weise - mit je nach Fall mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit - kann auch bei einigen weiteren regional begrenzten Lautveränderungen eine Einflußnahme des jeweiligen Substrats angenommen werden. Daß hierbei die lautlichen Einflüsse meist als weniger gesichert zu bewerten sind als die teils eindeutigen lexikalischen Relikte, liegt in der Natur der Sache (v. a. fehlende Stütze inhaltlicher Kriterien, prinzipielle Möglichkeit „spontanen" Ursprungs) und rechtfertigt in meinen Augen keine so weitgehende spezifisch lautliche Substratskepsis, wie sie bisweilen etwa bei G. Rohlfs zum Ausdruck kommt (z.B. 1930, 38ss., auch in Kontzi 1982, 212ss.). Als weitere Beispiele für zwar nicht problemlose und einhellig akzeptierte, aber bei objektiver Abwägung der Argumente doch mögliche bis wahrscheinliche Substraterklärungen lassen sich vor allem nennen: die Zurückführung der süd- und mittelitalienischen Assimilationen von nd > nn und mb > mm auf oskisch-umbrisches Substrat; die Beeinflussung der Entwicklung et > it und der Sonorisierung der intervokalischen Verschlußlaute im Westromanischen durch das keltische Substrat; die Bezugsetzung des kastilisch-gaskognischen Wandels/- > h- mit dem Baskischen; (problematischer erscheint mir etwa das Fortwirken des Etruskischen in der toskanischen gor-
Vergleiche zum jeweiligen Pro und Kontra im einzelnen den gutdokumentierten und meist abgewogenen Überblick über die gesicherten oder möglichen Substratelemente in den verschiedenen romanischen Idiomen bei Tagliavini 61972, Kap. 2; zur Sonorisierung auch Tovar 1982, 252ss. sowie frühe Belege aus Papyri bei E. Campanile, ID 34,1971,59; zu/- > h- Menendez Pidal 41956, id. in RFE 34, 1950, Iss. (dt. in Kontzi 1982, 55ss.), Vidos 1968, 240ss., Baidinger21972, 22ss.; zum dakischthrakischen Substrat des Rumänischen Bahner 1970, 21ss., Poghirc 1982, 274ss., Solta 1980, llss.
97. Thesen zur Entstehung und Ausgliederung der romanischen Sprachen
Auch bei Lautveränderungen, die an sich vielerorts begegnen und als spontane Entwicklung überall denkbar sind-so die Assimilationen (einschließlich der Sonorisierung) - ist meines Erachtens plausibel, daß die massierte Existenz in bestimmten Gebieten der Romania auf den begünstigenden Einfluß bestimmter Substrate zurückgehen kann. In diesem Sinne meine ich, daß dem Substrat als Erklärungsfaktor nicht nur mehrerer lexikalischer, sondern auch einiger lautlicher Einzelphänomene der romanischen Differenzierung durchaus eine prinzipielle Bedeutung im Rahmen der Ausgliederungsproblematik zukommt. Demgegenüber bleiben weitergehende Bezugsetzungen der Substrateinflüsse zur romanischen Ausgliederung oder Untergliederung schlechthin durchwegs inadäquate und unhaltbare Hypothesen. Wenn etwa Krepinsky 1958 auf der Basis einzelner ausgewählter Lautveränderungen die Überzeugung vertritt: «les langues romanes sont nees lorsque les indigenes dans les provinces ont essaye de parier la langue de leurs vainqueurs» und in den «phenomenes ethniques» «la principale cause de la naissance de chaque langue romane» sieht (in Kontzi 1978, 301, 310), dann ist dies ebenso eine spekulative Simplifizierung wie wenn Cl. Merlo einerseits in weitgehender gesamtromanischer Verallgemeinerung behauptet «II problema delle lingue romanze e soprattutto un problema t n i c o, le unitä etniche prelatine essendo diventate dapprima r o m a n a e c i v i t a t e s , piü tardi c h r i s t i a n a e dioceses» (1959, 7; cf.5.1.),
andererseits als entsprechende Erklärung speziell der besonderen dialektalen Vielfalt des Italienischen (wo einzelne Substratbezüge durchaus plausibel sind) generell meint «E questo si spiega colla molteplicitä di genti etnicamente diverse, profondamente diverse, stanziate nella nostra penisola prima ehe i Latini, gli abitatori di Roma e del contado di Roma, italici di stirpe e di lingua, la conquistassero tutta quanta. La classificazione dei dialetti italiani, se non e un problema esclusivamente etnico, peichi bisogna tener presente anche il momento, l'etä della romanizzazione, e soprattutto un problema e t n i c o » (in RLiR 9, 1933, 176, dt. in Kontzi 1982,232),
oder im Anschluß an Morf die heutige sprachliche Gliederung Frankreichs primär mit der schon vorrömischen Gliederung des antiken Gallien gleichsetzt: «La Francia dialettale e la Gallia di Giulio Cesare» (Merlo 1959, 203ss., hier 208). Ein entsprechender Versuch schon bei Morf 1911 war zwar bezüglich der zugrundegelegten lautlichen Entwicklungen in mehrfacher Hinsicht unhaltbar, ist aber insofern methodologisch bedeutsam, als die Substrat-
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theorie durch die Verbindung mit den historischen Faktoren des Romanisierungsprozesses sowie mit den politischen und kirchlichen Verwaltungsgrenzen erweitert bzw. relativiert wird (cf. u.a. Meier 1941,20ss., Schmitt 1974, 307ss.). In dieser Verbindung verschiedener chronologisch aufeinanderfolgender Faktoren läßt sich die These - auch wenn ihre rigoros-generalisierenden Anwendungen bei Morf und Merlo selbst verfehlt waren als Teilerklärung bestimmter Bereiche der Ausgliederung durchaus plausibel machen; cf. 5. l.
Die Stärke des Substrateinflusses der einzelnen vorrömischen Idiome läßt sich grundsätzlich in Bezug zur Dauer und Intensität der jeweiligen Romanisierung setzen. In Gebieten mit nur langsamer und lange unvollständiger Romanisierung dürfen wir ein stärkeres Fortwirken der Substratsprachen erwarten, oder, wie A. Alonso (31967) es formuliert: «El grado de romanizacion y el grado de sustrato estän en razon inversa» (ib., 94, dt. in Kontzi 1978, 174; cf. Tovar 1964 und 1980, 335ss., wo auch die demographischen und soziokulturellen Voraussetzungen erörtert werden).
Konkreten Aussagewert für die Begründung der romanischen Ausgliederung erhält diese plausibel erscheinende Bezugsetzung in meinen Augen allerdings nur in dem Maße, in dem sich neben den divergierenden historischen Voraussetzungen auch der unterschiedliche Substratanteil anhand der sprachlichen Fakten nachweisen läßt. Wenn etwa A. Alonso (loc. cit.) als Erklärung für die Differenzierung zwischen Okzitanisch und Französisch schreibt: «la Galia narbonense y la mayor parte de Espafia fueron romanizadas intensamente y tempranamente. La Galia del norte, conquistada mäs tarde, fue latinizada con mucho menor intensidad, como la prueba el mayor mero de palabras indigenas sobrevividas y el fuerte sustrato que impregna el sistema fonätico del francos»,
dann ist entgegenzuhalten, daß eben dieser als „Beweis" herangezogene stärkere Substratanteil des Nordens nie nachgewiesen wurde und auch nicht nachweisbar ist. Die konkrete Überprüfung der innergalloromanischen Verbreitung sämtlicher gallischer Substratwörter, wie sie überblicksmäßig bereits v. Wartburg 1955 (28ss.) und in systematischerer Form Müller 1982 vornehmen, zeigt vielmehr eine Konzentrierung der insgesamt 240 gallischen Wortstämme des FEW „eher im Süden der Galloromania als im Norden und eher im Osten als im Westen" (Müller 1982, 611). Der unterschiedliche Wirkungsgrad des gallischen Substrats (in Korrelation mit der unterschiedlichen Intensität der Romanisierung) läßt sich aufgrund dieser Fakten nicht als ein wesentlicher Faktor für die Ausgliederung zweier galloromanischer Sprachen geltend machen (cf. auch
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///. Latein und Romanisch
Wüest 1979, v. a. 335); seine differenzierende Wirkung beschränkt sich offenbar auf einzelne Gegensätze vor allem im regional-mundartlichen Vokabular. Wie sich der Befund der mindestens ebenso großen Zahl von Substratwörtern in Südgallien mit der historisch plausiblen und gerade auch von Müller (1974) vertretenen frühen und intensiven Romanisierung dieses Gebiets in Einklang bringen läßt, bleibt noch zu klären. Zu Bezügen zwischen dem Verteilungsbild der Substratwörter und „physikalischen Gegebenheiten" (Müller) siehe sub 5.l,
Die mehr großräumigen lexikalischen Differenzierungen, die das Fortwirken der verschiedenen vorrömischen Substratsprachen in der romanischen Bezeichnung einzelner Begriffe mit sich bringen konnte, werden etwa bei Rohlfs 1971, Kap. XII, an ausgewählten Beispielen veranschaulicht: Als Bezeichnung etwa für die 'Eiche' stehen den Fortsetzern lateinischer Lexeme im Italienischen (quercia < QUERCEA, QUERCUS) und Spanischen (roble < ROBUR) im größten Teil Galliens ein keltisches Substratwort (frz. chene < *CASSANUS) sowie mehrere andere vorrömische Stämme v. a. im Portugiesischen (carvalho, cf. Pötters 1970,89ss.) und im Rumänischen (gorun) gegenüber. 4.2. Superstrat- und Adstrateinflüsse Der fremdsprachliche Einfluß als möglicher Teilfaktor der romanischen Ausgliederung umfaßt neben den Substrateinwirkungen der Romanisierungsphase auch die späteren Einflüsse des „Adstrats" benachbarter Sprachen (zum Griechischen cf. Coseriu 1978,448-460) sowie vor allem des „Superstrats" verschiedener Eroberervölker, die ab dem 4./5.Jh. weite Teile der Romania besetzen und sprachlich beeinflussen (zur teilweise problematischen Abgrenzung zwischen den verschiedenen Kontaktformen cf. Tagliavini 6 1972, §52, Värvaro 1980b, 36s.). Die differenzierende Superstratwirkung v. a. der Germanen, Slaven und Araber betrifft einerseits einzelne fremdsprachliche Elemente, die im Zuge einer partiellen Zweisprachigkeit übernommen werden, andererseits die historisch-politisch bedingten Ausformungen bzw. Akzentuierungen einiger innerromanischer Sprachgrenzen (wobei neben den differenzierenden Abgrenzungen auch neue sprachliche „Einheiten" geschaffen werden); vergleiche u.a. v. Wartburg 1950, 21951; Lausberg 31969, §36; Pfister 1978a, 1978b, speziell zum Durchbrechen der Verbindung zwischen Galloromania und Rätoromania 140s. bzw. 62ss. Die konkreten sprachlichen Beeinflussungen des Superstrats konzentrieren sich aus heutiger
Sicht auf Entlehnungen im Bereich des Wortschatzes. Vergleiche etwa im FEW, XV-XVII, insgesamt 600—700 fränkische Etyma; zu den Übernahmen aus anderen germanischen Sprachen Gamillscheg 21970, 1935; Tagliavini61972, §54ss.; zur Forschungsgeschichte Meier 1977; zum Arabischen zuletzt Kontzi in Kontzi 1982. 387ss., zum slavischen Superstrat bzw. Adstrat Solta 1980, 85ss.
Die vor allem von W. v. Wartburg vertretene weitergehende These, derzufolge dem germanischen Superstrat eine zentrale Rolle als mehrfach entscheidender Ausgliederungsfaktor zukomme, ist heute in wesentlichen Punkten als unhaltbar erwiesen und läßt sich nur in eingeschränkt-modifizierter Form aufrechterhalten. In mehreren seit den 30er Jahren erschienenen Fassungen seines breit angelegten Versuchs einer Ausgliederungssynthese (cf. 3.2.; Malkiel 1978, Värvaro 1980b) meint v. Wartburg zur Chronologie der Ausgliederung: „In ihren grossen Hauptlinien haben die romanischen Sprachräume am Schluss der auf die Völkerwanderung folgenden drei Jahrhunderte der Gärung feste Formen angenommen" (1950,157)
und schreibt hierbei die Herausbildung der französisch-okzitanischen Sprachgrenze den Franken, die Sonderstellung des Frankoprovenzalischen den Burgundern und bestimmte Aspekte der italienischen Sprachgeographie den Langobarden zu: „Die Franken sind es also, und im Gebiet der mittleren Rhone die Burgunder, welche die horizontale Sprachgrenze auf der Karte der Galloromania aufgerissen haben" (v. Wartburg 1950,101). „Die Wirkung [sc. der Superstrattendenzen] geht [...] sekundär, durch geographische Differenzierung des Romanischen, auch auf die Gestaltung und Absetzung der Sprachräume. So haben vor allem die Franken, die Burgunder und die Langobarden gewirkt. Auf sie geht zurück das Aufreissen einer Sprachgrenze quer durch Frankreich [...]; und auf sie muss auch zurückgehen, dass die Scheidelinie Spezia-Rimini sich nicht verschärft hat und dass ein Sprachraum entstehen konnte, der, vorläufig, von den Alpen bis in die Toskana reichte" (ib., 156s.).
Der wesentliche sprachliche Kronzeuge, den v. Wartburg als Nachweis dieses grundlegenden Superstrateinflusses heranzieht, nämlich die Diphthongierungserscheinungen innerhalb des betonten Vokalismus (die Franken in Nordgallien und die Langobarden in Italien hätten nach v. Wartburg „die in freier Silbe leicht gelängten Vokale zerdehnt"), muß allerdings als gesamtromanisches Phänomen gesehen und dementsprechend wesentlich differenzierter interpretiert werden (cf. v.a. Schurr 1970, Wüest 1979). Der
97. Thesen zur Entstehung und Ausgliederung der romanischen Sprachen
spezifisch germanische Einfluß v. a. in Nordgallien kann höchstens als sekundärer Anstoß für die „Phonologisierung der Vokalquantitäten" (cf. Pfister 1978a, 162ss.) mit im Spiele gewesen sein. Auch die für v. Wartburgs These fundamentale geographische Parallelisierung und kausale Bezugsetzung der älteren okzitanisch-französischen Sprachgrenze (Loire-Vogesen-Linie) mit der Siedlungsgrenze der Franken läßt sich nach dem heutigen Stand der Forschung in dieser Form nicht aufrechterhalten. Die Sprachgrenze an der Loire reicht prinzipiell bereits in die vorfränkische Periode und auf vorfränkische Differenzierungsfaktoren zurück (cf. u.a. Schmitt 1974); andererseits läßt sich aber auch kaum plausibel machen, daß gerade diese Loire-Linie der Südgrenze der fränkischen Siedlung und des fränkischen Superstrateinflusses entspricht (cf. Pfister 1978a, 148ss., Wüest 1979, 346ss.). Ähnliches gilt für die Herausbildung des Frankoprovenzalischen: Die sprachliche Sonderstellung dieses Raumes führt grundsätzlich ebenfalls schon in ältere Zeit zurück (cf.3.1.; 5.). Dem Einfluß der Burgunder kommt somit höchstens eine verstärkende Funktion zu, wobei das bei v. Wartburg angeführte lautliche Kriterium (spezielle Diphthongierungserscheinungen) wenig plausibel und die geltend gemachten burgundischen Superstratwörter (deren Zahl inzwischen gegenüber v. Wartburg auf rund ein Dutzend reduziert wurde) für die Annahme einer sprachraumbildenden Wirkung kaum hinreichend aussagekräftig sind (cf. Pfister 1978a, 152ss.). Aufgrund all dieser Einwände, die teils schon früh geäußert wurden, muß die „Germanenthese" in der von v. Wartburg konzipierten Form im wesentlichen als widerlegt gelten, sie entspricht, wie etwa Pfister resümiert, „in ihrer Formulierung und Vereinfachung nicht mehr dem heutigen Forschungsstand". Die durch das an sich berechtigte Prestige der v. Wartburgschen Werke zunächst verbreitete Annahme, daß den Germanen die primäre und entscheidende Rolle für die Ausgliederung bzw. Untergliederung der zentralromanischen Sprachräume zukomme, läßt sich durch die sprachlichen und historischen Fakten nicht stützen. Die These v. Wartburgs geht vor allem auch von der falschen Voraussetzung aus, daß diese Ausgliederung von der (vorangehenden und parallelen) innerlateinischen Entwicklung her nicht erklärbar sei. Demgegenüber darf heute als gesichert gelten, daß zumindest die Ansätze der zentralromanischen Untergliederung - als Auswirkung einer Mehrzahl von differenzierenden Faktoren (cf.3.; 4.1.; 5.)-bereitsin den verschiedenen Diasystemen des protoromanischen Regionallatein angelegt waren und durch die Superstrateinflüsse der Germanen lediglich eine fall-
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weise Verstärkung und Verfestigung erfuhren (zur Rolle der Langobarden in Italien cf. Pfister 1978b, 66ss.). Ungeachtet dieser nur eingeschränkten und sekundären Relevanz für die sprachliche Ausgliederung schlechthin vermittelt jedoch der germanische Superstrateinfluß vor allem der Franken eine Vielzahl einzelner germanischer Elemente und liefert dadurch auch einen gewissen Beitrag zur innerromanischen Eigenständigkeit v. a. des Französischen (cf. Stefenelli 1981, 118ss.). Den Kern der mehr oder weniger gesicherten fränkischen Einflüsse bilden die umfangreichen und begrifflich breit gestreuten lexikalischen Entlehnungen (cf. v. a. FEW XV-XVII, Stefenelli 1981, 113ss., zu den Lehnbedeutungen 117s.). Damit in Verbindung steht die Übernahme auch einzelner Laute (aspiriertes /?-; bilabiales w- in nördlichen und östlichen Mundarten) und Affixe (-HARD > -ard; -WALD > -aud; MISSI- > me-). Ein darüber hinaus bisweilen angenommener fränkischer Einfluß auf bestimmte morphosyntaktische Besonderheiten des Französischen kommt dagegen wohl nur in dem Sinne in Betracht, daß bereits vorhandene lateinische Tendenzen, wie Hilty 1968 formuliert, „stützend, verzögernd oder beschleunigend" beeinflußt werden (cf. aber auch hierzu einschränkend Hunnius 1975, und zur Zweikasusflexion Stefenelli 1987). Auch der sprachliche Superstrateinfluß, den das Arabische auf die romanischen Sprachen und Mundarten speziell der iberischen Halbinsel und Siziliens ausüben konnte, bleibt auf eine Vielzahl vor allem substantivischer Lehnwörter konzentriert (cf. zuletzt Kontzi in Kontzi 1982,387ss., zu den Lehnbedeutungen 435s.). Eine Beeinflussung auch im lautlichen und morphologischen Bereich «parece ser, en conjunto, de poca importancia» (Baidinger 21972, 86; cf. Kontzi 1982, 426ss.). Als ein maßgebender Faktor für die eigentliche Ausgliederung der iberoromanischen Sprachräume fungiert die arabische Eroberung nur indirekt, nämlich als historische Voraussetzung der für die heutige Untergliederung entscheidenden «Reconquista» (cf. Menendez Pidal 4 1956): «Puesto que sin ärabes no hubiera tenido lugar la Reconquista, ellos son, indirectamente. responsables de la actual fragmentation lingüistica» (Baidinger21972, 62).
Eine vergleichsweise große und spezifische Bedeutung kommt den Adstrat- und Superstrateinflüssen für die Akzentuierung der innerromanischen Sonderstellung des Rumänischen zu: «per il suo secolare isolamento fra parlate non romanze, ha subito considerevoli influssi da parte di lingue di adstrato e superstrato, influssi ehe sono, in generale, completamente indipendenti da quelli ehe troviamo nelle lingue neolatine occidental!» (Tagliavini 61972, 269).
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///. Latein und Romanisch
Im Zentrum stehen hierbei die zahlreichen slavischen Lehnwörter, welche rein quantitativ die lateinischen Elemente übertreffen und mit der Übernahme auch mehrerer Affixe verbunden sind (cf. Tagliavini 61972, §60; Solta 1980, v. a. 85ss., sowie zu den morphologischen und syntaktischen „Balkanismen" 184ss.; der bei Petrovici 1982, 376ss., angenommene tiefgreifende slavische Einfluß auch auf das rumänische Lautsystem ist wenig plausibel). Mehrere konkrete Einzelbeispiele für bezeichnungsgeschichtliche Differenzierungen, die sich durch eine regional begrenzte Übernahme von Superstratwörtern innerhalb des romanischen Wortschatzes ergaben, werden etwa bei Rohlfs 1971 besprochen (v. a. Kap. XIII). Ein besonders anschauliches Beispiel für eine mehrfache Differenzierung durch „ganz verschiedene Quellen eines Superstrats" bildet hierbei die Bezeichnung für 'Maurer' (§93): die lateinische lexikalische Tradition (Fortsetzer von PETRARIUS wie pg. pedreiro; Ableitungen zu MURUS wie it. muratore) wird vielfältig durchbrochen durch ein fränkisches Superstratwort v. a. im Französischen (ma, cf. FEW), durch ein arabisches Superstratwort v. a. im Spanischen (albanil) und ein slavisches Lehnwort im Rumänischen (zidar, zu zid 'Mauer'). 5.
Divergierende Eigenentwicklung und areale Ausgliederung der regionallateinischprotoromanischen Diasysteme
5.1. Die Rolle der Kontaktverhältnisse (v. a. Dezentralisierung) und der Verkehrsbedingungen Eine entscheidende Voraussetzung für die relative Einheit des Lateinischen bildete die Strahlungskraft Roms. Soweit bzw. solange intensive auch sprachliche Kontakte zwischen dem Zentrum und den romanisierten Provinzen des Imperiums bestanden, wurden regionale Differenzierungsansätze (cf. 3.; 4.1.) teilweise nivelliert und insgesamt in Grenzen gehalten. Dies bedeutet, daß geographische Divergenzen hinsichtlich der Kontaktintensität oder Kontaktdauer auch als Teilfaktor divergierender sprachlicher Entwicklung in Betracht kommen sowie daß die zunehmende Dezentralisierung innerhalb des Imperiums ab dem 2./3. Jahrhundert n.Chr. eine wesentliche allgemeine Voraussetzung für die zunehmende regionale Eigenentwicklung und Ausgliederung der verschiedenen protoromanischen Idiome darstellt. Die geringere Kontaktintensität aufgrund weitgehender Isolierung bildet etwa einen Teilfaktor für die teils frühe innerromanische Sonderstellung des Sardischen (cf. 3.1.), die geringere
Kontaktdauer als Folge der frühen Loslösung vom Imperium bildet eine der Bedingungen für die auch sprachliche „Loslösung" des Rumänischen vom Rest der Romania (eingeschränkte Kontakte mit Dazien bestehen allerdings auch nach 271 fort, cf. u. a. Väänänen 1981a, 42). Neben diesen Kontaktdivergenzen schafft aber vor allem die generell zunehmende Lockerung der zentripetalen Kontakte innerhalb des Imperium Romanum entscheidende Bedingungen für die progressive Ausgliederung der romanischen Idiome: Mit dem Zurücktreten der zentralen politischen, kulturellen und ökonomischen Bedeutung Roms verringert sich progressiv auch dessen sprachliche Strahlungs- und Ausgleichskraft, wodurch einerseits die römisch-italischen Neuerungen nur noch begrenzt über Italien hinausdringen und andererseits spezifische provinzielle Entwicklungen von neuen regionalen Zentren innerhalb dieser Regionen ungehindert ausgestrahlt werden. Diese für die Ausgliederung wesentliche Rolle der Dezentralisierung wird u. a. bei Rohlfs 1971, § 20s., hervorgehoben (zu den Handelskontakten cf. Heichelheim 1938, Wüest 1979, 395ss.): „Im Gegensatz zu Gröbers Theorie geht die heute vorherrschende Meinung dahin, daß erst mit der fortschreitenden Dezentralisierung, d. h. ungefähr seit dem Zeitalter von Hadrian, die lateinische Vulgärsprache angefangen hat, innerhalb der einzelnen Provinzen sich zu differenzieren. Erst nachdem der Zusammenhang mit Rom ein lockerer geworden war, war es möglich, daß das Latein Galliens, Hispaniens und Daziens eine eigene Entwicklung nahm. Die selbständiger gewordenen Provinzen hörten von nun an auf, dem von Rom gegebenen Vorbilde sklavisch und bedingungslos zu folgen. Die zentripetalen Kräfte verlieren ihre Wirkung. Neue Formen der Ausdrucksweise können sich ungehinderter durchsetzen, wie auch umgekehrt die von Rom ausgehenden jüngeren Einflüsse nicht mehr in alle Provinzen gedrungen sind. [...] Als wichtige Irradiationszentren sind, neben Rom, zu betrachten: Mediolanum, Lugdunum, Burdigala, im nördlichen Spanien Caesaraugusta, in der lusitanischen Hispania Augusta Emerita" (cf. zu Hispanien auch H. Meier sub 3.2.). Die konkrete Relevanz der nur noch begrenzten Strahlungskraft Roms für die Differenzierung zwischen dem Zentralbereich und den Randbereichen der Romania wurde vor allem von Bartoli (u. a. 1945) ins Auge gefaßt und zur zweiten seiner „Arealnormen" systematisiert: Wenn die Randzonen im Gegensatz zum Zentrum eine gemeinsame Sprachform aufweisen, bilde diese meist die ältere Phase gegenüber einer jüngeren zentralen Neuerung. Tatsächlich zeigen die romanischen «aree laterali», nämlich das Iberoromanische einerseits und Rumänische andererseits, gegenüber der Zentralromania (Italien,
97. Thesen zur Entstehung und Ausgliederung der romanischen Sprachen
Gallien) eine Reihe von Gemeinsamkeiten, welche zum Teil zweifellos als Bewahrung einer älteren Sprachschicht gegenüber einer nicht mehr bis in die Randlagen vordringenden Neuerung interpretiert werden können (cf. Rohlfs 1971, Kap. X, Stefenelli 1981, 93s.; 1992,98s.; -+ 110). Im Gegensatz zu der schematischen und einseitigen Anwendung bei Bartoli (cf. u.a. Vidos 1968, 99ss.) kommt dieser „Arealnorm" allerdings nur insoweit Geltung zu, als das chronologische Verhältnis der jeweiligen Einzelphänomene sprachhistorisch nachweisbar ist. Die Übereinstimmungen zwischen dem äußersten Osten und Westen der Romania können meines Erachtens in manchen Fällen auch auf dem (zufälligen) Zusammentreffen zwischen der isolationsbedingt relativ alten rumänischen und der soziokulturell bedingt relativ gehobenen iberischen Latinität (cf. 5.2.) beruhen. Die Kontaktverhältnisse sowie der Verlauf sprachlicher Ausstrahlung und arealer Gliederung werden maßgebend von den Verkehrsbedingungen mitbestimmt. Diese Bedingungen umfassen das Straßennetz ebenso wie die geophysischen Voraussetzungen und die politischen bzw. administrativen Grenzziehungen. In die romanistische Ausgliederungsdiskussion wurde die Rolle des Verkehrs im allgemeinen und der kirchlichen Verwaltungsgrenzen im besonderen vor allem durch Morf (u. a. 1911) eingebracht (cf. auch Meyer-Lübke 31920, §21). Am Beispiel der sprachlichen Gliederung Galliens macht Morf als Erweiterung und Stütze seiner Substratthese (cf. 4.1.) geltend, daß die vorrömischen Stammesgrenzen nicht nur von den römischen Verwaltungsgrenzen, sondern vor allem auch von der kirchlichen Diözesaneinteilung fortgeführt wurden und so als kontinuierliche historische Verkehrsgrenzen sprachgeographisch wirksam wurden:
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Die konkrete linguistische Untermauerung, die Morf 1911 für diese These gibt, und ihre rigorose verallgemeinernde Anwendung auf die galloromanische Gliederung schlechthin (cf. auch Merlo sub 4.1.) stießen mehrfach auf berechtigte Kritik und können weitgehend als widerlegt gelten. Wie bei anderen älteren „Thesen" sollte jedoch die verfehlte und einseitige Handhabung eines Erklärungsfaktors nicht dazu veranlassen, dessen Relevanz grundsätzlich und gänzlich in Abrede zu stellen. Mit Recht betont Schmitt (1974, 313), daß „lediglich der Morfsche Rigorismus, keinesfalls die These selbst in allen Details" widerlegt ist und daß die Deutung Morfs als Teilerklärung etwa für den Verlauf speziell der frankoprovenzalischen Sprachgrenze durchaus plausibel bleibt: „Wesentlich besser ist es Morf gelungen, die Sprachgrenze des Frankoprovenzalischen mit den Diözesen Lyon und Vienne, wo in der Tat die Diözesangrenzen mit denen der civitas Lugdunensis und civitas Viennensis aus römischer Zeit und den gallischen gentes von Lugdunum und Vienna Allobrogum identisch sind, in Verbindung zu bringen. Die Überprüfung der Morfthese fand im frankoprovenzalischen Bereich keinen überzeugenden Widerspruch, denn selbst da, wo keine natürlichen Barrieren vorlagen, erwiesen sich die Diözesangrenzen als Verkehrs- und Sprachgrenzen" (Schmitt 1974,310; Vidos 1968,276; Pfister 1978a, 157). Zu den Auswirkungen der durch die S u p e r s t r a t v ö l k e r geschaffenen neuen politischen Verhältnisse auf die innerromanischen Kontaktverhältnisse bzw. Grenzziehungen cf. 4.2. sowie zusammenfassend Pfister 1978b, 70: «les envahisseurs germaniques creerent dans toute la Romania les conditions politiques qui permirent une fragmentation linguistique, renforcerent le developpement autonome des anciennes regions sous domination romaine, regions, qui se detacherent alors de la zone d'influence linguistique de Rome, et rendirent possible la formation des langues romanes» (zu Auswirkungen auf den Entwicklungsrhythmus cf. 5.2.).
Neben den politisch-administrativen Grenzen „Nur dann, so können wir Morfs methodische Ausfüh- können auch die (teils konvergierenden) geophyrungen zusammenfassen, darf man erwarten, daß sischen Hindernisse als „natürliche Barrieren" Sprachgrenzen alten ethnischen Grenzen entsprechen, des Verkehrs und damit auch des Sprachkontakts wenn diese als politische, als Verwaltungs- und Ver- wirksam werden. Als wesentlicher Faktor für die kehrsgrenzen im Leben der Sprecher ihre Bedeutung über die Zeiten hinweg bewahrt haben" (Meier 1941, Erklärung von Sprachgrenzen werden die geographischen Hindernisse und Zonen geringer Be25). „Die Bistumsgrenzen waren nämlich, Morf zufolge, völkerungsdichte in jüngerer Zeit vor allem von Verkehrsgrenzen, was man sich so vorzustellen hat, daß Wüest 1979 in bezug auf die innergalloromanidie Einwohner z.B. einer civitas sich regelmäßig in den sche Ausgliederung geltend gemacht: kleineren kirchlichen Zentren und in der Bischofsstadt einfanden. [...] Auf diese Art hat die kirchliche Eintei- «Parmi les causes de la bipartition, on citera en particulung innerhalb der Bistumsgrenzen den Verkehr geför- lier les obstacles göographiques entre les deux parties de dert und eine zentripetale Kraft auf den Bischofssitz zu la Gaule. L'obstacle le plus important se trouve au nord ausgeübt, die natürlich kulturelle und sprachliche Aus- du Massif Central. C'est une large bände de terre qui wirkungen haben mußte. Da das angrenzende Bistum s'etend de la Bresse ä la Sologne et ä la Brenne. [...] innerhalb seiner Grenzen genauso vorging, ergaben sich Aujourd'hui encore, la r6gion du Centre abonde en Verkehrshindernisse zwischen benachbarten Bistümern etangs, en marecages et en forets. Son peuplement est [...]" (Vidos 1968, 278; zur Rolle der Römerstraßen cf. toujours reste clairseme. [...] Je pense done que les ib.,280ss.)· inegalites de peuplement peuvent bien expliquer le tra-
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ci, sinon l'origine, de certaines limites linguistiques» (355).
Ich zweifle nicht, daß diesem von Wüest auch für die dialektale Struktur plausibel gemachten Faktor mehrfach eine grundsätzliche Relevanz für den Verlauf der Sprachgrenzen und damit das areale „Wie" der Ausgliederung zukommen kann. Im Gesamtrahmen der Ausgliederungsproblematik handelt es sich meines Erachtens aber immer nur um einen Teilfaktor, der sich gerade in bezug auf das „Warum" sicherlich nicht als hauptsächliche «cause de la bipartition» des Galloromanischen ansehen läßt (cf. 3.1.; 4.1.; 4.2.; 5.2.). Es liegt nahe, daß die divergierenden geophysischen Bedingungen auch bereits bei der Romanisierung dahingehend zu sprachgeographischen Divergenzen führen konnten, daß sich das Lateinische in unzugänglichen Gebieten langsamer und weniger vollständig gegenüber den vorrömischen Substratsprachen durchsetzte. Für den galloromanischen Bereich bestätigen dies die „geostatistischen" Analysen zur Verbreitung bzw. Dichte der keltischen Relikte bei Müller 1982. Die insgesamt 240 gallisch/keltischen Substratstämme konzentrieren sich geographisch insgesamt „eher im Süden der Galloromania als im Norden und eher im Osten als im Westen" (cf. 4.1.), entsprechen im einzelnen aber mit ihren „Verdichtungszonen" offenkundig den geophysisch und verkehrsmäßig schwer zugänglichen Gebieten: „Sicher ist immerhin, daß das Verteilungsbild mit physikalischen Gegebenheiten zusammenhängt: Die frankoprovenzalische Verdichtungszone korrespondiert mit der Nord-Süd-Barriere, die der Jura und die Alpen bilden; das Gebiet Auvergne—Rouergue—nördliches Languedoc—Porigord—Limousin deckt sich mit dem Massif Central. Die Gebirgslandschaften der Celtica haben offensichtlich als wirkungsvolle Reservate für G/ K-Wörter fungiert, was übrigens auch an den Ardennen, am Argonnerwald und an den Vogesen mit entsprechend erhöhten Quoten zu erkennen ist" (613).
5.2. Variierende Kräfteverhältnisse zwischen Sprachneuerung und Sprachtradition Als wesentliche allgemeine Voraussetzung der regionalsprachlichen Eigenentwicklung wird neben und in Verbindung mit der politisch-kulturellen Dezentralisierung (5.1.) - die seit der Kaiserzeit zunehmende Lockerung der Sprachtradition wirksam. Diese Lockerung bildet einen Teilaspekt des generellen kulturell-bildungsmäßigen Verfalls, welchen vor allem Coseriu 1954 anschaulich skizziert und hinsichtlich seiner Ausgliederungsrelevanz sogar als «La razon verdade-
ra y profunda del fraccionamiento del latin» ansieht (179ss., dt. in Kontzi 1978,282ss.). Meiner Meinung nach handelt es sich zwar nicht um eine eigentliche «razon», aber um eine wichtige Bedingung, die vor allem insofern zum konkreten Differenzierungs- und Ausgliederungsfaktor wird, als der Grad der kulturellen «decadencia» und damit auch der Lockerung der Sprachtradition in den verschiedenen Teilgebieten der Urromania divergieren kann. Die sprachlichen Gegensätze zwischen den einzelnen (früh-) romanischen Idiomen lassen sich zu einem guten Teil als unterschiedliches Festhalten an den traditionellen lateinischen Sprachverhältnissen sehen und dementsprechend in erster Linie von den regional unterschiedlichen Kräfteverhältnissen zwischen Sprachtradition und Sprachneuerung her verstehen. Der divergierende Anteil traditioneller Sprachelemente kann bis zu einem gewissen Grad auf die chronologisch und diastratisch divergierenden Bedingungen bereits der Romanisierung selbst zurückführen (cf. 3.). Es ist aber meines Erachtens nicht nur grundsätzlich plausibel, sondern auch weithin nachweisbar, daß für die romanische Ausgliederung den divergierenden regionalen Eigenentwicklungen nach dem eigentlichen Romanisierungsprozeß eine insgesamt entscheidendere Bedeutung zukommt und daß diese Eigenentwicklungen maßgebend von den variierenden soziokulturell-bildungsmäßigen Voraussetzungen in den auf die Romanisierung folgenden Jahrhunderten mitbestimmt werden. Methodologisch bedeutsam erscheint mir dabei, daß die jeweilige protoromanische Sprachgeschichte nicht als einheitliche Entwicklungslinie, sondern als komplexer Entwicklungsprozeß eines jeweils vielschichtigen Diasystems gesehen wird (cf. sub 2., Stefenelli 1987; 1992,86ss.). Wenn etwa hinsichtlich des regional divergierenden Schicksals von auslautendem -s nach dem heutigen Forschungsstand davon auszugehen ist, daß die Aussprache im kaiserzeitlichen Vulgärlatein zunächst überall labil war und später speziell im Westen wieder allgemein stabilisiert wurde (cf. sub 3.I.), dann bedeutet dies in meinen Augen, daß innerhalb der protogallo- und protoiberoromanischen Diasysteme das Kräftespiel zwischen -s-labilen und - -bewahrenden Varietäten im Gegensatz zum Osten - schließlich zugunsten der letzteren entschieden wurde, was zweifellos primär von den soziokulturell-bildungsmäßigen Verhältnissen in diesen späteren Jahrhunderten abhängig ist. Ähnliche Indizien für ein längeres diasystematisches Nebeneinander, welches erst spät und in Abhängigkeit vom divergierenden Stellenwert der sprachtraditionellen Kräfte in eine absolute sprachgeographische Differenzierung mündete, sehe ich u.a. in der romanischen
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Bezeichnungsgeschichte von 'essen' und beim Steigerungsadverb des analytischen Komparativs: Die Tatsache, daß als Bezeichnung für 'essen' ein höchstwahrscheinlich in Nordwestspanien entstandener Text des 4./5. Jh. wie das «Itinerarium Egeriae» anstelle des zu erwartenden iberoromanischen Typus COMEDERE mehrfach das scheinbar „atypische" MANDUCARE gebraucht, spricht dafür, daß das damalige hispanolateinische Diasystem sowohl COMEDERE als auch MANDUCARE kannte und sich erst nach dieser Zeit - im Gegensatz zur Restromania - generell für die erstere Form entschied (eine eventuelle Beeinflussung des Wortgebrauchs der Egeria durch die Kirchensprache, wie sie Väänänen 1981a, 38, anspricht, könnte die idiolektale Bevorzugung von MANDUCARE erklären, wäre aber kaum zu erwarten, wenn dieser Lexemtypus der Spontansprache der Autorin und ihrer Adressaten völlig fremd wäre). Als Steigerungsadverb des analytischen Komparativs kannte das protoiberoromanische Diasystem neben dem später spezifischen Typus MAGIS offensichtlich auch synonymes PLUS, welches selbst im älteren Iberoromanischen noch Spuren hinterlassen hat (cf. Rohlfs 1971, § 26; FEW). Dies wiederum bedeutet, daß im speziellen Fall die Übereinstimmung zwischen dem iberoromanischen und dem rumänischen Typus MAGIS wohl kaum im Sinne der «norma delle aree laterali» Bartolis interpretierbar ist, sondern, wie sub 5.1. angedeutet, als (zufälliges) Zusammentreffen zwischen der isolationsbedingt relativ alten rumänischen und der soziokulturell bedingt relativ gehobenen iberischen Latinität (ein paralleles romanisches Resultat läßt nicht zwangsläufig auf identische urromanische Voraussetzungen schließen).
Von den bildungsmäßigen Voraussetzungen her zeigen gerade Hispanien und (v. a. im 4.15. Jh.) Gallien ein vergleichsweise hohes Niveau der kulturellen Tradition. Die «culture classique» wird hier, wie etwa Riche (1979, 19ss.) zeigt, auch noch nach dem Untergang der öffentlichen Schulen von der aristokratischen Schicht weitergeführt; ihr späterer Niedergang erfolgt innerhalb Galliens im Süden langsamer als im Norden und ist im westgotischen Spanien allgemein weniger ausgeprägt als im Merowingerreich (cf. Riche 3 1972, 1979). In Bezugsetzung dieser regional und chronologisch divergierenden Bildungstradition mit dem jeweiligen spontansprachlichen Entwicklungsrhythmus vermutet auch Norberg (1968), daß die zunächst blühende gallische Schultätigkeit bis zum 7. Jahrhundert «une grande influence conservatrice sur revolution linguistique» ausüben konnte (id., 27; zum Fr.-Prov. cf. Schmitt 1974, 190ss.) und daß im 7. Jahrhundert in Hispanien durch den geringeren Bildungsverfall die sprechsprachliche Dynamik im Vergleich zu Gallien und Italien «vraisemblablement moins marquee et contrecarree par l'activite scolaire» blieb (39). Ich halte es in diesem Sinne für durchaus wahrscheinlich, daß die variierenden bildungsmäßigen
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und soziokulturellen Bedingungen zu maßgebenden Divergenzen im Kräfteverhältnis zwischen Sprachneuerung und Sprachtradition innerhalb der verschiedenen protoromanischen Diasysteme führen konnten und dadurch zu einem wichtigen (bisher meist zu wenig berücksichtigten) Teilfaktor der romanischen Ausgliederung wurden. Parallel zu den sprachlichen Phänomenen, bei denen sich eine erst späte und wohl auf diesem Faktor beruhende Differenzierung konkret erhärten läßt (cf. oben die westromanische Restabilisierung von -i bzw. die iberoromanische Selektion der eher traditionellen Variablen COMED£RE und MAGIS), dürfte meines Erachtens überhaupt der Großteil der sub 3.1. angesprochenen spezifisch traditionellen Elemente des Okzitanischen oder Iberoromanischen (cf. —> 110) nicht so sehr auf die frühe und intensive Romanisierung als auf die relativ stärkere Sprachtradition im Verlauf der späteren Jahrhunderte zurückzuführen sein (wobei im einzelnen sicher auch kleinräumige Divergenzen etwa zwischen den verschiedenen Regionen Hispaniens bestanden; zum Kat. cf. Colon 1976). Es darf auch nicht übersehen werden, daß selbst bei den wenigen Fällen, die sich als „Archaismen" bereits der Romanisierungsphase wirklich nachweisen lassen, ein Fortbestehen bis ins Romanische erst durch die konservative Haltung der Folgezeit ermöglicht wird. Auch für die Geschichte des protofranzösischen Diasystems läßt sich über einzelne spezifisch traditionelle Züge (z. B. Zweikasusflexion; ERO-Futurum; Bewahrung nicht nur von -5, sondern auch von -/; klassische Worttypen wie MORES) die ursprüngliche Existenz konservativer Entwicklungsvarietäten - in Verbindung wohl mit den Bildungsvoraussetzungen vom 4. bis 6. Jh. - erschließen (cf. Stefenelli 1987; L992, 94ss.). Die zunächst vermutlich breiteren Auswirkungen dieser traditionellen Tendenzen werden jedoch durch das in der Folgezeit (ab dem 6. Jh.) im Norden Galliens besonders starke Zurücktreten der Sprachtradition von besonders wirksamen und für das Französische letztlich kennzeichnenden Neuerungstendenzen wieder weitgehend überdeckt. Vergleiche auch Wüest 1979, der in einer gewissen «dilatinisation» des Nordens seit dem 6. Jh. die Erklärung nicht nur für die Übernahme zahlreicher Superstratwörter, sondern auch für die einschneidenden phonologischen Neuerungen des Protofranzösischen sieht («son Evolution phonologique s'est acceleree durant cette periode, l'influence moderatrice du latin etant moins forte qu'ailleurs» ib.,349, cf. ib.,396).
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oral qui etait parle dans le monde romain occidental; seul le caractere oral de cette langue rend compte de ce qu'elle a pu se perpetuer, de generation en generation, jusque dans les parlers romans modernes, tout en se modifiant et se diversifiant graduellement. Quant au latin ecrit, on ne saurait l'assimiler ä la langue mere historique des parlers romans; on sait en effet que le Systeme d'une langue qui est utilisee ä la fois pour l'expression orale et pour ['expression ecrite n'est en general pas exactement le meme ä ces deux niveaux; il n'est que de songer aux differences qu'on peut observer actuellement dans la distribution des marques du nombre et du genre entre le fran9ais oral et le franfais ecrit. Beaucoup de
Roman commun -protoroman 1. 2. 3. 4. 5. 1.
Caracterisation du protoroman Les demarches scientifiques Bilan Perspectives Bibliographie selective
Caracterisation du protoroman
1.1. La langue mere historique des parlers romans La langue mere historique des parlers romans est le latin de l'antiquite, et plus precisement le latin
Arnulf Stefenelli, Passau
98. Gemeinromanisch - Protoromanisch
romanistes identifient la langue mere historique des parlers romans non pas avec le latin oral, mais avec le latin populaire; que la langue mere historique ait ete du latin populaire est sans doute vrai; il existe toutefois aussi des textes ecrits en latin populaire, de sorte que la correspondance du latin oral et du latin populaire n'est que partielle; dans ces conditions, la notion de latin oral reste, du moins provisoirement (cf. 2.6.), seule pertinente ä la definition de la langue mere historique. II y a lieu cependant de preciser davantage la notion de langue mere historique. II faut en effet supposer dans le latin oral, comme d'ailleurs dans le latin ecrit, l'existence simultanee de plusieurs niveaux de langue, comportant des normes distinctes, comparables ä celles qui font qu'en francais moderne par exemple, les synonymes jaunisse et ictere caracterisent le parier de groupes sociaux differents. Or, la langue mere historique n'a probablement jamais connu qu'une seule des normes du latin oral ä la fois; tout au plus celles-ci s'y sont-elles substitutes les unes aux autres au cours de 1'evolution (cf. 4.2.). L'extension spatiale de la langue mere historique des parlers romans correspond ä la partie du monde remain ou se sont constitues des parlers romans ältestes; ce domaine s'appelle la Romania. On peut aussi prendre en consideration un domaine plus vaste, comprenant les parties du monde romain ou le latin s'est implante sans toutefois se maintenir ä la longue, par exemple l'Afrique et la Bretagne; comme ces territoires ne concernent qu'indirectement la langue mere historique, on ne les inclut en general pas dans la Romania, ou bien on leur reserve le terme de Romania submersa. Sur Taxe du temps, la langue mere historique couvre a priori toute la periode pendant laquelle a existe un latin oral; eile debute done ä Taube de l'histoire de Rome et rejoint, ä l'autre bout, les moments ou, par sa fragmentation graduelle, eile donne naissance aux parlers romans. L'unite socioculturelle du monde romain permet de supposer que la langue mere historique, qui etait le latin parle par la masse et par consequent le principal vehicule linguistique de 1'occident d'alors, revetait dans la dimension spatiale un certain degre d'uniformite, permettant en tout cas I'intercomprehension, mais n'excluant pas les varietes regionales. En outre, la langue mere historique coexistait sans doute, chez nombre de sujets, avec un, voire plusieurs parlers non latins, de portee plus locale. Au declin de Rome, c'est le demantelement de l'unite socioculturelle qui a permis - sans en etre forcement la seule cause - le morcellement spatial de la langue mere historique. L'existence d'un lien possible entre 1'uniformite linguistique et l'unite socioculturelle est demontree par ce que nous pouvons observer de nos
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jours dans un Etat comme la France, d'un bout ä l'autre de laquelle I'intercomprehension est assuree par une seule langue; l'existence de varietes regionales, par exemple dans l'emploi des temps du passe, et celle de parlers non franfais, notamment au Pays Basque et en Alsace, y sont egalement illustrees. La langue mere historique a cependant evolue dans le temps, conformement aux tendances de toute langue servant ä l'expression orale; comme les diverses parties du monde romain ont ete latinisees, puis se sont isolees de la metropole, ä des moments qui different d'un cas ä l'autre, le latin de chaque partie de la Romania peut refleter des periodes differentes de 1'evolution de la langue mere historique. De ce point de vue, deux provinces romaines presentent un interet considerable, ä savoir la Sardaigne et la Dacie; la Sardaigne, du fait qu'elle a ete colonisee tres tot et que son caractere insulaire 1'a probablement soustraite de bonne heure ä l'influence de la metropole; la Dacie, du fait qu'elle a ete colonisee relativement tard et qu'elle a ensuite ete coupee du monde romain occidental ä une epoque que l'histoire permet de determiner. 1.2.
Leprotoroman
1.2.1. La langue mere historique echappe ä 1'observation directe du linguiste moderne, puisqu'il s'agit d'une langue orale; eile n'est que partielle ment accessible ä travers le latin ecrit, puisqu'on doit admettre que le Systeme latin n'est pas exactement le meme aux niveaux de ecrit et de l'oral. On peut, dans une certaine mesure, surmonter cet obstacle en reconstruisant la langue mere des parlers romans ä partir des parlers romans euxmemes, ä l'aide de la methode comparative genetique (—> 65). Cette langue mere reconstruite est appelee protoroman ou roman commun, termes aujourd'hui equivalents et employes indistinctement, mais emanant d'ecoles differentes et evoquant ä l'origine, le premier 1'anteriorite aux parlers romans, le second la communaute - en realite toute relative - des traits; bien des romanistes 1'appellent latin vulgaire, designation malencontreuse toutefois, parce qu'elle evoque aussi le latin ecrit et parce qu'elle se refere ä une norme qui, pas plus que la notion de latin populaire (cf. 1.1.), n'est pertinente ä la definition de la langue mere. II y a une difference essentielle entre le protoroman et la langue mere historique. La langue mere historique est une donnee concrete, quoique non attestee. Le protoroman est une abstraction, tiree des parlers romans au moyen d'une extrapolation qui remonte de plusieurs siecles le cours du temps. Et, comme des traits de la langue mere historique se sont certainement perdus
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avant l'apparition de parlers romans attestes, le protoroman ne peut pas etre une reconstruction integrale de la langue mere historique; il ne peut en refleter que les traits les plus persistants. Le protoroman consiste en un ensemble d'hypotheses, qui sont formulees par le comparatiste sur la base des traits observes dans les parlers romans et de leur interpretation; il suffit done de la decouverte de traits inedits, dans quelque texte ancien ou parmi les archa'ismes d'un dialecte moderne, pour infirmer l'une ou l'autre des hypotheses sur le protoroman et pour amener le comparatiste ä les reformuler. Malgre ses lacunes inherentes et bien qu'il depende fortement des aleas de la documentation, le protoroman est le principal moyen dont nous disposions actuellement pour nous faire une idee scientifiquement valable de la langue mere historique des parlers romans. 1.2.2. Le protoroman permet d'etayer de donnees internes la supposition que la langue mere historique et le latin ecrit ne se recouvrent pas entierement, car il fait apparattre des differences de Systeme nombreuses et essentielles. Ceci dit, et bien que son Systeme ne recouvre pas entierement celui du protoroman et qu'on ne sache pas priori sur quels points du Systeme il le recouvre, le latin ecrit est un adjuvant important de la reconstruction et de revaluation du protoroman. 1.2.3. Le grand nombre de traits qui ä la fois sont communs ä tous les parlers romans et remontent au protoroman apportent, au niveau du Systeme, la confirmation de l'uniformite de la langue mere historique postulee par ailleurs ä partir de considerations socioculturelles. Les etapes de revolution de la langue mere historique et les aires produites par sa differenciation dans l'espace peuvent etre retracees par le comparatiste et incorporees ä la description du protoroman. On peut soutenir, sur la base de donnees du Systeme protoroman, independamment done de donnees historiques externes (cf. 1.1.), que l'isolement linguistique de la Sardaigne, si graduel soit-il, est tres ancien, anterieur meme ä la romanisation de la Dacie, et que l'isolement de celle-ci est, pour l'essentiel, anterieur au morcellement linguistique du reste de la Romania continentale. Certains des parlers romans, notamment done, pour des raisons geographiques et historiques, le sarde et le roumain, sont par consequent des points de repere relativement fiables au service de qui veut etablir la Chronologie du protoroman et en degager les synchronies, avec leurs structures propres. Ce qui vient d'etre dit montre qu'il y a lieu de distinguer deux modeles du protoroman: le protoroman global, qui rend compte de l'uniformite
de la langue mere historique, et le protoroman fragmente, qui rend compte de sa differentiation temporelle et eventuellement spatiale. 1.2.4. La reconstruction du protoroman n'est pas un but en soi; eile a pour fonction de completer l'histoire des parlers romans pour la periode non documentee qui les separe de la langue mere historique et, par la, de procurer une base meilleure pour leur description diachronique; etude du protoroman participe done de deux mouvements complementaires: Tun, la reconstruction, consiste ä remonter le cours du temps, des parlers romans au protoroman; l'autre, la derivation, part du protoroman et redescend vers les parlers romans, en placant ou replacant les traits des divers systemes romans dans la bonne perspective. 1.2.5. Une connaissance certaine, mais encore fragmentaire, de ce qu'est le Systeme du protoroman s'est accumulee depuis que, voici un siecle et demi, on s'est mis ä l'explorer methodiquement. Ce n'est pas ici le lieu de decrire ce Systeme; on se reportera pour cela aux articles 102 ä 120 ainsi qu'aux grands travaux de synthese que sont, classes par ordre chronologique, ceux de Diez (1836-1844), Meyer-Lübke (1890-1902), Bourciez (1910), Lausberg (1956-1962), Maurer (1959) et Hall (1974-). 2.
Les demarches scientifiques
2.1. Generalites Le but de cet article est d'analyser et de decrire chacune des demarches scientifiques en lesquelles se decompose la reconstruction du protoroman; ces demarches seront presentees dans leur ordre logique, rapprochees des etapes correspondantes de l'histoire de la linguistique et illustrees de quelques travaux representatifs. 2.2.
La reconstruction atomiste (demarche 1)
2.2.1. Ä l'ere prestructuraliste, lorsque la linguistique romane est encore guidee par les principes neo-grammairiens, les reconstructions sont atomistes, c'est-ä-dire consistent en phonemes, monemes, mots ou traits syntaxiques consideres isolement, sans egard ä leurs liens structuraux; c'est la demarche l. Les lois phonetiques que formulent, ä cette etape de la recherche, un Diez (1836-1844, vol. 1) et un Meyer-Lübke (1890-1902, vol. 1) aboutissent ä la reconstruction en protoroman d'un ensemble d'unites phonetiques dont l'interet est alors avant tout de systematiser des rapports diachroniques isoles entre le protoroman et cha-
98. Gemeinromanisch - Protoromanisch
cun des parlers romans. II en va ainsi egalement des etymons au moyen desquels ces auteurs, par l'application de lois phonetiques, etablissent des liens historiques entre des monemes ou des mots du protoroman et leurs derives romans. Le domaine oü la demarche l persiste le plus longtemps est celui de l'etymologie lexicale; le dernier en date des dictionnaires etymologiques romans, celui de Meyer-Lübke (1911 — 1920, 3 1935, reimpression 1968), se rattache encore pour l'essentiel ä cette tradition. Dans la demarche 1, les traits syntaxiques brillent par leur rarete; cela n'est pas fortuit: les traits syntaxiques ne pouvant beneficier ni des lois phonetiques ni de lois diachroniques propres, la reconstruction atomiste, dans ce secteur, est le plus souvent aleatoire. Cette limitation methodologique, Meyer-Lübke, en esprit perspicace, la ressent nettement (cf. Meyer-Lübke 1901, §74 et 75); eile explique aussi, en partie, les remarques qu'il fait sur le caractere quelque peu provisoire de sä syntaxe romane (cf. Meyer-Lübke 1890-1902, vol. 3, V-VIII). Au sein de la demarche 1, il faut distinguer deux phases, qui se suivent logiquement: la phase qui reconstruit le protoroman global et y met en evidence les traits stables du Systeme (demarche la; cf. 2.2.2.) et la phase qui reconstruit le protoroman fragmente dans les cas oü, en raison de l'inslabilite des traits, le protoroman global ne rend pas compte des fails romans (demarche Ib; cf. 2.2.3.). 2.2.2. Au niveau de la phonetique, le phoneme /a/ et le phoneme /t/, par exemple, ou l'absence de n devant s ä 1'interieur d'un moneme sont typiquement des reconstructions qui ont leur place dans le protoroman global, car elles rendent compte de tous les parlers romans, et les modifications phonetiques qu'elles subissent, comme le passage de a ä e (PORTARE > fran9ais porter) et celui de t ä d ou ä zero (VITA > espagnol vida, francais vie), sont circonscrites dans 1'espace d'une maniere qui les caracterise comme posterieures au protoroman. Nombre de lois phonetiques romanes se laissent decrire ainsi, dans le protoroman global. Vu qu'elles ne soulevent pas de problemes majeurs, elles sont parmi les premieres ä avoir etc formulees, et leur formulation n'a guere ete remaniee. II en va de meme de ceux des etymons auxquels s'appliquent ces lois phonetiques. Ainsi, tous les parlers romans renvoient au protoroman PESARE, pendant du latin ecrit PENSARE, en vertu d'une loi selon laquelle au latin classique «5 correspond s en protoroman. Aussi la reconstruction d'etymons de ce type remonte-t-elle principalement aux travaux ety-
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mologiques du XIXe siecle et n'a-t-elle donne lieu ä aucune revision notable. Selon la demarche la, on reconstruit egalement des traits syntaxiques, mais episodiquement et non sans risques, vu les difficultes qui sont propres ä ce secteur (cf. 2.2.1.); ainsi Meyer-Lübke (1897) formule une regie pour la position du pronom personnel complement, et Meier (1968) pose 1'existence de constructions ä subordonnees parataxiques du type Timeo venial. 2.2.3. Apres l'application du modele global, il reste un residu important d'elements qui ne se laissent pas decrire en des termes aussi simples. Et c'est ici qu'intervient le principe selon lequel le protoroman se subdivise en plusieurs synchronies, d'extension spatiale eventuellement variable. Prenons revolution du son protoroman k devant e\ pour rendre compte de la plupart des parlers romans, on doit supposer que ce k etait palatalise, k', en protoroman; CERA aboutit en effet ä cera en portugais, ä cera en espagnol, ä cire en fran^ais, ä cera en Italien, ä cearä en roumain, mais pour rendre compte du sarde, qui a kera, et du dalmate, qui a kaira, on doit supposer que ce k etait guttural; comme, en vertu de considerations generates, 1'evolution k > k' est beaucoup plus probable que 1'evolution inverse et comme le latin ecrit älteste le son k gutlural, la seule hypothese capable de decrire la genese de cette situalion est que le sarde et le dalmate representenl dans ce cas une synchronie du protoroman qui est anterieure ä celle que representent les autres parlers romans. Et voici un exemple tire du lexique; pour exprimer le concept 'dire', le sarde utilise un derive du latin NARRARE, les autres parlers romans, un derive de DICERE; I'isolementlinguistique precoce de la Sardaigne, fixanl dans la langue sarde un etat archa'ique du protoroman fragmenle, est I'explicalion la plus plausible de ce phenomena. La demarche Ib, surtout ä propos du sarde et du roumain, est enlreprise, sur une pelile echelle il esl vrai, par Diez dejä, dans des reeditions de sä grammaire (par exemple Diez 51882, 72—73) et par Meyer-Lübke (1901, §69-178). On applique cette demarche plus systemaliquement par la suile, en puisanl dans le vasle inventaire des fails que le proloroman global a laisses pour compte; pour cette etape de la recherche, il faut nommer surtout Bartoli, qui etablit (cf. entre autres Bartoli 1936/1937) des normes spatiales permellanl de decouvrir la Chronologie des lermes impliques dans une evolution; selon ces normes, par exemple MAGIS et FORMOSU, conserves tous les deux aux extremites ouest et esl de la Romania, sont anlerieurs ä respectivemenl PLUS el BELLU, dont 1'aire caracterise la Romania centrale; on conlinue d'appliquer des normes spaliales apres la Secon-
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de Guerre, comme le montrent l'etude de Politzer (1952) sur les phases du döveloppement de b et de v, ou bien une partie des cartes et des commentaires contenus dans Rohlfs (1971), 6tablissant entre autres la suite chronologique ä trois degre"s CRAS (ä l'origine du sarde) (ä l'origine du portugais, de l'espagnol et du roumain) DEMANE (ä l'origine du francais et de l'italien). Le protoroman fragmento n'a pas toujours 6te reconstruit avec les procautions voulues, et les normes de Bartoli, qui ont inspire beaucoup de romanistes et meme des indo-europoanistes, ont parfois ete appliquees de maniere trop schematique; aussi la chronologic MAGIS - PLUS, donnee cidessus comme un resultat de cette methode, estelle aujourd'hui remise en question (cfr. Maurer 1959,103-104, et Dardel 1986). 2.3. La reconstruction de structures (demarche 2) 2.3.1. La demarche suivante (domarche 2) est appelee par l'avenement de la description synchronique structurale. Les traits du protoroman atomiste doivent desormais etre relies en structures, et le protoroman, dans toute sä profondeur temporelle, doit pouvoir etre traduit en une ou plusieurs descriptions synchroniques. 2.3.2. Dans le modele global (demarche 2a), cela souleve un probleme. Comme le protoroman est le reflet abstrait d'une langue mere historique en evolution constante, les structures stables, qui ressortissent au protoroman global, sont peu nombreuses et forment tout au plus un petit noyau au sein de chaque sous-systeme. II est done impossible de docrire tout le protoroman en termes synchroniques et structuraux sans tenir compte aussi du protoroman fragmente. Un exemple illustrera ce probleme. Dans le soussysteme des conjonctions de subordination, seuls les termes suivants ont conserve, d'un bout ä l'autre du protoroman leur identite formelle et semantique et se laissent decrire dans le protoroman global: QUANDO temporel, QUOMODO comparatif et temporel, si hypothetique et interrogatif indirect; tous les autres termes de ce sous-systeme sont apparus et/ou ont disparu au cours de revolution du protoroman et ressortissent par consequent au protoroman fragmente (cf. Dardel 1983). Ont ete traites, selon la demarche 2a, comme stables, avec eventuellement une frange de traits variables, des structures reduites appartenant ä tous les secteurs de la grammaire, telles que la fonction adverbiale de TOTUS, SOLUS, etc. (Richter 1909), la distinction entre ILLE article, dans ille homo, et ILLE oppositif, dansporcus ille silvaticus (Gamillscheg 1936), l'alternance de formes avec et sans suffixe dans le parfait irregulier, comme
DIXI / DICISTI, qui est ä l'origine de l'italien dissi l dicesti (Dardel 1958), l'opposition phonologique entre IM et /ll/ (Nandris 1965), la double forme, prevocalique ou preconsonantique, des particules A(B), A(D), AU(T), E(T), KUI(D) et SI(T) (Hall 1974-, vol. 3, §5.1), la structure de la negation, opposant une negation modale, ä un terme (non), et une negation du noyau, bipartite (non ... rem, etc.) (Wüest 1975), le Systeme vocalique qualitatif, parallele au Systeme quantitatif du latin ecrit et postulo des le IIIe s. avant notre ere (Pulgram 1975, 77-179), la structure syllabique dans les mots du type INTE.GRA (Steriade 1988) et la relation formelle et sfmantique des noms de certains animaux domestiques, par exemple PORCUS, avec leurs derives en -ASTER (Seidl 1992). En marge de I'etude des structures reliant des monemes, des mots ou des traits syntaxiques, l'interet porte parfois sur l'etude des structures de referes, independamment des termes qui les expriment et de leur filiation. Dans cette perspective, on peut signaler que la distinction faite par l'indo-europeen et par le latin ecrit entre 'homme' comme genre et 'homme' comme male est neutralisee en protoroman, oü n'existe qu'un seul terme, HOMO, douo des deux significations. Etant donne ce qui a dit ci-dessus, la reconstruction selon la dömarche 2a de structures tant soit peu amples et, ä plus forte raison, celle de secteurs entiers de la grammaire, dans des ouvrages de Synthese, debouche sur un compromis. Le cas se produit chez des chercheurs qui, pour une raison ou une autre, ne recourent pas au modele du protoroman fragmente. On peut distinguer deux types de compromis. Le premier type consiste ä restreindre le protoroman plus ou moins arbitrairement ä une periode donnee de l'antiquite, periode dans laquelle on suppose reunis les traits essentiels; ce faisant, on decrit un Systeme relativement homogene et on met entre parentheses ou on traite comme des exceptions, comme des archa'ismes ou comme des neologismes les traits qui ne s'integrent pas ä ce Systeme. Le second type consiste ä prendre en considiration le protoroman dans toute sä profondeur temporelle, en acceptant qu'ä cöte des structures stables, ressortissant au protoroman global, figurent des structures instables, c'est-ä-dire en renon£ant ä une description synchronique homogene. L'un et l'autre types ne sont aujourd'hui plus guere defendables que dans la mesure oü ils permettent d'attribuer ä chacun des traits reconstruits le Statut de trait stable ou celui de trait instable, distinction qui est un prealable ä toute analyse plus poussee du Systeme. L'oeuvre de Meillet, pour qui le protoroman correspond au latin de l'Empire, illustre le premier des deux types de compromis decrits ci-dessus (cf. Meillet 1928, 239-278); au second se rattachent certaines pages de Hall, par
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exemple celles oü il rapproche l'opposition ILLORU (genitif) / ILLIS (datif) de la double fonction (genitif et datif) qu'irxoRU assume dans une portion importante de la Romania (cf. Hall 1974-, vol. 3, 39-42). 2.3.3. Une description plus satisfaisante des structures est evidemment celle qui, une fois opere, dans le modele global, le tri des traits stables et des traits instables, en integre le resultat au modele du protoroman fragmente, lequel distribue les traits instables dans le temps et dans l'espace sans pour autant toucher aux traits stables eventuels (demarche 2b). Parmi les ouvrages de synthese qui adoptent cette demarche, il faut citer surtout ceux de Lausberg (1956-1962) et de Maurer (1959); Maurer, pour sa part, consacre par ailleurs un ouvrage (1951) entierement ä l'etude d'une synchronie tardive, qui couvre la Romania continentale sans le roumain. C'est dans le domaine privilegie des structures phonematiques que la fragmentation spatio-temporelle a ete observee et decrite en premier lieu; chez Meyer-Lübke (1890-1902, vol.1, §26) se trouve ä l'etat d'ebauche la distinction entre le Systeme vocalique dit archai'que, älteste en sarde, qui conserve les oppositions latines löl - /ü7 (SOLE > sole, NÜCE > nughe) et /e/ - N (CERA > kera, NIVE > nie), et les autres systemes vocaliques romans, oü ces oppositions manquent partiellement ou totalement; cette distinction est reprise ou elaboree plus tard par Hall (1950), par Lausberg (1956-1962, §156-162) et par Vincent (1990, 28—34); comme, dans les parlers romans continentaux de l'ouest et du centre, le /u/ et le löl toniques du latin se confondent, temoin le portugais lobo, de LÜPU, et amor, de AMÖREM, mais que d'autre part, dans plusieurs de ces parlers, la fusion des deux voyelles est bloquee devant un n palatalise, ce qui appert par exemple de CÜNEU et CICÖNIA, qui aboutissent respectivement au portugais cunha et cegonha, Krepinsky (1965) postule l'anterioritd de la palatalisation du n par rapport ä la fusion de IvJ et löl. Au niveau des monemes et des mots, la demarche 2b semble s'etre realisee plus tard et plus lentement; et puis, eile s'y est realisee surtout dans les secteurs ä paradigmes restreints, la morphologie et les mots-outils, dont le comparatiste embrasse aisement les structures. Ainsi Schmid (1949) degage une Chronologie des structures morphologiques des verbes DARE et STARE et repere des vestiges des formes DO et STO en sarde; Alsdorf-Bollee (1970) observe que les substantifs deverbaux masculins du type CONDUCTUS sont panromans, done anterieurs ä ceux du type CONDUCTA, qui manquent en sarde et en roumain; Schön (1971) montre que les substantifs hetoro-
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genes du type FOLIU / FOLIA, ältestes en sarde, Italien, rhetoroman et roumain, sont anterieurs aux types homogenes FOLIU / FOLIOS et FOLIA / FOLIAS; et Dardel (1983) repartit les traits instables du sous-systeme des conjonctions de subordination sur cinq synchronies du protoroman. Ä la difference de la morphologic et des mots-outils, le lexique protoroman reste en grande partie atomiste (cf. 2.2.1.), ce qui s'explique sans doute par le fait que les structures lexicales consistent en paradigmes ouverts, mal circonscrits. En ce qui concerne la structure des referes, une fragmentation du protoroman semble s'etre produite dans l'expression des couleurs, car la neutralisation de l'opposition latine entre couleurs eclatantes et couleurs mates (par exemple entre CANDIDUS et ALBUS) affccte la plupart des parlers romans, mais point le portugais (cf. Kristol 1978). 2.3.4. Les demarches 2a et 2b ne produisent pas forcement du premier coup les structures correctes. Ce problerne est lie au rythme auquel les traits instables se renouvellent; une evolution tres lente ou au contraire tres rapide risque de ne pas etre revelee par la fragmentation spatiale. Si le renouvellement est lent au point que les traits anciens et les traits nouveaux coexistent du debut ä la fin du protoroman et apparaissent ensemble dans tous les parlers romans, la fragmentation spatiale n'a sur eux guere de prise; ce cas est illustre par le passage graduel de l'ordre de base SOV ä l'ordre de base SVO. Si, d'autre part, le rythme du renouvellement des traits est rapide, les tranches de temps correspondant ä chaque renouvellement risquent d'etre trop rapprochees pour etre saisies toutes par les synchronies, relativement grossieres, que tire du modele du protoroman fragmente; par exemple, la synchronie representee par le sarde contient deux adverbes relatifs synonymes, (= QUO) et UBI, ce qui suggere que s'y rencontrent deux structures relevant de synchronies distinctes. Pour surmonter ce type d'obstacle, il faut soumettre les structures produites par les demarches 2a et 2b ä une reanalyse qui permette de rapprocher les traits qui font Systeme et de separer ceux qui relevent de synchronies distinctes. C'est l'objectif de la demarche 2c. Concretement, il s'agit de s'assurer de la coherence de la structure et de son aptitude ä fonctionner, en vertu de ce que nous enseigne la linguistique generate. Dans le cas de la phonematique, cela revient ä verifier si le nombre des unites ne depasse pas ce qu'on est en droit d'attendre d'une langue vivante et si le Systeme obeit ä certains principes d'equilibre et de rendement; dans le cas des monemes, des mots et des traits syntaxiques, la demarche 2c comporte un examen de la mesure
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dans laquelle il y a systematicite de la relation entre l'expression et le contenu. Chez la plupart des chercheurs, cette analyse est implicite dans les demarches 2a et 2b. On en trouve cependant des exemples explicites chez Hall (1950), ä propos de la reconstruction du Systeme des phonemes, et chez Dardel (1983), qui cherche, par ce moyen, ä preciser la repartition, entre les synchronies du protoroman, de certains traits instables appartenant au soussysteme des conjonctions de subordination. Outre qu'elle aide ä surmonter l'obstacle d'une fragmentation temporelle que ne revele pas la fragmentation spatiale, la demarche 2c a une fonction de contröle de la reconstruction; la coherence de structures reconstruites, etablie par reference ä des caracteres generaux du langage, constitue en effet une forme de verification de 1'hypothese. Et c'est surtout par la demarche 2c que la reconstruction de traits syntaxiques peut acquerir la solidite qui lui est refusee, dans les demarches precedentes, ä cause de l'absence de lois syntaxiques diachroniques (cf. 2.2.1.). Illustrons ce cas: 1'hypothese de phrases protoromanes du type TV(X), ou Test un terme topique, NV(X), oü N est la negation NON, et EV(X), oü E est un terme frappe d'emphase, qui ont servi de variantes, respectivement topique, negative et emphatique, des ordres de base VSO et SVO, ont forme entre elles une structure XV(Y) particulierement etroite, consistante et economique (cf. Dardel/Haadsma 1983). 2.4.
L 'explication de ['evolution (demarche 3)
2.4.1. Par les demarches l et 2, les etats de langue et les evolutions du protoroman ne sont que decrits. Le but de la reconstruction est cependant aussi d'expliquer dans la mesure du possible pourquoi il se produit une evolution ou pourquoi eile se produit ä un moment plutot qu'ä un autre, de teile fa$on plutöt que de teile autre. L'explication de 1'evolution etant largement tributaire de la description des structures, la demarche qui lui est consacree (demarche 3) suit logiquement la demarche 2. On peut y distinguer deux approches, celle qui cherche les causes dans les faits de langue (demarche 3a, cf. 2.4.2.) et celle qui les cherche dans les faits de parole (demarche 3b, cf. 2.4.3.). 2.4.2. Le desequilibre du Systeme, ('accumulation d'homonymes et le besoin d'y remedier sont quelques-uns des faits structuraux de la langue qu'on invoque, ä tort ou ä raison (la methode est souvent contestee), pour expliquer une evolution du protoroman. Un exemple, tire de Dardel (1958), fera mieux comprendre cette demarche. La disparition des parfaits ä redoublement herites
de l'indo-europeen aurait pu en principe etre compensee par la formation de parfaits radicaux sur le modele du latin BIBERE / BIBI, done en faisant passer CADERE / CECIDI ä CADERE / CADI, TANGERE / TETIGI ä TANGERE / TANGI, CtC. J tOUtcfois, de tellcS
formes n Ont etc creees que pour la deuxieme personne et pour la cinquieme personne, ainsi que pour le subjonctif du plus-que-parfait (CADISTI / CADISSE, etc.,
TANGISTI / TANGISSE, CtC.); leS
autres formes ont pris un suffixe u (CADUI) ou s (TANXI); la raison en est sans doute ä l'origine une collision homonymique, ä la troisieme personne, entre le present (CADIT, TANGIT, etc.) et le nombre croissant de parfaits radicaux; on a done marque la troisieme personne du parfait d'un suffixe pour eviter une homonymie: CADIT / CADUIT, TANGIT / TANXIT; puis, par analogic, le suffixe a ete etendu aux autres formes du parfait ä radical accentue, d'oü les paradigmes CADUI / CADI'STI / CADUIT / CÄDUIMUS / CADl'STIS / CÄDUERUNT 6t TÄNXI / TANG1STI / TANXIT / TÄNXIMUS / TANG1STIS / TÄNXERUNT;
ces paradigmes entrainent ä leur suite les parfaits radicaux preexistants (BIBUI / BIBI'STI / . . . , occisi / OCCIDI'STI / . . . ) et les parfaits qui, en latin classique, ont un suffixe ä toutes les formes (HÄBUI / HABI'STI / . . . , DI'XI / DiciSTi / . . . ) . Ainsi, la perte du redoublement et l'homonymie qui aurait pu en resulter sont compensees grace ä une reorganisation du parfait irregulier, qui assure, eile aussi, mais autrement, la distinction des formes du perfectum et de l'infectum. Si ces vues sont correctes, elles constituent une explication possible de la maniere dont 1'evolution s'est produite. La demarche 3a presupposant la reconstruction de structures, eile n'a ete appliquee que d'une facon assez limitee, en phonologic surtout par Lausberg (1947), Weinrich (1958) et Galmes de Fuentes (1962), en lexicologie par Jud (1925), ä propos des verbes de la famille eteindre, en morphologic par Togeby (1969), expliquant 1'evolution des prepositions en partie par des collisions homonymiques, et par Schön (1971), qui attribue le maintien de type FOLIU / FOLIA dans la Romania Orientale (cf. 2.3.3.) ä la necessite d'y distinguer les nombres malgre la chute du s final, enfin, en syntaxe, par Lausberg (1956—1962, §587), qui considere que la construction romane du type Paulus videt ad patrem, avec un accusatif prepositionnel, est nee du besoin de desambigu'iser la forme nominale resultant de la fusion du nominatif et de l'accusatif. 2.4.3. L'analyse des parlers romans ne permet evidemment pas de reconstruire directement les faits de parole du protoroman; pourtant, si le protoroman reflete la langue reelle qu'a ete la langue mere historique des parlers romans, on ne voit pas pourquoi on n'y supposerait pas des faits de parole, ni pourquoi, dans la mesure oü ceux-ci
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semblent avoir laisse des traces dans les parlers romans, on n'en ferait pas etat dans la recherche des causes. C'est 1'objet de la demarche 3b. II faut reconnaitre que cette demarche, qui en presuppose tant d'autres, n'a ete adoptee qu'exceptionnellement; en voici un exemple tire de Dardel (1985). Le paradigme du parfait irregulier, decrit ci-dessus (cf. 2.4.2.) ä propos de la demarche 3a, a evolue en protoroman en fonction d'une tendance analogique ä remplacer les formes ä radical accentue (avec suffixe) par la forme correspondante ä radical inaccentue (sans suffixe); les principales etapes, identifiables dans la distribution spatiale, peuvent etre schematisees comme suit: 1 CADUI CADl'STI CÄDUIT CÄDUIMUS — » CADISTIS CADUERUNT
etape 2
etape 3
CADUI CADl'STI CÄDUIT CADl'MUS
CADUI CADl'STI
CADISTIS CADUERUNT—»
CADUIT CADl'MUS CADISTIS CADaRUNT
Or, les formes qui subissent ce changement ne le subissent pas toutes au meme moment, mais separement et dans un ordre qui semble lie ä leur frequence d'emploi: la quatrieme personne, la moins frequente des formes ä radical accentue, cede la premiere ä cette tendance; puis vient la sixieme personne, qui est plus frequente, cependant que la troisieme personne, qui est la plus frequente de toutes, resiste le mieux; la premiere personne fait bände ä part: eile n'est pas frequente, mais son sort semble lie ici, par une analogic formelle, ä celui de la troisieme personne. Si cette interpretation est correcte, c'est done un fait de parole, la frequence d'emploi relative des formes, qui explique 1'echelonnement des trois paradigmes dans le temps et dans 1'espace. 2.5. L 'etablissement de la chronologic absolue (demarche 4) Les demarches l et 2 ont permis d'etablir une chronologic relative des traits instables du protoroman. Dans une demarche suivante (la demarche 4), le chercheur peut tenter de traduire au moins une partie de cette chronologic relative en une chronologic absolue, en elablissant des rapports entre les donnees du Systeme protoroman et des fails historiques extralinguistiques, tels que la periode de romanisation des provinces, la date des contacts de Rome avec des populations non latinophones et celle de reformes administratives. Voici un exemple d'application de cette demarche. Les cas de la Sardaigne et de la Dacie, qui nous ont dejä livre une Chronologie relative sur la base des traits linguistiques (demarches Ib et 2b), se pretent aussi, plus ou moins, ä la determination
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de dates absolues; des dates assez precises existent pour le debut de la romanisation de la Sardaigne (conquise par les Romains en 238 avant J.Chr.) et de la Dacie (conquise par Trajan, de 101 ä 107); les donnees sont plus vagues en ce qui concerne l'isolemenl de ces provinces: pour la Sardaigne, une estimation prudente suggere le I er siecle avant J.-Chr.; quant ä la Dacie, les Romains en ont retire leurs troupes en 270, mais les contacts ne se sont sans doute reduils que progressivement. Si admet ces dates absolues, on peut soutenir, en prenant un exemple dejä cite (cf. 2.2.3.), que le concept 'dire' est exprime en protoroman par NARRARE en tout cas entre le IIF et le Ier siecle avant J.-Chr., par DICERE en tout cas entre le debut du II C et la fin du III C siecle de notre ere. Les recherches sur le protoroman selon la demarche 4 sont nombreuses et en partie anciennes. C'est par reference ä la date de l'isolement de la Dacie que Diez (1836-1844, vol. 1, 36) considere que de nombreux traits linguistiques communs au roumain et aux autres parlers romans, qui ont de toute evidence la meme origine, remontent ä la langue latine de la Rome antique; ä 1'epoque ou l'etude des lois phonetiques bat son plein, MeyerLiibke (par exemple 1901, §85) fixe ä certaines evolutions phonetiques des limites chronologiques absolues, en se fondant sur les emprunts fails au latin par des langues germaniques dont les conlacts avec Rome sonl datables; Devoto (1940, 295—302) situe apres les reformes decentralisatrices de Dioclelien (au IIIe el au IVe siecle) plusieurs innovations ä expansion spatiale relativement limitee; Liidtke (1965) vise ä rattacher la fragmentation linguistique de la Romania, et notamment les particulariles du sarde, ä evolution des moyens de transport, ä savoir le remplacement des voies maritimes par des voies terrestres, apres la conquete de la Narbonnaise (125 avant J.-Chr.). Les traits, les structures et les synchronies du protoroman une fois pourvus d'une date absolue, il devient possible de dater aussi des emprunts que la langue mere historique a fails ä des parlers non latins; l'absence presque tolale de mols germaniques en sarde ancien, par exemple, indique que le gros des emprunls aux parlers germaniques n'esl guere anlerieur au I er siecle avanl noire ere. II esl alors aussi possible d'infirmer ou de confirmer des hypolheses fondees sur des emprunts; ainsi, le fait que la base positionnelle SOVet la conslruclion TV(X) (cf. 2.3.4.) sont solidement atlestees dans toute la Romania, y compris le sarde ancien, infirme la these selon laquelle nous serions en presence d'une influence germanique ou bien reduit cette influence ä un role conservateur dans les provinces septenlrionales dont le contacl avec les Germains a ete le plus suivi.
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2.6. L 'etablissement de rapports entre le protoroman et la societe (demarche 5) Une demarche de plus (ce sera la derniere), qui suit logiquement l'une ou l'autre des demarches l ä 4, concerne les rapports du latin oral, tel qu'il est represente par le protoroman, avec la societe qui le parlait. II s'agit de voir ce que le protoroman, compare eventuellement au latin ecrit, peut nous apprendre sur la civilisation romane (le terme est de Maurer 1962, chap. IV), face ä la civilisation romaine. Une veritable theorie, voire une methode appropriee, paraissent manquer encore, en partie sans doute faute d'une connaissance süffisante du protoroman lui-meme. Mais les romanistes et les latinistes se plaisent ä lancer des idees, ä signaler des problemes et ä echafauder de freies hypotheses, dont voici quelques echantillons. C'est evidemment le lexique qui est le plus apte ä reveler une civilisation romane; on rapproche par exemple la principale signification que le latin LABORARE a prise en protoroman, ä savoir 'labourer', du röle primordial que jouait l'activite agricole dans le monde roman; on fait remarquer egalement que le mot DOMUS, designant en latin une maison avec cour interieure, a fait place en protoroman ä CAS A, 'cabanne, chaumiere', terme mieux adapte sans doute ä l'habitation d'une humble population rurale. Le mot emprunte l'etant souvent en meme temps que l'objet, des termes vestimentaires comme BRACA 'braies' et GUNNA 'fourrure', outre qu'ils temoignent d'un changement des habitudes romaines, sont un indice de leur origine gauloise et du genre d'influence culturelle que les Gaulois ont pu exercer sur Rome. La structure des referes met en lumiere une particularite des rapports sociaux dans le cas du tutoiement et du vouvoiement; comme le montre Svennung (1958, §418-420), le vouvoiement ä Rome est le fait du latin ecrit, de etiquette, de la cour, de la bureaucratic et de la hierarchic; il n'est guere celui du langage quotidien oral du bas peuple; cela est confirme par le protoroman, qui ne connait pas ou ne connait que tres tard (apres l'isolement de la Dacie) l'opposition de ces deux formes d'adresse. C'est ä propos de ce qui a etc dit dans le present paragraphe qu'on pourrait parier, en prenant les precautions voulues, du caractere populaire de la langue mere historique des parlers romans; ce terme, qu'il a fallu ecarter de la definition linguistique (cf. 1.1.), prend tout son sens, lorsqu'on l'applique, dans une perspective sociolinguistique, ä la langue mere historique en tant que temoin d'une civilisation specifiquement romane.
3.
Bilan
3.1. En raison des differences fondamentales qui existent entre le protoroman et la langue mere historique de parlers romans (cf. 1.2.1.), on n'arrive pas et n'arrivera sans doute jamais ä une description du protoroman qui soil comparable, par l'etendue ou par la finesse de l'analyse, ä la description d'une langue attestee. 3.2. Comme l'a montre cet article, on enregistre nöanmoins, sur d'autres fronts, depuis le döbut des etudes sur le protoroman, des progres decisifs. L'etude du protoroman fragmente, envisagee thooriquement et amorcee au XIXe siecle, s'est revelee praticable et fructueuse et a 6te realis£e sur une grande echelle. La description structurale du protoroman, favorisee par la fragmentation, s'est substituee ä la description atomiste et s'applique ä des structures de plus en plus etendues et complexes. La description du protoroman est actuellement suffisamment poussee pour que le chercheur puisse en verifier l'adequation aux principes de la linguistique generale et y deceler, soil dans le Systeme soit dans la parole, des causes de revolution. Enfin, le protoroman se profile maintenant au point qu'on peut le rapprocher de l'histoire de Rome, pour etablir les grandes lignes d'une chronologic absolue et pour degager des reflets linguistiques de la vie sociale. 4. Perspectives En ce qui concerne les perspectives d'avenir, il parait souhaitable, ä vues humaines, que les chercheurs s'inspirent au moins des directives suivantes. 4.1. II faut viser ä etendre et ä systematiser notre connaissance du protoroman sur les bases thooriques actuellement disponibles, en mettant l'accent sur les domarches et les secteurs qui ont 6t6 le moins exploites; un des desiderata serait, dans cet ordre d'idees, l'examen des structures textuelles. 4.2. II convient en outre d'affiner la thoorie et de la completer. On pourrait affiner, par exemple en d61imitant et datant les aires qui marquent la fragmentation de la Romania apres l'isolement de la Dacie et en determinant de ce point de vue la signification de faisceaux d'isoglosses, comme il s'en trouve le long de la ligne La Spezia - Rimini. On pourrait aussi completer la theorie, notamment en developpant un modele qui rendrait compte de la fragmentation spatio-temporelle en termes sociolinguistiques, possibilite sur laquelle A. Värvaro (1977) attire du reste notre attention. De quoi s'agit-il? Les termes de series synonymi-
98. Gemeinromanisch - Protoromanisch
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ques distribuees ä l'origine selon des niveaux de sans l'apport des donnees historiques externes. langues socialement differencies, penetrent par- En ce sens, l'etude du protoroman peut servir de fois dans le protoroman, mais successivement, discipline-pilote pour l'etude de protolangues dans un ordre que reflete leur distribution spatia- que le sort a moins favorisees, tels I'amerindien et le; c'est le cas de FORMOSUS et BELLUS (cf. 1.1. et le bantou. Force est de reconnaitre, du reste, que, 2.2.3.). Cependant, ce type d'analyse peut mettre soil par souci du moindre effort soil dans la conau jour, d'une fafon indirecte, il est vrai, l'exis- viction que le latin ecrit suffit, les romanistes se tence de normes socialement differenciees re- sont dans l'ensemble peu soucies de reconstruire montant loin dans l'antiquite; dans l'exemple ci- le protoroman et n'ont pas fait jouer aux etudes dessus, selon le entere de la fragmentation spatia- romanes le röle d'avant-garde que dejä Hugo le, BELLUS n'apparait en protoroman qu'apres l'i- Schuchardt, en plein XIXe siecle, appelait de ses solement de la Dacie, done apres le IIIC s.; et voeux. pourtant cet adjectif est beaucoup plus ancien, puisqu'on le trouve dans les textes latins des Flaute, comme equivalent vulgaire de FORMOSUS et de 5. Bibliographie selective PULCHER. Vu sä valeur stylistique, ce mot suppose Alsdorf-Bolloe, Annegret, Die lateinischen Verbalabune norme qui a du appartenir aussi au latin oral, strakta der u-Deklination und ihre Umbildung im Romais qui neanmoins, sur ce point, est restee, penmanischen, Bonn, Romanisches Seminar der Univerdant des siecles, distincte de celle du protoroman. sität Bonn, 1970. En somme, cette methode devrait permettre, en Bartoli, Matteo, Caratterifondamentalidelle lingue neolatine, AGI28 (1936), 97-133; 29 (1937), 1-20. mettant ä contribution conjointement le protoroman et les textes latins, de serrer de plus pres que Bourciez, Edouard, Elements de linguistique 5romane, Paris, Klincksieck, 1910 (Paris, Klincksieck, 1967). ce n'a ete le cas jusqu'ici la nature et les rapports Dardel, Robert de, Le parfait fort en roman commun, reciproques des niveaux de langue dans l'antiquiGeneve, Droz/Paris, Minard, 1958. te romaine. Dardel, Robert de, Esquisse structurale des subordonII est possible qu'une connaissance plus pousnants conjonctionnels en roman commun, Genfeve, see du protoroman permette un jour de verifier Droz, 1983. deux hypotheses qui sont actuellement en train de Dardel, Robert de, Application d'un principe statistique ä la reconstruction du roman commun (ä propos du se preciser (cf. Dardel 1990). Selon l'une, au moparfait fort), ACILFR XVI:2, 1985, 75-84. ment des premieres conquetes romaines, le latin oral de la masse, par un processus apparente Dardel, Robert de, MAGIS et PLUS en protoroman, RJb 37 (1986), 87-93. peut-etre ä la creolisation, a subi une reduction Dardel, Robert de, Remarques sur la simplification mormassive de ses traits morphologiques. Selon l'auphologique en latin oral, in: Calboli, Gualtiero (ed.), tre, en vertu des contacts entre niveaux de Latin vulgaire - latin tardif IL Actes du lleme Collolangue, le latin des milieux ä norme classique a que international sur le latin vulgaire et tardif (Bologne 1988),Tübingen, Niemeyer, 1990, 89-100. influence le latin oral de la masse dans le sens oppose, aussitöt les conquetes achevees et la re- Dardel, Robert de/Haadsma, Rinze A., Constructions CV(X) en roman commun, RG 20 (1983), 261-270. duction morphologique parvenue ä son point mort. Ces deux hypotheses, complementaires Devoto, Giacomo, Storia della lingua di Roma, Bologna, LicinioCappelli, 1940. l'une de l'autre, ouvrent, sur les vicissitudes du Diez, Friedrich, Grammatik der romanischen Sprachen, protoroman et sur certaines de leurs causes, des 3 vol., Bonn, Weber, 1836-1844 (Bonn, Weber, 5 perspectives qu'il vaudrait la peine d'explorer. 1882). Le protoroman, chainon intermediate entre Galm£s de Fuentes, Älvaro, Las sibilanles en la Romania, Madrid, Gredos, 1962. l'indo-europeen et les parlers romans, met ä notre portee une filiation linguistique qui est pres- Gamillscheg, Ernst, Zum romanischen Artikel und Possessivpronomen, Berlin, Berliner Akademie der Wisque unique par sä duree, permettant en principe senschaften, 1936. d'observer des transformations tres lentes, comHall jr., Robert A., The reconstruction of Proto-Romanme celle de la syntaxe positionnelle, et d'en faire ce, Language 26 (1950), 6-27. profiter la theorie generale ou typologique de Hall jr., Robert A., Comparative Romance Grammar, revolution linguistique. Sur ce plan, le romaNew York et al., Eisevier/John Benjamins, 1974- (3 niste, en collaboration avec le latiniste et l'indovol. parus). europeaniste, peut fournir une contribution origi- Jud, Jakob, «Eteindre» dans les langues romanes, RLiR l (1925), 192-236. nale. 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III. Latein und Romanisch
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99. Mittellatein und Neulatein
net. Der Terminus ist ebenso unzureichend wie „Neulatein". Mittellatein stellt keineswegs eine Zwischenstufe dar zwischen („antikem") Altlatein und („modernem") Neulatein, sondern meint die lateinische Sprache des Mittelalters. Dessen Beginn und Ende zeitlich festzulegen und Mittellatein abzugrenzen sowohl von vorausliegenden als auch späteren Entwicklungen, verursacht freilich neue Schwierigkeiten. Die Ausgangsbasis für das Mittellatein bildet das sog. „Spätlatein" der Spätantike, die - was Kultur, Sprache und Literatur betrifft - um die Mitte des O.Jahrhunderts endet. Als das römische Reich unter dem Ansturm der Barbaren (Goten und Vandalen) zerfiel, bestand eine durch jahrhundertelange Tradition von Textdenkmälern ausgeformte lateinische Hoch- und Literatursprache. Sie wurde durch die Grammatik normiert, im Schulunterricht mit einem Literaturkanon als Bildungsauftrag vermittelt und in Rede, Lektüre und Schreiben eingeübt. Ihren kultivierten Aus-
Latin medieval et neo-latin
a) Mittellatein: Etappen der Sprachverwendung Latin medieval: Evolution de son utilisation 1. Klärung der Begriffe 2. Entwicklung des Lateins bis zur karolingischen Reform 3. Die Entfaltung des scholastischen Lateins 4. Lektüreprogramm und Didaktik des Lateinunterrichts 5. DieTextproduktion 6. Bibliographie /. Klärung der Begriffe Als Mittellatein wird die Latinität zwischen Ausgang der Spätantike und Humanismus bezeich-
Robert de Dardel, Groningen
99. Mittellatein und Neulatein a) Mittellatein: Etappen der Sprachverwendung
druck in Dichtungspraxis und Redekunst fand sie vermittels des Prinzips der imitatio. Neben dieser in einem Schulungsprozeß zu erwerbenden und vor Barbarismen zu schützenden Hochsprache von Gebildeten, dem kodifizierten sermo urbanus, wie ersieh im durchstilisierten «culte dicere» manifestiert (latinitalem colere; exarare libritm — schreiben, ein Buch gleichsam „erackern") steht die lebendige lateinische Umgangssprache, sermo rusticus, plebeius, coddianus (daher die Bezeichnung „Vulgärlatein") mit einer beträchtlichen schichtspezifisch-gesellschaftlichen, geographischen und zeitlichen Spannbreite. Für diese auch Sprechlatein oder Volkslatein genannte Varietät gibt es im Unterschied zur Hochsprache nur verhältnismäßig wenige Belege (Inschriften, Wandkritzeleien, Fachschrifttum, Varianten in handschriftlicher Überlieferung, altchristliche Bibelübersetzung). Sprechlatein bedeutet keineswegs, daß es ausschließlich dem mündlichen Gebrauch, der Alltagskommunikation diente, vielmehr wird es nicht über eine allgemeingültige Norm erworben und angewandt, z. B. unter coloni in den Provinzen, Legionären, Händlern. Das Vulgärlatein bildet die vielfach nur hypothetisch zu rekonstruierende Ausgangsbasis für die Entwicklung der romanischen Sprachen. Der Abstand der spontan gesprochenen, beweglichen Sprache von der schriftlich-literarisch fixierten klassischen Norm vergrößert sich, je labiler der Bildungszustand in der ausgehenden römischen Antike wird. Wann genau in diesem komplexen Geschiebe mit sehr unterschiedlichen Gemengelagen nicht mehr „Latein", sondern eine romanische Sprache gesprochen wurde, läßt sich kaum genauer ausmachen, denn der Übergang vollzieht sich nicht in Sprüngen von einer zu anderen Generation. Romanus hieß zunächst im politischen Sinn jeder Bürger im römischen Reich, der die «lingua Latina» sprach («lingua Romana» ist dagegen seltener verwendet worden). Nach dem Untergang des Reiches und dem Verlust der staatlichen Einheit büßten Romamis und Romania den politischen Bedeutungsgehalt ein und bezogen sich auf die sprachlich-kulturelle Differenz zwischen barbari (Germanen) und jenen, die angestammterweise «romanice» sprachen. Im Unterschied zu «latine loqui», Latein, der Sprache Roms, wie sie derlei verwenden, bezeichnet «romanice» „in romanischer Sprechweise des Volkes". 2. Entwicklung des Lateins bis zur karolingischen Reform Eine markante Schwelle für die Ausgliederung bildet das späte 8. Jahrhundert. Das Christentum prägt das spätantike Latein. Zugleich entstehen Spannungen im Verhältnis zum „heidnischen"
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Bildungsgut der Antike. Übersetzungen ins Latein von Textstücken aus Septuaginta und Neuem Testament wurden zum gottesdienstlichen Gebrauch seit dem 2. Jahrhundert angefertigt. Die Itala ist der bedeutendste Strang dieser Vetiis latina, der Bibelübersetzungen vor der von Hieronymus durchgeführten sprachlichen Revision der Heiligen Schrift, die im Mittelalter als Vulgata Geltung hatte. Das Ringen um den sprachlich gereinigten und authentischen Normaltext der Bibel begleitet die Entwicklung des Lateins im Mittelalter über Alkuin bis hin zur philologischen Kritik des Humanismus. Das biblische Latein stellt wiederum Bestandteile der liturgischen Sakralsprache, deren formende Kraft für das mittelalterliche Latein nicht hoch genug veranschlagt werden kann durch die rituelle Einübung beim „Messelesen", bei den Offizien des kirchlichen Stundengebets (Brevier) mit Psalmen, Hymnen, biblischen und patristischen lectiones und der Verbindung mit Gesang sowie durch den Gebrauch des Lateins in Seelsorgc, Predigt, Kirchenregiment und Theologie. Der kirchliche Sonderwortschatz wird gemäß den Erfordernissen der dogmatisch-exegetischen Lehraussagen geschaffen, etwa durch griechische Fremdwörter, Lehnwörter, semantische Neubesetzungen (zum Beispiel gratia, fides, gloria). Die theologischerbauliche Väterliteratur sowie die christliche lateinische Dichtung vermitteln der lateinischen Sprache einen produktiven Auftrieb, der das europäische Mittelalter hindurch anhält und quantitativ schließlich zur umfangreichsten Hervorbringung von lateinischen Texten in der Geschichte der römischen Weltsprache überhaupt führt. Die enorme Verbreitung der Schriften der lateinischen Kirchenväter (Augustinus, Hieronymus), des Boethius und Isidor, Hagiographie und Hymnendichtung formen die mittelalterliche Latinität. Dennoch decken sich Mittellatein und Spätlatein nicht, da das letztere noch im unmittelbaren Zusammenhang und lebendigen Austausch mit dem volkstümlich gesprochenen Latein stand. Das Schrift- oder Buchlatein konnte den Zusammenbruch des Imperiums und den Verfall sowohl der Reichseinheit als auch des antiken Bildungswescns nur überdauern, weil die Kirche als Institution den Umbruch übersteht, sich sogar noch weiter ausdehnt in nicht romanisierte Gebiete und dabei am Latein festhält. Latein bleibt damit über das Mittelalter hinaus die Kultur- und Bildungssprache Europas. Während auf der Pyrenäenhalbinsel unter der Westgotenherrschaft die Latinität bis zum Einfall der Araber eine beachtliche Blüte erlebt, verfällt die Sprachkultur in Gallien unter den Merowingern. Unter den Langobarden sinkt das Bildungsniveau zwar auch in Italien ab, doch bieten die im Norden fortbestehenden Schultraditionen die Grundlage für
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///. Latein und Romanisch
spätere Neuansätze. Die Hisperica Famina („westliche Sprechweise", d.h. Latein), im bretonisch-irischen Raum im 7. Jahrhundert entstanden, findet als hybride, gelehrt-esoterische Sprachschulübung keine Nachfolge. Erst die karolingische Reform des geistlichen und weltlichen Bildungswesens, bei der gelehrte Mönche, Dichter und Künstler mitwirkten, leitet im späten S.Jahrhundert die Stabilisierung des Mittellateins ein mit dem politischen Programm, die gereinigte Sprache als Trägerin einer neuen, völkerübergreifenden Kultur im Reich zu verbreiten. Ausdruck dieser umfassenden renovatio ist nicht nur der Rückgriff auf die noch verfügbare antike bzw. spätantik-christliche Überlieferung sowie die Wiederherstellung der klassischen orthographischen und sprachlichen Norm, sondern auch die Einführung einer neuen, kalligraphischen Schrift für das Latein der Gebildeten, der karolingischen Minuskel, die der spätantiken Halbunziale nachgebildet ist und an die Stelle der merowingischen Kanzleischreibweise tritt. Sie hat bis in das 12. Jahrhundert Bestand, wird dann von der gotischen Kursive abgelöst, die den tiefgreifenden Wandel der Buchherstellung und mittelalterlichen Latinität kennzeichnet und wird in der Humanistenschrift wieder aufgenommen; sie dient schließlich der Antiquatype des Buchdrucks als Vorbild. Alkuin revidiert um 800 die gesamte Bibel im Sinne des Hieronymus. Die karolingische Bildungsreform läßt erstmals die Trennung zwischen Latein, das nicht mehr Muttersprache ist, sondern buchmäßig erworben werden muß, und Volkssprachen erkennen (Konzilsakten von Tours 813). Idiota ist derjenige, der nur die Kenntnis seiner Muttersprache besitzt, der Ungebildete. Er hat keinen Anteil am verfügbaren, schriftlich überlieferten lateinischen Traditionsschatz. Die karolingische „ Renaissance" begründete und stärkte die Stellung des Lateins im Abendland als Gemeinsprache der Gebildeten, der Schule und Gelehrsamkeit, des Rechts, der Diplomatie und der Kanzlei.
selbst verändert. Toledo wird zum Zentrum europäischer Wissenschaftsvermittlung aufgrund des Zusammenwirkens von christlichen, jüdischen und arabischen Übersetzern. Die sprachliche Kreativität der "scientific community" erweist sich in der Schaffung eines abstrakten, streng rational-funktionalen, auf Schärfe und Eindeutigkeit gerichteten Ausdrucksinstrumentariums. Diese scholastische Wissenschaftssprache wurde an den Hochschulen gesprochen (lectio, quaestio, disputatio, quodlibetica). Der Lectio, „Vorlesung" , liegt ein Text zugrunde, der Zeile für Zeile durchkommentiert wird. Die Lectio leistet die grammatikalische Erklärung, führt durch logische Analyse weiter zur Erkenntnis des Sinns (sensus) und stellt schließlich die sententia, die Lehrmeinung, heraus. Sentenzen wurden auch systematisch für den theologischen Unterricht zusammengestellt und kommentiert. Nominalisierung und Nominalstil beherrschen die Artes-Literatur in einem bislang unbekannten Ausmaß. Durch Suffigierung entstehen unzählige analoge Neubildungen von Substantiven, Adjektiven und Verben. Auch der Substantivierung von Infinitiven, Partizipien und Adjektiven (sogar in Steigerungsformen) sind keine Grenzen gesetzt. Die im Lateinischen angelegten Wortbildungsmöglichkeiten werden freigegeben (Brunhölzl 1991, 1725): „es kommt nicht mehr darauf an, ob ein Wort früher schon gebraucht wurde oder nicht", also durch usus belegt und durch gute Autoren sanktioniert ist. „Das Wort ist legitim, wenn es korrekt gebildet ist. Auf syntaktischem Gebiet führt das Bedürfnis nach Klarheit und Einfachheit zu stärkster Beschränkung der Partizipialkonstruktionen, die vielfach nur in formelhaften Wendungen noch erscheinen. Der Gebrauch mehrdeutiger Konjunktionen wird eingeschränkt oder ihre Bedeutung verengt... die Sprache verliert zusehends an Dichte". Der Einfluß der scholastischen Sprache und Begrifflichkeit auf hochund spätmittelalterliche Autoren, auch wenn sie nicht im engen Sinne fachwissenschaftlich oder lateinisch schreiben, reicht außerordentlich weit infolge des Bildungssystems und der festgefügten 3. Die Entfaltung des scholastischen Lateins Denkstrukturen. „Ähnlich wie einst das SpätlaMit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts be- tein und frühe Mittellatein von der tragenden ginnt die Epoche der größten Entfaltung mittella- Unterschicht des Vulgärlateins begleitet war, erteinischer Sprache und Literatur. Das scholasti- folgte ein Einfluß vom scholastischen Latein her sche Latein der Wissenschaft entwickelt sich in- auf die traditionelle Sprache, nur im umgekehrfolge des Aufstiegs der Universitäten zur Fach- ten Sinne, gleichsam von oberhalb der Gemeinund Sondersprache. Die Übersetzungen aus dem sprache" (ib., 1726). Dadurch kommt es zu einer Arabischen, Hebräischen und Griechischen ins gefährlichen Verarmung und Verengung der Lateinische erschließen dem Westen in riesigem Sprache. Gegen diesen Jargon sollte sich die funUmfang verschüttetes antikes Wissensgut, Philo- damentale Kritik der Humanisten richten. Mitsophie, Mathematik, Astronomie, Naturwissen- tellatein erschöpft sich allerdings nicht, wie Liteschaften, Medizin, Pharmazie und vor allem Ari- ratur und Dichtung zeigen, allein im scholastistoteles. Damit geht eine unerhörte Ausweitung schen Latein. des Fachwortschatzes einher, der das Latein
99. Mittellatein und Neulatein a) Mittellatein: Etappen der Sprach verwendung
4. Lektüreprogramm und Didaktik des Lateinunterrichts
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Anfänger. Sie lassen die enge Verbindung von Spracherwerb, moralischer Unterweisung, Lektüre und Memorieren (Gedächtniskunst) erkenDie Organisation des Unterrichts bestimmt we- nen. sentlich die Ausformung und Vermittlung des Die Etymologiae des Isidor von Sevilla gelten Mittellateins. Die mittelalterliche Sprachlehre mit Recht als „Grundbuch des ganzen Mittelalfußt auf spätantiken Lehrbüchern, auf Donats ters" (ib., 487). Diese riesige Kompilation antiElementarhandbuch und auf Priscian, dessen De ker Wissensstoffe hat die frühe europäische Bilinstitutione grammatica auch die Syntax berück- dungsgeschichte wie kein anderes Buch außer der sichtigt. Schon früh kam es zu Versuchen, die Bibel bestimmt. Der Denkansatz der isidorianiSprachlehre durch Aufnahme von Musterbei- schen Origines übte eine unübersehbare Wirkung spielen aus christlichen auctores zu verchristli- aus: er begründet die „Etymologie als Denkchen. Der Grammatikunterricht umfaßt Sprache form" (cf. ib., 487—490). Isidor versucht immer und Literatur. Grammatica bedeutet die lateini- wieder, zu jenen Ursprüngen zurückzustoßen, da sche Sprache schlechthin. Unter den Artes libera- Wort und Sache bruchlos übereinstimmen. Von les, dem kanonischen System des Wissens, steht der Bezeichnung einer Sache, ihrem Namen her, die Grammatik als Teil des Triviums (Gramma- glaubt der westgotische Bischof, deren Wesen tik, Rhetorik, Dialektik) in Studium und Praxis (vis) zu erfassen. Die Erkenntnis der Herkunft an erster Stelle. Sie eröffnet den Zugang zu allen vermittelt immer auch Wesenserkenntnis. Mit anderen Disziplinen. Grammatik führt zum Ver- dem Bemühen, aus der Sprache heraus zu denständnis sowohl der auctores als auch des Wortes ken, sind die Etymologiae zugleich ein Bollwerk Gottes (Bibel, das Buch der Bücher = Bibliothe- gegen den Verfall des Lateins, ein Antibarbarus. ca). Die durch die Einführung der aristotelischen Über Etymologien, Definitionen, Differenzen, Logik angeregte Sprachtheorie der Modistcn ent- Analogien, Synonyme entwickelt Isidor seinen wickelt eine spekulative, philosophische Univer- großartigen Stufenbau des Seins und Wissens. Er salgrammatik, die mit der normativen Latein- weist damit einen Weg, wie Wissen über Sprache grammatik und Didaktik nichts gemein hat. Das und Grammatik auf seinen Grund zurückgeführt führt zum Primat der Logik (Dialektik), zur Ent- werden kann. Die Grammatik erfährt daher auch thronung der Grammatik sowie zum Nominalis- bei Isidor unter allen Artes die ausführlichste mus, Erscheinungen und Konsequenzen, gegen Darstellung. die die Humanisten entschieden ankämpfen. Die Glosse bildet ein wichtiges Hilfsmittel im Alexander de Villa Dei und Eberhard von Be- Schulbetrieb und Gelehrsamkeit (Bibelexegese, thune treten Anfang des 13. Jahrhunderts mit Gesetzesauslegung, Lektüre antiker Autoren). dem Anspruch hervor, Donat und Priscian abzu- Anmerkungen, Übersetzungen für ein ungelösen. bräuchliches, schwerverständliches Wort wurden Auctores, Schulautoren, antike (Vergil, Ho- zwischen die Zeilen, an den Rand oder gelegentraz, Ovid u.a.) und christliche Schriftsteller, bil- lich auch in den Text selbst geschrieben. Man den im Grammatikunterricht den Lektürekanon, stellte kommentierte Ausdrücke auch eigens zu der sich je nach Zeitumständen und Land verän- Registern zusammen. Solche sachlich oder alphadern kann. Die Kenntnis beruht oft auf Florile- betisch angeordneten Glossare stellen Vorforgien, Exzerpten und Kompilationen aus zweiter men des Wörterbuchs dar. Glossen sind vielfach Hand. „Das Mittelalter macht keinen Unter- die ältesten Schriftzeugnisse für volkssprachige schied zwischen ,goldener' und ,silberner' Latini- Wörter (Reichenauer Glossen, Glosas Emilianentät. Der Begriff des .Klassischen' ist ihm unbe- ses), sie geben Aufschluß über den philologischen kannt. Alle Autoren sind zugleich Autoritäten" Traditionsvorgang, die Aneignung antiken Bil(Curtius 1993, 58). Schriftstellerkataloge mit Na- dungsgutes bei der Lektüre sowie die romanische men und Kurzcharakteristiken von Musterauto- Sprachentwicklung und -differenzierung im Meren stehen am Anfang der Literaturgeschichts- dium des Lateins. schreibung. Auctorista bedeutet im 12. Jahrhundert Literaturkenner oder -lehrer. Die Geschich5. Die Textproduktion te der Klassikerauslegung im Mittelalter, die den schwierigen Vorgang philologischer Erschlie- Für die Textproduktion gelten im lateinischen ßung und Aneignung antiker Sprache und Litera- Mittelalter strenge Vorschriften. Die Ars dictaminis oder Ars dictandi regelt die Kunst der Texttur ausmacht, ist wenig erforscht. Die bis zum Ende des Mittelalters verbreite- abfassung: dictare bedeutet nicht allein 'diktieten, häufig übersetzten, kommentierten und glos- ren', sondern auch 'dichten', wohlgesetzt schreisierten Disticha Catonis, eine Spruchweisheits- ben, ein poetisches Werk verfassen (Poesie und sammlung aus dem 3.Jahrhundert n.Chr., die- Prosa). Das System der Rhetorik erwächst aus nen im Grammatikunterricht als Lesestoff für den Bedürfnissen der kirchlichen und weltlichen
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///. Latein und Romanisch
Verwaltung seit dem frühen 12. Jahrhundert in der oberitalienischen Stadtkultur (Bologna), wo das Latein als gesprochene Sprache weiterlebt. Für Urkunden und Briefe werden Mustersammlungen angelegt zum Gebrauch bei Kaufleuten und Notaren. Rhetorik wird zunächst als Lehre vom Briefstil verstanden und systematisiert. Ars arengandi und ars praedicandi behandeln die Gestaltung öffentlicher „politischer" Rede und die Predigt. Päpstliche Kurie und höfische oder städtische Kanzleien sind die tonangebenden Pflegestätten des „kurialen" Lateinstils. Die Ars dictaminis im Frankreich des späten 12. Jahrhunderts berücksichtigt mehr die grammatisch-literarischen Gesichtspunkte und den Bildungsschmuck. Dichten ist als sprachliche Kunstfertigkeit erlernbar. In der Lyrik werden zwar quantitierende Versmaße beibehalten, aber daneben breitet sich die akzentuierende Metrik mit festen Silbenzahlen und sogar mit Reimen aus. Rhetorik und rhetorische Figuren bilden die Grundlage des gestaltenden Umgangs mit der Sprache im Mittelalter. Sie wird definiert als ars bene dicendi gegenüber der Grammatik als ars recte dicendi. Die lateinische Sprache und der Bildungsbetrieb des Mittelalters werden im wesentlichen von Klerikern und Mönchen getragen, die daher auch einen großen Teil zur mittellateinischen Textproduktion beisteuern. Latein gehört zum Kernbestand klösterlichen Lebens. Nicht sind Kleriker allein Priester, sondern auch Männer, die nur niedere Weihen besaßen oder eine geistliche Erziehung genossen hatten. Laien und Frauen hatten nur begrenzten Zugang zur Lateinkultur. Der Umgang mit dem Latein, der Sprache schlechthin, und mit dem Buch, Lesen und Schreiben (Abschreiben von Manuskripten), sowie das Lehren waren jahrhundertelang monastischkirchliche Vorrechte und Aufgaben. Schule und Schreibstube (scriptorium) sind die Horte der gelehrten Sprachpflege. Eine wichtige Funktion für die (lateinische) Sprache kam außerdem der Kanzlei zu; hier wurden die Schreibgeschäfte für Recht und Verwaltungswesen der Päpste, Fürsten und Städte erledigt: Der cancellariiis und später der „geheime" Sekretär besaßen hohes Ansehen und politische Bedeutung. Mit dem Aufschwung der Universitäten veränderte sich das berufsmäßige Verhältnis zum Buch, zum Schreiben und zur Lektüre sowie die Schnelligkeit des Umlaufs von Schrifttum und seine Vervielfältigung. Daraus ergaben sich auch Konsequenzen für die Sprachgestalt und das Verhältnis zur Sprache. „Die mittcllateinischc Sprache war die europäische Vatersprache und die mittellateinische Literatur die erste, das Mittelalter beherrschende Buchliteratur Europas. Seine Volkssprachen erzog das Mittellatein zur Buchfähigkeit (cf. Langosch 1990, XIV).
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b) Mittellatein: Sprachliche Beschreibung Latin medieval: Description linguistique 1. Einleitendes 2. 6.-8. Jahrhundert 3. Die karolingische und postkarolingische Epoche 4. Das spätere Mittelalter 5. Schlußbemerkung 6. Bibliographie (Auswahl)
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Dietrich Briesemeister, Berlin
1.
Einleitendes
1.1. Das sogenannte Mittellatein - die Bezeichnung ist nur der Kürze halber empfehlenswert ist, weitgehend auch in den romanischen Ländern, in denen jedoch die Nähe zum romanisierten Latein lange eine Rolle spielte, ein Lernprodukt, keine „Muttersprache", es ist das gelehrte und gelernte Latein, das nach dem Untergang des römischen Imperiums und der römischen Kultur mit Hilfe der grammatischen Handbücher von sehr unterschiedlich ausgebildeten Lehrern aufrechterhalten wird, zunächst um dieselbe Rolle
99. Mittellatein und Neulatein b) Mittellatein: Sprachliche Beschreibung
zu spielen, wie es in der Neuzeit die Kolonialsprachen tun sollten, und erst langsam und nur für einige Jahrhunderte zum Niveau einer kultivierten Literatursprache weiterentwickelt wird. Als solche erlebt das mittelalterliche Latein zwei Epochen von beeindruckender Kraft, Ausstrahlung und - vor allem was die zweite betrifft Eleganz: die karolingische und postkarolingische im 9. und die der hochmittelalterlichen Blütezeit des ausgehenden 11. und des 12. Jahrhunderts, während das vorkarolingische Latein sich durch Ungebildetheit, Unbeholfenheit und Glanzlosigkeit, das spätmittelalterliche, mit wenigen Ausnahmen, durch klischeehafte Darstellungsformen, Schlendrian, Monotonie und Phantasielosigkeit auszeichnet. 1.2. Eine besonders unschöne sprachliche Deformierung bricht mit dem scholastischen, vor allem dem philosophischen Latein des Hochmittelalters herein (Hubert 1975,283ss.). 1.3. Die Fähigkeit, sich nach herrschendem Sprachgebrauch schriftlich korrekt auszudrükken, war und bleibt in allen Kulturländern vom Bildungsniveau des einzelnen abhängig, und da die Voraussetzungen für die Aneignung des Lateinischen während des ganzen Mittelalters sehr stark variierten, sind auch die schriftlichen Dokumente aus diesen vielen Jahrhunderten, sei es die der Fachsprachen, sei es die der Literatur, von höchst unterschiedlicher Qualität. „Küchenlatein" oder „Mönchslatein" im Sinne von „schlechtem Latein" gab es schon während der Antike in Hülle und Fülle - den Begriff „Küchenlatein" erfand der Humanist Lorenzo della Valla (1407-1457), der einem Zeitgenossen vorwarf, er habe sein Latein bei einem Koch gelernt und zerschlage die grammatische Korrektheit, wie jener Töpfe zerbreche -, und lateinische Schriftstücke, in denen phonetische und orthographische Unregelmäßigkeiten oder Verstöße gegen Deklination, Genus, Konjugation usw. auftreten, können wir nicht lediglich unter Berufung auf diese formalen Elemente in „das finstere Mittelalter" datieren. Ein Beispiel: Abiat Venere Bompeiiana iratam quihoclaesaerit = kit. Habeat Venerem Pompeiianam iratam, qui hoc laeserit („Den Zorn der Venus von Pompeji soll sich zuziehen, wer dies beschädigt", 79 n.Chr. (C1L IV 538), antizipiert in aller Kürze die Sprache des Gregor von Tours (ca. 540—594), das Merowingerlatein des 7.—8. Jh., die nachlässige, durch gesprochenes, romanisiertes Vulgärlatein influierte Prosa Arbeos von Freising (723-783, Bischoff 1953, 93ss.) oder Fachprosaschriften des 10. Jh.
107
1.4. Auf der anderen Seite wurden auch im Mittelalter glänzende Sprachbegabungen geboren, die trotz fehlender innerer Verbindung mit einem lebendigen, muttersprachlichen Latein imstande waren, sich diese Sprache so formvollendet anzueignen - sei es in Prosa, sei es in metrischer Form -, daß man einige ihrer literarischen Leistungen lange für anonyme Zeugnisse der antiken Latinität gehalten hat, wie etwa die Romgedichte Hildeberts von Lavardin (1056-1134; Scott 1969, Nr. 36 u. 38). 1.5. Es gibt bekanntlich eine ganze Reihe von Ereignissen aus dem 3. bis 9. Jh., die als Grenzsteine zwischen Antike und Mittelalter genannt werden (Hübinger 1962,17). Wohl am häufigsten betrachtet man die Hinrichtung des Boethius i. J. 524 oder den Langobardeneinfall in Italien i.J. 568 als solche Grenzsteine, aber man redet auch von „Grenzsäumen" oder „Übergangszeiten" (Hübinger ib.), was auf jeden Fall für die Beurteilung der sprachlichen Entwicklung im untergehenden römischen Imperium von besonderer Relevanz ist. Das antike Latein wird natürlich nicht über Nacht durch ein mittelalterliches abgelöst. Wenn für das international führende lateinische Wörterbuch Thesaurus Linguae Latinae die Dezennien um das Jahr 600 als „Grenzsaum" zwischen antikem und postantikem Latein maßgebend sind (nur ausnahmsweise werden Belege nach 600 angeführt), ist dies zweifellos eine sprachgeschichtlich gesehen wohlausgewogene Entscheidung. 1.6. Ich gebe im folgenden eine kurze Übersicht über die sprachlichen Merkmale, welche für die oben skizzierten Hauptepochen des mittelalterlichen Lateins charakteristisch sind. Von einer genetisch oder ethnisch zusammenhängenden, kontinuierlichen Entwicklung kann, wie schon oben bemerkt, nicht gesprochen werden; politische Ereignisse, kulturelle Gleichgültigkeit oder Reformpolitik der Herrschenden, wirtschaftliche Prosperität oder soziale Zerrüttungen - alles brachte höchst wechselhafte Bedingungen für die Schulen und, allmählich, die Universitäten mit sich, in welchen das Bildungswesen angesiedelt war. 2. 6. -8. Jahrhundert 2.1. Im Kochbuch des Anthimus (1. Hälfte des 6. Jh.) und in der Historia Francorum Gregors von Tours (s.o.) können wir den völligen Verfall der Grammatik in praktisch allen Bereichen verfolgen. Bei dem griechischen Arzt Anthimus steht das erlernte Latein mit vielen Vulgarismen der damaligen Volkssprache sehr nahe; Nominalflexion, Deklination, Konjugation, Genus verbi,
108
///. Latein und Romanisch
Wortbildung sind ins Schwanken geraten, Züge, die noch stärker bei Gregor hervortreten, dessen Sprachbehandlung ebenfalls den Kontakt des Autors mit der Umgangssprache häufig indiziert. Bei Anthimus lesen wir z.B.: Caseum, quantum dicent, non solum infirmus sed et sanus gravat, maxime epaticus vel renium vitia habentes et qui splenetici sunt, quia coaculatur in renibus et lapidis exinde generant, = kit. Caseus, quantum dicunt, non solum infirmos sed etiam sanos gravat, maxime hepaticos vel renium vitia patientes et (eos) qui splenetici sunt, quia coagulatur in renibus et lapides inde generantur (Anth. 79; „Käse liegt, wie man sagt, nicht nur Kranken, sondern auch Gesunden schwer auf, besonders Leberoder Nierenleidenden und Milzsüchtigen, weil er sich in der Niere zusammenballt und daraus Steine entstehen"; Liechtenhan 1963,46). 2.2. Ein zweiter Gregorius, „der Große" (ca. 540—604), befindet sich auch in der Übergangsphase von lebendigem, umgangssprachlichem Latein in die der zunehmenden schriftsprachlichen Verwilderung in formaler wie in syntaktischer Beziehung, was vor allem seine im Mittelalter vielgelesenen, aber glücklicherweise nicht grammatisch normierenden Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum an den Tag legen. In starkem Kontrast zu der in den Werken dieser Gregorii auffallenden sprachlichen Unzulänglichkeit und Mittelmäßigkeit steht die Eleganz ihres Zeitgenossen Venantius Fortunatus aus Oberitalien (2. Hälfte des 6. Jh.): Obwohl alle drei ihre Wurzeln in strenger katholischer Erziehung und Ausbildung hatten und das Bibel- und Kirchenlatein für sie ein sprachliches Fundament bedeutete, entsprach nur Venantius dem Niveau des Schöpfers der Vulgata Hieronymus. Aber darüber hinaus war er noch Poet, ein sehr formgewandter, vor allem an Vergil geschulter Dichter, der aber auch Horaz, Ovid, Martial, Lukan und die spätrömische Poesie gut kannte, und dieses zweite Fundament, das die genannten Zeitgenossen nicht besaßen, verleiht selbstverständlich seiner Sprache und seinem Stil ein besonderes Relief. 2.3. Dasselbe Phänomen begegnet häufig während der karolingischen Epoche und des Hochmittelalters: Neben Mittelmaß und auf einseitige kirchliche Erziehung zurückgehende Erstarrung und Begrenztheit der sprachlichen Potenz gewisser Schriftsteller ragt Originalität, Flexibilität und Brillanz empor. Die elementare Schulung reicht höchstens dafür aus, ein formal korrektes Latein zu erzielen; nur die individuelle Intelligenz und der Drang nach erweiterten Perspektiven bringen Höheres zustande.
2.4. „Das 7. Jh. ist das ärmste in der Literatur, das schaurigste in bezug auf das Latein, vom klassischen Latein aus gesehen, aber das ergebnisreichste, vom romanischen Standpunkt aus" schreibt Reichenkron (1965, 134). Drei bedeutende literarische Ausnahmen gab es jedoch: den Spanier Isidorus (von Sevilla, ca. 570-636), Aldhelm aus Wessex (ca. 640-709) und Beda „Venerabilis" aus Northumberland (672-735), wie im 8. Jh. zwei in Kirche und Mönchstum beheimatete Schriftsteller durch schöpferische Begabung und bemerkenswerte Formgewandtheit herausragen, der Langobarde Paulus Diaconus (ca. 720—799) und der Italiener Paulinus von Aquileja (ca. 750-802). Ihr Latein ist aber weder in formaler noch in syntaktischer Hinsicht frei von Vulgarismen und Neologismen. Im übrigen stehen uns zur Kenntnis des Lateins dieser Jahrhunderte praktisch nur Münzen und Inschriften, Chroniken, hagiographische Texte, Urkunden und Gesetze zur Verfügung. Ich erwähne vor allem die langobardischen Gesetze (643-735 mit späteren Zusätzen); die meisten der zahlreichen hierin zu dokumentierenden vulgärsprachlichen Erscheinungen sind aus spätlateinischen Denkmälern bekannt (sorgfältige Darstellung derselben in B. Löfstedts Dissertation 1961, ein unentbehrliches Handbuch der Entwicklung des ausgehenden antiken Lateins in die romanischen Sprachen). 2.5. Wer sich mit nichtliterarischen Dokumenten aus den hier behandelten Jahrhunderten beschäftigt - und die nichtliterarischen sind, wie angedeutet, in großer Majorität - muß fast ständig mit grammatikalischer Inkorrektheit und mit z.T. aus dem Spätlatein emanierenden Vulgarismen und Solözismen rechen, die in gängigen sprachlichen Handbüchern oder Wörterbüchern noch keine Erwähnung gefunden haben. Auf der anderen Seite wird er bei einem genauen Studium von Hofmann-Szantyrs Syntax (1965) und den bisher erschienenen Bänden desThLL feststellen können, in welch großem Ausmaß Erscheinungen, die auf den ersten Blick vielleicht „mittelalterlich" anmuten, doch im antiken, vor allem im spätantiken Latein wurzeln. Für Spezialuntersuchungen cf. Önnerfors (1975, Auswahlbibliographie Nr. 28-94, 118-149, 167-194, 196-206, 228-233,251). 3.
Die karolingische und postkarolingische Epoche
3.1. Mit Karl dem Großen bricht für das Schulund Bildungswesen ein neues Zeitalter an, eine Bildungsreform, renovatio, „Renaissance" beginnt. Die „orthodoxen Grammatiker" kommen an die Macht, die Wiederbelebung des klassi-
9. Miltellatein und Neulatein b) Mittellatein: Sprachliche Beschreibung
sehen Lateins auf allen Ebenen, denen der Orthographie, der Grammatik, Metrik, Poesie, Geschichtsschreibung durchzieht das ganze Imperium. Wir kennen in Einzelheiten Beginn und Fortentwicklung des Zuzugs ausländischer geistiger Kräfte ins Frankenreich, der stark vorangetriebenen Einrichtung von Schulen, der Intensivierung des elementaren und des höheren Unterrichts im Zeichen der artes liberales (einschließlich des Grammatikunterrichts am Kaiserhof), der neuen Überlieferung klassischer Autoren in orthographisch korrekten Büchern (Hss.), usw. (Önnerfors 1974, 365ss.; 1985a, 151s.). Es verbreitete sich in Kloster- und Schreibschulen ein neuartiges Qualitätsdenken, ein neues Niveaubewußtsein: Ältere Hss. in vulgärlateinischer oder merowingischer Originalfassung wurden normalisiert und modernisiert - was Editoren bis in unsere eigene Zeit hinein nicht selten falsch beurteilten, indem sie das Vulgär- oder das merowingische Latein in karolingischcr Überformung als Originalversion präsentierten (vgl. z.B. Önnerfors 1994, 691s.) - aber es wurden auch völlig neue „zweite und verbesserte Auflagen", insbesondere von Heiligenlegenden, erarbeitet (Stiene 1981, XXXVIss.). 3.2. Ein gutes einschlägiges Beispiel liefert die Vita sancti Goaris in der ursprünglichen, noch vor 770 konzipierten Fassung eines aus Frankreich stammenden Mönchs (über die Vulgarismen und Barbarismen dieser Fassung Önnerfors 1976,9s.) bzw. in der rigorosen Überarbeitung des Prümer Diakons Wandalbert (813 bis ca. 870). Ich zitiere aus dem 7. Kap. der Vita die Passage über die Aussetzung unerwünschter Kinder in Trier (wahrsch. im 7. Jh.): Vita den 8. Jh. Venit puer de clero Treverorum nomine Liobgisus, portans in brachio sito infantem tres noctes habentem, qui fuit iactatus in illa conca marmorea, sicut est consuetudo Treverorum, ut pauperculas feminas infantes eorum solent iactare. Haecque consuetudo erat, ut quando vel quomodo aliquis homo de ipsos infantes proiectos, quos nutricarios ('Ziehkinder') vacant, ab illis matricularüs ('Leute des kirchl. Pflegedienstes') sancti Petri comparare videbantur, episcopum ipsum infantem praesentare deberent, et postea episcopo auctoritas ipso homine de illo nutricario confirmabat. (Krusch 1902, 417s.) Vita des Wandalbert Supervenit puer quidam ex clericis ecclesiae nomine Leobgisus in ulnis infantulum gestans, qui ab hora nativitatis tres tantum noctes implesse putabatur ... Moris quippe tunc Trevirorum erat, ut,
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cum casu quaelibet femina infantem peperisset, cuius nollet sein parentes auf certe quem pro inopia rei familiaris nequaquam nutrire sufficeret, ortum parvulum in quadam marmorea conca, quae ad hoc ipsum statuta erat, exponeret, ... ut, cum expositus in/ans repperiretur, existeret aliquis, qui eum provocatus miseratione susciperet et enutriret ... Ubi ad earn rem offerret se aliquis, infans, qui esset expositus, episcopo deferebatur et eins privilegio auctoritas nutriendi habcndique parvuli ei, qui a matriculariis susceperat, firmabatur. (Stiene 1981, 23s.; Önnerfors 1976, 17s.) 3.3. Wie zu ersehen, hat Wandalbert seine miserable Vorlage nicht nur korrigiert, sondern auch stilistisch verbessert (ampüficatio) und durch kleinere Änderungen oder Zusätze verdeutlicht und interpretiert. Dies war die übliche Methode. Hier und da in seiner Überarbeitung, wie in der hagiographischen Literatur überhaupt, gewinnt auch die R h e t o r i k an Bedeutung, vor allem, wie in der Geschichtsschreibung, durch repraesentatio und, nach dem Vorbild der antiken Historiker, frei erfundene Reden. In ausgewogener mittelalterlicher Prosadarstellung spielt sie jedoch eine mäßige Rolle, und wir müssen dafür dankbar sein, daß der Trend zum überladenen, schwülstigen Stil, der sich bei gewissen spätlateinischen Kirchenschriftstellern, wie im Paschale opus des Sedulius (Anfang des 5. Jh.), breit machte, im Mittclalter keinen Durchbruch erlebte. 3.4. Nicht immer wurden vulgärlateinische Vorlagen Gegenstand sprachlicher Kontrolle, Korrigierung oder stilistischer Aufbesserung. Insbesondere die sog. Gebrauchsliteratur, z.B. die Fachprosa der Medizin, der Technik (wie der alchimistischen), der Gattungen der Astrologie, Orakelsprüche und Traumbücher, der vulgären Mirakelerzählungen, sind weitgehend in abderitischcn Fassungen der lateinischen Volkssprache überliefert, die weder in karolinigscher Zeit noch später im Mittelalter korrigiert, höchstens sporadisch verbessert oder interpoliert worden sind (Önnerfors 1985b, 235ss.; Hedfors 1932, XIIIss. [von den Compositiones ad tingenda musiva:.,Alles in einem Latein geschrieben, welches an Barbarei und Dunkelheit Großartiges leistet" S. V]; Svenberg 1963,5 u. passim; Dold 1948Nr. 38,39, 81, 83, 85; Grub 1984, XLVI s.u. passim [das Somniale Danielis des cod. Ups. C 664, 9. Jh., ist „ein Gemengscl aus spätantik-frühmittclalterlichem [allerdings oft von Korrektoren normalisiertem] Vulgärlatein, dessen phonetisch-morphologische Eigenarten einen weitgehenden Verfall des antiken Flexionssystems anzeigen"]; Blatt 1930, VI, 17ss. u. passim).
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III. Latein und Romanisch
3.5. Das im St. Galler Kloster aufbewahrte medizinische Handbuch cod. Sang. 751 (ein noch unediertes Rezeptar) wimmelt nicht nur in der Praefatio des Kompilators, sondern auch - natürlich aus der Sicht des Klosterarztes eine besondere Mißlichkeit - in der Rezeptsammlung selbst von unkorrigiert gebliebenen Entstellungen und Barbarismen, z.B. super carbones adiecto cultello et haec ciclamen („wirf über die Kohlen ein kleines Messer und dies, Saubrot") für s. c. radito cultello radicem herbae cyclaminis („schabe über den Kohlen mit einem kl. Messer die Wurzel der Pflanze cyclamen [Saubrot] ab", p. 207), adipem f. ad idem (208), crebrum f. cerebrum (202), uero f. uiro (204), cestesus pendes f. certe suspendes (208) oder et aceto bulbus (succurritur, „und mit Essig, Zwiebel, schaffst du Abhilfe") f. et lacte bubulo, „und mit Kuhmilch" (209). Solche im ganzen Mittelalter benutzten, aber im wesentlichen pseudomittelalterliche Texte oder Textabschnitte müssen von den echten, im Mittelalter nachweisbar entstandenen unterschieden werden. 3.6. Nach der großen Wende um 800 herum werden formale Verstöße grammatischer Art und Anomalien immer seltener-eine bemerkenswerte Ausnahme bildet das um d.J. 1000 abgefaßte Chronicon Salernitanum (Westerbergh apud Önnerfors 1975, 106ss.) -, aber nicht einmal bei kultivierten Schriftstellern und Dichtern fehlen spät- oder vulgärlateinische Einzelerscheinungen völlig. So benutzt, um hier nur ein einziges Beispiel zu nennen, der gelehrte Epiker und Vergilkenner Abbo v. Saint-Germain (ca. 867-939/40) in seinen schlichten Predigten illorum in dativischer Funktion, ille und unus in Artikelfunktion, causa für 'Sache', vadere statt ire und ambulare, laxare im Sinne v. 'lassen', usw. (U. Önnerfors 1985 zu serm. 4,3; 5,18; 6,1; 8,9; 18,19 u. a.). Die Dichter erlauben sich metri causa prosodische und morphologische Lizenzen, darunter Archaismen, wie eques für equus, ambis für ambabus, homonem für hominem oder sanguem für sanguinem im Walthariusepos (wahrsch. 9. Jh., Önnerfors 1979, 66). Im allgemeinen bemühen sich die Prosaschriftsteller der verschiedenen Gattungen um eine syntaktisch gehobene Darstellungsweise, um Periodenbau und Satzschlüsse, sog. cursus (Norberg 1968, 96ss.), oft wichtige textkritische Anhaltspunkte. Als neue Elemente in Prosa und Dichtungen treten zunehmend in älteren lateinischen Texten nicht zu belegende griechische Lehnwörter hinzu (F. Blatt, F. Munari, D. Norberg, U. Westerbergh apud Önnerfors 1975,90s., 178s., 217s., 243), besonders häufig in der Fachsprache, wie in den medizinischen Handbüchern und Traktaten.
3.7. Ein stabilisierender und normativer Faktor im literarischen Latein nach 800 ist das Streben nach imitatio, Nachahmung von klassischen (selten mittelalterlichen) Vorbildern durch Anpassung an deren Stil, Wortgebrauch, Metrik und Bildersprache. Wir reden nicht ohne Grund mit Ludwig Traube vom 9. Jh. als der aetas Vergiliana, vom 10. und 11. als der aetas Horatiana sowie vom 12. und 13. als der aetas Ovidiana (Traube 1911, II 113), wobei zu betonen bleibt, daß der horazische Einfluß mit dem des Vergil und Ovid nicht vergleichbar ist und daß das 10. Jh. nach wie vor als ein saeculum obscurum, vor allem in literarischer Hinsicht, bezeichnet werden muß. Die Ausnahme auf deutschem Boden, Hrotsvitha von Gandersheim (ca. 935—975), die erste deutsche Dichterin, hatte, wie sie hervorhebt, die Komödien desTerenz kennengelernt, aber ihre Diktion ist im wesentlichen vom Kirchenlatein, Vergil und, vor allem, Prudenz geprägt. Horaz wurde im 9. Jh. von Iren ins Frankenland gebracht und genoß im Mittelalter vor allem bei den Franzosen (Blatt apud Önnerfors 1975, 255), aber auch im germanischen Raum Ansehen; der Tegernseer Mönch Metellus (12. Jh.) benutzte für seine Quirinalia die Verstechnik des Horaz, Prudenz und Boethius; der Däne Saxo Grammaticus (s.u.) verdankt ebenfalls dem Dichter aus Venusia vieles. 3.8. Die Lyrik des Hoch-Mittelalters, berühmt vor allem durch die Carmina Cantabrigiensia (11. Jh.) und die Carmina Burana (12./13. Jh.), erhält ein eigenes Profil in der Mannigfaltigkeit der akzentuierenden und reimenden Versmaße (besonders bekannt ist die sog. Vagantenstrophe); das Prinzip der imitatio geht aber thematisch nicht verloren und lebt auch formal durch umfangreiche, nach klassischen Mustern quantitierende Poesie weiter. Der einsilbige Reim entwickelt sich in der Hexameter- und elegischen Dichtung des 9. Jh., in welchem schon Ansätze des zweisilbigen beobachtet werden können, der in vollem Umfang erst nach 1100 auftritt. Natürlich gehört die Kenntnis der mittelalterlichen Reimtechnik, wie die des cursus, zum Instrumentarium der Textkritik. 3.9. In vielen der Scholarenlieder, wie sie in den Carmina Burana (CB) hervortreten, begegnet uns ein Echo des im Hoch-Mittelalter unter Studenten und Vaganten gesprochenen Lateins, z.B. im CB 215: Nunc clamat (der Verlierer beim Würfelspiel): «O Fortuna, quidfecisti, pessima? Vestitum cito nudasti et divitem egeno coaequasti!»
99. Mittellatein und Neulatein b) Mittellatein: Sprachliche Beschreibung
(„Fortuna, du Schändliche, was hast du getan? Schnell hast du mich entkleidet und mich, den Reichen, dem Bedürftigen gleichgemacht"), oder im CB 119: Vale tellus, valete socü, quos benigno favore colui („... in liebevoller Hingebung verehrte"). 4.
Das spätere Mittelalter
4.1. Die bedeutendsten unter den Prosaschriftstellern betrachteten im ganzen Mittelalter - allerdings verschieden bei den einzelnen Nationen und in den einzelnen Jahrhunderten - Cicero, Sallust, Livius, Curtius, Sueton, Valerius Maximus, Macrob u. a. m. als vorbildiche Meister des Prosastils. Noch am Beginn der Epoche des spätmittelalterlichen Lateins, um 1220, findet Valerius Maximus in dem hochgelehrten dänischen Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus („der Gelehrte") einen späten Verehrer. Saxo hatt sich vorgenommen, die Geschichte seines Volkes in „römischer Interpretation" (interpretatio Romana, Blatt 1934, 38ss.) und in römischer elocutio zu schildern. „Kein mittelalterlicher Schriftsteller ist in der Nachahmung antiker Vorbilder so konsequent wie Saxo. Er und er allein hat es vermocht, sich dem Einfluß der Vulgata gänzlich zu entziehen" (Blatt apud Önnerfors 1975, 249), ja, dem des Kirchenlateins überhaupt zu entziehen. Der Erzbischof ist für ihn ein pontifex, das Wort episcopus fehlt in seinen Gesta Danorum (GD) gänzlich zugunsten von antistes, usw. Nicht einmal Christus selbst wird GD V 15 in der Zeitangabe „Christi Geburt" bei Namen genannt, sondern nur durch Periphrase angedeutet. Neologismen, die im literarischen Latein des Mittelalters sonst häufig auftreten (cf. verschiedene Beiträge bei Önnerfors 1975, 98; 179ss.; 213s.; 246; 264ss.; 402ss.; Önnerfors 1979, 30ss.; 1986, 238; 1988, 26s.), meidet er, Neubildungen werden bei ihm immer in Übereinstimmung mit klassischen Normen vorgenommen, wie collustratio, ductamen oder oliditas (Blatt apud Önnerfors 1975, 243s.). Rhetorik und Satzrhythmus prägen seine elocutio. Einmalig um diese Zeit ist seine perfekte Beherrschung der antiken Prosodie und Polymetrie (cf. Friis-Jensen 1987). 4.2. Sprachlich wie stilistisch trennt eine Kluft die GD Saxos von der spätmittelalterlichen Erzählprosa, z. B. den Revelaciones celestes der Visionärin Birgitta von Schweden (1303-1373), in denen ein zeittypisches, schlichtes, von den Beichtvätern fast in einer Art theologischer Koine ausgeformtes Latein zu Tage tritt, das im Gegensatz zu Saxos Sprache und dem Latein des früheren Mit-
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telalters sehr selten problematisch ist. Zwei kurze Zitate daraus mögen den lateinischen Erzählstil des spätmittelalterlichen Lateins illustrieren: De nube audivit (sc. Birgitta) vocem dicentem sibi... «Scias, quia non loquorpropter te solam sed propter salutem omnium Christianorum. Audi igitur, que loquor! Tu quippe eris sponsa mea etcanale meum». (Rev. extravag. 47,2s.) Videbat beatam virginem honestissime incedentem etportantem puerum filium, utofferreteum in templo secundum legem Domini; deinde innumerabilem multitudinem angelorum et diuersorum ordinum sanctorum Dei et sanctarum virginum et dominarum beatam virginem matrem Dei precedencium et earn cum omni leticia et devocione circumdancium. Ante quam portabatur a quodam angelo unus gladius longus et valde latus et sanguinolentus, qui significabat illos maximos dolores, quos Maria passa est in morte amantissimi filii sui, qui figurabantur in gladio, quem iustus Symeon prophetabat ipsius animam pertransiturum esse. (Rev. VII 2,3s.) Es handelt sich also um ein korrektes, aber glanzloses Erzähllatein, in welchem u.a. cursus und rhetorische Figuren fehlen. Canale im Sinne von 'Sprachrohr' scheint ein Neologismus zu sein. Sätze mit quod, quia, quoniam (cf. Scias, quia) statt mit dem A. c. L, quidam und unus (wie ab und zu ille} in Artikelfunktion sind schon im Spätlatein triviale - nicht, wie oft irrtümlich behauptet wird - „erst mittellateinische" Erscheinungen. 5. Schlußbemerkung Es wird oft beklagt, daß es keine Grammatik des Mittellateins gäbe. Aus den obigen Ausführungen dürfte hervorgegangen sein, daß ein synthetisierendes Handbuch der mittellateinischen Grammatik nicht möglich ist. Man müßte eigentlich die Grammatik jedes einzelnen Autors schreiben, oder man muß sich zur Aufgabe machen, darzustellen, welche Erscheinungen neu auftreten, wieder zurücktreten, erneut aufgenommen werden, und dies alles oft im gleichen historischen Augenblick. Die Schwierigkeit eines solchen Unternehmens liegt auf der Hand. 6. Bibliographie (Auswahl) Bischoff, Bernhard (ed.), Arbeo, Leben und Leiden des hl. Emmeran. Lateinisch-deutsch, München, Heimeran, 1953. Blatt, Franz, Die lateinischen Bearbeitungen der Actu Andreae et Matthiae apud anthropophagos. Mit sprachlichem Kommentar herausgegeben. Gießen, Töpelmann, 1930. Blatt, Franz, Sprachwandel im Latein des Mittelalters. Historische Vierteljahresschrift 28 (1934), 22-52 (re-
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III. Latein und Romanisch
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Alf Önnerfors, Trier
99. Mittellatein und Neulatein c) Neulatein
c) Neulatein Neo-latin 1. 2. 3. 4. 5.
Definition des Begriffs Das Neulatein als wissenschaftliche Disziplin Die Verbreitung des Neulateins Charakteristik und Varianten des Neulateins Die Bedeutung des Neulateins fürdie Rhetorik und in der Auseinandersetzung mit den Volkssprachen 6. Bibliographie
/. Definition des Begriffs Die Statuten der Societas Internationalis Studiis Neolatinis Provehendis legen 1973 in Artikel I fest: «Voces illae et litteras significant Latine cultas a primordiis Humanismi Italici ad nostram usque memoriam». Neulatein umfaßt demnach einen beträchtlichen Teil der gesamten fast 2500jährigen lateinischen Sprachentwicklung und literarischen Überlieferung, und zwar seit der um 1300 mit Petrarca und dem Humanismus einsetzenden Wiederbelebung der klassischen Latinität in der Abkehr vom Latein des Mittelalters bis in die Gegenwart. Die Bezeichnung Neulatein ist allerdings fragwürdig und mißverständlich, denn Neulatein beansprucht nichts anderes zu sein als klassisches Latein; es unterscheidet sich davon viel weniger als vom sog. Mittellatein. Im Vergleich dazu hat sich das Neugriechische vom Altgriechischen weiter entfernt als Neulatein von der lingua Romana. Mit Spätlatein ist eine Epoche gemeint (Spätantike), die Jahrhunderte vom Neulatein eben durch das Mittelalter trennen. Dem Spätlatein folgt das sog. Mittellatein nach oder, etwas genauer ausgedrückt, das Latein des Mittelalters. Erst daran schließt sich zwar zeitlich das Neulatein an, inhaltlich greift es jedoch auf das klassische Altertum zurück unter Berufung auf das Modell der Goldenen Latinität. Das Altlatein wiederum reicht nur bis in das erste vorchristliche Jahrhundert. Bezeichnungen wie Alt-, Spät-, Mittel- oder Neulatein entsprechen Zeiteinteilungen mit unterschiedlichen Bezugsmaßstäben. Diese epochalen Gliederungen nach einem Dreierschema schließen zudem Wertungen ein (etwa Silberne Latinität). Den Humanisten galt das Mittelaltermedium aevum, media tempora - als finstere Zwischenzeit, in der die guten Autoren in Vergessenheit gerieten und ihre Sprache verdorben wurde, bis die Wiedergeburt - renatae litterae - oder Erneuerung - renovatio, restitutio, die „Renaissance" - eintrat. Der erst vor etwa 200 Jahren aufkommende Begriff Neulatein (cf. Klose 1795) verbindet die humanistische Idee der Erneuerung der litterae humaniores mit dem Ordnungsmuster antiqui - novilmoderni. Wie schon der Vorstel-
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lung von der Silbernen Latinität kann der Bezeichnung „Neulatein" - man denke an Wortbildungen und Phänomene wie Neugotik, „neudeutsch", Neutöner, Neuscholastik, Neuheiden, Newcomer, Junggrammatiker (Neogrammatiker), Neuromantik, Neusilber - durch implizierten Vergleich ein Werturteil beigelegt werden. Neulatein als künstlicher, aussichtsloser Wiederbelebungsversuch einer toten Sprache? 2. Das Neulatein als wissenschaftliche Disziplin Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich bei der Frage der fachwissenschaftlichen Zuordnung neulateinischer Studien im Rahmen der Universitätsdisziplinen. Fällt Neulatein in die Zuständigkeit der Alt- oder der Neuphilologie? Weder die Klassische noch die Romanische Philologie haben sich im Verlauf ihrer Institutionalisierung an der Universität seit dem vorigen Jahrhundert systematisch des Neulateinischen angenommen. Es stellte für beide Fachgebiete einen Fremdkörper dar und blieb ein unbekanntes Wesen, obwohl selbst in Frankreich (neu)philologische Doktordissertationen vielfach noch weit in das 19. Jahrhundert hinein auf lateinisch vorgelegt wurden. Konnte sich die Lateinische Philologie des Mittelalters bereits vor etwa hundert Jahren als selbständige Disziplin an einigen deutschen Universitäten etablieren (LudwigTraube in München), so erhielt die wissenschaftliche Erforschung des Neulateins erst in den letzten Jahrzehnten eine institutionelle Absicherung, zum Teil allerdings gekoppelt an das Mittellatein. Die Romanische Sprachwissenschaft befaßt sich seit langem intensiv mit dem sog. Vulgärlatein, jedoch blendet eine nationalsprachlich orientierte Philologie und Literaturgeschichtsschreibung (im Gegensatz zur früheren „Literärgeschichte") das neulateinische Schrifttum in den Ländern der Romania konsequent aus. Zwar wird der geographisch-politische Raum des orbis Romanus, des Imperium Romanum durchaus noch in diesem Wort mitbedacht, weniger jedoch die Tatsache, daß die Romani jene waren, die hier einmal Latein gesprochen haben und daß ihr Idiom über die «rustica romana lingua» hinaus Bestand hatte. Auch die Neue Romania richtet sich als Forschungsprojekt auf die außereuropäische Verbreitung romanischer Sprachen und Literaturen, nicht jedoch auf das Latein als Wurzel und universale Bildungssprache. Die Humanismusforschung ist zumeist außerhalb der philologischen Seminare angesiedelt, wobei allerdings anzumerken ist, daß Neulatein mehr umfaßt als Humanismus und Renaissance. Die Beschäftigung mit neulateinischer Sprache und Literatur setzt in Frankreich, Italien, Portugal, Spanien zu verschiedenen Zeiten und mit unterschiedlicher Intensität ein, auf der Iberi-
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. Latein und Romanisch
sehen Halbinsel etwa erst in den vergangenen 20 bis 30 Jahren. Die erste Gesamtdarstellung der lateinischen Literatur (nur) der Renaissance als Entwurf einer im wahrsten Sinne des Wortes europäischen Literaturgeschichte stammt von dem französischen Komparatisten Paul Van Tieghem (1944). Die Komparatistik ihrerseits beschränkt sich vorwiegend auf die Untersuchung von Einflüssen, die Nachwirkung der Antike (Stoffe und Motive, Formen und Gattungen sowie Übersetzungen), aber nicht eigentlich auf die neulateinische Literatur. Wenngleich sich neulateinische Sprache und Literatur nicht in die Grenzen der modernen Nationalstaaten einzwängen lassen, gibt es bislang für kein Land der Romania eine Geschichte der neulateinischen Dichtung, nicht einmal eine bibliographische Erfassung der Quellen und Autoren, geschweige denn einen Überblick über die wissenschaftliche Fachprosa in der Frühen Neuzeit auf so weiten Gebieten wie Geschichtsschreibung, Philosophie, Theologie, Medizin und Naturwissenschaften sowie Rechtsgelehrsamkeit. Die Buchproduktion in diesen Gebieten macht einen umfangreichen Teil der europäischen Überlieferung und Verbreitung neulateinischen Schrifttums aus. Dieses Schrifttum bleibt das größte Exerzierfeld für das Neulatein, der Bereich der praktischen Sprachverwendung bis in das ausgehende 18. Jahrhundert. Verwirrung entsteht schließlich bei der Verwendung des Wortes „Neulatein" dadurch, daß neolatin, Neolatin, neolatino als Neologismus im Französischen, Englischen, Italienischen, Portugiesischen und Spanischen zunächst seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine romanische Sprache, eine Tochtersprache des Lateins bedeutet (unter der Bezeichnung Linguae Latinae filiolae ist der alte Buchbestand im Fach Romanische Philologie an der Bayerischen Staatsbibliothek München aufgestellt). Bekannte romanistische Fachzeitschriften tragen daher Titel wie Les langues neolatines, Cultura neolatina. Darüber hinaus wurde neolatinolneolatin bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit kulturideologischen, hegemonialen und rassischen Sendungsansprüchen überfrachtet - es gibt keine nations (neo-)latines oder raza neolatina -, die sich zum Beispiel noch bis heute in der unzutreffenden, irreführenden Bezeichnung „Lateinamerika" niederschlagen. 3. Die Verbreitung des Neulateins Man macht sich im allgemeinen nicht mehr bewußt, daß Latein tatsächlich jahrhundertelang im kolonialen Amerika verbreitet, gesprochen, geschrieben, gelehrt und gedruckt wurde. Die gleichzeitige Übertragung des Lateinischen und der beiden iberoromanischen Volkssprachen in die Karibik, nach Mittel- und Südamerika be-
gründet nicht nur den Raum der Neuen Romania, sondern fördert auch in beschränktem Umfang einen Zustand der Dreisprachigkeit mit dem Kastilischen bzw. Portugiesischen neben oder über einer einheimischen Sprache und dem Latein als Amtssprache der Kirche in Liturgie, Verkündigung und Theologie sowie als elitärer Bildungssprache in Unterricht und Wissenschaft. Die frühe Beschäftigung der Missionsgeistlichen mit altamerikanischen Sprachen greift selbstverständlich auf Beschreibungsmuster und Kategorien der lateinischen Grammatik zurück. Jesuiten vor allem aus Italien, Portugal und Spanien brachten das Latein im späten 16. und 17. Jahrhundert bis nach Japan und China sowie, umgekehrt, genauere Kenntnisse über Ostasien nach Europa in lateinischen Schriften. In Goa und Macao wurden lateinische Bücher und Schultexte gedruckt; 1594/1595 erschienen in Japan eine lateinische Grammatik sowie ein lateinischjapanisch-portugiesisches Wörterbuch. In Goa übersetzte Andre" Baiäo das portugiesische Nationalepos Os Lusiadas von Luis de Camöes ins Lateinische. Französische Jesuiten wirkten mit an der lateinischen Übersetzung von Konfuzius und vermittelten Europa Informationen über chinesische Philosophie und Astronomie. Als 1689 in Neröinsk der erste Grenzvertrag zwischen Rußland und China unterzeichnet wurde, waren die Verhandlungsführer für die chinesische Seite ein französischer und ein portugiesischer Jesuit, die zusammen mit einem polnischen Diplomaten auf russischer Seite den Vertragstext in lateinischer Sprache ausarbeiteten. Das Neulatein ermöglicht und begründet die Einheit Europas im sprachlichen Erbe der klassischen Bildungsüberlieferung und -Vermittlung. Die Respublica litterarum, die Republique des lettres kennt keine nationalen Grenzen und sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten. Die peregrinatio academica gehört zu den Generationen prägenden europäischen Bildungserlebnissen. Das Humanistenlatein der Italiener verbreitete sich seit Petrarca und Valla über das gesamte christliche Europa und nach Amerika. Es wurde Verkehrsprache in Finnland und hielt in Ungarn sogar bis 1848 den Rang einer Amtssprache. Europas literarische Kultur blieb bis um 1800 zweisprachig, wenngleich Lateinkenntnisse und -Verwendung ständig zurückgingen. Nicht wenige bekannte Autoren schrieben, dichteten und veröffentlichten gleichzeitig in ihrer Muttersprache und in Latein. Wenn auch nicht unangefochten und überall immer qualitätvoll, blieb Latein die Sprache des höheren Unterrichts und der internationalen, zumal gelehrten Kommunikation. Insofern ist es auch nicht angebracht, vom Latein als einer toten Sprache zu sprechen. Seit dem 19. Jahrhundert beschränkt sich die öffentliche Verwendung des
99. Mittellatein und Neulatein c) Neulatein
Lateins im wesentlichen auf die Römisch-katholische Kirche, die Altertumswissenschaften und kleine Kreise, die nicht nur die neulateinische Verskunst pflegen, sondern auch die praktische Verwendungsmöglichkeit der lateinischen Sprache propagieren (z.B. Felix Sanchez Vallejo 1983). Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils versetzte dem Lateinischen einen schweren Schlag durch die Einführung der Landessprachen in Liturgie, Riten, Seminarausbildung, Breviergebet. Katholische Geistliche, zumal in außereuropäischen Ländern, verfügen damit zumeist über ebenso geringe Lateinkenntnisse wie ihre mittelalterlichen Amtsbrüder, die wegen mangelnder Sprachbeherrschung oft genug bei Kirchensynoden oder in Visitationsberichten kritisiert worden waren. Auch päpstliche Lehrschreiben (Enzykliken) werden nicht mehr allein verbindlich auf lateinisch verkündet. Nur noch der Codex luris Canonici und die Entscheidungen der Rota sind lateinisch gehalten. Sonst bleiben nur wenige Institutionen und Instrumente, die der Pflege des Lateins heute dienen, z. B. die Academia Latinitatis fovendae in Rom, Kongresse, die Internationale Gesellschaft für neulateinische Forschungen, sowie einige Zeitschriften, wie etwa in Kolumbien Gymnasium (1950 gegründet, inzwischen eingestellt), Latinitas (Vatikan), Vita Latina (Musee Aubanel, Avignon), Vox Latina (Saarbrücken), Hermes Americanus. Ein Vorläufer solcher lateinischer Periodica war J. N. Barbier-Vemars Hermes romanus, ou Mercure latin, der in 24 Lieferungen 1816-1818 in Paris herauskam. Das älteste Forschungs- und Dokumentationszentrum für neulateinische Studien, das Seminarium Philologiae Humanisticae, befindet sich an der Katholischen Universität Leuven (Belgien), dort erscheint auch die Zeitschrift Humanistica Lovaniensia (mit laufender Bibliographie). 4. Charakteristik und Varianten des Neulateins Das Studium des Neulateins wird durch das Fehlen von Hilfsmitteln und Handbüchern sehr erschwert; es gibt keine Grammatiken, keine Metrik, keine Stilistik, unzureichende Wörterbücher, nur wenige zuverlässige, neue Textausgaben. Trotz der internationalen Beweglichkeit der Humanisten, Gelehrten und trotz der Funktion des Lateins als universales Verständigungsmittel sind Buchausgaben etwa neulateinischer Dichtung selbst in alten Bibliotheken nur lückenhaft verfügbar und auch in den jeweiligen Erscheinungsländern zerstreut, schwer nachzuweisen. Vieles ist zudem unveröffentlicht geblieben, z.B. Jesuitenschultheater. Die alten bibliographischen Repertorien im Stil von Nicolas Antonio, Bibliotheca Hispana Nova (Madrid 1783-1788)
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oder Diogo Barbosa Machados Bibliotheca Lusitana (Lissabon 1741 — 1759) sind zwar wertvoll, aber unvollständig und ungenau. Besonders schwierig gestaltet sich die Beschäftigung mit dem wissenschaftlichen Latein (Botanik, Medizin, Pharmazie, Naturwissenschaften). Ein Verzeichnis von Fachwörterbüchern liefert Christian Helfer. Thesauri wie der von Robert Estienne (1543) oder Forcellinis Totius Latinitatis Lexicon (1771) sind enorme lexikographische Leistungen von Einzelnen und bis heute durch nichts ersetzt, wenngleich unvollständig. Die lateinische Sprache ist in ihrer Morphologie festgelegt und unveränderlich. Orthographische Veränderungen sind geringfügig (z.B. ae/e, hyperkorrekte gelehrte Schreibung). Solözismen, Barbarismen sind seit humanistischer Zeit streng verpönt, die klassische Prosodie findet zunächst allgemein Anwendung. Die kasuistische Diskussion über philologische Einzelfragen findet in einer unüberschaubaren Zahl von Kommentaren, gelehrten Sammlungen (Animadversiones, Adnotationes, Miscellanea u.a.) sowie Texteditionen statt. Fortschritte gegenüber der spätmittelalterlichen Praxis erbringen Verbesserungen in der Interpunktion. Auch über die Aussprache wird im Anschluß an Nebrija und Erasmus lebhaft diskutiert. Die Syntax erlaubt natürlich keine Abweichungen vom klassischen Latein. Interessant, aber kaum erforscht ist die individuelle Ausgestaltung der Stilistik, wobei die durch Schule, Lektüre, Memorieren und Praxis geformte Sprachfertigkeit im Umgang mit Mustern eine wesentliche Rolle spielt. Diese vertraute Belesenheit ermöglicht etwa virtuose Kunststücke, bei denen Versfragmente aus Vergil oder Claudian zu einem neuen Gedicht zusammengewürfelt werden (Centonendichtung). Ebenfalls interessant, doch wenig untersucht, ist das Verhältnis zu den jeweiligen romanischen Volkssprachen. Dabei kommt es wohl weniger zu Lehnprägungen (Calque). Vielmehr prägt das lateinische Vorbild die volkssprachlichen Gestaltungsweisen (Stilmittel, rhetorische Technik, Wortneubildungen). Ein eigenes Problem bilden die Toponyma. Die Humanisten entwickelten und pflegten die Suche nach ausgefallenen, antikisierenden Bezeichnungen oder poetischen Epitheta, Umschreibungen, die sich oft nur mit Mühe identifizieren lassen. Ein besonderes Kapitel bildet das sog. Küchenlatein, die makkaronische Dichtung, der spielerische, parodische und komisch-verulkende Umgang mit der lateinischen Sprache mittels Verballhornungen, Beimischung volkssprachlicher Wörter und Wendungen, Barbarismen. Einerseits handelt es sich dabei um Satire und Karikatur des verdorbenen mittelalterlichen Mönchlateins, bzw. um Schülerspäße, andererseits aber auch um bewußte Mittel des Spotts, der Burleske und Travestie
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III. Latein und Romanisch
(etwa Poesia Fidenziana oder pedantesca in Ita- Erkennen und Wissen. Die neue philologische lien, Ende 16. Jhdt.; Teofilo Folengos Baldus). In Textwissenschaft vermag Fälschungen aufzudekSpanien, Portugal und Kolonialamerika kam es ken - oder sie wird dazu herangezogen, um neue im 16. und 17. Jahrhundert zu abstrusen Versu- Fälschungen zu fabrizieren. Der grammaticus gechen, Texte in Vers und Prosa zu verfassen, die nießt als Lehrer der Sprache, als ihr Hüter und sich zugleich als lateinisch und spanisch bzw. por- Deuter höchstes Ansehen. Valla spricht sogar tugiesisch lesen lassen. Diese Mischsprache sollte vom «magnum ... Latini sermonis sacramenals Adelsnachweis die Übereinstimmung mit dem tum», von einem großen göttlichen Geheimnis. Latein demonstrieren. Die Reflexion über die (lateinische) Sprache wird zum Hauptstück im Kampf gegen barbaries, Unkenntnis und Bildungsverfall. Antonio de Nebrija drückt im Vorwort zu seinem lateinisch-spani5. Die Bedeutung des Neulateinsfür die Rhetorik schen Wörterbuch (1492) ein bezeichnendes Senund in der Auseinandersetzung mit den dungsbewußtsein aus: «hoc mihi tribuatur, quod Volkssprachen latini sermonis officinam primus aperui». Der Die Geburt der modernen Philologie erfolgt aus Aufstieg des Lateinsekretärs (Leonardo Bruni, dem Geist der neulateinischen Sprachkultur. Die Bude unter Franz L, Alfonso de Valdes unter Bibliothek, das mit erotischer Leidenschaft ver- Karl V.) sowie des Lateinlehrers prägen die frühfolgte Sammeln von Handschriften und Büchern, neuzeitliche europäische Bildungsgeschichte. wird zum privilegierten Ort der Bildung, des Stu- Außerdem war Latein die Sprache des Rechts, dium humanitatis und des Sprachkultes. Poggio und gegen das Juristenlatein kam es, zumal in Bracciolini setzte die neue Humanistenschrift Italien, auch immer wieder zu heftigen Ausfällen. durch, die von der Karolingischen Minuskel ab- Im berühmten Erlaß von Villers-Cotterets (1539) geleitete littera antiqua. Sie bildet als Ersatz für ordnet Franz I. zur Vermeidung von «ambiguite die gotischen Schriftgewohnheiten - die sog. litte- ou incertitude» (!) beim Gebrauch des Lateins rae modernae, Ausdruck des Verfalls der Sprache an, daß in Gesetzen, Urkunden sowie in der - zugleich das Vorbild für die Antiqua-Type des Rechtsprechung, ausschließlich die MutterspraBuchdrucks. Lateinische Texte müssen in ihrer che zu verwenden sei. Der Einfluß des Lateins im ursprünglichen Fassung kritisch rekonstruiert Unterrichtswesen ist unübersehbar. Die Verbinund von Fehlern, Verformungen durch die Tra- dung von Philologie und Unterricht ist ein Wedierung gereinigt werden. Man sucht den Weg senskennzeichen des Humanismus. Wissenschaft zurück «ad fontes». Im Umgang mit dem wieder- gründet auf (lateinische) Sprachunterweisung gefundenen klassischen Textcorpus bildet sich in und Texterklärung in der Schule. Über Jahrhunder Kleinarbeit am Wort das philologische Instru- derte hinweg bilden die Institutiones linguae latimentarium, die Verfahrensweise für Texteditio- nae von Nebrija oder die von dem aus Madeira nen heraus mit Variantenvergleich, Interpolatio- stammenden portugiesischen Jesuiten Manuel nen, Emendationen, Konjekturen usw. Textkri- Alvares für den Lateinunterricht an den Kolletik und Kommentar bleiben die herausragende gien der Gesellschaft Jesu verfaßte Grammatik Leistung der humanistischen philologischen Ge- (1572) die Grundlage für den Unterricht und die lehrsamkeit. Die hier entwickelten Ansprüche systematische Darstellung der lateinischen Spraund Methoden finden erst Jahrhunderte später che in der Alten und Neuen Welt. Erbittert umAnwendung auf Texte in der Volkssprache. Der stritten blieb dabei, inwieweit die Muttersprache Kommentar selbst geht über die bloße Erklärung beim Lateinunterricht verwendet werden soll. sprachlicher Einzelbefunde und Verständnishilfe Aus diesem Streit und Spannungsverhältnis enthinaus und wird praktische moralphilosophische standen bedeutende reformpädagogische BeweNutzanwendung oder Unterweisung für das Le- gungen, neue Bildungskonzepte und Grammatiben. Der Buchdruck hängt eng zusammen mit der kentwürfe (Grammaire de Port Royal, 1660). neuen Gelehrsamkeit, mit der Verehrung des Bu- Häufig erfolgte der Unterricht der modernen ches, der massenhaften Vervielfältigung und uni- Fremdsprachen, der sog. linguae exoticae, anformen Verfügbarkeit von Texten, mit der Re- hand von lateinischen Grammatiklehrwerken, zeption der Antike. Der Buchdruck eröffnet der Lexika bzw. Gesprächstücken. Als bezeichnende Sprache einen ungeahnten, offenen Markt. Die Beispiele für viele mögen Heinrich Doergangk, Pflege der lateinischen Sprache gilt nun als vor- Institutiones in linguam Hispanicam (Köln 1614), nehmste und umfassende Bildungsleistung, nach- die erste spanische Grammatik in Deutschland, dem die Geschichtlichkeit der Sprache und ihrer Abraham de l a Faye, Linguae Gallicae et Italicae Überlieferung entdeckt worden war. Philologie, hortulus (Halle 1608), Mauconduit, Nova gramder Umgang mit lateinischen Texten, wird zur matica gallica (Paris 1678!), sowie die berühmten Universalwissenschaft und Enzyklopädie des Exercitationes linguae latinae des Juan Luis Vives Wissens. Philologie bietet die Hermeneutik von mit deutscher und französischer Übersetzung
99. Mittellatein und Neulatein c) Neulatein
(Speyer 1587) stehen. Im ständigen Vergleichen der Vorzüge und Schwächen des Lateins mit den Volkssprachen bildet sich im Ansatz die „Neuphilologie" heraus. Die Querelle des Anciens et Modernes, die prinzipiell keineswegs auf das französische späte 17. Jahrhundert beschränkt ist, drehte sich großenteils um die Frage, ob dem Französischen gegenüber dem Latein der Vorrang gebührte. In seiner nationalistisch tönenden Verteidigung der französischen Sprache Les avantages de la langue franqoise sur la langue latine (1669) polemisiert Louis Le Laboureur heftig gegen die Neulateiner und fordert den Primat des Französischen ein, was freilich Colbert nicht daran hinderte, Medaillen, Stiche und Denkmäler zur Gloire des Sonnenkönigs mit lateinischen Inschriften versehen lassen. Die neuzeitliche Sprachphilosophie und Sprachwissenschaft nimmt ihren Ausgang von Werken wie Francisco Sanchez de las Brozas Minerva (1587), einer rationalistischen Analyse des Lateins. Die Anwendung der a/rphilologischen Methoden auf die Volkssprachen und ihre Literatur begründet die M?«philologie. Luis de Leon gibt die Werke der Teresa de Avila heraus, Mena und Garcilaso de la Vega werden als Musterautoren von Philologen kommentiert, Kaspar von Barth übersetzt die Celestina 1624 ins Lateinische und handelt sowohl sprachliche als auch literarische Fragen in einer lateinischen Dissertatio ab. Das Bewußtsein für die geschichtliche Entwicklung der romanischen Sprachen schärft sich im Umgang, in der Auseinandersetzung mit dem Latein als ihrer Wurzel. Philologie und Dichtung fließen im Ideal despoeta doctus zusammen. Die Bedeutung der ars bene dicendi, der Rhetorik und Poetik ist kaum zu überschätzen. Sie nehmen eine beherrschende Stellung nicht nur im Unterricht bei Schreib- und Sprechübungen, sondern auch in der literarischen Praxis und Textkomposition (Scaligers Poetices libri VII, 1561) ein. Redekunst und humanistisches Bildungsideal hängen aufs engste miteinander zusammen. Humanitas wird gleichgesetzt mit latinitas", eloquentia und sapientia müssen zusammengehen. Gut reden, denken und leben bilden eine Einheit. Die studia humanitatis umfassen Grammatik, Rhetorik, Poetik, Geschichte und Moralphilosophie, immer gestützt auf die Lektüre klassischer Autoritäten. Es gibt keine Wissenschaft, die ohne Beredsamkeit vollkommen wäre. Dialektik bleibt stumpf ohne den Glanz der schönen Sprache, und schlechtes Latein bringt die Philosophie in Verruf. Ungepflegte, schmucklose Sprache, rusticitas, styli tarditas, gelten als geistiges Armutszeugnis. Eine endlose Fehde entzündet sich an der Frage der Stilmuster (Ciceronianismus) und des Lektürekanons. Literarische Theorie, Kritik und
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Dichtungslehre werden, wie üblicherweise philologische Fragen, häufig in lateinischer Sprache abgehandelt oder zumindest mit lateinischen Mustcrzitaten belegt. Das Prinzip der imitatio, der schöpferischen Nachahmung von Musterautoren, bildet die treibende Kraft und das Maß für den Umgang mit Sprache, für das Wortkunstwerk und die Handhabung der Formen. Noch Baudelaire und Rimbaud waren mit ihrer gymnasialen Lateinschulung imstande, preisgekrönte lateinische Gedichte zu verfassen. In zum Teil gewaltsamen und umstrittenen Latinisierungsbewegungen versuchten Dichter, Rhetoriker, Sprachzuchtmeister verschiedentlich, der Muttersprache lateinische Syntax, Stilfiguren, Wortprägungen, Formen überzustülpen. Im Gegenzug werden etwa Typen wie die culta latiniparla (Quevedo) aufs Korn genommen oder, wie bei Bembo, Klassiker des eigenen Volgare zum normsetzenden, nachahmenswerten Stilmuster anstelle von Cicero und Vergil erklärt. Für die Begründung und Ausbildung der romanischen Literatursprachen spielen die Übersetzungen aus dem Lateinischen im Wettstreit mit dessen elegantia, copia verborum, usw. eine Schlüsselrolle. Nicht umsonst stehen Fragen der rechten Übersetzung (Leonardo Bruni, De interpretatione recta, um 1424) und die Theorie der Übersetzung schon früh im Mittelpunkt humanistischer Sprachdiskussion. Übersetzungen holen nicht nur das Erbe der Antike, sondern auch die neulatcinische Dichtung in die nationalen Literaturen hinein. Umgekehrt werden nicht wenige Werke aus der Volkssprache ins Lateinische übertragen. Sie sollen einerseits jenen verborgene Schätze der Bildung vermitteln, die des Lateinischen nicht mächtig sind, andererseits aber demonstrieren sie, daß die Volkssprache sehr wohl imstande ist, lateinische Texte ebenbürtig entsprechend wiederzugeben. Übersetzung und imitatio sind nah verwandt und stehen in ständiger Wechselbeziehung (bis hinein in Travestie und Parodie). Zuweilen zirkulieren sogar zweioder mehrsprachige Textausgaben (in der Emblem-, Sprichwortliteratur, Giovanni dclla Casa, // Galateo) bzw. „zweisprachige" Autoren übersetzen sich selbst in beide Richtungen. Besonders aufschlußreich für Sprachbewußtsein und Wandel des Kulturverständnisscs sind Reflexionen von Schriftstellern, die sich entschieden für die Verwendung der Volkssprache in jenen Disziplinen einsetzen, die das Reservat des Lateinischen bilden (wie etwa die Theologie, vgl. Luis de Leon, De los nombres de Cristo), Ein halbes Jahrtausend hindurch haben Latein und die romanischen Volkssprachen nebeneinander Bestand gehabt, in den Rangstreit «de primatu linguarum» zwischen Unterlegenheit, Ebenbürtigkeit und Überlegenheit gespannt, in frucht-
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III. Latein und Romanisch
barer imitatio sowie in der Auseinandersetzung über Verwendungsbereiche und Bildungswert. Das Latein der Humanisten hat sich zunächst von Italien aus über ganz Europa verbreitet in unterschiedlicher Intensität und zeitlich geographischer Streuung. Portugal beispielsweise kommt erst im ausgehenden 15. Jahrhundert durch den sizilianischen Wanderhumanisten Cataldus Siculus mit der neuen Latinität in Berührung, aber schon bald ziehen Portugiesen zum Studium an italienische Universitäten. Henrique Caiado (t ca. 1505), der erste und zugleich einer der großen neulateinischen Dichter, kommt in Italien zu Ruhm, läßt sich dort nieder und wird von Erasmus im Ciceronianus hochgelobt. Aires Barbosa ist nur einer aus der Reihe angesehener Latinisten, Lehrer und Dichter, die schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Ausland wirken: Andre und Antonio Gouveia in Frankreich, Damiäo de Goes und Andre de Resende in den Niederlanden, Achilles Statius und Tomas Correia in Rom. Aus Portugal vertriebene Juden schreiben Latein: Didacus Pyrrhus (1517-1599) als Arzt in Dubrovnik, Rodrigo de Castro als Medizinprofessur in Pisa, Uriel da Costa in Antwerpen. Benedict (Baruch) de Spinoza, einer der bedeutendsten frühneuzeitlichen Philosophen portugiesisch-spanischer Herkunft, verwendet in seinen Schriften vorwiegend die lateinische Sprache. In Portugal entsteht im 16. Jahrhundert eine reiche neulateinische Literatur, deren Werke, wie die von Jeronimo Osorio, Resende, Goes, europäische Verbreitung in Drucken aus Deutschland oder den Niederlanden fanden. Das portugiesische Nationalepos Os Lusiadas von Luis de Camöes wurde mehrmals ins Lateinische übertragen. In Dalmatien und im balkanromanischen Gebiet sowie auf Malta gibt es ebenfalls bemerkenswerte Zeugnisse neulateinischer Sprachpflege und Dichtung (z.B. Marcus Marulus in Split), zum Teil bis in das 19. Jahrhundert. Das Verdikt von Eduard Norden (1908, 767) läßt sich heute aufgrund etwas genauerer Kenntnis der Quellen und geschichtlichen Entwicklung nicht mehr aufrecht erhalten: „Der lateinischen Sprache, die im Mittelalter nie ganz aufgehört hatte zu leben und demgemäß Veränderungen aller Art unterworfen gewesen war, wurde von denselben Männern, die sich einbildeten, sie zu neuem dauernden Leben zu erwecken, sie zu einer internationalen Kultursprache zu machen, der Todesstoß gegeben. Die Geschichte der lateinischen Sprache hört damit endgültig auf, an die Stelle tritt die Geschichte ihres Studiums". Der Tod des Lateins sollte erst viel später eintreten. Daß Latein und Volkssprachen, lateinische und volkssprachliche Literatur „die Renaissana in zwei feindliche und einander ausschließende
Lager teilte", wurde zwar seit der Romantik immer wieder behauptet, trifft jedoch nicht die historischen Zustände. Dieses Vorurteil ist, zusammen mit der Unkenntnis der lateinischen Sprache, sicher auch eine Ursache für die Geringschätzung oder Vernachlässigung des reichen lateinischen Ertrags für das europäische Schrifttum der Neuzeit (cf. Paul Otto Kristeller 1976,23).
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Dietrich Briesemeister, Berlin
100. Relatinisierungstendenzen
Varianten stellen kann. Am anderen Ende könnte das Altfranzösische oder, geht man weiter, das Tendances de relatinisation Neufranzösische stehen. Wesentlich ist dabei, daß der Sprachzustand des Jahres 842 nicht nur 1. Das Problem einen Schnitt in diesem Kontinuum darstellt. 2. Ebenen der Relatinisierung Charakteristisch für den normalen Sprachwandel 3. Integrationsprozeß 4. Folgen der Relatinisierung für das Lateinische ist die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Die Erscheinung, die abgelöst wird, existiert in der und die romanischen Schriftsprachen 5. Bibliographie Synchronie einer Sprache stets gleichzeitig mit der Erscheinung, durch die sie abgelöst wird. Der lateinische Acl wird abgelöst durch 75, 138ss.). Es sei nur bemerkt, daß die Variation, auf die anhand der Straßburger Eide hingewiesen wurde (1.2.), genauso charakteristisch ist für andere Fälle der Erstverschriftlichung im romanischen Bereich. Plausibel ist, daß Relatinisierungen, soweit sie sich auf die Phonotaktik oder sogar das Phonemsystem auswirken, vor allem durch lexikalische Entlehnungen bedingt sind. (Zu deren Folgen im Kastilischen cf. ausführlich Alvar/Mariner 1967,
100. Relatinisierungstendenzen
15s.). Auch für die Morphologie gilt, daß hier der Einfluß der Relatinisierung, wie schon das Beispiel der Straßburger Eide gezeigt hat, eher gering ist. Alvar/Mariner erwähnen, daß Latinismen in der Morphologie des Kastilischen selten, in der Verbalflexion sogar praktisch inexistent sind. Zu erwähnen sind für das Kastilische jedoch solche Fälle wie Adverbien auf -mente oder der Elativ auf -isimo. Andere morphologisch interessante Fälle liegen bei Suffigierungen vor. Martha E. Schaffer hat beispielsweise in sehr substantieller Weise gezeigt, wie das lat. Suffix -tudol-tudine, das, mit Ausnahme des Altspanischen und des Altportugiesischen (-dumbre, -(i)döe), keine besondere Verbreitung in den romanischen Sprachen gefunden hat, ab dem 15. Jahrhundert in vielen romanischen Sprachen äußerst virulent wird. Die Verbreitung geht dabei insbesondere über das, was oben (1.1.) als Kontinuum (3) vorgestellt wurde. Im Portugiesischen und Kastilischen entstehen so Dubletten des Typs aptidäol aplitudo, muchedumbre/multitud, in anderen romanischen Sprachen - und im Englischen zumeist auf dem Umweg über das Französische - entsteht eine Vielzahl von Ableitungen des Typs frz. altitude, it. altitudine (Schaffer 1982 mit reichem Beispielmaterial). 2.4. Syntax Die Relatinisierung der Syntax ist ein Phänomen, dem weit weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde als der lexikalischen Relatinisierung. Gleichwohl gibt es hier Arbeiten von Gewicht. Schon Ferdinand Brunot hat zu Beginn des Jahrhunderts konstatiert, das appositive Partizip in der Bedeutung eines Relativsatzes oder eines Adjektivs finde sich kaum im Altfranzösischen, werde jedoch ab dem 14. und 15. Jahrhundert eine überall beobachtbare Erscheinung. Cesare Segre hat mehrere Beiträge zur Syntax der italienischen Prosa des 13. und des 14. Jahrhunderts geleistet (Segre 1952, 1953). Jean Rychner schließt sich in einer Abhandlung über den Livius-Übersetzer Pierre Bersuire der Grundthese Segres an, daß die ersten Übersetzer, denen es auf Originaltreue ankam, beträchtliche Schwierigkeiten bei der Transposition lateinischer in vulgärsprachliche Syntax hatten, sowohl im Bereich der Makro- wie auch in dem der Mikrosyntax (Rychner 1964). Olaf Deutschmann hat sich in profunder Weise mit kirchenlateinisch-hebräischen Elementen in der spanischen und portugiesischen Syntax und Stilistik befaßt. Er meint damit Wendungen des Typs hijo de mi alma, carne de mis carnes (Deutschmann 1980 und 1981). Alvar/Mariner (1967, 19ss.) erwähnen das Hyperbaton bei Juan de Mena oder bei Gongora, das typisch allenfalls für Dichtung ist; weiterhin die Verwendung des
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Partizips Präsens: sp. guardante im Sinne von que guarda. Bustos Tovar (1974, 51) konstatiert für den Humanismus eine Überflutung des Lexikons und der Syntax durch Latinismen, über die schon Ramon Menendez Pidal gehandelt habe. Gemeint ist, was die Syntax angeht, vor allem die Dichtung. Giustiniani (1979a, 38) spricht, wiederum für den Bereich der Dichtung (hier des italienischen 19. Jahrhunderts) von Wendungen, die unmittelbar der lateinischen Syntax entnommen wurden, z.B. der Hypallage des Adjektivs bei Parini und Manzoni (infermo U piede 'krank am Fuß'). Für die Bedeutung dieser Phänomene gilt Ähnliches wie das, was 2.2. zur semantischen Relatinisierung gesagt wurde. Bei der syntaktischen Relatinisierung sind deutlich die sukzessiven Veränderungen des Lateins zu beobachten, das nachgeahmt wird (cf. das oben 1.1.2. zum Kontinuum (2) Gesagte). Wenn im 14. Jahrhundert Livius übersetzt wird, so werden lateinische Partizipialkonstruktionen in der Mehrzahl der Fälle mit selbständigen Sätzen wiedergegeben. Es läßt sich also zwar in der Tendenz, aber keinesfalls pauschal sagen, die Livius-Übersetzung Bersuires sei eine «langue conditionnee de traduction» (Rychner 1964, 167). Anstelle von AcI-Konstruktionen werden „romanische" Lösungen gewählt. Im 16. Jahrhundert orientieren sich die Übersetzer dagegen am Latein der Klassik - beispielsweise an dem von Livius - und ahmen, wie die folgenden Beispiele (die einer Arbeit von Peter Stein (1989) entnommen sind) zeigen, Partizipial-, Gerundial- und AcI-Konstruktionen nach. Zwei Beispielgruppen sollen dies verdeutlichen. Bei der ersten handelt es sich um eine lateinische Partizipialkonstruktion und ihre romanischen Übersetzungen, bei der zweiten um einen Acl. Bei Livius steht: Raptim et ad hos Romana legio ducta palatos in agris oppressit ('Eine rasch gegen sie geführte römische Legion machte sie, die auf den Feldern zerstreut waren, nieder'). Bersuire übersetzt 1356: Et leur alia au deuant ysnellement la legion Rommaine que les trouua par les chäms & les vaincquit & opprima (dieser Erstbeleg von opprimer entspricht lat. oppressit). In der italienischen Übersetzung von 1323 steht: ma Romolo subbitamete lo uene aläcotra & li scöfisse. Die spanische Übersetzung von 1396 lautet: E salio a ellos tan solamente la legion romana e fallolos derramados por los canpos, 'e vencioles. Im 16. Jahrhundert werden nun ausgiebig lateinische Konstruktionen eingesetzt, z.T. auch dort, wo sie im lateinischen Text nicht vorhanden sind. In der französischen Übersetzung von 1582 steht z.B. Mais la bände Romaine conduite vers eux, les despechapromptement, ainsi qu'Us estoient espars par les champs. Ähnlich die italienische Übersetzung von 1547: Ma riuoltosi l'hoste Romana ä
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quelle bände, trouando i nimici sparti per la campagna gli ruppe: & messe in fuga. In der spanischen Übersetzung von 1520 ist eine Gerundialkonstruktion gewählt: E saliedo a ellos vna legio de romanos: alprimero acometimieto los hizieron huyr. Das AcI-Beispiel lautet bei Livius so: Sed ipse Romulus circumlbat docebatque patrum id superbiafactum qui conubium finitimis negassent. Bersuire übersetzt 1356: Mais Romulus leur alloit entour & leur monstroit que ce auoit este fait par lorguel de leurs peres qui ne les auoient voulu ottroyer aux Rommais ou mariaige. Analog heißt es in der italienischen Übersetzung von 1323: diceua ehe und in der spanischen Übersetzung von 1396: les dixo que. In der italienischen Übersetzung von 1547 heißt es nun: Ma Romolo in persona, andaua atorno cösolando ciascuna: & mostrando tutto do chefatto s'era, per la superbia de padri loro essere auuenuto: hauendo essi negato i matrimonij a quei, ehe pure eran vicini. Ähnlich in der französischen Übersetzung von 1582: pour (...) leur remonstrer le tout estre auenu par l'orgueil de leurs peres, qui auoient refuse de les leur donner en manage, voire a eux, qui estoient leurs voisins. In den spanischen Übersetzungen wird der Acl nicht nachgeahmt. Im dritten Band seiner historischen Grammatik der italienischen Sprache sagt Gerhard Rohlfs von solchen Fällen, es handle sich um «imitazione del latino, nata in epoca umanistica, dallo sforzo di adeguarsi artisticamente allo stilo latino» (Rohlfs 1966-1969, vol. 3, § 706, 88). Dabei beginnt die Nachahmung lateinischer Syntax im Italienischen - wo der Humanismus früher einsetzt -früher als in Frankreich. Christine de Pisan hat an der Schwelle zum 15. Jahrhundert (im Livre de la Cite des Domes) nicht nur den lateinischen Boccaccio (De mulieribus claris) übersetzt, sondern auch vier Novellen aus dem Decamerone übernommen. Dabei gibt sie charakteristischerweise ital. vegnente il terzo di mit Et quant ainsi y ot este trois jours wieder; aus ital. E avendo Ambrogiuolo detto wird Et quant il ot fine sa raison. Auch der erste französische Übersetzer Boccaccios, Laurent de Premierfait (der zur Übersetzung wohl eine lateinische Zwischenversion konsultierte), hat 10 Jahre später Partizipien in der Regel analog behandelt: ital. la dove pervenuto wird Si tost qu'il vint illeuc (Beispiele aus Bianciotto 1979, 56s.,61). Im allgemeinen wird der calque syntaxique eher mit Zurückhaltung beobachtet, wenn überhaupt gesehen - obwohl er sich etwa am Beispiel der Straßburger Eide als sehr wichtig erweist. Eine Ausnahme bildet Franz Blatt (1957). Bei dem, was er den lateinischen Einfluß - nicht nur auf die Syntax der romanischen Sprachen, sondern auf die europäischen Schriftsprachen insge-
samt - nennt, geht es freilich z. T. nicht um lateinischen Einfluß, sondern um Universalien der Distanz- oder Schriftsprache (höherer Grad an Integration/Subordination). Wichtig sind immerhin seine Beobachtungen zum Partizip, insbesondere zu den absoluten Partizipialkonstruktionen (1957, 150), die in den romanischen Sprachen zweifellos nicht mehr systemkonform und daher, im Sinne der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, als stilistisch hochgradig distanzsprachlich, also „schriftlich", empfunden werden. Generell gilt im Zusammenhang mit möglicher syntaktischer Relatinisierung, daß eine Sprache nichts aus einer anderen Sprache übernimmt, was typologisch unverträglich wäre. Georg Bossongs Arbeit über das Übersetzungsprogramm Alfons' des Weisen aus dem Arabischen ins Altspanische zeigt dies speziell anhand der kastilischen Äquivalente der - strukturell ganz anders organisierten - arabischen Subordinationstechnik (Bossong 1979). Freilich dürften gerade bei der Übertragung aus dem Lateinischen, zumal bei sakrosankten Texten, z.T. Nachahmungen auch lateinischer Syntax zu erwarten sein. Im Falle der Bibelübersetzung in die romanischen Sprachen gibt es hier allerdings - wegen des relativ früh verhängten Übersetzungsverbots - nur wenige Beispiele. Eines der interessantesten, die altfranzösische Übersetzung der vier Bücher „Könige" des Alten Testaments, zeigt freilich gerade die starke Unabhängigkeit des Übersetzers vom lateinischen Text (Stempel 1975,358, unter Berufung auf Curtius!911,LXXI). Sicher ist, daß man der syntaktischen Relatinisierung mehr Aufmerksamkeit wird schenken müssen, zumal es beim Ausbau einer Sprache für die distanzsprachlichen Register, grob gesprochen, ebenso um einen Ausbau der Syntax geht wie um die Erweiterung des Lexikons (Bossong 1979,6). 2.5. Textsorten, Gattungen, Stil Die folgenreichste Art der Relatinisierung ist die lateinische Diskurs- oder Gattungstradition. Von ihr sind alle anderen Ebenen der Relatinisierung mehr oder minder abhängig. Wenn einfache sprachliche Zeichen Modelle für die Erfassung dessen sind, was an relativ einfachen Objektbereichen trotz aller Variation im einzelnen gleich bleibt (mit dem Zeichen „Haus" kann man eine unendliche Vielfalt völlig verschiedener Häuser erfassen), so sind ganze Texte komplexe Zeichen und damit komplexe Modelle für die Erfassung (oder, bei fiktionalen Texten: die Erzeugung) von Objektbereichen. Gattungen sind die Rahmenbedingungen und Rahmengrößen für solche komplexen Modelle (Raible 1981; 1988c). Solche Gattungsmodelle oder Diskurs-
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traditionen einer Schriftkultur sind zählebig. Peter Koch (1987) hat am Beispiel des ersten vulgärsprachlichen Briefstellers in Italien (verfaßt Anfang des 13. Jahrhunderts von Guido Faba) gezeigt, daß das zugrundeliegende Briefmodell letztlich ein Argumentationsschema ist, in dem aus einer allgemeinen und einer speziellen Prämisse (exordium, narratio) eine Folgerung (petitio) abgeleitet wird, die dem Anliegen des Briefschreibers entspricht. Dieses Schema ist in der ganzen Spätantike lebendig und geht beispielsweise in das Formular der nachjustinianischen Urkunde ein. Diese Diskurstradition wird in der italienischen Vulgärsprache unverändert übernommen, gleichgültig, ob es sich um das Muster eines Geschäftsbriefes handelt oder, wofür es nach heutigem Geschmack eher ungeeignet ist, um das Muster eines Liebesbriefes. Für die Artikulation der Teiltexte eines solchen Musters (allgemeine Prämisse, spezielle Prämisse und Folge, eingerahmt durch die salutatio am Anfang und den Briefschluß, die conclusio, am Ende - cf. Koch 1987) sind einzelsprachliche Realisierungsformen nötig (z.B. für die Satzverknüpfung). Hier wird dann, im Sinne des Kontinuums (1), z.T. auf „lateinische" Lösungen zurückgegriffen. Während z. B. die volkssprachliche Diskurstradition des Epos nur in geringem Maße syntaktische Integration erfordert, verlangt die (lateinische) Diskurstradition von Gebrauchstexten, etwa von juristischen Texten, ein hohes Maß an Integration. In Vorkommen solcher Textsorten ist dann im allgemeinen, parallel zur lateinischen Diskurstradition, ein syntaktisch integrativer Stil charakteristisch. Charakteristisch ist auch, daß in den frühen Phasen der Verschriftlichung dann nicht etwa Lösungen des klassischen Lateins gewählt werden, sondern solche, die im Sinne der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen bzw. des Kontinuums (1) in der Bandbreite von Möglichkeiten angesiedelt sind, die für die betreffende Zeit charakteristisch ist (cf. hierzu vor allem Stempel 1964). Mit der Diskurstradition verbunden sind oft bestimmte Bezeichnungen und bestimmte Sachgebiete, also Anforderungen an das Lexikon. Dementsprechend tauchen bestimmte Syntagmen und bestimmte Lexeme speziell innerhalb bestimmter Textsorten auf. Naturgemäß betrifft dies in den ersten altfranzösischen Texten des 10. Jahrhunderts vor allem den religiösen Bereich. 3. Integrationsprozeß 3.1. Phasen der Relatinisierung Die Hauptphasen der Relatinisierung sind bereits erwähnt worden: die Phase der ersten Verschrift-
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lichungin der jeweiligen Volkssprache, die in den einzelnen Gebieten der Romania zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert, in einzelnen Fällen sogar noch später liegt. Dann kommen Humanismus und Renaissance (die in den einzelnen Gebieten der Romania zeitlich verschoben sind) mit ihrer Übersetzungspraxis aus dem Lateinischen und der gleichzeitigen Rückkehr zum Lateinischen als Sprache der schriftlichen Kommunikation etwa bei den italienischen Humanisten (Giustiniani 1985, Kristeller 1976, 223-243). Im Sonderfall des Rumänischen mit seiner sehr späten Verschriftlichung ist der lateinische Einfluß nie sehr bedeutend geworden. Hier wirken sich dafür die in 1.1.3. genannten Kontinuen zwischen den romanischen Sprachen in besonderem Maße aus. Im 19. Jhd. handelt es sich dabei vor allem um die französische und die italienische Sprache (—> 195, 3.7. und 3.8.). Wichtig sind dann die Phase der Gegenreformation und die späte „neulateinische" Dichtung in Teilen der Romania (Giustiniani 1979a). Die globalen Bedingungen für die Relatinisierung im Rahmen einer Diskurstradition bleiben so lange wirksam, wie Textgattungen der lateinischen Tradition rezipiert, weitergepflegt und in die vernakuläre Schriftsprache übernommen werden. (Dies erklärt die geringe Relatinisierung des Rumänischen.) Viele Autoren haben gleichzeitig in beiden Sprachen geschrieben, innerhalb der alten und der neuen Diskurstradition, z. T. in Abhängigkeit von der Gattung; oder sie haben zwischen beiden geschwankt: Autoren des italienischen Trecento ebenso wie Calvin oder Montaigne im 16. Jahrhundert. Gerade die italienischen Humanisten des 15. Jahrhunderts sind hier - entgegen landläufiger Meinung - sehr häufig zweigleisig (Kristeller 1976, 134ss.). Plausibel ist diese Zweigleisigkeit schon deshalb, weil der Kommunikationsradius lateinischer Texte nur den Kreis der „Fachkollegen" betrifft. Die Briefe der Humanisten hatten, wie Giustiniani deutlich gemacht hat, die Funktion, die heute Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften haben (Giustiniani 1985). Mit Texten in der Vulgärsprache kann man dagegen ein breiteres Publikum erreichen (cf. nach Kristeller auch Schalk 1955, Auerbach 1958). Namentlich für „wissenschaftliche" Prosa gilt im europäischen Rahmen noch relativ lange ein Primat der lateinischen Schriftkultur. Der Vorrang der akrolektalen Diskurstradition war auf diesem Sektor gestärkt, z.T. auch erst, oder wieder, etabliert worden durch die Scholastik. Die Scholastik - als eine europäische, nicht an irgendeine Nationalsprache gebundene Epoche der Kultur - basierte, ob medial mündlich oder schriftlich vermittelt, auf dem Lateinischen als Sprache der Distanz. Für diese Frage ist Leonardo Olschkis Werk nach wie vor grundlegend
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(Olschki 1919, 1922, 1927; zur Literatur: van Tieghem 1944/1966). „Wo es ihr gelang, die literarische Funktion des Lateinischen vollständig zu übernehmen, (ererbte die Volkssprache) einen großen Teil der vorausgegangenen und zeitgenössischen lateinischen Traditionen. Dies traf für den Wortschatz und die Syntax wie für die Themenkreise und literarische Formen zu" (Kristeller 1976,147). In dem Maße, in dem die Tradition einer vernakulären Distanzsprache sich etabliert, bleiben Abwehrreaktionen gegen einen zu großen Einfluß anderer Sprachen - so auch des Lateins nicht aus. Besonders anschaulich ist dieser Prozeß auf dem Gebiet des heutigen Italien. Bei der «questione della lingua» geht es zuallererst um die Wahl des Lateins oder des Volgare als Sprache der Distanz. Wird für das Volgare votiert, so ergibt sich wiederum die Frage, ob eine (latinisierende) Flächenkoine gewählt werden soll oder etwa eine regionale Variante, wobei für das Toskanische wieder die traditionsreiche ältere Form einer jüngeren gegenübersteht (-^256). Gewinnt die vulgärsprachliche Diskurstradition an Alter und Gewicht, so können ursprünglich gewählte, an den „lateinischen" Möglichkeiten der Kontinua (1) und (2) orientierte Lösungen durch stärker volkssprachliche Lösungen ersetzt werden. Die SOV-Stellung der Satzglieder, die noch in den Straßburger Eiden auffällt, hat in altfranzösischen Texten kein langes Nachleben, weil sie nicht zu den Möglichkeiten des Basilekts paßt. In der lateinischen Diskurstradition war diese Stellung ohnehin seit dem 5./6. Jahrhundert als Norm der Distanzsprache künstlich aufrechterhalten worden. 3.2.
Die Integration von Erscheinungen der „alten " Distanzsprache in die „neue" Distanzsprache
3.2.1. Notwendigkeit einer Integration Wenn man sich die Entstehung lexikalischer „Neologismen" vorstellt, so denkt man gemeinhin an Lexeme, die -aufgrund der Möglichkeiten eines Sprachsystems - irgendwo entstehen, zunächst von wenigen hie und da gebraucht und dann u.U. von einer Vielzahl von Sprechern übernommen werden. Tauchen solche „Neologismen" erstmalig in Texten auf, so weisen sie mit einiger Wahrscheinlichkeit schon ein beträchtliches Alter auf. Alle Relatinisierungen sind per definitionem „Entlehnungen", d.h. es gibt oder gab sie schon anderweitig. Nicht nur das: Da Relatinisierung sich in aller Regel im Rahmen der Distanzsprache abspielt, also ein Phänomen ist, das weithin die Diskurstradition von Schriftsprachen voraussetzt, ist in diesem Bereich ein Erstbeleg u.U.
ebensowenig aussagekräftig wie im Falle basilektaler „Neologismen": Wenn im einen Fall ein vielleicht Hundertjähriger noch als neos, d.h. 'jung', bezeichnet werden muß, so kann es sich im anderen Fall, bei einer Relatinisierung, um das erste und einzige Vorkommen handeln oder, um im Bild zu bleiben, um ein totgeborenes Kind (cf. Stefenelli 1981b, 325ss.). Während manche Erstbelege so zugleich die letzten sind, folgt in anderen Fällen der Zweitbeleg erst Jahrhunderte später. Permettre ist erstmals Ende des 10. Jahrhunderts in der Passio Christi belegt, also ein Latinismus in einem Text religiösen Inhalts. Der nächste Beleg stammt, 400 Jahre später, aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Animal ist im 12. Jahrhundert erstmals belegt, Ende des 14. Jahrhunderts erklärt Nicolas d'Oresme, der Schriften des Aristoteles aus einer lateinischen Version übersetzt, animal fehle im Französischen. Stefenelli folgert aus solchen Beispielen, chronologisch gegliederte Statistiken, die sich auf das erste Auftreten von Lexemen in Texten einer Schriftkultur stützen, seien von geringer Aussagekraft (1981b, 326s.). Dies bedeutet, daß die Erstbelege von „Buchwörtern" viel weniger interessant sind als der Prozeß, in dem Relatinisierungen sich im Gebrauch der Sprecher durchsetzen. Im Verlauf eines solchen Prozesses wandert ein Lexem aus dem Bereich extremer Distanzsprache auf der Skala zwischen „Sprache der Distanz" und „Sprache der Nähe" in den Bereich der Nähe weiter. 3.2.2. Bedeutung des Zeitpunkts der Integration Ein solcher Integrationsprozeß müßte eigentlich umso schwieriger werden, je später die Übernahme aus der lateinischen Diskurstradition erfolgt. In der frühen Phase der jeweiligen Entwicklung der vulgärsprachlichen Schriftkultur ist das Kontinuum (2), also das zwischen Distanzsprache und Sprache der Nähe, immer auch noch ein Kontinuum im Sinne des Kontinuums (1); Distanzsprachliches im Sinne des Kontinuums (2) liegt also mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in der Reichweite der „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" im Sinne des Kontinuums (1). Die karolingische Reform schafft in Frankreich schon früh einen stärkeren Abstand zwischen Distanzsprache und Sprache der Nähe. Auf der Iberischen Halbinsel wird dies ein Ergebnis der cluniazensischen Reform Ende des 11. Jahrhunderts sein. Ein solcher stärkerer Abstand bedeutet, daß der Ausschnitt aus dem Kontinuum (2), der die jeweilige ScriptaTradition repräsentiert, nach links, also „in die Vergangenheit", verschoben wird. Je früher beim Auf- oder Ausbau einer vernakulären Distanzsprache auf die Möglichkeiten der lateinischen Diskurstradition zurückgegriffen wird, desto größer ist dagegen prinzipiell die Chance, daß
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das Entlehnte (Lexem, syntaktisches Muster etc.) sich in dem Bereich des Kontinuums (1) befindet, der der Reichweite der „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" entspricht. Je später entlehnt wird, desto größer ist die Chance, daß das Entlehnte als Fremdkörper nicht oder nur schwer verstanden wird. Dabei ist freilich der Unterschied zwischen den einzelnen romanischen Sprachen wichtig. Die zeitliche Ausdehnung der „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" ist dort am kleinsten, wo der Sprachwandel sich am raschesten vollzieht oder vollzogen hat. Er ist groß hingegen dort, wo der Sprachwandel langsam verläuft oder verlaufen ist. Betrachtet man nur den Aspekt des Lautwandels, so bildet hier das eine romanische Extrem die Galloromania, das andere Italien. Mit zunehmendem Abstand zwischen dem Latein der Distanzsprache und der Vulgärsprache, in der die Schrifttradition aufgebaut wird, gewinnt freilich das Kontinuum (3) an Bedeutung: Wenn der Abstand zum Latein mit jeder weiteren Rückkehr zu immer „klassischeren" Normen des Lateins jeweils größer wird, bieten sich - in dem Maße, in dem sie bereits über Anfänge einer Diskurstradition verfügen - die anderen romanischen Sprachen als Quellen für Erstbelege an. Für Yakov Malkiel ist dies einer von vier Faktoren, die die heutige Einheitlichkeit der romanischen Sprachen ausmachen (Malkiel 1977, 268; cf. Alvar/Mariner 1967, 8; Greive 1976; Schaffer 1982, 543; Stefenelli 1983, 900; Alvar und Mariner denken auch an diese Möglichkeit, um die lästigen „Semikultismen" zu erklären). - Es kommt noch hinzu, daß, wie oben am Beispiel des Spanischen erläutert wurde, das Sprachsystem reagiert, indem es Phoneme und PhonemKombinationen erneut zuläßt, die gerade im Verlauf eines Sprachwandel-Prozesses verschwunden oder durch andere ersetzt worden sind. 3.2.3. Der Prozeß der Integration von Lexemen Die französischen Verhältnisse dürften besonders gut geeignet sein zur Beobachtung typischer Integrationsprozesse. Zum einen deshalb, weil in Frankreich die Verschriftlichung auf der Grundlage des „Basilekts" im Sinne des Kontinuums (2) früher beginnt als in anderen Gebieten der Romania; zum anderen, weil durch den relativ raschen und starken Sprachwandel weiter zurückliegende Möglichkeiten des lateinischen Systems (im Sinne des Kontinuums (l)) relativ bald außerhalb der Reichweite der „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" liegen müssen. Generell gilt, daß im Verlauf einer Schriftkultur Autoren Lernprozesse durchlaufen. Sie lernen z.B., daß man nicht automatisch rezipiert wird, wenn man etwas aufschreibt, sondern daß
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Verständlichkeit der Rezeption zumindest nicht schadet. Schon Gonzalo de Berceo will im 13. Jahrhundert, am Anfang der spanischen Literatur, ausdrücklich verstanden werden (Bustos Tovar 1974, 239). Dementsprechend bilden sich Verfahren heraus, die in bestimmten Bereichen Verständlichkeit sichern sollen. Bei einem Lexem, von dem der Schreibende glaubt, er könne es seinen Rezipienten nicht ohne weiteres zumuten, ist eines dieser Verfahren die Paraphrase oder die des Hendiadyoin. Der erste, der dies noch zur Humanistenzeit gesehen hat, war wohl Henri Estienne. Die Beobachtung des Verfahrens findet sich in dem Dialog, in dem er gegen die „Italianisierung" des Französischen zu Felde zieht («Deux dialogues du nouveau langage fran9015 italianize et autrement desguize...»). Dort heißt es: « . . . ils usent du mot Italien et puis ajoutent le frances, comme s'ils avoyent quelque remors de conscience d'user d'un mot etranger et incognu, sans adjouster l'exposition» (Estienne 1578, Smith 1982/1983, 39).
Henri Estienne läßt seine Personen auch von einem Verhältnis von texte und glose sprechen. Was Estienne hier polemisch gegen diejenigen sagt, die unter Ausnutzung des Kontinuums (3) Lexeme, die zu einem beträchtlichen Teil ebenfalls aus dem Lateinischen stammen, aus dem Italienischen entlehnen, war lange vorher geläufig- z. B. dort, wo aus dem Lateinischen ins Mittelfranzösische übersetzt wurde. Bersuire, der in der Mitte des 14. Jahrhunderts Livius übersetzt hat, verwendet es ebenso wie eine Reihe von lateinischmittelfranzösischen Lexika dieser Zeit. In einem dieser Lexika steht z.B. unter dem Lemma cicatrix: «cicatrice. Autrement trace de plaie». Und unter dem Lemma assistere: «assister ou pres ou environ ester», um nur zwei Beispiele zu nennen (Stefenelli 1981b, 319). Jacques Chocheyras hat das Verfahren bei Rabelais im Quart Livre entdeckt; vor allem hat ihm Claude Buridant als einer typischen Vertextungsstrategie im Französischen Aufmerksamkeit gewidmet (Chocheyras 1969, Buridant 1980). Nicht anders als in Frankreich hält es schon im 13. Jahrhundert Gonzalo de Berceo in Spanien. Bustos Tovar spricht von der «pareja sinonimica» bei diesem Autor (Bustos Tovar 1974, 234). - Das gängigste Verfahren scheint also zu sein, daß man ein Wort, das man einer anderen Diskurstradition entlehnt, mit einem geläufigeren Synonym oder einer Paraphrase versieht. Dieses Verfahren (und seine weite Verbreitung) zeigt zugleich, daß Bezeichnungsnotwendigkeiten bei der Entlehnung keineswegs jene entscheidende Rolle gespielt haben können, die immer wieder postuliert wird. Bustos Tovar sagt von Berceo:
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Sitzung eines Kapitels oder einer Ratsversammlung weiter, vor allem in Lateinamerika, z. T. in pejorativer Bedeutung ('palavernde Versammlung'). Diese spanischen Beispiele (cf. Bustos Tovar 1974, 103) könnten um analoge Fälle aus dem Es geht selten um Bezeichnungsnotwendigkeiten Französischen ergänzt werden. Daß sie im Italieim eigentlichen Sinne. Es geht vielmehr, im Rah- nischen weniger zahlreich sind, liegt u.a. daran, men der Anlehnung an die etablierte lateinische daß sich die italienische Sprache, was die LautDiskurstradition, um die innerhalb dieser Tradi- materie betrifft, weniger stark vom Lateinischen tion adäquaten Bezeichnungen. Sie werden - im entfernt hat als andere romanische Sprachen und Verein mit Anleihen auf anderen Ebenen - in den somit auch weniger Raum für Dubletten dieser auf der Volkssprache basierenden Diskurs über- Art bietet, obwohl die Zahl der parole dotte im nommen, um ihm die gewünschte Authentizität Italienischen gewiß nicht geringer ist als in andeund das für nötig erachtete Prestige zu verleihen. ren romanischen Sprachen. - Beispiele dieser Art Berceo, der um Volkstümlichkeit bestrebt ist und zeigen zum einen nochmals am konkreten Fall, zweifellos volkstümlich war, ist zugleich der spa- daß die Bezeichnungsnotwendigkeit kaum den nische Autor, in dessen (auf akrolektal-lateini- Ausschlag für die Übernahme solcher Lexeme schen Quellen basierendem) Werk sich mehr gegeben haben kann. Zum anderen wird deutKultismen bzw. Latinismen befinden - etwa 1000 lich, daß solche Dubletten im Laufe der Sprach- als im Werk jedes anderen spanischen Schrift- entwicklung häufig in den Sprachgebrauch integriert werden. Dabei gibt ein anfänglich häufig stellers (Bustos Tovar 1974,250). alleiniger Unterschied im Sprachregister (akro3.2.4. Semantische Entwicklung von „Dubletten " lektal vs. eher basilektal) u.U. den Ausschlag für die weitere semantische Entwicklung: Die eheGerade deswegen, weil sehr viele der Relatinisie- mals akrolektale Form wird vorzugsweise zur rungen auf lexikalischer Ebene nicht einer Be- Normalform, die ehemals basilektale Version zeichnungsnotwendigkeit zu verdanken sind, wandert vorzugsweise in Sonderbereiche ab. Ein sondern dem Prestige der lateinischen Diskurs- anschauliches Beispiel ist eine der sprachlichen tradition, aus der sie stammen, entstehen in den Lektionen, die Don Quijote seinem Knecht Sanromanischen Sprachen, die verschriftlicht wer- cho erteilt, auch wenn hier keine Dublette vorden, „Dubletten": Zu einem schon „romanisier- liegt, sondern der Ersatz eines volkssprachlichen, ten" Wort kommt später noch ein „lateinisches", niedrig konnotierten Wortes durch einen Latinisdas dasselbe Etymon repräsentiert. Da keine mus. Don Quijote legt ihm statt regoldar das VerSprache sich den Luxus leistet, eine zu große bum erutar nahe und erklärt es so: Anzahl von Synonymen zu besitzen, wird der zunächst u.U. nur im Sprachregister bestehende «Erutar, Sancho, quiere decir regoldar, y iste es uno de Unterschied zu einer größeren semantischen Dif- los mäs torpes vocablos que tiene la lengua castellana, ferenz ausgenützt. Im Libra de Alexandre steht aunque es muy significativo; y asi, la gente curiosa se ha acogido al latin, y al regoldar dice erutar, y a los regüellatino neben ladino. Heute bedeutet ladino 'alt- dos, erutaciones; y cuando algunos no entienden estos spanisch' bzw. 'judenspanisch', latino 'lateinisch'. torminos, importa poco; que el uso los irä introduciendo Materia findet sich bei Berceo im Sinne von con el tiempo, que con facilidad se entiendan; y esto es 'Stoff, 'Materie' neben madera, das heute vor enriquecer la lengua, sobre quien tiene poder el vulgo y allem 'Holz' bedeutet, während materia die alte eluso». Bedeutung beibehalten hat. Beim nämlichen Berceo und im Libro de Alexandre steht octavo Bei relativ spät eingeführten Latinismen ist der neben ochavo. Ochava ist erhalten als 'Achtel' Fall häufiger, daß das „neue" Glied der Dublette (octava = Oktav'), ochavo als Bezeichnung für eine akrolektal-fachsprachliche Bedeutung beeine Kupfermünze oder, in Lateinamerika, für hält wie etwa port, latidäo 'Breite in der Bedeueine Straßenecke. Im Libro de Apolonio steht tung' gegenüber latitude 'geographische Breite'; tilde neben titulo - tilde ist heute die 'Tilde', titulo port, amplidäo 'Weite', amplitude 'Weite' auch hat die restliche Bedeutung beibehalten. Eben- im Sinne von 'Schwingungsweite', 'Amplitude'. falls bei Berceo steht llaga neben plaga im Sinne Auch im Portugiesischen ist anhand solcher Duvon 'Verwundung'. Llaga hat weiterhin diese Be- bletten (Schaffer 1982, 545) die Tendenz zur deutung, plaga die Bedeutung 'Plage', 'Seuche' „Abwertung" oder Ausgrenzung der älteren Verusw. Bei Berceo und in den Fueros findet sich, sionen deutlich. Eine solche Verdrängung des um die Beispiele damit abzuschließen, capitulo „Älteren" durch das „Neue" ist, mutatis mutanund cabillo bzw. cabildo. Cabildo lebt als spezifi- dis, für uns selbst auch dort beobachtbar, wo wir sche Bezeichnung für das Domkapitel und die lieber feedback statt Rückkopplung, Technologie «Obs6rvese que, de todos modos, son escasos los ejemplos en que el cultismo ha entrado por ausencia de equivalente en romance. Con frecuencia puede ocurrir tambi6n lo contrario; es decir, la existencia de mäs de una voz romance para traducir la palabra latina» (1974,234).
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schen Gelehrten des 14. Jahrhunderts. Oresme hat sowohl Schriften des Aristoteles (aus der lateinischen Version) übersetzt sowie eigene Traktate verfaßt, z.B. über die Geld- und Volkswirtschaft. Er ist u.a. der Begründer der Nationalökonomie, die den Namen, den er ihr gegeben hat, in Frankreich bis heute behalten hat (economie politique). Spätestens Oresme, dessen Tätig3.2.5. Wortarten und Wortfamilien keit in den Rahmen des von Jean le Bon begonneKristoffer Nyrop hat in der ersten Auflage seiner nen und von Charles V fortgesetzten ÜbersetGrammaire historique de la langue franfaise 1899 zungsprogramms gehört (Oresme war Erzieher geschrieben, unter den Entlehnungen - die zu- von Charles V gewesen), hat der französischen meist aus dem religiösen Bereich stammten - fin- Sprache den Bereich der Wissenschaft zugänglich de man „weder Verben noch Adjektive, sondern gemacht. Dies bedeutet, daß er die Textformen, allein Substantive". In der dritten Auflage von die Diskurstradition und die vergleichende, 1914 hat er sich korrigiert und geschrieben, es Quellen sichtende und abwägende, kritisch-ratiohandle sich „vor allem um Substantive, nur um nale Arbeitsweise, die bisher dem lateinischen ganz wenige Adjektive und Verben" (cf. Brodin Traktat vorbehalten war (mit dem Oresme selbst 1972, 50). Die Tendenz der Beobachtung Nyrops begonnen hat), nunmehr in der Volkssprache ist sicher richtig: Von über 130 frühen Kultismen etabliert hat - durch eine „Spracharbeit", die des Spanischen, die Bustos Tovar auflistet, sind Wolf-Dieter Stempel meisterhaft beschrieben hat zwei Drittel Substantive, der Rest verteilt sich (Stempel 1987). Diese Entwicklung in der zweiten Hälfte des gleichmäßig auf Verben und Adjektive. (Man muß freilich darauf hinweisen, daß wegen der 14. Jahrhunderts hat zwei Konsequenzen. Die ergeringen Aufmerksamkeit, die der syntaktischen ste ist positiv. Zuvor gab es mit der DiglossieRelatinisierung geschenkt wird, Funktionswörter Situation zwei sprachlich getrennte Bereiche, die zwei verschiedenen Lebenswelten entsprachen. kaum in das Blickfeld der Forscher kommen.) Interessant ist das Verhältnis zwischen ver- Die allgemeine Lebenswelt spielte sich in der schiedenen Wortarten dort, wo derselbe Lexem- Volkssprache ab, der Bereich der Wissenschaft in stamm in verschiedenen Wortarten verfügbar ist. der lateinischen Sprache, in der lateinischen WisAuch hier bestätigt sich das Bild, daß in der Regel sens- und der lateinischen Diskurstradition. Wer zuerst ein Substantiv belegt ist. Frz. intelligence Zugang zum Bereich der Wissenschaft haben findet sich erstmals Mitte des 12. Jahrhunderts in wollte, mußte dies mit dem Erlernen einer eigens einem Text, das zugehörige Adjektiv intelligent dafür vorgesehenen Sprache honorieren. Hand in erst Ende des 15. Jahrhunderts. Frz. effet findet Hand mit dem Erwerb der Wissenschaftssprache, sich im 13. Jahrhundert, das Adjektiv effectif Mit- aber hinter diesem spektakulär-vordergründigen te des 15. Jahrhunderts (Stefenelli 1981b, 331). Ereignis fast verborgen, ging natürlich ein entFrz. difficulte ist in der ersten Hälfte des 13. Jahr- sprechender Erwerb von lateinisch vermitteltem hunderts belegt, difficile hundert Jahre später; Sach- und Fachwissen. Die positive Konsequenz etwa hundert weitere Jahre später folgen facilite der neuen Entwicklung war nun, daß die arcana und facile (Stefenelli 1981 b, 316). Man sollte sol- der Wissenschaft prinzipiell in der Volkssprache che Daten freilich im Hinblick auf das, was oben traktierbar und rezipierbar wurden. Dies war zuüber den Wert von Erstbelegen gesagt wurde, gleich der Anfang vom Ende der Rolle des Lanicht überinterpretieren. Dies umso mehr, als die teins, das - u.a. durch die „Relatinisierung" der Zahl der Substantive einer Sprache immer we- romanischen Schriftsprachen - seine Existenzbesentlich größer ist als die Zahl der Verben. Dies rechtigung verlor. Für diesen Fortschritt war ein Preis zu zahlen gilt sowohl für das Lexikon wie für den Gebrauch im Diskurs. Sätze werden im allgemeinen durch und dies ist die zweite, negative Konsequenz. finite Verben zu Sätzen. Dementsprechend ent- Während bisher hinter dem Erwerb des Mediums hält jeder Satz zumindest ein Verb - aber in aller „Latein" als Schlüssel zur Welt der Wissenschaft Regel eine wesentlich größere Zahl von Nomina. verborgen blieb, was notwendigerweise gleichzeitig an Fach- und Sachwissen erworben werden mußte, stellte sich nun heraus, daß das Medium 4. Folgen der Relatinisierung für das Lateinische der Sprache allein nicht ausreichte, eine Wissenund die romanischen Schriftsprachen schaft zu betreiben oder auch nur zu verstehen. Die Folgen, die die Relatinisierung für die einzel- Dementsprechend tritt nun das Problem der Vernen romanischen Schriftsprachen gehabt hat, ständlichkeit in den Vordergrund: „Mir ist nicht bekannt, daß die lateinische Wiskönnen beispielhaft an Nicole Oresme beobachtet werden, dem wohl bedeutendsten französi- senschaftssprache als solche in der altfranzösistatt Technik, Flip flop statt Kippstufe, Computer statt Rechner sagen. Was hier den Ausschlag gibt, ist nicht so sehr das Prestige einer distanzsprachlichen Diskurstradition, sondern das dahinterstehende „technische" oder „fortschrittliche" Prestige der Nation, die solche Ausdrücke prägt.
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sehen Literatur je Gegenstand satirischer Belustigung gewesen wäre, und an satirischen Veranstaltungen hat es in dieser Literatur bekanntlich keineswegs gefehlt. Nun, da die Wissenschaft in ihrer Absonderlichkeit in den eigenen Lebensbereich verpflanzt wird, provoziert ihre Sprache Spott und Hohn. (...) Die heteronome Bestimmung der lebendigen praktischen Sprache, deren Einheit, ja Identität sich in der Ausrichtung auf unterschiedliche Diskurswelten preiszugeben scheint, wird in ihrer durch die Wissenschaftssprache radikalisierten Form stets erneut als Skandalen empfunden werden, und daran hat sich ja, wie man weiß, bis heute nichts geändert" (Stempel 1987, 31s.). Die romanischen Sprachen haben also im Prozeß der Verschriftlichung durch ein beträchtliches Maß an Relatinisierung die Position des Akrolekts im obigen Kontinuum (2) erobert. Dafür war freilich ein Preis zu entrichten: Eine Schwelle, die früher zwischen den beiden Sprachen in einer Diglossie-Situation existierte, besteht nunmehr innerhalb ein- und derselben Sprache. Der Astronom kann nun ohne Latein beobachten, der Geometer ohne Latein messen, der Musiker ohne Latein Harmonien schaffen und der Arithmetiker ohne Latein rechnen. Während jedoch vorher der Nicht-Lateiner nichts davon verstand, versteht nun der Nicht-Fachmann nichts von dem, was sie treiben. 5. Bibliographie Alonso, Dämaso (ed.), Studio hispanica in honorem R. Lapesa, 2 vol., Madrid, Gredos, 1972. Alvar, Manuel/Mariner, Sebastian, Latinismus, in: Alvar, Manuel (ed.), Encyclopedia lingüistica hispanica, vol. 2, Madrid, CSIC, 1967, 3-49. Auerbach, Erich, Literatursprache und Publikum in der lateinischen Spätantike und im Mittelalter, Bern, Francke, 1958. Badia y Margarit, Antonio M., For una revision del concepto de «cultismo» enfonetica historica, in: Alonso 1972,137-152. Bahner, Werner, Beitrag zum Sprachbewußtsein in der spanischen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts, Berlin, Akademie-Verlag, 1956. Baidinger, Kurt, La formation de los dominios lingüisticos en la peninsula iberica, Madrid, Gredos, 1972. Berger, Heinrich, Die Lehnwörter in der französischen Sprache ältester Zeit, Leipzig, 1899. Berschin, Helmut/Berschin, Walter, Mittellateinisch und Romanisch, ZrP 103 (1987), 1-19. Berschin, Helmut/Felixberger, Josef/Goebl, Hans, Französische Sprachgeschichte. Lateinische Basis. Interne und externe Geschichte. Sprachliche Gliederung Frankreichs. Mit einer Einführung in die historische Sprachwissenschaft, München, Hueber, 1978. Bianciotto, Gabriel, Langue conditionnee de traduction etmodelesstylistiquesau XVf siede, in: Wilmet, Marc (ed.), Semantique lexicale et semantiquegrammaticale en Moyen Franqais. Colloque organise par le Centre
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///. Latein und Romanisch
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101. Bezeichnungen für die Sprachen, Sprecher und Länder der Romania Noms des langues romanes, des locuteurs et des pays 1. Formen der lateinischen Namenbasis LATINUS 2. Formen der lateinischen Namenbasis ROMANUS 3. Formen aus lateinischen Völker- und Ländernamen 4. Aus lateinischen bzw. romanischen Topound Hydronymen hervorgegangene Namenformen 5. Bezeichnungen aus germanischen Völkerund Stammesnamen 6. Typologisch motivierte Benennungen 7. Aus onomatopoetischer Charakterisierung des 'Schwatzens, Babbeins' hervorgegangene Benennungen 8. Aus Necknamen gewonnene Bezeichnungen 9. Neuzeitliche Namenprägungen für die außereuropäischen Sprachbereiche des Spanischen, Portugiesischen und Französischen 10. Linguistische Neologismen des 19. Jahrhunderts 11. Fazit und Ausblick 12. Bibliographie (in Auswahl)
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/.
Formen mit der lateinischen Namenbasis LATINUS
1.1. Die romanischen Sprachen, Tochtersprachen des Lateinischen, gelten im genetisch-typologischen Sinn noch immer als lateinische (bzw. neulateinische) Sprachen (ital. lingue neolatine), wovon auch die moderne Benennung der Romania Nova in Mittel- und Südamerika als Lateinamerika zeugt. Von dieser Perspektive abgesehen, haben aber bei der Konstituierung der Sprachen-, Sprecher- und Ländernamen der Romania die Ausgangsbezeichnung LINGUA LATINA und die Adj./Subst.-Basis LATINUS,-A,-UM insgesamt nur eine marginale Rolle gespielt, und zwar deshalb, weil sie sich weder systemkonsequent in die spätantike Terminologie eingliedern ließen, noch dem nach der Aufspaltung des römischen Imperiums entstandenen Bedarf an differenzierenden Namen genügen konnten. Ononymisch lag ihre Schwäche von vornherein darin, daß die Sprache „Roms" (Romä) und der „Römer" (Romani, populus Romanus) begrifflich nicht die „römische" war, sondern Benennungsweisen wie latine loqui, dicere, scribere, vertere etc. (belegt ist die Formel latine + Verb schon ab Plautus), lingua latino (Erstbeleg: Naeviusepitaph), sermo latinus (erster sicherer Beleg bei Cicero), Latinum (Teilsubstantivierung, geläufig ab Quintilian) auf den
101. Bezeichnungen für die Sprachen, Sprecher und Länder der Romania
Dialekt der Landschaft Latium verweisen, die erst mit der Ausbreitung Roms dessen Sprachmodell erhalten hatte. In der Konkurrenz mit dem konformeren Sprachadjektiv ROMANUS, das sich in der nachklassischen Ära durchsetzte, um nach der erkennbaren Ablösung der Volkssprache(n) schließlich das „Romanische" zu bezeichnen, konnte der alte Benennungsmodus sich nicht behaupten und wurde spätestens mit dem Ende des Mittelalters funktioneil primär auf die Indizierung des „Lateinischen der Antike" sowie des „Schrift- und Fachlateins der Kirche und der Gelehrten" beschränkt. In diesen Verwendungen existiert er in sämtlichen romanischen Sprachen, charakteristischerweise überall, wo die Entwicklung sich gegabelt hat, in gelehrter oder halbgelehrter Form, z.B. rum. a vorbi latineqte, ital. parlare latino, sard, (log.) faeddare latinu, rtr. (engad.) tschantschar latin, frz. parier latin, okz. parlar latin, kat. parlor llati, span, hablar latin, pg.falar latim.
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zung gegenüber anderen Völker- und Sprachgemeinschaften ging (Latini et Graeci, Latini et barban, Latini et Germani usw.), so kann sich noch heute die romanische Sprachenfamilie mit dem Namenstyp (frz.) les Latins, (ital.) / Latini, (span.) los latinos (z.B. 'die Bewohner Lateinamerikas') usw. gegenüber allophoner (germanischer, slawischer, griechischer, arabischer) Umwelt definieren. Interessanter als dieser traditionalistische Begriff der 'Lateiner' aus der Gelehrtenstube der (frz.) gens de latin, (ital.) latini, (span., pg.) latinos, der 'Lateinkenner, Gebildeten', ist die im Mittelalter fortschreitende Fixierung der Bezeichnung auf romanische Teilvölkerschaften. 1.3. LATI N us mit Be z ug auf die Italoromania
Wenn Dante bei der Klassifizierung der romanischen Volkssprachen im Traktat «De vulgari eloquentia» (ca. 1305) die drei Gruppen der Yspani, Franci und Latini unterschied (lib. I, VIII) und, wie auch in seinen übrigen Werken, mit Latino/ 1.2. Allgemeines zur Namenbildung mit Latini nur noch den bzw. die 'Italiener' meinte, so LATINUS im Mittelalter entsprach dies einer innerromanischen termino1.2.1. Für das Mittelalter ist jedoch noch hier logischen Entwicklung mit dem Schwerpunkt in und da die Verwendung auf der Teilsubstantivie- Italien, wo parallel zu latino 'Italienisch' die Sprerung LATINUM basierender Formen auch zur Be- cher vom 13. Jh. ab als Gemeinschaft der Latini zeichnung des „Romanischen" bzw. einer „roma- begriffen wurden. Noch in spanischen (alfonsininischen Einzelsprache" nachweisbar. Es existie- schen) Texten des 13. Jh. und in katalanischen ren Belege für aspan. latin(o) 'Spanisch' bis zum des 13./14. Jh. (ab R. Llull) bezieht sich latinos 14. Jh., akat. toi"Katalanisch' (14. Jh.), und vor bzw. latins/llati [s] auf 'Italiener', wobei für das allem für das ital. latino 'Italienisch', für das Kon- Spanische sogar Fälle bekannt sind, daß latinos in tinuität vom 13. Jh. bis zum - archaisierenden - Opposition zu anderen nach der ApenninhalbinGebrauch noch im 19. Jh. (Carducci) bezeugt ist. sel weisenden Namen nur eine Teilgruppe der Die Verteilung zeigt, daß die Identifikation des Italiener indizierte, z. B. die 'Lombarden' im GeRomanischen mit dem „Lateinischen" sich am gensatz zu den romanos, den 'Italienern Roms' längsten in denjenigen Einzelsprachen behauptet (Alfonso X, General Estoria IV, 239r 70). Wurde hat, die sich von diesem diachronisch am wenig- inneritalienisch unterschieden, konnten als Latisten fortentwickelt haben, während im Raum des ni die 'Mittelitaliener' gelten, cf. altlombard. tain Französisch-Okzitanischen mit ausgeprägter In- (Müller 1963, 40). dividualisierung auch terminologisch früh die Trennung zwischen „Noch-Latein" und „Nicht1.4. LATINUS mit Bezug auf die Iberoromania mehr-Latein" erfolgt sein muß. 1.4.1. Den zweiten Schwerpunkt der Benen1.2.2. Substantivisches LATINUS, zunächst nur nungsweise, auch für die eigene SprachgemeinName für den 'Einwohner von Latium', sodann schaft, hat man im Iberoromanischen zu sehen. Rechtsterminus für den 'Inhaber des ius Latii', Viele der altspanischen Belege von latino(s), ladiseit dem Anfang der Kaiserzeit auch Benen- no(s), die im 13. Jh. einsetzen und sich besonders nungselement des Latinus lunianus, des 'nach der in der alfonsinischen Geschichts- und RechtsliteLex lunia Freigelassenen' minderen Rechts, be- ratur häufen, bezeichnen den (die) 'Hispanorogegnet mit dem Plural LATINI bereits ab Quintilian manen, Spanier', und zwar öfter, als daß es nur als generelle Bezeichnung derer, 'die lateinisch dem Zufall zuzuschreiben sein könnte, im Gereden', stand demnach also vom Ende des 1. Jh. gensatz zu (aspan.) arabigos, ebraicos, griegos, n.Chr. ab zur Verfügung zur Charakterisierung godos, also den nichtromanischen Völkern. Ervon 'Sprechern des Lateinischen' sowie der 'latei- warben Anderssprachige, insbesondere Mauren nischen Sprachgemeinschaft' insgesamt. Wie während der Reconquista, die Fertigkeit des faschon im Spät- und dann im Mittellatein LATINI blar ladino, wurden auch sie latinos/ladinos. Covor allem verwandt wurde, wenn es um Abgren- varrubias notiert im «Tesoro de la lengua castella-
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///. Latein und Romanisch
na o espanola» von 1611 noch s.v. ladino: «/...] al morisco y al estrangero que aprendio nuestra lengua, con tanto cuidado que apenas le diferenciamos de nosotros, tambien le üamamos ladino». Schon im Cid (ca. 1140?) begegnet ein moro latinado (v. 2667); vom 13. Jh. ab lautete die entsprechende Benennungsformel moro ladino, pg. mouro ladinho.
1.3.-1.4.1. skizzierten Verwendungen vorkommt (Simonet 1888, vol. 2,297s.). .5. LATI N us mit Bezug auf die A Ipenromania
Einfluß nichtromanischer Nachbarschaft auf die Beibehaltung des Sprach- und Sprechernamens LATINUS erscheint gesichert im Fall des Ladinischen, des Rätoromanischen der Dolomiten und 1.4.2. Mit der Schaffung spanischer Kolonialrei- des Engadins. Im germanisch-romanischen Konche in Amerika wurde diese Terminologie nach taktgebiet des Alpenraumes wurde der 'romader neuen Welt verpflanzt und auf die dortige nisch Sprechende' von germanisch-deutscher SeiSprachen- und Völkersituation zugeschnitten. te mit dem der keltisch-lateinischen StammesbeNach Zeugnissen des 16. Jh. aus dem Kolonial- zeichnung Volcae entlehnten Ethnicum (germ.) spanisch kamen damals als neue ladinos die in- *WALHA (ahd.) Walh, (mhd.) Walch genannt, seidios ladinos und negros ladinos hinzu, 'Eingebo- ne Sprache, wie die aller Romanen, (ahd.) wal(a)rene und schwarze Sklaven, die das Spanische als hisc, (mhd.) wälhisch, weihisch 'Welsch' (5.1.1.). Zweitsprache erworben hatten' und Dolmet- In lateinischen Dokumenten des 10. —15. Jh., scherdienste leisten konnten (Boyd-Bowman die die Zentralalpen betreffen, wird für Walha, 1971,515a). Mit der Grundbedeutung 'Indio, der Welsche überwiegend LATINI, für weihisch, welsch fließend spanisch spricht' ist ladino (Subst. und und sogar für den PN Walch LATINUS gesetzt, und Adj.) noch vertreten in den mittelamerikani- zwar mit speziellem Bezug auf die 'romanisch schen Staaten sowie in Kolumbien, Ecuador, Pe- (rätoromanisch bzw. italienisch) Sprechenden' ru und Argentinien. Aus der Perspektive der In- aus demTrentino, der Ostschweiz, der Markgrafdios heraus hat sich das Wort in Mittelamerika schaft Verona und der Lombardei. Diese Äquider alten generellen auch zur Bezeichnung des 'Nachfahren der Kolo- valenz basierte natürlich auf 1 Benennung aller 'Italiener als Latini (1.3.), aber nisten', des 'Mestizen' und des 'Weißen übersie wurde in der germanisch-romanischen Konhaupt' fortentwickelt. Im übrigen dominieren taktzone auch zur Eigencharakterisierung der gejetzt Sekundärbedeutungen, die man schon beim spätmittelalterlichen span, ladino angelegt findet samtromanischen Sprachgemeinschaft gegen('sprach(en)gewandt', 'geschickt', 'schlau', etc.; über den germanophonen Nachbarn und Mitbürgern häufiger, bis in die einfachen Volksschichten Müller 1963, 50s.). hinein und länger gebraucht. Humanistische Termini wie lingua Raetica (dt. Rätisch), lingua griso1.4.3. Es scheint ein Schlaglicht auf das Assimi- nica (dt. Bündnerisch), die ebenfalls von Humalierungsverhalten von Nichtromanen und Nicht- nisten geförderte Definition des Italoromanichristen in der Iberoromania des Mittelalters zu schen als 'Italienisch', lingua italica, im Gegenwerfen, daß hispanisierte Mauren zu ladinos wur- satz zum Latino, schließlich Schrumpfung und den, nicht aber hispanisierte Juden, obwohl diese Zersplitterung des rätoromanischen Sprachebenfalls über ein ladino verfügen. Von ladino raumes mit der Folge starker regionalsprachli'Romanisch, Spanisch' abgeleitet (1.2.1.), wird cher Differenzierung führten zur Fixierung von damit anfangs nur die - im 15. Jh. stabilisierte - LATINOS > Ladins und LATIN u > ladin auf die Übersetzungssprache der Bibel, der Gebete und Zentralmundarten. In sprachgeschichtlicher der rituellen Texte für die bloß noch des Spani- Kontinuität betreffen die rtr. Termini Ladins und schen mächtigen Juden bezeichnet, eine Sprach- ladin eigentlich nur noch die Mundarten des Unform, die ihre Funktion allein im Kult hatte, im terlandes im Gadertal (Plangg 1966, XXV, 83s.), Gegensatz zum Judenspanischen des Alltags, das aber sie sind im 19. Jh. aufgrund der Dialektstuseit der Vertreibung der sefardies verallgemei- dien von Th. Haller (1832) und G. I. Ascoli nernd ebenfalls ladino genannt wird. (1873, 78) auf das ganze Dolomitenromanische ausgedehnt worden und gelten heute meistens 1.4.4. Es bleibt noch zu untersuchen, inwieweit auch für das Engadinische (einschl. Münstertal), an der Ausbildung von latinolladino 'Romanisch, gelegentlich - insbes. außerhalb der Linguistik Altspanisch' und latinoslladinos 'Sprecher des und in Italien - werden sogar Rätoromanisch Romanischen' auf der Iberischen Halbinsel das (oder begrenzter: Friaulisch, furlan) und LadiArabische als Super- und Adstratsprache betei- nisch gleichgesetzt. ligt war. Darauf könnte die Tatsache hindeuten, daß in mozarabischen Quellen vor 1300 lathin 1.6. LATINUS mit Bezug auf die Balkanromaia und lathini nicht nur für 'Lateinisch' und 'Latei- Eine ähnliche Kontaktsituation erklärt wohl, ner, Römer', sondern auch parallel zu den warum die Romanen Dalmatiens, die nach dem
101. Bezeichnungen für die Sprachen, Sprecher und Länder der Romania
Slaweneinbruch in die Donauländer in den Urkunden der Region (Bartoli 1906) vom 7. bis zum 12. Jh. gewöhnlich Romani (in Opposition zu Slavi) hießen, vom 13. bis zum 15. Jh. überwiegend als Latini erscheinen. Sie lebten nach der Kirchenspaltung des Jahres 1054 als römische Christen, als Anhänger der 'lateinischen' Kirche, teils unmittelbar neben, teils unter byzantinischer, später auch osmanischer Herrschaft, und waren daher nicht nur der Sprache nach, sondern auch der griechisch-byzantinischen und türkisch-arabischen Nomenklatur für die 'römischen Katholiken' zufolge 'Lateiner' (Müller 1963, 41-43). Die in den Ländern des griechisch-byzantinischen Ritus sowie bei Türken und Arabern übliche Benennung wurde wegen ihres religiösen Charakters sogar auf nichtromanische Europäer 'lateinischen' Bekenntnisses ausgedehnt, so daß die Kreuzfahrer des Hochmittelalters als 'Lateiner' bezeichnet wurden; das nach dem 4. Kreuzzug in Konstantinopel errichtete Reich (1204-1261) trug daher den offiziellen Namen eines 'Lateinischen' Kaiserreichs.
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en Ehren brachten. Im übrigen veränderte sich ROMANI damals vom überwiegend politisch-rechtlichen Terminus 'Bürger des Imperium Romanum' zum überwiegend sprachlichen, ethnischen und sozialen. 2.1.3. Schon in lateinischer Zeit hatte man unter ROMANI, in Opposition vor allem zu Graeci, Germani, barbari usw., auch 'die Latein Sprechenden' verstanden. Es ist dies der Sinn, der mit der germanischen Landnahme aktuell wurde, teils um die 'Einwohner lateinisch sprechender Länder' gegenüber nichtlateinischen Nachbarn abzugrenzen, teils um innerhalb eines Germanenreiches die 'lateinisch sprechende Bevölkerung' von der germanophonen zu sondern. In dieser letzten Funktion begegnen ROMANI vor allem in Quellentexten aus dem fränkischen, alemannischen und bajuwarischen Raum, wobei hier mit dem Namen häufig der Status minderen Rechts und sozialer Inferiorität verbunden war.
2.1.4. Die Bezeichnung für die Sprache, LINGUA ROMANA, erscheint bis zum 8. Jh. gleichwertig neben LINGUA LATINA, mit der Nuance, daß LINGUA 2, Formen mit der lateinischen Namenbasis LATINA den politischen Aspekt betont zu haben ROMANUS scheint (Koll 1958, 43-52), LINGUA ROMANA eher 2.1. Allgemeines zur Entwicklung von den sprachlich-puristischen, die Rückerinnerung ROMANUS der stadtrömischen Klassizität (Muller 1923, 2.1.1. Eine zweite vom Lateinischen ererbte Na- 10-13). Da bei solchem Normbewußtsein der mengruppe bilden die mit ROMANUS zusammen- Abstand zwischen Sprachideal und Sprachwirkhängenden Sprachen- und Sprecherbezeichnun- lichkeit durch die Karolingische Renaissance nur gen. Von KOMA abgeleitet, denotiert lat. ROMANUS verschärft werden konnte, sieht man in der Folge (Adj. und Subst.) seit den Erstbelegen in den als differenzierende Benennung für die tatsächliZwölftafelgesetzen (ca. 5.Jh. v.Chr.) und bei che 'Sprache des Volkes' den (dem klassischen Naevius (um 200 v.Chr.), 'das, was zu Rom ge- Stilbegriff des SERMO RUSTICUS entlehnten) Terhört' und 'den Römer'. In bezug auf die Sprache minus rustica Romano lingua (Konzil von Tours, machten den Anfang adverbiale Formeln wie RO- 813), auch lingua rustica, sermo rusticus, in den MANE LOQUl, ROMANE DICERE, ROMANE SCRIBERE; Vordergrund treten, womit die terminologische hier bietet Ennius (239-169 v.Chr.) den ersten Trennung zwischen „Lateinisch" (Latein der AnBeleg für die Nutzung des Adverbs ROMANE zur tike plus lateinische Schrift- und Kanzleisprache Bezeichnung der Sprache. LINGUA ROMAN A und des Mittelalters) und „Romanisch" vollzogen ist, ROMANUS SERMO sind relativ spät hinzugekom- die zunächst auch eine Scheidung zwischen „gemen, ersteres mit Tacitus, letzteres mit Quinti- schriebener" und „gesprochener" Sprache impliziert. Die weitere terminologische Ausgliederung lian. des „Romanischen" in landessprachliche Benen2.1.2. Als Bezeichnung für die 'Reichsbevölke- nungen ist für das Galloromanische bereits bis rung' breitete sich ROMANI vor allem seit der Ver- zum Jahr 1000 erreicht, wie die ersten Belege für leihung der Bürgerrechte an alle freien Reichsbe- lingua gallica, gallica in dieser Verwendung bewohner durch Caracalla (212) aus. Diese Ver- zeugen (Koll 1958,109s.). wendung behauptete sich teilweise bis ins 8. Jh., mit Subdifferenzierung von Italici, Galli, Hispa- 2.1.5. Die Bezeichnung Romania, mit der die ni, Afri usw., wenn zu untergliedern notwendig Sprachwissenschaft die romanischen Sprachen war. Ihre Ablösung wurde eingeleitet durch die und Länder üblicherweise zusammenfaßt (motiGründung germanischer Reiche auf römischem viert durch die Gründung der Zeitschrift „RomaTerritorium, speziell des Frankenreiches, dessen nia", 1872) weist als Gelehrtenwort zurück auf Könige ab 754 durch den vom Papst verliehenen die ältesten Belege von ROMANIA aus dem 3.-5. Schutzherrentitel Patricius Romanorum sogar die Jh. (Gesta Pilati, Possidius, Leo Magnus, OroBedeutung ROMANI 'Bewohner von Rom' zu neu- sius), die formal analog zu Graecia, Gallia, Hi-
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III. Latein und Romanisch
spania usw. und semantisch kontrastiv zu Barbaria gebildet worden waren, um das 'Imperium Romanum', den Orbis Romanus' zu bezeichnen. Mit der Etablierung des Oströmischen Reiches ging der Name auch auf dieses über, während er im Westen sekundär außer dem 'Territorium des römischen Rechts' auch jedes Teilgebiet romanischen Sprachtyps', vor allem Ober- und Mittelitalien', meinen konnte — wie auch später in afrz. Romaine, aspan. Romania - und bis heute ununterbrochen im Landschaftsnamen der Romagna fortlebt, einer Region, die nach der langobardischen Eroberung Italiens unter byzantinischer Herrschaft, mit dem Namen , verblieben war. 2.2.
*ROMANICE und seine Fortsetzer
2.2.1. Adverbiales *ROMANICE (LOQUI usw.), Parallelbildung zum Typus LATINE (LOQUI usw.) und Basis zahlreicher romanischer Sprachbenennungen des Mittelalters, datiert erst aus nachrömischer Zeit; der erste Beleg findet sich im Mittellateinischen des 11. Jhs. *ROMANICE verweist auf ein Adjektiv ROMANICUS, für das die Kartei des Thesaurus Linguae Latinae vor 600 aber nur Belege bei Cato d. Ä. von ca. 150 v. Chr. anführen kann. Die frühesten Zeugnisse für afrz., aokz. romanz, akat. romans/romang, aspan., apg. romance, ait. romanzo (dieses dem Galloromanischen entlehnt) lassen keinen Zweifel daran, daß *ROMANICE als Oppositionsbezeichnung zu LATINE die 'Volkssprache' signalisiert haben muß. Anders als ambivalentes LINGUA ROMANA lieferte die Vokabel eine klare Benennung des 'Romanischen' und der 'einzelnen romanischen Sprachvarietät'. 2.2.2. Afrz., aokz. romanz, akat. romanslromanq, aspan., apg. romance, ait. romanzo, in der Galloromania vom 12. Jh. ab belegt und zunächst überall adverbial gebraucht in Ausdrücken wie parlerlparlar romanz, fablarlfalar romance, erscheint schon vom 12./13. Jh. ab, zuerst im Galloromanischen nachweisbar, substantiviert als Sprachbezeichnung, die bei präzisierender Einschränkung auf ein bestimmtes regionales Romanisch mit Formeln wie (afrz.) nostre romanz, lor romanz, romans franqois, romans liegois, romans de France, (aspan.) romance castellano, (akat.) romang cathalan eingegrenzt wird. Nur noch im Spanischen und im Portugiesischen lebt romance bis heute als Benennung des 'Romanischen im allgemeinen' und der eigenen Varietät 'Spanisch' bzw. 'Portugiesisch' weiter, freilich bevorzugt zur Bezeichnung der mittelalterlichen Sprachform(en). Im Französischen, Okzitanischen und Italienischen hängt das Zurücktreten dieser Benennungsweise im Spätmittelalter mit der sehr frühzeitigen Fixierung von substantivischem romanz/
roman(t), romanzo auf die Sekundärbedeutung 'Erzählung, Dichtung in der Volkssprache' > 'Roman' zusammen, für die es zwar auch im Iberoromanischen Beispiele gibt, mit schließlicher Festlegung auf die Gattung der 'Romanze', aber ohne die in Frankreich und Italien zu beobachtende negative semantische Komponente 'Fiktives, Erfundenes, Trug, Täuschung', die Wort und Sache in der Bildungsschicht diskreditierte. Während U romanzo als Sprachbenennung im Italienischen schon im 14. Jh. ausfiel, - neuital. U romanzo und das Adjektiv romanzo, -a (paesi romanzi, filologia romanza) sind gelehrte Reprisen -, findet sich frz. le vornan bei französischen Grammatikern und Lexikographen noch bis ins 18. Jh., seit dem 16. Jh. jedoch vorwiegend als Terminus, der chronologisch die 'ältere Sprachstufe des Französischen bis zum Anfang des 16. Jh.', soziologisch den «langage le plus poly qu'on parloit ä la Cour des Princes» (Th. Corneille, «Diet, des arts et des sciences», 1694) meint. 2.2,3. In der germanisch-romanischen Kontaktzone des Alpenraumes haben sich Benennungen des Ausgangstypus *ROMANICE als Marker des Sprachenunterschieds am längsten erhalten. Traditionen, Urkunden und Urbare der Bistümer und Klöster dieses Raumes sprechen ebenso häufig wie von LATINI von ROMANI, wenn die nichtgermanophone - rätoromanische, italienische, galloromanische - Bevölkerung notifiziert werden muß. Daß auch umgekehrt die eigene Sprachgemeinschaft in einem Raum, wo eine große Staatenbildung ausgeblieben war, daher eine politisch gestützte Neubenennung wie z.B. in Frankreich (la France —> lefrangais) sich nicht aufdrängte, an ROMANUS-*ROMANICE festhielt, sieht man an Dokumenten des Spätmittelalters, die z.B. für Genf im 15. Jh. sogar eine Präferenz für romanicum zur Bezeichnung der eigenen französischen Varietät gegenüber gallicum zur Bezeichnung des Französischen Frankreichs erkennen lassen (Ritter 1901, 404). In moderner Sprache bedeutete dies im Raum Genf das Fortleben von le roman(t), wobei wohl mitspielt, daß die vom Roi de France unabhängige Westschweiz politisch Anlaß hatte, sich nicht „französisch" zu etikettieren. Auch nach einem Zeugnis Fauchets sagte man in der France romande (1579) nicht: «Je sfay bien parier /ra«fOij», sondern «Je scay bien parier roman» (Langue et Poesie fr., 1,4). Vom 17. Jh. ab begegnet die regelmäßige Benennung der 'Französisch Sprechenden der Schweiz' als Romands (1656) und ihres Idioms als roman(d), wozu nach dem Muster von Adjektiven wie normand-normande, allemand-allemande die Femininbildung romande hinzugetreten ist (La langue romande, la Suisse romande) (FEW 10,456, n. 5).
101. Bezeichnungen für die Sprachen, Sprecher und Länder der Romania
2.2,4. Einen zweiten Bewahrungsraum des Ausgangstyp *ROMANICE in der germanisch-romanischen Kontaktzone des Alpenraumes bietet das Bündnerromanische, das in lateinischen Urkunden des Mittelalters meist als lingua Raetica, lingua grisonica, lingua romana, im Italienischen noch des 16. Jh. als romanzo, im älteren Deutsch als Welsch, Churer Welsch (> nhd. Kauderwelsch) begegnet. Je nach der Region heißt die Sprache rumänisch, rumauntsch, romontsch, lingua rumantscha usw.; die Bezeichnung ist auf die Sprecher übertragen worden, sie sind Rumantschs, Rumauntschs, Romontschs. Wenn diese heute mit den Ladins ('Ladinern': Engadin, Münstertal, Dolomiten) und den Furlans ('Friaulern': Friaul) zur Sprachfamilie der Retoromans (und der lingua retorumantscha) zusammengefaßt werden, benutzt man einen Neologismus der Sprachwissenschaft des 19. Jh. (10.1.; für weitere Angaben-»230,1. und 231,1.) 2.3.
Die Kontinuität von ROMANUS im Raum des Rumänischen
2.3.1. Das alte Ethnonym ROMANUS selbst lebt allein im Rumänischen weiter, im Namen des/der 'Rumänen': romän(i). Man kann mit Vasile Arvinte davon ausgehen, daß ROMANUS ursprünglich in allen vier Teildialekten fortexistiert hat (dakorum. rumän, romän, arom. armän, istrorum. rumär, meglenitisch *rumon, mit Beibehaltung der ethnischen Funktion, regional auch mit anderen Bedeutungen wie 'Mensch', 'Mann, Ehemann', '(orthodoxer) Christ'. Das Dakorumänische überliefert eine u-Variante rumtn/rumän (liegt auch vor in der muntenischen Form mit der speziellen Bedeutung 'Leibeigener' in Texten des 17./18. Jh., die zum rechtlich-sozialen Status des ROMANUS und des LATINUS in Gallien und im Alpenraum paßt, weil sie ebenfalls Abhängigkeit von neuen Herren indiziert), sowie eine -vom 16. bis 19. Jh. noch seltene, wohl relatinisierte - oVariante romin/romän, die mit Beibehaltung des etymologischen Graphs a die normsprachliche Form romän(i) 'Rumäne(n)' geliefert hat. Bei den Adjektiven könnte romänesc, -eascä 'rumänisch' noch auf *ROMANISCUS basieren, dagegen ist romän, -ä (limba romäna) eine (französisch/ lateinisch inspirierte) Bildung des 19. Jh. Divergenzen bestehen noch in der Herleitung des 1839 erstmals belegten, seit 1862, nach der Vereinigung der Fürstentümer, offiziellen Landesnamens Romania 'Rumänien' (dem bei den Aromunen Armänie 'Land der Aromunen', mit Suffix aus dem Griechischen, entspricht). Zur Erklärung der Form, die sich mit altem lateinischen ROMANIA nicht vereinbaren läßt, hat man an einen Gallizismus (< frz. la Romam'e), an russischen Einfluß auf die Betonungsweise, schließlich an
139
spätlat./griech.-byzant. Romania als Basis gedacht, während Arvinte, frühere Überlegungen fortführend, für Entstehung im 19. Jh. aus dem älteren Substantivderivat romänie 'rumänische Sprache, Rumänentum, Gesamtheit der Rumänen' plädiert. (Den Forschungsstand zum Rumänischen fassen die Arbeiten von Arvinte 1977/ 1978 und 1983 zusammen, mit reicher Bibliographie). 2.3.2. Die Gründe für die Bewahrung von ROMANUS im Rumänischen sind vielschichtig. Gedacht wird daran, daß das Oströmische Reich das weströmische um Jahrhunderte überdauerte und daß an seinem Saum der länger zutreffende Römername ebenso petrifizieren konnte wie bei den Griechen im oströmisch-byzantinischen Raum die Eigenbenennung als , latinisiert Romei. Da kein Germanenstaat auf rumänischem Boden errichtet wurde, auch in den folgenden Jahrhunderten kein anderes mit dem Sprachgebiet identisches Staatswesen zustande kam, erwuchs ROMANUS kein Konkurrenzwort. Arvinte glaubt, die Kontinuität könnte mit der Christianisierung der Rumänen schon vom 4. Jh. ab zusammenhängen, insofern nämlich, als ROMANUS neben dem 'Romanen' den 'Christen' in Opposition zu den slawisch-heidnischen Nachbarn bezeichnet haben könnte, doch fehlen für diese Hypothese hinreichende Belege der Gleichung ROMANUS = 'Christ'. In größerem Zusammenhang gesehen, erscheint die Fortexistenz des Ethnonyms allerdings nicht mehr als Sonderfall. Nimmt man sie zusammen mit den Bezeichnungstypen *ROMANICE und LATINUS, so schält sich ein Band der Kontinuität von der Suisse romande über das rumänisch, das ladin, die Romani und Latini Dalmatiens bis zu den romäni heraus. Die alte, das Lateinisch-Romanische generell bezeichnende Terminologie ist in diesem Alpen-Donau-Gürtel weiter genutzt und schließlich bewahrt worden, weil es längs der Sprachen- und Völkergrenze bei der Kategorisierung von Bevölkerungsgruppen vor allem und zuerst darum ging, das romanische Element vom nichtromanischen (Germanen, Slawen, Ostvölker) abzuheben. Bezeichnenderweise hat sich auch germ. *walha, der sprachlichethnisch ebenso generalisierende Terminus der Gegenseite, gerade in der Kontaktzone auf Dauer fixiert, nämlich in „Wallonien" und in der „Walachei". Zwischen diesen beiden Eckpunkten liegt im germanisch-romanischen Kontaktgebiet des Alpenraumes die Kette der Ortsnamen mit Wal-, Walch-, so daß mit dem LATINUS-*ROMANicE-ROMANus-Gürtel von romanischer Seite ein Walha-Gürtel von nichtromanischer korrespondiert.
140
///. Latein und Romanisch
3.
Formen aus lateinischen Völker- und Ländernamen
3.1,
Formen des italienischen und des sardischen Raumes
3.1. L Aus lateinischen Völker- und Ländernamen (die hier ohne Rücksicht auf ihre teilweise Herkunft aus vorlateinischen Substratsprachen betrachtet werden) hervorgegangen sind die Benennungen des 'Italieners', italiano, der 'italienischen Sprache', lingua italiana, des 'Italienischen', l'italiano. Das Lateinische selbst hatte als gängige Formen nur ITALICUS (Adj. und Subst., belegt seit Plautus) und ITALUS (Subst. und Adj., seit Cicero, poetischer) gekannt, beides zu ITALIA gehörig, was ursprünglich nur Name der Südspitze des heutigen Kalabrien gewesen war, aber schon vom 3. Jh. v.Chr. ab die ganze Halbinsel bis zu den Alpen bezeichnen konnte. ITALICUS und ITALUS werden seit dem augusteischen Zeitalter ebenfalls im erweiterten Sinn 'Römer aus Italien' gebraucht und leben fort im Mittellateinischen, neben LATINUS, mit dem Sinn 'Einwohner Italiens', sowie adjektivisch in der Bedeutung 'italienisch'. Die damit korrespondierenden italienischen Formen italico, italo sind noch im 14. Jh., dem Jh. ihres ersten Vorkommens (italico: Dante, vor 1321; italo vor 1367 - GDLIVIII, 627s.) auf die gehobene und die poetische Diktion begrenzt worden, offenbar, weil die Ableitungsbildung italiano zu Italia, die von der 2. Hälfte des 13. Jh. ab nachweisbar ist (Rheinfelder 1940, Rauhut 1953, Aebischer 1959, DELI 3, 634a), sich wegen der Beliebtheit des Derivationstyps -ano bei der Bezeichnung der Zugehörigkeit schnell durchsetzen konnte. Darüber hinaus entschied sich der gelehrte Sprachgebrauch dafür, in terminologischer Differenzierung italico für den Bezug auf das frühgeschichtlich-antike Italien, italiano dagegen für den Bezug auf das neuzeitliche und dessen volgare zu nutzen. 3.1.2. Lateinisches Namenmaterial bildet die Basis für die Benennungen der 'Sarden', 'Sardiniens' und des 'Sardischen': lat. SARDU > log. und camp, sardu; lat. SARDINIA über aital. Sardigna (neuital. Sardegna) > Sardina. Im älteren Sardischen existierte noch eine Adjektivform sardisku (DES 2, 384a). Eine sehr frühe und treffende Charakterisierung der «Sardos [...], qui non latii sunt, sed latiis associandi videntur», liefert Dante mit der Bemerkung, daß diese kein eigenes volgare hätten, sondern mit ihrer Sprache die «grammatica», die lateinische Norm, nachahmten, d. h. das lateinische Flexionssystem besser als die Italiener (hier: latii) beachteten («De vulg. eloquentia» I, XI, 7). Dantes Bemerkung ist außerdem ein Beleg für die lange Tradition der Subsumierung der dialektalen Vielfalt Sardiniens, die nicht
zur Herausbildung einer Sprach- und Schriftnorm geführt hat, unter den vereinheitlichenden Begriff des 'Sardischen'. 3.2.
Formen des iberoromanischen Raumes
3.2.1. Lat. HISPANUS, subst. 'Einwohner der Iberischen Halbinsel', adj. 'zur Iberischen Halbinsel gehörend', und HISPANIA als Landesname leben im Namen der 'Spanier', espanoles, und des Landes, Espana, weiter. Ursprünglich geographischpolitischer Terminus zur Bezeichnung der ganzen Halbinsel, wurde Hispania nach der Maureninvasion von mittellateinischen Autoren, besonders Hispaniern, beim Gegenwartsbezug auf das 'maurisch beherrschte Territorium' eingeschränkt. Mit dem Fortschreiten der Reconquista beobachtet man vom 11. Jh. ab zunehmende Verlagerung des Namens auf die 'Halbinsel unter christlicher Herrschaft', auch wieder die Rückkehr zum Anspruch auf das Ganze, was z.B. im Titel rex Hispaniae zum Ausdruck kommt, den Alfons VI. von Leon und Kastilien sich 1072 beilegte, später deutlich im Gebrauch von Espana z.B. im Cid. Totalisierendes Espana, im alfonsinischen Schrifttum des 13. Jh. geradezu Träger eines nationalen Programms, wird nach der Ausgliederung des selbständigen Königreichs Portugal und der Vereinigung Kastiliens und Aragons schließlich auf den politischen Begriff des neuzeitlichen spanischen Staates zugeschnitten. 3.2.2. Vom Funktionswandel bei Hispania 'Iberische Halbinsel' > 'maurisch beherrschtes Territorium' wurde auch Hispanus betroffen, so daß die Romanen in den christlichen Reichen des Nordens sich vorzugsweise als christiani oder mit lokalen/regionalen Namen bezeichneten. Hispanus, auf den 'Romanen und Christen des Nordens' bezogen, war in der Regel nur noch Wort der Grenzzone zu Frankreich, auch Frankreichs selbst und Italiens (Pariente 1977, 2-4). Parallel zur Rückkehr zum alten Begriff der Hispania redeten erst wieder die alfonsinischen Geschichtswerke von den 'Bewohnern der Pyrenäenhalbinsel' als hispanos. 3.2.3. Die neuere Bezeichnung der 'Spanier', espanoles, geht, wie Aebischer dargelegt hat, auf Entlehnung aus dem Okzitanischen (Languedokischen) zurück (Aebischer 1948a, Wiederabdruck mit Nachtrag 1983). Ein nach Coll i Alentorn (1963-1968, 28) inzwischen bereits 1096 in einem Personennamen Espaniol im Beam erstmals nachweisbares okzitanisches Derivat des Typs *hispaniolus, das um 1200 bei Raimbaut de Vaqueiras in der Form Espanhol als reines okzitanisches Ethnonym erscheint, hat nach Aebischer die Ausgangsbasis gebildet. Für das Spani-
. Bezeichnungen für die Sprachen, Sprecher und Länder der Romania
sehe selbst hat Alvar inzwischen mehrere Namensbelege beibringen können, die Aebischers frühestes Zeugnis von 1212 um ein Jahrhundert unterbieten (Alvar 1978a, vol. 2, 15-30). Waren Coll i Alentorn (1963-1968) und Maravall (1974) auf Grund ihrer Dokumentation, die eine Belegkette längs des südlichen Pyrenäenabhangs lieferte, geneigt, die Frage nach einer eventuellen katalanischen Parallelbildung zur okzitanischen zu stellen und damit katalanische Beteiligung am Zustandekommen von span, espanol nicht ganz auszuschließen, so ist nach dem Studium der aragonesischen Quellentexte durch Alvar erwiesen, daß für die okzitanische These das Rückweichen christlicher Hispani vor den Arabern in den Midi Frankreichs sowie die Immigration von francos in die im ll./12.Jh. wiedereroberten Gebiete spricht. Übereinstimmend mit Verwendungen von Espana für den christlichen Norden, waren die ersten Träger des (Bei)Namens Espanol in Spanien 'christliche Kolonisten des befreiten subpyrenäischen Tieflands'. 3.2.4. Der PN Espagnol, Espannol, Spaniol usw. ist dem Ursprung nach ein Ethnonym. Formal autonom begegnet espannoles 'Spanier' in der Literatur erstmals in Werken Berceos (StoDomingo, ca. 1230; SMillan, ca. 1235), während in den alfonsinischen Haupttexten (Partidas, General Estoria) noch die Ableitung espanon dominiert, gegen die espanol sich im 14. Jh. endgültig durchsetzt. Als Sprachbezeichnung hat espanol, lengua espanola als ein «concepto estrictamente lingüistico (lengua comun a todos los espanoles sean catalanes, vascos o gallegos, aragoneses, leoneses, etc.)» (Alvar 1978b, 80) die ältere Bezeichnung „Kastilisch", die schon im 13. Jh. mit lenguaje castellano und substantivischem el castellano belegt werden kann, noch nicht in allen Verwendungen und Stilebenen, auch nicht im hispanischen Amerika, ersetzen können (zur Geschichte der Benennungsweisen Alonso 1943, Alvar 1978b, Mondejar Cumpiän 1981). 3.2.5. Die Glottonyme der Iberoromania Galegisch l Galizisch (galego, lingua galega) und Asturi(ani)sch (asturianu, llingua asturiana) weisen, ebenso wie die analogen Sprecher- und Gebietsnamen (galegos, asturianus l Galicia, Asturies; span, gallegos, asturianos l Galicia, Asturias), zurück auf das lat. Ethnonym Callaici, mit dem ein erstmals 139 v.Chr. bezeugter keltischer ('gallischer') Volksstamm in der Landschaft Callaecia, spätlat. Gal(l)icia, bezeichnet wurde, bzw .aufdas29-19v.Chr. durch Augustus unterworfene Volk der Astures, dessen Rayon in römischer Zeit den Teilprovinznamen Asturia erhalten hatte. Das 718 gegründete Königreich Asturien bildete nach der Maureninvasion von 711 das
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erste politische Neuterritorium im christlichen Restspanien. Weiter östlich, am Pyrenäenabhang, hat sich um 925 das Königreich Navarra konstituiert, dessen Name auf das vorlateinische, mit bask, naba zusammenhängende nava 'grande plaine proche des montagnes' zurückzugehen scheint (Badia 1951). Er lieferte die Grundlage für den Terminus Navarresisch (nav., span, navarro; mittelalterliche Form auch navarrisco), die Bezeichnung eines altspanischen Dialektes, der während der Reconquista vom Kastilischen an der Ausdehnung nach Süden gehindert und ab dem Spätmittelalter selbst zunehmend kastilianisiert worden ist. 3.3.
Dialektbezeichnungen des gallo- und des italoromanischen Raumes
3.3.1. In vergleichbarer Weise verbinden sich in der Galloromania das Glottonym Gaskognisch (gasco) und die bes. im Mittelalter zur Benennung der Trobadorsprache oder eines okzitanischen Dialekts/Dialektkomplexes verwandten Termini Limousinisch (altokzit. lemozi), Auvergnatisch (alvernhat), Poitevinisch (peitevi), Provenzalisch (pro[v]ensal) mit den «civitates» der Vascones (g- < v- unter germanischem Einfluß?), Lemovices, Arverni, Pictones sowie mit der Provincia, einer Ellipse für Provincia transalpina. (Zur Geschichte der Benennungen in Konkurrenz zu langue d'oc, occitan usw. Müller 1968). 3.3.2. Am stärksten schlägt die Rückbindung an Völker-, Länder- und Landschaftsnamen der Römerzeit bei den Bezeichnungen der italienischen Hauptdialekte durch: ligure $apte, FACTUM > fapt, LIGNUM > lemn, aber 187-203) teils als Verflachung, d.h. Abbau arti- SCAMNUM > scaun), ansonsten auf ganz unter-
702. Romanische Dialinguistik
schiedliche Weise beseitigt wird. Dabei ergibt sich als Problem die Gruppe -GN-, für die als lateinische Aussprache drei Möglichkeiten in Frage kommen: /gn/yn/nn/; während mannu < MAGNUM, linna < LIGNA ebenso wie rum. lemn auf eine gemeinsame Vorstufe / / hinweisen, erfordern die südital. Formen /lißunu/liyunu/ u.a. bzw. /äßunu/äYunu/äiunu/ < AGNUM eher eine Vorstufe / / oder /gn/. Weder die genannten noch die -Formen der übrigen Romania (it. agnello, fr. agneau, pg. anho usw.) lassen eine eindeutige Filiation erkennen. -Verflachung und Raffung der Artikulation zusammen führen zu hierarchisch gestuftem Verlust an Distinklivität, und zwar ist dieser am stärksten in der unbetonten Auslautsilbe, am geringsten in der Akzentsilbe. Auch sind die Vokale vom Distinktivitätsverlust viel stärker betroffen als die Konsonanten. Man mag sich diesen Sachverhalt anhand zweisilbiger Musterwörter mit der Struktur CVC/CV, also z.B. FACTUM, HERBAM, MUSCAM vor Augen führen, indem man für jede Phonemposition die Zahl der Alternativen (als Maß für Distinktivität) aufstellt: mögliche Anlautkonsonanten (15), mögliche Tonvokale einschließlich Diphthonge und Nasalvokale (18) usw.; nimmt man als Ausgangszeit t0 etwa —300, also vor -Schwund und Entnasalierung, als Meßzeit +500, also nach Zusammenfall von Kurz- und Langvokalen, so läßt sich der im Laufe von 800 Jahren angefallene Distinktivitätsverlust folgendermaßen auflisten: C
Struktur Zahl der Alternativen
1
vorher nachher
V
C / C
18 6 14 8/6 6
13 12
V
5
Für den Tonvokal ergeben sich zwei verschiedene Zahlenwerte je nachdem, ob die Öffnung der Kurzvokale zu einem vierstufigen System /u : o : o : a : : e : i/ geführt hat oder ob der Vokalismus dreistufig /u : o : a : e : i/ geblieben ist (Sardinien, Rumänien, südlichster Teil Italiens, cf. Lausberg vol. l, §§ 161-162). 2.3. Paradigmatische Diachronie Ebenso wie die Tilgung des Hauchlauts und die Entnasalierung der Nasalvokale erfaßt auch die Entstehung palataler Sonorlaute /n/ < -NI- (VINEAM) und < -LI- (FILIUM) einheitlich das gesamte romanische Sprachgebiet. Letzterer Vorgang ist Teil einer weitergehenden Tendenz, die auch zur Herausbildung apikaler und dorsaler Affrikaten /ts/dz/ und /tj7d3/ führt, wobei sich regionale Unterschiede ergeben. Im Laufe der Zeit nimmt die
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paradigmatische lautliche Differenzierung im Raum stetig zu. Erst nach der Entstehung von Nationalsprachen setzt mit der allmählichen Verdrängung der Mundarten im 19.-20. Jh. ein gegenläufiger Prozeß ein. - Bei aller Unterschiedlichkeit läßt sich ein nahezu allen romanischen Mundarten gemeinsames Minimalinventar feststellen, ein Kernbestand, der im Vokalismus genau der lateinischen Fünferskala U: O : A : E : I und im Konsonantensystem mit P: B : F: T: D : K: G: S: M: N: L: R nahezu (nämlich bis auf VI ////) dem lateinischen Bestand entspricht. 2.4. Satzphonetik (Sandhi) Die lateinische Satzphonetik, die nur durch Rekonstruktion aus den romanischen Mundarten ermittelt werden kann, ist—> 65, 4.1.1.-4.1.1.5. ausführlich dargestellt. Am besten erhalten ist sie im Nuoresischen; einer einheitlichen Schriftform CANTAT entsprechen dort folgende Aussprachen: /käntata/ als Pausaform, /käntat/ vor folgendem vokalischem Anlaut, /känta + /, wobei das Pluszeichen die Längung des folgenden Anlautkonsonanten bezeichnet: CANTAT BENE/käntabb^ne/. In der weiteren Entwicklung hat das Rumänische abgesehen von einigen Relikten (—> 65, 4.1.1.1.—3.) - mit dem Schwund von -S und -T die gesamte Satzphonetik eingebüßt. Im Westen läßt der kalabro-lukanische Grenzsaum, ähnlich wie Sardinien, das alte System noch erkennen, während sonst bis zum Apennin folgende Veränderungen eingetreten sind: (a) Schwund von -S und -T in nicht-oxytonen Wörtern in allen Positionen führt zu einheitlichen Formen (CANTAT > canta; SENTIS > senti; SENTIT > sente); (b) -NT> -n mit neuer Vokalparagoge (it. sono, sentono, cantano) oder völliger Schwund (DICUNT > /diku/) cf. Rohlfs 1949, vol. 2, 298-300; (c) in Einsilbern und oxytonen Mehrsilbern wird lateinisches nachvokalisches -5 oder -T an nachfolgende Anlautkonsonanten assimiliert, so daß diese Dehnung erfahren: AD NEAPOLIM —> /annäpoli/, CANTAVIT BENE —> /kantöbb^ne/, PLUS GRANDEM —> /piuggrände/ (cf. Rohlfs 1949, vol. l, 290-1). - In der sogenannten Westromania, also nördlich einer ungefähren Linie La Spezia - Rimini, tritt im Falle (b) regional unterschiedliche Behandlung ein, und zwar entfällt überall die Vokalparagoge, -Wrkann zunächst erhalten bleiben (in der französischen Orthographie bis heute) oder zu -N vereinfacht werden oder auch ganz schwinden. Ansonsten werden die wortauslautenden Konsonanten gemäß den gleichen Lautgesetzen behandelt wie im Wortinlaut; dasselbe galt zunächst wie Weinrich (1958,46-51) gezeigt hat - auch für die Anlautkonsonanten, ähnlich wie noch heute in Sardinien, in Korsika und in der Garfagnana (nordwestliche Toskana); „Wörter" waren also
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
lautlich inexistent. - Später sind dann im Westen und Norden der Romania bis zur ungefähren Linie La Spezia - Rimini die Unterschiede im konsonantischen Anlaut beseitigt worden, bei vokalischem Anlaut hingegen leben sie im Portugiesischen, Katalanischen, Okzitanischen (außer dem Ostrand, Raum Nizza), Französischen und Bündnerromanischen als liaison, d.h. als Alternanz/-s —z/ bzw. /-/ —z/ oder /null —z/ bis heute fort.
Rohlfs 1949, vol. l, 178-180 und 206-208; Lüdtke 1979a, 13-15, 24-27, 42-45, 56-64). Auf solche Weise geht Affigierung über in modulatorische Prozesse; eine allgemeinlinguistische Darstellung dieses Phänomens gibt Wurzel (1984, 27-29 et passim). - Das weitere Schicksal der lateinischen Metaphonie ist überwiegend bestimmt durch allgemeine, übergeordnete Veränderungen im Öffnungsgrad der Vokale, und zwar zunächst durch eine „Gegenströmung" von Lang2.5. Metaphonie und Kurzvokalen, gemäß einer allgemeinen Gesetzlichkeit, derzufolge Langvokale eher zur Die lateinische Metaphonie, die im Nuoresischen und Logudoresischen in ungebrochener Konti- Schließung, Kurzvokale eher zur Öffnung neinuität noch immer fortbesteht, ist -» 65, 4.1.2.4. gen. In Italien ist diese Bewegung geographisch ausführlich beschrieben. Im Unterschied zur tür- gestaffelt: während im Süden (Sizilien, Süd- und kischen und finnougrischen Vokalharmonie, die Mittelkalabrien, Salento - sogenannte „Südzovon der Letztsilbe des Lexems auf nachfolgende ne")Ö > Ül E> /erfolgt (unter Zusammenfall je Einheiten wirkt und im Erfolgsfall aus postpo- zweier Phoneme, cf. Lausberg vol. l, § 162), im nierten Elementen Suffixe macht, „propagiert" nördlich anschließenden Gebiet (Lausbergs die lateinische Metaphonie - in Form einer streng „Mittelzone") hingegen -ebenso wie in Sardinien phonologischen Regel - lautliche Information, - keine Veränderungen im Öffnungsgrad eintredie ursprünglich in der Endsilbe des Wortes „be- ten, hat der größte Teil Italiens („neapolitanische heimatet" war, in die vorangehenden Silben bis Zone") und mit ihm der gesamte Norden und Westen der Romania die Kurzvokale l E Ü Ö um einschließlich zur Tonsilbe. Im Extremfall kann jeweils eine Stufe geöffnet. Es ist dies ein Vordiese sprecherseitige Vorwegnahme einer lautligang, wie er in verschiedenen Gegenden zu je chen Eigenschaft bis zum Wortanlaut durchdrinverschiedenen Zeiten stattfindet, z.B. heute im gen; das möge das surselvische Wort für 'rot', ein Fortsetzer von lat. COCCINUS 'scharlachfarben' ex- größten Teil des deutschen Sprachgebietes (mit emplarisch veranschaulichen; der Einfachheil Ausnahme von Bayern und Österreich), im Dänihalber seien nur die beiden Formen des Mask. Sg. schen, Schwedischen, Niederländischen, Engliausgewählt, von denen die prädikative auf den schen, aber auch im Emilianisch-RomagnoliNominativ, die attributive auf den Akkusativ zu- schen sowie im kanadischen Französisch. - Währückgeht (i« mir tgietschen 'eine rote Mauer'; // rend die Schließung von E O bewirkt, daß nur noch Ö £ (AE) als metaphoniefähige Tonvokale mir ei cotschens 'die Mauer ist rot'): übriggebleiben, und die Bewahrung der lateinischen Öffnungsgrade lediglich dazu führt, daß CÖCCINUM /-u/ COCCINUS /-US/ beim späteren Zusammenfall von Lang- und tgietschen cotschens Kurzvokalen keinerlei Komplikationen entsteDer Unterschied in der lateinischen Auslautsilbc hen, hat die Öffnung von IE Ü Ö weitreichende (Nasalierung —> Länge —» Geschlossenheit) hat Konsequenzen für das Funktionieren der Metahier über den Öffnungsgrad des Vokals der Mit- phonie. Neben der Großräumigkeit des Phänotelsilbe auf denjenigen des Tonvokals eingewirkt mens der Öffnung spielt dabei der Umstand mit, (/9/ im Nominativ vs. /o/ im Akkusativ), so da B daß sowohl die Metaphonie bewirkenden Ausbei späteren Veränderungen im betonten Voka- lautsilbenvokale als auch die Metaphonie erfahlismus (/o/ > /uo/ > /üö/ > lief) zwei im Timbre renden Tonvokale, ja sogar die Mittelvokale in verschiedene Vokale resultieren, von denen der Proparoxytona, für die beides zutrifft, von der eine schließlich noch die Palatalisierung des an- Öffnung betroffen werden. Im weiteren Verlauf lautenden /k/ bewirkt hat. - Nicht ganz so schla- ist dann die regional unterschiedliche Entwickgend sind Beispiele aus einem größeren süditalie- lung im Vokalismus der unbetonten Auslautsilbe nischen Dialektgebiet (Abruzzen, Teile von entscheidend dafür, ob die Metaphonie unter Apulien, Lukanien, Kampanien), etwa die 2. und Umgestaltung bewahrt oder aber - bis auf Relikte 3. Pers. Sg. Präs. Ind. von durmi 'schlafen': aus - aufgegeben wird. Zwar entsteht im Öffnungsgevorlat. DÖRMIS(I) : DÖRMIT(I) (cf. Leumann 1963, biet zunächst in der unbetonten Auslautsilbe ein 302s.) wird bei allgemeiner Vokalkürzung vor -T einheitlich fünfgliedriges Vokalsystem gemäß (cf. Leumann 1963, 103) lat. DÖRMIS : DÖRMIT, dem Entwicklungsschema daraus unter Abfall der auslautenden KonsonanÄ Ä Ö Ö Ü Ü ten und frühromanischen Vokalwandlungen /dormi/ : /dgrme/, später /dusrm/ : /dorm/ und mancherorts schließlich /durm/ : /dorm/ (cf.
102. Romanische Dialinguistik
157
als zugewiesenen Lautungen. Letztere tendieren langfristig immer zum Abbau infolge unablässiger lautlicher Schrumpfung (Lüdtke 1980a, 11-14 und 187-192; 1986, 14-23); gleichzeitig können neue Markierungssysteme entstehen, welche die Funktionen der alten übernehmen oder sie andersartig ersetzen. Oftmals geschieht das in Form von Umpolung (d.h. Wechsel des Platzes relativ zum Lexem); so ist der Wandel vom Latein zu den heutigen romanischen Mundarten - wie Baidinger (1968, 87-106) - Auslautsilbenvokale: Von den lateinischen Vo- gezeigt hat - ein lehrreiches Beispiel für die Erkalen verlieren Ü ihre Metaphoniewirkung; setzung postponierter durch präponierte Flexion. es verbleiben / Ü (Endungen -// -75 / -IM bzw. An Flexionsteilsystemen sind zu unterscheiden diejenigen der Nomina, Pronomina und Verben. •Ol-OS l-UM); - Tonvokale: Es entsteht ein vierstufiges System /u : o : D : a : : e : i/, wobei /u/a/i/ grundsätzlich 3.1. Nominal flexion nicht metaphoniefähig, / / / traditionell meta- Die aus dem Indogermanischen ererbten Flephoniefähig, /o < Ö/e < E/ desgleichen, /o < xionskategorien des Lateins sind: Kasus, NumeÜ/e < II hingegen traditionell nicht metapho- rus, Genus, Flexionsklasse; während die beiden niefähig waren. Aus diesem Durcheinander ersteren beim Sprechakt der autonomen Selekgab es mehrere mögliche Auswege, die in re- tion unterliegen, sind die beiden letzteren mit gionaler Unterschiedlichkeit auch tatsächlich dem jeweiligen Lexem solidär (sie „gehören zum beschritten worden sind: (a) Beseitigung der Lexikoneintrag"). Die Kennzeichnung von KlasMetaphonie, (b) Morphologisicrung der tradi- se, Kasus, Numerus erfolgt als Suffigierung, die tionellen phonologischen Metaphonieregel, des Genus extern durch «adiecta» (qualifizieren(c) phonologisch konsequente Ausdehnung de Adjektive, Demonstrativa, Possessiva usw.); der Metaphonieregel auf < Ü/ < / mit der auch Nullkennzeichnung kommt vor. Das diaMaßgabe, daß im entstandenen vierstufigen chronische Geschehen läßt sich knapp wie folgt System zweierlei Alternanzen /D — / ~ e/ und beschreiben: /o ~ u/e ~ i/ entstehen (cf. Rohlfs 1949, vol. l, 51-56 et passim; Lüdtke 1979a, 64), z.B. - ersatzloser Abbau der Flexionsklassenunter/gnssa : grossu l bdla : bellu l rossa : riissu l schiede (am stärksten im Westen einschließlich negra : nigrul. Beseitigung der Metaphonie (a) Sardinien, weniger ausgeprägt in Graubünden, - unter Hinterlassung weniger Relikte - finden Italien, Rumänien); wir (von kleinen Räumen abgesehen) in der - mit Ausnahme des Rumänischen Abbau der Toskana, in weiten Teilen Oberitaliens, im postponierten Kasuskennzeichen; weitfranzösischen, okzitanischen, katalanischen gehende Ersetzung der Kasusfunktionen durch sowie im größten Teil des spanischen Sprachandersartige Mittel (Präpositionen; Stellung gebiets, die Morphologisierung (b) im Portuder Phrasen im Satz); giesischen und Galicischen, im Surselvischen - die sich herausbildenden Artikel (bestimmter sowie in Teilen Norditaliens, die Ausdehnung und unbestimmter) übernehmen zusammen (c) unter sehr verschiedenartigen Umgestalmit anderen Nominalsatelliten (Possessiva, tungen (darunter auch Diphthongierung der Demonstrativa) die Kennzeichnung von Genus Metaphonievokale /o/s/) in Rumänien, Südund Numerus; gleichzeitig Abbau der alten sufund Mittelitalien (außer Toskana und kleinen figierten Numeruskennzeichnung; angrenzenden Gebieten) sowie in Asturien - die Kategorie Genus wird in regional sehr verund Leon und im kantabrischen Gebirge (cf. schiedener Weise umgestaltet, nämlich: Penny 1978, 26-56). (a) im Rumänischen: formaler Zusammenfall (Synkretismus) von Neutrum und Masku3. Flexion linum im Singular, von Neutrum und FeBei der diachronischen Betrachtung der Flexion mininum im Plural; teilweise semantische sind zum einen Teilsysteme gemäß der syntaktiNeumotivierung (+ belebt) der maskulinen Pluralform; schen Verwendung der Lexeme („Wortarten") zu unterscheiden, zum anderen muß getrennt (b) im Sardischen sowie im südlichsten Teil werden zwischen Kategoriensystemen als Organides italienischen Sprachgebietes: völliger sation von Selektionszwängen (Lüdtke 1979b, Zusammenfall von Neutrum und Maskulinum; 74-77; 1980a, 240-243) und Kennzeichnungssyim weiteren Verlauf bleibt diese Skala jedoch nur hier und da für längere Zeit - oder gar bis heute erhalten; in anderen Gebieten wird sie durch Zusammenfälle /o = u/ bzw. /o = u/ und /e = i/ zur vier- bzw. dreigliedrigen Skala reduziert. Nur dort, wo die Fünferskala längere Zeit bzw. bis heute erhalten geblieben ist, konnte die Metaphonie - wenngleich unter Umgestaltung - fortbestehen. Im einzelnen gelten nachstehende Regeln:
158
IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
(c) in der übrigen Romania, und zwar von der Linie der Ü-Öffnung (-> 65, 4.1.2.1.) im westlichen Lukanien an (Lüdtke 1979a, 70) nach Norden: Umfunktionierung der Opposition Maskulinum : Neutrum in eine neu motivierte Opposition + zählbar : —zählbar (weniger adäquat: „Singular" vs. „Kollektiv"; cf. Alonso 1958,1-24; Lüdtke 1965, 493-496; 1979a, 66-70 und 96). Diese Unterscheidung stützte sich auf ein fünfgliedriges System /u : o : a : e : i/ der unbetonten Auslautsilbenvokale - in ähnlicher Weise, wie die phonologische Metaphonieregel (cf. 2.5.) von ihm abhing-und konnte sich nur dort, wo jene Fünferskala lange genug bewahrt blieb, d.h. in Asturien und Kantabrien sowie in einem ausgedehnten Gebiet vom nördlichen Lukanien und Apulien bis zur ungefähren Linie Rom - Ancona, bis heute halten; anderenorts bleiben Reste, wie z. B. im Kastilischen die Unterscheidung von drei Artikelformen el : la : lo. Dabei besteht kein direkter Zusammenhang zwischen Metaphonie und Opposition -(-/-zählbar; ihre Erhaltung in denselben Gebieten beruht lediglich auf der Identität der Bedingungen, die ihrer beider Erhaltung ermöglichten. Wohl aber besteht ein Zusammenhang zwischen Zählbarkeitsopposition und (/-Öffnung.
erhalten; nur im Französischen und Norditalienischen neigt sie zum Abbau. 3.2.2. Genus/Numerus Diese beiden Kategorien sind in der Pronominalflexion weitgehend stabil. Wo die Substantive heute noch drei Genera aufweisen (cf. 3.1.), gilt dasselbe für Possessiva, Demonstrativa und Personalpronomina. Letztere weisen auch in dem Gebiet, wo die Substantive nur Maskulinum und Femininum kennen, stellenweise eine besondere Neutrumform auf, mit der auf Sachverhalte (im Unterschied zu Gegenständen) referiert wird. 3.2.3. Kasus Während die formale Unterscheidung von Akkusativ und Ablativ in der gesamten Romania radikal (und wahrscheinlich schon sehr früh) beseitigt worden ist und der Vokativ von vornherein in der Pronominalflexion so gut wie nicht vertreten war, haben sich die übrigen Kasusoppositionen hier besser erhalten als im Nominalsystem. Lediglich der Genitiv wird ganz eliminiert, indem er funktioneil mit dem Possessivum verschmilzt, was umgekehrt dazu führt, daß ältere Genitivformen von ILLE (rum. lui, lor; it. loro, frz. leur) zu Possessiva der 3. Person werden. 3.2.4. Klitika
3.2. Pronominalflexion Bei den diversen Pronomina überschneiden sich Kategorien der Nomina (wie Kasus, Numerus, Genus) mit solchen der Verben (wie Person, Numerus). Diachronisch betrachtet, ist die romanische Pronominalflexion charakterisiert durch: einen konservativen Grundzug, die lautliche Auseinanderentwicklung zwischen betonten Formen und etymologisch mit ihnen identischen Klitika und schließlich Analogiebildungen gemäß dem Flexionsmuster von QUI/QUIS. 3.2.1. Person Für Personalpronomina und Possessiva gibt es ein gemeinromanisches Repertoire mit nachstehendem Anlautflexionsschema: Singular Plural
1. Fers. MN-
2. Pers. TV-
3. Pers. S- IlLLS-IILL-
Bis auf ILL- ist dieses Schema nicht nur schon lateinisch, sondern sogar aus dem Indogermanischen ererbt. Die einzige im Latein bestehende (und ebenfalls ererbte) Unregelmäßigkeit EGO/ M- in der 1. Pers. Sg. ist in der Romania zumeist
Gemeinromanisch (die Ausnahme des Bündnerischen datiert aus den allerletzten Jahrhunderten) werden Objektpronomina zu Pro- oder Enklitika beim Verb (Ramsden 1963, 25-189), sofern sie nicht emphatisch betont oder von Präpositionen begleitet sind. Im Französischen, Norditalienischen und Friaulischen werden auch Subjektpronomina von dieser Regelung betroffen. In Mittel- und Süditalien kamen bzw. kommen ferner Possessiva als Enklitika beim Substantiv vor. - In der Verbalphrase bahnt sich hier eine Umorganisation im Sinne einer Inkorporierung von Pro-Aktanten an, so daß man mit Bossong (1980, 1—3) analog zum Baskischen oder Ungarischen von einer romanischen „Objektkonjugation" sprechen kann. 3.2.5. Proportionsanalogie Nach dem Flexionsmuster qui (Rectus): cui (Obliquus) sind ILLE, ISTE, ALTER umgebildet worden; darauf gehen it. egli, asp. elli I it. questi, asp. aquesti l it. altri, asp. otri l it. altrui, frz. autrui zurück; entsprechendes gilt für die Kurzform lui (rum., it., frz.). Ähnlich hat das Muster QUIS/ QUEM/QUID gewirkt: aus ihm erklären sich asp. otrien, it. altrettanto ( *ALTERID-TANTUM). Die ur-
702. Romanische Dialinguistik
sprüngliche geographische Ausdehnung dieser Neuerungen ist noch nicht bekannt. 3.3. Das Kasus/Numerus-System Die diachronische Diskussion über das lateinischromanische Kasus/Numerus-System wird beherrscht von Fragen nach dem materiell-etymologischen „Fortleben welcher lateinischen Form?" in bestimmten einzelsprachlich romanischen Formen, z.B. des -e im Fern. Pl. des Italienischen (case, amiche; cf. Lüdtke 1980b, 121) „-AE (Nom. Pl.) oder -AS (Akk. Pl.)?". - Besser wäre es eigentlich, wenn man statt dessen eine „zeitpositive" (—»65,4.2. und 4.3. und 5.) Beschreibung der Gesamtentwicklung des Kasus/Numerus-Systems durchführte; Fragestellungen obiger Art würden darin aufgehen. Leider stoßen wir dabei auf ein gravierendes Handikap: Die spätlateinischen Texte lassen zu diesem Thema äußerst wenig über die volkssprachliche Entwicklung durchschimmern, und zur Zeit des Auftretens der ersten romanischen Texte war das meiste schon gelaufen. Daher kann die Beschreibung des Wandels nur mittels Vergleichs der romanischen Mundarten durchgeführt werden. - Entscheidende Faktoren, welche die Systemdiachronie steuern, sind: - die ständige Möglichkeit der Übernahme von A^zmyfunktionen durch Präpositionen und/ oder syntaktische Mittel und - daraus mittelbar resultierend - der Primat der Numerusfunktion bei der suffigierenden Kennzeichnung am Lexem; - die regional unterschiedliche Abnahme an Distinktivität in den unbetonten Auslautsilben (Vereinfachung des Vokalsystems durch Zusammenfälle; Schwund bzw. Erhaltung von -5, cf. Geckeier 1976, 272-279); - die Frequenzhierarchie, aufgrund derer der Singular über den Plural, Nominativ und Akkusativ über die übrigen Kasus dominieren, einschließlich der relativ größeren Häufigkeit des Nominativs (mit Subjekt- und Anredefunktion) bei Bezeichnungen von Lebewesen, des Akkusativs bei sonstigen Substantiven (Winter 1971,59-60). Die romanische Entwicklung verläuft in folgenden Etappen: (1) gemeinromanischer Zusammenfall von Ablativ und Akkusativ; (2) Spaltung in Rumänisch und übriges Romanisch: dort (wohl aufgrund sehr frühen Schwundes von -5) Zusammenfall von Nominativ und Akkusativ und Fortleben eines davon unterschiedenen Genitiv/Dativs; hier Wegfall von Genitiv und Dativ (abgesehen von Dativresten im Bündnerromanischen) unter Übernahme ihrer Funktionen durch Präpo-
159
sitionen, z. T. auch durch den Akkusativ; (3) Verallgemeinerung des Akkusativs als Einheitskasus beim Nomen in Sardinien und auf der Pyrenäenhalbinsel vs. mehr oder weniger längerer Erhaltung des Zweikasussystems in Frankreich, Graubünden und Italien, wo dieses entweder als solches bis heute fortlebt oder in mittelalterlichen Texten üblich war oder zumindest in Form von gemischter Fortsetzung lateinischer Nominativu n d Akkusativformen ein früheres Zweikasussystem durchscheinen läßt. 3.4. Verbalflexion Die lateinisch-romanische Verbalflexion als System von Selektionszwängen (cf. 3.) läßt sich gemäß ihrer Kennzeichnungskonventionen untergliedern in (bis zu fünf) Flexionsklassen, in ein Pl N (Person/Numerus)- und ein (Tempus/ Modus/Aspekt)-Teilsystem mit je charakteristischen Entwicklungstendenzen. Im Rahmen des universalen Sprachwandelgesetzes mit seinen drei Parallelprozessen (lautliche Schrumpfung, semantaktischer Zuwachs und syntagmatische Verschmelzung; cf. Lüdtke 1980a, 11-15 und 187- 216; 1986, 14-31) und der Gegebenheiten sprachlicher Ökonomie (Lüdtke 1984b, 756— 758) entwickeln Flexionssysteme autonome Organisationsweisen und - als Folge davon - spezifische Entwicklungsdynamik (Wurzel 1984, 85-89 und 133). Dieses Ineinandergreifen universaler und einzelsprachlicher Tendenzen soll hier (cf. 3.5.1.) in einer Fallstudie aufgezeigt werden, bevor die Diachronie der drei Teilsysteme (cf. 5.3.2.-4.) skizziert wird. 3.4.1. Markiertheitsabbau bei der Betonung der Verbformen Nach streng orthodoxer Auffassung hängt der lateinische Wortakzent ganz von der Silbenstruktur der Wörter ab (sogenanntes Dreisilbengesetz, cf. Leumann 1963,181); erst beim Zusammenfall von Lang- und Kurzvokalen (cf. 2.2. und 2.5.) wird er autonom. In bestimmten Fällen ist diese Akzentregelung jedoch in der Volkssprache schon vorher durchbrochen worden ^Lausberg vol. l, § 149): bei mutacum liquida (tenebrae), bei Hiatusvokal in der Mittelsilbe (muliire) sowie bei „rekomponierten" Präfixverben (DI'SPÜCET > displäcet, cONTiNET > contSnet). Nicht so unumstritten ist der Fall der „verkürzten Perfektformen" (laudasti < LAUDAVISTI, Kühner/Holzweissig 1912/1986, 776-788), für die bereits Mussafia (Meyer-Lübke 1886, 244-245) die m.E. einleuchtendste Erklärung gegeben hat: Am Anfang stand die Vereinheitlichung der Akzentstelle im gesamten Perfektstamm der regelmäßigen Konjugationen mit -VI-; es ist also auszugehen von
160
IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
nachstehendem Betonungsschema (hier nur für die -Konjugation angegeben): laudavi laudavisti
laudavit laudavimus laudavistis lauddverunt
laudaverim laudaveris laudaverit laudaverimus laudaveritis laudaverint
laudaveram laudaveras laudaverat laudaveramus laidaveratis laudaverant
laudavissem laudavisses laudavisset laudavissemus laudävissetis laudavissent
Nach der Vereinheitlichung der Akzentstelle wurden die entstandenen Formen hinsichtlich ihrer Silbenstruktur wiederum an das gegebene System angepaßt, und zwar durch Tilgung überzähliger Zwischensilben; so ergab sich im Ind. Perf. das für Terenz gültige Formeninventar (MeyerLübke 1886,247) nach dem Muster: laudavi laudavimus
laudästi laudästis
laudavit laudarunt,
womit die normale Abhängigkeit des Wortakzents von der Silbenstruktur wieder hergestellt war. Jeder andersartige Erklärungsversuch müßte mit der Tilgung betonter Silben operieren, was schwer einleuchtet. - Was die übrigen Formen des Perfektstammes betrifft, ist hier das Infix -VII-VE- generell getilgt und langer Vokalismus in der verbleibenden Mittelsilbe gekürzt worden. Das ist - unter Berücksichtigung von -avi > -ai analog zu lautgesetzlichem -n < -ivi - die sowohl in lateinischen Texten belegte als auch aufgrund des Vergleichs der romanischen Mundarten als gemeinromanisch vorauszusetzende Ausgangsbasis für alle weitere Entwicklung. - Im Sinn der Markiertheitstheorie handelt es sich bei dem oben skizzierten Vorgang um einen typischen Konflikt zwischen phonologischer und morphologischer Natürlichkeit. So klar die strenge lateinische Akzentregel auch war, sie mußte - namentlich bei den so häufigen Schnellsprechformen - zu beträchtlichen neuen Unregelmäßigkeiten in der Konjugation führen. Dort gab es in den verschiedenen P/N-Paradigmen (cf. 3.5.) zwei vorherrschende Akzentuierungsmuster, das kolumnale und dasjenige mit Akzentverlagerung um eine Silbe in der4. +5. P/N; z. B.:
1. P/N 2. 3. 4. 5. 6.
P/N P/N P/N P/N P/N
facio facis facit facimus facitis faciunt
laudo laudas laudat laudamus landaus laudant
faciebam faciebas faciebat faciebämus faciebatis faciebant
Kolumnale Akzentuierung ist natürlicher (im Sinne der Markiertheitstheorie) als Akzentwechsel; letzterer ist zwar markiert, jedoch wegen seiner spezifischen Häufigkeit in der lateinisch-romanischen Konjugation als systemangemessen (Wurzel 1984, 86-90) zu bewerten. Jedenfalls gilt dies
für den oben beschriebenen Fall; anders hingegen steht es mit laudaverat : laudaveramus, wo der Akzent gleich um zwei Silben verlagert wird: dieser Fall hat eine vergleichsweise sehr geringe Tokenfrequenz. Ähnliches gilt auch für laudavi: laudavisti usw.: Der Akzentwechsel erfolgt in diesem P/N-Paradigma gemäß einem Schema 1.3.4. vs. 2.5.6., was nur hier vorkommt. Daher sind beide Fälle als übermarkiert anzusehen. Der festzustellende Sprachwandel in diesem Sektor vollzieht sich nach folgenden Prinzipien: - Abbau der vorhandenen Übermarkiertheit zugunsten des natürlichen kolumnalen Akzents im gesamten Perfektstamm der regelmäßigen Konjugation in allen romanischen Mundarten (soweit überhaupt Formen des Perfektstammes bewahrt sind); - Konflikt zwischen Natürlichkeit (kolumnaler Akzent) und Systemangemessenheit (Akzentwechsel vom Typ laudat: laudamus), der sich vom Perfektstamm auf andere P/N-Paradigmen des T/M/A-Teilsystems (cf. 3.5.) ausweitet, wobei in offenbar älterer Zeit der Akzentwechsel Fortschritte gemacht hat; cf.: Nuoresisch fako fakes faket fakimus fakies faken
Portugiesisch fafo fazes fai fazemos fazeis fazem
Spanisch hago haces hace hacemos haceis hacen
Diesen Erfolgen im Indikativ Präsens stehen Verluste im Indikativ Imperfekt sowie im Konjunktiv Präsens gegenüber; man vergleiche die nachstehenden Beispiele (der Kürze halber nur für die 3. und 4. P/N): Korsisch mandava mandi
: mandävamu l temia : mandimu l temi
temiamu temimu
Portugiesisch louvava '. louvavamos l fazia
: faziamos
Asturisch (Somiedo) pasaba : pasabamus l cumfa (pase : pasemus) I coma
cwniamus comamus
Während die einschlägigen Konj. Präs.-Formen sich außer in Korsika vor allem in spanischen und portugiesischen Mundarten finden, haben die Ind. Impf.-Formen eine viel weitere Verbreitung auch im italienischen, rätoromanischen und okzitanisch-katalanischen Sprachraum, ohne jedoch eine zusammenhängende Fläche einzunehmen. Das weist auf Polygenese, d.h. geographisch und zeitlich gestreute Einzelneuerungen,
102. Romanische Dialinguistik die jedoch ihren gemeinsamen Auslöser im Markiertheitsabbau haben. 3.4.2. Flexionsklassen Bei Zugrundelegung des Infinitivs weist das Lateinische vier, bei Berücksichtigung der Präsensform fünf Flexionsklassen auf; autonome zeitnegative Rekonstruktion (—>· 65 4 2 1 1 3 ) führt eher zu drei solchen Klassen, die sich im Portugiesischen und Sardischen (Logudoresischen) noch deutlich, im Südlukanischen (Lüdtke 1979a, 59) nur mehr relikthaft abzeichnen. Infolge sekundärer unterschiedlicher Angleichungen zwischen E- und I-Klasse sind es kurioserweise zumeist gerade nicht dieselben Formen, die die alte Dreiklassigkeit belegen; cf. Etymon
Logudoresisch
Portugiesisch
(Blasco Ferrer 1986, 129-31) CANTAS CANTAT CANTANT TIMES TTMENT DORMIS DORMIT *DORMINT CANTAMUS CANTATIS TIMEMUS TIMETIS DORMIMUS DORMms CANTARES CANTARET CANTARENT TIMBRES TIMERET TIMERENT DORMIRES DORMIRET DORMIRENT CANTAVIT CANTAVERAT (TIMUIT) (TIMUERAT) DORMIVIT DORMIVERAT
cantos cantat cantan times timet timen dormis dormit dormin cantamus cantades (timimus) (timides) dormimus dormides caniares cantaret cantaren timeres timeret timeren dormires dormiret dormiten —
cantos canta cantam temes lerne temen (dormes) (dorme) (dormem) cantamos cantais tememos temeis dormimos dormis cantares cantar cantarem ferneres temer fernerem dormires dormir dormirem cantou cantara temeu temera dormiu dormira
Diachronisch bedeutsam ist auch eine Einteilung in ,4-/Nicht-,4-Konjugation, die sich auf zwei lautliche Merkmale zugleich stützt, nämlich -AT: -ET im Präsens Indikativ, -ET : -(X)ATim Konjunktiv, sowie -ABAT : -(I)EBAT im Indikativ Imperfekt. Aufgrund dieser Gegebenheiten wird die Weiterentwicklung - die grundsätzlich in Richtung auf Abbau der Flexionsklassenunter-
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schiede verläuft - gemäß zwei rivalisierenden Prinzipien gesteuert. Stein des Anstoßes ist namentlich die 6. P/N Präs. Ind. mit den Formen -ANT 1 -ENT 1 -UNT 1 -WNT; während eine westliche Zone (Pyrenäenhalbinsel, Sardinien, Kampanien, Lukanien, Kalabrien) zum Dreiersystem -ant 1 -entl -int (statt -iunt) tendiert (log. nuor. kantan - faken -finin), das später freilich wegen Zusarnmenfalls von E und /in unbetonter Silbe immer mehr Züge eines Zweiersystems annimmt, haben Rumänien, das adriatische Süditalien, die Toskana und Frankreich von vornherein die Nicht-A-Endungen zu -unt (nach DICUNT usw.) vereinigt, daher rum. zic,fac (< *FACUNT), südapul. dikunu,fakunu gegenüber sp. dicen, hacen mit Palatalisierung des -C- < *DICENT, *FACENT). - Der Flexionsklassenabbau ist am weitesten fortgeschritten im gesprochenen Französisch, wo nur noch der Unterschied zwischen Einheitsstämmen wie parl-llou- und alternierenden Stämmen wie /per(d)/, /fl0ri(s)/ neben den Infinitiven auf die ehemaligen Flexionsklassen hinweist. 3.4.3. P/ N (PersonlNumerus)-System Von den lateinischen P/N-Endungen haben die vollsilbigen -MUS 1 -TIS überall die lautliche Schrumpfung überstanden, -NT nur im Französischen und Teilen des italienischen Sprachgebietes nicht, - T fast nirgends (außer in Sardinien und im kalabrisch-lukanischen Grenzgebiet). Bemerkenswert ist, daß in der 2. Pers. Sg. sowohl im Italienischen als auch im rumänischen Sprachgebiet sich anstelle des geschwundenen -S eine sekundär entstandene Kennzeichnung -/ etabliert hat. Cf. die folgende Übersicht, in welcher nur (nahezu) einheitliche P/N-Kennzeichnungen berücksichtigt werden: P/N
2.
4.
5.
6.
campid. logud. gal. äst. pg. sp. kat. gask. nizz. surs. friaul. it. rum. frz.
-s -s -s -5 -s -5 -s -5 -s -j -s -/ -;'
-us -mos -mos -mos -mos -mos -m -m -n -n -n -mo -m -ö
-is -es -des -is -is -is -u -ts -s -s -s -te -(i -e
-nt -n -n -n -m -n -n -n -n -n -n -no
Die Tendenz zu einheitlicher P/N-Kennzeichnung bei den einzelnen Kategorien ist umgekehrt proportional zu deren Häufigkeit.
162 3.4.4.
IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen (Tempus/Modus/Aspekt)-System
Diachronisch-vergleichend betrachtet, ist das romanische T/M/A-System einerseits charakterisiert durch Stabilität bestimmter konstitutiver Selektionskategorien, wie Indikativ : Konjunktiv, passe : imparfait sowie markierten Futur- und Vergangenheitsformen, die in Opposition zum unmarkierten Präsens stehen, andererseits durch vielfältigen Wandel der Kennzeichnungsmittel. Auffällig ist dabei - im Vergleich etwa zu anderen europäischen Sprachfamilien - die große Zahl von Hilfsverben, die gemäß einem universal gültigen Prinzip (Lüdtke 1980a, 205-213) die Funktion lautlich schrumpfender und folglich immer schwerer identifizierbarer Morpheme übernehmen, wobei der gemeinromanische Zug zur Prädeterminierung anstelle lateinischer Postdeterminierung (Baidinger 1968, 87-106) deutlich hervortritt. Diese Hilfsverben (neben den gemeinromanisch verbreiteten HABERE und ESSE sind es vor allem VADERE und VENIRE, daneben *VOLERE Statt VELLE, DEBERE, TENERE, STARE) dlC-
nen vornehmlich zur Kennzeichnung von Futur-, Vergangenheits- und diversen Aspektformen. Ein besonders lehrreiches Kapitel ist die regional gestaffelte Entwicklung der Erzähltempora mit Vordergrundreferenz, für die eine nuancierte Untersuchung von Martin Harris (1982, 49-59) vorliegt. 4. Bibliographie (in Auswahl) Alonso, Dämaso, Metafonia y neutro de materia en Espana, ZrP 74 (1958), 1-23. Baidinger, Kurt, Post- und Prädeterminierung im Französischen, in: id. (ed.), Festschrift Walther von Wartburg zum 80. Geburtstag, 18. Mai 1968, vol. ^Tübingen, Niemeyer, 1968, 87-106. Blasco Ferrer, Eduarde, La lingua sarda contemporanea, Cagliari, Delia Torre, 1986. Bossong, Georg, Aktantenfunktionen im romanischen Verbalsystem, ZrP 96 (1980), 1-22. Ferguson, Charles A., Diglossia, Word 15 (1959), 325-340. Geckeier, Horst, Sigmaphobie in der Romania? Versuch einer funktioneilen Bestimmung, ZrP 92 (1976), 265-291. Harris, Martin, The "Past Simple" and the "Present Perfect" in Romance, in: Vincent, Nigel/Harris, Martin (edd.), Studies in the Romance Verb, London, Croom Helm, 1982,42-70. Keller, Rudi, Sprachwandel. Von der unsichtbaren Hand in der Sprache, Tübingen, Francke, 1990. Kühner, Raphael/Holzweissig, Friedrich, Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache, vol. l, Hannover, Hahn, 21912 (Nachdruck ibid., 1986). Lausberg, Heinrich, Romanische Sprachwissenschaft, 3 vol., Berlin, de Gruyter, 1962-. Leumann, Manu, Lateinische Laut- und Formenlehre, München, Beck, 1963. Lüdtke, Helmut, Die Entstehung romanischer Schriftsprachen, VR 23 (1964), 3-23 (auch in: Kontzi,
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103. Gemeinromanische Tendenzen l. Phonetik
163
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103. Gemeinromanische Tendenzen l. Phonetik
1.2.
Tenderize romanze comuni I. Fonetica 1. Element! di fonetica del latino volgare 2. Dal latino volgare agli esiti romanzi 3. Bibliografiaselettiva
1.
Elemen ti di fonetica del latino volgare
1.1. Introduzione La trattazione e suddivisa in due parti: 1) Nella prima (cf. 1.2.ss.) vengono descritti i principal! fenomeni ehe caratterizzano, sul piano fonetico, il latino volgare e la latinitä tarda, riferendo per ogni singolo fenomeno, sia testimonianze tratte da fonti diverse (epigrafiche, commenti di grammatici, attestazioni di autori classici e postclassici, ecc.) e sia, per quanto possibile, fornendo notizie relative alia cronologia dei singoli fenomeni. 2) Nella seconda (cf. 2.1.ss.) vengono analizzati i principal! fenomeni ehe interessano Tevoluzione fonetica dal latino volgare e dalla tarda latinitä fino alle continuazioni romanze. Di ogni singolo fenomeno, opportunamente esemplificato, si esaminano gli esiti nei diversi, principal! ambiti romanzi e se ne stabiliscono, per quanto possibile, le tappe nell'evoluzione e la relativa cronologia. Infine, per i fenomeni di maggior rilievo, si indicano, tenendo conto di studi di orientamento diverso, le interpretazioni proposte. 1.1.1. Nella descrizione dei fenomeni, dei quali si privilegiano quelli ehe, per il loro ricorrere, interessano ampie sezioni della Romania, si procede seguendo la seguente scansione: dai fatti di prosodia (accento), considerati come una delle principal! component! ehe hanno condizionato l'evolversi delle lingue romanze, ai problemi del vocalismo e, infine, ai problemi del consonantismo.
Helmut Lüdtke, Kiel
Accento
1.2.1. Nelle fasi piü antiche della latinitä, in epoca preletteraria, il latino doveva essere caratterizzato da un accento dotato di una notevole intensitä iniziale, cui si devono indebolimenti di vocali atone, dipendenti dalla natura della sillaba (aperta vs. chiusa: cosi/acio maconficio < *con+facio con /a/ > /i/ in sillaba aperta; barba ma imberbis < *in+barba con /a/ > /e/ in sillaba chiusa) o cadute di vocale postonica (validus in coppia con valde). L'accento latino classico non aveva un ruolo fonologico (distintivo), occupava una posizione prevedibile ed era determinato dalla quantitä della penultima sillaba: se era lunga, essa portava l'accento (dicebat), se era breve, invece, 1'accento risaliva sulla terzultima (dicere). I grammatici latini lo definivano come «musicale», ma e probabile (Pisani 31962, 11) ehe «essi, cui i loro maestri greci avevano soltanto insegnato a distinguere un accento musicale accentus, traduzione di , abbiano solo posto mente aH'elemento musicale ehe non manca del tutto nemmeno neue lingue con accento prevalentemente espiratorio; ne e impossibile ehe, sotto l'influsso greco, le persone colte affettassero una elevazione di voce nella sillaba accentata». Sulla natura «musicale» dell'accento latino preclassico e classico si sono pronunciati numerosi Studiosi: per cui si veda Bernardi Perini (21967). 1.2.2. Parallelamente alia scomparsa della quantitä vocalica, l'accento latino diventö progressivamente dinamico e di intensitä. A partire dal sec. Ill a.C. esso era (Bernardi Perini 21967; Vidos 1959, 193; Wanner 1987, 215ss.) sicuramente espiratorio/dinamico. Tale caratteristica, congiuntamente al fatto ehe il latino, nel suo diffondersi e nel suo sovrapporsi come lingua del potere di Roma in territori ove erano parlate lingue caratterizzate da una mancanza di opposizione fonologica (neutralizzazione) tra vocali brevi e vocali lunghe, produsse un profondo mutamento sul piano dell'intero sistema fonologico. Tuttavia va
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
osservato ehe, malgrado i mutamenti intervenuti nel corso della diacronia del latino, la posizione dell'accento rimase sempre fissa: la sillaba ehe era accentata in latino resta, tendenzialmente, il vertice ritmico delle continuazioni romanze (Väänänen 31982, 78). Pompeo, epitomatore di Donato (sec. V), testimonia a proposito dell'indebolimento delle distinzioni fonologiche dovute a quantitä a favore dell'accento dinamico (GL V, 126, 31): «lila syllaba plus sonat in toto verbo, quae accentum habet. Ergo illa syllaba quae accentum habet plus sonat, quasi ipsa habeat maiorem potestatem». Tutte le vocali accentate non in posizione furono realizzate, nella pronuncia, come lunghe (intense) ed ebbero la tendenza, negli esiti romanzi, a subire un processo di dittongazione; le vocali in posizione vennero, invece, pronunciate brevi. Le regele della posizione nella tarda latinitä non erano tuttavia piü le stesse del periodo classico: seguendo una tendenza fonetica (ehe doveva essere vivace giä nel latino preistorico), nel latino volgare prende piede la tendenza a far posizione: cosi, l'occlusiva appare sempre unita alia sillaba precedente (ehe viene allungata) e, quando questa sia la penultima, prende l'accento tonico (cf. 1.2.3.). Ma, nel latino preromanzo, per quanto attiene agli effetti della opposizione di sillaba aperta vs. sillaba chiusa, la sillaba «muta cum liquida» non chiude, ne chiude il timbro di vocali originariamente aperte: cosi PATRE > fr. pere con /a/ > / /, come in sillaba aperta, vs. PARTE > fr. part e PETRA > it. pietra, con dittongazione, in italiano, della sillaba libera. Le vocali in sillaba libera sembra siano state pronunciate piü lunghe, anche quando la durata aveva cessato di essere fonologicamente distintiva: cosi, in buona parte della Romania (eccezion fatta per la Spagna), la tendenza al dittongamento interessa solo le vocali in sillaba libera (cf. 2.2.2.8.).
ra, it. moglie, fr. a. moillier, prov. molherlmoIher, cat. muller/moller, log. mudzere, spagn. mujer, port, molher, rum. muiere); filiolu(m) > FILJOLU (> it. figliolo);puteolis > PUTJOLIS (> Pozzuoli). Forme aeltipofiljolu(m), muljere(m), con allungamento della penultima vocale per effetto dell'accento, si incontrano nella poesia tarda a partire dal sec. V (Commodiano, Draconzio) e sono poi del tutto normali nel Medio Evo (Väänänen 31982, 79). La /j/ poteva poi essere assorbita dal contesto consonantico precedente :pariete (m) > PARJETE > it. parete. 1.2.5. Nel latino classico la maggior parte dei verbi composti avevano l'accento sulla preposizione: re-cipit, im-plicat, con-tinet. II latino volgare, invece, attesta la tendenza a spostare l'accento sulla radice: re-cipit, im-plicat, con-tinet stanno alia base delle continuazioni romanze: it. riceve, impiega, contiene, fr. reqoit, emploie, contient. La «ricomposizione» non agisce sui composti non analizzati, del tipo cottocat > it. cörica, rum. culcä, spagn. cuelga, fr. (U) couche; separat > it. scevera, fr. (il) sevre. 1.3.
Vocalismo del latino volgare
1.3.1. Nel vocalismo latino classico dominante era il ruolo della quantitä della sillaba tonica, caratterizzata da una precisa funzione fonologica, semanticamente connotata: cosi si avevano opposizioni tra mälum /'malum/ 'male' e mälum /'ma:lum/ 'mela', tra venit /'venit/ 'egli viene' (3a pers. sg. pres. ind.) e venit/Ve:nit/ 'egli venne' (3a pers. sg. perf. ind.), tra/od/f/'fodit/ 'egli scava' (3a pers. sg. pres. ind.) e/ödi//'fo:dit/ 'egli scavö' (3a pers. sg. perf. ind.).
1.3.1.1. II sistema fonologico del latino classico era articolato secondo una doppia serie di vocali e 1.2.3. Nella lingua letteraria il gruppo C + /r/ consonanti, le quali potevano apparire sia lunghe non faceva posizione: cathedra, integrum erano (intense, geminate) ehe brevi (semplici, degemiaccentate sulla terzultima sillaba. Cosi, Virgilio nate): le consonant! lunghe erano generalmente Aenais 11,187 «conditur in tenebras altum caligi- indicate dalla grafia (immo /'immo/ 'anzi' vs. imus ne caelum». Nel latino volgare - il fenomeno non Amus/ 'il piü basso'); non cosi, invece, le vocali era tuttavia sconosciuto anche nella latinitä classi- (rosa valeva sia per /'rosa/ ehe per /'rosa:/. La ca, in testi poetici -, tale gruppo consonantico fa definizione della quantitä vocalica e ricostruibile posizione: quindi si ebbero le forme cathedra, soprattutto grazie allo studio dei fenomeni metriintegrum, ehe stanno alia base delle continuazioni ci oltre ehe, ovviamente, grazie alia comparazioromanze: fr. a. cha'ire, fr. chaire; it. int(i)ero, ne. In latino erano pertanto possibili combinaziospagn. entero, ecc. ni diverse di vocali lunghe e brevi con consonant! lunghe e brevi (C = Consonante; V = Vocale): 1.2.4. Un caso a s6 era rappresentato dagli esiti W CC /"steilla/ stella di Id ed /i/ tonici, in penultima sillaba e seguiti W C /'so:lus/ solus immediatamente da vocale breve: l'accento tese a V CC /'gutta/ gutta cadere sulla vocale breve, mentre /e/ ed /i/, acquiV C /'rota/ rota stavano valore semivocalico /j/. Questo fenomeno ebbe vistose ripercussioni sugli esiti fonetici romanzi: muliere(m) > MULJERE (> it. a. moglie-
103. Gemeinromanische Tendenzen I. Phonetik
1.3.1.2. Nel latino volgare venne progressivamente meno la sensibilitä per la differenza di durata vocalica della sillaba tonica e, quäle elemento distintivo, alia durata si sostitui la tendenza a creare opposizione fonologica tra vocali aperte, esito delle antiche vocali brevi, e vocali chiuse, esito delle antiche vocali lunghe. Di questo processo, ehe fu sicuramente molto lento e, comunque, sia geolinguisticamente ehe diacronicamente assai variegato, abbiamo alcune preziose testimonianze: se ne hanno i primi indizi nelle iscrizioni pompeiane (Väänänen 31982, 18ss.); quindi, il grammatico Sacerdote (GL VI, 494), vissuto in etä dioclezianea, segnala il fenomeno, tacciandolo di «barbarismo»; un secolo piü tardi, Agostino (De doctr. Christ., 4,10,24), a proposito della resa delle vocali nel latino africano cosi commenta: «Afrae aures de correptione vocalium vel productione non iudicant» e insiste sul fatto ehe gli africani latinofoni non erano in grado di distinguere tra ös /os/ Osso' e ös /o:s/ 'volto, bocca'. Commodiano, vissuto all'incirca nel sec. V, costruisce finali d'esametro del tipo perspicere possit (Straka 1959,276ss.). La perdita progressiva della durata vocalica fu supplita da opposizioni fonologiche basate sul timbro (differenza di apertura): le sillabe toniche, qualsiasi fosse stata l'antica quantitä vocalica latina, furono rese tutte piü lunghe di quelle atone; le vocali brevi furono pronunciate con timbro aperto, le lunghe con timbro chiuso; inoltre, / ed /ü/ del latino classico, realizzate nel latino volgare con timbro aperto, dato ehe il loro timbro era assai prossimo a quello delle vocali chiuse immediatamente prossime /e/, /o/, confluirono ben presto in tali esiti. Nella bassa latinitä, eliminata l'opposizione tra vocali lunghe e brevi, si raggiunse cosi una sorta di «complementaritä» (Renzi 1985,153) tra vocale e consonante, cosicche, nel latino tardo, come nell'italiano moderno, si hanno solo due tipi: W V
C CC
Secondo Weinrich (1958), la riduzione a solo questi due tipi sarebbe la causa della perdita della pertinenza dell'opposizione fonologica delle vocali latine. Per la discussione su questo punto, importante anche Togeby (1960). Per quanto concerne il problema del crollo della quantitä latina (Quantitätenkollaps) e la fusione di singoli fonemi, Lüdtke (1956) nota la rilevanza, nel latino classico, della quantitä vocalica e la dipendenza da essa dell'accento. Eliminata progressivamente la quantitä vocalica, rilevante diventa l'accento. D'altra parte, la metafonesi (cf. 2.2.2.7.), giä presente nel vocalismo latino, produce la realizzazione dei fonemi latini Id, lol in due allofoni: quello chiuso in posizione metafonica, quello
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aperto in posizione non metafonica. Si sviluppano cosi, determinati dalla metafonesi, quattro gradi di apertura, non tutti ancora fonematici. La monottongazione del dittongo lat. /aj/ (ae) produce la fonematizzazione dei gradi di apertura determinati dalla metafonesi: la monottongazione di lat. /aj/ crea un fonema / :/ fino a quel momento sconosciuto al latino (in quanto, contemporaneamente, lungo e aperto, mentre prima erano possibili solo fonemi lunghi e chiusi, o brevi e aperti). Questo nuovo fonema determina lo squilibrio di tutto il sistema, lo «intacca» e porta infine al crollo del sistema quantitative latino. La tesi di Lüdtke spiega anche la fusione di /i/ e /e/, IM l e lol: il nuovo fonema / :/ (< /aj/) attira a se la / 7 latina e la fa aprire per crearsi un corrispondente fonema breve e aperto. La /e/, rimasta senza un corrispondente fonema breve e chiuso, attrae a se /i/ e ne determina la apertura. La catena di spostamenti determina quindi una triplice evoluzione: l'apertura di lat. / /, l'apertura di lat. /!/, la mancanza, per lat. / /, di un corrispondente fonema. Dato poi ehe la monottongazione simmetrica di lat. /aw/ e piü recente e non e panromanza, un'evoluzione analoga sull'asse velare e meno diffusa ed e cronologicamente seriore. Bonioli (1962), a questo proposito, sostiene invece piuttosto l'azione del sostrato osco-umbro sul latino volgare: a suo vedere, gli osci e gli umbri, nel loro processo di latinizzazione, avrebbero trapiantato nel loro latino le opposizioni dei gradi di apertura, rendendo inutili, in quanto ridondanti, le opposizioni tradizionali basate sulla quantitä. All'azione del sostrato osco sarebbe dovuta anche la asimmetria fra la fusione di Kl e /e7 e la fusione di IM/ e lol. L'osco avrebbe effettuato la fusione del vocalismo sull'asse palatale (l'alfabeto osco aveva addirittura un carattere speciale atto ad indicare il risultato della fusione), mentre, per la fusione del vocalismo sull'asse velare, si tratterebbe di un fenomeno autonome, avvenuto nel latino volgare in un momento successivo ma indirettamente «promosso» dall'osco. Weinrich (1958) spiega il collasso della quantitä vocalica del latino esaminando insieme, nelle reciproche interdipendenze, vocalismo e consonantismo. In latino la quantitä vocalica era originariamente indipendente dalla struttura sillabica: ogni V, sia lunga ehe breve, poteva trovarsi sia in sillaba aperta (terminante in V) ehe chiusa (terminante in C). Si potevano avere (come giä accennato in 1.3.1.1.) quattro sequenze possibili: 1) 2) 3) 4)
W + C C (stella) V + C C (gütta) V + C (güla)
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
II sistema latino lese ad eliminare le sequenze 1) e 4) e a mantenere le sequenze 2) e 3) quasi a voler creare un equilibrio quantitative: a V V segue C e, viceversa a V segue C C. Le sequenze non piü tollerabili nel sistema furono quindi eliminate in due modi: a')W + C C > V + C C (secondo il tipo lat. stella > it. stella (in cui Id e breve); a") V V + C C > V V + C (secondo il tipo stella > fr. a. esteile, fr. etoile attraverso una forma *stela; b')V + C > V V + C (procedimento normale nelle lingue romanze (Weinrich 1958,24); giä, del resto, stigmatizzato nella tarda latinitä da Consenzio, grammatico del sec. V: «quidam dicunt producta priore syllaba cum sit brevis»); b") V + C > V + C C (procedimento piü raro ma ehe spiegherebbe esiti del tipo: lat. > *pilla > *pillula > it. pillola). 1.3.2. Per buona parte della Romania la perdita delle distinzioni basate sulla quantitä portö ad una situazione ehe, per quanto riguarda il vocalismo tonico, puo essere cosi schematizzata: Lat. cl. Lat. volg. Preromanzo
i
c
i i
e
V e
e
a
a a a
o
o
u
3 o
u u
\/ o
u
Si tratta del cosiddetto «sistema qualitativo italico» ehe, presumibilmente partito dal territorio dialettale osco-umbro, accolto presto a Roma come pronuncia volgare, si diffuse per gran parte dell'Impero occidentale: Italia centrale; buona parte dell'Italia centro-meridionale (Campania, Abruzzo, Puglia settentrionale e centrale fino a Brindisi; Lucania settentrionale); Italia settentrionale, Dalmazia, Istria, Retoromänia, Galloromänia, Iberoromänia (Lausberg 1947, 295ss.; Lausberg 1971, 202; Väänänen 31982, 72-73). Per gli esiti romanzi cf. 2.2.1.
1.3.2.2. Nella Romania balcanica e nella Lucania Orientale (attorno a Castelmezzano, ad Ovest di Matera) si ha invece un «sistema di compromesso» (per i cui esiti cf. 2.2.1.), caratterizzato dal fatto ehe, per le vocali palatali, si impose il «sistema italico», mentre, per quelle velari, la quantitä del latino persistette piü a lungo, fondendosi come nel «sistema arcaico», tipico della Sardegna, della Lucania e dell' Africa: Lat. c l .
I
l
Lat. volg.
i
i
Preromanzo
e
e
c
V e
i
ä
ä
ö
ö
ü
ü u
a
c
V o
a
V u
1.3.2. 3. Inoltre, sempre all'interno della Romania Orientale, si distinguono esiti ancora diversi per ciö ehe si riferisce alia situazione della Sicilia e di parte dell'Italia meridionale (Calabria meridionale, Salento). Per la Sicilia, la Calabria meridionale e il Salento lo schema vocalico e il seguente (per i cui esiti cf . 2 .2 . l .) : Lat. cl. Preromanzo
1.3.2.4. Per il sardo, il cörso ultramontano, per alcuni dialetti della Lucania meridionale e della Calabria settentrionale (una striscia ehe va dal Golfo di Policastro fino al Mar lonio, alia foce dell'Agri) e per il latino d'Africa (attestato, oltre ehe da fonti epigrafiche, anche dai prestiti lessicali latini nel berbero: akiker 'cece' < CICER, ifilku 'felce' < FILICE, ulmu Olmo' < ÜLMU, afullus 'gallo' < PÜLLU, il quäle, tra l'altro, coincide con il tipo di latino da cui ha tratto prestiti il basco: phike 'pece' < PICE, makila 'bastone' < BACILLU, burkilalmurkila 'rocca' < FURCILLA, urka 'forca da fieno' < FÜRCA) lo schema vocalico e il seguente (per i cui esiti cf. 2.3.): e
Lat. cl.
1.3.2.1. I testi di carattere volgare dimostrano ehe gli esiti Kl, /e/ > /e/ precedono gli esiti di /ü/, > (Vidos 1959, 196). La pronuncia aperta di Kl, /ü/ in epoca classica era giudicata rustica. Lo attestano sia Varrone (Rust. 1,2, 14), sia Cicerone (De orat. 3, 46). Cosi, in iscrizioni anteriori al sec. Ill a.C., ad es, a Pompei (Väänänen 31982, 82), si hanno forme quali menus, fede, accepere, demediam (rispettivamente per minus, fidem, accipere, dimidiam); mentre, peril fenomeno parallele ehe interessa la vocale velare, occorre attendere V Appendix Probi (la cui datazione e discussa: ma l opera e probabilmente da ascrivere al sec. Ill d.C.: cf. Tagliavini61982, 216) ehe segnala forme quali colomna, torma in luogo di columna, turma.
e
Lat. volg. Preromanzo
i
i
V
e
e c
V7 e
a
a a a
o
o
3 o V o
u
u
u u V u
1.3.3. Per quanto attiene al vocalismo atono in sillaba interna gli esiti panromanzi riflettono una situazione latino-volgare ehe doveva essere la seguente: Lat. cl. Preromanzo
I
i
ö
o
V o
ü
u
V u
1.3.4. II latino preclassico aveva cinque dittonghi: /ou/, /oi/, /ei/, /ai/, /au/. I primi tre furono ben presto (tra i secc. III e II a. C.) monottongati: /ei/
103. Gemeinromanische Tendenzen l. Phonetik
>/i:/ (deico > dico); /ou/ > /u:/ (*douco > duco); /oi/ > /oe/, /u:/ (poena ma pünio); /ae/ (dall'arcaico /ai/) > / :/, ehe era lungo e piuttosto aperto (lo testimonia, tra l'altro, il fatto ehe, quando si perse la opposizione fonologica in base alia quantitä, esso si fuse con gli esiti di Id > / /. Di /au/ si dirä tra breve. Quanto alia cronologia, il processo di monottongazione degli antichi dittonghi fu variamente articolato: Varrone, De lingua latino V, 97: «Latio rure edus qui in urbe haedus» testimonia della pronuncia edus per haedus, qualificandola come propria della rusticitas laziale; nelle iscrizioni pompeiane e piü generalmene campane, sono comuni grafie del tipo letus, etati, tabule (in luogo di laetus, aetati, tabulae); cos!, parimenti, frequenti sono i casi di ipercorrettismo grafico: timaeo per timeo, maeae per meae, aet per et. Quanto agli esiti del dittongo /au/, pur esso sottoposto a un precoce processo di monottongazione, si puö pensare ad un fenomeno di origine rustica, o, meglio, umbra (l'umbro e altri parlari laziali documentano infatti una forte tendenza alia monottongazione di /au/). Plauto (Plotus, in forma rustica vs. Plautus, in forma urbana), ehe era plebeo e umbro, per nascondere la propria origine, evita accuratamente le forme monottongate: preferisce, quindi forme quali aula, caupones, cauponius, plaustrum. Quäle fenomeno rustico, la monottongazione giunse in Roma, dove, a lungo, fu sentita come tratto provinciale. II grammatico Festo notava (P. F. 202, 13: «Orata genus piscis appellatur a colore auri quod rustici orum dicebant, ut auriculas oriclas») ehe i rustici pronunciavano orum per aurum, oriculas per auriculas. La pronuncia rustica era considerata anche carica di valenze affettive, indizio di voluta familiaritä: Cicerone (ad Quinctumfr. 2, 13, 4) utilizza, per indicare il suo atteggiamento politico, l'espressione proverbiale orlcula infima molliorem •piü morbido del lobo dell'orecchio'; Catullo, 25,1 «Cinaede Talle, mollior uniculi capillo vel [...] imula oricilla». Ma la scelta di una delle due forme poteva essere carica di valenze anche di tipo politico: quando il nemico mortale di Cicerone, Claudius Pulcher, della gens Claudia, ebbe a mutare la propria colocazione da patrizio a plebeo, chiamö se stesso Clodius per mere ragioni demagogiche, proprio perche tale era la pronuncia di Claudius negli ambienti plebei. D'altro canto, non va dimenticato ehe la pronuncia monottongata, oltre ehe plebea, era anche considerata arcaica: Diomede (IV sec. d.C.), GL I, 383, 10: «quod nos auspicatur veteres ospicatur dixerunt» e Prisciano (V-VI sec. d.C.) 2, 39, 9: «more antique ut cotes pro cautes». Le iscrizioni pompeiane pullulano di doppioni del tipo AuluslOlus. Tra i dittonghi, /au/ fu quello piü resistente, si da essere giunto intatto fino alia fase romanza: infatti alcune tradizioni (rumeno, sardo, dialetti italo-
167
meridionali, ladino, provenzale) conservano, nella maggior parte dei casi, l'antico dittongo /au/ (cf. 2.2.2.8.1.). In portoghese, l'evoluzione di /au/ e diversa, limitandosi ad uno stadio intermedio: audit > ouve (di contro a rum. aude, lad. auda, prov. a. au). Inoltre, nella latinitä volgare, /au/ > /u/, per dissimilazione, quando la sillaba seguente contiene una /u/: agustus per augustus, ascultare per auscultare, ben continuati nelle lingue romanze (cf. it. agosto, ascoltare; fr. aout, ecouter). 1.3.5. \ ed /e/, davanti a vocale piü aperta, tendono nel latino volgare a chiudersi per confluire nel comune esito /j/: PALEA > PALJA, CASEU > CASJU. Tale esito, di probabile derivazione osca, e attestato in etä antica (CIL I2 582 panat per pareat, nella Lex Bantina, del 118-113 a.C.) ed e presente nelle iscrizioni pompeiane (valia per valeat, iamus per eamus, abias per habeas). Gli esiti volgari sono confermati dal romanzo comune: > VINJA > rum. vie, it., engad. vigna, log. bindza, fr. vigne, prov., port, vinha, cat. vinya, spagn. vina. Un fenomeno parallele si registra anche per gli esiti di /u/ ehe tende a realizzarsi come semivocale /w/, con conseguenze, tuttavia, sull'accento ehe tende, in tali circostanze, a ritrarsi: battuere > battwere >(it. battere); del resto la forma pompeiana qvactiliari in luogo di coactiliari 'fabbricanti di feltro' indica ehe /oa/ > /wa/ (it. quagliare, spagn. cuajar, fr. cailler < QUAG(U)LARE < coagulare). 1.3.6. Altro fenomeno proprio del vocalismo latino volgare era la caduta di /j7 e di /w/ in iato: se ne hanno tracce sia in attestazioni epigrafiche, sia negli esiti romanzi: quietus > quetus (CIL III, 14, 115) > it. cheto, rum. cet; februarius > febrarius (Appendix Probi 208: februarius non febrarius): e dalla forma volgare dipendono it.febbraio, friul. fevrar, rum. fäurar, prov. feurier, fr. fevrier, cat. febrer, spagn. febrero, port, fevereiro. 1.3.7. Giä preclassica (surgo < surrigo < sub + rego; reppuli < re + pepuli), ma particolarmente vivace nel vocalismo del latino volgare e del latino tardo, e la tendenza alia sincope della vocale postonica in particolari contesti (Väänänen 31982, 88ss.): fra occlusiva e una liquida o nasale o fra queste e un'occlusiva, oppure tra due nasali: domma(m) > domna (ampiamente attestato), da cui it. donna; ocülu(m) > oclu (attestato sia epigraficamente ehe in Petronio), base di tutte le continuazioni romanze (it. occhio, fr. ceil, spagn. ojo, ecc.); subüla(m) > subla, base per le continuazioni romanze (it. subbia, rum. sulä); vetülus > vetlus, veclus (attestato aa\Y Appendix Probi) base degli esiti romanzi (it. vecchio, rum. vechiu); calidus > caldus, forma ehe ricorre giä in Plauto,
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
Cicerone, Varrone, Petronio e Quintiliano (I 6, 19) ehe riporta la celebre valutazione sociolinguistica di Augusto, il quäle riteneva la realizzazione non sincopata /'kalida/ come realizzazione pedante in contrasto con la forma calda; ma, anche, tra occlusive diverse da /k/ o fb/ e /!/: anglus per angülus (Appendix Probi 10); tra /!/, /r/ ed occlusiva (e viceversa): e il caso, oltre ehe di caldus in luogo di calidus, anche di soldus in luogo di sottdus; tra fricativa e consonante: Virgilio Aenais 6, 59 repöstas per repösitas, Petronio 58, 2 öffla per öffüla; tra /g/ e /d/, /t/ e /k/: frigida non fricda (Appendix Probi 54); tra /w/ e /t/ o /k/: ÖMOJ < *avica. Dal punto di vista cronologico i fenomeni di sincope si realizzano in tempi diversi dell'evoluzione del latino, estendendosi dall'epoca preletteraria sino alia fase romanza: frequenti, quindi, i doppioni, quali, ad es., le continuazioni di fraxfnu(m) > rum. frasin, it. frassino engad. fresen (esito non sincopato), di contro a (esito sincopato) spagn./resrto, port./ra'xo, cai.freixe, prov. fraise, fr.frene; e, parallelamente, di hedera (esito non sincopato) in rum. iederä, it. edera, di contro all'esito (sincopato) in spagn. hiedra, port. Hera, prov. elra, cat. eura, fr. a. iere (fr. lierre). I fenomeni di sincope, propri prevalentemente del parlato, erano sentiti come propri dei registri familiari del latino. Anche le vocali in sillaba intertonica (quella ehe segue l'accento secondario e precede il primario) erano debolmente articolate e tendevano, almeno in parte, a dileguarsi (eccezion fatta per/a/): cosi bön(i)tate(m) > it. bontä, cer(e)bellu(m) > it. cervello. La sincope non avvenne comunque nello stesso momento nelle diverse parti del territorio latinofono: lo prova il fatto ehe le lingue romanze non concordano tra di loro e presentano esiti ehe prevedono ora la vocale conservata ora la vocale caduta: it. pulce < pül(i)ce(m), con sincope; mentre rum. purice deriva dalla medesima forma, ma senza sincope; it. nebbia < neb(ü)la(m), con sincope, mentre rum. negurä deriva dalla stessa forma, tuttavia non sincopata.
A Pompei (Väänänen 31982,101) si ha una forma como < quomodo, base degli esiti romanzi: rum. cum, it. a. como, fr. a. com(e), spagn. a. cuemo, spagn. como, port, como, prov. co(n). Del resto, gli esiti di it. un po', mo', rispettivamente da un poco, modo attestano una parallela, ben radicata abitudine fonetica popolare.
1.3.8. Per ragioni prevalentemente di eufonia, una IM (> /e/) tende, nel latino volgare, a «sciogliere», mediante prostesi, i gruppi iniziali /s/ (e lii nelle parole di origine greca) + C: Izmurna per Smyrna (a Pompei), Izmara(g)dus per Zmaragdus. II fenomeno, documentato sporadicamente soprattutto dal sec. II d. C., interessa le aree galloromanza ed iberoromanza: onde fr. a. espeiret < sperat, espede < spatha(m), out espusede < habuit sponsata (in interno di sintagma); spagn. esperar < sperare, ecc.
1.4.1.1.1.2. La bilabiale sonora /b/, attraverso l'esito / /, tende a realizzarsi come fricativa sonora labiodentale /v/ nella maggior parte delle aree romanze (cf. 2.4.1.1.2.). Si ha perö, quasi ovunque, un ripristino di /b-/, tranne ehe in una zona meridionale ehe comprende il sardo, i dialetti italo-meridionali, lo spagnolo, il catalano, il guascone. Inoltre, dopo /r/ ed /!/, si tende a favorire la /b/: come attestano Appendix Probi 70: alveus non albeus; nelle epigrafi, forme del tipo ferbui vs. fervui, perf. diferveo', molti esiti romanzi: fr. corbeau < *corvellu(m), it. serbare < serväre, fr. courber < curväre, e, infine, alcuni scambi tra le due labiali anche in posizione iniziale: lose. a. boce < voce(m), port, bodo < votu(m).
1.3.9. II ritmo dell'oralitä, nelle forme di allegro, fu la causa, nel latino volgare, di caduta o troncamento di vocale o di una parte finale della parola.
1.4.
Consonantismo latino volgare
1.4.1. II consonantismo latino preclassico e classico, semplificato rispetto alia matrice indeuropea (ricostruibile attraverso la comparazione: cf. Ambrosini 1976; Pisani 31962, 4ss.), presentava i seguenti fonemi, suddivisi secondo il luogo di articolazione (Väänänen 31982,101): labiali: occlusive: sorda/p/, sonora/b/ nasale: /m/ fricativa: HI (alveo)dentali: occlusive: sorda/t/, sonora/d/ nasale :/n/ fricativa sorda: /s/ liquide :/r/,/l/ palatali: fricativa: l\l velari: occlusive: sorda /k/, sonora /g/ nasale: /rj/ labiovelari: occlusive: sorda/k w /, sonora/gw/ fricativa: /w/ laringali: fricativa /h/ 1.4.1.1.
Labiali
1.4.1.1.1.
Occlusive labialiIpl, Ibl
1.4.1.1.1.1. II valore fonetico di /p/ e, in tutta la latinitä, piuttosto saldo. Tuttavia, in posizione intervocalica, /-p-/ tese, nella Romania occidentale, a sonorizzarsi (cf. 2.4.1.1.1.2.): di tale evoluzione, a differenza degli esiti para'lleli di /t, k/, non esistono perö tracce nella latinitä volgare.
103. Gemeinromanische Tendenzen l. Phonetik
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1.4.1.1.2. La nasale labiale Iml appare tendenzialmente salda in tutte le posizioni tranne ehe in finale di parola ove /-m/ > /0/. II fenomeno, giä attestato nelle iscrizioni del sec. Ill a. C., e segnalato dai grammatici e, inoltre, indirettamente attestato dalle soluzioni metriche (Pisani 31962, 70): ove -im, -em, -am, -um si elidevano davanti a vocale, mentre -m faceva posizione davanti a consonante. Le iscrizioni pompeiane, a questo proposito, sono assai rieche di dati (Väänänen 1982): 1096 (per)missum, grafia inversa per permissü: 8820 diem, grafia inversa per die. Nei monosillabi, il materiale epigrafico pompeiano documenta quattro casi di -m omesso: 3152 cu amecis; 8873 ia Volcanus; 8361 ia nox; 9251 qua agere. Non rari i casi in cui, davanti a consonante, si ha un mutamento del luogo di articolazione: 2410 im balneum; 1891 tan durum; 1997 quen quisque. Nelle continuazioni romanze, in sillaba finale, /-m/ > /0/, tranne ehe in alcuni monosillabi (cf. 2.4.1.3.2.).
II-III sec. d. C., l'occlusiva dentale sorda precedente e cosi da produrre un conguaglio fonetico tra Ia realizzazione di /k/ + /j/ e quella di /t/ + /j/: in un'iscrizione del 389 (Tagliavini 61982, 246) sono attestati sia ocio per otio ehe tercia per tertia. A livello grafematico, le iscrizioni rendono tali foni mediante (ts): in un'iscrizione del 146 compare un crescentsia/usj (CIL XIV, 246), prima attestazione di assibilazione di /t/ + /j/; quindi Laurentsio (CIL III, 12396); ma non mancano realizzazioni assibilate mediante (s): sapiensiae (CIL XIII, 2477), terensus (CIL VIII, 9927). Cassiodoro (Corpus Gloss. Lat., VII, 216) testimonia: «iustitia cum scribitur tertia syllaba sie sonat, quasi constet ex tribus litteris: t, z et i, cum habeat duas, t et i». L'assibilazione di /t/ + /j7 sembra essere piü antica di quella di /k/ + /j/: su tavolette del II/III sec. si legge Vincentzus, ampitzatru (in luogo di Vincentius e di amphitheatrum); 'Appendix Probi consiglia Theophilus in luogo di Izophilus.
1.4.1.1.3. La fricativa labiale /f/ e tendenzialmente mantenuta intatta (tranne alcuni scambi, di tipo rustico, del tipo farina vs. harina, giä ben attestati anche presso i grammatici latini: cf. Pisani 31962,59).
1.4.1.2.1.2. L'articolazione di /d/ fu salda in tutta Ia latinitä tranne ehe in contesto intervocalico ove /-d-/, nella latinitä tarda, tese ad indebolirsi nella corrispondente fricativa sonora /6V e, quindi, nella Romania occidentale, giunse al (parziale) dileguo (cf. 2.4.2.1.2.2.). In posizione finale l-al era, nei caso di ad, apud, sed, quid, quod, desonorizzata davanti a consonante sorda: cf. a Pompei 1880 at quem; 2013 at porta; ma anche 1824 quit ego;24QQsetintra.
1.4.1.2.
Dentali
1.4.1.2.1.
Occlusive (alveo)dentali Itl, ldl
1.4.1.2,1.1. L'articolazione di /t/ appare salda in posizione iniziale; in posizione intervocalica dovette subire, nei territori della Romania occidentale, il processo di sonorizzazione; ma le testimonianze, prima del sec. V, sono molto incerte: a Pompei e attestato tridicum per triticum (cf. 2.4.1.1.1.2.); nella Mulomedicina, sec. V, si ha pudore per putore 'puzzo' (Weinrich 1958, 125-127; Weinrich 1960, 205ss.). In posizione finale /-t/ dovette essere, fin dalla latinitä arcaica, piuttosto debole: testimonianze di /-t/ > /-0/ si hanno giä, appunto, in iscrizioni arcaiche (CILI 2 47,377,477: dede per dedit). Nelle iscrizioni pompeiane si hanno frequenti esempi della caduta di /-t/: valga, per tutti, il noto distico 1173 quisquis ama valia, perea qui nosci amare l bis tanto peria, quisquis amare vota ove ricorrono ama (per amat), valia (per valeat), perea (per pereat), nosci (per noscit), vota (per vetat). Non esistono continuazioni romanze di /-t/, tranne ehe nei caso di lat. et, aut > it. ed, öd in particolari contesti fonetici (edentrö; odognuno). Nella latinitä classica /t/ + /i/ erano distintamente articolati: natio era trisillabico (na-ti-o) e Ia /i/ aveva un valore vocalico pieno. Piü tardi, nei latino volgare, Ia /i/ perse il valore vocalico per acquisire il valore semivocalico /j/, cosi da intaccare, a partire dal
1.4.1.2.2. Nasale (alveo)dentale M Salda in tutte le posizioni, /n/ doveva perö essere debolmente articolata in finale di parola, tranne ehe nei caso della negazione non. Come testimoniano, ad es., le continuazioni romanze ove (cf. 2.4.2.5.3.) /-n/ > 1-01: nomen > it. nome ma non > it. non. 1.4.1.2.3. Fricativa (alveo)dentale Ist Salda in tutte le posizioni, /s/ doveva risultare debolmente articolata in posizione finale: nelle iscrizioni arcaiche /-s/ appare spesso non indicata. Tuttavia, a partire dal I sec. a. C., /-s/ venne progressivamente ristabilita, si ehe, nei materiale epigrafico pompeiano, /-s/ e stabile e Ia stessa Appendix Probi non documenta alcun caso di dileguo di /-s/ (di contro, invece, a frequentissime attestazioni di dileguo di /-m/). 1.4.1.2.4. Liquida (alveo)dentale Irle laterale (alveo)dentale III Salde in tutte le posizioni.
170
IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
1.4.1.3.
Palatali
1.4.1.3.1. Fricativapalatale Ijl L'articolazione di /j/, dal discusso statute fonematico consonantico (ma cf. le conclusion! positive, in tal senso, espresse da Tekavcic 1972, 133-134), fu poco salda nella latinit volgare: a tal punto ehe /j/ continua come tale solo in sardo, nei dialetti italo-meridionali e, solo in parte, in spagnolo. Le grafie epigrafiche tardive, ove ricorrono forme quali zanuario in luogo di ianuario (CIL X, 2466) e congiugi in luogo di coniugi (CIL X, 2559), attestano una progressiva consonantizzazione di /j/. U fenomeno e del tutto parallele a quello ehe, nella latinit tarda, compare negli esiti di /d/, /g/ + /j/. Servio (ad Verg. Georg. II, 216) ammonisce: «Media, di sine sibilo proferenda est, graecum enim nomen est» e, d'altro canto, Isidore di Siviglia (Etym. XX 9,14) osserva: «solent Itali dicere ozie pro hodie»; il ehe trova conferma in dati epigrafici: oze (CIL VIII, 84824, Africa), ziaconus per diaconus (CIL III, 8652, Salona). Nella latinit volgare /j/ tende, inizialmente in posizione intervocalica, a subire un processo di rafforzamento (geminazione): ci e provato da grafie sporadiche, del tipo ma or, eiius, Pompeiianus; inoltre, tale rafforzamento e testimoniato dalle segnalazioni dei grammatici latini e, ovviamente, dalla metrica (la prima sillaba di maiorepeior, ecc. e metricamente lunga: Virgilio Aenais 7, 386 «Maius adorta nefas, maioremque orsa furorem»). Nelle iscrizioni pompeiane (V n nen 31982) si hanno le prime tracce di /j/ > /dj/: 7069 Aiutor peiAdiutor; pi tardi, si hanno grafie (di) per /jj/ (CIL X 2559, Pozzuoli, non datato: codiugi per co(n)iugi:) e (z) per /dj/ (CIL VIII 18224 azutoribus per adi toribus)', identico sviluppo in posizione iniziale si ha a Pompei: 4599 losimus per Z simus. In seguito (z) per /dj/ diventa frequente: zabulus per diabolus; zaconus per diaconus. 1.4.1.4.
Velari
1.4.1.4.1.
Occlusive velari Ikl, lg/
1.4.1.4.1.1. Nella pronuncia del latino classico non dovevano esserci sostanziali differenze in merito alia resa di fkJ, consonante velare sorda. A livello grafematico si distinguevano ( c ) e ( k ) , m a solo nel senso ehe (k) era soprattutto utilizzato quando seguiva /a/, vocale di massima apertura. Da qui le grafie del tipo kalendae, progressivamente sostituite da calendae. Nella prima et imperiale, Quintiliano e altri grammatici segnalano come del tutto superfluo l'uso di (k) e consigliano l'utilizzo, in ogni caso, di (c). Che /k/ fosse realizzato come velare sorda, anche se seguito da vocali palatali /e/, /i/, e ampiamente attestato,
oltre ehe dai grammatici, da riscontri epigrafici, dalle continuazioni di prestiti latini in greco (κέλλα < lat. cella(m)', κίτρινος < lat. citrinus), in ambiente germanico (ted. Keller < lat. cell riu(m); Kiste < lat. cista(m)), in basco (kiker < lat. cfcer), nei parlari berberi (akiker < lat. cicer; ifilku < lat. ftlice(m)) e, infine, dalla conservazione di /k/ + vocale palatale nei parlari sardi del Logudoro (Tagliavini61982, 390) e, parzialmente, nelle reliquie dell'antico dalmatico (cf. 2.4.4.1.2.). Mario Vittorino (4, 8; cf. Tagliavini 6 1982, 244) considerava simili le due occlusive sorde velari della parola saccis (realizzate, evidentemente /'sakkis/, senza alcun intacco palatale); Velleio Longo, d'altro canto, discutendo delle due grafie, coquit e cocit, comuni entrambe, a suo dire, per coquit, segnala ehe, per entrambe, la pronuncia preveda la sola velare sorda: quindi dovevano suonare come /'kokit/. Grafie di (k) in luogo di (c) sono, delresto, frequentissime:paA:e (CIL X, 7173), Markellino (CIL V, 3555). Ma έ fuor di dubbio ehe /k/ e /g/, seguiti da vocali palatali, dovessero essere realizzate con un intacco palatale, pi o meno pronunciato: ci e testimoniato dal fatto ehe, di fronte ad / pinguis, Id non si muta nella velare corrispondente /o/ (scelus, sceleris', g£lu, in contrasto con holus, holeris derivante da una forma arcaica helus). A partire dal sec. Ill d. C. l'intacco palatale di /k/ (ma anche di /g/) seguito da vocale palatale era assai diffuse: gli esiti romanzi furono - come si vedr (cf. 2.4.4.1.2.) -duplici, giungendo da un lato (in rumeno, in italiano e in retoromanzo) alia mediopalatale /t//, dall'altro (francese, occitanico, catalano, portoghese), attraverso l'esito/ts/, alia sibilante /s/ (in spagnolo e in parte dei dialetti di area veneta /Θ/). L'intacco palatale dovette essere particolarmente sensibile soprattutto in iato, come attestano, oltre ehe i grammatici, anche fatti epigrafici di area gallica (consiensia per conscientia, CIL XII, 2153); in CIL XV 2612 (III sec.) si ha Marsia(nensens) per Marcianenses. Tuttavia tale processo fu cronologicamente differenziato nelle diverse aree della Romania: si ehe (Tagliavini 6 1982, 367) la palatalizzazione rumena e assai probabilmente da considerarsi indipendente rispetto alia palatalizzazione della Romania occidentale. In ogni modo, la palatalizzazione di /k/ + /e/, ΙΊΙ e posteriore a quella di /k/ + /j/: infatti il sardo partecipa a questa ma non a quella (Straka 1956,256). Comunque, considerando la storia del latino volgare, si pu presumere ehe la pronuncia con intacco palatale dovette essere estranea, per lungo tempo, ai parlanti ehe facevano riferimento al modello di lingua proprio dei gradi superiori della scala sociale, come dimostrano i numerosi prestiti latini ehe conservano l'occlusiva /k/ avanti ΙΊΙ, /e/, provenienti da strati relativamente colti. E il caso, ad es., di ted. Kiste < clsta(m), Kirsche
it. laccio, rum. la(, dipendona forma greca λέγε (ove (γ) indicava, ormai, no sicuramente da una forma LACEU; it. cinque, non pi la occlusiva sonora velare bensi la spiran- fr. cinq, spagn. cinco, rum. cinci dipendono da te sonora velare). Bisogner giungere al sec. VI KINQUE. Delle continuazioni /kw/ > /p/, /gw/ > /b/ per trovare una forma septuazinta in luogo di in rumeno e in sardo, si dir pi oltre septuaginta, attestante la palatalizzazione di /g/ (cf. 2.4.5.1.). E importante notare, a questo proseguito da /i/. Ma, in posizione intervocalica, /g/ posito, ehe una tendenza volgare a rendere come doveva essere gi ampiamente caduto: eo per ego intense /kw/ era gi stigmatizzata nelYAppendix e frequentemente attestato nelle iscrizioni (ad Probi 112: aqua non acqua. Inoltre le lingue roes., CIL VIII, 13 e altrove) ed e del resto alia base manze presentano, in modo non generalizzato, la delle forme romanze: it. ίο, spagn. yo, rum. eu, riduzione di /k w / davanti a vocali diverse da /o/, dalm. yu, log. e(g)o, engad. eu, friul. yo, port, eu, /u/: it. quercia < QU£RCEA, quindici < QU!ND£CI; cat. jo. L'esito /-g-/ > /0/ avvenne prima della ma il pronome qui, quid non sopravvive in alcun palatalizzazione, come dimostrano gli esiti di lat. luogo della Romania con l'articolazione labiovemagistru(m) > it. maestro, rum. m estru, prov, lare /kw/. Valga, per tutti, Tit. chiedere < quaerecat. maestre e di lat. quadragesima > it. quaresi- re, con riduzione ehe, tuttavia, e posteriore alia ma, rum. p resimi, engad. quaraisma, fr. careme, palatalizzazione di /k/ + Id. spagn. cuaresma. Tra i secc. II e VI circa /g/ + /i/, /e/, l]l (e al pari di lal + /j/) dovevano essere 1.4.1.5.1.2. La labiovelare sonora /gw/ compare confluiti in un unico esito: ehe ragionevolmente, in latino sempre e soltanto nella sequenza /n/ + viste le continuazioni romanze, si pu ipotizzare /gw/: lingua, sanguis, unguo. In genere, essa si prossimo (se non addirittura coincidente) ad /}/. conserva (i doppioni ungere, extingSre rispetto a Tuttavia, va notato ehe il rumeno e parte dei unguere, extingulre sono dovuti all'analogia con dialetti ladini e sardi tengono distinti gli esiti di iung&re). /j-/, /dj-/ e di /g/ + /e/, /i/. Altrove, nella Romania, gli esiti si confondono (V n nen 31982, 108-109). Ugualmente, /-gj-/ si fonde con /-j-/, 1.4.1.5.2. Fricativa labiovelare Iwl confluendo con gli esiti di /-dj-/ nella maggior La resa fonetica di /w/, dal discusso statuto foneparte della Romania, fatta eccezione per il rume- matico consonantico (ma cf. le conclusion! positino, il ladino e alcuni dialetti italo-settentrionali ve, in tal senso, espresse da Tekav ic 1972, (cf. 2.4.7.2.1.10. 2 e 8). 133-134), era all'inizio assai prossima al valore semivocalico, come attestano le trascrizioni in 1.4.1.4.2. Articolazione velare aveva la nasale greco di voci latine quali Valerius reso con Ούα/n/ quando seguita da C velare (> /η/): angulus λέριος, Vesuvius reso con Ούεσούιον. Successi/'angulus/. Per la discussione sullo statuto fone- vamente al sec. I d. C. si hanno, in greco, per lat. matico di nasale /n/ cf. Alarcos Llorach 41965, Nerva, due tipi di trascrizioni: Νέρβας e Νέ229) eTekav c (1972,132-133). ρουας, per Vesuvius si ha Βέσβιον. Ci testimonia una progressive confusione tra /b/ e /w/ (en1.4.1.5. Labiovelari trambe passate alia fricativa bilabiale sonora /β/). II fenomeno e attestato, oltre ehe a Pompei (4874 1.4.1.5.1. Ocdusive labiovelari lkwl, lgwl baliat per valeat; 44380 Berus per Verus), anche 1.4.1.5.1.1. Discusso e lo statuto fonematico di nelYAppendix Probi 9: baculus non vaclus; 91: /kw/, /gw/ (Touratier 1971, 229-266; Tekavttc plebes non plevis; 93: tabes non tavis, tolerabilis cerasea(m), ecc. Quanto alia sonorizzazione di /k/ intervocalico > /g/, il primo esempio sicuro si ha (Weinrich 1958, 125-127; Weinrich 1960, 205ss.) nell'anno 453, nella forma Andegavis, nome della citt di Angers (Andecavis).
172
IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
non toleravilis. Davanti ad /o/, /u/ (vocali omorganiche), /w/ interno tende a scomparire: tale fenomeno, documentato in tutta la storia del latino (*deiwos > *devos, *deos > deus; Gnaivos > Gnaeus), appare particolarmente vivace nel latino volgare. NelVAppendix Probl 29: avus non aus; 62: flavus nonflaus; 174: rivus non rius. Non rare perö le restituzioni, soprattutto di tipo analogico: per cui övum con /w/ ripristinato sul pl. öva. 1.4.1.6.
Laringall
1.4.1.6.1. L'articolazione di /h/ era, molto probabilmente fin dalle prime fasi del latino, piuttosto debole. Essa era, del resto, ben presto scomparsa se posta tra due vocali, specialmente se uguali: lo testimonia I'etimologia storica di forme quali nemo < *nehemo (< ne + homo) o di debeo < *dehibeo (de + habeo). In etä repubblicana essa era pronunciata probabilmente solo nei prestiti di origine greca (resi, sul piano grafematico, in grafia etimologica, mediante (ph) per , (th) per , (ch) per ) e, probabilmente, solo da parlanti ehe, possedendo un buon livello culturale, avessero voluto riprodurre la pronuncia greca. Indicativi sono, a questo proposito, i numerosi casi di ipercorrettismo testimoniati da varie fonti: Catullo (Carme 84) prende in giro Arrio ehe realizzava un M aspirato anche in parole latine ehe non lo prevedevano (chommoda in luogo di commoda\ hinsidias in luogo di insidias); Aulo Gellio (XIII 6,3) riporta il parere di Nigidio Figulo: «rusticus fit sermo, si adspires perperam». Nella prima etä imperiale, Quintiliano (IX 4, 59) valuta la pronuncia deprendere in luogo di deprehendere come una forma di «allegro», frutto di abbreviazione; un fenomeno parallelo agli esiti di vitasse per vitavisse. In posizione iniziale /h-/ scomparve abbastanza presto: nel materiale epigrafico successive al sec. Ill d. C. sono frequentissime forme del tipo abeo in luogo di habeo (CIL IV, 14672), anc in luogo di hanc (CIL VIII, 152), onorem in luogo di honorem (CIL IX, 10). Ricorrono, ovviamente anche gli ipercorrettismi: have in luogo di ave (CIL II, 3686; V, 4629); heius in luogo di eius (CIL III, 3917), hossa in luogo di ossa (CIL VI, 13657). Dal sec. Ill d.C., quindi, /h/ era sicuramente non piü pronunciato. Da qui le discussioni dei grammatici in merito alle forme ehe, nell'ortografia, richiedessero o meno la presenza, sul piano grafematico, di un (h) ehe risultasse in qualche modo etimologicamente giustificato e coerente (Traina 31967, 48ss.). 1.4.1.7. Consonantigeminate Le consonant! geminate nella storia della latinitä, fino alia fase preromanza, dovevano essere realizzate come tali. La riduzione di ICCI > ICI e un
fenomeno tardo, comunque posteriore alia sonorizzazione delle sorde intervocaliche: lat. rota(m) > spagn. rueda, fr. roue; di contro a gütta(m) > fr. a. gate, spagn. goto (Väänänen 31982, 115). Particolarmente salda doveva essere 1'articolazione intensa delle liquide ehe, nel passaggio verso le lingue romanze, resistono piü a lungo (cf. 2.4.8.2.). Un caso a parte e la cosiddetta «geminazione espressiva» ehe interessa lessemi del linguaggio comune indicanti, tra 1'altro, difetti fisici: Ifppus 'cisposo\gtbbus 'gobbo', aggettivi di largo uso quali *tottus (in coppia con tötus), *bruttus (in coppia con brütus), lessemi «affettivi»: atta, mamma, pappa, pappus, ecc. NtWAppendix Probi 110: draco non dracco. 1.4.1.8.
Gruppi consonantici
1.4.1.8.1. Assimilazioni Generalmente i gruppi consonantici, specialmente in contesto intervocalico, tendevano a semplificarsi, con fenomeni di assimilazione parziale (imberbis, incertus) o totale (affero < ad + few, corrumpo < cum + rumpo). Da qui alcune grafie etimologiche: inlustris, conlega, conloco. Fenomeno contrario e 1'inserzione di materiale fonetico, soprattutto nei nessi /ms/ e /mt/: compsi, comptus rispettivamente perf. e part. pass, di cömo. Fenomeni paralleli si hanno in grafie quali dampnum (per damnum), hiemps (per hiems), sompnus (per somnus), columpna (per columna) atte a segnalare la divergenza rispetto alle forme, senza dubbio diffuse e sentite come volgari, del tipo dannum, sonnus. Sensibili fenomeni di riduzione articolatoria, di natura assimilatoria, sono attestati nella latinitä volgare per numerosi gruppi consonantici. Per /ks/ (x) e /kt/ (ct): 'Appendix Probi testimonia, consigliando miles non milex, locuples non locuplex, la diffusione di forme ove /ks/ > /s/. Parallelamente, le forme pompeiane otoge(ntos) per octo-, Otaus per Octavus; 1'avvertimento della Appendix Probi 154: auctor non autor; 155: auctoritas non autoritas; il lattucae per lactucae (CIL III 807,6, Editto di Diocleziano, anno 301 d.C.) indicano, con il dileguo di /k/ avanti /s/ e /t/, fenomeni assimilatori in atto. Quanto agli esiti romanzo-orientali di /kt/, /ks/, cf.2.4.7.2.1.8.-9. Casi paralleli sono dati dagli esiti di /pt/, /ps/: le attestazioni pompeiane (Väänänen 31982) isse, issus, issa per ipse, ipsa e le continuazioni romanze di lat. septem (> it. sette, spagn. siete, ma rum. qapte) attestano fenomeni assimilatori giä latino-volgari. L'ammonimento ehe e nell''Appendix Probi 85: pegma nonpeuma, insieme a tarde attestazioni del tipo fraumentum per fragmentum, segnalano azione assimilatoria anche per il (raro) gruppo consonantico /gm/.
103. Gemeinromanische Tendenzen I. Phonetik
1.4,1.8.2. Semplificazioni Semplificazioni articolatorie si registrano, infine, per i nessi /nkt/ > /nt/: santus per sanctus, (de)funtus per (de)functus, present! in iscrizioni volgari tarde di regioni diverse; per /rs/ > /ss/, con il varroniano dossum per dorsum e la testimonianza dell'Appendix Probi 149: perslca non pessica; per «/!/ + C», nel quäl caso la laterale tende a vocalizzarsi: cauculator per calculator compare nell'Editto di Diocleziano (301 d.C.), cauculatio per calculatio nelle glosse. Semplificazione articolatoria si aveva nel nesso «/n/ + C occlusiva», ove la nasale veniva poco articolata, si da essere tralasciata nelle iscrizioni volgari: onde, a Pompei: 8512 ligis per lingis; 1519 nuc per nunc; 5242 quodam per quondam; 2257 Froto per Fronto, 6902 metula per mentula. Frequenti anche le grafie inverse, del tipo: CIL IX 5860 sciantis per sciatis e i doppioni sambücuslsabücus. Comunissimo, con attestazioni ehe risalgono al III sec. a. C., il dileguo di /n/ nel nesso /ns/ (> /s/): cosol, cesor compare giä nell'epitafio degli Scipioni; quindi e frequentissimo a Pompei (1904 pariens per paries', 6885 formonsa performosa) e in molti altri luoghi. Secondo Velio Longo (GL VII, 79), lo stesso Cicerone avrebbe oscillato, nella pronuncia, tra forme del tipo Megalesia e Megalensia, Hortesia e Hortensia. Particolare il caso dei gruppi /nd/, /mb/ ehe, nei dialetti dell'Italia centro-meridionale, attestano (parzialmente) fenomeni assimilatori, di (assai probabile ma parimenti assai discussa) origine osca (cf. 2.4.7.2.1.2. e 1.). A Pompei: 1768 Verecunnus per Verecundus; CIL X1211 (vicino a Napoli, anno 170 d.C.): innulgen(tia) per indulgentia. II nesso /mn/ e assai frequentemente assimilato in /nn/: CIL VI 27070 alunnus, CIL III 2240 alonnus per alumnus; piü raramente in /mm/: CIL VI 28117 sollemme per sollemne. 2.
Dal latino volgare agli esiti romanzi
2.0. Introduzione Nei 1.3.ss. si e data una descrizione dei principali fenomeni ehe, attraverso la documentazione latino-volgare, segnalano, pur se in modo fatalmente frammentario, il divenire del sistema latino nelle dinamiche ehe lo caratterizzarono, da sempre, fin dalle fasi piü remote del suo processo evolutivo. In questo capitolo si renderä conto, invece, degli esiti di tale divenire, cosi come essi appaiono attestati dalla documentazione dei sistemi romanzi. La trattazione, ehe esamina prima i fenomeni del vocalismo, quindi i fenomeni del consonantismo, renderä conto di una selezione, fondata sul loro rilievo dal punto di vista storico e teoricolinguistico, sia di macro-fenomeni, ehe possono interessare contemporaneamente piü sistemi ro-
173
manzi e sia di micro-fenomeni, limitati a singoli sistemi romanzi o, in molti casi, a loro sub-partizioni.
2.1. Accento In 1.2.1. e 1.2.3. si e detto della natura dell'accento latino (pre)classico e dei caratteri dell'accento latino-volgare: il tratto generale ehe interessa la diacronia dell'accento latino, nel passaggio dalla latinitä (pre)classica alia latinitä volgare, e il progressive mutamento della natura dell'accento ehe, da musicale (o «quantitative», cioe basato sulla quantitä della penultima sillaba), assume lentamente il carattere di accento ritmico o intensive, il quäle - secondo alcuni Studiosi (Noväk 1932, 45-47; lordan/Manoliu 1972, 121-126) doveva peraltro essere stato giä presente, da tempo antico, nel sistema latino e doveva essere stato proprio delle fasce basse dei parlanti. Durante l'etä imperiale si realizzö compiutamente il mutamento delle modalitä di accentazione. Alia base del fenomeno, determinante per cogliere l'evoluzione dei sistemi romanzi, vanno considerati fattori di fonetica interna. Ma, accanto a questa interpretazione, non vanno dimenticati anche il ruolo e la funzione esercitati sul latino parlato da parte delle lingue delle component! alloglotte in quelle aree del mondo romano ove, in forza delle conquiste e della diffusione del latino come lingua veicolare (von Wartburg 1980), si erano formate varietä di latino, regionalmente connotate, caratterizzate da piü o meno forti tratti di interferenza quando non di vera e propria pidginizzazione. Molte delle novitä ehe interessano la fonetica delle lingue romanze si produssero infatti a causa delle trasformazioni ehe ebbe a subire la pronuncia del latino da parte dei nuovi cives: 1'esito primo di tale evoluzione fu la perdita dell'antico sistema di opposizioni basate sulla quantitä vocalica, la formazione di nuove serie vocaliche basate sulla qualitä (apertura vs. chiusura) e, conseguentemente, sulla nuova struttura della sillaba, sia in tonia ehe in atonia (Lausberg 1947,295-308). Da quanto detto in 1.2.3., 1.2.4., 1.2.5., emerge, come dato generale, la tendenza latino-volgare (e proto-romanza) a privilegiare la posizione dell'accento sulla seconda sillaba: inoltre, nel caso ehe l'accento fosse rimasto sulla terza sillaba, la forte intensitä ehe la colpiva determinava la caduta della vocale della seconda sillaba, secondo un tipo, giä classico, cal(l)du(m) > caldu(m). Tale tendenza continua nella fase romanza. Tra tutte le lingue romanze il francese (Brunot/Bruneau 1969; Harris 1988, 209) ha portato aU'estrema conseguenza tale tendenza. II francese documenta infatti un sistema di accentazione sillabica basata sulla parissotonia: il ehe ha prodotto 1'inde-
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
bolimento della vocale della sillaba finale e, talvolta, la sua cancellazione. 2.2.
Vocalismo tonico
2.2.1.1 diversi tipi di vocalismo romanzo Si e giä accennato (cf. 1.3.ss.) alle tracce di variazione entro il quadro del vocalismo tonico latinovolgare: la comparazione permette di riconoscere fenomeni generali ehe interessano aree talvolta di notevole estensione (Lüdtke 1956) e ehe permettono di definire, per lo stadio pre-romanzo, l'esistenza di alcuni particolari tipi di vocalismo: il vocalismo «qualitative» italico» (cf. 1.3.2.), proprio, oltre ehe deü'Italia centrale, di buona parte delFItalia centro-meridionale (Campania, Abruzzo, Puglia settentrionale e centrale fino a Brindisi, Lucania settentrionale), dell'Italia settentrionale, della Dalmazia, dell'Istria, della Retoromänia, della Galloromänia, dell'Iberoromänia. Si tratta del tipo di vocalismo piü esteso della Romania in cui, nella serie vocalica /i/, /e/, / /, /a/, /o/, /o/, /u/, confluiscono gli esiti di lat. /ae/ > / / e di lat. /oe/ > /e/; inoltre, caratteristica di tale vocalismo e la persistenza del dittongo lat. /au/ in alcuni settori della Romania (in rumeno, in occitanico, in retoromanzo; infine, in portoghese, ove lat. /au/ > /ou/ (Lausberg 1971, 202-203; lordan/Manoliu 1972, 127ss.). Nella esemplicazione degli esiti, per intuibili ragioni di spazio, si riferiscono solo gli esiti peculiari, lasciando al lettore l'integrazione degli esiti comuni. II vocalismo «qualitativo italico» prevede esiti quali: TELA > it. tela, spagn. tela; fr. toile, PIRA > it. pera, spagn. pera, fr. poire; FLORE > it. fiore, spagn. flor, fr. a. flour, fr. fleur; GÜLA > it. gola, spagn. gola, fr. a. goule, fr. gueule); il vocalismo «di compromesso» (cf. 1.3.2.2.), proprio della Romania Balcanica e della Lucania Orientale, e caratterizzato dalla presenza di sei fonemi vocalici, con asimmetria notevole tra quelli di articolazione anteriore /i/, /e/, Id e quelli di articolazione posteriore (ehe mantengono il grado di apertura proprio del latino classico: /ü/, /ü/ > /u/; /ö/, /ö/ > /o/ cf. Lausberg 1971, 204-205). Tale vocalismo era quindi caratterizzato dalla serie vocalica /i/, /e/, / /, /a/, /o/, /u/ onde gli esiti peculiari: UGNU > rum. lemn; SOLE > rum. soare; FÜRCA > rum. furcä; CRÜCE > rum. cruce. II vocalismo «siciliano» (cf. 1.3.2.3.), proprio della Sicilia, della Calabria meridionale e del Salento meridionale (con la particolare evoluzione di lat. /i/, N, /e/ > /i/ e di /ü/, /ü/, /ö/ > /u) e considerate da alcuni Studiosi (Lausberg 1971, 206; Vincent 1988a, 33-34) non come «indipendente», bensi come esito dei forti effetti di sostrato/adstrato del modello pentavocalico greco. Peculiari di tale vocalismo sono gli esiti NIVE > sie. nive; GÜLA > sic. gula; SOLE > sie.
suli. II vocalismo «sardo» (cf. 1.3.2.4.), proprio del sardo, del cörso ultramontano, di alcuni dialetti della Lucania meridionale e della Calabria meridionale e della latinitä africana, e caratterizzato dalla confluenza delle vocali latine lunghe e brevi, senza modificazione per quanto si riferisce al grado di apertura IN, Kl > N; /e/, l€l > Id; läl, I&J > /a/; /ö/, /ö/ > /o/; /ü/, /ü/ > /u/ (Lausberg 1971, 203-204; Blasco Ferrer 1984, 24ss.), onde gli esiti peculiari: NIVE > sd. nie; ACETU > sd. agedu. Si tratta di un tipo di vocalismo assai conservative, probabilmente dovuto, per quanto attiene alia Sardegna, alia precoce romanizzazione dell'isola (II sec. a.C.) e, congiuntamente, alia situazione di isolamento del territorio sardo rispetto alle altre parti della Romania. 2.2.2.
Fenomeni particolari del vocalismo tonico
2.2.2.1. Abbassamentoi'Apertura Giä nel passaggio tra gli esiti del vocalismo latinovolgare e gli esiti protoromanzi, differenziati secondo i macro-tipi vocalici, si erano registrate (cf. 1.3.2.) notevoli fenomeni di abbassamento/ apertura nell'articolazione di elementi del vocalismo tonico. Ora esamineremo alcuni fenomeni peculiari ehe, per essere propri di alcune subaree, e per ricorrere in particolari contesti fonetici, risultano di notevole rilievo teorico. Interessante, in area ibero-romanza, l'esito catalano Id > avanti IM, Irl + C coronale o avanti /nr/: VELA > cat. vela /'vela/, VIR(I)DE > cat. verd /verd/, CIN(E)RE > cat. cendra /'s8ndra/ (Wheeler 1988a, 172). In area gallo-romanza si registra un fenomeno simile: Id in posizione > / / in area francese, fin dai secc. XII—XIII, ove, nei parlari della Lorena e della Franca Contea, I'abbassamento giunge fino all'esito della vocale di massima apertura /a/: (I)SPISSU > espas 'spesso', ( ) > mat 'mette'; mentre, in area burgunda, si ha una parallela oscillazione tra /a/ ed /o/: PROMITTI(T) > burgundopromotlpromat 'promette'. Un esito simile, pero solo in sillaba chiusa, si ha in molte aree dialettali italo-settentrionali, ove Id > / /: cosi EPISCÖPU > lig. /Vesku/, lomb. /'v8sku£/; *TRICHIA > emil.-rom. /'tresa/ 'treccia'; VIR(I)DE > piem. / . Ulteriore abbassamento di Id > /a/ si ha in molte sub-aree emiliano-romagnole: VENDERE > bol. /Vandi/; siccu > bol. /sak/, piem. (Ormea) /'saku/. II fenomeno ricorre anche in area ladina (Zamboni 1990, 288-289): siccu > bad. /saek/; TELA > gard. /'tasila/; infine, in area balcanoromanza, ove il dalmatico (vegliotto) attesta un fenomeno analogo: STELLA > /'stalla/; PISCE > /pask/ (Bartoli 1906, 334).
103. Gemeinromanische Tendenzen l. Phonetik
2,2,2,2. Innalzamento/Chiusura
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1988,211). In ambiente galloitalico la palatalizzazione di /a/ avviene in condizioni non del tutto II fenomeno interessa sia la serie delle vocali palauguali: nei dialetti piemontesi tale esito sembra tali ehe la serie delle vocali velari: presente peralessere limitato agli esiti dell'infinito in -are: PORtro anche nella fase di transizione dal vocalismo TÄRE > piem. /por'te/; MANDÄRE > piem /man'de/; latino-volgare al vocalismo romanzo, esso contia Bormio LACTE > /letjV 'latte' e fenomeno probanua qua e lä in ambiente romanzo. Tra i fenomeni bilmente condizionato daU'esito del nesso /kt/ > piü interessant! ricordiamo qui, per la serie delle /tj/; in Emilia lal libero o seguito da /!/, M > ae: vocali palatali, l'esito catalano di / / > Id in tutte SÄLE > /sael/; ARCU > /aerk/; in Romagna il procesle posizioni tranne ehe avanti Id/ proto-catalano: so di palatalizzazione evolve fino a giungere alia TEMPU(S) > cat. temps /terns/ ma PRETIU > */preö/ successiva chiusura Id: /sei/, /erk/. II fenomeno > preu (Wheeler 1988a, 173). Un fenomeno papenetra, a Sud di Rimini, in parte delle Marche, rallelo e in sardo logudorese-nuorese: M£U > sd. neH'Umbria (Gubbio, Cittä di Castello) e giunge, log.-nuor. meu/meuJ vs. l'esito sardo-campidanein territorio toscano, in area aretino-chianaiola. se ove la chiusura arriva all'esito estremo di /i/: sd. Nei ladino centrale /a/ > Id (CASA > comel. campid. miu /'miu/ (Jones 1988, 317). In ambiente dalmatico / / > IM in sillaba libera: D£CE > /dilc/; /"tfeöa/): secondo Battisti (1926, 50-84), perö, si tratta di un esito indipendente e relativamente mentre, in posizione, dittonga in /ja/: FERRU > 6 dalm. /fjar/ (Tagliavini 1982, 375). Per quanto recente. Tra l'altro sembra ehe la palatalizzazione di /a/, mediata dalla romanitä adriatica, abbia riguarda Id, sono notevoli i casi di chiusura estreraggiunto anche l'area dalmatica: lo attesterebbema /i/, oltre ehe nei giä menzionati dialetti «a ro le forme ragusee chesa 'casa' < CASA e teta vocalismo siciliano» (cf. 2.2.1.) e nei casi di pala'padre' < TATA (Tagliavini61982, 375). Del resto, talizzazione dovuti a metafonesi (cf. 2.2.2.7.), le non mancano esempi di /a/ > Id anche in molti forme del fr. a. savir, podir 'sapere', 'potere' e il dialetti dell'Italia centro-meridionale, solo perö caso della cosidetta anafonesi del fiorentino (e, in sillaba libera. Ascoli (1882-1885, 105), defiquindi, dell'italiano letterario), ove Id latino volnendo l'esito «una delle piü importanti fra le spie gare dinanzi a /ji/, lAI, /skj/ o ai nessi «C + palatagalliche o celtiche» e Bolelli (1940) attribuiscono le» o «C 4- velare» > /i/ (esito parallele si ha anche il fenomeno al sostrato celtico. Jungemann (1955, per /o/ > /u/): FAMILIA > FAMELIA > it. famiglia; 132-152) discute la tesi: contro l'ipotesi dell'oriMISC(Ü)LA(T) > MESCLA > it. mischia; VINCI(T) > gine celtica del fenomeno, va osservato, a suo VENCI > it. vince. Per l'esito di /o/ > /u/: PÜGNU > vedere, ehe la palatalizzazione di /a/ si estende, in POGNU > it. pugno. Ma gli antichi testi toscani Italia, anche molto al di fuori dell'area celtica mostrano ancora forme quali vense 'vinse', mara(essa e attestata, infatti, anche nelle Marche, nevellie 'meraviglie' (Castellani 1952, vol. l, 21). gli Abruzzi, nella Puglia, nella Calabria settenPer la serie delle vocali velari, notevole e il caso di trionale); inoltre, anche nei Nord, il fenomeno /o/ > /u/ in occitanico: HÖRA > occit. ora /'uro/ non e generale: cosi, ad es., la maggior parte dei (Wheeler 1988b, 247) e, parimenti, in sardo-camdialetti lombardi conserva /a/. Inoltre, la palatapidanese quando /o/ sia preceduto da C labiale: lizzazione di /a/ nei dialetti italo-romanzi non e POST > PUSTIS /'pustis/ 'dopo'; o quando sia seguilimitata alia sillaba aperta, come nei francese, ma to da /nd/: TÖNDERE > tundere /Rundere/ 'tosare' ricorre anche in sillaba chiusa. Se il fenomeno (Jones 1988, 317). non puö essere attribuito ad un influsso esterno (sostrato), le sue cause devono essere rintracciate nell'evoluzione del sistema vocalico latino: l'ori2.2.2.2.1. Palatalizzazione dilal gine e probabilmente, quindi, «interna» al sisteII fenomeno e proprio del dominio galloromanzo, ma ed e molto importante osservare ehe l'area galloitalico, retoromanzo (Battisti 1926, 50ss.). ove awiene la palatalizzazione di /a/, molto meIn ambiente galloromanzo, in sillaba libera /a/ > glio ehe col territorio una volta abitato da Celti, / /: MARE > fr. mer /men/; PRATU > fr. pre /pRe/; corrisponde con quella della dittongazione diCASA > fr. chez /Je/; PATRE > fr. pere /pea/; MATRE scendente di Id e di /o/ (cf. 2.2.2.8.): tale ditton> fr. mere /mea/. Ignota al provenzale (Tagliavini gazione si incontra nell'Italia settentrionale (tran6 1982,138) - il francoprovenzale conosce la pala- ne ehe in Veneto), neH'Emilia-Romagna, lungo talizzazione di /a/ quando sia preceduta da C pala- la costa adriatica, fino in Puglia, con propaggini tale: CAPRA > francoprov. chievra; CARRICÄRE > anche in Umbria (Gubbio, Cittä di Castello) e in francoprov. chargier, tale esito ha avuto luogo, Campania (Procida, Ischia). Secondo Schurr nei parlari della Francia settentrionale, relativa- (1956,107ss.) la palatalizzazione di /a/ non e altro mente tardi (dopo il sec. VI, molto probabilmen- ehe una forma della dittongazione discendente. te) ed e di certo successive alia palatalizzazione di Del resto, anche al di fuori del dominio italo/k + a/, Ig + a/: CARU > fr. eher /J"ER/ ma CEREU > romanzo, la palatalizzazione di /a/ e la dittongafr. cierge /SJERJ/ (Tagliavini 61982, 138; Harris zione discendente ricorrono congiuntamente: a-
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
rea di questi due fenomeni corrisponde a quella ehe lo Schurr denomina «l'asse mediano» della Romania, ossia il territorio ehe, dalla Francia settentrionale, attraverso le Alpi, si estende nell'Italia settentrionale e giunge fino alia Puglia; un'area, appunto, ove si realizza l'allungamento delle vocali in sillaba libera, con conseguente dittongazione discendente. Se e vero ehe la palatalizzazione di /a/ si ritrova in Italia anche in sillaba chiusa, ciö puö essere dovuto a diverse divisioni sillabiche o anche a ulteriori pressioni e spostamenti nei rispettivi sistemi. Comunque, la palatalizzazione di /a/ nei dialetti italo-romanzi si puö spiegare anche senza ricorrere all'influsso del sostrato celtico.
(von Wartburg 1980, 76-88; Tuaillon 1968, 100-125; Lausberg 1971, 219-220; Iordan/Manoliu 1972, 157-159): l'area della palatalizzazione di lat. /ü/ concorda infatti con i territori un tempo celtici molto meglio ehe non l'area della palatalizzazione della /a/. A questa tesi sono state mosse obiezioni di ordine cronologico e geolinguistico: Meyer-Lübke (1913) e Rohlfs (1952, 77-78) hanno richiamato l'attenzione sul fatto ehe la palatalizzazione di lat. /ü/ non pote aver luogo prima del sec. VIII. In etä carolingia lyl non doveva essere molto diffuse nella Francia meridionale: ciö e testimoniato dal catalano ehe, trovandosi allora nella fase di progressiva distanziazione rispetto al provenzale, non conosce tale esito (LÜNA > cat. lluna /'/(una/). Se la palatalizzazione di lat. /ü/ > lyl fosse celtica, essa dovrebbe 2.2.2.2.2. Palatalizzazione dilül > lyl (> lil) essere molto antica, dato ehe il gallico scomparve II fenomeno e proprio del francese (LÜNA > fr. al piü tardi nei sec. VI. Di conseguenza, i fonemi lune /'lyna/; cf. Harris 1988, 211), dell'occitanico /k/, /g/ avrebbero dovuto palatalizzarsi avanti lyl (occit. luna /'lyno/; cf. Wheeler 1988b, 247), di come davanti alle altre vocali palatali: il ehe non e parte dell'ambiente ladino (in tutti i dialetti reto- accaduto. Inoltre, lat. /ü/ > lyl in area italo-setromanzi della Svizzera /'lyna/, /'/iyna/: cf. Haiman tentrionale non si completö prima dell'invasione 1988, 353), dei dialetti galloitalici dell'Italia set- longobarda: del resto, i prestiti latini nelle lingue tentrionale: owero del piemontese, del ligure, germaniche provano ehe, al momento dell'accodel lombardo occidentale (ma e assente in area glimento, la /ü7 era ancora conservata e non aveva emiliano-romagnola, tranne ehe in una piccola raggiunto lo stadio lyl. Haudricourt/Juilland isola, in pieno territorio emiliano, nell'Appenni- (1949, lOOss.) hanno osservato ehe lyl non comno modenese, attorno a Sestola). In Lombardia e pare in alcuni punti dell'area vallone, peraltro in Canton Ticino vi sono inoltre alcune zone (Fal- ricca di elementi celtici. L'esito di lat. /ü/ > lyl si ta Valtellina, con Bormio; il Sottoceneri, parte spiegherebbe, a loro vedere, grazie al concorrere del Malcantone, della valle Capriasca) ehe pre- di due fattori: l'esistenza di un sistema vocalico sentano l'esito lat. /ü/ > /u/ (Salvioni 1886, 204). con quattro gradi di apertura e la asimmetria In Piemonte, nell'area monferrina, l'esito della anatomica degli organi fonatori ehe presentano palatalizzazione di lat. /u/ e /i/: MURU > /mir/ uno spazio di realizzazione piü ridotto nella serie 'muro'. L'esito /y/ > /i/ e proprio anche delle posteriore piuttosto ehe nella serie anteriore. Per varietä retoromanze di Surselv, Sutselv e Surmeir evitare eventuali confusioni tra fonemi troppo e pare, dal punto di vista cronologico, aver prece- prossimi, lat. /ü/ > /y/, mentre la /o/ > /u/, occuduto l'abbassamento di /i/ > Id (Haiman 1988, pando lo spazio fonologico lasciato libero. Secon353): FLÜME > sopraselv /flem/. AI di fuori della do Vidos (1959, 147-151) e Togeby (1960, Francia e dell'Italia, il fenomeno della palataliz- 401-413) tale ipotesi sarebbe contraddetta dalzazione di lat. /ü/ > lyl e presente anche in alcuni l'esistenza di uno stesso sistema - con quattro dialetti portoghesi: da Fundäo e Certä nella gradi di apertura - in italiano e in vallone, lä dove Beira-Baixa fino a Portalegre nell'Alto Alentejo, lat. /O/ non evolve ad lyl. Un'altra tesi, di matrice compresi alcuni territori deH'Estremadura e del- strutturalista, e sostenuta da Lüdtke (1956,224ss. Algarve, ove si ha LÜNA > /'lya/ (Vasconcellos e 264ss.): respingendo l'origine gallica della pala2 1970), in un'area ehe fu sicuramente caratteriz- talizzazione, Lüdtke osserva ehe la diffusione delzata da insediamenti celtici. Dal punto di vista la palatalizzaione lat. /ü/ > lyl e accompagnata geolinguistico importa notare ehe la palatalizza- quasi parallelamente dalla vocalizzazione di /!/ zione di lat. /ü/ e molto piü estesa di quella di lat. davanti ad altra consonante. La vocalizzazione di /a/: essa e presente, infatti, in tutto il dominio IM anteconsonantica da origine a dittonghi discenprovenzale e francoprovenzale e, per quanto at- denti, fra i quali /ow/: questo nuovo dittongo /ow/ tiene ad alcune zone del territorio francese, si ha esercita una pressione sul dittongo omofono, piü motivo di credere ehe il fenomeno si sia realizzato antico, spingendolo verso l'area palatale: ciö porin un periodo antico: cosi, ad es., in Guascogna, ta anche allo spostamento in avanti di lat. /ü/. ove lat. /ü/ > /y/ > /i/. L'origine della palatalizza- Tekavcic (1972, 60-61) sostiene ehe e difficile zione di /ü/ > lyl e assai discussa: H. Schuchardt, voler ricondurre il problema della palatalizzazioG. I. Ascoli, G. Paris, W. von Wartburg, I. lor- ne di lat. /üV > /y/ ad un unico fattore: i tre fattori dan hanno pensato all'azione del sostrato celtico (sostrato, asimmetria degli organi fonatori, voca-
103. Gemeinromanische Tendenzen l. Phonetik
lizzazione di /!/) non si escludono a vicenda, ma si possono, a suo vedere, integrare assai bene. 2.2,2.2.3. Velarizzazione Parallele alia palatalizzazione, ma in modo meno esteso, il fenomeno della velarizzazione compare in rumeno: dove «/a/ + /n/ + V o C», ma anche «/a/ + /m/ + C» > /i/ ( ), vocale velarizzata: MANU > rum. minä; CAMPU > ctmp. II fenomeno, molto antico, trova corrispondenza in albanese ed e certamente precedente al rotacismo: infatti, nei piü antichi testi rotacizzanti, troviamo forme quali lira 'lana' < LANA (Salter. Scheian. 148, 6), ove la presenza di /i/ (i) e determinata da antico /n/ (Skok 1924, 325ss.). L'antichitä del fenomeno e attestata anche dal fatto ehe gli elementi slavi non vi partecipano: sl. a. rana > rum. ranä 'ferita' e non *rinä (Tagliavini 61982,369). Alcuni studiosi (Mallinson 1988, 393) pensano, per la /i/, ad un elemento fonologico entrato in rumeno per mediazione slava, attraverso voci del tipo rts 'lince' < sl. rys' 'lince'. Quanto all'esito velarizzato di Id > , /u/, interessante, nei dialetti piemontesi: FEMINA > piem. /'fomna/, /'fumna/ 'donna', probabilmente condizionato dall'influsso della labiale /m/. Nei caso di fr. furnier 'letamaio' < FIMÄRIU, ehe aveva dato in fr. a. femier, e probabile una connessione, per etimologia popolare, confumee (per il fumo ehe emanava dai letamai: cf. Tagliavini61982, 30). 2.2.2.3. Centralizzazione Si intende il fenomeno per cui l'articolazione di una vocale (Id öd /a/, generalmente) tende a spostarsi verso la parte centrale dell'apparato fonatorio e a realizzarsi come hl. II fenomeno e proprio della varietä di catalano parlata nelle Baleari ove Id > hl in tutti i contesti fonetici (tranne nei casi in cui Id > Id: cf. 2.2.2.1.): CATENA > cat. balearico /ka'dana/; (I)STRJCTU > cat. balearico /sstret/ (Wheeler 1988a, 173). Inoltre, notevole e il caso del rumeno, ove /a/ > hl (rappresentato grafematicamente da (ä)): cintäm 'noi cantiamo', da 'da'. Ma, in rumeno, altre vocali originano hl sia in posizione tonica ehe atona: REU > räu 'cattivo', SEPTIMÄNA > säptäminä, FÖRAS > färä 'senza'; il fenomeno interessa anche i prestiti slavi: närod 'popolo' < sl. narod 'nazione' e neogreci cärämida 'tegola' < ngr. 'tegola'. 2.2.2.4. Vocali turbate In antico francese lat.-volg. hl > lud vs. lat.-volg. /o/ > /eu/: i due nuovi dittonghi evolvono indipendentemente, nei francese moderno, nelle due vocali turbate (arrotondate), rispettivamente /0/ e /ce/: FÖCU > fr. feu /f0/ vs. FLORE > fr. fleur/fl /0/: Jöcu > /ds0k/; In sillaba chiusa, invece hl si mantiene tale: CÖRNU > /körn/, tranne avanti C palatale, ove si puö avere hl > /ce/: FÖLIA > /'teja/; inoltre, esso ricorre anche nei dialetti emilianoromagnoli, ove hl > /oe/ in sillaba libera: FÖCU > /foek/; RÖTA > /"rada/ (Lausberg 1971, 216-218). 2,2.2.5. Nasalizzazione La nasalitä era un tratto distintivo del latino classico: rosa (nom.) vs. rosam (acc.); perse poi, nei latino volgare, il carattere distintivo, forse per il fatto ehe la distinzione tra nom. e acc. si otteneva, oltre ehe con residui mezzi morfologici (/s/ era una marca «resistente» del nom. vs. 101, marca dell'acc.), anche con mezzi sintattici (ordine delle parole). II tratto di nasalitä e presente, con funzione fonologica, in vari sistemi romanzi: muovendo dai confini occidental! della Romania, esso e attestato in portoghese ove si hanno /i e ö ü B/, fonemi vocalici nasalizzati in opposizione fonologica con le rispettive vocali orali: mudo /'mudu/ 'muto' vs. mundo /'müdu/ 'mondo'; ri /Ri/ 'ridere' vs. rim M/ 'rene'. Alcuni Studiosi ritengono le vocali nasalizzate portoghesi come sequenze di «V + C nasale» (Parkinson 1988, 134). Va notato, inoltre, ehe in portoghese le vocali aperte /a D/ non si ritrovano nella serie delle vocali nasali: anche nella sequenza «/a o/ + C nasale» esse mantengono (tendenzialmente) il valore orale e tale restrizione e assoluta nei portoghese brasiliano. L'ampia serie di vocali nasali del portoghese sorse dalla nasalizzazione delle vocali seguite da /n m/ tautosillabici o da /n/ eterosillabico; alia nasalizzazione delle vocali segui la cancellazione di C nasale: SUM > port. a. som /so/, PANE > port. a. palpal, MANU > port, a./näo/'mäo/. Ilprocesso di nasalizzazione delle vocali e ben attestato in antico portoghese. Successivamente, tra i secc. XIV e XV, si ebbero important! fenomeni analogici nelle uscite in nasale, uniformate nell'esito /ao7: per cui CANE > cä > cäo, RATJÖNE > razö > razäo (Parkinson 1988,136). La nasalitä interessa ampiamente anche il sistema francese e i sistemi galloitalici. Dal punto di vista cronologico si suppone ehe, in detti sistemi, tra i secc. X-XIII tutte le vocali e i dittonghi avanti ad ogni C nasale avessero subito un processo di nasalizzazione: il fenomeno avrebbe toccato in primo luogo le vocali basse, quindi le vocali medie, infine le vocali chiuse. L'evoluzione awenne indipendentemente dal fatto ehe la sillaba fosse chiusa aperta. Inoltre, in molti casi la vocale nasalizzata risultante fu abbassata: FINE > /fin/ > /fin/ > / /, oggi > /fäV, /fg/ (Straka 1955, 245ss.; lordan/Manoliu 1972, 160-162; Matte 1984, 15-31; Harris 1988, 211). Tracce di nasalizzazione di V sono present!
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
anche nel sistema sardo: in particolare, in alcune varietä del sardo-campidanese, lä dove /n/ intervocalico appare eliso (campidanese occidentale) o sostituito da una C glottale (campidanese di Villaputzu), con nasalizzazione compensatoria della vocale precedente: VINU > /1bi(2)u/, LÜNA > /'lü(2)a/ (Jones 1988, 318). Va ricordato infine ehe la nasalizzazione di V non e estranea al sistema rumeno: GRÄNU > rum. gnu /'gnu/ 'grano' (con /-n-/ > /0/ dopo aver nasalizzato la vocale); ma si tratta di un fenomeno marginale, indipendente rispetto alia nasalizzazione gallo-romanza e ibero-romanza, senza funzione fonologica.
ni di dittongazione. Tekavcic (1972, 61) sostiene, rifacendosi per altro ad un'opinione comune tra i romanisti, ehe la metafonesi delle vocali / /, /e/, hl, lot era giä stata propria del latino parlato. Le vocali ehe producono la metafonesi possono essere, da un lato, /i/ ed /u/, dall'altro tutte le altre vocali. Si ha il seguente schema: [ 1 ] -/a/
/x/
[x 2 ]-/b/
da interpretarsi cosi: il fonema /x/ e realizzato come [x ] se segue /a/, come [x2] se segue /b/. 2.2.2.5.1. Denasalizzazione Lüdtke (1956) suddivide la metafonesi in base a Notevoli i processi di denasalizzazione di vocali tre criteri: 1) apertura: la metafonesi ehe chiude la nasali: in portoghese vocali nasali in iato non vocale accentata si oppone a quella ehe la dittonrisolto furono denasalizzate: BÖNA > port. a. böa ga; 2) posizione (distanza della vocale accentata > boa, PANATÄRIU > päadeiro > padeiro. II feno- da quella ehe determina la metafonesi): la metameno interessa tutte le vocali nasali in tale conte- fonesi a contatto si oppone a quella a distanza; 3) sto, eccezion fatta per le sequenze / /, /ia/ in cui numero dei gradi di apertura: la metafonesi nella lo iato fu spezzato da un legamento palatale nasa- quale la vocale accentata e modificata rispetto le l]l ehe, success!vamente, evolse nella C nasale alia posizione non metafonica di un grado di aper/n/: MÖUNU > port. a. mow > port, moinho tura si oppone a quella nella quale la modificazio/mu'ijiu/ (Parkinson 1988, 137). In francese, alia ne si estende attraverso due o piü gradi di apertufine del medioevo, avvenne un processo analogo: ra. II tipo 1) di metafonesi, proprio dei dialetti la nasalizzazione fu mantenuta solo lä dove la italiani, determina non solo la dittongazione di / / vocale e la consonante nasale si trovavano nella > l]d, hi > /wo/, ma anche la chiusura di / / > Id e stessa sillaba. In altro contesto, il tratto «nasalitä» di hi > lol. II tipo 2) di metafonesi si realizza sulle fu cancellato e la vocale divenne di nuovo orale: vocali del secondo grado di apertura e fa si ehe /e/, lol > /i/, /u/ in posizione metafonica e si mantentalvolta prima di abbassarsi, come nel caso di > fr. fine /'fi-na/ (femm.); talvolta dopo essersi gono come /e/, lol in posizione non metafonica. abbassata, come nel caso di FEMINA > femme /"fa- Occorre distinguere tra lat. /e/, löl e /i/, /u/: mentre i primi fonemi vocalici si chiudono effettivama/ (e non */fe-ni9/; Harris 1988, 211). mente, i secondi - essendo la metafonesi giä latina - continuano come /i/, /u/: cosi, da un lato, si 2.2.2.6. Verschärfung hanno ME(N)SE > /'mesa/, FLORE > /'fjora/, ME(N)In retoromanzo, neue varietä svizzere di Surmeir si > /'misa/, FLÖRI > /'fjura/; dall'altra non abbiae Puter, lat. /ü/ > /i/ (particolarmente in sillaba mo: VIRDI > */'verdi/ > /'virda/, RÜSSI > */'rossi/ > chiusa da /r/) > /ik/, /ek/, probabilmente tramite /'russa/ ma direttamente VIRDI > /'virda/, RÜSSI > un esito */ij/ (Haiman 1988, 352-353): DÜRU > /'russa/ (di fronte a VIRDE > /'verda/, RÜSSA > retorom. di Puter /dykr/, /dikr/, retoromanzo di /'rossa/). La metafonesi e presente un po' in tutto Surmeir > /dekr/. Tale fenomeno non sembra il dominio italo-romanzo (eccezion fatta ehe per poter essere separate rispetto all'esito di lat. /ü/ > la Toscana): nei parlari settentrionali essa e de/uk/ prima di tutte le consonant! orali: LÜPU > terminata piü spesso da /-i/; nei parlari centroretoromanzo it. /lo(w)f/, retoromanzo svizzero meridionali sia da /-i/ ehe da /-u/. Diamo una /luf/, retoromanzo di Surmeir /lukf/ 'lupo' scelta di esempi, distinguendo per le tre aree del(Haiman 1988, 353). I'ltalo-Romania, e secondo i gradi di apertura: dal massimo (/a/), attraverso il terzo (/ /, hl), fino al secondo (/e/, lol). Le vocali del primo (minimo) 2.2.2.7. Metafonesi grado di apertura (/i/, /u/) non sono soggette a La metafonesi (o «armonizzaione vocalica») & metafonesi: uno dei fenomeni piü important! del vocalismo - /a/: dialetti italo-settentrionali: lig. /kan/ 'cane' romanzo: essa altro non e se non la modificazione vs. lkf.nl 'cani'; lomb. settentrionale /kamp/ del timbro di una vocale per influsso di una vocale 'campo' vs. /kimp/ 'campi'; romagn. /fat/ 'fatto' vicina, si ehe un fonema vocalico viene realizzato vs. / / 'fatti'; dialetti italiani centro-meridioin due variant! dipendenti dal contesto. Vincent nali: abr. /kan/ 'cane' vs. /kin/ 'cani'; camp, (1988a, 35-36) colloca il fenomeno tra i fenome'bianco' vs. /'jarjga/ 'bianca'.
103. Gemeinromanische Tendenzen l. Phonetik
- / /, /JO/: dialctti italo-scttentrionali: mil. /bei/ 'bello' vs. /bij/ 'belli'; hol. /ve:tj7 'vccchio' vs. /vi:tj7 'vecchi'; mil. /DtJ/ Occhio' vs. /cetj/ Occhi'; boi. /no:v/ 'nuovo' vs. /nu:v/ 'nuovi 1 ; dialetti italiani centro-meridionali: rom. /'vjekkjo/ 'vecchio' vs. /'vekkja/ 'vecchia'; nap., pugl. /'djenti/ 'denti'; cal. settentrionale /'bwonu/ 'buono' vs. /'bona/ 'buona'. - /e/, /o/: dialetti italo-settentrionali: piem. /mes/ 'mese' vs. /mis/ 'mesi'; mil. /kwest/ 'questo' vs. /kwist/ 'questi'; bol. /Tjawr/ 'fiore' vs. /fjur/ 'fiori'; romagn. /an'vot/ 'nipote' vs. /an'vut/ 'nipoti'; dialetti italiani centro-meridionali: umbro a. quillo, quilli, isso; march, a. spisso, pignu; camp. a. quistu vs. questa; nap. /'meso/ 'mese' vs. /'miss/ 'mesi'; /'sikks/ 'secco' vs. /'sekka/ 'secca'; march, a. multu, iurnu, camp. a. amurusu vs. amorose; nap. /'russa/ 'rosso' vs. /Yossa/'rossa'. Lat. / /, /o/, in posizione tonica, avanti /i/ e /o/, /u/ (finali; ma non necessariamente), hanno subito, in vari ambiti, un processo di dittongamento (Schurr 1970): VENTU > dial, italo-merid. /'vjentu/ 'vento', D£NTI > /'djenti/ 'denti' vs. DENTE > /'dente/ 'dente'. La metafonesi puö essere sia diacronica (ÖSTJU > it. uscio; BESTIA > it. biscia) con chiusura della vocale tonica per influsso di /-i/, sia sincronica, quando il fenomeno serve a marcare opposizioni morfologiche (bol. /ve:tjY 'vecchio' vs. /vi:tjY 'vecchi'). In ambiente italo-romanzo, fenomeni di metafonesi erano presenti nei testi veneti antichi (vivacissimo il fenomeno ancora nel pavano del Ruzzante). In area veneta ne restano tracce nei dialetti di Grado (/mo'mento/ vs. /mu'minti/ 'momento vs. momenti'; /bene'deto/ vs. /bene'diti/ 'benedetto vs. benedetti') e di Adria (forse, in quest'ultimo caso, per influsso dei dialetti emiliani); ancora, sopravvive nel contado vicentino: /'timpi/ 'tempi' (Tagliavini 61982, 399). Molto diffusa nei dialetti galloitalici e la metafonesi provocata da /-i/, /-j/ (quindi essa e piü antica della caduta dello stesso /-i/): nel bol. si ha /'fjawr/ 'fiore' (< FLORE) vs. /fjur/ 'fiori' (< FLÖRI) 'fiori'; in Val Vigezzo il pl. di /kamp/ (< CAMPU) 'campo' e /kemp/ 'campi' < CAMPI (Tagliavini 6 1982, 399). Nei dialetti italiani centro-meridionali la metafonesi si presenta sotto due principal! tipi: un tipo «napoletano» ehe chiude rispettivamente /e/, /o/ > /i/, /u/ quando le vocali finali atone siano (o siano state) /-i/, /-u/: ad Ischia, PIRU > /'piru/ 'pero', SPÖ(N)SU/-I > /'spuso/ 'sposo, -i' vs. SPÖ(N)SA > /'spose/ 'sposa'; RÜSSU/-I > /'russa/ 'rosso, -i' vs. RÜSSA/-E > /'rawssa/ 'rossa, -e' (mentre, nelle stesse condizioni, le vocali toniche / /, /D/ danno luogo a dittonghi vari). L'altro tipo di metafonesi, detto «ciociaresco» o «arpinate», mentre concorda col tipo napoletano per il trattamento delle vocali chiuse, se ne differenzia in quanto non riduce le vocali aperte / /, hl a ditton-
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ghi, bensi alle vocali chiuse /e/, /o/: CONTENTU CONTENTA > ciociaresco-arpinate /kon'tentu/ /kon'tenta/ 'contento/-a', (Tekavcic 1972, 67-68; Tagliavini 61982, 408). In ambiente siciliano il Piccitto (1950) distinse tra dialetti siciliani occidentali, piü conservativi, ehe non conoscono la metafonesi (palermitano, trapanese, agrigentino centro-occidentale) e dialetti siciliani centroorientali, piü innovativi (parlate delle Madonie: parlate nisseno-ennesi; agrigentino-orientale; catanese-siracusano, messinese), ehe conoscono dittonghi metafonetici (generalmente /wo/ < /o/ e /je/ < /e/), condizionati da /-u/ ed /-i/ originari). La metafonesi italiana centro-meridionale si differenzia dunque considerevolmente da quella dell'Italia settentrionale (ehe e causata solo dalla sola vocale palatale /-i/). AH'inizio si trattava di un fenomeno essenzialmente fonetico, sia nell'Italia settentrionale ehe nell'Italia centro-meridionale; successivamente, specialmente dopo la caduta o la riduzione delle vocali finali, ha assunto un valore morfologico. Nell'Italia settentrionale la metafonesi, causata soltanto da /-i/, giunge ad opporre, nei maschili, il sg. al pl. (bol. /'fjawr/ 'fiore' vs. /fjur/ 'fiori'), nell'Italia centro-meridionale serve invece piuttosto ad indicare un'opposizione di genere: nel dialetto di Ischia: /'spusa/ 'sposo' vs. /'spose/ 'sposa, -e'. In portoghese, notevole la metafonesi di /e/, /o/ toniche in voci parossitone: Id ed /o/ chiudono (talvolta giungendo sino al massimo grado di chiusura: /i/, /u/), se nella sillaba finale si trova una vocale velare (/-o/, /-u/); aprono, invece, se si trova una vocale palatale (/-e/, /-i/) o una /-a/. Tali spostamenti metafonetici non sono registrati dalla grafia, pur rappresentando fondamentali opposizioni fonologiche dobro /'dobru/ 'doppio' vs. dobra /dobra/ 'piega' cevo /'sevu/ 'pastura' vs. ceva /'5 3/ 'nutrimento' corno /'komu/ 'io mangio' vs. come /'körne/ 'mangia' (Fiel 1942, 365-371; Tagliavini61982, 441). I fenomeni metafonetici in portoghese (Parkinson 1988, 135) hanno interessato le vocali medie: la presenza di /j/ nella sillaba successiva ha provocato l'innalzamento delle vocali medio-basse / / a vocali medio-alte /e o/: CERESIA > cereja /sa'rejB/, HO DIE > oje /'ojo/, FÖRTIA > / /'forsB/. /i/ nella sillaba successiva ha determinato l'innalzamento di /e o/ > /i u/: FECI > fiz /fij/, PÖSUI > PUSI > pus /puj/ (Parkinson 1988, 135). Infine / o/ >/e o/ se la sillaba seguente conteneva un riflesso di lat. /u/: METU > medo /'medu/, övu > ovo /'ovu/ (vs. övos > ovos /bvuj/). Tale esito, noto col termino di «metafonesi portoghese» e problematico in quanto prevede il mantenimento della distinzione tra lat. /-u/ e /-ö/ in sillaba finale atona. Di tale fenomeno non sussistono altre prove in portoghese. Meno arduo sarebbe il problema qualora la «metafonesi portoghese» fosse considerata un caso speciale di dittongazione romanza: in tal caso, le
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
origini del processo sarebbero assai lontane nel tempo. In catalano (Wheeler 1988a, 172) tratti metafonetici si hanno in conseguenza di /j/ in sillaba successiva: / / > /i/: F£RIA >ftra; L£CTU > Hit; hl > /u/ in contesti simili: FÖLIA > fallet, COLL(I)GI(T) > cull, OC(Ü)LU > ull. In sardo (Jones 1988, 317), nella varietä logudorese-nuorese, / / e hl > Id, /o/ quando nella sillaba successiva compaia una vocale alta: /i/, /u/: SÖLU > /"solu/ 'solo', VENI > /'beni/ 'venni' (vs. SOLA > /'sola/ 'sola', BENE > /' /). In rumeno (Mallinson 1988, 393) Id e lol seguiti nella sillaba successiva da /a/, Id > /ea/, /oa/: SERA > seam 'sera', SOLE > soare 'sole'. II fenomeno interessa anche prestiti di origine slava: räscoalä 'sollevazione' < si. rascola, coasa 'falce' < si. cosa. Non e toccato da metafonesi la forma dacorumena voce 'voce' < lat. VOCE; ma in varietä regional! d'area dacorumena e in arumeno si ha la parallela forma metafonizzata boace. Discussa e l'origine e la diffusione della metafonesi nei sistemi romanzi: alcuni studiosi hanno considerato il fenomeno come ereditario, giä presente, cioe, nel latino volgare, e hanno interpretato il fenomeno come «unitario» (Schurr 1975; Vincent 1988a, 35). Altri, invece, hanno considerato la metafonesi romanza come esito dell'incontro tra una tendenza fonetica latino-volgare corroborata da abitudini fonetiche proprie di particolari contesti etnico-sociali. Soprattutto importante, in questa prospettiva, la tesi di Menendez Pidal (71972), il quale sostenne, chiamando in causa il sostrato osco, 1'unita del fenomeno tra la metafonesi iberica e quella italiana centro-meridionale. Per 1'interpretazione della metafonesi italiana, sia nel caso della metafonesi settentrionale, causata da /-i/, sia nel caso della metafonesi meridionale, causata sia da /-i/ ehe da /-u/, si tratterebbe di un fenomeno generalizzatosi in etä medievale, pur essendo giä presente, in parte, probabilmente anche in etä precedente. 2.2.2.8. Dittongazione Come fenomeno generale, la dittongazione altro non e se non una segmentazione di una vocale in due element! vocalici formanti una sola sillaba dei quali uno e piü chiuso dell'altro. Tema dibattuto (Vincent 1988a, 34-35) e la questione della natura e dell'unitä della dittongazione romanza. Muovendo dai lembi piü occidentali della Romania si osserva ehe, in portoghese, ove le vocali medie non dittongano (Parkinson 1988, 135), la maggior parte dei dittonghi sono creazioni recenti, esiti della riduzione di iati vocalici: i quali, a loro volta, erano il risultato di cancellazione di consonant! intervocaliche: BÖNU > port. a. boo, MALU > port. a. mao, PEDE > port, a. pee. Molti di tali dittonghi furono quindi risolti
come dittonghi discendenti o per successiva assimilazione, come monottonghi: mao > mau, pee >pe, boo > bo (lordan/Manoliu 1972, 149-150; Parkinson 1988, 36). In spagnolo (lordan/Manoliu 1972, 148-149; Green 1988, 88) la dittongazione e generalizzata: / / > /je/, hl > /we/ in sillaba sia aperta ehe chiusa: TENE(T) > tiene, T£RRA > tierra; BÖNU > bueno, PÖRTA > puerta. Per influsso di fonemi adiacenti i dittonghi tendonopoi aridursi: /je/ > /i/: CASTELLU > castillo, /-WE/ > Id: FRÖNTE >frente. In catalano la dittongazione e ad uno stadio intermedio (Wheeler 1988a, 172): /a/ > Id davanti ad /j/: AREA > era, AXE > eix; ma molte sono le eccezioni: PALEA > palla. In occitanico (Wheeler 1988b, 247) i dittonghi discendenti dell'occitanico medievale, derivati da / / e da hi, danno origine a forme moderne del tipo: VET(U)LA > vielha, MEDIU > mieg, EGO > ieu, S£QU£RE > siegre, FÖLIA > fuölha, NÖCTE > nuoch, BÖVE > buöu, FÖCU >fuoc. II dittongo /je/ e rimasto inalterato nell'occitanico moderno; al contrario del parallelo dittongo /wo/ ehe ha subito notevoli trasformazioni, giungendo ad esiti del tipo /we je jo j0 jy 0 y/; inoltre, nella maggior parte della Provenza (e, marginalmente, anche altrove) ogni altra hl ha subito una piü recente dittongazione, nella quale il legamento rimane labiale: PÖRTA > /'pworto/ > /'pwarto/ > /pwerto/ (lordan/Manoliu 1972,150-151; Wheeler 1988b, 247). In francese hi > fuel > /0/: FÖCU >feu /f0/; lol > /eu/ > Ice/: FLORE > fleur /floer/; Id > fr. a. /oi/ > fr. mod. /we/ > /wa/ / /, in modo abbastanza incoerente; onde forme quali frangais, anglais con / / vs. forme quali danois, suedois con /wa/; / / > fr. a. /ie/ > legamento + sequenza monottongata/je/: P£DE >pied/pjd (Harris 1988, 211). In toscano (e, quindi, in italiano: cf. lordan/ Manoliu 1972, 146-148) /e/, hi in sillaba aperta dittongano normalmente in /je/, /wo/: P£DE > pieife/'pjede/, CORE > cuore /'kwore/; mentre, in sillaba chiusa, le vocali rimangono inalterate: P£RDI(T) > perde /'perde/, PÖRTU > porto /'porto/. Nei dialetti italo-romanzi settentrionali si registra parzialmente anche una dittongazione spontanea di Id, lol > /ei/, /ou/: SERA > dial, settentrionali (piem.) /"seira/, FLORE > /"flour/. Nei dialetti italoromanzi centro-meridionali (escluse le aree «a vocalismo siciliano») si ha una dittongazione condizionata di Id, hl > /je/, /we/ in presenza di /-i/, /u/: PEDE > /"pede/ vs. P£DI > /'pjedi/; NOVA > /'nova/ vs. NÖVU > /'nwevu/. In sardo i dittonghi derivano soltanto dall'elisione di consonante intervocalica: FABÜLA > /'faula/ 'menzogna', M£DIdNA > /mei'kina/ 'medicina'; non c'e alcuna dittongazione in forme quali /' / < PEDE o /novu/ < NOVU; da notare, infine, le continuazioni di lat. /au/ > /a/: /"paku/ 'piccolo, poco' < PAUCU; occasionalmente /au/ > hi (con Variante /u/ in posizione pretonica: AURIC(U)LA > /o'rikra/, /u'rikra; Jo-
103. Gemeinromanische Tendenzen I. Phonetik
nes 1988, 318). In tutto l'ambiente retoromanzo in origine Id ha dato l'esito unitario /aj/: tale esito, tranne ehe nel dialetto conservative di Vallader, appare soggetto a notevoli fenomeni di monottongazione: cosi in friulano si ha ovunque /e/; in ladino si hanno lej/ o /aj/ in sillaba aperta, Id in sillaba chiusa; nella varietä di Puter /aj/ e indicate in ortografia, ma la resa fonetica e [e]; nella varietä di Sutselv /aj/, /oj/ compaiono avanti consonante nasale, altrove si ha la monottongazione di Id; nella varietä di Surselv si ha, piü o meno ovunque, l'esito monottongato Id (Haiman 1988, 353): interessante, a questo proposito, e l'esame comparato degli esiti delle desinenze dell'infinito latino -ere: Surselv /-e/, Surmeir/-ekr/, Puter/-er/, Vallader/-ajr/, ladino/-aj/, friulano/-e(j)/: VIDERE > friul. vyodi, engad. v air. Nelle varietä retoromanze italiane /o/e mantenuto, mentre, in quelle svizzere, > /uv/ avanti«/!/ + C» oppure «2C + /l/», oppure avanti IM finale di sillaba: CÜLPA > /'kuvlpa/ 'colpa'. / / dittonga in /ea/ (ancora attestato nella varietä di Sutselv; nella varietä di Surselv e attestato nell'ortografia di document} del sec. XVI). In tutti i dialetti retoromanzi, eccezion fatta per la varietä di Sutselv (in questo caso, conservativa), tale dittongo evolse in /ja/ o /je/ o /je/ (ehe e l'esito attuale della varietä di Surselv e dei dialetti retoromanzi italiani); nell'engadinese / / > /ea/ > /ja/ > / /, con un fenomeno di rimonottongazione assai recente: B£LLA > sopraselv. /'bjala/, sottoselv. /'beala/, engad. /'bela/, lad. l'bjt\al, friul. /'bJ8la/. In tutta l'area retoromanza hl originariamente doveva aver dittongato in */wo/: ma tale esito non e piü attestato in nessuna varietä. Normale, oggi, e la rimonottongazione in /o/. In dalmatico (Bartoli 1906) si avevano forti fenomeni di dittongazione: in sillaba libera /a/ > /wo/: CAPRA > /'kwobra/, V£T(£)RÄNA > /vetr'wona/ 'vecchia'. Nelle forme ossitone /a/ > /wo/ > /u/: V£T(£)RÄNU > /ve'trun/ 'vecchio'; in sillaba chiusa e nei proparossitoni /a/ > /wa/: ALBU > /j'walb/, ARBÖRE > /j'warbul/; in sillaba libera Id > /ai/: CENA > /'kaina/, PIRA > /'paira/; in sillaba chiusa Id > /a/: BASILICA > /ba'zalka/ 'chiesa': in sillaba libera / / > /i/: D£CE > /dik/; in sillaba chiusa / / > /ja/: F£RRU > /fjar/. In sillaba libera hl > /u/: FÖCU > /fuk/, in sillaba chiusa hl > /wa/: NÖCTE > /nwat/ 'notte'. In sillaba libera /u/ > /oj/: LÜCE(T) > /'lojk/ 'illumina', CRÜDU > /'krojt/ 'crudo'; in sillaba chiusa /u/ > /o/: EXÜCTU > /sot/. In rumeno si hanno fenomeni di dittongazione di h/, > /oa/ e di / /, Id > /je/ > /ja/ quando seguano /-a/, /-e/: si tratta di una dittongazione determinata dalla natura delle vocali finali, di tipo molto prossimo alia metafonesi, una sorta, quasi, di «anticipazione» articolatoria delle vocali finali. Cosi: PÖRTA > poartä; SOLE > soare; JÖCA(T) > joacä (vs. Jöcu >;oc); DIRECT A > dreaptä (vs. DIRECTU > drept); P£TRA > pieatra > piaträ; H£BRA >
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iearba > iarbä. II fenomeno della dittongazione e relativamente lineare (anche se la sua interpretazione e complessa: cf. lordan/Manoliu 1972, 138-140). La grammatica storica spiegava la dittongazione delle / /, hl > /je/, /wn/ mediante l'allungamento delle vocali in sillaba libera, ehe equivale ad uno sdoppiamento (Tekavcic 1972, 37-38). In seguito, la prima delle due vocali cosi sorte si sarebbe chiusa dapprima nella corrispondente vocale di apertura minore e, in seguito, sarebbe confluita nell'esito delle semivocali /j/, /w/: / / : / / : led : fiel : /je/ hl : /DD/ : /ÖD/ : /UD/ : /wo/
Ma tale teoria non spiega perche rallungamento dovrebbe portare alia dissimilazione del primo anziehe del secondo elemento vocalico; non spiega perche, in pochi idiomi romanzi, Je due vocali dittonghino anche in sillaba chiusa, posizione ehe dovrebbe escludere rallungamento; infine, non chiarisce perche i dittonghi ascendenti appaiano in larghe aree dell'Italia centro-meridionale anche in sillaba chiusa e siano soggetti ad altre condizioni. Schurr (1956; 1970) spiega la dittongazione di / :/, hl con la metafonesi (cf. 2.2.2.7.); tale tesi e accolta anche da Lüdtke (1956) e da Weinrich (1958). La metafonesi, per questi studiosi, e da considerarsi un fenomeno generate del latino parlato, a causa della natura stessa del sistema latino-volgare ehe aveva molte forme terminanti in /i/ o in /u/: il fenomeno si esercitava soprattutto sulle vocali del terzo grado di apertura / /, hl: se la vocale ehe segue e una /i/ o una /u/, le vocali / /, hl > /je/, /wo/; se seguono altre vocali, / /, hl rimangono tali: F£RU/-I > /'fjeru/, /'fJ8ri/ vs. F£RA > /'fera/; NÖVU/-I > /'nwovu/, /'nwDvi/ vs. NOVA > /'nova/. Weinrich (1958, 40—41), pur ammettendo l'origine metafonica dei dittonghi ascendenti, vede nel loro generalizzarsi in sillaba aperta e nella loro restrizione in tale posizione, un tentativo del sistema di differenziare meglio i fonemi / :/, h:l (nuovi fonemi lunghi corrispondenti ai fonemi vocalici /e7, /ö/ del latino classico e allungatisi in sillaba aperta) dai fonemi /e:/, /o:/, originariamente lunghi e chiusi, corrispondenti ai fonemi /e/, /ö/ del latino classico. Per accrescere il margine di differenziazione, il sistema trasforma le opposizioni / :/ vs. /e:/ in /je/ vs. /e:/ e / o:/ vs. /o:/ in /WD/ vs. /o:/. Quanto all'origine del fenomeno, il von Wartburg (1980, 179-182) sostenne la tesi secondo la quäle la dittongazione romanza sarebbe stata determinata dall'influsso dei superstrati germanici: francone, burgundo, gotico, longobardo, diversamente secondo le aree. II forte accento espiratorio e la netta e chiara distinzione tra sillaba aperta e sillaba chiusa sono caratteristiche pro-
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
prie delle lingue germaniche. Ora, i germani bilingui, secondo le proprie abitudini fonatorie, parlando il latino, avrebbero allungato ancor piü le vocali giä lunghe in sillaba aperta, con la conseguenza ehe questo esasperato allungamento avrebbe provocato la dittongazione. Tale tesi e stata ampiamente discussa, tra gli altri, oltre ehe dal giä citato Schurr (1956), anche da Vidos (1959, 248-249): da loro viene evidenziato il fatto ehe in altri territori romanzi con superstrato germanico non viene fatta alcuna differenza tra vocali in sillaba aperta e chiusa; inoltre, sarebbe molto difficile capire come le colonizzazioni francone, burgunda, gotica, longobarda awenute in tempi diversi, di natura molto diversa e, infine, determinanti condizioni di bilinguismo molto diverso secondo le aree, dovessero aver avuto dappertutto lo stesso esito, ossia l'allungamento eccessivo delle vocali in sillaba aperta e, di conseguenza, la dittongazione. Piuttosto, come ben e stato evidenziato da Schurr (1956; 31980), l'origine della dittongazione romanza deve essere attribuita a fattori di metafonesi, condizionata da /-i/ e da /-u/: la dittongazione, determinata da fattori metafonetici, si sarebbe poi generalizzata fissandosi o secondo la sillaba aperta (in italiano, ad es.), o, piü indistintamente, secondo qualsiasi posizione sillabica (in spagnolo e in rumeno). Piü antica sarebbe la dittongazione di / / e di /o/, piü recente quella di Id e di /o/. L'origine della dittongazione - per la cui interpretazione, basata su principi di linguistica interna, cf. anche Lipski 1979; Schane 1989 - deve insomnia tener conto dell'azione dell'accento romanzo di intensitä ehe avrebbe prolungato la vocale in sillaba libera: da qui sarebbe mossa la dittongazione spontanea dell'italiano e dello spagnolo e, in parte, del rumeno; anche del francese, almeno per le continuazioni di / /. Tuttavia, l'azione metafonetica, ehe pur ha prodotto la dittongazione, dimostra ehe altre forze hanno contribuito alia dittongazione delle vocali toniche e alia successiva generalizzazione di tali esiti, diversi secondo le aree. 2.2.2.8.1. Esiti del dittongo lau/ Lat. /au/ si conserve (parzialmente) nel latino volgare - pur essendo stato parzialmente soggetto a fenomeni di monottongazione (/au/ > hl, auric(ü)la > ORICLA > it. orecchia, fr. oreille, spagn. oreja, ecc.) - e continua come /au/ in molti sistemi romanzi: nei dialetti italo-meridionali, nel retoromanzo (tranne ehe nell'engadinese, ove /au/ monottonga in h/), in rumeno (ma cf. Mallinson 1988, 394, secondo il quäle rum. /au/ non sarebbe la continuazione del dittongo latino, bensi una sequenza bivocalica), in antico provenzale, nei moderni dialetti provenzali di Guascogna; in portoghese /au/ > /ou/ (oggi monottongato /o/ nella
lingua standard; ma esso e ancora dittongato nei dialetti, anche con esito dissimilato /oi/), in sardo /au/ da, talvolta, /a/: AUDI(T) > rum. aude, prov. a. au, sopraselv. auda, port, ouve, it. ode, fr. a. ot, spagn. oye; PAUCU > prov. a., sopraselv.pauc, port, pouco, sd. pagu, it., spagn. poco, cat. poc; TAURU > rum., sopraselv. taur, sd. trau, port. touroltoiro, spagn. it. toro, dial, italo-merid. tauru (Lausberg 1971, 249-250; Tagliavini61982, 441; Parkinson 1988,136). 2.3.
Vocalismo atono
2.3.1. Generalia Mentre le vocali toniche tendono a mantenere salda la loro identitä segmentale, in quanto nucleo della sillaba tonica della parola, le vocali atone, sia originarie (ereditarie), sia esiti secondari di sillabe (anche giä accentate), tendono ad essere sottoposte ad un'ampia gamma di elisioni, assimilazioni, riduzioni. Notevole fu, innanzi tutto, giä nel latino volgare, la semplificazione del vocalismo atono per quanto si riferisce al grado di apertura. Cio determine una progressiva cessazione della funzione sillabica e un conseguente indebolimento articolatorio, da cui l'esito «V > 0»: nella Romania occidentale (Lausberg 1971, 252—253). II fenomeno e soprattutto marcato nel francese, nel provenzale, nei dialetti italo-romanzi settentrionali, nel retoromanzo, nel catalano (meno, invece, nello spagnolo e nel portoghese): in francese tale processo ha condotto alPesito 101 di quasi tutte le vocali ehe non fossero state toniche o semitoniche: DÖRMITCRIU > fr. dortoir /doR'twaR/. 2.3.1.1. Tra i fatti ehe interessano il vocalismo atono, important! sono soprattutto: i fenomeni di sincope (caduta di vocale pre- o post-tonica: secondo il tipo () > fr. honte, cat. bontat, retoromanzo bundet, tipo giä attestato dalla Appendix Probi: ÖC(Ü)LU Occhio' > fr. ceil, it. occhio, spagn. ojo, rum. ochi). Tali fenomeni hanno esiti lievemente diversi secondo i sistemi: un livello intermedio hanno, a questo proposito, il castigliano (spagnolo), il portoghese, il catalano, l'occitanico e il rumeno; va notata, tuttavia, la notevole resistenza alia sincope di sistemi come il sardo e l'italiano; mentre, nel caso del francese, i fenomeni di sincope raggiungono un livello altissimo. Notevoli, per le conseguenze sul piano fonologico, il caso di formazione di legamenti (i casi di lat. /i/, /e/, /u/ in iato con altra vocale: i casi di filium, cäseum, battuo (cf. 1.2.4.; 1.3.5.), fenomeni molto importanti per le loro conseguenze sul piano della palatalizzazione, della geminazione, della semplificazione dei nessi consonantici) e, infine, il caso di vocali finali ehe, fortemente
103. Gemeinromanische Tendenzen I. Phonetik
indebolite (giä latino-tarda era la neutralizzazione tra /-o/ ed /-u/), hanno portato, in francese (e anche in molti dialetti dell'Italia settentrionale), alia completa caduta delle vocali finali (tutte tranne /a/ > /a/), in spagnolo (ove cadono tutte le vocali finali, tranne /o/, /a/ ed alcune Id) o, nei dialetti italo-meridionali, alia tendenza a ridurre l'inventario fonologico finale a /i u a/ quando non, spesso, al semplice h/. II catalano condivide con il gallo-romanzo la perdita di /e o/ latine postoniche; ma /a/ postonica > Id prima di consonante: PAUSAS >poses, LIGAN(T) > lliguen, ÖRPHANA > orfena (Wheeler 1988a, 172). In sardo (Jones 1988, 317) e frequente, pur non essendo generalizzato, l'esito di vocali medie / / > /i/, hl > /u/ in posizione pretonica: GENÜC(Ü)LU > /gri'nuku/, CONTENTU > /kun'tentu/. In rumeno (Mallinson 1988,394) le vocali atone tendono a ridursi ad l&l o ad /a/: EXPÖNERE > spune, EXVÖLÄRE > zbura, DÖM(I)NU > damn, VET(E)RANU > bätrin; notevole e, infine, la conservazione di /-a/ ehe, tuttavia, si realizza come h/: RÖTA > roatä. 2.4.
Consonantismo
2.4.0. Introduzione II consonantismo romanzo presenta, rispetto al consonantismo latino-volgare, una serie di importanti innovazioni, di cui si renderä conto, per punti, nei paragrafi successivi e ehe paiono diversamente distribuite sul territorio della Romania in conseguenza della storia peculiare di ogni singola sub-area. I fenomeni piü notevoli possono essere cosi riassunti: a) la presenza di una serie di C palatali, determinate dalla reazione di C + V palatali (o /j/); ma, anche, determinate da altri contesti fonetici (l'esito di nessi di C + /l/); b) la presenza di C affricate, nella maggior parte dei casi esiti delle reazioni di C + /j/; c) la presenza di C interdentali, specialmente nello spagnolo e nei guascone; ma documentate anche in numerosi domini dialettali: ad es., nei dominio veneto; d) la presenza di C alveo-palatali /J/, /3/) e di una fricativa velare o laringale (/ /); e) l'alterazione della sostanza fonica, per influsso di V, in contesto intervocalico, di C occlusiva sorda > C occlusiva sonora > spirante sonora > 0 (processo di sonorizzazione/lenizione), fenomeno proprio della Romania occidentale; f) infine, gli esiti di C + /]/ o V palatale > C palatale > C affricata/fricativa. Prima di illustrare (2.4.1.ss.) i fenomeni ehe interessano le singole, principal! continuazioni romanze e necessario, a mio vedere, considerare,
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nelle loro implicazioni teorico-linguistiche, due fondamentali macro-fenomeni ehe interessano buona parte dei sistemi romanzi: il processo di sonorizzazione/lenizione di C sorde intervocaliche e il processo di palatalizzazione/affricazione. 2.4.0.1. SonorizzazionelLenizione La sonorizzazione delle sorde intervocaliche (/p, t, k/ > /b, d, g/) e uno dei nodi centrali della fonetica storica delle lingue romanze. Assieme all'evoluzione di /-s/ (cf. 2.4.2.2.3.) e servito al von Wartburg (1980,96-99) per fondare la teoria della bipartizione della Romania, grazie al fascio di isofone ehe corrono lungo la linea La SpeziaRimini, in un'area occidentale e in un'area Orientale: i sistemi romanzi collocati a Sud-Est di tale linea conservano intatte le sorde intervocaliche latine, mentre i sistemi romanzi posti a NordOvest della linea li trasformano in sonore (oppure in spiranti, giungendo spesso fino al piü o meno avanzato dileguo): per esempi di tali fenomeni cf. 2.4.1.1.1.2.; 2.4.2.1.1.2.; 2.4.2.2.2.; 2.4.4.1.0. Dal punto di vista fonetico il processo di sonorizzazione delle sorde in posizione intervocalica (e il loro parziale dileguo) nella Romania occidentale rappresenta un caso di assimilazione delle C alle V vicine per quanto riguarda i tratti distintivi «sonoritä» e «modo di articolazione»: le V sono fonemi articolati senza occlusione (senza interruzione della corrente d'aria) e con vibrazioni delle corde vocali; le occlusive sorde sono articolate con occlusione (con interruzione del passaggio della corrente d'aria) e senza vibrazione delle corde vocali. Quindi, in una sequenza del tipo /ata/ gli organi fonatori sono sottoposti ad una duplice interruzione: 1) delle corde vocali durante larticolazione di /t/, mentre per l'articolazione di /a/ si ha vibrazione delle corde vocali; 2) della corrente d'aria durante l'articolazione di /t/, mentre durante l'articolazione di /a/ precedente e seguente l'interruzione non sussiste. Per ragioni di economia articolatoria (Tekaviic 1972, 159) gli organi fonatori estendono progressivamente l'articolazione delle V adiacenti alia C sorda intervocalica. Tale processo avviene in tre segment!: 1) assimilazione riguardo alia sonoritä: /ata/ > /ada/; 2) assimilazione riguardo al modo di articolazione: la /d/, da occlusiva sonora diventa spirante sonora /ö/, ovvero un fonema articolato con una restrizione del canale fonatorio; 3) nella terza ed ultima fase scompare anche la restrizione del canale fonatorio durante l'articolazione di /ö/ di modo ehe l'apertura massima delle vocali, necessaria per la realizzazione di /a/, si estende alia C, la quäle si dilegua completamente: /ada/ > /aa/ ehe, per contrazione, > /a/. Quanto all'interpretazione del fenomeno Tovar (1951) e Martinet (1952) pongono la sonorizzazione romanza in re-
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
lazione con la cosiddetta lenizione celtica (fenomeno ehe presenta analogie col fenomeno romanzo): tanto piü ehe tale fenomeno e documentato proprio nella Romania occi dentale, in un'area cioe in cui Pelemento celtico era particolarmente presente. Ma lo stesso Martinet propone anche una spiegazione basata su elementi di linguistica internal le C lunghe latine (/Cd) tendono alia degeminazione (/CC/ > /C/) ed entrano in collisione con le C brevi originarie (/C/); queste, per evitare confusione sul piano fonologico, si sonorizzano, entrando perö in collisione con le C sonore originarie; le quali, a loro volta, si spirantizzano. Si tratta di una vera e propria reazione a catena : /tt/ >
Alia conclusione di tale reazione a catena, sizione originaria /tt/ vs. /t/ > /t/ vs. /d/; di conseguenza, l'opposizione originaria /t/ vs. /d/ > /d/ vs. Ibl (oppure /ö/ > 0). Tale interpretazione si adatta perfettamente alia situazione della Romania: ove, nei sistemi occidentali, le occlusive semplici sonorizzano e spirantizzano, mentre le occlusive geminate si abbreviano; nei sistemi orientali si mantengono inalterate le geminate e non si realizzano ne fenomeni di sonorizzazione ne di lenizione. Tuttavia alia tesi di Martinet non puö non essere mossa una obiezione : e cioe la constatazione ehe, su basi documentarie, risulta ehe la degeminazione di /CC/ e posteriore alia sonorizzazione di /C/ sorda intervocalica e non precedente: cosi l'una non puö essere la causa dell'altra (Weinrich 1958, 145-146). In altri termini /t/ > /d/ e lascia «vuota» una casella ehe e stata in seguito occupata da /tt/ > /t/. Weinrich (1958) spiega il fenomeno rifacendosi alia tendenza generale del sistema latino di sostituire le opposizioni quantitative con opposizioni qualitative: come l'opposizione fra lat. /e/ vs. Id si trasforma in opposizione di apertura di /e/ vs. / /, cosi anche l'opposizione /tt/ vs. /t/, quantitativa, tende a trasformarsi in qualitativa, ossia nell'opposizione /t/ vs. /d/; una volta intervenuta la sonorizzazione di /t/, e possibile il passaggio di /tt/ > /t/. In tal modo la degeminazione di /CC/ viene ad essere posteriore alia sonorizzazione, coerentemente con la documentazione romanza. 2.4.0.2.
Palatalizzazione/Affricazione
La palatalizzazione (e la parallela affricazione) di /k, g/ seguiti da /e, i/ e da /j/ rappresenta, dal punto di vista fonetico, un processo di assimilazione delle C alle V. II fenomeno si distingue, nei sistemi romanzi, sia sul piano diatopico ehe diacroni-
co. La palatalizzazione di C + /j/ e fenomeno panromanzo, al contrario della palatalizzazione di C + /e, i/ ehe, invece, pur presente nella grande maggioranza dei sistemi romanzi, non e tuttavia panromanza. Inoltre, in diacronia, la palatalizzazione di C + /j/ e piü antica rispetto a quella di C + /e, i/ (come si desume dalle testimonianze documentarie). Infine, l'esito di C + /j/e, in posizione intervocalica, sempre di /CC/ geminata, mentre l'esito di C + /e, i/ puö essere sia /CC/ geminata ehe /C/ semplice. Quanto alia interpretazione del fenomeno, Martinet (1968, 52-54) lo inserisce in una serie triplice di processi: 1) l'esito, in iato, di /u/ > /w/; 2) la perdita di /w/ primaria nella sequenza /kw/, /gw/ > /k/, /g/, attestato anche dal'Appendix Probi: exequiae non execiae; coquens non cocens; coqui non coci; oltre ehe da numerose testimonianze epigrafiche e, soprattutto, dalle continuazioni romanze, ove /k/ (quando non /tjV), continua lat. /kw/ + /e, il: quaerere > it. chledere, spagn., port, querer, fr. querir, rum. a cere; 3) la palatalizzazione di lat. /k/, /g/ originari. I tre processi, secondo Martinet, sono analizzabili alia luce di una vera e propria reazione a catena il cui esito e la palatalizzazione di /k/, /g/: /ku/ > /k*'/z /k w /i > /k/ 2
/k/, > /JV
Va notato, tuttavia, ehe tale interpretazione non vale per tutti i sistemi romanzi (Tekavöic 1972, 154): in sardo, ad es., /kw/ > /k/ (QUAERERE > sd. kerere), mentre /k/ originaria non palatalizza (CAELU > sd. kelu). Di contro, in friulano e in rumeno, si ha una palatalizzazione non solo di /k/ originario ma anche di /k/2 derivato da /kw/ ehe dovrebbe rimanere distinta (CAELU > rum. cer; QUAERERE > rum. a cere; QUID > friul. ce; QUAERERE > friul. ceri).
2.4.1.
Esiti romanzi di consonanti labiali latino-volgari
2.4.1.1.
Occlusive labiali Ipl, Ibl
2.4.1.1.1.
Ipl
2.4.1.1.1.1. Ip-l In posizione iniziale /p-/ si mantiene sostanzialmente intatto in tutta la Romania: PETRA > sd., port., cat., sopraselv. pedra, rum. piaträ, spagn. piedra, prov. peira, fr. pierre, it. pietra (Lausberg 1971, 273). Un esito particolare e nei dialetti rumeni, ove /p-/ + /i/ subisce la (non peraltro generalizzata) cosiddetta «palatalizzazione della labiale»: per cui PECTU > rum. piept (> dial. rum. /'pkjept/, /'kjept/); il fenomeno e attestato soprattutto in ambiente dacorumeno (Moldavia, Bucovina, Bessarabia, margini orien-
103. Gemeinromanische Tendenzen I. Phonetik
tali della Valacchia, buona parte della Transilvania: cf. Macrea 1936-1939,92ss.). 2,4.1.1.1.2. l-p-l Tra vocali (al pari di /-t-/ e di /-k-/) subisce, nella Romania occidentale, il processo di sonorizzazione (lenizione): attraverso uno stadio /-b-/ > /-ß-/ si ha /-v-/ (ehe viene a coincidere con gli esiti di lat. /-w-/) e ehe, in alcuni casi, > /$/: > port., spagn., cat., prov. riba; fr. rive; SAPERE > fr. savoir; SAPÖNE > fr. savon; LAVÄRE > fr. laver (Parkinson 1988, 139; Vincent 1988b, 286). Esiti parallel! a quelli del francese sono documentati in retoromanzo e nei dialetti gallo-italici: il fenomeno interessa quindi i dialetti piemontesi, lombardi, liguri, emiliano-romagnoli; in parte, anche i dialetti veneti: il limite in cui RiPA > riva e la «linea La Spezia - Rimini». In sardo (campidanese e logudorese) /-p-/ > /-ß-/: APE > /'äße/. In toscano (e quindi, in italiano) e in tutti i dialetti italiani centro-meridionali /-p-/ si mantiene: (la forma riva e un settentrionalismo penetrato in toscano); infine, del tutto coerentemente con il quadro della Romania Orientale, gli esiti del dalmatico e del rumeno mantengono intatto /-p-/: CAPISTRU > dalm. /ka'pjastro/, RIPA > rumeno e . 2.4.1.1.2.
Ibl
2.4.1.1.2.1. Ib-l Gli esiti di /b-/ si fondono spesso con gli esiti di /w-/, come appare giä testimoniato dalle iscrizioni latino-volgari (ove si alternano forme baleat\s. valeat). Tale instabilitä fonetica si ritrova neue lingue romanze: se il toscano (e, quindi l'italiano) e il francese distinguono oggi /v-/ da /b-/ (it. vino, fr. vin l it. bocca, fr. bouche rispettivamente derivati da VINU, BÜCCA), in altre lingue romanze i due fonemi sono normalmente confusi: cosi nello spagnolo (vino, boca: Ibl all'inizio di parola; con allofono [ß] all'interno di parola e di fräse), nel catalano (vi, boca: Ibl}, nel sardo (binu, bukka: Ibl), nei dialetti italo-meridionali (vinu, vukka: /v/). Nello spagn. a. frequente e la presenza del grafema in inizio di parola in forme quali bivir, bibdas per viudas; biltanga (< VILITANTIA); bistades (< vestir); halber per volver', boz per voz\ buelta per vuelta (Lausberg 1971,273-274). 2.4.1.1.2.2. l-b-l Come in inizio di parola, tra vocali l-b-l giä nel latino volgare si confondeva frequentemente con /-v-/, il cui esito, variamente diversificato nelle diverse aree della Romania, era bilabiale o labiodentale. Non esiste oggi alcuna lingua romanza ehe distingue gli esiti latinovolgari l-b-l e /-v-/ intervocalici (Lausberg 1971, 302-304): BIB£RE > it. be(ve)re 'bere', spagn. a., port. a. bever/beuer, engad. baiver; VIV£RE > it.
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vivere, spagn. vivir, port, viver, engad. viver; LAVÄRE > it. lavare, spagn., port., cat., prov. lavar, engad., fr. laver, PRÖBÄRE > it.provare, spagn. a., port. a. provar, cat., prov. pro(v)ar, engad. prover, fr. prouver; AMABA(T) > it., spagn. a., port, a., cat., prov., retoromanzo amava. Gli esiti di l-b-l sono, oggi: /-v-/ labiodentale (it., port., fr., retoromanzo); /-ß-/ (spagn., cat., guascone, prov., in parte); /-w-/ (guascone: HABERE > /a'we/ 'avere'; LAVABA > /la'wawo/ 'lavava'). In rumeno l-b-l (e /-v-/), in posizione intervocalica, > f): CABALLU > rum. cai, NÖVU > rum. nou. 2.4.1.1.2.3. l-bl In fine di parola va segnalato l'esito, proprio del catalano moderno e del provenzale, di vocalizzare /-ß/ (parallelamente, in parte, alia vocalizzazione di /-ö/: DECE > /deö/ > deu: cf. Wheeler 1988a, 173): SCRIB(E) > cat., prov. escriu; ( ) > beu; MÖV(E) > mou; NIVE > neu; PLOV(E) > plou. 2.4.1.1.2.4. Le presenze di Ibl in luogo di lat. /w/ e di/v/in luogo di lat. /b/sonocomplementari: /w/ > Ibl in posizione iniziale e in posizione postconsonantica; /b/ > /v/ in posizione intervocalica. I testi latini e le lingue romanze offrono molti esempi per tutti e due i fenomeni: l'apertura di Ibl intervocalica e documentata fin dal sec. I, in grafie del tipo devere vs. debere; guvernare vs. gubernare; dalla confusione tra habet, habete e ave, avete; da\\'Appendix Probi: plebes non plevis; tabes non tavis; dagli esiti romanzi: ad es. HABERE > rum. a avea, dalm. avar, it. avere, engad. avoir, fr. avoir, prov., cat. aver, spagn. Haber (con /ß/), port, haver. Anche l'esito di lat. /w/ iniziale o postconsonantica a /b/ ha attestazioni latine e romanze: oltre al giä citato pompeiano baleat per valeat e alle testimonianze deWAppendix Probi: vapulo non baplo; baculus non vaclus; alveus non albeus, notevole e, nelle lingue romanze, la confusione tra Ibl e /v/: V£T£RÄNU > rum. bätrin\ CÖRVU > rum. corb; VACCA > dalm. baka; CÖRVU > dalm. kuarb, V£RV£CE > fr. brebis, cÖRvEmu > corbeau; VOTA > spagn. boda, V£RVÄCTU > spagn. barbecho; V£RVÄCTU > port, barbeito. In portoghese si ha anche il fenomeno contrario, ossia lat. Ibl > /v/: H£RBA > port, erva, ARBÖRE > port. arvore, ALBU > port, alvo (come anche in retoromanzo: sopraselv. alvs). Foneticamente, l'esito Ibl > /ß/ (> /v/) altro non e se non una perdita dell'occlusione di Ibl in posizione intervocalica, owero un fenomeno ehe puö essere interpretato come normale assimilazione. Ibl, articolata senza occlusione, si realizza dapprima come spirante bilabiale sonora /ß/, da cui, in seguito, si sviluppa la spirante labiodentale /v/ (Weinrich 1958; Tekaväic 1972,145-150).
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
2.4.1.2.
Fricativa labiale///
2.4.1.2.1. If-l Caratteristico e l'esito /f-/ > /h-/ in spagnolo: si tratta di un tipico esito del castigliano (Lausberg 1971, 274): FACERE > hacer; FARINA > harina; F£R!RE > herir. Contrariamente a quanto awiene in guascone (Wheeler 1988b, 250: forse per influsso del sostrato aquitanico-euskari, ove FLAMMA > /eh'lama/ 'fiamma'; FLAG£LLU > /ehla3et/ 'frusta'; accanto a FARINA > /ha'ria/ 'farina'; FÖRTE > /hört/ 'forte') l'esito non si realizza nel caso di gruppi iniziali /fr-/, /fw-/: FRIGIDU > frio; FÖNTE > fuente (in guascone, invece: FRATRE > /'frai/; FÖLIA > /'hwe/io/. Anche in spagnolo - cosi come e ancora oggi in guascone - /h-/ era una vera e propria aspirazione e tale caratteristica fonetica dovette durare fino al sec. XVI. 2.4.1.2.2. l-f-l Da segnalare l'esito di /-f-/ in spagnolo: tale fonema, in origine bilabiale, si e sonorizzato in /-v-/, mantenendo il tratto bilabiale ((b) sul piano grafematico, nello spagnolo moderno): onde STEPHANU > Esteban; TRIFÖLIU > trebol. 2.4.1.3.
Nasale labiale lml
2.4.1.3.1. Im-l e l-m-l non presentano particolari problemi nelle continuazioni romanze (Lausberg 1971, 314): MÜLTU > muh, it. molto, spagn. mucho, ecc.; > sd. omine, rum. om, it. uomo, fr. a. uem, port, homem. 2.4.1.3.2. l-ml Invece, in fine di parola, /-m/ era debolmente articolato giä in latino (cf. 1.4.1.1.2.). Nei monosillabi, di struttura fonetica piü fragile, /-m/ > /-n/: REM > fr. rien; QUAM > spagn. cuan, port, quäo; > spagn., cat., prov. tan, port, täo; CUM > spagn. con, port, com, log. kun (Lausberg 1971, 353; TekavCic 1972, 198-199). 2.4.2.
Esiti romanzi di consonanti dentali
latino-volgari 2.4.2.1.
Occlusive dentali It/, Idl
2.4.2.1.1.
Itl
2.4.2.1.1.1. It-l In tutta la Romania tale fonema, in posizione iniziale, continua saldamente: TEMPU(S) > sd. tempus, rum. limp, port., it. tempo, spagn. tiempo, cat., prov., fr., sopraselv. temps (Lausberg 1971, 275); tranne ehe in rumeno quando sia seguito da /i/, nel qual caso si ha una palatalizzazione (ehe, tuttavia, non e generalizzata: cf. Tagliavini 61982, 370-371): TIBI > rum. (ie (con /t-/ > /ts-/). Ma si. tina 'fango' > rum. Una 'fango'.
2.4.2.1.1.2. l-t-l Tra vocali, nella Romania occidentale, si sonorizza, giungendo talvolta fino al dileguo (2.4.0.1.): /-t-/ > l-a-l > l-b-l (> /0/): ROTA > port., spagn., cat., prov. rueda/roda, fr. roue vs. it. ruota, rum. roatä. L'esito /0/ vs. l-a-l e, nelle continuazioni romanze della Gallia romanizzata, un tratto opposizionale importante, ehe permette di distinguere tra parlari d'o'il e parlari d'oc: VITA > vie vs. vida; > na'ffvs. nadiu; MÜTÄRE > muer vs. mudar. L'esito l-a-l > l$l e, comunque, in ambiente francese, relativamente recente (sec. XI): negli antichi testi si trova infatti traccia di l-a-l: cosi nei Giuramenti di Strasburgo (842): aiudha, cadhuna; Saint Alexis (sec. XI): vithe, espethe; Chanson de Roland (sec. XI): cruisiedes (fr. croisees), vedeir (fr. voir), sedeir (fr. seoir), ladet (fr. hue). 2.4.2.1.1.3. l-tl L'esito romanzo e generalmente /$/ (2.4.0.1.), secondo una tendenza giä ben attestata nella storia del latino. Tuttavia /-t/ e conservato in antico francese (e nel francoprovenzale d'epoca preletteria) fin al sec. XII: AMAT > aimet', RECLAMAT > recleimet (Chanson de Roland). In sardo e in alcuni territori arcaici dell'Italia meridionale (Lucania, Calabria settentrionale) /-t/ si e conservato, con vocale (eventualmente) paragogica: CANTAT > sd. cantatlcantata, dial. it. merid. cantati (Lausberg 1971, 359-360; Tekavöic 1972, 207). 2.4.2.1.2.
Idl
2.4.2.1.2.1. Id-l Normalmente si conserva: D£NTE > sd., port., it. dente, rum. dinte, spagn. diente, cat., prov., fr., sopraselv. dent (Lausberg 1971, 275). Notevole (e isolata) e, in rumeno, la palatalizzazione di Id-l quando segua /i/: DICO > rum. lie (Tagliavini 61982, 370). 2.4.2.1.2.2. l-d-l Nella Romania occidentale il fonema e sottoposto, in posizione intervocalica, alia trafila l-a-l > /$/. Notevole, perö, in portoghese (Parkinson 1988, 139), lo sviluppo di M epentetica in forme quali: AUDIRE > ou(d)ir > ouvir; CLAUDTRE (in luogo di CLAUD£RE) > port. a. chouvir; GAUDIRE (in luogo di GAUDERE) > port. a. gouvir; LAUDÄRE > port, louvar. Un fenomeno parallelo compare negli antichi testi limosini: LAUDÄRE > lauvar; AUDIRE > auvir; ALAUDA > alauva 'allodola'. In spagnolo l-a-l, tendenzialmente, cade all'interno del quadro fonologico per cui, nella serie dentale del latino: /tt/, Itl, /d/ > /t/, Idl, /$/: onde GÜTTA, V!TA, TED A > spagn. goto, vida, tea. Ma questa tendenza di fondo e contra stata frequentemente da influssi analogic! o dotti. Di tali influssi si puö per altro stabilire una cronologiarelativa:
103. Gemeinromanische Tendenzen I. Phonetik
a) caduta precoce, in epoca preletteraria, di /-d-/ in posizione debole, in apertura di sillaba finale nei proparossitoni: LIMPIDU > limpio; TÜRBIDU > turbio; b) in un'epoca sempre preletteraria, ma sicuramente successiva, /-d-/ prima di accento > /0/: CADERE > caer (ma: cade, caden, all'epoca del Cid); c) successivamente, in etä letteraria, /-d-/ > /$/ dopo accento: CADE > cae; NIDU > nido (ma spagn. a. nio); CRÜDU > crudo (ma spagn. a. cruo). Le forme dello spagnolo moderno sono rifatte su modello del latino.
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2.4.2.2.2. l-s-l Nella Romania occidentale /-s-/ in posizione intervocalica > /-z-/, per il normale fenomeno della lenizione di sorda intervocalica (cf. 2.4.0.1.): secondo il tipo ROSA > it. settentrionale /'roza/. ME(N)SE > it. settentrionale /'meze/ (vs. it. merid. /'rosa/, /'mese/); CASA > port, casa /'kaza/. In portoghese notevoli sono i fenomeni di palatalizzazione: in confine di sillaba /-s-/ > I-TJ quando segue consonante sonora: Lisboa /h'3boa/. Quando segue consonante sorda: /-s-/ > /-J-/: esperar /ijpa'rar/ 'sperare'; vista /Vijta/ 'vista', /-s-/ non palatalizza, perö se si trova tra vocali (entro parola o entro il confine di sillaba): casa /'caza/ 'casa'; os olhos /uz bAujV 'gli occhi' In catalano /-d-/ in posizione intervocalica e pre- (Lausberg 1971, 319-320). In francese /-s-/ + tonica > /(D/: JUDAEU > jueu; SUDÄRE < suar; consonante e stato mantenuto nella grafia fino a CRÜDELE > cruel; FIDÄRE > fiar. In questo il cata- metä del sec. XVIII anche se, nella pronuncia, lano segue il trattamento ibero-romanzo e si al- era stato ben presto cancellato: oggi un accento lontana dal provenzale medievale ehe hajosieu, circonflesso ricorda tale caduta e segna l'allungasusar, fisar. E probabile ehe il catalano antico mento compensatorio della vocale: TESTA > fr. a. abbia conosciuto l'esito /-d-/ > /-ö-/ > /-z-/ teste, fr. tete; I(N)S(Ü)LA > fr. a. isle, fr. ile. Dal (Wheeler 1988b, 251). Dopo accento, in catalano punto di vista cronologico, tale caduta si e prodot/-d-/ > /-z-/: INCÜDINE > encusa; LAMPREDA > ta in epoche diverse, in relazione alia consonante llampresa. Ma alcune varietä di dialetti catalani seguente: alia fine del sec. XI /-s-/ non era piü conoscono /-z-/ > /$/: encuia, llamprea. sensibile se non davanti a consonante occlusiva In provenzale, tipico tratto e l'esito di /-d-/ > sorda (Lausberg 1971, 319-320), come ben testi/z-/: CADERE > cazer; VIDERE > vezer; NÜDA > moniano i prestiti francesi passati in inglese ai nuza; LAUDÄRE > lauzar; AUDIRE > auzir. Per tale tempi della conquista normanna: fr. a. feste > tratto il provenzale si oppone all'esito dell'Ibero- ingl. feast; fr. a. tempest > ingl. tempest; fr. a. romänia (catalano compreso) e della Galloromä- escaper > ingl. escape; fr. a. isle > ingl. w/e/'ail/. nia settentrionale in cui /-d-/ > /0/: CADERE > fr. a. Davanti ad occlusive sorde (/p t k/) la /-s-/ si e CHEOIR; VIDERE > fr. a. veoir; NÜDA > fr. a. nue, mantenuta fino alia fine del sec. XII, sotto forma cat. nua. di aspirata, secondo un tipo fonetico ehe si ritrova In retoromanzo e in friulano /-d-/ > /0/: CAUDA in alcuni parlari nord-provenzali o, arealmente > CODA > cua; NÜDU > niu/niüd; SÜDÄRE > suar/ distanziati, andalusi: (I)SCHÖLA > /eh'kola/, süar. (i)splNA > /eh'pina/. Le reintegrazioni dotte sono, tuttavia, frequenti: oscillazioni si hanno nei pre2.4.2.1.2.3. l-dl A causa dello stretto collega- stiti latini accolti prima del sec. XVI (come si mento fonosintattico con la parola ehe segue, /-d/ evince dall'analisi delle rime); ma, dopo il sec. viene trattata come /-d-/. Nelle continuazioni di XVI, tutti i prestiti, con rarissime eccezioni, hanlat. ad la /-d/ viene assimilata alia C seguente: AD no mantenuto la /-s-/ preconsonantica: blaspheP£TRU > it. a Pletro /ap'pjetro/, fr. ä Pierre; se l-dl mer, cataplasme, chaste, destruction, juste, regis+ V > /-d-/: si mantiene in italiano: ad Adamo, tre, sophisme, souscrire. In retoromanzo e in friumentre > /0/ in francese: ä Adam e in spagnolo: a lano /-s-/ preconsonantica si palatalizza in /JV: F£Adan (Lausberg 1971,363). Interessante, ma iso- STA > /'fjajta/ 'festa'; VESPA > /'vjafpa/ 'vespa'. lato, e l'esito catalano ove /-d/ > /-ö/ si vocalizza: Davanti a C sonora /-s-/ > /3/: EXVÖLÄRE > HERED(E) > hereu; VID(E) > veu; RID(E) > riu; /3gu'lar/'volare'. P£DE > peu. 2.4.2.2.3. I-si In finale assoluta, in portoghese /-s/ > /JY: cosi infrances, vez, mats; anche nelle desi2 .2.2. Fricativa alveo-dentale Isl nenze verbau la palatalizzazione presente: can2.4.2.2.1. Is-l II fonema latino-volgare, nelle con- tos, cantamos, cosi pure nel morfo di plurale: tinuazioni romanze, appare piuttosto stabile (an- olhos, vezes suonano /OXuJ/, /'vezaj/. In genere, che in un sistema come quello del portoghese, ove per quanto riguarda gli esiti di /-s/, marca di plura/s/ e sottoposto, come si vedrä, a forti processi di le (per i tipi CAPRAS, LUPOS, CANES), la Romania palatalizzazione): SITIS/SITE > sd. sidis, rum., it. occidentale tende a mantenere il morfo; mentre sete, port, sede, spagn. sed, cat., prov. set, fr. soif, la Romania Orientale tende a seguire plurali del sopraselv. seit. In rumeno /s-/ + IM > /J7: sie > $i tipo CAPRAE, LUPI, CANi e a privilegiarc l'esito 'e' (ma SITO > rum. sitä 'setaccio'). vocalico (Lausberg 1971, 354-359; Tekavcic
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
1972, 200—206): esemplare, a questo proposito, la storia dei plurali dell'italiano e del rumeno (T£RRAE/T£RRAS > rum. /an', it. terre; CAMPI/CAMPOS > rum. ctmpi, it. campi, VIRDES > rum. verzi, it. verdi vs, fr. terres, spagn. tierras; fr. champs, spagn. campos; fr. verts, spagn. verdes). II sardo, ehe occupa tradizionalmente una posizione intermedia tra le due aree della Romania, segue, nella formazione dei plurali, il gruppo occidentale (sd. terras, campos, birdes). La vocalizzazione di /-s/ > /-i/ sembra, in italiano, assicurata nei monosillabi: NOS > noi, vos > voi e nelle forme verbau: hat, stai, vai,fai, ecc. 2.4.2.3.
Liquida alveo-dentale Irl
2.4.2.3.1. Ir-l In posizione iniziale e notevole la presenza, in alcuni sistemi, di una vocale prostetica. /a/ prostetica e attestata nell'italiano antico (Jacopone: armanere vs. rimanere; argir vs. redire; arprovo vs. riprovo) e, attualmente, in numerosi dialetti italoromanzi distribuiti tra il Piemonte, laToscana, l'Umbria, gli Abruzzi, ove ricorrono forme del tipo armanere vs. rimanere < REMANERE. Anche in siciliano /r-/ iniziale, fortemente rotata, conosce una /a/ prostetica: arraggiu vs. raggio; arrigordu vs. ricordo; arriposu vs. riposo. Tale prostesi ö un tratto caratteristico anche del guascone (tranne ehe dei parlari del Medoc e dei parlari ai margini della Linguadoca, lungo la Garonna): Rivu > guascone arriularrieu; RACIMU > guascone arrasim; RÖTA > guascone arröda. In retoromanzo (Lausberg 1971, 275—276), nella varietä engadinese, si riscontrano esiti simili: RETE > araitlrait 'rete'; RAUBA > aroba/roba. 2.4.2.3.2. l-r-l Non presenta particolari problemi nella continuazione dal sistema latino volgare ai sistemi romanzi. Normalmente si conserva con articolazione apicale (tranne ehe nel francese moderno ove viene resa /H/, con articolazione uvulare): PiRA > rum. para, it., sopraselv., prov., cat., spagn., port, pera, fr. poire /pwan/ (Lausberg 1971,308). 2.4.2.3.3. l-rl Notevole, in alcuni sistemi, la realizzazione /0/. II guascone e buona parte della Linguadoca prevedono /-r/ > /0/ dopo accento. Tale tratto si e generalizzato negli infiniti canta(r), ave(r), dormi(r) in tutti i parlari di area provenzale e catalana. In guascone il fenomeno e assai accentuato: onde le forme FLORE > flo(r), CÖR(D)E > co(r) 'cuore', ecc., ehe paiono testimoniate fin dal sec. XVI. Va osservato ehe la grafia provenzale moderna nota sistematicamente tutte le /-r/ degli infiniti: sia deboli (cantar), sia forti (veder). In sardo /-r/ finale puö assumere una vocale paragogica: SEMPRE > /"semper(e)/; QUATTUOR > /'battor(o)/ (Lausberg 1971, 363-364).
Per le metatesi del tipo lat. semper > sempre > it. sempre, spagn. siempre, port, sempre, fr. a. sempres, friul. simpri, lat. quattuor > quattor (attestato in iscrizioni) > quattro > it. quattro, spagn. cuatro, port, quatro, fr. quatre, rum. patru, cf. Tekavcic 1972, 208. 2.4.2.4.
Laterale alveo-dentale III
2.4.2.4.1. ll-l In ambiente catalano (ma, piü ampiamente in ambiente ibero-romanzo: in leonese, in asturiano) in posizione iniziale subisce un processo di palatalizzazione > M-/ (Wheeler 1988a, 177). AI di fuori dell'Iberoromänia, il fenomeno e presente anche nei parlari della Linguadoca occitanico-pirenaica: LUNA > lluna /'/(uns/; LACU > llac Mak/, ecc. La palatalizzazione non interessa perö le parole atone (come gli articoli: lo, la, los, les), i pronomi personali di 3a persona (lo, la, los, les) e, ovviamente, le parole dotte: del tipo literatura, lamentacio, lapidar, ecc. (anche se non mancano realizzazioni i allofoniche, con palatalizzazione: del tipo llamentacio, llögic). II fenomeno e attestato dal sec. XIII; ma la notazione grafematica (11) si e generalizzata soltanto nel sec. XV. In rumeno, talvolta, /!-/ + /i/ > /0/: UNU > in (ma l'ittionimo, di sostrato, Un > lin 'tinca')· 2.4.2.4.2. l-l-l In portoghese (del tutto parallelamente all'esito di /-n-/), diversamente ehe nello spagnolo, /-l-/ > 0: PELAGU > pego; ANGELU > anjo; CANDELA > candeia; DÖLÖRE > dor; PÖP(Ü)LU > povo; SALUTE > saude, ecc. L'esito /-l-/ > 0, parallelamente all'esito di /-n-/ > 0, deve essere attribuito ad una alterazione della cesura sillabica: /-l-/ si sarebbe velarizzato (> /w/) e, quindi, si sarebbe dileguato. Quanto alia cronologia del fenomeno, esso e collocabile tra i secc. X—XII. Nel portoghese moderno /-l-/ deriva soltanto da lat. /-Il-/: donzela, aquela, bela, cavalo; o, anche, dall'esito piü generale di un gruppo di consonante + /!/, successivamente al dileguo della consonante: pelo,pela (preposizioni articolate) < per + lo, per + la. Eventuali eccezioni sono da interpretarsi o come castiglianismi (palacio), o come parole dotte (colorir), o come rifacimenti analogic! (valer su val; preterite vali, sost. valor). In rumeno (Lausberg 1971, 309; Tagliavini ^1982, 370) /-l-/ intervocalico > /-r-/: GÜLA > gurä (ma /!-/ di origine slava si mantiene: sl. boli > boalä 'malattia'). II rotacismo rumeno interessa anche /-n-/ intervocalico (cf. 2.4.2.5.2.). 2.4.2.4.2.1. /-l-/ + C subisce, in numerosi sistemi romanzi, un processo di vocalizzazione (> /-w-/). In ambiente iberoromanzo e, parzialmente, galloromanzo, il fenomeno e frequente (Wheeler 1988b, 249): ALT(£)RU > leon. a. autroloutro, port, outro, spagn. otro, fr. autre; ALBA > fr.
103. Gemeinromanische Tendenzen I. Phonetik
aube; malva > fr. mauve; CAL(I)DU > fr. chaud; PALMA > fr. paume. II fenomeno e presente anche in provenzale, in forma massiccia: la mediazione fonetica e stata una /!/ velare, ehe appare mantenuta, ad es., in catalano: /'alba/, /'attre/, /'aha/. Contrariamente al dittongo /au/ > /aw/, ehe si e monottongato in francese (come in molte altre lingue romanze), /aw/ secondario si e mantenuto fino al medio francese e, sporadicamente, fino al francese rinascimentale (Lausberg 1971, 316). In retoromanzo (ovunque, tranne ehe in friulano), /-l-/ + C si vocalizza: ALTU > aut (engad. ot); ALT(£)RU > auter/oter; CAL(!)DU > chau(l)d/chod (ma ALBU/-A > alv, alb); ALPE > alp; CÜLPA > cuolpa; VULPE > vuolp (friul. alt, kjalt, albe, völp, ecc.). In sardo (Jones 1988, 322) e assai diffusa la tendenza alia neutralizzazione di /-l-/ vs. /-r-/ a favore di /-r-/ sia prima ehe dopo C: ALTU > /'artu/ ; FORTE > /forte/; PLENU > /'prenu/; CLAVE > /"krae/. 2.4.2.4.3. l-ll In buona parte del dominio occitanico /-!/ > /-w/, con un processo di velarizzazione ehe interessa il guascone, l'occitanico settentrionale, il provenzale. Nei parlari della Linguadoca, perö, /-!/ si mantiene: cosi HOSPITALE > occ. settentrionale ostau vs. linguad. ostai, CASALE > occ. settentrionale casau vs. linguad. casal. L'esito e di difficile datazione: esso appare sporadicamente nei testi antichi; ma la forma non vocalizzata e ancora assai diffusa nei sec. XII (anche se non e improbabile un mantenimento in grafie conservatrici). Si puö ritenere il fenomeno completato nei sec. XI. Notevoli, infine, i fenomeni di allungamento di /-!/ mediante vocale paragogica: mel > M£LE > rum. miere, sd. mele, it. miele, sopraselv., prov., cat., port, mel, fr. miel, spagn. miel (Lausberg 1971, 364;Tekavcic 1972,208). 2.4.2.5.
M
2.4.2.5.1. In-l In inizio di parola non pone particolari problemi: NÖVE > it. nove, fr. neuf, spagn. nueve, ecc. 2.4.2.5.2. /-«-/In posizione intervocalica, in portoghese (cosl come in gallego e in guascone), /-n-/ > /0/ dopo aver nasalizzato la vocale precedente: LANA > port, lä; GRANU >gräo; DONU > dorn. Nei portoghese moderne la vocale nasale si mantiene solo in sillaba tonica o finale. Quando tale vocale e /i/, essa palatalizza la /n/ ehe si mantiene sotto forma di /n/: V!NU > vinho', LINU > linho. In guascone: CATENA > cadia; VENA > via. Come in portoghese, cosi anche in guascone, si tratta di un processo di nasalizzazione della vocale precedente ehe ha finito per assorbire la consonante intervocalica. Con una differenza sostanziale, tuttavia, rispetto al portoghese: in guascone si tratta di
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una denasalizzazione quasi generale e senza dubbio piü antica. Cosi, contrariamente al portoghese, non rimangono in guascone, salvo rare eccezioni, tracce dell'antica nasale intervocalica. II fenomeno sembra risalire all'incirca verso il sec. VII: se ne hanno attestazioni a partire dai testi guasconi piü antichi: garias < GALLINAS; ma anche in nomi di luogo o di persona: SALINAS > Salies; CASTANETU > castahied; DOMINICU > Domeeg; DONATU > Doat. In rumeno /-n-/ intervocalico > /-r-/, secondo un processo di rotacizzazione giä attestato nei primi testi rumeni: LÜNA > lurä; ma sl. rana > rum. ranä 'ferita'. 2.4.2.5.3. l-nl latina si conserva nei polisillabi in sardo (anche con paragoge): NOMEN > sd. nomenl nomene. Altrove, nella Romania, e caduta: rum. nume, it. name, prov., cat. nom, port, name (Lausberg 1971, 353; Tekavöic 1972, 208). Tipico del catalano e l'esito /-n/ > 0 in posizione postvocalica e in finale assoluta di parola: TEN(ET) > cat. te; MOLIN(U) > cat. moli (Wheeler 1988a, 172). 2.4.3. 2.4.3.1.
Esiti romanzi di consonantipalatali latino-volgari Fricativapalatale/jl
2.4.3.1.1. Ij-l In posizione iniziale si conserva come tale in sardo (nuorese) e nei dialetti italomeridionali. Nei resto della Sardegna /j-/ > /gj-/ e, quindi, la^J o /dz/. II risultato di /j-/ in una parte notevole della Romania coincide pienamente con quello di Ig + i, e/ (Tekavcic 1972, 155-156): J£NUÄRIU > it. gennaio, it. merid. jennaru, fr. Janvier, prov. genier, cat. gener, spagn. enero, port. Janeiro; JACERE > it. giacere, fr. gesir, prov. jazer, cat. jaure, spagn. yacer, port, jazer (Lausberg 1972, 284-285). Presentano una distinzione fra /j-/ e /g- + i, e/ il logudorese e i dialetti centrali sardi (/g + i, e/ > /g-/: GENERU > /'generu/ vs. /j-/ > /j-/, , : JÜNCU > /'jurjku/, /djurjku/); il romanico svizzero (/g- + i, e/ > /3/: G£N£RU > Render/ vs. /j-/ > ·$/: jöcu > /dsug/); il romeno (/g + e, i/ > /dj/: G£N£RU > ginere vs. /j-/ > /3/: JÜGU > jug). 2.4.4.
Esiti romanzi di consonanti velari latino-volgari
2.4.4.1.
Ocdusive velari/k/, Igt
2.4.4.1.0. II trattamento delle velari segue, in linea generale, la trafila fonetica delle altre consonanti (labiali e dentali) di cui si e giä trattato (cf. 2.4.1.1. e. 2.4.2.1.). Mentre le C velari sono sostanzialmente salde avanti /o, u/ (CÖLLU > it. collo, fr. cou, prov. col, cat. coll, spagn. cuello, port, colo; CÜLU > rum. cur, it., spagn. CM/O, sd. cu/w, fr., prov. cul, port. CM), il loro esito, avanti
190
IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
/a/ ed /e, i/, e perö complicate da fenomeni di palatalizzazione (Lausberg 1971, 280). Quanto all'esito proprio della Romania occidentale di /-k-/ intervocalico > /-g-/ (> 0), del tipo (incoerente) FÖCU > it.fuoco, fr.feu, spagn./wego; ACU > it. ago; ACÜC(Ü)LA > it. (a)gucchia, fr. aiguille, prov. agulha, cat. agulla, spagn. aguja, port, aguIhacf. 2.4.0.1. 2.4.4.1.1. Ik + al, Ig + al Tipico tratto galloromanzo e la palatalizzazione di /k, g + a/ (Lausberg 1971, 311-312; von Wartburg 1980, 88-96). In provenzale settentrionale /k + a/ > /tfa/; /g + a/ > /dsa/: CASTELLU > prov. settentrionale chastel vs. prov. merid. casfe/; PLAGA > prov. settentrionale plaja vs. prov. merid. plaga. In francese /tjY > /{/ e , > ty: CANTÄRE > chanter; CAPU > chef; GAMBA > jambe; GALBINU > jaune. In retoromanzo e in friulano caratteristica e la palatalizzazione galloromanza /k + a/, /g + a/ > /kj/, /tj/ - /gj/, /dj/. Ma si tratta di una situazione piü complessa ehe in Gallia, caratterizzata da esiti peculiari e indipendenti. Inoltre, dal punto di vista cronologico, il fenomeno sembra essere piü recente in retoromanzo e in friulano rispetto al galloromanzo. Tale palatalizzazione e propria dell'engadinese, dei parlari dolomitici e del friulano, ma non raggiunge il parlare di Surselv: CAPRA > engad. chavra (lad. chevra); CASA > engad. chasa (lad. chesa); friul. k'äf, k'aze, k'antia; g'ät, g'äl; g'ämbe). Ma nel parlare di Surselv: caura, casa, cantar; gat, gaglina. Dal punto di vista diacronico, il retoromanzo e estremamente interessante perche presenta, ripartiti geograficamente, tutti i gradi della palatalizzazione galloromanza di /k,g + a/: 1) /k, g/: nessuna palatalizzazione (nel parlare di Surselv) 2) /k', g'/: (cj, gj) nel friulano centrale 3) /tf, dg/: nel friulano occidentale e meridionale. AI di fuori di tali aree /k + a/, /g + a/ si conservano: CAPU > it. capo; GALLU > spagn., it. gallo, prov. gal; GALLINA > it. gallina, rum. gäinä. 2.4.4.1.2. Ik + i, el, lg + i, el In sardo (oggi solo nel logudorese-nuorese, in passato anche nel campidanese) si mantiene l'articolazione velare. Si tratta di un caratteristico tratto arcaico (Lausberg 1971, 277-278; 309-311): C£NTU > /'kentu/; CERASEA > /ka'rjasa/; COELU(M) > CELU > /'kelu/; gelare /ge'lare/; G£N£RU > /"generu/. I parlari sardi di area logudorese ehe sonorizzano /k-/ in posizione intervocalica, sonorizzano ugualmente /k + i, e/: NÜCE > log. /'nuge/; FACERE > log. /'fagere/. In dalmatico la velare e ugualmente
mantenuta: CENA > /"kaina/; ma non mancano venetismi/venezianismi, con palatalizzazione, del tipo /tjjant/, /sjant/ per il numerale 'cento'. AI di lä di queste aree conservatrici, altrove, nella Romania, si e avuto un processo di palatalizzazione, seguito, talvolta, da un processo di spirantizzazione. Per /k + e, i/ si hanno tre principal! esiti: 1) /tJV in italiano, retoromancio e rumeno 2) / / in spagnolo (e in area veneta) 3) /s/ in portoghese, occitanico, catalano e francese. Tale pluralitä di esiti si ritrova addirittura all'interno della stessa Italoromänia: /tf/ e proprio del toscano e dell'Italia meridionale cento / ^ /; /ts/ > / /, /s/ e proprio dei dialetti galloitalici (emil. / /; ven. / /, /'sento/ 'cento'; piem. /"sira/ 'cera'). In posizione intervocalica, in linea generale, fatta salva la sonorizzazione per le lingue della Romania occidentale, si hanno gli stessi esiti presenti all'inizio di parola: /tj/ in italiano, retoromancio e rumeno (it. vicino, rum. vecin; it. croce, rum. cruce); /z/ in portoghese, in provenzale, nei dialetti galloitalici (port, vizinho; prov. vesin; lomb. /ve'zin/). /g + e/, eccezion fatta per esiti conservator! in sardo (logudorese) ove e mantenuta l'articolazione velare - ofiNfiRU > /'generu/ o spirante: LEGERE > /"leyere/ e in dalmatico (G&LÄTU > /ge'lut/), continue secondo quattro esiti di natura palatale o spirante : 1) /ds/: in italiano, retoromanzo, provenzale (parzialmente), antico francese, rumeno 2) /j/: in spagnolo, nei dialetti del Böarnais, nei dialetti italo-meridionali 3) /3/: nel portoghese, nel catalano, nel francese 4) /dz/: in provenzale (parzialmente), nei dialetti italiani settentrionali. Si cf. gli esiti seguenti: G£LU > rum. ger, it. gelo, sopraselv. schelira (< -ÜRA), fr. a. gel, prov. gel, spagn. hielo, port, gelo; G£MMA > it. gemma, fr. a. jamme, prov. gema, spagn. yema, port, gema; GENÜC(Ü)LU > rum. genunchi, it. ginocchio, sopraselv. schnuogl, fr. genau, prov. genohl, spagn. hinojo (forma antiquata), port, joelho (> geoIho); FRloßRE > dalm. fregur (Lausberg 1971, 282-283; 310-311). 2.4.4.2. Nasale velare Igt Continua tendenzialmente con tale articolazione: ÜNGI(T) > UNGE > rum., it., port. unge. In alcuni casi /n/si assimila alia consonante ehe segue: it. a. ugne, prov. onh, fr. oignez (< ÜNGITIS).
103. Gemeinromanische Tendenzen l. Phonetik
2.4.5.
Esiti romanzi di consonanti labiovelari latino-volgari w
w
2.4.5.1. Occlusivelk l, lg l w
w
L'evoluzione di /k / e di /g / (quest'ultimo fonema solo presente in prestiti germanici) varia secondo la qualitä della vocale ehe segue: /k w + i, e/ e /kw + a/ hanno i seguenti esiti (Lausberg 1971, 290):
sd.
sopra- fr.e Iberoselv. prov. romänia k kww/k k w /kj k k kw k kw
rum. it.
/k ww Hh i, e/ b/k tf /k Hh a / b/k p/k
QUIND£CI > sd. bindighi, it. quindici, sopraselv. quendisch, fr., prov., cat. quinze, spagn. quince: QU£RCEA > it. quercia, QU(I)ESC£RE > sopraselv. quescher 'tacere'; QUATTUOR > it. quattro, sopraselv. quater, cat. quatre, spagn. cualro, port, quatro, sd. battoro, rum. patru; QUÄLE > sd. kale, rum. care', £QUA > rum. iapä, sd. ebba, cat., port. egua, spagn. yegua, prov. ega. /gw-/ (< germ, /w-/) si comporta come /kw/: WERRA > it. e engad. guerra (con/gw-/), sopraselv. *guiara > uiara, prov., cat., spagn., port, guerra, fr. guerre (con /g-/); WISA > it. guisa (con /gw-/), prov. guiza, fr. guise, spagn., port, guisa (con /g-/)/-g*-/ -t- /a/: LINGUA > rum. limbä, sd. limba, friul. lenge, it. lingua, spagn. lengua, port, lingua, cat. llengua, prov. lenga, fr. langue. Notevole la labializzazione di /kw/, /gw/ in rumeno e in sardo: esito di un'evoluzione indipendente (Giacalone Ramat 1969), piuttosto ehe portato di un comune (ma difficile da Stabilire) sostrato. 2.4.6.
Esiti romanzi di consonants laringale latino-volgare
2.4.6.1. Ihl, perduto nel sistema latino-volgare (cf. 1.4.1.6.1.), fu reintrodotto nei parlari galloromanzi settentrionali, attraverso i prestiti germanici, nel sec. V: (< germ, hatjan) > fr. hair; HARDITU (< germ, hardjan) > fr. hardi. Notevole e il fatto ehe l'occitanico, ehe ha assunto molti di questi prestiti, non attesta alcuna aspirazione, neppure nella fase antica: occit. air, ardit. In francese l'aspirazione di /h/ fu sensibile fino alia fine del medioevo; nel sec. XVI il tratto (tranne ehe in alcune aree dialettali lä dove fu piü forte il superstrato germanico: Normandia e Lorena) sembra fosse giä scomparso (Harris 1988,212). In rumeno /h/ e entrato attraverso i prestiti slavi: rum. duh 'spirito', hranä 'cibo'; tuttavia occorre osservare ehe alcuni /h/ di origine slava > /f/: sl. prahü > rum. praf 'polvere' (Mallinson 1988, 396).
191
2.4.7.
Gruppi consonantici
2.4.7.1.
Gruppi consonantici in inizio diparola
2.4.7.1.1. C + M Normalmente, in tutta la Romania, si mantengono stabili/pr-, br-, tr-, kr-, gr-, fr-/: PRATU > sd. pradu, it. prato, spagn., port. prado, cat., prov., prat, fr. pre, sopraselv. prau; BRACHIU > rum. bral, it. braccio, spagn. brazo, port, ferafo, cat. bras, prov. bratz,ir. bras, sopraselv. bratsch; TRAHERE > rum. trage, sd. traere, it. trarre, port, trazer, spagn. traer, cat. traure, port. traire, fr. traire, sopraselv. trer, CR£D£RE > sd. kroere, rum. crede, vegl. kredro, it. credere, port. crer, spagn. creer, cat. creure, prov. creire, fr. croire, sopraselv. crer; GRÄNU > rum. griu, vegl. grün, it., spagn. grano, port, gräo, prov., cat. gra, fr.grain, sopraselv. graun; FRENU > rum./rfw, it., spagn. freno, port, freio, cat., prov. fre, fr. frein, sopraselv. frein. Notevole e coerente con gli esiti di /b-/ nei dialetti italo-meridionali, l'esito di /br-/ > /VT-/ nei dialetti italo-meridionali: BRACCHIU > /Vrattsu/ (Lausberg 1971, 287-288). 2.4.7.1.2. C + III. Tali nessi si mantengono in francese, in provenzale, in catalano, in retoromanzo (nel retoromanzo svizzero, in ladino, nel friulano), in dalmatico, in sardo (ove /!/ > /r/). In portoghese e nello spagnolo, in italiano e in rumeno, invece, si nota una sensibile palatalizzazione di /!/, diversa nelle diverse lingue: /pl-
bl-
fl-
kl-
gl-/
kj kj
S3 S3 1 1
pi
hl
fl
it.
PJ
bj
fj
spagn. port.
X
J
1 1
J
rum.
A
PLACERE > fr. plaisir, prov. plazer, cat. plaure, cat. pla, sopraselv. plascher (con /5/), vegl. plaker, rum. pläcea, it. piacere; PLÄNU > fr. plain, prov., cat. pla, sopraselv. plaun, it. piano, spagn. llano, port, chäo; BLASPHEMÄRE > fr. blämer, prov., cat. blasmar, sopraselv. blasmar, vegl. blasmar, rum. biesternd, it. biasimare; FLAMMA > fr. flamme, prov., cat. flama, sopraselv. flomma, it. fiamma, spagn. llama, port, chama; CLAVE > fr. clef, prov., cat. clau, sopraselv. clav, vegl. kluf, rum. cheie, it. chiave, spagn. Have, port. chave; GLANDA > fr. gland, prov., cat. glan, sopraselv. glogn, rum. ghindä, it. ghianda, spagn. a. lande (Lausberg 1971, 288-289). Interessante il confronto tra gli esiti del toscano (quindi, dell'italiano), dei dialetti italo-settentrionali e l'ambiente retoromanzo: le affricate palatali dipendono da tre fonti: 1) dalle velari /k/, /g/ seguite da /e, i/, nonche dai nessi /kj/, /gj/; 2) dai nessi /kl/, lg\l, quando il processo di palatalizzazione non si arresta agli stadi /kj/ e /gj/ ma continua fino a /tjY e
192
IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
/dg/; 3) dalle velari /k/, /g/ seguite da /a/. Per ciö ehe si riferisce a tali processi, va osservato ehe nell'Italoromänia e in ambiente retoromanzo si ha un principio fondamentale: in ogni sistema, gli esiti /tjY e ·$/ dipendono da una sola fönte, a esclusione delle altre due. Gli esiti di queste ultime due, in tal senso, si arrestano prima di raggiungere gli esiti /tjY e ld-$l, oppure danno altri esiti. Cosi /ke/ > it. /tje/, dial. it. settentrionale /tse/ (> /se/), retoromanzo /tse/ o /tJe/; /ka/ > it. /ka/, dial. it. settentrionale /ka/, retoromanzo /kja/; /kla/ > it. /kja/, dial. it. settentrionale /kja/ > /tj"a/, retoromanzo /kla/: C£NTU > it. cento, dial. it. settentrionale /'ssnto/, retoromanzo /'tjent/; CANE > it. cane, dial. it. settentrionale /kan/, retoromanzo /'kjan/; CLAVE > it. chiave, dial. it. settentrionale /'tjave/, retoromanzo /'klav/ (Tekavcic 1972,245-246). 2.4.7.1.3. / 1"-/, /g'Vicf. 2.4.5.I.). 2.4.7.1.4. Id + jl Nella maggior parte della Romania converge con gli esiti di /j-/ e di Ig + i, e/. (cf. 2.4.3.1.; 2.4.4.1.2.). 2.4.7.1.5. /i + Cl Giä nel latino volgare si era sviluppata una vocale prostetica /i/ > /e/ (cf. 1.3.8.). Tale abitudine fonetica continua parzialmente nel logudorese, nell'Iberoromania, in francese e in provenzale: (I)SPÖ(N)SU > log. isposu, fr. epoux, prov., cat. espos, spagn., port. esposo (vs. it. sposo, sopraselv. spus)', (I)SCALA, > log. iskala, prov., cat., spagn. escala, fr. echelle (vs. rum. scarä, it. scala, sopraselv. scala). 2.4.7.2.
Gruppi consonantici in corpo diparola
2.4.7.2.1. Occorre distinguere tra gruppi consonantici primari (giä propri del latino) e gruppi consonantici secondari (originatisi per sincope di vocali intertoniche e postoniche).
per tremando), nel Liber Ystoriarum Romanorum (grannissimo per grandissimo, secunno per secundo, munno per mundo, tromma per tromba). L'esito /-nd-/ > /-n-/ e proprio anche del catalano e del guascone: MANDARE > manar; mentre l'esito /-mb-/ > /-m-/ si ritrova, oltre ehe in catalano, e in guascone, anche in spagnolo: PALUMBA >paloma (Wheeler 1988a, 172). 2.4.7.2.1.2.1. Connesso con il fenomeno precedente va considerata la sonorizzazione delle C sorde dopo /m/, /n/: fenomeno ehe, dal punto di vista areale, coincide abbastanza bene con il fenomeno sopra descritto: /mp/ > /mb/, /nt/ > /nd/, /nk/ > /rjg/: CAMPU > umbro, romanesco /'kambo/, nap. /'kamba/; DENTE > umbro ödende/, nap., pugl. /'denda/; BLANCU > umbro/"bjango/. II limite della sonorizzazione di /nt/ > /nd/ e dato dalla linea Monti Albani - Ancona ed e quasi parallele a quello della assimilazione /nd/ > /nn/ (Rohlfs 1966, par. 257). L'origine della assimilazione, cosi come della sonorizzazione, e stata interpretata come esito dell'azione di un sostrato osco-umbro: in osco upsannam corrisponde a lat. operandam', in umbro sakrannas corrisponde a lat. sacrandas; a Pompei compare Verecunnus per Verecundus. La tesi sostratista e stata accolta da Merlo e da Bonfante (TekavCic 1972, 272), mentre e stata infirmata da Rohlfs (1966, par. 257) sulla base del fatto ehe l'assimilazione /nd/ > /nn/ e presente non solo in Italia ma anche nell'Iberoromania nordorientale, nel guascone, in ambiente retoromanzo. Per il Rohlfs si tratta di un fenomeno assimilatorio normale, per la cui interpretazione non e necessario ricorrere all'ipotesi di un sostrato. Tekavöic (1972, 279-280) considera parallelamente il fenomeno della assimilazione e della sonorizzazione. A sua vedere, il rapporto tra assimilazione e sonorizzazione puö essere duplice: - il cosiddetto Sog (risucchio):
2.4.7.2.1.1. // + Cl Per i tipi ALTU, TALPA cf. 2.4.2.4.2. 2.4.7.2.1.2. In + Cl, Im + Cl Particolarmente interessant! gli esiti /n + d/, /m + b/ > /nn/, /mm/ propri dei dialetti italiani centro-meridionali (tranne la Toscana, il Salento, la Calabria meridionale e alcune aree della Sicilia): MANDARE > mannare, PLÜMBU > chiummu (onde, spesso, /-nt-/ > /-nd-/: QUANTU > quando). II fenomeno, di natura assimilatoria (Tekavöic 1972, 276-277), e documentato giä in testi antichi: in un documento latino di Cava dei Tirreni (a. 826) ricorre vennere per vendere; quindi in Jacopone da Todi (mannare per mandare, cannela per candela, granne per grande), nel Contrasto di Cielo d'Alcamo (commattere per combattere, tremanno
/nd/i > / n n /
/nt/ > /nd/2 - il cosiddetto Schuh (spinta):
/nt/ > /nd/2 /nd/i > /nn/
Nel primo caso l'assimilazione, qualsiasi sia la sua origine, lascerebbe una casella vuota, occupata poi dalla successiva sonorizzazione; nel secondo caso la sonorizzazione, fenomeno primario, determinerebbe l'assimilazione. Secondo Tekavcic (1972, 280) «l'origine osca deH'assimilazione rimane probabile. Per ciö ehe riguarda la sonorizzazione essa potrebbe essere una reazione dei dialetti meridionali, allo scopo di diminuire la
103. Gemeinromanische Tendenzen I. Phonetik
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ridondanza dell'opposizione /nt/ vs. /nn/. II contributo del greco bizantino resta in discussione. Tutta la discussione e dunque sub iudice».
spagn. ojo, port, olho; AURIC(Ü)LA/-O > sd. arikra/ariyra, rum. urechie, it. orecchio, sopraselv. ureglia, fr. oreille, prov, aurelha, cat. orella, spagn. oreja; COAG(Ü)LU > it. caglio, sopraselv. 2.4.7.2.1.3. II gruppo /m + n/ > /-nn-/ in sardo, cuagl, fr. a. call, prov. calh, cat. coall, port. italiano, retoromanzo, provenzale, catalano, spa- coalho, spagn. cuajo, rum. chiag (con metatesi < gnolo, portoghese; altrove > /-mm-/ (in francese /*kagju/); MASC(Ü)LU > it. maschio, fr. mas/e > e, in parte, in provenzale): SÖMNU > sd. /'sonnu/, male, prov., cat. mascle, spagn., port, macho, it. sonno, sopraselv. sien, engad. son, friul. sium, rum. mascur (non sincopato); ÜNG(Ü)LA > rum. prov. son/som, cat. son, spagn. suefio, port. sono. unghie, it. unghia, sopraselv. ungla, fr. angle, II gruppo /mn/ si conserva solo in rumeno: rum. prov. ongla, cat. ungla, spagn. w«a, port. somn, perö, se precede /a/, /m/ vocalizza in /u/: DAMNU > rum. daun; SCAMNU > rum. scaun. 2.4.7.2.1.6. Is + Cl In portoghese, nel retoromanzo e in alcuni dialetti italo-meridionali > /J7 2.4.7.2.1.4. 1C + rl II trattamento di C in tale + C/. In francese /s/ > /#/, attraverso /h/ e con contesto segue spesso quello di C intervocalica. C relative allungamento della vocale della sillaba sorda si conserva quindi nei dialetti centrali della precedente: fr. a. paste > /'pahta/ > pate (oggi Sardegna, nel rumeno, neü'Italia meridionale; sempre piü trascurato ma ehe lascia traccia, sul mentre, nella Romania occidentale, si sviluppano piano grafematico, nell'accento circonflesso; o, esiti sonorizzati o spirantizzati. Per quanto ri- nel caso di e atona, nell'accento acuto: ecole < guarda C sonora, interessant! sono gli esiti del ISCHÖLA). Nella maggior parte delle lingue rogruppo /-br-/ ehe oscillano fra la geminazione manze /s/ si mantiene: RESPÖNDERE > port, re(/-bbr-/: in Toscana: FABRU > fabbro) e la spiran- sponder (con /J7), spagn. responder, fr. repondre, tizzazione /-vr-/ nel resto dell'Italia e in tutta la it. rispondere, rom. räspunde (Lausberg 1971, Romania: rum. four, fr. orfevre < *AURI FABRU, 319-320). prov. faure (Lausberg 1971, 318). 2.4.7.2.1.7. l-p + t-/ Importante 1'esito conserva2.4.7.2.1.5. 1C + II Sviluppa esiti palatalizzati, tivo del rumeno: S£PTE > s,apte; RÜPTU > rupt. piü o meno come giä visto per /C + l/ in inizio di Altrove si hanno esiti assimilati /tt/ (> /t/): sd., it. parola (cf. 2.4.7.1.2.). Tuttavia, all'interno di pa- seile, sopraselv. siat, fr. a., prov., cat. set (fr. rola, anche il retoromanzo, il francese e il proven- mod. sept, con grafia dotta), spagn. slete, port. zale prendono parte alia palatalizzazione del sete. Sull'evoluzione lpt1 > / / > /tt/, intesa cogruppo «palatale + l» (Lausberg 1971, 318-319; me trafila fonetica determinata da normale assiTekaväic 1972, 244-247): milazione, giä probabilmente propria del latino volgare, pur mancando testimonianze (tranne un caso pompeiano: isse per ipse), e comunque pasd. rum. it. sopraselv. fr. prov. cal. spagn. port. rallela agli esiti di /kt/ > /tt/ e di /ks/ > /ss/, si esprimeTekavcic (1972, 227-228). PL BL
pr/ßr pl ur/lv/rß ul
ppj bbj
hl bl
ffj
fl
bl/pl bl
hl bl
X bl
ßl /ßl
br X/1
X/pl
J
2.4.7.2.1.8. l-k + t-l In nessuna lingua romanza si e conservato intatto tale gruppo. In genere si ha KL kr/yr kj kkj X X>j 3> la vocalizzazione del primo elemento consonantiGL yv gj ggj/XX X X>j 3> co velare (> /jt/) - come nell'Ibero- e GalloromäSKL skr Jk skj Jkl sl > l ski ski tf J nia -; oppure si ha 1'esito assimilato (> /tt/) come in italiano; 1'esito dissimilato (> /pt/) si ha, isolaNGL ggr Ogj Qgj Og' Dg' >"gl Og' tamente, in rumeno. NeH'Iberomänia e nella Galloromänia /kt/ > /jt/ (con esiti successivi in DÜPLU > it. doppio, fr. double, prov. döble, so- castigliano): FACTU > port, feito, cat. a. feit, cat. praselv. dabei; COP(Ü)LA > it. coppia, fr. couple, fet, prov. fait, fr. fait; LECTU > port, leito, cat. a. prov. cobla; TRIB(Ü)LA(T) > it. trebbia, spagn. Hit, cat. Hit, prov. licit, fr. lit. In castigliano (e, trilla, port, trilha; FAB(U)LA(T) > spagn. habla, quindi, in spagnolo; ma non in leonese e in aragoport, fala; STAB(Ü)LU/-A > rum. staul, it. stabbio, nese) /jt/ > /tJV, con palatalizzazione dell'elemenfr. liable, prov., cat. establa, spagn. establo; sü- to dentale: spagn. hecho, lecho. II portoghese B(Ü)LA > sd. survalsula, rum. sulä, it. subbia, conosce una seconda evoluzione nelle parole piü sopraselv. sibla; SÜFFLA(T) > rum. suflä, it. soffia, meno dotte: ACTU > auto 'atto, processo verbaspagn. a. sollalsopla, fr. souffle, prov. soffia, so- le'; TRACT ARE > port. a. trautar (port. mod. trapraselv. sufflar; AFFLÄRE > rum. afla, spagn. ha- tar), TECTU > port. a. teuto (port. mod. tecto). II llar, port, achar; OCLU > sd. okru/oyru, rum. provenzale, per quanto riguarda I'esito di /-jt-/ ochlu, sopraselv. egl, fr. ceil, prov. uelh, cat. ull. prevede due esiti: in una parte del provenzale FL
vr
fl
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
/-jt-/ > /-tj-/, secondo un esito prossimo al castigliano; una parte, invece, mantiene /-jt-/: LACTE > lach vs. lait; NÖCTE > nuech vs. nueit. La mancata palatalizzazione di /-jt-/ e un tratto ehe interessa l'ambiente aquitano-pirenaico (guascone, parlari della Linguadoca pirenaica, catalano) e si collega, opponendosi al castigliano, con la maggior parte dei parlari ibero-romanzi (portoghese, gallego, catalano, aragonese, asturiano e, in parte, leonese). L'esito /tt/ e proprio dell'Italia centromeridionale (tose, fatto, detto; sie. fattu, dittu, ecc.) di contro all'esito di tipo gallo-romanzo /-kW > /-ht-/ > /- -/ > /-jt-/ ehe e diffuse in tutta I'Italia settentrionale, eccezion fatta per il Veneto: ligure a. noite, faito; lomb. a. fruito, dito, piem.fait (Tekavöic 1972,228). Tale /-jt-/ > /-tJV, parzialmente, in lomb. /'latj/ 'latte', /'notjV 'notte'. In retoromanzo Akt-/ si assimila /-tt-/ > /-t-/ nel ladino dolomitico e nel friulano: NÖCTE > nuet/nyot; LÜLCTU > lietlyet. In romancio, come nei dialetti lombardi limitrofi, si ha esito palatalizzato: notg, letg; ma, in engadinese, la palatalizzazione non ha luogo: not, let. In rumeno /-kt-/ > /-pt-/, con un processo di differenziazione eterorganica: LÜCTA > rum. luptä; öcro > opt. Con evoluzione parallela a quella di /-ks-/ > /-ps-/: CÖXA > coapsä e di /-gn-/ > /-mn-/: UGNU > lemn. Tale fenomeno e da attribuire alia struttura consonantica del rumeno ehe, per prevenire l'assimilazione della consonante implosiva, realizza una differenziazione: da omorganica la sequenza diventa eterorganica. Tale «trasposizione» del punto di articolazione della consonante implosiva e attestato anche nei prestiti latini dell'albanese: LÜCTA > alb. lüfte 'lotta' e sembra far pensare all'azione di un sostrato balcanico, forse daco-tracio. 2.4.7.2.1.9. l-k + s-/ L'esito /JJY, per assimilazione bilaterale, (> /J7) e diffuse in gran parte dell'Italia centro-meridionale e nella zona occidentale dell' Italia settentrionale. Cos! pure, con cessione di una /i/ alia sillaba precedente, nei dialetti del provenzale, nel catalano, nello spagnolo (spagn. a. /J7 > spagn. mod. / /, «velarizzazione castigliana») e nel portoghese: CÖXA, MAXILLA, FRAXINU > it. coscia, mascella, (dial.) frascino; cat. cuixa, freixe, maixella; spagn. cojo (< cöxu 'zoppo'), fresno, mejilla (spagn. a. mexiella con /J/). In un'altra Variante il primo elemento del gruppo viene sonorizzato in /j/: cosi nei dialetti dell'Italia settentrionale, nei dialetti provenzali, nel retoromanzo, nel francese: prov. cuoissa, freisse, maissela; sopraselv. queissa,fraissen, missiala; fr. cuisse,frene, fr. a.fraisne, maissele). Per l'esito di /-ks-/ > /-ps-/ in rumeno cf. 2.4.7.2.1.7. 2.4.7.2.1.10.1-C + j-/ 1) /-tj-/. Nella Romania occidentale, per effetto della sonorizzazione, III > lal oppure /ö/. Da tali
forme dipendono gli esiti /-jz-/ del francese, /-z-/ del provenzale, /-dz-/ dell'antico spagnolo (> spagn. mod. /- -/), /- -/ del portoghese; in catalano l'esito di /-tj-/ > /0/: RATJÖNE > prov. razo, fr. raison, spagn. razon; PÖTJÖNE > prov. pozo, fr. poison; pretiu(m) > prov. pretz, fr. a. pris, cat. preu; PÜTEU > PÜTJU > cat. pou, spagn. pozo; vmu > port. vezo. Nella Romania Orientale gli esiti di /-tj-/ sono diversi: /-tts-/ nell'Italia centrale e meridionale; /-ts-/nel romancio svizzero; /- -/, /tts-/ nel sardo, rispettivamente nel logudorese e nel campidanese; /-ts-/, /-tjV nel rumeno: PÜTEU > PÜTJU > it. pozzo,sd. pu99u,puttsu, rum.pui; FETJÖLU > rum./mor (Lausberg 1971,327-328). 2) /-dj-/. In un'area vasta, ehe comprende i dialetti dell'Italia settentrionale, la Toscana (quindi, l'italiano), il retoromanzo e il rumeno, l'esito e /-dz-/ (> rum. /-z-/, sopraselv. /-dz-/, tose, /-ddz-/): Mfioju > rum. miez, sopraselv. miez, it. mezzo. Altrove, il resto della Romania ha assimilato il gruppo /-dj-/ > /-ggj-/, facendolo poi convergere cogli esiti del gruppo /-jj-/ del latino: HÖDJE > sd., log. /'oe/, it. oggi, fr. hui, cat. avuy, spagn. hoy, port, hoje (Lausberg 1971,328). 3) /-sj-/. Gli esiti sono duplici: o si ha /-s'-/ (con intacco palatale), oppure /-J-/. La /s'/ intacca la qualitä della vocale precedente: in francese, provenzale, catalano, spagnolo: BASJÄRE > fr. baiser, prov. baisar, cat., spagn. besar. Oppure /s'/viene depalatalizzata: in sardo, nei dialetti italo-meridionali e nord-orientali e, quindi, converge con /s-/: dial. it. merid. vasare, sd. basare, ven. basare. L'esito /-J-/ e proprio dell'Italia centrale: tose. /ba'Jare/; CASEU > CASJU > /'kaJO/. In rumeno l'esito e simile: caij /kaj/ (Lausberg 1971, 329). 4) /-nj-/. Frequente e l'assimilazione /-jiji-/. In qualche area marginale si ha un processo di assibilazione: cosi, ad es., nel sardo logudorese /-ndz-/ o nel sardo campidanese /-ndj-/: VINEA > VINJA > it. vigna, fr. vigne, prov., port, vinha, cat. vinya, spagn. vina, sd. log. /'bindza/, sd. campid. /'bijidsa/ (Lausberg 1971, 330). 5) /-lj-/. In (quasi) tutta la Romania continua nella forma assimilata /-X/(-/: tale forma si conserva nei dialetti dell'Italia centrale e meridionale. Nella Romania occidentale si semplifica in l-k-l e si conserva come tale nei dialetti dell'Italia settentrionale, nel retoromanzo, nel provenzale, nel catalano, nel portoghese e nell'antico francese; nel francese moderno l-k-l > /-j-/, come pure nei dialetti della Spagna settentrionale e nel rumeno. Nel castigliano (quindi, nello spagnolo letterario) la /-j-/ > - ,- ehe, nello spagnolo moderno, si realizza come /- -/ («velarizzazione castigliana»: cf. 2.4.7.2.1.9.): FÖHA > it. foglia, fr. feuille, prov., port, folha, cat. fulla, spagn. hoja, rum. foaie. Nei dialetti dell'Italia meridionale /-M-/ > /-ggj-/: /'foggja/ (Lausberg 1971, 330-331). 6) /-rj-/. In un vasto territorio comprendente
103. Gemeinromanische Tendenzen I. Phonetik
l'Italia centrale e meridionale e la Romania occidentale /-rj-/ > /-r'/ in origine palatalizzata (ehe nella maggior parte dei casi > /-jr-/): AREA > ARJA > it. merid. aira, sopraselv. era, fr. aire, prov. aira, cat. era, port. eira. In toscano (e, quindi, in it.) la */-r'-/ perde l'articolazione dentale e si realizza come /j/: AREA > ARJA > aia; CÖRJU > cuoio. II gruppo/-rj-/si conserva nel rumeno, nei dialetti dell'Italia meridionale e nei dialetti centrali della Sardegna: AREA > ARJA > rum. arie, dial. it. merid. aria; CÖRJU > dial. it. merid. cuoriu (Lausberg 1971,331). 7) /-kj-/. II gruppo viene palatalizzato e assibilato nell'intera Romania, anche in quelle aree ehe conservano /k-/ o /-k-/ 4- /i, e/ (cf. 2.4.4.1.2.). In tal senso la palatalizzazione di /-kj-/ si mostra piü antica di quella di /k/ seguito da /i, e/ sillabiche. L'esito protoromanzo doveva essere */kjj/, da cui esiti diversi nelle diverse lingue. Nell'Italia centrale > /-ttjVe nel retoromanzo > /tJV: FACJA > it. faccia, sopraselv. fatscha. Altrove */kjj/ > /-tts-/: cosi nell'Italia meridionale. Da /-tts-/ si ha poi lo scempiamento /-ts-/ in rumeno, nei parlari dell'Italia settentrionale (ove > /s/), nel fr. a. (> fr. mod. /s/), nel provenzale (all'interno di parola > /s/, in fine di parola > /ts/), nel catalano (> /s/), nell'antico spagnolo (> spagn. mod. / /), nell'antico portoghese (> port. mod. /s/): FACJA > rum. fatä, fr. face, prov. fassa, cat. fas, spagn. haz; BRACHJU > it. merid. vrazzu, rum. bra\, dial. it. settentrionale bras, fr. a. braz, fr. bras, prov. bratz, cat. i>ray, spagn. brazo (spagn. a. /-tts-/), port. bra$o. Anche in sardo, da una forma base /-tts-/ > /- -/ nei dialetti centrali, onde I'evoluzione /-tt-/ nel logudorese e /-tts-/ nel campidanese: ACIE > ACJA > , atta, attsa (Lausberg 1971,331-333). 8) I gruppi /-gj-/ e /-jj-/ sono venuti a convergere in un unico esito oscillante tra l'affricata /-ggj-/ e la fricativa /-jj-/, da cui dipendono tutte le forme romanze: MAIU(S): rum. mai, dial. it. merid. maju, it. maggio, fr., prov. mai, friul. mai, sopraselv. matg, cat. maig, spagn. mayo, port. maio. 9) /-pj-/. II gruppo si conserva solo nei dialetti centrali della Sardegna: PROPEÄNU > propjänu 'vicino' (ma, in logudorese, /-p-/ > /-ßj-/: proßjanu); in spagnolo /-pj-/ > /-bj-/ (nello spagn. mod. /-ßj-/) e /-jb-/ in portoghese: SEPIA > spagn. / "6 , port. siba. Nel resto della Romania /-pj-/ venne geminato > /-ppj-/ in epoca antica (it. seppia). Notevole l'esito di /-ppj-/ > /-pkj-/ in engadinese (sapcha) e /-ptj"-/ in provenzale (sapcha) (Lausberg 1971, 334-335). 10) /-bj-/, /-vj-/ sono confluiti assieme, nella totalitä della Romania, nell'unico esito /-vj-/: il quäle continua in Sardegna (dial, centrali sardi: /-vj-/, campid. /-ßj-/, log. /-j-/), nel portoghese /-iv-/, nello spagnolo /-ßj-/, nei dialetti provenzali /-vj-/: RÜBEU > RÜBJU > sd. rußju, ruju, port.
195
ruivo, spagn. rubio. Altrove, nel resto della Romania, /-vj-/ > /-bbj-/, attraverso una netta geminazione: HABEA(M) > (H)ABJA > it. abbia; RABJA > it. rabbia. In romancio /-bbj-/ > /-bgj-/, /-vgj-/: RABJA > engad. rabgia, sopraselv. ravgia. In provenzale /-bbj-/ > /-ud3~/: RABJA > rauja; cavea(m) > gaggia. In antico francese /-bbj-/ > /-dg-/ > fr. mod. /-g-/: RÜBEU > RÜBJU > rouge; CAVEA > CABJA > cage; RABJA > rage. In rumeno /-vj-/ > /-jb-/: RÜBEU > RÜBJU > roib (Lausberg 1971, 335). 11) /-mj-/ e conservato in sardo, in provenzale, in spagnolo, nei dialetti dell'Italia settentrionale, nel retoromanzo: GR£MIARJU > retoromanzo remiardzu 'covone'; VINDEMJA > prov. vendemia, spagn. vendimia, sopraselv. vendemia. In catalano e portoghese gli esiti oscillano tra /-mj-/ e /-im-/: slMJA > cat. simia, port, st'mio; VINDEMJA > cat. verema, port, vlndima. Nei dialetti toscani e dell'Italia centrale /-mj-/ > /-mmj-/: vendemmia, scimmia. Notevole, in ambiente retoromanzo, l'evoluzione dell'esito geminato /-mmj-/ > /-mgj-/: engad. vindemgia e, in antico francese, /-ndg-/ > fr. mod. /-g-/: vendange, singe (Lausberg 1971,335-336). 2.4.7.2.2.
Gruppi consonantici secondari
a) Sincope: giä presente nel latino volgare (secondo il tipo oc(ü)lu(m) > OCLU, da cui le forme romanze: it. occhio, spagn. ojo, ecc.), essa e particolarmente importante nella fonetica del francese ove, per sincope vocalica, quando piü di due C vengono a formare un gruppo secondario, la C intermedia > 0 eccetto ehe nel caso ehe l'ultima sia /r/ o /!/: DÖRMIT > *dormt > dort; MASTICÄRE > fr. a. maschier > mächer; VINDICÄRE > venger; GALBINU > jaune (Lausberg 1971,346). b) Epentesi: giä presente nel latino volgare (nel tipo assula > ASCLA, onde cat., prov. ascla; insula > I(N)S(Ü)LA > ISCI.A, onde it. ischia, prov. iscla), essa e particolarmente presente nella fonetica del francese, ove, Tevoluzione dei gruppi secondari contenenti /m, n, l, ss, ml, nl/, presenta l'epentesi di una C «di transizione»:
fr. a. fr. mod.
/mr/
/nr/
/ssr/
/ml/
/nl/
mbr "br
ndr
str tr
mbl
ngl
"dr
CAM(£)RA > chambre; ESS(£)RE > etre; SIM(Ü)LARE > sembler; SPIN(Ü)LA > e'pingle (Lausberg 1971,347-348). 2,4.8.
Geminate
2.4.8.1. La geminazione consonantica in latino rappresentava una combinazione fonematica ehe
196
IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
ricorreva all'interno di parola e di fr se: tale resa delle geminate e ancora presente nel sardo e nei dialetti dell'Italia centrale e meridionale: ANNU > sd. annu, tose, anno; VACCA > sd. bakka, tose. vacca. Nel resto della Romania le geminate sono state scempiate. Importante e notare ehe, di norma, nella Romania occidentale, non si ha convergenza tra C geminate scempiate e le corrispondenti C semplici intervocaliche: lo scempiamento delle C intense si e quindi verificato dopo ehe si era realizzato il fenomeno della lenizione di C sorda intervocalica nelle lingue della Romania occidentale: le CC geminate passano ad occupare i posti delle C semplici intervocaliche resisi liberi in seguito alia lenizione. Lo scempiamento non e ancora avvenuto all'epoca dei process! decisivi del vocalismo e del consonantismo ehe interessano le lingue romanze occidental!, poiche le CC geminate del latino, nei confront! della struttura sillabica, chiudono la sillaba precedente. Va notato ehe in rumeno, dato ehe ivi non si realizza la lenizione di consonante intervocalica, le CC geminate confluiscono con l'esito di C intervocalica semplice: VACCA > rum. vac ; GUTTA > gut ; GROSSA > groas (Lausberg 1971, 340ss.). 2.4.8.2. /-ll-/ si conserva in toscano e, quindi, in italiano: CABALLU > it. cavallo; VALLE > valle; mentre /-U-/ > /-!-/ nella Romania occidentale: nei dialetti dell'Italia settentrionale, nel retoromanzo, in francese, in provenzale (escluso il guascone): cheval, caval, val. Scempiamento si ha anche nel portoghese e in rumeno: tuttavia /-l-/ < /-H-/ rimane distinto da /-l-/ originario ehe in rumeno > /-r-/ e nel portoghese > 0 (cf. 2.4.2.4.2.). Isolato nel sardo e in alcuni dialetti dell'Italia meridionale l'esito cacuminalizzato di /-l-/ > /-Π-/, /-dd-/: CAVALLU > dial. it. merid. /ka'vallu/, sd. /'kaddu/. Tale tratto e presente anche nei dialetti nordoccidentali della Spagna e in Guascogna: asturiano e guascone VALLE > /'batsi/. Nello spagnolo, in catalano e in parte dei dialetti francoprovenzali /-H-/ > /-A "-/: CABALLU > spagn. caballo, cat. cavall; VALLE > spagn. valle, cat. voll (Lausberg 1971,342). 2.4.8.3. Ι-ττ-Ι si conserva nel sardo e nei dialetti dell'Italia centrale e meridionale: CARRU > it. carro, sd. karru; nella Romania occidentale Ι-ττ-Ι > /-r-/ in tutti i dialetti dell'Italia settentrionale e nel retoromanzo (ove l'esito converge con quello di lat. /-r-/); cosi pure in rumeno: TERRA > rum. (ar . Invece, in antico francese, in provenzale, in catalano, in spagnolo e in portoghese Ι-ττ-Ι si conserva come Ι-ττ-Ι: in francese Ι-ττ-Ι > Ι-τ-Ι solo nel sec. XVII; in provenzale, in catalano, nello spagnolo e nel portoghese Ι-ττ-Ι si conserva fino ad oggi: prov., cat., port, terra, spagn. tierra.
2.4.8.4. Ι-ται-Ι si conserva in sardo e nei dialetti dell'Italia centrale e meridionale: ANNU > it. anno, sd. annu. Altrove /-nn-/ > /-n-/ e l'esito confluisce con quello di /-n-/ latino originario: ANNATA > fr. αηηέε; ANNU > an. In catalano e nello spagnolo /-nn-/, analogamente ad /-ll-/, subisce un processo di palatalizzazione: /-jiji-/ > /-n-/: cat. any /an/, spagn. ano. 2.4.8.5. l-kk-l L'intera geminata viene colpita da palatalizzazione della velare quando seguano /i, e/e/a/, ove ci avviene (cf. 2.4.4.1.1.; 2.4.4.1,2.). Ci significa ehe la prima componente viene assimilata regressivamente dalla seconda: ACCING£RE > it. accingere /-ttf-/, fr. a. aceindre /-tf-/; ACC£ND§RE > it. accendere /-ttj-/, prov. acendre /-s-/, spagn. acender /-Θ-/ (Lausberg 1971,345). 3. Bibliografiaselettiva Agard, Frederick Browning, Structural Sketch of Rumanian, Baitimor (Md.), Linguistic Society of America, 1958. Alarcos Llorach, Emilio, Fonologia espanola, Madrid, Gredos,41965. Alarcos Llorach, Emilio, Estudis de lingiiistica catalana, Barcelona, Ariel, 1983. Ambrosini, Riccardo, Introduzionealia linguistica slorica, Pisa, Athenaeum, 1976. Ascoli, Graziadio Isaia, Saggi Ladini, AGI l (1873), 1-556. Ascoli, Graziadio Isaia, L'Italia dialettale, AGI 8 (1882-1885), 98-128. Atzori, Maria Teresa, Sardegna, Pisa, Pacini, 1982. Badia Margarit, Antoni M., Gramatica historica catalana, Barcelona, Noguer, 1951. Barbarino, Joseph Louis, Latin and Romance intervocalic stops: a quantitative and comparative study, Madrid, PorruaTuranzas, 1981. Barbosa, J. Morais, fttudes de phonologie portugaise, Evora, Universidade de Evora, 21982. Bartoli, Matteo Giulio, Das Dalmatische: altromanische Sprachreste von Veglia bis Ragusa und ihre Stellung in der Apennino-Balkanischen Romania, 2 vol., Wien, Kaiserliche Akademie der Wissenschaften/Holder, 1906. Battisti, Carlo, Le premesse fonetiche e la cronologia dell'evoluzione di a in e nel Ladino centrale, ID 2 Π926), 50-84. Bee, Pierre, La langue occitane, Paris, PUF, 21967. Bec, Pierre, Manuel pratique de philologie romane, 2 vol., Paris, Picard, 1970/1971. Bernardi Perini, Giorgio, L'accento latino, Bologna, Patron, 21967. Blasco Ferrer, Eduarde, Storia linguistica della Sardegna, T bingen, Niemeyer, 1984. Blasco Ferrer, Eduardo, La lingua sarda contemporanea, Cagliari, Edizioni della Torre, 1986. Bolelli, Tristano, Contribute allo studio dett'elemento celtico nella fonetica romanza, AR 24 (1940), 188-205. Bonioli, Maria, La pronuncia del latino nelle scuole dall'Antichit al Rinascimento, vol. l, Torino, Uni-
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104 Gemeinromanische Tendenzen II. Flexionslehre
xionslehre von der Wortbildungslehre, denn erstere ist in der Flexion begründet, welche „verschiedene Formen desselben Wortes konstituiert", während letztere auf Derivation und Komposition beruht, welche „verschiedene lexikalisch-grammatische Wörter konstituieren" (Weber 1980,159).
Tendances communes aux langues romanes II. Flexion 1. ZurBestimmungdesGegenstandsbereichs 2. Gemeinsame „Tendenzen" der morphologischen Entwicklung vom Lateinischen zum Romanischen 3. Die morphologische Entwicklung des Substantivs 4. Die morphologische Entwicklung des Adjektivs 5. Die morphologische Entwicklung der Pronomina 6. Die morphologische Entwicklung des Verbs 7. Bibliographie (in Auswahl)
1. ZurBestimmungdes Gegenstandsbereichs
1.1. Unter „Flexionslehre" soll hier der Zweig der Sprachwissenschaft - spezieller: der Grammatik - verstanden werden, der in anderer Terminologie auch mit „Formenlehre", „Morphologie", „Morphemik" oder „Morphematik bezeichnet wird. In der Flexionslehre werden nach unserer Auffassung die Formen u n d Funktionen (grammatische Bedeutungen) der flektierbaren Wörter einer Sprache untersucht. Flektierbare Wörter sind solche, die Flexion aufweisen, d.h. die entweder durch Deklination oder durch Konjugation charakterisiert sind. Der vorliegende Artikel muß sich auf die Behandlung der flektierbaren Wortarten («partes orationis») „Substantiv", „Adjektiv", „Pronomen" und „Verb" beschränken (die „Artikel" werden in 107 behandelt). Morphologische Aspekte der Sprache gehören - in mehr oder weniger zentraler Weise auch zu den Gegenstandsbereichen der Artikel 105-109. Auf die schwierige Frage der Abgrenzung von Morphologie und Syntax (cf. Matthews 1974) und auf das Problem der Begründung einer Morphosyntax kann hier nicht eingegangen werden. Sehr klar zu trennen ist dagegen die Fle-
Emanuele Banfi, Trento
1.2. Die Flexionslehre ist historisch-vergleichend darzustellen und im gesamtromanischen Rahmen zu behandeln. Den Ausgangspunkt der Betrachtung bilden die sprachlichen Verhältnisse im Lateinischen (Vulgärlatein); die sprachlichen Entwicklungen im Romanischen werden dann jeweils bis zum gegenwärtigen Sprachzustand verfolgt. Eine gesamtromanische Darstellung kann im Rahmen dieses Artikels allerdings nicht geleistet werden. Wir werden drei romanische Sprachen ins Zentrum unserer Darlegungen stellen: das Französische als Vertreter der Galloromania, das Spanische als Repräsentant der Iberoromania und das (Standard-)Italienische zur Illustration der Ostromania (im Sinne von W. von Wartburg); die übrigen romanischen Sprachen können nur ausblicksweise bzw. in besonderen Fällen einbezogen werden. Die vorgegebene Länge des Artikels läßt nicht mehr als eine überblicksartige Darstellung der umfangreichen Materie zu.
2.
Gemeinsame „ Tendenzen " der morphologischen Entwicklung vom Lateinischen zum Romanischen
2.0. Auf so allgemeine Erklärungsversuche der Sprachentwicklung wie die Berufung auf die „Tendenz" zur Sprach vereinfachung oder auf die zur Sprachökonomie soll hier nicht eingegangen werden.
2.1. Dagegen soll hier auf ein Begriffspaar hingewiesen werden, das für die Typologie, die Geschichte und die Beschreibung der romanischen Sprachen immer wieder herangezogen wurde und wird (cf. e.g. Tekavcic 1972, vol.2), nämlich die von A. W. von Schlegel (1818) in dieser Form eingeführte Unterscheidung zwischen „synthetischen Sprachen" und „analytischen Sprachen" innerhalb der Klasse der «langues ä inflexions». „Synthetisch" bedeutet, daß die lexikalische und
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
die grammatische Komponente in einem Wort terminiert", das allerdings nur im Hinblick auf „synthetisiert" sind (z.B. lat. fratr-is), während das Französische präsentiert wird - die sprachli„analytisch" heißt, daß die beiden Komponenten chen Fakten wurden von K. Baidinger (1968b, auf verschiedene Wörter verteilt sind (z.B. frz. 87-106) ausführlich und übersichtlich zusamdu frere, span, del hermano, ital. del fratello). mengestellt. „Prädeterminiert" heißt, daß die Nach Schlegel sind die romanischen Sprachen grammatische Information der lexikalischen voranalytische Sprachen, das Latein dagegen eine ausgeht (e.g. frz. delafleur), „postdeterminiert" synthetische Sprache. Er führt fünf verschiedene bedeutet dagegen die umgekehrte Reihenfolge sprachliche Phänomene aus dem Bereich der (e.g. \at.flor-is). So wird der Sprachwandel vom Grammatik an, um die Gattung „analytische synthetischen Latein zum analytischen FranzöSprache" zu bestimmen: l. die obligatorische Set- sisch in der traditionellen Formulierung zur zung des Artikels vor den Substantiven; 2. die (weitgehenden) Ersetzung der Postdeterminaobligatorische Setzung der Subjektpersonalpro- tion des Lateinischen durch die Prädetermination nomina vor den Verben; 3. der Rückgriff auf des Französischen in der Terminologie und Sicht Hilfsverben in der Konjugation; 4. der Gebrauch Weinrichs. von Präpositionen anstelle von morphologisch markierten Kasus; 5. die Bildung der Steige- 2.3. An anderer Stelle haben wir (Geckeier rungsformen des Adjektivs durch Adverbien. 1983, 269-284, und 1985, 203-223) zu zeigen Die Verfahren, die die analytischen Sprachen versucht, daß die Weinrichsche Unterscheidung charakterisieren, nennt er «moyens de circonlo- das Schlegelsche Begriffspaar nicht ablösen cution»; die synthetischen Sprachen dagegen ha- kann, sondern daß es vielmehr sinnvoll ist, beide ben diese „periphrastischen" Mittel nicht nötig. Unterscheidungen miteinander zu kombinieren; Der Wandel von einem vorwiegend syntheti- als Illustration für das Spanische: cf. Geckeier schen grammatischen System des Lateinischen (1983). über die Formen des Vulgärlateins zu einem vorwiegend analytischen grammatischen System - 2.4. Mit diesen Überlegungen sind wir bereits in vor allem im nominalen Bereich - der romani- den Bereich der Sprachtypologie eingetreten. In schen Sprachen ist ein - wenn nicht d a s - heraus- der Tat entspricht die tiefgreifendste Form des ragende Faktum in der morphologischen Ent- Sprachwandels einer Veränderung oder gar Abwicklung dieser Sprachfamilie; die von Schlegel lösung des Sprachtypus; cf. zum Begriff des aufgeführten sprachlichen Erscheinungen 2.—5. Sprachtypus allgemein und zum romanischen werden uns in späteren Kapiteln noch beschäfti- Sprachtyp speziell - unter Berücksichtigung der gen. - Nun ist es aber nicht so, daß der Wandel Sonderstellung des Französischen: Coseriu von synthetischen zu analytischen Formen eine (1968, 269-281; 1971a; 1980, 157-170; 1983, reine Einbahnstraße war; insbesondere H. Kuen 269-279) und Eckert (1986). (1970a [1952], 72-92) wies darauf hin, daß es auch „rückläufige Bewegungen in der Entwick- 3. Die morphologische Entwicklung des lung der romanischen Sprachen zum analytischen Substantivs Typus" gab, so etwa bei den Futurformen vom 2 Typ cantabo —> cantare habeo —> cantaraio —> (je) Basisliteratur: Lausberg 21972, 15-73; Alvar/Pottier 1983, 39-77; Rheinfelder 1976, 10-48; Tekavöic 1972, chanterai oder bei der Adverbialbildung lente —> 11,25-124. lenta mente —> ital./span. lentamente, frz. lentement. Aber dann kommen auch neben den neo3.1. Numerus synthetischen Formen neue analytische Bildungen auf: besonders auffällig beim Futur im Fran- Die aus dem Lateinischen in die romanischen zösischen und Spanischen, wo zum „einfachen" Sprachen am besten tradierte funktionelle KateFutur vom Typ je chanterai bzw. cantare ein peri- gorie des Substantivs ist die des Numerus. So phrastisches Futur vom Typ je vais chanter bzw. existiert und funktioniert die morphologische voy a cantar in Konkurrenz tritt; weniger zwin- Opposition „Singular"/„Plural" gleichermaßen gend beim Adverb im Französischen: cf. e.g. im Nominalsystem des Lateinischen wie in dem courageusement - avec courage (Klein 1973, der romanischen Sprachen (von einem alten Dual 407-414). haben sich im Lateinischen nur Spuren erhalten, jedoch nicht im Nominalsystem). In den lateini2.2. H. Weinrich (1962, 177 186) hat sich sehr schen Deklinationsendungen sind die Kategorien dezidiert dafür ausgesprochen, „so grobe, so un- „Numerus" und „Kasus" amalgamiert, d.h. sie genaue und zugleich so prätentiöse Kategorien treten kombiniert auf und lassen sich nicht auf wie das Begriffspaar analytisch/synthetisch hinter Segmente aufteilen; so drückt die Endung -is in sich zu lassen". An dessen Stelle setzt er das lat. patris gleichzeitig „Genitiv" und „Singular" Strukturmerkmalpaar „prädeterminiert/postde- aus, -es in fratres „Nominativ" (auch „Akkusa-
104. Gemeinromanische Tendenzen //. Flexionslehre
tiv") und „Plural". In den romanischen Sprachen, in denen kein Kasussystem mehr existiert, hat sich der Numerus dagegen zu einer „offenen" («ouvert») Kategorie entwickelt, d.h. Singular und Plural sind im Normalfall eindeutig markiert und differenziert (allerdings mit gewissen Ausnahmen, cf. infra), e.g. span, torreltorres, ital. torreltorri. Die materiellen Verfahren der Numerusmarkierung in den romanischen Sprachen und Dialekten von heute weisen eine große Vielfalt auf (cf. Geckeier 1986), lassen sich aber historisch auf zwei große unterschiedliche Typen der Kennzeichnung zurückführen, zum einen auf die Markierung mit auslautendem [s], zum anderen auf eine Vokaldifferenzierung im Auslaut. Die ursprüngliche Verteilung der Typen wird durch die bekannte Sprachgrenze La Spezia - Rimini bestimmt, die W. von Wartburg (1936; 1950) für seine Abgrenzung der Ostromania von der Westromania besonders herausgestellt hat und deren eine Isoglosse gerade durch die Erhaltung-in der Westromania - bzw. durch die Nichterhaltung in der Ostromania - von lateinischem auslautendem [s] definiert ist. Insbesondere wegen der Konsequenzen für die Nominal- und Verbalmorphologie kann man Wartburgs (1950, 20) Auffassung zustimmen, wenn er schreibt: „Die einschneidendste, bedeutsamste und folgenschwerste aller lautlichen Differenzierungen innerhalb der Romania war zweifellos in der Behandlung des auslautenden 5 gegeben". In der Frühzeit der westromanischen Sprachen geschieht also die Pluralmarkierung durch eine sigmatische Endung (mit Ausnahmen bei den Sprachen mit Zweikasusflexion), die Numerusmarkierung erfolgt nach folgender (vereinfachter) Formel: Singular: -0/PluraI:-[s]. Dabei setzt die unmarkierte romanische Singularform in der Regel den lateinischen Akkusativ Singular (auslautendes [m] ist früh verstummt) bzw. Obliquus fort, die markierte sigmatische Pluralform der Westromania geht auf den lat. Akkusativ Plural zurück, der außer bei den Neutra hauptsächlich durch die Endungen -os, -äs, -es ausgedrückt wurde. Als Illustration: Span.: caballolcaballos, hija/hijas, lugar/lugares Port.: cavalo/cavalos,filhalfilhas, lugar/lugares Kat.: cavall/cavalls, pas/passos, filla/filles.
(Auf die von der Graphie z. T. abweichende phonetische Realisierung der Pluralendungen im Portugiesischen und Katalanischen kann hier nicht eingegangen werden). Im Altfranzösischen und im Altokzitanischen wurde der Plural ebenfalls sigmatisch gebildet (bei den Maskulina zumindest im Obliquus). Durch das Verstummen des auslautenden [s] in
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einem Großteil der Galloromania kam es zum Auseinanderklaffen der Pluralbildung im phonischen und im graphischen Code. Am Beispiel des heutigen Französisch: Für den graphischen (oder skripturalen) Code gilt generell die westromanische Regel, daß der Plural sigmatisch gebildet wird: mit -s, e. g. chat/chats,pommelpommes; unter bestimmten Bedingungen mit -x, e.g. tableau/ tableaux, feu/feux - Besonderheiten vom Typ chevallchevaux und bras/bras können nur en passant erwähnt werden. Was den phonischen (oder oralen) Code des Französischen betrifft, so stellt man fest, daß die Singular/Plural-Opposition nur in Ausnahmefällen paradigmatisch am Lexem markiert wird - etwa an Substantiven wie /animal/ - /animo/ -, daß im Normalfall jedoch die Numerusopposition syntagmatisch realisiert wird, in erster Linie mit Hilfe der Determinationselemente wie Artikel, Demonstrativa, Possessiva, eventuell zusätzlich auch mittels der Liaison, e. g.: /la vil/ -Ae vil/, /set vil/-/se vil/, /ta vil/-/te vil/, /yncim/ /dezam/. Im Zentralsardischen wird der Plural auch auf -5 gebildet, desgleichen in der Rätoromania im Bündnerromanischen, im Zentralladinischen und im Friaulischen (in den beiden letzteren Sprachgebieten existiert auch, allerdings seltener, eine Pluralbildung auf Vokal bzw. Halbvokal). Ausblicksweise führen wir hier noch die Entwicklung der Pluralbildung in Varietäten des andalusischen und hispanoamerikanischen Spanisch an, wo das implosive, also auch das auslautende [s] zu [h] geworden oder gar völlig verstummt ist - im letzteren Fall z.T. mit interessanten Auswirkungen auf den Auslautvokal wie Längung und/oder Öffnung (cf. Geckeier 1986, 27, 28-29, 33,38,40-41, auch mit weiterführender Literatur). Somit ergibt sich für gewisse Regionen ein Verschwinden des paradigmatisch markierten Plurals (wie im Französischen), für andere Zonen ein Überwechseln vom sigmatisch bestimmten zum vokalisch bestimmten Pluraltyp. In der Ostromania, also im Toskanischen und damit im Standarditalienischen, in den mittelund süditalienischen Dialekten sowie im Rumänischen, ist die Pluralmarkierung durch den Vokalismus der Substantivendung bestimmt, e.g. ital. capralcapre, suocero/suoceri; rum. capräl capre, socrulsocri (die Pluralbildung im heutigen Rumänischen ist morphologisch sehr komplex: neben dem Auslautvokalismus wirken noch - von diesem historisch abhängig - Stammvokalalternanzen und Konsonantenalternanzen mit, cf. Diaconescu 1970;^ 168, 2.; 172, 4.1.). Das wichtigste materielle Verfahren zum Ausdruck der Numerusopposition im Standarditalienischen ist die Substitution des Auslautvokals: -al -e, e. g. casa/case; -a/-i, e.g. telegramma/telegram-
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
mi; -ol-i, e.g. cavallolcavalli; -of \
, e.g.
osst semant ischer Differenzieossa rung); -el-i, e.g. montelmonti. Während als Ursprung der italienischen Pluralmarkierung -i im Numerusschema -ol-i meist die lat. NominativPlural-Endung des Maskulinums -i akzeptiert wird - auch das Plural- von ossa, mura etc. aus dem lat. -a des Neutrums im Plural (ohne Unterschied zwischen Nominativ und Akkusativ) ist unumstritten -, gehen die Ansichten der Romanisten über die Herkunft der Pluralendungen bei den Oppositionstypen -al-e und -el-i auseinander. Das italienische Plural-e wird beispielsweise von Rohlfs (1968, 25) als Fortsetzung der lateinischen femininen Nominativ-Plural-Endung -ae betrachtet, während es andere Autoren (e.g. Aebischer 1971, 82) aus dem Akk. -äs > -es > -e phonetisch herleiten; zu den Schwierigkeiten beider Erklärungen cf. H. Lüdtke 1980,121-125. -Die italienische Pluralendung -/ im Schema -el-i wird von Aebischer phonetisch aus -es > -is > -i erklärt, Rohlfs nimmt dagegen eine analogische Ausbreitung der Endung -/ vom Schema -ol-i an. ossol
3.2. Genus Als auffälligstes Faktum kann sogleich festgehalten werden, daß die Kategorie „Genus" des nominalen Bereichs in der Sprachentwicklung vom Lateinischen zum Romanischen eine bedeutsame Veränderung, nämlich eine Reduktion, erfuhr: Von den drei lat. Genera „Maskulinum", „Femininum" und „Neutrum" wurden ins Romanische generell nur zwei, das Maskulinum und das Femininum, tradiert, ein Neutrum existiert in den meisten romanischen Sprachen im Nominalsystem nicht - bei den Pronomina hat sich das Neutrum hingegen besser erhalten. In den wenigen romanischen Idiomen, in denen es ein Neutrum gibt, hat dieses Funktionen entwickelt, die das klassische lateinische Neutrum nicht ausgebildet hatte. - Zu den Genusproblemen im Romanischen und insbesondere im Rumänischen: cf. Windisch 1973. „Genus" ist eine grammatische Kategorie, „Sexus" dagegen eine lexikalische Kategorie. Bei den Substantiven der Klasse „Belebtes" (v. a. den Unterklassen „Personen" und teilweise auch „Tiere") haben wir im Latein und in den romanischen Sprachen eine sehr weitgehende Übereinstimmung zwischen grammatischem Genus und lexikalisch-semantischem Sexus, e.g. lat. filius (m.),filia (f.), equus (m.), equa (f.): frz.fils (m.), fille (f.), cheval (m.),jument (f.); span, hijo (m.), hija (f.), caballo (m.), yegua (f.); ital.figlio (m.), figlia (f.), cavallo (m.), cavalla (f.). Aber bei den Substantiven der Klasse „Unbelebtes" läßt sich
aktuell-synchron in der Regel keine inhaltliche Motivation in der Zuordnung eines bestimmten Substantivs zu einem bestimmten Genus erkennen, cf. e.g. lat./7oj (m.), vallis(f.):frz.fleur(f.), vfl/(m.);span./7or(f.), valle(m.);'\ta\.fiore(m.), valle (f.). Hier beschränkt sich die Funktion des Genus auf die Kongruenz (Konkordanz, accord), d.h. auf die Herstellung der Kohäsion im Nominalsyntagma bzw. im Satz, e.g. ital. la tua rosa gialla e bellissima, Im Unterschied zum Numerus kann das Genus des Substantivs in einer bestimmten Synchronie nicht verändert werden, denn normalerweise gehört jedes Substantiv nur einem Genus an - Genusschwankungen wie e. g. bei frz. apres-midi (m. oder f.) sind selten (Fälle wie frz. (le) tour/(la) tour, (le) livre/(la) livre stellen Homonyme dar und sind anders zu bewerten). Die Endungen der lateinischen Substantive erlauben keine sichere Identifizierung des betreffenden Genus, obwohl es probabilistische Zusammenhänge gibt: so kann die Endung -um ein Neutrum anzeigen, muß es aber nicht. Im Romanischen macht sich nun eine „Tendenz" bemerkbar, zu einer festen Zuordnung einer bestimmten Endung zu einem bestimmten Genus zu gelangen (erleichtert wird dies durch den Abbau der Kasusflexion und des Neutrums). So können wir beispielsweise im Spanischen und im Italienischen feststellen, daß die Substantive auf -o weitestgehend Maskulina, diejenigen auf -a überwiegend Feminina sind, während die auf -e bzw. auf Konsonant endenden keinen Anhaltspunkt für das Genus liefern, e.g. ital./span. caso (m.), casa (f.), aber: ital. latte (m.), span, leche (f.), arbol (m.), miel(f.). Für das Fortleben der lateinischen Maskulina und Feminina in den romanischen Sprachen gilt generell als Regel, daß sie ihr Genus beibehalten, e.g. homo (m.): (el) hombre, komme (m.), uomo (m.); murus (m.): (et) muro, (le) mur, (U) muro; terra (f.): (la) tierra, (la) terre, (la) terra; navis (f.): (la) nave, (la) nef, (la) nave. Diese Regel gilt nicht absolut, denn man kann immerhin auf eine Reihe von Substantiven hinweisen, in denen die eine oder andere romanische Sprache aus nicht immer ersichtlichen Gründen ein vom Lateinischen abweichendes Genus selegiert hat, e. g. lat. dens (m.): (el) diente, (la) dent, (il) dente sowie die oben angeführten Beispiele lat. flos, vallis. Besondere Erwähnung verdient ein relativ regelmäßiger Genuswechsel in einer klar abgrenzbaren Zone des Wortschatzes, nämlich bei den Bezeichnungen der Obstbäume (z. T. auch der Bäume allgemein) und der Obstarten. Im Lateinischen waren die Baumbezeichnungen Feminina (wohl aufgrund mythologischer Motivation), die Obstbezeichnungen Neutra. Dieses Genusschema erfährt in den romanischen Sprachen eine
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Umstrukturierung dergestalt, daß die Baumbezeichnungen überwiegend Maskulina werden und die Obstbezeichnungen Feminina, e.g. lat. pirus (f.): span. (el)peral, frz.. (le)poirier, ital. (i/) pero, dagegen port, (a) pereira', lat. pirum (n.): span./ital. (la) pera, frz. (la) poire; dazu genauer: Schöneweiß 1955. Wie bereits oben erwähnt, existieren in den weitaus meisten romanischen Sprachen und Dialekten bei den Substantiven keine Neutra. In diesen Sprachen ist zwar das Neutrum des Lateinischen als Kategorie verschwunden, dagegen leben viele der alten Neutra als Lexeme - jedoch mit einem anderen Genus - dort weiter. Der Umverteilungsprozeß spielte sich in seinen großen Linien wie folgt ab:
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trovers diskutiert. Viele Autoren sprechen sich jedoch für die Kontinuität des lateinischen Neutrums im Romanischen aus, so auch V. Väänänen (31981, 103): « . . . le neutre comme partie integrante du Systeme a persiste jusqu'ä la veille de la phase romane et meme au-delä». Am bekanntesten ist die Existenz des Neutrums im Rumänischen. In dieser Sprache gibt es neben den Maskulina und Feminina eine dritte Klasse von Substantiven - meist Neutra genannt-, die morphologisch dadurch gekennzeichnet sind, daß sie im Singular wie Maskulina, im Plural jedoch wie Feminina behandelt werden - deshalb von manchen Autoren auch als „ Ambigena" oder „Heterogena" bezeichnet; e.g. rum. lemn/lemne, brat/brate, osloase (das Neutrum läßt sich an der Endung - cf. e.g. scaun/scaune - Die gängigste Entwicklung ist die vom lateini- und den speziellen Typ foc/focuri -, an der Form schen Neutrum zum romanischen Maskulinum der nominalen Determinationselemente - cf. (hier gab es bereits im Vulgärlatein und im lemnul/lemnule - oder der eines begleitenden AdSpätlatein Genusschwankungen; gemeinsame jektivs sowie an der Ersetzung durch ein PronoEndungen - v. a. im Paradigma der o-Deklina- men erkennen). Neben diesem morphologischtion - legten diese Entwicklung nahe): e. g. lat. materiellen Unterschied zwischen dem rumänivinum, pratum, tempus: span, (el) vino, (el) schen Neutrum und dem lateinischen Neutrum prado, (el) tiempo; frz. (le) vin, (le) pre, (le) existiert auch ein semantisch-funktionaler Untertemps; ital. (il) vino, (il)prato, (il) tempo. schied: Das rumänische Neutrum ist das Genus - Der Übergang lateinischer Neutra zu romani- des Unbelebten, von Sachbezeichnungen («geschen Feminina dürfte über folgende Stufen nus obiectivum»), präziser gesagt: es ist nicht das gelaufen sein: Erklärung am Beispiel lat. fo- Genus der Nicht-Sach-Bezeichnungen (das lat. lium: folium —>· folia (Plural mit kollektiver Neutrum konnte dagegen auch solche umfassen). Bedeutung) —> folia (interpretiert als Femini- Man wird also das Neutrum im Rumänischen als num Singular, zunächst noch mit kollektiver das Ergebnis einer nur für diese Sprache charakBedeutung-wie heute noch im Bündnerroma- teristischen inhaltlichen und materiellen Umgenischen -, dann mit nicht kollektiver Bedeu- staltung des lateinischen Neutrums betrachten tung), e.g. lat. folium, pirum: span, (la) hoja, dürfen; der Einfluß anderer Sprachen (Slavisch, (la) pera; frz. (la) feuille, (la) poire; ital. (la) thrakisches Substrat) auf die Entwicklung des rufoglia, (la)pera. mänischen Neutrums wurde kontrovers disku- Neutra vom Typ märe, fei, deren Endung keine tiert (cf. Windisch 1973,173-201). Übereinstimmung mit einem bestimmten GeEine weitere Art der Umgestaltung des lateininus aufwies, gehen ohne erkennbare Regelmä- schen Neutrums findet sich im Italienischen, und ßigkeit zu den Maskulina oder zu den Feminina zwar zur Bezeichnung von Kollektiva (nicht: Duüber: e. g. lat. mare, fel: span, (el, möglich auch al); morphologisch entspricht dieses Neutrum la) mar, (la) hiel; frz. (la) mer, (le)fiel, ital. (il) weitgehend dem des Rumänischen: der Singular märe, (il) fiele. wird wie ein Maskulinum behandelt, der Plural wie ein Femininum, allerdings mit der besondeIn den romanischen Idiomen, in denen beim Sub- ren Endung -a (< lat. Neutrum Plural): e.g. (//) stantiv ein Neutrum existiert, hat dieses besonde- legno/(le) legna, bracciolbraccia, centinaio/centire Funktionen angenommen, die das klassische naia. Es gibt auch eine Reihe von Substantiven, Latein in dieser Form nicht kannte; überhaupt die zwei verschiedene Pluralformen - mit sewar die Motivation der Genera im Lateinischen mantischer Differenzierung - haben, e.g. (//) nicht besonders stark ausgeprägt. / (i) muri („nicht-kollektiv") Es stellt sich die Frage, ob das Neutrum gene- muro l ^ (le)mura („kollektiv") rell bereits im Vulgärlatein untergegangen ist ossi wie es seine Nichtexistenz im substantivischen ossoj \ etc.; cf. Rohlfs 1968, 35-37, Qssa Bereich der meisten romanischen Sprachen nahelegen könnte - und ob dann die neuen Funktio- 39-41; Tekavttc 1972, vol. II, 92-100. Togeby nen des Neutrums in einigen romanischen Idio- (1980, 112) will in diesen Formen eher einen dritmen Eigenentwicklungen darstellen; letztere ten Numerus (einen Kollektiv-Plural) als ein dritFrage wurde besonders für das Rumänische kon- tes Genus sehen.
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Dieses Verfahren existiert nur in sehr beschränktem Ausmaß im Italienischen. Eine dritte Art der Umgestaltung des lateinischen Neutrums tritt als Genus der Stoffbezeichnung im Asturischen und in mittel- und süditalienischen Dialekten auf; cf. D. Alonso 1962, 125-134. Das «neutro de materia» in zentralund ostasturischen Mundarten manifestiert sich nicht am Substantiv selbst, sondern an dem sich darauf beziehenden Adjektiv. Dies funktioniert regional differenziert - so, daß entweder das Adjektiv eine von der Maskulinform verschiedene, eigene Endung aufweist: -o für Neutrum (vs. -u für Maskulinum), e. g. to negro el arroz, dagegen Xuan yera niciu, oder daß eine scheinbar maskuline Adjektivform sich auf ein feminines Substantiv bezieht, e. g. gustame sembra la cebolla blancu vs. apurreme («dame») la cebolla blanca (hier handelt es sich um eine einzelne Zwiebel). Die Funktion des Neutrums besteht also im Anzeigen des Stoffes («materia») im allgemeinen und nicht eines Teils davon oder von etwas, das aus diesem Stoff gemacht ist. Das Neutrum beim Substantiv im Asturischen ist eine gedeckte Kategorie, die durch das Adjektiv „aufgedeckt" wird (—> 407, 4.3.1.); als «neutro de materia» existiert es logischerweiser nur im Singular. - In mittel- und vor allem in süditalienischen Dialekten existiert ebenfalls ein Neutrum zur Stoffbezeichnung, dessen Kennzeichnung in der Regel durch die Form des bestimmten Artikels erfolgt; dazu Rohlfs 1968, 108-110. In diesen Mundarten existieren nämlich unterschiedliche Formen für den Artikel im Maskulinum und im Neutrum (letzteres funktioniert nur im Singular), cf. e. g. ru (m.) cane l lo (n.) mele,ju canal lu meh; lu lupul lu mmeli (hier wird das Neutrum durch raddoppiamento iniziale ausgedrückt, das in der Neutrumsform illud begründet ist); cf. auch H. Lüdtke 1970,41-44. R. Menendez Pidal u.a. sehen einen kolonisationsgeschichtlichen Zusammenhang zwischen den beiden Zonen in Italien und Spanien, andere, so etwa G. Rohlfs, stehen dieser These ablehnend gegenüber. PS: Zum Neutrum im Istrorumänischen: cf. Windisch 1973, 86-90. 3.3. Kasus Das klassische Latein kannte fünf syntaktische Kasus: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ und Ablativ sowie einen nicht-syntaktischen Kasus, den Vokativ. Die Kasusflexion - „Kasus" und „Numerus" treten in den Deklinationsendungen amalgamiert auf - stellt einen wichtigen Zug für die typologische Bestimmung des Lateinischen als eine flektierende Sprache des synthetisch-postdeterminierenden Typs dar. Die lateinischen Deklinationsparadigmen wiesen zahlrei-
che Synkretismen auf, e.g. -ae in der a- Deklination (Genitiv Sg., Dativ Sg., Nominativ PL). Die Reduzierung der Zahl der Kasus im Vulgärlatein und das völlige Verschwinden eines morphologisch markierten Kasussystems in nahezu der gesamten Romania ist wohl das auffälligste Faktum in der Entwicklung der Nominalmorphologie vom Latein zum Romanischen (cf. auch Gaeng 1984). Im Hinblick auf den Grad des Abbaus des lat. Kasussystems beim Nomen können in der Romania drei Zonen unterschieden werden: 1° Existenz von drei Kasus: Im Rumänischen haben wir bis heute drei Kasus: ein Zweikasussystem (bei den sog. unartikulierten Nomina allerdings nur an den Feminina im Singular materiell unterschieden), in dem eine Form als Nominativ und Akkusativ, die andere als Genitiv und Dativ funktioniert, e.g. (o) casä/(unei) case (-e < lat. -ae), (o) floare/(unei) flori (-i < lat. -T) - die Genitiv-Dativformen sind mit den jeweiligen Pluralformen identisch; bei den Substantiven mit bestimmtem Artikel existiert die Zweikasusdifferenzierung jedoch durchgängig. Dazu kommt noch der - im Rückgang begriffene - Vokativ, der im Singular bei Maskulina die Endung -e bzw. -(u)le, bei Feminina -o, im Plural generell -lor aufweist, e.g. prietene! ('Freund!'), domnule! ('Herr!'), soro! ('Schwester!'), fra^ilor! ('Brüder!'). Bei dem Vokativ auf -o wird slavische Herkunft, bei den maskulinen Vokativendungen lateinischer Ursprung mit slavischer Stützung angenommen (Schroeder 1967, 63). Das Rumänische ist übrigens die einzige romanische Sprache, die eine besondere Form für den Vokativ hat. 2° Existenz von zwei Kasus: Im Altfranzösischen und im Altokzitanischen existierte ein Zwei k asussy stem, das jedoch eine vom Rumänischen verschiedene Funktionenverteilung bei den Kasus aufwies, denn in den beiden galloromanischen Sprachstufen stand der Casus rectus (< lat. Nominativ) in Opposition zum Casus obliquus (< lat. Akkusativ). Der Rectus übernahm die Funktionen des lateinischen Nominativs und Vokativs, der Obliquus die des Akkusativs, z.T. auch die von Genitiv, Dativ und Ablativ. Problematisch an dieser Zweikasusflexion war die mangelnde Differenziertheit der Endungen: Mittels -0 und -s konnten die Funktionen „Rectus Sg.", „Rectus PL", „Obliquus Sg." und „Obliquus PL" nicht eindeutig markiert werden (unterschiedliche Formen konnten sich bei bestimmten Substantivtypen jedoch als Folge der Veränderung der Silbenzahl, mit oder ohne Wechsel der Akzentstelle, entwickeln). So funktionierte dieses Zweikasussystem bei den femininen Substantiven - außer bei einigen Sonderfällen im Singular - überhaupt nicht, denn es konnte nur zwischen Singular und Plural unterschieden werden - e.g.
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afrz. portelportes, aokz. filha/filhas (die Nominativ-Plural-Formen auf -s erklären sich nicht aus klass, lat. -ae, sondern wahrscheinlich aus der oskisch-umbrischen Endung -äs, die sich im Vulgärlatein - eventuell noch unter Analogieeinfluß - bei den Feminina auf -a verbreitete). Bei den Maskulina haben wir hingegen folgendes Schema der Kasusmarkierung (illustriert am einfachsten Beispiel):
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denz" feststellen, zum Ausdruck syntaktischer Funktionen statt auf die reinen Kasusendungen des Substantivs auf Präpositionen + dekliniertes Substantiv zurückzugreifen. Da die Kasus nach Präposition nur in wenigen Fällen funktionell relevant (etwa in: in urbelin urbem), meistens jedoch ohne Wahlmöglichkeit festgelegt waren, könnte hier ein Ansatzpunkt für die Entwicklung des Abbaus des Kasussystems liegen. 2° Die lat. Nominalflexion wies zahlreiche Nom.Sg. lat. murus > afrz., aokz. murs Schwachpunkte qua System auf: viele PolymorAkk.Sg. muru(m) > mur phien (für eine Funktion verschiedene, nicht vorNom.Pl. muri > mur hersehbare Endungen, cf. e.g. campus - campi, Akk.Pl. muros > murs. tempus - temporis, fructus - fructüs etc.) und Synkretismen (für eine Endung verschiedene Wenn man den weiteren sprachlichen Kontext Funktionen, cf. e. g. rosae, galli). nicht kennt, ist auch hier nicht auszumachen, ob 3° Der Abbau des lateinischen Kasussystems murs nun Nom.Sg. oder Akk.Pl. sein soll (cf. kann auch sprachtypologisch als ein Paradefall Hupka 1982,97). für die Umstrukturierung des klassisch-lateiniFür eine ausführliche Darstellung des Zweika- schen synthetischen Typus über das Vulgärlatein sussystems im Altfranzösischen: cf. e.g. Rhein- zum romanischen analytischen Typus felder 21976, 14-35; im Altokzitanischen: cf. Pel- (cf. 2.1.-2.4.) betrachtet werden, wo „äußeren legrini 1965, 163-175, und insbes. Jensen 1976. (relationellen) Funktionen" wie e.g. Kasus „äuDie Zweikasusflexion ist noch in altfranzösischer ßere (syntagmatische, d.h. periphrastische oder Zeit untergegangen, und zwar zunächst im We- Analytische') Bestimmungen" (Coseriu 1983, sten Frankreichs (um 12(X)), dann fortschreitend 276) entsprechen. nach Osten bis hin zum Nordosten (nach 1300) 4° Ein traditioneller Erklärungsversuch beruft (cf. Sch0sler 1984, 251); auch im Altokzitani- sich auf bestimmte Veränderungen auf der Ausschen verschwand sie in dieser Zeit (ab Ende des drucksseite des Lateinischen: Verstummen von 13. Jh.). Als alleinige Form setzte sich im allge- Auslautkonsonanten, v. a. von -m, und die Nivelmeinen die des alten Obliquus sowohl im Singular lierung morphologisch wichtiger Auslautvokale als auch im Plural durch. Am Ende dieser Epoche durch den Quantitätenkollaps: So stellen wir im ist die Galloromania zur Zone 3° der Romania zu sog. vulgärlateinischen System ein Zusammenfalrechnen, in der es im nominalen Bereich keine len im Auslaut von klass.lat. f, e, e zu e und Kasus (mehr) gibt. weniger verbreitet - von ö, ö, ü, ü zu o fest. 3° Keine Kasus: Im weitaus größten Teil der Daraus resultierten zahlreiche Homophonien Romania - in der gesamten Iberoromania, in Ita- (e.g. rosa, rosa, rosam > rosa; murö, murüm > lien, Sardinien, in der Galloromania seit dem muro) in der Nominalflexion, die deren Funktio14. Jahrhundert, in der Rätoromania - existieren nieren sicherlich beeinträchtigten. Es wäre aber keine morphologisch markierten Kasus im Nomi- gewiß voreilig, würde man von diesen Fällen auf nalsystem, d. h. hier wurde der Abbau des lateini- einen zwangsläufigen Zusammenbruch des Kaschen Kasussystems konsequent bis zu Ende ge- sussystems schließen, denn es gab auch eine ganführt. Ob wir für die vorliterarische Phase des ze Reihe von Formen, die trotz dieser lautlichen Spanischen, Portugiesischen, Katalanischen, Ita- Veränderungen deutlich unterscheidbar blieben, lienischen, Sardischen und Rätoromanischen die etwa solche mit den Endungen -ärum, -örum, -Is, Existenz einer Zweikasusflexion annehmen dür- -ibus; cf. Herman 1967,58-60. Es müssen also in fen - wie dies etwa H. Lausberg (21972, 15) tut -, der Hauptsache andere Faktoren als die phoniist sehr zweifelhaft; am ehesten ist eine solche schen gewesen sein, die den Abbau des KasussyHypothese noch für das Surselvische (cf. e.g. stems bewirkten, umsomehr als der o.a. LautLausberg 21972, 75-77) und für das Friaulische wandel im Verbalsystem nicht die entsprechen(cf. Benincä/Vanelli 1978, 241-292) wahrschein- den morphologischen Konsequenzen zeitigte lich zu machen (Dardel 1964, 7—23, setzt sogar dieses blieb weitgehend synthetisch. eine Dreikasusdeklination besonderer Art für 5° Schließlich wird auch noch gelegentlich auf das Gemeinromanische an). Auswirkungen des Kontakts von fremden SpraMögliche Gründe zur Erklärung des Abbaus chen mit dem Latein im Imperium Romanum des Kasussystems in der Sprachentwicklung vom hingewiesen, etwa auf das Problem der DeklinaLateinischen zum Romanischen (cf. Tekavcic tion bzw. Indeklinabilität von fremden Eigenna1972, vol. II, 35-49): men, beispielsweise aus der Bibel. Auch hier wird Schon im Lateinischen läßt sich eine „Ten- aushilfsweise gerne auf Präpositionen zurückge-
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IV. Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen
griffen, e. g. dixi t ergo ad loseph; locutus es t Deus adNoe (Väänänen %81,113). Was nun die Aufgabe des altfranzösischen Zweikasussystems betrifft, so nahm man allgemein an, daß „eine streng geregelte Wortstellung" (Rheinfelder 21976, 45) Abhilfe für den durch das Verstummen des auslautenden -s bedingten Zusammenfall von Casus rectus und Casus obliquus geschaffen habe. Neuere Untersuchungen, e.g. von L. Sch0sler (1984), haben gezeigt, daß der Untergang der afrz. Zweikasusflexion von der Entwicklung der Fixierung der Wortfolge unabhängig war und daß die Zweikasusdeklination nur eines unter zahlreichen anderen Mitteln war, um die syntaktischen Beziehungen im Satz (v. a. Subjekt und direktes Objekt) auszudrücken. L. Sch0sler nimmt schließlich an, daß die Zweikasusdeklination aufgegeben wurde, weil sie eine wichtigere Kategorie, nämlich die des Numerus, bedrohte (das Verstummen des auslautenden -s stellte in diesem Prozeß ein «element catalyseur» dar). Somit könnte man das altfranzösische Zweikasussystem als ein Relikt ansehen, auf das die Sprecher ab dem späten Mittelalter ohne großen Schaden verzichten konnten. Wenn wir uns fragen, welche in den romanischen Sprachen, die kein Kasussystem (mehr) haben, die Verfahren sind, die nunmehr die Funktionen der untergegangenen Kasus übernommen haben, so stellen wir fest, daß diese z. T. durch Präpositionen, z.T. durch die Fixierung der Wortfolge ausgedrückt werden. Dem lateinischen Genitiv entsprechen im Romanischen die jeweiligen Fortsetzerformen der lateinischen Präposition de (de, di), gefolgt vom Lexem mit Determinationselement(en); als romanisches Äquivalent für den lateinischen Dativ fungieren die Fortsetzerformen der lateinischen Präposition ad (a, a); dem lateinischen Ablativ entsprechen aufgrund der Breite seines Funktionsspektrums im Romanischen eine ganze Reihe von Präpositionen - die Äquivalente der lateinischen Präpositionen de, ex, in, cum,per u.a. Die präpositionalen Äquivalente für die lateinischen Kasus in den romanischen Sprachen stellen einen wichtigen Zug für deren typologische Bestimmung als analytisch-prädeterminierende Sprachen - überwiegend im nominalen Bereich - dar. Die lateinischen Kasus Nominativ und Akkusativ werden dagegen im Romanischen durch die Fixierung der Wortfolge in bezug auf den Angelpunkt des Satzes, das Verb, ausgedrückt: Das Subjekt geht dem Verb voran, das direkte Objekt folgt ihm (wenn beide Aktanten vorhanden sind), cf. die Entsprechungen zu lat. pater filium amat: ital. il paare ama ilfiglio, frz. le pere aime le fils, span, el padre quiere al hijo (für den sog. präpositionalen Akkusativ verweisen wir stellvertretend
auf Rohlfs 1971b, 312-334, und B. Müller 1971, 477-519). Eine Permutation der Substantive ist im lateinischen Satz ohne Veränderung des denotativen Inhalts möglich, nicht dagegen in den o.a. italienischen und französischen Sätzen, wo dann das Agens zum Patiens würde und umgekehrt. Zum Abschluß des Kapitels kommen wir noch auf Relikte alter lateinischer Kasusformen in romanischen Sprachen zu sprechen. Dadurch, daß z.T. bereits im Vulgärlatein der Akkusativ zu einer Art Universalkasus geworden war, ist es nicht verwunderlich, daß die Formen der Substantive in den romanischen Sprachen ohne Kasussystem materiell - nicht funktionell - in der Regel gerade diesen Kasus fortsetzen; e.g. span. ciudad, frz. cite, ital. cittä setzen nicht den lateinischen Nominativ civitas, sondern den Universalkasus dvitate(m) fort. Gaeng (1985, 325-337) u. a. nehmen dagegen an, daß der «casus obliquus generalis» im Singular materiell nicht nur auf den Akkusativ, sondern auch auf den Ablativ und den Dativ zurückgeht. Auf den lateinischen Nominativ gehen folgende Substantive (in Auswahl) zurück: span. Dios, juez (fraglich),preste (über das Frz.), sastre (über das Kat.), Marcos. Frz. pretre, traitre, peintre, ancetre, fils; sceur, tante, niece; pätre (neben pasteur, < Akk. - gelehrt), copain (neben compagnon, < Akk.), gars (neben garqon, < Akk.). Ital. uomo, moglie,prete, re, ladro, sarto. Auch lateinische Genitivformen wurden vereinzelt materiell bewahrt, so insbesondere in den Bezeichnungen der Wochentage von „Montag" bis „Freitag" (nicht jedoch im Portugiesischen), e.g. lat. Veneris die(m): frz. vendredi, ital. venerdi, kat. divendres, span, viernes. Sonstige Beispiele: span, condestable (< comite stabuli), feligres (< filiu eclesiae), pesuna (< pedis ungula), fuero juzgo (< forum iudicum); frz. orfevre (< auri faber), chandeleur (< candelorum für (festa) candelarum) und viele Beispiele im Altfranzösischen; ital. terremoto, acquedotto. Dazu kommen zahlreiche Ortsnamen mit alten Genitiven, e.g. Francorchamps etc. Während Relikte alter Dative nicht nachzuweisen sind, leben Reste alter Ablative in den romanischen Sprachen materiell weiter: span, luego (< loco), hogano (< hoc anno), como (< quomodo), aspan. agora (< hoc hora); frz. or difrz. ore < hoc hora), de par le roi (< de ptinc regis), comme, car (< qua re). Hinzu kommen Ortsnamen vom Typ Aquis > Aix sowie die romanische Adverbialbildung mit dem Suffix -mente, das auf den Ablativ von lat. mens, mentis zurückgeht; e.g. ital./span. lentamente, frz. lentement.
104. Gemeinromanische Tendenzen II. Flexionslehre
4. Die morphologische Entwicklung des Adjektivs Basisliteratur: Lausberg 21972, 73-95; Alvar/Pottier 1983, 78-95; Rheinfelder 21976, 49-70; Tekavdid 1972, 11,25-124,143-175.
4.1. Numerus
4.2. Genus Als Folge der Eliminierung des Neutrums beim Substantiv erfolgt auch beim Adjektiv eine Reduzierung der drei lateinischen Genera auf zwei, „Maskulinum" und „Femininum", im Romanischen. Das Adjektiv in den romanischen Sprachen kongruiert mit seinem Bezugswort nach Genus und Numerus, cf. 4.1. Auch im Italienischen und Rumänischen gibt es kein Neutrum beim Adjektiv, cf. e.g. ital. ilmuroealto, lemurasono alte. Reste des Neutrums (Sg.) lebten fort im Altfranzösischen: e.g. moult U est dui (nicht: durs) (Rheinfelder 21976, 55), cf. auch 4.4., und im Altokzitanischen: e.g. m'es bei, aisso es dar (Jensen 1976, 103); Vergleichbares existiert im Surselvischen (Lausberg 1972, 74). Zum Asturischen: cf. was wir in 3.2. zum «neutro de materia» ausgeführt haben. Windisch (1973, 82, 86-90) weist darauf hin, daß das Istrorumänische und das Asturische die beiden einzigen romanischen Mundarten sind, „in denen am Adjektiv formal drei Endungen für Maskulinum, Femininum und Neutrum unterschieden werden". Im Spanischen und im Italienischen haben wir folgende morphologisch bestimmte Haupttypen des Adjektivs: I. Mit Unterscheidung des Genus: M F Sg.: -o l-a //PL: e.g. span.
II. Ohne Unterscheidung des Genus: Sg.: -e oder -Konsonant / Pl.: -es e. g. span. alegre/alegres; feliz/felices. I. Mit Unterscheidung des Genus: M F Sg.: -o l-a //PL: e.g. ital.
Wie beim Substantiv funktioniert auch beim Adjektiv im Lateinischen und in den romanischen Sprachen die Kategorie „Numerus" durch die Opposition „Singular"/„Plural". In den Deklinationsendungen der lateinischen Adjektive sind die Kategorien „Kasus", „Numerus" und „Genus" amalgamiert, e.g.pulchram „Akk.", „Sg.", „Fern.". Das lat. Adjektiv kongruiert mit seinem Bezugswort in allen drei Kategorien, e.g. obscurorum virorum, in den romanischen Sprachen ohne nominale Kasus erfolgt die Kongruenz entsprechend nur nach Numerus und Genus, e.g. span, las lanzas coloradas, frz. les liaisons dangereuses, ital. maledetti Toscani. Für die Numerusmarkiening beim Adjektiv gilt weitgehend, was in 3.1. diesbezüglich zum Substantiv ausgeführt wurde. Was die Endungen betrifft, cf. infra 4.2.
loco I loca
//
M F -os I -as locos I locos
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pazzo lpazzall
M F -i / -e
pazii l pazze
II. Ohne Unterscheidung des Genus: Sg.: -e l Pl.: -/ e.g. ital. felice/felici.
Auch im Französischen haben wir einen genusvariablen und einen genusinvariablen Haupttyp bei den Adjektiven - die Zugehörigkeit zum einen oder zum anderen Typ kann aber für ein und dasselbe Adjektiv aufgrund des Auseinanderklaffens der Realisierung im phonischen und im graphischen Code unterschiedlich sein (e.g. poli, -e; cruel, cruelle). I. a) Genusvariabel im phonischen (und graphischen) Code: Mask. (Sg.,Pl.):/move///Fem. (Sg.,PI.):/movEz/ b) Genusvariabel im graphischen Code: Mask. Sg.:/orf/Mask.PL:/