196 28 70MB
German Pages 918 [924] Year 1886
Lessing's Werke ZwMMktr Theil. Erste Abtheilung.
Briefe von Lessing. Herausgegeben und mit Anmerkungen begleitet
von
Hart HHristian Uedtich.
Werkin. Gustav Hempel.
Druck von G. Bernstein in Berlin.
Inhalt. Briefe v«« Lessing. (Die mit * versehenen Nummern waren bisher ungedruckt.) Seite Borbemerkung deS Herausgebers........................................................IX
Lesetafel.......................................................................... XVII An Seite Nr. 806 525 An? 95 Beamten, an einen, der Generalkriegscafse 198 149 Bode, Job. Joach. Chph. 279 605 344 • • • • 519 Breitkopf, Ioh. Gottlob 800 Immanuel 841 557 457 254 Büsch, Job. Georg 759 479 Campe, Joachim Heinr. 798 517 465 Claudius, Matthias 402 Davdorf, Karl Wilhelm, Bibliothekar in Dresden 671 167 Dieze, Ioh. Andreas 308 289 156 Cbett, Ioh. Arnold 165 306 333 180 183 337 339 184 339 185 348 190 3W 191 350 192 351 193 352 194 353 195 385 213 490 272 ’ 542 298 544 301 561 310 ° 592 333 632 366 387 470 485 769 772 489 561 844 642 375 Engel. Ioh. Jak. 280 Elcyeiburg, Ioh. Joach. 502
Nr. An 289 Cschenburg, Zoh. Joach. 296 317 325 327 328 330 334 336 337 338 341 359 362 385 397 403 407 409 415 416 419 420 421 428 429 430 439 440 442 444 445 449 450 452 453 455 456 458 459 460 • -
A»
521 537 568 582 584 585 587 593 596 597 598 601 623 627 652 666 672 678 680 686 688 692 692 693 701 702 702 713 714 715 716 717 724 725 728 728 730 731 732 733
734
IV
Inhalt.
Nr. An Seite 463 Eschenburg, Ioh. Joach. 737 467 746 473 753 477 757 488 771 493 779 504 790 511 794 512 795 514 795 516 797 522 803 523 804 531 815 536 818 544 827 545 828 546 828 550 834 553 837 559 842 560 843 562 Ferdinand, Herzog v. Braun schweig 845 199 v. Feronce, Jean Bapt., Geh. Rath. 361 378 645 99 Friedrich Wilhelm, Mark graf von Brandenburg» Schwedt 201 528 Gebier, Factor der Waisen baus -Buchhandlung in Braunschweig 810 290 v. Gebier, Tob. Philipp, Frhr.,Staatörath 522 348 608 377 «644 515 796 143 v. Gerstenbera, Heinr. W. 267 42 Gleim, Ioh. Wilh. Lndw. 107 44 109 46 112 57 - . . 134 58 135 61 140 65 148 68 156 71 160 72 162 73 164 74 166 75 167 76 168 77 > . 170
Nr. 78 79 80 81 83 84 85 86 87 89 91 129 131 133 152 189 208 233 273 320 321 503 506 414 491 526 556 121 166 171 212 238 300 311 369 392 431 433 509 532 535 538 549 124 14 18 168 368 215 270 312 318 326
An Seite Gleim, Ioh. Wilh. Ludw. 172 174 ° . 176 ° 177 181 182 • 18!4 185 186 188 191 « 242 244 « 247 ‘283 346 380 426 491 574 576 789 791 Großmann.Gust.Fr. Will). 685 Herder, Ioh. Gottfr. 774 807 840 Heyne, Christian Gottlob 229 307 314 384 433 544 « « 561 « . 635 v. Hompesch, Minister 658 703 . . , 706 Jacobi, Friedr. Heinrich 793 « 816 818 821 c e g32 Jtzig, Daniel 235 Kästner, Abraham Gotthelf 35 42 . 310 634 Karl, Herzog v.Braunschw. 389 » 487 « 563 570 583
466 -
.
742
V
Inhalt. Nr. An Seite 468 Karl, Herzog v. Braunschw. 747 474 . 754 533 Karl Wilhelm fterdinand. Herzog v. Braunschweig 817 534 817 821 539 554 838 69 v. Kleist. Ewald Ebristian 1.56 406 Klopstock. ft riete. Gottlieb 677 130 Klotz. Ebristian Adolf *242 537 Äcm.i, Amalie 819 824 541 • 825 542 558 841 198 König, Eva 359 364 201 366 202 204 371 376 207 214 386 216 390 403 223 224 406 410 226 416 228 229 417 230 420 425 232 431 237 239 435 436 240 242 438 243 439 442 245 446 247 447 248 452 251 454 252 456 253 • 460 255 461 256 * 466 258 468 259 469 260 471 261 ° 476 264 ° 479 265 481 266 484 268 488 271 494 275 503 281 . 509 284 • 511 285 .
Nr. An 287 König, Eva 291 294 297 303 304 306 309 314 322 339 343 345 347 350 351 352 353 354 355 356 357 360 361 363 364 367 370
Sette 516 524 531 539 547 549 553 558 564 577 599 603 606 607 610 611 613 615 617 619 621 621 624 625 628 629 633 636 637 379 646 649 381 651 383 653 386 388 654 655 389 656 390 656 391 659 393 661 394 664 396 666 398 667 399 669 400 673 404 2 Lessing, Johann Gottfried 4 . 11 4 15 5 17 6 19 7 24 8 32 13 45 20 56 24 63 28
VI Nr.
An
Sette
82 Lessing, Johann Gottfried 179 189 90 • 198 92 221 115 • 222 116 224 117 227 120 236 125 126 237 239 127 • 240 128 • 140 261 144 ° 272 362 200 • 3 Lessing, Justine Salome, geb. Feuer 6 397 220 . 428 235 • 274 • 493 382 649 3 1 Lessing, DorotheaSalome 410 • 680 423 . 695 487 • 771 203 Lessing, TheophiluS 370 335 593 417 • 689 132Lessing, Karl Gotthelf 246 134 . 250 135 253 138 258 139 259 145 273 147 • 276 153 284 158 294 176 325 187 343 210 381 382 211 398 ■ 221 423 231 427 234 241 436 441 244 444 246 249 450 257 ° 464 262 473 267 482 269 485 278 499 282 • 506 292 527
Nr. 295 305 307 319 323 331 340 346 349 858 365 374 395 401 411 412 418 424 434 438 447 448 451 454 457 461 462 469 472 476 480 481 482 486 490 492 495 496 500 501 513 520 527 88 •141 19 21 23 26 29 30 32 33 35
An Lessing, Karl Gotthelf
Lindner, Job. Gotthelf Mett, Joh. Will). Mendelssohn, Moses
•
Sette 535 550 554 570 579 588 601 607 608 622 631 640 662 670 681 683 690 695 706 712 721 722 726 729 782 735 736 749 752 756 761 763 765 770 778 777 780 781 786 788 795 801 808 187 263 43 47 53 59 64 65 73 75 83
3nML Nr.
An
37 40 45 49 51 52 53 56 59 62 tz4 66 70 94 96 HO 159 222 324 876 552 16 17 422 425 432 435 508 161 25 27 81 34 86 88 39 41 43 48 50 54 55 60 63 67 106 108 111 136 137 142 146 148 150
Mendel-sohn, MoseS
Seite 94 101 111 118 123 124 128 131 137 142 147 150 159 196 198 215 296
581 643 836 Michaelis, Joh. David 39 40 Müller, Friede., Maler 691 697 704 707 Müller, !Zoh. Gottwertb 792 v.Murr,ch bin zeitlebens Dero ergebenster Sohn Gotthold Ephraim.
Berlin, den 29. Mai 1753.
P. 8. Die Religion der Vernunft, welche ich noch beigelegt habe, hat einen Menschen zum Verfasser Namens Hecker, welcher hier in einem gräflichen Hause Hofmeister ist.1 2) 3 Sie hat einiges Aufsehen gemacht, wie denn auch Verschiednes darwider geschrieben worden. Beiliegenden Brief bitte gehorsamst nach Budissin zu über machen. Er ist von dem Hrn. M. Naumann, welcher sich jetzt hier aushült.
14. K« Abraham Hotthekf Kästner. (Orig, im Besitze des Herrn Stadtgerichts-Rath Lessing zu Berlin. Zuerst in: Schöne, Briefwechsel zwischen Lessing und seiner Frau, Leipzig 1870, S. 490 ff. Hier mit ein paar unbedeutenden AenderNngen nach dem Original.)
Hochedelgeborener,
insonders hochzuehrender Hr. Professor, Der Hr. D. Lehmann ist schon seit 18 Wochen ver reiset; die Kammer hat ihn ausgeschickt, ich weiß nicht, ob
1) Das ist geschehen; s. unten Nr-20. 2) ,Die Religion der Vernunft, entworfen von einem Mitgliede der K. teutschen Gesellschaft zu Königsberg und Göttingen". Berlin 1752. 4*. Der Verfasser, Jobann Wilhelm Hecker (1724—1793), wurde später Professor am Stettiner Gymnasium. 3) Johann Gottlob Leb mann, bis 1761 kgl. preußischer Bergrath in Berlin, gest. 22. Januar 1767 als Prof, der Chemie und Director des kaiserl. Museums zu Sr. Petersburg.
Briese von Lessing. Eisenbergwerke oder Goldminen zu entdecken. Ich denke aber wohl, es werden Goldminen sein, weil man die hier am Meisten vermißt. Genug, er ist nicht da und hat also das boshafte Vergnügen nicht haben können, sich an der vergebenen Unruhe Ew. Hochedelgeb. ein Wenig zu ergehen. Wahrhaftig, Sie wissen den Ton eines Mannes, welcher eine Erbschaft ein treiben oder wenigstens seine Ansprüche daraus rechtfertigen will, vortrefflich anzunehmen! Aber wird es Ihnen nicht ein Wenig verdrießen, wenn Sie erfahren werden, daß sich Ihr Geiz diesesmal für null und nichts bloßgegeben hat? Denn ein Geh ist es doch wahrhaftig, weil es nach dem Ausspruche Ihres Dichters auf den Vorwurf desselben nicht ankömmt und es gleichviel ist, ob er durch Fischfett oder Gold,l)2 durch Muscheln oder Edelsteine gereizt wird. Ich will Ew. Hochedelaeb. also nur mit ganz trocknen Worten sagen, daß Hr. Mynus der größte Schwärmer unter der Sonne ist; daß kein einzig Wort von Alledem wahr ist, was er Ihnen geschriebM hat; daß Hr. Prof. Kies?) noch lebt, und daß er noch lange für seine Pension die hellen Abende selten und die trüben niemals den Himmel beobachten kann, will und wird. Noth wendig muß ein Mißverständniß vorgegangen sein, und Hr.
1) Albrecht von Haller, „Ueber den Ursprung des Uebels. Drittes Buch" (Versuch von Schweizerischen Gedichten. 2. Auflage. Bern 1734. S. 129):
„Vergebens rühmt ein Volk die Unschuld seiner Sitten, Es ist nur jünger schlimm und minder weit geschritten. Der Lappen ewig Eis, wo, allzu tief geneigt, Die Sonne keinen Reiz zur Ueppigkeit erzeugt,
„Schließt nicht die Laster aus; sie sind wie wir hinlassig, Geil, eitel, geizig, trüg, mißgünstig und gehässig. Und was liegt es daran bei einem bittren Zwist, Ob Fischfett oder Gold des Zweispalts Ursach ist?" Ueber Kästner's Nachahmung Haller's vgl. Th. xn. S. 380, und Danzel, I. S. 81 f. 2) Johann Kies starb 1781 inTübingen als Professor der Naturlehre und Machematik. „Ein so gelehrter und rechtschaffner als geselliger und witziger Mann", sagt Nicolai, Reise-Beschreibg., xi. S. 159. „Er war freilich gerade 20 Jahre älter als ich; aber ich hatte ihn doch ehemals in Berlin, wo er von 1740 bis 1754 königlicher Astronom war, sehr genau gekannt, weil er ein vertrauter Freund Lessing's war. Ich hatte in dem letztem Jahre seines Aufenthaltes in Berlin mit ihm und Lessing sehr heitere und angenehme Stunden zugebracht." Vgl. Nicolai's Anm. fu Mendelssohns Brief vom 26. Decbr.1755(Nr.14inAbth.2, S. 32), und Danzel, i. S. 173.
ttr. 14.
August 1753,
37
Mylius muß gewisse unbestimmte Klagen, die der Astronom wegen seines Übeln Verständnisses, in welchem er mit dem Präsidenten lebt, vielleicht in einem Briefe geführt hat, ganz falsch verstanden haben. Ich habe schon vor 14 Tagen an ihn desweaen geschrieben und ihm seinen Irrthum zu benehmen gesucht. Ich habe ihn zugleich gebeten, dieses ganze falsche Lärmen fallen zu lassen und dessen in keinem BriAe an irgend Jemanden zu gedenken. Eben darum ersuche ich auch Ew. Hochedelgeb. im Namen des Hrn. Prof. Kies, welchem eine der gleichen Rede, wenn sie allgemein werden sollte, vielleicht schaden könnte. Ich wiederhole es noch einmal, und Sie können mir gewiß glauben, daß auch nicht das Allergeringste davon wahr ist, und daß folglich des Hrn. Mylius Sachen und Raritäten noch immer bei ihm so sicher aufgehoben find, als sie es jemals gewesen. Wenn er also nur noch die Gefälligkeit für Sie haben und sein Grab in dem Meere bestellen will, so stehe ich Ihnen dafür, daß sein Testament pünktlich soll vollzogen werden. Ich erinnere mich nicht ohne Scham, daß ich Ew. Hoch edelgeb. noch außerdem eine Antwort schuldig bin. Ich ent schuldige mich bei mir selbst aber auch einigermaßen damit, daß Sie mehr zu thun haben, als unnöthige Briefe zu lesen. Nur ein Cardinal Ö[uiriniJ bat Zeit genug, dergleichen zu schreiben und zu empfangen. Doch er möchte immer schreiben, wenn er von Allen solche Antworten herauslocken könnte als von Ihnen.l)2 Was die Physikalischen) Belustig ungen 2) machen, Ioll ich Ew. Hochedelgeb. im Namen des Hrn. Voß fragen, lnd in meinem Namen frage ich, was Ihr Geist der Sinn schriften macht; ein Geist, den ich, doch ohne Dero gründliche
1) Der Cardinal Quirini, an welchen zwei lateinische Briefe Kästner'S über die erste Ausgabe des Euklid (1750) und über daS Verhältniß der Mathematik und Physik zur Religion (1752) gerichtet sind, hatte den Anfang von Kästners Theodicee (Abhandlung von den Pflichten, wozu uns die Erkenntniß verbindet, daß in der Welt kein blinder Zufall stattfinde, sondern Alles von der göttlichen Vorsicht regiert werde, welche den von der Kgl. Preuß. Akademie der Wissenschaften auf das Jabr 1751 aus gesetzten Preis erhalten hat) als Andachtsübung in lateinische Verse übersetzt und in seiner Epistola ad A. G. Kaestner edita Brixiae 29. Ja nuar 1752 drucken lasten. Kästner s Antwort, Lipsiae 1753, lehnte es höflich ab, sich mit dem Cardinal aus theologische Controversen etnzulaffen; vgl. Kästner s Werke, Berlin 1841, III. S. 58 und IV. S. 206 f. 2) Dgl. Th. XII S. 427.
38
Vritse von tessng.
Vollkommenheiten eifersüchtig machen zu wollen, außerordentlich hoch schätze. Ich verharre Ew. Hochedelgeb. Berlin, gehorsamster Diener den 25. August, Lessing. daß es also meine Schuld nicht ist, wenn der Brief den 28sten nicht in Leipzig ankömmt, 1753.
15.
Kn Johan« Jacob Wippet.
(Original in Meuscbach's Sammlung auf der kgl. Bibliothek zu Berlin.)
Des Hrn. Prorect. Wippel's Hochedelgeb.')
Ach danke Ewr. Hochedelgeb. für Dero gütige Vorsorge. Ich werde Alles mit gehorsamstem Danke wieder zustellen. Ich habe allerdings Gesner anstatt Burmann schreiben wollen, welcher die Script, rei venaticae herausgegeben hat. Der Index Iforat, welchen ich suche, ist auch wirklich der Hodegeta des Avemann's, und es ist mir sehr angenehm, daß mir Ew. Hoch edelgeb. melden, daß er in der Ventleyischen Ausgabe anzu treffen sei. Dürfte ich mir noch des Lubin's Parapbr. und des Weidner s Uebersetzung gehorsamst ausbitten, so werde ich mir die Freiheit nehmen, diesen Nachmittag deswegen zu Ew. Hoch edelgeb. zu schicken. Ich bin
Dero sden'5. Ian. 1754]1 2)
gehorsamster Lessing.
1) Johann JacobWiPpel war seit 1741 Prorector des Gymnasiums zum grauen Kloster in Berlin. Die verlangten Bücher haben zum „Vadetneciim" gebient, in welchem Lubin dreimal, Gesner'6 Scnpfores rei rusticae einmal citirt werden; vgl. Th. xm. 1. S. 78, 80,83 u.84. Mit Weidner's Uebersetzung ist gemeint: ^Horatiuß' Lieder, in hochdeutsche Reimen übersetzt durch Gotthilf Slawin Weidner, Leipzia 1690". 2) Das Datum von anderer Hand. — Sachmann.
Ur. 15.
16.
Ian. 1754. — Ur. 16. A6r. 1754.
39
A« J»h. David Michaelis.
(x. D- Michaelis' Literarischer Briefwechsel, herausgegeben von I. G. Buhle, Th. I, 1794, S. 90.)
Berlin, den 10. Febr. 1754. Ich habe nicht ohne angenehme Verwunderung vor einiger Zeit meine Schriften in den Göttingischen Anzeigen') auf eine Art bekannt gemacht gefunden, die viel zu Vortheilhaft war, als daß ich mir jemals hatte Hoffnung darauf machen können. Nichts glich damals meiner Begierde, dem Urheber dieses verbindlichen Urtheils meine Ergebenheit zu bezeigen, und nur aus Ungewißheit, an wen ich mich deswegen wenden müsse, ist sie bis jetzt unwirksam geblieben. Endlich kömmt ein Freund-) meiner Muthmaßung zu Hülfe und versichert mich, daß ich mich nicht irren würde, wenn ich Ew. Hochedelgeb. meinen Dank dafür abstatten wollte. Wenn es also wahr ist, daß ich in Ihnen einen Gelehrten, den ich längst hochgeschätzt habe, nunmehr auch lieben muß, so empfangen Sie hiermit von mir die aufrichtigste Betheurung, daß ich künftig nichts eifriger suchen werde, als mich Dero fernern Beifalls würdig zu machen. Ich bin dabei kühn genug, mit Dero Beifall allein nicht zu frieden zu sein, sondern mir noch überdieses einen Theil Ihrer Freundschaft zu erbitten, die ich mich mit der größten Sorgfalt zu erwidern bestreben werde. Wenn mir in gedachter Recension irgend etwas Vergnü gen gemacht hat, so ist es vorzüglich Dero Beistimmung zu meinem Urtheile über die elende Langische Übersetzung der Oden des Horaz. Sie richtete mich gleich zu der Zett wieder auf, da mich die pöbelhafte Antwort meines Gegners beinahe zu empfindlich gekränkt hatte, als daß ich eines öffentlichen Trostes nickt benöthigt gewesen wäre. Vielleicht daß Ew. rc. sein Schreiben an den Hamburgischen Correspondenten^) schon gesehen haben; meine Antwort aber wird Ihnen schwerlich zu Gesichte gekommen sein. Ich nehme mir also die Freiheit, sie beizulegen, in Hoffnung, daß Sie derselben einige Augenblicke gönnen werden, um meine Vertheidigung wegen einer nieder trächtigen Verschwärzung meines moralischen Charakters darin 1) Vom 31. Decbr 1753. 2) Ohne Zweifel Pr^montval. 3) Dgl. 2h. XHI. L S. 13-31.
40
Briese von teifing.
zu lesen. Ich weiß nicht, wie sich der Herr Pastor gegen mein Vademecum bezeigen wird; so viel aber habe ich vor einigen Tagen gesehen, daß sich die Jenaischen Gelehrten Zeitungenl)küter 2 angenommen haben, und ohne zu thun, als sb fie meine Vertheidigung kennten, die doch schon mehr als eine Woche vorher in ihren Buchlüden gewesen ist, sich wundem, daß man andern Orts (worunter fie offenbar Göttingen ver stehen) meinen Tadel für gegründet habe halten können. Es ist mir sehr gleichgültig gewesen, daß fich der Jenenser der Schulschnitzer des Hrn. Langens theilhaft gemacht hat; nur das hat mich empfindlich verdrossen, daß er unverschämt genug aewesen ist, eine nichtswürdige Verleumdung nachzuplaudern. Ich hoffe, daß billige Richter mich nicht unverhörter Sache verdammen werden. Mein Brief ist für den ersten, den ich an Ew. Hochedelgeb. zu schreiben die Ehre habe, schon viel zu lang. Ich habe übrigens das Vergnügen, einen Beischluß an Dieselben von dem Hrn. von Premontval zu besorgen. Dieser liebens würdige Philosoph würdiget mich hier seiner Freundschaft, und es muß Ihnen nothwendig angenehm fein, auch ihn unter Die jenigen zählen zu können, die fich Dieselben durch die freundschaftlichsten Beurtheilungen unendlich verbunden gemacht haben. Ich bin mit großer Hochachtung k.
M. G. E. Lessing.
17. An Joy. David Michaelis. (A. a. O. Th- I. S-106. Vgl v. Heinemann, ,3ur Erinnerung an G. E. Lesfing-, S. 98.)
Berlin, den 16. Octbr. 1754.
Sie haben fortgefahren, mich Ihnen unendlich zu verbin den?) -------- Wenn ich Ihnen eben nicht bei jeder Gelegen heit meine Ergebenheit dafür bezeigt habe, so ist es mehr aus Hochachtung für Ihre Beschäftigungen als aus Nachläsfigkeit 1) Neuntes Stück, vom 30. Januar 1754. 2) Durch die Anzeige von Lange s Schreiben an den Korrespondenten und dem .Dademecuu? am 2. März 1764 und von den beiden Schreiben Lange s an Nicolai und Nicolai's an Lange am 3. Juni 1754.
Itr. 17.
DctoSer 1754.
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geschahen. Es ist zwar nicht fein, wenn man die Danksagungen zusaimmenkomrnen läßt; allein es ist doch besser, als daß man: durch die allzu sorgfältige Abstattung derselben überlästig wirdd. Wenn ich von der uneingeschränkten Billigkeit Ew. rc. nichtt vollkommen überzeugt wäre, so würde ich mich scheuen, Jhneen das erste Stück meiner Theatralischen Bibliothek xu üübersenden. Ich bin darin so ftei gewesen, etwas auf diejeniggen Erinnerungen zu erwidern, die Sie über meine Juden xu mnachen die Gütigkeit gehabt haben.') Ich hoffe, daß die Art,, mit welcher ich es gethan, Ihnen nicht zuwider sein wird. Nur- des eingerückten Briefes wegen bin ich einigermaßen in Sorpgen. Wenn einige anstößige Ausdrücke darin vorkommen sollteen, die ich nicht billige, die ich aber kein Recht gehabt habe zu Lindern, so bitte ich Ew. rc., beständig auf den Verfasser zurüäckzusehen. Er ist wirklich ein Jude; ein Mensch von etlichhen und xwanzig Jahren, welcher ohne alle Anweisung in Sprachen, in der Mathematik, in der Weltweisheit, in der Poeffie eine große Stärke erlangt hat. Ich sehe ihn im Vor aus als eine Ehre seiner Nation an, wenn ihn anders seine eignee Glaubensgenossen zur Reife kommen lassen, die allezeit ein unglücklicher Verfolaunastzeist wider Leute seinesgleichen aetriieben hat. Seine Reolichkett und sein philosophischer Geist läßt: mich ihn im Voraus als einen zweiten Spinoxa betrachten, dem zur völligen Gleichheit mit dem erstem nichts als seine Jrttthümer fehlen werden. Ew. 2c. bezeigten in Dero Briefe eine für mich sehr schmeichelhafte Begierde, nähere Umstünde von mir zu wissen und mich genauer zu kennen. Allein, kann man von einem Metrischen ohne Bedienung, ohne Freunde, ohne Glück viel Wichhtigers sagen als seinen Namen? Noch kann ick mich durch weniig Anders als durch diesen unterscheiden. Ich bin ein Oberrlaufitzer von Gebutt; mein Vater ist oberster Prediger in Camnenz.-------- Welche Lobsprüche würde ich ihm nicht bei* legem, wenn er nicht mein Vater wäre!-------- Er ist einer von den ersten Uebersehern des Tillotson's?) Ich habe in der 11) Dgl. Th. XI. I. S. 341 ff. Der S. 344 ff. eingerückte Brief ist von Mendelssohn. 25?) .Grundlegung der vornehmsten Wahrheiten zur Erkenntniß und AuSübunslg des thätigen Christenthums in 15 auserlesenen Predigten*, Dresden 1728.. »Glaubensregel", Dresden 1731. »Vorstellung der Lehre und Gebräuche der Mömischen Kirche", Dresden 1732.
Briefe von JCe|Jinfl.__
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Fürstenschule ru Meißen und hernach zu Leipzig rmd Wittenberg studirt. Man setzt mich aber in eine große Verlegenheit, wenn man mich fragt, was? An dem letzten Orte bin ich Magister geworden. Ich bin also etwas mehr als ein bloßer Student, wie mich der Hr. Pastor Lange nennt, und etwas weniger als ein Prediger, für welchen mich der Herr Prof. Walch gehalten hat.') Ich befinde mich seit 1748 in Berlin und habe mich wahrend Dieser Zeit nur ein halbes Jahr an einem andern Orte aufgehalten?) Ich suche hier keine Be förderung und ich lebe blos hier, weil ich an keinem andern Schen Orte leben kann.--------Wenn ich noch mein Alter hinzue, welches sich auf 25 Jahr beläuft — so ist mein Lebens lauf fertig. Was noch kommen soll, habe ich der Vorsicht überlassen. Ich glaube schwerlich, daß ein Mensch gegen das Zukünftige gleichgültiger sein kann als ich. Ich habe des Hrn. Prof. Walch's gedacht; und darf ich wohl Ew. x. ersuchen, ihm meinen Empfehl zu machen? Nur meine Furchtsamkeit ist Ursache, daß ich ihm nicht selbst schreibe und ihn versichere, wie sehr die Art, mit welcher er einen nich tigen Zweifel von mir ausgenommen hat, alle meine Hoffnung von seiner Leutseligkeit und edeln Denkungsart übertroffen habe. Seine Antwort thut mir völlig Genüge, und das, was Sie bei Anführung derselben hinzugethan Haber?) ist ein superpondium, das schon an fich den Ausschlag geben könnte. Ich bin mit der größten Hochachtung rc. ___________ Messing.
18.
Abraham Holl helf Kastner.
(Ernst Spangenberg, Neues vaterländisches Archiv. Dritter Land. Lüne burg 1823. S. 282f. - Kästner's Antwort s. Nr. 8 in ribtl), 2.)
Monsieur! Je n’ai pas encore oublie, que je Voms dois deux reponses depuis longtemps. Mais Vous etes tro^p riebe en correspondance, pour Vous avoir soucie dune dette si peu importante. Ainsi point d’excuses de ma pari; c’est ä ceux de s’excuser qui Vous importunent par hur» lettres et fönt tort au bien public en Vous derobant d»s unomens 1) In seiner »Wahrhaftigen Geschichte der seligen Frar Katharina V. Bora, Halle 1754“, II S- 297; vgl. Th. VHI. S. 189ff. uid 1(63 f. 2) Zn Wittenberg, aber ungefähr 10 Monate, Januar bis DctfllBer 1752. 3) Göttinger Gelehrte Anzeigen vom 3. Octbr. 1754.
Hr. 18.
Dclbr. 1754. — llr. 19.
5e6r. 1755.
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precieeux. Je viens de dresser un petit monument ä la me in oire de feu notre ami.’) Etrange monument, direz-Vous pcut-eetre, et j’en conviens. Pourquoi me l"a-t-on extorque ? On vooulut absolument un recueil de ses pieces fugitives et surtouut de ses poesies; le voilä donc. Sans ma preface il ne roanquueroit pas de charmer Mr. Gottsched. Mais jugez Vousmeme.*, si je n’ai pas bien fait de sauver les Manes de Mylius de la honte d'etre loue par cet opprobre des gens d’esprit. Mr. Woss Vous aura donne la premiere partie de ma Bibliotheqiue theätrale. Vous verrez que e'est la production d’un Ihomme, qui fait l’auteur, moitie par inclination, moitie par foorce. Que puis-je faire? Je ne saurois etudier ä mes depenas, et je lache d’etudier aux depens du public. AX propos de la Bibliotheque. J’ai dit quelques mots de la Votre.2) Vous etes tout autre chose que Mr. Joecher et c’east bien dommage, qu’un savant tel que Vous est au dessus dde la critique de nous autres Controleurs de bagatelles. Je suiiis etc. B3erlin, le 16. Octobre 1754. Lessing.
19. An Moses Mendelssohn. (Antwort auf Nr. 9 in Abth. 2.) sPotsdam,^) den 18. Febr. 1755.
Liebster Freund! Ws ist mir recht sehr angenehm gewesen, die Versicherung von ^Zhnen zu erhalten, daß Sie in meiner Abwesenheit noch an rniich denken. Ich habe Ihnen von einem Tage zum an dern s schreiben wollen, aber Sie wissen ja wohl, daß nicht Alles aeschieeht, was ich mir vornehme. Ich wollte Ihnen meine Ürsachhen nach der Länge anführen, warum ich, Ihnen die Wahr1J
ZUB*.
A111 'S. OW unv 040 n.
2) Julius Benchard Rohr, »Physikalische Bibliochek... mit vielen Zusätzen lunb Verbesserungen berausgegeben von Abr. Gotth. Küstne/. Leip zig 175)44: vgl. Th. XIX. S- 670 f. 3) Vgl. Kleist an Gleim 2. April 1755: ,Umer Lessing ist sieben Wochen hier im Potsdam gewesen, allein Niemand hat ihn gesehen. Er soll hier, verschloofsen in ein Gattenhaus, eine Komödie gemacht haben/
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Vtteft von Lessing.
beit zu gestehen, die bewußte Preisschrist') mit Fleiß zurückgeoatten habe. Ihr Verweigern, sich nicht dabei ni nennen, war die vornehmste. Gesetzt nun, daß wir aus Dieser gelehrten Lotterie das größte Loos gezogen Hütten, was meinen Sie wohl, daß alsdann geschehen wäre? Sie hätten wollen ver borgen bleiben, und ich Hütte es müssen bleiben. Wenn sich alsdenn Niemand aenennt hätte, so hätten wir unsre Schrift auch nicht einmal Dürfen drucken lassen, oder wir wären doch zuletzt verrathen worden. Ist es also nicht besser, daß wir den uneigennützigen Weltweisen spielen und unsere Entdeckungen der Wett ohne 50Ducaten überlasten? Ich hoffe binnen drei Wochen wieder in Berlin zu sein, und ich will Ihnen nur im Voraus sagen, daß wir sogleich unsre Arbeit in eben dem Formate wie Ihre Philosophische Gespräches wollen drucken lasten. Das projecttrteJournals kömmt gleichfalls noch ganz unfehlbar zu Stande. Sie sollen in acht Tagen Die ersten Bogen davon gedruckt sehen. Schicken Sie mir also Ihre Recenfton von der Psychologie mit Nächstem. Haben Sie sonst noch etwas, so legen Sie es bei; desgleichen fragen Sie auch bei dem Hrn. D. Gumperz,^ dem ich mein ergebenstes Compliment mache, in meinem Namen nach. Vielleicht, daß er auch noch etwas gemacht hat. Haben Sie die Recension von Ihren Gesprächen in bem (Sorrejponbenten6) gelesen? Hier ist sie. Sie rönnen das Blatt behalten. Ich würde mir das größte Vergnügen daraus machen, ein paar Stunden mit Ihnen hier schwatzen zu können: allein ich mag kein Vergnügen, das Sie mir nicht anders als mit Ihrer Incommodttüt machen könnten, Ich komme wohl gar ehestens selber auf einen Tag nach Berlin. — Haben Sie von dem Hrn. Votz die Werke des Corneille bekommen? Ich bin zeittebens Ihr ergebenster Freund _________ Lessing. 1) Pope ein Metaphysiker? Vgl. Th. xvin. S. 31. ff. 2) Vgl. Th. XVIII. S. 280. - .Arbeit' (Zeile 13) habe ick für .Arbeiten' geändert, da es sich offenbar nur auf .Pope ein Metaphysiker' bezieht. 3) Dgl. Th. XIX. S. 633. 4) Aaron Samuel Gumperz. Dgl. Th. xi. i. S. 344, Anm. 5) S. Hamb. (Lorresp. 1755, Nr. 26 vom 14. Febr. Darin heißt eS: .Wir stellen also unsern metaphysischen Schriftstellern die gegenwärtigen philosophischen Gespräche zu einem Muster und zugleich zum Beweise vor, daß man in solchen Sachen ebenfalls anmuthig, witzig und einnehmend schreiben könne.'
Lr. SO.
April 1755.
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20. K« Joya«« Gottfried at: Ant. ja, Herr Nicolai in Berlin. Kurzum, mein ieber Nicolai, Sie sollen und müssen der Mann sein, der die darin angetragene Correspondenz?) über sich nimmt. Ich will durchaus keine Antwort als Ja haben, und dieses Ja zwar mit dem ersten Posttage, weil man in Paris gern mit Ehstem wiffen will, was man sich deswegen zu versetzen hat. Wollen Sie selbst an Gellerten schreiben und ihm Ihr Wort geben, so wird es um so viel besser sein. Er würde gewiß selbst an Sie geschrieben haben, aber der gute Mann ist krank. Ihr Project wegen eines neuen gelehrten Journals') ist vortrefflich. Sie find bis jetzt noch der einzige Arbeiter an demselben? Recht gut, und wenn es nur einigermaßen möglich ist, so bleiben Sie es auch. Die patriotische Absicht übrigens, die Sie für das Theater dabei haben, kann ich nicht genug loben. Wenn sie doch recht viel Gutes stiften möchte! So viel glaub' ich gewiß, daß ein kleines Interesse auf viele von unfern Landsleuten mehr Eindruck machen wird als die Ehre. Gottsched hat mich wegen der Ankünd. e. Dunciade«) zwar nicht verklagt, aber verklagen wollen. Die Gräfin
1) 2) 3) 4)
Zur Recension in seinen Annies litteraires. Ueber gelehrte Neuigkeiten aus Deutschland für daS Journal itranger. Vgl. Th. XII. S. 639. Vgl. oben S. 53, Anm. 2.
Hr. 26.
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April. 1756.
von Bentinak') hat ihm noch das Verständniß deswegen eröffnet. Die zeitheriqen dummen Streiche dieses Baal-) weroen Ihnen wohl bekannt sein. Er hat Christen und Platnern wegen der Recension in den Commentariis31)42 in Dresden verklagt, ist aber mit seiner Klage abgewiesen worden. Da wir nicht eher als den Freitag vor der Messe von hier abgehen, so hoffe ich noch Ihren Hr. Bruder hier zu sprechen und meine Schuld ganz gewiß abzutragen. Warum Haven Sie denn nur einen Theil von Cibber's Leben der Schauspieler bekommen? Antworten Sie mir bald, mein lieber 9äcoloij ich werde, ehe ich von hier abgebe, unfehlbar noch einmal an Sie schreiben. Leben Sie wohl und würdigen Sie mich ferner noch Ihrer Freundschaft. Ich bin Dero Leipzig, ergebenster Freund und Diener
den 28. April 1756.
Lessing.
P. 8. Den Brief des Grafen Brühl bitte ich mir wieder zurückzuschicken und beiliegende Briefes unbeschwett sogleich bestellen zu lasten.
26.
Art Moses Mendels so-«.
(Antwort auf Nr. 16 in Abth. 2. — Mendelssohn s Antwort s. Nr. 17 in Abth. 2.)
Leipzig, den 28. April 1756. Ist es möglich, daß wir einander so lange nicht geschtteben !laben? Wenn es eine natürliche Folge von meinem Reisen ein soll, daß ich immer so wenig Nachricht von Ihnen bekomme, 1) Charlotte Sophie, geb. Gräfin von Aldenburg, Enkelin des natürlichen Sohnes des letzten oldenburgifchen Graten, fett 1733 mit dem Freiherrn, später Reichsgrafen Wilhelm von Bentinck vermählt, aber nach fünfjähriger Ehe von demselben getrennt lebend. 2) Bei Maltzabn .Boas', waS ich nicht verstehe. Im Original ist daWort undeutlich geschrieben und steht eher wie .Baal' aus, was für Gott sched eine ganz paffende Bezeichnung ist. 3) Commentarii Lipalenses litterarii, L,ips.1753—1758, V0N Fr. PlLtNer redigirt. 4) Einer derselben ist der folgende, den wir deshalb nachgestellt haben.
GO
Dnch Vo« cesilnz.
so werde ich mein Reisen von dieser Seite sehr Haffen. Zwar ich glaube fest, Sie würden mir fleißiger geschrieben haben, wenn Sie mich nicht in Berlin von Tag zu Tag persönlich erwartet hätten. Ich glaube es ganz gewiß. Glauben Sie mir nur auch, daß ich Ihnen fleißiger würde geschrieben haben, wenn ich nicht von Tag zu Tag nach Berlin zu kommen «hätte. Ich hoffe es noch. Wenn mich meine Hoffnung J, so werde ich Deutschland mit dem vergnügtesten Herzen nicht verlassen. Wir gehen den 7. Mai von hier ab, und also noch vor der Messe. Ich bin unentschlossen, aber was das Unglück ist, mein Reisegefährte ist es noch zehnmal mehr als ich, so daß wir es noch nicht einmal wissen, ob wir unsern Weg nach Hamburg über Berlin oder Braunschweig nehmen werden. Dieses ist es Alles, was ich Ihnen jetzt melden will. Künftigen Posttag sollen Sie einen Brief nach unsrer Art von mit bekommen. Sie sollen ihn gewiß bekommen; denn ich habe Ihnen hundert Kleinigketten zu schreiben, von der Art, wie wir in unsern Morgengesprächen abzuhandeln pflegten. Leben Sie mtterdeffen wohl, liebster Freund, und schreiben Sie mir, sobald es Ihnen möglich ist. Ich bin zeitlebens
Ihr
ergebenster Freund Lessing. N. S. Mein Compliment an die Hrn. Naumann, Müchler und die würdigen Freunde aus Ihrer Natton. Verfichem Sie dem Erstern, daß ich ehestens an ihn schreiben würde.
27. -rr Friedrich Mcokai. (Nicolai's Antwort s. Nr. 19 in Abth. 2.)
Embden, den 20. Julius 1756. *)
Liebster Nicolai,
Dieser kleine Brief sei, was man im Sprichworte zu sagen pflegt, eine Wurst nach der Speckseite. Ich schreibe Ihnen nur 1) Das gewiß unrichtige «Datum des ersten Drucks, d. 28. Juli, wollten «DaitteL i. 329 und Maltzavn in: d. 18. oder 28. Juni, ändern. Der Anfang deS Briefes, Nicolai's Antwort vom 31. August und der folgende Brief führen auf die einfachere Berichtigung: d. 20. Juli. Leider ist das Tage buch Lttstng'S von dieser Steife, oas seinem 33 ruber noch vorgelegen hat, verschollen; vgl. G. E. Lesfing's Leben, l S. 184, Anm.
Itr. 27.
3uft 1756.
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in ein paar Worten, daß meine Reise bisher sehr glücklich gewesen ist, und daß ich in Amsterdam, wo wir in acht Tagen sein werden, gern einen langen, langen Brief von Ihnen bekommen möchte. Herr Voß weiß meine Adresse. Ich ziehe nun eben den hintersten Fuß nach, um aus Deutschland zu treten. Schreiben Sie mir Allech wovon wir geplaudert haben würden, wenn wir noch jetzt sechs Häuser von einander wohnten. Bon Holland aus will ich Ihnen auch dafür recht Vieles threiben. Ich habe eine Menge unordentlicher Gedanken über as bürgerliche Trauerspiel aufgesetzt, die Sie vielleicht zu der bewußten Abhandlung *) brauchen können, wenn Sie sie vorher 1) Ich hatte damal die Bibliothek der schönen Wissenschaften angekündigt und wollte gleich ins erste Stück eine Abhandlung über das Trauerspiel einrücken, weil ich im Sinne hatte, einen Preis auf das beste einzurückende Trauerspiel zu setzen. Lessing billigte daS Letztere und munterte mich sehr auf, die Abhandlung zu schreiben. Seine Beiträge, die er in diesem Briefe verspricht, habe ich nicht erhallen. (Man s. Lessings Briefw. mit MoseS M., Br. vom 13. November 1756.) Daß sie mir sehr nützlich gewesen sein würden, wenn ich über das bürgerliche Trauerspiel hätte schreiben wollen, wie ich am Ende der Abhandlung versprach, versteht sich, Ich habe schon längst eingesehen, daß meine Einsichten damal noch mcht hin länglich waren, um diesen wichtigen Gegenstand würdig zu behandeln. Guten Willen hatte ich, daS war Alles. Man muß aber auch bedenken, wie überhaupt damal der Zustand unserer Literatur und besonders unsers Theaters war. Die Leipziger Kochische und die Reste der Schönemannischen Bühne, weiter hatten wir damal noch nichts Leidliches. Die Bühne zu Wien war ganz elend und in Berlin gar kein deutsches Schauspiel, alS dieser Brief geschrieben ward. Erst während deS siebenjährigen Kriegs kam Schuck's Gesellschaft oft nach Berlin und Ackermann's treffliche Gesell schaft auf eine sehr kurze Zeit. Ich hatte meine Ideen nach den französischen Schauspielen gebildet, welche damal die königlichen Schauspieler in Berlin aufführten, unter denen für das Trauerspiel einige nicht zu verachtende Personen waren. Ueberdies hatte ich die Schauspiele der Alten gelesen; und des Aristoteles Poetik, dieses von so Wenigen recht verstandene Werk, suchte ich zu verstehen, so gut ich konnte. Shakespeare kannte ich, chatte aber nur einen dunkeln Begriff von seinem eigentlichen Verdienste. Meine Abhandlung gerieth also, wie sie damal gerathen konnte, und ihr einzigeVerdienst möchte sein, nach der damaligen Lage, allenfalls einige Auf merksamkeit auf die fast ganz verlassene deutsche Bühne erweckt zu haben. Sonderbar ist es mir jetzt noch, daß ich damal Shakespeare gegen Moses vettheidigen mußte. Er hatte ihn aber noch gar nicht im Originale gelesen, und ich wenig davon. Moses hatte damal überhaupt auf das Theater noch knn Auge geworfen und kannte allenfalls nur etwas vom französischen Schauspiele. Ich erinnere mich, daß wir bei Gelegenheit des Shakespeare'schen JuliusCäsar, vom Hrn. v. Bork übersetzt, über besten Eigenthümlichkeiten stritten, wobei ich den Advocaten des engländischen Dichters machte. Dieser Streit war ein Theil des Gedankenwechsels, der über zwanzig Jahre zwischen uns Beiden und Lessing stattfand und allen so nützlich war. Blos zu Berichttaung literarischer Nachrichten muß ich hier bemerken, daß der jüngere Hr. Lessing in Breslau im Leben seines Bruders S. 200,201
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Vriest von teffing.
noch eht Wenig durchaedacht haben. Ich will sie Ihnen schickm; aber ich wünschte, daß Ihnen auch Herr Moses feine Gedanken darüber sagen möchte. Sprechen Sie ihn oft? Wenn ich erfahre, daß zwei so liebe Freunde, die ich in Berlin gelassen Labe, auch unter sich Freunde sind, und rwar genaue Freunde, so werde ich erfahren, was ich zu Beider Bestem wünsche. Leben Sie wohl, liebster Nicolai, und lieben Sie mich ferner. Ich bin
ganz der Ihrige
Lessing.
irrige Nachrichten von der Bibl. der schönen Wissenschaften giebt. Die- Werk war nicht eine gemeinschaftliche Unternehmung zwischen Lessina, MoseS und mir, wie daselbst gesagt wird. Ich faßte allein den Entschluß, es zu schreiben. DieS und meine Veranlagung dazu erzählte ich schon in der Vorrede des Anhangs zum in. und iv. Baade der Bibl., S. 7. f. und zeigte S. 10 in der Note, wem jede Recension gehört. Ich gab erst die Nachricht von der Herausgabe der Bibl. in Berlin bei Lange heraus. (Man sehe Lesfing'ö Brief«. mit MoseS, Br. vom — Qctober 1756) Damal war Lessing nicht in Berlin gegenwärtig und ich mit MoseS noch nicht genau genug bekannt- Der Berlinische Verleger besann sich anders und wollte vieS in seinem Verlage schon angekündigte Werk nicht über nehmen. Ich bat daher Lessing, der sich in Leipzig aufhielt, mir dort einen Verleger zu schaffen. Er beredete (nach mancher vergeblichen Be mühung) Herrn Gottfried Dyck dazu. Als eine kleine Anekdote mag hier stehen, baß daS Honorarium (von welchem, wie der jüngere Herr Lessing meint, der Preiö für die Trauerspiele wäre bezahlt worden) auf 25 Rthlr. für jedes Stück oder urmefähr auf 1 Rthlr. 16 Gr. für den gedruckten Bogen festgesetzt ward. Aber ich war damtt zufrieden, weil ich gar keinen Gewinn, sondern nur Beförderung eines befferen Geschmacks zum End zweck hatte. Mit MoseS war ich indeß näher bekannt geworden, und da er sich bisher nur der Philosophie widmete, brachte ich ihn den schönen Wissenschaften näher. (Man sehe MoseS' Brief an Lessing vom 2- August 1756.) Er entschloß sich, Mitarbeiter zu werden. (Ebendas.) Lessing be sorgte in Leipzig blos die Correcturen und machte nur eine eimtge Recenfion. Daß er (wie der jüngere Herr Lessing sagt) die Urtheile seiner Freunde, wenn sie chm nicht gefielen, cassirt habe, ist ein Irrthum. We nigstens ist mir kein Beispiel erinnerlich; auch wäre dieS gar nicht Lesfing'ö Charakter gemäß gewesen. MoseS verlangte zwar dieses einmal (Brief an Lesfing vom 17. Februar 1758), aber eS ist nicht geschehen. Eine Re cension des Devii to pay von mir ließ Lesfing nicht abdrucken, wie unten auS dem 13. Briefe erhellet [unten Nr. 50]; aber nicht deswegen, weil ihm daS Urtheil nicht gefiel, fondem auS einer ganz andern Ursache. Eben dieser 13. Brief ist der deutlichste Beweis, daß Lesfing die Urtheile abdrucken lieh, auch wenn fie ihm nicht gefielen. Die Preise auf beide Trauerspiele habe ich allein bezahlt, so wie ich fie allein ausgesetzt hatte. AlS ich nach dem vierten Bande die Bibl. nicht mehr fortsetzen konnte, übernahm auf meine und Lesfiua'S Bitte unser beidersmiger Freund Herr Weiße die Herausgabe. — Nicolai.
l?r. 28.
Au-uN 1756.
28. Ae Johan« Gottfried
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flieg.
(Originnal im Besitze des Herrn Banquier Ernst MendclSsohn-Bartholdy zu Berlin.)
A Monsieur IMonsieur Lessing premieer Pasteur des Eglises de et ä
p. ccouv.
Camenz. Amsterdam, den 3. August 1756.
Hochzuehrender Herr Vater, Wenn ich es nicht bereits vor einigen Wochen dem Bruder in Leipprig l)2schriftlich aufgetragen hätte, Ihnen einige Nachricht von nrntr zu geben, so würde ich es mir mcht verzeihen können, Sie sso lange in Ungewißheit gelassen zu haben, da ich weih, wie vviel Antheil Sie an meinen umständen nehmen. Nach einigerr Ueberleguny werden Sie mir es hoffentlich vergeben habens, daß ich meinem Versprechen gemäß nicht wieder nach Camernz gekommen. Wenn es von mir allein abgehanaen hätte, so wäre es wirklich geschehen. Doch die gänzliche Berändrurng unsrer Marschroute wollte es nicht zulafsen. 9$ war übrigeens verfichett, daß Sie mir auch abwesend allen den Segern auf die Reise ettheilen würden, den ich persönlich hätte (empfangen können. Wir reiseten den 10. Mai von Leipzig ab und find über Magdeburg, Halberstadt, Braunschweig, Hildesheim, Hannover, Zelle,, Lüneburg, Hamburg, Bremen, Oldenburg, Embden, Gröniingen, Leeuwarden, Franeker, Harlingen, von Lemmer aus ((nachdem wir von Harlingen wieder zurück nach Leeuwardern über Mst und Schnek oahin gefahren waren) über die Srüder See den 29. Julius glücklich hier in Amsterdam angekoommen. Wir haben uns an jedem dieser Otte, nachdem es fichh der Mühe verlohnte, einige Tage oder Wochen aufgehaltten und sobald, als wir von hier aus die übrigen vereinigteen Provinzen werden besehn haben, ryerden wir nach Englcund übergehen, welches zu Anfänge Ottobers geschehen dürsten. In Zelle wollte ich den Hrn. D. Pleske?) sprechen; er 1) l Gottfried; s. oben Nr. 24, S. 57. 2) ^.Meinhard Plesken (1696—1757), Dr. Theo!., Pastor primariua zu Cellle und Generalsuperintendent des Fürstenthums seit 1743.
Briefe von Üefftttg,
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war aber in Hannover, wohin er monatlich einmal muß, und in Hannover hatte ich leider davon nichts gchört. Ich wünsche, daß Sie, die Frau Mutter und das sämmtliche Geschwister bisher wohl und vergnügt mögen gelebt haben. Es wird mir das Angenehmste auf meiner Reise sein, wenn ich allezeit gute Nachricht von Hause bekomme. Was macht Theophilus? Um Gottfrieden in Leipzig ist mir ein Wenig bange. Ich habe ihm eine kleine Asfignation auf 10 Rthlr. versprochen, die er auf die Michaelismeffe in Leipzig durch den Hrn. Winkler soll ausbezahlt bekommen. Ich will sorgen, daß er auch von dem Hrn. Voß auf meine Rechnung etwas ausgezahlt bekommen kann. Wie lebt Gottlob in Halle? Das Versprechen, das ich der Schwester gethan habe, will ich gewisi in Kurzem halten und auf eine beffre Art, als ich es von Leipzig aus hätte thun können. Unterdeffen soll sie mit mir Geduld haben. Wenn es Ihnen gefällig ist, an mich zu schreiben, so dürfen Sie nur den Brief an den Bruder in Leipzig schicken, welcher schon weiß, wo er sie hingeben muß, um sicher und richtig bestellt zu werden. Ich empfehle mich in das gütige Andenken und die beständige Siebe meiner hochzuehrenden Eltern und verbleibe zeitlebens Dero gehorsamster Sohn Gotthold Ephr. Lessing.
29.
An Moses Mendelssohn.
(Mendelssohn s Antwort fehlt.) Leipzig, den 1.October 1756. Liebster Freund,
Ja freilich bin ich leider wieder in Leipzig. Dank fei dem Könige von Preußen! Wir wollten eben nach England über gehen, als wir über Hals über Kopf wieder zurückreisen mußten. Wenn wir den Winter hier bleiben (und es hat »das Ansehen), so komm' ich auf einen oder zwei Monate nach Berlin, sondern zu meinen guten Freunden, die in Berlin find. Ihre guten Freunde find mir hier sehr angenehm gewesen; wie viel angenehmer würde mir es gewesen sein, wenn Sie diese Meffe ausgeführt hätten, was Sie die vorige
Nr. 29 u. 30.
pclover 1756.
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Willens waren. Ich habe viel Neues von Ihnen gehört, welches mich ergetzt hat; es hat mich aber verdroßen, daß ich es nicht unmittelbar von Ihnen selbst erfahren habe. Wie hätte ich es aber erfahren können, da es Ihnen nicht gefallen hat, mir auf meine letzten Briefe zu antworten? Nicht einmal meinen Brief auS Embden') haben Sie mir beantwortet. Nächstens werde ich genauere Zusammenrechnung mit Ihnen halten. Leben Sie unterdessen wohl, und grüßen Sie tausend mal von mir unsern guten Freund, den Hrn. Nicolai. Ich bin zeitlebens Ihr ergebenster Freund
Lessing.
30.
«An Moses Mendelssohn.
(MendMsohn's Antw, auf diesen Brief und auf Nr. 32 s. Nr. 21 in Abth. 2.)
[Turd> Herrn Joseph.)
Leipzig, den — Octbr. 1756.
Liebster Freund! Ihre Vermuthung ist richtig, es wird mir hier in Leipzig Zeit und Weile lang. Und gleichwohl bin ich doch auch so zerstreut, daß ich mich nicht einmal einen vernünftigen Brief getraue zu schreiben. Ich möchte Sie gern um verschiedene Erläuterungen Ihrer fernern Bestreitung-) des Selbstmords (im 2. Theil der Abhandlungen) bitten, ich möchte Ihnen gern diese und jene Stelle verweisen, wo Sie mir zu sehr — wie nenn' ich es nun gleich? — zu sehr biaistrt zu haben scheinen. Wissen Sie, was ich meine? Stellen, wo Sie sich, dem allzu gefälligen Leibniz gleich, bei Ihrem Lehrbegriffe auf die Theologen zurückzusehen die Mühe genommen haben. Ueber diese Stellen würde ich mich auslassen; aber ich habe es schon gesagt, ich bin jetzt bis zur Verwirrung zerstreut. Und weiß 1) Verlorene Einlage von Nr. 27. 2) Die erste stand in den Briefen über die Empfindungen, Br. 9 ff. (Schriften, I. S. 139 ff.). Diese „fernere* scheint nicht gedruckt zu sein; vgl. übrigens Schriften, iv. i. S. 12 ff. Mendelssohns Brief, den dieser Brief Beantwortet, ist verloren. Lesfing'S Werke, 20.
(Erste Abth.)
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Vritst von Lessing.
ick denn gewiß, ob mich meine Zerstreuung auch nur hat recht lesen lasten? Eine Wahrheit aber hat mich meine Zerstreuung !gelehrt, und diese will ich Sie auch lehren. Glauben Sie es a nicht, daß man zerstreut ist, wenn man allzu viel in seinen Gedanken hat; man ist niemals zerstreuter, als wenn man an gar nichts denkt. Wie ich Ihre Nachricht las, daß Naumann metaphy sische Unterredungen mit einer vornehmen Dame Sreiben wolle, so konnte ich mich nicht enthalten, auszurufen: arum ist er nun nicht lieber ersoffen! Der Gedanke ist, nach Ihrem eignen System, so boshaft nicht, als er scheint. Das Beste einer einzelnen Person muß dem allgemeinen Besten jederzeit nachgesetzt werden. Und auch seiner eignen Ehre wäre es zuträglicher; denn wer wollte nicht lieber wie ein schlechter Poet als wie ein schlechter Philosoph ersaufen? Ich will ihm damit nach Bekanntmachuna seiner Unterredungen das ihm einmal zugeschriebene Schicksal weder prophezeiten noch wünschen j da sei Gott vor! ich wollte ihn sogar mit Gefahr meines eignen Lebens, wenn ich ihn fallen sähe, aus oem Waffer retten: aber gleichwohl — Kurz, Naumann ist nicht klug. Wollen Sie sich angeführt und gelobt sehen, so lesen Sie Zimmermann's Bettachtungen über die Einsamkeit.') Und wollen Sie sich nächstens von mir gelobt lesen, so schicken Sie mir ohne fernere Einwendung mit erster Post wenigstens Nre Abhandlung von der Wahrscheinlichkeit. *) Wenn ich Sie auch nicht ganz verstehe, so will ich doch auch hoffentlich kein Zero für ein O ansehen. 31) 2 Leben Sie wohl, und Herr 1) Zürich 1756. 2) (schritten, I. S. 349ff. DaS Zero S. 367. 3) In MoseS' Abhandlung von der Wahrscheinlichkeit kommt etwas Calcul vor. Gegen das Ende der Abhandlung, da, wo der Verfasser diejenigen Philosophen widerlegt, welche das aequintmum hidifferentiae annehmen (s. Moses' Philosoph. Schritten, II. Theil,S. 279). thut er dar, aus ihrer Meinung würde folgen: .der Grad der göttlichen Präsctenz sei — 0 (null)-. MoseS las diese Abhandlung nicht selbst vor, well er sich den mündlichen Dorttag aus Bescheidenheit nicht zuttaute. Derjenige, den MoseS ersucht hatte, das Vorlesen zu übernehmen, machte einen lustigen gehler, worauf die Stelle des Briefwechsels zielt. Als der Vorleser an die oben ange^igte Stelle kam, las er anstatt Null — O. — Auf dieses ganz unvermutet sehr ver nehmlich ausgesprochene O! sahen sich alle Zuhörer an, und eilige lachten: denn in der Abhandlung kommt zwar a. b. n. x. y vor, aber kein ». Es hielt sich damals einige Zahre lang in Berlin ein Schottländer Namens Middleton auf, den man für einen süngem Sohr eimrgräfUchen Familie hiett. ES war ein etwas seltsamer und fauliger lunger
Ttr. 31
Ttenemßer 1756.
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Nicolai soll auch wohl leben. Er soll mir doch melden, was daS bei Hrn. Lange angekündiate Journal') macht. Ich bin wenigstens noch neugierig. Leben Sie nochmals wohl. Ihr ergebenster Freund Lessing.
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