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Greek, Modern (1453-) Pages 198 [200] Year 1978
KYKLOS · FESTSCHRIFT R. KEYDELL
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KYKLOS G R I E C H I S C H E S UND BYZANTINISCHES
RUDOLF KEYDELL ZUM NEUNZIGSTEN GEBURTSTAG
Herausgegeben von H. G. BECK · A. KAMBYLIS · P. MORAUX
WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK
1978
Gedruckt mit Unterstützung der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Förderer und Freunde der Freien Universität Berlin e. V.
CIP-Kurztitelaufnähme der Deutschen Bibliothek
Kyklos : Griech. u. Byzantin. ; Rudolf Keydell zum 90. Geburtstag am 30. März 1977 / hrsg. von H. G. Beck . . . - Berlin, New York : de Gruyter, 1978. ISBN 3-11-007211-4 NE: Beck, Hans-Georg [Hrsg.]; Keydell, Rudolf: Festschrift
© 1978 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sehe Verlagshandlung · J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung · Georg Reimer · Karl J. Trübner · Veit & Comp., Berlin 30 Printed in Germany Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Walter de Gruyter 8c Co., Berlin 30 Buchbinder: Lüderitz & Bauer, Berlin
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πόλλ' έμόγησας, πόλλ' έπέρας και πολλά προβαίνεις νυν έτι, των έτέων τρεις δεκάδας τελέσας τρισσάκις, ουδέ γέρων μεθίων ποτέ συνζεύγνυσθαι Μούσας καΐ Χάριτας τήι σοβαρήι Σοφίηι. άλλα τί δη καταλέξω ά τ' έγραφες εκ νεότητας έργα, φίλ', Αιώνος κείμεν ένί χρονικοΐς; ώδε γαρ ημείς ταϋτ' έκρίναμεν, αλλά σοι αύτώι φαίνεται άπρεπέως παίγνι' ίσως εμεναι, μέτριος αιδήμων τε νόον κατά πάντα πεφυκώς ω φίλε' τίπτε νυ δη; πάσι βραβεύς δε χρόνος, άλλο δε μοι και μείζον ένί φρεσί σήμερον έστω' τάς χάριτας ειπείν άνδρί φίλοισι φίλωι, πολλών ων εν άριθμώι εγώ σοι οφείλω οσ' ουδείς πώποτέ μοι δώκεν δείγματα και φιλίης και μεγαλοφροσύνης, πάντων συ άριστε βοηθών έργμασιν εν Μουσών, σύμμαχε πιστότατε, αλλά μένοι και πόλλ' έτ' έτη πάνθ' δσσα μέλει σοι, έργα τε και φιλίη συν γαμετήι συνετήι. ή δε θεά, τήι πουλύ κράτος Ζευς δώκε, φυλάσσοι σην θ' ύγίειαν αεί σης τε γυναικός άμα. εύχομαι ώδε μάλιστα, φίλων μοι φίλτατε πάντων, ταύτο λέγει δε γυνή πάσα τε συντροφίη. Werner Peek
Hochverehrter Herr Keydell, im Grunde ist es unser Dezimalsystem, das die großen Geburtstage schafft. Doch wir sollten dafür dankbar sein, denn dieses mechanische System setzt jene Punkte der Besinnung, auf die wir sonst so leicht vergessen, Tage, an denen wir jener Menschen gedenken, denen wir in Freundschaft verbunden sind, und denen wir viel zu danken haben. Festschriften sind der eingebürgerte Ausdruck dieses Dankens und Gedenkens in der akademischen Welt. Oft ist über diese Einrichtung gewettert worden, berechtigt immer dann, wenn sie in kleiner Münze wahllos in die Landschaft gestreut werden. Eine bescheidene Münze ist gewiß auch die kleine Festschrift, die wir Ihnen zum 90. Geburtstag verehren wollen. Aber sie ist kein „Quodlibetum"; denn wir widmen sie Ihnen in einer Phase des Dezimalsystems in Ihrem Leben, das schon Gnade ist. Und wir widmen sie einem Manne, der sie längst verdient hat, als Lehrer, Kollege und Freund, als Mensch — nehmt alles nur in allem! — als Zeichen unseres tiefen Dankes und, unzureichend wie sie ist, als Zeichen zugleich unseres guten Willens, auf seiner Spur zu bleiben. Berlin, den 30. März 1977
Hans-Georg Beck Athanasios Kambylis Paul Moraux
Inhaltsverzeichnis WERNER PEEK, Halle: Rudolf Keydell zum 30. III. 1977 VII Vorwort IX RUDOLF KEYDELL XIII HARTMUT ERBSE, Bonn: Hektor in der Ilias l ERNST HEITSCH, Regensburg: Der delische Apollonhymnus und unsere Ilias 20 VOLKMAR SCHMIDT, Hamburg: τεκνοϋσ(σ)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes 38 RUDOLF KASSEL, K ln: Aristophanisches bei Libanius 54 WINFRIED B HLER, Hamburg: Tendenzen nachdemosthenischer Bearbeitung der 3. Philippischen Rede des Demosthenes 59 HANS G RTNER, Regensburg: Zur byzantinischen Neben berlieferung von Demetrios, Περί ερμηνείας 78 H. LovD-JoNES et P. J. PARSONS, Oxford: Iterum de ,Catabasi Orphica' 88 MARTIN L. WEST, London: Die griechischen Dichterinnen der Kaiserzeit 101 HANS-GEORG BECK, M nchen: Marginalien zum byzantinischen Roman 116 ATHANASIOS KAMBYLIS, Hamburg: Epiphyllides. Neunzig kritische Bemerkungen zu byzantinischen Prosatexten (Mit einigen ,Zugaben') 129 Verzeichnis der Schriften von Rudolf Keydell 171 Nachwort . 183
RUDOLF KEYDELL Max Rudolf Keydell wurde am 30. März 1887 als Sohn des Eisenbahnbetriebssekretärs Carl Keydell und dessen Ehefrau Minna, geb. Jungmann, in Cracau bei Magdeburg geboren. Nach dem Besuch der Vorbereitungsschule in Magdeburg trat er dort ins Paedagogium Zum Kloster Unser Lieben Frauen ein, wo er 1905 sein Abitur erwarb. Im Frühjahr desselben Jahres immatrikulierte er sich an der Universität Bonn, um bei Franz Bücheier, August Brinkmann und Georg Loeschcke Klassische Philologie zu hören. Im Herbst 1906 ging er zum weiteren Studium nach Berlin, mußte jedoch bald wegen einer langwierigen Krankheit für viele Monate aussetzen. An die Universität zurückgekehrt, studierte er bei Eduard Norden, Johannes Vahlen und vor allem bei Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, bei dem er 1911 mit der Dissertation „Quaestiones metricae de epicis Graecis recentioribus. Accedunt critica varia" promovierte. Nachdem er 1913 das Staatsexamen in Klassischer Philologie und Hebräisch abgelegt hatte, trat er als Volontär in den Dienst bei der Preußischen Staatsbibliothek. Dort wurde er nach seiner Rückkehr aus dreijährigem Kriegsdienst 1918 zum Hilfsbibliothekar befördert, zwei Jahre später zum Bibliotheksrat an der Universitätsbibliothek. Während der dreißig Jahre, die Rudolf Keydell bis zu seiner Flucht nach WestBerlin als Bibliothekar tätig war, hat er sich nicht nur mit seinen bevorzugten Gebieten, der hellenistischen und der spätgriechischen Dichtung befaßt, sondern sich auch jene reiche Kenntnis der gesamten griechischen Literatur erworben, an welcher er, um Belehrung gefragt, so viele andere Gelehrte teilhaben ließ. Seit 1951 seiner Berufspflichten ledig, widmete er sich zuerst als Lehrbeauftragter, seit 1961 als Honorarprofessor für Klassische Philologie an der Freien Universität Berlin ausschließlich der Lehre und Forschung. Als er 1973, fünfundachtzigjährig, beschloß, sich aus der Lehre zurückzuziehen, war es sowohl für ihn wie für das Klassische Seminar kein leichter Abschied. Nicht nur mußten fortan die Studenten auf einen Lehrer verzichten, der mit seinem feinen Gespür für griechische Dichtung angehende Philologen an die antike Literatur heranzuführen und zu begeistern verstand. Mit ihm ging auch ein Teil jenes Geistes, der gerade in bewegten Zeiten eine wohltuende Ruhe um sich verbreitet. Doch der Abschied von der Universität, gleichzeitig mit der
XIV ehrenvollen Ernennung zum Korrespondierenden Mitglied der British Academy, war für ihn nur Anlaß, seine Kräfte auf die eigene philologische Arbeit zu konzentrieren. Aus seinem Schaffen, für dessen Breite und Vielfalt die lange Bibliographie selbst spricht, seien hier nur zwei Werke hervorgehoben. Die Ausgabe der „Dionysiaka" des Nonnos von 1959 ist zur Grundlage jeglicher Beschäftigung mit diesem späten Epiker und, zusammen mit den einschlägigen Parerga, eine unentbehrliche Hilfe zum Verständnis spätgriechischer Dichtung überhaupt geworden. Daß sein Beitrag auf dem Gebiet der frühbyzantinischen Prosa nicht weniger bedeutend ist, zeigt seine Ausgabe der Historien des Agathias von 1967. Zu welcher Einheit in Rudolf Keydell gelehrtes Wissen und offene Menschlichkeit zusammengewachsen sind, erwies sich ganz besonders, als er sich 1967, achtzigjährig, bereit erklärte, die von Felix Jacoby begonnene und von Ernst Grumach weitergeführte Neuausgabe des Stephanus von Byzanz zu übernehmen. Die ungebrochene geistige Kraft erlaubt es ihm, noch heute an dieser Edition zu arbeiten.
HARTMUT ERBSE
Rektor in der Ilias* Offenbar ist es nicht leicht, dem Wesen des homerischen Helden Hektor gerecht zu werden. Das zeigen die Versuche, ein einheitliches Bild dieser Gestalt zu entwerfen, deutlich genug. Der Homerleser hat freilich Gründe, sich über die Vielfalt der Deutungen zu wundern; hat doch der Dichter gerade Hektor ins Zentrum seiner Erzählung gestellt und zahlreiche Angaben über die Art seines Wirkens und der Gründe seines Handelns gemacht. Man sollte erwarten, daß ein eindeutiges Charakterbild dieses Mannes kenntlich ist. Doch die Meinungen der modernen Forscher gehen weit auseinander. Drei repräsentative Auffassungen seien beispielsweise genannt: 1. Die antiken Interpreten, besonders die Verfasser der sog. exegetischen Scholien, bemühen sich um den Nachweis, daß Hektor ein grausamer Barbar sei: Er treibe seine Mannen rücksichtslos ins Verderben, leiste aber im Kampf selbst nur dann etwas, wenn Zeus ihm beisteht1. Diese Exegese ist durchaus chauvinistisch und berührt sich eng mit den vielfältigen Versuchen der antiken Interpreten, die Troer Homers herabzusetzen. 2. Eine in vielen Punkten ausgewogenere, aber kaum ganz befriedigende Charakteristik Hektors hat Schadewaldt2 entworfen. Er weist zunächst richtig darauf hin, daß man das sentimentale Heldenbild der Romantik fernhalten müsse und in den Kampfszenen der Ilias kein subjektives Todes-
* Die italienische Übersetzung dieses Aufsatzes habe ich im März 1977 in Pisa als Gast der Scuola Normale Superiore vonragen dürfen. 1
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Vgl. z. B. die Scholien zu O 348-51. 502 a. P 125 a. 129-31. 187. 198-203. 201 b und viele andere. W. S., Hellas und Hesperien1, Zürich 1960, 21-38; vgl. dens. Von Homers Welt und Werk4 (HWW4), Stuttgart 1965, 177; zurückhaltender urteilte Schadewaldt in seinen Iliasstudien (Lpzg. 1938), 103-109.
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Hartmut Erbse
Bewußtsein bei Hektor suchen dürfe3. Dann aber bestimmt er die objektive Todesverfallenheit des Troers, auf die der Dichter mehrfach deutet, als Ate. Diese wieder, so meint Schadewaldt, äußere sich in Verblendung, ja in ständig wachsendem Wahn. Erst kurz vor dem Zweikampf mit Achill erkenne Hektor seine „wilde Vermessenheit" und ziehe die Konsequenzen aus seiner Torheit. Schadewaldt zeichnet also das düstere Gesamtbild eines Mannes, der nicht weiß, was er tut und infolgedessen während seiner langen Kämpfe in der Skamanderebene auch kein Bewußtsein von der Nähe seines Todes haben kann. Zwar ist der radikalen Analyse Jachmanns nun der Boden entzogen, aber nur um den hohen Preis eines befremdenden Ergebnisses. 3. Nüchterner, aber auch einseitiger urteilt M. I. Finley4: Für ihn ist Hektor nur an die Vorschriften des ritterlichen Ehrenkodex gebunden. Um seiner persönlichen (individuellen) Ehre willen handele er, so führt Finley aus, nicht nur gegen die Vernunft, sondern auch gegen die Interessen der Gemeinschaft. Sein hehres Wort (M 243: „Nur ein einziges Zeichen gilt: das Vaterland schützen") werde durch sein gesamtes Verhalten Lügen gestraft. Hektors Ehre habe mit der Ehre eines Gemeinwesens nichts zu schaffen. Diese „war völlig anderer Art und erforderte eine andere Anordnung der Fähigkeiten und Tugenden: Das Gemeinwesen konnte nur wachsen, indem es den Heros zähmte und die freie Ausübung seiner Tapferkeit unterdrückte. Aber ein gezähmter Heros war ein Widerspruch in sich" (a. . 125)5. Diese drei Deutungen haben, von mehr oder weniger auffallenden Verzerrungen abgesehen, vor allem eines gemeinsam: Sie setzen den Hauptgegner Achills systematisch herab und machen damit dem Dichter imp liehe einen bitteren Vorwurf. Homer müßte nämlich, um Achill zu preisen, versucht haben, Hektor zu erniedrigen, ohne zu ahnen, daß er seinem Gedicht so den denkbar schlechtesten Dienst erwies. Schon aus diesem Grund können die vorgetragenen Lösungen nicht zutreffen. Wir müssen uns bemühen, angemessenere Formulierungen zu finden. Zu diesem Behuf empfiehlt es sich, zunächst Hektors Weg durch das Kampfgeschehen zu verfolgen und seine strategischen Absichten zu ermitteln. 3
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Das als Antwort auf Jachmanns Homerische Einzellieder (in: Symbola Coloniensia, Köln 1951), 1-70. Hier (24 ff.) hat Jachmann beobachtet, Hektor lasse während der langen Handlungsstrecke zwischen Z und X nicht erkennen, daß er ein Todgeweihter ist. Jachmann hat jedoch aus dieser zutreffenden Observation analytische Schlüsse gezogen, die kaum gerechtfertigt sind. M. F., Die Welt des Odysseus, Darmstadt 1968, 123-125. Vortreffliche Einwände gegen F.s These vom Fehlen jeglichen vaterländischen Gefühls in der Welt Homers bei P. A. L. Greenhalgh, Historia 21, 1972, 528-537.
Hektor in der Ilias
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In der Presbeia (1351—355) hören wir aus Achills Munde, daß Hektor die offene Feldschlacht vermeiden mußte, solange er, Achill, sich am Kampfe beteiligte. Weiter als bis zur Eiche am skäischen Tor sei der Troer nicht vorgedrungen. Als er dort einst wagte, Achill entgegenzutreten, sei er nur mit knapper Not dem Verderben entronnen. Diese Worte bestätigen eine Vermutung, die sich dem Iliasleser von Anfang an aufdrängt: Die mit dem vierten Gesang einsetzenden Schlachten in der Skamanderebene stellen eine neue Entwicklungsphase dar, die sich von der bisherigen Form des Belagerungskrieges gründlich unterscheidet. Ermöglicht wird die jetzige Art des Kampfes durch den Groll Achills. Schon die Andeutungen der Exposition (A—H) weisen auf diese Sachlage hin: Noch bevor Zeus sein folgenschweres Versprechen gibt (A 528—530), hält sich Achill von allen Kampfhandlungen fern (A 488—491), so daß das Zerwürfnis der Könige auch beim Gegner ruchbar werden kann6. Die Troer sind jedenfalls alarmiert, postieren Polites als Späher ins Vorfeld (B 786ff.) und rücken den ausmarschierenden Griechen sofort entgegen. Dadurch kommt es nicht zu einem Sturm auf die Mauern Troias — Agamemnon meinte ja, die Stadt heute noch einnehmen zu können (vgl. B 12f. u. ö.) —, sondern zu groß angelegten Feldschlachten, in denen sich beide Seiten mit aller Kraft aneinander messen. Die Monomachie Menelaos — Paris und die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten durch den Pfeilschuß des Pandaros kennzeichnen den Beginn dieses neuen Abschnittes im Kampf um die Feste Troia. Die Weise dieses nun einsetzenden Kampfes wird durch das Verhalten der Troer bestimmt, genauer gesagt durch den Wunsch ihres Befehlshabers Hektor (vgl. B 802—810): Augenscheinlich erblickt er in dem Ausscheiden des gefährlichsten griechischen Helden eine besondere Chance zu erfolgreicher Bekämpfung der Belagerer. Was Hektor beabsichtigt, ist den Griechen am Abend der völlig klargeworden: Man vergleiche den Bericht des Odysseus in Achills Zelt, die Verse 1236—243 und 304-306, daraus besonders 1241-243: „Denn er verheißt, von den Schiffen die krönenden Schnäbel zu schlagen, Selbst sie mit flammender Glut zu verbrennen, und alle Achaier Niederzuhaun bei den Schiffen, betäubt vom Rauche des Brandes." Die Griechen sollen also in eine Stellung gedrängt werden, aus der sie selbst Achill nicht mehr erretten kann (auch das hat Odysseus richtig erkannt, vgl. 1244-251). 6
Mit den Worten ? ( 491) ist offenbar gemeint, daß Achill auch zu keinem Beutezug ausrückt. Anders Krischer (Formale Kriterien der homerischen Epik [= Zetemata 56], München 1971, 108), der mit der „grotesken Folge" rechnen muß, Achill enthalte sich des Kampfes zu einer Zeit, in der gar keine Schlachten stattfinden.
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Hartmut Erbse
Der Dichter läßt freilich den trojanischen Haupthelden nicht von Anfang an in aller Deutlichkeit auf dieses Ziel losgehen: Nur allmählich tritt Hektor aus der Masse der Troer hervor. Beim ersten Zusammentreffen der Heere weicht er, nicht anders als alle übrigen, einem kurzen Angriff des Odysseus aus ( 505), im nächsten Gesang muß er sich von Sarpedon zu entschlossenerem Vorgehen aufrufen lassen (E 470—498), und erst im weiteren Gefecht erzielt er zweimal einen Erfolg (E 590—609 und 680—710). Eine entscheidende Wendung der Schlacht führt er dann im nächsten Buch (vor seinem Gang nach Troia) herbei (Z 102-109): Die trojanische Flucht kommt zum Stehen und die Achaier weichen zurück, da sie meinen, ein Gott sei dem Gegner zu Hilfe gekommen7. Sofort nach der Rückkehr aus der Stadt greift er wieder erfolgreich in die Schlacht ein (H 11 — 12). Der folgende Zweikampf mit Aias gibt dem Dichter dann Gelegenheit, Hektors gefährliche Stärke (vgl. H109—114), seine Fertigkeiten im Tournier (vgl. H 237—241), aber auch die Grenzen seiner Fähigkeiten (vgl. besonders H 307-308) darzulegen. In dieser Exposition des Gedichts schiebt Homer den wichtigsten Gegner Achills in wirkungsvollem Crescendo immer weiter in den Vordergrund. Aber noch verlautet nichts von dem Operationsplan, den wir oben aus der Odysseusrede des 9. Buches zitiert haben. Das ist nicht verwunderlich; denn Hektors ganze Wirksamkeit bleibt notwendig auf die Defensive beschränkt, solange sich die Götter am Kampfe beteiligen dürfen8. Erst nach deren Ausscheiden (vgl. 5—27) ergibt sich ein knappes, aber klares Übergewicht der Troer. Nun erst kann Hektor seine Landsleute und die Hilfsvölker zur Vernichtung des Feindes aufrufen. Der Gedanke, die einzigartige Gelegenheit (eben das Fehlen Achills) zur Befreiung Troias zu benutzen, bestimmt seine Kriegsführung während der folgenden drei Hauptkampftage: Hektor deutet den Plan zum ersten Mal in der Heeresversammlung am Abend der an, wo die Troer erfahren, daß das Ziel, zu dem sie heute nicht gelangten (vgl. 497—499), morgen erreicht werden solle (vgl. 517-527). Er kommt am folgenden Tage durch den Einbruch in das befestigte Schiffslager der Verwirklichung des Vorhabens näher ( , M). Nach mehreren Rückschlägen (N, ) gelingt es ihm, Feuer in eines der Schiffe zu werfen. Während dieses blutigen Kampfes wird er nicht müde, seinen Untergebenen die Pflicht zum Durchhalten einzuhämmern, freilich in einem barschen und harten Ton, wie ihn die
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Zum Problem der Verse Z 102-109 vgl. D. Maronitis, Gnom. 37, 1965, 328 f.: Rezension von Broccia, Struttura e spirito del libro VI dell' Iliade, Sapri 1963. Broccia (a. O. 64-72) weist lediglich die Echtheit des überlieferten Textes nach. Vgl. Verf., Rhein. Mus. 104, 1961, 185.
Hektor in der Ilias
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Lage fordert (vgl. O 493-499. 557-558). Selbst am Abend, als nach Patroklos' Tod die Rückkehr Achills für den nächsten Tag zu erwarten ist, gibt er den Glauben an den Erfolg seines Unternehmens nicht auf. Statt eines trojanischen Sieges folgen freilich Auflösung der eigenen Reihen und völlige Flucht. Hektor aber zieht die Konsequenzen aus dem Scheitern seines Angriffs. Diese ganze Strategie ist von bewundernswerter Folgerichtigkeit. Man mag sie als Tat eines Starrkopfs oder eines Verblendeten bezeichnen, gerät mit einem solchen Urteil aber in Widerspruch zu mehreren Aussagen des homerischen Textes: Gerade die Stellen, auf die sich jenes herabsetzende Urteil zu stützen pflegt, enthalten auch hektorfreundliche Nuancen. Diesen müssen wir nachgehen und fragen, ob Homer Hektors strategischen Plan nicht auch als sinnvoll angesehen wissen wollte. Da ist zunächst die von Iris überbrachte Botschaft des Zeus ( 187—194 ~ 202—209), Hektor solle verhalten, bis Agamemnon verwundet werde und den Kampfplatz verlassen müsse ( 206—209): ,,Aber wenn jener, vom Speere verwundet oder vom Pfeile, Endlich den Wagen besteigt, dann wird er (seil. Zeus) mit Stärke dich rüsten, Tötend hinan zu den wohlgebauten Schiffen zu dringen, Bis die Sonne sich senkt und heiliges Dunkel heraufzieht". Zeus' Absicht, Hektors Sieg zu begrenzen, kann vom Hörer nicht mißverstanden werden; denn er hat in der Vorankündigung der Verse 470—477 gehört, in welcher Richtung die Handlung sich entfalten wird9. Aber darf man Hektor, dem unmittelbar Betroffenen, den Vorwurf machen, er habe die Befristung seines Sieges nicht beachtet10? Sollte er als Feldherr annehmen, es werde ihm ein nur vorübergehender Sieg versprochen? Damit er nach Ankunft bei den Schiffen nach Troia zurückkehre ? Dann wäre es wohl klüger, die Opfer zu sparen und sofort heimzuziehen! In Wahrheit ist die Botschaft des Zeus doppeldeutig wie ein Orakel11, und Hektor kann, vom höchsten Gott begünstigt und von Iris
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Eine spätere Bestätigung liefern die Zeusworte P 453—455, die der Gott zu sich selbst spricht (P 454-455 ~ 193-194 ~ 208-209). So Schadewaldt, Hellas und Hesperien1 34. Erkannt von Reinhardt, Die Ilias und ihr Dichter, Göttingen 1961, 179f. (Zeus' „Botschaft ist wahr und falsch zugleich", „keine andere Botschaft der Iris ist so zweideutig wie diese — und zugleich so auszeichnend"). Übrigens befindet sich Priamos wenig später in einer ähnlichen Situation: Er reagiert fast ebenso wie Hektor (vgl. 220—224), hat allerdings das Glück, von Iris eine eindeutige Aufforderung erhalten zu haben.
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Hartmut Erbse
persönlich verständigt, den letzten Worten nichts anderes entnehmen, als daß er sein Ziel, die Schiffe, noch vor Dunkelheit erreichen und natürlich mit Beginn des Tages erobern wird. Er hat also ein volles Recht, sich auch am Abend auf diese Verheißung des Zeus zu verlassen, als Pulydamas nochmals zur Umkehr mahnt ( 293—295). Woher soll er wissen, daß Zeus ihm nur beisteht, bis die Ehre Achills wiederhergestellt ist? — Wir lernen schon aus dieser Stelle: Man muß unterscheiden zwischen dem, was die Götter beabsichtigen (und was der rechtzeitig aufgeklärte Hörer weiß oder sofort durchschaut), und dem, was der begrenzte Blick des im Epos handelnden Menschen als folgerichtig und notwendig ansehen muß. Man könnte nun einwenden: Wenigstens am Abend hätte Hektor durch die Warnung des Pulydamas stutzig werden und nachgeben müssen. Dieser Einwand veranlaßt uns, die bekannten Mahnreden des ungleichen Freundes (des „Warners") zu betrachten. Viermal wendet sich Pulydamas mit wohldurchdachtem Ratschlag an Hektor und die Troer (M 61 —79. 211-229; N 726-747; 254-283). Da er mit dem ersten und dritten Vorschlag Gehör findet, beschränken wir uns auf die zweite und vierte Stelle12. Im M wird der Vormarsch der Heeresabteilung um Hektor und Pulydamas durch ein Vogelzeichen aufgehalten, das den Warner veranlaßt, einen unglücklichen Ausgang des bevorstehenden Sturmes auf das Schiffslager vorherzusagen. Hektor weist diesen Gedanken barsch zurück; denn er erblickt in ihm eine Aufforderung, die Botschaft des Zeus (vgl. 186—194 und 200-209) zu mißachten (M 237-240. 243): „Du hingegen berätst mich, den breitgeflügelten Vögeln Mehr zu vertrauen; ich achte sie nicht, noch kümmert mich solches, Ob sie zur Rechten fliegen, zum Tagesglanz und zur Sonne, Oder zur Linken gewandt, ins neblige Dunkel des Abends . . . Nur ein einziges Zeichen gilt: das Vaterland schützen!" Auch in diesen Worten findet Schadewaldt nicht Stolz und Selbstvertrauen, sondern Anmaßung (Hellas und Hesperien1 32): Hektors „Vermessenheit" werde durch „seine ebenso großartige . . . wie blasphemisch barsche Verwerfung der Vogelzeichen" bewiesen. Gewiß — das böse Zeichen kann nicht hinweggedeutet werden, und in Hektors Sieg ist — wie der Hörer
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Zu den Versen N 726—747 vgl. die sorgfältige Behandlung von C. Michel, Erläuterungen zum N der Ilias, Heidelberg 1971, 123. Daß Hektor in der Reaktion auf diese Rede als ein Mann charakterisiert sei, der „nicht auf vernünftigen Rat hört" (Schadewaldt, Iliasstudien 105, vgl. Hellas und Hesperien1 32), trifft, wie Michel a. O. 127 gezeigt hat, nicht zu.
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weiß — die Niederlage verborgen13. Aber was sollte Hektor tun? Den bisherigen Erfolg preisgeben? Das hieße auf den Plan verzichten, in dem er eine (vielleicht die -einzige) Rettungsmöglichkeit für Troia sieht. Rektors Größe besteht doch wohl gerade darin, daß er keine Zweifel am Erfolg aufkommen läßt und den Bedenken des Sehers seine begründete Zuversicht entgegensetzt. Er kann sie sogar aus einem Wort des Zeus herleiten und wird in den Versen M 252—255 vom höchsten Gott bestätigt, der den Feind durch einen Wirbelwind verwirrt. Vielleicht versteht man Hektor besser, wenn man sich mit Reinhardt (a. O. 276) daran erinnert, daß die Gestalt des Pulydamas aus der Hektors entwickelt, die Stimme des Warners also die eigene Gegenstimme des Helden ist. Ihr aber gibt er nicht Raum, sondern setzt ihr einen starken Trumpf entgegen: . Mag seine Auffassung von ,Vaterland' auch noch so nüchtern sein (darüber werden wir später noch sprechen) — die heimatliche Gemeinschaft bildet jedenfalls einen Wert, den Hektor höher stellt als alle persönlichen Belange. Wer so denkt wie er, kann sich verrechnen und seine Möglichkeiten überschätzen, aber er unterliegt dann eben deshalb, weil er sich getäuscht hat, nicht weil er vermessen oder verblendet ist. Schwieriger ist es, Hektors Antwort auf die vierte Warnung des Pulydamas gerecht zu werden. Am Abend vor dem letzten Schlachttag rät der Warner zum sofortigen Rückzug in die Stadt, da auf Feindesseite Achills Teilnahme am Kampf für den folgenden Morgen zu erwarten ist. Auch dieses Mal lehnt Hektor ab — ein Entschluß, der ihm den härtesten Tadel von Seiten der Homerinterpreten eingebracht hat14. Aber man sollte nicht vergessen, daß Hektor in seiner Antwort an Pulydamas handfeste Argumente vorweist: Die finanziellen Mittel Troias sind erschöpft, die Bewohner haben das kümmerliche Dasein satt, das sie, zusammengepfercht mit den Hilfstruppen, hinter den Stadtmauern führen müssen (vgl. 285—292). Wenn wir die Zeusbotschaft des 11. Buches oben richtig gedeutet haben, darf sich Hektor mit gutem Recht auf sie berufen (vgl. 293—296); er 13 14
Vgl. Reinhardt a. O. 274. Vgl. vor allem Schadewaldt, Iliasstudien 106; dens. H. W. W.4 177 und 260; dens. Hellas und Hesperien1, neuerdings auch F. Gschnitzer, Politische Leidenschaft im homerischen Epos, in: Studien zum antiken Epos, Meisenheim 1976, 13—18. G. betrachtet die Pulydamasszenen, besonders die des M, in der Vereinzelung, ohne die Irisbotschaft des zu berücksichtigen. Dabei gerät Hektor natürlich in eine ungünstige Beleuchtung. — G.s Versuch, die Funktionen der einzelnen Situationen unbeachtet zu lassen und in den divergierenden, aber vom Gang der Handlung bestimmten politischen Äußerungen der Ilias Konfessionen verschiedener Dichter zu finden, unterliegt m. E. schweren Bedenken. Hier ist allerdings kein Raum für die Behandlung dieser Frage.
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Hanmut Erbse
paraphrasiert sie jetzt so, wie er sie von Anfang an glaubte verstehen zu m ssen: „Jetzt aber, da mir Zeus Sieg / Dort bei den Schiffen verlieh und ans Meer die Achaier zu dr ngen . . ." (κϋδος άρέσθ^ επί νηυσί, θαλασσή τ έλσαι Αχαιούς). Auch sollte man nicht von berheblichkeit sprechen, wenn er am Schlu der Rede erkl rt, er sei bereit, selbst mit Achill zu k mpfen (vgl. Σ 305—309). Zwar mag Agamemnon bertrieben haben, wenn er zu Menelaos sagte, Hektor zu begegnen vermeide sogar Achill (vgl. H 113-114), und Hektor gibt sp ter (seil. Υ 434) selbst zu, da er schw cher sei als der gr te Held der Griechen. Jedoch in einem entscheidenden Zweikampf haben sich beide bisher offenbar noch nie aneinander gemessen, und was Hektor vor der Heeresversammlung des 18. Buches zusagt, f hrt er am kommenden Tag aus: Er tritt Achill bereits im Kampf der Massen zweimal entgegen (vgl. Υ 353—380 und 419—454). Allerdings wird er von Apollon das erste Mal zur ckgehalten, das zweite Mal entf hrt (erst die dritte Begegnung im 22. Gesang, in die der befreundete Gott nicht mehr eingreifen darf, wird dann t dlich f r ihn sein). Das sind nun freilich Entwicklungen, die Hektor nicht voraussehen kann, und durch den Gedanken an solche M glichkeiten darf er sich in seinen Entschl ssen nicht beirren lassen. — Bei Ber cksichtigung der genannten Gesichtspunkte ist es also gar nicht so erstaunlich, da sich die Troer, ungeachtet ihrer anf nglichen Furcht (vgl. Σ 247—248), durch die Rede ihres Befehlshabers umstimmen lassen. Wenn der Dichter sie als Toren bezeichnet (Σ 311), will er offenbar nicht sagen, da ihnen Einsicht fehle, sondern Wissen (Information); er deutet also auf das unselige Verh ngnis der todgeweihten Stadt. Pulydamas hat seiner Mahnrede einen aufschlu reichen Gedanken eingef gt (Σ 259-260): W hrend des Grolles Achills sei es leichter gewesen, die Achaier zu bek mpfen; mit Freuden habe er, Pulydamas, bei den Schiffen biwakiert, auch er in der Hoffnung, man werde das Griechenlager erobern. Mit diesen Worten ebnet er seinem Gef hrten Hektor den Weg zur Umkehr: Hektor k nnte sich in ehrenhafter Weise der Gefahr entziehen ; denn auch sein heftigster Kritiker erkl rt sich ja mit der bisherigen Kriegf hrung einverstanden. Wenn Hektor trotzdem ablehnt, dann also sicherlich nicht aus Gr nden pers nlichen Ehrgeizes, sondern im Interesse der Heimat; denn mit einem R ckzug w rde er zugeben, da alle bisherigen Opfer vergeblich waren. In der Fortsetzung des Angriffs aber sieht er die einzige M glichkeit f r die Rettung der Stadt. Diese Betrachtungen leiten ber zum Monolog des 22. Gesangs. Die Troer sind geschlagen worden und in die Stadt gefl chtet. Nur Hektor wartet vor den Mauern, um den Zweikampf mit Achill aufzunehmen. Vergeblich beschw ren ihn die Eltern, das nicht zu tun. In seiner Verlassenheit erw gt
Rektor in der Ilias
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Rektor zwei Möglichkeiten des Verhaltens gegenüber Achill: Beide führen zu dem Ergebnis, daß der Kampf unvermeidlich ist. Die erste lautet (X 99-110): „Wehe mir! Wollt' ich zum Tor hinein in die Mauern mich retten, Würde Pulydamas gleich mit kränkendem Hohn mir begegnen, Der mir gebot, zur Feste zurück die Troer zu führen, Während der schrecklichen Nacht, als zum Kampf sich erhob der Pelide. Doch ich gehorchte ihm nicht; es wäre wohl besser gewesen. Jetzt aber, wo ich das Volk so unbesonnen verderbte, Scheu ich die Troer und troischen Frauen in Schleppengewändern, Daß nicht irgendein andrer, gemeiner als ich, von mir sage: ,Hektor verderbte das Volk, der eigenen Stärke vertrauend.' Also werden sie sprechen; für mich aber war es dann besser, Offen im Kampf den Achilleus zu töten und wiederzukehren Oder mit Ruhm von ihm selbst vor der Stadt erschlagen zu werden." Zunächst sieht es so aus, als ob Hektor in bitterer Reue sein ganzes bisheriges Tun verwerfe und Pulydamas nachträglich in allen Punkten recht gebe15. Doch dieser, Eindruck ändert sich, sobald man folgendes bedenkt: 1. Hektor urteilt als Verlierer in einem gefährlichen Spiel. Er weiß, daß politische und militärische Maßnahmen nur durch den Erfolg gerechtfertigt werden, dann freilich vollständig. Wer dagegen unterliegt, büßt seinen bisherigen Einfluß ein; Hinweise auf seine Motive oder Argumente helfen ihm wenig. Auch Hektor steht unter dem Einfluß einer solchen düsteren Katastrophensituation; denn eigentlich hat er keine Veranlassung, die Richtigkeit seiner früheren Überzeugungen (vgl. 287ff., dazu 662) anzuzweifeln. Anderenfalls könnte er nicht wenig später (seil. X 301—302) alle Schuld bei den Göttern suchen und behaupten, Zeus und Apollon hätten seinen Untergang längst beschlossen (daß diese Worte auf Zeus zutreffen, weiß niemand besser als der Hörer des Gedichts)16. Hektor tut sich also selbst unrecht, wenn er im oben zitierten Monolog sagt, er habe die troischen Mannen durch seine Unbesonnenheit ( / , 104) zugrunde gerichtet. Er nimmt mit dieser Behauptung die Beschuldigungen der Troer vorweg, deren mutmaßliche Worte er danach anführt (X 107): 15 16
Vgl. Schadewaldt, Hellas und Hesperien1 28. Richtig Schadewaldt, Hellas und Hesperien1 34,1: „Ich dächte, dieses ,Schon lange' reicht mindestens zu der befristeten Siegverheißung des Zeus an Hektor im 11. Buch zurück." Kurz vor dem Tode geht Hektor also der wahre Sinn der zweideutigen Botschaft auf, die ihm Iris in Zeus' Auftrag überbrachte. Wieder einmal ist Homer der echte Vorläufer der Tragödie. — Zum oben behandelten Zusammenhang vgl. auch L. Quaglia, La figura di Ettore e l'etica dell* Iliade, Atti della Accademia delle Scienze di Torino 94, 1959-60, Torino 1960, 232.
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Έκτωρ ήφι βίηφι πιθήσας ώλεσε λαόν. Beide Nomina, άτασθαλίαι ebenso wie βίη, sind dem tigende Benennungen der gro en Z higkeit, mit der Hektor den Angriff vorangetragen hat, da er ihn f r die beste (und einzige) Verteidigung Troias hielt. In Wahrheit bedeutet das Scheitern seines Unternehmens nun nicht nur diesen eigenen Tod, sondern auch Troias Untergang (vgl. X 381-384. 409-411 u. a. Stellen). 2. Die Formulierung, die Homer f r den Tadel des Volkes gew hlt hat (vgl. X 107), beweist, da sich Hektor der ffentlichen Beschuldigung nicht aus unklugem Heroismus oder aus blo individuellem Ehrgef hl entzieht17: Hektor f hlt sich den Troern gegen ber am Tod der Vielen schuldig, den er nur durch einen Sieg h tte rechtfertigen k nnen. Das bedeutet: Sein Kummer ber den Verlust seiner Stellung innerhalb der Polis (homerisch gesprochen: ber den Verlust seiner Ehre) leitet sich aus dem Gef hl der ffentlichen Verantwortung ab. Diese Relation entspricht Hektors fr herem Verhalten, besonders seiner Antwort auf die zweite Rede des Pulydamas, als er sein h chstes Prinzip in den Worten άμύνεσθαι περί πάτρης (Μ 243) zusammenschlo . Wenn er jetzt dem Zweikampf mit Achill ausweichen und sich in Sicherheit bringen w rde, auch auf die Gefahr hin, Vernichter des Volks und der Stadt zu hei en (vgl. X 107), m te er sein eigenes Wesen aufgeben und sich g nzlich verleugnen; denn als εκτωρ ist er der eigentliche Besch tzer Troias (vgl. X 433—434 und Ω 730 mit deutlicher Anspielung auf die Etymologie des Namens). So darf er denn sich (und dem H rer) Wege der Feigheit lediglich vor Augen f hren, so etwa wie man verlockenden Unm glichkeiten in Gedanken nachh ngt, aber er kann sich seiner heroischen Aufgabe ebensowenig entziehen wie Achill in der bekannten Szene des 18. Buches (98ff.). Nur die Motivierung ist bei Hektor komplizierter, ja (wie wir sehen werden) auch moderner als bei seinem Gegner; denn Hektor f hlt sich nicht nur dem blichen ritterlichen Ehrenkodex verpflichtet, sondern er stellt diese Pflichten in den Dienst seiner Heimat und deren Bev lkerung. Vergeblich sucht man bei Achill nach der Reife dieser Gesinnung: Ihn schmerzt die Kr nkung, die ihm Agamemnon zugef gt hat, heftiger als der Tod unz hliger, an dem Streit der K nige unbeteiligter Landsleute. Seine Vers hnung mit Agamemnon wird nur durch Patroklos' Tod erzwungen, und auch dann hat Achill f r sein eigenes trotziges Verhalten kein Wort des Tadels oder gar der Reue, vgl. T 59—62: „H tte sie (seil, die Briseis) Artemis doch mit dem Pfeil bei den Schiffen get tet, 17
Beide Vorw rfe bei Finley a. O. (vgl. Anm. 4) 124 und 125. Vgl. brigens auch Aristot. E. N. 3, 11 p. 1116 a 21.
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Jenes Tags, als ich selber sie raubte, Lyrnessos zerst rend: Nicht so viele Achaier wohl h tten, vom Feinde bezwungen, Dann in den Boden gebissen, weil ich im Zorne verharrte." Mit diesen Worten gibt Achill wohl zu, da er am Tode vieler Achaier schuld sei, aber er verurteilt nicht sich oder seine Leidenschaft, sondern verw nscht die Existenz der Briseis. Und Hektors Gedanke, da der Verlust vieler Mannen das Ansehen des verantwortlichen Heerf hrers schm lern oder vernichten k nne, liegt ihm fern. Das alles soll freilich nicht besagen, da den Achaiern Homers ein ffentliches Verantwortungsbewu tsein, besonders gegen ber ihrer heimatlichen Stadtgemeinde, ganz fremd sei: Man braucht nur an die Meleagererz hlung des Phoinix zu denken (vgl. besonders I 590—598), um sich vom Gegenteil zu berzeugen18. Indessen spielt ein solches lokalpatriotisches, ber die Belange der pers nlichen Ehre hinausgreifendes Pflichtgef hl im Verhalten der griechischen Helden unserer Ilias nur zeitweilig eine Rolle, in den entscheidenden Handlungen Achills gar keine. Um das bisher gewonnene Bild von Hektors Verhalten abzurunden und zu sichern, m ssen wir nachtr glich noch folgende Iliasstellen kurz besprechen; denn auch sie hat man als Zeugnisse seines angeblichen Wahnes angesehen. Da ist zun chst der Vers P 205: Hektor hat Achills g ttliche Waffen erbeutet und angelegt. Zeus sieht voll Mitleid auf ihn herab und sagt (P 201-207): „Armer, so gar nichts ahnest du noch vom Tod im Gem te, Und schon kommt er dir nah! Da legst du des herrlichen Mannes G ttliche Waffen dir an, vor dem auch andere zittern. Ihm erschlugst du eben den Freund, den tapferen, milden, Zogst die Waffen auch wider Geb hr von Haupt ihm und Schultern. Dennoch will ich dir jetzt noch gewaltige Kraft zum Entgelte Leihen" usw.19. Den pr positionalen Ausdruck ου κατά κόσμον (205) pflegt man (trotz Leafs Widerspruch) auf die Art der Waffenerbeutung zu beziehen und daraus ein Unrecht Hektors abzuleiten; hat er doch Patroklos nicht ohne 18
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Vgl. Greenhalgh a. O. (ob. Anm. 5) 530, dazu Tyrt. 10,3-10 W. und R. Harder, Kl. Schriften (M nchen 1960), 186,9. brigens stellt Greenhalgh richtig fest, da die Achaier ihr Gemeinschaftsgef hl nicht auf Belange ganz Griechenlands ausdehnen (a. O. 533): „Apart from the Atridae there is no expression of Panachaean responsibility in the Iliad." Die Verse 205-207 lauten: τεύχεα δ' ου κατά κόσμον από κράτος τε καί ώμων / εΐλειτ άτάρ τοι νυν γε μέγα κράτος έγγυαλίξω / των ποινην κτλ.
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fremde Hilfe erschlagen! Doch dieser Gedankengang ist abwegig. Schon der Aorist sollte bedenklich machen (man würde ein Imperfektum erwarten). Vor allem aber gerät die genannte Interpretation in Widerspruch zum Realismus homerischer Darstellung: Nirgend sonst macht der Dichter einem Sieger im Kampf einen Vorwurf daraus, daß ihm Götter oder Zufälle zum Erfolg verhelfen haben. Offenbar ist es nicht nur ein gutes Recht, sondern sogar ein Verdienst des Helden, die Schwächen (das Pech) des Gegners zu nutzen; sie gelten ja auch als Zeichen dafür, daß die Gottheit den Sieger begünstigt. In unserem Zusammenhang können also die Worte nur die Tatsache betreffen, daß Hektor diese Waffen nicht zustehen (er nahm sie ,wider die Ordnung', ohne von der Ungebührlichkeit seines Handelns zu wissen). Sobald das erkannt ist, wird deutlich, daß Zeus dem Helden keinen Vorwurf macht, sondern ihn nur deshalb bedauert, weil seine Siegesfreude befristet ist. Von „verblendeter Vermessenheit des Mannes"20 sollte man nicht sprechen. Anderenfalls könnte man nicht verstehen, weshalb Zeus dem Hektor die Waffen ausdrücklich anpaßt und ihn mit Kampfesmut erfüllt (vgl. P 210-214). In Wahrheit ist Hektor nicht schuld daran, daß Patroklos Achills Waffen trug, sondern die Entwicklung der Dinge hat nun einen Verlauf genommen, durch den das Mitleid des höchsten Gottes (und damit auch das des beobachtenden Hörers) geweckt wird. Es bewahrheitet sich, was wir bereits festgestellt haben: Auch hier (wie an anderen Stellen, vgl. P 450. 473. 483ff.) muß man unterscheiden zwischen den voraussetzungsreichen Motiven des Handelnden und der Deutung des Geschehens, die der Dichter gibt oder durch die Götter geben läßt. Unter diesen Bedingungen können die vielgerügten Prahlereien Hektors, in denen er die Truppe mitzureißen trachtet oder die Gegner einschüchtern möchte, gebührend eingeordnet werden (vgl. vor allem 526 — 541. N 824-832. 366-367. O 493-499 u. a.). Man hat sie wohl nur deshalb notiert, weil sie in ihrer Schroffheit über das Maß der üblichen Feldherrenund Scheltreden hinausgehen. Aber gerade dadurch verdeutlichen sie Hektors unbedingte Hingabe an seine Sache; außerdem enthalten auch sie den Gedanken an das Wohl des Ganzen, den Hektor unermüdlich nicht nur seinen Landsleuten, sondern auch den Hilfsvölkern einschärft (vgl. O 494-499. 556-558 und P 220-228). Selbst Hektors Antwort auf die Warnungen des sterbenden Patroklos hat man in diesem Zusammenhang zitiert. Schadewaldt21 meint, sie sei „Ver-
20 21
So Schadewaldt, Hellas und Hesperien1 29. W. S., Hellas und Hesperien1 30.
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messenheit und vollkommener Ausdruck des von der Ate ergriffenen Todverfallenen". Die Verse lauten ( 859-861): „Patroklos, was kündest du mir ein jähes Verderben? Denn wer weiß, ob Achilleus, der Sohn der lockigen Thetis, Eher nicht fällt, von meiner Lanze zu Tode getroffen?" Was sollte Hektor stattdessen sagen? Wenn er weiterkämpfen und sein Ziel ( ) erreichen will, muß er an die Möglichkeit glauben dürfen, daß er Achill gewachsen sei. Solange er mit der Hilfe der Götter rechnen darf, hat er keinen Grund, diese Überzeugung aufzugeben. Woher soll er wissen, daß Zeus ihn als Werkzeug eines mit Thetis abgesprochenen Plans mißbraucht? Wie bereits erwähnt, erhält er erst kurz vor dem Tode Gewißheit darüber, daß der Göttervater ihn endgültig preisgegeben hat. Hektor hat keinen Zugang zur Welt der Götter, keinen Einblick in den verborgenen Lauf des Geschehens. Das ist seine empfindlichste Schwäche gegenüber Achill, der durch seine göttliche Mutter sogar auf Zeus einwirken kann (vgl. Heres Worte 56—63!). Auch die Pläne der Himmlischen sind Hektor unbekannt22. Wie jeder Sterbliche könnte er sie nur aus Zeichen (d. h. aus Opfer oder Vogelflug, vielleicht auch aus Träumen) erschließen. Die Botschaft des Zeus, die ihm Iris überbringt ( 200-209), muß er als besondere Gnade ansehen, und es ist sein Verhängnis, daß er nicht auf den Gedanken kommt, Zeus könne ihn betrügen. Der Dichter aber sorgt dafür, besonders durch die Vorankündigungen der Bücher (470-477), O (53-77) und (296-297), daß dem Hörer die Unterschiede zwischen göttlichem und menschlichem Blickfeld stets bewußt sind: Nur so wird die Gebundenheit (das heißt aber die Menschlichkeit) Hektors kenntlich, nur so auch die besondere Art seines Ringens: Weil er von allem Anfang an vergeblich für die Rettung Troias kämpft, besitzt er die besonderen Sympathien des Hörers, der in den verzweifelten Bemühungen des Helden ein Gleichnis seines eigenen Strebens erblicken darf23. Mit der besonderen Einstellung Hektors mag es auch zusammenhängen, daß ihn Homer in der Volksversammlung des 7. Buches nicht auftreten läßt, in der die Troer zum letzten Mal die Frage erwägen, ob man den Krieg durch Rückgabe Helenas beenden könne. Paris widersetzt sich dem Vor22 23
Vgl. die bereits besprochenen Passagen 186-194 und 200-209. M 236. O 488-493. 718-725. P 448-449 und 483ff.; X 226-248 und 294-305. Vgl. auch Quagüa a. O. (oben Anm. 16) 234,2.
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Hanmut Erbse
schlag Antenors, Helena auszuliefern, energisch und findet die Unterstützung seines Vaters (vgl. H 347—379). Hektor müßte, falls er zugegen wäre, bei dieser offiziellen Erörterung des schwerwiegenden Problems in heftigen Konflikt mit seinem Bruder geraten; denn es ist ihm kein Geheimnis, daß der Raub Helenas der Anfang allen Unheils war (vgl. X 114—116), und als Vertreter des Gemeinwohls würde er ein vermutlich entscheidendes Wort zugunsten von Antenors Vorschlag sprechen. Aber es ist, als ob Homer eine solche Auseinandersetzung umgangen habe, weil er den Einwand Herodots (2, 120, 2—4) ahnte: Es sei doch nicht denkbar, so meint der Historiker, daß Hektor das Unrecht seines Bruders zum Schaden des Reiches geduldet hätte. Jedenfalls berühren wir hier einen Punkt, an dem sich Homers eigene Erfindungen (Gestalt und Wirken Hektors) mit den Grundzügen der Helenasage überschneiden. Augenscheinlich hat sich der Dichter gehütet, diese Diskrepanzen unnötig hervortreten zu lassen. So darf Hektor denn wenigstens einmal, vor dem Zweikampf Paris—Menelaos, heftige Kritik an der Tat seines Bruders üben ( 39—57) 24 . Aber sobald ihn Paris darauf hinweist, daß er die Gaben der Aphrodite schmähe ( 64—66), gibt er sich zufrieden und erkennt das Unglück des Krieges als Fügung der Götter an25. Er muß sich nun darauf beschränken, die Existenz dieses Bruders zu verwünschen (vgl. Z 281—285). Er begnügt sich im übrigen damit, seine Lässigkeit zu tadeln (vgl. Z 326—331 und 523—525); denn er weiß wohl, daß Paris ein tüchtiger Krieger ist (vgl. Z 521—522. N 775-780). Eine einzige homerische Szene scheint sich unseren bisherigen Betrachtungen nicht einzufügen, die Homilie; denn hier sagt ja Hektor zu Andromache, die ihn flehentlich gebeten hat, sich nicht weiterhin der Gefahr des Kampfes im offenen Felde auszusetzen, folgende Worte (Z 441—454) 26 : „Frau, an all das denk auch ich! Aber zu furchtbar schäm' ich mich vor den Männern und schleppetragenden Frauen Troias, wollte ich mich wie ein gemeiner Mann aus dem Kampfe draußen halten. Auch drängt mich dazu nicht mein Herz, denn man hat mich gelehrt, immer ein Edler zu sein und im vordersten Feld der Troer zu kämpfen, um den großen Ruf meines Vaters zu wahren und meinen eigenen. Zwar,
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Vgl. W. Hoffmann, Die Polis bei Homer, Festschrift B. Snell, München 1956, 160. Ganz ähnlich fügt sich Helena wenig später gegen ihr besseres Wissen der Liebesgöttin: vgl. 395-418, dazu O. Lendle, Antike und Abendland 14, 1958, 63-72. Übersetzt von Schadewaldt, H. W. W.4 210; vgl. auch seine Versübertragung in: Homers Ilias, Frankfurt 1975, 108. Die metrischen Übersetzungen von Voß und Rupe entfernen sich zu weit vom Original.
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das weiß ich gut in Herz und Gemüt: Es kommt einmal der Tag, wo die heilige Ilios und Priamos und das Volk des speererprobten Priamos untergeht. Allein, nicht um das künftige Leid der Troer sorge ich mich so furchtbar, selbst um Hekabe nicht und den Herrscher Priamos und meine Brüder, so viele und edle dann in den Staub sinken vor den ergrimmten Feinden, so wie um dich ..." Hier nun scheint sich Hektor auf den persönlichen Ehrenpunkt zu berufen (vgl. Z 444—446), außerdem in den Andeutungen vom bevorstehenden Untergang Troias eine klare Vorstellung vom eigenen Tod vorauszusetzen. Es wäre jedoch falsch, die zitierten Verse so isoliert zu betrachten; denn sie sind als Entgegnung auf die Rede der Frau konzipiert. Diese Rede hat Schadewaldt (H. W. W.4 219) treffend als „weitausschwingende Bitte um Erbarmen" bezeichnet. Sie zerfällt in zwei Hauptteile: Aus dem Rückblick auf ihr und ihrer Familie unseliges Los leitet Andromache den Gedanken her, daß Hektor ihr nun, nach dem Tod aller Angehörigen, alles bedeute (Z 429-430): „Hektor, siehe, du bist mir Vater und waltende Mutter Und auch Bruder zugleich, du bist mein blühender Gatte!" Deshalb aber solle er nun, so sagt sie im zweiten Abschnitt, Mitleid mit ihr haben, auf der Mauer bleiben und dort in allen Ehren kämpfen27. Hektor wählt in seiner Antwort die umgekehrte Reihenfolge: 1. Andromaches strategischen Ratschlägen setzt er nicht ein ähnlich geartetes militärisches Argument entgegen. Was würde auch aus dem Abschiedsdialog, wenn sich die Gatten nun über die Möglichkeiten der Kriegführung unterhielten! Wir dürfen also nicht erwarten, daß Hektor auf seinen großen Angriffsplan hinweise oder auf die besondere Chance, die sich den Troern durch den Zorn des Achill bietet. Stattdessen sagt er etwas, was Andromache sofort verstehen und würdigen muß: ,Es ist meine Gewohnheit geworden28, so führt er aus, in vorderster Front zu kämpfen. Dort nur gewinne ich Ruhm. Der Ruhm bleibt, auch wenn die Mauern vergehen' (vgl. H 91). Diesen Sätzen schickt er die Worte voraus: ,Ich verstehe deine Bitte wohl, aber ich schäme mich vor Männern und Frauen 27
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Aristarchs Athetese der Verse Z 433—439 ist falsch, nicht nur aus dem von Schadewaldt (H. W. W.4 219) genannten Grund, sondern auch deshalb, weil Andromache nicht in die Versuchung geraten darf, einen ähnlichen Gedanken nach Hektors Rede, doch noch zu äußern. So Snell, Journ. Hell. Stud. 93, 1973, 182; ähnlich Schadewaldt, H. W. W.4 220 (es ist mir „durch die Zucht längst zur zweiten Natur geworden"). Zum Inhalt vgl. 215-216 und 500.
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Troias, wenn ich mich wie ein Gemeiner fern von der Gefahr halten würde/ Dieses Argument ist nicht widerlegbar; denn auch Andromache gehört ja zu diesen Frauen einer heroisch denkenden Gemeinschaft, die keinen Feigling zum Mann haben wollen. Man darf also nicht unter Vernachlässigung des Gesamtzusammenhangs in unseren Versen die einzigen Motive für Rektors Handeln finden wollen und sie mit Strasburger29 folgendermaßen beschreiben: „Hektors Gründe, entgegen der Bitte der Andromache in den Kampf zurückzukehren, sind ganz persönliche: Furcht vor dem Tadel der Feigheit seitens der Troer und der Wunsch, innerhalb dieser Gemeinschaft den Ehrenplatz des tapfersten Mannes zu behaupten." Wie wir sahen, beschränkt sich Hektor auf den persönlichen Aspekt seines Verhaltens nur deshalb, weil er dafür bei Andromache unmittelbares Verständnis zu finden hofft. Diese seine Sätze entsprechen ja doch den üblichen Anschauungen der homerischen Zeit30. 2. Den Gedanken ,die Stadt ist nicht unvergänglich' (vgl. Z 448—449) wendet Hektor so, daß er Andromaches große Liebesbeteuerung (vgl. Z 429—430) in seiner Art angemessen erwidern kann. In der Weise einer düsteren Vision setzt er den schlimmsten Fall: Troias Eroberung unmittelbar nach seinem Tode. Er darf sich diese Freiheit nehmen; denn noch ist es nicht ausgemacht, daß die Stadt so bald und so schrecklich untergehen werde31. Und er muß so sprechen, nicht nur weil Andromache selbst dieses düstere Bild beschworen hat (vgl. Z 409—413), sondern vor allem weil er ihr nur auf diese Weise sagen kann, daß er sich mehr um sie als um alle anderen sorge, mögen jene ihm blutsmäßig noch so nahe stehen. Nur dieser Vergleich, projiziert in eine Situation äußerster Not, läßt die Stärke seiner Leidenschaft sichtbar werden: Der Versicherung der Frau ,Du bist mir Vater, Mutter und Bruder' entspricht also das noch innigere Bekenntnis des Mannes ,Für keinen der Troer, nicht für Hekabe, nicht für Priamos, nicht für einen meiner Brüder fürchte ich so wie für dich!' Auch in diesem Zusammenhang bleiben die Hoffnungen auf Erfolge in der bevorstehenden 29 30
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Histor. Zeitschr. 177, 1954, 236. Vgl. F. Morgante, L'eroismo neu* Iliade, Giornale Italiano di Filologia I, Napoli 1968, 176f., besonders aber Quaglia (s. ob. Anm. 16) 175. — Den Einwand, Hektors zeitweiliges Zurückweichen (vgl. Glaukos in P 142-168) stehe nicht in Einklang mit seinen Worten Z 441—446, hat Quaglia (a. O. 183—200) mit vorzüglichen Argumenten zurückgewiesen. Hinzugefügt sei die Beobachtung, daß auch Hektors Bestreben, Ruhm ( ) zu gewinnen, nach Ausweis der Gesamthandlung der Pflicht, die Heimat zu verteidigen, untergeordnet ist. Dichter und Hörer wissen freilich besser Bescheid. — Zu unseren Versen vergleiche man Schadewaldts richtige Deutung (H. W. W.4 221): „Hinter diesem Wissen um den einmal kommenden Untergang steht unausgesprochen ein ,Und doch'!"; dens. Der Aufbau der Ilias, Frankfurt 1975, 13. Siehe auch Greenhalgh a. O. (ob. Anm. 5) 529.
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Schlacht unausgesprochen; denn solche trivialen Mutmaßungen würden die Innigkeit des Gesprächs zuschanden machen. Die Zuversicht kommt wenig später viel passender wieder zu Worte, wenn Hektor für die glückliche Zukunft seines kleinen Sohnes zu Zeus betet. Jedoch auf diese Wendung der Szene gehen wir nicht mehr ein. Es ist aber hoffentlich jetzt schon deutlich geworden, daß wir Strasburgers Beurteilung der soeben analysierten Partie nicht zustimmen können (a.a.O., nach dem oben zitierten Satz): „Sein (seil. Rektors) Gemeinschaftsgefühl ist ein vernunftbegründetes, insofern nämlich, als mit dem Fall der Stadt seine eigene Frau der Willkür des Siegers preisgegeben wäre: dies ist der einzige 3 2 Gedanke, den er erklärt, nicht ertragen zu können." So vortrefflich Strasburger die soziologische Ordnung des heroischen Zeitalters in der genannten Arbeit beschrieben hat33, so wenig scheint er mir den Möglichkeiten gerecht zu werden, die Homer zur Weiterführung und Überwindung jener Ordnung gefunden hat. In dem historischen Prozeß, den der Dichter im Auge hat, dürfte das aufkeimende Zusammengehörigkeitsgefühl derer, die Mitglieder derselben Stadtgemeinde waren, eine wesentliche Rolle gespielt haben. Eine Polis in homerischer Zeit ist freilich noch nicht das, was die kommenden Jahrhunderte aus ihr werden ließen. Jedenfalls ist sie im griechischen Mutterland kaum mehr als „Siedlungsmittelpunkt einer Stammesgemeinschaft, die vom Landbesitz lebt"34, sie ist „mehr Treffpunkt und Schutzburg als geistiges Zentrum"35. Und doch genügen diese Bestimmungen, in denen das ,Noch nicht' vorherrscht, keineswegs. Wie die Schildbeschreibung des 18. Buches der Ilias zeigt, haben die Bewohner einer Polis gemeinsame Sitten und ein alle bindendes Recht, mag dieses auch nicht kodifiziert sein36. In Zeiten der Bedrohung raffen sich die „Bürger" zu gemeinsamen Beschlüssen und gemeinsamen kriegerischen Unternehmungen auf37. Man darf vermuten, daß die Entwicklung von der Schutzburg zum Stadtstaat in den bedrohten Griechenstädten Kleinasiens rascher voranschritt als im Mutterland, wenn anders man es überhaupt wagen konnte, vor den Toren
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Sperrung des Verfassers, der dann aber durchaus richtig übersetzt: „Doch soll michs nicht so sehr um die Troer schmerzen noch um Mutter und Vater und Brüder . . . als um Dich, Einzige" (das letztgenannte Wort steht nicht bei Homer). Vgl. noch den wichtigen Aufsatz „Der soziologische Aspekt der homerischen Epen", in: Gymnasium 60, 1953, 97-114. So Strasburger, Gymn. 60, 1953, 99. Strasburger, Histor. Zeitschr. 177, 1954, 233; vgl. ebenda 234. Vgl. C.G.Thomas, Homer and the Polis, La Parola del Passato 21, 1966, 11 (die Gerichtsszene 497—508 sei „a typical incident of public life"). Vgl. 490-540, ferner Hoffmann a. O. (ob. Anm. 24) 157.
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der asiatischen Reiche bloße „Siedlungsmittelpunkte'1 (Strasburger) zu errichten38. Jedenfalls wird der Dichter des ausgehenden 8. Jahrhunderts äolische und jonische Gemeinden gekannt haben, die unter dem Zwang der Verhältnisse Ordnungen für das Zusammenleben ihrer Mitmenschen geschaffen hatten. Doch mag das umstritten bleiben. Sicherlich aber mußte in Notzeiten der militärische Widerstand gegen den andringenden Feind organisiert werden, sei es von einem König, sei es von einer Gruppe adliger Grundherren. Diese Volksführer und Feldherren, die auf die Anerkennung durch die Gemeinde angewiesen waren, wenn sie Erfolge erringen wollten, mochten der Größe ihrer Verantwortung sehr rasch innewerden, zumal sie immer wieder erkennen mußten, daß ihr eigenes Interesse mit dem der anderen verbunden war. Sie waren also gehalten, ihre ritterlichen Ehrbegriffe mit dem Wohl und Wehe der Stadt in Einklang zu bringen, ja ihre persönlichen Belange denen der Allgemeinheit unterzuordnen. Unter solchen ritterlichen Herren, den Führern der städtischen Aufgebote, müssen wir die Vorbilder des homerischen Rektor suchen. Dabei braucht uns die Frage nach der sozialen Ordnung einer derartigen Gemeinde, nach den Rechten des Königs, der Geronten oder gar nach denen des Demos in diesem Zusammenhang nicht zu beschäftigen; denn das Bewußtsein der Verantwortung, das wir bei den führenden Männern des militärischen Widerstandes voraussetzen dürfen, galt in erster Linie dem Land, den Göttern und dem Leben der ihrer Tapferkeit anvertrauten Bewohner, gleichgültig wie die Verwaltung der Stadt organisiert war. Homer hat einen solchen Stadtschützer ( )39 in den Mittelpunkt seiner Erzählung von der Bedrohung Troias gestellt. Hektors höchste Tugenden richten sich auf die Errettung dieser Polis, und durch seinen vom Schicksal vorbestimmten Untergang wird das Ziel dieses Strebens noch verdeutlicht, ja verklärt. Kein anderer homerischer Held widmet sich mit solcher Kraft einer überpersönlichen Aufgabe. Die Absichten des Dichters, der eine solche, das bisherige Maß des Heldentums überschreitende Gestalt geschaffen hat, lassen sich wohl kaum verkennen. Er wollte nicht nur den einseitigen Ehrenkodex des alternden Rittertums kritisieren40, sondern
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Vgl. Thomas a. O. (ob. A. 36) 5—14. Thomas weist zusätzlich auf die Frühzeit der griechischen Kolonisation hin. Neben der bereits genannten Stelle 729-730 vgl. noch 214-216. 499-501. 705-706; dazu Hoffmann a. O. (ob. A. 24) 158. Vgl. hierzu Verf., Antike u. Abendland 16, 1970, lOOff. Im Mittelpunkt der homerischen Kritik steht das Verhalten Achills, dessen Persönlichkeit sich auch im nicht ändert; vgl. hierzu P. Händel, Hektors Lösung, in: Festschrift K. Vretzka, Heidelberg 1970, 50f.
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auch ein in die Zukunft weisendes Vorbild, gewissermaßen ein ernsteres Heldenideal errichten. Vielleicht hat er selbst erleben müssen, daß die persönlichen Ehrbegriffe der Vergangenheit den Erfordernissen einer härteren Gegenwart nicht mehr entsprachen41. 41
Die hier vorgetragenen Gedanken sind nicht neu. Bereits W. Jaeger (Paideia I, Bln. 1936, 41 und bes. 75) hat sie angedeutet, und W. Hoffmann hat sie in dem mehrmals genannten Aufsatz (vgl. ob. A. 24) näher ausgeführt. Leider hat Hoffmanns wichtige Arbeit innerhalb der Homerforschung nicht den Einfluß gehabt, der ihr gebührt. Auf ihre Bedeutung nachdrücklich hinzuweisen, war eines der Hauptanliegen dieser Blätter.
ERNST HEITSCH
Der delische Apollonhymnos und unsere Ilias I Wer den Moment der endgültigen schriftlichen Fixierung unserer Ilias zu bestimmen sucht, für den wäre es ein entscheidender Schritt, wenn für mindestens eine, besser für mehrere Formulierungen der Ilias der Nachweis gelänge, daß sie abhängig sind von Formulierungen eines anderen erhaltenen Werkes der frühgriechischen Dichtung. Nun scheinen allerdings einem Unternehmen, identische oder ähnliche Formulierungen der frühgriechischen Epik auf ihre Abhängigkeit hin zu untersuchen, unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenzustehen. Denn: „Zwischen zwei vergleichbaren Formulierungen des frühgriechischen Epos braucht kein Verhältnis direkter Abhängigkeit zu bestehen, sondern beide Formulierungen können von einem nicht erhaltenen Vorbild abhängen." Und dieser Grundsatz, der im übrigen schon der alten Analyse bekannt war, hat heute unter dem Einfluß der Theorie der oral poetry etwa folgende Form gefunden: „Alle Junkturen, die im frühgriechischen Epos mehr als einmal begegnen, sind Formeln und stammen aus dem vorhomerischen Repertoire der oral poetry." Nun ist zwar dieser Grundsatz, wiewohl allgemein akzeptiert, nicht mehr als eine Hypothese; denn ein Beweis, daß er auf alle Fälle zutrifft, daß also alle mehrmals belegten Junkturen vorhomerische Formeln sind, ist bisher nicht geführt worden und kann bei Lage der Dinge auch nicht geführt werden. Zudem wäre die Behauptung, es gäbe in der frühgriechischen Epik überhaupt keine Fälle direkter Abhängigkeit, a priori unwahrscheinlich; denn kaum einer wird die Möglichkeit, daß auch zu jener Zeit, da unsere Epen entstanden, einem Rhapsoden hin und wieder originale Formulierungen gelingen konnten, die dann von anderen Rhapsoden aufgegriffen wurden und erst so — gleichsam vor unseren Augen — zu Formeln werden, grundsätzlich leugnen wollen; und kaum einer wird behaupten wollen, daß es das Verhältnis von Vorbild und Nachahmung im frühgriechischen Epos überhaupt nicht geben könne1. Nur ist 1
Der kritische Punkt ist genau bezeichnet von M. D. Reeve, C1. Quart. 22, 1972, 1-4, der als Beispiel für vorschnelle Verallgemeinerung J. B. Hainsworth (Greece & Rome, New
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eben im Einzelfall ein positiver Beweis für direkte Abhängigkeit außerordentlich schwierig, da wir heute unter Berücksichtigung der Theorie der oral poetry insgesamt kritischer geworden sind als unsere Vorgänger. Mit anderen Worten: Der oben genannte Grundsatz hat als Arbeitshypothese inzwischen so viel Geltung gewonnen, daß heutzutage derjenige, der zwischen mehreren identischen oder ähnlichen Formulierungen direkte Beziehungen annehmen will, zu Recht die Last des Beweises zu tragen hat. Ansatzpunkt eines jeden Versuchs, direkte Beziehungen und damit Abhängigkeiten festzustellen, ist gegebenenfalls die Beobachtung, daß eine mehrmals belegte Junktur nicht überall gleich gut und passend verwendet ist; vielmehr läßt sich gegebenenfalls beobachten, daß der eine oder andere Beleg einen metrischen, semantischen, syntaktischen oder morphologischen Anstoß bietet oder aber seinem unmittelbaren Kontext nicht angemessen ist. In einem solchen Fall sprechen wir im folgenden von .sekundärer Verwendung'. ,Sekundäre* und ,primäre Verwendung' sind Termini, die einen Befund beschreiben, aber keine Aussage über ein zeitliches Verhältnis enthalten; ,primär' und ,sekundär' bedeuten also keineswegs ,früher' und ,später'. Der primäre Beleg einer Junktur bei Hesiod kann durchaus später sein als der sekundäre Beleg in der Ilias. ,Primär' und »sekundär' bezeichnen immer nur einen phänomenalen Befund. Die Frage ist, ob dieses phänomenale Verhältnis im Einzelfall auch einmal Ausdruck eines zeitlichen Verhältnisses ist. Lassen sich Bedingungen angeben, unter denen der phänomenale Befund temporal interpretiert werden darf? Ich habe diese Frage seinerzeit in ,Epische Kunstsprache und homerische Chronologie'2 diskutiert, und das methodische Problem ist dann noch einmal an einem ausgesuchten Beispiel vorgeführt worden3. In seiner Untersuchung ,Ilias und Apollonhymnos' hat nun Joachim Schröder4 für den Nachweis, daß uns unter mehreren Belegen einer Junktur gelegentlich wirklich das Original erhalten ist, einen neuen Weg eingeschlagen; auf ihm kann er m. E. überzeugend zeigen, daß von mehreren in Frage kommenden Partien der Ilias jedenfalls eine unter dem Einfluß des
2 3 4
surveys in the Classics 3, Oxford 1969, 30) zitiert: „The fact that formulae, or most of them, are common property means that no occurrence of a line or phrase is in any sense a quotation or a reminiscence of another occurrence"; Reeve bemerkt lakonisch: „for ,is' read ,need be'" (4, Anm. 3). Heidelberg 1968. ,Eine junge epische Formel': Gymnasium 76, 1969, 34-42 ( " : 142, h. Apoll. 187, h. Dem. 484, h. Merc. 332). Beiträge zur klassischen Philologie 59, Meisenheim 1975.
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delischen Apollonhymnos steht, daß also unsere Ilias ihre endgültige Gestalt erst später gefunden hat. Doch abgesehen von diesem Ergebnis verdient besondere Beachtung gerade auch der Weg, auf dem dieses Ergebnis gefunden worden ist. Da der Gegenstand schwierig und die Darstellungsweise des Verfassers streckenweise fast formelhaft ist, soll hier zunächst der methodische Ansatz an einem fiktiven Beispiel entwickelt werden (II); mit Hilfe des so gewonnenen Schemas seiner Argumentation wird, wie ich hoffe, die Stringenz der Untersuchung, die hier nur kurz rekapituliert werden soll (III), deutlich. II
Gegeben seien die drei epischen Werke N O P. Über ihr zeitliches Verhältnis sei nur bekannt, daß N früher ist als O und P. Zu bestimmen bleibt das zeitliche Verhältnis von O und P; wir vermuten, daß P früher ist als O. In den genannten Werken begegnen zahlreiche Junkturen, die entweder in allen drei oder in nur zwei von ihnen, z. T. mehrmals, belegt sind. Prüft man diese Belege, so erweisen sich die einen als primär, die anderen als sekundär. Die möglichen und belegten Verteilungen von primärer und sekundärer Verwendung einer Junktur innerhalb der genannten Werke lassen sich folgendermaßen darstellen. a) Junktur in N O P belegt a 1) N primär, O primär, P primär 2) N primär, O primär, P sekundär 3) N primär, O sekundär, P primär 4) N primär, O sekundär, P sekundär 5) nicht belegt: N sekundär, O primär, P 6) nicht belegt: N sekundär, O sekundär, 7) nicht belegt: N sekundär, O primär, P 8) nicht belegt: N sekundär, O sekundär,
primär P primär sekundär P sekundär
Für die unter a l — a 4 genannten Fälle nehmen wir der Einfachheit halber an — obwohl es im Einzelfall nicht oder kaum bewiesen werden kann, d. h.: obwohl grundsätzlich für die eine oder andere der in N O P belegten Junkturen mit der Möglichkeit gerechnet werden muß, daß der Beleg in N dort überhaupt erstmals formuliert und die Belege in O und P von diesem ,Original' abhängig, also ,Zitat' sind —, daß die Junktur aus x, d. h. aus dem gemeinsamen Reservoir der oral poetry stammt. Wir betrachten also alle Junkturen, die in jedem der drei Werke belegt sind, als Formeln.
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Der sprachliche Befund, wie er in a l — a 8 beschrieben ist, und das für N O P bekannte oder vermutete zeitliche Verhältnis können demnach gemeinsam folgendermaßen dargestellt werden5:
X
O
b) Junktur nur in N O belegt b 1) 2) 3) 4)
N primär, O primär N primär, O sekundär nicht belegt: N sekundär, O primär nicht belegt: N sekundär, O sekundär
In Fällen nach b l und b 2 stammen die Junkturen möglicherweise durchweg, jedenfalls aber in ihrer Mehrzahl aus x. Immerhin kann in Fällen nach b 2 die direkte Beziehung N—» O vorliegen, was dem ohnehin bekannten zeitlichen Verhältnis von N und O entsprechen würde. Die Tatsache, daß Fälle nach b 2 belegt, Fälle nach b 3 aber nicht belegt sind, steht jedenfalls in (zufälliger?) Übereinstimmung mit der bekannten zeitlichen Abfolge der beiden Werke: N ist früher als O. Der sprachliche Befund, wie er in b l —b 4 beschrieben ist, und das für N O bekannte zeitliche Verhältnis können demnach gemeinsam folgendermaßen dargestellt werden:
5
Der durchgezogene Pfeil bedeutet eine als sicher, der gestrichelte eine als möglich angenommene Beziehung.
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c) Junktur nur in N P belegt c 1) 2) 3) 4)
N primär, P N primär, P nicht belegt: nicht belegt:
primär sekundär N sekundär, P primär N sekundär, P sekundär
In Fällen nach c l und c 2 stammen die Junkturen möglicherweise durchweg, jedenfalls aber in ihrer Mehrzahl aus x. Immerhin kann in Fällen nach c2 die direkte Beziehung N — » P vorliegen, was dem ohnehin bekannten zeitlichen Verhältnis von N und P entsprechen würde. Die Tatsache, daß Fälle nach c 2 belegt, Fälle nach c 3 aber nicht belegt sind, steht jedenfalls in (zufälliger?) Übereinstimmung mit der bekannteil zeitlichen Abfolge der beiden Werke: N ist früher als P. Der sprachliche Befund, wie er in c l — c 4 beschrieben ist, und das für N P bekannte zeitliche Verhältnis können demnach gemeinsam folgendermaßen dargestellt werden:
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d) Junktur nur in O P belegt d 1) 2) 3) 4)
O primär, P O sekundär, nicht belegt: nicht belegt:
primär P primär O primär, P sekundär O sekundär, P sekundär
In Fällen nach d l und d 2 stammen die Junkturen möglicherweise durchweg, jedenfalls aber in ihrer Mehrzahl aus x. Immerhin kann in Fällen nach d 2 die direkte Beziehung P —» O vorliegen. Die Tatsache, daß Fälle nach d 2 belegt, Fälle nach d 3 aber nicht belegt sind, steht jedenfalls in Übereinstimmung mit der vermuteten zeitlichen Abfolge der beiden Werke: P soll früher sein als O. Der sprachliche Befund, wie er in d l — d 4 beschrieben ist, und das für O P vermutete zeitliche Verhältnis können demnach gemeinsam folgendermaßen dargestellt werden:
Folgerungen (1) Dem für N und O gesicherten Verhältnis (N ist früher als O) entsprechen besonders Fälle nach a 4 und b 2; ebenso aber die Tatsache, daß Fälle nach a 7 und b 3 nicht belegt sind. (2) Dem für N und P gesicherten Verhältnis (N ist früher als P) entsprechen besonders Fälle nach a 4 und c 2; ebenso aber die Tatsache, daß Fälle nach a 6 und c 3 nicht belegt sind.
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(3) Dem für O und P vermuteten Verhältnis (P soll möglicherweise früher sein als O) entsprechen besonders Fälle nach d 2; ebenso aber die Tatsache, daß Fälle nach a 7 und d 3 nicht belegt sind. Die Frage ist, ob sich die Richtigkeit der unter (3) erörterten Vermutung beweisen läßt. Gibt es Gründe, die dafür sprechen, daß der unter a 7, d2 und d 3 notierte Befund seinen Grund tatsächlich in der (bislang ja nur vermuteten) Tatsache hat, daß P früher ist als O? Mit anderen Worten: läßt sich der gestrichelte Pfeil zwischen P und O in einen durchgezogenen überführen ? — In der Tat sprechen für eine solche Deutung des Befundes die folgenden beiden Argumente. Zunächst: Wenn, wie unter (1) gezeigt, der für N und O geschilderte sprachliche Befund dem für diese beiden Werke gesicherten zeitlichen Verhältnis entspricht, und wenn ferner, wie unter (2) gezeigt, auch der für N und P geschilderte sprachliche Befund dem für diese beiden Werke gesicherten zeitlichen Verhältnis entspricht, so ist die analoge Annahme nahegelegt, daß auch der für O und P unter (3) geschilderte sprachliche Befund einem zeitlichen Verhältnis entspricht. Was bedeuten würde, daß P tatsächlich früher ist als O. Viel wichtiger aber ist folgendes. Es gibt, wie gezeigt, Junkturen, die P mit N und O (unter a) oder nur mit N (unter c) gemeinsam hat. Diese Junkturen stammen entweder möglicherweise durchweg, jedenfalls aber in ihrer Mehrzahl aus x, oder sie sind von P — möglicherweise direkt — aus der in N erhaltenen Vorlage übernommen; auf jeden Fall sind diese Junkturen für P vorgegeben, spielen für P also die Rolle von Formeln. Die Summe dieser Junkturen beträgt insgesamt 100. Von diesen 100 Junkturen verwendet P insgesamt 25, also jede vierte Junktur sekundär. Wollte man nun annehmen, daß auch jene 20 Junkturen, die nur in O und P belegt sind (unter d), sämtlich aus stammen, wollte man also annehmen, daß auch diese Junkturen für P Formeln sind, so wäre zu erwarten, daß P auch von ihnen etwa jede vierte, also insgesamt etwa 5, sekundär verwendet. Das ist jedoch nicht der Fall. Statt dessen zeigt sich, daß P alle 20 Junkturen, die ihm nur mit O gemeinsam sind, durchweg primär verwendet : es gibt nur Fälle nach d l und d 2, nicht aber nach d 3 oder d 4. Dieser Tatbestand läßt sich in folgender Ungleichung darstellen: 100:25 = 20:0. Unter der Voraussetzung nun, daß auch die 20 Junkturen sämtlich aus stammen, bleibt der geschilderte Tatbestand ein Kuriosum; würde uns doch die Annahme zugemutet, daß der Dichter von P mit den zwei Teilmengen, in die die Gesamtmenge aller ihm vorgegebenen Junkturen aufgeteilt werden kann, völlig unterschiedlich umgeht: die Elemente der
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einen Teilmenge — nämlich jene, die ihm mit N und O oder nur mit N gemeinsam sind — verwendet er teils primär, teils sekundär; die Elemente der anderen Teilmenge — nämlich jene, die ihm nur mit O gemeinsam sind — verwendet er durchweg nur primär. Unter der Annahme, daß auch die zuletzt genannten Junkturen sämtlich aus stammen, ist der unerwartete Befund also nicht verständlich zu machen. Wohl aber wird der Befund verständlich, wenn wir annehmen, daß die 20 nur in O und P belegten Junkturen keineswegs alle aus stammen, sondern einige in P neu formuliert und dann von O übernommen worden sind. In diesem Fall ist der Beleg der betreffenden Junktur in P das Original, und die Tatsache, daß originale Formulierungen — Formulierungen also, die von P für seinen Zusammenhang erstmals formuliert worden sind — in P primär, nicht aber sekundär verwendet sind, ist verständlich. Mit Hilfe dieser Argumentation können wir zwar nicht beurteilen, welche der 20 Junkturen in P nicht Formeln, sondern originale Formulierungen sind. Doch ist das für die Bestimmung des zeitlichen Verhältnisses von O und P auch gar nicht notwendig. Denn wir können jedenfalls schließen: Wenn unter der Annahme, daß jene 20 Junkturen, die nur in O und P belegt sind, sämtlich aus stammen, etwa 5 von ihnen in P sekundär verwendet sein müßten, wenn aber genau das nicht der Fall ist, so trifft eben die Annahme, daß diese Junkturen sämtlich aus stammen, nicht zu; vielmehr sind einige6 von ihnen in P nicht Formeln, sondern original. Das bedeutet: O ist später als P und an einigen Stellen direkt von P abhängig. III
Um das skizzierte Argumentationsschema auf den konkreten anwenden zu können, führen wir folgende Bezeichnungen ein:
Fall
N: ältere Iliasschicht O: jüngere Iliasschicht7 P: Delischer Apollonhymnos (die Verse l —178)8 6
Die statistische Berechnung gibt freundlicherweise mein Regensburger Kollege E. Schaich (jetzt Tübingen) unten S. 34ff. 7 Gegen die grundsätzliche Annahme einer jüngeren und älteren Schicht kann ernsthaft auch von unitarischer Seite nichts eingewendet werden, seitdem gerade auch ein Mann wie K. Reinhardt in unserer Ilias die Spuren davon gezeigt hat, daß eine ältere Fassung bearbeitet und erweitert worden ist — wenn auch nach Reinhardts Meinung von Homer selbst. 8 Dafür, daß als ursprünglicher Umfang des delischen Apollonhymnos nur dieser Verse - ohne 96 und 136-138 - berücksichtigt werden, s. Schröder 10-12.
28
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Von N — also von weiten Teilen unserer Ilias — wird entsprechend der opinio communis angenommen, es sei vor Hesiod, im 8. Jhdt. entstanden. P gilt entsprechend der opinio communis als verfaßt im 7. Jhdt. 9 Beweisziel ist die These, O — und damit eben auch die endgültige Fixierung unserer Ilias — sei später als P. Dieses Beweisziel kann als erreicht gelten, wenn mit Hilfe der in II entwickelten Argumentation der Nachweis gelingt, daß P die Menge jener Junkturen, die ihm nur mit O gemeinsam sind, in charakteristischer Weise anders verwendet als jene Junkturen, die in N O P oder N P belegt sind; mit anderen Worten: wenn der Nachweis gelingt, daß mindestens eine der nur in O P belegten Junkturen in P nicht Formel, sondern original formuliert und dann von O übernommen ist. Für einen solchen Nachweis ist zunächst unsere Ilias in N und O zu scheiden. Zu diesem Zweck werden alle Junkturen erfaßt, die sowohl in der Ilias als auch im h. Ap. belegt sind; ihre Gesamtzahl beträgt 9510. Von ihnen werden 12, die auch in Hesiods Theogonie verwendet sind, in den weiteren Untersuchungen nicht berücksichtigt, da sie jedenfalls älter als h. ., dort also nicht original formuliert, sondern Formel oder Zitat sind. Die verbleibenden 83 Junkturen11 werden auf ihre primäre und sekundäre Verwendung hin untersucht12. Dabei ergibt sich: 60 Junfctureii sind in beiden Werken ohne Anstoß, also primär verwendet; 19 Junkturen sind in der Ilias primär, im h. Ap. aber sekundär, 4 im h. Ap. primär, in der Ilias aber sekundär verwendet13. Ordnet man nun diese drei verschiedenen Fallgruppen in das oben entwickelte Schema ein, so gilt:
9
Für die Datierung nach Hesiods Theogonie s. Schröder 13 f. 1° Schröder 28-30. 11 Für die folgenden Überlegungen nehmen wir der Einfachheit halber an, daß die einzelne Junktur in beiden Werken immer nur jeweils einmal begegnet; eine Annahme, die für die entscheidenden Fälle tatsächlich zutrifft. Im übrigen werden dann, wenn eine Wendung in einem der beiden Werke mehrfach belegt und der eine oder andere dieser Belege sekundär ist, hier selbstverständlich nur die primären Belege berücksichtigt, da nur bei ihnen die Möglichkeit besteht, daß sie das Original sind. Dabei wird die theoretisch bestehende Möglichkeit, daß dann, wenn eine Wendung in der Ilias mehrfach belegt und der eine oder andere dieser Belege sekundär ist, gerade einer dieser sekundären Belege der älteste Beleg in der Ilias ist, in der Tat durch den kompositionellen Befund ausgeschlossen. Um den Sachverhalt exakt zu erfassen, sagt Schröder, er wolle immer nur die jeweils älteste Belegstelle berücksichtigen und spricht demzufolge von ,ältesten Iliasbelegstellen' (ä. L), ,primären ältesten Iliasbelegstellen' (p. ä. L), ,sekundären ältesten Iliasbelegstellen' (s. ä. L). 12 Schröder 15-27. 13 Schröder 27.
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Für den einzelnen Fall aus der Gruppe der 60 Junkturen: entweder a l oder c l oder d l, 19 Junkturen: entweder a2 oder c2 oder d 3, 4 Junkturen: entweder a 6 oder c 3 oder d 2. Damit sind zunächst lediglich Möglichkeiten genannt, die vom Schema angeboten werden. Entscheidend ist, ob sich für die 19 Junkturen d 3, für die 4 Junkturen aber a 6 und c3 ausschließen lassen. Tatsächlich ist a 6 dadurch ausgeschlossen, daß jede der 4 Junkturen in der Ilias nur einmal belegt ist. Der Ausschluß aber von d 3 (und damit der Nachweis, daß für die 19 Junkturen entweder a 2 oder c2 gilt) und der Ausschluß von c 3 (und damit der Nachweis, daß für die 4 Junkturen nur d 2 gilt) beruhen — um es zunächst in etwas vereinfachter Form zu sagen — auf dem Nachweis, daß innerhalb der Ilias die 19 Junkturen in Zusammenhängen stehen, die die 4 Junkturen und ihren Kontext nicht voraussetzen, daß aber umgekehrt die vier Junkturen in Zusammenhängen stehen, die die 19 Junkturen und ihren Kontext durchaus voraussetzen. Genauer formuliert Schröder die Beziehungen, die angenommen werden müssen, wenn wir innerhalb der Ilias berechtigterweise mit N und O rechnen und die Gruppe der 19 Junkturen N, die der 4 Junkturen O zuweisen wollen, etwa so:14 I. Möglicherweise gibt es p. ä. I., die zu den s. ä. I. in folgender Beziehung stehen: a) Bei mindestens einer der s. ä. I. rechtfertigt der kompositionelle Befund die Aussage, daß die p. ä. I. im Rahmen einer Konzeption, die älter ist als der Plan, zu dem die s. ä. I. gehört, erstmals in ihren heutigen Kontext gestellt worden sind (= A); und b) bei den übrigen s. ä. I. spricht der kompositionelle Befund jedenfalls nicht gegen A. II. Ferner gibt es möglicherweise p. ä. I., deren kompositionelles Verhältnis zu den s. ä. I. so zu beschreiben ist: a) alle s. ä. I. stehen zu diesen p. ä. I. in der Beziehung Ib, und b) bei mindestens einer s. ä. I. gestattet der kompositionelle Befund die Aussage, daß die Konzeption, zu der sie gehört, nicht älter ist als der Plan, zu dem die p. ä. I. gehören (= B). Eine genauere Erörterung dieser theoretischen Möglichkeiten liefert Schröder in der ,Einleitung' (S. Iff.), deren Lektüre allerdings nicht ohne Schwierigkeiten ist. Die konkrete Untersuchung der Beziehungen, in 14
a. O. 3f, und 4. Für die verwendeten Abkürzungen s. Anm. 11.
30
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denen innerhalb der Ilias die Gruppe der 4 Junkturen, also der ,sekundären ältesten Iliasbelegstellen', zur Gruppe der 19 Junkturen, also der .primären ältesten Iliasbelegstellen', steht, gibt dann das Kapitel V: Die kompositionellen Beziehungen der sekundären zu den primären ältesten Iliasbelegstellen15. Dabei zeigt sich, daß die in der Einleitung beschriebenen Beziehungen tatsächlich bestehen. Ist auf diese Weise die Berechtigung, innerhalb der Ilias eine ältere (N) und eine jüngere (O) Schicht anzunehmen, und damit also die Existenz von N und O gesichert, so stehen wir vor folgendem Befund: 79 Junkturen sind entweder in NOP oder nur in N P belegt: von ihnen verwendet P 19 sekundär; 4 Junkturen sind nur in O P belegt: von ihnen verwendet P keine sekundär. Dieser Befund läßt sich in folgender Ungleichung darstellen:
79:19 = 4:0. Beziehen wir uns jetzt auf die oben16 entwickelten Überlegungen, so führt die Annahme, sämtliche Junkturen, die sowohl in der Ilias als auch im h. Ap. belegt sind, stammten aus dem Reservoir der oral poetry (= ), zu der Folgerung, daß der Dichter von P mit den Elementen der zwei Teilmengen, in die die Gesamtmenge aller ihm (angeblich) vorgegebenen Junkturen aufgeteilt werden kann, unterschiedlich umgeht: von den 79 Elementen der einen Teilmenge verwendet er 19, also durchschnittlich jede vierte, sekundär; von den 4 Elementen der anderen Teilmenge verwendet er keines sekundär. So spricht denn eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß jedenfalls nicht alle vier Junkturen dieser Teilmenge dem Dichter von P vorgegeben, für ihn also Formeln waren, sondern daß er mindestens eine von ihnen selbst formuliert hat: mindestens an diesem einen Punkt wäre dann O, wo im übrigen alle vier in Frage kommenden Junkturen sekundär verwendet sind, direkt von P abhängig. Nun läßt sich dieses Resultat, wie Schröder sagt17, wegen der relativ kleinen Zahl von vier Junkturen, die nach dieser Berechnung als einzige nur in O und P belegt sind, allein mit statistischen Argumenten nicht über alle Zweifel erheben18. Doch lassen sich durchaus im Rahmen der hier entwickelten Argumentation weitere Argumente zugunsten dieses Resultats anführen. 1. Nach der statistischen Wahrscheinlichkeit soll jedenfalls eine der vier Junkturen, die O und P gemeinsam sind, in P erstmals formuliert und dann 15 16 17
18
a. O. 31-45. oben S. 26 f. a. O. 47. s. unten S. 34-37.
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von O übernommen worden sein. Auf welche der vier Junkturen das zutrifft, ist mit den hier benutzten Argumenten nicht zu entscheiden. Doch bezeichnenderweise erfüllen die Belege aller vier Junkturen in O die für eine mögliche Abhängigkeit von P notwendige Voraussetzung, in O nicht original formuliert worden zu sein, insofern optimal, als sie in O sekundär verwendet sind. 2. Schröder hat für P nur die Verse 1 — 178 des delischen Apollonhymnos in Anspruch genommen. Hätte er die Verse 179—206, die offensichtlich bei einem Vonrag des Hymnos außerhalb von Delos als , Variante* an die Stelle der Verse 140ff. treten sollten19, berücksichtigt, so hätte er jedenfalls eine weitere Junktur nennen können, die jeweils einmal im h. Ap. (187) und in der Ilias (Y 142) — und später dann noch h. Dem. 484 und h. Mere. 332 — belegt und in der Ilias sekundär, im h. Ap. aber primär verwendet ist20. Da nun für diese Junktur bzw. für die kompositionelle Stellung ihres unmittelbaren Kontextes innerhalb der Ilias ohne weiteres derselbe Beweis hätte geführt werden können, den Schröder für die vier , sekundären ältesten Iliasbelegstellen' der nur in O P belegten Junkturen geführt hat, gehört auch 142 mit Sicherheit zu O. Was bedeutet: Für die statistische Berechnung haben wir in Wahrheit nicht mit 4, sondern mit 5 Junkturen zu rechnen, die allein in O P belegt und jeweils in P primär, in O aber sekundär verwendet, also unter d 2 einzuordnen sind. 3. Nach den von Schröder gemachten Voraussetzungen gehören aus der der Berechnung zugrundegelegten Menge von 83 Junkturen zu O lediglich jene vier, die in der Ilias sekundär verwendet sind. In der Tat war eine solche rigorose Beschränkung zunächst notwendig21, da mit Hilfe dieser vier Junkturen, also der vier ,sekundären ältesten Iliasbelegstellen', die Notwendigkeit, in unserer Ilias zwischen N und O zu scheiden, erst einmal erwiesen werden mußte. Ist aber jetzt die Existenz von O gesichert, so ist nicht einzusehen, weshalb es unter jenen Junkturen, die allein in O und P benutzt sind, nur Fälle nach d 2 geben soll. Vielmehr ist mehr als wahrscheinlich, daß die eine oder andere jener 60 Junkturen, die in der Ilias und im h. Ap. primär verwendet sind und die wir aus Gründen methodischer Strenge zunächst einmal sämtlich N zuweisen mußten, in 19
20 21
Auch wer gegen diese von L. Deubner begründete und z. B. auch von A. Lesky (Gesch. d. gr. Lit. 3109) übernommene These Bedenken haben sollte, muß zugeben, daß die Verse jedenfalls nicht älter sind als die Verse 1 — 178; und das genügt für den Beweisgang. s. oben Anm. 3. Davon, daß als Fälle nach d 2 eigentlich fünf in O P belegte Junkturen zur Verfügung stehen, wird hier abgesehen.
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Wahrheit zu O gehört22. Konkret gesprochen: Die eine oder andere dieser 60 Junkturen wird nicht unter a l oder c l, sondern unter d l einzuordnen sein. Eine nur geringfügige Verschiebung aber um l, 2, 3 oder 4 Elemente — und eine Verschiebung in dieser Größenordnung ist von der Sache her ohne weiteres gerechtfertigt, zumal wir ohnehin ja eigentlich mit fünf Junkturen rechnen dürfen — ändert sehr schnell den statistischen Befund, der sich dementsprechend in den folgenden Ungleichungen präsentiert:
79:19 = 78:19 = 77:19 = 76:19 = 75:19 =
4:0 5:0 6:0 7:0 8:0 23
4. Der Beweis dafür, daß jedenfalls eine Junktur in P nicht Formel, sondern erstmals formuliert worden ist, ist unabhängig von aller Analyse und unabhängig von allen Abhängigkeitsuntersuchungen geführt worden. Einziges Argument ist die Beobachtung, daß P mit den Elementen der einen (kleineren) der beiden Teilmengen, in die die Gesamtmenge der in Ilias und P gemeinsamen Junkturen aufgeteilt werden kann, anders umgeht als mit den Elementen der anderen Teilmenge. Daß nun die betreffende Teilmenge sehr viel kleiner ist als die andere Teilmenge und daß die Belege der diese Teilmenge bildenden Junkturen — (von denen jedenfalls eine im Apollonhymnos original, in der Ilias aber von dort übernommen sein soll) — innerhalb der Ilias nicht in N, sondern immer nur in O stehen, stimmt in erfreulicher Weise mit der opinio communis überein, welche besagt, daß der größere Teil unserer Ilias älter ist als Hesiod und aus dem S.Jhdt. stammt. 5. Falls es Junkturen gibt, die erstmals vom Dichter des Apollonhymnos, also im Rahmen der frühgriechischen Epik relativ spät formuliert worden sind, so hatten sie nur noch wenig Zeit und Gelegenheit, von einem anderen frühgriechischen Epiker übernommen zu werden. Weitere Belege 22
23
In Frage käme hier von den 60 Junkturen aus einsichtigen Gründen in erster Linie die eine oder andere jener 30 Junkturen, die — wie die vier s. ä. I. — in der Ilias nur einmal belegt sind; s. dafür die Angaben bei Schröder 28—30. Der scheinbar naheliegende Versuch, durch eine Gesamtanalyse unserer Ilias den Umfang von O und so auch die Gesamtzahl der nur in O P belegten Junkturen genauer zu bestimmen, verbietet sich deshalb, weil ein solcher Versuch sogleich mit allen Hypotheken der Homerforschung belastet wäre; Hypotheken, denen die statistische Argumentation entgeht. Die statistische Berechnung unten S. 34. Dabei ist besonders eindrucksvoll, wie schnell eine Veränderung der empirischen Daten um jeweils ein Element die statistische Wahrscheinlichkeit von 65% über 74%, 80%, 85% bis 89% erhöht.
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sind daher, wenn sie überhaupt vorhanden sind, jedenfalls sehr selten und zu erwarten allein in den anderen homerischen Hymnen, die offenbar jünger sind als der Apollonhymnos, und in den späten Partien von Ilias und Odyssee. Es ist auch kaum damit zu rechnen, daß die Ilias, die in weiten Teilen älter ist als die übrige frühgriechische Epik, mehr als einen Beleg der fraglichen Wendung enthält. Und dieser Beleg steht, so ist zu erwarten, innerhalb der Ilias in einem Kontext, der von der kompositioneilen Analyse als relativ spät oder sekundär betrachtet wird. Sprachlich kann der betreffende Iliasbeleg sekundär sein, doch muß er es nicht sein (nur ist er in diesem Fall von uns nicht als abhängig vom Apollonhymnos zu erkennen!). Im ganzen wird es sich nur um wenige Fälle dieser Art handeln können. Was die Ilias angeht, so kommen demnach in erster Linie solche Junkturen in Betracht, die in der Ilias und im Apollonhymnos jeweils nur einmal und sonst allenfalls in der Odyssee und in den Hymnen belegt sind. Nun gibt es 34 Formulierungen, die nur je einmal in der Ilias und im h. ., sonst aber überhaupt nicht belegt sind24. Von ihnen sind 23 in beiden Werken jeweils ohne Anstoß verwendet. In 7 Fällen ist der Beleg in der Ilias primär, im h. Ap. sekundär; in 4 Fällen ist der Beleg im h. Ap. primär, in der Ilias sekundär. Eine weitere Junktur ist im h. Ap. primär, in der Ilias sekundär und außerdem noch im Demeter- und im Hermeshymnos verwendet. Die zuletzt genannten 5 Junkturen stehen innerhalb der Ilias in Zusammenhängen, die von der kompositionellen Analyse als relativ spät betrachtet werden (s. auch Punkt 6). Der Befund ist demnach insgesamt genau so, wie es für den Fall, daß es überhaupt eine erkennbare Abhängigkeit der Ilias vom Apollonhymnos gibt, die allgemeinen Erwägungen erwarten lassen. 6. Schließlich sei kurz vermerkt, wie die betreffenden fünf Iliasstellen E 778, N 521-524, N 685, 270, 142 - bzw. ihr unmittelbarer Kontext bisher beurteilt worden sind. Für Bethe25 stehen E 778, N 685 und 142 in Partien, die vom ,Verfasser unserer Ilias' (6. Jhdt.) stammen; N 521-525 sind von ihm „zur Verklammerung eingesetzt"; 270 steht in einem Einzelgedicht, das der Verfasser unserer Ilias übernommen hat. Für Wilamowitz26 ist N 521-525 ,Rhapsodenzusatz, Interpolation', N 685 steht in einer ,mutterländischen Erweiterung' und 142 in einer ,späten
24 25 26
S. die Angaben bei Schröder 28-30. Homer I, Leipzig 1914. 274-276; 286; 305; 284. 293; 288. 297. Die Ilias und Homer, Berlin 1916; 226. 513.
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Überarbeitung des Epos'. Nach Von der Mühll27 stehen alle fünf Stellen in Zusammenhängen, die dem Dichter B (um 600) gehören. IV
Das Ergebnis: Unter den fünf Formulierungen, die der delische Apollonhymnos (16, 97-99, 114, 147, 187) primär, die Ilias aber sekundär verwendet, ist jedenfalls eine, die nicht aus x, dem Formelreservoir der oral poetry stammt, sondern vom Dichter des Hymnos erstmals formuliert worden ist. Entsprechend ist von den fünf Parallelstellen in der Ilias, die im übrigen alle die für eine mögliche Abhängigkeit vom Apollonhymnos notwendige Bedingung, in der Ilias nicht erstmals formuliert worden zu sein, erfüllen, jedenfalls eine abhängig vom Apollonhymnos. Ein gewisses Gewicht gewinnt dieses Ergebnis dadurch, daß keine dieser Stellen sich als Bestandteil einer Interpolation aus unserem Iliastext einfach streichen läßt, sondern daß mit ihrer Einarbeitung immer auch eine mehr oder weniger weitgehende Umformung des vorgegebenen Zusammenhanges verbunden war28. Statistischer Anhang von Eberhard Schaich
Die Hypothese H! : „P ist früher als O" wird in eine Hypothese im Sinne der Statistik übergeführt, welche besagt: „Der Anteil der in P sekundär verwendeten aus den nur in O und P vorkommenden Junkturen ist signifikant verschieden vom entsprechenden Anteil aus den in N, O und P oder nur in N und P vorkommenden Junkturen". Es wird also, anschaulicher formuliert, statistisch überprüft, ob der Unterschied der beiden Anteile wesentlich ist oder zufällig zustandegekommen sein kann. Dabei geht man zur Komplementärhypothese H0: „Die beiden Anteile unterscheiden sich nicht wesentlich", die hier, wie üblich, mit Nullhypothese bezeichnet wird, über. Gelingt es, diese Hypothese H0 durch ein statistisches Prüfverfahren zur Ablehnung zu bringen, so ist damit die Ausgangshypothese HI statistisch gesichert. Übernimmt man zunächst zur Veranschaulichung der Vorgehensweise die oben in II (S. 22) genannten Werte (absolute Häufigkeiten), so ergibt sich Tabelle 1. 27 28
Kritisches Hypomnema zur Ilias, Basel 1952, 98; 103; 217; 222f.; 298. So Schröder 48.
35
Der delische Apollonhymnos und unsere Ilias
Junkturen
in P primär
in P sekundär
Summe
in N, O und P oder nur N und P
75 (79,2)
25 (20,8)
100
nur in O und P
20 (15,8)
0 (4,2)
20
Summe
95
25
120
Tabelle l
Bei den Häufigkeiten von Tabelle l sind die Voraussetzungen erfüllt, diese Überprüfung mit Hilfe des "^-Prüfverfahrens vorzunehmen. Man bezeichnet mit f[j(i, j = 1,2) die als beobachtet unterstellten Häufigkeiten in Tabelle l und mit ffj die zugehörigen unter H0 zu erwartenden Häufigkeiten, die sich als Produkt der zugehörigen Randhäufigkeiten, dividiert durch die Gesamtzahl der Fälle, ergeben, und die in Klammern angegeben sind. Man vergleicht den Wert
= (75 - 79,2)2 79,2
|
(25 - 20,8)2 20,8
|
(20 - 15,8)2 15,8
( ~4,2)2 «6,39 4,2
der Prüfvariablen dieses Testes, welche unter H0 asymptotisch 2-verteilt ist, mit dem 0,98-Quantil 5,412 der -Verteilung und kann wegen 2 « 6,39 > 5,412 folgern: Wäre der empirische Befund von Tabelle l gegeben, könnte die Nullhypothese H0 als widerlegt bei einem Irrtumsrisiko von weniger als 2% gelten. Die Ausgangshypothese Hj wäre damit statistisch bestätigt. Die tatsächlichen empirischen Befunde sind nicht so eindeutig wie im Veranschaulichungsbeispiel. Außerdem liegt, wie oben unter III (S. 28 f. und 31 f.) ausgeführt, eine gewisse Unsicherheit bezüglich der tatsächlich gegebenen empirischen Häufigkeiten vor. Daraus ergeben sich einige statistisch-methodische Konsequenzen: Zunächst muß der sehr übersichtliche x2-Test durch den Exact Probability Test von R. A. Fisher ersetzt werden, der dasselbe leistet wie der x2-Test, aber nicht, wie dieser, „große" erwartete Häufigkeiten voraussetzt. Dieser Test wird außerdem auf sämtliche in III (S. 32) alternativ genannten empirischen Befunde a bis e von Tabelle 2 angewendet. Schließlich müssen die Resultate einer speziellen Argumentation zugeführt werden. Letzteres rührt daher, daß
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Ernst Heitsch
hier, anders als bei den meisten statistischen Fragestellungen, eine Vergrößerung der empirischen Basis (eine Erhöhung des Stichprobenumfanges, wie man sonst sagen würde) nicht möglich ist.
Junkturen in N, O u. P oder nur in N u. P nur in O und P
in P in P in P in P in P in P in P in P in P in P Su. Su. Su. Su. Su. pr. sek. pr. sek. pr. sek. pr. sek. pr. sek. 60
19
79
59
19
78
58
19
77
4
0
4
5
0
5
6
0
6
57 19 7
0
76
56
19
75
7
8
0
8
Tabelle 2
In Anwendung des Fisher'schen Testes errechnet man mit Hilfe der hypergeometrischen Verteilung geeigneter Parameterlage die Wahrscheinlichkeit dafür, daß sich bei Gültigkeit von H0 (und gegebenen Randhäufigkeiten) der vorliegende empirische Befund ergibt. Je niedriger diese Wahrscheinlichkeit ist, um so mehr spricht der empirische Befund für die Ausgangshypothese. Für die empirischen Verhältnisse a gemäß Tabelle 2 errechnet man beispielsweise
V 4 /
alle diese Wahrscheinlichkeitswerte enthält Tabelle 3. Empirische Befunde gemäß Tabelle 2
Wahrscheinlichkeiten unter H0
a
b
c
d
e
0,35
0,26
0,20
0,15
0,11
Tabelle 3
Bei statistischen Prüfverfahren wird üblicherweise eine geringe Irrtumswahrscheinlichkeit (ein Signifikanzniveau) von 1%, 5% oder 10%, je nach
Der delische Apollonhymnos und unsere Ilias
37
Sachzusammenhang, konzediert. Auch für den Fall e, das deutlichste empirische Verhältnis, wird eine so niedrige Wahrscheinlichkeit nicht erreicht. Legt man also übliche statistische Maßstäbe an, läßt sich die Ausgangshypothese statistisch nicht bestätigen. Da jedoch die empirische Basis der Untersuchung nicht erweitert werden kann, bleibt nur der Ausweg, die Resultate von Tabelle 3 unter Verzicht auf einen üblichen Level der Irrtumswahrscheinlichkeit zu interpretieren. Je nach zugrundegelegtem empirischem Befund a, . . ., e sprechen nur 35%, . . ., 11% Wahrscheinlichkeit für die Nullhypothese; damit 65%, . . ., 89% Wahrscheinlichkeit für die Ausgangshypothese HI. Dies ist ein statistischer Beleg für deren Gültigkeit.
VOLKMAR SCHMIDT
τεκνοϋσ(σ)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes I ώ δυστάλαινα, τίς ποτ' ει νεανίδων; άνανδρος ή τεκνοϋσσα; προς μεν γαρ φύσιν πάντων άπειρος τώνδε, γενναία δε τις, so begr t Deianeira in den sophokleischen Trachinierinnen (v. 307—9) die ihr noch unbekannte lole, die Lichas als eine der Kriegsgefangenen des Herakles aus Oichalia herbeif hrt. Die Worte sind so berliefert mit Ausnahme von τεκνοϋσσα, das Brunck1 konjiziert hat, ausgehend von der Marginalvariante γρ. τεκνοϋσα im Parisinus 2712 (= A)2, die auch im Lemma der Scholien des Laurentianus 32,9 (= L) erscheint: άνανδρος ή τεκνοϋσα; τέκνα έχουσα όπερ Καλλίμαχος φησι παιδοϋσα2'. Im Text hat derselbe Laurentianus τεκνοϋσα durch Korrektur, urspr nglich jedoch ebenso wie der Parisinus τεκοϋσα. Bruncks Emendation, gedacht als Kontraktionsform von *τεκνόεσσα (zu ::"τεκνόεις) und bis in neueste Zeit so gut wie allgemein anerkannt, hat jetzt Kamerbeek zuerst in einer Miszelle3, dann in seinem Kommentar4 mit mehrfacher Begr ndung abgelehnt und darin von verschiedener Seite Beifall gefunden5. Nur O. Longo6 kehrt zu Bruncks Lesung zur ck, geht jedoch nur teilweise auf Kamerbeeks Argumente ein. Unter diesen Umst nden scheint eine Nachpr fung angebracht, umso mehr als wesentliche Punkte in Vergessenheit geraten oder ganz bersehen worden sind. 1
In seinen beiden 1786 in Stra burg erschienenen Ausgaben: Sophoclis quae exstant omnia . . . I 2, 234 (ed. mai.) = Sophoclis tragoediae septem . . . II 435 f. (ed. min). 2 Diese bei den neueren Herausgebern (Jebb, Pearson, Dain) f r A nicht mehr vermerkte Variante wird von Blaydes, der die Handschrift nachkollationiert hat, best tigt (The Trachiniae of Sophocles, London 1871, 75). 2a Scholia in Sophoclis tragoedias vetera, ed. P. N. Papageorgius, Lpz. 1888, 298. 3 Mnemosyne 1957, 117. 4 The Plays of Sophocles. Commentaries. Part II: The Trachiniae. Leiden 1959, 87f. 5 T. B. L. Webster, JHSt 80, 1960, 206. E. Des Places, Ant. Class. 29, 1960, 450. P. Chantraine, RPh 35, 1961, 138. H. F.Johansen, Lustrum 7, 1962, 263. 6 Commento linguistico alle Trachinie di Sofocle, Padua 1968, 131.
τεκνουσ(σ)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes
39
Kamerbeek hatte positiv argumentierend beide berlieferungen, sowohl τεκοϋσα wie τεκνοϋσα (von τεκνόω), f r m glich erkl rt. Longo weist einerseits τεκοϋσα als „forma banalizzata", also lectio facilior zur ck und protestiert anderseits gegen τεκνοϋσα ,furnishing (a man) with children'7 im Namen des „buon senso". Beide Einw nde sind m. E. berechtigt; aber man ist noch nicht am Ziel, wenn man nicht zugleich Kamerbeeks negative Argumentation entkr ftet, die darauf hinausl uft, da Bruncks τεκνοϋσσα sprachlich bedenklich sei. In dieser Hinsicht ist mit Longos blo em Hinweis auf Kali. fr. 431 Sehn. (= 679 Pf.), d. h. auf die von eben unserem Scholiasten zitierte Parallele παιδοϋσα (παιδοϋσσα Brunck), wenig geholfen, da die richtige Lesung und Deutung dieser Form selbst ebenso ungekl rt ist8. Sollten sich aber wirklich die Bedenken gegen τεκνοϋσσα als unbegr ndet erweisen, so w re noch zu fragen, wie schwer oder leicht der Eingriff wiegt, gegen die berlieferung in τεκνοϋσα das Doppel-σ herzustellen. Welches sind nun Kamerbeeks Einw nde gegen τεκνοϋσσα? Zun chst „it would mean ,well-provided with children'": dieser hypothetische Bedeutungsansatz, den auch O. Schneider vertrat9, ist zu eng. Das Suffix -Ρεντ-10, um das es bei *τεκνόεις geht, bedeutet von Haus aus nur „versehen mit etwas" ohne R cksicht auf dessen Anzahl, ζυγον όμφαλόεν bei Homer Ω 268 f. bezeichnet ein Joch mit einem Buckel, ομφαλός (v. 273)11, τρίποδ' ώτώεντα Ψ264.513 den zweihenkeligen Dreifu kessel12. So wie hier ist auch f r κερόεσσα „geh rnt" als Epitheton der kuhgestaltigen Ιο bei Eur. Phoen. 828 oder der Selene bei sp teren Epikern (Maximus, Manetho, Nonnos)13, von der Form der 7
Zu dieser „instrumental!ven" Bedeutung des Verbs (Ernst Fraenkel, Griechische Denominativa, 1906, 72) nahm Kamerbeek wohl deshalb Zuflucht, weil in faktitiver Bedeutung bei femininem Subjekt klassisch das Medium zu erwarten w re (vgl. Fraenkel 75, auch K hner-Gerth I 108f.; das Aktiv so anscheinend zuerst Lykophr. 867. 963). O. Schneider, der unser τεκνοϋσα mit „quae partum edit (i. e. edere solet)" wiedergibt (Callimachea II, 604f.), hatte diesen Unterschied (an dem auch Kamerbeeks Hinweis auf das ambivalente τίκτω nichts ndern kann) vernachl ssigt. 8 S. zu dem Fragment Schneider („ad vocis τεκνοϋσα normam Callimachus suum illud παιδοϋσα satis temere finxisse videtur") und Pfeiffer (ohne Entscheidung ber die Wonart, ob Adjektiv oder Partizip). Wir werden sp ter auf παιδοϋσα zur ckkommen. 9 Zu Kali. fr. 431: „significabit mulierem liberis abundantem. at abundantiae notio in Sophoclis loco parum apta est . . ." 10 Schwyzer, Gr. Gr. I 526—28; Buck-Petersen, A reverse index of Greek nouns and adjectives 460-63; Chantraine, Formation des noms 270-74; Buck, Class. Phil. 16, 1921, 367-83. 11 Zum Technischen s. J. Wiesner, Fahren und Reiten, Archaeologia Homerica I F (1968) 7. 17 Dazu Gerda Bruns, K chenwesen und Mahlzeiten, Archaeologia Homerica II Q (1970) 37f. mit Anm., bes. 332 (Brommer, Hermes 77, 1942, 367) und 335. 1:1 Belege bei Bruchmann, Epitheta deorum 207 und Drexler in Roschers Lexikon II 1176,l ff.
40
Volkmar Schmidt
Mondsichel14, die Zweizahl sachlich gegeben. Σειρηνοΰσσαι hie en (siehe Pape-Benseler) „drei kleine Inseln oder Klippen an der S dk ste Kampaniens, Wohnsitz der Sirenen", n mlich der drei dort auch kultisch verehrten Sirenen Parthenope, Leukosia, Ligeia15; die Benennung eines Ortes nach den daselbst vorkommenden Dingen oder Lebewesen mithilfe des Suffixes -Ρεντ- ist gel ufig16. Diese Beispiele d rften gen gen zum Beweis, da -Ρεντ- nicht notwendig die Vielzahl bezeichnet, so h ufig dies auch tats chlich der Fall ist. Es zeigt sich hier die N he zum verwandten Altindischen17, wo etwa — um ein genaues Analogen zu *τεκνο-Ρεντ- zu geben — putra-vant- einfach nur „einen Sohn, S hne, Kinder habend" bedeutet. Sodann „the contraction would be an exception (cf. Chantraine, Formation des Noms, p. 272)": diese Feststellung trifft zwar f r die gro e Masse der poetischen Adjektive auf -όεις bei Epikern und Lyrikern zu, hingegen „die att. Dichter gebrauchen die kontrahierten und an lyrischen Stellen auch die offenen Formen" (K hner-Bla I 529f.)18, wie denn schon Brunck selbst und dann Blaydes zur Stelle (s. Anm. 2) aus den Tragikern Parallelen auf -οϋσσα (hier vervollst ndigt) beigebracht hatten: αίθαλοΰσσα Aesch. Prom. 992, κεροϋσσα Soph. fr. 86 N.2 = 89 P. (und Eur. fr. 857N.2), πτεροϋσσα Eur. Hipp. 733 (und Phoen. 1019. 1042). Dabei sei schon jetzt notiert, da an fast allen diesen Stellen Varianten mit einfachem σ vorkommen, was von vornherein eine adjektivische Deutung auch der Form τεκνοϋσα bei Sophokles und m glicherweise anderen Autoren erlaubt. N herhin wird uns das Verh ltnis σσ:σ sp ter besch ftigen. Schlie lich „τεκνόεις is not very well attested": diesen Eindruck hat man in der Tat nach LSJ s. v. τεκνοϋς, auch wenn man, nach dem eben Gesagten, Feminina mit einfachem σ gelten l t. Es fehlen dort jedoch (wie auch in den brigen Lexika) wichtige Belege aus lterer Zeit, und zwar aus dem Corpus Hippocraticum. Das Wort begegnet dort an zwei Stellen der Schrift Περί άφορων (De Sterilibus) und ebensooft in dem von dieser abh ngigen Teil der Schrift Περί έπικυήσιος (De Super14 15
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Vgl. R scher in seinem Lexikon II 3130u. bis 3131 o. Weicker in Roschers Lexikon IV 603,42ff.; Philipp, RE III A,l (1927) 308,17ff. s.v. Sirenianus mons; H. Flashar in: Aristoteles, Werke in deutscher bersetzung, Bd. 18 (1972) 120 f. (zu Mirab. 103) mit Lit. S. au er der Anm. 10 angef hrten Literatur M. Leumann, Homerische W rter (1950) 299-302 und speziell zu den Inseln A. Fick, Bezz. Beitr. 22, 1897, 15-19. Der einschl gige Abschnitt bei Wackernagel-Debrunner, Altindische Grammatik 11,2 (1954) 871-94. Vgl. auch Buck, Class. Phil. 16, 1921, 373f. (wo jedoch πυροϋσσα zu streichen ist).
τεκνοϋσ(σ)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes
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fetatione)19, bei nahezu w rtlicher bereinstimmung der einander entsprechenden Textst cke. Zun chst Steril, c. 217 Anf. (VIII 418,2 L.), mit den Lesarten der beiden ma gebenden Handschriften, des Marc. gr. 269 (= M) und des Vat. gr. 276 (=V), nach den im Besitz des Thesaurus Linguae Graecae in Hamburg befindlichen Mikrofilmen: θεραπεΐαι κυήσιος πειρητήριοι και παιδογονίης, ήτις δείται, και άτεκνος έοΰσα, καΐ ήδη κυήσασα έοϋσα δε τεκνοϋσα (V: τεκνοΰσσα Μ) ,Behandlungsarten zum Versuche der (Herbeif hrung von) Schwangerschaft und Kindererzeugung (bei einer Frau), welche Verlangen danach tr gt, sowohl wenn sie kinderlos ist, als auch wenn sie bereits schwanger gewesen war und (noch) geb rf hig ist'20. Zur Parallelstelle in Superf. c. 29 (VIII 494,5 L. = 86,2 Lienau) ist vorauszuschicken, da dieser Traktat ebenfalls in M und V, in V jedoch zweimal berliefert ist, wobei im Stemma Va auf gleicher Stufe mit dem Hyparchetypus von Vb und M steht21. Das uns interessierende Wort ist berliefert als τεκνοϋσα in Va, τεκνοϋσα in Vb, τεκνοΰσσα (sic, wiederum nach dem hiesigen Mikrofilm) in M. — In der Reihenfolge der Originalschrift Steril, folgen auf die oben zitierte Ank ndigung (c. 217 Anf.) Indikation und Anweisungen f r eine Behandlung am K rper insgesamt und am Uterus. In c. 219 wird sodann ein Pr fmittel angegeben, das im Anschlu an die vorausgehende Behandlung erkennen lassen soll, ob die Frau nunmehr konzeptionsf hig ist oder nicht. Das Kriterium besteht darin, da eine bestimmte Einlage im positiven Fall am Kopf der Patientin einen Geruch erzeugt. In zwei F llen stellt sich dieser Befund nicht ein (VIII 424,9L.): ει (ην L.) δε μη τεκνούση (V: τεκνούσστ] Μ) προσθης, ουδέποτε δζει . . . ούδ' ει (ην L.) κυούστ] προσθης, ούδ' ούτως όζέσει ,wenn man aber einer Frau, die keine Kinder bekommt, eine solche Einlage macht, riecht sie niemals danach . . ., und auch dann, wenn man einer schwangeren Frau eine Einlage macht, wird kein Geruch vorhanden sein'. Die Parallelstelle in Superf. c. 25 (VIII 488,22 L. = 82,8 Lienau) hat den Vordersatz in der Form και ην μη τεκνοϋσα (Va Vb: τεκνοϋσα Μ) η. - An diesen Hippokratesstellen f llt die Bedeutung „Kinder zu bekommen imstande" auf, die aus urspr nglichem „Kinder habend", „ein Kind tragend" abgeleitet sein mu . Zu einem solchen bergang der Bedeutung von ενεργεία zu δυνάμει konnten bestimmte Sinnzusammenh nge Anla geben, wo beide Auffassungen 19
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Kritische Ausgabe von C. Lienau: Hippokrates, ber Nachempf ngnis, Geburtshilfe und Schwangerschaftsleiden, Berlin 1973 (Corp. Med. Gr. I 2,2); dort S. 37—42 ber das Verh ltnis zu Steril. Die bersetzung nach Robert Fuchs, Hippokrates, S mmtliche Werke, Bd. III (1900) 596 und Rieh. Kapferer, Die Werke des Hippokrates, Bd. V (1940), Teil XXIV/112. Siehe Lienaus Ausgabe 21.
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Volkmar Schmidt
gleich gut m glich waren. Vgl. die Ambivalenz von τοκήεσσα, eigentlich „Kinder (τόκος) habend"22, in Steril, c. 226 (VIII 434,26 L.) ην γυναίκα μη δυναμένην τεκεΐν τοκήεσσαν έθέλης ποιήσαι, σκέψασθαι χρή usw., und von έγκυος, gew hnlich „schwanger", in Nat. Mul. 94 (VII 412,7 L. = 120,7 Trapp) ην βουλή εγκυον ποιήσαι γυναίκα, καθήρας αυτήν usw.: hier ist „machen, da die Frau ein Kind bekommt" vonseiten des Arztes soviel wie „machen, da sie ein Kind bekommen kann". Der Nachweis von τεκνοϋσ(σ)α in der ionischen Prosa bedeutet f r unsere Frage, da nun nichts mehr im Wege steht, dieses Wort auch bei Sophokles anzuerkennen. Gerade im Wortschatz steht ja die Sprache der Tragiker dem Ionischen nahe23, und f r Sophokles gilt dies in besonderem Ma e24. Die Bewahrung einer richtigeren Lesung im Zitat der laurentianischen Scholien gegen ber dem Text der Handschriften ist im brigen nicht ohne Beispiel25. Von Hippokrates f llt Licht auch auf eine andere umstrittene Stelle. Bei Theophrast, Hist, plant. IX 18,10 liest man nach dem letzten Herausgeber dieses Abschnitts, Fr. Wimmer26, mit einem Teil der handschriftlichen berlieferung (Genaueres dar ber sp ter) folgenderma en: εν Ηράκλεια δε, ως φασι, της Αρκαδίας οίνος εστίν, δς τους μεν άνδρας πινόμενος έξίστησι, τάς δε γυναίκας άτέκνους ποιεί. Hier hatte Wimmers Vorg nger J. G. Schneider27 mit der Neben berlieferung bei Athen. 31 f, nach der Empfehlung Fr herer28, vielmehr τεκνούσας ποιεί geschrieben. Mit mehrfacher Begr ndung glaubt Wimmer29 diese Lesung zur ckweisen zu k nnen. Aber seine Einw nde verfangen nicht, bzw. nicht mehr. 22
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In dieser Bedeutung belegt bei Hippokr. Nat. Mul. 3 (VII 314,18 L. = 71,18 Trapp) ην νέοα έοϋσαι καΐ τοκηεσσαι χηρευσωσιν (Text nach θ) „wenn sie jung und mit Kindern verwitwen". Zur Bildung vgl. Bechtel, Dial. Ill 127. A. Meillet, Geschichte des Griechischen, Heidelberg 1920, 214-217. W. Schmid, Gesch. d. griech. Lit. I 2 (1934) 485f. Zu den Trachinierinnen s. Jebbs Ausgabe S. LII; insgesamt vgl. Gustav Wolff, De Sophoclis scholiorum Laurentianorum variis lectionibus, Leipzig 1843. Zuerst in: Theophrasti Eresii Historia plantarum, Breslau 1842, 342; danach in den Gesamtausgaben bei Teubner (Theophrasti Eresii Opera quae supersunt omnia, Leipzig 1854-62, I 259) und bei Didot (gleicher Titel, Paris 1866, 161). In der Loeb-Ausgabe der Historia plantarum (Theophrastus, Enquiry into plants, 2Bde,1916) von A.Hort ist unsere Stelle mit dem gr eren Teil von Kap. 18 weggelassen (II 310). Die italienische bersetzung von F. F. Mancini (Teofrasto, La storia delle piante, volgarizzata e annotata, Rom 1901, 343) folgt Wimmers Text. Theophrasti Eresii quae supersunt opera I (1818) 324, dazu der kritische Kommentar III (1818) 827. Schon Casaubonus in seinen Animadversiones z. St. (Lyon 1600) 44, dann J. Bodaeus a Stapel (t 1636) in seiner Ausgabe der Historia plantarum (Amsterdam 1644) 1172, und nochmals Meursius (f 1639), Theophrastus (Leiden 1640) 103. In der kommentierten Ausgabe von 1842.
τεκνοΰσ(σ)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes
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Erstens „in Athenaeo adest scripturae varietas, quae sensum contrarium habet": diese Bemerkung kann sich nur auf die — in Kaibels Ausgabe nicht mehr erw hnte — Variante κυούσας ποιεί έξαμβλώσαι (f r τεκνούσας ποιεί) beziehen, von der Schneider berichtete: „Van Goens ad Porphyrium de Antro Nympharum p. 115 varietatem istam unice probat, quam ait esse in Codice optimo, cuius collatio servetur in Bibliotheca Academiae Traiectinae" (III 827). Diese Angabe ber die Herkunft der Variante ist zu berpr fen an dem, was W. Dindorf30 genauer in Erfahrung gebracht hat: „In bibliotheca Traiectina duo asservantur Athenaei editionis Basileensis exemplaria. Quorum prius . . . notis praecipue instructum est et in calce haec habet adnotata ,Per A Angeli Caninii castigationes notantur ex libro Mariani Sabelli Ep. Eug. Romae 1566. Junio m. Reliquae castigationes ex codicibus manuscriptis, altero quidem Vaticano, altero vero ex Farnesiana bibliotheca exscriptae a M. Ant. Mureto'". Auf Anfrage erhielt ich von der Utrechter Universit tsbibliothek freundlicherweise eine Fotokopie der betreffenden Seite des eben genannten Athenaeusexemplars (Δειπνοσοφισταί, Basel 1535, S. 16; Signatur: W. fol. 158). Dort findet sich am Rand die erw hnte Lesung beigeschrieben und mit einem A gekennzeichnet. Demnach handelt es sich um Konjektur des Caninius, die wohl aus dem folgenden Text (s. unten) gewonnen ist, und nicht um berlieferung. Zweitens „participio hie locus esse nequit, ubi infinitivus esse debet": in der Tat hatte Schneider τεκνούσας auf τεκνοϋν bezogen, mithin als Partizip aufgefa t. Betrachten wir es aber stattdessen — gest tzt auf die hippokratischen Belege — als Adjektiv, so ist syntaktisch alles in Ordnung und zugleich den Bedenken Rechnung getragen, die ein feminines Subjekt bei τεκνόω haben w rde (vgl. Anm. 7). Drittens nimmt Wimmer sachlichen Ansto „si vinum efficere dicitur ut feminae liberos pariant". Auch dieser Ansto verschwindet, wenn wir τεκνοϋσ(σ)α zugrundelegen, und zwar in der Bedeutung „fruchtbar, geb rf hig" wie bei Hippokrates. Auch da viertens den Begriff άτέκνους „ea quae sequuntur per particulam πάλιν (ηοη άνάπαλιν!) nexa confirmare videntur", ist nicht zuzugeben. Was im Kontext folgt, ist ein Bericht von der Wirkung eines anderen Weines: πάλιν δ' εν Άχαΐςχ καΐ μάλιστα περί Κερυνίαν αμπέλου τι γένος εστίν αφ ης ό οίνος έξαμβλοϋν ποιεί τάς έγκύμονας· καν αί κύνες φάγωσι των βοτρύων, έξαμβλοϋσι και αύται. Wimmer bersetzt das verbindende πάλιν mit ,item'31, sieht also darin, 30 31
Athenaeus, ex recensione Guilielmi Dindorfii, I (1827) S. XII mit Anm. In der zweisprachigen Ausgabe von 1866.
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Volkmar Schmidt
wie es scheint, den Begriff der Wiederkehr eines Gleichartigen ausgedr ckt; dies aber k nnte in seinem Sinne wohl nur eine beiden Weinsorten gemeinsame Eigenschaft, n mlich ihre Sch dlichkeit sein, wodurch im Vorangehenden die Lesung άτέκνους notwendig impliziert w re. Nicht notwendig ist jedoch die vorausgesetzte Bedeutung von πάλιν, das vielmehr gerade bei Theophrast h ufig nur zur Satz berleitung dient32; wir k nnen also verstehen „dann wiederum", ohne da irgendetwas sachlich Bestimmtes ber den Gegenstand des vorhergehenden Satzes daraus zu entnehmen w re. Das verbleibende Argument Wimmers zugunsten von άτέκνους: „turn hoc magis aptum esse videtur si idem vinum maribus rabiem feminis sterilitatem afferre dicatur, noxium in utroque sed diverso modo", entstammt einer m. E. dem Zusammenhang nicht angemessenen Betrachtungsweise. Denn es geht in diesen pharmakologischen Kapiteln IX 8—2033 um die Wirkungen der pflanzlichen Drogen als solche, nicht prim r unter dem ihrer Natur an sich fremden Gesichtspunkt des N tzlichen oder Sch dlichen. Soweit aber die Natur des von Theophrast geschilderten ach ischen Weines aus seiner Wirkung auf die M nner (έξίστησι) fa bar wird, k nnte man eher auf stark anregende Wirkung — nur in anderer Weise — auch bei den Frauen schlie en34, d. h. auf die sachliche Richtigkeit von τεκνούσ(σ)ας. Doch gen gt diese berlegung noch nicht zur Entscheidung. Erst eine vollst ndigere bersicht ber die berlieferung kann uns dazu weiterhelfen. άτέκνους ist nach ausdr cklicher Angabe des H. Amati35 die Lesung von U*, d. h. der im Urbinas 61 angeh ngten Doppelfassung des pharmazeutischen Teils von Buch IX36. — F r den Hauptteil (= U) derselben Handschrift gelangt man aufgrund von I. Bekkers Kollation37 zu dem Schlu ex silentio, da U — wie die Aldina — άτεκνούσας liest. Dies wird mir von 32
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Siehe C. Malicki, De πάλιν particula, Diss. Greifswald 1907, 34f. (hier auch unsere Stelle). Zur Disposition vgl. G. Senn, Die Pflanzenkunde des Theophrast von Eresos, Basel 1956, 19. ber verschiedene Wirkungen des Weins bei verschiedenen Konstitutionstypen vgl. Arist. Probl. III 16, 873 a 23 ff. In Schneiders Ausgabe V 77 (zu I 324). Zu dieser berlieferungslage s. O. Regenbogen, RE Suppl. VII (1940) 1435,58 ff.; G. Senn a. O. (zit. Anm. 33). In Schneiders Ausgabe V 69 (zu I 324). Es ist zu beachten, da sich diese Kollation nicht auf Schneiders Text, sondern auf die Vulgata des Bodaeus (zit. Anm. 28), d. h. praktisch die Aldina, bezieht.
τεκνοΰσ(σ)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes
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Herrn Dr. P. Schreiner ausdr cklich best tigt, der auf meine Bitte freundlicherweise die Handschrift im Vatikan nachgesehen hat38. — Um die Lesung der brigen Handschriften brauchen wir uns nicht zu k mmern, da sie — soweit sie unser Textst ck enthalten — nach neuerer Erkenntnis alle von U und U* abh ngen39. Nur diese beiden sind wechselseitig unabh ngig40, ihre Varianten also gleichrangig. Dazu tritt die Neben berlieferung τεκνούσας bei Athenaeus 31 f, zweifach gest tzt durch Plinius Nat. hist. XIV \\dfecunditatem . . . importet und Aelian Var. hist. XIII 6 τεκνοποι,ους τίθησιν. Es w re wichtig f r uns zu wissen, wie weit das Zeugnis dieser beiden Autoren eigenes Gewicht hat, d. h. von dem des Athenaeus bzw. einer zwischen diesem und Theophrast liegenden Quelle unabh ngig ist. Eine solche vermittelnde Quelle nimmt man in der Tat f r die Plinius und Athenaeus gemeinsamen Zitate aus Theophrasts Pflanzenschriften wegen bereinstimmender Abweichungen von unserem Theophrasttext an41. Beweisend sind hierf r nat rlich nur diejenigen Abweichungen, die nderungen gegen ber dem Original darstellen; es trifft sich, da gleich im folgenden (H. P. IX 18,11) die beiden Gew hrsm nner einen solchen Bindefehler zeigen42. Das Ver38
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Irrt mlich also wird bei LSJ s. v. τεκνοΰς das nur f r U* (und Abk mmlinge) geltende άτέκνους f r die „codd. Thphr." schlechthin in Anspruch genommen. Die Angabe beruht auf Interpretation des unzul nglichen „conspectus scripturae" von Wimmers Teubneriana (1854) S. XXX, wo f r das abweichende άτεκνούσας nur die Aldina, nicht auch U namhaft gemacht wird. Wimmer, der die Lesungen des Urbinas nur aus den Kollationen in Schneiders 5. Band kannte (s. seine Ausgabe von 1842, S. XIV), hatte den Schlu ex silentio nicht gewagt. Siehe B. Einarson, The manuscripts of Theophrastus' Historia plantarum, Class. Phil. 71, 1976, 67-76. S. die Gegen berstellung von Lesungen bei O. Kirchner, De Theophrasti Eresii libris phytologicis, Diss. Breslau 1874, 21-25. P. Wirtz, De Theophrasti Eresii libris phytologicis, Diss. Stra burg 1898, 2 — 12; Regenbogen, RE Suppl. VII (1940) 1444f.; Kroll, RE XXI l (1951) 325. 328. Der Text nach der direkten berlieferung o. S. 43; dazu Ath. 31 f περί δε Κερυνίαν της Αχαίας αμπέλου τι γένος είναι, αφ' ης τον οίνον έξαμβλούν ποιεΐν τάς γυναίκας τάς έγκύμονας· καν των βοτρύων δε, φησί, φάγωσιν, έξαμβλοΰσιν und Plin. N. H. XIV 116 at in Achaia maxims circa Ceryniam abigipartum vino atque etiam si uvam edant gravidae. Wie man sieht, schreiben Athenaeus und Plinius die Wirkung der Trauben, die unser Theophrasttext auf H ndinnen bezieht, vielmehr schwangeren Frauen zu. Wirtz (zit. vor. Anm.) 8 gibt ohne weiteres der Neben berlieferung recht, indem er αί κύνες als Korrupte! von έγκύμονες und έξαμβλοϋσι και αύται als Interpolation auffa t (nach Ed. Schwartz). Auch Schweigh user (Animadversiones in Athenaei Deipnosophistas I, 1801, 236) hatte die Version des Athenaeus und Plinius f r die urspr ngliche erkl rt, mit der Begr ndung: „Quis quaeso hie serio de canibus possit cogitare? aut, ubinam locorum canes uvis vulgo vescuntur?" Sein Einwand ist allerdings ohne Gewicht. Er trifft wohl f r unsere Gegenden zu, wo Trauben wertvoller sind und daher selten verf ttert werden; anders im S den: so bezeugt ein italienischer Zoologe ausdr cklich, zur Nahrung des
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h ltnis von Aelians Varia Historia zu Athenaeus ist umstritten43; mit der M glichkeit, da Aelian direkt von Athenaeus abh ngt, mu gerechnet werden44. In diesem ung nstigsten Fall schrumpfen die drei Zeugnisse der Neben berlieferung auf ein einziges, n mlich das τεκνούσας des Athenaeus zusammen. Zu entscheiden ist also zwischen den Lesungen τεκνούσας (Ath.), άτεκνούσας (U), άτέκνους (U*), von denen wir keiner aufgrund der Uberlieferungslage ein bergewicht geben k nnen, d. h. wir m ssen gem Kriterien der Wahrscheinlichkeit absch tzen, welche der drei Formen aus welcher anderen durch Verderbnis oder nderung am ehesten entstanden sein kann. Es d rfte klar sein, welcher Weg sich anbietet: zun chst wurde das unverstandene τεκνούσας, ein Wort also, dessen Anf lligkeit wir schon aus der Sophokles berlieferung kennen, durch Vorsetzen eines α privativum zu dem durchsichtigen Partizip άτεκνούσας (von άτεκνέω); f r diese Korruptel bietet die oben (S. 41)
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Hundes geh rten u. a. „frutta e specialmente uva" (A. Ghigi, in: Enciclopedia italiana VIII 714 s. v. Cane). Freilich ist damit die Textfrage nicht entschieden. Es mu aber festgestellt werden, da die L sung von Wirtz formal nicht befriedigt: nach ό οίνος έξαμβλοΰν ποιεί τάς έγκύμονας bringt καν έγκύμονες φάγωσι των βοτρύων eine l stige Wiederholung und ein unlogisch bezogenes καί, ganz im Gegensatz zu der tadellosen Formulierung des Athenaeus. Man m te also anders verfahren und αϊ κύνες ersatzlos streichen. Doch warum sollte dieses Subjekt interpoliert worden sein? Wahrscheinlicher ist doch wohl, da es urspr nglich ist und beim Exzerpieren verloren ging oder getilgt wurde; denn der Gedanke, da die besondere Wirkung eines Weines schon in der Traube liegt, ist bei Identit t der Betroffenen eing ngiger als bei Verschiedenheit. Wenn aber αί κύνες als lectio difficilior zu halten ist, so sind Athenaeus und Plinius hier durch einen gemeinsamen Fehler verbunden. Siehe W. Schmid, Gesch. d. griech. Lit. II 2 (1924) 788. 790; L. Nyikos, Athenaeus quo consilio quibusque usus subsidiis dipnosophistarum libros composuerit, Diss. Basel 1941, 68 A. 229; 85 A. 301; beide mit Lit. Speziell unser Aeliankapitel (XIII 6) f hrt freilich F. Rudolph, Leipz. Stud. 7, 1884, 14 unter denjenigen auf, „quae ab Athenaei locis similibus adeo discrepant, ut inde repeti nullo modo possint" (12). F r diese Entscheidung war vermutlich der mittlere Satz bestimmend : οτι εν Θάσφ δύο γένη φασίν γίνεσθαι οίνων και τον μεν έτερον πινόμενον εις ΰπνον κατάγειν ευ μόλα βαθύν καί δια ταύτα ήδύν, τον δε έτερον άντίπαλον είναι του βίου καί άγρυπνίαν έμποιείν και άνιάσθαι παρέχειν ist wesentlich ausf hrlicher als Ath. 31 f εν θάσω δε λέγει ως αυτοί ποιοϋσιν οΐνόν τίνα ΰπνωτικον καί έτερον άγρυπνείν ποιοΰντα τους πίνοντας (dies fast w rtlich wie Theophrast). Macht man sich jedoch klar, da die Unterschiede, soweit nicht nur stilistischer Natur, sich doch im Rahmen von Ausschm ckungen halten, und bedenkt man die Arbeitsweise Aelians, der nach H. L bbe, De Aeliani Varia historia, Diss. M nster 1886, „ea quae ex Athenaei libris excerpserat, luminibus rhetoricis uberrime distinxit" (4, vgl. 20), und „simili modo capita quae ab aliis scriptoribus mutuatus est ita auxit, ut . . . verbis ea amplificaret et exornaret" (25), so steht von daher der lteren Annahme des J. Perizonius, da c. XIII 6 aus Athenaeus gesch pft sei, m. E. nichts im Wege (Cl. Aeliani Varia Historia, Leiden 1701, unpaginierte Praefatio S. 13 und Kommentar S. 802f.).
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zitierte Stelle aus Hippokrates, Steril. 217 (VIII 418,2 L.) eine Parallele45. In einem zweiten Schritt wurde dann das gleichbedeutende, aber syntaktisch normalere Adjektiv άτέκνους hergestellt. Der umgekehrte Weg hat jede Wahrscheinlichkeit gegen sich. Die Neben berlieferung ist also vorzuziehen, und dies tut neuerdings B. Einarson46, wenn er das Adjektiv in der von Brunck auch f r Theophrast geforderten Form τεκνούσ(σ)ας, mit unattischem σσ also, unter mehreren Beispielen f r poetische Diktion am Schlu der Pflanzengeschichte anf hrt: „In the pharmacological part . . . poetical words are numerous, perhaps because Theophrastus is citing the root-cutters and druggists, who used inflated speech to vend their wares". F r diese stilistische Wertung des Wortes war offenbar sein Vorkommen bei Sophokles ma gebend. Ich w rde eher, in Anbetracht der hippokratischen Belege, an einen lonismus denken. Auf die engen Beziehungen von Theophrasts Wortschatz zum Ionischen, besonders des Hippokrates, weist L. Hindenlang hin47 und folgert: „Auf diese Weise erkl rt sich auch die Ber hrung mit der dem Ionischen entsprungenen Dichtersprache". Der gr te Teil der ionischen W rter bei Theophrast, ob auch poetisch oder nicht, stammt ohne Zweifel aus der fr hen Koine48. Daneben m gen einzelne Ausdr cke literarisch vermittelt sein. Das von Theophrast meist gemiedene ion. σσ blieb in τεκνοϋσ(σ)α erhalten wie bei ihm z. B. auch in νάρκισσος. Ganz hnlich zu beurteilen ist ein sp terer Beleg, den erst Liddell-ScottJones hervorgezogen haben: Dio Cass. LVI 10,2 (II 526,17 B.) καΐ ταίς άειπαρθένοις πάνθ' οσαπερ αϊ τεκνοΰσαι (τεκοϋσαι die Herausgeber) 45
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άτεκνοϋσα, nach Littre die Lesung der Vulgata, ist am fr hesten· bezeugt in den M-Deszendenten I und R, wie ich den Materialien des Hamburger Thesaurus entnehme. Zwischen diesem άτεκνοϋσα und dem τεκνοϋσσα von M ist die Lesung τεκνοϋσα in H, der Littre folgt, wohl als notwendige Zwischenstufe vorauszusetzen. Theophrastus, De causis plantarum, with an English translation by Benedict Einarson and George K. K. Link, Bd. I (1976) S. XXV (Loeb Class. Libr.). Sprachliche Untersuchungen zu Theophrasts botanischen Schriften, Stra burg 1910 (Dissertationes philologicae Argentoratenses XIV/2) 181 f. (Fazit aus den vorangehenden Listen). Die bei vielen W rtern m glichen Zweifel an ionischer Herkunft bleiben nat rlich dann am sichersten ausgeschaltet, wenn eine eigene Dialektform existierte, so bei βέρεθρον, άλήθω, ίθΰτατα (Gaus. pi. Ill 5,1 nach Einarson a. O.). Zu diesen Beziehungen vgl. grunds tzlich Debrunner-Scherer, Gesch. d. griech. Sprache II2 (1969) 66f., im einzelnen die Wortlisten bei Mayser-Schmoll, Gramm, d. griech. Pap. I2 1(1970) 18-25. Ein beliebiges Beispiel ist das von Einarson ebenfalls In seinem Sinne gedeutete άμάω „ernten" (Hist. pi. IX 11,7.9) nebst άμητος ,,Ernte(zeit)" (III 4,4): ersteres steht sonst vor allem bei Horn., Hes., Trag., Hdt., letzteres bei Horn., Hes., Hdt., Hippokr., beide aber u. a. auch in den Zenon-Papyri (P. Col. Zenon II 91,9; PSI V 490,7) und in der Septuaginta. Vgl. Moulton-Milligan, The vocabulary of the Greek Testament, London 1930, 25 f.
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εϊχον έχαρίσατο (sc. Augustus)49. Gelegentliche lexikalische lonismen sind diesem Autor nicht fremd, so wenig wie anderen Attizisten50; auch ist ihm σσ in bestimmten W rtern gel ufig, z. B. θάλασσα, τέσσαρες. Schlie lich ist noch das Zeugnis der Hesych-Glosse τ 384 τεκνοϋσα· τέκνον έμβρυον έχουσα zu nennen, die wegen ihrer Glossierung offenbar auf eine uns nicht erhaltene Stelle zielt. Nachdem also ein Adjektiv τεκνοϋσ(σ)α mit den Bedeutungen „Kinder habend", „schwanger" und „fruchtbar" hinreichend sicher scheint, sollte nichts mehr daran hindern, auch ein damit synonymes παιδούσ(σ)α oder παιδιοϋσ(σ)α, von παις bzw. παιδίον, wo es vorkommt, gelten zu lassen, παιδούσα wird, wie wir schon sahen (o. S. 39), aus Kallimachos zitiert (fr. 679); zu diesem Fragment hat Pfeiffer die wenigen brigen Belege gesammelt. F r Hippokr., Nat. Mul. 99 (VII 416,1.3 L.) ist die handschriftliche Grundlage jetzt durch Helga Trapp erschlossen51: ην βουλή γυναικός έκπειρηθήναι, ει εστί παιδοϋσα (sic V: παιδίουσα Μ) είτε μη, τη έρυθρςι λίθω τους οφθαλμούς ύπαλείψαι, και ην μεν έσέλθη το φάρμακον, παιδοϋσα (παιδασοϋ sic V: παιδίουσα Μ) γίνεται· ην δε μη, ου. Littre schreibt beide Male παιδοϋσα; Trapp παιδίουσα, also nach M, mit korrigiertem Akzent. Eine sichere Entscheidung zwischen den beiden Formen ist kaum m glich, und auch die genaue Bedeutung ist nicht klar, da die Interpretation des Kapitels zwischen Schwangerschafts- und Fruchtbarkeitstest schwankt52. Mit έγκύμων wird παιδοϋσ(σ)α (auch παίδουσα geschrieben) bei byzantinischen Lexikographen erkl rt, die Pfeiffer angibt. II
Wir haben es bisher als gegeben hingenommen, da -οΰσα in den Appellativen wie τεκνοϋσα blo orthographische Variante von -οϋσσα sei, ohne danach zu fragen, wie es zu dieser Einfachschreibung der Doppelkonsonanz kommen konnte, und ob sie etwa schon f r die behan49
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Es handelt sich um eine Bestimmung der Lex Papia Poppaea. Vgl. Max K ser, Rom. Privatrecht P (1971) 320 A. 20; P.J rs, Festschr. Mommsen (1893) 55. Vgl. E. Kyhnitzsch, De ladis apud Dionem Cassium vestigiis, in: Griech. Studien Hermann Lipsius dargebracht, Leipzig 1894, 173-179; W. Schmid, Atticismus IV (1896) 658. Die hippokratische Schrift De natura muliebri, Diss. Hamburg 1967, 122. Ich berichtige zwei Versehen in der Wiedergabe der handschriftlichen Akzente. F r ersteres H. Fasbender, Entwicklungslehre, Geburtsh lfe und Gyn kologie in den hippokratischen Schriften, Stuttgart 1897, 95 mit A. l sowie Trapp a. O. 188; f r letzteres P. Diepgen, Die Frauenheilkunde der Alten Welt, M nchen 1937 (Handbuch der Gyn kologie, hsg. v. W. Stoeckel, Bd. XII/1) 242 mit A. 6.
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delten Autoren anzunehmen sei. Wir k nnen versuchen auf diese Fragen eine Antwort zu finden, indem wir die auf derselben Bildung beruhenden Ortsnamen auf -οϋσσα (s. oben S. 40) zum Vergleich heranziehen, deren Schreibung sich dank gr erer H ufigkeit der Belege von den byzantinischen Handschriften bis zu den antiken Papyri und Inschriften zur ckverfolgen l t. Am Anfang steht Τειχιοσης (Gen.), der Name einer milesischen Ortschaft53, auf einer ionischen Inschrift des VF54, aus einer Zeit also, in der sich die graphische Wiedergabe der Doppelkonsonanz noch nicht durchgesetzt hatte55, soda aus diesem Beispiel nichts zu entnehmen ist. Sp ter jedenfalls, auf den Urkunden des attischen Seebundes aus dem Va, schreibt man mit σσ Τειχιοσσα56. Keine Gegeninstanz hierzu bilden die in derselben Gruppe von Inschriften vorkommenden Ethnika Έλαιοσιοι (Ερυθραίόν) und Σιδόσιοι57, die neuerdings beide mit Insel- oder Ortsnamen auf -οϋσσα, Έλαιοϋσσα und Σιδοϋσσα, in Verbindung gebracht werden58: sie geh ren vielmehr mit der regul ren ion.-att. Lautentwicklung -ούσιος < *-οΡέντιος, wie in den attischen Demotika Μυρρινούσιος von Μυρρινοΰς, 'Ραμνούσιος von 'Ραμνοϋς, zu den maskulinen vt-St mmen Έλαιοϋς und Σιδοϋς59. Ebenfalls auf ionischem Sprachgebiet treffen wir sp ter, zu Beginn des IP, den Flurnamen Δρυοϋσσα an60. Desgleichen schreibt man auf M nzen und Steinen seit den fr hesten Belegen im IVa gew hnlich Σκοτοϋσσα und Σκοτουσσαίος61. Doppeltes
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R ge, RE V A (1934) 126. Inschr. Didyma 6 = Schwyzer, Ex. 723,3. 55 Siehe Larfeld, Griechische Epigraphik, 31914, 252 f. (besonders Άπόλωνι, Inschr. Didyma l = Schwyzer, Ex. 723,1, nach Rehm ebenfalls aus dem VI'). 56 IG P 64,1 12; 191, V 22; 222, 17. 57 IG P 196,11 36; 198,1 62.64. 58 B. D. Meritt-H. T. Wade-Gery-M. F. McGregor, The Athenian Tribute Lists I (1939) 485—87; H. Engelmann—R. Merkelbach, Die Inschriften von Erythrai und Klazomenai I (1972) 33-37. 59 Demgem setzt in der Tat B rchner RE V, 2 (1905) 2226f. unter Elaius 1) ein St dtchen Έλαιοϋς in der Erythraia an, dessen Lage „nicht n her bestimmt werden" kann; und Σιδοϋς ist sogar als Name wahrscheinlich desselben Ortes der Erythraia, der sonst Σιδοΰσσα hei t, wirklich bezeugt, s. die Lit. der vorigen Anm. Da es solche Doppelbenennungen fters gab (z. B. auch Τειχιοϋς neben Τειχιοϋσσα), w re es denkbar, da man durch Verwechslung -οΰσι,ος auf -οϋσσα beziehen konnte. Doch ber hrte dies nicht die Lautgestalt des Ortsnamensuffixes. 60 Inschr. Priene 37 (= Schwyzer, Ex. 289), 104. 105. 123. 61 Head, Historia Numorum, M911, 309f.; Fouilles de Delphes III 5 nr. 62,2; aus Delphi auch SEG XVIII 179, 3; SGDI 2581, 113; 2651, 1; BGH 45, 1921, 16 col. III 22; IG IX (2) 519 col. III 9 (Larisa); V (2) 11,4 (Tegea); XII (9) 1138. 1140 (Chalkis); IBM 1154 a, 54
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σ begegnet bei Namen dieser Art ferner auf literarischen Papyri62 und wird von dem Grammatiker Herodian bezeugt63. F r die mittelalterlichen Handschriften bedarf es keiner Beispiele. Seit dem IP findet sich gelegentlich auch nur ein σ: inschriftlich Σκοτοϋσα und Σκοτουσαϊος64, in literarischer berlieferung um 100P Άργινούσας von erster Hand im Londoner Papyrus des Arist., Resp. Ath. 34,1, von zweiter Hand in Άργινούσσαις verbessert65, und im IF Κ]ισσούσης bei Kali. fr. 43,86 Pf. im P. Oxy. 2080. Ebenso bietet am Ausgang der Antike der Strabo-Palimpsest Φαρμακοϋσαι und Κραμβοϋσα66. In den byzantinischen Handschriften schlie lich sind solche Schreibungen mit einfachem σ ganz gel ufig, z. B. Πιτυοΰσα; vielfach geht damit eine Verlagerung des Akzents einher, also Πιτύουσα; daneben entstehen Mischformen vom Typ Πιτύουσσα67. — Zur Erkl rung dieses handschriftlichen Befundes scheint mir nur eine Bemerkung Ficks (s. Anm. 67) den richtigen Weg zu weisen: „f r die Aussprache ist beides gleich" (n mlich -ουσσα und -ούσα). In der Tat l t sich an dem vorstehenden chronologischen
2l (unbek. Ort). Fast alle Belege sind datiert und zwar zwischen IV und ΙΓ. (Gro enteils nach Fr. St hlin, Das hellenische Thessalien, Stuttg. 1924, 109 A. 2, doch ohne die Form Σκοτοσσαΐος, die aus Σκοτοεσσ- wohl nicht durch Kontraktion, sondern Hyph rese des ε entstanden ist, vgl. Schwyzer I 253). 62 Aus dem II P : Thuk. VIII 24, 2 im P. Oxy. 2100 fr. 8 col. II 17 Οινουσσων; Schol. Kali, fr. 43, 33 (I 47 Pf.) im P. Oxy. 2080 Σελινουσσα. Aus dem IV P : Kali. fr. 75,58 im P. Oxy. 1011 Υδρουσσαν. 63 (Arkadios,) Επιτομή της καθολικής προσωδίας Ήρωδιανοϋ rec. M. Schmidt (I860), im Buch XI περί τόνου των εις Α θηλυκών ονομάτων S. 111,9: τα δε παραλήγοντα τη ΟΥ, εΐ μεν έχοιεν εν Σ, προπαροξύνεται' Φαέθουσα Αρέθουσα Αίθουσα' εΐ δε δύο έχοιεν, προπερισπώνται' Πιτύουσσα 'Ροδοϋσσα (ονόματα νήσων) πλην του Έμπουσσα και Συράκουσσα. 64 Β. Helly, Gonnoi II: Les inscriptions (Amsterdam 1973) nr. 91, 8 έ| Σκοτο[ύ]/σης (ΙΓ Mitte). IG II2 10367 Κλεομένης Τιμασιθέου Σκ(οτ)ουσαϊος (attische Grabschrift des Ia) nach wahrscheinlicher Erg nzung (die beiden Personennamen sind in Thessalien gut belegt, s. die Indices von IG IX 2 und Gonnoi II). BGH 99, 1975, 648 nr. 2, 7 Σκοτουσαίου (Freilassungsurkunde aus dem phthiotischen Theben, nach 27a wegen der in Denaren angegebenen Freilassungsgeb hr, vgl. Helly a. O. I, 1973, 124 mit A. 3). 65 Nach der Ausgabe von H. Oppermann, Leipzig 1928. 66 W. Aly, De Strabonis codice rescripto, Vatikanstadt 1956, S. 27 col. II 28 ΦΑΡΜΑΚΟΥ/ CAI, 110 col. I 27 KPAMB[O]YCA, 113 col. I 3 KPAM/BOYCA, zu den Stellen Str. IX l, 13; XIV 3, 8. 5, 5. Die Schrift wird ins Vp Ende datiert, Aly Xllf., vgl. 265-70. 67 Πιτυοΰσα Paus. II 34, 8 codd.; Arkad. a. O. (vgl. Anm. 63) in einer jungen Handschrift, aufgrund des Zusammenhangs mit Sicherheit falsch. Πιτύουσα Strabo XIII l, 18 Variante neben Πιτυοΰσσα; St. Byz. 410, 18. 452, 9. 660, 5 Mein, neben Πιτύουσσα. - Zum ganzen Cobet, Mnemosyne 1859, 125—29 und Miscellanea critica (1876) 210f.; Meineke (1861) zu Kali. Hymn. Ap. 91; Fick, Bezz. Beitr. 22, 1897, 18f.; Buck, Class. Phil. 16, 1921, 375; Hatzidakis, Άκαδημεικά αναγνώσματα P (Athen 1924) 527f.
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berblick wohl trotz seiner durch den Mangel eines neueren Namenlexikons bedingten Zuf lligkeit ablesen, da hier die allgemeine Tendenz der Koine zur Vereinfachung der Geminaten am Werke war68. Man mu sich allerdings fragen, warum eine vulg re Orthographie, die gegen die Regeln der Hochsprache verstie , so sehr gerade bei den Namen auf -οΰσσα eindringen konnte. Der Grund liegt wohl darin, da -Ρεντ- au er bei Dichtern l ngst aufgeh rt hatte produktiv zu sein. Bei Verdunkelung des etymologischen Bewu tseins ist aber oft zu beobachten, da die Orthographie unhistorisch, d. h. lautgerecht wird. Parallelen mit Geminatenvereinfachung w ren etwa das h ufige έκλησία69 oder έλιγμα (> lat. eligma) = ελλειγμα „Latwerge"70. In dem vorgezogenen Akzent der Handschriften darf man wohl eine sekund re Anpassung an das Vorbild der Partizipien auf -ούσα sehen. — Ob und seit welcher Zeit diese Neuerungen auch von Autoren (nicht nur Kopisten) angenommen wurden, ist ungewi 71. Dem Verhalten der geographischen Namen auf -οϋσσα in der berlieferung l uft nun das der Appellativa wie τεκνοΰσσα genau parallel, sowohl was die Tendenz zur Vereinfachung des σ wie auch zur Vorverlegung des Akzents betrifft (τεκνοΰσα und τέκνουσα, auch τεκνοΰσσα, entsprechend παιδοϋσα und παίδουσα, παιδίουσα, s. oben). Demgem stellt sich auch hier die Frage der richtigen Schreibung bei den antiken Autoren, die wenigstens f r den sp ten Dio Cassius offen bleiben mu . Dagegen Sophokles, die Autoren des Corpus Hippocraticum, Theophrast, Kallimachos m ssen analog den gleichaltrigen Inschriften τεκνοΰσσα, 68
Zu dieser s. Schwyzer I 230f. und Mayser-Schmoll, Gramm, d. griech. Pap. I2 l (1970) 186-91, mit Lit. 69 G. Meyer, Griechische Grammatik, 31896, 375. 70 V. Langholf, Ant. Class. 40, 1971, 661-67. 71 Neuere Herausgeber korrigieren gew hnlich zu -οϋσσα au er im Namen der Arginusen, der meist nur mit σ geschrieben wird (wohl infolge der undeutlicheren Etymologie: vom homerischen άργινόεις, Weiterbildung von *άργινός, Bechtel Lexil. 55, Risch Wortb.2 154, das in dem Namen des Vorgebirges"Αργινον - so bei Thuk. VIII 34 zu betonen; bei anderen daf r" Αργεννον, vgl. unten — noch erhalten ist), obwohl gerade zu diesem Beispiel K hner—Bla I 530 Fu n. l auf das Muster Τειχιοΰσσα der attischen Tributlisten verweisen. Wenn dieselben andererseits ,Herodian' I 270. II 477 als Gew hrsmann f r Άργέννουσαι zitieren (statt Άργεννοϋσσαι, was der vorausgesetzten Ableitung aus άργεννόει,ς eigentlich entsprechen w rde; dieses Adjektiv — bei Pind. Py. IV 8 nach Schr ders Emendation - beruht auf ol. άργεννός, als Name von Vorgebirgen "Αργεννον, Herwerden Lex. suppl.2 195 u.), so ist zu bemerken, da die betreffenden Partien zu den Lentzschen Interpolationen aus Meinekes Stephanus geh ren, welche allgemein zur ckgewiesen werden (Schultz RE VIII, 1912, 962; Honigmann ebd. III A, 1929, 2380). -ούσα mit Stammbetonung (neben -οϋσσα mit Suffixbetonung) schreibt Meineke auch sonst bei Stephanus (S. 95, Anm. zu Z. 9), was B ck guthei t, w hrend Fick durchwegs -οϋσσα f r richtig h lt (zu beiden s. Anm. 67).
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παιδ(ι)οΰσσα geschrieben haben. Die Abweichungen der Handschriften hiervon erkl ren sich als orthographische Varianten der sp teren Zeit sehr leicht. Brunck ist damit auf ganzer Linie best tigt.
III Noch in einem anderen Fall hat die erw hnte byzantinische Schreib- und Betonungsweise Verwirrung hervorgerufen. Dioskurides, De mat. med. IV 165 behandelt in seinem Pflanzenkatalog eine Wolfsmilchart πιτύουσα72. So jedenfalls nach Wellmann (II 314,1); und auf dieser Lesung beruht die Etymologie, die Str mberg73 von dem Wort gibt: „Da πιτύουσα . . . zu πίτυς ,Pinus' geh rt, ist offensichtlich. Der Grund des Namens ist, da die Bl tter den Nadeln hneln: φυλλαρίοις όξέσι και λεπτοίς κατειλημμένον, έμφερέσι τοις της πίτυος κτλ., man vergleiche zur Bildung Pflanzennamen wie σώζουσα . . . φέρβουσα . . . άπολύουσα . . . Das eigent mliche mit πιτύουσα ist aber, da wir kein Verbum *πιτυω belegt haben. Ich glaube trotzdem, da man das Wort in diesem Zusammenhang betrachten mu . W hrend man z.B. μεθύουσα: μεθύω: μέθυ hatte . . . bezog man πιτύουσα ohne das Zwischenglied direkt auf πίτυς". Die beiden etymologischen W rterb cher von Frisk74 und Chantraine75 verweisen lediglich auf Str mberg. Mir scheint aber zu Bedenken Anla zu sein. Erstens ist die Annahme eines solchen durch Analogie entstandenen Pseudo-Partizips ohne St tze durch Parallelen ziemlich gewagt. Zweitens ist auch die Bezeugung des Pflanzennamens bei Dioskurides nicht einhellig. Es begegnen n mlich sowohl in der direkten berlieferung wie in der indirekten bei Oribasius, Coll. XII T U (II 151,22R.) auch Formen mit σα75", verschieden betont als πιτύουσσα oder πιτυοϋσσα; daneben bei Oribasius auch πιτύουσα. Dasselbe Schwanken finden wir an den brigen Stellen, wo das Wort vorkommt: ebenfalls πιτύουσα bietet die Neben berlieferung des Paul. Aeg. VII 3 (II 252,19 Hbg.) zu Galen, De simpl. VIII 24 (wo K hn XII 103 πιτύουσα schreibt, ber die Lesung der Handschriften aber nichts bekannt ist), w hrend f r Rufus bei Orib. Coll. VII 26,59 (I 234,10 R.)
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Zum Botanischen auch Plin. Nat. hist. XXIV 31 mit dem Kommentar von Andre (in seiner Ausgabe, Paris 1972, 105) und A. Carnoy, Dictionnaire etymologique des noms grecs de plantes, Louvain 1959, 219. 73 Griechische Pflanzennamen, G teborg 1940, 43. 74 Griech. etym. W rterb. II 546. 75 Diet. etym. de la langue grecque III 908. 752 Dies wird von Frisk a. O. immerhin erw hnt.
τεκνοϋσ(σ)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes
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πιτυούσσης bezeugt wird76. Dieses charakteristische Verhalten der Handschriften, das in allen Einzelheiten zu den Beobachtungen beim Inselnamen Πιτυοΰσσα stimmt (s. Anm. 67), deutet auf ein damit formal identisches Adjektiv πιτυοΰσσα, welches z. B. Liddell-Scott-Jones ansetzen und Stephanus im Thesaurus (VI 1131 D s. v. Πιτυόεις) folgenderma en erkl rt: „Rursum Πιτυοϋσσα, species Tithymalli, cujus folia sunt έμφερή τοις της πίτυος, ut inter alia tradit Diosc. 4,166. Ubi πιτυόεις et πιτυόεσσα non amplius significat Pinis abundans, Pinei fruticis ferax, sed Pini speciem gerens, Pinum forma s. figura sua repraesentans". Die hier vorausgesetzte Bedeutung des -F8vt-Suffixes „die Gestalt von etwas habend" ist tats chlich — wenn auch selten — zu belegen: πλακοϋς „en forme de plaque"77,' Ιχνοΰσσα „Sardinien, weil in seinen Umrissen (als Kartenbild!) hnlich einem ίχνος"78, Τραπεζοϋς „Tafelberg" (in der taurischen Chersones)79, κυκλόεις „circular" Soph.80, τροχόεις „rund" Kali.81; σκινδαψον λυρόεντα Theopomp v. Kolophon bei Ath. 183a. Die engsten Parallelen bietet Nikander, der in άμαρακόεσσα χαίτη Ther. 503, φύλλα κισσήεντα ebd. 51082 Pflanzen ebenso durch Vergleich mit anderen beschreibt, wie ihn auch πιτυοΰσσα zum Ausdruck bringt. Wegen seines (urspr nglichen) σσ mu dieses, wie ja h ufig Pflanzennamen, ein Dialektwort sein.
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Entsprechende Formen werden an zwei anderen Stellen des Rufus durch Konjektur hergestellt, Orib. VII 26, 58 u. 37 (I 234, 7 u. 232, 14 R.). Lejeune, REA 60, 1958, 6. Fick, Bezz. Beitr. 22, 1897, 18. 26; vgl. Georg Fuchs, Geographische Bilder in griechischen Ortsnamen, Diss. Erlangen 1932, 132 f. Fick, Bezz. Beitr. 21, 1896, 243; Fuchs a. O. 112f. Ebenso ist wohl auch Τραπεζοϋς als Name von St dten zu verstehen, urspr nglich (Gel nde) „in Form eines Tischs", d. h. einer Hochfl che, s. Fick, Bezz. Beitr. 23, 1897, 195 und Fuchs a. O.; zu den namengebenden geographischen Verh ltnissen der Stadt am Pontus jetzt noch E. Janssens, Trebizonde en Colchide, Br ssel 1969, 22 f. (unentschieden R ge RE VI A, 1937, 2221). Ohne Beleg bleibt die Vermutung von Leumann, Horn. W rter 301: τράπεζα im St dtenamen Trapezunt „ein Tier oder eine Pflanze?", genauer „Vierf ler", etwa „Molch, Salamander, Eidechse" nach Risch, Mus. Helv. 22, 1965, 197 A. 15, mit Beispielen dieser Bedeutungsentwicklung aus dem Romanischen (Dialektformen, die auf dem ins Femininum berf hrten Neutrum plur. *quattuorpedia, Erneuerung des alten quadrupedia [Neue-Wagener II 122], beruhen); aber im Griechischen zeigt nicht einmal τα τετράποδα eine solche Spezialisierung. Buck-Petersen, Reverse Index 460. Vgl. R diger Schmitt, Die Nominalbildung in den Dichtungen des Kallimachos von Kyrene, Wiesbaden 1970, 60 A. 15. Zu den beiden Stellen s. A. Bartalucci, Studi class, e orient. 12, 1963, 123. 128.
RUDOLF KASSEL
Aristophanisches bei Libanius Die Neubearbeitung der griechischen Komikerfragmente1 gibt mehr als einmal Anla , den Jubilar um seine ebenso ausgebreitete wie tiefgreifende Kenntnis der sp tgriechischen Literatur zu beneiden. Ein Trost ist freilich, da es nicht gerade schwerf llt, auf diesem Felde ber die Sachkenntnis von Vorg ngern wie Kock und Edmonds hinauszukommen. Wieviel έκκόπρωσις deren Umgang mit den zitierenden Autoren hier n tig macht, mag ein Beispiel illustrieren. Niemand mu sich mehr den Kopf dar ber zerbrechen, warum die athenischen Preisrichter die Wolken nicht besser abschneiden lie en, wenn wirklich in dem aufgef hrten St ck so schlechte Verse standen, wie man sie bei Edmonds als fr. 378 A liest2: Liban. I. 83. 15R [π. Πρίσκου]· αϊ δε συνουσίαι λόγους τε ήμΐν τους υπέρ λόγων είχον καΐ επαίνους των ευ πραττομένων έκείνω και μέμψεις των ώλιγωρημένων. ητουν δε ουδέν, ου των εν θησαυροίς, ουκ οικίαν, ου γήν, ουκ αρχάς* και το του Αριστοφάνους
λόγος (γαρ) ην ουκ εών κακόν τον ου (χ!) τοιούτον δοκεΐν. Was der Zusatz π. Πρίσκου bei diesem Zitat aus der Autobiographie des Libanius (or. 1,125) soll, erfahren wir aus der englischen bersetzung: My conversations with Priscus . . . Es handelt sich aber um Unterhaltungen des Libanius mit Julian, die der zuvor (123) genannte Priscus lediglich vermittelt hat. Um einen Platz im St ck ist Edmonds f r diese anderthalb Verse nicht verlegen: perh. ref. to the contest between the Just and Unjust Logics, corresponding to II. 889ff of our Clouds; if so, the latter passage 1
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ber die Anlage unserer auf neun B nde geplanten Edition der Poetae Comici Graeci s. Colin Austin, Com. Grace. Fragm. in papyris reperta, Bln. 1973, X, dazu den Katalog der Kom diendichter in Zeitschr. f. Pap. u. Epigr. 14 (1974) 201-225. Die Vorarbeiten sind jetzt so weit vorangekommen, da wir bald einen ersten Band herauszubringen hoffen; es wird der in der Numerierung vierte sein, der vor allem die Fragmente des Aristophanes und Kratinos enth lt. Zu Aristophanes s. in der genannten Zeitschrift 25 (1977) 54-94. The Fragments of Attic Comedy I, Leiden 1957, 680.
Aristophanisches bei Libanius
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was substituted in the second version for something similar in the first usw. So weit wollte Kock nicht gehen, dem Edmonds das Bruchst ck verdankt. Bei Kock geh rt es zu den Fragmenten αδήλων δραμάτων, unter die es sich erst in den im dritten Band gedruckten Zus tzen als Nr. 594 b eingeschlichen hat 3 : Lihan. 183,15R. ητουν δε ουδέν... ουκ οίκίαν, ου γην . . . και το του Αριστοφάνους λόγος ην ουκ έών κακόν τον τοιούτον δοκεΐν ,sermones nostri contexebantur e praeceptis sapientiae, quae non paterentur malos rumores de eo exire, qui tantis virtutibus tantam famam sibi peperisset, h. e. de luliano'. quamquam facile est trimetrorum reliquias restituere (λόγος, / δς τον τοιούτον ουκ έςί κακόν δοκείν), ea verba neque Aristophanis esse praestiterim neque omnino satis intellego. Die von Kock in Anf hrungszeichen gesetzte Paraphrase ist w rtlich Reiskes Ausgabe entnommen4. Kocks eigene Worte zeigen jedoch, da ihm bei der Sache gar nicht wohl war. Kein Wunder; dieser Aristophanes ist nicht der Komiker, wie Reiske annahm5, sondern der korinthische Freund des Libanius, dem der Kaiser unter dem Eindruck einer von Libanius gehaltenen Rede eine Wohltat zukommen lie . Dies h tte Kock aus einer schon zwanzig Jahre vor seinem dritten Band erschienenen wohldokumentierten Lebensbeschreibung des Libanius erfahren k nnen6, deren Verfasser die richtige Identifizierung durch eine schlagende Parallele aus einem Brief des Redners an Julian jedem Zweifel entr ckt7: ούδ' εστίν ειπείν ως δραχμή πλουσιώτερος εκ των βασιλείων έγενόμην . . . το δε δοθέν εκείνο το μικρόν Άριστοφάνει έργον ην λόγου τινός, ουκ έμή δέησις. Dieser λόγος, der λόγος ουκ έών κακόν τον ου8 τοιούτον δοκείν, ist unter dem Titel Πρός'Ιουλιανόν υπέρ Αριστοφάνους erhalten (or. 14). F rster verweist auf die Rede im Testimonienapparat zu der Stelle der Autobiographie, die das falsche Aristophanesfragment geliefert hat9, ebenso auf den von Sievers herangezogenen Brief. H tte Kaibel seine Comicorum Graecorum Fragmenta vollenden k nnen, so w re der von Edmonds geh tschelte Wechselbalg schon damals spurlos verschwunden. Denn in dem nahezu druckfertigen Manuskript der Aristophanesfragmente10 ist Kocks Nr. 594 b 3 4 5 6 7
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Comicorum Atticorurn Fragmenta III, Bln. 1888, 724 (Supplementa vol. I). Libanii sophistae orationes et declamationes I (Altenburg 1791) 84. Er gibt το του 'Αριστοφάνους mit ttt illo Aristopbanis utar wieder (p. 83). J. R. Sievers, Das Leben des Libanius, Bln. 1868, 934S, vgl. 97. Epist. 1039 = 1154,3 F rster (XI p. 245, in etwas anderer Textfassung, worauf in unserem Zusammenhang nichts ankommt). Die von einer Handschrift dargebotene und auch in der Morelliana gedruckte Negation hat Reiske entfernt, F rster (s. n chste Anmerkung) wieder in den Text eingesetzt. Libanii opera I (1903) p. 143,2. Kaibels nachgelassene Aufzeichnungen zu den Komikerfragmenten sind mir von K. Gaiser bergeben worden (C. Austin a. O. IX14); f r sein gro z giges Entgegenkommen danke ich ihm auch an dieser Stelle sehr herzlich.
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Rudolf Kassel
stillschweigend weggelassen; Kaibel erw hnt sie nicht einmal in einer am Schlu gegebenen Zusammenstellung vermeintlicher Aristophanesfragmente, die mit den Worten superest ut ea breviter enumerem quae cautum velim ne quis in hac Aristophanis reliquiarum collections desideret beginnt. Offenbar war ihm der wahre Sachverhalt so selbstverst ndlich, da er es nicht f r n tig hielt, ein Wort dar ber zu verlieren. Hat Libanius berhaupt aristophanische St cke gekannt, die uns verloren sind? Wenn wir Wilhelm Schmids Literaturgeschichte glauben, ist die Sache ohne weiteres klar11: „Libanios hatte noch mehr als die uns erhaltenen 11 St cke (J. Malchin, De Choricii Gazaei veterum scriptorum Graecorum studiis, Diss. Kiel 1884, 63)." Dort liest man in der Tat den Satz Operum deperditorum Libanius magnum numerum cognovit, aber falls in den etwas mi verst ndlich plazierten Worten berhaupt Aristophanes eingeschlossen ist, so gibt doch Malchin keinen einzigen Beleg einer solchen Kenntnis. Mustert man die von Malchins Lehrer F rster im Testimonienapparat gegebenen Hinweise auf verlorene Aristophaneskom dien durch, so wird man mit einer, wie sich zeigen wird fraglichen Ausnahme nichts finden, was die von Schmid aufgestellte Behauptung rechtfertigen k nnte, χρυσός Κολοφώνιος (I p. 519,15) und άνθ' Έρμίωνος (Χ p. 35,15) sind sprichw rtlich, die Vokabeln έλλόβιον (VII p. 59,5)12 und δυσγάργαλις (Χ p. 217,17) auch anderweitig belegt. Der Vergleich mit den κηλώνεια VI p. 563,2 hat sich als Reminiszenz aus Menanders Dyskolos (v. 536) herausgestellt. Warum F rster zu I p. 128,6 einen Vers aus dem Gerytades zitiert, ist mir dunkel; mehr bereinstimmung als in dem Gebrauch des Wortes οίχήσεται ist nicht zu entdecken. Den langen Katalog der θηλυδρίαι und P derasten in der Rede pro saltatoribus (IV p. 473), der beweisen soll, da vor dem Aufkommen des angeblich sittenverderbenden Pantomimus auch nicht alle ein Leben von Priestern und Propheten f hrten, hat Libanius nat rlich nicht aus den Originalquellen zusammengesucht13. So bleibt als auffallende Singularit t eine Briefstelle brig, die seit Dindorfs erster Bearbeitung der Aristophanesfragmente14 auf den Aiolosikon bezogen wird: φρονεί μεν μείζον Άλκιβιάδου, ποιεί δε τα Σίκωνος. δ τι δε ούτος έδρα, τον Άριοτ;οφάνην έροΰ15. Aiolosikon wird nach Analogie νοη'Ηρακλειοξανθίας16, 11
I 4 (1946) 4576. F rster, Philol. 76 (1920) 349-351. » Vgl. J. Mesk, W. St. 30 (1908) 73. 14 Aristophanis fragm. ex rec. G. Dindorfii, Lpz. 1829, 81. Dindorf folgte einem Hinweis von Toup. 15 Epist. 506,4 (X p. 482,14) F rster. 16 Fr sche 499. 12
Aristophanisches bei Libanius
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Σφιγγοκαρίων17, Όρεσταυτοκλείδης18 und Ίκαρομένιππος ,Sikon in der Rolle des Aiolos* bedeuten. Da die Trag die Aiolos, gewi die euripideische, im Aiolosikon verspottet wurde, bezeugt Platonios19. Sikon ist in den Ekklesiazusen ein Sklavenname (867). Der Koch des Dyskolos hei t so vielleicht nach dem Sikon, der von Sosipater als Archeget der h heren Kochkunst gefeiert wird20. Da dieser Sikon im Aiolosikon steckt, wird meist angenommen21. Aber wie ist die Libaniusstelle des n heren zu verstehen ? Die Editoren der Aristophanesfragmente schweigen sich dar ber aus22 oder begn gen sich mit vagen Andeutungen 23 . F rster verweist auf seinen Aufsatz im Hermes 12 (1877), wo er Themist, or. 34,17 verglichen hatte (S. 211). Dort hei t es το δε καΐ τοις χρήσασθαι δεηθεΐσι δοϋναι δωρεάν . . . τίνα Άλκιβιάδην ούχ υπερβαίνει; τίνα Σίκωνα ουκ άποφαίνει Σμικρίνην; So die einzige Handschrift, aber die Herausgeber schreiben mit Recht Κίμωνα statt Σίκωνα, denn Meinekes Verteidigung des berlieferten Namens als einer Figur aus der Neuen Kom die, hominis liheraliter prodigi24, scheitert daran, da Themistius die Freigebigkeit des Kaisers Theodosius preisen will, wozu neben Alkibiades der ebenso ber hmte Kimon, aber nicht ein obskurer Sikon eine w rdige Vergleichsfigur abgeben konnte. Um so gr er ist der Kontrast zu dem notorischen Filz Smikrines. Jedenfalls kann dieser Passus nichts f r den Sikon des Libanius lehren. Ja ich f rchte, da dessen Existenz bei Libanius nicht sicherer gegr ndet ist als bei Themistius. Die Person, die in dem Brief mit Alkibiades und ,Sikon' verglichen wird, ist ein Onkel des Adressaten, eines Sch lers und Freundes des Libanius, Andronikos. Von dem Onkel, der ein hohes Amt bekleidete und von Seeck mit dem Comes Orientis Nebridius identifiziert worden ist25, hei t es in einem wenig sp ter geschriebenen 17 18 19 20 21 22 23
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Titel des Eubulos, II p. 201 Kock. Titel des Timokles, II p. 462 Kock. Proleg, de com. I 28 p. 4 Koster. Fr. 1,14 (III p. 315) Kock. Handley zu Dyskolos 889. Zuerst von G. H. Grauen, Rh. Mus. 2 (1828), 60. Kaibel (ms.) blieb skeptisch. Dindorf, Kock, Blaydes, Kaibel (ms.). Bergk bei Meineke, Fr. Com. Gr. II 2 (1840) 943. Er scheint einen Zusammenhang mit der von ihm als Hauptinhalt des St ckes vermuteten Kritik am luxuri sen Leben der Athener nach dem peloponnesischen Krieg anzunehmen. Wie schnell man mit Spekulationen solcher Art ins Bodenlose geraten kann, zeigt das Beispiel Th. Zielinskis (Die M rchenkom die in Athen, St. Petersburg 1885, 37ff., 69ff.). Er glaubt das Verh ltnis des Aiolosikon zur Aiolossage mit Hilfe der Libaniusstelle so bestimmen zu k nnen, „da bei Aristophanes Sikon selbst einen Incest mit der entsprechenden Kanake unterhielt oder unterhalten wollte, also mit seiner eigenen Tochter" (S. 38), und unternimmt es dann in halsbrecherischen Kombinationen, die ganze Geschichte nach Analogie eines M rchens zu rekonstruieren. Fr. Com. Gr. III 264. O. Seeck, Die Briefe des Libanius zeitlich geordnet, Lpz. 1906, 73. Vgl. W. En lin, RE Suppl. VII (1940) 549.
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Brief an Andronikos26: δύναται δε πολλά και πλουτεΐ' το δ' όθεν, ιστέ, mit hnlicher Verschweigung wie in δ τι δε ούτος έδρα, τον Άριστοφάνην έροϋ. Einige S tze weiter wird Libanius deutlicher (§4): πανταχόθεν αρπάζει. Wenn wir uns nun entschlie en, Sikon in den aus den Wolken bekannten αρπαξ των δημοσίων Simon zu verwandeln27, wobei uns pal ographisch nichts im Wege steht als der oft genug kaum wahrnehmbare Unterschied von κ und μ, so gewinnen wir in diesem sprichw rtlich gewordenen Raffer28 einen gewi nicht bel passenden Gegensatz zu dem bis zur Verschwendung freigebigen Alkibiades29. Ich will diese Vermutung nicht als sichere Emendation ausgeben, meine aber, da ihr au er dem Gesagten noch ein weiterer Umstand zur Empfehlung dient. Mit Sikon, dessen Gegensatz zu Alkibiades dunkel bleibt, h tten wir die wie gesagt einzige Erw hnung einer uns nicht erhaltenen aristophanischen Kom die in dem gesamten umf nglichen Werk des Libanius, und δ τι δε ούτος έδρα, τον Άριστοφάνην έροϋ m te als ziemliche Zumutung an Andronikos erscheinen. Der Aufforderung, sich an die Wolken zu erinnern, konnte er dagegen leicht nachkommen; das war die Lieblingskom die seines Lehrers Libanius30. 26 27 28 29
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Epist. 515,1 (X p. 489,10) F rster. 351 (vgl. die Schollen) und 399. Suda σ 447 Σίμωνος άρπακτικώτερος. hnlich verwendet den Alkibiades Themistius an der im Text zitierten Stelle. Vgl. Hugo Schneider, Die 34. Rede des Themistios, Winterthur 1966, 130. Zu φρονεί μείζον Άλκιβιάδου verweist F rster auf die Midiana des Demosthenes, or. 21,143. Vgl. noch φρονήματι in der ersten Einf hrung des Alkibiades bei Thukydides, V 43,2; Xen. mem. I 2,25 (Kritias und Alkibiades) ώγκωμένω μεν επί γένει, έπηρμένω 6' επί πλούτω, Ael. ν. h. Ill 28 τετυφωμένον επί τψ πλούτω και μέγα φρονοϋντα επί ifj περιουσία, vor allem bei Libanius selbst decl. 12 (Τίμων έρών Άλκιβιάδου εαυτόν προσαγγέλλει, Vp. 529 F rster), 29 p. 551,7 μείζω Περικλέους άξιων φρονεΐν, dazu 28 p. 550, 12-16; 51 p. 563,5; decl. 1,137 (apol. Socr., V p. 91,14f.). F rster, Herrn. 12 (1877) 214.
WINFRIED BÜHLER
Tendenzen nachdemosthenischer Bearbeitung der 3. Philippischen Rede des Demosthenes Zu den Hauptproblemen der Demosthenesüberlieferung gehört die Frage nach dem Verhältnis der Handschrift S (Parisinus 2934, s. x1"·) zu den übrigen Handschriften, repräsentiert durch F (Venetus Marcianus 416, s. vel xim·), (Parisinus 2935, s. xi) und A (Monacensis 485, s. xi)1. S ist die älteste Handschrift2 und bietet durchweg einen knapperen, mitunter schwerer lesbaren Text, während der der Vulgata abgerundeter und leichter verständlich ist. Man hat daher S, seit seiner Entdeckung durch Bekker, nach dem Prinzip der lectio difficilior grundsätzlich den Vorzug gegeben, ohne ihm in allem sklavisch zu folgen3. In letzter Zeit sind jedoch Stimmen laut geworden, die vor einer Überschätzung von S warnen. Exponent dieser Richtung ist H. Erbse, der in seinem kenntnisreichen und wertvollen Überblick über die Überlieferung der klassischen und hellenistischen Literatur sagt4: „Oft ist nicht der knappere, kompaktere Text demosthenisch, sondern die vollere und auch wuchtigere Formulierung der Vulgata" (mit weitreichenden textgeschichtlichen Folgerungen)5. Die Begründung, die Erbse dort nicht geben konnte, hat für ihn D. Irmer in seiner im gleichen Jahr erschienenen, von Erbse betreuten Hamburger Dissertation Zum Primat des Codex S in der Demostheneskritik 1
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Alle Angaben über die Handschriften nach der editio maior von C. Fuhr (Demosthenis orationes, l, Lipsiae 1914). Der Laurentianus conv. soppr. 136, s. xiii, der weitgehend mit S übereinstimmt, ist entweder eine Zwillingshandschrift oder eine Kopie von S; seine Lesarten werden, in Übereinstimmung mit Fuhr, nicht besonders angeführt. Zur Überlieferung vgl. zuletzt D. Irmer, Beobachtungen zur Demosthenesüberlieferung, Philol. 112, 1968, 43ff., dens., Zur Genealogie der jüngeren Demostheneshandschriften, Hamburg 1972 (Hamburger Philologische Studien 20). Der zeitliche Vorsprung vor der Zweitältesten, F, beträgt jedoch im Höchstfall 100 Jahre. Vgl. das abgewogene Urteil von S. H. Butcher, Demosthenis orationes, l, Oxonii 1903, praef. ix. Zeitweise hatte man sich allerdings zu stark an S geklammert. Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur (Sammelband), l, Zürich 1961, 263. Ähnlich kurz vorher: „. . . kann man nicht selten nachweisen, daß die Vulgata dem Text S gleichberechtigt, sehr oft sogar überlegen ist."
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Winfried B hler
(1961, maschinenschr. vervielf ltigt) durch eine Untersuchung einer gr eren Anzahl von Einzelstellen zu liefern versucht, mit dem Ergebnis, da aus dem ,oft' von Erbse ein ,meist' bzw., bezogen auf die untersuchten Stellen, ein ,fast immer' wurde6. Als Musterfall f r derartige Analysen nennt Erbse die 3. Philippische Rede. In der Tat treten die Diskrepanzen dort nicht nur geh uft auf, sondern sie erstrecken sich — im Gegensatz zu den anderen Reden — auch auf ganze Satzglieder und gelegentlich sogar auf noch gr ere Abschnitte. Dies hat freilich schon in der Vergangenheit zu einer Sondereinsch tzung der berlieferung dieser Rede gef hrt. Da man sich scheute, die gr eren Pluspartien Demosthenes abzusprechen, hat man seit langem zur Hypothese einer Autoren-Doppelfassung Zuflucht genommen, wobei nur unklar blieb, ob die k rzere oder die l ngere Fassung am Anfang stand. Konsequenterweise werden in den ma gebenden Ausgaben7 die gr eren bersch sse der Vulgata en petit gedruckt (nicht jedoch die kleineren8). Doch l t Irmer einen solchen Unterschied zwischen gr eren und kleineren Abweichungen nicht gelten und unterwirft alle der gleichen Betrachtungsweise; auch Erbse sieht in der 3. Philippischen Rede einen Paradefall, dessen Beurteilung er auf die brigen Reden ausweitet. Im folgenden soll nun eine repr sentative Auswahl von Stellen der 3. Philippischen Rede erneut daraufhin untersucht werden, ob der k rzere Wortlaut von S oder die breiteren Formulierungen der Vulgata mehr Anspruch darauf haben, von Demosthenes zu stammen. Nachdem das Vertrauen in S durch Erbse und Irmer in Frage gestellt worden ist, scheint eine solche retractatio geboten: es kann uns schlie lich nicht gleichg ltig sein, wie Demosthenes sich in seiner 3. Rede gegen Philipp, einem H hepunkt seiner Redekunst, im einzelnen ausdr ckt. Der durch die berlieferung auferlegte Zwang, durch Vergleich zweier Formulierungen den echten Wortlaut zu ermitteln, bietet zugleich die Chance, einen tieferen Einblick in den Stil des Demosthenes zu gewinnen.
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F r die Reden in Zivilprozessen behauptet L. Gernet, Demosthene, Plaidoyers civils, l, Paris 1954, 18 eine Superiorit t von A gegen ber S. Ob hier ein Wechsel stattgefunden hat, lasse ich offen. Die A. l und 3 genannten von Fuhr und Butcher; hnlich schon F. Blass, Demosthenis orationes ex recensione G. Dindorfii, ed. quarta correctior, l, Lipsiae 1903. Vgl. auch Demosthene, Harangues, 2, texte etabli et traduit par M. Croiset, Paris 1925. Mit der (ungerechtfertigten) Ausnahme von § 40 πρόσοδοι (YF, πρόσοδος A und s. 1. F: om. S und pap. Fayum [s. A. 45]). Das Wort ist brigens verd chtig, da die umgebenden Substantive πλήθος und αφθονία Λ/engewbegriffe sind, was auf πρόσοδοι/ος nicht zutrifft.
Tendenzen nachdemosthenischer Bearbeitung der 3. Philippischen Rede des Demosthenes
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Die Frage der Doppelfassung mu bei den gr eren Abweichungen im Textbestand miter rtert werden (f r die kleineren hat sie bisher noch niemand erwogen). Sollten sich dabei jedoch hnliche Tendenzen wie bei den kleineren Zus tzen zeigen, die nicht auf Demosthenes selbst zur ckgef hrt werden k nnen, ist dort ebenfalls mit einer sp teren berarbeitung — nur eben in gr erem Stil — zu rechnen. Im brigen verteilen sich die Diskrepanzen nicht immer reinlich auf S und die brigen Handschriften (zu denen meist die j ngere Hand von S hinzukommt), sondern es geht mehrfach die eine oder andere ,Vulgatahandschrift' mit S; das gilt vorwiegend, wenn auch nicht ausschlie lich, f r die kleineren Abweichungen. Da jedoch kein prinzipieller Unterschied zu erkennen ist, werden alle F lle gleich behandelt. Die Folgerungen f r die recensio liegen auf der Hand, sollen uns aber hier nicht besch ftigen. Ma gebende Kriterien f r die Beurteilung sind der Sprachgebrauch des Demosthenes9 sowie der jeweilige Zusammenhang. Neben den Untersuchungen von Irmer werden vor allem die Kommentare von Weil und Rehdantz-Blass10 herangezogen, in denen sich zu einer Anzahl von Stellen gute Bemerkungen finden11. Trotzdem bleibt noch viel zu tun: die Argumente sind noch l ngst nicht ausgesch pft, viele Stellen bisher noch gar nicht in eine systematische Betrachtung einbezogen worden. Wenn es gelingen sollte, einige Punkte definitiv zu kl ren, in anderen die bisherige Argumentation zu verst rken und dar ber hinaus Gesichtspunkte zu gewinnen, die eine einheitliche Gesamtdeutung nahelegen, w rde man in der schwierigen Frage vielleicht einen Schritt weiterkommen. Mit Sicherheit l t sich ber den Zusatz der Vulgatahandschriften § 34 entscheiden: ου Κορινθίων έπ' Άμβρακίαν έλήλυθε και Λευκάδα; ουκ Αχαιών Ναύπακτον άφελόμενος όμώμοκεν Αίτωλοίς παραδώσειν; Das von FAY und dem Pap. Michigan 91812 gebotene, von S ausgelassene 9
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Die wichtigsten Hilfsmittel zu seiner Erfassung sind S. Preuss, Index Demosthenicus, Lipsiae 1892 (Hildesheim 1963) und die beiden Indices der erkl renden Ausgabe von Rehdantz-Blass (Demosthenes' neun Philippische Reden, erkl rt von C. Rehdantz, 2, 2, 4. Aufl. besorgt von F. Blass, Leipzig 1886 [Hildesheim-New York 1973]). Les harangues de Demosthene, texte grec avec un commentaire critique et explicatif par H. Weil, Paris 1912 (Hildesheim-New York 1973) und Demosthenes, Neun Philippische Reden, erkl rt von C. Rehdantz, 2, l, 6. Aufl. besorgt von F. Blass, Leipzig-Berlin 1905 (Hildesheim-New York 1973). Weitere Literatur bei Irmer 4 ff. Zuletzt hat einige textkritische Fragen L. Canfora im Anhang zu seiner italienischen bersetzung der 3. Philippischen Rede (Demostene, Discorso all'assemblea per ambascerie in Asia e in Grecia, Bari 1971) 29ff. besprochen (auf Canforas phantastische Rekonstruktion der Rede kann ich hier nicht eingehen). Ed. J. G. Winter, Class. Philol. 20, 1925, 97ff. (4. Jh. n. Chr., enth lt §§ 29-Anfang 35, 61—68; in den o. genannten Ausgaben noch nicht ber cksichtigt).
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άφελόμενος ist nur sinnvoll, wenn Philipp das Versprechen nach der Eroberung gab. Irmer, der dies S. 173 richtig betont, f hrt freilich fort: „Sachlich l t sich gegen den Vulgatatext nichts einwenden" — gerade als ob das Datum der Eroberung von Naupaktos durch Philipp unbekannt w re! Es besteht Einigkeit unter den Historikern, da die Stadt erst 338 in Philipps Hand fiel13. Da die 3. Philippische Rede im Jahr 341 gehalten worden ist, handelt es sich eindeutig um einen unzutreffenden Zusatz14, dessen Ursache auch noch klar erkennbar ist: der (in Wirklichkeit von Ναύπακτον abh ngige) Genetiv Αχαιών schien frei zu schweben und sollte an einem Verb verankert werden15; daf r bot sich das folgende άφήρηται an. Nur selten ist die Entscheidung so einfach16. Ein weiterer — allgemein anerkannter — Fall liegt vor § 45: (im Zusammenhang mit Arthmios, der die Peloponnesier mit persischem Geld bestach) έκόλαζον δ' ούτω και έτιμωροϋνθ' ους17 αΐσθοιντο δ ω ρ ο δ ο κ ο ΰ ν τ α ς (FAY: om. S), ώστε και στηλίτας ποιεϊν. Da δωροδοκείν in der Bedeutung ,bestechen' unklassisch ist (fr hester Beleg bei LSJ s. v. ii ist Diod. 13, 64, 6) und bei Demosthenes stets ,sich bestechen lassen' bedeutet (9,37.39, weitere 17 [18] Belege), was auf Arthmios nicht pa t, mu das Wort interpoliert sein (Weil, LSJ 1. c.18). Uns interessiert hier vor allem der Grund f r die Einf gung: offenbar stie sich ein Grammatiker an der Knappheit des Ausdrucks ους αΐσθοιντο — zu dem aus dem vorhergehenden Satz διαφθείροντας zu erg nzen ist — und suchte dem Verst ndnis durch Vervollst ndigung nachzuhelfen. Ein hnlicher Grund d rfte zu einer Erweiterung in § 44 gef hrt haben: S (und Harpocration p. 39, 10 B.) bietet τί γαρ τω Ζελείτη (d. h. Arthmios aus Zeleia), των Αθηναίων κοινών εΐ μη μεθέϊίειν εμελλεν; Daf r haben FAY (und S von j ngerer Hand) τί γαρ τω Ζελείτη τοϋτ' εμελεν, ει των Άθήνησι κοινών μη μεθ. Ein Pedant konnte im Hauptsatz das 13
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Vgl. F. R. W st, Philipp II. von Makedonien und Griechenland in den Jahren von 346 bis 338, M nchen 1938 (M nchener Historische Abhandlungen l, 14), 164 mit weiterer Literatur, Jacoby zu Theopomp (FgrHist 115) F235; zuerst A. Schaefer, Demosthenes und seine Zeit, *2, Leipzig 1856, 5153. Die Bezeugung der falschen Lesart durch den Pap. Michigan braucht nicht zu verwundern: Lesarten der Vulgatfassungen finden sich schon bei Dionys v. Hai. (vgl. auch am Schlu des Aufsatzes). Trotz des parallelen Κορινθίων έπ' Άμβρακίαν. Ein ebenso eindeutiger, aber ziemlich mechanischer Fehler ist § 42 das Eindringen der Worte ουκ Άθήναζε (FA, in Υ nur am Rand) ins Arthmiosdekret aus § 43. ους αν FA. Irmer hat die Stelle nicht behandelt.
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Verb vermissen (zu erg nzen nat rlich ην19), obwohl Demosthenes zwei weitere Beispiele f r τι c. dat. ohne Kopula aufweist (20, 20 und 54, 27, vgl. Rehdantz-Blass): er setzte kurzerhand εμελεν ein (aus §45?). Doch damit nicht genug: auch die etwas gewaltsame, aber keineswegs undemosthenische Voranstellung von των Αθηναίων κοινών wurde normalisiert und das neben dem Genetiv κοινών in seiner Substantivfunktion nicht ganz klare Αθηναίων durch Άθήνησι ersetzt. Damit wurde aber eine Feinheit des Textes beseitigt: die bewu te Gegen berstellung der gegens tzlichen Begriffe τω Ζελείτη (B rger von Zeleia) und των Αθηναίων κοινών (athenisches B rgerrecht)20. Erleichterung des Verst ndnisses durch Einf gen von Worten liegt auch § 48 vor: πρώτον μεν γαρ ακούω Λακεδαιμονίους τότε καΐ πάντας τους άλλους21 τέτταρας μήνας ή πέντε, την ώραίαν αυτήν, σ τ ρ α τ ε ύ ε σ θ α ι καΐ τούτον τον χρόνον (Α, γρ. Υ, in S von j ngerer Hand: om. SFY text ) έμβαλόντας αν και κακώσαντας την χωράν όπλίταις και πολιτικοίς στρατεύμασιν άναχωρεΐν έπ οίκου πάλιν. Die gesperrt gedruckten Worte sind nicht nur schlecht bezeugt, sondern tragen auch wegen der m igen Wiederholung der Zeitangabe den Stempel der Interpolation an der Stirn. Anla f r die Einf gung war zweifellos, da man einen zusammenfassenden Begriff ,zu Felde ziehen' vermi te (die Verben έμβαλόντας, κακώσαντας, άναχωρεΐν heben nur Anfang und Ende sowie einen Einzelaspekt hervor); ein solcher Begriff scheint auch durch den Akk. der Ausdehnung τέτταρας μήνας ή πέντε gefordert zu sein. Aber Demosthenes hat es vorgezogen, stellvertretend f r die Gesamthandlung anschauliche Einzelmomente anzuf hren, und dadurch f r einen ungeduldigen Leser das Verst ndnis erschwert. Der Interpolator mu te freilich nach Einf gung von στρατεύεσθαι die Zeitangabe wiederholen und hat sich damit verraten. Ich f ge einige weitere F lle von Verdeutlichung durch Hinzusetzen eines einzelnen Wortes an. (A) §41: ... δηλώσω, ου λόγους έμαυτοϋ λέγων, άλλα γράμματα των προγόνων των υμετέρων δεικνύων (FAY, S von j ngerer Hand: om. S, Aristid. rhet. l, 27 p. 13, 22 Schm.), άκεΐνοι κτλ. Das Verb λέγω bedeutet in der Verbindung mit λόγους ,sagen', in der Verbindung mit γράμματα — streng genommen — ,zitieren' (vgl. Dem. 19 20
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Zu fehlendem ην vgl. 6, 35. Vgl. Rehdantz-Blass z. St. Dagegen scheint gegen den — als Wortspiel sinnlosen — Gleichklang εμελεν — εμελλεν nichts einzuwenden zu sein, vgl. 8, 27, Hermog. id. 2, 5 p. 342, 7 R. und Rehdantz-Blass zu 8, 27 sowie Index 37f. - Irmer 125 gibt die Vulgatfassung ohne Rechtfertigung. Statt άλλους steht in A, als Variante in FY und in S von j ngerer Hand,"Ελληνας. Vgl. dazu auch u. S. 64.
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21,8 λέγε τον νόμον, LSJ s.v. iii 13). Es liegt also ein leichtes Zeugma vor. Aber ein Pedant konnte daran Ansto nehmen und hat es getan. Durch die Einf gung von δεικνύων hat er jedoch der sch nen Antithese, bei der es allein um die Gegen berstellung der Objekte geht, einen Teil ihrer Wirkung genommen. Ein solches F llsel mag zu Isokrates passen, nicht jedoch zum gedr ngteren Stil des Demosthenes. (B) Gleich im l. Paragraphen liest man in S und zweimal bei Dionys v. Hai. (Demosth. 9 p. 144, 17 U.-R.22, Thuc. 54 p. 415, 13) ου μόνον υμάς, άλλα και τους άλλους αδικεί (sc. Philipp), in FAY folgt jedoch auf άλλους noch "Ελληνας. Irmer 108f. f hrt mit Recht aus, da mit άλλοι die anderen Griechen gemeint seien (und mit dem Unrecht die Verletzung des Philokratesfriedens durch Philipp). Aber entscheidend ist doch, ob dies auch ausdr cklich gesagt werden mu te. Der athenische B rger in der Volksversammlung brauchte eine solche Nachhilfe sicher nicht (vgl. 9,10 εΐπερ οίς προς τους άλλους πεποίηκε δεί τεκμαίρεσθαι23). Man k nnte allenfalls daran denken, da Demosthenes das Έλληνας f r die Publikation hinzusetzte. Andererseits findet sich auch 9, 48 Έλληνας als Variante (A und, jeweils γρ., FYSrec"), diesmal statt άλλους (gemeint sind die Bundesgenossen der Spartaner, das waren aber nicht alle Griechen), in § 32 in A nach πόλεις:'Ελληνίδας. Und wer sollte schon Interesse daran gehabt haben, ein berliefertes Έλληνας wegzulassen? Dagegen liegt der Grund f r eine nachtr gliche Hinzuf gung auf der Hand. (C) § 48 hei t es an der o. ausgeschriebenen Stelle in S κακώσαντας την χωράν; dagegen bieten FAY ein pr zisierendes την των αντιπάλων χωράν. In Wirklichkeit ist auch dieser Ausdruck noch reichlich allgemein, denn gemeint ist nach dem Zusammenhang Attika24. Entscheidend ist aber der Sprachgebrauch. Bei Demosthenes kommt das Won αντίπαλος nur 5mal vor (8, 33; 16, 5. 31; 23, 8. 102, immer acc. pl. [doch zweimal im a. c. i.]), davon 4mal in der festen Wendung Jemanden zum Gegner haben, jemandes Gegner sein', und 8,33 in dem Doppelausdruck τους εχθρούς καΐ τους αντιπάλους. Aus diesem eingeschr nkten Gebrauch f llt die Verwendung an der vorliegenden Stelle heraus. Also stammt der Genetiv nicht aus der Feder des Demosthenes, sondern aus der eines ngstlich um Verdeutlichung bem hten Bearbeiters. (D) Dieser konnte wohl auch den Ausdruck ά συμφέρει (§4) ohne Erg nzung nicht ertragen und f gte ein τοις πράγμασι (FY, in A und als Variante in F daf r τη πόλει) hinzu: dabei 22 23 24
Usener-Radermacher f gen bei Dionys zu Unrecht "Ελληνας aus Demosthenes ein, nach dem Vorgang von Sylburg, der S noch nicht kannte. Von Irmer 109 verglichen, der aber anders entscheidet. Vgl. die von Rehdantz-Blass angef hrten Thukydidesstellen. F r den korinthischen Krieg, der hier gemeint zu sein scheint, ist das brigens nicht bezeugt.
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hat er bersehen, da die Wendung f r τα συμφέροντα steht und dem πάντα προς ήδονήν άκούουσιν im vorhergehenden Satz gegen bergestellt ist. Um wessen Nutzen es geht, ist aus dem Zusammenhang v llig klar. Dagegen erh lt die Antithese hie Angenehmes — hie N tzliches erst durch die Reduzierung auf die Grundbegriffe ihre eigentliche Sch rfe25. Ein weiteres Mittel zur Erleichterung des Verst ndnisses ist die Normalisierung der Wortstellung, f r die sich mehrere Beispiele in FY (ohne A) finden. Oft handelt es sich nur um die Vertauschung zweier benachbarter W rter wie § 17 εγώ δε τοσούτου δέω . . . εκείνον άγειν όμολογείν (SA: όμολογεΐν άγειν FY) την προς υμάς είρήνην, wo offenbar die Trennung des άγειν von την . . . είρήνην Ansto erregte. Zugegeben, die Wortstellung in SA wirkt ,verquer'. Aber wenn man im folgenden λύειν φημί την είρήνην liest und sich klarmacht, da es auf die Gegen berstellung der beiden Verben ankommt, kann man nicht mehr im Zweifel sein, was Demosthenes geschrieben hat. hnlich d rfte § 19 πολεμείν ορίζομαι (SA: ορίζομαι πολεμείν FY) zu beurteilen sein, wo man zwar f r die Wortstellung von FY geltend machen kann, da durch sie das πολεμείν mehr Gewicht erh lt (Gegensatz είρήνην άγειν, §18), jedoch ορίζομαι (,ich behaupte', ,stelle fest') noch gr ere Betonung beanspruchen kann (vgl. im Vorhergehenden εγώ φώ ...;): erst durch die Endstellung wirkt die Feststellung so abrupt, da kein Widerspruch aufkommen kann — und darauf d rfte es Demosthenes vor allem angekommen sein. Durchsichtig ist die Normalisierung §15 των όντων εν Χερρονήσω νυν απεσταλμένων (SA), wof r FY των εν Χ. νυν όντων απ. bieten (zur Endstellung von νυν bei Demosthenes vgl. den Index von Rehdantz-Blass S. 29 unten), brigens mit dem unsch nen Nebeneffekt des Aneinanderr ckens der beiden Partizipien. Eine st rkere Versetzung findet sich § 24 ύμϊν . . . πάντες ωοντο δείν, και οι μηδέν έγκαλείν έχοντες αύτοΐς, μετά των ήδικημένων πολεμείν (SA). Die gewaltigen Hyperbata des Demosthenes waren schon der antiken Stilkritik aufgefallen26. Aber f r dergleichen hatte der Redaktor der in FY berlieferten Fassung keinen Sinn: er konnte es nicht ertragen, da πολεμείν so weit von dem bergeordneten δείν abgeschlagen war und versetzte es kurzerhand direkt dahinter ohne zu bemerken, da die dazu geh rende Erg nzung μετά των ήδικημένων dann schm hlich nachhinkt.
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Vgl. noch § 5 πραττόντων, sc. υμών (vorher ποιούντων υμών): πραττόντων υμών tats chlich FAY und § 18 τον' Ελλήσποντον άλλοτριωθήναι SA: τον ' Ε. υμών αλλ. FY, wo die Kurzfassung durch 18,88 gest tzt wird. — Aber § 9 ist die Einf gung eines άγειν vor λέγει (AYF [in F ist λέγει nur Variante]) im Zusammenhang des ganzen Satzes sinnlos. Z.B. Π. ΰψ. 22, 3 f.
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Pedanterie verr t auch die mehrfache Einf gung eines μεν, um eine formal genaue Entsprechung zu einem δε-Glied herzustellen. Ein Musterfall ist § 2 ουδέν άλλο ποιοϋσιν ή όπως ή πόλις παρ αυτής δίκην λήψεται καΐ περί τοϋτ εσται, Φιλίππω δ5 έξέσται καΐ λέγειν καΐ πράττειν δ τι βούλεται: so S, w hrend in FAY vor πόλις noch ein μεν steht (und dahinter αυτή27). Zweifellos besteht ein starker Gegensatz zwischen Athen, das sich selbst zerfleischt, und Philipp, der tun kann, was er will. Aber es fragt sich, ob dieser Gegensatz auch formal durch μεν — δε ausgedr ckt werden mu te, ja ob er berhaupt von vornherein so intendiert war. Das scheint mir nicht der Fall zu sein. Die Aussage zielt zun chst nur darauf (man beachte das ausschlie ende ουδέν άλλο . . . ή, durch das der Gedanke auf eine einzige Wirkung konzentriert wird), da es gewisse Leute durch Anklage und Verleumdung der f hrenden Politiker dahin bringen, da die Stadt sich selbst bestraft (statt Philipp zu bestrafen); daraus entwickelt sich ein zweiter Gedanke, der zwar eng mit dem ersten zusammenh ngt, aber doch eigene Aussagekraft hat, da die Stadt nicht nur (was an sich schon schlimm genug ist) solches berhaupt tut, sondern damit ausschlie lich besch ftigt ist, soda sie keine Zeit hat, Ma nahmen f r die Abwehr Philipps zu treffen. Entscheidend ist, da das mit δε angeschlossene Glied einen Gegensatz nicht zum ersten, sondern zum zweiten Gedanken darstellt: weil die Stadt ganz mit sich besch ftigt ist, hat Philipp unbegrenzte Handlungsfreiheit. Den formalen Beweis f r die Richtigkeit dieser Auffassung liefert die Paronomasie εσται — έξέσται28, d. h. die Wiederaufnahme des Verbs des zweiten Gedankens in der Form eines Kompositums. Der Gegensatz erw chst also erst aus der Entfaltung des Gedankens; ein μεν am Satzanfang w rde dagegen voraussetzen, da die Antithese schon dort planvoll er ffnet w rde. Weitere F lle von Einf gung eines μεν sind § 5 vor φαθυμίας (FAY), 19 nach dem ersten εάν (FAY), 33 nach ευχόμενοι (FAY2) (hier ist das δε-Glied wegen des Singulars ουδείς έπιχειρών auch formal nicht genau koordiniert); im brigen vgl. zum fehlenden μεν Rehdantz-Blass, Index 104. Man kann die bisher betrachteten F lle unter den Gesichtspunkten der Verdeutlichung und Normalisierung zusammenfassen und m helos weitere Stellen anf gen (z. B. die Ersetzung der erlesenen, gut f r Demosthenes bezeugten29 Konstruktion §27 εις τάς έπιστολάς γράφει durch die gew hnlichere εν ταΐς έπιστολαΐς γράφει [FAY] oder die eines allgemeineren τούτων § 2 durch ein etwas papieren wirkendes του ταϋθ' ούτως εχειν [FAY], usw.). Nicht selten juckt es den Bearbeiter aber auch, 27 28 29
Zur Verst rkung hinzugesetzt. Vgl. Rehdantz-Blass, Index 38 unten. 19, 40 und 68. γράφειν εν (τη) επιστολή 7, 33 und 34, 8 in unechten Reden.
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den schlichten Text des Demosthenes — scheinbar — stilistisch zu verbessern. §31 liest man in SY δσω μάλλον δεινον και οργής άξιον; FA haben vor οργής noch πολλής. Nun gibt es tats chlich die Verbindung δεινον καΐ πολλής οργής άξιον 19,7 (allerdings auch ein einfaches οργής άξιον 45,20). Aber neben οσω μάλλον ist πολλής unertr glich. Der Bearbeiter hat eben nicht gesehen, da die Steigerung f r den ganzen Ausdruck gilt. hnlich d rfte zu beurteilen sein § 20 βουλεύεσθαι μέντοι περί πάντων των ' Ελλήνων ως εν κινδύνω μεγάλω καθεστώτων (S: μεγίστω καθεστηκότων30 FAY). Demosthenes betont, da nicht einzelne St dte, sondern alle Griechen bedroht sind. Dieser Gedanke scheint aber klarer zum Ausdruck zu kommen, wenn nicht mit dem Superlativ gleichsam noch ein Nebenakzent gesetzt wird. Die F lle, in denen ein einfacher Ausdruck von S in den anderen Handschriften um ein zweites Glied erweitert oder sonst irgendwie ,aufgef llt' ist, sind zahlreich und nicht immer leicht zu entscheiden. So gleich § l καΐ λέγειν δεΐν και πράττειν όπως κτλ. (S), wo in FAY nach πράττειν noch άπασι προσήκειν folgt. F r das Nebeneinander von δείν und προσήκειν verweisen Rehdantz-Blass auf 4,19 ά πάσι δεδόχθαι φημι δεΐν και παρεσκευάσθαι προσήκειν οϊομαι, f r άπασι im 2. Glied darauf, da Handeln, anders als Reden, allen zukomme. Aber ist das schon ein Beweis, da Demosthenes den breiteren Ausdruck auch wirklich gebraucht hat? Reden und Handeln ist ein so elementarer Gegensatz, da weitere Differenzierungen bei ihm eher st ren, auch wirkt die Wiederholung eines Verbs f r .m ssen' bei den kurzen Infinitiven reichlich umst ndlich (4,19 unterscheidet sich auch dadurch, da eine st rkere Interpunktion folgt und der Satz breiter ausschwingen kann). So neige ich — im Gegensatz zu Rehdantz-Blass und Irmer — der k rzeren Version zu. Ein anderes Beispiel findet sich § 14 ει των αδικούμενων υμών μηδέν εγκαλούντων αύτω, αλλ' υμών αυτών τινας αίτιωμένων, εκείνος κτλ. (S), wo FY und Α2 31 nach αίτιωμένων noch και κρίνειν βουλομένων bieten. Es geht Demosthenes darum, da die Athener widersinnig handeln, wenn sie Philipp, der ihnen Unrecht tut, nichts vorwerfen, wohl aber einige ihrer eigenen B rger anklagen, αίτιωμένων mag etwas schwach erscheinen (9,2 hei t es αίτιώμενοι και διαβάλλοντες): wollte Demosthenes also die Aussage durch die abschreckendere Erw hnung des Willens zur Verurteilung verst rken? 32 Aber man kann auch umgekehrt argumentieren: 30 31
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Die Formen καθεστώς und καθεστηκώς sind beide bei Demosthenes belegt. Der ganze Passus ist in A von 1. Hand ausgelassen und sp ter am Rand nachgetragen worden. Zu κρίνειν in Verbindung mit αίτιασθαι vgl. 2, 25 (von Irmer 111 herangezogen) und 27, aber κρίνειν ist nat rlich eine zweite Stufe, die hier noch nicht vorausgesetzt ist, weshalb Voemels Konjektur κρινόντων von Irmer mit Recht abgelehnt wird.
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der Hauptakzent liegt auf υμών αυτών; die Antithese ist klarer (und lapidarer), wenn jedes Glied nur ein Partizip hat; schlie lich enth lt αιτιασθαι als terminus f r gerichtliche Anklage bereits in sich eine Steigerung gegenber έγκαλεϊν. Mir scheinen die Argumente f r die Kurzfassung zu berwiegen. §43 bieten FAY statt des schlichten Ausdrucks λογίζεσθε δη προς θεών, τίς κτλ. von S die doppelt erweiterte Formulierung λογίζεσθε δη προς Διός και (Διός και om. Υ) θεών καΐ θεωρείτε (καΐ θεωρείτε om. Α) παρ' ύμΐν αύτοΐς, τίς. F r die l ngere Schwurformel bietet der Index von Rehdantz-Blass 133 zahlreiche Parallelen, auch sind hnliche Doppelausdr cke f r . berlegen/betrachten' gut belegt (vgl. 21,73 σκέψασθε δη προς Διός καΐ θεών, ω άνδρες Αθηναίοι, καΐ λογίσασθε παρ' ύμΐν αύτοΐς33, ferner 8, 18; 20, 87. 163). Immerhin kommt die Verbindung θεωρείτε παρ' ύμΐν αύτοΐς bei Demosthenes nicht mehr vor, und die Auslassung einzelner Glieder der volleren Fassung in zwei Handschriften lassen doch erhebliche Zweifel an ihrer Echtheit aufkommen. Es kommt hinzu, da es sich hier um formelhafte Wendungen handelt, die jedem mit Demosthenes Vertrauten gel ufig waren und bei denen eine Vervollst ndigung nach anderen Stellen (z. B. 21, 73, aber es braucht gar kein genaues Vorbild vorzuliegen) nahelag. So steht § 12 in SA νοσοϋσι καΐ στασιάζουσι, was in FY noch um εν αύτοΐς (d. h. αύτ-) erweitert ist. 9, 50 hei t es προς νοσοϋντας εν αύτοΐς34, und bei στασιάζειν ist die Erweiterung um εν αύτοΐς, wenn auch nicht bei Demosthenes selbst, so doch sonst mehrfach belegt (Xen. hist. Gr. 1,5,9, Plat. reip. 465b)3S. Solche Stellen konnten leicht zur Erweiterung inspirieren. Im brigen findet sich das Hendiadyoin νοσεΐν και στασιάζειν ohne Erweiterung auch Plat. reip. 470C. Um das in sich vielleicht etwas schwache νοσεΐν zu verst rken bot sich Demosthenes entweder, wie hier, die Erweiterung um στασιάζειν oder, wie 9, 50, die um εν αύτοΐς an. Dem Bearbeiter gen gte dies jedoch nicht: er wollte beides. Der Gesichtspunkt der Erg nzung nach einer bestimmten anderen Stelle ist § 53 zu ber cksichtigen, wo eine Formulierung der zuvor im gleichen Jahr gehaltenene Rede 8, §61, fast w rtlich aufgenommen ist:
9,53
8,61
ότι ουκ ενεστι των της πόλεως εχθρών κρατήσαι, πρίν αν τους εν αυτή τη πόλει κολάσηθ' υπηρετοΰντας έκείνοις.
ου γαρ εστίν, ουκ εστίν των έξω τη ς πόλεως εχθρών κρατήσαι, πριν αν τους εν αύτη τη πόλει κολάσητ5 εχθρούς.
33 34 35
Darauf verweisen Rehdantz-Blass zu unserer Stelle. In A und (von j ngerer Hand) in S um καΐ τεταραγμένους erweitert! Irmer 39 behauptet irrt mlich, diese Verbindung sei nicht belegt.
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FA (nicht jedoch Y) haben 9, 53 konform mit 8, 61 vor της πόλεως noch έξω, und FAY am Ende statt έκείνοις: έκείνω. Rehdantz-Blass halten das έξω auch 9, 53 f r unbedingt notwendig, w hrend Irmer 117 (ohne diese Variante berhaupt zu erw hnen) sich f r έκείνω stark macht (was wiederum Rehdantz-Blass nicht aufgenommen haben). Bei unbefangener Betrachtung erweist sich der Text von SY als durchaus sinnvolle Abwandlung der Formulierung von 8,61 (das Richtige hat schon Weil gesehen): έξω ist nur dann notwendig, wenn, wie 8, 61, auch die Philippanh nger in der Stadt als Feinde bezeichnet werden. 9, 53 fehlt jedoch dieser Oberbegriff: den ,Feinden der Stadt' (die sich nat rlich au erhalb der Stadt befinden) werden die gegen bergestellt, die sich in der Stadt zu deren Werkzeug machen — eine in sich folgerichtige Antithese, bei der sich die beiden Abweichungen wechselseitig bedingen (auch έκείνοις ist dabei notwendig, έκείνω ist eine Banalisierung, wohl nach § 56 πάνθ' υπηρετούντες έκείνω). Das έξω ist also aus 8, 61 hier falsch eingef gt worden. (Umgekehrt bieten FAY und S von j ngerer Hand 8, 61 nach εχθρούς noch υπηρετούντος έκείνω und eine l ngere weitere Erg nzung, das erstere klar nach 9, 53.) Es ist nun an der Zeit, den Blick gesch rft durch die voranstehenden Beobachtungen, sich den F llen zuzuwenden, in denen die Vulgathandschriften gegen ber S einen berschu an ganzen Satzgliedern aufweisen. § 38 liest man in S und Υ: τον ούν καιρόν εκάστου των πραγμάτων, δν ή τύχη και τοις άμελούσι κατά των προσεχόντων36 πολλάκις παρασκευάζει, ουκ ην πρίασθαι παρά των λεγόντων ουδέ των στρατηγούντων. FA (und von j ngerer Hand S) haben hier zwischen προσεχόντων und πολλάκις noch die Worte καΐ τοις μηδέν έθέλουσι ποιεΐν κατά των πάνθ' ά προσήκει πραττόντων. Es geht darum, da die Griechen fr her nicht bestechlich waren, man also die Vernachl ssigung des rechten Zeitpunktes von ihnen nicht kaufen konnte (vgl. Weil z. St.). Von diesem rechten Zeitpunkt hei t es im Relativsatz, da ihn die Tyche selbst den Nachl ssigen gegen ber den Wachsamen an die Hand gibt — eine allgemeine Sentenz, die aber vielleicht einen Seitenhieb auf die gegenw rtige Situation enth lt. Die nur in FA berlieferten Worte bringen gegen ber dem ersten Glied nichts Neues, sondern wiederholen dessen Formulierung nur in einer etwas umst ndlichen Weise, mit Wendungen, die Demosthenes hnlich mehrfach gegen ber den Athenern gebraucht (z. B. 9, 67 μηδέν ων προσήκει ποιεΐν έθέλοντας u. a. m.37). Weil bemerkte scharfsinnig, der Zusatz enthalte einen Widersinn, da „pour qui ne veut rien faire, toutes 36 37
προσεχόντον S irrt mlich (sp ter korrigiert). Vgl. Irmer 123. Die von Weil u. a. verglichenen Stellen 4, 5 und 2, 23 sind weniger nah.
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les occasions sont perdues". Ich m chte dem zustimmen (obwohl sich nat rlich dar ber streiten l t, wie weit man die Worte pressen darf). Es gibt aber noch andere Verdachtsgr nde38, und zwar l. der "Zusatz wiederholt eine pr gnante Formulierung mit banaleren, hnlich auch sonst bei Demosthenes vorkommenden Worten; 2. bei dem Relativsatz handelt es sich um eine Nebenaussage, die eine so starke Ausweitung — um nicht zu sagen ,Auswalzung' — schwerlich vertr gt39; 3. (diesem Argument messe ich besondere Bedeutung zu) das και vor τοις άμελοΰσι ist steigernd; wenn nun noch ein weiteres Glied mit καί angeschlossen wird, entsteht Unsicherheit, ob es nicht als zu diesem korrespondierend aufgefa t werden mu (auf die Steigerung kann aber nicht verzichtet werden). Andererseits bedarf auch τοις μηδέν έθέλουσι ποιεΐν einer Steigerung; sie fehlt — denn die Kraft des ersten καί reicht nicht bis ins zweite Glied — und dies Fehlen ist ein deutlicher Hinweis, da die Worte nicht echt sein k nnen40 (ebenso wenig ist nat rlich an einen nachtr glichen "Zusatz des Demosthenes zu denken). Wenig fr her, zu Beginn von § 37, bieten die gleichen Handschriften FA (und S von j ngerer Hand) gegen ber SY den Zusatz ουδέν ποικίλον ουδέ σοφόν, αλλ' ότι41; der Zusatz fehlt auch bei Aristid. rhet. l, 13 p. 8,2 Schm.42 und 1,24 p. 13,9, doch scheint ihn Aelius Aristides or. 16 p. 246,17J. (1,399 Ddf.) ως δε καί ημείς νυν ουδέν ποικίλον ουδέ σοφον λέγομεν προς υμάς gekannt zu haben. Die Entscheidung h ngt ganz vom Kontext ab § 36 ab, der hier nicht in extenso abgedruckt werden kann. Der Abschnitt setzt ein mit der Frage τί ούν αίτιον τουτωνί; (da Philipp in Griechenland frei schalten und walten kann.) Nicht ohne Grund seien die Griechen fr her anders eingestellt gewesen als jetzt. Die Darlegung dieses Grundes beginnt Demosthenes emphatisch und zugleich geheimnisvoll mit den Worten ην τι τότ , ην ώ άνδρες Αθηναίοι εν ταΐς των πολλών διανοίαις, δ νυν ουκ εστίν. Was dies war, wird dann in einem mehrere Zeilen langen Relativsatz — nicht etwa bestimmt, sondern in seiner Auswirkung gezeigt: damals, als es da war, hat es Griechenlands Freiheit bewahrt, jetzt, wo es fehlt, geht alles drunter und dr ber. Die Spannung des H rers ist nunmehr auf das u erste gestiegen: er will endlich wissen, was das war. Vor der Antwort gibt Demosthenes dem noch einmal in der bohrenden, das ην τι τότε auf38 39 40
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Von dem Fehlen in Υ will ich absehen. Rehdantz-Blass eliminieren sogar den ganzen Relativsatz. Anders Irmer 123, nach dem „sich der ausgefallene Satz[?] durchaus in den Zusammenhang f gen" w rde. οτι fehlt in A. Der Gesamttext wird allerdings mit Auslassungen zitiert.
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nehmenden Frage Ausdruck (Anfang §37) τί ούν ην τοΰτο; Jetzt, so erwartet man, mu die Antwort kommen. Sie kommt auch, jedenfalls nach SY: τους παρά των άρχειν43 βουλομένων ή διαφθείρειν την Ελλάδα χρήματα λαμβάνοντας άπαντες έμίσουν, κτλ. — nicht jedoch nach FA, denn dort wird noch einmal eine allgemeine Negativfolie vorgespannt ουδέν ποικίλον . . . , erst dann kommt die konkrete positive Aussage. Es ist nat rlich letztlich eine Geschmacksfrage, ob man es gut oder nicht gut findet, wenn die Antwort noch einmal hinausgez gert wird, und ich kann mir denken, da manche gerade in diesem letzten Vor-Satz den Gipfel demosthenischer Retardationskunst erblicken. Etwas kommt es freilich auch auf die Worte an: „Nichts Listiges und Erkl geltes44, sondern". Pa t das wirklich zu der Stilh he? Mir kommt es wie ein Abfall vor. Es besteht der dringende Verdacht, da hier jemand Demosthenes habe bertrumpfen wollen, vielleicht auch die Abruptheit der in einem Hauptsatz gegebenen Antwort (die doch in ihrer Direktheit viel wirkungsvoller ist) abmildern. Noch an zwei anderen Stellen dieses Abschnitts ist der Text in den Vulgathandschriften gegen ber S erweitert; beide h ngen zusammen (obwohl Υ einmal mit S, einmal mit FA geht). In der .Antwort' des Demosthenes (§37) folgt auf die o. ausgeschriebenen Worte in allen Handschriften και χαλεπώτατον ην το δωροδοκοΰντ έλεγχθήναι, και τιμωρία μεγίστη τοϋτον έκόλαζον, daran schlie t sich nur in FA (und von j ngerer Hand in S) noch das Glied an και παραίτησις ούδεμί' ην ουδέ συγγνώμη. Das Wort παραίτησις (bei Demosthenes sonst nicht belegt) bedeutet eigentlich ,Losbitten', erst bei Philo spec. leg. 1,67 (5,17,11 C.-W.ed m a i ) ,Lossprechen' (dort auch in der Verbindung mit συγγνώμη) und m te hier wohl in dem erst sp ter bezeugten Sinn verstanden werden. Wichtiger noch scheint mir die Frage, ob sich das Satzglied als ganzes gut in den Zusammenhang f gt. Der einheitlich berlieferte Text besteht aus drei Gliedern, die inhaltlich sorgf ltig abgestuft sind: man ha te die, die sich bestechen lie en, der Bestechung berf hrt zu werden galt als schlimm, den berf hrten bestrafte man schwer. Alle Glieder sind stark akzentuiert: das erste durch άπαντες, die beiden folgenden durch die Superlative χαλεπώτατον und μεγίστη. Der Sachverhalt ist klar, in sich folgerichtig und mit der Bestrafung auch abgeschlossen dargestellt. Der Nebengedanke einer m glichen Verzeihung und seine Verneinung wirkt hier ziemlich berfl ssig, ja er scheint mir gegen ber der lapidaren Aussage des letzten Gliedes fast etwas Kleinliches zu haben. Nun steht er klar in 43
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Nach όρχειν noch αεί FAY und S von j ngerer Hand, nach dem folgenden fj noch καί FY; beides kaum echt. Vgl. Plat. Phaedr. 236b ειπείν παρά την εκείνου σοφίαν έτερον τι ποικιλώτερον u. a. m.
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Zusammenhang mit der Schilderung der gegenw rtigen Verh ltnisse in § 39. An die Stelle der fr heren Haltung, so hei t es dort, ist jetzt eine getreten, die Griechenland ins Verderben gebracht hat. Worin diese bestehe, wird folgenderma en beschrieben: ζήλος, ει τις εΐληφέν τι' γέλως, αν ομόλογη· συγγνώμη τοις έλεγχομένοις (dies Glied nur in FAY und, am Schlu vermehrt um die Worte εν τούτοις, pap. Fayum 845 am Rand von 2. Hand)' μίσος, αν τούτοις τις έπιτιμςτ τάλλα πάνθ' δσ' εκ του δωροδοκείν ήρτηται. 1st dieses συγγνώμη-Glied echt? Man hat dagegen schon immer die Inkonzinnit t des Dativs τοις έλεγχομένοις anstelle eines άν-Satzes eingewandt46. Andererseits scheint das folgende τούτοις, sofern es maskulin ist, τοις έλεγχομένοις als Bezugspunkt vorauszusetzen und damit das ganze Glied zu st tzen. Um dem zu entgehen, fassen die Vertreter der Unechtheit τούτοις neutral auf. Vielleicht hilft folgender Gesichtspunkt noch einen Schritt weiter. Demosthenes hat seine Anprangerung auf die paradoxen Momente konzentriert: wenn einer Bestechungsgelder genommen hat, l st das — Neid und Nacheifern aus; ber ein Gest ndnis — lacht man; wenn einer sich dar ber entr stet, findet er keine Zustimmung, sondern — macht sich verha t. Dabei kann es kein Zufall sein, da die Substantive der drei einheitlich berlieferten Glieder ausnahmslos Affekte betreffen: ζήλος, γέλως, μίσος (das letzte ein besonders starker Affekt) — aus dieser Kette f llt συγγνώμη deutlich heraus. Bedenkt man schlie lich, da ,Gest ndnis' eine h here Stufe als ,Widerlegung' ist, erweist sich das συγγνώμη-Glied sogar als Antiklimax. An beiden Stellen d rfte also ein sp terer Zusatz vorliegen47, dessen Verfasser den Text des Demosthenes um jenen Aspekt vervollst ndigen, vielleicht zun chst auch nur §39 einen Bezug f r τούτοις herstellen wollte48. Geh uft treten Text bersch sse in den Vulgathandschriften auch im Arthmiosabschnitt §§41—46 auf. §44 sind es gleich zwei Satzglieder: τούτο δ' (der Begriff άτιμος im Arthmiosdekret) εστίν ούχ ην ουτωσί τις αν φήσειεν άτιμίαν τί γαρ τω Ζελείτη, των Αθηναίων κοινών ει μη μεθέξειν εμελλεν49; αλλ' ου τούτο λέγει (FAY, S von j ngerer Hand: fehlt S und Harpocr. p. 39, HB.), αλλ' εν τοις φονικοίς γέγραπται 45
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Fay m Towns and their Papyri, by B. P. Grenfell, A. S. Hunt, D. G. Hogarth, London 1900, 95f. (Ende 2. Jh. n. Chr., enth lt §38-40 und zwei W rter aus §43). Nach Irmer 123 ist dies gerade ein Beweis der Echtheit: ein geschickter F lscher h tte sich besser der Umgebung angepa t. Anders Irmer a. O. Die neutrale Auffassung von τούτοις scheint die glatteste zu sein. F r unm glich w rde ich allerdings die maskuline nicht halten, da ja der Fall „wenn einer Geld genommen hat" allgemein vorgestellt wird. S. o. S. 62 f.
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νόμοις, υπέρ ων αν μη διδφ50 φόνου δικάσασθαι, αλλ' ε υ α γ έ ς f| το άποκτεΐναι (fehlt S Υ [sp ter in beiden nachgetragen], Harpocr. I.e.), ' καΐ άτιμος' φησίν 'τεθνάτω'. τοϋτο δη λέγει, καθαρον τον τούτων τιν' άποκτείναντ' είναι. Gegen den zweiten (auch in Υ fehlenden) Satz, bei dem selbst Irmer 125 die Entscheidung offen l t, spricht, da er die folgende Erkl rung antizipiert und praktisch berfl ssig macht. Sinngem steht das gleiche auch schon in dem Relativsatz υπέρ ων ... δικάσασθαι. Aber das war jemandem offenbar noch nicht deutlich genug. Oder wollte hier ein juristisch Bewanderter mit seinen Kenntnissen prangen? Nicht besser steht es mit dem S tzchen αλλ' ου τοϋτο λέγει. Demosthenes weist zu Beginn des Paragraphen die herk mmliche — brigens richtige — Deutung von άτιμος zur ck, was der γάρ-Satz mit dem Aufweis ihrer (angeblichen) Sinnlosigkeit begr ndet. Dann folgt — jedenfalls nach S — unmittelbar die Gegenthese. Wenn man sich einmal klar gemacht hat, da die Spannung der negativen Aussage τοϋτο δ' εστίν ούχ ην ούτωσί τις αν φήσειεν άτιμίαν noch ber den yaQ-Satz hinaus anh lt und sich erst mit der positiven Aussage l st oder, anders ausgedr ckt, da sich das αλλ' vor εν τοις φονικοίς auf das ούχ des ersten Satzes bezieht51, erkennt man leicht, da der Satz αλλ' ου τοϋτο λέγει den Fortschritt des Gedankens eher hemmt, da der H rer l ngst davon berzeugt ist, da die herk mmliche Bedeutung gar nicht vorliegen kann und gespannt auf die richtige Deutung wartet. Was also auf den ersten Blick aussieht wie ein rhetorisches Einh mmern (αλλ' ου τούτο λέγει — τοϋτο δη λέγει), erweist sich bei sch rferem Zusehen als nachtr gliche Konstruktion eines pedantischen Grammatikers, der f r die Spannkraft demosthenischer Perioden keinen Sinn hat. ber § 46 will und kann ich mich kurz fassen. Es besteht heute Einigkeit dar ber, da die Notiz ΕΚ ΤΟΥ ΓΡΑΜΜΑΤΕΙΟΥ ANAΓΙΓΝΩΣΚΕΙ interpoliert ist von jemandem, der die unmittelbare Einl sung der Ank ndigung, jetzt etwas Ungeschminktes zu sagen (ειπώ κελεύετε; και ουκ όργιεΐσθε;) im Text vermi te. Bei dem Angek ndigten handelt es sich entweder (wenn man den Text der Vulgata zugrunde legt) um eine βουλή αγαθή52 oder (wenn man S folgt) um ein Anprangern des Verhaltens der Athener. Nun ist aber von einem Ratschlag in den n chsten Paragraphen weit und breit nichts zu sehen, wohl aber gei elt Demosthenes die Willf hrigkeit der Athener gegen ber Philipp — nach einem Anlauf — 50
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Nach διδφ bieten SF und Υ von 2. Hand am Rand noch ein — berfl ssiges — δίκας, zwei Handschriften von Harpocr. 1. c. δίκην. Mit Recht setzen Weil, Rehdantz-Blass und Fuhr nach άτιμίαν keinen vollen Punkt, sondern eine ανω στιγμή. — Die durch den Zusatz sich ergebende Verdoppelung des αλλ' auf so kurzem Raum ist ein weiteres Verdachtsmoment. Irmers Vorschlag (68ff.), τίνος als Frage nach dem Urheber der βουλή aufzufassen (Antwort: ό δήμος), halte ich f r v llig abwegig.
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§ 54 mit ungew hnlicher Sch rfe. Hierauf mu sich die Ank ndigung beziehen. Dann aber kann der Text der Vulgathandschriften nicht echt sein. Noch schlimmer als das inhaltlich unmotivierte Abbiegen ist die kl gliche Unterbrechung des Elans, der nach αλλά πώς; konsequent mit den Fragen ειπώ κελεύετε; και ουκ όργιεϊσθε; fortgesetzt wird. Der Grund f r die Einf gung ist nur in seiner negativen Komponente durchsichtig: die Ank ndigung schien ins Leere zu laufen. Von der neuen »L sung' kann man nur soviel sagen, da sie erst recht in die Irre f hrt. So bleibt ausnahmsweise einmal die volle Absicht des Bearbeiters dunkel. Hervorheben m chte ich noch das Kittwort τίνος am Ende des Einschubs, mit dem eine scheinbar glatte Verbindung zum Originaltext hergestellt wurde. Gegen den Text der Vulgata am Anfang des Arthmiosabschnitts (§41) ούχ LV' . . . γράμματα l t sich vom Inhalt her nichts einwenden (Parallelen bei Irmer 124), auch vom Zusammenhang her nicht (die Entfaltung eines Nebengedankens in relativ komplizierter grammatischer Abh ngigkeit vom Hauptsatz ist nicht undemosthenisch). Auff llig ist immerhin der Plural υπομνήματα καΐ παραδείγματα, wo doch nur von dem einen Arthmiosdekret die Rede ist (an der Parallelstelle Din. 2,24 steht παράδειγμα). Auch handelt es sich um einen bei Demosthenes und anderen mehrfach vorkommenden Gedanken, auf den jemand, der den Text bereichern wollte, leicht verfallen konnte. Schlie lich ist die H ufigkeit der Interpolationen gerade in diesem Abschnitt zu ber cksichtigen. Trotzdem ist zuzugeben, da ein entscheidendes Kriterium f r eine Unechtheitserkl rung fehlt (wenn man das nicht in dem erw hnten Plural sehen will). Nach dieser relativ ausf hrlichen Diskussion zweier Abschnitte mit zahlreichen gr eren Text bersch ssen mu ich mich bei den brigen auf einige knappe Bemerkungen beschr nken, die z. T. nur M glichkeiten einer Deutung aufweisen wollen. Das S tzchen §2 οΰκοΰν ούδ' υμάς οΐονται δείν εχειν verr t sich durch den Gebrauch der Partikel als Interpolation: ούκοϋν steht bei Demosthenes nur am Satzanfang nach starker Interpunktion. — Der gr te berschu der ganzen Rede, §6—7, bed rfte einer eigenen Untersuchung. Die Mehrheit h lt ihn heute f r echt53. Es sollte immerhin erwogen werden, ob der Passus nicht eingeschoben wurde, um den bergang vom Pro mium zum Hauptteil (vgl. § 8 ΐν' εντεύθεν άρξωμαι) st rker zu markieren und die Alternative, mit der § 8 einsetzt, vorzubereiten. — § 20 stellen die Worte και τοις . . . άποστεΐλαι eine in ihrer Konkretheit hier unangebrachte Vorwegnahme 53
Die Hypothese Weils (aufgenommen von Butcher und Croiset), am Ende von § 7 liege eine Kontamination zweier Fassungen vor, berzeugt mich nicht.
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des sp teren Antrags (§ 73) dar und st ren den Zusammenhang (Demosthenes dr ngt zum Hauptgedanken, man m sse f r das Wohl aller Griechen sorgen). — Bei dem Satz §26 καΐ τοϋτ εκ βραχέος λόγου ρςιδιον δεΐξαι entsteht der Verdacht, da jemand den etwas abrupten Einsatz der folgenden Aufz hlung abmildern wollte (zu dieser Tendenz vgl. o. S. 71 zu § 37). — § 32 κύριος . . . μέτεστιν geht es um sachliche Details, die in dieser Rede nicht mehr vorkommen. Man hat am vollen Text gelegentlich die unklare Anordnung bem ngelt. Ich m chte auf einen formalen Aspekt aufmerksam machen: die einheitlich berlieferten Glieder beginnen mit den Verben τίθησιν, γράφει und πέμπει, die alle eine aktive T tigkeit ausdr cken, was bei κύριος und έχει nicht der Fall ist. Nicht ganz unbedenklich erscheint mir auch die L nge der Gliederkette (f nf statt drei), besonders im Hinblick auf die Voranstellung der Verben, die eine st rkere bersicht erfordert54. — Die Worte §58 τότε . . . Παρμενίωνος betreffen wieder historische Einzelheiten, die sonst berhaupt nicht berliefert sind, also zumindest von einem guten Kenner der Verh ltnisse stammen m ssen. Unklar ist jedoch das Verh ltnis zum Hauptsatz έξελήλακεν . . . δις ήδη βουλομένους σωζεσθαι, dessen Interpretation selbst stark umstritten ist55. Sollten diese Worte bedeuten, da die Eretrier (βουλομένους) sich schon zweimal hatten retten wollen und beim drittenmal endg ltig vertrieben wurden, w rde der Zusatz nicht passen, weil sich die Partizipien dann auf βουλομένους, nicht auf das Hauptverb beziehen w rden, was grammatisch nicht ang ngig ist. (Hat jemand das δίς konkret ausf llen wollen?) — §65 ruft Demosthenes emphatisch aus: τεθνάναι δε μυριάκις κρεϊττον ή κολακεία τι ποιήσαι Φιλίππου56. Diese gro artige Antithese — man f hlt sich an unser ,lieber tot als Sklav' erinnert — wird in FAY und pap. Mich, verw ssert durch ein angeh ngtes και προέσθαι των υπέρ υμών λεγόντων τινάς (bei dem zus tzlich das einschr nkende τινάς st rt). Der im gleichen Paragraphen vorher von 1. Hand nur in A und pap. Mich, berlieferte, jedoch auch von Harpocr. p. 64, 9 und 179, 6 B. bezeugte Satz καί τους . . . πόλιν, von dem behutsamen Weil rundweg als ,mauvaise interpolation' bezeichnet, enth lt das undemosthenische Wort όρρωδεΐν und unterbricht in h chst prosaischer Weise das Pathos der Stelle57. — § 71 werden in der Vulgata 54
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Das an sich Demosthenes wohl zuzutrauende Wortspiel κατέχει; έχει (vgl. RehdantzBlass, Index 38 f.) wirkt im Zusammenhang der Kette mit vorangestelltem Verb eher st rend. Fast jeder Kommentar und bersetzer hat eine andere Auffassung. Rehdantz-Blass streichen ήδη. Φιλίππου S und s. 1. F: -cp AYF, S von j ngerer Hand und pap. Mich. Der Dativ verteidigt von Irmer 174. F r die Echtheit tritt Irmer 126 f. ein.
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die einzelnen Orte, zu denen Gesandte geschickt werden sollen, genannt; die Gesandtschaften sind fast alle bezeugt (vgl. Weil z. St.). Bedenken gegen die Verfasserschaft des Demosthenes erregt lediglich, da die anderen Vorschl ge sehr allgemein gehalten sind (z. B. fehlt bei der R stung jede Zahlenangabe). Unmittelbar vorher hei t es auch nur τους άλλους ήδη παρακαλώμεν. Sollte hier ein — zugegeben — guter Kenner der Geschichte nachtr glich pr zisiert haben ? — In den Schlu paragraphen gibt es noch drei Text bersch sse, die nur in A und, als Variante von 3. Hand am Rand, in Υ enthalten sind: §72 handelt es sich um zwei zus tzliche Namen von Gesandten (zu Lykurg vgl. [Plut.] vita decem or. 841e) — also gleicher Fall wie § 71; der Plustext § 75 steht nicht nur an falscher Stelle, sondern erweist sich auch durch das sinnlose ένεκα γε του μηδέν ύμας αυτούς ποιεϊν έθέλειν als unecht58; in § 73 schlie lich m gen die Worte καί πρώτους ά χρή ποιοΰντας τότε και τους άλλους auf den ersten Blick als Verdeutlichung erw nscht erscheinen, aber die vier asyndetischen Verben am Schlu zeigen, da jetzt doch ein starker Akzent auf der Gewinnung von Verb ndeten liegt, der sich mit dieser vorgeschalteten, ganz anders akzentuierenden Aussage schwer vertr gt. Die hier mitgeteilten Beobachtungen erheben — auch im Hauptteil — keinen Anspruch auf Vollst ndigkeit oder Ersch pfung aller Argumente; auch ist der Grad der Sicherheit der Feststellungen im einzelnen unterschiedlich. Ich hoffe aber doch, da aus ihnen zweierlei deutlich geworden ist: 1. bei den kleineren Abweichungen erweist sich der Text von S fast immer59 als der originale, die Zus tze zeigen eindeutige Tendenzen einer sp teren Bearbeitung (Verdeutlichung, Normalisierung, Ausweitung, Vervollst ndigung); 2. auch bei den gr eren bersch ssen konnten mehrfach die gleichen Tendenzen nachgewiesen, in anderen F llen wenigstens ihre Annahme als m glich auf gewiesen werden. Hier m ten k nftige Untersuchungen ansetzen. Jedenfalls scheint mir — in bereinstimmung mit Erbse und Irmer, wenn auch bei anderer Deutung — die strikte Trennung in der Beurteilung der kleineren und gr eren Text bersch sse nicht mehr haltbar. Demosthenischer Ursprung ist allenfalls bei den sachlichen Zus tzen und bei einigen wenigen umfangreichen Partien (§6—7, 41) zu erw gen, wobei au er der Uberlieferungslage kaum etwas f r eine Doppelfassung spricht. Die nachdemosthenische Bearbeitung, f r die Mehrzahl der F lle unbestreitbar, ist nach Ausweis der Papyri und der indirekten berlieferung vor dem Ende des 1. Jhs. v. Chr. (Dionys v. Hai.) anzusetzen, wahrscheinlich schon viel fr her. Das entspricht auch den 58 59
Mi lungener Rechtfertigungsversuch bei Irmer 128 ff. S hat nat rlich Sonderfehler, darunter mindestens eine sichere Auslassung (§31 πρίασθαι).
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berlieferungsverh ltnissen bei anderen Autoren. Ob ein oder mehrere Bearbeiter am Werk waren, l t sich nicht sicher entscheiden (bei FY hat man den Eindruck einer Sonderredaktion), die Tendenzen sind immerhin weitgehend die gleichen. Die Gr nde f r eine derartig extensive berarbeitung gerade dieser Rede k nnen nur vermutet werden. Wahrscheinlich hat die fr he Erkenntnis ihrer berragenden Qualit t60 schon bald zu einer intensiven Besch ftigung mit ihr gef hrt61. Der oder die Bearbeiter wollten dem Text die Form geben, die ihm Demosthenes ihrer Meinung nach h tte geben m ssen. Auch wer diesen Versuch zur ckweist, sollte nicht verkennen, da er ein Zeugnis echter — freilich irregeleiteter — Hingabe an Demosthenes ist62. 60
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Als ή μεγίστη των κατά Φιλίππου δημηγοριών bezeichnet sie Dion. Hal. Thuc. 54 p. 415, 8 U.-R. Dies Urteil gilt auch heute noch uneingeschr nkt. Alexandrinische Besch ftigung mit Demosthenes weist nach M. Lossau, Untersuchungen zur antiken Demosthenesexegese, Bad Homburg u. a. 1964 (Palingenesia 2). Index der behandelten Stellen in der Reihenfolge der Rede: §1: S. 64.67 2: 66.74 5: 652S 6/7: 74 9: 6J25—12: 68 14: 67f. 15: 2S 65 17: & ig : 6J 19: 65 20: 67.74f. 24: 65 26: 75 27: 66 31: 67 32: 75 34: 61f. 37: 70ff. 38: 69f. 39: 72 40: 608 41: 63f.71 42: 6216 43: 68 44: 62f.72f. 45: 62 46: 73f. 47: 64 48: 63.64 53: 68f. 58, 65, 71, 72, 73, 76: 75f. Korrekturzusatz: Die hohe Qualit t von S verteidigt gegen Irmer soeben auch F. Wankel, Demosthenes, Rede f r Ktesiphon ber den Kranz, Heidelberg 1976, Einleitung (1. Halbbd.) 66ff., wobei er jedoch die 3. Rede gegen Philipp als Sonderproblem heraushalten m chte.
HANS G RTNER
Zur byzantinischen Neben berlieferung von Demetrios, Περί έρμηνείάςί:" Die eigenwillige Abhandlung Περί ερμηνείας, in den Handschriften f lschlich Demetrios von Phaleron zugewiesen, hat bei den sonst durchaus zitierfreudigen antiken Theoretikern der Rhetorik keine sicheren, in der fr hbyzantinischen Literatur nur sehr wenige Spuren hinterlassen1. Lediglich zwei Autoren aus der Zeit um 500 bzw. der Mitte des 6. Jh.s n. Chr. nehmen ausdr cklich auf die Schrift Bezug2, so da man ansprechend vermutet hat, damals sei berhaupt erst ein vereinzeltes Exemplar des Textes zum Vorschein gekommen3. Kurz vor der Jahrtausendwende entstand dann das n chste Zeugnis, n mlich der ber hmte Parisinus gr. 1741 (P, 10. Jh.)4, dem in gro em Abstand zahlreiche, zumeist unselbst ndige
* Die folgende Skizze bietet im wesentlichen eine Zusammenfassung des 3. Kapitels meiner ungedruckten Regensburger Habilitationsschrift von 1970. — Die Demetrioszitate beziehen sich auf die Ausgabe von L. Radermacher, Leipzig 1901 (= Stuttgart 1967). 1
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Alle Versuche, Kenntnis und Benutzung der Schrift etwa bei Lollianos oder Hermogenes nachzuweisen, sind unverbindlich geblieben. Dasselbe gilt wohl auch im'Falle des Lachares (frg. 2 Studemund = Rhet. Gr. VII930, 26-29 Walz) ~ Demetr. 2, wo O. Schissel, Philol. 82, 1927, 181 ff., Abh ngigkeit vermutete. Phoibammon in der Vorrede zu Hermog. π. Ιδεών (Proleg. Syll. Nr. 28, p. 377, 12 — 14 Rabe = VII 93, 9f. Walz) und Ammonios im Prooemium zu Aristot. de interpr. (CAG IV 5, p. 4, 29—5, l Busse). W hrend Phoibammon den Autor, in einer Aufz hlung zusammen mit Dionys von Halikarna und einem so gut wie unbekannten Hipparchos, in der Form ό Δημήτριος einf hrt und damit wohl zu erkennen gibt, da er ihn f r den Phalereer h lt (vgl. H. Liers, De aetate et scriptore libri qui inscribitur Demetrii Phalerei ΠΕΡΙ ΕΡΜΗΝΕΙΑΣ, Diss. Breslau 1880, 6; G. M. A. Grube, A Greek Critic: Demetrius On Style, Toronto 1961, 55), scheint der Zusatz des Ammonios ό το περί της λογογραφικής ιδέας βιβλίον συγγράψας και ούτος αυτό έπιγράψας Περί ερμηνείας (die fr heste Bezeugung der selbst ndigen Form des Titels unserer Schrift!) eher darauf zu f hren, da er ber die Identit t zumindest im Zweifel war (anders Liers und Grube a. O.). B. Keil, Pro Hermogene, NGG 1907, 220. ber diese Handschrift und ihre Geschichte zuletzt ausf hrlich D. Harlfinger—D. Reinsch, Die Aristotelica des Parisinus Gr. 1741, Philol. 114, 1970, 28 ff.
Zur byzantinischen Neben berlieferung von Demetrios, Περί ερμηνείας
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recentiores folgen5. Trotz vereinzelter Hinweise auf die Existenz mehrerer Demetrios-Handschriften zur Entstehungszeit von P6 mu — aufgrund durchgehender Korruptelen in s mtlichen erkennbaren Fassungen — damit gerechnet werden, da nur ein u erst schmaler Traditionsstrang den Text zu den byzantinischen Rhetoren des 10. Jh.s gerettet hat. Daher wird jede zus tzliche Quelle, die der schwachen Textbezeugung zu Hilfe kommen kann, Anspruch auf Ber cksichtigung und Auswertung erheben d rfen. Das gilt insbesondere f r eine Reihe von Zitaten, die in byzantinischen Kommentaren zu Ps.Hermogenes Περί μεθόδου δεινότητας in unterschiedlicher Genauigkeit und Ausf hrlichkeit begegnen7. Insgesamt ist es leider weniger als ein Zehntel des Textes, das wir in den Scholienmassen wiederfinden, mit denen byzantinische Gelehrte den von ihnen als genuin betrachteten ,Hermogenes'-Traktat versehen haben8. Die lteste aus dieser Gruppe von Erkl rungsschriften, der Kommentar des vielseitigen Johannes Geometres aus dem 10. Jh.9, wurde in der Folge oft benutzt, schlie lich aber durch j ngere Werke berlagert und verdr ngt. Eingewirkt hat seine ,Hermogenes'-Erkl rung vor allem auf die weitschweifige Kompilation, die unter dem Titel από της έξηγήσεως της εις το περί μεθόδου δεινότητας του μητροπολίτου Κορίνθου κυρίου Γρηγορίου σχόλια berliefert ist und deren vollst ndige Fassung erstmals im Jahre 1834 von Chr. Walz publiziert wurde10. Eine k rzere Fassung hatte, auf anderer handschriftlicher Basis, bereits J.J.Reiske heraus5
Mir sind 39 Handschriften des 15. —17. Jh.s bekannt, darunter 6 fragmentarische und Exzerpt-Handschriften. Einige wenige gehen nicht auf P, sondern auf eine selbst ndige, freilich P sehr nahestehende Vorlage zur ck. Hinzukommt eine unvollst ndige lateinische Version des 13. Jh.s in einer Handschrift der University of Illinois (B. V. Wall, A Medieval Latin Version of Demetrius' De Elocutione, Washington 1937). 6 Neben den in Anm. 5 erw hnten Spuren liefert vor allem das Vorkommen zweier Textfassungen in P (Grundtext P1, Varianten P2) einen deutlichen Hinweis darauf. Die richtige Beurteilung des Sachverhaltes bereits bei Radermacher (p. Vf.); ein ausf hrlicher Vergleich s mtlicher in Frage kommender Stellen best tigt seine Einsch tzung. 7 Unber cksichtigt bleiben hier einige — nicht immer eindeutig zuweisbare — sporadische Verweise auf Demetriosstellen, wie sie bei Maximos Planudes (V 366, 2—4. 407, 7—27 Walz) und in mehreren anonymen rhetorischen Lehrschriften, vor allem solchen zur Figurenlehre (VII 64, 25-27. 846, 12-847, 26. 762, 8-12 Walz; fernerill 111, 21-112, 2. 114, 1-6. 117, 16-18 Spengel) vorliegen. 8 Den Nachweis der Unechtheit f hrte E. B rgi, Ist die dem Hermogenes zugeschriebene Schrift Περί μεθόδου δεινότητας echt?, Wien. Stud. 48, 1930, 187ff. 49, 1931, 40 ff. 9 ber ihn F. Scheidweiler, Studien zu Johannes Geometres, Byz. Ztschr. 45, 1952, 277ff., bes. 300 f. Vgl. H.-G. Beck, Kirche und theologische Literatur im byzantinischen Reich, M nchen 1959, 553 f. 10 Rhet. Gr. VII 1090—1352. — Zur Abh ngigkeit mancher Partien im Kommentar Gregors, darunter auch der Demetrioszitate, vom Kommentar des Johannes Geometres vgl. Th. Gerber, Quae in commentariis a Gregorio Corinthio in Hermogenem scriptis vetustiorum commentariorum vestigia deprehendi possint, Diss. Kiel 1891.
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Hans Gartner
gegeben11. Allgemein identifiziert man den Verfasser mit Gregorios (oder Georgios) Pardos, dessen Lebenszeit, wie sich neuerdings durchgesetzt hat, am ehesten in den Zeitraum zwischen 1070 und 1156 f llt12. Zu den verschiedenen Rezensionen seines Kommentars sowie zu weiteren, diesem nahestehenden, teils anonym berlieferten, teils uns nicht recht greifbaren Verfassern zugeschriebenen Kompilationen sollen nun hier einige sehr summarische Bemerkungen folgen13. Wir beginnen mit Fragen der berlieferung. Den ausf hrlichen Text, wie ihn Walz abdruckte, enthalten nur der Laur. gr. 57,5 (La, 14. Jh.) f. 340V—378V, dort als Marginalscholien zum ,Hermogenes'-Text notiert14, und der Vindob. phil. gr. 16 (16. Jh.) f. Γ-107Γ15, eine direkte Kopie von La16 ohne den ,Hermogenes'-Text. 11 12
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Oratores Graeci VIII, Leipzig 1773, 877ff. Vgl. auch unten Anm. 18! Georgios ist vielleicht sein urspr nglicher, Gregorios sein nachmaliger (M nchs-) Name gewesen. Der Familienname wird u. a. im Cod. Paris, gr. 1969 genannt. ber sein Leben und Wirken vgl. J. K. Bogiatzides, Γρηγόριοι Μητροπολϊται Κορίνθου, Byz. Ztschr. 21, 1912, 145ff. A. Kominis, Gregorio Pardo, metropolita di Corinto e la sua opera, Roma 1960; erg nzend D. Donnet, Precisions sur les Oeuvres profanes de Gregoire de Corinthe, Bull, de l'Inst. hist. Beige de Rome 37, 1966, 81 ff. Ein knappes Referat des sp rlichen biographischen Materials auch in Donnets Ausgabe von Gregors Schrift Περί συντάξεως λόγου, Bruxelles 1967, 13 f. Die Bemerkungen tragen den Charakter des Vorl ufigen; dies vor allem deswegen, weil ihnen nur Teilkollationen (an Mikrofilmen) zugrundeliegen. Vgl. A. M. Bandini, Catalogue Codicum Graecorum Bibliothecae Mediceae Laurentianae II, Florenz 1768 (= Leipzig 1961), 339ff.: ,bombycinus, folio max.' Die Handschrift enth lt auf ihren 412 Bl ttern weitere rhetorische Schriften, darunter solche des Johannes Doxapatres, Hermogenes (π. στάσεων und π. ευρέσεως mit Kommentar) und Johannes Sikeliotes (Kommentar zu Hermog. π. Ιδεών). Beschrieben von H. Hunger, Katalog der griechischen Handschriften der sterreichischen Nationalbibliothek l: Codices historici. Codices philosophi et philologici, Wien 1961, 148 f. Diese Papierhandschrift (Format 330 X 220/25) enth lt auf ihren 362 Bl ttern au erdem noch den Aphthonios-Kommentar des Johannes Doxapatres. Das Abh ngigkeitsverh ltnis hat schon Walz (vgl. VII 1088f.) bemerkt, jedoch vorwiegend anstelle von La den — viel besser lesbaren — Vindobonensis reproduziert, nicht immer zum Voneil seines Textes. So fehlen z. B. bei Walz VII 1180, 29 nach ζητούμενον die vom Schreiber des Vindobonensis bersehenen, da in La am Rande von erster Hand nachgetragenen Worte μάλα ηθικώς και έναργώς τον τε άγγελον έμφηνας ακουσίως λέγοντα καΐ την συμφοράν άπαγγέλλοντα και την μητέρα εις άγωνίαν έμβαλόντα. - Als besonders folgenreich erwies sich die Bevorzugung der Abschrift in dem ber hmten Hekataioszitat Demetr. 12 (FGrHist l F 1): La hat, wie die gesamte brige berlieferung auch, die richtige Fassung ... ως έμοί φαίνονται, είσίν, nur ist ως durch ein K rzel bezeichnet, das vom Abschreiber als καί mi deutet worden ist. Den fehlerhaften Text griff Walz auf und .korrigierte' ihn zu ... καϊ έμοί φαίνονται (και) είσίν. Diese vermeintliche Variante, als solche durch die undeutliche Notiz im kritischen Apparat (,και Vind. om.') scheinbar erwiesen, gelangte in Radermachers Text und immerhin noch in Jacobys Apparat, obgleich bereits Gerber (a. O. 16 Anm. 1) auf den Irrtum aufmerksam gemacht hatte.
Zur byzantinischen Neben berlieferung von Demetrios, Περί ερμηνείας
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Eine wesentlich knappere — und ltere — Fassung liegt vor im Laur. gr. 56, l (Lb, 13. Jh.) f. 52 Γ -8Γ 17 und in seiner Abschrift, dem Monac. gr. 101 (16. Jh.) f. 288r-330ri8. Der Kommentar tr gt hier die berschrift από της έξηγήσεως του μητροπολίτου Κορίνθου εις το περί μεθόδου δεινότητος του έρμογένους βιβλίον. Die Kenntnis einer weiteren Gruppe von Handschriften, die Walz gro enteils unbekannt geblieben war, verdanken wir Hugo Rabe, dem besten Kenner und gr ndlichsten Erforscher der sp tantiken und byzantinischen rhetorischen Literatur. Es handelt sich um den Escorial. gr. 170, fr her T. III. 10 (Ec, 12. Jh.) f.228 v -267 V19 und den Vatic, gr. 105 (Mitte des 13. Jh.s) f. 37Γ—418 V2 °. Der Kommentar, dessen berschrift in Ec infolge mechanischer Besch digung mitsamt dem Anfang des Textes ausgefallen ist21, tr gt im Vatic. 105 den Titel ερμηνεία· του Κορίνθου είς το περί μεθόδου δεινότητος έξήγησις22. Wir werden hinter dieser Verfasser17
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Bandini a. O. 189ff.: ,pap. folio'. Auf seinen 292 beschriebenen Bl ttern findet sich ein buntes Gemisch von Schriften verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Neben weiteren rhetorischen Traktaten (Menandros; Inhaltsangaben demosthenischer Reden) geh ren dazu Reden (Polemon der Sophist; Theophylaktos von Bulgarien), das Onomastikon des Pollux und Polyaens Strategemata. Dieser von Reiske benutzte Codex ist beschrieben bei J. Chr. L. Baro de Aretin—I. Hardt, Catalogue codicum. manuscriptorum Bibliothecae Regiae Bavaricae I, M nchen 1806, 538ff. Die Papierhandschrift enth lt noch u. a. die Eutrop-Ubersetzung des Paionios und Memnon-Exzerpte. Seine Abh ngigkeit von Lb blieb trotz durchgehender bereinstimmung beider Fassungen unbemerkt, weil zahlreiche in Lb von sp terer Hand am Rande notierte St cke aus einer reichhaltigeren Rezension nicht in den Monacensis bernommen worden sind und weil hier die Synopsis (VII 1349—1352 Walz) fehlt, obwohl sie in Lb vorhanden ist. Dort folgt sie freilich auf die Worte τέλος του περί μεθόδου δεινότητος, so da der Kopist denken konnte, das Weitere geh re zu einer anderen Schrift. P. A. Revilla, Catalogo de los Codices griegos de la Biblioteca de El Escorial I, Madrid 1936, 522f.: Pergamenthandschrift mit 267 Bl ttern im Format 2 4 0 x 2 2 1 . - Vgl. H. Rabe, Aus Rhetorenhandschriften 6., Rhein. Mus. 63, 1908, 512. Der - prachtvoll geschriebene — Codex enth lt nur Schriften des Hermogenes mit umfangreichen Marginalscholien aus mehreren Jahrhunderten. J. Mercati—P. Franchi de' Cavalieri, Bibliothecae Apostolicae Vaticanae Codices manu scripti recensiti I, Roma 1923, 126: Papier, 256 X 170, 420 Bl tter. Sein Inhalt besteht aus rhetorischen Schriften verschiedener Zeiten (u. a. Aphthonios; Hermogenes, dazu Scholien des Georgios Diairetes; Romanos Sophistes). Die Sch den wurden teils durch den Brand vom Jahre 1671, teils durch Wasser hervorgerufen. Nachtr glich wurden die R nder der Handschrift unter Textverlust beschnitten. Mikrofilmaufnahmen verdanke ich der freundlichen Vermittlung von P. G. Schmidt/ G ttingen. Ohne den Zusatz ερμηνεία kehrt diese berschrift wieder in einer - wohl von Ec bzw. dem Vaticanus abh ngigen - Gruppe unvollst ndiger Gregor-Handschriften, die nur den Anfang des Kommentares bieten. Da sie keine Demetrios-Zitate enthalten, bleiben sie au er Betracht. Es handelt sich um den Vatic, gr. 141 (13./14. Jh.; sein Text reicht bis VII 1109, 24 Walz το μεν πρώτον), Ambros. gr. 738 (S 90 sup., 16. Jh.; sein Text, wie auch
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ang be ebenfalls Gregor, den Metropoliten von Korinth, erkennen d rfen, der auch in manchen Handschriften seiner Abhandlung Περί διαλέκτων in dieser Weise bezeichnet wird23. Der Vaticanus, der den ,Hermogenes'Text nicht enth lt, steht Ec so nahe, da ich ihn, ungeachtet einiger kleinerer Abweichungen24, f r einen Nachkommen des Escorialensis halten m chte. Zu diesen mehr oder minder deutlich mit Gregors Namen verbundenen Kommentaren treten zwei weitere Erkl rungsschriften zu jHermogenes', beide ebenfalls von Rabe aufgefunden und in wesentlichen Z gen bekanntgemacht. Im Messan. S. Salv. 119 aus dem Basilianerkloster S. Salvatoris bei Messina (Me, 13. Jh.) ist f. 136r—176V ein ohne den ,Hermogenes'-Text geschriebener, anonymer, gegen Ende stark verst mmelter Kommentar εις το περί μεθόδου δεινότητας berliefert25, der mit den Worten δια της VII 1163, 30 Walz abbricht. Der Verlust des zweiten Teiles ist sehr bedauerlich, weil Me alle Demetrioszitate aufweist, die in der reichhaltigsten Rezension La vorkommen, somit vermutlich wichtiges Vergleichsmaterial enthalten hat. Im brigen weichen Wortlaut und Bestand streckenweise erheblich von La ab. Ein letzter ,Hermogenes'-Erkl rer ist uns zwar mit Namen bekannt, jedoch bislang nicht eindeutig identifiziert: Im Cod. Vatic, gr. 2228 (Va, 14. Jh.) f. 420r—503r steht ein fortlaufend ohne den ,Hermogenes'-Text geschriebener, an klassischen Zitaten besonders reicher Kommentar unter der berschrift Ιωάννου διακόνου και λογοθέτου της μεγάλης εκκλησίας εις το περί μεθόδου δεινότητος έρμογένους, der ebenfalls St cke aus Demetrios enth lt26.
23 24
25
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der der beiden folgenden Codices, endet schon VII 1107, 9 Walz ή λίχνοις), Salamant. gr. 1-2-10 (16. Jh.), Mus. Brit. gr. 16D 12 (16. Jh.); zu ihnen geh rte auch der im Jahre 1904 verbrannte Taurin. gr. 236, den Walz, zusammen mit dem Vaticanus und dem Ambrosianus, als einzigen Vertreter dieser Gruppe ber cksichtigt hat. - Vgl. im brigen H. Rabe, Rhein. Mus. 63, 1908, 512f. Kominis a. Ό. 17. 64f. Vgl. H. Rabe, Rhein Mus. 63, 1908, 514f. Auch in den Demetrioszitaten fehlen gelegentlich einzelne W rter (καί VII 1189, 16; δε 1213, 5 Walz), doch erkl rt sich ihr Ausfall als Fl chtigkeitsfehler: Die Marginalscholien von Ec bestehen fast durchweg aus K rzeln und sind in winziger Schrift geschrieben. H. Rabe, De Christophori commentario in Hermogenis librum περί στάσεων, Rhein. Mus. 50, 1895, 242f., ferner Rhein Mus. 63, 1908, 516f. - Die starke Besch digung der Handschrift, deren letzte, weitgehend zerfetzte Bl tter nur notd rftig repariert wurden, und die Ursachen ihres gegenw rtigen Zustandes (Brandsch den im Zusammenhang mit dem Bombardement von 1848, aber auch unsachgem e Behandlung der Klosterbibliothek durch die M nche) beschreibt H. Rabe, Aus Rhetorenhandschriften 8., Rhein, Mus. 63, 1908, 529f. H. Rabe, Aus Rhetorenhandschriften 5., Rhein. Mus. 63, 1908, 127ff.
Zur byzantinischen Neben berlieferung von Demetrios, Περί ερμηνείας
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Somit haben wir es mit f nf Kommentar-Rezensionen zu tun, die in unterschiedlicher Reichhaltigkeit und mit wechselnder Genauigkeit Abschnitte aus περί ερμηνείας reproduzieren. Eine bersicht mag deren Verteilung verdeutlichen:27 Demetrios
Walz VII
Vorkommen in Rezension
86-88 84 78 83 241
216 243 283 261 61-62 54-58 64 (+63) 12-15
1160, 17-25 1160,25-30 1160,30-1161,6 1161,6-11 1170,10-15 (1179,24-29) 1170, 15-21 1179,6-21 1179,29-1180,20 (1179,2-4) 1180,20-1181,1 1181,2-5 1181,6-10 1181,14-17+1170,8-10 1189,13-1190,8 1213,1-1214,5 1214,25-1215,4 1215,21-1216,18
La La La La La La La La La La La La La La La La La La
162
1236, 11-15
La Va
263 292-294 288-289
Me Me Me Me
Va
Ec
Va Va Va Va
Ec' Ec' Ec' Ec"
Ec
L b ' ( ' = nur bis 1189,20) ( ' = bis 1213,9) Lb (' = bis 1215, 1) Lb' (" = bis 1215,24 und 1216,5-8. ' = bis 1215,24) Lb
Wie ersichtlich, liegen leider zu keiner einzigen Demetriosstelle s mtliche Rezensionen zugleich vor, so da ein durchgehender Vergleich auf der Grundlage unseres Materials nicht m glich ist. Trotzdem lassen sich, bei aller Vorsicht, die angesichts solcher, notorisch instabiler Scholienmassen angebracht ist, folgende Feststellungen hinsichtlich der Beziehungen der verschiedenen Fassungen zueinander wagen: l. Ungeachtet zahlreicher und teils sogar sehr erheblicher Divergenzen im einzelnen zeigt sich an charakteristischen, in allen Rezensionen nachweisbaren Verformungen des Demetriostextes, da f r alle f nf Fassungen eine gemeinsame Urvorlage anzusetzen ist28. 27
28
Diese Zusammenstellung st tzt sich im wesentlichen auf Radermacher (Angaben im kritischen Apparat) und Gerber (a. O. 14ff.). Beim Kollationieren der Mikrofilme durchgef hrte Stichproben ergaben in den von Walz (und damit auch von Radermacher) nicht ber cksichtigten Handschriften keine weiteren Entlehnungen aus Demetrios. Als Belege m gen hier, statt vieler, stehen: VII 1213, 12f. Walz (aus Demetr. 56) αποσπασθείς των προτέρων μεγαλειότητα είργάσατο statt άποσπάσας τ. πρ. τα έχόμενα μεγαλεΐόν τι είργ. — VII1189, 14f. (aus Demetr. 61) die einleitenden Worte zu II. B671 f.: τούτο εν τη Βοιωτία κείται, διηγησάμενος γαρ περί των άλλων .. . -VII 1160,30-1161,2 (aus Demetr. 78) συμβάλλονται δε αϊ μεταφορά! προς ήδονην και ογκον καί μέγεθος
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2. La, der von Walz abgedruckte Kommentar, repr sentiert eine ziemlich sp te Ansammlung verschiedenster Bestandteile; zu den wahrscheinlich nach Gregors Zeit vorgenommenen Erweiterungen geh ren Teile der sogenannten P-Scholien zu Hermogenes29 und der Φλυαροστιχίδια des Johannes Tzetzes30. Lb, u. a. durch die gleiche Form des Titels (από της έξηγήσεως . . .) mit La verbunden, enth lt diese Erweiterungen - wie auch sonst vieles andere — nicht, d rfte somit eine Gregor n herstehende Fassung bieten. Beide sind jedenfalls, was den Grundbestand angeht, aus einer gemeinsamen Quelle geflossen31. 3. Me geh rt in die N he von Lb und La, ist aber von beiden unabh ngig, am ehesten wohl ebenfalls auf deren gemeinsame Vorlage zur ckzuf hren32. 4. Va, der Kommentar des Johannes Diakonos, nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als er mit einer F lle erlesener Klassikerzitate durchsetzt ist, die Rabe seinerzeit im Hinblick auf ihre sensationelle Bedeutung sofort ver ffentlichte33. Fraglos geh rt zu seinen Vorfahren eine literarhistorisch ausgerichtete, hochgelehrte Quelle, daneben aber auch die vermutete gemeinsame Vorlage von Lb und La (sowie Me)34. 5. Die Kontamination beider berlieferungen scheint schon vor Johannes Diakonos vorgenommen worden zu sein. Von dieser Vorstufe h ngen Ec, der Va in manchem sehr nahesteht, und seine »Nachkommenschaft' ab35. τοίς λόγοις, και χρή λαμβάνειν αύτάς μη πόρρωθεν statt αύται γαρ μάλιστα και (Ρ: προς recentiorum nonnulli) ήδονήν συμβάλλονται τοις λόγοις καΐ μέγεθος, μη ... μήτε μην πόρρωθεν μετενηνεγμέναις (sc. μεταφοραΐς χρηστέον). 29 Vor allem aus den Parisini PC und Pa, vgl. Rabes Hermogenes-Ausgabe; Gerber a. O. l Off. Die Zus tze verraten sich, wie blich, durch einleitende Floskeln wie έτι, εις το αυτό, άλλως, αύθις, ετέρου έ£ηγητοΰ oder gar (VII 1129,29) έτι δια πλείονα σαφήνειαν. 30 VII 1098,23-1099,9 (vgl. Cramer, Anecd. Oxon. IV 131,17ff.). 1186,12-15 (Cramer 135, Iff.). 1157,25-1158, 12 sind die Verse Cramer 133, iff. sogar im Wortlaut ausgeschrieben. 31 So schon Gerber 3 ff. und 10, die gemeinsame Vorlage von ihm mit A bezeichnet. Es mu offen bleiben, ob A f r den genuinen Kommentar Gregors oder bereits f r eine j ngere Bearbeitung, eine verlorene Zwischenstufe also, steht. A mu bereits die Zitate aus Michael Psellos Περί των ονομάτων των δικών (VII 1119, 1-9. 1120, 22-24. 1121, 12-20 Walz) sowie aus Gregor von Nazianz und Symeon Metaphrastes (z. B. VII 1337, 3—5) enthalten haben, die — allerdings in wechselnder Gestalt und Genauigkeit — in La, Va, Lb und Ec vorhanden sind. 32 Vgl. H. Rabe, Rhein. Mus. 63, 1908, 516f. 33 Rhein. Mus. 63, 1908, 133 ff. Zu diesen Zitaten geh ren die Prologe von Euripides' Stheneboia und Melanippe, dazu zahlreiche Partien aus attischen Rednern. 34 So w rden sich die zahlreichen bereinstimmungen zwischen La und Va erkl ren; etwas anders Rabe a. O. 35 Diese Annahme w rde begr nden, weshalb Ec und Va einerseits starke hnlichkeit aufweisen, andererseits ihre Kommentare unter verschiedenen Verfassernamen gehen.
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Zur byzantinischen Nebenüberlieferung von Demetrios,
Die Abhängigkeitsverhältnisse lassen sich so veranschaulichen: Johannes Geometres ,Literarhist. Quelle'
Gregors Kommentar (= Gerbers ,A C ?)
La
In allen Fassungen hätten wir, falls die Skizze das Richtige trifft, demnach zwar mit Elementen aus Gregors Kommentar zu rechnen, ohne jedoch seine ursprüngliche Gestalt in allen Einzelheiten sicher bestimmen zu können. Immerhin mag aber deutlich geworden sein, daß die bei Walz abgedruckte Version, von den Flüchtigkeitsfehlern ganz abgesehen36, nur einen Ausschnitt aus einem wesentlich reicheren Spektrum bietet. Zugleich wächst das Bedauern darüber, daß Hugo Rabe seine umfangreichen Ermittlungsarbeiten nicht mehr in allen Bereichen mit abschließenden Editionen krönen konnte. Welcher Gewinn kann nun, um auf den Ausgangspunkt unserer Bemerkungen zurückzukommen, für recensio und Konstituierung des DemetriosTextes aus dieser Nebenüberlieferung gezogen werden? Mehrere Umstände beeinträchtigen gewiß die Verwendbarkeit des Materials: 1. Nur relativ wenige Demetriosabschnitte liegen bei ,Gregor' vor; das ist nicht verwunderlich, denn es interessierte die Kommentatoren ja nur das auf den Bereich der Bezügliche. 2. Keine Stelle wurde völlig unverändert übernommen; manche Abschnitte sind geradezu als Paraphrasen anzusprechen. 36
Vieles wurde bereits von Gerber (13 ff. 42ff.) berichtigt und emendiert.
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3. Die verschiedenen Bearbeiter unserer f nf Fassungen sind ihrerseits wiederum sehr gro z gig mit den — wahrscheinlich gar nicht mehr als Entlehnung erkannten — Demetrioszitaten umgegangen, so da sich oftmals der Wortlaut der gemeinsamen Quelle nicht mehr mit Sicherheit erschlie en l t. 4. Mehrfach sind wir allein auf die junge Fassung La angewiesen. Me, ein insgesamt »konservativerer' Text, steht nur an vier Stellen zur Verf gung. Gl cklicherweise zeichnen sich indes, namentlich in den gegen Ver nderungen besser gesch tzten Kernpartien l ngerer Zitate, doch noch einige Lesarten ab, die es gestatten, ber die letztlich — d. h. bei Johannes Geometres37 — zugrundeliegende Demetrios-Rezension einige Aussagen zu treffen. Die Besorgnis, da manche Abweichungen gegen ber P byzantinische Konjekturen sein k nnten, ist zwar nicht g nzlich von der Hand zu weisen, doch zeigt sich bei gr ndlicher Musterung der Textst cke, da wir ihr nicht allzu viel Raum geben sollten. Eingriffe in den Wortlaut der Zitate kommen zwar vor, doch erstrecken sie sich, wie blich, vor allem auf die Anfangs- und Schlu s tze und dienen auf sehr vordergr ndige Weise der Absicht, eine notd rftige syntaktische Anpassung an den Kontext zu erreichen. Daneben begegnen wir des fteren Banalisierungen und Gl ttungsversuchen, die bei gr eren sprachlichen Schwierigkeiten des Demetriostextes sogar am Richtigen v llig vorbeigehen k nnen38. Verderbte und sogar unverst ndliche Partien sind dagegen nirgends durch Emendationsans tze ver ndert, ja, nicht einmal offenkundige leichte Versehen sind korrigiert worden. Die Interessen des Kommentators waren offensichtlich ganz auf die Erhellung des ,Hermogenes'-Textes durch Beibringung von erkl renden Stellen, nicht aber auf die sprachliche Durchdringung und Reinigung dieser Scholien gerichtet. So gesehen d rfen wir, auf Radermachers Spuren, ,Gregor' nach Abzug einzelner Fl chtigkeitsfehler der f nf Versionen mit einiger Zuversicht auswerten. Die Kenntnis des reicheren Materials gestattet dann sogar, an der einen oder anderen Stelle ein wenig ber Radermacher hinauszugelangen. Aus der Reihe der eindeutig guten und P berlegenen Lesarten seien hier abschlie end die wichtigsten angef hrt:
37 38
Einzelnachweise bei Gerber 13ff.; vgl. auch C. Hammer, BPhW 13, 1893, 457. Vgl. das oben Anm. 28 zitierte Beispiel aus Demetr. 56! In der Ktesiasparaphrase Demetr. 216 wurden die Worte παρά την Παρύσατιν („mit R cksicht auf Parysatis") verkannt und infolgedessen ver ndert zu έλθών . . . προς την Παρύσατιν. Im selben Abschnitt sind die Worte το δη λεγόμενον („wie man sagt") mi verstanden und durch ζητούμενον ersetzt worden.
Zur byzantinischen Neben berlieferung von Demetrios, Περί ερμηνείας
Demetr.
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12 άληθέα La: αλήθεια Ρ 55 αλλ' αν συμβάλλωνται EC Va La P 2 : αλλαι συμβάλλονται Ρ1 58 έμβαλλόμενος σύνδεσμος Va La: om. P 64 ή ει ειπεν La: ή είπεν Ρ 83 ως ούτως La Me: ωσαύτως Ρ 84 τι της φάλαγγας La Me: της φάλαγγος Ρ 216 τα γενόμενα La: τα γινόμενα Ρ 261 εφη La: om. P 283 γαρ αν ή οικουμένη La Ρ 2 : γαρ ή οικουμένη Ρ 1 289 πάσα ή Κρατερού ύπερηφανία La: ύπερηφανία του Κρ πάσα Ρ (jedenfalls wird der Artikel ben tigt). Mit aller Vorsicht l t sich wohl auch ber die der Neben berlieferung zugrundeliegende Demetrioshandschrift noch etwas aussagen. Insgesamt war Radermacher im Recht, als er diese Vorlage als dem Parisinus P sehr hnlich einstufte39. Demselben — dem vermutlich ohnehin einzigen — Uberlieferungsstrang wie P geh rte der Codex gewi an; dar ber hinaus spricht das Vergleichsmaterial aber daf r, in ihm eine gegen ber den beiden in P greifbaren Rezensionen selbst ndige Handschrift zu sehen. Mit Hilfe der verstreuten Informationen von P1, P2 und der hier in schwachen Umrissen sich abzeichnenden Handschrift w rde sich demnach eine M glichkeit ergeben, etwas weiter ber P hinaus zur ckzugelangen zu einem Archetypus des Demetriostextes, der sp testens im mittleren 10. Jh. entstanden sein m te. 39
Radermacher p. X: ,Gregorius . . . usus est libro Parisini simillimo.'
H. LLOYD-JONES ET P. J. PARSONS
Iterum de ,Catabasi Orphica* annum te, doctissime, nonagesimum explentem grato animo salutamus: genethliacum quodam modo carmen afferimus, studiosis diutius cognitum, nobis denuo retractatum: cuius ut primitiis felicissime illaborasti, ita messem nostram sollertissime perpendes. fragmenta papyracea (Pack2 1801) Bononiae asservant. editionis fundamentum primus iecit R. Merkelbach, Mus. Helv. 8 (1951) Iss: ille codicis paginas composuit ordinavit, ille carminis contextum explicavit: nee tarnen ipsam in manu papyrum habebat, sed papyri photographias (excepto fol. II), cum apographo quod fecerat a. 1931 A. Vogliano. praeterea disceptarunt: G. B. Pighi, Aeg. 27 (1947) 175; A. Vogliano, Acme l (1948) 226; O. Montevecchi, Aeg. 31 (1951) 76; A. Vogliano, Acme 5 (1952) 385, Prolegomena I (1952) 100; R. Keydell, Acme 5 (1952) 418; M. Treu, Hermes 82 (1954) 24; J. Delz ap. Archiv f. Papyrusforschung 16 (1956) 85; R.Turcan, Rev. de l'hist. des religions 150 (1956) 136; A.Setaioli, SIFC 42 (1970) 179; E. Nardi, lura 21 (1970) 186; A. Setaioli, SIFC 44 (1972) 38; E. Nardi, lura 23 (1972) 135; A. Setaioli, SIFC 45 (1973) 124. carmen iterum publicavit, doctorum inventa congessit O. Montevecchi, Papyri Bononienses I (1953) n. 4. nobis praecipuum erat munus diiudicandi, in papyro quid certius legi posset, quid prudentius suppleri. totius codicis photographias contulimus, postea ipsam papyrum: illas amice donavit B. Marzullo, hoc benigne permisit Academiae Bononiensis Bibliotheca, conciliante G.Geraci: grates et his agimus et C. W. Macleod adiutori amico. restant maiora, de aetate carminis, de origine, de eschatologia: quae inviti sed imperiti scientioribus relinquimus. hoc tantum liceat brevi dicere: nobis quidem poetae et sermo et materies aetatem non Hellenisticam redolere sed prorsus Romanam videtur: cum ergo nostro et Vergilio sunt multa communia, non ab illo Vergilius sed ille a Vergilio (vel a tertio quodam ambo) mutuabatur.
herum de ,Catabasi Orphica'
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papyrus s. p. C. ii vel iii exarata. menda ipse sua correxit librarius (29,55,57,103), item plebeias quasdam orthographias (1,8,65). puncta, accentus nusquam (nisi fort. 152); semel diastola (16), semel Spiritus asper (28); tremata passim (31, 58?, 60, 69, 76, 77, 207). iota adscriptum semper praeterit; elisiones numquam plene scribit, raro apostropha signat (13?, 16?, 127,152). P. Bon. 4
(foi. i r)
5
του δ' άπο μ[έ]ν κρυερώ[ν _]λαμων[ επτατο δακρυχέων [ ] .δεοθε [ η δ' εύνής προπάροιθε[ν] άπορρίψαοαδ , εο]τενεν Ει[λ]εύθυια βι[αζ]ομένηνα[ oc δε παρέδραθε μητρ[1] καΐ ήψατο γα[ ριγεδανήο καΐ άρουραν έπέδραμεν[
fol. l r 1—10 peccata libidinis? 1—4 infantis (sive in utero sive post partum) caedes; 5—10 incestum cum matre. 1—4 varie disputati. hoc unum pro certo habemus, ,Ilithyia ante lectum gemebat': quod aut ad infanticidium respicere potest aut ad aborti procurationem (cf Ov. Am. 2. 13. 21s). l κρυερώ[ν: αιρ pap.: de gelidis aut translate de horrendis. aut θα]λάμων aut πα]λαμών possis; illud varie acceperunt viri docti, ,cubile', ,Ditis atria' (e. g. Soph. Ant. 804 τον παγκοίταν . . . θάλαμον), ,sepulchrum' (Kaibel, Ep. Gr. 241.4 κρυερόν . . . θάλαμον), ,corpus quod est animae tectum' (vid. Turcan 1. c.; Kittel, Theol. Wb. z. NT s. ν. οίκια, CKTJVOC). nos hie ,cubile', ut 3 ,torum', coniugum vel amantium videmus. 1—2 [έπι νέρτερα θύμου] | επτατο Snell, cf ft 469, 857s: nobis multo veri similius videtur, Ilithyiae quendam collegam ,e thalamo scelesto lacrimabundum evolasse', Erotem fortasse aut Hymenaeum. 2 ad δακρυχέων (vocem compositam) vid. M. Leumann, Homerische W rter 36; eadem sede A 357 etc; quinquies apud Nonnum. [ ] 5ec9e [: ante δ, fort, α vel ο; ad fin., a[ vel o[ : [απ]ο δ(ε) possis (ad 1 άπο μ[ε]ν); si ita, quid sequatur non videmus nisi κθεο[ΰ (£c9oc Ω 94); sed nihil pro certo. 3—4 απορειψαΰαδ [ (non θ [ ), ]τενεν (non ]τεμεν) legimus. supplementum κ]τενεν haud evites; ergo άπορρίψαΰα non ad praegnantem respicit sed ad Ilithyiam; ergo corruunt plerumque, quae disputaverunt inter se Setaioli et Nardi 11. cc. 3 απορειψ pap. ad fin. -aca δ [ vel -ac' αδ [ : post δ, potissimum ρ, fort, t, alia, supplementum non invenimus. Ilithyia laborem ,perdidit'? questum .emisit'? insigne ,deiecit'? si hoc, cf X 406 τίλλε κόμην, άπο δε λιπαρήν Ιρριψε καλύπτρην; Ilithyiae insignia sunt fax (Farnell, Cults ii 608), serta (Euphor. fr. I l l Powell), item quae in monumentis videntur πόλοο aut diadema. 4 Εί[λ]εύθυι,α aut fort. ΕΙλύθυια. βιαζομένη να[ , βιαζομένην α[ : si illud, cf Opp. Cyn. 3. 156s (ursa) πριν τοκετοΐο μολείν ώρην, πρίν κύριον ήμαρ, | νηδυν έξέθλιψε, ioccaTO τ' Είλειθυίαΰ; si hoc, e. g. ά[πόπαυαν. 5 γα[ΰτέροΰ a.mr\c (Vogliano), γα^τρίκ έκείνηΰ. 6 ρειγ pap. de voce vid. Livrea ad Ap. Rhod. 4.1343. άρουραν: Aesch. Sept. 752 ματρίκ άγνάν cnUQac άρουραν etc. ad fin. e · §· [> ήν γενετήροΰ Maas.
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H. Lloyd-Jones et P. J. Parsons
ίο
is
ςπέρματο[ς] άνθος εδυνεν δτε πρωτι[ παρθένω ώμίληςεν ό δεβρ[ ]ν. .[ ουδέ οι αρτ[ί] φανέντι γενέθλιος .[.]. θ[ τέρπετο' μητρί γαρ αύθις εφυ.[ ]κα[ .δε _[ ........ ] ςτιδεμοικ^θη [ . .]τε. .[ ...... ].νενα[. .].ρα.[. . . .]κρη[ .]νδι...[ ...... ]ε..αλ[ κουριδι[ ....... λλλον.Π. .[ ΨυΧ.[ ....... ] αςικακο [ ουο [ ....... ]ενεφυς[ °Φ .ε .[.......]. εςκονα[ ....[ ....... ].τ.κα.η.[
desunt versus ς. l aut 2. 25
].υγε μάλ[λον] άκούων ] 'Ερινύες [άλλο]θεν άλλαι
7 άνθος: id est ,spuma', ut άνθοο οίνου? aut ,vigor', ut άνθοο ήβηο? ad fin. πρώτιστα δαμείοη Thierfelder. 8 ωμ ex ομ corr. pap. [: potissimum οι[, ορ[. e.g. ό δ' έβρ[υε]ν ορ[χατοο έρνει; audentius ό δ' ε{μ)βρ[υο]ν. 9 άρτ[ι] φανέντι: ita recte Vogliano. [: ε, ο, ω. ] : potissimum ε, c, τ, ψ, (υ?), hie quidem filius non άοπάειος apparet. ad fin. e. g. δαίμων expectes? 10 recte legit Vogliano. εφυε[ vel εφυο[: fort. έφύε[το] κα[. 11 4 δε: vestigium incertum: f n. ή δ(έ), vix ήδη; o]c δ(έ) spatio longius. ] : fort.] ε. ]θη [: δ, λ, χ. e. g. τί δε μοι vel Icu δε μοι κα[1] θηλ[: ad feminarum peccata transit ? 12 τε ex ται corr. pap. ρα [: γ, π. 13 [: secundo loco fort, ο, c. ]ε : fort, ειτ' (ειγ' ?) ex επ' corr. pap. 14 κουριδι[ legimus. f n. ]αλλονε[. 15 f n. κακός. 16 f n. οικ·/ [i. e. oik γ . ad fin. vc c[pap., deinde sigma prius delevit: ένεφυς[, -εν έφυς[. 17 fort. οφρει[. ] : littera correcta: ζ aut f n. |, vix . τρί]ζεςκον (cf ω 7) Vogliano. 18 f n.] το και η [. fol. l v. 25—37 animarum supplicia. 25 peccata (1-24) audit et horrescit (mortuorum iudex?). 26 noxios flagellant Furiae. 30 apparent alteri poenarum ministri, monstra voracia (Harpyiae?) et (34) Amores inferni. 25 απέφυγε (Keydell) vel κατέφυγε (Setaioli) possis. P 694, Hes. fr. 280.24 MW κατέφυγε μϋθον aKOVcac. sed μάλ[λον] (non μΰθ[ον]) recte Key dell.
herum de ,Catabasi Orphica'
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]. δ' έκέλευο[ ] έκάοτη Jioiciv Ιμα[, ]ν κ]εύθεα V\)K[T ]C έρεμνήο ] v έκάτερθε δε πάντη ].ωρ έλεεινον ίεϊοαι π]ολύ9τονον ένθα νέμοντο ]φνυχεο είλαπιναοταί ]. c[.. ]oc έοτηώτεο ]«.[.. ]εροεντες " Ερωτες ].X[..]cl δε Κυπριδοο εύνήν ].δε[.]4 άρτι ταθείοαι
(5) so
(ίο) 35
]..[
].μ.Γ ]W.Q.'.[
27 f n. ]c δ'. έκέλευο[εν] vel -c[av]; έκάοτη vel εκάστη, fort, herum de iudice: έκέλευο[εν] έκάοτη . .. πληγαΐς φον]ίοιαν ίμά[α:ει]ν. 28 fort, ίμ pap. ίμά[οι]ν Vogliano, spatio brevius. de Furiarum flagellis e. g. Verg. Aen. 6. 558, 570; Dieterich, Nekyia 58. 29 ita recte Thierfelder; ερεμνηο ex ερημηο corr. pap. de sede Furiarum: cf Orph. H. 69. 3 ύπο κεύθεαν οίκί' έχουοαι. 30 post έκάτερθε, aut [ ] aut ; deinde επαντη legimus. 31 ].ωρ: potissimum L, η, ν, π dispicimus, sed nihil pro certo: κέ]λωρ' Keydell (cf Hesych. II p. 459 Latte κέλωρ1 φωνή; Ρ Cairo Masp. II 67151. 249 κέλωρα): 1]χώρ Merkelbach (cf Apocal. Petri 26 τόπον . . . εν φ ό Ιχώρ και ή δυΰωδία των κολαζομένων κατέρρεε: ubi tarnen Ιχώρ non sanguinem valet sed tabem purulentam, vid Bauer, WbNT s. v.). ad fin. ϊει pap. 32 e. g. λειμώνα π]ολύσιονον Merkelbach. 33 κρατερ]ώνυχεΰ Keydell: κ 218 λύκοι κρατερώνυχεΰ ήδέ λέοντεΰ' de volturibus carnivoris cogitat Key dell; cf Aesch. PV 1024 (de aquila) άκλητοΰ έρπων δαιταλείκ πανήμεροΰ; et certe sunt apud infernos tot milia portentorum, cf Dieterich, Nekyia 46 ss. sed nos potius ad Harpyas respicimus, Tartari custodes (Pherec. fr. 5 DK), Erinyum socias (Verg. Aen. 6. 289, cf ϋ 77s, Aesch. Eum. 48s): si recte, 31 ί]χώρ, 33 γαμψ]ώvυχεc scribendum, ad Verg. Aen. 3. 216s foedissima ventris / proluvies uncaeque manus. 34 έΰτηώτεΰ masculine, contra 31 ίεΐΰαι; si re vera cohaerent 30—33, nova hie tortorum familia inducitur, id est Amores. 35 ]α π[τ]ερόεντεΰ vel ]ai [πτ]ερόεντεΰ (Vogliano) possis; item κ]αι [ίμ]ερόεντεΰ (= Agath. Schol. AP 5. 278 (277). 1). sed quid Amoribus cum Averno? beatorum certe epulis ministrant, quod in monumentis videmus (F. Cumont, Recherches sur le symbolisme funeraire des Romains 202, 296, 336): at beads alter erit in hoc carmine locus (97ss). si autem umbras etiam hi discruciant, mirum munus et quoad repperimus inauditum: nisi quod in vasibus depinguntur malleo vel flagello armati et insectantes (Greifenhagen, Griechische Eroten 57s). nodum sollerter solvit C. W. Macleod: etiam apud infernos sedem habere ,mala mentis gaudia' (Verg. Aen. 6. 278), etiam post mortem vitia vitiosos torquere, libidines ergo libidinosos; eadem ratione Danaidum cribra, Tityi volucres intellexisse doctiores (Plat. Gorg. 493 B, Lucr. 3. 984 ss), tamquam poena peccati imago fuerit. 36 prob. κατ]εχ[ου]α. 37 [ ] : aut [Je aut c possis. ταθεΐΰαι potius quam τεθεκαι. 38 ] μα[ potius quam ] _ με[. δ]υΰερω[τVogliano: sed ε vix legitur, potius o: e. g. -]vc όροω[
92
H. Lloyd-Jones et P. J. Parsons
(is)
]ελλαχο[ 4
0
t
_
]οοακραβ[ ] εθοντοο[ ].υτοιογα.[ ]ενοναρ [ ].υ'.[ ]ναλλ[
(20)
desunt versus c. 3 aut 4.
(foi. 2 r)
so (5)
ss
oc δε καα[γ]νήτφ φόνον , [ . . . ]CEV . . . [ δώματα μ[ο]ϋνος εχη [κα]ι χρηματ.[ c δε φίλη[ν] παράκο[ι]τιν [.]πήγαγενα[ δώρα λαβ[ώ]ν. ό δε παιδ[α κ]ατήοχυνε[ μιοθον άμειψάμενο[ο κα]κομηχαν[ ήδη TLC κα[1] νυκτΐ καΐ ήματι πολλον α,[ χρυοον εν! μμεγάροιοι{ν) άπήχθηρ[ε και ποτό[ν], εν χρυοώ δε κυκώμενο^ oc δε φίλο[ν] τίνα φώτα κακώ παρεδω[
39 έλλαχο[ν, -έλλαχο[ν 40 ]: fort, ε, θ. ί]θύνε εναικαιμ,[ καί δ' άλλαι [ ^εοαιδεοι^ .]νεοαιτε[ at τε ούν ήλ[α]κάτη π[ά]ντ[α] χρόνον αθ.[ άχραντοι ζ[ώε]ςκον άπεί[ρονε]ς ΰβριοο α[
αϊ τε οαοφρο[ςύ]νην και έο "A[i]6oc ήλθον [ και δ' αύται μ[έ]ν ολοντο φίλουο δ' §ca(pc[av αϊ δε βίον ο[οφί]τ]€ΐν έκόςμεον ή γαρ άοιδά[ο θεοπεααο [ _ _ _ ]τευοαν εν ' Απόλλωνος [ ήερίων έφυ[π]ερθεν όχηοάμεναι ν.[ έργα βροτω[ν γ]ένεαν τε θεών .[.].μ[ ή νούοων .[....].[..] άνηλ[ε]γέων άλεω[ρήν
3 r. 97 ss animae beatae: 98—102 matronae castae; 103—109 artium periti (poetae, medici). cf Verg. Aen. 6. 660-4. 97 fort. εΰ[χό]μεναι (Snell), deinde και μη[τέρ]εα vel μά[ρτυρ]έο eici [ad fin. f n. κ, λ, μ, ν, π, alia. 98 ] : potissimum η, αϊ, ει, fort, ν, α, τι; vix μ; non legitur [οτί]χεο, [τι]νέο fort, possis. αίδέαι[μαι τι]νεο αϊ τε [ Vogliano. in marg. sin. ] _ [ , e. g. ]αλ[. 99 prob. άθλ[ήεαοαι (Vogliano), άθλ[εύουοαι. 100 α[1νηα Snell. 101 [Ιχουοαι Thierfelder. αϊ sc. ψυχαί: de viris an de feminis agatur, incertum. usque ad mortem" castitatem (virginitatem) servaverunt? etiam in morte vinutem ostenderunt, cum (102) vitam pro aliis proiecerint? 102 ad fin. άκοίταο (Keydell), άδελφούο (Maas), εταίρους (Treu) etc. 103 iov ex βιην corr. pap. suppl. Thierfelder, Wyss: c[o]q>[ legerat Vogliano, φ iam non dispicitur. Verg. Aen. 6. 663 inventas aut qui vitam excoluere per artis; Procl. H. 7. 19 (Athena) ή βίοτον κόΰμηοεν ολον πολυειδέα τέχναΐΰ. 104 [έφύ]τευςαν Thierfelder, Wyss; ad fin. [άλωή Vogliano. 105 οχλη pap., deinde λ delevit. νε[φελάων Snell, Wyss. .poetae volatum (iam Aristoph. Av. 1372) et ψυχήΰ δχημα (Plat. Phaedr. 246 A) conflavit: cf quae congessit R. M. Jones, CP 21 (1926) 97ss' (Macleod). 106 Hesiodi Opera et Theogonia? cf Aristoph. Av. 691 γένεάν τε θεών, POxy 2816. 2. ad fin. e. g. φ[ό]ρμ[ιγγι κλέο\και possis. 107 άνηλ[ε]γέων recte Treu; αλεω[ legimus. post vouccov, currf legerat Vogliano, fort, per errorem (nihil enim de papyro perisse arguit eiusdem ad fin. v. 132 lectio): ad sensum έ[νόη]ο[αν] desideramus.
96
H. Lloyd-Jones et P. J. Parsons
no (is)
us (20)
no (25)
φίζαο..[ .]πυρ..[ θίλλ_[ αλλαιδ[
]_[
].λκεα κεκμηω[τ ].[ ]_εαδη[
εοθερ[ αιδε.[ ωιξα[ _ οοαλ[ γαιαδε.[ ερχομενα[ ] ερματ. [ _ ν _ _ ]δαλδ[ deest nihil
(fol. 3 ν)
ε]λεγχοο [ ] οωντι πρ[οοώ]πψ ].ηαν έοικ[ότα] μ[ι]ςθον όπ[η]δεϊν ]ηο θυγάτη[ρ π]ολύφημοο αμοιβή
108 _ _ [ : secundo loco α, δ, λ; primo aut nihil aut τ (fort, γ): e.g. τα[μν- (Vogliano), γά[ρ. ] : α, ε: αν-, παν]αλκέα Vogliano, έτερ]αλκέα (cf Nie. Ther. 2). ad fin. κεκμηω[των Vogliano. verbum ad ρίζαο, nomen ad -αλκέα desideramus; sed ambobus non sufficit spatium. potius fort. e. g. ρίζαε δ ! [έξεύροντο προε] ελκεα κεκμηω[των. 109 prob, ή] πυροο (potius hoc quam πυρί) . . . ήέ οιδή[ρου vel οιδή[ρω. de medicorum τομ·η καΐ καύεει.: recte Delz, Arch. f. Pap. 16 (1954) 85. 110 fort. άλλ[ Ja[i. hie, ut 111, 114 novae animarum cohortes inducuntur. 112 ΰπερμ[ Merkelbach, cf 120; fort, etiam cmv[ possis. 113 prob, κ θερ116 fort. f| c, ή oca: vix iocXa[. 117 γαία δ(ε). 118 legimus. 120 ΰ]πέρματα[νε! ΰ]πέρματφ[ΰ possis. fol. 3v 122ss herum de fatis animarum: 123 (et 124—5) iusta cuique retributio; 126—9 anima carnis exsors . . . genus terrestre (dedignatur?) sed cogitur mortalium membrorum tunicam (induere) (id est, animae scelestae poena est, de novo incarnari ?); 130—5 (camporum Elysiorum) serenum tempus (hoc praemium est animae piae?). 122 ] : λι potius quam v legerimus: [άγαλ]λιόωντι possis (sed vox plebeior: vid. Bauer, WbNT s. v., Lampe, PGL s. v.): kc έ]λεγχοΰ [αεί γα]νόωντι Vogliano, fort, spado longius. si recte ,os laetum', de iudice agitur. 123 ] : c, τ. Ka]c\\civ Vogliano. 124 ηδεν Μνημοΰύν]ηΰ . . . αμοιβή Snell: sed hie quid Musa faciat, non videmus. potius Δικαιθ€ύν]ηο . . . Αμοιβή: Justitiae filia, exemplis clara, Retributio'.
herum de ,Catabasi Orphica'
125 (5)
no (ίο)
135
(15)
97
] . πατροο [. . . ]χθονοο η . [ . . ]νωτα ]οωντα πολύχροα καλά [μέ]λαθρα ].νεηο ή τ' άμμορος επλετ[ο] οαρκών ίχομένη χθόνιον γένοο, άλ[λ]° υπ' ανάγκη θ]νητών μελ[έ]ων οκιόεν[τα] χιτώνα ]..?[.. ]?ι όρινομένοιο .[..]. θρου μελ]άνυδρον άγείρεται [ο]ύδ[έ χ]άλαζα ].c ομβροο ε.[.] εται, άλλ[ά γαλ]ηνη ]_ . > π > ντα[].α[ ]ηο ].χηανεπε.ρ.[ ]. ].νΐΚ[
]
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HO
(20)
]η
] 'ε
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] _ το ] θηο
125].: fort, ε, c. η [: γ, π. [ανά] χθονοο ήγ[αγε] νώτα Vogliano: χθονοο νώτα Eur. IT 46, γαίηο δίψια νώτα Nonn. D. 1. 107. magis ad rem [ύπό]χθονοο ήγ[αγεν] ώτα, ,Retributio parti inferno peccata renuntiat'? sed οΰατα fort, expectes. 126 παμφαν]όωντα Vogliano. 127 ] _ : fon. ε: γ]ενεήο Vogliano, Thierfelder. ητ' pap. 128 άπευ]χομένη Keydell. αλ[λ] legimus (vel ρλ[, 9δ[): vix ουδ. υπ ex υα correctum. 129 e. g. άμφέθετο, έοοαμένη θ]νητών Vogliano. de tunica carnali vid. Zuntz, Persephone 405s; Gigante, L'ultima tunica 15; Procl. in Plat. Remp. II 182. 19s Kroll των χιτώνων των ΰκοτεινών. 130 ]ci : civ ut videtur, nisi fort, ci γ': e. g. -C[OO]CIV. ad fin. φ[ε]έθρου Wyss, cf Φ 235 πάντα δ' ορινε ρέεθρα, f n. spatio brevius: potius β[ερ]έθρου? 131 ss cf δ 563 ss (campi Elys ), ξ 43—5 (Olympus), unde Lucr. 3. 19-22. 131 ουδέ νέφa[icT, ή φ [ 204 [: λ, χ. μοι, μοιχ[. 205 μη ccucoc, μη c' aKoc. 207 πληϊ[ recte Wyss. 208 prob. ά[ρ]κτον. 210 fort, εύτ' αν ο [. 211 fort. δη[.
100
H. Lloyd-Jones et P. J. Parsons
α[.].οεντ[ (is) 2ΐ5
(19-24)
πρώτον με[ ']υτην ' [
. ]ηςκαφ . [ 218-223 nimis mut i desunt w. c. 2 vel 3 ?
finis carminis: versa enim pagina sequitur Homeromanteion.
217ςκάφι[ον, οκαφι[δ vel sim. possis. restant frustula minima duo, vid. PBonon. I p. 18. OXONIAE
MARTIN L. WEST
Die griechischen Dichterinnen der Kaiserzeit"" Meine Damen und Herren! Der Gelehrte, dem zu Ehren wir zusammengekommen sind, ist seit Jahrzehnten der führende Kenner der griechischen Poesie der Kaiserzeit (ganz zu schweigen von seinen Arbeiten über Prosaschriftsteller). So ist es für mich eine große Ehre und eine große Freude, hier zu sein und zu Ihnen sprechen zu dürfen; allerdings empfinde ich es als ein Wagnis, mich gerade zu diesem Thema zu äußern, da ich runde fünfzig Jahre jünger bin und kein Spezialist auf dem Gebiet. Aber ich wollte einen Gegenstand wählen, der Bezug hat zu dem Arbeitsgebiet unseres Jubilars, und ich dachte, wenn diesen Gegenstand obendrein eine Aura des Neuartigen umgibt, dann könnte ich womöglich das Interesse derer gewinnen, die in ihrem Herzen für Nonnos und Oppian wenig Raum gelassen haben. Die Weiblichkeit ist heute en vogue. Darum dachte ich, es sollte einmal von den griechischen Dichterinnen der Kaiserzeit die Rede sein. Dichterinnen sind eine Erfindung oder jedenfalls eine Spezialität der Griechen. Die berühmteste Dichterin aller Zeiten, Sappho, war Griechin, und sie hatte viele Nachfolger in späteren Jahrhunderten. Etwa zu Beginn unserer Zeitrechnung konnte der Epigrammatiker Antipater von Thessalonike neun sterbliche Dichterinnen aufzählen, die den neun Musen entsprechen sollen: Sappho, Telesilla, Praxilla, Erinna, Corinna, Myrtis, Anyte, Nossis, Moiro1. Indem er diese neun auswählte, ließ er eine Reihe anderer beiseite, deren Namen uns erhalten sind, etwa Hedyle, Eriphanis, Myia, Boio, Theano, Parthenis sowie mehr legendäre Damen wie Phemonoe, die den Hexameter erfunden haben soll, und Kleobulina, die Tochter des Tyrannen Kleobulos, der verschiedene Rätsel in Versen zugeschrieben werden. * Vortrag, gehalten am 16. April 1977 im Rahmen einer Feier des Seminars für klassische Philologie der Freien Universität Berlin zu Ehren des Jubilars. Der Verfasser dankt auch an dieser Stelle Herrn Prof. Tilman Krischer, Berlin, herzlich für die Übersetzung des englischen Originals ins Deutsche. 1
19 Gow-Page = AP IX, 26.
102
Martin L. West
Antipater drückt sich aus, als sei die Geschichte der griechischen Poesie bereits abgeschlossen, als bliebe den Menschen seiner Zeit nur der Rückblick und statt der Fortsetzung und der Entfaltung neuer Möglichkeiten nur die Bewunderung. Und in der Tat: dreihundert Jahre hindurch hatten sich die Dichter als Epigonen gefühlt, im Schatten einer großen Vergangenheit stehend, die sie imitieren konnten, mit der sie sich auseinandersetzen konnten, an der sie aber niemals vorübergehen konnten. Dieses geradezu lähmende Bewußtsein der Tradition ist eines der besonderen Kennzeichen hellenistischer Poesie. Jedermann wußte, so sicher wie daß die Sonne im Westen untergeht, daß niemals ein anderer Dichter Homer gleich sein wird oder eine Dichterin Sappho. Mochte man auch einen Dichter preisen als zweiten Homer, nicht anders als man einen starken Mann als zweiten Herakles feierte — das waren konventionelle Redensarten, nicht ernst gemeint. Das Epitaph, in dem Nossis sich selbst Sappho gleichstellt2, ist, wie ich glaube, nicht von ihr selbst, den eigenen Tod vorwegnehmend, gedichtet worden, sondern von einem ihrer Bewunderer, wie das häufig der Fall ist bei Epitaphien auf Literaten, deren Zweck es ist, ein Urteil über die Person oder das Werk zu verbreiten. So Antipaters Epitaph für Sappho: „Mein Name ist Sappho, und ich ragte heraus unter den Sängerinnen wie Homer unter den Sängern/'3 Diese anerkannte Vorrangstellung Sapphos unter den Dichterinnen hat nicht nur deren Ehrgeiz eine Grenze gesetzt, sondern sie auch gewissermaßen gebrandmarkt. Erinnas hexametrisches Gedicht ,Der Spinnrocken', die Epigramme der Nossis sowie ein anonymes Hexameter-Fragment auf Papyrus, in dem eine Frau spricht4 — alle diese Gedichte weisen eine Beimischung äolischen Dialekts auf, die weder durch das poetische Genus bedingt ist noch durch die Herkunft des Autors, sondern ganz einfach durch dessen Geschlecht. Es soll betont werden, daß dies Frauenpoesie ist, das Werk der Nachfolger Sapphos. Ein Gedicht, das in der Anthologie des Johannes Stobaeus erhalten ist, geht noch weiter in dieser Richtung5. Es handelt sich um einen kurzen Hymnus auf Rom. (Absurderweise hat Stobaeus den Namen ,Rom' als griechisch ,Kraft' mißdeutet und darum das Gedicht in den Abschnitt über Mannhaftigkeit gestellt.) Der Hymnus trägt den Verfasser2 3 4 5
11 Gow-Page = AP VII, 718. 73 Gow-Page = AP VII, 15. P. Oxy. 8, 4-7; J. U. Powell, Collectanea Alexandrina 186; vielleicht Anyte, s. 2PE 25, 1977, 114. Stob. 3, 7, 12; Diehl, Anth. Lyr. II, 315, wo aber V. 19 durch einen argen Fehler beim Abschreiben statt steht.
Die griechischen Dichterinnen der Kaiserzeit
103
namen ,Melinno von Lesbos'. Er soll also von einer Frau stammen und dazu von einer Frau aus Sapphos Heimat. Geschrieben ist er in einer künstlichen Imitation des lesbischen Dialekts, die erheblich tiefer greift als das äolische Kolorit der zuvor genannten Gedichte, wenngleich es dem Kenner nicht schwerfällt, diese Sprache von dem echten Lesbisch Sapphos zu unterscheiden. Im Metrum zeigt sich gleichfalls das Vorbild: Das Gedicht ist in der sogenannten ,sapphischen Strophe' verfaßt, nach der Sappho alle Gedichte ihres ersten Buches gestaltet hat. Dies ist ein Curiosum, denn obwohl Catull und andere Dichter die sapphische Strophe in lateinischer Sprache gebraucht haben, gibt es im Griechischen kein weiteres Beispiel aus der Zeit nach Sappho und Alkaios, ausgenommen eine Fälschung, die ein Werk Sapphos zu sein beansprucht6. Der Autor des Hymnus auf Rom bemüht sich also energisch, als eine neue Sappho zu erscheinen. Das Ethnikon ,aus Lesbos' ist Bestandteil dieses Anspruchs und braucht nicht für bare Münze genommen zu werden. Es war sozusagen üblich, daß Dichterinnen von Lesbos kamen; so behaupten einige Quellen, daß Erinna aus Mytilene stamme, und der gleichen Verwechslung begegnen wir bei Nossis7. Ich schließe nicht aus, daß auch der Name Melinno fiktiv ist. Wir begegnen ihm nicht im täglichen Leben (wenngleich eine Melino mit einem n in einer Inschrift auftaucht)7a, und er sieht eher nach einer künstlichen Bildung aus. Sappho hat ein Mädchen namens Gyrinno gefeiert, Nossis ein Mädchen namens Melinna. Außerdem klingt in Melinno ,Lied' an, und das Element -tvv- läßt uns an so berühmte Dichterinnen denken wie Corinna und Erinna. Es dürfte schwerfallen, einen Namen zu erfinden, der stärkere Assoziationen bezüglich Frauenpoesie erweckt. Das Gedicht ist schwer zu datieren. Stil und Sprache geben wenig Anhaltspunkte. Aus allgemeineren literargeschichtlichen Gründen scheint die Zeit Hadrians das letzte mögliche Datum für solch eine Übung in archaischem Metrum und Dialekt. Die sicherste Basis für die Datierung liefert die in dem Gedicht ausgedrückte Empfindung und Haltung Rom gegenüber: „Heil dir, Rom, Tochter des Ares, goldumgürtete kriegerische Königin, die du wohnst auf einem stolzen irdischen Olymp, der ewig unzerstörbar ist. Dir allein, Ehrwürdige, hat das Schicksal die königliche Glorie unbesiegbarer Herrschaft verliehen, auf daß du lenken mögest mit könig15
Bei Athenaios 599 d aus Chamaileon (26 Wehrli). Erinna: AP VII, 710 (Lemma), vgl. Suda s. " . Nossis: AP IX, 332 (Lemma), vgl. VII, 718 (Lemma). 71 IG II 2 5673 = Peek, GVI 2016 (Peiraieus, 4. Jh. v. Chr.). 7
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Martin L. West
lieber Macht. Unter dein hartes Joch ist gespannt die Brust der Erde und der grauen See; mit sicherer Hand lenkst du die Städte der Menschen. Die Macht der Zeit, die alle Dinge zerstört und Leben wieder entstehen läßt in anderen Formen zu anderen Epochen, dir allein füllt sie unentwegt die Segel mit dem Wind der Herrschaft. Denn du als einzige von allen bringst die stärksten Krieger hervor, läßt sie emporsprießen wie die ährenreiche Frucht der Demeter aus den Feldern." Roms Herrschaft über Land und Meer wird gefeiert seit Lykophrons Zeit, und so haben einige Gelehrte unsere ,Melinno' ins zweite oder gar ins dritte Jahrhundert vor Chr. zurückdatiert. Andere haben lieber an das erste Jahrhundert nach Chr. gedacht8. Es war vermutlich nach Claudius' erfolgreicher Landung in England im Jahre 43, daß Alpheios von Mytilene in einem Epigramm schrieb: „Schließ die Tore des Olymp, Zeus, bewache die Burg des Himmels; Meer und Erde sind bezwungen von Roms Speer, nur der Weg zum Himmel wurde noch nicht beschritten."9 Bei ,Melinno' freilich liegt der Ton mehr auf dem etablierten, Jahrhunderte dauernden Frieden als auf neuen Eroberungen. Es gibt hier keine Gewißheit, aber mein Gefühl sagt mir, daß die Zeit Hadrians nicht nur das späteste Datum ist, welches wir für die Komposition des Gedichts mit einiger Wahrscheinlichkeit ansetzen können, sondern überhaupt das wahrscheinlichste Datum. Es war zu dieser Zeit, daß Dionysios Periegetes in seinem geographischen Gedicht von den Bewohnern Italiens schrieb, sie erfreuten sich einer dauernden Oberherrschaft, die ihnen der Ausonische Zeus verliehen habe — ganz wie bei ,Melinno' die ewige Herrschaft durch göttliche Fügung garantiert wird10. Eine wichtigere Überlegung indessen ist, daß dies eine Zeit der antiquarischen Bestrebungen in der Literatur war, in der die griechische Poesie wiederauflebte nach einer Periode einzigartiger Dürre, und insbesondere eine Zeit, in der das Phänomen der Dichterin, die Sapphos Dialekt zu kopieren bemüht ist, eine exakte Parallele hat. In Luxor in Oberägypten ist heute noch eine gigantische, verwitterte, sitzende Statue zu sehen, eine aus einem Statuenpaar, welches Amenophis III. darstellte, der von 1405—1367 vor Chr. regiert hat. Den Griechen und Römern war dieser Platz als ,Theben' bekannt, und von dem Koloß hieß es, er stelle Memnon dar, in der Sage der kriegerische Sohn der Morgenröte, wenngleich man die wahre Identität der dargestellten Person 8
9 10
3. Jh.: Welcker, Kl. Sehr. II, 160ff.; Oldfather, RE XV, 522f. 2. Jh.: Wilamowitz, Timotheos 71, Gr. Verskunst 128; C. M. Bowra, JRS 47.1957,28. l.Jh.: SchmidStählin, Gr. Literaturgeschichte II, l, 326. 3 Gow-Page = AP IX, 526. Dion. Per. 77f.
Die griechischen Dichterinnen der Kaiserzeit
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nicht ganz vergessen hatte. Der Koloß hatte eine bemerkenswerte Eigenart: er sang beim Anbruch des Tages. Als Ursache hiervon wurde angegeben, daß die Steine der Statue, wenn sie durch die Strahlen der Sonne erwärmt werden, ein Geräusch hervorbringen. Welches immer die Erklärung des Phänomens sein mag, ein Besucher nach dem ändern hat den Ton gehört. Strabo schreibt darüber folgendes: „Da sind zwei steinerne Kolosse nahe beieinander. Der eine ist erhalten, von dem ändern sind die oberen Teile, vom Sitz ab, heruntergestürzt, durch ein Erdbeben, wie man sagt. Man behauptet, daß der eine von ihnen, der auf seiner Basis und dem Thron geblieben ist, einmal jeden Tag ein Geräusch erzeugt wie von einem leichten Schlag. Ich selbst habe, als ich mit Gallus Aelius und der Menge seiner Begleiter, Freunde wie Soldaten, dort war, um die erste Stunde den Ton gehört. Ob es von der Basis ausging oder von dem Koloß oder ob es absichtlich erzeugt worden war von einem der Leute, die rings um die Basis saßen, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen. Da die Ursache im dunkeln bleibt, möchte man alles andere glauben, als daß das Geräusch von der Zusammenfügung der Steine herrührt."11 Mehr als anderthalb Jahrhunderte später schrieb Pausanias darüber. Er bemerkt, daß viele Leute den Koloß eine Statue des Memnon nennen, fügt aber hinzu, daß die Einheimischen ihn als Phamenopha kennen — was eine Entstellung von Amenophis ist —, daß man ihn aber auch mit Sesostris identifiziert habe. „Jeden Tag bei Sonnenaufgang läßt er seine Stimme ertönen; der Ton ist ganz ähnlich dem, der entsteht, wenn die Saite einer Kithara oder Lyra reißt".12 Diese erstaunliche Sehenswürdigkeit zog natürlich viele Besucher an, unter ihnen so prominente Leute wie Germanicus Caesar im Jahre 19 n. Chr. und Petronius Secundus, den Präfekten von Ägypten im Jahre 95. Die Touristen haben ihre Spuren zurückgelassen: eingeritzt in das Denkmal, besonders die Beine, die am leichtesten zu erreichen waren, sind nicht weniger als 107 griechische und lateinische Inschriften erhalten13. Unter denen, die das linke Bein mit griechischen Versen verziert haben, sind drei Dichterinnen. Die anspruchsloseste und am wenigsten literarisch gebildete von ihnen hieß Caecilia Trebulla. Sie scheint zu Anfang des zweiten Jahrhunderts gelebt zu haben. Eines ihrer drei Epi-
n 12 13
Strabo 17, l, 46 S. 816. Paus, l, 42, 3. Einzige zuverlässige Ausgabe: A. und £. Bernand, Les Inscriptions grecques et latines du Colosse de Memnon, 1960. (Institut Francais d'Archeologie Orientale).
106
Martin L. West
gramme14 sagt schlicht: „Als ich Memnons göttliche Stimme hörte, vermißte ich dich, Mutter, und wünschte, du könntest sie hören." Der Versbau ist entsetzlich, aber die Empfindung reizend. Trebulla hatte das Glück, die Stimme des Kolosses noch ein zweites Mal zu hören und sie fühlte, wie der alte Heros sie wie ein guter Bekannter begrüßte: „Früher hörten wir nur seine Stimme, aber jetzt hat er uns begrüßt wie Bekannte und Freunde, Memnon, der Sohn der Morgenröte und des Tithonos. Wahrnehmung also, nicht nur Stimme ist dem Stein verliehen worden von der Natur, der Schöpferin des Alls." In ihrem dritten Gedicht schlägt sie einen anderen Ton an, indem sie Memnon über sich selbst berichten läßt, ohne Bezug auf die unbedeutenden Empfindungen einer Caecilia Trebulla. Sie folgt dabei einer Überlieferung, die auch Pausanias kennt und die den Verfall des Denkmals in Zusammenhang bringt mit der gottlosen Zerstörung ägyptischer Heiligtümer durch Kambyses. „Kambyses hat mich zerschlagen, diesen Stein, der die Züge eines Königs aus dem Morgenland trägt. Einst hatte ich Stimme zu klagen über Memnons Schicksal, aber Kambyses nahm sie weg. Nun gebe ich nur mehr ein unverständliches, dunkles Stöhnen von mir; das blieb mir vom einstigen Glück." Trebullas Sprache ist plump und das jambische Metrum beherrscht sie kaum. Aber durch ihre anspruchslosen Verse hindurch sehen wir eine Frau mit warmem Herzen und einem Hauch von Phantasie. Für sie ist Memnon mehr als nur eine Touristenattraktion, um darauf zu schreiben: ,Trebulla war hier'. Im Jahre 130 besuchte Kaiser Hadrian mit seiner Frau Vibia Sabina Theben. Unter den Damen in der Umgebung der Kaiserin gab es eine Julia Balbilla. Sie war von einer Abstammung, auf die sie stolz sein konnte, wie sie uns selbst mitteilt in einem der vier Gedichte in elegischem Versmaß, mit denen sie die Statue verziert hat15. Ihr Großvater mütterlicherseits war der berühmte Astrologe Tiberius Claudius Balbillus, der von 55 bis 59 Präfekt von Ägypten war und einige Zeit Leiter des Museums in Alexandria. Ihr Großvater väterlicherseits war Antiochos IV. von Kommagene. Ihre Epigramme stehen auf einem entschieden höheren Niveau als die der Caecilia TreEmlla: Sie beherrscht die Dichtersprache, wenn auch ohne persönliche Note, und sie macht keine metrischen Fehler. 14 15
Bernand Nr. 92-94. Bernand Nr. 28-31.
Die griechischen Dichterinnen der Kaiserzeit
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Die bemerkenswerteste Eigenart dieser Gedichte ist, daß sie, wie die Ode der ,Melinno', in einem pseudolesbischen Dialekt verfaßt sind. Offensichtlich hat das nichts zu tun mit Balbillas Herkunft oder Heimatdialekt. Weil sie eine Frau ist, imitiert sie die Sprache Sapphos. Die Imitation bleibt nicht an der Oberfläche wie die der Melinno, sie ist sachkundig, wenngleich nicht ohne Übertreibungen. Hadrian, der selbst sehr geschickte griechische Epigramme zu dichten verstand, darunter eines auf Archilochos und eines im anakreontischen Versmaß, dürfte diese literarisch gebildete Dame geschätzt und gefördert haben, da sie sich an der archaischen griechischen Lyrik orientierte und eine fast verstummte Tradition erneuerte. Damit ist auch deutlich, warum ich geneigt bin, ,Melinno' in die gleiche Epoche zu setzen. Balbillas Verse haben nicht die gleiche persönliche Wärme wie die Trebullas. Ihr geht es darum, der Nachwelt von dem Besuch des Kaisers zu berichten, und sie möchte dem Kaiser und seiner Gemahlin schmeicheln. Das erste Gedicht, in sechs Distichen, beschreibt, wie Hadrian ankam, offenbar ohne die Damen, und wie ihm von Memnon eine Begrüßung zuteil wurde, die über das Übliche hinausging: „Ich hatte gehört, daß der Ägypter Memnon, wenn die Strahlen der Sonne ihn wärmen, aus seinem Stein in Theben spricht; aber als er Hadrian erblickte, den König aller, da jubelte er ihm zu so laut er konnte noch vor dem ersten Strahl der Sonne. Und als Titan, mit weißen Stuten über den Himmel fahrend, die zweite Marke der Sonnenuhr erreichte, da ließ Memnon abermals seine Stimme ertönen, einen hohen Ton wie von einem Gong. In seiner Freude brachte er noch einen dritten Ton hervor. Hadrian, der Herrscher, erwiderte freudig den Gruß Memnons. Und auf dem Denkmal ließ er der Nachwelt eine Inschrift zurück, die anzeigt, was er sah und hörte. Allen wurde deutlich, daß die Götter ihn lieben." An einem ändern Tag kam Balbilla mit der Kaiserin und brachte ein anderes Gedicht mit, in welchem sie den Koloß anredete mit „Memnon, Sohn der Morgenröte und des würdigen Tithonos . . . oder Amenoth, König von Ägypten, wie die Priester sagen, die die alten Überlieferungen kennen." Sie entbot ihm ihren Gruß und trug ihm die Bitte vor, er möge ein Grußwort an Hadrians erlauchte Gattin richten. Der ruchlose Barbar Kambyses hatte ihm die Zunge und die Ohren abgeschnitten und dafür Buße gezahlt, indem er durch dasselbe Schwert den Tod fand, mit dem er selbst den heiligen Apis-Stier getötet hatte. Aber Balbilla glaubt nicht, daß die Statue tot sein könne, da sie fühlt, daß eine unsterbliche Seele in ihr lebt16. Sie hat die 16
29,12: es ist zu lesen
'
, s. ZPE 25, 1977, 120.
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Gabe, dies zu fühlen, da sie von frommen Ahnen abstammt und selbst fromm ist. Diese Stelle ist es, an der sie die Details ihrer Abstammung mitteilt. Memnon indessen enttäuschte die erwartungsvollen Damen und ließ an diesem Morgen seine Vorstellung ausfallen. Am nächsten Tag kamen sie wieder, und Balbilla hatte abermals ein passendes Gedicht vorbereitet. Sie erkennt an, daß Memnon Gründe hatte, die sein Schweigen verzeihlich machen, doch täte er gut daran, nicht länger darin zu verharren. „Gestern, Memnon, hast du die Gemahlin (des Kaisers) mit Schweigen empfangen, damit die schöne Sabina wieder hierher käme, denn du bist entzückt von der lieblichen Gestalt unserer Königin. Aber nun, da sie gekommen ist, laß deine göttliche Stimme für sie ertönen, damit nicht der Kaiser zornig wird auf dich, da du ihm kühn die erlauchte Braut vorenthältst." Balbilla benutzt hier höflich den homerischen Ausdruck für eine junge Frau, , obowhl Hadrian und Sabina mittlerweile bereits dreißig Jahre verheiratet waren. Memnon war von diesem Argument beeindruckt, oder vielleicht war er gerade in besserer Stimmung. Jedenfalls brachte er sein Geräusch hervor, und Balbilla konnte ihrem Gedicht noch ein letztes Distichon hinzufügen, bevor es eingemeißelt wurde: „Und Memnon, aus Angst vor der Macht des großen Hadrian, sprach sogleich, und sie hörte es mit Freude." In ihrem vierten Gedicht berichtet Balbilla, wie sie selbst den Ton hörte, und zwar bei derselben Gelegenheit, um die erste Stunde. Hier nennt sie die Kolossalstatue „Memnon oder Phamenoth", indem sie den Namen Amenophis anglich an einen ägyptischen Namen, der den Griechen, die im Lande wohnten, weit mehr vertraut war: Phamenoth war der Name für den Monat März. Wenige Zeilen darunter benutzt sie einen anderen ägyptischen Monatsnamen, um das genaue Datum anzugeben: es war im fünfzehnten Jahr von Hadrians Regierung, am 25. Tag des Monats Athyr, das heißt am 25. November 130. Die Inschrift bietet den letzten Pentameter in zwei verschiedenen Versionen: so muß er auf Balbillas Schreibtafel gestanden haben, von welcher jemand die Gedichte auf den Stein zu übertragen hatte. Die dritte dieser Dichterinnen bedarf nur einer kurzen Erwähnung. Sie trägt einen griechischen Namen, nämlich Damo. Sie schreibt im gleichen Dialekt wie Balbilla, und in dem einzigen Gedicht, das sie hinterlassen hat17, wird deutlich, daß sie Balbilla imitiert. 17
Bernand Nr. 83.
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„Heil dir, Sohn der Morgenr te, denn f r mich hast du gerne gesprochen, der Pieriden wegen, die f r mich sorgen, die sangesliebende Damo. Dir zu huldigen wird meine Leier ewig von deiner Macht singen, du Reiner." Hier haben wir eine Dame, die nicht lediglich Verse macht, sondern die sich selbst als eine echte lyrische Dichterin betrachtet. Das mu eine Art von Pose sein, denn die Leier, von der sie spricht, die lange asiatische Barbitos, war ein Instrument, das von Anakreon und anderen in der archaischen und klassischen Periode benutzt wurde, das aber l ngst veraltet war in der Zeit des Dionys von Halikarna , ausgenommen bei gewissen religi sen Zeremonien in Rom18. Wenn Horaz schreibt age die Latinum barbite carmen™, so ist das nat rlich eine Laune der Phantasie; Damos Barbitos ist nicht minder unwirklich. Wenn sie sagt, Πειερίδων . . . ταϊς μέλομαι, so erinnert das an eine Phrase, die Hadrian in einem seiner Epigramme auf sich bezieht : Αδριανός Μούσαισι μελών20. Nach dieser Zeit der neuen Sapphos verschwinden die Dichterinnen, soweit ich sehen kann, f r dreihundert Jahre. Als sie wieder auftauchen, befinden wir uns in einer ganz anderen Welt. Wir stehen am Anfang des f nften Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Unter den Verfassern literarischer Epigramme — diese Dichtungsform hat sich ja seit der hellenistischen Zeit als die popul rste im griechischen Raum behauptet — begegnen wir zu dieser Zeit einer Frau mit dem typisch byzantinischen Namen Theosebia. (Die Herausgeber ndern ihn zu Unrecht in Theosebeia.) Sie wird uns nicht lange besch ftigen, denn wir besitzen nur ein einziges Epigramm unter ihrem Namen: ein rhetorisches Epitaph in vier Hexametern f r einen Arzt mit dem sprechenden Namen Ablabios ,der keinen Schaden tut'21. Sein Tod, schreibt sie, ist der dritte gro e Schmerz f r Akestorie (die Tochter des Asklepios). Sie hat ihre Locken abgeschnitten zuerst f r Hippokrates, ein zweites Mal f r Galen, und jetzt liegt sie hingestreckt auf dem Grabe des Ablabios, aus Scham, unter den Menschen zu erscheinen, nachdem er nicht mehr ist. Es ist in seiner Art kein schlechtes Epigramm, aber es k nnte von irgend jemandem geschrieben sein. Es ist nichts daran, was von einer Frau stammen mu . Theosebia bleibt f r uns lediglich ein Name. Zur gleichen Zeit gab es in Athen einen Philosophen namens Leontios. Er hatte eine sch ne Tochter mit Namen Athenais, und er sorgte daf r, da sie 18
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Dion. Hal. 7, 72 τα λεγόμενα βάρβιτα κρέκοντες, ων παρά μεν "Ελλησιν έκλέλοιπεν ή χρήσις έπ' έμοΰ, πάτριος ούσα, παρά δε 'Ρωμαίοις εν άπάσαις φυλάττεται ταίς άρχαίαις θυηπολίαις. Carm. I, 32, 3 f. Kaibel, Epigrammata Graeca S. 536 Nr. 888 a, 5. AP VII, 559.
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die bestmögliche Erziehung erhielt. Sie studierte griechische und lateinische Literatur, Rhetorik, Astronomie, Geometrie, Arithmetik; einer ihrer Lehrer war der bedeutende Grammatiker Orion. Da Natur und Erziehung ihr so große Vorteile verschafft hatten, hielt ihr Vater es für unnötig, ihr in seinem Testament irgend etwas zu hinterlassen. All sein Eigentum fiel ihren beiden Brüdern zu. Athenais war mit dieser Regelung nicht zufrieden und ging nach Konstantinopel, um das Testament anzufechten. Dort fiel sie Pulcheria auf, der allmächtigen Schwester Theodosius II., welche fand, daß sie eine ideale Gattin für den Kaiser abgeben würde, vorausgesetzt, daß sie Christin würde. Athenais ließ sich überreden. Sie wurde auf den Namen Eudokia getauft und erhielt Pulcheria als Patin; 421 heiratete sie Theodosius. Verwaltung und Politik kosteten sie nicht viel Zeit. Pulcheria erledigte alles. Eudokia aber nutzte ihre Freizeit, um die produktivste aller griechischen Dichterinnen zu werden22. Bald nach seiner Heirat brachte Theodosius — genauer gesagt, sein Heer, denn er war kein Krieger — den Persern eine Niederlage bei, welchen Sieg Eudokia in einem hexametrischen Gedicht, bzw. mehreren Gedichten, feierte. Vielleicht erzählte sie da die Geschichte — sie ist so recht nach ihrem Sinn — von dem Perserfürsten, der Theodosiopolis in Mesopotamien belagert und sich brüstet, daß er die dortige Kathedrale niederbrennen werde. Der Bischof, darüber erzürnt, richtete auf ihn eine Wurfmaschine, die den Namen des hl. Thomas trug, und diese gewaltige Maschine schleuderte einen Stein, der den Gotteslästerer tödlich traf. Für Eudokia war der christliche Glaube keineswegs ein bloßes Lippenbekenntnis. Er formte vielmehr ihr Leben und Denken und war die wichtigste Inspiration ihrer Dichtung. Wenn ihr Vater ihr ein Erbteil hinterlassen hätte und sie in Athen geblieben wäre, dann wäre sie vermutlich eine Anhängerin des Platonismus in der Akademie geworden. Sie hätte vielleicht teilgenommen an Syrians orphischen Seminaren zusammen mit dem jungen und ungewöhnlich stattlichen (wenngleich unerotischen) Proklos. So aber hat, während er fromme Hymnen an Athene, Helios und andere Götter der Hellenen schrieb, die Kaiserin ihren Eifer darauf verwandt, den Oktateuch und die Prophezeiungen von Zacharia und Daniel in Hexameter zu gießen und ein Leben Christi in nahezu zweitausend Versen zu schreiben, ganz zusammengesetzt aus homerischen Versen und Wendungen. Ein derartiges Unterfangen war nichts Ungewöhnliches in jener Zeit. Hatte doch eine römische Dichterin kurz zuvor außer einem Epos auf Constan22
Ausgabe: A. Ludwich, Eudociae Augustae, Procli Lycii, Claudiani Carminum Graecorum Reliquiae, Leipzig 1897. Vorn Homer-Cento gibt er nur Auszüge.
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tius' II. Sieg über den Usurpator Magnentius einen Vergil-Cento mit Episoden aus dem Alten und dem Neuen Testament verfaßt; das war Anicia Faltonia Prpba, die Großmutter jener Dame, die — wenn wir Prokop Glauben schenken dürfen — Alarich und seinen Goten die Tore von Rom geöffnet hat. Es ist eine hübsche Symmetrie in diesem Schauspiel: zwei christliche Dichterinnen, eine in der westlichen Hauptstadt, eine in der östlichen, verfassen Centos aus Vergil und Homer. Was Eudokias BibelMetaphrasen anlangt, so haben sie übrigens eine Parallele in Nonnos' Metaphrase des Johannes-Evangeliums, die etwa zur gleichen Zeit entstand. Eudokias Bibeldichtungen sind nicht erhalten, aber Photios hat sie gelesen und fand sie bemerkenswert, nicht zuletzt, weil sie von einer Frau stammten und noch dazu von einer Frau, die vom Luxus des Kaiserhofes umgeben war. Sie waren so klar, wie Hexameter-Dichtung nur sein konnte, und zeigten große Vertrautheit mit den Regeln der Kunst. Der Leser konnte die Original-Texte beiseite legen, da sie ihnen getreu folgte, ohne sich auf Kosten der Wahrheit dichterische Freiheiten zu erlauben, um die Jugend zu unterhalten, oder sie vom Gegenstand abzulenken durch eingefügte Digressionen23. Photios' Lob findet ein Echo bei Tzetzes, der noch den Zacharia und den Daniel lesen konnte. Eine Zeit, in der eine Kaiserin wie diese schreiben konnte, schien ihm ein Goldenes Zeitalter, „während heute dreimal verfluchte unwissende Tiere barbarische Bücher schreiben und dreimal schlimmer als barbarische; und sie stellen sich dem betrunkenen Publikum als Grammatiker vor"24. Eudokia verstand ihr Handwerk in der Tat wesentlich besser als mancher andere. Ihr Homer-Cento ist die revidierte Fassung eines Werkes von einem Bischof namens Patricius. In ihrem Prolog lobt sie ihn dafür, daß er ein so verdienstliches Unternehmen als erster in Angriff genommen habe, erklärt jedoch auch, daß sein Werk in mancher Hinsicht fehlerhaft sei. Seine Erzählung war nicht völlig korrekt, ebensowenig sein Versbau; auch beschränkt er sich nicht auf das homerische Vokabular. Sie hat daher aus seinem Buch alles entfernt, was nicht in Ordnung war, und sie hat ergänzt, was er ausgelassen hatte, alles in ordentlichen Versen. Wenn jemand sie dafür tadle, daß sie Verse Homers verdreht und zusammengestückelt habe, so möge er bedenken, daß wir alle Kinder der Notwendigkeit sind und daß Patricius' Stoff ein anderer war als der Homers. Die Methode des Cento-Dichtens pflegt die technischen Schwächen eines Schriftstellers zu verdecken. Eudokias Beherrschung der Stilistik hexa23 24
Phot. Bibl. cod. 183 (Ludwich S. 13 f.). Tz. Hist. X, 60ff. (Ludwich S. 15 f.).
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metrischer Poesie kommt derjenigen der besten heidnischen Dichter jener Zeit nicht gleich. Wir können das am besten beurteilen anhand ihres Gedichtes über das Leben des hl. Cyprian. Das ist ein Werk in drei Büchern, von denen ein größeres Fragment, bestehend aus etwa 800 Versen aus dem ersten und zweiten Buch, 1761 von Bandini in einem Florentiner Manuskript entdeckt wurde, wo es mitten in der Metaphrase des Nonnos auftaucht. Außerdem haben wir eine Inhaltsübersicht des ganzen Gedichtes aus der Hand des Photios. Ich möchte hier einen Überblick geben über das erste Buch, das für sich steht und auch gesondert beurteilt werden kann. Die Heldin der Erzählung ist Justina, die zum Christentum konvertierte und durch ihre Frömmigkeit auch ihre Eltern dazu brachte, sich vom Götzendienst abzuwenden. Sie war natürlich schön (wer hat je von einer häßlichen Heldin gehört?) und zog die Aufmerksamkeit so manchen jungen Mannes auf sich, aber ihre Liebe war allein Jesus. Sie hatte jedoch einen besonderen Verehrer namens Aglaidas, der keine Absage hinnehmen wollte. Dieser wenig liebenswürdige Jüngling sammelte eine Bande von Freunden um sich und lauerte ihr auf, als sie aus der Kirche kam, um sie zu rauben. Aber die Leute in ihrem Gefolge riefen um Hilfe, und da stürzten die Anwohner bewaffnet aus ihren Häusern und schlugen die Bande in die Flucht. Aglaidas machte einen Versuch, Justina zu umarmen, doch machte diese schnell ein Kreuzzeichen, und schon stürzte er rücklings zu Boden. Sie zerkratzte ihm das Gesicht, zerriß ihm die Kleider, machte ihn zum Gespött und kehrte zurück in die Kirche. Aglaidas sucht nun Hilfe bei einem Zauberer namens Cyprian, dem er zwei Talente Gold und Silber dafür verspricht, daß er ihm Justina gefügig macht. Cyprian ruft einen Teufel herbei, der sich selbst als der Anführer der rebellischen Engel vorstellt, er, der einst Eva getäuscht und Adam aus dem Paradies vertrieben hat, der Kain seinen Bruder hat töten lassen und überhaupt alle Arten von Missetaten vollbracht hat einschließlich der Kreuzigung Jesu. Er rechnet fest darauf, mit Justina fertig zu werden. Sie planen einen nächtlichen Angriff auf ihre Seele. Zur dritten Stunde der Nacht ist sie eifrig dabei, Gottes Lob zu singen, da fühlt sie plötzlich eine innere Unruhe und ein Brennen in ihren Nieren. Da sie das Werk des Teufels erkennt, bekreuzigt sie sich sogleich und betet um Befreiung von der Versuchung. Der Teufel kann nichts mehr ausrichten. Er kehrt beschämt zu Cyprian zurück und gesteht seinen Mißerfolg ein. Des Zauberers Vertrauen in die Mächte der Finsternis ist jedoch unerschüttert. Er ruft einen zweiten Teufel — man vermutet sogleich, daß es deren insgesamt drei sein werden —, und dieser äußert sich verächtlich über die Feigheit des ersten. Er macht sich auf den Weg. Es ist Mitternacht. Wieder treffen wir Justina wach und nicht untätig an: sie hat sich von ihrem Bett erhoben, um zu beten und ihre
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S nden zu bekennen. Sie bittet Gott, er m ge bewirken, da die Fackel ihrer Jungfernschaft weiter lodert (und schon h rt es sich an wie ein Feuerwerk), auf da sie die Braut Christi sei, „denn sein ist das K nigreich und die Macht und die Herrlichkeit, Amen"25. Das reicht dem Teufel, der entflieht und Cyprian nicht mehr vorweisen kann als sein Vorg nger. Der Zauberer wendet sich nun an den K nig und Vater aller Teufel pers nlich. Dieser begibt sich in Gestalt eines M dchens in Justinas Zimmer, setzt sich auf ihr Bett und versucht, mit sch nklingenden Reden sie in die Irre zu f hren. Was ist schlie lich der Lohn der Jungfr ulichkeit? Ihr strenges Leben hat ihrem K rper das Aussehen einer Leiche gegeben. Eva hat ihre Jungfr ulichkeit nicht vor Adam bewahrt, und so wurde sie die Mutter des Menschengeschlechts und lernte alles, was gut ist. Justina ist schon dabei nachzugeben, da bemerkt sie die List. Schnell wendet sie ihren Geist zur ck zum Gebet, macht das Kreuzeszeichen, und der Teufel ist frustriert. Cyprian ist rgerlich. Er m chte wissen, was es mit dem M dchen auf sich hat, das die D monen erschreckt. Der Teufel weigert sich, es zu sagen, es sei denn Cyprian schw rt, sein Bundesgenosse zu bleiben. Cyprian leistet den Eid und erf hrt das Geheimnis: es war das Zeichen Christi auf dem Kreuz. Sogleich schickt er den Teufel f n. Er ist entschlossen, sich Christus zuzuwenden, der offenbar m chtiger ist als alle Teufel. Seinen Eid kann er ohne Furcht brechen, da er bei den geringeren M chten geschworen hat. Unverz glich packt er alle seine Zauberb cher zusammen, die wir uns hnlich den erhaltenen papyri magicae zu denken haben, bel dt seine Diener damit, und sie gehen zusammen zur Kirche. Der Priester ist nicht eben erfreut, den Erz-Heiden hier zu sehen, aber Cyprian macht ihm klar, da er Christ werden m chte, und gibt ihm alle seine B cher zum Verbrennen. Dann kehrt er heim, zerbricht alle seine G tzenbilder in m glichst kleine St cke und verbringt den Rest der Nacht mit Kasteiungen und dem tigen Gebeten um Gottes Gnade. Den Sonntag darauf geht er zur Kirche, und Eudokia berichtet uns alle Einzelheiten des Gottesdienstes, de'n er besucht26. Bei seinem Eintritt 25
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I, 127 ti. αλλά γ' έμεϊο φύλαξον άναξ δέμας αίεν άπήμον δςιδά τε παρθενίης γε παράσχεό μοι ζείουσαν, οφρα συν ήμετέρφ μνηστψ νυμφώνα κατείδω Χριστώ, συνθεσίας δ' άποτίσομαι, ας περ ύπέστην' αυτού γαρ κράτος εστί γέρας θ' άμα κύδεϊ. αμήν. Ich schreibe auch diesen Passus aus wegen seines Interesses, mit Angabe der (von Ludwich nicht verzeichneten) Bibelstellen. I, 259 ff. δς 6' ως ούν επί βηλον έβη νεώ, εννεπε Δαυίδ, 260 δΐος Ίεσσιάδης' „ορά, κύδιμε, μηδέ μεθήσης, PS. 38,21?
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wird der 38.(?) Psalm gesungen. Darauf folgt eine Lesung aus Hosea. Darauf der 119. Psalm. Lesungen aus Jesaia und dem Galater-Brief schlie en sich an. Es folgen der 116. Psalm, das Vaterunser und die Predigt. Am Ende der Predigt werden alle, die noch nicht endg ltig aufgenommen sind, aufgefordert, die Kirche zu verlassen. Cyprian bleibt an seinem Platz, und als der Diakon ihn gehen hei t, besteht er darauf, aufgenommen zu sein. Der Diakon geht und sagt es dem Priester, der Priester ruft Cyprian herbei, h rt seine Beichte und tauft ihn. Seine weitere Laufbahn ist meteor- hnlich: am folgenden Sonntag wird er Vorleser, eine Woche sp ter Sakristan, nach sieben Wochen Diakon. Er heilt Kranke, treibt Teufel aus, bekehrt unz hlige Heiden. Nach einem Jahr wird er Priester, nach zehn Jahren Bischof. Er macht die fromme Justina zur Diakonin und rettet zahllose Seelen. Alle diese Ereignisse werden in nicht viel mehr als 300 Versen berichtet. Das Tempo der Erz hlung ist niemals geringer als allegro con brio und steigert sich gegen Ende zu einem prestissimo. Das zweite Buch ist im ganzen eher erm dend. Fast alles wird Cyprian in den Mund gelegt. Er erz hlt hier die Geschichte seines Lebens von Anfang an: wie er in verschiedenen griechischen St dten in die heidnischen Mysterien eingeweiht wurde und dann bei den gyptern und Chald ern die schwarze Kunst erlernte, und schlie lich, wie durch Aglaidas und Justina sein Leben sich wandelte. Eudokia behandelt hier dieselben Themen wie in Buch I, doch stimmen die beiden Darstellungen in vielen Details nicht berein. Der Grund ist, da sie von Buch II an eine Prosa-Vorlage versifiziert, die Confessio des hl. Cyprian. Wir haben bereits gesehen, da sie
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ώ κρατέων, μηδ' αΰ με λαθών τηλοϋ σέο τεύξης". αύτις δε προφάτωρ'Ωσηε μέγας τάδ' έειπεν ένθους· „ει δ' άγε μη παις έσσεται". αΰτάρ ό αύτις Δαυίδης αγόρευε' „προέστιχον ομματ' έμείο ορθρον, φωτοφαή νυκτός ζοφερής έλατήρα, οφρα γε θειοτέροις σέο ό,ήμασιν έσπομαι αίέν". Ησαΐας δ' έτέρωθι' „φόβος σέο μη ποτ' άπαυρή θυμόν, τέκνον έμεϊο, καΐ δν φιλέω Ίακώβην, δν πάντων κατέλεξα περικτιόνων πρόμον άλλων". Παύλος δ' ώδ' αγόρευε θεηγόρος' „αυτός άνάσσων ήμέας έπρίατο Χρίστος δυσπεμφέλου άρής εκ πρότερης θέμιδος", πάλι δ' έννεπεν ώδ' ύποφήτης Δαυίδ άριστολύρης' „τίς δ' αν θεού έξερεείνοι αθανάτου δύναμιν, και ουασι πάσιν ένίσποι ϋμνους παντομέδοντος;" έπειτα δε τ' εΰχος ανακτος θειοτέρων έπέων' μετέπειτα δε άρητήρος παρφασιη' άτάρ αυτέ κατηχήεις λόγος ανδρών' „έξιτε εκ νηοΐο θεού, βροτοί ήμιτέλεστοι".
Hos. 9,12 PS. 119, 148 Jesa. 44, 2 Galat. 3, 13 PS. 106, 2
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gerne von einem vorgegebenen Text ausgeht. Es kommt aber etwas weit Lebendigeres heraus, wenn sie freier gestaltet. Irgendwann in den 40er Jahren des 5. Jhs. brachte jemand einen Apfel von ungew hnlicher Gr e und Sch nheit nach Konstantinopel, und Theodosius kaufte ihn f r seine Frau. Sie tat damit ein mildt tiges, christliches Werk. Sie hatte n mlich geh rt, da Paulinus, einer der Palastbeamten, durch Gicht ans Bett gefesselt war, und schickte ihm den Apfel. Er, der nicht wu te, woher der Apfel kam, dachte, es sei eine gute Idee, ihn dem Kaiser zu schenken. Theodosius erkannte ihn nat rlich. Er fragte Eudokia beil ufig, was sie mit dem Apfel gemacht habe, den er ihr geschenkt h tte. Da sie nicht zugeben wollte, da sie ihn weggegeben hatte, sagte sie, sie h tte ihn gegessen, und als man ihr zusetzte, legte sie auch einen Eid darauf ab. Theodosius schlo , da zwischen ihr und Paulinus Beziehungen bestehen m ten. Er verbannte den Ungl cklichen nach Kappadokien und verurteilte ihn nachtr glich zum Tode. Eudokia gelang es, den Kaiser zu bes nftigen, aber die ganze Aff re schwelte noch Jahre lang weiter. Schlie lich zog Eudokia sich nach Jerusalem zur ck und verbrachte den Rest ihres Lebens im Heiligen Land, wo sie sich der Fr mmigkeit und N chstenliebe widmete, indem sie Kl ster und Hospit ler gr ndete und die Mauern von Jerusalem wiederherstellen lie . Ja, dies ist eine andere Welt als jene, ber die Hadrian herrschte. Die Verbindungen mit dem klassischen Griechenland rei en ab. Die Zahl der klassischen Autoren, die im 5. Jh. gelesen werden, ist gegen ber dem 4. Jh. wesentlich zur ckgegangen. Sappho liegt nun ein volles Jahrtausend zur ck, und eine Eudokia oder Theosebia f hlte keinerlei Beziehung mehr zu ihr. Zwar bekennt sich Eudokia zu ihrem Geschlecht, wenn sie im Prolog zu ihrem Homer-Cento sagt: „Wir haben beide die gleiche Aufgabe bernommen, Patricius und ich, wenngleich ich eine Frau bin"27. Aber man empfindet nicht mehr, da Frauenpoesie verschieden ist von der Poesie der M nner, oder da das Geschlecht des Autors durch den Dialekt oder auf irgendeine andere Weise hervorgehoben werden sollte. (Der Gebrauch unterschiedlicher Dialekte in der Poesie war ohnehin eine Sache der Vergangenheit geworden.) Eine Melinno oder Balbilla in der Zeit des Theodosius ist undenkbar. Es gibt noch weibliche Dichter, aber die Idee der Dichterin ist tot. 27
34 f. αλλ' εμπης ξυνος μεν εφυ πόνος άμφοτέροισι Πατρικίψ κάμοί, καΐ θηλυτέρη περ εούση.
HANS-GEORG BECK
Marginalien zum byzantinischen Roman Die Geschichte des Fortlebens des antiken Romans durch die ganze byzantinische Epoche über Jacques Amyot, Pierre Daniel Huet — von ihm stammt das Wort: „Heliodore, si Homere est la source de toute bonne poesie, l'est aussi de toute bonne fiction en prose" —, über Cervantes, Tasso, Shakespeare und Goethe — diese Geschichte ist die Rache eines philologischen Bastards an seinen Verächtern unter den Klassizisten. Dabei wären unter Klassizisten nicht nur jene Philologen der späteren Antike zu verstehen, die dem Roman das Heimatrecht in ihrer Ars poetica verweigerten1, sondern auch nicht wenige byzantinische Philologen, die glaubten, ihn mißachten zu sollen. Der Bastard setzte sich trotzdem durch und war dabei um einige hübsche Tricks nicht verlegen. Im S.Jahrhundert berichtet der Kirchenhistoriker Sokrates von einem Bischof von Trikka in Thessalien namens Heliodoros, der besonders eifrig bemüht war, bei seinem Klerus den Zölibat durchzusetzen. Dieser Heliodoros habe in seinen jungen Jahren eine Liebesgeschichte unter dem Titel „Aithiopika" veröffentlicht. Sokrates enthält sich jeder Wertung dieses Buches. A. Colonna war der Ansicht, der Bericht des Sokrates könnte historisch sein, das heißt der Bischof und der Romanschriftsteller könnten ein und dieselbe Person sein. Für uns tut der Bericht auch als Legende seinen Dienst: Der Autor eines spätantiken Liebesromans ist Christ oder wird Christ, ja sogar Bischof, und dies ein besonders eifriger. Sokrates mag darin den Sieg des „genie du christianisme" über die heidnischen Jugendsünden gesehen haben. Aber es ist nicht auszuschließen, daß aus der Personengleichung auch andere Schlüsse gezogen wurden, d. h. daß mit der Bekehrung des Autors auch der Roman Absolution erhielt und damit zur Lektüre freigegeben war. Der Bericht stieß denn auch — leider wissen wir nicht wann — auf Widerstand und wurde erweitert. Eine kirchliche Synode habe den Bischof vor die Wahl gestellt, entweder auf sein Bistum zu verzichten oder seinen Roman zu verbrennen. Heliodoros habe den Verzicht 1
O. Weinreich, Der griechische Liebesroman, Zürich 1962, passim.
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auf sein Bistum vorgezogen. Damit sollte natürlich der Roman als unverträglich mit christlichen Anschauungen abgewertet werden; zugleich aber ist Zeugnis abgelegt für sein Fortleben. Und er lebte weiter. Photios2 findet sich mit dem Roman ab. Wahrscheinlich haben ihn die Curiosa des Buches mehr interessiert als der übrige Inhalt. In der Folgezeit wird der Roman für alle möglichen Zwecke ausgeplündert, in der Chronistik sowohl wie in Sammlungen von Gnomen usw. Michael Psellos, der Alles wisser des 11. Jahrhunderts, widmet auch unserem Roman eine Analyse3. Es geht um Aufbau und Stil, aber auch um den Inhalt. Er sieht darin eine Absage an die und eine Apologie der Tugendhaftigkeit der Heldin. Er ist aber wohl nur mit halbem Herzen dabei. Weiter ging im ^.Jahrhundert der unteritalienische Philosoph Philippos, bekannter unter dem Namen Theophanes von Cerami, später Erzbischof von Rossano im Reiche Rogers II. Er schreibt eine kurze Analyse des Romans und entdeckt in ihm das Zusammenspiel der vier Kardinaltugenden gegen die feindlichen Laster. Nicht genug damit: das ganze Werk wird allegorisch gedeutet auf den Weg des Menschen durch alle Fährnisse bis zur letzten himmlischen Vollendung. Nicht umsonst ergebe der Zahlenwert des Namens der Heldin, Charikleia, die schöne Summe 777! Damit ist der Roman eine auch für den Christen durchaus empfehlenswerte Lektüre. Noch im 15. Jahrhundert vertritt ein Byzantiner, Joannes Eugenikos, ähnliche Ansichten, um den Vorwurf zu entkräften, der Roman sei jugendgefährdend. Er steht nicht an, ihn ähnlich zu deuten wie die christlichen Exegeten das Hohe Lied Salomonis4. Damit ist der Roman radikal verfremdet und radikal verchristlicht. Neben Heliodoros steht die ganze byzantinische Zeit über der Roman des Achilleus Tatios „Kleitophon und Leukippe". Bedurfte auch er der christlichen Nachhilfe um bestehen zu können? Fast sieht es so aus. Wohl schon in frühbyzantinischer Zeit entstand eine hagiographische Legende von einem keuschen Ehepaar namens Galaktion und Episteme. Es scheint kein Zufall zu sein, daß das Elternpaar des Galaktion die Namen Kleitophon und Leukippe trägt. Dazu paßt sehr gut, daß im byzantinischen PaulyWissowa, der sogenannten Suda, Tatios ausdrücklich als Christ bezeichnet wird. Fassen wir kurz zusammen: Der spätantike Roman stirbt nicht aus, aber in Byzanz, das andere moralische Begriffe predigt als die heidnische Spät2 3
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Bibliothek, cod. 73. Belege und Kommentar bei H. Gärtner, Charikleia in Byzanz, Antike und Abendland 15 (1969) 47-69. Zu Philipp von Cerami und Eugenikos siehe Gärtner, a. a. O. und dens., Johannes Eugenikos: Protheoria zu Heliodors Aithiopika, Byz. Zeitschr. 64 (1971) 322-325.
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antike, bedarf er der Nachhilfe, um nicht in die Wüste geschickt zu werden. Bei zwei Autoren ist es gelungen, sie zu taufen, und es ist typisch, daß es diese beiden waren, die am unentwegtesten im Vordergrund blieben. Mit einer christlichen Interpretation des Inhalts war ein wichtiger Schritt getan. Was hat sich Philippos da Cerami, was Eugenikos dabei gedacht? Wir wissen es nicht, haben aber auch kein Recht, ihnen das gute Gewissen abzusprechen. Ebensowenig brauchen wir daran zu zweifeln, daß diese Ehrenrettung auch allen jenen zugute kam, die sich um mystische Allegorese keinen Deut kümmerten, wohl aber ein Interesse daran hatten, ihre geliebte Lektüre vor orthodoxen Schnüfflern gesichert zu wissen. Allegorisierung macht unverwundbar und setzt zugleich frei. Die Allegorie war lebenserhaltend. Bedenkt man, wie vertraut die Byzantiner mit den Erotika und den Frivolitäten Lukians umgingen, wie eifrig sie über der Anthologia saßen, auch wenn ihr Inhalt nicht selten allen byzantinischen Sittenregeln widersprach, wie es niemand einfiel, sie allegorisch zu deuten oder sonstwie zu verchristlichen, dann stellt sich die Frage, warum gerade der spätantike Roman einer solchen Abschirmung bedurfte. Die Antwort ist die Weinreichs: Weil er nicht zur vornehmen Gesellschaft des alten literarischen Adels gehörte. Byzanz übernahm philologisch gesprochen von der antiken Welt ein verbindliches klassisches Erbe, fast wie ein Depositum fidei, das des Schutzes gegenüber der Orthodoxie kaum bedurfte, da alle Welt, auch die Kirchenväter, in diesem Bildungsgut erzogen worden war und die Inhalte selbst längst einer starken Formalisierung erlegen waren. Diesen Schutz der klassischen Philologie genoß der Roman nicht. Er steht nicht allein in dieser Isolation. Die handschriftliche Überlieferung beweist, daß hier andere Interessen als nur philologische an der Tradierung beteiligt waren. Über diese Interessen sollte man sich meiner Meinung nach keine allzu tiefen Gedanken machen. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, auch nicht von der Philologie allein — nicht einmal der Philologe. Die nüchternste Erklärung ist doch wohl das private Vergnügen, das viele an dieser Lektüre fanden. Das Vergnügen ließ man sich einiges kosten. Heliodoros war eine Messe wert! Dies führt zu einer Marginalie besonderer Art: die Prüderie der Byzantiner. Der Herausgeber der Anthologia, Hermann Beckby, bemerkt einmal in seiner Vorrede, man sei erstaunt über die Weltlust der christlichen Epigrammdichter des O.Jahrhunderts, deren wirkliche Grundhaltung gewiß auf einer Jenseitsgebundenheit basierte. Doch all dies sei nur ein Spiel, das nur an die Peripherie ihrer Seele rührte. Ihre Gedanken und Gefühle seien wirklichkeitsbar. Die Weltlust, von der sie sprechen, sei nur ein Traum, die Geliebten, die sie besingen, Geschöpfe der Phantasie. Es wäre inter-
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essant zu erfahren, woher man dergleichen weiß! Mir scheint das „Spiel der Phantasie" über die Wirklichkeit einer Einstellung mindestens ebensoviel auszusagen, wie tiefernste Gedanken, die in Zeiten der Depression niedergeschrieben werden. Wir haben keine Möglichkeit, darüber zu entscheiden, was „realer" war. Über die angebliche „Jenseitsgebundenheit" des O.Jahrhunderts könnte manches gesagt werden. Ein Blick etwa auf die wichtigsten Personen am Hofe Kaiser Justinians I. erweckt erhebliche Zweifel, abgesehen davon, daß es eine Orientierung aufs Jenseits gibt — und dies läßt sich für Byzanz immer wieder nachweisen —, die sich bei allem Festhalten daran sozusagen an den Rand des Lebens schieben läßt, um mit um so größerem Vergnügen die Zwischenzeit zu genießen. Bei der Anthologia handelt es sich um ein Stück des erwähnten klassischen „Depositum". Doch ein hoher Palastkleriker wie Konstantinos Kephalas oder der Mönch Maximos Planudes, beide entscheidend an der Redaktion der Anthologia beteiligt, hätten genug anderen, unverfänglicheren Stoff finden können, um daran ihre philologische Akribie zu beweisen und ihr Gewissen zu salvieren. Der Roman nun steht außerhalb der Schutzzone der eigentlich klassischen Literatur. Und trotzdem erfreut er sich größter Beliebtheit. Doch wohl auch bei den Philologen; denn spätestens im 12. Jahrhundert dürfte die Zahl derer dünn geworden sein, die etwa die Aithiopika noch einigermaßen fließend lesen und verstehen konnten. Es passiert in diesen Romanen nicht furchtbar viel, aber oft, sehr oft ist es doch nur mit knapper Not, daß das „Schlimmste" nicht eintritt — dies wohl ein besonderer Kunstgriff der Technik der Anzüglichkeit. Außerdem kann der Roman nicht isoliert gesehen werden. Er ist eingebettet in eine Fülle einer von keiner Philologie gepflegten Literatur, die auf alte Zeiten zurückgeht, etwa den Syntipas, einen unverfrorenen Boccaccio des byzantinischen Mittelalters, oder die äsopischen Fabeln und den Äsoproman, die immer wieder neu und bedenkenlos variiert werden. Um diese Marginalie abzuschließen: Mit der vielzitierten byzantinischen Prüderie ist es eine eigene Sache. Man sollte nicht jedes Wort glauben, das die Byzantinisten darüber geschrieben haben. Und wenn byzantinische Ärzte den Liebesroman als erotisches Stimulans empfehlen, dachten sie kaum an Allegorie. Das Urteil des Photios und das des Psellos über Achilleus Tatios beweist, daß man sehr wohl wußte, woran man war5. Doch noch einmal zum Problem der Kontinuität. Theodoros Metochites, der große Essayist des 14. Jahrhunderts, überschreibt einen seiner Versuche: Unsere Zeit hat nichts mehr zu sagen. Für den literarisch Beflissenen hätten die antiken Autoren schon alles vorweggenommen und es bleibe kein 5
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Stoff mehr. Trotz dieser Resignation, die viele Byzantiner mit Metochites teilten, konnten weder er selbst noch zahlreiche andere der Versuchung widerstehen, eben doch in den Spuren der Alten Neues zu schaffen, und sie waren gebührend stolz darauf. So blieb es auch nicht bei der Lektüre der alten Romane. Spätestens im 12. Jahrhundert setzt man an, neue Liebesromane zu schreiben. Vier Namen können genannt werden: Theodoros Prodromes, Niketas Eugenianos, Eustathios Makrembolites und Konstantinos Manasses. Schon die Titel: Rhodanthe und Dosikles, Drosilla und Charikles, Hysmine und Hysminias, Aristandros und Kallithea, verraten, auf welcher Spur man sich bewegt. Prodromos stützt sich weitgehend auf Heliodor, andere, wenn nicht auf Prodromos selbst, dann auf Achilleus Tatios. Man hat, mit etwas dünnen Belegen, Zeitbezüge in diesen Werken zu entdecken geglaubt. Dies mag richtig sein und verwundert nicht, weil die totale Abstraktion von der eigenen Zeit nie gelingt. Als Ganzes aber überspringen diese Romane in einem Kraftakt acht Jahrhunderte und landen in der Spätantike, in einer imaginären Spätantike, wohlgemerkt. Die christlich-byzantinische Weltanschauung existiert nicht, die rekonstruierte Spätantike aber ist eine philologische Illusion. Aber der Versuch, Liebesleben zu schildern ohne moralische Voreingenommenheit, ist real, wenn auch preziös. Die Romane wurden gelesen, und wir wären froh, hätten wir von manchen Historikern ebenso viele Handschriften wie von ihnen. Lesen konnte sie bestimmt nur, wer gut philologisch vorgebildet war; um eine Lektüre der Massen kann es sich keinesfalls handeln. Doch das Vorhandensein dieser Romane allein für sich spricht eine deutliche Sprache. Für die folgende Marginalie wäre eine Definition des Romans am Platz. Natürlich riskiere ich sie nicht. Nur eine Beobachtung zum Unterschied von Epos und Roman möchte ich wagen. Nimmt man an, daß das gewachsene, das sogenannte Volksepos, die Kämpfe um das Werden einer „Nation" widerspiegelt oder auch die Kämpfe, in denen sich ein Volk in äußerster Gefahr selbst behauptet — denken wir an die Nibelungen oder Roland — , so unterscheiden sich die Romanhelden von den epischen durch ihren Charakter als Privatpersonen. Sie mögen durchaus Ausdruck besonderer Charakteristika eines Volkes sein, aber sie repräsentieren nicht mehr im Vollsinn Geschichte; ihr Handeln und Leiden appelliert an sehr persönliche und individuelle Erwartungen und Empfindungen. Das besagt keineswegs, daß diese Personen nicht in einem geschichtlichen Rahmen stehen können, es besagt auch nicht, daß alte epische Töne nicht mitschwingen können oder der alte epische Hintergrund nicht mehr durchschimmert. Folgt man mir in dieser Unterscheidung, dann hat Byzanz nicht nur die klassizistischen Romane des 12. Jahrhunderts geschaffen, sondern — wohl um eben diese Zeit — auch einen Roman, der zwar noch Epik im Hinter-
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grund hat, im übrigen aber genau dieselben Erwartungen trifft wie ein spätantiker Roman. Es ist dies der Digenis Akritas, genauer gesagt der zweite Teil dieses mißbräuchlich so genannten byzantinischen Homer. Denn das Heldenlied setzt ein mit einem Bericht über einen sarazenischen Emir, der sich ein christliches Mädchen erobert — die spätere Mutter des Digenis — und ihr zuliebe Christ wird und in die Romania zieht. Hier sind alle epischen Elemente noch völlig deutlich, und niemand käme auf den Gedanken, hier von einem Roman zu sprechen. Erst später hat man daran ein umfangreiches Werk geknüpft, das Leben und Taten des Sohnes — zum Teil in der Form einer Erzählung des Helden selbst — Schilden. Es handelt sich um einen Tausendsassa mit märchenhaften Kräften, die er den byzantinischen Grenztruppen gegenüber ebenso erprobt wie am arabischen Erbfeind oder an vaterlandslosen Freibeutern. Schöne Mädchen, Amazonen, Vergewaltigungen und Ehebruch, Gärten und Schlösser — dies ist die Welt, in der sich der Held bewegt. Idyll und „prouesse" sind die bestimmenden Motive. Was hat das Werk unter dem Etikett Kontinuität zu suchen? Der starke Einschlag des ekphrastischen Elements verweist sicher auf eine lange Erzähltradition, aber wichtiger scheint mir zu sein, daß dieser Roman in vielen Punkten nach der spätantiken Alexandergeschichte modelliert ist. Doch damit stoßen wir nochmals auf die Frage nach dem Wesen des Romans. Bekanntlich war Ben Edwin Perry nicht geneigt, den PseudoKallisthenes als Roman gelten zu lassen. „It is historiography by intention, not romance". Der Hintergrund sei eine bestimmte nationale Nostalgie, und die Roman-Elemente seien „something incidental to the main idea, not essential in themselves". Ich weiß nicht, ob man Perry folgen kann. Jedenfalls haben die Byzantiner in zahlreichen Redaktionen und Versionen in Prosa und Vers aus dem Ps.-Kallisthenes einen historischen Roman gemacht. Jetzt ist das historische Element „incidental to the main idea". Die Idee aber ist der große Held und Abenteurer, wenn auch die alte panhellenische Idee nicht ganz verschwunden ist. Wunder und Magie, Fahrten in die Lüfte und in die Meerestiefe — das ist es, was wirklich interessiert und mit Einläßlichkeit geschildert wird. Ein paar preziöse Romane des 12. Jahrhunderts, Digenis Akritas und Alexander der Große in bunten Farben — ist dies alles, wozu sich die Byzantiner durch den spätantiken Roman anregen ließen? Kaiser Julian wollte bekanntlich die Christen von der heidnischen Literatur abschneiden. Sein Bildungsedikt hatte zur Folge, daß man da und dort antike Literatur mit christlichem Inhalt produzierte, aus biblischen Stoffen Komödien im Stile Menanders oder pindarische Oden, aus Evangelienszenen platonische Dialoge fertigte. Kaum etwas ist davon erhalten, und mit dem Tod Julians
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kehrte man beruhigt zu den heidnischen Bildungsgütern zurück. Aber das Christentum hatte längst vor Julian begonnen, Eigenes zu schaffen. Man kann es kurz unter dem Etikett Apostelroman zusammenfassen. Am Anfang steht etwa die kanonische Apostelgeschichte des Lukas. Die Missionsreisen des Apostels Paulus nehmen hier einen breiten Raum ein, Petrus aber spielt daneben eine bescheidene, wenn nicht klägliche Rolle. Abhilfe mußte geschaffen werden, und so entstanden weitschweifige Erzählungen über die Missionsreisen Petri, immer wieder unterbrochen durch lange Predigten, eingespannt aber in eine Rahmenerzählung von den Schicksalen einer römischen Familie, der des Clemens, mit all den bekannten Peripetien: Flucht vor Ehebruch, Piraten, Schiffbruch, neue Flucht, Versklavung usw. und Wiedervereinigung nach langen Jahren. Der große Helfer ist immer wieder Petrus selbst. Viele Gelehrte sind zu dem Ergebnis gekommen, daß hier ein älterer heidnischer Roman Verwendung fand, um die Missionspredigten Petri angenehm zu verpacken. Ein weiteres besonders bezeichnendes Beispiel ist der sogenannte TheklaRoman, die Erzählung von einem Mädchen, Phänomen der Hysterie, die sich an den Apostel Paulus hängt, alle möglichen Abenteuer besteht, sich selbst durch einen Sprung in ein Wasserbecken tauft und schließlich in Männerkleidung missioniert. So wenig wie im Klemensroman handelt es sich um erotische Literatur im strengen Sinne des Wortes, wenn auch die pikante Approximation immer wieder erreicht, vielleicht auch versucht wird. Bei aller formalen Kontinuität — daß das Christentum neue Töne in den Roman bringt, läßt sich nicht leugnen. Dies gilt dann erst recht vom eigentlichen hagiographischen Roman der Byzantiner. Die Entstehung kann man sich recht verschieden vorstellen: Heilige wurden gefeiert, und zu dieser Feier bedurfte man eines erbaulichen Berichts über ihr Leben und Sterben. Da und dort gab es echte Acta martyrum und authentische Lebensberichte. Was aber, wenn solche Berichte nicht vorhanden waren, wenn nur eben ein Name, ein Monatsdatum und ein Grab zur Verfügung standen? Nun hat ja der Heilige verschiedene Pflichten zu erfüllen, bevor er sich sein Prädikat verdient; er hat vor allem tugendhaft zu sein und ein seliges Ende zu nehmen, sowie zum Beweis seiner Heiligkeit Wunder zu wirken, jedenfalls nach seinem Tod und am besten schon zu Lebzeiten. Damit ist ein allgemein verbindlicher Rahmen vorhanden. Die Tugenden kennt man, es sind ihrer mindestens sieben. Und was sich an Wundern vorstellen läßt, läßt sich an der conditio humana, an all den Fällen, wo der Mensch keinen natürlichen Ausweg mehr kennt, nachrechnen. So kann man auch für einen Unbekannten eine wahre Lebensgeschichte nacherzählen. Doch dabei blieb es nicht. Man erfand auch Heilige aus dem Nichts
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und stattete sie mit einer ausgiebigen Lebensbeschreibung aus. Nachdem der byzantinische Kalender für jeden Tag des Jahres fast ein Dutzend Heiliger anzubieten hat, liegt der Gedanke nahe, daß es bei diesen Erfindungen nicht so sehr um eine Vermehrung des Personalstatus der Hagiographie ging, als vielmehr darum, den hagiographischen Rahmen in den Dienst der Lust am Erzählen zu stellen. Freilich nicht nur das. Gelegentlich, glaube ich, benützte man die Hagiographie für kirchenpolitische Ziele im weitesten Sinne des Wortes — ich denke hier etwa an Andreas Salos. Jedenfalls hat der Byzantiner im hagiographischen Roman alles an leichter Lektüre, was nach weltanschaulicher Lage möglich und erträglich war. Im hagiographischen Roman kann sich die Phantasie sogar ungehinderter bewegen als im heidnischen, der immer das Veto oder die Kritik der Orthodoxie fürchten muß6. Das Laster hat in der Hagiographie seinen erbaulich-festen Platz, weil die Absolution immer nahe steht und die Tugend auf jeden Fall siegt. Kaum irgendwo erfährt man über die Praktiken der alexandrinischen Huren mehr als in der Lebensbeschreibung der berühmten Maria von Ägypten, und kaum irgendwo gibt es Erhellenderes zu lesen über den sozialen Hintergrund spätantiken Lebens hinter christlicher Tünche als in den Wunderberichten des Sophronios über Joannes und Kyros im heutigen Abukir bei Alexandreia. Man sollte sich nicht mit der Annahme begnügen, es handle sich dabei schlicht um die Lektüre simpler Gemüter. Unter den Autoren finden sich hohe kaiserliche Würdenträger und Patriarchen. In einer Zeit, die von einem Entwicklungsprozeß des Menschen wenig weiß, die auch den Erziehungsroman kaum kennt, ist der Rahmen der Heiligenlegende weit genug gespannt, um all das unterzubringen, was man sich von einer unterhaltsamen Lektüre erwartet. Dies führt zu einer weiteren Marginalie, zur Frage nämlich, warum das Christentum, das im hagiographischen Roman — äußerlich wenigstens — triumphiert, in all den anderen Romanwerken, die ich genannt habe, so gut wie keine Rolle spielt. Herbert Hunger spricht in seinem bekannten Buch „Reich der neuen Mitte" vom Anspruch der orthodoxen Kirche auf Ausschließlichkeit im öffentlichen und privaten Leben, und er bringt Belege genug, um diesen Anspruch sowohl wie seine Durchsetzung zu beweisen. Doch der byzantinische Roman, soweit er nicht hagiographisch ist, entzieht sich dem. Natürlich kann man einwenden, daß Digenis den Reiterheiligen Theodoros verehrt und gelegentlich das Kreuzzeichen schlägt. Aber hier geht es nicht um Äußerlichkeiten, sondern um Man vergleiche H. Delehaye, Les passions des martyres et les genres litteraires, Bruxelles 1924.
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formende Grundsätze und Ideale, um christliche Hoffnung und Vollendung. Es sei hier nicht Komparatistik getrieben, aber vielleicht darf an Parzival erinnert werden oder an den Gregorius Hartmanns von Aue. Warum kennt Byzanz keine solchen Romangestalten? Die Gründe dafür mögen sehr vielschichtig sein. Nur eine einzige Hypothese sei angeführt: Die Romanfiguren außerhalb der Hagiographie sind alle Weltmenschen, Menschen des täglichen Lebens. Die byzantinische Theologie aber hat für den Weltmenschen wenig übrig. Gründend auf der Autorität eines Rigoristen von der Größe des Basileios von Kappadokien stellt die Orthodoxie Forderungen, die im Grunde nur in der Wüste oder im Kloster erfüllbar sind. Alles Leben in der Welt mit seinen Implikationen, Liebe, Ehe usw. kann gerade nur geduldet werden, bleibt aber im Grunde auf seine Eigengesetzlichkeit und damit auf seine Hoffnungslosigkeit zurückgeworfen. Sich mit einer solchen Theologie auch nur im fernen Hintergrund eines Romangeschehens auseinandersetzen, hätte im Grunde nur heißen können: sie in Frage stellen. Dies aber war und blieb gefährlich, und niemand zeigte sonderliches Interesse daran. Das vielzitierte, fragwürdige Interesse des byzantinischen Laien an Theologie bewegte sich auf ganz anderen Gefilden und war summa summarum nicht so groß, wie für gewöhnlich angenommen wird. Die Welt auf sich zurückgeworfen — was bleibt ihr anderes übrig, als sich selbst in ihrem Umkreis zurechtzufinden, gelten zu lassen und zu verarbeiten, was täglich geschah, Liebe und Leid, Trennung und Wiedervereinigung, Gefahren und Vergnügungen? Mochte die Theologie darüber urteilen, wie sie es für gut fand! Und wenn solche Stoffe und Romane Gewissensbisse weckten, so blieb immer noch die Heiligenlegende, blieben die Bußpredigten frommer Eremiten. Aber der „laizistische" Roman in den Spuren der Spätantike verrät vom wirklichen byzantinischen Leben und Denken nicht weniger als die Heiligenlegende oder der Moraltraktat. Gelegentlich war schon andeutungsweise die Rede von der Leserschaft. Wie groß war das Publikum, das all diese Romane erreichten ? Dies ist eine Frage der Sprache. Sehen wir einmal von der Hagiographie und vom volkstümlichen Digenis-Stoff ab, so handelt es sich gewiß jeweils um ein relativ hohes Sprachniveau. Das bedeutet, daß nach einiger Zeit — es ist schwierig zu datieren, aber vielleicht darf das 7. oder 8. Jahrhundert unterstellt werden — diese Romane nur noch jenen zugänglich waren, die einigermaßen mit dem alten Griechisch zurecht kamen; das bedeutet dann, einer relativ kleinen Schicht, jedenfalls nicht der Mehrheit, auch wenn angenommen werden darf, daß in Byzanz mehr Leute lesen und schreiben konnten als im Westen. Was die hagiographischen Texte anlangt, so ist die Sprache meist einfacher, und da viele von ihnen in der Kirche zur Ver-
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lesung kamen, fanden die Stoffe, wenigstens ex auditu, weiteste Verbreitung. Beim Digenis-Roman dürfen wir spätestens im 12. Jahrhundert Parallelfassungen unterstellen, teils in einfacherer, auch dem weniger Gebildeten zugänglicher Sprache, teils den gelehrten Ambitionen angepaßt. Hier zeigt sich, daß die sprachliche Differenzierung nicht immer ausschlaggebend ist: dasselbe Material kann sprachlich auf sehr unterschiedlichen Ebenen angeboten werden. Seit dem 14. Jahrhundert werden z. B. Werke, die in der Hochsprache entstanden sind, mehr und mehr in einem einfacheren Idiom neuredigiert. Das gilt nicht nur von Historikern, sondern sogar von Werken der Rhetorik. Die Hersteller solcher Redaktionen können nur Leute gewesen sein, welche die alte Sprache noch bis zu einem gewissen Grad beherrschten. Nachdem aber die hochgebildeten Kreise im 14. Jahrhundert eher zu- als abnahmen, scheint es, daß mit diesen Neuausgaben einfacherer Natur tatsächlich der Versuch gemacht wurde, ein breiteres Lesepublikum zu erreichen, ein Publikum, für das man die schwierigsten grammatischen Konstruktionen parataktisch auflöste, das archaische Vokabular durch gewöhnlichere Worte ersetzte usw. Diese Richtung beschränkt sich nicht auf die von Philologen betreute klassische und klassizistische Literatur. Beispielsweise wird auch der schon erwähnte Syntipas derart aufbereitet. Es scheint, daß dieses 14. Jahrhundert tatsächlich ein großes Lesebedürfnis verspürte und daß es sich auf der anderen Seite mit der hagiographischen Erzählung allein nicht mehr abspeisen ließ. Tatsache ist es jedenfalls, daß seit dem 12. Jahrhundert der hagiographische Roman fast verschwindet, wie denn die Hagiographie im allgemeinen seit dieser Zeit stark im Niedergang begriffen ist. So überrascht es nicht, daß auch der Roman neu ansetzt. Hier sei zunächst nur ein Roman-Quintett erwähnt, das dem 14. und 15. Jahrhundert angehört. Zuerst drei Romane, deren Helden an alte Modelle erinnern: Kallimachos und Chrysorrhoe, Belthandros und Chrysantza und Libystros und Rhodamne; dann die beiden Romane Phlorios und Platziaphlora und Imberios und Margarona. Die beiden letztgenannten verraten deutlich ihre stoffliche und formale Herkunft aus dem Westen, Floire und Blanchefleur, sowie Pierre und Maguelonne. Leider werfen viele Literarhistoriker diese fünf Romane meist in einen Sack. Man sieht in ihnen Ergebnisse des Eindringens „fränkischer", d. h. westlicher Kultur im Osten, und man lokalisiert sie gern an den von den Kreuzrittern und italienischen Abenteurern besetzten Rändern des alten byzantinischen Reiches, während das senile noch byzantinische Zentrum nicht mehr fähig gewesen sei, derart Lebendiges hervorzubringen. Mit der Kontinuität hätte es damit ein Ende. Richtig ist dies sicher für Pierre und Maguelonne und für Floire und Blanchefleur. Die ersten drei der erwähnten fünf Romane haben aber außer dem Idiom — und auch hier gibt es wesentliche
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Unterschiede — wenig mit den letzteren gemein. Die Gegenargumente sind schwächlich. Man sah in Belthandros einen Bertrand, in Rodophilos einen Rudolf, im Namen Philarmos einen Willerm und ein „skelpe" wurde als „Schelm" interpretiert. Abgesehen davon, daß „skelpe" leichter aus dem Arabischen als dem Germanischen abgeleitet werden kann, verraten die meisten Namen ohne Zweifel den bewußten Anschluß an altes Romangut. Rodophilos begegnet übrigens schon in byzantinischen Chroniken in einer Zeit, als sie von einem Rudolf noch kaum etwas wissen konnten. Es bleiben ohne Zweifel nicht wenige Elemente, die unverkennbar fränkischen Ursprungs sind: Ritterspiele, eine neue ErosGestalt, Kleidungsstücke, Haartracht, modische Accessoirs usw. Doch diese Dinge sind in den höheren byzantinischen Gesellschaftsschichten seit dem 12. Jahrhundert gang und gäbe; sie spielen am Hofe des selbstbewußten Byzantiners Manuel I. eine große Rolle, aber sie haben das kulturelle Eigenbewußtsein dieses Hofes nicht verändern können. Wem würde es einfallen, eine Novelle von Somerset Maugham deshalb für im Grunde französisch zu erklären, weil sich die Dame bei Dior einkleidet, Parfüm von Coty benützt und sich auf dem Rennplatz von Passy sehen läßt. Trotzdem stellen die drei genannten Romane einen Neuansatz dar. Gewiß ist die Nabelschnur zum antiken Roman nicht einfach abgeschnitten; die Verfasser lesen immer noch Heliodor und Tatios. Die alte Lust am Erschröcklichen und Erstaunlichen ist geblieben, und geblieben ist das Grundschema: die plötzlich aufflammende Liebe, der schwierige Weg des Sich-findens, der Verlust der Geliebten und schließlich das glückliche Ende. Es bleibt die Typisierung der Figuren und das Fehlen der psychologischen Entwicklung. Die Verwendung der Ekphrasis ist nicht neu, aber sie wird jetzt zu einem fast übermächtigen Element der Darstellung, übermächtig auch der Schicksalsgedanke, die Fülle der Gefühlsausdrücke, die Vehemenz der Klage, die ständige Nähe zur Ohnmacht — das Schwelgen. Völlig byzantinisch sind da und dort angedeutete Rechtsvorstellungen und die unterstellten gesellschaftlichen Verhältnisse. Der spätbyzantinische Roman ist um eine entscheidende Stufe konkreter als der des 12. Jahrhunderts. Vor allem ist er nicht mehr so stark „philologisch" bestimmt, so sehr aus einer erträumten Antike heraus konzipiert wie der frühere. So bescheiden dies alles anmutet, Neuansatz ist es trotzdem. Und in einen größeren Zusammenhang gestellt, kann es auch nicht überraschen. Es ist jenes 14. Jahrhundert, in dem man die Bildungskonserven, die man aus der Antike übernommen hat, weit öffnet und abschmeckt, ob sie noch bekömmlich sind; die Zeit, in der Byzanz realisieren muß, daß ein
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Monopolanspruch auf Bildung nicht mehr unangefochten ist, wo man sich fremden Literaturen, wenn auch zaghaft, öffnet, und wo die kulturelle Konsistenz des Reiches von allen Seiten Einbrüche erfährt. Byzanz stellt sich die Frage nach seinen eigenen Existenzgrundlagen, und diese Aufgeschlossenheit allein beweist, daß das Zentrum des Reiches noch nicht am Ende ist. Es ist immer noch kräftig genug, der Antike kreativer und selbstsicherer gegenüberzutreten als bisher, etwas aus eigener Vorstellung zu schaffen und den Weg zu neuen Ufern zu suchen. Dies führt zu interessanten Folgerungen. Sie lassen sich am leichtesten an einem Grenzfall zeigen, der byzantinischen Achilleis. Aus dem epischen Stoff wird ein galanter Versroman. Der Name der Myrmidonen taucht auf, Patroklos ist der Knappe Achills — und damit ist es mit der Kenntnis der Antike getan. Das tragende Element ist allein der große Name Achill. Er kämpft nicht um Troia sondern um ein wunderschönes Mädchen im Garten seines Gegners. Die Waffen spielen eine Rolle, eine größere aber Liebesbriefe und Liebesgedichte. Der klassischen Philologie wird höchstes Unrecht angetan. Doch was tut's? Der Held lebt weiter und gehört jetzt einer größeren Öffentlichkeit als ihm die Philologen zugestanden hatten. Aber Byzanz bleibt auch jetzt noch Byzanz: ein Leser stutzte denn doch vor so viel Unbekümmertheit und dichtete einen neuen Schluß, seinen spärlichen und armseligen klassischen Reminiszenzen zu Ehren. Achill zieht trotzdem noch nach Troia, nachdem die erste Liebe gestorben ist, und heiratet in der dortigen Kathedrale die Schwester des Paris. Die Troianer ermorden ihn, und jetzt haben die Griechen die philologische Chance, Troia zu zerstören! Eine neue Freiheit, ja Bedenkenlosigkeit im Umgang mit den alten Mustern macht sich geltend. Widerstände aber gibt es immer noch. Als ein kaiserlicher Prinz aus dem Hause der Palaiologen den Roman Kallimachos und Chrysorrhoe — oder war es ein Zwilling dieses Romans? — fertiggestellt hatte, pries ein Dichter, Manuel Philes, Autor und Werk in überschwänglichen Versen. Er resümierte den Inhalt und deutete ihn — wieder einmal — als Allegorie des mystischen Aufschwungs der Seele zur Liebesvereinigung mit Gott. Zunächst hat Philes wohl auf Bezahlung in bar gehofft — wir kennen ihn gut genug. Daß er geglaubt hat, der Roman sei allegorisch gemeint, läßt sich mit Sicherheit nicht ausschließen. Wahrscheinlicher dünkt mir, daß wieder einmal ein Alibi gegenüber dem wachsamen Auge der Orthodoxie geschaffen werden sollte. Denn zwei Generationen später verfaßt ein hoher byzantinischer Kleriker einen Anti-Roman. In der Einleitung zieht er mächtig gegen alle möglichen frivolen Liebesgeschichten los, die im Umlauf seien, und bietet dann einen unendlich gelehrten und unendlich langweiligen Pseudo-Liebesroman von
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einer Dame Sophrosyne (= Enthaltsamkeit) zur Lektüre, die zwischen Bäumen und Blumen, Bächen und Seen, nur an eines denkt, die Tugend7. Doch es half nichts mehr. Byzanz ist im Aufbruch begriffen: Was bisher sprachlich abgeschirmt nur für wenige zugänglich war, findet nun weite Verbreitung. Was bisher nur den Philologen gehörte, wird ohne Erbarmen ausgeschlachtet für Amüsement und Unterhaltung. Die Barrieren der Sprache sowohl wie der Wissenschaft fallen, eine neue Zeit, auch für den Roman, kündigt sich an. Sie leugnet das alte Erbe nicht, aber sie will nicht mehr allein von ihm leben. Es sind Einflüsse von außen und es ist schließlich das fatale Jahr 1453, das all dem ein Ende setzt, und nicht so sehr geistige Senilität. Aber selbst das Ende bleibt vorläufig. 7
Hrsg. von E. Miller, Paris 1858. Eine Neuausgabe wird vorbereitet von A. Kambylis.
ATHANASIOS KAMBYLIS
Epiphyllides* Neunzig kritische Bemerkungen zu byzantinischen Prosatexten (Mit einigen , Zugaben') Bei der Lekt re neuerschienener Texte byzantinischer Autoren bin ich im Laufe der letzten Jahre wiederholt auf Stellen gesto en, die mir in der vom Herausgeber vorgelegten Form unverst ndlich blieben; ich habe in diesen F llen versucht, zun chst in Randbemerkungen f r mich selbst, den Leser, durch Korrektur eine Textform zu erreichen, die sowohl in sprachlicher als auch in inhaltlicher Hinsicht die aufgetauchten Schwierigkeiten wieder beheben konnte. Dies war, wenn mir die entsprechenden Handschriften zur Verf gung standen, nur zum Teil durch eine Nachkollation m glich, die zu anderen Ergebnissen f hrte; meistens sah ich mich jedoch gezwungen, auf dem Wege ber die Konjekturalkritik, die ultima ratio des Philologen, eine neue Textgestaltung zu versuchen. Im einen wie im ndern Falle handelt es sich um Kleinigkeiten, die dem Herausgeber des jeweiligen Textes leicht verborgen bleiben konnten: die beiden Zitate aus Tzetzes (s. u. Anm. *) m gen demonstrieren, wie in diesem Beitrag die textkritisch behandelten Stellen betrachtet werden. F r den vorliegenden Beitrag habe ich eine Anzahl solcher Randbemerkungen zusammengestellt, die sich auf f nf verschiedene Texte beziehen (I—V), die folgenden (in der Reihenfolge ihrer Behandlung)1: I. Nikephoros Basilakes, Lobrede auf Alexios Aristenos (ed. Garzya) II. Konstantinos VII. Porphyrogennetos, Rede an das Heer (ed. Ahrweiler) * Cf. loannis Tzetzae Historiae IV, 783/4 (p. 156 ed. Leone): Έπιφυλλις σμικρότατον βοτρύδιον υπάρχει δυνάμενον καλύπτεσθαι καΐ τω τυχόντι φύλλω. Dazu: Ιο. Tzetz. Comment, in Aristoph. Ran. 92a (p. 729, 6sq. Koster): επιφυλλίδες είσΐ τα μικρότατα πάνυ των σταφυλών βοτρυδίσκια, ως δυνάμενα ραδίως φύλλοις καλύπτεσθαι1 ή τα προς αΰτοίς τοις φύλλοις κρεμάμενα. 1
Die vollst ndigen bibliographischen Angaben finden sich unten an Ort und Stelle. Die Reihenfolge nach Erscheinungsjahr des jeweiligen Textes.
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Athanasios Kambylis
III. Michael Psellos, Sechs verschiedene Reden (ed. Wei ) IV. Anonymus, Medizinisch-di tetischer Traktat ber die Podagra (ed. Schmalzbauer) V. Byzantinische Kleinchroniken (ed. Schreiner)
I
Antonio Garzya, Encomio inedito di Niceforo Basilace per Alessio Aristeno. In: Byzantinische Forschungen l, 1966, 92—114. (Der Text der Rede befindet sich hier auf S. 94-110). Der von A. Garzya in der vorliegenden Publikation edierte λόγος εις τον πρωτέκδικον και νομοφύλακα και όρφανοτρόφον κυρ Άλέξιον τον Άριστηνόν ist durch eine einzige Hs., den ber hmten Cod. Escorialensis Υ II 10 (aus dem 13. Jhdt.) berliefert, der rhetorische Texte des 12. Jhdts. enth lt. (Der Text der hier in Frage stehenden Rede ist in den fol. 403V—409V enthalten.) Der Herausgeber hat bereits im Rahmen der Vorbereitung einer Gesamtausgabe des Werkes von Nikephoros Basilakes weitere Texte dieses Autors vorgelegt, sie werden von ihm selbst in der oben angef hrten Publikation S. 92, Anm. l angef hrt; im folgenden lasse ich die anderen von Garzya edierten Texte des Basilakes beiseite und beschr nke mich allein auf die oben genannte Erstausgabe des Enkomions auf Alexios Aristenos. Das hat seinen Grund darin, da ich vor Jahren Gelegenheit hatte, den Escorialensis mit Hilfe eines Mikrofilms selbst zu kollationieren. Ich kam dabei an mehreren Stellen zu anderen Ergebnissen, die ich im folgenden mitteilen m chte in dem Wunsch, da zumindest Kollationsfehler, die z. T. den Text und den Sinn entstellen, nicht in die endg ltige Gesamtausgabe des Basilakes mit bernommen werden. ber das Ergebnis meiner Kollation hinaus lege ich — im Anschlu daran — auch das Ergebnis meiner Bem hungen vor, auf konjekturalem Wege an einigen Stellen zu einem besseren Text zu gelangen. (Da der Zeilenz hler in der Edition Garzyas durchlaufend ist, gen gt es, wenn ich im folgenden nur nach Zeile zitiere.) Zun chst das Ergebnis der Nachkollation: Z. 14 κατεστόρευτο (Druckfehler?): κατεστόρεστο cod. Z. 26 έπευξοίμην: έπευξαίμην cod. (geh rt in den Text. Vgl. im brigen Zeile 28: διισχυρισαίμην αν). Ζ. 67 καί τι: και τί cod. (das verlangt auch der Sinn des Textes). Z. 68 παραδραμείς: παραδρομής cod. Der Herausgeber hat dieses Wort in der Hs. richtig gelesen, wie der App. z. St. lehrt, doch es in
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eine „neue" Futurform korrigiert. Hier kann die berlieferte Form mit Jota subscriptum beibehalten werden: Konjunktiv Aorist f r Indikativ Futur ist in byzantinischen Texten nichts Seltenes. Z. 139 της ώρας . . . το ευκρατον: ταϊς ώραις . . . το ευκρατον cod. Vielleicht ist in τη ώρα zu ndern (vgl. dazu etwa Zeile 90), obwohl der Dativ Plural hier nicht v llig ungeeignet w re; er kann in den Text gesetzt werden. Z. 139/140 της αρετής . . . το εΰθετον: ταϊς άρεταΐς . . . το εΐιθετον cod. (Als dat. instrum. geh rt diese Form in den Text.) Z. 165 μέχρι: μέχρις (potius quam μέχρι) cod. Z. 167 άπεκλήρωσεν: άπεκληρωστ = άπεκληρώσατο cod. Z. 185 ξυνεκόσμησεν: -σε cod. Z. 189 μετωχετε(ύ)θη: so auch die Hs., die Spitzklammern m ten wieder entfernt werden (vgl. Z. 482). Z. 215 άναφανείστωσαν (sic!): άναφανήτωσαν cod. Z. 235 εΰτροφε (Druckfehler?): εύστροφε cod. Z. 239 οΰτω έτράφης: οΰτω δε έτράφης cod. Z. 333. 334 θάτερα: θατέρα (beide Male!) cod.
Es folgen einige Vorschl ge zur Neugestaltung des Textes: 1) Z. 20 αυτήν (την) Καλλιόπην. Der Zusatz der Herausgebers sollte wieder gestrichen werden, da er nicht notwendig ist. Vgl. die Parallelf lle: Z. 219 απ' αυτής γονής, Ζ. 158. 418 αύτοϊς εργοις. 2) Ζ. 37 hei t es: ει μεν ουν (τις) έφεΐτό τίνα λέγειν κτλ. Auch hier mu der Zusatz des Herausgebers wieder entfernt werden; er verkennt den Sinn des Satzes, der schon durch die folgende Zeile (38) unterstrichen wird. Der Redner will nicht etwa sagen: „wenn nun jemand den Wunsch h tte, ber jene Dinge zu sprechen usw.", sondern: „wenn es einem erlaubt w re, ber jene Dinge zu sprechen usw." Es geht also nicht um den Wunsch einer einzelnen Person, sondern um etwas Allgemeines. Zeile 38 schlie t sich dann — den Sinn erl uternd — an: „wenn ein Gesetz vorhanden gewesen w re, das einem erlaubte, ber sich selbst zu sprechen . . ." Die Konsequenz f r den Redner Basilakes w re (das ist in der Apodosis enthalten), da er selbst nicht mehr in seiner Rede fortf hre; er w rde vielmehr den gepriesenen Aristenos auffordern, ber sich selbst zu sprechen (Z. 31 f.). Auch Z. 41 zeigt deutlich, wie der in Frage stehende Text zu verstehen ist; es hei t dort: ει δε καΐ νομοθετεΐν επί τούτοις έξήν . . . (= wenn es auch m glich, erlaubt w re, Gesetze dar ber zu erlassen . . .). Z. 37 ist allerdings der berlieferte Text nicht ganz in Ordnung, weswegen der Herausgeber auch an Erg nzung durch τις dachte. Es ist aber eher τίνα in τινι zu ndern, das wurde bereits oben deutlich. F r die hier geforderte und oben bei der Wiedergabe des Textes angenommene passive Bedeutung des Verbs vgl. LSJ s. v. έφίημι lie. (Zwei Zeilen sp ter, Z. 39, hat das Verb eine andere Bedeutung, zu vergleichen ist Eur. Andr. 984 άγαν έφήκας γλώσσαν.) 3) Z. 91/92 ως μήτε . . . έχεις. Es m te εχειν hei en; hnliche Konstruktion bei Basilakes h ufig; vgl. z.B. etwas davor, Z. 84/85: ως μήτε... παραλιπεϊν κ α ΐ . . . έπιβαλεΐν.
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4) Z. 98 και διαποντίων καλών έγευσε. Wohl έγεύσατο zu schreiben. Vgl. Ζ. 374 του λόγου γευσάμενος. 5) Ζ. 149 γεγενημένους δ παρεκλήθησαν. ber dem Partizip Perfekt steht in der Hs., was der Herausgeber freilich auch im kritischen Apparat vermerkt, von derselben Hand geschrieben das Partizip Aorist γενομένους. Vielleicht h tte es den Vorzug verdient. Hier geht es dennoch haupts chlich um den kurzen Relativsatz; nicht δ παρεκλήθησαν ist berliefert, sondern δ προεκλήθησαν, das allerdings genauso wenig das Richtige sein kann, wie das vom Herausgeber in den Text Gesetzte. Ich vermute (mit Hinweis auf Z. 148) eher όπερ εκλήθησαν. Im Gebrauch der Verben in Z. 148/149 ist Chiasmus festzustellen: κληθέντας — γεγόνασιν: γενομένους (bzw. γεγενημένους) — εκλήθησαν. 6) Ζ. 242 το της αναγωγής έλευθέριον. F r αναγωγής schlage ich αγωγής vor; von Erziehung ist im ganzen Passus die Rede, nicht von Anagoge! Vgl. Z. 241. Auch hier ist die Figur des Chiasmus festzustellen: (Z. 141) γονή — αγωγή: (Ζ. 142) αγωγή (also nicht αναγωγή) — γονή. 7) Z. 270 σικινίσαι δε (δεινός) και υπέρ . . . Κικέρωνα. Der Herausgeber hat mit Recht hinter δε eine L cke vermutet; die Erg nzung dieser L cke kann jedoch ohne die Kl rung der Bedeutung des vorangehenden Infinitivs nicht vorgenommen werden. Das berlieferte σικινίσαι gibt keinen Sinn; auch das pal ographisch naheliegende σικιννίσαι (= die Sikinnis tanzen) pa t nicht in den Zusammenhang. Vielleicht verbirgt sich hinter dem berlieferten Infinitiv eher συγκινήσαι, hier im Sinne von „mitrei en". In diesem Falle w re auch die vom Herausgeber vorgeschlagene Erg nzung der L cke durch δεινός sinnvoll. 8) Z. 309 οπή διήγεν έκάτερα πυνθάνεσθαι. Das Pronomen ist Subjekt zu διήγεν und bezieht sich auf ταύτας (Ζ. 306) bzw. άλλήλας (Ζ. 307), womit die ρητορική und die φιλοσοφία vom Anfang dieses Kapitels (= Z. 290) wiederaufgenommen werden. In der oben zitierten Textstelle m te es demnach έκατέρα hei en (d. h. έκατέρα τούτων), wof r auch der darauf folgende Text spricht (Z. 309ff.): και ρητορική μεν .. .διέξεισι, ή δε φίλη ταύτης . . . ή πολιτεία... άντιδιηγεΐται... (Mit πολιτεία ist die πολιτική gemeint, welche der φιλοσοφία von Z. 290 entspricht: πολιτική φιλοσοφία). Vgl. im brigen meine Bemerkung zu Z. 333. 334 (oben S. 131, unter »Ergebnis der Nachkollation'). 9) Z. 397/8 ή (ου) και τυφλώ δήλον ως έπέγνως μεν κτλ. Der Zusatz des Herausgebers kann und mu auch hier wieder gestrichen werden. Das nicht verstandene ή am Anfang der Textpartie mu allerdings in ή („f rwahr") ge ndert werden (Basilakes hat es schon einmal in derselben Rede
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verwendet: Z. 233); das Fragezeichen hinter ώκνησαι mu in diesem Falle durch den Punkt ersetzt werden. Der Sinn ist derselbe, wie der vom Herausgeber durch den Zusatz und das Fragezeichen beabsichtigte: ή και τυφλω δήλον κτλ. 10) Ζ. 416/417 ουδέ γαρ |γ χε > κε > και bzw. ein Kompendium daf r; vgl. dazu die Form von χσ in der Kurzform der Inschrift in cod. Oxon. Bodl. Canon. 23, fol. 128" (abgebildet in BZ 9, 1900, 54). Die obige Abk rzung f r Χριστός ist brigens schon einmal als χε verlesen worden: Gramer, Anecd. Oxon. IV 400, 6.
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49) Chron. 4/3, 5: Der Text και πάντα τα θέματα αύτοΰ am Ende der Notiz ist wohl eine Widerholung aus Z. 4 und als solche hier zu entfernen. Auch der ungeschickteste Chronikschreiber w rde vor dem Ausdruck έφόνευσαν (2.4) . . . τα θέματα zur ckschrecken. (Im brigen: worauf bezieht sich αύτοϋ?) 50) Chron. 8/51 b, 3: Ich schlage vor, ερχόμενοι δε έδωκαν (πόλεμον) έξω εις τήνΈβραίαν zu erg nzen; vgl. dazu Anm. 33/20,2 (D); 33/77, 4; 66/18,22. 51) Chron. 9/46,2: (έκοιμήθη βασιλεύς Ιωάννης ...) σχηματιστείς (sic) Ίωάσαφ. Das Prinzip Aorist stellt offenbar eine Korruptel dar; die hier erforderliche Bedeutung scheint das Verb σχηματίζομαι nicht zu haben, zumindest ist sie nicht belegt. Ich w rde folgenderma en trennen und korrigieren: σχήματι (μετονομα)σθείς Ίωάσαφ. Vgl. dazu Chron. 14/102. 52) Chron. 13/3,2-3: (ήμερα δευτέρα) ώρα ( . ) απ αρχής του μεσημεριού έως δλης της δευτέρας μετά μεσημέρι ήτοι ώρας δύο. Dieser Text gibt keinen Sinn; geht man davon aus, da die Schlacht zwei Stunden gedauert hat, wie es zum Schlu hei t, so ist er vollends unverst ndlich. Zwei Korrekturen sind n tig: Die hinter ώρα vermutete L cke ist nicht zu halten: ώρα απ' αρχής του μεσημεριού entspricht dem Ausdruck: ώρα ημέρας αρχή (scripsi: αρχή Schreiner) in der folgenden Notiz 4, 2 bzw. ώρα αρχή (αρχή Schreiner) της ημέρας Not. 14,2 (der Genitiv geh rt beide Male zu αρχή). Diese Interpretation wird durch eine weitere notwendige Korrektur unterst tzt. F r δλης της vermute ich einfach ώρας; es w re mithin zu schreiben:. . . ώρα απ' αρχής του μεσημεριού έως ώρας δευτέρας μετά μεσημέρι ήτοι ώρας δύο = „von Beginn der Mittagszeit bis um zwei Uhr nachmittags, d.h. zwei Stunden". Die Rechnung geht jetzt auf.
II. Kaiserchroniken 53) Chron. 14/89,2: (τον) Σαρδαναπάλου διάγοντος. Der Zusatz stammt von Loenertz, der Genitiv des Eigennamens von Bekker, die Handschriften dagegen haben alle einm tig σαρδαναπάλως. Das Adverb ist sonst gewi nicht belegt, doch seine Bildung nicht unm glich; es ist originell und mu in den Text gesetzt werden. Gebildet wurde es etwa in Analogie zu άτάσθαλος - άτασθάλως. Das setzt nat rlich adjektivischen Gebrauch von σαρδανάπαλος voraus!
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54) Chron. 15/13,3-4: (Μιχαήλ τον γέροντα) τον άποστρατιωτικον: τ(ον) άποστρατιωτικών cod. Chron. 15/14,1: (Μιχαήλ ό γέρων) ό από στρατιωτών: ό άποστρατιωτικών cod. Bei gleicher berlieferung hat der Herausgeber hier, und zwar unmittelbar hintereinander, eine unterschiedliche textkritische Entscheidung getroffen, ohne da irgendwelche Gr nde daf r vorl gen. Die Verwirrung ist vollst ndig, wenn man noch Chron. 14/69,2—3 (Μιχαήλ τον γέροντα,) τον από στρατιωτικών hinzunimmt; dieser Text steht sowohl in der Hs. als auch in der Edition Schreiners, stellt jedoch eine dritte Variante dar. Sie ist auch die richtige; auf sie h tte der Herausgeber auch in den zwei ersten F llen leicht kommen k nnen, er brauchte nur das berlieferte Wortgebilde richtig zu trennen: άπο στρατιωτικών. Dies mu jetzt beide Male in den Text gesetzt werden. 55) Chron. 22/26 1: Der Zusatz άλλα des Herausgebers in Notiz 26, l ist sprachlich nicht m glich; er mu , so wie das Komma davor, wieder gestrichen werden. 56) Chron. 22/27, 3: έπορεύθη (μη) του ένωθήναι, μόνον βοηθήναι ... Der Herausgeber hat zwar hier mit Recht eine L cke angesetzt, f r die nur eine Negation in Frage kommt, doch hat er leider nicht die richtige Partikel vermutet; es mu vielmehr ου hei en. (Es handelt sich um einen normalen Aussagesatz: ουκ έπορεύθη του ...) Vor μόνον k nnte man άλλα hinzuf gen. (Ob Schreiner das άλλα der vorhergehenden Notiz urspr nglich f r diese Stelle bestimmt hatte und es einfach aus Versehen nach oben verrutschte?) Ist im brigen βοηθήναι (statt βοηθηθήναι) berliefert? III. Lokalchroniken (Meine Bemerkungen zur Lokalchronik 28 befinden sich am Ende S. 157ff. Nr. 77—90.)
57) Chron. 31/4, 2: ώρα α της *«.* το ανέβηκα εις το ξύλον. Der Apparat gibt keine Auskunft dar ber, wie gro die L cke sein soll; ich denke an (νυκ)το(ς). Die Ankunft geschah dagegen am Tage, vgl. Z. 3; f r ανέβηκα vermute ich eher άνέβημεν, vgl. dazu άπεσώθημεν Ζ. 3. Zu schreiben w re somit: ώρα a της (νυκ)το(ς) άνέβημεν είς το ξύλον. 58) Chron. 32/40: κυρ βασιλεύς. Diese Ausdrucksweise kommt in den Kleinchroniken sonst nicht vor; κυρ steht dagegen immer vor dem Eigennamen, daher ist hier zu schreiben: κυρ (Ιωάννης) βασιλεύς. 59) Chron. 33/38, l: Hinter Φιωρέντζας vermute ich eine L cke; es mu hier etwas ausgefallen sein etwa des Inhaltes: όπου έπήγεν. (Nat rlich
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k nnte statt des Relativsatzes auch ein Hauptsatz hinter dem Ortsnamen stehen.) 60) Chron. 33/87, 3: F r das berlieferte άνυποστάτησε (so im Text, ohne jegliche anderslautende Angabe im Apparat!) ist άνυποτάκτησε zu schreiben; vgl. dazu das folgende καΐ εγινεν αντάρτης. (Das Verb άνυποστατώ scheint im brigen nicht belegt zu sein, es w rde au erdem vom Adjektiv ανυπόστατος [wohl eher in dessen Bedeutung: „unbezwingbar"] abzuleiten sein, und dies w rde im vorliegenden Zusammenhang keinen Sinn geben.) 61) Chron. 38/21, 2-3: εκοψεν άνδρας ... καΐ με το στεανόν τους εχτισεν πύργον κτλ. F r με το στεανόν τους im Text steht in der Hs. nach Ausweis des Apparates (mit Fragezeichen am Ende): μετά στέα τούτου ς (?). Gleich, was Trapp, von dem die ,Textverbesserung' stammt, sich unter στεανόν gedacht hat (ich mu offen gestehen, ich verstehe den in den Text gesetzten Ausdruck nicht, στανεόν [vgl. etwa Dig. Akr. E 352.700 Trapp] kann wohl nicht gemeint sein, das w re geradezu absurd!), das berlieferte Wortmaterial wie auch der Sinnzusammenhang weisen in eine andere Richtung: στέα ist das Won όστέα mit Aph rese, wie sie, wenn auch bei anderen W rtern, oft in diesen Texten vorkommt (vgl. etwa ψιμικά f r όψιμικά Chron. 63b/12,2), τούτους ist durch Dittographie aus τους entstanden, und μετά mu einfach als με ,τά getrennt werden. Der Text sieht jetzt folgenderma en aus: εκοψεν άνδρας ... καΐ με τα στέα τους εχτισεν πύργον. F r Formulierung und Sinnzusammenhang vgl. Chron. 58/25, 2-4: έκοψαν ... ολον τον λαον των Χριστιανών καΐ λαβόντες τάς κεφάλας αυτών και τα όστέα έκτισαν πύργον. (Vgl. ferner Chron. 12/7, 3—5.) 62) Chron. 38/24, 4-5. Der Text άπο τάς χείρας των Βενετικών geh rt ganz offensichtlich hinter συμφωνία. 63) Chron. 41/5, 4: ου το πολύ εν μέσω. Eine kleine Wortumstellung ist n tig: ου πολύ το εν μέσω. Vgl. Chron. 59/12, 1. 64) Chron. 47/2, 4: (τροπάριον το) έωθινον καΐ ήχον πλάγιον δ'. In der Erg nzung von Dennis ist zumindest das Wort τροπάριον berfl ssig, wie Notiz 6 derselben Chronik (Zeile 2) zeigt, mit (το) έωθινον α' w re es getan; auch και m te wohl in εις ge ndert werden, wie ebenfalls Chron. 47/6, 2 lehrt: es ist die Rede von der Tonart des Eothinon. 65) Chron. 47/6. Hinter Πάντων (Ζ. 2) geh rt ein Punkt (vgl. dazu 47/2, 3);Ίσαία (Z. 3) ist in Ησαΐας zu ndern, υψηλού hinter κατείδεν (Z. 4) zu streichen. Die beiden letzten nderungen nach Is. 6, 1—2.
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IV. Chroniken t rkischer Eroberungen 66) Chron. 53/53,2: Die Kreuze k nnten wieder gestrichen werden, f r καϊκιών wird wohl καϊκιών zu schreiben sein. Ob die L cke hinter diesem Wort richtig angesetzt wurde, scheint nicht sicher. Durch Streichung von και wird der Text normal; vielleicht ist aber zu schreiben .. . μετά *** και μετά επτά καϊκιών. 67) Chron. 63/41, 5(C): Der Herausgeber streicht του vor der Jahreszahl, in genau dem gleichen Zusammenhang hat er es zwei Seiten davor in Notiz 36, 12(C) belassen. Beide Male handelt es sich brigens um dieselbe Hs. C. Einheitliche Behandlung w re geboten: του m te an beiden Stellen beibehalten werden. 68) Chron. 66/18, 22. Mit einem Hinweis auf Chron. 8/51 b, 3 m chte ich die Kreuze hier streichen undO Qiaicf|v als die sp tere Form νοηΈβραίαν (so Chron. 8/51 b, 3) gelten lassen.
V. Einzelchroniken (Isolierte Chroniken) 69) Chron. 81/6, 3: του τε κατά πατρός ημών Βίκτωρος. Die Pr position κατά ist fehl am Platze und macht den Satz sinnlos; ich vermute daf r αγίου, vgl. dazu 81/3,1—2. 70) Chron. 81/8, 1: Der Zusatz εν mu wieder gestrichen werden. Der Ausdruck Iv ετει kommt zwar oft vor, doch ebensooft auch der einfache Dativ. In Notiz l derselben Chronik kommt sogar beides hintereinander vor: Z. 2 έτει, Z. 5 εν ετει. (Auch hier unterschiedliche textkritische Entscheidungen des Herausgebers bei gleicher berlieferungslage.) 71) Chron. 84/3. Ich w rde hier folgenderma en erg nzen: και κατά (την) λα' κτλ. Vgl. Notiz 5, sowie Chron. 86, Not. 1 — 8; vgl. im brigen auch Chron. 26/3, l, wo Schreiner selbst in hnlicher Weise erg nzt (dazu ist das in der vorigen Bemerkung Gesagte zu vergleichen). 72) Chron. 85/6, 8: Αθανάσιος kann auch an der zweiten Stelle beibehalten werden. hnliche Ausdrucksweise liegt z. B. in der bern chsten Notiz 8, 5—6 vor. (Wiederum ein Fall von unterschiedlicher Entscheidung bei gleicher berlief erungslage.) 73) Chron. 88A/10, 3: F r πολύκλυστον und έκπείσεις schlage ich vor: πολύκλ{α)υστον (seil, iov) und έκπέσης. 74) Chron. 93/3, 2: ώρας ήμερα προτοϋ να ξημερώση. Zu schreiben ist wohl: ώρα ημέρας προτού να ξημερώση = Tageszeit: bevor es hell wurde.
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(Der Genitiv ημέρας, meistens mit Artikel davor, geh rt immer zu ώρα; sinnlos ist dagegen der Ausdruck ήμερα ώρας.) 75) Chron. 96/7, l: ήμίρ Σουλμάν ως πεσών ... Die Konjunktion ως ist (nach Ausweis des Apparates) eine Konjektur Trapps, die Hs. hat ος (ohne spiritus oder Akzent!). Bei einem solchen Text, der von „syntaktischen Unm glichkeiten" geradezu wimmelt, scheint mir das elegante ως πεσών ohnehin unwahrscheinlich, ja unpassend. Ich w rde das berlieferte ος (sic, sine accentu!) als die Endung von Σουλμάν betrachten und die Nebenform Σουλμάνος dieses Eigennamens herstellen. Σουλμάνης ist in Chron. 96/3, l berliefert. Nach dem Beispiel etwa Ταμυρλάνος, Ταμυρλάνης (diese Form Chron. 95/4, 2) k nnte auch neben Σουλμάνης (bzw. dem h ufigeren Σουλμάν) die Form Σουλμάνος gebildet werden. Im brigen f gt sich das einfache Partizip πεσών besser in den hier vorliegenden Textzusammenhang ein. Zeile 3 hei t es: έκίνησαν φεύγειν. Der Infinitiv ist wiederum ein Vorschlag von Trapp, berliefert ist das Partizip φεΰγον, das ich in der Form des Maskulinums φεύγων beibehalten w rde. Partizip im Singular mit Subjekt im Plural kommt noch einmal vor, Zeile 2: γανακτήσας οι άρχοντες. Im Text m te es jetzt hei en: έκίνησαν φεύγων (προς τον Μουσίπεη). 76) Chron. 98 Α/7. Der Herausgeber konstatiert eine L cke hinter κυριακήν (Zeile 4), doch meine ich, da der Text der Notiz mit diesem Wort zu Ende ist: Der vierte Sohn ist geboren am Samstag, um Mitternacht und etwas sp ter, d. h. als schon der Sonntag anbrach; das Komma hinter μεσονύκτιον ist zu streichen, hinter άνωθεν ist keins n tig, es sei denn, es verdeutlicht den Text (Z. 2ff.): ήμέρςι σαββάτω, περί το μεσονύκτιον καΐ άνωθεν, ήτοι έξημερώνοντα κατά την κυριακήν.
In den vorstehenden neunundzwanzig Bemerkungen wurde im allgemeinen davon abgesehen, Stellen zu behandeln, in denen Schreiner den berlieferten Wortlaut, wie mir scheint ohne Grund, ge ndert bzw. das pal ographische Bild, wieder meiner Meinung nach, nicht richtig gedeutet hat; daher m chte ich hier in aller K rze auf einige dieser F lle hinweisen (die Angaben erscheinen in dieser Reihenfolge: Schreiners Text, der Text der Hs., meine Textgestaltung): Chron. 2/16 είς τον Στρυμόνα Sehr.: τον ειοτρύμωνα cod.: των εις Στρυμόνα. 8/46b, 2 προδοτών Sehr.: προδοτών cod. (ist beizubehalten, vgl. etwa 39/13, 4 δαπανών). 8/50,4 πέραν cod. Sehr.: Πέραν. 8/56,2 καταλάνικα Sehr.: Κατελάνικα cod. (ist beizubehalten, vgl. etwa 32/44; 34/7, 1). 12/11 b, 3 τη δίψει Sehr.: cod.? τω δίψει potius quam τη δίψη. 12/11 b, 9 έμβάλλοντες Sehr.: έμβαλόντες cod. (kann beibehalten werden, vgl. 2. 8 ένώσαντες . . . απαιτούντες). 15/22, 4 εν τη περιβλέπτου Sehr.: εν τη περιβλέπτω cod.: εν τη Π. (W re der Text Schreiners berliefert, so h tte er korrigiert werden m ssen; vgl. die Entscheidung des Herausgebers zu 8/48a). 17/2, 4 τοις δυσίν αυτού παισίν Sehr.:
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τοις δυσίν αΰτοίς παισιν cod.: τοις δυσίν αυτής (seil, της Ευδοκίας, Jotazismus) παισίν (vgl. 15/18, 1-2). 32/28, 4. 9. 10 Τσακωνία Sehr.: Τσακονία cod. (ist beizubehalten, vgl. jetzt St. Caratzas, Les Tzacones (Suppl. Byz. 4). Berlin 1976). 32/39 εν Ναύπλιον Sehr.: έναυπλ( ) cod.: εν Ναυπλίω. 32/46,2 μετά δε του Πατριάρχου: μετά και του πατριάρχου cod. (geh rt in den Text; w re der Text Schreiners berliefert, so w re er hier in dieser Form nicht haltbar gewesen). 34/31, 8-10 ό πάπας άπέστειλέν (τινας) καΐ ήφεράν τους εις την Ρώμην. Der Zusatz Schreiners ist berfl ssig, der berlieferte Wortlaut richtig, vgl. 3/87, 7-8 εστειλεν . . . και άπεκεφάλισαν αυτόν, oder 70/34 έστειλε καΐ έπολέμησεν. 36/31,7 απ' αυτήν Sehr.: άπαύτην cod.: απ' αυτήν. 37/13,2 απ' αυτά Sehr.: άπαύτα cod.: απ" αυτά. 38/19 των αριθμών cod. Sehr.: τον αριθμόν (= ace. gr., vgl. 27/1, 4). 40/5 έποικαν Sehr.: έπίκαν cod.: έποίκαν. 44/1, 4 πρώτη του λειτουργί«? και χειροτονίςι Sehr.: πρώτη του λειτουργία και χειροτονία. 55/16, 2-3 (R) επήρε τον μισόν Sehr.: επήρε τον μισόν R (geh rt in den Text; hnlich 56/5, 1; vgl. 73/5 έπήρεν τον μισόν Μορέαν, und 53/19,1 sowie 56/7,1). 63a/ll, 3 εξ αυτούς: έξαΰτους cod.: εξ αυτούς. 63C/7, 1 έπαράδωσεν . . . ή αυθεντία των Βενετών Sehr.: έπαράδωσαν κτλ. cod. (geh rt in den Text, es liegt offensichtlich constructio ad sensum vor!). 65/27,4 ήφάνισε Sehr.: φάνισε cod.: entweder φάνισε beibehalten oder αφάνισε schreiben (vgl. dazu 70/22; 69/73). 65/30,4 έβούλησαν: Sehr.: έβουλήσαν cod.: έβουλήσαν (vgl. mgr./ngr.). 65/30, 5 σιτάρι Sehr., dazu im App.: στάρι(?) (loco σιτάρι) cod.: στάρι geh rt in den Text. 66/23, l έβιστίρισαν Sehr.: έβηστιρήσαν cod.: έβιστιρήσαν (zu βιστιρώ, neben βιστιρίζω). 70/24, l γύρισμα Sehr.: γύρισμαν cod. (geh rt in den Text). 70/28 μηνΐ Ιουλίω Sehr.: μηνϊ Ιουλίου cod. (der Genitiv mu beibehalten werden, vgl. 63 B/12. Der Herausgeber hat im Sinne des hier berlieferten in 35/2, 3 (BE) seinen Zusatz formuliert; dort m te es eher . . . άπριλλίω . . . hei en). 70/43 έπαρέλαβεν Sehr.: έπαρέδωσεν cod.: fort, έπαρέδωσαν scribendum. 72a/22 εις τον αυτόν χρόνον Sehr.: ης αυτόν τον χρόνον cod.: είς αυτόν τ. χρ. 79/38, 5 άλλων Sehr.: άλον(ών) cod.: άλλωνών. 79/43, 1 έπιασε Sehr.: έπιασε cod. (geh rt in den Text). 79/46, 2 επήραν τον Πασαβά και έρήμαξαν Sehr.: έπ. τ. Π. και έρήμαξεν cod., kann beibehalten werden (έρήμαξεν seil, ό Π., intransitiv!). Chron. 6/2, 6—8 schlie lich w rde ich folgenderma en interpungieren: διεβίβασεν ημέρας ιη' . . . Ιως άπριλλίου μηνός η' ... και ώρα δειλινού, δτε δη και έβασίλευσεν έτελεύτησε(ν) έάσας κτλ. (Neben der Logik spricht f r diese Interpunktion auch 6/1, 1-3, worauf sich obiger Text unmittelbar bezieht: Ιωάννης .. . έβασίλευσεν . . . ώρα δειλινού.)
Zu Chronik 28 Vorbemerkung. Da mir Photographien von cod. Paris, gr. 624 fol. l — 2 v , der die Chronik 28 enth lt, zur Verf gung standen, konnte ich den Text der Chronik 28 in G nze nachkollationieren und bin dabei zu neuen Ergebnissen gekommen. Diese werden im vorliegenden Beitrag je nach ihrer Art an zwei verschiedenen Stellen mitgeteilt. Im folgenden, in Fortsetzung der textkritischen Bemerkungen, behandle ich die Stellen, an denen ich zun chst durch die Nachkollation, z. T. aber auch durch divinatio, etwas weiter als der Herausgeber gekommen zu sein glaube, d. h. die Stellen, zu denen ich eigene Vorschl ge biete. Am Ende dieser Ausf hrungen ediere ich einige der Notizen von Chron. 28 neu, da die Nachkollation viele Verlesungen des Herausgebers zu Tage gef rdert hat, die nur im apparatus
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criticus meiner Edition mitgeteilt werden. Da die Notizen l — 9 in ihrem Inhalt sich z. T. mit Machairas in den entsprechenden Partien (s. u.) decken, habe ich den zypriotischen Chronisten f r meine Erg nzungen und meine Neukonstitution des Textes dieser Notizen, wo es m glich war, herangezogen. (Ich zitiere auch hier nach der Edition Schreiners, nicht nach meiner neuen im nachfolgenden Anhang!) 77) Chron. 28/5, l: το σάββατον, το δια *** έξέβην τ*** ό πρίντζης. F r δια . . . lese ich eindeutig δηλ, und ich glaube sogar im Anschlu daran die Buchstaben ησ zu erkennen (dar ber ein Strich, wie ein Zirkumflex), mithin δηλήσ. Auf jeden Fall m chte ich vorschlagen: το δεϊλις (= genauere Bezeichnung der Tageszeit an jenem Samstag). Zur Form vgl. Machairas 274, 9; 262, 6; 600, 14 Dawkins. Unmittelbar hinter έξέβην ist zun chst nichts zu sehen, erst danach sehe auch ich ein τ und etwas weiter in derselben Linie m glicherweise ein χ; sollte ich mich nicht t uschen, so k nnte dieser Tatbestand zu der Textgestaltung f hren: (άπο) τ (ην) χ (ώρα). Dies deckt sich in etwa mit dem, was Machairas dar ber berichtet, vgl. §654 (= p. 632,24—29 Dawkins). Der Bruder des K nigs kommt aus Nikosia. Zum konjizierten pr positionalen Ausdruck vgl. Mach. §211 (= p. 192, 7 Dawkins): το στόλος του φηγός έ ξ έ β η ν άπο την χωράν. Sollten sich die Buchstaben τ und χ hinter έξέβην als auf einem Versehen beruhend erweisen, k nnte man an eine Erg nzung mit den Worten: ό κϋρις aus Notiz 2, 2 denken. 78) Chron. 28/5, 3 (και έπήγεν κατά πρόσωπα τους Σαρακηνούς), δια τα μ' ξύλα τα ***. Der Artikel τα ist in der Hs. noch deutlich zu sehen, danach verdeckt ein dunkler Fleck alles. Dennoch: naheliegend ist wohl die Erg nzung τα (μικρά και τα μεγάλα). Vgl. dazu Notiz l (f r unsere Stelle vor allem Zeile 4), auf die Notiz 5 zeitlich unmittelbar folgt und inhaltlich sich ebenfalls unmittelbar bezieht. 79) Chron. 28/7, 4f. ήρταν οι Σαρακηνοι κατά πρόσωπα του φηγός φουσάτου . . . Zwischen den beiden letzten W rtern, genauer hinter dem Wort ρηγος, das am Ende einer Zeile steht, sind in der Hs. einige Buchstaben in verunstalteter bzw. in nicht mehr lesbarer Form vorhanden. Ich vermute και του. Diese Erg nzung w re, wie mir scheint, auch dann n tig, wenn in der Hs. auf φηγός unmittelbar φουσάτου folgen w rde. 80) Chron. 28/7, 7: και επήραν το εις το Καρ*** και *** εις τους χριστιανούς· (έγίνετο) καΐ ζημία κτλ. Die Erg nzung έγίνετο stammt, nach Ausweis des Apparates, von Trapp; es wird sich erweisen, da sie an
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falscher Stelle vorgenommen wurde. Aufgrund der berbleibsel, die doch noch in der Hs. zu erkennen sind, kann man ein gutes St ck weiter kommen und den Text, wie ich meine, in der urspr nglichen Form wiederherstellen, το bezieht sich auf den ρήγας (eine sichere Konjektur Darrouzes'), der unmittelbar vor καΐ steht; es m te in το{ν) ge ndert werden. Vgl. Machairas 664, 17i. (s. den Text hier am n chsten Absatz). Καρ weist andererseits auf Κάρ(γιος) (= Kairo) hin. Der K nig wurde — nach seiner Gefangennahme — von den Sarazenen nach Kairo gef hrt. Nach Machairas 664, 17f. wurde er zun chst nach Άλικη (Larnaka) gef hrt (έπιασαν τον . . . και επήραν τον εις την Άλικήν), doch wir lesen auch bei ihm, da er (der K nig) sich sp ter in Kairo befindet; 676, 2f.: . . . εδωκέν τον αποκόμισα . . . να τα πάρη του ρηγος εις το Κάργιος. Das geschieht am 23. Nov. desselben Jahres, in dem der K nig gefangengenommen wurde. Unsere Notiz berspringt die Zwischenstation Άλικη. Hinter καΐ glaube ich die Buchstaben εγ zu erkennen und m chte έγ(ίνετο) erg nzen. F r diese Erg nzung spricht folgendes: Hinter χριστιανούς (die Interpunktion in der Ausgabe ist falsch!) erkenne ich (z.T. sehr schwach) das Wort μέγαν, danach sind minimale Fetzen von Buchstaben zu sehen, die sich schwerlich zu einem eindeutig erkennbaren Wort zusammenf gen lassen. Ich m chte jedoch μέγα (κακόν) erg nzen und verweise auf zahlreiche Parallelen f r diese Ausdrucksweise bei Machairas, passim. (Der volle Text nach meinen Erg nzungen unten im Anhang.) 81) Chron. 28/8,5—6: καΐ επήραν καΐ όσους ανθρώπους . . . και παπάδες. Hier fehlt das Pr dikat des Relativsatzes; ich w rde die L cke am Ende des Satzes, also hinter παπάδες, lokalisieren und erg nzen: καΐ όσους . . . παπάδες (ήμπορήσαν). hnliche Formulierung bei Machairas 666, 35-668, 3 έπήρεν τον πρίντζην ... καΐ όσους έμπόρησεν ... (Zur Form ήμπορήσαν vgl. dieselbe Notiz, Zeile 15 ήμπορήσουν [nicht έ-!], vor allem aber Machairas §286 [= p. 274, 29 Dawkins]: δεν ήμπορήσα να πιάσουν γήν.) Die Erg nzung etwa durch ηΰρασιν w rde implizieren, da die Sarazenen alle, die da waren, mitgenommen h tten. Diese Konjektur k nnte allerdings entscheidend unterst tzt werden durch den entsprechenden Passus bei Amadi (Chronique d'Amadi [Collection de Documents inedits sur l'histoire de France. Premiere serie: Histoire politique]. Paris 1891) S. 125: Et preseno cio ehe trovorono et homini et donne. (Bustrone war mir leider nicht zug nglich.) 82) Chron. 28/8,7 έτζακίσασιν τις εκκλησίες (της έκλησ{.)ες cod., nicht τάς εκκλησίας, so Schreiber) και ***. Aus zwei Gr nden m chte ich
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και (πολλά σπίτια) erg nzen. Erstens sehe ich, wenn auch etwas hochgeschrieben (das gilt im brigen f r das Kompendium f r και davor und, etwas weniger, f r die Endung von εκκλησίες), hinter και den Buchstaben π in der Form, wie das zweite Pi ber dem ersten im Wort παπάδες (Zeile 6) geschrieben ist oder das Pi im Wort ανθρώπους, letzte Zeile dieser Notiz; danach ist in der Hs. nichts mehr zu sehen. Zweitens ist im Anschlu daran von Nonnen (das Wort ist z. T. durch Konjektur gewonnen, die aber sicher ist; vgl. meine n chste Bemerkung), Frauen und M nnern die Rede, also kann vorher nicht nur von Kirchen gesprochen worden sein; die L nge der L cke in der Hs. reicht f r etwa 10—12 Buchstaben aus. 83) Chron. 28/8, 8: και πήρασιν καλόγερους καΐ *** γυναίκες και ανθρώπους. Diese Textform bietet Schreiner, καλόγερους ist eine Konjektur Trapps, die sich auf das von Schreiner in der Hs. gelesene καλι*** st tzt (καλογήρους f r einen zypriotischen Text des IS.Jhdts. w re wahrscheinlicher). Die an sich gute Konjektur l t sich jedoch an den berresten, die in der Hs. zu sehen sind, nicht verifizieren. Hier ist zu lesen: καλογρ.ες, womit das Wort καλόγρ(η)ες (= καλόγριες) gewonnen wird. Das Omikron ist wie ein dicker Strich, der dem Jota hnelt, so wie auch das Omikron in έδικόν, Z. 4 (im brigen scheint der Schreiber dieser Notizen den i-Laut immer mit Eta wiederzugeben, vgl. auch unten Bemerkung Nr. 84); danach sind die u ersten Teile des vertikalen und des horizontalen Balkens der kleinen Majuskel Γ, die etwas tiefer steht, hnlich wie im Wort μεγάλα, Ζ. 6; anschlie end ist der untere Strich von Rho deutlich erkennbar. Hinter dem Kompendium f r καΐ und vor γυναίκες (in der Edition Schreiner ist eine L cke verzeichnet) ist zun chst der Schlu eines Wortes, die Endung εσ zu sehen, davor Reste des rechten Striches eines λ, und davor Platz f r zwei Buchstaben (Spuren des ersten sind noch unten links zu sehen). Ich vermute πολλές (in der Hs. mit einem λ). 84) Chron. 28/8,9-11: (καΐ έποί)κασιν μεγάλην αίχμαλωσίαν εις την *** ημησο και ητ*** φουσάτο τους Σαρακηνούς ονόματι τ***βαρδή καί *** πολ**!:~νασιν κουρσεύη πάσα άνθρωπος. Ich gebe hier den Text dieser Zeilen wieder, wie ich ihn gelesen habe (die Erg nzung zu Beginn stammt von Schreiner). Er weist vier L cken auf, die im folgenden einzeln besprochen werden. In die erste L cke zwischen την und ημησο (= Ende eines Wortes) w rden etwa 12 Buchstaben hineinpassen. Abgesehen vom ersten Zeichen hinter την deuten alle anderen auf χωράν hin, und das erwartet man auch an
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dieser Stelle. Danach sind Fetzen zu sehen, die sich nicht zu einem Wort zusammenf gen lassen. (Oder weist das ziemlich klar zu erkennende ημησο etwa auf (Λ)εμισό hin? Dann k nnte man eventuell auch an folgende Form der Wiederherstellung des Passus denken: (και έποι)κασιν μεγάλην αίχμαλωσίαν εις την (χώρα καΐ εις την Λ)εμισό.) Hinter και ητ tut sich eine L cke auf, die etwa 12—15 Buchstaben umfassen k nnte; hier zun chst so viel: sehr wahrscheinlich ist am Anfang ήτ(ον) zu erg nzen, so wie am Ende (also vor φουσάτο) zumindest το zu postulieren w re. Die Behandlung der dritten L cke im n chsten Absatz wird uns helfen, die zweite mit gr erer Sicherheit zu schlie en. Zwischen τ und βαρδή (so in der Hs.) sind wiederum Fetzen von Buchstaben zu sehen; der vorhandene Raum gen gt f r etwa 5—6 Buchstaben. Schreiner hat das τ nicht gesehen, am Ende βαρδ gelesen und dahinter eine L cke vermutet; dies wiederum hat Trapp zu einer eher zuf lligen, wie mir scheint durch nichts zu rechtfertigenden Konjektur verleitet: βαρδιάνους. Entscheidend f r meinen Vorschlag war, da ich davor ονόματι las (nicht -τα), das machte wahrscheinlich, da danach ein Name kommen mu te; τ und βαρδή f hrten zwangsl ufig zum Namen des Anf hrers der Invasionstruppen der Sarazenen vom 1. Juli 1426, der hier folgenderma en wiederhergestellt werden k nnte: Τ(αγκρι)βάρδι. Das ist der Emir Tagriberdi el-Mahm di, den der Sultan von Kairo El-Melek el-Aschraf Barsab j (bekannt als Barsbai) mit einem Expeditionscorps nach Zypern schickte. Bei Machairas §672 (= p. 652, 12 sqq. Dawkins) werden dieselben Ereignisse beschrieben, der Name des Emirs erscheint in der Form Τακριβέρ Μεχαμέτ (ebda. Zeile 13), „corrupt", wie Dawkins II, S. 222 in Anm. 2 zu § 672 meint. Wir h tten in unserer Notiz die vollere, ,korrekter' transkibierte Form des Namens, die der italienischen Transkription entspricht, bei Florio Bustrone, Chronique de llle de Chypre, ed. Rene de Mas Latrie, p. 361: „Capitano di quali era Tancrivardi". (Ich entnehme alle diese Angaben dem 2. Band der Machairas-Ausgabe von Dawkins, S. 221—222; dort ist die weitere Literatur angegeben, Bustrone selbst habe ich leider nicht mehr einsehen k nnen, s.o. S. 159). Zu vergleichen ist Amadi (s. die bibliographische Angabe o. S. 159) S. 504: „Et Chiasus T a n c r i v e r d i era loro capitanio in terra". Ich habe mich hier f r die Form des Namens Ταγκριβάρδι entschieden, einmal, weil sie den in der Hs. vorhandenen Raumverh ltnissen gerecht wird, zum anderen, weil ihr auch die italienische Form bei Bustrone entspricht (vgl. vor allem den a-Laut in der vorletzten Silbe); was die Endung anbelangt, so kennt der Schreiber nur das Eta f r alle i-Laute. M glich w ren freilich hier auch die Formen Τ(ανκρι)βάρδι
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oder Τ(ανγκρι)βάρδι 5 , theoretisch selbst T(ακρι)βάρδι (vgl. Machairas), doch ist letztere wegen des l ngeren Spatiums in der Hs. ausgeschlossen. Statt der Endung auf -δι k nnte man auch an die gr zisierte Form auf -δης denken. Was den a-Laut in der vorletzten Silbe angeht, so ist noch einmal festzustellen, da Machairas mit Amadi (und den arabischen Quellen) bereinstimmt, w hrend unsere Chronik mit Bustrone zusammengeht. Ist diese meine Erg nzung richtig, so kann jetzt leichter und endg ltig auch die zweite L cke hinter καΐ ήτ(ον) ausgef llt werden. Meiner Meinung nach m te hier die Funktion der genannten Person erw hnt worden sein, etwa καπετάνος (vgl. oben Bustrone und Amadi). Die volle Erg nzung w rde somit folgenderma en aussehen: καΐ ήτ(ον καπετάνος εις το) φουσάτο τους Σαρακηνούς ονόματι Τ(αγκρι)βάρδι. Zur Formulierung vgl. etwa Mach. §103 (= p. 92,4/5 Dawkins): και ήτον καπετάνος Γενουβίσος ονόματι Φραντζικην Σπινόλας κτλ. sowie etwa Mach. § 150 (= p. 130,19 sq. Dawkins): έβαλαν καπετάνον εις τα κάτεργα το σίρ Πολ τε Πουν. Schwieriger ist die Erg nzung der zwei letzten L cken. Hinter και k nnten etwa 15—17 Buchstaben ausgefallen sein, zwischen πολ und νασιν nicht mehr als 3—4 Buchstaben gestanden haben. Wegen νασιν kann die Konjektur Trapps πωλήστ) (που- w re wohl eher zu erwarten) nicht aufrecht erhalten werden; auch ist unwahrscheinlich, folgenderma en zu trennen und zu schreiben: να συνκουρσεύη, das Kompositum ist mir sonst nicht bekannt. In diesem Falle m te au erdem das berlieferte πολ eher auf πολεμώ (= versuchen, sich bem hen, tun) bezogen werden. Doch ist auch dies nicht befriedigend. Hinter και w rde man sich andererseits etwa einen Befehl des Emirs gut vorstellen k nnen, z. B. καΐ {εδωκεν όρισμον να). Die erhaltenen Reste verbieten im brigen nicht von vornherein eine Textgestaltung wie die folgende, die inhaltlich sich gut in den Zusammenhang f gen w rde: και (εδωκεν εξουσία να) πο(υ)λ(οϋσι)ν δσον κουρσεύη πασά άνθρωπος. Doch bleibt alles hier Vorgetragene Spekulation. (M glicherweise w rde das Studium der arabischen Quellen hier etwas weiter f hren.) 85) Chron.28/8, 12f.: ήρτεν εις τη χώρα ό κΰρις ό Περής δε Λεζ(ινιά)ϊ:"::"::" του' Ιεροσολυμάτου και σίρ Χάριν δε Τζιμπλέτ . . . F r ήρτεν steht in der Hs. ηρτ, das m te wohl mit ήρταν aufgel st werden; vgl. die Fortsetzung des Textes mit και έκρατήσασιν. Die L cke, von Schreiner unmittelbar hinter Λεζ(ινιά) lokalisiert, m te fast die H lfte einer Zeile 5
F r die Transkription des Namens mit -νγκρ- vgl. im zypriotischen Dialekt etwa Τζινγκάρε (f r Cigala) bei Mach. § 227 (= p. 210, 8 Dawkins) neben Τζικάλε ebda. § 293 (= p. 280, 33 Dawkins).
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umfassen; sie ist in Wirklichkeit etwas k rzer, da hinter Λεζ(ινιά) noch einige Buchstaben eindeutig zu lesen sind: κοντοστα, dann ist das Papier abgerissen. Ich erg nze zun chst (ό) κοντοστα (ύλης). (Diese Eigenschaft der genannten Person ist auch historisch gesichert.) Die noch verbleibende L cke umfa t etwa ein Viertel der Zeile. Sie kann erg nzt werden mit Hilfe des Machairas und des Genitivs του Ίεροσολυμάτου, der zu Beginn der n chsten Zeile (der ersten auf fol. l v) steht. Dieser Genitiv kann weder zu Περής noch zu der folgenden Person, zu Χάριν δε Τζιμπλέτ gezogen werden — aus naheliegenden Gr nden. Er bezieht sich auf eine dritte Person, die in dieser Partie gestanden haben mu . Den dritten Namen erfahren wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch Machairas 674, 3f. Der Text von §697 = p. 674 deckt sich inhaltlich mit dem Text unserer Notiz Zeile 12 ff. Hier werden drei Namen genannt (in dieser Reihenfolge): σίρ Πατή τέ Νόρες ό μαριτζάς των5 Ιεροσολύμων, σίρ Χαρρήν τε Ζιπλέτ und Περρής Μαχαιράς. Von diesen kehrt der mittlere in der Notiz wieder (an dritter Stelle), beim letzten liegt offenbar eine Verwechslung vor, die der Vorname verursacht hat (er weist aber trotzdem auf dieselbe Situation hin), er erscheint in der Notiz an erster Stelle in anderer Form, d. h. als Περής 6ε Λεζινιά. Der bei Machairas wiederum an erster Stelle erscheinende Name mu der Name gewesen sein, der in der Notiz vor του ' Ιεροσολυμάτου (f r diese Form vgl. etwa Machairas p. 18, l ρήγας του Γεροσολυμάτου) gestanden hatte. Ich w rde nunmehr hinter dem neugewonnenen Wort κοντοσταύλης folgenderma en erg nzen: {σίρ Πατή δε Νόρες ό μαριτζας) του Ιεροσολυμάτου. Angesichts der variierenden Schreibweise des Chronisten w rde dieser Text in die L cke von etwa 20 Buchstaben hineinpassen. 86) Chron. 28/8, 16f.: άρχέψασιν (so die Hs., nicht άρχεύσασιν) οι λάς ( . . . ) ή φυγή καΐ ήρτασιν (so die Hs., nicht -σαν) κτλ. Hinter λάς hat Schreiner eine L cke postuliert (vgl. auch den App. z. St.), in der Hs. fehlt nichts. Hier ist unmittelbar hinter λάς eindeutig ηφυγή zu lesen. Das kann nichts anderes sein, als die auch sonst berlieferte Form oi, φυγοί (zu Sing, ό φυγός < ό φυγών) = die Fl chtlinge6. Not. 4 (= Ereignisse vom S.Juli desselben Jahres) war die Rede davon, da die Menschen die Stadt verlie en und in die Berge fl chteten (ebda. Zeile 3 f.: ό πρόλοιπος λ ά ς . . . μικροί και μεγάλοι... και έφύγασιν εις τα 6
Zur hier postulierten Form s. loannes Kananos 473, 19 (Bonn): οί δειλοί . . . και φυγοί. Vgl. auch die Form φευγός, -οί (bei Machairas passim), deren Betonung die Existenz von φυγός voraussetzt. Zum Metaplasmus -ων > -ος s. G. S. Henrich, Κλητικές καΐ γενικές σε -ο άπο αρσενικά σε -ος στα μεσαιωνικά και νέα ελληνικά, Diss. Thessaloniki 1976, S. Iff. (Die ebda. S. 4ff. pr sentierte Liste der einschl gigen Beispiele kann jetzt um die neue Form φυγός sowie um die Variante φευγός erg nzt werden.)
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όρη . . .)· Nachdem Ruhe und Ordnung in der Stadt wiederhergestellt waren, kamen die Fl chtlinge (eben l λας οί φυγοί) zur ck. Nachstellung des Adjektivs bei Wiederholung des Artikels bereits in Notiz 4, 5 τους γέροντας τους ανωφελείς. 87) Chron. 28/9,3: καΐ έχάρησαν οί (η cod.; also nicht ό) λάς Ιλη {μένως?). ήρτεν κτλ. (Im Apparat steht zum erg nzten Wort: Ιλη*** cod.) Was Ιλημένως hei en soll, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, das Wort finde ich in keinem der bestehenden Lexika. (Hat ein nicht belegtes Wort berhaupt Chancen, als Konjektur akzeptiert zu werden?) In der Hs. lese ich zu Beginn des Wortes statt des Jota ein Omikron (s. dar ber oben Bemerkung Nr. 83; vgl. das Omikron im Wort δανεικον am Ende dieser Notiz), ohne Spiritus; danach λη, am Ende der Zeile. Zu Beginn der neuen Zeile erkenne ich deutlich ein μ, davor die Fetzen von zwei Buchstaben, danach die Fetzen von eher einem Buchstaben, also: . . . μ . (ήρτεν κτλ.); ich schlie e nicht aus, da hier καμα gelesen werden k nnte, das Kappa in der Form wie im letzten Wort der Notiz δανεικον. Dann w rde ich den Befund οληκαμα folgenderma en trennen (mit neuer Interpunktion): (έχάρησαν οι λας) ολικά' μα ήρτεν κτλ. F r ολικά finde ich im Wortindex von Sathas zu Machairas s. v. die hier gut passende Bedeutung εν σώματι. Der durch μα (bei Machairas auch belegt, vgl. das Register bei Dawkins) zum Ausdruck kommende Gegensatz ist verst ndlich, ja erforderlich: bei der R ckkehr des K nigs freuten sich alle Menschen; aber er kam verschuldet7 (χρέος ist eindeutig berliefert, χάρισμα, das Schreiner mit Fragezeichen im App. erw gt, w rde auch dem Sinn des Ganzen zuwiderlaufen) und verordnete (εβαλεν ist berliefert, nicht -λαν wie bei Schreiner steht) den Menschen schwere Steuern. (Obiger Vorschlag wird hier mit einigem Vorbehalt vorgetragen.) 88) Chron. 28/16, 4: εις τη περαμέρη Schreiner (nach einem Vorschlag von Trapp): ηστι περαμερί (so, nicht πα-, wie bei Schreiner im App. z. St. verzeichnet) cod. Es bestehen nur zwei M glichkeiten, aus dem berlieferten etwas Vern nftiges wiederherzustellen. Entweder trennt und schreibt man εις τα πέρα μέρη (bei nderung nur des Artikels) oder man entscheidet sich, nur am Ende zu erg nzen und zu schreiben (jetzt bei Beibehaltung des berlieferten Artikels) είς τη πέρα μερί (α) (Περα7
Der K nig verpflichtete sich, 200000 Florins L segeld und 8000 Florins j hrlichen Tribut zu zahlen. Vgl. dazu rasch Franz Georg Maier, Cypern. Insel am Kreuzweg der Geschichte, Stuttgart 1964, S. 95 f. Die Vermutung Schreiners, χρέος st nde in der Hs. vielleicht f r χάρισμα (vgl. den App. z. St.), ist ihm inzwischen unberechtigterweise zur Gewi heit geworden; vgl. jetzt den Kommentar-Band, CFHB 12/2, S. 434: „Von den Schenkungen des K nigs berichtet Machairas nicht." Auch die Chronik-Notiz spricht nicht von „Schenkungen", wie bereits oben hinreichend klar geworden sein mag.
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μερία wie Περαμεριά auf der Peloponnes weniger wahrscheinlich). Ich habe mich f r das zweite entschieden, da das Jota von μερί in der Hs. m glicherweise einen Akzent tr gt. Das Kompositum (ή) περαμέρη scheint mir dagegen nicht m glich zu sein. Zur Formulierung des wiederhergestellten Textes vgl. etwa Mach. §217 (= p. 198,27): εις έκείνην την μερίαν. 89) Chron. 28/17, 6: ό Σταυρος του 'Ολυμπίου, όποιος ήτον άπου εις το βουνί. Drei kleinere nderungen w rde ich hier vornehmen: οποίος ist ό ποίος zu trennen; vgl. dazu Z. 2 ή ποία. F r άπου der Edition (vor εις ohnehin ungl cklich) steht in der Hs. απ (am Ende einer Zeile). Der Zusammenhang erfordert άπάνου. Das letzte Wort ist in der Hs. abgek rzt, die Endung durch ein Kompendium wiedergegeben. Man w rde dem zypriotischen Dialekt gerecht, wenn man βουνίν schriebe (das folgende Wort beginnt brigens mit einem Vokal!). Au erdem w re ich geneigt, Z. 7 eher πεντισχήν(ο)υ zu lesen als πεντήσχην, das Schreiner in den Text aufnimmt 8 . Im brigen f llt Z. 11 der Gebrauch von χώρα (so in der Hs., nicht χωρίου, wie Schreiner irrt mlich liest) in Verbindung mit Kophinou auf (mit χώρα m te ja Leukosia gemeint sein), doch m chte ich hier nichts ndern. 90) Chron. 28/18, 3: καί ανθρώπους εφτειρε και μερικά άλογα... So hat Schreiner den Text gestaltet — wiederum nach einem Vorschlag von Trapp; in der Hs. steht: ανθρω ευτεκα με ροκά αλο (vgl. auch den App. z. St.). Abgesehen davon, da im zypriotischen Dialekt f r μερικά άλογα (der Ausdruck ruft ohnehin beim heutigen Leser ein L cheln hervor) eher μερτικον (άπο) άλογα, oder μέρος (άπο) άλογα (beides mehrfach bei Machairas belegt) blich ist, ist es vor allem das Verb (να) ράξου, Z. 4, von dem jeder Versuch, den obigen Text wiederherzustellen, auszugehen hat, und das die vorgeschlagene Textgestaltung unm glich macht; ράξου kann in diesem Zusammenhang unm glich zu (ά)ράζω = anlegen (von Schiffen) geh ren, sehr wahrscheinlich ist jedoch seine Zugeh rigkeit zu ράσσω; unter diesem Lemma findet sich bei Sakellarios, Kypriaka III, S. 376 folgendes: ράσσω παρά Καρπασεώταις, ρέζω ή ρέσσω παρά τοις άλλοις Κυπρίοις' περνώ, δ ι α β α ί ν ω . . . (die Sperrung von mir). Zu vergleichen ist auch N. Andriotis, Lexikon der Archaismen in neu8
Schreiner meint (s. jetzt Kommentar-Band, CFHB 12/2, S. 529): „Nur in der vorliegenden Notiz wird eine Kirche des hl. Athanasios Pentischenites erw hnt". H chstwahrscheinlich denkt aber auch Machairas an eine Kirche dieses Heiligen, wenn er schreibt (§ 36 = p. 34, 35-35, l Dawkins): . . . ομοίως ό άγιος Αθανάσιος ό Πεντασχοινίτης, απέ το πεντάσχοινον, καί β ρ ύ ε ι ίάματα. Dawkins hat auf jeden Fall die Stelle, wie mir scheint, richtig so verstanden; vgl. Index of Names of Places, s. v. Pendaskinon.
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griechischen Dialekten, unter ράσσω 2 („vorbeigehen" Kyp.). Der Satz ουδέν έμποροΰσα να ράξου k nnte in unserer Notiz bedeuten: δεν ημπορούσαν να περάσουν = sie konnten nicht durchkommen. Das καΐ vor der Negation verbindet diesen Satz mit dem schlecht berlieferten Satz davor, in dem auch ein Pr dikat zu suchen ist; m glicherweise steckt die Form έβγήκα (in der Vorlage ευτηκα f r έβγήκα geschrieben) hinter ευτεκα. Andererseits finde ich bei Sakellarios, Kypriaka II, S. 772 folgende Angabe: ροκόν, το" ζώον, βάρδος ή μούλα. Nach dem Gesagten scheint mir folgende Textgestaltung m glich: και άνθρωποι έβγήκα με ροκά (καΙ) άλογα καΐ ουδέν έμποροΰσα να ράξουν = und Menschen gingen hinaus auf Maultieren und Pferden und (oder: aber) sie konnten nicht durchkommen (die Stra e passieren).
Anhang Chron. 28/Not. 3. 4. 5. 7. 8. 9. 16. 17. 18 Vorbemerkung: 1. F r die hier vorgelegte Textkonstitution sowie f r die Gestaltung des Apparats sind bez glich der Hs. folgende Einzelheiten von einiger Bedeutung: Sie kennt in den Notizen 1—10 keine Akzente und Spiritus, in den Notizen 16—18 in der Regel nicht. Sie benutzt in den Notizen 1 — 10 stets das Zeichen ε f r ε und αϊ, das Zeichen η f r alle i-Laute, das Zeichen o f r o und ω. Sie kennt in den Notizen 1 — 10 keine Doppelkonsonanten, in den Notizen 16—18 schwankt das Bild. Orthographisches wurde im App. nur verzeichnet, wenn es aus Gr nden der Deutlichkeit notwendig schien. 2. Da im folgenden die Notizen 1. 2. 10. nicht neu ediert werden, teile ich hier einige Versehen Schreiners mit, die ich bei meiner Nachkollation feststellte: Not. l, l und Not. 2, l hat die Hs. έχρονίας, nicht έγχρονίας. Not. 10, l steht in der Hs. έχρονίας vor του Χριστού, om. Schreiner. Im brigen ist darauf hinzuweisen, da die Aoristformen auf -σασαν /3. Pers. Plur., die Schreiner an mehreren Stellen gelesen haben will, in Wirklichkeit weder in der Hs. zu finden sind (hier findet sich immer -σασην = -σασιν), noch im zypriotischen Dialekt existieren, so sehr sie auch denkbar sein m gen.
την δευτέραν, τη εσχάτη Ιουνίου, υκς' του Χριστού, ήρτεν το άρμάτωμαν τους Σαρακηνούς εις την Κύπρον, εις την Λεμεσόν, και οπίσω εις μίαν ήμέραν έπήρασιν το κάστρο της Λεμεσού και έκαψαν το μοναϋτα. 1 τη εσχάτη scripsi: τη εσχατ cod.: τη εσχάτη Schreiner άρμάτομαν cod. Schreiner 3 έπήρασιν (επηρασην cod.): έπήρασαν leg. Schreiner έκαψαν (sine spiritu et accentibus cod.): έκαυσάν Schreiner 4 μοναυτ (sine accentu) cod.
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την δευτέραν εις τάς επτά ημέρας του ίουλλίου μηνός, έχρονίας υκς' του Χρίστου, έφύγασιν οι αύθέντες της Κύπρου καΐ έπήγασιν εις την Κερυνία, καΐ ό πρόλοιπος λας της χώρας, μικροί και μεγάλοιτ εύκαιρέσασιν την χωράν και έφύγασιν εις τα όρη και εις τα χωρία, και εμεινεν ή χώρα εύχαιρη με τους γέροντας τους ανωφελείς. 2 αύθέντες: άφθέντες ex corr. cod.: αφέντες leg. Schreiner έπήγασην cod. (-σην sic ut 1.4 (εΰκαιρέσα)σην scriptum): έπήγασαν leg. Schreiner 5 ευχερή cod.: εΰχαιρα leg. Schreiner: fort, est in εύκαιρη corrigendum (cf. 1.4 εΰκαιρέσασιν et Chron. 22/36, 2) γέροντας Schreiner: γέροντας (sine accentu) cod.
εις τάς δ' αύγούστου, το σάββατον, το δείλις, έξέβην (από) τ (ην) χ(ώρα) ό πρίντζης ό αδελφός του ρηγος της Κύπρου με τους λας το άρμάτ(ωμαν καΐ έπη) γεν κατά πρόσωπα τ (ους Σαρακηνούς), δια τα μ' ξύλα τα (μικρά και τα μεγάλα). 1 εις τάς: ϊστας cod.: στάς leg. Schreiner το δείλις scripsi (ad formam substantivi cf. Mach. § 285 = p. 274, 9; § 610 = p. 600, 14 Dawkins): το δηλής(?) cod. (syllaba δη sic ut in voce δια 1.4 scripta): το δια:Γ"::";;" Schreiner l— 2aJt Tr]vx ^asecundumMach. § 11 (= p. 192, 7 Dawkins) scripsi: litterae tantum τ et χ legi possunt(?) in cod., cett. evanuerunt (cf. etiam supra p. 158) 2 το scripsi: το potius quam του cod.: του Schreiner 3 άρμάτ(ωμαν και έπή)γεν supplevit Darrouzes (qui άρμάτομαν scripserat) τ δια cod.: τους (Σαρακηνοΰς) δια supplevit Darrouzes: τ{οΰς Σαρακηνούς), δια scripsi 4 post τα in fine lineae verba quaedam legi nequeunt: vocibus μικρά και τα μεγάλα ex not. 1, 4 supplevi
την πέφτην, εις τάς γ' ημέρας ίουλλίου μηνός, έχρονίας υκ(ς') του Χρίστου, έπήγεν ό αύθέντης ό φήγας με το φουσάτον του δια τους Σαρακηνούς εις την Ποταμίαν, έως την κυριακήν, δπου ήτον εις τάς ς' ημέρας ίουλλίου. και την αυτήν κυριακήν ήρταν οι Σαρακηνοι κατά πρόσωπα του ρηγος (και του) φουσάτου εις το χωρίον την Χερο(κοιτίαν) και εις το αυτό χωρίον έτζακίσ(ασιν το φου)σάτον μας και έπιάσασιν (τον ρήγα) και επήραν το(ν) εις το Κάρ(γιος) και έγ(ίνετο) εις τους χριστιανούς μέγα (κακόν) καΐ ζημία εις πολλούς ανθρώπους μικρούς και μεγάλους. 1 πέφτην: πευ (sine accentu) cod.: πέμπτην Schreiner (sed cf. e. g. Machaeram passim) 5 post ρηγος litt, quaedam legi non possunt in fine lineae cod.: καΐ του supplevi: litterarum
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vestigia in cod. non vidit Schreiner Χερο (cett. legi non possunt) cod.: Χεροκοιτίαν Darrouzes 6 έτζακίσ(ασιν) scripsi: ετζακησ cod. in fine lin. laceratus: έτζακίσ(τησαν) coniecit Darrouzes: έτζακίσ(ασαν) proposuit Trapp, quod in textum recepit Schreiner (το φου)σάτον supplevit Darrouzes 7 έπιάσασιν (-σην cod.): έπιάσασαν Schreiner (etiam Darrouzes?) post hoc verbum lacuna 6—7 fere litterarum in cod., quam vocibus (τον ρήγα) supplevit Darrouzes το(ν) ante εις scripsi: το cod. edd. 7/8 Καρ κ(αι) εγ . .. cod.: Κάρ(γιος) και έγ(ίνετο) supplevi: Καρ*** και *** Schreiner 8 μέγα (κακόν) (litterae paucae tantum vocis prioris legi possunt) scripsi: έγίνετο Trapp Schreiner (qui post χριστιανούς signum semicoli posuit)
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την πέφτην το μεσομέριν, εις τάς ι ημέρας ίουλλίου μηνός, υκς' του Χρίστου, ήρτεν το φουσάτο τους Σαρακηνούς καΐ ένέβην εις την χωράν καΐ έποίκεν έως το σάββατο. και το σάββατο έκούρσεψαν την χωράν δλην και έτζακίσασιν τα σπιτία τους λας και επήραν το έδικόν τους, s καΐ επήραν καΐ δσους ανθρώπους καΐ γυναΐκ(ες) καΐ κοπέλια μικρά και μεγάλα και παπάδες {ήμπορήσαν). και έκάψασιν την αύλήν του ρηγος καΐ ;:"::"";" της f τηκαρας f της πέτρας, ομοίως έτζακίσασιν τις εκκλησίες και π{ολλά σπιτία) και έκουρσέψασιν και 'πήρασιν καλόγριες και (πολ)λές γυναίκες και άνθρ(ώπους. και έποί)κασιν ίο μεγάλην αίχμαλωσίαν εις την (χώρα) *** ημισο. καΐ ήτ(ον καπετάνος εις το) φουσάτο τους Σαρακηνούς ονόματι Τ(αγκρι)βάρδι και *** πολ**::~νασιν κουρσεύη πάσα άνθρωπος. ημέρα ις' έως το *** μηνός καΐ (έτους) ήρταν εις τη χώρα ό κϋρις ό Περής δε Λεζ(ινιά) ό κοντοστα(ύλης, σίρ Πατή δε Νόρες ό μαριτζας) is του Ίεροσολυμάτου και σίρ Χαρίν δε Τζιμπλέτ, και έκρατήσασιν την χώρα καΐ έφουρ(κί)σασιν πολλούς κλέπτες και κουρσάρους καΐ 'διαβάσασιν μεγάλη πλημελειά και κόπ{ο ω)ς οπού να ήμπορήσουν να παύσουν τα κούρση καΐ οι κλεψιές, και τότε άρχέψασιν οί λάς οί φυγοί και ήρτασιν είς τα σπιτία τους καΐ ηύραν τα χαλασμένα καΐ 20 έξηλοθρεμμένα άπο τα κούρση τους Σαρακηνούς καΐ κατά πάντα άπο τους Κυπρίτας και άπο πάσα λογήν άνθρωπον. 1 πέφτην scripsi: πεύ cod.: πέμπτην Schreiner μεσομέριν scripsi: μεσομεσομέρην cod.: μεσομέρην Schreiner είς τάς distinxi: ηστας cod: στάς Schreiner 2 φουσάτο: φου- ex φο- corr. cod. 3 έποίκεν scripsi: επή cod.: έποικε Schreiner έκούρσεψαν cod.: έκούρσευσαν leg. Schreiner 4 έτζακίσασιν cod.: έτζακίσασαν leg. Schreiner επαραν cod.: corr. Schreiner (an legit επήραν in cod. ?) 5 γυναίκες scripsi (cf. l .9): γηνεκ . . cod.: γυναίκας Schreiner 6 post παπάδες lacunam suspicatus sum, quam voce ήμπορήσαν supplevi (possis etiam ηΰρασιν, cf. supra p. 159) έκάψασιν cod.: έκαύσασιν Schreiner 7 post ρηγος και lacuna 5-6 fere litt, in cod.: fort, excidit verbum επήραν (?) verba της τηκαρας της πέτρας non intelliguntur 7/8 τις εκκλησίες cod.: τάς εκκλησίας leg. Schreiner 8 και π(ολλά σπιτία) supplevi: και *** Schreiner έκουρσέψασιν cod.:
Epiphyllides
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έκουρσεύσασιν Schreiner 9 καλόγριες scripsi: καλογρ[.]ες cod.: καλι*** in cod. leg. Schreiner et καλόγερους coniecit Trapp καΐ (πολ)λες supplevi: και ;:":;'::" Schreiner άνθρ(ώπους καΐ έποί)κασιν supplevit Schreiner, recte: άνθρ(ωποι και έποιή)κασιν proposuerat Darrouzes 10 χώρα post την supplevi, cetera supplere non possum (fort, est εις την (χώρα και είς την Λ)εμισο scribendum? cf. supra p. 161^ 10/11 και ήτ{ον καπετάνος είς το) φουσάτο supplevi 11 ονόματι: ονόματα leg. Schreiner T βαρδή cod.: Τ (αγκρι) βάρδι supplevi (possis etiam Τ {ανγκρι) βάρδης vel Τ{ ανκρι) βάρδι etc.; cf. supra p. 161 sq.) 11/12 και (έδωκεν εξουσία να) πο{υ)λ(οϋσιν) δσον κουρσεύη πάσα άνθρωπος e. g. scripserim (cf. supra p. 162) 13 έως το *** (lacuna 16-18 fere litt, in cod.): fort, est έως το (σάββατο είς τάς iff του αύτοΰ) μηνός supplendum έτους dubit. supplevi ήρταν scripsi: η(5 cod.: ήρτεν Schreiner (sed cf. 1.16 έκρατήσασιν) 14 Λεζ(ινιά) supplevit Darrouzes (an est Λεζινίας secundum Mach, passim scribendum?) 14/15 κοντοστα(ύλης, σίρ Πατη δε Νόρες ό μαριτζάς) του κτλ. ex Machaera § 697 (= p. 674,3 sq. Dawkins) supplevi 16 έφουρ(κί)σασιν supplevit Schreiner: εφουρ[]σασιν cod. (non έφούρσασιν) κλέπτες cod.: κλέπτας Schreiner 17 κόπ{ο ω)ς οπού supplevi: κοπ. .σοπον (inter π. et .σ spatio vacuo relicto) cod.: κόπους δπου falso leg. Schreiner (οπού sensui non satisfacit) ήμπορήσουν cod.: έ- Schreiner 19 l φυγοι distinxi et correxi: ηφηγή cod.: ή φυγή Schreiner, qui lacunam ante haec verba suspicatus est 20 έξηλοθρεμμένα: έξηλοθρεμενα cod: εξολοθρεμένα (sic) Schreiner 21 άνθρωπον cod.: ανθρώπους leg. Schreiner
είς τάς i ' του μαϊου μηνός, έχρονίας του Χρίστου αυκζ', την ήμερα του αγίου Έπιφανίου, ήρτεν ό ρήγας εις την Κύπρον καΐ έγίνετον είς τη χώρα μεγάλη χαρά καΐ έχάρησαν οι λάς ολικά' μα ήρτεν με μέγαν χρέος καΐ εβαλεν τους λας μέγα δανεικόν. 3 οί λας: η λασ cod.: δ λας Schreiner ολικά, μα dubitanter scripsi: όλη (an ιλη?) in fine lineae et . . μ . in initio lineae sequentis cod.: Ιλη(μένως?) Schreiner in textu et ίλη*** in app. cnt.
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τη κθ' Ιουνίου, έχρονίας αφή' Χρίστου, ήμερα δευτέρα, νύκτα, ώρα β' της νυκτός, έγίνετο σεισμός πρώτος μικρός καΐ μοναΰτα δεύτερος μεγάλος, και τίποτες ουδέν έχάλασεν ουδέ είς την χώρα ουδέ είς τα χωρία παρού είς τη Πέρα μερί (α), είς τη Κρήτη, έχάλασε πολλά χωρία, και δια άθύμησιν έγραψα το τη έχρονία άνωθεν καΐ ήμερα άνωθεν. Παπα-Άθανάσοις Φάρης απ5 τη Κοφίνου. 1 κθ' scripsi: Kj-cod.: κ' Schreiner 2 μονατα (sine accentu) potius quam μοναΰτα cod. 4 παροϋ cod.: παρ' ου falso distinxit Schreiner auctore Trapp (cf. Machaeram passim) είς τη Πέρα μερία scripsi (an est είς τα πέρα μέρη scribendum ?): ήστι περαμερί cod.: εις τη περαμέρη Trapp Schreiner 5 άνωθεν post έχρονία om. Schreiner Παπα-Άθανάσιος scripsi: Ά άθαν(άσιος) cod.: παπάς Αθανάσιος Schreiner arf τη scripsi: απτι cod.: απέ τη Sehr.
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Την έχρονίαν αυ/fa' Χρίστου έγίνετον σεισμός μέγας εις τη Κύπρο, άπριλλίου κδ', ήμερα κυριακή, ή ποία κυριακή ήτον του Παραλύτου, και έχάλασεν ή Αγία Σοφία και πολλές εκκλησίες εις τη χώρα. έχάλασε και ό αύθέντης ό Σταυρός ό μέγας, καί έχάλασε και ή τρούλλα της Καθολικής Λεμεσού, του Ζωοδότου Σταυροΰ. έχάλασε καί ό Σταυρος του 'Ολυμπίου, ό ποίος ήτον άπάνου εις το βουνίν. έχάλασε και ή εκκλησία του Πεντισχήν(ο)υ του οσίου πατρός ημών Αθανασίου του Πεντισχηνίτου εκ βάθρου, δια (ά)θύμησιν έγραφα άπριλλίου κ (δ') έχρονίας άνωθεν. Παπα-Άθανάσιος Φάρης άπο χώρας Κοφίνου. 1 εις τη Κύπρο cod.: εις τη μέρα leg. Schreiner 5 fort, est της ante Λεμεσού addendum (cf. Mach. § 211 = p. 192, 13 Dawkins) 6 ό ποίος distinxi: οποίος Schreiner (sed cf. ή ποία lin. 2) άπάνου scripsi: απ cod.: άπου Schreiner 7/8 πεντισχήνου (potius quam πεντήσχην, sic legit Schreiner) et πεντισχηνίτου cod.: fort, est in Πεντασχίνου et Πεντασχινίτου corrigendum (an est secundum Machaeram Πεντασχοί- sribendum? cf. etiam supra p. 165 not. 8) 8 διαθιμ(ησιν) cod. έγραψα leg. Schreiner άπριλλίου κ cod. in fine lin. laceratus: supplevit Schreiner (cf. lin. 2) 9 Παπα-Άθανάσιος scripsi: π άθανάσ(ιος) cod.: παπάς Αθανάσιος Schreiner χώρας cod.: χωρίου falso legit Schreiner an est χώρας in χωρίου corrigendum ?
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την έχρονίαν αφι' Χριστού μην! νοεβρίω ζ', ημέρα ε' εβερξε t εναταρικδ f μεγάλο, οπού έκατέβαινεν ή στράτα του Μερσινακίου ως γοιον ποταμός, καί άνθρωποι έβγήκα με ροκά (καΙ) άλογα καί ουδέν έμπορούσα να ράξου. και επήρε τα περβόλια της Άλαμιννοϋ δλα καί έξήλειψέ τα. 1 ζ': έ · ζ · cod. εβερξε cum cod. scripsi: an est corrigendum in έβρεξε? quam formam in cod. legit, ut videtur, et in textu suo praebet Schreiner 2 εναταρικδ (sic) cod.: ένα τάρικο distinxit Schreiner (an τάρικο? cf. Andriotis, Lex. d. Arch. s. ν. ταρός): locus nondum sanatus 3 άνθρωποι έβγηκα με ροκά καί άλογα scripsi: ανθρω ευτεκα με ροκά αλο cod.: ανθρώπους εφτειρε καί μερικά άλογα Schreiner auctore Trapp, vix recte 4 ναραξου cod.: dubitanter, ut vid., distinxit Schreiner cf. supra p. 165sq. quae ad sensum huius verbi dixi 5 έξήλειψέ τα: εξύληψετα cod.: έξέλειψέ τα Schreiner
Verzeichnis der Schriften von Rudolf Keydell Zusammengestellt von Bernd Schneider und Wolfhart Unte Ergänzt (Nr. 102-108) von Margarethe Billerbeck ByzJ ByzZ DLZ GGA JAW PhW RE RLAC WJA
Byzantinisch-neugriechische Jahrbücher Byzantinische Zeitschrift Deutsche Literatur-Zeitung Göttingische Gelehrte Anzeigen Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft Philologische Wochenschrift Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft Reallexikon für Antike und Christentum Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft
1911 1. Quaestiones metricae de epicis Graecis recentioribus. critica varia. Diss. Berlin 1911. 70S.
Accedunt
1923 2. Zu Nonnos. ByzJ 4, 1923, 14-17.
1926 3. Zu Nonnos. ByzJ 5, 1926, 380-389.
1927 4. Zur Komposition der Bücher 13—40 der Dionysiaka des Nonnos. Hermes 62, 1927, 393-434.
1928 5. Zu Nonnos. ByzJ 6, 1928, 19-24.
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1929 6. Zu den Londoner Dionysiaca. PhW 49, 1929, 1101.
1930 7. Rez.: Hans Gerstinger, Pamprepios von Panopolis. SB Akad. d. Wiss. Wien, Philos.-hist. Kl., Bd 208, Abhdlg 3. Wien-Leipzig 1928. In: ByzZ 29, 1929/30, 290-293.
1931 8. Die griechische Poesie der Kaiserzeit (bis 1929). JAW 230, 1931, 41-161. 9. Rez.: Les Argonautiques d'Orphee. Texte et. et trad, par Georges Dottin. Paris 1930. In: ByzJ 8, 1931, 189-191. 10. Rez.: Joseph Golega, Studien über die Evangeliendichtung des Nonnos von Panopolis. Breslau 1930. In: Gnomon 7, 1931, 106-108.
1932 11. Zu Nonnos. ByzJ 9, 1932, 39-44. 12. Eine Nonnos-Analyse. L'Antiquite Classique l, 1932, 173-202. 13. Zu den sogenannten Londoner Dionysiaka. Hermes 67, 1932, 240-241.
1933 14. Über die Echtheit der Bibeldichtungen des Apollinaris und des Nonnos. ByzZ 33, 1933, 243-254. 15. Musaios [epischer Dichter]. RE XVI, 1933, 767-769.
1934 16. Ein jambischer Brief des Dioskoros von Aphrodite. ByzJ 10, 1934, 341-345. 17. Zum epidaurischen Panhymnus. Hermes 69, 1934, 449. 18. Zwei Stücke griechisch-ägyptischer Poesie. Hermes 69, 1934, 420-425.
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19. Rez.: Albert Wifstrand, Von Kallimachos zu Nonnos. Metrisch-stilistische Studien zur sp teren griechischen Epik und zu verwandten Gedichtgattungen. Lund 1933. In: DLZ 1934, 445-448.
1935
20. Die Dichter mit Namen Peisandros. Hermes 70, 1935, 301-311. 21. Naumachios. RE XVI, 1935, 1974-1975. 22. Rez.: Julius Braune, Nonnos und Ovid. Greifswald 1935. (Greifswalder Beitr ge zur Literatur- und Stilforschung. 11.) In: Gnomon 11, 1935, 597-605. 1936
23. Zu Nonnos und einigen Bruchst cken sp tgriechischer Dichtung. ByzJ 12, 1936, 1-11. 24. ΠΑΤΡΙΑ ΈΡΜΟΥΠΟΛΕΩΣ. Hermes 71, 1936, 465-467. 25. Rez.: Karl M ller, Die Epigramme des Antiphilos von Byzanz. Text und Kommentar. Berlin 1935. In: DLZ 1936, 1567-1568.
1937
26. Nestor [epischer Dichter]. RE XVII, 1937, 125-126. 27. Nonnos [epischer Dichter]. RE XVII, 1937, 904-920. 28. Oppians Gedicht von der Fischerei und Aelians Tiergeschichte. Hermes 72, 1937, 411-434. 1938
29. Peisandros (11. 12. 13). RE XIX, 1938, 144-147. 1939
30. Triphiodoros. RE VII A, 1939, 178-181. 1940
31. Zu antiken Lapidarien. ByzJ 16, 1940, 197-208.
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1941 32. Zum carmen de officiis medici moralibus. Hermes 76, 1941, 320. 33. Die griechische Dichtung der Kaiserzeit. Bericht über das Schrifttum der Jahre 1930-1939. JAW 272, 1941, 1-71. 34. Rez.: Synesii Cyrenensis hymni et opuscula. Nicolaus Terzaghi rec. Vol. prius, hymnos continens. Rom 1939. In: DLZ 1941, 1113-1118. 35. Rez.: Carl Wendel, Geschichte der Bibliotheken im griechisch-römischen Altertum. Leipzig 1940. In: Gnomon 17, 1941, 330-332.
1942 36. 37. 38. 39. 40.
Onasos (2). RE XVIII, 1942, 408. Oppianos. RE XVIII, 1942, 698-708. Optimus (3). RE XVIII, 1942, 805-806. Orphische Dichtung (A). RE XVIII, 1942, 1321-1341. Rez.: Tönnes Kleberg, Catalogus codicum Graecorum et Latinorum bibliothecae Gotoburgensis, Gotoburgi 1941. Ex Göteborgs Stadsbibliotek 1891-1941. In: Gnomon 18, 1942, 237. 41. Rez.: Orphei hymni. Ed. Guilelmus Quandt. Berlin 1941. In: GGA 204, 1942, 71-84. 42. Rez.: Willy Theiler, Die chaldäischen Orakel und die Hymnen des Synesios. Halle 1942. In: DLZ 1942, 1100-1103.
1943 43. Rez.: Otmar Schissel, Der byzantinische Garten. Seine Darstellung im gleichzeitigen Romane. SB Akad. d. Wiss. Wien, Philos.-hist. KL, Bd 221, Abhdlg 2, 1942. In: DLZ 1943, 577-580. 1944 44. Textkritisches zu Nonnos. Hermes 79, 1944, 13-24.
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1949
45. Pampreprios (1). RE XVIII, 1949, 409-415. 46. Pankratios (2). RE XVIII, 1949, 625. 1950
47. Die literarhistorische Stellung der Gedichte Gregors von Nazianz. Atti dell' VIIF Congresso di Studi Bizantini l, 1950 (Studi Biz. e Neoellen. 7), 134-143. 48. Seneca und Cicero bei Quintus von Smyrna. WJA 4, 1949/50, 81-88. 49. Die Unechtheit der Gregor von Nazianz zugeschriebenen Exhortatio ad virgines. ByzZ 43, 1950, 334-337.
1951 50. Ein dogmatisches Lehrgedicht Gregors von Nazianz. ByzZ 44, 1951, 315-321. 1952
51. Bemerkungen zu griechischen Epigrammen. Hermes 80, 1952, 497-500.
1953 52. Metrische Bemerkungen zu den Hymnen des Isidores. Prolegomena 2, 1953, 123-124. 53. Oxyrhynchus Papyri XX e XXI. Prolegomena 2, 1953, 133-136. 54. Ad Synesii H. l, 292 adnotatiuncula. Kretika Chronika 1953, 61-62. 55. Wortwiederholung bei Nonnos. ByzZ 46, 1953, 1-17. 56. Rez.: Museo, Ero e Leandro. Edizione critica e traduzione a cura di Enrica Malcovati. Milano 1947. In: Prolegomena 2, 1953, 137-140.
1954 57. Quintus von Smyrna und Vergil. Hermes 82, 1954, 254—256. 58. Rez.: Gregorii Nazianzeni Σύγκρισις Βίων. Carmen ed., apparatu critico munivit, quaestiones peculiares adiecit Henricus Martinus Werhahn. Wiesbaden 1953. (Klass.-Phil. Stud. 15.) In: ByzZ 47, 1954, 127-129.
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1955 59. Kulturgeschichtliches in den Dionysiaka des Nonnos. Pepragmena tu IX. Diethnus Byzantinologiku Synedriu. T. 2. Athen 1955, 486-492.
1956 60. Zu den Hymnen des Synesios. Hermes 84, 1956, 151 — 162. 61. Rez.: Saint Jean Chrysostome, Les cohabitations suspectes. Comment observer la virginite. Ed. par Jean Dumortier. Paris 1955. Johannes Chrysostomos, Über Hoff art und Kindererziehung. Mit Einl. u. krit. App. hrsg. von Basileios K. Exarchos. München 1955. In: Gnomon 28, 1956, 434-437.
1957 62. Palladas und das Christentum. ByzZ 50, 1957, 1-3. 63. Rez.: Orphei hymni. Iteratis curis ed. Guilelmus Quandt. Berlin 1955. In: Gnomon 29, 1957, 389-390.
1958 64. Rez.: Jean Martin, Histoire du texte des ,Phenomenes' d'Aratos. Paris 1956. Arati Phaenomena. Introduction, texte critique, commentaire et traduction par Jean Martin. Firenze 1956. In: Gnomon 30, 1958, 575-584. 65. Rez.: Asterii Sophistae Commentariorum in psalmos quae supersunt. Accedunt aliquot homiliae anonymae. Ed. Marcel Richard. Oslo 1956. In: Gnomon 30, 1958, 101-105. 1959 66. Nonni Panopolitani Dionysiaca recogn. Rudolfus Keydell. Vol. 1—2. Berlin: Weidmann 1959. 84*, 500 u. IV, 555S. 67. Rez.: Anthologia Graeca. Griechisch-deutsch ed. Hermann Beckby. Buch I-XVI. München 1957-58. In: ByzZ 52, 1959, 359-364.
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1960 68. Rez.: Arati Phaenomena. Rec. Ernestus Maass. Ed. 2. Berlin 1955. Commentariorum in Aratum reliquiae, coll. Ernestus Maass. Ed. 2. Berlin 1958. In: Gnomon 32, 1960, 369-370. 69. Rez.: Eunapii Vitae Sophistarum. Joseph Giangrande rec. Rom 1956. In: ByzZ 53, 1960, 119-123. 70. Rez.: Friedhelm Lefherz, Studien zu Gregor von Nazianz. Mythologie, Überlieferung, Scholiasten. Diss. Bonn (Mech. vervielf.) In: ByzZ 53, 1960, 123-124. 71. Rez.: Prodi Hymni. Ed. Ernestus Vogt. Wiesbaden 1957. (Klass.-Phil. Stud. 18.) In: Gnomon 32, 1960, 185-187. 72. Rez.: Francis Vian, Histoire de la tradition manuscrite de Quintus de Smyrne. Paris 1959. In: ByzZ 53, 1960, 118-119. 1961 73. Mythendeutung in den Dionysiaka des Nonnos. Gedenkschrift für Georg Rohde. Tübingen 1961 (Aparchai. 4.), 105-114. 74. Textkritische Bemerkungen zur Psalmenmetaphrase des Ps.-Apollinaris. ByzZ 54, 1961, 286-290. 75. Rez.: Apollonio Rodio, Le Argonautiche. Libro 3. Testo, traduzione e commentario a cura di Anthos Ardizzoni. Bari 1958. In: Gnomon 33, 1961, 35-36. 76. Rez.: Joseph Golega, Der homerische Psalter. Ettal 1960. In: ByzZ 54, 1961, 379-382. 77. Rez.: Francis Vian, Recherches sur les Posthomerica de Quintus de Smyrne. Paris 1959. In: Gnomon 33, 1961, 278-284.
1962 78. Epigramm. RLAC Bd 5, 1962, 539-577. 79. Epithalamium. RLAC Bd 5, 1962, 927-943.
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1963 80. ΟΜΩΣ. Zeitschrift f. d. neutestamentl. Wiss. u. d. Kunde d. lteren Kirche 54, 1963, 145-146. 81. Quintus von Smyrna. RE XXIV, 1963, 1271-1296. 82. Rez.: Eiliv Skard, Index Asterianus. (Index de l'edition d'Asterius le sophiste et. par Marcel Richard. Oslo 1956.) Oslo 1962. In: Gnomon 35, 1963, 425-426.
1964 83. Rez.: Cajus Fabricius, Zu den Jugendschriften des Johannes Chrysostomos. Untersuchungen zum Klassizismus des vierten Jahrhunderts. Lund 1962. In: Gnomon 36, 1964, 93-95. 1965 84. Rez.: Die griechischen Dichterfragmente der r mischen Kaiserzeit, ges. u. hrsg. von Ernst Heitsch. Bd 2. G ttingen 1964. In: Gnomon 37, 1965, 762-764. 85. Rez.: Quintus de Smyrne, La Suite d'Homere. T. 1. Texte et. et trad, par Francis Vian. Paris 1963. Phanis I. Kakridis, Κόιντος Σμυρναϊος. Athen 1962. In: Gnomon 37, 1965, 36-44.
1966 86. Zur Datierung der Aithiopika Heliodors. Polychronion. Festschrift Franz D lger. Heidelberg 1966, 345-350. 87. Rez.: Gennaro D'Ippolito, Studi Nonniani. Palermo 1964. In: Gnomon 38, 1966, 25-29.
1967 88. Agathiae Myrinaei historiarum libri quinque rec. Rudolfus Keydell (Corpus Fontium Historiae Byzantinae 2. Ser. Berolinensis.). Berlin: de Gruyter 1967. XL, 232 S.
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1968 89. Zum Hymnos Akathistos. ByzZ 61, 1968, 4. 90. Zur Sprache des Epigrammatikers Lukillios. Philologus 112, 1968, 141-145. 91. Sprachliche Bemerkungen zu den Historien des Agathias. ByzZ 61, 1968, 1-4. 92. Rez.: Emile Feuillatre, Etudes sur les Ethiopiques d'Heliodore. Contribution a la connaissance du roman grec. Paris 1966. In: Gnomon 40, 1968, 719-720. 93. Rez.: Quintus de Smyrne, La Suite d'Homere. T. 2. Texte et. et trad, par Francis Vian. Paris 1966. In: Gnomon 40, 1968, 571-575.
1969 94. Rez.: Musee, Hero et Leandre. Texte et. et trad, par Pierre Orsini. Paris 1968. In: Gnomon 41, 1969, 738-742. 95. Rez.: Lars Rydbeck, Fachprosa, vermeintliche Volkssprache und Neues Testament. Zur Beurteilung der sprachlichen Niveauunterschiede im nachklassischen Griechisch. Uppsala 1967. (Acta Universitatis Upsaliensis. Studia Graeca Upsaliensia. 5.) In: ByzZ 62, 1969, 86-88.
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96. Rez.: Colluto, II Ratto di Elena. Introduzione, testo critico, traduzione e commentario a cura di Enrico Livrea. Bologna 1968. In: ByzZ 63, 1970, 321-324. 97. Incerti auctoris in Oppiani Halieutica Paraphrasis. Nunc primum ed. Isabella Gualandri. Milano — Varese 1968. In: Gnomon 40, 1970, 304-306. 98. Rez.: Philostratos, Die Bilder. Griech.-deutsch nach Vorarbeiten von Ernst Kaiinka hrsg., übers, u. erl. von Otto Schönberger. München 1968. In: Gnomon 42, 1970, 756-759.
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1971 99. Rez.: Avril Cameron, Agathias. Oxford 1970. In: ByzZ 64, 1971, 68-71. 100. Rez.: The Greek Anthology. The Garland of Philip and some contemporary Epigramms. Ed. by Andrew Sydenham Farrar Gow and Denys Lionel Page. 1-2. London 1968. In: Gnomon 43, 1971, 676-680. 1973 101. Rez.: Werner Peek, Kritische und erklärende Beiträge zu den Dionysiaka des Nonnos. Berlin 1969. (Abhdlg Berlin 1969, 1.) In: Gnomon 45, 1973, 23-26. 102. Rez.: Musaios, Hero und Leander. Einleitung, Text, Übersetzung und Kommentar von Karlheinz Kost. Bonn 1971. In: Gnomon 45, 1973, 345-348. 1974
103. Zur Hypothesis des Euripideischen Phaethon. Hermes 102, 1974, 117. 1975 104. Rez.: Alan Cameron, Porphyrius the Charioteer. Oxford 1973. In: Gnomon 47, 1975, 292-295. 105. Rez.: Collouthos. L'Enlevement d'Helene. Texte etabli et traduit par Pierre Orsini. Paris 1972. In: Gnomon 47, 1975, 543-548.
1976 106. Rez.: Dionysii Bassaricon et Gigantiadis Fragmenta. Cum prolegomenis, Italica versione et indicibus ed. Henricus Livrea. Rom 1973. In: Gnomon 48, 1976, 506-508.
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Im Druck: 107. Zu Stephanos von Byzanz. In: Studi in onore di Anthos Ardizzoni. 108. Achilleis. Zur Problematik und Geschichte eines griechischen Romans. In: Reallexikon der Byzantinistik.
Folgende Artikel von Rudolf Keydell sind erschienen in: Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. Bd. 1-5, Stuttgart 1964-1975. Adaios (1) Agathias Aisopos Babrios Barbukalos Christodoros Damagetos Demosthenes (4) Dionysios (10.13.14.18.30) Dioskurides (3) Diotimos (4. 5) Dosiadas Epigramm Erinna Erykios Buenos (2) Euphorien (3) Fabel Hedyle Hedylos Hegesippos (3) Herakleitos (3) Hermodoros (3) Herodas Hipponäx Honestus lambographen Ibykos Isyllos lulianus (19) Kallikter
Kallinos(l) Kallistos Kerkidas Kinaithon Kolluthos Korinna Krinagoras Kydippe Leonidas (9.10) Leontios (5) Lesches Lollius (Literarische Persönlichkeit) Longos (2) Maecius (7) Makedonios Marianos Melampodeia Meleagros (8) Melinno Metrodoros (11) Moiro Moschos (2) Musaios Myrinos Naumachios Nestor (3) Nikainetos Nikandros (3. 4) Nikarchos (2) Nikias (6) Nikodemos (3)
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Nikomachos (5) Nonnos Nossis Numenios (3) Oppianos Palinodia Palladas Pamphos Pamprepios Parmenion (2) Parthenios (1) Paulus (9) Peisandros (8. 9. 10) Peplos Perses (4. 5) Phalaikos (2) Phanokles Philetas Philippos (22) Philodamos Philoxenos (2) Phoinix (4) Phokylides Phoroneus Pigres Polyainos (3) Poseidippos (2) Praxilla Quintus (1)
Rhianos Rhinthon Rufinus (II. 1) Satyros (6) Secundus (aus Tarent) Simylos (2) Skolion Sopatros (3) Sotades (2) Stasinos Statilius Flaccus Straton (aus Sardes) Technopaignia Telesilla Telestes (aus Selinus) Thallos (Antonios) Theaitetos (Epigrammatiker) Theaitetos (Scholastikos) Theodoridas Theognis Theokritos (1) Threnos Thyillos Timokreon Timotheos (4) Triphiodoros Tymnes Tyrtaios
Das Verzeichnis der Schriften von Rudolf Keydell stellt im wesentlichen eine Wiedergabe der Bibliographie Rudolf Keydell, Berlin 1973, dar, die, von Bernd Schneider und Wolfhart Unte zusammengestellt und redigiert, vom Seminar für Klassische Philologie der Freien Universität Berlin anläßlich des 85. Geburtstages des Jubilars herausgegeben wurde; überprüft und auf den heutigen Stand gebracht wurde sie von Frau Margarethe Billerbeck (Berlin), die darüber hinaus auch bei der Abfassung der Biographie behilflich war. Für beides schulden ihr die Herausgeber aufrichtigen Dank. Herzlich danken möchten die Herausgeber ferner Fräulein S. Laas, Herrn Dr. G. S. Henrich, insbesondere aber Herrn Dr. V. Schmidt (alle Hamburg) für das sorgfältige Mitlesen der Korrekturen.
W DE G
Walter de Gruyter Berlin · Newark CORPUS FONTIUM HISTORIAE BYZANTINAE
Agathias
Agathiae Myrinaei Historiarum Libri quinque Recens. Rudolf us Key dell Groß-Oktav. XL, 232 Seiten. 1967. Ganzleinen DM 82,ISBN 3 11 001348 7 (Volumen II)
Agathias
The Histories Translated with an introduction and short explanatory notes by Joseph D. Frendo 1975. Large-octavo. XIV, 170 pages. Cloth DM 78,ISBN 3 11 003357 7 (Volumen II A)
Nicetas Choniates
Nicetae Choniatae. Orationes et Epistulae Recens. Aloysius van Dieten Groß-Oktav. XXIV, 280 Seiten. Mit 2 Faksimile-Tafeln. 1972. Ganzleinen DM 125,- ISBN 3 11 001767 9 (Volumen III)
loannes Caminiata
loannis Caminiatae de expugnatione Thessalonicae Recens. Gertrudis Böhlig Groß-Oktav. XXXIV, 98 Seiten. Mit l Faksimile. 1973. Ganzleinen DM 56,- ISBN 3 11 002286 9 (Volumen IV)
loannes Scylitzes
loannis Scylitzae Synopsis Historiarum Editio Princeps. Recens. loannes Thurn Groß-Oktav. LVI, 580 Seiten. Mit 3 Tafeln. 1973. Ganzleinen DM 280,- ISBN 3 11 002285 0 (Volumen V)
Nicetas Choniates
Nicetae Choniatae Historia Recens. loannes Aloysius van Dieten 2 Bände. Groß-Oktav. 1975. Ganzleinen DM 490,ISBN 311 004528 l (Volumen XI) Pars Prior: Praefationem et textum continens. — CVIII, 656 Seiten. Mit 2 Bildtafeln Pars Altera: Indices continens. — IV, 143 Seiten Preisänderungen vorbehalten
W DE
G Hartmut Erbse (Recensor)
Hanmut Erbse
Wilter de Gruyter Berlin Scholia Graeca in Homeri Iliadem (Scholia Vetera) 5 Bände. Groß-Oktav. Ganzleinen Band l: Praefationem et Scholia ad libros A-Q continens. (Adiectae sunt res tabul phototyp.) CIV, 545 Seiten. 1969. DM 200,ISBN33110025582 Band 2: Scholia ad libros E—I continens. (Adiectae sunt quattuor tabulae phototyp.) XXXVI, 550 Seiten. 1971. DM 248,ISBN311003882X Band 3: Scholia ad libros K—(Z) continens. (Adiectae sunt quattuor tabulae phototyp.) XXXIV, 685 Seiten. 1974. DM 380,ISBN3110046415 Band 4: Scholia ad libros O-T continens. (Adiectae sunt tres tabulae phototyp.) XXXIV, 651 Seiten. 1975. DM 480,ISBN 3 11 0057700 Band 5 und l Index: Scholia ad libros — continens. XXXIV, 645 Seiten. 1977. DM 580,ISBN3110069113
Beiträge zum Verständnis der Odyssee Groß-Oktav. XII, 261 Seiten. 1972. Ganzleinen DM 78,ISBN311004045X (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte, Band 13)
Preisänderungen vorbehalten