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German Pages 55 [113] Year 1814
Katechismus für
Leutsche Soldaten, nebst
zwei Anhängen von Liedern.
Inhalt. Katechismus für teutsche Soldaten
.
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Seite. x bis Z4.
Erster Anhang von Liedern. Teutsches Kriegslied....................................... * 31* Ein anderes ............................................................................Z). Lob des Eisens ....... 4^ Aufruf an die Teutschen ...... 4-» Gebet . 44» Gottes Gericht . ........................................ 46. Schlachtgesang................................................................. 48. Mannerglück ....... 49» Neujahr-wunsch . . . . . . 50. Zuruf des Führers .............................................. 51* Zuversicht auf Gott......................................................... 52. Kriegtlied............................................... . . 54» Soldatenlied......................................................... . 55. Der Mann .... 57* Lied der Rache..................................................................59» An die Teutschen........................................................ 6q. Soldatenlied . . . . . . ^5Noch ein anderes \ .... 67.
Geistliche
Lieder.
Troftlieder. 1,
2. 3»
Gott, du biff meine Zuversicht, nach der Melodie: Was Gott thue, das ist wvhtgethan E6 spricht der freche Bösewicht, n. d. Mel.: Allein Gott in der Höh sei Ehr . Wann beginnt daö Heil zu tagen? n. d. Mel.: Wachet auf.' ruft uns die Stimme .
• 6-. 70.
72
Ermttn,
Ermuurerungslieder vor der Schlacht.
Seiter.
2. r
Flammet Herzen! wehet Fahnen! n. Mel.: Gott Des tzrmmels und der(Erben Hineinin die Spracht! . . Auf! die Schwerbter hellheraus! n. Mel.: Iesuü meine Zuversicht . .
d. . . d. -
73, 75.
76.
Danklieder nach der Schlacht.
sO.
$c
Groß ist Gott!.................................................... 7%, Wohl auf mit Herz und Muth! n. d. Mel: Nun banset alle Gott . . . 7-. Auf danket Gott und betet an, n. d. Mel.: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut 8i» Lieber bei besondern FMen.
Der Fahnenschwur -..................................................... Gebet der Männer ici der Mehlhaftmachung eines Jünglings .......
-2.
LZ.
Zweiter Anhang, Die alten und die neuen Teutschen Vundcslied * DaterlandsUed Frischauf . . . Marsch . t . » ♦ Wechselgruß . * . Gchwerdtfegerlied . Gebet des Patriarchen Platon
♦
87. 9®,. 91.
•
94. 96. 98. »KL.
y»
Einleitung. Es ist je und je ein herrlich und löblich
Ding um die Geschichte; denn sie lehrt uns Gott und die wunderbare Verkettung der Dinge kennen und zeigt in einer langen
Reihe der Jahre und Jahrhunderte,
wie
die Tugend zuletzt ihren Lohn und das La sier seine Strafe empfangt und wie die große Vergeltung Gottes durch den Welt
lauf wandelt; sie bewahrt uns die Thaten und Erinnerungen der frühesten Vorwett auf, damit sie uns ein Spiegel der Ge
rechtigkeit und Freiheit seien;
sie erzählt 8R^
uns, was vor unserer Zeit geschehen ist,, damit wir wissen, was wir in unserer Zeit thun sollen.
Auch wäre es wohl ein
schönes und lustiges, Geschäft, hier zu er zählen, welch ein freies^ tapferes, mann
haftes, keusches, gerechtes Volk unsre Va ter gewesen sind, und wie sie für ihr Land und ihr Recht unverzagt und glücklich oft
mit den mächtigsten und grimmigsten Fein den gestritten haben; wie in der mittleren
Zeit,, welche Unkundige oft die Zeit der Barbarei und Gewalt nennen, das teutsche
Volk an Macht, Ruhm, Freiheit, Kunst und Wissenschaft vor vielen andern Völ
kern geblühet hat; wie dann die Zeiten der Zwietracht und Lüge und Untreue gekom men sind, wo der eine von dem andern zu
lassen und teutsche Fürsten schon häufig sich an
an Fremde zu hangen anfingen; wie schon
damals die hinterlistigen Franzosen nach unserm Lande und Volke gelüstete, und wie sie durch Betrüg und Verratherei meh-
rere herrliche Städte und Landschaften un sers Reiches von uns abzwackten; dann
endlich — was trauriger zu berichten seyn würde — wie sie in diesen jüngsten Tagen des Unheils und der Schande durch die
Uneinigkeit,
Schlechtigkeit,
Ehrlosigkeit
und Verratherei derer, die Herren und Ver theidiger des Vaterlandes seyn sollten, sich unser bemeistert haben.
Bei diesem Jüng
sten, oder bei den Geschichten der letzten Zwanzig Jahre, zu verweilen mögte wohl
nützlich und nothwendig seyn, damit die Teutschen begriffen, daß sie nicht durch grös sere Tugend und Streitbarkeit des Feindes,
son-
sondern allein durch Faulheit und Treulo sigkeit ihrer Führer überwunden sind. Aber
diese Geschichten und ihr Elend und ihre
Schande wurden zu einem Buche werden; ich will also nur in wenigen kurzen Kapi
teln zeigen, was ein teutscher Soldat seyn
soll, damit alle wieder auf Gott schauen und ihm vertrauen lernen als dem einzigen Helfer, damit alle sich wieder mit Liebe und
Treue zu dem Vaterlande wenden, und da mit die Schmach und das Unheil der frem
den Ueberzieher ausgetrieben oder vertilgt
werde.
Daß dieses Büchlein dazu wirke,
das verleihe der allmächtige Gott!
Erstes Kapitel. Was Viele meinen, das ein Soldat sei. Es waren in der alten Zeit eiftigi Tyrann neu und Despoten, weiche die Freiheit unv Herrlichkeit großer Städte und Länder Unterdrückt und geschändet hatten. Diese glaubte« sich vor ihren eigenen Landsleuten nicht sicher, als welche sich erinnerten, daß sie eben noch frei und glücklich gewesen, und nahmen viele Tausende von Fremdlingen iu Sold, welche andere Sprachen und Sitten hatten lind von ihreüi Volke nichts wußten; daraus machten sie sich- ein Heer und eine Leibwache und be zahlten sie mit den Gütern, die sie von ihrem Volke raubten. Und auch spätere Tyrannen Haben es so gemacht, und auch Bonaparte macht es so, weil er ein Tyrann ist. Und solche Soldaten schwuren dann einem Tyran nen, der ihnen das Geld gab, unverbrüchliche Treue, denn das Land war ihnen fremd und die Menschen waren ihnen fremd, und kein Gefühl und kein Gedanke des Vaterlandes hielt sie von Unrecht und Unehre zurück; som der» sie thaten blind, wie wilde Thiere, was I ei-n
r ein solcher Wütherich ihnen gebot, sie wnrden aber auch wie wilde Thiere abgeschlachtet, wenn daß Volk aufsiand und Rache nahm. Und dies war ein nnchristliches und heidnisches Wesen. Doch haben manche in der christlichen Zeit eben so gethan undgeglaubt, als jene, und glauben und thun bis auf den heutigen Tag so. Sie meinen, wenn sie zur Fahne eines Königs oder Fürsten ge# schworen haben, müssen sie blind thun alles, was er ihnen gebietet; sie achten sich also nicht als Menschen, die einen freien Willen von Gott erhalten haben, sondern als dumme Thiere, di« sich treiben lassen. Und diesen thierischen Zustand und diesen blinden Gehörfern gegen ihren Herrn nennen sie ihre Sol datenehre, und meinen, Soldatenehre sei ein anderes Ding als Bürgerehre und Men schenehre. Das ist aber nicht wahr.
Zweites
Kapitel,
V»n der Gewalt der Könige und Fürsten.
Könige und Fürsten hat Gott gesetzt und ih nen das Schwerdt und Scepter in die H md gegeben, daß sie die Gerechtigkeit verwalten, ihr Volk beschirmen und schützen, fremde Feinde von ihm abtreiben und für ihr Vater land bis in den Tod stehen und streiten sol len.
3 len. Herren, welche so löblich und mächtig regieren mit dem Scepter und .Schwerdr, sollen heilig und unverletzlich gehalten werden, denn sie sind ein Ebenbild Gortes auf Erden und ein Gleichniß der himmlischen Majestät» Solchen wackern und gerechten Herren soll auch jeder? gehorchen wie Gott selbst und fest an ihnen halten und in Noth und Tod von ihnen nicht lassen. Wenn aber ein Fürst an ders thiik, als wofür ihn Gott eingesetzt hat, und nicht fürstlich regiert nach dem Ebenbilde Gottes, so muß der Soldat und Christ Gott mehr gehorchen, als den Menschen. Denn wenn ein Fürst seinen Soldaten beföhle, Ge walt zu üben gegen die Unschuld und das Recht; wenn er sie gebrauchte, das Glück und die Freiheit ihrer Mitbürger zu zerstö ren; wenn er sie den Feinden des Vaterlan des gegen das Vaterland zu Hülfe schickte; wenn er durch sie seine eigenen Landsleute plündern, verheeren, bekämpfen hieße, müß ten sie nimmer gehorchen was wider das Ge bot Gottes und das eben so heilige Gebot streitet, das Gott in unser Gewissen gepflanzt hat. Denn auch ein König und Fürst darf nimmer thun noch befehlen, was in aller Ewigkeit Unrecht bleibt, und spräche man es mit Engelzungen und schmückte man eL mit Engelscheinen aus.
Drit-
Drittes Kapitel. Von Soldatenehre. 5Die$ ist die einfache Lehre Gottes und t>eü nes Herzens, o Mensch, den Gott nach sei nem Bilde geschaffen har, daß er das Rechte und Gurr thun und, wenn es seyn muß, bis in den bittersten Tod dafür leiden soll; und diese einfache und ewige Lehre gehört auch dir an, Soldat, denn du bist ein Mensch, und du sollst den Menschen nicht ausziehen, wenn du die Mondur anziehest. Siehe, ar mer teutscher Soldat, wie haben deine Für sten und Herren dich in -den letzten Tagen ge mißhandelt und gemißbraucht, und du willst es immer noch nicht verstehen noch begreifen, was. du thust und worin du befangen bist! Ein tückische«; und grausamer Tyrann ist auf gestanden in diesen Tagen und Herr der -treu losen und hinterlistigen Franzosen geworden, welch» schon in den Zeiten deiner Vater Teutschkands Freiheit und Ehre nachstellten. Dieser blutige Tyrann, der in dem verrufenen Korsika gebühren ist, ein rechtes Abbild des Satans und der Hölle, hat durch Ränke, Listen, Lü gen und Gewalt viele Länder und Völker verheert und geplündert und ist endlich auch über dein Vaterland hergefallen. Es standen ihm aber gleich anfangs teutsche Fürsten bei und zogen ihm zu mit ihrer Macht; sonst hät te er dich nimmer bezwungen. Und so hat er daW
5 dann weiter durch Trug und Hinterlist alle gegen einander empört und entzweiet, und deine Herren und Fürsten waren Schwächlinge und Weichlinge und wußten nichts von der Ehre und der Hoheit, die in Fürsienftelen blühen sollen, und thaten alles, was der fremde Wütherich ihnen gebot, und ließen teutsche Brüste von teutschen Soldaten durchstoßen und teut sche Freiheit durch teutsche Soldaten vertilgen. Ihre Pflicht aber wäre gewesen, in allen Gränzen Tentschlands sich in Eintracht zu sam meln, den Ihrigen gegen solchen Feind im Streit voran zu stehen, und als biedere und teutsche Männer zu siegen oder zu sterben. Sie aber haben des nichts gethan. Und da durch ist es dahin gekommen, daß die Fran zosen und dieser giftige Tyrann in dem sonst so mächtigen Teutfchland herrschen, daß sie eure Ehre und Herrlichkeit und euer Silber und Gold von euch genommen haben, daß sie eure Sprache, Gesetze und Sitten verderben, eure Weiber und Töchter schänden, und euch und eure Brüder und Söhne in die fernsten Länder treiben, damit ihr ihnen andere noch glückliche und freie Völker unterjochen- helfet. Wahrlich sie werden eure, Kindeskinder noch treiben, wie man dummes Vieh zur Schlacht bank treibt, wenn ihr nicht klug werdet und das Rechte thuet.-
Vier-
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Viertes Kapitel. Don Soldatenehre. So ist es geschehen in diesen Tagen Mttb ge schieht es noch heute; so werden die teutschen Menschen von fremder Gewalt hin und her getrieben von sand zu Land und von Volk zu Volk; -so wird der -herrschsüchtige und blutige Tyrann euch treiben bis zu den Weltenenden, daß die Sonne der Mohren und Inder eure zerstreuten Gebeine bleichen wird. Man thut euch recht, weil ihr so dumm seid. Denn noch sind viele, die das ihre Soldatenehre neunen, gedankenlos und willenlos alles zu thun, was elende und feige Herren ihnen be fehlen. Sie erklären dadurch, daß sie und jeder Soldat, der eingekleidet ist, unvernünf tige und willenlose Thiere geworden, die man jagen und treiben kann, wie und wohin man will. Denn wie könnten sie sonst für die Hölle und den Dienst der Hölle streiten? Denn das ist die Hölle auf Erden, wann List und Gewalt alle Freiheit vertilgen will, das ist der Teufel selbst auf Erden, wann ein Tyrann aussteht, der Licht und Freiheit und Ehre und Glück und alles, was Menschen theuer und ehrwürdig ist, hasset und schändet. Dieser Tyrann ist jetzt in Frankreich aufge standen und wüthet mit einem zügellosen und unersättlichen Grimm. Diesem beistehen, mit ihm gegen die letzten freien Völker ziehen und
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fle ihm bezwingen helfen, das ist keine Sol datenehre, sondern heißt die Arbeit von Hen kern und Bütteln thun und die Ehre erwer ben, die um Galgen und Rad gehört wird. Ich will euch sagest, was Soldatenehre ist..
F ünftes
Ka pite k.
Von wahrer Soldatcnehre.
Das ist die wahre Goldatenehre,
daß der
Soldat ein edler Mensch dnd treuer Bürger seines Vaterlandes ist und alles ihm, was diesem Vaterlands und seinem geliebreü Volke Ehre, Freiheit, Preis und lob bringt daheim und in der Fremde; daß er, wann Fremde andringen und sein land beschimpfen oder un terjochen wollen, freudig bereit ist seinen letz ten Blutstropfen zu verspritzen und keine an dere Stimme hört, als die: das Baker land ist in Gefahr. Das ist die wahre Soldar tenehre, daß kein König und Fürst, keine Gewalt noch Herrschaft den edlen und freien Mann zwingen kann, das Schändliche oder Unrechte zu thun oder thun zu helfen. DaS ist di» teutsche Soldatenehre, daß der brave Krieger' dem Könige oder Fürsten, der ihm zu gebieten wagt, im schimpflichen und schändli chen Dienst der Fremden den Degen zu zie hen und gegen die Freiheit und Ehre seines landes
8 Landes zu fechten, den Degen im Angesicht zerbreche, weil er nicht den Muth hat, gleich seinen Vatern stolz und frei zu herrschen, oder freier und stolzer zu vergehen. Denn wer nicht mit dem Eisen in der Hand für das Va terland zu sterben den Muth hat, wie mag der Fürst seyn und andern gebieten? Das ist teuv sehe Soldatenehre, daß der Soldat fühlt: er war ein teutscher Mensch, ehe er von teutschen Königen und Fürsten wußte: es war ein teilt; sches Land, ehe Könige und Fürsten waren; daß er es tief und inniglich fühlt: das Land und das Volk sollen unsterblich und ewig seyn, aber die Herren und Fürsten mit ihren Ehren und Schanden sind vergänglich. Siehe, Gott wird jeden zu Gericht fordern, er wird auch ein strenges Gericht- halten über den knechti; scheu und thierischen Soldaten, der nicht wift sen wollte, wozu Gott dem Menschen Gewift fen und Vernunft in die Brust gelegt hat.
Sechstes Kapitel Teutschland des Soldaten Vaterland. Siehe, dies alles -habe ich gesagt, damit dis
Wenigen es begreifen, die noch dumm sind. Das sage ich aber denen, welche die Zeit er; sannt haben und sie noch erkennen werden: Deutschland, das schöne, große, sonst so reiche,
mäch;
9 mächtige und furchtbare Land von der Ostsee bis jum adriatifchen Meer und den Alpen und von der Nordfee bis zür Weichsel, war vor# mals Ein Land und Hane einen großen gc# waltigen Herrn; und das Land und den Herrn nannte man mit einem heiligen Namen Kai# ser und Reich, und die fremden Herren und Völker entsetzten sich, wenn sie diesen Na# men hörten, die Eigenen aber freueten sich, daß sie so glorreich und herrlich waren. Aber diese Herrlichkeit ist gefallen durch Vergessen# -Heil der Thaten rind Tugenden unserer Väter und durch Ungehorsam und Treulosigkeit unserer Fürsten, und nun meinen Pie elenden Franzosen, sie können unsere Herren seyn und bleiben. Diese und die Könige und Fürsten, welche sich ihnen und dem schlechtesten Geitz und her jämmerlichsten Feigheit ergeben haben, damit 'sie den teutschen Namen desto leichter in schändlicher Knechtschaft und Dienstbarkeit hal# ten können, bilden uns nun ein, es sei nie ein teutsches Reich noch teutsche Freiheit und Ehre gewesen, sondern immer nur ein leerer Name und ein bedeutungsloser Klang, und so nen nen sie unS nichts als daS erbärmliche Ein zelne, nichts als einzelne Namen und Fürsten# rhümer und Herren, und schweigen von un serm großen Volke und Lande. Sie mciueit es aber arglistig und lügen auf Las unver. schämreste; denn sie wissen wohl die Zeiten, Als die Kaiser ungehorsame rind' aufrührische. Fürste^
IO
Fürsten ihres Landes und ihrer Güter entsehr ten und sie an Ehre und Leben straften, «und wie in jenen Zeiten das Reich und das Volk frei und mächtig blühete; sie lügen aber fo, damit die Teutschen nicht merken sollen, daß man ihnen den großen Namen und die große Ehre gestohlen hat und auf immer stehlen will, damit sie sich nicht erinnern sollen, daß sie es mit der ganzen Welt aufnehmen könnten, wenn sie zusammentreten und redlich alle für Einen Mann stehen wollten.
Siebentes Kapitel. Teulschland des Soldaten Vaterland.
Dqs sollst du, teutscher Soldat und Mann, ihnen aber nicht glauben, denn es ist eitel arge List. Wenn es so bleibt, wie es nun steht, so ist Teutschland, dein großes und Heu liges Vaterland, auf ewig ein unglückliches, geschändetes und von den eitlen und sklavi schen Franzosen gemißhandeltes Land. Du sollst das Einzelne ganz vergessen und nicht daran denken, ob du ein Sachse, Baier, Oestreicher, Preuße, Pommer, Hesse, Hannovera ner heissest, sondern allein gedenken, daß du ein Teutscher heissest und bist und in teutscher Sprache redest. Deswegen soll dir nächst Gott Teutschland der heiligste Name seyn, bei
ir bei welchem du betest und schwörest, und je der Mensch, der teutsch gebohren ist, soll dir lieb und werth seyn, als wäre er dein Bru der; denn er ist mit dir aus Einem Laude. Und wenn du diese Liebe und Treue inniglich fühlst, so wird Eintracht und Glaube an Gott und das Vaterland die verlorne Freiheit wiederbringen und deine Kinder und Kindes kinder werden dich segnen, daß du das Rechte und Redliche gethan hast. Denn auch ein Thier zerstört sein eignes Geschlecht nicht, und du wolltest so schändlich seyn, deine Brüder ferner plündern und erwürgen zu helfen? Und du sollst hinfort nicht mehr thun, was unglück lich geschehen ist, daß der teutsche Mann aus der einen Landschaft den teutschen Mann aus der andern Landschaft gar oft verkettet, ja wähl gehaßt hat — denn dadurch bist du aus dem großen so klein geworden — sondern der Preuße soll nicht mehr des Oestreichers, der Tyroler nicht mehr des Baiern, der Westfale nicht mehr des Schwaben spotten noch ihn von sich treiben, sondern sollen herzlich und treu alle mit einander leben nnd sterben wie Brüder* und erkennen, daß Eintracht und Lie be und Treue das Zerstörte allein wieder auf richten kann, und daß. alle, wie sie Eiu Volk sind, auch Einen Herrn haben müssen, der sie regieren und beschuhen könne. Denn wenn ihr euch ferner ermordet und erwürget, wie ihr gethan habt, oder wenn ihr mit den Fran zosen
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jefett und ihrem Tyrannen noch länger ausziehet, ferne Völker und Länder, ja wohl die besten Freunde nnd Bundsgenossen eurer Frei heit zu verheeren und zu unterjochen, so wer det ihr das schlechteste und schändlichste Volk, LaS die Geschichte kennt, und beflecket die ehr, würdigen" und heiligen Erinnerungen, welche die Vorwelt von euren freien und tapferen Vorfahren hinterlassen hat.
Achtes Kapitel. Won Vaterland und Freiheit.
llnb es sind elende und kalte Klügler aufge
standen in diesen Tagen, die da sagen: Va terland, Freiheit, schöne und hoch, klingende Namen ohne Sinn! wo es dem Menschen wohl geht, da ist das Vaterland, und wo er am wenigsten geplagt wird, da ist die Freiheit, das Andre sind eitel Träume und Hirn, gespinnste! Die, welche so reden, sind auch von den eigennützigen und dummen Thieren, von welchen vorher gesprochen ist, welche Gotte*8 Bild und das Siegel der himmlischen Vernunft nur äußerlich tragen, sonst aber in den windigen Gedanken ihrer leeren Herzen und den niedrigen Gelüsten des Leibes dahi» fahren. Nein sie lügen, die unverschämten Schwätzer!-
tZ
Schwätzer!
-*
das unterscheidet den Menschen
von den Thieren, daß er bis in den Tod lie^ ben und von seiner Liebe nicht lassen kann. Nicht La ist sein Vaterland, wo et am üp/ pigsteu und sorgenfreiesten leben kann, sonder« wo er die unschuldigen Jahre der Kindheit, die fröhlichen Jahre der Jugend verlebte, wo er die ersten süßen Töne der Freundschaft und Liebe vernahm, wo die ersten Sterne ihm leiteten, die ersten Frühlinge ihm blüheten, die ersten Donner und Sturmwinde ihm ins Herz brauseten und klangen: es ist ein Gott, es ist ein allmächtiges Wesen über uns, vo< tvefcbem die Sterblichen in den Staub fallen müssen. Da, da ist sein Vaterland, dahin klopfen alle Pulse seines Herzens; dahin blickt seine Liebe mit Sehnsucht — und seien eS kahle Felsen und seien es wüste Inseln, und wohne Armuth und Mühe dort mit ihm, er muß sie lieb haben, denn er ist ein Mensch. Da ist seine Freiheit, wo er nach den Sit ten, Weisen und Gesehen seines Volkes le ben kann, wo was seines Urältervaters Glück war auch ihn beglücket, wo kein freindes Volk noch fremdes Gesetz über ihn gebietet. Die ses Vaterland, diese Freiheit sind das Aller heiligste, was ein guter Mensch auf Erben hat und zu haben begehrt. Aber die Klüg ler und Schwäher sollen auch Recht haben; Freiheit und Vaterland sind ein erhabener Traum, eine überschwängliche Idee, die über
die Erde hinaus fliegt, ein heiliger und unbegreifliger Wahn, den das Menschen herz nicht ergründet, weil er über dem irdi schen Menschen ist; das Ewige, das Unsterb liche, das Unermeßliche, wodurch wir Gott ähnlich sind, ergreift uns, macht uns zu Se hern, zu Helden, zu Märtyrern, wann die Na men Vaterland und Freiheit mit aller süßesten Liebe und Treue durch unsere Seelen klingen. Darum wollen wir tätlich arbeiten und beten, daß uns wieder ein Vaterland und eine Frei heit gegeben werde, wir wollen Gott bitten, daß er unsere Brüste mit dem Muth, der Standhaf tigkeit und Tapferkeit stähle, wodurch wir die verlornen wieder gewinnen mögen. Denn der Sklave ist ein listiges und geiziges Thier und der Mensch ohne Vaterland ein unglücklicher und liebloser Herumstreicher.
Neuntes
Kapitel.
Don der Bescheidenheit und Demuth. $u der Zeit, als unsere Vorfahren am freie
sten und glücklichsten lebten, thaten die Ritter und Männer des Volks, welche den Waffen ihr Leben weiheten, das Gelübde der Armuth, Keuschheit und Demuth; so daß die, welche durch die Macht die Herren waren, sich als die demüthigen Diener und Beschützer der Kran-
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Kranken und Schwachen, der Hülflosen und Unterdrückten, der Wittwen und Waisen und Frauen und Jungfrauen betrachteten. Es ist auch von allen christlichen und menschlichen Tugenden keine lieblicher und werther, noch hat im Himmel irgend eine einen größern Preis, als die Bescheidenheit und Demuth. Als aber die Soldaten dieses vergaßen und nicht mehr wußten, daß der Mensch sein Vaterland und sein Volk und Freiheit und &et rechtigkeit immer im Herzen haben soll, als sie zu seelenlosen Spielpuppen der Fürsten und zu blinden und willenlosen Werkzeugen der Willkühr und Gewalt erniedrigt wurden, da haben sie sich oft eingebildet und aufgeführt, als seien sie über allen ihren Mitbürgern und als seien die Bürger und Bauern eines Lan des niedrigere Geschöpfe und nur zum Last tragen und zur Verhöhnung gebohren. Troß, Hoffart, Uebermuth, hohe und laute Worte und schlechte und gewaltsame Thaten sind von Soldaten leider oft gehört und gesehen wor den. Dies ist aber durchaus unwürdig und schändlich. Wer stark ist, dem geziemt die Freundlichkeit. Darum ist nichts lieblicher als ein Soldat, der gegen alle Menschen der freundlichste und gütigste ist, und ein stilles und langmüthiges Wesen stehet einem tapfern Manne wohl. Die aber in Worten fo groß sind, sind in Thaten oft klein. Nicht gegen Len friedlichen Bürger und Bauern soll der Soldat
°-
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—
Sokdät feurig, trotzig »uv wild seyn;
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der Feind nahet- dann har er Gelegenheit zu zeigen, wie feurig, ungestüm und gewaltig er seyn kaun. Das übermüthige, windige und prablerische Wesen aber stehet dem Tapfern übel und entehret daS Eisen, das ein Mann an den Hüften trägt.
Zehntes Kapitel/ Von Güte und Milde.
Bescheidenheit ist der Schmück des Tapfern Und Demuth die Zierde des Starken; aber die Güte vor allen ist des Soldaten Ehren kleid und die Milde fein unzerbrechlichster Harnisch. Wer das Schwerdt trägt, der soll friedlich und fromm seyn wie ein unschuldiges Kind; denn es ward ihm umgürtet zum Schirm der Schwachen und zur Demüthigung der Stolzen. Darum ist keine größere Schande in der Natur, als ein Soldat, der die Wehr losen mißhandelt, die Schwachen nöthet, die Niedergeschlagene« in den Staub tritt. Das ist der rechte Soldat, der in der Schlacht wie ein verzehrendes Feuer brennt und wie ein schwellendes Wasser niederreißt, der aber in friedlichen Häusern freundlich ist wie ein fröhli cher Frühlingsregen iznd mild wie die Abend sonne des Sommers, Denn der Krieg ist eilt Uebel,
—
iT
—
Uebel, und die Gewalt ist daS größte Uebel. Darum sollen die, welche für den Krieg ge rüstet sind, die gütigsten und mildesten seyn; und sollen wohl bedenken, daß einer im Him mel lebt, der die Gewaltigen zerschmettern und die Trotzigen zermalmen kann. Die Freundlichkeit aber bleibet in Ewigkeit und die Barmherzigkeit erlöset von vielen Sünden. Und der rechte christliche Soldat soll daher nie vergessen, daß er ein Mensch ist und daß auch über ihn alles verhängt werden kann, was Menschen nur widerfahren mag. Darum soll er des Wehrlosen schonen und gegen den Schwa chen hülfreich und gütig seyn und das Schwerdt nur gegen das Schwerdt gebrauchen.
CilfteS Kapitel. Don Habsucht und Grausamkeit.
Der Soldat hat die Waffen angezogen, daß er sein Vaterland und seine Ehre vertheidige, seine Aeltern, Weiber und Kinder beschirme und den übermüthigen und treulosen Feind, der sein Land bedrohet und angreift, zurück treibe und schlage. Dies ist ein heiliger und hoher Beruf, und Stolz, Hochsinn und Ge rechtigkeit müssen daher in der Brust eine christlichen Soldaten wohnen und alles Nie drige, Ehrsüchtig« und Eigennützige austreibrn. a Mühen
rr
v
Mflhen und Beschwerden, Hunger und Durst/ heiße und arbeitvolle Tage, kalte und schlumMerlose Nächte, Gefangenschaft und Kerker, Wunden und Tod — dies alles erwartet den Mann, der für seine Freiheit und sein sand ins Feld zieht. Dies alles soll er gering achten Und wie es Gott gefällt empfangen; denn er geht auf dem Wege seiner Pflicht. Das ist aber ein schändlicher Mann Und ein schändlicher Soldat/ der wie ein wi'des' Raubthier, wie ein hinterlistiger Tiger und tme unersättliche Hyäne auS seinem Hause ziehet/ den nach dem Habe und Gut, dem Silber und Golde, den Weibern und Jung, frauen der Fremden gelüstet, und der meint/ er dürfe alles, weil er die Macht in den Händen had. In einem raubsüchrigen, geihü gen und wollüstigen Menschen kann Ehre und Treue nicht- wohnen, und auch Sieg und Gluck wird von ihm weichen, wenn er immer nur auf das Niedrige flehet. Denn Der Geitz ist die Wurzel alles Uebels und aller Schande und die andere rauben, ptirn# dern und schänden werden zuletzt selbst die Geschändeten und Geplünderten. Ein solcher Soldat, der räuberisch, hartherzig und gram sam ist, heißt mit Recht viel schlechter als ein Straßenräuber und sollte wie andere Schänder buben und Verbrecher mit Galgen und Rad gestraft werden; denn er entehret de» heilig sten Stand des Bürgers und macht Stärke und
19 Muth, die der Segen und Schirm der Mensch« heil seyli sollten, zu ihrem Fluch.
Zwölftes
Kapitel.
Don der Mannrzuchk«
Wie Stürme und Vulkane und wilde Berg«
ströme in der Otatur, so ist der Krieg eine gewaltige und fürchterliche Erschütterung und Umkehrung des menschlichen Lebens. Des, wegen ist jeder Krieg, der nicht für Vater« land und Recht und Freiheit geführt wird, der größte Gräuel. Aus ihren ruhigen Städ« ten und Dörfern, aus ihren stillen und friede lichen Geschäften, aus ihrem glücklichen und freundlichen leben werden die Männer heraus« getrieben, alles zu wagen und alles zu dulden, was die Elemente und menschliche List, Kunst und Gewalt Härtestes und Grausamstes erfin« -den können. Zu solcher Kühnheit, Arbeit und Geduld muß in ihnen aller Muth und alle Kraft aufgeboten werden, und selbst sanstmüthige und gütige Menschen werden in solchem Leben leicht wilder, als recht ist. Wie viele Menschen -aber sind von Natur wild, unruhig und gewaltsam! diese wollen, wann Krieg die gewöhnliche Ordnung der Dinge stört, alle Schranken durchbrechen und nur thun, was ihre wilden Herzen gelüstet. Deswegen, da« a* mir
mit funfsigtausend, hunderttausend oder noch mohr Menschen, die zu Einem Heere versam melt sind, geordnet und gezügelt werden kön nen, hat man eine strenge Zucht und einen unverbrüchlichen Gehorsam erfunden, welche man mit Einem Worte Mannszucht heißt. Darauf hat ein jedes Heer, welchem Ruhm und Sieg und Ehre lieb ist, genau zu hal ten. Diese Zucht muß bei teutschen Sol daten die strengste seyn; denn es wäre unlöblich, wenn ein Volk, das wegen seiner Ehrbarkeit, Frömmigkeit und Treue in der Geschichte berühmt ist, sich im Kriege durch wüste und unmenschliche Thaten befleckte. Das ist aber die Zucht eines christlichen Hee res, daß der Soldat selbst in äußerster Noth nie und nirgends etwas Anderes begehren noch nehmen soll als Obdach und Speise, womit er sich schirme und seinen Hunger und Durst stille. Wer was Anderes begehrt oder raubt, sei es noch so klein, wer in seinen Gelüsten und Thaten überall offenbart, daß das Diebische und Wüste in ihm mächtiger ist, als Ehre und Pflicht, der werde ohne Erbarmen allen zum Beispiel und Abscheu erschossen oder weggejagt. Denn kein teut scher Soldat soll im Kriege reich werden an Silber und Gold, an Wollust und Schwelgerei, sondern Ehre und Gerechtigkeit sollen sein Ziel und sein Lohn seyn. Der Krieg ist «ine heilige Arbeit, daß die Freiheit gerettet werde,
rr
—
«erde, er soll kein Gewinn seyn, wodmch dee Krieger dem Räuber gleich wird.
Dreizehnte» Kapitel. Bon de» Frömmigkeit.
^er Soldat soll ein Christ seyn, er soll tief in seinem Herzen empfinden und glauben, daß über ihm und seinem Schicksal ein HeiligeWesen waltet, das zu seiner Zeit einem jeg lichen geben wird, was seine Thaten verdient haben. Ein frommer und gläubiger Mann hat das rechte Panzerhemd um die Brust ge legt und die rechten Waffen angethan: da kindliche Vertrauen auf einen allmächtigen Gott und das feste Gewissen in einer treuen Brust. Der Krieg ist ein wildes und ger lümmelvolles Wesen, wo alle Gelüste und Leidenschaften erwachen, wo alle heftigsten Triebe durchbrechen wollen; nur der christliche Soldat mag sich halten und zügeln, daß er nichts Gewaltsames noch Schändliches thue. Der Krieg hat di« größesten Uebel und Pla gen mit sich; nur ein frommer Sinn, ein Herz, worin die Pflicht als die Königin deLebens thronet, mag den Muth und die Kraft immer aufrecht erhalten, baß sie auch im größten Unglück nicht wanken und verzagen. Der Krieg zeigt in jedem Augenblick Wun den,
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btK , Verstümmelungen, den Tod: Schmerzen und Quaalen, vor welchen die menschliche Natur oft erschrickt und erblasset; der Christ erschrickt und erblasset davor nicht: sein Bewustseyn, daß er für Recht und Freiheit strei tet, ist sein Schirm, sein Glaube, daß Gott ihn hier und dort hält, sein Schuh; er weiß, diese- Leben, auch wenn es am besten war, ist nur ein flüchtiger Traum, kaum ein Schat ten des Glückes, er zittert vor keinem Tode,, denn er har die Zuversicht eines bessern Da seyns. Ein Soldat soll em Christ seyn,-denn der feste Glaube an Gott und die Freude Gott zu fühlen und zu denken erhebt über alle anderen Gefühle und Gedanken. Süß ist der Ruhm, überschwänglich ist die Lust der Freiheit und des Vaterlandes; süßerundüber schwänglicher ist die Lust und der Gedanke Gottes, der die letzten Enden aller Dinge trägt und hält, ohne den was edel was groß was ehrwürdig was heilig genannt wird nichts ist, und mit dem alles erst Namen, Leben und Bedeutung erhält. Wer also Gott im Her zen trägt, der fliegt über das nichtige und armselige Leben des Staubes hinaus- den reißt Eitelkeit, Geiß und Wollust nicht mehr, in dessen Brust blühet jedes Größte und Erha-. benste, Mühe, Gefahr, Tod sind tief unter feinem Stolz. Er weiß was er ist und was er seyn wird; er fühlt was Pflicht und Ge wissen ihm als das einzige Unsterbliche zeigen, das
33 das ihn überleben und jenseits des Grabes 6e# gleiten wird; fröhlich im Leben, fröhlich im Tode, freundlich gegen die Freunde, furchtbar gegen die Feinde hat ein Christ allein den rechten Stahl der Seelen, die rechte eiserne Festigkeit, welche Sieg und Glück bringt und selbst das Unglück überwindet. Denn im Un glück erscheinet die Probe, was ein Mann ist und wie er glaubt.
Vierzehntes Kapitel. Lyn der Hingebung.
$ott hat die Erde nur gemacht zum Kämpft plah und Uebungsplaß für das menschliche Geschlecht. Der Himmel ist unsere Wahr tmng, wornach wir emporschauen und ringen sollen. Die irdischen Dinge sind vergänglich und unvollkommen, die irdische Natur ist von Leidenschaften, Unruhen, Getümmeln uUd vie.' len andern naiüenlosen Uebeln geplagt, die auch den Besten und Redlichsten beunruhigen. Zwar ist in jedes Menschen Brust da- Bild der Stille, der Freundlichkeit, der Sanftmür thigkeit und des Friedens gestellt, aber doch, so lange die Geschichte erzählt, ist Unruhe und Krieg auf Erden gewesen. Das gehört der menschlichen Unvollkommenheit an; denn ft sind die Meisten Sterblichen gemacht, daß
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in einem ewigen Frieden alle Kräfte verfau len und alle Tugenden zerfließen würden. Und damit dies nicht geschehe, damit Uebung und Wetteifer die Dinge und die Menschen lebendig erhalte, hat Gott verschiedene Welt theile, Länder, Völker, Sprachen und Sitten geseht. Daher auch der Krieg. Dieser Krieg ist nothwendig und löblich wenn ein Volk für sein Vaterland, seine Ehre und Freiheit ficht; willkührlich und schändlich ist er, wenn ein Volk auszieht, andere Länder und Völker zu plündern und zu unterjochen; der größte Fluch aber und die größte Schande ist er, wenn ein blutdürstiger und wilder Tyrann, damit er alles unglücklich und sklavisch mache, .die Mensche« gegen einander treibt. DaS ist ein gerechter und heiliger Krieg, wenn man übermüthige und tyrannische Feinde von seinen Gränzen abtreibt und wenn man alle Kräfte und Kün ste aufbietet sie zu verderben. Ohne Selbst ständigkeit und Freiheit vergeht der Staat und der Mensch und statt eines würdigen und rugendkichen Lebens wuchert mit der Sklaverei jedes Laster und jede Schande. Nur der freie Mann kann seine Pflichten freudig er füllen und Gott freudig anbeten. Darum, wann um die Freiheit und nm das Vaterland Gefahr erwächst, dann ist der Krieg von Gott geboren, dann muß jeder wehrhafte Mann, alles andere vergessend, der Einen gemeinschaft lichen Noth gedenken, die Waffe» ergreifen-, gegen
*5 gegen den Feind ziehen und ihn schlagen. Hab' und Gut, Leib und Blut muß er hin geben, Weib und Kind muß er verlassen, Mühen und Gefahren, Wunden und Tod muß er trotzen. Denn die Freiheit ist die Sache Gottes; ohne Freiheit lebte er selbst, lebten seine Kinder glücklicher gar nicht; Ein freier Mann ist Gott lieber als eine Million Sklaven. Der Sklav ist ein Thier , Gott har Thiere genug gemacht; die Menschen aber schuf er, daß sie in Heiligkeit, Gerechtigkeit und Herrlichkeit sein Ebenbild waren: stolz sollen sie die Häupter zu den Sternen und die Herzen zur Tugend richten und nichts dul den, was das göttliche Ebenbild beflecket; sie sollen die grimmigste Gefahr, den bittersten Tod tausendmal lieber wählen, qls in die kleinste Schande willigen.
Fünfzehntes Kapitel. Wie ein teutscher Selber jetzt seyn muß.
Siehe ich habe schöne Tugenden
gewieftn,
welche einen Soldaten zieren, tdj könnte noch mehre weisen; denn was irgend gut und löb lich und ehrwürdig ist, das stehet einem Sol daten wohl. Wer aber sein Vaterland über alles siebt, wessen Herz für Freiheit und Ehre brennt, wer mit Bescheidenheit und Demuth und
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und Güte und Frc-U dl'chkeit und Gehorsam und Gottesfurcht geschmückt ist, der tragt wphl einen Kranz schöner Turcnden und mag ein biederer und ehre fester Ma»n genannt werden. Diesen Spiegel cined christlichen Soldaten habe ich hingestcllc, auf daß alle teurlche Soldaten sich Durch den Hohen Reiß der Ehre mid Xw gend locken lassen , nicht den vergänglichen Glanz des Augenblicks, joud rn den unsterblichen Glan) der Ewigkeit zu begehren, Ich hab? ihn hin gestellt, weil wir in merkwürdigen und gewal tigen Zeiten Ieb-n, wy Gott mit seinem Wckr-gericht fichcbar über die Erde hinwgndelt und wo ein jeglicher berufen ist, durch) edle Are Heiken Und herrliche Gefahren darzukhun, ob er zu den Verworfenen oder tu den Redlichen ge< hört. Dieser hohe Ruf ist auch an jeden teut schen- Mgna ergsnaeu, In Unehre und Elend liegt daö heilige Vaterland, liegt das aste Gerr Manien, das Land der Krieaer, der uralte Slß der Gerechtigkeit und Freiheit, erniedrigt nutz geschändet, und grimmigen blutigen Kampfes und brennenden ZornS bedarf es, daß es wie« der anfgerjchlet werd«. Teukichland hofft auf (eine Kinder, es hoffet, ja es flehet, daß sie sy uralten Ruhm, so hejliaen Namen, so ehrwür dige Erinnerungen, als auf huffni geweihten Boden ruhen, nicht untergehen lassen. Aber, -kutsche Manner, wenn eie Schande euch brene itet und das Elend euch belastet, wenn ihr auff sichen ry-llet, wenn ihr euch bewaffnen rocK-t,
und streiten für euer Land, bis ihr e« wieder» gewinnet oder in dem großen Kampf erlieget, so bedenkt auch, welche ihr seyn müsset. Nur durch redliche, freie, ehrenfeste Männer wird das Vaterland gerettet werden. Wo ein so hohe« Ziel aufgestellt ist, als die Auslöschung der Schmach und die Erlösung von der Sklqr verei, da muß alles Kleine und Niedrige ver, schwinden, da muß keine Eitelkeit, keine Ehr» sucht, kein Geih, keine Wollust gehört werderi. Denn warum hasset und verabscheuet ihr die Franzosen so sehr? Nicht allein, weil sie eure und eure« Lande« Herren seyn wollen, sondern weil ste geihig, wollüstig, räuberisch und grau» sam sind, weil sie nicht für Recht und Freiheit, sondern für Raub und Gewinn in den Streit ziehen. Euch geziemt e« also, alles Rohe, Wilde, Räuberische und Schändliche von euch zu thun und im höchsten Glanz der Ehre vor eurem Volke und vor allen Völkern da zu stehen, daß die ganze Welt bekenne, ihr seid würdig, freie und glückliche Männer zu seyn, jene diebifchen, wollüstigen und habsüchtigen Sklaven aber ver, dienen den verruchten Despoten, der fie mit eisernem Scepter beherrscht. Denn wahrlich waget ihr nicht besser zu seyn ttr der Rache! Schwöret für das Vaterland! Schwöret bei dem Ruhm der Ahnen/ 8jit tret' teutschen Redlichkeit, Bei der Freiheit der Germanen, Bei dem Höchsten schioöret heut!
Hebt daS Herz! hebt die Hand! Erd' und, Himmel soll ihn hören An fern hohen Schwur.cher Ehren/ Unsern Schwur färs Vaterland. Glorreich schwebe/ stolzes Zeichen/ Das voran im Streite weht! Keiner soll von hinnen weiche»/ Wo sich-dirs Panier erhöht!
Hebt
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Hebt das Herz! hebt die Hand! Gehe nmchig, edle Fahne! Daß sich jede Brust erm'hne Für das Leii’ge. Vaterland. Mache, stolzes Ehrenzeichen, Alle Männer ehre-sscst, Daß sie tausendmal erbleichen, Eh' nur Einer dich verläßt.
Hebt das Herz! hebt die Handl Heil uns dieser Ehrenweihe! Ewig lebe, teutsche Treue! Ewig blühe, teutsches Land! Freiheit, teutsche Freiheit, schwebe Am die Hütten, um den Thron! Lüg und 'Trug und Schande bebe! And znr Hölle fahre, Hohn! Hebt das Herz! hebt die Hand!. Hebt sie zu der Himmel Meister! Hebt sie zu dem Geist der Geister! Hebt sie hoch vom Erdentand! Daß wir's treu und heilig halten In Gedanken, Wort und That! Gott muß doch zuletzt verwalten/ Was der Mensch beschlossen hat.'
Gebet der Männer bei der Wehrhaftmachung eines teutschen Jünglings. Betet,
Männer!
Daß sein Herz,
denn ein Jüngling kniet.
sein Eisen heilig werde! 6 *
Küsse,
84 Küsse, Knabe, fröhlich diese Erde, Denn sie ist der Freiheit heil'geS Land» Willst du seinen Namen hören? Glühe bei dem Klang-der Ehren ! Teutschland heißt dein Vaterland.
Betet, Männer! denn ein Jüngling kniet» Macht den Klang unsterblich seinen Ohren! Teutscher Jüngling, frei bist du gebühren, Freiheit sei dein Glanz! dein höchstes Gut! Ihr sollst du dein ganzes Leben, Ihr den letzten Athem geben, Ihr dein bestes Herzensblut. Betet, Männer! denn ein Jüngling kniet» Seine Hüfte wollen wir bewehren Mit dein Zeichen unbefleckter Ehren, Mit der Männer stolzer Waffenzierr Auch feilt teutsches Herz zu weihen Mit den ächten teutschen Treuen Stehen wir und beten hier.
Betet, Männer! denn ein Jüngling kniet. Schwöre denn, jetzt Mann und nicht mehr Knabe! Schwöre deinem Lande bis zum Grabe, Schwöre seiner Freiheit treue Huld! Amen soll der Höchste sprechen! Jeden Meineid wird er rächen. Jeder Schande feige Schuld. Betet, Manner, denn ein Jüngling kniet, Und er hat den höchsten Schwur geschworen. Hier und dort sei ihm das Heil verloren, Wenn er diese Worte jemals schwächt! Erd'
S5 Erd' und Himmel sollen zeugen.' Dienen müß' er dann dem Feigen Und erzittern vor dem Knecht!
Betet, Männer! denn ein Jüngling kniet. Schönes Eisen, du der Freien Freude, Schmuck der Tapfern, köstlichstes Geschmeide, Das der Han.mer aus Metallen schlug! Werde, ritterlicher Degen, Teutschen« Lande Ruhm und Segen! Werde teutschen Feinden Fluch! Betet, Manner! denn ein Jüngling kniet. Jetzt bist du geweihet, edle Klinge! Fliege leuchtend gleich des Blitzes Schwinge, Fliege schrecklich durch die Todesreih'n! Daß die feige Schande bebe! Daß die Ehre oben schwebe! Daß die Freien sich erfreu'»! Betet, Männer! denn ein Jüngling kniet. Eisen, könnte Untreu diesen schänden, Dann empöre dich in seinen Handen! Kehre gegen seine Brust die Gluth! Dulde nimmer, Schwerdt der Ehren, Daß Verrather bei dir schwören! Dulde nie Tyrannenwuth! Betet, Manner! denn ein Jüngling kniet. Stehe auf, umgürtet mit dem Stahle! Stehe auf! es schau'n vom Himmclssaal« Deine Ahnen fröhlich auf dein Fest, Segnen deine Waffenweihe, Machen dich für Pflicht und Treue Heldenkühn und ehrenfest. Betet
— 86 — Betet, Männer! heiligstes Gebet! Gott im höchsten Himmel gebe Segen Diesem freien Mann und seinem Degen, Daß er Blitz in teutschen Schlachten fti! Gott behüte unsre Lan^e, Unsre Seelen vov der Schande.? Gott erhalte Teutschland frei!
Zweiter
Anhang»
Die alten und die neuen Teutsche«. Es wurden bfe Väter gepriesen Als mucyige Löwen im Streit, Die Weichl-nae nannten sie Riesels, Ihr Schwerdthieb ging tief und ging weit, I-r Sxeer fuhr durch Roß und durch Restes Durch Panzer und Schild wie der Blitz, Sie fürchteten Gott und nichts weiter -Und hielten nur Tugend für Witz.
Es plagten blutdürstige Räuber In Rom die verknechtete Welt, Sie waren auf Wein nur und Weiber, Auf Gold nur und Lüste, gestellt; Sie prahlten, Gott habe die Erde Für Römer und Rom imr gemacht Und trugen Tyrannengebehrde, Und nannten sich Herrscher der Hchlacht.
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Da kamen die freien Germanen Herab von der Donau, vom Rhein, Und brachen mit fliegenden Fahnen, Mit klingendem Spiel durch die Reih'», Sie zogen zum Krieg wie zum Tanze, Die Wigande *) tapfer und gut Und färbten die reisige Lanze, Den mächtigen Degen mit Blut.
Sie stritten für Freiheit und Ehre, Für Gott und ihr Recht und ihr Land, Drum stoben die bübischen Heere Dor ihnen dahin wie der Sand, Sie brachen die sklavischen Bande Der stönenden Völker entzwei, Vertilgten die Sünde und Schande Und bauten die Erde sich neu. So waren sie weiland die Teutschen/ Und du? was, ihr Enkel, bist du? Du läßest gleich Hunden dich peitsche». Und wedelst recht händisch dazu; Du zitterst, erbärmliche Memme, Zu sterben den heiligen Tod, Und issest in bänglicher Klemme, Umstellet von Räubern, dein Brod.
So dienst du dem tückischen Franzen, Dem gauklischen Affengesicht, Er lasset wie Baren dich tanzen, Du tanzest, und brummest ihm nicht,
*) Wigand: Kriegegeifi, 58eitt