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German Pages [117] Year 1970
Wiener Elut Ein Bilderzyklus mit Liedern
Eingeleitet von Quirin Mark
D e r K ä u fe r dieses Buches h a t a u f einem b e ilieg en d en V erpflichtungsschein v ersich ert, d a ß e r d a s 21. L eb en s ja h r v o lle n d e t h a t. Er h a t sich w e ite rh in verpflichtet, d a s Buch versch lo ssen a u fz u b e w a h re n u n d Ju g e n d lichen u n te r 21 Ja h re n nicht zugänglich zu m achen u n d v o r allem solchen P e rso n e n v o rz u e n th a lte n , die m it W ah rsch ein lich k eit z u e in e r o b je k tiv e n K e n n tn is n a h m e nicht in d e r Lage sind. Er w ird d e n B and a u ß e r dem w e d er p riv a t noch gew erblich verleih en .
1. AUFLAGE ALLE RECHTE VORBEHALTEN ©VERLAG ROGNER & BERNHARD GMBH., MÜNCHEN SCHUTZUMSCHLAG VON K. GYORGY JANOSCHKA SATZ IN DER PALATINO - ANTIQUA DRUCK: OSKAR SCHNITZER, MARKTOBERDORF PRINTED IN GERMANY, AUGUST 1970 ISBN 3 920802 51 9
Ein Harfenist sitzt am Prater, das Publikum um ihn herum. Schusterbub: Na, wird's bald angehn? Harfenist: Gleich, gnädiger Herr (Gelächter). Gesell: Aber was Lustigs. Soldat: Was von die Mädeln — und von — Sie wissen schon. Harfenist: Sollen gleich bedient werden, ich hab' heute ein ganz neues Liedei mit den neuesten Sauglocken. Berliner Handwerker: Na, läuten Sie man zu, jroßer Harfeniste! Polizeidiener: Was hat der Herr für ein Lied — zeig Er her. Harfenist (zeigt ihm ein Blatt Papier): Da, Herr Gisperl. Polizeidiener: Na, 's ist gut (geht ab). Harfenist sin g t:--------(Zensurstriche des Verfas sers). Allgemeiner Enthusiasmus. Berliner (lacht): Das sind ja ganz barbarische Sauereien! Hören Sie man, Harfeniste, wie heißt denn der Dichter, der Schweinigel? Harfenist: No — sein S' so gut — sprechen Sie despektierlich von dem berühmtesten Dichter des Vorstadttheaters. Das Lied hat mich fünf Gulden kost. 5
Schusterbub: Weiter, weiter! Harfenist s in g t:-------- (Damnatur, als sittenge fährlich und gegen allen Anstand). Alle (Weiber, Kinder, Mädchen): Bravo, bravo, bravo! Schusterbub: Außa, außa! (Klatscht in die Hän de.) Da capo — fora — fora! Berliner: Ja, da capo — jroßer Schweinehund von einem Lokaldichter, ich bezeige dich meine Ehr furcht.
Aus Groß-Hoffinger: »Wien, wie es ist«.
Der aufgeklärte Joseph der Zweite hat nach weislich sich darum bemüht, die Konventionen der Sittlichkeit in Österreich aufzubessern. Von dem französischen Schriftsteller Restif de la Bretonne ließ er einen Plan entwerfen. Restif machte in Pariser Bordellen Studien und schlug vor: Der Staat muß im eigenen Betrieb Bordellhäuser er richten. Bekannt ist die Antwort des Kaisers: »Was, Bordelle? Da brauchte ich über ganz Wien nur ein großes Dach machen zu lassen . . .« Die Korruption des 18. Jahrhunderts war so wohl als Massenerscheinung wie als individuelles Produkt beträchtlich. Unter Maria Theresias Re gentschaft sollte die Zensur alle gefährlichen und unsittlichen Bücher entfernen, und es gelang ihr auch, daß Wien in literarischer und wissen schaftlicher Hinsicht um ein Jahrhundert hinter Deutschland zurückblieb; die auswärts gedruck ten sotadischen Schriften freilich reisten unbean standet im Gepäck der Diplomaten und fanden nach wie vor zahlungsfähige Käufer. Nach dem Tod der frömmelnden Kaiserin erließ Joseph im Jahre 1781 milde Zensurbestimmungen. Treffend sagen die »Galanterien Wiens«, 1784: »Als die Preßfreiheit ertheilet wurde, glich Wien einem Körper, der seit vielen Jahren an der Verstopfung litt, und nun auf einmal ein mächtiges Purgatif zur Kur gebraucht hatte, das bey allen öfnungen des Körpers den Unrath heraustrieb, der schon so lang gesteckt war.« Den massenhaft auftauchen den Literaten, die zunächst über belanglose Ta gesbroschüren nicht hinauskamen, wollte niemand ihre Sachen abkaufen, und so handelten die Wie 7
ner jetzt offen mit pikanten und obszönen Wer ken. Die rückständigen Verfügungen Maria The resias rächten sich noch an den besten Absichten ihres Sohnes. — Josephs überstürztes Dekret, die Prostituierten zum Straßenkehren zu verwenden, nachdem man ihnen die Haare abgeschnitten, wurde bald wieder zurückgenommen. Wenige Jahrzehnte nach Restifs utopischer Empfehlung schreibt ein Reisender über bestimm te Straßen in Warschau, daß sie »nicht minder übel berüchtigt sind, als die Kanonier- und Bä renstraße in Berlin, der Spitalberg in Wien, die Straße St. Honore in Paris, die Chiaja in Neapel und gewisse Winkel in Venedig«. Hier fliegt der Name des Spittelberges gleichwertig mit anderen Gegenden auf, die einen kosmopolitischen Ruf besaßen. Bereits aus dem Jahre 1714 stammt die folgende Charakteristik der mehr oder weniger maskierten Wiener Bordelle: »Mancher Orthen aber haben die Wälle und Pasteyen nur die Freyheit, daß man darauff aller hand liederliche Wirths-Häuser passiret, worin nen die leichtfertigste Buben-Stuck und s. v. Hurrereyen nebst andern abscheulichsten Sünden . . . getriben . . . werden . . . Die Wirth darauff geben grossen Zinnß, mithin thun sie, was sie wollen, schencken Bier und Wein, halten darbey wilde, schwartz und braune Jungfrauen; vel quasi wie dann viller Orthen dergleichen Laster-Viecher an zutreffen. Manches mahl hat auch ein jeglich solches Muschen-Hause seinen ordentlichen Spitz-Nahmen als zum Exempl: bey der neunfingert-Steyrischen 8
S ie 'Borifabl Sptliclberfl 9iact) bem §ubet'[cijcu ©tabtplcin (1785)
Gredl; oder zum nackenden Kapauner. Bey der angestrichenen Julerl; oder zum zerbrochenen Spiegl. Bey der Tyrollerischen Medritat-Krammerin-Frantzl; oder beym grünen Hut. Bey der kleinen Tobacks-Krammerin, zur wilden Sau. Bey der Schneider-Kundl zur verguldten Gaiß, und noch andere Oerther mehr . . . 9
Damit sie aber den Bernhäuter-Zeug und ihre wurmstichige Waaren desto geschwinder anbrächten, legten sie ihre Kram öffentlich auß; das gemeine Frauenzimmer von der wilden Sau stun de entweder vor der Thür oder ruffte zum Fen ster hinauß, schreyete alle vorbey gehende an, daß sie einkehren sollen; manche lockten sie durch allerhand Schmeichlereyen, manche aber zugen sie gleichsamb mit Gewalt hinein . . . Mit solchen Finten spillen die Wirth und Wirthinen ihre Quinten, auff solche Manier steht die Fräule Noth-Helfferin vor der Hauß-Thür und locket zu sich mit glattisten Worten Jüngling und Männer von allerland Sorten; wann dann einem Venus-Buben zu wohl ist, so fallt er in das Netze und kehrt ein, alsdann mag er Zusehen, wie theur er seinen Vorwitz werde bezahlen müssen. Bey erstem Eingang der Hauß-Thür laufft die Wirthin mit einer Maaß-Kandl in den Keller, bringt vor eine gantze Maaß drey Seitl von dem besten sechs Kreitzer Wein und rechnet dem Herrn Gast darvor 8 Groschen, darauff fangt die Wirthin an zum ersten zu trüncken, schenkt sodann ein Glaß der Musche oder Kost-Jungfer ein, nach disen saufft die Kuplerin und endlich kommet es auch an den Gast. Kaum ist diser erste Actus vorbey, da nihmt die Wirthin abermahl die halb-lähre Kandl, schütt den Wein vor der Thür in einen al ten Haffen oder widerumb in das Vaß und kombt mit einer frischen Maß Wein von der vorigen Gattung, mithin werden sechzehen Groschen aufgeschriben. Da nun die änderte Maß mit 5 oder 6 Gläseln absolvirt wird, geht man um die dritte, 10
und der Wein tragt schon vier und zwaintzig Groschen auß, ehe sich der Gast einmahl recht in der Stuben umbgesehen; unterdessen fangt die Mist-Freulé' oder die Jungfer mit dem großen H. an, ihre Waaren außzulegen, setzt sich dem Gast auf die Schoß und macht nach ihren gewöhnlichen Gebrauch allerhand Academische Stellungen, umb das Venus-Feuer recht aufzuwecken; wan sie nun sehen, daß die angekommene Bursch allbereit hit zig wird, da solicitirte die Galanterie-Dame umb ein Däller voll Biscotten oder aber umb ein gebrattenes Ganß-Biegl, item um ein aufgeschnitenes Brätl, umb Schnecken, Zeller-Sallat etc.; wei len man nun in dergleichen Zufällen das FrauenZimmer nothwendig obligiren muß, so wird der Tisch gedeckt, mitlerweil aber, da die Wirthin beschäfftiget ist mit dem Biscoten legen, GänßBratten, Brätlaufschneiden, Schneckensieden etc., da machen die zwey Verliebte einen Abtritt auff den Boden unter das Dach oder in eine finstere Kammer und exerciren sich in dem Liebs-Kampff, so gut sie können; da umbarmet die Syrene ihren Amanten so hefftig und inbrünstig, stihlt ihme beynebens aus dem Schubsack die Uhr oder einen Beuttel mit Geldt, ohne das geringste darvon wahr zu nehmen; wan nun das Werck vorüber, setzt man sich zum Tisch; wegen deß Liebs-Recompens ist man schon accord worden, dan die Arbeit und Caressen müssen in dergleichen Orthen anticipando bezahlt werden; nun gehet es wacker im Fressen und Sauffen an, niemand aber halt sich mehr und besser darzu als der Wirth, die Wirthin und seine liebe Haußgenossene; wan
es nun zum Zöchmachen kombt, ach, da möchte einer das gewissenlose Gesindl rechnen hören, der eingeschenckte Wein steiget auf 3 oder 4 fl. hinauf, 4 oder 5 Biscoten machen 1 Thaller, die haibete Ganß 6 Sibenzehner, das aufgeschnittene Brätl, wovon die Schnitzl so dünn wie die OblatBlättl, traget auß 1 fl., die gesottene Schnecken sambt dem Zeller-Sallat 38 Groschen, also daß offt in einer Stund einem Buhler der Beutel umb 13, 14 15 fl. geföget und geleichtert wird.« Mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Animierkneipen der Wiener Innenbezirke aus Raummangel in die auf blühenden Vorstädte ab gedrängt. Zumal am Spittelberg, einer Vorstadt auf einer Anhöhe, die früher zu dem Bürgerspital gehörte, schlugen sie ihr Quartier auf. Der Ruf, den der Spittelberg erhielt, rührt aus der theresianischen Zeit her, so sehr man sich darüber in Er innerung an die Keuschheitskommission (sie be legte jede ertappte Hure mit barbarischen Stra fen) verwundern mag. Die sittengeschichtliche Li teratur der Josephiner bringt prompt Schilderun gen des Lebens und Treibens am Spittelberg. Pe rinet kann daher, als er die Kellnerinnen-Wirtschaft 1788 unter den »Annehmlichkeiten Wiens« anführt, volksetymologisch witzeln: »Mir scheint dieser unterhaltliche Ort, der als Berg seiner Thäler wegen berühmt ist, und seiner Hexen wegen der Blocksberg genannt zu werden verdient, nur darum den Namen Spitalberg erlangt zu haben, weil er seine Bewohner und Besucher gewöhnlich am Ende in das Spital zu bringen pflegt.« Die Spittelberger Kellnerinnen und Tänzerin 12
nen vernichteten ihre Arbeit nach dem »Wein-, Weib- und Gesang«-Prinzip. Friedrich Schlögl wußte: »Vater Haydinger, der alles sammelte, was auf die Kulturgeschichte Wiens Bezug hatte, schuf sich auch mit schweren Kosten eine beinahe komplette Kollektion jener famosen >Spittelberger Lieder* an, die von Dirnen allerletzten Schlages unter Akkompagnement der >Klampfen< in solchen Gaststuben laut und öffent lich gesungen wurden. Schmunzelnd zeigte mir der gefällige Mann diese Scandalosa — es waren fü n f starke Bände in Manuskript — die Haare standen mir zu Berge, als ich nur die ersten Stan zen las und ich klappte diese textierte Orgie er rötend zu. Ein halbes Jahr vor seinem Tode wur de ihm diese in gewisser Hinsicht unschätzbare Sammlung von einem Amateur gestohlen. So be hauptete nämlich sein Sohn. Ich glaube, der wakkere Patriarch verbrannte den ganzen Unflat, als er sein Ende herannahen fühlte; er wollte nicht, daß man derlei in seinem Nachlaße fände, und ihn etwa — kurzsichtig genug — darnach klassifi zieren möchte und diese literarische Unsauberkeit etwa für sein ausgesprochenes Faible hielte.« Etliche dieser unanständigen Vierzeilerweisen blieben uns in einer anderen Abschrift erhalten. Im Jahre 1924 haben E. K. Blümml und G. Gugitz die Spittelberger-Liada als Privatdruck und unter Pseudonym herausgebracht. Das zweideutige Geschäft in den Spelunken des Spittelberges verschwand langsam während des 19. Jahrhunderts, um dem eindeutigen Auf- und Abpatrouillieren der Prostituierten (euphemistisch 13
»Grabennymphen« genannt) Platz zu machen. Die famöse Lebenslust der Wiener gab sich in ei ner anderen Aufmachung, die in den Höhlen des Spittelberges nur den primitivsten Anforderungen mehr genügte. Lieferanten traten auf für verschie dene erotische Spezialwünsche, in denen die ge mütlichen Spießer auf der Bierbank mit der glei chen Inbrunst schwelgten wie jene auf den Höhen der Gesellschaft. Die in diesem Buch erstmals reproduzierte Bil derfolge ist rund hundert Jahre alt. Ein namhaf ter Künstler, der nicht genannt sein möchte, hat 14
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sie jetzt aus seinem Privatbesitz in Wien zum Druck freigegeben. Über den Hersteller aber wis sen wir nichts Zuverlässiges; sehr wahrscheinlich handelt es sich um Blätter eines Wiener Akade miemalers. Die Spittelberger-Lieder, den Aquarel len hier gegenübergestellt, garnieren nicht diese für den Zuschauer, sondern bilden einen Kon trast: Mit ihnen zusammen lassen die Aquarelle Entwicklungen und Übergänge in der UnsittengeschiGhte Wiens vermuten. Die Reime entstanden in einer Zone der Gesellschaft, die sich im Gegen satz zur durchschnittlichen Ehrbarkeit befand und zugleich ihre Verlängerung war. Diese schamlosen Sprachprägungen sind Produkt eines alltäglich ge übten Verfahrens. Die Drastik der Lieder ent spricht der Drastik des Lebens auf dem Spittel berg. Kaum wohl haben die obszönen Stanzen das Unverstellte und Frische verloren. Einer At mosphäre häuslichen Komforts hingegen entstam men die Aquarelle. Vermutlich wollte sich jemand einen Jux machen, der auf die verstohlene Lü sternheit des Betrachters zielte. Dennoch sind sie, entgegen der allgemeinen Vorstellung, kein echtes Erotikum. Eher ein Unikum und Sittendokument aus der Zeit, als das karnevalistisch orientierte Bürgertum der Gründerjahre sich zu konstituieren begann. Die Epoche, der die Erfindungen des »cul de Paris«, des Makart-Buketts, des Sittlichkeits vereins, sowie des eigentlichen Prostitutions-Ka baretts zuzüschreiben sind, hatte den Mut, sich vom ranzig gewordenen Biedermeier-Ideal der Väter loszusagen. Es ist die gänzlich phantasielose Zeit einer Generation begründender Vollbärte, die 16
— 3nt eine 9íad)t ¡(teufen, fagte er unb nun fd)nard)t er unb — fdjenít mir bie 9iad)t. ßuerft fürdjten bie grauen bie Siebe, fpäter fpieien fie mit iljr. 17
sich und die stilgewordene Öde ihrer Tagesge schäfte im Taumel einer steuerbehördlich gestat teten Backhendelfröhlichkeit alias Schampusselig keit vergessen wollte. Die Epoche, die, unbe schwert von »Komplexen« und romantischen Sehnsüchten, mit Vorliebe das gräßliche Wort »Amüsement« zu skandieren pflegte, erzeugte die Publikationen, die sie verdiente. Die Zeitschrift »Caviar« etwa, ein florierendes Budapester Blatt »feinpikanten Inhalts«, welches das Verbotene und die Lüsternheit in der Lauge eines witzeln den Dialogs kichernd zu servieren hatte. In den Skizzen und Aquarellen dringt das ur sprüngliche Interesse am Sexus durch, das vom Bürger aus allen Bezirken des wachen Lebens lan ge verdrängt worden war. Als Anschauungsmate rial seien sie jedem empfohlen, der sich über die Unterbewußtseinslage jener Tage aus einer unge trübten Originalquelle unterrichten will. Für den Mann ist die Frau und für die Frau ist der Mann hier nur ein geschlechtlicher Begriff. Der Haupt auftrag bestand im Malen von prallen Rundun gen und stolzen Phallen. Auffallend das Gaudi um, ja der Kult, welcher mit den Globes d' arriè res getrieben wird. Man lacht heute schwerlich über das wirklich Deftige dieser Attrappen der Sexualität, eher schon über die Harmlosigkeit des Bewußtseins und das sogenannte goldene Weaner Herz, die sich unbekümmert offenbaren. Der Wi derspruch zwischen der anscheinend genießeri schen Absicht des Urhebers und dem stereotyp putzigen Ergebnis seiner Portraits d'après nature belustigt — wie die pointierte Trivialität des Ge18
schehens und die bei näherem Hinsehen unver mögende Lässigkeit der Zeichnung. Ein Vergleich mit dem in der selben Zeit gezeichneten Zyklus »Elles« Toulouse-Lautrecs läßt die ästhetische In suffizienz und die vierschrötige Gesamtwirkung unserer Aquarelle hervortreten. Unsere echtbürtigen Kitschbilder haben eine Witzigkeit ähnlich der von Spiegelkabinetten auf Jahrmärkten und eine Komik wie sie Salonmusik aus der zeitlichen Di stanz gewinnt. Historisch gewordener Kitsch kann seine Qualität verändern, liebenswert erscheinen und dies um so mehr, je weniger liebenswert und je weniger phantasievoll das Milieu der Gegen wart sich darstellt. Am künstlichen Kamin des Gemüts mag man die Lächerlichkeit oder Fremd heit des Vergangenen behaglich finden: die bun ten Bildchen zaubern ein Wunschbordell hervor, im Rahmen der Postkarten von damals. Jedoch: Über Vergangenes zu richten, ist die zweckloseste aller Übungen. Nestroys Poet sagte: »Gefallen sollen meine Sachen, unterhalten, la chen sollen d'Leut und mir soll die G'schicht a Geld tragen, daß ich auch lach', das ist der ganze Zweck. Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht.« Im Ersten Weltkrieg hat man den Spittelberg wegen Seuchengefahr »gereinigt«. Die Eigentü mer der Wirtshäuser beriefen sich bei den ver wickelten Erhebungen hartnäckig auf angeblich aus der Zeit Kaiser Josephs stammende Rechte, die ihnen »das Halten von freien Frauen für im merwährende Zeiten« gewährleisteten. Quirin Mark
Bin i nit a g'steiftes Madel Kurze Füß und dicke Wadei So schön, so rund als wie a Radel Fett als wie a Schweine Pradel.
Tua ma'n eini, tua ma'n eini, Tua ma 's net zreißn, Steck ma'n eini ins vordre Loch, 's hintre ghört zum Scheißn.
I gib da mei Nudl, Mei Beutl dazua, Wann dei Fud das alls frißt Hats ihr Lebitag gnua.
Die Klan san ma liaba Als wia die Großn, Sie san ja viel gschickta Zum einilassn.
A so tua net so langsam, A so tua net so gschwind Und wanns da wohltuat, muaßt aufhörn Sunst machst mar a Kind.
Du Spitzbua, wannst pudern willst, Puder mi gschwind, Bevor ma da Saft Aus da Fotz aussarinnt.
Geh, Madl, geh mit mir, Zahl dir a Hornabier; W annst du hast meinen Sinn Hastn scho drin. Tuan eini, tuan eini, Tuan halt net danebn Und i bin an alts Dirnderl, I muaß davo lebn.
So a gwiß Sardellngrüchl, Dös is ma scho 's Liabsti, Da steht ma glei da Schwaf auf, Nimmts Käppi a und grüaßt mi.
Mei Schatz is a Bada, A Bada mua8 's sei, Bald schlagt a ma d'Ada Bald spritzt a ma rei.
I bin a Roßhandla, Reit aba von Enns, Hab a Rößerl vatauscht Für a bluatsaubers Mensch. Und mei Muata hat gsagt, Das muaßt lassn bleibn Und du tatst mehr Menscha Als Rößerln z'Haus treibn.
Die Linzerischen Menscha San volla Betrug, Sie tragn falsche Dutteln, Ham ka Haar auf da Fud. Und i bin net von Linz Und i bin net von Enns, I bin von Margrethen A Häfnkramamensch.
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Katzl, schau mi nur a, Magst mi net zu an Ma Hab an Beutl voll Saft Und a Nudl voll Kraft.
Mei Dirndl is kugelrund, Kann si net wendn, D' Dutteln habn 50 Pfund, D' Fud wägt an Zentn. 'S Dirnderl hat an weißn Bauch Und an braun Fleck Und sie ribelt die ganze Nacht, Bringtn net weg.
Wikati, Wakati, 's Mensch hat a nakati; Spitzbua, greif ihr net dra, 's hat Krätzn dra.
Die Wienerischen Menscha Habn weiße Strumpf a, Sie därfens net waschen, Sie brunzens glei a.
Die Frau Wirtin beim Becher Dös is a liabs Weib, Sie reißt am an aba Zum Zeitvertreib.
Greif ihr mitn Finga dra, Fangts glei zum wischerin a Außa bein Schlitz Und hat denno kan Spitz.
Und bei da Brotsitzerin Da is eng a Menschl drin, Im ersten Stock hats loschiert, Aber itzt is 's runiert.
Liaba Plunzenlenzl nimm di wohl in Acht, Daß dir d' Wachtersali nix auf d' Hosn macht; Wanst von hintn puderst, bist du net guat dra, Steck ihr an Stoppl in Arsch, daß s' net scheißn k;
O du mei liaba Bua, I bitt di, stoß zua Und jetzt is's grad so guat, Weils ma fest kuma tuat. Und sagst alleweil, sagst alleweil, Es is dir alls z'groß Und jetzt hastn ja drin Auf an anzign Stoß.
Büabl, wannst mi heunt willst Und so geh nur hübsch gschwind, Eh daß ma da Saft Ausn Loch aussirinnt.
Kla zsammgschlagne Glasscherbn Und an Mitridat, Das gibt ma mei Büabl, Daß ma's Schuastern net schadt.
I mag di net liabn, Hast gar an kurzn, Du klengst ma net auffi An d'Nabelwurzn. Zipl net, zapl net, Greif ma mein Nabel net a Greif ma mei Ding net a, San Krätzn dra.
Die böhmischen Menscha, Die habn den Brauch scho, Sie greifn vorm Pudern Den Beutl eh a. Die böhmischen Menscha Sagn allweil Dobre tak; Sie laßn si pudern Ins Maul und ins Gnack.
In Stadtgrabn hab i gschißn, Wia a Nudelwalcha dick, Hab ma's Arschloch net zrißn Is dös net a Glück?
Und i greif da net dra Und du bist mar alls z'alt, Hast patzwache Dutteln Und 's Fuderl is kalt. I scheiß dir ins Gsicht Und i brunz dir in d' Augn, Du kannst ma die Beberln Vom Arsch abaklaubn. Du alte Runkunkel, Du zahnluckerts Tier, Hast viel Haar auf da Pumpei Und kampelst di nia.
Die schwäbischen Menscha Habn an narrischn Brauch Und sie legn si aufn Bugl Und vögeln aufn Bauch.
Die polnischen Menscha San wia a Post-Roß, Auf da Welt is ihna Ka Nudl net z' groß. Die Frau Wirtin beim Becher, Die liegt auf da Bank, Die steckt si in Finger in Arsch Und brunzt ma in d' Hand.
Da unten im Tal Bei da Gartnplanka, Da scheißn zwa Menscha, Vafluchta Gstanka. Da Pfarra z' Rodau Hat in Hohlweg gschißn, Hat'n Schulmasta gnuma Zum Arschauswischn. Dort enta da Dana Da hab i mein Schmid Und da sitzn d'schön Menscha Und waschn si d'Füd. Dort enta da Dana Da sitzn zwa Schmid, Der Ani bschlagt Schwänz, Der Andre bschlagt Füd.
Fiaka, Fleischhacka, Ziegeldecka, Pflastera Und siebn Maurapolier San alle gangan mit ihr. A Mensch wollt i pudern, I hab mi net traut, Drauf hab i mei Nudl Am Bam anighaut.
Die steirischen Menscha Die liegn aufn Klee, Sie reckn von Weitn Scho d' Haxn in d' Höh. Die ungrischen Menscha Liegn da aufn Kauf, Sie habn auf da Fotz Lauta Sauborstn drauf.
Wo san die schön Menscha, Die d' Fotz habn voll Haar? — Beim Peter Koch dräust is ani, Im Bruckbierhaus a paar.
Und wann ma alls — sagt er, Scho gfalln tat — sagt er, Und so gfallt ma — sagt er, Nur dös net — sagt er, Und daß d' Fud — sagt er, Hint beim Arschloch — sagt er Gar so nahet —sagt er, Wachsen tut.
Dz französischen Menscha Sagn imma tout switt: Nur her mit da Nudl, Sie is ma net z' dick. Die Nudl, 'n Beutl, An Fetzn dazua, So lang d' Fud net voll is, So gebns gar ka Ruah.
D'Frau Wirtin is dick Und wer hat ihrs denn ta? Zwa atriebne Nockerln, A Nudl vora. Jetzt Jetzt Jetzt Und
tröpfeln ma d' Dutteln, rinnt ma mei Fud, laß i an drüba wars glei a Jud.
Und Und Und Fud,
auf da Ofnbank nimm i d'Nudl in d'Hand aufn Kanape steht ma d' Nudl in d' Hoh auf da Bettlastiagn wirstn einikriagn, Nudl, ja, an Papp a.
Und wanns Dirnderl finsta schaut, Kennt ma si aus: Stehts rot in Kalenda; Bua, heunt wird nix draus. Mei Buberl geh weg Und laß mi ungheit, Sunst mach i di schmutzi, I hab heunt mei Zeit.
Mei Bua hat a Nudl Wia a Habakörndl Und balds in die Fud kummt, Wirds wia a Ochsenhörndl. Schasbock, Felleisen und a Brenneisen Und a Hufeisen und a Ribeisen, Hab an Stoppelziaga und an Kugelziaga, Auf da Fud an Schneck a.
Und du hast ma 's net glaubt, Daß 's ma kummt gar so gschwind, So greif nur da her, Wia die Stärk umarinnt.
Und i und mei Bruada, Mir habns scho im Brauch Und mir gengan zun Madeln Und kratzens am Bauch.
Laßts gehn d'altn Weiba, Is a hellnarrisch Gsind, Bei der Arbeit sans langsam, Beim Schuastern sans gschwind. D' Frau Wirtin bei da Lindn, Die hats zu weit hintn Und d'Frau Wirtin beim schwarzn Turm Hats zu weit vurn. Mei Schwaf is vurn zrißn, Mei Mensch hab i gnaht, Hernach hab ich ihr an Schlampn Aus da Fotz aussazaht.
Du Dirnderl, hast ghört Und dei Fuderl is gschert. Und du dalkata Narr, Es ist gstrotzt volla Haar. Is dei Schwanz no so groß, Ja, so frag i nix drum, Zwa könnan net eini, Ana bringt mi net um.
Vom Baucherl aufs Naberl, Vom Naberl in d'Haar Und is s' a weng sauba, So pumpern ma s' gar.
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Katzl, mach nur kan Narrn, Laß da s' Loch weita bohrn, Denn sunst brunzst di gar hart Und es wachst da zviel Bart.
Geh, leg di schö zucha Und nimm ihn in d'Hand Er kann di net beißn, Er hat ja kan Zahnd.
Bei da Gigaritschn, bei da Gagaritschn Aufn Kegelsta san ma glegn Und da hab i ihr mein Bonaparti In die Hollapritschn einigebn.
Jetzt kauf i mein Menschen A Zangl um d' Mitt, Wanns a Andra will pudern, Daß 's ihm d' Nudl azwickt.
Mei Schatz is ka Hex Und mei Schatz is ka Trud Und es wachst ihr halt gleiwohl Ka Haar auf da Fud. 'S Dirndl hat kane Dutteln, 'S Dirndl hat kan Bauch a Und 's Dirndl hat a kla winzigs Ding, Is net rauch a. Die Klani die hat eng In Arsch außagreckt, Bei der Glegenheit hab i ihr In Finga einigsteckt.