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German Pages 454 [456] Year 1914
Kudrun herausgegeben von B.
Symons.
Zweite verbesserte Auflage
Halle a. S. Verlag von. Max Niemeyer 1914
Altdeutsche Textbibliothek, herausgegeben von H. P a u l Nr. 5
Dem Andenken Friedrich Zarnckes
Aus dem vorwort zur ersten auflage Die vorliegende ausgabe der Kudrun hat dem plane der Sammlung gemäss, in welcher sie erscheint, den zweck, das gedieht leicht zugänglich zu machen für jedermann, der sich mit ihm zu beschäftigen wünscht. Bei der ausarbeitung habe ich allerdings vorzugsweise die benutzung des buches bei Vorlesungen im auge gehabt, und es schien mir daher im einverständnis mit dem herausgeber der Textbibliothek wünschenswert, nicht nur die' lesarten der handschrift, wo mein text von derselben abweicht, sondern auch hin und wieder knappe anmerkungen verschiedener art beizugeben. Über die einrichtung und bestimmung der anmerkungen habe ich mich am schlusse der einleitung ausgesprochen. Sie wollen dem studierenden winke zu tiefer eindringendem Studium geben, ihn auf Schwierigkeiten hinweisen, vor allem die Überzeugung in ihm lebendig erhalten, dass jeder versuch zur lösung der grossen kritischen frage nach der entstehung und entwicklung der dichtung nur auf dem gesicherten boden allseitiger philologischer durchforschung des überlieferten textes sich erheben kann. Sie machen aber, ebensowenig wie die ganze ausgabe, den anspruch, viel neues und wesentliches für die kritik und erklärung des epos zu bieten. Was mir
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eigentümlich ist, geht aus der fassung der anmerkungen klar hervor, denn ich habe mich bestrebt, das geistige eigentumsrecht anderer nach kräften zu wahren. Den text habe ich möglichst konservativ gestaltet, indem ich mich auch in diesem punkte durch die rücksicht auf die praktische brauchbarkeit der ausgabe leiten liess. In einem für lernende bestimmten buche schadet meiner Überzeugung nach ein möglicher fehler der Überlieferung immer weniger als eine willkürliche konjektur. In vielen fällen bin ich daher, abweichend von den früheren herausgebein, zur handschriftlichen lesart zurückgekehrt.
Die punkte der höheren und niederen kritik, in denen ich von den bisherigen herausgebern abgewichen bin, sind von mir eingehend erörtert in den Beiträgen von Paul und Braune IX, 1—100. In den anmerkungen ist auf diesen aufsatz mehrfach verwiesen (Beitr.). G r o n i n g e n , März 1883. B. Symons.
Vorwort zur zweiten auflade. Was in den drei Jahrzehnten, die seit dem erscheinen der ersten auflage dieser ausgabe verflossen sind, für die Kudrun erarbeitet worden ist, habe ich
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sorgfältig geprüft und, soweit ich bleibenden gewinn darin zu erblicken vermochte, für den text, die anmerkungen und die einleitung der neuen auflage verwertet. Mein eigener kritischer Standpunkt ist im wesentlichen derselbe geblieben: in der textbehandlung bin ich noch konservativer verfahren als vor dreissig jähren, in der frage nach der entstehung und entwicklung der uns überlieferten Kudrundichtung hat mich die zeit zwar . zu noch grösserer enthaltsamkeit in ihrer beurteilung, nicht aber zur anerkennung der einheit des gedichts geführt, wenigstens sofern unter 'einheit' nicht eine bloss formelle einheit verstanden wird. Obgleich ich also Panzers auffassung nur sehr bedingt teilen kann, so sehe ich doch in seinem buche 'Hilde-Gudrun' (1901), das in den aufsätzen im 34. und 35. bände der Zeitschr. für deutsche phil. (1902/03) seine ergänzung findet, die bedeutendste förderung der Kudrunforschung in den letzten dezennien: auf seine abweichenden ansichten ist daher ebenso verwiesen, als wo ich mich dankbar von ihm habe belehren lassen. Neben ihm hat Schönbachs abschnitt über die Kudrun in seinem buche 'Das Christentum in der altdeutschen heldendichtung' (1897) auf meine ansichten vielfach klärend gewirkt. Für die auch in dieser auflage nicht aufgegebenen versuche, durch eine sinngemässe Strophenordnung einen verständigeren Zusammenhang zu erzielen, die beifall und widersprach gefunden haben, kann auf die einleitung verwiesen werden: wo meine Strophenzählung, in den meisten fällen im anschluss an Wilmanns, von der überlieferten abweicht, ist letztere in klammern rechts hinzugefügt. Die lesarten der handschrift sind nach der zweiten auflage von Martins textausgabe (1911) angeführt, für
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welche eine bromsilber-photograpliie der Ambraser hs. angefertigt wurde (vgl. AfdA. 85, 41). Ihre Zuverlässigkeit, die in der ersten auflage zu wünschen übrig liess, verdankt der benutzer demnach nicht mir, sondern Edward Schröder. Mehrfach geäusserten wünschen entsprechend, ist der neuen auflage ein knappes Wörterbuch beigegeben worden, dessen herstellung ich meiner früheren Schülerin, Fräulein D. 6 . F o r m s m a , gymnasiallehrerin in Hengelo, verdanke. Ihre verständnisvolle arbeit, für die ich ihr auch an dieser stelle herzlichen dank ausspreche, will dem anfänger die wege ebnen, wird sich aber, wie ich hoffe, neben E. Schröders andere ziele verfolgendem Wörterverzeichnis auch für die feststellung des Wortschatzes und des wortgebrauchs in der Kudrun als nicht ganz unergiebig erweisen. Ein namenregister, das sich auf das notwendigste beschränkt, habe ich selbst hinzugefügt. Dass die einleitung völlig umgestaltet werden musste, versteht sich von selbst. Der abschnitt über die sage ist ganz neu geschrieben worden, der abschnitt über das gedieht ist in der anlage zwar unverändert geblieben, aber erweitert und dem jetzigen stände der forschung angepasst. Obgleich ich dem plane der Sammlung gemäss, von der diese ausgabe einen teil bildet, nach kürze gestrebt habe, hat sich dabei eine anschwellung des umfanges der ersten auflage gegenüber als unvermeidlich herausgestellt. Auf die fördernde abhandlung von Karl Droege, 'Zur geschichte der Kudrun' (ZfdA. 54, 121—167), die mir während des druckes zukam, habe ich nur noch in der einleitung durch einige nachträglich angefügte fussnoten rücksicht nehmen können. G r o n i n g e n , Dezember 1913.
B. Symons.
Einleitung. I. Die sage. Das gedieht von Kudrun zerfällt seinem Stoffe nach in drei getrennte, nur genealogisch und durch das lose band gemeinsam in ihnen auftretender personen zusammengehaltene teile: H a g e n (äventiure 1—4), H i l d e (äventiure 5 — 8 ) , K u d r u n (äventiure 9 — 3 2 ) . Schon das Verhältnis des äusseren umfanges in den drei teilen der dichtung — den 562 Strophen der beiden ersten stehen 1143 des dritten gegenüber — klärt uns über die absieht des dichters auf. Die eigentliche aufgabe, die er sich stellte, war das epos oder der roman von K u d r u n : ihre gewaltsame entführung, ihr standhaft ertragenes leiden in der fremde, ihre befreiung und rückführung in die heimat, ihre Wiedervereinigung mit der mutter und mit dem ihr verlobten manne. Diese aufgabe hat er zu lösen gesucht mit allen mittein, die die ausgebildete ritterlich-höfische kunstübung seiner zeit ihm darbot, mit inniger freude an kämpf und spiel, an putz und königlichem aufwand, an festlichem gepränge und zeremoniell, aber überall erscheint die gestalt seiner heldin und ihr Seelenleben als das für ihn eigentlich reizvolle und anziehende, in Kudruns innerem verhalten, mehr noch als in ihren äusseren erlebnissen, ruht die triebkraft seiner dichtung. A l s Vorgeschichte muss nicht nur die märchenhafte robinsonade des jungen Hagen auf der greifeninsel, sondern auch die muntere, nur vorüber-
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gehend mit einer ernsten Wendung drohende, Spielmannsdichtung von Hildes listiger entführung durch Hetels boten aufgefasst werden: zwei entführungen, die gewissermassen auf die dritte tragische vorbereiten, dieser ihre erhöhte bedeutung verleihen. Eine unbefangene betrachtung spürt leicht, wie der Kudrundichter, bei aller formellen Übereinstimmung in den drei abschnitten, doch erst in dem hauptteile seiner dichtung zu freier neuschöpfung und seelischer Vertiefung sich erhebt. Dem dichter seines vielbenutzten Vorbildes, des Nibelungenliedes, sucht er auch darin nachzueifern, dass er in den mittelpunkt seines Werkes die kämpfe einer leidenschaftlich bewegten frauenseele stellt und so ein zweites 'hohelied der treue' schafft, einer treue aber, die sich nicht in hass, sondern in liebe bewährt, nicht in Vernichtung, sondern in Versöhnung ihren abschluss findet. Hier weiss der Kudrundichter eigene töne anzuschlagen, überkommenes neu zu gestalten und durch freie erfindung seinem plane anzugliedern. In den beiden vorbereitenden abschnitten musste er anders verfahren. Hagens jugendgeschichte ist zwar sein freies phantastisches spiel, aber mosaikartig aus märchen- und romanmotiven und aus erinnerungen an ältere dichtungen zusammengetragen; jedenfalls steht die erfindungsgabe des dichters in diesem abschnitte zurück hinter dem geschick in der zusammenfügung und anordnung verstreuter einzelzüge. Nach anderer seite gebunden war er in dem zweiten teile seiner dichtung. Hier vor allem und fast allein stand er im banne der Überlieferung: ein alter sagenstoff, umgeformt unter spielmannshänden, gab nicht nur das gerüst der handlung, er bestimmte auch den ton der darstellung, die in ihrer leichten, heitern art unverkennbar auf ältere Spielmannsdichtung zurückweist. Nur dieser zweite teil des epos, die Hildeerzählung, bietet deutliche anknüpfungspunkte an ältere sage, nur er behandelt einen stoff, der parallelen in ausserdeutscher Überlieferung hat und selbst in das germanische altertum zurückreicht; die frei erfundene
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Vorgeschichte Hagens dagegen ist eigentum unseres dichters, und, was wichtiger ist, auch die erzählung von Kudruns Schicksalen, ihrer entführung und ihren leiden, lässt sich, genau genommen und von ganz zweifelhaften Zeugnissen abgesehen, vor unserem gedichte in der literatur nicht nachweisen. Ein historischer überblick über den in der Kudrun verarbeiteten stoff hat also von der zweiten hauptpartie der dichtung, H i l d e , auszugehen (str. 2 0 4 — 5 6 2 ) .
1. Die Hildesage.1) A. Quellen und Zeugnisse.
Der erzählung von Hildes entführung entspricht im wesentlichen eine nordische sage, deren bekannteste und verhältnismässig älteste form d i e E d d a d e s I s l ä n d e r s ') Die literatur über die Hilde- (und Kudrun-) sage findet sich bis 1898 verzeichnet in Pauls Grundriss 2 III, 710 f. Sie wird, soweit es sich nicht um wertloses oder gänzlich veraltetes handelt, hierin chronologischer reihenfolge wiederholt : P. E. Müller, Sagabibliothek II, 570 ff., und zu Saxo Grammaticus s. 158ff.; W. Grimm, Die deutsche heldensage3 373ff. 494, und Kl. Sehr. IV, 560ff.; L. Uhland, Schriften zur gesch. der dichtung und sage I, 327ff. VII, 278ff. 536ff.; Conr. Hofmann, Sitzungsber. der bair. akademie 1867, II, 206ff., G.Klee, Zur Hildesage, 1873 (Leipz. diss.); W. Wilmanns, Die entwickelung der Kudrundichtung (Halle 1873) s. 221 ff.; A. Kirpicnikov, Kurtrun. Ein deutsches nationalepos. Charkow 1874 (russisch ; vgl. das referai von Heinzel AfdA. 9, 242ff.); K. Müllenhoff, ZfdA. 30, 226ff., und Beovulf s. 106ff.; W. Müller, Mythologie der deutschen heldensage (Heilbronn 1886) s. 215ff.; R. Heinzel, Über die Walthersage (Wien 1888) s. 95ff.; L. Beer, Zur Hildensage: Beitr. 14,522ff.; A. Fécamp, Le poème de Gudrun. Paris 1892 (aber schon 1881 im wesentlichen abgeschlossen), s. 1 ff. 97 ff. ; Wolfg. Meyer, Zur Hildensage : Beitr. 16,516ff.; E. Koegel, Gesch. der deutschen litteratur I, 1 (Strassb. 1894) s. 169 ff. ; G. Binz, Beitr. 20,192ff.;. A. Schönbach, Das Christentum in der altdeutschen heldendichtung (Graz 1897) s. 156 ff. ; B. Symons, Pauls Grundr.2 III, 709ff. Es sind ferner die einleitungen zu ihren ausgaben von Müllenhoff (1845), Bartsch 2(1865, * 1880 und 1885), Piper (1895) und namentlich vonMartin ( 1902, s.XLIVff.; textausg. 2 1911, s. XX ff.) zu vergleichen. — Von neueren
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S n o r r i S t u r l u s o n überliefert. In den Skäldskaparmäl c. 50!) wird zur erklärung des umstandes, dass in der skaldensprache der kämpf das wetter oder der stürm der Hjadningen (Hjaöninga vedr eöa el) und die waffen das fener resp. die feuerbrände oder die ruten der Hjadningen {Hjaöninga eldr resp. eldar eöa vendir) heissen, die folgende geschichte mitgeteilt. 'Ein könig, HQgni genannt, hatte eine tochter namens Hildr. Diese raubte als kriegsbeute ein könig namens Heöinn Hjarrandi's söhn, während könig HQgni zu einer königsversammlung gefahren war. Als er nun hörte, dass in seinem reiche geheert und seine tochter fortgeführt sei, machte er sich mit seiner mannschaft auf um Heöinn zu suchen, und erfuhr, dass dieser nordwärts längs der küste gesegelt sei. Als aber könig HQgni nach Norwegen kam, da vernahm er, dass Heöinn westlich über das meer gesegelt sei. Da segelte ihm HQgni nach ganz arbeiten ist an erster stelle die schrift von F. Panzer, HildeGudrun, Eine sagen- und literargeschichtliche Untersuchung (Halle 1901) zu nennen, deren zweiter und bei weitem umfangreichster teil (s. 158—448), wie man sich auch zu seinen ergebnissen stellen mag, für die weitere forsehung grundlegend geworden ist (vgl. die anzeigen von B,. Much in Herrigs Archiv 108 (1902), 395ff.; G. Ehrismann ZfdPh. 37, 515?.; E. Martin DLZ. 1901, sp. 2327ff.; B. Symons, Literaturbl. 23,321 ff.; A. Schönbach, Allg. Literaturbl. 10,461 ff.; F. Piquet, Revue Critique 54,210 ff.). Einen versuch,' durch die historische methode zu dem kern der sage durchzudringen' bieten die 'Untersuchungen über die Hildesage' von R. C. Boer, ZfdPh. 40(1908), lff., 184 ff., 292 ff. Zusammenfassende darstellungen gaben F. von der Leyen, Die deutschen heldensagen (Deutsches Sagenbuch II), München 1912, s. 253 ff. und 0. L. Jiriczek, Die deutsche heldensage4 (Sammlung Göschen), Berl. und Leipz. 1913, s. 188 ff. Wichtige fingerzeige linden sich zerstreut im H. bände von A. Olriks Danmarks heltedigtning (Kbh. 1910), besonders s. 268. 279 ff. 310. Die altenglischen Zeugnisse bespricht, im Zusammenhang mit der nordischen und deutschen Überlieferung, R. W. Chambers, Widsith. A study in old English heroic legend (Cambridge 1912), s. 100 ff. — Einzelnes wird weiter unten angeführt. Snorra Edda ed. AM I, 432. II, 355; in Finnur Jonssons ausg. (Kbh. 1900), s. 118 f.
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bis zu den Orkneys, und als er nach H ä e y k a m , lag Heöinn mit seinem heere davor. Da ging Hilde zu ihrem vater und bot ihm namens Heöinn einen vergleich a n 2 ) ; sie liess aber sogleich darauf folgen (en i QÖrn ordi sagdi hon), dass Heöinn zum kämpfe bereit sei, und es habe HQgni von ihm keine Schonung zu hoffen. HQgni gab seiner tochter eine kurze antwort, und, als sie zu Heöinn zurückkam, sagte sie ihm, dass Hcjgni keinen vergleich wolle, und forderte ihn auf, sich zum streit zu rüsten. Und also taten n u n beide, sie gingen auf die insel und stellten ihre scharen in Schlachtordnung. Da rief Heöinn seinen schwäher an und bot ihm einen vergleich und viel gold zur busse. Hfjgni aber erwiderte: 'zu spät botest du dies, wenn du dich vergleichen willst, denn jetzt habe ich Däinsleif gezogen, das zwerge schmiedeten und das eines mannes töter werden muss, so oft es entblösst wird, und niemals fehlt es im hieb, und keine wunde heilt, die es geschlagen'. Da sagte Heöinn: 'des Schwertes rühmst du dich, doch nicht des sieges; ich nenne jedes schwert gut, das seinem herrn treu ist'. Nun erhoben sie die Schlacht, die der kämpf der Hjadningen (Hjadninga-vig) genannt wird, und sie kämpften den ganzen tag, und am abend begaben sich die könige zu den schiffen. Hildr aber ging in der nacht auf die walstatt und erweckte durch Zauberkunst alle die toten, und am andern tage gingen die könige auf das Schlachtfeld und kämpften und desgleichen alle, die tags zuvor gefallen waren. In solcher weise wurde der kämpf fortgesetzt ') d. i. 'die hohe insel', jetzt Hoy, die südwestlichste Orkney. 2 ) So habe ich übersetzt mit UWT: oh baud honum satt af hendi Heöins. Die lesart von E men satt ist eine offensichtliche reminiszenz an die Bagnarsdrapa, in welcher allerdings ein halsband (men) als preis der Versöhnung gedacht ist. 'Der Schreiber des Reg., der Bragis atrophen kannte, schrieb zunächst baud honum men, sah dann aber, dass in der vorläge stand b. h. satt, und fügte nun satt an, wobei er men zu tilgen vergass' (Panzer s. 160 anm. 1).
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tag f ü r tag, dass alle männer fielen1) und alle waffen, die auf dem schlachtfelde lagen, zu stein wurden, und ebenso die schilde. Sobald es aber tagte, standen alle toten wieder auf und kämpften, und alle waffen waren wieder neu. In den liedern aber heisst es, dass die Hjadningen so fortfahren werden bis zum Untergang der götter (svä er sagt i hvcedum, at HjaÖningar skulu svä bida ragna-rekrs). Im anschluss an diese erzählung f ü h r t die Überarbeitung der Snorra Edda als beleg einige Strophen aus der ß a g n a r s d r ä p a an, einem lobgedichte auf den halb sagenhaften dänischen könig ß a g n a r r loöbrök, das der tradition nach der norwegische dichter Bragi Boddason, 'der alte' zubenannt, vor der mitte des 9. Jahrhunderts verfasst haben soll. 2 ) Die Strophen bieten f ü r die erkenntnis einer älteren sagenform wenig greifbares über Snorri hinaus. K l a r ist nur soviel, dass bei Bragi die bei Snorri nur noch durchschimmernde freude der ] ) So m i t U : at aUir menn fellu. Es muss ausgesagt sein, dass alle, auch die könige, täglich erschlagen werden und so ihr endloses dasein führen (vgl. Panzer s. 160 anm. 2). Davon, dass nicht nur die waffen, sondern auch die krieger zu stein werden, wie die lesart der Überarbeitung (at allir peir er feUu ok ptt vápn . . . . uröu at grjóti) interpretiert werden mtisste, kann nicht die rede sein. 3 ) Die bruchstücke von Bragis dichtungen sind bequem zusammengestellt und erläutert von H. Gering, Kvsepa-brot Braga ens gamla Boddasonar, Halle 1886; vgl. F. Jónsson, Den norsk-isl. skjaldedigtn. (Kbh. og Krist. 1908ff.), A l l B 11. (str. 8—12 stellen die szene der Hüdesage dar). — Die datierung der isländischen tradition ist von S. Bugge (Bidrag til den seldste skaldedigtnings historie, Christ. 1894) zwar nicht endgültig beseitigt (s. namentlich die Widerlegung von F. Jónsson, Aarbager for nord. oldk. 1895, s. 271 ff.), aberstark enug erschüttert worden, um die möglichkeit offen zu halten, ass in den uns überlieferten fragmenten der Eagnarsdrápa nur noch vereinzelte Stückchen von Bragis alter dichtung enthalten seien. Ueber das Verhältnis der drápa zu Snorris bericht s. noch Panzer s. 157 ff. Boer s. 11 f. Dass Ejarrandi bei Bragi nur ein anderer name Heöins sei (Panzer s. 159. 310). darf aus der Verbindung (kenning?) Hjarranda hurüir 'schilde' nicht geschlossen werden.
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Walküre Hildr am kämpf deutlicher hervortrat: sie sucht nur scheinbar den streit zu schlichten, während sie in Wahrheit zum kämpfe reizt und den sühneversuch Heöins (was allerdings auch Snorri andeutet) absichtlich hintertreibt. Sie heisst en bgls of fylda (8, 6), fordceda (11, 4), ceda offierris ósk-B^n, d. i. 'die wunsch-Rán der adernaustrocknung' (8, 1. 2), und ausdrücklich wird von ihr gesagt svá lét ey, ftótt etfá, sem orrostu letti (9, 5. 6). Der preis der Versöhnung, den Hildr im auftrage ihres entführers dem 'kampfbaum' (H