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German Pages 370 [368] Year 1964
K UD RU N Herausgegeben von
B. Symons
Vierte Auflage, bearbeitet von
Bruno Boesch
MAX N I E M E Y E R
VERLAG 1964
TÜBINGEN
© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1964 AUe Recht« vorbehalten Printed in Germany Druck: Wiesbadener Graphische Betriebe GmbH
Aus dem Vorwort zur ersten auflage Die vorliegende ausgabe der Kudrun hat dem plane der Sammlung gemäss, in welcher sie erscheint, den zweck, das gedieht leicht zugänglich zu machen für jedermann, der sich irtit ihm zu beschäftigen wünscht. Bei der ausarbeitung habe ich allerdings vorzugsweise die benutzung des buches bei Vorlesungen im auge gehabt, und es schien mir daher im einverständnis mit dem herausgeber der Textbibliothek wünschenswert, nicht nur die lesarten der handschrift, wo. mein text von derselben abweicht, sondern auch hin und wieder knappe anmerkungen verschiedener art beizugeben. Sie wollen dem studierenden winke zu tiefer eindringendem Studium geben, ihn auf Schwierigkeiten hinweisen, vor allem die Überzeugung in ihm lebendig erhalten, dass jeder versuch zur lösung der grossen kritischen frage nach der entstehung und entwicklung der dichtung nur auf dem gesicherten boden allseitiger philologischer durchforschung des überlieferten textes sich erheben kann. Sie machen aber, ebensowenig wie die ganze ausgabe, den anspruch, viel neues und wesentliches für die kritik und erklärung des epos zu bieten. Was mir eigentümlich ist, geht aus der fassung der anmerkungen klar hervor, denn ich habe mich bestrebt, das geistige eigentumsrecht anderer nach kräften zu wahren. Den text habe ich möglichst konservativ gestaltet, indem ich mich auch in diesem punkte durch die rücksicht a»
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auf die praktische brauchbarkeit der ausgabe leiten lieas. I n einem für lernende bestimmten buche schadet meiner Überzeugung nach ein möglicher fehler der Überlieferung immer weniger als eine willkürliche konjektur. In vielen f&llen bin ich daher, abweichend von den früheren herausgebern, zur handschriftlichen lesart zurückgekehrt.
Die punkte der höheren und niederen kritik, in denen ich von den bisherigen herausgebern abgewichen bin, sind von mir eingehend erörtert in den Beiträgen von Paul und Braune I X , 1—100. In den anmerkungen ist auf diesen aufsatz mehrfach verwiesen (Beitr.). G r o n i n g e n , März 1883. B. Symons.
Aus dem Vorwort zur zweiten auflage Was in den drei Jahrzehnten, die seit dem erscheinen der ersten auflage dieser ausgabe verflossen sind, für die Kudrun erarbeitet worden ist, habe ich sorgfältig geprüft und, soweit ich bleibenden gewinn darin zu erblicken vermochte, für den text, die anmerkungen und die einleitung der neuen auflage verwertet. Mein eigener kritischer Standpunkt ist im wesentlichen derselbe geblieben: in der textbehandlung bin ich noch konservativer verfahren als vor dreissig jähren, in der frage nach der entstehung und entwicklung der uns überlieferten Kudrundichtung hat
vn mich die zeit zwar zu noch grösserer enthaltsamkeit in ihrer beurteilung, nicht aber zur anerkennung der einheit des gedichts geführt, wenigstens sofern unter 'einheit' nicht eine bloss formelle einheit verstanden wird. Obgleich ich also Panzers auffassung nur sehr bedingt teilen kann, so sehe ich doch in seinem buche ' Hilde-Gudrun' (1901), das in den aufsätzen im 34. und 35. bände der Zeitschr. für deutsche phil. (1902/03) seine ergänzung findet, die bedeutendste förderung der Kudrunforschung in den letzten dezennien: auf seine abweichenden ansichten ist daher ebenso verwiesen, als wo ich mich dankbar von ihm habe belehren lassen. Neben ihm hat Schönbachs abschnitt über die Kudrun in seinem buche 'Das Christentum in der altdeutschen heldendichtung' (1897) auf meine ansichten vielfach klärend gewirkt. Für die auch in dieser auflage nicht aufgegebenen versuche, durch eine sinngemässe Strophenordnung einen verständigeren Zusammenhang zu erzielen, die beifall und widersprach gefunden haben, kann auf die einleitung verwiesen werden: wo meine strophenzählung, in den meisten fällen im anschluss an Wilmanns, von der überlieferten abweicht, ist letztere in klammern rechts hinzugefügt. Die lesarten der handschrift sind nach der zweiten auflage von Martins textausgabe (1911) angeführt, für welche eine bromsilber-photographie der Ambraser hs. angefertigt wurde (vgl. AfdA. 35, 41). Ihre Zuverlässigkeit, die in der ersten auflage zu wünschen übrig liess, verdankt der benutzer demnach nicht mir, sondern Edward Schröder. Groningen, Dezember 1913. B. Symons.
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Vorwort zur dritten Auflage Eine Neuausgabe der Kudrun in der Altdeutschen Textbibliothek entspricht einem dringenden Bedürfnis, ist für den akademischen Unterricht doch seit langem kein Text mehr zugänglich. Gerade für diese Zwecke ist die Ausgabe von Symons sehr geeignet: sie hält sich so eng wie möglich an die Handschrift, ohne sich der Notwendigkeit zu verschließen, die sehr späte Abschrift Hans Rieds in das literarische Mittelhochdeutsch des Originals aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts zurückzuversetzen und offensichtlich verderbte Stellen zu bessern, was trotz der ungünstigen Quellenlage kein aussichtsloses Unterfangen ist. Ein übertriebener Respekt vor dem Schreiber ist nicht am Platze, zeigt er doch, besonders in rhythmischer Hinsicht, herzlich wenig Verständnis. Eine von Grund auf neue Ausgabe der Kudrun hätte zuerst die Arbeitsweise Hans Rieds genau zu studieren, nicht nur in der Kudrun, sondern in allen seinen Abschriften, auf Grund einer minutiösen Statistik seiner Sprache und Orthographie. Edward Schröder hat in dieser Richtung schon beachtliche Vorstöße unternommen in den „Abhandlungen der Göttinger Nachrichten" der Jahre 1917—1920, wobei er sich zunächst einzelnen der im Reim häufigen Wörter sowie den Eigennamen zuwandte ; allein ich glaube nicht an die „formelhafte Sprache und glatte Metrik", die ihm als Endziel seiner Wiederherstellung vorschwebt und habe deshalb nur einen kleinem Teil seiner Vorschläge in den Apparat aufgenommen: jene, die das Verständnis offensichtlich gestörter Stellen erhellen, nicht aber die vielen Versglättungen, die sich keinesfalls als notwendig aufdrängen.
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Wo ich im Text von Symons abgewichen bin, habe ich seine frühere Lesart im Apparat festgehalten. Ich entschloß mich dazu, wenn sich an der handschriftlichen Lesung doch mehr retten ließ und die Änderung somit ganz in der Richtung seiner Ausgabe lag, deren Charakter zu bewahren mir oberstes Gebot war. In der Mitteilung von Lesarten aus andern Ausgaben bin ich etwas freizügiger als die zweite Ausgabe, besonders was den Text von Martin anbetrifft, der heute nicht mehr jedem Benutzer so leicht zur Hand ist. Ebenso dienen die .Anmerkungen in erster Linie der Lesart, bilden also keinen Kommentar wie bei Martin oder eine Übersetzungshilfe wie bei Bartsch. Neue Vorschläge zum Text sind berücksichtigt; große textkritische Arbeit ist jedoch außer den Beiträgen von Schröder und Jellinek seit 1914 nicht geleistet worden1). Um den Umfang erträglich zu halten, blieb das Wörterverzeichnis weg: es ersetzt die Benutzung eines größeren Wörterbuches ja nicht, leistete anderseits gute Dienste für Beobachtungen zum Wortgebrauch. Dafür muß nun auf die 2. Auflage verwiesen werden sowie auf das Wörterverzeichnis in Schröders Abdruck von Martins Ausgabe (Halle, 1911, 1919). Die Einleitung von Symona, so ausgezeichnet und wertvoll sie heute noch ist, hätte doch nicht ohne eine Anpassung an seither erfolgte Forschung erneut abgedruckt werden können. Ich ließ sie deshalb gänzlich weg, nicht ohne hier mit Nachdruck auf sie hinzuweisen. Ich Edw. Schröder, Zur Überlieferung und Textkritik der Kudrun, Nachrichten von der Königl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, 1917, 1018, 1919, 1920. M. H. Jellinek, Bemerkungen zur Textkritik und Erklärung der Kudrun, ZfdA 72 (1935) S. 200ff. Ed. Sievers, Die stimmliche Gliederung des Kudruntextes, Beitr. 64 (1930).
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versuche nun, in gedrängterer Form in das Werk einzuführen. Ich tue es nicht referierend nach der Art eines Handbuches, sondern mit entschiedener Stellungnahme, wobei ich mir bewußt bin, daß eine ausführliche Begründung und Auseinandersetzung mit der Forschung in diesem Rahmen nicht in Frage kommen konnte. Was ich vorzubringen habe, ist mit dem Blick auf das mittelhochdeutsche Epos geschrieben: möge die Studienausgabe von Symons nach wie vor der geeignete Führer sein, die Kudrunprobleme am Text selbst anzupacken! Z ü r i c h , i m J a n u a r 1954 Bruno Boesch
Vorwort zur vierten Auflage Auch für die vierte Auflage gilt das im Vorwort zur dritten Gesagte. An kritischen Äußerungen zur dritten Auflage konnte ich die Besprechungen von Fr. Neumann (AfdA 69), G. Jungbluth (Beitr. 80) und C. Soeteman (Neophilologus 1955) mit Gewinn verwerten. Insbesondere Fr. Neumann verdankt die 4. Auflage viele Berichtigungen und Anregungen. Nur selten vermochte ich G. Jungbluth zu folgen, der zwar stärkere Eingriffe in den Text vermißt, seine eigenen Vorschläge aber auch nur als Vermutungen zu kennzeichnen wagt. Die Problematik einer Textkritik, die sich nur auf eine einzige, dazu derart späte Hs. stützen kann, ist mir erneut bewußt geworden. Nur von der Grundlage einer umfassen-
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den Hans Ried-Grammatik aus, die uns ein intimer Kenner der österreichischen Urkundensprache und Mundarten schenken müßte, kann ein entscheidender Fortschritt über das Stadium der Vermutungen hinaus erreicht werden. Ich verkenne dabei nicht, was Th. P. Thornton bereits auf Grund einer abgekürzten Methode erreicht hat (ZfdPh 81, S. 52ff.). Dem geäußerten Wunsche, den Apparat der Symonsschen Ausgabe stärker „auszuforsten", habe ich in der 4. Auflage in etwas größerem Ausmaß entsprochen. Immerhin wollte ich Symons' Bemerkungen zu den Nibelungenstrophen, den Cäsurreimen und der Strophenfolge nicht gänzlich fallenlassen, denn sie geben auch dem, der ihnen im Grundsätzlichen nicht zu folgen vermag, doch mancherlei Hinweise und sind für die Textgeschichte nicht zu entbehren. Einige überzeugende Beispiele, wonach Nibelungenstrophen aus Kudrunstrophen umgebildet sind, lassen sich nicht aus der Welt schaffen: das weist erneut S. Gutenbrunner (ZfdPh 81,282 ff.) nach. Wo die Hs., wie in Str. 280, dazu auffordert, habe ich die Kudrunstrophe auch im Text wiederhergestellt, in den übrigen Fällen in den Anmerkungen darauf verwiesen. Dem harten Urteil von W. Hofmann über Symons' Apparat (Wirk. Wort 14, 185) kann ich nicht beipflichten. Nach wie vor soll dieser Apparat der Überlieferung und dem unmittelbaren Textveretändnis dienen, aber kein Sachkommentar sein. Dies legt Zurückhaltung auf, auch gegenüber den vielen Vorschlägen zur Deutung der Eigennamen: eine kritische Sicht aller dieser Vorschläge wäre zweifellos eine — sehr erwünschte — Arbeit für sich. Die Einleitung durfte — von Berichtigungen und kleineren Ergänzungen abgesehen — dieselbe bleiben: es gibt nach wie vor so viele Ansichten zu den Kudrun-
xn Problemen wie Forscher, die sich mit ihnen befaßt haben. Neuere Literatur ist —• in Auswahl — in den Anmerkungen nachgetragen worden. Ausführliche Bibliographien sind in den auf S. XV, Anm. 1 genannten Publikationen von Moret, Carles, Wisniewski und Hoffmann zu finden. F r e i b u r g i. Br., im A u g u s t 1964 Bruno Boesch
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Zur Einführung „Noch ungleich viel schwieriger als das Problem der Nibelungen ist die Frage nach der Entstehung der Kudrun zu lösen. Über alle wesentlichen Bedingungen und Umstände sind wir hier weit schlechter unterrichtet" schrieb Anton E. Schönbach im Jahre 18971). Der Satz gilt noch heute. Man sollte eine um so intensivere Beschäftigung mit dem e r h a l t e n e n mittelhochdeutschen Gedicht erwarten. Aber die beiden Betrachtungsweisen bedingen sich gegenseitig: Widersprüche und Unebenheiten, die mit der Entstehung zusammenhängen, erschweren den Versuch, das Gedicht als ein Ganzes zu nehmen und als gerundete dichterische Gestalt zu interpretieren. Wir glauben zwar heute allgemein an den e i n e n , letzten Dichter, der die Dichtung um 1240 herum geschaffen hat; wir kennen seine Technik, die er am Nibelungenlied geschult hat*). Im Gesamteindruck wirkte das Epos auf den zeitgenössischen Hörer wohl als eine Schöpfung verwandten Geistes und wenn ihr Nachhall auch weit geringer gewesen sein muß als beim größeren Vorbild, so waren die Gründe dafür im 13. Jahrhundert gewiß andere als heute, wo das Urteil nicht von unbefangen genießenden Menschen, sondern von der literarhistorischen Kritik bestimmt wird. Das Schicksal der Kudrundichtung war es wohl, daß ihr im besten Sinne höfisch-christliches An*) Anton £ . Schönbach, Das Christentum i. d. altdten Heldendichtung (1897), S. 156 ff. ') E. Kettner, Der Einfluß des Nibelungenliedes auf die Gudrun ZfdPh 23 (1891) S. 145 ff.
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liegen bereits zu spät kam, daß ihr Weg, der mit Absicht über das Nibelungenlied hinausführte (vgl. S. LVff.), die Hörer nicht mehr fand, die er suchte. Jetzt versprach wieder mehr Erfolg, frühzeitliche Stoffe in der unproblematischen Art des Spielmannsepos anzupacken: Eilhart von Oberge und nicht Gottfried v. Straßburg hat zum Herzen des Spätmittelalters gesprochen. Die Kudrun hingegen will als Dichtung ihrer Zeit, als hochmittelalterliches Werk verstanden sein. Für unser Auge allerdings sind Risse und Stilbrüche im Firnis des 13. Jhs. sichtbar zutage getreten, wie ein altes Gemälde im Laufe der Zeiten brüchig wird; wir meinen bei genauerem Zusehen auch zu beobachten, daß die Risse nicht zufällig sind, sondern älteren Bruchstellen folgen. Wie bei manchem andern Werk des Mittelalters geht es auch hier um einen großen Überlieferungszusammenhang: um einen monumentalen Bau, an dem sichtlich in den verschiedenen Jahrhunderten gearbeitet wurde, bis ein letzter, ordnender und schauender Geist, der nicht schöpferisch schaffen, sondern Vorhandenes neu gestalten wollte — ohne von der Überlieferung mehr als unbedingt nötig zu opfern —, den großen Umbau durchführte und mit bemerkenswertem Sinn für die große Linie das zeitgemäße Epos schuf. Man darf bei einem anonymen Dichter wie dem unsern sagen, daß sein Bau den „Geist der Zeit", bei aller Einschränkung, die hier natürlich geboten erseneint, mit großer Klarheit zum Ausdruck bringt. Tritt man dem Bau näher und schaut zu, wie er im einzelnen gearbeitet ist, so sieht man sich allerdings immer wieder auf ältere, inzwischen überholte Baugedanken und Bauformen verwiesen; auch eine ganze Anzahl von Bausteinen, die der letzte Epiker nicht mehr „behauen", Bondern so wie er sie vorfand, einfach eingelegt hat, treten zutage. Ich weise im folgenden mehr-
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fach mit Nachdruck auf die Gesamtkomposition hin: dies ist nötig, weil andererseits aus Gründen der Darstellung die Kenntnisnahme der älteren Fundamente und Bauteile den Vorrang haben muß. Es ist der einzige Weg, die Leistung des letzten Dichters zu wägen; und nur von d i e s e r Leistung aus ist der Maßstab für eine ästhetische Gesamtwürdigung der Dichtung zu gewinnen. Wir wollen also dem Leser die wichtigsten Bauelemente und -formen vor Augen führen und auf Nahtstellen hinweisen; dabei soll den g r u n d s ä t z l i c h und m e t h o d i s c h wichtigen Fragen der Entstehungsgeschichte der Vorrang gewährt sein: alle bisher gemachten, teilweise sehr kühnen Rekongtruktionsversuche nachzuzeichnen, verbietet hingegen der verfügbare Raum. Ebenso muß sich die ästhetische und literarhistorische Würdigung auf ein paar Hauptpunkte beschränken 1 ). 1 ) Für ältere Literaturangaben sei nach wie vor auf die Einleitung von Symons verwiesen, bes. S. ULVff., ferner auf Ehrismanns Literaturgeschichte, Schlußband S. 145 ff. sowie Friedrich Neumanns Darstellung im Verfasserlexikon des deutschen Mittelalters Bd. II, Sp. 960ff. : femer Bd. V (Nachträge), 1955, Sp. 572 ff. Dazu die Darstellungen von F. Panzer, HildeGudrun (1001); M. J . Hartsen, Die Bausteine des Gudrunepos, Amsterdam 1941 (vgl. A. Leitzmann, ZfdPh68 (1944) S. 224 ff.); W. Jungandreas, Die Gudrunsage. Eine Vorgeschichte des Epos, Göttingen 1948; de Boor, Gesch. d. dten Lit. Bd. 2 (1953) S. 200 ff: A. Moret, Kudrun, édition partielle, Bibliothèque de philologie germanique XVIII, Paris 1955 jJeanCarles, Le poème de Kûdrtin, Etude de sa matière, Publication de la Fac. des Lettres et Sciences humaines de l'Université de Clermont-Ferrand, Fase. XVI, Paris 1963; L. Wolff, Das Kudrunlied, Wirkendes Wort 4 (1953/54) S. 193 ff. Problematisch, jedenfalls den Zweck eines „Realienbuches" verfehlend, R. Wisniewski, Kudrun, Realienbücher für Germanisten, Stuttgart 1963. Eine gute Übersicht über den Forechungsstand bietet W. Hoffmann, Die Hauptprobleme der neueren „Kudrun"-For8chung, Wirkendes Wort 14 (1964) S. 183ff. 233ff.
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Das Überlieferte Epos Die Erhaltung der Kudrun ist den auf die Ritterzeit gerichteten Bemühungen Kaiser Maximilians zu danken (1459—1519). Die höfische Kultur des Hochmittelalters war längst versunken, als man sich in romantischer Rückbesinnung den Ursprüngen vornehmer Adelsgesittung zuwandte, um dem gegenwärtigen Adelsgeschlecht höheren Antrieb und jenen Glanz zu verleihen, den es aus sich selber nicht auszustrahlen vermochte. Der Kaiser betraute den Zöllner Hans Ried um 1502 mit dem Kopieren einer alten Sammlung, eines heute verlorenen „Heldenbuches an der Etsch" 1 ). Da vergleichbare Lese- und Abschreibefehler sich durch das ganze Riedsche Corpus hinziehen, ist anzunehmen, daß es nicht aus verschiedenen Quellen erst kompiliert, sondern eine Sammlung dem Kopisten schon vorgelegen haben muß. Der e i g e n t l i c h e Sammler war somit der Vorgänger, der das „Heldenbuch" zusammenstellte : er wird im 14. oder schon Ende des 13. Jhs. an der Arbeit gewesen sein, und sein Bemühen ist demjenigen des Manesse vergleichbar. Das 16. Jh. hat nicht mehr aus letzter, lebender Tradition gesammelt. Der Sammler des 13. oder beginnenden 14. Jh. hat noch Dichter und Kunstübung aus eigenem Erleben gekannt. Hans Ried ist lediglich Kopist, wobei er allerdings seine eigene Sprache und Orthographie unbekümmert einsetzt. Es war ein großer Auftrag, der ihn jahrelang beschäftigt hat. Die Anordnung der Sammlung ist nicht zufällig: die Kudrun steht zwischen Nibelunge Not (Hs. d), Klage und Biterolf drin. Auch sonst enthält dieser mittlere Teil fast ausschließlich Heldenepen. 1509 wird dieses „Riesenbuch" (Buch der Recken und *) Zingerle, Das Heldenbuch an der Etsch, ZfdA 27 (1883) S. 138 ff.
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Riesen) erstmals erwähnt; 1514 ist es vollendet. Es heißt heute Ambraser Heldenbuch, denn als Teil einer Sammlung aus Schloß Ambras bei Innsbruck ist es ins Wiener Kunsthistorische Museum gelangt 1 ). Auch die Vorlage, das Heldenbuch, enthielt — als eine Sammlung — nicht das Original der Kudrun, aber vermutlich eine direkte Abschrift davon. Eine Handschrift außerhalb der Sammlung ist nicht erhalten, auch nicht a b Fragment. Das Originalgedicht hat demnach keine große Verbreitung erlebt: hätte sich der Heldenbuchsammler des Gedichts nicht angenommen, es wäre überhaupt verschollen. Von anderen Gedichten scheint in erster Linie der Biterolf die Kudrun vorauszusetzen*). In einer erst seit dem 2. Weltkrieg ausgewerteten Cambridger Handschrift, die 1896 aus der Esra-Synagoge in Kairo nach England verbracht wurde, findet sich ein fragmentarisches Lied in einer dem Gedicht von der Rabenschlacht verwandten Strophe überliefert, dem die i) Rudolf Beer, Zur Geschichte der Kaiserlichen Handschnrtensammlung, 1912. Edw. Schröder, Der Ambraser Wolfdietrich, Nachr. d. Ges. d. Wiss. Gött. (phil.-hisrt. Kl.) Bd. I. A. Leitzmann, Die Ambraser Ereküberlieferung. Beitr. 69 (1935) S. 143—234. 0 . Schmidt, Nibelungenhandschrift O, ZfdA 54 (1913) S. 88ff. Rud. Zimmerl, Hans Rieds Nibelungenkopie, Diss. Wien 1930. R. Newald, Hans Ried, Verf. Lexikon d. dten. Mittelaltere 3, Sp. 1075 H. Menhardt, Das Heldenbuch an der Etsch, Schiern 32 (1958) S. 318ff. Th. P. Thornton, Die Schreibgewohnheiten Hans Rieds im Ambraser Heldenbuch, ZfdPh 81 (1962) S. 52ff. *) Vgl. Symons* Einleitung S. XCIV. J. M. Keymann, „Kudrun" en „Biterolf". Bijdrage tot de bepaling van hun onderlinge verhouding, 1915. Gottlieb Stolz, Epitheta ornantia im Kudrunlied, im Biterolf u. i. Nibelungenlied, Dias. Tübingen 1930. Eine Gestalt wie H6rant hat immerhin sprichwörtliche Geltung erlangt: er singt s6 tcoi daz Börani daz dritteil nie sö tool getane. Der Weinschwelg, ed. Karl Lucae, Halle 1886, V. 276—77.
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Herausgeber den Titel Dukus Horant gegeben haben 1 ). Es enthält außer Teilen der Hildegeschichte auch Teile der Rothersage und verquickt sie miteinander. Die Handschrift aus dem Jahre 1382 ist schlecht überliefert, aber immerhin älter als diejenige der Kudrun. Für. die germanische Heldensage gibt das Fragment nichts her. Die früher geäußerte Ansicht, es handle sich um einen Ableger aus dem Kudrunepos, wird von den Herausgebern nicht geteilt: beide Dichtungen werden auf eine verschollene, ältere Quelle zurückgeführt, wobei leider ein Entscheid, ob diese Vorlage schon Hilde- und Kudrungeschichte miteinander verband, von diesem Fragment aus nicht geleistet werden kann. Auch aus den Rotherpartien läßt sich nicht erweisen, daß der Verfasser des Dukus das Rotherepos gekannt hat. Für Text- und Sagenkritik hat die späte Kompilation wenig Bedeutung. Nachhaltiger als im Mittelalter war das Fortleben der Dichtung in jüngerer deutscher Literatur: als bedeutendste Schöpfung verdient das Drama „Gudrun" von Ernst Hardt Erwähnung, das im Jahre 1910 in Weimar entstanden ist (in 5. Auflage 1926 im Insel-Verlag zu Leipzig erschienen) 2 ). Der erste Herausgeber der Neuzeit ist Alois Primisser, der Custos der Ambraser Sammlung, der die Kudrun in v. d. Hagen und Biischings „Deutschen Gedichten des Mittelalters" (Berlin 1820) erstmals handschriftgetreu abdruckte. Seither sind Besserungen in der Lesung geJ) Dukus Horant, hrsg. von P. F. Ganz, F.Norman, YV. Schwarz, mit einem Exkurs von S. A. Birnbaum, Tübingen 1964. Die Ausgabe enthält neben dem Text eine Bibliographie, eine ausführliche Beschreibung des Lautstandes sowie eine Darlegung der sagen- und literaturgeschichtlichen Probleme. 2 ) Vgl. Symons S. CIVff. und J. Körner, Bibliographisches Handbuch des deutschen Schrifttums (Bern 1945) S. 113.
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macht worden und in die „klassischen" Ausgaben eingegangen: in diejenigen von K. Bartsch (4. Aufl. 1880), Ernst Martin (2. Aufl. 1902, mit Textabdruck durch Edw. Schröder 1911, 1919) und B. Symons (2. Aufl. 1914, in der „Altdeutschen Textbibliothek"). Die Textkritik sah es als ihre Aufgabe an, den überlieferten Text in die Sprache des Originals, also der ersten Hälfte des 13. Jhs., zu übersetzen und dabei der mundartlichen Färbung Rechnung zu tragen, welche der mutmaßlichen Sprache des Gedichts zukam: also in die Dichtersprache des bairisch-österreichischen Raums, wie wir sie insbesondere aus dem Nibelungenlied, das als Vorbild diente, kenneb. Man hat genauer an Niederösterreich, die Steiermark, auch Baiern als Heimat des Dichters gedacht, doch ist man über Erwägungen, wie sie Symons (S. XCVUff.) schon bietet, auch heute nicht herausgekommen1). Besonders schwierig ist die Diskussion der Strophenfolge, da wir nur mit e i n e r Handschrift rechnen können: die Überlieferung ist hier sicher oftmals gestört. Mit echten und unechten Strophen hat insbesondere die alte Müllenhofische Liedertheorie operiert, bis dann Wilmanns (1873) die vorliegende Dichtung als die eine Dichtung des einen unbekannten Dichters des 13. Jhs. erkannte 1 ). So endgültig überholt der Gedanke auch ist, aus dem überlieferten Bestände echte Teilchen herauszugreifen, so verraten die Überlegungen der Liederlehre oft doch ein ausgesprochen feines Stilgefühl für die Unebenheiten der scheinbar so glatten Außenseite der Dichtung. Mit ') Jeüinek, Zur Sprache der Kudrun, Beitr. 40 (1915) S. 462ff. H. Jungandreas, Gudrunstudien I, ZfdPh 68, S.19ff. H.Bosenfeld, Die Kudrun: Nordseedichtung oder Donaudichtung, ZfdPh 81 (1962) S. 289 ff. *) W. Wilmanns, Die Entwicklung der Kudrundichtung.
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Absicht bewahrt deshalb die Ausgabe im Apparat einen größeren Teil der diesbezüglichen Bemerkungen von Symons und anderen. Aber der Firnis als solcher ist doch überall ein und derselbe, und es ist nicht möglich, ein Nebeneinander verschiedener Stufen im letzten Epos säuberlich auszuscheiden, denn das Nacheinander im Wachstum der Dichtung präsentiert sich nicht als mosaikartiges Nebeneinander: vielmehr haben Dichter verschiedener Zeiten jeweils das Fazit gezogen, Vorhandenes und Eigenes zu neuer Einheit verschmolzen; was wir bei der heutigen Quellenlage tun können, ist vor allem dies: zu erwägen wie oft, wann und aus welcher geistig-dichterischen Haltung heraus sich Neudichtungen einstellten und wie sie vermutlich mit ihren Vorgängern verfahren sind. Dabei ist Fr. Neumanns Bemerkung ( A f d A 69, 30) in Rechnung zu stellen, daß es eine „durchgearbeitete Endfassung der Kudrun nie gegeben hat", daß wir uns diese nach der Art eines Vortragsmanuskripts vorzustellen haben. Wenn eine „Reinschrift" von des Dichters letzter Hand wirklich fehlte, ergeben sich natürlich auch für die Textkritik, die auf eine einzige späte Abschrift abstellen muß, noch größere Schwierigkeiten, je zu einem „ U r t e x t " zu gelangen. In der Tat ist hier, im Gegensatz zum höfischen Epos, das auch Leseepos und damit in viel ausgesprochenerem Maße „Buch" war, mit einer größeren Variationsbreite zu rechnen, und das gilt natürlich noch in vermehrtem Maße für die spielmännische, und das heißt früheste „Buchform". Ich will hier vorausnehmen, wovon im einzelnen später die Rede ist. Ich sehe vier derartige, für das Wachstum der Dichtung entscheidende Stufen: 1. das Heldenlied von Hilde, aus dem Ostseeraum des 5. Jhs., 2. ein wikingisch-niederdeutsches Spielmannslied von Hilde an der
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Scheidemündung des 9. Jhs., 3. ein niederrheinisches Spielmannsepos des 11./12. Jhs., das bereits Hilde- und Kudrunstoff in sich vereinigte, 4. ein typisch binnenländisches, österreichisches Heldenepos von Kudrun aus dem zweiten Drittel des 13. Jhs., das sich unter dem Einfluß des Nibelungenliedes aus einem Spielmannsbuch in ein höfisches gemausert hat, aber doch noch spürbar den Charakter eines V o r t r a g s e p o s bewahrt. Neben den vier entscheidenden Stufungen, deren letzte wir im überlieferten Epos vor uns haben, gibt es feinere Eingriffe von Bearbeitern, die nicht ans Mark greifen, und wir meinen, eine solche „Frisierung" gerade an der überlieferten Gestalt wahrzunehmen. Einer der merkwürdigsten Umstände ist die Ungleichheit der verwendeten Strophenform. Sehr bedeutend sind diese Abweichungen nicht, sie gestalten den Gesamtcharakter nicht um. Wenn sich aber ein Bearbeiter der Mühe metrischer Änderungen unterzog, ist beim Publikum der Sinn für die damit erzielten Reize vorauszusetzen. Die Hauptmasse der Strophen ist in der besonderen Kudrunstrophe verfaßt, welche die Nibelungenstrophe auf jeden Fall voraussetzt, sich also als junge Bildung des letzten Epikers erweist. Daneben stehen nun 101 r e i n e Nibelungenstrophen. Dazu kommen als dritte Gruppe Zäsurreimstrophen, in der stattlichen Zahl von 406. Die Nibelungenstrophen haben den Cäsurreim im gleichen Verhältnis erfahren wie die eigentlichen Kudrunstrophen: ihrer 16 sind mit diesem Schmuck des Binnenreims versehen. Die Nibelungenstrophen machen in der Mehrzahl der Fälle den Eindruck von Füllstrophen, für unser Gefühl mehr oder minder belanglos, lassen sich aber doch nicht einfach aus dem Gedichte streichen, da sie auch an Stelle von offenbar älteren Strophen getreten sein können und als
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Ersatz dieser Strophen für das Verständnis unentbehrlich sind 1 ). Daß die Nibelungenstrophen besonders im Anfang verwendet sind (ihrer 60 auf die ersten 101 Strophen), wird nicht Zufall sein : hat sich ein Bearbeiter mit einem neuen Vorsatz eingeschaltet oder stammen sie vom Dichter selbst, der in diesen ersten Partien noch besonders stark unter dem Einfluß des Nibelungenliedes stand ? Jedenfalls stimmen die Nibelungenstrophen in ihrer sonstigen Behandlung so sehr mit dem übrigen Strophenbestande überein, daß sie nur von einem Manne herrühren können, der mit der dichterischen Technik des ganzen Gedichtes eng vertraut war. Sie gehören zusammen mit der Originaldichtung auf e i n e Stufe, ohne daß es möglich wäre, genau anzugeben, wann und wie sie ins Gedicht hineingekommen sind. Entscheidend ist, daß die Nibelungenstrophen genau wie die eigentlichen Kudrunstrophen im gleichen proportionalen Verhältnis vom Cäsurreimer umgestaltet worden sind. Wir halten diesen f ü r einen s p ä t e r e n Bearbeiter, dessen Bemühungen um zusätzlichen Reimschmuck sich über das ganze Gedicht hinziehen, während der Bearbeiter der Nibelungenstrophen zwar am Anfang die feste Absicht hatte, das ganze Gedicht weit stärker, als es schon der Fall war, dem Nibelungenliede anzupassen, in diesem Vorhaben aber bald erlahmte. H a t sich ein Bearbeiter, im engen Zusammenhang mit der Originalausgabe, eingeschaltet, so zeigen dessen Eingriffe nicht entfernt soviel Gewicht und Profil wie die des Nibelungenbearbeiters C, dessen Arbeit zeit') Vgl. nun S. Gutenbrunner, Von Hilde und Kudrun, ZfdPh 81 (1962) Kapitel III S. 282ff. Th. P. Thornton, Modem Language Notes 67, S. 304 ff. Ausführliche Begründung der Nibelungenstrophen als das Werk eines Bearbeiters bei J. Caries, Le poème de Kudrun, Etudes de sa matière, Paris 1963, S. 93 ff.
Will lieh ja auch sehr nah ans Original herangerückt werden muß i). Vertreter einer reinen Mode ist der Cäsurreimer. Die Reime erscheinen dem Gedichte nachträglich aufoperiert. Wenn Assonanzen vorkommen, so sind sie nicht Zeugnisse früh mittelhochdeutscher Übung: der Cäsurreimer ist hier auf halbem Wege stehen geblieben. Beim an dieser Stelle war ihm ja nicht absolutes Erfordernis — er hätte sonst das ganze Gedicht umarbeiten müssen — sondern zusätzlicher Schmuck, der da angebracht wurde, wo es sich ohne allzu große Eingriffe machen ließ. Auch Nib. B und Alphart zeigen Cäsurreime, die alle den Eindruck junger Z u t a t machen. Das hindert nicht, daß einzelne dieser Strophen selber auf ältere Schicht weisen können: nicht innere Gründe waren es, die zur Einführung des Cäsurreimes Anlaß gaben; der Anreiz konnte von jeder geeigneten Strophe ausgehen. Es ist aufgefallen, daß ausgerechnet altertümliche Wörter in Cäsurreimen vorkommen: notveste (621), stritgeziuge (497), Hieben (514), limmen (882), in des todes läge (919) usw. Aber die altheldische Sprache, die bewußt unmoderne Wörter pflegt, zeigt sich in späten Heldenepen oft ausgesprochener als in frühen, die von der Gegenwart des höfischen Romans stärker beeinflußt sind. Es ergeben sich so bezeichnende Berührungen von Früh- und Spätstil, von frühem und spätem Mittelalter, worüber hier nicht weiter gehandelt werden kann*). ') K. Droege, Die Fassung C des Nibelungenliedes, ZfdA 75 (1938) S. 89 ff. l ) Der Ansicht von Jungandreas (ZfdPh 68, 131 ff.), wonach die Cäauretrophen einen älteren Bestand verraten, vermag ich somit nicht beizupflichten. So trete ich hier deshalb auch nicht auf die Diskussion über «.in frühmhd. Cäsurreimepos ein.
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Als Beispiel für das Nachtragen der Cäsurreime mag etwa Str. 843 dienen: die jnlgerine klageten und fluohten: des gienc in not. swaz si im ir dinges sageten, er ahie ez nihl ein bröt. Streichen wir ,,klageten und", so erhalten wir den alten Text: „die jnlgerine fluohten." Nach Jungandreas muß umgekehrt der Cäsurreim in all den Strophen, in denen er heute fehlt, nachträglich ausgeschaltet sein. Hätte der Dichter tatsächlich in der Vorlage vorhandene Cäsurreime ausschalten wollen, so hätte ihm dies in unserm Falle besonders leicht fallen müssen. Viel einleuchtender ist nachträgliche Einschaltung, die hier gleichzeitig das starke ,,fluochen" im Zusammenhang der „jnlgerine" durch den Zusatz von „klageten" abschwächt 1 ). Und welches wären die inneren Gründe gewesen, die den Dichter hätten veranlassen sollen, den sehr kunstvollen Schmuck der Cäsurreime abzubauen? Man braucht nur an den „Jüngeren Titurel" zu denken, um zu ermessen, daß die Entwicklung des 13. Jh. gerade in die Richtung eines überreichen, „barocken" Stils ging. Über die Schichtenforschung der Frühzeit der Kudrundichtung läßt sich auf Grund der Cäsurstrophen nichts Verläßliches aussagen: sie bezeugen die Formtendenz einer späten Bearbeitung. Schließlich vermögen die N a m e n etwas über die Wegrichtung auszusagen, welche die Kudrundichtung mit ihrer letzten Stufe, dem bairisch-österreichischen Epos, genommen hat 2 ) Oberdeutsch hätte der Name der Heldin ') Bedenken gegen das Beispiel äußert Fr. Neumann, AfdA 69, 1956, S. 27. 2 ) Namen spielen besonders für die spielmännische Stufe der Dichtung und deren Beheimatung am Niederrhein eine wichtige Rolle. Vgl. S. X X X I V . Hier ist nur vom obdt. Epos von 1240 die Rede. Vgl. Fr. Wilhelm, Ein wichtiges Regensburger Zeugnis für die Hildesage im 12. Jh., Beitr. 33 (1907)
XXV
Glindrun lauten müssen. Gudrun als nordische Namensform ist in nordischer Dichtung reich belegt. Unsere Form Chautrun (Chxttrun) hateine nasallose niederdeutscheForm zur Voraussetzung; ferner'ist der spirantische Anlaut gdurch oberdeutsch ch- ersetzt worden. Die Schreibung kberuht darauf, daß im Alem. und Bair. ch- sowohl das Zeichen für die Spirans ch wie die Afirikata oder Aspirata k ist. Vergleichbar ist obdt. Kriemhüd für Grimhild. Die Namen sind von der gesetzlichen Bahn der Lautentsprechung abgewichen, sie sind Zeugnisse der lebendigen, wandernden Vortragskunst 1 ): der Dichter, der die nd. Dichtung von Gudrun vortrug, griff nicht auf die obdt. üblichen Namensformen auf Gund-, sondern blieb möglichst nahe beim gehörten Laut des fremden Namens, der unverwechselbar der Heldin eines bestimmten Gedichts zukam. Die im 12. Jh. auch in bairischen Urkunden überlieferten Personennamen derselben Lautgestalt hätten an sich keinen Grund gehabt, aus der Reihe der Gundnamen zu treten: wenn sie trotzdem zum Epos stimmen, so dürfen sie als verläßliche Zeugen der Wanderung einer nd. Dichtung nach Oberdeutschland gelten. Die Personennamen sind nach dem Vorbild der Dichtung gewählt worden. Man hat sich gefragt, ob Ortsnamen wie Hötting (Nordtirol) und Heitlingen (Zürich) den Namen Hetels und damit die Dichtung bezeugen. Die urkundlichen Formen, die Hettninga, Hetelinga u. ä. lauten, lassen meines Erachtens keinen Entscheid zu, ob wir an einen PN der S. 570. J. Schatz, Ein Zeugnis zur Hildesage, ZfdA 50 (1908) S. 342. Ders., Die Verbindung deutscher Heldensage mit Tirol, Festschrift zu Ehren Oswald Redlich, Innsbruck 1028. Edw. Schröder, Hetele von Hegelingen, ZfdA 65 (1928) S. 254—56. H. Rosenfeld, ZfdPh 81 (1962) S. 310ff. ') Vgl. Neumann, Verf. Lex. II 962. Heusler, ZfdA 52, 105.
XXVI
Grundform Hatt- oder Hetin- zu denken haben. Hatt- (zu hadu-) ist reich belegt, aber auch Wolfhetin, Hetin(us)
kommt in obdten Quellen vor 1 ). Aber selbst wenn wir Hetin als Namensform in Betracht ziehen für diese Orte, so ist zu beachten, daß es sich hier um alte Ortsnamen handelt, die auf die Landnahmezeit zurückweisen, wobei die verwendeten Personennamen durchaus der zu erwartenden althochdeutschen Form entsprechen, so daß kein zwingender Anlaß vorliegt, sie auf besondere Kenntnis von Heldendichtung zurückzuführen, wie im Falle Gund-
Ckutrun. Sie bezeugten dann überdies die Anwesenheit der Hildedichtung schon für eine sehr frühe Zeit, was aus allgemeinen Erwägungen höchst fraglich bleiben müßte. Bauformen und
Bausteine
Wir stoßen auf dem Wege über frühere Schichten zur Gestalt des obdt. Epos vor: um Jahrhunderte frühere Zeugnisse des Nordens zur Hildedichtung verlocken zu diesem Weg. Danach würde am Anfang eine einfache Fabel als Kern zu erspüren sein, nach Art der Heldenlieder. Ein wenig umfangreiches Gebilde hat zu verschiedenen Malen in späteren Zeiten immer breitere epische *) Heiinn-Heoden-Hetel zu an. hedin-n „Pelzrock, Mantel", ae. Keden „Kleid". Wolfhetin 9. Jh. Salzburg. Zur alten Überlieferung dieses gemeingerm. Wortes vgl. Finsterwalder, Veröffentlichgen d. Museum Ferdinandeum 31, Innsbruck 1051, S. 48. Dukus Horant, Tübingen 1964, S. 108 ff. Eine andere Frage ist die nach der mhd. Lautform Hegelinge für den Namen der Dynastie (an. Hjadningar). Daß damit die Leute Hetels gemeint sind, unterliegt keinem Zweifel. Den Wandel von ( zu ; durch Einfluß von bair. ON zu erklären (Hegelingas), ist abwegig. H. Schröder sieht darin wohl mit Recht einen rein lautlichen Vorgang, den Wandels von dl, tl > gl, tl. ZfdPh 34 (1929) S. 181 ff. A. Weber, Die Mundart des Zürcher Oberlandes (Beitr. z. schwzdten Gr. XV) S. 152 (Einsiedeln-Eisigle).
xxvn Gebilde aasgelöst: nicht daß es als Kern zu ihnen „angewachsen" wäre; es bildete lediglich die Zündung für einen Späteren, mit eigenen Bausteinen und Bauformen die uralte Fabel neu aufleben zu lassen, deren erzählerischer Kern offenbar eine dichterische Aussage war, die — einmal geschaffen — zu a l l e n Zeiten sprach. Aneignung auf verschiedenen Stufen, nicht „allmählich" anschwellende Breite: damit haben wir es zu tun. „Kürze" und „Breite" sind Fragen des Stils, sie haben zunächst mit dem Stoff als solchem nichts zu schaffen. Es haben vor allem zwei grundlegende Neugestaltungen stattgefunden: daß es in Wirklichkeit mehr waren, daß die Entwicklung sich durch Parallelvarianten verzweigt hat, ist so gut wie sicher; aber mit fast derselben Bestimmtheit müssen wir sagen, daß die Mittel nicht ausreichen, ein so differenziertes Bild zu zeichnen, wie es von Kralik für das Nibelungenlied versucht hat, wie er es auch nur tun konnte, nachdem Heusler ein paar feste Stationen festgelegt hat, die wir — selbst wenn sie mit der Zeit überholt werden — im Hinblick auf ihre grundsätzliche Bedeutung für die Stufung der Dichtungsgeschichte nicht gänzlich entbehren können. Die überlieferte Kudrun kann einem Sakralbau von drei Bauelementen verglichen werden: der älteste Grundriß ist der Hildeteil, das Schiff der Kirche, das sich auf einen aus neuer Konzeption heraus errichteten umfänglichen Chor als Krönung des Baues öffnet: den Kudrunteil. Zum ganzen ist eine eigenwillige, jüngere Eingangshalle zugefügt: die Hagen-Vorgeschichte. Die zweiteilige Großform als solche ist dem Nibelungenlied vergleichbar; die Dichtung als Ganzes ist hingegen in einem tieferen, lichtvolleren Sinn eine höfisch-christliche geworden. Der aus höfischer Sicht umgeprägte epische Stil vollzieht eine
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einzige Auseinandersetzung mit der schwerblütigen, auf Tragik zielenden Grundanlage der Hildedichtung. An den beiden tragischen Gipfelpunkten der Nibelungendichtung, der Tötung Siegfrieds und dem Burgundenuntergang, war dort nicht zu rütteln: sie behalten die ganze Schwere, die ihnen von Urzeiten her innewohnt, so daß das Geschehen, nach lichten Gegenstrebungen, mit voller Wucht zu diesen beiden tragischen Punkten gravitiert 1 ). In der Kudrun ist der Punkt des Geschehens, der ursprünglich den tragischen Kern bildete, die Tötung Hagens, atif eine andere Ebene verlagert: die Tötung Hetels, die ihr im Kudrunteil entspricht, ist ohne Tragik, ein reines Kriegsereignis und auch der Untergang der Burg Ludwigs am Schluß ist kein Untergang, der Freund und Feind in die Tiefe reißt, sondern eine sinnvolle Vergeltung für einen klaren Rechtsbruch. Obschon imKudrunteil Ludwig und Hartmut im Grunde nichts anderes tun, als was Hetel und die Seinen in der Hildegeschichte vollführten, so ist durch die Zusammenkoppelung der beiden Geschichten zum größeren Ganzen in den beiden Teilen der tragische Kern verwandelt worden: was in der Hildegeschichte spielmännisch als ein unbeschwertes Sichheraus-nehmen des Abenteurers und listigen Brauträubers erscheint, wird im Kudrunteil als Rechtsbruch gewogen: wegen der Tötung Hetels erheischt er die persönliche Sühne in einem von langer Hand vorbereiteten Rachezug. Der Vollzug der lang aufgesparten Rache stellt die verletzte Rechtsordnung wieder her. Es werden so im Verlaufe des Epos Kräfte freigemacht, die eine neue Rechtsgesinnung *) Vgl. Lutz Mackensen, Mittelalterliche Tragödien, in: Festschrift f. Wolfgang Stammler, Bln. 1953, S. lOOff.
rxxx zum Siege führen und in diesem Geschehen spielt die Frau eine Rolle, die nun bezeichnendes Gegenbild zur Bolle Kriemhilds ist: Kudrun ist eine lichtvolle Verkörperung des guten Rechts und auch Bie e n t w i c k e l t sich erst zur Höhe ihrer Aufgabe hin: der innere Weg beginnt schon bei Hilde, bewährt sich aber erst im mutigen Erdulden des Schicksals, das Kudrun nicht nur härter, sondern auch menschlich reifer macht. Ein neuer Geist, der der alten Fabel nicht innewohnte, dringt bis in deren Kern vor, um am Schluß im versöhnlichen Ende, das unter erlittenes Leid einen Schlußstrich setzt, zu triumphieren. Der erste Schritt, der eine solche Wendung der Geschichte ermöglichte, gehört der Spielmannsstufe an: das Bedürfnis war hier, der Episode und dem Roman Eingang in die althergebrachten Erzählungen zu verschaffen. Formal war es auch das Moment der Wiederholung und erneuten Abspiegelung eines markanten Erzählgangs, das zur Doppelung geführt hat und ebenso zur Vorgeschichte, die die Erwartungen zu steigern hat. Inwieweit ihr noch besondere liedhafte Stufen vorgearbeitet haben, muß im einzelnen dahingestellt bleiben. Die Entlehnungen hinüber und herüber belegen uns eine entwickeltere Fassung im Rahmen der niederrheinischen Spielmannsepik. Das Geistlich-Christliche im Sinne der Kreuzfahrerepisodik kam dazu: der Name „Spielmann" tut nichts zur Sache, wenn wir die enge Verbindung zum dichtenden Geistlichen nicht aus dem Auge verlieren, der allein dem neuen Gebilde das Ansehen der Schriftlichkeit verleihen konnte. Was in der Kudrun „romanhaft" ist, entsteht schon hier, ebenso die „gedankenlose Unterhaltung", die erst auf höfischer Stufe tiefere Blicke auf das Wesen dieser zum „Apparat" gehörenden Umwelt tun läßt. Die höfisch-
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christliche Stufe benutzt die Kontrafraktur des Hildeteils im darauffolgenden Kudrunteil dazu, dem Epos ein durchaus gewandeltes, human-ethisches Gesicht zu geben: es macht die Abwandlung sinnvoll, zur spiegelnden Begegnung zweier Gesittungen. Formell ist der Schritt vom Spielmannsepos zum höfischen Epos ein Übergang von einer reihenden Form der Stoffverlängerung und Auspolsterung zur auftrittartigen Ballung, zu einer neuen Gewichtsverteilung zwischen szenisch geschauten und rein beachreibend-füllenden Partien. Ein weiter Weg, ein befrachteter Bau! Seine als dichterische Erfahrung neuen Geistes und neuer Form erreichten Stufen sind ins Gewebe der hochmittelalterlichen Dichtung eingezettelt: die noch einsträngige Fabel der Urzeit, wenn auch den Bau nicht mehr umspannend, so doch verantwortlich für seine einfache Großheit; nur sind die fruchtbaren, nun erst recht sparsamen Wendepunkte eingebettet in einen reich instrumentierten Erzählstrom. Das spielmännische Kurzepos folgte nach, das ohne viel Ehrfurcht und nach Neuem süchtig das Ganze von Grund auf neugestaltet und in die zeitgemäße Schriftform hineingeführt hat. Das Großepos des 13. Jhs. schließlich, das neue Menschenbilder schafft, eine Fülle feinerer Lebensbeziehungen in ein von der Gegenwart unmittelbar erfülltes Bild einflicht, in alle Einzelheiten und Winkel Tageslicht einströmen läßt, ein Licht das allzu vieles ausglättet und auf die Oberfläche des einen Firnisses spiegelt, aber mitunter auch zu geschlossenen, nach allen Seiten ausgeleuchteten Szenen führt.
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Hüdedichtung Der alte Heldenliedverlauf ist aus dem Hildeteil, zusammen mit den im Kudrunteil verwendeten alten Liedelementen herauszulösen, unter voller Heranziehung aller sonstigen Quellen, besonders des Nordens, in denen sich alte Hildedichtung spiegelt. Hauptquelle ist unser mhd. Epos, dessen quellengeschichtliche Grundzüge kurz die folgenden sind: König Hagen läßt Hilde aufziehen, daB nur selten die Sonne sie bescheint. Boten, die als Werber kommen, läßt er aufhängen. Er will seine Tochter nur einem Helden geben, der ebenso stark ist wie er. Ein König Hetel herrscht in Nortland. Dietmers und Walais sind ihm Untertan; sein Erzieher war Wate, der zu Stürmen in der Mark sitzt. Horant, seiner Schwester Sohn, herrscht über Dänemark. Morung von Nifland (der auch in Walais wohnt) macht Hetel auf Hilde von Irland aufmerksam: ihre Schönheit ist sprichwörtlich. Fruote von Tenemark schlägt Wate als Werber vor. Er entwirft den Kaufmannsplan (Entführung durch List), Wate gibt das Geächtetenmotiv. Hagen bietet den Kaufleuten Geleit und Frieden. Am Hof geben sich Horant und Irold als Geächtete aus. Wate erregt durch sein Aussehen und Benehmen das besondere Aufsehen des Hofes. Hagen fragt Wate, ob man bei ihm zu Hause sich auch so aufs Fechten verstehe wie in Irland. Wate stellt seine Meisterschaft am Fechtmeister und schließlich an Hagen selbst unter Beweis (Umbiegung des alten Hetel-Hagen-Zweikampfes). Horants Gesang erregt die Aufmerksamkeit des Hofes, insbesondere der jungen Hilde. Insgeheim wird er bei ihr eingelassen und bringt Hetels Werbung vor. Um seiner (Horants) willen gibt sie
W
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seinem Wunsche Gehör und will dem König hold sein. Trotz des Vaters huote gelangen die Helden leicht zum Ziel: ein Besuch auf den Schiffen, wo der Kaufmannskram ausgebreitet ist, wird erwirkt, noch bevor sich die Fremden verabschieden 1 ). Hilde wird auf dem Schiffe von den ihrigen getrennt, die Segel hochgezogen, die übrigen Besucher aus den Schiffen geworfen. Vergeblich ruft Hagen nach Waffen. An sofortige Verfolgung ist nicht zu denken, denn seine Schiffe sind durchlöchert und nicht fahrbereit. (Umbiegung des alten Erzählzuges, daß die Entführung in Hagens Abwesenheit erfolgte.) Inzwischen ist Wate mit den Flüchtigen in Walais gelandet. Dorthin kommt Hetel entgegen und Hilde wird ihm zugeführt. A m Abend schon naht Hagen mit seinen Schiffen. Hagen verwundet Hetel. (Es war ursprünglich die Todeswunde, die umgekehrt Hagen von Hetel empfing: die Umkehrung der Rollen gibt Wate Gelegenheit, für seinen Herrn in den Kampf einzugreifen. Dazu vgl. weiter unten S. X X X I I . ) Dann stößt er auf Wate: er schlägt auch ihm eine Wunde. Doch dieser erwidert den Hieb so, daß Hagen schwarz vor den Augen wird. Nun greift — auf Bitte Hildes — Hetel ein und bringt den Kampf zum Stillstand. Wate ist Arzt und sorgt für die Verwundeten. Hilde bittet ihn, auch ihren Vater und die Seinen zu heilen. Doch will Wate nicht eher helfen, als bis die beiden, Hagen und Hetel, sich ausgesöhnt haben. Hagen wird gefragt, ob er Hilden sehen wolle: er bejaht. Jetzt heilt Wate auch die Wunden König Hagens. Hetel lädt ihn in sein Land, wo Hochzeit mit Hilde gefeiert wird. Hagen erkennt Hetels Macht: versöhnt und zu*) Grund für den Aufbruch: Hetel hat nach uns geschickt, er will eine Versöhnung zustandebringen, sagt Wate. (Also sind sie als Geächtete außer Landes gefahren.)
XXXIII
frieden kehrt er heim. Und hätte er mehr Kinder gehabt, nach Hegelingen hätte er sie gerne hingegeben. Bei den ü b r i g e n Quellen scheiden wir nach solchen, die den Dichtungsverlauf wiedergeben (ganz oder teilweise) und nach bloßen Zeugnissen (Namen, örtlichkeiten, Erwähnungen), die auf die Existenz einer Hildedichtung schließen lassen, ohne Bestimmteres zu deren Verlauf auszusagen. Zur ersten Gruppe gehören: Skaldskaparmal der jg. Edda und Ragnarsdrapa. Saxo Grammaticus. Sorla^attr. Hdtta lykill (vgl. Symons S. XVI). Helgi Hundingsbani II (Symons S. XVI; bes. Str. 29). Balladen (Symons S. XXXI, Boer, ZfdPh 40, 184ff.). Lamprechts Alezander. Märchen und Sagen (Frau Hitt-sage; vgl. Symons S. LXXII) 1 ). Zur zweiten Gruppe gehören: Der Katalog des WidsiJ) und Deors Klage. Erwähnungen von Namen und örtlichkeiten. Stärker als die Auswirkungen der Hildedichtung auf andere Dichtungen, auf Chronisten und Namengebung, ist die Einwirkung, welche die deutsche Hildedichtung auf der Stufe des Epos von andern Dichtungen erfahren hat. Dafür kommen in Betracht: König Rother; die Salomosage, Schwanritterdichtung und Thidreksaga; Hugdietrich; Oswald; Tristan; Wolfram. Wir stellen die Hauptzüge heraus, verweisen im übrigen auf die Einleitung von Symons und die ausführlichen ') Zur Frage der märchenhaften Elemente in der Hildedichtung vgl. neben Panzer auch Jungandreas, Die Gudrunsage S. 109, Hartaen, Bausteine a. a. O. S. 115ff.
XXXIV
Inhaltsangaben (1948).
bei
Jungandreas,
Die
Gudrunsage
S k a k l d s a p a r m a l des Snorri und R a g n a r s d r a p a Namen: Högni und seine Tochter Hilde. Heöinn, Hjarrandis Sohn. Hjaöningavig (der Hedeninge Kampf). Högni holt Hedin auf den Orkney]ar (Insel Haey) ein. Verlauf: Hedin raubt Hilde, als Högni zu einer Königsversammlung ausgezogen war. „ D a begab sich Hilde zu ihrem Vater und bot ihm ein Halsband zum Vergleich von der Hand Hedins. Und in einem zweiten Satze sagte sie, daß Hedin bereit sei zu kämpfen und Högni von ihm keine Schonung zu erwarten habe." Hedin selbst bietet Högni Versöhnung an. Zu spät: das Schwert Dainsleifr ist aus der Scheide gezogen, das muß eines Mannes Mörder werden. Kampf bis zum Abend. Hilde erweckt in der Nacht durch Zauberei alle die tot waren. Tag für Tag dauernder K a m p f : die Gefangenen, die zu Stein werden, stehen bei Tagesanbruch wieder auf und kämpfen erneut mit. Ragnarsdrapa: Hilde, trugsinnend, stillt die blutenden Wunden; sie bietet ihrem Vater Högni einen Halsschmuck zur Versöhnung an, reizt aber zugleich die Könige zum Kampfe. Högni schlägt zornig das Anerbieten aus, und die Schlacht beginnt aufs neue 1 ). Saxo
Grammaticus
Namen: Hithinus, ein norwegischer König. Frotho, sein Freund. Hilda, Tochter des Höginus, König der Juten. Der zweite der Zweikämpfe findet bei der Insel Hithinsö statt. (Die Orkneyinseln werden beiläufig er') Jungandreas a. a. o. S. 37. J a n de Vries, Altnordische Literaturgeschichte, Bd. I, S. 48ff. (1941).
XXXV
wähnt: Frotho entsendet, als die Kosten für den Unterhalt des Heeres täglich drückender wurden, Wikinger aus, um Lebensmittel zu beschaffen; einen namens Glomerus schickt er nach den Orkneyinseln). Verlauf: Hithinus verliebt sich, ohne Hilde je gesehen zu haben, in sie (der Ruf großer Schönheit ging ihr voran). Hithinus und Höginus unternehmen als Freunde einen gemeinsamen Raubzug. Höginus ist von stattlicher Gestalt und starren Sinnes, Hithinus von sehr schönem Aussehen, aber eher klein. Höginus verlobt seine Tochter mit Hithinus. Da wird Hithinus bei Höginus zu Unrecht verdächtigt: er sei Hilde vor der Ehe zu nahe getreten. Höginus, leichtgläubig, greift Hithinus an und besiegt ihn. Der Besiegte eilt nach Jütland zurück. Frotho sieht den von ihm gesetzten Frieden erschüttert; eine Versöhnung scheint unmöglich. Höginus fordert seine Tochter zurück. Im Zweikampf der beiden Könige wird Hithinus gefährlich verwundet; Höginus aber läßt Milde walten und tötet den jungen Gegner nicht. Beide begannen sieben Jahre darauf den Kampf aufs neue bei der Insel Hithinsö und starben an den Wunden, die sie sich gegenseitig schlugen. Hilda soll von solcher Leidenschaft für ihren Gatten ergriffen gewesen sein, daß sie in der Nacht durch Zauberlieder die Seelen der Erschlagenen wieder erweckte, um den Kampf zu erneuern und Hithinus leben zu sehen. Sorla{)attr. Mythologischer Rahmen: Freya war durch Loki ihr Halsband entwendet worden. Odin will es ihr herausgeben, wenn sie zustande brächte, daß zwei Könige entzweit würden, kämpften, fielen, wieder zum Leben erweckt erneut kämpften, bis ein Christ sie von ihrem Fluch erlöste. Personen und Orte: Hafdan und Hvedna, König
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und Königin über Dänemark, haben die zwei Söhne Högni und Hakon. Tochter Högnis und einziges Kind ist Hildr, berühmt in Finnland wie in Paris. Hjarrandi heißt ein König von Serkland (Land der Sarazenen), Hedin seinSohn, der Krieg führt in Spanien und Griechenland. Göndul heißt die Frau auf dem Stuhle, Vertreterin der Überwelt Freyas: sie stachelt zum Kampf. Hedin fragt nach einem, ihm gleich an Tapferkeit und Kühnheit. Sie nennt Högni. Hedin sucht Högni auf und nennt ihm sein Ziel: sich mit ihm zu messen. Beide erweisen sich als ebenbürtig und schließen Blutsbrüderschaft. Zweite Begegnung mit Göndul: „Ihr seid nicht gleich." „Er wird mir Hilde geben, wenn ich bitte." Göndul: „Nicht bitten. Zeige Mut und raube sie ihm und erschlage die Königin." Als Högni abwesend ist auf einem Kriegszug, nimmt Hedin Hildr und die Mutter gefangen. Trotz der Warnungen Hildrs stößt Hedin die Königin nieder. Dritte Begegnung mit Höndul: durch einen Trunk aus dem Horn gehen Hedin die Augen auf über seine schwere Tat. Er nimmt sich vor, mit Hildr weit weg zu fahren. Högni, der das Unheil erfährt, segelt nach und holt ihn ein bei der Insel Ha. Hedin erklärt sich verführt von böser Prophezeiung und bietet Vergleich und Sühne an. Högni würde den Raub Hildens verzeihen, nicht aber die Tötung der Königin. Sie kämpfen, und selbst wenn sie sich bis zu den Schultern spalten, stehen sie wieder auf. Hildr sitzt in einem Haine und schaut dem Kampfe zu. Nachgeschichte: Olaf Tryggvason erlöst sie, 143 Jahre später 1 ). 1
) Einzelheiten bei Jungandreas S. 47.
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Helgi H u n d i n g s b a n i (vgl.Thule Bd.I, S. 149—50). Die für unser Gedicht in Frage kommende Strophe 29 gehört nicht in den alten Zusammenhang des Helgiliedes, sondern ist als eine lose Spruchstrophe (Lioöahattr-Str.) in das Eddalied hineingekommen. Der Übersetzung von Symons: „gern möcht' ich durch Zauber die Toten ins Leben zurückrufen" halte man die von Frings (Beitr. 54, 406) entgegen: „Gern würde ich den Toten das Leben gönnen, wenn ich in deinen Armen ruhen dürfte." Es ist die Antwort auf Helgis Trost an Sigrun: „Tröste dich, Sigrun. Hild*) bist du uns gewesen: nichts vermögen die Helden wider ihr Geschick." Hild erscheint in dieser Version zwar als die Veranlasserin des Streites, nicht aber als ewige Kampfreizerin und Totenerweckerin. Die Chronologie der Strophe ist unsicher: sie ist wohl erst spät, Anfang des 12. Jhs. entstanden 1 ). B a l l a d e n bezeugen das Nachleben des Hildestoffes im Norden. Ehemals schien die Shetlandballade besonders aufschlußreich: sie wurde noch aus der Ende des 18. Jhs. aussterbenden norwegischen Sprache der Shetländer aufgezeichnet. Wichtig an ihr ist einzig, daß auch hier die Orkneyinseln als Schauplatz festgehalten sind. Eine Besprechung im einzelnen ist nach dem Stande der heutigen Forschung unnötig 3 ). L a m p r e c h t s A l e x a n d e r : sein Zeugnis ist von hohem Werte, auch wenn wir uns klar sind, daß es erst aus dem 12. Jh. stammt. Nach dem Text der Vorauer Handschrift lautet die Stelle V. 1321 ff.: 1
) Hüdr ist sprechender Name: „Kampf"; als solcher auch Walkürenname. s ) de Vries, Altnordische Literaturgeschichte Bd. II, 57. ») Text bei Symons S. X X X I I .
XXXVIII
man saget von dem stürm der ûf Wolfenwerdegeseah — dâ Hilten voter tôt gelach — zewisken Hagenen unde Waten: sô ne mohter herzô nieth lcaten. 1325 iedoch ne mohte nechain sin, noch Herewich noch Wolfunn, der der ie gevaht volcwich dem chunige Alexander gelich. man list von guten chnehten, 1330 die wol getorsten Vehlen, in Troiâre liede, ê sich ¿1er stürm geschiede, Achilles unde Hector, Paris unde Nestor, 1335 die manich tûsint erslûgen und die ouch scarfe gère trügen: sô moht under in allen zû Alexander niuht gevallen. Das Verständnis der Verse 1321—1323 hängt schon an der Interpunktion4). Bei einem gewaltigen Kampf zwischen Hagen und Wate hat Hildes Vater Hagen den Tod gefunden : das scheint mir die sinnvollste Interpretation der Stelle. Im Epos verläuft der Kampf zwischen Hagen und Wate ohne Resultat, aus Gründen, die wir noch erörtern. Der Kampfplatz — Wolfenwert-Wulpinwerd — ist im Kudrunteil noch festgehalten bei der VerfolgungsIn der Straßburger Ha: üf Wulpinuierde (wlpimoerde).
») Die Literatur dazu bei Symons S. X L I . Boer, ZfdPh 40 (1908) S. 207. Der Interpretation von Symons auf S. X L H kann ich nicht beipflichten. Zur Interpretation der Alexanderstelle vgl. Fr. Neumann, AfdA 69 (1956) S. 28. H.W.J.Kroes, Die Hildestelle in Lamprechts Alexanderlied und die Kudrunsage, Neophilologus 39 (1955) S. 258ff. Dukua Horant, Tübingen 1964, S. 121.
XXXIX
Schlacht, die dort nun Hetel gegen den Entführer Hartmut und dessen Vater Ludwig ausficht. Die Dichtung, die Lamprecht bezeugt, ist aber in einem wichtigen Punkte gewandelt: Hagen fällt zwar, aber nicht durch Hetel, wie auf der ältesten Stufe, sondern durch Wate, dessen Helfer. Ich meine, daß diese Änderung durch jene neue Form der Dichtung bedingt war, die eine F o r t s e t z u n g angefügt hatte: diese — die Kudrungeschichte — ließ es nicht zu, daß sich Hilde mit Hetel, als dem Töter ihres Vaters, verheiratet hätte. So mußte er dieser Rolle entbunden werden und der riesenhafte Kämpe Wate übernahm den Waffengang. Lamprecht sagt nichts über Hetel aus; es steht nicht im Text, daß Hetel zuvor durch Hagen den Tod gefunden und dann durch Wate gerächt worden wäre. Auch Hetels Tod im Kudrunteil auf Wülpenwerder beweist nichts; denn dort steht Hetel in der Rolle Hagens: s e i n Tod ist uns durch Lamprecht überliefert. Im größern Zusammenhang unserer Stelle ist vorwiegend von Zweikämpfen die Rede, wo Ebenbürtige sich begegnen. Herwig muß von Hause aus eine Rolle gehabt haben, die ihn mit Wolfwin zusammenführte: unser Dichter hat noch davon gewußt. Ins Epos ist nurmehr Herwig eingeführt und in einen ganz neuen Zusammenhang gestellt. Lamprecht kannte bereits eine Form der Hildedichtung, die sich mit einer Kudrundichtung verbunden hatte, die sich aber durchaus noch nicht völlig deckte mit dem mhd. Epos: dieses läßt den Zweikampf zwischen Hagen und Wate ohne den Schatten der Tötung Hagens ausgehen, ein Schatten, der für einen feinern Geschmack noch immer die Ehe der Tochter Hilde mit Hetel belastet hätte. Erst der letzte Epiker hat den Kudrunteil über den Kunstgriff der Wiederholung hinaus zur eigentlichen Krönung der Dichtung ausgestaltet:
XX
hätte er die Tötung Hägens belassen, so wäre die Wirkung der Tötung Hetels, auf dessen Schicksal nun der Angelpunkt der Gesamterzählung ruhte, abgeschwächt worden. Wenn Wate und Hagen sich unentschieden trennen, so ist dies nun wie ein Vorspiel auf die Begegnung zwischen Ludwig und Hetel. Und auch hier bleibt, folgerichtig, der Entführer selbst, Hartmut, am Leben, wie im Hildeteil Hetel, als Wate den Hagen erschlug. Ein erster Schritt der Entfaltung des Kudrunteils aus der Hildegeschichte ist durch Lamprecht, wenn auch nur andeutungsweise, festgehalten worden. WidsiJ) erwähnt nur Namen, aber doch in der Form einer dichterischen Gattung, derjenigen der Merkdichtung. Der Weitfahrer zählt auf, was er an Wissen besitzt über die Dynastien der Völker des 4.—6. Jhs. Es wird erwähnt V. 21S.: Hagena (herrschte über) Holm-Rygum and Heoden (herrschte über die) Glommen. Witta weold Swaefum (Schwaben), Wada Haelsingum1). Die Inselrugier sind nach Jordanes an der Weichselmündung zu suchen, die Glommen werden (Much) an der pommerschen Küste vermutet. Die Haelsungen hält man l
) Der Helfer Wate ist der nordischen Überlieferung unbekannt. Entsprechend seinem Namen (an. Vadi, ags. Wada) ist er von Haus aus ein riesischer „Water". Noch im Epos
kennt er die rehten ivazzersträze (836) und weiß die wazzermsere
zu erzählen (1128). Er scheint ursprünglich in die Reihe WateWitege-Wieland zu gehören und dürfte nicht seit alters der Hildedichtung zugehören. Er ist wohl ein Zuwachs des wikingischen Liedes an der Scheidemündung und gehört deshalb dem westnordischen Zweig der Überlieferung nicht mehr an .Dies schl ießt nicht aus, daß die Erinnerung an ihn, als den Fürsten der Heisinge, aus der alten Heimat der Angeln stammt. Vgl. S. Gutenbrunner, Schleswig-Holsteins älteste Literatur, Kiel 1949, S. 77. Zum Namen Wate in Ortsnamen vgl. A. Bach, Deutsche Namenkunde, Heidelberg 1954, Bd. II, 1, S. 365.
YT.T
auf Grund von ON ebenfalls für ein Ostseevolk 1 ). D e o r s K l a g e ist ein Rückblickslied eines Sängers, der die Gunst seines Herrn verloren hat. E r tröstet sich im Blick auf Gestalten der Heldendichtung. Er war der Heodeninga sköp . . . bis daß Heorrenda nu, leopcraeftig mon, londriht gepäh (der liederkundige Mann, das Amt empfing). Wie WidsiJj eine relativ späte Schöpfung des 8. Jhs. Noch Lamprechts Alexander erwähnt den Inselkampf. Das Alter des Scemilieus für unsere Dichtung bezeugen die Angaben von WidsiJ) (Hagen als Herrscher der HolmRygier), Hedinsey der Helgakvi{>a sowie Hühinsö des Saxo. Dagegen haben alle westnordischen Quellen (mit der Ausnahme der Hkv.), den Kampf auf den Orkneys lokalisiert, die Shetlandballade mit eingeschlossen, und zwar genauer noch auf Haey (SorlaJ>attr: Ha), dem jetzigen Hoy oder Huy, die südwestlichste der größeren Orkaden. Hedinsey genießt zweifellos schon als sprechender Name den Vorzug des Alteren: in ihm ist der Name Hedins enthalten. Im Verlaufe der Wikingerzüge hat sich die neue Blickrichtung nach dem Westen eingestellt, als die Nordleute das Inselreich im Norden Britanniens erschlossen. Ursprünglicher war der Osten'). Bei Hedensö hat man schon immer an Hiddensee, die Ostseeinsel bei Rügen gedacht. Dort erhebt sich die Steilküste des alten Arkona, dessen nordische Form *Orku geheißen haben mag. Der Anklang an die Orkaden könnte die Übertragung mit verursacht haben. Die wikingisch-deutsche Überlieferung führt uns in die Niederlande, zur Scheldeinsel Wulfen *) Heisingborg, Helsingör (zwischen Seeland und Schonen). Gutenbrunner a. a. O. S. 77. 2 ) Vgl. Jungandreas, Die Gudrunsage a. a. O. R. 200.
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(mhd. Wülpenwert oder Wülpensand). In der Weaterachelde oder Honte lagen mehrere Inseln, unter anderen die benachbarten WtUj>en und Coesant, die noch durch einen Wasserarm, genannt Heydenzee, getrennt waren, biß sie im 14. J h . durch Versandung zusammenwuchsen. Im 16. Jh. ging der ganze Komplex in großen Fluten unter bis auf ein Stück, das noch im 18. Jh. als Wulpenpolder bekannt war, ehe auch es überschwemmt wurde. Heydenzee neben Wulpen ist natürlich von großem Interesse: die älteren Formen lauten 1250 Hedinzee, 1168 Hiddeneze1). Die Gründe für die Lokalisierung der Hildedichtung in dieser Gegend liegen nahe: als das nordische Lied durch die Normannen auch nach den Niederlanden getragen wurde, hat Hiddeneze, durch den lautlichen Anklang an Hithinsö, die Verlegung des Schauplatzes an die Scheidemündung bewirkt. Da aber Hiddeneze ein Wasserarm der Scheide und keine Insel war, der Kampf selber jedoch als Inselkampf fest in der Vorstellung des Dichters verwurzelt blieb, wurde das angrenzende Witlpenwerder zum Schauplatz der Kämpfe. Hinweise, wonach im Mittelalter dort häufig Flottenkämpfe stattgefunden haben, fehlen nicht, so daß es naheliegt, in der örtlichkeit einen seit Urzeiten strategisch wichtigen Platz zu sehen 4 ). 1 ) Zu den Namen im Bereiche der Ostsee und der Niederlande vgl. Much, Der germanische Osten in der Heldensage, ZfdA 57, bes. S. 149ff. S. 154ff. Jungandreas, ZfdPh 53, 129ff, ebda. 68, 4ff; ZONF 8, S. 18 (mit kritischen Bemerkungen von J. Schnetz; femer J. W. Muller, ZONF 4, 84ff.). F. R. Schröder, Die Sage von Hetel und Hilde, DVS 32 (1958) S. 38 ff. (bes. auch zu den PN. der Dichtung). *) Vgl. Frings, ZfdA 61 (1924) S. 192ff. K. E. Freitag, Neophilologus 13 (1927) S. 256ff. R. Meissner, Guatrate ZfdA 60 (1923) S. 129ff. J. W. Vorrink, DieUrgudrun, Levende Talen 1963, S. 603 ff. Zu Wülpenwert S. 621 ff.
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Eine älteste Ostseedichtung von Hilde könnte als ein Heldenlied etwa so ausgesehen haben: Hedin, der Glommenfürst (Widsi})) hört von Hildens Schönheit, der Tochter Högnis, und verliebt sich in sie, ohne sie je gesehen zu haben (Saxo). Högni, der König der Insel-Rygier (WidsiJ)), ist von starrem Sinne (Saxo); er gibt seine Tochter nur einem Fürsten, der ebenso tapfer und kühn ist wie er selbst (Kudr.). Hedin zieht unerkannt als Becke an Högnis Hof und mißt sich mit ihm im Kampfe: Beide sind ebenbürtig und schließen Blutsbrüderschaft (Sorla^attr; Kudr: auf Wate übertragen). Högni verlobt ihm seine Tochter. Als er sie aber nach Hause führen will, da verweigert sie ihm Högni, denn Hedin wurde bei ihm zu Unrecht verdächtigt: er sei Hilde vor der Ehe zu nahe getreten (Saxo). Da entführt Hedin mit ihrem Einverständnis Hilde, als Högni zu einer Königsversammlung ausgezogen war (Snorri, Sorlafiattr, Spuren Kudrun). Högni, als er vom Unheil erfährt, segelt nach, die Winde sind ihm günstig, und er erreicht die Flüchtigen bei der Insel Hiddensee (Saxo; allgemein: der Inselkampf). Da begab sich Hilde zu ihrem Vater Högni und bot ihm Versöhnung an. In einem zweiten Satze aber sagte sie, daß Hedin bereit sei zu kämpfen und Högni von ihm keine Schonung zu erwarten habe (Skaldskaparmal: Mit dem Nachsatz zielt Hilde auf die Ehre des Vaters, die ihr über Liebe und Leben ihres Geliebten steht). Da entbrennt der Kampf: Högni fällt von der Hand Hedins. Daß Hilde danach an der Seite Hedins weiterlebt, ist nach dem Vorausgegangenen nicht anzunehmen. Auf der ältesten Stufe war Hetel selbst der Werber. Wate und Horant sind erst später als Helfer dazugekommen. Genauer gesagt : ihre Rolle, die sie im Hildeliede
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einnehmen, wird erst jüngere, „wikingische" Zutat sein. Als N a m e n von Fürsten gehören sie nach den altenglischen Zeugnissen schon dem Norden an. Die Namen können die Rolle angeregt haben, die uns jedenfalls erat auf deutscher Stufe greifbar wird. Die Scheidemündung ist der Raum, in dem niederländisch-englisch-wikingische Liedgemeinschaft denkbar wird 1 ). Die Werbung durch Kaufleute wird erst spielmännischdeutsch sein: sie erfolgt nun ohne Hetels Mitwirkung*). Doch ist die alte Erzählform in der Kudrun nicht gänzlich untergegangen, sondern, wie so vieles andere, im zweiten Teil gerettet: Hartmut entführt Kudrun in Abwesenheit des Vaters durch Gewalt, nicht durch Boten. Hetel verfolgt die Fliehenden: auf einer Insel Wülpenwerder entbrennt der Kampf, in dem der Vater der geraubten Königstochter den Tod findet. Einige weitere Punkte bleiben zu überdenken. Ich halte gegen Symons (S. XXVII, XLVIII) die Entführung als Einleitung der Dichtung für älteste Gestalt, nicht erst für westnordische Stufe und der Einspruch von H. Marquardt scheint mir ebensowenig zwingend: „Da nun die germanische Heldensage den ohne Grund die Tochter verweigernden Vater nicht k e n n t . . , 3 )." Bei einer Gattung, ') Nach Panzer (S. 312) ist Horant der „Geächtete", der landflüchtige Recke. Dagegen erwägt Jungandreas (S. 203) einen alten Sängernamen: der „Schnarrer", in dem der Name zu an. hjarra f. „Türangel" gestellt wird. Die Helfer hätten dann sprechende Namen gehabt: Wate als Wasserriese und Kenner der Wasserwege, Horant (Hjarrandi, Heorrenda) neben dem Vertreter gewaltiger Kraft derjenige des Witzes und der List. *) Über Anleihen des letzten Epikers bei Gottfrieds Tristan (Str. 242—97) vgl. H. Schneider, Tristan u. Kudrun, ZfdA 64 (1927) 298 ff. 3) ZfdA 70, 6.
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die wir nur aus Bruchstücken kennen, sind derartige Schlüsse nicht zulässig. Müßig erscheint, eine Sippenfehde zwischen Hagen und Hedin zu ersinnen, um dadurch das nur beiläufig verwendete Geächtetenmotiv zu erklären: hierin liegt spätere Ausschmückung von Hetels kühnem Reckentum. Besonders die deutsche Dichtung ist dank der Spielmannsphantasie nach dem Werbungsschema reich ausgeschmückt worden. Hetel geht nicht mehr selbst, sondern seine Helfer Wate und Horant leisten nun alles; er bleibt als vornehmer Fürst im Hintergrund. Horants Bolle wird ausgebaut nach dem Schema: „Liebe durch Gesang erworben." Dazu kommt Fruote, dem die Kaufmannslist anvertraut wird. Der Wülpenwerder war aus der Hildedichtung in dem Augenblick ausgeschaltet, als er zusammen mit dem blutigen Inselkampf, in welchem nun Hetel in der Rolle des früheren Hagen den Tod findet, in den zweiten, den Kudrunteil abgewandert war. Erst nachdem der Hildeteil aus einem tragischen Heldenlied in eine glücklich endende Brautraubgeschichte, deren Schwergewicht nun nicht auf dem Kampf, sondern der listigen Entführung liegt, gewandelt war, wird überhaupt eine Fortsetzung der Geschichte möglich. Der Hildeteil wird zum heiter-spannenden Vorspiel, das auf den Kudrunteil hinführt, der auf einen ernsteren Grundton gestimmt ist. Mit feinem Gefühl für das nötige Achtergewicht der Dichtung sind einige, einst tragisch belastete Motive der Hildedichtung für den zweiten Teil aufgespart, wo nun die Tragik nicht einfach durch Aufschub und Erzählverlängerung hinausgeschoben, sondern von innen her überwunden wird1). Die Hildegeschichte der Kudrun ist nach dem Werbungsschema ausgestaltet und berührt sich damit 1 ) Vgl. w. u. S. LI. Ferner H. Repp, Daa Problem des Tragischen in der Gudrunliteratur, Diss. Köln 1928.
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einerseits mit der Spielmannsepik, anderseits aufs nächste auch mit der Fornaldarsaga1). Im Gegensatz zum deutschen Weg ist die Dichtung im Norden in die Nähe niederer Mythologie gelangt: Hildr, dürstend nach dem Blut der Toten, diese aufs neue immer wieder erweckend. Damit ist Hildens eigentliche Rolle mißverstanden. Im Liede geht Hilde zum Vater hin, um eine Versöhnung einzuleiten: da sie dem Entführer freiwillig gefolgt ist, erscheint es als ihre Pflicht, sich dem Vater als Vermittlerin zu stellen und den Entführer von der vollen Verantwortung zu entlasten. In einem Nachsatz, in dem sie durchblicken läßt, daß Hedin den Kampf mit Hagen nicht scheut, appelliert sie an die Ehre des Vaters, stellt diese über den Geliebten, denn Hagens Ehre kann nur durch den Zweikampf wiederhergestellt werden. Hilde steht so im Mittelpunkt des alten tragischen Liedes: unvermittelt bricht der Appell an die Ehre und damit die Bindung an die eigene Sippe als das Stärkere durch. Der Ausgang macht die Tragik erst ganz: Hagen wird gefällt durch den Entführer; einer Ehe mit dem Mann, dem sie folgte, stünde nichts mehr im Wege, außer ihr eigenes Herz. Sie kann nicht dem Töter des Vaters folgen, aber auch die Rückkehr in die eigene Sippe hat sie verwirkt. Ich stimme H. Marquardt durchaus zu: ,,Daß sie weiterlebt, ist undenkbar" '). Wir verstehen nun aber auch, wie leicht die Rolle Hildes mißverstanden werden konnte. Schon wegen der *) Vgl. Gutenbrunner a. &. O. S. 85ff. Mit später nordischer Einwirkung auf das Spielmannsepos des 12. Jhs. ist zu rechnen: man vgl. das Verhältnis Thidreksaga und ältere Nibelungen Not. *) Das tragische Problem spielt im Helgilied nach einer neuen Seite: es ist die Frau, die sich von den Sippenbanden losreißt, um einzig ihrem Geliebten zu leben.
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Namensgleichheit stellte sich im Norden die Vorstellung der Walküre ein, die zwei Heere zum Kampf reizt: das ist entschieden jüngerer nordischer Geschmack. Die deutsche Dichtung hat demgegenüber einen Weg gefunden, Hilde ein Weiterleben an der Seite Hetels zu ermöglichen: wie der Alexander Lamprechts bezeugt, ist Wate in die Rolle Hetels eingetreten: er erschlägt Hagen. Eine ausführliche Begründung, hauptsächlich gegenüber abweichende Ansichten H. Schneiders, G. Baeseckes und Th. Frings', kann an dieser Stelle nicht erfolgen1). H. Schneiders ältestem anglischen Hildelied scheint der tragische Zündstoff zu fehlen, ohne den ein Heldenlied nur ein Schatten bleibt. Ich glaube nicht daran, daß zunächst ein ganz einfacher, nur umrißhafter Erzählstock angenommen werden darf, dem heldenliedartige Kennzeichen erst sekundär zugewachsen sind: wir müssen entweder das Heldenlied von Anbeginn der Dichtung ansetzen, oder dann überhaupt auf einen frühen Ansatz verzichten'). Dies letztere hat Tb Frings in eindeutiger Konsequenz getan. Er scheidet die Widsijwtelle aus und hält das Zusammentreffen von Hagena, Heoden und Wada weitgehend für Zufall. Das Hildelied ist als ein echtes Wikinglied zur Welt gekommen8). Das Lied ist Germanische Heldensage (Pauls Grundriß) Bd. I (1928); auch: Deutsche Heldensage (Göschen) Berlin 1930. G. Baesecke, Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums Bd. 1 (1940) S. 394ff. *) Dagegen F. B. Schröder: „aus uraltem Brauchtum läßt sich auch die Sage von Hilde und Hetel erklären"; eine nähere Begründung, in bezug auf das Hildelied, wird nicht gegeben für das „Herauswachsen des heroischen Liedes aus der älteren sakralen Poesie". GRM 27 (1939) S. 346ff. Mit vertiefter Begründung DVS 32 (1958) S.18ff. >) Th. Frings: Hüde, Beitr. 54 (1930) 391 ff. Doch vgl.DVS 19, Referatenheft S. 155f., wo nun die Möglichkeit eines Hildeliedes des 5. Jhs. eingeräumt wird.
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von den Dänen im 9. Jh. den Norwegern und FraDken an der Scheidemündung zugetragen worden. Das Verhältnis der Hildedichtung zur Spielmannsdichtung sowie zur Fornaldarsaga und Märchendichtung ist von Boer, Panzer, Frings und Jungandreas nach allen möglichen Gesichtspunkten durchleuchtet worden 1 ). Entlehnungen der mannigfachsten Art bleiben vielfach unbestritten, wenn auch noch keinesfalls Einhelligkeit der Forscher erzielt ist. Aber trotz allem Scharfsinn und der Kombinatorik der Quellenforschung ist es auch Jungandreas nicht gelungen, eine Stoffgeschichte zu schreiben, die nicht bloß stammbaumartig alle Quellen irgendwo unterbringt, sondern die verstanden werden kann als Dichtungsgeschichte: ihr Weg ist nicht eine allmähliche „Anreicherung", was eine Unzahl von Stufen und Entlehnungen erheischt; bei ihr geht es um wenige Aneignungen, aber von neuen geistigen und formalen Voraussetzungen aus. Nachdem die Quellenlage nicht entfernt so günstig ist wie beim Nibelungenliede, muß es Ziel der Literaturgeschichte sein, die Zeitstufen als Stilstufen, als das dichterisch Mögliche, immer schärfer zu fassen und ebenso den Dichter als Typus : da so viele Unbekannten bleiben und wegen der Unübersehbarkeit der stofflichen Beziehungen bestehen bleiben müssen, werden wir uns mit Vorsatz darauf verlegen müssen, die i n n e r e Geschichte dieser Dichtung zu ergründen. Viele der nebensächlichen Beziehungen und Berührungen werden damit allerdings nicht erfaßt und eingeordnet; sie dürfen aber auch den Blick nicht davon ablenken, daß wirklich bedeutende ') Zum Thema „Brautwerbung" de Vriea, GRM 9 und 10 (1921/22); Baesecke, Münchner Oswald (1907) S.266ff.; Frings und Braun, Berichte üb. d. Verh. d. Sachs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 96, Heft 2 Leipzig 1947. J. Caries, Le poème de Kûdrûn, Paris 1963, S. 139ff.
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Neuschöpfungen singulare Ereignisse sind: sie entstehen, wenn die Distanz zur Überlieferung so groß geworden ist, daß die gleitende Anpassung des naiv reproduzierenden Künstlers nicht mehr genügt, eine Dichtung zu retten, die doch noch rettungswürdig erscheint. Neuschöpfung ist nur möglich, wenn sich zwei eigenständige Welten in der Persönlichkeit des e i n e n Dichters fruchtbar zu begegnen vermögen.
Kudrundichtung Ein Heldenlied von Kudrun, das dem zweiten Teil des Epos als selbständige Fabel zugrundeläge, h a t bis heute niemand nachweisen können. Wohl aber sind altheldische Motive vorhanden, die dem Kudrunteil ein besonderes Gepräge verleihen als einer Dichtung, die nicht rein als hochmittelalterlicher R o m a n verstanden werden kann. Das hohe Alter des Kudrunteils scheint uns bereits durch Lamprecht bezeugt 1 ). Der Schoß dieser Dichtung, der Alles an wesentlichen Bauformen bereithält, ist die Hildedichtung 2 ). Was aus diesen Ansätzen schließlich geworden ist, daran hat der spielmännische, in letzter und erster Linie aber der höfische Epiker den entscheidenden künstlerischen Anteil. Bevor wir auf diese Leistung zu sprechen kommen, mag an einigen Beispielen die Schichtenbildung der Kudrundichtung aufgezeigt werden. M Vgl. S. XXXIf. ) H.VV. J.Kroes,Kudrunprobleme,Neophilologus38(1954) S. 11 ff. lehnt diese Grundauffassung ab. Wir verkennen natürlich nicht, daß Hildefabel und Kudrungeschichte tiefgreifend abweichen. Dieser Abstand offenbart gerade die innere Geschichte, welche die Dichtung vom Lied zum Epos gegangen ist. 2
L H e r w i g 1 ) : der von Lamprecht schon bezeugte Name muß im Gefolge der spielmännischen Aufschwellung der alten Fabel eingetreten sein. Teile seiner Rolle können älter sein und aus einer eigenen, heute aber keineswegs greifbaren Herwigdichtung stammen, z. T. aber auch aus der älteren Reckenrolle Hetels im Hilde teil. Das „lihte künne" Herwigs ist ein Anlaß zu Widersprüchen (vgl. Panzer 8. 334ff.). Angeblich kennt man ihn, trotzdem muß er Aufklärung über sein Geschlecht geben (Str. 651). Das Motiv ist Str. 656 in Scherz aufgelöst. Grundriß der Herwigwerbung ist offenbar: ein Held weist sich nicht durch seine Ahnen, die unbekannt sind, sondern als Recke durch Waffenkühnheit über seinen Adel aus. Das sind Ansätze: eine „Herwigsage", wie sie Symons S. LVI vertritt, dürfte kaum mehr haltbar sein. Die Figur bleibt im Ganzen eher blaß, in eine neue Rolle gestellt, zu der sie von Hause aus keine Substanz mitbringt. Nach der Schlacht auf dem Wülpenwerder zeigt Herwig sich keineswegs als Betreiber der Rache und Verfolgung. Die entscheidenden Antriebe gehen von Hilde aus. Er hingegen muß zur Rachefahrt aufgeboten werden. In der Begegnungszene am Strand bleibt er im Schatten des stärker beleuchteten Bruders Ortwin, der aus der Sippe Hildes kommt. Auch die Tötung Ludwigs durch Herwig wird vom Dichter nicht in besonders hohem Maße gewürdigt. In einer „Herwigsage" würden wir ihn als den Rächer am Nebenbuhler Hartmut erwarten. In der Dichtung wird er aber zum ') Vgl. Jellinek, Beitr. 40 (1915) S. 446 ff. Neben Herwig, dessen Volk nach Str. 641 ze Oedais sitzt, ist auf dem Umweg über diesen Ländernamen, der den Einfluß Wolframs verrät, der in seiner Rolle sehr undeutlich bleibende Held Wigalois dreimal erwähnt. (Aus einem Beinamen Herwigs von Oalaisf Jungandreas ZfdPh 54, 23). Zur Gestelt Herwigs vgl. W. Hoffmann, Wirkendes Wort 14 (1964) S. 236.
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Retter Hartmuts vor den Schlägen Wates: wie noch zu zeigen ist, als ein Repräsentant eines neuen Geistes, einer neuen Generation, worin er auf einer Ebene mit Kudrun, Ortrun, Ortwin und Hartmut steht. Für den Dichter zunächst kaum viel mehr als ein Name, wird er dem neuen Geiste dienstbar gemacht, der seine gültigste Verkörperimg in Kudrun selbst erfahren hat. H a r t m u t 1 ) : Seine Werbung wird durch Hetel abgelehnt und mit der Unebenbürtigkeit des Werbers begründet. Das Motiv bleibt blind, bestehen doch am Schluß keinerlei Bedenken, seine Schwester Ortrun mit Kudruns Bruder Ortwin zu verheiraten, jene zwei jungen Gestaltungen der Kudrundichtung, die schon durch ihre Namen auf ihre künftige Verbindung vorbereitet sind. Ferner ist es Hartmut selbst, der sich am Ende nach der Ebenbürtigkeit der ihm zugedachten Hildeburg erkundigt. Die Werbung Hartmuts ist reich an typischen Zügen (vgl. Orendel 2337ff„ Panzer S. 239ff.). Die Beratungsszene entspricht weitgehend derjenigen des Hildeteils. Den werbenden Boten gegenüber zeigt Hetel den Rest einer Gesinnung, die aus der Rolle Hagens geborgt ist, einem älteren Bilde des tyrannischen Fürsten. Nur das Geleite Hörants kann die Boten vor einer Behandlung retten, die allem Recht zuwiderliefe (Str. 607—608). In der Kemenatenszene will Hartmut, der persönlich als Werber auftritt, zuerst die Königin selber sehen. Im Widerspruch zu allem, was voraufgeht, kommt er Str. 624—626 als imbekannter Held an den Hof und gibt sich nur insgeheim bei seinem wahren Namen zu erkennen. Kudrun ist ihm günstig gesinnt, warnt aber vor der Entdeckung durch den Vater. i) Jellinek, Beitr. 40 (1915) S. 456ff.
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In Abwesenheit des Vaters raubt Hartmut dessen Tochter Kudrun, entsprechend dem Entwurf des Hildelieds. Doch erfolgt nun, im Widerspruch zum erwähnten Einverständnis Kudruns, die Entführung wider ihren Willen, da für den Dichter jetzt die neue Konzeption maßgebend ist: Kudrun ist die Verlobte Herwigs. Über ihren Gesinnungswechsel bringt das Epos nichts Eindeutiges an (vgl. Str. 763). Das Einverständnis mit dem Entführer ist ein Rest der Hildedichtung. Auch die Verfolgungsschlacht bewahrt Älteres: einer aus dem Gefolge der Entführer erschlägt den Vater der Entführten. Mit Rücksicht auf den zweiten Teil der Geschichte war schon auf spielmännischer Stufe Wate an Stelle Hetels getreten. Entsprechend tut auch hier nicht Hartmut selbst die Tat, da er im Hinblick auf den versöhnlichen Schluß davor bewahrt bleiben muß: so führt dessen Vater und Begleiter Ludwig, wie Wate ein Vertreter der alten Generation, den tödlichen Schlag. Wenn Kudrun nun Hartmut die Einwilligung in die Ehe verweigert, so ist nicht wie auf der ältesten Hildestufe die Ehre der Sippe in erster Linie maßgebend, sondern triutoe zu den Ihren und zum Verlobten. Es ist auch triuwe, die vom Schicksal die Wiederherstellung der gestörten Ordnung durch gerechte Rache erwartet. Kudrun steht beim Zweikampf auf Wülpenwerder nicht in tragischem Konflikt zwischen Geliebtem und Vater: sie ist eine unfreiwillig Geraubte und keine Rolle kommt ihr zu, die Mahnung der Ehre zu stellen. Vielmehr ist für sie Treue zur Sippe zugleich Treue zum Geliebten: doppelte Treue fügt und steigert das Bild unerschütterlicher Standhaftigkeit, unbeugsamen adligen Mutes dieser Frau, die durch ihr bloßes Sein zum uneingestandenen Mittelpunkt der Dichtung wird. Nicht im tragischen Entscheid, im unbeug-
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samen Dulden erweist sich ihr Heldentum. Das Recht hat Zeit: wer duldet und sich nicht beugt, wird die langaufgesparte, aber um so gründlichere Rache erleben. Rache bleibt nach wie vor das Element, das die Ordnung der Großen dieser Welt ins Blei bringt. Aber es geht nicht allein darum, die Rache zum Siege zu führen. Aus der Erfahrung des Leidens und des Duldens wachsen Kräfte heran, die eine dauernde Lösung suchen: damit nicht aus Gewalt neuerdings Gewalt hervorsprieße. Diese Lösung bedarf der äußern Gewalt; diese wirkt aber im Sinne einer neuen Rechtsordnung 1 ), deren Dauer durch Eheschließungen am Schluß besiegelt Werden soll, die mehr bedeuten sollen als die Erfüllung rein persönlichen Glücks. Es ist ganz wesentlich, daß auch der Feind der jüngera Generation, Hartmut, zusammen mit Beiner Schwester, in diese neue Ordnung, in diesen neuen Frieden aufgenommen ist. Den eigentlichen Sieg erringt in dieser Dichtung die Mäze. K u d r u n s L e i d e n : Vorbilder, aus denen sich die g a n z e Geschichte von Kudruns Leiden ableiten ließe, gibt es nicht. Der Kern auch dieses Teils liegt in der Fabel, die der Hildedichtung entsprossen ist. Einzelzüge sind aber zweifellos entlehnt. Nur können die Versuche, für diese Partien fremde Quellen voll verantwortlich zu machen, nicht überzeugen. Panzer dachte an die Historia Apollonii regis Tyri, andere vermuten eine sog. Herbort1 ) Hiezu die Beobachtungen von Droege, ZfdA 54 (1913) 127 ff. Die rechtlichen Begriffe in der Kudrun sind schärfer ausgebildet als im Nibelungenlied. Eine vertiefte Auffassung vom rex iustus hat sich der letzte Dichter vielleicht unter dem Eindruck der Reichsgesetzgebung Friedrichs II. angeeignet. Schon Hagen wird nach dem Vorbild des strengen, aber gerechten Herrschers umgebildet (Str. 194; vgl. Str. 288): nach seinem älteren Bilde heißt er Vdlani aller Künege (Str. 196) und führt das Beiwort wilde (Str. 250).
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sage (nach Biterolf 6450ff.)1). Verwandtes findet sich im 9. Gesang des Orlando furioso des Ariost (Griiters GBM3, 1381), insbesondere die Treue zum Verlobten, ebenso der Vorgang, daß in beiden Erzählungen angesichts kommender Erlösung und höchster Not in eine verhaßte Ehe eingewilligt wird. Es war zweifellos so, daß der spielmännische Dichter, der den Kudrunteil als eine Paraphrase des Hildeteils entworfen hat, dringend auf stoffliche Anleihen angewiesen war, um dem handlungsarmen Gerippe Fleisch und Blut zuzuführen. Der Kundschaftergang von Ortwin und Herwig sowie die Botschaft des Engelvogels mögen ein Beispiel hiefür sein. Salomosage und Schwanrittersage 8 ) haben Motive geliefert, nachdem von Seiten der Erzählung notwendig eine Vorbereitung Kudruns auf Kommendes erfolgen mußte. Gerade aus der Vielfalt herangezogener Vorbilder, aus der Sucht, möglichst reich zu motivieren und alle Lesefrüchte unterzubringen, haben sich Unstimmigkeiten ergeben, die man seit Panzer in unserm Epos mit immer größerem Scharfsinn entdeckt hat. Nicht zu übersehen ist in diesem Zusammenhang Schönbach, der auf eine Parallele hingewiesen hat, die jederzeit naheliegen mußte: die Botschaft des Erzengels Gabriel an Maria4). Man wird auch für die Motivkette „Wäscherin am Meer" deutlich zu unterscheiden haben zwischen dem ') Vgl. Droege, ZfdA 64, 162. Mit Neumann (Verf. Lei. II 977) halte ich deren Umrisse für allzu undeutlich. «) Vgl. Jellinek, Festgabe f. S. Singer (1930) S ,26ff. Die italienische Dichtung steht jedoch, schon rein zeitlich, in der Nachfolge der deutschen^ ») A. Q. Krüger, Die Quellen der Schwanritterdichtungen, Hannover 1936. Panzer S. 368ff. Jungandreas S. 148ff. *) Das Christentum in der altdeutschen Heldendichtung, Graz 1897, S. 115 ff. L. Peeters, Kudrun und die Legendendichtung, Leuvense Bijdragen 50 (1961) S. 59 ff.
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roten Erzählfaden, der von Anfang an vorhanden war, und Hilfsquellen, dazu bestimmt, an ihm aufgereiht zu werden. Es ist im höchsten Maße unwahrscheinlich, daß für diese Kernpartie eine Ballade vom Typus der „Wäscherin am Meer" oder des Aschenbrödel („Südeli") Pate gestanden hat. Die in der Gottschee überlieferte „Meererin" ist sekundär aus dem Epos geflossen: dieses Ergebnis von Pidal und Kübler halte ich für schlagend 1 ). Aber auch die binnenländischen Typen von der Art des „Südeli" sind schwerlich Vorbild für das Epos gewesen: vielmehr ist hier die Meeresszene sekundär durch eine andere (Heizen des Ofens usw.) ersetzt worden, wenn überhaupt Zusammenhang mit dem Epos in irgendeiner Form angenommen werden soll, was J. Meier bestimmt ablehnt. Es liegt auch kein Anlaß vor, sich diese Ballade aus einer liedmäßigen Vorstufe des Epos entsprossen zu denken: Balladen sind ausgesprochene Spätlinge, wenn auch Frühformen („entheroisierte Heldenlieder") grundsätzlich möglich sind. So bleibt auf diesem schwankenden Boden letzten Endes nur die literarhistorische Wahrscheinlichkeit: sie wird nicht eine Spätgattung, die Ballade, einer Quelle entsprießen lassen, die dem wohlbezeugten Spielmannsepos schon voraufging. Die platte Bürgerlichkeit der Südeliballaden liegt zu weit ab von der Leidensgeschichte Kudruns, die auf einen hohen, adligen Ton der Seele gestimmt ist. Gerade in diesen Partien lebt Geist aus dem Hilde') Vgl. B. Boesch, Kudrunepos und Ursprung der deutschen Ballade, GRM 28 (1940) 259ff. mit weiterer Literatur. Femer Peuckert u. Lauffer: Volkskunde. Quellen und Forschungen seit 1930, Bern 1951, S. 243f. H. Rosenfeld (ZfdPh 81, S. 296) bezweifelt mit guten Gründen, ob die Meeresszenerie überhaupt ursprünglich zur Wäscherin gehört haben kann. H. Fromm, Das Heldenzeitlied des dten, Hochmittelalters, Neuphilologische Mitt. LXII (1961) S. 94ff.
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liede, von dem sich noch der spielmännische Epiker inspirieren ließ; und bis zu unserm Epos hin ist geblieben jener Zug, der Kudrun im Augenblicke tiefster Erniedrigung über ihre Gegnerin trotzig triumphieren läßt, jenes verräterische Lachen, dem Lachen Briinhilds im alten Bruchstück (Brot) nicht unähnlich: ein Lachen, das einst über höfische Sitte weit hinausging und der Entschuldigung bedurfte. Dazu der auffällige Widerspruch, daß Str. 1319 das Lachen der Gerlind hinterbracht wird, das sie doch nach Str. 1320 selbst gehört hat 1 ). An solchen Nahtstellen darf man Älteres wittern. Und mit der trotzig-heldischen Gesinnung Kudruns verbindet sich ein vergleichbares Verhalten ihres Bruders, der hier deutlich, als Angehöriger der Hildeaippe, über den farbloseren Herwig erhöht wird. Herwig nämlich schlägt vor, die beiden Frauen kurzweg vom Strande zu rauben und den Eignen auf den Schiffen zuzuführen, hat doch ein gütiger Zufall sie ihnen so gefahrlos in die Hände gespielt. „Eher ließe ich mich mitsamt der Schwester in Stücke hauen" ruft Ortwin aus (Str. 1259), als so zu handeln. Noch gilt es zuerst abzurechnen mit dem Feind, um die Ehre der Sippe zu wahren. Feige wäre es, dieser Auseinandersetzung mit den Waffen auszuweichen. Auch Treulosigkeit gegenüber dem übrigen Gesinde, das zusammen mit Kudrun am Hofe leidet: Ein Zug, der gesinnungsmäßig ganz ana Nibelungenlied erinnert, wenn wir ans Schicksal der Knappen denken. „Ich kan dich niht von hinnen geziehen wan näch ixen." (Str. 1261). ') dagegen Jellinek, Beitr. 40 (1916) 461 ff. Ferner Panzer, S. 115; de Wall, Studien zum Stil der Kudrun, Dias. Königsberg 1939, S. 21. G. Schillinger, Das Lachen in den isländischen Familiensagaa und in den Liedern der Edda, Dias. Freiburgi.Br. 1962, bes. S. 171 ff.
Lvrr Auf eine dieser Kernsteilen war mit Nachdruck hinzuweisen. Man mag diesen Geist germanisch und ritterlich nennen: er iBt beides zugleich. Wir dürfen um 1200 Altheldisches nur erwarten, wenn es auch den Geist des Ritterlichen noch ausmacht. Ritter waren seit je, auch in der frühmittelalterlichen Zeit, das Publikum für gehobene weltliche Literatur, erst recht auch der „Spielmannsepik" im schriftlichen Gewände. Ehre und Rache bleiben auch in christlicher Zeit wertbestimmende Faktoren im Handeln der waffentragenden Schicht 1 ). Inwieweit gerade im Ritterlichen eine ältere Wertethik noch immer mitschwingt und ganz besonders in den Konfliktfällen des Handelns den Ausschlag gibt, insoweit ist das „Ritterliche" auf einen andern Ton gestimmt als das „Höfische". Verhöfischung und Verchristlichung ist auch das Ziel des Kudrundichters: aber er wie die andern Dichter von Heldendichtungen haben es mit einem in einem anderen Sinne „verbindlichen" Stoffe zu tun als die höfischen Dichter, die bretonische Fabelstoffe im christlichen und höfischen Sinne umprägen. Den germanischen Helden geht es ans Mark: hier höfisch-christlich durchzugreifen, hieße sie auch als dichterische Gestalten gefährden. Unsere Heldenepen sind und bleiben geschichtete Gebilde und insofern in einem wörtlicheren Sinne „Ausdruck" ihrer Zeit als der höfische Roman, dessen gesamte Welt ohne inneren Bruch auf Vorbild und todn ausgerichtet ist. So wenig wir geneigt sind, in der Kudrun einfach einen hochmittelalterlich-höfischen Roman zu sehen, so wenig verschließen wir uns den Zügen höfisch-christlicher Kultur, welche dichterisch Gestalt gewonnen haben. Daß diese Dichtung, wie das Nibelungenlied und wie manches A. Beck, Die Rache als Motiv und Problem in der „Kudrun", GRM 37, NF 6 (1956) S. 305ff.
Lvni höfische Epos (nur mit andern Gewichten), B e i d e s vereint oder zu vereinen sucht, daß sie tief vorzeitlich und höchst modern in einem ist, das macht, dichterisch gesehen, ihr Stilproblem aus. Geistig gesehen ist diese Kunst auf einem Wege, in einem krisenhaften Umbruch, und so fehlt ihr die e i n e Voraussetzung zum Epischen: die gesicherte Ruhe, die einheitlich gefügte, vor dem Dichter ausgebreitete Welt, die selbstverständliche Rundung, die Altes und Junges, Heldisches und Höfisches zum schlakkenlosen Bilde fügt. Außerordentliches in dieser Richtung hat der letzte Epiker getan: der volle künstlerische Erfolg ist ihm versagt geblieben. Das Epos und die ritterliche Welt Die kühne Brautraubfahrt der Urfabel ist zur ritterlichen Aventiure geworden, mit dem Ziel, dauernde, dem Bilde eines rex justus würdige menschliche Verhältnisse zu schaffen. Hetels kühnes Unterfangen der List wird durch Hartmut gewaltsam wiederholt: darin ist er noch deutlich der Sohn Ludwigs, des Kämpen der alten Art; der gefangenen Frau gegenüber tritt er auf als ein beherrschter Ritter und wird deutlich vom Gebaren der alten Gerlind abgehoben. swd eines Landes herre lip unde guot wirbet im ze stsete, daz wert unz an daz ende (591). Sich selbst das Recht zu schaffen, ist zunächst selbstverständliches Amt der Sippe und ihrer Gefolgsmannen: denn welche Instanz sollte sonst den mächtigen Ludwig strafen? (vgl. Str. 901, 929, 1033). Und am Schluß der Fehde ist es Hildens vordringlichste Frage: Ist Ludwig erschlagen? Ist Hetel gerächt? Erst dann fragt sie nach ihrer Tochter und dem Schicksal ihrer Gefährtinnen. Als
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das Mittel, alten Haß zu begraben, erscheint die Ehe. „Man sol den haz versüenen, den wir hdn getragen, mit loie getanen dingen, daz wü ich dir sagen." also redete üz Tenelant der snelle degen Fruote. „dd sul wir Hildeburge gemahelen dem künec Hartmuote." (1624) Schimmerte zu Anfang der Kudrungeschichte noch eine Form der Eheauffassung durch 1 ), bei der die vom Vater streng behütete Tochter dem ersten zu folgen bereit ist, der die Kühnheit aufbringt, sie zu rauben — so ist die gleich darauf folgende Verlobung Kudruns mit Herwig anders gezeichnet: persönliche Liebe ist die Voraussetzung. Dabei bleibt es allerdings bei Andeutungen: volles Licht fällt auf die Treue, mit der Kudrun zum gegebenen Worte steht (Str. 770). Daß Kudrun gleichzeitig der Sippe und dem Verlobten die Treue halten darf, beseitigt aus ihrem Wesen jeden tragischen Stachel, der einst Hildens Wesen prägte, und begründet einen neuen Reiz dieser Frauengestalt: ihre unproblematisch-treue, verläßliche, und in dieser Verläßlichkeit doch so selbstbewußte Art. Und als die beiden Boten nach jahrelangem Leiden endlich vor ihr stehen, Bruder und Verlobter, tritt hinzu der verhaltene Ausdruck innigen Liebesgefühls, ganz in der keuschen Art der als Vorbild dienenden geistlichen Quellen. Es spricht auch für die sichere Kunst des Dichters, den Gestalten der älteren Generation nichts zuzumuten, was ihnen seelisch unmöglich sein müßte. Damit sind nicht nur ältere Schichten der Urdichtung lebendig geblieben, markante gerade Heldenart, die aus einem starren inneren Müssen handelt und an der jeder Ratschlag zur ausgleichenden mäze zum vorneherein abprallen muß: es sind !) Vgl. o. S. XLV.
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auch noch die seelischen Möglichkeiten des hochmittelalterlichen Menschen selbst, dem das Gebot des Menschlich-Christlichen erst verpflichtend zu werden beginnt. Diese Gestalten: der tyrannische Hagen, Hetel in seiner älteren Schicht, Wate, Ludwig, Gerlind, die da wie Blöcke im Geschehen drinstehen und dem Strom des Schicksals den Weg weisen: sie verkörpern die realistische Sicht der seelisches Neuland betretenden Seelen der Stauferzeit, und es wäre falsch, das volle Gewicht, das ihnen in der Dichtung zukommt, zu schmälern 1 ). Zwischen den Generationen stehen Fruote (Str. 1644, doch vgl. 1538) und Hilde: sie läßt sich durch ihre Tochter zur Versöhnlichkeit bewegen (1623ff.), während ein solcher Versuch gegenüber Wate, dessen Kampflust das Dämonische streift, zum vornherein aussichtslos erschiene (Str. 1510ff.). Daß der Frau diese Rolle zukommt, liegt ganz im Sinne auch der ritterlichen Welt. Kudrun spricht ihr erstes Wort zum Frieden bei der gewaltsamen Werbung Herwigs: das Schema dient hier einfach dazu, auch diesem Helden das Zeugnis hohen Mutes und der Tüchtigkeit auszustellen, wie sie als Fürstentugenden nun einmal unerläßlich sind. Als Kudrun genügend im Bilde ist, scheidet sie den Streit. Auch die Herwiggeschichte wandelt, als Vorläuferin der Hartmutwerbung, das alte Thema 1 ) Mergells Versuch, sogar Hagen zum höfisch-christlichen Ritter zu stempeln, ist ein Beispiel einer derartigen Tendenz, die alle Überlieferungskräfte verhöfischen will (Euphorion 46, 1950, 305 ff.). Übersah man lange Zeit im Blick auf die Quellengeschichte das Werk selbst, so scheint das Pendel nach der andern Seite auszuschlagen. Wir brauchen aber für das Heldenepos, dessen Verfasser sich als Träger eines Traditionazusammenhangee nicht einmal mit Namen nennt, die geschichtliche Dimension.
LXI „Brautraub" ab, und das Motiv inneren Zwiespaltes zwischen Sippenstolz und Liebe ist bei Kudrun wenigstens angedeutet (Str. 654). Und viel später, als Wate und Hartmut aufeinander geraten, scheidet sie durch Herwig erneut einen Kampf. Daß sie gerade Herwig dazu bewegt, den Entführer und Rivalen vor dem sichern Tod durch Wate zu retten, zeigt den neuen Geist, der bei Herwig, dem Vertreter der jungen Generation, auf Gefolgschaft hoffen darf 1 ). Und noch einmal gilt es Hartmut zu retten und ihn der Rache der Mutter zu entreißen: siu sprach: „vil liebiu muoter, gedenket an daz, daz niemen sol mit vbele deheines hazzes Ionen, ir suä iuwer lugende an dem künic Hartmuote schonen." (1595). Hartmat hat sich diese Behandlung durch eigenen Edelmut verdient, und doch ist er nicht ganz ohne Makel gezeichnet: er läßt seine Mutter mit Wissen weitgehend gewähren2). Auch Eudrun sind Gedanken der Rache nicht fremd: werde sie selbst zusammen mit Hildeburg erschlagen, so möge die Rache ihren Lauf nehmen (Str. 1160). Angesichts der kommenden Befreiung hilft sie tätig mit und macht Gebrauch von Täuschung und List (Str. 1312, 1314): mitten im Gang der nahenden Katastrophe ist die Wahrung ihres Ansehens (der ere) durch angemessene Gewänder ihr ein ernstes Anliegen (Str. 1294ff.). Es ist nirgends davon die Rede, daß sie sich in Gottes Hand geborgen fühlt. Das Geschick ist ungewiß und wird mit einem gewissen Fatalismus ins Auge gefaßt. Die motivgeschichtlich so vielseitige Vogelankündigung schillert ') Es war ein Frauendienst, der ihn hart ankam, heifit es Str. 1490; hart auch, weil Wate der Beteiligte ist. *) Die Versuche des Dichters, Hartmut zu entlasten, beginnen schon Str. 799 ff.
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auch als Symbol nach zwei Seiten: der Gestalt des Verkünders sind die Züge des schicksalsverkündenden Vogels und diejenigen des Engels eingewirkt. Das christliche Ethos der Pietas erwahrt sich in ihr in dem Augenblick, als Mut und Selbstbeherrschung Ausdruck dieser Haltung sind: weder Gerlind noch Hergart verrät sie dem Zorne Wates, stellt sich aber auch nicht, eigenes Unheil heraufbeschwörend, schützend vor sie hin, als eine andere sie Wate verrät. Achtung vor dem Leben und Achtung vor der Rache als einer vom Schicksal verordneten Macht bestimmen gleichermaßen diese Haltung, deren „Neutralit ä t " Ausdruck einer starken Persönlichkeit ist. In wie mancher Hinsicht unser Dichter im Schatten des Nibelungenliedes stehen mag, mit Kudrun hat er Kriemhild gegenüber ein Gegenbild geschaffen, das aus sich selber bestehen kann. Kriemhild ergreift vermessen das Schwert der Rache, Kudrun begegnet den Gefühlen der Vergeltung mit den heilenden Seelenkräften der Liebe. Sie ist nicht innerlich aufgezehrt, sondern reich genug, nach allem Leid eine Zukunft zu gestalten. Sie führt die Rolle, die in Dietrich und Rüedeger angelegt ist, zum wirksamen, siegreichen Ende, der Gyburc Wolframs zu innerst verwandt 1 ). Daß daneben auch ausgesprochen höfische Minne im Firnis der Dichtung zu finden ist und diese nach dem Willen des Dichters ziert und schmückt, bedarf keiner ausführlichen Erläuterung 2 ). Reizvoll etwa, wenn Wate ') Zum Menschenbild vgl. nun F. Hilgers, Die Menschendarstellung in der „Kudrun", Dias. Köln. 1060. Den Gedanken der Anti-Kriemhild nimmt auf Hugo Kuhn, Kudrun, Münchn. Universitätawoche. . . zu Paris, hrsg.von J. Sarailh/A. Marchionini, München 1957, S. 135 ff. •) Vgl. Str. 1526, 4, wo das der triuux gegenübergestellte willfährige Verhalten der Herzogin Hergart als höhe minne bezeichnet wird.
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im Lichte moderDer höfischer Umgangsformen vor die Frauen gebracht wird 1 ): ein Beispiel, wie sich aus den Schichten einer mittelalterlichen Großerzählung feine Reize der Begegnung ergeben können. Unnötig zu sagen, daß wir heute nicht mehr fähig sind, die nichtssagenden „Schneiderstrophcn" der Zeit entsprechend zu würdigen. Für diesen Stil sind sie Umgangsformen zu vergleichen, von denen sich der Dichter nicht dispensieren kann, ohne ausgesprochen unhöflich, unhöfisch zu wirken. Hagens Jugendgeschichte ergibt sich folgerichtig aus der Gesamtkomposition: sie muß reichlich disponiert sein, denn an großen Menschen dieser Welt interessieren uns Einzelheiten, die für manch' andern Sterblichen belanglos wären. Zudem ist diese Geschichte nicht belanglos: die Welt des Wunders, des Kreuzzugsorients, die ungewöhnlichen Erfahrungen machen sie unterhaltsam. Es sind die spielmännischen Übertreibungen, denen man um 1240 ja kaum mehr in so naivem Glauben gefolgt ist. Aber die österreichische Hörerschaft hat dieser unbeschwerten Erzählund Fabulierlust, altem rheinischem Erbe, in ihrem Herzen noch jahrzehntelang ein Türchen offengehalten. Für die Erforschung dieser Welt ist nach wie vor Panzer grundlegend, insbesondere ist seine Deutung des Verhältnisses zum Herzog Ernst im wesentlichen zutreffend (vgl. S. 364ff.). Stoffgeschichtlich interessant ist, daß Rother 3644ff. offensichtlich nach Kudrun 1141ff. gestaltet ist: der Rother bezieht sich auf eine Vorstufe unserer Dichtung, die den Kudrunteil schon enthielt (vgl. S. XLII). Die Frage zeitgeschichtlicher Bezugnahme ist sehr oft erörtert worden und bei Jungandreas gut zu übersehen; auch die Anmerkungen der Marfcin'schen Ausgabe bieten *) K. Droege, ZfdA 62 (1925), 200ff.
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hiezu wertvolles Material. Die Siegfriedgeschichte hat im Hinblick auf zeitgeschichtliche Entlehnung sicher das größte Anrecht darauf, ernst genommen zu werden. Aus ihr hat sich die niederrheinische Spielmannsdichtung anregen lassen 1 ). Über die Elemente wikingischer Kriegstaktik und andere verwandte Einflüsse orientiert sehr kenntnisreich das Buch von I. Schröbler*). Alle diese Beiträge sind dazu geeignet, unser Bild von der spielmännischen Vorstufe zu verlebendigen und den Sinn zu schärfen für das stilgeschichtlich Mögliche auf dieser Stufe. Nachdem einmal der Rahmen der alten Fabel gesprengt und sich die Weite einer Fortsetzung aufgetan hatte, war es das erste Anliegen des spielmännischen Dichters, die Kudrungeschichte mit unterhaltendem Stoff anzureichern. Listethik bestimmte das Handeln, das gute Ende stand zum vorneherein fest. Es war erst das Werk des ritterlichen Dichters, auf i n n e r e Einheit des Ganzen zu arbeiten und die Fingerzeige der Hildedichtung im Kudrunteil seelisch zu vertiefen, die Fortsetzung nicht einfach als ein additives Element fortzuspinnen, sondern sie einem wirklichen Ende auf anderer Ebene dienstbar zu machen. Die „Aventiuren" sind Leseabschnitte und damit oft zufällige Schnitte einer epischen Konzeption. Über diese Grenzen weg runden sich aber schon dramatische Szenen, die ähnlich wie im Nibelungenlied dem Dramatischen im Mittelalter das geben, was ihm im eigentlichen „Drama" !) Panzer S. 346ff. Jungandreas S. 179ff., doch H. Schneides, Anz. 54 (1932) 44. Zu „Matelane", das Jungandreas auf Mecheln deutet, vgl. Schnetz, ZNOF 8 (1932) 23f. *) Ing. Schröbler, Wikingische und spielmännische Elemente im zweiten Teil des Gudrunliedes, Halle 1934. Kroea, Kudrunprobleme, Neophilologus 38 (1954) S. 11 ff. Für eine eigenständige wikingische Kudrundichtung reichen die Übereinstimmungen nicht aus.
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versagt blieb. Ich komme hier zu ganz verwandten Ergebnissen wie Hugo Kuhn für das Nibelungenlied, der in dessen latenter Dramatik ebenfalls ein entscheidendes Element eines der heldenepischen Dichtung eigenen Stils sieht 1 ). Eine Reihe von Szenen, wie z. B. die Wäscherinnen am Strand und die Engelserscheinung, das Erwachen Ludwigs auf der Burg mit der Schilderung der kämpfenden Schilde, Kudrun, die auf den Zinnen den Kampfauftritten folgt, Wates fürchterliches Gericht auf der Burg: dies und vieles mehr wartet geradezu darauf, im lebendigen A u f t r i t t neu zu erscheinen. Hält man sich dies vor Augen, so mildert dies auch den Kontrast der dicker aufgetragenen, auf reine Augen- und Ohrenwirkung angelegten spielmännischen Teile mit den sorgsam höfischen Beschreibungen, die, wenn man sich den dramatischen, auf unmittelbare Wirkungen zielenden Stil veranschaulicht, sich dann wie Bühnenanweisungen ausnehmen. Setzen wir auch diese Strophen um in schaubares Kostüm, mit aller Sorgfalt, die ihm gebührt, so gewinnt der Stil der Kudrun weit mehr Ausgeglichenheit, mdze, in s e i n e r Art. Diese Kunst drängt nur noch viel deutlicher zum lebendigen Vortrag als der höfische Rom a n : wir wissen leider nichts vom Vortragstil der Zeit, um abzuschätzen, welche Möglichkeiten der Gestaltung ausgenützt wurden. Eine lebendige Rede braucht stärkere Reize als eine gelesene Kunst, in ihr ist seit alters die Hyperbolik zu Hause ^ l ) Über Nordische und deutsche Szenenregie, Festschrift F. Genzmer, Heidelberg 1952, S. 279ff. s ) Leo Wolf, Der groteske und hyperbolische Stil des mhd. Volksepos, Palaestra XXV, 1903. R. v. Nieden, Über die Verfasser der mhd. Heldenepen, Dias. Bonn 1930. H. Trautmann, Das visuelle und akustische Element im mhd. Volksepos, Diss. Göttingen 1918. F. W. de Wall, Studien zum Stil der
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Die grellen Farben der Spielmannskunst uud der mattere Firnis der höfischen maze übertünchen oft den großartigen Baugedanken der Dichtung: die Fabel, unverwüstlich aus alten Tagen aufsteigend und schließlich doch christlich gereift, vermenschlicht in einem. Den romanhaften, flächig bearbeiteten Bau wölbt von innen ein dramatisch ausgreifender Schwung und eine auf weite Bogen gespannte, reifende Idee. Auch für diese Art dichterischen Schauens und Bauens ist das Nibelungenlied das Vorbild.
Kudrun, Diss. Königsberg 1939. R. Bostock, The structure of the ."Kudrun", The Modern Language Review 53 (1958) S. 521 if. R. Janzen, zum Aufbau des Kudrun-Epos, Wirkendes Wort 12 (1962) S. 257 ff.
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Abkürzungen im kritischen Apparat B. = K. Bartsch, Kudrun, Deutsche Classiker des Mittelaltere, Bd. II, Leipzig 1865, 4. Aufl. 1880. Bei Abweichungen weist B. 1 auf die ältere, B.2 auf die jüngere Auflage. E. = L. Ettmüller, Güdrünlieder, Zürich und Winterthur 1841, unveränderte „Schulausgabe" Leipzig 1847. W.Gr. = W. Grimms Einleitung zur Vorlesung über Gudrun, Kleinere Schriften IV, 524 ff. Gt. = S. Gutenbrunner, Von Hilde und Gudrun, ZfdPh 81, 1962, S. 282 ff. vdH. = F. von der Hagen, Abdruck der Hs., in Germania 4, 106 ff. (dazu Bartsch, Germ. 7, 270 und E. Schröder, AfdA 35, 41 f.). C.Hofm. = Conrad Hofmann, Sitzungsberichte der k.bair. Akad. 1867, II, 2, S. 223ff., 3, S. 357 ff. Hpt. = M. Haupt, ZfdA 2, 370. 3, 186. 5, 504. Jell. = M. H. Jellinek, Bemerkungen zur Textkritik und Erklärung der Kudrun, ZfdA 72, 1935, S. 200ff. Jbl. = G. Jungbluth, Besprechung der 3. Auflage, Beitr. (Tübingen) 80,1958, S. 169ff.M. = E. Martin, Kudrun, Germanistische Handbibliothek, Halle 1872; 2. Aufl. 1902. davon eine Textausgabe, Halle 1883, 2. Aufl. von E. Schröder, 1911. Mh. = K. Müllenhoff, Textausgabe der von ihm als echt erkannten Teile, mit ausführlicher kritischer Einleitung, Kiel 1845. N. = Fr. Neumann, Besprechung der 3. Aufl. im AfdA 69, 1956, S. 24 ff. P. = Fr. Panzer (ohne nähere Andeutung bezieht sich das Zitat auf sein Werk HildeGudrun. Eine sagen- und literargeschichtliche Unter-
Lxvm suchung, Halle 1901). Pi. = P. Piper, Ausgabe in Kürschners Deutscher Nationalliteratur, Bd. 6, 1, Stuttgart 1895. PI. = W. von Plönnies, Ausgabe von 1853. E. Sehr. = Edw. Schröder, Zur Überlieferung und Textkritik der Kudrun. Nachrichten von der Königl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, 1917, 1918, 1919, 1920. Sy. = Symons, Kudrun, 2. Aufl. Halle 1914. Auf seine Geschichte der kritischen Beschäftigung mit dem Text auf S. L X X X I I ff. sei hier ausdrücklich verwiesen. V. = A. J . Vollmer, Ausgabe Leipzig 1845. W. = W. Wilmanns, Die Entwickelung der Kudrundichtung, Halle 1873. Z. = A. Ziemann, Ausgabe in Bd. I der Bibliothek der gesamten deutschen National-Litteratur, Quedlinburg und Leipzig 1835. Zusätze des Herausgebers der 3. und 4. Auflage sind durch Boe. ( = Boesch) gekennzeichnet. * vor der Strophe bedeutet: Nibelungenstrophe.
Ditze buoch ist von K û d r û n . (1. â v e n t i u r e . ) 1 Ez wuohs in îrlande ein richer ktlnic hér; geheizen wag er Sigebant, sin votier der hiez Gêr. sin muoter diu hiez Uote und was ein küniginne. durch ir höhe tagende so gezam dem riehen wol ir minne. 2 Gère dem riehen kilnege, daz ist wol erkant, dienten vil der bürge ; er het siben vürsten lant. dar inne het er recken vier tûsent oder mère, dâ mite er tftgelichen mohte erwerben beide guot und ère. 3 Dem jungen Sigebande man gên hoye geböt, dâ er solte lernen, ob im des wurde nôt, mit dem sper riten, schirmen unde schiezen, so er zuo den rinden keeme, daz ers de«te baz möhte geniezen. 4 Er wuohs unz an die stunde, daz er w&fen truoc. in beides ahte er künde alles des gennoc, des in gölten prlsen man unde m&gen. des lie der helt edele sich deheine zîte betr&gen. Ueberschrift: Ditz Chautrun (vgl. Einl.). 1,1—3 vgl. Nib. 20,1. 2. — i Eyerlanndt, und so oder Eyrlant durchweg. 2 Sigebant, $in vater der hiez fehlt, erg&nzt von vdH. 4 riehen] riehe vermutete C. Hofm. ( = reichsoberhaupt, herrscher. Indes wird riche in diesem sinne im 13. jh. kaum anders gebraucht als mit bestimmter bezieh ung auf den deutschen kaiser. Vgl. die beispiele Mhd. Wb. II, 693. Lexer II, 418, aber auch P. ZfdPh. 35,28). 2 , 1 Ger 2 er het streicht C. Hofm. 3 oder oder mere. 8,1 Ellipse eines verbums der bewegung, vgl. Gramm. IY, 135 ff. 4 käme (so gewöhnlich) Setter. 4, 1. 2 vgl. Nib. 27, 1. 2. 3 mögen, so die hs.] möge die herausgg. Ich habe die starke form nicht durchführen mögen, da auch ausserhalb der Ambraser hs. die schwache pluralform mögen zu belegen ist, vgLJänickezu Bit. 3822 und Weinbold, Mhd. Gr.» § 459. 4 dhain eeit sich, umgestellt von B. Kudrun. 1
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Dar nach in kurzen standen
so noch den edelen liuten
dò schiet ai der tOt,
geschiht ze gTözer not.
ja eret&nt dia urkünde in aller vtl raten riehen, der wir mit grözen sorgen miiezen warten allertägelichen. *6 Diu Sigebandes muoter den witewenstuol besaz. der maere helt gnoter, dar nmbe liez er daz, daz er niht wolte minnen ze rehter giner £. den edelen kttniginnen was nach Sigebanden wé. 7 Sin muoter riet dem riehen, daz er im nseme ein wip, dà von getiuret wurde sin lant und ouch sin lip nach so grözem sére, er und ouch sin künne: nach sines vater töde yolgte im beide vreude und michel wünne. 8 Siner muoter lere diu behaget im wol; der begunde er volgen sére als man vriunden sol. er hiez im werben eine die besten von den riehen, diu saz in Norwsege. des hülfen im sine m&ge vliziclichen. 9 Si wart im gemahelet, also ist uns geseit. dö wart ir hovegesinde vii manie schceniu meit und siben hundert recken von Frideschotten lande. die vuoren mit ir gerne, wan si den jungen künic wol erkanden. 10 In magetlichen éren, die ir da vuoren mite, si brähtens im ze lande nach richem kiiniges site.
5, 3 erstend diu urkünde] = 'grabdenkmäler' oder 'fromme Stiftungen' (vgl. 909, 2 und J o s e p h ZfdA. 44, 2 3 3 ) ? besser: 'Zeugnisse für das W a l t e n des Todes', R. Schützeichel, P B B 82, 116 ff. 4 aller tage tägelichen, gebessert v o n V. 6, 1 der ic. st. — den witewenstuol besitzen 'witwe werden' resp. 'witwe bleiben'; als gegensatz dazu den w. verkeren, verrücken 'wieder heiraten'. Ein besonderer sitz (der witewenstuol) war wohl das symbol des witwenstandes. Vgl. Rechtsalt. 453. 4 der edelen küniginnen, gebessert v o n C. Hofm. Vgl. über die, vermutlich interpolierte, Nibelungenstrophe Beitr. 9, 11 und (anders) P . ZfdPh. 34, 425. 7, 4 vaters. so oft. 8, 2 sere ist zusatz des cäsurreimers, v o n E. gestrichen. N a c h E. Schröder ZfdA. 38, 198 wäre sere aus gerne geändert. 3 im fehlt, ergänzt v o n B. 4 Horwage. 9, 2 u\ Er h. 4 mit im, gebessert v o n E . 10, 1 ir H p t ] ye (s. auch P. ZfdPh. 35, 28.)
3 die si d& sähen gerne,
bedecket man die sträze
die begunden ilen.
Taut vil wol in vierdehalber mtle.
11 Zertretet allenthalben bi den wegen was TOU der linte krefte blnomen nnde gras. ez was in einen riten, so din loup entspringent nnd daz oach in dem walde din vogellin ir wise beste singent. 12 Geifer tumber linte reit mit ir gennoc. vil manio aonmennftle rieh geuxicte truoc, daz ir hovegesinde brähte Ton dem lande, der gienc bi ir tftsent geladen mit schätze nnde mit gewande. 13 Enphangen wart vil schöne daz minnicliche kint üf zweier lande marke, d& si der westerwint von des meres ilnde Wiejen ab begnnde. man gap ir herberge, daz der junge kttnic vil wol geschaffen knnde. *14 Mit bnhurt wart enphangen din ritterliche meit: der wag na zergangen mit grözer arbeit, diu vronwe wart gevtteret in daz G£ren lant si wart d& vil gewaltic nnd sider verre bekant. 10, 3 begunden ze eylen, gebessert von B. 4 vierahalben meylen, gebessert von V. 11, 1 Zertretet] bedecket hs. (aus 10, 4); geweten oder gewetet vermutet C. Hofm., ze molten (nach 184, 2) Joseph ZfdA. 44, 234. Die aufgenommene besserung rührt von Zarncke her. 2 beide plümen vnd, gebessert von V. 3. 4 vgl. Waith. 45, 37ff. 3 das l. entspringet. 4 walde aller bände vogelin ir weyse am pesten singen, so gebessert von V. und B. 12, 2 sawber maule, soumoere V. Sy. soumermüle bei vdH. u. Z., E. Sehr. 1919, 164. Von der hsl. lesart führt tatsächlich kein weg zu soumceTt. rieh geweete fehlt, so ergänzt von Z.; müeliche ergänzt O. v. Zingerle ZfdA. 38, 195. 4 tausent bey ir, umgestellt von Z. 13, 2 zw. hannde, gebessert von vdH. veste wint, so gebessert von Z. Der westwind, der von Schottland (vgl. 9, 3) nach Irland führen soll, zeigt, daas dem dichter die geographischen begriffe nur unklar vorschwebten; die hsliche lesart suchte Joseph ZfdA. 44, 235 zu retten. 14. 15 Die beiden interpolierten Nibelungenstrophen sollten vielleicht nach der absieht ihres dichters auf str. 16 folgen, statt ihr voranzugehen. Jedenfalls war str. 16 bestimmt, auf str. 13 zu folgen. Vgl. Beitr. 9, 12 und dagegen P. ZfdPh. 34, 427. 14, 2 es was Untergängen, gebessert von vdH. und V. 3 des G.
4 *15 Swaz si ir kanden dienen, des was man ir bereit, den vii guoten moeren dia gaoten satelkleit hiengen vür die htteve nider ùf daz gras, ahi wie hohes mnotes der voget von Irlande was! 16 Dö er kttssen gölte die minniclichen meit, bi im wart gedrungen mit grdzer arbeit. dò hörte man erdiezen manegen buckel rtchen von ir Schilde stoezen. si mohten einander niht entwichen. 17 An dem nrehsten morgen dö wart vür gesant, wie si komen solte in des viirsten lant, dà si bi dem recken solde tragen kröne, si wart sit küniginne und diente au dem helde michel Iòne. 18 Daz er si gölte minnen, daz dühte niemen reht: si was ein küniginne, dò was er dannoch kneht; doch muo8e er tragen kröne ob edelen viirsten riche: des halfen im sine màge. sit wart er ze künde lobelichc. 19 Viinf hundert recken nämen bi im swert. alles des si wolton, wurden si gewert von rossen und von kleidern, von maneger hande waete: der junge kttnic edele beleip an sinen éren harte staete. 20 Er saz in Irlande sit vii manegen tac, daz sin hóhiu ère ringe nie gelac. er rihte swem er solte und räch der armen anden. er was bevollen milte und was ein tiurer helt ze sinen handen. 16, 2. 3 vgl. Klage 4170f. (ed. Bartsch). 3 hüef/en. 4 Eyrlanndt. 16, 4 Schilden mohten] künden. Icunden(da} E. Sehr. 1920, 290. 17, 2 sollen. 3 dem fehlt, ergänzt von B. sotten. 4 verdienet. I6ne erklärt M. als den nicht umgelauteten plural von I6n. Vielleicht verdient B.'s änderang I6nen den Vorzug. 18, 1 nyemand, so meist. 3 doch] da hs., dö ausgg. 19, 3 und fehlt, ergänzt von vdH. Statt Ideidern vermutete Joseph ZfdA. 44,236 nicht ohne grund Schilden (vgl. str. 40). 4 Mih. 20, 2 hoch. 4 beuolhen. 21 Die N'ibelungenstrophe ist entweder interpoliert (dann hätte der interpolator auch den anfang der folgenden str. angetastet, da das pron. si 22,2 auf str. 21 bezug nimmt) oder sie hat eine echte Kudrunstrophc verdrängt. Letzteres ist wegen der gezwungenen ansdrucksweise das wahrscheinlichere.
5 *21 Im dienten sine hnobe daz kreftige guot. sin wSp din kOniginne dia was onch 86 gemoot, der si gewaltic taete, drizic kllnege lant, ob si diu haben solte, din zergsebe gar ir hant. 22 Inner drien jären, so wir hoeren sagen, si begnnde bi dem künege ein edel kint tragen, daz wart getonfet nnde slt genennet bi sinem namen Hagene, da von man daz msere wol erkennet. 23 Man hiez ez ziehen schöne nnd vil vllziclichen phlegen. geriete ez näch dem kttnne, so wurde ez wol ein degen. sin phlägen wise vronwen nnd vil schoene meide, sin vater und sin maoter sähen an im ir liebten ongenweide. 24 Dö was ez gewahsen ze siben järe tagen: man sach ez dicke recken üf ir handen tragen. im leidet bi den vronwen nnd liebte bi den mannen, sit wart ez in vremede: ez wart von in gevtteret verre dannen. 25 Swä daz kint din w&fen 6f dem hove sach (der mohte ez bekennen), dicke daz beschach,
21, 1 'Seine hufen trugen ihfn grosse reichtümer ein (als schuldige abgabe)'. Oder ist nach kuobe ein komma zu setzen, und da: kreftige guot als apposition zu huobe zu fassen ? (s. auch ZfdA. 44, 235). 2ff. hier mit komma nach Uzte, gemäss Vorschlag von J b l . S. 173. 22, 1 Inner drien jären C. Hofm.] In den nächsten dr. j. hs. Mit recht strich C. Hofm. ncehsten als überflüssigen erklärenden zusatz, der den vers überladet. 4 b vgl. 197, 4. 617, 4. 23, 2 vgl. Nib. 660, 3. 1852, 1. 24, 1 Die ausgg. stellen um ez was. 2 Im (und so durchgängig possessive formen für den gen. ir). Zu 3 vgl. Bit. 2028 ff. - laidte. 4 danne. 25, 2 Ich habe mit M. die hsliche lesart beibehalten: bekennen mit dem gen. ist nicht unerhört (Mhd. Wb. I, 807 b). B.'s änderung der mohte ez vil bekennen bringt einen ungehörigen sinn hinein. E . Schröder verteidigt geschah 1919, 164.
6 daz ez ze kleidern gerte beim ande ringe. d&z wart im sit vremede. dô gelac vil gar sin gedinge. *26 Eines tages Sigebant &f einer grêden saz. sin wip dia künigimte mit im redete daz nnder einem zéderbonme: 'wir hân éren vil. mich wundert einer msere, der ich verdagen niht enwil.' 27 Er vrâgte, waz daz wsere. dô sprach daz edele wip: ' des verdriozet sére min herze und m inen lip, daz ich dich sihe sô selten, dar umb sô ist mir leide, bi dinen kiienen beiden in der minen liehten ougenweide.' 28 Dô sprach der kilnic edele: 'wie solte daz geschehen, daz du mich woldest gerne vor minen recken sehen? daz lâz du mich ervinden, kiiniginne hère. durch den dinen willen sô hân ich arbeite deste mère.' 29 Si sprach: 'sô riche niemen ist lebendic erkant, der habe sô vil der bilrge und ouch witiu lant, silber und gesteine unde golt daz swaere. dem tuon wir angeliche: des ist mir ze lebene vil unmaere. *30 Dô ich magetlichen in Frideschotten saz, — her kiinic, minia msere merket âne haz — dò sach ich tägelichen mines yater man nach hôhem prise werben, des ich hie künde noch nie gewan. sich dicker läzen sehen, 31 Ein künic sô richer solte als ir sit genennet Und ich iu hcere jehen. er solte mit sinen helden ofte buhardieren, dà mite er sinia erbe unde sich selben solte zieren. 32 Ez ist an riehen viirsten harte kranker muot, die zesamene bringent âne mâze guot, 25,3 claider begerte, gebessert von V. 4 wart fehlt, ergänzt von Z. vil fehlt, ergänzt von B. 26 vgl. Beitr. 9, 17 und P. ZfdPh. 34, 430. — 3 haben. 27, 2 mein leib. 4 liehten fehlt, ergänzt von E. — Die rede der königin ist wohl nachahmung von Nib. 1343. 28, 1 sol, gebessert von Z. 3 her. 4 den fehlt, ergänzt von vdH. arbait dest mer. 30, 1 madlichen. 4 k. noch nie g., so die hs. (fünfhebig!). 31, 1 S.y sprach ein hunig so reicher der solt dicker sehen, gebessert von B. nach 44, 2. 4 solte und sich selber, umgestellt von Z. 32, 2 on massen.
7 ob siz mit recken niht willecüchen teilen, die »i fiz stürmen bringent, tiefe wunden, wie sol man die heUen?' 33 Dö sprach der kttnic edele: ' vrouwe, ir spottet min. ich wil in dem gedingen vlizicllchen sin daz sich des min herze nimmer sol verk£ren, man mttge mich vil lihte edeler vürsten site noch geiferen.' 34 Si sprach: 'sö snlt ir senden nftch vürsten in daz lant und bietet in ze gebene schätz nnd gewant: sö wil ich boten senden n&ch den minen m&gen; ich enbiute in holden willen: sö mac uns deste minner hie betr&gen.' 35 Der kttnic von Irlande zuo sinem wibe sprach: 'ich wil in gerne volgen, als ez mfir geschach, daz man n&ch vrouwen rite lobeten höchziten. mine nnd inwer m&ge wil ich her ze hove heizen rlten.' 36 Dö sprach diu kttniginne: 'daz ist mir niht leit sö gibe ich besonder vünf hundert vrouwen kleit; vier nnd sehzic meiden den gibe ich guot gewate.' dö daz der kttnic erhörte, er jach daz er ez williclichen twte. 37 Dö er lobete höchztte, dar nach in ahtzehn tagen den vriunden nnd den m&gen hiez er allen sagen, die hin ze irlande gerne wolten riten, daz si n&ch dem snmere von des winters stunden solten biten. 38 Gesidele hiez er werken, sö wir hoeren sagen, des muose man von dem wilden walde dar tragen, sehzic tüsent helden den hiez man allen benken. daz künden wol geprtteven des kttneges trnhsaezen nnde schenken. 33, 2 vleixsiklicher, gebessert von V. 4 leichter, gebessert von Z. edeler vürsten site noch B] nach edler fürsten site. Der sohreiber irrte in die folgende zeile hinüber, wie er umgekehrt aus der folgenden zeile in diese gekommen ist. 84, i nach edlen fürsten, gebessert von V. 2 pieten, gebessert von B. 3 N. 33. 4 dester m., und so oft. 36, 2 volgen wie es, gebessert von M. (vgl. Bemerkk. s. 7 und anm. z. d. St.). 87, 1 Dö er B] Der: 'als er das fest beschlossen hatte'. 88, 2 das müste m. 3. 4 vgl. Nib. 719, 3.
8 39 Riten si begnnden fif vil manegen wegen — die ze hove körnen, der hiez man schöne phlegen —, nnz daz dem kttnege üz aller vürsten riehen körnen heim ze hove sehs und ahtzic tüsent lobeliche. 40 Von des wirtes gademe kleider man dö truoc. allen die ir gerten, den gap man ir gennoc. dar zno gap man in Schilde and ros von irlande. diu edele kttniginne zierte ouch vil der vrouwen mit gewande. 41 Si gap wol tüsent wiben hgrliche w&t linde vil den meiden, daz kinden rehte st&t, von borten and von gesteine und manegen phelle rieben, die minneclichen vrouwen stuonden in ir w a t e süberlichen. 42 Alle die sin gerten heten guot g e w a n t da sach man ros springen den knaben an ir hant. die br&hten liehte Schilde unde schefte riche. Uote diu vil edele saz in den venstern lobeliche. 43 Do erlonbte buhurdieren der wirt den gesten sin. des wart dä tnnkel vil raanegfs ltelmes schin. die wol gelobeten vrouwen säzen alsö nähen, swes die helde phlägen, daz si ez bescbeidenlichen säheu. 44 Der buhurt werte lange, sö dicke ist geschehen, der wirt sich wolte läzen bi sinen gesten sehen. daz lobete in guoter mäze sin wip diu küniginne, wände si sö n&hen saz mit den rrouicen obene ,in der ziune. 45 D6 er geriten hete, als ez rilrsten wol gezam, dö begunde er wenden — daz tet er äue schäm — den sinen lieben gesten die starken arbeite nach vil grözen eren. dö was er viir die vrouwen ir geleite. 39, 3 unU daz dem kynige aus reiclte, so ergänzt von M.; dagegen ergänzt B. üzer Irriche, 0 . v. Zingerle (ZfdA. 38,197) rerre üz dem riche oder üz verren riehen. 4 a So die hs. B. stellt um heim ze hove körnen; M. ändert, wol ohne not, heim in hin. 40, 3 schilt 4 kunigin der vrouwen fehlt, so ergänzt von C. Hofm. 42, ZleychU. 4 verutersteinenl E. Sehr. 1920, 290. 48, 2 tunckl da, umgestellt von Z. manig schein; vgl. zur ergänzung Nib. 200, 2. 44, 3 lob, gebessert von vdH. 4 wände B.] vnd. mit den vrouwen fehlt, ergänzt von V. 46, 1 hete. 4 nach vil grözen eren zieht B. zum folgenden und tilgt d6.
9 46 Uote diu schoene grüezen dö began die vremeden zno den vriunden. 'dä von si gewan manegen gast mit willen, die si ouch gerne sähen, diu Uoten gäbe dorfte ir deheinem niht versmähen. 47 Ritter nnde vrouwen man bi einander vant. in was des wirtes wille allen wol bekant, daz er in firen gnnde bl sinen höchziten. wider äbendes hiez er aber die werden geate riten. 48 Din höchgezit werte unz an den niunden tac. swes man mit ritters vuore bi dem kilnege phlac, die varnde diet des mohte lützel da verdriezen: die beten arbeite: wan si sin ouch wolten geniezen. 49 Pusfinen nnde trnmben vil lüte man dö vernam; vloiten unde harpben, swes man dä began, rotten unde singen, des vlizzen si sich sfcre, phifen unde gigen. in wart der guoten kleider deste m£re. 50 An dem zehenden morgen —nu hoeret wunder sagen! — nach ir aller wünne muose ir maneger klagen. von der höchzite hebent sich niuwin msere. näch ir grözen vreuden si körnen in vil herzenliche swsere. 51 Dö der wirt mit vreuden bi sinen gesten saz, dö kom der varnden einer. mit vlize künde er daz, daz er viir si alle — wer möhte des getrouwen? — dä spilte mit gevuoge, daz in werde vUrsten muosen schouwen. 52 Dö wiste an ir hende ein schoene magedin dä üz trlande des wirtes kindelin. 46, 4 der L'. dliainen. 47, 3 lies mit B. bi siner höchzite (vgl. P. 8.9)? 4 So (abents) die hs.; wider äbunde B., u-ider übendes stunde M. (vgl. 387, 1. 1197, 3). Ich habe den ausdruck, den auch Wackernagel's Basler hss. 22 a bieten (Lexer I, 10), nicht zu entfernen gewagt. Vgl. adverbiale bildungen wie widerheeres, Widersinnes (Gramm. III, 91) und widerteiles j. Tit. 2196. S. auch Lexer HI, 825 und Wilmanns DGr. II § 454, 4. 48, 1 hochzeit, vgl. B. Germ. 10, 16C und 0. v. Zingerle ZfdA. 44,137. 2 füren, gebessert von V. 3 des mochte die varnde diet, umgestellt von C. Hofm. 48, 1 trummein 3 Weil in der aufz&hlung der instrumenta »ingen keinen platz habe, ersetzt es E. Sehr, durch Kren, B. durch fUnten; 1919, 104. vnd springende vlissen, gebessert von vdH. 60, l b = Nib. 90, 2b, vgl. Kudr. 70, 2. 3 hochzeit erhebent, gebessert von B. 4 irer. 51, 2 da kam varnder. 4 mitten.
10 da mite giengen vrouwen, die sin mit zähten phlägen, und onch des wirtes vriunde: ja engen ez mit vlize sine m&gen. 53 In des wirtes hftse hörte man grözen schal, die liute begunden lachen allez über al. des jungen Hagenen magezogen körnen gar ze nähen, daz si der jungen meide und des kindelines niht ens&hen. 54 Des wirtes ungelücke n&hen dö began, dä von er und vrou Uote gröziu leit gewan. ez hete der übele tiuvel gesant in daz riche sinen boten verre. d u ergienc in allen klageliche. 55 Ez wag ein wilder grife, der kom dar gevlogen. daz im der kiinic Sigebant het ze liebe erzogen, sin gröz ungelücke mohte er d& bi kiesen: sinen sun den jungen muose er von dem starken grifen vliesen. 56 Er begnnde schatewen dar in sin gevidere truoc, als ez ein wölken waere. starc was er genuoc. vor ir manegen vreuden si n&mens war vil kleine, din maget mit dem kinde stuont vor dem hftse vil eine. 57 Vor des grifen krefte der walt da nider brach, dö diu maget edele den vogel vliegen sach, 52,4 frewnde zugen es mit vleisse sinen tnagen hs. Die ausgg. seit V. lesen vriutuie: die zugen ez mit vlize sinen magen. C. Hofm. Bchlug vor sus zugen ez mit vlize sine mäge, indem er mit recht bemerkt, dass von den mögen nur als erziehern die rede sein kann: vriunde und mäge zusammen erziehen das kind den eitern. Nicht annehmbar ist der Vorschlag Josephs (ZfdA. 44, 236). Wegen des schwachen plnrals mögen s. zu 4, 3. 53, 3 manzogen, gebessert von vdH. kamen. 4 die iungen maide daz sy das kiiidel, gebessert von B. 54, 2 grosser, so gebessert von B. 3. 4 vgl. Nib. 215, 4. Bit. 918f.— 4 ergienge. 66, 1 kam und so meist. 3 So interpungiert mit B.; daz und da bi (darbey hs.) sind correlativa. Dagegen fassen V. und M. die zeile als parenthese. 4 Verliesen. — Ueber den greifen in der mhd. literatur vgl. Bartsch Herzog Emst CLIIff. P. s. UM) ff. 56, 1 Er\ Es, mit B. geändert, da schateu-en nicht wohl nnpersönlich sein kann. Auch erklärt sich das Es der hs., auf den greifen bezogen, leicht durch falsches Verständnis von als ez ein wölken totere in z. 2. *chatewen] achatrten. 3 freunden, gebessert von vdH. 4 stuont (da) E. Sehr. 1920, 190.
11 dó nerte si sich selben und lie daz kint beliben. durch ditze starke maere möhte man ez vür ein wunder schriben. *58 Der grife lie sich nidere nnd beslöz daz kindelin in sine klàwe. dó tete er gròzen schln, daz er grimmic wtere nnd iibele gemnot. daz maosen sit beweinen die helde stolz unde guot. 59 £ z begunde Iute erschrien, ez was sére erschraht. er trnoc ez harte höhe mit der sinen maht. dò kèrte er gegen dem lnfte zuo den wölken verre. daz mnose dò beweinen üzer irlande der herre. *60 Sigebandes vriunde greif disiu leide not. si klageten harte sére des kindelinea t ò t des was in unmuote der kttnic und ouch sin wip. si klageten al gemeine des edelcn kindes werden lip. *61 Von dem unmuote diu werde Wirtschaft diu muose sich zerläzen. die hete mit siner kraft der grife sò zervüeret, daz si mit arbeit sich alle muosen scheiden: in was vii innerlichen leit. *62 Der wirt weinte sére, sin brüst diu wart im naz. diu edele küniginne mit zühten sprach dò daz, daz er die klage lieze: daz liut lseg allez tot, ez müese sich verenden, als got von himele gebot. "63 Die geste wolten riten. dò sprach diu künigin: ' j à snlt ir, edele helde, noch hie ze ho ve sin, 57, 3 selber. 4 ditz. — 4b vgl. 1697, 4 nebst M.'s anm. z. st. und P. ZfdPh. 35, 29. 58. 59. vgl. Beitr. 9, 18 und P. ZfdPh. 34, 430. 58, 2 kla grossen, so die hs. (vgl. 264, 1 und P. ZfdPh. 34, 430). 4 müßten sit vdH.] sy stolz P. ZfdPh. 34, 431 (vgl. 115, 2)] schone. 59, 1 erschrackht. 4 muesset und so oft. aus Eyrlant, gebessert von B. 60 bis 69 vgl. Beitr. 9, 12. 18 und P. ZfdPh. 34, 431 f. 60, 1 Die Sigebandes v. E. Sehr. 1919, 54. freundt griffen dise l. n„ gebessert von W. Gr., wozu M. verweist auf Rab. 916, 1. 955, 1. 2. B. liest frieschen dise not. 4 alle, edelen fehlt, ergänzt von V.; B. stellte her des k. wcetliehen l. 61, 4 müsten, und so gewöhnlich. 62, 3 daz liut leeg vdH. u. M.] das laute läge. Die anderen herausgeber ändern verschieden. Die königin sagt (in indirekter rede): 'alle menschen müssten sterben, alles müsse sich nach gottes willen fügen.' muose M.
12 und l&t in niht versmähen silber unde golt. daz haben wir ze gebene: wir sin in gruezlicben holt.' •64 Do nigen ir die recken. si begunden alle sagen vil höhez danken, der w i r t hiez in tragen manegeu riehen phelle, die wären ungesniten. si wären sumeliche von verren landen dar geriten. • 6 5 Dar ZHÖ g a p er in meere, zeiter unde marc, diu ros üz Irlande micbel hoch u n t starc. man g a p in golt daz röte, silber nngewegen. der wirt hiez siner geste schone und güetlichen phlegen. *66 Dd lie diu küniginne scheiden manic wip und vil der edelen meide, also daz ir lip ir gäbe was getiuret. si truogen guot gewant. diu höchzit sich endet. si rfimten Sigebandes lant. (2.)
Ayentinre,
wie Hagen« von d«m grlfen wart hin gevUmt. *CT Nu läzen wir beliben, wie da gescheiden wart und grifen an diu msere, in welch swinder v a r t mit dem wilden grifen daz k i n t ward d a n n e n treit. ez beten sine inäge unibe ez vil starkez leit. *G8 Ez was noch unerstorben, wan ez got gebot, iedoch het ez besunder dar umbe gröze not, wan ez der alte grife den sinen jungen truoc. dö ez die vor in heten, dö hete ez arbeit genuoc. 64, 1 naigten. 2 vil fehlt, höhez V.] hohe ze. begunden sagen/alle höhez danken M. 66, 1 er fehlt, ergänzt von Z. moere zelter unde marc] die beiden letzten ausdrücke finden sich in der K u d r . nur in dieser Nibelungenstrophe, moere auch 15, 2. 438, 3. 923, 3. marc ist im Nibelungenliede im reime nicht selten, im Bit. gewöhnlich (doch nicht im eingange 1 — 1988); die Klage k e n n t es, im A l p h a r t findet es sich nur 443, 1, ferner Ortnit 455, 3. 565, 1. VVolfd. A 489, 4. 503, 2. 510, 4. 514, 2. L a u r i n 132 h a t Müllenhoff das wort hergestellt (s. aber Holz L a u r i n s. X I I ) . 66, 4 vgl. Nib. 636, 4 a u n d 646, 4. 67, 1 Ueber diese a r t des Überganges, die sich auch 630, 1. 951, 1. 1071, 1 findet, vgl. J ä n i c k e zu Bit. 3973, der ähnliche Wendungen aus Nib. (Kl.) u n d Bit. zusammenstellt. 2 ein su-inder. 3 das edel kint ward danne trait, gebessert von v d H . u. V. welch ein swindiu vart . . . daz kint dannen treit Sy. Vgl. E. Sehr. 1917, 37.
13 *69 Als dia knnft des alten zno dem neste ergie, daz kint er &z den kläwen zuo den jongen lie. dò zahte ez ir einer, daz er ez niht veralant, dä wart diu gotes güete vii verre an bekant. 70 Si woltenz h&n zerbrochen, mit kläwen gar zertragen. dä hoeret michel wunder von sinen sorgen sagen, wie dà den lip behielte von trlant der herre. in habet der jangen einer ander sinen kläwen harte verre. 71 Von boome ze bonme er mit dem kinde vlouc. den grifen dö sin Sterke ein teil ze sére tronc. er gestnont üf einem aste, dem was er ze swsere: des muose er äf die erde, dö er zao dem neste gerner wäre. 72 Von des grifen valle das kindel im enbrast sich bare in einem krilte der wénige gast. er was noch iibele enbizzen an dem sinen libe. sit kom er ze tröste in ir eilende manegem schienen wlbe. *73 Got taot michel wander: des mac man verjehen, von der grifen Sterke was onch é geschehen, daz drier kiinege tohter wären dar getragen, si säzen dà vii nähen, na kan in niemen gesagen, 74 Wie si den lip nerten ic só manegen tac. wan daz ir got von himele vii gnsediclichen phlac. Hagene solte beliben dà niht al eine. die miuneclichen méide vant daz kint in einem huln steine. 75 Dö ez die vrouwen slìchen sähen an den bere, dò wolten si des waenen, ez wsere eiu wildez twerc oder ein merwnnder von dem sé gegangen. sit kom ez in so nähen: ja wart ez von in güetliche enphangen. 69, 2 klaen, und ebenso im folg. 3 zugkht ir fehlt, ergänzt von B. 4 des g. verren. Wiederherstellung des Kudrunmasses durch Gt. S. 289. 70, 4 habet B.] hei. 71, 2 dem ze fehlt, ergänzt von vdH. betrog. 3 er ein tail ze s., gebessert von E. ; ein teil stammt aus der vorhergehenden zeile. 4 gerne, gebessert von Z. 72, 2 verparg, gebessert von B. 4 in Eyrland m., gebessert von O. v. Zingerle ZfdA. 38, 197 (vgl. 107, 4). 73. 74 vgl. Beitr. 9, 18 und P. ZfdPh. 34, 433. 74, 3 sol, gebessert von Z. umgestellt Hagene da beliben / solte niht a. M. 4 vant E.] vnd. holn fehlt, ergänzt von B., vgl. 76, 1. 84, 4. 75, 4 guettlichen.
14 76 Hagene wart ir innen: si wichen in daz hol. alles unmnotes was ir herze vol, 8 daz si ervünden, das ez ein kristen waere. mit siner arbeite schiet er si alt Ton maneger herzen swsere. *77 Dö sprach din eltiste: 'wie getarst da zao ans gin, sit wir von gote von himele dise herberge hin? nn snoche dtne genöze in dem wilden s6. wir liden doch arbeit nnd ist ans hie grinlichen w6.' 78 Do sprach daz edele kindel: 'lät mich in wesen bi, ob ir daz weit gelonben, daz ich ein kristen st. mich truoc der wilden grifen einer zno dem steine, ich waere bi iu gerne: j& mac ich niht hie beliben eine. 79 Do enphiengens minneclichen daz wenige kint. si gewnnnens künde von slnem dienste sint. si begunden vr&gen von wannenz komen waere. von sines huiigers sorgen verdröz ez gen drn vromoen der maere. 80 Dö sprach daz edele kindel: 'mir waere enbizens not. weit ir mir mite teilen iuwer trinken und iuwer brot — daz ist mir gewesen tiure wol drier tage wile, wände mich der grife truoc dä her wol hundert lange mile." 81 D6 sprach der vrouwen einiu: 'ez ist sö geschehen, daz wir unser schenken selten hän gesehen noch unser truhsaezen, die uns gölten tragen spise. si lebeten gotes gtlete und wären in ir tumben jären wise. *82 Si begunden balde suochen würzen und ander krüt. si wolten bi in neren daz Sigebandes trüt. 76, l a = Nib. 1474, l a . 7 7 , 3 genossen. 4 iedoch E. Sehr. 1920, 297. 78, 1 edl. 78, 1 emphiengen sy. 2 'sie machten später seine bekanntechaft durch die dienste, die es ihnen bewies.' 3 mannen es. 4 gbi den vroutoen fehlt, so ergänzt von E.; doch ist die ausfüllung keineswegs sicher; s. auch Joseph ZfdA. 44, 237. 80, 1 enbizens B.] ein ymbis. 3 steht anakoluthisch statt des eigentlich zu erwartenden nach satzes: 'so werdet ihr mir eine wohltat erweisen.' 4 wann mich trüg d. g. daher, gebessert von B. Si, 2 haben. 3 vnnsern. 4 lebten, so die hs. Die überlieferte lesart, seit vdH. in lobeten geändert, ist von Joseph (ZdfA. 44, 237) mit recht wieder in ihre rechte eingesetzt. 82, 2 Ueber die klingende cäsur mit kurzsilbiger hebung in unserem gedichte, die B. an dieser stelle durch aufnähme der form nerjen beseitigt, vgl. Beitr. 9, 89 und P. s. 17. des S.
15 des si d& lebeten, des br&htens im gennoc. ez was ein vremede spise, die im din jnncvrouwe trnoc. *83 Dia krftt diu muose er niezen durch des hungers not: miielich ist ze liden der bitterliche tot. er wonte bi den vrouwen d& vil manegen tac, daz er ir güetliche mit sinem dieneste phlac. 84 Ouch beten sin in huote, daz wil ich iu sagen. j& wuohs er dä mit sorgen in sinen jungen tagen, unze daz den kinden bi ir grözen swsere vor dem holn steine erstuonden aber diu sunderbaeren msere. 85 Ich enweiz von welhem ende gevlozzen Uber mer kom zen steinwenden ein grozez gotes her. die starken gruntwelle kolten si yil s£re. die eilenden meide heten ungemüetes deste mere. *86 Die kiele in zerbrästen, des liutes niht genas, die alten grifen körnen dä daz geschehen was. si truogen zuo ir neste vil manegen töten man; des manic wip ron vräge vil der sorgen gewan. 87 Do si den jungen grifen ir spise heten län, die alten grifen kerten von ir geniste dan, ich enweiz in welhez ende vf des meres str&zen. si heten üf dem berge einen grimmen n&chgebüren läzen. 82,3 br. sy im. 4 Man erwartet den plural die juncvroutcen wie in z. 1—3. Wie es scheint, hat der Überarbeiter bei der Verwandlung der ursprünglichen Kudrunstr. in eine Nibelungenstr. den singular eingeführt. B. stellt eine Kudrun? Strophe her mit den reimworten genüege: trüegen. 88, 1 kreuter, gebessert von B. 4 dienste. 84, 1 &y sich in, gebessert von E. 2 er fehlt. 3 schwären. 4 sunderbarn; über das wort s. Jänicke zu Bit. 3229. 85, 1 eniceiz\wais nit. 2 zu den stainweitden kam, umgestellt von C. Hofm. grosser, gebessert von vdH. 3 grunttceUe (gründe welle hs.)] plur. stf., nur in der Kudr. (ausser hier 261, 4. 1137,3): 'die bewegung der wellen, die auf dem gründe des meeres entsteht', dann 'brandung' (vgl. Ehrismann Germ. 35,55 und M.'s anm.). kerten, gebessert vou Hpt. (kelten); kolten E. Sehr. 86, 1 Der kiel jn zerprast, gebessert von Z. 4 Die hs. hat bloss des frage vil sorgen gewan. Verschieden ergänzt, hier nach B. (s. auch ZfdA. 44, 237. ZfdPh. 34, 433). 87, 3 üf fehlt, ergänzt von vdH. 4 ein grimmen nachpaurn gelassen, so gebessert von B.
16 88 Hagene rät der liute sach ligen bi dem mer, die da ertrunken wären — daz was ein gotes her —; dö wände er daz er aolt« vinden da ir spise. vor den übelen grifen gleich er zno dem Stade harte Ilse. 89 Dö vant er niemen m£re, wan gewafent einen man; des er von dem grifen gröze not gewan. er schatte in üz den ringen; er liez im niht veramähen, bogen und gewsefen vant er der siten harte nähen. 00 D6 garte sich selbe daz wenige kint. dä obene in den lüften hörte er einen wint: dö hete sich versümet der wenige herre. dö kom der alte grife; Hagene was dem steine gar ze verre. 91 Er swanc sich zornicliche nider üf den griez. den sinen bnrgaere, den er dä heime liez, den wolte er harte gerne an der zite hän verstunden, dö wart der küene in vil guotes heldes mäze vunden. 92 Mit siner bloeder krefte het er üf gezogen manic starke sträle schöz er üz dem bogen. er kundes niht versniden: wes mohte er dä geniezen? do versuohte erz mit dem swerte. er hörte die vrouwen klagen unde riezen. 93 In sinen siten tumben gTimrae er was genuoc. dem grifen einen vetech er von der ahsel sluoc 88, 1 rät W. Gr. ? ] noch. Nicht der anblick verschiedener leichen kann in Hagen die hoffnung erwecken, speise zu finden (auch findet er ja 89, 1 nur einen toten), sondern am strande umherliegende gerätschaften {rät). Andere herstellungsversuche s. Germ. 32, 330. ZfdA. 44, 237. der leiten [Tonnen, Fässer] Jbl. 171 ist nicht besser als rät. Boe. 2 da die waren e. des warn gotes her, so hergestellt von B. Einige herausgg. fassen kaum richtig die ganze zeile als parenthese. 3 da vinden, umgestellt von Z. 4 gstade, so öfter. 89, 1 gewappend. 3 Die hs. vertauscht die beiden vershälften. — schüttet, igewapen. 90, 1 gurte, gebessert von Z. selber hs., selbe ausgg. Der dichter denkt an die entwaffnung des roten ritters durch Parzival (vgl. Panzer s. 149); der junge Hagen h a t sich aber nicht wie dieser der hilfe eines Iwanet zu erfreuen, sondern muss sich ohne beistand selbe rüsten. Boe. 91, 2 bürgeren die . 4 er küene, gebessert von vdH. 92, broeder krefte vertritt Henschel, Beitr. (Halle) 75, 1953, S. 483. 2 manic starke strale ist äjio xoivov construiert (ebenso 214, 3. 314, 2. 478, 4. 483, 4. 538, 2. 654, 3. 752, 2. 780, 4. 943, 4 (?). 1194, 4. I n weiterem sinne fasst die erscheinung P. s. 81 f.). J e » . Beitr. 40, 1915, S. 448f. 93, I Im sitenn,gebessert von v d H . er fehlt. 2 ein fettich. vetechen Sy.
17 und verhonte an einem beine in starke unde sêre, daz er getragen mohte von der stat sinen lip niht mère. 94 Den sie het er erworben, der eine der was tôt. schiere kom der ander: des leit er sundemöt. sit sluoc er si alle, die jungen ino den alten, des half im got von himele; jà mohte er solher krefte niht gewalten. 95 Als er daz michel wunder hete dâ getàn, dô biez er sine vrouwen von dem steine gân. er sprach: 'lât iu erschinen den luft und ouch die sannen, sit uns got von himele wil etelîcher vrenden gnnnen.' 96 Si enphiengen in giietlîchen: ofte bi der stunt wart er von den vrouwen geküsset an den munt. ir voget lac d& veige. waz mohte in dô gewerren, si giengen an dem berge nach ir willen n&hen oder verren ? 97 Dô in der grôzen sorgen von im gar gebrast, dô lernt« sô wol schiezen der eilende gast, daz im die vogele künden vliegende niht entrinnen, er lernte swes er gerte, dô er nâch sîner nôt begunde sinnen. 98 Er wart sô baldes herzen, sô vrevele and so zam. hei waz er von tieren sneller spränge nam! als ein pantel wilde lief er üf die steine. jâ zôch er sich selbe: er was aller sîner mâge eine. 98, 3 in fehlt, ergänzt von vdH. (nach verlioute). 4 sinen lip B.| in. 94, 2 der lidt sundernöt] 'ausserordentliche bedrängnis', selten (Lexer II, 1310). 95, 4 etdicher vrenden weile gunnen E. Sehr. 1920, 290. 96, 1 in fehlt, ergänzt von wiH. 2 da ward 4 nach ir willen fehlt, ergänzt von Z.; O. v. Zingerle ZfdA. 38, 198 zieht die ergänzung âne sorge vor. 97, 1 im vdH.] in. 4 'das bewusstsein seiner hülflosen läge spornte ihn zu kraft und energie des willens'. 98, 2 Der überlieferte text kann nur erklärt werden: 'hei wie schnelle Sprünge er von den tieren lernte' (nemen 'ablernen' findet sich öfter, z. b. auch Nib. 24, 2). Doch verlangt der Zusammenhang, der Hagens fertigkeit im jagen schildert (die vögel str. 97, die fische str. 99), dass gesagt sei: 'hei wie viele tiere fing er in schnellen sprängen' (vgl. 167, 2), und es empfiehlt sich aus diesem gründe die Vermutung von W. s. 120 hei waz er der tiere in tneUen Sprüngen nam (s. auch ZfdA. 44, 237f.). 3 vgl. Nib. 917, 3. Kiulrun. 2
18 99
W i e ofte er zuo den ünden
er sach in dem w ä g e
durch k a r z w i l e g i e !
die räwen Tische i e :
die künde er gevähen,
möht er ir iht geniezen.
sin kuchen din ronch selten:
des mohte in alle tage d& verdriezen.
100
Von siner herberge
gienc er in den wait.
Ja sach er yil der tiere
vrevele unde halt.
dar under was ir einez,
daz w o l l e
daz sluoc er mit dem swerte:
in vers linden,
ez muose sines zorne9 harte enphindcn.
*101
Einem gabilfine
was ez anelich.
er begunde ez schinden: in luste sines bluotea.
dö wart er krefte rieh, dö er des vol getranc,
do gewan er v i l der krefte. *102
er hete manegen gedanc.
Mit des tieres hinte
bi im er harte nähen
der helt sich bewant.
einen lewen vant:
der mohte im niht enphliehen. des beleip er nnyerhouwen. 103
Daz tier daz er hiete
daz ged&hte er z e hftse
wie schiere er zuo im g i e 1
der helt ez giietliche enphie. dä ze töde erslagen,
heim mit im tragen.
die vrouwen zaller zite
genuzzen stner gtlete.
von der vremeden spise
höhte sich ir herze und ir gemiiete.
104
V i u r was in tinre,
üz einem herten Velsen
w a i t heten si genuoc.
er manegen vanken sluoc.
99, 1 icunden 2 rauhen, d . i . rfucen, nicht ruhen ( v g l . C. Hofmann s. 226). ie V J hie 3 iht E.] nicht 4 a vgl. P a r z . 485, 7. 101 u. 102. Diese Nibelungenstrophen sind verschiedentlich anstössig, können aber nicht schlechtweg entfernt werden, vgl. Beitr. 9, 13 und dagegen P . Z f d P h . 34 , 433f. Zum inhalt der beiden str. v g l . auch P . s. 195 f. und Baesecke Z f d A . 50,129 ff. — 101,1 Seinem änlich. — Ueber den gabilün (als Wappentier capelüu Rother 4943. gampelün Parz. 383, 2. 575, 27) vgl., ausser J. Grimm Z f d A . 2 , 1 , namentl. F. Liebrecht Germ. 1, 479, Jänicke Z f d A . 16, 323 f. und J. Zacher bei Martin z. d. st. Ferner Baesecke, Z f d A . 50, 129. 2 reicher 4 b vgl. Amelung zu Ortnit 98, 2. 102, 1 Mit V . ] In 4 güetlichen. Die halbzeile soll wohl bedeuten: 'der held nahm es wohl auf, war damit zufrieden. ( W . Gr.). V . B. Pi. legen in güetliche enphie ( v g l . 75, 4. 96, 1). 108, 1 helle dä fehlt, so ergänzt v o n B . 2 des haim ze hawse, umgestellt von Z.
19 daz in vor was vremede, jä tet ez ander niemen,
des wurden si beraten, si muosenz selbe bi der glüete bràten. 105 Dò si die spìse nuzzen, dò inèrte sich ir kraft. ouch knhten sich ir sinne von gotes meisterschaft. si wurden an ir üben schoene und lobebsere, sam ir ieteslichiu dà lwime in ir vater lande waere. 106 Ouch hete der wilde Hagene krefte zwelf man, des er bi sinen ziten höhen lop gewan. in und die juncvrouwen muote daz harte sére, daz si in der wiieste Sölten beliben immer mère. *107 Do baten si sich wisen zuo des wazzers vluot. si giengen schamlichen, ja waren niht ze guot ir kleider diu si truogen: diu strihte ir selber hant, dà si der junge Hagene in ir eilende vant. *108 Tage vier und zweinzic si giengen durch den tan. an einem morgen vrüeje dö sach der junge man ein schif geladen swaere. ez kom von Garadé. den eilenden vrouwen den tet ir arbeit vii wé. 109 Hagene ruofte lftte, daz in des niht verdröz, swie sére von den winden daz mer mit ünden vlöz; daz schif begunde krachen. die bi in vuoren nähen, si vorhten wildiu merkint, dò si die vrouwen an dem Stade sähen. *11() Daz schif het einen herren üz Salme. Hagene und sin kilnne was im vii kunt é. 104, 3 icurdens b. 4 unnders nyemaruls selber. 105, 1 nützten 2 kuckten 3 vnd auch l-, gebessert von Z. 4 Die hs. hat bloss sam ettliche in ir Vaterland wäre; die besäerung und ergänzung nach B. 106,4: sollen erben, umgestellt von Z. 3 «n den massen, gebessert von V. 4 wir es. 828, 4 1. nach der vr.l 889, 1 richteten 4 Albakine, doch ygl. 673, 2. 890, 2° ein zweites vil vor manegen, gestrichen von V. 3 vgl. Nib. 2069,1. Bit. 10427. 11035. — rüeffen 4 strite fehlt, ergänzt von vdH. 882, 4 maynt ir vnns zu betzwingen, gebessert von B. 833, 2 d. also daz wir, gebessert von vdH. and E.
141 urliuges immer m£re ftz min es herren landen.' die von Karadine strahten dar den vride mit ir handen. 834 Also kom ez ze suone, als ich in h&n geseit. dö giengen zao einander die recken vil gemeit; einander bnten dienest die 6 ytnde wären. ir haz der was versttenet: si rieten den yon Ormanie ze v&re. 835 Nu sagete alrfirste Hetele dem kttnege öz MÖrlant, waz er von sinen boten leider mtere ervant. ob er im helfen wolte, daz diente er an sin ende, daz er hern Hartmuote gelönte dirre starken missewende. 836 Dd sprach der herre Sivrit, der künic ftz Alzabfi: 'westen wir si vinden, so mttese in werden w€.' dö sprach Wate der alte: 'ich weiz hie bi yil n&hen ir rehte wazzerstr&ze. wir mttgens ftf dem mer vil wol erg&hen.' 837 Hetele sprach zin allen: 'w& solde ich kiele h&n? ob ich in gerne schatte, wie mOhte daz ergftn, ez enwaere, ob ich d& heime mich bereite zao ir lande, daz ich si da gestehe? so geriche ich an in beide schaden und anden.' 838 Do sprach Wate der alte: 'sin mac wol werden got tuot mit gewalte, als ez nmbe in st&t. [rftt; ja weiz ich hie vil n&hen bi uns in dem lande wol sibenzic gnoter kiele. die st&nt mit gnoter spise ftf einem sande. 888, 4 strackten. 884, 3 an einander puten sy d., gebessert yon E. 4 rith, gebessert yon B. (ygl. 667, 4). varen. 885, 1 allererst 4 Herren diser starken fehlt, so ergänzt yon M. 886, 1 künic fehlt, so ergänzt yon ydH. 2 sy ze vinden-, ze von B. gestrichen. 3b. 4a ygl. Nib. 367, 3. 887, 1 ich hie kyde, gebessert yon V. 3 es wäre mich bereite da hayme, umgestellt yon V. lannden 4 aerich, so die hs. 838, 2 als ez umbe in stät ist jedenfalls verderbt; die herstellang von B. al daz in bestat ist aber nicht überzeugend, da offenbar auch die erste halbzeile durch den cäsnrreimer entstellt ist. P. ZfdPh. 35,41 will lesen: got tuot ie dem manne, nsw. (' gott verfährt mit dem menschen nach den umständen'), aber die zeile ist wohl durch den cäsnrreimer gänzlich umgestaltet. Vermuten lies8e sich etwa ich bringe ez an ein ende, stcie ez umbe uns stät, oder ähnlich.
142 839 Die habent pilgerine gevtteret ftf den se. die mttezen wir gewinnen, gwiez nns dar n&ch erg£. gi gnln gedul ticlichen ftf dem sande erbiten, unz wir mit ungern vinden nns versüenen oder aber gestriten.' 840 Waten dem kttenen wart dannen gäch wol mit hnndert recken; die andern zngen näch. er sprach, er wolte konfen, heten ai iht spise veile. des starp im yil der m&ge: im selben kom ez sit ze anheile. 841 Die si an dem sande vunden, yür w&r so weiz ich daz, der was drizic hnndert, ich wtene, nnd dannoch baz. die mohten niht sö gsehes sich gerihten ze strite. dö kom in dar näher der künic mit maneger schar witen. 842 Swie sö si gebarten, man truoc in ftf den sant, des Wate niht enwolte, ir silber nnd ir gewant. die spise hiez er l&zen beliben ftf den ttnden. er sprach, man solte inz gelten, sö si allernaehate her wider wünden. 843 Die pilgerine klageten nnd vluochten: des gienc in not. swaz si im ir dinges sageten, er ahte ez niht ein bröt; Wate der vil kilene trahte äne smiele, daz si im l&zen mUesen mit ir spise kocken nnde kiele. 889, 1 Hie h. 2 darnach wie es vnns, umgestellt von vdH. 4 aber fehlt, ergänzt von V. 840, 4 sit fehlt. 841, 1 Da sy sande, so die ha. (s. AfdA. 35, 42). 3 streiten. — Vor der bearbeitung des cäsurreimers (gähes: näher) lautete die zeile wohl die mohten sich gerihten \ sö goehes niht ze strite. 842, 4 solde im V.] sols euch si V.] wir wünden B.] komen kiinnen. 843, 1 pilgrime. — In dieser form rührt die zeile offenbar vom cäsurreimer her. Gewiss muss nicht mit E. V. B. Pi. und vluochten, sondern mit M. klageten und gestrichen werden (vgl. 933, 4), wenn man den alten text herstellen will. Das ursprüngliche war also wohl die 'pilgerine vluochten (oder im vluochten): | des gienc in michel not. 2 nicht umb ain, gebessert von V. 3 trachtet, smielen B. 4 mit ir spise fehlt, ergänzt nach 838, 4; V. M. ergänzen beide, B. Pi ze phande beide, 0 . v. Zingerle ZfdA. 44, 146 zer merverte.
143 844 Hetele der enruochte, ob si immer fif daz mer mit ir kriaze koemen. er nam üz ir her vttnf hnndert oder m i r e der besten, die si runden. des br&hten si vil w€nic ze Hegelingelande der gesunden. 845 Ich enweiz, ob des engnlte Hetele and sine man daz ditze volc eilende daz herzenleit gewan, daz si sich d& mnosen scheiden in den vremeden landen, ich wsene, got von himde rseche d& selbe sinen an den. 846 Si vuoren, so si mohten beldiste dan. Hetele und die sine guoten lnft gewan. si beganden segelen n&ch ir vianden, sw& si die beyanden, a n d wolden an in rechen schaden and anden. (17.) Ä v e n t i u r e , wie Hetele nftch stner tohter kom Qf den WOIpensant. 847 N a was kttnic Ludewic a n d oach her Hartmaot mit ir landes volke bi des meres vluot beliben durch ir ruowe ftf den wilden griezen. swie vil si liate hieten, des mohten si doch ltitzel geniezen. 848 E z was ein wert vil breiter und hiez der Wülpend& die von Ormanie 6 z L a d e w i g e s lant fsant, gemach gevtleget hieten ir rossen a n d in selben, daz sich ir schade mnose n&ch ir gemache grimmicliche melden. 849 Die vil edele gisel von Hegelingelant die hete man gewiset üf den wilden sant. die mäze und si da mohten sach man si gebären, die minnecliche meide, bi den vinden trüric si wären. 844, 2 aus in heer, gebessert von V. (vgl. gotes her 86, 2. 88, 2). 4 Hegelingen der, gebessert von V. 845, 1 Ich wayss nit 4 w. daz got, gebessert von B. von himele fehlt, Vgl. A. E . Schönbach, Christentum ergänzt von B . daselbs. S. 143. 8 4 « , 1 vgl. 1265, 1. 3 veinden 4 rechen ir Avenschaden vnd ir anden, so gebessert von M., vgl. 837, 4. tiurenttberschrift: Volpensanni (ebenso 848, 1). 847, 1 der Icünic E . Sehr. 1919, 54. 3 reice. 8 4 8 , 2 do hetten die 3 gefüeget was gemache ir ross und sich selben; 2. 3 gebessert von V. 848, 3. 4 mochten vnde künden geparn d. m. maide sach man bey, gebessert von M.
144 850 Din viar man allenthalben b! dem Bande sach. die von verren landen schnofen in gemach. si w&nden dà beliben — daz kom in al ze sére — mit den schoenen wiben icol ze 8iben nahten oder mire. 851 Dd dise recken lägen an einer wilden habe, Hartmnot mit einen mägen muose läzen abe den gedingen den si hieten, daz si aolten beliben d& ze 8iben tagen an ir gemache mit den schoenen wiben. 852 Ez was von Mateläne nu so verre dan Kùdrùn din wol get&ne, daz Ludewiges man heten an ir gemache deheiner slahte gedingen, [bringen, daz Wate und sine vriunde ez in ze schaden ie möhten 853 Dò «ach der marnare üf den (Inden wagen ein schif mit riehen segelen. dem künege hiez era sagen, dö daz gesach her Hartmnot nnd onch al die sine, in den segelen wseren krinze, si jähen ez wseren pilgerine. 854 Schiere sähens vliezen dri kiele guot und nian kocken liehe, die truogen ftf der vluot manegen der daz krinze durch gotes ère selten truoc an sinen kleiden, des mnosen die dz Ormanie engelten. 850, 4 wol fehlt, so ergänzt von M. 861, 3 gedingen den fehlt, ergänzt von vdH. 3. 4 solten da belewen 4 den vil schonen. Die herausgeber bessern verschieden. Es scheint übrigens, dass str. 850. 851 aus einer ursprünglichen Strophe erweitert sind, die etwa gelautet haben mag: Diu viur man allenthalben bi dem sande sach. die von Ormanie schuofen in gemach. Hartmuot hete gedingen, daz si Sölden beliben da ze siben nahten an ir gemache mit den scheinen wiben. 862, 1 nu s6 verre dan B.] so verre von in dan 2 de* L. 4 ez fehlt, ergänzt von E. nie mochten, iemer möhttn E. Sehr. 1920, 291. 868, 2 hiess ers dem känige, umgestellt von B. 3 alle 4 segele waren, jähen (des) oder E. Sehr. 1920, 291. pilgrame. 864, 1 sähen sy 2 newe leyelen, gebessert von vdH. 3. 4 ereütze trüge selten durch die gotes ere an seinen claiden des muesten entgelten die hddn aus Ormanie sere. Ich habe die herstellnng von B. aufgenommen. Der grnnd der Verderbnis ist aber wieder die einführung des inneren reims, zu dem der bearbeiter die alten reim worte selten : engelten verwandte. Hierdurch wurde er genötigt ere als neues reim wort zu wählen, dem ein entsprechendes für z. 4 (slre) angeflickt wurde.
145 855 Si körnen in nn sò nähen, daz man die heime sach ab den schiffen schinen. sich huop ir ungemach nnd ir schade sére Ludewigen und den sinen. 'wol ü f ! ' rief dò Hartmnot, 'hie koment die grimmen widerwarten mine.' 856 Si gàhten zao dem lande, daz man wol vemam din ruoder an den banden krachen manegem man. die ùf dem Stade wären, die alten zno den jungen, die enwesten wie gebaren, wan daz si werliche dar sprangen. 857 Ludewic nnd Hartmnot trnogen schilt enhant. si wären è vii sanfter komen in ir lant, wan daz si ir ruowe tronc ein teil ze sére. si versähen sich zir vinden, Hetele he te der mäge niht mère. 858 Lùte raofte dò Ludewic an alle sine man: 'ez was gar ein kintspil swes ich ie began: na mnoz ich aller érste mit gnoten helden striten. ich geriche immer der ir tar ander minem vanen erbiten.' 859 Hartmnote8 zeichen traoc man ftf den sant. din schif so nähen wären, daz sis mit der hant mit scheften mohten langen bi in an dem grieze. ich wsen her Wate der alte sinen schilt niht miiezic enlieze. 860 So rehte grimmicliche werte man nie ein lant: die von Hegelingen drangen Af den sant. mit spern und mit swerten stritens also sére, einander si do werten, daz si des koufes sit niht gerten mère. 861 Si wären allenthalben an daz stat gestän. nach winden von den alben sach man nie snè gän 855, 3 ir fehlt, ergänzt von vdH. 4 rief dö fehlt, so ergänzt von 0. v. Zingerle ZfdA. 44,146. widerwarte mitten. 86«, 1 den lannden 3 gstade (so meist). 4 westn werlich. 857, 2. 3 'ein mittelglied ist zn ergänzen: und würden auch diesmal bequem nach hause gekommen sein, ausser dass, wenn nicht usw.' (B.) 3 rewe 4 zu ir veinde H. der hat der. 858, 2 swes ich Hildebrand ZfdPh. 2, 475] was er 4 gerich. — tar Z.] getar. 859, 4 ich wil das her, gebessert von vdH. u. H p t . enlieze B.] liesse. unmüezic dd gelteze E. Sehr. 1020, 291. 860, 4 werten] sc. der wunden, vgl. 783,2. 3. Bit. 2870f. 2914. 861, 1 gstat 2. 3 vgl. zu 503, 3 und im besonderen M. zu unserer stelle. Kudrun. 10
146 sö dicke, sö dà dneten die schüzze von den henden. ob siz na gerne toten, sö möhte den schaden niemen wol erwenden. 862 Man vant ein sperwehsel. dia wile dia was lane, é si daz lant gewannen, der alte Wate aprane zno den ylnden sére: si wären im sö nähen. er was sö grimmes mnotes, daz si sinen willen wol ges&hen. 863 Ladewic von Ormanie der lief Waten an. mit einem sper vii scharphen schöz er ùf den man, daz din stücke höhe sprangen in die winde. Ladewic der was kttene. dö kom ouch daz Waten ingesinde. 864 Wate Ludewigen durch den heim sluoc, daz des swertes ecke ftf daz houbet 'truoc. ouch hete er under brttnne von vii gaoten siden von Abalie ein hemede: anders mttese er nft daz ende ltden. 865 Ladewic im vii kftme mit sinem libe enbrast. die stat mnose er rftmen. ez was ein Übel gast W a t e d& er solte bt vinden sige erwerben. man sach von siner hende manegen guoten recken d& sterben. 866 Hartmaot and irolt zao einander Bpranc. ir ietweders wäfen ftf dem helme erklanc, daz man ez mohte beeren durch die schar verre. irolt was vii biderbe: küene was onch Hartmaot der herre. 867 Herwic von Séwen, ein mserer helt guot, der enmohte vollangen. ja spranc er in die vluot. er staont anz an die üehsen tiefe in einer ünde. herter vrouwen dienest wart dà dem küenen Herwige künde. 861, 3 dà fehlt, ergänzt von vdH. 862 , 3 in. 868, 4 daz fehlt, ergänzt von E. 864, 2 Dem dichter schwebte die stelle Nib. 2214,1. 2 vor (s. ZfdPh. 23, 175); zom ausdruck v g l die von Haapt zu Er. 5543 angeführten parallelen. 3 er fehlt, ergänzt von vdH. vntider der prünne, gebessert von H p t , vgl. Gramm. IV, 413 f. 4 von Abalie1 vgl. zn 267,3. Natürlich schützt nicht das seidene hema unter der brünne Ludwig gegen den kopfhieb, sondern die in dasselbe eingenähten reliquien (vgl. namentlich Rabenschlacht 651 f., Wolfd. B 349,3 und Jänicke's anm.). Eine andere erklärnng gibt P. ZfdPh. 35,41. 866, 3 sich e. 4 guoten fehlt, ergänzt von B. enterben E. Sehr. 1920, 292. 866, 1. 2 vgl. Nib. 1907, 1. 2 B. 867, 1 Seben 4 dem küenen fehlt, so ergänzt von B.; vgl. 868, 4, wo küenen überflüssig in der hs. steht.
147 868 Disen recken gnoten weiten in der ylnot ertrenken sine rinde, manegen schaft vil guot sach man üf im zebrechen. im was gich zem Bande n&ch sinen vinden. do wart gerochen maneges recken ande. 869 Als si das stat erworben, man sach des meres ylnot von den, die d& stürben, gevar als daz bluot bi in allenthalben in röter varwe vliezen so wlte, daz ez niemen mit einem sper wol möhte überschiezen. 870 Grcezer arbeite wart nie helden knnt: ez wart nie helt als maneger gedrttcket an den grünt, ein lant si möhten erben, die äne wunden starben, die in d& schaden taten, ich waen si allenthalben d& verdorben. 871 N&ch sinem lieben kinde der küene Hetele streit, er und sin gesinde. schaden unde leit t&ten allenthalben die vremeden zuo den kanden. des wart vil maneger veige üf dem Wlllpensande vunden. 872 Mit nngevttegem dienste nrborte sich ir hant, der von Ormanie und von Hegelingelant. man sach die Tene ktlene so hferlichen striten: swer genesen wolte, der endorfte ir nimmer d& enbiten. 868, 3 in ic. gahe zu dem s. 4 m. küenen r., gebessert von E. 869, 1 gstad 4 mocht wol mit ainem sper; die. Wortstellung nach B. 870,1 arbait; die form arbeite im nom. acc. war auch 666, 3 (arbaiten hs.) herzustellen (als dat. ist sie 282, 3. 1115, 3. 1297, 3 durch den reim bezeugt, s. P. s. 8). 2 helde also 3 sy mocht. — Der sinn ist: 'diejenigen, welche ohne verwundet zu sein, db. durch ertrinken, starben, waren so zahlreich, dass sie ein ganzes land hätten in besitz nehmen kännen.' 4 wäne. — ~V. M. und Pi. lesen die in dä schaden testen (tetten hs.) und ziehen den relativsatz zu ipunden, was mir dem stil der Eudr. zu widersprechen scheint. verdürben ist wahrscheinlich als conj. aufzufassen (P. s. 5). 871, 1 Heitel der kiiene 3 die V.] dem 4 Vlpensande. E. Schröder ergänzt: üf dem Wülpensande 1919, 165. 872, 1 Die herausgeber seit V. ändern urborten si. Ich habe die hsliche lesart nicht verlassen mögen: sich urborn 'sich anstrengen' auch Bit. 13038 (s. auch zu 168, 4). 2 die v. O. vnd die von H. 4 dorfft. enbiten] das empeiten der hs. braucht nicht in erbtten geändert zu werden (s. Mhd. Wb. I, 175b. Lexer I, 545).
148 873 Ortwin nnd Mörnnc die booten d&z lant nich alsö grözen ßren, das man ir winic vant, die baz gevüegen künden schaden mit ir eilen. si sluogen vil der wunden, die zwfine helde und ir hergesellen. 874 Die yil stolzen Meere, als ich h&n vernomen, die w&ren von ir schiffen zuo ir vinden komen. der wände d& Hetele in sorgen wol geniezen. si w&ren helde küene: man sach daz blnot durch veste helme vliezen. 875 Ir voget den si hieten, wie möhte der küener sin? des tages vrumte er sweizic maneger brünne schin; er was in starken stürmen ein mserer helt vil gnote. wie knndens wesen küener der alte Wate und ouch von Tenen Fruote? 876 Din Bper yerschozzen w&ren dort und ouch hie. Ortwin mit sinen gesellen vrevellichen gie. des wart des tages helme vil von in verhouwen. grimme weinte Küdrün. alsö täten ouch bi ir ander vrouwen. 877 Der herte strit der werte des selben tages lanc. daz volc einander gerte. gröz was der gedranc. d& muose snellen helden sfire misselingen, d& die Hetelen vriunde wolden sine tohter wider gewinnen. 878 Der übent seic ie n&her. da von der kilnic gewan schaden deste m£re. die Ludewiges man t&ten swaz si solten. si enwesten war entrinnen, si sluogen tiefe wunden: also werten si die küniginne.
878, 2 also nach, umgestellt von V. wenig da vant, ebessert von V. 874, 1 Maren 2 vor ir schiffe, geessert von vdH. und V. 4 durch die festen helmen, gebessert von B. 875, 2 er fehlt, ergänzt von Z. brune 4 von Tenen fehlt, ergänzt von E. 876, 2 vrevellichen Klee Germ. 25,4001 frölichen; vgl. 111,4 in der hs. freuenliche für vreveüiche, und zum ausdruck Nib. 1054, 4. 3 vil helme, 2 volck umgestellt von V. 877, 1 a = Nib. 2022,1 a. aneinander gerte; der auffallende ausdruck ist nur des cäsurreims halber eingeschoben. 4 die fehlt, ergänzt von B. 878, 4 tiefe wunden fehlt, so ergänzt von.B.; vgl. 873, 4.
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149 879 Diz werte in grôzen sorgen, nnz inz diu naht benam, von einem vroomorgen. si täten âne schäm allez daz si knnden, die alten zno den jungen, ê daz künic Hetele kom zno dem von Ormanie gedrungen.
(18.) A v e n t i u r e , wie Ludewic Hetelen sluoc und bi der naht vuor von dannen.
880 Hetele onde Ludewîc die truogen hoch enhapt ir vil scharphiu wâfen. ir ietweder vant mit kreften an dem andern rehte wer er wsere. Ludewîc slaoc dô Hetelen. des wurden dô herzenleidiu msere. 881 Dô von Matel&ne der wirt wart erslagen, daz gevriesch diu wol getane, jâ hörte man dô klagen die schœnen Kûdrûnen und ouch alle ir meide, ez wart gescheiden kftme. den liuten wart beidenthalben leide. 882 Dô Wate der vil grimme gevriesch des kiineges tôt, er begunde limmen. sam ein âbentrôt sach man helme schinen von sinen siegen swinden. in und al die sinen die muose man vil zornige vinden. 87», 1 b = Nib. 2022,1 b. Bit. 11393 (s. Jänicke z. d. st.). 2 vor ainem jrüemorgen hs.] vruomorgen wird belegt im Mhd. Wb. II, 220a und bei Lezer III« 553, doch ist der ganze ausdruck von cäsurreimer verunstaltet und lautete gewiss ursprünglich von einem morgen vriieje (vgl. 108, 2. 1349, 1). 4 der künic E. Sehr. 1919, 54. kome. 880, 1 in hant, gebessert von B. 3 an dem andern V.] an einander; zum ausdruck vgl. Nib. 185, 4. 4 Heitel. 881, 3 Chaudrun 4 ez wart gescheiden kume] dieser ausdruck ist mir an dieser stelle unverständlich, wenn er nicht bloss des casurreims wegen da ist. Die erklärungsversuche von Bartsch und von Hildebrand (ZfdPh. 2, 475) befriedigen nicht. Doch Jbl. S. 173: man kann trotz einbruch der nacht der neu entfachten kampfeswut nur mit mühe einhält tun. 882, 2 Zwischen ein und äbentröt hat die hs. noch fehlerhaft swein, von Hpt. gestrichen. Natürlich hat limmen einen Schreiber zu dem einschub verführt. 3 helmen 4 von im vnd allen den «., gebessert von V.
150 883 Swaz tüten die beide guote, waz mohte helfen daz? von dem heizen blnote der wert wart vii naz. des vrides niht engerten die von-Hegelingen: ùf dem Wttlpenwerde woltens Kftdrùn gerne wider bringen. 884 Die von Wàleis nnd von Stürmen rieben sklineges die von Tenemarke w&ren in der nót [tot. bi den Hegelingen nnd bl den von Nortlande. den yil zieren helden br&sten gaotin wäfen an den handen. 885 Sinen vater wolte rechen der kttene Ortwln. dò kom mit grözer menege Hörant und die beide sin. der tac was verendet, nahten ez begunde. dò wart alrérst erhouwen von den helden manie vii tiefiu wunde. 886 Einer von Tenemarke ze Höranden spranc, sin swert im harte löte an der bende erklanc. er w&nde er wsere der vìnde. dò vrumte im an den stnnden Hörant schaden gròzen-, der degen küene sluoc im eine wunden. 887 Dò er sinen neven hete ze töde erslagen, den yanen hiez er schiere näch sinem yanen tragen, er erkande bi der stimme den er d& hete verachróten mit sinen starken eilen. Hörant klagete sére dö den töten. 888 Lùte ruofte Herwic: 'hie wart mort getan. Sit daz wir niht lenger des tages mtigen hin, 888, 3 fr. sy nicht gerten, gebessert von V. 4 den Vlpenwerde. 884, 1 Die Walais von den Stürmen; meine herstellung ist metrisch nicht ohne bedenken, doch scheint sie mir denen von M., der Walais streicht, und von V. (und B.), der in dem stürme liest, vorzuziehen. Pi.'s lesung (nach vdH.) Die Wdleise unde di Stürmen ist nicht zu billigen, da beide eigennamen in unserm gedichte nur als ländernamen gebraucht werden. des biniges 3 Hortlanden 4 henden. 886, 2 ist wohl nicht richtig überliefert, doch kenne ich keine befriedigende besserung. 4. allererst verhauten (vgl. Lachmann zu Nib. 202, 2). wunden. 886 f. Zu dieser episode vgl. P. s. 247 f. — 886, 3 wände es were, gebessert von Z. 4 schaden gròzen fehlt, ergänzt von B. 887, 2 schiere fehlt, ergänzt von Z. Vielleicht aber steckt die Verderbnis tiefer: die absieht des dichters mit den beiden fahnen ist nicht sehr deutlich, dó hs. habe ich gestrichen, es stammt wohl irrtümlich aus Z. 4. erkande ist plusquamperfekt : er hatte ihn an seiner stimme erkannt und Hess dessen fahne bei der seinigen bergen. Boe. 4 sére fehlt, ergänzt von PI.
151 wir slahen alle einander, die vremeden zuo den knnden. ob ez wert unz an den morgen, hie wirt niht der dritte lebende vnnden.' 889 Swä man Waten den kttenen in stürmen ie veniam, niemen zuo im dringen in der n&t gezam. sin ungevüegez zürnen niemen bi im dolte. er br&hte ir vil manegen d& hin, dfi er' immer wesen aolte. 890 Onch mohten siz wol scheiden, unze ez wurde tac: ir volc d& beidenthalben mit verchwunden lac erslagen von den vremeden. in gebrast des m&nen schinen; der tac der was zergangen, des vlös den sige der gast mit al den slnen. 891 Die grimme müelichen liezen dB den strit. mit yil mtteden handen schieden si sich sit. si beliben bi einander dannoch alaft n&hen, swä diu viur brunnen, daz si ir helme und onch ir Schilde sähen. 892 Ludewic und Hartmuot üz Ormandln giengen snnderspr&chen. daz gesinde sin wes er beliben solte liez der künic hceren, bi Waten dem vil küenen, wände der in gerne sterben wolte. 893 Er riet in sinen listen: 'nu leget inch ze tal, iuwer houbet fif die schilde, nnd habet grözen schal, sö mügen niht enwsenen die von Hegelingen, ob ichz kan gevüegen, daz ich iuch von hinnen als6 bringe.'
888, 3 alle an einander 4 oft] wie: die herausgg. lesen swie ez wer, doch scheint mir ein konzessivsatz hier keinen sinn zu geben, sondern nur ein konditionalsatz. lebentig; zum ausdruck vgl. Bit. 12102 f. und die von M. zu unsrer stelle gesammelten parallelen. 889, 2 dränge, gebessert von V. Vor gelzam hat die hs. fehlerhaft began, getilgt von vdH. 890, 3 manes 4 verlas den syg allen. 891, 1 m.sy Hessen 3 dannoch al fehlt, ergänzt von vdH. 4 schilde wol sahen, gebessert von E. 892, 1 statt Hartmuot hat die hs. Horant. 4 in fehlt, ergänzt von B . ; der Schreiber verstand das factitivum sterben nicht mehr. 898. Wenn die str. richtig überliefert ist, so muss sie mit P. so erklärt werden,
152 894 Dö volgte Ludewige m&ge unde man. tramben nnd pusflnen lflte man vernam, sam daz lant dä w ä r e gewal ticliche ir eigen, sine starke liste begnade Lude wie dö zeigen. 895 Man hörte dä allenthalben gebraht unde wuof. do verböt man den kinden den weinenden ruof, die des niht walten läzen, daz man die alle ertränkte: swelhe man dä gehörte, daz man die in die iinde sankte. 896 Swaz si gehaben mohten, daz wart in ftf getragen, si liezen d& die töten, die in wären erslagen. in gebrast vil vrionde; daz was in vil swaere, des liezen si ir kocken hinder in da vil manegen leere. 897 Mit alsö grözen listen körnens üf den se, die von Ormanie. den vrouwen den was we, daz si. verewigen mnosen daz varn von ir mägen. des westen niht die beide, die noch fif dem Wülpeuwerde lagen. 898 E in der tac bekoeme, dö wärens üf den wegen, mit den die von Tenemarke strites wänden phlegen. Wate hiez löte sin herhorn schellen. [vellen. dö wolte er zno in gähen, die er mit tiefen wunden wolte 899 Ze rosse und onch ze vuoze von Hegelingelant daz volc sach man allez stgen Uber sant näch den von Ormanie, Ludewige und sinen mannen, mit den si wolten striten: dö wären si gevarn verre dannen. dass Ludwig seinen kriegern den befehl erteilt, sich zunächst niederzulegen und auszuruhen, dann aber durch einen gewaltigen lärm den feinden die fortdauernde anwesenheit der Normannen im lager vorzutäuschen, während sie sich in der tat einschiffen. W. s. 170f. hält 894 für interpoliert und 893, 2b für infolgedessen entstellt aus enhebet deheinen schal oder ähnlich. — 3 enwaenen B.] warnen 4 also künne bringen, ebessert von V.; der fehler ist durch reimglättung verschuldet. »4, 2 trummen, vgl. 49, 1. 4 synne st. in dö erzeigen E. Sehr. 1920, 292. 895, 2 künden. 896, 2 in E.] ir 4 hinder in fehlt, so ergänzt von B., vgl. 1453, 1. 898, 2 die Tenemarken änderte B. vielleicht mit recht, vgl. 938, 2. 1544, 3. 899, 1 fuesse die von, gebessert von E. 2 man fehlt, ergänzt von vdH. 4 sy verre gefarn von d., gebessert von E.
153 900 Din schif si vunden lsere, gestrewet ir gewant; daz sacb man allez ligende fif dem Wttlpensant. der herrenlosen u-äfen wart da vil vnnden. si heten daz versläfen, daz si in nimmer gesch&den künden. 901 Dö man daz Waten sagete — des gienc im michel not —, wie angestliche er klagete des künic Hetelen tot, daz erz niht hete errochen an Ludewiges libe. vil helme lac zerbrochen. daz klaget da heime vil der schienen wibe. 902 Wie rehte jsemerlichen durch zornigen mnot Ortwin dö klagete die sinen recken guot! er sprach: 'wol üf, ir helde, ob wir si mügen ergäben, e daz si rtimen die selde! jä sint si noch dem Stade nähen.' 903 Des wolte dö gerne volgen Wate der alte man. Fruote bt dem lüfte kiesen dö began; er sprach zuo den recken: 'waz hilfet, ob man ile? merket mich vil ebene: si sint von hinnen wol drizic mile. 904 Onch mügen wir der linte die state niht gehän, daz in iht schade werde von unser vart getan. nn lät iu mine lere', sprach Fruote, 'niht versmähen; waz weit ir rede m£re? ja müget ir si nimmer wol ergäben. 905 Nu heizet die wunden zuo den schiffen tragen und suochet ouch die töten, die uns sint erslagen, und heizet die bestaten üf den wilden griezen. si hänt hie vil der vriunde. war umbe solten si des niht geniezen?' 900, 2 Fulpensant 3 wäfen und da fehlen, beides eigänzt von vdH. 901, 2 er fehlt, ergänzt von vdH. Heitels 3 hete fehlt, ergänzt von vdH. 902, 1 mit zornigem mite: 2 gute, gebessert von V. 4 habe ich unverändert beibehalten; der wunderliche ausdrack die selde, der hier nur die see (nicht, wie B. und Pi. meinen, den lagerplatz) andeuten kann (vgl. 448,4 die wazzerküelen selde), zeigt zur genüge, dass der cäsurreimer hier eine alte Strophe teilweise Überarbeitet hat. 908, 4 mich vil fehlt, ergänzt von B., vgl. Alph. 335,1 (M.). 904, 3. 4 vgl. Bit. 8336 ff., s. Mh. Eml. s. 19 anm. 4 ir der rede, gebessert von V. 906, 4 haben.
154 906 Si stuonden al gemeine mit windender hant. ob in niwan eine der schade wurde erkant, daz si verlorn bieten die jungen küniginne: waz si nn der maere mOhten vronn Hilden wider bringen! 907 D6 sprach Möranc: 'nnd wurde es nn niht mSr, wan daz wir selbe liden leit nnd herzen ser — wir dienen swache gibe, so wir ir bringen din maere, daz Hetele lit erstorben, noch sanfter ich von vroun Hilden wsere.' 908 D6 suochte man die töten Uber al den sant. die d& wären kristen, swaz man der d& vant, die hiez der helt von Stürmen zno einander bringen. w& si beliben solten, daz ahten si mit den jungelingen. 909 D6 riet der degen Ortwin: ' d& sul wir si begraben, daz snl wir ahten danne, daz si nrkttnde haben mit einem riehen klöster immer n&ch ir ende, nnd daz ein teil gnotes ieclichez künne dar zno sende.' 910 'Daz h&st dn wol ger&ten' sprach der von Stnrmlant, 'j& sol man verkoufen ir ros und ir gewant, die d& ligent töte, daz man der armen diete n&ch ir libes ende von ir guote disen vrnmen biete.' 911 Dö sprach Irolt: 'sol man onch die begraben, die nns den schaden t&ten, oder sol man si die raben nnd die wilden wolve fif dem werde l&zen niezen?' dö rieten daz die wisen, daz si der einen ligen niht enliezen. 906, 1 alle 2 wan 3 kuniginnen 4 was märe sy nu mochten frawen. 907, 1 es V.] ir 1. 2 mere : sere 2 der nachsatz ist zn ergänzen, wie anch 906,3. 4 frawen. — vgl. Bit 12460 t. 908 schlösse sich besser an 905 an. W. vermutet, dass die str. 906 und 907 zwischen 901 nnd 902 stehen sollten, während str. 911 ihre stelle zwischen 905 und 908 hätte erhalten müssen (s. 171). Oewiss gewänne der Zusammenhang durch diese Strophenordnung. — 2. 3 vgl. Kl. 1840 ff. 3 von den St., gebessert von E. 4 w& v!] wie. 909, 4 yegUich. 910, 1 von fehlt. 3 mans, gebessert von vdH. 4 disem. 911, 1 man sol, umgestellt von V. 2. 3 vgl. Bit. 3777 und Jänickes anm. 4 der Cristen ainen nicht Itgen Hessen, so gebessert von V.; das anstössige kristen strich schon E.
155 912 Do si dö müezic wurden n&ch ir maneger not, den künic si begruoben, der den werden tot durch vriunde liebe hiete genomen üf dem sande. swie si geheizen wseren, sam tete man die von ieclichem lande. 913 Die Meere man besonder ir ieclichen vant. sam tete man da die degene von Hegelingelant nnd die von Ormanie: man mnose ir stat bescheiden, die legete man besonder, si wären beide kristen ande beiden. 914 Yil nnmüezic si wären unz an den sehsten tac, si heten niht der wile. daz gesinde nie gelac, wie si ze gotes holden die von Hegelingen von ir grözen schulden und von ir missetät möhten bringen. 915 Lesen onde singen man hörte sd vil da, daz man bi sturmtöten nindert anders wä gote 9Ö schöne diente in deheinem lande. Sit lie man bi den veigen vil der pfaffen üf dem Wülpensande. 916 Ouch moosen da beüben die ir gölten phlegen. die hiez man ane schriben daz in da wart gegeben, wol driu hundert hnobe; ez wurden spit&laere. diu maere erschullen verre, wie daz klöster dä gestiftet waere.
917 Alle die die gäben dar ir durch willen der sit wart ez also
ir mäge heten da verlän, stiure, wip unde man, s£le der licham si begruoben. riche, daz dar dienten wol driu hundert [huobe.
912,1 müessig do, umgestellt von Z. 3 genomen hette, umgestellt von Z. 4 si fehlt, ergänzt von vdH. die B.j da in; der falsche dativ hier und 913,2. 3 erklärt sich daher, dass der Schreiber den mhd. gebrauch von tuon nicht mehr kannte. 918, 1 Der Morn 2 sam B.] also den degen, gebessert von V. 3 die V.] den man fehlt. 4 si bezieht sich nicht bloss auf die von Ormanie, sondern auf sämtliche toten, denn heiden sind nur die mohren. 914— 918 (949f. 1122) vgl. Schönbach Christentum s. 151 ff. — 914, 1 vgl. Nib. 1210, 1. 915, 4 Wüipen fehlt. 91«, 2 daz V.] des. 917, 2 dar B.] da 3 leichnam 4 hüben.
156 918 Na rnoche in got gen&den, die d& sint gelegen, nnd den in dem lande, na vuoren after wegen die noch geannt wären ftf dem Wttlpensande. die körnen nftch ir sorgen ietsllcher heim zuo ir herren lande.
(19.) Ä v e n t i u r e , wie dl« Hegelinge heim ze lande vuoren.
919 Die Hetelen m&ge heten läzen hie in des tödes läge, daz gaote recken nie mit so grözen sorgen m€ körnen zuo ir lande. sit sach man schoene vronwen weinen mit windenden handen. 920 Ez getorste ftz Nortlande der degen Ortwin nach schaden and nftch schände die lieben mnoter sin, Hilden die schoenen, vor j&mer nie beschonwen. din warte tägeliche, ob si brachten Küdrftn die vronwen. 921 Wate reit mit vorhten in daz Hilden lant — die andern niht getorsten —: sin kraft und ouch sin hant het ttbele gehüetet in volcstürmen grimmen. er entroute niht so geehes die Hilden hulde widere gewinnen. 922 Do die liute sageten, Wate wäre komen, genuoge des verzageten. si heten € yernomen, swanne er reit üz strite, sö vuor er ie mit schalle. daz tete er zallen ziten: si swigen nu gemeinlichen alle. 918, 1 in got genäden B.] sy got begnaden 2 viid der anndern in, gebessert von. B. 919, 1 Des H. 2 in des B.] auf, vgl. Kl. 2714, auch 840. 1062 f. güeter recken fehlt, ergänzt von vdH. 3 ir herren lande, so gebessert von V. herren kann aus 918, 4 hineingekommen sein, doch ist die zeile schwerlich schon richtig hergestellt. Namentlich ist me im auftakt der zweiten versbälfte bedenklich. 4 Winnenden. 920,1 gestört OrÜannde. 2 schannden. 921, 1 in des H. 3 volcsiurm auch 1111,3; vgl. in Volkes stürmen Nib. 1965, 3. 4 sö Z.l also wider\ oder ist zu lesen: er entroute also gtehes | die Hilden hulde wider niht gewinnen? 922, 3. 4 vgl. Kl. 2845ff. Dass die ganze szene in enger anlehnnng an die Klage gestaltet ist, zeigte P. 8. 144 f. 3 ye er, umgestellt von vdH. 4 gemeinlichen fehlt, ergänzt von Z.
157 923 'Owé 1 sprach vrou Hilde, 'wie u t ez nn erg&n? ez vüerent dttrkel Schilde des alten Waten man. unsanfte gànt die mcere, geladen Karte swaere. si gehabent sich ttbele. ich weste gerne, wä der künic waere.' 924 Dar n&ch in kurzer wile, dò si daz gesprach, dò sach man manegen ilen d& man Waten sach, die von ir lieben vrinnden gerne wolten vrfigen. dò saget er in dia msere, der ieclichen mohte wol betr&gen. 925 Dò sprach Wate von Stttrmen: 'ich mac iuch niht verdagen noch sol iuch niht betriegen: si sint alle erslagen.' des erschr&ken sére die alten zuo den kinden. man künde nimmer mère sò rehte -trùric ingesinde vinden. 926 'Ow6 miner leide!' sprach des kttneges wip. 'wie ist von mir gescheiden mines herren 11p, Hetelen des riehen! wie swindet min ère! [mère.' wie h&n ich ylorn beide! j& gesihe ich Kùdrùn nimmer 927 Bitter unde meide kolten dò den l!p von ungevüegem leide, dò des künegetf wip ir man sò sère klagete, man hdrte den sai erdiezen. ' owé mir ' sprach vrou Hilde, ' und sol sin künic Hartmnot geniezen.' 928 Dò sprach Wate der küene: 'vrouwe, làt daz klagen: si koment niht her widere, noch nach disen tagen, sò uns die liute erwahsent hie in disem lande, sò tuo wir Lndewige unde Hartmaote ouch alsam ande.' 928, 3 gànt E.] giengii geladen harte swoere] nämlich mit den rüstungen der erschlagenen (vgl. Kl. 2936 f.). 4 b vgl. Kl. 2944. 924, 2 da Z.] daz 3 von irem heben herren vnd freunden, so gebessert von E. ; ist cäsurreim herren : mcere beabsichtigt? 4 der E.l des. 925, 1 Sturm. 926, 1 weihe 2 herUen leibe 3 Hettds 4 verloren. 927, 1. 2 vgl. Nib. 2017,2. 2024,3. — 1 quellen 2 vngefuegen 3 schal -, vgl. Nib. 35, 3. 1818, 6. 2172, 2. Kl. 1836. 928, 2 noch nach disen tagen darf nicht mit Mb. und M. znm vorhergehenden gezogen werden. B. liest idoch für noch. Die Überlieferung lässt sich jedoch genügend erklären durch die annahme, dass dem dichter zunächst der gedanke vorgeschwebt hat: die zeit der räche wird schon noch kommen. Wie der ged&nke wirklich aasgedrückt ist, erwartete man freilich statt noch eher sii.
158 929 Dó sprach din tr&rende : ' hei, solte ich daz geleben ! allez daz ich hiete wolte ich dar ambe geben, daz ich errochen wurde, 8wie sd daz geschähe, daz ich vii gotes armin mine tochter Küdrün gessehe.' 930 Wate sprach ze Hilden: 'vrouwe, l&t daz klagen, wir suln uns besenden in disen zwelf tagen mit allen iuwern recken, swaz wir der mttgen bringen, und r&ten eine reise: sö muoz Ormante misselingen.' 931 E r sprach: 'min vrou Hilde, ez ist also komen: ich h&n pilgerinen niun schif genomen. diu sul wir den armen dar umbe wider bringen, ob wir mère striten, daz uns danne baz müge gelingen.' L 932 Dò sprach diu jàmerhafte: daz ràte ich das man daz man ir schaden büeze, dà hàn ich willen zuo. [tuo: swer iht nimt pilgerinen, der h&t des sünde starke. man sol in ie wider eine mines silbers geben dri marke.' 933 Diu schef bràhte man widere, als diu vrouwe riet, é daz dehein pilgerin von dem Stade schiet, dò wart in allen also wol vergolten, [unbescholten, daz si d& vluochten niemen und daz Hagenen kint beleip 934 Dar n&ch des nächsten morgens dò kom von Sèlant Herwic der küene dà er vroun Hilden vant nàch ir mannes ende weinen grimmicliche. mit windenden henden enphienc si doch den helt vii lobeliche. 935 Von der vrouwen weinen trähenen dò began Herwic der edele. dó sprach der junge man:
929, 4 vnd daz, gebessert von B. ich vil gotes armiu auch 1209, 1. 1297, 2; vgl. 1171, 1. 1184, 2. 1359, 3. 1477, 3. Nib. 1020, 4. 1515, 4. 2090, 1. 930, 1 ze jrawen H., gebessert von vdH. 981, 2 niun schif stimmt weder zu 838,4 noch zu 854, i. 2 genau. 982, l a = Nib. 955,1a. 1 b daz man tuo fehlt, ergänzt von Z.; der Schreiber sprang auf das folgende daz über. 988, 4 vgl. zu 843, 1. 934, 1 Sebelandt 2 jrawen 4 d. die helde v., gebessert von B. 936, 1. 2 vgl. 824, 1. 2.
159 'si sint niht alle erstorben, die in dA helfen solten nnd ez gerne t&ten. des habent sumeliche stoe engolten. 986 Ez geruowet nimmer min herze und onch min 11p, ez mnoz erarnen Hartmaot, d&z er mir ie min wip getorste hin gevtteren nnd slahen nnser helde. ich rite im noch sö nAhen, daz ich gesitze ftf slner selde.' 937 Swie leit in allen wtere, si riten gegen der stat hin ze Mateline, diu k&niginne bat, swaz in geschehen wsere, die triuwe haben wolten, daz si die kttniginne doch dar nmbe niht miden solten. 938 Dö körnen die von Friesen nnd die von Stormlant n&ch den Tenemarken hete si onch gesant. von W&leis dar körnen die MÖranges helde. dö riten die Hegelinge mit in zno der schoenen Hilden selde. 939 Dö kom von Nortlande ir snn Ortwin. si klagete, als si solte, den lieben Tater sin. die helde snnderspr&che mit ir vronwen t&ten: ez wart ein orlinge mit den starken helden ger&ten. 940 Dö sprach von Tenen Pruote: 'ez mac niht € er6 wir die State der linte mögen vol gehfin, [gän, (942) daz wir herverten riten von hinnen, swaz halt die yinde dort gewinnen. 941 Dö sprach diu kttniginne: 'wanne möhte daz sin? (941) sol allez bi den ylnden diu liebe tohter min
865, 3 vgl. Kl. 1046 f. 4 habent gaumelich vil sere, gebessert von Z. 906, 1 gereioet meinenn l. 2 vgl Nib. 1846, 3. — min vAp vdH.] meine 3 vnnsere. 4 gesitze noch E. Sehr. 1920, 292. 987, 2 kunigin. 988, 4 die von H., gebessert von Z. solde. 989, 1 HortUmnde 2 claget als sy tolle, so die hs. 4 ein starches vrlauge, gebessert von Z. 940—942. In der hs. und den ausgg. (ausser B. 1 Pi.) ist die reihenfolge 942. 941. 940, amgestellt nach W. s. 110. Die Verwirrung ist verschuldet duroh den gleichen strophenanfang D6 sprach 940—943. 940, 1 Tene 2 e V.] daz. vol Z.] wol 3 wir in heerferten reiten, gebessert von Jänicke zu Bit. 1339, wo die hs. denselben fehler hat. 4 die ergänzungen der lücke dureh die herausgeber sind alle nicht überzeugend, doch weiss ich nichts besseres vorzuschlagen, die xeile dort uns mugen an gewinnen M.
160 in vremeden landen sitzen ich vil a n n i n küniginne,
alsus dort gevangen, so ist mir min vreude gar zergangen.' 942 Do sprach W a t e der a l t e : ' e z kan niht 6 geschehen, (940) die w i r da hän ze kinden, unz daz wir gesehen, daz si sint swertmtBzic: vil manic edel weise, si gedenkent an ir m&ge und helfent uns vil gerne zuo der reise.' 943 Dö sprach din küniginne: ' d a z läze uns got geleben. (943) mir vil armer vrouwen ist der tac ze lanc gegeben, swer an mich gedenket und an Küdrün die armen, dem wil i's wol getrouwen, der sich über uns lät erbarmen.' 944 Si gerten urloubes. dö sprach daz edele wip: ' s w e r an mich gedenket, sselic si sin lip. j ä sult ir, kilene recken, gerne zuo mir riten und schaffet unser reise, so ir beste kunnet in .den ziten.' 945 Dö sprach mit listen W a t e , der alte helt balt: 'vrouwe, man sol Bwenden d& zuo den besten walt. sit wir ze herverte haben guot gedinge, von ieclichem lande heizet ir iu vierzic kocken gewinnen.' 946 Si sprach: 'sö sol ich würken heizen bi der vluot zweinzic veste kiele, starc unde guot, u n d wil die heizen rüsten: des hän ich guot gedinge, daz- si mine vriunde mit staten zuo den vianden bringen.' 947 Dö wolten si sich scheiden. der voget üz Mörlant. der gie gezogenliche dä er die vrouwen vant. 941, 3 aldort 4 künigin mir fehlt, ergänzt von B. 942. M. verweist auf Dietrichs Flucht 10026 ff. »43, 1 des lass, gebessert von E. 3 Ch. der armen 4 wil i's B.] wais: schon E. Einl. s. XIV sah das richtige, gibt aber die hsliche lesart falsch an. gelrawen. läze über uns E . Sehr. 1920, 292. 944, 1 begerten 4 schaffet vmb vnnser, gebessert von B. 946, 2 wennden da zu dem vesten u>., so gebessert von C. H o f m . s. 224; vgl. 38, 2. 4 buchen. 94«, 3 guten gedingen 4 freumdt. veinden; die form viant im reim 846, 3. 1451, 3. Bit. 3633. 3936. 5283. Kl. 1227. 947, 2 der V.] er. gie fehlt, ergänzt von v d H .
161 er sprach: 'man soi mir künden der zit ein rehtez ende, sô si hinnen wellen, das man nimmer nftch mir gesende.' 948 Güetllchez scheiden liez si dô geschehen, man mohte n&ch ir leiden tr&rende sehen dise gnote geste und ouch die schœnen vrouwen. si rieten zallen standen des man ze Ormanie nimmer mdhte getrouwen. 949 Dô si von dannen w&ren geriten in ir lant mit trüeben gebären, ftf den WOlpensant der töten betelinten hiez man rüeren spise, daz si ir g6n gote gedsehten. diu vrouwe Hilde dia was yil wfse. 950 Dar zno hiez si mfiren ein münster, daz was w l t klôster and spitâle hiez si mftren sit. mich danket daz ez wurde erkant in manegem lande von den die d& lägen, stt nande man ez d& zem W&lpensande.
(20.) Â v e n t i u r e , wie Hartmuot heim z« lande kon. 951 Na läzen wir beliben, wie ez nmbe si gest&, oder waz die klôsterlinte ze schaffen beten dâ. wir soin l&zen beeren ombe Hartmaote, wie er ze lande brfihte manege maget edele onde gnote. 952 DO si gescheiden wären, als wir in sageten ë, von vil manegem recken, den was yon wanden wi, die si in den stürmen wände heten l&zen, daz mnosen sit die weisen beweinen in ir lande âne m&ze. 953 Mit vil grôzen sorgen kômens über vluot. âbent ande morgen vil manie degen guot 9 4 7 , 4 sy dhainen willen, gebessert von E. 948, 4 des die von O. mochten getrauen; des die ze Ormanie nimmer mähten trouwen M. 949, 3 petleute 4 a ir gedachten gegen got, umgestellt von V. ; ir gedachten \ gegen gote durch die cäaur zu trennen, geht nicht an. 4 b das erste diu fehlt. E. Sehr, ergänzt: vrouwe Hilde diu was