Klopstocks Werke: Band 3 Messias, erster Band [Reprint 2020 ed.]
 9783112342961, 9783112342954

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K L O P S T O C K S

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1798.

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B À N

I . G.

v. i

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19.

S i n g , unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung, Die der Messias auf Erden in seiner Menschheit vollendet, Und durch die er Adams Geschlecht zu der Liebe der Gottheit, L e i d e n d , getödtet, und verherrlichet, wieder erhöht hat. Also geschah des Ewigen Wille.

Vergebens erhub sich

Satan gegen den göttlichen Sohn; umsonst stand Juda Gegen ihn auf: er thats, und vollbrachte die grofse Versöhnung. Aber, o That, die allein der Allbarmherzige kennet, Darf aus dunkler Ferne sich auch dir nahen die Dichtkunst? W e i h e sie, Geist Schöpfer, vor dem ich hier still anbete, Führe sie mir, als deine Nachahmerin, voller Entzückung, Voll unsterblicher Kraft, in verklärter Schönheit, entgegen. Rüste mit deinem Feuer sie} d u , der die Tiefen der Gottheit Schaut, und den Menschen ausStaube gemacht zum Tempel sich heiligt Rein sey das H e r z ! So darf ich, obwohl mit der bebenden Stimme Eines Sterblichen, doch den Gottversöhner besingen, Und die furchtbare Bahn, mit verziehnem Straucheln, durchlaufen. Menschen, wenn ihr die Hoheit kennt, die ihr damals empfinget, Da der Schöpfer der W e l t Versöhner w u r d e ; so höret

4 I. G.

V.

20

.

.

43.

M e i n e n G e s a n g , und ihr vor a l l e n , ihr w e n i g e n T h e u r e , herzliche Freunde des liebenswürdigen

Edlen, Mittlers,

Ihr mit dem kommenden W e l t g e r i c h t e vertrauliche

Seelen,

Hört m i c h , und singt den e w i g e n Sohn durch ein göttliches L e b e n . N a h an der heiligen Stadt, die sich jetzt durch Blindheit e n t w e i h t e , U n d die K r o n e der hohen E r w ä h l u n g unwissend h i n w e g w a r f , Sonst die Stadt der Herrlichkeit G o t t e s ,

der heiligen V ä t e r

P f l e g e r i n , jetzt ein Altar des Bluts vergossen von M ö r d e r n ; Hier w a r s , w o der Messias v o n einem V o l k e sich losrifs, D a s z w a r jetzt ihn v e r e h r t e , doch nicht mit jener E m p f i n d u n g , D i e untadelhaft bleibt vor dem schauenden A u g e der Gottheit. Jesus verbarg sich diesen E n t w e i h t e n . V o m begleitenden V o l k ; A b e r umsonst.

Z w a r lagen hier Palmen

z w a r k l a n g dort ihr lautes H o s a n n a ;

Sie kannten ihn n i c h t , den K ö n i g sie n e n n t e n ,

U n d , den Gesegneten Gottes z u s e h n , w a r ihr A u g e z u dunkel. Gott kam selbst von dem Himmel herab.

D i e gewaltige S t i m m e :

S i e h , ich hab' ihn v e r k l ä r t , und w i l l ihn von neuem v e r k l ä r e n ! W a r die Verkündigerin der g e g e n w ä r t i g e n Gottheit. A b e r sie w a r e n , Gott z u v e r s t e h n , z u niedrige Sünder. Unterdefs nahte sich Jesus dem V a t e r , der w e g e n des V o l k e s , D e m die Stimme g e s c h a h , mit Z o r n z u dem Himmel hinaufstieg. D e n n noch Einmal w o l l t e der Sohn des Bundes E n t s c h l i e f s u n g , Seine M e n s c h e n z u r e t t e n , dem V a t e r feyerlich kund thun. Gegen die östliche Seite Jerusalems liegt ein G e b i r g e ,

5 I. G.

v.

44

.

.

67.

Welches auf seinein Gipfel schon oft den göttlichen Mittler, W i e in das Heilige Gottes, verbarg, wenn er einsame Nächte Unter des Vaters Anschaun ernst in Gebeten durchwachte. Jesus ging nach diesem Gebirg.

Der fromme Johannes

E r nur folgt' ihm dahin bis an die Gräber der S e h e r , W i e sein göttlicher F r e u n d , die Nacht in Gebete zu bleiben. Und der Mittler erhub sich von dort zu dem Gipfel des Berges. D a umgab von dem hohen Moria ihn Schimmer der O p f e r , D i e den ewigen Vater noch jetzt in Bilde versöhnten. Ringsum nahmen ihn Palmen ins Kühle.

Gelindere L ü f t e ,

Gleich dem Säuseln der Gegenwart Gottes, umflossen sein Antlitz. Und der S e r a p h , der Jesus zum Dienst' auf der Erde gesandt w a r , Gabriel nennen die Himmlischen ihn, stand feyrend am Eingang Z w o e r umdufteter Cedern, und dachte dem Heile der Menschen, 1 Und dem Triumphe der E w i g k e i t nach, als jetzt der Erlöser Seinem Vater entgegen vor ihm in Stillem vorbeyging. Gabriel w u f s t e , dafs nun die Zeit der Erlösung herankam. Diese Betrachtung entzückt' i h n , er sprach mit leiserer Stimme: Willst du die N a c h t , o Göttlicher, hier in Gebete durchwachen? Oder verlangt dein ermüdeter L e i b nach seiner Erquickung ? Soll ich zu deinem unsterblichen Haupt ein L a g e r bereiten ? S i e h e , schon streckt der Spröfsling der Ceder den grünenden Arm au», Und die weiche Staude des Balsams.

Am Grabe der Seher

Wächst dort unten ruhiges Moos in der kühlenden Erde.

6 I. G.

v. 6ß





91-

Soll ich davon, o Göttlicher, dir ein Lager bereiten ? Ach w i e bist d u , Erlöser, ermüdet!

W i e viel erträgst du

Hier auf der E r d ' , aus inniger Liebe zu Adams Geschlechte! Gabriel sagts.

D e r Mittler belohnt ihn mit segnenden Blicken,

Steht voll Ernst auf der Höhe des Bergs am näheren Himmel. D o r t w a r Gott.

D o r t betet* er.

Unter ihm tönte die E r d e ,

Und ein wandelndes Jauchzen durchdrang die Pforten des Abgrunds, Als sie von ihm tief unten die mächtige Stimme vernahmen. D e n n sie w a r es nicht mehr des Fluches Stimme, die Stimme Angekündet in S t u r m , und in donnerndem Wptter gesprochen, W e l c h e die Erde vernahm.

Sie hörte des Segnenden R e d e ,

D e r mit unsterblicher Schöne sie einst zu verneuen beschlossen. Ringsum lagen die Hügel in lieblicher Aberiddämmrung, Gleich als blühten sie w i e d e r , nach Edens Bilde geschaffen. Jesus redete.

E r , und der Vater durchschauten den Inhalt

Gränzlos; diefs nur vermag des Menschen Stimme zu sagen: Göttlicher V a t e r , die Tage des Heils, und des ewigen Bundes Nahen sich m i r , die Tage zu gröfseren Werken erkohren, Als die Schöpfung, die du mit deinem Sohne vollbrachtest. Sie verklären sich mir so schön und herrlich, als damals, D a wir der Zeiten Reih durchschauten, die Tage der Z u k u n f t , D u r c h mein göttliches Schaun bezeichnet, und glänzender sahen. D i r nur ist es b e k a n n t , mit was vor Einmuth wir damals, D u , mein V a t e r , und ich, u n d der Geist die Erlösung beschlossen.

I. G.

v. 92

.

.

115.

In der Stille der E w i g k e i t , einsam, und ohne Geschöpfe, W a r e n w i r bey einander.

Voll unsrer göttlichen L i e h e ,

Sahen w i r auf die Menschen, die noch nicht w a r e n , herunter, Edens selige K i n d e r , ach unsre Geschöpfe, w i e elend Waren s i e , sonst unsterblich, nun Staub, und entstellt von der Sünde V a t e r , ich sah ihr E l e n d , du meine Thränen.

D a sprachst du:

L a s s e t der Gottheit Bild in dem Menschen von neuem uns schaffen! Also beschlossen w i r unser Gelieimnifs, das Blut der Versöhnung, Und die Schöpfung der Menschen verneut zu dem ewigen Bilde ! Hier erkohr ich mich selbst, die göttliche That zu vollenden. E w i g e r V a t e r , das weifst d u , das wissen die Himmel, w i e innig Mich seit diesem Entschlufs nach meiner Erniedrung verlangte! E r d e , w i e oft warst d u , in deiner niedrigen F e r n e , Mein erwähltes , geliebteres Augenmerk!

Und o K a n a n ,

Heiliges L a n d , wie oft hing unverwendet mein Auge A n dem H ü g e l , den ich von des Bundes Blute schon voll sah! Und w i e bebt mir mein Herz von süfsen, wallenden F r e u d e n , D a f s ich so lange schon Mensch b i n , dafs schon so viele Gerechte Sich mir sammeln, und nun bald alle Geschlechte der Menschen M i r sich heiligen w e r d e n !

Hier lieg' i c h , göttlicher V a t e r ,

Noch nach deinem Bilde geschmückt mit den Zügen der Menschheit, Betend vor dir: bald aber, ach bald w i r d dein tödtend Gericht mich Blutig entstellen, und unter den Staub der Todten begraben. Schon, o Richter der W e l t , schon hör* ich fern dich, und e'iusam

8 I. G.

v. 1 1 6

.

.

139.

Kommen, und unerbittlich in deinen Himmeln dahergehn. Schon durchdringt mich ein Schauer dem ganzen Geistergeschlechte Unempfindbar, und wenn du sie auch mit dem Zorne der Gottheit Tödtetest, unempfindbar!

Ich seh den nächtlichen Garten

Schon vor mir liegen, sinke vor dir in niedrigen Staub h i n , L i e g ' , und bet', und winde mich, V a t e r , in Todesschweifse. Siehe , da bin ich, mein Vater.

Ich will des Allmächtigen Z ü r n e n ,

Deine Gerichte will ich mit tiefem Gehorsam ertragen. D u bist e w i g !

Kein endlicher Geist hat das Zürnen der Gottheit,

Keiner j e , den Unendlichen tödtend mit ewigem Ganz gedacht, und keiner empfunden. Gott zu versöhnen.

Tode,

Gott nur vermochte

Erhebe dich, Richter der W e l t !

Hier bin ich!

Tödte mich, nimm mein ewiges Opfer zu deiner Versöhnung. Noch bin ich f r e y , noch kann ich dich bitten; so thut sich der Himmel M i t Myriaden von Seraphim a u f , und führet mich jauchzend, V a t e r , zurück in Triumph zu deinem erhabenen Throne! Aber ich w i l l leiden, was keine Seraphim f a s s e n , W a s kein denkender Cherub in tiefen Betrachtungen einsieht; Ich will leiden, den furchtbarsten T o d ich E w i g e r leiden! Weiter sagt' e r , und sprach: Ich hebe gen Himmel mein Haupt a u f , Meine Hand in die W o l k e n , und schwöre dir bey mir selber, Der ich Gott b i n , w i e d u :

Ich will die Meeschen erlösen.

Jesus sprachs, und erhub sich.

In seinem Antlitz w a r Hoheit,

Seelenruh, und E r n s t , und Erbarmung, als er vor Gott stand.

I . G.

v. 140

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163.

Aber unhörbar den Engeln, nur sieb und dem Sohne vernommen, Sprach der ewige Vater, und wandte sein schauendes Antlitz Nach dem Versöhner hin: Ich breite mein Haupt durch die Himmel, Meinen Arm aus durch die Unendlichkeit, sage: Ich bin, E w i g ! und schwöre dir, Sohn: Ich w i l l die Sünde vergeben. Also sprach er, und schwieg.

Indem die Ewigen sprachen,

Ging durch die ganze Natur ein ehrfurchtvolles Erbeben. Seelen, die jetzo w u r d e n , noch nicht zu denken begannen, Zitterten, und empfanden zuerst.

Ein gewaltiger Schauer

Fafste den Seraph, ihn. schlug sein Herz, und um ihn lag wartend, W i e vor dem nahen Gewitter die E r d e , sein schweigender Weltkreis. Sanftes Entzücken kam allein in der künftigen Christen Seelen, und süfsbetäubend Gefühl des ewigen Lebens. Aber sinnlos , und zur Verzweiflung nur noch empfindlich, Sinnlos, wider Gott was zu denken, entstürzten im Abgrund Ihren Thronen die Geister der Hölle.

D a jeder dahinsank,

Stürzt* auf jeden ein F e l s , brach unter jedem die Tiefe Ungestüm ein, und donnernd erklang die unterste Hölle. Jesus stand noch vor Gott; und jetzt begannen die Leiden Seiner Erlösung, ein Vorgefühl, so in furchtbarer Nähe Gränzt' an das wirkliche: W i e , ihn zu richten, Gott von des Throns Höhn Kommen, mit Schuld ihn belasten derSpruch der verworfenstenMenschen, Er, mit Blute beströmt, den Tod der Kreuzigung sterben Würd* auf Golgatha. K L O P S T.W.

III.B.

Gabriel lag in der Fern' auf dem Antlitz MESS.

I.B.

2

io I . G.

V. 164

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187-

Tiefanbetend, von neuen Gedanken mächtig erhöben. Seit den J a h r h u n d e r t e n , die er durchlebt, so lang' als die Seele Sich die Ewigkeit d e n k t , w e n n sie dem L e i b ' in Gedanken Schnelles Fluges entfleugt, seit diesen Jahrhunderten hatt' er So erhabne Gedanken noch nie empfunden.

Die Gottheit,

I h r e Versöhnten, die ewige Liebe des göttlichen Mittlers, Alles eröffnet sich ihm.

Gott bildete diese Gedanken

I n des Unsterblichen Geiste.

Der Ewige dachte sich jetzo,

Als den Erbarmer erschaffner Wesen.

D e r Seraph erhub sich,

Stand, und erstaunt', und betet', und unaussprechliche Freuden Zitterten durch sein H e r z , und Licht und blendendes Glänzen Ging von ihm aus.

D i e Erde zerflofs in himmlische Schimmer

Unter ihm h i n , so dacht' er.

I h n sah der göttliche Mittler,

Dafs er den Gipfel des ganzen Gebirgs mit Klarheit erfüllte. Gabriel, rief e r , hülle dich e i n , du dienst mir auf E r d e n ! Mache dich a u f , diefs Gebet vor meinen Vater zu bringen, Dafs die edelsten unter den M e n s c h e n , die seligen Väter, Dafs der versammelte Himmel der Zeiten Fülle vernehme, Die er mit innigem, heifsem Verlangen verlangte.

Dort leuchte,

Als der Gesendete J e s u s , des M i t t l e r s , im Glänze der Engel! Schweigend, mit göttlichheitrer, Geberd', erhub sich der Seraph. Jesus schaut' ihm vom Olberg nach.

D e r Göttliche sah schon,

W a s der Seraph t h a t , an dem Throne der Herrlichkeit Gottes, E h der eilende noch des Himmels Sonnen erreichte.

11

I . G.

v. 1O8

• •

211.

Jetzo erhaben sich neue, geheimnifsvolle Gespräche Zwischen ihm und dem E w i g e n , schicksalenthüllendes Inhalts, Heilig, und furchtbar, und hehr, voll nie gehoffter Entscheidung, Selbst Unsterblichen dunkel, Gespräche von Dingen, die künftig Gottes Erlösung, vor allen Erschaffnen, verherrlichen werden. Unterdefs eilte der Seraph zum äufsersten Schimmer des Himmels W i e ein Morgen empor.

Hier füllen nur Sonnen den Umkreis;

U n d , gleich einer Hülle gewebt aus Strahlen des Urlichts, Zieht sich ihr Glanz um den Himmel herum. Kein dämmernder Erdkreis Naht sich des Himmels verderbendem Blick. Geht die bewölkte Natur vorüber.

Entfliehend und ferne

Da eilen die Erden

Klein, unmerkbar dahin, w i e unter des Wanderers Fufse Niedriger Staub, von Gewürme bewohnt, a u f w a l l e t , und hinsinkt. Um den Himmel herum sind tausend eröffnete W e g e , L a n g e , nicht auszusehende W e g ' , umgeben von Sonnen. Durch den glänzenden W e g , der gegen die Erde sich wendet, Flofs, seit ihrer Erschaffung, am Fufs des Thrones entspringend Einst nach Eden ein Strom der Himmelsheitre herunter. Über ihm, oder an seinem Gestad* erhoben von Farben, Gleichend den Farben des Regenbogens, oder der Frühe, Kamen damals Engel, und Gott, zu vertraulichem Umgang, Zu den Menschen.

Doch schnell ward der Strom herüber gerufen,

Als durch Sünde der Mensch zu Gottes Feinde sich umschuf. Denn die Unsterblichen wollten nicht mehr, in sichtbarer Schönheit,

12 I. G.

V. 2 1 2

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.

235.

Gegenden sehn, die vor ihnen des Todes Verwüstung entstellte. Damals wandten sie schauernd sich weg.

D i e stillen Gebirge,

W o noch die Spur des Ewigen w a r ; die rauschenden H a i n e , Welche vordem das Säuseln der Gegenwart Gottes beseelte; Selige, friedsam'e Thäler, sonst von der Jugend des Himmels Gern besucht; die schattigen L a u b e n , w o ehmals die Menschen, Uberwallend von Freuden und siifsen Empfindungen, w e i n t e n , Dafs Gott ewig sie schuf; die Erde trug des Fluches Lasten j e t z t , w a r ihrer vordem unsterblichen Kinder Grofses Grab.

D o c h dereinst, wenn die Morgensterne verjünget

Aus der Asche des Weltgerichts triumphirend hervorgehn; W e n n nun Gott die Kreise der Welten mit seinem Himmel Durch allgegenwärtiges Anschaun alle vereinet, Dann wird auch der ätherische Strom von dem himmlischen Urquell Wieder mit hellerer Schöne zum neuen Eden sich senken. Nie wird dann sein Gestade von hohen Versammlungen leer seyn, D i e zu der E r d e , Gespielen der neuen Unsterblichen, wallen. Diefs ist der heilige W e g , mit welchem Gabriel fortging, Und von fern dem Himmel der göttlichen Herrlichkeit nahte. Mitten in der Versammlung der Sonnen strahlet der Himmel, R u n d , unermefslich, des Weltgebäus U r b i l d , die Fülle Jeder sichtbaren Schönheit, die sich, gleich flüchtigen Bächen, Ringsum durch den unendlichen Raum nachahmend ergiefset. Wenn er wandelt, ertönen von ihm, auf den Flügeln der W i n d e ,

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v. 236

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259.

A n die Gestade der Sonnen des wandelnden Harmonieen Rauschend hinüber.

D i e L i e d e r der göttlichen Harfenspieler

Schallen mit M a c h t , w i e beseelend, darein.

So vereiniget, schweben

Töne vor dem, der das Ohr gemacht hat, und Preise vorüber. W i e sein freudiger Blick an seiner W e r k e Gestalten Sich ergetzt, so vergnügten sein Ohr die Gesänge des Himmels. D i e du himmlische Lieder mich lehrst, Gespielin der E n g e l , Seherin Gottes, du Hörerin hoher unsterblicher Stimmen, Melde mir, Sionitin, das L i e d , das die Engel itzt sangen. Sey uns gegrüfst, du heiliges L a n d der Erscheinungen Gottes! Hier erblicken w i r G o t t , w i e er i s t , w i e er w a r , w i e er seyn w i r d , S i e h e , den Seligen ohne Verhüllung, nicht in der Dämmrung F e m nachahmender Welten.

D i c h schauen w i r in der Versammlung

Deiner Erlösten, die du auch würdigst des seligen Anblicks. Ach unendlich vollkommen bist du!

Z w a r nennt dich der Himmel,

Und der Unaussprechliche w i r d Jehovah geheifsen ! Unser Gesang lebendig durch K r ä f t e der Urbegeistrung Suchet dein B i l d , doch umsonst; auf deine Verklärung gerichtet, Können Gedanken sich kaum von deiner Gottheit besprechen. E w i g e r , du bist allein in deiner Gröfse vollkommen! Jeder Gedanke, mit dem du dich s e l b s t , o E r s t e r , durchschauest, Ist erhabner, ist heiliger, als die stille Betrachtung, Auf erschaffene Dinge von dir hernieder gelassen. Dennoch entschlössest du dich, auch aufser dir W e s e n zu sehen,

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v. 260

.

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233.

Und auf sie den beseelenden Hauch hernieder zu lassen. Erst erschufst du den Himmel, dann uns, die Bewohner des Himmels. Fern wart ihr da von eurer Geburt, du jüngerer Erdkreis, Und du Sonn', und du Mond, der seligen Erde Gefährten. Erstgeborner der Schöpfung, wie war dir bey deinem Hervorgehn, D a , nach undenkbarer Ewigkeit, Gott zu dir sich herabliefs, Dann zu der Stäte dich der Herrlichkeit kohr, und des Anscliauns ? Dein unermefslicher Kreis heraufgerufen zum Daseyn Bildete sich zu seiner Gestalt; die schaffende Stimme Wandelte noch mit dem ersten Getöse krystallener Meeré; Ihre Gestade, die sich, wie Welten, zusammengebirgten, Hörten sie; noch kein Unsterblicher nicht! Da standest du, Schöpfer, Auf dem neuen erhabenen Thron dich selber betrachtend, Einsam, und ernst.

O jauchzt der denkenden Gottheit entgegen!

Damals, ja damals erschuf er euch, Seraphim, Geistergeschöpfe, Voll von Gedanken, voll mächtiger Kraft, die Gedanken des Schöpfers, Die er in euch von sich selber erschafft, anbetend zu fassen. Halleluja, ein feyrendes Halleluja, o Erster, Sey dir von uns unaufhörlich gesungen ! Zur Einsamkeit sprachst du: Sey nicht mehr! und den Wesen: Entwickelt euch! Halleluja! Unter dem Liede, das nach dem Dreymalheilig der Himmel Allzeit singet, hatte des Mittlers heiliger Bothe Eine der nächsten Sonnen am Himmel leuchtend betreten. Überall schweigen die Seraphim jetzt, und feyren den Anblick,

15 I . G.

v. .204

• •

307-

W e l c h e r , des Preisgesangs Belohner, von Gott auf sie strahlte. Und sie erblickten den helleren Seraph am Sonnenmeer. Schaut' auf ihn, der Himmel mit Gott.

Gott

Er betete knieend.

Zweymal die Z e i t , in der ein Cherub den Namen Jehovah, Tief in Gebet, und das Dreymalheilig der Ewigkeit ausspricht, Würdiget ihn des Anschauns Gott.

Dann eilet der Thronen

Erstgeborner herab, ihn feyrlich vor Gott zu führen. Gott nennt ihn den Erwählten, der Himmel Eloa.

Vor allen,

Die Gott schuf, ist er grofs, ist der nächste dem Unerschaffnen. Schön ist Ein Gedanke des gottgewählten E l o a , W i e die ganze Seele des Menschen, geschaffen der Gottheit, W e n n s i e , ihrer Unsterblichkeit werth, gedankenvoll nachsinnt. Sein umschauender Blick ist schöner, als Frühlingsmorgen, Lieblicher, als die Gestirne, da sie vor dem Antlitz des Schöpfers Jugendlichschön, und voll L i c h t , mit ihren T a g e n , vorbeyflohn. Gott erschuf ihn zuerst.

Aus einer Morgenröthe

Schuf er ihm einen ätherischen Leib. Flofs um i h n , da er ward.

Ein Himmel voll Wolken"

Gott hub ihn mit offenen Armen

Aus den W o l k e n , und sagt' ihm segnend: Da bin ich, Erschaffner! Und auf Einmal sähe vor sich Eloa den Schöpfer, Schaut' in Entzückungen a n , und stand, und schaute begeistert W i e d e r an, und s a n k , verloren in Gottes Anblick. Endlich redet' e r , sagte dem Ewigen alle Gedanken, Die er hatte, die n e u e n , erhabnen Empfindungen a l l e ,

i6 I . G.

v. 308



D i e das grofse Herz ihm durchwallten.



33* •

E s werden die W e l t e n

Alle v e r g e h n , und neu aus ihrem Staube sich schwingen, Ganze Jahrhunderte werden dann erst in die Ewigkeit eingehn, E h der erhabenste Christ die grofsen Empfindungen fühlet. Jetzo kam Eloa auf neuerwachenden Strahlen Z u dem gesendeten Engel in seiner Schönheit hernieder, I h n zum Altar des Versöhners zu führen. D a er schon Gabriel kannte.

E r ging noch von f e r n e ,

D e r Seraph zerflofs in Entzückung,

Von den Unsterblichen einen zu s e h n , mit dem er vor diesem Jeden Kreis der Schöpfungen Gottes, und seine Bewohner S a h , und mit dem er unnachahmbarere Thaten vollführte, Als durch die besten aus ihm das vereinte Menschengeschlecht that. Jetzo verklärten sie sich schon liebend gegen einander. Schnell, mit brünstig eröffneten A r m e n , mit herzlichen Blicken, Eilten sie gegen einander. Als sie sich umarmten.

Sie zitterten beyde vor F r e u d e n ,

So zittern B r ü d e r , die beyde

T u g e n d h a f t s i n d , und beyde den Tod f ü r das Vaterland suchten, W e n n sie, von Heldenblute noch voll, sich nach ewigen Thaten S e h e n , u n d sich vor ihrem noch gröfseren Vater umarmen. Gott sah sie, und segnete sie.

So gingen sie beyde,

Herrlicher durch die F r e u n d s c h a f t , dem T h r o n des Himmels entgegen. Also kamen sie weiter zum Allerheiligsten Gottes. N a h bey der Herrlichkeit Gottes, auf einem himmlischen Berge, Ruhet des Allerheiligsten Nacht.

Lichthelles Glänzen

I . G.

v. 532

• • 355-

Wacht inwendig um Gottes Geheimnifs.

Das heilige Dunkel

Deckt nur das Innre dem Auge der Engel.

Zuweilen eröffnet

Gott die dämmernde Hülle durch allmachttragende Donner Vor dem Blick der himmlischen Schauer.

Sie sehen , und feyren.

Sieh, auf Einmal stand foey des Allerheiligsten Eingang, W i e ein Gebirg, der Altar des Versöhners vor .Gabriels Auge Wolkenlos da.

Er sah ihn, und ging, in festlicher Schönheit,

Priesterlich zu dem Altar, und trug zwo goldene Schalen Heiliges Räucliwerks voll, und stand tiefsinnig am Altar. Neben ihm stand Eloa, und rief aus seiner Harfe Göttliche Töne, zum hohen Gebet den opfernden Seraph Vorzubereiten.

Der h ö r t ' i h n , und'durch die mächtige Harfe

Hub sich sein Geist entflammter empor.

W i e der Ocean aufwallt

Wenn auf ihm in Sturme daher die Stimme des Herrn geht. Gabriel schauete Gott, und sang mit mächtiger Stimme.

7

Jetzo hört der ewige Vater, es höret der Himmel, Mittler, dein Söhnurigsgebet.

Gott zündete selber das Opfer

Wunderbar anj und heiliger Rauch, stieg mit dem Gebete Stillbegleitend empor, dann hub er sich weiter, und w a l l t e , W i e von der Erde Gebirgen ein ganzer Himmel, zu Gott auf. Nieder zur Erde hatte bis jetzt Jehovah geschauet. Denn es hielt noch immer der Sohn aus der Fülle der Seele Mit dem Vater Gespräche des schicksalenthüllenden Inhalts , Heilig, und furchtbar, und hehr, voll nie gelioffter Entscheidung KLOPST.

W . I I I . B.

MES

S.I.B.

18 I. G.

v. 3 5 6

.

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379.

Selbst Unsterblichen dunkel, Gespräche von D i n g e n , die künftig Gottes E r l ö s u n g , vor allen ErschalFnen, verherrlichen werden. Aber itzt füllte des E w i g e n Blick den Himmel von neuem; Jeder begegnete feyrend und still dem göttlichen Blicke. All' erwarten die Stimme des Herrn.

D i e himmlische Ceder

Rauschte nicht, der Ocean schwieg an dem hohen Gestade. Gottes lebender W i n d hielt zwischen den ehernen Bergen Unbeweglich, und wartete mit verbreiteten F l ü g e l n , Auf der Stimme Gottes Herabkunft.

Donnerwetter

Stiegen zum wartenden langsam das Allerheiligste nieder. Aber noch redete Gott nicht.

D i e heiligen Donnerwetter

W a r e n Verkündiger nur der nahenden göttlichen Antwort. Als sie schwiegen , that vor der Thronen freudigem Blick Gott Offenbarend sein Heiligthum a u f , die verlangenden Thronen Z u den hohen Gedanken des E w i g e n vorzubereiten. Und da wandte sich Urinx voll E r n s t , mit göttlichem T i e f s i n n , Cherub U r i m , des ewigen Geistes vertrauterer. E n g e l , Z u dem hohen E l o a , und sprach: W a s siehst d u , E l o a ? Seraph Eloa stand a u f , ging langsam vorwärts, und sagte: D o r t an den goldenen P f e i l e r n , da sind labyrinthische Tafeln Voll Vorsehung; dann Bücher des Lebens , welche dem Hauche Mächtiger W i n d e sich ö f f n e n , und Namen künftiger Christen, Neue belohnende N a m e n , des Himmels Unsterblichkeit, aufthun. i

W i e die Bücher des Weltgerichts, gleich wehenden Fahnen

i9 I. G.

v. 3ßo

.

.

403.

Kriegender Seraphim, furchtbar sich öffnen !

E i n tödtender Anblick

Fiir die niedrigen Seelen, die wider Gott sich empörten! O w i e Gott sich enthüllt!

Ach U r i m , in heiliger Stille

Schimmern die Leuchter im Silbergewölk; bey tausenden tausend Schimmern s i e , Vorbilder der gottversöhnten Gemeinen! Zähle sie , U r i m , die heilige Zahl.

Die Welten, E l o a ,

S i e h e , der Engel gekrönete T h a t e n , die Freuden der Engel Sind uns zählbar: allein die Folgen der grofsen E r l ö s u n g , Gottes Erbarmungen nicht. Seinen Gerichtsstuhl!

D a sprach E l o a : Ich sehe

Schrecklich bist d u , Weltrichter, Messias!

Schau des hohen Stuhles Gestalt. Und die zur Rache gerüstete Glut!

E r tödtet von f e r n e ! E i n lebender Sturmwind

Hebt ihn in donnernden Wolken empor.

Ach schone, Messias ,

S c h o n e , Richter der W e l t mit ewigem Tode bewaffnet! So besprachen Eloa und Urim sich unter einander. Siebenmal hatte der Donner das heilige Dunkel eröffnet, Und die Stimme des E w i g e n kam sanftwandelnd hernieder: Gott ist die L i e b e .

Ich war's vor dem Daseyn meiner Geschöpfe.

D a ich die Welten erschuf, w a r ich auch der.

B e y der Vollendung

Meiner geheimsten erhabensten T h a t , bin ich eben derselbe. Aber ihr sollt, durch den T o d des Sohrts, den Richter der W e l t e n , Ganz mich kennen, und neue Gebete dem Furchtbaren beten. Hielt* euch dann des Richtenden Arm nicht, ihr würdet im Anschaun Dieses grofsen Todes vergehn.

Denn ihr seyd endlich.

20 I . G.

v. 404

Und der Auszusöhnende schwieg. Faltete heilige Hände vor ihm.

.

.

427.

D i e tiefe Bewundrung

Jetzt winkt' er E l o a ,

Und der Seraph verstand die R e d ' in dem Antlitz J e h o v a h , Wandte sich gegen die himmlischen H ö r e r , und sagte zu ihnen Schaut den E w i g e n ' a n , ihr vorerwählten Gerechten, Heilige Kinder.

Erkennt sein H e r z , ihr w a r t ihm das Liebste

Seiner Gedanken, als er sich das Heil des Erlösenden dachte. Euch hat herzlich verlangt, Gott selber ist euer Z e u g e , Endlich zu sehn die Tage des H e i l s , und seinen Messias. Seyd gesegnet, ihr Kinder des H e r r n , von dem Geiste geboren! Jauchzet, K i n d e r , ihr schaut den V a t e r , das W e s e n der Wesen. Siehe, der Erst' und der L e t z t e , der ist e r , und ewig Erbarmer 1 Der von E w i g k e i t i s t , den keine Geschöpfe begreifen, Gott, J e h o v a h , läfst zu euch sich väterlich nieder. Dieser Bothe des Friedens, von seinem Sohne gesendet, Ist zu dem hohen Altar um eurentwillen gekommen. Wäret ihr nicht zu der grofsen Erlösung Zeugen erkohren; O so hätten sie sich in- entfernter Stille besprochen, Einsam , geheim, unerforschlich.

D o c h ihr , Geborne der E r d e ,

Sollt die T a g e mit W o n n e , mit ewigem J a u c h z e n , vollenden, W i r mit euch!

W i r wollen den ganzen verborgenen Umfang

Eurer Erlösung durchschaun, mit viel verklärterem Blicke Werden w i r diese Geheimnisse sehn, als eures Erlösers F r o m m e , weinende F r e u n d e , die noch in Dunkelheit irren!

21 I. G.

v. 428

Aber seine verlornen V e r f o l g e r !

.

.

.

451-

D e r E w i g e hat sie

L a n g ' aus den heiligen Büchern vertilgt! allein den Erlösten Sendet er göttliches L i c h t !

Sie sollen das Blut der Versöhnung

Nicht mit weinendem Auge mehr sehn.

Sie werden es s e h e n ,

W i e sich vor ihnen sein Strom in das ewige Leisen verlieret. O dann sollen sie h i e r , in des Friedens Schoofse getröstet, Feste des Lichts und der ewigen R u h triumphirend begehen. Seraphim, und ihr Seelen, erlöste Väter des Mittlers, Fangt ihr die Feste der E w i g k e i t an. Mit der Unendlichkeit fort.

Sie dauren von jetzo

D i e noch sterblichen Kinder der Erde

W e r d e n , Geschlecht auf Geschlecht, zu euch sich alle versammeln, Bis sie dereinst vollendet, mit neuen Leibern umgeben, Nach vollbrachtem Gericht zu Einer Seligkeit kommen. Gehet indefs von uns aus , ihr hohen Engel der Throne , Meldet den Herrschern der Schöpfungen Gottes, dafs sie sich d e r F e y r u n g Dieser erwählten geheimnifs vollen T a g e bereiten. Und ihr Frommen des Menschengeschlechts, ihr Väter des M i t t l e r s , Denn von jenem Gebein der Sterblichkeit, das ihr im Staube Reifend zur Auferstehung zurückliefst, stammt der M e s s i a s , E r , der Gott i s t , und M e n s c h !

auch euch ist die Freude gegeben,

Die allein bey sich, mit seiner Gottheit G e f ü h l , Gott Ganz empfindet; unsterbliche S e e l e n , eilt zu der S o n n e , Welche den Kreis der Erlösung umleuchtet.

Hier sollt ihr von ferne

Eures Erlösers, und Sohns versöhnende Thaten betrachten.

22 I . G.

V. 4 5 2

Diesen Liclitweg steiget hinab.

.

.

475-

Aus allen Bezirken

Sieht euch die weite Natu* mit verneuter Schönheit entgegen. Denn Jehovah will selbst, nach dieser Jahrhunderte Kreislauf, Einen Ruhtag Gottes, den zweyten erhabneren Sabbath, Bey sich feyren. Jener

Der ist viel höher, als jener berühmte,

von euch, ihr erhabenen W e s e n , seraphische Schaaren,

Heilig besungene T a g , den ihr, nach Vollendung der W e l t e n , Einst an dem Schöpfungsfeste begingt.

Ihr wifst e s , o Geister,

W i e die neue Natur in liebenswürdiger Schöne Da sich erhub, w i e in eurer Gesellschaft die Morgensterne Vor dem Schöpfer sich neigten.

Allein "jetzt wird sein Messias,

Sein unsterblicher Sohn viel gröfsere Thaten vollenden. Eilt, verkündigt es seinen Geschöpfen.

Sein Sabbath erhebt sich,

Jetzt mit des hocherhabnen Messias freyem Gehorsam. Gott Jehovah nennt ihn den Sabbath des ewigen Bundes. Staunend schwieg Eloa, und schweigend sähe der Himmel Zu dem Allerheiligsten auf.

Dem Gesendeten Christus

Winkte Gott; da stieg er hinauf zu dem obersten Throne. Dort eihpfing er, an Uriel, und die Beschützer der Erde, Wegen der Wunder beym Tode des Sohns, geheime Befehle. Unterdefs waren die Thronen von ihren Sitzen gestiegen. Gabriel folgte.

Da er dem Altar der Erde sich nahte,

Höret' er Seufzer, die fern den hohen Gewölben entwallten, Und mit weinendem Laute das Heil der Menschen verlangten.

I. G.

v. 4 7 6





499 •

A b e r vor allen Stimmen erscholl d i e Stimme des E r s t e n U n t e r den M e n s c h e n .

E r d a c h t e den Fall Äonen h e r u n t e r .

D i e s e r ist der A l t a r , von dem auf P a t m o s des n e u e n , B l u t e n d e n B u n d e s P r o p h e t das himmlische Bild erblickte. D o r t w a r s , w o sich im h o h e n G e w ö l b e der M ä r t y r e r Stimme Klagend e r h u b ;

d o r t w e i n t e n die Seelen T h r ä n e n der E n g e l ,

D a f s er den T a g , der, R i c h t e r d e n T a g der R a c h e v e r z ö g r e ! Als jetzt z u der E r d ' Altar der S e r a p h h i n a b s t i e g , E i l t ' ihm mit jedem heifsen V e r l a n g e n Adam Nicht ungesehn;

entgegen,

ein s c h w e b e n d e r L e i b aus H e i t r e gebildet

W a r dem seligen Geist zur v e r k l ä r t e n H ü l l e g e w o r d e n . Seine Gestalt w a r s c h ö n , w i e d u v o r des S c h ö p f e r s G e d a n k e n , Göttliches B i l d , da er A d a m z u schaffen gedankenvoll

dastand,

U n d im g e s e g n e t e n Sclioofse des l e b e n d u f t e n d e n E d e n s U n t e r i h m heiliges L a n d zum w e r d e n d e n M e n s c h e n sich losrifs. Also gebildet n a h t e sich A d a m .

Liebliches Lächeln

M a c h t e sein Antlitz w i e g ö t t l i c h , er sprach mit v e r l a n g e n d e r S t i m m e Sey mir g e g r ü f s t , begnadigter S e r a p h , d u F r i e d e n s h o t h e . D a u n s die S t i m m e deiner e r h a b e n e n S e n d u n g e r s c h a l l t e , H u b sich m e i n Geist in J u b e l empor.

D u theurer Messias,

K ö n n t ' ich dich a u c h , holdselig in j e n e r m e n s c h l i c h e n

Schönheit,

W i e der S e r a p h h i e r , s e h n ! ach in jener Gestalt der E r b a r m u n g , D i e du k o h r e s t , in ihr mein g e f a l l n e s Geschlecht zu v e r s ö h n e n . Zeige m i r , S e r a p h , die S p u r , w o mein E r l ö s e r g e w a n d e l t ,

24 I. G.

V.

500

.

.

523.

M e i n Erlöser und F r e u n d , ich w i l l ihn nur ferne b e g l e i t e n ! R u h s t a t t jenes G e b e t s , w o unser M i t t l e r sein A n t l i t z A u f h u b , s c h w u r , er w o l l t e die Kinder Adams

erlösen,

D ü r f t e der erste der Sünder mit Freudenthränen dich A c h ich w a r ja vordem dein erstgeborner Mütterlich L a n d , o E r d e !

anschaun!

Bewohner,

w i e sehn' ich nach dir mich h i n u n t e r !

D e i n e vom D o n n e r w o r t e des Fluchs, zerstörten Gefilde W ä r e n m i r , in des Messias. G e s e l l s c h a f t , den jenes

Todes

L e i b umhüllet,' w e l c h e n ich dort in dem Staube z u r ü c k l i e f s , L i e b l i c h e r , als dein Gefilde nach himmlischen A u e n erschaffen, O P a r a d i e s , verlorner H i m m e l !

So sagt er voll Inbrunst.

D e i n e V e r l a n g e n w i l l i c h , du Erstling der A u s e r w ä h l t e n , Sprach mit freundlicher Stimme der S e r a p h , dem Söhnenden kund thun. I s t es sein göttlicher W i l l e , so w i r d er A d a m

gebieten,

D a f s er ihn s e h , w i e er i s t , die erniederte Herrlichkeit Gottes. Jetzo hatten den Himmel die C h e r u b i m f e y r e n d v e r l a s s e n , U n d sich überall schnell in der W e l t e n Kreise verbreitet. Gabriel schwebt* allein herab z u der seligen E r d e , D i e der benachbarte Kreis vorübergehender

Sterne

Still mit seinem allgegenwärtigen M o r g e n begrüfste. R i n g s erschollen zugleich die neuen N a m e n der Erde. Gabriel hörte die N a m e n : D u K ö n i g i n unter den E r d e n , A u g e n m e r k der G e s c h a f f n e n , vertrauteste Freundin des Z w e y t e W o h n u n g der Herrlichkeit G o t t e s , unsterbliche

Himmels, Zeugin

25 I. G.

V. 5 2 4

.

.

547.

Jener geheimen erhabenen That des grofsen Messias! Also ertönte durclihallt von englischen Stimmen der Umkreis. Gabriel hört' e s , doch kam er mit eilendem Fluge zur Erde. Schlummer s a n k , und Kühle noch hier in die Thäler, und stille, D u n k l e , gesellige Wolken verhüllten noch ihr Gebirge. Gabriel ging in der N a c h t , und suchte mit sehnendem Blicke Gott den Mittler.

E r fand ihn in einem niedrigen T h a l e ,

D a s sich herabliefs zwischen 'den Gipfeln des himmlischen Olbergs. Hier w a r , tief in Gedanken versenket, der Gottversöhner Eingeschlafen.

E i n Felshang w a r des Göttlichen Lager.

Gabriel sah ihn vor sich in süfsem luftigen S c h l a f e , Stand bewundernd still, und sah unverwandt auf die Schönheit, Durch die vereinte Gottheit der menschlichen Bildung gegeben. Ruhige L i e b e , Züge des göttlichen Lächelns voll Gnade, Huld und M i l d e , noch Thränen der ewigtreuen Erbarmung Zeigten den Geist des Menschenfreundes in seinem Antlitz; Aber verdunkelt w a r durch des Schlafes Geberde der Abdruck. Also sieht ein wallender Seraph der blühenden Erde Halbunkenntliches Antlitz an Frühlingsabenden liegen, W e n n der Abendstern am einsamen Himmel heraufgeht, U n d , ihn anzuschaun, aus der dämmernden L a u b e den Weisen Herwinkt.

Endlich redte nach langer Betrachtung der Seraph.

O d u , dessen Allwissenheit sich durch die Himmel verbreitet, Der du mich hörest, obgleich dein Leib von Erde da schlummert, KLOPST. W. III.B.

MES s.I.B.

4

26 I . G.

V. 548

• •

571-

Deine Befehle richtet' ich alle init eilender Sorg' a u s ! Als ich es t h a t , eröffnete mir der erste der Menschen, W i e e r , dein Antlitz zu sehn, erhabener M i t t l e r , sich sehne. Jetzo will ich, so hats dein grofser Vater geboten! Wieder von hier, die Versöhnung mit zu verherrlichen, eilen. Schweiget indefs, o nahe Geschöpfe ! die flüchtigsten Blicke Dieser eilenden Zeit, da euer Schöpfer noch hier i s t , Müssen theurer euch seyn, als jene Jahrhunderte, die ihr Euren Menschen mit ämsiger, reger Sorge gedient habt. Schweig, Getöse der L u f t , in dieser Ode der Gräber, Oder erhebe dich sanft mit stillem bebenden Säuseln. Und d u , nahes Gewölk, o senke du tiefere Ruhe In die kühlenden Schatten aus deinen Schöfsen herunter. Rausche nicht, Ceder, und schweig, o Hain, vor dem schlummernden Schöpfer. Also verlor sich mit sorgsamem Ton des Unsterblichen Stimme. Und er eilete zu der Versammlung der heiligen W ä c h t e r , D i e , Vertraute der Gottheit und ihrer verborgneren Vorsicht, In geheimer Stille mit ihm die Erde beherrschen. Diesen sollt' er noch jetzo, eh er sich erhübe zur Sonne, Jenes Verlangen der seligen Geister, die nahe Versöhnung, Und den z w e y t e n , den Sabbath des grofsen Geopferten, kund thun. Der du nach Gabriel jetzo den Kreis der Erlösung beherrschest, Göttlicher Hüter der Mutter so vieler unsterblicher Kinder, Die sie, w i e ihre Begleiter, die schnellen Jahrhunderte, eilend

27 I. G.

v. 5 7 2

.

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595.

Und unerschöpflich an Fülle den höheren Gegenden sendet, Dann zertrümmert die Hütte des ewigen Geistes hinabgräbt Unter H ü g e l , auf denen der fliehende Wandrer nicht ausruht; O du dieser einst verherrlichten Erde Beschützer, Seraph E l o a , verzeih es deinem künftigen Freunde, Wenn er deine Wohnung seit Edens Schöpfung verborgen, Von der Sängerin Sions gelehrt, den Sterblichen zeiget. Hat er in tiefe Gedanken sich j e , voll einsamer W o l l u s t , Und in die hellen Kreise der stillen Entzückung verloren; Hat mit Gedanken der Geister sich sein Gedanke vereinigt, Und die entliülltere Seele der Himmlischen Rede .vernommen: O so hör' ihn, E l o a , wenn e r , w i e die Jugend des Himmels, Kühn und erhaben, nicht singt verschwundene Gröfse des Menschen, Sondern des Todes G e w e i h t e , der Auferstehung Geweihte Z u der Versammlung der Himmlischen führt, z u d e m R a t h e der Wächter. In dem stillen Bezirk des unbetrachteten Nordpols Ruhet die Mitternacht einsiedlerisch, säumend; und Wolken Fliefsen von i h r , wie ein sinkendes M e e r , unaufhörlich herunter. So l a g , unter der Finsternifs Gottes von Moses g e r u f e n , Einst der Strom Ägyptus, in vierzehn U f e r gedränget, Und i h r , ewige Pyramiden, der Könige Gräber. Niemals hat noch ein A u g e , von kleineren Himmeln umgränzet, Diese Gefilde gesehn, die in nächtlicher Stille ruhen U n b e w o h n t , und w o von des Menschen Stimme kein L a u t tönt,

28 I. G.

v. 596

.

.

619.

W o sie keinen. Todten begruben, und keiner erstehn wird. A b e r , tiefen Gedanken geweiht, und ernster Betrachtung, Machen sie Seraphim herrlich, indem auf ihren Gebirgen, Gleich Orionen sie w a n d e l n , u n d , in prophetische Stille Sanft verloren, der Sterblichen künftige Seligkeit anschaun. Mitten in diesem Gefild' erhebt sich die englische P f o r t e , Die der E r d e Beschützer zu ihrem Heiligthum einführt. W i e zu der Z e i t , wenn der Winter belebt, ein heiliger Festtag Uber beschneyten Gebirgen nach trüben Tagen hervorgeht; Wolken und Nacht entfliehen vor i h m , die beeisten Gefilde, Hohe durchsichtige Wälder entnebeln ihr Antlitz, und glänzen: So ging Gabriel jetzt auf den mitternächtlichen B e r g e n , Und schon stand des Unsterblichen F u f s an der heiligen P f o r t e , Welche vor i h m , wie rauschender Cherubim F l ü g e l , sich a u f t h a t , Hinter ihm wieder mit Eile sich schlofs. In der E r d ' Abgründen.

Nun wandelt der Seraph

D a wälzten sich Oceane

R i n g s u m , langsamer F l u t , zu menschenlosen Gestaden. Alle Söhne der Oceane, gewaltige Ströme F l o s s e n , w i e Ungewitter sich aus den Wüsten heraufziehn, Tiefauftönend ihm nach.

E r ging, und sein Heiligthum zeigte

Sich ihm schon in der Nähe.

D i e Pfort' erbauet von W o l k e n

W i c h ihm a u s , und zerflofs vor ihm, w i e in himmlische Schimmer. Unter dem F u f s e des Eilenden zog sich flüchtige Däinmrung Wallend weg.

N a h hinter ihm an den dunkeln Gestaden

I. G.

v. 620

.

.

643.

Blieb es in seinem Tritte zurück, wie wehende Flammen. Und der Unsterbliche w a r zu der Engelversammlung gekommen. D a , w o ferne von uns zu der Mitte die Erde sich senket, Wölbt sich in ihr ein weiter Bezirk voll himmlischer L ü f t e . Dort schwebt leise b e w e g t , und bekrönt mit flüssigem Schimmer, Eine sanftere Sonne.

Von ihr fliefst L e b e n und Wärme

In die Adern der E r d ' empor.

Die obere Sonne

Bildet mit dieser vertrauten Gehülfin den blumigen Frühling, Und den feurigen Sommer, vom sinkenden Halme belastet, Und den Herbst auf Traubengebirgen.

I n ihren Bezirken

Ist sie niemals a u f , und niemals untergegangen. Um sie lächelt in röthlichen Wolken ein ewiger Morgen. Unterweilen thut, der alle Himmel erfüllet, Seine Gedanken den Engeln daselbst durch Zeichen in W o l k e n Wunderbar k u n d ; dann erscheinen vor ihnen die Folgen der Vorsicht. Also entdeckt sich G o t t , wenn nach wohlthätigen Wettern Uber besänftigten W o l k e n der Himmelsbogen hervorgeht, Und dir, E r d e , den B u n d , und" die Fruchtbarkeit Gottes verkündigt. Gabriel liefs jetzo auf dieser Sonne sich nieder, D i e , ungesehen von u n s , die innere Fläche der E r d e , U n d , was dort Lebendigkeit athmet, mit bleibendem Strahl labt. Also unsers Mondes Gefährt.

W i r sehn ihn nicht w a l l e n ;

Denn ihm entquillt nur dämmernder, bald versiegender Schimmer, Auch verfinstert er nicht, so locker vereinte sein Stoff sich:

3° I. G.

v. 644

.

.

667.

Aber die Menschen im Hesperus sehn, die im Jupiter sehn ihn. Also der hohe Saturn.

D e r himmlischen Ähre Bewohner

Sehen des mondumwimmelten Sterns weitkreisenden L a u f nicht. Um den Seraph versammelten sich die Beschützer der V ö l k e r , Engel des Kriegs und des T o d e s , die im Labyrinthe des Schicksals Bis zu der göttlichen Hand den führenden Faden hegleiten; D i e in Verborgnem über die Thaten der Könige herrschen, W e n n sie damit triumphirend, als ihrer Schöpfung, sich aufblähn. Dann die Hüter der T u g e n d h a f t e n , der wenigen E d l e n , D i e in seiner Entfernung den denkenden Weisen begleiten, W e n n er das Menschengewebe der Erdeseligkeit

fliehet,

Und die Bücher der ewigen Z u k u n f t betend eröffnet. Auch sind sie oft insgeheim bey einer Versammlung zugegen, W o der feurige Christ die Herabkunft Gottes empfindet, W e n n ein brüderlich V o l k , durch das Blut des Bundes geheiligt, V o r dem Versöhner der Menschen in Jubellieder sich ausgiefst. W e n n die Seelen entschlafner Christen ihr todtes Antlitz, Und den S c h w e i f s , und die traurigen Züge des siegenden T o d e s , Und die' bezwungne Natur auf ihrem Leichnam erblicken; So empfangen sie diese Gefährten mit tröstendem Anblick: L i e b e r , w i r wollen dereinst die Trümmern alle versammeln! Eben diese Wohnung der Sterblichkeit, diese Gebeine, Welche die Hand des gewaltigen Todes so traurig entstellt hat, Soll mit dem Morgen des Richters zur neuen Schöpfung erwachen.

I. G.

v. 668





691.

K o m m t , zukünftige Bürger des Himmels, helleres A n s c h a u n , S i e h e , der erste der Überwindet erwartet e u c h , Seelen! Auch die Seelen, die zarten, nur sprossenden Leibern entflohen, Sammelten sich um den Seraph herum. M i t der Kindheit zärtlichem Weinen.

Sie flohen noch sprachlos, Ihr schüchternes Auge

Hatte kaum staunend erblickt der E r d e kleine Gefilde; "Darum durften sie sich auf der Welten furchtbaren Schauplatz, Noch ungebildet, so bald hervorzutreten nicht wagen. Ihre Beschützer geleiten sie zu sich, und lehren sie reizend, Unter beseelender Harfen Klang', in lieblichen L i e d e r n : W i e , und woher sie entstanden; w i e grofs die menschliche Seele V o n dem vollkommensten Geiste gemacht s e y ; w i e jugendlich heiter Sonnen und Monde nach ihrer Geburt zu dem Schöpfer gekommen. E u c h erwarten vollendete Väter!

Herrliches Anschaun

Eures Erbarmers erwartet euch dort am ewigen Throne! Also lehren sie diese der Weisheit würdigen Schüler, Jener erhabneren W e i s h e i t , nach deren flüchtigem Schatten, Durch ihr Glänzen geblendet, die irren Sterblichen eilen. Jetzo hatten sie alle die schimmernden Lauben verlassen, Und sich zu, ihren Vertrauten, der E r d e Hütern, versammelt. Gabriel that jetzo der ganzen Geisterversammlung Alles das k u n d , was Gott ihm befahl vom Messias zu sagen. Diese blieb, wie entzückt, um den hohen göttlichen L e h r e r , Senkte froh die Gedanken in tiefe Betrachtungen nieder.

32 I. G.

v. 692

.

.

715.

Aber ein liebenswürdiges P a a r , z w o befreundete Seelen, Benjamin und Jedidda umarmten einander, und sprachen: Ist das nicht, o Jedidda, der holde vertrauliche L e h r e r ? Ists nicht J e s u s , von welchem der Seraph es alles erzählte? Ach ich w e i f s es noch w o h l , w i e er uns inbrünstig umarmte, W i e er uns an die klopfende Brust mit Zärtlichkeit drückte. E i n e getreue Zähre der H u l d , die seh' ich" noch immer, Netzte sein Antlitz, ich küfste sie a u f , die seh' ich noch immer! Benjamin, und da sagt' er zu unsern umstehenden Müttern: Werdet w i e K i n d e r , sonst könnt ihr das Reich des Vaters nicht erben. J a , so sagt' e r , Jedidda.

Und der ist unser E r l ö s e r ;

Durch den sind w i r so selig!

Umarme deinen Geliebten!

Also besprachen sie sich mit Zärtlichkeit unter einander. Gabriel aber erhub sich zur neuen Bothschaft.

Der Feyer

Festlicher Glanz flofs über den F u f s des Unsterblichen nieder. Also sehen der Erde Tag die Bewohner des M o n d e s , Ihren Nächten zu leuchten, in stiller thauender W o l k e , Auf die Gipfel ihrer Gebirge herunterwallen. Also geschmückt stand Gabriel a u f , u n d , unter dem Nachruf Jauchzender Engel und Seelen, betrat er den freyeren .Luftkreis. Rauschend, w i e Pfeile vom silbernen B o g e n , zum Siege beflügelt, Flieget er neben Gestirnen v o r b e y , und eilt zu der Sonne. Und schon sinket er schwebend auf ihren Tempel herunter. Auf der Zinne des Tempels fand er die Seelen der V ä t e r ,

33 I. G.

v. 7 1 6

.

.

721.

D i e u n v e r w a n d t den suchenden Blick mit den Strahlen v e r e i n t e n , W e l c h e den w e c k e n d e n T a g in die T h ä l e r Kanaans sandten. Unter den V ä t e r n w a r einer v o n hohen denkendem A n s e h n , A d a m , der Sohn der erwachenden E r d ' , und der Bildungen Gottes. G a b r i e l , e r , und der Sonne Beherrsche^ erwarteten sehnend, Unter Gesprächen vom Heil der M e n s c h e n , des Olbergs Anblick.

K L O P S

T . W .

III. B.

M E S S . I .

B.

5

D

E

R

M

Z W E Y T E R

E

S

G E S

S

I

A N

II. G.

Jetzt

v. i

.

.

19.

stieg über den C e d e r n w a l d der M o r g e n h e r u n t e r .

Jesus erhub s i c h , ihn sahn in der S o n n e die Seelen der Väter. Als sie ihn s a h n , da sangen z w o Seelen gegen e i n a n d e r , Adams S e e l e , mit ihr die Seele der göttlichen E v a : Schönster der T a g e , du sollst vor allen k ü n f t i g e n T a g e n F e s t l i c h u n d heilig u n s s e y n , dich soll vor d e i n e n G e f ä h r t e n , K e h r e s t du w i e d e r z u r ü c k , des M e n s c h e n S e e l e , der S e r a p h U n d der C h e r u b , b e y m A u f g a n g ' u n d U n t e r g a n g e , b e g r ü f s e n . Steigst du zur E r d ' h e r a b ;

verbreiten dich O r i o n e

D u r c h die H i m m e l ; u n d gehst du am T h r o n der H e r r l i c h k e i t Gottes S t r a h l e n d h e r v o r : so w o l l e n w i r dir in f e y r e n d e m A u f z u g , J a u c h z e n d mit H a l l e l u j a g e s ä n g e n e n t g e g e n s e g n e n ! D i r , unsterblicher T a g , der d u u n s e r m getrösteten A u g e G o t t , den M e s s i a s , auf E r d e n in seiner E r n i e d r i g u n g zeigest. O von Adam der s c h ö n s t e ! M e s s i a s in menschlicher B i l d u n g ! W i e e n t h ü l l t sich in deinem e r h a b e n e n A n t l i t z die G o t t h e i t ! Selig bist du u n d h e i l i g , die du den M e s s i a s g e b a r e s t , Seliger d u , als E v a , der M e n s c h e n M u t t e r .

Unzählbar

Sind die Söhne von i h r , u n d sind u n z ä h l b a r e S ü n d e r .

1 1 . G.

v. 20

.

.

43.

Aber du hast E i n e n , nur Einen göttlichen M e n s c h e n , Einen gerechten, ach Einen unschuldigen theuren M e s s i a s , Einen ewigen S o h n , ( i h n schuf kein S c h ö p f e r ! ) geboren! Zärtlich seh', und mit irrendem Blick ich hinab zu der E r d e ; D i c h , Paradies, dich seh' ich nicht mehr.

D u bist in den Wassern

Niedergestürzt, im Gericht der allgegenwärtigen Sündflut! Deiner erhabnen umschattenden C e d e r n , die Gott selbst pflanzte, t Deiner friedsamen L a u b e , der jungen Tugenden W o h n u n g , Hat kein Sturm, kein D o n n e r , kein Todesengel geschonet! Bethlehem, w o ihn Maria gebar, und ihn brünstig umarmte, S e y du mir mein E d e n ; du Brunnen D a v i d s , die Quelle, 1 W o ich göttlich erschaffen zuerst mich sähe; du H ü t t e , W o er w e i n e t e , sey mir die L a u b e der ersten Unschuld! Hätt' ich dich in E d e n geboren, du Göttlicher, hätt' ich Gleich nach jener entsetzlichen T h a t , o S o h n , dich geboren: Siehe, so wär* ich mit dir zu meinem Richter gegangen; D a , w o er stand, w o unter ihm Eden zum Grabe sich aufthat, W o der Erkenntnisse Baum mir fürchterlich rauschte, die Stimme Seiner Donner den Richterspruch des Fluches mir aussprach, W o ich in bangem Erbeben v e r s a n k , zu sterben v e r s a n k , da W a r ' ich zu ihm gegangen; dich hätt' ich weinend umarmt, S o h n ! An mein Herz dich gedrückt, und g e r u f e n : Zürne nicht, V a t e r ! Zürne nicht m e h r , ich habe den M a n n Jehovah geboren! Heilig bist d u , anbetenswürdig, und e w i g , o E r s t e r !

I I . G.

v. 44

.

.

67.

Der du deinen göttlichen Sohn von E w i g k e i t zeugtest, I h n , nach deinem Bilde gezeugt, zum Erlöser der M e n s c h e n , Meines von mir beweinten Geschlechts, erbarmend erwähltest. Gott hat meine Thränen gesehn; ihr habt sie gesehen, Seraphim, und sie gezählt; auch i h r , ihr Seelen der T o d t e n , Seelen meines entschlafnen Geschlechts, sie alle gezählet. Wärest du nicht, o M e s s i a s , g e w e s e n ; die ewige R u h e Hätte selbst mir traurig, und ungeniefsbar geschienen. Aber von deiner göttlichen H u l d , von deiner E r b a r m u n g , Stifter des ewigen B u n d e s , von ihr umschattet, da lernt' ich Selbst in der Wehmuth Schmerz mehr Seligkeiten empfinden. Und nun trägst du sein B i l d , das Bild des sterblichen Menschen Gottmensch, M i t t l e r , dich beten w i r a n !

Vollende dein O p f e r ,

Das du für u n s , Weltrichter, f ü r uns zu vorenden herabstiegst. Mache die Erde bald n e u , die du zu verneuen beschlössest, Dein und unser Geburtsland!

Komm zurück in den Himmel!

K o m m , sey gegrüfst in deinen Erbarmungen,

Gottmensch,

Mittler

Also ertonte mit mächtigem Klang die Stimme der Seelen, Durch des strahlenden Tempels Gewölbe. Fern in der Tiefe.

Jesus vernahm sie

W i e mitten in heiligen E i n s i e d l e y e n ,

In der Z u k u n f t Folge v e r t i e f t , prophetische W e i s e D i c h , in der Fern herwandelnde Stimme des E w i g e n , hören. Jesus stieg an dem Olberg nieder.

An seiner Mitte

Standen Palmen vor allen auf niedrigen Hügeln erhaben,

4° I I . G.

v. 6ß

.

.

91.

Von leichtschimmernden Wolken des Morgennebels umflossen. Unter den Palmen vernahm der Messias den Engel J o h a n n e s , Raphael ist sein N a m e , der ihn hier betend verehrte. Liebliche Winde zerflossen von i h m , und trugen die Stimme, D i e sonst keine Geschöpfe nicht hörten , hinab zu dem Mittler. Raphael k o m m , rief ihm der Messias mit freundlichem Anblick, Wandle mir hier ungesehn zu der Seite.

W i e hast du die Nacht durch

Unsers lieben Johannes unschuldige Seele bewachet? W eiche Gedanken , die deinen Gedanken, R a p h a e l , glichen, Hau' er?

W o ist er jetzt?

Ich bewacht* i h n , sagte der S e r a p h ,

W i e w i r die Erstlinge deiner E r w ä h l t e n , o M i t t l e r , bewachen. Seinen geöffneten Geist umschatteten heilige T r ä u m e , Träume von dir.

O hättest du ihn da schlummern gesehen,

Als er d i c h , Göttlicher, sah! Füllte sein Antlitz.

Ein heiliges Fruhlingslächeln

Dein Seraph hat auch in Edens Gefilden

Adam gesehn, da er schlief, und das Bild der werdenden E v a , Und des bauenden Schöpfers vor seine Gedanken herabkam. Aber so schön w a r er k a u m , wie dein göttlicher Junger Johannes. Doch jetzt ist er dort unten in traurigen nächtlichen Gräbern, Klaget einen besessenen M a n n , der im Staube der Todten Fürchterlich bleich, w i e bebend Gebein, herübergestreckt liegt. M i t t l e r , du solltest ihn sehn, du solltest den zärtlichen Jünger Neben ihm voll mitleidiges Kummers und Wehmuth erblicken, W i e vor Menschenliebe das Herz ihm erbarmend zerfliefset,

41

I I . G. W i e er bebet.

v. 92

.

.

115.

Mir selbst drang eine Thräne der Wehmuth

Zitternd ins Auge.

D a wandt' ich mich weg. Das Leiden der Geister,

Die du zur E w i g k e i t s c h u f s t , ist mir stets durch die Seele gedrungen. Raphael schwieg.

D e r Göttliche sah mit Zorne gen Himmel.

V a t e r , erhöre mich! E s werde der Hasser der Menschen Deinem Gericht* ein ewiges O p f e r , das jauchzend der Himmel, D a s mit Bestürzung und Schand' und Schmach die Hölle betrachte! Also sagt' e r , und näherte sich den Gräbern der Todten. Unten am mitternächtlichen Berge waren die Gräber In zusammengebirgte zerrüttete Felsen gehauen. Dicke,

finsterverwachsene

Wälder verwahrten den E i n g a n g ,

Vor des fliehenden Wanderers Blick.

E i n trauriger Morgen

S t i e g , wenn der Mittag schon sich über Jerusalem senkte, Dämmernd noch in die Gräber mit kühlem Schauer hinunter. S a m m a , so hiefs der besessene M a n n , lag neben dem Grabe Seines jüngsten geliebteren Sohns in kläglicher Ohnmacht. Satan liefs ihm die R u h , ihn desto ergrimmter zu quälen. Samma lag bey des Knaben Gebein in modernder Asche ; Neben ihm stand sein anderer S o h n , und weinte zu Gott auf. Jenen todten, den der Vater beweint', und der B r u d e r , Brachte die zärtliche Mutter einst, erweicht durch sein F l e h e n , M i t in die Gräber zum Vater hinab, zu dem Vater im E l e n d , Den jetzt Satan in grimmiger W u t h bey den Todten herumtrieb. Ach mein V a t e r ! K L O P S T . W .

III. B.

so rief der kleine geliebte B e n o n i , M

E s s.

I.

B.

6

42 I I . G.

v. 1 1 6

.

.

139.

Unrl entflöhe der Mutter Arm , die ängstlich ihm .nachlief; Ach mein V a t e r , umarme mich doch! Drückte sie an sein Herz.

und krümmt* um die Hand sich,

D e r Vater umfasset i h n , hebet!

D a mit kindlicher Inbrunst nun der Knab' ihn umarmte, D a er mit sanft liebkosendem Lächeln ihn jugendlich ansah, W a r f ihn der Vater an einen entgegenstehenden F e l s e n , D a f s sein zartes Gehirn an blutigen Steinen herabrann, Und mit leisem Röcheln entfloh die Seele voll Unschuld. Jetzo klagt er ihn trostlos, und f a f s t das kalte Behältnifs Seiner Gebeine mit sterbendem Arm. Ach B e n o n i , mein S o h n !

Mein S o h n , Benoni!

so sagt e r , und jammernde Thränen

Sturzen vom A u g e , das bricht, und langsamstarrend dahinstirbt. Also lag er beklommen von A n g s t , da der Mittler hinabkam. J o e l , der andere S o h n , verwandte sein thränendes Antlitz Von dem V a t e r , und sah den Messias die Gräber herabgehn! Ach mein V a t e r , erhub er froh vor Verwundrung die Stimme, J e s u s , der grofse Prophet, kommt in die Gräber hernieder. Satan hört* e s , und sah bestürzt durch die Öffnung des Grabmahls. So sehn Gottesleugner, der P ö b e l , aus dunkeln Gewölben, W e n n am donnernden Himmel das hohe Gewitter heraufzieht, Und in den W o l k e n der Rache gefürchtete W a g e n sich wälzen. Satan hatte bisher aus der Fern nur Samma gepeinigt. Aus den tiefsten entlegensten Enden des nächtlichen Grabmahls Sandt* er langsame Plagen hervor.

Itzt erhub er sich w i e d e r ,

43 I I . G.

v. 140

.

.

163.

Rüstete sich mit des Todes S c h r e c k e n , und stürzt' auf Samma. Samma sprang a u f , dann fiel ohnmächtig von neuem er nieder. Sein erschütterter Geist, ( e r rang noch kaum mit dem T o d e ! ) R i f s i h n , von dem mördrischen Feind' empöret zum Unsinn, Felsenan.

Hier wollt' i h n , vor deinen göttlichen A u g e n ,

Richter der W e l t , am hangenden Felsen Satan zerschmettern. Aber du wärest schon d a , schon trug voreilend die Gnade D e i n verlafsnes Geschöpf auf treuen allmächtigen F l ü g e l n , D a f s er nicht sank. U n d erbebte.

D a ergrimmte der Geist des Menschenverderbers,

Ihn schreckte von fern die kommende Gottheit.

J e t z o richtete Jesus sein helfendes Antlitz auf Samma; U n d belebende göttliche K r a f t , mit dem Blicke vereinet, Ging von ihm aus. Seinen Retter.

D a erkannte der bange verlassene Samma

Ins bleiche Gesicht voll Todesgestalten

K a m die Menschheit zurück, er schrie, und weinte gen H i m m e l ; Wollte reden, allein kaum könnt' e r , von Freuden erschüttert, Bebend stammeln.

Doch breitet' er sich mit sehnlichen Armen

N a c h dem Göttlichen a u s , und sah mit getröstetem A u g e , Voll Entzückung, nach ihm von seinem Felsen lieiünter. W i e die Seele des trüberen W e i s e n , d i e , in sich gekehret, U n d an der E w i g k e i t der künftigen D a u e r v e r z w e i f e l n d , Innerlich bebt; die unsterbliche schauert vor der Vernichtung: Aber itzt nahet sich ihr der weiseren Freundinnen e i n e ; Ihrer Unsterblichkeit sicher, und stolz auf Gottes Verheifsung,

u I I . G.

V. 1 6 4

.

K o m m t sie zu ihr mit t r ö s t e n d e m Blick.

.

187-

Die trübe Verlafsne

H e i t e r t sich a u f , u n d w i n d e t mit M a c h t vom j a m m e r n d e n K u m m e r U n g e s t ü m f r e u d i g sich l o s ;

die e w i g e j a u c h z t n u n , u n d segnet

Sich in T r i u m p h , u n d ist von neuein u n s t e r b l i c h g e w o r d e n ! Also e m p f a n d der b e s e s s e n e M a n n die B e r u h i g u n g Gottes. J e t z o sprach der M e s s i a s mit mächtiger Stimme zu S a t a n : Geist des V e r d e r b e n s , w e r bist d u , der d u vor meinem Antlitz D i e f s zur E r l ö s u n g e r w ä h l t e G e s c h l e c h t , die M e n s c h e n , so q u ä l e s t ? I c h bin S a t a n , a n t w o r t e t ' ein zorniges tiefes G e b r ü l l , b i n K ö n i g der W e l t , die oberste G o t t h e i t u n s k l a v i s c h e r G e i s t e r , D i e m e i n A n s e h n e t w a s e r h a b n e r e m , als den G e s c h ä f t e n H i m m l i s c h e r Sänger bestimmt.

D e i n R u f , o sterblicher S e h e r ,

D e n n M a r i a w i r d w o h l U n s t e r b l i c h e niemals g e b ä r e n ! D i e s e r dein R u f d r a n g , w e r d u a u c h b i s t , zu der u n t e r s t e n Hölle. Selber I c h verliefs s i e , sey stolz ob m e i n e r H e r a u f k u n f t ! D i c h von h i m m l i s c h e n Sklaven v e r k ü n d i g t e n R e t t e r zu sehen. D o c h du w u r d e s t ein M e n s c h , ein g ö t t e r t r ä u m e n d e r S e h e r , W i e d i e , w e l c h e mein mächtiger T o d h i n a b in die E r d e G r ä b t ! D r u m gab ich n i c h t A c h t , w a s die n e u e n U n s t e r b l i c h e n t h a t e n . A b e r nicht müfsig z u s e y n , so p l a g t ' i c h , das hast du g e s e h e n ! D e i n e Geliebten , die M e n s c h e n .

D a schau die T o d e s g e s t a l t e n ,

M e i n e G e s c h ö p f ' , auf diesem G e s i c h t !

J e t z t eil' ich zur Hölle.

U n t e r mir soll mein allmächtiger F u f s das M e e r u n d die E r d e , M i r zu b a h n e n g e h b a r e n W e g , g e w a l t s a m v e r w ü s t e n .

45 I I . G.

v. iQ8





2n.

Dann soll schauen die Holl' in Triumph mein königlich Antlitz. W i l l s t du was t h u n , so thu es alsdann.

Denn ich kehre w i e d e r ,

Hier auf der W e l t mein erobertes R e i c h , als König, zu schützen. Stirb indefs noch , Yerlafsner, vor mir ! Er sprachs, und er stürzte Stürmend auf Samina.

Allein des ruhigschweigenden Mittlers

Stille verborgne Gewalt k a m , gleich des Vaters Allmacht, W e n n er Untergang unerforscht auf W e l t e n herabwinkt, Satan in Zorne zuvor!

Er floh , und vergafs im Entfliehen,

Unter allmächtigem Fufs zu verwüsten das Meer und die Erde. Samma stieg indefs von seinem Felsen hernieder. Also entfloh von dem hohen Euphrates Nebukadnezar, Da ihm der Rath der heiligen Wächter die Bildung des Menschen W i e d e r g a b , u n d , von neuem den Himmel zu schaun, ihn erhöhte. Gottes Schrecknisse gingen nicht mehr, mit dem Rauschen Euphrates, Ihm in Wettern vorüber, als wärens des Sinai Wetter. Nebukadnezar erhub sich auf Babylons hangende Höhen; Jetzo kein Gott mehr, lag er gen Himmel ausgebreitet, Dankbar im Staube gebeugt, den Ewigen anzubeten. So kam Samma zu Jeslis herab, und fiel vor ihm nieder. Darf ich dir folgen, du heiliger Mann ? Ach lafs mich mein L e b e n , Das du von neuem mir gabst, bey dir, Mann Gottes, vollenden! Also sagt' e r , und schlang sich mit brünstigen zitternden Armen Um den Erlöser, der ihm mit menschenfreundlichen Blicken Diefs erwiederte: Folge mir nicht, doch verweile dich künftig

I I . G.

V.

212

.

.

235.

Oft an der Höh der Scliädelstäte; da wirst du die Hoffnung Abrahams und der Propheten mit deinen Augen erblicken. Als der Mittler zu Samma so sprach, da wandte sich Joel Zu Johannes, imd sagte zu ihm mit schüchterner Unschuld: L i e b e r ! ach führe du mich zu Gottes grofsem Propheten, Dafs er mich höre, du kennest ihn ja.

Der zärtliche Jünger

Nahm i h n , und führt' ihn zu J e s u s , da sagt' er in seiner Unschuld Gottes Prophet, so kann denn mein Vater und ich dir nicht folgen Aber, o darf ich es sagen, warum verweilest du jetzo, W o mein jugendlich Blut erstarrt vor der Todten Gebeinen ? Komm , Mann Gottes , ins Haus , wohin mein Vater zurückkehrt; Dort soll meine verlassene Mutter mit Demuth dir dienen. Milch und Honig, die lieblichste Frucht von unseren Bäumen Sollst du geniefsen; die W o l l e der jüngsten Lämmer der Aue Soll dich decken.

Ich selber w i l l dich, o Gottes Prophet, dann,

Kömmt der Sommer, unter der Bäume Schatten begleiten, Die mein Vater im Garten mir gab.

Mein lieber Benoni!

Ach Benoni, mein Bruder! dich lass' ich zurück in dem Grabe! Ach nun wirst du mit mir die Blumen künftig nicht tränken! W i r s t am kühlenden Abend mich niemals brüderlich w e c k e n ! Ach Benoni! ach Gottes Prophet, da liegt er im Staube! Jesus sah mit Erbarmen ihn a n , und sprach zu Johannes: Trockne dem Knaben die Zähren vom A u g ' ; ich hab' ihn viel edler Und rechtschaffner, als viele von seinen Vätern erfunden.

47 I I . G.

v. 236

.

.

259.

Also sagt' e r , und blieb mit Johannes allein in den Gräbern. Satan ging indefs, mit Dampf und mit W o l k e n umhullet, Hin durch Josaphats T h a l , und über das M e e r des T o d e s , Stieg von da auf den wolkichten K a r m e l , vom Karmel gen Himmel. Hier durchirrt' er mit grimmigem Blick den göttlichen W e l t b a u , D a f s e r , nach so vielen Jahrhunderten seit der E r s c h a f f u n g , In der Herrlichkeit strahle, die ihm der Donnerer anschuf! Gleichwohl ahmt' er ihn nach, und änderte seine Gestalten Durch ätherischen G l a n z , dafs die Morgensterne, w i e dunkel Und verworfen er s e y , in stillem Triumphe nicht sähen. Doch diefs helle Gewand w a r ihm bald unerträglich ; er eilte, Aus der schreckenden Schöpfung Bezirk zu der Hölle zu kommen. Itzo hatt' er sich schon bey den äufsersten Weltgebäuden Stürmisch heruntergesenkt.

Unermefsliche dämmernde Räume

Thaten vor ihm w i e unendlich sich auf.

Die nennt er den Anfang

Weiterer R e i c h e , die Satan durchherrscht!

Hier sah er von ferne

Fluchtigen Schimmer, so weit die letzten Sterne der Schöpfung Noch das unendliche L e e r e mit sterbendem Strahle durchirrten. D o c h hier sah er die Hölle noch nicht.

D i e hatte die Gottheit

F e r n e von sich, und ihren G e s c h ö p f e n , den seligen Geistern, Weiter hinunter in ewige Dunkelheit eingeschlossen. Denn in unserer W e l t , dem Schauplatz ihrer Erbarmung, W a r kein Raum fiir Orte der Qual.

D e r E w i g e schuf sie

Furchtbar, zu dem Verderben, zu seinem strafenden E n d z w e c k

48 I I . G.

v. 260

W e i t hinreichend, vollkommen.

.

.

233.

I n drey erschrecklichen Nächten

Schuf er s i e , und verwandte von ihr sein Antlitz auf ewig. Z w e e n der heldenmütigsten Engel bewachter! die Hölle. D i e f s w a r Gottes B e f e h l , da er sie mit mächtiger Rüstung Segnend umgab.

Sie sollten den Ort der dunkeln Verdammnifs

E w i g in seinem K r e i s ' erhalten, damit der Empörer K ü h n mit seiner verfinsterten L a s t nicht die Schöpfung bestürmte, Und das Antlitz der schönen Natur durch Verwüstung entstellte. W o an der Pforte der Hölle mit herrschendem Auge sie r u h e n , Dort her senkt sich ein strahlender W e g , w i e von Zwillingsquellen , Hell die W o g e n , ein S t r o m , den noch die Wendung nicht krümmte, Gegen den Himmel gekehrt, nach Gottes W e l t e n hinüber, D a f s in der Einöd' hier es ihnen an heiliger F r e u d e , Uber die mannigfaltige Schöne der Schöpfung nicht fehle. Neben diesem leuchtenden W e g ' eilt Satan zur H ö l l e , Reifset ergrimmt durch die Pforte sich, steigt in dampfendem Nebel Auf den hohen gefürchteten Thron.

Ihn sähe kein Auge

Unter den A u g e n , die Nacht und Verzweiflung trübe verstellten. Zophiel n u r , ein Herold der Holl', entdeckte den N e b e l , W e l c h e r hinauf sich zog die erhebenden S t u f e n , und sagte E i n e m , der neben ihm stand: Kommt Satans oberste Gottheit E t w a zur Hölle zurück ?

Verkündigt der dampfende Nebel

J e n e R ü c k k e h r , welcher die Götter so lange schon harrten? Als der Herold noch sprach, flofs schnell die umhüllende Dämmrung

49 II.

G.

v. 284

• • 3o7-

Rings von Satan; er safs auf Einmal mit zornigem Antlitz Fürchterlich da.

Gleich eilte der flüchtige sklavische Herold

Gegen das Feuergebirg, das sonst mit Strömen und Flammen Satans Ankunft weit, auf den überhangenden Felsen, In den gedrohten, versinkenden Thälern umher, ankündet. Zophiel stieg auf Flügeln des Sturms durch die Höhlen des Berges Gegen die dampfende Mündung empor.

Ein feuriges Wetter

Machte darauf den ganzen Bezirk der Finsternifs sichtbar. Jeder erblickt' in schimmernder Fern den schrecklichen König. Alle Bewohner des Abgrunds kamen.

Die Mächtigsten eilten,

Neben ihm auf den Stufen des Throns sich niederzusetzen. Die du mit Ruh voll Feuer und Ernst zu der Holl' hinabsiehst, Weil du zugleich im Angesicht Gottes Klarheit erblickest, Und Zufriedenheit über sich selbst, wenn er Sünder bestrafet, Zeige sie mir, Sionitin, und lafs die mächtige Stimme Rauschend, gleich Sturmwinden, wie Wetter Gottes, ertönen. Adramelech kam erst, ein Geist verruchter als Satan, Und verdeckter.

Noch brannte sein Herz von grimmigem Zorne

Wider Satan , dafs dieser zuerst zur Empörung sich aufschwang! Denn er hatte schon lange bey sich Empörung beschlossen. Wenn er was that; er thats nicht, Satans Reiche zu schützen: Seinetwegen verübt' er es.

Seit undenkbaren Jahren

Hatt' er darauf schon gedacht, wie er sich zu der Herrschaft erhübe, Wie er Satan entflammte, mit Gott von neuem zu kriegen; K L O P S T . W . III. B.

M E s s. I. B.

7

I I . G.

v. 308

• •

33i.

Oder ihn in den unendlichen Raum auf ewig entfernte; Oder zuletzt, wär' alles umsonst, durch Waffen bezwange. Da schon, als die gefallenen Engel den Ewigen flohen, Sann er darauf.

Da sie alle schon der Abgrund einschlofs,

Kam er zuletzt, und trug vor seinem kriegrischen Harnisch Eine leuchtende goldene T a f e l , und rief durch die Hölle: W a r u m fliehen die Könige so ?

In hohem Triumphe

Solltet i h r , o Krieger für unsre behauptete Freyheit, In die neue Wohnungo der Pracht und Unsterblichkeit einziehn! Da der Messias und Gott den neuen Donner erfanden, Und in ihr Kriegsgeschäft vertieft euch zornig verfolgten, Stieg ich ins Allerheiligste Gottes, da fand ich die Tafel Voll vom Schicksal, das unsre künftige Gröfse verkündigt. Sammelt euch, seht die himmlische Schrift! So redet das Schicksal: Einer von denen, die jetzt Jehovah, als Sklaven, beherrschet, W i r d , dafs er Gott s e y ! erkennen; wird den Himmel verlassen, Und mit seinen vergötterten Freunden im einsamen Räume Wohnungen finden. Die wird er zwar erst mit Abscheu bewohnen W i e der, der ihn vertrieb, eh ich ihm die W e l t e n erbaute, L a n g e , diefs w a r mein herrschender W i l l e ! das Chaos bewohnte. Aber er soll nur die Reiche der Hölle muthig betreten; Denn aus ihr entstehen ihm einst gleichherrliche Welten. Die wird Satan erschaffen ; doch soll er den göttlichen Grundrifs Selber von mir vor meinen erhabenen Thronen empfangen.

5i I I . G.

v. 332

.

.

355-

Also saget der G ö t t e r G o t t , i c h , der ich allein mir Alle B e z i r k e des R a u m s , mit i h r e n Göttern u n d W e l t e n , Rings , mit meiner vollkommensten W e l t , unendlich u i n g r ä n z e ! Aber ihm glaubte die Hölle nicht, z w a n g sich umsonst, es zu w ä h n e n . Gott v e r n a h m die Stimme des l ä s t e r n d e n , sprach z u sich s e l b e r : A u c h der e r s c h ü t t e r t e Sünder ist meiner Herrlichkeit Z e u g e ! U n d mit E i l e ging das Gericht vom Angesicht Gottes. Tief in der i n n e r s t e n H o l l ' e r h e b t sich ein l e u c h t e n d e r K l u m p e n Aus dem

flammenden

M e e r , geht u n t e r ins M e e r des T o d e s .

D e r erhub aus der L a u f b a h n sich in d o n n e r n d e n K r e i s e n , F a f s t ' A d r a m e l e c h , u n d stürzt' in das todte M e e r ihn. Sieben N ä c h t e , statt einer.

Da

wurden

Die. N ä c h t e lag er im Abgrund.

L a n g e darauf e r b a u t ' er der obersten Gottheit den T e m p e l , W o e r , als ihr P r i e s t e r , die goldene T a f e l des Schicksals Uber den h o h e n Altar gestellt hat.

D i e alternde L ü g e

Glaubt z w a r k e i n e r ; doch k o m m e n , die Adramelech

verehren,

Sklavische H e u c h l e r , d a h i n , u n d b e t e n sein luftiges U n d i n g , W e n n er da i s t , g e b ü c k t ,

u n d w e n n er w e g i s t , mit H o h n an.

V o n dem T e m p e l k a m A d r a m e l e c h , u n d setzt' auf dem T h r o n e M i t verborgenem G r i m m an Satans Seite sich nieder. D r a u f eilt M o l o c h , ein kriegrischer G e i s t , v o n seinen G e b i r g e n , D i e e r , k ä m e der d o n n e r n d e K r i e g e r , so n e n n t er J e h o v a h , I n die Gefilde der H ö l l e , sie e i n z u n e h m e n , h e r u n t e r , Sich zu vertheidigen , stolz mit n e u e n B e r g e n u m t h ü r m t hat.

52 II. G.

V.

356

O f t w e n n der traurige T a g an des

.

.

379.

flammenden

Oceans U f e r n

D a m p f e n d h e r v o r s t e i g t , sehen ihn schon die B e w o h n e r der H ö l l e , W i e er unter der L a s t , von Getös' umstürmt, und von K r a c h e n , M ü h s a m g e h t , und sich dem hohen Gipfel des Berges Endlich naht.

Und w e n n er alsdann die neuen Gebirge

A u f die H ö h , der Hölle G e w ö l b e n entgegengethürmt h a t , Steht er in W o l k e n , und w ä h n t , indem ein zertrümmerter B e r g noch H a l l e t , er donnr' aus den W o l k e n ! U n t e n erstaunend an.

E r rauschete von den Gebirgen

D u r c h sie gewaltig einher. V o r dem Krieger.

Ihn sehn die E r d e b e z w i n g e r

Sie w i c h e n , geflügelt v o n E h r f u r c h t ,

E r g i n g , v o n seiner tönenden R ü s t u n g

D u n k e l , w i e der D o n n e r von s c h w a r z e n W o l k e n ,

umgeben.

V o r ihm bebte der B e r g , und hinter ihm sanken die Felsen Zitternd herab.

So ging e r , und k a m zu dem T h r o n des Empörers.

Belielel erschien nach ihm.

E r kam verstummend

A u s den W ä l d e r n und A u n , aus denen Bäche des T o d e s D u n k e l v o n nebelndem Q u e l l nach Satans T h r o n e sich w ä l z e n . D o r t bewohnt's Belielel.

Umsonst ist alle sein M ü h s a l ,

E w i g u m s o n s t , des F l a c h e s Gefild w i e die W e l t e n des Schöpfers Umzuschaffen. Ewiger,

Ihn siehst du mit hohem erhabenen

w e n n er jetzt den furchtbarbrausenden

Lächeln,

Sturmwind

S e h n s u c h t s v o l l , hinsinkendes A r m s , gleich kühlenden

Westen,

V o r sich über z u f ü h r e n am traurigen Bach' arbeitet. D e n n der braust unaufhaltsam d a h i n , und Schrecknisse Gottes

53 I I . G.

v. 38°

• •

4o3.

Rauschen ihm auf den verderbenden Flügeln; und öde Verwüstung Bleibt ungestalt im erschütterten Abgrund hinter ihm liegen. Grimmig denkt Belielel an jenen unsterblichen Frühling, Der die himmlische Flur, w i e ein junger Seraph, umlächelt. Ach ihn bildet' er gern in der Hölle zu nächtlichem Thal nach! Doch er ergrimmt, und seufzet vor W u t h ; denn die traurigen Auen Liegen vor ihm in entsetzlicher Nacht unbildsam, und öde, Ewig unbildsam, unendliche, lange Gefilde voll Jammer. Traurend kam Belielel zu Satan.

Noch brannt' er vor Rachsucht

W i d e r den, der von himmlischen Aun zu der Holl* ihn hinabstieis, U n d . so dacht' e r , mit jedem Jahrhundert sie schrecklicher machte. Satans Rückkehr sähest auch du in deinen Wassern , M a g o g , des todten Meers Bewohner. Kam er hervor.

Aus brausenden Strudeln

Das Meer zerflois in lange Gebirge,

Da sein kommender Fufs die schwarzen Fluten zertheilte. Magog fluchet dem Herrn; der wilden Lästerung Hall brüllt Unaufhörlich aus ihm. Flucht er dem Ewigen.

Seit seiner Verwerfung vom Himmel Voll der Rachsucht will er die Hölle,

Daur' es auch lastende Ewigkeiten, doch endlich vernichten. J e t z o , da er das Trockne betrat, da warf er verwüstend Noch mit seinen Gebirgen ein ganzes Gestad' in den Abgrund. Also versammelten sich der Hölle Fürsten zu Satan. W i e Eilande des Meers aus ihren Sitzen gerissen, Rauschten sie hoch, unaufhaltsam einher.

Der Pöbel der Geister

54 I I . G.

v. 404

.

.

427.

Flofs mit ihnen unzählbar, wie Wogen des kommenden Weltmeer» Gegen den Fufs gebirgter Gestade, zum Thron des Empörers. Tausendmal tausend Geister erschienen.

Sie gingen, und sangen

Eigene T h a t e n , zur Schmach und unsterblichen Schande verurtheilt. Unterm Getös gespaltner, sie hatten Donner gespalten! D u m p f e r , entheiligter H a r f e n , verstimmt zu den Tönen des T o d e s , Sangen sie's her.

So rauschen in mitternächtlicher Stunde

Grimmige Schlachten von tödtenden, und von sterbenden Streitern Furchtbar umher, wenn brausend auf ehernen Wagen der Nordwind Gegen sie f ä h r t , und gebrüllt von dem Wiederhall' ihr Gebrüll wird. Satan sah, und hörte sie kommen.

Vor wilder Entzückung

Stand er mit Ungestüm a u f , und übersah sie alle. Fern bey dem untersten P ö b e l , erblickt' er in spottender Stellung Gottesleugner, ein niedriges Volk.

Sein schrecklicher F ü h r e r ,

G o g , w a r darunter, erhabner als all' an Gestalt, und an Unsinn. D a f s das alles ein T r a u m , ein Spiel sey irrer Gedanken, W a s es im Himmel gesehen, G o t t , erst V a t e r , dann Richter, D a s zu w ä h n e n , reitzt* es sich , krümmt* es sich, wand es sichwüthend. Satan sah sie mit Hohn.

Denn mitten in seiner Verfinstrung

Fühlt er doch noch, dafs der E w i g e sey.

Bald stand er voll Tiefsinn,

Sah bald langsam ringsumher, und setzte sich wieder. W i e auf hohen unwirthlichen Bergen drohende Wetter Langsam und verweilend sich lagern, safs er, und dachte. Ungestüm that sein Mund sich itzt a u f , und tausend Donner

I I . G.

v. 428

Sprachen aus ihm, da er sprach.

.

.

451.

W e n n ihrs, o furchtbare Schaaren

Wenn ihrs noch s e y d , die mit mir die drey erschrecklichen Tage Auf der himmlischen Ebn' aushielten; so hört in Triumphe, W a s ich euch jetzt eröffne von meiner Zögrung auf Erden. Aber nicht dieses allein, ihr sollt auch den mächtigen Rathschlufs Hören, Jehovah zur Schmach zu verherrlichen unsere Gottheit. Jph soll die Hölle vergehn, und eh der seine Geschöpfe, Der vor diesem einmal im nächtlichen Chaos gebaut hat, Um sich vernichten, und wieder allein in der Einsamkeit wohnen, Eh er die Herrschaft über die sterblichen Menschen uns abzwingt. Götter, stets unbesiegt, unsklavisch wollen w i r bleiben, W e n n er auch gegen uns seine Versöhner zu tausenden schickte, W e n n er auch selbst, ein Messias zu werden, die Erde beträte. Doch wem zürn' i c h ?

W e r ist der neue, geborne Jehovah,

Der die Gottheit, sogar im sterblichen Leib', umherträgt, Dafs darüber die Götter so sinnen, als ob sie von neuem Hohe Gedanken ihrer Vergöttrung, und Schlachten erfänden? Sollte der Ewigen Einer, um uns den Sieg zu erleichtern, Aus den Schöfsen sterblicher Mütter, die bald die Verwesung Auch zertrümmert, auf uns, die er kennt, zu kämpfen hervorgehn Das war möglich?

Es handelte so, den Satan bekriegt h a t ?

Zwar stehn einige hier, die vor ihm mit Zagen entflohen, Und aus morschen Gerippen gequälter Sterblicher wichen; Furchtsame, bebt vor dieser Versammlung, hüllt euch das Antlitz

56 I I . G. In verfinsternde Scham!

v. 452





475-

die Götter liörens, ihr

W a r u m flöhet ihr s o , E l e n d e ?

flöhet!

W a s n a n n t e t ihr J e s u s ,

E u e r u n d meiner u n w ü r d i g , den Sohn des e w i g e n G o t t e s ? D o c h dafs ihr w i f s t , w e r er s e y , der u n t e r den Israeliten Auch gern Gott w a r ;

so h ö r e t von mir die Geschichte des Stolzen.

H ö r du es auch in h o h e m T r i u m p h e , V e r s a m m l u n g der Götter. U n t e r dem V o l k des J o r d a n s ist seit u n d e n k b a r e n Z e i t e n E i n e p r o p h e t i s c h e Sage g e w e s e n ;

d e n n u n t e r der Sonne

H a t vor allen V ö l k e r n diefs Volk am meisten g e t r ä u m e t ! N a c h der P r o p h e z e y u n g entspringt von i h n e n ein H e i l a n d , W e l c h e r sie von den umliegenden F e i n d e n auf e w i g e r l ö s e t , U n d vor allen L a n d e n ihr Reich zu dem herrlichsten Reich macht. U n d ihr w i f s t , dafs vor w e n i g e n J a h r e n von u n s r e r V e r s a m m l u n g Einige k a m e n , v e r k ü n d e t e n , dafs sie auf T a b o r s Gebirgen H e e r e f e y r e n d e r E n g e l g e s e h n , die h ä t t e n den N a m e n Jesus u n a u f h ö r l i c h genannt mit E n t z ü c k u n g u n d E h r f u r c h t , D a f s die Cedern davon bis in die W o l k e n e r b e b t e n , D a f s die P a l m e n h a i n e der Hall der J u b e l g e s a n g e Ganz d u r c h r a u s c h t e , u n d J e s u s , J e s u s ! T a b o r erfüllte. D r a u f ging ü b e r m ü t h i g vor S t o l z , u n d w i e in T r i u m p h e , Gabriel nieder den Berg zu der Israelitinnen e i n e r , G r ü f s t e s i e , w i e man Unsterbliche g r ü l s t , u n d sagt' ihr voll E h r f u r c h t , S i e h e , v o n ihr sollt' ein König e n t s t e h n , so die H e r r s c h a f t e n D a v i d s Mächtig s c h ü t z e n , u n d Israels E r b e v e r h e r r l i c h e n w u r d e .

57 I I . G.

v. 4 7 6

.

.

499.

E r h i e f s J e s u s , so sollte sie n e n n e n den Sohn der G ö t t e r ! E w i g sollte die M a c h t des grofsen K ö n i g e s d a u r e n ! D i e s e s v e r n a h m t ihr.

W a r u m erstaunten die G ö t t e r der H ö l l e ,

D a sie es h ö r t e n ? I c h s e l b s t , ich h a b e v i e l m e h r n o c h g e s e h e n : D o c h nichts s c h r e c k t m i c h !

I c h w i l l euch alles m u t h i g e n t d e c k e n ,

N i c h t s w i l l ich e u c h v e r s c h w e i g e n , damit ihr s e h e t , w i e f e u r i g S i c h mein M u t h in G e f a h r e n e r h e b t ;

sind es anders G e f a h r e n ,

W e n n sich ein sterblicher T r ä u m e r auf unserer E r d e vergöttert. J e t z o sah er an sich des D o n n e r s N a r b e n , u n d z a g t e ! D o c h arbeitet* er sehr von n e u e m empor z u s c h w e l l e n , U n d er b e g a n n : D o r t w a r t e t ' ich a u f des g ö t t l i c h e n K n a b e n Hohe Geburt!

B a l d w i r d aus deinem S c h o o i s e , M a r i a ,

D a c h t ' ich , der G ö t t l i c h e kommen.

G e s c h w i n d e r , als f l i e g e n d e B l i c k e ,

Schneller n o c h , w i e G e d a n k e n der G ö t t e r v o n Z o r n e b e f l ü g e l t , W i r d er g e n H i m m e l e r w a c h s e n .

E r deckt in seiner E r h ö h u n g

J e t z t mit dem e i n e n F u f s e das M e e r , mit dem andern d e n E r d k r e i s ! W ä got in der schreckenden R e c h t e dann den M o n d u n d die S o n n e ,' I n der L i n k e n die M o r g e n s t e r n e !

D a kommt e r , und tödtet!

M i t t e n in S t ü r m e n , die» er aus allen W e l t e n h e r b e y r i e f , R a u s c h t er z u m S i e g ' u n a u f h a l t s a m daher.

A c h fliehe n u n , Satan !

F l i e h e , damit er dich nicht mit seinem allmächtigen D o n n e r U n g e s t ü m f a s s e , bis d u , durch tausend E r d e n g e w o r f e n , S i n n l o s , b e z w u n g e n , j a t o d t , in dem U n e r m e f s l i c h e n liegest. S e h t , so dacht' i c h , ihr G ö t t e r ; KLOPST. W.

III.B.

allein ihm gefiel es n o c h j e t z o ,

MESS.I.B.

8

58 I I . G.

v. 500

.

.

523.

D a f s er ein M e n s c h , ein weinendes Kind , wie die Söhne des Staubs blieb, Welche schon bey ihrer Geburt die Sterblichkeit weinen. Z w a r sang seine Geburt ein Chor der himmlischen Geister. Denn sie kommen bisweilen herab, die Erde zu sehen, W o wir herrschen; da Griifte zu sehn, und Hügel der T o d t e n , W o vordem Paradiese nur standen; dann kehren sie thränend, U n d , sich zu trösten, mit feyrenden Liedern zurück in den Himmel. Also w a r es auch jetzt.

Sie eileten, liefsen den Knaben,

Oder hört ihrs so lieber, den Herrn der Himmel, im Staube. Drauf entfloh er vor m i r , ich liefs ihn immer entfliehen; Einen so furchtsamen Feind zu v e r f o l g e n , w a r meiner nicht würdig. Unterdefs liefs i c h , nicht müfsig zu s e y n , durch meinen E r w ä h l t e n , Meinen König und Opferpriester, Herodes , zu Bethleni Säuglinge würgen.

Das rinnende B l u t , der Sterbenden W i n s e l n ,

Und der untröstbaren Mütter V e r z w e i f l u n g , der Leichname A u s f l u f s , D e r , mit Seelen vermischt, mir wallend entgegendampfte, Waren m i r , dem Vater des E l e n d s , ein liebliches Opfer. Wandelt nicht dort der Schatten Herodes?

Verworfene S e e l e ,

W a r es nicht i c h , der in dir den Gedanken, die Bethlehemiten W e g z u w ü r g e n , e r s c h u f ? Kann etwa des Himmels Beherrscher Seiner Bildungen mühsames W e r k , die unsterblichen Seelen, Vor mir schützen, dafs ich sie mit meiner verborgnen Begeistrung Nicht umschatte, und über sie nicht zum Verderben mich breite ? J a , V e r l a f s n e r , dein klagendes W i n s e l n , dein banges V e r z w e i f e l n ,

59 I I . G.

v. 524





547-

Und der Seelen Geschrey, die du sonst unschuldig erwürgtest, Dafs sie sündigend starben, und dir und dein Schaffenden

fluchten,

Ist nun deinem befriedigten Herrscher ein liebliches Opfer. Als er starb, versammelte Götter, da kehrte der Knabe Aus Agyptus Gefilde zurück.

Die Jahre der Jugend

Lebt' er im Schoofs der zärtlichen M u t t e r , in weicher Umarmung, Unbekannt.

Kein jugendlich Feuer, kein edles Erkühnen

Trieb ihn zu Unternehmungen a n , sich furchtbar zu machen. Doch, ihr Götter, im einsamen Wald', an dem öden Gestade, W o er oft w a r , da hat er vielleicht auf Dinge gesonnen, D i e , aus schreckender Ferne, den Untergang der Hölle Drohn, und von uns verneuerten Muth und Wachsamkeit fordern? S e h t , diefs glaubt' ich vielleicht, hätt' er sich mit tiefen Gedanken Mehr beschäftigt, als mit der Betrachtung der Blumen und Felder, Und der Kinder um i h n , und mit dem sklavischen Lobe Dessen, der ihn mit den Wurmen aus niedrigem Staube gemacht h a t J a , ich wäre vor R u h und langer Mufse vergangen, Hätte mir nicht der Menschen Geschlecht stets Seelen geopfert, Die ich, dem Himmel vorüber, hierher zur Bevölkerung sandte. Endlich schien es, als sollt* er nun auch merkwürdiger werden. Gottes Herrlichkeit kam, als er einst am Jordan herumging, Strahlend vom Himmel. Selbst am Jordan gesehn! Hat mich getäuscht!

Sie hab' ich mit diesen unsterblichen Augen Kein Bild, kein himmlisches Blendwerk

Sie w a r s , w i e sie von dem Throne des Himmels

6o I I . G.

v. 548

• •

57i-

Durch die langen betenden Reihn der Seraphim wandelt. Aber w a r u m , und ob sie, dem Erdenkinde zu Ehren, Oder, um unsre Wachsamkeit auszuforschen, herabstieg, Dieses entscheid' ich nicht.

Zwar hört' ich gewaltige Donner,

Donner mit dieser Stimme vereint: Das ist mein Geliebter, Siehe, der Sohn nach meinem Herzen! Der war wohl Eloa, Oder einer vom Thron, der, mich zu verwirren, es ausrief; Gottes Stimme wars nicht! Denn, bey der untersten Hölle! Und bey ihrer nächtlichsten Nacht!

sie tönte mir anders ,

Als er uns Göttern einst den Sohn der Ewigkeit aufdrang. Auch weissagt' ihm ein finstrer Prophet, der dort in der Wüste Menschenfeindlich die Felsen durchirrt, er rief ihm entgegen; Siehe Gottes L a m m , das der Erde Sünde versöhnet! Der du von Ewigkeit bist, d u , der schon lange vor mir w a r , Sey mir gegrüfst!

Aus dir, o du der Erbarmungen Fülle!

Nehmen w i r Gnad' um Gnade.

Durch Moses ward das Gesetz k u n d ;

Aber durch den Gesalbten des Herrn kommt Wahrheit und Gnade. Ist das nicht hoch und prophetisch g e n u g ? So ist e s , wenn Träumer Träumer besingen, da bauen sie sich ein heiliges D u n k e l ; Und dann sind wir unsterblichen Götter viel zu geringe, Bis in das innre Gehau der Geheimnisse durchzuschauen. W i l l er uns nicht den erhabnen Messias, den König des Himmels, Jenen Donnerer Gottes, der in der gewaltigen Rustung Wider uns stritt, bis w i r die neuen Welten erreichten,

6i I I . G.

v. 572

• • 595-

Unsern würdigen Feind, und erhabneren Widersacher, W i l l er ihn nicht in jene Gestalt, die. wir tödten, verkleiden? Zwar er selbst, das Erdegeschöpf, von dem der Prophet träumt, Dünkt sich nicht wenig zu seyn.

Oft hält er Kranke, die schlummern,

Sie für Todte, geht h i n , und rufet sie wieder ins L e b e n ! Aber das ist nur Beginn.

Einst folgen gröfsere Thaten!

Denn er will das ganze Geschlecht der sterblichen Menschen Von der Sünd*, und dem Tode befreyn, der Sünde, die allen Eingepflanzt, und immer empörend, und ungestüm immer, Wider Gott in ihren unsterblichen Seelen sich auflehnt, Unbezwingbar der sklavischen Pflicht; von dem T o d e , der alle, D e r das ganze Geschlecht, so oft wir ihm winken, durchwürget, W i l l er sie alle befreyn: euch also auch, ihr Seelen , Die ich seit der Schöpfung zu mir, wie Wogen des Weltmeers, Sammle, wie Sterne, wie Gott anbetende sklavische Sänger, J a euch auch, die quälet die ewige Nacht des Abgrunds, Und in der Nacht des Strafenden F e u e r , im Feuer Verzweiflung, In der Verzweiflung I c h !

euch will von dem Tod' er befreyen !

W i r , wir werden alsdann, der Gottheit Vergesser, und Sklaven, Liegen vor ihm, vor ihm, dem neuvergötterten Menschen. W a s der mit dem allmächtigen Donner von uns nicht erzwinget, W i r d der aus des Todes Gebiet unbewaffnet vollenden. A u f , Verwegner! befreye dich erst, dann wecke die Todten. E r soll sterben, ja sterben! er, der Satans Besiegte

62 I I . G.

v. 596

Eigenmächtig vom Tode befreyt.

.

.

619.

Dich leg' in den Staub i c h ,

Bleich und entstellt, in der Todten Staub! Dann will ich den A u g e n , D i e nich sehn, die Dunkel und Nacht nun e w i g umnebeln, Sagen:

Ach seht, da erwachen die Todten!

w i l l ich den Ohren,

D i e nicht h ö r e n , die ewig nun sind dem Tone geschlossen, Sagen: Ach hört, es rauschet das F e l d , die Todten erwachen! Und der Seele, w e n n sie nun aus dem L e i b e geflolin ist, Und zu der Hölle vielleicht, dort auch zu siegen, sich w e n d e t , R u f ich nach in furchtbarem Sturm, mit donnernder Stimme: E i l e , du siegtest auf E r d e n !

ja eile, du fesseltest Götter!

Dich erwartet Triumpheinzug!

die Pforten der Hölle

Thun vor dir einladend sich a u f !

dir jauchzet der Abgrund!

Gegen dich wallen in feyrenden Chören Seelen und Götter! Gott mufs entweder jetzt, da ich hier b i n , eilend die E r d e , U n d mit der fliehenden i h n , und die Menschen gen Himmel erheben : Oder ich führ' es hinaus, w a s meine Weisheit mir eingab! Oder ich thu, was ich mächtig beschlofs, und ich end' und vollbring' e s ! E r soll sterben! So w a h r ich des Todes Erhalter und Schöpfer Unbezwingbar durchlebe die. kommenden E w i g k e i t e n : E r soll sterben ! Bald will ich von ihm dep Staub der Verwesung Auf dem W e g e zur H ö l l e , vorm Antlitz des E w i g e n , ausstreun. Seht den E n t w u r f von meinem Entschlufs. Satan sprach es. Gegen ihn aus.

So rächet sich S a t a n !

Indem ging von dem Versöhner Entsetzen

Noch w a r in den einsamen Gräbern der Gottmensch.

I I . G.

v. 620

.

.

643.

Mit dem L a u t e , womit der Lästerer endigte, rauschte Vor den F u f s des Messias ein wehendes Blatt. Hing ein sterbendes Wiirinchen.

An dem Blatte

Der Gottmensch gab ihm das Leben.

Aber mit eben dein Blicke sandt' er d i r , Satan, Entsetzen! Hinter dem Schritt des gesandten Gerichts versank die H ö l l e , Und vor ihm ward Satan zur N a c h t !

So schreckt' ihn der Gottmensch.

Und die Satane sahen i h n ; wurden zu Felsengestalten. Unten am Throne safs einsiedlerisch finster und traurig Seraph Abdiel Abbadona.

E r dachte die Z u k u n f t ,

Und den Vergang voll Seelenangst.

Vor seinem Gesichte,

Das in traurendes D u n k e l , in schreckliches Schwermuth hüllte, Sah er Qualen gehäuft auf Qualen zur Ewigkeit eingehn. Jetzo erblickt' er die vorige Z e i t ;

da w a r er voll Unschuld

Jenes erhabneren Abdiels F r e u n d , so den Tag der Empörung Eine strahlende T h a t , vor Gottes A u g e , vollführte D e n n er verliefs die Empörer allein, und unüberwindlich; Kam zu Gott.

Mit i h m , dem edelmüthigen Seraph,

W a r schon Abbadona dem Blick der Feinde Jehovah's Fast entgangen:

doch Satans beflammter rollender W a g e n ,

D e r , zu Triumphen zurück sie zu f ü h r e n , schnell um sie herkam, Und der Drommetenden K r i e g s z u r u f , der sie ungestüm einlud, Und die Heerschaar, jeder von seiner Götterschaft taumelnd, Ubermannten sein H e r z , und rissen ihn hin zu der Rückkehr. Hier noch wollt' ihn sein Freund mit Blicken drohender Liebe

64 I I . G. Fortzueilen b e w e g e n ;

v. 644

.

.

667.

allein, von künftiger Gottheit

T r u n k e n , erkannt' Abbadona die vormals mächtigen Blicke Seines Freundes flicht mehr.

E r kam in dem Taumel zu Satan.

Jammernd denkt e r , und in sich verhüllt, an diese Geschichte Seiner heiligen J u g e n d , und an den lieblichen Morgen Seiner Schöpfung zurück.

D e r E w i g e schuf sie auf Einmal.

Damals besprachen sie sich mit angeschaffner Entzückung Unter einander: Ach Seraph, was sind wir ? W o h e r , mein Geliebter ? Sahst du zuerst mich ? W i e lange bist du ? Ach sind w i r auch wirklich ? K o m m , umarme mich, göttlicher F r e u n d , erzähle, w a s denkst d u ? Und da kam aus strahlender Fern die Herrlichkeit Gottes Segnend einher.

Sie sahen um sich unzählbare Schaaren

Neuer Unsterblicher w a n d e l n ; und wallendes Silbergewölk hob Sie zu dem E w i g e n auf.

Sie sahn ihn, und nannten ihn Schöpfer!

Diese Gedanken marterten Abbadona. Flofs von der jammernden Thräne.

Sein Auge So flofs von Bethlehems Bergen

Rinnendes B l u t , da die Säuglinge starben.

E r hatte mit Schauer

Satan gehört; doch duldet' ers nicht, und erhub sich zu reden. Dreymal seufzet' e r , eh er sprach.

W i e in blutigen Schlachten

Brüder, die sich erwürgten, u n d , da sie starben, sich kennten, Neben einander aus röchelnder Brust ohnmächtig seufzen. Drauf begann e r , und sprach: Ob mir gleich diese Versammlung E w i g entgegen w i r d seyn; ich wills nicht achten, und reden! Reden will i c h , damit des E w i g e n schweres Gericht nicht

65 I I . G.

v. 668

Uber mich auch k o m m e , w i e , S a t a n !





691.

es über dich kam.

J a , ich hasse dich , S a t a n ! dich hass* ich, du schrecklicher ! M i c h , m i c h ! D i e s e n unsterblichen G e i s t , den du dem Schöpfer entrissest, F o r d r ' e r , dein R i c h t e r , e w i g von dir ! Unendliches W e h e S c h r e y ' in der A b g r u n d s k l u f t , in der N a c h t , der Unsterblichen Heerschaar, S a t a n ! und laut mit dem D o n n e r s t u n n e , sie alle, d i e , S a t a n ! D u verführet h a s t !

laut mit des T o d e s M e e r e sie alle

Ü b e r dich! Ich habe kein T h e i l an dem e w i g e n S ü n d e r ! Gottesleugner!

kein T h e i l an deiner finstern E n t s c h l i e f s u n g ,

Gott den Messias z u tödten. H a s t du g e r e d t ?

Ha w i d e r w e n ,

du E m p ö r e r !

I s t es w i d e r den n i c h t , d e r , du bekennst es

S e l b e r , w i e sehr du dein Schrecken auch übertünchest, dir f u r c h t b a r , M ä c h t i g e r i s t , als d u ?

O sendet den sterblichen M e n s c h e n

Gott B e f r e y u n g vom E l e n d und T o d e ;

du hältst ihr nicht O b s t a n d !

U n d du w i l l s t des M e s s i a s L e i b , den w i l l s t du e r w ü r g e n ? K e n n s t du i h n , S a t a n , nicht m e h r ? H a t dich des Allmächtigen D o n n e r N i c h t genug an dieser erhobnen Stirne gebrandmahlt? O d e r kann Gott sich nicht vor uns Ohnmächtigen schützen ? W i r , die zum T o d e die M e n s c h e n v e r f ü h r e t e n ;

wehe mir, wehe!

Ich that's a u c h ! w i r w o l l e n uns w i d e r ihren Erlöser Wüthend erheben?

den S o h n , den D o n n e r e r w o l l e n w i r t ö d t e n ?

Ja den P f a d z u einer vielleicht z u k ü n f t i g e n R e t t u n g , Oder doch zu der L i n d r u n g der Q u a l , den w o l l e n w i r e w i g Uns , so vielen vordem vollkommnen G e i s t e r n , v e r w ü s t e n ? K L O P S T . W .

III.B.

M E S S .

I.B.

9

66 I I . G. Satan!

v. 692

.

.

71,5.

so wahr w i r alle die Qual gewaltiger fahlen ,

W e n n du diese Wohnung der Nacht und der dunkeln Verdammnifs Königlich nennst, so w a h r kehrst du mit Schande heiastet, Statt des Triumphs, zurück von Gott und seinem Messias! Grimmiger hört', und geduldlos, und droh'nd den Furchtbaren Satan; Wollte jetzt von den Höhen des Throns der thürmenden Felsen Einen gegen ihn schleudern: allein die schreckliche Rechte Sank ihm zitternd in Zorne dahin, er stampft', und erbebte. Dreymal bebt* er vor W u t h , sah dreymal Abbadona Ungestüm an , und schwieg.

Vor Grimm ward dunkel sein A u g e ,

Ihn zu verachten, ohnmächtig.

M i t muthigem Ernste, nicht zornig,

Blieb Abbadona vor i h m , und mit traurendem Angesicht stehen. Aber Gottes, der Menschen, und Satans F e i n d , Adramelech, Sprach: Aus finstern Wettern will Ich mit dir reden, Verzagter , Ha!

zudonnern sollen dir Ungewitter die Antwort!

D a r f s t du die Götter schmähn ? Darf einer der niedrigsten Geister Wider Satan, und mich, aus seiner T i e f e sich rüsten? Wirst du gequält; S k l a v , gequält!

so wirst du von deinen niedern Gedanken,

Entfleuch, Kleinmüthiger , aus den Bezirken

Unserer H e r r s c h a f t , w o Könige sind !

entfleuch in die L e e r e !

L a f s dir da vom Allmächtigen Reiche des Jammers erschaffen! Bringe da die Unsterblichkeit zu! Doch du stürbest wohl lieber! Stirb den", v e r g e h , anbetend, du S k l a v , gen Himmel gebucket! D e r du mitten im Himmel für einen Gott dich erkanntest,

II. G.

v. 7 1 6

.

.

739.

Und dem grofsen Allmächtigen kühn mit flammendem Grimme Widerstandest, künftiger Schöpfer unzählbarer W e l t e n , K o m m , komm, Satan! w i r wollen den kleinen niedrigen Geistern Unseren furchtbaren Arm durch Unternehmungen zeigen, D i e , w i e ein W e t t e r , auf Einmal sie blenden, und niederschlagen K o m m ! Labyrinthe verborgnerer L i s t , verwirrt zum Verderben, Zeigen sich mir! Der T o d ist darin.

Kein öffnender A u s g a n g ,

Und kein Führer soll ihn den Labyrinthen entreifsen. Aber entfloh er auch unserer L i s t , gäbst, du auf dem T h r o n e , Uns zu entrinnen, ihm Götterverstand : so sollen in Grimme Feurige Wetter ihn schnell vor unseren Augen vernichten ! W i e die W e t t e r , womit w i r einst den geliebteren Gottes , Seinen glücklichen J o b , vor dem Antlitz des Himmels bestritten. Fleuch,

fleuch,

E r d e , w i r kommen mit Tod' und Hölle bewaffnet!

W e h e dem, der auf unserer W e l t sich wider uns auflehnt! Also sprach Adramelech.

Nun fiel die ganze Versammlung

Satan auf Einmal mit Ungestüm bey.

Gleich stürzenden Felsen

Stampft' ihr gewaltiger F u f s , dafs die T i e f e darunter erbebte. Jauchzend erhüben um sich s i e , und stolz auf nahe Triumphe, Fürchterliches Stimmengetös. Bis zu dem Niedergänge.

D a s rufte vom Aufgang

D e r Satane ganze Versammlung

Williget ein, den Messias zu todten!

Seitdem Gott s c h u f , sah

Eine T h a t , w i e d i e s e , die E w i g k e i t nicht.

Ihr E r f i n d e r ,

Satan, und Adramelech, voll Rache und grimmiges T i e f s i n n s ,

68 I I . G.

v. 740

.

.

763.

Stiegen vom Thron. Aus den Stufen kracht's, w i e erschüttert der Fels kracht, D a sie wandelten.

Brüllender Zuruf wälzt sich, empöret

M e h r die E m p ö r e r , begleitet sie dumpf zu der Pforte des Abgrunds. Abbadona, (nur er w a r unbeweglich geblieben) Folgte von f e r n : entweder sie noch von der That zu erretten; Oder ihr E n d e , der ungeheuren, mit anzusehen. Jetzo nähert* er sich mit säumendem Schritte den E n g e l n , Welche die Pforte bewachten.

W i e w a r dir, Abbadona,

D a du Abjdiel hier, den unüberwindlichen, sähest? Seufzend schlug er sein Angesicht nieder.

Itzt wollt' er zurückgehn,

Wollte jetzo sich nahn, dann wollt' er einsam und traurend Ins Unermefsliche Wehmuthsvoll.

fliehn;

allein noch stand er mit Zittern

Nun fafst' er sich ganz auf Einmal

Ging auf ihn zu.

zusammen,

Ihm schlug sein Herz mit mächtigen Schlägen;

S t i l l e , den Engeln nur weinbare Thräneu bedeckten sein Antlitz; Seufzer aus allen Tiefen des Herzens, langsame Schauer, Sterbenden selbst unempfindbar, erschütterten Abbadona, Als er ging.

Doch Abdiels ihn frühsehendes Auge

Schaut' unverwandt in die W e l t des S c h ö p f e r s , dem er getreu b l i e b ; Aber auf ihn nicht.

D e r Sonn' in der J u g e n d , den Frühlingstagen

Gleich, die hinab zu der kaum erschaffenen Erde sich senkten, Glänzte der Seraph, doch nicht dem traurenden Abbadona.D e r ging f o r t , und seufzte bey sich verlassen und einsam: Ab diel, mein B r u d e r , du willst dich mir ewig entreifsen!

I I . G.

v. 764

.

.

787-

E w i g willst du mich f e r n e v o n dir in der E i n s a m k e i t l a s s e n ! W e i n e t u m m i c h , ihr Kinder des L i c h t s ! E r liebt mich nicht w i e d e r , E w i g nicht w i e d e r , ach w e i n e t um mich ! V e r b l ü h e t , ihr L a u b e n , W o w i r mit I n n i g k e i t sprachen von G o t t , u n d u n s e r e r F r e u n d s c h a f t ! H i m m l i s c h e B ä c h e , v e r s i e g t , w o w i r in süfser U m a r m u n g Gottes des E w i g e n L o b mit reiner Stimme b e s a n g e n ! Abdiel m e i n B r u d e r ist mir auf e w i g g e s t o r b e n ! Hölle! mein

finsterer

A u f e n t h a l t , u n d du M u t t e r der Q u a l e n ,

E w i g e N a c h t , beklag' i h n mit m i r ! Steige, wenn

E i n nächtliches J a m m e r n

Gott mich s c h r e c k t , von deinen B e r g e n h e r u n t e r .

Abdiel mein B r u d e r ist mir auf e w i g g e s t o r b e n ! Also jammert er s e i t w ä r t s gekehrt. I n die W e l t e n .

D r a u f stand er am E i n g a n g

I h n schreckte der Glanz u n d die

Gegen i h n w a n d e l n d e r Orione.

fliegenden

Donner

E r sähe die W e l t e n ,

W e i l er sich s t e t s , in sein E l e n d v e r t i e f t , in E i n s a m k e i t e i n s c h l o f s , Seit J a h r h u n d e r t e n nicht.

E r stand b e t r a c h t e n d , u n d s a g t e :

Seliger E i n g a n g , d ü r f t ' ich durch dich in die W e l t e n des S c h ö p f e r s W i e d e r k e h r e n ! u n d nie das R e i c h der d u n k e l n V e r d a m m n i f s Wieder betreten!

I h r S o n n e n , unzählbare Kinder der S c h ö p f u n g ,

W a r ich nicht s c h o n , da der E w i g e r i e f , da ihr glänzend h e r v o r g i n g t ; Heller als i h r , da ihr jetzt aus der H a n d des Schöpfers h e r a b k a m t ? U n d n u n steh' ich da v e r f i n s t e r t , v e r w o r f e n , ein Abscheu Dieser herrlichen W e l t !

Und d u , o Himmel!

Beb' ich e r s t , da ich dich e r b l i c k e !

Ha jetzo

D o r t w a r d ich ein S ü n d e r !

I I . G.

v. 780

Stand dort wider den Ewigen auf.

• •

8^-

Du unsterbliche R u h e ,

Meine Gespielin im Thal des Friedens, wo bist du geblieben? Ach, kaum läfst, für dich, mein Richter trauriges Staunen Uber seine W e l t e n mir z u !

O dürft' ich es w a g e n ,

Schöpfer ihn niedersinkend zu nennen, w i e gerne wollt' ich Dann entbehren den liebenden Vaternamen, mit dem ihn Seine Getreuen, die hohen Engel, kindlicher nennen! O du Richter der W e l t ! dir darf ich Verlorner nicht

flehen,

Dafs du mit Einem Blicke mich nur hier im Abgrund ansehst. Finstrer Gedanke, Gedanke voll Q u a l ! und du wilde V e r z w e i f l u n g ! W ü t h e , Tyrannin, ha wüthe nur fort! W i e bin ich so e l e n d ! W a r ' ich nur nicht!

Ich fluche dir, T a g , da der Schaffende sagte:

W e r d e ! da er v.on Osten mit seiner Herrlichkeit ausging! Ja dir fluch' ich, o T a g , da die neuen Unsterblichen riefen: Unser Bruder ist auch!

Du Mutter unendlicher Qualen,

W a r u m gebarest du, E w i g k e i t , i h n ?

Und mufst' er ja w e r d e n ,

W a r u m ward er nicht finster und traurig, der ewigen Nacht gleich, W e l c h e mit Ungewitter und Tod vor dem Donnerer herzieht, Leer von Geschöpfen, belastet vom Zorn und dem Fluche der Gottheit W i d e r wen empörst du dich hier vor dem Auge der Schöpfung, Lästerer!

Sonnen, fallt auf mich her! bedeckt mich, ihr Sterne,

Vor dem grimmigen Zorn defs , der vom Throne der Rache Ewig als Feind und Richter mich schreckt! Du in deinen Gerichten Unerbittlicher! ist denn in deiner Ewigkeit künftig

7i I I . G.

V. 8 1 2

.

.

035-

N i c h t s voti H o f f n u n g e n übrig ? Ach w i r d d e n , gottlicher R i c h t e r , Schöpfer, Vater, Erbarmer! .

Ach n u n v e r z w e i f ? ich von n e u e m ,

D e n n gelästert h a b ' ich J e h o v a h ! ich n a n n t ' i h n mit N a m e n , H e i l i g e n N a m e n , die n e n n e n kein Sünder darf ohne V e r s ö h n e r ! H a , ich e n t f l i e h e !

Schon rauschet von ihm ein allmächtiger D o n n e r

D u r c h das U n e n d l i c h e f u r c h t b a r e i n h e r ! D o c h w o h i n ?

Ich entfliehe!

R u f t ' e s , u n d e i l e t ' , u n d schaute b e t ä u b t in des L e e r e n A b g r u n d . Schaffe da F e u e r , t ö d t e n d e G l u t , die Geister v e r z e h r e , Gott!

Verderber!

du f u r c h t b a r e r Gott in deinen G e r i c h t e n !

D o c h er flehte vergebens.

Es w a r d kein t ö d t e n d e s F e u e r .

D a r u m w e n d e t ' er s i c h , u n d floh z u r ü c k in die W e l t e n . E n d l i c h stand er ermüdet auf einer e r h a b e n e n S o n n e , S c h a u t e von da in die T i e f e n hinab.

D o r t drängten Gestirne

A n d r e G e s t i r n e , w i e g l ü h e n d e Seen.

Ein irrender Erdkreis

N ä h e r t e s i c h , schon d a m p f t ' e r , u n d schon w a r ihm sein Gericht nah. Auf den stürzete sich A b b a d o n a , mit ihm zu vergehen : D o c h er verging n i c h t , u n d s e n k t e , betäubt vom e w i g e n K u m m e r , W i e ein Gebirge w e i f s von G e b e i n , w o M e n s c h e n sich w ü r g t e n , I m E r d b e b e n v e r s i n k t , zu der E i d e sich langsam nieder. U n t e r d e f s w a r Satan mit A d r a m e l e c h der E r d e A u c h schon n ä h e r g e k o m m e n .

Sie gingen n e b e n e i n a n d e r ,

J e d e r a l l e i n , u n d in sich g e k e h r t .

J e t z t sähe den E r d k r e i s

Adramelech vor sich in f e r n e r D u n k e l h e i t liegen. S i e , sie ist e s , so sagt' er b e v s i c h , so d r ä n g t e n G e d a n k e n

72 I I . G.

V.

036

• •

859-

Andre Gedanken, w i e Wogen des M e e r s , w i e der Ocean drängte, Als er von drey Welten dich, fernes Amerika, losrifs, J a , sie ist e s , die ich, so bald ich Satan entfernet, Oder, besiegend den Gott, mich vor Allen habe verherrlicht, Die ich dann, als Schöpfer des Bösen, allein beherrsche ! Aber warum nur s i e ? W a r u m nicht auch jene Gestirne, D i e , zu lange schon selig, um mich durch die Himmel dahergehn? Ja auch dort soll der T o d , von einem Gestirn zu dem andern, Bis an die Gränze des Himmels, es schau der E w i g e !

tödten!

Dann würg' Ich die Erschaffenen Gottes, w i e Satan, nicht einzeln; Nein, zu ganzen Geschlechten!

Die legen vor mir in den Staub sich

Nieder, krümmen vor mir sich entstaltet, winden sich, sterben ! Dann will ich hier, oder dort, oder da, triumphirend und einsam Sitzen!

mich hoch umsehn ! Die du nun deinen Geschöpfen

Wurdest durch mich zum Grabe, Natur, auf deine V e r w e s t e n , W i l l , in dein tiefes unendliches Grab , Ich lachend hinabsehn! Und gefallt es dem Ewigen dann in dem Grabe der Welten Neue Geschöpfe zu baun, dafs ich sie von neuem verderbe: Auch die will ich mit eben der L i s t , mit eben der Kühnheit, W i e d e r , von einem Gestirn zu dem andern, verführen, und tödten! Adramelech, das bist d u !

Geläng' es dir endlich doch, endlich,

Dafs du auch erfändest der Geister Sterben, dafs Satan H a ! verginge durch dich, durch dich zerflöss' in ein Unding! Unter ihm, vollbring du kein W e r k , das deiner nur werth ist!

I I . G.

v. Oöo

.

.

883-

Mächtiger Geist, der du Adramelech beseelest, erschaffe! Tödte die Geister, ich fluche d i r , tödte sie!

oder vergehe!

Ja v e r g e h , sey lieber nicht m e h r , eh du lebst, und nicht herrschest! J a , ich will gehn, gehn will i c h , und alle meine G e d a n k e n , Sie, wie Götter, versammeln, erfinden sollen sie!

tödten!

Jetzt ist die Z e i t , worauf ich seit Ewigkeiten schon dachte, Das zu vollenden!

ja jetzt, da Gott von neuem erwacht i s t ,

U n d , w e n n sich Satan nicht täuscht, uns einen Menschenerlöser, Unser erobertes Reich sich zu u n t e r w e r f e n , herabschickt. Aber er täusche sich nicht!

D e r Mensch sey der gröiste Prophete

Von den Propheten allen seit A d a m , er sey ein Messias; Seine Besiegung soll doch, vor der ganzen Geisterversammlung, M i c h , zu besteigen der Hölle T h r o n , zu dem würdigsten machen! O d e r , was ich vielmehr von meiner Gottheit e r w a r t e , W a s du vielmehr, unsterblicher Adramelech, vollendest, W e n n ich Satan vor ihm verderbe; der mächtigen T h a t dann Meiner Knechtschaft Ende v e r d a n k e : sey jener der Erstling Meiner Besiegten, durch d e n , als der Götter Obermonarch, Ich Schimmre!

Satan, wie schwer wird es d i r , den L e i b des Messias

N u r zu erwürgen!

E r w ü r g ' ihn denn!

J a , die kleinen Geschäfte

Lass* ich d i r , eh du vergehst; ich aber tödte die Seele! Die vernicht* ich; des Sterblichen Staub zerstreue du mühsam! Also verlor sich sein Geist, empört vom wünschenden H e r z e n , In den schwarzen E n t w u r f ! K L O I S I . W . III. B. M i s s .

G o t t , der das Kommende schaute, LB.

10

74 I I , G. Hört' i h n , und schwieg.

v. 884

• •

896-

Voll ermüdendes Tiefsinns blieb Adramelech

Unvermerkt auf einem G e w ö l k , das unter ihm Nacht w a r d , Starr, mit glühender Stirn, die der Grimm durchfaltete, stehen. Doch das Getös der wandelnden Erde, die jetzt mit der Nacht kam, W e c k t e den wilden Empörer aus seinen schwarzen Gedanken, Und er wandte sich wieder zu Satan.

Sie gingen und stürmten

Gegen den Olberg, dort den Versöhner mit den Vertrauten Aufzusuchen.

So stürzen sich rollende tödtende W a g e n

Nieder ins T h a l , dem ruhigen Führer des Feindes entgegen. Jetzo sendeten s i e , von himmelnahen Gebirgen, Eherne Krieger, sie rauschen mit eisernem dumpfen Getöse Uber den F e l s , und es kracht, und es donnert, und tödtet von ferne. Also kam Adramelech herab, und Satan zum Olberg.

D

E

R

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D R I T T E R

E

S

S

I

A

G E S A N G .

S

.

I I I . G.

v. i

.

.

18.

S e y mir gegrüist! ich sehe dich w i e d e r , die du mich gebarest, Erde, mein mütterlich L a n d , die du mich in kühlendem Schoofse Einst bey den Schlafenden Gottes begräbst, und mir die Gebeine Sanft bedeckest; doch erst, diefs hoff" ich zu meinem Erlöser! W e n n des neuen Bundes Gesang zu Ende gebracht ist. O dann sollen die Lippen sich erst, die den Liebenden sangen, Dann die Augen erst, die seinetwegen vor Freude Oftmals weinten, sich schliefsen; dann sollen, mit leiserer Klage, Meine Freunde mein Grab mit Lorbern und Palmen umpflanzen, Dafs, wenn in himmlischer Bildung dereinst von dem Tod' ich erwache, Meine verklärte Gestalt aus stillen Hainen hervorgeh. O d u , die zu der Hölle mich f ü h r t e , Sängerin Sions, Und nun meinen noch bebenden Geist zurück gebracht hast; D u , die vom göttlichen Blick die ernste Gerechtigkeit lernte, Aber auch ihren Vertrauten mit süfser Freundlichkeit lächelt, Heitre die Seele, die noch, umringt von dem Graun der Gesichte, Innerlich bebt, mit himmlischem L i c h t , und lehre sie ferner Ihren erhabenen Mittler, den besten der Menschen, besingen.

78 I I I . G.

v. 1 9

.

.

42.

Jesus w a r noch allein mit Johannes am Grabe der Todten. Unter nahem Gebein, von Nacht und Schatten umgeben, Safs e r , und überdachte sich selber, den Sohn des V a t e r s , U n d den Menschen zum Tode bestimmt.

V o r seinem Gesichte

Sah er der Menschen Sünden, die alle, die seit der Erschaffung Adams Kincjer vollbrachten, auch d i e , so die schlimmere N a c h w e l t Sündigen w i r d , ein unzählbares H e e r , Gott fliehend vorbeygehn. Satan w a r mitten darin, und herrschte.

Vom Angesicht Gottes

Trieb er, den Sünder, das Menschengeschlecht, und versammelt'es zu sich. W i e die Ebnen des Meers ein mitternächtlicher Strudel Ringsum in sich verschlingt, und stets zu dem Untergange O f f e n , unsichtbar unter den W o l k e n des sinkenden Himmels, Alle zu sichre B e w o h n e r des Meers in die Tiefen hinabzieht. Jesus sah die Sünden, und Satan;

sah dann zu Gott auf.

G o t t , sein V a t e r , schaute nach ihm tiefsinnig herunter. Z w a r brach aus dem Blicke des Vaters das ernste Gericht schon Langsam hervor;

zwar donnerte G o t t , und schreckt' ihn von f e r n e :

Gleichwohl blieben noch Z ü g e des unaussprechlichen Lächelns In dem Antlitz voll Gnade zurück.

D i e Seraphim sagen,

Damals habe der ewige Vater die andere Thräne Still geweint.

D i e erste weint' e r , da Adam verflucht ward.

Also schauten sie sich.

In feyrender Sabbathstille

Neigt sich vor ihnen die ganze Natur.

Ehrfürchtend und wartend

Bleiben die W e l t e n stehn, und gerichtet auf Beider Anschaun

79 I I I . G.

v. 43

.

.

66.

Geht der betrachtende Cherub in stiller W o l k e vorüber. Auch kam Seraph E l o a , von himmlischen W o l k e n umflossen, Z u der E i d ' herunter, und sah von Antlitz zu Antlitz Gottes E r l ö s e r , und zählte die menschenfreundlichen T h r ä n e n , Alle T h r ä n e n , die Jesus weinte.

D a n n stieg er gen Himmel.

Als er hinaufstieg, sah ihn Johannes.

Ihm öffnete J e s u s ,

D a f s er den Seraph erblickte, das Aug'.

E r sah i h n , und staunte,

Und umarmt' inbrünstig den M i t t l e r , nannt' ihn mit Seufzern Seinen Erlöser und G o t t , mit unaussprechlichen Seufzern Nannt' er ihn s o , und blieb bey ihm in süfser Umarmung. Aber die übrigen E i l f e , die Jesus lange nicht s a h e n , Gingen im Dunkeln am F u f s des Berges', und suchten ihn traurig. Aufser ein ein, der J e s u s , w i e s i e , nicht liebend mehr ehrte, W a r e n sie Männer voll Unschuld. Kannten sie nicht.

Gott kannte sie.

D i e Göttlichkeit ihrer Herzen E r erschuf sie zu S e e l e n ,

W e l c h e dereinst des E w i g e n Offenbarungen schauten. A b e r nicht jener zugleich, s o , der himmlischen Jüngerschaft unwerth, Jesus verrieth:

er konnte sie schaun, verrieth er nicht Jesus.

Ihnen w u r d e n , eh sie der L e i b der Sterblichkeit einsclilofs, Neben den Stühlen der vierundzwanzig Altsten im Himmel Goldene Stühle gesetzt;

doch einen der goldenen Stühle

Deckten einst W o l k e n von G o t t , bald aber flohen die W o l k e n , Und lichtheller ewiger Glanz ging wieder vom Stuhl' aus. Damals rief Eloa und sprach:

E r ist ihm genommen,

8o I I I . G.

v. 67

.

.

90.

Und ist einem andern gegeben, der besser, als er ist! Ihre Beschützer, Engel der E r d e ,

die unter der Aufsicht

Gabriels stehn, erhüben sich jetzt auf die Höhe des Olbergs, U n d betrachteten da mit der süfsen Freundschaft Genüsse Ungesehn die Gespielen, w i e sie den göttlichen Mittlei Ringsum thränenvoll suchten.

D a kam mit eilendem Schritte

Von der Sonn* ein S e r a p h , und stand auf Einmal vor ihnen, Einer der V i e r e , die gleich nach dem hohen Uriel herrschen. Selia w a r sein Name.

J e t z t sprach er also zu ihnen:

Sagt m i r , himmlische F r e u n d e , w o i s t , in welchen Gefilden Wandelt er i t z t , der erhabne M e s s i a s ?

D i e Seelen der Väter

Senden m i c h , dafs ich ihn auf allen göttlichen W e g e n Still begleite, und jede That der grofsen Erlösung Achtsam bemerke; kein heiliges W o r t , kein Seufzer des Mitleids Soll von seinem unsterblichen M u n d ' ungehört mir entfliehen! Himmlische F r e u n d e , kein tröstender B l i c k , und keine der Z ä h r e n , Jener getreuen der Gottheit und Menschheit würdigen Z ä h r e n , Soll mir ungesehn in dem göttlichen Auge sich zeigen. Ach zu früh entfernst du dem Blicke der heiligen

Väter,

E r d e , dein schönstes Gefilde, w o Gott in den Hüllen der Menschheit W a n d e l t , und w o er dem Söhnaltare, sein O p f e r , sich nahet. Ach zu früh entfliehst du dem T a g ' und Uriels Antlitz, D e r nun traurig das Gegengefilde Salems erleuchtet! Dort ist ihnen kein änderndes T h a l , kein erwachend Gebirge

8i 111. G. Angenehm;

v. 91

.

.

114•

dort w a n d e l t er n i c h t , der erhabne Messias !

Selia endigte so.

Ihm erwiederte Seraph O r i o n ,

Simons E n g e l : D o r t u n t e n , w o sich die traurigen Gräber O f f n e n , und sinkend sich mit des Ölbergs F u f s e v e r t i e f e n , D o r t steht, himmlischer F r e u n d , der hohe M e s s i a s , und denket. Selia sah i h n , und blieb unverwandt in sanfter E n t z ü c k u n g Stehn.

Schon w a r e n eilendes Flugs z w o

fliehende

Stunden

Ü b e r des Seraphs Haupte dahin mit der Stille g e f l o g e n , A l s er noch stand.

Jetzt kam der letzte vertrauliche Schlummer

I n das A u g e des Mittlers herab.

D i e heilige R u h e

E i l t e , gesandt von G o t t , vom Allerheiligsten Gottes Nieder in stillen D ü f t e n auf i h n , und kühlendem Säuseln. Jesus schlief.

D a w a n d t e sich Selia z u der V e r s a m m l u n g ,

U n d trat mitten h i n e i n , und sprach vertraulich zu i h n e n : Sagt m i r , himmlische F r e u n d e , w e r sind die M ä n n e r am H ü g e l , D i e da w a n d e l n , und w i e verlassen, und traurig h e r u m g e h n ? S e h e t , sanfter rührender Schmerz deckt ihre G e s i c h t e , D o c h entstellt er sie nicht. Ihre W e h m u t h .

So zeigen edlere Seelen

Sie w e i n e n vielleicht um einen geliebten

U n d entschlafenen F r e u n d , der ihnen an T u g e n d e n gleich war. I h m erwiedert O r i o n : D a s sind die heiligen Z w ö l f e , S e l i a , die z u Vertrauten der Mittler Gottes sich auskohr. A c h w i e selig sind w i r , dafs uns ihr Meister g e b o t e n , I h r e Beschützer und Freunde z u s e y n ! KLOPST.

W .

III.B.

M E S s . I . B .

D a sehen w i r i m m e r , ix

82 I I I . G.

115

V.

.

.

138.

W i e er mit süfser geselliger Huld sich ihnen e r ö f f n e t , W i e er sie l e h r e t , und bald mit mächtiger R e d e den E i n g a n g Z u den hohen Geheimnissen z e i g t , in menschlichen Bildern Bald die unsterbliche T u g e n d verklärter und fühlbarer z e i g e t , U n d dadurch ihr empfindendes Herz z u der E w i g k e i t bildet. O w i e vieles lernen w i r da!

W i e ladet sein B e y s p i e l

A u f z u m e r k e n uns e i n , und ihm anbetend z u f o l g e n ! S e l i a , solltest du i h n , und seine gottliche F r e u n d s c h a f t , U n d sein e d l e s , des e w i g e n Vaters würdiges L e b e n T ä g l i c h s e h e n , dein H e r z zerflöss' in stiller E n t z ü c k u n g ! . A u c h ist es s c h ö n , und klinget auch selbst in unsterblichen Ohren /

L i e b l i c h , w e n n seine Vertrauten v o n ihm sich zärtlich besprechen. S e r a p h , w i e w i r uns l i e b e n , so lieben sie Jesus.

I c h sagt* es

O f t in unsrer V e r s a m m l u n g , und wiederhohP es auch j e t z o : Vielmals w ü n s c h ' ich von Adams G e s c h l e c h t , ja selber auch sterblich M i t den M e n s c h e n z u s e y n ; Sterblichkeit seyn.

kann anders ohne die Sünde

Vielleicht verehrt' ich ihn i n n i g e r , t r e u e r ;

M e i n e n Bruder von eben dem Fleisch und B l u t e geboren L i e b t ' ich vielleicht w e i t brünstiger noch.

M i t welcher Entzückung

W o l l t ' ich f ü r i h n , der zuerst für mich starb, mein L e b e n verlieren! M i t t e n in heifsem unschuldigen B l u t , mit brechenden A u g e n , W o l l t ' ich ihn preisen ! M e i n s c h w a c h e s S e u f z e n , mein sterbendes Stammeln S o l l t e , w i e Harmonieen der h o h e n L i e d e r E l o a ' s , Geht er am T h r o n e v o r b e y , in dem Ohre Gottes ertönen.

83 I I I . G.

v. 1 3 9

.

.

162.

D a n n , dann schlössest, S e l i a d u , schlöss'einer von diesen Sanft mit unsichtbarer Hand die gebrochenen Augen des Todten, Führte die fliehende Seele dann zu dem ewigen Throne. Selia sprach: W i e rührest du mich! W i e reizet dein W u n s h mich, Auch ein Bruder der Menschen zu seyn!

Die Männer am Hügel,

D i e sind also die Z w ö l f e , die heiligen Freunde des Mittlers, Welche zu seyn, selbst Seraphim, auch mit der Sterblichkeit, wünschen? Seyd mir gesegnet! Ihr seyd es auch w ü r d i g , Unsterbliche! L i e b t euch w i e B r u d e r ;

Jesus

ihr werdet auf goldenen Stühlen am Throne

S i t z e n , und einst die Erde mit eurem Könige richten. Seraphim, nennet sie mir.

Ich will die Namen auch hören,

D i e schon lang' in dem Buche des Lebens leuchtender glänzen. Nennet mir jenen zuerst, der dort mit feurigem Auge Um sich blickt, und mit Ungeduld in den Nächten des Waldes S u c h e t , Jesus vielleicht!

Muth seh' i c h , entschlofsnere Kühnheit

Seh' ich in seinem Gesicht.

Aufrichtig sagt es mir alles,

W a s , vom fühlenden Herzen entflammt, die Seele gedenket. Dieser ist Simon Petrus , erwiederte Seraph Orion , Einer der gröfsten.

Mich wählte, dafs ich ihn beschützte, der Mittler.

W i e du sagtest, so ist auch mein Freund.

D u solltest ihn immer

Nebst mir in jedem kleinen Betragen, in Jesus Gesellschaft, W e n n er freudig ihn hört, auch wenn er am fernen Gestade, Nicht vor dem Auge des Göttlichen mehr, doch von meinem begleitet, Schlummert, verloren in Träume von Gott, da immer ihn sehen;

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Seraph, du würdest sein fühlendes Herz noch göttlicher nennen. Einst als Jesus die Jünger befragte: Für wen sie ihn hielten ? Sprach e r : D u bist Christus, der Sohn des lebenden Gottes! Dieses sagt' e r , und weinte vor Freude.

W i r weineten,

Seraph,

M i t dem glücklichen, als er es kaum vor W o n n ' und vor Wehmuth Aussprach.

Aber hätt' ich nur nicht ach selbst aus des Mittlers

Munde von Petrus gehört: D u wirst mich dreymal verleugnen! Traurige W o r t e , was sagtet ihr mir!

Ach Simon, mein B r u d e r ,

Hörtest du s i e ? Und wenn du sie hörtest, wie ward dirs im H e r z e n ? S i m o n , du sagtest zwar kühn: D u wolltest nie ihn verleugnen, Deinen Erlöser und Gott!

doch Jesus sagt' es noch Einmal.

W e n n du es w ü f s t e s t , w i e mir mein Herz in Trauren zerfliefset, D e n k ' ich daran; du stürbst viel lieber, als dafs du den besten, Deinen getreusten unsterblichen Freund unedel verkenntest. Aber du weifst j a , wie Jesus dich liebt, du sahst ja sein A u g e , Das voll göttlicher Huld bey diesen Worten dich ansah; Simon P e t r u s , du wirst ihn doch nicht unedel verkennen? Selia hört' ihn.

Den Seraph durchdrangen zärtliche Kummer.

N e i n , so sagt' er zu i h m , nein, theurer Orion, er wird nicht Seinen getreusten unsterblichen Freund unedel

verleugnen!

Schau ihn nur a n , welch redliches Herz diefs Angesicht ausdrückt! Aber w e r ist jener, der dort auf männlicher Stirne Feuer zur T u g e n d , und zürnenden Hafs der L a s t e r verbreitet, Unerbittlich dem sklavischen Sünder, der Gott verkennet?

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Ist er nicht Simons Vertrauter ? O w i e er um ihn sich beschäftigt! W a r ' er sein B r u d e r , so könnt' er ihm nicht vertrauter begegnen! S i p h a , sein E n g e l , redete jetzt: D u irrest nicht, Seraph, Dieser ist Simons B r u d e r , Andreas.

Sie wuchsen zugleich a u f ,

Und Orion, und ich erzogen der Jünglinge Seelen Neben einander mit Sorgsamkeit auf.

O f t hab' ich ihn damals,

W e n n mit Zärtlichkeit beyde die brünstige Mutter umarmte, Unvermerkt zu jener vollkommneren L i e b e gebildet, D i e er dereinst dem grofsen Messias heiligen sollte. Als ihm Jesus am Jordane r i e f , da w a r er noch einer Von den Jüngern Johannes.

Noch klang ihm die Rede Johannes

Von dem kommenden Mittler am immerhörenden Ohre, Als ihn mit seinem durchdringenden B l i c k , voll segnender L i e b e , Jesus berief.

Ich hab* ihn gesehen ; göttliches Feuer

Drang gewaltig in ihn , er flog dem Messias entgegen ! Jetzo sprach Philippus Beschützer, L i b a n i e l , also : Den du dort um beyde gesellig und friedsam erblickest, Dieser ist Philippus.

D i e menschenfreundliche Heitre

Bildet die Züge des stillen Gesichts ; und treues Bestreben, A l l e , die Gott zum Bilde sich s c h u f , w i e B r ü d e r , zu lieben, Ist der geliebtere Trieb in seinem göttlichen Herzen. Auch hat Gott in ihn der süfsen Beredsamkeit Gaben Viele gelegt. W i e vomHermon der Thau, wenn der Morgen erwacht ist, T r e u f e i t , und w i e wohlriechende L ü f t e vom Ölbaum fliefsen,

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Also (liefst von Philippus Munde die liebliche Rede. Selia sprach w e i t e r : D e r dort mit langsamem Schritte Unter den Cedern wandelt, w e r ist der? Auf seinem Gesichte Glüht die edle Begierde nach Ruhm.

Da geht er, w i e einer

Von den Unsterblichen, welche der Nachwelt ihre Geschäfte Heiligen, und von Enkel zu Enkel unsterblicher werden. Oft erhebet sich über die E r d ' ihr Ruhm 5 unbegränzter Geht er von einem Gestirn zu dem andern. Und wenn ihr Geschäft w a r , Würdige Lieder von Gott und seinen Wegen zu singen; E n g e l , so w i f s t i h r , w i e sie in unseren Chören erschallen. Seraph Adona sprach: D e r Zebedäide Jakobus Ist der, welchen du siehst.

D i e Ehrbegierde des Weisen

Ist nur auf göttliche Dinge gerichtet.

Vor jener Versammlung

Aller M e n s c h e n , im grofsen Gericht der erwachenden T o d t e n , Durch die Entscheidung des ewigen E r s t e n , und seines Gesalbten, Würdig noch der E h r e zu seyn! das ist sein Bestreben. Weniger Ehre w a r Schmach für diese himmlische Seele ! Sieht er den Göttlichen kommen, so geht er , von Seligkeit trunken, Ihm entgegen, als ging' er ihm schon am ewigen Throne Jauchzend entgegen.

Ich hab' ihn gesehn, da zu Tabors Gebirge

Niederstiegen die Bothen des H e r r n , Elias und Moses. Siehe! der Berg umzog sich mit hellen schattenden Wolken. Jesus wurde verklärt.

Sein Antlitz w a r , w i e die S o n n e ,

W e n n sie allgegenwärtig und hoch im Mittag glänzet j

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Und das Gewand w a r silbern , w i e L i c h t .

2,58. D a eilte J a k o b u s ,

W i e in das Allerheiligste Gottes der oberste Priester, A r o n , zu Gott, und dem GnadenstubP, und der L a d e des B u n d e s , Also eilte J a k o b u s , erfüllt von der E h r e des Anschauns, D e f s er gewürdiget w a r d , der hohen Erscheinung entgegen. Unter den heiligen Z w ö l f e n ist dieser der Märtyrer Erstling. Also sagen der Vorsicht Tafeln.

Ihm ist es bestimmet,

Bald zu gehn in Triumph auf der Z u k u n f t weiteren Schauplatz, Und des ewigen Geistes Begierd' unendlich zu stillen. Simon, der Kananit, den du dort sitzend erblickest, Sagte sein E n g e l , Megiddon, war ein Schäfer in Saron. Jesus rief ihn vom Felde.

Sein stilles Leben voll Unschuld,

Und die D e m u t h , mit welcher er ihm in E i n f a l t diente, /

Wandte das Herz des Erlösers ihm zu.

Denn da er ermüdet

E i n s t zu ihm k a m , da schlachtet' er Jesus mit sorgsamer E i l e Gleich ein jugendlich L a m m , und stand, und dient' ihm in Unschuld, Segnete sich, und die niedrige Hütte, w o Gottes Prophet w a r . Jesus afs so f r o h , w i e er einst in dem Haine zu Mamre M i t zween E n g e l n , und Abraham afs.

K o m m , folge mir, Simon,

Sagt' er zu i h m , und lafs den Gespielen die Herde der Lämmer. D e n n ich bin e s , von dem du das L i e d der himmlischen Schaaren Neben der Quelle Bethlehems einst, noch K n a b e , vernähmest. D o r t geht mein Geliebter h e r v o r , sprach Seraph Adoram, S c h a u , J a k o b u s , der Alphäide!

D i e f s ernste Gesichte

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2ß2.

Ist verschweigende T u g e n d , die weniger saget, als ausübt. Kennt ihn der Ewige n u r , wenn ihn auch von Enkel zu Enkel Menschen nicht kennten, er unbekannt den Unsterblichen bliebe; S i e h , er würde, vom Ruhm unbelohnt, doch edel und gut s e y n ! Umbiel sprach ferner: Der dort voll Gedanken und einsam Tief in dem W a l d e sich zeigt, ist Thomas, ein feuriger Jüngling. Stets entwickelt sein Geist aus Gedanken Gedanken! Ihr Ende Findet er oft nicht, wenn sie vor ihm sich, w i e M e e r e , verbreiten! Bald hätt' er sich in dem finstern Gebäu des träumenden Saddok Kläglich verloren; allein des Messias gewaltige W u n d e r Retteten i h n , er verliefs die labyrinthischen Irren, Kam zu Jesus.

Doch würd' ich mich seinetwegen noch öfter

Zärtlich bekümmern, hätt' ihm zu dieser denkenden Seele Nicht die Natur ein redliches Herz und Tugend gegeben. Jener ist M a t t h ä u s , so sprach B i l d a i , ein Jünger, Der in dem vollen Schoofs wollüstiger Altern erzogen, Und durch sie zu dem niedern Geschäft der Reichen verwöhnt w a r d , Die des unsterblichen Geistes uneingedenk, unersättigt, W i e für die E w i g k e i t , sammeln.

Allein die mächtigern Triebe

Seines Geistes erhüben sich bald, da er Jesus erblickte. Kaum w i n k t ' ihm der M e s s i a s ; er folgt', und liefs die Geschäfte, Die ihn bisher zu der Erde gedrückt, den Thieren zurücke. So entreifst sich ein Held der Könige weichlichen Töchtern; Ruft ihn der Tod für das Vaterland.

Ins Gefilde, wo Gott steht,

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