Kirchengemeindeordnung für das Königreich Bayern: Vom 24. September 1912 mit den Vollzugsvorschriften [Reprint 2020 ed.] 9783112371749, 9783112371732


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German Pages 597 [605] Year 1914

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Kirchengemeindeordnung für das Königreich Bayern: Vom 24. September 1912 mit den Vollzugsvorschriften [Reprint 2020 ed.]
 9783112371749, 9783112371732

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Mchengemeindeordnung für das Königreich Bayern vorn 2^. September \ty\2

mit den Vollzugsvorschriften.

Handausgabe mit (Erläuterungen von

Dr. Ernst Langheinrich, K. Bezirksamtsassessor in Bad Rissingen.

19U. München, Berlin und Leipzig. 3- Schweitzer Verlag (Arthur Seilter).

Vorwort. Die vorliegende Handausgabe will nicht nur den Justizund Verwaltungsbehörden, sondern insbesondere auch den mit dem unmittelbaren Vollzug des Gesetzes befaßten Kirchenver­ waltungsvorständen ein Führer durch den ungewöhnlich schwie­ rigen Stoff des Gesetzes sein. Es haben deshalb die Abschnitte, welche nach meinen amtlichen Erfahrungen dem Vollzug die größten Schwierigkeiten bieten und welche in der Praxis am häufigsten Anwendung finden, eine besonders sorgfältige Be­ handlung erfahren. Allen Bedürfnissen Rechnung zu tragen mag freilich bei der Vielseitigkeit des Gesetzes und der Viel­ gestaltigkeit der die Praxis bewegenden Fragen, sowie bei der im Rahmen einer Handausgabe gebotenen Kürze nicht immer gelungen sein. Ich bin daher für weitere Wünsche und An­ regungen aus der Praxis, wie sie schon bisher vielfach an mich gelangten, nur dankbar. Die Allgemeinen Vollzugsvorschriften vom 19. Oktober 1912 sind in die Erläuterungen derjenigen Artikel ausgenommen worden, zu denen sie gehören. Die er­ forderlichen Erläuterungen zur Kirchenwahlordnung sind in die auf die Wahlen bezüglichen Bestimmungen des Gesetzes sArt. 42—52 KGO.) eingearbeitet. Zu größerer Uebersicht hat dieser Abschnitt des Gesetzes zusammenfassende Vorbemerkungen erhalten. Da die zur KGO. einschlägigen Gesetze, Verord­ nungen und Ministerial-Entschließungen — namentlich soweit sie aus älterer Zeit stammen — den Kirchenverwaltungsvor­ ständen vielfach nicht zur Hand sind, so sind die wichtigsten hievon teils vollständig, teils auszugsweise in einem Anhang beigegeben. Eine Uebersicht über das bisherige Recht gibt die Einleitung. Das Manuskript zur letzten Lieferung lag schon seit längerer Zeit fertig vor. Die Herausgabe hat fich verzögert, weil das Erscheinen der VerwaltungsordnunK abgewartet werden wollte. Kissingen, im November 1913.

Langheinrich.

Inhaltsverzeichnis. Seite

Vorwort.............................................................................................................. III Inhaltsverzeichnis......................................................................................V Abkürzungen........................................................................................ Vin

A.

Einleitung. I. Geschichtliches. A. Die Grundlagen desbayerischenKirchenstaatsrechts ... B. Die Entwicklung des Kirchenvermögensverwaltungsrechts im rechtsr Bayern von derVersassungsurkunde biszur Gegenwart . C. Die Entwicklung des Kirchenvermögensverwaltungsrechts der Pfalz von der Verfassungsurkunde bis zur Gegenwart . . II . Die Entstehung der Kirchengemeindeordnung vom 24. September 1912 und die Gesetzesmaterialien.................................... 7 IH. Inhalt der Kirchengemeindeordnung............................................

1 2

5

9

Text der Kirchengemeindeordnnng vom 24. September 1912 . 15 C. Kirchenwahlordnung samt Anlagen.........................................................85 D. Bekanntmachungen des Kultusministeriums über die Wahlen • 115 I. Bekanntmachung, Formblätter für die Wahlen der ortskirchlichen Verwaltungskörper betreffend, vom 24. Okt. 1912 .... 115 H. Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungs­ körper für die Wahlperiode 1913/18 betreffend, vom 21. Okt. 1912 137

B.

E.

Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnnng ..................................139 Abschnitt I: Kirchengemeinden und Ortskirchenvermögen im all­ gemeinen ................................................................................................. 139 Abschnitt n: Ortskirchenbedürfnisse und Mittel zu ihrer Befriedigung 179 Titel 1 Allgemeine Vorschriften........................................................... 179 Titel 2. Kirchenumlagen............................. .... 216 Titel 3 Kirchengemeindedienste...........................................................252 Titel 4. Anlehen........................................................................................ 266 Abschnitt UI: Ortskirchliche Vertretungskörper....................................271 Titel 1. Kirchenverwaltung 271 Kapitel 1. Kirchenverwaltung im allgemeinen . . . 271 Kapitel 2. Kirchenverwaltungswahlen.......................................... 289 Kapitel 3. Wirkungskreis der Kirchenverwaltung . . . 328 Kapitel 4. Geschäftsgang der Kirchenverwaltung und besondere Ausschüsse....................................................................................... 354 Titel 2. Kirchengemeindeversammlung...................................................365 Titel 3. Kirchengemeindebevollmächtigte........................................... 373

VI Sette

Abschnitt IV: Staatsaufsicht und Handhabung der Disziplin . 385 Abschnitt V: Besondere und Schlußbestimmungen .... 427 Titel 1. Reichnisse und Stolgebühren...................................... 427 Titel 2 Simultanverhältnisse..................................................... 442 Titel 3. Abänderung anderer Gesetze...................................... 447 Titel 4. Besondere Bestimmungen für die Pfalz .... 455 Titel 5. Schlußbestimmungen.....................................................462 F. Königliche Verordnung, Inkraftsetzung der Kirchengemeindeord­ nung für die protestantische Kirche der Pfalz betreffend 481 G. Vollzugs- rc. -Vorschriften...................................................................... 483 1. Bekanntmachung vom 19. Oktober 1912, den Vollzug der Kirchen­ gemeindeordnung betreffend............................................................ 483 2. Ministerial-Entschließung vom 18 Oktober 1912, die Einkommens­ aufbesserung der katholischen und protestantischen Seelsorgegeist­ lichen, hier Vollzug der Art. 86 bis 89 der Kirchengemeinde­ ordnung betr. . ......................................................................... 485 3. Finanzgesetz vom 2. November 1912 für die Jahre 1912 und 1913 485 4. Ministerialentschließung vom 26 Mai 1913, Gottesdienststiftungen, hier Vollzug des Art. 7 der Kirchengemeindeordnung betreffend 485 5. Ministerial-Entschließung vom 5. November 1913, die Besetzung der katholischen weltlichen Kirchendienste im rechtsrheinischen Bayern betreffend................................................................................................486

H. Anhang. 1. Verordnung vom 8. September 1808, Anordnung einer Sektion in Kirchengegenständen bei dem Ministerium des Innern betreffend 488 2. Organisches Edikt vom 17. März 1809, die Bildung der Mittel­ stellen für die protestantischen Kirchenangelegenheiten und ihre Ver­ hältnisse zu dem bei dem Ministerium des Innern angeordneten General-Konsistorium betreffend ........ 489 3. Konsistorial-Ordnung vom 8. September 1809 ............................ 491 4. Ministerial-Entschließung vom 6. März 1810, die Ausscheidung der protestantischen Jmparochations-Verhältnisse im Königreiche Bayern betreffend................................................................................................ 496 5. Ministerial-Entschließung vom 20 September 1810, die Grund­ sätze der Pfarrpurifikationen betreffend............................................. 497 6. Ministerial-Entschließung vom 13. Juli 1811, die Behandlung der katholischen Pfarrei-Dismembrations-Gegenstände betreffend . . 498 7. Allerhöchste Verordnung vom 20. Januar 1812, die entbehrlichen Nebenkirchen und Kapellen betreffend ... ... 500 8 Ministerial-Entschließung vom 9. Oktober 1813, die rücksichtlich der Kirchenstühle in den protestantischen Kirchen zu beobachtende Ord­ nung betreffend............................................................. 504 9. Verfassungsurkunde des Königreichs Bayern vom 26. Mai 1818 506 10. Edikt vom 26. Mai 1818 über die äußeren Rechtsverhältnisse der Einwohner des Königreichs Bayern in Beziehung auf Religion und kirchliche Gesellschaften. Zweite Beilage zur Verfassungs­ urkunde des Reichs. Tit IV § 9 (Religionsedikt). . . . 507 11. Edikt vom 26. Mai 1818 über die gutsherrlichen Rechte und die gutsherrliche Gerichtsbarkeit. Sechste Beilage zu der Verfassungs­ urkunde des Königreichs Bayern Tit. V ß 4 Nr. 1 . . . 517

VII Seite 12. Das die inneren katholischen Kirchen-Angelegenheiten im König­ reiche ordnende Konkordat mit seiner päpstlichen Heiligkeit Pius VII vom 5. Juni 1817 ........................................................... . 518 13. Edikt über die inneren kirchlichen Angelegenheiten der protestanti­ schen Gesamt-Gemeinde in dem Königreiche vom 26. Mai 1818 . 520 14. Allerhöchste Verordnung vom 17. Dezember 1825, die Formation, den Wirkungskreis und den Geschäftsgang der obersten Verwalwaltungsstellen in den Kreisen betreffend . . ... 523 15. Ministerial-Entschließung vom 26. März 1839, die Bildung eigener kirchlicher Gemeinden betreffend ........................................... 526 16. Ministerial-Entschließung vom 13. Dezember 1844, die Behandlung der Pfarrpurifikationen betr. . . .....................................527 17. Allerhöchste Verordnung vom 27. Februar 1847, die oberste Leitung der Kirchen- und Schulangelegenheiten betreffend .... 529 18. Ministerial-Entschließung vom 24. April 1857, Vollzug der §§ 48 und 49 der II Vers.-Beil. betreffend........................................... 531 19. Gesetz vom 8. August 1878 über die Errichtung eines Verwaltungs­ gerichtshofes und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen . 537 20. Allerhöchste Entschließung vom 26. Januar 1896, die Verhand­ lungen der im Jahre 1893 zu Ansbach abgehaltenen vereinigten protestantischen Generalsynode für die Konsistorialbezirke des König­ reichs diesseits des Rheins betreffend ...... 539 21. K. Allerhöchste Verordnung vom 5. Mai 1905, betreffend die An­ legung von Gemeinde- und Stiftungsgeldern............................. 539 22. Ministerial-Bekanntmachung vom 17. Mai 1905, die Anlegung von Geldern der Kultusstiftungen und Kirchengemeinden betreffend . 540 23. Ministerial-Bekanntmachung vom 30. August 1909, die Anlegung von Geldern der Gemeinden und örtlichen Stiftungen, dann der Kirchengemeinden und Kultusstiftungen in laufender Rechnung oder im Giroscheckverkehr betreffend.......................................................... 556 24. Ministerialbekanntmachung vom 19 Juli 1913, die Führung bc3 Grundbuchs betr. ................................................................................560 Besonderheiten der Pfalz.

25. Urkunde der Vereinigung beider protestantischen Konfessionen im Rheinkreise. Mit Allerh. Entschließung vom 10. Oktober 1818 . 561 26. Gesetz vom 4. Juni 1848, die protestantischen General-Synoden und den Konsistorialbezirk Speyer betreffend........................................... 564 27. Ministerial-Entschließung vom 17. Mai 1849, die Stellung des K. protestantischen Konsistoriums Speyer betreffend.................................... 565 Alphabetisches Sachregister................................................................. 566

Abkürzungen. AA. 1910 [1912] (1. [2.] Les.) = Verhandlungen des bes. Ausschusses der Kam­ mer der Abgeordneten in 1. [2.] Lesung 1909/10 (Beil.-Bd. X Beil. 930, 967, 968) [1912 (Beil.-Bd. H Beil. 305, 310, 332)]. APl. 1910 [1912] — Plenarverhandlungen der Kammer der Abgeordneten 1909/10, (Sten. Bericht Bd. XI S. 354 ff.) [1912 (Sten. Bericht Bd. V Nr. 121 und 122)].. Begr. ---- Begründung (Verh. d. K. d Abg. 1907/08 Beil.-Bd. I Beil. 5 [Ent­ wurf vom 27. Sept. 1907], Verh. d. K. d. R.-R. 1912 Beil.-Bd. 1 Beil. 89 [Entwurf vom 2. Mai 1912]). RA. 1912 Prot. I—V — Verhandlungen des bes. Ausschusses der Kammer der Reichsräte 1912 (Beil.-Bd. 1 Beil. 94-98). RPl. 1912 — Plenarverhandlungen der Kammer der Reichsräte 1912 (Sten. Bericht Bd. I Nr. 10). AG. BGB. — Bayer. Ausführungsgeseb zum Bürgerlichen Gesetzbuch ?vom 9. Juni 1899 (Beil, zum GVBl. 1899, Nr. 28. AllhB. =- Allerhöchste Verordnung. AusfG. z. RZPrO. — Bayer. Ausführungsgesetz zur Reichszivilprozeßordnung und Konkursordnung vom 23. Februar 1879 (GVBl. 1899 S. 401 ff.). BG. — Beamtengesetz vom 16. August 1908 (GVBl. S. 581 ff.). BGB. — Bürgerliches Gesetzbuch vom 18. August 1896. Bem. — Bemerkung. Benario — Benario, Die Stolgebühren nach bayer. Staatskirchenrecht. München 1894. BlfAPr. — Blätter für administrative Praxis. Breunig EinkStG. — von Breunig, Das bayer. Einkommensteuergesetz vom 14. August 1910. München 1911. Döll. = Döllingers Verordnungen-Sammlung. Dyroff = Dy ross, Die bayer. Kirchengemeindeordnung. München 1913. EG. BGB. — Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch vom 18. August 1896 (RGBl. S. 604 ff.). Engelmann = Engelmanns Handbuch des bayer. Volksschulrechts. 5. Ausl., bearbeitet von A. Stingl. Günther I—IV — Amtshandbuch für die prot. Geistlichen von Günther. Neue Auflage. IV Bände. 1883. Gir.-Pach. = Handwörterbuch des bayer. Staatskirchenrechts von Girisch, Hell­ muth und Pachelbel. München 1912. Frank KGO. — Frank, Die bayer. Kirchengemeindeordnung. Regensburg 1913. Henle UmlG, — von Henle, Die bayer. Gemeindesteuergesetze vom 14. August 1910. München 1911. EinkStG. — Bayer. Einkommensteuergesetz vom 14. August 1910 (GBBl. 1910 S. 493 ff.).

IX FormB. — Formationsverordnung vom 17. Dezember 1825 (Weber IIS. 279). GBl. = Bayerisches Gesetzblatt. GVBl. — Bayer. Gesetz- und Verordnungsblatt. GemO. — Gemeindeordnung für die Landesteile diesseits des Rheins und Gemeindeordnung für die Pfalz vom 29. April 1869. GewStG. = Gewerbesteuergesetz vom 14. August 1910 (GVBl. S. 535). Helmreich-Rock — K. Helmreich und K. Rock, Bayer. Gemeindeordnung für die Landesteile diesseits des Rheins. Ansbach 1912. Henle-Schneider — von Henle und Schneider, Die bayer. Ausführungsgesetze zum BGB. yom 9. Juni 1899. 2. Aufl. Hinschius — Paul Hinschius, System des kathol. Kirchenrechts. Berlin 1869. KGO. — Kirchengemeindeordnung vom 24. September 1912. Kahr ----- von Kahr, Bayer. Gemeindeordnung für die Landesteile diesseits des Rheins. München 1896. KapRStG. — Kapitalrentensteuergesetz vom 14. August 1910 (GVBl. S. 549). Konk. — Konkordat (I. Anh. zur II. Verfass.-Beil.). KonkO. — Reichskonkurs-Ordnung vom 17. Mai 1898 (RGBl. S. 300). KonsistO. — Konsistorialordnung vom 8. September 1809 (Weber I S. 296). Krais = Wilh. Krais, Kirchliche Simultanverhältnisse. Würzburg 1890. Krick I — Ludwig Krick, Handbuch der Verwaltung des kath. Pfarramts. 2. Aufl. Kempten 1903. Krick II ----- Krick, Handbuch des kathol Pfründewesens. 4. Aufl. 1905. Krick HI -- Krick, Handbuch der Verwaltung des Kirchenvermögens. 4. Aufl. 1904. KultMBl. ---- Ministerialblatt für Kirchen-- und Schulangelegenheiten. Meurer Grundlagen = Christian Meurer, Grundfragen aus dem Entwurf einer bayer. Kirchengemeindeordnung. München 1909. Meurer I und II ----- Christian Meurer, Bayer. Kirchenvermögensrecht; Bd. I: Bayer. Kirchenstiftungsrecht, Stuttgart 1899; Bd. II: Bayer. Pfründe­ recht, Stuttgart 1901. MinBek. — Ministerialbekanntmachung. MinE. — Ministerial-Entschließung. PolStrGB. — Polizeistrafgesetzbuch ProtEd. — Protestanten-Edikt (II. Anhang zur II Verf.-Beil.). Reger-Dyroff — Regers Handausgabe des bayer. Verwaltungsgerichtsgesetzes von Anton Dyrosf. 4. Ausl. 1908. RE. = Religions-Edikt (LL Verfass.-Beilage). RevGE. ---- Revidiertes Gemeinde-Edikt vom

(Weber IS. 555). 1. Julr 1834 x

RStrSB. = Reichsstrafgesetzbuch. Schmidt I—III — Georg Schmidt, Die kirchenrechtlichen Entscheidungen des Reichsgerichts nnd der bayer. obersten Gerichtshöfe. München 1897. Seeberger — Georg Seeberger, Handbuch der Amtsführung für die Protest. Geistlichen des Königreichs Bayern. München 1899. Seydel = Max von Seydel, Bayerisches Staatsrecht. 2. Ausl. Freiburg 1896. Staudinger BGB. — I. v. Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Ge­ setzbuch. 5./6 Aufl. 1910. Sternau — Max Sternau, Die Gemeinde- und Kirchenverwaltungswahlen. 2. Aufl. Erlangen 1899. Stingl — Eduard Stingl, Bestimmungen des bayerischen Staates über die Verwaltung des kathol. Pfarramts diesseits des Rheins. 2. Aufl. München 1890.

X UmlG. — Umlagen-Gesetz vom 14. August 1910 (GVBl. S. 581). VerfU. — Verfassungsurkunde vom 26. Mai 1818. VGH. — Sammlung ^von Entscheidungen des Kgl. Bayer. Berwaltungsgerichtshofs. VGHG. — Gesetz über die Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofs und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen vom 8. August 1878 (GVBl. S. 369). VollzAnm. z. UmlG. — Bekanntmachung vom 12. Juni 1911 zum Vollzüge des Umlagen-Gesetzes (GVBl. S. 819). Wagner — Ludwig Wagner, Das Gemeinde- und Stiftungs-Rechnungswesen der Pfalz. Kaiserslautern 1889. Wand — Hermann von Wand, Die Gemeindeordnung für die Pfalz. 2. Aufl. 1894. Weber — Karl Weber, Neue Gesetz- und Verordnungen-Sammlung für das Königreich Bayern. ZPO. — Reichs-Zivilprozeßordnung vom 17./20. Mai 1898 (RGBl. S. 410). ZtschrfRpfl. — Bayer. Zeitschrift für Rechtspflege. ZVG. = Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung vom 24. März 1897 (Fass. v. 20. Mai 1898; RGBl. 1898 S. 71?).

Nachträge und Berichtigungen. «rt. 5 Abs. II Ziff. 1 (S. 17 und 154): statt „geistlichen" ist zu setzen: „Geistlichen". Art. 5 Abs. V Bem. 2 verneint die Rechtspersönlichkeit des Stiftungs­ verbandes. Dagegen wird diese bejaht von Dyrosf Bem. 101 f 2 zu Art. 5 (S. 246) und offenbar auch von Frank Bem. 14 zu Art. 5 (Bd. II S. 49). Es kann wohl sein, daß die Absicht des Gesetzes (vgl. über die Entstehung des Art. 5 Abs. V Bem. 5 zu Art. 3 Abs. I) dahin ging, die Stiftungsverbände rechtsfähig zu machen. Die Fassung des Gesetzes bringt dies jedoch nicht ge­ nügend zum Ausdruck. Ich behalte mir vor, hierauf noch in be­ sonderem Aufsatz zurückzukommen. Art. 7 Abs. I Bem. 8. Vgl. hiezu KultMinE. vom 26. Mai 1913 betr.: Gottesdienststiftungen, hier Vollzug des Art. 7 der KGO. (Krckt.MBl. S. 195; s. auch Anhang). Hienach sind die Bezirksämter verpflichtet, den vorgesetzten Kreisregierungen jeweils einen Ab­ druck oder nach näherer Anordnung der Kreisregierungen ein halb­ jähriges Verzeichnis der den Kirchenverwaltungen erteilten Ge­ nehmigungen zur Annahme belasteter Zustiftungen vorzulegen. Art. 12 Abs. I Ziff. 3 Bem. 2. Vgl. noch BayGemZtg. 1913 Nr. 23,24: „Das Besetzungsrecht bei den weltlichen Kirchendienerstellen". Ferner AllhEntschl. vom 21. April 1913 die vereinigte General­ synode 1909 für die Konsistorialbezirke r. d. Rh. (Schlußbescheid) betr. (KultMBl. S. 153) B Ziff. XII. Art. 12 Abs. I Ziff. 4. Vgl. auch AllhEntschl. vom 21. April 1913 (KultMBl. S. 153) Zisf. XL Art. 12 Abs. II Bem. 2. Vgl. auch AllhEntschl. vom 21. April 1913 (KultMBl. S. 153) B Ziff. XII Abs. II: (Etwaige Kosten eines kirchlichen Sängerchors können, wo erforderlich, nach Art. 12 Abs. II der KGO. als Ortskirchenbedürfnis erklärt und nach Maß­ gabe des Art. 13 gedeckt werden.) Art. 15 Abs. in Bem. 1. Vgl. hiezu Entsch. d. VGH. vom 16. Juni 1913 (Augsb. Abztg. Nr. 270 S. 11): „Die Prüfung der Leistungs­ fähigkeit einer Kirchenstiftung ist keine Rechts-, sondern Ermessens­ frage, zu deren Verbescheidung der VGH. nicht berufen ist". Art. 22 Bem. 7d. Beispiel hat richtig zu lauten: In der........ befinden sich unter 1000 Einwohnern 800 Protestanten und 200 Katholiken........ Art. 28 Abs. II erste Zeilen (S. 36) hat zu lauten: „Als Reg el.gelten folgende Vorschriften".

XII

Nachträge und Berichtigungen.

Art. 40 Abs. I Bem. 2 Abs. II Zeile 3 u. 4: Kirchengemeindeumlagen, Kirchengemeindedienste (statt Gemeindeumlagen, Gemeindedienste). Art. 40 Abs. I Bem. 7 Abs. 2 (S. 285). Die Anzeige an die Kreisregie­ rung ist auf dem Dienstwege einzureichen. Art. 40 Abs. I Bem. 7 am Ende (S. 285) muß lauten: „ferner Bem. 4 c, c".. Art. 42 Abs. VI Bem. 1 am Ende: Art. 96 b (statt c) KGO. Art. 43 Abs. II Bem. laa: Auf Zeile 2 ist „beschlußfähig" zu ersetzen durch „beschlußmäßig". Der auf Seite 302 Zeile 6 beginnende Satz ist genauer zu fassen wie folgt: Die Würdigung der Beschwerde hat sich auf die Voraussetzungen der Wahlstimmberechtigung (Art. 42, 43 Abs. I) zu beschränken, deren Vorhandensein streitig ist. Art. 43 Abs. I Bem. 8. Maßgebend ist nunmehr das Reichs- und Staats­ angehörigkeitsgesetz vom 22. Juli 1913 (RGBl. S. 583).

A. Einleitung. I. Geschichtliches. A. Die Grundlagen -eS bayerischen Kirchenstaatsrechts. Das geltende bayerische Kirchenstaatsrecht hat seine Grundlage in der Verfassungs-Urkunde vom 18. Mai 1818 (Tit. IV §§ 9 und 10), in deren II. Beilage — dem Religions-Edikt und dem I. und II. Anhang hiezu: dem Konkordat und dem Edikt „über die inneren kirchlichen An­ gelegenheiten der protestantischen Gesamtgemeinde im Königreich" (Prote­ st anten-Edikt). Die „Verhältnisse der im Staate ausgenommenen Kirchen­ gesellschaften zur Staatsgewalt" im besonderen, regelt der III. Abschnitt des Religions-Ediktes. Das Religionsedikt unterscheidet hiebei drei Grup­ pen von Angelegenheiten: Innere Kirchenangelegenheiten (Religions­ und Kirchensachen), weltliche Gegenstände (bürgerliche Handlungen und Beziehungen) und Gegenstände gemischter Natur. Während es das Anordnungsrecht hinsichtlich der Gruppe der inneren Kirchenangelegenheiten grundsätzlich den kirchlichen Organen — lediglich unter dem Vorbehalt des königlichen obersten Schutz- und Aufsichtsrechtes — überläßt und hinsichtlich der Gegenstände gemischter Natur nur ein Mitwirkungsrecht der Staatsgewalt in Anspruch nimmt, behält das Reli­ gionsedikt die „weltlichen Gegenstände" ausschließlich der Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit der Staatsgewalt vor (§ 65 a. a. O.). Die „weltlichen Gegenstände" sind „zur Beseitigung aller künftigen Anstände" in § 64 a. a. O. beispielsweise aufgezählt. Insbesondere werbeit hiebei genannt (§ 64 b) „alle Bestimmungen über liegende Güter usw., fahrende Habe, Nutzung, Renten, Rechte der Kirchen und kirchlichen Per­ sonen" ferner (§ 64 e) Privilegien, Dispensationen, Immunitäten, Exem­ tionen zum Besten ganzer Kirchengesellschaften, einzelner Gemeinden oder Gesellschaftsgenossen oder der dem Religionsdiener gewidmeten Orte und Güter, insoferne sie politische oder bürgerliche Verhältnisse berühren", endlich (§ 64 f) „allgemeine Normen über die Verbindlichkeit zur Erbauung und Erhaltung der Kirchen und geistlichen Gebäude"; mit einem Worte alle Bestimmungen über das Kirchenvermögen. Das gesamte Kirchenvermögensrecht ist demnach weltliche Ange­ legenheit und unterliegt ausschließlich staatlicher Gesetzgebung. Die Grenzen dieser staatlichen Gesetzgebung und die näheren Richt­ punkte gibt die Verfassungsurkunde in Verbindung mit dem Religionsedikt Langheinrich, Kirchen^^meindeorduung.

1

2

A. Einleitung.

selbst. Durch Tit. IV § 9 Abs. IV VerfUrk. ist „allen Religionsteilen ohne Ausnahme das Eigentum der Stiftungen und der Genuß ihrer Renten nach den ursprünglichen Stiftungsurkunden und dem rechtmäßigen Be­ sitz, sie seien für den Kultus, den Unterricht oder die Wohltätigkeit be­ stimmt, vollständig versichert." Gemäß § 10 a. a. O. wird „das gesamte Stiftungsvermögen nach den drei Zwecken des Kultus, des Unterrichts und der Wohltätigkeit gleichfalls unter den besonderen Schutz des Staates gestellt und darf unter keinem Vorwande zu dem Finanzvermögen ein­ gezogen und in der Substanz für andere als die drei genannten Zwecke ohne Zustimmung der Beteiligten und bei allgemeinen Stiftungen ohne Zustimmung der Stände des Reichs veräußert oder verwendet werden." Diese Schutzbestimmungen sind in §§ 31, 46 u. 47 des RE. wiederholt und dadurch besonders betont. § 75 RE. verlangt, daß die Verwaltung des Kirchenvermögens unter dem „königlichen obersten Schutz und könig­ licher oberster Aufsicht" stehe. Von wem diese Verwaltung zu führen ist, ob sie geistlichen oder weltlichen Organen zu übertragen ist, ferner wie sie im einzelnen zu organisieren ist, sagt dagegen ausdrücklich weder die Verfassungsurkunde noch das Religionsedikt und seine Anhänge. § 75 RE. verweist in dieser Beziehung lediglich auf die (jeweils) bestehenden Gesetze, auf welche auch das Protestantenedikt (§ 12) Bezug nimmt, während das Konkordat voll­ ständig darüber schweigt (vgl. dort Art. VIII Abs. I). Der § 75 RE. hat demnach die Bedeutung einer Blankettbestimmung, er gibt in Ver­ bindung mit §§ 64 und 65 a. a. O. der Gesetzgebung hinsichtlich der Rege­ lung der kirchlichen Vermögens Verwaltung völlig freie Hand mit dem einzigen Vorbehalt, daß die kirchliche Vermögensverwaltung dem königlichen obersten Schutz und der königlichen obersten Aufsicht unterstellt bleiben muß. (Vgl. hiezu Meurer: Grundfragen aus dem Ent­ wurf einer bayer. Kirchengemeindeordnung S. 2 ff., Piloty: Die Kirchen­ gemeindeordnung im Geist des bayer. Entwurfs, Rehm im ArchOffR. 1908 Bd. 23 S. 301 f. und die Entgegnung Pilotys dort S. 303 ff.; ferner Verh. der K. d. Abg. 1907/08 Beil. Bd. 1 Beil. V S. 389; 1909/10 Beil. Bd. 10 Beil. 930 Jn allen die Bedarfssumme von 5000 M übersteigenden Fällen von ortskirchlichen Bauführungen ist die Genehmigung der Kreis­ regierung erforderlich. Die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11 Abs. V) ist einzuholen, soweit es sich hiebei um Neu­ oder Erweiterungsbauten für gottesdienstliche Zwecke handelt. Im übrigen wird die kirchliche Oberbehörde einvernommen. »Unberührt bleiben die jeweils bestehenden besonderen Vor­ schriften über das Erfordernis der Königlichen Genehmigung in ästhetischer Beziehung bei kirchlichen Bauführungen, dann über den Abbruch kirchlicher Gebäude.

Art. 78. 1 Was in Art. 75 und 76 bezüglich der Veräußerung oder sonstigen Verfügung bestimmt ist, gilt auch für die Eingehung einer Verpflichtung zu einer solchen Verfügung. 11 Beschlüsse, welche staatsaufsichtlicher Genehmigung bedürfen, können vor deren Erteilung nicht rechtsgültig zum Vollzüge gelangen. "'Die staatsaufsichtliche Genehmigung kann nur aus wichtigen Gründen wiederrufen werden, unbeschadet der in Gemäßheit der­ selben geschaffenen vollendeten Tatsachen und wohlerworbener Rechte Dritter.

Haftungsbescheide.

Aki. 79.

1 Die Haftungsverbindlichkeit der Kirchenverwaltungsmitglieder, der besonderen Verwalter und ortskirchlichen Bediensteten gegen­ über dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen oder der Kirchengemeinde wegen Mchterfüllung der Dienstobliegenheiten oder Überschreitung der Dienstbefugniffe wird durch die Staatsaufsichtsbehörde festgestellt, vorbehaltlich der Beschwerdeführung seitens der Kirchenverwaltung oder der sonstigen Beteiligten. Langheinrich, Kirchengemeindeordnung. 5

66

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

"Hinsichtlich der Vollstreckbarkeit des Hastungsbeschlufses und der Beschreitung des Rechtsweges finden die Art. 179 Abs. IV und 180 Abs. I, II des Beamtengesetzes vom 16. August 1908 ent­ sprechende Anwendung. Beschwerde« «sw.

9ltt. 80.

1 Segen die in erster Instanz gefaßten Beschlüsse der Staatsaufsichtsbehörden können die Kirchenverwaltungen oder die sonst zu­ ständigen Verwaltungsorgane binnen 14 Tagen ausschließender Frist Beschwerde ergreifen. "Die Kirchenverwaltung hat Beschwerde zu ergreifen, wenn die Kirchengemeindeversammlung oder die Kirchengemeindebevoll­ mächtigten in einer eigenen Angelegenheit der Kirchengemeinde dies rechtzeitig beschließen. 111 Die nächsthöhere Behörde entscheidet in letzter Instanz, soweit nicht eine Zuständigkeit des Verwaltungsgerichtshofes begründet ist.

Art. 81. 1 Streitigkeiten in Bezug auf Leistungen einzelner für kirchliche Zwecke werden von der Distriktsverwaltungsbehörde in erster Instanz entschieden. Im übrigen ist für Streitigkeitten auf dem Gebiete der Kirchengemeindeordnung die Staatsaufsichtsbehörde in erster Instanz zuständig. "Beschwerden sind binnen 14 Tagen ausschließender Frist zu­ lässig. Die nächsthöhere Behörde entscheidet in letzter Instanz, so­ weit nicht eine Zuständigkeit des Verwaltungsgerichtshofes begründet ist. Art. 80 Abs. II findet Anwendung. 111 Gegenüber den von ortskirchlichen Vertretungskörpern gefaßten Beschlüssen, die ohne Berührung eines öffentlichen Interesses nur eine Benachteiligung einzelner enthalten (Art. 74 Abs. IV), kann eine Aufhebung oder eine sachlich abweichende Entscheidung seitens der Staatsaufsichtsbehörden nur insoweit erfolgen, als ein Gesetz zum Nachteile des Antragstellers oder Beschwerdeführers verletzt ist. Urlaub.

Art. 82.

1 Der Kirchenverwaltungsvorstand kann Kassenverwaltern und Kirchenschreibern bis zu 14 Tagen Urlaub geben. Ein längerer Urlaub wird von der Kirchenverwaltung erteilt, die auch bei Ab­ lehnung eines Urlaubsgesuches durch den Vorstand auf Antrag des Beteiligten Beschluß faßt. Der Kirchenverwaltungsbeschluß kann

4. Abschn.

Staatsaufsicht und Handhabung der Disziplin.

67

von den Beteiligten wegen ungerechtfertigter Verweigerung des Ur­ laubs nach Maßgabe des Art. 81 Abs. I Satz 2 und Abs. II an­ gefochten werden. 11 Ist die Stelle eines weltlichen Kirchendieners mit einem Schul­ dienst verbunden, so wird dem Lehrer in seiner Eigenschaft als Kirchendiener alljährlich während der Hauptschulferien ein zusammen­ hängender Urlaub von 20 Tagen mit Einschluß zweier Sonntage vom Kirchenverwaltungsvorstand gewährt, sofern ein Stellvertreter entbehrt oder um die von der Kirchenverwaltung festgesetzte Ver­ gütung bestellt werden kann. Für die Dauer dieses Urlaubs tritt ein Abzug am Diensteinkommen nicht ein. Die Festsetzung der Ver­ gütung und die Entscheidung des Kirchenverwaltungsvorstandes können von den Beteiligten nach Maßgabe des Art. 81 Abs. 1 Satz 2 und Abs. II angefocbten werden. m Für die Versehung des Dienstes während des Urlaubs hat die Kirchenverwaltung die etwa nötigen Vorkehrungen zu treffen. Disziplin.

83.

1 Die Kirchenverwaltung und die Kirchengemeindebevollmächtigten sind befugt gegen jene Kirchenverwalter oder Kirchengemeindebevoll­ mächtigten, die ohne genügenden Entschuldigungsgrund die Sitzungen versäumen, Ordnungsstrafen bis zu 25 M zu verhängen, die dem Ortskirchenvermögen, zunächst der Kirchenstiftung zufließen. Nach fruchtloser mehrmaliger Bestrafung und vorgängiger Androhung können solche Mitglieder durch Beschluß des Vertretungskörpers als ausgetreten erklärt werden. 11 Gegen die gemäß Abs. I gefaßten Beschlüsse ist dem Beteiligten nur der binnen acht Tagen nach der Zustellung einzulegende Einspruch gestattet, über den in einer der nächsten Sitzungen zu entscheiden ist.

Art. 84. 1 Im übrigen steht die Handhabung der Disziplinargewalt über die Kirchenverwaltungsmitglieder, besonderen Verwalter und Kirchen­ schreiber zunächst der Staatsaufsichtsbehörde zu. 11 Diese, bei Gefahr auf Verzug hinsichtlich der Kassenverwalter auch die Kirchenverwaltung selbst, kann die einstweilige Dienstenthebung, unbeschadet des Rechtes auf das mit der Stelle etwa verbundene Einkommen, verfügen. 111 Die zulässigen Dienststrafen sind Verweis, Geldstrafen bis zu 50 M, die dem Ortskirchenvermögen, zunächst der Kirchenstiftung 5*

68

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

zufließen, vorbehaltlich des Art. 76 Abs. I Satz 2, dann Enthebung vom Dienste. IV Die letztere kann wegen grober Pflichtverletzungen, dann wegen unsittlicher oder unehrenhafter Handlungen verfügt werden, hin­ sichtlich geistlicher Verwaltungsmitglieder nur von der Kreisregierung nach (Nnvernahme der kirchlichen Oberbehörde. Eine grobe Pflichtverletznng ist auch dann gegeben, wenn ein Kirchenverwaltungs­ mitglied bei Ausübung seines Amtes fortgesetzt ein Verhalten an den Tag legt, das den von der Kirchenverwaltung wahrzunehmenden Interessen oder den Anforderungen einer ersprießlichen Geschäfts­ führung zuwiderläuft. Der vom Dienst Enthobene ist in der laufenden und in der nächstfolgenden Wahlperiode nicht als Mrchenverwalter wählbar. Zur Aufstellung oder Wiederaufstellung eines vom Dienste Enthobenen als Kirchenschreiber ist staatsaufsichtliche Genehmigung erforderlich. v Mit der Enthebung vom Dienste erlöschen für die Zukunft alle aus dem Dienstverhältnisse fließenden Ansprüche an das orts­ kirchliche Stiftungsvermögen und die Kirchengemeinde. VI Vor jeder Verhängung einer Disziplinarstrafe ist der Beteiligte mit seiner Rechtfertigung zu hören. vu Beschwerden sind binnen 14 Tagen ausschließender Frist zu­ lässig. In Fällen, in denen auf Enthebung vom Dienste erkannt ist, wird durch die Beschwerde die vorläufige Entfernuug vom Dienste und die einstweilige Entziehung des Diensteinkommens nicht aus­ geschlossen. vni übrigen bleiben die anwendbaren Vorschrifsen im VI. Ab­ schnitte des Ausführungsgesetzes zur Reichsstrafprozeßordnung un­ berührt.

Muster Äbschuitt.

Besondere «nd Schlnßdestimmnngen. E'rster Titel.

Reichmffe.

Reichntsse «nd Stolgedühee«. Art. «5.

1 Die Verpflichtung zur Leistung besonderer Reichnisse in Geld oder Naturalien an Geistliche oder weltliche Kirchendiener wird, vorbehaltlich der Bestimmungen dieses Titels, durch die Kirchen­ gemeindeordnung nicht berührt.

68

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

zufließen, vorbehaltlich des Art. 76 Abs. I Satz 2, dann Enthebung vom Dienste. IV Die letztere kann wegen grober Pflichtverletzungen, dann wegen unsittlicher oder unehrenhafter Handlungen verfügt werden, hin­ sichtlich geistlicher Verwaltungsmitglieder nur von der Kreisregierung nach (Nnvernahme der kirchlichen Oberbehörde. Eine grobe Pflichtverletznng ist auch dann gegeben, wenn ein Kirchenverwaltungs­ mitglied bei Ausübung seines Amtes fortgesetzt ein Verhalten an den Tag legt, das den von der Kirchenverwaltung wahrzunehmenden Interessen oder den Anforderungen einer ersprießlichen Geschäfts­ führung zuwiderläuft. Der vom Dienst Enthobene ist in der laufenden und in der nächstfolgenden Wahlperiode nicht als Mrchenverwalter wählbar. Zur Aufstellung oder Wiederaufstellung eines vom Dienste Enthobenen als Kirchenschreiber ist staatsaufsichtliche Genehmigung erforderlich. v Mit der Enthebung vom Dienste erlöschen für die Zukunft alle aus dem Dienstverhältnisse fließenden Ansprüche an das orts­ kirchliche Stiftungsvermögen und die Kirchengemeinde. VI Vor jeder Verhängung einer Disziplinarstrafe ist der Beteiligte mit seiner Rechtfertigung zu hören. vu Beschwerden sind binnen 14 Tagen ausschließender Frist zu­ lässig. In Fällen, in denen auf Enthebung vom Dienste erkannt ist, wird durch die Beschwerde die vorläufige Entfernuug vom Dienste und die einstweilige Entziehung des Diensteinkommens nicht aus­ geschlossen. vni übrigen bleiben die anwendbaren Vorschrifsen im VI. Ab­ schnitte des Ausführungsgesetzes zur Reichsstrafprozeßordnung un­ berührt.

Muster Äbschuitt.

Besondere «nd Schlnßdestimmnngen. E'rster Titel.

Reichmffe.

Reichntsse «nd Stolgedühee«. Art. «5.

1 Die Verpflichtung zur Leistung besonderer Reichnisse in Geld oder Naturalien an Geistliche oder weltliche Kirchendiener wird, vorbehaltlich der Bestimmungen dieses Titels, durch die Kirchen­ gemeindeordnung nicht berührt.

1 Bei öffentlich-rechtlichen Reichnissen, die aus gewissen Anwesen zu entrichten sind, ist jeder Eigentümer des Anwesens leistungs­ pflichtig, soferne er Bekenntnisgenosse oder juristische Person ist oder der Ehegatte oder wirtschaftlich unselbständige Kinder von ihm Bekenntnisgenoffen sind und in Hausgemeinschaft mit ihm leben. Vorbehaltlich der Bestimmung des Abs. III tritt eine Leistungspflicht nicht ein für juristische Personen mit Bekenntnisgepräge (Art. 22 Ziff. 4) gegenüber einem fremden Bekenntnisse, ferner für juristische Personen, die in ausschließlicher Beziehung zu einer Privatkirchen­ gesellschaft stehen oder an denen ausschließlich oder überwiegend Angehörige einer Privatkirchengesellschast oder bekenntnislose Per­ sonen beteiligt find (Art. 21 Abs. V). 1,1 Angehörige eines fremden Bekenntnisses sind nur dann reichnispflichtig, wenn sich dies aus einem besonderen Rechtsverhältnis ergibt oder wenn das Reichnis die Gegenleistung für eine Verrichtung ist, bezüglich deren ein gemeinschaftlicher Genuß besteht. ,v Zur Einhebung der Reichnisse hat die Kirchengemeinde dem Berechtigten auf Antrag eine geeignete Person unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.

Art. 86. 'Die Verpflichteten sind befugt: 1. die Umwandlung von öffentlich-rechtlichen Naturalreichniffen in ein festes jährliches Geldreichnis in der Höhe des Jahres­ wertes der Pflichtleistung nach dem Durchschnitte der letzten 10 Jahre zu verlangen, 2. öffentlich-rechtliche Natural- oder Geldreichniffe mit dem fünfundzwanzigfachen Betrage des Durchschnittswertes oder der festen Jahresleistung abzulösen. Die Umwandlung im Sinne der Ziff. 1 ist auch der Berechtigte zu verlangen befugt. "Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. "'Wenn ein Anwesen, das die Grundlage einer öffentlich-recht­ lichen Reichnispflicht bildet, zertrümmert oder unter Beseitigung der Hofstätte anderweitig aufgelöst wird oder wenn durch Abtrümmerung die Leistungsfähigkeit des Eigentümers hinsichtlich der in Frage stehenden Lasten gefährdet wird, so ist der Eigentümer ohne Rück­ sicht auf Bekenntniszugehörigkeit zur Ablösung verpflichtet.

Art. 87. * Die in einer Kirchengemeinde bestehenden Verpflichtungen zu öffentlich-rechtlichen Reichnissen können nach Einvernahme der

70

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Berechtigten von der^ Kirchengemeinde auf dem gesetzlichen Wege (Art. 23) übernommen und in entsprechender Anwendung des Art. 86 Abs. I und II umgewandelt oder abgelöst werden. Die beteiligten Reichnispflichtigen find von der Beratung und Abstimmung nicht ausgeschlossen. "Bei Übernahme der Leistungen auf die Kirchenstiftung (Art. 12 Abs. II, IV) finden die Art. 13 Abs. IV und 86 Abs. 1 entsprechende Anwendung. m Wenn der Fortbestand der Reichnisse eine in hohem Maße unbillige Belastung in sich schließt, so kann die Staatsaufsichtsbehörde auf Antrag der Mehrheit der Verpflichteten die Kirchengemeinde anhalten, die Leistungen zu übernehmen; diese sind dann umzu­ wandeln oder abzulösen (Art. 86 Abs. I, II).

Art. 88. * Die ^vorstehenden Bestimmungen finden auf Reichnisse an Volksschullehrer in der Weise entsprechende Anwendung, daß auch die zu der Schule gegebenenfalls umlagenpflichtigen Angehörigen eines fremden Bekenntnisses unter den sonstigen Voraussetzungen reichnispflichtig sind und in den Fällen der Art. 85 Abs. IV und 87 an die Stelle der Kirchengemeinde die bürgerliche Gemeinde oder der Schulsprengel nach Maßgabe der für diese geltenden gesetzlichen Vorschriften tritt. 11 Eine Mitwirkung der kirchlichen Oberbehörde findet dabei nur dann statt, wenn es in einem einzelnen Falle ungewiß ist, ob das Reichnis dem Berechtigten als Kirchendiener oder als Lehrer zusteht. Stolgebühren usw.

A^t. 89.

1 Stolgebühren und verwandte Abgaben an Geistliche und welt­ liche Kirchendiener können von der Kirchengemeinde auf dem gesetz­ lichen Wege (Art. 23) gegen eine den Bezugsberechtigten zu gewährende Entschädigungsrente abgelöst werden. Bei Übernahme der Leistungen auf die Kirchensttftung (Art. 12 Abs. II, IV) findet Art. 13 Abs. IV entsprechende Anwendung. " Die Höhe der Entschädigungsrente wird für jeden Bezugs­ berechtigten nach Maßgabe des durchschnittlichen Ertrages der letzten fünf Jahre unter Zugrundelegung des Gebührenregulativs oder, soweit ein solches mangelt, der für die Pflichtleistung herkömmlichen Sätze festgestellt. Gebührenregulative, die zur Zeit der Ablösung den Verhältnissen nicht mehr entsprechen, sind vorher unter Berück-

sichtigung der herkömmlich geleisteten Gebührensätze neu festzustellen. Bei Feststellung der Entschädigungsrente kommen in Bezug auf kirchliche Handlungen, für welche je nach Art der Vornahme die Gebührensätze verschieden bemessen sind, die Sätze für die bei Nicht­ armen ortsübliche einfachste Form in Rechnung. Werden kirchliche Handlungen in anderer Form in Anspruch genommen, so haben die Beteiligten für die Mehrkosten aufzukommen. Die Ablösung (Abs. I, Abs. II Satz 1 und 2) kann mit Zustimmung der Bezugs­ berechtigten auch auf diese Mehrkosten erstreckt werden. Deren Betrag ist dann von den Beteiligten jeweils an die Kirchengemeinde zu entrichten. (Kirchengebühr.) m Erfolgt die Ablösung auf Antrag der Kirchengemeinde bei besetzter Stelle und bleibt der Gesamtjahresbetrag der Entschädigungs­ rente und der etwa noch verbleibenden Gebühren für kirchliche Handlungen in den Formen einer höheren Klasse hinter dem Gesamt­ durchschnittsanfall der letzten fünf Jahre vor der Ablösung zurück, so ist dem Stelleninhaber auf Dienstdauer neben der Entschädigungs­ rente ein entsprechender Ausgleichsbetrag zu gewähren. IV®te Feststellung der Entschädigungsrenten wird auf Antrag eines Beteiligten von zehn zu zehn Jahren oder bei wesentlicher Änderung in dem Bestände des Kirchengemeindebezirks oder in der Höhe der zugrunde liegenden Gebührensätze wiederholt. Die Ablösung sowie die jeweilige Rentenfestsetzung bedarf der Genehmigung der Kreisregierung. Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. VI Vom Zeitpunkte der Ablösung an ist den Geistlichen und welt­ lichen Kirchendienern die Annahme von Gebühren für die betreffende Amtshandlung, vorbehaltlich des Abs. II Satz 4 untersagt. VI1 Die Kirchengemeinde hat auf Antrag eines Bezugsberechtigten dessen sämtliche Stolgebühren einzuheben. Art. 106 Abs. VII findet mit der Maßgabe Anwendung, daß die Bewilligung von Nachlässen dem Bezugsberechtigten zusteht.

.Zweiter Titel.

KrmirttanvevhSttntffe. Im allgemeinen.

Avt. 90.

Bei bestehendem Simultanverhältnisse zwischen Kirchengemeinden verschiedenen Bekenntnisses finden die Vorschriften der Kirchen­ gemeindeordnung auf die Verwaltung gemeinsamen Ortskirchenver-

72

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

mögens, auf den Wirkungskreis der Vertretungskörper hinsichtlich der Simultankirche oder des sonstigen Gegenstandes des Simultaneums und die Befriedigung der gemeinsamen Ortskirchenbedürfnisse ent­ sprechende Anwendung, soweit sich nicht aus den Verfassungs­ bestimmungen, aus nachstehenden Artikeln oder aus der Natur des Simultanverhältnisses ein anderes ergibt. SimultankirchenVerwaltung usw.

ültt* 9L

’SBo ein Simultanverhältnis bezüglich rentierenden, ortskirch­ lichen Stiftungsvermögens, dessen Verwaltung nicht dem einen Religionsteil allein zukommt, oder bezüglich der Befriedigung von Ortskirchenbedürfnissen besteht, soll eine Simultankirchenverwaltung aus den beiderseits berufenen Geistlichen (Art. 37 Abs. I Ziff. 1, Art. 38) und der festgesetzten Zahl von Kirchenverwaltern (Art. 37 Abs. I Ziff. 2) gebildet werden, die je zur Hälfte von den Einzel­ kirchenverwaltungen beider Bekenntnisse aus ihrer Mitte bestimmt, wo eine solche fehlt, von den Wahlstimmberechtigten gewählt werden. "Der Vorsitz und die Stelle des Simultankirchenpflegers sollen zwischen beiden Bekenntnissen abwechseln und jeweils eine halbe Wahlperiode hindurch vom Geistlichen und einem Kirchenpfleger des gleichen Religionsteils versehen werden. Eine Abweichung aus besonderem Grunde kann durch einstimmigen Beschluß der Simultankirchenverwaltung zugelassen werden.

^"lJn den Fällen des Art. 39 hat die Staatsaufsichtsbehörde für gleich starke Vertretung der beiden Religionsteile in der Simultan­ kirchenverwaltung zu sorgen.

^^Beschlußfassungen der Kirchengemeindeversammlungen und Kirchengemeindebevollmächtigten der beteiligten Kirchengemeinden werden durchweg gesondert vorgenommen. Bedarfsdeckung.

92.

Unbeschadet der Verpflichtungen Dritter werden, soweit nicht ein anderes erhellt, gemeinsame Ortskirchenbedürfnisse zunächst auf Rechnung des gemeinsamen Vermögens beftiedigt und haben für den hiedurch nicht gedeckten Bedarf die einzelnen Kirchengemeinden nach Maßgabe der Berechtigungsanteile und der Bestimmungen der Kirchengemeindeordnung aufzukommen.

5. Abschn.

Besondere und Schlußbestimmungen.

73

Dritter Titel.

AKLrrderrms andevev Gesetze. Gemeindeordnungen.

Avt. 83.

In die Gemeideordnung für die Landesteile diesseits des Rheins vom 29. April 1869 werden folgende Vorschriften nach Art. 60 eingestellt: Art. 6 0a. 1 Wenn eine Gemeinde oder Ortschaft Leistungen für einen reinen Kultusbedarf freiwillig übernommen hat, so kann die Umlagenentrichtung hiefür durch rechtzeitige Erinnerung gegen den Voranschlag jeder ablehnen, der im Falle der Deckung des Kultusbedarfs durch Kirchen- oder Kultusumlagen nicht beitragspflichtig wäre. Die Ablehnung kann hiebei als für künftige Jahre fortwirkend bezeichnet werden. 11 Soweit hienach nicht Befteiung eintritt, können juristische Personen oder nicht rechtsfähige Vereine im Sinne des Art. 21 der Kirchengemeindeordnung eine verhältnismäßige Abmin­ derung der Beitragsleistung verlangen, wenn die Möglich­ keit einer Heranziehung zu Gemeinde- oder Ortsumlagen für Zwecke mehrerer Religionsteile besteht. Sie werden alsdann für die Zwecke des einzelnen Bekenntnisses nur mit jenem Teile des Gesamtbetrages ihrer Steueransätze (Art. 24 und 25 des Umlagengesetzes) beigezogen, der dem Anteile des Bekennt­ nisses an der Gesamteinwohnerzahl der Gemeinde oder Ortschaft entspricht. Der Anteil wird als Hundertsatz berechnet; Bruch­ teile von mehr als einhalb werden auf eins vom Hundert aufgerundet, andere bleiben außer Ansatz. 111 Die Bestimmungen in Abs. I und II finden keine Anwendung, 1. soweit eine Gemeinschaft des Bedürfnisses oder Gebrauches besteht; 2. wenn ein besonderes Rechtsverhältnis eine Beitragspflicht oder eine andere Bemessung des Beitrags begründet; 3. wenn in sonstigen Fällen jene Leistungen der Gemeinde oder Ortschaft insgesamt für das Rechnungsjahr weniger als drei vom Hundert der Steuersumme betragen, die fich nach Art. 24 und 25 des Umlagengesetzes ergibt.

Art. 94. In die Gemeindeordnung für die Pfalz vom 29. April 1869 werden die gleichen Vorschriften nach Art. 44 als Art. 44 a eingestellt.

74

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Brandversichernngsgesetz.

Akt. 95.

In Art. 74 Abs. III des Gesetzes vom Brandversicherungsanstalt für die Landesteile betreffend, wird das Wort: „Gemeinde" durch gemeinde" ersetzt. Im übrigen bleiben die Art. 73 und 74 jenes Gesetzes unberührt.

BerwaltungSgerichtsgesetz.

3. April 1875, die diesseits des Rheins das Wort „Kirchen­ Bestimmungen der

Sltt« 96.

Das Gesetz vom 8. August 1878, die Errichtung eines Ver­ waltungsgerichtshofes und das Verfahren in Berwaltungsrechtssachen betreffend, wird dahin abgeändert:

a) Der Schluß des Art. 8 Ziff. 11 hat zu lauten: „ . Baupflicht, Fixierung, Umwandlung und Ab­ lösung von Reichniffen an Geistliche, weltliche Kirchendiener und Volksschullehrer, sowie von Stolgebühren und ver­ wandten Abgaben." b) Art. 8 Ziff. 37 erhält folgende Fassung: „37) Wahlrecht und Wählbarkeit bei Wahlen von Kirchen­ verwaltern und Kirchengemeindebevollmächtigten; Gültig­ keit solcher Wahlen; Recht und Pflicht zu Eintritt als Kirchenverwalter oder Kirchengemeindebevollmächtigter; Recht und Pflicht zum Austritt." c) Art. 10 Ziff. 3 hat zu lauten:

„3) Verfügungen in Gegenständen der Staatsaufsicht über die Angelegenheiten der kirchlichen Stiftungen und Kirchengemeinden wenn von dem zuständigen Verwaltungs­ organ oder von der Kirchengemeinde behauptet wird, daß eine rechtlich nicht begründete Leistung auferlegt oder daß eine von der Aufsichtsbehörde als rechtlich unzulässig bean­ standete Ausgabe rechtlich statthaft sei oder daß auf dem Gebiete der Kirchengemeindeordnung sonst das gesetzliche Selbstverwaltungsrecht verletzt sei."

d) Art. 10 Ziff/12 erhält folgende Faffung: „12) Zugehörigkeit zu einem Pfarrverbande oder zu einem Kirchengemeindeverbande; Pfarrsprengelgrenzen; Grmzen eines sonstigen Kirchengemeindebezirks, eines Haupt- oder Fernbezirks; Stimmrecht in Kirchengemeindeangelegen­ heiten."

5. Abschn.

Besondere und Schlußbestimmungen.

75

Vierter Titel.

Besondere Kestimmnngen für die Pfalx. Grundsatz.

Art. 97*

Die Bestimmungen dieses Gesetzes finden auch in der Pfalz Anwendung, soweit nicht nachstehend ein anderes vorgeschrieben ist. Kirchschaffneien.

Art. 98.

Unberührt bleiben die Rechtsnormen und Rechtsverhältniffe bezüglich der Kirchschaffneien in der protestantischen Kirche der Pfalz. Bürgerliche Gemeinden.

Art. 99.

Die allgemeine gesetzliche Pflicht der bürgerlichen Gemeinden der Pfalz, mit ihren Überschüssen zu Kirchenbedürfnissen beizutragen, wird aufgehoben. "Die besonderen Verpflichtungen der bürgerlichen Gemeinden bleiben unberührt. Kirchenverwaltungen.

Art. 100.

iJn der Pfalz werden, vorbehaltlich des Art. 103,^KirchenVerwaltungen nach Maßgabe dieses Gesetzes gebildet. 11 Eine Pflicht Kirchenverwalter zu werden oder zu bleiben be­ steht nicht. Ohne gesetzliche Notwendigkeit Austretende haben aber ihre Tätigkeit bis zur Einweisung der an ihre Stelle tretenden Kirchenverwalter fortzusetzen. Kirchenverwalter die ohne genügenden Entschuldigungsgrund in drei unmittelbar aufeinanderfolgenden Sitzungen nicht erscheinen, können, wenn dies vor dem dritten Aus­ bleiben angedroht wurde, durch Beschluß der Kirchenverwaltung, vorbehaltlich des Einspruchs (Art. 83 Abs. II), als ausgetreten er­ klärt werden. Art. 83 Abs. I findet nicht Anwendung. Formelle und organisatorische im Ausnahmevorschriften. ivi. 1 Seine Anwendung finden in der Pfalz die Vorschriften in Art. 13 Abs. IV. Dies gilt auch in den Fällen, die nach Maßgabe des Art. 13 Abs. IV zu behandeln wären. "In der protestantischen Kirche der Pfalz werden Grundetats (Art. 60 Abs. VII) nicht festgesetzt. m Kirchengemeindeversammlungen und KirchenHemeindebevoll-

76

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

mächtigte bestehen in der Pfalz nicht. Wo sie zur Beschlußfaffung berufen wären, ist nur die Kirchenverwaltung als ortskirchliche Ver­ tretungskörper zuständig. Ist bei Beschlußunfähigkeit der Kirchen­ verwaltung eine Abhilfe im Sinne der Art. 40 Abs. II oder 39 Abs. II nicht möglich, so findet Art. 40 Abs. III entsprechende Anwendung. Art. 23 Abs. III findet bei der Beschlußfassung der Kirchen­ verwaltung entsprechende Anwendung. Simultankirchenverwaltungen werden nicht gebildet. Umlageneinhebung.

91 tt» 102.

^Die Einhebung der Kirchenumlagen hat durch die Steuerund Gemeinde-Einnehmer oder, wo besondere Gemeindeeinnehmer aufgestellt sind, durch diese zu erfolgen. "Die den Finanzbehörden in Bezug auf die Beaufsichtigung der Einnehmereien übertragenen Befugnisse bleiben unberührt. Jnkraftsetzen für die prot. Kirche. Presbyterien.

9ltt. 103.

!göx die protestantische Kirche der Pfalz wird die Kirchen­ gemeindeordnung nach Maßgabe des gegenwärtigen Titels und des Art. 111 in Kraft gesetzt werden, wenn die pfälzische Generalsynode zu den eine Abänderung der Vereinigungsurkunde vom 10. Ottober 1818 enthaltenden Bestimmungen ihre Zustimmung im Sinne des § 17 Abs. V der Vereinigungsurkunde mit Landesherrlicher Be­ stätigung (8 19 des 2. Anhangs zur II. Versassungsbeilage) erklärt haben wird. "Solange die Kirchengemeindeordnung für die protestantische Kirche der Pfalz nicht in Kraft getreten ist, bleiben, vorbehaltlich des Art. 111 Abs. II, die bestehenden Vorschriften unberührt und können nach Maßgabe der Zuständigkeiten geändert werden, die im jeweils geltenden Rechte begründet sind. m Mit Zustimmung der pfälzischen Generalsynode kann mit Wirkung für die Zeit nach Inkrafttreten der Kirchengemeindeordnung (Abs. I) im voraus oder nach deren Inkrafttreten auf Antrag des protestantischen Konsistoriums Speyer durch Landesherrliche Ent­ schließung (§ 19 a. a. O.) für alle Protestanstischen Kirchengemeinden der Pfalz oder für einen Teil bestimmt werden, das die Kirchen­ verwaltungen auch als Presbyterien in den durch die jeweiligen kirchlichen Verordnungen festgestellten Angelegenheiten zuständig sein sollen, die außerhalb des sachlichen Bereiches der Kirchengemeinde­ ordnung liegen.

l,v Vom Zeitpunkte des Inkrafttretens einer solchen Bestimmung an finden in deren Geltungsbereich Presbyterialwahlen im bisherigen Sinne nur mehr gegebenenfalls in einer solchen Kirchengemeinde statt, für welche etwa die kirchliche Oberbehörde der Kirchenverwaltung die Ausübung der bezeichneten Presbyterialbefugnisse aus einem besonderen Grunde für bestimmte Zeit oder bis auf weiteres unter­ sagt hat. ^Soweit eine Vereinigung im Sinne des Abs. III in Kraft steht, find in Kirchengemeinden mit mehreren Pfarrern diese sämtlich stimmberechtigte Mitglieder der Kirchenverwaltung für ihren ganzen Wirkungskreis, werden die Kirchenverwaltungen als Presbyterien, die Kirchenverwalter als Presbyter bezeichnet und sind Aberkennungen der Wahlstimmberechtigung und Wählbarkeit zum Presbyterium auf Grund kirchlicher Vorschriften auch für die Wahlen von Kirchen­ verwaltern wirksam. Bleibt nach dem Sollstande die Zahl der weltlichen Mitglieder unter der doppelten Zahl der geistlichen, so ist sie bis zu dieser zu erhöhen. Der Wahlausschuß für die Kirchen­ verwaltungswahlen soll in diesem Falle aus dem bisherigen Pres­ byterium gebildet werden. Die Kirchenverwalter (Presbyter) sind für ihre weltlichen Aufgaben nach Maßgabe des Art. 52 Abs. III zu verpflichten; kirchliche Vorschriften über die Verpflichtung der Presbyter für die innerkirchlichen Aufgaben bleiben unberührt. V1 Ob und inwieweit Vorschriften der Kirchengemeindeordnung auch für den außerhalb des sachlichen Bereiches dieses Gesetzes liegenden Wirkungskreis der Presbyterien Anwendung finden sollen, bemißt sich nach den jeweils bestehenden kirchlichen Verordnungen.

Fünfter Titel.

Kcht«ßftestrmm««ge«. Kirchenvorstände.

91tt. 104.

1 Mit Zustimmung der vereinigten Generalsynode für die prote­ stantische Kirche rechts des Rheins kann auf Antrag des Protestantischen Oberkonsistoriums durch Landesherrliche Entschließung (§19 des 2. Anhangs zur II. Verfassungsbeilage) für alle evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden rechts des Rheins oder für einen Teil bestimmt werden, daß die Kirchenverwaltungen auch als Kirchenvorstände in den durch die jeweiligen kirchlichen Verordnungen festgestellten Angelegenheiten zuständig sein sollen, die außerhalb des sachlichen Bereichs der Kirchengemeindeordnung liegen.

78

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

11 Vom Zeitpunkte des Inkrafttretens einer solchen Bestimmung an finden in deren Geltungsbereich besondere Kirchenvorstandswahlen nur mehr gegebenenfalls in einer solchen Kirchengemeinde statt, für welche etwa die kirchliche Oberbehörde der Kirchenverwaltung die Ausübung der Kirchenvorstandsbefugnisse aus einem besonderen Grunde für bestimmte Zeit oder bis auf weiteres untersagt hat. 111 Soweit eine Vereinigung im Sinne des Abs. I in Kraft steht, sind in Kirchengemeinden mit mehreren Pfarrern diese sämtlich stimmberechtigte Mitglieder der Kirchenverwaltung für ihren ganzen Wirkungskreis, soferne es sich nicht um eine Simultankirchenverwal­ tung handelt, und sind Aberkennungen der Wahlstimmberechtigung und Wählbarkeit zum Kirchenvorstand auf Grund kirchlicher Vor­ schriften auch für die Wahlen von Kirchenverwaltern wirksam. Stimmberechtigt und wählbar bei den Kirchenverwaltungswahlen sind in diesem Falle nur evangelisch-lutherische Bekenntnisgenossen. Bleibt die Zahl der weltlichen Mitglieder unter der doppelten Zahl der geistlichen, so ist sie bis zu dieser zu erhöhen. 1V Ob und inwieweit Vorschriften der Kirchengemeindeordnung auch für den außerhalb des sachlichen Bereiches dieses Gesetzes liegenden Wirkungskreis der Kirchenverwaltungen Anwendung finden sollen, bemißt sich nach den jeweils bestehenden kirchlichen Verord­ nungen. Reformierte Presbyterien.

51 tt* 105»

1 Mit Zustimmung der reformierten Synode kann auf Antrag des Protestantischen Oberkonsistoriums durch Landesherrliche Ent­ schließung (§ 19 des 2. Anhangs der II. Verfassungsbeilage) für alle reformierten Kirchengemeinden rechts des Rheins oder für einen Teil bestimmt werden, daß die Kirchenverwaltungen auch als Pres­ byterien in den durch die jeweiligen kirchlichen Verordnungen fest­ gestellten Angelegenheiten zuständig sein sollen, die außerhalb des sachlichen Bereiches der Kirchengemeindeordnung liegen. u Soweit eine solche Vereinigung in Kraft steht, sind bei den Kirchenverwaltungswahlen nur reformierte Bekenntnisgenoffen stimm­ berechtigt und wählbar. k"l'Art. 103 Abs. IV—VI finden entsprechende Anwendung. Verschiedenes.

51 tt» 106.

1 Gesetz im Sinne der Kirchengemeindeordnung ist "jede Rechtsnorm. U Das Herkommen bleibt bezüglich jener Materien, welche in der Kirchengemeindeordnung nicht umfassend geregelt sind, in der

seitherigen Weise Vorbehalten, im übrigen nur in den gesetzlich be­ sonders bezeichneten Fällen. m Uls selbständig im Sinne dieses Gesetzes sind nicht zu er­ achten : 1. entmündigte Personen; 2. Dienstboten und Gewerbsgehilfen, die in die häusliche Ge­ meinschaft ausgenommen sind, sowie Kinder, die dem elter­ lichen Hausstand angehören und von dem Familienhaupt unter­ halten werden. ^Wohnen im Sinne dieses Gesetzes heißt: sich nicht bloß vor­ übergehend aufhalten. ^Steuern der Ehefrau, soferne nicht die eheliche Gemeinschaft nach § 1575 des Bürgerlichen Gesetzbuchs aufgehoben ist, und der minderjährigen, im elterlichen Unterhalte stehenden Kinder sind be­ züglich der Abstimmungen und Wahlen dem Familirnhaupte zuzu­ rechnen, soweit sie für die Erhebung von Kirchenumlagen in der betreffenden Kirchengemeinde in Betracht kommen können. VIgür den Anfang einer Frist ist, soferne nicht gesetzlich ein anderes bestimmt ist, die Eröffnung des Beschlusses maßgebend. Bei Berechnung des Laufes der Frist und bezüglich der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand bei Fristversäumung finden die Bestimmungen der Zivilprozeßordnung entsprechende Anwendung. vu Auf die Einhebung und Beitreibung von öffentlichrecht­ lichen Leistungen an das ortskirchliche Stiftungsvermögen oder die Kirchengemeinde, einschließlich der Strafen, sowie auf die Be­ willigung von Nachlässen bei solchen oder sonstigen Leistungen finden die für Kirchenumlagen gegebenen Vorschriften entsprechende An­ wendung. vm Sei Herstellung der Grundlagen für die Kirchenumlagen­ register und sonst notwendigen Verzeichnisse haben Staats- und Gemeindebehörden nach Maßgabe der von den zuständigen Mini­ sterien getroffenen Regelung mitzuwirken. Ix Sitte Personen, die bei der Feststellung und Einhebung der Kirchenumlagen oder der Beschaffung der Grundlagen amtlich mit­ wirken, sind zur Geheimhaltung dessen verpflichtet, was ihnen hie­ bei über die Vermögens- und Einkommensverhältnisse der Pflich­ tigen bekannt wird. Hinterziehungen.

A^t. 107»

1 Wer mit Rücksicht auf die Kirchenumlagen oder sonstige Lei­ stungen für kirchliche Zwecke sein Bekenntnis verleugnet und auf

80

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

diese Weise seinen Beitrag hinterzieht, wird auf Antrag der Kirchen­ verwaltung mit einer Geldstrafe bis zum vierfachen Betrag des hinterzogenen Beitrages belegt. Die Geldstrafen fließen der ge­ schädigten Kasse zu. 11 Bei Zuwiderhandlungen richtet sich die Zuständigkeit und das Verfahren nach den allgemeinen Vorschriften des Reichsgerichtsver­ fassungsgesetzes und der Reichsstrafprozeßordnung. m Hinsichtlich des Verfahrens im Verwaltungswege finden die Vorschriften in Art. 86, 87 Abs. I, 88 Abs. I, 89 Abs. I—III und V, 90, 91 und 92 Abs. II des Ausführungsgesetzes zur Reichsstraf­ prozeßordnung entsprechende Anwendung mit der Maßgabe, daß an Stelle der Zollbehörde hier die Distriktsverwaltungsbehörde zu treten hat. IV®ie Strafverfolgung verjährt in drei, die Vollstreckung der rechtskräftig ausgesprochenen Strafe in fünf Jahren. Willenserklärungen von Bekenntnisgenoffen.

Avi. 108.

1 Wenn auf dem Gebiete der Kirchengemeindeordnung oder bei Bildung oder Umbildung von Kirchengemeinden und Kirchengemeinde­ bezirken eine Willenserklärung namens der in einem gewissen räum­ lichen Umkreis wohnenden (Art. 106 Abs. IV) Bekenntnisgenossen erforderlich ist, ohne daß es sich um die Beschlußfassung einer Wrchengemeinde oder eines ihr ähnlichen Konkurrenzverbandes handelt (Art. 66 Abs. III, 68 Abs. V), so erfolgt sie in einer oder mehreren Versammlungen der beteiligten männlichen, volljährigen, selbständi­ gen, mit direkter Staatssteuer veranlagten, dann im Besitze der deutschen Reichsangehörigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte be­ findlichen Bekenntnisgenossen in entsprechender Anwendung der Vor­ schriften über Kirchengemeindeversammlungen. "Das Weitere regelt die Staatsaufsichtsbehörde. Auswärtige Beziehungen.

8ltt» 109«

1 Die Verhältnisse solcher Kirchengemeinden, zu denen bayerische und nichtbayerische Gebietsteile gehören, bemessen sich zunächst nach Staatsverträgen und besonderen Rechtsverhältnissen, aushilfsweise nach den Bestimmungen der Kirchengemeindeordnung, soweit dies durchführbar ist. 11 Die Staatsregierung kann in Fällen des Abs. I nach Ein­ vernahme der zuständigen Vertretungskörper und etwaiger sonstiger

Beteiligten (Art. 108) die Verhältnisse abweichend von den Grund­ sätzen der Kirchengemeindeordnung regeln. 111 Die Staatsregierung kann in Bezug auf Kirchenumlagenpflich­ tige, die auch dem Steuerrechte nichtbayerischer Kirchengemeinden oder einem dieses ersetzenden Steuerrechte unterliegen, Vereinbarungen und Verfügungen treffen, die von den Vorschriften der Kirchen­ gemeindeordnung abweichen. IV Zur Gewährung einer Umlagenminderung oder einer Um­ lagenbefreiung sind in Fällen solcher Art auch die Kirchengemeinden berechtigt. v Die Staatsregierung kann ferner über die Kirchenumlagen­ pflicht von Personen, die zu einem anderen Staat in Beziehung stehen, nach dem Grundsätze der Gegenseitigkeit Anordnungen treffen, die von den Vorschriften der Kirchengemeindeordnung abweichen. Inkrafttreten. üdergangsvorschriften.

Stitt« HU.

'In den Landesteilen rechts des Rheins und für die katho­ lische Kirche in der Pfalz tritt die Kirchengemeindeordnung am 1. Januar 1913 in Kraft. Die zur Durchführung erforderlichen Maßnahmen können nach den Vorschriften dieses Gesetzes schon vor dem bezeichneten Zeitpunkte getroffen werden. 11 Der Zeitpunkt der ersten Kirchenverwaltungswahlen auf Grund der Kirchengemeindeordnung wird durch Ministerialvorschrist fest­ gesetzt. Die erste Wahlperiode läuft bis 31. Dezember 1918. Die bisherigen Kirchenverwaltungen und Fabrikräte bleiben auch nach dem 1. Januar 1913 bis zum Eintritte der neuen Kirchenverwal­ tungen in Tätigkeit und üben vom bezeichneten Tag an ihr Amt nach Maßgabe der Kirchengemeindeordnung. "'Die Mitglieder bestehender Kirchengemeinderepräsentationen, die erst in den letzten zwei Jahren vor Inkrafttreten des Gesetzes gewählt wurden (Art. 68 Abs. IV), erlangen mit dem 1. Januar 1913 die Eigenschaft als Kirchengemeindebevollmächtigte. IV Bei Aufstellung der Voranschläge für das Jahr 1913 hat die Berechnung der Umlagen bereits nach den Vorschriften der Kirchen­ gemeindeordnung stattzufinden. v Für das Jahr 1912 treten folgende, nach Verkündigung dieses Gesetzes sofort vollziehbare Vorschriften — in teilweiser Abänderung des bestehenden Rechtes — in Kraft: 1. Kirchenumlagenpflichtig sind Bekenntnisgenoffen, die nach Art. 2 bis 7 des Umlagengesetzes gemeindeumlagenpflichtig sind. Llingh«i«rich, Kirchengemelndeordnung. 6**

82

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

2. Für die Umlagenberechtigung der Kirchengemeinde ist nicht nur erforderlich, daß die Kirchengemeinde bei entsprechender Anwendung des Art. 20 Abs. VI, VII, IX und X der Kirchen­ gemeindeordnung umlagenberechtigt wäre, sondern auch, daß der Pflichtige im Kirchengemeindebezirk wohnt (Art. 106 Abs. IV). 3. Art. 25 Abs. II—VI, 26 und 27 des Umlagengesetzes finden entsprechende Anwendung. Das gleiche gilt von Art. 28; an Stelle der Gemeindeverwaltung tritt in den Landesteilen rechts des Rheins die Kirchenverwaltung. 4. Eine Erhöhung der Kirchenumlagen ist dann anzunehmen, wenn sich der Umlagenertrag gegen das Jahr 1911 erhöht. 5. Soweit in der Pfalz nach dem bis 1. Januar 1913 geltenden Recht ein Umlagenbeschluß staatlicher Genehmigung bedarf oder durch die Verfügung einer Staatsverwaltungsbehörde ersetzt werden kann, ist für die katholische Kirche der Pfalz in allen Fällen die der Kirchengemeinde nächstvorgesetzte Staatsaufsichtsbehörde zuständig.

Art. 111. 'Für die protestantische Kirche der Pfalz wird das Jnkrafttreten der Kirchengemeindeordnung durch Königliche Verordnung geregelt (Art. 103 Abs. 1), wobei dem Art. 110 Abs. II und IV entsprechende Bestimmungen getroffen werden können. Den Vor­ schriften der Art. 20—22 kann rückwirkende Geltung vom 1. Januar des Jahres der Inkraftsetzung ab beigelegt werden. "Art. 110 Abs. V gilt entsprechend für die protestantische Kirche der Pfalz bis zum Inkrafttreten der Kirchengemeindeordnung. Außerkraftsetzungen. Borbehalte.

Akt. 112.

1 Mit dem Inkrafttreten der Kirchengemeindeordnung treten außer Kraft:

A. in den Landesteilen rechts des Rheins: 1. die der zur auf

Verordnung vom 20. November 1815, die Vermehrung Blitzableiter betreffend, außer soweit sie die Verpflichtung Anbringung und Unterhaltung der nötigen Blitzableiter größeren Gebäuden solcher Stiftungen betrifft, die weder

5. Abschn.

2.

3.

4.

5.

Besondere und Schlußbestimmungen.

83

zum örtlichen Stiftungsvermögen im Sinne der Gemeinde­ ordnung noch zum ortskirchlichen Stiftungsvermögen gehören, Art. V des als Verordnung bezeichneten Gesetzes vom 22. Juli 1819, die Umlagen für Gemeindebedürfnifse betreffend, § 59 Abs. III—V und § 94 Abs. V—VIII des revidierten zu . s. vi*s 17. Mai 1818 Gememdeedrkts vom , I. Jun 1864 Art. 206 Abs. II Ziff. 2, 3 und letzter Satz der Gemeindeordnung für die Landesteile diesseits des Rheins vom 29. April 1869, die Vorschriften in § 23 Ziff. I und II des Landtagsabschieds vom 28. Mai 1892, deren Geltung über die Publikation der Kirchengemeindeordnung hinaus (Ziff. III daselbst) bis zum Zeitpunkte ihres Inkrafttretens erstreckt wird;

B. in -er Ml;: 1. die noch geltenden Vorschriften des Gesetzes vom 17. No­ vember 1837, die Gemeindeumlagen im Rheinkreise betr., 2. Art. 44 Satz 2 und Art. 129 der Gemeindeordnung für die Pfalz vom 29. April 1869;

c. im Königreiche: alle sonstigen entgegenstehenden gesetzlichen, insbesondere partikularrechtlichen Bestimmungen, dann alle entgegen­ stehenden oder durch die Kirchengemeindeordnung und die hiezu ergehenden Vorschriften ersetzten Verordnungen, In­ struktionen und generalisierten Entschließungen. "Die in einzelnen Landesteilen geltenden Normen über die Abholung von neuaufziehenden Geistlichen, Lehrern oder weltlichen Mrchen dienern, über die Bezahlung des Wertes nicht geleisteter Abholungsdienste oder die Vergütung erwachsener AufzugSkosten an den Angestellten, sowie über die Verpflichtung zum Rückersatz be­ züglich solcher Leistungen unter gewissen Voraussetzungen treten in Ansehung aller Aufzüge außer Wirksamkeit, die infolge einer nach Inkrafttreten der Kirchengemeindeordnung stattfindenden Ernennung vorzunehmen find. 111 Unberührt bleiben insbesondere die verfaffungsgesetzlichen Be­ stimmungen, ferner, soweit nicht die Kirchengemeindeordnung aus­ drückliche Bestimmungen enthält, die Rechtsnormen und Rechts-

84

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Verhältnisse hinsichtlich der Kirchen- und Schulbaulast, der weltlichen Kirchendiener sowie der Begräbnisplätze. ,v Unberührt bleiben ferner die Vorschriften über die Befugnisse der kirchlichen Organe (kirchliche Oberbehörde, Pfarrer, Kirchenrektor, Kirchenvorstand, Presbyterium) hinsichtlich der dem gottesdienstlichen Gebrauche gewidmeten Sachen. Dazu gehören namentlich ihre Be­ fugnisse in Bezug: 1. auf die Einräumung eines Kirchengebäudes oder einer Zugehörung eines solchen zu einer über den bestimmungsmäßigen Gebrauch hinausgehenden Benützung und auf die Regelung des Gebrauches der Kirchenglocken, unbeschadet der Rechte Dritter, der einschlägigen allgemeinen Anordnungen oder besonderer polizeilicher Verfügungen sowie der Zuständig, leiten aus dem Gesichtspunkte der Verwaltung des Kirchenvermögens; 2. auf die Genehmigung der Veräußerung von Sachen, die dem gottesdienstlichen Gebrauche gewidmet sind; 3. auf die Handhabung der Ordnung innerhalb der Kirchen­ gebäude nebst Zugehörungen.

Gegeben zu Berchtesgaden, den 24. September 1912.

Luitpold, Prinz von Bayern, ldes Königreichs Bayern Verweser.

Dr. Frhr. v. Hertling. Dr. Frhr. v. Soden- Fraunho fen. v. Thelemann. v. Breunig, v. Seidlein. Dr. v. Knilling. Frhr. v. Kreß.

Auf allerhöchsten Befehl: Der Mnisterialrat im K. Staatsministerium des Innern: Knözinger.

C. Wahlordnung. (Königliche Verordnung über die Wahlen des ortSkirchlichen Vertretungskörper ^Kirchenwahlordnung^.) (GBBl. 1912 S. 997.)

Jnhaltsüberficht. A. RegetmStzige Wahle» ....

§§ 1—44

I. Vorbereitung der Wahl .... 1—17 Im allgemeinen.................................................................................... 1 Aufstellung einer Wählerliste u. Abstandnahme von einer solchen 2 Maßnahmen des Kirchenverwaltungsvorstandes und der Mrchenverwaltung bei Aufstellung einer Wählerliste, dann Bestimmung über Vornahme der Wahl nach gebundenen Listen und in mehreren Wahllokalen.............................................................. 3—5 4. Maßnahmen des Kirchenverwaltungsvorstandes und der Kirchen­ verwaltung bei der Wahl der Kirchen Verwalter und Ersatzmänner nach gebundenen Listen........................................................................ 6—14 5. Ernennung der Wahlkommissäre.................................................... 15 6. Bekanntmachung des Ortes und der Zeit der Wahl der Kirchen­ verwalter und Ersatzmänner......................................................... 16—17 a) bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wähler­ liste nach freien Listen................................................. 16 b) bei Wahlen nach gebundenen Listen............................. 17

1. 2. 3.

II. 7.

8. 9. 10. 11. 12.

13. 14. 15.

Das Wahlverfahren

.

.

.

.

18—39

Bildung des Wahlausschusses und Bezeichnung des Hauptwahl­ ausschusses . 18 Obliegenheiten des Wahlkommissärs............................................. 19 Tätigkeit des Wahlausschusses..................................................... 20 Stimmgebung und Form der Wahlzettel..................................... 21 Ausschlußerteilung der Wähler..................................................... 22 Verfahren bei der Wahl der Kirchenverwalter und Ersatzmänner bei Aufstellung einer Wählerliste................................................ 23 Verfahren bei der Wahl der Kirchenverwalter und Ersatzmänner bei Abstandnahme von einer Wählerliste................................ 24 Beurkundung der Verweigerung der Zulassung zur Stimmgebung 25 Ermittlung des Wahlergebnisses und Inhalt der Wahlzettel . 26—28 a) bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen....................................... 26 b) bei Wahlen nach gebundenen Listen............................. 27 c) bei Wahlen nach gebundenen Listen mit folgender Er­ gänzungswahl nach freien Listen (§ 17 Abs. V). . . 28

86 16.

17. 18. 19. 20.

21. 22.

23. 24.

III.

C. Wahlordnung.

§§ Feststellung und Bekanntgabe der gewählten Kirchenverwalter und Ersatzmänner, dann Einsendung der Bekanntmachung des Wahlergebnisses an die kirchliche Oberbehörde ..... 29 Wahlprotokoll und Protokoll des Hauptwahlausschusses . . 30 Fertigung der Listen und Behandlung der Wahlzettel ... 31 Aufforderung der Gewählten zur Erklärung über Annahme oder Ablehnung der Wahl................................................................. 32 Entscheidung in den Landesteilen rechts des Rheins über Ab­ lehnungsgründe gewählter Kirchenverwalter und Ersatzmänner sowie Kenntnisnahme von Ablehnungen in der Pfalz ... 33 Fortsetzung der regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen . 34 Regelmäßige Erneuerungswahlen der Kirchengemeindebevoll­ mächtigten .....................................................................................35—37 a) Verfahren bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen........................ 36 b) Verfahren bei Wahlen nach gebundenen Listen . . 37 Fortsetzung der regelmäßigen Erneuerungswahlen der Kirchen­ gemeindebevollmächtigten .......................................................... 38 Vorlage der Wahlverhandlungen an die Staatsaufsichtsbehörde 39 Staatsaufsichtliche Prüfung, Ungültigkeit und Anfechtung der Wahl, dann Beanstandung Gewählter durch die kirchliche Oberbehörde..................................................................................... 40—43 a) Staatsaufsichtliche Prüfung der Wahl .... 40 b) Ungültigkeit der Wahl................................................. 41 c) Anfechtung der Wahl................................................. 42 d) Beanstandung Gewählter durch die kirchliche Oberbehörde 43

IV.

B.

Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter

.

44

Wahlen der MrchengemetndebevollmLchtigten im Laufe der Wahlperioden nnd Wahlen in besonderen Kälten 45

C.

Außerordentliche Wahlen D.

....

Gchlutzbestirnrnung..........................

46 47

Im Namen Seiner Majestät des Königs. Luitpold, von Gottes Gnaden Königlicher Prinz von Bayern Regent. W i r finden Uns bewogen auf Grund der Art. 52 Abs. III und 70 Abs. I der Kirchengemeindeordnung vom 24. September 1912 für die Landesteile rechts des Rheins und für die katholische Kirche in der Pfalz nachstehende

Kirchenwahlordnung zu erlassen. Wir behalten Uns die Erlassung besonderer Vorschriften für den Fall vor, daß in den evangelisch-lutherischen oder in den reformierten Kirchengemeinden rechts des Rheins gemäß Art. 104 Abs. I oder Art. 105 der Kirchengemeindeordnung die Befugnisse des Kirchenvorstands oder des Presbyteriums und die Besilgnisse der Kirchenverwaltung vereinigt werden.

A. Regelmäßige Wahlen. I. B»rbereit«ug der Wahl. Im allgemeinen.

g !♦ r Die Vorbereitung der Wahl obliegt der Kirchenverwaltung. ^Soll eine Kirchenverwaltung neu gebildet werden, so ist von der Staatsaufsichtsbehörde ein Ausschuß mit der Wahlvorbereitung zu be­ trauen. Der Ausschuß besteht aus einem Vorsitzenden und Beisitzern. Dem Ausschüsse kommen die Befugnisse und Obliegenheiten der Kirchen­ verwaltung, dem Vorsitzenden die des Kirchenverwaltungsvorstandes zu. Wenn ein nach der Kirchengemeindeordnung zur Vorstandschaft in der künftigen Kirchenverwaltung berufener Geistlicher vorhanden ist, tritt dieser als Vorsitzender ein; andernfalls bestellt die Staatsaufsichtsbehörde den Vorsitzenden aus der Mitte der wahlstimmberechtigten Kirchen­ gemeindeglieder. Diesen sind auch die Beisitzer zu entnehmen. Die Staatsaufsichtsbehörde bestimmt die Zahl der Beisitzer sowie die Art ihrer Bestellung und ordnet das Erforderliche wegen des Zusammen­ tritts des Ausschusses u. dgl. an. Aufstellung einer Wählerliste und Abstandnahme von einer solche«.

g 2 r Die Befugnis zur Ausübung des Wahlstimmrechts ist vor­ behaltlich der Bestimmung in Abs. II von dem Eintrag in eine jeweils nach Maßgabe der §§ 3—5 anzulegenden Wählerliste abhängig. 111 Mit staatsaufsichtlicher Genehmigung, um deren Erteilung recht­ zeitig nachzusuchen ist, kann von der Aufstellung einer Wählerliste ab-

88

C. Wahlordnung.

gesehen werden. 2 Die Genehmigung soll nur versagt werden, wenn triftige Gründe vorliegen. uu Die Wahl erfolgt im Falle des Abs. II nach freien Listen, im Falle des Abs. I nach freien Listen oder mit Genehmigung der Staats­ aufsichtsbehörde nach gebundenen Listen (KGO. Art. 52 Abs. III Satz 2 und 3; dann §§ 5 Abs. VI, X, 6—14, 17, 27, 28, 37 dieser Verordnung). 2 Abs. II Satz 2 findet Anwendung. ^'Wird von Aufstellung einer Wählerliste abgesehen, so kommen die Vorschriften in §§ 3—14 nicht in Betracht. Maßnahmen des Kirchenverwaltungsvorstandes und der Kirchen­ verwaltung bei Aufstellung einer Wählerliste, dann Bestim­ mung über Bornahme der Wahl nach gebundenen Listen und in mehreren Wahllokalen.

8 8. r * Bis spätestens vierten Oktober desjenigen Jahres, in dem die regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen stattfinden, sollen vom Kirchenverwaltungsvorstande die Wahlstimmberechtigten (KGO. Art. 43 Abs. I) durch öffentliche Bekanntmachung aufgefordert werden, sich zum Zwecke der Ausübung des Wahlstimmrechts unter Angabe des Familiew­ und Vornamens, der Geburtszeit und des Bekenntnisses, des Standes oder Berufes und des Wohnorts (Straße, Hausnummer) sowie der Staats­ angehörigkeit und Steuerveranlagung (Art der direkten Steuern) münd­ lich oder schriftlich anzumelden. 2 Die Anmeldefrist ist auf zehn Kalender­ tage (§ 47), von dem auf den öffentlichen Anschlag der Bekanntmachung folgenden Tage an gerechnet, zu bemessen. 8 In der Bekanntmachung ist der Endtermin der Anmeldefrist anzugeben und bei einer Wahl für eine Pfarrgemeinde die etwa von der Staatsaufsichtsbehörde nach KGO. Art. 42 Abs. II getroffene Bestimmung anzuführen; es ist das Lokal zu bezeichnen, in dem die mündlichen Anmeldungen zu erfolgen haben, und es sind für deren Entgegennahme bestimmte Zeiten festzusetzen; es ist auf die nachstehenden Abs. III Satz 1 und IV Satz 1 sowie darauf hinzu­ weisen, daß die schriftliche Anmeldung in beliebiger Form, z. B. mit Postkarte, zulässig ist und auch mehrere Personen zusammen in einer von allen Beteiligten unterzeichneten Liste angemeldet werden können, dann daß niemand wählen kann, der sich nicht fristgemäß zur Eintragung in die Wählerliste angemeldet hat. 4 5)te Bekanntmachung ist an einem geeigneten Ort, etwa am Eingang in die Ärche, und je nach Größe des Kirchengemeindebezirks noch an anderen Orten dieses Bezirks öffentlich anzuschlagen und mit dem Datum des Tages des Anschlags zu versehen. 5 Wird die Bekanntmachung an mehreren Orten angeschlagen, jo hat der Anschlag sämtlicher Bekanntmachungen am gleichen Tage zu erfolgen. 8 Neben dem öffentlichen Anschlag können auch andere Arten der Be­ kanntmachung, z. B. Verkündung von der Kanzel u. dgl., gewählt werden. 7 Der Kirchenverwaltungsvorstand hat dem Wahlkommissär, im Falle des § 18 Abs. II dem Wahlkommissär des Hauptwahlausschusses einen Ab­ druck der Bekanntmachung sowie eine schriftliche Bestätigung über den Vollzug der Bekanntmachung zu übergeben. 111 Die innerhalb der Anmeldefrist angemeldeten Personen sollen vom Kirchenverwaltungsvorstand oder unter seiner Aufsicht und Verantwortung von einer nach KGO. Art. 57 bestellten Person jeweils tunlichst sofort beim Eingang der Anmeldung in eine Liste (Anmeldeliste) nach Anlage I (Spalte 1—9) eingetragen werden. 2 Die Liste kann je nach Bedarf, be­ sonders in größeren Kirchengemeinden, nach Buchstaben eingeteilt an-

A. Regelmäßige Wahlen.

89

gelegt werden, wobei alsdann die fortlaufende Numerierung in Spalte 1 nach Abschluß der Eintragungen vorzunehmen ist. 3 Die schriftlichen An­ meldungen sind mit dem Tage des Einlaufs zu versehen und als Bei­ lagen zur Anmeldeliste zu nehmen. 4 Ü6er verspätet angebrachte münd­ liche Anmeldungen sind vom Kirchenverwaltungsvorstande Vormerkungen aufzunehmen; diese werden mit den nach Ablauf der Frist etwa ein­ gekommenen schriftlichen Anmeldungen gleichfalls als Beilagen zur An­ meldeliste genommen. m1 Auf Verlangen ist der Empfang schriftlicher Anmeldungen zu be­ stätigen. 2 Erfolgt die schriftliche Anmeldung mehrerer Personen in einer Liste zusammen, so genügt die Bestätigung des Empfangs an den zur Entgegennahme Ermächtigten oder mangels einer Ermächtigung an den in der Liste zuerst Aufgeführten. IV1 Eine Anmeldepflicht besteht nicht für den Kirchenverwaltungs­ vorstand sowie für die bisherigen Kirchenverwalter und Kirchengemeinde­ bevollmächtigten nebst Ersatzmännern. 2 Diese werden von Amts wegen in die Anmeldeliste unter Ausfüllung der Spalten 1—8 eingetragen, wobei ihre bisherige Stellung in den ortskirchlichen Vertretungskörpern in Spalte 2 anzugeben ist. 3 Abs. II Satz 2 ist gegebenenfalls zu beachten. g 4. * Sofort nach Ablauf der Anmeldefrist hat der Kirchenver­ waltungsvorstandes vorläufig zu prüfen, ob die in die Anmeldeliste Ein­ getragenen wahlstimmberechtigt sind (KGO. Art. 43 Abs. I). 2 Ergeben sich hiebei begründete Zweifel, so sind unverzüglich die erforderlichen Er­ hebungen einzuleiten. 3 Auf KGO. Art. 52 Abs. IV Satz 1 wird ver­ wiesen; den K. Rentämtern kann jedoch die Anfertigung von Verzeich­ nissen der mit direkten Steuern Veranlagten nicht angesonnen werden. 4 Über mündlich gepflogene Erhebungen sind Vormerkungen aufzunehmen. 3 Die die Erhebungen enthaltenden Schriftstücke sind als Beilagen zur Anmeldeliste zu nehmen. g 5 H Nach Abschluß der Erhebungen hat die Kirchenverwaltung zunächst zu prüfen, ob die in § 3 Abs. IV genannten Personen in die Anmeldeliste eingetragen, dann ob die übrigen in der Anmeldeliste auf­ geführten Personen sämtlich innerhalb der Anmeldefrist angemeldet und ob alle rechtzeitig angemeldeten Personen in die Anmeldeliste eingetragen worden sind. 2 Zeigen sich hiebei Mängel, so ist die Anmeldeliste zu be­ richtigen; der Grund einer Streichung oder nachträglichen Eintragung ist in Spalte 11 vorzutragen. ui Sodann hat die Kirchenverwaltung über die Wahlstimmberech­ tigung der in die Anmeldeliste eingetragenen Personen (KGO. Art. 43 Abs. I) Beschluß zu fassen und das Ergebnis in Spalte 10 a der An­ meldeliste niederzulegen. 2 Die Anmeldeliste ist abzuschließen und von allen anwesenden Mitgliedern der Kirchenverwaltung zu unterschreiben. 3 Soweit über die Wahlstimmberechtigung begründete Zweifel bestehen, ist die Beschlußfassung aus-zusetzen und nach § 4 Satz 2 und 3 zu ver­ fahren. 4 In solchen Fällen hat die Kirchenverwaltung wiederholt zu­ sammenzutreten und das Ergebnis der Beschlußfassung in Spalte 10 a und den Tag der Beschlußfassung in Spalte 11 der Anmeldeliste einzu­ tragen. 5 § 4 Satz 4 und 5 findet Anwendung. m4 Beschlüsse, durch welche die Wählstimmberechtigung nicht an­ erkannt wird, sind den Beteiligten sofort gegen Nachweis zu eröffnen. 2 Gegen solche Beschlüsse steht binnen drei Kalendertagen (§ 47), von dem

90

C. Wahlordnung.

auf die Eröffnung folgenden Tage an gerechnet, Beschwerde zur Staats­ aufsichtsbehörde offen, wodurch das Wahlverfahren nicht aufgehalten werden darf. 3 Die Beschwerde kann innerhalb dieser Frist sowohl beim Kirchenverwaltungsvorstand als auch bei der Staatsaufsichtsbehörde ein­ gelegt werden. 4 Der Beschluß der Staatsaufsichtsbehörde ist vom Kirchen­ verwaltungsvorstand in Spalte 10 b der Anmeldeliste zu vermerken. 5 Wenn die Aufnahme in die Anmeldeliste wegen verspäteter Anmeldung nicht erfolgt oder eine eingetragene Person aus diesem Grunde in der Liste gestrichen wird, ist den Beteiligten hievon sofort nachweislich Mit­ teilung zu machen. 6 Satz 2 und 3 finden Anwendung. 7 Wird der Be­ schwerde stattgegeben, so ist der Beschwerdeführer vom Kirchenverwaltungs­ vorstand im ersten Falle in der Anmeldeliste nachzutragen, im zweiten Falle wiedereinzutragen unter Angabe des Grundes der Eintragung in Spalte 11. 8 Die in Satz 1 und 5 bezeichneten Nachweise und die Be­ schlüsse der Staatsaufsichtsbehörde sind als Beilagen zur Anmeldeliste zu nehmen. IV Im übrigen findet gegen die Beschlüsse der Kirchenverwaltung eine Beschwerde nicht statt. v 1 Die gegebenenfalls berichtigte und ergänzte Anmeldeliste bildet die Grundlage für die Befugnis zur Ausübung des Wahlstimmrechts. Nie­ mand kann wählen, der nicht in die Anmeldeliste eingetragen und dessen Wahlstimmrecht in dieser nicht anerkannt ist. 3 Die Wählbarkeit (KGO. Art. 44 Abs. I) ist nicht von der Eintragung in die Anmeldeliste abhängig. vl 1 Je nach der Zahl der Eintragungen ist darüber Beschluß zu fassen, ob die Wahl nach gebundenen Listen (§ 2 Abs. III), dann ob die Wahl in mehreren Wahllokalen (KGO. Art. 48 Abs. II) vorgenommen werden soll. 2 Wird Wahl nach gebundenen Listen beschlossen, so ist um die Ge­ nehmigung hiezu bei der Staatsaufsichtsbehörde nachzusuchen. 3 Soll die Wahl in mehreren Wahllokalen vorgenommen werden, so ist der Staats­ aufsichtsbehörde hierüber zu berichten (§§ 15 und 18 Abs. II). 4 Die Zu­ teilung der Wähler zu den einzelnen Wahllokalen erfolgt nach alpha­ betischer Ausscheidung. 5 Mit staatsaufsichtlicher Genehmigung, um deren Erteilung ungesäumt nachzusuchen ist, kann die Zuteilung auch nach anderen Merkmalen, z. B. nach territorialer Abgrenzung des Kirchen­ gemeindebezirks, vorgenommen werden. vu 1 Auf Grund der Anmeldeliste ist eine alphabetische Liste der Wahl­ stimmberechtigten (Wählerliste) nach Anlage II (Spalte 1—6) herzustellen. 2 In die Wählerliste sind Personen nicht aufzunehmen, deren Wahlstimmrecht in der Anmeldeliste nicht anerkannt ist. 3 Der Kirchenverwaltungs­ vorstand hat auf der Wählerliste zu bestätigen, daß alle in der Anmelde­ liste als wahlstimmberechtigt Anerkannten in die Wählerliste ausgenommen worden sind. 4 Wenn die Wahl in mehreren Wahllokalen vorgenommen wird, ist für jedes Wahllokal eine besondere Wählerliste anzulegen. 5 In diese besonderen Listen sind nur die Personen aufzunehmen, die in dem treffenden Wahllokal ihr Wahlstimmrecht auszuüben haben. 6 Auf diesen besonderen Listen ist vom Kirchenverwaltungsvorstande zu bestätigen, daß alle in der Anmeldeliste als wahlstimmberechtigt Anerkannten, die dem treffenden Wahllokal zugeteilt sind, in die Wählerliste ausgenommen wurden. Vin Die Anmeldeliste samt Beilagen (§ 3 Abs. II Satz 3 und 4, § 4 Satz 5, § 5 Abs. II Satz 5 und III Satz 8) ist vom Kirchenverwaltungs­ vorstand einstweilen zu verwahren.

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 5—9.

91

IX1 Wird die Wahl nach freien Listen vorgenommen, so hat der Kirchenverwaltungsvorstand die Wählerliste dem Wahlkommissär (KGO. Art. 48 Abs. I) zu übergeben. 2 Findet die Wahl in mehreren Wahl­ lokalen statt, so erhalten der Wahlkommissär des Hauptwahlausschusses (§ 18 Abs. II) und die übrigen Wahlkommissäre die treffenden besonderen Wählerlisten (Abs. VII Satz 4, 5 und 6). xSoll die Wahl nach gebundenen Listen vorgenommen werden, so ist vor Abgabe der Wählerliste an den Wahl­ kommissär (§ 14 Abs. I) zunächst noch nach §§ 6—13 zu ver­ fahren. Maßnahmen des Kirchcnverwaltunasvorftandes und der Kirchcnverwaltung bei der Wahl der Kirchenverwalter und Ersatz­ männer nach gebundenen Listen.

§ 6* 1 Wenn der Antrag auf Vornahme der Wahl nach gebundenen Listen von der Staatsaufsichtsbehörde genehmigt worden ist, hat der Kirchenverwaltungsvorstand die in die Wählerliste eingetragenen Wahl­ stimmberechtigten (§ 5 Abs. V und VII) unter Mitteilung eines Auszugs aus den für die Wahl nach gebundenen Listen geltenden Vorschriften, dann unter Bekanntgabe der Zahl der zu wählenden Kirchenverwalter und Er­ satzmänner (KGO. Art. 37 Abs. I Ziff. 2 und 51 Abs. I Satz 1) sowie der Namen der ausscheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner zur Ein­ reichung von Vorschlagslisten durch öffentliche Bekanntmachung aufzusordern. 2 Hiebei ist darauf hinzuweisen, daß nur für unveränderte Vor­ schlagslisten gestimmt werden darf und daß Personen nicht gewählt werden können, die auf keiner Vorschlagsliste stehen. 3 Die Vorschlagsfrist ist auf zehn Kalendertage (§ 47), von dem aus den öffentlichen Anschlag der Be­ kanntmachung folgenden Tag an gerechnet, zu bemessen. ^Jn der Be­ kanntmachung ist der Endtermin der Vorschlagssrist anzugeben. 5 § 3 Abs. I Satz 4, 5 und 6 findet Anwendung. ß 7. r Der Kirchenverwaltungsvorstand versieht die eingereichten Vorschlagslisten mit dem Tage des Eingangs und den Buchstaben des Alphabets (A, B, C usw.) nach der Reihenfolge des Eingangs. 11 Die etwaige Beifügung eines Listenmerkmals ist als nicht geschrieben zu erachterr und zu streichen. g 8. r Die Vorschlagsliste soll soviel wählbare Personen (KGO. Art. 44 Abs. I) enthalten, als Stellen zu besetzen sind. 111 Tie Vorschlagsliste muß Familien- und Vornamen, Geburtszeit und Bekenntnis, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer), Staatsangehörigkeit und Steuerveranlagung (Art der direkten Steuern) der Vorgeschlagenen enthalten. 2 Die Vorgeschlagenen sind in erkennbarer Reihenfolge aufzuführen, sie brauchen in die Wählerliste (§ 5 Abs. VII) nicht eingetragen zu sein. g S. 1 Der Vorschlagsliste ist die eigenhändige schriftliche Erklärung eines jeden Vorgeschlagenen beizufügen, daß er der Aufnahme in die Vorschlagsliste zustimme. 11 Eine Erklärung, daß die Zustimmung zurückgezogen werde, ist nicht zu berücksichtigen und zwar auch dann nicht, wenn sie noch vor der Ein­ reichung der Vorschlagsliste abgegeben wird. in Durch die Zustimmung zur Aufnahme in die Vorschlagsliste wird eine spätere Ablehnung der Wahl nicht ausgeschlossen. Nicht zulässig ist, daß eine Person in derselben Vorschlagsliste mehrmals vorgeschlagen wird, wohl aber kann eine Person in mehreren

92

C. Wahlordnung.

Vorschlagslisten vorgeschlagen werden. 2 solchen Fällen hat die in Frage stehende Person jeder der verschiedenen Vorschlagslisten die eigen­ händige schriftliche Erklärung über Zustimmung zur Aufnahme beizufügen.

ß 10. rDie Zahl der Vorschlagenden muß die Zahl der zu wählenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner mindestens erreichen. 11 Die Vorschlagenden müssen in die Wählerliste (§ 5 Abs. VII) ein­ getragen sein. < m Die Borschlagenden haben die Vorschlagsliste mit Familien- und Vornamen, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) eigen­ händig zu unterschreiben. r^Auf der Vorschlagsliste soll einer der Unterschriebenen als Ver­ trauensmann der Vorschlagenden, ein anderer als Stellvertreter des Ver­ trauensmannes bezeichnet sein. Fehlt diese Bezeichnung, so gilt als Ver­ trauensmann der erste und als sein Stellvertreter der zweite der unter­ schriebenen Vorschlagenden. v Eine und dieselbe Person darf als Vorschlagender nur eine Vor­ schlagsliste unterschreiben. ^Zulässig ist, daß jemand eine Vorschlagsliste als Vorschlagender unterschreibt, in der er selbst vorgeschlagen ist; auch wird die Unterschrift nicht dadurch unwirksam, daß der Unterschriebene stirbt.

8 II. r Der Vertrauensmann (§ 10 Abs. IV) ist ermächtigt, 1. fehlende Unterschriften der Vorschlagenden zu beschaffen (§ 10 Abs. I), 2. undeutliche Bezeichnungen der Vorgeschlagenen oder ihrer Reihen­ folge zu verbessern (§ 8 Abs. II). 11 Andere Ergänzungen können von dem Vertrauensmann nicht vor­ genommen werden. Unzulässig sind hienach insbesondere sachliche Ände­ rungen in Bezug auf die vorgeschlagenen Personen oder in Bezug auf deren Reihenfolge, dann die Zurücknahme einer Vorschlagsliste. mDie Beschaffung fehlender Unterschriften kann nur dadurch ge­ schehen, daß sich die Hinzutretenden zum Kirchenverwaltungsvorstand be­ geben und die dort befindliche Urschrift der Vorschlagsliste eigenhändig unterschreiben. Der Hinzutretende darf keine der übrigen Vorschlagslisten unterschrieben haben. 8 12. r Ungültig sind Vorschlagslisten, 1. die nicht rechtzeitig eingereicht worden sind (§ 6 Satz 4), 2. die nicht von der erforderlichen Anzahl geeigneter Personen als Vorschlagenden unterschrieben sind (§ 10 Abs. I, II und III), 3. soweit sie von jemand als Vorschlagendem unterschrieben sind, der auch andere Vorschlagslisten als Vorschlagender unterschrieben hat (§ 10 Abs. V), 4. soweit darin bei den Borgeschlagenen nach Erschöpfung der zu­ lässigen Zahl von Namen weitere Namen vorgetragen sind (§ 8 Abs. I) oder ein Name öfter als einmal aufgeführt ist (§ 9 Abs. IV), 5. soweit die Vorgeschlagenen nicht deutlich bezeichnet oder nicht in erkennbarer Reihenfolge aufgeführt sind (§ 8 Abs. II), 6. soweit Personen vorgeschlagen sind, die der Aufnahme in die Vor­ schlagsliste nicht zugestimmt haben (§ 9 Abs. I und IV Satz 2). 11 Die Auszählung der Ungültigkeitsgründe ist erschöpfend. Eine Vor­ schlagsliste, die weniger Namen enthält, als Stellen zu besetzen sind, ist gültig; gültig ist ferner der Vorschlag einer nicht wählbaren Person und es wird die Gültigkeit eines Vorschlags dadurch nicht beeinträchtigt.

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 9—16.

93

daß die vorgeschlagene Person nach Abgabe der Zustimmungserklärung verstirbt. ß 13* * * Sofort nach Ablauf der Borschlagsfrist hat die Kirchen­ verwaltung die Vorschlagslisten zu prüfen. 2 S)ie Prüfung hat sich auf alle Umstände zu erstrecken, die für die Gültigkeit der Vorschlagslisten nach §§ 6, 8, 9, 10 und 12 von Belang sind. H Vorschlagslisten, die nicht rechtzeitig eingereicht wurden, sind mit dem Vermerk „Ungültig" zu versehen. 2 Die Unterschriften von Vor­ schlagenden, die nicht in die Wählerliste eingetragen sind oder die mehrere Vorschlagslisten unterschrieben haben, sind auf allen Vorschlagslisten zu streichen. m Außerdem sind zu streichen Vorgeschlagene, 1. die in einer Vorschlagsliste öfter als einmal aufgeführt sind, an allen Stellen mit Ausnahme der ersten, 2. die eine Vorschlagsliste über die zulässige Zahl von Namen hinaus enthält, 3. die der Aufnahme in die Vorschlagsliste nicht zugestimmt haben, 4. die nach Abgabe der Zustimmungserklärung verstorben sind. IV 1 Das Ergebnis der Prüfung ist den Vertrauensmännern (§ 10 Abs. IV) vom Kirchenverwaltungsvorstand entweder schriftlich gegen Zu­ stellungsnachweis oder mündlich zu Protokoll zu eröffnen. 2 Hiebei sind etwaige Anstände genau zu bezeichnen. 3 Lassen sich die Anstände nach § 11 Abs. I und III beseitigen, so ist auf diese Möglichkeit hinzuweisen und zur Beseitigung der Anstände eine Frist von höchstens zwei Kalender­ tagen (§ 47), von dem aus die Eröffnung folgenden Tage an gerechnet, zu gewähren. ^Die im Vollzug dieses Absatzes gepflogenen Verhandlungen hat der Kirchenverwaltungsvorstand einstweilen zu verwahren. g 14* 1 Nach Ablauf der im § 13 Abs. IV Satz 3 gesetzten Frist hat der Kirchenverwaltungsvorstand entsprechend dem § 5 Abs. IX zu ver­ fahren. ;L " Außerdem hat er dem Wahlkommissär, im Falle des § 18 Abs. II dem Wahlkommissär des Hauptwahlausschusses zu übergeben: 1. einen Abdruck der Bekanntmachung nach § 6 sowie eine schriftliche Bestätigung über den Vollzug der Bekanntmachung, 2. die sämtlichen ein gereichten Vorschlagslisten. 111 Wenn keine Vorschlagsliste eingereicht wurde, ist eine entsprechende Mitteilung mit dem Vollzug von Abs. I und Abs. II Ziff. 1 zu verbinden. Ernennung der Wahlkommisiäre.

ß 18. Wenn die Wahl in mehreren Wahllokalen vorgenommen wird (§ 5 Abs. VI), ist für jedes Wahllokal von der Staatsaufsichtsbehörde ein Wahlkommissär (KGO. Art. 48 Abs. I) zu ernennen. Auf § 18 Abs. II wird verwiesen. Bekanntmachung des Ortes und der Zeit der Wahl der Kirchenverwalter und Ersatzmänner, a) -ei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen.

g 16. *Der Ort der Wahl und die Zeit, während der die Stimmgebung stattzufinden hat, werden vom Wahlkommissär, im Falle des § 18 Abs. II vom Wahlkommissär des Hauptwahlausschusses festgesetzt und mindestens zehn Tage vor der Wahl in der Kirchengemeinde öffentlich bekannt gemacht. 2 Hiebei sind die Zahl der zu wähleräen Kir­ chenverwalter und Ersatzmänner (KGO. Art. 37 Abs. I Ziff. 2 und 51

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C. Wahlordnung.

Abs. I Satz 1) und die Namen der ausscheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner zu veröffentlichen. Wurde bei einer Wahl für eine Pfarr­ gemeinde von Aufstellung einer Wählerliste abgesehen, so ist die etwa von der Staatsaufsichtsbehörde nach KGO. Art. 42 Abs. II getroffene Bestimmung in die Bekanntmachung aufzunehmen. ^Außerdem ist auf die Bestimmungen des § 21 Abs. I sowie auf die des § 26 Abs. IV Ziff. 1, 2 und 5 über die Ungültigkeit der Wahlzettel hinzuweisen. 5§ 3 Abs. I Satz 4, 5 und 6 findet Anwendung, Satz 4 mit der Maßgabe, daß die Bekanntmachung am Tage der Wahl auch am Eingang zum Wahllokal öffentlich anzuschlagen ist. 6 Der Wahlkommissär hat einen Abdruck der Bekanntmachung sowie eine schriftliche Bestätigung über den Vollzug der Bekanntmachung zu den Wahlakten zu nehmen. 7 Wenn die Wahl in mehreren Wahllokalen vorgenommen chird, sind je zwei Abdrücke der Be­ kanntmachung vom Wahlkommissär des Hauptwahlausschusses den übrigen Wahlkommissären für ihre Wahlakten und zum Anschlag der Bekannt­ machung am Eingang zu den Wahllokalen zu übergeben. d)bei Wahlen nach gebundenen Liste«.

8 17* 1 § 16 Satz 1, 5, 6 und 7 findet Anwendung. 111 In die Bekanntmachung sind sämtliche Vorschlagslisten, soweit sie gültig sind (§§ 12, 13 Abs. I, II und III), aufzunehmen. 2 Die einzelnen Vorschlagslisten sind dabei in der Reihenfolge ihres Eingangs zu ordnen und mit den Ordnungsbuchstaben (§ 7 Abs. I) zu versehen. 3 In den zu veröffentlichenden Vorschlagslisten sind die Vorgeschlagenen lediglich mit Familien- und Vornamen, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) aufzusühren; von der Wiedergabe der übrigen Personal­ angaben (§ 8 Abs. II Satz 1), dann von der Bekanntgabe der Unterschrif­ ten und der etwaigen Beifügung eines Listenmerkmals (§ 7 Abs. II) ist abzusehen. 4 Die Vorschlagslisten behalten ihre ursprünglichen Ordnungs­ buchstaben (§ 7 Abs. I) auch dann, wenn etwa eine nach dem Eingang vorausgehende Liste wegen Ungültigkeit nicht veröffentlicht wird. 111 Bei der Veröffentlichung der Vorschlagslisten ist auf die Bestim­ mungen des § 21 Abs. I sowie darauf hinzuweisen, daß Wahlzettel be­ nützt. werden können, die lediglich die Bezeichnung der Vorschlagsliste ent­ halten, für die sich die Wähler entscheiden, daß aber Wahlzettel un­ gültig sind, in denen 1. für mehr als eine Vorschlagsliste gestimmt wird, 2. Änderungen, Zusätze oder Streichungen in der Vorschlagsliste, auch Änderungen in der Reihenfolge der Vorgeschlagenen, vorgenommen sind, 3. Personen gewählt werden, die auf keiner Vorschlagsliste stehen. Hinzuweisen ist ferner auf die Bestimmungen des § 26 Abs. IV Ziff. 1 und 5 über die Ungültigkeit der Wahlzettel. IV 1 Wenn keine Vorschlagsliste eingereicht wurde oder keine der ein­ gereichten Vorschlagslisten gültig ist, findet die Wahl nach freien Listen statt. 2 In diesem Falle ist nach § 16 zu verfahren. 3 In der öffent­ lichen Bekanntmachung ist der Grund anzugeben, aus dem nicht nach ge­ bundenen Listen gewählt werden kann. v 1 Eine Wahl nach freien Listen ist auch insoweit vorzunehmen, als in allen gültigen Vorschlagslisten zusammen weniger Personen vorge­ schlagen wurden, als Stellen zu besetzen sind. 2 Nach freien Listen sind in diesem Falle soviel Personen zu wählen, als die Gesamtzahl der in sämt­ lichen gültigen Vorschlagslisten Vorgeschlagenen hinter der Zahl der zu

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 16—20.

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Wählenden zurückbleibt. 3 Bei der Ergänzungswahl dürfen Personen, die schon auf einer Vorschlagsliste stehen, nicht gewählt werden. 4 Die Ergänzungswahl findet nach Ermittlung des Ergebnisses der Wahl nach gebundenen Listen (§ 27) statt; dies ist bei Bestimmung des Zeitpunktes, in dem die Wahl beginnen soll, zu beachten. 5 In der nach Abs. I, II und III zu erlassenden Bekanntmachung ist auf vorstehenden Satz 3 hinzu­ weisen, die Zahl der uach freien Listen zu Wählenden anzugeben und die Zeit, während der die Stimmgebung stattzufinden hat, zu veröffentlichen.

II. Da- Wahlverfahreu. Bildung des Wahlausschuffes und Bezeichnung des Hauptwahlausschuffes.

8 18. *Der Wahlausschuß wird am Wahltage unter der Leitung des Wahlkommissärs durch Zuruf aus der Mitte der erschienenen Wähler gebildet; er hat aus drei Mitgliedern zu bestehen. In gleicher Weise ist der Wahlausschuß zu ergänzen, wenn ein Mitglied während der Wahl in Wegfall kommt. Ergänzungen des Wahlausschusses sind im Wahlprotokoll (§ 30) zu vermerken. Die Mitglieder des Wahlausschusses müssen wahl­ stimmberechtigt (KGO. Art. 43 Abs. I) und, wenn eine Wählerliste auf­ gestellt ist, in diese, wenn mehrere Wählerlisten angelegt sind, in die treffenden Wählerlisten (§ 5 Abs. VII) eingetragen sein. n Wenn mehrere Wahlausschüsse zu bilden sind (§ 15), ist von der Staatsaufsichtsbehörde einer derselben als Hauptwahlausschuß zu be­ zeichnen. 111 Zur Besorgung der Schreibgeschäfte tann vom Wahlkommissär eine geeignete Persönlichkeit beigezogen werden, die hiedurch nicht Mitglied des Wahlausschusses wird. Obliegenheiten des Waklkommiffärs.

g 19. Wahlkommissär hat rechtzeitig alle Vorkehrungen und Anordnungen zu treffen, die im Interesse einer ungestörten Abwicklung des Wahlgeschäfts geboten erscheinen. Auf KGO. Art. 48 Abs. V wird ver­ wiesen. Die Vorschrift der §§ 16 Abs. I Satz 5 und 17 Abst I über An­ schlag der Wahlbekanntmachung am Eingang zum Wahllokal ist zu be­ achten. 11 Ter Wahlkommissär hat die Wahl mit rücksichtsloser Unbefangen­ heit unter pflichtmäßiger Enthaltung von jeder Beschränkung der Wahl­ freiheit zu leiten. Er handhabt die Ordnung im Wahllokal und hat jede Ausschreitung, insbesondere öffentliche Besprechungen unter den Wählern im Wahllokale zurückzuweisen. ul Nach Ablauf der für die Wahl festgesetzten Zeit darf der Wahl­ kommissär nur noch Personen zur Stimmgebung zulassen, die bereits im Wahlraum anwesend sind. Tätigkeit des Wahlausschusses.

g 29. 11 Tet Wahlausschuß entscheidet öffentlich durch Mehrheits­ beschluß über die bei der Wahlhandlung sich ergebenden Anstände und über die Zulassung zur Stimmgebung. 2 der Entscheidung über die Zulassung zur Stimmgebung ist zu prüfen, 1. bei Abstandnahme von einer Wählerliste (§ 2 Abs. II), ob die Voraussetzungen der Wahlstimmberechtigung (KGO. Art. 43 Abs. I) gegeben sind, 2. bei Aufstellung einer Wählerliste (§ 5 Abs. V und VII), ob diese Voraussetzungen zur Zeit der Wahl noch zutreffen.

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C. Wahlordnung.

111 Ter Wahlausschuß ist beschlußfähig, wenn mindestens zwei Mit­ glieder anwesend sind; in diesem Falle entscheidet bei Stimmengleichheit der Wahlkommissär, der im übrigen an den Abstimmungen nicht teil­ nimmt. 2 Bei Entscheidungen über Anstände, die durch die Tätigkeit des Wahlkommissärs hervorgerusen worden sind, haben sämtliche drei Wahl­ ausschußmitglieder mitzuwirken. m Die Anfechtung von Beschlüssen des Wahlausschusses (§ 42) hat keine aufschiebende Wirkung. IV1 Wird die Wahlhandlung unterbrochen, so sind in Gegenwart des Wahlausschusses vom Wahlkommissär die Wahlakten unter Siegel zu legen und bei Fortsetzung des Wahlgeschäftes zu entsiegeln. 3 Ist der Kirchenverwaltungsvorstand Wahlkommissär, so ist das Siegel der Mrchenverwaltung zu verwenden, für andere Fälle trifft die Staatsaufsichts­ behörde bei Ernennung des Wahlkommissärs die erforderlichen Anord­ nungen. Stimmgebung und Form der Wahlzettel.

8 21. n Die Stimmgebung ist eine geheime. 3 Die Wahlzettel müssen von weißem Papier sein; sie sollen 21 zu 33 cm groß und von mittelstarkem Schreibpapier sein. 3 Die Wahlzettel sind von den Wählern zu beschaffen. 4 Am Wahltage soll eine entsprechende Anzahl von Wahl­ zetteln im Wahllokale zur Abgabe an die Wähler bereit gehalten werden. 3Bei Wahlen nach gebundenen Listen haben die Vertrauensmänner der Borschlagenden (§ 10 Abs. IV) hiezu dem Wahlkommissär die entsprechende Anzahl von Wahlzetteln zur Verfügung zu stellen. 3 Die Kosten für die im Wahllokale bei Wahlen nach freien Listen (§§ 2 Abs. III, 17 Abs. V) bereit zu haltenden leeren Wahlzettel gehören zu den Wahlkosten (KGO. Art. 52 Abs. V in Verbindung mit Art. 12 Abs. I Ziff. 6). 7 Die Kosten für Herstellung gedruckter, autographierter oder sonst vervielfältigter Wahlzettel mit Bezeichnung der zu Wählenden können als Wahlkosten behandelt werden a) bei Wahlen nach freien Listen, wenn nur eine Wählergruppe einen Vorschlag aufstellt, b) bei Wahlen nach gebundenen Listen, wenn nlir eine gültige Vor­ schlagsliste eingereicht wurde. "Die Wahlzettel müssen so zusammengelegt sein, daß die darin ver­ zeichneten Namen verdeckt sind. '"Wahlzettel, bei denen hiegegen verstoßen ist, dann solche, die nicht von weißem Papier oder die mit einem äußeren Kennzeichen versehen sind, hat der Wahlkommissär zurückzuweisen. '^Tie zur Annahme geeignet befundenen Wahlzettel werden vom Wahlkommissär in ein bereit stehendes Gefäß (Wahlurne) gelegt und dürfen erst nach Schluß des Stimmgebungsgeschäftes geöffnet werden (§§ 26 Abs. III, 27 Abs. II und 28). Aufschlußerteilung der Wähler.

st 22. 'Jeder Wähler ist auf Verlangen des Wahlkommissärs ver­ pflichtet, diesem vor der Stimmgebung Familien- und Vornamen, Ge­ burtszeit, Stand oder Beruf sowie Wohnort (Straße, Hausnummer) zu nennerr. Wenn eine Wählerliste nicht aufgestellt ist (§ 2 Abs. II), kann auch die Angabe des Bekenntnisses, der Staatsangehörigkeit und der Steuerveranlagung (Art der direkten Steuern) verlangt werden. 11 Wählern, welche die Erteilung dieser Aufschlüsse ablehnen, kann

A. Regelmäßige Wahlen.

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§§ 20—26.

vom Wahlausschüsse die Zulassung zur Stimmgebung (§ 20 Abs. I) ver­ weigert werden. ! . Verfahren bei der Wahl der Kirchenverwalter und ErsatztzL männer bei Aufstellung einer Wählerliste.

ß 23. n Wenn eine Wählerliste aufgestellt ist (§ 5 Abs. VII), ist bezüglich der zur Stimmgebung Zugelassenen (§ 20 Abs. I) der Stimmgebungsvermerk (x) in Spalte 7 a der Wählerliste einzutragen. 2 In den Fällen der §§ 28, 34 Buchst, a Ziff. 4 und b Ziff. 2, 37 Abs. II Satz 2 und Abs. IV, 38 Buchst, a Ziff. 4 und b Ziff. 2 ist der Eintrag der weiteren Stimmgebungsvermerke durch Verwendung von Farbstiften u. dgl. er­ kenntlich zu machen. "Tie Führung der Liste kann vom Wahlkommissär einem Mitglied des Wahlausschusses oder der etwa zur Besorgung der Schreibgeschäfte beigezogenen Persönlichkeit übertragen werden. Verfahren bei der Wahl der Kirchenverwalter und Ersatz­ männer bei Abstandnahme von einer Wählerliste.

ß 24. 1 Wenn eine Wählerliste nicht aufgestellt ist (§ 2 Abs. II) sind die zur Stimmgebung Zugelassenen (§ 20 Abs. I) nach der Reihenfolge der Stimmgebung in eine Liste nach Anlage III unter Ausfüllung der Spalten 1—3 einzutragen. 11 Ter Stimmgebungsvermerk (x) ist in Spalte 4 der Liste einzutragen. 111 Nach Beendigung des Stimmgebungsgeschäftes ist in der Liste nach denr letzterr Eintrag zu bestätigen, daß sämtliche in der Liste Eingetragenen vom Wahlausschuß als wahlstimmberechtigt anerkannt worden sind. iv § 23 Abs. II findet Anwendung. Beurkundung der Verweigerung der Zulafiung zur Stimmgebung.

8 25. Personen, denen die Zulassung zur Stimmgebung vom Wahl­ ausschüsse verweigert worden ist (§8 20 Abs. I und 22 Abs. II), sind unter Angabe der Gründe der Zurückweisung im Wahlprotokolle (§ 30 Abs. I) namentlich aufzuführen; die Gründe sind ihnen vom Wahlkommissär sofort mündlich zu eröffnen. Ermittlung des Wahlergebnisses und Inhalt der Wahlzettel. a) bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen.

ß 26. i Nach Beendigung des Stimmgebungsgeschäftes wird das Ergebnis der Wahl ermittelt. 11 Zunächst ist zu prüfen, ob die Zahl der Wähler mit der Zahl der Wahlzettel übereinstimmt. Hiezu werden die Wahlzettel aus der Wahl­ urne genommen, uneröffnet gezählt und wieder in die Wahlurne gelegt, Etwaige Unstimmigkeiten sind zu beheben und soweit dies nicht möglich ist, im Wahlprotokolle (§ 30 Abs. I) festzulegen. "l Sodann werden die Wahlzettel geöffnet und öffentlich verlesen. IV Hiebei ist folgendes zu beachten: 1. Wahlzettel, die nicht von weißem Papier, die unterschrieben oder die mit einem äußeren Kennzeichen versehen sind, sind ungültig. 2. Wahlzettel, die nicht eine deutliche Bezeichnung der Gewählten enthalten, sind, soweit der Mangel reicht, nicht zu beachten. 3. Werden in einem Wahlzettel mehr Personen vorgeschlagen als zu wählen sind, so sind zur Herstellung der vorgeschriebenen Zahl die zuletzt aufgeführten Namen außer Ansatz zu lassen. 4. Wahlzettel, die weniger Namen enthalten als Personen zu wählen sind, sind gültig. Langheinrich, Ktrchengemetndeordnung.

7

98

C. Wahlordnung.

5. Wenn ein Wähler mehrere beschriebene oder bedruckte u. dgl. Wahl­ zettel übergeben hat, sind diese sämtlich ungültig, es sei denn, dQß sie genau übereinstimmen. In diesem Falle gelten die mehreren Wahlzettel als einer. 6. Wahlzettel der in Ziff. 1—5 bezeichneten Art sowie Wahlzettel, die nicht wählbare Personen enthalten oder sonstwie zu Beanstandun­ gen Anlaß geben, sind dem Wahlprotokolle (§ 30 Abs. I) beizu­ heften. v Soweit der Inhalt der Wahlzettel gültig befunden wird und zu be­ achten ist, wird er in zwei nach Maßgabe der Anlage IV gesondert zu führende, mit I und II zu bezeichnende Stimmlisten eingetragen. Die Führung der Stimmlisten erfolgt nach Anordnung des Wahlkommissärs entweder durch je ein Mitglied des Wahlausschusses oder durch ein Mit­ glied des Wahlausschusses und die etwa zur Besorgung der Schreib­ geschäfte beigezogene Persönlichkeit. Der Wahlkommissär und der Wahl­ ausschuß haben die richtige Führung der Stimmlisten und ihre Über­ einstimmung zu überwachen und etwaige Anstände sofort zu berichtigen. b)

bei Wahlen nach gebundenen Listen.

§ 27. - Auf § 17 Abs. III wird verwiesen. 111 § 26 gilt mit Ausnahme des Abs. IV Ziff. 2, 3 und 4 mit der Maßgabe, daß bei den einzelnen geöffneten Wahlzetteln nur bekannt zu geben ist, für welche Vorschlagsliste darin gestimmt wurde, und daß zu den Stimmlisten Anlage V zu benützen ist. 2 In die Stimmlisten können schon vor Beginn der Wahlhandlung die auf den veröffentlichten Vor­ schlagslisten (§ 17 Abs. II) stehenden Personen mit Familien- und Vor­ namen, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) einge­ tragen werden. 3 Hiebei sind Personen, die in mehreren Vorschlagslisten vorgeschlagen werden, nur einmal einzutragen. ^Behufs Ausfüllung der Spalte 3 der Stimmlisten nach Anlage V ist zunächst zu zählen, wie oft für jede Vorschlagsliste gestimmt wurde. 3 Damit ist zugleich ermit­ telt, wieviel Stimmen nach jeder Vorschlagsliste aus die in ihr Vor­ geschlagenen gefallen sind. 3 Die ermittelten Zahlen sind in Spalte 3 der Stimmlisten einzutragen. 7 Bei Eintragung der Vorgeschlagenen in die Stimmlisten vor Beginn der Wahlhandlung nach Satz 2 können so­ fort auch in Spalte 3 die Ordnungsbuchstaben (§ 17 Abs. II Satz 2 und 4) der Vorschlagslisten vorgemerkt werden, in denen die betreffende Person vorgeschlagen ist. c)

bei Wahlen nach gebnndenen Liften mit folgender Ergänzungswahl nach freien Listen (§ 17 Abs. V).

§ 28. 1 Auf §§ 17 Abs. V Satz 3 und 23 Abs. I Satz 2 wird ver­ wiesen. 2 Im übrigen findet auf die Wahl nach gebundenen Listen § 27, auf die Ergänzungswahl nach freien Listen § 26 Anwendung. 3 Die im Hauptwahlgang nach gebundenen Listen Gewählten gehen den im Er­ gänzungswahlgang nach freien Listen Gewählten vor. Feststellung und Bekanntgabe der gewählten Kirchenverwalter und Ersatzmänner, dann Einsendung der Bekanntmachung des Wahlergebnifies an die kirchliche Oberbehörde.

§ 29. ^cttn kein Hauptwahlausschuß bezeichnet ist, werden die gewählten Kirchenverwalter und Ersatzmänner vom Wahlausschuß fest­ gestellt (KGO. Art. 49, 50 Abs. I und II, 51 Abs. I; § 28 Satz 3 dieser Verordnung). Hiebei hat für einen nach KGO. Art. 50 Abs. I oder II

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 26—31.

99

am Eintritt in die Kirchenverwaltung Behinderten der nächste Ersatzmann einzurücken. u Der Wahlkommissär hat die Gewählten mit Familien- und Vor­ namen, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) unver­ züglich mit dem Beifügen öffentlich bekannt zu machen, daß die Wahl aus den im § 42 Abs. I angeführten Gründen innerhalb vierzehn Tagen, von dem auf den öffentlichen Anschlag der Bekanntmachung folgenden Tage an gerechnet, bei der Staatsaufsichtsbehörde angefochten werden kann und daß die Wahlanfechtung innerhalb dieser Frist sachlich be­ gründet werden muß. § 3 Abs. I Satz 4, 5 und 6 findet Anwendung. Ter Wahlkommissär hat einen Abdruck der Bekanntmachung sowie eine schriftliche Bestätigung über den Vollzug der Bekanntmachung zu den Wahlakten zu nehmen. m Eine Abschrift der Bekanntmachung ist gleichzeitig der kirchlichen Oberbehörde einzusenden. r^Wenn ein Hauptwahlausschuß bezeichnet ist (§ 18 Abs. II), werden alle, die Stimmen erhielten, im Wahlprotokolle (§ 30 Abs. I) unter An­ gabe der Stimmenzahl mit Familien- und Vornamen, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) aufgeführt. Der Wahlkommissär hat den im Wahllokale anwesenden Wählern: mitzuteilen, daß die Fest­ stellung der Gewählten durch den Hauptwahlausschuß erfolgt, und die Wahlverhandlungen, wenn er nicht zugleich Wahlkommissär des Haupt­ wahlausschusses ist, sofort dem Hauptwahlausschuß zuzustellen. ^Das weitere Verfahren des Hauptwahlausschusses und des Wahl­ kommissärs des Hauptwahlausschusses bemißt sich nach Abs. I, II und III. Wahlprotokoll und Protokoll des Hauptwahlausschnffes.

8 30* 1 Öfter den Gang der Wahlhandlung ist ein Protokoll auf­ zunehmen, das vom Wahlkommissär, den Wahlausschußmitgliedern und der etwa zur Besorgung der Schreiftgeschäfte beigezogenen Persönlichkeit, wenn ihr vom Wahlkommissär die Führung des Protokolls übertragen worden ist, unterschrieben wird. 11 In dem Protokolle sind alle wichtigeren Vorkommnisse, nament­ lich solche, die zum Nachweise der Gesetzmäßigkeit des Verfahrens dienen, die Beschlüsse des Wahlausschusses samt kurzer Begründung und die Er­ gebnisse der Wahl niederzulegen. Auf § 29 Abs. IV wird verwiesen. Tie Beschlüsse des Wahlausschusses sind in das Protokoll nur insoweit aufzunehmen, als sie sich nicht aus den vorgeschriebenen Einträgen in beit zu führenden Listen (Anlage II, III, IV und V) ergeben. m Über die Feststellung des Wahlergebnisses durch den Hauptwahl­ ausschuß (§ 29 Abs. V) ist ein gesondertes Protokoll zu errichten. Fertigung der Listen und Behandlung der Wahlzettel.

8 31. -Die Wählerliste (§ 5 Abs. VII), die Liste der bei Abstand­ nahme von einer Wählerliste zur Stimmgebung Zugelassenen (§ 24 Abs. I) sowie die Stimmlisten (§§ 26 Abs. V, 27 Abs. II und 28) sind vom Wahlkommissär und den Listenführern zu unterschreiben und als Beilagen dem Wahlprotokoll beizufügen. 111 S)ie Wahlzettel, die dem Wahlprotokolle nicht beizuheften sind (§ 26 Abs. IV Ziff. 6), hat der Wahlkommissär in entsprechend über­ schriebenem Umschlag unter Siegelverschluß zu bringen und dem Kirchen­ verwaltungsvorstande zur einstweiligen Verwahrung zu übergeben. 2 § 20 Abs. IV Satz 2 findet Anwendung.

100

C. Wahlordnung.

Aufforderung der Gewählten zur ErNSruug über Annahme oder Ablehnung der Wahl.

g SL. Die gewählten Kirchenverwalter und Ersatzmänner sowie die nach KGO. Art. 50 Abs. I und II am Eintritt in die Kirchenverwal­ tung Behinderten sind unverzüglich vom Wahlkommissär vor den Wahl­ ausschuß, im Falle des § 18 Abs. II vom Wahlkommissär des Haupt­ wahlausschusses vor diesen zu rufen, von der auf sie gefallenen Wahl zu verständigen und unter Hinweis auf die Rechtsfolge des Abs. IV zur Erklärung über Annahme oder Ablehnung der Wahl aufzufordern. "Eewählte, die vor dem Wahlausschuß oder Hauptwahlausschuß nicht erscheinen können, sind unter Hinweis auf die Rechtsfolge des Abs. IV zur Abgabe ihrer Erklärung innerhalb drei Kalendertagen (§ 47), von dem auf die Eröffnung folgenden Tage an gerechnet, gegen Nach­ weis aufzufordern. Die Nachweise sind als Beilagen zu den Wahlakten zu nehmen. m Soweit die Erklärungen nicht vor dem Wahlausschuß oder dem Hauptwahlausschuß zu Protokoll abgegeben werden, können sie mündlich oder telephonisch, schriftlich oder telegraphisch dem Wahlkommissär, von dem die Aufforderung ausgegangen ist, übermittelt werden, über münd­ liche oder telephonische Erklärungen sind Vormerkungen aufzunehmen. Die die Erklärungen enthaltenden Schriftstücke sind als Beilagen zu den Wahlakten zu nehmen. ^Wird eine Erklärung über Annahme oder Ablehnung der Wahl vor dem Wahlausschuß oder dem Hauptwahlausschuß oder bei schrift­ licher Aufforderung innerhalb der Frist nicht abgegeben, so wird die Annahme der Wahl angenommen. Entscheidung in den Landesteilen rechts des Rheins über Ablehnunasgründe gewählter Kirchenverwalter und Ersatzmänner sowie Kenntnisnahme von Ablehnungen in der Pfalz.

g SS. 11 Werden Ablehnungsgründe geltend gemacht (KGO. Art. 45), so entscheidet hierüber in den Landesteilen rechts des Rheins der Wahl­ ausschuß, im Falle des § 18 Abs. II der Hauptwahlausschuß. ^Die ergehenden Beschlüsse sind zu den Wahlakten zu nehmen. 3 In der Pfalz hat der Wahlkommissär, im Falle des § 18 Abs. II der Wahlkommissär des Hauptwahlausschusses die Ablehnung zur Kenntnis zu nehmen (KGO. Art. 100 Abs. II Satz 1). n In den Landesteilen rechts des Rheins hat der Wahlausschuß oder der Hauptwahlausschuß zum Zwecke der Beschlußfassung nach Abs. I auf Veranlassung seines Wahlkommissärs erforderlichenfalls wiederholt zusammenzutreten. ul Die Entscheidung des Wahlausschusses oder des Hauptwahlaus­ schusses in den Landesteilen rechts des Rheins ist vorbehaltlich der ver­ waltungsrechtlichen Entscheidung über die Pflicht der Gewählten zum Eintritt als Kirchenverwalter endgültig. rv i Mrd die Ablehnung in den Landesteilen rechts des Rheins für begründet erkannt, so scheidet der treffende Kirchenverwalter, Ersatzmann oder nach KGO. Art. 50 Abs. I oder II am Eintritt in die Kirchenverwattung Behinderte aus; das gleiche gilt in der Pfalz, wenn die Ab­ lehnung erklärt wird. 2 Für einen ausscheidenden Kirchenverwalter rückt vorbehaltlich der Bestimmung in KGO. Art. 50 Abs. IV der nächste Ersatzmann ein. Scheiden sämtliche Kirchenverwalter und Ersatzmänner aus, so

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 32—35.

101

hat sofort irt Fortsetzung der regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen eine neue Wahl der Kirchenverwalter und Ersatzmänner stattzufinden. 2 Scheiden soviel Kirchenverwalter und Ersatzmänner aus, daß die Zahl der Kirchenverwalter nach dem Sollstand (KGO. Art. 37 Abs. I Ziff. 2) nicht erreicht wird, so ist eine Ergänzungswahl der Kirchenverwalter bis zur Erreichung des Sollstandes und eine neue Wahl der Ersatzmänner vorzunehmen. 3 Scheiden endlich soviel Kirchenverwalter und Ersatz­ männer aus, daß zwar die Zahl der Kirchenverwalter nach dem Sollstand erreicht, die Zahl der Ersatzmänner aber erschöpft wird, so hat eine neue Wahl der Ersatzmänner stattzufinden. 4 Vorstehende Bestimmungen gelten auch dann, wenn zufolge der Vorschriften in KGO. Art. 50 Abs. I und II die Stellen der Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht oder die Stellen der Kirchenverwalter nicht vollständig besetzt werden können oder die Zahl der Ersatzmänner erschöpft wird. Fortsetzung der regelmäßigen Kirchenverwal­ tungswahlen.

g 84. Bei der Fortsetzung der regelmäßigen Kirchenverwaltungs­ wahlen (§ 33 Abs. V) finden die §§ 16 u. ff., soweit einschlägig, ,unter Beachtung nachstehender Bestimmungen entsprechend Anwendung. a) Bei Vornahme der ersten Wahl ohne Wählerliste und mit Wählerliste nach freien Listen: 1. Abweichend von der Vorschrift in § 16 werden die Namen der ausscheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht veröffent­ licht, aber die Namen der in der ersten Wahl gewählten Kirchen­ verwalter bekannt gegeben. 2. Der Wahlausschuß ist neu zu bilden (§ 18 Abs. I). 3. Bei Wahlen ohne Wählerliste ist eine neue Liste nach Anlage III (§ 24 Abs. I) anzulegen, wobei in Spalte 4 statt „Kirchenver­ walter und Ersatzmänner" einzutragen ist „Ersatzmänner der Kir­ chenverwalter", wenn nur eine neue Wahl der Ersatzmänner vor­ zunehmen ist. 4. Für Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen gilt § 23 Abs. I Satz 2. Ist nur eine neue Wahl der Ersatzmänner vorzunehmen, so ist in Spalte 8 der Wählerliste zu bemerken, daß sich der weitere Eintrag in Spalte 7 a nur auf Ersatzmänner bezieht. Die Wähler­ liste ist vom Wahlkommissär und Listenführer neuerdings zu unter­ schreiben (§ 31 Abs. I). b) Bei Vornahme der ersten Wahl nach gebundenen Listen: 1. Die Ergänzungswahl der Kirchenverwalter und die neue Wahl der Ersatzmänner ist nach freien Listen vorzunehmen. In der nach § 16 zu erlassenden Bekanntmachung sind die Namen der aus­ scheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht zu veröffent­ lichen, aber die Namen der in der ersten Wahl gewählten Kirchen­ verwalter bekanntzugeben. 2. Die Vorschriften dieses Paragraphen unter Buchst, a Ziff. 2 und 4 finden Anwendung. Regelmäßige Erneuerungswahlen der Kirchengemeiudebevollmächtiqten.

g 88. Auf die regelmäßigen Erneuerungswahlen der Kirchen­ gememdebevollmächtigten finden, soweit in der Kirchengemeindeordnung oder nachstehend nichts anderes bestimmt ist, die Vorschriften über die

102

C. Wahlordnung.

Wahl der Kirchenverwalter und Ersatzmänner entsprechende Anwendung. Was bezüglich der regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen nach §§ 1—5 vorgekehrt ist, gilt zugleich für die regelmäßigen Erneuerungswahlen der Kirchengemeindebevollmächtigten. Außerdem bleiben für diese Wahlen die Wahllokale und Wahlkommissäre die gleichen wie für die regel­ mäßigen Kirchenverwaltungswahlen, soferne nicht eine Verlegung des Wahllokales oder eine Ersetzung des Wahlkommissärs geboten erscheint. § 29 Abs. III gilt nicht. «) Verfahren bei Wahle« ohne Wählerliste und bei Wahle« mit Wählerliste «ach freien Listen.

K 86* 1 Bei Wahlen ohne Wählerliste, dann bei Wahlen mit Wähler­ liste nach freien Listen ist in der nach § 16 zu erlassenden Bekannt­ machung, mag die regelmäßige Erneuerungswahl der Kirchengemeinde­ bevollmächtigten am gleichen Tage wie die regelmäßige Kirchenverwal­ tungswahl oder später vorgenommen werden, sogleich auch die Zeit, während der die Stimmgebung für die Kirchengemeindebevollmächtigten stattzufinden hat, dann die Zahl der zu wählenden Kirchengemeinde­ bevollmächtigten und Ersatzmänner (KGO. Art. 69 Abs. I und 70 Abs. I) zu veröffentlichen. " Findet die Wahl nicht am gleichen Tage statt wie die regelmäßige Kirchenverwaltungswahl, so ist der Wahlausschuß (§ 18 Abs. I) neu zu bilden. ' 111 Bei Wahlen ohne Wählerliste ist eine neue Liste nach Anlage III (§ 24 Abs. I) anzulegen, wobei in Spalte 4 statt „Kirchenverwalter und Ersatzmänner" einzutragen ist „Kirchengemeindebevollmächtigte und Er­ satzmänner". IVS8ei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen ist der Stimmgebungsvermerk (x) (§ 23 Abs. I Satz 1) in Spalte 7 b einzutragen. Ist der Wahlausschuß neu zu bilden (Abs. II), so ist die Wählerliste vom Wahlkommissär und Listenführer neuerdings zu unterschreiben (§ 31 Abs. I). b) Verfahren bei Wahlen nach gebundenen Listen.

g 37* rFür die Wahl der Kirchengemeindebevollmäch­ tigten und ihrer Ersatzmänner ist bei Wahlen nach ge­ bundenen Listen nach Feststellung des Ergebnisses der Wahl der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner ein neues Verfahren nach §§ 6—14 durchzuführen. Dabei sind folgende besondere Weisungen zu beachten: a) 1 In der nach 8 6 zu erlassenden neuen Bekanntmachung ist statt der Zahl der zu wählenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner die Zahl der zu wählenden Kirchengemeindebevollmächtigten und Ersatzmänner (KGO. Art. 69 Abs. I und 70 Abs. I) anzugeben und sind die Namen der ausscheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht zu ver­ öffentlichen. 2 Es ist darauf hinzuweisen, daß ein Kirchenverwalter nicht zugleich Kirchengemeindebevollmächtigter sein kann (KGO. Art. 69 Abs. III). b) Die Zahl der Vorschlagenden muß mindestens so groß sein als die Zahl der Kirchenverwalter und Ersatzmänner, die zu wählen waren (KGO. Art. 37 Abs. I Ziff. 2 und 51 Abs. I Satz 1; 8 10 Abs. I dieser Verordnung). H Nach Abschluß des Verfahrens nach Abs. I ist eine neue Bekannt-

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 35—39.

103

machung nach § 17 zu erlassen. Im Falle des § 17 Abs. V findet der vorstehende Abs. I Buchst, a Satz 2 Anwendung. m Der Wahlausschuß ist neu zu bilden (§ 18 Abs. I). " Der Stimmgebungsvermerk (x) (§ 23 Abs. I Satz 1 und 2) ist in Spalte 7b der Wählerliste einzutragen. Die Wählerliste ist vom Wahl kommissär und Listenführer neuerdings zu unterschreiben (§ 31 Abs. I). v§ 28 Satz 3 ist gegebenenfalls zu beachten. Fortsetzung der regelmäßigen ErneuerungsWahlen der Kirchengemeindebevollmächtigten.

8 88. Bei der Fortsetzung der regelmäßigen Erneuerungswahlen der Kirchengemeindebevollmächtigten findet § 34 unter Beachtung nach­ stehender Bestimmungen entsprechend Anwendung. a) Bei Vornahme der ersten Wahl ohne Wählerliste und mit Wählerliste nach freien Listen: 1. Abweichend von der Vorschrift in § 16 werden die Namen der ausscheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht veröffent­ licht, aber die Namen der in der ersten Wahl gewählten Kirchen­ gemeindebevollmächtigten bekannt gegeben. 2. Der Wahlausschuß ist neu zu bilden (§ 18 Abs. I). 3. Bei Wahlen ohne Wählerliste ist eine neue Liste nach Anlage III (§ 24 Abs. I) anzulegen, wobei in Spalte 4 (§ 36 Abs. III) statt „Kirchengemeindebevollmächtigte und Ersatzmänner" einzutragen ist „Ersatzmänner der Kirchengemeindebevollmächtigten", wenn nur eine neue Wahl der Ersatzmänner vorzunehmen ist. 4. Bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen ist der Stimm­ gebungsvermerk (x) (§ 23 Abs. I Satz 1) in Spalte 7b einzu­ tragen. § 23 Abs. I Satz 2 findet Anwendung. Ist nur eine neue Wahl der Ersatzmänner vorzunehmen, so ist in Spalte 8 der Wählerliste zu bemerken, daß sich der weitere Eintrag in Spalte 7 b nur auf Ersatzmänner bezieht. Die Wählerliste ist vom Wahl­ kommissär und Listensührer neuerdings zu unterschreiben (§ 31 Abs. I). b) Bei Vornahme der ersten Wahl nach gebundenen Listen: 1. Die Ergänzungswahl der Kirchengemeindebevollmächtigten und die neue Wahl der Ersatzmänner ist nach freien Listen vorzu­ nehmen. In der nach § 16 zu erlassenden Bekanntmachung sind die Namen der ausscheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht zu veröffentlichen, aber die Namen der in der ersten Wahl gewählten Kirchengemeindebevollmächtigten bekanntzugeben; auch ist auf § 37 Abs. I Buchst, a Satz 2 hinzuweisen. 2. Die Vorschriften dieses Paragraphen unter Buchst, a Ziff. 2 und 4 finden Anwendung. Vorlage der Wahlverhandlungen an die Staatsaufstchtsbehörde.

g 39. r Die gesamten Wahlverhandlungen mit Ausnahme der in einstweiliger Verwahrung des Kirchenverwaltungsvorstandes befindlichen Verhandlungen (§§ 5 Abs. VIII, 13 Abs. IV Satz 4 und 31 Abs. II Satz 1) sind mit einer Übersicht der Kirchenverwalter und Ersatzmänner und der nach KGO. Art. 50 Abs. I und II am Eintritt in die Kirchenverwaltung Behinderten, dann der Kirchengemeindebevollmächtigten und Ersatzmänner vom Wahlkommissär, im Falle des § 18 Abs. II vom Wahlkommissär

104

C. Wahlordnung.

des Hauptwahlausschusses sofort nach Ablauf der in KGO. Art. 52 Abs. I bestimmten Frist der Staatsaufsichtsbehörde vorzulegen. Wenn im An­ schluß an die regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen die regelmäßigen Erneuerungswahlen der Kirchengemeindebevollmächtigten vorgenommen worden sind, hat die Vorlage nach Beendigung dieser Wahlen zu erfolgen. u Bei der Vorlage der Verhandlungen über die Wahl der Kirchen­ verwalter und Ersatzmänner ist zu bestätigen, daß eine Abschrift der Be­ kanntmachung des Wahlergebnisses der kirchlichen Oberbehörde einge­ sendet worden ist (§ 29 Abs. III). III. Staattausfichttiche Prüfung, Ungültigkeit n«d Anfechtung -er Wahl, Fbamt Beanstandung Gewählter durch die kirchliche vberbehsrde. ») Staatsaufsichtliche Prüfung der Wahl.

8 40. r Die der Staatsaufsichtsbehörde obliegende Prüfung der Wahl hat sich darauf zu erstrecken, ob die Vorschriften der Kirchen­ gemeindeordnung und dieser Verordnung Beachtung gefunden haben. "Ergibt die Prüfung, daß die Wahl zu keiner Ausstellung Anlaß gibt oder daß die etwaigen Verstöße gegen die Vorschriften die Gültig­ keit der Wahl unberührt lassen, und ist innerhalb der gesetzlichen Frist eine Wahlanfechtung (§ 42 Abs. I dieser Verordnung und KGO. Art. 52 Abs. I) oder eine Beanstandung Gewählter durch die kirchliche Ober­ behörde (§ 43 dieser Verordnung und KGO. Art. 44 Abs. II) nicht er­ folgt, so hat die Staatsaufsichtsbehörde der Kirchenverwaltung die Namen der Kirchenverwalter und Ersatzmänner sowie der .nach KGO. Art. 50 Abs. I und II am Eintritt in die Kirchenverwaltung Behinderten, dann der Kirchengemeindebevollmächtigten und Ersatzmänner mitzuteilen und die Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter zu verfügen. r"Die Wahlverhandlungen sind der Kirchenverwaltung zur Auf­ bewahrung in der Registratur hinauszugeben. Der Kirchenverwaltungs­ vorstand kann ermächtigt werden, die von ihm bis dahin verwahrten Verhandlungen (§§ 5 Abs. VIII, 13 Abs. IV Satz 4 und 31 Abs. II Satz 1) zu vernichten. b) Ungültigkeit der Wahl.

st 41. r Eine Wahl ist ungültig, soweit 1. eine nicht wählbare Person gewählt oder 2. eine wählbare Person zu Unrecht als gewählt erklärt wurde. "1 Findet die Staatsaufsichtsbehörde bei der Prüfung, daß eine Wahl ungültig ist, so hat sie nach Einvernahme der Personen, deren Wahl als ungültig in Frage steht, verwaltungsrechtliche Entscheidung herbei­ zuführen. 2 Der Kirchenverwaltung ist geeignete Mitteilung zu machen. in i § 40 Abs. II findet entsprechende Anwendung; es ist jedoch Don bet Einweisung und Verpflichtung von Kirchenverwaltern, deren Wehl als ungültig in Frage steht, bis zum Abschluß des Verfahrens ab-usehen. 2 An deren Stelle haben vorbehaltlich der Bestimmungen in KGO. Art. 50 Abs. I und II Ersatzmänner zu treten (siehe § 44 Abs. V). 2 Kann auch auf diesem Wege nicht abgeholfen werden und wird Lie neue Verwaltung nicht beschlußfähig (KGO. Art. 63 Abs. IV), so ist die Einweisung und Verpflichtung der sämtlichen neugewählten Kirchenvrrwalter auszusetzen. IV13ft eine Wahl rechtskräftig für ungültig erklärt, so findet §33 Abs. IV entsprechend Anwendung. 2 Handelt es sich um Kirchengemeinde-

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 39—42.

105

bevollmächtigte oder deren Ersatzmänner, so scheiden sie aus; an die Stelle ausscheidender Kirchengemeindebevollmächtigter treten Ersatz­ männer (KGO. Art. 70 Abs. I). vi§ 33 Abs. V Satz 1, 2, 3 nnd § 34 finden entsprechend An­ wendung, wenn die Wahl sämtlicher Kirchenverwalter und Ersatzmänner oder eines so großen Teiles derselben rechtskräftig für ungültig erklärt worden ist, daß der Sollstand der Kirchenverwalter (KGO. Art. 37 Abs. I Ziff. 2) nicht erreicht oder die Zahl der Ersatzmänner erschöpft wird. 2 güt Kirchengemeindebevollmächtigte gilt in diesen Fällen § 38. " Nach endgültiger Erledigung der Wahl findet § 40 Abs. III An­ wendung. e) Anfechtung der Wahl.

g 4L. 1 Eine Wahl kann innerhalb vierzehn Tagen nach Bekannt­ machung des Wahlergebnisses bei der Staatsaufsichtsbehörde angefochten werden (KGO. Art. 52 Abs. I), wenn 1. bei den dem Wahlgeschäfte vorhergegangenen vorbereitenden Maß­ nahmen, soweit sie nach ihrer Zweckbestimmung eine notwendige Voraussetzung und einen wesentlichen Bestandteil des Wahlgeschäf­ tes bilden, oder bei der Wahlhandlung wesentliche vorgeschriebene Förmlichkeiten verletzt worden sind, oder 2. ein Kirchengemeindeglied durch das Verfahren oder die Beschlüsse eines Wahlkommissärs oder Wahlausschusses eine rechtswidrige persönliche Benachteiligung erfahren hat. Die Wahlanfechtung ist innerhalb der Frist sachlich zu begründen, die nachträgliche Geltendmachung von Wahlanfechtungsgründen ist ausge­ schlossen. u Zur Wahlanfechtung nach Abs. I Ziff. 1 sind, wenn eine Wähler­ liste nicht aufgestellt ist, alle Wahlstimmberechtigten, bei Aufstellung einer Wählerliste aber nur diejenigen Wahlstimmberechtigten befugt, die sich rechtzeitig zur Eintragung in die Wählerliste angemeldet haben. Die Wahlanfechtung nach Abs. I Ziff. 2 steht nur betn unmittelbar in seiner eigenen Person rechtswidrig benachteiligten Kirchengemeindegliede zu. Ein Kirchengemeindeglied, dessen Wahlzettel nach § 21 Abs. III vom Wahlkommissär zurückgewiesen worden ist und das hierauf nicht einen anderen Wahlzettel tatsächlich abgegeben hat, gilt deswegen nicht als solches, das in seiner eigenen Person rechtswidrig benachteiligt ist. m Zur erstinstanziellen Bescheidung von Wahlanfechtungen ist die Staatsaufsichtsbehörde im verwaltungsrechtlichen Verfahren berufen. Sie hat die Personen, deren Wahl angefochten ist, von der Anfechtung zu verständigen und mit ihrer Erklärung zu hören, ob sie sich am Streit beteiligen oder der Teilnahme an diesem entschlagen wollen. Der Kirchen­ verwaltung ist geeignete Mitteilung zu machen. r^Die Einleitung des verwaltungsrechtlichen Verfahrens steht der Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter nicht entgegen. T§ 40 Abs. II findet entsprechend Anwendung. ^Wenn nicht statt der nach der Feststellung des Wahlausschusses oder Hauptwahlausschusses Gewählten andere Personen rechtskräftig als gewählt erklärt worden sind, sondern die Wahl rechtskräftig aufgehoben worden ist, findet § 33 Abs. IV und beim Zutreffen der Voraussetzungen des § 41 Abs. V auch § 33 Abs. V Satz 1, 2, 3 und § 34, dann für Kirchengemeindebevollmächtigte § 38 entsprechend Anwendung.

106

C. Wahlordnung.

vu Nach endgültiger Erledigung der Wahl findet § 40 Abs. III An­ wendung. S) Beanstandung Gewählter durch die kirchliche Oberbehörde.

§ 4L. r Die Beanstandung nach KGO. Art. 44 Abs. II muß inner­ halb der gesetzlichen Frist bei der Staatsaufsichtsbehörde einkommen, die zur erstinstanziellen Bescheidung der Beanstandung im verwaltungsrecht­ lichen Verfahren berufen ist. Diese hat die Person, deren Wahl bean­ standet ist, von der Beanstandung zu verständigen und mit ihrer Er­ klärung zu hören, ob sie bestreitet, daß die gesetzlichen Voraussetzungen für die Beanstandung der Wahl gegeben sind. Der Kirchenverwaltung ist geeignete Mitteilung zu machen. 11 § 42 Abs. IV findet Anwendung. m Beruhigt sich der Gewählte bei der Beanstandung oder wird im verwaltungsrechtlichen Verfahren rechtskräftig festgestellt, daß die gesetz­ lichen Voraussetzungen für die Beanstandung der Wahl gegeben sind, so findet § 33 Abs. IV und beim Zutreffen der Voraussetzungen des § 41 Abs. V Satz 1 auch § 33 Abs. V Satz 1, 2, 3 und § 34 entsprechend An­ wendung. " Nach endgültiger Erledigung der Wahl findet § 40 Abs. III An­ wendung. IV. Einweisung nnd Verpflichtung der Kirchenverwalter.

Einweisung und.Verpflichtung der Kirchenverwalter erfolgt durch den Kirchenverwaltungsvorstand. Das Protokoll hierüber ist geeignet zu verwahren. uDie zu Verpflichtenden sind unter Abnahme des Handgetübdes auf ihre Obliegenheiten und die ihnen nach KGO. Art. 59 auferlegte Haftung hinzuweisen. m Der Kirchenverwaltungsvorstand hat den Vollzug der Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter der Staatsaufsichtsbehörde an­ zuzeigen. rv Die Staatsaussichtsbehörde hat eine Übersicht über sämtliche Kir­ chenverwaltungen ihres Bezirks anzulegen. v Der Kirchenverwaltungsvorstand hat jede Einberufung eines Ersatz­ manns (KGO. Art. 51 Abs. II und III) oder eines am Eintritt in die Kirchenverwaltung Behinderten (KGO. Art. 50 Abs. IV) sowie die Ein­ weisung und Verpflichtung der einberufenen Kirchenverwalter der Staats­ aufsichtsbehörde anzuzeigen; diese hat hienach die Übersicht (Abs. IV) zu berichtigen.

ß 44. 1

B. Wahle« der Kirchengememdebevollmächtigte« im La«fe der Wahlperiode «nd Wahlen i« besonderen Fällen. 8 45. Die Kirchenwahlordnung findet entsprechend Anwendung auf die Wahl 1. der Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner im Laufe der Wahlperiode (KGO. Art. 68, 69 Abs. I und 70 Abs. I), 2. der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner in abgegrenzten Hauptbezirken (KGO. Art. 19 Abs. I),

88 42—45.

C. Außerordentliche Wahlen.

88 46, 47.

107

3. der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner für einzelne Orte oder Ortsgruppen (KGO. Art. 42 Abs. III und IV), 4. der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner für eine Gesamt­ kirchenverwaltung, soferne die Kirchenverwalter von den wahl­ stimmberechtigten Kirchengemeindegliedern zu wählen sind (KGO. Art. 42 Abs. V), dann der Bevollmächtigten der Gesamtkirchen­ gemeinde und ihrer Ersatzmänner (Art. 69 Abs. II), 5. der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner für Nebenkirchen-, Kapellen- und kirchliche Friedhofverwaltungen (KGO. Art. 42 Abs. VI), 6. der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzruänner in einer Simultan­ kirchenverwaltung, soweit sie von den Wahlstimmberechtigten der beteiligten Bekenntnisse zu wählen sind (KGO. Art. 91 Abs. I).

C. Außerordentliche Wahlen. r Tritt im Laufe der Wahlperiode eine Erledigung von Stellen ein, für die Ersatzmänner nicht mehr vorhanden sind, und kann bei einer Kirchenverwaltung auch ein am Eintritt Behinderter (KGO. Art. 50 Abs. IV) nicht einberufen werden, so soll von der Staatsauf­ sichtsbehörde nach Antrag der Kirchenverwaltung oder der Kirchewgemeindebevollmächtigten oder im Falle eines besonderen Bedürfnisses von Amts wegen die Vornahme einer Ergänzungswahl angeordnet werden. Eine Ergänzungswahl muß vorgenommen werden, wenn die Zahl der Kirchenverwalter oder Kirchengemeindebevollmächtigten so ge­ ring geworden ist, daß die Kirchenverwaltung oder die Kirchengemeinde­ bevollmächtigten nicht mehr beschlußfähig sind (KGO. Art. 63 Abs. IV und 72 Abs. II). "Die Ergänzungswahl hat sich nicht auf die Wiederbesetzung der erledigten Stellen zu beschränken, sondern es ist hiebei auch die vorge­ schriebene Zahl von Ersatzmännern neu zu wählen (KGO. Art. 51 Abs. I Satz 1 und 70 Abs. I). ^"Die Vorschriften der Kirchenwahlordnung über die regelmäßigen Wahlen gelten entsprechend für die außerordentlichen Wahlen. 8 46.

D. Schlußbestimmung. § 47. Wo nach den Vorschriften dieser Verordnung eine Frist nach Kalendertagen zu berechnen ist, gilt nicht 8 222 Abs. II der Zivilprozeß­ ordnung (vgl. KGO. Art. 106 Abs. VI Satz 2); solche Fristen enden dem­ nach gegebenenfalls auch an einem Sonntag oder allgemeinen Feiertag.

Berchtesgaden, den 20. Oktober 1912.

Luitpold, Prinz von Bayern, des Königreichs Bayern Verweser.

Dr. v. Knilling.

Auf Allerhöchsten Befehl: Der General-Sekretär: Ministerialdirektor von Pracher.

109

Anlage I. [®eiie 1].

Anlage I. (§ 3 Abs. IL)

Anmeldeliste. Fortlaufende 9lr.ll

[Seite 2].

Familien-

1

2

Der angemeldeten Personen

und

Borname

Be­ GeStand Wohnort StaatSSteuer­ ange- veranlagung (Straße, burtS- kennt­ oder hörigHaus­ (Art der nis -eit Beruf direkten Steuern) nummer) keit 4

8

6

6

7

8

[Seite 3].

Tag der mündlichen Anmeldung oder des Einlaufs der schriftlichen Anmeldung

Beschluß der Kirchen­ verwaltung

Staatsaufsichts­ behörde

Bemerkungen

über das Wahlstimmrecht 10

9

a

b

ii

Seite 4].

...................... den...........................................19 ... . ........................ Kirchenverwaltung................................. in............................................ ............................................

Kirchenverwaltungsvorstand.

......................................... Kirchenverwalter.

usw.

110

C. Wahlordnung. Anlage II.

(Seite 1).

(§ 5 Abs. VN.)

Wählerliste.

Fortlaufende Nr.

1

(Seite 2].

1

Der Wühler

Familienund Borname

Geburtszett

Stand oder Beruf

2

3

4

(Stratze, Haus­ nummer)

Nummer der Anmeldeliste

5

6

Wohnort

111

Anlage II. [Seite 3].

Stimmgebungsvermerk über die Wahl der Kirchenverwalter und Ersatzmänner

Kirchengemeinde­ bevollmächtigten und Ersatzmänner

a

b

Bemerkungen

8

Bestätigung. Das nicht Zu­ treffende ist zu streichen.

Alle in der Anmeldeliste als wahlstimmberechtigt Alle dem Wahllokale zugeteilten in der Anmeldeliste als wähl^lmmberechtigt Anerkannten in bie worden.

.......................................

den.............................................. 19 . .

................ Kirchenverwaltung................. in............................... ................................... Kirchenverwaltungsvorstand.

Für die Einträge in Spalte 7 und 8: .................................. . ., den........................................... 19 . .

Wahlkommiffär. Listenführer.

112

C. Wahlordnung.

(Sette 1],

Anlage III. (8 24 Abs. L)

Liste der bei Abstandnahme von einer Wählerliste zur Stimmgebung

Zugelassenen.

Fortlfd. N r.

|

(Seite 2].

1

Der zur Stimmgebung Zugelassenen StimmgebungSvermerk über die Wohnort Wahl der Kir­ Familien(Straße, chenverwalter und Borname u. Ersatzmänner Hausnummer) 2

8

Bemerkungen

4

6

Bestätigung.

Alle in die Liste Eingetragenen sind vom Wahlausschuß als wahl­ stimmberechtigt anerkannt worden. . . -................

den............................... 19 ... .

Wahlkommissär.

Listenführer.

113

Anlage ID, IV.

Anlage IV.

[Seite 1].

Muster für Wahlen ohne Wählerliste und für solche mit Wählerliste nach freien Listen (8 26 Abs. V), dann bet Wahlen nach ge­ bundenen Listen für die nach freien Listen vorzuuehmenden ErgänzungSwahlen (§§ 28 Satz 2, 34 Buchst, b Ztff. 1, 88 Buchst, b Ztff. 1).

Stimmliste . [Seite 2].

Der Stimmenempfänger

£ 1 1

Familien-

Stand

Wohnort

und Vorname

oder Beruf

(Straße, Haus­

1

Vermerk der einzelnen Stimmen, neten Personen gefallen find.

nummer)

2

3

. IAIAi

1 I

11

4 l6l6

H|±|JL|29_! --I-

'

[Seite 3].

Summe der Stimmen, die auf die in Spalte 2 durchStriche oder sonstige Zeichen bezeichneten Personen gefallen find

die auf die in Spalte 2 bezeich-

4

11

12 13|jl4_| 15_ 161 17_| 18

----- —---------------

■ —

Be­

merkungen

5

20

----- -

-

[Seite 4].

................................................

den

19 . .

Wahlkommiffär.

Listenführer. Langheinrich, Kirchengemeindeordnung.

8

C. Wahlordnung.

114

Anlage V.

[Seite 1]

Muster für Wahlen nach ge­ bundenen Listen (88 27 Abs. II und 28 Satz 2.)

Stimmliste [©eite 2]

Fortlfd. N r.

Der Stimmenempfänger Familien-

Stand

Wohnort

und Vorname

oder Beruf

(Straße, Hausnummer)

i

2

[Seite 3]

Zahl der Stimmen, die auf die in Spalte 2 bezeichneten Personen nach den

einzelnen Vorschlagslisten gefallen find

Summe der Stimmen, die auf die in Spalte 2 bezeichneten Personen nach den Vorschlags­ listen gefallen sind

Bemerkungen

4

5

3

[Seite 4]

............................................... .

den............................................ 19 . . .

Wahlkommifsär.

Listenführer. Zu Spalte 3 und 4; Ist z. B. ein Stimmenempfänger In vier Vorschlagslisten — A, C, D und F — va­ geschlagen und haben für die Vorschlagsliste A 48, für die Vorschlagsliste C 60, für de Vorschlagsliste D 33 und für die Vorschlagsliste F 52 Wähler gestimmt, so ist in Spalter einzutragen: „A 48, C 60, D 33, F52"; in Spalte 4 ist die Summe 193 einzutragen.

115

D. Bekanntmachungen des Kultus­ ministeriums über die Wahlen. Nr. 25368.

I. Bekauulmchiulg, Formblätter für die Wähle« der ortskirchlichen «ertretungskörper betreffend. Vom 24. Oktober 1912. (GBBl. 1912 S. 1043.)

L. Ltaatsministerium -es Innern für Lirchen- und Schulangelegenheiteu. Für die Durchführung der Wahlen der ortskirchlichen Bertretungskörper wird zu den in der Kirchenwahlordnung vom 20. Oktober 1912 vorgeschriebenen Anlagen I mit V noch der Gebrauch von Formblättern nach den folgenden Mustern 1 mit 12 empfohlen.

München, den 20. Oktober 1912.

Dr. v. LnilliNg

115

D. Bekanntmachungen des Kultus­ ministeriums über die Wahlen. Nr. 25368.

I. Bekauulmchiulg, Formblätter für die Wähle« der ortskirchlichen «ertretungskörper betreffend. Vom 24. Oktober 1912. (GBBl. 1912 S. 1043.)

L. Ltaatsministerium -es Innern für Lirchen- und Schulangelegenheiteu. Für die Durchführung der Wahlen der ortskirchlichen Bertretungskörper wird zu den in der Kirchenwahlordnung vom 20. Oktober 1912 vorgeschriebenen Anlagen I mit V noch der Gebrauch von Formblättern nach den folgenden Mustern 1 mit 12 empfohlen.

München, den 20. Oktober 1912.

Dr. v. LnilliNg

116

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen. Muster 1 für Wablen mit Wählerliste gu § 3 Abs. I der Kirchenwahlorduun^.

Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Bertretungskörper für die Wahl­ periode ............ betreffend.

Raum für eine etwa

Die Wahlstimmberechttgten (KOS. Art. 43 Abs. !)•) der.............. Kirchengemeinde.......................in........................... werden aufgefordert, sich bei dem unterfertigten KirchenverwaltungSvorstand,........................... Straße HS.-Nr.. . . in.........................................zum Zwecke der Ausübung deS Wahlstimmrechts unter Angabe des Familien- und Vor­ namens, der Geburtszeit und deS BekenntniffeS, des Standes oder Berufes und des Wohnorts (Straße, Hausnummer) sowie der Staatsangehörigkeit und Steuerveranlagung(Art der direkten Steuern) mündlich oder schriftlich anzumelden. Die mündlichen Anmeldungen können im Geschäfts­ zimmer des Kirchenverwaltungsvorstandes täglich in der Zeit von . . . bis . . . Uhr vormittags und von ... bis . . . Uhr nachmittags erfolgen. Die schriftliche Anmeldung ist in beliebiger Form, z. B. mittels Postkarte, zulässig; auch können mehrere Personen zusammen in einer von allen Beteiligten unter,-tchneten Liste angemeldet werden. Auf Berlange« wird der Empfang schrrstlrcher Anmeldungen bestätigt,

von der Staat-aufstchtsbehörde nach ( KGO.Art.42Abs.IlI................................................................................................................................................ getroffene Bestim- \.............................................................................................................................................. mung,fall»dieWahl I................................................................................................................................................

für eine Pfarrge- > meinbc erfolgt.

Die Anmeldefrist endigt am............................ 19 . .**) * *) Niemand kann wählen, der sich nicht fristgemäß zur Eintragung in die Wählerliste angemeldet hat. Eine Anmeldepflicht besteht nicht für den Kirchen­ verwaltungsvorstand sowie die bisherigen Kirchenverwalter und Kirchengemeindebevollmächtigten nebst Ersatzmännern. .................. den....................................19 . . Kirchenverwaltung............. in................ KirchenverwaltungSvorstand.

*) Wahlstimmberechtigt sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. I Satz 1 und 42 Abs. H, V, VI der KGO.) die männlichen, selbständigen BekenntniSgenoffen, die das 26. Lebensjahr vollendet Haven, die deutsche ReichSangehörigkeit besitzen, im Ktrchengemeindebezirk wohnen (KGO. Art. 106 Abs. IV) und von denen ein Steuerbetrag auf eine ganz oder teilweise zum Kirchengemeindebezirk gehörige bürgerliche Gemeinde oder abgesonderte Markung trifft, mit Ausschluß 1. der Gemeinschuldner während der Dauer de» Konkursverfahrens, 2. jener, die nicht im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte sind, 3. jener, die zu Zuchthausstrafe oder wegen Diebstahls, Unterschlagung, Betrug», Urkundenfälschung in gewinnsüchtiger Absicht, Gotteslästerung, Beschimpfung oer eigenen Kirche oder ihrer Einrichtungen und Gebräuche, Verbrechen» oder Vergehens in Bezug auf den Eid oder wider die Sittlichkeit zu Gefängnisstrafe rechtskräftig verurteilt worden find, wenn nicht die Strafe feit 6 Jahren verbüßt, verjährt oder erlassen ist. **) Dgl. KWO. § 8 Abs. I Satz 2.

I. Bek., betr. Formblätter.

Muster 1, 2.

117

Muster 2 für Wahlen nach gebundenen Liften -u 88 6 und 87 Abs. I der Klrchenwahlordnung.

Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper für die Wahlperiode ...... betreffend. « AH

Die Wahl der l^irchenverwalter und ihrer Ersatzmänner Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner

et

. . 7. . Kirchengemeinde........................ in........................... findet nach gebundenen Listen statt. Es wird deshalb aufgefordert. Vorschlagslisten einzureichen. Die Einreichung hat bei dem unterfertigten Kirchenverwal­ tungsvorstande, .....................Straße, tzs.-Nr................ in................................. zu erfolgen. Jede Vorschlagsliste muß mindestens von ....*) in die Wähler­ liste eingetragenen Personen als Borschlagenden eigenhändig unterschrieben sein; der vollständigen Namensunterschrift ist Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) anzufügen. Eine und dieselbe Person darf als Borschlagender nur eine Vor­ schlagsliste unterschreiben. Zuläsfig ist, daß jemand eine Vorschlagsliste als Borschlagender unterschreibt, in der er selbst vorgeschlagen ist. Die Borschlagliste soll.............. **) wählbare (KGO. Art. 41 Abs. I)***) Personen enthalten. Die Borschlagliste muß Familien- und Bornamen, Geburtszeit und Bekenntnis, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer), Staatsangehörigkeit und Steuerveranlagung (Art der direkten Steuer) der Vorgeschlagenen enthalten. Die Vorgeschlagenen find in erkennbarer Reihenfolge aufzuführen, sie brauchen in die Wählerliste nicht eingetragen zu sein. Der Borschlagliste ist die eigenhändige schriftliche Erklärung eines jeden Vorgeschlagenen beizufügen, daß er der Aufnahme in die Vorschlags­ liste zustimme. Nicht zulässig ist, daß eine Person in derselben Vorschlagsliste mehrmals vorgeschlagen wird, wohl aber kann eine Person in mehreren Vorschlagslisten vorgeschlagen werden. In solchen Fällen hat die in Frage stehende Person jeder der verschiedenen Vorschlagslisten die eigen­ händige schriftliche Erklärung über Zustimmung zur Aufnahme beizufügen. Es darf nur für unveränderte Vorschlagslisten gestimmt und es können Per­ sonen nicht gewählt werden, die in keiner Vorschlagsliste vorgeschlagen find. ♦) Die einzusetzende Ziffer entspricht in allen Fällen der Zahl der zu wählenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner (KWO. 88 1° Abs. I, 37 Abs. I Buchst, b). ♦*) Einzusetzen ist die Zahl der zu besetzenden Stellen (KWO. 88 8 Abs. I, 37 Abs. I Buchstabe a). ***) Wählbar sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. I Satz 1, 42 Abs. II, III, V, VI und 84 Abs. IV der K(SO.) nach zurückgelegtem 30. Lebensjahre die wahlstimmberechtigten weltlichen BekennmiSgenoffen, die ständig im Kirchengemeindebezirk „wohnen (KGO. Art. 106 Abs. IV) und denen nicht die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter fehlt oder durch besonderen ordnungsmäßig veröffentlichten Ausspruch des zuständigen kirchlichen Organs die kirchlichen GemeiuschastSrechte aberkannt sind.

118

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Auf der Vorschlagsliste soll einer der Unterschriebenen als Ver­ trauensmann der Vorschlagenden, ein anderer als Stellvertreter des Ver­ trauensmanns bezeichnet sein. Fehlt diese Bezeichnung, so gilt als Ver­ trauensmann der erste und als sein Stellvertreter der zweite der unter­ schriebenen Borschlagenden. Der Vertrauensmann ist ermächtigt, nachträglich innerhalb einer ihm zu gewährenden Frist von höchstens zwei Kalendertagen a) fehlende Unterschriften der Borschlagenden zu beschaffen, b) undeutliche Bezeichnungen der Borgeschlagenen oder ihrer Reihen­ folge zu verbeffern. Ungültig find Vorschlagslisten, 1. die nicht rechtzeitig eingereicht worden sind, 2. die nicht mindestens von.............. *) in der Wählerliste einge­ tragenen Personen als Vorschlagenden unterschrieben sind, 3. soweit sie von jemand als Borschlagendem unterschrieben find, der auch andere Vorschlagslisten als Borschlagender unterschrieben hat, 4. soweit darin bei den Vorgeschlagenen nach Aufführung von .......... **) wählbaren Personen weitere Namen vorgetragen sind oder ein Name öfter als einmal aufgeführt ist, 5. soweit die Borgeschlagenen nicht deutlich bezeichnet oder nicht in erkennbarer Reihenfolge aufgeführt sind, 6. soweit Personen vorgeschlagen sind, die der Aufnahme in die Vorschlagsliste nicht zugestimmt haben. Die Vorschlagsfrist endigt am............................... 19 . . . .****) Wegzulassen in der Bekanntmachung nach KWO. § 37 Abs. I für die Wahl der Kirchenge- * meindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner.

Folgende Kirchenverwalter u. Ersatzmänner scheiden auS:

1....................................................................................................... 2....................................................................................................... 3....................................................................................................... 4....................................................................................................... usw. Als Kirchenverwalter wurden für die Wahlperiode . . . gewählt:

Wegzulassen in der 1....................................................................................................... Bekanntmachung nach KWO. 8 6 für 2....................................................................................................... die Wahl der Kir-^ chenVerwalter ' 3....................................................................................................... und ihrer Ersatz­ usw. männer.

Ein Kirchenverwalter kann gemeindebevollmächtigter sein.

nicht

zugleich

.............. den...................................... 19 ... . Kirchenverwaltung............................. in... .

Kirchenverwaltungsvorstand. ***♦) Dgl. KWO. 8 e Satz 3 und 4.

Kirchen­

I. Bek., best. Formblätter.

119

Muster 2, 3.

[Seite 1],

Muster 3 für Wahlen nach gebundenen Listen zu §§ 6 und 37 Abs. I der Ktrchenwahlordnung.

Vorschlagsliste. Kirchenoerwalter ) un^ beten Ersatzmänner für Krrchengemeindebevollmächtigte*) ' 1 ,. Kirchenverwaltung*) . .............. Kirchengemeinde*) ......................... ................... ... e ' * werden von den Unterschriebenen die nachgenannten Personen in Vor­ schlag gebracht: Als

3

Steuern)

der direkten

Steuerver ­ anlagung (Art

Staats ­ angehörigkeit

(Straße,

Hausnummer)

Wohnort

5

Der Borgeschla­ gene stimmt der Aufnahme in die Vorschlagsliste durch eigen­ händige Unter­ schrift zu:

!

Stand oder Beruf

4

I

GeburtSzeit

Vorgeschlagenen

Familien- und

Borname der 2

Bekenntnis

1



Fortlaufende Nummer**)

[Sette 2 und 3].

6

7

8

9

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 bis 54 ♦) Das Nichtzutreffende ist wegzulassen. **) Die Zahl der Borzuschlagende« wird im einzelne« Kalle «ach Muster 2 z« KWO. 88 6 und 37 Abs. I bekannt gegeben. Die Zahl beträgt im höchste« Kalle bei der Wahl der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner 12 + 12 — 24 (KTO. Art 37 Abs. I Ziffer 2 und 51 Abs I), bet der Wahl der Ktrchengemeindebevollmächtigten 36 +18 = 54 (KGO. Art. 69 Abs. I und 70 Abs. I).

v. Minist.-Bekanntrnachungen über die Wahlen.

120 [©eite 4].

Fortlaufende Nummer*)

Eigenhändige Unterschriften der Borschlagenden:

Familien- und

Borname

1

2

1 2 3

al» Stellvertreter de» Vertrauensmanns

Stand oder Beruf

Wohnort (Straße,

Hausnummer)

3

4

al» Vertrauensmann

4

-

—-

•- -

------------

....

--

6 7 8 S 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24

............................................

den.....................................................19 . . .

♦) Die Zahl der Wahlsttmmberechtlgteu, die die Vorschlagsliste als Dorschlagende mindestens unterschreiben müssen, wird im einzelnen Falle nach Muster 2 zu KWO. §§ 6 und 37 Abs. I bekannt gegeben.

I. Bek., bete. Formblätter.

Muster 3, 4.

121

Muster 4 für Wahlen ohne Wählerliste und für Wahlen mit Wählerliste nach freien Liste« zu 88 16 nnd 36 Abs. I der Kirchenwahl­ ordnung.

Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Bertretungskörper für die Wahlperiode .... betreffend. Zur Wahl der Kirchenverwalter der........................... Kirchenverwaltung..................................... in.............................. rmd ihrer Ersatzmänner wird Termin auf Wegzulassen,

wenn

erfolgt. Wegzulassen, wenn die Wahl nicht In mehreren Wahl­ lokalen erfolgt, und entsprechend zu än­ dern, wenn die Zu­ teilung der Wähler zu den einzelnen Wahllokalen nach anderen Merkmalen vorgenvmmen wird.

............................... anberaumt.

den............................. 19 ... .

Di. Wahl findet im statt. Die Wahlpimmberechtigten*) mit den Anfangs­ buchstaben der Familiennamen A mit.... haben im

die Wahlstimmberechtigten mit den Anfangsbuchstaben der Familiennamen . . . mit . . . haben im............................... usw. zu wählen. Die Wahlhandlung beginnt . . . mittags . . . Uhr und endigt. . . mittags . . . Uhr. GS find . . . Kirchenverwalter und Ersatzmänner zu wählen. Folgende Kirchenverwalter und Ersatzmänner scheiden aus: 1..............................................................................................

2.............................................................................................. 3..............................................................................................

4..............................................................................................

usw. *) Wahlstimmberechtigt sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. I Satz 1 und 42 Abs. II, V, VI der KGO.) die männlichen, selbständigen Bekenntnisgenossen, die daS 25. Lebensjahr voll­ endet haben, die deutsche RetchSangehörkeit besitzen, im Kirchengemeindebezirk wohnen lKGO. Art. 106 Abs. IV) und von denen ein Steuerbetrug aus eine ganz oder teilweise -um Kirchen­ gemeindebezirk gehörige bürgerliche Gemeinde oder abgesonderte Markung trifft, mit Ausschluß 1. der Gemeinschulduer während der Dauer deS Konkursverfahrens, 2. jener, die nicht im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte sind, 3. jener, die zu Zuchthausstrafe oder wegen Diebstahls, Unterschlagung, Betrugs, Urkundenfälschung in gewinnsüchtiger Absicht, Gotteslästerung, Beschimpfung der eigenen Kirche oder ihrer Einrichtungen und Gebräuche, Verbrechens oder Ver­ gehens in Bezug auf den Eid oder wider die Sittlichkeit zu Gefängnisstrafe rechts­ kräftig verurteilt worden sind, wenn nicht die Strafe seit 6 Jahren verbüßt, ver­ jährt oder erlassen ist.

122

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Wegzulaffeu, wenn im Anschluß an die Kirchenverwal­ tungswahl eine Wahl von Kirchen-' gemeindebevoll­ mächtigten und ihrenErsatzmännern nicht stattfindet. Raum für eine etwa von der StaatSaufsichtSbehörde nach KGO. Art. 42 Abs. II getroffene Bestim-1 mung, falls dieWahl^ für eine Pfarrge-j meinde erfolgt und von der Aufstellung einer Wählerliste abgesehen wurde.

Wegzulaffeu, wenn von der Aufstellung einer Wählerliste < abgesehen wurde.

Wegzulaffen, wenn von der Aufstellung f einer Wählerliste < abgesehen wurde.

Im Anschluß an die Kirchenverwaltungswahl wird die Wahl der Kircheugemeindebevollmächtigte« der . . . . Kirchengemeinde......................... in............................... und ihrer Ersatzmänner vorgenommen. Hiezu wird Termin auf ................ den--------------------------19 . . . anberaumt. Diese Wahl findet Das Nichtzutreffende ist weg-s gleichen Wahllokale . zulassen; bet Verlegung der! . --°—------ — wie Wahllokale (KWO. § 35) ent-i lN den gleichen Wahllokalen sprechend zu ändern. I die Kirchenverwaltungswahl statt. Die Wahlhandlung beginnt ... mittags ... Uhr und endigt . . . mittags . . . Uhr. Zu wählen sind . . . Kirchengemeindebevollmächtigte und Ersatzmänner. Ein Mrchenverwalter kann nicht zugleich Kirchengemeinde­ bevollmächtigter sein.

Die Stimmgebung ist eine geheime. Die Wahlzettel müssen von weißem Papier sein; sie sollen 21 zu 33 cm groß und von mittelstarkem Schreibpapier sein. Die Wahl­ zettel find von den Wählern zu beschaffen. Am Wahltage wird eine entsprechende Anzahl von Wahlzetteln im Wahl­ lokale zur Abgabe an die Wähler bereit gehalten. Wahlzettel, die nicht von weißem Papier oder die unter­ schrieben oder mit einem äußeren Kennzeichen versehen find, sind ungültig. Wahlzettel, die nicht eine deutliche Bezeich­ nung der Gewählten enthalten, sind, soweit der Mangel reicht, nicht zu beachten. Wenn ein Wähler mehrere beschriebene oder bedruckte u. dgl. Wahlzettel übergeben hat, find diese sämtlich ungültig, eS sei denn, daß sie genau übereinstimmen. In diesem Falle gelten die mehreren Wahlzettel als einer. Die Wahlstimmberechtigten*), die in die Wählerliste eingetragen find, werden zum rechtzeitigen Erscheinen im Wahllokal und zur Teilnahme an der Wahl mit dem Beifügen eingeladen, daß nach Ablauf der für die Wahl festgesetzten Zeit nur noch Personen zur Stimmgebung zugelaffen werden, die bereits im Wahlraum anwesend find. Wegen der Wählbarkeit wird auf KGO. Art. 44 Abs. I**) verwiesen. Die zu wählenden Personen brauchen in die Wähler­ liste nicht eingetragen zu sein. .................................... den........................ 19 . . .

Wahlkommiffär. **) Wählbar sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. I Satz 1, 42 Abs. II, III, V, VI und 84 Abs. IV der KGO.) nach zurückgele^tem 30. Lebensjahre die wahlstimmberechtigteu weltlichen Bekenntnisgenoffen, die ständig im Kirchengemeindebeztrk „wohnen (KGO. Art. 106 Abs. IV) und denen nicht die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter fehlt oder durch besonderen ordnungsmäßig veröffentlichten Ausspruch des zuständigen kirchlichen Organs die kirchlichen Gemeinschaftsrechte aberkannt sind.

I. Bek., betr. Formblätter.

Muster 4, 5.

123

Muster 5 für Wahlen nach gebundenen Listen zu §§ 17 und 37 Abs. II der Ktrchenwahlordnung.

Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper für die Wahlperiode.............. betreffend. Zur Wahl her der

Wegzulassen, wenn dieWahl in mehreren! Wahllokalen ersolgt.1

Wegzulassen, wenn die Wahl nicht in mehreren Wahlloka­ len erfolgt, und ent­ sprechend zu ändern, wenn die Zuteilung der Wähler zu den einzelnen Wahlloka­ len nach anderen Merkmalen vorge­ nommen wird.

KirS-n°--walter^ Krrchengemeindebevollmächttgten **) Kirchenverwaltung *) ............. Kirchengemeinde **) .................m

und ihrer Ersatzmänner wird Termin auf ...... den........................... 19 . . anberaumt. Die Wahl findet im..................................................statt. Die Wahlstimmberechtigten mit den Anfangsbuchstaben der Familiennamen A mit .... haben im ...................... . die Wahlstimmberechtigten mit den Anfangsbuchstaben der Familiennamen .... mit .... haben im............. usw. zu wählen. Die Wahlhandlung beginnt .... mittags . . . Uhr und endigt............. mittags . . . Uhr. Innerhalb der vorgesetzten Frist find die dieser Be­ kanntmachung am Schluffe angefügten gültigen Vorschlags­ listen eingereicht worden. Es darf nur für unveränderte Vorschlagslisten gestimmt werden; Personen, die auf keiner Vorschlagsliste stehen, können nicht gewählt werden. Die Stimmgebung ist eine geheime. Die Wahlzettel müssen von weißem Papier sein; sie sollen 21 zu 33 cm groß und von mittelstarkem Schreibpapier sein. Die Wahlzettel find von den Wählern zu beschaffen. Die Vertrauensmänner der Borschlagenden find angewiesen, eine entsprechende Anzahl von Wahlzetteln dem Wahlkommissär zur Abgabe an die Wähler im Wahllokale zur Verfügung zu stellen. Es können Wahlzettel verwendet werden, die ledig­ lich die Bezeichnung der Vorschlagsliste enthalten, für die fich die Wähler entscheiden.

*) Wegzulasien bei der Wahl der Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatz­ männer. **) Wegzulaffen bei der Wahl der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner.

124

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Ungültig find Wahlzettel, 1. die nicht von weißem Papier oder die unterschrieben oder mit einem äußeren Kennzeichen versehen find, 2. in denen für mehr als eine Vorschlagsliste ge­ stimmt wird, 3. in denen Änderungen, Zusätze oder Streichungen in der Vorschlagsliste, auch Änderungen in der Reihen­ folge der Borgeschlagenen, vorgenommen find, 4. in denen Personen gewählt werden, die auf keiner Vorschlagsliste stehen. Wenn ein Wähler mehrere beschriebene oder bedruckte u. dgl. Wahlzettel übergeben hat, sind diese sämtlich un­ gültig, es sei denn, daß sie genau übereinstimmen. In diesem Falle gelten die mehreren Wahlzettel als einer. Nach Ermittlung des Ergebnisses der Wahl nach gebundenen Listen find noch -o—--------vermalter*)......................................................... Kirchengemeindebevollmächtigte"^) unb Ersatzmänner nach freien Listen

Wegzulassen, wenn eine ErgänzungSwahl nach KWO. 88 l7 Abs. V, 28 oder 37 Abs. U Satz 2 nicht vorzunehmen ist.

zu wählen. Diese Wahlhandlung beginnt .... mittags . . . Uhr und endigt.............. mittags . . . Uhr. Bei dieser Ergänzungswahl dürfen Personen, die schon auf einer Vorschlagsliste stehen, nicht gewählt werden. Wahlder Kirchen-

sEin Krrchenverwalter kann nicht zugleich Kirchengemeindebevollmächtigter sein.

ihrer^Ersatzmänner /

Die bezüglich der Stimmgebung und der Wahlzettel für die Wahl nach gebundenen Listen oben angegebenen Bestimmungen gelten auch für die Ergänzungswahl mit Ausnahme jener, die fich auf die Wahlzettel für die Vor­ schlagslisten beziehen. Wahlzettel, die nicht eine deutliche Bezeichnung der Gewählten enthalten, sind, soweit der ^Mangel reicht, nicht zu beachten. Die in die Wählerliste eingetragenen Wahlstimmberechtigten werden zum rechtzeitigen Erscheinen im Wahl­ lokal und zur Teilnahme an der Wahl mit dem Bei­ fügen eingeladen, daß nach Ablauf der für die Wahl fest­ gesetzten Zeit nur noch Personen zur Stimmgebung zuge­ laffen werden, die bereits im Wahlraum anwesend sind. .................................. den........................... 19 . . .

Wahlkommiffär.

Rechtzeitig eiugereichte gültige Vorschlagslisten*^): Die einzelnen Vorschlagslisten sind in der Reihenfolge ihres Eingangs zu ordnen und mit dem Ordnungsbuchstaben zu versehen; die Vorgeschlagenen stnd lediglich mit Fumtlteuund^ Vornamm,^Stand oder Beruf und Wohnort (Stratze, Hausnummer) aufzuführen. (SWO.

B»rschl«gSlifte... | Vorschlagsliste... | Vorschlagsliste... |

usw.

***) Die Zahl der in den einzelnen Vorschlagslisten Vorgeschlagenen beträgt Im höchsten Falle bei der Wahl der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner 124-12=24 (KGO. Art. 37 Abs. I Ziff. 2 u. 51 Abs. I), bei der Wahl der Kirchengemetndebevollmächttgien und ihrer Ersatz­ männer 364-18=54 (KGO. Art. 69 Abs. I u. 70 Abs. I). Hienach ist der Raum zu beweffen.

I. Bek., bett. Formblätter.

125

Muster 5, 6.

21 cm

Muster 8 für alle Wahlen zu § 21 Abs. I der Kirchenwahlordnung.

für Wahlen nach freien und gebundenen Listen.*) Bezeichnung der Gewählten mit Familien- und Borname«, Stand oder ___________ Beruf «nd Wohnort (Straße, Hausnummer)____________

.

.



28 29 30 31 32 . - _ 33 — 34 35 36 '37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54



-.

----- — — -

♦) Die Zahl der zu Wählenden wird bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahle» mit Wählerliste nach freien Listen jeweils eigens bekannt gemacht. Sie beträgt — von dem besonderen Falle des § 17 Abs. V der KWO. abgesehen — bei den regelmätztgen Wahlen der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner mindestens 24-2 — 4 unb höchstens 124-12 = 24 (KGO. Art. 37 Abs. 1 Ziff. 2 und 61 Abs. I), bet den regelmäßigen Wahlen der Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner mindestens 124-6=18 und höchstens 364-18=64 (KGO. Art. 69 Abs. I und 70 Abs. I). Bei Wahlen mit Wählerlisten nach gebundenen Liste» ist^etne der be­ kannt gemachten gültigen Vorschlagslisten unverändert in den Wahlzettel einzutragen, soferne nicht lieber daS vereinfachte Formblatt Muster 7 benützt werden will.

33 cm

1 2 3 4 5 _ .. _ _ 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25] 26 27 |

126

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen. 20 cm

Muster 7 für Wahlen nach gebundenen Listen zu §§ 17 Abs. III und 21 Abs. I der Kirchenwahlordnung.

Wahlzettel

33

cm

für Wahlen nach gebundenen Listen.*)

V-rschlagliste.......... **)

*) Statt eines Wahlzettels mit Eintrag der Namen der Borgeschlageneu kann auch dieses vereinfachte Formular benützt werden. •♦) z. B. „Vorschlagsliste A".

I. Bek., betr. Formblätter.

Muster 7, 8,

127

Muster 8 für alle Wahlen zu § 29 Abs. 11 und V der Ktrchenwahlordnung.

Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper für die Wahlperiode...................betreffend. Das Ergebnis der Wahl der.. Ktrchenverwaltung*) ............................... in...................................... ist folgendes: Gewählt sind

a)

als Kircheuverwatter:

1 2 3

............................ ................................... in................................... , in..................................................................... ,............................................................... in.................................... usw. b) als Ersatzmänner:

1 2 3

in......................... ... in....................................................................... . in................................ , usw.

c) als Kircheuverwatter, die aber nach KGO. Art. 50 Abs. I oder II am Eintritt in die Kirchenverwaltung behindert find:

in....................................

1................................. usw.

Die Wahl kann auS den in § 42 Abs. I der Kirchenwahl­ ordnung angeführten Gründen innerhalb 14 Tagen, von dem auf den öffentlichen Anschlag der Bekanntmachung folgenden Tage an gerechnet, bet der Staatsaufsichtsbehörde, das ist bei ........................................................ angefochten werden; die Wahl­ anfechtung muß innerhalb dieser Frist sachlich begründet werden. ..................................... .

den.......................................... 19 . . .

Wahlkommissär.

•) Für Bekanntmachung de» Ergebntffe» der Wahl der KirchengemelndeVevollmächttgten und Ihrer Ersatzmänner (KWO. § 35) ist da» Muster entsprechend zu ändern.

128

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen. Muster 9 für alle Wahlen zu 8 30 Abs. I und II der Kirchenwahlordnung.

Protokoll, die Wahlen der ortskirchlichen Bertretungskörper für die Wahlperiode betreffend.*) Gegenwärtig: Die Unterschriebenen.

den

19 . .

1. Zur Leitung der auf heute . . . .mittags . . . Uhr anberaumten Wahl der Kirchenverwalter der . . . ........ Kirchenverwaltung.......................... in ... . ........... und ihrer Ersatzmänner begab sich der unterfertigte Wahlkommiffär in daS als Wahllokal bestimmte.......................................................

Raum für eine etwa

Die erschienenen Wähler wurden auf die am Eingang zum Wahllokale öffentlich angeschlagene Bekanntmachung aufmerksam gemacht.

von der StaatSaufstchtSbehörde nach KGO........................................................................................................................................ Art. 42 Abf. II getroffene Bestimmung, fall» bk/........................................................................................................ .............................. Wahl für eine Pfarr­ gemeinde erfolgt und....................................................................................................................................... von der Aufstellung einer Wählerliste abgesehen......................................................................................................................................

Den Wählern wurde weiter eröffnet, daß die Wahlzettel von weißem Papier sein müssen, nicht mit einem äußeren Kennzeichen versehen sein dürfen und dem Wahlkommiffär so zusammengelegt übergeben werden muffen, daß die darin verzeichneten Namen verdeckt find. Zu Wahlausschußmitgliedern wurden unter der Leitung des WahlkommifsärS durch Zuruf aus der Mitte der erschienenen Wähler bestimmt: 1.......................................................................... in......................

2................... ..................................................... in......................... 3.......................................................................... in....................... *) Für die Wahlen der Ktrchengemeindebevollmächtigren und ihrer Ersatz­ männer (KWO. § 35) ist da» Muster entsprechend zu ändern. ES empfiehlt sich für diese Wahlen stet» ein neue» Protokoll aufzunehmen, auch wenn sie unmittelbar im Anschluß an die Kirchenverwaltungswahlen noch am gleichen Tage und mit dem gleichen Wahl­ ausschuß (vgl. KWO. § 36 Abs. ü) stattfinden. In letzterem Falle kann aber der Eingang de» Protokolls bis zum Zeichen f entsprechend gekürzt werden.

I. Bek., betr. Formblätter.

Muster 9.

129

Zur Besorgung der Schreibgeschäfte wurde vom W-gzulass-w wenn Wahlkommiffär eine solche Beiziehung/ 7 ” nicht erfolgt ist. | ...................................... . ...................... in beigezogen. Der Wahlkommiffär teilte zu: 1. die Führung des Protokolls dem ................... in....................... . Weg,Ukassen, wenn |2stellt tourbcTllftC aufflC | tc 1 tour e' । Wegzulassen, wenn von der Aufstellung einer s 2. Wählerliste abgesehen j wurde. V 3.

bte Führung der Liste der bei Abstandnahme von einer Wählerliste zur Stimmgebung Zugelaffenen dem ........................................................... in.................... .

die Führung der Wählerliste dem . ....................... in........................ die Führung der Stimmliste I dem .......................... in.....................

4. Führung der Stimmliste II dem . . .......................... in.................... .

Sodann wurde zur Wahl geschritten, f Die zur Stimmgebung Zugelaffenen Übergaben dem Wahlkommissär ihre Wahlzettel. Dieser legte die zur Annahme geeignet befundenen Wahlzettel (KWO. 8 21) in die Wahlurne. Gleichzeitig wurde jeder zur Stimmgebung ZuWegzu lassen, wenn gelaflene in die Liste der bei Abstandnahme von einer eine Wählerliste aufge­ Wählerliste zur Stimmgebung Zugelaffenen unter Aus­ stellt wurde. füllung der Spalten 1 mit 3 eingetragen und die Stimmgebung in Spalte 4 vermerkt. Wegzulaffen, wenn pon k« "iufMutra 6in,t I Gleichzeitig wurde bei jedem in die Wählerliste WShl-rttste" abgesehen {Eingetragenen und zur Stimmgebung Zugelaffenen, die wurde. j Stimmgebung in Spalte 7 a der Wählerliste vermerkt. Nach Ablauf der für die Wahl festgesetzten Zeit wurden nur noch Personen zur Stimmgebung zuge­ laffen, die bereits im Wahlraum anwesend waren. Alsdann wurde die Wahlhandlung vom Wahlkommiffär geschlossen. Hierauf wurden die Wahlzettel aus der Wahl­ urne genommen, uneröffnet gezählt und sodann wieder in die Wahlurne gelegt. Es wurde geprüft, ob die Zahl der Wähler mit der Zahl der Wahlzettel über­ einstimmt. Das Ergebnis dieser Prüfung ist, daß ... . Sodann wurden die Wahlzettel geöffnet und Wegzulassen bet Wah­ öffentlich verlesen. Der Inhalt der Wahlzettel wurde, len mit Wählerliste nach soweit er gültig befunden wurde und zu beachten war gebundenen Listen. (KWO. 8 26 Abs. IV), in die Stimmlisten I und H eingetragen. 9 Langheinrich, Kirchengemetndeordnung.

130

[D. Mnist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Sodann wurden die Wahlzettel geöffnet; bei jedem Wahlzettel wurde bekannt gegeben, für welche Vor­ schlagsliste darin gestimmt wurde. Die gültig be­ fundenen Wahlzettel (KWO. §§ 17 Abs. III; 26 Abs. IV Ziff. 1 und 5; 27; 28) wurden nach Vorschlagslisten geordnet und gezählt. Das Ergebnis ist folgendes: Wegzulassen bet Wah­ eS haben len ohne Wählerliste und, bei Wahlen mit Wähler­ für die Vorschlagsliste A................ Wähler, liste nach freien Listen. für die Vorschlagsliste B................ Wähler usw.

gestimmt. Hienach wurden die beiden Stimmlisten I und II ausgefüllt.

Die Vergleichung der beiden Stimmlisten ergab, s datz sie völlig übereinstimmen. Nichtzutreffendes ist daß ...........................................................................................

wegzulassen.

Es erhielten

in................. in................ . ,................ in.................. . in....................................... . in................ . in................ ,

1 2 3 4 5 6

. . . . . .

. Stimmen, . Stimmen, . Stimmen, . Stimmen, . Stimmen, . Stimmen,

usw.

2. Nach Durchführung des Hauptwahlgangs nach ge­

Ziff. 2 ist wegzulassen beiWahlen ohne Wähler­ liste und bet Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen, ferner bei Wahlen nach gebundenen Listen, wenn der Fall des § 17 Abs. V der Kirchenwahl­ ordnung nicht gegeben^ und deshalb nach dem Wahlgang nach gebunde­ nen Listen ein ErgänzungSwahlgang nach freien Listen gemäß KWO. 8 28 nicht vorzunehmen ist.

bundenen Listen und Ermittlung seines Ergebnisses fand in der durch die Wahlbekanntmachung (KWO. § 17 Abs. I, II, III und V Satz 5) festgesetzten weiteren Frist der Ergänzungswahlgang nach freien Listen zur Wahl von weiteren . . . Kirchenver­ waltern und Ersatzmännern statt. Die Wähler wurden darauf hingewiesen, daß Personen, die schon auf einer Vorschlagsliste stehen, im Er­ gänzungswahlgange nicht gewählt werden dürfen. Die Stimmgebung und deren Beurkundung erfolgte in der unter Ziff. 1 dieses Protokolls angegebenen Weise. Die Prüfung, ob die Zahl der Wähler im Ergänzungswahlgange mit den in diesem Wahl­ gang abgegebenen Wahlzetteln übereinstimmt, er­ gab, daß................................................................. Die im Ergänzungswahlgang abgegebenen Wahlzettel wurden sodann geöffnet und öffentlich ver­ lesen. Ihr Inhalt wurde, soweit er gültig befunden wurde und zu beachten war (KWO. § 28 Satz 2

I. Bek., betr. Formblätter.

Muster 9.

131

in Verbindung mit § 26 Abs. IV), in die besonderen Stimmlisten I und II für den Ergänzungswahl­ gang nach dem Muster der Anlage IV zur Kirchen­ wahlordnung eingetragen. Die Vergleichung der beiden Stimmlisten ergab, Nichtzutreffendes \ datz sie völlig übereinstimmen. ist wegzulaffen. /daß....................................................... Im Ergänzungswahlgang erhielten

1

in................ . . Stimmen,

2

in................ . . Stimmen,

3

in................ . . Stimmen,

4

in................ . . Stimmen,

usw. Ziff. 3 ist wegzulaffen, s 3. wenn kein Hauptwahl- ? ausschub bezeichnet ist.

Der Wahlkommiffär teilte den im Wahllokal anwesenden Wählern mit, daß die Feststellung der Gewählten durch den Hauptwahlausschuß erfolgt.

4

festgestellt.

Zlff. 4 ist wegzulaffen, wenn ein Hauptwahl-< auSschutz bezeichnet ist.

. Das Wahlergebnis wurde nach KWO. § 29 Abs. I Gewählt find**)***)

a) als Kirchenverwalter: 1 in....................... geboren am........................... mit . . . Stimmen, 2 in.................................................... . geboren am.......................... mit . . . Stimmen, 3 in..................... . geboren am.......................... mit . . . Stimmen usw. b) als Ersatzmänner: 1 in....................... geboren am.......................... mü . . . Stimmen, 2 in....................... geboren am.......................... . mit. . . Stimmen, 3 in...................... . geboren am.......................... mit . . . Stimmen usw.

**) Im Falle des §17 Abs. V in Verbindung mit § 28 der KWO. ist bei den einzelnen Gruppen der Gewählten ersichtlich zu machen, wie wett sie im Hauvtwahlgang nach gebundenen Listen oder im GrgänzungSwahlgang nach freien Liften gewählt sind. Begegnet die verlässige Ermittlung der GeburtSzeit eines Gewählten Schwierig­ keiten, so kann von der hierauf bezüglichen Feststellung im Wahlprotokoll abgesehen werden, sofern über die Wählbarkeit (KGO. Art. 44 Abs. I, 70 Abs. I) und über die Reihenfolge der Stimmenempfänger bet gleicher Stimmenzahl (KGO. Art. 49 Abs. II, 51 Abs. I, 7«ftnb"n s^ne Erklärung über Annahme oder Ablehnung der GewähltendieErklärung 1 Wahl ha . . mcht abgegeben: über Annahme oder Ab- I lehnung der Wahl der- ............................................ ............................................................................................ weigert hat.

4. Beschlüsse und Feststellungen:

........................................ Wahlkommiffär ' Wahlausschuß......................

{

mitglieder

...., Protokollführer ,

des tzaupb Wahl­ ausschusses.

135

I. Bek., bett. Formblätter. Muster 10, 11. Muster 11

für alle Wahlen zu § 39 Abs. I der Ktrchenwahlordnung.

Übersicht

Wegzulassen, wenn Kirchengemeindebevvllmächttgte nicht gewählt wordenstnd.

der Ktrchenverwalter und Ersatzmänner sowie der nach KGO. Art. 50 Abs. I u. II am Eintritt in die Kirchen­ verwaltung Behinderten der........................................Kirchenverwaltung.................................. in........................................... ... dann der Kirchengemeindebevollmächtigten und Ersatz­ männer für die Wahlperiode........................ I. a) Ktrchenverwalter:

1...................................................................... in 2...................................................................... in 3. . ;........................................................... in usw. b) Ersatzmänner: 1...................................................................... in 2...................................................................... in 3...................................................................... in usw.

c) Nach KGO. Art. 50 Abs. I oder II am Eintritt in die Kirchenverwaltung Behinderte: 1...................................................................... in............................... . usw.

II. a) Kirchengemeindebevollmächtigie:

Ziffer!! ist wegzulassen,wenn KtrchenSemeindebevollchtigte nicht ge­ wählt worden sind.

1....................................................................... 2...................................................................... 3....................................................................... 4 ,.............................. 5....................................................................... 6................................... .................................. usw. b) Ersatzmänner:

in........................... . in........................... . in.......................... , in........................... . in...........................,

in........................... . in........................... t in........................... .

1................................... 2 3 usw. ...................................

den....................................

Wahlkommifsär.

19 . .

136

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Muster 12 für Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter zu § 44 Abs. II der Kirchenwahlordnung.

Protokoll, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper für die Wahl­ periode ........... betreffend.

Gegenwärtig:

,. den.......................... 19 . .

Die Unterschriebenen.

Die

neugewählten Kirchenverwalter

der

................................................ Kirchenverwaltung in...........................................

wurden auf

ihre Obliegenheiten und die ihnen nach KGO. Art. 59 auferlegte Haftung hingewiesen, zur getreulichen Erfüllung ihrer Pflichten ermahnt

und in ihr Amt eingewiesen. Sie wurden vom Kirchenverwaltungsvorstande mittels Abnahme

des Handgelübdes verpflichtet.

Zur Bestätigung unterzeichnen:

Kirchenverwaltungsvorstand.

IT. Bek., best, die Wahlperiode 1913/18.

137

Nr. 24183.

II.

die Wahlen der ortskirchlichen BertretungSkörper für die Wahlperiode 1913/18 betreffend. Vom 21. Oktober 1912.

(KultMBl. S. 741.) 'K. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten. Gemäß KGO. Art. 110 Abs. II wird verfügt, daß die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper auf Grund der Kirchengemeindeordnung für die Wahlperiode 1913/18 in den Landesteilen rechts des Rheins und für die katholische Kirche in der Pfalz in den Monaten November und Dezember 1912 stattzusinden haben. Vorstehendes ist sofort in den Kreis­ amtsblättern und in den Bezirksamtsblättern bekannt zu geben. Die Staatsaussichtsbehörden werden ermächtigt, da, wo die Durchführung der Wahlen in den Monaten November und Dezember 1912 auf Schwierig­ keiten stoßen sollte, entsprechende Terminsverlängerung zu gewähren. Für die Durchführung der Wahlen ergehen weiter nachstehende Anordnungen: 1. Die Staatsaussichtsbehörden haben den unterstellten Kirchen­ verwaltungen sofort bekannt zu geben, wieviel Kirchenverwalter und Ersatzmänner und, soweit regelmäßige Erneuerungswahlen der Kirchen­ gemeindebevollmächtigten vorzunehmen sind (vgl. KGO. Art. 110 Abs. III), wieviel Kirchengemeindebevollmächtigte und Ersatzmänner zu wählen sind. 2. Gleichzeitig sind die Kirchenverwaltungsvorstände aufzufordern, alsbald die in § 3 Abs. I der Kirchenwahlordnung vorgeschriebene öffent­ liche Bekanntmachung zu erlassen oder einen Beschluß der Kirchenver­ waltung vorzulegen, in dem um die Genehmigung zur Abstandnahme von der Aufstellung einer Wählerliste (§ 2 Abs. II der Kirchenwahlordnung) gebeten wird. Von der Aufstellung einer Wählerliste wird in den meisten ländlichen Kirchengemeinden abgesehen werden können, weil hier die per­ sönlichen Verhältnisse der einzelnen Kirchengemeindeglieder dem Kirchen­ verwaltungsvorstand und den Mitgliedern des Wahlausschusses in der Regel ohnehin bekannt sein werden. Auch in Städten kann in geeigneten Fällen von Aufstellung einer Wählerliste abgesehen werden, insbesondere dann, wenn eine geringe konfessionelle Minderheit eine Kirchengemeinde bildet. In größeren Kirchengemeinden, dann auch in ländlichen Kirchen­ gemeinden mit vorwiegend industrieller und rasch wechselnder Bevölkerung und in Kirchengemeinden, in denen nach Lage der Verhältnisse mit einer sehr großen Wahlbeteiligung zu rechnen ist, wird die Aufstellung einer Wählerliste nicht zu umgehen sein. Die Aufstellung einer Wählerliste wird unter Umständen auch da angezeigt sein, wo zwar die Voraussetzungen für das listenlose Verfahren gegeben sind, sich aber dieses Verfahren wegen besonderer Umstände nicht empfiehlt, z. B. weil der Kirchenverwaltungs­ vorstand erst unmittelbar vor der Wahl aufgezogen ist.

138

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Ist bei Aufstellung einer Wählerliste nach der Zahl der Ein­ tragungen in die Anmeldeliste (KWO. § 3 Abs. II) mit einer großen Wahl­ beteiligung zu rechnen und ist zugleich eine größere Anzahl von KirchenVerwaltern oder Kirchengemeindebevollmächtigten samt Ersatzmännern zu wählen, so wird die Kirchenverwaltung zweckmäßig um staatsaufsichtliche Genehmigung zur Vornahme der Wahl nach gebun­ denen Listen nachsuchen (KGO. Art. 52 Abs. III Satz 2 und 3, KWO. §§ 2 Abs. III, 5 Abs. VI Satz 1 und 2). In solchen Fällen werden ohnehin regelmäßig verschiedene Wählergruppen mit Wahlvorschlägen hervortreten und gedruckte, autographierte oder sonst vervielfältigte Wahlzettel mit Bezeichnung der zu Wählenden zur Verfügung stellen. Erfolgt nun die Wahl nach freien Listen, so ändern zahlreiche Wähler an diesen Vor­ schlägen nur einzelne Namen. Hiedurch entsteht eine starke Zersplitterung der Stimmen und eine große Erschwerung der Stimmenauszählung, ohne daß erfahrungsgemäß am Gesamtergebnis etwas geändert wird. Durch die Wahl nach gebundenen Listen, bei der nur für unveränderte Vorschlags­ listen gestimmt werden darf (KWO. § 6 Satz 2), wird eine solche Zer­ splitterung der Stimmen vermieden. Bei Ermittlung des Wahlergebnisses (KWO. § 27) braucht zunächst nur gezählt zu werden, wie oft für jede Vor­ schlagsliste gestimmt wurde. Damit ist zugleich ermittelt, wieviel Stimmen nach jeder Vorschlagsliste auf die in ihr Vorgeschlagenen gefallen sind. Auch bei Wahlen ohne Wählerliste und bei solchen mit Wählerliste nach freien Listen (KWO. §§ 2 Abs. III, 17 Abs. V) ist zur Erleichterung der Abstimmung für die Wähler und zur Vereinfachung der Stimmew­ auszählung den etwa auftretenden Wählergruppen anheim zu geben, ge­ druckte, autographierte oder sonst vervielfältigte Wahlzettel mit Bezeichnung der zu Wählenden vorzubereiten und den Wählern am Wahltage zur Verfilgnng zu stellen. Bezüglich der Kosten für Herstellung solcher Wahlzettel wird auf § 21 Abs. I Satz 6 und 7 der Kirchenwahlordnung verwiesen. Auf vorstehende Gesichtspunkte sind die Kirchenverwaltungsvorstände hinzuweisen: sie sind bei Bescheidung der Anträge nach § 2 Abs. II und III der Kirchenwahlordnung zu beachten. 3. Soweit regelmäßige Erneuerungswahlen der Kirchengemeinde­ bevollmächtigten vorzunehmen sind, sollen bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen die Wahlkommissäre ausdrücklich auf § 36 Abs. I der Kirchenwahlordnung hingewiesen werden. 4. Im übrigen werden die Staatsaufsichtsbehörden die Kirchen­ verwaltungsvorstände und Wahlkommissäre mit geeigneten Weisungen versehen und ihnen zur glatten Abwicklung des Wahlgeschäftes tunlichst an die Hand gehen. 5. Falls der Termin für Vornahme der Wahlen verlängert wird, ist zu beachten, daß in manchen Städten während der Faschingszeit, das ist vom 7. Januar bis 4. Februar 1913, Wahllokale nur schwer erhältlich sein werden. In solchen Fällen wird unter Umständen der Wahltermin bis nach dem 4. Februar 1913 zu verschieben sein. 6. Nach Durchführung sämtlicher Wahlen haben die K. Bezirks­ ämter den K. Regierungen, Kammern des Innern, und diese hieher über etwaige Anstände und besondere Vorkommnisse zu berichten. München, den 21. Oktober 1912. Dr. von Knilling.

E. Erläuterungen zur Kirchengemeinde­ ordnung. Im Namen Seiner Majestät des Königs.

Luitpold, von Gottes Gnaden Königlicher Prinz von Bayern, Regent. Wir haben zur Regelung der Verhältnisse der katholischen und protestantischen Kirchenstiftungen und Kirchengemeinden deS Königreichs in Ansehung der Verwaltung des OrtSkirchenvermögens und der Befriedigung der örtlichen Kirchenbedürfnisse nach Ver­ nehmung deS Staatsrates mit Beirat und Zustimmung der Kammer der Reichsräte und der Kammer der Abgeordneten beschlossen und verordnen, waS folgt:

Erster Abschnitt.

Rechtliche Stellung «sw.

den «nd Ortskirchenvermögen im allgemeine«. SKtt. 1.

-Die Kirchengemeinden im Sinne dieses Gesetzes sind rechts­ fähige zur Befriedigung der örtlichen Kirchenbedürfnisse organi­ sierte Beitragsverbände. Als Kirchengemeinden gelten die Pfarr­ gemeinden, die etwa innerhalb dieser bestehenden Mutter- und Tochtergemeinden, dann die Gesamtkirchengemeinden. n Die Kirchengemeinden genießen die Vorrechte der öffentlichen Stiftungen. ---Die katholischen Kirchengemeinden und ihre Vertretungs­ körper sind nicht Einrichtungen der inneren Kirchenverfassung.

140

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

IV2)ie innerkirchlichen Aufgaben der protestantischen Kirchen­ gemeinden sind nicht Gegenstand dieses Gesetzes. ^Die Eigentumsverhältnisse am Ortskirchenvermögen bleiben unberührt. viS3ei katholischem Ortskirchenvermögen ist möglichst darauf hinzuwirken, daß neu zugehendes Grundstockvermögen Eigentum der Kirchenstiftung, nicht der Kirchengemeinde wird. Im Zweifels­ falle wird dies vermutet. Begr. S. 394; 9s. 21. 1910 (1. Les.) S. 11 ff., (2. Les.) S. 283 ff.; A. Pl. 1910 S. 398 St. B. Nr. 121 S. 1 ff.; R. 21. 1912 I. Prot. S. 1 ff. R. Pl. 1912 S. 174 ff.; 21. A. 1912 Bell. 305 S. 4; A. Pl. 1912 St. B. Bd. V S. 39ff.

Zu Abs. I.

j

1 . „Kirchengemeinde" ist zunächst ein innerkirchlicher Begriff — gleichbedeutend mit Kirchen-(Pfarr-)Verband — den der VGH. definiert als die „Gesamtheit derjenigen Angehörigen eines und desselben Be­ kenntnisses, welche in Ansehung ihrer Kultusübung einer bestimmten Kirche zugewiesen sind (insbes. VGH. Bd. 4 S. 23). Auch die Zweck­ bestimmung und der Aufgabenbereich der Kirchengemeinde liegen zunächst auf innerkirchlichem Gebiet; ihr Aufgabenbereich greift jedoch auf welt­ liches Gebiet über, sobald Vermögensinteressen in Frage kommen. Das bayerische Staatsrecht zieht hier eine scharfe Grenze. § 64 mit 65 des RE. erklärt alle Vermögensangelegenheiten der Kirche für rein weltliche Angelegenheiten und unterwirft daher die Kirchengemeinden insoweit der staatlichen Gesetzgebung. Wie das bisherige Recht (vgl. die sehr übersichtliche Studie bei Tretzel, Archiv f. kathol. Kirchenrecht Bd. 86 S. 652 ff.), so nimmt zwar auch die KGO. den innerkirchlichen Begriff der Kirchengemeinde herüber auf das weltliche Gebiet der Vermögensverwaltung, baut dieselbe aber nach Bedürfnis weiter aus und organisiert sie nach weltlichen Gesichtspunkten. Zwischen Kirchen­ gemeinde im innerkirchlichen Sinn und Kirchengemeinde im weltlichen (vermögensrechtlichen) Sinn ist daher zu unterscheiden. Zwar sind die äußeren Begriffsmerkmale im wesentlichen dieselben; erstere hat jedoch lediglich innerkirchliche, letztere lediglich weltliche Aufgaben und Organe. Die Kirchengemeinden in beiderlei Sinn bestehen rechtlich grundsätzlich selbständig nebeneinander; insbesondere ist die Kirchengemeinde im ver­ mögensrechtlichen Sinn mit den sich aus obigem ergebenden Ein­ schränkungen grundsätzlich von der inneren Kirchenverfassung unabhängig. Die KGO. trägt aber der innerkirchlichen Auffassung der Kirchengemeinde auch für ihre weltlichen Aufgaben im weitesten Maße Rechnung (vgl. z. B. Art. 6) und ermöglicht unter bestimmten Voraussetzungen selbst eine teilweise Verschmelzung der beiderseitigen Organe (vgl. Art. 103, 104, 105). 2 Eine authentische Definition des Grundbegriffs der Kirchen­ gemeinde gibt die KGO. nicht; sie überläßt diese Definition der Wissen­ schaft und der Praxis (Begr. S. 395); auch für die Bildung der Kirchen­ gemeinden mit Ausnahme der von ihr geschaffenen Gesamtkirchenge­ meinden gibt die KGO. keine Bestimmungen (s. unten Bem. 3). Ob eine Kirchengemeinde überhaupt zu Recht besteht, bestimmt sich daher auch für die Zukunft, soweit die KGO. nicht ausdrückliche Bestimmungen

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 1.

141

trifft (vgl. unten a—d) außerhalb der KGO. Allerdings konnte es dem Gesetzgeber nicht erspart bleiben, zu den einschlägigen Streitfragen Stellung zu nehmen (vgl. unten Bem. 4 d), da die Struktur des Ge­ setzes in mehrfacher Hinsicht hievon abhängig war. Soweit derartige Beziehungen bestehen, wird die Auslegung der Grundaufsassung des Gesetzgebers zu folgen haben. Im allgemeinen ist der KGO. die eingangs erwähnte Auffassung des BGH. zugrunde gelegt. Wweichungen von den in der Rechtsprechung des BGH. festgehaltenen Grundsätzen ergeben sich zum Teil hinsichtlich der Begriffsbestimmung der Filialkirchengemeinden (hierüber vgl. unten Bem. 4d). Ferner modifiziert die KGO. jenen allgemeinen Begriff der Kirchengemeinden für ihre Zwecke noch nach folgenden Richtungen (Begr. S. 396): a) Nach Art. 4 Abs. II werden unter Umständen die im Kirchengemeinde­ bezirk wohnenden Angehörigen zweier (protestantischer) Bekennt­ nisse in Ansehung der durch die KGO. geregelten An­ gelegenheiten so behandelt, wie wenn sie nur einem Bekennt­ nisse angehören würden (Art. 4 Abs. II). b) Nach Art. 2 Abs. I können die Bekenntnisgenossen eines bestimmten Bezirks in Ansehung der Vermögensverwaltung und der Bedarfs­ deckung durch speziellen organisatorischen Akt im voraus einer erst zu errichtenden Kirche zur Kultusausübung zugewiesen werden. (Der Bestand einer Kirchenstiftung ist hienach nicht Voraussetzung des Bestandes einer Kirchengemeinde, a. M. VGH. Bd. 10 S. 219.) c) Die Kirchengemeinde besteht auch fort, wenn die Kirche durch Brand, Einsturz usw. zerstört ist und erst wieder errichtet werden muß. d) Als Kirchengemeinde ist im Interesse vereinfachter Formulierung des Gesetzes auch die Gesamtkirchengemeinde bezeichnet, welche eigent­ lich ein Verband von Kirchengenieinden ist (Art. 3), da ihre An­ gehörigen verschiedenen Kirchen zur Kultus aus Übung zugewiesen sind und nur zum Zwecke der Verwaltung gemeinsamen Vermögens oder der gemeinsamen Deckung von Ortskirchenbedürfnissen ein höherer kirchengemeindlicher Verband über den Pfarr- und Tochter­ gemeinden organisiert ist. e) Ausnahmsweise können auch in einer und derselben (protestantischen) Kirchengemeinde die Parochianen mehreren Kirchen zur Kultus­ übung, ohne daß ein Verband mehrerer Kirchengemeinden vorläge und ohne Mgrenzung von wirklichen Filialbezirken, zugewiesen sein (z. B. München). k) Der Kirchengemeindebezirk einerseits und andrerseits der Bezirk, welcher für die Befriedigung kirchlicher Bedürfnisse oder der Be­ zirk, welcher für die Bildung der kirchengemeindlichen Organe (Bertretungskörper) in Betracht kommt, müssen nicht stets zu­ sammenfallen (vgl. Art. 1, 4, 16, 19, 36, 42, 66 Abs. III und IV, 68 Abs. V).

8* Hinsichtlich der Bildung der Kirchengemeinden bleibt es voll­ kommen bei den bisherigen Grundsätzen (vgl. Art. 2 Abs. II).

4. Die KGO. unterscheidet unter den Kirchengemeinden: Pfarr­ gemeinden, Muttergemeinden, Tochtergemeinden und Gesamtkirchengemeinden.

144

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

möglich, der der politischen Gemeinden und zwar im allgemeinen der Landgemeinden nachgebildet. Die Kirchengemeinden sind wie diese rechts­ fähige Kommunalverbände (s. unten Bem. 4); dem Gemeindeausschuß entspricht die Kirchenverwaltung (Art. 53), der Gemeindeversammlung die Kirchengemeindeversammhrng (Art. 65). Letztere kann ausnahms­ weise durch Kirchengemeindebevollmächtigte ersetzt werden (Art. 68). Die wichtigste Aufgabe der Kirchengemeinde ist wie in Art. 1 Abs. I Satz 1 hervorgehoben, die Aufbringung der zur Deckung der Ortskirchen­ bedürfnisse erforderlichen Mittel. Die Erfüllung dieser Aufgaben bildet den Bereich der eigenen Angelegenheiten der Kirchengemeinden. Im einzelnen gehören hieher die Verwaltung eines etwa vorhandenen ttrchengemeindlichen Vermögens, die Erhebung von Umlagen, die An­ ordnung von Kirchengemeindediensten, die Aufnahme von Anlehen zu Lasten der Kirchengemeinde usw., die Erlassung einschlägiger, statuta­ rischer Vorschriften (Ortskirchensatzungen: Art. 54) und die damit zu­ sammenhängenden Fragen. Zu diesen eigenen Angelegenheiten kommt für die protestantischen Kirchengemeinden auch noch als besondere Aufgabe die ihnen anvertraute Verwaltung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens (Art. 6 Abs. II), so­ weit für dieses nicht eine besondere Verwaltung (Art. 6) besteht. (Für die Unterscheidung des Gemeinderechls zwischen eigentlichen Gemeinde­ angelegenheiten und übertragenen Wirkungskreis ist hier kein Raum; das Analogon des Gemeinderechts ist vielmehr in der 3. Abteilung der GO. — 1. mit 3. Abschnitt einerseits und 4. Abschnitt andrerseits — zu suchen).

8. Hinsichtlich der ihnen durch die KGO. zugewiesenen Aufgaben besitzen die Kirchengemeinden das Recht der Selbstverwaltung nach Maßgabe dieses Gesetzes. Durch Art. 96c KGO. ist dieses Recht auch unter verwaltungsrichterlichen Schutz gestellt. Die ausdrückliche Fest­ stellung des Selbstverwaltungsrechts der Kirchengemeinden nach Ana­ logie des Art. 1 GemO. ist lediglich deshalb unterblieben, weil sich dieses Recht aus dem Gesetz von selbst ergebe, die Feststellung also nur theoretische Bedeutung habe (vgl. AA. 1910 1. Les. S. 11, Erkl. des Staatsmin.). Inhalt und Umfang des Selbstverwaltungsrechts ist nach Möglichkeit dem der politischen Gemeinden angeglichen. Vor allem ist die bisherige Kuratel durch die „Staatsaufsicht" (Art. 73 ff.) ersetzt und auf das System kumulativer Genehmigung (Kuratel und Ober­ kuratel) verzichtet. Den besonderen Verhältnissen entsprechend sind jedoch den Staatsaufsichtsbehörden in wesentlichen Punkten (vgl. z. B. Art. 23) weitgehendere Aufsichtsbefugnisse Vorbehalten als gegenüber den poli­ tischen Gemeinden. 4. Die Rechtsfähigkeit der Kirchengemeinden im öffentlichen oder bürgerlichen Rechtsverkehre war schon in der bisherigen Praxis und Rechtsprechung anerkannt. Die in der Literatur noch vereinzelt auf­ getretenen Zweifel werden durch Art. 1 Abs. I Satz 2 beseitigt. Die Kirchengemeinde ist sonach juristische Person. Als dem Staatsorganismus eingegliederter Kommunalverband mit öffentlichen Aufgaben ist die Kirchengemeinde eine Körperschaft des öffentlichen Rechts im Sinne des § 89 BGB. (vgl. Tretzel, Arch. f. kathol. KR. Bd. 86 S. 676 mit Allegaten).

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 1.

145

III. Als juristische Personen sind die Kirchengemeinden vermögens­ fähig. Nur wenige Kirchengemeinden besitzen jedoch eigenes Vermögen. Der weitaus überwiegende Teil des Kirchenvermögens ist StiftungsVermögen. Träger des Stiftungsvermögens ist regelmäßig die Kirchen­ stiftung, die fabrica ecclesiae (vgl. hiezu Art. 5 Abs. II Ziff. 1 Bem. 1). Diese bleibt ebenso wie eine an sie angelehnte selbständige Spezial­ stiftung oder Bruderschaft (vgl. Art. 5) als selbständiges Rechtssubjekt neben der Kirchengemeinde bestehen. Zwischen dem Vermögen der Kirchen­ stiftung und dem der Kirchengemeinde ist nach der Absicht des Ge­ setzes scharf zu unterscheiden. Diese Duplizität der ortskirchlichen Rechtssubjekte äußert ihre Wirkung vornehmlich darin, daß Zuwendungen an die Kirchengemeinde selbst zu Recht bestehen (vgl. aber Art. 1 Abs. VT), daß der Ertrag der Kirchenumlagen trotz gemeinsamer Haushaltführung (Art. 60 Abs. II) rechtlich in das Eigentum der Kirchengemeinde übergeht, daß Anlehen nicht nur zu Lasten der Kirchenstiftung, sondern auch zu Lasten der Kirchengemeinde ausgenommen werden können und daß auch der Kreis der öffentlichen Rechte und Verbindlichkeiten (namentlich der öffentlichrechtlichen Bauverpflichtungen) der Kirchenstiftung und der Kirchen­ gemeinde sich nicht deckt (Begr. S. 398). Der Kirchengemeinde kommen ebensowenig irgendwelche Eigentumsrechte an dem ortskirchlichen Stif­ tungsvermögen zu als ihr an sich ein Rechtsanspruch auf die Ver­ waltung derselben zusteht. Die Jnteressenkongruenz der Kirchenstiftung und der Kirchengemeinde hat aber wenigstens für die protestantische Kirche dahin geführt, den Kirchengemeinden die Verwaltung des orts­ kirchlichen Stiftungsvermögens anzuvertrauen (Art. 6 Ms. II). Das Selbstverwaltungsrecht der protestantischen Kirchengemeinden erstreckt sich damit auch auf das protestantische ortskirchliche Stiftungsvermögen, so daß ein unzulässiger Eingriff in die Verwaltung desselben das Selbstver­ waltungsrecht der Kirchengemeinde verletzt. Das katholische ortskirchliche Stiftungsvermögen ist den Kirchen­ verwaltungen, nicht den Kirchengemeinden anvertraut (näheres, nament­ lich auch über die Bedeutung dieses Unterschiedes, bei Art. 6). Hier kommt dem Stiftungsvermögen ein eigenes, selbständig geltend zu machendes Selbstverwaltungsrecht zu (vgl. Art. 74 Abs. I Ziff. 1, Art. 96 c). Die Haushaltführung kann jedoch sowohl in der katholischen als in der protestantischen Kirche für Kirchenstiftung und Kirchengemeinde ge­ meinsam geschehen (Art. 60 Abs. II). Zu erwähnen ist noch, daß Kirchen^ stiftung und Kirchengemeinde nach der KGO. einander nicht bedingen, so daß also sowohl eine Kirchenstiftung ohne Kirchengemeinde (Neben­ kirchenstiftung) und eine Kirchengemeinde ohne Kirchenstiftung (vgl. oben I Bem. 2 b) bestehen kann. Zu Abs. H. Als solches Vorrecht kommt z. Zt. der besondere verfassungsmäßige Schutz des Staates für das Kirchengemeindevermögen in Betracht (Tit. IV § 10 VerfU. und § 47 RE.). Befreiung von der Einkommensteuer, der Kapitalrentensteuer und der Entrichtung von Gemeindeumlagen ist nunmehr durch die neue Steuer­ gesetzgebung den Kirchengemeinden als solchen eingeräumt (EinkStGes. Langheinrich, Kirchengemeindeordnnng.

10

142

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

a) Die Pfarrkirchengemeinde — der Grundthpus der Kirchengemeinden — ist die Gesamtheit der zu einer Pfarrei (einem Pfarrsprengel) gehörigen Konfessionsgenossen; sie kann sich scheiden in eine Mutterund Tochtergemeinde. Mutter- und Tochtergemeinden können selb­ ständige Kirchengemeinden im Sinne dieses Gesetzes sein, werden aber, wie insbesondere aus Art. 16, 42 zu entnehmen ist, nach der Absicht der KGO. (vgl. Begr. S. 396) von der Pfarrkirchengemeinde als höherem Verbände umfaßt (a. M. VGH. insbesondere Bd. 10 S. 214), ohne daß dadurch an sich schon eine Gesamtkirchengemeinde anzunehmen wäre (s. Art. 3). Die praktische Wirkung dieser Zu­ sammengehörigkeit bemißt sich nach den Umständen des besonderen Falles; sie kann nach Umständen dauernd oder zeitweise so gering sein, daß die Zusammengehörigkeit nur noch theoretische Be­ deutung hat. Pfarrgemeinden, welche den Pfarrer gemeinsam haben (ver­ bundene Pfarrgemeinden: Art. 17) bleiben selbständige Pfarrkirchen­ gemeinden. Wie Pfarrgemeinden sind diejenigen Kirchengemeinden zu be­ handeln, welche sich an die den Pfarreien gleichgeachteten selb­ ständigen Pfarrkuratien, Kuratbenefizien und ständigen PfarrVikariate anschließen (Art. 36 Abs. I Ziff. 1). b) Muttergemeinde (Pfarrortsgemeinde) im Sinne des Gesetzes ist die Pfarrgemeinde nach Abzug der Tochtergemeinde oder der Tochter­ gemeinden. c) Tochtergemeinde ist die Gesamtheit der innerhalb eines räumlich abgegrenzten Bezirks hinsichtlich einer, wenn auch eingeschränkten Kultusübung durch organisatorischen Akt oder tatsächlich seit unfürdenklicher Zeit einer Filialkirche zugewiesenen Konfessions­ genossen. Die Bestimmung des Begriffes einer Kirchengemeinde ist ge­ rade hier praktisch von größter Bedeutung. Die Grundbedingung des Bestehens einer eigenen Filialkirchengemeinde ist stets, daß sie ein gewisses Maß kirchlichen Eigenlebens führt. Der VGH. hat hierüber in einer Reihe von Erkenntnissen gewisse Grundsätze aufgestellt (vgl. insbesondere Bd. 4 S. 23, Bd. 9 S. 297, Bd. 10 S. 214, Bd. 14 S. 272, Bd. 15 S. 230). Die KGO. geht darüber hinaus. Sie geht von der Auffassung aus (vgl. insbesondere Art. 16 Abs. III—V), daß eine (Filial-)Kirchengemeinde nicht bloß dann vorliege, wenn die Kirche, welcher die Filialisten zur Kultus­ übung zugewiesen sind, in dem vom VGH. gefordertem Maße „den Mittelpunkt der gesamten Kultusübung" für die Filialisten zu bilden vermag, sondern auch schon dann, wenn diese Kultusübung eine eingeschränktere ist, z. B. wenn das ganze Jahr hindurch nur an jedem dritten oder vierten Sonntag oder auch nur etwa zehn­ mal im Jahr in der Filialkirche anspruchsgemäß pfarrlicher Gottesdienst (bei den katholischen Messen mit applicatio pro populo, bei den Protestanten Predigtgottesdienst) stattfindet. Eine be­ stimmte Mindestgrenze setzt die KGO. nicht fest; vereinzelte Kultus­ übungen bleiben jedoch selbstverständlich außer Betracht. Im all­ gemeinen soll es genügen, daß für den Filialbezirk überhaupt ein „rechtlich geordnetes kirchliches Eigenleben" besteht und es soll der Annahme einer Filialkirchengenreinde (Tochtergemeinde) nicht

I. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 1.

143

entgegenstehen, wenn im übrigen auch für die Filialisten der Mittel­ punkt der Kultusübung die Pfarrkirche ist (Begr. S. 396). Die KGO. befindet sich damit im Einklang mit der bisherigen Ministerialpraxis (ME. vom 16. Februar 1836, Döll. 11 S. 1293) und mit Meurer (Bd. 1 S. 32 f.). Daß die Filialisten trotz des Bestandes einer Tochtergemeinde im allgemeinen noch als Angehörige der Psarrkirchengemeinde hinsichtlich vorhandener gemeinsamer Ange­ legenheiten behandelt werden (s. oben a) ist nur eine Konsequenz dieser Anschauung. Als „Kirche" der Tochtergemeinde (von der KGO. als Tochter­ kirche bezeichnet) gilt hier auch eine Notkirche oder ein Betsaal, selbst wenn diese nur gemietet sind (Art. 2 Abs. I). d) über Gesamtkirchengemeinden s. Art. 3. 8. Kirchengebäude, um die sich eine eigene Kirchengemeinde nicht gebildet hat, bezeichnet die KGO. in Übereinstimmung mit der bisherigell Praxis als Nebenkirchen oder Kapellen. Wo für einen be­ stimmten Teil des Pfarrsprengels eine Nebenkirche oder Kapelle mit rentierendem Vermögen vorhanden ist, oder den in einem solchen engeren Bezirk wohnenden Bekenntnisgenossen besondere Leistungen für kirch­ liche Zwecke obliegen, ohne daß eine Tochtergemeinde bestünde, läßt die KGO. zwar im Einklang mit dem bisherigen Recht (MinE. vom 30. April 1835 (Döll. 11 S. 1293], Zisf. 136 der VollzugsVorschr. zum RE.) die Bildung einer besonderen Nebenkirchenverwaltung nach Analogie der von den Kirchengemeinden zu wählenden Kirchenverwaltungen zu (Art. 36 Abs. II Ziff. 3, Abs. III Zifs. 3, Abs. V), nimmt aber keines­ wegs eine eigene „Nebenkirchengemeinde" oder „Kapellengemeinde" an. Praktisch bedeutet diese Konzession freilich eine weitgehende analoge An­ wendung der für die Kirchengemeinden geltenden Bestimmungen (vgl. Art. 13 Abs. V, Art. 42 Abs. VI, Art. 66 Abs. III, Art. 68 Abs. V). 6* Simultankirchengemeinden kennt die KGO. ebensowenig wie das bisherige Recht. (VGH. Bd. 29 S. 389, Bd. 24 S. 583; vgl. Art. 90.) 7. Über die Mitgliedschaft in der Kirchengemeinde s. Art. 4.

II. 1. Art. 1 stellt an die Spitze des Gesetzes den Satz: „Die Kirchen­ gemeinden im Sinne dieses Gesetzes sind rechtsfähige zur Befriedigung der örtlichen Kirchenbedürfnisse organisierte Beitragsverbände". Dieser Satz bedeutet ein Programm. Durch ihn im Zusammenhang mit den übrigen Vorschriften des 1. Abschnittes soll von vorneherein klargestellt werden, daß sich die KGO. nur mit den finanziellen, nach bayer. Recht rein weltlichert Angelegenheiten der Kirchengemeinde befaßt, die Kirchen­ gemeinden also unter Außerachtlassung ihrer innerkirchlichen Funktion nur als Verbände begreift, welche für die Aufbringung des finanziellen Bedarfs der Kirche zu sorgen haben. Allerdings wurzelt auch die Kirchengemeinde im vermögensrechtlichen Sinne — wie unter I dar­ gelegt — auf innerkirchlichem Gebiet und steht mit diesem in enger Wechselbeziehung. Die KGO. trifft aber keine Bestimmung, die in den innerkirchlichen Wirkungskreis der Kirchengemeinde irgendwie eingriffen. Art. 1 Abs. III und IV stellt dies noch ausdrücklich fest. L. Die Organisation der Kirchengemeinden im bermögensrechtlichen Sinn ist in Übereinstimmung mit dem bisherigen Recht, soweit

146

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

vom 14. August 1910 Art. 4 Ziff. 2, VollzVorschr. hiezu sGVBl. 1911 S. 455] § 5; KapRStGes. vom 14. August 1910 Art. 4, VollzVorschr. hiezu vom 28. Mai 1911 sGVBl. S. 721] § 4; Umlagen-Ges. vom 14. August 1910 Art. 2, VollzVorschr. hiezu vom 12. Juni 1911 sGVBl. S. 819] § 8).

Zu Abs. in und IV vgl. Abs. I Bem. 11 und II1, auch Art. 6 Abs. I Bem. 1 mit § 38 RE. Die Verschiedenheit der Ausdrucksweise in Abs. III und IV beruht auf der verschiedenen innerkirchlichen Auffassung der Kirchengemeinde als Gesamtheit der Parochianen (Anstaltskirche — Ge­ meindekirche).

Zu Abs. V. Das Ortskirchenvermögen steht z. Zt. zum überwiegenden Teil int Eigentum der Kirchenstiftung (vgl. Abs. I Bem. III) oder kirchlicher Spezialstiftungen und von Bruderschaften. Es kann jedoch auch die Kirchengemeinde eigenes Vermögen haben (vgl. Art. 5). Die KGO. greift in die bestehenden Eigentumsverhältnisse weder konstitutiv noch dekla­ ratorisch ein (vgl. VerfU. Tit. IV § 9 und 10, RE. §§ 46, 47) und stellt auch keine Vermutung zugunsten des einen oder anderen Rechtssubjekts auf (für neuzugehende Vermögen vgl. jedoch Abs. VI). Die ohnehin zu­ meist bürgerlich-rechtliche Frage, wer im einzelnen Fall Eigentümer eines bereits vorhandenen Vermögens ist, ist daher auch in Zukunft außerhalb der KGO. zu lösen. Über bestehende Streitfragen vgl. Begr. S. 399 f. mit Allegaten.

Zu Abs. VI. 1. Das bestehende entschiedene Vorherrschen des Kirchenstiftungs­ vermögens soll für die katholische Kirche auch in Zukunft möglichst ge­ wahrt werden (Begr. S. 400). Hienach haben vor allem die ortskirch­ lichen Vertretungskörper selbst bei Vermögenszugängen, die auf ihren Beschlüssen beruhen, zu handeln (z. B. bei Ansammlung eines Fonds als eines Grundstockbestandteils). Bei freiwilligen Spenden Dritter haben der Kirchenverwaltungsvorstand, die Kirchenverwaltung, eventuell die Staatsaufsichtsbehörden, soweit möglich, im Sinne dieser Vorschrift auf den Spenber einzuwirken. Diese Vorschrift gilt auch für katholische Ge­ samtkirchengemeinden, soweit solche gemeinsames Stiftungsvermögen be­ sitzen (vgl. Art. 5 Abs. V). Die Vorschrift des Abs. VI wendet sich nur an die mit dem Vollzüge der KGO. befaßten Organe (Begr. S. 400). Für die Notare bleibt daher Art. 27 NotG. maßgebend. Im Rahmen dieser Bestimmung können sie zwar die Beteiligten darüber aufklären, daß nach der Absicht der KGO. die Zuwendung an die Stiftung ge­ schehen soll, eine weitergehende Einwirkung fällt jedoch außerhalb des Bereiches ihrer Zuständigkeit. Das gleiche gilt für Gerichte (z. B. bei Vergleichen).

2. Die in Satz 2 ausgesprochene Vermutung gilt nur für „neu­ zugehendes" Grundstockvermögen, also nur für die Zukunft. Sie gilt auch nur, soweit nicht bereits durch das BGB. (insbesondere § 891 dort) eine Vermutung begründet ist. Ferner werden durch sie entgegenstehende Auslegungsregeln des BGB. (vgl. §§ 133, 157, 2084 BGB.) nicht berührt. Der Richter wird also durch diese Vorschrift in der freien Auslegung einer Willenserklärung nicht beengt. Nur wenn trotzdem noch Zweifel bestehen (wenn z. B. lediglich „für kirchliche Zwecke"

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im öligem. Arl. 2. oder für „Errichtung einer Vermutung des Abs. VI S. S. 12, RA. 1912 I. Prot. S. Für die protestantische Vermutung des Abs. VI.

Sitz.

Bildung.

147

Hilfspriesterstelle" gestiftet ist), ist für die 2 Raum gegeben (vgl. AA. 1910 1. Les. 13). Kirche gilt weder die Anweisung noch die

Art. 2.

-Als Sitz der Kirchengemeinde gilt, wenn nicht ein anderes bestimmt oder hergebracht ist, der Ort der Kirche (Notkirche, Bet­ saal), vor Bereitstellung einer Kirche der hiefür bei Bildung einer Kirchengemeinde in Aussicht genommene Ort. Bei Gesamtkirchengemeinden wird der Sitz durch Königliche Entschließung bestimmt. "In Bezug auf Bildung und Umbildung von Pfarreien und Tochtergemeinden sowie ihrer Bezirke sind die hierüber jeweils bestehenden besonderen Vorschriften maßgebend. Begr. S. 401; A. A. 1910 (2. Les.) S. 234.

Zu Abs. I. 1. Die Frage des Sitzes der Kirchengemeinde, welche insbesondere für die örtliche Zuständigkeit der Staatsaufsichtsbehörden (Art. 73), der Gerichte (§ 17 ZPO.) und Verwaltungsbehörden in Streitsachen (Art. 81), endlich auch für die Abhaltung der Sitzungen der Kirchenverwaltung von Bedeutung ist, ist durch Abs. I erschöpfend geregelt. Für die Aus Hilfs­ vorschrift des § 17 Abs. 1 Satz 2 ZPO. bleibt daneben kein Raum. 2. Die Bestimmung des Sitzes der Gesamtkirchengemeinden wird regelmäßig bei ihrer Bildung erfolgen (Art. 3 Ws. II). Bei Gesamt­ kirchengemeinden, die mit dem Inkrafttreten der KGO. kraft Gesetzes bestehen (Art. 5 Ws. V Satz 2) bemißt sich der Sitz nach Art. 6 Abs. IV, vgl. dort Bem. 1 zu Ws. IV. S. Soweit Abweichungen von der Regel des Ws. I hinsichtlich des Sitzes der Kirchengemeinden bestehen, sei es auf Grund ausdrücklicher Bestimmung, sei es auf Grund Herkommens, bleiben sie ohne weiteres in Geltung. Neue Bestimmungen dieser Art bedürfen ministerieller Ge­ nehmigung. Hinsichtlich der Bildung von Kirchengemeinden vor Bereit­ stellung einer Kirche vgl. Bem. 12 b zu Art. 1.

Zu Abs. II. 1. Als solche jeweils bestehende besondere Vorschriften kommen in Betracht: Verfassungsbestimmungen, Kirchenrechtsnormen, Verordnungen und Ministerialvorschriften. Die wichtigsten derzeitigen Rechtsquellen sind: §§ 76 e, 77, 78 und 88 RE., Art. XII f. Konk., §§ 19 c u. f. ProtE., § 45 ff. KonsistO. (Weber I S. 295). Die Dismembrationsordnung vom 13. Juli 1811 (Weber I S. 351) und die Pfarrpurifikationsordnung vom 6. März und 20. September 1810 (Weber I S. 321, 337, Günther II S. 14 f.) und 13. Dezember 1844 (Weber III S. 562, Günther II S. 25, Stingl S. 18); ferner FormVorschr. vom 17. Dezember 1825 §§ 34 und 35 (Weber II S. 290); vgl. Seydel III S. 494 519, 521, 589600*; Seeberger S. 336 ff., Krick II S. 10 ff., Meurer II S. 60 ff., Stingl Bd. 1 S. 2 ff. und die dort zitierten Ministerial-Entschließungen; Girisch-Pach10*

148

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

elbel S. 67 ff., 370 ff., 374 ff. Mit der Bildung der Pfarreien (Pfarr­ sprengel) und Filialbezirke ist die Entstehung der Kirchengemeinden aufs engste verknüpft (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I). Es vollzieht sich also auch die Bildung der Kirchengemeinden im Sinne der KGO. (Art. 1) voll­ kommen außerhalb der KGO. Demgemäß sind auch die Voraussetzungen ihres Bestandes in der Hauptsache unabhängig von der KGO. zu prüfen (vgl. aber Bem. 2). Eine Ausnahme bilden lediglich die Gesamtkirchengemeinden, die eine Schöpfung der KGO. sind (Art. 3). L. Selbstverständlich konnte es der Gesetzgeber nicht umgehen, zu den bestehenden Streitfragen über die Voraussetzungen des Bestandes einer Kirchengemeinde teilweise Stellung zu nehmen. Hierüber ist das nähere zu Art. 1 Ws. I Bem. 12 und 4 c aus geführt. Hinsichtlich der Vermögensauseinandersetzung bei Änderungen im Bestand der Kirchengemeinde trifft Art. 10 besondere Bestimmungen. Gesamtkirchengemeinden.

3.

* SReljme benachbarte Kirchengemeinden desselben Bekennt­ nisses können, unbeschadet ihres gesonderten Fortbestandes, zum Zwecke der gemeinsamen Befriedigung von Ortskirchenbedürfnissen (Art. 18) zugleich zu einer Gesamtkirchengemeinde vereinigt sein. "Für die Bildung einer neuen Gesamtkirchengemeinde ist die Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde und Königliche Entschlie­ ßung erforderlich. Die Kirchenverwaltungen der Einzelkirchen­ gemeinden sollen vorher gehört werden. 111 Die Umbildung oder Auflösung einer Gesamtkirchengemeinde erfolgt in gleicher Weise. Auch die Gesamtkirchenverwaltung soll vorher gehört werden. Begr. S. 401; A. A. 1910 (1. Les.) S. 13; (2. Les.) S. 234; A. Pl. 1910^S. 402.

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■■ ■

J-T n

1. Die Gesamtkirchengemeinde als Nechtsinstitut wird durch die KGO. neu geschaffen. Sie ist ein Verband selbständiger Kirchengemeinden; nicht nur mehrere Pfarrgemeinden, sondern auch Pfarrgemeinden und Tochtergemeinden (unbeschadet ihres sonstigen gegenseitigen Verhältnisses), (s. oben Art. 1 Ws. I Bem. I 4 a und c) können in ihr vereinigt sein. Die äußeren Rechtsverhältnisse der Gesamtkirchengemeinden sind die gleichen wie die der sonstigen Kirchengemeinden. Sie sind ebenfalls Körperschaften des öffentlichen Rechts im Sinne des § 89 BGB.; sie find rechtsfähig für den öffentlichen und bürgerlichen Rechtsverkehr, ge­ nießen die Vorrechte öffentlicher Stiftungen (Art. 1 Abs. I und II) usw. Überhaupt sind die Gesamtkirchengemeinden überall, wo von „Kirchen­ gemeinden" die Rede ist, mitverstanden, soweit nicht Sondervorschriften bestehen (vgl. Art. 1 Ws. I Bem. I 2 c). 2 Voraussetzung der Bildung von Gesamtkirchengemeinden ist, daß die zu vereinigenden Kirchengemeindebezirke räumlich Zusammen­ hängen. 3. Daß die zu vereinigenden Kirchengemeinden demselben Be­ kenntnis angehören müssen, schließt nicht aus, daß etwa auch eine evan-

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. 9IrL3.

149

gelrsch-lutherische und eine reformierte Kirchengemeinde zu einer Ge­ samtkirchengemeinde zusammengezogen werden (Begr. S. 402). Es werden ja nur rein äußerliche Verhältnisse hievon berührt. Für die in Art. 4 Abs. II vorgesehene Scheidung ist alsdann in Ansehung der Gesamt­ kirchengemeinde kein Raum. Soweit jedoch die Einzelkirchengemeinden >— z. B. wegen Erhebung von Sonderumlagen (Art. 18 Ws. I) — ein Interesse an der Zugehörigkeit haben, finden innerhalb derselben die Vorschriften des Art. 4 Abs. II Anwendung. 4. Die zu einer Gesamtkirchengemeinde zusammengeschlossenen Ein­ zelkirchengemeinden werden ihrer Rechtspersönlichkeit durch die Ver­ einigung nicht beraubt. Der Zusammenschluß bewirkt lediglich eine Verminderung ihres Selbstbestimmungsrechts. Im übrigen bestehen sie als selbständige Rechtssubjekte fort. Das Selbstbestimmungsrecht der zu einer Gesamtkirchengemeinde gehörigen Einzelkirchengemeinden wird auch nur insoweit beschränkt, als die Zuständigkeit der Gesamtkirchengemeinde ausdrücklich begründet ist (Art. 3 Ws. I, Art. 5 Abs. V, Art. 18 Abs. I und II) oder aus Gründen des Zusammenhangs usw. selbstverständlich ist.

8. Art. 3 benennt als einzigen Zweck, zu welchem Gesamtkirchen­ gemeinden neu geschaffen werden können, die gemeinsame Befriedigung von Ortskirchenbedürfnissen (Art. 18). Der Entwurf nannte als weiteren Zweck die Verwaltung gemeinsamen Vermögens, sei es gemeinsamen Kirchengemeindevermögens oder für mehrere Kirchengemeinden bestimmten Stiftungsvermögens. Wie die Begründung hiezu (S. 402) ersehen läßt, war damit nicht beabsichtigt, eine völlig neue Einrichtung zu schaffen; es sollte vor allem den bestehenden Verhältnissen Rechnung getragen werden. So besteht z. B. schon eine gemeinsame Vermögensverwaltung mehrerer Pfarreien hinsichtlich des allgemeinen Stadtpfarrfonds in Bamberg, bei den protestantischen Pfarreien innerhalb der Ringmauern Nürnbergs, bei den protestantischen Pfarreien in Ansbach hinsichtlich des gemeinschaftlichen Pfarrfonds und der gemeinschaftlichen Singkasse, dann bei den protestantischen Kirchenstiftungen im ehemals Ansbachischen Amte Stauf. Diese Verwaltungsverbände sollten künftighin ohne weiteres als Gesamtkirchengemeinden gelten. Der AA. 1910 (1. Les. S. 13 f., 2. Les. S. 234) befürchtete jedoch von der Zusammenfassung der alten und neuen Einrichtung in Art. 3 eine Verwirrung der Rechtsbegriffe und schuf in der Annahme, daß es sich bei den bestehenden Vermögens­ gemeinschaften durchwegs um Stiftungsvermögen handle, zum Zwecke schärferer Formulierung die Bestimmung des Art. 5 Ws. V. Letztere Vorschrift bezieht sich demnach nur auf bereits bestehende Stiftungs­ verbände. Nur die an solchen beteiligten Kirchengemeinden gelten mit dem Inkrafttreten der KGO. kraft Gesetzes als Gesamtkirchenge­ meinden. Für die Zukunft können Stiftungsverbände als solche schon deswegen nicht neu geschaffen werden, weil sie zugleich die Entstehung einer neuen Gesamtkirchengemeinde zur Folge hätten, die aber künftig nur in den Formen und unter den Voraussetzungen des Art. 3 Ws. I und II ins Leben gerufen werden kann. über die Organe der Vermögensverwaltung in Gesamtkirchenge­ meinden vgl. Art. 5 Abs. V, Art. 36 Abs. I, Art. 53, 65, 68. 6. Die Bildung einer Gesamtkirchengemeinde gemäß Art. 3 Ws. I hat zunächst nur die beschränkte Wirkung des Art. 18 Abs. I. Es steht jedoch nichts im Wege, von Anfang an den Verwaltungsbereich der Ge-

150

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

samtkirchengemeinde in dem Umfange des Art. 18 Abs. II festzusetzen (vgl. Abt. 18 Abs. II: bei bestehenden Gesamtkirchengemeinden). Nur sind dann die dort vorgeschriebenen Formen hiefür einzuhalten. 7* Die Vereinigung des für mehrere gesonderte Kirchengemeinden bestehenden Stiftungsvermögens will die KGO. nicht fördern; sie gibt deshalb absichtlich keine ausdrückliche Bestimmung an die Hand (vgl. Art. 18: etwaiges gemeinsames Vermögen). Keinesfalls kann eine Ver­ mögensvereinigung gegen den Willen einer der beteiligten Kirchen­ gemeinden stuttfinden, da dies für sie eine teilweise Expropriierung be­ deuten würde. Wird die Vermögensvereinigung von allen beteiligten Kirchengemeinden gleichmäßig angestrebt, so finden unbeschadet des Art. 3 Abs. II die Vorschriften des Art. 23 Abs. II Ziff. 3 Anwendung (vgl. Begr. S. 402). Der Vermögensvereinigung müßte jedoch die Bildung einer Gesamtkirchengemeinde vor aus gehen (vgl. oben Bem. 5). Art. 23 tos. II Ziff. 3 gilt übrigens auch für die Abteilung gemeinsamen Ver­ mögens unter Kirchengemeinden. 8. Auch die Gesamtkirchengemeinden können in Haupt- und Fern­ bezirke mit den in Art. 19 vorgesehenen Wirkungen geschieden werden. S. Hinsichtlich des Sitzes der Gesamtkirchengemeinden vgl. Art. 2 Abs. I. Zu Abs. II. I Die Initiative zur Bildung einer Gesamtkirchengemeinde kann von den weltlichen oder geistlichen Behörden, auch von Kirchenverwal­ tungen ausgehen. Hinsichtlich der Zuständigkeit zur Instruktion dahin­ zielender Anträge vgl. Art. 73. Ob eine Gesamtkirchengemeinde ins Leben zu rufen ist, ist eine reine Zweckmäßigkeits-, also Ermessensfrage. Ein Rechtsanspruch hierauf besteht nicht. 2. Die kirchliche Oberbehörde ist nur einzuvernehmen (Art. 11 Abs. I). Die Zuständigkeitsgrenzen innerhalb der kirchlichen Behörden läßt die KGO. als interne Angelegenheit unberührt. In der katholischen Kirche ist kirchliche Oberbehörde das Ordinariat; in der protestantischen Kirche ist in den Fällen des Art. 3 Ms. II das Oberkonsistorium zu­ ständig (vgl. §§ 11 und 19 ProtE. in Verbindung mit § 45 der KonsistE. von 1809 (Weber I S. 303). Wenn die Gesamtkirchengemeinden auch ein neues Rechtsinstitut sind, so handelt es sich doch auch hier um Errichtung neuer protestantischer Gemeinden. 3. Erfolgt die Bildung einer Gesamtkirchengemeinde nur zu dem in Ms. I ausgesprochenen Zwecke mit der beschränkten Wirkung des Art. 18 Ws. I, so bewendet es bei der einfachen Anhörung der KirchewVerwaltung der Einzelkirchengemeinden. Soll jedoch der Verwaltungs­ bereich der Gesamtkirchengemeinde von Anfang an gemäß Art. 18 Abs. II festgesetzt werden (Abs. I Bem. 6), so sind für den Umfang des Mit­ wirkungsrechts der Einzelkirchenverwaltungen die Bestimmungen des Art. 18 Ws. II und III maßgebend. 4. Streitigkeiten über die Grenzen eines Gesamtkirchengemeinde­ bezirks fallen unter Art. 10 Ziff. 12 VGHG. in der Fassung des Art. 96 d KGO.

Zu Abs. m. !♦ Ws. III bezieht sich nur auf den äußeren Bestand des Ver­ bandes, nicht auf die Veränderung seiner Zwecke.

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen^im allgem. Art. 4.

151

L. Eine Umbildung liegt vor, wenn eine einzelne Kirchengemeinde aus dem Verbände ausgeschieden oder eine weitere in den Verband aus­ genommen werden soll. Eine Veränderung in der rechtlichen Natur einer zugehörigen Kirchengemeinde, z. B. die Erhebung einer Tochter­ gemeinde zur Pfarrgemeinde oder die Herabdrückung einer Pfarrgemeinde zur Tochtergemeinde usw. ist auf den Bestand der Gesamtkirchengemeinde ohne Einfluß. L. Die Initiative kann wiederum von geistlichen oder weltlichen Behörden, von einer Einzelkirchenverwaltung oder der Gesamtkirchen­ verwaltung ausgehen. Die Umbildung und Auflösung ist ebenso wie die Bildung einer Gesamtkirchengemeinde reine Ermessensfrage. Als Auf­ lösungsgrund kommt insbesondere in Betracht ein Jnteressenkonflikt zwischen den einzelnen Kirchengemeinden, welchen die Gesamtkirchen­ verwaltung nicht auszugleichen vermag (Begr. S. 402). 4. Zur Umbildung und Auflösung ist erforderlich: Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde und königliche Entschließung. Die Kirchen­ verwaltungen der Einzelkirchengemeinden und die Gesamtkirchenver­ waltung (Art. 36 Ms. I Ziff. 2) sollen gehört werden. Kirchengemeindeglieder.

4.

'Zur Kirchengemeinde im Sinne dieses Gesetzes gehören alle im Kirchengemeindebezirk wohnenden (Art. 106 Abs. IV) Ange­ hörigen des betreffenden Bekenntnisses. n Eine Scheidung der beiden im rechtsrheinischen Bayern be­ stehenden protestantischen Bekenntnisse hinsichtlich des Kirchen­ gemeindeverbandes tritt nur ein, wo ein und dasselbe Gebiet so­ wohl einem evangelisch-lutherischen, als einem reformierten Kirchen­ gemeindebezirk angehört oder soweit nachweislich ein vollständiger Anschluß an eine auswärtige Kirchengemeinde des eigenen Be­ kenntnisses besteht. In dem ersteren Falle haben unierte Prote­ stanten die Wahl, zu welcher der beiden Kirchengemeinden sie sich halten wollen. Unterlassen sie die Anschlußerklärung, so sind sie der stärker belasteten Kirchengemeinde auf deren Antrag durch die Staatsaufsichtsbehörde zuzuweisen. m Jn der — unierten — protestantischen Kirche der Pfalz erstreckt sich der Kirchengemeindeverband auf alle im Kirchen­ gemeindebezirk wohnenden Protestanten. IV ein Bekenntnisgenosse (Abs. I—III) gleichzeitig oder abwechslungsweise in mehreren Kirchengemeindebezirken, so ist er Mitglied dieser sämtlichen Kirchengemeinden. Begr. S. 402: A. A. 1910 (1. Les.) S. 14 ff.; R. A. 1912 I. Prot. S. 14 ff.; A. A. 1912 Beil. 305 S. 113.

Zu Abs. I. 1. Die Regelung der Kirchengemeindemitgliedschaft ist insbesondere deswegen von Wichtigkeit, weil nur Kirchengemeindeglieder unter den

152

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

gesetzlichen Voraussetzungen das Recht haben, bei Beratung und Ab­ stimmung in den gesetzlich vorgesehenen Fällen mitzuwirken und Kirchen­ verwalter oder Kirchengemeindebevollmächtigte zu werden. Die Voraus­ setzungen für die Verpflichtung zur Deckung der Ortskirchenbedürfnisse beizutragen, sind in Art. 20 ff., 26 ff. besonders geregelt.

2. Die KGO. stellt nur zwei Voraussetzungen der Mitgliedschaft auf: Konfessionszugehörigkeit und Wohnen im Kirchengemeindebezirk. a) Für die Bestimmung der Konfessionszugehörigkeit sind die §§ 5 ff. des RE. maßgebend. Die Schwierigkeiten, welche hinsichtlich der Angehörigen der beiden protestantischen Bekenntnisse bestehen, sucht Abs. II zu lösen. Juristische Personen können nicht Konsessions­ genossen und darum auch nicht Kirchengemeindemitglieder sein, auch wenn sie „Bekenntnisgepräge" haben (vgl. Art. 22 Ziff. 4). Doch stehen sie nicht vollständig außerhalb jeder Beziehung zur Kirchen­ gemeinde (vgl. Art. 21, 23 Abs. III 85 f.). b) Der Begriff des „Wohnens" im Kirchengemeindebezirk ist in Art. 106 Abs. IV gesetzlich dahin festgelegt, daß hierunter ein nicht bloß vorübergehender Aufenthalt im Kirchengemeindebezirk zu verstehen ist. Diese Definition entspricht im wesentlichen dem Wohn­ sitzbegriff, den der VGH. bisher für das Gemeinderecht (Art. 11 rechtsrh. GemO.) sestgehalten hat (vgl. VGH. Bd. 10S. 111,12 S. 158, 13 S. 94). Entscheidend ist also die Tatsache, unter Umständen auch schon die in Ausführung genommene Absicht dauernden Auf­ enthalts im Kirchengemeindebezirk im Gegensatz zu einem nur vorübergehenden Aufenthalt. Eine vorübergehende Entfernung vom Wohnort (Aufenthaltsort) mit der Wsicht dahin zurückzukehreil, unterbricht das Wohnen nicht. Im Gegensatz zu diesem Wohnsitzbegriff steht der des BGB. (88 7 ff.), der bayer. Steuergesetze (vgl. insbesondere EinkStGes. Art. 1 Abs. I Ziff. la und Abs. II, VollzVorschr. hiezu § 1 Abs.V sGVBl. 1911 S. 455]) und des Reichsdoppelsteuergesetzes vom 22. März 1909 (RGBl. S. 332), auf welchen in Art. 20 Abs. VII Ziff. 4 a und c und Ms. XI KGO. verwiesen ist. Hier genügt der Besitz einer Wohnung, ohne daß Aufenthalt daselbst gefordert ist. Den Besitz einer Wohnstätte hat auch der Wohnbegriff des Art. 106 Abs. IV zur Voraussetzung (vgl. VGH. Bd. 13 S. 92). Bei gewerblichen Arbeitern, welche in einer Gemeinde ständig arbeiten, in der andern aber ihre Wohn-(Schlaf-)Stätte haben, ist das Wohnen nur an letzterem Ort gegeben. (Kahr I S. 164.) Dies gilt auch dann, wenn solche Arbeiter etwa nur jeweils am Sonntag an den Ort ihrer Wohnstätte zurückkehren, solange nach den Umständen des einzelnen Falles (Aufenthalt der Familie, Verbleiben des Mo­ biliars usw.) anzunehmen ist, daß die Unterkunft am Arbeitsort nur provisorischen Charakter hat. Im übrigen sind die besonderen Verhältnisse des einzelnen Falls zu berücksichtigen (vgl. VGH. Bd. 30 S. 61). S. auch Abs. IV.

S Sonstige Voraussetzungen für die Kirchengemeindemilgliedschaft bestehen nicht. Geschlecht und Alter sind ohne Belang. Insbesondere bildet der Mangel der Staatsangehörigkeit kein Hindernis (Begr. S. 396, 403, im Gegensatz zum VGH. Bd. 4 S. 23). Ausnahmen sind nicht vorge­ sehen. Sohin gehören auch der Pfarrer und andere kirchenrechtlich nicht

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 4.

153

zu den Parochianen zählende Weltgeistliche oder Ordensangehörige im Sinne der KGO. zu den Kirchengemeindegliedern.

Zu Abs. II. 1. Die protestantische Kirche diesseits des Rheins umfaßt die Ge­ meinden des lutherischen und des reformierten Bekenntnisses. Hiervon ausgehend betrachtet die KGO. für ihre Zwecke Lutheraner und Re­ formierte in Orten, in welchen ein Kirchengemeindeverband des eigenen Bekenntnisses nicht besteht, grundsätzlich als Angehörige derjenigen prote­ stantischen Kirchengemeinde, in deren Bezirk sie wohnen (arg. Art. 4 Abs. I und II). An Orten, in denen nebeneinander Kirchengemeinden beider Bekenntnisse bestehen, bleibt selbstverständlich die eigene Kon­ fessionszugehörigkeit ausschlaggebend (Abs. II Satz 1). Die verfassungs­ rechtlichen Bestimmungen werden durch die KGO. nicht berührt (Art. 112 Ws. III). Für obigen Grundsatz ist daher kein Raum, wenn ein Luthe­ raner oder Reformierter von dem Rechte des § 84 RE. Gebrauch macht und sich einer entfernten Gemeinde seiner Konfession anschließt. Der Anschluß muß nachweislich geschehen (Abs. II S. 1). Es ist daher nicht genügend, wenn der Betreffende sich nur zu der entfernten Gemeinde „hält" (§ 84 a. a. O.), vielmehr ist Anmeldung bei dem dortigen Pfarr­ amt oder der dortigen Kirchenverwaltung (Art. 24, 53 Abs. II) und Beibringung einer Bestätigung hiefür zu fordern. Hinsichtlich seiner Verpflichtungen gegenüber der entfernten Gemeinde vgl. Art. 20 Ws. XII. Der Anschluß muß ferner ein vollständiger sein; ein solcher ist z. B. nicht gegeben, wenn der Betreffende zwar formell seinen Anschluß an die entfernte Kirchengemeinde erklärt, tatsächlich aber selbst oder durch seine Angehörigen die örtlichen Kircheneinrichtungen mitbenützt (letzterenfalls wäre er wie jeder anderer Konfessionsgenosse beitragspflichtig sArt. 20] und auch sonst als Kirchengemeindemitglied zu behandeln). Nur wenn alle jene Voraussetzungen erfüllt sind, hört der Betreffende auf, Mit­ glied der örtlichen konfessionsverwandten Kirchengemeinde zu sein mit der Wirkung, daß er von allen Verpflichtungen gegenüber dieser befreit ist, aber auch keine Rechte (Stimmrecht) mehr in ihr hat. 2. „Unierte Protestanten" können solche der Pfalz oder „Evan­ gelische" anderer Unionsländer sein (Begr. S. 403). Die Bildung einer eigenen Kirchengemeinde durch solche im rechtsrhein. Bayern ist nach der für dieses geltenden Kirchenverfassung ausgeschlossen.

S. Vollzugsbekanntmachung zu Art. 4 Abs. II Satz 2 u. 3.1) 8 1.

x®ie Anschlußerklärung unierter Protestanten an eine der beiden Kirchengemeinden ist gegenüber der Ärchenverwaltung der treffenden Kirchengemeinde abzugeben. Sie kann in jedem Zeit­ punkt, also auch noch nach der aushilfsweise ergangenen Zuweisung durch die Staatsaufsichtsbehörde erfolgen. nDie einmal abgegebene Anschlußerklärung ist für den sach­ lichen Bereich der Kirchengemeindeordnung bindend^ vorbehaltlich der verfassungsmäßigen Vorschriften über die Wahl des Glaubens­ bekenntnisses und über religiöse Kindererziehung. 4. Als stärker belastet wird regelmäßig diejenige Kirchengemeinde anzusehen sein, welche höhere Umlagen erhebt, wenn nicht besondere 0 Diese Bekanntmachung („Allgemeine Vollzugsvorschriften") siehe GVBl. 1912 S. 1071.

154

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Umstände (etwa Kirchengemeindedienste) eine andere Beurteilung recht­ fertigen. Erhebt nur eine der Kirchengemeinden Umlagen, so hat diese als die stärker belastete zu gelten (vgl. Begr. S. 403). 3. Die Zuweisung erfolgt nur auf Antrag. Hinsichtlich der Zu­ ständigkeit vgl. Art. 73 Abs. II u. III. 6. Hinsichtlich der Geltung des Abs. II für Gesamtkirchengemeinden s. Art. 3 Abs. I Bem. 3.

Zu Abs. m. Die Gründung eigener lutherischer oder reformierter Gemeinden in der Pfalz ist ausgeschlossen. (Urkunde der Vereinigung beider protestan­ tischer Bekenntnisse im Rheinkreise vom 10. Oktober 1818 Zß 1 ff. sWeber I S. 736]); ebenso wäre der Anschluß an eine lutherische oder reformierte Gemeinde des rechtsrh. Bayern unzulässig bzw. auf dem Gebiet der KGO. wirkungslos. Lutheraner und Reformierte sind in der Pfalz also ohne weiteres „Bekenntnisgenossen" i. S. des Art. 20 Abs. II.

Zu Abs. IV. 1. Abs. IV ist eine Auslegungsvorschrift zu Abs. I.

Ein Bekennt­ nisgenosse kann gleichzeitig im Pfarrsprengel und im Tochtergemeinde­ bezirk event, auch noch im Gesamtkirchensprengel wohnen. Abwechslungs­ weise kann er z. B. im Winter in der Stadt, im Sommer auf einem Landgute wohnen (Begr. S. 403). Im letzteren Falle beschränkt sich seine Mitgliedschaft gemäß ausdrücklicher Bestimmung des Abs. IV nicht auf die Dauer seines jeweiligen Wohnens in der betreffenden Kirchen?gemeinde, sondern sie besteht in beiden Kirchengemeinden gleichzeitig, olange der Wechsel fortgesetzt wird (anders bisher BGH. Bd. 4 S. 594). 2. Streitigkeiten hinsichtlich der Kirchengemeindemitgliedschaft sind gemäß Art. 73 Ws. II u. 81 KGO. und Art. 10 Ziff. 12 VGHG. in der durch Art. 96 d KGO. bestimmten Fassung zu entscheiden.

Ortskirchenvermögen, Stiftungsverbände usw.

Q.

’Sltö Ortskirchenvermögen gilt das ortskirchliche Stiftungs­ vermögen, dann ein etwaiges Kirchengemeindevermögen. uZum ortskirchlichen Stiftungsvermögen gehören mit Aus­ schluß der Pfründe- und Hofkultusstiftungen: 1. das Kirchenstistungsvermögen (Fabrikgut), auch soweit es den geistlichen oder weltlichen Kirchendienern zu Gebrauch oder Nutzung zugewiesen ist, einschließlich der bei der Kirchen­ stiftung bestehenden Fonds; 2. sonstige örtliche Kultusstiftungen und -fonds; 3. das Vermögen der Bruderschaften und ähnlichen Vereini­ gungen im Kirchengemeindebezirk, soweit es als örtliches Stiftungsvermögen erscheint oder seither ihm gleichgeachtet worden ist. Unberührt bleibt eine für solches Vermögen ord­ nungsmäßig bestehende besondere Verwaltung. 111 333enn die Verwaltung sonstigen Vermögens von Bruder­ schaften oder ähnlichen Vereinigungen bisher durch eine Kirchen-

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 5.

155

Verwaltung besorgt wurde oder künftig einer solchen übertragen wird, finden auf dieses Vermögen, insolange nicht nach Einver­ nahme der Kirchenverwaltung mit staatsaufsichtlicher Genehmigung eine besondere Verwaltung ordnungsgemäß bestellt wird, die Vor­ schriften über Verwaltung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens entsprechende Anwendung. IV Letzteres gilt auch, soweit nicht ein anderes bestimmt ist, für die einer Kirchenverwaltung oder einer besonderen Verwaltung ortskirchlichen Charakters vermöge eines besonderen Rechtsver­ hältnisses zur Verwaltung zugewiesenen Stiftungen und Fonds zu anderen als Kultuszwecken (Unterrichts-, Wohltätigkeitsstiftun­ gen usw.). Wenn solche Stiftungen und Fonds nicht wenigstens mittelbar kirchlichen Zwecken dienen, soll ihre Verwaltung der Regel nach der Kirchenverwaltung nicht übertragen werden. 'Ein Verband, zu dem mehrere, im übrigen gesondert fort­ bestehende Kirchenstiftungen desselben Bekenntnisses zum Zwecke einer gemeinsamen Vermögensverwaltung vereinigt sind (Stif­ tungsverbände), wird unbeschadet der bestehenden Rechtsverhält­ nisse einer Kirchenstiftung gleichgeachtet. Die Gesamtheit der an einem Stiftungsverband beteiligten Kirchengemeinden gilt als Gesamtkirchengemeinde. Bei Auflösung eines Stiftungsverbandes finden die Art. 3 Abs. III und 10 entsprechende Anwendung. B-gr. S. 403 A. A. 1910 (2. Les.) S. 234; R. A. 1912 1. Prot. S. 16 f.

Z« Abs. 1 Kirchenstiftung und Kirchengemeinde bestehen als selbständige, ver­ mögensfähige Rechtssubjekte nebeneinander (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. III) Diesem Verhältnis entspricht die Zweiteilung des Abs. I. Beide Ver­ mögensmassen werden unter dem Sammelnamen „Ortskirchenvermögen" zusammengefaßt. Das Vorhandensein eines Kirchengemeinde- (Korporations-) Vermögens betrachtet die KGO. als Ausnahme; vgl. Art. 1 Abs. VI; daher: „etwaiges".

Zu Abs. II. !♦ Nicht unter das Ortskirchenvermögen und daher nicht in den Bereich der KGO. fallen: a) die Hofkultusstiftungen; b) in der Regel das bei den Dom-Kollegiatstifts- und Klosterkirchen (Stingl S. 747 f.) vorhandene Vermögen, da dieses regelmäßig nicht ortskirchlichen Charakter hat. Ist jedoch bei einer solchen Kirche Vermögen ortskirchlichen Charakters ausgeschieden, so sollen die Bestimmungen der KGO. insoweit Anwendung finden, als nicht die besonderen Verhältnisse dieser Kirche entgegenstehen (Begr. S. 404: vgl. Art. 36 Abs. I Bem. 1). Sollen Umlagen erhoben werden, so müssen die ortskirchlichen Vertretungskörper ins Leben gerufen werden.

156

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

c) Das Pfründevermögen wird von der KGO. überhaupt nicht be­ rührt. Soweit jedoch dem katholischen Fabrikrat der Pfalz Befug­ nisse gegenüber dem Pfründevermögen zustehen, gehen diese auf die Kirchenverwaltung über (Art. 100). L. Die Einteilung, welche Abs. II Ziff. 1—3 dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen gibt, ist wohl zu beachten. Ausdrücklich wird Kirchen­ stiftungsvermögen schlechthin von dem sonstigen kirchlichen Stiftungs­ vermögen unterschieden. Sämtliche hier genannte Vermögensinbegriffe haben nur das gemein, baß sie alle als ortskirchliche Stiftungen im Sinne der KGO. zu gelten haben. Im übrigen bildet jeder ein in sich abgeschlossenes Ganzes.

Zu Abs. II Ziff. 1. 1. Das Kirchenstiftungsvermögen ist das im Eigentum der Kirchen st iftung stehende Vermögen. Wie oben (Abs. II Bem. 2) her­ vorgehoben, ist die Kirchenstiftung eine besondere Erscheinungsform der orts kirchlichen Stiftungen. Ihr Begriff bedarf deshalb einer scharfen Umgrenzung. Krick definiert die Kirchenstiftung als eine dem Kultus einer öffentlich anerkannten Religionsgesellschaft gewidmete Anstalt einschließlich des ihr zu diesem Zweck zugewendeten Vermögens an Rechten und liegenden und beweglichen Gütern (Bd. 3 S. 3). Diese Definition reicht hier schon deshalb nicht aus, weil auch das Vermögen sonstiger örtlicher, selbständiger Kultusstiftungen der Anstalt d. i. der Kirche zugewendet d. h. für ihre Bedürfnisse bestimmt sein kann. Nach der in Abs. II Ziff. 1—3 getroffenen Ausscheidung wird man unter „Kirchenstiftung" im Sinne der KGO. diejenige ortskirchliche Stiftung zu verstehen haben, welche im unmittelbaren Zusammenhang mit der Errichtung der Kirche (des Kirchengebäudes) selbst oder im Hinblick auf diese (Art. 7 Ms. I Bem. 5) begründet worden ist (vgl. § 88 RE.), das Kirchengebäude als Eigentum begreift und mit ihrem Vermögen den unmittelbaren, allgemeinen Bedürfnissen der Ortskirche zu dienen bestimmt ist. Die „Kirchenstiftung" ist also der Grundtypus, der Kristallisationspunkt sämtlicher ortskirchlicher Stiftungen. Alles der Kirche gewidmete Vermögen, das nicht eine selbständige Stiftung bilden soll oder ausdrücklich einer anderen Stiftung zugewiesen wird, fällt ihr zu. Die übrigen orts kirchlichen Stiftungen erscheinen ihr gegenüber als Spezialstiftungen, die sich an sie nur antehnen. Im gewöhnlichen Sprachgebrauch wird meist unter Kirchenstiftung die Trägerin des ge­ samten ortskirchlichen Stiftungsvermögens verstanden. Wo jedoch die KGO. von „Kirchenstiftung" schlechthin spricht, ist hierunter die orts­ kirchliche Hauptstiftung verstanden (vgl. Art. 8, 9, 14 usw.). Der Begriff der Kirchenfabrik (fabrica ecclesiae) deckt sich mit dem hier festgestellten Begriff der Kirchenstiftung. Das Kirchenstiftungsvermögen kann sich zusammensetzen aus: a) Grundbesitz (Gebäuden, landwirtschaftlichen Grundstücken, Waldun­ gen usw.; diese können dem Pfarrer oder Mesner zu Gebrauch oder Nutzung zugewiesen sein); b) aus Mobilien; e) aus Rechten. Zu diesen Rechten gehört in der Regel auch das Recht auf kirchliche Reichnisse an die weltlichen Kirchendiener (vgl. VGH. H S. 681, IV S. 390, IX S. 467, XV S. 233, XXIV S. 583; Meurer, KVR. I S. 7, 176; II S. 418; Reger-Dyroff, VGHG. S. 335, 339;

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 5.

157

Gir.-Pach. S. 430 ff., 442). Werden solche Reichnisse abgelöst (Art. 85 ff.), so fallen die Ablösungssummen selbstverständlich der Kirchen­ stiftung zu. 2. Vollzugsbckanntmachung zu Art. 5 Abf. n Ziff. 1.

8 2. Die Kaplanei- (Kooperatoren-) Stiftungen, soweit sie nicht Benefizien sind, dann die Expositurstiftungen einschließlich etwaiger Kaplanei- (Kooperatoren-) und Expositurhausbaufonds sind dem Kirchenstiftungsvermögen beizuzählen und wie dieses zu behandeln. 8. Fonds im Sinne der KGO. (Abs. II Ziff. 1, 2, Abs. IV, Art. 9 Abs. IV) sind zZbie nicht mit selbständiger Rechtsfähigkeit aus gestatteten — nicht notwendig dauernden, sondern möglicherweise auch verbrauch­ baren — Vermögensansammlungen, die für bestimmte Zwecke bei der Kir­ chenstiftung, einer Spezialstiftung, der Kirchengemeinde, einer Bruder­ schaft usw. formell ausgeschieden bestehen, Lem Eigentum nach aber regelmäßig zum Vermögen der betreffenden juristischen Person gehören" (Begr. S. 404).

Zu Abs. II Ziff. 2. Eine Kultusstiftung liegt vor, wenn der Träger des Rechts am Stiftungsgut kirchlichen Charakter hat. Ob die Stiftung kirchlichen oder weltlichen (z. B. der Armenpflege) Zwecken dient, ist ohne Belang (Kahr, GemO. Bd. 1 S. 680). Dasselbe gilt entsprechend für die hier genann­ ten Fonds.

Zu Abs. n Ziff. 3. 1. über den Begriff der Bruderschaften vgl. Krick I S. 531; Gir.Pach. S. 142; Stingl S. 497 f. Ähnliche Vereinigungen sind Kongrega­ tionen, Bündnisse, religiöse Vereine (nicht Orden und ordensähnliche Kongregationen; vgl. Stingl a. a. O.). Wesentlich ist, daß dieselben „innerhalb" des Kirchengemeindebezirks bestehen, also nicht über diesen hinausgreifen (z. B. Marianische Kongregationen). L. Das Vermögen der Bruderschaften usw. kann Stiftungs- oder Korporationsvermögen sein. Welche Art vorliegt bedarf also besonderer Untersuchung. Näheres hierüber bei Krick I S. 544, III S. 110; Stingl S. 503. Rechtsfähigkeit der in Verbirrdung mit der Bruderschaft usw. bestehenden Stiftung ist für die Anwendbarkeit der Ziff. 3 nicht erforder­ lich. Dagegen werden nur solche Bruderschaften usw. hier in Frage kommen, welche Rechtsfähigkeit besitzen (Krick, Stingl a. a. O., Gir.-Pach. S. 143). Hinsichtlich des Vermögens der Bruderschaften usw., das nicht Stiftungsvermögen ist, s. Abs. HI. 3. Das Vermögen muß als örtliches Stiftungsvermögen er­ scheinen usw. Das Vermögen von Verbänden, die über den Kirchen­ gemeindebezirk hinausreichen, sowie zentralisierte kirchliche Stiftungen gehören nicht hiezu. 4. Satz 2 bedeutet eine weitere Ausnahme gegenüber der Regel des Art. 6 Abs. I u. II, da es hiernach lediglich aus das tatsächliche Vorhandensein einer besonderen Verwaltung, nicht aus deren Rechts­ grund ankommt. Es soll in die bestehenden Verhältnisse hinsichtlich der Verwaltung des Vermögens der Bruderschaften und ähnlicher Vereini­ gungen möglichst wenig eingegriffen werden (Begr. S. 404). Als be-

158

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

sondere Verwaltungen im Sinne dieser Vorschrift kommen in Betracht: Verwaltungen, die nur aus einem oder mehreren Geistlichen bestehen, Bruderschastsverwaltungen, gemeindliche oder ortsgemeindliche Verwal­ tungen usw. Durch eine solche besondere Verwaltung verliert das als ortskirch­ liches Stiftungsvermögen anzusehende Vermögen diesen Charakter nicht. Die Vorschriften der KGO. finden deshalb auf dasselbe insoweit An­ wendung, uls nicht der Bestand einer besonderen Verwaltung sie aus­ schließt (vgl. Kahr I S. 706) oder Abweichungen gemäß Art. 62 Abs. IV zugelassen werden.

Zu Abs. IIL 1. „Sonstiges Vermögen" ist das nicht als Stiftungsvermögen axv> zusehende Vermögen der innerhalb des Kirchengemeindebezirks be­ stehenden Bruderschaften usw. (Abs. II Ziff. 3 Satz 1). Dieses gehört nicht zum Ortskirchenvermögen. Zu den Vorschriften über Verwal­ tung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens gehören insbesondere jene über das Kassen- und Rechnungswesen und die damit zusammenhängen­ den Haftungen, sowie über die Staatsaufsicht, nicht aber jene über die Verwendung der Vermögenserträgnisse (Begr. S. 404). 2. Staatsaufsichtsbehörde: Art. 73 Abs. II u. in.

Zu Abs. IV. 1. „Soweit nicht ein anderes bestimmt ist": hiernach kön­ nen wohl besondere Verwaltungsvorschriften getroffen, nicht aber die Staatsaufsicht ausgeschlossen oder eine bestimmte Art der Staatsaufsicht ungeordnet werden (vgl. Kahr, GemO. S. 697; Seydel II S. 726 Note 23). 2. Satz 2: Hier haben die Aufsichtsbehörden in Art. 74 die Hand­ habe zu geeigneter Überwachung. Selbstverständlich bezieht sich diese Vorschrift nur .auf die Zukunft. Die bestehenden Verwaltungsrechte sind durch Tit. IV § 9 Abs. II VerfUrk. und § 46 RE. garantiert.

Zu Abs. V. 1. Ms. V bezieht sich nur auf bestehende Verbände: vgl. Art. 3 Abs. I Bem. 5. Der term. tech. „Stiftungsverband" ist jedoch dem bis­ herigen Rechte fremd und erst vom AA.-Ref. (Bericht II. Teil zu Art. 3) vorgeschlagen worden. 2. Wird einer Kirchenstiftung — gleichgeachtet: die einzelnen, dem Verband angehörigen, bisher selbständig rechtsfähigen Stiftungen behalten auch in Zukunft ihre Rechtspersönlichkeit; auch dürfen sie ihren besonderen Stistungszwecken nicht entfremdet werden. Lediglich zur Vereinfachung der Verwaltung werden sie aber im übrigen wie eine einzige Kirchenstiftung behandelt. Je nach der Konfession, der sie zu dienen bestimmt sind, ist ihre Verwaltung der Gesamtkirchenver­ waltung (Art. 5 Ms. V Satz 2, Art. 6 Abs. I u. II, Art. 36 Abs. I Ziff. 2) oder der Gesamtkirchengemeinde anvertraut. Die Verwaltungsgeschäfte werden von der einen Gesamtkirchenverwaltung besorgt (Art. 53). Eigene Rechtspersönlichkeit besitzt der Stiftungsverband als solcher mangels aus­ drücklicher Verleihung nicht. Art. 7 Ms. III ist infolge seiner ausdrück­ lichen Beschränkung auf Pfarr- und Tochterkirchenstiftungen nicht an­ wendbar. Vermögensgeschäfte wirken deshalb unmittelbar zugunsten der Einzelstistung mit deren Mitteln usw. sie gemacht sind. Vermögens-

I jAbschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 6.

159

Anwendungen an die Gesamtkirchengemeinde, die Stiftungsvermögen werden sollen, bedingen, wenn sie nicht als Zustiftungen gedacht sind, die Errichtung einer neuen Stiftung, die allerdings sofort dem Verband angehört usw.

8. Die Gesamtheit der an einem bestehenden Stistungsverband beteiligten Kirchengemeinden (f. Art. 3 Abs. I Bem. 5) gilt mit dem In­ krafttreten der KGO. kraft Gesetzes als Gesamtkirchengemeinde. Die Rechtsverhältnisse derselben sind die gleichen, wie die der auf dem Wege des Art. 3 geschaffenen Gesamtkirchengemeinden; insbesondere findet auf sie Art. 18 und 36 Anwendung.

4. Sitz des Stiftungsverbandes: Art. 6 Abs. III; vgl. auch Art 2. 596f. 1 Bem. 2. Sitz. 6. -Die Angelegenheiten des katholischen ortskirchlichm Stif­ tungsvermögens sind den nach Maßgabe dieses Gesetzes zu bilden­ den Kirchenverwaltungen anvertraut, wenn nicht durch besondere Gesetze oder Stiftungsbestimmungen eine andere Verwaltung an­ geordnet ist. Eine Mitwirkung der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchengemeindebevollmächtigten findet, vorbehaltlich der Art. 65 Abs. II und 68 Abs. VI Satz 2, bei Angelegenheiten des katholischen ortskirchlichen Stiftungsvermögens nur in den Fällen des Art. 23 Abs. II Ziff. 2 und 3, des Art. 36 Abs. III Ziff. 1 und Abs. IV sowie des Art. 52 Abs. III Satz 3 statt. Die eigenen Angelegenheiten der katholischen Kirchengemeinden werden durch ihre Vertretungskörper besorgt. 11 Die Angelegenheiten des protestantischen ortskirchlichen Stif­ tungsvermögens sind der Kirchengemeinde zur Verwaltung anver­ traut und werden neben den eigenen Angelegenheiten der Kirchen­ gemeinde durch chre Vertretungskörper besorgt, wenn nicht durch besondere Gesetze oder Stiftungsbestimmungen eine andere Ver­ waltung angeordnet ist. -»Als Sitz des ortskirchlichen Stiftungsvermögens gilt, soferne nicht ein anderes bestimmt oder hergebracht ist, der Ort der bestehenden oder zu errichtenden Kirche, zu welcher das Ver­ mögen in Beziehung steht. "Bei den bestehenden Stiftungsverbänden gilt als Sitz der hergebrachte Ort.

Verwaltung.

Bear. z. Entw. v. 27. September 1907 S. 404, z. Entw. v. 2. Mai 1912 S. 55 A. A. 1910 (1 .Les., S. 17 ff.,»2. Les.) S. 233 ff.; A. Pl. 1910 S. 403 ff.; R. A. 1912 (2. Prot.) S. I ff.; A. A. 1912 Beil. 305 6.1 ff.

Zu Abs. I und II 1 Nach Art. 6 sollen die Angelegenheiten des katholischen orts­ kirchlichen Stiftungsvermögens den Kirchenverwaltungen, die des prote-

160

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

stantischen den Kirchengemeinden anvertraut werden. Diese verschiedene Behandlung beruht auf den Beschlüssen des AA. 1910 (1. Les.) S. 17 ff.; vgl. hierüber Einleitung S. 12 f. Zu dem Streite über die Entstehung und die bisherige rechtliche Existenz der Kirchengemeinde sowie über ihr bisheriges Verhältnis zur Kirchenverwaltung und zum Stiftungsvermögen im rechtsrh. Bayern vgl. insbesondere Meurer, KVR. Bd. I S. 11 ff., Seydel III S. 579, Tretzel im Archiv f. kathol. KR. Bd. 86 S. 652 ff. sowie die oben zit. LandtagsVerhandlungen. Durch die Beschlüsse des AA. 1910 sind die dort ver­ fochtenen Gegensätze zum Teil auch in die KGO. gelangt; allein die ge­ troffene Unterscheidung hat, wenn sie auch auf tiefgehenden prinzipiellen Gegensätzen beruht, für das Gebiet der KGO. doch im wesentlichen nur geringe sachliche Bedeutung. Die KGO. macht die Kirchenverwaltung hinsichtlich der Verwaltung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens ohne­ hin für beide Konfessionen grundsätzlich unabhängig von den Kirchen­ gemeinden. Die Kirchenverwaltung ist insbesondere auch, soweit die Kirchengemeindeversammblng oder die Kirchengemeindebevollmächtigten nicht nach einer ausdrücklichen gesetzlichen Bestimmung zu einer ent­ scheidenden Beschlußfassung berufen sind, an die Beschlüsse oder Anweisun­ gen des weiteren Vertretungskörpers in keiner Weise gebunden. (Vgl. Art. 53, 65, 68). Ferner werden die katholischen Kirchenverwaltungen eben­ so wie die protestantischen von der Kirchengemeinde gewählt (Art. 42 ff.). Beide Konfessionen haben also den gleichen Einfluß auf die Zusammen­ setzung der Kirchenverwaltung. Die Kirchenverwaltungen beider Kon­ fessionen haben praktisch die gleichen Rechte und Pflichten (Art. 6 Abs. I Satz 1 u. 3, Abs. II, 53). Die praktische Wirkung der in Art. 6 getroffenen Unterscheidung beschränkt sich also in der Hauptsache auf den wohl seltenen Fall, daß die Kirchenverwaltung beschlußunfähig wird (Art. 40 Abs. III). Im übrigen mußte zwar eine Reihe von Bestimmungen (vgl. z. B. Art. 74) eine andere Fassung erhalten, insbesondere mußte den katholischen Kirchen­ stiftungen das Selbstverwaltungsrecht unmittelbar eingeräumt werden (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. III). Alles das bedeutet jedoch mehr eine for­ melle als materielle Verschiedenheit (vgl. auch Art. 65 Ws. I Bem. 2). 2. Eigene Angelegenheiten der Kirchengemeinde sind solche, die keinen unmittelbaren Bezug auf die Verwaltung des orts­ kirchlichen Stiftungsvermögens haben (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. II 2).

Zu Abs. I. 1. Die Bildung der Kirchenverwaltungen vollzieht sich nach Maßgabe des Art. 36 ff.; ihr Wirkungskreis ist in Art. 53 ff. ge­ regelt ; was zum ortskirchlichen Stiftungsvermögen gehört und welcherlei Vermögen sonst der Kirchenverwaltung anvertraut sein kann, ist in Art. 5 aufgezählt. Schwierigkeiten können entstehen hinsichtlich der Ausscheidung der von den einzelnen Kirchenverwaltungen zu verwaltenden Vermögens­ bestandteile, namentlich im Verhältnis zwischen besonderen Kirchenver­ waltungen der Pfarr- und Tochtergemeinden, der Pfarr- und Mutter­ gemeinden oder der Gesamt- und Einzelkirchengemeinden. In der Regel werden die strittigen Bermögensbestandteile derjenigen Kirchenverwaltung (bzw. Kirchenstiftung) zuzuweisen sein, deren Zwecken sie in der Haupt­ sache zu dienen bestimmt sind oder zugunsten derer ein besonderer Grund

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem.

Art. 6.

161

(Stiftungsbestimmung usw.) spricht. Streitigkeiten dieser Art sind, so­ weit sie nicht privatrechtlicher Natur sind, in dem durch Art. 73,81 KGO., Art. 8 Ziff. 35 und Art. 10 Ziff. 11 (vgl. Reger-Dyroff 4. Ausl. S. 284 ff. und 332 ff.) vorgeschriebenen Jnstanzenzuge zu entscheiden. L. Als Gesetzesbestimmungen, durch die eine andere Verwaltung angeordnet sein kann, kommen die §§ 96 u. 136 der VI. Verf.-Beil. (Vorbehalt für Standes- und Gutsherrn) in Betracht. Hinsichtlich der fortdauernden Gültigkeit des § 96 a. a. O. vgl. § 59 Abs. 3, § 94 Abs. 5 Rev. GE., Ziff. 142 der Vollz.-Vorschr. hiezu vom 31. Oktober 1837 und die bei Weber I S. 642 Note 13 aufgeführten Er­ lasse. Die Min.-Praxis hat bisher an der fortdauernden Gültigkeit dieser Bestimmungen festgehalten und die Entscheidung in streitigen Ein­ zelfällen der Verwaltungsrechtsprechung (Art. 8 Ziff. 35 VGHG.) über­ lassen. Zu § 136 VI. Verf.-Beil. mit § 47 IV. Verf.-Beil. vgl. Seydel Bd. 1 S. 334 Anm. 100 Zisf. 3, Meurer, KVR. Bd. 1 S. 151, Seeberger S. 807. Nach § 96 der VI. Beil, zur Verf.-Urk. ist dem Gutsherrn nur das auf einem besonderen Privatrechtstitel beruhende Verwaltungsrecht verblieben. Als solcher Privatrechtstitel gilt u. a. zwar „unfürdenklicher" Besitzstand, nicht aber das bloße Herkommen (Allerh. E. vom 26. Dezember 1818, die gutsherrl. Verwaltung der Stiftungen betr. (Döll. 11 S. 1225); vgl. ferner Min.-E. vom 18. Oktober 1837 Ziff. 106 sWeber I S. 643 Note 13, Günther III S. 761]). Da Art. 6 das Her­ kommen neben Gesetz und Stiftungsbestimmungen nicht erwähnt, so hat es hiebei auch fernerhin sein Bewenden (vgl. Art. 106 Abs. II; AA. 1910 [1. Les.] S. 17; RA. 1912 II. Prot. S. 7). Soweit besondere Verwaltungen aufrecht erhalten bleiben, werden auch bestehende Mitverwaltungsrechte des Pfarrers, der Gemeinde usw. nicht berührt (vgl. Begr. S. 405, die zit. Min.-E. vom 18. Oktober 1837 Ziff. 107 und Min.-E. vom 29. Juli 1899; Döll. 11 S. 1226). Näheres bei Seeberger S. 807. Die Gutsherrn haben die Verwaltung nach den be st ehenden Verordnungen usw. zu führen (§ 96 a. a. O.). Gemeint sind die jeweils bestehenden (vgl. § 75 RE. und § 12 Prot. E., wodurch die bestehen­ den Gesetze ebenfalls nicht zu Verfassungsgesetzen wurden). Da ferner das unter besonderer Verwaltung stehende ortskirchliche Stiftungsver­ mögen seinen Charakter als Kirchenvermögen nicht verliert, so gelten die Vorschriften der KGO. auch für dieses Vermögen, soweit nicht der Bestand der besonderen Verwaltung eine Änderung mit sich bringt oder auf Grund des Art. 62 Abs. IV besondere Bestimmungen erlassen werden. Dasselbe gilt für eine auf Stiftungsbestimmungen beruherrde besondere Verwaltung (vgl. auch Art. 5 Abs. II Ziff. 3 Bem. 4). 3. Wo besondere Verwaltungen bestehen, ist für eine Kirchenverwaltung zu dem in Art. 6 Abs. I Satz 1 bezeichneten Zwecke nur insoweit Raum, als noch anderes, nicht unter die besondere Ver­ waltung fallendes Stiftungsvermögen vorhanden ist. Kommen eigene Angelegenheiten der Kirchengemeinde in Frage (z. B. Erhebung von Um­ lagen), so sind die regelmäßigen ortskirchlichen Vertretungskörper zu bilden, die dann selbstverständlich nur in eigenen Angelegenheiten der Kirchengemeinde zuständig sind.

4. Dem Staate, bürgerlichen Gemeinden, Schulverbänden oder Ort­ schaften zustehende Verwaltungsrechte an Vermögensstücken, welche aus­ schließlich oder teilweise kirchlichen Zwecken zu dienen bestimmt sind, Langheinrich, Kirchengemelndeordnung. 11

162

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

bleiben nach der Absicht des Gesetzes unberührt. Es gilt das insbesondere für Wohngebäude der weltlichen Kirchendiener (Schul- und Mesnerhänser, Kantoratsgebäude); Begr. S. 405. 5. Satz 3.. Die Kirchenverwaltung, welcher das ortskirchliche Stiftungsvermögen anvertraut ist, ist iderltisch mit der Kirchenverwal­ tung, welche als Vertretungskörper der Kirchengemeinde in ihren eigenen Angelegenheiten zu fungieren hat. Die katholische Kirchenverwaltung hat also den gleichen doppelten Wirkungskreis wie die protestantische (Abs. II; Art. 36, 53). Zu Abs. H. über die Bedeutung der gesonderten Behandlung des protestantischen Stiftungsvermögens vgl. oben Bem. 1 zu Abs. I u. II. Im übrigen vgl. die Bem. zu Abs. I u. II Ziff. 2 und die Bem. zu Abs. I; ferner Art. 1 Abs. I Bem. III. Zu Abs. III. L . Vgl. Art. 2. Ausschlaggebend ist der Ort der Kirche, zu der das Vermögen gehört, nicht der Ort, an welchem die Verwaltung geführt wird. Verwaltet also eine Kirchenverwaltung das Vermögen einer in einem anderen Verwaltungsbezirk gelegenen Kirche mit, so ist die Staats­ aufsicht von verschiedenen Behörden zu üben. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn eine Pfarrkirchenverwaltung in einer unmittelbaren Stadt das Vermögen einer Filialkirche in einem Bezirksamtssprengel mit verwaltet. Staatsaufsichtsbehörde ist hinsichtlich dieses letzteren Ver­ mögens das Bezirksamt (vgl. Art. 73 Abs. III; Begr. S. 405). Zu Abs. IV. Vgl. Art. 5 Abs. V. Hier wird in der Regel der Ort der Verwal­ tung maßgebend sein; vgl. auch Bem. 2 zu Art. 2 Abs. I. Stiftungen. Zustiftungen.

Avt. 7.

^eue ortskirchliche Stiftungen bedürfen der Königlichen Ge­

nehmigung, mit Lasten verknüpfte Stiftungszuflüsse (Zustiftungen) der Genehmigung der Staatsaufsichtsbehörde. Die Befugnisse der kirchlichen Behörden bleiben unberührt. 11 Die Stiftungen erlangen durch die Königliche Genehmigung die Rechtsfähigkeit und den verfassungsmäßigen Staatsschutz. m Die Pfarr- und Tochterkirchenstiftungen, welche zur Zeit des Inkrafttretens der Kirchengemeindeordnung mit ausgeschiedenen Einnahmen und Ausgaben bereits bestehen, werden als rechtsfähige Stiftungen anerkannt. Begr. S. 405; A. A. 1910 (1. Les.) S. 21, (2. Les.) S. 238.

Zu Abs. I.

1. Art. 7 entspricht den Art. gg der GemO.

2.

über den Begriff der Stiftung i. e. S. vgl. Kahr I S. 672, Staudinger Bd. I S. 262. über Kirchenglocken als Stiftung vgl. Min.-E. vom 31. Dezember 1841 (Günther III, 807). Ob eine Stiftung den orts­ kirchlichen Stiftungen zuzuzählen ist, bestimmt sich nach Art. 5 Abs. II (vgl. dort insbes. die Bem. zu Ziff. 2).

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 7.

168

8. Neu sind ortskirchliche Stiftungen, wenn sie für eine neuerrichtete oder erst zu errichtende Kirche begründet werden oder als selbständige Rechtssubjekte neben schon bestehende kirchliche Stiftungen treten sollen. Im Gegensatz hiezu stehen die sogenannten Zustiftungen (Stiftungszuflüsse). Diese sind Vermögenszuwendungen an bereits be­ stehende Stiftungen mit der Anordnung, daß sie deren Zweckbestimmung teilen oder mit der Auflage, daß die Renten zu einem bestimmten ver­ wandten Zwecke verwendet werden (vgl. Kahr I S. 674). 4. Die materiellen und formellen Voraussetzungen der Ent­ stehung einer neuen ortskirchlichen Stiftung erleiden durch die KGO. gegenüber derü früheren Recht keine Veränderung. Erforderlich ist also: a) eine privatrechtliche Willensbestimmung des Stifters (das Stiftungs­ geschäft). Deren Form und Gültigkeit bemißt sich lediglich nach bürgerlichem Recht (vgl. Seydel III S. 716 ff., Kahr I S. 673, BGB. §§ 80 ff., Staudinger, Vordem, zu §§ 80 ff. S. 262); b) ein Akt des öffentlichen Rechts, die königliche Genehmigung. Die bisherige Streitfrage, ob auch neue ortskirchliche Stiftungen der gewöhnlichen Typen (Kirchenstiftungen, Kirchenfabriken) königlicher Genehmigung bedürfen (vgl. Meurer I S. 79 f.) ist durch die klare Bestimmung des Art. 7 im Sinne der bisherigen Praxis entschieden. Die königliche Genehmigung ist also für alle ortskirchlichen Stif­ tungen (Fundationen) erforderlich, welche selbständige Rechtssubjekte werden sollen. Die königliche Genehmigung muß ausdrücklich erteilt werden, insbesondere gilt dies hinsichtlich der Kirchenstiftung i. e. S. (vgl. Art. 5 Abs. II Ziff. 1 Bem. 1). Die Bildung der Pfarrei schließt also künftig die Errichtung der Kirchenstiftung noch nicht in sich, wie nach der früheren Praxis vielfach angenommen werden durfte. Die Errichtung der Kirchenstiftung kann der Errichtung der Kirchengemeinde vorangehen oder nachfolgen, je nachdem das er­ forderliche Vermögen bereits aufgebracht ist oder erst aufgebracht werden soll (vgl. § 88 R.-E. und unten Bem. 5). 8. Die Errichtung einer ortskirchlichen Stiftung (insbesondere einer Kirchenstiftung i. e. S.) hat die Existenz einer Kirche (eines Kirchen­ gebäudes) nicht zur notwendigen Voraussetzung. Es genügt, wenn die Stiftung im Hinblick auf eine zu errichtende Kirche, d. h. für deren Zwecke begründet wird. 6. Vollzugsbekanntmachung zu Art> 7 Abs. I. 8 3. Bei der Neuorganisation von Pfarreien, Exposituren u. dgl. soll die staatliche Genehmigung zur Errichtung einer Kirchenstiftung möglichst frühzeitig beantragt werden, weil dann z. B. ein etwa vor­ handener Bauplatz für eine neue Kirche sofort in das Eigentum der Kirchenstiftung übergeführt werden kann und spätere mit höheren Kosten verbundene Maßnahmen entbehrlich werden.

7. Die Instruktion der Gesuche um Verleihung der königlichen Genehmigung obliegt, da die KGO. gegenteilige Bestimmung hierüber nicht trifft, nach wie vor den Kreisregierungen (§§ 69, 71,17 der Form-V. vom. 17. Dezember 1825 sWeber II S. 302]). Die königliche Genehmigung ist

164

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

durch das Kultusministerium zu erholen (Min.-E. vom 11. Oktober 1835; Weber III S. 38). Hinsichtlich der Befugnisse der kirchlichen Behörden (Art. 7 Abs. I Satz 2) hiebei vgl. §§ 11 Abs. II u. 19 lit. i ProtE., §§ 89 u. 85 KonsistO.; Min.-E. vom 11. Oktober 1835 (Weber III S. 38) und vom 13. März 1838 (Günther III S. 806), Min.-E. vom 21. Juni 1841 (Weber III S. 379); Seeberger S. 52^ 738, Gir.-Pach. S. 465 f., 327 f., Stingl II S. 807, Krick III S. 6 u. 12 f. Vgl. auch die Vordem, zu Art. 11. 8. Mit Lasten verknüpfte Stiftungszuflüsse: über den Begriff der Zustiftung (Fundationszuflüsse) s. o. Bem. 3. Als Lasten kommen regelmäßig in Betracht: Abhaltung eines Gottes­ dienstes, einer Predigt, einer Andacht, eines Gedenkens usw.; bei der katholischen Kirche in erster Linie die Gründung von Jahrtagen oder Anniversarien (Meurer I S. 243). Zur Genehmigung belasteter Stiftungs­ zuflüsse ist nunmehr allgemein die Staatsaufsichtsbehörde (Art. 73) zu^ ständig. Deren Zuständigkeit ist vorbehaltlich der Befugnisse der kirch­ lichen Organe, namentlich auch gegenüber protestantischen Zustistungen eine ausschließliche (vgl. § 19 lit. i ProtE., Min.-E. vom 27. August 1851, Günther III S. 808). Hinsichtlich der kirchlichen Befugnisse hiebei (Art. 7 Abs. 1 Satz 2) vgl. FormVorschr. vom 17. Dezember 1825, § 71 Abs. II (Weber II S. 302), KonsistO. § 85 (Weber I S. 307); Seeberger S. 740 ff., Krick III S. 6, 12—14, I S. 230 ff. Dann hinsichtlich der Einholung der kanonischen Konfirmation: Min.-E. vom 16. Dezember 1844 (Weber III S. 563); Meurer I S. 244, Krick III S. 181 ff. 9. Da Zustiftungen meist Gottesdienstzustiftungen sind, so sind regelmäßig auch die Vorschriften des Art. 8 zu beachten. Unbelastete Fundationen und Fundationszuflüsse bedürfen wie bisher keiner Ge­ nehmigung. Die Verhandlungen werden jedoch zweckmäßig wie bisher von den Kirchenverwaltungen der Staatsaufsichtsbehörde zur Einsicht vorzulegen sein (vgl. Min.-E. vom 16. Januar 1890 ^Stingl S. 764]); auch Art. 74 Abs. II). 10. Die Verwaltung der neuen ortskirchlichen Stif­ tungen oder der Stistungszuflüsse fällt mit deren Genehmigung bzw. Annahme — soweit nicht die Stiftungsbestimmungen dies ausschließen — ohne weiteres der betreffenden Kirchenverwaltung bzw. Kirchenge­ meinde zu (Art. 6). 11. Hinsichtlich der Zuständigkeit zur Entscheidung von Streitig­ keiten, die sich über die Rechtsgültigkeit der Stiftung, deren Wirkung und Inhalt, der Genußrechte usw. ergeben können, vgl. Kahr I S. 688 ff., Reger-Dyroff Erl. zu Art. 8 Ziff. 35 VGHG. S. 284 ff.

Zu Abs. II. 1. Abs. II entspricht dem bisherigen Recht: vgl. Kahr I S. 681, 687 ff. Die ortskirchlichen Stiftungen sind nach bayr. Staatsrecht öffent­ liche Stiftungen (Tit. IV §10 VerfUrk.; vgl. Kahr I S. 678; VGH. 21 S. 59). über die Vorrechte der öffentlichen Stiftungen vgl. die Bem. zu Art. 1 Abs. II. Sie sind aber auch nach der herrschenden Ansicht Stif­ tungen des öffentlichen Rechts im Sinne des § 89 BGB. (vgl. Kahr I S. 688, Krais in den BlAdmPr. 52 S. 90 f. und jetzt auch Meurer in der Schrift: „Kirchenstiftung und Kirchengemeinde" S. 13 und in den „Grundfragen" S. 16, 29; anders früher KVR. Bd. II S. 81 ff.; praktisch

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem.

Art. 8.

165

war diese Streitfrage jedoch von geringer Bedeutung (vgl. Henle-Schneider AG. BGB. S. 22). Die Rechtsfähigkeit erstreckt sich auf den öffent­ lichen und bürgerlichen Rechtsverkehr. Als juristische Personen sind die ortskirchlichen Stiftungen vermögens-, erb-, erwerbs- und parteifähig, vgl. Staudinger I S. 125 ff., 162 ff., Kahr I S. 682 ff. Die Amorti­ sationsgesetze (bayr. AG. BGB. Art. 7 ff.) finden auf ortskirchliche Stif­ tungen keine Anwendung (vgl. Henle-Schneider S. 27). Dies gilt ins­ besondere auch für Bruderschaften, soweit deren Vermögen als Stiftungs­ vermögen zum ortskirchlichen Stiftungsvermögen gehört (Art. 5 Abs. II Ziff. 3).

L Der verfassungsmäßige Staatsschutz (vgl. Tit. IV §§ 9 u. 10 VerfUrk., § 46 RE.) wird durch die Verwaltungsbehörden ge­ handhabt.

Zu Abs. III. L Hinsichtlich der unter diese Bestimmung fallenden Kirchenstif­ tungen bedarf es künftig keiner Nachforschung über die Erlangung der Rechtsfähigkeit mehr (vgl. Begr. S. 406). Rückwirkende Kraft kommt dieser Bestimmung jedoch nicht zu. Soweit also z. B. bei anhängigen Streitigkeiten der Mangel der Rechtsfähigkeit vor dem Inkrafttreten der KGO. von Belang ist, besteht freies Nachprüfungsrecht. Der Mangel einer eigenen Kirchenverwaltung (Art. 36 Abs. III) schließt, solange ein ge­ sonderter Vermögensstand besteht, die Anwendbarkeit des Abs. III auf eine Tochterkirchenstiftung nicht aus. Keine Anwendung findet Abs. III auf die nicht als Pfarr- oder Tochterkirchenstiftungen anzusprechenden (Neben-) Kirchen- und Kapellenstiftungen. Über den Begriff der Neben­ kirchen und Kapellen vgl. Art. 1 Bem. 1'5. Da Nebenkirchen solche Kirchen sind, um die sich eine eigene Kirchengemeinde nicht gebildet hat, so ist für die nach Abs. III zu ziehende Grenze auch die der KGO. zu­ grunde gelegte Auffassung von den Voraussetzungen einer Kirchengemeinde von Belang (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I 4a u. c). Damit ist jedoch nicht gesagt, daß nicht auch diese Stiftungen rechtsfähig sein oder nach Abs. I u. II werden könnten, es bedarf hier nur gegebenenfalls der Nachprüfung, wobei dieselben Gesichtspunkte maßzugeben haben, die bisher auch bei Beurteilung der Rechtsfähigkeit der Pfarr- und Tochterkirchenstiftungen herangezogen wurden (vgl. insbes. VGH. Bd. 23 S. 149).

Art. 8. -Bei Zustiftungen zu katholischem Kirchenstiftungsvermögen behufs Abhaltung von Gottesdiensten soll der Kirchenstiftung, wenn nicht eine angemessene Bauschabfindung festgesetzt wird, die Hälfte der Jahresrente als Entschädigung verbleiben. Dieser An­ teil kann mit Rücksicht auf die Vermögenslage des Zustifters oder sonstige besondere Gründe bis auf zwei Fünftel der Jahresrente ermäßigt werden. "Den bei der Berechnung zu Grunde zu legenden Zinsfuß bestimmt das zuständige Staatsministerium nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörden.

166

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

-»Bei selbständigen katholischen Gottesdienststiftnngen wird eine entsprechende Entschädigung oder Abfindung vorgesehen. iv Protestantische Gottesdienststiftungen und Gottesdienstzustif­ tungen haben, soferne nicht aus Herkommen oder einem beson­ deren Rechtsverhältnis sich ein anderes ergibt, der Kirchenstiftung einen Teil der jeweiligen gemeinschaftlichen Verwaltungskosten regelmäßig nach dem Verhältnisse der Roherträgnisse nebst Zu­ schlag für etwaigen besonderen Aufwand (Art. 75 Abs. I Ziff. 4) zu ersetzen. Begr. S. 406.

Zn Abs. I. 1. Die Vorschriften des Art. 8 Abs. I—III entsprechen im wesent­ lichen dem bisherigen Recht. Soweit sie Abweichungen enthalten, beziehen sie sich lediglich auf die nach dem Inkrafttreten der KGO. anfallenden Stiftungen und Stiftungszuflüsse. Abs. I behandelt nur die Zustiftungen zu dem Kirchen­ stiftungsvermögen i. e. S. (vgl. Art. 5 Abs. II Ziff. 1 Bem. 1), während die etwaigen Zustiftungen zu selbständigen Gottesdienststiftungen und das Verfahren bei Errichtung dieser selbst durch Abs. III geregelt wird. Auf Zustiftungen zum Kirchenstistungsvermögen für andere als Gottesdienst' zwecke findet Art. 8 auch keine analoge Anwendung. 2. Grundsätzlich soll der Kirchenstiftung als Entschädigung für Mitgebrauch von Paramenten usw. und Verwaltungs kosten usw. die Hälfte der Jahresrente verbleiben. Hievon können in zweifacher Weise Ausnahmen zugelassen werden: a) Es kann von vorneherein eine angemessene Bauschabfindung in einem fixen, aus den Renten zu deckenden Geldbetrag festgesetzt werden. Diese darf einerseits nicht so hoch bemessen werden, daß die dem Kirchenpersonal tarifmäßig zustehenden Gebühren gekürzt werden, andrerseits darf sie nicht weniger betragen als 2/ö der nach dem Normalzinsfuß (Abs. II) berechneten Jahresrente (vgl. Abs. I Satz 2). Die Bauschabfindung ist von Schwankungen des Jahresertrags unabhängig. Ist der Ausfall so groß, daß die Ge­ bühren des Kirchenpersonals nicht mehr gedeckt werden können, so kann das Reduktionsverfahren eintreten; hierüber vgl. Krick I S. 240; Zuständigkeit: Min.-E. vom 11. November 1840 (Weber III S. 349). Dessen rechtliche Zulässigkeit unterliegt keinem Bedenken, da die Zahl oder der Umfang der zufolge der Stiftung abzuhaltenden Gottesdienste (Messen) nicht so sehr auf dem Stifterwillen, als viel­ mehr auf dem von den Kirchenbehörden aufgestellten Gebührentarif beruht, sich also hienach zu richten hat. Steigert sich der Zinsertrag nachträglich so, daß die Bauschabfindung weniger als 2/5 beträgt, so hat es dabei sein Bewenden. Die Bauschabfindung kann, da Be­ standteil des Stiftungsgeschäfts (Vertrags), nicht abgeändert werden. Nur wenn das Kirchenpersonal höhere Gebühren nicht annehmen dürfte (vgl. Bem. 3), müßte der Mehrertrag selbstverständlich der Kirchenstiftung zufallen. b) Ter Anteil der Kirchenstiftung kann bis auf 2/5 der Normaljahresrente (Abs. II) ermäßigt werden, wenn der Stifter nicht mehr leisten kann

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 8.

167

oder wenn sonst berücksichtigenswerte Umstände dies wünschenswert erscheinen lassen. Die Ermäßigung kann, wenn für den Betrag der zu leistenden Entschädigung der Grundsatz des Abs. I maßgebend war, auch nachträglich auf demselben Weg, auf welchem die Zu­ stiftung genehmigt wurde, zugestanden werden (etwa um das Re­ duktionsverfahren mit Rücksicht auf den für das Kirchenpersonal damit verbundenen Einnahmeausfall zu vermeiden).

S. Der nicht für die Kirchenstiftung in Anspruch zu nehmende Anteil am Jahresertrag dient zur Deckung der Gebühren für das Kirchewpersonal. Die Normen über deren Festsetzung usw. werden von der KGO. nicht berührt; näheres hierüber bei Krick I S. 235 ff., Meurer I S. 242 ff., II S. 498 f., Stingl S. 767 ff., Gir.-Pach. S. 136 ff. über die Persol­ vierung und Transferierung der Gottesdienststiftungen vgl. Krick I S. 242 ff., III S. 300, Meurer II S. 499.

4. Auf Grund des jeweiligen Gebührentarifs für das Kirchen­ personal und der nach Bem. 2 festzustellenden Entschädigung für die Kirchenstiftung, sowie nach dem gemäß Abs. II festgesetzten Zinssätze läßt sich berechnen, welches Kapital zur Stiftung eines Gottesdienstes, einer Messe usw. mindestens bereit gestellt werden muß. Betragen z. B. die Gebühren für das Kirchenpersonal nach der Art des zu stiftenden Gottes­ dienstes insgesamt 15 JK>, so muß in der Regel der gleiche Betrag, min­ destens aber die Summe von 10 jK> für die Kirchenstiftung angesetzt werden. Das Stiftungskapital muß sonach in diesem Falle regelmäßig ca. 1000 «M>f mindestens aber ca. 833 JK> betragen. Hiezu kommen noch Staatsgebühren (Notariatsgebühren) und bischöf­ liche Taxen (vgl. Krick I S. 231). Bei Stiftungen unter Lebenden kann ohne weiteres für Bereit­ stellung des erforderlichen Kapitals gesorgt werden. Bei Stiftungen von Todes wegen sind, wenn das Kapital nicht ausreicht, zunächst die Erben zur Ergänzung aufzufordern. Weigern sich dieselben, so muß entweder Admassierung oder Reduktion eintreten (vgl. Meurer I S. 245). Stellt der Stifter freiwillig ein größeres Kapital zur Verfügung, ohne be­ sondere Bestimmungen zu treffen, so erhöhen sich die beiderseitigen An­ teile gleichmäßig. Dürfen jedoch nach den in Bem. 3 bezeichneten be­ sonderen Vorschriften die dem Kirchenpersonal zu gewährenden Gebühren-, sätze ohne ausdrückliche Stiftungsanordnung nicht überschritten werden, so fällt der Mehrertrag der Kirchenstiftung als der Eigentümerin des Kapitals zu (vgl. Begr. S. 407). Es soll jedoch auch zulässig sein (s. Begr. S. 407), daß der Zustifter, wenn der Mindestforderung (s. o.) der Kirchenstiftung genügt ist, das Kapital ausdrücklich zu dem Zwecke er­ höht, um z. B. durch die Renten aus dem Zusatzkapital ausschließlich dem Kirchenpersonal oder einem Teile desselben eine Erhöhung der Ver­ gütungen über die an sich zutreffenden Sätze hinaus zuzuwenden oder um den Mehrbetrag aufzubringen, welcher aus Gründen erforderlich ist, die in keiner Weise die Kirchenstiftung mitberühren (z. B. weil der Geist­ liche zur Abhaltung des Gottesdienstes sich in einen Filialort begeben muß). S. Für das Verfahren bei Annahme der Gottesdienst­ zustiftungen bleiben im wesentlichen die Vorschriften der Min.-E. vom 16. Dezember 1844 (Weber III S. 563) anwendbar, Ziff. 3 der­ selben erleidet jedoch durch Art. 7 Abs. I eine Änderung dahin, daß an

168

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

die Stelle der ausschließlichen Zuständigkeit der Kreisregierung Lie der Staatsaufsichtsbehörde tritt (Art. 73). Die Zuständigkeit der kirchlichen Behörden bleibt auch für das Gebiet des Art. 8 unberührt. Insbesondere bedürfen Jahrtagsstiftungen zur rechtsgültigen Entstehung nach wie vor­ der ausdrücklichen Genehmigung (Konfirmation) der Kirchenbehörden (ß76a NE.; vgl. Krick I S. 230, Meurer I S. 244). Zu dem Ge­ schäftsgang im einzelnen vgl. auch Krick I S. 233, Meurer a. a. O. S. 245.

Zu Abs. II. Vollzugsbekanntmachung zu Art. 8 Abs. II.

8 4.

Bis auf weiteres ist der Bemessung der Fundationskapitalien für Messen- und Jahrtagsstiftungen ein Zinsfuß von drei Prozent zugrunde zu legen.

Zu Abs. III. Die zu fordernde Entschädigung oder Abfindung ist im InstruktionsVerfahren (Art. 7 Abs. I Bem. 5) zu ermitteln. Wird eine solche Stiftung durch Zustiftung erweitert, so wird ein entsprechender Zuschlag zu der bisherigen Entschädigungs-usw.-Summe zu machen sein. Zu Abs. IV. 1. Die Quote der von protestantischen GottesdienstStiftungen und Zustiftungen an die Kirchenstiftung zu leistenden Ab­ gabe ist veränderlich. Sie bestimmt sich nicht wie bei katholischen Stif­ tungen dieser Art lediglich innerhalb der Stiftung; sie wird beeinflußt 1. von dem Jahresertrag der Stiftung selbst, 2. von dem Jahresertrag der anderen zum ortskirchlichen Stiftungsvermögen gehörigen Stiftungen, 3. von dem Betrage der Berwaltungskosten des ganzen ortskirchlichen Stistungsvermögens, ad. 2 u. 3 selbstverständlich nur, soweit es unter derselben Verwaltung steht (vgl. Art. 6). Die gesamten Verwaltungs­ kosten werden jährlich repartiert. Ein besonderer Aufwand kann sich so­ wohl hinsichtlich der Abhaltung des gestifteten Gottesdienstes als hin­ sichtlich der Vermögensverwaltung ergeben. Dieser Aufwand darf nicht in die allgemeinen Verwaltungskosten mit einbezogen, sondern muß von der betreffenden Stiftung allein getragen werden. Die gesonderte Be­ rechnung bedarf jedoch auch in Einzelfällen stets staatsaufsichtlicher Ge­ nehmigung (Art. 75 Abs. I Ziff. 4). 2. Abs. IV findet im Gegensatz zu Abs. I—III auch auf schon be­ stehende Stiftungen und Zustiftungen Anwendung (Begr. S. 407). Als ein Herkommen, das die Anwendbarkeit der Regel des Abs. IV ausschließt, wird nur ein rechtsbegründetes Herkommen im Sinne der Entsch. d. VGH. Bd. 13 S. 131 anzuerkennen sein. Eine nur tatsächliche abweichende Übung muß der Regel des Abs. IV weichen. Ein besonderes Rechtsverhältnis kann durch den Stiftungsvertrag begründet sein; auch in Zukunft kann durch den Stiftungsvertrag mit aufsichtlicher Genehmigung eine bestimmte Ver­ gütung für die Kirchenstiftung festgesetzt werden. 3. Ein rechnerisch festzustellender Minde st betrag für eine prote­ stantische Gottesdienststiftung ist nicht gegeben. Ob der Stiftungsbetrag als ausreichend anzusehen ist, liegt demnach ganz in dem Ermessen der über die Annahme entscheidenden Stellen.

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 8. Bermögenscrhaltnng usw.

169

?ltt. 9.

-Die Kirchenstiftungen sind verbunden, den Grundstock ihres Vermögens ungeschmälert zu erhalten und veräußerte Bestandteile des rentierenden Vermögens durch Erwerbung anderer rentieren­ der Objekte sofort oder mindestens allmählich nach vorher fest­ gestelltem Plane zu ersetzen. Dm Kirchengemeinden obliegt die gleiche Verpflichtung hinsichtlich ihres eigenen Vermögens. --Anderes Ortskirchenvermögen soll im Grundstock gleichfalls ungeschmälert erhalten und im Falle unvermeidlicher Verluste tunlichst durch Rentenadmassierung wieder ergänzt werden. in Abweichungen von diesen Vorschriften und der Ersatzplan, dann Abweichungen vom Ersatzplan, durch die der Ersatz verzögert wird, bedürfen staatsaufsichtlicher Genehmigung. Bei ortskirch­ lichem Stiftungsvermögen ist die Zustimmung der kirchlichen Ober­ behörde (Art. 11 Abs. V) erforderlich; bei Kirchengemeindever­ mögen wird sie in wichtigeren Fällen einvernommen. -"Bei Fonds, die zum Verbrauche bestimmt sind, hat die Staatsaufsichtsbehörde vorher die Voraussetzungen und den Um­ fang der Verbrauchbarkeit festzustellen. "Jede Verteilung von Ortskirchenvermögen zu Eigentum oder Nutzung sowie Jede Verwendung von Erträgnissen oder Über­ schüssen zum Privatvorteile ist unzulässig. Wohlerworbene Rechte bleiben unberührt. "-Die Übernahme einer Haftung zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinde für eine beiden fremde Verbindlichkeit ist unzulässig. "--Die Bewirtschaftung der zum Ortskirchenvermögen ge­ hörenden Waldungen unterliegt den gesetzlichen Vorschriften. »egt. S. 407; 8t. 8t. 1910 (1. Les.) S. 22 ff.

Z« Abs. I.

1 . Hinsichtlich des bisherigen Rechtes vgl. SeebergerS. 839ff., Krick IIIS. 135 ff., Meurer IS. 151 ff., 204 ff., 307 ff. Art. 9 hat Art. 26/19 u. 66/50 GemO. zum Vorbild; vgl. daher im allgemeinen Kahr I S. 238 ff. und 707 ff., Wand S. 51 ff., 373 ff., Seydel II S. 627 ff. 2 Grund st ockvermögen sind jene Vermögensbestandteile, welche die Bestimmung haben, wenigstens ihrem Werte nach der Stif­ tung erhalten zu bleiben und entweder als Gebrauchs- oder als ren­ tierende Objekte, gewissermaßen die Grundlage des Stiftungshaushalts zu bilden — im Gegensatz zu jenen Vermögensgegenständen, welche nur vorübergehend im Besitze der Stiftung verbleiben und dazu bestimmt sind, für die Zwecke der Stiftung verbraucht zu werden (Kahr I S. 246). Zu de» ersteren gehören hauptsächlich Liegenschaften (Gebäude, Grund­ stücke), dingliche Rechte, dann Kapitalien, Kunstwerke, die zum Gottes­ dienst bestimmten Gegenstände (vgl. hiezu unten Bem. 3) usw., zu letzteren

170

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

dagegen die zur Bestreitung der laufenden Ausgaben bestimmten Erträg­ nisse des rentierenden Vermögens, Geld, auch wenn es vorübergehend ver­ zinslich angelegt ist (vgl. aber BGH. Bd. 2 S. 529), die nicht unmittel­ bar gottesdienstlichen Zwecken gewidmeten Einrichtungsgegenstände, Ge­ rätschaften usw. Im einzelnen begründet sich die Ausscheidung teils durch den geschichtlichen Bestand und die Natur der Sache, teils durch die Willensäußerung der Stiftungsorgane und der kirchlichen Behörden. Tas Grundstockvermögen kann rentierlich sein (sog. Finanzvermögen) oder unrentierlich (sog. Verwaltungsvermögen). Verschiebungen inner­ halb des Grundstockvermögens von einer Gattung zur anderen sind un­ bedingt statthaft (vgl. Seydel II S. 629 Note 15; Kahr I S. 253). «Eine Schmälerung des Grundstockvermögens liegt vor, wenn dieses Vermögen dem Werte nach eine, wenn auch vorübergehende Minderung, erleidet (Kahr I S. 249). Die Veräußerung eines Grundstockbestandteils muß in unmittelbarer Wechselwirkung mit dem Erwerb gleichwertigen Ersatzes stehen. Soll der Ersatz allmählich erfolgen, so bedarf schon die Einziehung als solche der Genehmigung nach Abs. III. Unrentierendes Vermögen kann gegen rentierendes ausgetauscht (veräußert) werden, nicht aber rentierendes gegen unrentierendes. Wird aus Mitteln des ren­ tierenden Grundstockvermögens ein unrentierendes Objekt erstellt, so ist mangels abweichender Regelung nach Abs. III der aufgewendete Betrag zum rentierenden Vermögen zu ersetzen. Tie in Abs. I ausgesprochene Verbindlichkeit der Kirchenstiftung umfaßt auch die Unterhaltung der zum Grundstockvermögen gehörigen Gebäude, unbeschadet der Baupflicht Dritter (vgl. Art. 12 Abs. I Ziff. 1 u. Abs. V); sie tritt auch dann ein, wenn Grundstockvermögen durch Elementarereignisse zerstört wird. Zu dem Vermögen der Kirchenstiftung im Sinne des Art. 9 gehören auch belastete Zustiftungen. 3. Soweit eine Schmälerung des Grundstockvermögens nicht ein­ tritt, sind die Kirchenstiftungen und Kirchengemeinden in der Verfügung über einzelne Bestandteile des Grundstockvermögens außer durch die Ver­ fassungsbestimmungen nur durch die Vorschriften der Art. 75—78 be­ schränkt. Art. 9 ersetzt die BO. vom 11. September 1811 lit B (Weber III ©.190; vgl. Art. 112 Abs. le KGO. Für die dem Gottesdienst gewid­ meten Sachen als solche (die res sacrae: Stingl S. 817, wozu gehören die geweihten Kirchengebäude mit den zu gottesdienstlichen Zwecken be­ stimmten Einrichtungsgegenständen wie Altären, Orgeln, Kanzeln, Glocken, Meßgeräten, Paramenten, Kirchenstühlen usw., dann die kirchlichen Fried­ höfe) gelten Besonderheiten nicht. Sie gehören, insolange sie durch Be­ schluß der Kirchenverwaltung dem öffentlichen (gottesdienstlichen) Ge­ brauch gewidmet sind, zum Verwaltungsvermögen. Sie stehen aber im Privateigentum der Kirchenstiftung oder Kirchengemeinde und nehmen wie jede andere bewegliche oder unbewegliche Sache am Privatrechts­ verkehr teil (vgl. Staudinger III S. 21, 219, 363, Tretzel BlfRA. Bd. 72 S. 704, 712 ff.). Ein allgemeines öffentlich-rechtliches Veräußerungs­ verbot wie das des' § 24 RevGE. (Weber I S. 559) besteht nicht mehr. Auch die B. vom 11. September 1811 lit. C (Weber III S. 192) ist außer Wirksamkeit getreten (Art. 112 Abs. IC KGO.). Die Kirchenstiftung kann also ebenso wie die Kirchengemeinde über die ihr gehörigen res sacrae unter Aufhebung oder Beschränkung der öffentlichen Widmung vorbe­ haltlich Art. 75, 76, 78 (insbes. Art. 78 Abs. II) privatrechtlich rechts­ wirksam verfügen. Art. 9 enthält nur eine subjektive Beschränkung. Auch

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 9.

171

eine Verfügung, welche die Fortverwendung der res sacrae zu gottes­ dienstlichen Zwecken tatsächlich oder nach innerkirchlichen Grundsätzen aus­ schließt, ist rechtsgültig und verpflichtet nur die Kirchenstistung oder die Kirchengemeinde regelmäßig zum Ersatz (Art. 12 Abs. I Ziff. 1 u. 2). Über Kirchenstühle vgl. noch Art. 53 Abs. IV, hinsichtlich der Befugnisse der kirchlichen Behörden Art. 112 Abs. IV. 4. Die Verbindlichkeit des Art. 9 Abs. I Satz 1 besteht nur für die Kirchenstiftungen selbst. Die Kirchengemeinden haften nicht unmittelbar für eine Schmälerung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens; Art. 13 Abs. III bezieht sich nur auf Ortskirchenbedürfnisse i. S. des Art. 12; doch kann sich hieraus eine mittelbare Haftung für sie ergeben (Art. 12 Abs. II), weshalb bei größeren Maßnahmen neben der gem. Art. 6, 53, 65 Abs. I zunächst allein zur Beschlußfassung zuständigen Kirchenver­ waltung eventuell Beschlußfassung nach Art. 23 Abs. II Ziff. 3 veranlaßt sein kann. 8. Das zu 1—3 gesagte gilt entsprechend auch für Kirchengemeinden hinsichtlich ihres eigenen Vermögens. Auf ein Vermögen, das einer Kirchengemeinde zu einem Sonderzwecke, nicht zur Befriedigung ihrer allgemeinen Bedürfnisse zugewendet ist, finden nur die Vorschriften des Art. 9 Abs. II Anwendung.

Zu Abs. II. Anderes Ortskirchenvermögen im Sinne des Abs. II ist das übrige ortskirchliche Sitftungsvermögen (Art. 5 Abs. II Ziff. 2 u. 3), das unter gutsherrlicher oder sonstiger besonderer Verwaltung stehende Ortskirchenvermögen und das für Sonderzwecke bestimmte Vermögen der Kirchengemeinden (vgl. oben Bem. 5 zu Abs. I). Die Bestimmungen hiefür sind den Art. 66/50 Abs. II u. III der GemO. nachgebildet. Eine geordnete Verwaltung dieses Vermögens wird im allgemeinen die gleichen Grund­ sätze, wie oben zu Abs. I besprochen, zu beachten haben.

Zu Abs. III. 1. Abs. III bezieht sich auf Abs. I u. II. Abweichungen können sowohl hinsichtlich der Art und Weise des Ersatzes veräußerter Grund­ stocksbestandteile, als auch hinsichtlich der Ersatzverpflichtung überhaupt zugelassen werden. Nur solche Abweichungen vom Ersatzplan sind genehmigungs­ pflichtig, welche eine dauernde Verzögerung des Ersatzes bedeuten. Wenn die Ersatzquote in einem Jahre ausfällt, im nächsten Jahre aber nach­ geholt wird, liegt keine Verzögerung vor (AA. 1910 [1. Les.) S. 23; vgl. auch Art. 34 Abs. IV). 3. Staatsaufsichtsbehörde: Art. 73 Abs. II u. III. Ist zu­ gleich Art. 76 einschlägig, so ist die Kreisregierung zuständig. 4. Die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde ist hin­ sichtlich des ortskirchlichen Stiftungsvermögens (Art. 5 Abs. II Ziff. 1—3) für alle Fälle erforderlich, die nach Abs. III staatsaufsichtlicher Ge­ nehmigung bedürfen. Hinsichtlich der Wirkung der Verweigerung der Zustimmung in den Fällen, in denen der Grundstocksangriff auf Grund eines Suffizienzbeschlusses (Art. 15) zu erfolgen hat, vgl. Bem. zu Art. 15 Abs. IV. 8. Ein wichtiger Fall im Sinne des Abs. III Satz 2 soll ange­ nommen werden, wenn 1000 M oder mehr in Frage kommen (vgl. Abs. III des Entwurfs; AA. 1910 [1. Les.) S. 24; auch Art. 75 Abs. I Ziff. 1).

172

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Zu Abs. IV. Abs. IV bezieht sich nicht nur auf solche Fonds, die vorübergehend aus freiwilligen Beiträgen, Rentenüberschüssen usw. zu einem bestimmten Zweck angesammelt werden, bei dessen Verwirklichung sie aufgebraucht werden sollen, sondern auch auf die als ständige Einrichtung bestehenden Kultuszehentbaufonds (vgl. Gesetz vom 28. Mai 1852 über die Zehent­ baupflicht und die Vollz.-Vorschr. hiezu; Begr. S. 408; Krick III S. 163 f.; Seeberger S. 898).

Zu Abs. V. 1. Ortskirchenvermögen:

Art. 5 Abs. I. Bei Auflösung eines Kirchengemeindeverbandes oder bei sonstigen Veränderungen in seinem Bestand ist hinsichtlich des gesamten Kirchenvermögens unter Be­ achtung des Tit. IV §§ 9 u. 10 VerfUrk., §§ 46, 47 RE. nach Art. 10 zu verfahren. 2. Rechtsgeschäfte, welche gegen die Vorschriften des Abs. V ver­ stoßen, sind nichtig (§ 134 BGB.) und begründen die Haftung der Kirchen­ verwaltung (Art. 53, 59, 79). 8. Als wohlerworbene Rechte kommen z. B. Bezugsrechte auf Holz und Streu aus Stiftungswäldern in Betracht.

Zu Abs. VI. Fremd ist dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen und der Kirchen­ gemeinde jede Verbindlichkeit, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Stiftungszwecke bzw. mit der Erfüllung der ihnen nach der KGO. zugewiesenen Aufgaben stehen und zwar nicht nur mit sachlicher, sondern auch mit örtlicher Begrenzung. Eine Kirchengemeinde oder eine Kirchenstiftung i. e. S. kann also nicht die Haftung für Schulden einer anderen Kirchengemeinde oder anderen Kirchenstiftung übernehmen, eben­ sowenig die Kirchenstiftung die Haftung für eine ortskirchliche Spezialstiftung, wenn diese nicht für Zwecke bestimmt ist, die auch innerhalb des Aufgabenbereichs der Kirchenstiftung liegen. Besondere Verhältnisse be­ stehen zwischen Kirchenstiftung und Kirchengemeinde: hierüber vgl. Art. 13 Abs. III, Art. 12 Abs. II, Art. 32 Bem. 1 usw.; vgl. auch Art. 75 Abs. I Ziff. 3 u. 5. Schwierigkeiten in der Ausscheidung fremder oder eigener Verbind­ lichkeiten können sich insbesondere bei der Verwaltung des Grundbesitzes ergeben. Soweit zur Erhaltung und Verbesserung desselben Verbindlich­ keiten eingegangen werden müssen, sind solche für die Kirchenstiftung usw. durchaus keine fremden. Würde sich jedoch die Kirchenstiftung z. B. an eingetragenen privatrechtlichen Genossenschaften beteiligen, so könnte sie vermöge der damit verbundenen, beschränkten oder unbeschränkten Schul­ denhaftung in die Lage kommen, für fremde Verbindlichkeiten mit auf­ kommen zu müssen. Eine Beteiligung an solchen Genossenschaften ist des­ halb unzulässig. Anders ist dagegen hinsichtlich öffentlich-rechtlicher Ge­ nossenschaften (z. B. Wassergenossenschaften) zu urteilen, da hier die Be­ teiligung unter Umständen erzwungen werden kann (vgl. Begr. S. 408).

Zu Abs. VII. Vgl. Art. 68/52 u. 30/23 GemO. Zu den gesetzlichen Vorschriften ge­ hören auch Vollzugsvorschriften usw. (vgl. Art. 106 Abs. I). Gegenwärtige Rechtsquelle ist insbesondere das Forstgesetz vom

(GVM. 1896 S. 325) mit Änderungen durch Art. 146

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 10.

173

AG. BGB. (GVBl. 1899 S. 1 der Beil. z. Landt.-Absch. vom 9. Juni 1899) und durch Gesetz vom 26. Februar 1908 (GVBl. S. 87); VollzVorschr. vom 12.Mai 1897 (KultMBl. S. 161). Vgl. Meurer! S. 209ff.; KrickIII S. 166 ff.; Seeberger S. 712.

Bestandsänderungen.

9ltt. 10.

-Bei eintretenden Änderungen in dem Bestände von Kirchen­ gemeinden oder kirchlichen Friedhofverbänden ist hinsichtlich einer etwa veranlaßten Teilung oder Auseinandersetzung des Orts­ kirchenvermögens oder Regelung von Rechten und Pflichten in Bezug auf bestehende Kultusgebäude und kirchliche Anstalten oder Einrichtungen zunächst gütliche Übereinkunft der Beteiligten maß­ gebend. Die Übereinkunft bedarf staatsaufsichtlicher Genehmigung und, soweit ortskirchliches Stiftungsvermögen in Frage kommt, der Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11 Ws. V); in sonstigen Fällen wird sie einvernommen. --Soweit eine genehmigte Übereinkunft fehlt und nicht in der organisatorischen Verfügung Vorsorge getroffen ist, tritt nötigen­ falls schiedsrichterliche Entscheidung ein. Diese kann auch im voraus für den Fall des Zustandekommens einer bestimmten Ände­ rung ergehen. ---In erster Instanz steht die schiedsrichterliche Entscheidung zu: 1. einer vom zuständigen Staatsministerium beauftragten Kreis­ regierung, wenn eine Kirchengemeinde beteiligt ist, deren Sitz im Gebiete einer unmittelbaren Stadt liegt, 2. in den übrigen Fällen einem Bezirksamte, das von der vor­ gesetzten Kreisregierung oder, sofern mehrere Regierungs­ bezirke in Frage kommen, vom zuständigen Staatsministerium beauftragt wird. -'In zweiter und letzter Instanz entscheidet der Verwaltungs­ gerichtshof als Schiedsgericht. v Die Bestimmungen in Art. 45 Ws. I—III des Gesetzes vom 8. August 1878, die Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofes und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen betreffend, finden entsprechende Anwendung. "Vor Erlassung einer schiedsrichterlichen Entscheidung wird die kirchliche Oberbehörde gehört. B«gr.

409 ; 8L A. 1910 (1. Les.) 6. 23.

Zu Abs. I. 1. Art. 10 hat den Art. 11 des VGHG. zum Vorbild, der nach der herrschenden Ansicht auf Ortskirchen- und Pfründevermögen nicht anwendbar ist (Begr. S. 409, Reger-Dyroff Anm. 5 zu Art. 11, Meurer II S. 67, Krais BlAdmPr. Bd. 52 S. 88). Wie Art. 11 a. a. O., so enthält

174

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

auch Art. 10 KGO. keine materiellen Normen. Das für Veränderungen in dem Bestände von Kirchengemeinden usw. (Dismembration, Auflösung von Gesamtkirchengemeinden sArt. 3] usw.) geltende materielle Recht bleibt völlig unberührt (vgl. Art. 2 Abs. II Bem. 1, ferner Art. 3 Abs. III). 2. Unter Art. 10 fallen auch Änderungen in dem Verhältnisse zwischen Pfarr- und Tochtergemeinden (Begr. S. 409). L. Der die Änderungen dieser Art verfügende organisatorische Akt kann der Übereinkunft nach Abs. I oder der schiedsrichterlichen Entscheidung nach Abs. II vorangehen oder folgen. Aus Zweckmäßigkeitsgründen wird sich regelmäßig vorherige völlige Klarstellung der vermögensrechtlichen Verhältnisse empfehlen. 4. Nur die etwaige Teilung usw. des Ortskirchen­ vermögens, also des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und des Kirchengemeindevermögens (Art. 5), nicht auch die des Pfründevermögens fällt unter Art. 10. Die Bestimmung des Entwurfs, durch welche das Pfründevermögen miteinbezogen werden sollte, wurde gestrichen (vgl. AA. 1910 [1. Les.) S. 23). Für die Auseinandersetzung hinsichtlich des Pfründevermögens bleiben also die bisherigen Vorschriften maßgebend; hierüber Meurer II S. 60 ff., Krick II S. 10 ff., Seeberger S. 338 ff., Stingl S. 7 ff.; vgl. unten Bem. 6. S. Etwa veranlaßte Teilung usw. Ein Rechtsanspruch auf Teilung besteht, soweit sich nicht aus Stiftungsbestimmungen ein anderes ergibt, nicht. Wie der Umbildungsakt überhaupt, so fällt auch die Re­ gelung der vermögensrechtlichen Verhältnisse in die Organisationsgewalt des Landesherrn, dessen Ermessen nur durch Tit. IV §§ 9 u. 10 VerfUrk. und § 47 RE. begrenzt ist. Näheres bei Meurer II S. 55, 64. 6. Beteiligte. Der Begriff der Beteiligten ist nicht enger als der, welcher für das bisherige Recht maßgebend war, dagegen insoferne weiter als zu dem Verfahren nach Art. 10 alle Rechtssubjekte (juristische und natürliche Personen) beizuziehen sind oder beigezogen werden können,, die an der Auseinandersetzung usw. ein unmittelbares rechtliches Interesse haben. Vor allem sind beteiligt die Rechtssubjekte, denen das Ortskirchen­ vermögen gehört: die Kirchenstiftung, eine Spezialstiftung, eine Bruder­ schaft, die Kirchengemeinden; dann aber auch die Rechtssubjekte, welche schon nach bisherigem Recht bei Veränderungen des Kirchengemeindever­ bandes (die Vermögensauseinandersetzung ist nur ein Teil des bezüglichen Verfahrens) zu hören waren (Zivilgemeinde, Patron; vgl. Meurer II S. 65 ff.). Die Pfarrpfründe gehört nicht zu den Beteiligten im Sinne des Art. 10 (vgl. oben Bem. 4); soweit der Pfarrer nur als Vertreter der Pfründe in Frage kommt, ist er daher zum Ausgleichverfahren nicht zuzuziehen. Es steht zwar nichts im Wege auch hinsichtlich des Pfründe­ vermögens die Grundlage für eine eventuelle Vermögensteilung durch gütliche Vereinbarung zu schaffen; dies müßte jedoch in einem gesonderten Verfahren geschehen. Das Ergebnis wäre auch in keiner Weise bindend; es könnte nicht im Wege der staatsaufsichtlichen Genehmigung, sondern nur mit dem Organisationsakt durch Bestätigung des Landesherrn oder der Kreisregierung (FormVorschr. vom 17. Dezember 1825 § 35 Abs. V, Weber II S. 291) festgelegt werden. Über die Art der Beteiligung stellt Art. 10 neue Bestimm mungeu nicht auf; hier bleiben also die bisherigen Grundsätze maßgebend.

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 10.

175

Wer bisher nur gehört werden mußte (z. B. die Zivilgemeinden) hat auch künftig kein Zustimmungsrecht, kann also eine gütliche Übereinkunft nicht hindern (Begr. S. 409). Tie Beschlußfassung und Vertretung der Beteiligten hat selbstverständlich nach den Grundsätzen der KGO. zu erfolgen; vgl. insbes. Art. 23 Abs. II Ziff. 2 u. 3, 36, 38 Abs. III, 40, 53, 55, 65, 66, 68, 108. 7. „maßgeben d". Gütliche Übereinkunft ist nur z u n ä ch st maß­ gebend, d. h. sie soll regelmäßig versucht und falls sie Genehmigung ge­ funden hat, zur Grundlage des organisatorischen Aktes gemacht werden. Eine vor Verfügung der Sprengeländerung erfolgte gütliche Vermögens­ auseinandersetzung wird jedoch dadurch nicht als selbständiger Akt neben den eigentlichen Organisationsakt gestellt, sie bleibt Bestandteil des letzteren und erlangt nur durch diesen rechtliche Wirksamkeit. Auch wird durch eine gütliche Übereinkunft eine abweichende landesherrliche Ver­ fügung nicht ausgeschlossen. Das Organisationsrecht des Landesherrn hinsichtlich der Bildung und Umbildung von Pfarreien usw. wird durch die KGO. nicht berührt (vgl. Art. 2 Abs. II). Den Kreisregierungen dagegen steht in den Fällen des § 35 der FormVorschr. vom 17. Dezember 1825 (Weber II S. 290) eine von der gütlichen Übereinkunft abweichende Vermögensregelung nicht zu, da dann nicht mehr die erforderliche bedingungslose Einwilligung der Beteiligten gegeben wäre. Wird die Änderung des Kirchengemeindeverbandes ver­ fügt, ohne daß gleichzeitig die Vermögensfrage gelöst wird, so erlangt eine nachträgliche gütliche Übereinkunft vorbehaltlich kirchlicher Billigung durch die staatsaussichtliche Genehmigung allein Rechtswirksamkeit. Eine Verwaltungsbeschwerde oder die Anrufung richterlicher Ent­ scheidung ist gegen eine von der gütlichen Übereinkunft abweichende organi­ satorische Verfügung des Landesherrn ausgeschlossen; vgl. Meurer IIS.67, VGH. 9 S. 112. Auch für ein schiedsrichterliches Verfahren ist, wenn die Vermögensregelung erschöpfend ist, gemäß Abs. II kein Raum. 8. Versagt die kirchliche Oberbehörde ihre Zustimmung zu der getroffenen gütlichen Vereinbarung, so muß entweder die Änderung überhaupt unterbleiben (vgl. § 76 Abs. I, Abs. II e, §§ 77, 78 RE., Art.,XII f. Konk. und §§ 11, 19e u. f ProtE.) oder im Benehmen mit der kirchlichen Oberbehörde durch die organisatorische Verfügung ent­ sprechende Vorsorge getroffen werden. 9. Unter „sonstigen Fällen" ist insbesondere die Teilung des Kirchengemeindevermögens zu verstehen (AA. 1910 [1. Les.s S. 23). 10. Staatsaufsichtsbehörde: Art. 73; kirchliche Oberbehörde: Art. 11.

Zu Abs. II. 1. Die

schiedsrichterliche Entscheidung erfolgt nach Billigkeit und freier Beurteilung der Sach- und Rechtslage (VGH, 12 S. 373, Reger-Dyroff Anm. 9 zu Art. 11 VGHG. Sie kann sich auf alle Streitpunkte hinsichtlich der nach Abs. I der gütlichen Vereinbarung über­ lassenen Rechtsverhältnisse (aber auch nur auf diese) erstrecken; insbe­ sondere kann sie sich auch über die der zivilrechtlichen Zuständigkeit über­ wiesene Baupflicht von Zehnt- und Patronatsherrn usw. aussprechen, wenn diese baupflichtigen Dritten damit einverstanden sind. Selbstver­ ständlich wird diesen hiedurch der ordentliche Rechtsweg nicht abgeschuitten (vgl. Begr. S. 409).

176

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

2. Die Einleitung des schiedsrichterlichen Ver­ fahrens ist zeitlich nicht begrenzt, kann also noch nachträglich in jedem Zeitpunkte geschehen. Insbesondere hindert nichts, das schiedsrichterliche Verfahren auch auf Differenzpunkte anzuwenden, die aus Änderungen im Kirchengemeindeverband herrühren, welche bereits vor dem Inkrafttreten der KGO. verfügt worden sind. Voraussetzung ist nur, daß der Differenz­ punkt sich auf die in Abs. I bezeichneten Rechtsverhältnisse bezieht und daß er durch eine Änderung im Kirchengemeindeverband (Friedhofverband) hervor gerufen worden ist. Dem Art. 10 ist damit keine rückwirkende Kraft beigelegt. 3. Hinsichtlich des Verfahrens vgl. Abs. V. Der Antrag auf schiedsrichterliche Entscheidung kann von jedem Beteiligten (oben Abs. I Bem. 6) gestellt werden. Wird er bei der unmittelbar vorgesetzten Staats­ aufsichtsbehörde gestellt, so ist er der gemäß Abs. III zur Delegation berufenen Oberbehörde vorzulegen. Zu Abs. TV und V. Nach Abs. V ist gegen d i e Entscheidung der Kreis­ regierung bzw. des Bezirksamts Berufung an den VGH. binnen 14 tägiger Frist zulässig. Die Berufung ist bei der Behörde einzule'gen, welche den beschwerenden Bescheid erlassen hat. Im übrigen insbesondere auch hinsichtlich der Berechnung der Frist vgl. Reger-Dyroff zu Art. 45 VGHG. Zu Abs. VI. Kirchliche Oberbehörde: vgl. Art. 11 Vordem. Kirchliche Oberbehörden.

91 tt* 11.

x2 Bo nach der Kirchengemeindeordnung die Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde vorgeschrieben ist, sollen die Staatsbehör­ den, soweit sie nicht die richterliche Gewalt ausüben, das Einver­ ständnis anstreben, etwaige Erinnerungen sorgfältig würdigen und nach Möglichkeit berücksichtigen. nDie Einvernahme in sonstigen Angelegenheiten ist nicht ausgeschlossen. m Werden die Erinnerungen nicht oder nur teilweise berück­ sichtigt, so ist die kirchliche Oberbehörde binnen 14 Tagen aus­ schließender Frist zur Beschwerdeführung berechtigt. ^Auch im Verwaltungsstreitverfahren können die kirchlichen Oberbehörden gehört werden, wenn ihre Einvernahme nicht ohne­ hin vorgeschrieben ist. "Wo nach der Kirchengemeindeordnung die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde vorgeschrieben ist, bildet sie eine Voraus­ setzung der Rechtswirksamkeit des Kirchenverwaltungsbeschlusses. Sie ist vor dessen Vorlage an die Staatsaufsichtsbehörde vom Kirchenverwaltungsvorstand einzuholen. Mindestens gleichzeitig ist der Staatsaufsichtsbehörde von dem Beschlusse vorläufige Kenntnis zu geben. Begr. S. 410; A. A. 1910 (1. Les.) ©.24 ff.

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 11.

177

Vollzugsbekanntmachung zu Art. 11 und 74 Abs. VI Satz 3: 8 5. i Die Bezirksämter verkehren als Staatsaufsichtsbehörden un­ mittelbar mit den kirchlichen Oberbehörden. u Jn den Fällen der Art. 11 Abs.V und 74 Abs. VI Satz 3 hat der Kirchenverwaltungsvorstand die Erklärung der kirchlichen Ober­ behörde unmittelbar zu erholen. Haben die zuständigen ortskirch­ lichen Vertretungskörper die Erhöhung des Diensteinkommens eines weltlichen Kirchendieners abgelehnt und ist die kirchliche Oberbehörde dem ablehnenden Beschlusse beigetreten (Art. 74 Abs. VI Satz 3), so ist — abgesehen von Beschwerdefällen (vgl. KGO. Art. 81 Abs. III) — die Vorlage der Verhandlungen an die Staatsaufsichtsbehörde nicht erforderlich. Vorbemerkungen: Art. 11 bezieht sich zunächst nur auf die von der KGO. geregelten Materien; die Grundsätze des Abs. I und II können jedoch ebensogut auf das sonstige kirchenrechtliche Gebiet An­ wendung finden. Soweit nach geltendem Recht auf den von der KGO. nicht einbezogenen Gebieten Mitwirkungsrechte der kirchlichen Ober­ behörden bestehen, bleiben solche vollkommen unberührt. Unberührt bleiben vor allem das verfassungsmäßige Recht der kirchlichen Ober­ behörden auf Erholung ihrer Zustimmung gemäß Tit. IV § 10 BerfUrk. mit § 47 RE., gemäß §§ 49 u. 76 ff. RE. (vgl. Art. 2 Abs. II), ferner das gesetzliche Recht auf Erholung ihrer Erinnerungen gemäß § 13 Abs. II des Gesetzes vom 28. Mai 1852 über die Fixierung, Sicherung und Ab­ lösung der auf dem Zehentrecht beruhenden kirchlichen Baulast (GesBl. S. 701), endlich auch sonstige den geistlichen Oberbehörden eingeräumte allgemeine Mitwirkungsrechte in den von der KGO. nicht berührten oder nicht erschöpfend geregelten Angelegenheiten (vgl. z. B. Art. 7 Abs. I Bem. 6 und die Zusammenstellung bei Meurer I S. 162 ff. u. Krick III S. 12 ff.). Durch die KGO. werden die Mitwirkungsrechte der kirchlichen Ober­ behörden innerhalb der durch die Verfassung (vgl. insbes. § 75 RE.) ge­ zogenen Grenzen erheblich erweitert und durch Einräumung des Be­ schwerderechtes (Art. 11 Abs. III) mit besonderem Gewicht ausgestattet. Tie KGO. unterscheidet: Einvernahme, Anhörung und Zustimmung der kirchlichen Oberbehörden. Einvernahme und Anhörung unterscheiden sich nach ihrer Wirkung. Für die erstere gelten die Vorschriften des Art. 11 Abs. I, die in den Fällen der Anhörung schon deswegen nicht maßgebend sein können, weil diese ausschließlich für die Fälle vorgesehen ist, in denen richterliche Entscheidung zu treffen ist (vgl. z. B. Art. 10 Abs. VI, Art. 11 Abs. IV). Zu Abs. I. „richterliche Gewalt ausüben": Die Einvernahme mit der Wirkung des Abs. I ist also nur im staatsaufsichtlichen Verfahren durch­ zuführen. In Verwaltungsrechtsstreitigkeiten kann die kirchliche Ober­ behörde nur gehört werden (vgl. Vorbem. u. Abs. IV). Zu Abs. H. Es liegt in der Absicht der KGO., den kirchlichen Oberbehörden weitgehendsten Einfluß auf die Verwaltung des Ortskirchenvermögens ein­ zuräumen. Von der Ermächtigung des Abs. II wird deshalb in allen geeigneten Fällen Gebrauch zu machen sein. Langheinrich, Kirchengemeindeordnung.

12

178

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Zu Abs. in. L Die nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörden ergehenden Entschließungen (Bescheide) sind diesen in Abschrift zuzustellen. Die Kreisregierung bzw. das Bezirksamt kann, um etwaige Meinungsverschieden­ heiten nach außen nicht hervortreten zu lassen, mit der Zustellung an die Unterbehörde bzw. an die Kirchenverwaltung bis nach Ablauf der Beschwerdefrist zuwarten. Ob dies zweckmäßig ist, ist im einzelnen Fall besonders zu prüfen. Wenn auch von anderer Seite eine Beschwerde zu erwarten ist, wird sich sofortige Zustellung an alle Beteiligten empfehlen, um ein doppeltes Beschwerdeverfahren zu vermeiden (Begr. S. 410). 2. Das Beschwerderecht nach Abs. III steht der kirchlichen Ober­ behörde nur zu, wenn die Einvernahme vorgeschrieben war. Bei frei­ williger Einvernahme wird die Staatsaufsichtsbehörde zwar auch die abgegebenen Einwendungen sorgfältig zu würdigen haben; da aber die Einvernahme nicht verlangt ist, kann auch die Berücksichtigung der Er­ innerung nicht durch Beschwerde verlangt werden. Es bedarf deshalb auch nicht der Zustellung der ergehenden Entschließung. Die Beschwerde nach Abs. III ist auch dann nicht gegeben, wenn die kirchliche Oberbehörde nur zu hören war (Vordem, und Abs. IV). 8 Die Beschwerde ist Bestandteil des staatsaufsichtlichen Ver­ fahrens. Hinsichtlich der Berechnung der Fristen, des Jnstanzenzugs usw. sind deshalb die Vorschriften der Art. 81 u. 106 Abs. VI anzuwenden. Die nächsthöhere Behörde entscheidet in letzter Instanz. Eine Zuständigkeit des VGH. kommt nicht in Frage.

Zu Abs. IV. Vgl. Bem. zu Abs. I u. II. Auch wo dem Streitgegenstände nach die Einvernahme vorgeschrieben wäre, hat diese hier nur die Bedeutung der Anhörung (vgl. Vordem.).

Zu Abs. V. !♦ In den Fällen, in denen die Zustimmung der kirchlichen Ober­ behörde erforderlich ist, erlangt der Kirchenverwaltungsbeschluß Rechts­ wirksamkeit erst durch eine gleichinhaltliche Willensäußerung der kirch­ lichen Oberbehörde. Verweigert diese die Zustimmung, so ist der Kirchen­ verwaltungsbeschluß wirkungslos. Die Mitwirkung der kirchlichen Ober­ behörde hat also hier nicht den Charakter der Mitaufsicht, sondern den der Mitverwaltung. Dieses Mitverwaltungsrecht wird sich regelmäßig nur in der Billigung oder Mißbilligung des Beschlusses der Kirchen­ verwaltung äußern. Eine Einwirkung auf die Kirchenverwaltungsmit­ glieder mit kirchlichen Mitteln ist zwar nicht schlechthin unzulässig, muß sich aber strenge innerhalb der verfassungsmäßigen Bestimmungen über die Handhabung der Kirchenzucht (§ 38 RE.) und innerhalb des eigent­ lichen Wirkungskreises der Kirchengewalt halten; auch muß sie mit den staatlichen Vorschriften über die Verwaltung des Kirchenvermögens ver­ einbar sein (vgl. AA. 1910 [1. Les.) S. 24; Erkl. des Staatsmin.). 2. Durch die Vorschrift in Satz 3 ist der Staatsaufsichtsbehörde die Möglichkeit gegeben, gegebenenfalls berichtigend oder informierend einzugreifen, bevor sich die kirchliche Oberbehörde in einem bestimmten Sinne schlüssig gemacht hat oder darauf aufmerksam zu machen, daß nach Lage des Falls nur Einvernahme, nicht Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde erforderlich sei usw. (Begr. S. 410). 8. Vgl. auch VollzBek. § 5 Abs. II (oben) u. Art. 12 Abs. I Ziff. 3.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 12.

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Zweiter Abschnitt.

OrtsKirchenbedirrfui sse «nd Mittel fu ihrer Befriedigung. Erster Titel.

Allgemeine Norscheifte«. Ortskircheiibedürsnisse. Ari. 12. -Als Ortskirchenbedürfnisse gelten außer dem Bedürfe für Erfüllung der in besonderen Bestimmungen der Kirchengemeinde­ ordnung oder sonstigen Gesetzen festgestellten Verpflichtungen des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde die notwendigen Erfordernisse für die würdige Feier des öffentlichen Gottesdienstes, die Seelsorge und die Vermögensverwaltung, und zwar im einzelnen: 1. die Herstellung und Unterhaltung der Kirchen mit regel­ mäßigem pfarrlichem Gottesdienst, dann der erforderlichen Gebäude für die Pfarrgeistlichen und, wo dies bisher üblich war, für die Mesner nebst der Bezahlung der Brandver­ sicherungsbeiträge, ferner die Unterhaltung der bestehenden kirchlichen Friedhöfe und der dazu gehörigen Bauwerke sowie die Anbringung und Unterhaltung der nötigen Blitzableiter auf größeren kirchlichen Gebäuden; 2. die Beschaffung und Unterhaltung der inneren Einrichtung für solche Kirchen, einschließlich der Kirchenstühle und Gerät­ schaften, dann die Bereitstellung des sonstigen sachlichen Be­ darfes für Zwecke des Gottesdienstes und der Seelsorge; 3. die Aufbringung des Diensteinkommens der weltlichen Kirchen­ diener, das angemessen sein soll (Art. 74 Abs. VI), mit Ein­ schluß der notwendigen Stellvertretungskosten im Falle des Urlaubs nach Art. 82 Abs. II; 4. die Bezahlung von Pfarrvisitations- und Jnstallationskosten nach Maßgabe der hierüber jeweils bestehenden Ministerialvorschriften, vor deren Änderung die kirchliche Oberbehörde einvernommen wird; 5. die Sorge für die nach Ministerialvorschrift zu haltenden Gesetz- und Amtsblätter sowie für die Pfarrmatrikeln; 6. die Bestreitung des sonstigen Verwaltungsaufwandes ein­ schließlich des sachlichen Bedarfes für die pfarramtliche Ge­ schäftsführung.

180

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

u Ferner gehören zu den Ortskirchenbedürfnissen die Erforder­ nisse für Verbindlichkeiten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde auf Grund Herkommens, besonderer Rechtsverhältnisse oder gesetzmäßiger Beschlüsse. m Eine Last, die nach sonstigen Gesetzen, Herkommen oder be­ sonderen Rechtsverhältnissen den Parochianen, Matristen oder Filialisten obliegt, gilt als Verbindlichkeit der Pfarrgemeinde, Muttergemeinde oder Tochtergemeinde. IV $)ic Verpflichtung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde zu Leistungen für das Diensteinkommen der Geistlichen bemißt sich nach den bisherigen Gesetzen, Her­ kommen, besonderen Rechtsverhältnissen oder gesetzmäßigen Be­ schlüssen. Verpflichtungen Dritter in Bezug auf die Bestreitung von örtlichen Kultusbedürfnissen, einschließlich der Verbindlichkeiten der Pfründestiftungen und Pfründebesitzer hinsichtlich der Pfründe­ gebäude, dann die Zuständigkeiten zur Entscheidung über solche Verpflichtungen und zu vorsorglichen Maßregeln bleiben unberührt. Zur Geltendmachung jener Verpflichtungen ist sowohl die Kirchen­ stiftung als die Kirchengemeinde berechtigt. _____ Begr. S. 413 ff. A. A. (1. Les.) S. 26 ff., (2. Les.) S. 239 ff.; A. Pl. 1910 S. 422'ff.; R. A. 1912, 2. Prot. S. 13 ff., A. A. 1912 Beil. 805 S. 34 ff., A. Pl. 1912 S. 63 ff.;

Vorbem. 1 Art. 12 gibt die allgemeinen Vorschriften über den Umfang der Ortskirchenbedürfnisse. Abs. I bezeichnet als Ortskirchenbedürfnisse zunächst die normalen Lasten, die bei allen Kirchengemeindeverbänden gleichmäßig gegeben sind. Diese sind von den ortskirchlichen Stiftungen und der Kirchen­ gemeinde vorbehaltlich der Verpflichtungen Dritter (Abs. V; vgl. auch Art. 112 Abs. III) kraft Gesetzes zu tragen. Neben den normalen Lasten können für die ortskirchlichen Stiftungen und Kirchengemeinden noch besondere Verbindlichkeiten aus Herkommen usw. bestehen. Nach Abs. II gehören auch die Erfordernisse hie für zu den Ortskirchenbedürf­ nissen. Die Bedeutung der Subsumtion unter die Ortskirchenbe­ dürfnisse liegt darin, daß der Aufwand für die dorthin gehörigen Verbindlichkeiten (immer vorbehaltlich der Verpflichtungen Dritter) von den ortskirchlichen Stiftungen und den Kirchengemeinden aufgebracht werden muß und daß die Bereitstellung der erforderlichen Mittel durch die Staatsaufsichtsbehörden erzwungeil werden kann (Art. 74). Inwie­ weit der staatsaufsichtliche Zwang Verpflichtungen Dritter zu berücksichti­ gen hat, darüber vgl. unten Abs. V Bem. 4. Wie von den ortskirchlichen Stiftungen und der Kirchengemeinde die erforderlichen Mittel aufzu­ bringen sind, bestimmt sich nach den Vorschriften des II. Abschnittes (88 13 ff.). Die kraft Gesetzes bestehenden Verpflichtungen (Abs. I) beschränken sich auf die notwendigen Erfordernisse, dagegen können nach Abs. II auch die Erfordernisse für einen nicht unbedingt notwendigen Aufwand

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel z. ihrer Befriedigg.

Art. 12.

181

zu Ortskirchenbedürfnissen werden. So können durch eine Spezialstiftung luxuriöse Aufwendungen angeordnet sein oder es können durch gesetz­ mäßige Beschlüsse der Kirchengemeinde usw. freiwillig Einrichtungen ge­ troffen werden, die einmalige oder jährlich wiederkehrende Leistungen bedingen. Denn ebenso wie der politischen Gemeinde bleibt es auch der Kirchengemeinde unbenommen, über die notwendigen Erfordernisse hinauszugehen (vgl. Begr. S. 414; aber auch Art. 9 Abs. VI). Eine übermäßige Belastung der Kirchengemeinden durch freiwillige Leistungen hintanzuhalten, bietet Art. 74 und 75 eine ausreichende Handhabe. Das Verzeichnis der den ortskirchlichen Stiftungen und den Kirchen­ gemeinden kraft Gesetzes obliegenden Lasten in Abs. I ist erschöpfend. (Begr. S. 414.) Die Befriedigung weiterer Bedürfnisse kann im Rahmen des Abs. II verwirklicht werden. 2. Der Begriff der Ortskirchenbedürfnisse i. S. des Art. 12 deckt sich nicht völlig mit dem Begriff der „Lokalkirchenbedürfnisse" i. S. des § 48 RE., nach der Auslegung, welche dieser Begriff durch § 6 der Min.-E. vom 24. April 1857 (Weber V S. 47) erfahren hat (vgl. hiezu Krick III S. 20, Seeberger S. 849, Meurer I S. 255 ff., II S. 326, BGH. Bd. 19 S. 10 ff.). Zwar ist künftig ohne weiteres „Lokalkirchenbedürf­ nis" alles das, was nach Art. 12 „Ortskirchenbedürfnis" ist. „Lokal­ kirchenbedürfnis" i. S. des § 6 a. a. O. ist aber auch die Summe aller in einer Pfarrkirchengemeinde bestehenden Ortskirchenbedürfnisse, also der Ortskirchenbedürfnisse einer Pfarr-, Mutter-, Tochter-Gemeinde und sonstiger Bestandteile (kirchlicher Konkurrenzverbände aller Art).

Zu Abs, I. 1. Auf „besonderer Bestimmung" der KGO. beruhen z. B. die Verpflichtungen aus Art. 9 Abs. I, 85 Abs. IV, 89 Abs. VII usw. 2. „sonstige Gesetze": vgl. § 73 RE. In Betracht kommen nicht nur solche Gesetze, welche ausdrückliche Bestimmungen für die Kir­ chengemeinden usw. enthalten, sondern alle Gesetze mit denen die Kirchen­ gemeinden usw. als juristische Personen im öffentlichen und privaten Rechtsverkehr in Berührung kommen können. Befreiung von den dort normierten Verpflichtungen treten nur insoweit ein, als sie ausdrücklich ausgesprochen sind. Es gehören hieher Steuergesetze (Ausnahmen: Art. 4 EinkStG. und Art. 4 KapRStG., mit den weiter aus dem bayer. AusfG. zur Reichsversicherungsordnung sich ergebenden Befreiungen, § 12 ErbschStG.), die Gebührengesetze, das BGB., die Reichsversicherungs­ ordnung usw. Was insbesondere die Verpflichtungen aus der Reichsversiche­ rungsordnung betrifft, so ist hiezu zu bemerken: a) Gemäß § 1226 Abs. I Ziff. 1 vorbehaltlich § 1232 und 1243 Abs. I Ziff. 3 RVO. (ab 1. Januar 1914 auch gemäß § 165 Abs. I Ziff. 1 vorbehaltlich § 168 und § 176 Abs. II RVO.) sind versicherungs­ pflichtig die in der Hauptsache mit ausführenden Arbeiten körper­ licher Art wie Reinigen oder Schmücken der Kirche und Kirchen­ geräte, Handreichung beim Anlegen des Ornats, Heizen der Ofen, Läuten u. dgl. beschäftigten Personen (Sakristei-Personal, Hilfs­ mesner, Läuter, Blasbalgtreter usw.). Hieher werden fast aus­ nahmslos auch die Mesner in kleineren Kirchengemeinden zu zählen * sein, deren Tätigkeit gleichfalls überwiegend in ausführenden mecha-

182

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

nischen Dienstleistungen körperlicher Art besteht. Der AngestelltenVersicherung unterliegen diese Personen nicht (vgl. RA. 1912 II. Prot. S. 19). d) Bei Mesnern, die zwar auch mit den in lit. a bezeichneten Dienst­ leistungen, in der Hauptsache aber mit einer höheren dienstlichen Tätigkeit — mit der Überwachung unterstellter Hilfspersonen, mit Hilfeleistung beim Gottesdienst und sonstigen kirchlichen Handlungen zu Taufen, Trauungen, Beerdigungen usw., mit deren Eintragung in die Kirchenbücher, mit der Führung der Kirchenregistratur, An­ fertigung von Kirchenrechnungen und ähnlichen Geschäften —betraut sind und demgemäß als Angestellte in gehobener Stellung i. S. der 88 165 Abs. I Ziff. 2 u. 1226 Abs. I Ziff. 2 RVO., § 1 Abs. I Ziff. 2 des VersG. f. Angest. anzusehen sind, ist zu unterscheiden: bildet der Mesnerdienst ihren Hauptberuf, so unterliegen sie der Ver­ sicherungspflicht nach § 1 Abs. I Ziff. 2 des VersG. f. Angest. und je nach ihrem Jahresarbeitsverdienst auch nach §§ 1226 Abs. I Ziff. 2 (ab 1. Januar 1914 auch nach § 165 Abs. I Ziff. 2 RVO.),' event, sind sie nach § 1243 (§ 176) RVO. versicherungsberechtigt (vgl. RA. 1912 II. Prot. S. 19). Bildet der Mesnerdienst in diesem Sinn nur ein Nebenamt, so besteht weder Versicherungspflicht noch Versicherungsrecht. Dies gilt insbes. für die nebenamtliche Mesnerfunktion der Lehrer. c) Gemäß § 1226 Abs. I Ziff. 4 RVO. u. § 1 Abs. II Ziff. 4 des VersG. f. Angest. (ab 1. Januar 1914, auch gemäß § 165 Abs. I Ziff. 4 RVO.) sind versicherungspflichtig Kirchenmusiker, die als Mitglieder eines Kirchenorchesters angesehen werden können, auch wenn diese Tätigkeit nicht den Hauptberuf bildet, vorbehaltlich § 1232 (und § 168) RVO. u. §8 VersG. f. Angest. (vgl. RA. 1912 II. Prot. S. 19). d) Gemäß § 1 Abs. I Ziff. 1 oder 2, eventuell auch nach § 1226 Abs. I Ziff. 2 (ab 1. Januar 1914 auch nach § 165) RVO. — künstlerische Tätigkeit schließt die Versicherungspflicht nach diesen Bestimmungen nicht schlechthin aus (vgl. Ziff. 24 der Anleit, des RVA. vom 26. April 1912) — sind versicherungspflichtig Organisten, Kirchen­ musikdirektoren im Hauptamt. Bezüglich der Lehrer siehe lit. d. e) Gemäß § 917 RVO. (ab 1. Januar 1913) ist (Unfall-) versicherungs­ pflichtig das im Friedhofbetrieb verwendete Kirchenpersonal (vgl. hiezu Amtl. Nachr. des RVA. Jahrg. 28 Nr. 9 S. 907 Ziff. 2581). Die Verpflichtungen, die dem Ortskirchenvermögen aus der Versicherungspflicht des Kirchenpersonals er­ wachsen, bemessen sich nach §§ 1387, 1426 ff., 380 ff., 731 ff. RVO. u. §8 170, 176 ff. VersG. f. Angest. Ausgaben für Versicherung des Kirchen­ personals zufolge MinE. vom 17. August 1880 und 24. März 1881 (JnnMABl. 1880 S. 317, 1881 S. 244; „Kaiser Wilhelm-Spende", deutsche Stiftung für Altersrenten und Kapitalversicherung) sowie für ander­ weitige Versicherungen können gemäß Art. 12 Abs. II mit Art. 75 Abs. I Ziff. 3 Ortskirchenbedürfnis sein oder werden. Für bereits bestehende Verpflichtungen dieser Art vgl. auch 88 390 ff. VersG. f. Angest.

Zu Abs. I Ziff. 1. 1* Ziff. 1 betrifft die Baubedürfnisse. Vorbehalten bleiben in allen Fällen die Verpflichtungen Dritter (Art. 12 Abs. V, Art. 112 Abs. III). Nach den bisherigen Baulastnormen

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg.

Art. 12.

183

wird es sich also auch künftig in erster Linie bemessen, ob und inwieweit das ortskirchliche Stistungsvermögen und die Kirchengemeinde eine end­ gültige (vgl. Borbem. 1 u. Abs. V Bem. 4) gesetzliche Verpflichtung trifft (vgl. Art. 15). Die aus dem Baulastrecht sich ergebenden Verpflichtungen erfahren gegenüber dem bisherigen Rechtszustand durch die KGO. keine Erweiterung. Doch kann die Kirchengemeinde freiwillig neue oder höhere Lasten übernehmen (Abs. II). Vgl. auch Art. 13 Abs. V, 20 Abs. XI. S. Die Her stell un gs- und UnterhaltungsPflicht um­ faßt auch das Zubehör. Die genügende Versorgung mit Trink- und Nutzwasser gehört begrifflich zur Dienstwohnung. Wo die ordnungsmäßige Versorgung nur durch Anschluß an die Wasserleitung erfolgen kann, sind auch die Wasserzinse Ortskirchenbedürfnis, soweit sich nicht aus Art. 12 Abs. V eine Einschränkung der Verpflichtungen der Kirchenstiftung und der Kirchengemeinde ergibt. Wo dagegen der An­ schluß an die Wasserleitung nicht notwendig zur ordnungsmäßigen Ver­ sorgung der Gebäude mit Trink- und Nutzwasser ist, der Anschluß viel­ mehr nur auf Wunsch des Pfründebesitzers der Bequemlichkeit wegen erfolgt, bestimmt sich die Verpflichtung zur Zahlung des Wasserzinses nach den hierüber getroffenen besonderen Vereinbarungen (vgl. Art. 12 Abs. II; Erkl. d. Staatsmin. AA. 1910 [2. fies.] S. 239). Die Bezahlung der Kaminkehrerlöhne an Pfarrgebäuden usw. kann nur nach Art. 12 Abs. II Ortskirchenbedürfnis sein oder werden; vgl. hieher die Min.-E. vom 10. Oktober 1864 (Günther III S. 657): „Obliegt der Kirchenstiftung die primäre Baulast und hat die Kirchen­ gemeinde allein oder gemeinschaftlich mit dem Staat oder einem Dritten die sekundäre Baulast, so unterliegt die Bestreitung der Kaminkehrer­ löhne für die Pfarrgebäude aus der betreffenden Kirchenkasse keinem Anstand." Der Staat bezahlt bei Pfarrgebäuden, an denen er die Bau­ pflicht hat, die Kaminkehrerlöhne nur, wenn die Pfarrei sich bereits 30 Jahre vor dem 10. Mai 1839 im Genusse der Befreiung befunden hat oder die Befreiung sich auf besondere Rechtstitel stützt (Min.-E. vom 10. Mai 1839. Döll. 31 S. 124). Vgl. im übrigen Seeberger S. 704 ff., Krick II S. 307 ff. Beleuchtungseinrichtungen sind in der Regel nicht als Zubehör anzusehen (daher Art. 12 Abs. II einschlägig, vgl. AA. 1910 [1. fies.] S. 26s.). Dagegen sind wohl Umfriedungen von Gärten usw. regelmäßig als solches anzusprechen, wenn sie sich als notwendig erweisen. Im übrigen findet die Einrechnung der Bedürfnisse für die Pfründe­ gebäude unter Ziff. 1 ihre Begrenzung in Art. 12 Abs. V; s. dort Bem. 3. 3 Nur Kirchen mit regelmäßigem pfarrlichen Gottesdienst gehören hieher. Die Erfordernisse für Neuher­ stellung und Unterhaltung anderer Kirchen (Nebenkirchen, Kapellen) können nur Ortskirchenbedürfnisse sein, wenn für die ortskirchlichen Stif­ tungen oder die Kirchengemeinde ein besonderer Verpflichtungsgrund (Art. 12 Abs. II) besteht. Im übrigen bemißt sich die Baulast hinsichtlich solcher Kirchen nach den bestehenden Baulastnormen (Art. 112 Abs. III). Vgl. auch Art. 20 Abs. XI. über die Ausscheidung der Verpflichtungen aus Art. 12 Abs. I Ziff. 1 zwischen Pfarr- und Tochterkirchen vgl. Art. 16. Ob ein regelmäßiger pfarrlicher Gottesdienst angenommen werden kann, ist nach Lage des einzelnen Falles zu entscheiden. Hiebei ist jedoch zu beachten, daß die Voraussetzungen einer solchen Annahme nicht die

184

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

gleichen sind wie für das Bestehen einer eigenen Kirchengemeinde (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. 4 c). Kirchengemeinden können auch um Kirchen be­ stehen, welche im Sinne dieser Bestimmung keinen regelmäßigen pfarrlichen Gottesdienst haben. Es sind daher auch weder die vom VGH. noch die vMt der Begründung zum Entwurf der KGO. aufgestellten Merkmale für den Bestand einer Filialkirchengemeinde hier als Auslegungsbehelf verwendbar. Es genügt hier nicht, daß in regelmäßigen Zeiträumen pfarrlicher Gottesdienst stattsindet; es muß vielmehr der regelmäßige Pfarrgottesdienst für eine oder mehrere Kirchengemeinden (Mutter- oder Tochterkirchengemeinde) in der betreffenden Kirchengemeinde abgehalten werden. Unter dieser Voraussetzung ist es ohne Belang, wenn der Psarrgottesdienst zwischen Mutter- und einer oder mehrerer Tochterkirchen gleichmäßig abwechselt, so daß dieselbe Kirche nur von zwei zu zwei oder von drei zu drei Wochen benützt wird. Auch zwischen zwei Tochterkirchen kann in dieser Weise abgewechselt werden (vgl. Begr. S. 414). Bei un­ gleichem Wechsel soll, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, mindestens am dritten Sonntag pfarrlicher Gottesdienst stattfinden (Begr. S. 414). Ob die Kirche, in welcher der regelmäßige pfarrliche Gottesdienst statt­ findet, als Haupt- oder Nebenkirche anzusehen ist, begründet für die An­ wendbarkeit der Ziff. 1 keinen Unterschied. 4. Pfarrgeistliche — nicht Pfarrer. Es sind hierunter also auch Hilfsgeistliche aller Art, Lokalkapläne (expositi), ständige Vikare usw. mit Ausnahme der Privatvikare zu verstehen. Ob für jene eigene Gebäude „erforderlich" sind, ist nach den Umständen zu beurteilen. In der katholischen Kirche werden die Pfarrgebäude in der Regel für den Pfarrer und dessen nicht exponierte Hilssgeistlichkeit Raum bieten müssen. In beiden Kirchen kann je nach Lage des Falles auch die Bereitstellung einer Mietwohnung oder die Gewährung einer Mietentschädigung für genügend erachtet werden (Begr. S. 414). 8. „Wo dies bisher üblich war." Wo bisher kein eigenes Mesnerhaus bestand, ist auf Grund der Ziff. 1 auch künftig weder ein solches herzustellen noch eine Dienstwohnung bereit zu halten noch Miet­ entschädigung zu gewähren. 6. Brandversicherungsbeiträge: Die Bestimmungen der Art. 73 u. 74 des BrandVersG. bleiben unberührt; vgl. Art. 12 Abs. V und Art. 95; dasselbe gilt für die Pfalz hinsichtlich des Art. 6 des Ge­ setzes vom 5. Mai 1890, betr. die Vereinigung der Brandversicherungs­ anstalt der Pfalz mit jener in den Landesteilen r. d. Rh. 7. Friedhöfe: Die Erfordernisse für Neuherstellung von kirchlichen Friedhöfen können nur nach Art. 12 Abs. II Ortskirchenbedürf­ nisse werden; vgl. auch Art. 112 Abs. III. 8. Blitzableiter: vgl. Art. 112 tos. IA Ziff. 1. Durch die Bestimmung des Art. 12 wird die Verordnung vom 20. November 1815, die Vermehrung der Blitzableiter betr., für das Ortskirchenvermögen er­ setzt. Die bezüglichen Verpflichtungen Dritter, die jedoch nicht notwendig mit der Baupflicht verbunden sind, bleiben auch hier unberührt (Art. 12 Abs. V); doch fällt die auf jener Verordnung beruhende Verpflichtung der politischen Gemeinden fort. Ob ein größeres Gebäude vorliegt und demnach ein Blitzableiter not­ wendig ist, ist Ermessensfrage und im Zweifelsfalle von der Staats­ aufsichtsbehörde (Art. 74 tos. I Ziff. 2) zu entscheiden. Pfarr- und

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg.

Art. 12.

185

Filialkirchen auf dem Lande werden regelmäßig hieher gehören, nicht aber Kapellen und kleine Nebenkirchen (Begr. S. 415). Vgl. auch Bem. zu Art 112 Abs. IA Ziff. 1; ferner MinEntschl. vom 31. August 1912, Blitzableiter betr. (KultMBl. S. 579).

Zu Abs. I Ziff. 2. 1. Die in Ziff. 1 Bem. 1 bezeichneten Vorbehalte gelten auch hier namentlich hinsichtlich der Kirchenstühle (vgl. hiezu Art. 9 Abs. I Bem. 3, 53 Abs. IV und die Bem. hiezu; ferner Meurer I S. 235). In Betracht kommen nur Kirchen mit regelmäßigem pfarrlichen Gottesdienst. Hin­ sichtlich anderer Kirchen vgl. Ziff. 1 Bem. 3. Zur Einrichtung der Kirche gehören auch Kirchenglocken. In der Anschaffung von Einrichtungsgegenständen sind die orts­ kirchlichen Organe nur durch die Art. 75 ff. beschränkt (bisher vgl. Krick III S. 252, 292). 2. Zu dem „sonstigen sachlichen Bedarf" gehören nament­ lich Paramente, Wein, Hostien, Kirchenbeleuchtung (nicht hieher gehört z. B. eine theologische Handbibliothek; Begr. S. 415).

Zu Abs. I Ziff. 3. 1 Weltliche Kirchendiener i. S. dieser Bestimmung sind die bisher als „niedere" Kirchendiener bezeichneten ortskirchlichen Be­ diensteten, nämlich Kirchenmusikdirektoren, Chorregenten, Organisten und Kantoren usw., ferner Mesner, Küster, Glöckner usw. (vgl. Seiler, Schul­ bedarf-Ges. S. 222, RA. 1912 I. Prot. S. 16 ff.). 2 Die Rechtsnormen und Rechtsverhältnisse hin­ sichtlich der weltlichen Kirchendiener werden durch die KGO. nur insoweit berührt, als diese ausdrückliche Bestimmung trifft (Art. 112 Abs. III; vgl. Art. 37 Abs. V, 75 Abs. I Ziff. 7, 82, 85 ff., 96 a). Der Umfang der Verpflichtungen und die Höhe des Einkommens der weltlichen Kirchendiener bleibt also zunächst unverändert. Die Staats­ aufsichtsbehörde kann jedoch vorbehaltlich Art. 74 Abs. VI Satz 3 in Fällen, in welchen das Einkommen in offenbarem Mißverhältnis zu den geleisteten Diensten steht, auf Erhöhung der Bezüge dringen (Art. 74). Vgl. hiezu Einl. S. 13. Die Handhabe hiezu gibt der Zu­ satz: „das angemessen sein soll". Gleicherweise kann die Staatsaussichts­ behörde im Interesse des Ortskirchenvermögens Minderung unverhältnis­ mäßig hoher Bezüge herbeiführen (vgl. Art. 74 Abs. VI Bem. 8). über das Verfahren vgl. auch § 5 Abs. II der VollzBek. (abgedr. bei Art. 11). Auf Erhöhung unverhältnismäßig niedriger Bezüge zu dringen hat die Staatsaufsichtsbehörde selbstverständlich dann keine Veranlassung, wenn die Erhöhung zufolge Art. 7 Abs. II SchulbedG. nur der Schul­ gemeinde zugute käme. Der Ersatz der Stellvertretungskosten nach Art. 82 Abs. II darf in den Betrag von 200 M (Art. 7 Abs. II SchulbedG.) nicht eingerechnet werden (vgl. AA. 1912 Beil. 305 S. 55). Vgl. auch Art. 88 Abs. I Bem. 4 und 89 Abs. I Bem. 4. S. Hinsichtlich des Anspruchs auf Urlaub vgl. Art. 82 Abs. II. Bei einem nicht nach Art. 82 Abs. II zukommenden Urlaub sind die Stell­ vertretungskosten nicht Ortskirchenbedürfnis. 4. Über die bestehenden Diensteinkommensverhältnisse vgl. Seeberger S. 435 ff., Krick I S. 516 ff., Seiler S. 87, Gir.Pach. S. 344 u. Art. 85 ff. Ruhegehalt und Hinterbliebenenfürsorge kann auf Grund der Ziff. 3 für die weltlichen Kirchendiener nicht gefordert

186

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

werden, da eine derartige Versorgung weder begrifflich zu dem zu ge­ währenden „Diensteseinkommen" gehört noch etwa aus dem Prädikat „angemessen" abzuleiten ist. Soweit also nicht reichsgesetzliche Versi­ cherungspflicht besteht (oben Abs. I Bem. 2), kann jene Versorgung nur nach Abs. II Ortskirchenbedürfnis werden. 8 Hinsichtlich der weltlichen Kirchendiener, welche ihre Stelle als Militäranwärter erhalten haben, vgl. auch AA. 1912 Beil. 305 S. 119 f.

Zn Abs. I Ziff. 4. Vollzugsbekanntmachung: M 6. * Die Jnstallationskosten — mit Ausnahme der Tagegelder und Reisekosten der staatlichen Kommissionsmitglieder, dann der Konsistorialräte bei Installationen der protestantischen Dekane — haben die Pfarrkirchenstistungen, wo solche fehlen, die Pfarrkirchen­ gemeinden zu tragen. Die Heranziehung der übrigen beteiligten Kirchenstiftungen und Kirchengemeinden in zusammengesetzten oder verbundenen Pfarreien zum Ersatz des sie treffenden Teils der Jn­ stallationskosten bemißt sich sinngemäß nach KGO. Art. 16 und 17. n Bei Pfarrvisitationen findet Abs. I Satz 1 entsprechend An­ wendung. Werden mehrere Pfarrvisitationen an einem Tage vor­ genommen oder werden mehrere Kirchen innerhalb derselben Pfarrei visitiert, so sind die Visitationskosten auf die beteiligten Pfarr­ kirchenstiftungen oder die beteiligten Kirchenstiftungen derselben Pfarrei nach Maßgabe des Zeitaufwands zu verteilen. m Für die Vornahme von Pfarrvisitationen und Installationen haben die kirchlichen Kommissäre sowie die etwa beigezogenen geist­ lichen Assistenten, Kapitelsboten und Kirchner Anspruch auf Tage­ geld und Ersatz der Reisekosten in entsprechender Anwendung der Vorschriften über die Entschädigung der Beamten bei Vornahme auswärtiger Dienstgeschäste. Von den kirchlichen Kommissären kön­ nen auch in jenen Fällen, in denen die Pfarrvisitation oder die Installation am Wohnsitz des kirchlichen Kommissärs oder in einer weniger als drei Kilometer betragenden Entfernung vom Wohnsitze stattfindet, die Barauslagen für Benützung einer Fahrgelegenheit aufgerechnet werden. IV 3tt Ansehung der Tagegelder und Reisekosten werden die kirchlichen Kommissäre sowie deren Stellvertreter den Bezirksamt­ männern, die geistlichen Assistenten den Bezirksamtsassessoren, dann die Kapitelsboten und Kirchner den Bezirksamtsdienern gleich ge­ achtet. Für die Bemessung der Tagegelder und Reisekosten der bezirksamt­ lichen Beamten ist noch maßgebend die K. Allerh. VO. vom 11. Februar 1875 (GVBl. S. 105; Weber X S. 590) mit den Abänderungen der K. Allerh. VO. vom 13. Juli 1892 (GVBl. S. 485; Weber XXI S. 656). Danach kommt den Bezirksamtmännern ein Tagegeld von 11 J6, den Bezirksamts-Assessoren ein solches von 9 M, den Bezirksamtsdienern ein Tagegeld von 3 JK> zu. über Reisekosten vgl. §§ 10 ff. der zit. Allerh. BO. vom 11. Februar 1875. Neuregelung ist in Gang.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 12.

187

Zu Abs. I Ziff. 5. Vollzugsbekanntmachung:

8 7.

r Vou sämtlichen Pfarrkirchenstiftungen ist das Gesetz- und Ver­ ordnungsblatt und das Kreisamtsblatt zu halten. Freigestellt ist das Halten weiterer amtlicher Blätter, auch des Amtsblattes des K. Staatsministeriums des Innern für Kirchen und Schulangelegen­ heiten und des Bezirksamtsblattes. Diese zu halten wird sich üb­ rigens empfehlen. "Die Pfarrkirchenstiftungen haben auch für die Kosten des Einbindens der pslichtmäßig und freiwillig angeschafften Gesetzund Amtsblätter sowie für die Kosten der Anschaffung und Unter­ haltung der zu deren Aufbewahrung erforderlichen Schränke oder Gestelle aufzukommen. ™ Sofern Filialkirchenstiftungen Gesetz- und Amtsblätter halten, gilt Abs. II auch für sie. r^Den protestantischen Pfarrkirchenstiftungen wird anheim­ gegeben auch die Kosten für den Abdruck der allgemeinen Konsistorialentschließungen und für je ein Exemplar der gedruckten Ver­ handlungen der General- und Steuer-Synode zu bestreiten. ^Die Kosten für Anschaffung, Einbinden und Aufbewahrung der Pfarrmatrikeln und alphabetischen Register hiezu sind aus Mitteln der treffenden örtlichen Kirchenstiftungen zu bestreiten.

Zu Abs. I Ziff. 6. Hieher gehören: Vergütungen für Kirchenreinigung, Waschen und Ausbessern der Kirchenwäsche, Ausgaben für die Vermögensverwaltung insbesondere für die Kassenverwalter und Kirchenschreiber (Art. 57, 58), für das Forstpersonal, Holzhauer- und Botenlöhne, Bankprovisionen, Er­ satz notwendiger Auslagen für auswärtige Dienstgeschäfte, Regiekosten an Schreibwaren, Porto. Dann Buchbinderlöhne, Registraturschränke, Siegel, Formulare, Amtsbücher (wozu auch kommentierte Ausgaben der die Ge­ schäftsführung regelnden Gesetze gehören; vgl. aber oben Ziff. 2 Bem. 2); Prozeß- und Vollstreckungskosten (soweit solche nicht die Verwaltung des Pfründevermögens betreffen), Wahlkosten usw. usw. (vgl. Begr. S. 416).

Zu Abs. II. 1. Vgl. im allgemeinen Art. 42/33 GemO. und oben Vorbemerkung. 2. Ein Herkommen, das Rechtsgültigkeit haben soll, setzt Hand­ lungen voraus, welche den Charakter der Rechtsausübung an sich tragen, also auf der Verpflichtungsüberzeugung beruhen, vgl. Meurer I S. 233, BGH. 4 S. 144 ff. Das Herkommen kann schon bestehen oder sich in Zu­ kunft erst bilden (vgl. Begr. S. 416). Als Verbindlichkeiten auf Grund besonderer Rechtsverhältnisse kommen in Betracht: Verpflichtungen zur Verzinsung und Tilgung von Schulden, Mietzinsen usw.; dann die Zuschüsse, welche den Kirchenstiftungen zu­ gunsten von Volksschulen auf Grund älterer Normen (z. B. Kurbayerischer Mandate und Instruktionen) durch die zrlständigen weltlichen und kirch­ lichen Organe derart auferlegt sind, daß eine Rechtspflicht der Kirchen­ stiftung zu dauernder Leistung (Dotation) begründet ist (VGH. 13 S. 119; 28 S. 55). Gesetzmäßige Beschlüsse liegen vor, wenn sie weder hin­ sichtlich ihres formellen Zustandekommens noch durch ihren materiellen

188

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Inhalt gegen die Gesetze verstoßen (Kahr I S. 484). Durch solche Be­ schlüsse können die zuständigen Organe Ausgaben der verschiedensten Art zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchenge­ meinde übernehmen; vgl. insbesondere oben Ziff. 1—3 und Abs. IV, Art. 13 Abs. IV Bem. 2. Zuständigkeit zur Beschlußfassung: Art. 53, 65, 68, 23, 101. Die freie Entschließung der ortskirchlichen Organe ist begrenzt durch Art. 75 und Art. 13 Abs. IV; vgl. auch Art. 23. Remuneratorische Schenkungen aus ortskirchlichen Mitteln sind zulässig, nicht dagegen reine Schenkungen (AA. 1910 [1. Les.f S. 26 f., Erkl. d. Staatsmin., s. auch Art. 75 Abs. I Ziff. 5 u. 7).

Zu Abs. in. Diese Vorschrift bezieht sich auf solche in Kraft bleibende ältere Normen, welche Verbindlichkeiten der Parochianen, Matristen oder Fili­ alisten als ganzer Personenklassen betreffen und dabei nicht die Gesamtheit in körperschaftlicher, kirchengemeindlicher Organisation, sondern die be­ teiligten Personen als einzelne für belastet ansehen. Hieher gehören namentlich Baulastnormen (Art. 112 Abs. III) mit Einschluß solcher, die sich auf Hand- und Spanndienste (Art. 26 ff.) beziehen. Die Baulast­ verteilung im allgemeinen bleibt unberührt (Begr. S. 416). Durch Abs. III soll die öffentlich-rechtliche Natur der einschlägigen Verbindlich­ keiten außer Zweifel gestellt werden. Art. 15 Abs. V und Art. 16 finden Anwendung. Hinsichtlich der Stolgebühren, Reichnisse und gewisser Dienst­ leistungen bestehen Spezialvorschriften (Art. 26 Abs. III, 85 ff., 89; Art. 12 Abs. III ist hier also nicht anwendbar).

Zu Abs. IV. 1 Die Erfordernisse für die bestehenden Verbindlichkeiten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde i. S. des Abs. IV gehören zu den Ortskirchenbedürfnissen. 2. Hinsichtlich der Gewährung von Aufzugskostenentschädigung für protestantische Geistliche vgl. Art. 112 Abs. II KGO. und Art. 2 Abs. I Ziff. 5 des Gesetzes, die Kirchensteuer für die protestantischen Kirchen des Königreichs Bayern betr. vom 15. August 1908 (GVBl. S. 513). Soweit die hienach gewährten Entschädigungen nicht ausreichen und hinsichtlich der katholischen Geistlichen ist eine Übernahme derartiger Kosten aus das Ortskirchenvermögen nicht prinzipiell unzulässig; vgl. oben Abs. II Bem. 2. 3. Zu den unberührt bleibenden Verpflichtungen i. S. des Abs. IV gehört insbesondere die Verpflichtung zur Übernahme der Umlagen bei gewissen gering dotierten Pfarreien (Allerh. VO. vom 19. Juni 1810 Ziff. 2; Weber I S. 323 f.; vgl. auch BGH. Bd. 17 S. 134). Durch die neue Umlagengesetzgebung ist diese Verpflichtung nicht beseitigt worden (vgl. Henle, UmlG. Anm. 3ä zu Art. 2).

4. Im übrigen vgl. hinsichtlich der bestehenden Einkommensver­ hältnisse der Geistlichen Meurer II S. 243 ff., 248 ff., Seeberger S. 233 ff., Krick II S. 86 ff., Gir.-Pach. S. 320 ff., 86 ff. u. die MinE. vom 29. No­ vember 1908 (KultMBl. S. 503 ff., 512 ff.; Weber XXXVI S. 486 ff., 490 ff.). Siehe auch MinE. vom 18. Oktober 1912 (KultMBl. S. 745) und die Vordem. 2 vor Art. 85.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 13.

189

Zu Abs. V. 1. Örtliche Kultusbedürfnisse: s. Abs. I, II u. IV. 2. Zu den Verpflichtungen Dritter im Sinne des Abs. V gehören (Begr. S. 416): a) sowohl die Verpflichtungen zur unmittelbaren Befriedigung von Ortskirchenbedürfnissen als auch zur Bestreitung eines für solche erforderlichen Kostenaufwandes; b) Verpflichtungen auf Grund von Rechtsnormen oder von besonderen Rechtsverhältnissen; c) Verpflichtungen privatrechtlicher oder öffentlich-rechtlicher Natur; d) primäre wie subsidiäre Verpflichtungen. Auch die Verbindlichkeiten bürgerlicher Gemeinden oder Ortschaften auf Grund gesetzmäßiger Beschlüsse sind Verpflichtungen Dritter; vgl. Art. 93 u. 94. 8. Hinsichtlich der Verbindlichkeiten der Pfründestiftungen und Pfründebesitzer vgl. Seeberger S. 704; Krick II S. 282 ff.; auch oben Abs. I Ziff. 1 Bem. 2. 4. Den Staatsaufsichtsbehörden gegenüber bleiben trotz des Vor­ behaltes der in Bem. 2 u. 3 aufgezählten Verpflichtungen stets die orts­ kirchlichen Stiftungen und die Kirchengemeinden zur Deckung der Orts­ kirchenbedürfnisse verpflichtet; vgl. Art. 13 Abs. II Bem. 4, 74 Abs. I Bem. 9, Abs. VI Bem. 4, 73 Abs. IV. S. Hinsichtlich der unberührt bleibenden gerichtlichen und admini­ strativen Zuständigkeit in Streitigkeiten und zu vorsorglichen Maßnahmen vgl. Krick II S. 321 ff., III S. 77 ff., Seeberger S. 892 ff., Knilling BlfAP. Bd. 47 S. 40 ff., Gir.-Pach. S. 44, Reger-Dyroff S. 231 f., 335 ff., 342 ff., 348 ff.; vgl. auch Art. 15 Abs. V. v. Satz 2. Die Legitimation der Kirchenstiftung und Kirchenge­ meinde besteht insbesondere auch gegenüber dem Pfründevermögen oder dem Pfründebesitzer hinsichtlich der primären Baupflicht bei Pfründe­ gebäuden. Die Führung von Zivilprozessen bedarf vorheriger Anzeige an die Staatsaufsichtsbehörde (Art. 74 Abs. X). Kirchenstiftung und Kirchengemeinde werden von der Kirchenverwaltung vertreten (Art. 53; vgl. auch Art. 15 u. Art. 55). Deckungsmittel.

Art. 13.

^ür die Befriedigung der Ortskirchenbedürfnisse kommen, vorbehaltlich der Abs. III und IV, zunächst in Betracht die Er­ trägnisse des Vermögens der beteiligten Kirchenstiftung, die für den betreffenden Zweck verfügbaren Mittel sonstiger Bestandteile des Ortskirchenvermögens, die besonderen Einnahmen der Kirchen­ stiftung namentlich an Sammelergebniffen, Gebühren und Straf­ geldern, dann die Jnterkalarfrüchte, soweit sie nach den hierüber eweils bestehenden Vorschriften der Kirchenstiftung zukommen, owie freiwillige oder auf rechtlicher Verpflichtung beruhende beondere Leistungen von Kirchengemeindegliedern oder Dritten, einchließlich der etwaigen Zuschüsse des Staates, der Gemeinden und anderer öffentlicher Kassen.

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E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

11 Der hienach noch verbleibende, auch nicht von einem Dritten vermöge subsidiärer Verpflichtung bestrittene Bedarf ist — vor­ behaltlich der Bestimmungen über Grundstocksangriffe, Anlehens­ aufnahmen und Kirchengemeindedienste — durch Kirchenumlagen zu decken. »-Eine Verpflichtung der Kirchengemeinde zur Aufbringung der Mittel für einen ungedeckten Bedarf des ortskirchlichen Stif­ tungsvermögens besteht indessen, vorbehaltlich des Art. 12 Abs. II und III, nur in Bezug auf die Kirchenstiftung. -"Nur ausnahmsweise ist die Verwendung von laufenden Mitteln des ortskirchlichen Stiftungsvermögens zur Bestreitung von Ortskirchenbedürfnissen zulässig, für welche nach Gesetzen, Herkommen, besonderen Rechtsverhältnissen oder gesetzmäßigen Be­ schlüssen die Kirchengemeinde ohne Vorgang der Kirchenstiftung — wenn auch nach Vorgang der Pfründestiftung oder anderer Ver­ pflichteten — aufzukommen hat. Der Beschluß der Kirchenver­ waltung bedarf der staatsaufsichtlichen Genehmigung, welche nur bei Zustimmung der subsidiär Baupflichtigen oder sonstigen Dritt­ beteiligten in den ihre Interessen wesentlich berührenden Fällen und bei Zustimmung (Art. 11 Abs. V) der kirchlichen Oberbehörde erteilt werden darf. "Den Kirchengemeinden stehen die kirchlichen Friedhofver­ bände und die sonstigen Konkurrenzverbände (Art. 16 Abs. I und VII, 19 Abs. II, 20 Abs. XI) hinsichtlich der Art und Weise der Befriedigung von Ortskirchenbedürfnissen gleich, soweit nicht ein anderes bestimmt ist. Begr. S. 417; A. A. 1910 (1. Les.) 6. 34 f.; Begr. ,. Entw. v. 2. Mai 1912 S. 57.

Zu «bs. I. Vollzugsbekanntmachung zu Art. 13 Abs. I. 8 8. Die Bezirksämter werden zur Vermeidung der umständlichen Verhandlungen über Jnterkalarsrüchterechnungen bei katholischen Pfründestistungen mit Nachdruck auf eine Verständigung zwischen den Beteiligten hinwirken und die vorgesetzten Regierungen, Kammern des Innern, werden solchen Übereinkommen nur aus triftigen Grün­ den die Genehmigung versagen.

1. Die Befriedigung der Ortskirchenbedürfnisse hat entsprechend dem bisherigen Recht regelmäßig in erster Linie aus den Erträgnissen und Einnahmen des Ortskirchenvermögens zu geschehen (Abs. I), erst der hienach noch ungedeckte Bedarf ist durch Umlagen der Kirchengemeinde auszubringen (Abs. II). Die in Abs. I eingehaltene Reihenfolge hat nicht die Bedeutung, daß ein später genanntes Deckungsmittel gegenüber jedem früher genannten subsidiären Charakter habe (Begr. S. 417). Die Aus-

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 13.

191

Wahl unter den in Abs. I genannten Deckungsmitteln im einzelnen Fall erfolgt gegebenenfalls nach Art. 15; vgl. dort Bem. 1 zu Abs. I. S. Zu den Deckungsmitteln des Abs. I im einzelnen: a) Erträgnisse des Kirchenstiftungsvermögens (imSinne des Art. 5 Abs. II Ziff. 1; vgl. dort Bem. 1). „Beteiligt" ist in der Pfarrgemeinde die Pfarrkirchenstiftung, in der Tochtergemeinde die Tochterkirchenstiftung, bei einer Nebenkirche die Nebenkirchenstiftung. b) sonstige Bestandteile des Ortskirchenvermögens sind ortskirchliche Stiftungen aller Art, Fonds und ein etwaiges Kirchengemeindevermögen (vgl. Art. 5, ferner unten Abs. III Bem. 3). Ob Mittel hieraus „für den betreffenden Zweck verfügbar" sind, be­ stimmt sich im allgemeinen nach der Leistungsfähigkeit der be­ treffenden Kasse und bei Stiftungen nach den Stiftungsbestim­ mungen. Letztere sind jedoch nicht schlechthin ausschlaggebend. Vor allem können nach Art. 12 Abs. II Überschüsse von Stiftungen für solche Aufwendungen herangezogen werden, die zwar dem eigent­ lichen Stiftungszweck fremd, aber noch als Lokalkirchenbedürfnisse innerhalb der Pfarrgemeinde anzusehen sind (vgl. Vordem. 2 au Art. 12). Leistungen, die über den eigentlichen Stiftungszweck hinaus­ gehen, können auch — immer vorausgesetzt, daß es sich um Be­ friedigung von Lokalkirchenbedürfnissen handelt — solchen Stif­ tungen gemäß Art. 12 Abs. II auferlegt werden, die keine Er­ übrigungen besitzen, sogar Schulden oder Refundierungsverbindlichfeiten haben und nicht einmal die eigenen Bauverbindlichkeiten er­ füllen können. Eine gesetzliche Vorschrift, wonach die Schulden­ tilgung der Befriedigung sonstiger Lokalbedürfnisse vorzugehen hätte, trifft auch die KGO. nicht (vgl. jedoch Art. 9 u. 13 Abs. IV; BGH. Bd. 19 S. 10ff.; Meurer II S. 326ff.; Begr. S. 417). Die Übernahme solcher über den eigentlichen Stiftungszweck hinausgehender Leistungen auf das ortskirchliche Stiftungsvermögen bedarf stets der Genehmigung nach Art. 75 Abs. I Ziff. 5 u. Abs. III. Fonds können eventuell aufzuzehren sein; vgl. Art. 5 Abs. II Ziff. 2 Bem. 3; Art. 9 Abs. IV. o) Sammelergebnisse: vgl. Art. 14 Abs. I und II; hieher ge­ hören auch „Kollekten" (Seeberger S. 794, Krick III S. 52, Meurer I S. 250). Gebühren: Art. 14 Abs. III, 54; Straf­ gelder: Art. 83, 84, 107. Ferner kommen hier in Betracht Über­ schüsse aus Lotterien (Meurer I S. 251). d) Jnterkalarfrüchte: Diese können je nach Beschluß der Kirchen­ verwaltung (Art. 23 Abs. II ist nicht einschlägig) vollständig ver­ braucht oder admassiert werden; letzterenfalls kommen nur die Renten in Betracht (vgl. Begr. S. 418). Hinsichtlich des Jnterkalarrechtes s. Meurer I S. 233 ff., II S. 527 ff., Seeberger S. 387 ff., Krick III S. 241. Vgl. auch VollzBek. § 8 (oben). e) besondere Pflichtleistungen der Kirchengemeindeg l i e d e r sind solche, die nicht zu den Kirchenumlagen und Kirchen­ gemeindediensten gehören (Begr. S. 418); Pflichtlei st ungen Dritter: Art. 12 Abs. V. Freiwillige Leistungen dürfen natürlich nur dann allgemein zur Befriedigung der Ortskirchenbedürfnisse verwendet werden, wenn sie nicht ausdrücklich für einen bestimmten Zweck gegeben sind. Öffentliche Kassen: s. z. B. Art. 98.

192

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Zu Abs. II. 1. über das Verhältnis des Abs. II zu Abs. I vgl. Bem. 1 zu Abs. I. Hienach sind die Kirchenumlagen zwar ein subsidiäres, jedoch nicht das allerletzte Deckungsmittel; vgl. unten Bem. 3. 2. Die Erfüllung subsidiärer Verpflichtungen Dritter hat der Er­ hebung von Kirchenumlagen auch dann voranzugehen, wenn sie neben subsidiären Verpflichtungen der Kirchengemeinde bestehen, z. B. bei der gemeinschaftlichen Baupslicht des Patrons und der Eingepfarrten (nach Art. 12 Abs. III jetzt der Kirchengemeinde) nach preußischem Landrecht (Begr. S. 418). 8. „vorbehaltlich der Bestimmungen".... Nach diesen Bestimmungen „können" zwar in gewissen Fällen Grundstocksangriffe gemacht (Art. 9), Anlehen ausgenommen (Art. 32) und Kirchengemeinde­ dienste angeordnet (Art. 26) werden; sie müssen es jedoch nicht. Die Einschaltung kann daher auch nicht die Bedeutung haben, daß die hier genannten Deckungsmittel vor der Erhebung von Kirchenumlagen er­ schöpft sein oder überhaupt zur Anwendung gebracht werden müßten. Ob letzteres zu geschehen hat oder geschehen kann ist vielmehr lediglich nach den einschlägigen Bestimmungen zu prüfen. Nicht zu verwechseln hiemit ist der Fall des Art. 15 Abs. IV. 4. Falls keine Deckungsmittel nach Abs. I zu Gebote stehen oder nach den in Abs. II vorbehaltenen Bestimmungen gewählt werden, so „muß" der Restbedarf durch Umlagen gedeckt werden; vgl. Art. 12 Vordem. 1 und Art. 74. Diese Verpflichtung besteht selbstverständlich auch dann (vgl. Art. 12 Abs. V Bem. 4), wenn zwar ein Dritter primär oder subsidiär zur Tragung des Aufwandes verpflichtet ist, dieser Ver­ pflichtung aber nicht nachkommt und wenn der Ausfall auch nicht einst­ weilen aus den übrigen in Abs. I genannten Deckungsmitteln getragen werden kann (vgl. auch Art. 26 Abs. I Bem. 5). Regreß gegen die Pflicht Ligen bleibt Vorbehalten. Andrerseits dürfen Kirchenumlagen erst er­ hoben werden, wenn die primären und vorgehenden subsidiären (s. oben Bem. 2) Deckungsmittel nicht ausreichen (vgl. BGH. Bd. 9 S. 397). Hiegegen verstoßenden Beschlüssen ist die Genehmigung zu versagen (Art. 23). Fällt die Notwendigkeit der Umlagenerhebung nachträglich fort, so ist eventuell gemäß Art. 23, 74 einzuschreiten. Im übrigen und hinsichtlich des Beschwerderechts vgl. Art. 23. 8 Über die Erhebung von Kirchenumlagen s. Art. 20—25. Zu Abs. in. 1 Die Kirchengemeinde hat sonach für die Verbindlichkeiten der neben der Kirchenstiftung (Art. 5 Abs. II Ziff. 1 Bem. 1) bestehenden ortskirchlichen Stiftungen, auch soweit die Erfordernisse hiefür Orts­ kirchenbedürfnisse sind, nur dann einzutreten, wenn Herkommen, besondere Rechtsverhältnisse oder gesetzmäßige Beschlüsse sie hiezu verpflichten. Freiwilliger Übernahme steht, soweit es sich um Befriedigung von Ortskirchenbedürfnissen handelt, nichts entgegen (vgl. Art. 75 Abs. I Ziff. 5). Für den Fall, daß Umlagen hiezu notwendig werden s. Art. 23.

2 . Die Verpflichtung der Kirchengemeinde gegenüber der Kirchen­ stiftung beschränkt sich auf den ungedeckten Bedarf für Ortskirchenbedürf­ nisse (Art. 12); vgl. auch Art. 9 Abs. I Bem. 3, Art. 32 Bem. 1 (mittel­ bare Haftung).

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mttel zu ihrer Befriedigg. Art. 14.

193

S. Abs. III bezieht sich auf alle der Kirchengemeinde zu Gebote stehenden Deckungsmittel (Anlehensaufnahme, Kirchengemeindedienste, Kirchenumlagen); insbesondere ist darunter auch das in Abs. I mitent­ haltene Kirchengemeindevermögen verstanden. Letzteres kann zunächst zur Deckung solcher Bedürfnisse verwendet werden, für welche die Kirchen­ gemeinde ohne Vorgang der Kirchenstiftung zu haften hat (vgl. Abs. IV).

Zu Abs. IV. 1. „laufenden Mitteln": Grundstocksangrisfe und Anlehens­ aufnahmen zu Lasten des Stiftungsvermögens sind hier ausgeschlossen. 2. „ausnahmsweise": besondere Fälle sind: Art. 29 Abs. II, 30, 87 und 89. S. „Gesetz e" usw. In Betracht kommen vorwiegend Baulast­ normen; vgl. Art. 112 Abs. III, auch Art. 106 Abs. I. 4. „staats auf sichtliche Genehmigung": vgl. auch Art. 75 Abs. I Ziff. 5 und Abs. III, soweit hier außerhalb des eigentlichen Stif­ tungszwecks liegende Leistungen aus dem ortskirchlichen Stiftungsver­ mögen in Frage kommen. Namentlich bei Kirchenstiftungen wird jedoch der „eigentliche Stiftungszweck" sehr weit zu fassen sein. Eine Ausgabe, zu der die Kirchenstiftung im Sinne des Art. 13 Abs. IV nicht verpflichtet ist, liegt nicht schon deshalb außerhalb des Stiftungszwecks (Begr. S. 419). 8. Soweit die Zustimmung Drittbeteiligter nicht erforderlich ist, kann auch deren Einvernahme unterbleiben. v. Für die Pfalz: vgl. Art. 101.

Zu Abs. V. 1. Über den Begriff der Friedhofverbände (Sepulturverbände) vgl. Krick I S. 356, III S. 67, Seeberger S. 905, Gir.-Pach. S. 457. Als sonstige Konkurrenzverbände kommen insbesondere Nebenorte und Neben­ ortsgruppen (Art. 16 Abs. I u. VII) und Fernbezirke (Art. 19 Abs. II) in Betracht. Juristische Persönlichkeit ist den in Abs. V aufgezählten Ver­ bänden durch die KGO. nicht eingeräumt. Über die Organe dieser Ver­ bände vgl. Art. 36 Abs. II Ziff. 3, Abs. III Ziff. 3 u. Abs. V, Art. 42 Abs. VI, 66 Abs. III, 68 Abs. V u. § 45 KWO. 2. Soweit nicht .... s. insbes. Art. 20 Abs. XI, Art 21 Abs. I letzter Satz.

Opfer.

Gebühren.

Avi. 14.

Ertrag des Klingelbeutels, Opferstocks oder sonstigen Opfers gehört zu den Einnahmen der Kirchenstiftung, soweit nicht für eine anderweitige Verwendung ein Herkommen oder beson­ deres Rechtsverhältnis besteht oder ausdrücklich für einen anderen Zweck gesammelt wird. 11 Wo eine anderweitige Verwendung zu erfolgen hat, steht es Tei, daneben auch für die Kirche sammeln zu lassen. Mit Zu­ stimmung der Staatsaufsichtsbehörde kann auch die auf Herkommen oder besonderem Rechtsverhältnis beruhende anderweitige Ver­ wendung überhaupt aufgehoben werden, soweit nicht ein Privatrechtsverhältnis entgegensteht und soferne etwa bezugsberechtigte Langheinrich, Kirchengemeindeordnung.

13

194

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Geistliche, weltliche Kirchendiener oder Lehrer für den Ausfall an ihrem Einkommen entsprechenden Ersatz erhalten. Die kirchliche Oberbehörde ist einzuvernehmen. 111 Gebühren für Benützung von ortskirchlichem Eigentum und ortskirchlichen Anstalten können durch Ortskirchensatzung eingeführt und geregelt werden. Begr. S. 419; R. A. 1912 II. Prot. S. 20.

Zu Abs. I.

1 Hinsichtlich des bisherigen Rechts vgl. Meurer I S. 247ff., 317, -348, Krick III S. 239 ff., Seeberger S. 856 s., Gir.-Pach. S. 313. L. Ein gesetzlicher Zwang zur Einführung oder Beibehaltung des Klingelbeutels besteht nach der KGO. nicht. Eine gewisse Verpflichtung zur Aufrechterhaltung einer diesbezüglichen Übung wird sich aber für die Kirchenverwaltung regelmäßig aus Art. 53 Abs. III ergeben (vgl. Abs. II Satz 1 und VollzBek. § 9). 3. Die Vornahme der Klingelbeutelsammlung kann Gegenstand von Kirchengemeindediensten sein (Art. 26); vgl. hiezu Art. 30 Ziff. 3, Art. 31. 4. Ein Herkommen (vgl. Art. 12 Abs. II Bem. 2) kann beseitigt werden (Abs. II Satz 2). Eine herkömmliche Verwendung des Klingel­ beutelertrags zu nicht kirchlichen Zwecken (Schul- oder Armenzwecke) ist nur nach Maßgabe des § 49 RE. (vgl. Art. 112 Abs. III) zulässig; vgl. Meurer I S. 249, VGH. Bd. 21 S. 103 ff. Doch kann für lokale Schuloder Armenzwecke auf Anordnung oder mit Erlaubnis der ortskirchlichen Organe in der Kirche besonders (ausdrücklich) gesammelt werden (siehe Bem. 5). Die Lokalarmenpflege hat nicht das Recht, durch ihre Organe in der Kirche Sammlungen vorzunehmen oder Armenopferstöcke aufzu­ stellen. 8. Eine „ausdrückliche" Sammlung für andere Zwecke liegt vor, wenn der besondere Zweck vorher deutlich verkündigt oder bei auf­ gestellten Opferbüchsen usw. durch Karte, Aufschriften usw. kenntlich ge­ macht worden ist. Die für „Kollekten" d. i. für außerordentliche Sammlungen, welche sich auf einen größeren Bezirk erstrecken, bestehenden besonderen Vor­ schriften werden durch die KGO. nicht berührt (vgl. hiezu Art. 13 Abs. I Bem. 2 c). Zu Abs. II. Vollzugsbekanntmachung zu Art. 14 Abs. II Satz 1.

8 9.

Wo Sammlungen in der Kirche für die Kirche bisher vorge­ nommen wurden, soll die Kirchenverwaltung im Hinblick auf ihre Pflicht zur Erhaltung bestehender Einnahmequellen auf solche Sammlungen nicht verzichten. 1. Staatsaufsichtsbehörde: Art. 73 Abs.II u. III. Soweit eine Ersatzleistung an Geistliche oder Lehrer in Frage kommt, kann auch Genehmigung nach Art. 75 Abs. I Ziff. 3 u. Abs. III notwendig werden; ferner sind je nach der Art der Ersatzleistung einschlägig Art. 12 Abs. I Ziff. 3, Abs. II, IV, Art. 13 Abs. IV, Art. 23. Der Ersatz kann jedoch auch aus anderen als ortskirchlichen Kassen fließen.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg.

Art. 15.

195

2. Die Ersatzleistung an Geistliche usw. kann durch ein­ malige Abfirrdung oder Wiederkehrende Leistungen für die Dienstzeit des Stelleninhabers oder für die Dauer gewährt werden (Begr. S. 420). 8. Beschwerden: Art. 80, 81. Art. 81 Abs. III trifft nicht zu, da die einschlägigen Beschlüsse der ortskirchlichen Vertretungskörper nur mit förmlicher Zustimmung der Staatsaufsichtsbehörde wirksam werden. Zu Abs. HI. 1 Vgl. Art. 40/31 und 159/91 Abs. I Zifs. 6 GemO.; Kahr I S. 406 ff., II S. 72 ff.; Wand S. 271, 55 ff. 2. Gebühren der hieher gehörigen Art können insbesondere für Benützung von Kirchenstühlen (vgl. Art. 53 Abs. IV), kirchlichen Fried­ höfen (vgl. Meurer I S. 240) und Leichenhäusern in Frage kommen. Allgemein verbindliche Kraft erlangen sie nur durch Festsetzung nach den Formen des Abs. III mit Art. 54. Sie erscheinen alsdann als Ausfluß der kirchengemeindlichen Finanzgewalt und haben daher die Eigenschaft öffentlich-rechtlicher Abgaben (vgl. Kahr I S. 408). Über die Einführung, Veränderung und Aufhebung von Gebühren bestimmen in Gesamtkirchengemeinden lediglich die Einzelkirchengemeinden, nicht die Gesamtkirchengemeinde für die Einzelkirchengemeinden. Streitig­ keiten über die Verbindlichkeit zur Entrichtung solcher Gebühren sind nach Art. 81 KGO. und Art. 10 Ziff. 13 VGHG. zu entscheiden. Für die Einhebung und Beitreibung gelten die für die Kirchenum­ lagen gegebenen Vorschriften; Art. 106 Abs. VII, 24 f. 8. Ortskirchensatzungen: Art. 54; hinsichtlich solcher speziell für Benützung von Kirchenstühlen s. Art. 53 Abs. IV. 4. Eine Gebührenfestsetzung nach Abs. III wird Wohl ausschließlich für solches Eigentum und solche Anstalten in Frage kommen, welche zum allgemeinen Gebrauch bestimmt sind. Soweit ein Gebührenstatut nicht erlassen ist und für die Benützung sonstigen ortskirchlichen Eigentums wird die etwaige Vergütung durch privatrechtlichen Vertrag festgesetzt (vgl. Kahr I S. 408, 409). Streitigkeiten hierüber sind im Zivilprozesse zu erledigen. 5* Welcher Kasse die Gebühren zuzufließen haben, bestimmt sich im Zweifel nach dem Eigentum. Es kann jedoch auch in anderer Weise darüber verfügt werden. Beschlüsse, Entscheidungen.

91 tt*

15»

T$)ie Kirchenverwaltung ist zur Beschlußfassung darüber be­ rufen, ob und inwieweit primäre Deckungsmittel, abgesehen von strittigen besonderen Leistungen der Kirchengemeindeglieder oder Dritter, zur Verfügung stehen und namentlich ein baupflichtiger Bestandteil des ortskirchlichen Stiftungsvermögens für die Be­ streitung der Kosten eines jeweils veranlaßten kirchlichen Baufalls ohne Beeinträchtigung der Deckung des laufenden Bedarfs lei­ stungsfähig ist. H Jm Streitfälle entscheidet die Staatsaufsichtsbehörde nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde.

196

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

111 $)ie Entscheidung wirkt auch gegen Drittbeteiligte, welche in den ihre Interessen wesentlich berührenden Fällen mit ihren Erinnerungen vorher gehört werden sollen, und ist nur im Wege der Beschwerde anfechtbar. IV D6 und inwieweit einem privatrechtlich beteiligten Dritten gegenüber das vor ihm baupflicbtige ortskirchliche Vermögen nötigenfalls auch zu einem Grundstocksangriffe oder einer An­ lehensaufnahme schreiten muß, ist nach dem die Baupflicht regeln­ den bisherigen Rechte zu beurteilen. vÜ6er Bestand und Umfang der öffentlich--rechtlichen Ver­ pflichtung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens sowie der Kirchen­ gemeinde zur Befriedigung ihrer eigenen Baubedürfnisse in Bezug auf Kultusgebäude, kirchliche Friedhöfe und dazu gehörige Bau­ werke wird durch die ortskirchlichen Vertretungskörper, dann, soweit erforderlich, durch die Staatsaufsichtsbehörden nach Maßgabe dieses Gesetzes Beschluß gefaßt, vorbehaltlich der Vorschriften über das Verwaltungsstreitverfahren.

Zu Abs. I. 1. In Art. 13 ist bestimmt, welche Deckungsmittel überhaupt für die Ortskirchenbedürsnisse in Frage kommen. Zwischen primären und subsidiären Deckungsmitteln ist hiebei nur insoweit unterschieden, als gegenüber der Aufbringpflicht der Kirchengemeinde (Abs. II) alle sonst möglichen Deckungsmittel als zunächst in Betracht kommend bezeichnet sind. Im übrigen sind primäre und subsidiäre Deckungsmittel nicht aus­ einandergehalten. Die KGO. überläßt insoweit die Unterscheidung dem bisherigen Recht (vgl. Art. 112 Abs. III). Nach diesem ist die Unter­ scheidung zwischen primären und subsidiären Deckungsmitteln von be­ sonderer Bedeutung hinsichtlich der Baulast. Hier kommen regelmäßig eine ganze Reihe von Verpflichteten in Frage, die in der Regel nicht nebeneinander, sondern nacheinander haften, also u. U. erst bei dem Un­ vermögen eines vorher Verpflichteten einzutreten haben. Es bedarf daher jeweils genauer Feststellung, wer zunächst verpflichtet ist und inwieweit derselbe herangezogen werden kann. Hiefür gibt Art. 15 die erforder­ lichen Bestimmungen: „Die hauptsächliche, praktische Tragweite des Art. 15 liegt auf dem Gebiete der Kultusbauten" (Begr. S. 421). 2. Zuständig zur Beschlußfassung sind in erster Linie die Kirchcnverwaltungen (Art. 53). Diese vertreten hiebei sowohl die Kirchen­ stiftungen wie die Kirchengemeinden, über einen etwaigen Jnteressenwiderstreit beider Rechtssubjekte, der bei Feststellungen dieser Art sehr wohl möglich ist, soll „behufs Vereinfachung des Verfahrens und namentlich in Anerkennung einer gewissen Übereinstimmung der wohlverstandenen dauernden Interessen der Kirchengemeinde als einer ihre jeweiligen Mit­ glieder überdauernden Korporation einerseits und der für sie dauernd be­ stimmten Kirchenstiftung andrerseits insolange hinweggesehen werden, als nicht. ein wirklicher Streitfall vorliegt oder ein Rechtsgeschäft zwischen beiden abzuschließen ist" (Art. 55; Begr. S. 422).

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg.

Art. 15.

197

S. Beschlußfassung: Art. 63. Der Beschluß hat rechtlich nur den Charakter eines reinen Verwaltungsbeschlusses, einer bloßen Er­ klärung. Die Kirchenverwaltung entscheidet nicht als Instanz. Dritte können durch einen'derartigen Ausspruch der Kirchenverwaltung in ihren Rechten nicht beschränkt werden. Beschwerden gegen die nach Abs. I ge­ faßten Beschlüsse (Abs. II) sind deshalb auch an keine Frist gebunden und können insbesondere auch dann noch erhoben werden, wenn auf Grund der Beschlüsse Leistungen in Anspruch genommen werden. 4. primäre Deckungsmittel: Die Beschlußfassung, ob und inwieweit primäre Deckungsmittel vorhanden sind, umfaßt sowohl die Feststellung des primär verpflichteten Subjekts als dessen Leistungsfähig­ keit. Regelmäßig hat in erster Linie die Kirchenstiftung für die Orts­ kirchenbedürfnisse aufzukommen (vgl. Art. 13 Abs. I, Krick III S. 30 ff., Permaneder §§ 13, 14). Es kann aber auch ein anderer Bestandteil des ortskirchlichen Stiftungsvermögens primär verpflichtet sein. In diesen Fällen kommen als primäre Deckungsmittel zunächst in Betracht: die Erträgnisse und Einkünfte der betreffenden Stiftung (Art. 13 Abs. I, 14 Abs. 1 u. III); eventuell auch eine teilweise, refundierliche Vermögens­ einzehrung und eine Anlehensaufnahme (vgl. Abs. IV; Krick a. a. O., Permaneder § 14). Diese Mittel dürfen aber, wenn die Feststellung der Suffizienz im Hinblick auf einen kirchlichen Baufall geschieht, als primäre Deckungsmittel nur insoweit in Rechnung gezogen werden, als sie nicht zur Deckung des laufenden Bedarfs notwendig sind. Weitere Einschrän­ kungen sind nicht vorgesehen. Insbesondere darf die Suffizienz- bzw. Insuffizienz-Erklärung für einen gegenwärtigen Baufall nicht durch die Rücksicht auf etwaige spätere außerordentliche Baufallwendungen beein­ flußt sein (Art. 15 Abs. I zweiter Halbsatz in Übereinstimmung mit der bis­ herigen Übung). Die Jnsuffizienzerklärung der primären Deckungsmittel bedeutet zugleich die Abwälzung der Kostentragung auf einen subsidiär Verpflichteten. Je nach der Person desselben können die Grenzen der primären Deckungsmittel noch besondere Verschiebungen erfahren (vgl. Abs. IV). Gegenüber einem zweitsubsidiär Verpflichteten sind alle vor­ gehenden Verpflichtungen primäre Deckungsmittel, also z. B. gegenüber 5er Kirchengemeinde Verpflichtungen Dritter (vgl. auch Art. 13 Abs. I u. II).

8. Sind besondere Leistungen der Kirchengemeinde­ glieder oder Dritter (Art. 13 Abs. I Bem. 3e) strittig, so bleiben sie bei Berechnung der Suffizienz außer Betracht. Dies bezieht sich jedoch nur auf solche Verpflichtungen, deren rechtliche Existenz überhaupt be­ stritten ist. Ist z. B. nur der Umfang der Einzelleistung bestritten, so kann die Leistungspflicht überhaupt als primäres Deckungsmittel in Rechnung gezogen werden. Der Pflichtige kann hiegegen event. Ent­ scheidung nach Abs. II u. V herbeiführen. Zu Abs. II. !♦ Ein Streitfall kann nicht nur durch den Widerspruch eines subsidiär Verpflichteten gegen die nach Abs. I gefaßten Beschlüsse, sondern auch durch den Einspruch der Staatsaufsichtsbehörden geschaffen werden, wenn dies im öffentlichen Interesse (z. B. zur Erhaltung des ortskirch­ lichen Stiftungsvermögens) angezeigt erscheint (vgl. Art. 74). 2. Die Staatsaufsichtsbehörde (Art. 73 Abs. II u. III) entscheidet erst, wenn die Kirchenverwaltung formell Beschluß nach Abs. I gefaßt hat, auch wenn von Anfang an Streit besteht.

198

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

3. Durch die Entscheidung wird festgestellt, welche Deckungsmittel als primäre in Rechnung zu ziehen sind, und ob diese als hinlänglich zu erachten sind. Der Bestand der Konkurrenzpflicht des primär heran­ zuziehenden Rechtssubjekts überhaupt wird hiebei als liquid voraus­ gesetzt. Strittige besondere Leistungen der Kirchengemeindeglieder oder Dritter bleiben auch hier außer Betracht (vgl. Abs. I Bem. 5 u. Abs. III Bem. 1). Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde Art. II Abs. I. Zu Abs. III. 1 Daß die Entscheidung der Staatsaufsichtsbehörde nur mit Be­ schwerde soll angefochten werden können, bedeutet die ausschließliche Ver­ weisung auf den durch Art. 80, 81 vorgezeichneten Rechtsweg. Die An­ fechtung im Zivilrechtswege ist ausgeschlossen. Eine Zuständigkeit der VGH. kommt gemäß Art. 13. Abs. I Ziff. 3 VGHG. nicht in Frage. Es ist jedoch zu beachten, daß die Entscheidung nur einen beschränkten Wirkungsbereich hat (Abs. II Bem. 3). So bleibt z. B. die Frage, ob eine als primäres Deckungsmittel in Rechnung gezogene Verpflichtung überhaupt besteht oder ob die Heranziehung eines bestimmten Bestandteils des ortskirch­ lichen Stiftungsvermögens zur Konkurrenz überhaupt rechtlich zulässig ist, selbständiger Prüfung im ordentlichen Jnstanzenzug fähig (vgl. auch Begr. S. 421). 2. Da die Entscheidung nach Abs. II auch gegen Drittbeteiligte (seien sie öffentlich-rechtlich oder privatrechtlich beteiligt) wirkt, so ist sie dieseir zuzustellen, selbst wenn sie an dem Streit nicht aktiv teil­ genommen haben. Die Zustellung hat an alle zu erfolgen, deren subsidiäre Haftung nach dem Suffizienzbeschlusse in Frage kommen kann, auch wenn sie nicht zu denen gehören, die wegen wesentlicher Interessen im Ver­ fahren zu hören waren. 3. Ob ein Fall das Interesse eines Drittbeteiligten wesentlich be­ rührt, ist Frage des Ermessens. In der Regel wird die Einvernahme auf solche Fälle zu beschränken sein, in denen die Entscheidung nach Abs. II voraussichtlich die Inanspruchnahme des Dritten unmittelbar zur Folge haben wird. 4. Die 14 tägige Beschwerde frist des Art. 81 Abs. II läuft nlir gegen die Entscheidungen nach Abs. II, nicht gegen die Beschlüsse nach Abs. I (vgl. dort Bem. 3). Gegenüber letzteren können Drittbeteiligte jederzeit sowohl 'Entscheidung nach Ws. II als auch nach Ws. V bean­ tragen. Selbstverständlich können sie and) ihre Verpflichtung überhaupt bestreiten (Art. 12 Ws. V). Zu Abs. IV. In Betracht kommt hier z. B. das bayer. Mandat vom 4. Oktober 1770 (insbes. Regel 3); Weber I S. 10 ff., Art. 112 Ws. III. Das Verfahren für die Feststellung der Suffizienz bestimmt sich auch hier nach Abs. I—III. Ferner kann ebenfalls Entscheidung nach Abs. V beantragt werden. Im Streitfall nach Abs. II wird die kirchliche Ober­ behörde also nur einvernommen. Zum Vollzug des Suffizienzbeschlusses ist jedock) regelmäßig die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde ein­ zuholen (Art. 9 Ms..III, Art. 34 Abs. II, Art. 11 Abs. V). Die eventuelle Verweigerung der Zustimmung (vgl. Art. 11 Ms. V) würde eine Ver­ pflichtung der Kirchengemeinde zur Erhebung von Umlagen nicht be-

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mttel zu ihrer Befriedigg.

Art. 15.

199

gründen (Art. 13 Abs. I u. II). Auch könnte die Staatsaufsichtsbehörde im Hinblick auf die Bestimmungen des Art. 13 der freiwilligen Erhebung von Umlagen entgegentreten (Art. 23, 74). Die Folge davon wäre, da selbstverständlich der Dritte außer Haftung bleibt, daß ein Ortskirchen­ bedürfnis zunächst — unbeschadet der Vorschriften des Art. 73 Abs. IV — ungedeckt bliebe, bis die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde er­ teilt wird (vgl. Begr. S. 421).

Zu Abs. V. 1. „Eigene Baubedürfnisse" der Kirchenstistungen und Kirchen­ gemeinden i. S. des Abs. V sind bie gemäß Art. 12 als Ortskirchen­ bedürfnis anzusehenden Baubedürfnisse. Diese sind entweder aus dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen und von der Kirchengemeinde (Art. 112 Abs. III, 12 u. 13) oder von Dritten (Art. 12 Abs. V, Art. 112 Abs. III, Art. 13 Abs. I) zu befriedigen. Die Verpflichtungen Dritter bemessen sich gänzlich nach dem bis­ herigen Recht; für die Entscheidung von Streitigkeiten hierüber bleiben die bisherigen Zuständigkeiten aufrecht erhalten (Art. 12 Abs. V). Die Verpflichtungen des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde werden teils durch die nach Art. 12 Abs. V, 112 Abs. III aufrechterhaltenen Baulastnormen, teils durch die KGO. (vgl. Art. 12 Vordem. 1) geregelt. Streitigkeiten über Bestand und Umfang der Verpflichtung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchen­ gemeinde wurden in der älteren Theorie und Praxis wie überhaupt alle Kultusbaustreitigkeiten als Zivilrechtssachen angesehen und den Zivilgerichterl zur Entscheidung zugewiesen. Einen Umschwung in dieser Rechts­ anschauung brachte erst die Entscheidung des VGH. Bd. 18 S. 85, welche aussprach, daß die Verpflichtung der Kirchenstiftung zur baulichen Unter­ haltung „ihrer" Kultusgebäude öffentlich-rechtlicher Natur sei und zur Entscheidung von Streitigkeiten hierüber die Verwaltungsinstanzen für zuständig erklärte; ferner die Entscheidung Bd. 24 S. 225 (s. insbes. S. 227), die diese Grundsätze ausdrücklich auch auf die Kirchengemeinde ausdehnte. Über die diesbezügliche Entwicklung im einzelnen vgl. Seiler S. 88 f., Reger-Dyroff S. 348 ff. und die dort angegebene Literatur und Judikatur. Durch Art. 15 Abs. V in Verbindung mit Art. 12 ist nunmehr in Fortentwicklung der durch die neuere Recht­ sprechung des VGH. anerkannten Rechtssätze die Ver­ pflichtung des ortskirchlichen Stistungsvermögens und der Kirchengemeinde zur Befriedigung ihrer eigenen Baubedürfnisse in bezug auf Kultusgebäude, kirchliche Friedhöfe und dazu gehörigen Bauwerke gesetzlich als öffentlich-rechtlich anerkannt und der Selbstverwal­ tung, Staatsaufsicht und Verwaltungsrechtsprechung über wiesen (vgl. Begr. S. 421). Der VGH. hatte die öffentlich-rechtliche Natur der Baupflicht der Kirchenstiftung bzw. Kirchengemeinde nur in bezug auf die dem Bereich des betreffenden Rechtssubjektes angehörenden Kultusgebäude anerkannt, als Voraussetzung der Verwaltungszuständigkeit also — wie insbesondere aus der Gegenüberstellung der Entscheidungen Bd. 18 S. 85 ff. und S. 298 (insbesondere S. 300) erhellt, — das Eigentum der Ärchenstiftung bzw. der Kirchengemeinde an den Bauobjekten betrachtet. Öffentlich-rechtlicher Natur ist aber nach der KGO. nicht nur die Baupflicht der Kirchenstiftung oder Kirchengemeinde an ihren eigenen

200

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Baulichkeiten, sondern überhaupt die Baupflicht derselben an solchen Ge­ bäuden, deren Herstellung und Unterhaltung Ortskirchenbedürfnis ist. Unter Art. 15 Abs. V fällt daher insbesondere auch die Feststellung der Baupflicht der Kirchenstiftung und Kirchengemeinde an Pfarrgebäuden, „selbst wenn diese einer Pfründestiftung gehören, also im Eigentum Dritter stehen". Über Mesnerwohnhäuser dgl. unten Bem. 3. Von besonderer Wichtigkeit ist die Bestimmung des Art. 15 Abs. V für das innere Verhältnis zwischen Kirchenstiftung und Kirchengemeinde, insoferne hienach Zidilprozesse in Baulastsachen zwischen beiden künftig ausgeschlossen sind. Inwieweit solche bisher möglich waren, hierüber dgl. Meurer I S. 90 ff., Arch. f. kath. Kirchenrecht Bd. 86 S. 676, Schmidt II S. 130 ff., 448 ff., 534 f'f., III S. 329 ff., 398 ff. Das Hauptstreitgebiet zwischen beiden Rechtssubjekten, auf dem Zidilprozesse durchgefochten wurden, war bisher eine der Kirchenstiftung gegenüber bestehende Ver­ pflichtung der Kirchengemeinde oder der Kirchengemeindeglieder zur Leistung don Hand- und Spanndiensten. Diese Verpflichtung ist durch die KGO. ebenfalls ganz auf öffentlich-rechtliche Grundlage gestellt (Art. 26 Abs. I, Art. 12 Abs. III, 13, 15 Abs. V) und gemäß Art. 15 Abs. V im Streitfall, im Wege der Selbstderwaltung, Staatsaufsicht und Verwaltungsrechtsprechung festzustellen (dgl. Begr. S. 440). Unter Art. 15 Abs. V fallen auch Streitigkeiten über die Beitrags­ pflicht der Tochtergemeinde zu Baubedürfnissen der Pfarrgemeinde (dgl. Art. 16). 2. Eine Beschlußfassung über die Baupflicht nach Art. 15 Abs. V kann sowohl aus der Initiative der betreffenden ortskirchlichen Ver­ tretungskörper herdorgehen als auch von einer anderen Kirchenver­ waltung (der Tochtergemeinde in den Fällen des Art. 16), von einem Dritten (vgl. Abs. III Bem. 4), endlich auch von der Staatsaufsichts­ behörde (vgl. Abs. II Bem. 1) veranlaßt werden. Die Beschlußfassung und Entscheidung umfaßt die Feststellung, ob im einzelnen Fall die Be­ friedigung eines Baubedürfnisses Ortskirchenbedürfnis ist, ob die Ver­ pflichtung hiezu das ortskirchliche Stiftungsvermögen oder die Kirchen­ gemeinde trifft und gegebenenfalls in welchem Umfang dies der Fall ist. Die ergehenden Beschlüsse und Entscheidungen können durch die Staatsaufslchtsbehörden sowohl von Amts wegen als auch auf Beschwerde auf­ gehoben werden (Art. 74). Beschwerden gegen Beschlüsse der Kirchen­ verwaltung sind an keine Frist gebunden. Das weitere Staatsaufsichts­ verfahren bemißt sich, je nachdem ein Dritter am Streit beteiligt ist oder nicht, nach Art. 73, 74, 80 u. 81.

8. Die hier aufgezählten Baulichkeiten sind identisch mit den in Art. 12 Abs. I Ziff. 1 aufgezählten; es gehören hiezu also auch Pfarr­ gebäude und Mesnerhäuser. Bei letzteren kann auch ein konkurrierendes eigenes Baubedürfnis einer politischen Gemeinde oder eines SchulsprengelS besteherl (hiezu SchulbedG. vom 28. Juli 1902 Art. 1, Seiler ©. 88 ff.). Nach Art. 12 Abs. I Ziff. 1 in Verbindung mit den Baulastnormen bestimmt sich auch, was zum Bauaufwand gehört.

4. Ortskirchliche Vertretungskörper: Regelmäßig ist zur Beschlußfassung die Kirchenverwaltung berufen (Art. 53). Eine Be­ schlußfassung der Kirchengemeindeversammlung und der Kirchengemeinde­ bevollmächtigten kann nach Art. 65, 68, 23 Abs. II Ziff. 3 in Frage

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mttel zu ihrer Befriedigg. Art. 1

6. 201

kommen. Für den Fall eines Jnteressenwiderstreites zwischen Kirchen­ stiftung und Kirchengemeinde vgl. Art. 55. 5. Verwaltungsverfahren: VGHG. Art. 10 Zisf. 3 in der Fassung des Art. 96 c KGO., VGHG. Art. 10 Ziff. 13, 19, Art. 45 (Reger-Dyroff S. 323 ff., 335 ff., 346 ff., 529 ff.; vgl. auch Art. 80 Abs. III Bem. 3).

Tochtergemeinden, Rebenorte usw.

,

. _

81tt. 16.

-Die Heranziehung der Tochtergemeinden und anderer Be­ standteile der Pfarrgemeinde zur Befriedigung von Ortskirchen­ bedürfnissen der letzteren bemißt sich zunächst nach besonderen Rechtsverhältnissen oder Herkommen, aushilfsweise nach Abs. II bis VII. -- Eine Tochtergemeinde hat an der Befriedigung von Orts­ kirchenbedürfnissen der Pfarrgemeinde nach Maßgabe der Gemein­ schaft des Bedürfnisses oder Gebrauches teilzunehmen. ---Die Tochtergemeinde ist hienach nicht heranzuziehen: 1. hinsichtlich der Pfarrkirche und des Bedarfes für den Pfarr­ gottesdienst, wenn für die Tochtergemeinde eine Kirche be­ steht, worin anspruchsgemäß an allen Sonn- und Festtagen, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, pfarrlicher Gottes­ dienst stattfindet; 2. hinsichtlich eines Personalbedarfs der Pfarrgemeinde für Geist­ liche oder weltliche Kirchendiener, wenn die Voraussetzung der Ziffer 1 gegeben ist und überdies für die Tochtergemeinde eine eigene Seelsorge- oder Kirchendienerstelle besteht, deren Dotation im wesentlichen nicht von der Pfarrpfründe oder Pfarrgemeinde herrührt und deren Inhaber die kirchlichen Handlungen für die Tochtergemeinde ausschließlich oder fast ausschließlich verrichtet; 3. hinsichtlich der Pfarr- oder Pfarrmesnergebäude, wenn die Voraussetzungen der Ziffer 1 und 2 gegeben sind und der Geistliche oder weltliche Kirchendiener der Tochtergemeinde diese Gebäude nicht mitbenützt; 4. hinsichtlich eines kirchlichen Friedhofes, wenn die Tochter­ gemeinde ihn nicht mitbenützt. ,T Wenn der sonn- und festtägliche Gottesdienst der Regel nach gleichmäßig abwechselnd in der Pfarrkirche und in der oder den Tochterkirchen anspruchsgemäß abgehalten wird, so hat jeder Teil (Muttergemeinde, Tochtergemeinde) den Bedarf für seine Kirche und den darin stattfindenden pfarrlichen Gottesdienst aufzubringen. 'Wenn im übrigen eine Tochtergemeinde die kirchlichen Ein-

202

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

richtungen der Pfarrgemeinde nur in wesentlich beschränktem Maße benützen kann oder zu benützen angewiesen ist, kann sie verlangen, daß sie an der Befriedigung der Ortskirchenbedürfnisse der Pfarr­ gemeinde nur nach einem im Verhältnis der beschränkteren Be­ teiligung ermäßigten Maßstabe teilzunehmen habe. VI Das Maß dieser der Tochtergemeinde zu gewährenden Er­ leichterung wird durch Vereinbarung (Art. 23 Abs. II Ziff. 3) der ortskirchlichen Vertretungskörper, in Ermangelung einer genehmig­ ten Übereinkunft aber durch schiedsrichterliche Entscheidung in ent­ sprechender Anwendung des Art. 10 festgestellt. Eine andere Fest­ setzung kann durch Vereinbarung jederzeit, schiedsrichterlich aber nur bei wesentlich veränderten Verhältnissen oder nach Umfluß von 10 Jahren getroffen werden. ™ Die zutreffenden Bestimmungen des gegenwärtigen Artikels finden auch auf andere Bestandteile einer Pfarrgemeinde, wie Nebenorte und Nebenortsgruppen, entsprechende Anwendung, wenn sonst eine in hohem Maße unbillige Belastung derselben vorliegen würde. Begr. 423.

Zu Abs. I. 1 Über den Begriff der „Tochtergemeinde" und die Vor­ aussetzungen ihres Bestandes vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I 4au. c. Hienach sind die Tochtergemeinden zwar im allgemeinen selbständige Kirchen­ gemeinden, hinsichtlich der gemeinsamen Angelegenheiten gelten sie jedoch als Bestandteile der Pfarrkirchengemeinden. Welche Angelegenheiten als gemeinschaftliche anzusehen sind, ist vorwiegend Tatfrage. Eine gewisse Gemeinschaft muß zwischen Tochtergemeinde und Pfarrgemeinde begriff­ lich bestehen. ^Diese Gemeinschaft kann jedoch im einzelnen Fall sehr verschieden bemessen sein; auch kann ihr Umfang jederzeit durch tatsäch­ liche und rechtliche Vorgänge erweitert oder bis auf ein Minimum be­ schränkt werden. Im Hinblick auf diese besonderen Verhältnisse nahm das bisherige Recht zwar prinzipiell die Konkurrenzpflicht der Filialisten zu den Be­ dürfnissen der Gesamtpfarrgemeinde an, ließ jedoch Befreiung hievon nicht nur auf Grund Vertrags, Herkommens oder sonstigen Rechtstitels, sondern auch dann zu, wenn die Filialisten zur Pfarrkirche in einem solche lockeren Verhältnis standen, daß eine Beitragspflicht nicht be­ gründet erschien. Entscheidend für das Maß der Konkurrenz war der engere oder weitere Verband, in welchem die Filialisten zur Pfarrkirche standen (vgl. Krick III S. 27, 44 f.). Art. 16 schließt sich an diesen Rechtszustand aufs engste an. Die hier getroffenen Bestimmungen unterstellen ebenfalls als selbstverständ­ lich, daß die Filialisten als Angehörige der Gesamtpfarrgemeinde deren Lasten prinzipiell mitzutragen haben. Sie sprechen jedoch die Konkurrenz­ pflicht nicht schlechthin aus, sondern lassen ebenfalls in erster Linie die etwa bestehenden besonderen Rechtsverhältnisse und das Herkommen ' Abs. I), in zweiter Linie die besonderen tatsächlichen Verhältnisse (Abs. II)

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg.

Art. 16.

203

entscheidend sein. Die Berücksichtigung der besonderen tatsächlichen Ver­ hältnisse geschieht nach dem Maßstab der „Gemeinschaft des Bedürfnisses und des Gebrauchs" (Abs. II). Dieser Maßstab hat gegenüber dem des Abs. I nur subsidiäre Bedeutung. Erst wenn oder soweit Berpflichtungsoder Befreiungsgründe nach Abs. I fehlen, sollen die Regeln der Abs. II—VI Platz greifen (vgl. Art. 153/85 GemO.). Art. 16 bezieht sich auf alle Ortskirchenbedürfnisse der Pfarr­ gemeinde, also auch auf die Baubedürfnisse. Allgemeine Baulastnormen bleiben hier außer Betracht. Soweit nicht besondere Titel i. S. des Abs. I bestehen, gelten mit dem Inkrafttreten der KGO. auch hinsichtlich der Baubedürfnisse kraft Gesetzes die Regeln des Abs. II ff. Letzteres wird in Zukunft immer der Fall sein, wenn ein Filialitätsverhältnis ohne Vorbehalt neu geschaffen wird (vgl. auch unten Bem. 2). über andere Bestandteile der Pfarrgemeinden vgl. Abs. VII.

2. Besondere Rechtsverhältnisse können sich insbesondere aus Verträgen, rechtskräftigen Urteilen, Vergleichen, Anerkenntnissen iiftv. ergeben (vgl. über diese Rechtstitel Krick III S. 56 ff.). Einem Herkommen wird auch hier in streitigen Fällen nur dann Bedeutung zuzumessen sein, wenn es sich um ein rechtsbegründetes Herkommen handelt (vgl. Art. 12 Abs. II Bem. 2). Herkommen ist hiebei im Sinne „örtlichen Gewohnheitsrechtes" aufzufassen. Soweit Herkom­ men gleichbedeutend mit Verjähricng ist, gehört es zu den Rechtstiteln, welche „besondere Rechtsverhältnisse" schaffen (s. o.); vgl. Kahr I S. 226 ff.; Krick III S, 60 ff. Unter den Begriff des Herkommens fallen auch die sogen. Diözesanobservanzen (Begr. S. 423; vgl. Krick III S. 46, Stingl S. 908). Die Berweisung des Abs. I auf die besonderen Rechtsverhältnisse und das Herkommen hat nicht etwa die Bedeutung, daß die zur Zeit des Inkrafttretens der KGO. bestehende Regelung für alle Zukunft bindend sein solle. Die Verpflichtung oder Befreiung nach den hieher gehörigen Rechtstiteln beruht im letzten Grunde ebenfalls auf der Ge­ meinschaft des Bedürfnisses und des Gebrauchs. Etwaige Verträge haben also regelmäßig Art und Umfang der zur Zeit ihres Abschlusses obwalten­ den Gemeinschaft zilr ausdrücklichen oder stillschweigenden Voraussetzung. Wie für das Verhältnis zwischen Ortschaft und Gemeinde wird auch hier im Zweifel anzunehmen sein, daß sie mit den Charakter einer vorüber­ gehenden Verständigung haben (vgl. Kahr I S. 981) und die zur Zeit des Vertragsschlusses bestehende tatsächliche Gemeinschaft als Bertrags­ bestandteil umfassen. Wesentliche Veränderungen hierin können daher nicht nur eine neuerliche Verständigung veranlassen, sondern auch zu einseitigem Widerruf berechtigen. Dasselbe gilt entsprechend hinsichtlich eines etwaigen Herkommens. Auch dieses hat regelmäßig andauernden, gleichmäßigen Fortbestand der Gemeinschaft zur Voraussetzung und kann daher bei wesentlicher Ände­ rung hierin einseitig widerrufen werden. Die Grundsätze des Art. 16 Abs. V (nicht auch die des Abs. VI; vgl. unten Bem. 5) können hiebei sinngemäß angewendet werden. Werden aufgehobene Verträge nicht alsbald ersetzt, so gelten, solange sich nicht etwa ein abweichendes Herkommen neu gebildet hat, die Aushilfsvor­ schriften der Abs. II—VI. Besondere Rechtsverhältnisse i. S. des Abs. I können selbstverständlich

204

E. Erläuterungen zur Kirchen gemein de Ordnung.

auch für die nach Inkrafttreten der KGO. begründeten und nachträglich für bestehende Filialitätsverhältnisse geschaffen werden. Zum Abschluß von Verträgen, Vergleichen usw. sind die Kirchen­ verwaltungen der beiden Kirchengemeinden zuständig. Eventuell bedarf es vorheriger Beschlußfassung der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchengemeindebevollmächtigten (Art. 53, 65, 68, 23 Abs. II Ziff. 2 u. 3) und staatsaufsichtlicher Genehmigung (Art. 23 Abs. II, 75 Abs. I Ziff. 1 u. Abs. III). In Tochtergemeinden, in welchen eine Kirchenverwaltung nicht besteht (Art. 36), ist eine solche oder eine besondere Verwaltung (Art. 36 Abs. VI) besonders zu bilden. Über den Inhalt der Verträge und des Herkommens trifft die KGO. keine Bestimmungen; insbesondere stellt sie für die Fälle des Abs. I keine Grundsätze über die Lastenverteilung zwischen Mutter- und Tochtergemeinde auf; es soll hier möglichste Bewegullgsfreiheit bestehen. Die Lastenverteilung kann z. B. — wie bisher häufig üblich; vgl. Begr. S. 423 — so fixiert sein, daß die Muttergemeinde mit einem größeren, die Tochtergemeinde mit einem kleineren Bruchteil (Vs) des auf die Pfarrgemeinde im ganzen treffenden Betrages konkurriert. 3. Die allgemeine Konkurrenzpflicht der Tochtergemeinde hinsicht­ lich der Ortskirchenbedürfnisse der Pfarrgemeinde kommt selbstverständlich erst dann in Betracht, wenn gemäß Art. 13 Abs. II auf die Kirchen­ gemeinde zurückgegriffen werden muß; denn die Konkurrenzpflicht der Tochtergemeinde beruht darauf, daß sie Bestandteil der Pfarrkirchen­ gemeinde ist, ihre Angehörigen also Glieder der Pfarrkirchengemeinden sind. Die Tochtergemeinde bleibt demnach frei, solange der Pfarrkirche Mittel der in Art. 13 Abs. I bezeichneten Art zur Verfügung stehen; ihre Leistung ist auch nicht etwa die Leistung eines Dritten. Verpflich­ tungen Dritter (Art. 12 Abs. V, 112 Abs. III) gehen vielmehr der Ver­ pflichtung der Tochtergemeinde vor und bleiben durch Art. 16 unberührt. Auch die Bestimmungen über die Verwendung von Rentenüber­ schüssen vermöglicher Stiftungen (§§ 48, 49 RE. und VollzVorschr. hiezu vom 24. April 1857 ßöefoer V S. 49]), namentlich die Grundsätze über die Lokalkonkurrenz werden durch Art. 16 nicht berührt. Es dürfen also Überschüsse der Pfarrkirchenstiftung erst dann nach auswärts abgegeben werden, wenn eine Konkurrenzleistung der Filialgemeinde nicht in An­ spruch genommen wird; verfügbare Rentenüberschüsse der Filialkirchen­ stiftung sind unabhängig von einer nach Art. 16 bestehenden Verpflich­ tung zunächst zur Deckung der Pfarrkirchenbedürfnisse zu verwenden usw. (§ 6 der VollzVorschr. vom 24. April 1857). Soweit die Konkurrenzpflicht der Tochtergemeinde in Anspruch ge­ nommen wird, wird der nach den bestehenden Verträgen usw. die Tochtergemeinde treffende Betrag eventuell unter entsprechender Verminderilng des Prozentsatzes oder unter Zugrundelegung reduzierter Steueransätze direkt auf die Filialisten umgelegt und von diesen an die Pfarrgemeinde geschuldet (Art. 13 Abs. II, 20' Abs. XIII). Der Anteil kann von der Tochtergemeinde auch im ganzen übernommen werden (Art. 20 Abs. XIII Satz 2). Die Aufbringung der Mittel erfolgt alsdann innerhalb der Tochtergemeinde selbstverständlich ebenfalls nach den Grundsätzen des 2. Abschnitts der KGO. (vgl. insbes. Art. 13 Abs. I und II; auch Art. 26 und 32). 4. Besondere Leistungen der Filialisten wie Reichnisse und Stolgebühreu (Art. 85 ff.) fallen nicht unter Art. 16. 8. Das Verhältnis der Tochtergemeinde zur Pfarrkircheng^emeinde

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg.

Art. 16.

205

ist öffentlich-rechtlicher Natur, hinsichtlich der Befriedigung der Kirchenbedürsnisse in gewissem Grade dem Verhältnis zwischen den Ortschaften und den politischen Gemeinden (Art. 153/85 GemO.) vergleichbar (Begr. S. 423). Streitigkeiten über die Konkurrenzpflicht, sowohl nach Abs. I als auch nach Abs. II—IV werden von den Verwaltungsinstanzen ent­ schieden (Art. 81, 80, 73 KGO., Art. 10 Ziff. 3 VGHG. in der Fassung des Art. 96 Abs. I e KGO., Art. 10 Ziff. 13 und Ziff. 19, Art. 45 VGHG. (Neger-Dyroff S. 323 ff., 335 ff., 346 ff., 529 ff.]). Bestand und Beschaf­ fenheit eines Filialitätsverhältnisses können als Jnzidentpunkte hiebei mitzuentscheiden sein (VGH. Bd. 9 S. 300, 14 S. 276 f.). Die Verwal­ tungsinstanzen bleiben insbesondere auch dann zuständig, wenn die Konkurrenzpslicht auf Verträge, Herkolnmen usw. gestützt wird, da die öffent­ lich-rechtliche Natur des zugrunde liegenden Verhältnisses (zwischen Psarrund Tochtergemeinde) sich auch auf diese Rechtstitel erstreckt (vgl. Kahr I 6. 987). Hinsichtlich der Baupslichtstreitigkeiten vgl. auch Art. 15 Abs. V. Hat die Tochtergemeinde keine eigene Kirchenverwaltung (Art. 36 Abs. III), so ist entweder eine solche neu zu bilden oder eine besondere Vertretung nach Art. 36 Abs. VI zu bestellen (vgl. Art. 53 Abs. I Bem. 5). Art 16 Abs. VI (schiedsrichterliche Entscheidung) findet auf die Fälle des Abs. I keine Anwendung.

Zu Ubs. II. Vgl. Abs. I Bem. 1. Der hier aufgestellte Grundsatz bezieht sich auf alle in Art. 12 aufgezählten Ortskirchenbedürfnisse, auch auf die unter Abs. II dort fallenden.

Zu Abs. III Ziff. 1. 1. Um die Bedingungen dieser Ziffer zu erfüllen, müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein (Begr. S. 424): a) Es muß für die Tochtergemeinde eine eigene Kirche (Notkirche, Bet­ saal ; vgl. Art. 2 Abs. I) bestehen. b) Es muß in dieser Kirche an allen Sonn- und Festtagen feierlicher Gottesdienst (Messe mit applicatio pro populo bei den Katholiken, Predigtgottesdienst bei den Protestanten) stattfinden; „dabei soll es aber nicht entgegenstehen, wenn vereinzelte Ausnahmen Platz greifen, wenn also z. B. die Filialisten zum Patrozinium der Pfarr­ kirche oder an einzelnen hohen Festtagen auf den Besuch der Pfarr­ kirche angewiesen sind". Daß in dieser Kirche auch die Sakramente gespendet werden, ist nach Ziff. 1 nicht gefordert. c) Auf den ständigen pfarrlichen Gottesdienst muß die Tochtergemeinde Anspruch haben. Nach lit. b genügt aber nicht der Anspruch für sich allein. Kann dieser auf die Dauer nicht verwirklicht werden, so soll die Beitragspflicht bestehen. „Vorübergehende Einstellung des eigenen Gottesdienstes (z. B. wegen Zerstörung der Kirche oder wegen Priestermangels) soll selbstverständlich noch keine Beitrags­ pflicht begründen, da es sich dann nur um eine Notaushilfe handelt, nicht um eine wirkliche Gemeinschaft des Bedürfnisses und des Ge­ brauchs." 2. Sind die Voraussetzungen Bem. la bis e erfüllt, so ist die Tochlergemeinde von der Beitragspslicht hinsichtlich aller auf das Pfarrkirchengebäude treffenden Ausgaben (namentlich für Baubedürfnisse:

206

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Art. 12 Abs. I Ziff. 1) und hinsichtlich der Ausgaben nach Art. 12 Abs. I Biff- 2 befreit. Zn Abs. III Ziff. 2. 1 Deren Dotation . . . . herrührt. Das Wort „her­ rührt" ist nicht etwa in dem Sinne zu verstehen, daß die Dotation z. B. nicht in früherer Zeit von den Pfarrpfründekapitalien dürfe abgezweigt worden sein, also nicht von der Pfarrpfründe her stammen dürfe. Vielmehr kommt es nur darauf an, daß gegenwärtig die Dotation im wesentlichen nicht aus den angegebenen Quellen fließt (Begr. S. 424). L. Kirchliche Handlungen: Diese Wendung umfaßt im Gegensatz zu Zisf. 1 auch die Spendung der Sakramente und die Vor­ nahme der übrigen actus parochiales. Vereinzelte Ausnahmen („fast ausschließlich") sollen die Anwendbarkeit dieser Ziffer nicht ausschließen (z. B. Matrikelführung oder Trauungsvornahme durch den Pfarrer; Begr. S. 424). 8. Die Erfüllung der Voraussetzungen der Ziff. 2 befreit die Toch­ tergemeinde vv7l der Beitragsleistung zu den Lasten der Pfarrgemeiirde nach Art. 12 Abs. IV und Art. 12 Abs. 1 Ziff. 3. Zu Abs. III Ziff. 3. Vgl. Art. 12 Abs. I Ziff. 1. Die Voraussetzungen der Ziff. 1, 2 und 3 müssen kumulativ gegeben sein. Zu Abs. IV. 1. Hieher gehören namentlich die Fälle der bei Art. 12 Abs. I Ziff. 1 Bem. 3 besprochenen Art, in welchen von demselben Pfarrer der regelmäßige psarrliche Gottesdienst für die Gesamtpfarrgemeinde — von vereinzelten Fällen abgesehen — in gleichmäßigem Wechsel in den ver­ schiedenen Kirchen des Pfarrsprengels (Mutter- und Tochterkirchen) abgehalterr wird, wenn auf Seite der Filialisten ein Anspruch (vgl. hiezu oben Abs. III Ziff. 1 Bem. 1c) auf solchen Wechsel besteht. Soweit hier nicht eine Beitragspslicht der Tochter­ gemeinden besteht nach Art. 16 Abs. I, bleibt die Tochterge­ meinde abweichend von dem Grundsatz des Abs. II von der Beitrags­ pflicht zu den Bedürfnissen der Pfarrkirche und den darin abgehaltenen Gottesdienst (Art. 12 Abs. I Ziff. 1 u. 2), also namentlich auch von der Baukonkurrenz befreit. Umgekehrt hat auch die Muttergemeinde für die Mitbenützung der Tochterkirchen keine Entschädigung zu leisten. Hinsichtlich der übrigen Ortskirchenbedürfnisse der Pfarrgemeinde, ins­ besondere hinsichtlich des Personalbedarfs für den gemeinsamen Geist­ lichen und Kirchendiener bleibt der Grundsatz des Abs. II unberührt. Zu Abs. V. 1 Abs. V trifft die Fälle, in denen zwar eine Gemeinschaft nach Abs. II besteht, aber infolge besonderer Umstände für die Tochtergemeinde von geringer praktischer Bedeutung ist, ohne daß ein Befreiungsgrund nach Abs. III und IV bestünde. Die Tochtergemeinde „kann" die Ein­ richtungen der Pfarrkirche nur in wesentlich beschränktem Maß benützen, z. B. „bei großer räumlicher Ausdehnung der Pfarreien infolge großer Entfernung, Beschwerlichkeit der Verbindungen" usw.; sie ist in wesentlich beschränkten! Maß auf die Benützung „angewiesen", wenn z. B. „die Tochtergemeinde alle 3 oder 4 Wochen pfarrlichen Sonn- und Festtags-

2. Abschn. Ortskirchenbedürsn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 16.

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gottesdienst hat oder wenn ein wesentlicher Teil der Seelsorge von einem Benesiziaten oder dergleichen besorgt wird oder wenn der eigene Geist­ liche der Tochtergemeinde (Abs. III Ziff. 2) die kirchlichen Handlungen nur zu einem Teil verrichtet, während noch ein wesentlicher Teil dem Pfarrer oder einem aus der Pfarrpfründe usw. dotierten Hilfsgeistlichen verbleibt." (Begr. S. 425). L. Eine Beschränkung der Benützung kann nach Abs. IV nur geltend gemacht werden, wenn sie eine „wesentliche" ist. Die Be­ weglichkeit des in Abs. II aufgestellten Grundsatzes folgt also kleinen Änderungen nicht. „Je nach der Art der Beschränkung kann die Er­ mäßigung sich entweder auf gewisse Bedürfnisse (Kirche, Personalbedarf, Pfarrhaus usw.) für sich allein beziehen oder es kann eine Bauschermäßrgung auf Grund des allgemeinen Verhältnisses der Beteiligung an den kirchlichen Einrichtungen überhaupt festgestellt werden" (Begr. S. 425). Solange eine Vereinbarung oder ein Schiedsspruch (Abs. VI) hierüber nicht besteht, kann die Umlagenpslicht nicht mit dem Hinweis auf die beschränkte Benützung bestritten werden.

Zu Abs. VI. I Vereinbarungen über die Beitragspflicht können zwischen Mutter- und Tochtergemeinde selbstverständlich jederzeit auch ohne die Voraussetzungen des Abs. V geschlossen werden. Doch muß alsdann beiderseitiges Einverständnis bestehen, während hier die Toch­ tergemeinde Anspruch auf Vereinbarung hat. L. Ortskirchliche Vertretungskörper: Art. 36, 53, 65, 68. 3. Satz 2: Die Möglichkeit einer schiedsrichterlichen Ab­ änderung erstreckt sich auch auf vertragsmäßige Vereinbarungen. Tritt schiedsrichterliche Entscheidung auf Grund der letzten Alternative ein (Umfluß von 10 Jahren) so bedarf es des Nachweises wesentlich ver­ änderter Verhältnisse nicht. Eine „andere Festsetzung" liegt nur dann vor, wenn sie in den Grundlagen erneuert wird, nicht aber, wenn sie nur ergänzt oder erlälltert wird (Begr. S. 425).

Zu Abs. VII. 1* Andere Bestandteile der Pfarrgemeinde i. S. des Abs. VII sind namentlich „Orte und Ortsgruppen außerhalb der Mutter­ gemeinde — im gewöhnlichen Sprachgebrauch ebenfalls Filialen ge­ nannt — für die eine Tochtergemeinde sich nicht gebildet hat, gleichviel ob sie eine Nebenkirche oder Kapelle besitzen oder nicht" (Begr. S. 425). Über die Abgrenzung des Begriffes zwischen solchen Orten und Tochter­ gemeinden vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I 4 c u. 6. Auch die Muttergemeinde kann ausnahmsweise als „anderer Be­ standteil der Pfarrgemeinde" i. S. des Abs. VII erscheinen, z. B. wenn ein Pfarrfriedhof außerhalb der Markung des Pfarrortes besteht und später im Pfarrorte ein gemeindlicher Friedhof angelegt wurde (Begr. S. 425). 2 Als zutreffende Bestimmungen des Art. 16 kommen Abs. I, II, III Ziff. 4, Abs. V u. VI in Betracht. Die Beitragspflicht der unter Abs. VII fallenden Bestandteile der Pfarrgemeinde kann zunächst ebenso wie die der Tochtergemeinde durch

208

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.^

Vertrag, Herkommen usw. geregelt sein. Ist dies nicht der Fall, so haben diese Bestandteile als Teile der Muttergemeinde grundsätzlich die gleiche Beitragspflicht wie die letztere. Nur wenn die Gleichheit der Leistungs­ pflicht eine „in hohem Maße unbillige Belastung" der „Bestandteile" bilden würde, tritt der Grundsatz des Abs. II, die Befreiungsmöglich­ keit nach Abs. III Ziff. 4 und eventuell der Ermäßigungsanspruch nach Abs. V ein. Hat eine Abgrenzung in Hauptbezirk und Fernbezirk statt­ gefunden, so ist Art. 19 für die Regelung der Beitragspflicht ausschließ­ lich maßgebend (lex. spec.). Über die Art der Aufbringung vgl. Art. 20 Abs. XIII Satz 1 und 2 und oben Abs. I Bem. 3. Ihre ordentliche Vertretung haben auch die Nebenorte — soweit nicht Art. 36 Abs. II Ziff. 3, Abs. V zutrifft — in der Kirchenverwaltung der Pfarr- oder Muttergemeinde (vgl. Art. 36 Abs. III Ziff. 1) und in der Kirchengcmeindeversammlung (vgl. Art. 66 Abs. III, 68 Abs. V). Er­ geben sich Gegensätze zwischen Nebenort und Pfarr- (oder Mutter-) Gemeinde, so ist nach Art. 36 Abs. VI zu verfahren; event, könnte auch eine Wahlvertretung bestellt werden (vgl. auch Art. 108). Verbundene Pfarrgemeinden.

31 tt* !?♦

Die Beitragspflicht verbundener Pfarrgemeinden bei gleichheitlich vereinigten (unierten, kombinierten) Pfarreien zu den ge­ meinsamen Ortskirchenbedürfnissen bemißt sich zunächst nach der Vereinigungsurkunde, sonstigem besonderen Rechtsverhältnisse oder Herkommen, aushilfsweise nach dem vorstehenden Artikel. !♦ Verbundene Pfarrgemeinden bei gleichheitlich vereinigten Pfar­ reien entstehen durch Vereinigung an sich selbständig bleibender Pfarreien „derart, daß sie künftig durch einen und denselben Amtsträger versehen werden" (Hinschius II S. 425). Das katholische Kirchenrecht nennt diesen Vorgang unio aeque principalis oder per aequalitatem, das protestantische Kirchenrecht spricht von kombinierten Pfarreien. Die Voraussetzungen und das Verfahren der Vereinigung werden durch die KGO. nicht be­ rührt (Art. 2 Abs. II). Vgl. hiezu Hinschius II S. 425, 417 ff. und die bei Art. 2 Abs. II angeführte Literatur. Der Begriff der verbundenen Pfarrgemeinden ist nicht zu verwechseln mit dem der Gesamtkirchen­ gemeinden (Art. 3). Durch die Verbindung von Pfarrgemeinden im Sinne des Art. 17 entsteht kein neues Rechtssubjekt. Das Verhältnis zwischen solchen gleicht dem zwischen Pfarr- und Tochtergemeinden; die Gemeinde, in welcher der Pfarrer seinen Sitz nicht hat, wird daher auch vielfach fälschlich als Filialkirche bezeichnet (vgl. VGH. Bd. 9 S. 300 f.). 2. Was zu den gemeinsamen Ortskirchenbedürfnissen gehört, ist, soweit hierüber nicht in der Vereinigungsurkunde oder in Verträgen usw. Bestimmung getroffen ist, Tatfrage und daher irrt einzelnen Fall be­ sonders festzustellen. Über die hier genannten Rechtstitel, ihre Ver­ änderlichkeit, ihre Entstehung usw. vgl. Art. 16 Abs. I Bem. 2. 8. Auch das Verhältnis zwischen den verbundenen Pfarrgemeinden ist öffentlich-rechtlicher Natur. Zur Entscheidung von Streitigkeiten sind daher ebenfalls die Verwaltungsinstanzen zuständig; vgl. Art. 16 Abs. I Bem. 5.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 18.

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4. Soweit kein besonderer Rechtstitel die Konkurrenzpflicht regelt, entscheidet der Grundsatz der Gemeinschaft des Bedürfnisses und des Ge­ brauchs (Art. 16 Abs. II) mit den Modifikationen der Abs. III—VI. Hieuach wird zwar in der Regel der Bedarf für die Pfarrkirche und den Psarrgottesdienst für einen kirchlichen Friedhof usw. von jeder Ge­ meinde gesondert aufzubringen sein; dagegen werden die verbundenen Pfarrgemeinden den Bedarf für das Pfarr- (event, auch das Mesner-) haus, dann für die Ortskirchenbedürfnisse nach Art. 12 Abs. I Ziff. 3—6 und Abs. IV gemeinsam zu tragen haben. Die Beitrags p f l i ch t kann sich selbstverständlich nur auf die gesetzlichen Ortskirchenbedürfnisse beziehen, also nicht allgemein auch auf solche nach Art. 12 Abs. II, da hier die Verpflichtungsgründe zunächst nur für die betreffende Kirchengemeinde bestehen. Der auf jede der verbundenen Gemeinden entfallende Anteil wird vor! dieser innerhalb ihres Bereiches nach den Grundsätzen des 2. Abschnittes der KGO. (insbesondere Art. 13, 14, 26, 32) selbständig aufgebracht und im ganzen abgesührt.

Art. 18. Gesamtkirchengemeinden gelten kraft Gesetzes als gemein­ sam zu deckende Ortskirchenbedürfnisse: 1. der Verwaltungs- und Unterhaltungsaufwand in Ansehung eines etwaigen gemeinsamen Vermögens, dann sonstige Lasten des letzteren, 2. der Aufwand an Ersatzrücklagen zum gemeinsamen Grund­ stockvermögen, sowie für Verzinsung und Tilgung gemein­ samer Schulden. H Durch Königliche Entschließung können nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde und Beschlußfassung der Einzelkirchen­ verwaltungen bei bestehenden Gesamtkirchengemeinden auch der Gesamtkirchenverwaltung die sämtlichen innerhalb des Gesamt­ kirchensprengels sich ergebenden Bedürfnisse, für welche Kirchen­ umlagen erforderlich sind, als gemeinsam zu deckende Ortskirchen­ bedürfnisse erklärt werden. (Allgemeine Umlagengemeinschaft.) m Diese Maßnahme ist nur mit Zustimmung der Mehrzahl der EmzeIklrch'mn,rwolN'na A. 1910 (1. Les.) ®. 49 ff., (2. Les.) S. 250; R. A. 1912 IV. Prot S. 2.

Zu Abs. I. Solche Seelsorgegeistliche sind die Inhaber der den Pfarreien gleichgeachteten selbständigen Pfarrkuratien, Kuratbenesizien und ständi­ gen Psarrdikariate (vgl. Krick I S. 503, Stingl S. 359, Meurer II S. 160, 178, Seeberger 181 f., auch Art. 36 Abs. I Ziff. 1 und Begr. S. 450). Diese sind also kraft Gesetzes Vorstände der innerhalb ihrer Kirchengemeinden bestehenden Kirchenverwaltungen (auch solcher nach Art. 36 Abs. II Ziff. 3, Abs. V) und können vorbehaltlich Abs. III nur durch einen mit der ordentlichen Stellvertretung in ihrem Amt be­ trauten Geistlichen vertreten werden. Die Vorschriften der Art. 37

280

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Abs. II—V, Art. 38 Abs. II u. III finden auch hier gleichmäßig An­ wendung.

Zu Abs. II. 1. Daß der Geistliche (Expositus, Lokalkaplan, Benefiziat, expo­ nierter Vikar) in der betreffenden Tochtergemeinde wohnt, ist nicht er­ forderlich. Hat ein Hilfsgeistlicher mehrere Tochtergemeinden zu pastorieren, so kann ihm daher auch die stellvertretende Vorstandschaft mehre­ rer Tochterkirchenverwaltungen und der in diesen etwa bestehenden Nebenkirchen- und Friedhofverwaltungen (Art. 36 Abs. II Ziff. 3, Abs. V) übertragen werden. 2. Der Pfarrer kann von Fall zu Fall bestimmen, ob der Ver­ treter fungieren soll, er kann ihm aber auch bestimmte Angelegenheiten dauernd überweisen oder sich in allen Angelegenheiten fortgesetzt ver­ treten lassen. Inwieweit er von seiner Befugnis Gebrauch machen will, ist seinem pslichtmäßigem Ermessen anheimgestellt. Eine fortgesetzte Vertretung wird sich dann rechtfertigen lassen, wenn die Expositur weit vom Pfarramt entfernt ist, wenn die Abhängigkeit des Expositus vom Pfarrer nur mehr eine formelle ist, oder wenn der Expositus bei längerer Amtsführung mit den örtlichen Verhältnissen und Bedürf­ nissen offensichtlich besser vertraut ist (vgl. Begr. S. 451). Im übrigen wird namentlich die Persönlichkeit des Hilfsgeistlichen und seine Amis­ erfahrung für das Maß der einzuräumenden Stellvertretung aus­ schlaggebend sein müssen. 3. Die Befugnisse des Pfarrers, dem der Stellvertreter im Pfarr­ amt (vgl. Art. 37 Abs. I Zisf. 1) auch hier gleichsteht, werden durch die Bestellung eines Stellvertreters nach Art. 38 Abs. II nicht gemindert. Der Pfarrer kann jederzeit, auch soweit er dem Hilfsgeistlichen bestimmte Angelegenheiten dauernd überwiesen hat, den Vorsitz und die Geschäfts­ führung selbst übernehmen. Soweit der Pfarrer selbst den Vorsitz führt, ist der Stellvertreter überhaupt nicht Mitglied der Kirchenverwaltung (vgl. Art. 37 Abs. I Zisf. 1 u. 2) und kann daher höchstens mit be­ ratender Stimme an den Verhandlungen teilnehmen. 4. Der Stellvertreter handelt auf eigene Verantwortung und ist für seine Geschäftsführung persönlich haftbar (Art. 59, 79). Inner­ halb des ihm zu selbständiger Verwaltung übertragenen Wirkungskreises hat er alle Rechte und Pflichten des Kirchenverwaltungsvorstandes (vgl. Art. 56, 57 usw.). Selbstverständlich unterliegt seine Tätigkeit als Stell­ vertreter ebenso wie seine ganze Amtsführung der Aufsicht des Pfarrers. Berichte usw. an die kirchlichen Oberbehörden oder an die Staatsauf­ sichtsbehörden müssen deshalb durch die Hand des Pfarrers gehen. S. Die Bestellung zum Stellvertreter wirkt nur persönlich und muß daher für jeden Hilfsgeistlichen besonders nachgesucht werden.

Zu Abs. III. L. Kirchenverwaltungsvorstand i. S. des Abs. III ist nicht nur der Pfarrer und sein Stellvertreter im Pfarramt (Art. 37 Abs. I Ziff. 1), der Vorstand der Gesamtkirchenverwaltung (Art. 37 Abs. IV) und der Seelsorgegeistliche des Art. 38 Abs. I, sondern auch ein Stellvertreter nach Art. 37 Abs. IV und Art. 38 Abs. II u. IV, wenn der vertretene Vorstand an der Geschäftsführung verhindert ist. Solange ein ordentlicher Stellvertreter nach Art. 37 Abs. I Ziff. 1,

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 39.

281

Abs. IV, Art. 38 Abs. II vorhanden ist, hat selbstverständlich dieser einen nach Abs. III verhinderten Vorstand ohne weiteres zu vertreten. 2. Eine längere Dauer der Verhinderung hat das Verfahren nach Abs. III nicht zur Voraussetzung; je nach Lage des Falles kann auch bei nur vorübergehender Verhinderung die Bestellung eines Er­ satzes notwendig werden. Bestellt in besonders dringenden Fällen die Staatsaufsichtsbehörde (Art. 73) den Ersatzmann, so bedarf es vorheriger Einvernahme (Art. 11 Abs. I) der kirchlichen Oberbehörde nicht, auch wenn die Kreisregierung Staatsaufsichtsbehörde ist. 8. ein anderer Geistlicher: Als solcher kommt sowohl der Pfarrer einer benachbarten Psarrei, als auch ein am Pfarrorte selbst oder in einer Filiale verwendeter Hilfsgeistlicher derselben Pfarrei in Betracht. 4. Privatinteresse: vgl. Art. 40 Abs. I Bem. 2 u. 3. 5. Auch in den Fällen des Satz 2 darf ein Laie nur im Not­ fall mit der Vorstandschaft betraut werden.

Zu Abs. IV. 1. Dem ersten usw. Pfarrer ist es freigestellt, ob er die ihm zunächst zukommende Vorstandschaft in der Kirchenverwaltung führen will. Verzichtet er, so sind die anderen Geistlichen derselben Pfarrei zur Übernahme der Vorstandschaft verpflichtet; dieser Pflicht können sie sich durch Verzicht nicht entziehen. Im übrigen vgl. Art. 37 Abs. III Bem. 2. 2. Solange der zweite usw. oder ein durch Wahl bestimmter Geistlicher die Vorstandschaft führt, ist jede direkte Einflußnahme des ersten usw. Pfarrers auf die Geschäfte der Kirchenverwaltung ausge­ schlossen. Letzterer kann nicht etwa in einzelnen, ihm besonders wichti­ gen Fällen den Vorsitz übernehmen (Satz 3). Doch steht es ihm (anders als nach bisherigem Rechte) jederzeit frei, die Vorstandschaft im ganzen dauernd an sich zu nehmen, auch wenn ein anderer Geistlicher durch Wahl damit betraut worden ist (vgl. Begr. S. 451). Ebenso wird es als zulässig zu erachten sein, daß er jederzeit die Vorstandschaft wieder niederlegt. Einen etwaigen Mißbrauch dieser Befugnisse wird die Staatsaufsichtsbehörde und die kirchliche Oberbehörde durch aufsichtliches Ein­ greifen verhindern können. 8. Die Bestellung eines Stellvertreters kann von Fall zu Fall, aber auch generell für alle Fälle vorübergehender Verhinderung er­ folgen; sie ist persönlicher Vereinbarung überlassen.

Ersetzung.

91 tt» 39.

'Wenn die Wahl der Kirchenverwalter in der festgesetzten Zahl trotz Wiederholung nicht zustande kommt oder wenn die Kirchenverwaltung nicht bloß vorübergehend beschlußunfähig wird, auch durch Einberufung von Ersatzmännern oder einmalige Er­ gänzungswahl nicht abzuhelfen war, so kann die Staatsaussichts­ behörde die Zahl der Kirchenverwalter entsprechend herabsetzen oder nötigenfalls kommissarisch die Kirchenverwaltung — wenn tunlich

282

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

aus Kirchengemeindegliedern — ergänzen oder, abgesehen von dem Vorstande, bestellen. "Erscheint bei vorübergehender Beschlußunfähigleit der Kir­ chenverwaltung ein Ersatz notwendig, so ist nach Art. 40 Abs. II bis IV zu verfahren. Begr. S. 451.

Zn Abs. I. 1. Art. 39 bezieht sich auf alle ordentlichen Kirchenverwaltungen. Bei Mutter-, Tochter- und namentlich bei Nebenkirchenverwaltungen kann auch das Verfahren nach Art. 36 Abs. IV Platz greifen. 2. „Beschlußfähigkeit" vgl. Art. 40, 63. Diese ist z. B. „nicht bloß vorübergehend" bei voraussichtlich längerer Krankheit oder bei Tod eines Mitglieds, wenn nur 2 gewählte Mitglieder vorhanden sind (Art. 37 Abs. I Ziff. 2, 63 Abs. IV). Soweit Beschlußunfähigkeit lediglich auf der Verhinderung des Vorstandes beruht, finden ausschließ­ lich die Vorschriften des Art. 38 Abs. III Anwendung. 3. Der Beschlußfähigkeit abzuhelfen ist zunächst entweder durch Einberufung der Ersatzleute (Art. 51) oder durch einmalige Ergänzungs­ wahl (KWO. § 46) zu versuchen. Die Ersatzleute können unter den Voraussetzungen des Art. 39 nicht bloß auf definitiv unbesetzt gebliebene oder definitiv erledigte Stellen (vgl. Begr. S. 451), sondern auch aushilfsweise einberufen wer­ den. Sie sind zum Eintritt verpflichtet (Art. 51, 42 Abs. I, II, V; 45, 41 KGO., Art. 8 Ziff. 37, Art. 46 VGHG. mit Art. 96 b KGO.; Art. 21 PolStGB.). Über die Reihenfolge der Einberufung vgl. Art. 51 Abs. II. 4. herabsetzen: jedoch nicht unter die Zahl 2 (vgl. Art. 37 Abs. I Ziff- 2). s. Die kommissarische Ergänzung oder Bestellung der Kirchenverwaltung ist das letzte Aushilfsmittel. Die Auswahl soll zu­ nächst unter den wählbaren (Art. 44) Kirchengemeindegliedern erfolgen. Führt diese nicht zum Ziel, so ist die Staatsaufsichtsbehörde in der Aus­ wahl unbeschränkt. Sie kann z. B. Mitglieder einer anderen Kirchen­ gemeinde, eventuell auch nur Geistliche (vgl. Art. 4 Abs. I Bem. 3) einberufen. Die Herabsetzung der Zahl und die kommissarische Ergänzung usw. kann übrigens nicht nur alternativ, sondern auch gleichzeitig erfolgen. Ein Zwang, der Einberufung Folge zu leisten, besteht für die kommissarisch Berufenen nicht. Selbstverständlich können die aushilfsweise als Mit­ glieder berufenen Geistlichen durch die kirchliche Oberbehörde dazu an­ gehalten werden. Vorsitzender bleibt in allen Fällen der nach Art. 37 und 38 berufene Kirchenverwaltungsvorstand. Dieser kann nur nach Art. 38 Abs. III ersetzt werden. 6. Die kommissarische Verwaltung steht der ordentlichen Kirchen­ verwaltung rechtlich vollkommen gleich. Sie hat alle Rechte und Pflich­ ten einer solchen. Die kommissarisch berufenen Mitglieder, welche die Berufung angenommen haben, sind „Kirchenverwalter" mit allen recht­ lichen Konsequenzen (vgl. insbes. Art. 59, 83 f.).

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 40.

283

7. Die außerordentlichen Maßnahmen des Art. 39 sollen nur solange in kraft bleiben, bis es gelingt, den regelmäßigen Zustand her­ zustellen, was mindestens jeweils z. Z. der ordentlichen Kirchenderwaltungswahlen anzustreben, bei gegebener Aussicht auf Erfolg aber auch schon vorher zu versuchen ist (Begr. S. 452). 8. Über Verpflichtung und Einweisung der von der Staatsaufsichisbehörde im Wege der kommissarischen Ergänzung berufenen oder von ihr bestellten Kirchenverwalter s. VollzBek. § 11 Abs. I (bei Art. 36). Privatbeteiligung.

9ltt. 40.

'Wer bei einer Angelegenheit aus einem Privatinteresse per­ sönlich unmittelbar beteiligt ist, darf an der Beratung und Be­ schlußfassung hierüber nicht teilnehmen. "Wenn infolgedessen, abgesehen von dem Falle des Art. 38 Abs. III Satz 2, die Kirchenverwaltung beschlußunfähig ist, so wird durch vorübergehende Einberufung von unbeteiligten Ersatz­ männern abgeholfen. -"Ist dies nicht möglich und handelt es sich um eine Ange­ legenheit katholischen ortskirchlichen Stiftungsvermögens, so ent­ scheidet nach Vernehmung der Beteiligten wie der Unbeteiligten und nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde die Staats­ aufsichtsbehörde, soferne nicht nach Art. 36 Abs. VI vorübergehend eine besondere Vertretung bestellt wird. -"Handelt es sich um eine Angelegenheit der Kirchengemeinde oder um eine Angelegenheit protestantischen ortskirchlichen Stif­ tungsvermögens und ist Abhilfe durch vorübergehende Einberufung von unbeteiligten Ersatzmännern nach Abs. II nicht möglich, so steht die Entscheidung der Kirchengemeindeversammlung oder den Kirchengemeindebevollmächtigten zu. Unmittelbar Beteiligte haben auch in diesen Vertretungskörpern kein Stimmrecht. Ist minde­ stens die Hälfte der an sich zur Teilnahme an der Kirchen­ gemeindeversammlung Berufenen zur Teilnahme an der Beschlußüssung unfähig, so finden die Bestimmungen des Abs. III entprechende Anwendung. Das gleiche gilt bei nicht zu beseitigender Abs. II) Beschlußunfähigkeit der Kirchengemeindebevollmächtigten aus solchem Grunde. Begr. S. 452; A. A. 1910 (1. Les.) S. 51 ff., (2. Les.) S. 250 ff.; A. PI. 1910 S. 455.

Zu Abs. I. 1. Abs. I entspricht wörtlich Art. 145 Abs. IV/78 Abs. IV GemO.; für die Auslegung sind deshalb im wesentlichen die gleichen Grundsätze maßgebend; vgl. im allgemeinen Kahr I S. 850 ff., Wand S. 486 f. Der Grundsatz des Abs. I bezieht sich zunächst nur auf den Kirchenverwaltungs­ vorstand und die Kirchenverwalter, wird aber durch Abs. IV Satz 2 auch auf die Kirchengemeindemitglieder und -Bevollmächtigten ausgedehnt.

284

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

L. Eine unmittelbare Beteiligung aus einem Privat­ interesse liegt nicht schon dann vor, wenn die Interessen des Kirchen­ verwalters usw. durch den zu fassenden Beschluß mitberührt werden. Es muß sich vielmehr um Interessen desselben handeln, die sich „von den Interessen der Allgemeinheit als Sonder-Interessen abheben" (vgl. Seydel II S. 124). Ob diese Sonderinteressen auf privatrechtlichem oder öffentlich-rechtlichem Gebiet liegen ist gleichgültig, da der Begriff „Privat­ interesse" gleichbedeutend mit „persönlichem Interesse" ist (VGH. Bd. 10 S. 190). Ebensowenig kommt es darauf an, ob Vermögenswerte oder sonstige persönliche Angelegenheiten in Frage stehen (vgl. Art. 41). Es besteht aber, da Abs. I eine Ausnahmebestimmung ist und zu unliebsamen Komplikationen führen kann, besonders auch im Hinblick auf Art. 59, 84 usw. jedenfalls keine Veranlassung, den Begriff „der unmittelbaren Beteiligung" usw. zuweit zu fassen. In Zweifelssällen wird für die Teilnahme des Betreffenden an der Beschlußfassung zu entscheiden sein (vgl. Kahr I S. 852). Ein zu berücksichtigendes „Privatinteresse" i. S. des Abs. I ist z. B. nicht vorhanden, wenn es sich um die Beschlußfassung über die Einführung von Gemeindeumlagen, über die Llnferlegung (Art. 26) und Verteilung (Art. 28 Abs. III) von Gemeindediensten überhaupt handelt; ferner nicht bei Beschlußfassung über Verträge usw. mit politischen Ge­ meinden für die Kirchenverwalter, die zugleich Gemeindebevollmächtigte usw. sind. Bestreitet dagegen ein Kirchenverwalter seine Verpflichtung zur Umlagerientrichtung, zur Teilnahme an gewissen Gemeindediensten, macht er hinsichtlich des Verteilungsmaßstabs aus Gründen, die nur in seiner Person vorhanden sind, Einwendungen und hat hiezu die Kirchenver­ waltung beschlußmäßig Stellung zu nehmen, so ist ein Privatinteresse i. S. des Abs. I gegeben. Speziell für den Geistlichen (Art. 38 Abs. III Satz 2) ist ein un­ mittelbares Privatinteresse nicht nur dann gegeben, wenn es sich um Angelegenheiten handelt, die speziell seine Person berühren, sondern auch dann, wenn solche für ihn als Inhaber der Pfarrstelle, also zugleich für alle seine Nachfolger besondere Bedeutung haben (vgl. Art. 14 Abs. II, 85 ff.). Dies gilt aber nur für den Pfarrer bzw. Stelleninhaber selbst, nicht für seine etwaigen Stellvertreter (vgl. Art. 37 Abs. I Ziff. 1, 38 Abs. II). Im übrigen ist auch hier der Begriff des Privatinteresses nicht unnötig auszudehnen. Die Beschlußfassung über Verpflichtungen, deren Erfüllung selbst­ verständlich ist, wie z. B. über die laufenden Bauunterhaltungsarbeiten in Pfarrhäusern (vgl. auch Art. 12 Abs. I Ziff. 1 Bem. 2) berührt weit mehr das Interesse der baupslichtigen Kirchenstiftung oder -Gemeinde und schließt daher die Beteiligung des Pfarrers nicht aus. Bauliche Maßnahmen dagegen, die nicht zur Unterhaltung notwendig sind, aber vom Pfarrer zur Erhöhung der Wohnlichkeit usw. angesprochen werden (Einrichtung von Beleuchtungsanlagen, Erweiterungsbauten itfto.) fallen regelmäßig unter Abs. I. 3. Die unmittelbare Beteiligung muß in der Person des Kirchen­ verwalters usw. selbst oder doch in der seiner ungeschiedenen Ehefrau und seiner minderjährigen, im elterlichen Brote stehenden Kinder ge­ geben sein. Sonstige nahe Verwandtschaft oder Schwägerschaft mit einem persönlich Interessierten bildet keinen Ausschließungsgrund (vgl. VGH. Bd. 2 S. 103, Kahr I S. 168 f., 854).

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 40.

285

4. Der Beteiligte ist nur von der Beratung und Beschluß­ fassung ausgeschlossen; es ist deshalb zulässig, ihn gesondert von dieseil Akten in der Sitzung zur Aufschlußerteilung oder sonstigen Äuße­ rung zu Worte kommen zu lassen (Begr. S. 452). 5. Die Nichtbeachtung der Vorschriften des Abs. I und des Art. 38 Abs. III Satz 2 hat nicht unbedingt die Nichtigkeit des gefaßten Be­ schlusses, sondern bei sonst gesetzmäßigen Abstimmungsergebnissen zu­ nächst nur die Ungültigkeit der im Widerspruch mit den bezüglichen Bestimmungen abgegebenen Stimmen zur Folge (BGH. Bd. 5 S. 272, Bd. 25 S. 1; vgl. aber Art. 63 Abs. IV). 6. Die Ausschließung eines Privatbeteiligten greift nur bei solchen Beschlüssen Platz, die eine sachliche Würdigung des in Frage stehenden Verhältnisses und „eine maßgebende unmittelbare Einwirkung auf dessen Bestand beabsichtigen". Besteht jedoch späterhin Anlaß in dieser Ange­ legenheit Beschwerde wegen Verletzung des kirchengemeindlichen Selbst­ verwaltungsrechts zu ergreifen (vgl. Art. 96 c), so ist kein Ausschließungs­ grund mehr gegeben (vgl. VGH. Bd. 10 S. 188, 193 unten). 7. Der Ausschluß eines Privatbeteiligten von der Be­ ratung usw. ist eine Angelegenheit der Geschäftsleitung und daher vom Kirchenverwaltungsvorstand zu verfügen (Art. 63 Abs. I, 56 Abs. IV, Art. 37, 38) eventuell von der Staatsaufsichtsbehörde (Art. 74 Abs. I Ziff. 4, Abs. IX). Der Kirchenverwaltungsvorstand kann die Kirchenverwalter über die Ausschließung einvernehmen. Deren Äußerung hat jedoch, auch wenn sie in Form eines Beschlusses erfolgt, rechtlich nur die Bedeutung eines Gutachtens, nicht eines Beschlusses. Maßgebend (was namentlich für das. Beschwerdeverfahren von Bedeutung ist) bleibt die Verfügung des Vorstandes (Art. 74 Abs. III u. IV usw. also nicht anwendbar). Ist der Vorstand selbst „beteiligt", so hat er — wie auch in Zweifels­ fällen — der Kreisregierung Anzeige zu erstatten (vgl. Art. 38 Abs. III). Erachtet sich der Ausgeschlossene beschwert, so kann er aufsichtliches Eingreifen auf Grund des Art. 73, 74 anrufen. Art. 10 Ziff. 3 u. 12 BGHG. (Art. 96 c u. d KGO.) sind — Ziff. 12 wenigstens soweit Kirchen­ verwalter und -Bevollmächtigte in Frage stehen — nicht einschlägig. Vgl. zu Bem. 7: Kahr I S. 854, Wand S. 488, insbes. BlAdmPr. Bd. 39 S. 225 ff.; ferner Bem. cc zu Art. 96 d.

Zu Abs. II. 1. Vgl. Art. 63 Abs. IV. Die einberufenen Ersatzmänner müssen der Berufung Folge leisten (vgl. Art. 39 Abs. I Bem. 3). Über die Reihenfolge der Einberufung vgl. Art. 51 Abs. II. L Über Einweisung und Verpflichtung vgl. VollzBek. § 11 Abs. I (bei Art. 36 abgedr.).

Zu Abs. III. L. Die Scheidung zwischen katholischem und protestantischem orts­ kirchlichen Stiftungsvermögen (Art. 5 Abs. II) entspricht den Grund­ sätzen des Art. 6 Abs. I u. II. 2. Nach dem Wortlaut des Abs. III steht es in dem Ermessen der Staatsaufsichtsbehörde, unter den Voraussetzungen des Abs. III selbst zu entscheiden oder eine besondere Vertretung nach Art. 36 Abs. VI zu bestellen (vgl. Art. 36 Abs. VI Bem. 3). Nach der Absicht des Aussch.-

286

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Nef., auf dessen Vorschlägen die Fassung des Llbs. III beruht, soll letzteres allerdings zunächst versucht werden (AA. 1910 [1. £ef.) S. 51, [2. Sef.] S. 250). Art. 39 Abs. I ist nicht anwendbar, da die Privatbeteiligung wohl immer nur 'vorübergehende d. h. auf einen einzelnen Fall be­ schränkte Beschlußfähigkeit herbeiführen wird. Für die Fälle des Art. 38 Abs. III Satz 2 kann nur nach Art. 38 Abs. III Satz 1 Abhilfe geschaffen werden (vgl. Abs. II). Einzuvernehmen sind nur die Kirchenverwalter einschließlich des Vorstandes (vgl. Art. 6 Abs. I Satz 1) und zwar die Beteiligten und Unbeteiligten je gesondert. Auch die kirchliche Ober­ behörde ist nur einzuvernehmen (Art. 11 Abs. I). 3. Die Entscheidung der Staatsaufsichtsbehörde ist nicht eine Entscheidung im technischen Sinn, sondern nur eine aufsichtliche Be­ schlußfassung, welche die Stelle eines Kirchenverwaltungsbeschlusses ver­ tritt (vgl. Kahr I S. 935). Soweit eine Erklärung abzugeben ist, handelt die Staatsaufsichtsbehörde als gesetzlich bevollmächtigter Vertreter. Die Kirchenverwaltung als solche kann, schon weil sie hinsichtlich der ent­ schiedenen Sache beschlußunfähig ist (vgl. BlAdmPr. Bd. 39 S. 225 f.), hiegegen keine Beschwerde ergreifen, es sei denn eventuell wegen Ver­ letzung des Selbstverwaltungsrechts (Art. 96 c; vgl. Abs. I Bem. 6 Satz 2). Die Beschwerde der sonstigen Beteiligten geht unmittelbar an die 2. In­ stanz.

Zu Abs. IV. !♦ Kirchengemeindeversammlung oder -Bevollmächtigte; Art. 65, 68. Der Grundsatz des Abs. IV Satz 2 gilt für diese Vertretungskörper nicht nur, soweit sie aushilfsweise, sondern auch soweit sie von vorneherein zur Beschlußfassung berufen sind (vgl. Art. 65 Abs. I; Art. 66 Abs. II, 72 Abs. II; Begr. S. 452). Der Begriff der „unmittelbaren Be­ teiligung" ist hier ebenso wie in Abs. I zu begrenzen. S. Satz 2. Diese Bestimmung ist notwendig, da sowohl nach Art. 67 Abs. I die unmittelbar Beteiligten gar nicht zu Gehör kämen, dennoch aber ein gültiger Beschluß der Kirchengemeindeversammlung zustande kommen könnte. Die Staatsaufsichtsbehörde hat also die Beteiligten und die Unbeteiligten je gesondert (Art. 108), dann auch bic kirchliche Oberbehörde einzuvernehmen (Art. 11 Abs. I) und selbst zu entscheiden (vgl. Abs. III Bem. 3). Die Bestellung einer besonderen Vertretung nach Art. 36 Abs. VI kann nach dem Zusammenhang dieser Bestimmung nur als Ersatz für eine Kirchenverwaltung, nicht aber für die Kirchengemeindeversammlung in Frage kommen. Auch die sonstige Bestellung einer entsprechenden Vertretung der Interessen des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinden" von Aufsichts wegen (etwa durch Aufstellung eines Rechtsanwalts), welche im Entwurf in Anlehnung an Art. 145/78 Abs. V Satz 2 GemO. vorgesehen war, aber in den Aussch.-Verhandlungen gestrichen wurde (1. Les. S. 51), hat zu unterbleiben. 3. Satz 4. Die Anwendung der gleichen Grundsätze für den Fall der Beschlußunfähigkeit der Kirchengemeindebevollmächtigten infolge Privatbeteiligung erweist sich aus Art. 72 Abs. II notwendig. Auch hier kann die Bestellung einer besonderen Vertretung (vgl. oben Bem. 2 Abs. II) von Aufsichts wegen nicht in Frage kommen.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper. Austritt.

Art. 41.

287

Art. 41.

^in Kirchenverwalter ist wegen erwiesener körperlicher oder geistiger Dienstesunfähigkeit oder wegen zurückgelegten 60. Lebens­ jahres zum Austritte berechtigt. uDer Austritt muß erfolgen, wenn ein Kirchenverwalter die zur Wählbarkeit erforderlichen Eigenschaften verliert oder deren Mangel erst nachträglich wahrgenommen wird, oder wenn Ver­ hältnisse eintreten, welche die Fortführung des Amtes unmög­ lich machen. m über die Zulässigkeit oder Notwendigkeit des Austrittes be­ schließt zunächst die Kirchenverwaltung. IV Stufserbem kann einem Kirchenverwalter aus triftigen Grün­ den die nachgesuchte Entlassung durch Beschluß der Kirchenver­ waltung mit staatsaufsichtlicher Genehmigung bewilligt werden. Zu Abs. I. 1. Art. 41 ist den Art. 80 und 127 der rechtsrh. GemO. nachge­ bildet; vgl. im allgemeinen Kahr I S. 751 ff., 897 f. 2. Wie die Annahme der Wahl zum Kirchenverwalter (Art. 45) so ist auch die Fortführung des übernommenen Amtes eine Pflicht, der sich der Kirchenverwalter nur unter den gesetzlich vorgesehenen Voraus­ setzungen entziehen kann (vgl. BGH. Bd. 2 S. 512 unten). Die Er­ füllung dieser Pflicht kann nach Art. 46 VGHG. und Art. 21 PolStGB, erzwungen werden; vgl. auch Art. 83 KGO. Die in 'Abs. I aufgezählten Tatsachen berechtigen selbstverständlich auch dann noch zum Austritts wenn sie bereits zur Zeit der Wahl bestanden haben, damals aber nicht als Ablehnungsgrund Zeltend gemacht worden sind (vgl. Kahr IS. 751). 3. Für die Pfalz s. Art. 100 Abs. II. Zu Abs. II. 1. Die zur Wählbarkeit erforderlichen Eigenschaften sind in Art. 44 mit 43 aufgezählt. Diese verliert auch der Gemeinschuldner (Art. 43 Abs. I), weshalb dieser bei Eröffnung des Konkurses austreten muß (vgl. Kahr a. a. O., Seydel II S. 96 Anm. 29; VGH. Bd. 17 S. 1). Die Disziplinarbestimmungen (Art. 84) und die Bestimmungen des Reichsstrafgesetzbuches über den Verlust der bekleideten öffentlichen Ämter bleiben selbstverständlich Vorbehalten (Begr. S. 453). Auch die Funk­ tion des Kirchenverwalters ist ein öffentliches Amt i. S. des RStGB. a. M. wohl mit Unrecht Meurer, Grundfragen S. 11 f.; dadurch, daß nur Konfessionsgenossen dieses Amt erlangen können, verliert dasselbe nicht den Charakter als öffentliches). Die Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter (§§ 31 u. 35 a. a. O.) schließt den dauernden Ver­ lust der bereits innegehabten Ämter in sich (vgl. Oppenhoff Bem. 5 zu § 31). Die gleiche Wirkung hat die Aberkennung der bürgerlichen Ehren­ rechte (§§ 32, 33). Gemäß §§ 81, 83, 84, 87—91, 94, 95 RStGB. kann auf den Verlust der bekleideten öffentlichen Ämter neben der Haupt­ strafe auch unmittelbar erkannt werden.

288

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Der Verlust des Kirchenverwalteramtes tritt mit dem Zeitpunkt der Nechtswirksamkeit des betreffenden Strafurteils von selbst ein (vgl. § 36 NStGB.). Eine Beschlußfassung nach Abs. III hat demgemäß in solchen Fällen als überflüssig zu unterbleiben (vgl. Kahr I S. 752). L. Über die zeitweilige Suspension vom Amt vgl. Art. 84 Abs. VIII. 3. Verhältnisse, welche die Fortführung des Amtes unmöglich machen, sind nach Analogie der GemO. hauptsächlich körperliche oder geistige Dienstunfähigkeit, wenn der Betreffende nicht auf Grund des Abs. I freiwillig seine Enthebung fordert, oder sie etwa wegen Geistes­ krankheit nicht fordern kann (Begr. S. 432, Kahr I S. 752). Wegen strafrechtlicher Vergehen oder disziplinärer Verfehlungen kann Entfernung vom Amte nur nach Art. 83, 84 herbeigeführt werden (vgl. BGH. Bd. 1 S. 423). Über die Wirkung einer nachträglich eintretenden Schwägerschaft zwischen Kirchenverwaltungsmitgliedern vgl. Art. 50 Abs. III. Zu Abs. III.

1. Beschlußfassung nach Abs. III hat in allen Fällen ein­ zutreten, in denen das Ausscheiden nicht von Rechts wegen oder durch Disziplinarverfügung erfolgt (vgl. 'Abs. II Bem. 1); also insbesondere auch dann, wenn der Betreffende durch Übertritt zu einem anderen Be­ kenntnis, durch Wegzug aus dem Kirchengenreindebezirk usw. die zur Wählbarkeit erforderlichen Eigenschaften verliert. Die Kirchenverwaltung beschließt nur „zunächst", nicht als Instanz; doch ist ihr Beschluß Vor­ aussetzung des verwaltungsrechtlichen Verfahrens (vgl. VGH. Bd. 8 S. 169). Der Kirchenverwalter, dessen Austritt in Frage steht, kann bei der Beschlußfassung nicht mitwirken (Art. 40 Abs. I u. II). L. Streitigkeiten über das Recht und die Pflicht zum Aus­ tritt sind Verwaltungssachen nach Art. 8 Zisf. 37 VGHG. mit Art. 96 d KGO. Über die an eine Frist nicht gebundene Beschwerde des betreffenden Kirchenverwalters gegen den Beschluß der Kirchenverwaltung entscheidet in 1. Instanz die Staatsaufsichtsbehörde (Art. 81 Abs. I Satz 2, 73 Abs. II und III), in 2. Instanz der VGH. (Art. 9 VGHG.). Gegen den erstinstanziellen Beschluß steht auch der Kirchenverwaltung das Recht der Beschwerde zu. Die Beschwerde ist wie die des betreffenden Kirchenver­ walters an eine 14 tägige Frist gebunden (Art. 81 Abs. II, 106 Abs. VI). Verneint die Kirchenverwaltung die Verpflichtung zum Austritt, so kann die Staatsaufsichtsbehörde das verwaltungsrechtliche Verfahren zur Feststellung der Notwendigkeit des Austritts auch von Amts wegen einleiten (vgl. hierüber Kahr I S. 755, Neger-Dyroff S. 409). Selbst­ verständlich kann die Staatsaufsichtsbehörde das Verfahren zur Fest­ stellung der Austrittspflicht auch von Anfang an in Gang bringen. Die Beschlußfassung der Kirchenverwaltung kann gemäß Art. 74 er­ zwungen werden. Zu Abs. IV.

Die Bewilligung der Entlassung nach Abs. IV liegt ganz in dem Ermessen der Kirchenverwaltung und der Staatsaufsichtsbehörde. Ver­ sagt die Staatsaufsichtsbehörde die Genehmigung, so kann sowohl die Kirchenverwaltung als auch der betreffende Kirchenverwalter Aufsichts­ beschwerde erheben (Art. 80, 81). Eine Zuständigkeit des VGH. ist aus-

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Vorbemerkungen.

289

geschlossen (VGHG. Art. 13 Abs. I Ziff. 3). Verweigert jedoch schon die Kirchenverwaltung die Bewilligung der Entlassimg, so bedarf es weder einer staatsaufsichtlichen Genehmigung des bezüglichen Beschlusses (vgl. Kahr I S. 898, Seydel II S. 102 Anm. 90) noch unterliegt letzterer der Beschwerde — außer etwa wegen formeller Verstöße (vgl. BGH. Bd. 2 S. 510, Art. 74 Abs. I Ziff. 4, Art. 81 Abs. III).

Zweites Kapitel.

Lirchtuverwallungswahlen. Vorbemerkungen. L Für die Kirchenverwaltungswahlen waren bisher in der Hauptsache die Vorschriften der Instruktion, die Vornahme der Kirchenverwaltungs­ wahlen in den daher. Landesteilen diesseits des Nh. betr. vom 25. August 1869 mit den Abänderungen vom 29. September 1875 maßgebend (Weber VIII S. 269 ff.), welche sich enge an die aus die Wahlen bezüglichen Bestimmungen der beiden Gemeindeordnungen von 1869 anlehnten. Für einige besondere Fälle waren ältere Vorschriften in Kraft geblieben (vgl. vonl 25. August 1869, die Vornahme der Kirchenverwaltungs­ wahlen betr. (Weber VIII S. 267]). Hinsichtlich der Pfalz vgl. Einl. S. 5f. II. Die KGO. räumt vorbehaltlich Art. 103 mit allen älteren Vor­ schriften — ohne alle Ausnahme — auf und bringt für die katholische und protestantische Kirche des ganzen Königreichs (vgl. Art. 100 Abs. I) ein neues Wahlrecht, das zwar ebenfalls teilweise das für die bürgerlichen Gemeinden geltende Wahlrecht der GemO. zum Vorbild nimmt, diesem gegenüber aber außer inhaltlichen Verschiedenheiten besonders infoferne eine wesentliche Neuerung bringt, als es zwischen grundlegenden und ausführenden Vorschriften unterscheidet und nur erstere gesetzlich regelt, die letzteren aber dem Verordnungswege zuweist (Art. 52). Die KGO. selbst bringt daher nur Vorschriften: 1. über das aktive und passive Wahlrecht in territorialer Abgrenzung (Art. 42); 2. über das persönliche Wahlstimmrecht (Art. 43); 3. über die persönliche Wählbarkeit (Art. 44); 4. über das Ablehnungsrecht (Art. 45); 5. über den Einfluß der Wahlbestechung (Art. 46); 6. über Zeitpunkt der Wahlen und Dauer der Wahlperioden (Art. 47); 7. über Wahlleitung und Stimmgebung (Art. 48); 8. darüber, wer als gewählt zu betrachten ist (Art. 49); 9. über Einfluß von Verwandtschafts- und Schwägerschaftsverhält­ nissen (Art. 50); 10. über Notwendigkeit, Zahl und Einberufung der Ersatzmänner

Sie ordnet weiter an, daß die Wahlen staatsaufsichtlicher Prüfung und der Anfechtung unterliegen, daß die Staats- und Gemeindebe­ hörden usw. jede Unterstützung zu leisten haben (Art. 48, 52) und sieht endlich die Möglichkeit der Beschränkung des Wahlstimmrechts auf die Langheinrich, Kirchengemeindeordnung.

19

290

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

nt eine Wählerliste eingetragenen Personen (Art. 43 Abs. II) und die Zulassung der Wahl nach gebundenen Listen vor (Art. 52 Abs. III). Das Verfahren im einzelnen regelt die Kirchenwahlordnung vom 20. Oktober 1912 (S. 85 ff.). III. Der „Kirchenvorstand" und das „Presbyterium" ist eine inner­ kirchliche Einrichtung der protestantischen bzw. reformierten und unierten Kirche. Auf die Bildung dieser Organe finden die Wahlvorschriften der KGO. und der KVO. zunächst keine Anwendung, vielmehr bewendet es für jene bei den bisherigen Bestimmungen. Vgl. aber Art. 103, 104 und 105 KGO. und die Eingangsworte der KWO. (S. 87). IV. Nach der KWO. sind für das Wahlgeschäft bei den regelmäßigen Wahlen (Art. 47) 4 Mteilungen zu unterscheiden: A. Das vorbereitende Verfahren (§§ 1—17 KWO.). B. Die Wahlhandlung (§§ 18—39 KWO.). C. Das Wahlprüfungs-, Anfechtungs- und Beanstandungsverfahren (§§ 40—43 KWO.). D. Die Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter (§ 44 KWO.). A. Die Vorbereitung der Wahl ist Sache der im Amte befind­ lichen Kirchenverwaltung (§ 1 Abs. I).*) Besteht eine solche noch nicht (vgl. Art. 36 Abs. II, 100 Abs. I), so ist nach § 1 Abs. II zu verfahren. Die Mitwirkung der Staatsaufsichtsbehörde bemißt sich, abgesehen von den in der KGO. und in der KWO. besonders bezeichneten Fällen nach der MinBek. vom 21. Oktober 1912 (S. 137). Die Kirchenverwaltung wird zweckmäßig zunächst etwaige aus Art. 42 Abs. I u. II sich ergebende Zweifel eventuell unter Anrufung der Staatsaufsichtsbehörde beheben. Sodann hat sie zu prüfen, ob die gesetzliche Regel des § 2 Abs. I maßgebend sein soll (vgl. hiezu MinBek. vom 21. Oktober 1912 sS. 137] Ziff. 2). a) Entscheidet sie sich dafür, so obliegt zunächst dem Kirchenver­ waltungsvorstand (Art. 37, 38) allein der Vollzug der §§ 3 u. 4 (vgl. hiezu Muster 1 sS. 116]). Der Termin des § 3 muß für 1912 selbst­ verständlich überschritten werden (vgl. MinBek. vom 21. Oktober 1912 sS. 137]), doch darf dadurch eine Verkürzung der gesetzlichen Fristen (vgl. § 3 Satz 2, § 6 Satz 3) nicht eintreten. Hinsichtlich der vom Kirchen­ verwaltungsvorstand zu veranstaltenden Erhebungen (§ 3) vgl. auch die Bem. 1 zu Art. 52 Abs. IV. Sodann setzt die Tätigkeit der Kirchenver­ waltung nach § 5 ein. Die Kirchenverwaltung hat sich hiezu zu ver­ sammeln und nach Vorschrift des Art. 63 (für 1912 noch nach bisherigem Recht) zu beschließen (vgl. auch Art. 56 Abs. IV, 83). über die Wirkung des § 5 Abs. III vgl. Art. 43 Abs. II Bem. la. Die Wählbarkeit (Art. 44) hat die Kirchenverwaltung zunächst nicht zu prüfen. Ist die Anmeldeliste aufgestellt (§ 5 Abs. V; Entscheidungen nach Abs. III, die noch ausstehen, können nachträglich eingetragen werden sAbs. III Satz 4 u. 7; vgl. auch Satz 2 u. 6]), so hat die Kirchenverwaltnng *) 8 rc. vhne nähere Bezeichnung bedeutet im folgenden eine Bestimmung der KirchenWahlordnung, Art. rc. eine solche der Kirchengem^indeordnung.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Vorbemerkungen.

291

sogleich die nach § 5 Abs. VI veranlaßten Beschlüsse zu fassen. Wahl nach gebundenen Listen (über deren Bedeutung vgl. Art. 52 Abs. III Bem. 2) wird sich insbesondere dann empfehlen, wenn nach der Zahl der An­ meldungen eine große Wahlbeteiligung zu erwarten ist, da die Fest­ stellung des Wahlergebnisses (§ 29) hiedurch bedeutend vereinfacht wird (vgl. MinBek. vom 21. Oktober 1912 fS. 137] Zisf. 2 Abs. II). Sodann folgt der Vollzug des § 5 Abs. VII u. VIII. über das Ver­ hältnis zwischen Anmeldeliste und Wählerliste vgl. Art. 43 Abs. II Bem. la/3 ernt Ende. Ist Wahl nach freien Listen beschlossen worden, so endigt die vor­ bereitende Tätigkeit des Kirchenverwaltungsvorstandes und der Kirchen­ verwaltung mit dem Vollzug des § 5 Abs. IX. Andernfalls hat der Kirchenverwaltungsvorstand die staalsaufsicht­ liche Genehmigung zu erholen (Art. 73, § 2 Abs. III) und nach Erteilung derselben noch nach §§ 6 ff. zu verfahren. Vgl. hiezu Muster 2 (S. 117). Sofort nach Ablauf der Vorschlagsfrist (§ 6 Satz 3) hat die Kirchen­ verwaltung in ordentlicher Sitzung (Art. 63, 56, 83), der entsprechende Vorarbeit des Kirchenverwaltungsvorstandes vorangehen kann, die Vor­ schlagslisten zu prüfen (§ 13). Hiebei ist zu beachten: zunächst sind die Vorschlagslisten nach § 13 Abs. II u. III zu sichten nnd zu rektifizieren. Auf die so bearbeiteten Listen sind alsdann die Regeln des § 12 anzuwenden. Die unter § 12 Abs. I Ziss. 1 fallenden Vorschlagslisten sind schlecht­ hin ungültig. Der Mangel zu Abs. I Ziff. 2 läßt sich beseitigen nach § 13 Abs. IV mit § 11 Abs. I Ziff. 1 und Abs. III. Erfolgt die Beseitigung nicht, so ist die Liste ebenfalls ungültig. Auch der Mangel nach Abs. I Ziss. 3 kann behoben werden (§ 13 Abs. II Satz 2, Abs. IV, § 11 Abs. I Ziff. 1 und Abs. III). Wird die erforderliche Zahl von Unterschriften nicht beigebracht, so ist die Liste ebenfalls vollkommen ungültig (§ 12 Ziff. 2). Im Fall der Ziff. 4 ergreift i)ic Ungültigkeit nur die überflüssigen oder wiederholten Namen, während die Liste im übrigen gültig bleibt. Auch in den Fällen des Abs. I Ziff. 5 u. 6 beschränkt sich die Ungültigkeit auf die dort bezeichneten Mängel (vgl. Abs. II Satz 2 erster Halbsatz). Mit dem Vollzug des § 13 Abs. IV und des § 14 ist die vorbereitende Tätigkeit des Kirchenverwaltungsvorstandes und der Kirchenverwaltnng beendet. Für den Fall, daß gültige Vorschlagslisten nicht eingereicht worden sind, vgl. § 14 Abs. III, 17 Abs. IV u. V. b) Entscheidet sich die Kirchenverwaltung dahin, daß von der Auf­ stellung von Wählerlisten abgesehen werden soll (§ 2 Abs. II), so hat sie hiezu die staatsaufsichtliche Genehmigung so rechtzeitig zu erbitten, daß im Falle der Ablehnung noch das Verfahren nach § 2 Abs. I u. III ff. durchgeführt werden kann. Nichtaufstellung von Wählerlisten gestaltet das vorbereitende Verfahren außerordentlich einfach und wird nament­ lich in Landgemeinden unbedenklich zugelassen werden können, da hier dem Wahlausschuß (§ 18) die persönlichen Verhältnisse der Wähler vollständig geläufig sind, die Entscheidung nach § 20 Abs. I der Er­ leichterung durch das Verfahren nach § 3, insbesondere § 5 also in der Regel nicht bedarf (vgl. MinBek. vom 21. Oktober 1912 [(§. 137] Ziff. 2). Wird der Verzicht auf Wählerlisten genehmigt (vgl. § 2 Abs. II Satz 2), so kommen die Vorschriften in §§ 3—14, also auch eine weitere vorbereitende Tätigkeit der Kirchenverwaltung, nicht in Betracht. Es kann alsdann auch nur in einem Wahllokal gewählt werden.

292

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

B. a) Für jede Wahl ist rechtzeitig (vgl. § 16 Satz 1, 19 und Art. 47) von der Staatsaufsichtsbehörde ein Wahlkommissär zu ernennen (Art. 48 Abs. I; vgl. dort Bem. 1). Soll in mehreren Wahllokalen gewählt werden (§ 5 Abs. VI), so sind auch die Vorschriften des § 15 zu beachten. Die Tätigkeit des Wahlkommissärs beginnt mit dem Vollzug des § 19 Abs. I Satz 1 (insbesondere Feststellung des Wahllokals; vgl. Art. 48 Abs. V mit Erläut.) und der §§ 16 u. 17. Vgl. hiezu Muster 4 u. 5 (S. 121 f.). ; i i . s = i j riiWiij Über die Aufgabe des Wahlkommissärs bei der Wahl vgl. §§ 18ff.z Art. 48 Abs I Bem. 1 u. Abs. V Bem. 1—6, auch Muster 6—8 (S. 125 f.). Über Einzelheiten vgl. Muster 9 (S. 128; Wahlprotokoll). Die Tätig­ keit des Wahlkommissärs endigt mit dem Vollzug des § 39. b) Dem Wahlkommissär muß ein Wahlausschuß zur Seite stehen (Art. 48 Abs. I). Dessen Bildung vollzieht sich nach § 18. Vgl^ hiezu ulld über die Aufgaben des Wahlausschusses Art. 48 Abs. I Bem. 2 und §§ 20, 22 Abs. II, 26 ff. c) Sofort nach Beendigung der Stimmabgabe erfolgt im Zusammen­ wirken von Wahlkommissär und Wahlausschuß die Ermittlung des Wahlergebnisses (§ 26; zu unterscheiden voll dessen Feststellung: § 29). Wahlzettel, welche nicht wählbare Personen (Art. 44 Abs. I, 70) enthalten, sind nach § 26 Abs. IV Zifs. 6 — jedoch als gültige Stimmen — zu be­ handeln (vgl. Art. 44 Abs. I Bem. 11). Wurde nach gebundenen Listen gewählt und liegt der Fall des § 17 Abs. V vor, so ist unmittelbar nach der Ermittlung (also vor Fest­ stellung nach § 29) die Ergänzungswahl nach freien Listen in geson­ dertem Wahlgang vorzunehmen. Die Zahl der zu Wählenden (§ 17 Abs. V Satz 2) wird durch das Ergebnis der Ermittlung nicht beeinflußt, auch wenn in den Vorschlags­ listen nicht wählbare Personen enthalten sind (vgl. § 12 Abs. II). Für die Fest stellung des Wahlergebnisses ist alsdann § 28 Satz 3 zu be­ achten. Auf die Stimmenzahl kommt es insoweit nicht an. d) Der Ermittlung nach §§ 26 mit 28 folgt die Feststellung des Wahlergebnisses nach § 29 Abs. I (vgl. hiezu Art. 49, 50, 51 mit Erläut.) — auch nicht wählbare Personen sind unter den sonstigen Voraus­ setzungen als „Gewählte" zu behandeln (s. Art. 44 Abs. I Bem. 11 und Art. 52 Abs. I Bem. 2) —, die Einvernahme nach § 32 Abs. I mit Ent­ scheidung nach § 33 Abs. I (vgl. Art. 45) und Rechtsfolge nach § 33 Abs. IV. Für die Pfalz vgl. Art. 100 Abs. II und § 33 Abs. I Satz 2. Soweit Einvernahme nach § 32 Abs. I oder Entscheidung nach § 33 Abs. I nicht sofort möglich, ist nach § 32 Abs. II, 33 Abs. II zu verfahren. Der Vollzug des § 29 Abs. II u. III darf hiedurch nicht ausgehalten werden, muß vielmehr noch am Wahltage in tunlichst rascher Folge nach Been­ digung des Feststellungsverfahrens (§ 29 Abs. I) erfolgen. Nachträgliche Änderungen, die sich aus §§ 32 Abs. II—IV, 33 ergeben, sind gesondert bekannt zu geben (vgl. Art. 52 Abs. I Bem. 3). Im Falle des § 33 Abs. V Satz 1 bedarf es, wenn die Feststellung sofort erfolgen kann, einer Bekanntmachung nach § 29 Abs. II nicht. Für den Fall, daß ein Hauptwahlausschuß vorhanden ist, vgl. §§ 18, 29 Abs. IV. Für den Vollzug des § 33 Abs. V ist zu beachten, daß in den 'Fällen des Satzes 2 a. a. O. zunächst die unbesetzten Kirchenverwalterstellen mit

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Vorbemerkungen.

293

den etwa vorhandenen Ersatzleuten aufzufüllen und erst die dann noch verbleibenden Kirchenverwalter- und Ersatzmännerstellen durch Neuwahl zu besetzen sind. Muß die Wahl fortgesetzt werden (§ 33 Abs. V), so ist ein neues Ver­ fahren nach Vorschrift des § 34 durchzuführen. Für den Fall, daß auch dieses ergebnislos verläuft, vgl. Art. 39. Nach vollständiger Beendigung des Wahlverfahrens ist § 39 zu voll­ ziehen.

Ce

über Wahlprüfung (§ 40 u. 41) vgl. Art. 52 Abs. I Bem. 2, über Wahlanfechtung (§ 42) vgl. Art. 52 Abs. I Bem. 4 und über Beanstandung Gewählter (§ 43) vgl. Art. 44 Abs. II Bem. 9. D. Über Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter (§ 44) vgl. Arr. 52 Abs. II.

V. Wahl der Kirchengemeindebevollrnächtiglerr. Für die Pfalz vgl. Art. 101 Abs. III. Die Mitglieder bestehender Kirchengemeinderepräsentationen (s. Art. 68 Abs. 1 Bem. 1), die erst in den letzten zwei Jahren vor Inkraft­ treten der KGO. (1911 u. 1912) gewählt wurden, erlangen mit dem 1. Januar 1913 die Eigenschaft als Kirchengemeindebevollmächtigte (Art. 110 Abs. III, 68). Für diese findet also vor Ende des Jahres 1918 eine ordentliche Neuwahl nicht statt, es sei denn, daß die nach Art. 69, 37 erforderliche Zahl auch nicht durch Einberufung von Ersatzmännern hergestellt werden kann (Art. 68 Abs. IV, 110 Abs. III; vgl. die Erläut. zu Art. 110 Abs. III). Soweit künftig Kirchengemeindebevollmächtigte im Laufe einer Wahlperiode eingeführt werden (Art. 68 Abs. I u. II), gilt Art. 68 Abs. IV. Im übrigen gilt die Regel des Art. 68 Abs. III. Für eine Kirchen­ gemeinderepräsentation, die vor dem Jahre 1911 gewählt wurde, sind also alsbald Kirchengemeindebevollmächtigte neu zu wählen. Die auf die Wahlen der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner bezüglichen Vorschriften der KGO. gelten mit Ausnahme des Art. 44 Abs. II mit Art. 45 Ziff. 6 (Beanstandung durch die kirchlichen Ober­ behörden und Ablehnung aus diesem Grunde) sowie Art. 50 (Abhaltung durch Verwandtschafts- oder Schwägerschaftsverhältnisse) auch für die Wahl von Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner (Art. 70). Die Zahl der letzteren beträgt jedoch nur die Hälfte der Zahl der Kirchengemeindebevollmächtigten (Art. 70 Abs. I). § 35 KWO. erklärt die zunächst für die Wahl der Kirchen­ verwalter und ihrer Ersatzmänner geltenden Vorschriften der KWO. vorbehaltlich einiger besonderer Bestimmungen (§§ 36—38) grundsätzlich auch für die Wahl der Kirchengemeindebevollmächtigten für anwendbar. Cs kann also auch hier mit oder ohne Wählerliste (§ 2 Abs. I u. II) und je nachdem (§ 2 Abs. III) nach freien oder gebundenen Listen gewählt werden. Der für die regelmäßige Erneuerungswahl der Kirchenverwalter nach § 2 Abs. I u. II und nach § 2 Abs. III mit § 5 Abs. VI gefaßte Entschluß ist auch für die regelmäßige Erneuerungswahl der Bevoll-

294

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

mächtigten bindend (§ 35 Satz 2). Ein verschiedenes Verfahren ist un­ zulässig und kann Wahlanfechtung begründen. Das Vorbereitungsverfahren (IV A) wirkt also für die Wahl beider Bertretungskörper gleichmäßig. Wird ohne Wählerliste oder zwar mit Wählerliste, aber nach freien Listen gewählt, so kann die Wahl der Bevollmächtigten in unmittelbarem Anschluß an die Wahl der Kirchenverwalter, also am gleichen oder am nächsten Tage stattfinden (§ 36). Über Einzelheiten vgl. § 36. Wird nach gebundenen Listen gewählt, so erleidet die Wahlhandlung eine Unterbrechung durch Einschiebung eines vorbereitenden Verfahrens nach § 37. Für jede Form der Wahl gelten aber, soweit die §§ 35—38 nicht besondere. Bestimmungen enthalten, ebenfalls die §§, 18 ff. über die Wahlhandlung (IV B). Für den Fall, daß auch eine wiederholte Wahl ergebnislos ver­ läuft, vgl. Art. 71. Die Vorschriften der §§ 40—42 (IV C) gelten gleichmäßig, soweit dort nicht Sonderbestimmungen vorgesehen sind. Verpflichtung und Einweisung findet nicht statt. VI. Wahl der Kirchenderwallunq uud der Bevollmächtigten in Gesauttkirchenneweinden. a) Gesamtkirchenverwalter. Vgl. zunächst Art. 42 Abs. V mit Erläut. und Art. 37 Abs. II. Sind Einzelkirchenverwaltungen vorhanden, so sind zunächst diese durch Wahl zu erneuern. Sodann haben sie die Bestimmung der Gesarntkirchenverwalter zu vollziehen (Art. 42 Abs. V). Sind Einzelkirchenverwaltungen nicht vorhanden, so ist innerhalb der Einzelkirchengemeinde oder deren Gruppen die auf sie entfallende Zahl von Gesamtkirchenverwaltern (Art. 42 Abs. V, 37 Abs. II) zu wählen, wie wenn es sich um eigene Kirchenverwalter handeln würde (Art. 42 Abs. V, § 45 Ziff. 4).

b) Die Bevollmächtigten der Gesamtkirchengemeinde sind in jedem Falle vorl den Einzelkirchen­ gemeinden oder deren Gruppen so zu wählen, wie wenn es sich um eigene Bevollmächtigte handeln würde (Art. 69 Abs. II, § 45 Ziff. 4). §§ 40—44 (44 mit Beschränkung auf die Gesamtkirchenverwalter) gelten gleichmäßig. VII. Simultankirckenverwaltunqe«. Vgl. Art. 91. Soweit die Mitglieder der Simultankirchenverwaltungen von den Wahlstimmberechtigten zu wählen sind, wird die aus die be­ teiligten Kirchengemeinden entfallende Zahl je innerhalb derselben ge­ wählt, wie wenn es sich um die Wahl eigener Kirchenverwalter handeln würde (§ 45 Ziff. 6). VIII. Für sonstige besondere Fälle, wie für außerordentliche Wahlen, vgl. 88 45 u. 46 KWO.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper. Wähler usw.

Art. 42.

295

Akt. 42.

-Die Kirchenverwalter der Pfarr-, Mutter- und Tochter­ kirchenverwaltung sollen durch die wahlstimmberechtigten Pfarr-, Mutter- oder Tochtergemeindeglieder gewählt werden. »Besteht zwischen Pfarr- und Tochtergemeinde in Ansehung des Ortskirchenvermögens und der Befriedigung der Ortskirchenbedürsnisse keine oder nur eine unerhebliche Gemeinschaft, so sollen die Tochtergemeindeglieder für die Wahlen der Pfarrgemeinde nicht in Betracht kommen. -"Durch Ortskirchensatzung kann für eine über mehrere Orte sich erstreckende Pfarr-, Mutter- oder Tochtergemeinde angeordnet werden, daß fortgesetzt oder nach Wahlperioden abwechselnd ein bestimmter Teil der Gesamtzahl der Kirchenverwalter und Ersatz­ männer aus gewissen Orten oder Ortsgruppen gewählt werden muß. Die Wahl soll für die einzelnen Orte oder Ortsgruppen nacheinander, jedoch unter Mitwirkung der Wähler aus der ganzen Kirchengemeinde erfolgen. -'Sind in die Pfarrkirchenverwaltung hienach mindestens zwei Kirchenverwalter und Ersatzmänner aus dem Tochtergemeindebezirk zu wählen, so kann durch Ortskirchensatzung der Tochtergemeinde bestimmt werden, daß sie jeweils zugleich als Krrchenverwalter oder Ersatzmänner der Tochterkirchenverwaltung zu gelten haben. 'Die Kirchenverwalter einer Gesamtkirchenverwaltung werden, wenn Einzelkirchenverwaltungen vorhanden sind, von deren Kirchen­ verwaltern in einer Versammlung aus ihrer Mitte nach den Grund­ sätzen der Art. 49 und 50 bestimmt, andernfalls aber durch die wahlstimmberechtigten Kirchengemeindeglieder der Einzelkirchen­ gemeinden oder der Gruppen gewählt, zu welchen mehrere Kirchen­ gemeinden nach Art. 37 Abs. II Ziff. 2 zusammengefaßt sind. " Die Kirchenverwalter der Nebenkirchen-, Kapellen- und kirch­ lichen Friedhofverwaltungen sollen durch die in dem Bezirke wohnenden (Art. 106 Abs. IV) wahlstimmberechtigten Bekenntnis­ genossen gewählt werden. Der Bezirk gilt für die Wahlen als Kirchengemeindebezirk. Bear. S. 458 f.

Zn Abs. I und II.

1. Die Kirchenverwaltung wird grundsätzlich von den wahlstimmbcrechtigten Mitgliedern (Art. 4, 43) derjenigen Kirchengemeinde oder Insassen desjenigen Kirchengemeindebezirks (Art. 42 Abs. VI) gewählt, in welcher bzw. in welchem (vgl. Art. 36 Abs. I u. II Ziff. 3) oder für welche sie fungieren soll. Dieser besonders für die Mutter- und Tochter­ kirchenverwaltung selbstverständliche Grundsatz ist von besonderer Wich-

296

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

tigkeit für die Wahl der Kirchenverwaltung der Pfarrgemeinde (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I 4 a). Die Voraussetzungen, unter welchen Filialisten, die zu einer eigenen Filial- oder Nebenkirchenverwaltung wahlstimmberechtigt sind, an jener Wahl teilnehmen können, waren bisher bestritten; vgl. hierüber Meurer I S. 34 ff., Sternau S. 154, VGH. Bd. 4 Dem Kirchenverwaltungsvorstande ist untersagt eine seiner Aufsicht unterstellte Kassenverwaltung selbst zu führen. "Aus besonderen Gründen kann mit staatsäufsichtlicher Ge­ nehmigung das Kassen- und Rechnungswesen rechnungsverständigen besonderen Verwaltern (Kircheneinnehmern) gegen Besoldung über­ tragen werden. Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. "Die Kirchenpfleger und sonstigen Kassenverwalter sind der Kirchenverwaltung untergeordnet und an deren Beschlüsse gebunden. "Sie sind für die richtige Erhebung der Einkünfte, für die Einhaltung der Voranschläge und für die vorschriftsmäßige Ord­ nung in den Ausgaben zunächst verantwortlich. "»Ihre Amtsführung unterliegt der Aufsicht der Kirchenver­ waltung, und zwar zunächst des Kirchenverwaltungsvorstandes. "ii-Die Stellung von Kautionen bemißt sich nach der Ver­ waltungsordnung (Art. 62 Abs. III). «egt. ©. 465 f.; 81. «. 1910 (1. L«s.) ©.63 (2. ßef.) 6.263; »eil. 963 6.329; A. Pl. 1910 6.482; R. A. 1912 IV. Pro,. 6.16.

Zu Abs. I. 1. Auf die Beschlußfassung über die Personenaus­ wahl finden die allgemeinen Vorschriften über den Geschäftsgang An­ wendung (Art. 63). Ein Kirchenverwalter kann seine Stimme auch für sich selbst abgeben, da die Voraussetzungen des Art. 40 Abs. I hier nicht zutrefsen. Die Grundsätze des Art. 49 sind mangels ausdrücklichen Hin­ weises nicht anwendbar. Die Annahme der Funktion ist Amtspflicht (vgl. Begr. S. 465). 2. Wählbar: s. Art. 44, 43; vgl. Abs. II. 8. vertrauenswürdig: Die Auswahl erfordert sorgfältige Würdigung der persönlichen Eigenschaften, der Vermögensverhältnisse usw. des zu Berufenden. Die Staatsaufsichtsbehörde kann hier jederzeit gemäß Art. 74 Abs. I Ziff. 2 eingreifen. 4. Anzeige über die Person der Kirchenpfleger ist an die Staats­ aufsichtsbehörde in jedem Falle zu erstatten.

3. Abschn.

Ortskirchliche Bertretungskörper.

Art. 58.

343

S Der Beschluß über die Gewährung einer Entschädigung bedarf, wenn diese für ständig bewilligt werden soll, staatsarrfsichtlicher Ge­ nehmigung nach Art. 75 Abs. I Ziff. 3, wenn diese nicht schon vor dem Inkrafttreten der KGO. in gleicher Höhe gewährt worden ist; außerdem unterliegt nur die Erhöhung der Genehmigungspflicht. Das im Ent­ wurf enthaltene Beiwort „angemessen" ist auch hier vom AA. 1910 gestrichen worden (vgl. Art. 57 Ms. II Bem. 3). Wird über die Ent­ schädigung jährlich Beschluß gefaßt, so genügt einfache Einstellung der entsprechenden Summe in den Voranschlag; vgl. auch Art. 75 Abs. I Ziff. 7. Hinsichtlich der etwa zu Kirchenpflegern gewählten Beamten i. S. des Beamtengesetzes vgl. auch Art. 18 Ms. II dort und Ziff. 4 Abs. I b der MinBek. vom 4. April 1912 (KultMinBl. S. 281). 6. Ob und inwieweit einem Kirchenpfleger neben der Kassen- und Rechnungsführung auch die Besorgung sonstiger laufender wirtschaft­ licher Geschäfte übertragen werden will, ist eine Frage der Geschäftsverteclung (Art. 63 Ms. I; Begr. S. 465). Zn Abs. n. !♦ Die aus der Mitte der wählbaren Kirchengemeindeglieder auf­ gestellten Kirchenpfleger haben nach Einweisung und Verpflichtung (s. § 11 BollzBek., abgedr. bei Art. 36) alle Rechte und Pflichten eines wirklichen Kirchenverwalters. Der Sollstand der Kirchenverwalter (vgl. Art. 63 Abs. IV, Art. 37 Abs. I Eingang und Ziff. 2 daselbst) erhöht sich demgemäß um die entsprechende Zahl. 2. Der Berufene muß Folge leisten, soweit ihm nicht Ablehnungs­ gründe nach Art. 45 zur Seite stehen. Über die Zulässigkeit der Ab­ lehnung ist eventuell im Verwaltungsstreitverfahren nach Art. 81 Ms. I u. II KGO., Art. 8 Ziff. 37, Art. 9 VGHG. mit Art. 96 b KGO. zu entscheiden; vgl. Art. 45 Bem. 11. Über den Rechtsschutz gegenüber einer Beanstandung nach Art. 44 Abs. II vgl. dort Bem. 9. Öffentliche Be­ kanntmachung der Berufung ist nicht vorgeschrieben, empfiehlt sich jedoch aus praktischen Gründen. Die Beanstandungsfrist des Art. 44 Ms. II läuft von dem Tage ab, an dem die kirchliche Oberbehörde von der Be­ rufung Kenntnis erhält. Der Kirchenverwaltungsvorstand ist verpflichtet, die Berufung der kirchlichen Oberbehörde sofort anzuzeigen und Nachweis darüber zu den Akten zu bringen.

Zn Abs. III.

1 Vgl. Art. 56 Ws. III; Kassen, die nicht nach dieser Vorschrift der Aufsicht des Vorstandes unterstehen, z. B. sogenannte innerkirchliche Kassen (Missions- und charitative Kassen) kann der Kirchenverwaltungs­ vorstand selbst führen. L. Durch das Recht der Mitsperre (Art. 56 Ws. III) wird die Vorschrift des Ms. III in gewisser Beziehung modifiziert. 8. Der Vorstand darf die Kassen- und Rechnungsführung auch nicht vorübergehend oder vertretungsweise führen (vgl. Begr. S. 466). 4. Ein geistliches Mitglied der Gesamtkirchenverwaltung, das zwar Vorstand einer Einzelkirchenverwaltung, nicht aber der Gesamtkirchen­ verwaltung ist, kann die Funktion eines Kirchenpflegers der Gesamt­ kirchengemeinde übernehmen (vgl. Begr. S. 466).

344

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Zu Abs. IV. Zuständig ist die Kirchenverwaltung; vgl. Abs. I. Die staatsaufsichtliche Genehmigung wird regel­ mäßig nur bei sehr bedeutender Geschäftsaufgabe oder dann zu erteilen sein, wenn der Einnehmer nicht nur für eine einzelne Kirchengemeinde, sondern auch noch für eine andere Kirchengemeinde, für eine bürger­ liche Gemeinde oder den Staat tätig ist, so daß die Kosten sich verteilen (Begr. S. 466). 3. Für die Pfalz vgl. außerdem Art. 102. 4. Die besonderen Verwalter werden nicht Kirchenver­ walter (vgl. Abs. II), doch gelten die Vorschriften des Art. 59, 82, 84 ausdrücklich auch für sie. Sie können mit beratender Stimme hinsichtlich der von ihnen verwalteten Angelegenheiten oder sonst in geeigneten Fällen (vgl. Begr. S. 466) zur Erstattung von Berichten, Gutachten, Auskunftserteilung usw. zu den Sitzungen der Kirchenverwaltung bei­ gezogen werden. 5. Die besonderen Anforderungen des Art. 44 gelten für die Aus­ wahl der besonderen Verwalter nicht (vgl. Abs. II). 6* Verpflichtung: s. § 11 VollzBek., abgedr. bei Art. 36. 7. Hinsichtlich der Besoldung, die nach dem Errtwurf ebenfalls eine „angemessene" sein sollte, vgl. Art. 57 Abs. II Bem. 3.

1. 2.

Zu Abs. V. Vgl. Art. 59, 63, 84.

Zu Abs. VI. Erst in 2. Linie kommt die Haftung des Vorstandes und der Kirchen­ verwaltung in Frage (Art. 56 Abs. III, 58 Abs. VII, 59 Abs. II), es sei denn, daß der Kirchenpfleger (Kassenverwalter) im Vollzüge eines für ihn bindenden Beschlusses der Kirchenverwaltung (Abs. V) gehandelt hat (Art. 59 Abs. III). Bloße Anweisung des Kirchenverwaltungsvorstands enthebt ihn der Verantwortung nicht (Abs. V: vgl. aber auch Art. 59 Abs. II u. IV). Vgl. Art. 24, 60, 79.

Zu Abs. VII. Vgl. Art. 53 Abs. III, 56 Abs. III.

Haftungen.

Avt. 59»

*©ie Mitglieder der Kirchenverwaltung und die besonderen Verwalter sind dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen und der Kirchengemeinde für den aus einer Pflichtverletzung entstandenen Schaden verantwortlich, wenn ihnen ein Verschulden zur Last fällt. "In erster Reihe haften von ihnen die zunächst Schuldigen, aushilfsweise diejenigen, welche für den von jenen verursachten Schaden nur wegen Verletzung einer Aufsichtspflicht oder sonst in zweiter Linie verantwortlich sind. m5Benn der Schaden durch einen Beschluß der Kirchen­ verwaltung entstanden ist, so haften alle Mitglieder, die an der

3. Abschn.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 59.

345

Beschlußfassung teilgenommen haben mit Ausnahme jener, die nachweisen können, daß sie gegen den Beschluß gestimmt haben. Ebenso haften bei Versäumnissen der Kirchenverwaltung alle daran schuldigen Mitglieder. -»Wenn mehrere in gleicher Weise verantwortlich sind, so haf­ ten sie nach gleichen Teilen und aushilfsweise jeder für das Ganze. Begr. 6.466; A. «. 1910 (1. Les.) S. 63.

Vorbemerkungen: Art. 59 regelt die Haftung der mit der Ver­ waltung des Ortskirchenvermögens betrauten Personen nach innen — also gegenüber dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen und gegenüber der Ktrchengemeinde. Die Regelung schließt sich der unter dem bisherigen Recht festgehaltenen Praxis aufs engste an und beruht im wesentlichen auf zivilrechtlichen Grundsätzen. Zur Ergänzung sind die einschlägigen Bestimmungen des BGB. heranzuziehen. Das Feststellungsverfahren bemißt sich nach Art. 79. Über die Haftung der im Abs. I bezeichneten Personen gegenüber Dritten vgl. Abs. I Bem. 7, über die Haftung der ortskirchlichen Be­ diensteten vgl. Abs. I Bem. 6 u. 7. Zu Abs. I. !♦ Abs. I ist dem § 1833 BGB. nachgebildet; vgl. im allgemeinen Staudinger Bd. 4 2. Teil S. 1300 ff.; auch Kahr II S. 70 ff. 2. Mitglieder der Kirchenverwaltung sind nicht nur die ordentlichen Kirchenverwalter und die Mitglieder einer Gesamt­ kirchenverwaltung einschließlich des Vorstandes (Art. 37, 38), sondern auch die vorübergehend oder dauernd einberufenen Ersatzmänner (Art. 39, 40, 51, 55), für die Dauer der Berufung die kommissarisch bestellten Mit­ glieder (Art. 39) und der nach Art. 58 Abs. I u. II berufene Kirchen­ pfleger; vgl. auch Art. 64 Abs. V. 8. Besondere Verwalter: s. Art. 58 Abs. IV. Auch die Mitglieder einer besonderen Verwaltung nach Art. 36 Abs. VI und Art. 6 Abs. I u. II gehören hieher. Hinsichtlich der Gutsherrn usw. (s. Art. 6 Abs. I Bem. 2) s. auch § 96 Satz 2 der VI. Verf.-Beil. 4. Der Pflichtenkreis der Kirchenverwaltung und damit ihrer Mitglieder bestimmt sich allgemein nach Art. 53 Abs. II u. III. Daneben bestehen noch besondere Verpflichtungen einzelner Mitglieder auf Grund direkter Gesetzesbestimmung (vgl. Art. 56, 57 Abs. I) oder infolge Übertragung bestimmter Aufgaben (vgl. Art. 57 Abs. I, 58, 64 usw.). Die Pflichtverletzung kann durch ein Tun oder Unterlassen geschehen und sich gegen eine ausdrückliche Gesetzesbestimmung, einen Auftrag der vorgesetzten Behörde oder eine aus der übertragenen Auf­ gabe abzuleitenden Obliegenheit richten. Im allgemeinen können die Grundsätze des BGB. über die Geschäftsführung im Auftrag (88 662ff.) analoge Anwendung finden. S. Ein Schaden kann dem Ortskirchenvermögen aus Pflicht­ verletzungen der in Abs. I bezeichneten Personen.unmittelbar und mittel­ bar erwachsen: unmittelbar z. B. aus unerlaubten Handlungen i. S. des 8 823 BGB. oder aus einer Verletzung des Dienstvertrages (vgl. Art. 58 Abs. IV), mittelbar daraus, daß das ortskirchliche Stiftungsvermögen

346

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

bzw. die Kirchengemeinde für die Handlungen ihrer Vertreter einzu­ stehen hat. In letzterer Beziehung kommt in Betracht: a) die Haftung aus §§ 31, 89 BGB. für einen außerkontraktlich ver­ ursachten Schaden, den die Mitglieder der Kirchenverwaltung (oben Bem. 2) oder eine besondere Verwaltung (oben Bem. 3; hinsichtlich enres besonderen Verwalters nach Art. 58 Abs. IV s. unten b) als verfassungsmäßig berufene Vertreter durch einen in Ausführung der ihnen zustehenden Verrichtungen begangene, zum Schadens­ ersatz verpflichtende Handlung einem Dritten zufügen; b) Die Haftung aus § 831 BGB. für einen auf Grund des Art. 58 Abs. IV aufgestellten besonderen Verwalter; c) für die Kirchengemeinde die Haftung aus Art. 60 u. 61 AG. BGB. mit Art. 77 EG. BGB. und § 839 BGB., wenn die in Abs. I bezeichneten Personen vorsätzlich oder fahrlässig die ihnen einem Dritten gegenüber obliegende Amtspflicht in Ausübung anver­ trauter öffentlicher Gewalt (z. B. bei einer Zwangsvollstreckung Art. 24, 106 Abs. VII; vgl. anderseits VGH. Bd. 14 S. 133: Be­ sorgung wirtschaftlicher Angelegenheiten) verletzen oder wenn zwar eine objektiv aber nicht subjektiv unrechtmäßige Amtshandlung vorliegt. Vgl. Art. 7 Abs. II VGHG., Reger-Dyroff, VGHG. Art. 7 Anm. 5b [©. 180]) u. Art. 1 Ms. I KGO. Bem. II 4. In Fällen dieser Art ist Vorentscheidung des Verwaltungs­ gerichtshofs gemäß Art. 7 Abs. II VGHG. erforderlich. Vgl. hiezu die Erläuterungen zu Art. 7 VGHG. bei Reger-Dyroff S. 174 ff. d) Die Haftung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde aus Rechtsgeschäften der Kirchenverwaltungsmit­ glieder usw. (§ 164 BGB.; vgl. hiezu Art. 63 Ws. IX Bem. 3), aus Verschulden derselben bei Erfüllung von Verbindlichkeiten (§ 278 BGB.); vgl. hiezu Staudinger BGB. Bd. 1 Anm. 2 zu § 31. Der Rückgriff des ortskirchlichen Stistungsvermögens und der Kirchengemeinde gegen die Kirchenverwaltungsmitglieder usw. bemißt sich in allen den sub a—d bezeichneten Fällen nach Art. 59 KGO. In den Fällen sub lit. c ist jedoch auch für den Rückgriff der Kirchengemeinde die Vorentscheidung des VGH. bindend (Art. 7 Abs. IV VGHG.). 6« Die Haftung der ortskirchlichen Bediensteten (deren Begriff s. Art. 75 Abs. I Ziff. 7 Bem. 4) ist in der KGO. materiell nicht ge­ regelt; vgl. dagegen Art. 79. Diese haften dem ortskirchlichen Stiftungs­ vermögen und der Kirchengemeinde lediglich nach allgemeinen zivil­ rechtlichen Grundsätzen, z. B. wegen unerlaubter Handlungen (§§ 823 ff. BGB.) oder wegen Nichterfüllung ihrer Dienstesobliegenheiten (§§ 611 ff. BGB.). 7. Für die Haftung der Kirchenverwaltungsmitglieder (oben Bem. 2), der besonderen Verwalter (oben Bem. 3) und der ortskirch­ lichen Bediensteten (oben Bem. 6) gegenüber Dritten gelten vorbehaltliä) der in Bem. 5 lit. c bezeichneten Fälle Besonderheiten nicht; sie bemißt sich nach den allgemeinen Regeln. Eine Haftung der Kirchengemeindebevollmächtigten als solcher kommt weder nach außen noch nach innen in Betracht. 8. Verschulden: Als solches gilt nicht nur Vorsatz, sondern auch Fahrlässigkeit, d. h. Außerachtlassen der im Verkehr erforder­ lichen Sorgfalt (§ 276 BGB.), nicht nur der Sorgfalt, die der Be-

3. Abschn.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 59.

347

treffende in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt (§ 277 BGB.: Staudinger a. a. O.). Widerrechtlichkeit der Handlung (§ 832 BGB.) ist also nicht Voraussetzung der Haftung. Die Haftung wird nicht schlecht­ hin dadurch ausgeschlossen, daß die schadenverursachende Handlung oder Unterlassung auf dem Beschlusse eines kirchengemeindlichen Vertretungs­ körpers oder einem Auftrag der Staatsaufsichtsbehörde beruht. Hier kann eine Haftung aus Abs. I dann noch in Frage kommen, wenn der Beschluß oder Auftrag auf Pflichtverletzung eines Kirchenverwalters usw. (falsche Berichterstattung usw.) beruht oder wenn das Ausführungsorgan (vgl. Art. 56 Abs. IV) vor Ausführung des Beschlusses Kenntnis davon bekoinmt, daß der Beschluß usw. auf irrigen Annahmen beruht. 9. Schadensersatz ist nur insoweit zu leisten, als der Schaden auf der Pflichtverletzung beruht. Kausalzusammenhang ist also nicht nur für die Ersatzpflicht überhaupt, sondern auch für die Höhe des Schadens erforderlich, über Kausalzusammenhang vgl. Staudinger Bd. 2 1. Teil S. 42 ff. Die Grundsätze des BGB. über die Schadensersatzpflicht (Art. 249 ff., insbesondere auch § 254) finden analoge Anwendung. Doch erleiden namentlich die Grundsätze des § 254 durch Abs. II eine gewisse Modifikation.

Zu Abs. II. 1. Zunächst schuldig sind (u. U. auch im Fall des Abs. III; vgl. Abs. I Bem. 8) diejenigen Kirchenverwalter usw., welche die zum Schadensersatz verpflichtende Handlung vorgenommen oder veranlaßt haben bzw. diejenigen, in deren speziellen Aufgabenbereich (vgl. Abs. I Bem. 4) die pflichtwidrig unterlassene Handlung gelegen gewesen wäre. 2. Aufsichtspflicht: vgl. Art. 56 Abs. III, 58 Ms. VII usw. 8. Sonst in zweiter Linie verpflichtet: vgl. insbesondere Art. 53 Abs. II, ferner Art. 59 Abs. III Bem. 1 mit Abs. I Bem. 8 und Abs. II Bem. 1. 4. Der zunächst Schuldige haftet für den ganzen Schaden allein, mehrere Gleichverantwortliche (vgl. z. B. Abs. III und Art. 64) nach näherer Bestimmung des Abs. IV nebeneinander. Wenn „zunächst Schul­ dige" nicht festgestellt werden können oder wenn diese nicht leistungs­ fähig sind, haftet derjenige allein bzw. für den uneinbringlichen Teil, welcher seine Aufsichtspflicht verletzt hat. Ist auch ein solcher nicht vorhanden oder ist auch dieser nicht leistungsfähig, so haften die üb­ rigen Kirchenverwaltungsmitglieder, soweit sie nach Abs. I eine Ver­ bindlichkeit trifft.

Zn Abs. III. 1. Abs. III regelt die Haftung der Kirchenverwaltung als solcher. Voraussetzung der Haftung ist auch hier, daß ein Ver­ schulden vorliegt (vgl. Abs. I Bem. 8). Daß trotz Beschlusses der Kirchen­ verwaltung die Haftung für ein Tun oder Unterlassen zunächst einzelne Mitglieder treffen kann, hierüber vgl. oben Abs. I Bem. 8, Ms. II Benr. 1. über die Verteilung der Ersatzpflicht vgl. Abs. IV. 2. Wie der Nachweis der gegenteiligen Stimmabgabe zu führen ist, bleibt den Kirchenverwaltungsmitgliedern überlassen. Daß sie ihre abweichende Meinung zu Protokoll erklärt haben, ist nicht erforderlich, würde aber den Nachweis ohne weiteres erbringen. Es wird mit Rück-

348

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

sicht auf diese Bestimmung zweckmäßig sein, Lie Wstimmung stets nament­ lich vorzunehmen und entsprechend zu protokollieren (vgl. hiezu VollzBek. § 14 Abs. II fabgedr. bei Art. 63 Ms. VIII Bem. 1]). 3. Die Haftung wegen Versäumnis wird regelmäßig als Subsidiärhaftung (Abs. II) in Erscheinung treten.

Zu Abs. IV. Abs. IV findet in Ws. III sein Hauptanwendungsgebiet ; vgl. aber auch Abs. II Bem. 4. Grundsätzlich haftet jeder zunächst nur für die auf ihn treffende Quote. Eine Solidarhaftung (§ 421 BGB.) tritt nur aushilfsweise, also insbesondere bei Zahlungsunfähigkeit der zunächst Verpflichteten in Erscheinung.

Rechnungsjahr. Voranschläge usw.

Art. 60.

1 Das Rechnungsjahr läuft vom 1. Januar bis 31. Dezember. n Ein vom Kirchenstiftungshaushalte gesonderter Kirchen­ gemeindehaushalt wird, soferne nicht besondere Gründe entgegen­ stehen, auch dann nicht geführt, wenn Kirchenumlagen erhoben werden. -»Wenn in einer Kirchengemeinde Kirchenumlagen erhoben werden oder erhoben werden sollen, hat die Kirchenverwaltung rechtzeitig den Voranschlag sämtlicher voraussehbaren Einnahmen und Ausgaben des gemeinschaftlichen Haushaltes der Kirchentiftung und Kirchengemeinde oder des Kirchengemeindehaushaltes ür das nächste Jahr oder bei Einführung von Umlagen im Laufe >es Jahres für dieses oder für dessen Rest aufzustellen und nach vorgängiger Bekanntgabe 14 Tage lang öffentlich aufzulegen. Jedem Beteiligten steht es frei seine Erinnerungen schriftlich ein­ zureichen oder zu Protokoll zu erklären. -'Nach Ablauf dieser Frist hat die Kirchenverwaltung den Voranschlag unter Würdigung der erhobenen Erinnerungen fest­ zustellen und der Staatsaufsichtsbehörde mit beglaubigter Abschrift etwaiger Umlagenbeschlüsse ungesäumt vorzulegen. Sieht sich diese Behörde zur Ausübung ihres Aufsichtsrechtes nach Art. 74 oder zur Versagung oder eingeschränkten Erteilung der Umlagen­ genehmigung veranlaßt, so hat sie rechtzeitig der Kirchenverwältung die geeignete Eröffnung zu machen. 'Der Voranschlag bildet die Grundlage der Haushaltsführung. '-Über nicht vorgesehene unvermeidliche Ausgaben und Mehr­ ausgaben hat die Kirchenverwaltung Beschluß zu fassen. Hiebei ist, abgesehen von den durch sonstige Bestimmungen der Kirchen­ gemeindeordnung getroffenen Fällen, staatsaufsichtliche Genehmi-

3. Abschn.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 60.

349

gung erforderlich, wenn die verfügbaren Deckungsmittel nicht aus­ reichen, dann, wenn die im Voranschlag nicht vorgesehene Summe für sich allein oder mit früheren Überschreitungen für das gleiche

Rechnungsjahr bei Voranschlägen mit einer Gesamtausgabensumme bis zu 1000 M> 100 M>, bei Voranschlägen mit einer Gesamtaus­ gabensumme von 10,000 M und darüber 1000 M, bei sonstigen Voranschlägen 10 Prozent der festgestellten Ausgabensumme über­ schreitet. ^Vorstehende Bestimmungen finden auf Kirchengemeinden, die keine Kirchenumlagen erheben, und auf den gesonderten Haushalt von ortskirchlichem Stiftungsvermögen Anwendung. Die Vor­ anschläge werden jedoch auf unbestimmte Zeit festgestellt (Grund­ etats), soferne die Staatsaufsichtsbehörde nicht im einzelnen Falle anders verfügt. "»Die Festsetzung dieser Grundetats steht der Kreisregierung zu. Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. »Die Etatsfeststellung für unzureichend dotierte ehemalige Stifts- und Klosterkirchen und die Befriedigung der in den Etats nicht vorgesehenen außerordentlichen Bedürfnisse bemessen sich nach den hierüber jeweils bestehenden Ministerialvorschriften. »Die Kassenverwalter dürfen ohne schriftliche Zahlungsan­ weisung des Kirchenverwaltungsvorstandes bei Meldung eigener Haftung keine Zahlung machen. Begr. @.467 ff.; A. A. 1910 (1. ßef.) 6. 64 ff.; (2. ßef.) 6.264, 298, Bell. 96« 6. 330; A. Pl. 1910 6. 483.

Zu Abs. II. !♦ Besondere Gründe zur getrennten Haushaltführung könneu nach der Begr. (S. 467) darin liegen, daß ein erhebliches Stammvermögen der Kirchengemeinde als solcher dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen gegenübersteht, daß verschiedene Kassenverwalter bestellt sind usw. Die Kirchenverwaltung beschließt hierüber nach Ermessen vorbehaltlich der Rechte der Staatsaufsichtsbehörde (Art. 74 Abs. I Ziff. 2).

L. Abs. II bezieht sich nicht unmittelbar auf das sonstige orts­ kirchliche Stiftungsvermögen (s. Abs. VII). 8. Eigentumsrechte usw. werden durch die gemeinsame Haushalt­ führung nicht berührt (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. III; auch Art. 65 Abs. II Bem. 2).

Zu Abs. m. L. Hinsichtlich der Kirchengemeinden, die keine Umlagen erheben, vgl. Abs. VII.

L. Beteiligt sind alle irgendwie Betroffenen, also auch die Forensen, juristische Personen und die Baulastträger (AA. 1910 [1. ßef.] S. 64; vgl. auch Art. 20 f., 12, 15).

350

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

3. Die 14 tägige Auflagefrist ist keine Ausschlußfrist hinsichtlich der Erhebung von Erinnerungen. Später abgegebene Erklärungen werden aber gemäß Abs. IV regelmäßig nicht mehr gewürdigt werden können, falls sie nicht auf Mißstände Hinweisen, die ein Einschreiten von Aussichts wegen (Art. 74) erforderlich machen. 4. Die Erinnerungen können sowohl Unzweckmäßigkeit als Ge­ setzwidrigkeit der Ansätze des Voranschlags geltend machen und allge­ meine oder individuelle Interessen betreffen. Wird denselben nicht Rech­ nung getragen (Abs. IV), so kann der Beteiligte die Aufsichtsbehörde anrufen (Art. 74), selbstverständlich vorbehaltlich der Geltendmachung individueller Rechte im Prozeßwege. Verwaltungs- oder zivilrechtliche Ansprüche gehen dadurch, daß deren Geltendmachung im Wege der Er­ innerung unterlassen wurde, nicht verloren (vgl. Kahr I S. 780 f^ Seydel II S. 689 f., Wand S. 429). Zu Abs. IV. 1. Umlagenbeschlüsse: s. Art. 23 Abs. I u. II. Auch die er­ hobenen Erinnerungen, soweit denselben nicht vollständig abgeholfen ist, sind mit vorzulegen. L. Der vorherigen Übermittlung der Voranschläge an die poli­ tischen Gemeinden bedarf es Hinfort nicht mehr. Vgl. aber Art. 62 Abs. I und für protestantische Kirchengemeinden auch Art. 62 Abs. II. 3. Der Voranschlag bedarf der formellen Genehmi­ gung der Staatsaufsichtsbehörde nur insoweit, als an sich genehmigungs­ pflichtige Einnahmen und Ausgaben (z. B. Art. 23, 75 s.) nicht schon durch Genehmigung der bezüglichen Beschlüsse gebilligt sind. Im übrigen hat sich die Handhabung der Staatsaufsicht im Rahmen des Art.'74 zu halten. 4. Der Voranschlag ist mit Beginn des neuen Rechnungsjahres ohne weiteres insoweit vollziehbar, als einzelne Positionen nicht ausdrücklicher Genehmigung bedürfen (s. Bem. 3) oder mit solchen in unlöslichem Zusammenhang stehen. Hienach bemißt sich, ob die „Er­ öffnung" nach Abs. IV „rechtzeitig" erfolgt. Eine bestimmte Frist ist der Staatsaufsichtsbehörde also damit nicht gesetzt. Der verspätete Ein­ spruch nötigt nur u. U. zur Anerkennung der inzwischen vollendeten Tatsachen (vgl. Art. 74 Abs. I Bem. 2). Zu Abs. VI. 1 Die Zuständigkeit der Kirchengemeindeversammlung bzw. der Bevollmächtigten (Art. 65, 68) wird durch Satz 1 nicht berührt. 2 . Die staatsaufsichtliche Genehmigung ist unter den hier bezeichneten Voraussetzungen für .Etatsüberschreitungen auch dann erforderlich, wenn Ausgaben für den betreffenden Zweck an sich nicht der Genehmigung (vgl. Art. 75 f.) bedürften. Staatsaufsichtliche Ge­ nehmigung der nach Abs. VI gefaßten Kirchenverwaltungsbeschlüsse ist unbedingt erforderlich, wenn verfügbare Deckungsmittel (d. h. Erüb­ rigungen an anderen Positionen usw.) überhaupt nicht vorhanden sind, sonst nur, wenn die Höchstbeträge überschritten werden, vorausgesetzt, daß nicht schon nach Art. 75 usw. Genehmigung erholt werden muß. Soweit "die Überschreitungen Angelegenheiten betreffen, in denen Be­ nehmen mit der kirchlichen Oberbehörde vorgeschrieben ist, ist auch dies herzustellen. Vgl. auch § 49 RE.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 61.

351

Zu Abs. VII.

1. Vorstehende Bestimmungen, d. h. Abs. I—VI mit den aus Satz 2 und Abs. VIII sich ergebenden Modifikationen. Vgl. auch Art. 62 Abs. I u. II. L. Etatsvarianten fallen als Abweichungen vom Grundetat für ein einzelnes Jahr unter Abs. VI. Zn Abs. Vin.

Vgl. § 8 MinE. vom 24. April 1857, den Vollzug der §§ 48, 49 NE. betr. (Weber V S. 47). Zn Abs. IX.

Vgl. insbesondere MinE. vom 11. September 1857 S. 67) und vom 20. Januar 1844 (Weber III S. 531).

(Weber V

Zu Abs. X.

Vgl. Art. 59.

Rechnungen.

ütt» 61*

-Die Rechnungen über die Verwaltung des Ortskirchenver­ mögens im abgelaufenen Jahre sollen bis zu dem durch die Staats­ aufsichtsbehörde festgesetzten Termin von den Kassenverwaltern ge­ stellt und 14 Tage lang öffentlich aufgelegt werden. »Jedem Beteiligten steht es frei binnen dieser Frist bei Ver­ meidung des Ausschlusses seine Erinnerungen schriftlich einzureichen oder zu Protokoll zu erklären. in Sodann sind die Rechnungen durch die Kirchenverwaltung unter Würdigung der abgegebenen Erinnerungen und nach Ver­ nehmung des Rechners über etwa erhobene Beanstandungen fest­ zustellen und nebst Belegen mit allen Verhandlungen an die Staatsaufsichtsbehörde einzusenden, von welcher die Rechnungen geprüft und rechnerisch beschieden werden. IV betrifft der Bescheid eine Haftungsverbindlichkeit des Rech­ ners, so finden die Vorschriften des Art. 79 Anwendung. vSft die Behörde durch die vorgelegte Rechnung zur Aus­ übung ihres Aufsichtsrechtes nach Art. 74 veranlaßt, so hat sie der Kirchenverwaltung die geeignete Eröffnung zu machen. Begr. S. 469; A. A. 1910 (1. Les.) S. 67 ff.; (2. Les.) 6. 264 ff.; A. Pl. 1910 S. 484. Zu Abs. I.

1 Orts kirchenvermögen: Art. 5 Abs. I u. II. 2. Kassenverwalter: vgl. Art. 58. 3. Die Auflage ist nur dann öffentlich, wenn die Auflagefrist vorher öffentlich bekannt gemacht worden ist. 4. „Die öffentliche Auflage hat sich auch auf die einen notwendigen Bestandteil ordnungsgemäß geführter Rechnungen bildenden Belege für die einzelnen Einnahme- und Ausgabeposten, namentlich auch

352

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

die Jahresvoranschläge, sowie die besonderen Beschlüsse, auf welche sich die Rechnungsvorträge unmittelbar gründen, zu erstrecken" (Kahr I S. 798).

Zu Abs. II. Beteiligte: vgl. Art. 60 Abs. II Bem. 2. Erinnerungen: vgl. Art. 60 Abs. III Bem. 4. Die Aus­ schlußfrist bezieht sich demgemäß nicht auf die Geltendmachung indi­ vidueller Rechtsansprüche überhaupt; nur die Geltendmachung derselben im Wege der Rechnungserinnerung wird ausgeschlossen (vgl. Kahr I S. 798). 1. 2.

Zu Abs. III. !♦ Die Würdigung der eingekommenen Erinnerungen hat beschluß­ mäßig zu erfolgen. Vgl. auch Art. 62 Abs. I u. II. 2. Rechner: s. Art. 58. Dieser hat seine Äußerung schriftlich abzugeben. 2. Die Bestimmung, daß die Rechnungen rechnerisch verbeschieden werden, bedeutet, wie sich aus Abs. IV u. V ergibt, nicht eine Be­ schränkung der Revisions-Befugnisse der Staatsaufsichtsbehörden auf die Nachprüfung der Ziffern, Summen und Belege, sondern will nur fest­ stellen, daß auch eine rechnerische Prüfung stattzufinden hat (vgl. Art. 89 Abs. VII Satz 2 rechtsrh. GemO.).

Zu Abs. IV. Vgl. Art. 59, 60 Abs. X. fahrens.

Es bedarf also eines gesonderten Ver­

Zu Abs. V. Die Aufsichtsbehörden dürfen sich aus Anlaß der Rechnungs­ revision keine Zuständigkeit aneignen, welche das gesetzliche Maß der kirchengemeindlichen Selbständigkeit beeinträchtigen würde. Gegen einen hiegegen verstoßenden Bescheid der Staatsaussichtsbehörde steht der Kirchenverwaltung das Beschwerderecht nach Art. 80, 96 c KGO. mit Art. 10 Zisf. 3 VGHG. zu.

Weiteres.

Art. 62.

-Die Kirchenverwaltungsvorstände sind verpflichtet, die Vor­ anschläge und Kirchenrechnungen vor Einsendung an die Staats­ aufsichtsbehörde den kirchlichen Oberbehörden auf deren Verlangen mitzuteilen. Diese können etwaige Erinnerungen bei der Staats­ aufsichtsbehörde erheben. "In protestantischen Kirchengemeinden, in welchen Kirchen­ gemeindebevollmächtigte eingeführt sind, werden ihnen die Vor­ anschläge und Rechnungen vor der Festsetzung zur Abgabe von Erinnerungen mitgeteilt. Das gleiche gilt für Grundetats. -"Die übrigen Bestimmungen über die Vermögensverwaltung, namentlich über die Vermögenssicherung sowie über das Kassenund Rechnungswesen werden nach Einvernahme der kirchlichen

3. Abschn.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

353

Art. 62.

Oberbehörden durch Ministerialvorschrift getroffen (Verwaltungs­ ordnung). Durch solche Vorschriften können erleichternde Abweichungen vorgesehen werden in bezug auf das Erfordernis 1. der Zahlungsanweisung des Kirchenverwaltungsvorstandes, 2. der Aufstellung eines jährlichen Voranschlages, 3. der jährlichen Rechnungsstellung unter Zulassung von zweioder dreijährigen Rechnungsperioden, 4. der Prüfung und Verbescheidung der Rechnungen. ^Ferner können durch solche Vorschriften mit Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse des unter gutsherrlicher oder sonstiger spezieller Verwaltung stehenden Ortskirchenvermögens Abweichun­ gen von den Bestimmungen der Kirchengemeindeordnung vorge­ sehen werden. Begr. S. 469; A. A. 1910 (1. Les.) S. 68 ff., 130; (2. Les.) 6.265; Beil. 968 S. 331 f.; A. Pl. 1910 S. 485, 1912 S. 101.

Zu Abs. I. Die Einforderung der Voranschläge und Rechnungen steht im freien Ermessen der kirchlichen Oberbehörde.

Zu Abs. II. Die Rechte der Kirchengemeindebevollmächtigten beschränken sich auf die Abgabe bloßer Erinnerungen und stehen nicht etwa denen der Gemeindebevollmächtigten in politischen Gemeinden gleich (vgl. Art. 89 Abs. V rechtsrh. GemO.). Die Befugnis der Kirchenverwaltung zur Fest­ stellung der Voranschläge und Rechnungen (Art. 60 Abs. IV, 61 Abs. III) wird also nicht berührt. Die Bevollmächtigten haben sich beschlußmäßig zu erklären. Eine Frist besteht für sie nicht (vgl. aber Art. 60 Abs. III: „rechtzeitig").

Zu Abs. III. Bisher sind hierüber insbesondere folgende Vorschriften in Geltung gewesen: !♦ Allh. Entschl. v. 21. Sept. 1818, Vorschriften über die Geschäfts­ führung der Magistrate betr. (RBl. S. 1051, Weber I S. 720). 2. Allh. Entschl. v. 24. Sept. 1818, Regulativ zur Geschäftsführung der Verwaltungen in den Ruralgemeinden betr. (RBl. S. 1111, Weber I S. 727). Zu 1. u. 2. vgl. ME. v. 30. Nov. 1869, das Etats- u. Rech­ nungswesen der Kultusstiftungen betr. (KMBl. S. 321) mit den bezügl. weiteren Entschl. (s. bei Weber VIII S. 454 Note 2 u. 3). 8 K. Allh. V. v. 5. Mai 1905 betr. die Anlegung v. Gemeindeu. Stiftungsgeldern (GBBl. S. 461, KMBl. S. 195, Weber XXXIII S. 728) mit ME. v. 13. Mai 1905, die Anlegung v. Gemeinde- u. Stiftungsgeldern betr. (KMBl. S. 197, Weber XXXIII S. 736) mit Zu­ gehörungen (s. Anhang). Die unter 1. u. 2. angeführten Allh. Entschl. sind durch Art. 112 Ws. I A giss. 3 u. 4 formell außer Kraft gesetzt. Denn sie sind nur Bollzugsbestimmungen zu den dort gänzlich beseitigten GesetzesvorLangheinrich, Kirchengemeindeordnung.

23

354

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

schriften; vgl. auch Art. 112 Abs. I C und den Wortlaut des Art. 62 Abs. III (a. M. ohne Begründung Frank Bem. 4 zu Art. 56 sS. 227]). Solange jedoch die Verwaltungsordnung nicht erschienen ist, wird aus­ hilfsweise noch nach den bisherigen Bestimmungen zu verfahren sein, soweit sich nicht im einzelnen Fall anderes aus Wortlaut u. Geist der KGO. ergibt. Die unter 3. benannte Allh. B. samt Vollzugsvorschriften gilt bis zum Inkrafttreten der Verwaltungsordnung unverändert fort (vgl. Art. 112 Abs. I C).

Zu Abs. IV. Vgl. zu Ziff. 1 Art. 60 Abs. X, zu Ziff. 2 Art. 60 Abs. III, zu Ziff. 3 Art. 61 Abs. I, zu Ziff. 4 Art. 61 Abs. III—V.

Zu Abs. V. Vgl. Art. 5 u. 6.

Viertes Kapitel.

Geschäftsgang -er Kirchenverwaltung und besondere Äuvschüffe. Geschäftsgang. Ari. 63. 'Die Verteilung und Leitung der Geschäfte gebührt dem Kirchenverwaltungsvorstande. "Die Sitzungen der Kirchenvcrwaltung können öffentlich oder geheim sein. "'Der Vorsitzende handhabt die Ordnung. »Die Kirchenverwaltung kann, falls nicht ohnehin alle Stimm­ berechtigten versammelt sind, nur dann gültig beschließen, wenn nach gehöriger Ladung aller im Kirchengemeindebezirke anwesenden stimmberechtigten (Art. 40) Mitglieder oder nach Vorausbestimmung der Sitzungstage mehr als die Hälfte der Mitgliederzahl nach dem Sollstande, mindestens aber drei Mitglieder bei der Beratung und Mstimmung mitwirken. Die besonderen Vorschriften des Art. 23 Abs. III bleiben vorbehalten. "Kein anwesender Stimmberechtigter soll sich der Abstimmung enthalten. "'Ein Antrag ist angenommen, wenn sich mehr als die Hälfte der anwesenden Stimmberechtigten dafür erklärt. ""Bei Stimmengleichheit gibt der geistliche Kirchenverwal­ tungsvorstand den Ausschlag. "'"Über die Beschlüsse ist ein Protokoll zu führen, dessen Ein­ sicht jedem Kirchengemeindegliede oder Kirchenumlagechiflichtigen sowie den: Patrone zu gestatten is(, soweit nicht berechtigte Inter­ essen entgegenstehen, und in das jeder Beschluß eingetragen werden soll. Das Protokoll soll die zur Beurteilung der Beschlußfähig­ keit erforderlichen Feststellungen und das Ergebnis der Abstimmung

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 63.

355

enthalten. Die Protokolle sollen von allen anwesenden Mitgliedern unterschrieben werden, jene der Gesamtkirchenverwaltungen vom Vorstande, zwei weiteren Mitgliedern und vom Protokollführer. IXS)ie Ausfertigungen der Kirchenverwaltung werden regel­ mäßig vom Vorstand unterzeichnet. Schriftliche Willenserklärun­ gen, durch die eine Verpflichtung des ortskirchlichen Stiftungs­ vermögens oder der Kirchengemeinde gegenüber Dritten begründet oder ein Recht aufgegeben werden soll, sowie Ausfertigungen von Vollmachten bedürfen der Unterschrift des Vorstandes, zweier weite­ rer Mitglieder, dann der Beidrückung des Amtssiegels oder Amts­ stempels und müssen auf die zugrunde liegenden Beschlüsse Bezug nehmen; von Staatsverwaltungsbehörden, Gerichten oder Notaren aufgenommene Urkunden fallen nicht unter diese Bestimmung. x Weitere Vorschriften über den Geschäftsgang der Kirchen­ verwaltung können durch Ministerialvorschriften erlassen werden. Solange und soweit solche nicht bestehen, kann die Kirchenver­ waltung den Geschäftsgang durch Geschäftsordnungen regeln. Begr. S. 471 f.; A. A. 1910 (I. Les.) S. 69 f., 131 f.; A. Pl. 1910 S. 485; R. A 1912 IV. Prot. 6.16f.; A. Pl. 1912 6. 101 f.; vgl. Art. 145/78, 146/79 GemO., Kahr I S. 931 ff., Wand S. 481 ff.

Zu Abs. I u. II. 1. Vollzugsbekanntmachung zu Art. 63 Abs. I, II und X. 8 13. rDeu Raum, in dem die Sitzungen der Kirchenverwaltung stattfinden, bestimmt der Kirchenverwaltungsvorstand. Im Be­ schwerdefall entscheidet die Staatsaussichtsbehörde. ^Die Entscheidung darüber, ob die Sitzungen der Kirchen­ verwaltungen öffentlich oder geheim sein sollen, ist der Selbst­ bestimmung der Kirchenverwaltungen überlassen. Eine als öffent­ lich anberaumte Sitzung kann jederzeit durch Beschluß der Kirchen­ verwaltung als geheim erklärt werden. Die Öffentlichkeit der Sitzungen wird auszuschließen sein, wenn die öffentliche Ver­ handlung das Interesse des Staates, der Kirchenstiftung oder der Kirchengemeinde oder einzelner beeinträchtigen oder den religiösen Frieden stören könnte. Im übrigen wird die Öffentlichkeit auf den Vortrag und die Beratung, dann auf die Verkündung der Beschlüsse zu beschränken, die Abstimmung aber in der Regel in geheimer Sitzung vorzunehmen sein.

2. Der Befugnis des Vorstandes zur Geschäftsver­ teilung ist eine doppelte Schranke gesetzt, einmal infoferne die Über­ tragung bestimmter Funktionen der Kirchenverwaltung Vorbehalten ist (vgl. Art. 58, 57 Abs. II), dann insoferne einzelne Funktionen gesetzlich der persönlichen Wahrnehmung des Kirchenverwaltungsvorstandes oder des Kirchenpflegers überwiesen sind (vgl. z. B. Art. 56, 58, 63). Soweit solche gesetzliche Schranken nicht bestehen, hat der Vorstand freie Ver­ fügungsmacht. Insbesondere kann er auch einzelne Kirchenverwaltungs-

356

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Mitglieder je nach deren Eignung mit Referaten für bestimmte Fälle betrauen. 8* Die gleichen Befugnisse wie der Vorstand hat auch dessen Stell­ vertreter (s. Art. 37, 38). 4. Ob die Sitzung öffentlich oder geheim sein soll entscheidet bei der Einberufung der Vorstand (Art. 56 Abs. IV), nach Zusammentritt der Kirchenverwaltung diese. Die Regel wird wie bisher die geheime Sitzung sein. Berücksichtigenswerte Interessen Einzelner kommen insbesondere in Betracht, wenn über Darlehens-, Stundungs­ gesuche usw. von Privatpersonen oder über Disziplinarsachen zu beraten ist. 8. Über die Verhandlungen und Beschlüsse geheimer Sitzungen Stillschweigen zu bewahren ist Amtspflicht der Kirchenverwaltuugsmitglieder (Art. 84). V. Der Begriff der Öffentlichkeit verlangt, daß Zeit und Ort der Sitzung, wenn auch nur durch Anschlag, öffentlich bekannt gemacht wird. Öffentliche Bekanntmachung der Tagesordnung ist nicht erforderlich.

Zu Abs. HL Die Handhabung der Ordnung umfaßt das Recht und die Pflicht, die Debatten zu leiten, das Wort zu erteilen, Ungehörigkeiten fernezuhalten, vorgebrachte Irrtümer zu berichtigen und die Redner ge­ gebenenfalls zur Ordnung zu rufen usw. (vgl. Wand S. 490). Besondere Zwangsmittel sind nicht vorgesehen; eventuell müßte die Polizei an­ gerufen werden.

Zu Abs. IV. !♦ Falls nicht ohnehin . . . . Wenn alle Stimmberechtigten ohnehin — etwa aus anderem Anlasse — versammelt sind, so bedarf es zur Gültigkeit der Beschlußfassung nicht mehr des Nachweises rechtssörmlicher Berufung. Zu den Stimmberechtigten (vgl. unten Bem. 6) gehören im Falle der Beschlußfassung nach Art. 23 auch die Höchst­ besteuerten (Art. 23 Abs. III; vgl. Art. 63 Abs. IV Satz 2). Auch hier wird der Mangel rechtsförmlicher Ladung durch 'Anwesenheit geheilt. Die so mehr oder weniger zufällig versammelte Kirchenverwaltung kann jedoch erst dann gültig beschließen, wenn sie vom Vorstand kraft seines ausschließlichen Berufungsrechtes (Art. 56 Abs. IV) ausdrücklich oder sonst erkennbar als Kirchenverwaltungsversammlung erklärt oder aner­ kannt ist. L. gültig beschließen: Die Außerachtlassung der in Abs. IV gestellten Anforderungen macht den Beschluß schlechthin rechtsungültig. Nachträgliche Heilung z. B. durch Zustimmung der nicht Geladenen usw. ist ausgeschlossen. Vgl. auch Satz 2 und Art. 23 Abs. III Bem. 3. 8. gehörige Ladung: über die Form der Ladung enthält die KGO. keine Vorschriften. Im allgemeinen ist hiefür der Ortsgebrauch maßgebend (vgl. auch Kahr I S. 941). Die Ladung muß jedenfalls — dringende und unverschiebliche Angelegenheiten ausgenommen — so zeitig erfolgen, daß die einzelnen Mitglieder ohne ungewöhnliche Veran­ staltungen in der Lage sind, sich einfinden zu können (vgl. Kahr I S. 932 und die dort zit. Entsch. des BGH.). Angabe der Tagesordnung bei der Ladung ist nicht vorgeschrieben. Steht Beschlußfassung nach Art. 23 auf der Tagesordnung, so ist außerdem Art. 23 Abs. III Satz 3 zu beachten (vgl. dort Bem. 8).

3. Abschn.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 63.

357

4. Kirch engemeindebezirk: s. Art. 2 Abs. II, 19, 42. S. Die Anwesenheit muß im Zeitpunkt der Ladung gegeben sein. Nicht „anwesend" sind lediglich diejenigen, welche sich nicht nur vorübergehend außerhalb des Kirchengemeindebezirks aufhalten. 6. Stimmberechtigt ist nicht, wer nach Art. 40 Abs. I be­ teiligt ist. über die Wirkung des Verlustes der bürgerlichen Ehrenrechte (§ 34 Zifs. 4 StGB.) vgl. Art. 41 Abs. II Bem. 1. Siehe auch Art. 23 Abs. III Bem. 7 c. 7. Die Mitgliederzahl nach dem „Soll st an de" ist die für die einzelne Kirchenverwaltung nach Maßgabe der Art. 37, 38 zu Recht bestehende, event, nach Art. 39 Abs. I herabgesetzte oder nach Art. 23 Abs. III (vgl. dort Bem. 7d) und 58 Abs. II erweiterte Zahl der Mitglieder einschließlich des Vorstandes. Sie berechnet sich demgenläß ohne Rücksicht auf bestehende Erledigungen einzelner Stellen und ohne Rücksicht darauf, daß einzelne Mitglieder (bzw. Höchstbesteuerte i. S. des Art. 23 Abs. III; vgl. dort Bem. 7 c u. d) nach Art. 40 Abs. I an der Teilnahme verhindert sind (Begr. S. 471). Wer zwar an der Beratung teilgenommen hat, die Sitzung aber vor der Abstimmung ver­ läßt, wird als nicht erschienen gezählt. Wer sich dagegen lediglich der Abstimmung enthält, gilt hinsichtlich der Beschlußfähigkeit als anwesend a. auch Art. 72 Abs. II Bem. 4). Ist hienach die Kirchenverwaltung , hlußunfähig, so ist je nach dem Grund der Beschlußunfähigkeit wiederholte Sitzung anzuberaumen oder nach Art. 39, 40 event, auch nach Art. 74 Abs. V—VII zu verfahren. Von Art. 83 Gebrauch zu machen, steht im Ermessen der Kirchenverwaltung. 8. mindestens aber drei: Diese Vorschrift bedeutet nicht etwa eine Ausnahme gegenüber der Regel, daß mehr als die Hälfte der Mitglieder erschienen sein müssen, sondern eine Verschärfung der­ selben für kleinere Kirchenverwaltungen, die nur 4 oder 3 Mitglieder haben. 9. Stellvertretung ist, vom Vorstand abgesehen, ausgeschlossen (Art. 37, 38; Begr. S. 471); vgl. aber Art. 23 Abs. III Satz 2. 10. Abstimmung durch Rundschreiben ist unzulässig (VollzBek. § 14 Abs. III, abgedr. als Bem. 1 zu Abs. VIII).

Zu Abs. V. 1. Die Beteiligung an der Abstimmung ist Pflicht der Kirchenverwalter, an die sie der Vorstand gegebenenfalls mit Nachdruck zu erinnerll hat. Eine Strafe ist jedoch für die Stimmenthaltung nicht vorgesehen (s. Art. 83), auch nicht für den Fall, daß die Kirchenver­ waltung hiedurch beschlußunfähig wird (s. Abs. IV Bem. 7). In Aus­ nahmefällen kann jedoch auf Art. 84 Abs. III zurückgegriffen werden. 2. Für die Pfalz vgl. auch Art. 101 Abs. III.

Zu Abs. VI. 1. Die Berechnung der Mehrheit erfolgt nicht nach der Zahl der Ab stimmenden, sondern nach der Zahl der anwesenden stimmberechtigten Mitglieder (einschließlich der Höchstbesteuerten in den Fällen des Art. 23 Abs. III), gleichgültig, ob diese an der Abstimmung teilgenommen haben oder nicht. Sind z. B. von einer zwölfgliedrigen Kirchenverwaltung acht Mitglieder erschienen und enthalten sich zwei

858

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

oder drei der Abstimmung, so beträgt die erforderliche Mehrheit gleich­ wohl fünf nicht vier oder drei; vgl. auch Abs. IV Bem. 7. Die gesetzliche Regel ist also: Die Gültigkeit eines Beschlusses ist dadurch bedingt, daß mehr als die Hälfte der Stimmberechtigten (vgl. oben Abs. IV Bem. 6 u. Art. 23 Abs. III Bem. 7) bei der Abstimmung mrwesend war und daß mehr als die Hälfte der Anwesenden positiv zugestimmt hat, unbeschadet der Vorschrift des Abs. VII. 2. Es sind immer nur ein Antrag, nicht zwei einander ausschließende Anträge auf einmal zur Abstimmung zu bringen. Zu Abs. VII. L Stimmenthaltung wirkt wie eine gegen den Antrag abgegebene Stimme. Werden in dem zu Abs. VI Bem. 1 gegebenen Bei­ spiel bei zwei Stimmenthaltungen vier Stimmen für den Antrag, zwei gegen denselben abgegeben, so ist Stichentscheidung erforderlich, nicht dagegen wenn bei zwei Enthaltungen je drei Stimmen für und gegen den Antrag abgegeben werden. In letzterem Fall ist der Antrag nach der Regel des Abs. VI abgelehnt. 2. Einer ausdrücklichen Erklärung des geistlichen Vorstandes be­ darf es nach Abs. VII nicht; je nachdem er für oder gegen den Antrag gestimmt hat, gilt dieser bei Stimmengleichheit ohne weiteres als an­ genommen oder abgelehnt. Der Vorstand kann diese Wirkung nicht hindern. 8* Aus der Bestimmung über den Stichentscheid des Vorsitzenden ergibt sich notwendig, wie aus Art. 145 Abs. III mit Art. 102 Abs. V rechtsrh. GemO. für das Gemeinderecht (Kahr I S. 849), daß die Ab­ stimmung nicht geheim, d. i. durch Stimmzettel ohne Nennung der Namen stattfinden darf (vgl. übrigens auch Art. 59 Abs. III). Eine solche Einrichtung dürste auch nicht im Wege des Abs. X getroffen werden. 4. Nur der geistliche Vorstand hat das Privilegium des Stich­ entscheids, nicht ein nach Art. 38 Abs. II aushilfsweise mit der Bor­ standschaft oder mit der Führung des Vorsitzes betrauter Kirchenver­ walter. Hier hätte bei Stimmengleichheit nach der Regel des Abs. VI ein Antrag als abgelehnt zu gelten. Zu Abs. VIII. 1. Vollzugsbekanntmachung zu Art. 63 Abs. vni u. IX.

8 14. *Für die Beschlüsse der Kirchenverwaltung ist ein mit fort­ laufenden Seitenzahlen versehenes Protokollbuch zu verwenden. Die Aufnahme der Protokolle auf einzelnen Blättern ist unstatt­ haft. Ist die Vorlage von Beschlüssen an die Staatsaufsichts­ behörde veranlaßt, so ist, vorbehaltlich der Vorschrift des Art. 63 Abs. IX Satz 2 der KGO., eine vom Kirchenverwaltungsvorstande zu beglaubigende, mit dem Siegel oder Stempel der Kirchenver­ waltung zu versehende Mschrift anzufertigen. nDas Protokoll soll erkennen lassen, daß alle Stimmberech­ tigten anwesend waren 'oder, wenn dies nicht zutrifft, daß die Sitzungstage voraus bestimmt sind oder daß alle im Kirchen­ gemeindebezirk anwesenden stimmberechtigten Mitglieder gehörig geladen worden sind und daß mehr als die Hälfte der Mitglieder nach dem Sollstande, bei Kirchenverwaltungen mit nur zwei Kirchen-

3. Abschn. Ortskirchliche Bertretungskörper.

Art. 63.

359

Verwaltern die sämtlichen Mitglieder bei der Beratung und Ab­ stimmung mitgewirkt haben. Die letztere Feststellung ist auch not­ wendig, wenn die Sitzungstage vorausbestimmt sind. Bezüglich der nichterschienenen Mitglieder soll der Grund des Wegbleibens angegeben werden. Weiter ist die gehörige Ladung der Höchst­ besteuerten (KGO. Art. 23 Abs. III) im Protokoll festzustellen oder anzugeben, daß solche nicht vorhanden sind. Das Protokoll soll das Ergebnis der Abstimmung enthalten, d. h. ersehen lassen, wieviel Stimmberechtigte für und gegen den Antrag sich erklärt haben. Auf Verlangen eines Kirchenverwaltungsmitgliedes ist im Protokolle fi:stzustellen, wie es gestimmt hat. Die Abstimmung der Höchstbesteuerten ist stets ersichtlich zu machen. Das Protokoll soll von allen anwesenden Stimmberechtigten unterschrieben wer­ den. Die Feststellung der Abstimmung der einzelnen Mitglieder der Kirchenverwaltung im Protokoll und dessen Unterschreibung liegt im Hinblick auf KGO. Art. 59 Abs. III in deren eigenen! Interesse. m Die nachträgliche Unterschreibung des Protokolls durch einen Stimmberechtigten, der an der Sitzung nicht teilgenommen hat, jedoch sein Einverständnis mit dem Beschlusse erklärt, ist unzu­ lässig, ebenso wie die Beschlußfassung im Wege des Rundschreibens (Zirkulars). '^Die Kirchenverwaltungen haben sich einfacher Siegel oder Stempel zu bedienen. Die Umschrift lautet: „Katholische (Prote­ stantische) Kirchenverwaltung N.", im Falle einer Vereinigung der Befugnisse der Kirchenverwaltung und des Presbyteriums nach KGO. Art. 105: „Reformiertes Presbyterium N ". Entsprechende Zusätze, besonders zur Unterscheidung mehrerer katholischer oder protestantischer Kirchenverwaltungen an einem Orte sind zulässig. Vorhandene Siegel und Stempel mit anderer, aber sachlich nicht unrichtiger Umschrift können bis auf weiteres fortbenützt werden. 2. Die protokollarische Festlegung der Beschlüsse ist gesetzlich vor­ geschrieben, aber nicht Voraussetzung ihrer Rechtswirksamkeit (vgl. da­ gegen Art. 67 Abs. III Bem. 3). Die in einer Ausfertigung der Kirchen­ verwaltung enthaltene Feststellung, daß ein gewisser näher bezeichneter Beschluß gefaßt worden sei, muß insolange als tvahr gelten, bis das Gegenteil voll erwiesen wird (vgl. VGH. Bd. 7 S. 295, Bd. 10 S. 19; der analogen Anwendung steht wohl nichts im Wege). 8* Kirchengemeindemitglied: s. Art. 4; Kirchenumlagen­ pflichtige: f. Art. 20 ff. (also z. B. auch Forensen). 4. Als berechtigte Interessen kommen solche des orts­ kirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinde, dann aber auch allgemeine öffentliche Interessen oder Interessen bestimmter Dritter in Betracht (vgl. Bem. 1 u. 4 zu Abs. I u. II). S. Das Recht der Einsichtnahme umfaßt nicht das Recht, eine Abschrift zu verlangen, doch kann in einzelnen Fällen Abschrift­ nahme gestattet werden (AA. 1910 [1. Sef.J S. 70). «. Zu Satz 2: vgl. Abs. IV, VI u. VII. 7. Satz 3: „sollen": die Rechtsgültigkeit des Beschlusses ist trotz des Umstandes, daß das über diesen Beschluß aufgenommene Protokoll nicht von der erforderlichen Zahl von Kirchenverwaltungsmitgliedern

360

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

unterzeichnet ist, dann anzunehmen, wenn sich ergibt, daß tatsächlich die gesetzlich erforderliche Anzahl von Mitgliedern an der Beratung und Abstimmung teilgenommen hat (vgl. BGH. Bd. 17 S. 308); vgl. auch oben Bem. 2.

Zu Abs. IX. 1. Ausfertigungen der Kirchen Verwaltung: Ge­ meint ist hier nicht die gewöhnliche geschäftsleitende Korrespondenz, die dem Vorstande der Kirchenverwaltung bzw. dem Vorsitzenden eines be­ sonderen Ausschusses nach Art. 64 und ihren Stellvertretern in eigener Zuständigkeit zukommt (Art. 63 Abs. I, 64, 57) und auch ohne weiteres von diesen zu unterzeichnen ist. Ausfertigungen i. S. des Abs. IX setzen vielmehr stets eine Beschlußfassung der Kirchenverwaltung voraus, gehören aber auch dann hieher, wenn sie nicht lediglich eine Abschrift des Sitzungs­ protokolls geben, sondern einen vom Vorstand auf Grund eines Ver­ waltungsbeschlusses ausgearbeiteten Bericht, eine Meinungsäußerung, eine Willenserklärung darstellen. Nach der Regel des Abs. IX sind auch solche Schriftstücke vom Kirchenverwaltungsvorstand, dem sein Stellvertreter gleichsteht, allein zu unterzeichnen. Eine Abweichung hievon ergibt sich jedoch aus Satz 2 für den Fall, daß die Ausfertigung eine Willens­ erklärung mit der dort bezeichneten Wirkung tobet eine Bevollmächtigung darstellt. L. a) Zu den schriftlichen Willenserklärungen i. S. des Abs. IX, welche eine Verpflichtung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinde gegenüber Dritten begründen, gehören nur solche, aus denen sich eine Verbindlichkeit für das ortskirchliche Stistungsvermögen usw. gegenüber Dritten unmittelbar ergibt. Ob es sich um einseitige Willenserklärungen handelt oder um Verträge ist gleichgültig. Es zählen hieher also z. B. Haftungsübernahmen (vgl. Art. 9 Abs. VI, Art. 32), Schuldanerkenntnisse — diese, wenn sie etwa im Wege außergerichtlichen Vergleichs gegeben werden und die Schuld erst feststellen — Baupflichtsübernahmen, Kaufverträge, Darlehensver­ träge, Mietverträge usw. Schriftliche Willenserklärungen i. S. des Abs. IX, durch welche ein Recht 'aufgegeben werden soll, sind ebenfalls nur solche, aus denen sich der Verzicht unmittelbar ergibt. Hieher ge­ hört z. B. die Erttärung, daß eine Dienstbarkeit an einem buchungs­ freien und nicht gebuchten Grundstück aufgegeben werde (Art. 84 Abs. II AG. BGB.), ein Schulderlaß, eine Haftungsentlassung, Verzicht auf ein Mitbenützungsrecht usw. Schriftliche Willensäußerungen, welche eine Tatsache nur feststellen, z. B. Bestätigungen, daß diese oder jene bereits anderwärts festgestellte Verbindlichkeit anerkannt wird usw. oder Quittungen über Zahlungen fallen nicht unter Satz 2. b) Die Formvorschrift des Satz 2 gilt auch nur für solche Willens­ erklärungen, die zu ihrer rechtlichen Wirksamkeit höchstens der schrift­ lichen Form (z. B. Mietverträge über Grundstücke auf länger als ein Jahr (8 566 BGB.) oder der öffentlich beglaubigten Form bedürfen. Letztere kommt z. B. in Betracht bei Begründung einer Dienstbarkeit an einem buchungsfreien und nicht gebuchten Grundstück nach Art. 84 AG. BGB. mit § 90 Grundbuchordnung und § 1 der AllhVO. vom 1. Juli 1898, die vom Buchungszwang befreiten Grundstücke betr.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 63.

361

(GVBl. S. 377), welch' letztere insbesondere auch Grundstücke der orts­ kirchlichen Stiftungen und Kirchengemeinden für buchungsfrei erklärt. Zur öffentlichen Beglaubigung ist ausschließlich zuständig der Notar (vgl. Henle-Schneider, AG. BGB. Art. 51 Bem. 3). c) Willenserklärungen der Kirchengemeinde usw., die zur Rechts­ wirksamkeit öffentlicher (z. B. notarieller) Beurkundung bedürfen, z. B. Eigentumsübertragungen an buchungsfreien und nicht gebuchten Grundstücken nach Art. 83 AG. BGB. (vgl. die weiteren Zitate unter lit. b), die Auflassung bei gebuchten Grundstücken (§ 925 BGB., Art. 143 EG. BGB., Art. 81 AG. BGB.), Verpflichtung zur Übertragung des Eigen­ tums an einem Grundstück (ß 313 BGB.) sind vor der zuständigen Behörde bzw. denk Notar mündlich abzugeben. Die Übergabe einer schriftlichen Willenserklärung wäre hier wirkungslos. In solchen Fällen ist aber für das Kirchenverwaltungsmitglied, das die Erklärung abgeben soll, wenigstens eine Vollmacht nach der Formvorschrift des Art. 63 Abs. IX Satz 2 auszustellen. Die Vollmacht muß die Erklärung, die abgegeben werden soll, nicht selbst enthalten. Es genügt Generalvollmacht, wenn sie nur auf die zugrundeliegenden Beschlüsse — d. h. den Beschluß, mit denr Vollmacht erteilt ist und mit dem die Stellungnahme der Kirchenverwaltung zur Sache selbst festgelegt worden ist — Bezug nimmt. In der gerichtlichen oder notariellen Urkunde zeichnet der Bevollmäch­ tigte allein. Für etwaige Überschreitung der Vollmacht haftet der Be­ vollmächtigte nach Art. 59. Weiteres über Vollmacht s. unten Bem. 5. 3. Die dem Kirchenverwaltungsvorstand (event, unter Mitwirkung zweier Kirchenverwaltungsmitglieder) durch Abs. IX erteilte Befugnis beschränkt sich zunächst lediglich auf die beglaubigte Darstellung einer vorhandenen, von den zuständigen Organen der Kirchengemeinde herrührenden Willensäußerung (Be­ schluß, Verfügung usw.); die Erteilung einer Ausfertigung bzw. die Abgabe einer Erklärung in der Form des Abs. IX hat also eine von zuständiger Seite ausgehende Wil­ lensäußerung zur Voraussetzung und kann diese weder ersetzen noch wenn sie — etwa wegen Verletzung wesent­ licher Förmlichkeiten (vgl. Abs. IV, VI) ungültig ist, an sich rechtsgültig machen. Allein wenn eine Ausfertigung bzw. Willens­ erklärung ausdrücklich oder durch Bezugnahme das Vorhandensein gewisser rechtsgültiger Beschlüsse der zuständigen kirchengemeindlichen Organe b e st ä t i g t, so handelt es sich um einen vollkommen selbständigen Rechtsakt, der kraft gesetzlicher Bevollmächtigung in den Bereich der Bertretungsmacht des Kirchenverwaltungsvorstandes und der von ihm zugezogenen Kirchenverwaltungsmitglieder fällt. Die Kirchengemeinde bzw. das ortskirchliche Stiftungsvermögen muß deshalb gegenüber Drit­ ten diese Bestätigung ebenso gegen sich gelten lassen, wie einen inner­ halb der gesetzlichen Zuständigkeitsgrenzen gefaßten Verwaltungsbeschluß ihrer Bertretungskörper, auch wenn die in der Ausfertigung usw. als vorhanden bezeichneten Beschlüsse tatsächlich nicht oder nicht rechts­ gültig gefaßt worden sind (vgl. Begr. S. 473, Kahr I S. 840 ff. mit 763 ff. und oben Art. 53 Abs. I KGO.; auch § 164 BGB.). Es bleibt ihr in solchen Fällen event, nur der Rückgriff nach Art. 59. 4. Die Formvorschriften des Satz 2 sind zwingend. Fehlt es mt einem der aufgezählten Erfordernisse, so können aus der ausge­ stellten Urkunde als solcher Rechte nicht abgeleitet werden, insbesondere

362

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

tritt alsdann der in Bem. 3 bezeichnete Rechtsdorteil für den Dritten nicht ein. Jenen Rechtsvorteil erlangt der Dritte übrigens auch dann nicht, wenn aus der Urkunde nicht hervorgeht, ob sämtliche gesetzlich zuständigen Vertretungskörper gesprochen haben. Unterliegt z. B. eine Angelegenheit der Beschlußfassung der Kirchengemeindeversammlung, so tritt, wenrl ein solcher Beschluß tatsächlich fehlt, eine Verpflichtung der Kirchengemeinde usw. aus der sonst formgerecht ausgestellten Urkunde nur dann ein, wenn darin ausdrücklich die Zustimmung der Kirchen­ gemeindeversammlung als vorhanden bestätigt ist. Nach Art. 78 Abs. II können Beschlüsse, welche staatsaufsicht­ licher Genehmigung bedürfen, vor deren Erteilung nicht rechtswirksam zum Vollzug gelangen. Der Nachweis dieser Genehmigung" ist ein selb­ ständiges Erfordernis, das neben die nach Abs. IX geforderte Urkunde tritt. Die Bestätigungsbefugnis des Vorstandes usw. erstreckt sich also darauf nicht. Der Dritte muß daher, um sicher zu gehen, die Vorlage der Urschrift oder einer beglaubigten Abschrift der Genehmigung ge­ sondert fordern (vgl. auch Begr. S. 473). Mündliche Erklärungen des Vorstandes, die über dessen regel­ mäßige Vertretungsbefugnis hinausgehen (vgl. Art. 53 Abs. I, 56) be­ dürfen der Deckung durch eine Vollmacht. Für die Form derselben und deren Wirkung gilt das zu Bem. 2—4 Gesagte entsprechend. Die Vollmacht wird von solchen Mitgliedern zu unterzeichnen sein, die darin nicht als bevollmächtigt bezeichnet werden. Der Vorstand muß jedoch auch dann unterzeichnen, wenn er selbst bevollmächtigt wird ft)gl. Begr. S. 473), es sei denn daß ein Stellvertreter vorhanden ist (vgl. Art. 38 Abs. II). Soll letzterer bevollmächtigt werden, so unterzeichnet zweckmäßig der Vorstand. 7. Die Bezugnahme muß deutlich machen, wann, über welchen Gegenstand und durch wen beschlossen worden ist. Angabe des vollen Inhalts der Beschlüsse ist nicht erforderlich. 8. Willenserklärungen, i. S. des Abs. IX, die von Staatsverwaltungsbehörden usw. ausgenommen werden, bedürfen der Unterschrift durch den Vorstand, der Bezugnahme auf die zugrunde­ liegenden Beschlüsse nicht. Selbstverständlich muß aber der mitwirkende Vertreter der Kirchengemeinde bzw. des ortskirchlichen Stiftungsver­ mögens nach Vorschrift des Satz 2 bevollmächtigt sein.

S.

6.

Zn Abs. X. Die bisherigen Ministerialvorschriften und Allerhöchsten Verord­ nungen über den Geschäftsgang sind aufgehoben (Art. 112 Abs. IC; Begr. S. 473). Besondere Ausschüsse.

Art. 64.

'Zur Verwaltung von Bestandteilen des Ortskirchenvermögens oder von ortskirchlichen Anstalten sowie zur Besorgung bestimmter Geschäfte, insbesondere zur Führung der Aufsicht über die der Kirchenverwaltung unterstellten Gebäude nebst Inventar oder über alle vorkommenden Bauarbeiten können durch Beschluß der Kirchen­ verwaltung besondere Ausschüsse aus Kirchenverwaltungsmitglie­ dern oder aus sonstigen wählbaren Kirchengemeindegliedern ge-

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 64.

363

bildet werden, deren Auswahl der Kirchenverwaltung zusteht. Das Ergebnis ist der Staatsaufsichtsbehörde anzuzeigen. * 11 Sie hiezu berufenen Kirchengemeindeglieder versehen die Ge­ schäfte unentgeltlich und haben nur Anspruch auf Ersatz von Aus­ lagen. ukSolche Ausschüsse sind der Kirchenverwaltung untergeordnet, an deren Weisungen gebunden und können von ihr aufgelöst werden. Der Kirchenverwaltungsvorstand oder ein von ihm be­ zeichnetes Kirchenverwaltungsmitglied führt den Vorsitz. IV$)ie Wirksamkeit ständiger Ausschüsse endet jedenfalls mit Ablauf der Wahlperiode. vSm übrigen finden die Vorschriften über die Kirchenver­ waltung, deren Vorstand, die Kassenverwalter und Kirchenver­ walter auf die besonderen Ausschüsse, deren Vorsitzenden, Kassen­ verwalter und Mitglieder entsprechende Anwendung. Begr. S. 473; A. >21. 1910 (1. Les.) S. 90 und 131/32; A. Pl. 1910 S 485; R. A. 1912 IV. Prot. S. 17; vgl. Art. GemÖ.; Kahr I S. 862, Wand K AOK 67 Abs- V u. VI

Zu Abs. I. I Ausschüsse können insbesondere auch gebildet werden zur Ver­ waltung einzelner ortskirchlicher Stiftungen, eines kirchlichen Friedhofs, für den näheren Vollzug der Kirchenverwaltungsbeschlüsse hinsichtlich eines tu Ausführung begriffenen Neubaues usw. (vgl. Begr. S. 473).

2 Die Kirchenverwaltung beschließt sowohl über die Bildung und Auslösung besonderer Ausschüsse als auch über deren Zusammensetzung (Personen, Zahl usw.) sowie über die zuzuweisenden Aufgaben und Zu­ ständigkeiten. 8. Der Berufung in einen besonderen Ausschuß Folge zu leisten, ist für die Mitglieder der Kirchenverwaltung Amtspflicht. Aber auch die „sonstigen, wählbaren (Art. 44) KirchengemeindegMder" sind ver­ pflichtet, die auf sie gefallene Wahl anzunehmen (hiezu nötigt die all­ gemeine Fassung des Abs. V, welcher sich im Vorbild (Art. 106 GemO.) nicht findet, offenbar aber mindestens ebenso weitgreifen will wie das Vorbild (vgl. Kahr II S. 863); auch die Anwendbarkeit des Art. 8 Ziff. 37 VGHG. mit 96 b KGO. wird hiedurch ermöglicht. Art. 45 findet Anwendung (Abs. V). 4. Verpflichtung: s. 8 11 VollzBek. (abgedr. bei Art. 36). Zu Abs. n. Die Gewährung einer besonderen Vergütung für außer­ ordentliche Dienstleistungen ist nicht ausgeschlossen (Art. 75 Abs. I Ziff. 7 mit 64 Abs. V). Zu Abs. in. 1. Die Bestimmungen des Satzes 1 sind analog denen des Art. 106 Abs. III rechtsrh. GemO. auszulegen (Begr. S. 474). Hienach sind die Ausschüsse, abgesehen von einer ihnen übertragenen vorbereitenden

364

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Tätigkeit, innerhalb der ihnen zugewiesenen Sparten immer an die ihllen Von der Kirchenverwaltung zu erteilenden, sei es allgemeinen und grmrdlegenden, sei speziellen Weisungen und Instruktionen im ganzen wie im einzelnen gebunden. Innerhalb dieser Instruktionen können sie aber nach Umständen auch Geschäfte selbständig erledigen und nach außen auftreten (vgl. BGH. Bd. 18 S. 318). Dem selbständigen Auftreten nach außen werden aber sehr enge Grenzen zu ziehen sein. Die Fassung entscheidender Beschlüsse fällt nicht in ihren Aufgaben­ bereich (Kahr I S. 862). Keinesfalls können sie Willenserklärungen i. S. des Art. 63 Abs. IX abgeben. Die selbständige Erledigung solcher Angelegenheiten, welche staatsaufsichtlicher Genehmigung bedürfen, kann den Ausschüssen nicht zugewiesen werden (vgl. BGH. Bd. 18 S. 309), doch können sie selbstverständlich mit der Vorberatung dieser Angelegen­ heiten für die Sitzung der Kirchenverwaltung (nicht aber auch an Stelle der Kirchenverwaltung für die Sitzung der Kirchengemeindever­ sammlung und der -Bevollmächtigten (vgl. Art. 66 Abs. I, 68 Abs. I u. IVj) betraut werden. Die Kirchenverwaltung kann die Befugnisse der Ausschüsse auf eine lediglich vorbereitende Tätigkeit beschränken, nicht aber kann dies unmittelbar die Staatsaufsichtsbehörde (vgl. Art. 74; VGH. a. a. £).). Letztere kann überhaupt nur indirekt durch Anweisung der Kirchenver­ waltung auf die Ausschüsse einwirken. Für die gesamte Tätigkeit der Ausschüsse trägt die Kirchenver­ waltung die Verantwortung (vgl. Abs. V, Art. 59; Art. 59 Abs. II gilt aber auch für das Verhältnis zwischen den Ausschußmitgliedern und der Kirchenverwaltung). 2. Die Ausschüsse müssen mindestens drei Mitglieder zählen (Abs. V Art. 37 Abs. I Ziff. 1 u. 2 und Art. 63 Abs. IV). Ihre Beschlußfähig­ keit und die Beschlußfassung bemißt sich nach Art. 63 Abs. IV—VII. Ist der Ausschuß infolge Privatbeteiligung Einzelner (Art' 40) beschluß­ unfähig, so hat die Kirchenverwaltung zu entscheiden. Ist auch diese aus gleichem Grunde beschlußunfähig, so bemißt sich das weitere nach Art. 40 Abs. II—IV (Begr. S. 474). 3. An ein von außen zugezogenes wählbares Kirchengemeinde­ glied (Abs. I) kann der Vorsitz nicht übertragen werden. Zu Abs. IV. Die Wirksamkeit der ständigen Ausschüsse endigt, wenn sie nicht nach Abs. III aufgelöst worden, spätestens mit dem Ablauf der Wahl­ periode (Art. 47 Abs. II), für die sie gebildet worden sind (Begr. S. 474).»

Zu Abs. V. 1 Vollzugsbekanntmachung: Zu Art. 64 Abs. V.

8 15. § 14 findet auf die besonderen Ausschüsse entsprechend An­ wendung. Für die Beschlüsse der besonderen Ausschüsse wird das Protokollbuch der Kirchenverwaltung zu verwenden sein. § 14 der VollzBek. ist abgedruckt als Bem. 1 zu Art. 63 Abs. VIII. 2. Zu den entsprechend anwendbaren Vorschriften gehören ins­ besondere die der Art. 53 ff. über den Wirkungskreis und den Ge­ schäftsgang der Kirchenverwaltungen, über deren Haltung usw.; dann

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 65.

365

aber auch die Bestimmungen des Art. 83 f. Die erforderlichen Ein­ schränkungen ergeben sich aus den Vorschriften des Art. 64 und der damit umschriebenen Rechtsnatur der besonderen Ausschüsse.

Zweiter Titel.

Wirkungskreis.

Kivchettgemeindeveesammlrrrrg. Art. 65.

den gesetzlich bestimmten Fällen erfolgt die Beschlußfassung der Kirchengemeinde durch die Kirchengemeindeversammlung, soferne nicht an deren Stelle Kirchengemeindebevollmächtigte treten. n$)ie Kirchenverwaltung kann auch in anderen Fällen einen Beschluß der Kirchengemeindeversammlung veranlassen. Dieser geht dem Beschlusse der Kirchenverwaltung vor, wenn es sich um eine eigene Angelegenheit der Kirchengemeinde handelt. Begr. S. 47b; A. A. 1910 (1. Les.) S. 70 ff.; (2. Les.) ©. 265 ff.; A. Pl. 1910 S. 486; R. A. 1912 IV. Prot. S. 17.

Zu Abf. I. 1. Die gesetzlich bestimmten Fälle ergeben sich aus Art. 23 Abs. II (dessen Normen naturgemäß auf eine Reihe weiterer Angelegenheiten wirken), Art. 28 Abs. III, 34 Abs. I, 35 Abs.,I, 36 Abs. III Ziff. 1, Abs. IV, 39 Abs. II, 40 Abs. IV. Soweit darin die Zu­ ständigkeit der Kirchengemeindeversammlung (bzw. der Kirchengemeinde­ bevollmächtigten) nicht ausdrücklich ausgesprochen ist, steht die Beschluß­ fassung der Kirchenverwaltung allein zu (Art. 53 Abs. II); einen be­ sonderen Fall enthält Art. 52 Abs. III letzter Satz. Handelt es sich um katholisches ortskirchliches Stiftungsvermögen, so kommt vorbehaltlich der Fälle des Abs. II eine Beschlußfassung der Kirchengemeindeversammlung nur in den Fällen des Art. 23 Abs. II Ziff. 2 u. 3 und des Art. 36 Abs. III Ziff. 1 u. Abs. IV in Frage (vgl. auch Art. 40 Abs. II u. III). 2. Soweit die Kirchengemeindeversammlung gesetzlich zuständig ist, kommt ihrer Beschlußfassung entscheidende Bedeutung zu. Ein nach Art. 66 Abs. I von der Kirchenverwaltung gefaßter abweichender Be­ schluß bleibt außer Betracht. Eine besonders geartete Stellung nimmt die Kirchengemeindever­ sammlung gegenüber dem katholischen ortskirchlichen Stiftungsvermögen ein. Die Verwaltung dieses Vermögens ist der Kirchenverwaltung, nicht der Kirchengemeinde anvertraut. Die katholische Kirchengemeinde hat demgemäß keinen direkten Anteil an der Verwaltung dieses Vermögens. In Angelegenheiten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens beschließt die katholische Kirchenverwaltung als selbständiges Organ, nicht als Organ der Kirchengemeinde. Art. 6 behält nur ein Mitwirkungsrecht der Kirchengemeinde für bestimmte Fälle vor. Die rechtliche Bedeutung dieser Regelung ist die: soweit ein Mitwirkungsrecht der Kirchengemeinde nach Art. 6 Abs. I besteht, beschließt die Kirchengemeindeversammlung nicht als ein der Kirchenverwaltung übergeordnetes Organ, als ein Organ mit höheren Befugnissen, dessen Beschluß unmittelbar für das

366

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Stiftlmgsvermögen maßgebend wäre — dies wäre bei protestantischem ortskirchlichen Stiftungsvermögen zufolge Art. 6 Abs. II der Fall — sondern lediglich als Organ der Kirchengemeinde, dessen Willensäuße­ rung neben die der Kirchenverwaltung als Stiftungsorgan tritt. In den Fällen des Art. 23 Abs. II ist aber die entscheidende Beschlußfassung in die Hände der Kirchengemeindeversammlung gelegt. Die Kirchen­ verwaltung als Stiftungsorgan hat sich bei deren Beschlusse zu be­ scheiden. Die praktische Wirkung einer Beschlußfassung der Kirchen­ gemeindeversammlung nach Art. 23 Abs. II ist also für das protestan­ tische und katholische ortskirchliche Stiftungsvermögen gleich; nur kommt vielleicht dem Vorbeschluß der katholischen Kirchenverwaltung als Stif­ tungsorgan größere Bedeutung zu. Besondere Fälle sind die des Art. 36 Abs. III Zisf. 1 und Abs. IV, wonach nur übereinstimmende Beschlüsse der Kirchenverwaltung und der Kirchengemeindeversammlung eine Rechtswirkung hervorbringen. Es ist damit der sachlichen Bedeutung der hienach zu treffenden Entscheidungen Rechnung getragen. L. Kirchengemeindebevollmächtigte: s. Art. 68. 4. Über die Befugnisse der Staatsaufsichtsbehörde gegen­ über Beschlüssen der Kirchengemeindeversammlung vgl. Art. 74. S. Für die Pfalz vgl. Art. 101 Abs. III.

Zu Abs. II. 1 Eine freiwillige Einvernahme der Kirchengemeindeversamm­ lung kann sowohl in eigenen Angelegenheiten der Mrchengemeinde als auch in Angelegenheiten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens beider Konfessionen erfolgen. In eigenen Angelegenheiten der Kirchengemeinde hat auch der freiwillig erholte Beschluß der Kirchengemeindeversamm­ lung die in Abs. I Bem. 2 geschilderte Bedeutung (vgl. hiezu BGH. Bd. 11 S. 130: vorletzter Absatz S. 134). In Angelegenheiten des orts­ kirchlichen Stiftungsvermögens beider Konfessionen dagegen behält die Kirchenverwaltung ihre Entschlußfreiheit trotz gegenteiliger Entscheidung der Kirchengemeindeversammlung. Doch hat sie in der betreffenden Angelegenheit nochmals unter Würdigung der Erörterungen und Be­ schlüsse der Kirchengemeindeversammlung Beschluß zu fassen. 2. über die Scheidung zwischen eignen Angelegenheiten der Kirchen­ gemeinde und Angelegenheiten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens vgl. Art. 6 Abs. I Bem. 2 und Art. 1 Abs. I Bem. II2 S. 144). Die Führung eines gemeinsamen Haushalts (Art. 60 Abs. II), der zufolge auch Kirchenumlagen in die Kirchenstiftungskasse fließen, hebt die mate­ rielle Wirkung dieser Scheidung nicht auf. Wenn also z. B. die Riickforderung einer aus Kirchenumlagenmittel gemachten Leistung in Frage steht, handelt es sich auch in den Fällen des Art. 60 Abs. II um eine eigene Angelegenheit der Kirchengemeinde (vgl. Begr. S. 476). 3. Ob eine freiwillige Einvernahme der Kirchengemeindeversamm­ lung erfolgen soll, bestimmt die Kirchenverwaltung durch Beschluß. Der Vorstand kann allein hierüber nicht verfügen (vgl. Art. 56 Abs. IV und V). Die freiwillige Einvernahme kann auch nicht von Kirchen­ gemeindegliedern nach Art. 56 Abs. V herbeigeführt werden, da eine Berufung der Kirchengemeindeversammlung nach dieser Bestimmung die Bezeichnung eines gesetzlich (Art. 65 Abs. I) zur Zuständigkeit dieses

3. Abschn. Ortskirchliche Bertretungskörper.

Art. 66.

367

Bertretlmgskörpers gehörigen Berhanblungsgegenstandes voraussetzt. Die Kirchengemeindeversammlung kann auch nicht etwa eine gesetzlich nicht begründete Zuständigkeit beschlußmäßig an sich reißen. Ein diesbezüg­ licher Beschluß wäre samt der etwa damit verbundenen materiellen Ent­ scheidung rechtsunwirksam. 4. Die Entscheidung nach Bem. 3 erfolgt von Fall zu Fall. Durch Ortskirchensatzung kann die Zuständigkeit der Kirchengemeindeversamm­ lung nicht erweitert werden. Die sreiwillige Einvernahme wird sich namentlich in Grenzfällen des Art. 23 Abs. II empfehlen, um die Rechts­ wirksamkeit eines bezüglichen Beschlusses außer Zweifel zu stellen. Verschiedenes.

8ttt» 66«

'Vor der Beschlußfassung in der Kirchengcmeindeversammlung soll eine Vorberatung in der Kirchenverwaltung stattfinden. Von letzterer sollen der Versammlung bestimmte Anträge vorgelegt wer­ den. Abweichende Anträge zu dem gleichen Beratungsgegenstande können in der Versammlung gestellt werden. "Zur Teilnahme an der Kirchengemeindeversammlung mit je einer Stimme sind, vorbehaltlich des Art. 40 Abs. IV Satz 2, be­ rufen alle männlichen, volljährigen, selbständigen, im Besitze der deutschen Reichsangehörigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte be? findlichen Bekenntnisgenossen, die im Kirchengemeindebezirk wohnen (Art. 106 Abs. IV) und von denen ein Steuerbetrag auf die Kirchengemeinde trifft. "'Ist an der Angelegenheit nur ein Teil des Kirchengemeinde­ bezirks beteiligt, so beschränkt sich die Stimmberechtigung auf jene, von denen ein Steuerbetrag auf diesen Teil trifft. "Wenn eine Tochtergemeinde an der Wahl der Pfarrkirchen­ verwaltung sich nicht zu beteiligen hat (Art. 42 Abs. II), so nehmen die Tochtergemeindeglieder auch an der Kirchengemeindeversamm­ lung der Pfarrgemeinde nicht teil; hinsichtlich etwaiger gemein­ schaftlicher Angelegenheiten, für welche die Zuständigkeit der Kir­ chengemeindeversammlung begründet ist, finden gesonderte Kirchen­ gemeindeversammlungen statt. Mangels Einigung findet Art. 74 Abs. V—VII Anwendung. ' Der Vorsitzende (Art. 56 Abs. IV) hat Stimmrecht. Er hand­ habt die Ordnung. Bkgr. e. 476; A. A. 1910 (1. Les.) 6. 71 ff., 132 f.; (2. Les.) S. 266; A. Pl. 1910 £. 486, 1912 S. 103.

Zn Abs. I. !♦ Die Vorberatung in der Kirchenverwaltung gehört zur ord­ nungsgemäßen Vorbereitung einer der Kirchengemeindeversammlung vorzulegcnden Angelegenheit, auch wenn die Anregung zur Einberufung

368

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

von Kirchengemeindegliedern nach Art. 56 Abs. V ausgeht. Auf die Beachtung der Vorschrift des Satz 1 ist daher staatsaufsichtlich event, mit disziplinären Zwangsmitteln hinzuwirken, falls nicht etwa nach besonderer Lage des einzelnen Falls die Vorberatung nur eine leere Formalität wäre oder doch eine nicht gerechtfertigte Geschäftsvermehrung bedingen würde. Die Vorberatung wird in der Regel mit einer Ab­ stimmung d. i. mit einem Beschluß zu enden haben. Die Fassung eines solchen Beschlusses ist aber wie die Vorberatung überhaupt — anders als nach bisherigem Recht (vgl. VGH. Bd. 17 S. 141) — nicht Vor­ bedingung der Rechtswirksamkeit des Kirchengemeindeversammlungsbe­ schlusses (vgl. Art. 65 Abs. I Bem. 2). 2. Die nach Satz 2 von der Kirchenverwaltung der Versamm­ lung vorzulegenden Anträge können eigene der Kirchenverwaltung oder solche sein, die von anderer Seite gestellt sind (vgl. Art. 56 Abs. IV und V), mit etwaigen bei der Vorberatung beschlossenen abweichenden Kirchenverwaltungsanträgen (Begr. S. 476). Jeder Stimmberechtigte kann — immer mit der Beschränkung auf den angekündigten (Art. 67 Abs. I) Beratungsgegenstand — in der Versammlung abweichende An­ träge stellen, über welche abzustimmen ist. Selbstverständlich hat auch die Kirchenverwaltung die Befugnis, wenn sie auf Grund der Be­ ratung zu einer abweichenden Anschauung kommen sollte, ihren ur­ sprünglichen Antrag abzuändern. Die an der Versammlung teilnehmen­ den Kirchenverwaltungsmitglieder sind bei der Abstimmung an den von ihnen mitbeschlossenen Antrag der Kirchenverwaltung nicht gebunden (vgl. Kahr I S. 941). 3* Über andere als die bei Berufung der Versammlung ange­ gebenen Beratungsgegenstände kann zwar beraten, aber nicht gültig Beschluß gefaßt werden (Art. 67 Abs. I, vgl. aber dort Bem. 1).

Zu Abs. II. 1. Vorbehaltlich des Art. 40 Abs. IV Satz 2: Wer aus einem Privatinteresse unmittelbar persönlich beteiligt ist (Art. 40 Abs. I) kann zwar an der Beratung teilnehmen, hat aber kein Stimmrecht. Für den Fall daß mindestens die Hälfte der an sich zur Teilnahme Berufenen privatbeteiligt ist, vgl. Art. 40 Abs. IV Satz 3. 2. männlich: vgl. Art. 43 Ms. I Bem. 4; aber auch Art. 67 Abs. V und Art. 23 Ms. III Bem. 7 b. 3. volljährig: s. §§ 2 u. 3 BGB. 4. selbständig: s. Art. 106 Abs. III. 5. Deutsche Reichsangehörigkeit: vgl. Art. 43 Abs. I Benr. 8. 6. bürgerliche Ehrenrechte: s. Art. 41 Abs. II Bem. 1 und Art. 43 Abs. I Ziff. 2, 63 Ws. IV Bem. 6. 7. Bekenntnisgenossen: s. Art. 43 Ws. I Bem. 6. Juri­ stische Personen haben weder Stimmrecht, noch das Recht, einen Ver­ treter zur Teilnahme an der Beratung zu entsenden — vorbehaltlich Art. 67 Abs. V mit Art. 23 Abs. III Bem. 7 b. 8. Kirchengemeindebezirk: s. Art. 43 Abs. I Bem.7 9. wohnen: s. Art. 106 Ms. IV, 4 Abs. I, 43 Abs. I Bem. 9. Wer hienach wahlberechtigt ist, ist auch stinrmberechtigt in der Kirchen-

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

369

Art. 66.

gemeindeversammlung. Forensen haben kein Stimmrecht — vorbehalt­ lich Art. 67 Abs. V. IO* Steuerbetrug auf die Kirchengemeinde trifft: vgl. Art. 20 Abs. VI—X. Das Privilegium des Art. 43 Abs. I (vgl. dort Bem. 10) gilt hier nicht. 11» Militärpersonen und Geistliche sind stimmberechtigt (s. Art. 43 Abs. I Bem. 11 u. 12), ebenso die Kirchenverwalter. 12. Ein Konkursverfahren oder die Verurteilung zu bestimmten Strafen oder wegen bestimmter strafbarer Hand­ lungen hat keinen Einfluß auf das Stimmrecht (vgl. dagegen Art. 43 Abs. I Zifs. 1 u. 3) soweit nicht etwa gleichzeitig die bürgerlichen Ehren­ rechte aberkannt werden (s. oben Bem. 5). 13. Stellvertretung in der Abstimmung ist ausge­ schlossen (Begr. S. 477) — vorbehaltlich Art. 67 Abs. V mit Art. 23 Abs. III.

Zu Abs. HI. 1. Als Beispiele, in denen eine Beschränkung nach Abs. III notwendig werden kann, nennt die Begr. (S. 477): a) Eine Tochtergemeinde ist nach Art. 16 an einer einzelnen Ange­ legenheit nicht beteiligt, ohne daß aber die Voraussetzungen des Art. 42 Abs. II mit Art. 66 Abs. IV gegeben sind. b) Ein Nebenort oder Nebenortsgruppen sind nach Art. 16 Abs. VII nicht beteiligt z. B. bezüglich des kirchlichen,' Friedhofs, weil sie eilten eigenen Friedhof haben. c) Der Pfarrort und die Tochtergemeinden sind unbeteiligt, weil es sich nur um den als Hof der Nebenkirche erscheinenden kirchlichen Friedhof eines Nebenortes handelt, der etwa mit dem Pfarrort die Muttergemeinde, also felbst keine Kirchengemeinde bildet. d) Nur der Nebenort ist beteiligt, weil den dort wohnenden Bekennt­ nisgenossen besondere Leistungen (nach besonderem Rechtstitel, Her­ kommen, gesetzmäßigen Beschlüssen) für kirchliche Zwecke obliegen (Art. 20 Abs. XI) z. B. hinsichtlich der Unterhaltung der als Neben­ kirche anzusehenden Dorskirche. 2. Soweit die Kirchengemeindeversammlung nach Art. 65 Abs. I und II berufen ist, über eine Angelegenheit Beschluß zu fassen, die wie in den unter Bem. la—d aufgezählten Fällen nur einen Teil des Kirchengemeindebezirks (eine Tochtergemeinde innerhalb der Pfarr­ gemeinde svgl. Art. 1 Abs. I Bem. I4a u. c], eine Muttergemeinde Mt. 1 Abs. I Bem. I4b], Nebenorte, Nebenortsgruppen sArt. 16 tos. VII] usw.) angeht, so können nur solche Bekenntnisgenossen mit entscheidender Stimme teilnehmen, welche außer den Voraussetzungen des Abs. II die des Abs. III erfüllen. Der gefaßte Beschluß hat trotzdem für den be­ treffenden Teil des Kirchengemeindebezirkes nach innen wie nach außen die Wirkung etne^ Kirchengemeindeversammlungsbeschlusses i. S. des Art. 65. Auch die Beschlußfassung der teilweise nach Analogie der Kirchengemeinde zu behandelnden Konkurrenzverbände (Art. 13 Abs. V, 20 Abs. XI) fällt unter Abs. III. Im Gegensatz hiezu stehen die Fälle, in denen es sich um die Be­ schlußfassung einer Anzahl Bekenntnisgenossen als Einzelpersonen han­ delt; hiefür ist Art. 108 einschlägig. Langheinrich, Ktrchengemeindeordnung.

24

370

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

S. Besondere Bestimmungen bestehen für die in Haupt- oder Fern­ bezirke geschiedenen Kirchengemeinden; vgl. Art. 19 Abs. I. 4. „Steuerbetrag": s. Abs. II Bem. 10. Zu Abs. IV. Als gemeinschaftliche Angelegenheiten i. S. des Abs. IV kommen z. B. die Vorverhandlungen zur Errichtung eines für Mutterund Tochtergemeinde gleich notwendigen (vgl. Art. 16 Abs. II u. III) kirchlichen Bauwerks in Betracht. Staatsaufsichtlicher Zwang nach Art. 74 Abs. V—VII kann mangels Einigung selbstverständlich nur in­ soweit geübt werden, als es sich um gesetzliche Verpflichtungen handelt (Art. 12 Abs. I).

Zu Abs. V. 1 Vollzugsbekanntmachung zu Art. 66 Abs. V und 67 Abs. III. 8 16. 1 $)eii Raum, in dem die Kirchengemeindeversammlung abgebalten wird, bestimmt der Kirchenverwaltungsvorstand. Im Be­ schwerdefall entscheidet die Staatsaufsichtsbehörde. L. Vorsitzender ist der Kirchenverwaltungsvorstand oder sein Stellvertreter (Art. 56 Abs. IV, 37, 38) auch, in den Fällen des Abs. III. 3. Stimmrecht steht dem Vorsitzenden in allen Versammlungen zu, die er leitet; im Falle des Abs. IV kann er also eventuell in beiden Versammlungen sich an der Abstimmung beteiligen. 4. Ordnung: vgl. Art. 63 Abs. III. S. Öffentlichkeit der Kirchengemeindeversamm­ lung ist nicht vorgeschrieben. Die Öffentlichkeit kann aber zugelassen werden (Begr. S. 477). Beschlußfassung.

Art. 67.

»Die Kirchengemeindeversammlung ist, falls nicht ohnehin sämtliche im Kirchengemeindebezirk sich aufhaltenden Stimmbe­ rechtigten anwesend sind, ohne Rücksicht auf die Zahl der an­ wesenden Stimmberechtigten beschlußfähig, wenn sie unter Angabe des Beratungsgegenstandes durch öffentliche Bekanntmachung oder durch Ladung jener Stimmberechtigten berufen wurde. "Ein Antrag ist angenommen, wenn mehr als die Hälfte der anwesenden Stimmberechtigten sich dafür erklärt. »'Die Abstimmung kann mündlich oder schriftlich mittels unterschriebener Stimmzettel erfolgen. Über die Verhandlung ist ein Protokoll zu errichten, welches die zur Beurteilung der Be­ schlußfähigkeit erforderlichen Feststellungen sowie das Ergebnis der Abstimmung enthält und von dem Vorsitzenden, zwei weiteren Stimmberechtigten und dem Protokollführer unterschrieben werden muß. Erfolgt schriftliche Abstimmung, so sind die Stimmen für und gegen den Antrag im Protokoll einzeln aufzuführen.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 67.

371

"Die Abstimmung muß schriftlich vorgenommen werden, wenn dies von einem Drittel der anwesenden Stimmberechtigten bean­ tragt wird. v$)ie besonderen Vorschriften des Art. 23 Abs. III bleiben Vor­ behalten. Im Protokoll ist die Abstimmung der Höchstbesteuerten ersichtlich zu machen. Beor. S. 477; A. A. 1910 (1. Les.) S. 73 und 133; (2. Les.) 6. 266; Beil. 968 S. 334 A. Pl. 1910 S. 486; A. A. 1912 Beil. 305 S. 100.

Zu Abs. I. !♦ Wenn ohnehin sämtliche im Kirchengemeindebezirk sich aufhaltenden (f. Art. 63 Abs. IV Bem. 5) Stimmberechtigten (Art. 66 Abs. II, Art. 67 Abs. V) anwesend sind, bedarf es des Nachweises rechts­ förmlicher Berufung nicht mehr. Insbesondere kann alsdann auch über solche Angelegenheiten verhandelt und abgestimmt werden, die nicht durch öffentliche Bekanntmachung als Beratungsgegenstände bezeichnet worden sind. Die „ohnehin" versammelte Kirchengemeinde kann nur dann als Kirchengemeindeversammlung i. S. des Art. 65 gültig beschließen, wenn sie vom Kirchenverwaltungsvorstande ausdrücklich als solche erklärt ist (vgl. Art. 63 Abs. IV Bem. 1). Zu beachten ist der Vorbehalt des Art. 40 Abs. IV Satz 2 u. 3.

S. Eine Mindestpräsenz ist anders als im Falle des Art. 63 Abs. IV nicht vorgeschrieben; die Notwendigkeit einer solchen von zwei Stimm­ berechtigten außer dem Vorstand ergibt sich jedoch indirekt aus Abs. III Satz 2, insoferne die Rechtsgültigkeit eines Beschlusses von der Proto­ kollierung und von der Unterzeichnung des Protokolls durch mindestens drei Personen abhängig gemacht ist. 3* Hinsichtlich der Berufung der Kirchengemeinde­ versammlung s. VollzBek. § 16 Abs. III (abgedr. unten bei Abs. III). Eine Strafdrohung für den Fall des Ausbleibens kann mit der Ladung nicht verbunden werden. 4. Sind die Voraussetzungen des Abs. I nicht erfüllt, so ist ein trotzdem gefaßter Beschluß rechtsungültig. Nachträgliche Heilung ist ausgeschlossen. Rechtsgültige Beschlüsse können nur in der Versammlung gefaßt werden. Abstimmung im Zirkularweg ist unzulässig. 3. Kommt ein gültiger Beschluß nicht zustande (etwa wegen all­ gemeinen Ausbleibens der Stimmberechtigten), so kann der Vorstand die Berufung wiederholen. Auch die Kirchenverwaltung kann wiederholte Berufung anordnen (Art. 56 Abs. IV u. V). Geschieht dies nicht oder führt auch die Wiederholung nicht zum Ziel, so muß entweder die An­ gelegenheit beruhen oder, wenn es sich um die Erfüllung gesetzlicher Verbindlichkeiten handelt, nach Art. 74 Abs. V—VII verfahren werden. Eventuell kann auch durch Bestellung von Kirchengemeindebevollmächtigten abgeholsen werden. 6» Ein entgegen den Vorschriften des Art. 40 Abs. IV Satz 2 u. 3 gefaßter Beschluß ist ungültig.

Zu Abs. II. !♦ Nach Abs. II ist ein Antrag nur dann als angenommen anzu­ sehen, wenn sich mehr als die Hälfte der z. Zt. der Abstimmung an24*

372

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

wesenden Stimmberechtigten (nicht nur der Abstimmenden) positiv für den Alltrag erklärt. Die Feststellung des Resultates durch Erhebung mir der Frage, wer „gegen" den Antrag sei, wäre also nicht korrekt. Doch könnte dieser Mangel dann als behoben gelten, wenn der Vorsitzende aus­ drücklich die Stimmen der übrigen als „für den Antrag" abgegeben er­ klärt und ein Widerspruch hiegegen nicht erfolgt. Dies gilt selbstverständ­ lich nur bei mündlicher Abstimmung (s. Abs. III). Stimmenthaltung wirkt wie eine gegen den Antrag abgegebene Stimme (ebenso Art. 63 Abs. VI; vgl. das dort zu Bem. 1 gegebene Beispiel). Bei Stimmengleichheit gilt der Antrag als abgelehnt. Ein Stichentscheid des Vorsitzenden (vgl. Art. 63 Abs. VII) ist hier entgegen dem bisherigen Recht nicht vorgesehen.

Zu Abs. III. 1. Vollzugsbekanntmachung zu Art. 66 Abs. V und 67 Abs. III. 8 16 Abs. II—IV. " Wenn für die Beschlüsse der Kirchengemeindeversammlung das Protokollbuch der Kirchenverwaltung nicht verwendet werden will, sind sie in ein besonderes Buch einzutragen. Im übrigen gilt § 14 Abs. I auch hier. mZur Kirchengemeindeversammlung sind die im Kirchengenieindebezirke sich aushaltenden Stimmberechtigten, falls sie nicht ohnehin sämtlich anwesend sind, unter Angabe des Beratungs­ gegenstandes durch öffentliche Bekanntmachung oder besonders zu laden. Die öffentliche Bekanntmachung kann in beliebiger Form, z. B. durch Ausschellen, Anschlag am Eingang in die Kirche oder an der gemeindlichen Amtstafel, Verkündung von der Kanzel u. dgl., die besondere Ladung kann mündlich durch sogenanntes Einsagen oder schriftlich durch Zirkular gegen Unterschrift, durch verviel­ fältigtes Ladungsschreiben u. dgl. erfolgen. Wird die öffentliche Bekanntmachung von der Kanzel verkündet, so ist daneben noch eine andere Art der Bekanntmachung zu wählen. Die Höchstbesteuerten (KGO. Art. 23 Abs. III) sind stets besonders zu laden. ^Das Protokoll muß ersehen lassen, wie die Ladung erfolgt ist. Auf die Vorberatung der Kirchenverwaltung soll im Protokoll Bezug genommen werden. Es muß auch die Zahl der Anwesenden und das Ergebnis der Abstimmung enthalten, d. h. ersehen lassen, wieviel Abstimmende für und gegen den Antrag sich erklärt haben. Bei schriftlicher Abstimmung sind die Namen der für und gegen den Antrag Stimmenden im Protokoll einzeln aufzuführen. Die Abstimmung der Höchstbesteuerten ist stets ersichtlich zu machen. Für die Unterfertigung des Protokolls gilt KGO. Art. 67 Abs. III Satz 2. Wenn der Vorsitzende oder ein sonstiger Sttmmberechtigter das Pro­ tokoll geführt hat, ist seine Unterschrift zugleich die des Protokoll­ führers, so daß hier drei Unterschriften genügen. Abs. I ist abgedruckt als Bem. 1 zu Art. 66 Abs. V, § 14 als Bem. 1 zu Art. 63 Abs. VIII. 2. Vgl. zu Abs. III Art. 149/81 Abs. II GemO.; Kahr I S. 939, 945, Wand S. 493. 3* Die Bestimmung darüber, ob schriftlich oder mündlich abgestimmt werden soll, ist zunächst Sache des Vorsitzenden, der jedoch die etwa zum Ausdruck kommenden diesbezüglichen Wünsche der Versammlung auch

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 68.

373

außerhalb der Fälle des Abs. IV zu berücksichtigen haben wird. Bei größeren Versammlungen empfiehlt sich schriftliche Abstimmung schon aus praktischen Gründen (vgl. Satz 2). Stimmzettel, die nicht unterschrieben sind, müssen wie Stimm­ enthaltungen als gegen den Antrag abgegebene Stimmen gezählt werden, auch wenn das Votum für den Antrag lautet. 4. Die Protokollierung der Versammlungsbeschlüsse und die Ein­ haltung der hiefür vorgeschriebenen Mindesterfordernijse (Konstatierung der Beschlußfähigkeit, des Ergebnisses der Abstimmung, Unterzeichnung) ist Bedingung der Rechtsgültigkeit. Die Existenz eines gültigen Bersammlungsbeschlusses kann nur durch das Protokoll erwiesen werden (anders Art. 63 Abs. VIII; vgl. dort Bem. 2). Das Protokoll muß mindestens drei Unterschriften tragen. Einer der zwei Stimmberechtigten kann zugleich als Protokollführer zeichnen. Mangels ausdrücklicher Hervorhebung der Protokollführereigenschaft ge­ nügen drei Unterschriften nur dann, wenn aus den Umständen (Schrift usw.) hervorgeht, daß tatsächlich einer der zwei Stimmberechtigten das Pro­ tokoll geführt hat. Das Protokoll kann auch von einem nichtstimm­ berechtigten Schreibkundigen geführt werden. F. Der Protokollführer hat im Protokoll unter Namensangabe aufzuführen, wer für und wer gegen den Antrag gestimmt hat. Die im Entwurf vorgesehene Unterzeichnung der Abstimmenden im Protokoll wurde vom AA. 1910 (2. Les.) S. 266 durch die Abgabe unterschriebener Stimmzettel ersetzt. Es kann aber die Rechtsgültigkeit des Beschlusses wohl nicht in Frage stellen, wenn gleichwohl die erstere Form ange­ wendet wird. 6* Über den notwendigen Inhalt des Protokolls s. VollzBek. § 16 Abs. IV (abgedr. oben bei Bem. 1). Zu Abs. V. Vgl. die Erläuterung zu besteuerten ist im Protokoll abgestimmt worden ist. Es daß sie abgestimmt haben,

Art. 23 Abs. III. Die Abstimmung der Höchst­ auch ersichtlich zu machen, wenn mündlich ist in jedem Falle nicht nur festzustellen, sondern auch wie sie abgestimmt haben.

Dritter Titel.

Kirche«gemet«dedev»llm8chttg1e. Im allgemeinen.

5ltt. 68.

-Wo mit Rücksicht auf die Zahl der Stimmberechtigten, die räumliche Ausdehnung des Kirchengemeindebezirks oder sonstige besondere Verhältnisse der Zusammentritt einer Kirchengemeinde­ versammlung Schwierigkeiten begegenet, kann zu ihrem Ersätze bei gegebener Veranlassung ein aus gewählten Kirchengemeindebevoll­ mächtigten bestehender Vertretungskörper eingeführt werden. --Die Entscheidung hierüber erfolgt auf Antrag der Kirchen­ verwaltung oder von Amts wegen nach Einvernahme der kirchlichen

374

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Oberbehörde durch die Staalsaufsichtsbehörde. Auf gleichem Wege kann die Aufhebung des Vertretungskörpers stattfinden, wenn die Veranlassung, die für die Einführung desselben maßgebend war, weggefallen ist. 111 $>ie regelmäßigen Erneuerungswahlen werden jeweils im Anschlusse an die regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen vor­ genommen. IV (Sine vorher im letzten Drittel einer Wahlperiode erfolgte Wahl gilt auch noch für die folgende Wahlperiode. "Für einen Wirkungskreis, an dem nur ein Teil des Kirchen­ gemeindebezirks beteiligt ist, können Kirchengemeindebevollmächtigte gewählt werden, bei deren Wahl sich die Wahlstimmberechtigung und die Wählbarkeit auf jene beschränkt, von denen ein Steuer­ betrag auf diesen Teil trifft. ^Übereinstimmende Beschlüsse der Kirchenverwaltung und der Kirchengemeindebevollmächtigten ersetzen einen Beschluß der Kirchengemeindeversammlung. Dies gilt auch, wenn die Kirchen­ verwaltung einen Beschluß der Kirchengemeindebevollmächtigten in einer eigenen Angelegenheit der Kirchengemeinde freiwillig ver­ anlaßt; geschieht dies in einer anderen Angelegenheit, so ist der Beschluß der Kirchenverwaltung maßgebend. Begr. S. 480; A. A. (1910) (1. Les.) S. 73 ff., 76 ff.; (2. Les.) 6. 266; A. Pl. 1910 S. 487.

Zn Abs. I. 1 Die Kircheugemeindebevollmächtigten treten an die Stelle der durch § 23 des Allerh. Landtagsabschieds vom 28. Mai 1892 (Weber XXI S. 381) geschaffenen Kirchengemeinderepräsentation. Der Entwurf hatte als Voraussetzung der Einführung von Bevollmächtigten gefordert, daß der Zusammentritt einer Kirchengemeindeversammlung untunlich sei oder doch bedeutenden Schwierigkeiten begegne. Mit dieser Fassung sollten bereits die strengen Forderungen einer auf Grund des § 23 des Landtagsabschieds vom 28. Mai 1892 erlassenen generalisierten MinE. vom 4. Juli 1892 abgemildert werden, wonach die Kirchengemeinde­ repräsentation nur gebildet werden sollte, wenn es ausgeschlossen erscheine, die stimmberechtigten Kirchengemeindeglieder in der erforder­ lichen Zahl zu versammeln (Begr. S. 480). Der AA. 1910 hat auch die Forderungen des Entwurfs noch abgeschwächt. Die Wirkung dieser Ab­ schwächung scheint in der Hauptsache durch die Bestimmung des Art. 67 Abs. I paralysiert, wonach die Kirchengemeindeversammlung ohne Rück­ sicht auf die Zahl der Erschienenen beschlußfähig ist, während früher eine Mindestpräsenz von zwei Dritteln der Stimmberechtigten erforderlich war. Eine beschlußfähige Versammlung zustande zu bringen wird daher an und für sich regelmäßig keinen Schwierigkeiten begegnen. Es kann jedoch mit Rücksicht auf die Wichtigkeit des Verhandlungsgegenstandes geboten erscheinen, eine größere Anzahl von Stimmberechtigten aus dem ganzen Kirchengemeindebezirk zu hören. Ist in solchen Fällen eine entsprechende

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 68.

375

Beteiligung wegen großer Entfernung usw. nicht zu erwarten, so kann ein Bedürfnis nach Einführung von Bevollmächtigten gegeben erscheinen. Im allgemeinen wird es als Absicht des Gesetzes angenommen werden müssen, die Einführung von Bevollmächtigten gegen früher zu erleichtern. Immer muß aber ein besonderer konkreter Anlaß zur erstmaligen Einführung gegeben sein. Ohne einen solchen ist die Einführung un­ zulässig. 2. „zu ihrem Ersätze": Das Institut der Bevollmächtigten ersetzt die Kirchengemeindeversammlung. Es können also da, wo Be­ vollmächtigte gewählt sind, Kirchengemeindeversammlungen (Art. 65) in keinem Falle stattfinden; vgl. jedoch Abs. V Bem. 1. Ferner tritt die Zuständigkeit der Bevollmächtigten unter den gleichen Voraussetzungen ein, wie die der Kirchengemeindeversammlung. Maßgebend sind daher gleichfalls Art. 65 Abs. I (vgl. auch Art. 68 Abs. VI Satz 2) und die dorthin bezüglichen Bestimmungen der KGO. (vgl. Art. 65 Abs. I Bem. 1).

Zu Abs. II. 1. Auch wenn die Einführung von Amts wegen erfolgen soll, sind die allgemeinen Voraussetzungen des Abs. I einzuhalten. 2» Kirchliche Oberbehörde: s. Art. 11 Abs. I. „Die Ein­ führung der Bevollmächtigten wird auch künftig regelmäßig unterbleiben können, wenn die kirchliche Oberbehörde sie nicht als Bedürfnis anerkennt" (Begr. S. 481). 3. Staatsaufsichtsbehörde: Art. 73. 4. Ist die Einführung einmal vollzogen, so bedarf es zum je­ weiligen Zusammentritt der Bevollmächtigten nicht mehr besonderer An-' ordnung der Staatsaufsichtsbehörde (vgl. bisher § 23 Abs. II a. a. £).). Die Berufung erfolgt lediglich nach Maßgabe des Art. 56 Abs. IV u. V. S. Die im Entwurf vorgesehene Möglichkeit, den Vertretungs­ körper der Bevollmächtigten aufzulösen und Neuwahlen anzuordnen, ist vom AA. 1910 beseitigt worden (offenbar irrig Frank KGO. Bem. 3 zu Art. 68). Es kann also nur die vollkommene Aushebung auf Antrag der Kirchenverwaltung oder von Amts wegen von der Staatsaufsichtsbehörde nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde ausgesprochen werden. Wenn nicht besondere Gründe für die frühere Aufhebung sprechen, wird der Ablauf der Wahlperiode zweckmäßig als Zeitpunkt gewählt werden, um für den Fall erneuten Bedürfnisses eine doppelte Wahl in der gleichen Wahlperiode hintanzuhalten. In geeigneten Fällen kann mit der Ein­ führung zugleich die befristete Aufhebung des Vertretungskörpers (z. B. für den Zeitpunkt des regelmäßigen sWs. III] Ablaufs der Funktions? dauer) verbunden werden (Begr. S. 481). 6. Wird die Aufhebung nicht ausdrücklich ausgesprochen, so muß nach Ablauf der Wahlperiode (Abs. III, Art. 47 Abs. II) vorbehaltlich der Fälle des Abs. IV ohne weiteres eine Neuwahl stattfinden. Besonderer staatsaufsichtlicher Anordnung oder Genehmigung bedarf es nicht.

Zu Abs. III. Vgl. Vordem. V vor Art. 42 und Art. 47. Die Wahl soll womöglich noch am gleichen Tage stattfinden. Die regelmäßige Funktionsdauer ist also ebenfalls eine sechsjährige, reicht aber anders als im bisherigen

376

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Recht vorbehaltlich Abs. IV über die der für die gleiche Wahlperiode be­ stehenden Kirchenverwaltung nicht hinaus.

Zu Abs. IV. Hienach kann die Funktionsdauer auf höchstens acht Jahre erstreckt werden.

Zu Abs. V. L. Vgl. Art. 66 Abs. III. Jener Bestimmung entspricht Abs. V sowohl tu seinen Voraussetzungen wie in seiner Bedeutung. Die Zu­ ständigkeit der nach Abs. I geschaffenen Kirchengemeindebevollmächtigten beschränkt sich auf den Kirchengemeindebezirk, für den sie eingeführt sind. Befindet sich innerhalb des weiteren Kirchengemeindebezirks ein engerer Verband (eine Tochtergemeinde, ein kirchlicher Konkurrenzverband i. S. des Art. 13 Abs. V) und handelt es sich um Altgelegenheiten, die nur diesen angehen, so besteht die Zuständigkeit der beschränkten Kirchen­ gemeindeversammlung i. S. des Art. 66 Abs. III solange fort, als nicht von dem Recht des Art. 68 Abs. V Gebrauch gemacht ist.

L. Die Einführung und Wahl besonderer Bevollmächtigter unter­ liegt ebenfalls den allgemeinen Voraussetzungen des Abs. I. Das Wort „können" ist nur im Zusammenhang mit dem folgenden Relativsatz zu verstehen und gibt nicht etwa die Einführung von Bevollmächtigten in solchett Bezirken dem völlig freien Ermessen anheim. 8. Wahlstimmberechtigung und Wählbarkeit: s. Art. 70 Abs. I, Art. 43 u. 44 Abs. I. Über die Begrenzung der Wahlberechtigtelt im übrigen vgl. Art. 42 Abs. VI Bem. 1. 4. Steuerbetrag: s. Art. 66 Abs. II Bem. 10. 8. überein st immende Beschlüsse der Kirchenverwaltung und der nach Abs. V bestehenden Bevollmächtigten haben für den be­ treffenden Teil des Kirchengemeindebezirks die rechtliche Wirkung eines Beschlusses der gesamten Kirchengemeindeversammlung (vgl. Äbs. VI, Art. 65 Abs. I, 66 Abs. III Bem. 2).

Zn Abs. VI. L In den Fällen, in welchen eine gesetzliche Zuständigkeit der Kirchengemeindebevollmächtigten gegeben ist (Art. 65 Abs. I), stehen Kirchenverwaltung und Bevollmächtigte vollkommen gleichberechtigt nebeneinander. Eine Willensäußerung der Kirchengemeinde (vgl. die Bezugnahme auf die Kirchengemeindeversammlmtg und die Fassung des Art. 65 Abs. I) kommt hier nur zustande, wenn beide Vertretungskörper übereinstimmend beschließen. Eine einseitige Beschlußfassung der Kirchenverwaltung wäre für die Kirchengemeinde ebensowenig verbindlich, wie ein einseitiger Beschluß der Bevollmäch­ tigten (vgl. auch Art. 53 Abs. I Bem. 1). Eine Ausnahme bildet lediglich der Fall des Art. 40 Ms. IV Satz 1, in welchem die Bevollmächtigten an Stelle der Kirchenverwaltung treten; s. auch Art. 72 Ms. IV Bem. 4 und Art. 71 Abs. I. Ein Spezialfall ist auch der des Art. 80 Abs. II, in welchem die Kirchenverwaltung einem Beschlusse der Bevollmächtigten Folge §11 leisten hat.

2 Der inhaltlich übereinstimmende Beschluß muß nicht von der Kirchenverwaltung ausgehen. Übereinstimmung kann mit der gleichen Wirkung auch erzielt werden, wenn die Kirchenverwaltung einem von

2. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 69.

377

ihrem primären Vorschlag abweichenden Beschluß der Bevollmächtigten beitritt (vgl. Art. 72 Abs. IV und Begr. S. 482). Das Mitwirkungsrecht der Bevollmächtigten erstreckt sich auf die ihrer Beschlußfassung unterworfene Angelegenheit in ihrer Gesamtheit, also nicht nur auf das „ob", sondern auch auf das „wie" einer Unter­ nehmung (vgl. Kahr I S. 874). L. Der Kirchenverwaltung steht es frei, die Bevollmächtigten in demselben Umfang freiwillig zu hören wie die Kirchengemeindeversamm­ lung (Art. 68 Abs. I: „zu ihrem Ersätze", in Verbindung mit Art. 65 Abs. II). Hat sich die Kirchenverwaltung in einer eigenen Angelegenheit der Kirchengemeinde (vgl. Art. 6 Abs. I u. II Bem. 2) ihrer alleinigen Zu­ ständigkeit freiwillig begeben, so kommt eine gültige Willensäußerung (vgl. oben Bem. 1) nur durch übereinstimmende Beschlüsse beider Ver­ tretungskörper zustande. In Angelegenheiten des ortskirchlichen Stif­ tungsvermögens dagegen bleibt der Beschluß der Kirchenverwaltung maßgebend, wenn sich diese nicht etwa eine abweichende Meinung der Bevollmächtigten freiwillig aneignet. 4. Das zu Art. 65 Abs. II Bem. 2—4 Gesagte gilt auch hier ent­ sprechend. Zusammensetzung.

69*

rDie Zahl der Kirchengemeindebevollmächtigten ist dreimal so groß als die regelmäßige Zahl der Kirchenverwalter und beträgt mindestens 12. 113u Bevollmächtigten der Gesamtkirchengemeinde wählt jede Einzellirchengemeinde oder jede Gruppe, zu welcher mehrere Kir­ chengemeinden nach Art. 37 Abs. II Ziff. 2 zusammengefaßt sind, dreimal soviel Personen, als die Zahl ihrer Kirchenverwalter in der Gesamtkirchenverwaltung nach dem Sollstande beträgt. 111 (Sin Kirchenverwalter kann nicht zugleich Kirchengemeinde­ bevollmächtigter sein. Begr. S. 462.

Zu Abs. I. Die regelmäßige Zahl der Kirchenverwalter bestimmt sich nach Art. 37. Eine Herabsetzung nach Art. 39 Abs. I und ein nach Art. 58 Abs. II zugewählter Kirchenverwalter bleibt also außer Betracht. Dagegen werden unbesetzte Stellen eingerechnet. Zu Abs. II. Vgl. Art. 37 Abs. II Ziff. 2, Art. 42 Abs. V und Vordem. VI vor Art. 42 (S. 294). Die Zahl ihrer (d. i. der Einzelkirchengemeinden) Kirchenverwalter . . . nach dem „Sollstand" ist die den Einzelkirchen­ gemeinden usw. nach Art. 37 Abs. II Ziff. 2 zugeteilte Zahl von welt­ lichen Kirchenverwaltern. Zn Abs. III. Ein Bevollmächtigter der in den Fällen des Art. 68 Abs. IV und bei einer im Lause einer Wahlperiode stattfindenden Neuwahl der Kirchen­ verwaltung zum Kirchenverwalter gewählt wird, muß aus der Reihe der

378

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Bevollmächtigten ausscheiden (Art. 70 Abs. I, 41). Das Amt eines Kirchenverwalters kann er aus diesem Grunde nicht ablehnen (vgl. Art. 45 Bem. 6). Weiteres.

Art. 70.

-Die Vorschriften in Art. 41, 42 Abs. I—III, 43, 44 Abs. I, 45 Ziff. 1—5, 46—49, 51 und 52 finden entsprechende An­ wendung, Art. 51 mit der Maßgabe, daß die Zahl der Ersatz­ männer die Hälfte der Zahl der Kirchengemeindebevollmächtigten beträgt. --Die Kirchengemeindebevollmächtigten erfüllen ihre Aufgabe unentgeltlich, erhalten jedoch für bare Auslagen Vergütung. ---In den Fällen des Art. 111 des Ausführungsgesetzes zur Reichsstrafprozeßordnung unterliegen auch Kirchengemeindebevollmüchtigte der Suspension, die von der Staatsaufsichtsbehörde in Vollzug gesetzt wird. Begr. S. 483; A. A. 1910 (1. Les.) S. 70, 1912 Bell. SOL 0.101, A. Pl. 1912 S. 104.

Zu Abs. I.

1. Recht und Pflicht der Bevollmächtigten zum Austritt be­ mißt sich nach den in Art. 41 Abs. I u. II bezeichneten Voraussetzungen. Die Entscheidung hierüber steht in entsprechender Anwendung des Art. 41 Abs. III zunächst den Bevollmächtigten selbst als dem unmittelbar be­ teiligten Kollegium zu. Das weitere Verfahren bemißt sich ebenfalls nach Art. 80, 81 KGO., Art. 8 Ziff. 37 VGHG. mit Art. 96 b KGO. Das unmittelbare Beschwerderecht gegen eine instanzielle Entscheidung steht nur der Kirchenverwaltung zu, welche aber einem diesbezüglichen Auf­ trag der Bevollmächtigten Folge zu leisten hat (Art. 53 Ws. I, 80 Abs. I u. II). Auch die Entlassung nach Art. 41 Abs. IV ist der alleinigen Ent­ scheidung der Bevollmächtigten vorbehaltlich der durch die Kirchenver­ waltung zu erholenden (Art. 53 Abs. I) staatsaufsichtlichen Genehmigung anheimgegeben. 2. Für die Wahl der Bevollmächtigten gelten entsprechend die Be­ stimmungen über die Wahl der Kirchenverwalter, soweit nicht Ab­ weichungen ausdrücklich vorgesehen sind oder aus der Natur der Sache sich ergeben (vgl. auch Art. 52 Abs. III und die Vordem. V vor Art. 42). Die nach Art. 42 Ws. III aus einer Tochtergemeinde zu wählenden Be­ vollmächtigten der Pfarrgemeinde können zwar auch, als Bevollmächtigte der Tochtergemeinde gewählt werden und beide Funktionen neben­ einander ausüben. Eine derartige Regelung durch Ortskirchensatzung nach Art. 42 Ws. IV wäre jedoch unzulässig. Nach Abs. I mit Art. 45 Ziff. 3 kann die Wahl als Bevollmächtigter ablehnen, wer sechs Jahre lang Bevollmächtigter gewesen ist. Ein Beanstandungsrecht nach Art. 44 Abs. II besteht gegenüber Bevollmächtigten nicht. Ein Verwandtschafts- oder Schwägerschafts Verhältnis der in Art. 50 Abs. I bezeichneten Art mit einem anderen Bevollmächtigten oder mit einem Kirchenverwalter bleibt ohne Einfluß auf den Eintritt als Bevollmächtigter oder auf den Verbleib in dieser Funktion.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 70, 71.

379

S. Über Streitigkeiten hinsichtlich des Wahlrechts und der Wähl­ barkeit vgl. Art. 43 Abs. I Bem. 15, Abs. II Bem. 2, Art. 44 Bem. 12 und Art. 46 Bem. 5. Zu Abs. II. Die Gewährung von regelmäßigen Funktionsbezügen an die Be­ vollmächtigten ist gesetzlich ausgeschlossen. Neben dem Ersatz barer Aus­ lagen kann aber auch eine außerordentliche Vergütung für besondere Dienstleistungen gewährt werden (vgl. Art. 75 Abs. I Zisf. 7). Wegen Versagung der Vergütung für Barauslagen kann eventuell Beschwerde nach Art. 81 erhoben werden. Zu Abs. III. Art. 111 AG. RStPO. ist abgedruckt bei Art. 84 Abs. VIII. Die Staatsaufsichtsbehörde hat den Suspensionsfall für gegeben zu erklären iiiib dem Kirchengemeindebevollmächtigten jede weitere Funktionsaus­ übung zu untersagen. Die Suspension tritt auch hier kraft Gesetzes ein. Die Kirchenverwaltung hat sofort Anzeige zu erstatten, sobald sie von dem Vorhandensein der Voraussetzungen des Art. 111 a. a. O. Kenlltnis erhält. Die Suspension auf Grund des Art. 111 a. a. O. ist keine Diszi­ plinarstrafe, sondern nur eine vorläufige Maßnahme.

71< 1 Sßemi trotz wiederholten Versuchs die Wahl einer genügenden Anzahl von Kirchengemeindebevollmächtigten nicht zustande kommt, kann die Staatsaufsichtsbehörde aussprechen, daß die Kirchenver­ waltung allein zu der erforderlichen Beschlußfassung zuständig sei. H Nötigenfalls ist dann nach Art. 74 Abs. V—VII zu ver­ fahren.

Ersetzung.

®cgr. S. 483.

Zu Abs. I. 1. Die Wahl kann z. B. dadurch vereitelt werden, daß die Wahl­ berechtigten sich absichtlich der Wahl enthalten oder eine ungenügende Anzahl von Bevollmächtigten wählen, um das Zustandekommen rechts­ gültiger Beschlüsse, welche sie belasten könnten, zu verhindern. Der Ver­ such, eine genügende Wahl zustande zu bringen, muß trotz voraussehbarer Erfolglosigkeit mindestens einmal wiederholt werden. 2. Staatsaufsichtsbehörde: Art. 73. Deren Ausspruch unterliegt der Beschwerde nach Art. 80 KGO-, Art. 10 Ziff. 3 VGHÄ. mit Art. 96 c KGO. 3. Ter Ausspruch der Staatsaufsichtsbehörde setzt voraus, daß der Vertretungskörper der Bevollmächtigten nach Art. 68 Abs. I formell eingeführt worden ist. Ist dies geschehen, so kann die Zu­ ständigkeit der Kirchengemeindeversammlung in den Fällen des Art. 71 Abs. I erst dann wieder eintreten, wenn das Institut der Bevollmächtigten nach Art. 68 Abs. V wieder aufgehoben ist. Eine Alternative besteht daher für die Staatsaufsichtsbehörde nur insoferne, als sie entweder das Be­ vollmächtigteninstitut für die betreffende Kirchengemeinde aufheben oder die Kirchenverwaltlmg für allein zuständig erklären kann, nicht aber

380

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

insoferne, als sie auch für den einzelnen Fall direkt die Kirchengemeindeversammlung für zuständig erklären könnte (vgl. Art. 68 Abs. I Bem. 2).

Zu Abs. II. Abs. II bezieht sich auf die Beschlußfassung der nach Abs. I für zu­ ständig erklärten Kirchenverwaltung.

Geschäftsgang.

Ari. 72.

'Der Regel nach sollen die Sitzungen der Kirchengemeinde­ bevollmächtigten öffentlich sein, Verhandlungen über die Aus­ schließung der Öffentlichkeit aber in geheimer Sitzung stattfinden. Hinsichtlich der öffentlichen Sitzungen ist außer Zeit und Ort auch die Tagesordnung öffentlich bekannt zu machen. "DieKirchengemeindebevollmächtigten sind beschlußfähig, wenn nach gehöriger Ladung aller im Kirchengemeindebezirk anwesenden Stimmberechtigten (Art. 40 Abs. IV Satz 2) mehr als die Hälfte ihrer Gesamtzahl nach dem Sollstande bei der Beratung und Ab­ stimmung mitwirkt. 111 Der Vorsitzende (Art. 56 Abs. IV) hat kein Stimmrecht. " Tritt die Kirchenverwaltung einem abweichenden Beschlusse der Kirchengemeindebevollmächtigten nicht bei, so ist eine wieder­ holte Beratung in gemeinschaftlicher Sitzung zu veranstalten, wobei die beiden Vertretungskörper gesondert abstimmen. Erfolgt hiebei keine Einigung, liegt jedoch eine teilweise Zustimmung der Kirchen­ gemeindebevollmächtigten vor, so ist deren Beschluß maßgebend, wenn nicht die Kirchenverwaltung ihren Antrag zurückzieht. Außer­ dem ha» im Falle der Nichtvereinigung die Angelegenheit auf sich zu beruhdn^uubeschkder for "Befugnis d?r Staatsaufsichtsbehörde die nötigen Vorkehrungen zu treffen, wenn infolge des Aufschubs eine Einschreitung gemäß Art. 74 veranlaßt ist. "Die Beschlüsse sollen alsbald zur öffentlichen Kenntnis ge­ bracht werden. "Im übrigen finden die Vorschriften in Art. 63 Abs. III, V, X und 67 Abs. II—IV entsprechende Anwendung. Vegr. L. 484; A. A. 11)10 (1. Les.) S. 78.

Zu Abs. I. 1 Der „Regel" nach „sollen": Wenn Sitzungen entgegen dieser Vorschrift ohne besonderen Grund geheim, ohne öffentliche Bekannt­ gabe von Zeit, Ort und Tagesordnung abgehalten oder Verhandlungen über beii Ausschluß der Öffentlichkeit öffentlich gepflogen worden sind, so sind die hiebei gefaßten Beschlüsse hiewegen nicht ungültig. Doch kann gegebenenfalls ein Einschreiten gemäß Art. 74 Abs. IX erforderlich werden. 2 . Ob die Sitzung im einzelnen Fall geheim sein soll, bestimmen die Bevollmächtigten nach Zusammentritt durch Beschluß. Der Vor-

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 72.

381

sitzende kann jedoch in geeigneten Fällen die Sitzung von Anfang an vorbehaltlich der Zustimmung der Bevollmächtigten als geheime ein­ berufen und die öffentliche Bekanntmachung des Ortes usw. unterlassen. Stimmen die Bevollmächtigten nicht zu, so kann die Vertagung der Sitzung zur Nachholung der öffentlichen Bekanntmachung nach Satz 2 be­ schlossen werden. Die Öffentlichkeit kann in jedem Zeitpunkt der Sitzung beschlußmäßig ausgeschlossen werden. 3. Vollzugsbekanntmachung zu Art. 72 Abs. I Satz 2. 8 17. Durch die Bekanntmachung von Ort, Zeit und Tagesordnung der öffentlichen Sitzungen der Kirchengemeindebevollmächtigten sollen die Beteiligten mit Rücksicht darauf, daß die Kirchengemeinde­ versammlung ersetzt wird, von der bevorstehenden Verhandlung über zumeist wichtige, die Umlagenpflichtigen nahe berührende An­ gelegenheiten in Kenntnis gesetzt werden. Hienach hat der Kirchen­ verwaltungsvorstand die Art der Bekanntmachung zu bestimmen. In größeren Städten wird sich die Benützung der Tagespresse empfehlen. Hiebei ist es nicht notwendig, daß die Bekanntmachung im Inseratenteile veröffentlicht wird. 4» Die Kosten der öffentlichen Bekanntmachung gehören zum Berwaltungsaufwand (Art. 12 Abs. I Zisf. 6). Zu Abs. II. 1. Gehörige Ladung aller im Kirchengemeindebe­ zirk anwesenden Stimmberechtigten: s. Art. 63 Älbs. IV Bem. 3—6. Unter Umständen genügt schon die öffentliche Bekannt­ machung i. S. des Abs. I, wenn die Ladung darin ausgesprochen ist. Zu gehöriger Ladung gehört hier auch bei öffentlichen Sitzungen Bekannt­ gabe der Tagesordnung (vgl. Abs. I Satz 2). 2. Der Fall, daß ohnehin sämtliche stimmberechtigte Bevollmächtigte versammelt sind (vgl. Art. 63 Abs. IV, 67 Abs. I), ist hier nicht erwähnt, nach der Begr. (S. 484) nicht nur deshalb, weil er unwahrscheinlich ist, sondern auch, weil bei den Bevollmächtigten größeres Gewicht auf die vorgängige öffentliche Bekanntmachung nach Abs. I gelegt werden soll. Es ist jedoch deshalb nicht unzulässig und hat nicht die Nichtigkeit eines Beschlusses zur Folge, wenn ausnahmsweise den in anderer Sache versammelten Bevollmächtigten eine «nicht auf der Tages­ ordnung stehende Angelegenheit zur Beschlußfassung unterbreitet wird, vorausgesetzt, daß die Bevollmächtigten selbst damit einverstanden sind und daß sämtliche stimmberechtigte Mitglieder anwesend sind. Der Fall liegt dann ebenso, wie wenn geheime Sitzung anberaumt wäre (vgl. Abs. I Satz 2). Der Mangel in der Ladung (s. oben Bem. 1) ist durch die Anwesenheit aller geheilt. 3. Der Soll st and bemißt sich nach Art. 69 Abs. I u. II unter Ausschluß des Vorsitzenden (vgl. auch Art. 72 Abs. III), aber ohne Rück­ sicht auf bestehende Erledigungen und ohne Rücksicht darauf, daß ein­ zelne Mitglieder nach Art. 40 Abs. I u. IV an der Teilnahme ver­ hindert sind. 4. Die Mitglieder müssen an Beratung und Abstimmung teil­ nehmen. Später eintreffende Mitglieder müssen also über den bisherigen Gang der Beratung belehrt werden. Wer vor der Abstimmung die

382

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Sitzung verläßt, wird als nicht erschienen gezählt; dagegen gilt, wer sich nur der Abstimmung enthält für die Berechnung der Beschlußfähigkeit als anwesend. Denn auch derjenige „wirkt mit" i. S. dieser Bestimmung, welcher lediglich durch „Anwesenheit" teilnimmt. 8. Ein entgegen der Vorschrift dieses Absatzes und des Art. 40 Abs. IV Satz 3 u. 4 gefaßter Beschluß ist unwirksam. Über die Wirkung der Beteiligung einzelner Privatbeteiligter vgl. Art. 40 Abs. I Bem. 5. v. Kommt eine rechtsgültige Beschlußfassung über die Erfüllung einer gesetzlichen Verpflichtung trotz wiederholten Versuchs (vgl. auch Art. 83) nicht zustande, so liegen die Voraussetzungen des Art. 74 Abs. V—VII vor, es sei denn, daß überhaupt nicht genügend stimmberech­ tigte Mitglieder vorhanden sind. In letzterem Falle wäre zunächst durch Einberufung von Ersatzmännern (vgl. auch Art. 40 Abs. IV Satz 2—4 mit Abs. II u. III) oder durch Ergänzungswahlen (hiebei eventuell nach Art. 71) abzuhelfen.

Zu Abs. III. Vorsitzender ist gemäß Art. 56 Abs. IV der Kirchenverwaltungs­ vorstand, dem die dort angeführten Befugnisse zustehen. Da ihm über­ haupt kein Stimmrecht zukommt, so hat er auch nicht das Recht des Stichentscheids (vgl. Begr. S. 484). Bei Stimmengleichheit (vgl. Abs. VI, Art. 67 Abs. II) gilt deshalb ein Antrag als abgelehnt. Beratende Stimme steht dem Vorsitzenden selbstverständlich zu.

Zu Abs. IV. L Abs. IV ist dem Art. 114 Abs. I rechtsrh. GemO. nachgebildet; vgl. im allgemeinen Kahr I S. 882. Wie nach jener, soll auch nach dieser Bestinlmung nur dann verfahren werden, wenn zuvor gesonderte Be­ ratung stattgefunden hat. 2. Die Berufung und Leitung der gemeinschaftlichen Sitzung obliegt dem Kirchenverwaltungsvorstand (Art. 56 Abs. IV). Dieser hat auch in beiden Vertretungskörpern die gesondert vorzuneh­ mende Abstimmung herbeizuführen und zu leiten. Die Abstimmung hat noch in der gemeinschaftlichen Sitzung stattzufinden. Das Stimmrecht des Vorsitzenden hiebei bemißt sich für die Abstimmung der Kirchen­ verwaltung nach Art. 63 Abs. IV u. VII mit 67 Abs. I Ziff. 1, Art. 38, für die der Bevollmächtigten nach Art. 72 Abs. III. Für die Form der Ladung und für die Frage, ob die Sitzung öffentlich oder geheim abzuhalten ist, sind die weitergehenden Vorschriften des Art. 72 Abs. I maßgebend. 3. Die Worte „liegt jedoch eine teilweise Zustimmung vor" sind wie in dem Vorbild, dem Art. 114 Abs. I rechtsrh. GemO., nur auf solche Fälle zu beziehen, bei denen es sich um Ziffern handelt (vgl. die Begr. bei Kahr I S. 833 Bem. 33 a). 4. Deren Beschluß maßgebend: vgl. Art. 68 Abs. VI, dessen Grundsatz hier scheinbar in einem weiteren Fall durchbrochen ist. Die Kirchenverwaltung kann aber diese Wirkung verhindern, wenn sie den Antrag, der zu der gemeinschaftlichen Sitzung geführt hat, zurückzieht. Die unausgesprochene Grundlage der Rechtswirksamkeit des teilweise zu­ stimmenden Beschlusses der Bevollmächtigten ist also auch hier die Über­ einstimmung der beiden Vertretungskörper. Durch Verzicht auf Zurück­ ziehung ihres Antrages stimmt die Kirchenverwaltung stillschweigend zu. Dieser Verzicht liegt aber erst dann vor, wenn die Kirchenverwaltung,

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 72.

383

nicht nur der Vorstand, förmlich Kenntnis von dem Beschluß der Bevoll­ mächtigten erhalten hat, ohne ihren Antrag zurückzuziehen. Beschluß­ fassung der Kirchenverwaltung hierüber ist nicht erforderlich; es genügt, wenn sie sich bei Bekanntgabe des Beschlusses der Bevollmächtigten still­ schweigend beruhigt (vgl. Kahr I S. 883). S. Eine Sache, bezüglich deren Einigung nicht erfolgt ist, kann jederzeit neuerlich aufgegrissen werden.

Zu Abs. V. 1.

Vollzugsbekanntmachung zu Art. 72 Abs. V.

8 18. Die .öffentliche Bekanntmachung der Beschlüsse der Kirchen­ gemeindebevollmächtigten kann der Kirchenverwaltungsvorstand in beliebiger geeigneter «Form betätigen. Es ist insbesondere nicht notwendig, daß die Beschlüsse im Inseratenteil einer Zeitung ver­ öffentlicht werden, vielmehr genügen bei Benützung der Tagespresse genaue offizielle Berichte. 2. Zweck der Vorschrift des Abs. V ist, „die für die stimmberechtigten Kirchengemeindeglieder bestehende.größere Publizität der Kirchen­ gemeindeversammlung zu ersetzen und es den Beteiligten so zu ermöglicherl, etwaige Gegenvorstellungen bei der Staatsaufsichtsbehörde noch vor Erteilung der meist erforderlichen staatsaufsichtlichen Genehmigung anzubringen" (Begr. S. 485). Die Veröffentlichung der staatsaufsichtlichen Genehmigung ist nicht vorgeschrieben.

Zu Abs. VI. 1.

Vollzugsbekanntmachung zu Art. 72 Abs. VI.

8 19. r Den Raum, in dem die Sitzungen der Kirchengemeindebevoll­ mächtigten stattfinden, bestimmt der Kirchenverwaltungsvorstand. Im Beschwerdefall entscheidet die Staatsaufsichtsbehdrde. uWenn für die Beschlüsse der Kirchengemeindebevollmächtigten das Protokollbuch der Kirchenverwaltung nicht verwendet werden will, sind sie in ein besonderes Buch einzutragen. Im übrigen gilt § 14 Abs. I auch hier. m Das Protokoll muß erkennen lassen, daß alle im Kirchen­ gemeindebezirk anwesenden Stimmberechtigten gehörig geladen worden sind und mehr als die Hälfte ihrer Gesamtzahl nach dem Sollstande bei der Beratung und Abstimmung mitgewirkt hat. Im Protokoll soll auf die Vorberatung der Kirchenverwaltung Bezug genommen werden. Es muß auch das Ergebnis der Abstimmung enthalten, d. h. ersehen lassen, wieviel Mitglieder für und gegen den Antrag sich erklärt haben. Bei schriftlicher Abstimmung sind die Namen der für nnd gegen Len Antrag Stimmenden im Protokoll einzellr aufzuführen. Als Protokollführer kann vom Kirchenver­ waltungsvorstand mit Zustimmung der Kirchengemeindebevoll­ mächtigten eine geeignete Persönlichkeit zugezogen werden, die nicht Bevollmächtigter ist. Das Protokoll muß vom Vorsitzenden, zwei Bevollmächtigten und dem Protokollführer unterschrieben werden. Wenn der Vorsitzende -oder ein Bevollmächtigter das Protokoll

384

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

führt hat, ist seine Unterschrift zugleich die des Protokollführers, so daß hier drei Unterschriften genügen. § 14 ist ab gedruckt als Bem. 1 zu Art. 63 Abs. VIII. 2. Die formgerechte Protokollierung der gefaßten Beschlüsse ist hier ebenfalls Bedingung ihrer Rechtsgültigkeit. Statt der „Stimm­ berechtigten" (Art. 67 Abs. III) unterzeichnen hier zwei Bevollmächtigte. Als Protokollführer kann sowohl ein Bevollmächtigter als auch irgendein Schreibkundiger fungieren. Hierüber bestimmt der Vorsitzende (Art. 56 Abs. IV), solange das Kollegium nicht anders beschließt. Im Falle des Abs. IV sind die Beschlüsse der einzelnen Vertretungskörper gesondert nach den für beide bestehenden speziellen Vorschriften zu protokollieren (Art. 63 Abs. VIII und 72 Abs. VI mit 67 Abs. III). Nach diesen Vor­ schriften bemißt sich auch ihre Rechtsgültigkeit. Zweckmäßig wird über die ganze gemeinsame Beratung von jedem Vertretungskörper ein ge­ sondertes Protokoll ausgenommen. 8. Die Abordnung von Kirchenverwaltern in die Sitzungen der Bevollmächtigten (vgl. Art. 116 Abs. III u. IV rechtsrh. GemO.) ist nicht ausdrücklich vorgesehen, darum jedoch nicht unzulässig (vgl. Begr. S. 485, auch Art. 72 Abs. I). Ein Recht darauf, gehört zu werden, wird dem abgeordneten Kirchenverwalter jedoch nicht allgemein zukommen. Die erforderliche Verbindung stellt schon der gemeinsame Vorsitzende her. Die Einvernahme von Sachverständigen (vgl. Art. 116 Abs. VI a. a. O.) steht den Bevollmächtigten mangels gegenteiliger Vorschrift frei. Die eventuellen Kosten gehören zum Verwaltungsaufwand (Art. 12 Abs. I Ziff- 6). 4. Daß den Bevollmächtigten auch das Recht der Initiative zu­ steht, ergibt sich aus Art. 56 Abs. V, 68 Abs. VI und dem in letzter Vorschrift zum Ausdruck gebrachten Grundsatz der Gleichberechtigung der beiden Vertretungskörper. Der erforderliche Beschluß der Kirchenver­ waltung folgt alsdann nach. Art. 72 Abs. IV ist auch in diesen Fällen anwendbar. Auch in Angelegenheiten, die nicht zur Zuständigkeit der Bevollmächtigten gehören, können diese Anregungen geben (vgl. Art. 115 Abs. I Satz 2 rechtsrh. GemO.). Doch besteht für die Kirchenverwaltung alsdann keine Pflicht, Bescheid zu erteilen oder darauf einzugehen (vgl. Begr. S. 485). S. Den Bevollmächtigten das zur Beratung und Beschlußfassung erforderliche Aktenmaterial zu überlassen, ist die Kirchenverwaltung auch ohne spezielle Vorschrift verpflichtet (vgl. Art. 115 Abs. II a. a. O.: Begr. S. 485).

4. Abschn. Staatsaufsicht u. Handhabung der Disziplin. Art. 73.

385

Vierter Abschnitt. Ktnalsaufftchl und Handhabung der Disziplin. Im allgemeinen.

Aki. 73»

1 Die Verwaltung der Angelegenheiten des ortskirchlichen Stif­ tungsvermögens und der Kirchengemeinden untersteht der Staats­ aufsicht. «Diese wird unter der Oberleitung des zuständigen Staats­ ministeriums durch die Verwaltungsbehörden ausgeübt, und zwar in erster Instanz für ortskirchliches Stiftungsvermögen und Kirchen­ gemeinden mit dem Sitze in unmittelbaren Städten durch die vor­ gesetzte Kreisregierung, sonst durch das vorgesetzte Bezirksamt. »'Letztere Behörden sind, soweit nicht ein anderes bestimmt ist, zuständig, wo die Kirchengemeindeordnung schlechthin von der Staatsaufsichtsbehörde oder von staatsaufsichtlicher Genehmigung spricht. "Die Verwaltungsbehörden sind auch auf dem Gebiete der Kirchengemeindeordnung befugt bei Gefahr auf Verzug oder bei drohendem Nachteil für Leben, Gesundheit oder Eigentum im öffentlichen Interesse vorsorgliche Anordnungen zu treffen. Begr. S. 487.

Zn Abs. I. 1. Durch Art.

73 wird das bisherige weitreichende Kuratelsystem samt der in einigen Fällen bestehenden Doppelkuratel für das orts­ kirchliche Stiftungsvermögen und die Kirchengemeinden durch eine ein­ geschränktere gesetzlich fest umschriebene „Staatsaufsicht" ersetzt. Der all­ gemeine Begriff der Staatsaufsicht ist hier der gleiche wie der für das Gemeinderecht geltende. Es sind darin alle staatlichen Aufsichts- und Schutzbefugnisse positiven und negativen (prohibitiven) Charakters ein­ geschlossen (vgl. Begr. S. 487, ferner im allgemeinen Kahr II S. 1 ff.). Der grundlegende Unterschied zwischen der „Staatsaufsicht" und der bisherigen „Kuratel", wie sie in der Praxis geübt wurde (vgl. Meurer I S. 145ff., 156ff.), liegt darin, daß die Staatsaufsicht die volle Hand­ lungsfähigkeit der Kirchengemeinden usw. zur Voraussetzung nimmt und ein aufsichtliches Einschreiten und Mitwirken nur in den gesetzlich genau umschriebenen Grenzen gestattet, während im übrigen volle Bewegungs­ freiheit gegeben ist. 2. Der Umfang der staatsaufsichtlichen Zuständigkeit ist in den Art. 74 ff. zusammenhängend näher umschrieben. Daneben ist noch für einige seltenere Fälle eine staatsaufsichtliche Zuständigkeit besonders aus­ gesprochen (vgl. z. B. Art. 9 Abs. III u. IV, Art. 13 Abs. IV, Art. 15 Abs. II u. V, Art. 23 Abs. I u. II, Art. 34 usw.). In diesen Grenzen 'hat sich die Staatsaufsicht auch dann zu halten, wenn in einzelnen Fällen ein weitergehendes aufsichtliches Eingreifen im Langheinrich, Kirchengemeindeordnung. 25

386

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Interesse der Kirchengemeinde oder des ortskirchlichen Stiftungsver­ mögens dringend wünschenswert erschiene. Gegen eine Überschreitung der staatsaufsichtlichen Befugnisse besitzt die Kirchengemeinde und das ortskirchliche Stiftungsvermögen in Art. 80 KGO. und Art. 10 Ziff. 3 VGHG. mit Art. 96 c KGO. ein wirksames Abwehrmittel. Auch innerhalb der gesetzlichen Aufsichtsbefugnisse hat die StaaLsaufsichtsbehörde im Hinblick auf das Selbstverwaltungsrecht der Kirchen­ gemeinde (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. II3) usw. jede unnötige Bevor­ mundung zu unterlassen, dafür aber um so energischer zuzugreifen, wenn das Interesse der Kirchengemeinde oder des kirchlichen Stiftungsver­ mögens dies gebietet. Das wesentliche Ziel der Staatsaufsicht ist die Erhaltung und Sicherung des Kirchenvermögens und die sachgemäße Kontrolle der Er­ hebung der Pflichtbeiträge. 8. Die Staatsaufsicht wird regelmäßig von Amts wegen tätig (vgl. Art. 74 Abs. II). Die Staatsaufsicht kann aber unter Umständen auch erst auf Anregung eines Dritten in Tätigkeit treten, z. B. in den Fällen des Art. 74 Abs. IV, ohne darum ihren staatsaussichtlichen Charakter zu verlieren (näheres bei Art. 74 Abs. IV). Über die zeitliche Begrenzung staatsaufsichtlichen Einschreitens vgl. Art. 74 Abs. I Bem. 2. 4. Abs. I bezieht sich auf alles ortskirchliche Stiftungsvermögen, also auch soweit es unter besonderer Verwaltung (Art. 6, vgl. dort Abs. I Bem. 2) oder unter einer Nebenkirchenverwaltung steht. Es gelten also für das besonders verwaltete Vermögen die Bestimmungen dieses Ab­ schnitts gleichmäßig auch ohne jeweiligen speziellen Hinweis (vgl. Begr. S. 487). Die staatsaufsichtlichen Befugnisse gegenüber dem unter Ver­ waltung einer politischen Gemeinde stehenden örtlichen Stistungsvermögen mit kirchlicher Zweckbestimmung bemessen sich selbstverständlich auch weiterhin nach der Gemeindeordnung.

Zu Abs. II. 1. Das zunächst zuständige Staatsnlinisterium ist gemäß § 1 der Allerh. BO. vom 16. März 1849 (Weber IV S. 27) mit § 5 der Allerh. BO. vom 27. Februar 1847 (Weber III S. 658) das Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten. 2. Das Recht der Oberleitung umfaßt auch das Recht der Ober­ aufsicht. Das zuständige Staatsministerium ist nicht nur befugt, den unterstellten Aufsichtsbehörden allgemeine und spezielle Weisungen hin­ sichtlich der Ausübung der Staatsaufsicht zu erteilen, sondern auch von der Verwaltungstätigkeit der Kirchengemeinde usw. und der unteren Aufsichtsbehörden Kenntnis zu nehmen und gegebenenfalls — abgesehen von den Fällen des Art. 80 — von Amts wegen einzugreifen. Das Oberaufsichtsrecht kann grundsätzlich in demselben Umfang ausgeübt werden wie das Aufsichtsrecht. Beschränkungen dieser Befugnisse ergeben sich aus Art. 8, 10 u. 15 VGHG. Näheres hierüber bei Kahr II S. 4, Helmreich-Rock GemO. Art. 154 Anm. 4, Seydel I S. 594 ff., RegerDyroff S. 385 ff. Die dort erörterten Grundsätze sind gleichmäßig auf die Verwaltung der Kirchengemeinden und des ortskirchlichen Stiftungs­ vermögens anwendbar. Soweit die Bezirksämter in erster Linie die Staatsaufsicht aus­ üben, haben ihnen gegenüber die Kreisregierungen die gleichen Ober-

4. Abschn. Staatsaufsicht u. Handhabung der Disziplin.

Art. 74.

387

aufsichtsbefugnisse wie das Staatsministerium gegenüber den Kreis­ regierungen. 8. Die verfassungsmäßige königliche oberste Aufsicht (§ 75 RE.), deren Ausübung vorbehaltlich einzelner Akte formationsmäßig (vgl. insbesondere die in Bem. 1 erwähnten Allerh. E. und die Format.-B. vom 17. Dezember 1825 (Weber II S. 279 ff.) dem oben in Bem. 1 ge­ nannten Staatsministerium übertragen ist, wird durch die Bestimmungen des Art. 73 ff. nicht berührt (§ 75 RE.). 4. Die bestrittene gutsherrliche Kuratel ist im Gesetz absichtlich nicht erwähnt; vgl. hiezu Art. 6 Abs. I Bem. 2. 8. Der Sitz des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde bestimmt sich nach Art. 6 Abs. III u. IV, Art. 2 Abs. I. 6. Den Stadtmagistraten als Distriktsverwaltungsbehörden kommt ein Aufsichtsrecht auf dem Gebiet der KGO. nicht zu (s. aber Art. 81 Abs. I Bem. 1, Art. 107 Abs. I Bem. 2).

Zu Abs. III. 1. Abgesehen von den unmittelbaren Städten hat also das Be­ zirksamt die Vermutung der primären Zuständigkeit für sich. Die primäre Zuständigkeit einer höheren Behörde besteht nur insoweit sie ausdrücklich ausgesprochen ist (vgl. z. B. Art. 76). Soweit eine solche in bisherigen Gesetzen, Verordnungen, Erlassen usw. begründet ist, sind hinsichtlich der in der KGO. geregelten Materien die bezüglichen Be­ stimmungen außer Kraft gesetzt (vgl. Art. 112 Abs. I C). L. Hinsichtlich des Umfangs der Staatsaufsicht vgl. Abs. I Bem. 2. Die Regel des Abs. III gilt für alle Fälle staatsaufsichtlicher Zuständigkeit. Zu Abs. IV. 1. Das hier den Staatsaufsichtsbehörden eingeräumte Recht zur Anordnung vorsorglicher Maßregeln umfaßt insbesondere auch die Be­ fugnis, Beschwerden in Verwaltungsrechtssachen die durch Art. 24 VGHG. ausgesprochene aufschiebende Wirkung zu nehmen und einen beschluß­ mäßigen Ausspruch für vorläufig vollstreckbar zu erklären (s. Art. 46 VGHG.). Vgl. hiezu Art. 24 VGHG., mit dessen zweiter Hälfte sich Abs. IV wörtlich deckt und die Erläuterungen hiezu bei Reger-Dhroff S. 481 f., die im wesentlichen auch hier zutreffen. L. Die Worte „im öffentlichen Interesse" enthalten die grund­ legende Voraussetzung einer Anordnung nach Abs. IV und begrenzen überdies auch deren Inhalt und Umfang. 8. Provisorien über privatrechtliche Kultusbaufragen liegen nicht „auf dem Gebiete der KGO." (vgl. den Vorbehalt in Art. 12 Abs. V und Begr. S. 488).

Art. 74. 'Die Handhabung der Staatsaufsicht erstreckt sich darauf, 1. daß die gesetzlichen Schranken der den ortskirchlichen Stif­ tungen oder den Kirchengemeinden zustehenden Befugnisse nicht zum Nachteile des Staates, der Gemeinden oder anderer öffent­ licher Verbände überschritten werden;

388

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

2. daß die gesetzlichen Vorschriften beobachtet werden, durch die irgendwie das Ermessen der ortskirchlichen Vertretungskörper innerhalb des Kreises ihrer Befugnisse beschränkt ist; 3. daß die den ortskirchlichen Stiftungen oder den Kirchenge­ meinden gesetzlich obliegenden öffentlichen Verpflichtungen er­ füllt und 4. daß die gesetzmäßigen Vorschriften über die Geschäftsführung beobachtet werden. --Die Staatsaufsichtsbehörden haben zu diesem Zwecke das Recht der Kenntnisnahme von der Tätigkeit der ortskirchlichen Vertretungskörper, insbesondere das Recht der Amts- und Kassen­ visitation. ---Gesetzwidrige Beschlüsse sind, wenn ihre Zurücknahme nicht binnen einer angemessenen Frist erfolgt, durch die zuständige Be­ hörde, vorbehaltlich des Beschwerderechtes (Art. 80), außer Wirk­ samkeit zu setzen. -'Beschlüsse, die ohne Berührung eines öffentlichen Interesses nur eine Benachteiligung einzelner enthalten, können nicht von Amts wegen (Art. 81 Abs. III) außer Wirksamkeit gesetzt oder ab­ geändert werden, auch wenn die Voraussetzungen der Ziff. 2, 3 oder 4 des ersten Wsatzes gegeben sind. 'Unterläßt eine ortskirchliche Stiftung oder eine Kirchen­ gemeinde, die ihr obliegenden Verpflichtungen zu erfüllen, ge­ setzlich notwendige Ausgaben in den Voranschlag aufzunehmen oder erforderlichenfalls außerordentlich zu genehmigen oder die zur Er­ füllung gesetzlicher Verpflichtungen nötigen Kirchengemeindedienste anzuordnen, so ist sie unter Angabe des Gesetzes aufzufordern, binnen angemessener Frist die zur Erfüllung der Verpflichtung er­ forderlichen Beschlüsse zu fassen. '-Wird innerhalb der vorgesetzten Frist die gesetzliche Not­ wendigkeit, der Umfang oder die Art der Leistung bestritten, so hat die Behörde hierüber, vorbehaltlich des Beschwerderechtes (Art. 80) Beschluß zu fassen, wobei auf die Frage der Leistungs­ fähigkeit besondere Rücksicht zu nehmen ist. Die kirchliche Ober­ behörde wird einvernommen. Die Erhöhung des Diensteinkommens eines weltlichen Kirchendieners (Art. 12 Abs. I Ziff. 3) kann durch staatsaufsichtliche Einschreitung nicht erzwungen werden, wenn die kirchliche Oberbehörde dem ablehnenden Beschlusse beigetreten ist. "-Wird die endgültig festgestellte Verpflichtung innerhalb einer angemessenen Frist nicht erfüllt, so hat die Staatsaufsichtsbehörde an Stelle der ortskirchlichen Vertretungskörper die zum Vollzüge

4. Abschn. Staatsaufsicht u. Handhabung der Disziplin.

Art. 74.

389

nötigen Verfügungen zu treffen, insbesondere auch die etwa er­ forderliche Umlage anzuordnen und deren Erhebung auf Kosten der Kirchengemeinde zu veranlassen. '"-Die Bestimmung des Abs. VII ist auch dann anwendbar, wenn eine Verpflichtung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinde nicht erfüllt wird, die in einem sonstigen gesetzlich geregelten Streitverfahren von Verwaltungs- oder Ver­ waltungsgerichtsinstanzen oder im Zivilrechtswege durch rechts­ kräftige Entscheidung festgestellt ist. Diese Vorschrift findet bei einer im Zivilrechtswege ergangenen Entscheidung nur dann An­ wendung, wenn es sich um eine Geldschuld handelt und soweit nicht dingliche Rechte verfolgt werden. »Werden die gesetzmäßigen Vorschriften über die Geschäfts­ führung verletzt, so ist zu deren Beobachtung aufzusordern und diese nötigenfalls durch Disziplinarmaßregeln zu erzwingen. »Soll für oder gegen ortskirchliches Stiftungsvermögen ein Zivilprozeß, welchen nicht die laufende Vermögensverwaltung mit sich bringt, geführt oder in weiterer Instanz fortgeführt werden, so hat die Kirchenverwaltung unter Darlegung des Sachverhaltes Anzeige an die Staatsaufsichtsbehörde zu erstatten. Diese ist be­ fugt, wenn die beabsichtigte Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidi­ gung mutwillig oder aussichtslos ist, der Kirchenverwaltung die Führung oder Fortführung des Rechtsstreits jederzeit bei Meldung von Disziplinarmaßregeln zu untersagen, die Fortführung in weiterer Instanz jedoch nicht, wenn der Gegner das Rechtsmittel eingelegt hat. Soweit nicht Gefahr auf dem Verzüge obwaltet, wird die kirchliche Oberbehörde einvernommen. fflegr. S. 488 f.; A. A. 1910 (1. Sei.) S. 78 f., (2. Se[) S. 266; A. Pl. 6.488 f. R. A. 1912 V. Prot. S. 1; A. Pl. 1912 S. 67.

Zu Abs. I. 1. Abs. I—III ist den Art. 157/89 Abs. I GemO. analog; vgl. im allgemeinen Kahr II S. 30 ff., Wand S. 513 ff., Seydel II S. 23 ff. 2. Staatsaufsicht: vgl. im allgemeinen die Bem. zu Art. 73 Abs. I u. II. Die Handhabung der Staatsaufsicht ist im Gesetz zeitlich nirgends begrenzt. Auch Art. 60 Abs. IV („rechtzeitig") enthält keine solche Begrenzung im strengen Sinne (vgl. dort Bem. IV). Aus dem Wesen der Staatsaufsicht (vgl. Art. 73 Abs. I Bem. 1) ergibt sich aber von selbst insoferne eine Begrenzung, als von Aufsichts wegen in wohl­ erworbene (f. Art. 78 Abs. III) Rechte Dritter nicht eingegriffen werden kann. Im übrigen hat die Staatsaufsichtsbehörde zweifellos das Recht, auch in vollendete Tatsachen einzugreifen. Sie wird jedoch von diesem Rechte zweckmäßig nur in wirklich zwingenden Fällen Gebrauch machen und sich im übrigen je nach Lage des Falles auf eine Verwarnung oder Anweisung für die Zukunft beschränken lvgl. Art. 78; auch Kahr II S. 32).

390

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

S. „Dritte Personen haben keinen Anspruch darauf, daß die Staatsaufsicht von Amts wegen, wenn solche auch im letzten Grund im Interesse der Allgemeinheit gehandhabt wird, gegenüber der Ge­ meinde in einem konkreten Fall betätigt wird. In der Handhabung dieser Amtspflicht ist vielmehr die Staatsaufsichtsbehörde nur dem Staate und der Vorgesetzten Dienstbehörde verantwortlich" (BGH. Bd. 29 S. 14; der hier ausgesprochene Grundsatz trifft auch für das Gebiet der KGO. zu). 4. Die Kirchengemeinden i. S. der KGO. sind nach Art. 1 zur Befriedigung der örtlichen Kirchenbedürfnisse organisierte Beitrags­ verbände. Aus diesem beschränkten Daseinszweck einerseits und den durch die KGO. ausdrücklich gezogenen Grenzen andrerseits ergeben sich die den Kirchengemeinden zustehenden Befugnisse i. S. der Ziff. 1. Auch das Gebiet der auf Grurrd dieses Gesetzes zu übenden Staatsaufsicht ist in gewisser Hinsicht damit präzisiert. Das etwaige innerkirchliche Be­ tätigungsgebiet, das den Kirchengemeinden je nach dem Bekenntnis durch die Kirchenverfassung eröffnet ist, bleibt hier völlig außer Be­ tracht (s. Art. 1 Abs. III u. IV). Die Aufsicht in dieser Beziehung be­ mißt sich auch fernerhin lediglich nach den Bestimmungen der Ver­ fassungsurkunde und ihren Beilagen, wie auch deren Bestimmungen über die Befugnisse der kirchlichen Oberbehörden vollkommen unberührt bleiben. Übergriffe über die oben bezeichneten Grenzen kann die Staats­ aufsichtsbehörde auf Grund der Ziff. 1 nicht nur dann zurückweisen, wenn sie in die Zuständigkeit des Staates usw. eingreifen, sondern auch, wenn sie allgemein das Staatswohl, den konfessionellen Frieden oder sonstige öffentliche Interessen gefährden. Soweit jedoch Nachteile des Staates, der Gemeinden usw. als Vermögenssubjekte in Frage stehen, kann nicht auf Grund der Ziff. 1, sondern nur eventuell nach Ziff. 2 oder nach Abs. IV eingegriffen werden (vgl. Kahr II S. 34 A. 5). 8. Zu Ziff. 2. Im allgemeinen gilt wie im Gemeinderecht die Regel, daß die Kirchengemeinden usw. kraft des ihnen nach dem Geiste der KGO. eingeräumten Selbstverwaltungsrechts innerhalb ihres ge­ setzlichen Wirkungskreises, soweit nicht das Gesetz anders bestimmt, frei zu verfügen berechtigt sind (vgl. Art. 73 Ws. I Bem. 1). Insoweit ist daher staatsaufsichtliches Eingreifen ausgeschlossen. Als gesetzliche Vorschriften i. S. der Ziff. 2 kommen zunächst die der KGO. selbst in Betracht. Es gehören hieher aber auch andere Ge­ setze, Verordnungen und Erlasse usw. (vgl. Art. 106 Ws. I). 6. Das Wort irgendwie ist in dem Vorbild (Art. 157/89 Abs. I Ziff. 2 GemO.) nicht enthalten. Der Staatsaufsichtsbehörde soll hiedurch namentlich im Interesse der Verminderung unnötiger Verwaltungskosten ein weitergehendes Eingreifen ermöglicht werden (Begr. S. 488); vgl. z. B. Art. 30 Bem. 1. Bei der Einfügung dieses Wortes war insbesondere daran gedacht, auch künftig auf die Besoldung der weltlichen Kirchen­ diener und Hilfskräfte, die nach Art. 12 Ws. I Ziff. 3 „angemessen" sein soll, einzuwirken, sowohl im Interesse der Verminderung als der Er­ höhung der Bezüge. Durch die Streichung des Wortes „angemessen" in Art. 57 Abs. II und 58 Ws. I u. IV und die damit gewollte Anerkenrlung des freien Selbstbestimmungsrechts der Kirchengemeinde auf diesem Gebiet, ferner durch die Einschaltung des Satzes 3 in Abs. VI ist die Bedeutung des eingeschobenen Wortes jedoch wesentlich gemindert. 7. Unter Ziff. 2 fallen an und für sich auch solche Vorschriften, welche das Ermessen der Kirchengemeinden gegenüber Einzelpersonen

4. Abschn. Staatsaufsicht u. Handhabung der Disziplin.

Art. 74.

391

einschränken. Aufsichtliches Eingreifen von Amts wegen ist hier jedoch nur möglich, wenn das öffentliche Interesse mitberührt ist (s. Abs. IV). Die Befugnis, das Verwaltungsorgan wegen Pflichtverletzung eventuell disziplinarisch zur Verantwortung zu ziehen, wird durch Abs. IV selbst­ verständlich nicht berührt. 8. Ziff. 2 umfaßt insbesondere auch die Fürsorge dafür, daß nicht das ortskirchliche Stiftungsvermögen mit anderen Vermögensmassen vermischt oder ganz oder teilweise seinen Zwecken entfremdet wird (Begr. S. 488; vgl. 88 31, 47 RE.). 9. Als öffentliche Verpflichtungen i. S. der Ziff. 3 kommen insbesondere solche nach Art. 12 in Betracht, auch soweit sie freiwillig übernommen sind (Art. 12 Abs. II; vgl. auch VGH. Bd. 18 S. 39). Privatrechtliche Verpflichtungen gehören nicht hieher; vgl. aber Abs. VIII. Außerhalb dieser Fälle kann eventuell nach Abs. X hinsichtlich privatrechtlicher Verpflichtungen Druck geübt werden. Der Einzelne kann die Erfüllung einer der Kirchengemeinde usw. kraft Gesetzes obliegenden öffentlichen Verpflichtung nicht im Wege einer verwaltungsrechtlichen Beschwerde als Partei erzwingen (vgl. VGH. Bd. 9 S. 261); doch kann er durch Beschwerde Anregung (nicht mehr!) zu staatsaufsichtlichem Ein­ schreiten geben (vgl. auch BGH. Bd. 29 S. 14). Behauptet eine Kirchen­ gemeinde usw., daß eine ihr angesonnene Leistung einem anderen Rechts­ subjekte auf Grund des öffentlichen Rechtes obliege, so kann vor­ behaltlich des Art. 73 Abs. IV gegen sie nicht im staatsaufsichtlichen Ver­ fahren nach Ziff. 3 vorgegangen werden. In diesem Falle liegt eine öffentlich-rechtliche Streitsache vor, welche ordnungsgemäß im vorge­ schriebenen Jnstanzenzuge auszutragen ist (vgl. VGH. Bd. 2 S. 413); s. auch unten Abs. VI Bem. 4. Zu Ziff. 3 vgl. auch VGH. Bd. 2 S. 501 (Rechtskraft staatsaufsicht­ licher Beschlüsse). 10. Gesetzmäßige Vorschriften über die Geschäfts­ führung i. S. der Ziff. 4 sind auch die auf Grund gesetzlichen Vor­ behalts (s. Art. 62 Abs. IV, 63 Abs. X) erlassenen ministeriellen Vor­ schriften und die eigenen Geschäftsordnungen der Kirchenverwaltungen (vgl. Art. 106 Abs. I, auch VGH. Bd. 14 S. 145). Unter Zisf. 4 fallen u. a. auch die Bestimmungen über die Bedingungen der formellen Gültigkeit urrd der Rechtswirksamkeit kirchengemeindlicher Beschluß­ fassungen (vgl. insbesondere Art. 63 Abs. IV, 67 Abs. III, 72 Abs. VI, auch Kahr II S. 37). Die Beobachtung dieser Vorschriften ist eventuell auf Grund des Art. 84 zu erzwingen. Vgl. auch Abs. IX.

Zu Abs. II. Das Recht der Kenntnisnahme vollzieht sich am einfachsten und und sichersten durch gründliche Prüfung der Rechnungen und Voran­ schläge (Art. 60 u. 61). Vgl. auch Abs. X Bem. 3.

Zu Abs. in. 1 Abs. III bezieht sich nur auf solche Beschlüsse, welche ihrem Inhalte nach gesetzwidrig sind, ferner wegen des hangs mit Abs. I nur auf Gesetzwidrigkeiten, welche im öffentlichen Rechtes liegen (vgl. Kahr II S. 39, Seydel II VGH. Bd. 6 S. 83 ff. und Art. 74 Abs. I Bem. 7). Beschlüsse, welche aus formellen Gründen ungültig sind

Zusammen­ Bereich des S. 24 A. 40, (vgl. Art. 63

392

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Abs. IV—VII, 67, 72) sind rechtlich nicht vorhanden und brauchen des­ halb auch nicht zurückgenommen werden. Solchen Beschlüssen gegen­ über genügt Versagung der Genehmigung oder Hinderung des Vollzugs. Dasselbe gilt von Beschlüssen, die rechtsunwirksam sind, weil die er­ forderliche Zustimmung anderer Vertretungskörper fehlt (vgl. Art. 68 Abs. VI) oder weil sie nicht von dem zuständigen Vertretungskörper herrühren (Art. 65). 2. Zur Zurücknahme des gesetzwidrigen Beschlusses hat die Auf­ sichtsbehörde, bevor sie formell Beschluß nach Abs. III faßt, dem be­ treffenden Vertretungskörper unter entsprechender Belehrung und Auf­ forderung eine Frist zu setzen (vgl. hiezu VGH. Bd. 1 S. 133/4). Diese Aufforderung hat nur einleitenden Charakter; die Kirchengemeinde usw. kann hiegegen in Berichtsform ihren Standpunkt begründen und ver­ teidigen und zwar auch noch nach der gesteckten Frist, solange ein auf­ sichtlicher Beschluß nicht gefaßt ist (vgl. auch VGH. Bd. 2 S. 501). Eine förmliche Beschwerde auf Grund des Art. 80 KGO., Art. 10 Ziff. 3 VGHG. mit Art. 96 c KGO. findet gegen die erlassene Aufforderung nicht statt. Ebenso für das Gemeinderecht mit guten Gründen Kahr II S. 40, Seydel II S. 24 A. 43, Reger-Dyrosf S. 313, Wand S. 524 gegen BGH. Bd.6 S. 62 ff., 85, Bd. 9 S. 225. Auch Art. 80, auf welchen aus­ drücklich hingewiesen ist, räumt eine förmliche Beschwerde nur gegen einen aufsichtlichen Beschluß ein, was jene Aufforderung nicht ist und nicht sein soll. 8* Erst wenn jene Aufforderung unbefolgt bleibt, hat die Auf­ sichtsbehörde förmlich Beschluß nach Abs. III zu fassen; sie darf jedoch den gesetzwidrigen Beschluß nur aufheben, nicht abändern. Letzteres fällt in das Gebiet des Selbstverwaltungsrechtes. Eine Berufung auf inmitte liegende, aber illiquide, im Zivil- oder Berwaltungsrechtswege klagbare Rechte hindert die Außerkraftsetzung eines Beschlusses nicht. Doch sind in diesem Falle die Beteiligten auf den offen stehenden Rechtsweg im Beschlusse hinzuweisen (vgl. VGH. Bd. 1 S. 95). Wird ein neuer ord­ nungsgemäßer Beschluß nicht gefaßt, so kann Veranlaßtenfalls nach Abs. V—VII weiter vorgegangen werden. Letzterer Weg wird sofort zu betreten sein, wenn der zu beanstandende Beschluß lediglich die Weigerung ausspricht, eine öffentliche Verpflichtung (vgl. Abs. I Ziff. 3) zu erfüllen. 4. Zuständig zur Beschlußfassung ist in allen Fällen die Staals­ aufsichtsbehörde (Art. 73 Abs. III). Die Beschlußfassung hat im be­ sonderen Verfahren zu erfolgen, in einer verwaltungsrichterlichen Ent­ scheidung kann die Aufhebung nicht ausgesprochen werden (vgl. VGH. Bd. 11 S. 518; auch 1 S. 95).

Zn Abs. IV. !♦ Abs. IV bedeutet eine Ausnahme zu Abs. I Ziff. 2—4 und zu Abs. III. Diese für das Gemeinderecht strittige Frage (vgl. Kahr II S. 42 ff.) soll durch die gegenüber Art. 157/89 Abs. IV GemO. ver­ änderte Fassung für das Gebiet der KGO. außer Zweifel gestellt werden. Hiezu kommt noch die Einschränkung des Art. 81 Abs. III. 2. Benachteiligung Einzelner: vgl. Art. 81 Abs. III Bem. 2.

Zu Abs. V. 1 Abs. V—VII entsprechen mit geringen Änderungen den Art. 157/89 Abs. V—VII GemO. und regeln im Gegensatz zu Abs. III,

4. Abschn. Staatsaufsicht u. Handhabung der Disziplin.

Art. 74.

393

welcher von dem negativen Eingreifen der Aufsichtsbehörden handelt, das positive Eingreifen behufs Erzwingung der Erfüllung der den Kirchengemeinden usw. auf Grund des öffentlichen Rechts obliegenden Verpflichtungen. 2. Gesetzliche Verpflichtungen: vgl. Abs. I Bem. 9. Solche sind auch gegeben, wenn Verpflichtungen auf Grund besonderen Rechts­ titels, Herkommen oder gesetzmäßiger Beschlüsse bestehen (vgl. Art. 12 Abs. II). 3. Voranschlag: s. Art. 60 Abs. IIIff., VIIff. 4. Kirchengemeindedien st e: s. Art. 26 Abs. I Bem. 2. 8. Für die Aufforderung gilt entsprechend das zu Abs. III Bem. 2 Gesagte, insbesondere auch hinsichtlich der Beschwerdeführung. Zn Abs. VI. 1. innerhalb der vorgesetzten Frist: vgl. Abs. III Bem. 2. 2. Die Behörde: s. Art. 73 Abs. II u. III. 8. Beschwerderecht: s. Art. 80 KGO. und Art. 10 Ziff. 3 VGHG. mit Art. 96 c KGO. 4. Beruft sich eine Kirchengemeinde usw. gegen eine ihr angesonnene, an sich in den Kreis ihrer öffentlichen Verpflichtungen fallende Leistung darauf, daß diese kraft eines besonderen privatrechtlichen Titels einem Dritten obliege (vgl. Art. 12 Abs. V), so kann die Staatsauf­ sichtsbehörde, wenn der Dritte seine Verpflichtung bestreitet oder nicht erfüllen kann, gleichwohl auf einstweiliger Leistung durch die Kirchen­ gemeinde usw. bestehen und dieser sich schadlos zu halten überlassen. Nimmt die Kirchengemeinde usw. dagegen auf Grund des gegebenen im öffentlichen Rechte begründeten Rechtsbestandes die Leistung eines Dritten in Anspruch, so ist hierüber, falls dieser sich weigert, Entscheidung im administrativen Streitverfahren — eventuell nach Maß­ gabe des VGHG. — im gesetzlichen Jnstanzenzug herbeizuführen (vgl. BGH. Bd. 18 S. 39), selbstverständlich vorbehaltlich der Befugnisse aus Art. 73 Abs. IV (vgl. Art. 12 Abs. V Bem. 4, Art. 15 Abs. V, Kahr II S. 48). Für den Fall, daß der öffentlich-rechtlich verpflichtete Dritte nicht leistungsfähig ist, vgl. ebenfalls Art. 12 Abs. V Bem. 4 und Art. 13 Abs. II Bem. 4. 3. Hinsichtlich der Berücksichtigung der Leistungsfähig­ keit vgl. VGH. Bd. 2 S. 306 u. 717. 6. Hinsichtlich der Anregung des staatsaufsichtlichen Verfahrens durch dritte Personen vgl. Abs. I Bem. 3 u. 9. 7. Kirchliche Oberbehörde: vgl. Art. 11 Abs. I. 8. Das Einkommen eines weltlichen Kirchendieners soll nach Art. 12 Abs. I Ziff. 3 „angemessen" sein. Demgemäß kann die Staats­ aufsichtsbehörde nach Art. 74 Abs. I Ziff. 2 regulierend eingreifen. Lehnen die zuständigen ortskirchlichen Vertretungskörper (Art. 53 Abs. II, 6 Abs. I u. II, 65, 68, 23) eine von der Staatsaufsichtsbehörde verlangte Er­ höhung des Einkommens (vgl. Art. 12 Ws. I Ziff. 3 Bem. 2) ab, so sind die bezüglichen Beschlüsse von ihnen den kirchlichen Oberbehörden zur Stellungnahme mitzuteilen. Billigt diese die Beschlüsse der ortskirchlichen Vertretungskörper, so ist weiteres staatsaufsichtliches Ein­ greifen — unbeschadet späterer Wiederholung — ausgeschlossen. Vgl. auch § 5 Abs. II der VollzBek. (abgedr. bei Art. 11).

394

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

In der Minderung einer unverhältnismäßig hohen Vergütung für weltliche Kirchendiener ist die Staatsaufsichtsbehörde vorbehaltlich der bestehenden Beschwerderechte nicht beschränkt. Die Minderung kann durch einfachen Abstrich im Voranschlag (vgl. Abs. II, Art. 60 Abs. III, IV, VII) erfolgen. Zu Abs. VII. 1. Der Vollzug eines nach Abs. VI ergangenen rechtskräftigen Aufsichtsbeschlusses obliegt zunächst der Kirchengemeinde usw. Sie be­ schließt über die Aufbringung der erforderlichen Mittel, ebenso wie wenn jener Beschluß von ihr selbst ausgegangen wäre (insbes. bleiben die Vor­ schriften des Art. 23 unberührt). Erst wenn die Kirchengemeinde usw. bis zum Ablauf der vorgesetzten Frist untätig bleibt, treten die in Ms. VII vorgesehenen Befugnisse der Aufsichtsbehörden ein. Zu den „nötigen Verfügungen" gehört nicht nur die Entschließung über die Art des Voll­ zugs, sondern auch über die Aufbringung der erforderlichen Mittel mit allen zugehörigen und nachfolgenden Einzelheiten. In letzterer Beziehung sind auch für die Aufsichtsbehörde zunächst die einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen der KGO. bindend (vgl. insbes. Art. 13 Abs. I u. II, 32). Soweit aber hienach die Auswahl den Gemeinden freigestellt ist, haben die Aufsichtsbehörden die gleiche Entschließungsfreiheit. Sie können also z. B. zwischen Anordnung von Umlagen, von Kirchengemeindediensten (vgl. oben Abs. V und Art. 26 u. 29) und zwischen Schuldaufnahme zu Lasten der Ärchengemeinde usw. (Art. 32, 34) unbeschadet des Zu­ stimmungsrechtes der kirchlichen Oberbehörden (34 Abs. II) wählen, je nachdem besondere Gründe für die eine oder andere Ersüllungsart sprechen. Selbst Bestandteile des Grundstockvermögens können von der Aufsichtsbehörde unter Beachtung der Vorschriften des Art. 9 Abs. I—III veräußert, Fonds (Art. 9 Abs. IV) aufgebraucht werden. Doch hat sich die Aufsichtsbehörde hiebei stets auf das unbedingt Erforderliche zu beschränken und den Zwangsvollzug sofort einzustellen, wenn «die Kirchengemeinde usw. ernstliche Anstalten trifft, ihren Ver­ pflichtungen selbst nachzukommen (vgl. Kahr II S. 50 f., die von Seydel sBd. 2 S. 25 u. 658 f., 45] behauptete Beschränkung der Aufsichtsbehörden auf die Anordnung von Umlagen kann auch für das Gebiet der KGO. nicht als zutreffend erachtet werden. Das Wort „insbesondere" deutet genugsam an, daß nur das wichtigste und regelmäßig zum Ziel führende Deckungsmittel hervorgehoben werden wollte). 2. Die Erhebung der Umlage hat die Grundsätze der Art. 20 ff. zu beachten. 3. Zuständig ist die Staatsaufsichtsbehörde (Art. 73 Abs. II u. III), also z. B. das Bezirksamt selbst dann, wenn die zu vollziehende Verpflichtung von einer höheren Instanz endgültig festgestellt worden ist. 4. Hinsichtlich des Beschwerderechts der Mrchengemeinden usw. vgl. Abs. VIII Bem. 5. Zu Abs. VIII. I. Abs. VIII beruht auf Art. 157/89 Abs. VIII GemO., ist aber in der Fassung nach der neueren Gesetzgebung (s. Kahr II S. 51) richtig gestellt. 2. in einem sonstigen gesetzlich geregelten Streit­ verfahren: Die Wirkung des Abs. VIII beschränkt sich also nicht nur auf Verpflichtungen, die im Verwaltungsstreitverfahren nach Art. 8

4. Abschn. Staatsaufsicht u. Handhabung der Disziplin.

Art. 74.

395

u. 10 ViGHG. festgestellt, sondern umfaßt auch solche, die in irgend einem anderen gesetzlich geregelten Streitverfahren von Verwaltungsinstanzen usw. ausgesprochen worden sind. Es gehören also z. B. auch Errtscheidungen nach Art. 237 GebührenG. in der Fassung vom 13. Juli 1910 hieher (Begr. S. 489). 8. Über das Verhältnis des Abs. VIII zu Art. 46 Abs. I VGHG. vgl. Reger-Dyroff S. 535 (das dort für das Gemeinderecht Gesagte gilt auch hier), Kahr II S. 53, Seydel II S. 25. 4. Für die Zwangsvollstreckung der von Verwaltungs­ instanzen ausgesprochenen Verpflichtungen bestehen Beschränkungen der in Satz 2 bezeichneten Art nicht (vgl. Bem. 3). Die Beschränkungen des Satzes 2 beruhen auf Art. 9 Abs. II u. III bayr. AG. ZPO., dessen An­ wendbarkeit auf Kirchengemeinden usw. bisher bestritten war (vgl. Meurer I S. 306, II S. 81 ff.). 8. Beschwerden über die Art und Weise der Zwangsvollstreckung sind in dem Verfahren nach Art. 80 KGO. und Art. 10 Ziff. 3 VGHG. mit Art. 96 c KGO. zu erledigen (vgl. Kahr II S. 54, BGH. Bd. 3 S. 503; auch Art. 46 Abs. IV VGHG., Reger-Dyroff S. 541).

Zu Abs. IX. 1. Abs. IX entspricht wörtlich den Art. 159/89 Abs. IX GemO. 2. Vgl. Abs. I Bem. 10. Die Aufforderung hat von der Staats­ aufsichtsbehörde (Art. 73 Abs. II u. III) auszugehen. Die Verhängung von Disziplinarstrafen (Art. 84) wird regelmäßig nur bei absichtlicher oder fortgesetzter fahrlässiger Verletzung in Betracht zu kommen haben. 8. Die Rechte und Pflichten der Aufsichtsbehörden aus Abs. III bleiben unberührt. Die Vorschrift des Abs. IX hat aber nicht den Sinn, daß formelle Verstöße bei Beschlüssen unter allen Umständen behoben werden müssen. Die Staatsaufsichtsbehörde kann sich vielmehr bei formell zu beanstandenden Beschlüssen, deren Vollzug ihr nicht wichtig erscheint, darauf beschränken, die Genehmigung zu versagen oder den Vollzug zu hindern (vgl. Abs. III Bem. 1, BlfAdmPr. Bd. 22 S. 162). Gegenüber den Kirchengemeindebevollmächtigten kann nur Auf­ forderung nach Abs. IX eintreten; die Bestimmungen des Art. 84 finden mailgels ausdrücklicher Erstreckung auf sie keine Anwendung. Die Vor­ schriften des Art. 70 Abs. I mit Art. 41 und die des Art. 70 Abs. III haben keinen disziplinären Charakter. Art. 83 ist nicht einschlägig.

Zu Abs. X. 1. Die Vorschriften des Abs. X sind ein Ersatz für die bisherigen Bestimmungen über die Erholung des sog. Streitkonsenses (hierüber vgl. insbes. Meurer I S. 200), die vorbehaltlos aufgehoben sind (Art. 112 Abs. I C). Ein Analogon im Gemeinderecht besteht nicht. Abs. X gilt auch lediglich für das ortskirchliche Stiftungsvermögen (wobei es gleichgültig ist, ob es unter einer Kirchenverwaltung, Nebenkirchenverwaltung oder unter besonderer Verwaltung steht), nicht auch für Kirchengemeinden. 2. Zu den Prozessen, welche die laufende Vermögensverwaltung mit sich bringt, gehören z. B. die Einklagung von Miet- und Pacht­ zinsen, dann Streitigkeiten mit Geschäftsleuten wegen Lieferung von Kirchenbedürfnissen usw. Dagegen unterliegen z. B. Baulast-, Eigen­ tums- oder Dienstbarkeitsprozesse (vgl. Begr. S. 489) der Anzeigepflicht des Abs. X.

396

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

8. Die Anzeige ist für jede Instanz gesondert erforderlich, gleich­ gültig ob die Fortführung des Prozesses in den weiteren Instanzen von dem ortskirchlichen Stistungsvermögen oder dem Gegner ausgeht. Mit der weiteren Anzeige ist das in erster Instanz ergangene Urteil vorzu­ legen. Für die Zwangsvollstreckung bedarf es einer besonderen Anzeige nicht (Begr. S. 490). Die Untersagung der Fortführung des Streites kann unter den gesetzlichen Voraussetzungen nicht nur hinsichtlich der Fort­ führung in weiterer Instanz, sondern auch bei Fortführung in gleicher In­ stanz erfolgen. Die Staatsaufsichtsbehörde hat sich über die wichtigeren Phaseil des Prozesses auf dem laufenden zu erhalten und z. B. über wichtigere Beweisaufnahmen Bericht einzufordern (vgl. Art. 74 Abs. II). 4. Ein Bescheid auf die Anzeige ist nach dem Gesetz weder zu erteilen noch abzuwarten. Doch ist die Anzeige vor der Klageerhebung zu erstatten, bei Passivprozessen sofort nach der Klagszustellung. Für die Einhaltung von Fristen bleibt in jedem Fall die Kirchenverwaltung verantwortlich (Art. 53, 59). Vorheriges Benehmen mit einem Rechts­ anwalt ist nicht unzulässig (vgl. bisher Meurer I S. 202 Note 4). Für die Legitimation der Kirchenverwaltung vor Gericht als Vertreterin des ortskirchlichen Stiftungsvermögens ist die Anzeigeerstattung ohne Ein­ fluß (s. bisher Meurer a. a. O. S. 203). 5. Wie die Klageerhebung, so steht an sich auch die Klagszurücknahme oder der Streitabstand (d. i. der Verzicht auf den Streitgegenstand, vgl. Kahr IIS. 537, Nachtrag zu Bd. IS. 881 Note 24 a), der Kirchenver­ waltung frei; einer Anzeige bedarf es hier nicht. Soweit jedoch hierin eine Veräußerung oder die Übernahme einer dauernden Last liegt, ist Art. 75 Abs. I Ziff. 1 u. 3 einschlägig. Dies gilt auch für den Fall, daß die Kirchenverwaltung sich ohne zureichenden Grund dem Klage­ anspruch unterwirft. Trifft Art. 75 Abs. I Ziff. 1 u. 3 nicht zu, so erübrigt für die Staatsaufsichtsbehörde event, nur, entweder rechtzeitig mit „Belehrung, Rat oder Warnung einzugreifen oder pflichtmäßig in geeigneter gesetzentsprechender Weise die sonst veranlaßten Maß­ nahmen (Haftbarmachung fArt. 79,59], Disziplinierung sArt. 84], Geltend­ machung der Ungültigkeit von Beschlüssen sArt. 40 usw.] vorzukehren" fBegr. S. 490]).

6* Kirchliche Oberbehörde: Art. 11 Abs. I. Die Einver­ nahme wird stets schon auf die erfolgte Anzeige, nicht nur dann zu er­ folgen haben, wenn die Staatsaufsich'tsbehörde beabsichtigt, einzugreifen. Genehmigungen.

5ltt» 75*

1 Singer in den durch Gesetz besonders bezeichneten Fällen ist staatsaufsichtliche Genehmigung in nachstehenden Angelegenheiten erforderlich:

1. Erwerb, Veräußerung oder Belastung von Grundstücken oder von Rechten, für welche die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des bürgerlichen Rechts gelten, ferner Ver­ fügungen über ein Recht an einem Grundstück, mit Ausnahme von Hypotheken, Grundschulden und Rentenschulden, oder über

4. Abschn.

Staatsaufsicht u. Handhabung der Disziplin.

Art. 75.

397

das Recht auf ein Reichens, dann Erwerb, Veräußerung oder Verpfändung eines Einrichtungs- oder Ausstattungsgegen­ standes im Werte von 1000 J6 oder mehr;

2. dauernde Kulturveränderung an Grundstücken, Verwandlung der bisherigen Selbstverwaltung bedeutender Ökonomiegüter oder nutzbarer Rechte in Verpachtung und dieser in Selbst­ verwaltung; Verpachtungen und Vermietungen auf mehr als 6 Jahre, dann an Kirchenverwaltungsmitglieder oder nahe Angehörige von solchen; 3. Übernahme fortdauernder oder wiederkehrender Ausgaben oder sonstiger bleibender Lasten; 4. neue oder veränderte Verteilung des gemeinschaftlichen Ver­ waltungsaufwandes, sei es zwischen einzelnen Bestandteilen des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder zwischen solchen und der Kirchengemeinde, sofern nicht das Verhältnis der Roherträgnisse zugrunde gelegt werden soll; 5. außerhalb des eigentlichen Stiftungszweckes liegende frei­ willige Leistungen aus Mitteln des ortskirchlichen StiftungsVermögens, wenn sie nicht ohnehin verfassungsmäßig unzu­ lässig sind, dann freiwillige Leistungen aus Mitteln der Kirchengemeinde außerhalb des Kreises der Ortskirchenbedürf­ nisse, wenn sie überhaupt mit der Aufgabe der Kirchenge­ meinde vereinbar sind; 6. Anlegung von Geldern, wenn sie gegen die durch Verordnung festgesetzten Normen stattfinden soll, dann Geldausleihungen an Kirchenverwaltungsmitglieder oder nahe Angehörige von solchen; 7. Gewährung von Nachlässen vder außerordentlichen Vergütungen an Kirchenverwaltungsmitglieder, nahe Angehörige von solchen, Kirchengemeindebevollmächtigte oder ortskirchliche Bedienstete. 11 Als nahe Angehörige gelten die Verwandten in gerader Linie, Geschwister, deren Ehegatten und Kinder, die Ehegattin und bereit Verwandte in gerader Linie.

"-In den Fällen der Ziff. 1—6 wird die kirchliche Oberbehörde einvernommen. Bei Veräußerungen oder Belastungen von orts­ kirchlichem Stiftungsvermögen, die unter Ziff. 1 fallen, ferner bei Übernahme fortdauernder oder wiederkehrender Ausgaben oder sonstiger bleibender Lasten auf das ortskirchliche Stiftungsvermögen ^Ziff. 3) sowie bei außerhalb des eigentlichen Stiftungszweckes liegenden freiwilligen Leistungen aus Mitteln des ortskirchlichen

398

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Stiftungsvermögens (Ziff. 5) ist Zustimmung der kirchlichen Ober­ behörde (Art. 11 Abs. V) erforderlich. "Durch Ministerialvorschriften (Art. 62 Abs. III) kann das Erfordernis der staatsaufsichtlichen Genehmigung auch für Ver­ fügungen über Hypotheken, Grund- und Rentenschulden, sowie für Verfügungen über eine auf den Namen eines Bestandteils des Orts­ kirchenvermögens gestellte Schuldverschreibung vorgesehen werden. Begr. S. 490; A. A. 1910 (1. Les.) S. 79 f.; R. A. 1912 IV. Prot. S. 1 f.

Zu Abs. I. 1. Art. 75 entspricht im allgemeinen den Art. 159/91 GemO. und .§ 123 mit §§ 128 u. 131 Rev. GE. (Weber I S. 576 f.); vgl. im allgemeinen Kahr II S. 72 ff., Wand S. 55 ff., Seydel II S. 642 ff. 2. Das in Art. 75 gegebene Verzeichnis der Fälle, in denen staatsaufsichtliche Genehmigung erforderlich ist, kann nur durch aus­ drückliche gesetzliche Bestimmung, nicht auch durch Ministerialvorschriften — vorbehaltlich Art. 75 Abs. IV — ergänzt werden. 3. Daß die Genehmigung „vorher" erholt wird (s. Art. 159/91 GemO.) ist nicht ausdrücklich vorgeschrieben. Die vorherige Erholung wird aber infolge der Vorschrift des Art. 78 Abs. II die Regel zu bilden haben. Zuständig zur Erteilung der Genehmigung ist die Staatsauf­ sichtsbehörde (Art. 73 Abs. II u. III) unter Mitwirkung der kirchlichen Oberbehörden nach Maßgabe des Abs. III, aber ohne Mitwirkung einer höheren Instanz (vgl. Art. 73 Abs. I Bem. 1). 'Die Erteilung oder Ver­ sagung der Genehmigung ist Sache des freien administrativen Ermessens (vgl. Art. 13 Abs. I Ziff. 3 VGHG.). Hiebei ist jedoch die Selbstbestim­ mung der Kirchengemeinde usw. (vgl. Art. 74 Abs. I Bem. 5) nicht weiter zu beschränken, als es „zur Sicherung des Gesetzes Vollzugs oder zur Wahrung erheblicher, kirchen gemeindlich er usw. Interessen" not­ wendig ist. Keinesfalls darf die Genehmigungspflicht über die aus­ drücklich vorgesehenen Fälle hinaus in Anspruch genommen werden. Gegen Übergriffe der Staatsaufsichtsbehörde steht die Beschwerde nach Art. 80 offen, nach Art. 10 Ziff. 3 VGHG. nur dann, wenn behauptet wird, daß es im gegebenen Fall aufsichtlicher Genehmigung gar nicht bedürfe (vgl. Kahr II S. 73). Die Ungültigkeit oder Unwirksamkeit von Beschlüssen (Art. 63, 67, 72) wird durch Erteilung der staatsaufsichtlichen Genehmigung nicht ge­ heilt, Gesetzwidrigkeit nicht beseitigt. Die Anfechtung von staatsaufsicht­ lich genehmigten Beschlüssen ist deshalb nicht ausgeschlossen (vgl. BGH. Bd. 2 S. 436; 9 S. 280; 11 S. 436; 12 S. 209; 13 S. 31; 14 S. 48 usw.). Andrerseits können auch vollgültige Beschlüsse ohne die vorge­ schriebene staatsaufsichtliche Genehmigung nicht rechtswirksam zum Voll­ zug gelangen (Art. 78 Abs. II). 4. Zur Vornahme (Beschlußfassung und Ausführung) der in Art. 75 aufgezählten Rechtsgeschäfte ist regelmäßig die Kirchenverwaltung zuständig (Art. 53 Abs. I u. II). Eine Zuständigkeit der Kirchengemeinde­ versammlung oder der -Bevollmächtigten kann sich jedoch aus dem Ge­ sichtspunkt des Art. 23 Abs. II Ziff. 2 u. 3 ergeben (vgl. auch Art. 65 u. 68). 8. Eine Unterscheidung von Stadt- und Landgemeinden, nach der Einwohnerzahl, nach der Größe des Stiftungsvermögens oder nach dem

4. Abschn. Staatsaufsicht u. Handhabung der Disziplin.

Art. 75.

399

Vermögenswert einer Verfügung usw. (hier mit geringen Ausnahmen: z. B. Art. 75 Abs. I Ziff. 1 am Ende, welche Einschränkung sich nur auf die Einrichtungs- usw. Gegenstände bezieht, 76 Abs. II usw.) findet nicht statt. 6. Art. 75 findet eine Ergänzung in Art. 78 Abs. I. Zu Abs. I Ziff. 1. 1. Die in Ziff. 1 enthaltenen Begriffe Erwerb, Veräußerung, Belastung, Grundstücke, Verfügung, Verpfändung usw. bestimmen sich sämtlich nach bürgerlichem Recht. Vgl. zu Ziff. 1 Staudinger, BGB. § 1821 mit Anm. a) Erwerb kann sich auch durch Annahme einer Schenkung voll­ ziehen. Soweit es sich hier aber um Stiftungen oder Stiftungs­ zuflüsse handelt, ist die Spezialbestimmung des Art. 7 zu beachten. Amortisationsgesetzliche Beschränkungen bestehen nicht. b) Veräußerung ist „das Aufgeben eines Rechtes zum Zwecke der Übertragung auf einen anderen" (Staudinger, BGB. Bd. I Ein­ leitung vor § 103 Ziff. VIII B S. 359). Ob das Aufgeben gegen oder ohne Entgelt geschieht ist ohne Belang. Tausch und Verschenkung ist Veräußerung. Auch mit einem Vergleich oder einer Anerkennung kann eine Veräußerung verbunden sein, wenn nicht etwa durch die Streitverhandlungen die Grundlosigkeit des er­ hobenen Anspruchs festgestellt worden ist (vgl. Begr. S. 491). Die Verordnung vom 6. September 1811 lit. B (Weber III S. 190) ist nicht mehr in Geltung (Art. 112 Abs. I C). Unfreiwillige Veräußerungen oder Belastungen (Zwangsent­ eignung, Zwangsbelastung wie Auferlegung einer Dienstbarkeit, Zwangsvollstreckung) gehören nicht hieher (Begr. S. 491). In Zweifelsfällen empfiehlt sich im Hinblick auf Art. 78 Abs. II stets Vorlage bzw. Bericht an die Staatsaufsichtsbehörde. Soweit die Veräußerung Grundstockvermögen betrifft, sind noch die besonderen Bestimmungen des Art. 9 zu beachten; s. auch Abs. I Bem. 4. c) Als genehmigungspflichtige Belastung eines Grundstücks ist anzu­ sehen die Belastung mit einem Erbbaurecht (§§ 1012 ff. BGB.), einer Grunddienstbarkeit (§§ 1018 ff. BGB.), mit einem Nießbrauch (§§ 1030 ff. BGB.), mit beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten (§§ 1090 ff. BGB.), mit einem dinglichen Vorkaufsrecht (§§ 1094 ff. BGB.), mit Reallasten (881105 ff. BGB.), mit Hypotheken (881113 ff. BGB.), mit Grundschulden (88 1191 ff. BGB.), mit Rentenschulden '(88 1199 ff. BGB.). Vgl. hiezu Staudinger, BGB. Bd. 3 93ent. A12 zu 8 873 (S. 81), Bd. 4 Bem. 2a zu 8 1821 (S. 1269). Über unfreiwillige Belastungen vgl. oben Bem. 1 b; Staudinger, BGB. Bd. 4 S. 1269 (Anm. 2a zu 8 1821). d) Über den Begriff des „Grundstücks" vgl. Staudinger, BGB. Bd. 3 S. 70 Borbem. I I vor § 873; ferner 8§ 94—96 BGB.; es fallen darunter also auch Gebäude (überbaute Grundstücke). Auch der Anteil an einem Grundstück ist „Grundstück" i. S. der Ziff. 1 (vgl. Staudinger, BGB. Bd. 4 Bem. 2a« zu 8 1821). e) Hinsichtlich der Rechte, für welche die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des bürgerlichen Rechtes gelten vgl. 8 1017 BGB. (Erbbaurecht), Art. 44u. 286 des Berg­ gesetzes vom 13. August 1910 (Bergwerkseigentum und Kuxe; vgl.

400

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung

auch Staudinger, BGB. Bd. 6 S. 225 Anm. e zu Art. 67 EG. BGB.); Art. 9 des Fischereigesetzes vom 15. August 1908 (Fischereirechte). Ferner gehören hieher Realgewerbeberechtigungen, Nutzungsrechte von Realgemeinden- und ähnlichen Verbänden (Kommun-Brauereien usw.). f) Eine rechts geschäftliche (nur solche sind hier gemeint) Ver­ fügung, ist ein „Rechtsgeschäft, dessen Rechtswirkung auf einen Gegenstand (ein Vermögensrecht) unmittelbar gerichtet ist und die Rechtslage dieses Gegenstands unmittelbar ändert" (Staudinger, BGB. Bd. 1 Einleit, vor § 103 Ziff. VIII A sS. 358 s.]); vgl. auch dort Bd. 4 Bem. II1 zu § 1643 sS. 909]). Eine Verfügung liegt insbesondere in der Veräußerung (Abtretung, Verzicht) und Be­ lastung. Im einzelnen vgl. Staudinger, BGB. Bd. 4 2. Teil Bem. 2ay zu § 1821. Siehe ferner Art. 78 Abs. I. g) Zu den Rechten an einem Grundstück gehören die Dienst­ barkeiten (Grunddienstbarkeiten §§ 1018 ff. BGB.), der Nießbrauch (§§ 1030 ff. BGB.), die beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten (88 1090 ff. BGB.), das dingliche Vorkaufsrecht (88 1094 ff. BGB.) und die Reallasten (88 1105 ff. BGB.). h) Verfügungen über Hypotheken, Grundschulden und Nentenschulden (88 1113 ff., 1191 ff., 1199 ff. BGB.) bedürfen zunächst staatsaufsichtlicher Genehmigung nicht. Dies gilt auch für Eigen­ tümerhypotheken usw. Siehe aber Abs. IV. Etwas anderes ist die Belastung von Grundstücken usw., der Kirchenstiftung usw., mit Hypotheken usw.; hierüber vgl. oben Bem. c. i) Reichnisse: s. Art. 5 Abs. II Ziff. 1 Bem. le und Art. 85ff. k) Verpfändung: s. 88 1204ff. BGB. 2. Zu den Einrichtungs- usw. Gegenständen im Sinne der Ziff. 1 gehören z. B. Gemälde (auch Glasgemälde), Altäre, Kanzeln usw. Hier kann auch die Sondervorschrift des Art. 76 einschlägig sein (vgl. dort Abs. I Bem. 5). Die Veräußerung kann freihändig geschehen (vgl. Art. 9 Abs. I Bem. 3). Die Vorschrift der Ziff. 1 bezieht sich nicht nur auf Gegenstände, die für den Gottesdienst usw. erforderlich sind, sondern auch auf bloße Zierstücke. Genehmigung nach Ziff. 1 (anders nach Art. 76) ist nur erforderlich bei einem Gegenstand, der für sich allein einen Wert von 1000 Mk. hat, nicht auch dann, wenn mehrere Gegenstände gleichzeitig angekauft oder veräußert werden, die zusam­ men einen solchen Wert haben. Zu Abs. I Ziff. 2. 1. Eine dauernde Kultur Veränderung ist z. B. die Um­ wandlung einer Wiese in einen Acker oder die Ausrodung eines Waldes; auch die Überbauung eines Grundstücks wird hieher zu rechnen sein. 2. Welche Ökonomiegüter hierher zu zählen sind, bestimmt die Staatsaufsichtsbehörde im Benehmen mit der kirchlichen Oberbehörde (vgl. Abs. III). 8. Die Art und Weise der Verpachtung fällt in das Selbst­ bestimmungsrecht der Kirchengemeinden usw. (die VO. vom 6. Sep­ tember 1811 sWeber III S. 193] ist aufgehoben (Art. 112 Abs. I C]). 4. Kirchenverwaltungsmitglieder: s. Art. 59 Abs. I Bem. 2. S. Nahe Angehörige: s. Ms. II.

4. Abschn. Staatsaufsicht u. Handhabung der Disziplin.

Art. 75.

401

Zn Abs. I Ziff. 3. 1. Bleibende Lasten sind solche,

welche fortdauernde oder wiederkehrende Leistungen mit sich bringen; den Gegensatz bilden Lasten, die sich in einer einmaligen Leistung erschöpfen (vgl. Begr. S. 492, auch Seydel II S. 727 Anm. 29). Bleibende Lasten sind z. B. Besol­ dungen (s. Art. 12 Abs. I Ziff. 3, Abs. IV, 57 Abs. II, Art. 58 Abs. IV usw.), dann Dotationszuschüsse für Pfründen, die Übernahme der Bau­ pflicht an Pfründegebäuden usw., endlich auch die Ablösung der Bau­ last eines Dritten (vgl. Art. 12 Abs. V), soweit infolgedessen die Bau­ pflicht auf die Kirchenstiftung übergeht (vgl. Begr. S. 491). In letzterem Fall werden regelmäßig auch die Voraussetzungen des Art. 23 Abs. II Ziff- 3 zutreffen.

Zn Abs. I Ziff. 4. 1. Ziff. 4 knüpft sachlich an Ziff. 146

der VollzVorschr. z. Rev. GE. (Weber III S. 154) an, wonach die Regiekosten usw. auf die ein­ zelnen Stiftungen ohne irgend eine Befreiung pro rata auszuschlagen waren. Änderungen in dem dadurch geschaffenen Rechtszustand bemessen sich künftig nach Ziff. 4. Stiftungsmäßige Bestimmungen bleiben selbst­ verständlich unberührt. Besteht die Änderung einer bisherigen Verwaltungskostenverteilung darin, daß das Verhältnis der Roherträge zugrunde gelegt wird, so bedarf es aufsichtlicher Genehmigung nicht. 2. Hinsichtlich der Verwaltungskosten neuer Stiftungen oder Stif­ tungszuflüsse vgl. Art. 8.

Zu Abs. I Ziff. 5. 1. Außerhalb des eigentlichen Stiftungszwecks: vgl. Art. 13 Abs. IV Bem. 4, ferner Art. 12 Abs. II Bem. 2 am Ende und unten Ziff. 7. Verfassungsmäßige Schranken ergeben sich aus Tit. IV §§ 9 u. 10 VerfUrk., §§ 46—49 RE. Diese Bestimmungen werden durch die KGO. nicht berührt (Art. 112 Abs. III); es wird also durch Ziff. 5 nicht etwa die Streitfrage entschieden, ob zufolge § 49 RE. Rentenüber­ schüsse des Kirchenvermögens außer zu den in § 48 RE. aufgezählten Zwecken nur zu Schul- und Armenzwecken, oder mit Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde auch zu anderen, dem Kirchenvermögen mit zu­ gute kommenden und daher wenigstens bis zu einem gewissen Grade indirekt dem Stiftungszweck dienenden Aufwendungen (z. B. Wasser­ leitung, Feuerspritze) verwendet werden dürfen (vgl. MinE. vom 13. April 1873 bei Günther III S. 801, Stingl § 907; Meurer I S. 284 swelcher letzteres für schlechthin unzulässig erklärt^; Begr. S. 493). Die Ent­ scheidung dieser Frage bleibt vielmehr nach wie vor der Wissenschaft und der Praxis überlassen. Dagegen gilt in Zukunft auch für freiwillige Leistungen zu Schul- und Armenzwecken die Vorschrift der Ziff. 5. Denn diese Ziffer hat ganz allgemein den Zweck, die Erfüllung der gesetz­ lichen Obliegenheiten der Kirchenstiftung, insbesondere die Erfüllung der primären Baupflicht dauernd und nachhaltig zu sichern (vgl. Begr. S. 492), richtet sich also auch gegen freiwillige Leistungen, die an und für sich verfassungsmäßig zweifellos zulässig sind. Auch Lokalkirchenbedürfnisse i. S. des § 48 RE. und des § 6 der MinE. von: 27. April 1857 (Weber V S. 47) können außerhalb des eigentlichen Stiftungszweckes liegen (s. Begr. S. 493) z. B. im Ver­ hältnis zwischen Pfarr- und Filialkirchenstiftungen, die nicht zu gegenLangheinrich, Kirchengcmeindeordnung.

26

402

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

fettigen Leistungen verpflichtet sind (vgl. VGH. Bd. 9 S. 297, 306, 311). Wird hier eine freiwillige Beitragsleistung der Pfarrkirchenstiftung zu einer Filial- oder Nebenkirche des Pfarrsprengels oder einer Filialoder Nebenkirchenstiftung zur Pfarrkirche von den zuständigen Ver­ tretungskörpern (Art. 53; Art. 23 Abs. II Ziff. 2 u. 3 wird hier kaum je zutreffen) beschlossen, so bedarf es der Genehmigung nach Ziff. 5. Wird ein freiwilliger Beitrag nicht geleistet, so kann nur die Auf­ erlegung einer Leistung nach den beschränkenden Vorschriften für die Konkurrenz mit Nentenüberschüssen in Betracht kommen (s. die MinE. vom 27. April 1857 a. a. O.). Alsdann sind lediglich diese Vorschriften maßgebend. Ziff. 5 ist jedoch dann wieder wenigstens teilweise einschlägig, wenn etwa freiwillig ein höherer als der normativmäßig geschuldete Konkurrenzbeitrag geleistet werden will (s. auch Begr. S. 493). Bestehende Verpflichtungen zu Leistungen für Kultusbedürfnisse einer anderen Kirche, welche auf besonderem Rechtstitel (Stiftungsan­ ordnung, Vertrag usw.) beruhen, ferner Zuschüsse für Schul- und Armen­ zwecke, die bereits gemäß § 49 RE. als wiederkehrende Leistungen be­ willigt sind oder die als dauernde dotationsmäßige Leistungen zu gelten haben (VGHG. Bd. 13 S. 119), werden durch die Vorschriften der Ziff. 5 nicht berührt (vgl. hiezu Art. 12 Abs. II). 2. Wenn Anschaffungen, Restaurationen usw. aus Mitteln einer Kirchenstiftung für die Innenausstattung der Kirche sich innerhalb des gesetzlichen Rahmens einer angemessenen Ausschmückung bewegen (Art. 12 Abs. I: „notwendige Erfordernisse für die würdige Feier des öffentlichen Gottesdienstes"), so sind sie vorbehaltlich des Art. 76 nur nach Art. 75 Abs. I Ziff. 1 (Wert von 1000 Mk. an) genehmigungspflichtig. Wenn dagegett eine über die nötige und für die betr. Kirche angemessene Aus­ schmückung hinausgehende, mehr luxuriöse Anschaffung gemacht werden soll, z. B. ein Gemälde für die Kirche erworben werden soll, das eben­ sogut entbehrt werden könnte, so ist Genehmigung nach Ziff. 5 ohne Rücksicht auf den Preis erforderlich, es sei denn, daß die Mittel einer ortskirchlichen Stiftung entnommen werden sollen, deren Zweck auf Beschaffung auch luxuriöser Gegenstände gerichtet ist (Begr. S. 494). S. Der Kreis der Ortskirchenbedürfnisse bestimmt sich nach Art. 12 Abs. I u. II. Freiwillige Leistungen, die seinerzeit durch gesetzmäßige und aufsichtlich genehmigte Beschlüsse übernommen worden, sind, zählen also auch hiezu. Der Begriff der „Ortskirchenbedürfnisse" (Art. 12) ist enger als der der „örtlichen Kirchenbedürfnisse" (Art. 1 Abs. I); vgl. hierüber meinen Aufsatz in Ztschr. f. Rpfl. 1913 S. 167. Nach Art. 75 Ws. I Ziff. 5 sind auch Leistungen über die Grenzen der letzteren hinaus nicht aus­ geschlossen (vgl. unten Bem. 4). 4. Mit der Aufgabe der Kirchengemeinde vereinbar sind auch. Leistungen zur Erreichung ihrer außerhalb des Gebietes der KGO. liegendett Ziele (z. B. für christliche Charitas, innere Mission), über die Grenze der Verpflichtung hinausgehende Aufwendungen für Denk­ malspflege, die Förderung der christlichen Kunst innerhalb des Kirchengemeindebezirks u. dgl., nicht dagegen freiwillige Aufwendutlgetl aus kirchengemeindlichen Mitteln, für Zwecke, wenn auch kirchlicher Natur, die außerhalb der Kirchengemeinde liegen (Begr. S. 494). Für solche Zwecke können nach wie vor sog. Kollekten, d. s. allgemeine Sammlungen innerhalb eines größeren Bezirks, frer-

4. Abschn. Staatsaufsicht u. Handhabung der Disziplin.

Art. 75.

403

anstalter werden (s. Art. 14 Abs. I Bem. 5). Im allgemeinen soll die Bestimmung über die Möglichkeit freiwilliger Leistungen nicht extensiv ausgelegt werden. Auch die Leistungen für Zwecke der christlichen Chari­ tas usw. sollen in knappen Grenzen gehalten werden. Beiträge zur Kaprtelsbibliothek sind nur dann zulässig, wenn es sich um die Be­ schaffung von Werken handelt, an denen die Kirchengemeinde ein Inter­ esse hat. Besondere Aufwendungen zum feierlichen Empfang kirchlicher Visitatoren sind, soweit solche Kosten nicht schon unter Art. 12 Abs. I Zifs. 6 fallen, nicht schlechthin unzulässig. Doch wird hier besonders sorgfältig auf die Leistungsfähigkeit der Kirchengemeinde Rücksicht zu nehmen sein, überhaupt wird die Staatsaufsichtsbehörde bei Würdigung freiwilliger Aufwendungen auf die Vermögenslage der betreffenden Kirchengemeinde Rücksicht zu nehmen haben (vgl. AA. 1910 [1. ßef.) S. 79, Erkl. des Staatsmin.) und demgemäß bald strenger bald nach­ sichtiger vorgehen. Zu Abs. I Ziff. 6. 1. Die Anlegung von Geldern der Kultusstiftungen und Kirchen­ gemeinden ist z. Zt. eingehend geregelt durch die K. AllhVO. vom 5. Mai 1905 und der MinBek. hiezu vom 17. Mai 1905 (KultMBl. S. 195 fs.). Diese Vorschriften bleiben in Kraft, solange und soweit nicht die Verwaltungsordnung (Art. 62 Abs. III) anders bestimmt. 2. Zuständig zur Vermögensverwaltung ist die Kirchenverwaltung (besondere Verwaltung), welche für die sachgemäße und sichere Anlage haftet (Art. 53, 6, 59). In Zweifelsfällen wird sie Darlehensgesuche entweder ablehnen oder an die Staatsaufsichtsbehörde berichten. Auch die formelle Einhaltung der verordnungsmäßigen Vorschriften enthebt die Kirchenverwaltung nicht völlig ihrer Verantwortung. 3» Unter Ziff. 6 fallen auch Vorschüsse aus besonders dotierten Kassen an andere unter derselben Verwaltung stehende Kassen, wenn sie nicht binnen Jahresfrist zurückerstattet werden (Begr. S. 494; vgl. Art. 35 und Bem. hiezu; daß die verschiedenen Kassen event, ein- und demselben Rechtssubjekt gehören, ist auch hier gleichgültig). Die Vor­ schriften des § 16 der MinBek. vom 27. April 1857 (Weber V S. 47), Zulässigkeit der Gewährung unverzinslicher Darlehen („Vorschüsse") aus Rentenüberschüssen an Stiftungen, die unter anderer Verwaltung stehen, insbesonders aus Stiftungen in anderen Pfarrsprengeln, bleiben un­ berührt (Begr. S. 495). 4. Kirchenverwaltungsmitglieder: s. Art. 59 Abs. I Bem. 2. 3. Nahe Angehörige: s. Abs. II. Zn Abs. I Zisf. 7. 1 Hinsichtlich der Gewährung von Nachlässen im allgemeinen vgl. Art. 24 Abs. VIII, 106 Abs. VII. Auf den Grund, aus dem Nach­ laß gewährt werden soll, kommt es für die Anwendbarkeit der Ziff. 7 nicht an. 2 . Außerordentliche Vergütungen: s. Art. 12 Abs. II Bem. 2 am Ende. Hieher gehören insbes. Entschädigungen für außer­ ordentliche Mühewaltung und besonderen opfervollen Zeitaufwand ein­ zelner Kirchenverwaltungsmitglieder usw. (z. B. bei Kirchenbauten; vgl. Art. 64), nicht die gewöhnlichen Entschädigungen wie z. B. die in Art. 58 Abs. I vorgesehene, welche regelmäßig nur in den Voranschlag ausgenommen werden braucht.

404

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

3. 4.

Nahe Angehörige: s. Abs. II. Ortskirchliche Bedienstete: hiezu gehören nicht nur die sog. „weltlichen Kirchendiener" (bisher niedere K. genannt) Art. 12 Abs. I Ziff. 3 Bem. 1, sondern auch sonstige Angestellte wie Kirchenschreiber , die dem Ortskirchenvermögen, zunächst der Kirchenstiftung zufließen, vorbehaltlich des Art. 76 Abs. I Satz 2, dann Ent­ hebung vom Dienste. »Die letztere kann wegen grober Pflichtverletzungen, dann wegen unsittlicher oder unehrenhafter Handlungen verfügt werden, hinsichtlich geistlicher Verwaltungsmitglieder nur von der Kreis­ regierung nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde. Eine grobe Pflichtverletzung ist auch dann gegeben, wenn ein Kirchen­ verwaltungsmitglied bei Ausübung seines Amtes fortgesetzt ein Verhalten an den Tag legt, das den von der Kirchenverwaltung wahrzunehmenden Interessen oder den Anforderungen einer er­ sprießlichen Geschäftsführung zuwiderläuft. Der vom Dienst Ent­ hobene ist in der laufenden und in der nächstfolgenden Wahlperiode nicht als Kirchenverwalter wählbar. Zur Aufstellung oder Wieder­ aufstellung eines vom Dienste Enthobenen als Kirchenschreiber ist staatsaufsichtliche Genehmigung erforderlich. 'Mit der Enthebung vom Dienste erlöschen für die Zukunft

422

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

alle aus dem Dienstverhältnisse fließenden Ansprüche an das orts­ kirchliche Stiftungsvermögen und die Kirchengemeinde. VI93ot jeder Verhängung einer Disziplinarstrafe ist der Be­ teiligte mit seiner Rechtfertigung zu hören. ^Beschwerden sind binnen 14 Tagen ausschließender Frist zulässig. In Fällen, in denen auf Enthebung vom Dienste er­ kannt ist, wird durch die Beschwerde die vorläufige Entfernung vom Dienste und die einstweilige Entziehung des Diensteinkommens nicht ausgeschlossen. VIIISnt übrigen bleiben die anwendbaren Vorschriften im VI. Abschnitte des Ausführungsgesetzes zur Reichsstrafprozeß­ ordnung unberührt. Begr. z. Entw. v. 27. September 1907 S. 502; A. A. 1910 (1. Les.) S. 83; Begr. z. Entw. v. 2. Mat 1912 S. 82.

Vorbemerkung. Über die rechtliche Natur und innere Begründung des Dienststraf­ rechtes im allgemeinen vgl. insbesondere Seydel II S. 182 ff., 271 ff., 281 und die bei Kahr II S. 138, Borbem. zu Art. 165—169 GemO. zit. Literatur, ferner Meurer I S. 52 ff. Für das Gebiet der KGO. ist nunmehr das Dienststrafrecht durch die KGO. erschöpfend geregelt. Aus anderen Gesetzen find nur noch, soweit nicht die KGO. selbst bestimmt, teilweise die Disziplinarbestimmungen des bayr. AG. StPO, von 1879 (Art. 103 ff., s. unten Abs. VIII) einschlägig. Die früher analog anwend­ baren Disziplinarbestimmungen der IX. Verf.-Beilage (vgl. Art. 112 AG. StPO., Meurer I S. 53, Allerh. E. vom 13. August 1820 sDöll XI S. 388] mit Ziff. 143, 67 VollzV. zum RevGemE. sWeber III S. 153, 124; s. dort Noten T], Begr. S. 502), für die Staatsbeamten i. S. des BG. bereits durch Art. 220 BG. außer Wirksamkeit gefetzt, werden durch die Spezialvorschriften der KGO. vorbehaltlos ersetzt. Auch 'für die An­ wendbarkeit des Art. 21 PStGB. bleibt neben den Disziplinarbestim­ mungen der KGO. kein Raum. Zu Abs. I. !♦ Abs. I ist teilweise dem Art. 166 rechtsrh. GemO. nachgebildet; vgl. im allgemeinen Kahr II S. 157 ff., Seydel II S. 294 ff. 2. Im übrigen: Die Disziplinargewalt der Kirchenverwaltung beschränkt sich auf die Fälle des Art. 83 (ihre Befugnisse nach Art. 84 Abs. II betreffen nur eine vorsorgliche Maßnahme). Soweit in sonstigen Fällen disziplinäres Einschreiten veranlaßt erscheint, hat die Kirchen­ verwaltung die Staatsaufsichtsbehörde anzurufen. 8. Zu den Kirchenverwaltungsmitgliedern gehört ins­ besondere auch der Vorstand. Die disziplinären Befugnisse der Staatsaufsichtsbehörde auf Grund des Art. 84 beschränken sich jedoch auf dessen Eigenschaft als Vorstand der Kirchenverwaltung und greifen keinesfalls in dessen geistliches Amt über; eine etwaige Dienstenthebung (Abs. III u. IV) würde also nicht auch zugleich eine Entfernung vom Pfarramt in sich schließen. Hinsichtlich weiterer Mitglieder der Mrchenverwaltung vgl. Art. 59 Abs. I Bem. 2.

4. Abschn. Staatsaufsicht u. Handhabung der Disziplin. Art. 84.

423

4. besondere Verwalter: Art. 36 Abs. VI, Art. 58 Abs. IV (vgl. Art. 59 Abs. I Bem. 2); Kirchenschreiber: Art. 57 Abs. II; hin­ sichtlich der Kirchengemeindebevollmächtigten s. Art. 83 Abs. I Bem. 7. S Auf weltliche Kirchendiener im Haupt- oder Nebenamt (insbes. Lehrer: vgl. Art. 12 Abs. I Ziff. 3 Bem. 1) findet Art. 84 keine An­ wendung. Hier bleibt das bisherige Recht in Geltung (s. hierüber Engel­ mann S. 236). 6. Staatsaufsichtsbehörde: Art. 73 Abs. II u. III. Handelt es sich um einen für mehrere Kirchengemeinden' aufgestellten Kirchen­ schreiber, so ist im einzelnen Fall die Staatsaufsichtsbehörde derjenigen Kirchengemeinde zuständig, in deren Bereich die Verfehlung begangen worden ist. Dienstenthebung wird bei der Natur der sie begründenden Verfehlungen in der Regel für alle von demselben Kirchenschceiber ver­ sehenen Dienstesstellen auszusprechen sein. Liegen die beteiligten Kirchen­ gemeinden im Bereich mehrerer Staatsaufsichtsbehörden, so ist die ge­ meinsame Oberaufsichtsbehörde um Delegation anzugehen. Zu Abs. II.

1« Soweit nach Art. 111 AG. StPO., der übrigens auch auf Kirchengemeindebevollmächtigte Anwendung findet (Art. 70 Abs. III) Suspension kraft Gesetzes eintritt, bedarf es einer Verfügung nach Abs. II selbstverständlich nicht. Alsdann ist nur der Vollzug zu überwachen (vgl. Abs. VIII). 2. Soweit die Kirchenverwaltung nach Abs. II eingreifen will, bedarf es eines formgültigen Beschlusses (Art. 63 Abs. IV—VII). 3« Suspension nach Abs. III ist keine selbständige Disziplinarstrafe, sondern nur eine vorsorgliche Maßnahme, um weitere Schädigungen bzw. Pflichtverletzungen zu verhindern. Zu Abs. III.

1. Abs. III ist dem Art. 167 Abs. III rechtsrh. GemO. nachgebildet (vgl. Kahr II S. 170); Suspension als Disziplinarstrafe ist jedoch nicht übernommen. 2. Geldstrafe bis zu 50 Mk.: vorbehaltlich Art. 76 Abs. I. Umwandlung einer uneinbringlichen Geldstrafe in Freiheitsstrafe findet nicht statt, über Einhebung und Beitreibung vgl. Art. 106 Abs. VII. 3. dem Ortskirchenvermögen: s. Art. 83 Abs. I Bem. 4 und Art. 5. 4. Enthebung vom Dienst ist gleichbedeutend mit Dienst­ entlassung (Ausschluß); s. hiezu Abs. V. 3. Welche Strafe zu verhängen ist, ist Sache pflichtmäßiger Würdigung der Staatsaufsichtsbehörde. Zweck der Dienststrafe ist nicht Aufrechterhaltung der Rechtsordnung als solcher, sondern der Schutz der Interessen des öffentlichen Dienstes (vgl. Seydel II S. 273), hier speziell der Schutz des ortskirchlichen Vermögens. Nach diesem Grundsatz ist nicht nur zu beurteilen, welche Strafe angemessen ist, sondern auch, ob über­ haupt eine Strafe zu verhängen oder ein Disziplinarverfahren einzuleiten ist. Es besteht für die Staatsaufsichtsbehörde keinerlei Zwang, mit Diszi­ plinarmitteln vorzugehen (vgl. Seydel II S. 273 unten; Kahr II S. 141); wenn nicht schwerwiegende Verfehlungen inmitte liegen, wird regelmäßig zunächst mit Ermahnung und Belehrung vorgegangen werden können.

424

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Eine bestimmte Reihenfolge der Strafarten ist nicht einzuhalten; es kann sofort zur schwersten Strafe gegriffen werden. 6. Die Verhängung einer Dienststrafe nach Abs. III wird durch eine gerichtliche Bestrafung nicht ausgeschlossen. Verjährung kann der Aus­ übung der Disziplinargewalt mangels ausdrücklicher Bestimmung (vgl. z. B. Art. 113 BG.) nicht entgegengehalten werden. Über diese Frage im allgemeinen vgl. Kahr II S. 141 f. mit Allegaten, aber auch die vorher­ gehende Bemerkung (5).

Zu Abs. IV. L Abs. IV entspricht in seinen Voraussetzungen teilweise dem Art. 167 Abs. II rechtsrh. GemO. L. Geistliche Verwaltungsmitglieder: s. Art. 37 Abs. I Ziff. 1, Abs. II Ziff. 1, Art. 38, 103 Abs. V, 104 Abs. III, 105 Abs. III. 3. Kirchliche Oberbehörde: Art. 11 Abs. I. 4. Die Voraussetzungen des Satzes 2 können insbesondere dann gegeben sein, wenn bei kleinen Kirchenverwaltungen einzelne Mitglieder beharrlich Sitzungen versäumen und dadurch Beschlußunfähigkeit herbei­ führen. 8. Wahlperiode: Art. 47 Abs. II. 6. Die Aufstellung oder Wiederaufstellung eines ge­ maßregelten besonderen Kassenverwalters bedarf der staatsaufsicht­ lichen Genehmigung schon nach Art. 58 Abs. IV.

Zu Abs. V. 1. Abs. V entspricht dem Art. 167 Abs. V rechtsrh. GemO. L. „Für die Zukunft": d. i. von dem Tage ab, mit welchem der Disziplinarbescheid die Rechtskraft erlangt hat (Abs. VII), vorbehaltlich Abs. VII Satz 2. Etwaige gegenteilige Bestimmungen des Dienstvertrags, z. B. über Kündigungsfristen (etwa bei Kirchenschreibern) bleiben llnberücksichtigt (vgl. Kahr II S. 171).

Zu Abs. VII. !♦ Abs. VII entspricht dem Art. 168 Abs. III rechtsrh. GemO., ver­ meidet jedoch absichtlich jede Beschränkung der Instanzen (Begr. S. 502). Wo also das Bezirksamt in erster Instanz entscheidet, kann auch noch Beschwerde an das Staatsministerium ergriffen werden. Der Jnstanzenzug bemißt sich nach Art. 73