Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz: Vom 22. Juli 1913. Mit den bayerischen Vollzugsvorschriften [Reprint 2020 ed.] 9783112370247, 9783112370230


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German Pages 272 [306] Year 1932

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Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz: Vom 22. Juli 1913. Mit den bayerischen Vollzugsvorschriften [Reprint 2020 ed.]
 9783112370247, 9783112370230

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Reichs- und Staatsangehörigkttsgejetz vom 22. Juli 1915

mit den bayerischen Voihngrvorschristen erläutert von

Iakob woeber 5. Auflage

bearbeitet von

Karl August Mscher Gberregierungsrat in Pfaffenhofen a. d. Ilm

1932

München, Berlin, Leipzig

I. 5chweitzer Verlag (Arthur Seiltet)

Druck von Dr. F. P. Satterer & Tie., Freising-München.

Borwort zur ersten Auflage. Durch meine bemfliche Stellung war ich in besonderem Maße mit dem Vollzüge des Reichsgesetzes über die Erwerbung und den Verlust der Bum>es- und Staatsangehörigkeit befaßt. Diese Tättgkeit veranlaßte mich zu dem Versuche^ für den Schweitzerschen Verlag eine Handausgabe des neuen Reichs- und Staatsangehörig­ keitsgesetzes zu bearbeiten, um den mit dem Vollzüge des Gesetzes befaßten gemeindlichen und staallichen bayerischen Behörden ein rasches Einarbeiten in dieses Gesetz zu ermöglichen. Me Handausgabe berücksichtigt neben den allgemeinen recht­ lichen Grundlagen ausschließlich die bayerischen Verhältnisse; lch habe mich aber bestrebt, diese möglichst erschöpfend unter Verwer­ tung der bisherigen Praxis und Rechtsprechung zu bieten. Möge das Büchlein allen, die es benützen, ein stets bereiter Helfer sein, der Zweifel löst und einen raschen und sicheren Vollzug des Gesetzes ermöglicht.

München, im April 1914.

Woeber.

Vorwort zur dritten Auflage. Nachdem die 2. Auflage von Woebers Reichs- und Staats­ angehörigkeitsgesetz vergnffen war und eine neue Auflage notwendig wurde, haben Verfasser und Verlag die Herstellung der 3. Auflage dem Unterzeichneten übertragen. Bei der Bearbeitung der 3. Auflage waren vor allem die ein­ schneidenden Veränderungen zu berücksichtigen, die die staaüiche Um« Wälzung und das Diktat von Versailles auf dem gesamten Gebiete des öffentlichen Rechts mit sich gebracht und die auch den sachlichen und räumlichen Geltungsbereich des Reichs- und Staatsangehörig­ keitsgesetzes erheblich eingeschränkt haben: feiMicher Zwang hat Mllionen Deutsche vom Reiche abgetrennt und das staatsrechlliche

Borwort zur ersten Auflage. Durch meine bemfliche Stellung war ich in besonderem Maße mit dem Vollzüge des Reichsgesetzes über die Erwerbung und den Verlust der Bum>es- und Staatsangehörigkeit befaßt. Diese Tättgkeit veranlaßte mich zu dem Versuche^ für den Schweitzerschen Verlag eine Handausgabe des neuen Reichs- und Staatsangehörig­ keitsgesetzes zu bearbeiten, um den mit dem Vollzüge des Gesetzes befaßten gemeindlichen und staallichen bayerischen Behörden ein rasches Einarbeiten in dieses Gesetz zu ermöglichen. Me Handausgabe berücksichtigt neben den allgemeinen recht­ lichen Grundlagen ausschließlich die bayerischen Verhältnisse; lch habe mich aber bestrebt, diese möglichst erschöpfend unter Verwer­ tung der bisherigen Praxis und Rechtsprechung zu bieten. Möge das Büchlein allen, die es benützen, ein stets bereiter Helfer sein, der Zweifel löst und einen raschen und sicheren Vollzug des Gesetzes ermöglicht.

München, im April 1914.

Woeber.

Vorwort zur dritten Auflage. Nachdem die 2. Auflage von Woebers Reichs- und Staats­ angehörigkeitsgesetz vergnffen war und eine neue Auflage notwendig wurde, haben Verfasser und Verlag die Herstellung der 3. Auflage dem Unterzeichneten übertragen. Bei der Bearbeitung der 3. Auflage waren vor allem die ein­ schneidenden Veränderungen zu berücksichtigen, die die staaüiche Um« Wälzung und das Diktat von Versailles auf dem gesamten Gebiete des öffentlichen Rechts mit sich gebracht und die auch den sachlichen und räumlichen Geltungsbereich des Reichs- und Staatsangehörig­ keitsgesetzes erheblich eingeschränkt haben: feiMicher Zwang hat Mllionen Deutsche vom Reiche abgetrennt und das staatsrechlliche

4

Vorwort.

Band der Reichs- und Staatsangehörigkeit, das sie mit dem Reiche verknüpfte, gewaltsam zerschnitten; der enge Zusammenhaim zwischen der Staatsangehörigkeit und der ErfMuntz der Wehrpflicht, der einer der Hauptgmndsätze des RStG. war, ist gelöst. Innerhalb des Deutschen Reiches haben die thüringischen Kleinstaaten ihr Sonder­ dasein aufgegeben. — Auch die daher. Vollzugsbekanntmachung ist seit 1918 mehrmals geändert worden; die letzterschienene Min.Bek. vom 7. Februar 1922 konnte noch verwertet werden. Mehrere andere wichttge Ministerialbekanntmachungen aus den letzten Jahren mußten im Wortlaut abgedmckt werden. Einen beträchllichen — leider sehr unerfteulichen — Zuwachs hat die 3. Auflage endlich dadurch erfahren, daß die auf die Staatsangehörigkeit bezüglichen Bestimmungen des Versailler Diktates nebst Optionsverträgen und Optionsvorschriften ausgenommen wurden. Diejenigen Bestimmungen des Gesetzes, die derzeit gegenstands­ los sind, sind in liegender Schrift gedmckt.

München, im Februar 1922.

Fischer.

Vorwort zur fünften Auflage. In der fünften Auflage war vor allem die unterm 23. Dezember 1929 erschienene neue bayerische Vollzugsbekanntmachunst zu ver­ arbeiten. Auch im übrigen wurde das Buch nach Möglichkeit auf den neuesten Stand gebracht.

Pfaffenhofen, im Oktober 1931.

Fischer.

4

Vorwort.

Band der Reichs- und Staatsangehörigkeit, das sie mit dem Reiche verknüpfte, gewaltsam zerschnitten; der enge Zusammenhaim zwischen der Staatsangehörigkeit und der ErfMuntz der Wehrpflicht, der einer der Hauptgmndsätze des RStG. war, ist gelöst. Innerhalb des Deutschen Reiches haben die thüringischen Kleinstaaten ihr Sonder­ dasein aufgegeben. — Auch die daher. Vollzugsbekanntmachung ist seit 1918 mehrmals geändert worden; die letzterschienene Min.Bek. vom 7. Februar 1922 konnte noch verwertet werden. Mehrere andere wichttge Ministerialbekanntmachungen aus den letzten Jahren mußten im Wortlaut abgedmckt werden. Einen beträchllichen — leider sehr unerfteulichen — Zuwachs hat die 3. Auflage endlich dadurch erfahren, daß die auf die Staatsangehörigkeit bezüglichen Bestimmungen des Versailler Diktates nebst Optionsverträgen und Optionsvorschriften ausgenommen wurden. Diejenigen Bestimmungen des Gesetzes, die derzeit gegenstands­ los sind, sind in liegender Schrift gedmckt.

München, im Februar 1922.

Fischer.

Vorwort zur fünften Auflage. In der fünften Auflage war vor allem die unterm 23. Dezember 1929 erschienene neue bayerische Vollzugsbekanntmachunst zu ver­ arbeiten. Auch im übrigen wurde das Buch nach Möglichkeit auf den neuesten Stand gebracht.

Pfaffenhofen, im Oktober 1931.

Fischer.

Inhaltsverzeichnis. Leite

Borwort.................................................................................................. 3 Abkürzungen.......................................................................................... 10 I. Einleitung. Entstehung des Gesetzes, seine wesentlichen Neuerungen 11 Reichs- und StaatSangehörigkettSgesetz vom 22. Juli ISIS.

II.

Erster Abschnitt. Allgemeine Vorschriften.

(§§ 1 und 2.)

§

§

1. Begriffsbestimmung des „Deutschen" im staatsrechtlichen Sinne.................................................................................. 2. Elsaß-Lothringen, die Schutzgebiete....................................

15 21

Zweiter Abschnitt. Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaate

(§§3mit 32). 3. Wie wird die Staatsangehörigkeit erworben? ................ 4. Erwerb durch Geburt; Findelkinder .............................. 5. Erwerb durch Legitimation............................................... 6. Erwerb durch Eheschließung................................................ 7. Erwerb durch Aufnahme; Ehefrauen undvertretene Per­ sonen 31 § 8. Erwerb durch Einbürgerung.............................................. § 9. Einvernahme der Bundesstaaten bei einer Einbürgerung . § 10. Einbürgerung einer ehemals reichsdeutschen Witwe oder geschiedenen Frau............................................ 48 § 11. Wiedereinbürgerung eines ehemaligen Reichsdeutschen, der als Minderjähriger entlassen wurde................ 51 § 12. Einbürgerung einer Person, die im Heere oder in der Ma­ rine gedient hat................................................ 52 § 13. Einbürgerung eines ehemaligen Reichsdeutschen, der im AMande bleibt................................................ 53 § 14. Aufnahme und Einbürgerung durch Anstellung in einem Bundesstaat....................................................... 56 § 15. Einbürgerung durch Anstellung im Reichsdienst............... § 16. Wirksamkeit der Aufnahme und Einbürgerung............... § § § § §

21 25 28 30

38 43

64 67

6

Inhaltsverzeichnis. Seite

$ § § §

17. 18. 19. 20.

§ 21. § 22. § 23. § § § § § § §

24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.

$ 31.

§ 32.

Wie geht die Staatsangehörigkeit verloren?..................... Entlassung einer Ehefrau................................................. Entlassung einer vertretenen Person..................................... Entlassung mit oder ohne Vorbehalt einer Staatsangehörig­ keit ........................................................................ 78 Anspruch auf Entlassung bei Vorbehalt einer Staats­ angehörigkeit .......................................................... 80 Berweigerungsgründe der Entlassung........................ 81 Wirksamkeit der Entlassung; Verweigerung der Aushändi­ gung der Entlassungsurkunde................ 82 Aufhebung der Wirkung der Entlassung................... 85 Verlust durch Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit Verlust wegen Verletzung der Wehrpflicht............... 91 Verlust wegen Verbleibens im Ausland bei Kriegsgefahr Verlust bei Eintritt in fremden Staatsdienst............... 95 Wirkung von Verlustgründen auf Ehefrau und Kinder Einbürgerungsanspruch eines ehemaligen Reichsdeutschen, der die Staatsangehörigkeit durch Entlassung verloren hat Einbürgerungsanspruch eines ehemaligen Reichsdeutschen, der die Staatsangehörigkeit durch Aufenthalt im Allsland verloren hat.................................................................100 Übergangsvorschrift bei Verletzung der Wehrpflicht ...

71 74 75

87 94 97

98

102

Dritter Abschnitt. Unmittelbare ReichSangehörigkett

(§§33 mit 35). § 33. § 34. § 35.

Erwerb der unmittelbaren Reichsangehörigkeit................ 103 Verleihung der unmittelbaren Reichsangehörigkeit an Aus­ länder im Reichsdienst................................................ 104 Anwendung der Besttmmungen über die Staatsangehörig­ keit in einem Bundesstaat auf die unmittelbare Reichs­ angehörigkeit................................................................ 104

Vierter Abschnitt.

Schlutzvestimmungen (§§ 36 mit 41). §36.

§ 37. § 38. §39.

§ 40. § 41.

Wirkung des Gesetzes auf Staatsverttäge der Bundes­ staaten .....................................................................105 Verweisung auf andere Gesetze....................................................105 Gebühren und Kosten ................................................................ 106 Zuständigkeit für die Form der Urkunden und für die Bestimmung von Behörden................................................... 107 Rechtsmittel, Zuständigkeit und Verfahren........................... 109 Inkrafttreten des Gesetzes............................................................ 110

Inhaltsverzeichnis.

7 Seite

III.

Bayerische Bollzugtzvorschriste«.

Mn.-Bek. zum Vollzüge des Reichs- und Staatsangehörig­ keitsgesetzes vom 23. Dezember 1929 ............................ 111 Anlagen hierzu................................................................................ 126 2. Min.-Bek. über Wahlrecht und Staatsangehörigkeit der vor­ maligen Elsaß-Lothringer vom 1. Mai 1920.................... 139 3. Min.-Bek. bett, den Nachweis der Staatsangehörigkeit von Ausländsdeutschen vom 16. März 1921.................................140 1.

4. 5.

6.

7. 8. 9.

10.

iv.

Desgl. vom 4. Mai 1921............................................................. 141 Mn.-Bek. über die Wiedereinbürgerung im Jnlande leben­ der ehemaliger Deutscher vom 9. April 1923 ................ 141 Mn.-Bek. über die Staatsangehörigkeit von belgischen Ehe­ frauen deutscher Reichsangehöriger vom 6. August 1923 142 Mn.-Bek. bett. Nachweis der deutschen Reichsangehörig­ keit Bersorgungsberechtigter vom 30. Januar 1924 . ... 143 Mn.-Bek. über die litauische Staatsangehörigkeit vom 28. April 1924 ......................................................................... 143 Mn.-Bek. über die Erhebung von Gebühren für die Aus­ stellung von Staatsangehörigkeitsausweisen vom 19. Sep­ tember 1925 .......................................................................... 144 Min.-Bek. über Staatsangehörigkeitsausweise vom 28. Ok­ tober 1927............................................................................. 144

Texte früherer Gesetze.

1. 2.

Bayerisches Jndigenatsedikt..................................................... 145 Reichsgesetz über die Erwerbung und den Verlust der Bun­ des- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 in der Fassung des EG. BGB..............................................................147

v.

Auszug aus dem ReichSgesetz gegen die Steuerflucht vom 26. Juli 1918 ..................................................................................153

vi.

Banerostvertrag.............................................................................. 154

VII. Übersicht über die wesentlichsten Gründe für den Erwerb «nd Verlust derStaatsangehörigkeit in ausländischenStaate«

156

Vin. Die auf die Staatsangehörigkeit bezüglichen Bestimmungen deS Versailler Diktates nebst OptionsvertrSgen «nd deutsche« Ansführungsvorschriften 1. 2.

3.

Allgemeine Bestimmung......................................................... 186 Elsaß-Lothringen.......................................................................... 187

Moresnet, Eupen undMalmedy...............................................190 Optionsabkommen zwischen dem Deutschen Reich und Belgien..................................................................................... 191

8

Inhaltsverzeichnis. Seite

4. Posen und Westpreußen........................................................... 193 Äusführungsbestimnrungen der Reichsregierung zu Art. 91 des Versailler Vertrages (Optionsordnung)...................... 194 Bekanntmachung des daher. Staatsministeriums des Innern über Option für Deutschland oder Polen vom 17. De­ zember 1921............................................................................. 195 Deutsch-polnisches Abkommen über Staatsangehörigkeits­ und Optionsftagen (sog. Wiener Abkommen) vom 30. August 1924 ................................................................ 197 Deutsch-polnisches Schlichtungsabkommen vom 21. De­ zember 1926 ........................................................................ 207 Bekanntmachung des daher. Staatsministeriums des Innern über das deutsch-polnische Abkommen zur Schlichtung streitiger Staatsangehörigkeitsfälle vom 24. Februar 1927 207

5. Oberschlesien.................................................................................... 212 Entscheidung der Botschafterkonferenz über Oberschlesien vom 20. Oktober 1921............................................................ 212 Deutsch-polnisches Abkommen über Oberschlesien vom 15. Mai 1922 .................................................................... 214 BO. der Reichsregierung zur Ausführung des deutsch-pol­ nischen Staatsangehörigkeitsabkommens vom 15. Mai 1924 ..................................................................................... 221 Bekanntmachung des daher. Staatsministeriums des Innern über die Option nach dem deutsch-polnischen Abkommen über Oberschlesien vom 2. Juni 1924 .............................. 225 6. Hultschiner Land............................................................................ 228 Staatsangehörigkeitsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und der Tschechoslowakischen Republik vom 29. Juni 1920 229

7. Nordschleswig................................................................................ 234 Vertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Dänemark betr. die Regelung der durch den Übergang der Staats­ hoheit in Nordschleswig auf Dänemark entstandenen Fragen vom 10. April 1922................................................... 235 BO. zum Staatsangehörigkeitsabkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Dänemark vom 24. Juli 1922 240 Bekanntmachung des daher. Staatsministeriums des Innern über Option für Deutschland oder Dänemark vom 13. November 1922 ........................................................... 242 8. Memelgebiet.................................................................................... 245 Memelkonvention vom 8. Mai 1924, Art. 8—10...................... 245 Vertrag zwischen dem Deutschen Reiche und der Republik Litauen zur Ausführung der Memelkonvention vom 10. Februar 1925 ........................................................... 246

Inhaltsverzeichnis.

9 Sette

Bekanntmachung des bayer. Staatsministeriums des Innern über die Option nach dem deutsch-litauischen Optionsverttag für Memel vom 13. März 1925 ...................... 251 Bekanntmachung des bayer. Staatsministeriums des Innern über die deutsch-litauische Schlichtungskommission für Staatsangehörigkeitsftagen vom 21. Januar 1930 . . . 255 9. Danzig................................................................................... 256 Bertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Danzig über die Regelung vonOptionsfragenvom 8. November 1920 257 10. Saarbeckengebiet .................................................................. 259 11. Schutzgebiete...................................................................... 259

Schlagwortverzeichnis......................................................................260

Abkürzungen. AG. Bd. BG. BGB. BGBl. Bl. DIZ. E. EG. Entw.

= Ausführungsgesetz. = Band. = Bayerisches Beamtengesetz vom 16. August 1908. = Bürgerliches Gesetzbuch. = Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes. = Blätter für administrative Praxis. = Deutsche Juristenzeitung. = Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen. = Einführungsgesetz. = Entwurf eines RStG. (Reichstagsdrucksache Nr. 6 von 1912/13). FGG. ----- Reichsgesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Ge­ richtsbarkeit. GemZ. = Bayerische Gemeinde- und Berwaltungszeitung. GVBl. = Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt. GBG. = Gerichtsverfassungsgesetz. IW. = Juristische Wochenschrift. MABl. = Amtsblatt des Staatsministeriums des Innern. RegBl. = Bayerisches Regierungsblatt. Reger ---- Reger, Entscheidungen der Gerichte und Verwaltungs­ behörden. RG. = Reichsgesetz. RGBl. = Reichsgesetzblatt. RMilG. = Reichsmilitärgesetz vom 2. Mai 1874. RStAG. = Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz vom 22. Juli 1913. RMBl. = Reichsministerialblatt (Zentralblatt f. d. Deutsche Reich). RB. --- Reichsverfassung. RBBl. = Reichsverwaltungsblatt und Preußisches Berwaltungsblatt. SBG. — Bayerisches Selbstverwaltungsgesetz vom 22. Mai 1919. StAnz. — Bayerischer Staatsanzeiger. UWG. = Unterstützungswohnsitzgesetz. B.Bl. = Bayerische Verwaltungsblätter. BGH. = Sammlung der Entscheidungen des bayerischen Berwaltungsgerichtshofs. Bers.Bertr.-- Vertrag von Versailles vom 28. Juni 1919, RGBl. 1920 S. 31. BGHG. = Bayerisches Berwaltungsgerichtshofgesetz. BO. = Verordnung. VollzB. = Bayer. Min.-Bekanntmachung zum Vollzüge des Reichs­ und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 23. Dezember 1929. B.-Urk. = Bayerische Verfassungsurkunde. WG. = Wehrgesetz vom 23. März 1921. ZBl. = Zentralblatt für das Deutsche Reich. ZPO. = Zivilprozeßordnung. ZRpfl. = Zeitschrift für Rechtspflege in Bayern.

I. Einleitung. i.

Im alten Deutschen Reiche war der Begriff der Staatsange­ hörigkeit nicht scharf gefaßt; die Zugehörigkeit zu einem Staate und damit zum Reiche beruhte entweder auf dem Wohnsitz oder auf der Zugehörigkeit zu einer Gemeinde. Erst nach der Auflösung des alten Deutschen Reiches (1806) haben sich die einzelnen Staaten eine vom Wohnsitz und von der Zugehörigkeit zu einer Gemeinde unabhängige Staatsangehörigkeit geschaffen, so Bayern durch das Jndigenatsedikt vom 26. Mai 1818. Nach Dem bayerischen Jndigenatsedikt wurde das „Jndigenat" er­ worben durch Wstammung von einem Bayem, durch Verehelichung mit einem Bayem, durch Ansässigmachung und durch landesherr­ liche Verleihung; es ging verloren durch Erwerbung oder Bei­ behaltung eines fremden Jndigenats ohne besondere königliche Be­ willigung, durch Auswanderung und durch Verheiratung einer Bayerin mit einem Ausländer. Das Reichsgesetz über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 (BGBl. S. 355) hat an die Stelle der verschiedenen einzelnen Landesgesetz!Übungen über den Erwerb und Den Verlust der Staatsangehörigeit ein einheitliches Reichsrecht gesetzt, sich dabei aber sachlich im wesenüichen auf die Wedergabe dessen beschränkt, was der Mehr­ zahl der Bundesstaaten nach den bisherigen Einzelgesetzgebungen gemeinsam war. Dieses Reichsgesetz erfuhr geringfügige Andemngen nur in­ sofern, als die auf die Angehörigen der süddeutschen Staaten bezüg­ lichen Vorschriften (§ 1 Abs. 2, § 8 Abs. 3, § 16) beseitigt, und bei der Einfühmng in Bayern und in Elsaß-Lothringen die Vor­ schriften den entsprechenden Beziehungen des Reichs angepaßt wur­ den (§ 9 des Gesetzes vom 22. April 1871, bett, die Einfühmng nord­ deutscher Gesetze in Bayem sRGBl. S. 87] und Art. 2 des Ge­ setzes vom 8. Januar 1873 sRGBl. S. 51]). Femer hat § 60 Abs. 1 RMilG. vom 2. Mai 1874 (RGBl. S. 45) den § 15 Abs. 2 geändert und endlich sind die Vorschriften des Gesetzes bei Einfühmng des Bürgerlichen Gesetzbuchs mit diesem in Übereinstimmung gebracht worden (Art. 41 EG. BGB ). Im übrigen wurde sein Inhalt noch

12

I. Einleitung.

berührt durch das Gesetz, betreffend die Naturalisation von Aus­ ländern, welche im Reichsdienst angestellt sind, vom 20. Dezember 1875 (RGBl. S. 324) und durch den § 9 SchutzgebG. in der Fassung vom 10. September 1900 (RGBl. S. 813). Das Gesetz vom 1. Juni 1870 stammte aus der Zeit vor Er­ richtung des Deutschen Reiches; es gehört zu den grundlegenden Gesetzen des Norddeutschen Bundes, die mit dessen Verfassung vom Deu^chen Reich übernommen wurden. Das Gesetz hatte damals eine doppelte Aufgabe zu lösen. Es aalt einmal, das völkerrechtliche Band, das damals noch die Angehörigen der im Norddeutschen Bunde zusammengeschlossenen Staaten vereinte, entsprechend den abgeschlossenen Bundesverträgen in ein staatsrechtliches Band zu verwandeln, und es handelte sich ferner darum, allen Angehörigen des Norddeutschen Bundes eine gemeinsame Staatsangehörigkeit dem Auslande gegenüber zu schaffen. Die Zeitverhältnisse brachten es mit sich, daß der zweite Teil der Aufgabe gegenüber dem näher liegenden ersten Teil zurücktrat. Mit der Gründung des Reichs und dann mit dessen Erstar­ kung sind auch die nach außen gerichteten Beziehungen der Reichs­ angehörigen mehr und mehr in den Vordergrund getreten, und im Laufe der Entwicklung zeigte sich als Hauptmangel des RG. vom 1. Juni 1870, daß Angehörige des Deutschen Reichs, die auch im Auslande Reichsdeutsche sein und bleiben wollen, wider ihren Wllen, ohne ihr Wissen der Staatsangehörigkeit lediglich durch Zeitablauf verlustig gingen. Durch diese bürokrattsch-kurzsichttge Bestimmung, die in der Gesetzgebung anoerer Länder kein Vorbild hat, hat das Deutsche Reich zahlreiche Untertanen von sich gestoßen; dabei sind die Mängel des Gesches durch eine übertrieben formalistische Recht­ sprechung der deutschen Berwaltungsgerichte noch verschärft worden. Es wurde deshalb die Fordemng immer häufiger, das Gesetz dahin abzuändern, daß einerseits der Verlust der Reichsangehörigkeit er­ schwert und anderseits ihr Wiedererwerb erleichtert werde*). Es dauerte aber lange Jahre, bis diesen Fordemngen Gehör gegeben wurde. Echt am 23. Februar 1912 wurde ein entsprechender Entwuch eines Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes im Reichs­ tage eingebracht und in den Sitzungen vom 23. und 27. Febmar 1912 in erster Lesung behandelt. Die 6. Kommission des Reichstages hat den Entwuch eingehend beraten und in der Hauptsache unver­ ändert angenommen. Die zweite Lesung begann am 28. Mai 1913, *) Vgl. darüber Dr. jur. Hans Ratjen „Ter Kampf um die Reichs­ angehörigkeit", Hamburg 1908.

die dritte Lesung, in der auch die Gesamtabstimmung über das Ge­ setz vorgenommen wurde, fand am 25. Juni 1913 statt. Das Gesetz ist vom 22. Juli 1913 dattert, am 31. Juli in Nr. 46 RGBl, veröffentlicht und am 1. Januar 1914 in Kraft getreten.

II. Das Gesetz vom 22. Juli 1913, das inzwischen selbst schon wieder sehr verbessemngsbedürftig geworden ist, hat die früheren Gmndsätze über den Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit im großen und ganzen beibehalten und hat nur eine Anzahl von Bestimmungen aufgehoben, geändert und ergänzt, die nicht mehr der Entwicklung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse inner­ halb und außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches entsprachen. Das Gesetz vom 1. Juni 1870 stellte an die Spitze den Gmndsatz, daß die Reichsangehöngkeit durch die Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaat erworben wird und mit deren Verlust erlischt. Das neue Gesetz hat diesen Grundsatz beibehalten, aber neben der mittelbaren auch eine unmittelbare Reichsangehörigkeit anerkannt und demgemäß in seinem § 1 den staatsrechtlichen Begriff des „Deutschen" festgestellt. Aus dem bundesstaatlichen Charakter des Reiches wurde ge­ folgert, daß die Reichsangehörigkeit in der Regel nicht selbstäMg als solche begründet und erhalten werden kann, sondem daß sie nur die Rechtsfolge der Angehöngkeit zu einem der zum Deutschen Reiche zusammengeschlossenen Bundesstaaten ist. Es wurden des­ halb die einheitlichen Grundsätze beibehalten, nach denen die Staats­ angehörigkeit innerhalb der einzelnen Bundesstaaten erworben und aufgehoben werden kann, und es mußten diese Grundsätze auch den Bedürfnissen des Reichs angepaßt bleiben. Demgemäß wird die Staatsangehöttgkeit in einem Bundes­ staat erworben durch Geburt, durch Legitimation, durch Eheschließung, für einen Reichsdeutschen durch Aufnahme und endlich für einen Ausländer durch Einbürgerung. Eine Neuemng wurde bei der Einbürgerung von Ausländern geschaffen. Das früher geltende Recht stellte die Einbürgerung von Ausländem lediglich in das Ermessen des Bundesstaates, in dem der AMänder seinen Aufenthalt genommen und die Einbürgerung (früher „Naturalisation") beanttagt hatte, und beachtete nicht, daß die Einbürgemng in einen Bundesstaat das Recht gibt, die Auf­ nahme in jedem anderen Bundesstaate zu verlangen. Es wurde deshalb in § 9 jedem Bundesstaat das Recht eingeräumt, gegen eine Einbürgemng Bedenken zu erheben.

14

I. Einleitung.

Erweitert wurde ferner die Zahl der Bestimmungen, in denen ehemaligen Reichsdeutschen ein Rechtsanspruch auf Einbürgerung gewährt wird (§§ 10, 11, 15; §§ 26 Abs. 3, 30, 31 und 32 Abs. 3), während früher ein Rechtsanspmch nur nach § 21 Abs. 5 des Ge­ setzes vom 1. Juni 1870 bestand, und eine wichtige Neuerung war endlich die Bestimmung des § 13, daß ehemalige Reichsdeutsche in einem Bundesstaate, dem sie ftüher angehört haben, die EinbürB erlangen können, ohne sich dort niederzulassen und ohne ;t darauf, wie die Staatsangehörigkeit verloren wurde, und daß diese Möglichkeit der Einbürgerung auf Wkömmlinge jeden Grades ausgedehnt ist. Die Staatsangehörigkeit geht verloren durch Entlassung, durch den Erwerb einer ausländischen Staatsangehörigkeit, durch Aus­ spruch der Behörde, für ein uneheliches Kind durch eine von dem Angehörigen eines anoeren Bundesstaats oder von einem Ausländer bewirkte und nach den deutschen Gesetzen wirksame Legittmation und endlich für eine Reichsdeutsche durch Eheschließung mit dem An­ gehörigen eines anderen Bundesstaats oder mit einem AMänder. Der Verlust durch zehnjährigen Aufenchalt im Auslande ist weggefallen, der Verlust durch den Erwerb einer ausländischen Staatsangehörigkeit und durch NichterMung der Wehrpflicht ist statt dessen vom Gesetze neu geregelt worden. Im übrigen sind die Verlustgründe die gleichen geblieben wie früher. Bei dem Verluste der Staatsangehörigkeit durch Entlassung wurde bestimmt, daß die Entlassung aus der Angehörigkeit des einen Bundesstaates auch den Verlust der Staatsangehörigkeit in jedem anderen Bundesstaate zur Folge hat, wenn sich der Gesuchsteller nicht eine Staatsangehörigkeit vorbehält; die Entlassung von Ehe­ frauen und von Personen, die unter Vormundschaft oder elterlicher Gewalt stehen, ist wesenllich erschwert worden. Das Gesetz regelt ferner die Verleihung der unmittelbaren Reichsangehörigkeit und erklärt aus deren Erwerb und Verlust alle Bestimmungen über die Staatsangehörigkeit (mittelbare Reichsangehörigkeit) für anwendbar, soweit sich nicht aus dem Grundsatz der unmittelbaren Reichsangehörigkeit und aus Zweckmäßigkeits­ rücksichten Mweichungen ergeben.

II. Das Reichs- und Staatsangehörigkeitsgefetz. Vom 22. Juli 1913 (RGBl. S. 583).

Erster Abschnitt. Allgemeine Vorschriften.

gl-1

Deutscherer ist, wer die Staatsangehörigkeit4 in einem 5 Bundesstaate6 (§§ 3 bis 32) oder die unmittelbare Reichs­ angehörigkeit (§§ 33 bis 35) besitzt er. 1. Der Entwurf hatte in Übereinstimmung mit dem früher gel­ tenden Gesetze folgende Fassung vorgeschlagen: „Die Reichsangehörigkeit wird durch die Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaat erworben und erlischt mit bereit Verlust." Die jetzige Fassung wurde gewählt, um den st a a t s r e ch t l i ch e n Begriff des „Deutschen" festzustellen; über ihre Unzweckmäßigkeit siehe unten Anmerkung 2. Das Gesetz bezieht sich auf männliche und weibliche Personen, wenn sich auch für die Behandlung der beiden Geschlechter Verschie­ denheiten ergeben. So können sich die §§ 12, 22, 26 und 32 nur auf Männer, die §§ 6 und 10 nur auf Frauen beziehen, währelld die übrigen Paragraphen allgemeine Geltung haben. Der Gedanke des § 1 des Gesetzes wird vom Art. 110 Abs. I der (Weimarer) RV. vom 11. Aug. 1919 ausgenommen. Es heißt da: „Die Staatsangehörigkeit im Reiche und in den Ländern wird nach den Bestimmungen eines Reichsgesetzes erworben und verloren. Jeder Angehörige eines Landes ist zugleich Reichsangehöriger." Nach Art. 6 Zisf. 3 der NV. vom 11. Aug. 1919 hat das Reich die „ausschließliche Gesetzgebung" über die Staatsangehörigkeit; vordem gründete sich die Gesetzgebungszuständigkeit des Reiches auf Art. 4 Ziss.l der RV. vom 16. April 1871. 2. Das Wort „Deutscher" ist zur Bezeichnung der st a a t s r e ch tlichen Zugehörigkeit zum Deutschen Reiche nicht geeignet. Richtig sind als „Deutsche" zu bezeichneu alle zur deutschen Sprach- und Stammesgemeinschaft gehörenden Menschen; die deutsche Sprach-und

16

II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

Stammesgemeinschaft erstreckte sich weit über die Grenzen des Deut­ schen Reiches 1871—1918 und erstreckt sich noch weiter über die Grenzen des heutigen gewaltsam verkleinerten Reiches. Es ist also zu unterscheiden zwischen Reichsdeutschen und Deutschen fremder (z. B. polnischer) Staatsangehörigkeit. Der Sprachgebrauch des Ge­ setzes begünstigt die Verwechslung zwischen Reichsdeutschen und Stammdeutschen und verführt nur zu leicht dazu, den Deutschen fremder Staatsangehörigkeit auch die Zugehörigkeit zum deutschen Volkstum, zur deutschen Stammes- und Sprachgemeinschaft abzu­ streiten; dieser Sprachgebrauch tut also dem deutschen Volke Abbruch ♦). In der neueren Gesetzgebung des Deutschen Reiches hat sich die zweckmäßigere Bezeichnung „Reichsdeutscher"' oder „Reichsangehö­ riger" gelegentlich schon eingeführt, siehe z. B. Gesetz gegen die Steuer­ flucht vom 26. Juli 1918 (RGBl. S. 951) § 1, VO. über die Frei­ machung von Arbeitsstellerl usw. vom 28. März/1. Dez. 1919 (RGBl. S. 355 und 1936), § 5 Abs. I Ziff. 3 und Abs. II; BO. über die Maß­ nahmen gegen die Kapitalflucht vom 24. Okt. 1919 (RGBl. S. 1820) § 4; Gesetz über das Reichsnotopfer vom 31. Dez. 1919 (RGBl. S. 2189) § 2; Bek. fcetr den in der Schweiz den deutschen Reichsange­ hörigen gewährten Schutz usw. vom 12. Mai 1920 (RGBl. S. 947); Berdrängungsschädengesetz vom 28. Juli 1921 (RGBl. S. 1021 §§ 2, 20, 23; Kolonialschädengesetz vom 28. Juli 1921 (RGBl. S. 1031) §§2, 10,15; Auslandschädengesetz vom 28. Juli 1921 (RGBl. S. 1038) §§• 2, 10, 15; VO. über Erwerbslosenfürsorge vom 1. Nov. 1921 (RGBl. S. 1337) § 5 Abs. II; VO. vom 5. Nov. 1921 (RGBl.S. 1353); Kriegs­ personenschädengesetz i. d. Fass, vom 22.Dez. 1927 (RGBl. S. 533) § 1; Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung vom 16. Juli 1927 (RGBl. S. 187) § 17; ferner vgl. Art. 1 des bayer. Landeswahlgesetzes vom 12. Mai 1920 (GVBl. S. 295). Art. 1 des bayer. Gemeindewahlgesetzes vom 6. Nov. 1924 (GVBl. S. 211), Art. 63 der bayer. Gemeindeordnung vom 17. Okt. 1927 (GVBl. S. 293). Das Gesetz befaßt sich nur mit natürlichen Personen und enthält keine Bestimmungen über die Reichs- und Staatsangehörigkeit juristischerPersonen. Die Frage, nach welchen Voraussetzungen die Staatsangehörigkeit einer juristischen Person zu beurteilen ist, wird in der „Rechtsprechung"' der sog. Gemischten Schiedsgerichtshöfe nach Art. 296 Vers.Vertr. häufig erörtert und regelmäßig zuungunsten des Deutschen Reiches beantwortet, vgl. z. B. Jur. W. 1922 S. 1097, S. 1161; 1924 S. 742, 1401; 1929 S. 80. Einschlägige Vorschriften deutscher Gesetze sind: Konsulargerichtsbarkeitsgesetz vom 7. April 1900, RGBl. S. 213, §§ 2 und 32, Schutzgebietsgesetz vom 10. Sept. 1900, RGBl. S. 815, § 11, Reichs aus gleich gesetz vom 24. April 1920, RGBl. S. 597, neue Fassung RGBl. 1923 S. 1135, § 24 Abs. 3: *) Vgl. Fischer, „Deutsch und Reichsdeutsch" in „Deutschlands Erneuerung" 1922, Heft 7, und von Broecker, Der Volksdeutsche fremder Staatsangehörigkeit im Reiche, Berlin 1930.

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Allgemeine Vorschriften. § 1.

„Als Deutsche im Sinne des Abschnitts II3 dieses Gesetzes gelten juristische Personen und Handelsgesellschaften anderer Art nur dann, wenn ihr Sitz sich im Reichsgebiete befindet, ihre Rechtsbeständigkeit auf Reichsrecht oder dem Recht eines deutschen Landes beruht und ihr Kapital seit dem 1. Januar 1920 bis zum I.Januar 1922 überwiegend Reichsangehörigen zustand." Ferner: Berdrängungsschödengesetz vom 28. Juli 1921, RGBl. S. 1021, §11 Abs. 2; Kolonialschädengesetz vom 28. Juli 1921, RGBl. S. 1031, § 2 Abs. 2; Auslaudschädengesetz vom 28. Juli 1921, RGBl. S. 1038, § 2 Abs. 3. Diese drei Gesetze wurden mehrfach geändert und unterm 28. Okt. 1923 durch die „Gewaltschüdenverordnuug" (RGBl. 1923 S. 1018) ersetzt; siehe § 4 Abs. 2, § 5 Abs. 2, § 6 Abs. 2 dieser VO. Ferner: Kriegsschädenschlußgesetz vom 30. März 1928 (RGBl. S. 120) §13. Vgl. endlich Neumeyer, Die Staatsangehörigkeit juristischer Per­ sonen und das Gemischte deutsch-sranzösische Schiedsgericht (Zeitschrift für Völkerrecht Bd. XII Heft 3), ferner Marburg, Staatsangehörig­ keit und feindlicher Charakter juristischer Personen unter bes. Berück­ sichtigung der Rechtsprechung der Gemischten Schiedsgerichte, Berlin 1927, und Jur. W. 1922 S. 144, 1927 S. 2266, 1930 S. 3816. 3. über die Rechte und Pflichten der deutschen Reichsangehörigen enthält die Weimarer RB. vom 11. Aug. 1919 eingehende Vorschrif­ ten. Zunächst bestimmt Art. 110 Abs. II: „Jeder Deutsche hat in jedem Lande des Reiches die gleichen Rechte und Pflichten wie die An­ gehörigen des Landes selbst." Die folgenden Artikel (Art. 111 ff.) handeln von der Freizügigkeit („Alle Deutschen genießen Freizügig­ keit im ganzen Reiche"), der Aufenthalts- und Niederlassungsfreiheit, der Gewerbefreiheit, der Auswanderungsfreiheit, der Rede-und Preß­ freiheit, der Versammlungsfreiheit, der Vereinsfreiheit, der Wahl­ freiheit und vielen anderen Freiheiten. Die Weimarer RV. spricht im allgemeinen von den Rechten und Pflichten der „Deutschen" oder des „Deutschen"; nur in den Art. 128,133 und 134 ist statt „Deutschen" — ohne sachlichen Unterschied — der Ausdruck „Staatsbürger" gebraucht. Für die Zeit von 1871—1918 vgl. Art. 3 und Art. 57 der RV. vom 16. April 1871, § 1 des Freizügigkeitsgesetzes vom l.Nov.1867, § 1 des UWG. vom 30. Mai 1908, §§ 1 und 4 des Wahlgesetzes für den Deutschen Reichstag vom 30. Mai 1869, § 1 Gewerbeordnung, § 17 des RG. über die Verpflichtung zum Kriegsdienst vom 9. Nov. 1867 und WG. f. d. Schutzgebiete vom 22. Juli 1913. 4. Die Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaate ist mittelbare Reichsangehörigkeit, im Gegensatz zur unmittelbaren Reichsangehörig­ keit (§§ 33—35 RStG.). Siehe aber die Fußnote auf S. 139. Außer der Staats an gehör igkeit gab es in Bayern noch ein besonderes, Staats b ü r g e r r e ch t. Die Grundlagen dieses Staats­ bürgerrechtes waren in den §§ 8 mit 10 des bayer. Jndigenatsediktes (siehe unten S. 145) geregelt. Vgl. dazu Art. 8 des bayer. Landrats­ gesetzes vom 28. Mai 1852 und Art. 4 Abs. II des bayer. Distrikts­ ratsgesetzes vom 28. Mai 1852. Woeber-Fischer, Reichs- u. Staatsangehörtgkeitsgeseh. 5. Aufl.

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

Auch bie bayer. B.-Urk. nom 14. Aug. 1919 widmet der „Staats­ bürgerschaft" einen eigenen Abschnitt (§§ 6 ff.). Diese „Staatsbürger­ schaft" hat aber keinen anderen Inhalt als die Staatsangehörigkeit, denn (§ 6): „Staatsbürger ist ohne Unterschied der Geburt, des Ge­ schlechtes, des Glaubens und des Berufes jeder Angehörige des baye­ rischen Staates, welcher das 20. Lebensjahr vollendet hat." Die bayer. V.-Urk. vom 14. Aug. 1919 setzt ferner in den §§ 13 ff. für die bayerischen Staatsangehörigen einige Grundrechte fest, die bereits in der Weimarer RB. ausgesprochen sind: Aufenthalts- und Niederlassungsfreiheit, Freiheit der Person und des Eigentums usw. — Für das Wahlrecht und für die Wählbarkeit zum bayerischen Landtag und zu bayerischen Gemeindeämtern wird nicht der Besitz der bayerischen Staatsarrgehörigkeit, sondern lediglich der Besitz der deutschen Reichs­ angehörigkeit verlangt. (V.-Urk. § 26, Landeswahlgesetz vom 12. Mai 1920, GBBl. S. 195, Art. 1, Gemeindewahlgesetz vom 6. Nov. 1924, GVBl. S. 211, Art. 1 und 2, Gemeindeordnung vom 17. Okt. 1927, GBBl. S. 293, Art. 63 und 64); der Besitz der deutschen Reichsange­ hörigkeit seit mindestens 5 Jahren ist Voraussetzung für die Berufung zu einem bayerischen öffentlichen Amt (§ 68 B.-Urk.).

8. Der Besitz der Staatsangehörigkeit in mehreren Bundesstaaten ist zulässig; durch Erwerb einer weiteren deutschen Staatsangehörigkeit geht die bisherige nicht verloren. Wer die unmittelbare Reichsangehörig­ keit besitzt, kann durch Erwerb der Staatsangehörigkeit in einem Bun­ desstaate auch die mittelbare Reichsangehörigkeit daneben erwerben. tz. Die RB. vom 11. Aug. 1919 gebraucht statt „Bundesstaat" das Wort „Land" (Art. 2: Das Reichsgebiet besteht aus den Gebieten der deutschen Länder). Mit Rücksicht auf den Sprachgebrauch des RStG. wird hier die Bezeichnung „Bundesstaat" beibehalten, zumal auch die RB. vom 11. Aug. 1919 das Wort „Staat" nicht ganz ausmerzen kann und in Art. 110 von der „Staats angehörigkeit in den Ländern" spricht, vgl. auch Art. 137, 138, 139, 147, 150 u. a. Die „Landes"angehörigkeit nach Art. 16 RB. ist gleichbedeutend mit der Staatsange­ hörigkeit nach Art. 110. Die Zahl der Bundesstaaten, wie sie im Art. 1 der RB. vom 16. April 1871 aufgezählt find, hat sich inzwischen vermindert, da das Gebiet von Coburg mit Bayern vereinigt worden ist, die übrigen thüringischen Staaten sich zu einem Lande „Thüringen" zusammen­ geschlossen und Pyrmont und Waldeck sich mit Preußen vereinigt haben; siehe hierüber Anm. 2 8 zu 8 3. 7. Im Besitze der Staatsangehörigkeit oder unmittelbaren Reichs­ angehörigkeit ist diejenige Person, in der ein Erwerbsgrund für die Staatsangehörigkeit (§ 3) oder für die unmittelbare Reichsange­ hörigkeit (88 33 ff.) vorliegt, ohne daß ein Berlustgrund (8 17) dazu gekommen ist; vgl. auch RBBl. 1928 S. 745 ff. u. DIZ. 1930 S. 1562. über den Verlust der Reichs- und Staatsangehörigkeit durch Gebiets­ abtrennung siehe Anm. 4 zu 8 17, unten S. 72.

Allgemeine Vorschriften. § 1.

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Für den Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit und un­ mittelbaren Reichsangehörigkeit sind diejenigen gesetzlichen Bestim­ mungen maßgebend, die zu der Zeit in Geltung waren, als die den Erwerb oder Verlust begründende Tatsache eintrat. Es gilt also in Bayern bis zum 13. Mai 1871 das Edikt über das Jndigenat (Beil.I zu Tit. IV § 1 der Bersassungsurkunde des Königreichs Bayern vom 26. Mai 1818), vom 13. Mai 1871 bis zum Inkrafttreten dieses Ge­ setzes bildet das RG. über die Erwerbung und den Verlust der Bun­ des- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 die entscheidende Grundlage. Entsprechendes gilt von den heute gegenstandslos ge­ wordenen Bestimmungen über den Verlust der Staatsangehörigkeit wegen Nichterfüllung der Wehrpflicht (§§ 26, 27 RStG.). Für die unmittelbare Reichsangehörigkeit bildete früher die Grundlage § 9 des SchutzgebietsG. in der Fassung vom 10. Sept. 1900 (RGBl. S. 815). 8. Bestrittene Rechtsansprüche und Verbindlichkeiten in bezug auf den Besitz der Reichs- und Staatsangehörigkeit sind in Bayern Berwaltungsrechtssachen (Art.8Ziff. 1BGHG.; vgl. hierzu D y r o f f, Bayer. Berw.-Gerichtsgesetz 5. Ausl. S. 272 ff., Anmerkungen zu Art. 8 Ziff. 1 VGHG.). Erste Rechtsstufe sind die Bezirksverwaltungsbe­ hörden; in München ist die Polizeidirektion (Polizeiämter) zuständig, in Nürnl erg und Fürth die Polizeidirektion N.-F. (BollzB.Z. 1). Zweite und letzte Rechtsstufe ist der Berwaltungsgerichtshof (Art. 9 VGHG.). Dieser Rechtszug greift jedoch nur dann Platz, wenn der Besitz der Reichs- und Staatsangehörigkeit an sich bestritten wird; bildet der Besitz der Reichs- und Staatsangehörigkeit nur die Voraussetzung für ein behauptetes, aber bestrittenes Recht, dann ist diese Vor­ aussetzung in dem für den bestrittenen Rechtsanspruch vorgeschrie­ benen Verfahren als Zwischenpunkt zu behandeln. (Feststellung des Besitzes der Reichs- oder einer deutschen Staatsangehörigkeit als Voraussetzung für den Anspruch auf Verleihung der bayerischen Staatsangehörigkeit BGH. Bd. 16 S. 116.) Behauptet jemand, Reichsdeutscher zu sein, so liegt eine streitige Berwaltungsrechtssache auch dann vor, wenn die ausländische Heimat­ zuständigkeit und Staatsangehörigkeit dieser Person von der zustän­ digen Behörde des Auslandes anerkannt ist (BGH. 93b. 23 S. 137). Das Streitverfahren über den Besitz der Staatsangehörig­ keit ist in Bayern nur landesrechtlich geregelt. Das Reichs- und Staatsangeyörigkeitsgesetz selbst kennt ein Verfahren zur Feststellung des Besitzes der Staatsangehörigkeit oder der Eigenschaft als Reichsdeutscher nicht. Die bayerischen Behörden können daher bei diesem Verfahren nur feststellen, ob eine Person die b a y e rische Staatsangehörigkeit besitzt oder nicht. Ob diese Person allenfalls eine andere (deutsche oder ausländische) Staatsangehörig­ keit besitzt oder staatlos ist, kann nur in den Gründen gewürdigt, nicht aber entschieden werden (siehe Reger 93b.37©.291). Die Staats­ angehörigkeit in einem anberen Staate kann rechtswirksam nur burch

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

die zuständigen Behörden des betreffenden Staates selbst festgestellt werden (vgl.VGH. Bd.9S.509). über den Besitz der unmittelbaren Reichsangehörigkeit entscheidet die hierfür zuständige Reichsbehörde Das Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz kennt den Verwal­ tungsrechtsweg („Rekurs") nur bei den Ansprüchen auf Aufnahme in den Staatsverband und auf Einbürgerung in gewissen Fällen (§ 40 des Ges.). Soweit für diese Rechtsansprüche der gegenwärtige oder frühere Besitz einer deutschen Staatsangehörigkeit die Voraussetzung bildet, sind die bayerischen Behörden berechtigt, den Besitz dieser Staatsairgehörigkeit, auch wenn sie eine nichtbayerische ist, in den Gründen der Entscheidung festzustellen. Wegen der Wiederaufnahme einer rechtskräftig abgeschlossenen Berwaltungsstreitsache über den Besitz der bayerischen Staatsange­ hörigkeit stehe Reger Bd. 41 S. 216. Über den bestrittenen Besitz der bayerischen Staatsangehörigkeit entscheidet, wenn diese Frage den Hauptstreitpunkt des Verfahrens bildet, im ersten Rechtszuge die Bezirksverwaltungsbehörde, in München die Polizeidirektion (Polizeiämter), in Nürnberg und Fürth die Polizeidirektion Nürnberg-Fürth. Die örtliche Zuständigkeit ist durch die VollzB. vom 23. Dez. 1929 neu geregelt worden: in erster Linie ist die Behörde zuständig, in deren Bezirk die betreffende Person ihre Niederlassung hat oder zuletzt hatte; hatte sie keine Niederlassung in Bayern, so ist die Bezirksverwaltungsbehörde der letzten Niederlassung der Eltern oder des letztlebenden Elternteiles zuständig. Bei Ehefrauen bemißt sich die Zuständigkeit nach der des Ehemannes, es sei denn, daß die Ehe aufgelöst ist und die Frau seit­ her eine eigene Niederlassung in Bayern hat oder hatte. Ist hiernach keine örtlich zuständige Behörde vorhanden, so ist die Polizeidirektion München zuständig (VollzB. Z. 1 u. 42). Der Besitz der Staatsangehörigkeit wird durch Heimatscheine (für den Aufenthalt im Auslande) und durch Staatsangehörigkeitsaus­ weise (zur Benützung im Jnlande) dargetan; die Zuständigkeit zur Ausstellung der Heimatscheine und Staatsangehörigkeitsausweise ist nunmehr ebenso geregelt wie die Zuständigkeit zur Entscheidung über den bestrittenen Besitz der bayerischen Staatsangehörigkeit (VollzB. Z. 42). In München ist die Ausstellung der Heimatscheine und Staats­ angehörigkeitsausweise ebenso wie die Entscheidung über den be­ strittenen Besitz der bayerischen Staatsangehörigkeit den bei der Polizeidirektion errichteten Polizeiämtern übertragen (Min.-Bek. vom 12. Jan. 1900, GBBl.S.25, und vom 5. Olt. 1920, GBBl. S. 449). Welche Behörden in den einzelnen Bundesstaaten befugt sind, Staatsangehörigkeitsausweise und Heimatscheine auszufertigen, ist aus der Anlage 9 der bayerischen Vollzugsbekanntmachung ersichtlich (siehe Abt. 3). Die Heimatscheine und Staa.tsangehörigkeitsausweise dürfen erst nach sorgfältiger Prüfung der Staatsangehörigkeitsverhältnisse aus-

Allgemeine Vorschriften. § 2.

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gestellt werden. Dasselbe gilt von Bescheinigungen über den Verlust oder Nichtbesitz der deutschen Staatsangehörigkeit; hierbei sind insbe­ sondere früher zu Unrecht ausgestellte oder ungültig gewordene Heimatscheine und Staatsangehörigkeitsausweise einzuziehen. Siehe auch Min.-Bek. vom 23. Juni 1920 (StAnz. Nr. 146). über den Nachweis der Staatsangehörigkeit von Ausland­ deutschen, die früher in Rußland gelebt haben, vgl. die Min.-Bek. vom 16. März 1921 und vom 4. Mai 1921 (StAnz. Nr. 65 u. Nr. 105); unten S. 140, 141.

8 2.*)

1 Elsass-Lothringen gilt im Sinne dieses Gesetzes als Bundesstaat? 11 Die Schutzgebiete2 gelten im Sinne dieses Gesetzes als Inland.8 1. Die Bundesstaaten waren in Art. 1 der Reichsversassung vom 16. April 1871 aufgezählt. Die Fassung des Abs. I entspricht dem Art. I Abs. 4 des Gesetzes über die Verfassung Elsaß-Lothringens vom 31. Mai 1911 (RGBl. S. 225). Elsaß-Lothringen war nicht Bundes­ staat, sondern bezüglich der Reichs- und Staatsangehörigkeit als solcher zu behandelnElsaß-Lothringen ist jetzt von Frankreich annektiert (Art. 51 des Versailler Diktates). Siehe unten S. 187 ff., woselbst auch die Bestim­ mungen über die Staatsangehörigkeit der Elsaß-Lothringer abgegedruckt sind, und S. 139. 2. Diese Vorschrift wurde aus § 9 Abs. III des Schutzgebiets­ gesetzes in der Fassung vom 10. Sept. 1900 (RGBl. S. 815) über­ nommen. über die deutschen Schutzgebiete siehe nunmehr Art. 119 ff. des Versailler Diktates, RGBl. 1919 S. 895 (unten S. 259). 3 Die Eingeborenen in den Schutzgebieten waren Untertanen des Deutschen Reiches, nicht aber dessen Angehörige (s. auch §33 Bist 1).

Zweiter Abschnitt. Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaate.

§3. Die Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaat wird ertoorBen1,2,3 1. durch Geburt (§ 4), *) Der Paragraph ist zur Zeit gegenstandslos und wird deshalb hier in liegender lateinischer Schrift gedruckt: gleiches gilt ganz oder teilweise von den §§ 22, 26, 30, 32 u. a.

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

2. 3. 4. 5.

durch Legitimation (§ 5), durch Eheschließung (§ 6), für einen Deutschen durch Aufnahme^ (§§ 7, 14, 16), für einen Ausländer^ durch Einbürgerung (§§ 8 bis 16).6

1. Die im Eingang des § 2 des früheren Gesetzes enthaltenen Worte „fortan nur,/ wurden weggelassen, da die Absicht des Gesetzes, die hier zu regelnden Gründe für den Erwerb der Staatsangehörig­ keit erschöpfend aufzuzählen und ihnen keine rückwirkende Kraft zuzubilligen, auch ohne diese Worte aus der Fassung deutlich hervor­ geht. Die Vorschrift im zweiten Absatz des früher geltenden Gesetzes, wonach die Adoption (Annahme an Kindes Statt) für sich allein den Erwerb der Staatsangehörigkeit nicht bewirkt, war aus dem gleichen Grunde entbehrlich, ebenso der § 12 des früheren Gesetzes, daß der Wohnsitz innerhalb eines Bundesstaates für sich allein die Staats­ angehörigkeit nicht begründet. 2. Andere denkbare Erwerbsarten, wie die auf Optionsverträgen mit ausländischen Staaten, auf Gebietserwerbungen oder auf Ge­ bietsänderungen beruhenden, kommen für die Regelung durch dieses Gesetz nicht in Betracht, sie sind nach den einschlägigen Staatsver­ trägen oder besonderen Gesetzen zu beurteilen. A. An Gebietserwerbungen, die Einfluß auf die Staats­ angehörigkeit hatten, sind zu erwähnen: a) für die Elsaß-Lothringer der deutsch-französische Frie­ densvertrag vom 10. Mai 1871 (RGBl. S. 223); b) für die Helgoländer das RG. vom 15.Dez. 1890 (RGBl. S. 207) betr. die Bereinigung von Helgoland mit dem Deutschen Reiche. B. Gebietsänderungen oder Neubildungen von Ländern innerhalb des Deutschen Reichs werden regelmäßig auch die Staats­ angehörigkeit der Gebietsbewohner berühren; sie erfolgen gemäß Art. 18 der RB. vom 11. August 1919 durch Reichsgesetz. Solcher Reichsgesetze sind bisher fünf*) ergangen: a) Das Gesetz betr. die Bereinigung Coburgs mit Bayern vom 30. April 1920 (RGBl. S. 842): § 1. Das Gebiet von Coburg wird mit dem Lande Bayern vereinigt. § 2. Durch die Bereinigung werden bayerische Staatsange­ hörige alle Sachsen-Coburg-Gothaischen Staatsangehörigen, 1. die am Tage der Vereinigung in Bayern oder im Gebiete von Coburg Wohnsitz oder ständigen Aufenthalt haben,

*) Das Reichsgesetz betr. Oberschlesien vom 27. Nov. 1920, RGBl. S. 1987 — Bildung eines Landes Oberschlesien und Erwerb der oberschlesischen Staatsangehörigkeit — hat keine praktische Be­ deutung gewonnen.

Erwerb der Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaate. § 3. 23

2. denen das Staatsministerium in Coburg Aufnahme- oder Einbürgerungsurkunde oder das Landratsamt Coburg, die Magi­ strate Coburg, Neustadt und Rodach oder der Stadtrat Königs­ berg Staatsangehörigkeitsausweis oder Heimatschein ausgestellt hat, 3. die durch Geburt, Legitimation oder Eheschließung der Staatsangehörigkeit einer der in Nr. 1 oder 2 bezeichneten Per­ sonen folgen. Dieses Gesetz ist gemäß BO. des Reichspräsidenten vom 21. Juni 1920 (RGBl. S. 1329) am 1. Juli 1920 in Kraft getreten. Den einschlägigen bayerisch-coburgischen Staatsvertrag siehe bayer. GBBl. 1920 S. 336. b) Das Gesetz betr. das Land Thüringen vom 30. April 1920 (RGBl. S. 841): 8 1. Die Länder Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meinin­ gen, Reuß, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Gotha ohne das Gebiet vo l Coburg, Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sonders­ hausen werden mit Wirkung vom 1. Mai 1920 zu einem Lande Thüringen vereinigt. § 2. Durch die Bereinigung werden die Staatsangehörigen der sieben Länder Staatsangehörige des Landes Thüringen. Aus­ genommen sind die Angehörigen des Gebiets von Coburg im Sinne des § 2 des Gesetzes über die Bereinigung Coburgs mit Bayern. Diejenigen ehemaligen Sachsen-Coburg-Gothaischen Staatsange­ hörigen, die die bayerische Staatsangehörigkeit durch die Bereinigung Coburgs mit Bayern nicht erworben haben (siehe § 2 des Gesetzes betr. die Vereinigung Coburgs mit Bayern), sind Staatsangehörige des Landes Thüringen geworden*). Sie werden aber gemäß § 3 des Staatsvertrages über die Bereinigung Coburgs mit Bayern vom 14. Februar 1920 (bayer. Gesetz vom 16. Juni 1920, GBBl. S. 335) auf Antrag auch ohne vorherige Niederlassung in den bayerischen Staatsverband ausgenommen. c) Das Gesetz betr. die Bereinigung von Pyrmont mit Preußen vom 24. März 1922 (RGBl. S. 281): § 1. Der Gebietsteil Pyrmont des Landes Waldeck-Pyrmont wird mit dem Lande Preußen vereinigt. 8 2. Durch die Vereinigung werden preußische Staatsange­ hörige alle Staatsangehörigen des Landes Waldeck-Pyrmont, die 1. am Tage der Bereinigung in dem Gebietsteil Pyrmont ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt haben, 2. am Tage der Bereinigung ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt in Preußen haben, vorausgesetzt, daß sie oder ihre Eltern (§ 4 Abs. 1 RStG.) ihren Wohnsitz oder dauernden Auf*) So auch die Min.-Bek. vom 27. Juli 1922, StAnz. Nr. 174, betr. Staatsangehörigkeit in den vormals coburgischen Gebietsteilen.

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

enthalt im Gebietsteil Pyrmont früher gehabt haben oder noch haben, 3 . durch Geburt, Legitimation oder Eheschließung der Staats­ angehörigkeit einer der unter Nr. 1 und 2 bezeichneten Personen folgen. § 3. Dieses Gesetz tritt am 1. April 1922 in Kraft. d) Das Gesetz über einen Gebietsaustausch zwischen Sachsen und Thüringen vom 30. März 1928 (RGBl. S. 115), in Kraft seit 1. April 1928, mit ausführlichen Bestimmungen über den Wechsel der Staatsangehörigkeit. e) Das Gesetz über die Bereinigung von Waldeck mit Preußen vom 7. Dezember 1928 (RGBl. S. 401): § 1. Das Land Waldeck wird mit dem Lande Preußen ver­ einigt. § 2. Infolge der Vereinigung erhalten alle Staatsange­ hörigen des Landes Waldeck die preußische Staatsangehörigkeit; die waldeckische Staatsangehörigkeit erlischt. § 3. Das Gesetz tritt mit dem 1. April 1929 in Kraft. C. über den Erwerb der Reichsangehörigkeit durch Option (Wiedererwerb der infolge Gebietsabtrennung und feindlicher Anne­ xion verlorenen Reichsangehörigkeit) auf Grund der Bestimmungen des Versailler Diktates siehe unten S. 191 ff. 3. Der Erwerb der Staatsangehörigkeit durch Geburt, Legitimaton und Eheschließung tritt mittelbar als Folge einer anderen Tat­ sache ohne einen besonderen auf den Erwerb der Staatsangehörigkeit gerichteten Willen ein; der Erwerb durch Aufnahme und Einbürge­ rung ist ein Akt unmittelbarer Verleihung, bedingt — mindestens soweit die §§ 7—13 in Frage kommen — durch einen auf diese Ver­ leihung gerichteten Willensakt; wegen § 14 und § 15 Abs. I vgl. auch Anm. 8 zu Z 25. Ob der Erwerb der Staatsangehörigkeit in einem deutschen Bundesstaat den Verlust der bisher besessenen Staatsange­ hörigkeit zur Folge hat, bemißt sich nach dem Rechte des Staates, dessen Staatsangehörigkeit der Erwerber bisher besaß. 4. Der Entwurf gebrauchte für den Erwerb der Staatsange­ hörigkeit durch einen In- oder Ausländer in gleicher Weise den Aus­ druck „Aufnahme", weil sich der Erwerb in beiden Fällen in seinem Wesen und seinen rechtlichen Wirkungen nicht unterscheide. Mit Rück­ sicht darauf, daß die Voraussetzungen beider Erwerbsarten ver­ schieden sind, hat der Reichstag die frühere Unterscheidung der beiden unmittelbaren Erwerbsarten beibehalten, statt „Naturalisation" aber das Wort „Einbürgerung" gesetzt. 5. Der Ausdruck „Ausländes umfaßt auch die Staatlosen; an­ ders z. B. ZPO. 8 606 Abs. 4, vgl. E. 127 S. 195. 6. Außer den 88 8 bis 16 behandeln aber auch die 88 26 Abs. 3, 30, 31 und 32 Abs. 3 Fälle von Einbürgerung.

Staatsangehörigkeitserwerb durch Geburt. § 4.

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§4?

i Durch die Geburt? erwirbt das eheliche3 Kind eines Deutschen die Staatsangehörigkeit^ des Vaters^, das un­ eheliche 6 Kind einer Deutschen die Staatsangehörigkeit^ der Mutter.5 u Ein Kind, 6 das in dem Gebiet eines Bundesstaats3 aufgefunden wird (Findelkind), gilt10 bis zum Beweise des Gegenteils als Kind eines Angehörigen dieses Bundesstaats. 1. Abs. 1 entspricht dem früher geltenden Recht und betont den Grundsatz der A b st a m m u n g (ius sanguinis) gegenüber dem Erwerb der Staatsangehörigkeit auf Grund des Geburtsortes (ius soli). Wer die deutsche Staatsangehörigkeit auf Grund der Abstam­ mung in Anspruch nimmt, muß nach weisen, daß sein Vater „Deutsches", oder wenn er außerehelich geboren ist, daß seine Mutter „Deutsche" war. Als Beweismittel dienen nicht nur Urkunden über den Erwerb oder den Besitz der Staatsangehörigkeit, sondern auch Belege über den Besitz und die Ausübung von Rechten oder über die Erfüllung von Pflichten, die den Besitz der Staatsangehörigkeit zur Voraussetzung haben. Es kommen insbesondere in Betracht der frühere Besitz eines Heimatrechtes in Bayern, der Besitz des Ge­ meindebürgerrechts, die Ausübung von Wahlrechten, welche den Be­ sitz einer deutschen Staatsangehörigkeit zur Voraussetzung haben, und die Erfüllung der Militärdienstpflicht. Um eine möglichst rasche und sichere Feststellung der Staatsangehörigkeit, die durch Abstammung erworben wurde, zu ermöglichen, ist es notwendig, daß nicht nur die Privaten, sondern auch die Gemeindeverwaltungen und Behörden alle Urkunden und Akten, die mittelbar oder unmittelbar über die Staats­ angehörigkeit Aufschluß geben, wie insbesondere Berehelichungsakten, Verzeichnisse der Bürger, Heimatberechtigten, Wahlberechtigten, mög­ lichst lange und sorgfältig aufbewahren, daß die Gemeinden von allen neuanziehenden Personen sorgfältig den Nachweis über ihre Staats­ angehörigkeit verlangen und daß die Staatsangehörigkeit in den gemeindlichen Einwohnerverzeichnissen sorgfältig verzeichnet wird (VollzB. Z. 48; vgl. dazu GemZ. 1931 S. 802). 2. Der Erwerb der Staatsangehörigkeit durch Geburt tritt un­ abhängig davon ein, ob die Geburt im Inland oder Ausland erfolgt. 3. Die Ehelichkeit eines Kindes ist nach dem einschlägigen bürger­ lichen Rechte zu beurteilen, und zwar ist für die Ehelichkeit der Kinder eines Reichsdeutschen das deutsche Recht maßgebend (Art. 18 EG. BGB.). Art. 18 des EG. zum BGB. lautet: „Die eheliche Abstammung eines Kindes wird nach den deut­ schen Gesetzen beurteilt, wenn der Ehemann der Mutter zur Zeit der Geburt des Kindes Deutscher ist oder, falls er vor der Geburt des Kindes gestorben ist, zuletzt Deutscher war."

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

Wechselt die Mutter eines ehelichen Kindes in der Zeit zwischen dem Tode des Ehemannes und der Geburt des Kindes die Staats­ angehörigkeit, so erwirbt das Kind nicht die neue Staatsangehörig­ keit der Mutter, sondern die des verstorbenen Vaters. Nach deutschem Recht sind die Voraussetzungen der Ehelichkeit eines Kindes in den §§ 1591 bis 1600 BGB. geregelt. Liegt über die Ehelichkeit eines Kindes ein rechtskräftiges gericht­ liches Erkenntnis vor, so sind auch die Verwaltungsbehörden und Verwaltungsrichter daran bei der Würdigung des Besitzes der Staats­ angehörigkeit durch Abstammung gebunden; denn Erkenntnisse in Familienstandsachen (88 640 ff. ZPO.) sind rechtswirksam gegen jeder­ mann. Soweit aber gerichtliche Erkenntnisse nicht vorliegen, haben die Verwaltungsbehörden und Verwaltungsrichter die Frage derEhelichkeit auf Grund der bürgerlich-rechtlichen Bestimmungen selbständig zu würdigen. Ihre Entscheidung hat aber nur Wirkung für den be­ treffenden Fall, nicht allgemein für alle Rechtsverhältnisse und nicht für jedermann. 4. Besitzt der eheliche Vater oder die außereheliche Mutter die Staatsangehörigkeit in mehreren Bundesstaaten, so erwirbt das Kind eine jede von ihnen. 8. Maßgebend ist, daß der Vater, oder die außereheliche Mutter, zur Zeit der Geburt des Kindes Reichsdeutscher war. Ist der Vater des ehelichen Kindes vor dessen Geburt gestorben, so muß er bei seinem Ableben Reichsdeutscher gewesen sein (Art. 18 EG.BGB.). Siehe auch Anm. 3. tz. Auch für den Begriff der Unehelichkeit eines Kindes ist das bürgerliche Recht entscheidend. Unehelich ist ein Kind, dessen Eltern nicht verheiratet sind oder die in einer der Form nach nichtigen Ehe (8 1324 BGB.), oder die in einer solchen nichtigen Ehe leben, deren Nichtigkeit beide bei Eingehung der Ehe kannten (8 1699 BGB.). Inwieweit die Kinder aus einer vor dem Inkrafttreten des BGB. geschlossenen nichtigen oder ungültigen Ehe als eheliche Kinder anzusehen sind, bestimmt sich nach den früheren Gesetzen (Art. 207 EG.BGB.). 7. Das RStG. hält grundsätzlich am Rechte des Familienzusam­ menhanges (jus sanguinis) fest; 8 4 Abs. 2 bringt ein, in der Natur der Sache liegendes, Zugeständnis an das Recht des Geburtslandes oder Aufenthaltslandes (jus soli). Da im früheren Gesetze eine solche ausdrückliche Bestimmung fehlte, hat es keine rückwirkende Kraft. 8. Die Bestimmung bezieht sich nur auf aufgefundene Kinder. Als Kind wird man im Sinne dieses Absatzes eine Person zu be­ zeichnen haben, die zufolge ihrer Jugend und dadurch bedingten mangelhaften Entwicklung über ihre persönlichen Verhältnisse keinen genügenden Aufschluß geben kann, so daß ihre Staatsangehörigkeit nicht zu ermitteln ist. Daß die Auffindung unmittelbar nach derGeburt erfolgt sei, ist nicht erforderlich. Im Anschluß an 8 104

Staatsangehörigkeitserwerb durch Geburt. § 4.

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BGB. dürfte als Grenze das 7. Lebensjahr anzunehmen sein. Ms Findelkinder sind nicht nur diejenigen Kinder zu bezeichnen, deren Geburtsort, Geburtszeit und Eltern unbekannt sind, sondern auch Kinder, deren Geburtsort und Geburtszeit feststeht, deren Eltern aber vor Feststellung ihrer Persönlichkeit gestorben sind oder die sich nach der Geburt des Kindes heimlich entfernt haben (verlassene Kinder). Unter diese Bestimmungen fallen nicht Personen, die wegen körperlicher oder geistiger Gebrechen (Blöde, Taubstumme u. dgl.) über ihre persönlichen Verhältnisse keine Angaben machen können. Solche Personen sind bis zur Feststellung ihrer Staatsangehörigkeit als staatlos zu behandeln. Auf Kinder, die in einem Schutzgebiete aufgefunden wurden, auch wenn sie der weißen Rasse angehörten und deutsch sprachen, fand diese Bestimmung keine Anwendung (s. § 35 dieses Ges.), wohl aber ist sie anzuwenden auf Kinder fremder Rassen, die innerhalb eines Bundesstaates aufgefunden werden — ein seltsames und unbe­ friedigendes Ergebnis. 10. Das Gesetz stellt nur eine Rechtsvermutung auf, die durch jeden Gegenbeweis beseitigt werden kann. Die zur Entscheidung über den Besitz der Staatsangehörigkeit zuständige Bezirksverwaltungs­ behörde (s. § 1 Anm. 6) hat bei jedem Findelkind die Frage seiner Staatsangehörigkeit zu prüfen. Siehe dazu BollzB. Ziffer 2, unten S. 111. Diese Prüfung kann zu folgenden Ergebnissen führen: a) Die Rechtsvermutung, die § 4 Abs. 2 aufstellt, läßt sich nicht entkräften. Dann gilt das Kind als Angehöriger des Bundesstaates, in dessen Gebiet es aufgefunden wird. b) Ergibt die Prüfung, daß die eigentliche Staatsangehörigkeit des Findelkindes zu ermitteln ist, und besteht zwischen allen Be­ teiligten Übereinstimmung, so hat es dabei sein Bewenden. Ms Be­ teiligte kommen in Betracht das Findelkind, vertreten durch den dafür aufzustellenden Vormund, die zuständige Behörde des Bundesstaates, in dessen Gebiet das Kind aufgefunden wurde und die zuständige Be­ hörde des Staates (deutscher Bundesstaat oder ausländischer Staat), in dem die Staatsangehörigkeit in Anspruch genommen wird. Bestreitet der gesetzliche Vertreter des Kindes die ermittelte Staatsangehörigkeit, so steht ihm in Bayern der Verwaltungsrechts­ weg offen, sowohl wenn er behauptet, das Kind sei bayerischer Staats­ angehöriger, als auch wenn er im Gegensatz zu den beteiligten Be­ hörden diese Staatsangehörigkeit bestreitet. In dem Verfahren kann aber nur festgestellt werden, ob das Kind bayerischer Staatsange­ höriger ist oder nicht; ein Ausspruch über das Vorhandensein einer fremden Staatsangehörigkeit kann nicht erfolgen. (Vgl. Anm. 8 zu 81.) Erachtet die zuständige Behörde des Bundesstaates, in dessen Ge­ biet das Kind aufgefunden wurde, dessen Staatsangehörigkeit in einem anderen Bundesstaate oder in einem ausländischen Staate für ge-

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

geben, wird aber diese Staatsangehörigkeit von dem anderen Bundes­ staate oder vom ausländischen Staate nicht anerkannt, dann ist die Staatsangehörigkeit nicht festgestellt, und es hat das Kind nach dem Regelfälle als Angehöriger des Bundesstaates zu gelten, in dessen Ge­ biete es gefunden wurde. Diesem Bundesstaate steht außer diploma­ tischen Verhandlungen kein Verfahren gegen den anderen Bundes­ staat und noch viel weniger gegen einen ausländischen Staat wegen der Feststellung der Staatsangehörigkeit offen. Der gesetzliche Ver­ treter des Kindes kann aber gegen den Staat, dessen Angehöriger nach seiner Auffassung das Findelkind ist, die Feststellung dieser Staatsange­ hörigkeit nach den Vorschriften des betreffenden Staates veranlassen.

8 6.1

Eine nach den deutschen Gesetzen wirksame2 Legiti­ mation 3 durch einen Deutschen begründet^ für das Kind3 die Staatsangehörigkeit des Vaters.3 1. Dieser Paragraph regelt im Anschluß an § 4 des früheren Gesetzes einen Erwerbsgrund der Staatsangehörigkeit nur für un­ eheliche Kinder, und zwar ist es gleichgültig, ob das uneheliche Kind noch die mit der Geburt erworbene Staatsangehörigkeit be­ sitzt, oder ob es inzwischen mit oder ohne seine Mutter eine andere Staatsangehörigkeit erworben hat. Auf die Staatsangehörigkeit der Mutter kommt es nicht an. 2. Der Entwurf hatte folgende Fassung: „Durch die von einem Deutschen nach den deutschen Gesetzen bewirkte Legitimation erwirbt das Kind die Staatsangehörig­ keit des Vaters." Beide Fassungen kommen zum gleichen Endergebnis. Der Ent­ wurf hatte unmittelbar auf das geltende bürgerliche Recht verwiesen. Die Fassung des Gesetzes läßt auch eine nach ausländischem Recht er­ folgte Legitimation zu, wenn sie nur nach deutschem Rechte wirk­ sam ist. Art. 22 EG.BGB. verlangt aber für die Wirksamkeit der Legitimation durch einen Deutschen, daß diese den Grundsätzen des deutschen Rechtes entspricht. Das Gesetz kommt also auf dem Um­ wege über sogenannte Kollisionsnormen (Art. 22 EG.BGB.) zu dem gleichen Ziele, zu dem der Entwurf unmittelbar gelangen wollte. 8. Als eine nach den deutschen Gesetzen wirksame Legitima­ tion kommt jetzt nur mehr die durch nachfolgende Ehe (88 1719ff. BGB.) oder durch Ehelichkeitserklärung (88 1723 ff. BGB.) in Betracht. Für die Zeit vor Inkrafttreten dieses Gesetzes ist das jeweils geltende bürgerliche Recht zu beachten (Art. 209 EG.BGB.). Nach 8 1719 BGB. erlangt ein uneheliches Kind dadurch, daß sich der Vater mit der Mutter verheiratet, mit der Eheschließung die

Smatsangehörigkeitserwerb durch Legitimation. § 5.

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rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes. Diese Wirkung tritt kraft Gesetzes und selbst gegen den Willen der Eheschließenden in dem Augenblick ein, da die Ehe als geschlossen gilt. Eine Zustimmung oder sonstige Mitwirkung des Kindes oder seines gesetzlichen Ver­ treters findet nicht statt. Wenn § 1722 BGB. bestimmt, daß die Eheschließung zwischen den Eltern für die A b k ö m m l i n g e des unehelichen Kindes die Wir­ kungen der Legitimation auch dann habe, wenn das uneheliche Kind selbst vor der Eheschließung gestorben sei, so bewegen sich diese Wirkungen der Legitimation nur auf dem Gebiete des bürger­ lichen Rechtes. Der Erwerb der Staatsangehörigkeit des Vaters wird durch die Legitimation nur für das lebende außereheliche Kind und durchdieses allenfalls gemäß § 4 dieses Ges. für dessen Abkömmlinge begründet. Ist das außereheliche Kind bei der Ehe­ schließung schon gestorben, so erwerben seine gemäß § 1722 BGB. legitimierten Abkömmlinge die Staatsangehörigkeit des Vaters des außerehelichen Kindes nicht. Gemäß §§ 1723 ff. BGB. kann ein uneheliches Kind auf Antrag seines Vaters durch eine Verfügung der Staatsgewalt für ehelich er­ klärt werden. Die Ehelichkeitserklärung steht dem Bundesstaate zu, dem der Vater angehört; ist der Vater ein Reichsdeutscher, der keinem Bundesstaat angehört (unmittelbarer Reichsangehöriger), so steht sie dem Reichskanzler zu. über die Erteilung der einem Bundesstaate zustehenden Ehelichkeitserklärung hat die Landesregierung zu bestinlmen. In Bayern erfolgt die Ehelichkeitserklärung gemäß § 20 der Zu­ ständigkeitsverordnung vom 24. Dez. 1899/8. Dez. 1915 (GVBl. 1899 S. 1233 und 1915 S. 731) mit Verordnung vom 15. Nov. 1918 (GVBl. S. 1231) durch das Staatsministerium der Justiz. Der An­ trag auf Ehelichkeitserklärung ist bei dem Amtsgericht einzureichen, in dessen Bezirk der Vater seinen Wohnsitz oder in Ermangelung eines im Deutschen Reiche gelegenen Wohnsitzes seinen Aufenthalt hat. Hat der Vater in Bayern keinen Wohnsitz oder Aufenthalt, so ist der Antrag bei dem Amtsgerichte München einzureichen. 4. Der Erwerb der Staatsangehörigkeit tritt erst mit der Wirk­ samkeit der Legitimation ein, er hat also keine rückwirkende Kraft. Ob das Kind daneben noch seine bisherige Staatsangehörigkeit bei­ behält, bemißt sich nach dem Rechte des Staates, dem das Kind bis­ her angehörte. Eine bisher besessene andere deutsche Staats­ angehörigkeit geht verloren (§ 17 Ziff. 5). Auch wenn das Kind schon bisher, sei es durch Geburt oder durch Verleihung, die gleiche Staatsangehörigkeit wie der Vater besaß, erhält diese Staatsangehörigkeit durch die Legitimation eine andere rechtliche Grundlage. ö. Wird ein Kind weiblichen Geschlechtes legitimiert, nachdem es sich schon verheiratet hat, dann kann die Wirkung der Legitimation in bezug auf die deutsche Staatsangehörigkeit nicht

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

mehr eintreten, weil nach § 17 Ziff. 6 dieses Gesetzes für eine Deutsche die bisherige Staatsangehörigkeit durch die Eheschließung mit dem Angehörigen eines anderen Bundesstaates oder einem Ausländer verloren geht und die Ehefrau nur mit ihrem Ehemann oder mit dessen Willen ihre Staatsangehörigkeit wechseln kann (§ 18 des Ges.). Wird dagegen ein Mann legitimiert, der schon verheiratet ist, so erwerben auch dessen Frau und allenfallsige Kinder die Staatsange­ hörigkeit des legitimierenden Reichsdeutschen: Ehefrau und Kinder folgen der kraft Gesetzes eintretenden Änderung der Staatsange­ hörigkeit des Ehemannes und des Vaters (§§ 6 und 4 des Ges.). H. Besitzt der Vater die Staatsangehörigkeit in mehreren deut­ schen Bundesstaaten, so erwirbt das legitimierte Kind jede von ihnen.

§6J Durch die Eheschließung 2 mit einem Deutschen erwirbt3 die Frau 4 die Staatsangehörigkeit des Mannest 1. Die Vorschrift entspricht dem § 5 des früher geltenden Ge­ setzes. 2. Die Ehe muß nach deutschem Recht gültig sein. Ob die Ehe im Jnlande oder Auslande geschlossen wurde, ist gleichgültig. Wenn ein Reichsdeutscher die Ehe mit einer Reichsdeutschen im Jnlande schließt, bemessen sich die Voraussetzungen für die Gültigkeit der Ehe nach ihrer materiell-rechtlichen und formalen Seite gemäß den 88 1303 ff. BGB. Schließt ein Reichsdeutscher die Ehe mit einer Ausländerin, so wird die Eingehung der Ehe, gleichgültig ob die Ehe im Inland oder im Ausland geschlossen wird, hinsichtlich ihrer materiell-rechtlichen Ersordernisse in Ansehung eines jeden der Verlobten nach den Ge­ setzen des Staates beurteilt, dem er angehört (Art. 13 Abs. 1 EG. BGB.); hinsichtlich der Form der Eheschließung sind in diesem Falle die am Orte der Eheschließung geltenden Gesetze zu beachten (Art. 11 Abs. 1 EG. BGB.). Soweit ein Reichsdeutscher die Ehe mit einer Ausländerin, sei es im Jnlande oder Auslande, schließt, ist wegen der Form und der materiell-rechtlichen Voraussetzungen der Eheschließung auch das Haager Übereinkommen vom 12. Juni 1902 zur Regelung des Gel­ tungsbereiches der Gesetze aus dem Gebiete der Eheschließung (RGBl. 1904 S. 221 ff.) zu beachten. Dieses Abkommen gilt gegenwärtig im Verhältnis zwischen Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz, Italien, Danzig und Polen (RGBl. 1904 S. 249; 1905 S. 716; 1914 S. 9; 1929II S. 635, 640). Durch eine nichtige Ehe wird eine Änderung in der Staats­ angehörigkeit der Frau nicht bewirkt. Ein Rechtsakt, der von An­ fang an nichtig ist, kann Rechtswirkungen nur hervorrufen, wenn ein Gesetz diese ausdrücklich bestimmt. Es kann auch keinen Unterschied

Staatsangehörigkeitserwerb durch Eheschließung. §§ 6,7.

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machen, ob die Ehe aus formellen oder materiellen Gründen nichtig ist (vgl. BGH. Bd. 12 S. 11 u. Bd.35 S.48). Im Falle der Schei­ dung geht die durch die Eheschließung erworbene deutsche Staats­ angehörigkeit nicht verloren, siehe auch DIZ. 1927 S. 237. 3. Der Erwerb tritt nach einem allgemein anerkannten Grund­ satz ohne irgendeinen besonderen Willensakt der Frau kraft Gesetzes ein. Diese staatsrechtliche Wirkung der Eheschließung kann nicht aus­ geschlossen werden. Ob die Frau ihre bisherige Staatsangehörigkeit daneben behält, bemißt sich nach den Gesetzen des Staates, dem sie bisher angehörte (Belgierinnen siehe unten S. 142). Die bisher in einem anderen deutschen Bundesstaate besessene Staatsangehörig­ keit geht durch die Eheschließung verloren (§ 17 Ziff. 6); besaß die Frau schon vor der Eheschließung die gleiche Staatsangehörigkeit wie der Mann, so erhält diese eine neue rechtliche Grundlage. 4. Der Erwerb der Staatsangehörigkeit durch die Eheschließung tritt nur bei der Frau selbst ein; er erstreckt sich nicht auf Kinder der Frau aus einer früheren Ehe, auf uneheliche Kinder der Frau nur dann, wenn sie durch die Eheschließung legitimiert werden (f. § 6; vgl. BGH. Bd. 39 S. 150). 8 Besitzt der Mann die Staatsangehörigkeit in mehreren Bundesstaaten, so wird sie von der Frau ebenfalls in diesen sämt­ lichen Bundesstaaten erworben. Wurde die Ehe vor dem 1. Januar 1916 von einem Bayern ohne das vorgeschriebene distriktspolizeiliche Berehelichungszeugnis geschlossen, war aber die Ehe sonst bürgerlich gültig, so wurde die bayerische Staatsangehörigkeit erworben; nur für die Heimatver­ hältnisse der Ehefrau und ihrer Kinder griffen die Folgen des Art. 31 HeimatG. (GBBl. 1899 S. 470) Platz.

8 7.1 iDie Aufnahme muß2 einem Deutschen2 von jedem Bundesstaat, in dessen Gebiet er sich niedergelassen^ hat/ auf seinen Antrag erteilt werden, falls kein Grund vorliegt, der nach den §§ 3 bis 5 des Gesetzes über die Freizügig­ keit vom 1. November 1867 (Bundes-Gesetzbl. S. 55) die Abweisung eines Neuanziehenden oder die Versagung der Fortsetzung des Aufenthalts rechtfertigt.6 "Der Antrag einer Ehefrau7 bedarf2 der Zustimmung des Mannes; die fehlende2 Zustimmung kann durch die Bormundschaftsbehörde io ersetzt werden. Für eine unter elterlicher Gewalt ii oder unter Vormundschaftn stehende Person wird, wenn sie das sechzehnte Lebensjahr noch nicht

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

vollendet hat, der Antrag von dem gesetzlichen Vertreter15 gestellt;11 hat sie das sechzehnte Lebensjahr vollendet, so bedarf3 ihr Antrag der Zustimmung des gesetzlichen Vertreters. 1. Abs. 1 entspricht im wesentlichen dem § 7 des früher gelten­ den Gesetzes und ist ein Ausfluß der in Art. 3 Abs. 1 der Reichs­ verfassung vom 16. April 1871 (vgl. jetzt Art. 111 der RV. vom 11. August 1919) begründeten politischen Freizügigkeit; Abs. 2 ent­ hält eine neue Vorschrift. Die Bestimmung dieses Paragraphen findet auch auf die un­ mittelbare Reichsangehörigkeit entsprechende Anwendung (§ 35). Die Aufnahmegesuche sind in Bayern bei der Bezirksverwaltungs­ behörde des Niederlassungsortes, in kreisunmittelbaren Städten, auch in München, in Nürnberg und in Fürth, beim Stadtrat schriftlich einzureichen oder niederzuschreiben. Der Gesuchsteller hat seine Staatsangehörigkeit in einem deutschen Bundesstaate (oder die un­ mittelbare Reichsangehörigkeit) nachzuweisen. Das Gesuch muß die Angabe enthalten, auf welche Familienangehörigen sich die Auf­ nahme erstrecken soll. Der Geburtstag und -ort des Gesuchstellers und seiner Angehörigen ist im Zweifelsfalle durch Urkunden darzutun (BollzB. Z. 4). Die Bezirksverwaltungsbehörde hat den Bezirksfürsorgeverbano der Niederlassungsgemeinde (also gemäß Fürsorgepslicht-Ausführungsverordnung vom 27. März 1924, GVBl. S. 126, den städt. Wohlfahrtsausschuß bzw. den Ortsfürsorgeausschuß) zur beschlußmäßigen Äußerung aufzufordern, ob er Veranlassung hat, einen An­ trag auf Ab- oder Wegweisung des Gesuchstellers nach den §§ 4 oder 5 des Freizügigkeitsges. zu stellen (BollzB. Z. 6). Die Bezirks­ verwaltungsbehörde prüft, ob die Voraussetzungen des § 3 FreizügG. gegeben sind (BollzB. Z. 7). Die Aufnahme eines Deutschen steht in Bayern der Bezirks­ verwaltungsbehörde zu, in deren Bezirk er sich niedergelassen hat (BollzB. Z. 3). Erachtet die Bezirksverwaltungsbehörde die Voraussetzungen der Aufnahme nicht als erfüllt, so läßt sie den Gesuchsteller hiervon unter kurzer Angabe der Gründe verständigen und darüber ver­ nehmen, ob er das Gesuch aufrecht erhält. In diesem Fall hat die Bezirksverwaltungsbehörde über das Gesuch verwaltungsrechtlich zu entscheiden (BollzB. Z. 10). Die Verhandlungen über die Aufnahme von Deutschen sind beschleunigt zu erledigen (BollzB. Z. 4); wegen der Gebühr für die Aufnahmeurkunde siehe § 38 des Ges. 2. Es besteht ein im Verwaltungsrechtsversahren erzwingbarer Anspruch (§ 40 des Ges. mit Art. 8 Ziff. 1 des bayer. BGHG.), wenn

StaatsangehörigkeitSerwerb durch Aufnahme.

§ 7.

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die gesetzlichen Voraussetzungen gegeben sind. Diese Bestimmung regelt nur die Voraussetzungen, unter denen die Staatsangehörig­ keit gewährt werden muß; der Bundesstaat kann von dem Vor­ handensein dieser Voraussetzungen absehen. Voraussetzung des Rechtsanspruches ist also: a) daß der Antrag von einem Reichsdeutschen gestellt wird; b) daß der Reichsdeutsche sich in dem Bundesstaat nieder­ gelassen hat; c) daß kein Grund für die Abweisung eines Neuanziehenden oder für die Versagung der Fortsetzung des Aufenthalts vorliegt. Wenn die Voraussetzungen unter b und c nicht vorliegen, ist der Bundesstaat nicht verpflichtet, jedoch berechtigt, die Aufnahme zu gewähren. Jedoch kann in Bayern ohne vorherige Niederlassung die Ausnahme nur aus besonderen Gründen mit Ge­ nehmigung des Staatsministeriums des Innern erteilt werden (BollzB. Z. 9). Eine besondere Bestimmung gilt für die ehemals Sachsen-Coburg-Gothaischen Staatsangehörigen, die nicht durch die Vereinigung Coburgs mit Bayern bayerische Staatsangehörige ge­ worden sind; deren Aufnahme ist in Bayern gemäß § 3 des Staats­ vertrages vom 14. Febr. 1920 (GVBl. S. 336) auch ohne vorherige Mederlassung möglich. Siehe oben Anm. 2 B ju § 3 RStG., BollzB. Z. 9 Abs. 2. L. Der Anspruch steht nicht nur den mittelbaren, sondern auch den unmittelbaren Reichsangehörigen zu. Der Besitz der Reichs­ angehörigkeit ist nachzuweisen (BollzB. Z. 4) und allenfalls als Zwischenpunkt in dem Verfahren über den Anspruch auf Aufnahme festzustellen (BGH. Bd. 11 S. 116). 4. Der Begriff der „Niederlassung" ist verschieden von dem Begriffe „Wohnsitz", wie er in § 7 BGB. behandelt ist. Der Begriff „Niederlassung" knüpft an rein tatsächliche Merkmale an und ist weitergehend als der Begriff „Wohnsitz". Nach der Rechtsprechung des bayer. BGH. (Bd. 4 S. 91) er­ fordert der Begriff „Niederlassung" nur den Besitz einer eigenen Wohnung oder eines bestimmten Unterkommens, verbunden mit der erklärten Absicht, dauernden Aufenthalt in der Wohngemeinde zu nehmen; s. auch Reger Bd. 37 S. 193, ferner RBBl. 1929 S. 656 und DIZ. 1931 S. 795. ö. Wer einen Anspruch auf Aufnahme geltend machen will, muß sich in dem Bundesstaat niedergelassen haben; die Absicht, sich niederlassen zu wollen, genügt nicht. Wenn die Gemeindebehörde nicht aus eigener Kenntnis die Niederlassung bestätigen kann, so hat der Gesuchsteller die erforderlichen Unterlagen für diese Be­ stätigung beizubringen. Wenn die Absicht des Bleibens nach Erwerb der Staatsangehörigkeit wieder aufgegeben wird, so hat dies auf die erworbene Staatsangehörigkeit keinen Einfluß. Woeber-Fischer, Reichs- u. Staatsangehörtgleitsgesetz. 5. Aufl.

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II. Reichs- und SLaatsangehörigkeitsgesetz.

6* über die Gründe, die die Abweisung eines Neuanziehenden oder die Versagung der Fortsetzung des Aufenthalts rechtfertigen, s. die §§ 3 mit 5 FreizügG. (vgl. dazu Ziegler, Aufenthaltsgesetz und Freizügigkeitsgesetz, 4. Ausl. es oder im Falle der Aufnahme in einem neuen Wohnsitzstaate duvch die unbeabsichtigte Beibehaltung der bisherigen Staatsangehörigkeit, mehreren Bundesstaaten angehört, ohne die Beziehungen zu ihnen irgendwie aufrecht zu erhalten. Praktisch unerwünschte Folgen zeigten sich beispielsweise, wenn ein mehreren Bundesstaaten Angehörender zum Zweck der Auswanderung seine Reichsangehörgkeit aufgeben wollte, seine Entlassung aber, sei es aus Unkenntnis des Gesetzes, sei es, weil er sich seiner mehrfachen Staatsangehörigkeit nicht bewußt war, nur aus einem Bundes­ staat nahm; denn in einem solchen Falle hatte er wider seinen Willen die Reichsangehörigkeit und die sich daraus ergebenden Rechte und Pflichten beibehalten. Wenn ferner das BGB. gewisse wichtige Entscheidungen auf dem Gebiete des FamMenrechts, wie die Befreiung von Ehehindernissen, den Behörden des Staates zuweist, dem der Beteiligte angehört, so geht es von dem Gedanken aus, daß er diesem Staat besonders nahesteht. Dieser Gedanke ist aber nicht auszuführen, wenn für die Entscheidungen auch Staaten in Betracht kommen, zu denen der Beteiligte nur auf Grund vorübergehender oder längst vergangener Ereignisse in ein Zugehörigkeitsverhältnis getreten ist. Aus diesen Gründen sucht das Gesetz die mehrfache Staats­ angehörigkeit möglichst zu beseitigen. Immerhin ist denkbar, daß jemand ein dauerndes Interesse daran haben kann, mehreren Bun­ desstaaten anzugehören. Das Gesetz läßt deshalb für die Wünsche der Beteiligten entsprechenden Spielraum (Entwurf S. 19). Um die Mißstände zu beseitigen, hatte der Entwurf in den §§ 20 und 27 folgende zwei Bestimmungen vorgeschlagen: a) Der Angehörige eines Bundesstaates verliert die Staats­ angehörigkeit in diesem Staat mit der Aufnahme in einen anderen Bundesstaat. b) Wer zur Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes mehreren Bundesstaaten angehört, kann innerhalb zweier Jahre erklären, welchen dieser Staaten er weiter angehören will. In Ermangelung einer solchen Erklärung behält er diejenige Staatsangehörigkeit, welche er oder die Person, von der er abstammt, zuletzt erworben hat. Die Reichstagskommission hat aber diese beiden Bestimmungen abgelehnt und dafür den jetzigen § 20 in das Gesetz eingefügt. 2 . Auf die unmittelbare Reichsangehörigkeit findet die Bestim­ mung entsprechende Anwendung (§ 35). 8 Die Entlassung aus der Staatsangehörigkeit in jedem an­ deren Bundesstaate sowie aus der unmittelbaren Reichsangehörigkeit tritt kraft Gesetzes ein, auch wenn der andere Bundesstaat nicht ge-

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

hört ist, und wenn die Staatsangehörigkeit in dem anderen Bundes­ staat oder die unmittelbare Reichsangehörigkeit nicht bekannt ist. Die Bezirksverwaltungsbehörde, die die Entlassungsurkunde ausfertigt, hat die vorbehaltlose Entlassung den Bundesstaaten mit­ zuteilen, denen der Entlassene angehört hatte. Die Mitteilung ist an die zur Ausfertigung der Entlassungsurkunden zuständigen Be­ hörden (Anlage 9 zur VollzB.) zu richten. Ist die örtlich zuständige Behörde nicht bekannt, so ist die Mitteilung dem Staatsministerium des Innern zur Weiterleitung vorzulegen (VollzB. Z. 32 Abs. 1). 4. Die Erklärung ist an keine Form gebunden; sie kann auch mündlich abgegeben werden. Soweit zu dem Antrag auf Entlassung eine Zustimmung (§ 18) oder eine Genehmigung (§ 19) erforderlich ist, umfaßt sie auch die Erklärung über den Vorbehalt. S. Zuständige Behörde ist in Bayern die Bezirksverwaltungs ­ behörde (Bezirksamt oder Stadtrat), s. oben Anm. 6 zu 8 17. 6. Die Abgabe der Borbehaltserklärung an die zuständige Be­ hörde ist die Tatsache, durch die der Verlust der bezeichneten Staats­ angehörigkeit hintangehalten wird. Damit die Erklärung Wirkung haben kann, muß sie zur Kenntnis der zuständigen Behörde ge­ langen, ehe die auszuhändigende Entlassungsurkunde ausgehändigt wird. 7. Wird der Vorbehalt in der Entlassungsurkunde nicht ver­ merkt, so behält er gleichwohl seine Wirkung. Die Vorschrift, daß der Vorbehalt in der Entlassungsurkunde vermerkt werden muß, ist eine Dienstesvorschrift an die zuständigen Behörden, aber keine Voraussetzung für die Rechtswirksamkeit des Vorbehaltes.

8 21.1 Die Entlassung muß 2 jedem3 Staatsangehörigen * auf seinen Antrag erteilt3 werden, wenn er die Staatsange­ hörigkeit in einem anderen Bundesstaat besitzt6 und sich diese gemäß § 20 vorbehält. 1. Die unterschiedliche Behandlung der Entlassungsanträge, je nachdem der Antragsteller unter Beibehaltung seiner Reichsange­ hörigkeit nur Angehöriger eines anderen Bundesstaates werden oder die Reichsangehörigkeit aufgeben will, ist wie in dem früher gelten­ den Gesetze beibehalten. (Siehe § 15 des früher geltenden Gesetzes.) 2. Der Staatsangehörige hat in diesem Falle einen im Berwaltungsrechtsverfahren verfolgbaren Anspruch auf Entlassung (§ 40 des Ges. mit Art. 8 Ziff. 1 bayer. BGHG.). Voraussetzungen dieses Anspruches sind: a) Besitz der Staatsangehörigkeit in dem Bundes­ staat, in dem die Entlassung beantragt wird, b) ein Antrag, der allenfalls die Voraussetzungen der §§ 19 und 20 erfüllen muß, c) der Besitz der Staatsangehörigkeit in einem anderen Bundesstaate und d) der Vorbehalt dieser anderen Staatsangehörigkeit.

Verlust der Staatsangehörigkeit durch Entlassung. §§ 21,22.

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z. Bezüglich der unter elterlicher Gewalt und unter Vormund­ schaft stehenden Personen s. § 19, bezüglich der Ehefrauen § 18. 4. Auf die unmittelbare Reichsangehörigkeit ist die Bestimmung nicht anzuwenden (§ 35). 8. Wegen der Zuständigkeit zur Entgegennahme des Antrags s. Anm. 6 zu 8 17. 6. Den Besitz muß der Gesuchsteller bei seinem Antrag auf Ent­ lassung durch einen Heimatschein oder Staatsangehörigkeitsausweis des betreffenden Bundesstaates aus jüngster Zeit nachweisen (VollzB. Z. 25). Besitzt er eine deutsche Staatsangehörigkeit und behält er diese sich vor, so haben weitere Ermittelungen zu unterbleiben (VollzB. Z. 28 Abs. 1). § 22.*)

i Fehlt es an den Voraussetzungen1 des § 21, so wird die Entlassung nicht erteilt2 1. Wehrpflichtigen,3 über deren Dienstverpflich­ tung noch nicht endgültig entschieden ist, sofern sie nicht ein Zeugnis der Ersatzkommission da­ rüber beibringen, dass nach der Ueberzeugung der Kommission die Entlassung nicht in der Absicht nachgesucht wird, die Erfüllung der aktiven Dienstpflicht zu umgehen, 2. Mannschaften des aktiven Heeres,^ der aktiven Ma­ rine^ oder der aktiven Schutztruppen, 3. Mannschaften des Beurlaubtenstandes der in § 56 Nr. 2 bis 4 des Reichsmilitärgesetzes be­ zeichneten Art, sofern sie nicht die Genehmigung der Militärbehörde erhalten haben, 4. sonstigen Mannschaften des Beurlaubtenstan­ des, nachdem sie eine Einberufung zum aktiven Dienste erhalten haben, 5. Beamten5 und Offizieren,6 mit Einschluss derer desBeurlaubtenstandesfbüoor sie aus dem Dienst entlassen sind. u Aus anderen1 als den in Abs. 1 bezeichneten Gründen darf in Friedenszeiten die Entlassung nicht versagt werden. Für die Zeit eines Krieges oder einer Kriegsgefahr bleibt dem Kaiser der Erlaß besonderer Anordnungen^ Vorbehalten. *) Siehe Fußnote zu § 2. Woeber-Fischer, Reichs- u. Staatsangehürigkeitsgesetz. 5. Ausl.

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

1. Diese Voraussetzungen sind: a) Besitz der Staatsangehörigkeit noch in einem anderen Bun­ desstaat, b) Vorbehalt dieser weiteren Staatsangehörigkeit nach § 20 des Gesetzes. Bestehen Zweifel, ob die Voraussetzungen des § 22 erfüllt sind, so hat sich die Bezirksverwaltungsbehörde, soweit Beamte in Be­ tracht kommen, an die vorgesetzte Dienstesstelle, soweit Offiziere oder Mannschaften in Betracht kommen, an den Truppenteil zu wenden (VollzB. Z. 30). 2. Die in Abs. 1 aufgeführten Personen haben keinen Rechts­ anspruch auf Entlassung aus der Staatsangehörigkeit, so lange sie nicht die Entlassung aus dem Dienst erhalten haben. Im übrigen ist auch hier der verwaltungsrechtlich gesicherte Anspruch auf Ent­ lassung gegeben (§ 40 des Ges. mit Art. 8 Ziff. 1 VGHG.). 3. Über die Wehrpflicht s. oben S. 73 Anm. 7 zu 8 17. 4. Zu den Mannschaften des aktiven Heeres und der aktiven Marine gehören: a) die Unteroffiziere und Mannschaften der Reichswehr (Reichs­ heer und Reichsmarine), § 1 des Wehrgesetzes vom 23. März 1921; b) alle in Kriegszeiten zum Dienst in Heer und Flotte aufge­ botenen oder freiwillig eingetretenen Mannschaften von dem Tage der Einstellung an bis zum Ablauf des Tages der Entlassung. ö. Unter Beamten sind alle Personen zu verstehen, die sich in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis zum Reiche oder zu einem Bundesstaate, sei es unmittelbar oder mittelbar, befinden, solange dieses Dienstverhältnis nicht endgültig gelöst ist. Das Dienstverhält­ nis eines bayerischen Beamten ist nicht gelöst, wenn er 1. einstweilig in den Ruhestand mit Wartegeld versetzt ist (Art. 38 ff. BG.), 2. zeitweilig in den Ruhestand mit Ruhegehalt versetzt ist (Art. 49 BG.), 3. vorläufig seines Dienstes enthoben ist (Art. 170 ff. BG.). 6. Hierher gehören auch die Sanitäts- und Veterinäroffiziere. 7. Die in Abs. 1 aufgeführten Fälle, in denen die Entlassung verweigert werden darf, sind erschöpfend. Wegen Verweigerung.Ler Aushändigung der Entlassungsurkunde s. § 23 Abs. 1 Satz 2 8. Eine solche kaiserliche Verordnung ist am 3. Aug. 1914 (RGBl. S. 323) ergangen. Hiernach durften Wehrpflichtige bis auf weiteres nicht aus der Staatsangehörigkeit entlassen werden; s. unten Anm. 8 zu 8 27.

§23.i

1 Die Entlassung 2 wird wirksam3 mit der Aushändigung* einer von der höheren Verwaltungsbehörde3 des Heimat-

Verlust der Staatsangehörigkeit durch Entlassung. § 23.

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staats 6 ausgefertigten? Entlassungsurkunde. 3 Die Urkunde wird nicht ausgehändigt9 an Personen, die verhaftet *o sind oder deren Verhaftung oder Festnahme von einer Gerichts­ oder Polizeibehörde angeordnet11 ist12 HSollsich die Entlassung zugleich auf die Ehefrau^ oder die Kinder des Antragstellers15 beziehen, so müssen auch diese Personen in der Entlassungsurkunde mit Namen aufgeführt werden. 1. Abs. 1 Satz 1 entspricht im wesentlichen dem § 18 Abs. 1 des früheren Gesetzes. Die Vorschrift des Abs. 2 entspricht dem Grundsatz, daß der Verlust der Staatsangehörigkeit tunlichst er­ schwert werden soll. 2. Nach Art. 44 Ziff. 1, Art. 66 Ziff. 1 und Art. 86 Ziff. 1 des BG. ruht der Anspruch auf das Wartegeld, auf den Ruhegehalt und auf Witwen- und Waisengeld, wenn der Berechtigte die Reichs­ angehörigkeit verliert, bis zu deren Wiedererlangung. Zur Siche­ rung des Vollzugs dieser Vorschriften wurden die Regierungen, Kammern des Innern, durch Entschließung des bayer. Staatsmini­ steriums des Innern vom 24. Nov. 1911 Nr. 27 b 18 beauftragt, in allen Fällen, in denen sie dem Empfänger eines Wartegeldes, eines Ruhegehaltes oder Don Witwen- und Waisengeld die Entlassung aus dem bayerischen Staatsverband mit der Wirkung des Verlustes der deutschen Reichsangehörigkeit erteilen, der auszahlenden Staatskasse Mitteilung zu machen. Es ist gleichgültig, ob der Entlassene inner­ halb oder außerhalb des Deutschen Reiches seinen Wohnsitz hat. Die Mittelung hat zu unterbleiben, wenn der Entlassene die Staats­ angehörigkeit in einem anderen Bundesstaate besitzt und sich diese gemäß § 20 vorbehält. Diese Vorschrift ist jetzt ausgedehnt auf die vorbehaltlose Ent­ lassung einer jeden Person, die Anspruch auf Pension, Wartegeld, Ruhegehalt, Witwen- oder Waisengeld, Witwen-, Waisen-, Elternoder Enkelrente hat. Die Entlassung ist dem Amte mitzuteilen, das den Bezug auszahlt (BollzB. Z. 32). Außer dem Beamtengesetze kommen noch folgende Bestimmungen in Betracht: K. Verordnung vom 26. Juni 1894 § 27 Ziff. 2, § 37 Ziff. 2; Offizierspensionsgesetz vom 31. Mai 1906 § 23 Ziff. 1; K. Verordnung vom 14. Okt. 1912 § 23 Ziff. 1, § 42 Ziff. 2; Mannschaftsversorgungsgesetz vom31. Mai 1906 § 35 Ziff. 1; Militärhinterbliebenengesetz vom 17. Mai 1907 8 31 Abs. 1; Beamtenhinterbliebenengesetz vom 17. Mai 1907 § 15 Ziff. 1, ferner Reichsbeamtengesetz i. d. F. vom 18. Mai 1907 (RGBl. 245) § 29 Ziff. 2 und § 57 Ziff. 1; bayer. Bolksschullehrergesetz vom 14. Aug. 1919 (GVBl. S. 437) Art. 57 und 78; Offiziers­ entschädigungsgesetz vom 13. Sept. 1919 (RGBl. S. 1654) § 7 Ziff. 5; Kapitulantenentschädigungsgesetz vom 13. Sept. 1919 (RGBl. S. 1659)

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

§ 10 Zisf. 4 und Wehrmachtversorgungsgesetz i. d. F. vom 19. Sept. 1925 (RGBl. S. 349) § 22 Ziff. 1, § 65 Ziff. 1; Reichsversorgungs­ gesetz i. d. F. vom 22. Dez. 1927 (RGBl. S. 515) § 61; Altrentner­ gesetz i. d. F. vom 22. Dez. 1927 (RGBl. S. 531); Kriegspersonenschädengesetz i. d. F. vom 22. Dez. 1927 (RGBl. S. 533) § 13. Über belgische Ehefrauen deutscher Reichsangehöriger s. die Min.Bek. vom 6. Aug. 1923, unten S. 142. 3. Die Wirksamkeit besteht darin, daß der Verlust der Staats­ angehörigkeit in dem entlassenden Bundesstaat und ohne weiteres in all den Bundesstaaten eintritt, deren Staatsangehörigkeit sich der Entlassene nicht nach § 20 vorbehalten hat. Der Entlassene verliert alle aus der Staatsangehörigkeit entspringenden Rechte gegenüber dem Bundesstaat und ist aus allen Pflichten, die auf der Staats­ angehörigkeit beruhen, entlassen. Die Aushändigung der Entlassungs­ urkunde ist ein Formalakt, der keinem Anfechtungs- oder Nichtig­ keitsverfahren unterliegt (s. Anm. 5 zu 8 16). Nachweis des Tages, an dem die Entlassungsurkunde ausgehänoigt wurde, ist zu den amtlichen Verhandlungen zu nehmen (BollzB. Z. 31). An die im Auslande lebenden Antragsteller dürfen die Ent­ lassungsurkunden nur durch Vermittlung der deutschen Konsulate ausgehändigt werden (BollzB. Z. 31). 4. Die Entlassungsurkunde bleibt ohne Wirkung, solange sie nicht in die Hände des Antragstellers oder seines Bevollmächtigten oder gesetzlichen Vertreters gelangt ist (s. auch Anm. 5 zu § 16). Die mit Anträgen auf Entlassung aus der Staatsangehörigkeit vorgelegten Heimatscheine und Staatsangehörigkeitsausweise der Ge­ suchsteller, ebenso Pässe, verlieren mit der Aushändigung der Ent­ lassungsurkunde regelmäßig ihre Gültigkeit. Um eine mißbräuchliche Verwendung dieser Ausweispapiere zu vermeiden, sind sie bei Aus­ händigung der Entlassungsurkunde zurückzubehalten (BollzB. Z. 31). 8. Zuständige Verwaltungsbehörde ist in Bayern die BezirksVerwaltungsbehörde (Bezirksamt oder Stadtrat), s. oben Anm. 6 zu § 17). 6. Besitzt der Gesuchsteller die Staatsangehörigkeit in mehreren Bundesstaaten und will er sich nicht nach § 20 eine oder die andere Staatsangehörigkeit Vorbehalten, so hat er für sein Entlassungsgesuch unter den Bundesstaaten, aus deren Staatsangehörigkeit er entlassen werden will, die Wahl. (Siehe auch Anm. 3 zu 8 20.) 7. Siehe Anm. 8 zu 8 16. 8. Die Form der Entlassungsurkunde hat der Bundesrat be­ stimmt (8 39 Abs. 1; BollzB. Anlage 3 und 4). 9. Das Gesuch um Entlassung muß behandelt, auch muß bei gegebenen gesetzlichen Voraussetzungen die Entlassung verfügt und es muß die Urkunde ausgefertigt werden, nur die Aushändigung hat zu unterbleiben. Das Verbot der Aushändigung ist eine Dienstes-

Verlust der Staatsangehörigkeit durch Entlassung. § 24.

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Vorschrift. Erfolgt die Aushändigung trotz des Verbotes, so hat sie die gesetzliche Wirkung. 10, Gleichgültig ist, ob es sich um Straf-, Untersuchungs- oder Polizeihaft handelt. 11. Abgesehen von den richterlichen Anordnungen auf Ver­ haftung kommen insbesondere die Anordnungen der Staatsanwalt­ schaft in Betracht. Gerichts- und Polizeibehörden sind auch die Kon­ sularbehörden. 12. Aus anderen Gründen, insbesondere wegen Steuerrück­ ständen u. dgl. darf weder die Entlassung noch die Aushändigung der Entlassungsurkunde verweigert werden. Die Aushäntdigung der Entlassungsurkunde darf auch nicht schon dann verweigert Werden, wenn jemand sich in strafrechtlicher Unter­ suchung befindet oder mit der Verbüßung einer Strafe rückständig ist. Doch wird dem zuständigen Behörden in solchen Fällen von dem Gesuche um Entlassung Mitteilung zu machen sein, damit sie daraus gegebenen Falles Anlaß nehmen, die Verhaftung oder die Festnahme anzuordnen. Um jeweils das Geeignete vorkehren zu können, hat die Bezirksverwalltungsbehörde dann, wenn die vorbehaltlose Entlassung beantragt wird, zu erheben, ob der Entlassung keine Bedenken vom Standpunkt der Polizei oder Strafrechtspflege oder der gesetzlichen Unterhaltspflicht oder wegen Rückständen mit öffentlichen Leistungen entgegenstehen (BollzB. Z. 28). Welche weiteren Schritte jeweils die besondere Sachlage erfordert, muß nach Lage jedes einzelnen Falles beurteilt werden. Auf alle Fälle sind auftauchende Bedenken den zu ihrer Erledigung zuständigen Behörden mitzuteilen. (Siehe auch Anm. 2 zu 8 39.) 13. Nach § 19 Abs. 1 des früheren Gesetzes galt die entgegen­ gesetzte Vorschrift. Die Entlassung erstreckte sich, wenn nicht dabei eine Ausnahme gemacht wurde, zugleich auf die Ehefrau und auf diejenigen Kinder, deren gesetzliche Vertretung dem Entlassenen kraft elterlicher Gewalt zustand. Jetzt bedarf es keiner besonderen Erwähnung in der Entlassungs­ urkunde, wenn sich die Entlassung auf die Kinder und auf die Ehe­ frau nicht erstrecken soll. 14. Siehe § 18. 15. Siehe § 19.

8 24? iDie Entlassung gilt als nicht erfolgt,2 wenn der Ent­ lassene2 beim Ablaufe eines Jahres^ nach der Aushändigung der Entlassungsurkunde seinen Wohnsitz2 oder seinen dau­ ernden Aufenthalt im Inland hat.

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

u Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn der Entlassene sich die Staatsangehörigkeit in einem anderen Bundesstaat gemäß § 20 vorbehalten hat. 1. Die Vorschrift entspricht im wesentlichen dem § 18 Abs. 2 des früheren Gesetzes. Es soll durch sie verhindert werden, daß die Entlassung lediglich zu dem Zweck nachgesucht wird, um auf dem Wege einer Scheinauswanderung lästigen Verpflichtungen gegen das bisherige Vaterland zu entgehen. Durch die etwas veränderte Fas­ sung und durch die Ausdehnung der Frist von sechs Monaten auf ein Jahr wird die Absicht des Gesetzgebers in zweckmäßigerer Weise zur Geltung gebracht. 2. Tritt die Bedingung ein, dann werden die Wirkungen der Entlassung (s. Anm. 2 zu 8 23) mit rückwirkender Kraft wieder auf­ gehoben. Es ist dann so anzusehen, als ob die Entlassung niemals erfolgt wäre. Es lebt nicht nur die Staatsangehörigkeit wieder auf, aus der die Entlassung ausdrücklich erfolgt ist, sondern auch jede Staatsangehörigkeit, deren Verlust durch die Entlassung gemäß § 20 eingetreten ist. Die Wirkungen der Entlassung werden bei Eintritt der Bedingung auch dann aufgehoben, wenn der Entlassene in­ zwischen eine fremde Staatsangehörigkeit erworben hat (VGH. Bd. 38 S. 29). Der Wiedererwerb tritt kraft Gesetzes ohne irgendwelche be­ hördliche Erklärung ein. Doch ist es üblich und zweckmäßig, nach Ablauf dieser Frist von Amts wegen festzustellen, ob die Entlassung wirksam geblieben ist. Wird dabei die Richtigkeit der behördlichen Feststellung, daß der Entlassene Reichsdeutscher geblieben sei, be­ stritten, so ist die etwaige bayerische Staatsangehörigkeit des Ent­ lassenen im Verwaltungsrechtswege von Amts wegen festzustellen (s. VollzB. Z. 1 und Anm. 8 zu 8 1). Die ausgestellte Entlassungsurkunde ist einzuziehen (VollzB. Z. 33). Daraus, daß der Wiedererwerb der bisherigen Staats­ angehörigkeit mit rückwirkender Kraft eintritt, ergibt sich, daß der Entlassene alle aus der Staatsangehörigkeit sich ergebenden Pflichten nachholen muß, soweit deren Nachholung tatsächlich möglich ist. 3. Wurden mit dem Antragsteller zugleich die Ehefrau und Kinder entlassen, so ist die Wirkung dieser Vorschrift für jede ent­ lassene Person gesondert zu beurteilen. Es kann sich daher ergeben, daß nach einem Jahre die Folgen der Entlassung für einen Teil der Familie beseitigt sind, für einen anderen nicht (s. VGH. Bd. 11 S. 88). 4. Wegen Berechnung der Frist s. 8 188 BGB. War am 1. Januar 1914 die sechsmonatige Frist nach § 18 Abs. 2 des früher geltenden Gesetzes noch im Lauf, so wurde sie auf ein Jahr verlängert (VGH. Bd. 38 S. 29).

Verlust der StAng. durch Erwerb einer ausländ. StAng. § 25. 87 Die Frist beginnt mit dem Tage, an dem dem Entlassenen selbst, seinem Bevollmächtigten oder gesetzlichen Vertreter die Entlassungs­ urkunde ausgehändigt wurde. Maßgebend ist lediglich der Zeitpunkt, der ein Jahr nach dem Tage der Aushändigung der Entlassungsurkunde liegt. Ob der Ent­ lassene in der Zwischenzeit vorübergehend seinen Wohnsitz oder Auf­ enthalt ins Ausland verlegt hatte oder nicht, ist gleichgültig. Bis zum Ablaufe des Jahres bleibt der Entlaßene Ausländer, auch wenn er seinen Aufenthalt im Deutschen Reiche behält oder vor Ablauf des Jahres wieder nimmt. Er kann insbesondere während dieser Zeit wie jeder andere Ausländer aus dem Gebiete eines Bun­ desstaates oder des Deutschen Reiches ausgewiesen werden. Nach der Entschließung des daher. Staatsministeriums des Innern vom 24. März 1896 Nr. 2383 wurde zwischen sämtlichen Landesregierungen Einverständnis darüber erzielt, es sei bei der Erledigung von Aufnahmegesuchen in Zukunft an dem Grundsätze sestzuhalten, daß Personen, welche aus der Staatsangehörigkeit des einen Bundesstaates entlassen worden sind und vor Ablauf von sechs Monaten nach Aushändigung der Entlassungsurkunde — ohne in der Zwischenzeit ihren Wohnsitz in das Ausland verlegt zu haben — den Erwerb der Staatsangehörigkeit in einem anderen Bundes­ staate nachsuchen, nicht als Ausländer im Sinne des § 8 des Staats­ angehörigkeitsgesetzes zu behandeln sind. Dieses Einverständnis der Landesregierungen steht allerdings im Widerspruch mit der vom Gesetze vorgeschriebenen Wirkung, wo­ nach die Aushändigung der Entlassungsurkunde den Entlassenen zum Ausländer macht, wonach er also nur in den vom Gesetze vorge­ schriebenen Formen und unter den vom Gesetze gegebenen Voraus­ setzungen (§§ 8 mit 15) eingebürgert werden kann, aber nicht auf alle Fälle ausgenommen (§ 7) werden muß. 5. Die Frage, ob der Entlassene im Inland einen Wohnsitz hat, ist nach § 7 BGB. zu beurteilen. Es ist auch ein doppelter Wohn­ sitz, int Inland sowohl wie im Ausland, möglich; s. hierüber BGH. Bd. 38 S. 29, ferner Reger Bd. 41 S. 98.

8 25? 1 Ein Deutscher,2 der im Inland weder seinen Wohnsitz3 noch seinen dauernden Aufenthalt hat, verliert^,3 seine3 Staatsangehörigkeit mit7 dem Erwerb einer ausländischen Staatsangehörigkeit, wenn dieser Erwerb auf seinen Antrag 3 oder auf den Antrag des Ehemannes oder des gesetzlichen Vertreters9 erfolgt,10 die Ehefrau und der Vertretene jedoch nur,11 wenn die Voraussetzungen72 vorliegen, unter denen nach den §§ 18,19 die Entlassung beantragt werden könnte.

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

n Die Staatsangehörigkeit verliert nicht,13 wer vor14 dem Erwerbe der ausländischen Staatsangehörigkeit auf seinen Antrag die schriftliche15 Genehmigung der zuständigen^ Behörde seines18 Heimatstaats zur Beibehaltung seiner Staatsangehörigkeit erhalten hat. Vor der Erteilung der Genehmigung ist18 der deutsche Konsul48 zu hören.20 m Unter Zustimmung des Bundesrats kann von dem Reichskanzler angeordnet24 werden, daß Personen, welche die Staatsangehörigkeit in einem bestimmten22 ausländi­ schen Staat erwerben wollen, die im Abs. 2 vorgesehene Genehmigung nicht erteilt werden darf.28 1. Die im § 21 Abs. 1 des früher geltenden Gesetzes enthaltene Vorschrift über den Verlust der Staatsangehörigkeit durch zehn­ jährigen Aufenthalt im Ausland ist beseitigt. Das Gesetz geht davon aus, daß der Verlust der Staatsangehörigkeit durch Umstände bedingt sein muß, die den Willen des Beteiligten, seinem Baterlande nicht weiter anzugehören, deutlich erkennen lassen. 2. Die Bestimmung findet auf die unmittelbare Reichsange­ hörigkeit entsprechende Anwendung (§ 35). 3. Der Begriff des Wohnsitzes ist nach § 7 BGB. zu beurteilen. S. auch VGH. Bd. 38 S. 29. 4. Auch das in § 1 der VO. vom 3. Aug. 1914 (RGBl. S. 323) ausgesprochene Verbot der Entlassung hinderte den kraft Gesetzes eintretenden Verlust der Staatsangehörigkeit nicht, s. Anm. 8 zu § 27 unten S. 95. 5. Diese Bestimmung hat keine rückwirkende Kraft, Reger Bd. 42 S. 287, auch IW. 1923 S. 31; das RStAG. vom 1. Juni 1870 kannte diesen Berlustgrund nicht. S. auch Anm. 13. H. Es wird die Staatsangehörigkeit in jedem Bundesstaate, in dem sie besessen wurde, verloren. In bezug auf die sogenannten Bankroftverträge mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist zu bemerken, daß auch der Erwerb des amerikanischen Bürger­ rechts den sofortigen Verlust der Reichsangehörigkeit nach sich zieht und daß dieser nicht erst nach fünf Jahren eintritt (s. § 36 und S. 154). 7. Maßgebend ist der Zeitpunkt, in dem nach dem Rechte des ausländischen Staates die ausländische Staatsangehörigkeit erworben wurde. Der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit tritt aber nicht ein, wenn der Erwerb der fremden Staatsangehörigkeit unter einer aufschiebenden Bedingung erfolgt. 8. Ist die ausländische Staatsangehörigkeit nach dem Rechte des ausländischen Staates durch Geburt innerhalb des Staatsgebiets,

Verlust der StAng. durch Erwerb einer ausländ. StAng. § 25. 89

durch Aufenthalt, Wohnsitz, Grundbesitz oder aus einem anderen Grunde in dem fremden Staate kraft Gesetzes erworben wor­ den, so wird die deutsche Staatsangehörigkeit dadurch, nach deutschem Rechte, nicht verloren (bezügl. Südwestafrika s. unten S. 259). Die deutsche Staatsangehörigkeit wird auch nicht verloren durch die An­ stellung als Beamter in einem ausländischen Staat und den durch diese Anstellung bewirkten Erwerb der ausländischen Staatsange­ hörigkeit, auch dann nicht, wenn die Anstellung auf Grund einer Bewerbung erfolgt ist. Als Erwerb der ausländischen Staatsangehörigkeit aus Antrag ist es aber zu erachten, wenn das fremde Recht im Falle der Geburt innerhalb des fremden Staatsgebietes unter gewissen Voraus­ setzungen ein Optionsrecht gibt und wenn von diesem Optionsrecht zugunsten des Auslandstaates Gebrauch gemacht wird. 9, Siehe Anm. 10 zu § 7. 19. Für eine Ehefrau oder einen Vertretenen tritt der Verlust der Staatsangehörigkeit nicht nur dann ein, wenn die ausländische Staatsangehörigkeit auf den Antrag des Ehemannes oder des gesetzlichen Vertreters erworben wird, sondern auch dann, wenn dieser Erwerb auf ihren eigenen Antrag erfolgt. II. Wird für eine Ehefrau oder einen Vertretenen der Antrag auf Einbürgerung im Auslande selbständig gestellt, so verlieren sie die deutsche Staatsangehörigkeit nur dann, wenn sie im Jnlande weder Wohnsitz noch dauernden Aufenthalt haben. Auf den Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt des Ehemannes oder gesetzlichen Ver­ treters kommt es in diesem Falle nicht an. Beantragt aber der Ehemann oder der gesetzliche Vertreter zugleich auch für sich und für den Vertretenen kraft elterlicher Gewalt die Einbürgerung im Ausland, dann kommt es nur darauf an, daß der Ehemann oder der Inhaber der elterlichen Gewalt im Inland weder Wohnsitz noch dauernden Aufenthalt hat. Der Wohnsitz oder Aufenthalt der Ehe­ frau oder des Vertreteneu ist in diesem Falle belanglos. 12. Für eine Ehefrau ist Voraussetzung, a) falls auch der Ehemann Reichsdeutscher ist, daß der Ehe­ mann ebenfalls seine Einbürgerung in dem fremden Staate bean­ tragt und daß die Ehefrau dem Antrag zugestimmt hat; b) falls der Ehemann schon Ausländer ist, daß die Ehefrau dem vom Ehemann gestellten Antrag zugestimmt hat (f. § 18 und die Anmerkungen 5 und 6 hierzu). Für eine Person, die unterelter licherGewalt oder B o rmundschast steht, kann der Antrag auf Einbürgerung in den fremden Staat selbständig nur mit Genehmigung des deutschen Vor­ mundschaftsgerichtes gestellt werden (s. § 19 Abs. 1 und die An­ merkungen hierzu). 13. Über doppelte und mehrfache Staatsangehörigkeit siehe IW. 1924 S. 1481 ff. und S. 1529, auch DIZ. 1926 S. 432.

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

14. Die Genehmigung zum Erwerb der ausländischen Staats­ angehörigkeit muß vor dem Zeitpunkte, in dem dieser Erwerb ein­ tritt, in schriftlicher Ausfertigung der zuständigen Behörde im Be­ sitze des Antragstellers, seines Bevollmächtigten oder gesetzlichen Ver­ treters sein. Ob und wann der Antrag auf Erwerb der ausländischen Staatsangehörigkeit schon gestellt wurde, ist gleichgültig. Ist die Genehmigung zur Beibehaltung der Staatsangehörigkeit zwar vor dem Erwerb der fremden Staatsangehörigkeit schon erteilt worden, hat der Antragsteller aber die schriftliche Ausfertigung erst nach dem Erwerb der fremden Staatsangehörigkeit erhalten, so ist sie wir­ kungslos. IS. Die Genehmigung ist schriftlich erteilt, wenn sie in einem mit Datum und der Unterschrift eines zuständigen Beamten ver­ sehenen Schriftstück niedergelegt ist. Drahtliche Übermittlung genügt nicht. 16. Die Genehmigung zur Beibehaltung der bayerischen Staats­ angehörigkeit erteilt die Regierung, K. d. I. Sie sendet die Verhand­ lungen zur Einvernahme des Konsuls an das Staatsministerium des Äußern ein, falls nicht der Konsul zu dem Anträge bereits Stellung genommen hat. Örtlich zuständig ist die Regierung, in deren Bezirk der Gesuchsteller, gegebenenfalls seine Eltern die letzte Niederlassung hatten; ersatzweise ist die Reg. von Oberbayern, K. d. I. zuständig (VollzB. Z. 34, 21 Abs. 1). 17. Besitzt der Antragsteller die Staatsangehörigkeit in meh­ reren deutschen Bundesstaaten, so wird sie nur in demjenigen Bun­ desstaat beibehalten, dessen zuständige Behörde die Genehmigung erteilt hat. 18. Die Vorschrift enthält eine gesetzliche Dienstvorschrift für die zur Erteilung der Genehmigung zuständige Behörde. Wird die Genehmigung erteilt, ohne daß der deutsche Konsul gehört wurde, so ist sie gleichwohl wirksam. 19. Zuständig ist derjenige deutsche Konsul, in dessen Dienst­ bezirk der die Genehmigung zur Beibehaltung seiner Staatsange­ hörigkeit beantragende Reichsdeutsche sich aufhält. Hat der Antrag­ steller in jüngerer Zeit seinen Wohnsitz im Auslande gewechselt oder hat er an mehreren Orten im Ausland einen Wohnsitz oder dauern­ den Aufenthalt, so werden auch die für diese Orte zuständigen deut­ schen Konsuln zu hören sein, damit der Zweck der Vorschrift erreicht wird, nämlich zu prüfen, ob durch die Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit dem politischen Interesse des Reichs Rechnung getragen wird. 20. Die Einvernahme des Konsuls erfolgt nur zur Aufklärung der zuständigen inländischen Behörde; ein Beschwerde- oder Erinne­ rungsrecht gegen die Verfügung der inländischen Behörde steht dem Konsul nicht zu. 21. Die Anordnung hat in Form einer Bekanntmachung des

Verlust der Staatsangehörigkeit durch Fahnenflucht. § 26.

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Reichskanzlers zu erfolgen und ist im Reichsgesetzblatt zu veröffent­ lichen. 22. Die Anordnung ist eine allgemeine und muß sich auf alle Personen beziehen, welche in dem ausländischen Staate die Staats­ angehörigkeit erwerben. Eine solche Anordnung ist bis jetzt noch nicht ergangen. 23. Die Anordnung des Reichskanzlers ist ihrem Wesen nach eine Dienstesvorschrift für die zuständigen Behörden der einzelnen Bundesstaaten und des Reichs bei der unmittelbaren Reichsange­ hörigkeit. Wird die Genehmigung gleichwohl int Widerspruch mit einer Anordnung des Reichskanzlers erteilt, so ist sie wirksam.

§ 26?*) 1 Hin Tnilitärpflichtiger2 Deutscher,3 der im Inland4 weder seinen Wohnsitz6 noch seinen dauernden Auf­ enthalt hat? verliert1 seine Staatsangehörigkeit mit der Vollendung des einunddreissigsten Lebensjahrs, sofern er bis zu diesem Zeitpunkt noch keine endgültige Ent­ scheidung über seine Dienstverpflichtung herbeigeführt hat, auch eine Zurückstellung über diesen Zeitpunkt hinaus nicht erfolgt ist. uEin fahnenflüchtigers Deutscher,3 der im Inland4 weder seinen Wohnsitz3 noch seinen dauernden Aufenthalt hat,3 verliert^ seine Staatsangehörigkeit mit dem Ablauf von zwei Jahren nach Bekanntmachung10 des Beschlusses, durch den er für fahnenflüchtig erklärt worden ist (§ 360 der Militärstrafgerichtsordnung). Diese Vorschrift findet

keine Anwendung auf Mannschaften der Reserve, der Land- oder Seewehr und der Ersatzreserve, die für fahnenflüchtig erklärt worden sind, weil sie einer Einberufung zum Dienst keine Folge geleistet haben, es sei denn, dass die Einberufung nach Bekannt­ machung der Kriegsbereitschaft oder nach Anord­ nung der Mobilmachung erfolgt ist. m Wer auf Grund der Vorschriften des Abs. 1 oder 2 seine Staatsangehörigkeit verloren hat, Icmn11 von einem Bundesstaate nur nach Anhörung42 der Militärbehörde43 *) S. Fußnote zu § 2.

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

eingebürgert werden. Weist er nach, daß ihm ein Ver­ schulden nicht zur Last fällt, so bcnf14 ihm die Einbürge­ rung von dem Bundesstaate, dem er früher angehörte,15 nicht versagt werden. 1. Abgesehen von dem Verluste der deutschen Staatsangehörig­ keit bei Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit auf Antrag (§ 25) hat das Gesetz den in § 21 Abs. 1 des früher geltenden Gesetzes vorgesehenen Verlust durch zehnjährigen Aufenthalt im Auslande noch durch die Ausbürgerung wegen Nichterfüllung der Wehrpflicht ersetzt. Diese Bestimmung beruhte auf dem Gedanken: Ohne Wehrgemeinschaft keine Volksgemeinschaft! Siehe weiter Anm. 3 zu § 22 und Anm. 2 zu Z 41. 2. Die Militärpflicht bemaß sich nach § 10 des RMilG. Sie be­ gann mit dem 1. Januar des Kalenderjahres, in dem der Wehr­ pflichtige das 20. Lebensjahr vollendete und dauerte so lange, bis über seine Dienstverpflichtung endgültig entschieden war. 3. Die Bestimmung bezog sich auch aus die unmittelbare Reichs­ angehörigkeit (§ 35). 4. Zum Inland gehörten auch die deutschen Schutzgebiete (§ 2 Abs. 2). 5. Siehe Anm. 4 zu 8 25. 6. Ein militärpflichtiger Deutscher, der im Inland seinen Wohn­ sitz oder dauernden Aufenthalt hatte, verlor seine Staatsangehörig­ keit nicht, auch wenn es ihm aus irgendwelchen Gründen gelang, sich der Ersüllung der Militärpflicht zu entziehen. Der Verlust der Staatsangehörigkeit trat auch nur dann ein, wenn der militärpflichtige Deutsche den ganzen Zeitraum hindurch vom 1. Januar des Kalenderjahres, in dem er das 20. Lebensjahr vollendete, bis zur Vollendung des 31. Lebensjahres im Jnlande weder einen Wohnsitz noch einen dauernden Aufenthalt hatte. Be­ stand zu irgendeiner Zeit dieses Zeitraumes ein Wohnsitz oder dauernder Aufenthalt im Inland, so war der Verlust der Staats­ angehörigkeit ausgeschlossen. 7. Der Verlust trat kraft Gesetzes ohne irgendeine Erklärung einer Behörde ein und hatte auch Wirkung für die Ehefrau und Kinder nach Maßgabe des § 29. Auch das in § 1 der BO. vom 3. August 1914 (RGBl. S. 323) ausgesprochene Verbot der aus­ drücklichen Entlassung ist auf den kraft Gesetzes stillschweigend ein­ getretenen Verlust der Staatsangehörigkeit ohne Einfluß, s. Anm. 8 zu § 72, unten S. 95. 8. Der Tatbestand der Fahnenflucht ist umschrieben in § 69 des MilStGB, für das Deutsche Reich vom 20. Juni 1872, RGBl. S. 174. Dieser Tatbestand ist auch unter der derzeitigen Wehrver-

Verlust der Staatsangehörigkeit durch Fahnenflucht. § 26.

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fassung des Deutschen Reiches möglich, es kann also auch ein Ange­ höriger der Reichswehr die Staatsangehörigkeit nach obiger Vor­ schrift verlieren (a. M. Jsay, RStAG., Berlin 1929). Die Fahnen­ flucht hat bezw. hatte nur dann den Verlust der Staatsangehörigkeit zur Folge, a) wenn sie durch Entfernung oder Fernbleiben vom aktiven Dienst in der Truppe erfolgte, b; wenn Mannschaften der Reserve, der Land- oder Seewehr oder der Ersatzreserve einer Einberufung zum Dienst nach Bekannt­ machung der Kriegsbereitschaft oder nach Anordnung der Mobil­ machung keine Folge leisteten. 9. Der Mangel eines Wohnsitzes oder dauernden Aufenthaltes im Jnlande mußte ununterbrochen von dem Zeitpunkt der Be­ kanntmachung des Beschlusses bis zum Abläufe der zweijährigen Frist vorhanden sein. Siehe dazu Reger 43 S. 461. 10. Die Bekanntmachung hatte gemäß § 360 der MilStGerO. vom 1. Dez. 1898 (RGBl. S. 1189) im Reichsanzeiger zu er­ folgen. Bon den zahlreichen Fällen der Fahnenflucht im Kriege 1914—1918 sind nur wenige bekanntgemacht worden. 11. Die Einbürgerung richtet sich nach den §§ 8, 9 und 13 des Ges. Dazu kommt noch, daß die Militärbehörde gehört werden muß (a. M. Jsay, a. a. £).). Die Einbürgerung steht der Regierung, Kammer des Innern, zu, in deren Bezirk sich der ehemalige Deutsche niedergelassen hat. Hat er in Bayern keine Niederlassung, so ist die Regierung zustän­ dig, in deren Bezirk er die letzte Niederlassung hatte; in zweiter Linie ist die Regierung der letzten Niederlassung der Eltern oder des letzt­ lebenden Elternteils des Antragstellers zuständig. Ist auch hiernach eine Zuständigkeit nicht begründet, so ist die Regierung von Ober­ bayern, K. d. I., zuständig (BollzB. Z. 35 mit 21). 12. Die Militärbehörde hat kein Antrags- oder Beschwerde­ recht. Ihre Äußerung dient nur zur Benachrichtigung der zur Ein­ bürgerung zuständigen Behörde, die davon pflichtgemäß Gebrauch zu machen hat. Die Pflicht, die Militärbehörde zu hören, ist nur eine Dienstvorschrift. Eine unter Verletzung dieser Vorschrift erteilte Ein­ bürgerung ist wirksam. 13. Militärbehörden sind die Wehrkreiskommandos (früher für Offiziere die Generalkommandos, sonst die Bezirkskommandos). Die örtliche Zuständigkeit richtet sich nach dem Niederlassungsorte, bei Mangel einer Niederlassung im Jnlande nach dem letzten inländischen Wohnsitze. 14. In diesem Falle besteht ein im Berwaltungsrechtswege verfolgbarer Anspruch (§ 40 mit Art. 8 Ziff. 1 BGHG.), und zwar ohne Rücksicht auf die in den §§ 8 mit 13 gegebenen Voraussetzun­ gen. Ob ein Verschulden bei Verletzung der Militärpflicht vorlag oder

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nicht, ist allenfalls im Verwaltungsrechtsstreite festzustellen. Un­ tauglichkeit ist als mangelndes Verschulden unter Berücksichtigung der sonstigen Umstände des Falles nur dann zu erachten, wenn eine ganz unzweifelhafte, absolute Untauglichkeit, z. B. Blindheit, Fehlen eines Armes u. dgl., vorlag. 15. Es kommt nur der Wiedererwerb derjenigen Staatsange­ hörigkeit in Betracht, die nach Abs. 1 oder 2 verloren wurde. Ein Bundesstaat, dessen Staatsangehörigkeit früher aus einem anderen Grunde verloren oder dessen Staatsangehörigkeit von dem Gesuch­ steller früher überhaupt nicht besessen wurde, hat diese Pflicht der Einbürgerung nicht. Ihm gegenüber kommt auch in diesem Falle nur eine Einbürgerung nach § 8 des Ges. in Frage.

8 27.1 1 Ein Deutscher,? der sich im Ausland aufhält, samt3 seiner Staatsangehörigkeit durch Beschluß der Zentral­ behörde3 seines Heimatstaats6 verlustig erklärt? werden, wenn er im Falle eines Kriegs oder einer Kriegsgefahr einer vom Kaiser angeordneten Aufforderung^ zur Rückkehr keine Folge leistet. n Gehört er mehreren Bundesstaaten an, so verliert er durch den Beschluß die Staatsangehörigkeit in allen Bun­ desstaaten. 1. Diese Bestimmung entspricht der Vorschrift des § 20 des früher geltenden Gesetzes. 2. Die Vorschrift bezieht sich auch auf die unmittelbaren Reichs­ angehörigen (§ 35) und auf diejenigen, die daneben noch eine aus­ ländische Staatsangehörigkeit besitzen. 3. Es liegt im freien Ermessen der Zentralbehörde, ob sie den Ausspruch erlassen will. Da der Ausspruch von der Zentralbehörde ausgeht, ist seine Anfechtung nicht möglich. Dagegen ist die Zentral­ behörde selbst befugt, ihren Beschluß aufzuheben, wenn sich heraus­ stellt, daß sie dabei von falschen Voraussetzungen ausgegangen ist. 4. Wegen der Wirkung dieses Ausspruchs auf Ehefrau und Kinder siehe § 29. 5. In Bayern das Staatsministerium des Innern (s. BollzBZ. 36). 6. Hat er die Staatsangehörigkeit in mehreren Bundesstaaten, so kann jeder von ihnen das Verfahren einleiten, um ihn der Staats­ angehörigkeit für verlustig zu erklären. 7. Eine Bekanntgabe des Beschlusses an den Betroffenen in

Verlust der Staatsangehörigkeit durch Aberkennung. §§ 27, 28. 95 irgendeiner Form wird erforderlich fein; da er sich im Auslande befindet und ihm nach Lage der vorausgesetzten politischen Verhält­ nisse eine unmittelbare Zustellung schwerlich wird gemacht werden können, wird irgendeine Form der öffentlichen Bekanntmachung zu wählen sein. Vgl. auch die Bek. vom 12. Juli 1917, RGBl. S. 603. 8. Die Aufforderung kann allgemein ergehen; sie kann sich aber auch auf bestimmte Länder und Personenklassen beschränken. Vgl. Reger Bd. 37 S. 290. In dem früher geltenden Gesetz war angeordnet, daß in der Aufforderung zur Rückkehr eine Frist für die Rückkehr zu bestimmen sei. Nur wenn diese Frist versäumt war, konnte die Aberkennung der Staatsangehörigkeit erfolgen. Das Gesetz hat diese Vorschrift nicht übernommen. Es ist daher fortan aus dem Inhalt jeder ein­ zelnen Aufforderung zu entnehmen, ob und wann die Frist zur Rückkehr abgelaufen ist Auf Grund des § 27 dieses Gesetzes sind folgende Kaiserliche Verordnungen ergangen: a) Verordnung betreffend die Entlassung aus der Reichs- und Staatsangehörigkeit und tne Rückkehr der Deutschen im Ausland. Vom 3. August 1914 (RGBl. S. 323). § 1 dieser Verordnung lautet: „Wehrpflichtige sind bis auf weiteres nicht aus der Staatsangehörigkeit oder unmittelbaren Reichsangehörigkeit zu entlassen." Diese Bestimmung bezieht sich nur aus die ausdrückliche be­ hördlich erteilte Entlassung, nicht auch auf den Verlust der Staats­ angehörigkeit kraft Gesetzes (Entsch. des bayer. BGH. vom 26. Nov. 1919, Reger 5. Ergänzungsband S. 106). b) Verordnung, betreffend die Rückkehr der Deutschen im Aus­ land Vom 15 August 1914 (RGBl S. 385) c) Verordnung, betreffend die Rückkehr der Deutschen im Aus­ land. Vom 1. Febr. 1916 (RGBl. S 83). d) Verordnung, betreffend die Rückkehr der Deutschen im Aus­ land. Vom 26. Febr. 1917 (RGBl. S. 211). Diese vier Verordnungen sind mit Wirksamkeit vom 19 Juli 1919 formell aufgehoben worden durch die Verordnung vom 10. Juli 1919, RGBl. S. 651.

8 28.r 1 Ein Deutscher,2 der ohne Erlaubnis seiner Regierung3 in ausländische Staatsdienste getreten4 ist, sann5 feiner6 Staatsangehörigkeit durch Beschluß der Zentralbehörde1 seines Heimatstaats3 verlustig erklärt3 werden, wenn er einer Aufforderung zum Austritt43 nicht Folge leistet.

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

"Gehört er mehreren Bundesstaaten an, so verliert er durch den Beschluß die Staatsangehörigkeit in allen Bun­ desstaaten. 11 1. Diese Bestimmung entspricht dem § 22 des früheren Gesetzes. Der frühere § 23 wurde gestrichen, weil sich sein Inhalt ohne weite­ res aus der Fassung dieses Paragraphen ergibt. 2. Siehe Anm. 2 zu 8 27. 3. Welche Stelle jeweils die Erlaubnis zu erteilen hat, be­ stimmt sich nach dem Rechte des einzelnen Bundesstaates. In Bayern war früher die Genehmigung des Königs erforderlich (V.-Urk. Beil.I § 10), jetzt ist die Zuständigkeit des Staatsministeriums des Äußern anzunehmen, BO. vom 15. Nov. 1918, GVBl. S. 1231. Gehört ein Deutscher mehreren Bundesstaaten an, so muß er die Genehmigung von der Regierung eines jeden dieser Bundes­ staaten einholen.

4. Es kann sich um den Eintritt in den unmittelbaren oder mittelbaren, in den bürgerlichen oder militärischen Dienst eines aus­ wärtigen Staates handeln. Die einmal erteilte Erlaubnis kann nicht mit der Wirkung zurückgenommen werden, daß bei Ungehorsam im Falle der Auf­ forderung zum Austritt die Staatsangehörigkeit aberkannt werden könnte. Die Pflicht zur Rückkehr bei Voraussetzung des § 27 bleibt jedoch bestehen.

5. Siehe Anm. 3 zu 8 27. 6. Siehe Anm. 4 zu 8 27. 7. In Bayern ist zuständig das Staatsministerium des Innern (BollzB. Z. 36 Abs. 1).

8. Hat er die Staatsangehörigkeit in mehreren Bundesstaaten, so kann jeder von ihnen das Verfahren einleiten, und zwar der einzelne Bundesstaat auch dann, wenn ein anderer die Erlaubnis zum Eintritt in den ausländischen Staatsdienst erteilt hat.

9. Auch hier muß der Beschluß dem Betroffenen in irgendeiner Form, die allenfalls von der Zentralbehörde zu bestimmen ist, be­ kannt gemacht werden (siehe Anm. 7 zu 8 27).

10» Zuständig, diese Aufforderung zu erlassen, ist in Bayern das Staatsministerium des Äußern, wenn sie nicht im Namen des Reichs allgemein ergeht (BollzB. Z. 36 Abs. 2). Eine solche Auf­ forderung ist durch Min.-Bek. vom 21. Nov. 1919 Nr. 21928 (St.Anz. Nr. 285) ergangen. Die Aufforderung kann allgemein ergehen; sie kann sich aber auch auf bestimmte Länder oder Personen und Personenklassen be­ schränken.

Verlust der Staatsangehörigkeit durch Aberkeunung. § 29.

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Wegen der Frist zum Austritt findet das in Anm. 8 Abs. 2 zu § 27 Gesagte entsprechende Anwendung. 11. Der Verlust der Staatsangehörigkeit in allen Bundes­ staaten tritt auch dann ein, wenn einer von ihnen die Erlaubnis zum Eintritt in den ausländischen Staatsdienst erteilt hatte (f. An­ merkung 8).

Der Verlust der Staatsangehörigkeit in den Fällen des §26 Abs. 1, 2 und der §§27,28 sowie der Wiedererwerb 2 der Staatsangehörigkeit in den Fällen des § 26 Abs. 3 Satz 2 erstreckt-^ sich zugleich auf die Ehefrau und auf diejenigen Kinder, deren gesetzliche Vertretung dem Ausgeschiedenen oder dem Wiedereingebürgerten kraft elterlicher Gewalt^ zusteht, soweit sich die Ehefrau oder die Kinder mit ihm in häuslicher Gemeinschaft5 befinden. Ausgenommen sind Töchter, die verheiratet sind oder verheiratet gewesen sind.

1. Diese Vorschrift bringt den Grundsatz, daß die Familien­ glieder der Staatsangehörigkeit des Familienhauptes folgen, zur Geltung, und zwar auch in den Fällen der §§ 27 und 28, wo seine Geltung nach dem früheren Gesetze (§§ 20 und 21) bestritten war. Der Wortlaut schließt sich an die in ihrer Beziehung zum Staats­ angehörigkeitsgesetze gegenstandslos gewordene Vorschrift des Art. 41 Nr. 4 EG. BGB. an. Der Verlust der Staatsangehörigkeit durch behördlichen Aus­ spruch war auch möglich gemäß § 23 des Gesetzes gegen die Steuer­ flucht vom 26. Juli 1918, RGBl. S. 951; s. unten S. 153. 2. Für den Wiedererwerb irrt Falle des § 26 Abs. 3 Satz 1 ist der Inhalt des gestellten Einbürgerungsgesuches und der Einbür­ gerungsurkunde maßgebend (§ 16 Abs. 2). 3. Da der Verlust der Staatsangehörigkeit beim Ehemann oder Vater in den Fällen des § 26 Abs. 1 und 2 kraft Gesetzes eintritt, tritt die Wirkung auch ohne weiteres kraft Gesetzes für die Ehefrau und die Kinder ein. Im Falle der §§ 27 und 28 wird die Staatsangehörigkeit aus­ drücklich durch eine Behörde aberkannt. Es ist nicht notwendig, daß der Beschluß auf Entziehung der Staatsangehörigkeit irgendwie an­ gibt, ob und inwieweit er sich auf die Ehefrau und auf die Kinder erstreckt; denn auch hier treten die Wirkrmgen für die Ehefrau und die Kinder kraft Gesetzes ein. Doch wird nichts im Wege stehen, bei klargelegten Fällen ausdrücklich festzustellen, inwieweit durch die Aberkennung die Ehefrau und die Kinder berührt werden. In Zweifelsfällen hat die Feststellung, ob bei der Ehefrau und den Kindern der Verlust der Staatsangehörigkeit eingetreten ist oder W 0eb er-Fl sch er, Reichs-u. Staatsangehörigkeitsgesetz. 5. Ausl.

7

98

II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

nicht, in Bayern im Verwaltungsrechtswege zu erfolgen (Art. 8 Bist 1 BGHG.). Die Familienangehörigen, auf die sich der Wiedererwerb der Staatsangehörigkeit erstreckt, sind in den Einbürgerungsurkunden mit Namen, Geburtstag und -ort anzugeben (BollzB. Z. 37). 4. Ob dem Ausgeschiedenen die elterliche Gewalt zusteht, ist nach deutschem Rechte zu beurteilen (s. Anm. 10 zu § 7). Bei dem Wiedereingebürgerten ist zu unterscheioen, ob er inzwischen eine aus­ ländische Staatsangehörigkeit erworben hat oder nicht. Ersteren Fal­ les rlchtet sich die Entscheidung der Frage, ob ihm die elterliche Gewalt zusteht, nach dem Rechte des fremden Staates, dem er an­ gehört, letzteren Falles ist Art. 29 EG. BGB. maßgebend. 5. Der Verlust tritt in diesen Fällen auch dann nicht ein, wenn sich die Ehefrau und die Kinder zwar ebenfalls im Auslande, aber nicht in der häuslichen Gemeinschaft mit dem Ehemanne oder Vater befinden. Umgekehrt haben die Ehefrau und die Kinder keinen An­ spruch, mit dem Ehemann oder Vater nach § 26 Abs. 3 Satz 2 ein­ gebürgert zu werden, wenn sie zwar mit dem Ehemann oder Vater nach § 26 Abs. 1 und 2 die Staatsangehörigkeit verloren haben, wenn sie aber zur Zeit der Einbürgerung sich nicht in dessen häus­ licher Gemeinschaft befinden. Mit Rücksicht auf § 16 Abs 2 muß aber im Falle der Wieder­ einbürgerung ein Vorbehalt gemacht werden, wenn sich die Wieder­ einbürgerung auf die Ehefrau, auf alle oder bestimmte Kinder, deren gesetzliche Vertretung dem Wiedereingebürgerten kraft elterlicher Ge­ walt zusteht, nicht erstrecken soll. Würde ein solcher Vorbehalt nicht gemacht, dann hat die Wiedereinbürgerung des Ehemanns und Vaters für die Ehefrau und diejenigen Kinder, deren gesetzliche Ver­ tretung dem Wiedereingebürgerten kraft elterlicher Gewalt zusteht, auch dann Wirkung, wenn ihnen mangels der häuslichen Gemein­ schaft ein Anspruch auf Einbürgerung nicht zustand.

8 30.1*)

Ein ehemaliger Deutscher* der vor dem Inkraft­ treten dieses Gesetzes8 die eichsangeh örigkeit durch Entlassung4 verloren hat, aber bei Anwendung5 der Vorschrift des § 24 Abs. 1 als nicht entlassen gelten würde, muß* auf seinen Antrag von dem Bundesstaat, in dessen Gebiet er sich niedergelassen7 hat, einge­ bürgert8 werden, wenn er seit dem im § 24 Abs. 1 bezeichneten Zeitpunkt9 seinen Wohnsitz10 im Inland *) Siehe Fußnote zu §

2.

Wiedererwerb der Staatsangehörigkeit. § 30.

99

behalten hat und den Erfordernissen11 des § 8 Abs. 1 entspricht, auch den Antrag innerhalb eines Jahres nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes stellt,12 Die Vorschrift des § 8 Abs. 2findet Anwendung. 1. Die Bestimmung war im Gesetzentwürfe nicht vorgesehen; sie wurde vom Reichstage in das Gesetz eingefügt und hat den Charakter einer Übergangsvorschrift, die seit 1. Jan. 1915 gegen­ standslos geworden ist. 2. Ob der ehemalige Deutsche eine ausländische Staatsange­ hörigkeit erworben hatte oder nicht, war ohne Bedeutung. 3. In Betracht kommt die Zeit vom Inkrafttreten des Ge­ setzes über die Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 bis zum 31. Dez. 1913. Das Gesetz über die Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 ist in Kraft getreten: a) In den Staaten des ehemaligen Norddeutschen Bundes, in Württemberg, Baden und Hessen am 1. Jan. 1871, b) in Bayern am 13. Mai 1871, c) in Elsaß-Lothringen am 28. Jan. 1873, d) in Helgoland am 1. April 1891. 4. Die Staatsangehörigkeit mußte in sämtlichen Bundesstaaten gemäß §§ 14 mit 19 des früher geltenden Gesetzes verloren ge­ gangen sein; ein anderer Berlustgrund kam nicht in Betracht, ins­ besondere nicht eine Entlassung auf Grund früherer landesrecht­ licher Bestimmungen. Die Vorschrift sand auch Anwendung auf Ehefrauen und Kin­ der, die mit dem Ehemann oder Vater die Entlassung erhalten hatten. Diese hatten bei gegebenen Voraussetzungen einen selb­ ständigen Wiedereinbürgerungsanspruch (s. auch Anm. 3 zu 8 24). Für Personen, die als Minderjährige entlassen wurden, kommt auch 8 11 in Betracht. Auf Mkömmlinge, die erst nach der Entlassung geboren wurden, bezieht sich die Vorschrift nicht. 5. Voraussetzung ist also, daß der Entlassene beim Ablauf eines Jahres nach der Aushändigung der Entlassungsurkunde seinen Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt im Inland hatte. Wo er sich vom Zeitpunkte der Aushändigung bis zum Ablauf des Jahres be­ funden, ob er inzwischen insbesondere eine fremde Staatsangehörig­ keit erworben hatte, ist gleichgültig. Der Aufenthalt in den Schutz­ gebieten galt als Aufenthalt im Inland erst, seitdem diese als In­ land erklärt waren (RG. vom 15. März 1888 Art. II 8 6 Abs. 3, RGBl. S. 73). H. Es bestand ein in Bayern im Berwaltungsrechtswege ver­ folgbarer Anspruch (8 40 mit Art. 8 Zisf. 1 VGHG.).

100

II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

7. S. Anm. 4 zu Z 7. 8. Die Wirkung auf die Ehefrau und auf die Kinder bemißt sich nach 8 16 Abs. 2 des Ges. Die gesetzliche Wirkung auf die Ehefrau und auf Kinder trat auch dann ein, wenn die Ehe erst nach der Ent­ lassung aus der Reichsangehörigkeit geschlossen wurde. 9. Der Wohnsitz im Jnlande mußte ununterbrochen mindestens seit dem Ablaufe eines Jahres nach der Aushändigung der Entlas­ sungsurkunde bestehen. IO* Für den Begriff des Wohnsitzes s. 8 7 BGB. 11. Waren die Erfordernisse des 8 8 Abs. 1 gegeben, dann be­ stand für den Bundesstaat das Recht und die Pflicht der Einbürge­ rung. Lagen die Erfordernisse nicht vollständig vor, dann durfte die Einbürgerung nicht erfolgen. 12. Die Frist endete am 31. Dez. 1914.

8 31.1 IEin ehemaliger Deutscher,^ der vor dem Inkrafttreten^ dieses Gesetzes die Reichsangehörigkeit nach § 214 des Ge­ setzes über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 (Bundes-Gesetzbl. S. 355) durch zehnjährigen Aufenthalt im Auslande ver­ loren hat,^ muß6 von dem Bundesstaat, in dessen Gebiet er sich niedergelassen1 hat, eingebürgert6 werden, wenn er keinem Staate angehört.9 »Das gleiche gilt von dem ehemaligen Angehörigen46 eines Bundesstaats oder eines in einen solchen einverleibten Staates," der bereits vor dem Inkrafttreten6 des Gesetzes vom 1. Juni 1870 nach Landesrecht" seine Staatsangehö­ rigkeit durch Aufenthalt außerhalb seines Heimatsstaats ver­ loren hat.13 1. Um denjenigen ehemaligen Reichsdeutschen, die beim In­ krafttreten dieses Gesetzes ihre Staatsangehörigkeit auf Grund des § 21 Abs. 1 des früher geltenden Gesetzes verloren haben, nicht die ihnen bisher zustehende Möglichkeit des erleichterten Wiedererwerbs abzuschneiden, ist die Vorschrift des § 21 Ms- 5 hierher übernommen worden. Die veränderte Fassung soll lediglich zur Beseitigung eines früher aufgetretenen Zweifels ausdrücken, daß auch in diesem Falle der Besitz einer fremden Staatsangehörigkeit den erleichterten Wie­ dererwerb der einheimischen ausschließt. Vgl- R e g e r 38 S. 209. Aus ehemalige Reichsdeutsche, die, ohne sich im Inland nieder-

Wiedererwerb der Staatsangehörigkeit. § 31.

101

zulassen, ihre frühere Staatsangehörigkeit wiedererwerben wollen, findet der § 13 des Ges. Anwendung. Im Abs. 2 ist eine neue Vorschrift hinzugefügt worden, um denjenigen Angehörigen eines deutschen Bundesstaats, die ihre Staatsangehörigkeit bere.its vor dem Bestehen des früheren Reichs­ gesetzes nach Landesrecht durch Aufenthalt außerhalb ihres Heimat­ staates verloren hatten, den Wiedererwerb zu erleichtern. 2. Ehefrauen und Kinder, die durch Aufenthalt im Ausland, wenn auch mit dem Ehennann oder Vater, die Reichsangehörigkeit verloren haben, haben ebenfalls einen selbständigen Anspruch auf Einbürgerung. Wurde d»ie Ehe aber erst nach Verlust der Staats­ angehörigkeit geschlossen, so besteht ein solcher selbständiger Anspruch nicht. 3. S. Anm. 3 zu 8 3t0. 4. Die Gesetzesbestimmung s. unten S. 150. 8. über den Eintritt des Verlustes siehe Keller-Trautmann, RStG. Anm. II zu § 31 ('S. 324—327), ferner Seydel-Piloty, Bayer. Staatsrecht, S. 161—165;, sodann VGH. Bd. 6 S. 96, Bd. 12 S. 230, Bd. 13 S. 339, Bd. 19 S. 138 und S. 201, Bd. 26 S. 88, Bd. 28 S. 205 und Reger Bd. 13 S. 410, Bd. 20 S. 477, Bd. 22 S. 408, Bd. 24 S. 201, Bd. 26 S. 136 und S. 557, Bd. 28 S. 132, Bd. 29 S. 110, Bd. 30 S. 513, Btd. 42 S. 287, Erg.-Bd. 3 S. 165 und S. 359, Bd. 48 S. 208, Bd. 49 S. 126, VBl. 1929 S. 57, GemZ. 1929 S. 63, 1931 S. 240, DIZ. 1925 S. 974, IW. 1926 S. 400, S. 2862, 1927 S. 827. Die Rechtsprechung der deutschen Verwaltungsgerichte (Preußen, Bayern, Baden, Hamburg) hat daran festgehalten, daß die zehn­ jährige Frist des § 21 des RG. vom 1. Juni 1870 durch gelegent­ liche, vorübergehende Besuchs-, Erholungs-, Geschäftsreisen nicht unterbrochen wird. Anderer Ansicht waren das Reichsgericht und die preußische Berwaltungspraxis; deren Standpunkt ist neuerdings auch das Verwaltungsgericht Bremen mit Urteil vom 5. Juli 1926 beigetreten, IW. 1927 S. 827, ähnlich auch die Entscheidung des Reichswirtschaftsgerichts vom 6. März 1926, IW. 1926 S. 1363 und S. 1315. Die Frage ist auch in der französischen, belgischen, englischen Rechtsprechung viel erörtert worden (vgl. IW. 1925 S. 753, 1926 S. 431, DIZ. 1926 S. 564); die ausländischen Gerichte nützen den bedauerlichen Wirrwarr der deutschen Rechtsprechung und Praxis regelmäßig zum Schaden der reichsdeutschen oder früher reichsdeutschen Prozeßbeteiligten aus. Vgl. IW. 1928. S. 1176. 6. Es besteht in Bayern ein im Berwaltungsrechtswege ver­ folgbarer Anspruch (§ 40 mit Art. 8 Ziff. 1 BGHG.). § 9 des Ges. findet keine Anwendung. Die Gebühr für die Einbürgerung beträgt 20 M (s. Anm. 3 zu 8 38). 7. S. Anm. 4 zu 8 7.

102

II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

8. Die Wirkung auf Ehefrau und Kinder bemißt sich nach § 16 Abs. 2.

S. Gehört er einem fremden Staate an und läßt er sich im Jnlande nieder, so sind für die Einbürgerung die §§ 8 und 9 des Ges. maßgebend. Der ehemalige, aber aufgegebene Besitz einer frem­ den Staatsangehörigkeit steht dem Anspruch auf Einbürgerung nicht entgegen. 10. S. Anm. 2. Das dort Gesagte findet auch hier entsprechende Anwendung. 11. Z. B. ehemalige Hannoveraner. Welche Staatsangehörig­ keit Angehörige des einverleibten Staates erwarben, die zur Zeit der Einverleibung ihres Staates in einen anderen ihren Wohnsitz außerhalb des eigenen Staates hatten, bemißt sich nach dem Inhalt der die Einverleibung regelnden Staatsakte. In der Regel wird an­ zunehmen sein, daß diese Personen die Angehörigkeit zu dem ein­ verleibenden Staate ohne Rücksicht auf den Wohnsitz erworben haben; diese Angehörigkeit konnten sie dann nur nach den Gesehen ihres neuen Staates wieder verlieren. Sofern sich nach einzelnen Staats­ akten die Einverleibung auf auswärts Wohnende nicht erstreckte, sind diese staatlos geworden, und es hat § 31 Abs. 2 des Ges. auch auf sie Anwendung zu finden. 12. Das bayerische Jndigenat ging nach dem Edikt über das Jndigenat vom 26. Mai 1818 durch einen wenn auch noch so langen Aufenthalt im Auslande ohne rechtsförmliche Auswanderung nicht verloren. Durch heimliche Auswanderung wurde nach diesem Edikte der Verlust des bayerischen Jndigenats nur dann bewirkt, wenn der Auswandernde ein fremdes Jndigenat erwarb (BGH. Bd. 3 S. 126; Bd. 21 S. 82; Bd. 37 S. 65). 13. Auch nach Abs. 2 ist für den Anspruch aus Einbürgerung vorausgesetzt, daß eine fremde Staatsangehörigkeit nicht besteht (s. Anm. 9).

§32?*) 1 Ein militärpflichtiger Deutscher, der zur Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes2 im Inland weder seinen Wohnsitz nach seinen dauernden Aufenthalt hat und vor diesem Zeitpunkt das neunundzwanzigste , aber noch nicht das dreiundvierzigste Lebensjahr3 vollendet hat, verliert4 seine6 Staatsangehörigkeit mit dem Ablauf zweier Jahre, sofern6 er innerhalb dieser Frist keine endgültige Entscheidung über seine Dienstverpflichtung herbeigeführt hat. *) Siehe Fußnote zu § 2.

Unmittelbare Reichsangehörigkeit. § 33.

103

11 Ein fahnenflüchtiger Deutscher der im §26 Abs. 2 bezeichneten Art, der zur Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes2 im Inland weder seinen Wohnsitz noch seinen dauernden Aufenthalt hat und vor diesem Zeitpunkte das dreiundvierzigste Lebensjahr noch nicht vollendet hat, verliert4 seine5 Staatsangehörigkeit mit dem Ab­ lauf zweier Jahre, sofern6 er sich nicht innerhalb dieser Frist vor den Militärbehörden gestellt. in Die Vorschriften des § 26 Abs. 3 und des § 29 finden entsprechende Anwendung. 1. Der § 32 enthält die durch Aufnahme des § 26 erforderlich gewordenen Übergangsvorschriften. 2. 1. Jan. 1914. 3. Personen, die am 1. Jan. 1914 das 43. Lebensjahr bereits vollendet hatten, also nach Ablauf der zweijährigen Frist nicht mehr wehrpflichtig gewesen sein würden, unterlagen den Ausbürgerungs­ vorschriften dieses Paragraphen nicht. 4. Der Verlust trat kraft Gesetzes ohne weitere behördliche Er­ klärung ein. 5. Wegen der Wirkung auf die Ehefrau und auf Kinder s. Abs. 3 mit § 29. H. Daß der Militärpflichtige innerhalb der Frist seinen Wohn­ sitz oder dauernden Aufenthalt ins Ausland verlegte und bei Ab­ lauf der Frist noch innehatte, genügte für sich allein nicht.

Dritter Abschnitt. Unmittelbare Reichsangehörigkeit.

§ 33A2

Die unmittelbare Reichsangehörigkeit kann^ verliehen werden

1 .*) einem Ausländer,4 der sich in einem Schutz­ gebiete niedergelassen6 hat, oder einem Einge­ borenen in einem Schutzgebiete; 2 .6

einem ehemaligen Deutschen, der sich nicht im In­ land niedergelassen hat; dem ehemaligen Deutschen steht gleich, wer von ihm abstammt oder an Kindes Statt angenommen ist.

♦) Siehe Fußnote zu § 2.

104

II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

1. Nach dem Gesetze vom 1. Juni 1870 bestand nur eine Reichs­ angehörigkeit, die die Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaat zur Voraussetzung hatte. Durch die Gesetzgebung für die Schutzgebiete ist hierin insoferne eine Neuerung eingetreten, als eine von der Staatsangehörigkeit in den Bundesstaaten unabhängige Reichsange­ hörigkeit geschaffen wurde. Das Gesetz gibt im wesentlichen die Vorschrift des § 9 SchutzgebG. (RGBl. 1900 S. 815) wieder. 2. über die Frage, ob frühere elsaß-lothr. Staatsangehörige, die nicht die französ. Staatsangehörigkeit erworben haben, staatlos oder unmittelbare Reichsangehörige geworden sind, s. unten S. 139. 3. Die Verleihung kann nur auf Antrag erfolgen und nur dann, wenn die Voraussetzungen des § 8 Abs. 1 vorliegen und wenn das Verfahren nach § 9 durchgeführt ist. 4. S. Anm. 1 zu Z 8. 5. S. Anm. 4 zu 8 7. 6. Die Ziff. 2 tritt für die unmittelbare Reichsangehörigkeit an Stelle des 8 13. S. diesen Paragraphen und die Anm. dazu.

8 34? Einem Ausländer, der im Reichsdienst angestellt ist und seinen dienstlichen Wohnsitz im Ausland hat, muß auf seinen Antrag die unmittelbare Reichsangehörigkeit verliehen werden, wenn er ein Diensteinkommen aus der Reichskasse bezieht; sie kann ihm verliehen werden, wenn er ein solches Einkommen nicht bezieht.

1. Die Vorschrift entspricht dem § 15 Abs. 2. S. diesen Para­ graphen und die Anm. dazu.

§35. Auf die unmittelbare Reichsangehörigkeit finden die Vorschriften dieses Gesetzes über die Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaate mit Ausnahme^ der Vorschriften des § 4 Abs. 2, des § 8 Abs. 2, des § 10 Satz 2, des § 11 Satz 2, des § 12 Satz 2 und der §§14,21 mit der Maß­ gabe entsprechende Anwendung, daß an die Stelle der Zen­ tralbehörde des Bundesstaats der Reichskanzler^ und an die Stelle der höheren Verwaltungsbehörde der Reichskanzler2 oder die von ihm bezeichnete Behörde treten.

1. Die Ausnahmen ergeben sich jeweils aus der Natur der be­ treffenden Vorschrift; nur die Ausnahme von der Vorschrift des § 4

Schlußbestimmungen.

§§ 36, 37.

105

Abs. 2 beruht auf einer Zweckmäßigkeitserwägung. Sonst finden die Vorschriften des Gesetzes über die mittelbare Reichsangehörig­ keit entsprechende Anwendung. Darnach wird auch die unmittelbare Reichsangehörigkeil durch Geburt, Legitimation, Eheschließung und Einbürgerung erworben; auch geht die unmittelbare Reichsange­ hörigkeit aus den in § 17 aufgeführten Gründen verloren. Im übri­ gen ist bei jedem Paragraphen bemerkt, inwieweit die Vorschrift auf die unmittelbare Reichsangehörigkeit anzuwenden ist. 2. Jetzt: das Reichsministerium des Innern

Vierter Abschnitt.

Schlußbestimnmngen.

§36? Unberührt bleiben die Staatsverträge, die von Bun­ desstaaten 2 mit ausländischen Staaten vor dem Inkraft­ treten dieses Gesetzes geschlossen sind.

1. Daß die Staatsverträge des Reichs durch das Gesetz nicht berührt werden, ist selbstverständlich. Siehe auch Art. 282 ff. des Diktats von Versailles (RGBl. 1919 S. 1089) und den Friedens­ vertrag mit den Bereinigten Staaten von Amerika vom 25. Aug. 1921 (RGBl. S. 1317 und 1369). 2. Für Bayern kam insbesondere der Vertrag mit den Ver­ einigten Staaten vom 26. Mai 1868 (sogenannter Bancroftvertrag) über die Staatsangehörigkeit der wechselseitigen Einwanderer in Be­ tracht (s. auch Anm. 6 zu 8 25). Dieser Vertrag, gleichzeitig und übereinstimmend auch mit dem Norddeutschen Bund, mit Württem­ berg, Baden und Hessen abgeschlossen, ist durch den Eintritt der Ber­ einigten Staaten in den Krieg (6. April 1917) aufgehoben und nach Friedensschluß innerhalb der vorgesehenen Frist (d. i. bis 11. Mai 1922) nicht erneuert worden. Er ist aber für die Vergangenheit noch von Belang und wird daher auszugsweise unten S. 154 abgedruckt. Siehe auch Reger Bd. 10 S. 60 und GemZ. 1922 S. 111. 8 37. Soweit in Reichsgesetzen oder in Landesgesetzen auf Vorschriften des Gesetzes über die Erwerbung und den Ver­ lust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 oder des Gesetzes, betreffend die Naturalisation von Ausländern, welche im Reichsdienst angestellt sind, vom

106

II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

20. Dezember 1875 verwiesen ist, treten an deren Stelle die entsprechenden Vorschriften des Gesetzes.

§38? 1 Die Reichsregierung erläßt mit Zustimmung des Reichs­ rats Vorschriften2 über die Höchstsätze von Gebühren und Abgaben, die in den Fällen des § 7, der §§ 10, 11, 12, des § 15 Abs. 2 erster Halbsatz, des § 31 und des § 34 erster Halbsatz für die Erteilung von Aufnahme- oder Ein­ bürgerungsurkunden erhoben^? werden. u Das gleiche gilt für die Erteilung von Entlassungs­ urkunden.

1. Fassung des Reichsgesetzes vom 5 Nov. 1923 zur Abänderung des Gesetzes über das Paßwesen, des Gebührengesetzes für die Aus­ landsbehörden und des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes (RGBl. 1923 Teil I S. 1077). Dieses RG. ist gemäß BO. vom 27. Juni 1924 (RGBl. 1924 Teil I S. 657) am 1. Juli 1924 in Kraft getreten. Bis dahin wurden die Ausnahme- und Einbürge­ rungsurkunden in den Fällen des § 7, der §§ 10, 11, 12, 30, 31 und des § 34 erster Halbsatz, ferner die Entlassungsurkunden in den Fällen des § 21 gebührenfrei erteilt, während für die Erteilung von Entlassungsurkunden im Falle des § 22 höchstens 3 Ge­ bühren erhoben werden durften. Diese dem § 24 des früheren Ge­ setzes nachgebildete Bestimmung erstreckte die Gebührenfreiheit auf fast alle Fälle, in denen das Gesetz einen Anspruch auf Einbürge­ rung einräumt. 2. Durch die BO. vom 27. Juni 1924 (RGBl. I S. 659) in Verbindung mit der BO. vom 12. Dez. 1924 § 2 Abs. 2 und An­ lage 3 Nr. 13 (RGBl. I S. 777) wurden mit Wirkung vom 1. Juli 1924 folgende Höchstsätze vorgeschrieben: für die Erteilung von Aufnahme- und Einbürgerungsurkunden im Falle des 8 7........................................... 10 M in den Fällen der §§ 10, 11, 12, des § 15 Abs. 2, erster Halbsatz, des § 31 und des § 34, erster Halbsatz.............................. 20 M für die Erteilung von Entlassungsurkunden im Falle des 8 21...................................... 10 3M in den übrigen Fällen der Entlassung . 50 M L. In Bayern werden gemäß Art. 157 des Kostengesetzes in der Fassung der Min.-Bek. vom 22. Okt. 1924 (GBBl. S. 209) und vom 26. Sept. 1928 (GBBl. S. 413) und BollzB. Z. 38 folgende Gebühren erhoben:

Schlußbestimmungen. §§ 38, 39.

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1. für Einbürgerungsurkunden (§§ 10, 11, 12, 15 Abs. 2 erster Halbsatz, 31 RStAG.) 20 2. für Aufnahmeurkunden (§ 7 RStAG.) . 10 M 3. für Entlassungsurkunden a) im Falle des § 21 RStAG. . . . 10 Ml b) in den übrigen Fällen der Entlassung (es kommt nur § 22 in Frage) . 50 Ml 4. für Urkunden über die Einbürgerung oder Anstellung von Ausländern, wenn nicht dem Eingebürgerten oder Angestellten ein Rechtsanspruch auf Einbürgerung zustand 50—1000 Ml Bei nachgewiesener oder offenkundiger Bedürftigkeit oder aus Billigkeitsgründen kann die Gebühr auf Antrag im Falle 1 und 4 bis auf ... . 5 Ml im Falle 2 und 3 bis aus .... 3 Ml ermäßigt oder ganz erlassen werden. 4. Die Vorbehandlung der Aufnahme-, Einbürgerungs- und Entlassungsgesuche ist bei den Bezirksverwaltungsbehörden, sowie allen staatlichen Stellen und Behörden gebührenfrei (BollzB. Z. 38 Abs. 2 und Kostengesetz vom 16. Febr. 1921, Art. 157 Abs. 2). Es ist sonach auch gebührenfrei die Tätigkeit der Vormundschaftsgerichte, soweit sie zur Vorbehandlung dieser Gesuche erforderlich ist. Wird ein Antrag auf Annahme, Einbürgerung oder Entlassung zu­ rückgenommen, kann keine Gebühr nach Art. 143 Abs. II des Kostengesetzes angesetzt werden.

§39. >Der Bundesrat * erläßt Bestimmungen über die Auf­ nahme-, Einbürgerungs- und Entlassungsurkunden sowie über die Urkunden,2 die zur Bescheinigung der Staats­ angehörigkeit dienen. "Die Landeszentralbehörden3 bestimmen, welche Be­ hörden im Sinne dieses Gesetzes als höhere Verwaltungs­ behörden und als Militärbehörden^ anzusehen sind.

1. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 27. Nov. 1913 die Muster für diese Urkunden festgestellt (s. ZBl. für das Deutsche Reich Nr. 59/1913 S. 1201 ff. und bayer. VollzB. vom 16. März 1914, MABl. S. 133 ff. mit Min.-Bek. vom 16. Nov. 1918, MABl. S.343). Bei Verwendung der Muster für Einzelpersonen müssen die auf Familienangehörige bezüglichen Vordrucke gestrichen oder abgeändert werden; insbesondere bedarf der Borbehaltvermerk der Auf na hm eund Einbürgerungsurkunden bei der Verwendung der vorgeschriebenen Muster für Einzelpersonen einer Änderung. Es empfiehlt

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

sich, dem Borbehaltsvermerk bei der Aufnahme oder Einbürgerung von Einzelpersonen folgende Fassung zu geben, die sich dem vom Bundesrat vorgeschriebenen Wortlaut eng anschließt: „Die Aufnahme (Einbürgerung) erstreckt sich nicht auf Familien­ angehörige" (MEntschl. vom 4. Mai 1914 Nr. 5604 a 32). 2. Die Heimatscheine und Staatsangehörigkeitsausweise sowie Bestätigungen über den Nichtbesitz der bayerischen Staatsangehörig­ keit stellt in Bayern die Bezirksverwaltungsbehörde aus, in deren Bezirk der Antragsteller seine Niederlassung hat oder zuletzt hatte. Trifft keine dieser Voraussetzungen zu, so ist die Bezirksverwaltungs­ behörde der letzten Niederlassung der Eltern oder des letztlebenden Elternteils des Antragstellers zuständig. Bei Ehefrauen bemißt sich die Zuständigkeit nach der des Ehemannes, es sei denn, daß die Ehe aufgelöst ist und die Frau seither eine eigene Niederlassung in Bayern hat oder hatte. In München ist die Polizeidirektion (Polizeiämter), in Nürnberg und Fürth die Polizeidirektion N.-F. zuständig. Die Polizeidirektion München ist auch zuständig, wenn eine Behörde nach Satz 1 und 2 nicht vorhanden ist (BollzB. Z. 42). Welche Behörden in den anderen Bundesstaaten zuständig sind, Staatsangehörigkeitsausweise und Heimatscheine auszufertigen, ist aus Spalte 3 der Anlage 9 zur BollzB. ersichtlich. Die Gültigkeit des Heimatscheines kann bis zu einem Zeitraume von zehn Jahren bemessen werden (BollzB. Z. 43). Wenn der Bezirksverwaltungsbehörde die persönlichen Verhält­ nisse des Antragstellers nicht bekannt sind, hat sie vor Ausstellung des Heimatscheines zu prüfen, ob Anlaß besteht, an seiner Geschäfts­ fähigkeit zu zweifeln, dann, ob anzunehmen ist, daß sich der Antrag­ steller des Heimatscheines bedienen wird, um sich wesentlichen öffent­ lich-rechtlichen Pflichten im Inland zu entziehen. Der Heimatschein ist nach BollzB. Ziff. 44 zu versagen, wenn anzunehmen ist, daß der Antragsteller die öffentliche Sicherheit und Ordnung oder sonstige wichtige deutsche Belange gefährden könnte. Er ist ferner zu ver­ sagen, wenn anzunehmen ist, daß der Gesuchsteller sich einer Straf­ verfolgung oder Strafvollstreckung oder seinen Steuerpflichten oder seiner Dienstverpflichtung in der Reichswehr entziehen oder daß er in fremde Heeresdienste (z. B. die französische oder spanische Frem­ denlegion) eintreten will. Er kann versagt werden, wenn anzu­ nehmen ist, daß der Gesuchsteller sich seinen gesetzlichen Unterhalts­ pflichten entziehen will (BollzB. Z. 44, s. auch Anm. 12 zu § 23). Der Staatsangehörigkeitsausweis ist nur auszustellen, wenn der Antragsteller den Besitz der Staatsangehörigkeit einwandfrei nachgewiesen hat. über den Nachweis der Staatsangehörigkeit von Ausländsdeutschen, die sich früher in Rußland aufgehalten haben, s. die Min.-Bek. vom 16. März 1921 und 4. Mai 1921 (StAnz. Nr. 65 und 105), unten S. 140,141. Die Heimatscheine und Staatsangehörigkeitsausweise dürfen an einen im Jnlande wohnenden oder sich aufhaltenden Antragsteller

Schlußbestimmungen. § 40.

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nur persönlich, allenfalls durch Vermittlung der für seinen Wohn­ ort zuständigen Verwaltungsbehörde ausgehändigt werden. Den im Ausland wohnenden Gesuchstellern können die Heimatscheine un­ mittelbar durch die Post (eingeschrieben, gegen Rückschein) übersandt werden; durch die deutschen Konsulate sollen sie nur dann ausge­ händigt werden, wenn dies beantragt oder aus besonderen Gründen veranlaßt ist (VollzB Z. 46). S. Siehe jeweils die besonderen gesetzlichen Bestimmungen, in denen die „höheren Verwaltungsbehörden" und „Militärbehörden" erwähnt sind. 4. Auf Grund des § 39 Abs. II waren vom baver. Staats­ ministerium des Innern und bayer. Kriegsministerium (Entschl. vom 4. Jan. 1914) als Militärbehörden im Sinne dieses Gesetzes für Offi­ ziere die Generalkommandos, im übrigen die Bezirkskommandos bestimmt. Gegenwärtig werden als MMärbehörden im Sinne dieses Ge­ setzes nur noch die Wehrkreiskommandos in Betracht kommen.

8 4». I Gegen die Ablehnung des Antrags auf Aufnahme ge­ mäß § 7, auf Einbürgerung * in den Fällen der §§ 10, 11, 15, des § 26 Abs. 3, der §§ 30, 31, des § 32 Abs. 3 oder des Antrags auf Entlassung in den Fällen der §§ 21, 22 ist der Rekurs zulässig.2 11 Sie Zuständigkeit der Behörden und das Verfahren bestimmen sich nach den Landesgesetzen3 und, soweit landes­ gesetzliche Vorschriften nicht vorhanden sind, nach den §§ 20, 21 der Gewerbeordnung.

1 Die Anführung des § 26 Abs. 3 ist dahin einzuschränken, daß der Berwaltungsrechtsweg („Rekurs") nur nach dem Satz 2 des § 26 Abs. 3, nicht aber auch im Falle des Satz 1 zulässig sein kann. 2. Die Zulässigkeit des „Rekurses", in Bayern des Berwaltungsrechtsweges, ist bei jedem einzelnen Paragraphen behandelt. Soweit diese Bestimmungen gemäß § 35 des Ges. auf die unmittel­ bare Reichsangehörigkeit Anwendung finden, fehlt es an einer Stelle, die zur Erledigung der Beschwerde zuständig wäre. 3. In Bayern nach dem Gesetz vom 9. August 1878 über die Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofes, insbesondere nach Art. 8 giff. 1 dieses Gesrtzes. Erste Rechtssrufe sind in allen Fällen, in denen es sich um die Ablehnung eines Antrages auf Aufnahme oder Entlassung handelt, die Bezirksverwaltungsbehörden (Bezirksamt, in kreisunmittelbaren Städten, auch in München, in Nürnberg und in Fürth der Stadtrat),

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II. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

bei Ablehnung von Einbürgerungsanträgen die Regierungen, Kam­ mern des Innern (verwaltungsrechtlicher Senat); auf Beschwerde entscheidet in zweiter Instanz der Berwaltungsgerichtshof (VollzB. Z. 37). Abgesehen von den bestrittenen Rechtsansprüchen auf Aufnahme, Einbürgerung und Entlassung ist in Bayern der Berwaltungsrechtsweg auch dann zulässig, wenn es sich um einen Streit über den Be­ sitz der Reichs- und Staatsangehörigkeit handelt. Erste Instanz sind hier die Bezirksverwaltungsbehörden, zweite und letzte Instanz ist der Verwaltungsgerichtshof (s. Anm. 8 zu 8 I und VollzB. Nr. 1).

8 41. Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1914 gleichzeitig mit einem ®efc£e1 zur Abänderung des Reichsmilitärgesetzes sowie des Gesetzes, betreffend Änderung der Wehrpflicht, vom 11. Februar 1888 in Kraft. 2

1. Siehe RGBl. 1913 S. 593 und Wehrgesetz vom 23. März 1921 (RGBl. S. 329) § 48 Ziff. 20. 2. Soweit am 1. Januar 1914 ein Erwerb oder Verlust der Staatsangehörigkeit nach dem bis dahin geltenden Recht tatsächlich eingetreten ist, behält er seine Wirkung, auch wenn das neue Recht diesen Erwerbs- oder Verlustgrund überhaupt nicht mehr oder nur unter veränderten Voraussetzungen kennt. Das gilt insbesondere für den Verlust der Staatsangehörigkeit durch zehnjährigen Aufenthalt im Ausland (siehe dazu GemZ. 1931 S. 240).

III. Bayerische Vollzugsvorschriften. 1. Bekanntmachung des Staatsministerinms des Innern zum Vollzüge des Reichs- und Staatsangehörigkettsgesetzes. Vom 23. Dezember 1929 (GVBl. S. 179 ff.), geändert durch Min.Bek. vom 13. Mai 1930 (GVBl. S. 136), vom 3. Oktober 1930 (GVBl. S. 357) und vom 24. Dezember 1930 (GVBl. S. 410)*). 1. Zu 8 1. Über den bestrittenen Besitz der bayerischell Staatsangehörigkeit entscheidet, wenil diese Frage Ben Hauptstreitpunkt des Verfahrens bildet, im ersten Rechtszuge die Bezirksverwaltungsbehörde, in den Städten München, Nürnberg und Fürth die Polizeidirektion**). Die örtliche Zuständigkeit bemißt sich nach Ziffer 42 (Gesetz über den Verwaltungsgerichtshof Art. 8 Zisf. 1, Art. 17 Abs. I).

2. Zu 8 4 Abs. II. Wird ein Kind in einer Gemeinde ausgefunden, die einein Be­ zirksamt untersteht, so hat die Ortspolizeibehörde diesem sofort zu berichten. Die Bezirksverwaltungsbehörde (Bezirksamt, in kreisunmittel­ baren Städten der Stadtrat) leitet unverzüglich umfassende Nach­ forschungen nach der Abstämmling des aufgefundenen Kindes ein. Bleiben diese ergebnislos, so gilt das in Bayern aufgefundene Kind bis zum Beweise des Gegenteiles als Kiird eines Bayern. Die Be­ zirksverwaltungsbehörde des Fundortes hat über die Staatsange­ hörigkeit des Kindes nach Einvernahme seines Vormundes und des Vormundschastsgerichtes durch schriftliche Verfügung und, wenn Streit über die Staatsangehörigkeit besteht, verwaltungsrechtlich zu entscheiden. Eine Ausfertigung der Verfügung oder des Beschlusses ist dem Vormund und dem Vormundschaftsgericht, eine Abschrift dem Landesfürsorgeverbande zuzustellen. *) Die Vollz.-Bek. vom 23. Dez. 1929 ist an die Stelle der mehr­ fach geänderten Vollz.-Bek. vom 3. März 1916 getreten. Wegen Coburg s. Min.-Bek. vom 14. April 1921, GVBl. S. 253, Anlage 3 Nr. 11—13. **) Wegen der Polizeiämter in München s. oben S. 20, Anm. 8 zu § 1.

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III. Bayerische Bollzugsvorschriften.

Ist der Fundort nicht zu ermitteln, so hat die Bezirksverwal­ tungsbehörde des ersten bekannten Aufenthaltsortes des Kindes die Nachforschungen einzuleiten und über die Staatsangehörigkeit zu entscheiden. 3. Zu 8 7. Die Aufnahme eines Deutschen steht der Bezirksverwaltungs­ behörde (Bezirksamt, in kreisunmittelbaren Städten dem Stadtrate) zu, in deren Bezirk er sich niedergelassen hat. 4. Die Aufnahmegesuche sind bei der Bezirksverwaltungsbehörde des Niederlassungsortes schriftlich einzureichen oder niederzuschreiben. Der Gesuchsteller hat seine Eigenschaft als Deutscher und seine Nieder­ lassung nachzuweisen. Das Gesuch muß die Angabe enthalten, auf welche Familien­ angehörigen sich die Aufnahme erstrecken soll. Der Tag und der Ort der Geburt des Gesuchstellers und seiner Angehörigen sind im Zweifelsfalle durch Urkunden darzutun. Die Gesuche sind beschleunigt zu behandeln.

5. Solleil Minderjährige unter elterlicher Gewalt ohne ihre ge­ setzlichen Vertreter oder sollen Personen unter Vormundschaft aus­ genommen werden, so müssen sie das Aufnahmegesuch selbst stellen, wenn sie das 16. Lebensjahr vollendet haben. Das Gesuch bedarf der Zustimmung des gesetzlichen Vertreters. Der Vormund hat durch Vorlage der Bestallung nachzuweisen, daß ihm die gesetzliche Ver­ tretung zusteht. In den Fällen des § 7 Abs. II des Gesetzes muß die Zustimmung des Ehemannes (Satz 1) oder des gesetzlichen Ver­ treters (Satz 2), dem die elterliche Gewalt nicht zusteht, schriftlich erklärt sein. Die Unterschrift bedarf der amtlichen Beglaubigung, wenn die Erklärung nicht bei einer öffentlichen Behörde nieder­ geschrieben ist.

6. Die Bezirksverwaltungsbehörde hat den Bezirkssürsorgeverband*) der Niederlassungsgemeinde zur beschlußmäßigen Äußerung aufzufordern, ob er Veranlassung hat, einen Antrag aus Ab- oder Wegweisung des Gesuchstellers nach den §§ 4 oder 5 des Freizügig­ keitsgesetzes zu steifen**). *) In Bayern bildet jede Gemeinde einen „Bezirksfürsorgever­ band"; zuständig, die Äußerung abzugeben, ist also der Ortsfürsorgeausschuß oder der städt. Wohlfahrtsausschuß, BO. vom 27. März 1924, GVBl. S. 126. **) Siehe Anm. 1 (Abs. 4) zu § 7 RStAG. oben S. 32.

Bek. z. Vollz. d. Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetzes.

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7. Die Bezirksverwaltungsbehörde prüft, ob die Voraussetzungen des § 3 des Freizügigkeitsgesetzes gegeben sind.

8. Ist die fehlende Zustimmung des Mannes zum Ausnahmeantrag einer Ehefrau durch das Vormundschaftsgericht ersetzt, so ist sestzustellen, daß die Ersetzung rechtskräftig ist.

9. Ohne vorherige Niederlassung kann die Aufnahme nur aus besondereu Gründen mit Genehmigung des Staatsministeriums des Innern erteilt werden. Zuständig ist die Bezirksverwaltungsbehörde des Aufenthaltsortes des Gesuchstellers. Diese hat zum Zwecke der Erholung der Genehmigung unter gutachtlicher Stellungnahme die Verhandlungen dem Staatsministerium des Innern vorzulegen. Besitzt der Gesuchsteller keinen Aufenthaltsort innerhalb Bayerns, so ist der Stadtrat München zuständig. Bei der Aufnahme von ehemaligen Sachsen-Coburg-Gothaischen Staatsangehörigen, die die bayerische Staatsangehörigkeit durch die Bereinigung Coburgs mit Bayern nicht erworben haben, ist nach § 3 Halbsatz 2 des Staatsvertrages über die Bereinigung Coburgs mit Bayern vom 14. Februar 1920 (GBBl. S. 335) zu verfahren. 10. Erachtet die Bezirksverwaltungsbehörde die Voraussetzungen der Aufnahme nicht als erfüllt, so läßt sie den Gesuchsteller hiervon unter kurzer Angabe der Gründe verständigen und darüber vernehmen, ob er das Gesuch aufrechthält. In diesem Falle hat die Bezirks­ verwaltungsbehörde über das Gesuch verwaltungsrechtlich zu ent­ scheiden (Gesetz über den Verwaltungsgerichtshof Art. 8 Zisf. 1, Art. 9 Abs. 1). 11.

Zu 88 8,10-12, 26 Abs. III, 30, 31, 32 Abs. III. Die Einbürgerungsgesuche sind bei der Bezirksverwaltungsbe­ hörde des Niederlassungsortes (in kreisunmittelbaren Städten bei dem Stadtrate) schriftlich einzureichen oder niederzuschreiben. Sie müsse,: alle Angaben enthalten, die zur Ausfüllung des Verzeich­ nisses (Anlage 8) benötigt sind, ferner die Erklärung, ob die gleich­ zeitige Einbürgerung der Ehefrau und der unter elterlicher Gewalt stehenden Kinder beantragt wird. Gesuchsteller unter elterlicher Ge­ walt oder Vormundschaft, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, müssen das Einbürgerungsgesuch selbst unterzeichnen. Der gesetzliche Vertreter, dem die elterliche Gewalt nicht zusteht, hat die Bertretungsbesugnis nachzuweisen. Seine Zustimmung muß schriftlich abgegeben sein. Die Unterschrift bedarf der amtlichen Beglaubigung, Woeber-Fischer, Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetz. 5. Ausl.

8

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III. Bayerische Bollzugsvorschriften.

wenn die Zustimmung nicht bei einer öffentlichen Behörde nieder­ geschrieben ist. 12. Die Angaben über die persönlichen Verhältnisse (Namen, Tag und Ort der Geburt, Staatsangehörigkeit, früheres Wehrdienstver­ hältnis, Abstammung usw.) sollen durch Urkunden belegt sein.

13. Die Bezirksverwaltungsbehörde prüft zunächst, ob der Gesuch­ steller unbeschränkt geschäftsfähig ist, ob der Antrag vom gesetzlichen Vertreter oder mit seiner Zustimmung gestellt ist. Dann unterrichtet sie sich über den bisherigen Lebenswandel, die Wohnungsverhältnisse und die wirtschaftliche Lage des Gesuchstellers und seiner Angehörigen. Der Gesuchsteller ist verpflichtet, auf Verlangen die erforderlichen Auskünfte zu geben und die nötigen Unterlagen zu beschaffen. 14. Der Gemeinderat (Stadtrat) und außerdem der Bezirksfürsorge­ verband ♦) der Niederlassungsgemeinde haben sich beschlußmäßig dar­ über zu äußern, ob die Erfordernisse des § 8 Abs. I Ziff. 2—4 des Gesetzes erfüllt sind. Die Tatsachen, die der Beschlußfassung zu­ grundeliegen, müssen aus den Erhebungen, aus gemeindeamtlichen Bestätigungen oder aus den Beschlüssen selbst ersichtlich sein.

15. Hatte der Gesuchsteller nach vollendetem 12. Lebensjahre früher in Bayern anderweitig eine Niederlassung oder einen Aufenthalts­ ort, so ist die Bezirksverwaltungsbehörde des Niederlassungs- oder Aufenthaltsortes über das Einbürgerungsgesuch zu hören. Hat der Gesuchsteller früher bereits einem deutschen Land an­ gehört oder sich in dessen Gebiet aufgehalten, so ist den Behörden dieses Landes Gelegenheit zur Äußerung über das Einbürgerungs­ gesuch zu geben. Zu diesem Zwecke hat sich die Bezirksverwaltungs­ behörde an die Behörden des betreffenden Landes zu wenden, die nach Anlage 9 zur Ausstellung der Einbürgerungsurkunden zu­ ständig sind. Sodann legt die Bezirksverwaltungsbehörde die Verhandlungen mit gutachtlicher Äußerung der Regierung, Kammer des Innern, vor16. Die Einbürgerung von Ausländern und Staatlosen steht der Regierung, Kammer des Innern, zu, in deren Bezirke sie sich nieder­ gelassen haben (§§ 8, 10—12 des Gesetzes). Die Regierung prüft

*) Ortsfürsorgeausschuß oder städt. Wohlfahrtsausschuß, BOvom 27. März 1924, GBBl. S. 126.

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zunächst, ob die gesetzlichen Voraussetzungen der Einbürgerung voll­ ständig erfüllt sind und ob keine Tatsachen vorliegen, welche die Be­ sorgnis rechtfertigen, daß die Einbürgerung das Wohl des Reiches oder Bayerns gefährden würde.

17. Entschließt sich die Regierung aus den in Zifs. 16 ausgesührten oder aus anderen Gründen zur Abweisung des Antrages, so läßt sie dem Gesuchsteller eröffnen, daß ihm die Einbürgerung in Bayern nicht in Aussicht gestellt werden kann. In den Fällen, in denen ein im Verwaltungsrechtswege ver­ folgbarer Anspruch aus Einbürgerung besteht (§§ 10, 11, 15, 26 Abs. 3, §§ 31, 32 Abs. 3 des Gesetzes), läßt die Regierung, Kammer des Innern, den Gefuchsteller darüber einvernehmen, ob er das Gesuch aufrecht hält. In diesem Falle hat die Regierung, Kammer des Innern, verwaltungsrechtlich zu entscheiden (Gesetz über den Verwaltungsgerichtshof Art. 8 Ziff. 1, Art. 9 Abs. I). 18. Zu 8 9. Erachtet die Regierung den Antrag für berücksichtigenswert, so füllt sie ein Verzeichnis nach Anlage 8 aus. In der letzten Spalte des Verzeichnisses sind erschöpfend die Angaben zu machen, die für die Beurteilung des Antrages von besonderem Werte sind. Ins­ besondere ist anzugeben, ob die nach Ziff. 15 einvernommenen Be­ hörden anderer Länder Bedenken gegen die Einbürgerung geäußert haben. Die Verzeichnisse sind in zwanzigfacher Fertigung bis zum 20. jeden Monats dem Staatsministerium des Innern gesammelt vorzulegen. Am Kopfe des Verzeichnisses ist der Monat der Vorlage einzutragen. Die Verzeichnisse sind mit fortlaufenden Ordnungs­ nummern zu versehen. Die Einbürgerungsurkunde (Anlage 2) darf erst ausgefertigt werden, wenn das Staatsministerium des Innern auf Grund der Mitteilung des Reichsministeriums des Innern oder der Entscheidung des Reichsrats bestätigt hat, daß gegen die Einbürgerung kein Be­ denken besteht. Die vorstehende Bestimmung gilt nicht für die Fälle, auf die § 9 Abs. I des Gesetzes keine Anwendung findet.

19. Die Einbürgerung ist regelmäßig von dem Nachweise der Ent­ lassung aus dem bisherigen Staatsverband abhängig zu machen (vgl. hierzu z.B. Art. 13 des Deutsch-Tschechoslowakischen Staats­ angehörigkeitsvertrags vom 29. Juni 1920, RGBl. S. 2284, rati­ fiziert am 12. September 1922, RGBl. II 1922 S. 763). Dieses Nach­ weises bedürfen nicht die Angehörigen von Staaten, nach deren Ge­ setzen die Staatsangehörigkeit durch die Einbürgerung in Bayern

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111. Bayerische Bollzugsvorschriften.

verloren wird. Auf Grund des Rechtes ihres Heimatstaates sind von dem Nachweise der Entlassung allgemein befreit die Angehörigen von Belgien, Brasilien, Chile, Dänemark, Danzig, Finnland, Italien, Luxemburg, der Niederlande, von Norwegen, Rumänien, Schweden und der Vereinigten Staaten von Amerika. Bei der Einbürgerung türkischer Staatsangehöriger ist an Stelle des Nachweises der vor­ herigen Entlassung aus dem türkischen Staatsverbande der Nach­ weis darüber zu fordern, daß die Türkische Regierung den Erwerb einer deutschen Staatsangehörigkeit genehmigt hat*). Im übrigen behält sich das Staatsministerium des Innern vor, in besonderen Fällen von dein Nachweise der Elltlassung aus der bisherigen Staats­ angehörigkeit oder dem für türkische Staatsangehörige vorgeschrie­ benen Nachweise zu befreien. Jugoslawische Staatsangehörige sind von der Beibringung dieses Nachweises allgeinein befreit**). Hat ein Gesuchsteller noch die Entlassung aus seiner bisherigelr Staatsangehörigkeit nachzuweisen, so ist ihm die Einbürgerung unter der Bedingung zuzusichern, daß dieser Nachweis in angemessener Frist erbracht wird und daß in der Zwischenzeit keine Umstände ein­ treten, die zu einer anderen Beurteiluirg des Einbürgerungsantrages Anlaß geben. 20. Zu 8 12. Als Heeresdienst im Sinne des § 12 des Gesetzes ist nur ein solcher anzusehen, der unter der Geltung der allgemeinen Wehr­ pflicht abgeleistet wurde. 21. Zu 8 13. Tie Einbürgerung steht der Regierung, Kammer des Jnilern, zu, in deren Bezirke der ehemalige Deutsche die letzte Niederlassung hatte. Besaß der Gesuchsteller keine Niederlassung in Bayern, so ist die Regierung der letzten Niederlassung der Eltern oder des letzt­ lebenden Elternteiles des Gesuchstellers zuständig. Ist hiernach eine Zuständigkeit nicht begründet, so ist die Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, zuständig. Vor der Einbürgerung ist dem Auswärtigen Amte Mitteilung zu machen. Zu diesem Zwecke sind die abgeschlossenen Verhandlungen mit Gutachten und mit einem Verzeichnisse nach Anlage 8 dem Staatsministerium des Innern vorzulegen.

22. Zu 8 14. Höhere Verwaltungsbehörden sind alle staatlichen Stellen und Behörden, die außer den Zentralstellen nach den jeweils geltenden Vorschriften ermächtigt sind, Anstellungen für die im § 14 des Ge­ setzes genannten Dienste zu vollziehen oder zu bestätigen. *) Hierzu ME. vom 1. Febr. 1929 Nr. 4004 b 19. **) Änderungen durch Min.-Bek. vom 13. Mai 1930 (GVBl. S. 136) und 3. Okt. 1930 (GVBl. S. 357).

Bek. z. Vollz. d. Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetzes.

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Da für Beamte der Gemeinden und Bezirke eine Bestätigung der Anstellung durch Staatsbehörden nicht in Frage kommt, er­ werben diese Beamten durch ihre Anstellung nicht ohne weiteres die bayerische Staatsangehörigkeit. Für einen Angehörigen eines außer­ bayerischen deutschen Landes, der zum Beamten einer Gemeinde oder eines Bezirkes bestellt wird, besteht daher Veranlassung, um seine Aufnahme nachzusuchen. Nichtbayern erwerben mit der Aushändigung der Anstellungs­ urkunde nach § 16 Abs. I des Gesetzes die bayerische Staatsange­ hörigkeit. Die Urkunde ist ihnen deshalb regelmäßig erst an dem Tag auszuhändigen, an dem die Anstellung wirksam wird. 23. Zu 8 15 Abs. II. In den Fällen be£ § 15 Abs. II des Gesetzes ist die Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, zur Einbürgerung zuständig.

24. Zu 8 16. Nachweis des Tages, an dem die Aufnahme-, Einbürgerungs­ oder Anstellungsurkunde ausgehändigt wurde, ist zu den amtlichen Verhandlungen zu nehmen. In die Aufnahme- und Einbürgerungsurkunde sind alle An­ gehörigen, die mit dem Familienhaupt ausgenommen oder einge­ bürgert werden sollen, mit Namen, Tag und Ort der Geburt ein­ zutragen. Lebt der Gesuchsteller im Auslande, so darf die Urkunde nur durch Vermittlung des zuständigen deutschen Konsulats ausgehändigt werden. 25. ZU 88 17-24. Die Entlassung aus dem bayerischen Staatsverbande steht der Bezirksverwaltungsbehörde (Bezirksamt, bei kreisunmittelbaren Städten dem Stadtrate) zu. Tas Entlassungsgesuch ist bei der Bezirksverwaltungsbehörde, in deren Bezirke der Gesuchsteller seine Niederlassung hat oder zuletzt hatte, schriftlich einzureichen oder niederzuschreiben. Besaß der Ge­ suchsteller keine Niederlassung in Bayern, so ist die Bezirksverwal­ tungsbehörde der letzten Niederlassung der Eltern oder des letzt­ lebenden Elternteiles des Gesuchstellers zuständig. Bei Ehefrauen bemißt sich die Zuständigkeit nach der des Ehemannes, es sei denn, daß die Ehe aufgelöst ist und die Ehefrau seither eine eigene Nieder­ lassung in Bayern hat oder hatte. Ist eine Behörde nach Satz 1 und 2 nicht vorhanden, so ist der Stadtrat München zuständig. Das Gesuch muß alle Angaben enthalten, die in die Entlassungs­ urkunde (Anlage 3 oder 4) einzutragen sind. Ausdrücklich ist anzu­ geben, ob sich die Entlassung auch auf die Ehefrau und die Kinder erstrecken soll. Heimatschein und Staatsangehörigkeitsausweis, die

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III. Bayerische Bollzugsvorschriften.

sich im Besitze des Gesuchstellers befinden, sind dem Anträge bei-

Der Vormund und der Beistand haben die Bestallung nachzu­ weisen. In den Fällen, in denen die Genehmigung des Vormund­ schaftsgerichts erforderlich ist, haben die gesetzlichen Vertreter ihre Unterschrift vor einer öffentlichen Behörde niederzuschreiben oder amtlich beglaubigen zu lassen. 27. Bedarf der Antrag auf Entlassung einer Person unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft der Genehmigung des deutschen Bor­ mundschaftsgerichts, so hat die Bezirksverwaltungsbehörde die ab­ geschlossenen Verhandlungen an das nach den §§ 36, 43 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (RGBl. 1898 S. 776 ff.) zuständige deutsche Bormundschaftsgericht zur Be­ schlußfassung über die Erteilung der Genehmigung zu leiten. Ist nach § 36 Abs. I oder II Satz 1, § 43 kein deutsches Bormundschafts­ gericht zuständig, so hat die Bezirksverwaltungsbehörde die Akten dem Staatsministerium der Justiz zur Bestimmung des zuständigen Vormundschaftsgerichts vorzulegen. Vor der Berbescheidung des Gesuches hat die Bezirksverwal­ tungsbehörde bei dem Staatsanwalt anzufragen, ob er von dem Rechtsmittel der Beschwerde gegen die Entscheidung des Bormundschaftsgertchts Gebrauch macht. 28. Zu 88 20-23. Weist der Gesuchsteller nach, daß er und die Angehörigen, die mit ihm entlassen werden sollen, die Staatsangehörigkeit in einem anderen deutschen Lande besitzen und sich gemäß § 20 des Gesetzes Vorbehalten, so haben weitere Ermittlungen zu unterbleiben. Wird die Entlassung ohne Vorbehalt der Staatsangehörigkeit in einem anderen Lande beantragt, so hat die Bezirksverwaltungs­ behörde zu erheben, ob der Entlassung keine Bedenken vom Stand­ punkte der Polizei oder Strafrechtspflege oder der gesetzlichen Unter­ haltspflicht oder wegen Rückständen mit öffentlichen Leistungen ent­ gegenstehen. In solchen Fällen sind die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. 29. Die Erklärung über den Vorbehalt der Staatsangehörigkeit in einem anderen deutschen Land ist an die in Ziff. 25 bezeichnete Be­ zirksverwaltungsbehörde zu richten. Der Gesuchsteller hat den Besitz dieser Staatsangehörigkeit durch eine amtliche Urkunde aus jüngster Zeit nachzuweisen.

30. Bestehen Zweifel, ob die Voraussetzungen des § 22 erfüllt sind, so hat sich die Bezirksverwaltungsbehörde, soweit Beamte in Frage

Bek. z. Bollz. d. Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetzes.

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kommen, an die vorgesetzte Dienststelle, soweit Offiziere oder Mann­ schaften in Frage kommen, an den Truppenteil zu wenden.

31. Nachweis des Tages, an dem die Entlassungsurkunde ausge­ händigt wurde, ist zu den amtlichen Verhandlungen zu nehmen. Lebt der Gesuchsteller im Auslande, so darf die Entlassungsurkunde nur durch Vermittlung des zuständigen deutschen Konsulats aus­ gehändigt werden. Die mit den Entlassungsgesuchen vorgelegten Heimatscheine und Staatsangehörigkeitsausweise sind bei der Aushändigung der Ent­ lassungsurkunde einzuziehen, soweit ihre Gültigkeit mit der Ent­ lassung erlischt. Das gleiche gilt von Pässen, die sich im Besitze der entlassenen Person befinden. 32. Die Bezirksverwaltungsbehörde hat die vorbehaltlose Entlassung den deutschen Ländern mitzuteilen, denen der Entlassene angehört. Die Mitteilung ist an die zur Ausfertigung der Entlassungsurkunden zuständigen Behörden (Anlage 9) zu richten. Ist die örtlich zu­ ständige Behörde nicht bekannt, so ist die Mitteilung dem Staats­ ministerium des Innern zur Weiterleitung vorzulegen. Die vorbehaltlose Entlassung einer Person, die Anspruch auf Pension, Wartegeld, Ruhegehalt, Witwen- oder Waisengeld, Witwen-, Waisen-, Eltern- oder Enkelrente hat, ist der auszahlenden Stelle mitzuteilen. 33. Zu 8 24 Abs. I und 8 30. Gilt eine Entlassung nach § 24 Abs. I des Gesetzes als nicht erfolgt oder wird der Entlassene nach § 30 des Gesetzes wieder­ eingebürgert, so ist die Entlassungsurkunde einzuziehen. 34. Zu 8 25 Abs. II. Die Genehmigung zur Beibehaltung der bayerischen Staats­ angehörigkeit erteilt die Regierung, Kammer des Innern. Sie legt die Verhandlungen zur Einvernahme des Konsuls dem Staatsmini­ sterium des Äußern vor, falls nicht der Konsul zu dem Anträge bereits Stellung genommen hat. Die örtliche Zuständigkeit der Regierung bestimmt sich nach Ziff- 21. 35. Zu 8 26 Abs. III. Die Einbürgerung steht der Regierung, Kammer des Innern, zu, in deren Bezirk sich der ehemalige Deutsche niedergelassen hat. Trifft diese Voraussetzung nicht zu, so bestimmt sich die Zuständigkeit nach Ziff. 21. 36. Zu 8§ 27, 28. Zentralbehörde ist das Staatsministerium des Innern. Die Aufforderung zum Austritt aus ausländischen Staats­ diensten (§ 28 Abs. I des Gesetzes) steht dem Staatsministerium des

120

III. Bayerische Vollzugsvorschriften.

Äußern zu, wenn sie nicht im Namen des Reiches im allgemeinen ergeht. 37. Zu 8 29. Die Familienangehörigen, aus die sich der Wiedererwerb der Staatsangehörigkeit nach § 29 des Gesetzes erstreckt, sind in der Ein­ bürgerungsurkunde mit Namen, Tag und Ort der Geburt anzugeben. 38. Zu 8 38. Für die Erteilung von Aufnahme-, Einbürgerungs- und Entlassungsurkunden werden nachstehende Gebühren erhoben: a) für Aufnahmeurkunden (§ 7 des Gesetzes) eine Gebühr von 10 bei nachgewiesener oder offenkundiger Bedürftigkeit oder aus Billigkeitsgründen kann die Gebühr aus Antrag bis auf 3 M ermäßigt oder ganz erlassen werden; b) für Einbürgerungsurkunden in den Fällen der §§ 10, 11, 12, des § 15 Abs. II erster Halbsatz und des § 31 des Gesetzes eine Gebühr von 20 bei nachgewiesener oder offenkundiger Be­ dürftigkeit oder aus Billigkeitsgründen kann die Gebühr auf Antrag bis auf 5 M ermäßigt oder ganz erlassen werden; c) für Urkunden über die Einbürgerung oder die Anstellung von Ausländern eine Gebühr von 50 bis 1000 M, wenn nicht dem Eingebürgerten oder Angestellten ein Rechtsanspruch auf Ein­ bürgerung zusteht (siehe Buchstabe b); bei nachgewiesener oder offenkundiger Bedürftigkeit des Gesuchstellers kann die Gebühr auf Antrag bis auf 5 M ermäßigt werden; d) für Entlassungsurkunden im Falle des § 21 des Gesetzes eine Gebühr von 10 3M, in den übrigen Fällen eine Gebühr von 50 M; bei nachgewiesener oder offenkundiger Bedürftigkeit oder aus Billigkeitsgründen kann die Gebühr auf Antrag bis auf 3 M ermäßigt oder ganz erlassen werden. Die Vorbehandlung der Aufnahme-, Einbürgerungs- und Ent­ lassungsgesuche ist bei den Bezirksverwaltungsbehörden sowie allen staatlichen Stellen und Behörden gebührenfrei (Kostengesetz vom 16. Februar 1921 Art. 157). 39. Zu 8 39. Die Formblätter für die Anlagen 1—8 sind von den zuständigen Stellen und Behörden zu beschaffen und aus den Mitteln für Ge­ schäftsbedürfnisse zu bezahlen.

40. Die Heimatscheine (Anlage 5) werden in besonderer Ausstattung hergestellt. Sie sind unmittelbar bei der Reichsdruckerei (Berlin SW., Oranienstr. 91) zu bestellen. Die Reichsdruckerei ist im Besitze des bayerischen Wappenstempels. Die Druckkosten belaufen sich bei S a m m e l b e st e l l u n g e n, die den Bedarf für das laufende Jahr umfassen und bis zum 31. Oktober

Bek. z. Bollz. d. Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetzes.

121

bei der Reichsdruckerei eingehen müssen, so daß die Bestellungen zu­ sammen gedruckt werden können: bis zu 50 Stück........................................................ auf 4— M, für 51—100 Stück............................................ ...... auf 5.50 M, für je weitere, im Anschlusse gedruckte 100 Stück auf 3.— M, für je 1000 Stück.................................................. auf 30.— M, für je weitere, im Anschlusse gedruckte 1000 Stück auf 25.— M, ,_______ Eindruck . für_______ den besonderen . . . : auf 4.— M. Bei Nachbestellungen, die einzeln gedruckt werden müssen: bis zu 50 Stück........................................................ au 10— M für 51—100 Stück.................................................. au 12.- M 3.50 M, ür je weitere, im Anschlusse gedruckte 100 Stück au ür je 1000 Stück.................................................. au 42.— M, ür je weitere, im Anschlusse gedruckte 1000 Stück au 28.— M, 4.lit den besonderen Eindruck............................... au 41. Die Ausnahme- und Entlassungsurkunden sowie die Staats­ angehörigkeitsausweise (Anlage 1, 3, 4 und 6) lassen die Regierungen, Kammern des Innern, Herstellen und am rechten oberen Rande mit ihrem Siegel versehen. Die Bezirksverwaltungsbehörden erhalten die benötigten Formblätter auf Bedarfsanzeige von der vorgesetzten Regierung, Kammer des Innern, gegen Ersatz der Herstellungskosten geliefert. Aufnahme- und Entlassungsurkunden sowie Staatsangehörig­ keitsausweise dürfen nur auf den vorgeschriebenen Formblättern ausgefertigt werden. 42. Die Heimatscheine und Staatsangehörigkeitsausweise sowie Be­ stätigungen über den Nichtbesitz der bayerischen Staatsangehörigkeit (Anlagen 6, 6 und 7) stellt die Bezirksverwaltungsbehörde, in den Städten München, Nürnberg und Fürth die Polizeidirektion aus. Örtlich zuständig ist die Behörde, in deren Bezirke der Gesuchsteller seine Niederlassung hat oder zuletzt hatte. Besaß der Gesuchsteller keine Niederlassung in Bayern, so ist die Bezirksverwaltungsbehörde der letzten Niederlassung der Eltern oder des letztlebenden Eltern­ teiles des Gesuchstellers zuständig. Bei Ehefrauen bemißt sich die Zuständigkeit nach der des Ehemannes, es sei denn, daß die Ehe auf­ gelöst ist und die Frau seither eine eigene Niederlassung in Bayern hat oder hatte. Ist eine Behörde nach Satz 2 und 3 nicht vorhanden, so ist die Polizeidirektion München zuständig.

43. Die Gültigkeit des Heimatscheines kann bis zu einem Zeitraume von 10 Jahren bemessen werden.

122

III. Bayerische Bollzugsvorschriften.

44. Der Heimatschein ist zu versagen, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, daß der Heimatschein in den Händen des Inhabers die Aufrechthaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung oder sonstige erhebliche deutsche Belange gefährden würde. Der Heimatschein ist ferner zu versagen, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, daß der Gesuchsteller den Heimatschein be­ nutzen will, um sl) sich einer Strafverfolgung oder Strafvollstreckung zu entziehen, b) sich seinen Steuerpflichten zu entziehen, c) sich seiner Dienstverpflichtung in der Reichswehr zu entziehen, d) in fremde Heeresdienste einzutreten. Der Heimatschein kann versagt werden, wenn Tatsachen die An­ nahme rechtfertigen, daß der Gesuchsteller den Heimatschein benutzen will, um sich seinen gesetzlichen Unterhaltspflichten zu entziehen. 45. Ter Gesuchsteller ist bei Anlaß darauf aufmerksam zu machen, daß der Heimatschein die in ausländischen Staaten besonders vor­ geschriebenen Reise- oder Ausweispapiere (Paß, Wanderbücher, Dienstbotenbücher) nicht ersetzt.

46. Heimatschein und Staatsangehörigkeitsausweis sind im Jnlande dem Gesuchsteller persönlich, allenfalls durch Vermittlung der fürfeinen Wohnort zuständigen Verwaltungsbehörde auszuhändigen. Den im Auslande wohnenden Gesuchstellern können Heimat­ scheine unmittelbar durch die Post übersandt werden. Eine Aus­ händigung der Scheine durch die deutschen Konsularbehörden hat ausnahmsweise nur dann stattzufinden, wenn sie von den Be­ teiligten selbst beantragt wird oder aus besonderen Gründen ver­ anlaßt ist. Die Heimatscheine sind, soweit angängig, durch Einschreibbrief gegen Rückschein (gegebenenfalls unter Nachnahme der erwachsenen Kosten) und mit dem Vermerk auf dem Briefumschlag „Nur an den Empfänger persönlich auszuhändigen!" zu übersenden. ........................................... 47. Zu 8 40. Das Verfahren bemißt sich nach dem Gesetz über den Berwaltungsgerichtshof. Im ersten Rechtszug entscheidet bei Anträgen auf Aufnahme oder auf Entlassung die Bezirksverwaltungsbehörde (Bezirksamt, in kreisunmittelbaren Städten der Stadtrat), bei Anträgen auf Ein­ bürgerung der verwaltungsrechtliche Senat der Regierung, Kammer des Innern, im zweiten Rechtszuge der Berwaltungsgerichtshof.

Bek. z. Bollz. d. Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetzes.

123

48.

Staatsangehörigkeitsangaben in den Ginwohnerverzeichnissen. Die Staatsangehörigkeit der Einwohner wird in den Einwohner­ verzeichnissen (Melderegistern) vorgetragen. Dieser Eintrag hat zwar nicht die Bedeutung einer Feststellung der Staatsangehörigkeit, seine Zuverlässigkeit ist jedoch von großer praktischer Bedeutung. Um diese Berlässigkeit zu erhöhen, ist folgendes zu beachten: 1. Neu zuziehende Personen sind aufzufordern, sich über ihre Staatsangehörigkeit durch einen Staatsangehörigkeitsausweis, einen Heimatschein, eine Einbürgerungsurkunde oder auf sonstige Art ein­ wandfrei auszuweisen. Kann ein solcher Nachweis nicht erbracht werden, so hat die Gemeindebehörde oder das Einwohneramt weitere Ermittlungeil anzustellen. Erst wenn hinreichend Klarheit geschaffen ist, darf die Spalte Staatsangehörigkeit im Einwohnerverzeichnis ausgefüllt werden. Dabei ist zu vermerken, auf welche Art der Nach­ weis der Staatsangehörigkeit erbracht worden ist, z. B. „Bayer, laut Staatsangehörigkeitsausweis des Bezirksamts E. vom........... 2. Die Verwaltungsbehörden haben zum Zwecke der Ergänzung oder Richtigstellung des Einwohnerverzeichnisses der Gemeindebe­ hörde oder dem Einwohneramte des Wohnsitzes der betreffenden Per­ son Mitteilung zu machen. a) von jeder ihnen bekannt werdenden Veränderung in den Staats­ angehörigkeitsverhältnissen (insbesondere durch Einbürgerung, Aufnahme, Anstellung im Reichs- oder Staatsdienst, Entlas­ sung, Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit), b) von jeder im Verwaltungsrechtsverfahren nach Art. 8 Ziff. 1 des Gesetzes über den Verwaltungsgerichtshof erlassenen rechtskräftigerr Entscheidung, c) von jeder Ausstellung eines Staatsangehörigkeitsausweises oder Heimatscheines, d) von allen Feststellungen über den Besitz einer außerbayrischen Staatsangehörigkeit, die auf ihre Veranlassung (z. B. aus An­ laß eines Paßgesuches) durch die zuständige Behörde des Heimat­ staates getroffen worden sind. In der Mitteilung ist jeweils anzugeben, wie der Eintrag int Einwohnerverzeichnisse zu lauten hat, z. B. „Bayer, laut Einbürge­ rungsurkunde der Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, vom........." oder „Württemberger, laut Mitteilung des Oberamtes Ulm vom......... 3. Die Gemeindebehörden und Einwohnerämter haben darauf Bedacht zu nehmen, auch sonstige amtliche Mitteilungen über die Staatsangehörigkeitsverhältnisse der in den Einwohnerverzeichnissen aufgeführten Personen durch Einträge in der Spalte Staatsange­ hörigkeit festzuhalten. 4. Teilt eine Gemeindebehörde oder ein Einwohneramt einer

124

in. Bayerische Bollzugsvorschriften.

anderen Behörde mit, welche Staatsangehörigkeit im Einwohnerverzeichnisse vorgetragen ist, so ist auch ein etwaiger Vermerk über die Art des Nachweises der Staatsangehörigkeit mitzuteilen. Ist ein solcher Vermerk nicht vorhanden, so ist der Mitteilung der Staats­ angehörigkeit beizusetzen: „nicht nachgewiesen". In gleicher Weise ist bei der Erteilung von Abmelde- und Abzugsbescheinigungen (Art. 2 des Aufenthaltsgesetzes vom 21. August 1914 — GVBl. 1915 S. 590 — und Ziff. 1 der MB. vom 5. Oktober 1915 — GVBl. S. 273) zu versahren, wenn in diesen Bescheinigungen Angaben über die Staats­ angehörigkeit gemacht werden. Austausch von Einbürgerungsmitteilungen. 49. Ein Austausch von Einbürgerungsmitteilungen findet statt zwischen den deutschen Ländern einerseits und der Freien Stadt Danzig, Mexiko und den Niederlanden andererseits. Bei Ein­ bürgerung eines Angehörigen dieser Staaten ist jeweils eine Nach­ weisung nach Anlage 10 dem Staatsministerium des Innern vor­ zulegen. 50. Statistik. Die Bezirksverwaltungsbehörden haben alljährlich bis 15. Ja­ nuar der vorgesetzten Regierung, Kammer des Innern, für das abge­ laufene Jahr eine Übersicht nach Anlage 12 zu übersenden. Die Regierungen, Kammern des Innern, stellen die Vorlagen der Be­ zirksverwaltungsbehörden zusammen und übersenden dem Statisti­ schen Landesamte bis 1. Februar für das abgelaufene Jahr eine Übersicht nach Anlage 11. 51. Aufgehoben werden: die Ministerialbekanntmachung vom 3. März 1916 (MABl. S. 21 ff.), „ „ vom 16. Nov. 1918 (MABl. S. 343 ff.), „ „ vom 27. Nov. 1918 (MABl. S. 351), „ Ministerialentschließung vom 13. Dez. 1919 Nr. 5604 b 45 (MABl. S. 333), „ „ vom 9. August 1920 Nr. 5604 b 43 (StAnz. Nr. 190), „ Ministerialbekanntmachung vom 12. Januar 1921 (MABl. S. 6), „ „ vom 7. Februar 1922 (MABl. S. 61), „ Ministerialentschließung vom 17. Mai 1923 Nr. 4004 b 8 (MABl. S. 47), „ Ministerialbekanntmachung vom 19. Mai 1923 (MABl. S. 45), „ „ vom 16. Juli 1924 (MABl. S. 112), „ „ vom 17. Nov. 1924 (MABl. S. 159), „ „ vom 17. Nov. 1924 (MABl. S. 160), „ „ vom 20. Jan. 1925 (MABl. S. 10),

Bek. z. Bollz. d. Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetzes.

125

vom 15. April 1926 Nr. 4004 b 13 (MABl. S. 53), „ Ministerialbekanntmachung vom 20. Juli 1927 (StAnz. Nr. 165), „ Ministerialentschließung vom 24. Nov. 1927 Nr. 2557 c 12 (MABl. S. 65), ferner die nichtveröffentlichte Ministerialentschließung vom 27. Nov. 1919 Nr. 5604 b 40, „ vom 23. Jan 1920 Nr. 5604 b 5, „ vom 5. März 1920 Nr. 5604 b 14 „ vom 5. März 1921 Nr. 5604 b 16, „ vom 15. Juni 1927 Nr. 4004 b 14, vom 13. Sept. 1927 Nr. 4004 b 28, „ vom 10. April 1928 Nr. 4004 b 2, „ vom 27. Juli 1928 Nr. 4004 b 7.

die Ministerialentschließung

TIL Bayerische BollzuAsvirschriften.

126

Anlagen znr Bollzugsbekarntmachung.*) Anlage 1.

Deutsches Reich. ^Freistaat Bayern.) (LandeSwappem.)

Siegel der Regierung, K- d. I.

Aufnahmeurkunde. D..... (Name, Stand und Wohnort)

geboren am...................................................................in....................................................

sowie seine Ehefrau..................................................... geborene......................................... und folgende von ihm kraft elterlicher Gewalt gesetzlich vertretene Kinder: 1. (Namen), geboren am.............................................. in........................................

3.

-

.............................................. -........................... -...........

ha............. mit dem Zeitpunkt der Aushändigung dieser Urkunde die Staats­ angehörigkeit im Freistaat Bayern durch Aufnahme erworben. Die Aufnahme erstreckt sich nur auf die vorstehend aufgeführten Familien­

angehörigen. ..................................... , den............................................. 19....... Bezirksamt

©

Stadtrat (Unterschrift.)

*) Das Formblatt der ^Urkunde über die Verleihung der unmittelbaren ReichLangehürigkeit", ferner das Formblatt des „Ausweises über die unmittelbare ReichSangehürtgkeit" gemäß BundeSratSbefchluß wm »7. November 1918 ist abgedruckt im „Zentralblatt f. d. Deutsche Reich" 1913 S. 1904.

Bek. zum Volllzrtge beS Rehs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes.

127

Anlage 2.

Deutsches Reich. lFrestaat Bayern.) (vndeswappen.)

EinbürKrungsurkunde. D..... (Korne, Stand und Lohnort)....................................................................

geboren am................................................................. in......................................................

sowie seine Ehefrau ................................................. geborene

und folgende von ihm frost eltericher Gewalt gesetzlich vertretene Kinder: 1.

(Namen), geboren am............................................in

2.

-

3.

*

........ -................................... - ....................................... -

............................................

-

- ......................................

ha............. mit dem Zeitpunkt der Aushändigung dieser Urkunde die Staats­ angehörigkeit tm Freistaat Bayern durch Einbürgerung erworben und...................

damit Deutsche..... geworden. Die Einbürgerung erstreckt sich nur auf die vorstehend aufgeführten Familienangehörigen. .............................................. , den ............................................ 19....... Regierung g....................................................

Kammer des Innern. (Unterschrift.)

128

Bayerische Vollzugsvorschriften.

III.

Anlage 8.

Freistaat Bayern. Siegel der Regierung, K. d.I.

(Landeswappen.)

Entlaffungsurkunde. D...... l Namen, Stand und Wohnort)....................................................................

geboren am.................................................................. in...................................................... sowie seiner Ehefrau..................................................... , geborenen................................. und folgenden von ihm kraft elterlicher Gewalt gesetzlich vertretenen Kindern: 1.

(Namen), geboren am ........................................... in........................................

2.

-

-

--

-

ist mit dem Zeitpunkt der Aushändigung dieser Urkunde die Entlassung aus

der Staatsangehörigkeit im Freistaat Bayern erteilt worden unter Vorbehalt der Staatsangehörigkeit im ........................................

.............................................., den............................................. 19........

Bezirksamt Stadtrat (Unterschrift.)

Bek. zum Vollzüge des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes.

129

Anlage 4.

Deutsches Reich. lFreistaat Bayern.)

Siegel der Regierung, K. d. I.

(Landeswappen.)

D...... (Namen, Stand und Wohnort).......................

geboren am................................................................. in......................................................

sowie seine Ehefrau................................................. geborene......................................... und folgende von ihm kraft elterlicher Gewalt gesetzlich vertretene Kinder: 1

. (Namen), geboren am......................................... in.........................................

2

-

.............................................. . .......................................

3

-

.............................................. - ......................................

ha............. mit dem Zeitpunkt der Aushändigung dieser Urkunde die Staats­ angehörigkeit im Freistaat Bayern und damit die Reichsangehörigkeit durch Entlassung verloren.

............................................... , den............................................... 19

Bezirksamt

Stadtrat (Unterschrift.)

W oeber-Fischer, Reichs-u. Staatsangehörigkeitsgesetz. 5. Ausl.

9

130

III.

Bayerische Bollzugsvorschriften. Anlage 5.

Deutsches Reich. sFreistaat Bayern.) (Landeswappen.)

Heimatschein. (Für den Aufenthalt im Ausland.) D..... (Namen, Stand und Wohnort)....................................................................

geboren am

in.....................................................

sowie seine Ehefrau.................................................... geborene..........................................

und folgende von ihm kraft elterlicher Gewalt gesetzlich vertretene Kinder: 1.

(Namen), geboren am............................................. in .......................................

besitz...... die Staatsangehörigkeit im Freistaat Bayern und............................. somit

Deutsche.......

Diese Bescheinigung gilt bis zum........................................................... 19........ .............................................. , den.............................................. 19 Bezirksamt (Polizeidirektior)

Stadtrat (Unterschrift.)

(Unterschrift des Inhabers.) ♦)

♦) Der Inhaber hat den Heimatschein, ehe er ihn einer ausländischen Behörde vor­ legt, eigenhändig zu unterschreiben.

Bek. zum Vollzüge des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes.

131

Anlage 6.

Freistaat Bayern. (Landeswappen.)

Siegel der Regierung, K. d. I.

Staatsangehörigkeits-Ausweis. (Zur Benutzung im Inland.)

D

(Namen, Stand und Wohnort), geboren am

besitzt die Staatsangehörigkeit im Freistaat Bayern.

in

.............................................. , den .............................................. 19..... .

Bezirksamt (Polizeidirektion) Stadtrat (Unterschrift.)

132

in. Bayerische Bollzugsvorschriften. Anlage 7.

Deutsches Reich. (Freistaat Bayern.)

Bestätigung. D..... (Namen, Stand und Wohnort).......................................................

geboren am.......................................... in.................................................. wird bestätigt, daß sowie seine Ehefrau..................................... , geborene............................. und folgende von ihm kraft elterlicher Gewalt gesetzlich vertretene Kinder: 1. geboren am ......................... in 2. die Staatsangehörigkeit im Freistaate Bayern nicht besitz.... und somit kein— Deutsch.....................................................

..................................... , den ..................................... 19 Bezirksamt (Polizeidirektion) Stadtrat (Unterschrift.)

Bek. zum Vollzüge des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes. Anlage 8.

................. -Verzeichnis ; lfde. Nr Antrag gestellt in Bayern bei der Regierung Zuname: Vornamen: (sämtliche, Rufnamen unterstreichen)

Geburtsangabe: (Tag, Monat, Jahr)

Geburtsort: (auch Bezirk und Land)

Glaubensbekenntnis:

Beruf oder Gewerbe: d

(auch frühere Berufe)

e

s tra n

Staatsangehörigkeit: (auch frühere)

Nationalität: (Pole, Tscheche. Ruthene usw.)

Militärverhältnis im Heimat­ staat und im Inland:

Familienstand: (verheiratet oder ledig; Zahl der mit einzubürgernden Kinder)

Name der Eltern des Antrag­ stellers : Deren Wohn- und Aufent­ haltsort:

Deren Glaubensbekenntnis: Deren Staatsangehörigkeit:

Deren Nationalität: Aufenthaltsorte des Antrag­ stellers seit seiner Geburt:

Besondere Bemerkungen:

Vater:

Mutter:

........

133

134

III Bayerische Bollzugsvorschriften. Anlage v.

Verzeichnis derjenigen Behörden, die befugt sind:

Staatsangehörigkettsausweise und Heimatscheine auszufertigen, Aufnahme-, Einbürgerung»- und Entlassungsurkunden auszufertigen, die Genehmigung zur Beibehaltung der Staatsangehörigkeit (§ 25 Abs. 2) zu erteilen.

1. 2. 3.

Behörden, die befugt sind:

Lfd. Nr.

Land

Staatsangehörigkettsausweise und Heimatscheine auszufertigen

1

2

3

1

Preußen

2

Bayern

Aufnahme-, Die Genehmigung zur Einbürgerungs- und Beibehaltung der Entlaffungsurkunden Staatsangehörigkeit (§25 Abs. 2) zu erteilen auszufertigen 4

5

die Regierungspräsidenten; für die Regierungspräsi­ wie in Spalte 4 Berlin der Polizeipräsident, denten; für Berlin bis auf weiteres auch die Po­ der Polizeipräsident lizeipräsidenten in Frankfurt a. M., Wiesbaden, Köln, Hannover, Kiel, Königsberg, Kaffel, Altona und Stettin; soweit es sich um Gebiete handelt, die infolge der Be­ stimmungen des Versailler Vertrages abgetreten worden sind, ist der Regierungsprä­ sident zuständig, zu dessen Bezirke das betreffende Ge­ biet vor der Abttetung gehört hat. Der Regierungspräsident in Schneidemühl ist zuständig für die abgetretenen Teile der ehemaligen Regierungsbe­ zirke Danzig, Bromberg und Posen sowie für die Kreise Flatow,Konitz und Schlochau die Bezirksämter und Stadttäte die Kreisregierungen, die Kreisregierungen, Kammern d. Innern K. d. 9., für Einbür­ der unmittelbaren Städte*), gerungsurkunden; in den Städten München, tm übrigen die Be­ Nürnberg und Fürth die zirksämter und die Polizetdirektion Etadttäte der un­ mittelbaren Städte

*) Den Kreisregterungen sind zur Zeit außer München, Nürnberg und Fürth unmittelbar untergeordnet folgende Städte: Amberg, Ansbach, Aschaffenburg, Augsburg, Bad Essingen, Bamberg, Bayreuth, Coburg, Deggendorf, Dillingen, Dinkelsbühl, Donauw^th, Eichstätt, Erlangen, Forchheim, Frankenthal, Freising, Günzburg, Hof, Ingolstadt, Kaiserslautern, Kaufbeuren, Kempten, Kttzingen, Kulmbach, Landau (Pfalz), Landsberg, Landshut, Lindau, Ludwigshafen a. Rh., Markttedwitz, Memmingen, Neuburg, Neumarkt i. O., Neustadt a. H., Neustadt b. Cob., Neu-Ulm, Nördlingen, Nürnberg, Paffau, Pirmasens, Regensburg, Reichenhall, Rodach, Rosenheim, Rothenburg o. T., Schwabach, Schwandorf, Schweinfurt, Selb, Speyer, Sttaubing, Traunstein, Weiden, Weißenburg i. B., Würzburg, Zweibrücken.

Bek. zum Vollzüge des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes.

135

Behörden, die befugt sind:

1

Land

Staatsangehörigkeitsausweise und Heimatscheine auszufertigen

2

3

die Amishauptmannschaften und 3 Sachsen die Stadträte in Städten, denen die Geschäfte der un­ teren Staatsverwaltungsbehörde voll Übertragen find im Auftrage der Kreishauptmannschastkn 4 Württemberg das PolizeivrMdtum Stuttgart und die O-erämter die BezirksäMter 5 Baden das Thür. Ministerium des 6 Thüringen Innern in Weimar, das mit der Ausfersigung der Staats­ angehörigkeitsausweise und Heimatschetne die thür. Land­ räte Stadtroda, Weimar, Eisenach, Meiningen, Hild­ burghausen, Sonneberg, Schleiz, (Aretz, Altenburg, Gera, Saalfeld, Rudolstadt, Arnstadt, Gotha, Sonders­ hausen und die Kreisabtei­ lung Camburg und die Stadtvorstände in Gera, Jena, Gotha, Weimar, Eisenach, Altenburg, Greiz, Apolda, Arnstadt ttnd Zella-Mehlis beauftragt hat die Hessischei» Kreisämter 7 Heffen 8 Hamburg 1. für das Hannburgische Staats­ gebiet: die Polizeibehörde in Hamburg; 2. für das Hamburgische Amt Ritzebüttel: namens der Po­ lizeibehörde in Hamburg der Amtsverwalter in Cuxhaven 9 Mecklenburg das Ministerium des Innern in Schwerin 10 Braun­ die Kreisdirekttonen und das schweig Polizeipräsidium ,in Braun­ schweig 11 Oldenburg 1. für den Landesteil Olden­ burg : die Ämter und die Maatstrate der Städte I. Kl.*) 2. für den Landestetl Lübeck: die Regierung in Eutin und der Stadtmagistrat daselbst

*)

Aufnahme-, Die Genehmigung zur Einbürgerung»- und Beibehaltung der Entlasiunasurkunden Staatsangehörigkeit auszuferttgen (§2S Abf.2) zu erteilen

4

5

die Kreishauptmann­ das Ministerium de» schaften Bautzen, Innern Chemnitz, Dresden, Leipzig, Zwickau

wie in Spalte 3 wie in Spalte 3 wie in Spalte 3

das Ministerium des Innern wie in Spalte 3 wie in Spalte 3 das Thür. Ministe­ rium des Innern in Weimar

wie in Spalte 3 wie in Spalte 3

wie in Spalte 3 wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

der Braunschweigische Minister des Innern

l.für den Landesteil das Ministerium des Oldenburg: das Mi­ Innern inOldenburg nisterium des Innern 2. für den Landesteil Lübeck: die Regie­ rung in Eutin

d. s. z. Zt. die Städte: Oldenburg, Darel, Jever, Rüstringen und Delmenhorst.

136

III. Bayerische Vollzugsvorschriften. Behörden, die befugt sind:

Lsd. Nr.

1

Land

Staatsangehürigkeitsausweise und Heimatscheine anzufertigen

2

3

3. für den Landesteil Birkenfeto: die Regierung in Dirkenfeld die Regierung, Abt. d. Innern, Anhalt in Dessau. Mit der Aus­ fertigung der Staatsange­ hörigkeitsausweise sind die­ jenigen Kreispolizeibehörden (sämtl. Anhaltische Kreis­ direktionen und die Polizei­ verwaltungen in Dessau, Köthen, Zerbst und Bernburq) beauftragt, in deren Verwal­ tungsbezirke der Nachsuchende seinen Wohnsitz hat oder, so­ fern er einen Wohnsitz in Anhalt nicht mehr hat, seinen letzten Wohnsitz in Anhalt gehabt hat Bremen 1. für das Stadt- und Landgebiet Bremen sowie für die Stadt Vegesack: die Polizeidirektion Bremen; 2. für die Hafenstadt Bremer­ haven: das Amt in Bremer­ haven Lippe die Lippische Regierung in Detmold Lübeck das Stadt- und Landamt in Lübeck Mecklenburg- das Ministerium, Abteilung des Strelitz Innern, in Neustrelitz S^aumburg- die Landesregierung in Bücke­ burg

Oldenburg

12

13

14

15 16

17

Aufnahme-, Die Genehmigung zur Einbürgerung»- und Beibehaltung der Entlassungsurkunden Staatsangehörigkeit auszufertigen 25 Abs. 2) zu erteilen

4

5

3. für den Landesteil Birkenfeld; die Re­ gierung i.Dirkenfeld die Regierung, Abt. wie in Spalte 4 des Innern,inDessau

wie in Spalte 3

die Polizeikommission des Senats

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

Bek. z. Vollz. d. Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetzes.

137

Nachweisung über

die

Einbürgerung

eines ..................................................................................... Staatsangehörigen

in Bayern auf Grund des § ....................... des Reichs- und StaatsangehürigKeitsgesetzes vom 22. Juli 1913.

1.

Des Eingebürgerten a)

Vor- und Zuname:

b) Geburtsort: c) d)

..................................................................................................................................

......................... ..........................................................................................................................

Geburtstag: ...................... ........................................................................................................................... letzter Wohnsitz oder Aufenthalt des

Eingebürgerten in seinem bisherigen

Heimatstaate: e)

.........................................................................................................

falls der Eingebürgerte keinen Wohn­

sitz oder Aufenthalt in seinem bis­

herigen H«imatstaate hatte oder falls dieser unbekannt, letzter Wohnsitz oder Aufenthalt des Vaters daselbst: ........................................................................................................

2.

a) Tag der Ausfertigung der Einbür-

gerungs-(Anstellungs-)Urkunde

......

b) Tag, an dem durch Aushändigung der Einbllrgerung»-(Anstellungs-)Urkunde

die Einbürgerung — gemäß § 16 Abs. 1

a. a. O. — wirksam geworden ist:

3.

......

Namentliche Bezeichnung der mit ein­

gebürgerten Familienmitglieder - § 16 Abs. 2 a. a. O. — mit Angabe des Ge­ burtsorts und des Geburtstags:

4.

Bemerkungen (wenn möglich sind hier die

Vornamen sowie das Datum und der Ort der Geburt des Vaters des Einge­ bürgerten anzugeben):

.................................................. , den ................................................. 19

(Bezeichnung der Behörde).

138

III. Bayerische Bollzugsvorschriften. Anlage 11. Regierungsbezirk................................................................... Jahr.........................

Vollzug des Reichs- und Staalsangehörigkeitsgesetzes. Nach §

|

7

8

11

10

12

15 Abs. 2

13

1

1

Zahl der

21

31

des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes Aufgenommenen

männlich weiblich

Eingebürgerten

männlich weiblich

Entlassenen

männlich weiblich

11

1 1

1 I

1 1 1 i

i i

Anlage 12. Bezirksamt

Jahr

Stadtrat

Vollzug des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes. § 7 Zahl der

Nach

Aufgenommenen

männlich weiblich

Entlassenen

männlich weiblich

|

§ 21

|

§ 22

des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes

1

Bek. über Elsaß-Lothringen.

139

2. Bekanntmachung des Staatsministeriums des Innern über Wahlrecht und Staatsangehörigkeit der vormaligen Elsaß-Lothringer. Vom I. Mai 1920 (StAnz. Nr. 104). Mit dem Inkrafttreten des Friedensvertrages sind diejenigen Elsaß-Lothringer, die nicht nach Art. 53 des Vertrages und der Anlage hierzu (s. unten S. 187 ff.) die französische Staatsangehörig­ keit erwarben, oder die nicht zugleich Angehörige eines anderen deutschen Landes waren, staatenlos geworden^). Die Elsaß-Lothringer sind daher, wenn sie bei den Reichsuad Landtagswahlerl ein aktives oder passives Wahlrecht ausüben lvollen, auf den vorherigen Erwerb der Staatsangehörigkeit in einem deutschen Lande angewiesen. Soweit sie sich in Bayern nieder­ gelassen haben, können sie bei der Gemeindebehörde des Niederlassullgsortes, in München beim Stadtrat, unter Vorlage der er­ forderlichen Nachweise, insbesondere über die bisherige elsaß-loth­ ringische Staatsangehörigkeit, dann Tag und Ort der Geburt, für sich und ihre Familienangehörigen um Einbürgerung nachsuchen. Soweit Personen der in Frage stehenden Art inzwischen die unmittelbare Reichsangehörigkeit (§ 33 Biff. 2 RStG.) erworben haben, können sie bei der Gemeindebehörde ihres nunmehrigen Niederlafsmlgsortes, in München beim Stadtrat, unter Vorlage der

*) Dieser von der Reichsregierung vertretenen Ansicht, die and) im Reichsentlastnngsgesetz vom 4. Juni 1923 § 11 und in der VO. über die Anslösung der Flüchtlingslager vorn 17. Dez. 1923 § 14 (beide Bestimmungen s. oben S. 72) zum Ausdruck kommt, hat fid) auch das OLG. Dresden mit Urteil vom 8. Juni 1925 (IW. 1926 S. 389) und schließlich das Reichsgericht mit Urteil vom 22. Febr. 1928 (E. 120 S. 198, IW. 1928 S. 1454, ZRpfl. 1928 S. 190) angeschlossen. Ebenso auch Schwalb, Zeitschr. s. Völkerrecht 1927 S. 57 ff. und IW. 1930 S. 1810 ff. Diese Gesetzesauslegung wird überwiegend mit sehr gewichtigen Gründen bekämpft, so hat das OLG. Celle mit Urteil vom 1. Febr. 1922 entschieden, daß eine mit einem Elsaß-Lothringer verheiratete Reichsdeutsche die Neichsangechörigkeit nicht verliert, wenn ihr Ehemann auf Grund des BersVertr. die französische Staatsangehörigkeit erwirbt, sondern daß sie un­ mittelbare Reichsangehörige wird, IW. 1922 S. 1459, ebenso das OLG. Darmstadt in dem vom RGer. aufgehobenen Urteil. Im Ergebnis ebenso Weck, IW. 1922 S. 1459 und 1928 S. 1454, ferner Schwartz, BayGemVZ. 1923 S. 513, Jsay, IW. 1929 S. 1541, Strupp, IW. 1929 S. 1557, Schätzel, Die elsaß-lothr. Staatsangehörigkeitsregeülrlg und das Völkerrecht, Berlin 1929.

140

III. Bayerische Vollzugsvorschriften.

vorbezeichneten Urkunden auch um Aufnahme in den bayerischen Staatsverband nachsuchen. Alle im Vorstehenden bezeichneten Gesuche sind mit größter Be­ schleunigung zu behandeln. Bei Prüfung der in § 8 des Gesetzes bezeichneten Voraussetzungen ist weitgehende Nachsicht zu gewähren. Im übrigen sind die Regierungen, K. d. I., mit Weisungen versehen, die weitere Erleichterungen in der Behandlung der Gesuche um Einbürgerung der vormaligen elsaß-lothringischen Staatsangehöri­ gen zulassen.

3. Bekanntmachung des Staatsministeriums des Innern betreffend den Nachweis der Staatsangehörigkeit von Aus­ ländsdeutschen. Vom 16. März 1921 Nr. 5604 b 18 (StAnz. Nr. 65).

Die Nachprüfung der Staatsangehörigkeitsverhältnisse von an­ geblich bayerischen Staatsangehörigen, die sich vor dem Inkrafttreten des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 22. Juli 1913 un­ unterbrochen länger als 10 Jahre in Rußland aufgehalten haben und für die daher die Vermutung spricht, daß sie die bayerische Staats­ angehörigkeit auf Grund des § 21 des Reichsgesetzes vom 1. Juni 1870 verloren haben, wird überall da auf Schwierigkeiten stoßen, wo die behauptete Eintragung in eine deutsche Konsulatsmatrikel nicht durch Matrikelauszüge usw. nachgewiesen werden kann. Da die früheren deutschen Konsulate in Rußland bisher noch nicht wieder in Tätigkeit getreten sind, so kann zur Zeit im allgemeinen auf deren Matrikelbücher nicht zurückgegriffen werden. Erreichbar sind einstweilen nur die Matrikelbücher der früheren deutschen Konsular­ behörden in Warschau, Riga und Reval, wo jetzt deutsche diploma­ tische Vertretungen bestehen. Im übrigen ist eine Auskunft über die Eintragung oder Nichteintragung in die Matrikel eines der früheren deutschen Konsulate in Rußland zunächst nur dadurch zu er­ langen, daß eine dienstliche Äußerung der mit der Matrikelführung früher betrauten Beamten herbeigeführt wird. Auf Antrag wird den Beteiligten vom Auswärtigen Amt in Form einer schriftlichen Bestätigung mitgeteilt, daß sie als Deutsche, oder, wenn die Unterlagen dazu ausreichen, als Angehörige eines bestimmten deutschen Landes in der Matrikel eines deutschen Kon­ sulates verzeichnet sind, oder sie werden davon benachrichtigt, daß die Matrikel des von ihnen angegebenen früheren deutschen Kon­ sulats beim Auswärtigen Amt nicht ausbewahrt wird, daß das Matrikelbuch zur Zeit auch sonst nicht zugänglich ist, und daß ihnen infolgedessen eine Abschrift aus der Matrikel über ihre Eintragung jetzt nicht erteilt werden kann. Nötigenfalls muß versucht werden, durch Ermittelungen im In­ land eine möglichste Klärung der Staatsangehörigkeitsverhältnisse

Min.-Bekanntmachullgen.

141

der in Rede stehenden Ausländsdeutschen herbeizuführen. Letzten Endes wird es der Entscheidung derjenigen Stellen, gegenüber denen der Nachweis der deutschen Reichsangehörigkeit zu erbringen ist, zu überlassen sein, ob sie die etwa beschafften Unterlagen als aus­ reichend anerkennen wollen oder nicht. Zur Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen soll übrigens die Erteilung von förmlichen Staatsangehörigkeitsausweisen nicht erfolgen. (Vgl. MinE. vom 23. Juni 1920 Nr. 2084 d 12, StAnz. Nr. 146.) '

4. Bekanntmachung des Staatsministeriums des Innern betreffend den Nachweis der Staatsangehörigkeit von AuslandSdentschen. Vom 4. Mai 1921 Nr. 5604 b 30 (StAnz. Nr. 105).

Nach Anzeige des deutscheil Überleitungskommissars für die innere und allgemeine Verwaltung in Posen nehmen inlälldische Be­ hörden zur Feststellung der Staatsangehörigkeitsverhältnisse von Personen, die früher in dem jetzt polnischen Gebiet der Provinz Posen gewohnt haben, häufig seine Vermittlung in Anspruch. Da nunmehr in Posen ein deutsches Konsulat errichtet worden ist, sind künftig derartige Ersuchen unmittelbar an dieses, und zwar unter der Ortsbezeichnung „Pozilan" zu richten. Da jetzt ailch für Georgien eine deutsche diplomatische Ver­ tretung, und zwar in Tiflis besteht, ist die Bekanntmachung vom 16. März 1921 Nr. 5604 b 18 (StAnz. Nr. 65 Zeile 14 von oben) durch Hinzusetzung des Wortes „Tiflis" zu ergänzen.

5. Bekanntmachung des Staatsministeriums des Jnuern über die Wiedereiubürgeruug im Jnlande lebender ehem. Deutscher. Vom 9. April 1923 Nr. 4004 b 4 (StAnz. Nr. 83).

Die Einbürgerung einer großen Anzahl jetzt in Deutschland lebender ehem. Deutscher, die durch den Vertrag von Versailles ihre deutsche Staatsallgehörigkeit verloren haben und nicht oder nicht mehr in der Lage sind, für Deutschland zu optieren, ist auf Grund des § 8 des R.u.StAG. llicht möglich, da sie wegen Wohnungsnot oder aus anderen Gründen eine neue Erwerbsstellung und damit eine Niederlassung im Jnlande bisher nicht begründen konnten, sondern vielfach in Flüchtlingslager ausgenommen werden mußten. In gleicher Lage sind ehemalige Deutsche, die während oder nach Ende des Krieges aus dem Auslande nach Deutschland znrückgekehrt

142

III. Bayerische Vollzugsvorschriften.

sind. Dagegen besteht gegen die Anwendung des § 13 R.u.StAG. auf solche Personen im Einverständnisse mit dem Reichsmin. des Innern kein Bedenken, soferne die sonstigen Voraussetzungen ge­ geben sind. Soweit es sich um die Wiedereinbürgerung im Jnlande leben­ der ehem. Deutscher handelt, die durch den Vertrag von Versailles ihre deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben, hat das Aus­ wärtige Amt allgemein auf die Erhebung von Bedenken verzichtet. Das gleiche gilt für im Jnlande lebende Personen, die von solchen ehem. Deutschen abstammen oder an Kindes Statt angenommen wor­ den sind. Die im § 13 a. a. O. vorgeschriebene Mitteilung an den Reichskanzler (jetzt Ausw. Amt) kann daher in diesen Fällen unterbleiben. In allen übrigen Fällen, in denen der Verlust der Reichsangehörigkeit aus anderen Gründen eingetreten ist oder wo es sich um die Wiedereinbürgerung im Auslande lebender ehem. Deutscher handelt, muß diese Mitteilung jedoch nach wie vor er­ folgen.

6. Bekanntmachung des Staatsministeriums des Inner« über die Staatsangehörigkett von belgischen Ehefrauen deutscher ReichsangehSriger. Vom 6. August 1923 Nr. 4014 a 4 (MABl. S. 68).

Nach dem belgischen Gesetze vom 15. Mai 1922 über den Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit verlieren die belgische Staats­ angehörigkeit Frauen, welche einen Ausländer heiraten, wenn sie auf Grund des ausländischen Gesetzes die Staatsangehörigkeit ihres Mannes erwerben, sowie unter der gleichen Voraussetzung jene Ehe­ frauen, deren Mann freiwillig eine ausländische Staatsangehörigkeit erwirbt. Jedoch kann sich in beiden Fällen die Frau, falls sie belgischer Abstammung ist, die belgische Staatsangehörigkeit durch eine vor dem Standesbeamten ihres Wohnsitzes in Belgien oder vor den belgischen Gesandtschafts- und Konsularbehörden im Ausland abgegebene Erklärung erhalten; die Erklärung muß erfolgen inner­ halb eines Zeitraumes von 6 Monaten, gerechnet von dem Tage der Verheiratung oder von dem Tage, an dem der Ehemann die belgische Staatsangehörigkeit verloren hat. Nach Nummer V der Übergangsbestimmungen des genannten Gesetzes konnten Ehefrauen belgischer Abstammung, bei denen der Verlust der belgischen Staats­ angehörigkeit aus den oben angeführten Gründen bei Inkrafttreten des Gesetzes bereits eingetreten war, ihre belgische Staatsangehörig­ keit wieder gewinnen, wenn sie die erwähnte Erklärung innerhalb eines Zeitraumes von 6 Monaten nach Inkrafttreten des Gesetzes abgaben. Von der aus dieser Übergangsbestimmung sich ergebenden Befugnis haben wohl alle in Belgien und auch sehr viele außerhalb

Min.-Bekanntmachungen.

143

Belgiens wohnhafte Ehefrauen belgischer Abstammung, die durch die Eheschließung mit Deutschen die Reichsangehörigkeit erworben haben, Gebrauch gemacht, um bessere Aussichten für die Freigabe ihres be­ schlagnahmten Vermögens zu haben. Aus dem gleichen Grunde wer­ den voraussichtlich auch in Zukunft Belgierinnen, die mit Deutschen die Ehe eingehen, die zur Erhaltung der belgischen Staatsangehörig­ keit erforderliche Erklärung abgeben. Der Wiedererwerb der belgischen Staatsangehörigkeit auf Grund der vorerwähnten Bestimmungen bewirkt regelmäßig nicht den Ver­ lust der Reichsangehörigkeit (RStAG. §§ 25, 18). Diese Personen besitzen daher sowohl die deutsche als die belgische Staatsangehörig­ keit. Daraus ergibt sich, derß ihnen Ansprüche auf etwaige Renten und Pensionen, deren Auszahlung von der Fortdauer der Reichs­ angehörigkeit abhängig ist, ungeachtet des Wiedererwerbs der bel­ gischen Staatsangehörigkeit erhalten bleiben.

7. Bekanntmachung der StaatSmtntsterien für Soziale Fürsorge und des Innern an die Bezirksverwaltnngsbehörden und die Orts- und Bezirksfürsorgestellen für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene betreffend Nachweis der deutschen Reichsangehörigkeit Bersorgungsberechtigter. Vom 30. Januar 1924 Nr. 2704 a 2 (StAnz. Nr. 28). Den Ersuchen der Versorgungsämter um Bestätigung der Staats­ angehörigkeit deutscher Kriegsbeschädigter oder Kriegshinterbliebe­ ner, die zur Erlangung von Versorgungsgebührnissen den Besitz der Staatsangehörigkeit in einem der deutschen Länder nachzuweisen haben, ist im Weg einfachen Schriftwechsels kostenlos nachzukommen. Die Fürsorgestellen wollen die Versorgungsberechtigten in ge­ eigneten Fällen entsprechend belehren.

8. Bekanntmachung des StaatsministeriumS des Innern über die Manische Staatsangehörigkeit. Vom 28. April 1924 (MABl. S. 92). Als litauische Staatsangehörige sind in Deutschland nur die­ jenigen Personen anzusehen, die im Besitz eines gültigen litauischen Auslandspasses sind und bei der litauischen Gesandtschaft oder bei den zuständigen Konsulaten als in Deutschland wohnend gemeldet sind.

144

III. Bayerische Bollzugsvorschristen.

Alle außerhalb Litauens wohnenden Personen, die ihre etwai­ gen Rechte auf die litauische Staatsangehörigkeit bis zum 1. Jan. 1923 bei den Litauischen Vertretungen nicht geltend gemacht haben, sind nach dem litauischen Gesetze dieser Rechte verlustig gegangen und werden von der Litauischen Regierung nicht mehr als litauische Staatsangehörige anerkannt. Insbesondere gelten nicht als litauische Staatsangehörige diejenigen in Deutschland wohnenden ehemaligen russischen Reichsangehörigen, die aus dem Gebiete des jetzigen litauischen Staates stammen und entweder einen alten russischen Paß, einen deutschen Oberostpaß oder einen von den deutschen Behörden mit dem Vermerke „Staatsangehörigkeit Litauen^ ausgestellten Per­ sonalausweis besitzen, jedoch weder bei der litauischen Gesandtschaft noch bei den litauischen Konsulaten die Feststellung ihrer Staats­ angehörigkeit und die Ausstellung eines litauischen Nationalpasses veranlaßt haben. Die völkerrechtliche Verpflichtung der litauischen Regierung, frühere litauische Staatsangehörige und solche frühere russische Reichsangehörige, die in dem heutigen litauischen Staatsgebiet hei­ matzuständig waren und jetzt staatlos sind, im Falle der Ausweisung nach Litauen zu übernehmen, wird hierdurch nicht berührt.

9. Bekanntmachung des Slaatsministertums des Innern über die Erhebung von Gebühren für die Ausstellung von Staatsangehörigkeitsaustveisen. Vom 19. September 1925 Nr. 4004 b 30 (StAnz. Nr. 217).

Nach den in Polen geltenden Bestimmungen müssen der An­ meldung von Aufwertungsansprüchen für gewisse Obligationen Ur­ kunden über die Staatsangehörigkeit des Hinterlegers bezw. der Person, die am 21. Mai 1924 Eigentümerin der Obligation war, beigefügt werden. Staatsangehörigkeitsausweise, deren Ausstellung zu diesem Zwecke beantragt wird, sind gebührenfrei auszustellen.

10. Bekanntmachung des StaatSministeriums des Innern über Staatsangehörigkeitsausweise. Vom 28. Oktober 1927 Nr. 4004 a 6 (StAnz. Nr. 251).

Nach Mitteilung der Direktion der Reichsdruckerei wird von den Bezirksverwaltungsbehörden bei Bestellungen von Staatsangehörig­ keitsausweisen außer dem Aufdrucke des Landeswappens häufig auch der Aufdruck des Siegels der ausstellenden Behörde gefordert. Da bei der Reichsdruckerei Druckstöcke für diese Siegelaufdrucke nicht vor­ handen sind, können solche Aufträge nur dann berücksichtigt werden, wenn bei der Bestellung die erforderlichen Druckstöcke gleichzeitig mit dem Druckmuster eingesandt werden........................................................

IV. Texte früherer Gesetze. 1. Bayerisches Jndigenatsedikt. (GBl. für das Königreich Bayern 1818 S. 141 ff.)

§ 1. Zum vollen Genusse aller bürgerlichen öffentlichen und Privatrechte in Bayern wird das Jndigenat erfordert, welches ent­ weder durch die Geburt, oder durch die Naturalisation erworben wird. § 2. Vermöge der Geburt steht jedem das bayerische Jndi­ genat zu, desseil Vater oder Mutter zur Zeit seiner Geburt die Rechte dieses Jndigenats besessen haben. § 3. Durch Naturalisation wird das Jndigenat erlangt: a) wenn eine Ausländerin einen Bayer heiratet; b) wenn Fremde in das Königreich einwandern, sich darin an­ sässig machen und die Entlassung aus dem fremden persönlichen Untertansverbande beigebracht haben; c) durch ein besonderes nach erfolgter Vernehmung des Staats­ rates ausgefertigtes Königl. Dekret. § 4. Durch den bloßen Besitz oder eine zeitliche Benützung liegender Gründe, durch Anlegung eines Handels, einer Fabrik, oder durch die Teilnahme an einem von beiden, ohne förmliche Nieder­ lassung und Ansässigmachung, werden die Indigenatsrechte nicht er­ worben. § S. Auf gleiche Weise können die Fremden, welche in Bayern sich aufhalten, um ihre wissenschaftliche, Kunst- oder industrielle Bildung zu erlangen, oder sich in Geschäften zu üben, oder welche sich in Privatdiensten befinden, ohne sich förmlich ansässig gemacht, oder eine Anstellung erlangt zu haben; oder solche Individuen, welche mit ihrem Domizil den an andere Souveräns übergegangenen Landesteilen angehören, vorbehaltlich der vertragsgemäßen Rück­ wanderung, auf die Rechte eines Einheimischen keine Ansprüche machen. § 6. Das erworbene Jndigenat geht verloren: 1. durch Erwerbung oder Beibehaltung eines fremden Jndi­ genats ohne besondere Königl. Bewilligung; 2. durch Auswanderung;*) 3. durch Verheiratung einer Bayerin mit einem Ausländer. *) Vgl. Anm. 12 zu § 31 RStG., oben S. 102. W oeb er-Fi sch er, Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetz. 5. Ausl.

10

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IV. Texte früherer Gesetze.

8 7. Das Jndigenat ist die wesentliche Bedingung, ohne welche man zu Kron-Oberhof-Ämtern oder Pfründen nicht gelangen, und ohne welche man das bayerische Staatsbürgerrecht nicht ausüben kann. 8 8. Nebst dem Jndigenat wird zu letzterem erfordert: a) die gesetzliche Volljährigkeit; b) die Ansässigkeit im Königreiche entweder durch den Besitz besteuerter Gründe, Renten oder Rechte, oder durch Ausübung be­ steuerter Gewerbe, oder durch den Eintritt in ein öffentliches Amt; c) bei den Neueinwandernden ein Zeitverlauf von sechs Jahren, vorbehaltlich der zur Ausübung gewisser vorzüglicher staatsbürger­ licher Rechte in konstitutionellen Gesetzen enthaltenen besonderen Be­ stimmungen. 8 9» Nur derjenige Bayer, welcher den oben bemerkten Be­ dingungen Genüge geleistet hat, erhält den politischen Stand eines Staatsbürgers im Königreiche und die verfassungsmäßige Teilnahme an der Ständeversammlung. 8 10. Das Staatsbürgerrecht geht verloren: 1. mit dem Jndigenate; 2. durch die ohne Königl. ausdrückliche Erlaubnis geschehene An­ nahme von Diensten oder Gehalten oder Pensionen oder Ehrenzeichen einer auswärtigen Macht, vorbehaltlich der ver­ wirkten besonderen Strafen; 3. durch den bürgerlichen Tod. 8 11 Diejenigen bayerischen Untertanen, welche mit ausdrück­ licher Königl. Erlaubnis in fremde Dienste getreten sind, bleiben ver­ pflichtet: a) in ihr Vaterland zurückzukehren, sobald sie entweder durch einen an sie gerichteten direkten Befehl oder durch die General­ verordnung zurückberufen werden; b) der fremden Macht, in deren Dienst sie übergehen wollen, den Diensteid nur unter dem Vorbehalte zu leisten, nie gegen ihr Vaterland zu dienen; c) auch ohne besondere Zurückberufung den fremden Dienst zu verlassen, sobald diese Macht in Kriegsstand gegen Bayern tritt. 8 12. Bayerische Untertanen können Besitzungen in einem anderen Staate haben und erwerben, auch an Handelsetablissements und Fabriken teilnehmen, wenn keine bleibende persönliche Ansässig­ keit in dem fremden Staate verbunden ist und es unbeschadet ihrer Untertanspflicht gegen das Königreich geschehen kann. 8 13. Auswärtige Untertanen können in dem Königreiche Bayern Grundeigentum gleich den Königlichen Untertanen besitzen. Sie unterliegen hierbei den Pflichten der Forensen. 8 14. Den Standesherren, welche sich ihren Aufenthalt in den zum Deutschen Bunde gehörenden oder mit demselben in Frieden lebenden Staaten wählen, bleiben alle durch die Königliche Dekla­ ration zugestandenen Rechte vorbehalten.

Reichsges. üb. d. Erwerb u. b. Verlust d. Bundes- u. Staatsangeh.

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8 IS. Sie jiiib dagegen wie jede andere Forensis gehalten aj alle nach den Gesetzen des Königreichs auf ihren Gütern haftenden Staatslasten und Verbindlichkeiten genau zu erfüllen; b) in Hinsicht auf diese Verbindlichkeit eine Stellvertretung und in Ansehung der Lehengüter einen Lehenträger aus bayerischen Untertanen anzuordnen; c) sie können sowohl von dem Fiskus als von den Königlichen Untertanen nicht nur in Real- sondern auch iu Personal-Klagsachen, insoweit die in Bayern gelegenen Güter einen zureichenden Exe­ kutionsgegenstand darbieten oder dafür angenominen werden wollen, vor den geeigneten Königlichen Gerichten belangt werden. In den übrigen Verhältnissen sind die Forensen als Fremde zu behandeln. 8 16. Den Fremden wird in dem Königreiche die Ausübung derjenigen bürgerlichen Privatrechte zugestanden, die der Staat, zu welchem ein solcher Fremder gehört, den Königlichen Untertanen zugesteht. 8 17. Werdeu in einem auswärtigen Staate durch Gesetze oder besondere Verfügungen entweder Fremde im allgemeinen oder baye­ rische Untertanen insbesondere von den Vorteilen gewisser Privat­ rechte ausgeschlossen, welche nach den allda geltenden Gesetzen den Einheimischen zustehen, so ist gegen die Untertanen eines solchen Staats derselbe Grundsatz anzuwenden. § 18. Zur Ausübung eines solchen Retorsionsrechtes muß alle­ zeit die besondere Königliche Genehmigung erholt werden. § 19. Fremde, welche mit Königlicher Erlaubnis in dem König­ reiche sich aufhalten, genießen alte bürgerlichen Privatrechte, so­ lange sie allda zu wohnen fortfahren und jene Erlaubnis nicht zu­ rückgenommen ist.

2. Reichsgesetz über die Erwerbung und den Verlust der Bnndes- und Staatsangehörigkeit. Vom 1. Juni 1870 in der Fassung des EG. BGB. 8 1. Die (Bundes-)Reichsangehörigkeit wird durch die Staats­ angehörigkeit in einem Bundesstaate erworben und erlischt mit deren Verlust. 8 2. Die Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaate wird fort­ an nur begründet: 1. durch Abstammung (§ 3); 2. durch Legitimation (§ 4), 3. durch Verheiratung (§ 5), 4. für einen (Norddeutschen) Deutschen durch Auf-l nähme und S (§§ 6ff.) o. für einen Ausländer durch Naturalisation J Die Adoption hat für sich allein die Wirkung nicht.

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IV. Texte früherer Gesetze.

8 3. Durch die Geburt, auch wenn diese im Ausland erfolgt, erwerben eheliche Kinder eines (Norddeutschen) Deutschen die Staats­ angehörigkeit des Vaters, uneheliche Kinder einer (Norddeutschen) Deutschen die Staatsangehörigkeit der Mutter. 8 4. Ist der Vater eines unehelichen Kindes ein (Nord­ deutscher) Deutscher und besitzt die Mutter nicht die Staatsange­ hörigkeit des Vaters, so erwirbt das Kind durch eine den gesetzlichen Bestimmungen gemäß erfolgte Legitimation die Staatsangehörigkeit des Vaters. 8 5. Die Verheiratung mit einem (Norddeutschen) Deutschen begründet für die Ehefrau die Staatsangehörigkeit des Mannes. 8 6 Die Aufnahme, sowie die Naturalisation (§ 2 Nr. 4 und 5) erfolgt durch eine von der höheren Verwaltungsbehörde ausge­ fertigte Urkunde. 8 7. Die Aufnahme-Urkunde wird jedem Angehörigen eines anderen Bundesstaats erteilt, welcher um dieselbe nachsucht und nachweist, daß er in dem Bundesstaate, in welchem er die Aufnahme nachsucht, sich niedergelassen habe, sofern kein Grund vorliegt, wel­ cher nach den §§ 2 bis 5 des Gesetzes über die Freizügigkeit vom 1. November 1867 (Bundesgesetzbl. S. 55) die Abweisung eines Neu­ anziehenden oder die Versagung der Fortsetzung des Aufenthaltes rechtfertigt. 8 8. Die Naturalisations-Urkunde darf Ausländern nur dann erteilt werden, wenn sie 1. nach den Gesetzen ihrer bisherigen Heimat dispositionsfähig sind, es sei denn, daß der Mangel der Dispositionsfähigkeit durch die Zustimmung des Vaters, des Vormundes oder Kura­ tors des Aufzunehmenden ergänzt wird; 2. einen unbescholtenen Lebenswandel geführt haben; 3. an dem Orte, wo sie sich niederlassen wollen, eine eigene Woh­ nung oder ein Unterkommen finden; 4. an diesem Orte nach den daselbst bestehenden Verhältnissen sich und ihre Angehörigen zu ernähren imstande sind. Bor Erteilung der Naturalisations-Urkunde hat die höhere Verwaltungsbehörde die Gemeinde, bzw. den Armenverband des­ jenigen Ortes, wo der Auszunehmende sich niederlassen will, in Be­ ziehung auf die Erfordernisse unter Nr. 2, 3 und 4 mit ihrer Er­ klärung zu hören. 8 s Eine von der Regierung oder von einer Zentral- oder höheren Verwaltungsbehörde eines Bundesstaates vollzogene oder bestätigte Bestallung für einen in den unmittelbaren oder mittel­ baren Staatsdienst oder in den Kirchen-, Schul- oder Kommunal­ dienst aufgenommenen Ausländer oder Angehörigen eines anderen Bundesstaates vertritt die Stelle der Naturalisations-Urkunde, bzw. Aufnahme-Urkunde, sofern nicht entgegenstehender Vorbehalt in der Bestallung ausgedrückt wird.

Reichsgej.üb. d. Erwerb u. d. Verlust d. Bundes- u. Ltaatsangeh.

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Ist die Anstellung eines Ausländers im Bundesdieust ersolgt, jo erwirbt der Angestellte die Staatsangehörigkeit in demjenigell Bundesstaate, in welchem er seinen dienstlichen Wohnsitz hat. 8 10* Die Naturalisations-Urkunde, bzw. Ausnahme-Urkunde, begründet mit dem Zeitpunkte der Aushändigung alle mit der Staatsangehörigkeit verbundenen Rechte und Pflichten. 8 11. Die Verleihung der Staatsangehörigkeit erstreckt sich, insofern nicht dabei eine Ausnahme gelnacht wird, zugleich auf die Ehefrau und auf diejenigen minderjährigen Kinder, deren gesetzliche Vertretung dem Aufgenommeneu oder Naturalisierten kraft elter­ licher Gewalt zusteht. Ausgenommen sind Töchter, die verheiratet oder verheiratet gewesen sind. 8 12. Der Wohnsitz innerhalb eines Bundesstaates begründet für sich allein die Staatsangehörigkeit nicht. § 13. Die Staatsangehörigkeit geht fortan nur verloren: 1. durch Entlassung auf Antrag (§§ 14ff.); 2. durch Ausspruch der Behörde (§§ 20 uud 22); B. durch zehnjährigen Aufenthalt im Auslande*) (§ 21); 4 . bei unehelichen Kindern durch eine den gesetzlichen Bestiulmmlgen gemäß erfolgte Legitimation, wenn der Vater einem anderen Staate angehört als die Mutter; 5 . bei einer (Norddeutschen) Deutschen durch Verheiratung mit dem Angehörigen eines anderen Bundesstaates oder mit einem Ausländer. 8 14. Die Entlassung wird durch eine von der höheren Ver­ waltungsbehörde des Heimatstaates ausgesertigte Entlassungs-Ur­ kunde erteilt. 8 14 a. Die Entlassung eines Staatsangehörigen, der unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft steht, kann von dem gesetz­ lichen Vertreter nur mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts beantragt werden. Die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts ist nicht erforder­ lich, wenn der Vater oder die Mutter die Entlassung für sich und zugleich kraft elterlicher Gewalt für ein Kind beantragt. Erstreckt sich der Wirkungskreis eines der Mutter bestellten Beistandes aus die Sorge für die Person des Kindes, so bedarf die Mutter in einem solchen Falle der Genehmigung des Beistandes zu dem Antrag aus Entlassung des Kindes. 8 15. Die Entlassung wird jedem Staatsailgehörigen erteilt, welcher uachweist, daß er in einem anderen Bundesstaate die Staats­ angehörigkeit erworben hat. In Ermangelung dieses Nachweises darf sie nicht erteilt werden: 1. Wehrpflichtigen, welche sich in dem Alter vom vollendeten siebenzehnten bis zum vollendeten fünsundzwauzigsten Lebens­ jahre befinden, bevor sie ein Zeugnis der Kreis-Ersatzkom-

*) Vgl. hierzu Aum. 5 zu § 31 RStG., oben S. 101.

150

IV. Texte früherer Gesetze.

Mission darüber beigebracht haben, daß sie die Entlassung nicht bloß in der Absicht nachsuchen, um sich der Dienstpflicht im stehenden Heere oder in der Flotte zu entziehen; 2. Militärpersonen, welche zum stehenden Heere oder zur Flotte gehören, Offizieren des Beurlaubtenstandes und Beamten, be­ vor sie aus dem Dienst entlassen sind; 3. den zur Reserve des stehenden Heeres und zur Landwehr, so­ wie den zur Reserve der Flotte und zur Seewehr gehörigen und nicht als Offizieren angestellten Personen, nachdem sie zum aktiven Dienst einberufen worden sind. 8 16. sAufgehoben durch Z 9 d. G. v. 22. April 1871 (RGBl. S. 89).] § 17. Aus anderen Gründen als aus den in den §§ 15 und 16 bezeichneten darf in Friedenszeiten die Entlassung nicht verweigert werden. Für die Zeit eines Krieges oder einer Kriegsgefahr bleibt dem Bundespräsidenten der Erlaß besonderer Anordnungen Vor­ behalten. 8 18. Die Entlassungs-Urkunde bewirkt mit dem Zeitpunkte der Aushändigung den Verlust der Staatsangehörigkeit. Die Entlassung wird unwirksam, wenn der Entlassene nicht binnen sechs Monaten vom Tage der Aushändigung der Entlas­ sungs-Urkunde an seinen Wohnsitz außerhalb des Bundesgebietes verlegt oder die Staatsangehörigkeit in einem anderen Bundesstaate erwirbt. § 19. Die Entlassung erstreckt sich, insofern nicht dabei eine Ausnahme gemacht wird, zugleich auf die Ehefrau und auf diejeni­ gen Kinder, deren gesetzliche Vertretung dem Entlassenen kraft elter­ licher Gewalt zusteht. Diese Vorschrift findet keine Anwendung auf Töchter, die ver­ heiratet sind oder verheiratet gewesen sind, sowie auf Kinder, die unter der elterlichen Gewalt der Mutter stehen, falls die Mutter zu dem Anträge auf Entlassung der Kinder nach § 14 a Abs. 2 Satz 2 der Genehmigung des Beistandes bedarf. 8 20. (Norddeutsche) Deutsche, die sich im Auslande aufhalten, können ihrer Staatsangehörigkeit durch einen Beschluß der Zentral­ behörde ihres Heimatstaates verlustig erklärt werden, wenn sie im Falle eines Krieges oder einer Kriegsgefahr einer durch das Bundes­ präsidium für das ganze Bundesgebiet anzuordnenden ausdrücklichen Aufforderung zur Rückkehr binnen der darin bestimmten Frist keine Folge leisten. § 21.*) (Norddeutsche) Deutsche, welche das Bundesgebiet ver­ lassen und sich zehn Jahre lang ununterbrochen im Auslande auf­ halten, verlieren dadurch ihre Staatsangehörigkeit. Die vorbezeich­ nete Frist wird von dem Zeitpunkte des Austritts aus dem Bundes­ gebiete, oder toenit der Austretende sich im Besitz eines Reisepapieres *) Vgl. hierzu Anm. 5 zu 8 31 RStG., oben S. 101.

Reichsges. üb. d. Erwerb u. d. Verlust d. Bundes- u. Staatsangeh.

151

oder Heimatscheines befindet, von dem Zeitpunkte des Ablaufs dieser Papiere an gerechnet. Sie wird unterbrochen durch die Eintragung in die Matrikel eines Bundeskonsulats. Ihr Lauf beginnt von neuem mit dem auf die Löschung in der Matrikel folgenden Tage. Der hiernach eingetretene Verlust der Staatsangehörigkeit er­ streckt sich zugleich auf die Ehefrau und auf diejenigen Kinder, deren gesetzliche Vertretung dem Ausgetretenen kraft elterlicher Gewalt zusteht, soweit sich die Ehefrau oder die Kinder bei dem Ausgetrete­ nen befinden. Ausgenommen sind Töchter, die verheiratet sind oder verheiratet gewesen sind. Für (Norddeutsche) Deutsche, welche sich in einem Staate des Auslandes mindestens fünf Jahre lang ununterbrochen aufhalten und in demselben zugleich die Staatsangehörigkeit erwerben, kann durch Staatsvertrag die zehnjährige Frist bis auf eine fünfjährige vermindert werden, ohne Unterschied, ob die Beteiligten sich im Be­ sitze eines Reisepapiers oder Heimatscheines befinden oder nicht. (Norddeutschen^ Deutschen, welche ihre Staatsangehörigkeit durch zehnjährigen Aufenthalt im Auslande verloren und keine andere Staatsangehörigkeit erworben haben, kann die Staatsangehörigkeit in dem früheren Heimatstaate wieder verliehen werden, auch ohne daß sie sich dort niederlassen. (Norddeutsche) Deutsche, welche ihre Staatsangehörigkeit durch zehnjährigen Aufenthalt im Auslande verloren haben und demnächst in das Gebiet des (Norddeutschen Bundes) Deutschen Reichs zurück­ kehren, erwerben die Staatsangehörigkeit in demjenigen Bundes­ staate, in welchem sie sich niedergelassen haben, durch eine von der höheren Verwaltungsbehörde ausgefertigte Aufnahme - Urkunde, welche auf Nachsuchen ihnen erteilt werden muß. 8 22. Tritt ein (Norddeutscher) Deutscher ohne Erlaubnis seiner Regierung in fremde Staatsdienste, so kann die Zentralbehörde seines Heimatstaates denselben durch Beschluß seiner Staatsange­ hörigkeit verlustig erklären, wenn er einer ausdrücklichen Aufforde­ rung zum Austritte binnen der darin bestimmten Frist keine Folge leistet. 8 23. Wenn ein (Norddeutscher) Deutscher mit Erlaubnis seiner Regierung bei einer fremden Macht dient, so verbleibt ihm seine Staatsangehörigkeit. 8 24. Die Erteilung von Aufnahme-Urkunden und in den Fäl­ len des § 15 Abs. 1 von Entlassungs-Urkunden erfolgt kostenfrei. Für die Erteilung von Entlassungs-Urkunden in anderen als den im § 15 Abs. 1 bezeichneten Fällen darf an Stempelabgaben und Ausfertigungsgebühren zusammen nicht mehr als höchstens ein Taler erhoben werden. § 25. Für die beim Erlasse dieses Gesetzes im Auslande sich aufhaltenden Angehörigen derjenigen Bundesstaaten, nach deren Ge­ setzen die Staatsangehörigkeit durch einen zehnjährigen oder länge-

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IV. Texte früherer Gesetze.

ren Aufenthalt im Auslande verloren ging, wird der Lauf dieser Frist durch dieses Gesetz nicht unterbrochen. Für die Angehörigen der übrigen Bundesstaaten beginnt der Lauf der im § 21 bestimmten Frist mit dem Tage der Wirksamkeit dieses Gesetzes. 8 26. Alle diesem Gesetze zuwiderlaufenden Vorschriften wer­ den aufgehoben. 8 27. Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1871 in Kraft.

V. Reichsgesetz gegen die Steuerflucht. Born 26. Juli 1918, RGBl. S. 951; in Kraft getreten 14. Aug. 1918.

lAuszug., 8 22 Abs. I. Wer als Steuerpflichtiger seinen dauernden Aufenthalt im Jnlande aufgibt, ohne die im § 4 vorgeschriebene Anzeige zu erstatten oder die ihm nach § 5 obliegende Verpflichtung zur Sicherheits­ leistung zu erfüllen, wird wegen Steuerflucht mit Gefängnis nicht unter 3 Monaten und mit Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte be­ straft; daneben ist auf eine Geldstrafe bis zu 100 000 Mk. zu er­ kennen.

8 23.*) 1 Angehörige des Deutschen Reiches, die nach Maßgabe, des § 22 rechtskräftig verurteilt siud, tönnen ihrer Staatsangehörigkeit durch Beschluß der Zentralbehörde des Bundesstaates, in dem sie die Staatsangehörigkeit besitzen, verlustig erklärt werden. Gehören sie mehreren Bundesstaaten an, so verlieren sie durch den Beschluß die Staatsangehörigkeit in allen Bundesstaaten. n Der Verlust der Staatsangehörigkeit erstreckt sich, sofern nicht in der Erklärung nach Abs. 1 Satz 1 ein Vorbehalt gemacht ist, zu­ gleich auf die Ehefrau, sofern sie nicht dauernd von ihrem Ehe­ mann getrennt lebt, und auf diejenigen Kinder, deren gesetzliche Ver­ tretung dem Ausgeschiedenen kraft elterlicher Gewalt zusteht. Ausgeilommen sind die Töchter, die verheiratet sind oder verheiratet ge­ wesen sind.

8 24. Die Landespolizeibehörden sind befugt, Personen, welche ge­ mäß § 23 die deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben..........., aus dem Reichsgebiete zu verweisen.

8 30. Das Gesetz tritt außer Kraft.... mit dem Schluß des dritten Jahres nach Ablauf des Jahres, in dem der Krieg mit allen Groß­ mächten beendet ist.**)

♦) Siehe hierzn §§ 27—29 RStG. und die Anmerkungen dort­ selbst, oben S. 94 ff. **) Das Gesetz ist demnach am 31. Dez. 1923 außer Kraft ge­ treten.

VI. Baneroft-Vertrag zwischen Bayern und den Vereinigten Staaten. Vom 26. Mai 1868 (Reg.-Bl. 1868 S. 2153 ff.)*)

lAuszug.) Artikel I. 1 Angehörige des Königreichs Bayern, welche naturalisierte Staatsangehörige der Bereinigten Staaten von Amerika geworden sind und fünf Jahre lang ununterbrochen in den Ber­ einigten Staaten zugebracht haben, sollen von Seite Bayerns als amerikanische Angehörige erachtet und als solche behandelt werden. H Ebenso sollen Staatsangehörige der Bereinigten Staaten von Amerika, welche naturalisierte Angehörige des Königreichs Bayern geworden sind und fünf Jahre lang ununterbrochen in Bayern zu­ gebracht haben, von den Vereinigten Staaten als Angehörige Bay­ erns erachtet und als solche behandelt werden. in Die bloße Erklärung der Absicht, Staatsangehöriger des einen oder des anderen Teiles werden zu wollen, soll in Beziehung auf keinen der beiden Teile die Wirkung der Naturalisation haben.

Artikel II. Ein naturalisierter Angehöriger des einen Teils soll bei etwaiger Rückkehr in das Gebiet des andern Teils wegen einer, nach den Ge­ setzen des letzteren mit Strafe bedrohten Handlung, welche er vor feiner Auswanderung verübt hat, zu Untersuchung und Strafe ge­ zogen werden können, sofern nicht nach den bezüglichen Gesetzen seines ursprünglichen Vaterlandes Verjährung oder sonstige Straf­ losigkeit eingetreten ist. Artikel III. Der Vertrag zwischen dem Königreiche Bayern einerseits und den Vereinigten Staaten von Amerika andererseits, wegen der in gewissen Fällen zu gewährenden Auslieferung der vor der Justiz flüchtigen Verbrecher, welcher am 12. September 1853 abgeschlossen worden ist, bleibt unverändert bestehen.

♦) S. oben Anm. 2 zu 8 36.

VI.Bancroft-Bertrag zwischen Bayern u. d. Bereinigten Staaten.

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Artikel IV. i Wenn ein in Amerika naturalisierter Bayer sich wieder in Bayern niederläßt, ohne die Absicht nach Amerika zurückzukehren, so soll er als auf seine Naturalisation in den Bereinigten Staaten Verzicht leistend erachtet werden. H Ebenso soll ein in Bayern naturalisierter Amerikaner, wenn er sich wieder in den Bereinigten Staaten niederläßt, ohne die Ab­ sicht nach Bayern zurückzukehren, als auf seine Naturalisation Ver­ zicht leistend erachtet werden. in Der Verzicht auf die Rückkehr kann als vorhanden angesehen werden, wenn der Naturalisierte des einen Teils sich länger als zwei Jahre in dem Gebiete des anderen Teils aufhält.

VII. Uebersicht über die wesentlichsten Gründe für den Erwerb und den Verlust der Staatsangehörigkeit in Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Oesterreich, Ungarn, Rntzland, der Schweiz, Spanien, den Bereinigten Staaten von Amerika, Argentinien, Brasilien, Mexiko, Japan.*) I. Erwerbsgründe.

1. Erwerb durch Abstammung von einem Staatsangehörigen (Jus sanguinis).

Belgien. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt int Ausland erfolgt, erwirbt das Kind eines belgischen Vaters oder, wenn der Vater

*) Auszugsweise abgedruckt aus der Reichstagsdrucksache 13. Le­ gislaturperiode I. Session 1912 Nr. 6 (Entw. des RGSt. nebst Be­ gründung). Diese Übersicht gibt den internationalen Rechtszustand vom Jahre 1912 wieder. Inzwischen sind mehrere neue Staaten ent­ standen und die Gesetzgebung der alten Staaten hat sich, wenn auch nicht in den großen Grundlinien, so doch in wichtigen Einzel­ fragen, vielfach geändert; die Übersicht entspricht daher nur mehr teilweise den zur Zeit geltenden Vorschriften der ausländischen Staa­ ten, kann aber, auch soweit sie überholt ist, heute noch mit Nutzen herangezogen werden, soweit zur Beurteilung eines Staatsangehö­ rigkeitsverhältnisses auf das vor dem Kriege geltende Recht zurück­ gegriffen werden muß. Eine neuere gute Zusammenstellung des internationalen Rechts­ zustandes gibt Magnus, Tabellen zum internationalen Recht, 2. Heft: Staatsangehörigkeitsrecht, Berlin 1926. Für die süd- und mittelamerikanischen Staaten vgl. Gläser, Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit in Hispano-Amerika, Leipzig 1930. Für die Staatsangehörigkeit der Bewohner der ehemaligen öster­ reichisch-ungarischen Monarchie ist heranzuziehen Kramer, Die Staatsangehörigkeit der Altösterreicher und Un­ garn nach den Friedensverträgen, Wien 1926.

I. Erwerbsgründe.

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staatlos ist, einer belgischen Mutter die belgische Staatsangehörigkeit. Ebenso das Kind eines ausländischen Vaters durch die Geburt nach Auslösung der Ehe, wenn die Mutter zur Zeit der Geburt Belgierin ist (Gesetz vom 8. Juni 1909, Artikel 1). Vgl. ferner Min.-Bek. vom 1. März 1923 (MABl. S. 17) über ukrainische Staatsangehörigkeit, vom 7. April 1923 (MABl. S. 26) über italienische Gesetzesbestimmungen, vom 2. Mai 1923 (MABl. S. 30) über amerikanische Gesetzesbestimmungen, vom 6. Aug. 1923 (MABl. S. 68) über die Staatsangehörigkeit von belgischen Ehe­ frauen deutscher Reichsangehöriger (abgedruckt oben S. 142), vom 23. Nov. 1923 (MABl. S. 79) über weißrussische Staatsangehörig­ keit, vom 28. April 1924 (MABl. S. 92) über die litauische Staats­ angehörigkeit (abgedruckt oben S. 143). Dann IW. 1925 S. 1235 über staatlose Russen, 1926 S. 405 über amerikanische Staatsangehörigkeit, 1926 S. 429 über rumänische Staatsangehörigkeit, 1929 S. 3455 über die Staatsangehörigkeit in Deutschland lebender Personen russisch-polnischer Herkunft. Neuere Staatsangehörigkeitsgesetze: Belgien vom 15. Mai 1922. China vom 18. Nov. 1912/31. Dez. 1914. Dänemark vom 18. April 1925. Danzig vom 30. Mai 1922. Estland vom 27. Okt. 1922. Frankreich vom 10. Aug. 1927 (dazu DIZ. 1928 S. 1299 ff., IW. 1928 S. 31, 1930 S. 96 ff., BBl. 1930 S. 213, ferner ME. vom 30. Jan. 1930 Nr. 4004 b 4 und vom 5. Juli 1930 Nr. 4004 b 5). Großbritannien vom 7. Aug. 1914/8 .Aug. 1918/4. Aug. 1922. Japan vom 15. März 1916/22. Juli 1924. Island vom 15. Juni 1926. Italien vom 28. Dez. 1919, 10. Sept. 1922, 14. Juni 1923, 10. und 31. Jan. 1926. Lettland vom 23. Aug. 1919. Litauen vom 16. Jan. 1919. Norwegen vom 8. Aug. 1924. Österreich vom 30. Juli 1925. Polen vom 20. Jan. 1920 (dazu ME. vom 17. Okt. 1930 Nr. 4004 b 52). Rumänien vom 23. Febr. 1924. Rußland vom 29. Okt. 1924. Schweden vom 23. Mai 1924. Tschechoslowakei vom 9. April 1920. Vatikanische Staatsangehörigkeit: Lateran-Vertrag vom 11. Februar 1929. Vereinigte Staaten vom 20. Juni 1922 und 2. Juni 1924.

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VII. Erwerb u. Verlust d. Staatsarig. in anderen Staaten.

Das unter 21 Jahre alte uneheliche Kind, dessen Abstammung durch Anerkennung oder Urteil festgestellt wird, folgt der Staats­ angehörigkeit des Elternteils, in Ansehung dessen die Feststellung zu­ erst erfolgt ist. Wird diese für beide Eltern gleichzeitig getroffen, so folgt das Kind der Staatsangehörigkeit des Vaters (a. a. O., Artikel 2).

Dänemark. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland erfolgt, erwirbt das eheliche Kind eines dänischen Vaters die dänische Staats­ angehörigkeit (Gesetz vom 19. März 1898 in der durch das Gesetz vom 23. März 1908 abgeänderten Fassung, § 1). Ebenso erwirbt das uneheliche Kind die dänische Staatsangehörigkeit, wenn die Mutter Dänin ist (a. a. O., § 7).

Frankreich. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland er­ folgt, erwirbt das eheliche Kind französischer Eltern die französische Staatsangehörigkeit. Das uneheliche Kind, dessen Abstammung während seiner Min­ derjährigkeit durch Anerkennung oder Urteil festgestellt wird, folgt der Staatsangehörigkeit des Elternteils, in Ansehung dessen die Feststellung zuerst erfolgt ist. Wird diese für beide Eltern gleich­ zeitig getroffen, so folgt das Kind der Staatsangehörigkeit des Vaters (Bürgerliches Gesetzbuch, Art. 8 Nr. 1, in der Fassung des Gesetzes vom 26. Juni 1889).

Großbritannien. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland er­ folgt, erwirbt das eheliche Kind und der eheliche Enkel eines Briten, der seinerseits die britische Staatsangehörigkeit (4 Geo. II c. 21, 8. 1, 2 und 13. Geo. III c. 21, s. 1 jnach Hätschel, Englisches Staats­ recht, in Marquardsens Handbuch 1905, S. 220]). Ein außerhalb der britischen Besitzungen geborenes Kind eines britischen Vaters darf nach erreichter Volljährigkeit eine Austritts­ erklärung abgeben (Naturalisationsakte 1870 s. 4).

Italien. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland er­ folgt, erwirbt das Kind eines Italieners die italienische Staatsan­ gehörigkeit (Bürgerliches Gesetzbuch vom 25. Juni 1865, Art. 4). Ebenso das uneheliche Kind einer Italienerin, solange der Vater (rechtlich) unbekannt ist (a. a. O., Art. 7).

Niederlande. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland er­ folgt, erwirbt das eheliche Kind niederländischer Eltern die nieder-

I. Erwerbsgründe.

159

ländische Staatsangehörigkeit. Ebenso das uneheliche Kind, wenn es von seiner niederländischen Mutter oder seinem niederländischen Vater anerkannt wird (Gesetz vom 12. Dezember 1892, Art. 1).

Österreich. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland erfolgt, erwirbt das eheliche Kind eines Österreichers die österreichische Staats­ angehörigkeit. Uneheliche Kinder erwerben die Staatsangehörigkeit der Mutter (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch §§ 28, 165).

Ungarn. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland er­ folgt, erwirbt das uneheliche Kind eines ungarischen Vaters und das uneheliche Kind einer ungarischen Mutter die ungarische Staats­ angehörigkeit (Gesetz vom 20. Dezember 1879, § 3).

Rußland. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland erfolgt, erwirbt das Kind eines Russen die Untertanenschaft (Sieber, Staatsbürgerrecht im internationalen Verkehre, Bd. 1 S. 190).

Schweiz. Der Besitz des Schweizerbürgerrechts hängt von dem eines Kantonsbürgerrechts, dies von dem eines Gemeindebürgerrechts ab (Bundesverfassung Art. 43, 44). Nach dem Rechte aller Kantone erwirbt das eheliche Kind eines schweizerischen Vaters durch Ab­ stammung, auch wenn die Geburt im Ausland erfolgt, das Schweizer­ bürgerrecht. Ebenso das uneheliche Kind, wenn die Mutter Schweizer­ bürgerin ist.

Spanien. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland er­ folgt, erwirbt das Kind spanischer Eltern die spanische Staats­ angehörigkeit (Verfassung vom 30. Juni 1876, Art. 1 Nr. 2, Bürger­ liches Gesetzbuch von 1888, Art. 17 Nr. 2).

Vereinigte Staaten von Amerika. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland er­ folgt, erwirbt das Kind, dessm Vater zur Zeit der Geburt ameri­ kanischer Bürger war, die amerikanische Staatsbürgerschaft, es sei denn, daß der Vater niemals seinen Wohnsitz in den Bereinigten Staaten gehabt hat (Revised Statutes section 1993).

Argentinien. Durch Abstammung erwirbt das im Ausland geborene Kind argentinischer Eltern die argentinische Staatsangehörigkeit, wenn es für diese optiert (Gesetz vom 1. Okt. 1869, Art. 1 Nr. 2, Art. 5).

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VIL Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

Brasilien. Durch Abstammung erwirbt das Kind eines Brasilianers die brasilianische Staatsangehörigkeit, wenn der Vater sich im Dienste der Republik im Auslande befindet (Verfassung vom 24. Februar 1891, Art. 69 Nr. 3; Verordnung vom 12. November 1902, Art. 1, 8 3). Wegen der im Ausland geborenen ehelichen Kinder eines bra­ silianischen Vaters oder unehelichen Kinder einer brasilianischen Mutter (Verfassung Art. 69 Nr. 2, Verordnung vom 12. November 1902, Art. 1,8 2) vgl. unten I Nr. 7.

Mexiko. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland er­ folgt, erwirbt das Kind mexikanischer Eltern die mexikanische Ztäa!sangehörigkeit (Gesetz vom 28. Mai 1886, Art. 1, Nr. I bis IV).

Japan. Durch Abstammung, auch wenn die Geburt im Ausland er­ folgt, erwirbt das Kind eines japanischen Vaters die japanische Staatsangehörigkeit. Ebenso das Kind einer japanischen Mutter, wenn der Vater unbekannt oder staatlos ist (Gesetz vom 15. März 1899, Art. 1 bis 3).

2. Erwerb durch Legitimation, Anerkennung usw. Belgien, Frankreich, Italien. Über die Anerkennung unehelicher Kinder vgl. oben I Nr. 1.

Dänemark. Die vorehelichen unmündigen (unter 18 Jahre alten) Kinder erwerben durch nachfolgende Ehe der unehelichen Mutter mit dem dänischen Vater die dänische Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 19. März 1898 in der durch das Gesetz vom 23. März 1908 abgeänderten Fassung, § 3 Abs. 2).

Niederlande. Die unehelichen Kinder erwerben durch Legitimation seitens ihrer niederländischen Eltern oder durch Anerkennung seitens eines niederländischen Elternteils die niederländische Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 12. Dezember 1892, Art. 1 a, c).

Österreich. Ein uneheliches Kind, dessen Mutter Ausländerin und Vater österreichischer Staatsangehöriger ist, erwirbt die österreichische Staatsangehörigkeit, wenn es von seinem Vater legitimiert wird und durch die Legitimation unter dessen väterliche Gewalt gelangt

161

I. Erwerbsgründe.

(5^eimatgesetz vom 3. Dezember 1863, §§ 2, 6; vgl. auch Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch § 161).

Ungarn. Ein uneheliches Kind, dessen Mutter Ausländerin ist, erwirbt die ullgarische Staatsangehörigkeit, wenn es von seinem ungarischen Vater legitimiert wird (Gesetz vom 20. Dezember 1879, §4).

Schweiz. Das durch nachfolgende Ehe legitimierte uneheliche Kind erhält das Schweizerbürgerrecht. Soweit in einzelnen Kantonen andere Arten der Legitimation eingesührt sind, haben diese die gleiche Wir­ kung (Bundesrechtliche Praxis. Vgl. Sieber, Staatsbürgerrecht im internationalen Verkehre, Bd. 1 S. 54).

Vereinigte Staaten von Amerika. Ein uneheliches Kind einer Ausländerin erhält das amerika­ nische Bürgerrecht infolge der Verheiratung der Mutter mit einem Amerikaner, sofern die Mutter durch die Heirat das Staatsbürger­ recht in den Vereinigten Staaten erwirbt (vgl. Sieber, Staats­ bürgerrecht im internationalen Verkehr, Bd. 1 S. 150).

Japan. Ein Ausländer erwirbt die japanische Staatsangehörigkeit, wenn er von einem Japaner adoptiert wird. Desgleichen das ausländische Kind, das von seinem japanischen Vater oder Mutter anerkannt wird. Zur Arrerkennung ist erforderlich, daß das Kind nach seinem Heimatrechte minderjährig und nicht die Ehefrau eines Ausländers ist (Gesetz vom 15. März 1899, Art. 5, Nr. 3, 4; Art. 6).

3. Erwerb durch Eheschließung. Belgien. Eine Ausländerin, die einen Belgier heiratet, erwirbt die bel­ gische Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 8. Juni 1909, Art. 5).

Dänemark. Eine Ausländerin, die einen Dänen heiratet, erwirbt die dänische Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 19. März 1898 in der durch das Gesetz vom 23. März 1908 abgeänderten Fassung, § 3 Abs. 1).

Frankreich. Eine Ausländerin, die einen Franzosen heiratet, erwirbt die französische Staatsangehörigkeit (Bürgerliches Gesetzbuch, Art. 12, in der Fassung des Gesetzes vom 26. Juni 1889). Woeber-Fischer, Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetz. 5. Ausl.

11

162

vil. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

Großbritannien. Eine verheiratete Frau soll als Untertan desjenigen Staates angesehen werden, dem ihr Ehemann als Untertan angehört (Natu­ ralisationsakte 1870, 8. 10 Nr. 1).

Italien. Eine Ausländerin, die einen Italiener heiratet, erwirbt die italienisch-»Staatsangehörigkeit (Bürgerliches Gesetzbuch vom 25. Juni 1865, Art. 9).

Niederlande. Eine Ausländerin, die einen Niederländer heiratet, erwirbt die niederländische Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 12. Dezember 1892, Art. 5 Abs. 1). Nach Auflösung der Ehe kann sie die niederländische Staats­ angehörigkeit dadurch aufgeben, daß sie diesen ihren Willen binnen Jahresfrist vorschriftsmäßig erklärt (a. a. O., Art. 9).

Österreich. Eine Ausländerin, die einen Österreicher heiratet, erwirbt die österreichische Staatsangehörigkeit (Hofkanzleidekrete vom 23. Fe­ bruar 1833 und vom 10. Juni 1835).

Ungarn. Eine Ausländerin, die einen Ungarn heiratet, erwirbt durch die Ehe die ungarische Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 20. De­ zember 1879, § 5).

Rußland. Eine Ausländerin, die einen Russen heiratet, erwirbt die russische Untertanenschaft (Gesetzbuch des russischen Reichs 1899, Art. 855).

Schweiz. Eine Ausländerin, die einen Schweizerbürger heiratet, erwirbt das Schweizerbürgerrecht (Bundesverfassung, Art. 54).

Spanien. Eine Ausländerin, die einen Spanier heiratet, erwirbt die spa­ nische Staatsangehörigkeit (Bürgerliches Gesetzbuch von 1888, "Art. 22).

Vereinigte Staaten von Amerika. Eine Ausländerin, die einen Bürger der Bereinigten Staaten heiratet und selbst rechtsgültig naturalisiert werden könnte, wird als Bürgerin der Bereinigten Staaten erachtet (Revised Statutes, s. 1904)*). *) Hierzu Min.-Bek. vom 2. Mai 1923, MABl. S. 30.

1. Erwerbsgründe.

163

Brasilien. Eine Ausländerin, die einen Brasilianer heiratet, erwirbt die brasilianische Staatsangehörigkeit (Verordnung vom 10. September 1860, Art. 2).

Mexiko.

Eine Ausländerin, die einen Mexikaner heiratet, erwirbt die mexikanische Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 28. Mai 1886, Art. 1 Nr. VI).

Japan.

Eure Ausländerin, die einen Japaner heiratet, erwirbt die japa­ nische Staatsangehörigkeit. Ein Ausländer, welcher eine Japanerin heiratet, erwirbt die japanische Staatsangehörigkeit, wenn er in das Stammhaus seiner Ehefrau ausgenommen wird (Gesetz vom 15. März 1899, Art. 5, Nr. 1, 2).

4. Erwerb durch Aufnahme (Naturalisation). Belgien. Eür Ausländer erwirbt durch Naturalisierung die belgische Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 8. Juni 1909, Art. 10). Sie wird von der gesetzgebenden Gewalt erteilt (Verfassung vom 7. Februar 1831, Art. 5) und zerfällt in die große und die gewöhnliche Naturalijatiou; durch die letztere werden nicht alle politischen Rechte er­ worben. Die große Naturalisation sann erlangen, wer 25 Jahre alt und verheiratet ist oder im Falle der Auflösung der Ehe ein oder mehrere eheliche Kinder besitzt sowie 10 Jahre (im Falle der Heirat mit einer Belgierin 5 Jahre) in Belgien gewohnt hat. Unverheiratete und Witwer ohne Kinder müssen 50 Jahre alt sein und 15 Jahre sich in Belgien aufgehalten haben. Ohne besondere Bedingung kann die große Naturalisation erteilt werden für hervorragende dem Staate geleistete Dienste (Gesetz vom 6. August 1881, Art. 2). Die gewöhnliche Naturalisation setzt ein Alter von 21 Jahren und 5 jährigen Aufenthalt in Belgien voraus (a. a. O. Art. 3). Die Naturalisation erstreckt sich auf die minderjährigen un­ verheirateten Kinder, doch können diese innerhalb eines Jahres nach der Volljährigkeit für ihre ursprüngliche Staatsangehörigkeit op­ tieren (Gesetz vom 8. Juni 1909, Art. 6). Die minderjährigen verheirateten Kinder eines in Belgien natu­ ralisierten Ausländers können durch eine entsprechende Erklärung die Wirkung der Naturalisation auf sich ausdehnen; für die Natu­ ralisation volljähriger Kinder eines Naturalisierten gelten erleich­ terte Bedingungen (Gesetz vom 6. Allgust 1881, Art. 4 noch insoweit in Kraft).

164

VII. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

Dänemark. Die dänische Staatsangehörigkeit kann durch Naturalisation nach Maßgabe des Grundgesetzes vom 28. Juli 1866, § 51 (d. h. nur durch Gesetz) erworben werden. Die Naturalisation eines Mannes erstreckt sich auf seine Ehefrau und seine unmündigen Kinder, sofern nicht im einzelnen Falle ein Vorbehalt gemacht wird (Gesetz vom 19. März 1898 in der durch das Gesetz vom 23. März 1908 abge­ änderten Fassung, § 4).

Frankreich. Ausländer können naturalisiert werden: 1. nach 3 jährigem, mit amtlicher Genehmigung begründetem Wohllsitz in Frankreich; 2. nach 10 jährigem ununterbrochenem Aufenthalt in Frankreich; 3. nach einjährigem, mit amtlicher Genehmigung begründetem Wohnsitz in Frankreich bei besonderen Verdiensten des Be­ werbers; 4. nach einjährigem, mit amtlicher Genehmigung begründetem Wohnsitz, wenn der Aufzunehmende eine Französin geheira­ tet hat. Die Naturalisation wird auf die Ehefrau und die volljährigen Kinder nur auf besondere Erklärung ausgedehnt; sie erstreckt sich von selbst auf die minderjährigen Kinder, doch können diese inner­ halb eines Jahres nach der Volljährigkeit die französische Staats­ angehörigkeit ablehnen (Bürgerliches Gesetzbuch, Art. 8 Nr. 5, Art. 12 Abs. 2, 3 in der Fassung des Gesetzes vom 26. Juni 1889).

Großbritannien. Ein Ausländer kann naturalisiert werden, wenn er mindestens 5 Jahre im Bereinigten Königreiche gewohnt hat oder im Staats­ dienst gewesen ist und beabsichtigt, weiter dort zu wohnen oder im Staatsdienst zu bleiben. Die Naturalisation erstreckt sich auf die Ehefrau und diejenigen Kinder, welche mit dem Vater oder der verwitweten Mutter ihren Wohnsitz seit ihrer Kindheit im Vereinigten Königreiche haben (Natu­ ralisationsakte 1870, s. 7, 10 Nr. 1, 5).

Italien. Die gewöhnliche Naturalisation wird durch Königliche Verord­ nung nach Befürwortung durch den Staatsrat erteilt, wenn der Auf­ zunehmende 1. sich 6 Jahre im Königreich oder in den italienischen Kolonien aufgehalten hat, oder 2. 4 Jahre dem Staate gedient hat, oder 3. sich 3 Jahre im Königreich oder in den italienischen Kolo­ nien aufgehalten hat, sofern er entweder mit einer Italienerin

I. Erwerbsgründe.

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verheiratet ist ober dem Lande hervorragende Dienste geleistet hat.*) Sie gewährt erst nach bestimmter Zeit den Genuß aller poli­ tischen Rechte. Daneben besteht die „große^ Naturalisation (durch Gesetz) und die kleinere Naturalisation (durch Kgl. Dekrete) nach Art. 10 des Bür­ gerlichen Gesetzbuches fort. Die Naturalisation erstreckt sich auf die Ehefrau und die min­ derjährigen Kinder, sofern sie ebenfalls ihren Wohnsitz im König­ reiche nehmen; doch können die Kinder nach ihrer Volljährigkeit für fremde Staatsangehörigkeit optieren (Bürgerliches Gesetzbuch, Art. 10; Gesetz vom 17. Mai 1906, Art. 1). Durch Dekret des Ministers des Innern kann die volle italie­ nische Staatsangehörigkeit verliehen werden: 1. den in Italien oder im Ausland geborenen Personen, die als minderjährige Kinder eines Vaters, der seine italienische Staats­ angehörigkeit verloren hat, selbst Ausländer geworden sind; 2. den in Italien oder im Ausland geborenen Kindern eines Vaters, der seine italienische Staatsangehörigkeit schon vor deren Geburt verloren hatte, sofern sie unterlassen haben, gemäß den Artikeln 5, 6, 11 binnen Jahresfrist nach ihrer Volljährigkeit für die italienische Staatsange­ hörigkeit zu optieren oder ausdrücklich für eine fremde Staats­ angehörigkeit optiert haben. Sie müssen erklären, in Italien Wohn­ sitz nehmen zu wollen (Auswanderungsgesetz vom 31. Januar 1901, Art. 36).

Niederlande. Ein Ausländer kann naturalisiert werden, wenn er 1. volljährig ist; 2. die niederländische Staatsangehörigkeit verloren oder während der letzten 5 Jahre seinen Wohnsitz oder Hauptaufenthalt in den Niederlanden gehabt hat. Die Staatsangehörigkeit kann auch aus Gründen öffentlichen In­ teresses ohne die oben erwähnten Voraussetzungen verliehen werden. Von fremden Staatsangehörigen kann der Nachweis verlangt werden, daß die Gesetzgebung ihres Heimatlandes ihrer Naturalisatiort fein fcinbetnis in den Weg legt (Gesetz vom 12. Dezember 1892, Die Naturalisation erstreckt sich auf die Ehefrau und die Kinder; doch können letztere innerhalb eines Jahres nach der Volljährigkeit erklären, nicht länger in die Naturalisation einbegriffen sein zu wollen (a. a. O.; Art. 5, 6).

*) Hiezu Min.-Bek. vom 7. April 1923, MABl. S. 26.

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VH. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

Österreich. Bedingungen der Aufnahme sind: 1. Dispositionsfähigkeit oder Antrag des gesetzlichen Vertreters; 2. Unbescholtenheit; 3. Erwerbsfähigkeit oder Vermögen; 4. Zusicherung des Heimatrechts von feiten einer österreichischen Gemeinde. Die Zusicherung der Aufnahme in den Heimatverband darf von einer Gemeinde nicht verweigert werden, in der sich der Bewerber nach erlangter Volljährigkeit 10 Jahre freiwillig und ununterbrochen aufgehalten hat. Tie Aufnahme erstreckt sich auf die Ehefrau und die minderjährigen Kinder (Allgemeines Gesetzbuch, § 30; Hofkanzlei­ dekrete vom 12. Mai 1816, 17. Dezember 1817, 30. Januar 1824, 31. Mai 1831, 30. August 1832; Heimatgesetznovelle vom 5. Dezember 1896, 88 2, 5).

Ungarn. Ein Ausländer kann naturalisiert werden, wenn er 1. geschäftsfähig ist oder die Einwilligung seines gesetzlichen Ver­ treters besitzt; 2. in den Verband einer ungarischen Gemeinde ausgenommen ist oder die Aufnahme in Aussicht gestellt erhalten hat; 3. seit 5 Jahren ununterbrochen im Lande wohnt; 4. unbescholten ist; 5. sich und seine Familie ernähren kann; 6. seit 5 Jahren in die Liste der Steuerzahler ausgenommen ist. Durch Königliche Verordnung können Ausländer auch ohne Er­ füllung der Bedingungen 2, 3 und 6 die Staatsangehörigkeit er­ halten, wenn sie sich um den Staat hervorragende Verdienste er­ worben haben und in Ungarn wohnen oder erklären, sich dort nieder­ lassen zu wollen. Bei der Naturalisation eines von einem Ungarn Adoptierten können die Bedingungen unter 3, 5 und 6 erlassen werden, wenn der Adoptierende die Bedingungen unter 5 und 6 erfüllt. Die Naturalisation erstreckt sich auf die Ehefrau und die unterväterlicher Gewalt stehenden minderjährigen Kinder (Gesetz vorn 20. Dezember 1879, §§ 6 bis 17).

Rußland. Bedingung der Aufnahme in den russischen Untertanenverband ist im allgemeinen 5 jährige Niederlassung in Rußland (Gesetz­ buch des Russischen Reichs 1899, Art. 836, 839). Abgekürzte Fristen gelten, abgesehen von den Fällen der Option (a. a. O., Art. 850 bis 852, vgl. unten I, Nr. 7), für Ausländer, die dem Lande Dienste geleistet haben (a. a. O., Art. 848). Die Aufnahme erstreckt sich nicht auf die zur Zeit der Auf­ nahme vorhandenen Kinder (a. a. O., Art. 841).

Schweiz. Die Erteilung des Schweizerbürgerrechts erfolgt durch Bewilli­ gung des Bundesrats zur Erwerbung eines schweizerischen Kantons­ und Gemeindebürgerrechts. Die Bewilligung wird nur an solche Be­ werber erteilt, welche seit 2 Jahren in der Schweiz ihren Wohnsitz haben. Der Bundesrat kann die Bewilligung verweigern, wenn der Schweiz aus dem Verhältnis des Bewerbers zu seinem Heimatstaate durch die Einbürgerung Nachteile erwachsen können. Der Erwerb des Schweizerbürgerrechts wird endgültig durch den Erwerb eines Gemeinde- und Kantonsbürgerrechts. Die Naturalisation erstreckt sich im allgemeinen auf die Ehe­ frau und die Kinder, wenn sie nach dem Rechte der Heimat des Bewerbers unter seiner ehemännlichen oder elterlichen Gewalt stehen (Gesetz vom 25. Juni 1903, Art. 1 bis 4).

Spanien. Das Bürgerliche Gesetzbuch erwähnt zwei Arten der Einbürge­ rung: a) durch Erlangung einer Naturalisations-Urkunde, b) durch Erwerbung des Ortsbürgerrechts in einer spanischen Ge­ meinde. In beiden Fällen haben die Ausländer auf ihre frühere Staats­ angehörigkeit zu verzichten, den Eid auf die Verfassung zu leisten und sich als Spanier in das Zivilstandsregister einschreiben zu lassen (Bürgerliches Gesetzbuch von 1888, Art. 17, Nr. 3, 4 und Art. 25). Die Naturalisation erstreckt sich auf die Ehefrau (a. a. O'.^ Art. 22 Abs. 1) und die unter väterlicher Gewalt stehenden Kinder (a. a. O. Art. 18 Abs. 1).

Vereinigte Staaten von Amerika. Ein Ausländer kann naturalisiert werden, wenn er in den Ber­ einigten Staaten 5 Jahre und davon in dem Staate, in welchem er sich naturalisieren lassen will, mindestens 1 Jahr gewohnt hat. Mindestens 2 und nicht mehr als 7 Jahre vor der Naturalisation muß er unter Eid vor Gericht erklären, daß er das Bürgerrecht er­ werben und jeder fremden Untertanenpflicht entsagen will. Außer­ dem muß er sich während des Aufenthaltes in den Vereinigten Staa­ ten gut geführt haben (Gesetz vom 29. Juni 1906 S. 4).*) Personen im Alter von 21 Jahren und mehr, welche in der Armee der Bereinigten Staaten dienen, können nach einjährigem Aufenthalte naturalisiert werden; Seeleute in der Handelsmarine nach 3 Jahren (Revised Statutes, s. 2166, 2174). Die Naturalisation erstreckt sich auf die unter 21 Jahre alten Kinder, welche in den Vereinigten Staaten wohnen (Revised Statutes, s. 2172, Gesetz vom 29. Juni 1906, S. 26). *) Vgl. hierzu Min.-Bek. vom 2. Mai 1923, MABl. S. 30.

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VII. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

Argentinien. Die Naturalisation wird jedem Ausländer verliehen, der sich zwei Jahre in der Republik aufgehalten und vor den Bundesrichtern seinen Willen kundgegeben hat, argentinischer Staatsbürger zu wer­ den. Von der zweijährigen Frist dispensieren: 1. Bekleidung eines Staatsamts; 2. Dienst in der Armee oder Marine; 3. Einführung einer nützlichen Erfindung oder Industrie; 4. Gründung oder Bau von Eisenbahnen; 5. und 6. Grundbesitz in einer der begründeten oder in der Folge auf nationalem oder provinziellem Boden zu begründenden Ko­ lonie, Wohnsitz in staatlichen Territorien; 7. Verehelichung mit einer Argentinierin; 8. Ausübung eines öffentlichen Lehramts in Schule und Industrie. Die Naturalisation erstreckt sich nicht auf die Kinder, doch kön­ nen diese die Staatsangehörigkeit durch bloßen Eintritt in die Na­ tionalgarde erwerben (Verfassung vom 25. September 1860 und Gesetz vom 1. Oktober 1869, Art. 2, 3).

Brasilien. Bedingung der Naturalisation ist Nachweis: 1. der Identität der Person; 2. der gesetzlichen Volljährigkeit; 3. eines 2 jährigen Aufenthalts in Brasilien; 4. guter Führung. Der Nachweis des Aufenthalts wird erlassen: 1. wenn der Antragsteller mit einer Brasilianerin verheiratet ist; 2. wenn er Grundbesitz in Brasilien hat; 3. wenn er Teilnehmer an einem industriellen Unternehmen ist oder eine dem Lande nützliche Industrie erfunden oder ein­ geführt hat; 4. wenn er sich durch Talent, Wissen oder Fachkenntnisse in einem Industriezweig empfiehlt; 5. wenn er das Kind eines in Brasilien naturalisierten Aus­ länders und vor der Naturalisation seines Vaters im Aus­ land geboren ist. Bestimmte, einzeln aufgeführte strafbare Handlungen schließen die Naturalisation eines Ausländers aus (Verordnung vom 12. No­ vember 1912, Art. 5, 6, 13).

Mexiko. Der Ausländer muß 6 Monate vor dem Naturalisationsantrag erklären, daß er Mexikaner werden und auf seine bisherige Staats­ angehörigkeit verzichten will. Darnach muß er nachweisen: 1. daß er nach dem Gesetze seiner Heimat im Besitze der bürger­ lichen Rechte und volljährig ist;

I. Erwerbsgründe.

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2. daß er sich in Mexiko 2 Jahre oder an Bord eines Schiffes im Dienste der mexikanischen Handelsmarine aufgehalten und gut geführt hat; 3. daß er zum nötigen Lebensunterhalt einen Handel, eine Indu­ strie oder ein Gewerbe betreibt oder Renten besitzt (Gesetz vom 28. Mai 1886, Art. 11 bis 17, 20). Nicht naturalisiert werden Untertanen eines Staates, der sich mit Mexiko im Krieg befindet sowie Personen, die wegen bestimmter, einzeln aufgeführter strafbarer Handlungen verfolgt werden oder bestraft sind. Die betrügerischerweise oder in Verletzung des Gesetzes erlangte Naturalisation ist nichtig (a. a. O., Art. 21, 22). Besondere Vorschriften gelten für Ausländer, 1. die Grundbesitz in Mexiko erwerben (a. a. O., Art. 1 Nr. X); 2. die in Mexiko geborene Kinder haben (a. a. O., Art. 1 Nr. XI); 3. die bei der mexikanischen Regierung eine amtliche Stellung bekleiden oder von ihr Titel oder öffentliche Ämter annehmen (a. a. O., Art. 1 Nr. XII) (a. a. SD., Art. 19).

Japan. Bedingungen der Naturalisation sind im allgemeinen, daß der Ausländer 1. seit 5 Jahren ununterbrochen in Japan gewohnt hat; 2. mindestens 20 Jahre alt und nach dem Rechte seiner Heimat geschäftsfähig ist; 3. sich gut geführt hat; 4. seinen Unterhalt bestreiten kann; 5. keine Staatsangehörigkeit besitzt oder seine bisherige durch den Erwerb der japanischen verliert. Außerdem kann ein Ausländer, der dem Lande wichtige Dienste geleistet hat, mit Kaiserlicher Genehmigung naturalisiert werden. Von den Bedingungen unter 1, 2 und 4 kann unter bestimmten Voraussetzungen abgesehen werden. Die Naturalisation erstreckt sich auf die Ehefrau und die minder­ jährigen Kinder, soweit deren Heimatgesetze nicht im Wege stehen (Gesetz vom 15. März 1899, Art. 7 bis 16).

5. Erwerb durch Eintritt in den Staatsdienst.

Italien. Für das in Italien geborene Kind eines noch nicht 10 Jahre dort wohnenden Ausländers und das im Ausland geborene Kind eines Italieners, der vor dessen Geburt die italienische Staatsange­ hörigkeit verloren hat, ist Annahme eines öffentlichen Amtes und Eintritt in die Armee oder die Marine Erwerbsgrund. Vgl. unten I Nr. 7.

170

VII. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

Österreich. Die österreichische Staatsangehörigkeit wird durch Eintritt in den öffentlichen Dienst erworben (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch § 29, Staatsgrundgesetz, Art. 3 und amtliche Erlasse).

Rußland. Ausländer, die sich im russischen Zivildienst befinden, und Geist­ liche fremder Konfessionen, die nach Anordnung des Ministers des Innern auf einen Posten nach Rußland berufen worden sind, kön­ nen auf Antrag zur Ableistung des Untertaneneides jederzeit zuge­ lassen werden (Gesetzbuch des Russischen Reichs, 1899, Art. 852).

Mexiko. Im Ausland geborene Kinder früherer Mexikaner erwerben die mexikanische Staatsangehörigkeit durch Annahme eines Amtes oder durch Dienst in der Armee, Marine oder Nationalgarde, sofern sie volljährig sind und in Mexiko wohnen (Gesetz vom 28. Mai 1886, Art. 1 Nr. III, Abs. 2). Vgl. noch den besonderen Fall der Naturali­ sation a. a. O., Art. 1 Nr. XII, oben I Nr. 4.

6. Erwerb durch Geburt innerhalb des Staatsgebiets (Jus soli).

Belgien. Belgier ist das in Belgien geborene Kind (rechtlich) unbekannter oder staatloser Eltern (Gesetz vom 8. Juni 1909, Art. 4). Belgier wird ferner: 1. das in Belgien geborene Kind ausländischer Eltern, von denen der eine Teil dort geboren ist oder seit 10 Jahren ununter­ brochen dort gewohnt hat, 2. das in Belgien geborene Kind eines Ausländers, welches seit 6 Jahren ununterbrochen dort gewohnt hat, nach Vollendung des 22. Lebensjahres, wenn es während dieses Jahres in Belgien gewohnt und nicht die Absicht erklärt hat, seine ausländische Staatsangehörigkeit zu behalten (a. a. O., Art. 7).

Dänemark. Däne ist das in Dänemark gefundene Kind mit unbekannter Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 19. März 1898 in der durch das Gesetz vom 23. März 1908 abgeänderten Fassung, § 8).

Frankreich. Franzose ist das in Frankreich geborene Kind (rechtlich) un­ bekannter oder staatloser Eltern (Bürgerliches Gesetzbuch, Art. 8 Nr. 2 in der Fassung des Gesetzes vom 26. Juni 1889).

I. Erwerbsgründe.

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Franzose ist das in Frankreich geborene Kind ausländischer Eltern, von denen der eine Teil bereits in Frankreich geboren ist. Ist nur die Mutter in Frankreich geboren, so kann das Kind inner­ halb eines Jahres nach der Volljährigkeit die französische Staats­ angehörigkeit ablehnen. Uneheliche Kinder haben das Ablehnungs­ recht unter den gleichen Bedingungen wie eheliche, wenn der in Frankreich geborene Elternteil nicht derjenige ist, dem das Kind gemäß Art. 8 Nr. 1 Abs. 2 (jure sanguinis) zu folgen hätte (Bürger­ liches Gesetzbuch, Art. 8 Nr. 3 in der Fassung des Gesetzes vom 22. Juli 1893, Art. 1). Über Erwerb durch Geburt in Frankreich in Verbindung mit Wohnsitz vgl. unten I Nr. 7.

Großbritannien. Brite ist jede auf britischem Boden ehelich oder unehelich ge­ borene Person (Gewohnheitsrecht). Ist eine solche Person zur Zeit ihrer Geburt dem Gesetz eines fremden Staates gemäß auch Untertan dieses Staates geworden und geblieben, so kann sie nach erreichter Volljährigkeit ihren Austritt aus dem britischen Staatsverband er­ klären (Naturaliscstionsakte 1870 s. 4 Satz 1).

Italien. Italiener ist das in Italien geborene Kind (rechtlich) unbe­ kannter Eltern (Bürgerliches Gesetzbuch, Art. 7 Abs. 3). Italiener wird ferner: 1. das in Italien geborene und sich dort aufhaltende Kind, dessen Vater die italienische Staatsangehörigkeit vor der Geburt des Kindes verloren hatte, 2. das in Italien geborene Kind eines Ausläirders, der seit 10 Jahren seinen Wohnsitz in Italien hat; es kann in beiden Fällen nach erfolgter Volljährigkeit die ausländische Staatsangehörigkeit wählen (a. a. O., Art. 5, 8).

Niederlande. Niederländer ist: 1. das weder vom Vater noch von der Mutter anerkannte un­ eheliche Kind, das im Königreiche geboren ist; 2. das Kind landeseingesessener (18 Monate lang ununterbrochen in den Niederlanden wohnender) Eltern, die selbst von einer im Lande wohnenden Mutter geboren sind, solange nicht fest­ gestellt ist, daß das Kind eine fremde Staatsangehörigkeit besitzt; 3. das im Königreich ausgesetzte oder dort zurückgelassene Kind, solange über dessen Herkunft nichts erwiesen ist (Gesetz vom 12. Dezember 1892, Art. 1 d, 2, 13).

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vil. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

Ungarn. Als Ungar wird betrachtet, solange eine ausländische Staats­ angehörigkeit nicht nachgewiesen wird, 1. wer in dem Gebiete der Länder der ungarischen Krone ge­ boren ist, 2. wer in diesem Gebiete als Findling aufgezogen wurde (Gesetz vom 20. Dezember 1879, § 19).

Schweiz. Die Kantone sind berechtigt, im Wege der Gesetzgebung zu be­ stimmen, daß die im Kanton geborenen Kinder von Ausländern, die im Kanton wohnen, von Gesetzes wegen und ohne daß es einer Bewilligung des Bundesrats bedürfte, Kantons- und damit Schweizer­ bürger sind, 1. wenn die Mutter schweizerischer Herkunft ist oder 2. wenn die Eltern zur Zeit der Geburt des Kindes wenigstens 5 Jahre ununterbrochen im Kanton gewohnt haben. Die Kantone sollen das Recht der Option vorbehalten (Gesetz vom 25. Juni 1903, Art. 5).

Spanien. Spanier ist das in Spanien geborene Kind eines Ausländers, sofern die Eltern im Namen des Kindes für die spanische Staats­ angehörigkeit optieren. Das Kind muß innerhalb eines Jahres nach der Volljährigkeit erklären, ob es von der spanischen Staatsange­ hörigkeit Gebrauch machen will (Bürgerliches Gesetzbuch von 1888, Art. 18, 19).

Vereinigte Staaten von Amerika. Amerikanischer Bürger ist jede in den Bereinigten Staaten ge­ borene Person, mit Ausnahme der Kinder von Ausländern, die sich im Dienste eines fremden Staates dort aufhalten (Revised Statutes section 1992 und XIV. Amendement zur Unionsverfassung vom 28. Juli 1868).

Argentinien. Argentinier ist jede in Argentinien geborene Person; ausge­ nommen sind die Kinder der Mitglieder fremder Gesandtschaften (Ver­ fassung vom 25. September 1860 und Gesetz vom 1. Oktober 1896, Art. 1 Nr. 1).

Brasilien. Brasilianer ist jede in Brasilien geborene Person mit Ausnahme der Kinder eines Ausländers, der sich im Dienste seines Staates dort aufhält (Verfassung vom 24. Februar 1891, Art. 69 Nr. 1; Verordnung vom 12. November 1902, Art. 1 § 1).

I. Erwerbsgründe.

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Meriko. Mexikaner ist das in Mexiko geborene Kind unbekannter oder staatloser Eltern (Gesetz vom 28. Mai 1886, Art. 1 Nr. II). Als Mexikaner wird das in Mexiko geborene Kind ausländi­ scher Eltern betrachtet, sobald ein Jahr nach Eintritt seiner Voll­ jährigkeit abgelausen ist, ohne daß es erklärt, die Staatsangehörig­ keit seiner Eltern beibehalten zu wollen (a. a. O., Art. 2 Nr. II).

Japan. Japaner ist das in Japan geborene Kind unbekannter oder staatloser Eltern (Gesetz vom 15. März 1899, Art. 4).

7. Erwerb durch Aufenthalt, Wohnsitz, Grundbesitz oder Er­ klärung (Option) allein oder in Verbindung mit anderen Gründen. Belgien. Das Kind eines früheren Belgiers oder einer früheren Bel­ gierin kann die belgische Staatsangehörigkeit erwerben, wenn es die Absicht erklärt, seinen Wohnsitz in Belgien zu nehmen und diese Absicht innerhalb eines Jahres nach dieser Erklärung aussührt (Ge­ setz vom 8. Juni 1909, Art. 8). Unter den gleichen Bedingungen kann das in Belgien geborene Kind eines Ausländers die belgische Staatsangehörigkeit im 22. Le­ bensjahre erwerben (a. a. O., Art. 9).

Dänemark. Personen, die nicht durch Geburt die dänische Staatsangehörig­ keit erworben haben, aber doch in Dänemark geboren sind, erwerben die dänische Staatsangehörigkeit, wenn sie nach ihrer Geburt un­ unterbrochen bis zu ihrem vollendeten 19. Lebensjahr ihren Wohn­ sitz in Dänemark haben, es sei denn, daß sie im Laufe des letzten Jahres sich schriftlich gegen den Erwerb der dänischen Staatsange­ hörigkeit erklären und sich über den Besitz einer fremden Staats­ angehörigkeit ausweisen. Der Erwerb erstreckt sich auf die Ehe­ frau und die unehelichen Kinder (Gesetz vom 19. März 1898 in der durch das Gesetz vom 23. März 1908 abgeänderten Fassung, § 2).

Frankreich. Franzose ist jedes in Frankreich geborene Kind eines Auslän­ ders, das zur Zeit seiner Volljährigkeit seinen Wohnsitz in Frank­ reich hat, es sei denn, daß es innerhalb eines Jahres nach erreichter Volljährigkeit die französische Staatsangehörigkeit ablehnt und gleichzeitig nachweist, daß es die Staatsangehörigkeit seiner Eltern beibehalten und gegebenenfalls der Wehrpflicht in seinem Heimat­ staate genügt hat (Bürgerliches Gesetzbuch, Art. 8, Nr. 4, in der

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VII. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

Fassung des Gesetzes vom 26. Juni 1889). Jedes in Frankreich ge­ borene Kind eines Ausländers, das zur Zeit seiner Volljährigkeit seinen Wohnsitz nicht in Frankreich hat, kann bis zur Vollendung seines 22. Lebensjahres die Eigenschaft als Franzose in Anspruch nehmen, wenn es erklärt, seinen Wohnsitz in Frankreich nehmen zu wollen und ihn auch wirklich innerhalb eines Jahres nach dieser Erklärung dort begründet; der in Frankreich geborene Sohn eines Ausländers erwirbt die französische Staatsangehörigkeit noch wäh­ rend seiner Minderjährigkeit dadurch, daß er in die französischen Militärlisten eingetragen wird und sich ohne Widerspruch der Aus­ hebung unterwirft (Bürgerliches Gesetzbuch, Art. 9, in der Fassung des Gesetzes vom 22. Juli 1893 Art. 3). Das in Frankreich oder im Ausland geborene, in Frankreich wohnende Kind ausländischer Eltern, von denen der eine Teil die französische Staatsangehörigkeit früher besessen hat, kann diese in jedem Lebensalter nach Maßgabe der Bestimmungen des Art. 9 in Anspruch nehmen, sofern es nicht zur Vermeidung der Wehrpflicht seine ausländische Staatsangehörigkeit geltend gemacht hat (Bürger­ liches Gesetzbuch, Art. 10, in der Fassung des Gesetzes vom 26. Juni 1889).

Italien. Tas im Ausland geborene Kind eines früheren Italieners wird Ausländer; es kann die italienische Staatsangehörigkeit auf Grund einer innerhalb eines Jahres nach der Volljährigkeit abzugeben­ den Erklärung für sich in Anspruch nehmen, muß aber inner­ halb eines Jahres nach dieser Erklärung im Königreiche Wohnsitz nehmen. Hat es in Italien ein öffentliches Amt angenommen oder in der italienischen Armee oder Marine gedient, dient es dort oder genügt es seiner Wehrpflicht auf andere Weise, ohne seine Aus­ ländereigenschaft als Befreiungsgrund geltend zu machen, so soll es ohne weiteres als Italiener angesehen werden. Dasselbe gilt für das in Italien geborene Kind eines Aus­ länders, der nicht 10 Jahre ununterbrochen dort gewohnt hat (Bür­ gerliches Gesetzbuch vom 25. Juni 1865, Art. 6, 8 Abs. 3).

Rußland. Die in Rußland von Ausländern geborenen Kinder, die in Ruß­ land erzogen sind, oder die, wenn sie im Ausland geboren sind, in russischen Hoch- oder Mittelschulen studiert haben, können inner­ halb eines Jahres nach der Volljährigkeit für die russische Unter­ tanenschaft optieren (Gesetzbuch des Russischen Reichs 1899, Art. 850). Ein Optionsrecht haben ferner volljährige Kinder eines natu­ ralisierten Ausländers (a. a. O., Art. 851) und Kinder einer Russin, die ihre Staatsangehörigkeit durch Eheschließung mit einem Aus­ länder verloren hatte und deren Ehe aufgelöst worden ist (a. a. O., Art. 854).

II. Verlustgründe.

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Spanien. Wegen des Optionsrechts der in Spanien geborenen Kinder von Ausländern vgl. oben I Nr. 6. Optieren kann ferner das im Ausland geborene Kind eines spanischen Vaters oder einer spanischen Mutter, das seine Staats­ angehörigkeit infolge Verlusts der Staatsangehörigkeit seiner Eltern verloren hat (Bürgerliches Gesetzbuch von 1888, Art. 24 in Ver­ bindung mit Art. 19).

Brasilien. Die im Ausland geborenen ehelichen Kinder eines brasiliani­ schen Vaters oder unehelichen Kinder einer brasilianischen Mlltter sind Brasilianer, sofern sie ihren Wohnsitz in Brasilien nehmen. Ebenso die in Brasilien wohnendeil Ausländer, die liegende Güter besitzen und mit einer Brasilianerin verheiratet sind oder Kinder brasilianischer Staatsangehörigkeit haben, sofern sie nicht erklären, ihre Nationalität nicht wechseln zu wollen (Verfassung vom 24. Fe­ bruar 1891, Art. 69 Nr. 2; Verordnung vom 12. November 1902, Art. 1, §§ 2, 5).

Mexiko. Die im Ausland geborenen Kinder früherer Mexikaner können innerhalb eines Jahres nach vollendetem 21. Lebensjahre für die mexikanische Staatsangehörigkeit optieren (Gesetz vom 28. Mai 1886, Art. 1 Nr. III). Kolonisten, die auf Grund der Verträge der Regierung und aus deren Kosten nach Mexiko kommen, sind Mexikaner (a. a. O., Art. 27). Auf ihren Antrag werden Mexikaner die Ausländer, die Grundbesitz in der Republik erwerben, und die Ausländer, die in Mexiko ge­ borene Kinder haben (a. a. O., Art. 1 Nr. X, XI) vgl. oben I Nr. 4.

II. Verlustgründe. 1. Verlust durch Entlassung.

Dünemark. Wer eine fremde Staatsangehörigkeit zu erwerben wünscht, kann durch Entschließung des Königs aus der dänischen Staatsangehörig­ keit entlassen werden. Die Entlassung erfolgt unter der Bedingung, daß der Gesnchsteller innerhalb bestimmter Frist die fremde Staats­ angehörigkeit erwirbt (Gesetz vom 19. März 1898 in der durch das Gesetz vom 23. März 1908 abgeänderten Fassung, § 5 Abs. 2).

Österreich. Die Freiheit der Auswanderung ist nur durch die Wehrpflicht beschränkt (Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867, Art. 4, Wehr-

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VII. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

gesetz vom 11. April 1889, § 64). Vorbehaltlich dieser Bestim­ mungen wird die Entlassung darum nachsuchenden Staatsbürgern erteilt; sie erstreckt sich aus die Ehefrau und die minderjährigen Kin­ der (Verwaltungspraxis).

Ungarn. Durch Entlassullg geht die ungarische Staatsangehörigkeit ver­ loren (Gesetz vom 20. Dezember 1879, § 20 Nr. 1, § 24). Wehrpflichtige bedürfen zunächst der Entlassung aus dem Ver­ bände der Wehrkraft (a. a. O., § 22 Abs. 1). Wer der Wehrpflicht nicht unterliegt, von ihr aber noch nicht endgültig enthoben ist, bedarf eines Zeugnisses, daß er sich nicht durch die Entlassung der Wehrpflicht zu entziehen beabsichtigt (a. a. O., § 22 Abs. 2). Ausnahmen gelten zum Zwecke der Erlangung der österreichischen Staatsangehörigkeit (a. a. O., § 23). Die Entlassung erstreckt sich auf die Ehefrau und, sofern sich nicht eine Ausnahme durch die für die Wehrpflichtigen geltende Einschränkung ergibt, auf die minderjährigen, unter väterlicher Gewalt stehenden Kinder, wenn die Ehefrau und die Kinder mit dem Entlassenen auswandern (a. a. O. § 26).

Rußland. Die Entlassung aus dem russischen Untertanenverband ist nicht gesetzlich geregelt, sondern Gnadenakt des Zaren; sie wird nicht er­ teilt, wenn politische Gründe oder die Wehrpflicht entgegenstehen.

Schweiz. Der Schweizerbürger kann aus seinem Kantons- und Gemeinde­ bürgerrecht entlassen werden, wenn er 1. in der Schweiz keinen Wohnsitz mehr hat; 2. nach den Gesetzes des Landes, wo er wohnt, handlungs­ fähig ist; 3. das Bürgerrecht eines anderen Staates für sich, seine Ehe­ frau und seine Kinder erworben hat oder ein solches ihm be­ reits zugesichert ist. Die sodann erfolgende Entlassung aus dem Kantons- und Ge­ meindebürgerrecht schließt den Verlust des Schweizerbürgerrechts in sich. Die Entlassung erstreckt sich auf die Ehefrau und die Kinder, soweit sie unter ehemännlicher oder elterlicher Gewalt stehen, wenn nicht eine besondere Ausnahme gemacht ist (Gesetz vom 25. Juni 1903, Art. 7 bis 9).

Japan. Die Entlassung aus dem Staatsverbande kann einem über 17 Jahre alten Japaner nicht gewährt werden, welcher seiner Wehr­ pflicht im Heere oder der Marine nicht genügt hat, es sei denn, daß er hiervon befreit ist (Gesetz vom 15. März 1899, Art. 24).

II. Berlustgründe.

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2. Verlust durch Verzicht.

Belgien. Das im Ausland geborene Kind eines Belgiers, der selbst im Ausland geboren ist, kann die belgische Staatsangehörigkeit ab­ lehnen, wenn es eine fremde Staatsailgehörigkeit besitzt (Gesetz vom 8. Juni 1909, Art. 12).

Frankreich. Über das Ablehnungsrecht der in Frankreich geborenen Kinder von Ausländern und der minderjährigen Kinder von Ausländern, die sich in Frankreich naturalisieren lassen, vgl. oben I Nr. 4, 6 und 7.

Großbritannien. Wer die britische Staatsangehörigkeit durch Geburt im Jnlatld erworben hat, kann sie nach Eintritt der Volljährigkeit durch ord­ nungsmäßige Erklärung aufgeben, wenn er durch die Geburt auch eine fremde Staatsangehörigkeit erworben hat und sie zur Zeit der Abgabe der Erklärung noch besitzt. Das gleiche gilt für eine im Ausland geborene Person, deren Vater britischer Untertan ist (Naturalisationsakte 1870 s. 4). Wer die englische Staatsangehörigkeit durch Naturalisation er­ worben hat, kann auf sie nur verzichten, wenn dies durch einen Staatsvertrag vorgesehen ist (a. a. O., s. 3).

Italien. Wer vorschriftsmäßig auf die italienische Staatsangehörigkeit verzichtet und seinen Wohnsitz in das Ausland verlegt, verliert die italienische Staatsangehörigkeit (Bürgerliches Gesetzbuch vom 25. Juni 1865, Art. 11 Abs. 1 Nr. 1). Der Verlust erstreckt sich auch auf die Ehefrau und die minder­ jährigen Kinder, es sei denn, daß sie ihren Wohnsitz im Königreiche behalten (a. a. O., Art. 11 Abs. 2).

Niederlande. Wegen des Ausschlagungsrechts der in die Naturalisation ein­ begriffenen Kinder vgl. oben I Nr. 4.

Österreich. Stillschweigender Verzicht kann angenommen werden bei Aus­ wanderung, Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit und Eintritt in fremde Staatsdienste.

Vereinigte Staaten von Amerika. Das amerikanische Bürgerrecht kann durch Verzicht aufgegeben werden (Revised Statutes 1999). Ein Verzicht wird auch angenommen bei demjenigen, der aus dem Heeres- und Seedienst desertiert oder nach rechtmäßiger An­ werbung den Anwerbungsbezirk oder die Vereinigten Staaten verWoeber-Fischer, Reichs-u. Staatsangehörigkeitsgesetz. 5. Ausl. 12

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VII. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

läßt, um sich der Aushebung zu entziehen (Revised Statutes, s. 1996, 1998).

3. Verlust durch Aberkennung. Ungarn. Wer ohne Bewilligung der zuständigen Behörde in den Dienst eines fremden Staates tritt und den Dienst trotz Aufforderung der Behörde nicht binnen einer bestimmten Frist verläßt, kann der un­ garischen Staatsangehörigkeit für verlustig erklärt werden (Gesetz vom 20. Dezember 1879, § 30).

4. Verlust durch Aufenthalt im Ausland oder durch Auswanderung. Niederlande. Durch zehnjährigen ununterbrochenen Aufenthalt im Ausland geht die Staatsangehörigkeit für solche Niederländer verloren, die außerhalb des Königreichs oder seiner Kolonien geboren sind; Ab­ wesenheit in Ausübung eines öffentlichen Dienstes ist ausgenommen. Die zehnjährige Frist wird durch eine entsprechende Erklärung vor der zuständigen Behörde unterbrochen. Der Verlust erstreckt sich auf die Ehefrau (Gesetz vom 15. Juli 1910 und Art. 5 Abs. 1 des Ge­ setzes vom 12. Dezember 1892).

Österreich. Die österreichische Staatsangehörigkeit geht durch Auswande­ rung verloren, soweit darin ein Verzicht auf die Staatsangehörigkeit zu erblicken ist. Die Freiheit der Auswanderung ist von Staats wegen nur durch die Wehrpflicht beschränkt (Auswanderungspatent vom 24. März 1832; Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867, Art. 4, vgl. auch Mayrhofer, Handbuch f. d. polit. Verwaltungsdienst Bd. II S. 935 ff. und I. Ergänzungsband S. 601).

Ungarn. Wer sich 10 Jahre lang ohne Auftrag der Regierung ununter­ brochen außerhalb Ungarns aufhält, verliert die ungarische Staats­ angehörigkeit. Die Frist wird dadurch unterbrochen, daß der Ab­ wesende die Aufrechterhaltung seiner ungarischen Staatsangehörig­ keit bei der zuständigen Behörde anmeldet oder einen neuen Paß oder Aufenthaltsschein erwirbt, oder sich in die Matrikel eines öster­ reichisch-ungarischen Konsulats eintragen läßt. Der Verlust erstreckt sich auf die Ehefrau und die minderjährigen, unter väterlicher Ge­ walt stehenden Kinder, wenn sie sich bei dem Abwesenden befinderr (Gesetz vom 20. Dezember 1879, §§ 31, 32).

Spanien. Wer seinen Wohnsitz in ein fremdes Land verlegt und dort schon infolge seiner Niederlassung daselbst als Eingeborener ange-

II. Verlustgründe.

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sehen wird, muß, um seine spanische Staatsangehörigkeit zu wahren, sich, seine Ehefrau und seine Kinder von dem diplomatischen oder konsularischen Vertreter in ein Register eintragen lassen (Bürger­ liches Gesetzbuch von 1888, Art. 26).

Vereinigte Staaten von Amerika. Bei naturalisierteil Bürgern wird durch 2 jährigen Aufenthalt in ihrem ursprünglichen Heimatstaat oder 5 jährigen Aufenthalt in einem anderen fremden Staate die Vermutung geschaffen, daß sie aufgehört haben, amerikanische Bürger zu sein. Diese Vermutung kann durch den Nachweis von Tatsachen entkräftet werden, aus denen der Wille erhellt, sich nicht von den Bereinigten Staaten loszusagen. Eingeborene Bürger verlieren den amerikanischen Schutz, wenn sie sich dauernd und mit dem Willen, sich von der Heimat loszulösen, im Auslande niederlassen (Gesetz vom 2. März 1907, s. 2, Abs. 2 und Ausführungsanweisung dazu an die diplomatischen und konsularischen Vertreter).

Mexiko. Wer ohne Ermächtigung oder Auftrag der Regierung die Re­ publik verläßt und 10 Jahre verstreichen läßt, ohne um die Er­ laubnis zur Verlängerung der Abwesenheit nachzusuchen, verliert die mexikanische Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 28. Mai 1886, Art. 2 Nr. III).

5. Verlust durch Eintritt in fremden Staats- oder Militärdienst. Frankreich. Wer ein öffentliches Amt von einer fremden Regierung an­ nimmt und es auf die Aufforderung der französischen Regierung nicht innerhalb einer bestimmten Frist niederlegt, ferner wer ohne Erlaubnis der französischen Regierung in fremden Militärdienst tritt, verliert die französische Staatsangehörigkeit (Bürgerliches Gesetzbuch, Art. 14 Nr. 3, 4 in der Fassung des Gesetzes vom 26. Juni 1889).

Italien. Wer ohne Erlaubnis der Regierung im Ausland ein Staatsamt annimmt oder in den Militärdienst einer fremden Macht eintritt, verliert die italienische Staatsangehörigkeit (Bürgerliches Gesetzbuch vom 25. Juni 1865, Art. 11 Nr. 3). Wegen der Ausdehnung des Verlustes auf Frau und Kinder (a. a. O., Art. 11, Abs. 2) vgl. oben II Nr. 1.

Niederlande. Wer in fremde Kriegs- oder Staatsdienste ohne Königliche Er­ mächtigung eintritt, verliert die niederländische Staatsangehörigkeit.

180

VII. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

Der Verlust erstreckt sich auf die Ehefrau (Gesetz vom 12. Dezember 1892, Art. 7 Nr. 4, Art. 5 Abs. 1).

Österreich. Der Eintritt in fremden Staatsdienst kann als Verzicht an­ gesehen werden, wenn dieser Eintritt unter Umständen erfolgt, die einen solchen Rückschluß gestatten (vgl. Mayrhofer, Handbuch f. d. polit. Verwaltungsdienst, Wien 1896 Band II S. 939 und I. Ergän­ zungsband, Wien 1909 S. 601).

Ungarn. Vgl. oben II Nr. 3.

Spanien. Wer ohne Erlaubnis des Königs ein Amt von einer auslän­ dischen Regierung annimmt oder in den Heeresdienst einer fremden Macht eintritt, verliert die spanische Staatsangehörigkeit (Bürger­ liches Gesetzbuch von 1888, Art. 20, 23).

Argentinien. Wer ein öffentliches Amt von einer ausländischen Regierung ohne Erlaubnis des Kongresses annimmt, darf keine politischen Rechte in Argentinien ausüben, sofern er nicht vom Kongreß rehabilitiert wird (Gesetz vom 1. Oktober 1869, Art. 8, 9).

Brasilien. Wer eilt Amt oder eine Pension von einer ausländischen Re­ gierung ohne Erlaubnis der ausführenden Gewalt annimmt, ver­ liert die brasilianische Staatsangehörigkeit. (Verfassung vom 24. Fe­ bruar 1891, Art. 71, § 2 b; Verordnung vom 7. Juni 1899, Art. 1, 8 2).

Mexiko. Wer ohne Erlaubnis des Kongresses ein ausländisches Amt oder ausländische Orden und Titel annimmt, verliert die mexikanische Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 28. Mai 1886, Art. 2 Nr. VI, VII).

6. Verlust durch Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit, insbesondere durch Naturalisation im Ausland. Belgien. Wer freiwillig eine ausländische Staatsangehörigkeit erwirbt, verliert die belgische Staatsangehörigkeit. Der Verlust erstreckt sich auf die Ehefrau und die minderjährigen unverheirateten Kinder, wenn sie gleichzeitig mit dem Ehemann oder Vater die ausländische Staatsangehörigkeit erwerben. (Gesetz vom 8. Juni 1909, Art. 11).

Dänemark. Wer eine ausländische Staatsangehörigkeit erwirbt, verliert die dänische Staatsangehörigkeit. Der Verlust erstreckt sich auf die Ehe-

II. Berlustgründe.

181

srau und die unmündigen ehelichen Kinder, wenn sie gleichzeitig mit dem Ehemann oder Vater die ausländische Staatsangehörigkeit erwerben, es sei denn, daß sie in Dänemark bleiben (Gesetz vom 19. März 1898 in der durch das Gesetz vom 23. März 1908 abge­ änderten Fassung, § 5 Abs. 1).

Frankreich. Wer sich im Ausland naturalisieren läßt oder auf Grund seines Antrags ohne weiteres eine fremde Staatsangehörigkeit erwirbt, verliert die französische Staatsangehörigkeit, ein Wehrpflichtiger je­ doch nur, wenn er von der Regierung die Erlaubnis zur Naturali­ sation im Ausland erhalten hat (Bürgerliches Gesetzbuch, Artikel 17 Nr. 1 in der Fassung des Gesetzes vom 26. Juni 1889). Großbritannien. Wer sich im Ausland freiwillig naturalisieren läßt, verliert dadurch die britische Staatsangehörigkeit, sofern er sie nicht ausdrück­ lich vorbehält. Der Verlust erstreckt sich auf die Ehefrau und die Minderjährigen Kinder, auf diese jedoch nur, wenn sie seit ihrer Kindheit in dem Staate, wo der Vater oder die Mutter naturalisiert ist, wohnen und nach dem Rechte dieses Staates als dessen Ange­ hörige betrachtet werden (Naturalisationsakte, 1870, s. 6,10 Nr. 1, 3).

Italien. Die italienische Staatsangehörigkeit geht durch Naturalisation im Ausland verloren (Bürgerliches Gesetzbuch vom 25. Juni 1865, Art. 11 Abs. 1 Nr. 2). Wegen der Ausdehnung des Verlustes auf die Ehefrau und die Kinder (a. a. O., Art. 11 Abs. 2) vgl. oben II Nr. 1.

Niederlande. Die niederländische Staatsangehörigkeit geht durch den freiwil­ ligen Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit, insbesondere durch Naturalisation im Ausland verloren. Der Verlust erstreckt sich auf die Ehefrau und die minderjährigen Kinder (Gesetz vom 12. Dezember 1892, Art. 5, 7 Nr. 1, 3). Österreich. Ter Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit wird nach Lage des Falles als Verzicht auf die österreichische Staatsangehörigkeit angesehen (vgl. Mayrhofer, Handbuch f. d. polit. BerwDienst, Wien 1896, Bd. II S. 939. I. Ergänzungsband S. 601). Spanien. Die spanische Staatsangehörigkeit geht durch Naturalisation im Ausland verloren. Der Verlust erstreckt sich auf die Ehefrau und die unter väterlicher Gewalt stehenden Kinder (Bürgerliches Gesetzbuch von 1888, Art. 18 Abs. 1, Art. 20 bis 22).

182

VII. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

Bereinigte Staaten von Amerika. Die Naturalisation im Ausland hat den Verlust der amerikani­ schen Staatsangehörigkeit zur Folge (Gesetz vom 2. März 1907 s. 2).

Argentinien. Personen, die im Ausland naturalisiert worden sind, können in Argerrtinien keine politischen Rechte ausüben, sofern sie nicht vom Kongresse rehabilitiert werden (Gesetz vom 1. Oktober 1869, Art. 8).

Brasilien. Die brasilianische Staatsangehörigkeit geht durch Naturalisation im Ausland verloren (Verfassung vom 24. Februar 1891, Art. 71, § 2 a; Verordnung vom 7. Juni 1899, Art. 1 § 1).

Mexiko. Die mexikanische Staatsangehörigkeit geht durch Naturalisation im Ausland verloren (Gesetz vom 28. Mai 1886, Art. 2 Nr. V). Der Verlust erstreckt sich auf die Ehefrau und die unter väter­ licher Gewalt stehenden Kinder, falls sie in dem Lande wohnen, wo der Ehemann oder Vater naturalisiert worden ist (a. a. O., Art. 2 Nr. IV, Abs. 3).

Japan. Die japanische Staatsangehörigkeit geht durch freiwilligen Er­ werb einer fremden Staatsangehörigkeit verloren. Der Verlust er­ streckt sich auf die Ehefrau und Kinder, wenn beide gleichfalls die ausländische Staatsangehörigkeit erwerben. Japaner, welche über 17 Jahre alt sind, verlieren die Staatsangehörigkeit nur, wenn sie ihrer Wehrpflicht genügt haben oder nicht mehr wehrpflichtig sind. Beamte oder Militärpersonen müssen zuerst ihr Amt verloren haben (Gesetz vom 15. März 1899, Art. 20, 21, 24).

7. Verlust durch Legitimation, Adoption usw. Dänemark. Verehelicht sich eine Dänin mit einem Ausländer, so verlieren die gemeinschaftlichen unmündigen Kinder aus der Zeit vor der Ehe die dänische Staatsangehörigkeit mit der Mutter (Gesetz vom 19. März 1898 in der durch das Gesetz vom 23. März 1908 abgeänderten Fassung, § 6 Abs. 2 und 8 7 Abs. 3).

Österreich. Tas uneheliche minderjährige Kind einer Österreicherin erlangt durch Legitimation, sofern diese nach österreichischem Gesetz als gültig anzusehen ist und das Gesetz des fremden Staates diese Wirkung festsetzt, das Staatsbürgerrecht des Vaters (vgl. Mayrhofer, Hand­ buch für den polit. BerwDienst, Wien 1896, Bd. II S. 941).

II. Berlustgründe.

183

Ungarn. Das uneheliche Kind, das von seinem ausländischen natürlichen Vater gültig legitimiert wird, verliert die ungarische Staatsange­ hörigkeit, es sei denn, daß es die Staatsangehörigkeit seines Vaters nicht erwirbt und seinen Wohnsitz in Ungarn hat (Gesetz vom 20. De­ zember 1879, § 33).

Spanien. Nach eurer Entscheidung des Bundesgerichts geht im Falle der Anerkennung des unehelichen Kindes einer schweizerischen Mutter durch den ausländischen Vater das Schweizerbürgerrecht des Kindes verloren (vgl. Sieber, Staatsbürgerrecht im internationalen Verkehr Bd. 1 S. 443).

Japan. Erwirbt ein Kind, das die japanische Staatsangehörigkeit be­ sitzt, durch Anerkennung eine fremde Staatsangehörigkeit, so verliert es die japanische. Japaner, welche über 17 Jahre alt sind, müssen jedoch zuvor ihrer Wehrpflicht genügt haben oder ihr nicht unterworfen sein. Be­ amte oder Militärpersonen müssen zuerst ihr Amt verloren haben. Die Ehefrau eines Japaners oder der Ehemann einer Japanerin, sowie das von einem Japaner adoptierte Kind behalten auch in die­ sem Falle ihre japanische Staatsangehörigkeit (Gesetz vom 15. März 1899, Art. 19, 23, 24).

8. Verlust durch Eheschließung. Belgien. Eine Belgierin verliert ihre Staatsangehörigkeit durch Ehe­ schließung mit einem Ausländer, wenn dessen Staatsangehörigkeit nach den einschlägigen ausländischen Gesetzen sich auf sie erstreckt (Gesetz vom 8. Juni 1909, Art. 11 Nr. 2). Sie kann nach Auflösung der Ehe die belgische Staatsange­ hörigkeit wiedererwerben, sofern sie sich wieder in Belgien nieder­ läßt (a. a. O., Art. 13 Abs. 2).*)

Dänemark. Eine Dänin verliert ihre Staatsangehörigkeit durch Eheschlie­ ßung mit einem Ausländer (Gesetz vom 19. März 1898 in der durch das Gesetz vom 23. März 1908 abgeänderten Fassung, § 6).

Frankreich. Eine Französin verliert ihre Staatsangehörigkeit durch Ehe­ schließung mit einem Ausländer, wenn sie dadurch die Staatsange­ hörigkeit des Mannes erwirbt.

*) Hierzu Min.-Bek. vom 6. August 1923, MABl. S. 68, ab­ gedruckt oben S. 142.

184

VII. Erwerb u. Verlust d. Staatsang, in anderen Staaten.

Ist die Ehe durch den Tod des Mannes oder durch Scheidung ausgelöst, so kann die Frau die französische Staatsangehörigkeit mit Erlaubnis der Regierung wiedererwerben, wenn sie ihren Wohnsitz in Frankreich hat oder nach Frankreich zurückkehrt und erklärt, sich dort niederlassen zu wollen (Bürgerliches Gesetzbuch, Art. 19 in der Fassung des Gesetzes vom 26. Juni 1889).

Großbritannien. Eine Engländerin verliert ihre Staatsangehörigkeit durch Ehe­ schließung mit einem Ausländer (Gesetz vom 12. Mai 1870, s. 10, Nr. 1, 2).

Italien. Eine Italienerin verliert ihre Staatsangehörigkeit durch Ehe­ schließung mit einem Ausländer, wenn sie dadurch die Staatsange­ hörigkeit des Mannes erwirbt. Wird sie Witwe, so kann sie die italienische Staatsangehörig­ keit dadurch wiedererlangen, daß sie in Italien wohnt oder dorthin zurückkehrt und in beiden Fällen vor dem Standesbeamten erklärt, ihren Wohnsitz dort nehmen zu wollen (Bürgerliches Gesetzbuch vom 25. Juni 1865, Art. 14).

Niederlande. Eine Niederländerin verliert ihre Staatsangehörigkeit durch Eheschließung mit einem Ausländer. Nach Auflösung der Ehe kann sie die Staatsangehörigkeit da­ durch wiedererwerben, daß sie eine entsprechende Erklärung abgibt (Gesetz vom 12. Dezember 1892, Art. 7 Nr. 2, Art. 8).

Österreich. Eine Österreicherin verliert ihre Staatsangehörigkeit durch Ehe­ schließung mit einem Ausländer (Allgemeines Bürgerliches Gesetz­ buch § 32; Auswanderungspatent vom 24. März 1832, IV. Haupt­ stück § 19).

Ungarn. Eine Ungarin verliert ihre Staatsangehörigkeit durch Eheschlie­ ßung mit einem Ausländer. Sie kann. die Staatsangehörigkeit nach Aufhebung der Ehe wiedererwerben, wenn sie in den Verband einer ungarischen Ge­ meinde ausgenommen wird oder die Aufnahme zugesichert erhält (Gesetz vom 20. Dezember 1879, §§ 34, 37, 41).

Rußland. Eine Russin verliert ihre Eigenschaft als russische Untertanin durch Eheschließung mit einem Ausländer. Nach Auslösung der Ehe kann sie in den russischen Untertanen­ verband zurücktreten, wenn sie ihren Wohnsitz in Rußland nimmt (Gesetzbuch des Russischen Reichs, Art. 853).

II. Verlustgründe.

185

Schweiz. Eine Schweizerbürgerin verliert ihr Bürgerrecht durch Eheschlie­ ßung mit einem Ausländer, wenn sie die Staatsangehörigkeit des Mannes erwirbt. Sie kann innerhalb 10 Jahren nach Auflösung der Ehe durch Versügung des Bundesrats auf Antrag wieder eingebürgert werden, sofern sie ihren Wohnsitz in der Schweiz hat (Gesetz vom 25. Juni 1903, Art. 10 b).

Spanien. Eine Spanierin verliert ihre Staatsangehörigkeit durch Ehe­ schließung mit einem Ausländer. Sie kann nach Auflösung der Ehe die spanische Staatsange­ hörigkeit wiedererwerben, wenn sie nach Spanien zurückkehrt, vor dem Standesbeamren ihres spanischen Wohnsitzes eine entsprechende Erklärung abgibt und auf den Schutz des ausländischen Staates ver­ zichtet (Bürgerliches Gesetzbuch von 1888, Art. 21, 22).

Vereinigte Staaten von Amerika. Eine Bürgerin der Vereinigten Staaten verliert ihr Bürger­ recht durch Eheschließung mit einem Ausländer (Gewohnheitsrecht).*)

Mexiko. Eine Mexikanerin verliert ihre Staatsangehörigkeit durch Ehe­ schließung mit einem Ausländer, wenn sie die Staatsangehörigkeit des Mannes erwirbt. Sie kann die mexikanische Staatsangehörigkeit, falls sie diese durch Geburt erworben hatte, nach Auflösung der Ehe dadurch wie­ dererwerben, daß sie ihren Wohnsitz in Mexiko nimmt und eine entsprechende Erklärung vor dem Zivilstandsbeamten abgibt (Gesetz vom 28. Mai 1886, Art. 2, IV).

Japan. Eine Japanerin verliert ihre Staatsangehörigkeit durch Ehe­ schließung mit einem Ausländer. Nimmt sie nach Auflösung der Ehe ihren Wohnsitz in Japan, so kann sie durch Erlaubnis des Ministers des Innern die japa­ nische Staatsangehörigkeit wiedererlangen (Gesetz vom 15. März 1899, Art. 18, 25). Wer durch Eheschließung die japanische Staatsangehörigkeit er­ worben hat, verliert sie durch die Ehescheidung, sofern er dadurch eine fremde Staatsangehörigkeit erlangt. Die Beschränkungen wegen der Wehrpflicht und des Amtsverhältnisses finden auch hier Anwen­ dung (a. a. O., Art. 19, 24).

*) Hierzu Min.-Bek. vom 2. Mai 1923, MABl. S. 30.

Vni. Die auf die Staatsangehörigkeit bezüglichen Bestimmungen des Versailler Diktates. MstLptionsverträgeuunddkutschknVussiihruugsvorschnstkn. Der „Friedensvertrag von Versailles" vom 28. Juni 1919 (RGBl. 1919 Nr. 140 S. 687—1349) ist in Kraft getreten am 10. Jan. 1920 (Bekanntmachung vom 11. Jan. 1920, RGBl. 1920 S. 31).*)

1. Allgemeine Bestimmung. Vcrs.Vertr. Art. 278 (RGBl. S. 1087). Deutschland verpflichtet sich, die neue Staatsangehörigkeit, die von seinen Angehörigen gemäß den Gesetzen der alliierten und asso-

*) Über die Staatsangehörigkeit der Angehörigen derehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie sind zu vergleichen der Vertrag von St. Germain vom 2. September 1919, abgedruckt im Staatsgesetzblatt für die Republik Österreich 1920, S. 995 ff., und der Vertrag von Trianon vom 4. Juni 1920, Ungari­ sches Gesetzblatt 1921, XXXIII. Die grundlegenden Bestimmungen sind Art. 70, 78, 80, 82 des Vertrags von St. Germain (gleichlautend mit Art. 61, 63, 64, 66 des Vertrags von Trianon): Art. 70. Alle Personen, die das H e i m a t r e ch t in einem Ge­ biete besitzen, das früher zu den Gebieten der ehemaligen öster­ reichisch-ungarischen Monarchie gehörte, erwerben von Rechts wegen und unter Ausschluß der österreichischen Staatsangehörigkeit die Staatsangehörigkeit desjenigen Staates, der auf dem genannten Gebiete die Souveränität ausübt. Art. 78. Personen über 18 Jahre, die ihre österreichische Staats­ angehörigkeit verlieren und von Rechts wegen eine neue Staats­ angehörigkeit gemäß Art. 70 erwerben, können innerhalb eines Zeit­ raumes von einem Jahre vom Inkrafttreten des gegenwärtigen Vertrages an für die Zugehörigkeit zu dem Staate optieren, in dem

2. Elsaß-Lothringen.

187

ziierten Mächte und gemäß den Entscheidungen der zuständigen Be­ hörden dieser Mächte, sei es auf dem Wege der Einbürgerung, sei es auf Grund einer Vertragsbestimmung etwa erworben ist oder er­ worben wird, anzuerkennen und auf Grund der neuerworbenen Staatsangehörigkeit diese Reichsangehörigen in jeder Richtung von jeder Pflicht gegenüber ihrem Heimatstaate zu entbinden.

2. Elsaß-Lothringen. A. Abtretung und Grenzziehung: Bers.Vertr. Art.51 (RGBl. S. 803). B. Staatsangehörigkeit:

Versailler Vertrag. Art. 53 (RGBl. S. 805)*) Die Regelung der Interessen der Einwohner der im Artikel 51 bezeichneten Gebiete, besonders hin­ sichtlich ihrer bürgerlichen Rechte, ihres Handels und der Ausübung ihres Berufes erfolgt durch Sonderverträge zwischen Frankreich und sie heimatberechtigt waren, bevor sie das Heimatrecht in dem über­ tragenen Gebiet erwarben. Die Option des Ehemannes erstreckt ihre Wirkung auf die Ehe­ gattin und die Option der Eltern erstreckt ihre Wirkung auf ihre Kinder unter 18 Jahren. Personen, die von dem oben vorgesehenen Optionsrechte Ge­ brauch gemacht haben, sind verpflichtet, in den folgenden zwölf Mo­ naten ihren Wohnsitz in den Staat zu verlegen, für den sie optiert haben. Art. 80. Personen, die in einem zur ehemaligen österreichisch­ ungarischen Monarchie gehörigen Gebiet heimatberechtigt und dort nach Rasse und Sprache von der Mehrheit der Bevölkerung ver­ schieden sind, können innerhalb eines Zeitraumes von sechs Monaten nach dem Inkrafttreten des gegenwärtigen Vertrages für Österreich, Ungarn, Italien, Polen, Rumänien, den serbisch-kroatisch-sloweni­ schen Staat oder die Tschechoslowakei optieren, je nachdem die Mehr­ heit der Bevölkerung dort aus Personen besteht, welche die gleiche Sprache sprechen und derselben Rasse zugehören wie sie. Die Be­ stimmungen des Art. 78 betreffend die Ausübung des Optionsrechtes sind auf die Ausübung des durch den gegenwärtigen Artikel zu­ erkannten Rechtes anwendbar. Art. 82. Die verehelichten Frauen folgen dein Stande ihrer Gatten und die Kinder unter 18 Jahren dem Stande ihrer Eltern ...

Daneben sind Sonderbestimmungen für den Erwerb der italie­ nischen, der jugoslavischen und der tschechoflowakischen Staatsange­ hörigkeit vorgesehen. ♦) Hierzu: BGH. Bd. 46 S. 78.

188

VIII. Bestimmungen d. Bers. Bertr. über Staatsangehörigkeit.

Deutschland. Jedoch verpflichtet sich Deutschland schon jetzt, die in der beigefügten Anlage*) niedergelegten Vorschriften über die Staats­ angehörigkeit der Einwohner**) der genannten Gebiete und der aus ihnen stammenden Personen anzuerkennen und anzunehmen, nie­ mals und nirgends für die aus irgendeinem Grunde für Franzosen Erklärten die deutsche Reichsangehörigkeit zu beanspruchen***), die anderen in seinem Gebiet aufzunehmen und bezüglich des Gutes der deutschen Reichsangehörigen in den im Artikel 51 bezeichneten Gebieten sich nach den Bestimmungen des Artikel 297 und der An­ lage zu Abschnitt IV, Teil X (wirtschaftliche Bestimmungen) des gegenwärtigeir Vertrags zu richten. Tie deutschen Reichsangehörigen, die, ohne die französische Staatsangehörigkeit zu erwerben, von der französischen Regierung die Genehmigung erhalten, in den genannten Gebieten zu wohnen, sind den Bestimmungen des angeführten Artikels nicht unterworfen. Art. 54. f) Die Personen, die kraft § 1 der beigefügten An­ lage*) die französische Staatsangehörigkeit wiedererlangen, gelten für die Ausführung der Bestimmungen dieses Abschnitts als ElsaßLothringer. Die int § 2 der bezeichneten Anlage erwähnten Personen ff) gelten von dem Tage an, an dem sie die Verleihung der französi­ schen Staatsangehörigkeit beantragt haben, mit rückwirkender Kraft bis zum 11. November 1918 als Elsaß-Lothringer. Bei denjenigen, deren Antrag zurückgewiesen wird, endet diese Borzugsbehandlung mit dem Tage des abschlägigen Bescheids. Desgleichen gelten als elsaß-lothringisch die juristischen Per­ sonen, denen diese Eigenschaft von den französischen Verwaltungs­ behörden oder durch eine gerichtliche Entscheidung zuerkannt wird. Art. 79 (RGBl. S. 829 ff.). Die anliegenden Zusatzbestim­ mungen über die Staatsangehörigkeit haben gleiche Kraft und Gel­ tung wie die Bestimmungen dieses Abschnitts. Alle anderen Elsaß-Lothringen betreffenden Fragen, die nicht in diesem Abschnitt und seiner Anlage oder in den allgemeinen Be­ stimmungen des gegenwärtigen Vertrags geregelt sind, sollen Gegen*) Zu Art. 79, RGBl. S. 829, s. S. 189. **) über die angeblich staatlos gewordenen vormaligen Elsässer und Lothringer s. die Min.-Bek. vom 1. Mai 1920 (oben S. 139). ***) Durch diese Bestimmung wird selbstverständlich die Einbür­ gerung oder Wiedereinbürgerung gemäß den Vorschriften des RStG. nicht ausgeschlossen. f) Hierzu: Heinrich Triepel, Virtuelle Staatsangehörigkeit. Ein Betrag zur Kritik der Rechtsprechung des Französisch-Deutschen Gemischten Schiedsgerichtshofes. Berlin 1921. ff) Hierzu: IW. 1926 S. 420.

2. Elsaß-Lothringen.

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stand späterer Übereinkommen zwischen Frankreich und Deutschland bilden. *)

Anlage.

§ 1. Mit Wirkung vom 11. November 1918 erlangen von Rechts wegen die französische Staatsangehörigkeit wieder:**) 1. Die Personen, die durch den französisch-deutschen Vertrag vom 10. Mai 1871 die französische Staatsangehörigkeit verloren und seitdem keine andere als die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben; 2. die ehelichen oder unehelichen Nachkommen der unter der vor­ stehenden Nummer genannten Personen***) mit Ausnahme derer, die unter ihren Vorfahren väterlicherseits einen nach dem 15. Juli 1870 nach Elsaß-Lothringen eingewanderten

Deutschen haben; 3. alle in Elsaß-Lothringen von unbekannten Eltern Geborenen und die Personen, deren Staatsangehörigkeit unbekannt ist. § 2. Innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten des gegen­ wärtigen Vertrags f) können Personen, die einer der folgenden Gat­ tungen angehören, Anspruch auf die französische Staatsangehörig­ keit erheben: 1. jede Person, die nicht auf Grund des § 1 die französische Staatsangehörigkeit wiedererlangt hat und die unter ihren Vorfahren einen Franzosen oder eine Französin zählt, welche die französische Staatsangehörigkeit unter den im genannten Paragraphen vorgesehenen Umständen verloren haben; 2. jeder Ausländer, der nicht Staatsangehöriger eines deutschen Staates ist und der die elsaß-lothringische Staatsangehörigkeit vor dem 3. August 1914 erworben hat; ff) 3. jeder Deutsche mit Wohnsitz in Elsaß-Lothringen, wenn er diesen Wohnsitz schon vor dem 15. Juli 1870 hatte oder wenn einer seiner Vorfahren zu jener Zeit seinen Wohnsitz in ElsaßLothringen hatte; 4. jeder Deutsche, der in Elsaß-Lothringen geboren ist oder dort seinen Wohnsitz hat, der während des jetzigen Krieges in den Reihen der alliierten und assoziierten Heere-gedient hat, sowie seine Nachkommen;

*) Vgl. z. B. das RG. betr. das deutsch-französische Abkommen über elsaß-lothringische Rechtsangelegenheiten vom 22. Nov. 1920, RGBl. S. 1995, ferner das RG. betr. das deutsch-französische Ab­ kommen über die Zahlung der elsaß-lothringischen Pensionen vom 14. Febr. 1921, RGBl. S 176. **) Hierzu: ME. vom 16. August 1928 Nr. 4004 b 11. ***) Hierzu: BGH. Bd. 46 S. 78, ferner DIZ. 1930 S. 556, 823, 1562. f) D. i. vom IO. Januar 1920 bis zum 10. Januar 1921. ff) Hierzu: IW. 1926 S. 420.

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

5. alle Personen, die vor dem 10. Mai 1871 in Elsaß-Lothringen von ausländischen Eltern geboren sind, sowie ihre Nachkommen; 6. der Ehegatte jeder Person, die entweder nach § 1 die fran­ zösische Staatsangehörigkeit wiedererlangt hat oder auf die französische Staatsangehörigkeit nach Maßgabe der vorstehen­ den Bestimmungen Anspruch erhebt und sie erlangt.*) Das Recht, den Anspruch auf Verleihung der französischen Staatsangehörigkeit an einen Minderjährigen geltend zu machen, steht seinem gesetzlichen Vertreter zu; macht dieser von dem Rechte keinen Gebrauch, so kann der Minderjährige selbst innerhalb eines Jahres nach erreichter Volljährigkeit die Verleihung der französischen Staatsangehörigkeit beanspruchen. Außer im Fall der Nr. 6 dieses Paragraphen kann der Antrag auf Verleihung der Staatsangehörigkeit von der französischen Be­ hörde im Einzelfall abgelehnt werden. § 3. Soweit nicht die Bestimmungen des § 2 Platz greifen, erwerben Deutsche, die in Elsaß-Lothringen geboren sind oder ihren Wohnsitz haben, selbst wenn sie die elsaß-lothringische Staatsangehö­ rigkeit besitzen, die französische Staatsangehörigkeit nicht durch die bloße Tatsache des Rückfalls von Elsaß-Lothringen an Frankreich. Sie können diese Staatsangehörigkeit nur im Wege der Ein­ bürgerung erlangen, und auch nur dann, wenn sie in Elsaß-Loth­ ringen vor dem 3. August 1914 ihren Wohnsitz hatten und einen ununterbrochenen Aufenthalt in dem wieder angegliederten Gebiet während dreier Jahre gerechnet vom 11. November 1918 ab Nach­ weisen können. Von der Einreichung ihres EilibürgernngSantrags ab über­ nimmt Frankreich allein ihren diplomatischen und konsularischen Schutz. § 4. Die Grundsätze, nach denen die Feststellung eines kraft Ge­ setzes eingetretenen Wiedererwerbs der französischen Staatsangehö­ rigkeit erfolgt, bestimmt die französische Regierung. Das gleiche gilt für die Art und Weise, in der über die Ansprüche auf Verleihung der französischen Staatsangehörigkeit und über die in der gegenwär­ tigen Anlage vorgesehenen Einbürgerungsanträge entschieden wird.

3. Moresnet, Eupen und MalmedH. A b t r e n n u n g u n d G r e n z z i e h u n g: Vers.Vertr. Art. 32 bis 35 (RGBl. S. 761). B. Staatsangehörigkeit:

a) Versailler Vertrag. Art. 36 (RGBl. S. 763). Mit dein endgültigen Übergang der Souveränität**) über die obenbezeichneten Gebiete ertverbendiedent-

*) Hierzu: IW. 1928 S. 33. **) für Moresnet 10. Januar 1920; in Eupen und Malmedy

3. Moresnet, Eupen und Malmedy.

191

schen Reichsangehörigen, die in diesen Gebieten ihren Wohnsitz haben, endgültig und von Rechts wegen die belgische Staatsangehörigkeit unter Verlust der deutschen. Indes können deutsche Reichsangehörige, die sich nach dem 1. August 1914 in diesen Gebieten niedergelassen haben, die belgische Staatsangehörigkeit nur mit Genehmigmrg der belgischen Regierung erwerben. Art. 37. Während zweier Jahre nach dem endgültigen Über­ gang der Souveränität über die durch den gegenwärtigen Vertrag Belgien zugesprochenen Gebiete sind die über achtzehn Jahre alten deutschen Reichsangehörigen, die in diesen Gebieten ansässig sind, berechtigt, für die deutsche Reichsangehörigkeit zu optieren. Die Option des Ehemannes erstreckt ihre Wirkung auf die Ehe­ frau, die Option der Eltenl erstreckt ihre Wirkung auf Kinder unter achtzehn Jahren. Personen, die von dem oben vorgesehenen Optionsrecht Ge­ brauch machen, müssen innerhalb der nächsten zwölf Monate ihren Wohnsitz rra'ch Deutschland verlegen. Es steht ihnen frei, das unbewegliche Gut, das sie in den von Belgien erworbenen Gebieten besitzen, zu behalten. Sie dürfen ihr gesamtes bewegliches Gut mitnehmen. Es wird dafür keinerlei Aus­ fuhr- oder Einfuhrzoll von ihnen erhoben.

b) Dptionsabkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Belgien. Vom 11. Sept. 1922 (RGBl. 1924II S. 227), ratifiziert am 15. Sept. 1924 (RGBl. 1924 II S. 381). Zur Ausführung des Art. 37 des Vertrages von Versailles vom 28. Juni 1919 wird......... folgendes vereinbart: § 1. Deutschland erkennt die Optionserklärungeil als gültig an, die von den im Art. 36 Abs. 1 des Vertrags von Versailles bezeichneten Personen in Gemäßheit der von dem deutschen und belgischen Be­ vollmächtigten am 31. August 1922 unterzeichneten Erklärung sowie auf Grund der belgischen Bestimmungen (Verordnungen des Königlich Belgischen Oberkommissars vom 30. September 1920 und 1. Sep­ tember 1922, betreffend die Ausführung der Artikel 36 und 37 des Vertrags von Versailles) vorgenommen worden sind, das heißt von denjenigen Personen, die zur Bevölkerung der Gebiete gehören, mit denen sich die Artikel 33 und 34 des Vertrags voll Versailles befassen. fand die sogenannte „Volksabstimmulig^ am 24. Jicki 1920 statt, am 20. September 1920 beschloß der Völkerbundrat ben endgültigen Übergang von Eupen und Malmedy unter die belgische Souveränität; diese Entscheidung ist vom Deutschel! Reiche nicht anerkannt worden.

192

VIII. Bestimmungen d. Bers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

8 2. Als Wohnsitz im Sinne der Artikel 36 und 37 des Vertrags von Versailles ist der Ort anzusehen, der den Schwerpunkt der persönlichen und wirtschaftlichen Lebensverhältnisse einer Person bildet.

§ 3. Tie rechtlichen Wirkungen der Option treten mit dem Tage ein, an dem die Optionserklärung abgegeben wird.

8 4. Die belgische Regierung verpflichtet sich, der deutschen Regie­ rung baldmöglichst eine Liste der Personen zu übermitteln, die von ihrem Optionsrecht Gebrauch gemacht haben.

8 5. Während der im Artikel 37 Abs. 3 des Vertrags von Versailles bezeichneten Frist und gemäß der in diesem Artikel enthaltenen Verpflichtung wird Belgien Optanten weder ausweisen noch ihnen die Aufenthaltserlaubnis versagen, sofern sie ihren Wohnsitz nicht nach Deutschland verlegt haben.

8 6. Sofern Personen ihren Wohnsitz nach Deutschland verlegen und in den von Belgien erworbenen Gebieten gemäß Art. 37 Abs. 4 des Vertrags von Versailles unbewegliches Gut behalten haben, wird ihnen die belgische Regierung die Einreise und den Aufenthalt in dem Maße gestatten, als die Verwaltung der Güter es erfordert und die Sicherheit des Staates es zuläßt.

8 7Die Personen, welche von ihrem Optionsrecht Gebrauch machen, sind von direkten Steuern in Belgien für ihr aus Deutschland be­ zogenes Einkommen nach ihrem Fortgehen befreit.

8 8. Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung und Durchfüh­ rung der Bestimmungen dieser Vereinbarung sollen von einer ge­ mischten Kommission entschieden werden, die sich aus je zwei An­ gehörigen der vertragschließenden Teile zusammensetzt und je nach Bedarf an einem zu vereinbarenden Orte zusammentrifft. In allen Fällen, in denen sich die Mitglieder der Kommission nicht einigen, entscheidet ein neutraler Schiedsrichter, um dessen Ernennung die schweizerische Regierung gebeten werden soll.

8 9. Dieses Abkommen soll ratifiziert und die Ratifikationsurkunden sollen sobald als möglich in Aachen ausgetauscht werden. Es tritt am Tage des Austausches der Ratifikationsurkunden in Kraft.

193

4. Posen und Westpreußen.

Im Begrifs, das Optionsabkommen zwischen Deutschland und Belgien zu unterzeichnen, sind die Bevollmächtigten dahin überein­ gekommen, daß hinsichtlich der Staatsangehörigkeitsveryältnisse der in Neutral-Moresnet ansässigen Personen das belgische Gesetz vom 15. September 1919, betreffend das Gebiet von Neutral-Moresnet, maßgebend sein soll.

4. Posen und Westpreußen. Abtren nungundG re nzziehung: Bers.Bertr. Art. 87 (RGBl. S. 839). B. Staatsangehörigkeit:

a) Versailler Vertrag. Art. 91 Abs. 1—9 (RGBl. S. 853). ^Die deutschen Reichs, angehörigen, die ihren Wohnsitz in den endgültig als Bestandteil Polens anerkannten Gebieten*) haben, erwerben von Rechts wegen die polnische Staatsallgehörigkeit unter Verlust der deutschen.**) ***) 2 Indes sönnen dentsche Reichsangehörige und ihre Nachkom­ men, die sich nach dem 1. Januar 1908 in jenen Gebieten nieder­ gelassen habeil, die polnische Staatsangehörigkeit nur mit besonderer Genehmigung des polnischen Staates erwerben., b Zwei Jahre lang nach Inkrafttreten des gegeirwärtigen Ver­ trags f) sind die über achtzehn Jahre alten deutschen Reichsange­ hörigen, die in einem der als Bestandteil Polens anerkannten Ge­ biete ihren Wohllsitz haben, berechtigt, für die deutsche Reichsange­ hörigkeit zu optieren, ff) 4 Polen deutscher Reichsangehörigkeit im Alter von über acht­ zehn Jahren, die in Deutschland ihren Wohnsitz haben, sind ebenso fff) berechtigt, für die polnische Staatsangehörigkeit zu optieren. *) Außer Posen und dem größten Teil von Westpreußen noch kleine Teile von Ostpreußen, Schlesien, Pommern und Brandenburg, ferner das frühere österreichische Galizien und das früher russische sogen. „Kongreßpolen". Für das an Polen zufolge der erzwungenen Abstimmung vom 20. März 1921 abgetretene Oberschlesien gelten besondere Bestimmungen, s. S. 212 ff. **) Veränderungell des Wohnsitzes in der Zeit vom 10. Januar 1920 bis zum 10. Januar 1922 sind ohne Einfluß auf die Staats­ angehörigkeit. ***) Vgl. auch IW. 1922 S. 1135 und 1926 S. 2025. f) D. i. vom 10. Januar 1920 bis 10. Januar 1922. ff) Über die Frage, ob die Option rückwirkende Kraft hat, siehe IW. 1923, S. 519, 1925 S. 425, 1927 S. 2338, Reger 44 S. 349. fff) Die Übersetzung folgt hier dem englischen Text; im fran­ zösischen Text heißt es (abweichend von der sonst gleichliegenden Bestimmnng im Art. 85) statt „ebenso": „selbst" (Anm. des RGBl.). Woeber-Fischer, Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetz. 5. Aufl.

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

5 Die Option des Ehemannes erstreckt ihre Wirkung auf die Ehe­ frau, die Option der Eltern erstreckt ihre Wirkung auf Kinder unter achtzehn Jahren. e Allen Personen, die von dem oben vorgesehenen Optionsrecht Gebrauch machen, steht es frei, in den nächsten zwölf Monaten ihren Wohnsitz in den Staat zu verlegen, für den sie optiert haben. 7 Es steht ihnen frei, das unbewegliche Gut zu behalten, das sie im Gebiete des anderen Staates besitzen, in dem sie vor der Option wohnten. 8 Sie dürfen ihr gesamtes bewegliches Gut zollfrei in das Land mitnehmen, für das sie optiert haben. Die etwa bestehenden Aus­ fuhrzölle oder -gebühren werden dafür von ihnen nicht erhoben. 8 Innerhalb derselben Frist*) haben die Polen, die deutsche Reichsangehörige sind und sich im Ausland befinden, das Recht — falls dies den Bestimmungen des fremden Gesetzes nicht zuwiderläuft und falls sie nicht die fremde Staatsangehörigkeit erworben haben — die polnische Staatsangehörigkeit unter Verlust der deutschen auf Grund der von dem polnischen Staat zu erlassenden Vorschriften zu erwerben.

b) Ausführungsbestimmungen der Reichsregierung zum Art. 91 des Vertrages von Versailles (Options­ ordnung). Bom 3. Dezember 1921 (RGBl. S. 1491). Auf Grund des Artikels 77 der Reichsverfassung wird mit Zu­ stimmung des Reichsrats folgendes bestimmt: 8 1. Die Option für Deutschland oder Polen auf Grund des Art. 91 Abs. 3 und 4 des Vertrags von Versailles wird durch Abgabe einer Erklärung (Optionserklärung) vor der zuständigen deutschen Behörde ausgeübt. 8 2. Im Inland sind die höheren Verwaltungsbehörden für die Entgegennahme der Optionserklärung zuständig. Die obersten Landesbehörden bestimmen, welche Behörden im Sinne dieser Op­ tionsordnung als höhere Verwaltungsbehörden anzusehen sind. Im Ausland ist die Optionserklärung vor einer amtlichen deut­ schen Vertretung abzugeben. Die Reichsregierung erläßt die näheren Bestimmungen. 8 3. Die örtliche Zuständigkeit der im § 2 genannten Stellen wird durch den Wohnsitz und in Ermangelung eines Wohnsitzes durch den Aufenthalt des Optanten bestimmt. Wird die Optionserklärung vor einer örtlich unzuständigen Stelle der int § 2 bezeichneten Art abgegeben, so ist sie von dieser an die örtlich zuständige Stelle weiterzuleiten. Sie gilt als in dem Zeitpunkt abgegeben, in dem sie bei der ersten Stelle eingegangen ist.

*) D. i. vom 10. Januar 1920 bis 10. Januar 1922.

4. Posen und Westprenßen.

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§ 4» Die Optionserklärung ist zu Protokoll oder in schriftlicher Form abzngeben. Die Unterschrift unter der in schriftlicher Form abgegebenen Erklärung muß im Juland von der Ortspolizeibehörde oder einem Notar, im Ausland von einer amtlichen derrtschen Ver­ tretung beglaubigt sein. Dem Optanten ist die Abgabe der Optionserklärung von der sie entgegennehmenden Stelle (§ 2), auch wenn diese örtlich un­ zuständig ist, sofort schriftlich zu bestätigen. § S. Über die Wirksamkeit der Optionserklärung hat die zu­ ständige Stelle (§ 2, § 3 Abs. 1) dem Optanten eine Urkunde (Optionsülrkunde nach anliegendem Muster)*) auszustellen. In der Urkunde sind die Familienmitglieder anzuführen, aus die sich die Wirkung der Option erstreckt (Art. 91 Abs. 5 des Vertrags von Versailles). § 6. Für elternlose Personen unter 18 Jahren, für Minder­ jährige von mehr als 18 Jahren, bei denen die Voraussetzungen der Entmündigung vorliegen, sowie für solche Personen, die ent­ mündigt oder unter vorlä^lfige Vormundschaft gestellt worden sind, wird die Option durch die gesetzlicherl Vertreter ausgeübt. § 7. Die Frist für die Abgabe der Optionserklärung (Options­ frist) endigt mit Ablauf des 10. Januar 1922. 8 8. Die Ausübung der Option auf Grund des Art. 91 Abs. 10 des Vertrages von Versailles fällt nicht unter diese Optionsordnung **). § 9» Die Optionsordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft.

c) Bekanntmachung des bayerischen Staatsministeriums des Innern über die Option für Deutschland oder Polen. Vom 17. Dezember 1921 (StAnz. Nr. 296).

Im Anschluß an die Ausführungsbestiinmungen zum Art. 91 des Vertrags von Versailles vom 3. Dezember 1921, RGBl. S. 1491, (Optionsordnung), wird folgendes angeordnet: 1. Als höhere Verwalülngsbehörden im Sinne des § 2 der Optionsordnung, die zur Entgegernrahme der Optionserklärung zu­ ständig sind, werden für die unnrittelbaren Städte die Stadträte, im übrigen die Bezirksämter, bestimmt. 2. Die Entgegelinahme der Optionserklärung, die schriftliche Bestätigung (§ 4 Abs. 2 der Optionsordnung) und die Ausstellung *) Hier nicht mit abgedruckt. Zu § ö siehe die Bekannt­ machung des daher. StMin. d. Innern vom 12. März 1923 (StAnz. Nr. 61), wonach die Optionsurkunden den im Auslande wohnenden Optanten in der Regel durch Vermittlung der zuständigen deutschen Konsulate zu behändigen sind. **) Oberschlesien, s. S. 212 ff.

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VIIL Bestimmungen d. Vers. Vertr. über Staatsangehörigkeit,

der Optionsurkunde, ferner die Beglaubigung der Unterschrift unter der in schriftlicher Form abgegebenen Erklärung seitens der Orts­ polizeibehörde (§ 4 Abs. 1 der Optionsordnung) sind als Amts­ handlungen anzusehen, die unabhängig von dem Verschulden einer Partei im öffentlichen Interesse von Amts wegen gepflogen werden. Eine Gebühr wird deshalb gemäß Art. 3 Ziff. 1 des Kostengesetzes nicht erhoben. 3. Wer optionsberechtigt ist, bestimmt sich nach Art. 91 Abs. 3 und 4 des Vertrags von Versailles (RGBl. S. 855).*) Darnach können für die deutsche Reichsangehörigkeit alle Per­ sonen optieren, die am 10. Januar 1920 als deutsche Reichsange­ hörige in den endgültig als Bestandteil Polens anerkannten Ge­ bieten ihren Wohnsitz im Sinne des § 7 des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs hatten und in den genannten Gebieten bereits vor dem 2. Januar 1908 ansässig waren. Hierunter fallen auch Beamte, Per­ sonen polnischer Nationalität sowie Bewohner der polnischen Ge­ biete jenseits der früheren deutschen Grenze, z. B. Kongreßpolens. Ununterbrochene Beibehaltung des Wohnsitzes in Polen während der Zeit vom 2. Januar 1908 bis zum 10. Januar 1920 ist nicht er­ forderlich. Wer sowohl in Polen als auch in Deutschland seinen Wohnsitz hatte, ist gleichfalls optionsberechtigt. Unfreiwillige Auf­ gabe des polnischen Wohnsitzes nach dem 9. November 1918 infolge einer auf Verlassen des Landes gerichteten Anordnung von Stellen, die amtliche Tätigkeit ausgeübt haben, oder infolge Gewalt oder Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben bleibt außer Betracht. In diesen Fällen ist so zu verfahren, als ob die in Frage kommenden Personen am 10. Januar 1920 ihren Wohnsitz in Polen noch gehabt hätten. Als Polen deutscher Reichsangehörigkeit, die unter den Voraus­ setzungen des Art. 91 Abs. 4 des Vertrags von Versailles für die polnische Staatsangehörigkeit optieren können, haben deutsche Reichs­ angehörige polnischen Stammes und polnischer Muttersprache zu gelten. Soweit Polen deutscher Reichsangehörigkeit, die gemäß Art. 91 Abs. 4 des Vertrags von Versailles zur Option für die polnische Staatsangehörigkeit berechtigt sind, nach dem 10. Januar 1920 ihren Wohnsitz in Deutschland aufgegeben haben und sich im Ausland ein­ schließlich Polens aufhalten, können sie dort vor der zuständigen amtlichen deutschen Vertretung (§ 2 Abs. 2 der Optionsordnung) für die polnische Staatsangehörigkeit optieren. Dagegen können Polen deutscher Reichsangehörigkeit, die sich am 10. Januar 1920 im Aus­ land einschließlich Polens befunden haben, nicht vor deutschen Be­ hörden optieren. Für diese Personen ist gemäß Art. 91 Abs. 9 des Vertrags von Versailles der Erwerb der polnischen Staatsangehörig­ keit polnischerseits zu regeln. *) Siehe oben S. 193.

4. Posen und Westpreußen.

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4. Die Option für die deutsche Reichsangehörigkeit bewirkt den Erwerb der früheren deutschen Staatsangehörigkeit. Demnach er­ werben z. B. ehemalige preußische Staatsangehörige, die in Bayern für die deutsche Reichsangehörigkeit optieren, hiermit wieder die preußische Staatsangehörigkeit. Zum Nachweise darüber, welche Staatsangehörigkeit durch die Option wieder erworben wurde, muß es dem Optanten für die deutsche Reichsangehörigkeit überlassen bleiben, sich einen Staatsangehörigkeitsausweis des in Frage kom­ menden deutschen Landes zu beschaffen. 5. Die Abgabe einer wirksamen Optionserklärung hat weiter zur Folge, daß den Optanten die im Art. 91 Abs. 6 bis 8 des Ver­ trages von Versailles bezeichneten Rechte zustehen. Es steht ihnen also frei, in den nächsten zwölf Monaten nach Abgabe der Options­ erklärung ihren Wohnsitz in den Staat zu verlegen, für den sie optiert haben. Sie können das unbewegliche Vermögen behalten, das sie im Gebiet des anderen Staates, in dem sie vor der Option wohnten, besitzen, und dürfen ihr gesamtes bewegliches Vermögen zoll- und abgabefrei in das Land mitnehmen, für das sie optiert haben. Die gleichen Rechte haben nach deutscher Auffassung auch diejenigen deutschen Reichsangehörigen, die sich erst seit dem 2. Ja­ nuar 1908 im jetzigen Polen niedergelassen haben und daher nach Art. 91 Abs. 2 a. a. O. nur mit besonderer Ermächtigung des pol­ nischen Staates die polnische Staatsangehörigkeit erwerben können.

d) Deutsch-polnisches Abkommen über Staatsangehörigkeitsund Optionsfragen (sogen. „Wiener Abkommen"). Bom 30. Aug. 1924 (RG. vom 2. Febr. 1925, RGBl. 1925II S. 33), ratifiziert am 31. Januar 1925 (RGBl. 1925II S. 98).*)**)

Deutschland und Polen, von dem Wunsche geleitet, die Fragen des Staalsangehörigkeitswechsels der ehemaligen deutschen Reichs­ angehörigen zu regeln, die sich aus den Bestimmungen der Art. 3, 4 und 5 des am 28. Juni 1919 in Versailles unterzeichneten Ver­ trags zwischen den alliierten und assoziierten Hauptmächten und Polen sowie aus einigen Bestimmungen des Art. 91 des am 28. Juni 1919 in Versailles unterzeichneten Vertrags zwischen den alliierten und assoziierten Mächten und Deutschland ergeben, haben zu ihren Bevollmächtigten ernannt: ...., die nach Austausch ihrer in guter und gehöriger Form befundenen Vollmachten unter dem Vorsitz des Herrn Georg Kaeckenbeeck, D. C. L., Präsidenten des Schiedsgerichts für Oberschlesien, unter Zugrundelegung des von ihm am 10. Juli 1924 gefällten Schiedsspruchs sich über folgende Bestimmungen geeingt haben: *) Vgl. IW. 1925 S. 424 ff., 1931 S. 251. **) Dazu Min.-Bek. vom 10. Febr. 1925, StAnz. Nr. 34.

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

Art. 1. Der am 28. Juni 1919 in Versailles unterzeichnete Vertrag zwischen den alliierten und assoziierten Hauptmächten und Polen wird in diesem Abkommen als „Vertrag vom 28. Juni 1919", der am 28. Juni 1919 in Versailles unterzeichnete Vertrag zwischen den alliierten und assoziierten Mächten und Deutschland als „Ver­ trag von Versailles" bezeichnet. Kapitel I Art. 2. In diesem Abkommen werden unter deutschen Reichs­ angehörigen im Sinne der Art. 3 und 4 des Vertrags vom 28. Juni 1919 und des Art. 91 des Vertrags von Versailles die Personen verstanden, die diese Eigenschaft am 10. Januar 1920 besaßen. Art. 3. (1) Die Worte „das Gebiet, das als Teil Polens an­ erkannt ist oder anerkannt werden wird" (Art. 3 und 4 des Ver­ trags vom 28. Juni 1919) beziehen sich auf das gesamte Gebiet Polens. (2) Die vertragschließenden Teile sind darüber einig, daß auch die Bestimmungen des Art. 91 des Vertrags von Versailles sich auf das gesamte Gebiet Polens beziehen, unbeschadet der Frage, ob sich diese Auslegung aus den Ausdrücken dieses Artikels „die endgültig als Teil Polens anerkannten Gebiete", „eines der als Teil Polens anerkannten Gebiete" ergibt. Art. 4. Deutsche Reichsangehörige haben im Sinne der Abs. 1, 2 und 3 des Art. 91 des Vertrags von Versailles und des Art. 3 des Vertrags vom 28. Juni 1919 ihren Wohnsitz in dem im Art. 3 dieses Abkommens bestimmten Gebiet, wenn sie dort gemäß den fol­ genden Bestimmungen ihren Wohnsitz begründet und nicht aufge­ geben haben. § 1. (1) Der Wohnsitz wird begründet, wenn ein deutscher Reichs­ angehöriger sich in dem obenbezeichneten Gebiet in der Art nieder­ gelassen hat, daß er dort seine Lebenszwecke verwirklicht, und wenn er in diesem Gebiete seinen gewöhnlichen und regelmäßigen Aufent­ halt ohne Absicht, es zu verlassen, hat. (2) Ein gewöhnlicher und regelmäßiger Aufenthalt erfordert einen Aufenthalt während eines wesentlichen Teils der Zeit.

8 2. (1) Der Wohnsitz wird aufgegeben, wenn die Niederlassung auf­ gehört und der betreffende deutsche Reichsangehörige das obenbe­ zeichnete Gebiet ohne Absicht der Rückkehr verlassen hat. (2) Die Tatsache, daß die Niederlassung aufgehört hat, begründet die Vermutung, daß eine Absicht der Rückkehr nicht bestand. Jedoch wird die Absicht der Rückkehr vermutet, wenn die betreffende Per­ son sich spätestens am 10. Januar 1920 wieder an dem Ort nieder­ gelassen hat, an dem sie vor der Aufgabe der Niederlassung wohnte. Die gleiche Vermutung greift Platz, wenn die betreffende Person sich

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spätestens am 10. Januar 1920 in dem von Deutschland abgetretenen Gebiet wieder niedergelassen hat und wenn a) während der Zeit der Aufgabe der Niederlassung ihre Eltern oder, wenn die Ehe aufgelöst war, ein Elternteil in diesem Gebiet ihren Wohnsitz hatten; oder b) sie seit ihrer ersten Niederlassung in diesem Gebiet vor dem 1. Januar 1908 bis zum 10. Januar 1920 mindestens zehn Jahre lang nach Vollendung des 18. Lebensjahrs eine Nieder­ lassung dort hatte. 8 3. (1) Ein Aufenthalt vorübergehender Art oder zu Vergnügungs­ zwecken (z. B. eine Sommerfrische, Besichtigung eines Unternehmens, Jagd) begründet keinen Wohnsitz. (2) Das gleiche gilt für einen Aufenthalt zu gelegentlichen Zwecken; als solche gelten insbesondere der Besuch von Schulen aller Stufen, die berufliche Vorbildung oder Ausbildung, die Übergangs­ stellung als Assistent oder Kandidat, die Erfüllung der militärischen Dienstpflicht oder die Teilnahme am Kriege. (3) Wenn eine Niederlassung aufgegeben worden ist, um ge­ legentliche Zwecke der im Abs. 2 vorgesehenen Art zu verfolgen, wird die Beibehaltung des Wohnsitzes vermutet, wenn die betref­ fende Person sich bis zum 10. Januar 1920 in dem im Art. 3 dieses Abkommens bestimmten Gebiet wieder niedergelassen hat. §4. Für dieses Abkommen finden die Bestimmungen der vorher­ gehenden Paragraphen auch auf den Wohnsitz der Eltern im Sinne des Art. 4 des Vertrags vom 28. Juni 1919 Anwendung. Art. 5. (1) Soweit nach den Bestimmungen dieses Abkommens für den Erwerb der polnischen Staatsangehörigkeit ein Wohnsitz Voraussetzung ist, ist es erforderlich und ausreichend, daß die im Art. 4 dieses Abkommens bezeichneten Bedingungen in dem im Art. 3 dieses Abkommens bestimmten Gebiet erfüllt sind oder waren, ohne Rücksicht darauf, ob sie auch in einem anderen Gebiet erfüllt sind. (2) Wenn eine Person am 10. Januar 1920 die polnische Staats­ angehörigkeit erworben hat, hat sie diese unter Ausschluß der deut­ schen Reichsangehörigkeit erworben, selbst wenn sie außer ihrem Wohnsitz in Polen einen Wohnsitz in Deutschland hatte. Art. 6. (1) Deutsche Reichsangehörige haben auf Grund des Art. 91 des Vertrags von Versailles und des Art. 3 des Vertrags vom 28. Juni 1919 von Rechts wegen unter Ausschluß der deutschen Reichsangehörigkeit die polnische Staatsangehörigkeit erworben, wenn sie ihren Wohnsitz in dem im Art. 3 dieses Abkommens bezeichneten Gebiete mindestens seit dem 1. Januar 1908 bis zum 10. Januar 1920 hatten. (2) Die übrigen deutschen Reichsangehörigen, die am 10. Ja­ nuar 1920 in dem oben bezeichneten Gebiet ihren Wohnsitz hatten.

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

können die polnische Staatsangehörigkeit nur mit besonderer Er­ mächtigung des polnischen Staates erwerben. Art. 7. § 1. (1) Deutsche Reichsangehörige, die in dem im Art. 3 dieses Abkommens bestimmten Gebiet von Eltern geboren sind, die zur Zeit der Geburt in diesem Gebiet ihren Wohnsitz hatten, haben die polnische Staatsangehörigkeit von Rechts wegen erworben, ohne Rücksicht darauf, ob sie selbst am 10. Januar 1920 dort ihren Wohn­ sitz hatten. (2) Wenn jedoch beide Eltern ihren Wohnsitz in diesem Ge­ biet erst nach dem 1. Januar 1908 begründet hatten, haben diese deutschen Reichsangehörigen die polnische Staatsangehörigkeit nicht erworben.

8 2. Deutsche Reichsangehörige, welche die polnische Staatsangehö­ rigkeit gemäß § 1 dieses Artikels erworben haben, haben diese Staats­ angehörigkeit verloren und die deutsche Reichsangehörigkeit behal­ ten, wenn sie a) ordnungsgemäß den im Abs. 2 des Art. 4 des Vertrags vom 28. Juni 1919 vorgesehenen Verzicht erklärt haben; oder wenn sie b) vor den in diesem Absatz bezeichneten Behörden zwischen dem 11. Januar 1922 und dem 10. Juli 1924 eine förmliche Ver­ zichtserklärung abgegeben haben; oder wenn sie c) am 10. Januar 1920 im polnischen Gebiet wohnten und zwi­ schen diesem Tage und dem 10. Juli 1924 dieses Gebiet unter Umständen verlassen haben, aus denen sich ihre Absicht aus­ zuwandern ergibt; oder wenn sie d) auf Grund der deutschen Gesetzgebung nach dem 10. Januar 1920 die deutsche Reichsangehörigkeit erworben hätten, wenn sie diese nicht bereits besessen hätten; oder wenn sie e) nach dem 10. Januar 1922 im Dienst des Reichs, eines deut­ schen Landes oder kommunalen Selbstverwaltungskörpers ge­ blieben sind.

8 3. (1) Bei deutschen Reichsangehörigen, die gemäß Paragraph 1 die polnische Staatsangehörigkeit erworben haben und nicht unter Paragraph 2 dieses Artikels fallen, gilt der Verzicht auf die polnische Staatsangehörigkeit als am 10. Januar 1922 vollzogen, wenn sie nicht bis zum 10. Juli 1924 nach Polen zurückgekehrt sind. Dies gilt jedoch nicht, wenn sie vor dem 28. Februar 1925 bei den im Art. 4 Abs. 2 des Vertrags vom 28. Juni 1919 bezeichneten Be­ hörden die polnische Staatsangehörigkeit beanspruchen und beweisen, daß a) sie vor dem 10. Juli 1924 bei den zuständigen polnischen Be­ hörden einschließlich der Konsulate Schritte zur Anerkennung

4. Posen und Westpreußen.

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ihrer polnischen Staatsangehörigkeit getan haben, unter der Voraussetzung, daß sie einen schriftlichen Antrag gestellt oder entweder eine schriftliche Ablehnung oder einen schriftlichen Bescheid, der einer Ablehnung gleichkommt, erhalten haben; oder wenn b) ihr Vater oder ihre Mutter zur Zeit der Erhebung ihres Anspruchs auf die polnische Staatsangehörigkeit in dem im Art. 3 dieses Abkommens bestimmten Gebiet Wohnsitz haben; oder wenn sie c) zur Zeit der Erhebung ihres Anspruchs in diesem Gebiet ein landwirtschaftliches Grundstück oder ein anderes, seit mindestens 10 Jahren von ihnen oder ihren Eltern bewohntes Grundstück besitzen. (2 ) Die Polnische Regierung wird der Deutschen Regierung auf diplomatischem Wege die Personen mitteilen, welche die polnische Staatsangehörigkeit infolge der Geltendmachung ihres Anspruchs beibehalten haben. §4. Die deutschen Reichsangehörigen, die gemäß diesem Artikel die polnische Staatsangehörigkeit behalten, verlieren die deutsche Reichs­ angehörigkeit.

8 5. Deutsche Reichsangehörige, die zugleich die im Art. 3 des Ver­ trags vom 28. Juni 1919 (Art. 91 des Vertrags von Versailles) und im Art. 4 des Vertrags vom 28. Juni 1919 vorgesehenen Vor­ aussetzungen erfüllen, haben am 10. Januar 1920 die polnische Staatsangehörigkeit von Rechts wegen unter Ausschluß der deutschen Reichsangehörigkeit erworben.

Art. 8.

8 1.

(1) Eine Frau, die am 10. Januar 1920 verheiratet war, hat die polnische Staatsangehörigkeit erworben, wenn sie in ihrer eigenen Person die für diesen Erwerb vorgesehenen Voraussetzungen erfüllt, auch wenn ihr Ehemann sie nicht erfüllt. Die so erworbene pol­ nische Staatsangehörigkeit gilt jedoch am 31. Januar 1920 als zu­ gunsten der Staatsangehörigkeit des Ehemanns verloren, wenn die Ehe an diesem Tage noch besteht. (2) Eine Frau, die am 10. Januar 1920 verheiratet war, hat die polnische Staatsangehörigkeit nicht erworben, wenn sie in ihrer eigenen Person nicht die für diesen Erwerb vorgesehenen Voraus­ setzungen erfüllt, auch wenn ihr Ehemann sie erfüllt. Die vom Ehe­ mann erworbene polnische Staatsangehörigkeit gilt jedoch als mit dem 31. Januar 1920 als auf bie Frau erstreckt, wenn die Ehe an diesem Tage noch besteht.

8 2. Deutsche Reichsangehörige, die am 10. Januar 1920 noch nicht achtzehn Jahre alt waren, folgen der Staatsangehörigkeit ihres

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Bertr. über Staatsangehörigkeit.

Vaters, wenn sie eheliche Kinder sind, und der Staatsangehörigkeit der Mutter, wenn sie uneheliche Kinder sind. Erfüllen sie jedoch in ihrer eigenen Person, die im Art. 4 des Vertrags vom 28. Juni 1919 vorgesehenen Voraussetzungen, so haben sie, vorbehaltlich des Art. 7 Paragraph 1 Abs. 2 dieses Abkommens, die polnische Staats­ angehörigkeit erworben, selbst wenn ihr Vater oder ihre Mutter die für den Erwerb der polnischen Staatsangehörigkeit vorgesehenen Voraussetzungen nicht erfüllen.

Kapitel n Art. 9. (1) Zur gültigen Ausübung der Option bedurfte es: 1. eines Alters von mindestens achtzehn Jahren; 2. des ipso-facto-@rtoert>e§ der polnischen Staatsangehörigkeit ge­ mäß Art. 3 des Vertrags vom 28. Juni 1919 (Art. 91 Abs. 1 des Vertrags von Versailles); 3. einer vor dem 11. Januar 1922 vor den polnischen oder vor den deutschen hiefür als zuständig bezeichneten Behörden ab­ gegebenen Optionserklärung. (2) Erfüllt eine Person, die erklärt hat, die polnische Staats­ angehörigkeit verlieren zu wollen, zugleich die im Art. 3 des Ver­ trags vom 28. Juni 1919 (Art. 91 des Vertrags von Versailles) und die im Art. 4 des Vertrags vom 28. Juni 1919 vorgesehenen Vor­ aussetzungen, so ist sie Optant und nicht Renunziant. Eine falsche Be­ zeichnung der Erklärung tut der rechtlichen Natur der Erklärung keinen Eilltrag. Art. 10. (1) Optionserklärungen können nicht zurückgenommen werden. (2) Optionserklärungen sind hinsichtlich ihrer Anfechtbarkeit auf Antrag des Erklärenden wegen Geisteskrankheit, Trunkenheit, Droh­ ung, Zwang, wesentlichen Irrtums oder anderer Willensmängel ebenso anzusehen und zu behandeln wie andere Willenserklärungen nach öffentlichem Landesrecht, über die Anfechtungserklärungen ent­ scheiden die Verwaltungs- oder Gerichtsbehörden des Landes, vor dessen Behörden die Optionserklärung abgegeben worden ist. (3) Wird eine vor den Behörden des einen der beiden vertrag­ schließenden Teile abgegebene Optionserklärung für nichtig erklärt, so beeinträchtigt das nicht die Gültigkeit der Optionserklärung der­ selben Person vor den Behörden des anderen Teils.

Art. 11.

§ 1. (1) Die vertragschließenden Teile verpflichten sich, sich gegen­ seitig auf diplomatischem Wege vor dem 1. Dezember 1924 die Listen der Personen mitzuteilen, die im polnischen Gebiet verblieben sind und die eine von den zuständigen Behörden im Sinne dieses Ab­ kommens als gültig anerkannte Optionserklärung abgegeben haben. Die Listen werden auch die Personen angeben, auf die sich die

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Option erstreckt. Die Persotten, bereit Optionserklärung gemäß den Bestimmungen des Art. 10 dieses Abkommens von der Mitteilung der Listen für unwirksam erklärt ist, werden in ihnen nicht auf­ geführt. (2) Zur Identifizierung der Optanten sollen die Listen Namen, Bornamen, Berufe und Adressen enthalten. (3) Gegebenenfalls werden sich die polnischen Wojewoden und die deutschen Konsuln gegenseitig für den Austausch der erforder­ lichen Auskünfte, insbesondere in bezug auf die Optionserklärungen, Amtshilfe leisten. 8 2. (1) Wenn im Anschluß an die Mitteilung der Listen einer der vertragschließenden Teile Fälle geltend macht, die nach seiner Mei­ nung Verletzungen der Bestimmungen der Vertrüge darstellen, so kann er dem anderen Teil auf diplomatischem Wege seine Bemerkungen mitteilen. (2) Jeder Teil verpflichtet sich, diese Bemerkungen so schnell wie möglich zu prüfen und, wenn sie begründet sind, sie anzu­ erkennen und gegebenenfalls die beteiligte Person in ihren recht­ lichen Zustand zurückzuversetzen. (3) Die Geltendmachung von Bemerkungen durch einen der ver­ tragschließenden Teile hat keine aufschiebende Wirkung. Art. 12. § 1. (1) Personen, die aus einer der int Art. 11 dieses Abkommens vorgesehenen Listen aufgeführt sind, sind verpslichtet, ihren Wohn­ sitz aus Polen nach Deutschland zu verlegen, es sei denn, daß ihre Optionserklärung wegen Willensmängeln gemäß Art. 10 dieses Ab­ kommens für nichtig erklärt worden ist, oder daß diese Personen ge­ mäß Art. 11 Paragraph 2 Abs. 2 dieses Abkommens in ihren recht­ lichen Zustand zurückversetzt worden sind: diese Wohnsitzverlegung hat spätestens stattzufinden 1. am 1. August 1925 bei Personen, die im polnischen Gebiet kein Grundeigentum besitzen; 2. am 1. November 1925 bei Personen, deren Grundbesitz im Rayon einer Festung, wie er am 10. Juli 1924 festgelegt war, oder in einer Grenzzone von 10 Kilometer Breite belegen ist; 3. am 1. Juli 1926 bei Personen, deren Grundbesitz im polnischen Gebiet außerhalb des Rayons einer Festung oder außerhalb der Grenzzone von 10 Kilometern belegen ist. (2) Das Recht der Polnischen Regierung zur Ausweisung von Optanten, die sich als lästige Ausländer verhalten, wird durch die auf Grund dieses Artikels zugestandenen Fristen nicht berührt. 8 2. (1) Um die Optanten von ihrer Verpflichtung, das polnische Gebiet innerhalb der obenbezeichneten Fristen zu verlassen, persön­ lich zu unterrichten, werden die polnischen Behörden zwischen dem

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

1. Januar und dem 28. Februar 1925 den Personen, die eine Op­ tionserklärung abgegeben haben, eine Aufforderung zugehen lassen, die auch die Namen der Personen zu enthalten hat, auf die sich die Option erstreckt. Die Tatsache, daß die im Art. 11 dieses Abkommens vorgesehenen Bemerkungen noch erörtert werden, hindert nicht die Zustellung der Aufforderung während der obenbezeichneten Frist. (2) Die von den polnischen Behörden nach dem 28. Februar 1925 an Optanten, die nicht auf den Listen stehen, zugestellten Auf­ forderungen sind der Deutschen Regierung auf diplomatischem Wege zur Kenntnis zu bringen; die Mitteilung dieser Aufforderungen ist ebenso zu behandeln wie die Mitteilung der Listen. (3) Den Optanten, die am 1. März 1925 noch keine Aufforde­ rung von den polnischen Behörden erhallen haben, stehen für ihre Abreise von der verspäteten Aufforderung an dieselben Fristen zu, als wenn die Aufforderung ihnen am 28. Februar 1925 zugestellt worden wäre. 8 3. (1) Die Personen, die vor dem 10. Juli 1924 bei den zuständi­ gen polnischen Behörden den im Art. 10 dieses Abkommens vor­ gesehenen Antrag auf Nichtigkeitserklärung ihrer Option eingereicht hatte,!, unterliegen der Verpflichtung, ihren Wohnsitz zu verlassen, erst von dem Tage der endgültigen Ablehnung ihres Antrags an. (2) Sind solche Anträge erst nach dem 10. Juli 1924 eingereicht worden, so haben die zuständigen polnischen Verwaltungs- oder Ge­ richtsbehörden selbst nach dem geltenden polnischen Recht zu ent­ scheiden, ob der Antrag aufschiebende Wirkung hat. Diese Vorschrift gilt gleichfalls für Personen, die ihren Antrag zwar vor dem 10. Juli 1924 eingereicht hatten, aber ihre Sache nicht bis zur letzten In­ stanz verfolgt haben, falls sie den Antrag vor dem 1. März 1925 erneuern. (3) Wird ein Antrag auf Nichtigkeitserklärung, der nach Para­ graph 1 dieses Artikels aufschiebende Wirkung hat, oder für den nach Paragraph 2 die aufschiebende Wirkung bewilligt wird, ab­ gewiesen, so beginnen die Fristen für die Abreise vom Tage der Ab­ lehnung des Antrags; sie betragen die Hälfte der Fristen, welche die beteiligten Personen gehabt hätten, wenn die Fristen am 1. März 1925 zu laufen begonnen hätten, es sei denn, daß die im Para­ graph 1 dieses Artikels vorgesehenen Fristen für sie günstiger wären.

8 4. Die vertragschließenden Teile sind darüber einig, daß die Op­ tanten, welche die Verpflichtung, Polen zu verlassen, nicht während der in diesem Artikel bezeichneten Fristen erfüllen sollten, an die Grenze gebracht und den deutschen Behörden übergeben werden kön­ nen. Der Zutritt zum polnischen Staatsgebiete kann ihnen endgültig verwehrt werden.

4. Posen und Westpreußen.

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§ 5Nach dein 31. Dezember 1926 erfolgt keine Aufforderung mehr. Wer bis dahill keine Aufforderung erhalten hat, ist von den be­ sonderen Verpflichtungen und Vorrechtell der Optantell befreit. Dies gilt jedoch nicht für die im Paragraph 3 dieses Artikels bezeichneten Personen, dellen bis zu diesem Tage noch keine endgültige Ent­ scheidung zugestellt worden ist. Art. 13. Beide Negierungen geben den zuständigen Behörden entsprechende Anweisungen, daß sie den Optanten die zur Begrün­ dung einer neuen Existerlz in Deutschland erforderlichen Reisen so­ wie die Auswanderllng selbst soweit als möglich erleichtern.

Art. 14.

§ 1. (1) Die Optanten dürfen bei ihrer Auswanderung ihr gesamtes bewegliches Gut zollfrei nach Deutschland mitnehmen. Etwa be­ stehende Ausfuhrzölle oder -gebühren dürfen von ihnen nicht er­ hoben werden. (2) Keinerlei Ausfuhrverbote oder sonstige gesetzliche oder Verwaltungsmaßllahmen dürfen die Optanten, die ihren Wohnsitz nach Deutschland verlegen, in dem Recht beschränken, anläßlich ihres Weg­ zugs ihre belvegliche Habe persönlich mitzunehmen oder auf andere ihnen geeignet erscheinende Weise zur Versendung zu bringen. (3) Für die gelegentlich dieses Wegzugs von den Behörden, de­ ren Mitwirkung nach den Gesetzen, Verordnungen oder sonstigen Vorschriften erforderlich ist, geleisteten Dienste, darf eine Gebühr nicht erhoben werden. 8 2. Tie Behörden dürfen von den Optanten zum Beweis ihres Eigentums an den auszusührenden Gegenständeir die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung fordern. Es können auch andere Be­ weismittel verlangt werden, wenn wegen der Art oder Menge der Gegenstände begründeter Verdacht besteht, daß sie nicht im Eigen­ tum des Optanten stehen. 8 3(1) Optanten, die das polnische Gebiet verlassen und ihren Wohn­ sitz nach Deutschland verlegen, sind von allen laufenden Steuern und Abgaben vom Einkommen und Vermögen sowie von den Zuschlägen hierzu befreit, die vom polnischen Staat oder seinen Gemeinden oder seinen kommunalen Selbstverwaltungskörpern für die Zeit nach dem Ablauf des Monats zu erheben sind, in dem die Abwanderung erfolgt. (2) Diese Personen sind von allen Sicherheitsleistungen für künf­ tige Steuern und Abgaben oder Zuschlägen hierzu befreit. Die Steuern und Abgaben sind künftig, wenn die vom Gesetze für die Entstehung des betreffenden Steueranspruchs geforderten Bedingu^igen erst nach Ablauf des Monats, in dem die Abwanderung erfolgt ist, in Kraft treten.

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

(3) Von der einmaligen, durch das Gesetz vom 11. August 1923 geregelten Vermögensabgabe (pödatek jednorazowy) haben die Op­ tanten nur die regelmäßigen Raten oder die Teile dieser Raten zu zahlen, die am Tage der Abwanderung beitreibbar sind. Von der Unterzeichnung des Abkommens ab sind sie von allen Vorauszah­ lungen und Anzahlungen ebenso wie von Sicherheitsleistungen für die Zahlung der Steuer befreit. Vorauszahlungen und Anzahlungen, die gemäß den geltendeil Gesetzen und Verordnungen geleistet wor­ den sind, werden den Optanten nicht erstattet, jedoch werden die be­ zeichneten Vorauszahlungen und Anzahlungen, valorisiert nach den allgemeinen Bestimmungen des polnischen Rechts, auf die regel­ mäßigen Raten angerechnet, die der Optant noch zu zahlen ver­ pflichtet ist. (4) Die Bestimmungen der Abs. 1 bis 3 dieses Paragraphen finden keine Anwendung, soweit die Besteuerung von der Staats­ angehörigkeit, dem Wohnsitz oder dem Aufenthalt der Steuerpflich­ tigen unabhängig ist.

Art. 15. Das Recht der Optanten, unbewegliches Eigentum in Polen zu behalten, darf durch keinerlei Gesetze, Verordnungen oder sonstige Vorschriften beeinträchtigt werden, die nicht auf die polni­ schen Staatsangehörigen Anwendung finden, es sei denn, daß dies Eigentum im Rayoll einer Festung oder innerhalb der Grenzzone von 10 Kilometer Breite belegen ist. In diesen Fällen ist das betref­ fende Eigentum wie ausländisches zu behandeln. Art. 16. Unbeschadet des allgemeinen Fremdenrechts können Optanten, die ihren Wohnsitz vor den im Art. 12 dieses Abkommens vorgesehenen Fristen verlegt haben, bis zum 31. Dezember 1930 ohne besondere Erlaubnis der polnischen Behörden nur einund­ zwanzig Tage im Jahre in Polen verweilen. Vom 1. Januar 1931 ab finden nur noch die allgemeinen Bestimmungen auf sie An­ wendung.

Art. 17. Bei optionsberechtigten Personen, die das polnische Staatsgebiet unter Umständen verlassen haben, aus denen sich die Absicht der Auswanderung ergibt, gilt die Option als vollzogen (stillschweigende Option), wenn sie a) Polen vor dem 10. Januar 1922 verlassen haben; oder wenn sie b) Polen zwischen dem 11. Januar 1922 und dem 10. Juli 1924 verlassen haben, es sei denn, daß sie bei den zuständigen pol­ nischen Behörden eine Verlängerung ihrer polnischen Pässe beantragt haben, die abgelehnt worden ist; haben jedoch diese Personen die deutsche Reichsangehörigkeit wiedererlangt, so liegt stillschweigende Option vor. Art. 18. Die besonderen Vorrechte und Verpflichtungen der Optanten beziehen sich nur auf die Personen, die selbst optiert haben, und auf die Personen, auf die sich die Option erstreckt.

4. Posen und Westpreußen.

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Art. 19. (1) Wenn deutsche Reichsangehörige, die nicht die im Llrt. 3 (Art. 91 des Versailler Vertrags), sondern nur die im Art. 4 des Vertrags vom 28. Juni 1919 vorgesehenen Voraussetzungen erfüllen, auf die polnische Staatsangehörigkeit verzichtet haben oder wenn bei ihnen nach diesem Abkommen der Verzicht auf die polnische Staatsangehörigkeit als vollzogen gilt, so haben sie weder die besonderen Pflichten noch die besonderen Vorrechte der Optanten. (2) Die Tatsache des Verzichts als solche gibt der Person, die verzichtet hat, nicht die Eigenschaft eines lästigen Ausländers. Art. 20. Art. 5 des Vertrags vom 28. Juni 1919 bezieht sich nicht auf die im Art. 3 des genannten Vertrags (Art. 91 Abs. 3 des Versailler Vertrags), sondern auf die im Art. 91 Abs. 4 und 9 des Versailler Vertrags vorgesehenen Optionen.

e) Deutsch-polnisches Schlichtungsabkommen. Vom 21. Dezember 1926 (Bek. vom 29. Januar 1927, RMBl. 1927 S. 47), abgeschlossen zwischen der Reichsregierung und der Polnischen Regierung durch Austausch inhaltlich übereinstimmender Noten, zur Schlichtung streitiger Staatsangehörigkeits- und Optionsfragen aus dem „Wiener Abkommen". (Äbgedruckt als Anlage der folgenden Min.-Bek. vom 24. Febr. 1927; S. 207 ff.).

f) Bekanntmachung des bayer. Staatsministeriums des Innern über das deutsch-polnische Abkommen vom 21. Dezember 1926 zur Schlichtung streitiger Staatsange­ hörigkeitsfälle. Vom 24. Februar 1927 (StAnz. Nr. 46).

Am 21. Dez. 1926 ist zwischen dem Deutschen Reich und Poleii ein Abkommen getroffen worden, das die Schlichtung streitiger Staatsangehörigkeitsfälle aus dem Wieuer Abkommen vom 30. Aug. 1924 (RGBl. 1925II S. 33) zum Gegenstände hat. Das Abkommen wurde im Reichsministerialblatt vom 12. Febr. 1927 (S. 47 ff.) veröffentlicht. Der Wortlaut des Abkommens und des Notenwechsels wird als Anlage nachstehend abgedruckt. Hierzu ergehen folgende nähere Bestimmungen: 1. Die in dem Abkommen vorgesehene Schlichtungskommission hat die Aufgabe, eine möglichst große Zahl von Fällen, in denen Staatsangehörigkeits- und Optionsfragen aus dem Wiener Abkom­ men auf deutscher uud polnischer Seite verschieden beurteilt werden, beizulegen oder, soweit die Beilegung nicht gelingt, den Sach- und Streitstand für den Fall einer weiteren Behandlung vor einem internationalen Schiedsgerichte festzulegen. Bei der Schlichtungskommission können nur solche Fälle an­ hängig gemacht werden, in denen über die Frage der Staatsange-

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

Hörigkeit einer Person oder die Gültigkeit einer Optionserklärung Meinungsverschiedenheiten zwischen den deutschen und polnischen Be­ hörden bestehen. Streitfälle, in denen lediglich Optantenrechte den Gegenstand einer Meinungsverschiedenheit bilden (vgl. Art. 13 bis 16 des Wiener Abkommens), sind der Zuständigkeit der Schlich­ tungskommission entzogen. Im übrigen ist die Schlichtungskommission nach Art. 2 Abs. 2 des Abkommens vom 21. Dez. 1926 nur zuständig, soweit es sich um schwebende, d. h. um solche Fälle handelt, die noch nicht endgültig (rechtskräftig) entschieden sind (vgl. jedoch Ziff. 6 dieser Bekannt­ machung). Als schwebend aus polnischer Seite gelten: a) Fälle, in denen eine polnische Behörde überhaupt noch nicht entschieden hat, b) Fälle, in denen gegen eine Entscheidung des Starosten recht­ zeitig Einspruch beim Wojewoden erhoben ist, c) Fälle, in denen gegen eine Entscheidung des Wojewoden recht­ zeitig Klage beim Obersten Verwaltungsgericht in Warschau erhoben, dessen Entscheidung aber noch nicht ergangen ist, d) Fälle, in denen beim ersten Zusammentreten der Schlichtungs­ kommission auf Grund beanspruchter polnischer Staatsangehö­ rigkeit beim deutsch-polnischen Gemischten Schiedsgericht in Paris eine Klage wegen Unzulässigkeit einer Liquidation schwebt, es sei denn, daß das polnische Oberste Berwaltungsgericht in Warschau endgültig über die Frage der Staatsangehörigkeit entschieden hat (vgl. Abs. 3 des Notenwechsels). 2. Nach Art. 3 des Abkommens vom 21. Dez. 1926 wird sich die Schlichtungskommission nur mit solchen Fällen befassen, die inner­ halb von 2 Monaten nach ihrer ersten Zusammenkunft von der Dele­ gation des einen Landes der des anderen Landes vorgelegt worden sind. Die Schlichtungskommission ist erstmalig am 15. Febr. 1927 zu­ sammengetreten. 3 Die unterstellten Behörden haben dafür Sorge zu tragen, daß die zu ihrer Kenntnis gelangten Streitfälle, in denen eine nach deutscher Auffassung unzutreffende Entscheidung polnischer Stellen ergangen ist, auf dem Weg über die deutsche Delegation rechtzeitig vor die Schlichtungskommission gelangen. 4. Die Anträge sind in deutscher Sprache in vierfacher Aus­ fertigung und unter Beifügung etwaiger Unterlagen (Geburts­ urkunden, Wohnsitznachweise, Options- und Berzichtsurkunden, Be­ scheide usw.) dem Staatsministerium des Innern vorzulegen. Die Anträge müssen eine möglichst eingehende Darlegung des Sachverhalts, bei sogenannten Wohnsitzpolen (vgl. Art. 6 des Wiener Abkommens) insbesondere auch Angaben darüber enthalten, an wel­ chen Orten der Beteiligte in der Zeit zwischen dem 1. Jan. 1908 und dem 10. Juli 1924, namentlich am 10. Jan. 1920 seinen Wohnsitz

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4. Posen und Westpreußen.

gehabt hat. Falls eine Geburtsurkunde nicht beigebracht werden kann, muß wenigstens der Tag und der Ort der Geburt angegeben werden. Ferner ist diejenige Behörde zu bezeichnen, die in der Sache eine Entscheidung getroffen hat; die ergangene Entscheidung ist in Urschrift oder Abschrift beizufügen. Der Umstand, daß die eine oder andere Unterlage nicht als­ bald beigebracht werden kann, darf jedoch die Vorlage nicht ver­ zögern. 5. Zur Beschaffung von Beweismaterial ist der deutschen Dele­ gation auf Ersuchen Amtshilfe zu leisten. 6. Nach Art. 7 des Abkommens vom 21. Dez. 1926 haben die beiden Regierungen sich dahin geeinigt, für die dort näher bezeich­ neten Fälle auf die weitere Erhebung diplomatischer Vorstellungen und auf die Anrufung einer internationalen Instanz zu verzichten, falls sie nicht von einem der Delegierten innerhalb der Zwei­ monatsfrist angemeldet werden. Zur Vermeidung dieser Ausschlußwirkung ist es geboten, auch Streitfälle, die als nicht mehr schwebend an sich der Zuständigkeit der Schlichtungskommission entzogen sind, gleichwohl innerhalb der Frist von 2 Monaten zur Anmeldung zu bringen; hierdurch würde für diese Fälle die Möglichkeit der Ver­ handlung vor einer anderen internationalen Instanz offengehalten werden. 7. Kommt däe Schlichtungskommission zu einer Einigung über einen Streitfall, so ist ihr Gutachten für die beiderseitigen Verwal­ tungsbehörden bindend. Einem Ersuchen der deutschen Delegation, eine dem übereinstimmenden Gutachten der beiderseitigen Delegationen entsprechende Entscheidung zu treffen, ist Folge zu leisten (Art. 5 Abs. 2 des Abkommens und» Abs. 1 des Notenwechsels).

Anlage I. Deutsch-polnisches Abkommen vom 21. Dezember 1926. Art. 1. Zur Durchführung der in den folgenden Artikeln vor­ gesehenen Bestimmungen werden die Deutsche bzw. die Polnische Regierung je einen Delegierten ernennen, dessen Name der anderen Regierung in möglichst kurzer Frist auf diplomatischem Wege mit­ geteilt wird. Art. 2. Die Aufgabe der in Art. 1 bezeichneten Delegierten besteht ausschließlich darin, in den einzelnen Fällen der Anwendung der Bestimmungen des am 30. August 1924 zu Wien abgeschlossenen deutsch-polnischen Abkommens ihr Gutachten abzugeben, sofern diese Bestimmungen den Erwerb oder den Verlust der Staatsangehörigkeit oder die Gültigkeit einer Option regeln und in dieser Beziehung zwischen den beiden Parteien eine Meinungsverschiedenheit besteht. In den Fällen, in denen der Beteiligte sein Recht, eine höhere Instanz anzurufen, nicht innerhalb der gesetzlich vorgesehenen Fristen geltend gemacht hat und die infolgedessen Gegenstand einer endWoeber-Ftscher, Reichs- u. StaattangehörigkeitSgesetz. 5. Aufl.

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Bertr. über Staatsangehörigkeit,

gültigen Entscheidung seitens einer richterlichen oder Verwaltungs­ Behörde oder rechtskräftig geworden sind, geben die Vertreter kein Gutachten ab. Ausnahmen sind nur zulässig mit Zustimmung beider Regie­ rungen, die durch die betreffenden Delegierten zum Ausdruck ge­ bracht wird. Art. 3. Die Delegierten prüfen nur solche Fälle, die einer von ihnerl dem anderen im Verlauf von zwei Monaten nach ihrer ersten Zusammenkunft vorgelegt hat. In Ausnahmefällen kann mit Zu­ stimmung beider Delegierter von der Anwendung dieser Bestimmung abgesehen werden. Art. 4. Sollte ein Fall, der gemäß Art. 3 einem der Delegierten vorgelegt worden ist, auf Grund der Bestimmungen der zwischen beiden Parteien abgeschlossenen Verträge für die betroffene Person nachteilige Wirkungen haben, so kann der andere Delegierte einen vorläufigen Aufschub dieser Wirkungen verlangen. Erkennen beide Delegierten diese Forderung sowohl rechtlich wie sachlich als begrün­ det an, so muß der beteiligte Delegierte unverzüglich bei den zuständi­ gen Behörden seines Landes vorstellig werden, um den vorläufigen Aufschub der erwähnten Wirkungen zu bewirken. Der vorläufige Aufschub, der auf Grund des gemäß Abs. 1 ge­ stellten Antrages angeordnet worden ist, bleibt in Kraft bis zur endgültigen Entscheidung der zuständigen Behörde über den Erwerb oder den Verlust der Staatsangehörigkeit oder über die Gültigkeit einer Option. Sollten jedoch die Gutachten der beiden Delegierten nicht über­ einstimmen (Art. 5), oder sollten die Delegierten sich auf ein Gut­ achten geeinigt haben, das dem Standpunkt, auf Grund dessen der vorläufige Aufschub nach Ws. 1 dieses Artikels bewirkt worden ist, entgegensteht, so soll dieser Aufschub aufgehoben werden. Art. ö. über die Gutachten der Delegierten wird ein Protokoll in zwei Ausfertigungen ausgenommen. Jeder Delegierte erhält eine Ausfertigung. Insoweit als die Gutachten der Delegierten übereinstimmen, soll jeder Delegierte die von ihnen getroffenen Entscheidungen der zu­ ständigen Verwaltungsbehörde seines Landes mit dem Ersuchen mit­ teilen, eine diesem Gutachten entsprechende Entscheidung zu treffen. Art. 6. Die Delegierten sollen sich gegenseitig bei der Beschaf­ fung aller Beweisdokumente und sonstigen Beweismittel über den Erwerb oder den Verlust der Staatsangehörigkeit oder über die Gül­ tigkeit einer Option unterstützen. Art. 7. Die in Art. 2 bezeichneten Fälle, die vor dem ersten Zu­ sammentritt bereits Gegenstand einer Entscheidung seitens einer zu­ ständigen Behörde gewesen und von einem der Delegierten nicht innerhalb der in Art. 3 vorgesehenen Frist angemeldet worden sind, gelten für beide Regierungen als gemäß den Bestimmungen des Wiener Abkommens endgültig geregelt.

Art. 8. Die Tätigkeit der beiden Delegierten soll spätestens sechs Monate nach ihrem ersten Zusammentritt zum Abschluß kommen. Art. 9. Die Delegierten können schriftlich oder mündlich mit­ einander verkehren. Die Orte, wo sie zusammentreten, bestimmen sie im gegenseitigen Einvernehmen.

Anlage II. (Note des polnischen Außenministeriums an den deutschen Ge­ sandten in Warschau, vom 21. Dez. 1926, inhaltlich übereinstimmend mit dem als Anlage III abgedruckten Antwortschreiben des deutschen Gesandten in Warschau an das polnische Außenministerium vom 21. Dez. 1926.)

Anlage HI. Deutsche Gesandtschaft. Warschau, den 21. Dez. 1926. Unter Bezugnahme auf das Abkommen vom 21. d. M. zwischen der Deutschen und der Polnischen Regierung über das Verfahren, das auf Personen anzuwenden ist, deren durch das Wiener Abkom­ men vom 30. Aug. 1924 geregelte Staatsangehörigkeit von diesen beiden Regierungen verschieden beurteilt wird, beehre ich mich Ihnen*) zu bestätigen, daß die deutschen Verwaltungsbehörden in Fällen, die Gegenstand des vorerwähnten Verfahrens gewesen sind, Entscheidungen treffen werden, die dem Gutachten der auf Grund dieses Verfahrens eingesetzten beiden Delegierten entsprechen, so­ fern die Ergebnisse ihrer Gutachten übereinstimmen. Außerdem besteht auch ferner Einverständnis darüber, daß die beiden Regierungen sich nach Mschluß der Arbeiten der Delegierten miteinander ins Einvernehmen setzen werden, um eine nachträgliche Lösung der Fälle zu finden, für die ein einheitliches Gutachten der beiden Delegierten nicht zustande gekommen ist. Jede der beiden Re­ gierungen behält sich das Recht vor, auf die genannten Fälle als­ dann die Verfahren anzuwenden, die in den zwischen beiden Teilen bestehenden Verträgen für die Regelung von Meinungsverschieden­ heiten dieser Art vorgesehen sind. Durch Ihr Schreiben vom 21. Dez. haben Sie mir hinsichtlich Art. 2, Abs. 3 des vorgenannten Abkommens mitgeteilt, daß die Polnische Regierung als Ausnahme zu dieser Bestimmung ihre Zu­ stimmung dazu geben werde, daß die beiden Delegierten Fälle prüfen, in denen der Beteiligte auf Grund der von ihm beanspruchten Staatsangehörigkeit — vor der ersten Zusammenkunft dieser Dele­ gierten — bei dem deutsch-polnischen Gemischten Schiedsgericht auf Unzulässigkeit der Liquidation seiner Güter, Rechte und Interessen geklagt hat. Ausgenommen davon sind die Fälle, wo ein Verwal­ tungsgerichtshof in letzter Instanz endgültig über die Frage der Staatsangehörigkeit befunden hat. *) d. i. dem polnischen Außenministerium.

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

Sie haben ferner erklärt, daß die Polnische Regierung, obgleich sie die erwähnte Zustimmung erteile, ihre Stellungnahme hinsichtlich der Unzuständigkeit des Gemischten Schiedsgerichts für die oben er­ wähnten Fragen beibehalte. Außerdem haben Sie hinzugefügt, daß die Polnische Regierung unbeschadet der in Abs. 3 dieses Schreibens erwähnten Fälle die in Art. 2, Ms. 3 des getroffenen Abkommens vorgesehene Zustim­ mung nicht erteilen könne, wenn es sich um Fälle handelt, die Ge­ genstand einer rechtskräftigen gerichtlichen oder verwaltungsbehörd­ lichen Entscheidung gewesen sind, insoweit als diese Entscheidung von einer Verwaltungsbehörde zweiter Instanz ausgegangen ist. Ich bestätige den Eingang des vorerwähnten Schreibens und beehre mich Sie davon zu benachrichtigen, daß ich diese Mitteilungen zur Kenntnis nehme.

5. Oberschlesien. A. Das Abstimmungsgebiet: Bers.Vertr. Art. 88 (RGBl. S. 841). B. Staatsangehörigkeit:

a) Versailler Vertrag. Art. 91 Abs. 10: 10 3fn dem Teile Oberschlesiens, in dem die Volksabstimmung*) stattsindet, treten die Bestimmungen dieses Ar­ tikels erst nach der endgültigen Zuteilung dieses Gebietes in Kraft.

b) Entscheidung der Botschafterkonferenz über Oberschlesien. Vom 20. Oktober 1921.

(Auszugsweise abgedruckt aus der Reichstagsdrucksache 1921/Nr. 2841.) Das Britische Reich, Frankreich, Italien und Japan beschließen folgendes: I............. II.............

k) Staatsangehörigkeit, Recht des Wohnsitzes und Schutz der Minder­ heiten in Oberschlesien. Die Fragen, die sich aus der Staatsangehörigkeit der Personen ergeben, die bei der endgültigen Zuteilung des oberschlesischen Ge­ biets in dem Polerr zugesprochenen Teile ihren Wohnsitz haben, werden gemäß Art. 91 des Friedensvertrags von Versailles und den Artikeln 3, 4, 5 und 6 des Vertrags vom 28. Juni 1919 zwischen *) Die Abstimmung fand am 20. März 1921 statt.

5. Oberschlesien.

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den Vereinigten Staaten von Amerika, dem Britischen Reiche, Frankreich, Italien und Japan einerseits und Polen anderseits ge­ regelt. Alle Personen, die zu derselben Zeit in diesem Teil des Ge­ biets ihren Wohnsitz haben und die gemäß Art. 91 des Friedens­ vertrags von Versailles das Recht der Option für die deutsche Staatsangehörigkeit ausgeübt haben, ohne sich der Möglichkeit zu bedienen, während der 12 Monate, die der Ausübung ihres Wahl­ rechts folgen, ihren Wohnsitz nach Deutschland zu verlegen, müssen ebenso wie die Personen, die im 8 2 des Art. 91 des Friedens­ vertrags von Versailles erwähnt sind, das Recht haben, ihren Wohn­ sitz 15 Jahre*) lang vom Tage der endgültigen Zuteilung des Ge­ biets an gerechnet, in Polen zu behalten. Die Polen deutscher Staatsangehörigkeit, die über 18 Jahre alt sind und am Tage der endgültigen Zuteilung des Gebiets ihren Wohnsitz in dem Deutschland zugesprochenen Teile haben, sind be­ rechtigt, innerhalb der beiden folgenden Jahre gemäß Art. 91 des Vertrags von Versailles für die polnische Staatsangehörigkeit zu optieren. Die Polen, die zu dem gleichen Zeitpunkt ihren Wohnsitz in den Teilen Oberschlesiens haben, die endgültig Deutschland zuerkannt sind, müssen das Recht haben, ihren Wohnsitz in Deutschland fünfzehn Jahre *) lang von diesem Zeitpunkt an gerechnet, zu behalten. Diese Regel muß auch auf die Polen deutscher Staatsangehörigkeit, die für die polnische Staatsangehörigkeit gemäß des Artikels 91 des Friedensvertrags von Versailles optiert haben, ebenso wie auf pol­ nische Staatsangehörige, die nicht deutsche Reichsangehörige sind, An­ wendung finden. Der Vertrag über den Schutz der Minderheiten, der am 28. Juni 1919 zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika, dem Briti­ schen Reiche, Frankreich, Italien und Japan einerseits und Polen anderseits abgeschlossen wurde, findet Anwendung auf den Teil Oberschlesiens, der endgültig Polen zuerkannt worden ist. Die Bil­ ligkeit ebenso wie die Aufrechterhaltung der Wirtschaft in Ober­ schlesien erfordert, daß die Deutsche Regierung verpflichtet wird, mindestens für die Übergangszeit von 15Jahren*), vom Zeitpunkt der endgültigen Zuteilung des Gebiets an gerechnet, die Bestim­ mungen der Artikel 1, 2, 7, 8, 9 (Abs. 1 und 2), 10, 11 und 12 des genannten Vertrags anzunehmen, soweit es sich nicht um den Teil Oberschlesiens handelt, der endgültig Deutschland zuerkannt worden ist.

*) Die hier bezeichnete 15 jährige Frist läuft von dem Tage an, an dem das von der Botschafterkonferenz festgelegte Gebiet ge­ räumt war und die preußischen Hoheitsrechte an Polen übergegangen waren, d. i. ab 12. Juli 1922.

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

c) Deutsch-polnisches Abkommen über Oberschlesien. Vom 15. Mai 1922 (RG. vom 11. Juni 1922, in Kraft getreten am 13. Juni 1922, RGBl. II S. 237 ff.), ratifiziert am 3. Juni 1922 (RGBl. II S. 585).

Teil II.

Staatsangehörigkeit und Wohnrecht. Titel I.

Staatsangehörigkeitswechsel.*) Art. 25.

§ 1. (1) Die deutschen Reichsangehörigen, die am Tage des Über­ ganges der Staatshoheit ihren Wohnsitz im polnischen Teile des Abstimmungsgebiets haben, erwerben von Rechts wegen die polnische Staatsangehörigkeit unter Verlust der deutschen. (2) Jedoch werden die deutschen Reichsangehörigen, die ihren Wohnsitz erst nach dem 1. Januar 1908 in den endgültig als Be­ standteil Polens anerkannten Gebietsteilen oder im Abstimmungs­ gebiete begründet haben, die polnische Staatsangehörigkeit, vorbe­ haltlich der Bestimmung des Art. 26 § 1, nur mit besonderer Ermäch­ tigung der polnischen Regierung erwerben.

8 2. Bei deutschen Reichsangehörigen, die ihren Wohnsitz vor dem 2. Januar 1908 in den endgültig als Bestandteil Polens anerkannten Gebietsteilen oder im Abstimmungsgebiete begründet und die am Tage des Übergangs der Staatshoheit ihren Wohnsitz im polnischen Teile des Abstimmungsgebiets haben, kommt eine vorübergehende Aufgabe ihres Wohnsitzes in diesen Gebietsteilen nicht in Betracht, wenn a) während ihrer Abwesenheit ihre nächsten Verwandten auf- oder absteigender Linie oder, falls diese nicht mehr lebten, ihre nächsten Seitenverwandten bis zum dritten Grade ihren Wohn­ sitz in diesen Gebietsteilen behalten hatten; oder wenn b) diese deutschen Reichsangehörigen vorder vorübergehenden Auf­ gabe ihres Wohnsitzes mindestens ein Jahr und im ganzen von der ersten Begründung ihres Wohnsitzes bis zum Über­ gänge der Staatshoheit mindestens zwölf Jahre in diesen Ge­ bietsteilen wohnten; oder wenn

*) Hierzu VO. über die Wahl des Wohnsitzes nach Art. 29 Abs. 2 des deutsch-polnischen Abkommens über Oberschlesien, vom 13. Dez. 1922, RGBl. II S. 814.

c) diese Reichsangehörigen ihren Wohnsitz in diesen Gebietsteilen zum Zwecke der Militärpflicht, infolge Teilnahme am Kriege, zum Zwecke der beruflichen Ausbildung oder infolge schwerer Krankheit aufgegeben hatten. §3. (1) Die polnische Regierung wird die Anträge auf Erteilung der im 8 1 Abs. 2 bezeichneten Ermächtigung bei den Personen, die durch alte, in die Zeit vor dem 2. Januar 1908 zurückreichende Familienbeziehungen mit diesen Gebietsteilen verknüpft sind, mit besonderenl Wohlwollen behandeln. (2) Als Familienbeziehungen im Sinne des Abs. 1 gelten: ein vor dem 2. Januar 1908 erworbener Familienbesitz, ein vor dieser Zeit erworbener Besitz der Familie der Ehefrau, oder ein vor dieser Zeit begründeter Wohnsitz der Verwandten aufsteigender Linie.

8 4. Binnen zwei Jahren nach dem Übergänge der Staatshoheit können die über achtzehn Jahre alten deutschen Reichsangehörigen, die nach den Bestimmungen dieses Artikels die polnische Staats­ angehörigkeit erworben haben, für die deutsche Reichsangehörigkeit optieren. *)

Art. 26.

81.

(1)Die deutschen Reichsangehörigen, die im polnischen Teile des Abstimmungsgebiets von Eltern geboren sind, die zur Zeit der Geburt dort ihren Wohnsitz hatten, erwerben von Rechts wegen die polnische Staatsangehörigkeit unter Verlust der deutschen, wenn sie am Tage des Überganges der Staatshoheit ihren Wohnsitz im polnischen Teile des Abstimmungsgebiets haben. (2) Binnen zwei Jahren nach dem Übergänge der Staatshoheit können sie, wenn sie über achtzehn Jahre alt sind, für die deutsche Reichsangehörigkeit optieren. ♦)

8 2. Die deutschen Reichsangehörigen, die am Tage des Überganges der Staatshoheit ihren Wohnsitz nicht im polnischen Teile des Ab­ stimmungsgebiets haben, erwerben von Rechts wegen die polnische Staatsangehörigkeit, wenn sie im polnischen Teile des Abstimmungs­ gebiets von Eltern geboren sind, die zur Zeit der Geburt dort ihren Wohnsitz hatten. Dies gilt jedoch nur, wenn sie oder ihre Ehe­ frauen: a) Verwandte auf- oder absteigender Linie haben, die beim Über­ gange der Staatshoheit einen vor dem 15. April 1921 begrün­ deten Wohnsitz im Abstimmungsgebiete haben; oder *) Hierzu Bek. des bayer. StMin. d. Innern vom 3. Juli 1924 (StAnz. Nr. 153): Die Ovtionsbehörden haben den Optionserklärun­ gen nach Möglichkeit die für die Nachprüfung erforderlichen Unter­ lagen (Geburtsschein, Taufschein, Heiratschein usw.) beizufügen.

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Bertr. über Staatsangehörigkeit.

b) beim Übergänge der Staatshoheit mindestens seit dem 15. April 1921 ihren Wohnsitz im deutschen Teile des Abstimmungs­ gebiets haben; oder c) mindestens fünfzehn Jahre einen Wohnsitz im Abstimmungs­ gebiete hatten; oder d) mindestens zwei Jahre vor dem Übergänge der Staatshoheit im polnischen Teile des Abstimmungsgebiets Grundbesitz oder ein gewerbliches Unternehmen erworben haben, sofern sie den Grundbesitz selbst bewirtschaften oder das Unternehmen selbst leiten. 8 3. (1) Die in 8 2 dieses Artikels bezeichneten Personen können, wenn sie über achtzehn Jahre alt sind, binnen zwei Jahren nach dem Übergange der Staatshoheit auf die polnische Staatsangehörigkeit verzichten. Sie verlieren durch diesen Verzicht die polnische Staats­ angehörigkeit und behalten die deutsche Reichsangehörigkeit. (2) Wird dieser Verzicht nicht innerhalb dieser zwei Jahre aus­ gesprochen, so behalten sie die deutsche Reichsangehörigkeit und ver­ lieren die polnische Staatsangehörigkeit, wenn sie bei Ablauf der zweijährigen Frist ihren Wohnsitz in Deutschland haben und dort nicht ihre Eintragung in die Register des örtlich zuständigen polni­ schen Konsulats beantragen. Wenn sie ihre Eintragung in die Re­ gister des örtlich zuständigen polnischen Konsulats beantragen, be­ halten sie die polnische Staatsangehörigkeit und verlieren die deutsche Reichsangehörigkeit. (3) Wird der Verzicht nicht innerhalb dieser zwei Jahre aus­ gesprochen, so behalten sie die polnische Staatsangehörigkeit und verlieren die deutsche Reichsangehörigkeit, wenn sie bei Ablauf der zweijährigen Frist ihren Wohnsitz in Polen haben. Wenn sie dort ihre Eintragung in die Register des örtlich zuständigen deutschen Konsulats beantragen, behalten sie die deutsche Reichsangehörigkeit und verlieren die polnische Staatsangehörigkeit. (4) Die Bestimmungen dieses Teiles, die sich auf die Option beziehen, gelten entsprechend für den Verzicht auf die polnische Staats­ angehörigkeit. Art. 27. § 1. Polen deutscher Reichsangehörigkeit, die zur Zeit des Überganges der Staatshoheit ihren Wohnsitz im deutschen Teile des Abstim­ mungsgebiets haben, können, wenn sie über achtzehn Jahre alt sind, binnen zwei Jahren nach dem Übergänge der Staatshoheit für die polnische Staatsangehörigkeit optieren.

8 2. Tas gleiche gilt für die Polen deutscher Reichsangehörigkeit, die zur Zeit des Überganges der Staatshoheit ihren Wohnsitz außer­ halb des Abstimmungsgebiets in Deutschland haben, wenn sie im

Abstimmungsgebiete geboren sind oder von Eltern abstammen, die dort geboren sind. 8 3. (1) Als Polen int Sinne dieses Artikels sind die deutschen Reichsangehörigen anzusehen, die durch ihr Verhalten bis zum 1. August 1921 bekundet haben, daß sie sich dem polnischen Volks­ tum zurechnen. (2) Bei minderjährigen Waisen unter achtzehn Jahren ist das Verhalten des zuletzt verstorbenen Elternteils maßgebend. Art. 28. Alle im Abstimmungsgebiete vor dem Übergänge der Staatshoheit geborenen Personen, deren Zugehörigkeit zu einem Staate sich nicht feststellen läßt, gelten als Angehörige des Staates, an den der Geburtsort infolge der Teilung Oberschlesiens fällt. Art. 29. (1) Im Sinne der Bestimmungen dieses Teiles gilt als Wohnsitz einer Person der Ort, an dem der Schwerpunkt ihrer persönlichen und wirtschaftlichen Lebensverhältnisse liegt. (2) Trifft dies auf mehrere Orte zu, so entscheidet die Willens­ erklärung der betreffenden Person. Diese Erklärung ist binnen sechs Monaten nach dem Übergange der Staatshoheit wahlweise gegenüber der zuständigen deutschen oder gegenüber der polnischen Behörde zu Protokoll oder in öffentlich beglaubigter Form abzu­ geben. Sie ist unverzüglich der Regierung des anderen Staates mit­ zuteilen. (3) Wird innerhalb der Frist von sechs Monaten keine Erklä­ rung abgegeben, so wird der Wohnsitz nicht berücksichtigt, der nach den Bestimmungen dieses Teiles den Erwerb der polnischen Staats­ angehörigkeit von Rechts wegen begründen würde. Art. 30. (1) Wer glaubhaft macht, daß er infolge einer An­ ordnung, den Ort oder das Land zu verlassen, infolge körperlichen Zwanges oder infolge unmittelbarer Bedrohung seiner Person oder seines Vermögens nach dem 9. November 1918 seinen Wohnsitz im polnischen oder int deutschen Teile des Abstimmungsgebiets auf­ gegeben und ihn innerhalb achtzehn Monaten nach dem Tage des Übergangs der Staatshoheit dahin zurückverlegt hat, ist so anzu­ sehen, als hätte er seinen Wohnsitz nicht verlassen. (2) Wer nach dem 9. November 1918 seinen Aufenthalt vom Orte des Wohnsitzes in dem einen Teile des Abstimmungsgebiets nach dem anderen Teile verlegt hat, ist int Zweifel so zu behandeln, als hätte er seinen Wohnsitz nicht aufgegeben. Titel II.

Wirkung des Staatsamgehörigkeitswechsels für Ehefrau, Sinder und Pflegebefohlene. Art. 31. (1) Beim Wechsel der Staatsangehörigkeit von Rechts wegen erwerben eheliche Kinder unter achtzehn Jahren, deren

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Bertr. über Staatsangehörigkeit.

Eltern beide leben, die Staatsangehörigkeit des Vaters oder ber Mutter, je nachdem dem Vater oder der Mutter die gesetzliche Ver­ tretung zusteht. Lebt nur der Vater oder nur die Mutter, so er­ wirbt das Kind die Staatsangehörigkeit des Vaters oder der Mutter. Leben beide Eltern, ohne die gesetzliche Vertretung zu haben, so erwirbt das Kind die Staatsangehörigkeit des Vaters. (2) Uneheliche Minderjährige unter 18 Jahren erwerben die Staatsangehörigkeit der Mutter. (3) Ein zum Hausstande des Vaters oder der Mutter gehöriger Minderjähriger über 18 Jahre steht einem Minderjährigen gleich, der das achtzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet hat. (4) Die Ehefrau erwirbt die Staatsangehörigkeit ihres Ehe­ mannes. Art. 32. § 1. (1) Die Option des Ehemannes erstreckt ihre Wirkung auf die Ehefrau, die Option der Eltern auf die Kinder unter achtzehn Jahren. (2) Für elternlose Minderjährige unter achtzehn Jahren sowie für Personen, die entmündigt oder unter vorläufige Vormundschaft gestellt sind, wird das Optionsrecht durch ihre gesetzlichen Vertreter ausgeübt. 8 2. (1) Kindern unter achtzehn Jahren, für die ihre Eltern das Op­ tionsrecht ausgeübt haben, steht innerhalb der Optionsfrist ein Wi­ derrussrecht zu, wenn sie vor Ablauf dieser Frist das achtzehnte Le­ bensjahr vollenden. (2) Diese Vorschrift findet entsprechende Anwendung auf andere Personen, für die ihr gesetzlicher Vertreter das Optionsrecht aus­ geübt hat, wenn die gesetzliche Vertretung vor Ablauf der Optionssrist fortfällt, sowie auf Ehefrauen, deren Ehe vor Ablauf dieser Frist aufgelöst worden ist. (3) Die Bestimmungen dieses Teiles, die sich auf die Option beziehen, finden entsprechende Anwendung auf den Widerruf der Option. Titel V.

Optionsverfahren.*) Art. 46. (1) Die Behörden, die zur Entgegennahme der Op­ tionserklärungen zuständig sind, heißen in diesem Abkommen Op­ tionsbehörden. Diese Behörden werden von der Zentralbehörde je♦) Hierzu Bekanntmachung zur Ausführung des deutsch-polni­ schen Abkommens über Oberschlesien, vom 15. Mai 1924, RGBl. 1924 II S. 124.

5. Oberschlesien.

219

des vertragschließenden Teiles bestimmt und dem anderen Teile mit­ geteilt. (2) Die Optionserklärung wird bei der Optionsbehörde des Staates abgegeben, dessen Staatsangehörigkeit durch die Option gewählt werden soll. (3) Die örtliche Zuständigkeit der Optionsbehörden wird durch den Wohnsch des Optionsberechtigten zur Zeit der Abgabe der Op­ tionserklärung bestimmt; in Ermangelung eines Wohnsitzes ist der Aufenthaltsort maßgebend. (4) Wird die Optionserklärung vor einer örtlich unzuständigen Optionsbehörde abgegeben, so ist sie von dieser unverzüglich an die örtlich zuständige Optionsbehörde weiterzuleiten. Sie gilt in diesem Falle als an dem Zeitpunkt abgegeben, an dem die erste Options­ behörde sie erhalten hat. Art. 4-7. (1) Die Optionserklärung ist in schriftlicher Form oder zu Protokoll abzugeben. Die in Anlage A*) und B**) bei­ gefügten Muster werden empfohlen. Die Unterschrift unter der schrift­ lichen Optionserklärung muß amtlich beglaubigt sein. (2) Dem Optanten ist die Abgabe seiner Optionserklärung un­ verzüglich schriftlich zu bestätigen, auch wenn die Optionsbehörde, vor der sie abgegeben worden ist, örtlich nicht zuständig war. Art. 48. (1)Der Optant kann die Optionserklärung binnen zwei Monaten nach ihrer Abgabe anfechten, wenn seine freie Willens­ bestimmung bei Llbgabe der Erklärung durch Geisteskrankheit, Trun­ kenheit, Bedrohung oder durch unzulässigen behördlichen Druck be­ einträchtigt war. (2) Die Anfechtung erfolgt durch Erklärung gegenüber der Op­ tionsbehörde, bei der die Optionserklärung abgegeben worden ist.

Art. 49.

§ 1. (1) Beide Regierungen werden sich gegenseitig von allen bei ihren Optionsbehörden abgegebenen Optionserklärungen spätestens zwei Wochen nach ihrem Eingang Mitteilung machen. Das nähere wird erforderlichenfalls durch besondere Vereinbarung der Regie­ rungen geregelt werden. (2) Bis dahin werden die bei deutschen Optionsbehörden ab­ gegebenen Optionserklärungen dem Wojewoden von Schlesien, die bei polnischen Optionsbehörden abgegebenen Optionserklärungen dem Regierungspräsidenten in Oppeln mitgeteilt***). (3) Jede Regierung hat das Recht, während eines Monats nach Eingang der Mitteilung Einspruch gegen das Optionsrecht bei der

*) Hier nicht abgedruckt, siehe RGBl. **) Hier nicht abgedruckt, siehe RGBl. ♦♦*) Hierzu die Bek. des bayer. StMin. 1923 (StAnz. Nr. 182) über die Nachprüfung und die Erhebung des Einspruchs.

1922II S. 267. 1922II S. 268. d. Innern vom 7. Aug. der Optionserklärungen

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Bertr. über Staatsangehörigkeit.

Optionsbehörde, bei der die Optionserklärung abgegeben worden ist, zu erheben. 8 2. (1) Sind die Voraussetzungen für eine gültige Option erfüllt, so händigt die Optionsbehörde dem Optanten eine Optionsurkunde aus. Das Muster in der Anlage C*) wird empfohlen. In der Ur­ kunde sollen auch die Familienmitglieder aufgeführt werden, auf die sich die Wirkung der Option erstreckt. Der Tag der Aushändigung soll von dem zustellenden Beamten auf der Optionsurkunde vermerkt werden. (2) Die Wirkungen der Option treten mit der Aushändigung der Optionsurkunde ein. Art. 50. In der Zeit zwischen der Abgabe der Optionserklä­ rung und der Aushändigung der Optionsurkunde ruhen die mili­ tärische Dienstpflicht der Optanten, ihre politischen Rechte, sowie ihre Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ehrenämter; das Ruhen der politischen Rechte und der Fähigkeit zur Bekleidung der Ehren­ ämter beginnt jedoch erst zu dem Zeitpunkte, an dem die zuständige Behörde des Staates, dessen Staatsangehörigkeit durch die Option verloren wird, den Optanten eine entsprechende Eröffnung zustellt. Art. 51. Die gesamte amtliche und behördliche Tätigkeit im Optionsverfahren, sowie die Ausstellung von Bescheinigungen zum Nachweise des Optionsrechts, wird unbeschadet des Rechts der Notare zur Gebührenerhebung unentgeltlich geleistet. Art. 52. Die vertragschließenden Teile werden die erforder­ lichen Anweisungen geben, daß die das Optionsverfahren betreffen­ den Amtshandlungen, insbesondere auch die Ausstellung der Beschei­ nigungen über die Staatsangehörigkeit vor und nach dem Übergange der Staatshoheit, nach Möglichkeit beschleunigt werden. Art. 53. Ist die Ausstellung einer Optionsurkunde durch Ur­ kundenfälschung, Bestechung, Verletzung der Eidespflicht oder durch arglistige Täuschung erschlichen worden, so ist der Staat, zu dessen Gunsten das Optionsrecht ausgeübt worden ist, berechtigt, die Op­ tionsurkunde für ungültig zu erklären. Die UngMigkeitserklärung hat rückwirkende Kraft und ist den beteiligten Personen zuzustellen;, sie ist der Regierung des anderen Staates mitzuteilen. Art. 54. Die Bestimmungen dieses Titels finden auf den Verzicht auf die polnische Staatsangehörigkeit entsprechende An­ wendung. Titel VI. Rechtsmittel.

Art. 55. (1) Zur Beilegung von Streitigkeiten über die Aus­ legung und Ausführung der Bestimmungen dieses Teils wird bei dem

*) Hier nicht abgedruckt, s. RGBl. 1922 II S. 269.

5. Oberschlesien.

2*21

Schiedsgericht eine Schlichtungsstelle für Staatsangehörigkeitsfragen gebildet*). (2) Die Schlichtungsstelle besteht aus einem Beauftragten jeder der beiden Regierungen. Art. 56. § 1. Die Schlichtungsstelle kann anrufen, wer auf Grund der Be­ stimmungen dieses Teiles: 1. die deutsche oder die polnische Staatsangehörigkeit in An­ spruch nimmt oder bestreitet, wenn eine Verwaltungsbehörde oder eine Militärbehörde seine Behauptungen über die Staats­ angehörigkeit nicht anerkennt; 2. das Recht zu optieren oder das Wohnrecht in Anspruch nimmt, wenn die zuständige Behörde diese Rechte nicht anerkennt; 3. durch die Maßnahmen einer Behörde in den Rechten verletzt zu sein behauptet, die ihm als Optanten oder Wohnberechtigten zustehen. Dies gilt auch für Personen, die innerhalb der Op­ tionsfrist ihre Staatsangehörigkeit zugunsten der Staatsange­ hörigkeit verlieren, die sie durch Ausübung des Optionsrechtes erworben hätten; 4. seine Optionserklärung angefochten hat, wenn die Options­ behörde die Anfechtung zurückgewiesen hat; 5. geltend macht, daß die Feststellung seiner Staatsangehörigkeit von der zuständigen Behörde nicht binnen drei Monaten er­ ledigt worden ist, oder daß er drei Monate nach Abgabe der Optionserklärung die Optionsurkunde nicht erhalten hat.

§ 2. Die Personen, die gemäß den Bestimmungen dieses Teiles Er­ klärungen mit Wirkung für Dritte abgeben, sind ebenfalls berechtigt, zugunsten dieser Dritten die Schlichtungsstelle anzurufen. Art. 57. (1) Sobald die Schlichtungsstelle angerufen worden ist, teilt sie dies den beiden Staatsvertretern mit. Sie hat auf eine Bei­ legung der Streitigkeiten hinzuwirken und, soweit als möglich, den Sachverhalt aufzuklären. (2) Hat die für die Feststellung der Staatsangehörigkeit zu­ ständige Behörde zu dem Falle noch nicht Stellung genommen, so legt die Schlichtungsstelle ihr auf Antrag eines ihrer Mitglieder die Angelegenheit zur Äußerung vor. (3) Die zuständigen Landesbehörden werden durch die Anrufung der Schlichtungsstelle nicht gehindert, in der Sache selbst zu ent­ scheiden. *) Hierzu Bek. des bayer. StMin. d. Justiz vom 26. Juni 1923 (StAnz. Nr. 146) und des StMin. d. Innern vom 7. Juli 1923 (St.Anz. Nr. 156) über die Errichtung der „Schlichtungsstelle für Staats­ angehörigkeitsfragen beim Schiedsgerichte in Beuthen^.

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

(4) Die Gerichte und Verwaltungsbehörden haben der Schlich­ tungsstelle Amtshilfe zu leisten. Art. 58. (1) Erklärt die Schlichtungsstelle den Beteiligten, daß sie die Streitigkeit nicht beilegen kann, so legt sie die Angelegenheit auf Antrag eines Beteiligten dem Schiedsgerichte vor. (2) Die Angelegenheit ist dem Schiedsgerichte vorzulegen, sobald ein Staatsvertreter es beantragt. (3) Wenn die Angelegenheit dem Schiedsgerichte vorgelegt wor­ den ist, hat der Staatsvertreter dies der Behörde mitzuteilen, die mit der Sache befaßt ist. Diese hat sich von der Mitteilung an jeder Entscheidung über die Frage zu enthalten, über die das Schieds­ gericht zu entscheiden hat. Art. 59. In den Artikeln 55 bis 58 bezieht sich das Wort Behörden weder auf die Gerichte noch auf Berwaltungsgerichte noch auf solche Verwaltungsbehörden, die keine Weisungen von einer vor­ gesetzten Behörde erhalten. Art. 60. Vermögen sich im Falle des Art. 49 § 1 Abs. 3 die beiden Regierungen über die Optionsberechtigung einer Person nicht zu einigen, so entscheidet auf Antrag einer der beiden Regierungen das Schiedsgericht. Art. 61. Wenn im Falle des Art. 53 die beteiligte Person der Ungültigkeitserklärung ihrer Optionsurkunde innerhalb dreißig Ta­ gen nach der Zustellung der Ungültigkeitserklärung widerspricht, ist das Schiedsgericht zuständig zur Entscheidung über den Widerspruch. Art. 62. Die Klagen auf Schadensersatz, die auf die Verletzung der durch die Bestimmungen dieses Teiles gewährten Rechte gestützt werden, gehören nicht zur Zuständigkeit des Schiedsgerichts. Art. 63. Wenn die Staatsangehörigkeit durch das Urteil eines Berwaltungsgerichts mit absoluter Rechtskraft festgestellt worden ist, kann das Schiedsgericht auch nicht im Wege der Evokation über diese Staatsangehörigkeit entscheiden.

d) Verordnung der Reichsregierung zur Ausfühmng des deutsch-polnischen Staatsangehörigkeitsabkommens für Oberschlesien. Vom 15. Mai 1924 (RGBl. II S. 123). Auf Grund des Art. 2 des Gesetzes über das am 15. Mai 1922 in Genf geschlossene deutsch-polnische Abkommen über Oberschlesien vom 11. Juni 1922 (RGBl. II S. 237) wird nach Zustimmung des Reichsrats zur Ausführung der Vereinbarungen über die Staats­ angehörigkeit (Zweiter Teil des Abkommens) hiermit verordnet:

8 1. Zur Beglaubigung der Unterschrift unter der schriftlichen Op­ tionserklärung (Art. 47 Abs. 1 des Abkommens) sind außer den

5. Oberschlesien.

223

Notaren alle zur Führung eines Dienstsiegels berechtigterr Amts­ stellen des Reichs oder eines deutschen Landes befugt. 8 2. Die Optionsbehörden machen von jeder bei ihnen eingehenden Optionserklärung ohne Verzug durch Vermittlung des deutschen Generalkonsulats in Kattowitz dem Wojewoden von Schlesien Mit­ teilung; die näheren Bestimmungen trifft für die Jnlandsbehörden das Reichsministerium des Innern, für die dem Auswärtigen Amte Nachgeordneten Behörden das Auswärtige Amt. Die Erteilung der Optionsurkunde ist bis zum Ablauf der Frist auszusetzen, innerhalb deren die Polnische Regierung nach Art. 49 § 1 Abs. 3 des Abkommens Einspruch gegen das Optionsrecht er­ heben kann. 8 3. Die Optionsbehörden übersenden die bei ihnen eingehenden Ein­ sprüche der Polnischen Regierung auf Grund des Art. 49 § 1 Abs. 3 des Abkommens dem deutschen Beauftragten in der Schlichtungsstelle für oberschlesische Staatsangehörigkeitsfragen (Art. 55 des Ab­ kommens). Die näheren Anordnungen trifft für die Behörden des Inlandes der Reichsminister des Innern, für die deutschen Ver­ tretungen im Ausland das Auswärtige Amt. 8 4. Ist die Optionsbehörde nicht zugleich Heimatbehörde, so setzt sie sich mit der letzteren zu gemeinschaftlicher Prüfung der Option un­ mittelbar in Verbindung. Gehören Options- und Heimatbehörde verschiedenen Ländern an, so ist die Optionsurkunde auch von der Heimatbehörde mit Unter­ schrift und Stempel zu versehen. 8 5. Heimatbehörde im Sinne dieser Verordnung ist die höhere Ver­ waltungsbehörde des deutschen Landes, dem der Optant bis zum 15. Juni 1922 angehört hat (Heimatland)*). Die örtliche Zuständigkeit richtet sich nach dem Wohnsitz des Optanten im Heimatlande. Hat er dort keinen Wohnsitz, so ist sein letzter Wohnsitz daselbst maßgebend. Hat er im Heimatlande keinen Wohnsitz gehabt, so richtet sich die Zuständigkeit nach dem Wohnsitz der Eltern oder des letztlebenden Elternteils im Heimatlande. Im Zweifelsfalle sind Mitteilungen für die Heimatbehörde an die oberste Landesbehörde des Heimatlandes zu richten, die erforderlichenfalls die zuständige Heimatbehörde bestimmt.

*) Hierzu Bek. des daher. StMin. d. Innern vom 9. Juli 1924 (StAnz. Nr. 158), wonach für Optanten ehem. Preuß. Staatsange­ hörigkeit, denen es an einer örtl. zuständigen Heimatbehörde fehlt, als Heimatbehörde der Regierungspräsident in Oppeln anzusehen ist.

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Bertr. über Staatsangehörigkeit.

Die obersten Landesbehörden bestimmen, welche Behörden als höhere Verwaltungsbehörden im Sinne dieser Vorschrift anzusehen sind. Hat der Optant bis zum 15. Juni 1922 die deutsche Reichs­ angehörigkeit besessen, ohne einem Lande anzugehören, so ist der Reichsminister des Innern Heimatbehörde. § 6. Über die Anfechtung einer Optionserklärung gemäß Art. 48 des Abkommens entscheidet die Optionsbehörde, bei der die Options­ erklärung abgegeben ist. Schriftliche Ausfertigung der Entscheidung ist dem Optanten sowie den über 18 Jahre alten Personen mit­ zuteilen, auf die sich die Wirkung der Optionserklärung erstreckt. 8 7. Zuständige Behörde int Sinne des Art. 50 des Abkommens ist die höhere Verwaltungsbehörde, in deren Bezirk der Optant im Inland seinen Wohnsitz oder in Ermangelung eines Wohnsitzes seinen Aufenthalt hat. Hat der Optant seinen Wohnsitz im Ausland, so ist die für seinen Wohnsitz örtlich zuständige deutsche Auslandsvertre­ tung zuständig. § 5 Abs. 3 gilt entsprechend. 8 8. Die Entscheidung darüber, ob eine deutsche Optionsurkunde ge­ mäß Art. 53 des Abkommens für ungültig zu erklären ist, liegt der für die Optionsbehörde zuständigen obersten Landesbehörde ob, falls die Optionsurkunde von einer Jnlandsbehörde ausgestellt worden ist. In den Fällen des § 4 Abs. 2 ist die Entscheidung im Benehmen mit der obersten Landesbehörde des Heimatlandes zu treffen. Ist die Optionsurkunde von einer deutschen Vertretung im Aus­ land ausgestellt worden, so ist das Auswärtige Amt für die Ent­ scheidung zuständig. Die entscheidenden Stellen teilen Abschrift der Entscheidung dem Reichsminister des Innern mit.

8 9. Die das Optionsverfahren betreffenden Amtshandlungen sind zu beschleunigen. Das gleiche gilt für die Behandlung von Anträgen der Per­ sonen, deren Staatsangehörigkeit durch die Bestimmungen im zweiten Teile des Abkommens betroffen wird, auf Ausstellung von Be­ scheinigungen über die Staatsangehörigkeit bis zum 15. Juni 1922 und über die Tatsachen, die nach dem Mkommen für den Eintritt von Veränderungen der Staatsangehörigkeit des Antragstellers oder der Personen, für die er zu handeln befugt ist, von rechtserheblicher Bedeutung sind.

8 10. Die Bestimmungen dieser Verordnung über die Option gelten entsprechend für den Verzicht auf die polnische Staatsangehörigkeit

225

5. Oberschlesien.

(Art. 26 § 3 des Abkommens) und für den Widerruf der Option gemäß Art. 32 § 2 des Abkommens.

§ n. Diese Verordnung in Kraft.

tritt

mit dem Tage ihrer Verkündung*)

e) Bekanntmachung des bayer. Staatsministeriums des Innern über die Option nach dem deutsch-polnischen Ab­ kommen über Oberschlesien. Vom 2. Juni 1924 Nr. 266 f 5 (StAnz. Nr. 128). Im Anschluß an die von der Reichsregierung zur Ausführung des deutsch-polnischen Staatsangehörigkeitsabkommens für Ober­ schlesien vom 11. Juni 1922 (RGBl. II S. 23, im folgenden --- Abk.) erlassene BO. vom 15. Mai 1924 (RGBl. II S. 123, im folgenden = A.V.) wird nachstehendes angeordnet:

I. Option zugunsten Deutschlands. a) Das Recht zur Option bestimmt sich nach Art. 25 § 4 und Art. 26 § 1 Abs. 2 des Abk. Darnach steht allen über 18 Jahre alten Personen, die auf Grund der Bestimmungen des Art. 25 und des Art. 26 § 1 Abs. I a. a. O. unter Verlust der deutschen Reichs­ angehörigkeit die polnische Staatsangehörigkeit erworben haben, das Recht zu, durch Option zugunsten Deutschlands die deutsche Reichs­ angehörigkeit wieder zu erwerben. Für Ehefrauen, deren Ehe noch besteht, ist (auch wenn sie vom Ehemann getrennt leben) die Option des Ehemannes wirksam. Die Option der Eltern (auch der unehelichen Mutter) erstreckt ihre Wir­ kung auf die Kinder unter 18 Jahren (Art. 32 § 1 des Abk.). b) Die Optionsfrist läuft bis einschließlich 15. Juli 1924. c) Das Optionsverfahren ist im wesentlichen in den Art. 46—54 des Abk., sowie in den §§ 1—6 und 8—10 der A.V. geregelt. 1. Optionserklärungen für die deutsche Reichsangehörigkeit können gemäß Art. 46 Abs. 2 des Abk. nur vor den deutschen Op­ tionsbehörden abgegeben werden. 2. Optionsbehörden sind gemäß Bekanntmachung der Reichs­ minister des Innern und des Auswärtigen vom 15. Mai 1924 (RGBl. II S. 124) in Bayern für die unmittelbaren Städte die Stadträte, im übrigen die Bezirksämter. Bei anderen Behörden eingehende schriftliche Optionserklärungen sind unverzüglich an die zuständige Optionsbehörde weiterzu­ leiten. Nur wenn sie dort innerhalb der Optionsfrist eingehen', können sie als fristgerecht abgegeben angesehen werden. *) RGBl. 1924 II Nr. 19, ausgegeben am 21. März 1924. Woeber-Fischer, Reichs- it. Staatsangehörigkeitsgesetz. 5. Ausl.

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Bertr. über Staatsangehörigkeit.

Die örtliche Zuständigkeit der Optionsbehörden bestimmt sich nach Art. 46 Abs. 3 des Abk. Wird die Opttonserklärung vor einer örtlich unzuständigen Optionsbehörde abgegeben, so ist sie von dieser unverzüglich an die örtlich zuständige Optionsbehörde weiter­ zuleiten. Sie gilt in diesem Fall als zu dem Zeitpunkt abgegeben, zu dem die erste Optionsbehörde sie erhalten hat. Im Falle der Verlegung des Wohnsitzes oder des Aufenthalts des Optanten in den Bezirk einer anderen Lptionsbehörde nach Ab­ gabe der Optionserklärung liegt deren weitere Behandlung der Op­ tionsbehörde ob, die für die Entgegennahme der Optionserklärung zuständig war. 3. Die Optionserklärung ist in schriftlicher Form oder zu Pro­ tokoll abzugeben (s. Muster Anl. I und II) *). Einer Beantwortung der in diesen Mustern vorgesehenen Fragen nach dem Wohnsitze vor dem 2. Jan. 1908 und in der Zeit vom l.Jan. 1908 bis zum 15. Juni 1922 bedarf es nur in Fällen, in denen die polnische Staatsange­ hörigkeit unter Verlust der deutschen Reichsangehörigkeit gemäß Art. 25 §§ 1 und 2 des Abk. erworben ist. Wegen der Beglaubigung der Unterschrift unter der schriftlichen Optionserklärung, die innerhalb der Optionsfrist zu erfolgen hat, wird auf § 1 A.V. verwiesen. 4. Die Abgabe der Optionserklärung ist dem Optanten unver­ züglich schriftlich zu bestätigen (Muster Anl. III)*), auch wenn die Optionsbehörde, vor der sie abgegeben worden ist, örtlich nicht zu­ ständig war. War die Optionserklärung bei einer sachlich unzu­ ständigen Behörde abgegeben, so ist ihr späterer Eingang bei der Optionsbehörde von dieser zu bestätigen. 5. Für die Anfechtung der Optionserllärung ist Art. 48 des Abk. und § 6 der A.V. maßgebend. 6. über jede bei ihnen eingehende Ootionserklärung senden die Optionsbehörden ohne Verzug, spätestens binnen 2 Wochen nach ihrem Eingang, eine Mitteilung nach dem Muster Anl. IV*) unter Umschlag an das Deutsche Generalkonsulat in Kattowitz, Postschließ­ fach Beuthen O.S. Dieses wird die Mitteilung der Wojewodschaft von Schlesien in Kattowitz zuleiten und die in dem Muster vorge­ sehene Empfangsbestätigung der Optionsbehörde wieder übermitteln. 7. Die Optionsbehörden übersenden die bei ihnen etwa ein­ gehenden Einsprüche der polnischen Regierung gegen die Options­ berechtigung (Art. 49 § 1 Abs. 3 des Abk.) dem Deutschen Beauf­ tragten in der Schlichtungsstelle für oberschlesische Staatsangehörig­ keitsfragen, Ministerialrat Meyer im Preußischen Ministerium des Innern (Berlin NW 7, Unter den Linden 72). 8. Nach Ablauf der Einspruchsfrist (vgl. § 2 Abs. 2 A.V.) oder nach endgültiger Erledigung des erhobenen Einspruchs händigt die

*) Hier nicht abgedruckt.

5. Oberschlesien.

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zuständige Optionsbehörde, falls auf Grund sorgfältiger Prüfung die Voraussetzungen für eine gültige Option als erfüllt anzusehen sind, dem Optanteil eine Optionsurkunde nach dem Muster Anl. V*) aus (Art. 49 § 2 des Abk.). In der Urkunde sind auch die Familien­ mitglieder aufzuführen, auf die sich die Wirkung der Option erstreckt. Der Tag der Aushändigung ist von dem zustellenden Beamten auf der Optionsurkunde zu vermerken. 9. Die Wirkungen der Option treten erst mit der Aushändigung der Optionsurkunde ein. Mit dieser erwirbt der Optant seine frühere deutsche Staatsangehörigkeit (d. h. die Staatsangehörigkeit in dem Lande, dem er früher angehört hat) wieder. 10. Ist die Optionsbehörde nicht zugleich Heimatbehörde (§ 5 Abs. 1 A.B.), so setzt sie sich mit dieser zu gemeinschaftlicher Prüfung der Option unmittelbar in Verbindung. Gehören Options- und Hei­ matbehörden verschiedenen Ländern an, so ist die Optionsurkunde auch 'von der Heimatbehörde mit Unterschrift und Dienstsiegel zu versehen (§ 4 Ä.V.). Die örtliche Zuständigkeit der Heimatbehörde bestimmt sich nach § 5 Abs. 2—4 A.V. Heimatbehörden sind in Bayerir für die unmittelbaren Städte die Stadträte, im übrigen die Bezirksämter. Die Heimatbehörden der übrigen deutschen Länder sind in der oben Ziffer 2 erwähnten Bekanntmachung der Reichsminister des Innern und des Auswärtigen vom 15. Mai 1924 aufgesührt. 11. Die Entscheidung über den Antrag, eine von einer bayer. Optionsbehörde erteilte Optionsurkunde für ungültig zu erklären (Art. 53 des Abk., § 8 A.V.), steht dem Staatsmin. d. Innern zu; diesem sind derartige Anträge mit sämtlichen Ullterlagen vorzulegen. 12. Die gesamte amtliche und behördliche Tätigkeit im Options­ verfahren, sowie die Ausstellung von Bescheinigungen zum Nachweise des Optionsrechts wird, unbeschadet des Rechts der Notare zur Ge­ bührenerhebung, unentgeltlich geleistet. 13. Sämtliche auf das Optionsverfahren bezüglichen Amtshalldlungen sind zu beschleunigen. 14. Die vorstehenden Bestimmungen finden auf den Widerruf der Optionserklärung nach Art. 32 § 2 des Abk., sowie auf den Verzicht auf die polnische Staatsangehörigkeit (Art. 26 § 3 des Abk.) entsprechende Anwendung. II. Wegen der Option zugunsten Polens (Optionsfrist bis 15. Juli 1924) wird auf die ME. vom 7. Aug. 1923 Nr. 266 f 7 (StAnz. Nr. 182) verwiesen. Ergänzend wird hierzu bestimmt: Zuständige Behörden für die Eröffnung nach Art. 50 des Abk. (§ 7 A.V.), die für die deutschen Behörden nur in Füllen der Option von Polen deutscher Reichsangehörigkeit für die polnische Staats-

*) Hier nicht abgedruckt.

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Bertr. über Staatsangehörigkeit,

angehörigkeit in Betracht kommt, sind für die unmittelbaren Städte die Stadträte, im übrigen die Bezirksämter. III. Wegen der Rechtslage der Optanten wird auf Art. 33—45, wegen der vorgesehenen Rechtsmittel aus Art. 55—63 des Abk. ver­ wiesen. Gem. Art. 55 ist bei dem Schiedsgericht in Beuthen O.S. aus je einem Beauftragten der deutschen und der polnischen Regierung eine Schlichtungsstelle für oberschlesische Staatsangehörigkeitsfragen gebildet worden. Alle Eingaben, in denen die SchlichtungssteÜe an­ gerufen wird, sind zu richten an die „Schlichtungsstelle für ober­ schlesische Staatsangehörigkeitsfragen beim Schiedsgericht in Beuthen O.S., Guttenbergstraße 12". Sie müssen in sechsfacher Ausfertigung in deutscher oder in polnischer Sprache abgefaßt sein. IV. Von der Bereitstellung von Vordrucken für die anliegenden Muster wurde abgesehen.

6. Schlesische Gebietsteile, die vom Tschechischen Staate annektiert sind (das sogen. Hultschiner LLndchen). A. Abtrennung und Grenzziehung: Bers.Vertr. Art.83 (RGBl. S. 835). B. Staatsangehörigkeit:

a) Versailler Vertrag. Art. 84. (RGBl. S. 837). Die deutschen Reichsangehörigen, die ihren Wohnsitz in irgendeinem als Bestandteil der Tschecho-Slowakei anerkannten Gebiet*) haben, erwerben von Rechts wegen die tschecho­ slowakische Staatsangehörigkeit unter Verlust der deutschen. Art. 85. Zwei Jahre lang nach Inkrafttreten des gegen­ wärtigen Vertrags**) sind die über achtzehn Jahre alten deutschen Reichsangehörigen, die in irgendeinem der als Bestandteil der Tschecho-Slowakei anerkannten Gebiete ansässig sind, berechtigt, für die deutsche Reichsangehörigkeit zu optieren. Die Tschecho-Slowaken, die deutsche Reichsangehörigkeit besitzen und in Deutschland wohnen, sind ebenso berechtigt, für die tschecho-flowakische Staatsangehörigkeit zu optieren. Die Option des Ehemanns erstreckt ihre Wirkung auf die Ehe­ frau, die Option der Eltern erstreckt ihre Wirkung auf Kinder unter achtzehn Jahren.

Darunter sind hier nur die vom Deutschen Reiche abge­ trennten Gebiete zu verstehen, nicht die ehemals österreichischen und ungarischen Gebiete; die in den letzteren Gebieten wohnenden Reichs­ deutschen haben ihre Reichsangehörigkeit nicht verloren. Siehe Art. 5 des deutsch-tschechischen Vertrages vom 29. Juni 1920, RGBl. S. 1284 (unten S. 230). **) D. i. vom 10. Jan. 1920 bis 10. Jan. 1922.

6. Schles. Gebietsteile, die vom Tschech. Staate annektiert sind.

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Personen, die von dem oben vorgesehenen Optionsrecht Ge­ brauch machen, müssen in den nächsten 12 Monaten ihren Wohnsitz in den Staat verlegen, für den sie optiert haben. Es steht ihnen frei, das unbewegliche Gut zu behalten, das sie im Gebiete des anderen Staates besitzen, in dem sie vor der Option wohnten. Sie dürfen ihr gesamtes bewegliches Gut mitnehmen. Es wird dafür keinerlei Ausfuhr- oder Einfuhrzoll von ihnen erhoben. Innerhalb derselben Frist haben die Tschecho-Slowaken, die deutsche Reichsangehörige sind und sich im Ausland befinden, das Recht, falls dies den Bestimmungen des fremden Gesetzes nicht zuwiderläust und falls sie nicht die fremde Staatsangehörigkeit er­ worben haben — die tschecho-slowakische Staatsangehörigkeit unter Verlust der deutschen nach Maßgabe der von der Tschecho-Slowakei erlassenen Vorschriften zu erwerben.

b) Staatsangehörigkeitsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und der Tschechoslowakischen Republik. Vom 29. Juni 1920 (RG. vom 22. Dez. 1920, RGBl. S. 2227/2284 sf.), ratifiziert am 12. Sept. 1922 (Bekanntmachung vom 21. Sept. 1922, RGBl. II S. 763). Begriffsbestimmungen.

Art. 1. 1 Im Sinne der Vorschriften der Art. 84, 85 des Frie­ densvertrags und dieses Vertrags ist als Ort, an dem eine Person wohnhaft oder ansässig ist, der Ort anzusehen, an dem sie sich in der erweislichen Absicht niedergelassen hat, daselbst ihren bleibenden Aufenthalt zu nehmen. 2 Hat eine Person mehr als einen Wohnsitz in diesem Sinne, so soll der Ort maßgebend sein, an dem der überwiegende Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen und sonstigen Lebensverhältnisse liegt. 3 Läßt sich ein überwiegender Schwerpunkt in diesem Sinne nicht feststellen, so ist für die Anwendung der Art. 84, 85 sowie des Art. 7 dieses Vertrags der Wunsch der betreffenden Person maßgebend. Die Erklärung hierüber ist dem Ministerium des Innern desjenigen Staates, in dessen Gebiete sich der nach dem Wunsche des Beteiligten maßgebende Wohnsitz befindet, binnen sechs Monaten nach dem In­ krafttreten dieses Vertrags schriftlich abzugeben. Sie ist unverzüglich der Regierung des anderen Staates mitzuteilen. Art. 2. Die beiden vertragschließenden Teile sind darin einig, daß als Tschechoslowaken deutscher Reichsangehörigkeit im Sinne des Art. 85 Abs. 1, Satz 2 und Abs. 5 des Friedensvertrags die deutschen Reichsangehörigen tschechoslowakischer Rasse und Zunge anzusehen sind. Als Hauptmerkmal soll dabei gelten, ob eine Person von Kind­ heit an die tschechoslowakische Sprache als Muttersprache gesprochen hat. Als Tschechoslowake deutscher Reichdangehörigkeit soll nicht an-

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Berte, über Staatsangehörigkeit,

gesehen werden, wer von einem Vater deutscher Rasse und Zunge abstammt, es sei denn, daß der Vater bereits gestorben ist oder ge­ trennt von seiner Familie lebt. Staatsangehörigkeit der Bewohner des Hultschiner Landes. Art. 3. Die beiden vertragschließenden Teile sind darüber einig, daß diejenigen deutschen Reichsangehörigen, die zur Zeit des Inkrafttretens des Friedensvertrags von Versailles ihren Wohnsitz in dem durch Art. 83 Abs. 1 dieses Vertrags als Bestandteil der Tschechoslowakei anerkannten Gebiete hatten, mit diesem Zeitpunkte tschechoslowakische Staatsangehörige geworden und berechtigt sind, nach Maßgabe des Art. 85 für die deutsche Reichsangehörigkeit zu optieren.

Staatsangehörigkeit der Bewohner des Kreises Le ob schütz. Art. 4. Falls das in Art. 83 Abs. 4 des Friedensvertrags von Versailles bezeichnete Gebiet der Tschechoslowakischen Republik zu­ geteilt werden sollte, erwerben die zur Zeit der Zuteilung dort wohn­ haften deutschen Reichsangehörigen mit diesem Zeitpunkt die tschecho­ slowakische Staatsangehörigkeit. Die Optionsfrist (Art. 85, Abs. 1) läuft vom Tage der Zuteilung. Staatsangehörigkeit der Bewohner anderer Gebiete der Tschechoslowakei. Art. 5. * Diejenigen Personen, die beim Inkrafttreten des Friedensvertrags von Versailles die deutsche Reichsangehörigkeit be­ saßen und ihren Wohnsitz in anderen als in den Art. 3 und 4 be­ zeichneten Teilen der Tschechoslowakischen Republik hatten, sind deutsche Reichsangehörige geblieben*). 2 Abs. 1 findet entsprechende Anwendung auf diejenigen Per­ sonen, welche in Gebieten wohnhaft sind, die der Tschechoslowakischen Republik erst nach dem Inkrafttreten dieses Vertrags auf Grund des Friedensvertrags von Versailles oder eines der übrigen den Krieg von 1914 beendigenden Friedensverträge zufallen sollten.

Staatsangehörigkeit der im Gebiete der Tschechoslowakei geborenen Personen. Art. 6. Die beiden vertragschließenden Teile sind darin einig, daß eine Person, die nach dem Inkrafttreten des zwischen den alli­ ierten und assoziierten Hauptmächten und der Tschechoslowakischen Republik abgeschlossenen Vertrags im Gebiete der letzteren geboren ist oder geboren wird, durch die Geburt die tschechoslowakische Staats*) Siehe oben Fußnote auf S. 228.

6. Schles. Gebietsteile, die vom Tschech. Staate annektiert sind.

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angehörigkeit nur dann erwerben soll, wenn sie nicht durch Ab­ stammung eine andere Staatsangehörigkeit besitzt. Art. 7. Die beiden vertragschließenden Teile sind darüber einig, daß die Staatsangehörigkeit derjenigen Personen, die vor dem Jnkrasttreten des zwischen den alliierten und assoziierten Hauptmächten und der Tschechoslowakischen Republik abgeschlossenen Vertrags in dem Gebiete, das auf Grund des Friedensvertrags von Versailles der Tschechoslowakischen Republik zugefallen ist oder noch zufällt, als Kinder damals dort wohnender deutscher Reichsangehöriger geboren sind und die beim Inkrafttreten des Friedensvertrags die deutsche Reichsangehörigkeit besaßen, sich wie folgt bestimmt: a) für solche Personen, die zur Zeit des Inkrafttretens des Friedensvertrags ihren Wohnsitz in dem Gebiete hatten, das nach Art. 83 Abs. 1 und 4 der Tschechoslowakei zugeteilt worden ist oder zusallen wird, gelten die Borschristen der Art. 3 und 4; b) für solche Personen, die in dem angegebenen Zeitpunkt ihren Wohnsitz in einem der anderen durch den Friedensvertrag der Tschechoslowakei zuerkannten Gebiete hatten, gelten die Vorschriften des Art. 5; c) solche Personen, die ihren Wohnsitz im angegebenen Zeitpunkt im Deutschen Reiche mit Ausnahme der unter a bezeichneten Gebiete hatten, bleiben deutsche Reichsangehörige; d) alle anderen Personen der oben bezeichneten Art werden von den beiden vertragschließenden Teilen als ausschließlich tschecho­ slowakische Staatsangehörige anerkannt. Sie können jedoch inner­ halb zweier Jahre nach dem Inkrafttreten des zwischen den alliierten und assoziierten Hauptmächten und der Tschechoslowakischen Republik abgeschlossenen Vertrags vor den von der Tschechoflowakischen Re­ gierung zu bestimmenden Behörden im Lande ihres Wohnsitzes er­ klären, daß sie auf das tschechoslowakische Staatsbürgerrecht ver­ zichten und werden sodann nicht mehr als tschechoslowakische Staats­ angehörige betrachtet; die Erklärung des Ehemannes wirkt für die Ehefrau und die Erklärung der Eltern für die weniger als achtzehn Jahre alten Kinder.

Wirkung der Optionserklärung.

Art. 8. Die beiden vertragschließenden Teile sind darüber einig, daß die den Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles und dieses Vertrags entsprechende Optionserklärung ein einseitiger rechts­ begründender Akt des Optanten ist und daß der darüber auszu­ fertigenden Bescheinigung der Behörde nur deklaratorische Bedeu­ tung zukommt.

Abgabe der Optionserklärung. * Die beiden vertragschließenden Teile sind darüber einig, daß die Entscheidung über die abzugebenden Optionserklä-

Art. 9.

232

VIII. Bestimmungen d. Vers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

rungen jenem Staate allein zusteht, zu dessen Gunsten im einzelnen Falle optiert wird. 2 Die Optionserklärung ist der zuständigen Behörde gegenüber abzugeben. Zuständig ist für die Optionserklärungen der Personen, die für die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit optieren wollen, die diplomatische Vertretung der Tschechoslowakischen Republik in Berlin und für die Optionserklärungen der Personen, die für die deutsche Staatsangehörigkeit optieren wollen, die diplomatische Ver­ tretung des Deutschen Reiches in Prag. 3 Die Tschechoslowakische Regierung ist damit einverstanden, daß für die Dauer der Optionsfrist ein Bevollmächtigter der Deutschen diplomatischen Vertretung in Prag mit dem Amtssitze in Troppau bestellt wird, der zur Entgegennahme von Optionserklärungen aus den in Art. 83 Abs. I und 5 bezeichneten Gebieten zugunsten Deutsch­ lands berechtigt und zu deren unverzüglicher Weitergabe an die Tschechoslowakische Regierung verpflichtet sein soll. Dieses Zuge­ ständnis kann von der Tschechoslowakischen Regierung jederzeit wider­ rufen werden. 4 Die Deutsche Regierung und die Tschechoslowakische Regierung werden einander allmonatlich auf diplomatischem Wege Verzeichnisse der bei ihren in Abs. 2 genannten Behörden abgegebenen Options­ erklärungen übermitteln. Einrichtung und Inhalt dieser Verzeichnisse werden von den beiderseitigen zuständigen Zentralstellen vereinbart werden. Form der Optionserklärung und Bescheid über deren Abgabe. Art. 10. Die Optionserklärungen sind in schriftlicher Form oder zu Protokoll der zuständigen Behörde abzugeben, über die Ab­ gabe ist von der sie entgegennehmenden Behörde eine Bescheinigung zu erteilen, in der auch die Familienmitglieder anzusühren sind, auf die sich die Wirkung der Option erstreckt.

Abgabe der Optionserklärung für Jugendliche und andere in der Geschäftsfähigkeit beschränkte Personen. Art. 11. 1 Für elternlose Personen unter achtzehn Jahren, für Minderjährige von mehr als achtzehn Jahren, bei denen die Voraus­ setzungen der Entmündigung vorliegen, sowie für solche Personen, die entmündigt oder unter vorläufige Vormundschaft (Obsorge) ge­ stellt worden sind, wird die Option durch die gesetzlichen Vertreter ausgeübt. 2 Denjenigen Personen, für welche Eltern, Vormünder oder sonstige gesetzliche Vertreter die Option ausgeübt haben, steht inner­ halb der Optionsfrist ein Widerrufungsrecht zu, wenn sie vor Ab­ lauf dieser Frist das achtzehnte Lebensjahr vollendet haben, oder wenn vor Ablauf der Frist der Grund der gesetzlichen Vertretung

6. Schles. Gebietsteile, die vom Tschech. Staate annektiert sind.

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fortgefallen ist. Auf die Abgabe der Widerrufserklärungen finden die Vorschriften des Art. 9 des gegenwärtigen Vertrags entsprechende Anwendung. Wahrung der Rechte der Optanten. 1 ®te beiden vertragschließenden Teile werden die Bestimmung, wonach die Optanten das unbewegliche Vermögen im Staate, von dem sie wegoptieren, behalten dürfen, durch keinerlei Gesetze, Verordnungen oder sonstige Vorschriften beeinträchtigen, die nicht ganz allgemeiner Natur sind und nicht auch auf die eigenen Staatsangehörigen und auf alle im Staate wohnhaften Angehörigen anderer Staaten Anwendung finden. 2 Personen, die gemäß Art. 85 Abs. 3 des Friedensvertrags ihren Wohnsitz in das Gebiet des Staates verlegen, für den sie optiert haben, dürfen in der ihnen in Art. 85 Abs. 4 Satz 2 des Vertrags gewährleisteten Befugnis zur Mitnahme ihrer beweglichen Habe durch keinerlei Ausfuhrverbote oder sonstige gesetzliche oder Berwaltungsmaßnahmen des bisherigen Ausenthaltsstaats beschränkt werden. Sie werden insbesondere keinerlei Ausfuhrabgaben irgend­ welcher Art zu zahlen haben. Die vertragschließenden Teile behalten sich vor, über die steuerliche Behandlung solcher Optanten besondere Vereinbarungen zu treffen. 8 Personen, die ihren Wohnsitz in das Gebiet des Staates, für den sie optiert haben, verlegt und im Gebiete des von ihnen ver­ lassenen Staates gemäß Art. 85 Abs. 4 Satz 1 des Friedensvertrags unbewegliches Gut zurückgelassen haben, sind berechtigt, zur Ver­ waltung des zurückgelassenen Gutes im Gebiete des verlassenen Staates zeitweilig Aufenthalt zu nehmen. Als unbewegliches Gut im Sinne dieses Artikels und des Art. 85 Abs. 4 Satz 1 sind auch Rechte jeder Art an gewerblichen Unternehmungen anzusehen.

Art. 12.

Neuaufnahmen.

Avt. IS. Die beiden vertragschließenden Teile verpflichten sich, künftige Neuaufnahme,*) von Staatsangehörigen des anderen Teiles in ihren Staatsrerband, soweit diese Neuaufnahmen nicht auf den Vorschriften des Fciedensvertrags von Versailles beruhen, erst durchzuführen, wenn der andere Staat die in den Staatsverband neu aufzunehmenden Personen aus seinem Staate entlassen hat**)***). Die Entlassung kann demjenigen nicht versagt werden, der nach*) Nach dem Sprachgebrauch des deutschen Gesetzes: Einbür­ gerungen, § 3 Biff. 5 RStG. ♦♦) Siehe jedoch oben S. 40 Anm. 7 § 8 RStG. *♦♦) Die Entlassung des Ehemannes aus dem tschechoslowakischen Staatsverbande erstrebt sich auf die Ehefrau, aber nicht ohne weiteres auf die mindeqährigen Kinder (Entschl. d. StMin. d. Innern vom 19. Juli 1927 Nr 4004 a 4).

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Vertr. über Staatsarlgehörigkeit.

weist, daß er seinen Wohnsitz in das Gebiet des anderen Teiles ver­ legt hat oder im Begriff ist, ihn dorthin zu verlegen. Sie gilt als nicht erfolgt*), wenn der Entlassene beim Ablauf von sechs Mo­ naten*) nach der Aushändigung der Entlassungsurkunde seinen Wohnsitz noch oder wieder im Gebiete des bisherigen Aufenthalts­ staats hat. Schlichtung von Streitigkeiten.

Art. 14—22. Ratifizierung. Art. 23. 1 Dieser Vertrag soll ratifiziert und die Ratifikations­ urkunden sollen sobald als möglich in Prag ausgetauscht werden. 2 Der Vertrag tritt am Tage des Austausches der Ratifikations­ urkunden in Kraft. 3 Der Vertrag wird in zwei gleichlautenden Stücken, und zwar je in tschechoslowakischer und deutscher Sprache ausgefertigt. Beide Texte sind maßgebend. Der ratifizierte Vertrag wird von beiden Staaten in ihren amtlichen Gesetzsammlungen in beiden Texten ver­ öffentlicht werden.

7. Nordschleswig. A. Das Abstimmungsgebiet: (RGBl. S. 879). B. Staatsangehörigkeit:

Bers.Bertr.

Art. 109

a) Versailler Vertrag. Art. 112 (RGBl. S. 887). Alle Einwohner des an Dänemark zurückfallenden Gebietes erwerben von Rechts wegen das dänische Jndigenat (Bürgerrecht) unter Verlust der deutschen Reichsange­ hörigkeit. Jedoch können Personen, die sich erst nach dem 1. Oktober 1918 in diesem Gebiete niedergelassen haben, das dänische Jndigenat nur mit Genehmigung der dänischen Regierung erwerben. Art. 113. Zwei Jahre nach dem Tage**), an dem die Sou­ veränität über die Gesamtheit oder einen Teil der Gebiete, in denen die Volksabstimmung***) stattfindet, an Dänemark zurücksällt, kann jede über achtzehn Jahre alte Person, die in den an Dänemark zurückfallenden Gebieten geboren ist, aber keinen Wohnsitz in dieser Gegend hat und die deutsche Reichsangehörig­ keit besitzt, für Dänemark optieren; und jede über achtzehn Jahre alte Person, die in den an Dänemark zurückfallenden Gebieten ihren Wohnsitz hat, für Deutschland optieren.

*) Diese Bestimmung ist unvereinbar mit § 24 RStG.! **) D. i. vom 15. Juni 1920 bis 15. Juni 1922. ***) Die Abstimmung fand am 10. Febr. u. 14. März 1920 statt.

7. Nordschleswig.

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Die Option des Ehemanns erstreckt ihre Wirkung auf die Ehe­ frau und die Option der Eltern erstreckt ihre Wirkung auf Kinder unter achtzehn Jahren. Personen, die von dem oben vorgesehenen Optionsrecht Ge­ brauch gemacht haben, müssen in den nächsten zwölf Monaten ihren Wohnsitz in das Gebiet des Staates verlegen, für den sie optiert haben. Es steht ihnen frei, das unbewegliche Gut zu behalten, das sie in dem Gebiete des anderen Staates besitzen, in dem sie vor der Option wohnten. Sie dürfen ihr gesamtes bewegliches Gut mit­ nehmen. Es wird dafür keinerlei Ausfuhr- oder Einfuhrzoll von ihnen erhoben.

b) Vertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Dänemark betreffend die Regelung der durch den Wergang der Staatshoheit in Nordschleswig auf Dänemark entstandenen Fragen. Vom 10. April 1922 (RG. vom 1. Juni 1922, in Kraft getreten ant 10. Juni 1922, RGBl. II S. 141 ff.), ratifiziert am 7. Juni 1922 (RGBl. II S. 235).

Anlage 11. Abkommen zur Ausführung der Artikel 112 und 113 des Vertrags von Versailles (RGBl. 1922 II S. 201 ff.). Art. 1. 1. Als Wohnsitz im Sinne des Art. 112 und 113 des Vertrags von Versailles ist der Ort anzusehen, an dem die be­ treffende Person ihr festes und dauerndes Heim hat. Die Entschei­ dung über das tatsächliche Vorhandensein des Wohnsitzes in dem an­ gegebenen Sinne bleibt der Regierung des Staates Vorbehalten, dessen Staatsangehörigkeit beansprucht wird. Die vertragschließen­ den Teile sind darüber einverstanden, daß bei deutschen Reichsange­ hörigen, die einen solchen Wohnsitz sowohl in dem auf Grund des Vertrags von Versailles an Dänemark gefallenen Gebiet, als auch in Deutschland haben, für die Anwendung der Bestimmungen des Artikels 112 der Wohnsitz in Deutschland außer Betracht bleibt. 2. Personen, die gemäß Art. 112 oder durch Option gemäß Art. 113 die Staatsangehörigkeit in dem einen Staate erwerben, verlieren dadurch zugleich die Staatsangehörigkeit in dem anderen Staate. 3. Maßgebend ist der Wohnsitz am 15. Juni 1920; jedoch können Personen, die sich erst nach dem 1. Oktober 1918 in dem an Däne­ mark gefallenen Gebiet niedergelassen haben, die dänische Staats­ angehörigkeit nur mit Ermächtigung der Dänischen Regierung er­ werben. Bis zur Erteilung dieser Ermächtigung behalten sie die deutsche Reichsangehörigkeit.

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VIII . Bestimmungen d. Vers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

4. Die vertragschließenden Teile sind darüber einverstanden, daß Personen, die am 15. Juni 1920 ihren Wohnsitz noch in dem an Dänemark gefallenen Gebiet hatten, bei Inkrafttreten dieses Abkommens jedoch ihren Wohnsitz bereits nach Deutschland verlegt haben, ohne Optionserklärung als deutsche Reichsangehörige zu be­ trachten sind, und nicht gemäß Art. 112 des Vertrags von Versailles die dänische Staatsangehörigkeit erworben haben, es sei denn, daß sie eine dänische Staatsangehörigkeitsbescheinigung gemäß Art. 6, Abs. 2 bereits erhalten haben oder bis zum 14. Juni 1922 bei dem Königlich Dänischen Ministerium des Innern in Kopenhagen bean­ tragen; falls bei solchen Personen die Voraussetzungen des Art. 112 vorliegen, ist die Bescheinigung auf diesen Antrag hin dänischerseits zu erteilen. Solche Personen, die erst nach Ablauf des Jahres 1920 aus Nordschleswig abgewandert sind, sind jedoch berechtigt, eine dänische Staatsangehörigkeitsbescheinigung bis zum 15. August 1922 zu beantragen. Art. 2. Die vertragschließenden Teile sind darüber einver­ standen, daß den im Art. 112, Abs. 2 des Vertrags von Versailles bezeichneten Personen, die einen Antrag auf Erwerb der dänischen Staatsangehörigkeit nicht stellen, oder deren Antrag von der däni­ schen Regierung abgelehnt wird, bis zum 31. Dezember 1923 bei einem Verlassen des Landes alle Rechte zustehen, die sich gemäß Art. 113, letzter Absatz, aus der Ausübung des Optionsrechts er­ geben.

Art. 3. Die vertragschließenden Teile sind darüber einver­ standen, daß die im Art. 113 des Vertrags von Versailles vorge­ sehene Frist für die Abgabe der Optionserklärungen in allen Fällen mit dem 15. Juni 1920 beginnt, und daß sie bei der Option zugunsten Dänemarks mit Ablauf des 14. Juni 1922, bei der Option zugunsten Deutschlands mit Ablauf des 31. Dezember 1922 erlischt. Art. 4. 1. Die Optionserklärung hat einer zuständigen Be­ hörde gegenüber zu erfolgen. Sie muß schriftlich oder zu Protokoll abgegeben werden, über die Erklärung ist von der sie entgegen­ nehmenden Behörde ein Ausweis zu erteilen. In diesem Ausweis ist der Tag anzugeben, an dem die Optionserklärung als abgegeben anzusehen ist. Als solcher ist der Tag des Eingangs der Options­ erklärung bei der zuständigen Behörde beziehungsweise derjenige der Erklärung zu Protokoll maßgebend. 2. Zuständig für Entgegennahme der Optionserklärung von Personen, die für Dänemark optieren, ist in Kopenhagen der Magi­ strat, im übrigen Dänemark der betreffende Amtmann. Außerhalb Dänemarks werden Optionserklärungen von den dänischen Gesandt­ schaften oder den dänischen Generalkonsulaten oder Konsulaten ent­ gegengenommen. 3. Für Entgegennahme der Optionserllärung von Personen, die für Deutschland optieren, ist in dem an Dänemark gefallenen Ge-

biete das deutsche Konsulat in Apenrade, im übrigen Dänemark die deutsche Gesandtschaft in Kopenhagen zuständig; für außerhalb Dänemarks wohnende Personen sind die von der Deutschen Reichs­ regierung zu bezeichnenden Stellen zuständig. 4. über Form und Inhalt der Optionserklärung werden die vertragschließenden Teile Vorschriften erlassen und diese alsbald ein­ ander mitteilen. Art. 5. 1. Die gemäß Art. 4 dieses Abkommens erfolgte Ab­ gabe der Optionserklärung bewirkt den Erwerb der gewählten und den Verlust der bisherigen Staatsangehörigkeit. Die rechtlichen Wir­ kungen der Option treten mit dem Tage ein, an dem die Options­ erklärung abgegeben ist. Hat der Optant nicht schon vorher oder spätestens innerhalb von 12 Monaten nach diesem Tage seinen Wohnsitz nach dem Lande verlegt, zu dessen Gunsten er optiert hat, so gilt die Optionserklärung als nicht erfolgt; es wird dann so an­ gesehen, als ob der Optant seine Staatsangehörigkeit überhaupt nicht gewechselt hätte. 2. Optanten, welche außerhalb der beiden Staaten ihren Wohn­ sitz haben, können von dem Staat, für welchen sie optieren, von der Bedingung der Wohnsitzverlegung befreit werden. 3. Die Wirkungen der Wohnsitzverlegung oder der Nichtver­ legung des Wohnsitzes erstrecken sich auch auf die im Art. 113, Abs. 2 des Vertrags Don Versailles bezeichneten Familienmitglieder. 4. Während des obengenannten Zeitraumes von 12 Monaten darf der Staat, in dem der Optant seinen Wohnsitz hat, den Op­ tanten nicht ausweisen beziehungsweise ihm die Aufenthaltserlaubnis nicht versagen. 5. Ein Widerruf der Optionserklärung ist, abgesehen von den Fällen des Art. 8, Abs. 2 dieses Abkommens unzulässig. Art. 6. 1. Sobald infolge Verlegung des Wohnsitzes beziehungs­ weise der Befreiung von der Wohnsitzverlegung endgültig Klarheit über die Staatsangehörigkeit eines Optanten geschassen ist, erhält der Optant von dem Staate, dessen Staatsangehörigkeit er erworben hat, eine Staatsangehörigkeitsbescheinigung ausgehändigt. 2. Zuständig für die Ausfertigung von Staatsangehörigkeits­ bescheinigungen sind in Deutschland die von der Deutschen Reichs­ regierung zu bezeichnenden Stellen, in Dänemark das Kgl. Dänische Ministerium des Innern in Kopenhagen. 3. Die Staatsangehörigkeitsbescheinigung hat die Bescheinigung der Wohnsitzverlegung oder der Befreiung von dieser zu enthalten. 4. Staatsangehörigkeitsbescheinigungen, die die im Abs. 3 be­ zeichnete Bescheinigung enthalten, liefern vor den Verwaltungsbe­ hörden und Gerichten der vertragschließenden Teile den vollen Be­ weis für den Besitz der darin beurkundeten Staatsangehörigkeit.

Art. 7. 1. Zur Abgabe der Optionserklärung berechtigt sind Männer, unverheiratete Frauen, Witwen und geschiedene (bei der

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

Option zugunsten Dänemarks auch separierte) Ehefrauen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. 2. Für elternlose Personen unter 18 Jahren wird die Options­ erklärung von dem gesetzlichen Vertreter abgegeben. 3. Voraussetzung der Optionsberechtigung ist: Für die Option zugunsten Dänemarks, daß die betreffenden Personen a) die deutsche Reichsangehörigkeit besitzen, b) in dem an Dänemark gefallenen Gebiete geboren sind, c) nicht bereits gemäß Art. 112 des Vertrags von Versailles durch ihren Wohnsitz in dem genannten Gebiete die dänische Staatsangehörigkeit erworben haben. Für die Option zugunsten Deutschlands, daß diese Personen am 15. Juni 1920 durch ihren Wohnsitz in dem genannten Ge­ biete gemäß Art. 112 des Vertrags von Versailles die dänische Staatsangehörigkeit erworben hatten, jedoch vorbehaltlich der Bestimmungen des Art. 1, Abs. 4 dieses Abkommens. 4. Personen, die infolge Fahnenflucht durch Erklärungen deut­ scher Behörden die deutsche Reichsangehörigkeit verloren haben, im übrigen aber die Bedingungen des Art. 112 oder 113 des Vertrags von Versailles erfüllen, sind in bezug auf den Erwerb der dänischen Staatsangehörigkeit nach denselben Regeln zu behandeln, als ob sie deutsche Reichsangehörige geblieben wären. Art. 8. 1. Die Optiorr des Mannes erstreckt sich auf die Ehefrau (bei der Option zugunsten Dänemarks jedoch nicht auf die tatsächlich vom Manne getrennt lebende Ehefrau) und die ehelichen Kinder unter 18 Jahren. Die Option der geschiedenen (bei Option zugunsten Dänemarks auch der separierten) Ehefrau erstreckt sich auf diejenigen ehelichen Kinder unter 18 Jahren, über die sie die elterliche Gewalt hat. Die Option der unehelichen Mutter erstreckt sich auf deren un­ eheliche Kinder unter 18 Jahren. 2. Elternlosen Personen unter 18 Jahren, für die ihre gesetz­ lichen Vertreter die Option ausgeübt haben, steht innerhalb der Optionsfrist ein Widerrufsrecht zu, wenn sie vor Ablauf der Frist das 18. Lebensjahr vollenden. Die Bestimmungen der Art. 4 bis 6 dieses Abkommens finden entsprechend! Anwendung. Art. 9. Personen, die optiert hrben, oder auf die sich die Optionserklärung einer anderen Person erstreckt, sind von dem Tage der Optionserklärung an bis zum Ablauf eines Jahres nach Ab­ gabe der Optionserklärung von der Ver^flichtilng zum Militärdienste befreit. Art. 10. Personen, die nach Maßgabe dieses Abkommens die Staatsangehörigkeit in dem einen Starte erworben haben, werden in dem anderen Staate, unbeschadet ter Bestimmungen über die Wohnsitzverlegung, nicht anders behandel werden als andere Staats­ angehörige des erstgenannten Staates.

Art. 11. Die vertragschließenden Teile behalten sich vor, zwecks Vermeidung der Doppelbesteuerung von Optanten besondere Ver­ einbarungen zu treffen. Art. 12. Die vertragschließenden Teile verpflichten sich, ein­ ander auf diplomatischem Wege vierteljährlich, und zwar zum ersten­ mal drei Monate nach dem Tage des Inkrafttretens dieses Abkom­ mens, Verzeichnisse zu übermitteln sowohl über diejenigen Personen, welchen ihre Behörden die im Art. 4 Abs. 1 dieses Abkommens er­ wähnten Ausweise erteilt haben, als auch über diejenigen Personen, welchen ihre Behörden gemäß Art. 6 Staatsangehörigkeitsbescheini­ gungen ausgehändigt haben. Die Dänische Regierung wird ebenso der Deutschen Regierung Verzeichnisse derjenigen Personen über­ mitteln, denen nach Inkrafttreten dieses Abkommens gemäß dessen Art. 1 Abs. 4 Staatsangehörigkeitsbescheinigungen ausgehändigt werden. Art. 13. 1. Führt die Prüfung der Staatsangehörigkeit eitler Person, die zugunstetl eines der beiden vertragschließenden Teile optiert hat oder die zu dem im Art. 1 Abs. 4 dieses Abkommens bezeichneten Personenkreise gehört, zu dem Ergebnis, daß diese Person weder in dem einen noch in dem anderen Staate von dell zuständigetl Behörden als staatsangehörig anerkannt wird, so kann jeder der vertragschließenden Teile verlangen, daß der Fall von einer gemischten Kommission geregelt wird, die sich aus je zwei Ange­ hörigen der vertragschließenden Teile zusammensetzt und je nach Be­ darf an einem zu vereinbarenden Orte zusammentritt. 2. In allen Fällen, in denen sich die beiderseitigen Mitglieder der Kommissiotl nicht einigen, entscheidet ein neutraler Schieds­ richter, um dessen Ernennung die Königlich Schwedische Regierung gebeten wird. 3. Die Bestimmungen des Abs. 1 und 2 dieses Artikels gelten zunächst auf fünf Jahre vom Tage des Inkrafttretens dieses Ab­ kommens ab und können von da ab mit einjähriger Frist gekündigt werden. Schlußprotokoll. 1. Die vertragschließenden Teile sind darüber einverstanden, daß das Zirkular des Königlich Dänischen Ministeriums des Innern vom 31. März 1921 an die Amtmänner der Ämter Hadersleben, Apenrade, Sonderburg unb Tondern der Auslegung des Wohnsitzbegriffes auf dänischer Seite zugrunde zu legen ist. 2. Die Frage der Staatsangehörigkeit solcher an sich options­ berechtigter, aber wegen Geisteskrankheit oder Geistesschwäche nicht optionsfähiger Personen, die unter öffentlicher oder privater Für­ sorge stehen, ist von der für die Auseinandersetzung öffentlich-recht­ licher Verbände eingesetzten Kommission im Zusammenhänge mit der Frage der Fürsorgepflicht zu regeln.

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

3. Die Dänische Regierung erklärt, daß nach der bereits be­ stehenden Praxis der zuständigen Behörden die optionsberechtigten Personen auf Antrag bis zum Ablauf der Optionsfrist vom Militär­ dienst zurückgestellt werden. 4. Es besteht darüber Einverständnis, daß die Frage, ob der geschiedenen bzw. separierten Ehefrau im einzelnen Falle die nach Art. 8 Abs. 1 erforderte elterliche Gewalt zusteht, nach demjenigen Rechte zu beurteilen ist, das für den Optanten in dieser Beziehung bis zur Option galt.

c) Verordnung*) zum Staatsangehörigkeitsabkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Dänemark. Vom 24. Juli 1922 (RGBl. II S. 686).

Auf Grund des Art. 2 des Gesetzes über den am 10. April 1922 unterzeichneten Vertrag zwischen Deutschland und Dänemark, betref­ fend die Regelung der durch den Übergang der Staatshoheit in Nordschleswig entstandenen Fragen, vom 1. Juni 1922 (RGBl. Teil II S. 141) wird nach Zustimmung des Reichsrats zur Aus­ führung des deutsch-dänischen Staatsangehörigkeitsabkommens (An­ lage 11 des Vertrags vom 10. April 1922) hiermit verordnet: § 1. Für die Entgegennahme der Optionserklärungen von Personen, die gemäß Art. 113 des Vertrags von Versailles und gemäß dem deutsch-dänischen Staatsangehörigkeitsabkommen für Deutschland op­ tieren, sind zuständig: im Inland die höheren Verwaltungsbehörden; die obersten Landesbehörden bestimmen, welche Behörden als höhere Ver­ waltungsbehörden im Sinne dieser Vorschrift anzusehen sind; in dem an Dänemark gefallenen Gebiete das deutsche Konsulat in Apenrade; im übrigen Dänemark die deutsche Gesandtschaft in Kopen­ hagen; im Ausland außerhalb Dänemarks eine amtliche deutsche Ver­ tretung; der Reichsminister des Auswärtigen erläßt die näheren Bestimmungen. § 2. Die örtliche Zuständigkeit der Optionsbehörden (§ 1) wird durch den Wohnsitz und in Ermangelung eines Wohnsitzes durch den Auf­ enthaltsort des Optanten bestimmt.

*) Hierzu Ausführungsbestimmungen des Reichsministeriums des Innern vom 27. Juli 1922, RGBl. II S. 688 ff.

§ 3. Die Optionsbehörde hat dem Optanten den Eingang der Oplionserklärung unverzüglich schriftlich zu bestätigen. Auf Verlangen der Optionsbehörde hat der Optant die zur Prüfung seiner Options­ berechtigung erforderlichen Nachweise und Urkunden beizubringen. Nach Prüfung der Optionsberechtigung erteilt die Optionsbe­ hörde dem Optanten den Optionsausweis gemäß Art. 4 des Staats­ angehörigkeitsabkommens. § 4. Hat der Optant weder vor dem Tage der Optionserklärung noch innerhalb von 12 Monaten nach diesem Tage seinen Wohnsitz nach Deutschland verlegt, so gilt die Optionserklärung als nicht er­ folgt; eS wird dann so angesehen, als ob der Optant seine Staats­ angehörigkeit überhaupt nicht gewechselt hätte (Art. 5 Abs. 1 Satz 3 des Staatsangehörigkeitsabkommens). Verlegt der Optant nach der Optionserklärung seinen Wohn­ sitz nach Deutschland, so hat er dies der Optionsbehörde alsbald an­ zuzeigen. Optanten, die im Ausland außerhalb Dänemarks ihren Wohn­ sitz haben, können ihre Befreiung von der Bedingung der Wohnsitz­ verlegung beantragen. Der Antrag ist an die für den Wohnort des Optanten zuständige amtliche deutsche Vertretung zu richten, über den Antrag entscheidet die oberste Landesbehörde des Heimatstaats des Optanten; diese kann die Entscheidung der Heimatbehörde (§ 5) übertragen. 8 5. Sobald endgültig Klarheit über die Staatsangehörigkeit des Optanten geschaffen, auch der Wohnsitz nach Deutschland verlegt oder gemäß 8 4 Abs. 3 Befreiung von der Wohnsitzverlegung gewährt worden ist, wird dem Optanten eine Staatsangehörigkeitsbescheini­ gung gemäß Art. 6 des Staatsangehörigkeitsabkommens behändigt. Zuständig hierfür ist die höhere Verwaltungsbehörde seines Heimat­ staats (Heimatbehörbe). Die obersten Landesbehörden bestimmen, welche Behörden als höhere Verwaltungsbehörden im Sinne dieser Vorschrift anzusehen sind. Die örtliche Zuständigkeit der Heimatbehörden richtet sich nach dem Wohnsitz des Optanten im Gebiete seines Heimatstaats. Hat er dort keinen Wohnsitz, so ist sein letzter Wohnsitz im Gebiete des Heimatstaats maßgebend. Hat er int Heimatstaate keinen Wohnsitz gehabt, so ist die Heimatbehörde des Wohnsitzes der Eltern oder des letztlebenden Elternteils zuständig. Erforderlichenfalls wird die örtlich zuständige Behörde durch die oberste Landesbehörde des Heimatstaats bestimmt. Die Heimatbehörde stellt die Staatsangehörigkeitsbescheinigung nach unmittelbarem Benehmen mit der Optionsbehörde aus. Die Optionsbehörde benachrichtigt die Heimatbehörde, sobald sie davon Woeber-Fischer, Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetz. 5. Aufl.

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

Kenntnis erhält, daß der Optant seinen Wohnsitz nach Deutschland verlegt oder Befreiung von der Wohnsitzverlegung erhalten hat. § 6. Die Optionsbehörden und die Heimatbehörden führen Register über die Optanten, die erteilten Optionsausweise und Staatsange­ hörigkeitsbescheinigungen. § 7. Der Reichsminister des Innern erläßt Vorschriften über Form und Inhalt der Optionserklärungen, der Optionsausweise, der Staatsangehörigkeitsbescheinigungen, ferner über die Einrichtung der Register (§ 6) und über die Pflicht der Registerbehörden zur regel­ mäßigen Übersendung von Abschriften des Registerinhalts an eine Zentralstelle. § 8. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung*) in Kraft.

d) Bekanntmachung des bayer. Staatsministeriums des Innern über Option für Deutschland oder Dänemark. Vom 13. Nov. 1922 Nr. 4002 c 4 (StAnz. Nr. 264). Im Anschluß an das Deutsch-Dänische Staatsangehörigkeits­ abkommen (Optionsabkommen, Anl. 11 des deutsch-dänischen Ver­ trags vom 10. April 1922, RGBl. Teil II S. 141) und die ReichsVerordnung vom 24. Juli 1922 (RGBl. Teil II S. 686) wird fol­ gendes angeordnet: 1. Als höhere Verwaltungsbehörden im Sinne der §§ 1 und 2 der Verordnung vom 24. Juli 1922, die zur Entgegennahme der Optionserklärung, zur Bestätigung ihres Eingangs und zur Aus­ stellung eines Optionsausweises zuständig sind (Optionsbehörden), werden für die unmittelbaren Städte die Stadträte, im übrigen die Bezirksämter bestimmt. Die örtliche Zuständigkeit dieser Behörden richtet sich nach dem Wohnsitz, in Ermangelung eines Wohnsitzes nach dem Aufenthalts­ orte des Optanten. Gleichgültig ist dabei, welche Landesangehörig­ keit der Optant durch die Option zurückerwirbt (§ 2 der Verordnung vom 24. Juli 1922). Auf Verlangen der Optionsbehörde hat der Optant die zur Prüfung seiner Optionsberechtigung erforderlichen Nachweise und Urkunden beizubringen. 2. Wer optionsberechtigt ist, bestimmt sich nach Art. 113 des Vertrags von Versailles (RGBl. 1919 S. 855) sowie Art. 7 des Optionsabkommens.

*) RGBl. 1922 II Nr. 19, ausgegeben am 4. August 1922.

Darnach ist Voraussetzung des Optionsrechts für Deutschland 1. Besitz der deutschen Reichsangehörigkeit am 15. Juni 1920; 2. Wohnsitz im abgetretenen Nordschleswlg am 15. Juni 1920 und Niederlassung daselbst vor dem 2. Oktober 1918. Ein ununterbrochener Wohnsitz in der Zeit vor dem 2. Oktober 1918 bis zum 15. Juni 1920 ist für die Optionsberech­ tigung nicht Voraussetzung. Diejenigen Deutschen, die bis zum Inkrafttreten des Abkom­ mens, also bis zum 7. Juni 1922, bereits den Wohnsitz nach Deutsch­ land verlegt hatten, sind so anzusehen, als seien sie ohne Options­ erklärung deutsch geblieben; ausgenommen hiervon bleiben die­ jenigen, die bereits eine dänische Staatsangehörigkeitsbescheinigung von dem Dänischen Ministerium des Innern in Kopenhagen erhalten haben oder bis 14. Juni (15. August) 1922 beantragt haben; für diese Personen verbleibt es bei dem Staatsangehörigkeitswechsel, doch können sie für Deutschland optieren (Art. 1 Nr. 4 des Abkommens). Die Option des Ehemannes ist zugleich für die Ehefrau, die der Eltern für ihre Kinder unter 18 Jahren wirksam. Für eltern­ lose Personen unter 18 Jahren wird die Optionserklärung von dem gesetzlichen Vertreter abgegeben (Art. 7 und Art. 8 des Abkommens). 3. Die Option für die deutsche Reichsangehörigkeit bewirkt den Erwerb der früheren deutschen Staatsangehörigkeit; es erwerben z. B. ehemalige preußische Staatsangehörige, die in Bayern für die deutsche Reichsangehörigkeit optieren, hiermit wieder die preußische Staatsangehörigkeit. Die Rechtsfolgen der Option treten mit der Abgabe der Op­ tionserklärung der zuständigen Behörde gegenüber (schriftlich oder zu Protokoll, Art. 4 des Abkommens) ein. Die Option gilt jedoch als nicht erfolgt, wenn der Optant nicht bis zum Ablaufe von 12 Mo­ naten nach dem Optionstage seinen Wohnsitz nach Deutschland ver­ legt hat. Der Optant hat die Verlegung seines Wohnsitzes nach Deutschland der Optionsbehörde alsbald anzuzeigen. Bon dem Er­ fordernisse der Wohnsitzverlegung können diejenigen Optanten, welche außerhalb der beiden vertragschließenden Staaten ihren Wohnsitz haben, befreit werden (Art. 5 Abs. 2 des Abkommens, § 4 Abs. 3 der Verordnung vom 24. Juli 1922). Der Antrag auf Befreiung ist an die für den Wohnort des Optanten zuständige amtliche deutsche Vertretung zu richten, über den Antrag entscheidet die oberste Landesbehörde des Heimatstaates des Optanten; diese kann die Ent­ scheidung der Heimatbehörde (s. unter Ziff. 4!) übertragen; auf Grund dieser Ermächtigung wird bestimmt, daß in Bayern über die Befreiungsanträge die unter Ziff. 4 bezeichneten höheren Verwal­ tungsbehörden (Heimatbehörden) zu entscheiden haben. Personen, die von dem Optionsrechte Gebrauch gemacht haben, sind berechtigt, in dem bisherigen Wohnsitzstaat ihr unbewegliches Vermögen zu behalten; sie dürfen ihr gesamtes bewegliches Ber-

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Vertr. über Staatsangehörigkeit,

mögen mitnehmen, ohne daß dafür irgendwelcher Ausfuhr- oder Einfuhrzoll erhoben werden darf. 4. Sobald über die Staatsangehörigkeit des Optanten endgültig Klarheit geschaffen und der Bedingung der Wohnsitzverlegung nach Deutschland genügt oder Befreiung hiervon erteilt ist, erhält der Optant eine Staatsangehörigkeitsbescheinigung ausgehändigt, die auch eine Bescheinigung der Wohnsitzverlegung oder der Befreiung von ihr zu enthalten hat. Diese Bescheinigung kann nur von dem Staat ausgestellt werden, dessen Staatsangehörigkeit der Optant durch die Option zurückerworben hat (Art. 6 des Abkommens). Als höhere Verwaltungsbehörde im Sinne des § 5 der Ver­ ordnung vom 24. Juli 1922, die zur Ausstellung der Staatsange­ hörigkeitsbescheinigung zuständig sind (Heimatbehörden), werden in den unmittelbaren Städten die Stadträte, im übrigen die Bezirks­ ämter bestimmt. Die örtliche Zuständigkeit der Heimatbehörden richtet sich nach § 5 Abs. II der Verordnung vom 24. Juli 1922. Die Staatsangehörigkeitsbescheinigung liefert vor Gerichten und Ver­ waltungsbehörden den vollen Beweis der beurkundeten Staatsangehörgkeit (Art. 6 des Abkommens). 5. In den Fällen, in denen die Options- und die Heimatbehörde verschiedenen Ländern angehören, haben sich die beiderseitigen Be­ hörden im Wege des unmittelbaren Schriftwechsels zu benehmen: insbesondere hat die Optionsbehörde die Heimatbehörde zu benach­ richtigen, sobald sie davon Kenntnis erhalt, daß der Optant seinen Wohnsitz nach Deutschland verlegt oder Befreiung von der Wohnsitz­ verlegung erhalten fjat; die Optionsbehörde hat ferner die Akten über die Optionsvorgänge der Heimatbehörde des anderen Staates unmittelbar zu übersenden. 6. Die Entgegennahme der Optionserklärung, die schriftliche Bestätigung (§ 3 Abs. I der Verordnung vom 24. Juli 1922), die Ausstellung des Optionsausweises (§ 3 Abs. II a. a. O.), sowie die Ausstellung der Staatsangehörigkeitsbescheinigung (§ 5 a. a. O.) sind als Amtshandlungen anzusehen, die unabhängig von dem Verschul­ den einer Partei im öffentlichen Interesse von Amts wegen gepflogen werden. Eine Gebühr wird deshalb gemäß Art. 3 Zeile 1 des Kosten­ gesetzes in diesen Fällen nicht erhoben. 7. Die Options- und Heimatbehörden haben Register über die Optanten, die erteilten Optionsausweise und Staatsangehörigkeits­ bescheinigungen zu führen (§ 6 der Verordnung vom 24. Juli 1922) und sie gemäß Ziff. II der Ausführungsbestimmungen vom 27. Juli 1922 (RGBl. Teil II S. 688) nach Anlage E zu diesen Ausführungs­ bestimmungen einzurichten. Drei beglaubigte Abschriften des In­ halts der Register sind dem Reichsministerium des Innern, Ab­ teilung II, einzusenden. Änderungen des früher vorgelegten Re­ gisterinhalts und Neueintragungen sind bis auf weiteres vierteljähr­ lich, das erstemal zum 1. Dezember 1922, durch Übersendung von drei beglaubigten Abschriften mitzuteilen.

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8. Memelgebiet.

8. Die Frist zur Option für Deutschland erlischt mit Ablauf des 31. Dezember 1922. Die Option für Dänemark war nur bis zum Ablaufe des 14. Juni 1922 möglich.

8. Memelgebiet. A. Abtrennung und Grenzziehung: Art. 99 Ms. I (RGBl. S. 869). B. Staatsangehörigkeit:

Vers.Bertr.

a) Versailler Vertrag. Art. 99 Ms. II. Deutschland verpflichtet sich, die von den alli­ ierten und assoziierten Hauptmächten hinsichtlich dieser Gebiete, ins­ besondere über die Staatsangehörigkeit der Einwohner getroffenen Bestimmungen anzuerkennen.

b) Artikel 8 bis 10 der Memelkonvention die zwischen Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan einer­ seits und Litauen anderseits am 8. Mai 1924 in Paris abgeschlossen wurde. Die Artikel 8 bis 10 lauten in deutscher Übersetzung (Bek. des Reichsmin. d. Innern vom 4. März 1925, RMBl. S. 122): Art. 8. Die früheren deutschen Staatsangehörigen, die am Tage der Ratifizierung dieses Abkommens durch Litauen über 18 Jahre alt sind und wenigstens seit dem 10. Januar 1920 im Memelgebiet ihren tatsächlichen Wohnsitz haben, erwerben ohne wei­ teres (ipso facto) die litauische Staatsangehörigkeit. Es können für die litauische Staatsangehörigkeit innerhalb einer Frist von 6 Monaten nach dem Tage der Ratifizierung dieses Ab­ kommens durch Litauen unter Verlust jeder anderen Staatsange­ hörigkeit optieren: a) alle Personen, die am Tage der Ratifizierung dieses Ab­ kommens durch Litauen über 18 Jahre alt sind, wenn sie im Memelgebiete geboren sind und dort länger als 10 Jahre ihren Wohnsitz gehabt haben; b) alle Personen, die am Tage der Ratifizierung dieses Ab­ kommens durch Litauen über 18 Jahre alt sind und eine dauernde Aufenthaltserlaubnis von der Interalliierten Ver­ waltung erhalten haben, vorausgesetzt, daß sie sich spätestens am 1. Januar 1922 im Gebiete niedergelassen haben. Personen, die auf Grund dieses Artikels die litauische Staats­ angehörigkeit erwerben, erwerben damit ohne weiteres die Eigen­ schaft als Bürger des Memelgebiets. Art. 9. Die im ersten Absatz des Art. 8 bezeichneten Personen können innerhalb einer Frist von 18 Monaten vom Tage der Rati­ fizierung dieses Abkommens durch Litauen an für die deutsche Staats­ angehörigkeit optieren.

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

Die Dauer dieser Frist wird jedoch auf 6 Monate beschränkt für die Personen, die im Memelgebiet nur in ihrer Eigenschaft als Staatsbeamte ihren Wohnsitz hatten und die litauische Staatsange­ hörigkeit infolge dieses Wohnsitzes erwerben. Als Staatsbeamte im Sinne des vorigen Absatzes gelten die­ jenigen Beamten, die als solche von der deutschen Gesetzgebung an­ gesehen wurden und die unmittelbar entweder der Regierung der Republik Litauen oder dem in Anhang I vorgesehenen Landesdirek­ torium des Memelgebiets unterstellt sind („unmittelbare Staats­ beamte"). Personell, die das vorerwähnte Optionsrecht ausgeübt haben, müssen innerhalb der zwei folgenden Jahre ihren Wohnsitz nach Deutschland verlegen. Es steht ihnen frei, das unbewegliche Eigentum, das sie im Gebiete besitzen, zu behalten und ihre bewegliche Habe aller Art auszuführen. Hierbei sind sie von allen Ausfuhrzöllen und Ab­ gaben befreit. Art. 10. Ehefrauen folgen in Ansehung aller Bestimmungen der Art. 8 und 9 der Rechtslage ihrer Ehegatten, Kinder unter 18 Jahren der ihrer Eltern.

c) Vertrag zwischen dem Deutschen Reiche und der Republik Litauen zur Ausführung der Artikel 8—10 der Memel­ konvention (Optionsvertrag). ♦) Vom 10. Febr. 1925 (RG. vom 20. Febr. 1925, RGBl. II S. 59), ratifiziert am 21. Febr. 1925 (RGBl. 1925 II S. 107).

Das Deutsche Reich und die Republik Litauen haben, von dem Wunsche geleitet, die infolge des Überganges der Staatshoheit über das Memelgebiet auf Litauen entstandenen Fragen zu regeln, be­ schlossen, zur Ausführung der Art. 8 bis 10 der am 8. Mai 1924 in Paris unterzeichneten Konvention über das Memelgebiet einen Vertrag zu schließen und zu diesem Zwecke zu ihren Bevollmäch­ tigten ernannt:............. Die Bevollmächtigten haben, nachdem sie sich ihre Vollmachten mitgeteilt und diese als richtig befunden haben, folgendes vereinbart: I. (1) Deutsche Reichsangehörige im Sinne des Art. 8 Abs. 1 der Memelkonvention sind Personen, die die deutsche Reichsangehörig­ keit am 10. Januar 1920 besaßen oder nach dem 10. Januar 1920 der Staatsangehörigkeit dieser Personen durch Eheschließung oder ♦) Ausführungsvorschriften: Bek. des Reichsministeriums des Innern vom 23. Febr. 1925 (RMBl. S. 91) und vom 4. März 1925 (RMBl. S. 122).

Geburt gefolgt sind. Auf Personen, die später die Staatsangehörig ­ keit eines dritten Staates erworben haben, ist Art. 8 Abs. 1 nicht anwendbar. (2) Der Erwerb der litauischen Staatsangehörigkeit gemäß Art. 8 Abs. 1 bewirkt den Verlust der deutschen Reichsangehörigkeit. (3) Als maßgebender Zeitpunkt für den Wechsel der Staats­ angehörigkeit und für die Vollendung des 18. Lebensjahrs (Art. 8 Abs. 1 und 2) gilt der 30. Juli 1924. (4) Für elternlose Minderjährige, deren letztlebender Elternteil vor dem 30. Juli 1924 verstorben ist und vor dem 10. Januar 1920 sowie an seinem Todestage seinen tatsächlichen Wohnsitz im Memel­ gebiete gehabt hat, ist der Erwerb der litauischen Staatsangehörig ­ keit von Rechts wegen von der Erreichung des 18. Lebensjahrs nicht abhänaig. (6) Die Frist zur Ausübung des Optionsrechts gemäß Art. 8 Abs. 2 und Art. 9 Abs. 2 der Memelkonvention endet am 31. März 1925, die Frist zur Ausübung der Option gemäß Art. 9 Abs. 1 endet am 31. März 1926. (6) Der tatsächliche Wohnsitz im Sinne des Art. 8 Abs. 1 be­ stimmt sich nach den Vorschriften des § 7 Abs. 1 und 3, der §•§ 8, 10 und 11 des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs. (7) Soweit der Wohnsitz von einem bestimmten Zeitpunkt an gefordert wird, bleibt eine Unterbrechung des Wohnsitzes außer Betrackt, wenn während der Abwesenheit: a) die Ehefrau des Abwesenden, Verwandte auf- und absteigender Linie, Verschwägerte aufsteigender Linie, Seitenverwandte bis zum dritten Grade ihren Wohnsitz im Memelgebiete hatten; der Grad der Verwandtschaft richtet sich nach der Zahl der sie vermittelnden Geburten; b) der Abwesende oder seine Ehefrau Grundeigentum oder ein gewerbliches Unternehmen im Memelgebiet in ihrem Besitz oder Mitbesitze hatten. (8) Soweit ein Wohnsitz von einer bestimmten Dauer gefordert wird (Art. 8 Abs. 2 Zisf. a), bleiben Unterbrechungen außer Betracht, sofern nur insgesamt die erforderliche Dauer erreicht wird. (9) Die rechtsgültige Option zugunsten Litauens bewirkt den Verlust der deutschen, die rechtsgültige Option zugunsten Deutsch­ lands bewirkt den Verlust der litauischen Staatsangehörigkeit. (10) Die dauernd angestellten Beamten der im Memelgebiet eingerichteten öffentlichen Dienstzweige, die zur Zuständigkeit der autonomen Behörden des Memelgebiets gehören, erhalten, soweit sie nicht bereits unter den Art. 8 der Memelkonvention fallen, das Recht, für die litauische Staatsangehörigkeit zu optieren, wenn sie am 1. Januar 1924 im Memelgebiet angestellt waren und zur Zeit der Unterzeichnung dieses Vertrags noch angestellt sind. Die für Optanten aus Art. 8 Abs. 2 der Memelkonvention geltenden Bestimmungen sinden auch auf sie Anwendung.

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VIII. Bestimmungen d. Vers. Bertr. über Staatsangehörigkeit.

II. (1) Unter die Vorschrift des Art. 9 Abs. 2 der Memel­ konvention fällt nicht: a) wer zur Zeit seiner Anstellung im Memelgebiete daselbst seinen Wohnsitz hatte, b) wer selbst oder in der Person seiner Ehefrau zur Zeit seiner Anstellung im Memelgebiete dortselbst unbewegliches Gut besaß, c) ein Beamter, dessen Verwandte auf- oder absteigender Linie, Verschwägerte aufsteigender Linie, Seitenverwandte bis zum dritten Grade ihren Wohnsitz im Memelgebiete hatten, als ihm ein Amt im Memelgebiete übertragen wurde, d) wer im Memelgebiet von Eltern, die im Memelgebiete zur Zeit der Geburt ansässig waren, geboren ist oder wer nach Vollendung des 10. Lebensjahres daselbst 10 Jahre lang seinen Wohnsitz gehabt hat, ehe ihm ein Amt im Memelgebiet über­ tragen wurde. (2) Als unmittelbare bzw. mittelbare Staatsbeamte im Sinne des Art. 9 Abs. 2 gelten die in der Anlage *) aufgeführten Beamten. (3) Optionsberechtigte, die innerhalb der Optionsfrist aus an­ deren Gründen als durch Ausübung ihres Optionsrechts die deutsche Reichsangehörigkeit an Stelle der litauischen Staatsangehörigkeit erworben haben, stehen den Optanten im Sinne der Bestimmungen unter Abs. 5 des Art. 9 gleich. (4) Die Frist zur Verlegung des Wohnsitzes nach Deutschland (Art. 9 Abs. 4) beginnt mit dem Tage der Abgabe einer gültigen Optionserklärung. (5) Die Wahl des Zeitpunktes der Abwanderung steht den Op­ tanten innerhalb der Frist für die Verlegung des Wohnsitzes frei. Innerhalb dieser Frist werden sie bis zur Abwanderung litauischer­ seits den Inländern gleich behandelt werden, mit Ausnahme der Ausübung der politischen Rechte. (6) Abgewanderten Optanten, die unbewegliches Gut oder Rechte jeglicher Art an gewerblichen Unternehmen im Memelgebiete be­ halten haben, wird in dem für die Verwaltung des Gubes oder des Rechtes erforderlichen Umfange die Einreise und der Aufenthalt im Memelgebiete gestattet werden, soweit nicht in der Person des Op­ tanten Bedenken obwalten. (7) Das Recht der Optanten zur Mitnahme ihrer beweglichen Habe (Art. 9 Abs. 5) darf durch Ausfuhrverbote oder sonstige gesetz­ liche ooer Verwaltungsmaßnahmen nicht eingeschränkt werden. (8) Personen, die in Ausübung des Optionsrechts die Staats­ angehörigkeit eines der beiden vertragschließenden Teile erworben haben und ihren Wohnsitz in das Land verlegen, für das sie optiert haben, sind von aNen laufenden Steuern vom Einkommen und Ber♦) Die Anlage (RGBl. 1925 II S. 65) ist hier nicht abgedruckt.

mögen mit dem Ablauf des Monats freizustellen, in welchem die Abwanderung erfolgt ist. Die Bestimmung des Abs. 1 findet keine Anwendung, soweit die Besteuerung ohne Rücksicht aus Staatsangehörigkeit, Wohnsitz oder Aufenthalt erfolgt, sowie ferner nicht, sofern der Steuerpflichtige außerhalb des Memelgebiets in Deutschland bzw. außerhalb Deutsch­ lands int Memelgebiet oder im übrigen Litauen des Erwerbes wegen oder länger als sechs Monate seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. III. Beim Erwerbe der litauischen Staatsangehörigkeit von Rechts wegen (Art. 8 Abs. 1) folgen eheliche Kinder unter 18 Jahren der Staatsangehörigkeit des Vaters; lebt der Vater nicht mehr, so folgen sie der Staatsangehörigkeit der Mutter; ist die Ehe geschieden, so folgen sie der Staatsangehörigkeit desjenigen Elternteils, dem die Sorge für die Person des Kindes zusteht. Uneheliche Kinder unter 18 Jahren folgen der Staatsangehörigkeit der Mutter. IV. (1) Für elternlose Minderjährige unter 18 Jahren sowie für Personen, die entmündigt oder unter vorläufige Vormundschaft gestellt sind, wird das Optionsrecht durch ihren gesetzlichen Ver­ treter ausgeübt. (2) Personen über 18 Jahre, für die ihre gesetzlichen Vertreter das Optionsrecht ausgeübt haben, steht innerhalb der Optionssrist ein Widerspruchsrecht zu, wenn vor Ablauf dieser Frist die gesetzliche Vertretung fortfällt. Das gleiche gilt für Ehefrauen, deren Ehe vor Ablauf der Optionsfrist aufgelöst worden ist. V. (1) Die Option erfolgt durch Abgabe einer Erklärung gegen­ über der Optionsbehörde. Optionsbehörden sind: für die Option zugunsten Deutschlands: im Memelgebiete: das Deutsche Generalkonsulat; im Gebiete des Deutschen Reichs: die höheren Verwaltungs­ behörden, die der Reichsminister des Innern bestimmen wird; im Ausland: die amtlichen Vertretungen des Reichs nach näherer Anordnung des Reichsministers des Auswärtigen, für die Option zugunsten Litauens: im Memelgebiete: der Gouverneur des Memelgebiets; im übrigen Litauen: die höheren Verwaltungsbehörden, die der Minister des Innern bestimmen wird; im Ausland: die amtlichen Vertretungen Litauens nach näherer Anordnung des Ministers des Äußern. (2) Die örtliche Zuständigkeit der Optionsbehörden wird durch den Wohnsitz des Optionsberechtigten zur Zeit der Abgabe der Op­ tionserklärung bestimmt, in Ermangelung eines Wohnsitzes ist der Aufenthaltsort maßgebend. Wird die Optionserklärung vor einer örtlich unzuständigen Op­ tionsbehörde abgegeben, so ist sie von dieser unverzüglich an die

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VIII. Bestimmungen d. Bers. Bertr. über Staatsangehörigkeit.

örtlich zuständige Optionsbehörde weiterzuleiten. Sie gilt in diesem Falle als in dem Zeitpunkt abgegeben, an dem die erste Options­ behörde sie erhalten hat. (3) Die Optionserklärung ist in schriftlicher Form oder zu Pro­ tokoll abzugeben. Die Unterschrift unter der schriftlichen Erklärung muß amtlich beglaubigt sein. Dem Optanten ist die Abgabe seiner Optionserklärung sofort schriftlich zu bestätigen, auch wenn die Optionsbehörde, bei der er sie abgegeben Hat, örtlich nicht zuständig war. (4) Die rechtlichen Wirkungen der Option treten mit der Abgabe der Optionserklärung durch den Optionsberechtigten ein. Liegt eine gültige Option vor, so händigt die Optionsbehörde dem Optanten eine Optionsurkunde aus. In der Urkunde sollen auch angegeben werden: der Tag, an dem die Rechtswirkung der Option eingetreten ist, die Personen, auf die sich die Wirkung der Option erstreckt. (5) Der Widerruf einer Optionserklärung (IV Abs. 2) ist gegen­ über der Optionsbehörde zu erklären, bei der die Optionserklärung abgegeben war. Im übrigen finden die Vorschriften über das Op­ tionsverfahren einschließlich der Bestimmung unter Ziff. 2 Abs. 2 Sah 1 auf den Widerruf der Option entsprechende Anwendung. VI. Die gesamte amtliche und behördliche Tätigkeit, die im Optionsverfahren, bei der Verlegung des Wohnsitzes der Optanten (Art. 9 Abs. 4) und bei der Ausfuhr ihrer beweglichen Habe durch Ausstettung von Urkunden oder Bescheinigungen sowie durch Ab­ gabe von Entscheidungen zu leisten ist, wird unbeschadet des Rechts der Notare zur Gebührenerhebung unentgeltlich geleistet. Die vertragschließenden Teile werden die erforderlichen An­ weisungen geben, daß die das Optionsverfahren betreffenden Amts­ handlungen, insbesondere auch die Ausstellung von Bescheinigungen zum Nachweis des Optionsrechts, nach Möglichkeit beschleunigt werden. VII. Die vertragschließenden Teile verpflichten sich, einander auf diplomatischem Wege vierteljährlich, und zwar zum ersten Male am 1. Mai 1925, Verzeichnisse der Personen, die eine Optionserklä­ rung abgegeben haben, unter Angabe des Tages der Abgabe der Erklärung zu übermitteln. VIII. (1) Entstehen Meinungsverschiedenheiten über Fragen des Erwerbes oder Verlustes der Staatsangehörigkeit aus Anlaß des Überganges der Staatshoheit über das Memelgebiet oder über die RechtssteNung der Optionsberechtigten, so kann unbeschadet des Art. 17 der Memelkonvention jeder Teil verlangen, daß der Streit­ fall von einer gemischten Kommission geregelt wird, die sich aus je zwei Angehörigen der vertragschließenden Teile zusammensetzt und je nach Bedarf an einem zu vereinbarenden Orte zusammentritt*). *) Min.- Bek. vom 21. Jan. 1930 Nr. 260 n 1, unten S. 255.

8. Memelgebiet.

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(2) Können sich die Mitglieder nicht einigen, so entscheidet ein neutraler Schiedsrichter, um dessen Ernennung die Schweizerische Regierung gebeten werden soll. (3) Die Kommission tritt zum ersten Male in der Stadt Memel zusammen. Die späteren Tagungen finden abwechselnd in Deutsch­ land und Litauen statt. Der Teil, in dessen Gebiet der Zusammen­ tritt erfolgt, hat für die Bereitstellung der Räume, der Schreibkräfte und des Dienstpersonals zu sorgen, deren die Kommission für ihre Tätigkeit bedarf. Im übrigen trägt jeder Teil die ihm entstehenden Kosten selbst. (4) Wird ein neutraler Schiedsrichter zugezogen, so werden die dadurch entstehenden Kosten von beiden vertragschließenden Teilen zu gleichen Teilen getragen. IX. Dieser Vertrag, welcher in deutscher und litauischer Ur­ schrift gefertigt worden ist, soll ratifiziert und die Ratifikations­ urkunden sollen spätestens am 21. Februar d. I. in Kowno ausge­ tauscht werden. Er tritt mit dem Tage des Austauschs der Rati­ fikationsurkunden in Kraft.

Schlutzprotokoll. Bei der am heutigen Tage erfolgten Unterzeichnung des deutsch­ litauischen Vertrags zur Ausführung der Art. 8 bis 10 der in Paris am 8. Mai 1924 abgeschlossenen Konvention über das Memelgebiet sind sich die vertragschließenden Teile über folgendes einig geworden: 1. Zur einheitlichen Entscheidung der Frage, inwieweit Personen nach dem 10. Januar 1920 durch Eheschließung oder Geburt der Staatsangehörigkeit von Personen gefolgt sind, die die deutsche Reichsangehörigkeit am 10. Januar 1920 besaßen, wird vereinbart, daß hierbei die Grundsätze des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts angewandt werden sollen. 2. Hat der Optionsberechtigte mehrere Wohnsitze, so entscheidet die Optionsbehörde, welcher der tatsächliche ist. Im Streitfälle regelt sich das Verfahren nach VIII. 3. Die Frage, ob ein Beamter im Sinne der Vorschrift von I Ziff. 10 als dauernd angestellt anzusehen ist, regelt sich nach der Praxis der deutschen Berwaltungsgerichte und -behörden.

d) Bekanntmachung des bayer. Staatsministerinms des Innern über die Option nach dem deutsch-litauischen Optionsvertrag über das Memelgebiet. Bom 13. März 1925 Nr. 260 n 2 (StAnz. Nr. 63). Im Anschluß an den zur Ausführung der Art. 8—10 der Memel­ konvention vom 8. Mai 1924 (im folgenden ----- „Konv") zwischen dem Deutschen Reich und der Republik Litauen abgeschlossenen Op­ tionsvertrag vom 10. Febr. 1925 (RGBl. II S. 59, im folgenden = „O.B.") wird Nachstehendes angeordnet:

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VIII. Bestimmungen b. Bers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

A. Option zugunsten Deutschlands. I. Die früheren deutschen Staatsangehörigen, die am 30. IM 1924 das 18. Lebensjahr vollendet hatten und wenigstens vom 10. Jan. 1920 bis einschließlich 30. Juli 1924 im Memelgebiet ihren tatsächlichen Wohnsitz hatten, haben nach Art. 8 Abs. 1 der Konv. in Verbindung mit Art. 99 des Vertrags von Versailles, sowie I Ziff. 1—3 der O.B. am 30. Juli 1924 ohne weiteres unter Verlust der deutschen Reichsangehörigkeit die litauische Staatsangehörigkeit erworben und sind zugleich Bürger des Memelgebiets geworden. Wer deutscher Reichsangehöriger im vorstehenden Sinn ist, bestimmt sich nach I Ziff. 1 der O.V. und Ziff. 1 des Schlußprotokolls hierzu. Wegen der Bestimmung des Wohnsitzes wird auf I Ziff. 6—8 der O.V., sowie auf Ziff. 2 des Schlußprotokolls hierzu verwiesen. Der Erwerb der litauischen Staatsangehörigkeit von Rechts wegen erstreckt sich nach Art. 10 der Konv. auf die Ehefrau. Die Wirkung auf die Kinder unter 18 Jahren bestimmt sich nach III der O.V. II. Den unter I genannten Personen steht nach Art. 9 Abs. 1 der Konv. und I Ziff.5 der O.B. bis einschließlich 31.März 1926 das Recht zu, durch Option zugunsten Deutschlands die deutsche Reichsangehörigkeit wieder zu erwerben. Durch die rechtsgültige Option zugunsten Deutschlands, die grundsätzlich unwiderruflich ist, verlieren sie die litauische Staatsangehörigkeit mit dem Zeitpunkte der Abgabe der Optionserklärung und erwerben ihre frühere deutsche Landes angehörigkeit wieder. Für unmittelbare Staatsbeamte, die im Memelgebiet nur in ihrer Eigenschaft als Staatsbeamte ihren Wohnsitz hatten und infolge dieses Wohnsitzes die litauische Staatsangehörigkeit erworben haben, endigt jedoch die Optionsfrist bereits mit Ablauf des 31. März 192 5 (Art. 9 Abs. 2 und 3 der Konv. mit I Ziff. 5 der O.B.). Unter diese Vorschrift fallen nicht die in II Zisf. 1 der O.B. aufgeführten Personen. Wer als unmittelbarer Staatsbeamter gilt, bestimmt sich nach II Ziff. 2 der O.B. und der Anlage hierzu, demzufolge ist das deutsche Verwaltungsrecht, wie es vor dem 10. Jan. 1920 bestand, maßgebend. Ehefrauen, deren Ehe noch besteht, können, auch wenn sie vom Ehemanne getrennt leben, nicht selbst optieren, für sie ist vielmehr nach Art. 10 der Konv. die Option des Ehemannes wirksam. Die Option der Eltern (auch der unehelichen Mutter) erstreckt ihre Wir­ kung auf die Kinder unter 18 Jahren. Den über 18 Jahre alten Kindern steht ein selbständiges Optionsrecht zu. Dies gilt auch für diejenigen, die im Alter unter 18 Jahren zusammen mit dem Vater oder der Mutter von Rechts wegen unter Verlust der deutschen Reichsangehörigkeit die litauische Staatsangehörigkeit erworben haben und noch innerhalb der Optionsfrist und vor Ausübung des Optionsrechts durch ihre Eltern das 18. Lebensjahr vollenden.

Für elternlose Minderjährige unter 18 Jahren, sowie für Per­ sonen, die entmündigt oder unter vorläufige Vormundschaft gestellt sind, wird nach IV der O.V. das Optionsrecht durch ihren gesetzlichen Vertreter ausgeübt. Das in IV Ziff. 2 der O.V. vorgesehene Wider­ rufsrecht steht nicht Kindern zu, für welche die Eltern optiert haben und die vor Ablauf der Optionssrist das 18. Lebensjahr vollenden. III. Das Optionsverfahren ist im wesentlichen in V und VI der O.V. geregelt. Im einzelnen wird hierzu noch bemerkt: 1. Die im Gebiet des Deutschen Reiches zuständigen Options­ behörden sind in der Bek. d. Reichsmin. d. Innern vom 23. Febr. 1925 (RMBl. Nr. 8, übereinstimmend mit der Bek. zur Ausführung des deutsch-polnischen Staatsangehörigkeitsabkommens über Ober­ schlesien vom 15. Mai 1924 — RGBl. II S. 124 —) bestimmt. In Bayern sind hiernach Optionsbehörden für die kreisunmittel­ baren Städte die Stadträte, im übrigen die Bezirksämter. Bei anderen Behörden eingehende schriftliche Optionserklärungen sind unverzüglich an die zuständige Optionsbehörde weiterzuleiten; nur wenn sie dort innerhalb der Optionsfrist eingehen, können sie als fristgerecht abgegeben angesehen werden. Ihr Eingang bei der O p tionsbehörde ist dem Optanten zu bestätigen. 2. Wegen der örtlichen Zuständigkeit der Optionsbehörden und des Verfahrens bei Abgabe von Optionserklärungen vor einer örtlich unzuständigen Optionsbehörde wird auf V Ziff. 2 der O.V. ver­ wiesen. Im Falle der Verlegung des Wohnsitzes oder des Aufenthalts des Optanten in den Bezirk einer anderen Optionsbehörde nach Abgabe der Optionserklärung liegt deren weitere Behandlung der Optionsbehörde ob, die für die Entgegennahme der Optionserklärung zuständig war. 3. Zur Beglaubigung der Unterschrift unter der schriftlichen Optionserklärung (V Ziff. 3 der O.V.) sind außer den Notaren alle zur Führung eines Dienstsiegels berechtigten Amtsstellen des Reichs oder eines deutschen Landes befugt. 4. Die Voraussetzungen der Option sind sorgfältig zu prüfen. Für die dem Optanten auszuhändigende Optionsurkunde (V Ziff. 4 der O.V.) ist das in der Anlage*) beigefügte Muster zu verwenden. 5. Ist die Optionsbehörde nicht zugleich Heimatbehörde (siehe unter Ziff. 6), so setzt sie sich mit dieser zu gemeinschaftlicher Prü­ fung der Option unmittelbar in Verbindung. Gehören Options- und Heimatbehörde verschiedenen Ländern an, so ist die Optionsurkunde auch von der Heimatbehörde mit Unterschrift und Dienstsiegel zu versehen. 6. Heimatbehörde im Sinne der Ziff. 5 ist die von der einschlägige i obersten Landesbehörde zu bestimmende Behörde des deut­ schen Landes, dem der Optant zuletzt angehört hat (Heimatland).

*) Hier nicht abgedruckt.

254

VIII. Bestimmungen d. Vers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

Ihre örtliche Zuständigkeit richtet sich nach dem Wohnsitze des Op­ tanten im Heimatlande. Hat er dort keinen Wohnsitz, so ist sein letzter Wohnsitz daselbst maßgebend; hat er im Heimatlande keinen Wohnsitz gehabt, so richtet sich die Zuständigkeit nach dem Wohnsitze der Eltern oder des letztlebenden Elternteiles im Heimatland. Im Zweifelsfalle sind Mitteilungen für die Heimatbehörde an die oberste Landesbehörde des Heimatlands zu richten, die erforderlichenfalls die zuständige Heimatbehörde bestimmt. Heimatbehörden sind in Bayern für die kreisunmittelbaren Städte die Stadträte, im übrigen die Bezirksämter. Auch in den übrigen deutschen Ländern sind die Optionsbehörden zugleich als Heimatbehörden bestimmt. In Preußen gilt als Heimatbehörde für Optanten ehemals preußischer Staatsangehörigkeit, die im jetzigen Preußen keinen Wohnsitz haben, auch früher nicht gehabt haben und deren Eltern auch in Preußen nicht wohnhaft gewesen sind, der Regierungspräsident in Königsberg. Hat der Optant bis zum 30. Juli 1924 die deutsche Reichs­ angehörigkeit besessen, ohne einem deutschen Land anzugehören, so ist das Reichsministerium des Innern als Heimatbehörde anzusehen. 7. Die gesamte amtliche und behördliche Tätigkeit im Options­ verfahren wird, unbeschadet des Rechts der Notare zur Gebühren­ erhebung, unentgeltlich geleistet (VI der O.B.). 8. Alle auf das Optionsverfahren bezüglichen Amtshandlungen, insbesondere die Ausstellung von Bescheinigungen zum Nachweise des Optionsrechtes sind zu beschleunigen. IV. Personen, die von ihrem Optionsrechte für Deutschland Gebrauch gemacht haben, müssen innerhalb der nächsten 2 Jahre ihren Wohnsitz nach Deutschland verlegen. Es steht ihnen frei, das unbewegliche Eigentum, das sie im Memelgebiete besitzen, zu be­ halten und ihre bewegliche Habe aller Art auszuführen, wobei sie von allen Ausfuhrzöllen und Abgaben befreit sind. Im übrigen be­ stimmt sich die Rechtslage der Optanten nach II Zifs. 4—8 der O.B. V. Die Optionsberechtigten, denen eine Optionsurkunde erteilt worden ist, sind erstmals bis 10. April 1925, sodann regelmäßig 3 Wochen vor Beginn eines neuen Kalendervierteljahres dem Staats­ ministerium des Innern zu melden. Hierbei ist anzugeben: Vor- und Zuname, bei Frauen auch Geburtsname, Geburtsort, Geburtszeit, Wohnsitz, Beruf, die wieder erworbene deutsche Landesangehörig­ keit, Tag der Abgabe der Optionserklärung und der Ausstellung der Optionsurkunde sowie die Angehörigen, aus welche sich die Option erstreckt. Die Übersicht ist in dreifacher Fertigung vorzulegen. Fehl­ anzeige ist erlassen.

B. Option zugunsten Litauens. Nach Art. 8 Abs. 2 der Konv. und I Ziff. 3, 5, 8 und 10 der O.B. können bis einschließlich 31. März 1925 unter Verlust

9. Danzig.

255

jeder anderen Staatsangehörigkeit für die litauische Staatsange­ hörigkeit optieren: 1. alle Personen, die am 30. Juli 1924 über 18 Jahre alt waren, wenn sie im Memelgebiete geboren sind und dort länger als 10 Jahre ihren Wohnsitz gehabt haben, 2. alle Personen, die am 30. Juli 1924 über 18 Jahre alt waren und eine dauernde Aufenthaltserlaubnis von der interalliierten Ver­ waltung erhalten haben, vorausgesetzt, daß sie sich spätestens am 1. Januar 1922 im Memelgebiete niedergelassen haben. 3. Die am 1. Jan. 1924 int Memelgebiete dauernd angestellten Beamten der dort eingerichteten, zur Zuständigkeit der autonomen Behörden des Memelgebietes gehörenden öffentlichen Dienstzweige (vgl. auch Ziff. 3 des Schlußprotokolls zur O.V.), insoweit sie nicht bereits die litauische Staatsangehörigkeit Don Rechts wegen erworben haben oder nicht schon nach den obigen Bestimmungen berechtigt sind, für die litauische Staatsangehörigkeit zu optieren. Personen, die durch rechtsgültige Option die litauische Staats­ angehörigkeit erwerben, verlieren mit dem Zeitpunkte der Abgabe der Optionserklärung die deutsche Reichsangehörigkeit. Wegen der Wirkung der Optionserklärung für Ehefrauen und Kinder, wegen der Ausübung des Optionsrechts für elternlose Min­ derjährige unter 18 Jahren, sowie für entmündigte und unter vor­ läufige Vormundschaft gestellte Personen und wegen des Widerrufs­ rechts nach IV Abs. 2 der O.V. gilt das oben unter II Gesagte. Die Option für Litauen ist in Deutschland nur vor den amt­ lichen litauischen Vertretungen möglich. C. über etwaige Streitfälle in Fragen des Erwerbs oder Ver­ lustes der Staatsangehörigkeit aus Anlaß des Übergangs der Staats­ hoheit über das Memelgebiet oder über die Rechtsstellung der Op­ tionsberechtigten ist dem Staatsministerium des Innern unter Vor­ lage der Verhandlungen zu berichten*).

e) Bekanntmachung des bayer. Staatsministeriums des Innern über die deutsch-litauische Schlichtungskommission für Staatsangehörigkeitsfragen. Vom 21. Jan. 1930 Nr. 260 n 1 (StAnz. Nr. 19). Bei Meinungsverschiedenheiten über Fragen des Erwerbes oder des Verlustes der Staatsangehörigkeit aus Anlaß des Übergangs der Staatshoheit über das Memelgebiet oder über die Rechtsstellung der Optionsberechtigten kann nach Ziff. VIII des Deutsch-litauischen Optionsvertrages vom 10. Febr. 1925 (RGBl. II S. 59) jeder Vertragsteil verlangen, daß der Streitfall von einer gemischten Kom­ mission geregelt wird, die sich aus je zwei Angehörigen der vertrag-

*) Siehe die nächstfolgende Min.-Bek.

256

VIII. Bestimmungen d. Bers. Vertr. über Staatsangehörigkeit.

schließenden Teile zusammensetzt. Können sich die Mitglieder der Kommission nicht einigen, so entscheidet ein neutraler Schiedsrichter, um dessen Ernennung die Schweizerische Regierung gebeten wer­ den sott. Diese Kommission ist erstmals am 12. Nov. 1929 in der Stadt Memel zusammengetreten. Als deutsche Delegierte gehören ihr Ministerialdirigent Geh. Reg.-Rat Hering im RMin. d. Innern und Min.-Rat Meyer im Preuß. Min. d. Innern an. Über Streitfälle, in denen die Anrufung der Kommission an­ gebracht erscheint, ist nach Buchstabe C der Min.-Bek. vom 13. März 1925 Nr. 260 n 2 über die Option nach dem Deutsch-litauischen Op­ tionsvertrag über das Memelgebiet (StAnz. Nr. 36) dem Staats­ ministerium des Innern unter Vorlage der Verhandlungen, zu denen insbesondere auch urkundliche Nachweise gehören, zu berichten. Bei Beschaffung von Beweismaterial ist der deutschen Delegation auf Ersuchen Amtshilfe zu leisten. Zuschriften an die deutsche Dele­ gation sind z. H. des Min.-Rats Meyer, Berlin NW 7, Unter den Linden 72, zu richten.

9. Danzig. A. Abtrennung und Grenzziehung: Art. 100 (RGBl. S. 869). B. Staatsangehörigkeit:

Bers.Bertr.

a) Versailler Vertrag. Art. 106 (RGBl. S. 875). Mit dem Inkrafttreten des gegenwärtigen Vertrages *) verlieren die in dem in Art. 100 bezeichneten Gebiete wohnhaften deutschen Reichsangehörigen von Rechts wegen die deutsche Reichsangehörigkeit und werden Staatsangehörige der Freien Stadt Danzig.**)***) Art. 106. Zwei Jahre lang nach Inkrafttreten des gegen­ wärtigen Vertrags f) sind die über 18 Jahre alten deutschen Reichsangehörigen, die in dem in Art. 100 bezeichneten Gebiet ihren Wohnsitz haben, berechtigt, für die deutsche Reichsangehörigkeit zu optieren. *) D. i. am 10. Jan. 1920. **) Angehörige der Freien Stadt Danzig sind nur die Reichs­ angehörigen geworden, die am 10. Jan. 1920 ihren tatsächlichen Wohnsitz, nicht nur ihren Unterstützungswohnsitz im Danziger Gebiet hatten (Bayer. Oberstes LG. vom 29. April 1921, EStr. 21 S. 167, und Reger 43 S. 337). *♦*) Staatsangehörigkeitsgesetz der Stadt Danzig vom 30. Mai 1922, Danziger Gesetzblatt S. 129; dem deutschen RStAG. vom 22. Juli 1913 nachgebildet. t) D. i. vom 10. Jan. 1922 bis 10. Jan. 1924.

Die Option des Ehemannes erstreckt ihre Wirkung auf die Ehe­ frau, die Option der Eltern erstreckt ihre Wirkung auf Kinder unter 18 Jahren. Personen, die von dem oben vorgesehenen Optionsrecht Ge­ brauch machen, müssen in den nächsten 12 Monaten ihren Wohnsitz nach Deutschland verlegen. Es steht ihnen frei, das unbewegliche Gut, das sie im Gebiete der Freien Stadt Danzig besitzen, zu behalten. Sie dürfen ihr ge­ samtes bewegliches Gut mitnehmen. Es wird dafür keinerlei Aus­ fuhr- oder Einfuhrzoll von ihnen erhoben.

b) Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und Danzig über die Regelung von Optionsfragen. Bom 8. Nov. 1920, RG. vom 30. Jan. 1921, RGBl. S. 186***) ).

Art. 1. Als wohnhaft im Gebiete der zukünftigen Freien Stadt Danzig im Sinne der Bestimmungen der Art. 105 und 106 des Friedensvertrags sind diejenigen Personen anzusehen, die in dem genannten Gebiet ihren Wohnsitz im Sinne des § 7 Bürgerlichen Gesetzbuchs am 10. Januar 1920 gehabt haben. Die vertragschließen­ den Teile sind darüber einverstanden, daß bei deutschen Reichsange­ hörigen, die am 10. Januar 1920 einen solchen Wohnsitz sowohl im Danziger Gebiet als auch in Deutschland gehabt haben, für die An­ wendung der Bestimmungen der Art. 105 und 106 des FriedensVertrags über den Erwerb der Danziger Staatsangehörigkeit und über das Optionsrecht der Wohnsitz in Deutschland außer Betracht bleibt. Art. 2. Die Option erfolgt durch Abgabe einer Erklärung gegenüber der zuständigen Behörde.*) Zuständig zur Entgegennahme der Erklärungen sind für die im Deutschen Reiche oder im Gebiete der Freien Stadt Danzig sich aushaltenden Optionsberechtigten in Stadtkreisen die Ortspolizei­ behörde, in Landkreisen der Landrat des Aufenthaltsorts ♦*), im üb­ rigen die diplomatischen und konsularischen Vertreter des Deutschen Reichs oder Danzigs. Wenn die Option vor einer Behörde erklärt wird, die außer­ halb des Gebietes der Freien Stadt Danzig ihren Sitz hat, so ist die gemäß Art. 105 des Friedensvertrages erlangte Anwartschaft auf die Danziger Staatsangehörigkeit durch eine Bescheinigung nachzuweisen, *) Der Vertrag ist ratifiziert worden am 17. Dez. 1921, Be­ kanntmachung vom 20. Dez. 1921 (RGBl. S. 1607). **) Zuständig zur Entgegennahme der Erklärungen ist für die sich in Bayern aufhaltenden Optionsberechtigten in den unmittel­ baren Städten der Stadtrat, im übrigen das Bezirksamt des Aufent­ haltsorts (Bayer. MinBek. vom 16. März 1921 Nr. 470 g 3, StAnz. Nr. 65). Woeber-Fischer, Reichs- u. Staatsangehörigkeitsgesetz. 5. Aufl.

17

258

VIII. Bestimmungen d. Vers. Bertr. über Staatsangehörigkeit,

die von der zur Ausstellung von Heimatscheinen zuständigen Dan­ ziger Behörde ausgestellt wird. Die Erklärung muß zu Protokoll oder in gerichtlich oder nota­ riell beglaubigter Form erfolgen; über die Erklärung ist von der sie entgegennehmenden Behörde ein Ausweis zu erteilen, worin auch die in den Besitz der gewählten Staatsangehörigkeit gelangenden Familienmitglieder aufgeführt werden sollen. Die ordnungsmäßig erfolgte Abgabe der Erklärung bewirkt den Erwerb der gewählten Staatsangehörigkeit unter Verlust der An­ wartschaft aus Art. 105 des Friedensvertrags oder der auf Grund dieses Artikels erworbenen Staatsangehörigkeit. Art. 3. Für elternlose Personen unter 18 Jahren, für Minder­ jährige von mehr als 18 Jahren, bei denen die Voraussetzungen der Entmündigung vorliegen, sowie für solche Personen, die ent­ mündigt oder unter vorläufige Vormundschaft gestellt worden sind, wird die Option durch die gesetzlichen Vertreter ausgeübt. Den Personen, für welche Eltern, Vormünder oder sonstige ge­ setzliche Vertreter die Option ausgeübt haben, steht innerhalb der Optionsfrist ein Widerrussrecht zu, wenn sie vor Ablauf der Frist das 18. Lebensjahr vollendet haben, oder wenn vor Ablauf der Frist der Grund der gesetzlichen Vertretung fortgefallen ist. Auf die Aus­ übung des Widerrussrechts finden die Bestimmungen des Art. 2 des gegenwärtigen Vertrags entsprechende Anwendung. Art. 4. Das Optionsrecht erlischt durch einen in den Formen des Art. 2 erklärten Verzicht auf die Option. Der Verzicht erstreckt seine Wirkung auf den gleichen Personenkreis, auf den die Option ihre Wirkung ausüben würde. Auf den Verzicht finden die Bestimmungen des Art. 3 sinn­ gemäße Anwendung. Die Ausübung des im Art. 3 Abs. 2 vorge­ sehenen Widerrufsrechts gilt als Ausübung des Optionsrechts. Art. 5. Die Regierung der Freien Stadt Danzig errichtet in Danzig eine Sammelstelle für die abgegebenen Optionserklärungen. An diese Sammelstelle haben die nach Art. 2 Abs. 2, Art. 4 zur Ent­ gegennahme der Option und des Verzichts auf die Option zuständi­ gen deutschen und Danziger Behörden eine Abschrift der von ihnen gemäß Art. 2 Abs. 3, Art. 4 erteilten Ausweise gleichzeitig mit deren Erteilung einzusenden. Die Regierung der Freien Stadt Danzig wird der Deutschen Regierung vierteljährlich, und zwar zum ersten Male am 1. Februar 1921, Verzeichnisse der Personen mitteilen, die ihr Optionsrecht ausgeübt oder darauf verzichtet haben. Art. 6. Personen, die gemäß Art. 106 Abs. 3 des Friedens­ vertrags ihren Wohnsitz in das Gebiet des Deutschen Reichs verlegen, dürfen in der ihnen im Art. 106 Abs. 4 des Friedensvertrags gewährleisteten Befugnis zur Mitnahme ihrer beweglichen Habe durch keinerlei Ausfuhrverbote oder sonstige gesetzliche oder Berwaltungsmaßnahmen, insbesondere nicht durch Konversion von Geldforde-

10. Saarbeckengebiet.

11. Schutzgebiete.

259

rungen, zwangsweise Umwechselung von Geldern oder durch Be­ schlagnahme von Wertpapieren beschränkt werden. Art. 7. Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung und Durchführung der Bestimmungen dieses Vertrages sollen von einer Kommission entschieden werden, die sich aus je einem Angehörigen der vertragschließenden Teile zusammensetzt und je nach Bedarf in Danzig zusammentritt. In allen Fällen, wo sich die beiden Mitglieder der Kommission nicht einigen, entscheidet ein neutraler Schiedsrichter, über dessen Ernennung sich die vertragschließenden Teile verständigen werden. Art. 8. Dieser Vertrag soll ratifiziert, und die Ratifikations­ urkunden sollen sobald als möglich in Danzig ausgetauscht werden. Der Vertrag tritt am Tage des Austausches der Ratifikations­ urkunden in Kraft.

10. Saarbeüengebiet. A. Grenzfestsetzung: Vers.Vertr. Art. 48 (RGBl. S. 769; siehe dazu auch RG. vom 29. Juni 1921, RGBl. S. 809). B. Staatsangehörigkeit: § 27 der Anlage zu Art. 50 (RGBl. S. 793) Vers.Vertr. „Die gegenwärtige Staatsangehörigkeit der Einwohner des Saarbeckengebietes wird von diesen Bestimmungen in keiner Weise berührt.*) Niemand ist gehindert, eine andere Staatsangehörigkeit zu erwerben; in solchem Falle soll der Erwerb der neuen Staatsangehörigkeit den Verlust jeder anderen zur Folge haben."**)

11. Schutzgebiete. BersBertr. Art. 109 ff. (RGBl. S. 895). über die Staatsangehörigkeit der in den Schutzgebieten wohnhaften Reichsdeutschen ist nichts gesagt, diese Reichsdeutschen haben also ihre Reichsangehörigkeit behalten. Das ist insbesondere von Bedeutung für die zahlreichen in Südwestafrika ansässig ge­ bliebenen Reichsdeutschen, denen durch das Naturalisationsgesetz der Südafrikanischen Union (in Kraft getreten am 12. Sept. 1924) das britisch-südafrikanische Bürgerrecht verliehen wurde, die aber da­ neben die deutsche Reichsangehörigkeit behalten haben. *) Diese Bestimmung bezieht sich nur auf reichsdeutsche, nicht auf französische Einwohner des Saargebiets. Vgl. auch Jahrbuch des öffentlichen Rechtes der Gegenwart, Bd. XII S. 336 ff. **) Siehe hierzu DIZ. 1930 S. 162.

Schlagwort-Verzeichnis. (Die Zahlen bezeichnen die Seiten.)

A. Aberkennung der Staatsangehörig­ keit 73, 91 ff., 153; in den ver­ schiedenen Staaten 178. Abkömmlinge eines unehelichen Kindes 29. Abstammung 25; s. a. eheliche, uneheliche Abstammung. Abweisung eines Neuanziehenden 31, 34 ff. Adoption als Verlustgrund der Staatsangehörigkeit in den ver­ schiedenen Staaten 182 ff. Adoptivkinder 70. Adventisten 61. Aktives Dienen in Heer und Marine als Einbürgerungsgrund 52. Altkatholiken, anerkannte Religions­ gesellschaft 61. Amerika siehe Vereinigte Staaten. Amtsgericht 29; A. München 29. Anerkennung als Erwerbsgrund der Staatsangehörigkeit in den verschiedenen Staaten 160 ff. Anfechtung der Staatsangehörig­ keitsverleihung 68. Angehörige, ehemalige, eines Bun­ desstaates, ihre Behandlung bei der Einbürgerung 53. Anglikaner, anerkannte Religions­ gesellschaft 61. Annahme an KindeS Statt 44, 48, 53, 55. Anstellung im öffentlichen Dienst, Wirkung auf die Staatsangehörig­ keit 57ff., 64ff.; Anstellung im Reichsdienst 64, 104; im baye­ rischen Staatsdienst 57 ff. Anstellungsbehörden 57 ff. AnstellnngSurkunde 57 ff., 64ff. Antrag als Voraussetzung der Auf­ nahme 31; der Einbürgerung 38. Argentinien, Volljährigkeit 41, 156 ff.

Armenverband 38, 43. Aufenthalt, Versagung der Fort­ setzung des 34; als Erwerbsgrund der Staatsangehörigkeit in ver­ schiedenen Staaten 173, als Ver­ lustgrund 178.

Aufenthalts- und RiederlasfnngSfreiheit 17. Aufforderung zur Rückkehr bei Krieg oder Kriegsgefahr 94; zum Aus­ tritt aus fremden Staatsdiensten 95, 119. Auflösung der Ehe 49. Aufnahme als Erwerbsgrund der Staatsangehörigkeit für einen Deutschen 22, 24, 31 ff., 57, 67; Aufnahme der Coburger in den bayer. Staatsverband 23; Auf­ nahme ohne Niederlassung 23; als Erwerbsgrund der Staats­ angehörigkeit in den verschiedenen Staaten 163 ff. Aufnahmegesuche, deren Behand­ lung 112 ff. Aufnahmeurkunde, ihre Form 69, 107,121,126; zuständige deutsche Behörden zu ihrer Ausstellung 134 ff. Ausfertigung einer Urkunde 69,83. Aushändigung der Aufnahme-, Einbürgerungs- und Anstellungs­ urkunde 67,117; der Entlassungs­ urkunde 83ff. 85, 119; Fälle des Verbotes der Aushändigung 85. AnSlanddeutsche, ihre Behandlung bei der Wiedereinbürgerung ohne Niederlassung im Jnlande 20,53, 108; Nachweis der Staatsange­ hörigkeit 140,141. Ausländer 13, 22, 24, 38ff., 44 ff., 49, 52, 63, 64, 103. Ausländischer Staatsdienst 95. AuSlandschädengesetz 17. Auswanderung nach dem bayer.

261

Die Zahlen bezeichnen die Seiten.

Jndigenatsedikt 102,145; als Verlustgrund der Staatsangehörig­ keit in den einzelnen Staaten 178. AuSwanderungSfreiheit 17. ArtSWSrttgeS Amt 54, 55, 56. Ausweisung 35, 153.

B. BancrostvertrSge 105, 154. Beamtenbesoldungsgesetz 57. Beamtengesetz 57 ff., 83. Beamter, Entlassung a. d. Staatsan­ gehörigkeit 81 ff.; ferner57 ff.,6 4 f.

Beglaubigung der Unterschrift 35, 38,39.

Behörden, zuständige, der Bundes­ staaten zum Vollzug des Gesetzes 134 ffBehördliche Aberkennung der Staatsangehörigkeit 71,94,96,153. Beibehaltung der deutschen Staats­ angehörigkeit bei Äwerb einer ftemden 88; zuständige Behörde zur Genehmigung 119. Beistand, seine Genehmigung zum Antrag der Mutter auf Entlassung des Kindes 75. Belgien, Behandlung seiner Ange­ hörigen bei Einbürgerungsge­ suchen 40, 116; die wesentlichen Erwerbs- und Verlustgründe der Staatsangehörigkeit 156ff.; an­ nektiert Moresnet, Eupen und Malmedy 190; Optionsabkom­ men 191 ff.; Ehefrauen 142; Staatsangehörigkeitsgesetz 157. Belgische Ehefrauen deutscher Reichsangehöriger 142. Beschwerde in Vormundschafts­ sachen bei der Aufnahme ver­ tretener Personen 36; bei der Entlassung 76, 77. Besitz der Staatsangehörigkeit 18, 19, 25, 110. Bestätigung einer Anstellung, ihre Wirkung auf die Staatsangehörig­ keit 57 ff. BestütigungSurkunde 57, 63.

Beurlaubtenstand 57, 64, 81, 82. Bezirke 60. Bezirksamt siehe Bezirksverwal­ tungsbehörde.

BezirkSsürsorgeverband 43, 114. Bezirksverwaltungsbehörde, verwaltungsrechtl. Instanz 19, 109, Ulfs.; behandelt die Aufnahme­ gesuche 32,68,112; die Einbürge­ rungsgesuche 39, 113; die Ent­ lassungsgesuche 79, 84, 117 ff. Blöde nicht wie Findelkinder zu be­ handeln 27. Bolivien, Erreichung der Volljährig­ keit 41. Botschasterkonserenz, Entscheidung über Oberschlesien 212. Brasilien 40, 116, 156 ff.

BnndeS- u. StaatSangehörigkeitSgesetz vom 1. Juni 1870, S. 1, Text 147 ff.

Bundesrat, seine Mitwirkung bei der Einbürgerung 45ff.; bestimmt die Form der Aufnahme- und Einbürgerungsurkunden 69; der Entlassungsurkunden 85; seine Zustimmung zu Anordnungen des Reichskanzlers bezüglich des Erwerbs einer fremden Staats­ angehörigkeit 88; ferner 107. Bundesstaat, Besitz der Staats­ angehörigkeit beim 18ff.; Erwerb der Staatsangehörigkeit darin 22ff.; Mitwirkung der Bundes­ staaten bei Einbürgerungen 44; ferner 56, 78, 105. Bürgermeister 60.

C. Chile,

Einbürgerungsgesuche 40, 116; Volljährigkeit 41. China, Volljährigkeit 41; SLaatsangehörigkeitsgesetz 157. Coburg, Bereinigung mit Bayernl8, 22, 33, 111.

D. Dänemark, Behandlung seiner An­ gehörigen

bei

Einbürgerungs-

262

Schlagwort-Verzeichnis.

gesuchen 40,116; die wesentlichen Erwerbs- und Verlustgründe der Staatsangehörigkeit 156ff.; Staatsangehörigkeitsgesetz 157 ff.; annektiert Nordschleswig 234; Option für D. 235 ff. Danzig 30, 40, 49, 72, 116, 256ff. Deutscher, dessen staatsrechtlicher Begriff 15; völkischer Begriff 15, 16; Behandlung eines ehemaligen bei der Einbürgerung ohne Nieder­ lassung im Inland 53; Wieder­ einbürgerung bei Verlust der deut­ schen Staatsangehörigkeit durch Entlassung 98; durchAuf enthalt im Ausland 100ff.; durch den Bers.Vertr. 47, 139, 141; Verleihung der unmittelbaren Reichsange­ hörigkeit an einen ehemaligen 103. Deutsch-Österreich 40, 186. Dienstaufsichtsbeschwerde wegen verweigerter Einbürgerung 40. Diensteinrounnen aus der Reichs­ kaffe, Bedeutung für die Ein­ bürgerung 64, 104. DiensteSstelle zuständige, zur Mit­ wirkung bei der Entlassung von Beamten und Offizieren aus der Staatsangehörigkeit 82. Dienstverhältnis, öffentl.-rechtl. 59. Diktat von Versailles 21,24,47,71, 139, 186 ff. DiftriktSratSgesetz, bayer. 17, 60. DoppelteStaatSangehörigkeit,siehe mehrfache St. Doppelwaisen, ihre Vertretung 37.

E. Ehe 30,71, nachfolgende 28, nichtige 26, 30, 73.

Ehefrau, Behandlung ihres An­ trages auf Aufnahme 31,35,113; selbständiger Antrag auf Ein­ bürgerung 42; geschiedene, ihre Behandlung bei der Einbürge­ rung 49; Wirkung der Aufnahmeund Einbürgerungsurkunde auf sie 67; ihre Entlassung aus der

Staatsangehörigkeit73,74;Verlust der Staatsangehörigkeit 88ff.; Wirkung des Verlustes der Staats­ angehörigkeit des Mannes auf sie bei Fahnenflucht und bei Ab­ erkennung der Staatsangehörig­ keit 97, 99, 153; belgische 142. Eheliche Abstammung 25ff., 53ff. Ehelichkeit eines Kindes 25. Ehelichkeitserklärung 28ff. Ehemalige Deutsche, ihre Wieder­ einbürgerung 51, 53 ff., 103. Ehemann 35, 73; Option des Ehe­ mannes 191, 194, 218, 228, 235. Eheschließung, Erwerb der Staats­ angehörigkeit durch 22, 30; Ver­ lust der Staatsangehörigkeit durch 71; als Erwerbsgrund der Staats­ angehörigkeit in den verschiedenen Staatenl61; als Berlustgrundl83. Eichmeister 60. Einbürgerung als Erwerbsgrund der Staatsangehörigkeit für einen Ausländer 22, 38ff., 57, 64; ihre Wirksamkeit 67ff.; eines ehe­ maligen Deutschen bei Verlust der Staatsangehörigkeit durch Entlassung 99, durch Abwesenheit 100, durch Bers.Diktat 139, 141; als Erwerbsgrund der Staatsangehörigkeit in den verschiedenen Staaten 163ff.; ohne den Nach­ weis der Entlassung 41; ohne Niederlassung 53 ff. EinbürgerungSgesnche, ihre Be­ handlung 113 ff. Einbürgerungsurkunde, ihre Form 67, 69, 107, 127; zuständige deutsche Behörden zu ihrer Aus­ stellung 134 ff. Eingeborene in den Schutzgebieten 21; Verleihung der unmittelbaren Reichsangehörigkeit an sie 103. Eintritt in fremde Staatsdienste 96; als Erwerbsgrund der Staats­ angehörigkeit in den verschiedenen Staaten 169; alsBerlustgrundl79. Einwohnerverzeichnisse 25, 123.

Elsaß-Lothringen 21, 22, 72, 99, 104, 139, 187 ff. Eltern, elterliche Gewalt 37 ff., 70, 75, 90, 97, 100,112, 118; Option der E. 191,194,218,228,232, 235. England, die wesentlichen Erwerbs­ und Verlustgründe der Staats­ angehörigkeit 156 ff. Enkel eines Deutschen, ihre Be­ handlung beider Einbürgerung44. Entlassung aus der Staatsange­ hörigkeit 51, 71, 73ff.; einer Ehe­ frau 74; von Personen, die unter elterlicher Gewalt oder Vormund­ schaft stehen 75; ihre Wirksamkeit 78ff.; Wirkung auf Ruhegehalt u. dgl. 83ff.; ihre Wiederauf­ hebung 86ff.; als Berlustgrund der Staatsangehörigkeit in den verschiedenen Staaien 175 ff. Entlassimgsgesuche, ihre Behand­ lung 117 ff. EntlassungSurknnde, ihre Form 85, 128, 129; zuständige deutsche Be­ hörden zu ihrer Ausstellung 134 ff. Entmündigte 37, 42. Ersatz der Zustimmungserklärung des Ehemannes beim Aufnahme­ antrag der Eheftau 35. Erwerb der Staatsangehörigkeit 22ff.; seine wesentlichsten Gründe in den verschiedenen Staaten 156ff.; einer fremden Staats­ angehörigkeit 88. Estland 41; Staatsangehörigkeits­ gesetz 157. Eupen von Belgien annektiert 190. Evangelische Kirche 62.

F.

Fachschulen 61. Fahnenflucht, Verlust der Staats­ angehörigkeit durch 91 ff., 102. Erstreckung des Aufnahmegesuchs auf sie 31ff. ; Einbürgerung 38, 43, 70; Ent­ lassung 73 ff., 81. Feststellung der Staatsangehörigkeit 19, 20, 26.

Familienangehörige,

Findelkind, seine Staatsangehörig­ keit 25 ff., 111.

Finnland 40,116. Flotte 52. Flüchtlingslager 72, 139. Formblätter 107, 121, 126 ff. Frankreich, Option für Fr. 72; Staatsangehörigkeitsgefetz 157; die wesentlichen Erwerbs- und Berlustgründe der Staatsange­ hörigkeit 156ff.; annektiert ElsaßLothringen 21, 72, 187 ff. Frauen, Wirkung einer Anstellung im öffentlichen Dienst auf ihre Staatsangehörigkeit 63. Freiheiten der deutschen Reichs­ angehörigen nach der Weimarer RB. 17. Freiwilligkeit des Aufenthalts 20. Freizügigkeitsgesetz, dessen §§ 3 mit 5 als Voraussetzung der Auf­ nahme 31 ff. Fremdstämmige Ausländer 47. Friedensvertrag, deutsch-französi­ scher 22, 186. FriedenSzeit, Behandlung von Mili­ tärpersonen in Friedenszeit bei der Entlassung aus der Staats­ angehörigkeit 81 ff. Fristablauf 86 ff. Fürsorgeverband 34, 43, 114. Fürth siehe Polizeidirektion und Stadttat.

G. Galizien 193. Gebietsänderungen

innerhalb

Deutschlands 22.

GebietSerwerbnngen als Erwerbs­ grund der Staatsangehörigkeit 22.

Gebühren 106, 120. Gebührenfreiheit der Aufnahme­ gesuche 106, 107, 120.

Geburt, Erwerb der Staatsange­ hörigkeit durch 22, 24ff.; als Er­ werbsgrund der Staatsangehörig­ keit in den verschiedenen Staaten 156 ff., 170 ff. GeburtSstaat 48.

264

Schlagwort-Verzeichnis.

Geisteskrankheit, ihre Wirkung auf Aufnahmegesuche 37. Gemeindebehörde siehe Gemeinde­ rat, Stadttat. Gemeindebürgerrecht 25. Gemeindedienst, Wirkung der An­ stellung auf die Staatsangehörig­ keit 57, 60. Gemeinderat, seine Tätigkeit als Verwaltung der Niederlassungs­ gemeinde bei Aufnahmegesuchen 32; bei Einbürgerungsgesuchen 38, 43, 50. Gemeindeverband, Wirkung der Anstellung bei einem solchen auf die Staatsangehörigkeit 57, 60. Gemeinschaft, häusliche 97 ff. Gemischte SchiedSgerichtShbfe 16. Genehmigung zur Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit bei Erwerb einer fremden 88,119. Gesamtministerium 57, 63. Geschäftsfähigkeit, ihr ganzer oder teilweiser Mangel bei Aufnahme­ gesuchen 31, 37, 38; Vorhanden­ sein bei Einbürgerungsgesuchen 38, 42; ihre Erreichung in den verschiedenen Staaten 41, 52. Gesetzgebungszuständigkeit des Rei­ ches 15. Gewalt, elterliche, ihre Betätigung beim Aufnahmeanttag e. Minder­ jährigen 36, 37; Entlassung von Personen, die darunter stehen 70, 75, 90, 97, 99. Gewerbefreiheit 17. Gewerbeordnung regelt beim Man­ gel landesrechtlicher Vorschriften das Rekurs-Verfahren 109. Griechische Kirche 61. Großbritannien siehe England. Grundbesitz als Erwerbsgrund der Staatsangehörigkeit in verschiede­ nen Staaten 173. Grundrechte der daher. Staatsange­ hörigen 17. Gültigkeitsdauer eines Heimat­ scheines 121.

H. Haager Übereinkommen zur Rege­ lung des Geltungsbereiches der Gesetze auf dem Gebiete der Ehe­ schließung 30; Ehescheidung 49. Hannoveraner, ehemalige 102. Heer, Entlassung von Mannschaften des aktiven aus der Staatsange­ hörigkeit 81 ff.; Dienst im 52, 65. Heeresdienst, Wirkung seiner Ab­ leistung auf die Einbürgerung 52. Heimattecht, bayer. 25. Heimatschein 20,84,107,108; seine Form 120,130; zuständige deutsche Behörde zu seiner Ausstellung 134ff. ;Preisel21 ;Versendungl22. Heimatstaat, Zuständigkeit seiner Behörden zur Entlassung 83. Helgoland, Helgoländer 22, 99. Herrnhuter, anerkannte Religions­ gesellschaft 61. Hilfsgeistliche, HilfSpriester 62. Hinterbliebeuenbezüge 83, 119. Hofdienst 60. Hultfchiner Land, von den Tschechen annektiert 228 ff. I. Japan 41,156 ff. JndigenatSedikt, bayerisches 11,17, 18, 71, 102; Text 145 ff. Inkrafttreten des Gesetzes über die Bundes- und Staatsangehörig­ keit vom 1. Juni 1870,98,99; des Reichs- und Staatsangehörigkeits­ gesetzes 110. Inland, Ausdehnung des Begriffes auf die Schutzgebiete 21; Ein­ bürgerung eines Ausländers, der sich im Jnlande niedergelassen hat 38 ff. Jnzidentpunkt siehe Zwischenpunkt. Jrvingianer, anerkannte Religions­ gesellschaft 61. JSland 157. Italien, Behandlung seiner Ange­ hörigen bei Einbürgerungsge­ suchen 40,116; Haager Abkommen

Die Zahlen bezeichnen die Seiten.

30,49; die wesentlichen Erwerbs­ und Verlustgründe der Staats­ angehörigkeit 156 ff. Silben, anerkannte Glaubensge­ nossenschaft 60, 61, 62. Sugoslavien 40, 116, 186, 187. ins sanguinis 25, 26; seine An­ wendung in den verschiedenen Staaten 156 ff. ius soll 25, 26; als Erwerbsgrund der Staatsangehörigkeit in den verschiedenen Staaten 170 ff.

K. Kaiser 65, 94, 95. Katholische Kirche 61. Kind, Erwerb der Staatsangehörig­ keit durch Geburt 25ff.; Legiti­ mation 28ff., 71; Heimatverhält­ nisse 31; verlassene Kinder 26; Vertretung eines unehelichen 37; Behandlung der Kinder eines ehemaligen Deutschen bei der Einbürgerung 44; Wirkung der Aufnahme oder Einbürgerung des Vaters auf sie 67ff.; Wirkung der Entlassung des Vaters auf sie 75, 83; Wirkung des Verlustes der Staatsangehörigkeit des Va­ ters bei Fahnenflucht und bei Ab­ erkennung der Staatsangehörig­ keit 97, 99, 100, 150. Kirche, kath., protestantische, Wir­ kung der Anstellung bei ihnen auf die Staatsangehörigkeit 61, 62. Kirchenbienst 57, 61, 62. Koburg siehe Coburg. KollisionSnormen 28, 73. KolonialschSbengesetz 17. Kolonien siehe Schutzgebiete. Kongreßpolen 193.

König 57, 96. Konkorbat 61. Konsul, seine Anhörung im Falle der Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit bei Erwerb einer fremden 88, 91.

KonsulargerichtsbarkeitSgesetz 16.

265

Konsulat, Konsulatsmatrikel 66, 140, 141. Kosten 106, 107, 120; der Heimat­ scheine und Staatsangehörigkeits­ ausweise 121. Kostengesetz 106, 120. Kreise, KreiSbeamte 60. Krieg, Kriegsgefahr, Behandlung der Entlassungsgesuche bei 82; Aufforderung zur Rückkehr bei 94. Kriegsbereitschaft 92. Kriegsbeschädigte 143. Kriegsfreiwillige 52. Kriegshinterbliebene 143.

L. Länder 18. LandeSangehörigkeit 19. LandeSfürforgeverband 111. Landesjustizverwaltung bestimmt das zuständige Bormundschafts­ gericht beim Antrag der Ehefrau auf Aufnahme 36. Landesrecht, Wiedererwerb der deutschen Staatsangehörigkeit bei Verlust nach Landesrecht 100. LandeSversicherunstSanstalten 60. Landeszentralbehörden bestimmen die höheren Verwaltungs- und Militärbehörden 107 ff. Landgericht als Beschwerdeinstanz gegen das Vormundschaftsgericht 36, 77. LandratSgesetz, bayer. 17. Landtag 18, 57. LandwirtschaftSschulen 61. Lebenswandel, unbescholtener, als Voraussetzung der Einbürgerung 38ff., bei Witwen und geschie­ denen Ehefrauen 49 ff. Legitimation 22; Erwerb derStaatsangehörigkeit durch 28, 29; Ver­ lust der Staatsangehörigkeit durch 71 ff.; Erwerbsgrund der Staats­ angehörigkeit in den verschiedenen Staaten 160; als Verlustgrund 182. Leobschütz 230.

266

Schlagwort-Verzeichnis.

Lettland, Staatsangehörigkeitsgesetz 157.

Listen der einzubürgernden Per­ sonen 45.

Litauen 72, 143, 157, 245 ff. Luxemburg 30, 40, 49, 116. M. Magistratsrat 60. MalmedH v. Belgien annektiert 190. Marine 52, 65; Entlassung von Mannschaften aus der Staats­ angehörigkeit 82. Marinedienst, Wirkung seiner Ab­ leistung auf die Einbürgerung 52. Marokkaner, ihre Behandlung bei der Einbürgerung 40. Mehrfache Staatsangehörigkeit 78ff., 88ff. Memelgebiet 72, 245 ff. Memelkonvention 245. Mennoniten, anerkannte Religionsgesellschaft 61. Methodisten, anerkannte Religions­ gefellschaft 61. Mexiko 156 ff. Militärbeamte 82. Militärbehörde, ihre Mitwirkung bei Entlassung Wehrpflichtiger 81; bei Wiedereinbürgerung Fahnen­ flüchtiger u. dgl. 92; ihre Bestim­ mung durch die Landeszentral­ behörde 107, 109. Militärdienst 25, 52; Eintritt in einen fremden als Berlustgrrrnd der Staatsangehörigkeit in den verschiedenen Staaten 179. Militärkonventionen, der darin ver­ einbarte Vorbehalt der Staats­ angehörigkeit 70. Militärpflicht, Verlust der Staats­ angehörigkeit durch Nichterfüllung 91 ff., 102. Militärverwaltung, bayer. 58. Minderheitenfchutzvertrag gegen­ über Polen 213. Minderjährige 38, 42; Wieder­ einbürgerung bei der Verlust

Staatsangehörigkeit als Minderjähriger 51; ferner 112. Minderjährigkeit 37,38,42,51,75 ff. Ministerien 57. Ministerpräsident 57. Mobilmachung 92. MoreSnet, von Belgien annektiert 190. München, Polizeidirektion zuständig zur Entsch. von Streitigkeiten über den Besitz der Staatsangehörig­ keit 19, 20, Ulfs.; Stadtrat als Gemeindebehörde zuständig zur Behandlung der Aufnahmege­ suche 32, 111 ff.; der Einbürgerungsgesuche 38. Mündel 75 ff. Mutter, maßgebend für die Staats­ angehörigkeit des unehel. Kindes 25, 28, 75.

N. Nachweis der Staatsangehörigkeit von Auslanddeutschen 21, 140, 141. Naturalisation 38fs., 44ff., von Ausländern 11; Ersetzung des Begriffs durch Einbürgerung 24; als Mwerbsgrund der Staats­ angehörigkeit in den verschiedenen Staaten 163 ff. Neuanziehender, seine Abweisungs­ möglichkeit 31,34. Nichtigkeit der Ehe ohne Einfluß auf die Staatsangehörigkeit 26, 30, 73. Niederlande, Behandlung seiner Angehörigen bei Einbürgerungs­ gesuchen 40,116; Haager Abkom­ men 30, 49; die wesentlichen Gründe für den Erwerb und Ver­ lust der Staatsangehörigkeit 156ff. Niederlassung als Voraussetzung der Zuständigkeit zur Entscheidung über den Besitz der Reichs- und Staatsangehörigkeit, ebenso zur Ausstellung von Heimatscheinen und Staatsangehörigkeitsauswei-

sen 20, 111, 121; als Voraus­ setzung der Aufnahme 31 ff.; als Voraussetzung der Einbürgerung 38ff., 49, 51, 52, 53. Niederlassungsfreiheit der Ehefrau als Voraussetzung ihres Antrags auf Aufnahme 35. Niederlassungsgemeinde, ihr Äuße­ rungsrecht bei Aufnahmegesuchen 35; bei Einbürgerungsgesuchen 43. Norddeutscher Bund 11, 12. NordschleSwig von Dänemark an­ nektiert 234ff. Norwegen, Einbürgerungsgesuche 40, 116; Staatsangehörigkeits­ gesetz 157. Notare 60. Nürnberg siehe Polizeidirektion und Stadtrat.

O. Oberlandesgericht 77. Oberschlesien 22, 193, 212 ff. Oberstes Landesgericht 36, 77. Öffentliches Amt 18, 63. Öffentlich-rechtliches Interesse 75. Offiziere, des Beurlaubtenstandes, Ernennung ohne Wirkung aus die Staatsangehörigkeit 57, 63; Er­ nennung 64; Vorbehalt ihrer Staatsangehörigkeit nach den Militärkonventionen 69, 70; ihre Entlassung aus der Staatsange­ hörigkeit 82. Option, ihre Ausübung zugunsten einer fremden Staatsangehörig­ keit ist Erwerb dieser Staatsange­ hörigkeit auf Antrag 89; als Er­ werbsgrund der Staatsangehörig­ keit in den verschiedenen Staaten 173ff.; für Deutschland 22, 24, 191 ff., 193ff., 213ff., 228 ff., 234ff., 245ff., 256ff.; für Öster­ reich 186; für Ungarn 186; für Frankreich 72; für Dänemark 234ff.; für Polen 193ff., 213ff.; für Tschechoslowakei 228ff.; für Danzig 256 ff.; für Belgien 191ff.; für Litauen 245 ff.

Option,Ausführungsvorschriften194, 195, 222,225, 240, 242, 251, 255.

Optionsbehörden 195, 223, 225, 240, 242, 249, 253.

OptionSvertrag mit Danzig 256; mit Belgien 191; mit Polen 197, 214; mit Tfchechoflowakei 229; mit Dänemark 235; mit Litauen 246. OptionSvertrüge als Erwerbsgrund der Staatsangehörigkeit 22.

OrtSfürsorgeauSschutz32,43,112,114 OrtSpolizeibehörde, Tätigkeit bei Findelkindern 111. die wesentlichen Er­ werbs- und Berlustgründe der Staatsangehörigkeit 156 ff.; Staatsangehörigkeitsgesetz 157; Vertrag von St. Germain 186 ff. Osteuropäische Ausländer fremden Stammes, in der Regel uner­ wünscht 47.

Österreich,

P. Patronat 61. Perser, ihre Behandlung bei der Einbürgerung 40; Erreichung der Volljährigkeit 41. Personen, natürliche 16, juristische 16, 186; männliche 15; weibliche 15, 29. Pflichten der bayer. Staatsange­ hörigen 17. Pfründen 61. Polen annektiert Posen und West­ preußen 71,193 ff., Oberschlesien 212ff.; Option für 194ff., 215ff. u. 186; Polen deutscher Reichs­ angehörigkeit 193, 196, 213, 216, 217; Staatsangehörigkeitsgesetz 157; Haager Abkommen 30, 49. Polizeiämter in München 20. Polizeidirettion in München und in Rürnberg-Fürth, erste Instanz zur Entscheidung über den Besitz der Staatsangehörigkeit, zuständig zur Ausstellung der Heimatscheine undStaatsangehörigkeitsausweise 19, 20,108, Ulfs., 121.

268

Schlagwort-Verzeichnis.

Posen (Provinz) 193; (Konsulat) 140.

Preise für Heimatscheine u. Staats­ angehörigkeitsausweise 120.

Preßfreiheit 17. Privatdozenten 59. Privatglaubensgesellschaften 61. Protestantische Kirche 61, 62. Pyrmont 23. R. Rabbiner 62. Rechte der deutschen Reichsange­ hörigen 17; der daher. Staats­ angehörigen 17,18. Rechtsanspruch auf Aufnahme 33; auf Einbürgerung 40; bei Rechts­ anspruch auf Einbürgerung kein Verfahren nach § 9 des Ges. 46; der Witwe und geschiedenen Ehe­ frau auf Einbürgerung 49; eines als Minderjährigen entlassenen Deutschen auf Einbürgerung 51; auf Grund Heeresdienst 52; eines Reichsbeamten auf Einbürgerung 64ff.; ferner 98, 100, 104. Rechtsprechung 12,16,101. Redefreiheit 17. Regierung, Wirkung einer Anstel­ lung oder Bestätigung durch die Regierung auf die Staatsange­ hörigkeit 57 ff.

Regierung, Kammer deS Innern, ihre Zuständigkeit bei Einbürge­ rungsgesuchen 39, 66, 68, 90, 93, 114ff.; als Anstellungsbehörde 57; verwaltungsrechtlicher Senat 110. ReichSamt deS Innern, seine Tätig­ keit bei der Einbürgerung 45. Reichsangehöriger 16. ReichSangehörigkeit, unmittelbare 17,103ff., 139; Streit darüber als Zwischenpunkt 19; ihr Erwerb und Verlust im allgemeinen 103 ff. Reichsanzeiger 93. ReichSauSgleichgesetz 16. Reichsbahn, Reichsbahnbeamte 65. ReichSbank, Reichsbankbeamte 65.

Reichsbeamte, ihre Einbürgerung 64 ff.

Reichsdeutscher 16. ReichSdienst, Wirkung der Anstel­ lung darin auf die Staatsange­ hörigkeit 64 ff., 104. ReichSentlastungSgesetz 72, 139. Reichsgesetzblatt 91. ReichSjustizministerium 36. Reichskanzler 65; seine Mitwirkung bei den Einbürgerungen im allge­ meinen 45; bei der Einbürgerung eines ehemaligen Deutschen ohne Niederlassung im Inland 53, 56; bei der Einbürgerung einesReichsbeamten ohne Diensteinkommen 64,67; seine Anordnungen bezüg­ lich des Erwerbs einer fremden Staatsangehörigkeit 88ff.; s. a. 105. ReichSministerium deS Innern 45, 46, 56, 67, 105. Reichspräsident 65. ReichSrat 46. Reichswehr 52, 64, 65, 82. Rekurs, seine Zulässigkeit 19, 109. Religionsgemeinschaft, Wirkung der Anstellung bei einer aner­ kannten auf die Staatsangehörig­ keit 57, 61. Reuß 23. Reval 140. Riga 140. Rückkehr der Reichsdeutschen im Ausland 94, 95. Ruhegehalt 83,119. Ruhestand 82. Rumänien 40, 116, 157, 186, 187. Rußland, die wesentlichen Erwerbs­ und VerlustgMnde der Staats­ angehörigkeit 156 ff.; Staatsange­ hörigkeitsgesetz 157; Ausland­ deutsche in R. 21, 108,140; Emi­ granten 157.

S. Saarbecken 71, 259. Sachsen 24.

Die Zahlen bezeichnen die Seiten.

Sachsen-Altenburg 23. Sachsen-Loburg-Gotha 23, 33. Sachsen-Gotha 23. Sachsen-Meiningen 23. Sachsen-Weimar-Eisenach 23. Saint Germain, Vertrag von 186. Sanitätsoffizier 64, 82, 83. San Salvador, Volljährigkeit 41. Scheidung der Ehe 30, 49. ScheinauSwandernng 86. SchiedSgerichtShöfe, gemischte 16. Schlesische Gebietsteile, von den Tschechen annektiert 71, 228 ff. deutsch­ polnische 207; deutsch-litauische 255. SchlichtungSstelle f. Oberschlesien 221, 226. Schuldienst, Wirkung der Anstellung darin auf die Staatsangehörigkeit 57, 60. Schutzgebiet als Inland 21; die Ein­ geborenen Untertanen, nicht Staatsangehörige 21; Behand­ lung der Findelkinder 27; Ver­ leihung der unmittelbaren Staats­ angehörigkeit bei Niederlassung im 103; ferner 66,99,259. Schutzgebietsgesetz als Grundlage der unmittelbaren Reichsange­ hörigkeit 12,16,19; Schutzgebiete als Inland 21. Schutztruppe, Entlassung von Mann­ schaften der aktiven aus der Staatsangehörigkeit 22. Schwarzburg-Rudolstadt 23. Schwarzburg-SonderShausen 23. Schweden, Einbürgerungsgesuche 40, 116; Haager Abkommen 30, 49; Staatsangehörigkeitsgesetz 156. Schweiz, Haager Abkommen 30,49; Erreichung der Volljährigkeit 41; die wesentlichen Erwerbs- und Berlustgründe der Staatsange­ hörigkeit 156 ff.

SchlichtungSkommission,

Serbisch - kroatisch - slowenisches Königreich 40, 186, 187.

269

Sowjet-Rußland siehe Rußland. Spanien, die wesentlichen Erwerbs­ und Berlustgründe der Staats­ angehörigkeit 156 ff. Staatlose 24, 26,39, 41, 42, 47, 50, 52, 72. Staatsangehörigkeit als mittelbare Reichsangehörigkeit 17; Besitz der Staatsangehörigkeit 19; Streit über ihren Besitz in Bayern, Berwaltungsrechtssache 19; Staats­ angehörigkeit juristischer Per­ sonen 16; Erwerb und Verlust 18; Streit darüber als Zwischenpunkt 19; ihr Erwerb 22 ff.; in mehreren Bundesstaaten 18, 26, 30, 31; Entlassung daraus 71 ff.; Erwerb einer ausländischen 88ff.; die wesentlichen Erwerbs- und Ver­ lustgründe in den verschiedenen Staaten 156 ff.; Staatsange­ hörigkeit der Elsaß-Lothringer 139, 187 ff. SlaatSangehörigkeitSauSweiS 20, 21, 121, 131, 144; feine Vorlage bei Aufnahmegesuchen 32; Ein­ ziehung bei der Entlassung 84; begründet keine Staatsangehörig­ keit 68, 69; seine Form 107, 108, 131; zuständige deutsche Behörden zu seiner Ausstellung 134.

StaatSangehörigkertSverträge: deutsch-belgischer 191 ff., deutsch­ polnischer 197ff., 214ff.; deutsch­ tschechischer 229ff.; deutsch-däni­ scher 235ff.; deutsch-litauischer 246ff.; Danziger 257. Staatsanwaltschaft, ihre Mitwir­ kung bei Entlassung vertretener Personen 75ff., 118. Staatsbürgerrecht, bayer. 17. Staatsbürgerschaft, bayer. 17. Staatsdienst, Eintritt in einen fremden, als Erwerbsgmnd der Staatsangehörigkeit in den ver­ schiedenen Staaten 169; als Berlustgrund 179; ferner 57 ff.

SlaatSministerium der Justiz be-

270

Schlagwort-Verzeichnis.

stimmt bei der Entlassung ver­ tretener Personen das zuständige Vormundschaftsgericht 76, 118; Ehelichkeitserklärung 29. Staatsministerin« des Innern 33, 40, 41, 45, 55, 57, 66, 80, 90, 93, 95, 96, 119.

Staatsministerium für Unterricht und Kultus 58. Staatsministerium für Berkehrsangelegenheiten 58. Staatsministerium der Finanzen 58.

StaatSministerinm

des

Entlassung von Militärpersonen aus der Staatsangehörigkeit 82. Tschechen deutscher Reichsangehörig­ keit 229. Tschechoslowakei annektiert Teile von Schlesien 228; Staatsangehörigkeitsverttag 229ff.; Option 230 ff.; Staatsangehörigkeitsgesetz 157; ferner 186, 187. Trianon, Vertrag von 185. Türken, ihre Behandlung bei der Einbürgerung 40, 116; Errei­ chung der Volljährigkeit 41.

Äußern

vermittelt die Einvernahme des Konsuls 90, 119; erläßt die Auf­ forderung zum Austritt aus frem­ den Staatsdiensten 96, 119. StaatSregierung 57. StaatSvertrag, bayer.-coburgischer 23, 33. StaatSvertrSge der Bundesstaaten werden durch das Gesetz nicht be­ rührt 105. Stadtrat, Zuständigkeit 32, 38, 39, 43, 51, lllff. Statistik 124. Steuerflucht, RG. 16, 73, 154. Steuerrüüstände 85, 108, 118, 122. Stiftungsbeamte 60. Strafliste, ihre Erholung bei Ein­ bürgerungsgesuchen 42. Strafverfolgung 108, 122. Strafvollzug 108, 122. Südflavien 40, 186, 187. Südwestafrika 89,259.

T. Taubstumme, nicht wie Findelkinder zu behandeln 26. Thüringen 18, 23.

Thüringische KreiSeinteilung 135. TifliS 140. Töchter 67, 97, 152. Trennung von Staat und Kirche 61. Trennung von Tisch und Bett, Mrkung bei der Einbürgerung 49.

Truppenteil, Mitwirkung bei der

U. UkrainischeStaatsangehörigkeitl57. Unehelichkeit eines Kindes 24ff., 48, 55, 70. Ungarn, Behandlung feiner Ange­ hörigen bei der Einbürgerung 40; Volljährigkeit 41; die wesentlichen Erwerbs- und Berlustgründe der Staatsangehörigkeit 156 ff. Unterkommen als Voraussetzung der Einbürgerung 38, 43. Unterstützungswohnsitz 37. Urkunde über Aufnahme, Einbürge­ rung, Anstellung 67.

B. Bater, maßgebend für die Staats­ angehörigkeit des ehel. Kindes 24, 75. Battkanische Staatsangehörigkeit 157. BerdrängungSschädengesetz 17. BerehelichungSzeugniS, diftriktspolizeiliches 31.

Bereinigte Staaten von Amerika, Behandlung ihrer Angehörigen bei Einbürgerungsgesuchen 40, 116; die wesentlichen Erwerbs­ und Verlustgründe der Staats­ angehörigkeit 156 ff.; Staatsange­ hörigkeitsgesetz 157; BancroftVertrag 89, 105,154. Bereinigung Coburgs mit Bayern 23; der thüringischen Kleinstaaten

23; von Waldeck und Pyrmont mit Preußen 23, 24. BereinSfreiheit 17. Verfahren des Vormundschafts­ gerichtes beim Ersätze der ZustimmungserNärung des Ehe­ mannes zum Aufnahmeantrag der Ehefrau 36; allgemeine Ver­ fahren-Vorschriften 111 ff. Verhaftung 83, 85. Verjährung, Berlustgrund der Staatsangehörigkeit 12, 71, 74, 100, 101,150. Verlust der deutschen Staatsange­ hörigkeit 71 ff.; die wesentlichen Berlustgründe der Staatsange­ hörigkeit in den verschiedenen Staaten 156 ff. Verfaguug des Aufenthaltes 31,34. Versailles, Diktat von 71, 105, 186 ff. Versammlungsfreiheit 17. VersicherungSkammer 60. Versorgungsberechtigte 143. Vertrag von Versailles 186ff.; von St. Germain 186; von Trianon 186. Vertreter, gesetzlicher, seine Tätig­ keit bei der Aufnahme betretener Personen 31, 37; bei der Ein­ bürgerung 38, 42. Verwaltungsbehörde, höhere, Wir­ kung einer Anstellung oder Be­ stätigung durch sie auf die Staats­ angehörigkeit 56ff., 116; Aus­ fertigung der Aufnahme- und Einbürgerungsurkunden durch sie 67ff.; Ausfertigung der Ent­ lassungsurkunde 83; ihre Bestim­ mung durch die Landeszentral­ behörde 107. VerwaltnngSgerichtShof, letzte In­ stanz im Streit über den Besitz der Staatsangehörigkeit 19; bei An­ sprüchen auf Aufnahme, Einbür­ gerung und Entlassung 109, 122. Verwaltungsrechtssachen, bestrit­ tene, Rechtsansprüche und Ver­

bindlichkeiten in bezug auf den Besitz der Reichs- und Staats­ angehörigkeit 19; Anspruch auf Aufnahme 33; Anspruch auf Ent­ lassung 118; im allgemeinen bei Ansprüchen auf Aufnahme, Ein­ bürgerung und Entlassung 109, 111,122. Verwaltungsrechtsweg 19, 33, 50, 51, 52, 98, 100, 101, 109. Verzeichnis der Einzubürgernden 45; seine Form 133; der Behörden in den deutschen Bundesstaaten, die zum Vollzug des Ges. zuständig sind 134. Verzicht, als Berlustgrund der Staatsangehörigkeit in den ver­ schiedenen Staaten 177. Veterinärofstzier 64, 82, 83. VolkSschullehrer, Volksschuldienst 60. Volljährigkeit in den verschiedenen Staaten 41, 52. VollzugSvorschristen 111 ff. Vorbehalt 57, 63, 64, 70, 78, 80, 86, 98, 107, 108, 118. Vormund, Nachweis seiner Be­ stallung 38, 118. Vormundschaft, Anttäge auf Auf­ nahme von Personen, die unter Vormundschaft stehen 37, 38, 42; Entlassung von Personen, die darunter stehen 75 ff., 90. Vormundschaftsgericht, Ersetzung der Zustimmungserklärung des Mannes zum Aufnahmeantrag der Ehefrau 35ff.; feine Tätigkeit bei Entlassung von Personen unter elterlicher Gewalt oder unter Vor­ mundschaft 75ff., 90, 107, 118.

W. Wahlfreiheit 17. Wahlkonsuln, ihre Einbürgerung 65,67.

Wahlrecht und Wählbarkeit zum bayer. Landtag 18; Wahlrecht der Elsaß-Lothringer 139.

272

Schlagwort-Verzeichnis.

Waldeck 18, 24. Warschau 140. Wehrkreiskommando 94, 109. Wehrpflicht 19, 73; Wirkung ihrer Nichterfüllung auf die Staats­ angehörigkeit 71, 91 ff., 97; ihre Erfüllung vor Entlassung aus der Staatsangehörigkeit 81, 82. Weimarer Berfassung 17. Weihrussische Staatsangehörigkeit 157. Westpreuhen v. Polen annektiertl93. Wiedereinbürgerung eines ehemali­ gen Reichsdeutschen bei Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit durch Abwesenheit im Ausland 92,98ff., lOOff.; bei Verlust durch Bers.Diktat 139, 141, 188; ehem. Elsaß-Lothringer 139, 188. Wiedererwerb der Staatsange­ hörigkeit 86. Wiener Abkommen 197 ff. Wirksamkeit der Aufnahme- und Einbürgerung 67; der Entlassung 83. Witwe, die bei der Eheschließung Deutsche war, ihre Behandlung bei der Einbürgerung 49, 50. Wohlfahrtsausschuß, städtischer 32, 43, 112, 115. Wohnsitz, kein Erwerbsgrund der Staatsangehörigkeit 22; im Ver­ gleich zur Niederlassung 33; ferner 64,86,99; als Erwerbsgrund der Staatsangehörigkeit in verschie­ denen Staaten 173 ff. Wohnung eigene, als Voraussetzung der Einbürgerung 38,43.

3. Zehnjähriger Aufenthalt im Aus­ land, Berlustgrund der Staats­

angehörigkeit 12,71,74,100,101, 150. Zeitablauf, Verlust der Staats­ angehörigkeit durch 12, 71, 74, 100, 101, 150. Zentralbehörde, Wirkung der An­ stellung, der Bestätigung durch sie auf die Staatsangehörigkeit 57 ff.; Zuständigkeit zur Aberken­ nung der Staatsangehörigkeit 94, 96, 153. Zurücknahme der Staatsangehörig­ keitsverleihung 68.

Zuständigkeit zur Entsch. über den Besitz der Reichs- und Staats­ angehörigkeit 19, Ulfs.; zur Fest­ stellung der Staatsangehörigkeit eines Findelkindes 27, 112; zur Behandlung von Aufnahmege­ suchen 32, 112ff.; zur Behand­ lung von Einbürgerungsgesuchen 39, 113ff.; zur Behandlung von Entlassungsgesuchen 117ff.; beim Ersatz der Zustimmungserklärung des Ehemannes zum Ausnahmeantrag der Ehefrau 35, 36; der Behörden im allgemeinen 109, Ulfs., 134. ZustSndigkeitSverordnung, bayer. 29. Zustimmung des Mannes zum Auf­ nahmeantrag der Ehefrau 31,35, 36; des gesetzlichen Vertreters zum Antrag auf Aufnahme 31, 37, 38; zum Anttag auf Ein­ bürgerung 39, 42; der Ehe­ frau zum Anttag auf Entlassung 73, 74. zwischenpunkt (Jnzidentpunkt), im verwaltungsrechtl. Verfahren 19, 33, 35.

Schweitzers braune Han-ausgaben mit Erläuterungen

Crgänzungshest zu *y Woeber/K.

Alscher

Reichs- unö Staatsangehörigkeitsgefeh 4. Auflage Inhalt: Die Bayerische Vollzugsbekanntmachung vom 23. Dez. 1929 mit Verweisungen

1930 München, Berlin und Leipzig I. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier)

I

I. Verweisungen. (Geordnet nach den Seiten der 4. Auflage von WoeberFischer, Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz werden deren Anmerkungen, insbesondere die Verweisungen auf die Bay.VollzVek. nach der neuen im II. Teil des Ergänzungsheftes ab­ gedruckten BayVollzBek. vom 23. Dez. 1929 richtiggestellt;

die Verweisungen können ausgeschnitten und in der 4. Auflage eingeklebt werden.)

S. 20, Zeile 6 ff. Örtliche Zuständigkeit: VollzB. Nr. 1 und Nr. 42. Z« S. 20, Zeile 1« ff.

Örtliche Zuständigkeit:

VollzB. Nr. 1

und Nr. 42.

Z« S. 20, Zeile 35—45: zu streichen!

Ztt S. 21, Zeile 1: Anlage 9. Z« S. 25, Zeile 7 ff. vgl. dazu VollzB. Nr/ 48.

Zl» S. 32, Zeile 5 ff. Zuständigkeit der Bezirksverwaltungsbehörde: VollzB. Nr. 3.

Zu S. 32, Zeile 12 und Zeile 16: VollzB. Nr. 4.

ZU S. 32, Zeile 17: zu streichen!

Zu S. 32, Zeile 18 ff. Die Bezirksverwaltungsbehörde hat den Be­ zirksfürsorgeverband aufzufordern (VollzB. Nr. 6).

Ztt S. 32, Zeile 25—29; zu streichen!

Zu S. 32, Zeile 33: VollzB. Nr. 7. Zu S. 32, Zeile 37: VollzB. Nr 3.

II

Zu S. 32, Zette 43: VollzB. Nr. 10.

Zu S. 32, Zette 44-45: VollzB. Nr. 4 Abs. 3.

Zu S.

33, Zeile 19: VollzB. Nr. 9.

Zu S.

33, Zette 27: VollzB. Nr. 4.

Zu S.

33, Zette 44: VollzB. Nr. 4.

Zu S.

36, Zeile 44 . „Abs. 2" zu streichen!

Zu S. 38, letzte und vorletzte Zeile: Zuständigkeit der Bezirks­ verwaltungsbehörde: VollzB. Nr. 11.

Zu S. 39, Zeile 3: Anlage 8.

ZU S. 39, Zeile 12: VollzB. Nr. 11 ZU S. 39, Zeile 15: VollzB. Nr. 12. Zu S. 39, Zeile 16: Die Bezirksverwaltungsbehörde . . .

Zu S. 39, Zette 23: VollzB. Nr. 13. Zu S. 39, Zeile 24—27: zu streichen!

Zu S. 39, Zeile 30: VollzB. Nr. 15 Abs. 3. Zu S. 39, Zeile 33: VollzB. Nr. 16.

ZU S. 40, Zette 21 ff. VollzB. Nr. 19. Zu S. 43, Zeile 27 ff. Einvernahme des Bezirksfürsorgeverbandes VollzB. Nr. 14.

ZU S. 45, Zeile 4: VollzB. Nr. 15 Abs. 1. Zu S. 45, Zeile 17: Anlage 9. Zu S. 45, Zeile 12: VollzB. Nr. 15 Abs. 2. Zu S. 45, Zeile 20: Anlage 8. Zu S. 45, Zeile 22: Zwanzig Ausfertigungen, VollzB. Nr. 18.

Zu S. 46, Zette 20: VollzB. Nr. 16 und 17.

III

ZU S. 48, Zette 7: VollzB. Nr. 15 Abj. 2.

Zu S. 52, Zette 34 ff. Heeresdienst siehe VollzB. Nr. 20. Zu S. 55, Zette 18/19: Zuständigkeit VollzB. Nr. 21.

ZU S. 56, Zette 5: Anlage 8.

Zu S. 56, Zette 7: VollzB. Nr. 18 Abs. 1. Zu S. 58, Zette 39: VollzB. Nr. 22 Abs. 1.

ZU S. 63, Zette 41: VollzB. Nr. 22 Abs 3.

Z» T. 66, Zette 32: Zuständigkeit der Regierung von Oberbayern K. d. I.! VollzB. Nr. 23.

ZU S.

68, Zette 32; VollzB. Nr. 22 Abs. 3.

ZU S.

68, Zette 36: VollzB. Nr. 24 Abs 1.

Zu ®.

68, Zette 39: VollzB. Nr. 3 und Nr. 16.

Zu S.

68, Zette 40: Anlage 9.

Zu S. 70, Zette 22: VollzB. Nr. 24 Abs. 2. ZU S. 76, Zeile 3: VollzB. Nr. 27 Abs. I.

ZU S. 76, Zeile 6: VollzB. Nr. 27 Abs. 2. . Zu S.

76, Zeile 21: VollzB. Nr. 26.

Zu S.

78, Zeile 18: VollzB. Nr. 26.

Zu S.

79, Zeil« 46: Anlage 9.

Z« S.

80, Zeile 1: VollzB. Nr. 32.

Zu S.

80, Zeile 7 ff. VollzB. Nr. 25 Abs.1 und 2.

Z« S.

81, Zeile 14: VollzB. Nr. 25 Abs.3.

Z« S.

81, Zeile 17 . VollzB. Nr. 29 Abs.2.

Z« S.

81, Zeile 19; VollzB. Nr. 28 Abs 1.

IV Zu S. 82,Zette 20: VollzB. Nr. 30.

Zu S. 84, Zeile 1: VollzB. Nr. 32 Abs. 2. Zu S. 84, Zeile 31. VollzB. Nr. 31 Abs. 1.

ZU S. 84, Zeile 34: VollzB. Nr. 31 Abs. 1. Zu S. 84, Zeile 44: VollzB. Nr. 31 Abs. 2.

Zu S. 84, Zeile 45 ff. Zuständige Behörde: VollzB. Nr. 25 Abs. 2. Zu E. 85, Zeile I ff. Zuständige Behörde: VollzB. Nr. 25 Abs. 2. ZU S. 85, Zeile 42: VollzB. Nr. 28 Abs. 2.

ZU S. 87, Zeile 1: VollzB. Nr. 33. Zu S. 90, Zeile 30 ff. Zuständige Regierung: VollzB. Nr. 34, Nr. 21.

Zu S. 93, Zeile 37 ff. Zuständige Regierung: VollzB. Nr 35, Nr. 21. Zu S. 95, Zeile 6: VollzB. Nr. 36.

Zu S. 96, Zeile 33: VollzB. Nr. 36 Abs. 1. Zu S. 96, Zeile 43: VollzB. Nr. 36 Abs. 2.

Zu S. 98, Zette 10 : VollzB. Nr. 37. ZU G. 106, Zeile 36 ff. hierzu VollzB. Nr. 38. ZU S. 107, Zeile 17: VollzB. Nr. 38 Abs. 2.

Zu S. 108, Zeile 14: VollzB. Nr. 42. Zu S. 108, Zeile 17: Anlage 9.

Zu S. 108, Zeile 20: VollzB. Nr. 43. Zu S. 108, Zette 31: VollzB. Nr. 44. Zu S. 108, Zeile 38 ff. VollzB. Nr. 46. Zu S. 108, Zeile 44: Zu streichen.

ZU S. 109, Zeile 36: VollzB. Nr. 47. Zu S. 111-124, 132-135: Zu streichen. Zu S. 141; MinBek. vom 15. April 1926: Zu streichen. 3u S. 142, MinBek. vom 20. Juli 1927: Zu streichen.

II. Bekanntmachung des Staatsministeriums

des

Innern zum Vollzüge des Reichs- und Staats­ angehörigkeitsgesetzes. Vom 23. Dezember 1929 (GBBl. S. 179 ff.).

1. Zu 8 1. über den bestrittenen Besitz der bayerischen Staatsangehörigkeit entscheidet, wenn diese Frage den 5)auptstreitpunkt des Verfahrens bildet, im ersten Rechtszuge die Bezirksverwaltungsbehörde, in den Städten München, Nürnberg und Fürth die Polizeidirektion. Die örtliche Zuständigkeit bemißt sich nach Ziffer 42 (Gesetz über den Verwaltungsgerichtshof Art. 8 Ziff. 1, Art. 17 Abs. I). 2. Zu 8 4 Abs. II. Wird ein Kind in einer Gemeinde aufgefunden, die einem Be­ zirksamt untersteht, so hat die Ortspolizeibehörde diesem sofort zu berichten. Die Bezirksverwaltungsbehörde (Bezirksamt, in kreisunmittel­ baren Städten der Stadtrat) leitet unverzüglich umfassende Nach­ forschungen nach der Abstammung des aufgefundenen Kindes ein. Bleiben diese ergebnislos, so gilt das in Bayern aufgefundene Kind bis zum Beweise des Gegenteiles als Kind eines Bayern. Die Be­ zirksverwaltungsbehörde des Fundortes hat über die Staatsange­ hörigkeit des Kindes nach Einvernahme seines Vormundes und des Bormundschaftsgerichtes durch schriftliche Verfügung und, wenn Streit über die Staatsangehörigkeit besteht, verwaltungsrechtlich zu entscheiden. Eine Ausfertigung der Verfügung oder des Beschlusses ist dem Vormund und dem Vormundschaftsgericht, eine Abschrift dem Landesfürsorgeverbande zuzustellen. Ist der Fundort nicht zu ermitteln, so hat die Bezirksverwal­ tungsbehörde des ersten bekannten Aufenthaltsortes des Kindes die Nachforschungen einzuleiten und über die Staatsangehörigkeit zu entscheiden. 3. Zu 8 7. Die Aufnahme eines Deutschen steht der Bezirksverwaltungs­ behörde (Bezirksamt, in kreisunmittelbaren Städten dem Stadtrate) zu, in deren Bezirk er sich niedergelassen hat.

2 4. Die Aufnahmegesuche sind bei der Bezirksverwaltungsbehöroe des Niederlassungsortes schriftlich einzureichenoderniederzuschreiben. Der Gesuchsteller hat seine Eigenschaft als Deutscher und seine Nieder­ lassung nachzuweisen. Das Gesuch muß die Angabe enthalten, auf welche Familieuangehörigen sich die Aufnahme erstrecken soll. Der Tag und der Ort der Geburt des Gesuchstellers und seiner Angehörigen sind im Zwei­ felsfalle durch Urkunden darzutun. Die Gesuche sind beschleunigt zu behandeln. 5. Sollen Minderjährige unter elterlicher Gewalt ohne ihre ge­ setzlichen Vertreter oder sollen Personen unter Vormundschaft aus­ genommen werden, so müssen sie das Aufnahmegesuch selbst stellen, wenn sie das 16. Lebensjahr vollendet haben. Das Gesuch bedars der Zustimmung des gesetzlichen Vertreters. Der Vormund hat durch Vorlage der Bestallung nachzuweisen, daß ihm die gesetzliche Ver­ tretung zusteht. In den Fällen des § 7 Abs. II des Gesetzes muß die Zustimmung des Ehemannes (Satz 1) oder des gesetzlichen Ver­ treters (Satz 2), dem die elterliche Gewalt nicht zusteht, schriftlich erklärt sein. Die Unterschrift bedarf der amtlichen Beglaubigung, wenn die Erklärung nicht bei einer öffentlichen Behörde nieder­ geschrieben ist. 6. Die Bezirksverwaltungsbehörde hat den Bezirksfürsorgeverband der Niederlassungsgemeinde zur beschlußmäßigen Äußerung aus­ zufordern, ob er Veranlassung hat, einen Antrag auf M- oder Weg­ weisung des Gesuchstellers nach den §§ 4 oder 5 des Freizügigkeits­ gesetzes zu stellen. 7. Die Bezirksverwaltungsbehörde prüft, ob die Voraussetzungen des § 3 des Freizügigkeitsgesetzes gegeben sind. 8. Ist die fehlende Zustimmung des Mannes zum Aufnahmeantrag einer Ehefrau durch das Vormundschaftsgericht ersetzt, so ist fest­ zustellen, daß die Ersetzung rechtskräftig ist.

9. Ohne vorherige Niederlassung kann die Aufnahme nur aus be­ sonderen Gründen mit Genehmigung des Staatsministeriums des Innern erteilt werden. Zuständig ist die Bezirksverwaltungsbehörde des Aufenthaltsortes des Gesuchstellers. Diese hat zum Zwecke der Erholung der Genehmigung unter gutachtlicher Stellungnahme die Verhandlungen dem Staatsministerium des Innern vorzulegen.

Besitzt der Gesuchsteller keinen Aufenthaltsort innerhalb Bayerns, so ist der Stadtrat München zuständig. Bei der Aufnahme von ehemaligen Sachsen-Coburg-Gothaischen Staatsangehörigen, die die bayerische Staatsangehörigkeit durch die Vereinigung Coburgs mit Bayern nicht erworben haben, ist nach § 3 Halbsatz 2 des Staatsvertrages über die Vereinigung Coburgs mit Bayern vom 14. Februar 1920 (GVBl. S. 335) zu verfahren.

10. Erachtet die Bezirksverwaltungsbehörde die Voraussetzungen der Aufnahme nicht als erfüllt, so läßt sie den Gesuchsteller hiervon unter kurzer Angabe der Gründe verständigen und darüber ver­ nehmen, ob er das Gesuch aufrechthält. In diesem Falle hat die Bezirksverwaltungsbehörde über das Gesuch verwaltungsrechtlich zu entscheiden (Gesetz über den Verwaltungsgerichtshof Art. 8 Ziff. 1, Art. 9 Abs. 1).

11.

Zu 88 8, 10-12, 26 Abs. III, 30, 31, 32 Abs. III. Die Einbürgerungsgesuche sind bei der Bezirksverwaltungs­ behörde des Niederlassungsortes (in kreisunmittelbaren Städten bei dem Stadtrate) schriftlich einzureichen oder niederzuschreiben. Sie müssen alle Angaben enthalten, die zur Ausfüllung des Verzeich­ nisses (Anlage 8) benötigt sind, ferner die Erklärung, ob die gleich­ zeitige Einbürgerung der Ehefrau und der unter elterlicher Gewalt stehenden Kinder beantragt wird. Gesuchsteller unter elterlicher Ge­ walt oder Vormundschaft, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, müssen das Einbürgerungsgesuch selbst unterzeichnen. Der gesetzliche Vertreter, dem die elterliche Gewalt nicht zusteht, hat die Ver­ tretungsbefugnis nachzuweisen. Seine Zustimmung muß schriftlich abgegeben sein. Die Unterschrift bedarf der amtlichen Beglaubigung, wenn die Zustimmung nicht bei einer öffentlichen Behörde nieder­ geschrieben ist. 12.

Die Angaben über die persönlichen Verhältnisse (Namen, Tag und Ort der Geburt, Staatsangehörigkeit, früheres Wehrdienstver­ hältnis, Abstammung usw.) sollen durch Urkunden belegt sein.

13. Die Bezirksverwaltungsbehörde prüft zunächst, ob der Gesuch­ steller unbeschränkt geschäftsfähig ist, ob der Antrag vom gesetzlichen Vertreter oder mit seiner Zustimmung gestellt ist. Dann unterrichtet sie sich über den bisherigen Lebenswandel, die Wohnungsverhältnisse und die wirtschaftliche Lage des Gesuchstellers und seiner Angehöri­ gen. Der Gesuchsteller ist verpflichtet, auf Verlangen die erforder­ lichen Auskünfte zu geben und die nötigen Unterlagen zu beschaffen.

4 14. Der Ofemeinberat (Stabtrat) iuib außerbeni der Be'>irksfürsorgeverbanb bet Nieberlassungsgemembe habea sich beschlußmäßig dar­ über zu äußern, ob bte Erfordernisse des § 8 Abs. I Ziff. 2—4 des Gesetzes erfüllt sind. Die Tatsachen, die der Beschlußfassung zugrundeliegen, müssen aus den Erhebungen, aus gemeindeamt'lichen Bestätigungen oder aus deu Beschlüssen selbst ersichtlich fein. 15. Hatte der Gesuchsteller nach vollendetem 12. Lebensjahre früher in Bayern anderweitig eine Niederlassung oder einen Aufenthalts ort, so ist die Bezirksverwaltungsbehörde des Niederlassungs- oder Aufenthaltsortes über das Einbürgerungsgesuch zu hören. Hat der Gesuchsteller früher bereits einem deutschen Land an­ gehört oder sich in dessen Gebiet aufgehalten, so ist den Behörden dieses Landes Gelegenheit zur Äußerung über das Einbürgerungsgesuch zu geben. Zn diesem Zwecke hat sich die Bezirksverwaltungsbehörde an die Behörden des betreffenden Landes zu wenden, die nach Anlage 9 zur Ausstellung der Einbürgerungsurkunden zu­ ständig sind. Sodann legt die Bezirksverwaltungsbehörde die Verhandlungen mit gutachtlicher Äußerung der Regierung, Kammer des Zirnern, vor.

16. Die Einbürgerung von Ausläubern und Staattosen steht der Regierung, Kammer des Innern, zu, in deren Bezirke sie sich nieder­ gelassen haben (§§ 8, 10—12 des Gesetzes). Die Regierung prüft zunächst, ob die gesetzlicheir Voraussetzungen der Einbürgerung voll­ ständig erfüllt sind und ob keine Tatsachen vorliegen, welche die Besorgnis rechtfertigen, daß die Einbürgerung das Wohl des Reiches oder Bayerns gefährden würde. 17. Entschließt sich die Regierung aus den in Ziff. 16 aufgeführten ober aus anderen Gründen zur Abweisung des Antrages, so läßt sie dem Gesuchsteller eröffnen, daß ihm die Einbürgerung in Bayern nicht in Aussicht gestellt werden kann. In den Fällen, in denen ein im Verwaltungsrechtswege ver­ folgbarer Anspruch auf Einbürgerung besteht (§§ 10, 11, 15, 26 Abs. 3, §§ 31, 32 Abs. 3 des Gesetzes), läßt die Regierung, Kammer des Innern, den Gesuchsteller darüber etnvernehmen, ob er das Gesuch aufrecht hält. In diesem Falle hat die Regierung, Kammer des Innern, verwaltungsrechtlich zu entscheiden (Gesetz über den Verwaltungsgerichtshof Art. 8 Ziff. 1, Art. 9 Abs. I). 18. Zu 8 9. Erachtet die Regierung den Antrag für berücksichtigenswert,

so füllt sie ein Verzeichnis nach Anlage 8 aus. In der letzten Spalte des Verzeichnisses sind erschöpfend die Angaben zu machen, die für die Beurteilung des Antrages von besonderem Werte sind. Ins­ besondere ist anzugeben, ob die nach Ziff. 15 einvernommenen Be­ hörden anderer Länder Bedenken gegen die Einbürgerung geäußert haben. Die Verzeichnisse sind in zwanzigfacher Fertigung bis zum 20. jeden Monats dem Staatsministerium des Innern gesammelt vorzulegen. Am Kopfe des Verzeichnisses ist der Monat der Vorlage einzutragen. Die Verzeichnisse sind mit fortlaufenden Ordnungs­ nummern zu versehen. Die Einbürgerungsurkunde (Anlage 2) darf erst ausgefertigt werden, wenn das Staatsministerium des Innern auf Grund oer Mitteilung des Reichsministeriums des Innern oder der Ent­ scheidung des Reichsrats bestätigt hat, daß gegen die Einbürgerung kein Bedenken besteht. Die vorstehende Bestimmung gilt nicht für die Fälle, auf die § 9 Abs. I des Gesetzes keine Anwendung findet. 19. Die Einbürgerung ist regelmäßig von dem Nachweise der Ent­ lassung aus dem bisherigen Staatsverband abhängig zu machen (vgl. hierzu z. B. Art. 13 des Deutsch-Tschechoslowakischen Staatsangebörigkeitsvertrags vom 29. Juni 1920 RGBl. S. 2284, rati­ fiziert am 12. September 1922, RGBl. II 1922 S. 763). Dieses Nachweises bedürfen nicht die Angehörigen von Staaten, nach deren Gesetzen die Staatsangehörigkeit durch die Einbürgerung in Bayern verloren wird. Auf Grund des Rechtes ihres Heimatstaates sind von dem Nachweise der Entlassung allgemein befreit die Angehörigen von Belgien, Brasilien, Chile, Dänemark, Danzig, Finnland, Italien, Luxemburg, der Niederlande, von Norwegen, Rumänien, Schweden und der Vereinigten Staaten von Amerika. Im übrigen behält sich das Staatsministerium des Innern vor, in besonderen Fällen von dem Nachweise der Entlassung aus der bisherigen Staatsangehörig­ keit zu befreien. Hat ein Gesuchsteller noch die Entlassung aus seiner bisherigen Staatsangehörigkeit nachzuweisen, so ist ihm die Einbürgerung unter der Bedingung zuzusichern, daß dieser Nachweis in angemessener Frist erbracht wird und daß in der Zwischenzeit keine Umstänoe ein­ treten, die zu einer anderen Beurteilung des Einbürgerungs­ antrages Anlaß geben. 20. Zu § 12. Als Heeresdienst im Sinne des § 12 des Gesetzes ist nur ein solcher anzusehen, der unter der Geltung der allgemeinen Wehr­ pflicht abgeleistet wurde. 21. Zu 8 13. Die Einbürgerung steht der Regierung, Kammer des Innern, zu, in deren Bezirke der ehemalige Deutsche die letzte Niederlassung

6 hatte. Besaß der G-esuchsteller keine Niederlassung in Bayern, so ist die Regierung der letzten Niederlassung der Eltern oder des letztlebenden Elternteiles des Gesuchstellers zuständig. Ist hiernach eine Zuständigkeit nicht begründet, so ist die Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, zuständig. Vor der Einbürgerung ist dem Auswärtigen Amte Mitteilung zu machen. Zu diesem Zwecke sind die abgeschlossenen Verhandlungen mit Gutachten und mit einem Verzeichnisse nach Anlage 8 dem Staatsministerium des Innern vorzutegen.

22.

Zu § 14.

Höhere Verwaltungsbehörden sind alle staatlichen Stellen und Behörden, die außer den Zentralstellen nach den jeweils geltenden Vorschriften ermächtigt sind, Anstellungen für die im § 14 des Gesetzes genannten Dienste zu vollziehen oder zu bestätigen. Da für Beamte der Gemeinden und Bezirke eine Bestätigung der Anstellung durch Staatsbehörden nicht in Frage kommt, er­ werben diese Beamten durch ihre Anstellung nicht ohne weiteres die bayerische Staatsangehörigkeit. Für einen Angehörigen eines außerbayerischen deutschen Landes, der zum Beamten einer Ge­ meinde oder eines Bezirkes bestellt wird, besteht daher Veranlassung, um seine Aufnahme nachzusuchen. Nichtbayern erwerben mit der Aushändigung der Anstellungs­ urkunde nach § 16 Abs. I des Gesetzes die bayerische Staatsange­ hörigkeit. Die Urkunde ist ihnen deshalb regelmäßig erst an dem Tag auszuhändigen, an dem die Anstellung wirksam wird.

23. Zu § 15 Abs. II. In den Fällen des § 15 Abs. II des Gesetzes ist die Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, zur Einbürgerung zuständig. 24. Zu 8 16. Nachweis des Tages, an dem die Aufnahme-, Einbürgerungs­ oder Anstellungsurkunde ausgehändigt wurde, ist zu den amtlichen Verhandlungen zu nehmen. In die Aufnahme- und Einbürgerungsurkunde sind alle An­ gehörigen, die mit dem Familienhaupt ausgenommen oder einge­ bürgert werden sollen, mit Namen, Tag und Ort der Geburt ein­ zutragen. Lebt der Gesuchsteller im Auslande, so darf die Urkunde nur durch Vermittlung des zuständigen deutschen Konsulats ausgehändigt werden. 25. Zu 88 17-24. Die Entlassung aus dem bayerischen Staatsverballde steht der Bezirksverwaltungsbehörde (Bezirksamt, bei kreisunmittelbaren Städten dem Stadtrate) zu. Das Entlassungsgesuch ist bei der Bezirksverwaltungsbehörde, in deren Bezirke der Gesuchsteller seine Niederlassung hat oder zuletzt

hatte, schriftlich einzureichen oder niederzuschveiben. Besaß der Ge­ suchsteller keine Niederlassung in Bayern, so ist die Bezirksverwal­ tungsbehörde der letzten Niederlassung der Eltern oder des letztlebenden Elternteiles des Gesuchstellers zuständig. Bei Ehefrauen bemißt sich die Zuständigkeit nach der des Ehemannes, es sei denn, daß die Ehe aufgelöst ist und die Ehefrau seither eine eigene Niederlassung in Bayern hat oder hatte. Ist eine Behörde nach Satz 1 und 2 nicht vorhanden, so ist der SLadtrat München zuständig. Das Gesuch muß alle Angaben enthalten, die in die Entlas­ sungsurkunde (Anlage 3 oder 4) einzutragen sind. Ausdrücklich ist anzugeben, ob sich die Entlassung auch auf die Ehefrau und die Kinder erstrecken soll. 5)eimatschein und Staatsangehörigkeitsaus­ weis, die sich im Besitze des Gesuchstellers befinden, sind dem An­ träge beizufügen. 26. Zu 8 19. Der Vormund und der Beistand haben die Bestallung nachzu­ weisen. In den Fällen, in denen die Genehmigung des Vormund­ schaftsgerichts erforderlich ist, haben die gesetzlichen Vertreter ihre Unterschrift vor einer öffentlichen Behörde niederzuschreiben oder amtlich beglaubigen zu lassen. 27. Bedarf der Antrag auf Entlassung einer Person unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft der Genehmigung des deutschen Vor­ mundschaftsgerichts, so hat die Bezirksverwaltungsbehörde die ab­ geschlossenen Verhandlungen an das nach den §§ 36, 43 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (RGBl. 1898 S. 776 ff.) zuständige deutsche Vormundschaftsgericht zur Be­ schlußfassung über die Erteilung der Genehmigung zu leiten. Ist nach § 36 Abs. I oder II Satz 1, § 43 kein deutsches Vormirndschaftsgericht zuständig, so hat die Bezirksverwaltungsbehörde die Akten dem Staatsministerium der Justiz zur Bestimmung des zuständigen Vormundschaftsgerichts vorzulegen. Vor der Verbescheidung des Gesuches hat die Bezirksverwal­ tungsbehörde bei dem Staatsanwalt anzufragen, ob er von dem Rechtsmittel der Beschwerde gegen die Entscheidung des Vormund­ schaftsgerichts Gebrauch macht. 28. Zu 88 20—23. Weist der Gesuchsteller nach, daß er und die Angehörigen, die mit ihm entlassen werden sollen, die Staatsangehörigkeit in einem anderen deutschen Lande besitzen und sich gemäß § 20 des Gesetzes Vorbehalten, so haben weitere Ermittlungen zu unterbleiben. Wird die Entlassung ohne Vorbehalt der Staatsangehörigkeit in einem anderen Lande beantragt, so hat die Bezirksverwaltungs­ behörde zu erheben, ob der Entlassung keine Bedenken vom Stand­ punkte der Polizei oder Strafrechtspflege oder der gesetzlichen Unter­ haltspflicht oder wegerr Rückständen mit öffentlichen Leistungen ent-

8 gegenstehen. In solchen Fällen sind die erforderlicheil Maßnahmen zu treffen. 29. Tie Erklärung über den Vorbehalt der Staatsangehörigkeit in einem anderen deutschen Land ist an die in Ziff. 25 bezeichnete Bezirksverwaltungsbebörde zu richten. Ter Gesuchsteller hat den Besitz dieser Staatsangehörigkeit durch eine amtliche Urkunde aus jüngster Zeit nachzuweisen. 30. Bestehen Zweifel, ob die Voraussetzungen des § 22 erfüllt sind, so hat sich die Bezirksverwaltungsbehörde, soweit Beamte in Frage kommen, an die vorgesetzte Dienststelle, soweit Offiziere oder Mann­ schaften in Frage kommen, an den Truppenteil zu wenden. 31. Nachweis des Tages, an dem die Entlassungsurkunde ausge­ händigt wurde, ist zu den amtlichen Verhandlungen zu nehmen. Lebt der Gesuchsteller im Auslaude, so darf die Entlassungsurkunde nur durch Vermittlung des zuständigen deutschen Konsulats aus­ gehändigt werden. Die mit den Entlassungsgesuchen vorgelegten Heimatscheine und Staatsangehörigkeitsausweise sind bei der Aushändigung der Ent­ lassungsurkunde einzuziehen, soweit ihre Gültigkeit mit der Ent­ lassung erlischt. Das gleiche gilt von Pässen, die sich im Besitze der entlassenen Person befinden. 32. Die Bezirksverwaltungsbehörde hat die vorbehaltlose Entlassung den deutschen Ländern mitzuteilen, denen der Entlassene angehört. Die Mitteilung ist an die zur Ausfertigung der Entlassungsurkunden zuständigen Behörden (Anlage 9) zu richten. Ist die örtlich zu­ ständige Behörde nicht bekannt, so ist die Mitteilung dem Staatsministerium des Innern zur Weiterleitung vorzulegen.. Die vorbehaltlose Entlassung einer Person, die Anspruch auf Pension, Wartegeld, Ruhegehalt, Witwen- oder Waisengeld, Witwen-, Waisen-, Eltern- oder Enkelrente hat, ist der auszahlenden Stelle mitzuteilen. 33. Zu § 24 Abs. I und § 30. Gilt eine Entlassung nach § 24 Abs. I des Gesetzes als nicht erfolgt oder wird der Entlassene nach § 30 des Gesetzes wieder­ eingebürgert, so ist die Entlassungsurkunde einzuziehen. 34. Zu § 25 Abs. II. Die Genehmigung zur Beibehaltung der bayerischen Staats­ angehörigkeit erteilt die Regierung, Kammer des Innern. Sie legt die Verhandlungen zur Einvernahme des Konsuls dem Staatsmini­ sterium des Äußern vor, falls nicht der Konsul zu dem Anträge bereits Stellung genommen hat.

Die örtliche Zuständigkeit giss. 21.

der Regierung

bestimmt sich nach

35. Zu § 26 Abs. III. Die Einbürgerung steht der Regierung, Kammer des Innern, zu, in deren Bezirk sich der ehemalige Deutsche niedergelasseir hat. Trifft diese Voraussetzung nicht zu, so bestimmt sich die Zuständigkeit nach Ziff. 21. 36. Zu §§ 27, 28. Zentralbehörde ist das Staatsministerium des Innern. Die Aufforderung zum Austritt aus ausländischen Staats­ diensten (§ 28 Abs. I des Gesetzes) steht dem Staatsministerülm des Äußern zu, wenn sie nicht im Namen des Reiches im allgemeinen ergeht. 37. Zu § 29. Die Familienangehörigen, auf die sich der Wiedererwerb der Staatsangehörigkeit nach § 29 des Gesetzes erstreckt, sind in der Einbürgerungsurkunde mit Namen, Tag und Ort der Geburt an­ zugeben. 38. Zu § 38. Für die Erteilung von Aufnahme-, Einbürgerungs- und Ent­ lassungsurkunden werden nachstehende Gebühren erhoben: a) für Aufnahmeurkunden (§ 7 des Gesetzes) eine Gebühr von 10 Wl; bei nachgewiesener oder offenkundiger Bedürftigkeit oder aus Billigkeitsgründen kann die Gebühr auf Antrag bis auf 3 M ermäßigt oder ganz erlassen werden; b) für Einbürgerungsurkunden in den Fällen der §§ 10, 11, 12, des § 15 Abs. II erster Halbsatz und des § 31 des Gesetzes ssine Gebühr von 20 ftM; bei nachgewiesener oder offenkundiger Be­ dürftigkeit oder aus Billigkeitsgründen kann die Gebühr auf Antrag bis auf 5 M ermäßigt oder ganz erlassen werden; c) für Urkunden über die Einbürgerung oder die Anstellung von Ausländern eine Gebühr von 50 bis 1000 wenn nicht dem Eingebürgerten oder Angestellten ein Rechtsanspruch auf Ein­ bürgerung zusteht (siehe Buchstabe b); bei nach gewiesen er oder offenkundiger Bedürftigkeit des Gesuchstellers kann die Gebühr auf Antrag bis auf 5 M ermäßigt werden; d) für Entlassungsurkunden im Falle des § 21 des Gesetzes eine Gebühr von 10 in den übrigen Fällen eine Gebühr von 50 M; bei nachgewiesener oder offenkundiger Bedürftigkeit oder aus Billigkeitsgründen kann die Gebühr auf Antrag bis auf 3 M ermäßigt oder ganz erlassen werden. Die Vorbehandlung der Aufnahme-, Einbürgerungs- und Ent­ lassungsgesuche ist bei den Bezirksverwaltungsbehörden sowie allen staatlichen Stellen und Behörden gebührenfrei (Kostengesetz vom 16. Februar 1921 Art. 157).

10 39. Zu ß 39. Die Formblätter für die Anlagen 1—8 sind von den zuständigen Stellen und Behörden zu beschaffen und aus den Mitteln für Ge­ schäftsbedürfnisse zu bezahlen. 40. Tie .Heimatscheine (Anlage 5) werden in besonderer Ausstattung hergestellt. Sie sind unmittelbar bei der Reichsdruckerei (Berlin SW., Oranienstr. 91) zu bestellen. Die Reichsdruckerei ist im Besitze des bayerischen Wappenstempels. Die Truckkosten belaufen sich bei Sammelbestellungen die den Bedarf für das laufende Jahr umfassen uird bis zum 31. Oktober bei der Reichsdruckerei eingehen müssen, so daß die Be­ stellungen zusammerr gedruckt werderr können: bis zu 50 Stück.................................................. auf 4.— für 51—100 Stück........................................... auf 5.50 2)1, für je weitere, im Anschlusse gedruckte 100 Stück auf 3.— 2H, für je 1000 Stück............................................ auf 30.— 2)1, für je weitere, im Anschlusse gedruckte1000 Stück auf *25.— 2)1, für den besonderen Eindruck......................... auf 4.— 2)L Bei Nachbestellungen, die einzeln gedruckt werden müssen: bis zu 50 Stück........................................................ auf 10.— 2)1, für 51—100 Stück.......................................... , . auf 1*2.— 2)1, für je weitere, im Anschlusse gedruckte 100 Stück auf 3.50 2)1, für je 1000 Stück.................................................. auf 4*2.— 2)1, für je weitere, im Anschlusse gedruckte 1000 Stück auf 28.— 2)1, für den besonderen Eindruck............................... auf 4.— 2)1. 41. Tie Aufnahme- und Entlassungsurkunden sowie die Staats­ angehörigkeitsausweise (Anlage 1, 3, 4 und 6) lassen die Re­ gierungen, Kammern des Innern, herstellen und am rechten oberen Rande mit ihrem Siegel versehen. Die Bezirksverwaltungsbehörden erhalten die benötigten Formblätter auf Bedarfsauzeige vou der vorgesetzten Regierung, Kammer des Innern, gegen Ersatz der 5)erstellitngskosten geliefert. Aufnahme- und Entlassungsurkunden sowie Staatsangehörig­ keitsausweise dürseit nur auf den vorgeschriebenen Formblättern ausgefertigt werden. 42. Tie Heimatscheine und Staatsangehörigkeitsausweise sowie Be­ stätigungen über den Nichtbesitz der bayerischen Staatsangehörigkeit (Anlagen 5, 6 und 7) stellt die Bezirksverwaltungsbehörde, in den Städten München, Nürilberg und Fürth die PoUzeidirektivn aus. Örtlich zuständig ist die Behörde, in deren Bezirke der Gesuchstelter seine Niederlassung hat oder zuletzt hatte. Besaß der Gesuchsteller keine Niederlassung üi Bayern, so ist die Bezirksverwaltungsbehöroe der letzten Niederlassung der Eltern oder des letztlebendeil Eltern­ teiles des Gesuchstellers zuständig. Bei Ehefrauen bemißt sich die

Zuständigkeit nach der des Ehemannes, es sei denn, daß die Ehe aufgelöst ist und die Frau seither eine eigene Niederlassung in Bayern hat oder hatte. Ist eine Behörde nach Satz 2 und 3 nicht vor­ handen, so ist die Polizeidirektion München zuständig.

43. Die Gültigkeit des Heimatscheines kann bis zu einem Zeitraume von 10 Jahren bemessen werden. 44. Ter Heimatschein ist zu versagen, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, daß der Heimatschein in den Händen des Inhabers die Aufrechthaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung oder sonstige erhebliche deutsche Belange gefährden würde. Der Heimatschein ist ferner zu versagen, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, daß der Gesuchsteller den Heimatschein be­ nutzen will, um a) sich einer Strafverfolgung oder Strafvollstreckung zu entziehen, b) sich seinen Steuerpflichten zu entziehen, c) sich seiner Dienstverpflichtung in der Reichswehr zir entziehen, d) in fremde Heeresdienste einzutreten. Der Heimatschein kairn versagt werden, wenn Tatsachen die An­ nahme rechtfertigen, daß der Gesuchsteller den Heimatschein benutzen will, um sich feinen gesetzlichen Unterhaltspflichten zu entziehen.

45. Ter Gesuchsteller ist bei Anlaß darauf aufmerksam zu machen, daß der Heimatschein die in ausländischen Staaten besonders vor­ geschriebenen Reise- oder Ausweispapiere (Paß, Wanderbücher, Dienstbotenbücher) nicht ersetzt. 46. Heimatschein und Staatsangehörigkeitsausweis sind im Jnlande dem Gesuchsteller persönlich, allenfalls durch Vermittlung der für seinen Wohnort zuständigen Verwaltungsbehörde auszuhändigen. Den im Auslande wohnenden Gesuchstellern können Heimatscheine unmittelbar durch die Post übersandt werden. Eine Aus­ händigung der Scheine durch die deutschen Konsularbehörden hat ausnahmsweise nur dann stattzufinden, wenn sie von den Be­ teiligten selbst beantragt wird oder aus besonderen Gründen ver­ anlaßt ist. Tie Heimatscheine sind, soweit angängig, durch Einschreibbrief gegen Rückschein (gegebenenfalls unter Nachnahme der erwachsenen Kosten) und mit dem Vermerk auf dem Briefumschlag „Nur an den Empfänger persönlich auszuhändigen!" zu übersenden.

47. Zu § 40. Das Verfahren bemißt sich nach dem Gesetz über den Ver­ waltungsgerichtshof.

12 Im ersten Rechtszug entscheidet bei Anträgen auf Aufnahme oder auf Entlassung die Bezirksverwaltungsbehörde (Bezirksamt, in kreisunmittelbaren Städten der Stadtrat), bei Anträgen auf Ein­ bürgerung der verwaltungsrechtliche Senat der Negierung, Kammer des Innern, im zweiten Rechtszuge der Verwaltungsgerichtshvf.

48.

Staatsangehörigkeitsangaben in den Einwohnerverzeichnissen. Die Staatsangehörigkeit der Einwohner wird in den Ein­ wohnerverzeichnissen (Melderegistern) vorgetragen. Dieser Eintrag hat zwar nicht die Bedeutung einer Feststellung der Staatsange­ hörigkeit, seine Zuverlässigkeit ist jedoch von großer praktischer Be­ deutung. Um diese Verlässigkeit zu erhöhen, ist folgendes zu beachten: 1. Neu zuziehende Personen sind aufzufordern, sich über ihre Staatsangehörigkeit durch einen Staatsangehörigkeitsausweis, einen Heimatschein, eine Einbürgerungsurkunde oder auf sonstige Art ein­ wandfrei auszuweisen. Kann ein solcher Nachweis nicht erbracht werden, so hat die Gemeindebehörde oder das Einwohneramt weitere Ermittlungen anzustellen. Erst wenn hinreichend Klarheit geschaffen ist, darf die Spalte Staatsangehörigkeit im Einwohnerverzeichnrs ausgefüllt werden. Dabei ist zu vermerken, auf welche Art der Nach­ weis der Staatsangehörigkeit erbracht worden ist, z. B. „Bayer, laut Staatsangehörigkeitsausweis des Bezirksamts E. vom.......... 2. Die Verwaltungsbehörden haben zum Zwecke der Ergänzung oder Richtigstellung des Einwohnerverzeichnisses der Gemeinde­ behörde oder dem Einwohneramte des Wohnsitzes der betreffenden Person Mitteilung zu machen a) von jeder ihnen bekannt werdenden Veränderung in den Staatsangehörigkeitsverhältnissen (insbesondere durch Ein­ bürgerung, Aufnahme, Anstellung im Reichs- oder Staats­ dienst, Entlassung, Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit), b) von jeder im Verwaltungsrechtsverfahren nach Art. 8 Ziff. 1 des Gesetzes über den Verwaltungsgerichtshof erlassenen rechts­ kräftigen Entscheidung, c7 von jeder Ausstellung eines Staatsangehörigkeitsausweises oder Heimatscheines, d) von allen Feststellungen über den Besitz einer außerbayerischen Staatsangehörigkeit, die auf ihre Veranlassung (z. B. aus Anlaß eines Paßgesuches) durch die zuständige Behörde des Heimatstaates getroffen worden sind. In der Mitteilung ist jeweils anzugeben, wie der Eintrag im Einwohnerverzeichnisse zu lauten hat, z. B. „Bayer, laut Einbürge­ rungsurkunde der Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, vom........ " oder „Württemberger, laut Mitteilung des Oberamtes Ulm vom........ ".

3. Die Gemeindebehörden und Einwohnerämter haben darauf Bedacht zu nehmen, auch sonstige amtliche Mitteilungen über die Staatsangehörigkeitsverhältnisse der in den Einwohnerverzeichnissen ausgeführten Personen durch Einträge in der Spalte Staatsange­ hörigkeit festzuhalten. 4. Teilt eine Gemeindebehörde oder ein Einwohneramt einer anderen Behörde mit, welche Staatsangehörigkeit im Einwohner­ verzeichnisse vorgetragen ist, so ist auch ein etwaiger Vermerk über die Art des Nachweises der Staatsangehörigkeit mitzuteilen. Ist ein solcher Vermerk nicht vorhanden, so ist der Mitteilung der Staatsangehörigkeit beizusetzen: „nicht nachgewiesen". In gleicher Weise ist bei der Erteilung von Abmelde- und Abzugsbescheini­ gungen (Art. 2 des Aufenthaltsgesetzes vom 21. August 1914 — GVBl. 1915 S. 590 — und Ziff. 1 der MB. vom 5. Oktober 1915 — GVBl. S. 273) zu verfahren, wenn in diesen Bescheinigungen Angaben über die Staatsangehörigkeit gemacht werden.

Austausch von Einbürgerungsmitteilungen. 49. Ein Austausch von Einbürgerungsmitteilungen findet statt zwischen den deutschen Ländern einerseits und der Freien Stadt Danzig, Mexiko und den Niederlanden andererseits. Bei Ein­ bürgerung eines Angehörigen dieser Staaten ist jeweils eine Nach­ weisung nach Anlage 10 dem Staatsministerium des Innern vor­ zulegen. 50. Statistik. Die Bezirksverwaltungsbehörden haben alljährlich bis 15. Januar der vorgesetzten Regierung, Kammer des Jnyern, für das abge­ laufene Jahr eine Übersicht nach Anlage 12 zu übersenden. Die Regierungen, Kammern des Innern, stellen die Vorlagen der Be­ zirksverwaltungsbehörden zusammen und übersenden dem Stati­ stischen Landesamte bis 1. Februar für das abgelaufene Jahr eine Übersicht nach Anlage 11. 51. Aufgehoben werden: die Ministerialbekanntmachung vom 3. März 1916 (MABl. S. 21 ff.), „ „ vom 16. Nov. 1918 (MABl. S. 343 ff.), „ „ vom 27. Nov. 1918 (MABl. S. 351), „ Ministerialentschließung vom 13. Dez. 1919 Nr. 5604 b 45 (MABl. S. 333), „ „ vom 9. August 1920 Nr. 5604 b 43 (StAnz. Nr. 190), „ Ministerialbekanntmachung vom 12. Jan. 1921 (MABl. S. 6), „ „ vom 7. Febr. 1922 (MABl. S. 61), „ Ministerialentschließung vom 17. Mai 1923 Nr. 4004 b 8 (MABl. S. 47),

14

19. Mai 1923 (MABl. S. 45), 16. Juli 1924 (MABl.3.112), 17. Nov. 1924 (MABl. S. 159), 17. Nov. 1924 (MABl. 3. ICO), 20. Jan. 1925 (MABl. S. 10), 15. April 1926 Nr. 4004 b 13 (MABl. 3. 53), „ Ministerialbekanntmachung vom 20. Juli 1927 (3tAnz. Nr. 165), „ Ministerialentschließung vom 24. Nov. 1927 Nr. 2557 c 12 (MABl. 3. 65), ferner die nicht veröffentlichte Ministerialentschließung vom 27. Nov. 1919 Nr. 5604 b 40, „ vom 23. Jan. 1920 Nr. 5604 b 5, „ vom 5. März 1920 Nr. 5604 b 14, „ vom 5. März 1921 Nr. 5604 b 16, „ vom 15. Juni 1927 Nr. 4004 b 14, „ vom 13. Sept. 1927 Nr. 4004 b 28, „ vom 10. April 1928 Nr. 4004 b 2, „ vom 27. Juli 1928 Nr. 4004 b 7.

die Ministerialbekanntmachung vom „ „ vom „ „ vom „ „ vom „ „ vom „ Ministerialentschließung vom

15 Anlage 1 unverändert (S. 125)

Anlage 2 (S. 126; zu streichen lediglich in Zeile 10 (§ 1626 BGB)

Anlage 3 unverändert (S. 127) Anlage 4 unverändert (S. 128)

Anlage 5 unverändert (S. 129)

Anlage 6 unverändert (S. 130)

Anlage 7.

Deutsches Reich Freistaat Bayern.

Bestätigung. D............ (Namen, Stand und Wohnort) .................................... geboren am.................................... in.............................................................

wird bestätigt, daß sowie seine Ehefrau ....................................., geborene............................... , und folgende von ihm kraft elterlicher Gewalt gesetzlich vertretene Kinder: 1................................ geboren am............................... in................................ ,

2................................



„ ............................... in.............................. ,

$.....................



,, ............................... in.............................. ,

die Staatsangehörigkeit im Freistaate Bayern nicht besitz........ und somit kein....... Deutsch............................................................. ............ , den..................................... 19............

tcgd

Bezirksamt (Polizeidirektion) Stad trat (Unterschrift.)

Anlage 8 unverändert wie bisher Anlage 7 (S. 131)

16

Anlage 9.

Verzeichnis derjenigen Behörden, die befugt sind:

Staatsangehörigkeitsausiveise und Heimatscheine auszufertigen, Aufnahme-, Einbürgerungs- und Entlassungsurkunden auszufertigen, die Genehmigung zur Beibehaltung der Staatsangehörigkeit (§ 25 Abs. 2) erteilen.

1. 2. 3.

Behörden, die befugt sind: Lfd. Nr.

1

Land

2

1

Preußen

2

Bayern

Staatsangehörigkeitsausweise und Heimatscheine auszufertigen

3

Aufnahme-, Die Genehmigung zur Einbürgerungs- und Beibehaltung der Entlassungsurkunden Staatsangehörigkeit auszufertigen (§25 Abs. 2) zu erteilen

4

5

die Regierungspräsidenten; für die Regierungspräsi­ wie in Spalte 4 Berlin der Polizeipräsident, denten; für Berlin bis auf weiteres auch die Po­ der Polizeipräsident lizeipräsidenten in Frankfurt a. M., Wiesbaden, Köln, Hannover, Kiel und Königs­ berg ; soweit es sich um Gebiete i handelt, die infolge der Be­ stimmungen des Versailler Vertrages abgetreten worden sind, ist der Regierungsprä ­ sident zuständig, zu dessen Bezirke das betreffende Ge­ biet vor der Abtretung gehört hat. Der Regierungspräsident in Schneidemühl ist zuständig für die abgetretenen Teile der ehemaligen Regierungsbe ­ zirke Danzig, Bromberg und Posen sowie für die Kreise Flatow, Konitz und Schlochau. die Bezirksämter und Siadträte die Kreisregierungen, die Kreisregierungen, Kammern d. Innern der unmittelbaren Städte*), K. d. I., für Einbür­ gerungsurkunden ; in den Städten München, Nürnberg und Fürth die im übrigen die Be­ Polizeidirektion. zirksämter und die Stadträte der un­ mittelbaren Städte.

*) Den Kreisregierungen sind zur Zeit außer München, Nürnberg und Fürth unmittelbar untergeordnet folgende Städte: Amberg, Ansbach, Aschaffenburg, Augsburg, Bad Kissingen, Bamberg, Bayreuth, Coburg, Deggendorf, Dillingen, Dinkelsbühl, Donauwörth, Eichstätt, Erlangen, Forchheim, Frankenthal, Freising, Günzburg, Hof, Ingolstadt, Kaiserslautern, Kaufbeuren, Kempten, Kitzingen, Kulmbach, Landau (Pfalz), Landsberg, Landshut, Lindau, Ludwigshafen a. Rh., Marktredwitz, Memmingen, Neuburg, Neumarkt i. O., Neustadt a. H., Neustadt b. Cob., Neu-Ulm, Nördlingen, Nürnberg, Passau, Pirmasens, Regensburg, Reichenhall, Rodach, Rosenheim, Rothenburg o. T., Schwabach, Schwandorf, Schweinfurt, Selb, Speyer, Straubing, Traunstein, Weiden, Weißenburg i. B., Würzburg, Zweibrücken.

Behörden, die befugt sind:

Lfd. Nr.

1

Land

Staatsangehörigkeitsausweise und Heimatscheine auszufertigen

2

3

die Amtshauptmannschaften und die Stadträte in Städten, denen die Geschäfte der unteren StaatsverwaltungsbeHörde voll übertragen sind im Auftrage der KreishauptMannschaften 4 Württemberg das Polizeipräsidium Stuttgart und die Oberämter 0 Baden die Bezirksämter das Thür. Ministerium des 6 Thüringen Innern in Weimar, das mit der Ausfertigung der Staats­ angehörigkeitsausweise und Heimatscheine die thür. Land­ räte Stadtroda, Weimar, Eisenach, Meiningen, Hild­ burghausen, Sonneberg, Schleiz, Greiz, Altenburg, Gera, Saalfeld, Rudolstadt, Arnstadt, Gotha, Sonders­ hausen und die Kreisabtei­ lung Camburg und die Stadtvorstände in Gera, Jena, Gotha, Weimar, Eisenach, Altenburg, Greiz, Apolda, Arnstadt und Zella-Mehlis beauftragt hat. die Hessischen Kreisämter 7 Hessen Hamburg 1. für das Hamburgische Staats­ 8 gebiet: die Polizeibehörde in Hamburg; 2. für das Hamburgische Amt Ritzebüttel: namens der Po­ lizeibehörde in Hamburg der Amtsverwalter in Cuxhaven 9 Mecklenburg das Ministerium des Innern in Schwerin die Kreisdirektionen und das 10 Braun­ schweig Polizeipräsidium in Braun­ schweig 1. für den Landesteil Olden­ 11 Oldenburg burg: die Ämter und die Ma­ gistrate der Städte I. Kl.*) 2.für den Landesteil Lübeck: die Regierung in Eutin und der Stadtmagistrat daselbst

3

Aufnahme-, Die Genehmigung zur Einbürgerungs- und Beibehaltung der Entlassungsurkunden Staatsangehörigkeit auszufertigen (§25 Abf.2)zu erteilen

4

!

5

die

Sachsen

‘ ; i ; j

Kreishauptmann- das Ministerium des schäften Bautzen, Innern Chemnitz, Dresden, Leipzig, Zwickau

wie in Spalte 3

das Ministerium des Innern wie in Spalte 3 wie in Spalte 3 das Thür. Ministe­ rium des Innern in Weimar

wie in Spalte 3 wie in Spalte 3

wie in Spalte 3 wie in Spalte 3

wie in Spalte 3 wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

der Braunschweigische Minister des Innern

>1. für den Landesteil das Ministerium des j Oldenburg: das Mi- ■ Innern in Oldenburg 1 nisterium des Innern '2. für den Landesteil i Lübeck: die Regiei rung in Eutin

i *) d. s. z. 3t. die Städte: Oldenburg, Varel, Jever, Luftringen und Delmenhorst.

18 Behörden, die befugt sind: Lfd. Nr.

Land

1

2

Die Genehmigung zur Aufnahme-, Einbürgerungs- unb Beibehaltung ber Entlassungsurkunben Staatsangehörigkeit (§ 25 Abs. 2) zu erteilen auszufertigen

Staatsangehörigkeitsausweise und Heimatscheine auszufertigen 3

3. für den Landesteil Birkenselb: die Regierung in Birkenfeld 12 Anhalt die Regierung, Abt. d. Innern, in Dessau. Mit der Aus­ fertigung der Staatsange­ hörigkeitsausweise sind die­ jenigen Kreispolizeibehörden (sämtl. 2lnhaltische Kreis­ direktionen und die Polizei­ verwaltungen in Dessau, Köthen, Zerbst und Bernburg) beauftragt, in deren Verwal­ tungsbezirke der Nachsuchende seinen Wohnsitz hat ober, so­ fern er einen Wohnsitz in Anhalt nicht mehr hat, seinen letzten Wohnsitz in Anhalt gehabt hat 13 Bremen 1. für bas Stabt- unb Lanbgebiet Bremen sowie für bie Stabt Vegesack: biePolizeidircktion Bremen; 2. für bie Hafenstabt BremerHaven: bas Amt in BremerHaven 14 Lippe bie Lippische Regierung in Detmolb 15 Lübeck bas Stabt- unb Lanbamt in Lübeck 16 Mecklenburg- bas Ministerium, Abteilung bes Strelitz Innern, in Neustrelitz 17 Schaumburg- die Lanbesregierung in Bücke­ burg Lippe

4

Oldenburg

5

3. für ben Lanbesteil Birkenfelb: bie Re­ gierung i.Birkenfelb bie Regierung, Abt. wie in Spalte 4 bes Innern, in Dessau

, wie in Spalte 3 i i 1 ' !

bie Polizeikommission bes Senats

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3

wie in Spalte 3.

! wie in Spalte 3 ' wie in Spalte 3 i

wie in Spalte 3.

j

wie in Spalte 3.

19

Anlage 10.

Nachweisung. über die

Einbürgerung

Staatsangehörigen

eines

in Bayern auf Grund des § ........................... 22. Juli 1913. 1.

des Reichs- und Staatsangchörigkeitsgcsetzes vom

Des Eingebürgerten

a) Bor- und Zuname: ........................................................................................................ b) Geburtsort: .................... .............................. ..................... ........................................... c) Geburtstag: .............................................................................................. ....................... d) letzter Wohnsitz oder Aufenthalt des Eingebürgerten in seinem bisherigen Heimatstaate: ......................................................................... e) falls der Eingebürgerte keinen Wohn­ sitz oder Aufenthalt in seinem bishe­ rigen Heimatstaate hatte oder falls dieser unbekannt, letzter Wohnsitz oder Aufenthalt des Vaters daselbst:

2.

a) Tag der Ausfertigung der Einbürgerungs-(Anstellungs-)rirkunde b) Tag, an dem durch Aushändigung der Einbürgerungs-(Anstellungs-)Urkunde die Einbürgerung — gemäß 16 Abs. 1 a. a. O. — wirksam geworden ist:

3.

Namentliche Bezeichnung der mit ein­ gebürgerten Familienmitglieder — § 16 Abs. 2 a. a. O. — mit Angabe des Ge­ burtsorts und des Geburtstags:

4. Bemerkungen (wenn möglich sind hier die Vornamen sowie das Datum und der Ort der Geburt des Vaters des Einge­ bürgerten anzugeben):

den

(Bezeichnung der Behörde).

19

.

20

Anlage 11. Regierungsbezirk................................................................... Jahr........................

Vollzug des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes.

8 ! 10 1

7

Nach § Zahl der

11

12

13

15 Abs 2.

31

21

des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes

Ausgenommen

männlich weiblich

Eingebürgerten

männlich weiblich

Entlassenen

männlich weiblich

j l

1

|

I i

Anlage 12 Bezirksamt Stadtrat

Jahr.......................

Vollzug des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes. § 7

Zahl der

Nach

Aufgenommenen

männlich weiblich

Entlassenen

männlich weiblich

|

§21

|

§22

des Reichs- und Staatsangehörigkeits­ gesetzes