Kirchengemeindeordnung für das Königreich Bayern vom 24. September 1912 mit den Vollzugsvorschriften [Reprint 2020 ed.] 9783112349106, 9783112349090


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German Pages 597 [600] Year 1914

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungen
Nachträge und Berichtigungen
A. Einleitung
B. Text der Kirchengemeindeordnung vom 24. September 1912
C. Kirchenwahlordnung samt Anlagen
D. Bekanntmachungen des Kultusministeriums über die Wahlen
E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung
F. Königliche Verordnung, Inkraftsetzung der Kirchengemeindeordnung für die protestantische Kirche der Pfalz betreffend
G. Vollzugs- rc. -Vorschriften
H. Anhang
Alphabetisches Sachregister
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Kirchengemeindeordnung für das Königreich Bayern vom 24. September 1912 mit den Vollzugsvorschriften [Reprint 2020 ed.]
 9783112349106, 9783112349090

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Uirchengemeindeordnung für da; Königreich Sayern vom 24. September (9(2

mit den Vollzugsvorfchrlften.

Handausgabe mit Erläuterungen

von

Dr. Ernst Langheimich, K Bezirksamtsasieffor in Bad Kiffingen.

München, Berlin und Leipzig. 3- Schweitzer Verlag (Arthur Seilter).

Vorwort Die vorliegende Handausgabe will nicht nur den Justizund Verwaltungsbehörden, sondern insbesondere auch den mit dem unmittelbaren Vollzug des Gesetzes befaßten Kirchenver­ waltungsvorständen ein Führer durch den ungewöhnlich schwie­ rigen Stoff des Gesetzes sein. Es haben deshalb die Abschnitte, welche nach meinen amtlichen Erfahrungen dem Vollzug die größten Schwierigkeiten bieten und welche in der Praxis am häufigsten Anwendung finden, eine besonders sorgfältige Be­ handlung erfahren. Allen Bedürfnissen Rechnung zu tragen mag freilich bei der Vielseitigkeit des Gesetzes und der Viel­ gestaltigkeit der die Praxis bewegenden Fragen, sowie bei der im Rahmen einer Handausgabe gebotenen Kürze nicht immer gelungen sein. Ich bin daher für weitere Wünsche und An­ regungen aus der Praxis, wie sie schon bisher vielfach an mich gelangten, nur dankbar. Die Allgemeinen Vollzugsvorschriften vom 19. Oktober 1912 sind in die Erläuterungen derjenigen Artikel ausgenommen worden, zu denen sie gehören. Die er­ forderlichen Erläuterungen zur Kirchenwahlordnung sind in die auf die Wahlen bezüglichen Bestimmungen des Gesetzes (Art. 42—52 KGO.) eingearbeitet. Zu größerer Uebersicht hat dieser Abschnitt des Gesetzes zusammenfassende Vorbemerkungen erhalten. Da die zur KGO. einschlägigen Gesetze, Verord­ nungen und Ministerial-Entschließungen — namentlich soweit sie aus älterer Zeit stammen — den Kirchenverwaltungsvor­ ständen vielfach nicht zur Hand sind, so sind die wichtigsten hievon teils vollständig, teils auszugsweise in einem Anhang beigegeben. Eine Uebersicht über das bisherige Recht gibt die Einleitung. Das Manuskript zur letzten Lieferung lag schon seit längerer Zeit fertig vor. Die Herausgabe hat sich verzögert, weil das Erscheinet der VörwaltüngsördNung abgewartet Wörden wollte.

Kissingen, im November 1913.

Langheinrich.

Inhaltsverzeichnis. Sette Vorwort...............................................................................................................III Inhaltsverzeichnis......................................................................................V Abkürzungen........................................................................................ VUI A. Einleitung. I. Geschichtliches. A. Die Grundlagen des bayerischenKirchenstaatsrechts ... B. Die Entwicklung des Kirchenvermögensverwaltungsrechts im rechtsr Bayern vonder Verfassungsurkundebis zur Gegenwart . C. Die Entwicklung des Kirchenvermögensverwaltungsrechts der Pfalz von der Verfassungsurkunde bis zur Gegenwart . . II. Die Entstehung der Kirchengemeindeordnung vom 24. September 1912 und die Gesetzesmaterialien............................................ in. Inhalt der Kirchengemeindeordnung ............................................

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B. Text der Kirchengemeindeordnung vom 24. September 1912 . 15 C. Kirchenwahlordnung samt Anlagen........................................................... 85 v. Bekanntmachungen des Kultusministeriums über die Wahlen . 115 I. Bekanntmachung, Formblätter für die Wahlen der ortskirchlichen Verwaltungskörper betreffend, vom 24. Okt. 1912 .... 115 II. Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungs­ körper für die Wahlperiode 1913/18 betreffend, vom 21. Okt. 1912 137

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.....................................139 Abschnitt I: Kirchengemeinden und Ortskirchenvermögen im all­ gemeinen ................................................... 139 Abschnitt II: Ortskirchenbedürfnisse und Mittel zu ihrer Befriedigung 179 Titel 1 Allgemeine Vorschriften.......................................................... 179 Titel 2. Kirchenumlagen .... 216 Titel 3 Kirchengemeindedienste ........ 252 Titel 4. Anlehen........................................... .... 266 Abschnitt III: Ortskirchliche Vertretungskörper.................................... 271 Titel 1. Kirchenverwaltung - . - . . '271 Kapitel 1. Kirchenverwaltung im allgemeinen .... 271 Kapitel 2. Kirchenverwaltungswahlen............................................289 Kapitel 3. Wirkungskreis der Kirchenverwaltung . . 328 Kapitel 4. Geschäftsgang der Kirchenverwaltung und besondere Ausschüsse 354 Titel 2. Kirchengemeindeversammlung...................................................365 Titel 3. Kirchengemeindebevollmüchtigte............................................373

VI Seite

Abschnitt IV: Staatsaufsicht und Handhabung der Disziplin 385 Abschnitt V: Besondere und Schlußbestimmungen .... 427 Titel 1. Reichnisse und Stolgebühren.......................................427 Titel 2 Simultanverhältnisse..................................................... 442 Titel 3. Abänderung anderer Gesetze.......................................447 Titel 4. Besondere Bestimmungen für die Pfalz .... 455 Titel 5. Schlußbestimmungen..................................................... 462 F. Königliche Verordnung, Inkraftsetzung der Kirchengemeindeord­ nung für die protestantische Kirche der Pfalz betreffend 481 G. Vollzugs- rc. -Vorschriften.........................................................................483 1. Bekanntmachung vom 19. Oktober 1912, den Vollzug der Kirchen­ gemeindeordnung betreffend.................................................... 483 2. Ministerial-Entschließung vom 18 Oktober 1912, die Einkommens­ aufbesserung der katholischen und protestantischen Seelsorgegeistlichen, hier Vollzug der Art. 86 bis 89 der Kirchengemeinde­ ordnung betr. . ............................. ............................. 485 3 Finanzgesetz vom 2. November 1912 für die Jahre 1912 und 1913 485 4. Ministerialentschließung vom 26 Mai 1913, Gottesdienststiftungen, hier Vollzug des Art. 7 der Kirchengemeindeordnung betreffend 485 5. Ministerial-Entschließung vom 5. November 1913, die Besetzung der katholischen weltlichen Kirchendienste im rechtsrheinischen Bayern betreffend......................................................................................................486 H. Anhang. 1. Verordnung vom 8. September 1808, Anordnung einer Sektton in Kirchengegenständen bei dem Ministerium des Innern betreffend 488 2> Organisches Edikt vom 17. März 1809, die Bildung der Mittelstellen für die protestantischen Kirchenangelegenheiten und ihre Ver­ hältnisse zu dem bei dem Ministerium des Innern angeordneten General-Konsistorium betreffend..........................................................489 3. Konsistorial-Ordnung vom 8. September 1809 .............................. 491 4. Ministerial-Entschließung vom 6. März 1810, die Ausscheidung der protestantischen Jmparochations-Verhältnisse im Königreiche Bayern betreffend...................................................................................................... 496 5. Ministerial-Entschließung vom 20 September 1810, die Grund­ sätze der Pfarrpurifikationen betteffend...................................................497 6. Ministerial-Entschließung vom 13. Juli 1811, die Behandlung der katholischen Pfarrei-Dismembrations-Gegenstände betreffend . 498 7. Allerhöchste Verordnung vom 20. Januar 1812, die entbehrlichen Nebenkirchen und Kapellen betreffend ... . . 500 8 Ministerial-Entschließung vom 9. Oktober 1813, die rücksichtlich der Kirchenstühle in den protestanttschen Kirchen zu beobachtende Ord­ nung betreffend.................................................................. 504 9. Verfassungsurkunde des Königreichs Bayern vom 26. Mai 1818 506 10. Edikt vom 26. Mai 1818 über die äußeren Rechtsverhältnisse der Einwohner des Königreichs Bayern in Beziehung auf Religion und ttrchliche Gesellschaften. Zweite Beilage zur Verfassungs­ urkunde des Reichs. Tit IV § 9 (Religionsedikt). . . 507 11. Edikt vom 26. Mai 1818 über die gutsherrlichen Rechte und die gutsherrliche Gerichtsbarkeit. Sechste Beilage zu der Verfassungs­ urkunde des Königreichs Bayern Tit. V ß 4 Nr. 1 . . 517

Seite 12. Das die inneren katholischen Kirchen-Angelegenheiten im König­ reiche ordnende Konkordat mit seiner päpstlichen Heiligkeit Pius VII vom 5. Juni 1817 ............................................ ....... 518 13. Edikt über die inneren kirchlichen Angelegenheiten der protestanti­ schen Gesamt-Gemeinde in dem Königreiche vom 26. Mai 1818 . 520 14. Allerhöchste Verordnung vom 17. Dezember 1825, die Formation, den Wirkungskreis und den Geschäftsgang der obersten Verwalwaltungsstellen in den Kreisen betreffend . . ... 523 15. Ministerial-Entschließung vom 26. März 1839, die Bildung eigener kirchlicher Gemeinden betreffend ............................................ 526 16. Ministerial-Entschließung vom 13 Dezember 1844, die Behandlung der Pfarrpurifikationen betr. ..................................... 527 17. Allerhöchste Verordnung vom 27. Februar 1847, die oberste Leitung der Kirchen- und Schulangelcgenheiten betreffend .... 529 18. Ministerial-Entschließung vom 24. April 1857, Vollzug der §§ 48 und 49 der II Verf.-Beil. betreffend...................................................531 19. Gesetz vom 8. August 1878 über die Errichtung eines Verwaltungs­ gerichtshofes und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen . 537 20. Allerhöchste Entschließung vom 26 Januar 1896, die Verhand­ lungen der im Jahre 1893 zu Ansbach abgehaltenen vereinigten protestantischen Generalsynode für die Konsistorialbezirke des König­ reichs diesseits des Rheins betreffend...................................................539 21. K Allerhöchste Verordnung vom 5. Mai 1905, betreffend die An­ legung von Gemeinde- und Stiftungsgeldern.................................... 539 22. Ministerial-Bekanntmachung vom 17. Mai 1905, die Anlegung von Geldern der Kultusstistungen und Kirchengemeinden betreffend . 540 23. Ministerial-Bekanntmachung vom 30. August 1909, die Anlegung von Geldern der Gemeinden und örtlichen Stiftungen, dann der Kirchengemeinden und Kultusstiftungen in lausender Rechnung oder im Giroscheckverkehr betreffend................................................................. 556 24. Ministerialbekanntmachung vom 19 Juli 1913, die Führung des Grundbuchs betr. ........................................................................................560

Besonderheiten der Pfalz. 25. Urkunde der Bereinigung beider protestantischen Konfessionen im Nheinkreise. Mit Allerh. Entschließung vom 10. Oktober 1818 . 561 26. Gesetz vom 4. Juni 1848, die protestantischen General-Synoden und den Konsistorialbezirk Speyer betreffend...................................................564 27. Ministerial-Entschließung vom 17. Mai 1849, die Stellung des K. protestantischen Konsistoriums Speyer betreffend.................................... 565 Alphabetisches Sachregister.................................................................566

Abkürzungen AA. 1910 [1912] (1. [2.] Les.) — Verhandlungen des des. Ausschusses der Kam­ mer der Abgeordneten in 1. [2.] Lesung 1909/10 (Beil.-Bd. X Beil. 930, 967, 968) [1912 (Beil.-Bd. II Beil. 305, 310, 332)]. APl. 1910 [1912] = Plenarverhandlungen der Kammer der Abgeordneten 1909/10, (Sten. Bericht Bd. XI S. 354 ff.) [1912 (Sten. Bericht Bd. V Nr. 121 und 122)]. Begr. — Begründung (Verh. d. K. d Abg. 1907/08 Beil.-Bd. I Beil. 5 [Ent­ wurf vom 27. Sept. 1907], Verh. d. K. d. R.-R. 1912 Beil.-Bd. I Beil. 89 [Entwurf vom 2. Mai 1912]). RA. 1912 Prot. I—V — Verhandlungen des bes. Ausschusses der Kammer der Reichsräte 1912 (Beil.-Bd. I Beil. 94-98). RPl. 1912 — Plenarverhandlungen der Kammer der Reichsräte 1912 (Sten. Bericht Bd. I Nr. 10). AG. BGB. — Bayer. Ausführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch vom 9. Juni 1899 (Beil, zum GVBl. 1899, Nr. 28. AllhV. " Allerhöchste Verordnung. AusfG. z. RZPrO. — Bayer. Ausführungsgesetz zur Reichszivilprozeßordnung und Konkursordnung vom 23. Februar 1879 (GVBl. 1899 S. 401 ff.). BG. — Beamtengesetz vom 16. August 1908 (GVBl. S. 581 ff.). BGB. — Bürgerliches Gesetzbuch vom 18. August 1896. Bem. = Bemerkung. Benario — Benario, Die Stolgebühren nach bayer. Staatskirchenrecht. München 1894. BlfAPr. — Blätter für administrative Praxis. Breunig EinkStG. — von Breunig, Das bayer. Einkommensteuergesetz vom 14. August 1910. München 1911. Döll. — Döllingers Verordnungen-Sammlung. Dyroff — Dyroff, Die bayer. Kircheilgemeindeordnung. München 1913. EG. BGB. ~ Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch vom 18. August 1896 (RGBl. S. 604 ff.). Engelmann ~ Engelmanns Handbuch des bayer. Volksschulrechts. 5. Ausl., bearbeitet von A. Stingl. Günther I—IV — Amtshandbuch für die prot. Geistlichen von Günther. Neue Auflage. IV Bände. 1883. Gir.-Pach. = Handwörterbuch des bayer. Staatskirchenrechts von Girisch, Hell­ muth und Pachelbel. München 1912. Frank KGO. — Frank, Die bayer. Kirchengemeindeordnung. Regensburg 1913. Henle UmlG, — von Henle, Die bayer. Gemeindesteuergesetze vom 14. August 1910. München 1911. EinkStG. = Bayer. Einkommensteuergesetz vom 14. August 1910 (GVBl. 1910 S. 493 ff.).

FormV. — Formationsverordnung vom 17. Dezember 1825 (Weber IIS. 279). GBl. — Bayerisches Gesetzblatt. GBBl. — Bayer. Gesetz- und Verordnungsblatt GemO. — Gemeindeordnung für die Landesteile diesseits des Rheins und Gemeindeordnung für die Pfalz vom 29. April 1869. GewStG. — Gewerbesteuergesetz vom 14. August 1910 (GBBl. S. 535). Helmreich-Rock = K. Helmreich und K. Rock, Bayer. Gemeindeordnung für die Landesteile diesseits des Rheins. Ansbach 1912. Henle-Schneider — von Henle und Schneider, Die bayer. Ausführungsgesetze zum BGB. yom 9. Juni 1899. 2. Ausl. Hinschius — Paul Hinschius, System des kathol. Kirchenrechts. Berlin 1869. KGO. — Kirchengemeindeordnung vom 24. September 1912. Kahr = von Kahr, Bayer. Gemeindeordnung für die Landesteile diesseits des Rheins. München 1896. KapRStG. — Kapitalrentensteuergesetz vom 14. August 1910 (GBBl. S. 549). Äons. — Konkordat (I. Anh. zur II. Verfass.-Beil) KonkO. — Reichskonkurs-Ordnung vom 17. Mai 1898 (RGBl. S. 300). KonsistO. — Konsistorialordnung vom 8. September 1809 (Weber I S. 296). Krais = Wilh. Krais, Kirchliche Simultanverhältnisse. Würzburg 1890. Krick I — Ludwig Krick, Handbuch der Verwaltung des kath. Pfarramts. 2. Aufl. Kempten 1903. Krick II — Krick, Handbuch des kathol Pfründewesens. 4. Aufl. 1905. Krick LH - Krick, Handbuch der Verwaltung des Kirchenvermögens. 4. Aufl. 1904. KultMBl. — Ministerialblatt für Kirchen- und Schulangelegenheiten. Meurer Grundfragen — Christian Meurer, Grundfragen aus dem Entwurf einer bayer. Kirchengemeindeordnung. München 1909. Meurer I und n = Christian Meurer, Bayer. Kirchenvermögensrecht; Bd. I: Bayer. Kirchenstiftungsrecht, Stuttgart 1899; Bd. II: Bayer. Pfründe­ recht, Stuttgart 1901. MinBek. — Ministerialbekanntmachung. MinE. — Ministerial-Entschließung. PolStrGB. Polizeistrafgesetzbuch ProtEd. — Protestanten-Edikt (II. Anhang zur II Verf.-Beil.). Reger-Dyroff — Regers Handausgabe des bayer. Verwaltungsgerichtsgesetzes von Anton Dyrofs. 4. Aufl. 1908. RE. = Religions-Edikt (II. Versass.-Beilage). RevGE. — Revidiertes Gemeinde-Edikt vom V (WeberIS. 555). 1. Juli 1834 RStrSB. = Reichsstrasgesetzbuch. Schmidt I—HI — Georg Schmidt, Die kirchenrechtlichen Entscheidungen des Reichsgerichts nnd der bayer. obersten Gerichtshöfe, ^üntfjen 1897. Seeberger — Georg Seeberger, Handbuch der Amtsführung für die Protest. . Geistlichen Yes KöyigrssichD Payern.. Mün^chey lp99, ... Seydel — Max von Sey del. Bayerisches Staatsrecht. 2. Aufl. Freiburg 1896*. Staudinger BGB. — I. v. Staudingers Kominentar zum Bürgerlichen Ge­ setzbuch. 5./6 Aufl. 1910. Sternau — Max Sternau, Die Gemeinde- und Kirchenverwaltungswahlen. 2. Aufl. Erlangen 1899. Stingl — Eduard Stingl, Bestimmungen des bayerischen Staates über die Verwaltung des kathol. Pfarramts diesseits des Rheins. 2. Aufl. München 1890.

X UmlG. — Umlagen-Gesetz vom 14. August 1910 (GVBl. S. 581). VerfU. — Versassungsurkunde vom 26. Mai 1818. BGH. — Sammlung 'von Entscheidungen des Kgl. Bayer. Verwaltungs­ gerichtshofs. VGHG. — Gesetz über die Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofs und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen vom 8. August 1878 (GVBl. S. 369). VollzAnm. z. UmlG. — Bekanntmachung vom 12. Juni 1911 zum Vollzüge des Umlagen-Gesetzes (GVBl. S. 819). Wagner — Ludwig Wagner, Das Gemeinde- und Stiftungs-Rechnungswesen der Pfalz. Kaiserslautern 1889. Wand — Hermann von Wand, Die Gemeindeordnung für die Pfalz. 2. Aufl. 1894. Weber — Karl Weber, Neue Gesetz- und Verordnungen-Sammlung für das Königreich Bayern. ZPO. — Reichs-Zivilprozeßordnung vom 17 /20. Mai 1898 (RGBl. S. 410). ZtschrsRpfl. — Bayer. Zeitschrift für Rechtspflege. ZVG. — Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung vom 24. März 1897 (Fass. v. 20. Mai 1898; RGBl. 1898 S. 71?).

Nachträge und Berichtigungen. Art. 5 Abs. II Ziff. 1 (S. 17 und 154): statt „geistlichen" ist zu setzen: „Geistlichen". Art. 5 Abs. V Bem. 2 verneint die Rechtspersönlichkeit des Stiftungs­ verbandes. Dagegen wird diese bejaht von Dyrosf Bem. 101 f 2 zu Art. 5 (S. 246) und offenbar auch von Frank Bem. 14 zu Art. 5 (Bd. II S. 49). Es kann Wohl sein, daß die Absicht des Gesetzes (vgl. über die Entstehung des Art. 5 Abs. V Bem. 5 zu Art. 3 Abs. I) dahin ging, die Stiftungsverbände rechtsfähig zu machen. Die Fassung des Gesetzes bringt dies jedoch nicht ge­ nügend zum Ausdruck. Ich behalte mir vor, hierauf noch in be­ sonderem Aufsatz zurückzukommen. Art. 7 Abs. I Bem. 8. Vgl. hiezu KultMinE. vom 26. Mai 1913 betr.: Gottesdienststiftungen, hier Vollzug des Art. 7 der KGO. (Kult.MBl. S. 195; s. auch Anhang). Hienach sind die Bezirksämter verpflichtet, den vorgesetzten Kreisregierungen jeweils einen Ab­ druck oder nach näherer Anordnung der Kreisregierungen ein halb­ jähriges Verzeichnis der den Kirchenverwaltungen erteilten Ge­ nehmigungen zur Annahme belasteter Zustiftungen vorzulegen. Art. 12 Abs. I Ziff. 3 Bem. 2. Vgl. noch BayGemZtg. 1913 Nr. 23,24: „Das Besetzungsrecht bei den weltlichen Kirchendienerstellen". Ferner AllhEntschl. vom 21. April 1913 die vereinigte General­ synode 1909 für die Konsistorialbezirke r. d. Rh. (Schlußbescheid) betr. (KultMBl. S. 153) B Ziff. XII. Art. 12 Abs. I Ziff. 4. Vgl. auch AllhEntschl. vom 21. April 1913 (KultMBl. S. 153) Ziff. XI. Art. 12 Abs. II Bem. 2. Vgl. auch AllhEntschl. vom 21. April 1913 (KultMBl. S. 153) B Ziff. XII Abs. II: (Etwaige Kosten eines kirchlichen Sängerchors können, iuo erforderlich, nach Art. 12 Abs. II der KGO. als Ortskirchenbedürfnis erklärt und nach Maß­ gabe des Art. 13 gedeckt werden.) Art. 15 Abs. III Bem. 1. Vgl. hiezu Entsch. d. VGH. vom 16. Juni 1913 (Augsb. Abztg. Nr. 270 S>. 1|): „Die Prüsuna der Leistungs­ fähigkeit einer Kirchenstiftung ist keine Rechts-, sondern Ermessens­ frage, zu deren Verbescheidung der VGH. nicht berufen ist". Art. 22 Bem. 7d. Beispiel hat richtig zu lauten: In der befinden sich unter 1000 Einwohnern 800 Protestanten und 200 Katholiken Art. 28 Abs. II erste Zeilen (S. 36) hat zu lauten: „Als Regel gelten folgende Vorschriften".

XII

Nachträge und Berichtigungen.

Art. 40 Abs. I Bem. 2 Abs. II Zeile 3 u. 4: Kirchengemeindeumlagen, Kirchengemeindedienste (statt Gemeindeumlagen, Gemeindedienste).

Art. 40 Abs. I Bem. 7 Abs. 2 (S. 285). Die Anzeige an die Kreisregie­ rung ist auf dem Dienstwege einzureichen.

Art. 40 Abs. I Bem. 7 am Ende (S. 285) muß lauten: „ferner Bem. 4 c, c".. Art. 42 Abs. VI Bem. 1 am Ende: Art. 96 b (statt c) KGO. Art. 43 Abs. II Bem. laa: Auf Zeile 2 ist „beschlußfähig" zu ersetzen durch „beschlußmäßig". Der auf Seite 302 Zeile 6 beginnende Satz ist genauer zu fassen wie folgt: Die Würdigung der Beschwerde hat sich auf die Voraussetzungen der Wahlstimmberechtigung (Art. 42, 43 Abs. I) zu beschränken, deren Vorhandensein streitig ist. Art. 43 Abs. I Bem. 8. Maßgebend ist nunmehr das Reichs- und Staats­ angehörigkeitsgesetz vom 22. Juli 1913 (RGBl. S. 583).

A. Einleitung. I. Geschichtliches. A. Die Srmrdlage» des bayerische» KircheastaatsrechtS. Das geltende bayerische Kirchenstaatsrecht hat seine Grundlage in der Verfassungs-Urkunde vom 18. Mai 1818 (Tit. IV §§ 9 und 10), in deren II. Beilage — dem Religions-Edikt und dem I. und II. Anhang hiezu: dem Konkordat und dem Edikt „über die inneren kirchlichen An­ gelegenheiten der protestantischen Gesamtgemeinde im Königreich" (Protestanten-Edikt). Die „Verhältnisse der im Staate aufgenommenen Mrchengesellschaften zur Staatsgewalt" im besonderen, regelt der III. Abschnitt des Religions-Ediktes. Das Religionsedikt unterscheidet hiebei drei Grup­ pen von Angelegenheiten: Innere Kirchenangelegenheiten (Religions­ und Kirchensachen), weltliche Gegenstände (bürgerliche Handlungen und Beziehungen) und Gegenstände gemischter Natur. Während es das Anordnungsrecht hinsichtlich der Gruppe der inneren Kirchenangelegenheiten grundsätzlich den kirchlichen Organen — lediglich unter dem Vorbehalt des königlichen obersten Schutz- und Aufsichtsrechtes — überläßt und hinsichtlich der Gegenstände gemischter Natur nur ein Mitwirkungsrecht der Staatsgewalt in Anspruch nimmt, behält das Reli­ gionsedikt die „weltlichen Gegenstände" ausschließlich der Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit der Staatsgewalt vor (§ 65 a. a. O.). Die „weltlichen Gegenstände" sind „zur Beseitigung aller künftigen Anstände" in § 64 a. a. O. beispielsweise aufgezählt. Insbesondere wer­ den hiebei genannt (§ 64 b) „alle Bestimmungen über liegende Güter usw., fahrende Habe, Nutzung, Renten, Rechte der Kirchen und kirchlichen Per­ sonen" ferner (§ 64 e) Privilegien, Dispensationen, Immunitäten, Exem­ tionen zum Besten ganzer Kirchengesellschaften, einzelner Gemeinden oder Gesellschaftsgenossen oder der dem Religionsdiener gewidmeten Orte und Güter, infoferne sie politische oder bürgerliche Verhältnisse berühren", endlich (§ 64 f) „allgemeine Normen über die Verbindlichkeit zur Erbauung und Erhaltung der Kirchen und geistlichen Gebäude"; mit einem Worte alle Bestimmungen über das Kirchenvermögen. Das gesamte Kirchenvermögensrecht ist demnach weltliche Ange­ legenheit und unterliegt ausschließlich staatlicher Gesetzgebung. Die Grenzen dieser staatlichen Gesetzgebung und die näheren Richt­ punkte gibt die Verfassungsurkunde in Verbindung mit dem Religionsedikt LangheinrtL, Kirchens^meindeorduuug.

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A. Einleitung.

selbst. Durch Tit. IV § 9 Abs. IV VerfUrk. ist „allen Religionsteilen ohne Ausnahme das Eigentum der Stiftungen und der Genuß ihrer Renten nach den ursprünglichen Stiftungsurkunden und dem rechtmäßigen Be­ sitz, sie seien für den Kultus, den Unterricht oder die Wohltätigkeit be­ stimmt, vollständig versichert." Gemäß § 10 a. a. O. wird „das gesamte Stiftungsvermögen nach den drei Zwecken des Kultus, des Unterrichts und der Wohltätigkeit gleichfalls unter den besonderen Schutz des Staates gestellt und darf unter keinem Vorwande zu dem Finanzvermögen ein­ gezogen und in der Substanz für andere als die drei genannten Zwecke ohne Zustimmung der Beteiligten und bei allgemeinen Stiftungen ohne Zustimmung der Stände des Reichs veräußert oder verwendet werden." Diese Schutzbestimmungen sind in §§ 31, 46 u. 47 des RE. wiederholt und dadurch besonders betont. § 75 RE. verlangt, daß die Verwaltung deS Kirchenvermögens unter dem „königlichen obersten Schutz und könig­ licher oberster Aufsicht" stehe. Von wem diese Verwaltung zu führen ist, ob sie geistlichen oder weltlichen Organen zu übertragen ist, ferner wie sie im einzelnen zu organisieren ist, sagt dagegen ausdrücklich weder die Verfassungsurkunde noch das Religionsedikt und seine Anhänge. § 75 RE. verweist in dieser Beziehung lediglich auf die (jeweils) bestehenden Gesetze, auf welche auch das Protestantenedikt (§ 12) Bezug nimmt, während das Konkordat voll­ ständig darüber schweigt (vgl. dort Art. VIII Abs. I). Der § 75 NE. hat demnach die Bedeutung einer Blankettbestimmung, er gibt in Ver­ bindung mit §§ 64 und 65 a. a. O. der Gesetzgebung hinsichtlich der Rege­ lung der kirchlichen Vermögens Verwaltung völlig freie Hand mit dem einzigen Vorbehalt, daß die kirchliche Vermögensverwaltung dem königlichen obersten Schutz und der königlichen obersten Aufsicht unterstellt bleiben muß. (Vgl. hiezu Meurer: Grundfragen aus dem Ent­ wurf einer daher. Kirchengemeindeordnung S. 2 ff., Piloty: Die Kirchen­ gemeindeordnung im Geist des daher. Entwurfs, Rehm im ArchOffR. 1908 Bd. 23 S. 301 f. und die Entgegnung Pilotys dort S. 303 ff.; ferner Berh. der K. d. Abg. 1907/08 Beil. Bd. 1 Beil. V S. 389; 1909/10 Beil. Bd. 10 Beil. 930 S. 1 ff., Beil. 967 S. 232ff.; StenBer. Bd. 11 S. 354ff.; Verh. der K. d. Wg. 1911 Beil. Bd. 7 Beil. 5 S. 12 ff.). B. Die Entwicklung M

KircheuvermögeuSverwaltuugSrechtS im rechtSrh.

Bayern von der verfaffnugSurkunde bis zur Gegenwart.

Die Rechtsentwicklung und die Rechtsverhältnisse in Ansehung der Verwaltung des Ortskirchenvermögens im rechtsrh. Bayern bis zur Verkündung der Verfassungsurkunde vom 26. Mai 1818 sind in der eingehenden Studie Prof. Dyroffs — erschienen in den Annalen des Deutschen Reichs 1905 S. 641 ff. —, ferner bei Meurer, KVR. Bd. I S. 11 ff. übersichtlich dargestellt. Der Kürze wegen darf hierauf ver­ wiesen werden. Hier ist aus der Zeit vor der Verkündung der Ver­ fassungsurkunde nur hervorzuheben die AllerhVO. vom 6. März 1817, die Verwaltung des Stiftungs- und Kommunalvermögens betr. (Döllin-

I. Geschichtliches

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ger Bd. XI S. 448), welche unter Aufhebung der im Jahre 1807 ver­ fügten Zentralisation und Konsolidation des gesamten Stiftungsver­ mögens des Königreichs u. a. auch die Verwaltung des „Vermögens der Stiftungen des Kultus" in den Städten und größeren Märkten den wiederherzustellenden Magistraten unter „geeigneter Teilnahme" der „Munizipalgemeinden" und Pfarrer, in den Ruralgemeinden der aus Gliedern der Gemeinde zusammenzusetzenden „Lokalverwaltung" unter „der Aussicht und Leitung der Polizeibehörden des Landes" übertrug. Das kurz vor der Verfassungsurkunde, aber im Zusammenhang mit dieser verkündete Gemeindeedikt vom 17. Mai 1818 brachte, hierauf aufbauend, die näheren Vorschriften in §§ 59, 94 u. 102. Hienach hatten in Städten die Magistrate das gesamte Kommunal- und das lokale Stiftungsvermögen (einschließlich der Kultusstistungen) durch Stiftungs­ verwalter aus ihrer Mitte zu verwalten. Die Rechnungen über das Kultusvermögen waren dem betreffenden Ortspfarrer zur Einsicht und Erinnerung mitzuteilen. In Landgemeinden hatte der Ortspfarrer ohne­ hin in allen Gegenständen des Gemeindestiftungswesens usw. dem Gemeindeausschuß beizuwohnen. Die dem Gemeindeausschuß zur Verwal­ tung des Stiftungsvermögens entnommenen Stiftungspfleger waren zu­ dem bei Gegenständen des Kultusvermögens an die Einwilligung des betreffenden Pfarrers gebunden. Bei wichtigen Verwaltungsangelegen­ heiten hatten sie außerdem die Zustimmung des „gesamten Ausschusses" zu erholen. Das Nähere regelten die zum Gemeindeedikt erlassenen Vollzugs­ vorschriften, insbesondere die vom 21. September 1818 Geschäftsführung der Magistrate betr. und vom 24. September 1818 Regulativ zur Ge­ schäftsführung der Verwaltungen in den Ruralgemeinden betr. Die Interessen des Ortskirchenvermögens waren demnach Inter­ essen der politischen Gemeinden. In der Folge reihte das Umlagengesetz vom 22. Juli 1819 (Weber II S. 9) — im Anschluß an die Verordnung vom 6. Februar 1812, die besonderen Umlagen für die Gemeindebedürfnisse betr. — unter die Zwecke, zu welchen Gemeindeumlagen erhoben werden durften, auch Kirchenbedürfnisse ein (Art. Id Ziff. 9, 10, 12 a. a. £).), sah dabei allerdings die Beschränkung der Aufbringung auf die Konfessionsgenossen vor (Art. V a. a. O.). Auf die Konfession der zur Verwaltung des Ortskirchenvermögens berufenen Personen nahm das Gemeindeedikt vom 17. Mai 1818 keine Rücksicht. Die Unzuträglichkeiten, die hieraus erwuchsen (vgl. Berh. der K. d. Abg. 1828 Bd. 17 S. 174—256, S. 478 f., Beil. Bd. 18 Beil, e; 1831, Bd. 22 Prot. exXVH S. 47 st, 1834 Mjl. .Bd, U S. 318.ff.,. K. d. R. 1831 Bd. XI S. 237) führten zur Abänderung der einschlägigen Vorschriften durch das revidierte Gemeindeedikt vom 1. Juli 1834 (Weber I S. 555). Durch dieses erhielten die §§ 59 u. 94 des früheren Edikts einen Zusatz, wonach das Kirchenvermögen jeder Konfession und Parochie einer besonderen Kirchenverwaltung — bestehend aus dem Pfarrer, einem Abgeordneten des Magistrats bzw. Gemeindeausschusses, 1*

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A. Einleitung.

womöglich derselben Konfession, und aus vier bis acht besonders gewähl­ ten Gemeindegliedern derselben Konfession — anvertraut wurde. Zu­ gleich wurde bestimmt, daß die Etatsentwürse und Rechnungen dem Magistrat (dem Gemeindeausschuß) zur Einsicht und Erinnerung zuzu­ senden und durch diesen der Kuratelbehörde vorzulegen seien. Das Ministerium des Innern wurde beauftragt zur Vollziehung des Edikts „in allen seinen Teilen das Erforderliche durch geeignete instruktive Weisungen" zu verfügen (Rev. GemEd. von 1834 am Ende). Diese Vorschriften in Verbindung mit den ausführlichen Boll­ zugsvorschriften vom 31. Oktober 1837 (insbes. Ziff. 136—146) sind bis zur Gegenwart die Grundlagen des Vermögensverwaltungsrechts für die katholische und protestantische Kirche im rechtsrh. Bayern ge­ blieben. Die Lösung von Spezialfragen erfolgte durch eine große Zahl von Ministerialentschließungen, durch die Rechtsprechung und durch die Praxis. Die Gemeindeordnung von 1869 brachte neue Bestimmungen über die Verwaltung des Kirchenvermögens nicht, überließ diese vielmehr einem zu erlassenden Spezialgesetz. Sie beschränkte sich darauf, die „§§ 59 Ms. III—V und 94 Abs. V—VIII des rev. GE., sowie die in den einzelnen Landesteilen bestehenden Bestimmungen und Zuständigkeiten in bezug auf die Verwaltung des Kirchenvermögens und die Befriedi­ gung der Kultusbedürfnisse", ferner den Art. V des Umlagengesetzes vom 22. Juli 1819 aufrecht zu erhalten. (Art. 206 Ms. II Ziff. 2 u. 3 r. GemO.) und hinsichtlich der Verpflichtung zu Dienstleistungen und Um­ lagen, welche sich aus dem Kirchengemeindeverband ergäben, auf „die hierüber bestehenden besonderen Bestimmungen" zu erweisen (Art. 60; vgl. auch Art. 91 und 137 GemO.). Als einzige neue Bestimmung sprach die GemO. aus, daß die in Gemäßheit des § 59 Ms. III und § 94 Abs. V des rev. GE. gebildeten Kirchenverwaltungen berechtigt seien, die Kirchen­ gemeinde in allen rechtlichen Beziehungen zu vertreten". Die Aufrechterhaltung des § 59 Ms. III—V und § 94 Abs. V—VIII des rev. GE. hatte die fortdauernde Gültigkeit der zugehörigen Voll­ zugsvorschriften (Ziff. 136—146) vom 31. Oktober 1837 zur notwendi­ gen Folge. Da dort (Ziff. 143) hinsichtlich der Kompetenz, des Geschüstsgangs und der Kuratelverhältnisse auf die VO. vom 21. und 24. September 1818 über die Geschäftsführung der Magistrate und der Ver­ waltungen in den Ruralgemeinden verwiesen war, so mußten auch diese Vorschriften für die Verwaltung des Ortskirchenvermögens Gültigkeit behalten. Dasselbe nahm die Praxis hinsichtlich des Umlagengesetzes vom 22. Juli 1819 an, das durch Art. 206 Abs. I Ziff. 4 für erloschen erklärt war. Das ältere Gemeinderecht blieb also hinsichtlich der Verwaltung des Ortskirchenvermögens nahezu unverändert in Kraft. Einige Ände­ rungen wurden durch Ministerialentschließungen verfügt. Insbesondere wurde eine neue Instruktion über die Vornahme der Kirchenverwal­ tungswahlen in Anlehnung an das neue Gemeindewahlrecht erlassen (MinE. vom 25. August 1869; Weber VIII S. 269).

I. Geschichtliches.

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Endlich wurde durch den Landtagsabschied vom 28. Mai 1892 (Weber XXI S. 381) zur Erleichterung der Umlagenbeschlüsse die Kirchen­ gemeinderepräsentation zur Verfügung gestellt, die Umlagenpflicht ge­ nauer beschrieben und hinsichtlich der Beitreibung der Umlagen auf die analoge Anwendung der nach der GemO. von 1869 für die politischen Gemeinden geltenden Bestimmungen verwiesen. Hinsichtlich der standes- und gutsherrlichen Kirchenvermögens­ verwaltung verwies §§ 59 u 94 des rev GE. auf die IV. und VI. Ver­ fassungsbeilage (§ 47 bzw. § 96). Durch das Gesetz vom 8 August 1878, die Errichtung eines Ver­ waltungsgerichtshofes und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen betreffend (Weber XII S. 424) wurde für zahlreiche Streitigkeiten auf dem Gebiet des Kirchenvermögensrechts der Verwaltungsrechtsweg er­ öffnet.

C. Die Entwicklung M KircheuvermögenSverwaltnngSrechtS der Pfalz von der Berfaffnug-nrrnnde bis zur Gegenwart. Hinsichtlich der Entwicklung des Kirchenvermögensrechts in der Pfalz, die erst im Jahre 1816 wieder unter bayr. Verwaltung kam, ist bis zur Verkündung der Verfassungsurkunde vom 26. Mai 1818 auf die übersichtliche Darstellung bei Tretzel in der „Deutschen Zeitschrift für Kirchenrecht Bd. XVII S. 17 ff. zu verweisen. Anders als im rechtsrh. Bayern ist in der Pfalz zwischen katholischem und protestantischem Kirchen­ vermögen zu unterscheiden. Die Grundlage des Vermögensverwaltungsrechtes der katholischen Kirche war bis zur Gegenwart das noch unter französischer Herrschaft erlassene Fabrikdekret vom 31. Dezember 1809 (abgedr. bei Wagner, Gemeinde- und Stiftungs-Rechnungswesen der Pfalz Bd. II S. 16 ff.). Die Verwaltung des Ortskirchenvermögens wurde durch dieses Dekret der „Kirchenfabrik" übertragen. Mitglieder des Fabrikrates waren von Rechts wegen der Pfarrer oder seine Stellvertreter, der katholische Bürgermeister oder ein katholischer Stellvertreter; hiezu kamen 5—9 gewählte katholische Mitglieder. Dieser Fabrikrat war in der kirchlichen Vermögens Verwaltung gegenüber der politischen Gemeinde völlig selbständig- nur fehlte ihm die Finanzgewalt. Die Kuratel über das katholische Stiftungsvermögen wurde durch Allh. Reskript vom 22. Januar 1818 (Wagner II S. 13) staatlichen Be­ hörden übertragen; das im gleichen Jahre verkündete Religionsedikt fand daher eine entsprechende Regelung schon vor. Pie örtlichen Kultusbedür/nisse waren zunächst aus den Erträg­ nissen des Kirchenvermögens zu bestreiten (Art. 1, 37 des ^aörikhekrets). Für beii Fehlbetrag hatte die politische Gemeinde mit ihren verfügbaren Revenüen, mangels solcher mit Umlagen aufzukommen (Art. 92 a. a. O.). Die näheren Vorschriften hiefür brachte das Gesetz vom 17. November 1837 das Gemeindeumlagenwesen im Rheinkreise betr. (GBl. S. 145 bis 152), welches die über die Gemeindeumlagen im Rheinkreise bis-

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A. Einleitung.

her bestehenden Gesetze zusammenfaßte und authentisch interpretierte. Die Umlagen für Zwecke des Kultus wurden unter die Gemeindeum­ lagen eingereiht. Die Aufbringung blieb freilich auf die Religions­ genossen der betr. Pfarrei beschränkt, über die Erhebung der KultusUmlage hatte der Gemeinderat der politischen Gemeinde unter Zu­ ziehung von 3—5 beitragspflichtigen Religionsverwandten aus der Mitte des Fabrikrats zu beschließen. Für das protestantische Kirchenvermögen der Pfalz wurden die Bestimmungen der § 64 b mit 75 des Religionsediktes durch das auf Grund Allerh. Entschl. ergangene Regierungsausschreiben vom 10. September 1818 (Amtsbl. S. 844; abgedr. bei Wagner II S. 13) vollzogen, indem die Kuratel für die K. Regierung in Anspruch ge­ nommen wurde. Von einschneidender Bedeutung für die örtliche Kirchenvermögensverwaltung war die Vereinigung der beiden prote­ stantischen Bekenntnisse der Pfalz zur unierten Kirche, die in der durch Allerh. Entschl. vom 10. Oktober 1818 genehmigten Vereinigungsurkunde (Weber I S. 736) ihre Regelung fand. Die Vereinigung erstreckte sich nicht nur auf Lehre, Ritus und Kirchenverfassung, sondern auch auf das Kirchenvermögen. Nach § 14 der Vereinigungsurkunde war in jeder Pfarrgemeinde ein einziges Presbyterium zu bilden, das zwar zunächst als innerkirchliches Organ anzusehen war, gleichzeitig aber die gesamte örtliche Vermögensverwaltung zu besorgen hatte. Vorstand des Presby­ teriums war der Pfarrer, außerdem hatten ihm in der Regel noch 4—8 Mitglieder anzugehören. Die Zusammensetzung und Wahl des Presby­ teriums wurde durch die rev. Wahlordnung vom 15. August 1876 (Wagner II S. 170 ff.) neu geregelt. Die nähere Anweisung hinsichtlich der Vermögensverwaltung gab im Anschluß an § 14 der Vereinigungsurkunde das Regierungsaus­ schreiben vom 8. Januar 1819 (JntBl. S. 33 ff.; abgedr. bei Wagner II S. 169 ff.), das hinsichtlich der Befugnisse und Obliegenheiten des Pres­ byteriums in bezug auf die Kirchenvermögensverwaltung außer auf § 14 a. a. O. auf die analoge Anwendung des Fabrikdekrets vom 30. Dezember 1809 verwies. Die subsidiäre Verbindlichkeit für die Kultusbedürfnisse hatten auch für die protestantische Kirche die politischen Gemeinden (§ 76 des Reg.-Ausschr.). Für die Aufbringung galten gleichfalls die Vorschriften des Umlagengesetzes vom 17. November 1837. Die Gemeindegesetzgebung des Jahres 1869 ließ wie im rechtsrh. Bayern die Verwaltung des Ortskirchenvermögens unberührt. Durch Art. 129 der pfälz. Gemeindeordnung von 1869 wurden die bestehenden Bestimmungen und Zuständigkeiten in bezug auf die Verwaltung des Kirchenvermögens und die Befriedigung der Kultusbedürfnisse, also ins­ besondere das Fabrikdekret von 1809 und das Gemeindeumlagengesetz von 1837 ausdrücklich aufrecht erhalten (vgl. auch Art. 130 a. a. O.). Hinsichtlich der Umlagen, welche sich aus dem Kirchengemeindeverband ergeben, verwies Art. 44 a. a. O. auf diese Bestimmungen. Im übrigen

II. Die Entstehung der Kirchengemeindeordnung.

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wurde auch das Verwaltungsrecht der Pfalz durch Ministerialent­ schließungen, durch die Rechtsprechung und die Praxis ergänzt. Durch das Gesetz vom 8. August 1878 die Errichtung eines Ver­ waltungsgerichtshofs und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen betr. (Weber XII S. 424) wurde für zahlreiche Streitigkeiten auf dem Gebiete des Kirchenvermögensrechts der Verwaltungsrechtsw-»g eröffnet.

II. Tie Entstehung -er Kirchengemeindeordnnng vom 24. September 1912 und die Gesetzesmaterialien. Daß der bisherige Rechtszustand auf die Dauer nicht zu halten war, bedarf keiner weiteren Begründung. Es fehlte in den Hauptpunkten an positiven Normen. Vorwiegend mußte auf analoge Bestimmungen zurückgegriffen werden, die vor nahezu einem Jahrhundert für politische Gemeinden erlassen und für diese längst ersetzt waren. Auch die Grund­ lage des pfälz. Verwaltungsrechts war längst veraltet; insbesondere war eine eigene Finanzgewalt für die Kirchengemeinden nicht länger zu entbehren. Die großen Mängel, die dem bisherigen Kirchenvermögensver­ waltungsrecht anhafteten, haben von Anfang an der Praxis und der Rechtsprechung schwere Aufgaben gestellt und der Theorie eine unerschöpf­ liche Fülle von Streitfragen geboten. Das Bedürfnis nach zusammen­ fassender Regelung ist darum sehr frühzeitig zutage getreten. Der erste ernstliche Versuch zur Abhilfe wurde vom Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten gelegentlich der Revision der Gemeindegesetzgebung vom Jahre 1869 gemacht, indem es entsprechende Bestimmungen zur Aufnahme in die neue Gemeindeordnung vorschlug. Das Ministerium des Innern verwies jedoch mit gutem Grunde auf die Regelung dieser Materie durch ein Spezialgesetz (vgl. Verh. der K. d. Abg. 1907/08 Beil. Bd. 1 Beil. V S. 388 sBegr.j). Nun ergriff der Landtag die Initiative. Am 27. März 1870 brachte der Abg. Dr. Edel den motivierten Antrag ein: „Es möge dem gegenwärtig versammelten Landtage ein Gesetzentwurf über Befriedigung der Kultusbedürfnisse, soweit hiefür Umlagen und Dienstleistungen er­ forderlich sind, und über die Verwaltung des Vermögens der Kirchen­ gemeinden unter Zugrundelegung der den politischen Gemeinden ein­ geräumten Selbstverwaltung vorgelegt werden." (Verh. d. K. d. Abg. 1870 Beil. Bd. II S. 525). Dieser Antrag wurde von beiden Kammern einhellig zum Beschluß erhoben. Der Landtagsabschied vom 18. Februar 1871 (Weber . VIII S. 712). enteiste . hi^ra^f in S 18 dem Kultusmini­ sterium den Auftrag, die Einleitungen zur Ausarbeitung eines' Gesetz­ entwurfs über diesen Gegenstand alsbald zu treffen und das Ergebnis Allerhöchster Würdigung und Entscheidung zu unterstellen. Wie die Be­ gründung (Verh. d. K. d. Abg. 1907/08 Beil. Bd. I S. 388) bemerkt, hinderten jedoch die politischen Verhältnisse den Vollzug. Als der Land­ tag im Jahre 1892 seine Bitte erneuert hatte, wurde der Auftrag an

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A. Einleitung.

das Kultusministerium durch § 23 des Landtagsabschieds vom 28. Mai 1892 (Weber XXI S. 381) wiederholt. Daraufhin wurde der Entwurf einer Kirchengemeindeordnung im Kultusministerium aus gearbeitet und nach vorheriger Einvernahme des Verwaltungsgerichtshofes und der Kreisregierungen zunächst den kirchlichen Oberbehörden mitgeteilt. Diese verhielten sich im allgemeinen zustimmend und erbaten nur einzelne Ergänzungen und Abänderungen, die Berücksichtigung fanden (Begr. a. a. O.). Am 27. September 1907 wurde der „Entwurf einer Kirchen­ gemeindeordnung" mit ausführlicher Begründung auf Grund Aller­ höchster Genehmigung dem Landtag und zwar zunächst der Kammer der Abgeordneten zugeleitet (Verh. d. K. d. Abg. 1907/08 Beil. Bd. I Beil. V S. 361 ff.). Sie verwies den Entwurf, dem am 26. Januar 1908 noch eine „Statistik über die Verhältnisse der Kirchengemeinden, des Orts­ kirchenvermögens und der Friedhöfe in Bayern" beigefügt wurde (Verh. d. K. d. Abg. 1907/08 Beil. Bd. II Beil. 261 S. 227ff.) an einen be­ sonderen Ausschuß von 28 Mitgliedern (Verh. d. K. d. Abg. 1907/08 StenBer. Bd. I S. 127, 380, 453 und 483), welcher den Abgeordneten Frank-Dillingen zum Referenten und den Abgeordneten Gerichten zum Korreferenten bestellte, nach umfangreicher Berichterstattung derselben den Entwurf in zwei Lesungen vom Januar bis Mai 1910 einer außerordentlich gründlichen Beratung unterzog und vielfach ab­ änderte (Verh. d. K. d. Abg. 1909/10 Beil. Bd. X Beil. 930 S. Iff., Beil. 967 S. 232 ff., Beil. 968 S. 296 ff.). Die Kammer der Abgeordneten nahm den Entwurf nach einer 3 tägigen Beratung (30. Mai, 1. und 2. Juni 1910) im wesentlichen nach den Vorschlägen des be­ sonderen Ausschusses an (Verh. d. K. d. Abg. 1909/10 StenBer. Bd. XI S. 354 ff., Beil. Bd. X Beil. 988 S. 761). Die Kammer der Reichsräte hatte bereits am 29. November 1907 einen besonderen Ausschuß für die Beratung des Entwurfs gebildet (Verh. d. K. d. RR. 1907/08 StenBer. S. 12). Dieser wählte den Reichsrat Dr. Freiherrn von Hertling zum Referenten und den Reichsrat Dr. von Bezzel zum Korreferenten. Reichsrat Dr. Freiherr von Hertling legte sein ausführliches Referat dem besonderen Ausschuß am 28. September 1911 vor (Verh. d. K. d. RR. 1911 Beil. Bd. VII Beil. 5 S. 12 ff.). Bevor jedoch der Ausschuß die Beratungen aufnehmen konnte, wurde der Landtag durch Allerhöchste Botschaft vom 12. November 1911 aufgelöst (Verh. d. K. d. Abg. 1911 StenBer. Bd. XIII S. 763). Durch die Auflösung wurden die sämt­ lichen der Kirchengemeindeordnung gewidmeten Verhandlungen des Land­ tags, insbesondere auch der Beschluß der Kammer der Abgeordneten vom 2. Juni 1910 rechtlich bedeutungslos. Inzwischen war der Ent­ wurf dadurch revisionsbedürftig geworden, daß im Jahre 1910 die neue bayerische Steuer- und Umlagengesetzgebung in Kraft trat. Der auf die Umlagen bezügliche Teil des Entwurfs wurde demgemäß völlig um­ gestaltet. Im übrigen behielt der Entwurf im großen und ganzen die Fassung, die ihm die Kammer der Abgeordneten im Jahre 1910 ge­ geben hatte.

III. Inhalt der Kirchengemeindeordnung.

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Der neue Entwurf wurde mit ergänzter Begründung am 2. Mai 1912 wiederum dem Landtag und zwar diesmal zunächst der Kammer der Reichsräte zugeleitet (Verh. d. K. d. RR. 1912 Beil. Bd. I Beil. 89 S. 81). Die Kammer der Reichsräte überwies den Entwurf zunächst dem bereits am 11. März 1912 gewählten besonderen Ausschuß von 10 Mitgliedern, welcher den Reichsrat Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg zum Referenten und den Reichsrat Dr. von Bezzel zum Korreferenten bestellte. Der Referent legte seinen Bericht, der sich in der Hauptsache dem Be­ richt des Reichsrates Dr. Freihe'rrn von Hertling anschloß, am 11. Mai 1912, der Korreferent Ende Mai 1912 vor (Verh. d. K. d. RR. 1912 Beil. Bd. I Beil. 91 S. 238, Beil. 92 S. 280). Der Ausschuß unterzog den Entwurf einer eingehenden Beratung in fünf Sitzungen im Juli 1912 und nahm mehrfache Abänderungen vor (Verh. d. K. d. RR. 1912 Beil. Bd. I Beil. 94—98 S. 287 ff.). Die Kammer der Reichsräte nahm den Entwurf nach kurzer Beratung am 16. Juli 1912 in der vom Ausschuß beschlossenen Fassung an (Verh. d. K. d. RR. 1912 StenBer. Bd. I Nr. 10 S. 174, K. d. Abg. Beil. Bd. II Beil. 254 S. 137). Die Kammer der Abgeordneten verwies den von der Kammer der Reichsräte zugeleiteten Entwurf ebenfalls zunächst an den X. (bes.) Ausschuß, der wiederum den Abg. Frank-Dillingen als Referenten und den Abg. Gerichten als Kor­ referenten bestellte. Der Referent legte seinen Bericht Anfang August, der Korreferent Ende August vor. Der Ausschuß beriet den Entwurf in drei Sitzungen vom 24. bis 28. August und beschloß eine Reihe von Änderungen (Verh. d. K. d. Abg. 1912 Beil. Bd. II Beil. 305, 310, 332. Die Kammer der Abgeordneten nahm den Entwurf nach 2 tägiger Beratung am 11. September 1912 nach den Beschlüssen des besonderen Ausschusses an (Verh. d. K. d. Mg. 1912 StenBer. Bd. V Nr. 121 u. 122 S. 5 ff.). Den von ihr vorgenommenen Änderungen erteilte die Kammer der Reichsräte am 21. September 1912 auf Antrag des Ausschusses die Zustimmung (Verh. d. K. d. RR. 1912 StenBer. Bd. I Nr. 16 S. 347).

III. Inhalt -er Kirchengemeindeordnnng. Die Kirchengemeindeordnung in ihrer endgültigen Fassung will in Übereinstimmung mit dem von der Staatsregierung vorgelegten Ent­ wurf die Verwaltung des Vermögens der Kirchenstiftungen und Kirchen­ gemeinden der öffentlichen Kirchengesellschaften des Königreichs und die Befriedigung ihrer örtlichen Kirchenbedürfnisse durch ein einheitliches Gesetz neu regeln. Öffentliche Kirchengesellschaften im Sinne der Ver­ fassungsurkunde sind nur die katholische, die protestantische und die reformierte Kirche. In der Pfalz ist die protestantische Kirche mit der reformierten zur protestantisch-evangelisch-unierten Kirche zusammenge­ schlossen. Die reine reformierte Kirche besteht nur noch in wenigen Gemeinden des rechtsrh. Bayerns. Soweit nicht Sonderbestimmungen

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A. Einleitung.

getroffen sind, versteht das Gesetz unter protestantischer Kirche auch die unierte und die reformierte Kirche. Die Privatkirchengesellschaften, wozu insbesondere die Juden ge­ hören, werden durch das Gesetz nicht berührt. Es wird daher insbesondere an dem Judenedikt von 1813 nichts geändert. Die Aufgaben, die sich die Kirchengemeindeordnung gesetzt hat, betreffen lediglich Vermögensangelegenheiten der öffentlichen Glaubens­ gesellschaften und liegen daher nach bayer. Staatskirchenrecht, wie oben (I A) des näheren dargelegt, auf rein weltlichem Gebiet. In Gegenstände einzugreifen, die nach der Verfassung innerkirchlicher Natur sind, liegt der Kirchengemeindeordnung völlig ferne. Die Organe, welche sie mit der Vertretung der örtlichen Vermögensverwaltung betraut, haben mit der inneren Kirchenverfassung der beteiligten Religionsgesellschaften zu­ nächst nichts zu tun. Sie sind kraft staatlichen Organisationsrechts ein­ gesetzte weltliche Organe. Diese ihre Natur wird dadurch, daß sie zum Teil auch der inneren Kirchenverfassung angehören oder innerkirchliche Funktionen zu erfüllen haben, in Ansehung der Vermögensverwaltung nicht berührt. Insbesondere gilt dies von den protestantischen Kirchen­ verwaltungen, welche nach Maßgabe der Art. 103, 104 u. 105 des Ge­ setzes die Aufgaben des „Kirchenvorstands" oder des Presbyteriums überkommen. Nur die Verwaltung des Vermögens der Kirchen st iftungen und Kirchengemeinden regelt die Kirchengemeindeordnung. Für die Verwaltung des Pfründevermögens trifft sie keine Bestimmun­ gen. Die bisherigen Rechtsverhältnisse in Ansehung des Pfründever­ mögens erleiden demgemäß keine Veränderungen. In die Baulastfrage greift das Gesetz nur teilweise ein. Es be­ gnügt sich, die öffentlich-rechtliche Verbindlichkeit der Kirchenstiftung und der Kirchengemeinde zur. Befriedigung ihrer eigenen Baubedürfnisse im Rahmen des Art. 12 Abs. I Ziff. 1 und Art. 16 festzustellen, hält aber ausdrücklich alle Verpflichtungen Dritter — seien sie öffentlich-recht­ licher oder privatrechtlicher Natur — aufrecht und verweist in dieser Beziehung auf die bisherigen Rechtsnormen und Rechtsverhältnisse (Art. 112 Abs. III). Mit besonderer Sorgfalt vermeidet es die Kirchengemeindeordnung irgendwie in das geltende Verfassungsrecht einzugreifen. Sie will die Vermögensangelegenheiten der öffentlichen Kirchengesellschaften im Rahmen der Verfassung und der Verfassungsgesetze regeln, nicht aber mit einer ihrer Bestimmungen in Widerspruch treten. Dies bedeutet für Theorie und Praxis die Forderung, die Bestimmungen der Kirchengenleindeordnung in Zweifelsfällen so auszulegen, daß sie mit den Be­ stimmungen der Verfassung im Einklang stehen. Auch die Befugnisse der kirchlichen Organe hinsichtlich der zum Kirchenstiftungs- oder Kirchengemeindevermögen gehörigen, zum gottes­ dienstlichen Gebrauch gewidmeten Sachen bleiben völlig unberührt (Art. 112 Abs. IV).

HL Inhalt der Kirchengemeindeordnung.

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Die Bestimmungen der Kirchengemeindeordnung gelten unter dem Vorbehalt der Art. 103 Abs. I grundsätzlich für die 3 öffentlichen Glau­ bensgesellschaften des Königreichs gleichmäßig. Nur in wenigen Fällen sind Sondervorschriften teils für die einzelnen Bekenntnisse, teils für die Landesteile diesseits und jenseits des Rheins getroffen. Von diesen haben größere Bedeutung nur die Bestimmungen der Art. 6 u. 40 über die Verwaltung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und teilweise die Sonderbestimmungen für die Pfalz (insbesondere Art. 101 Abs. III). Die Kirchengemeindeordnung schafft nicht völlig neues Recht. Sie schließt sich eng an die bisherige Verwaltungsorganisation an, baut diese aber in wesentlichen Punkten in Anlehnung an die Gemeindegesetz­ gebung des Jahres 1869 weiter aus. Mehrfach ist auch die einschlägige Gesetzgebung anderer Bundesstaaten zum Vorbild genommen worden.

Die wichtigsten Neuerungen des Gesetzes sind: 1. Gewährung eines wirklichen — freilich im Verhältnis zu dem der politischen Gemeinden wesentlich beschränkteren — Selbstverwal­ tungsrechts an die Kirchengemeinden und das ortskirchliche Stif­ tungsvermögen unter Ersetzung der bisherigen Kuratel durch eine eingeschränkte, gesetzlich fest umschriebene Staatsaufsicht. 2. Gesetzliche Festlegung festumschriebener Zustimmungsrechte der kirchlichen Oberbehörden hinsichtlich der kirchlichen Vermögens­ verwaltung im Rahmen des § 75 des Religionsedikts. (Vgl. Art. 11 Vordem.). 3. Beseitigung jeglicher organischer Verbindung der Kirchengemeinde mit der politischen Gemeinde. 4. Gesetzliche Festlegung des Kreises der Ortskirchenbedürfnisse und der Aufbringpflicht der Kirchengemeinden (Art. 12 u. 13). 5. Schaffung eines modernen Umlagenrechts auf der Grundlage des Umlagenrechts der politischen Gemeinden unter Übertragung selb­ ständiger Finanzgewalt auch auf die pfälzischen Kirchengemeinden (Art. 20 ff., 97). 6. Heranziehung der juristischen Personen zu den Bauumlagen (Art. 21). 7. Einführung des Instituts der Kirchengemeindebevollmächtigten (Art. 68). 8. Vereinfachung der Beschlußfassung der Kirchengemeinde (Art. 67). 9. Einführung des Instituts der Gesamtkirchengemeinden (Art. 3). 10. Ermöglichung der Abteilung von Kirchengemeinden in Hauptund Fernbezirke (Art. 19). 11. Gesetzliche Festlegung der Wahlberechtigung und der Wählbarkeit für die Kirchenverwaltung und die Kirchengemeindebevollmächtig­ ten (Art. 42 ff.). 12. Ermöglichung des schiedsrichterlichen Verfahrens hinsichtlich der Vermögensauseinandersetzung bei Veränderungen im Bestände von Kirchengemeinden usw. (Art. 10) und zur Festlegung der Ber-

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A. Einleitung.

Pflichtungen der Tochtergemeinden gegenüber den Pfarrgemelnden (Art. 16). 13. Vorschriften zur Erleichterung der Ablösung von Reichnissen und Stolgebühren (Art. 85 ff.). Außer diesen wichtigen Neuerungen bringt die Kirchengemeinde­ ordnung noch eine Reihe von Abänderungen mehr untergeordneter Be­ deutung; vor allem faßt sie aber — und darin liegt eines ihrer Haupt­ verdienste — die einschlägigen, bisher in unendlichen Verordnungen und Ministerialentschließungen verstreuten Einzelvorschriften in übersichtlicher Weise zusammen und legt sie nach entsprechender Revision gesetzlich fest. Die Abänderungen, die der Regierungsentwurf im Laufe der Kammerverhandlungen erfuhr, vollzogen sich zum großen Teil im Ein­ verständnis der Staatsregierung. Tiefergehende Meinungsverschieden­ heiten zwischen Staatsregierung und Landtag ergaben sich jedoch bei den Art. 6, 12 Abs. I Ziff. 3, 37 Abs. V und 45. Nach Art. 6 in der Fassung des Regierungsentwurfs sollte die Verwaltung sowohl des katholischen als des protestantischen ortskirch­ lichen Stiftungsvermögens den Kirchengemeinden anvertraut werden. Der Entwurf ging hiebei von der in der gesamten bisherigen Ministerialpraxis festgehaltenen Auffassung aus, daß die Verwaltung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens schon bisher bei beiden Konfessionen den Kirchengemeinden anvertraut sei und daß die Kirchen­ verwaltungen nur deren Organe seien. Die gesetzliche Festlegung der bisherigen Praxis wurde außer mit dem konservativen Charakter der Kirchengemeindeordnung insbesondere damit begründet, daß das Kir­ chenstiftungsvermögen ohnehin den kirchlichen Bedürfnissen der Kirchen­ gemeinde zu dienen bestimmt sei, daß letztere andrerseits die subsidiäre Haftung für den kirchlichen Bedarf habe und daß es darum nicht ange­ messen erscheine, die Kirchengemeinde nur als Lastenträgerin in das Gesetz einzuführen. Weiter wurde angeführt, daß das Wahlrecht für die Kirchenverwaltung, das der Kirchengemeinde auf jeden Fall eingeräumt werden müsse, die Kirchenverwaltung praktisch doch als Organ der Kirchengemeinde erscheinen lasse. Der besondere Ausschuß der Kammer der Abgeordneten des Jahres 1910 änderte jedoch Art. 6 dahin ab, daß die Verwaltung wenigstens des katholischen ortskirchlichen Stiftungs­ vermögens den Kirchenverwaltungen anvertraut werde. Er recht­ fertigte seine gegensätzliche Stellungnahme hinsichtlich des katholischen ortskirchlichen Stistungsvermögens damit, daß die Kirchengemeinde in der katholischen Kirche durchaus nicht die Bedeutung habe wie in der protestantischen, daß das kanonische Recht die Gesamtheit der Parochianen als Rechtsbegriff der modernen Kirchengemeinde nicht auffasse, daß auch nach dem bisherigen Recht die Kirchenverwaltung ein von der Kirchen­ gemeinde vollkommen unabhängiges Verwaltungsorgan gewesen sei und daß die beabsichtigte, gesetzliche Übertragung der Vermögensverwaltung an die Kirchengemeinde die Selbständigkeit und rechtliche Unabhängig­ keit der Kirchenstiftung tangiere und die Gefahr der Laikalisierung

III. Inhalt der Kirchengemeindeordnung.

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des Kirchenvermögens in sich berge Die Kirchenverwaltung müsse als ein zwar von der Kirchengemeinde zu wählendes, im übrigen aber originäres, vom Staate aufgestelltes Verwaltungsorgan über das Stiftungsvermögen angesehen werden. Diese Anschauung wurde sowohl vom Plenum der K d. Abg. als auch vom Ausschuß und dem Plenum der K. d. RN. geteilt. Damit ist der bisherige heftige Streit über die Entstehung und die bisherige rechtliche Existenz der Kirchengemeinde sowie über ihr Verhältnis zur Kirchenverwaltung und zum ortskirch­ lichen Stistungsvermögen auch in die Kirchengemeindeordnung herein­ getragen worden. Die getroffene Unterscheidung hatte weitere Sonder­ vorschriften für beide Konfessionen zur notwendigen Folge. Ihre Be­ deutung liegt jedoch mehr auf konstruktiv-theoretischem als auf prak­ tischem Gebiet (vgl. Art. 6 Abs. I Bem. 1). Art. 12 Abs. I Ziff. 3 des Reg.-Entw. hatte als Ortskirchen­ bedürfnis bezeichnet: „Die Ausbringung des Diensteinkommens der welt­ lichen Kirchendiener, das angemessen sein soll...". Diese Fassung sollte den Staatsaufsichtsbehörden die Möglichkeit eröffnen, in Fällen, in denen das Einkommen der weltlichen Kirchendiener wirk­ lich unverhältnismäßig gering ist, eine angemessene Regulierung nötigen­ falls mit staatsaufsichtlichem Zwang durchzuführen. Der besondere Aus­ schuß der K. d. Abg. des Jahres 1910 erblickte hierin jedoch eine Beein* trächtigung des Selbstverwaltungsrechts der Kirchengemeinden und der Kirchenstiftung und die Gefahr übermäßiger Belastung des Ortskirchen­ vermögens; er beseitigte daher beit Zusatz „das angemessen sein soll". Das Plenum der K. d. Abg. trat diesem Beschluß bei. Die Staats­ regierung nahm jedoch den Zusatz in dem Entwurf vom 2. Mai 1912 wieder auf und diesmal stimmte sowohl Ausschuß und Plenum der K. d. RR. als der K. d. Abg. zu. Doch erhielt durch übereinstimmende Beschlüsse der beiden Kammern Art. 74 Abs. VI in Satz 3 einen Zu­ satz, der dem staatsaufsichtlichen Einschreiten eine Schranke setzt. Auf ähnlichen Erwägungen wie die Streichung des Zusatzes zu Art. 12 Abs. I Ziff. 3 beruhte die vom Ausschuß der K. d. Abg. 1910 unter Billigung des Plenums vorgenommene Streichung des letzten Satzes des Art. 37 Abs. V. Bei den Verhandlungen des Jahres 1912 wurde dieser in der Regierungsvorlage wiedereingestellte Satz ebenfalls angenommen. Vollständig auf der Initiative des Landtags beruht der jetzige Abs II des Art. 44 und Ziff. 6 des Art. 45. Die Anregung hiezu gab ein Antrag des Ausschuß-Referenten der K.d^Abg. .Franh-Dillingen, auf.Gxunp Hessen Ar^. 4$ ipt Zähre 1910 folgenden Abs. II erhielt: „Gewählte, die durch offenkundigen, un­ sittlichen Lebenswandel oder offen zur Schau getragenes unkirchliches Verhalten Anlaß zu öffentlichem Ärgernis geben, können innerhalb zwei Monaten vom Tage der Wahl an gerechnet durch Ausspruch der kirch­ lichen Oberbehörde abgelehnt werden. Die Kreisregierung ist von der beabsichtigten Ablehnung innerhalb der ersten drei Wochen der Frist

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A. Einleitung.

zu verständigen. Die Ablehnung ist nur zulässig, wenn nicht die Kreis­ regierung innerhalb drei Wochen nach der erfolgten Verständigung er­ klärt, daß hiegegen vom staatlichen Standpunkt aus Bedenken bestehen." Im Zusammenhang damit erhielt Art. 45 Abs. I die neue Ziff. 6: „(Die Wahl kann abgelehnt werden), wenn der Gewählte erklärt, er glaube einer Ablehnung im Sinne des folgenden Absatzes ausgesetzt zu sein". Die Staatsregierung bekämpfte diese Zusätze von Anfang an, indem sie insbesondere darauf hinwies, daß die Wahl geeigneter Per­ sonen schon durch Art. 44 in der Fassung des Reg.-Entw. ausreichend sichergestellt sei, daß eventuell Art. 84 Abs. IV eine viel wirksamere Handhabe zur Entfernung gebe, daß die vorgeschlagene Bestimmung die kirchliche Oberbehörde mit einer odiosen Aufgabe belaste und daß sie leicht zu Differenzen zwischen ihr und der Kreisregierung Anlaß geben könne. Außerdem werde sie größere praktische Bedeutung nicht haben. Der Ausschußreferent der K. d. RR. beantragte eine entsprechende Bestimmung in Abs. II zu Art. 44 aufzunehmen und folgendermaßen zu fassen: „Wer durch offenkundigen unsittlichen Lebenswandel Anlaß zu öffentlichem Ärgernis gegeben hat oder durch öffentliche Handlungen anerkannte Glaubenslehren seiner Bekenntnisgemeinschast verleugnet oder Verachtung des Gottesdienstes und der Religionsgebräuche bekundet hat, oder wer wegen eines Verbrechens oder Vergehens gegen die Religion strafrechtlich verurteilt worden ist, kann innerhalb zwei Monaten vom Tage der Wahl an gerechnet durch Ausspruch der kirchlichen Ober­ behörde abgelehnt werden. Die Kreisregierung ist von der beabsichtigten Ablehnung innerhalb der ersten drei Wochen der Frist zu verständigen. Die Ablehnung tritt in Kraft, wenn nicht die Kreisregierung innerhalb drei Wochen nach erfolgter Verständigung erklärt, daß hiegegen ein gesetzliches Bedenken besteht. Das Recht der Ablehnung innerhalb zwei Monaten vom Tage der Wahl steht auch der Kreisregierung zu, wenn der Gewählte durch offenkundigen unsittlichen Lebenswandel Anlaß zu öffentlichem Ärgernis gegeben hat." Diesem Antrag gegenüber wiederholte der Staatsminister die früheren Bedenken und fügte noch das weitere bei, daß der hienach Abgelehnte vollständig des Rechtsschutzes entbehre und daß Art. 8 Ziff. 37 des VGHG. in der Fassung des Art. 96 b der Kirchengemeindeordnung durch diese Bestimmung einen Teil seiner Bedeutung verliere. Nach eingehenden Verhandlungen im Ausschuß der K. d. RN. beantragte dann endlich Reichsrat Graf von Crailsheim die Fassung, in welcher Art. 44 Abs. II nunmehr Gesetz geworden ist.

B. Text der Kirchengemeindeordnung vom 24. September 1912.

(GVBl. S. 911). Im Namen Seiner Majestät des Königs.

Lmtpold, von Gottes Gnaden Königlicher Prinz von Bayern,

Regent. Wir haben zur Regelung der Verhältnisse der katholischen und protestantischen Kirchenstistungen und Kirchengemeinden des König­ reichs in Ansehung der Verwaltung des Ortskirchenvermögens und der Befriedigung der örtlichen Kirchenbedürfnisse nach Vernehmung des Staatsrates mit Beirat und Zustimmung der Kammer der Reichsräte und der Kammer der Abgeordneten beschlossen und ver­ ordnen, was folgt:

Erster Abschnitt.

Kirchengemeinde« «nd OrtsKirchermermögerr im allgemeinen. Rechtliche Stellung usw.

Art. 1.

'Die Kirchengemeinden im Sinne dieses Gesetzes find rechts­ fähige zur Befriedigung der örtlichen Kirchenbedürfniffe organisierte Beitragsverbände. Als Kirchengemeinden gelten die Pfarrgemeinden, die. etwa innerhalb dieser bestehenden Mutter-und Tochtergemeivden, dann die Gesamtkirchengemeinden. 11 Die Kirchengemeinden genießen die Vorrechte der öffentlichen Stiftungen. m Die katholischen Kirchengemeinden und ihre Bertretungskörper find nicht Einrichtungen der inneren Kirchenverfaffung.

16

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

IV Die innerkirchlichen Aufgaben der protestantischen Kirchen­ gemeinden find nicht Gegenstand dieses Gesetzes. v Die Eigentumsverhältnisse am Ortskirchenvermögen bleiben unberührt. Vl Bei katholischem Ortskirchenvermögen ist möglichst darauf hin­ zuwirken, daß neu zugehendes Grundstockvermögen Eigentum der Kirchenstistung, nicht der Kirchengemeinde wird. Im Zweifelsfalle wird dies vermutet.

Sitz. Bildung.

Art. 2.

I Als Sitz der Kirchengemeinde gilt, wenn nicht ein anderes bestimmt oder hergebracht ist, der Ort der Kirche (Notkirche, Bet­ saal), vor Bereitstellung einer Kirche der hiefür bei Bildung einer Kirchengemeinde in Ausficht genommene Ort. Bei Gesamtkirchen­ gemeinden wird der Sitz durch Königliche Entschließung bestimmt. "In Bezug auf Bildung und Umbildung von Pfarreien und Tochtergemeinden sowie ihrer Bezirke find die hierüber jeweils bestehenden besonderen Vorschriften maßgebend.

Brsamttirchrngemeinden.

Akt. 3.

^Mehrere benachbarte Kirchengemeinden desselben Bekenntnisses können, unbeschadet ihres gesonderten Fortbestandes, zum Zwecke der gemeinsamen Befriedigung von Ortskirchenbedürfnissen (Art. 18) zugleich zu einer Gesamtkirchengemeinde vereinigt sein. II Für die Bildung einer neuen Gesamtkirchengemeinde ist die Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde und Königliche Entschlie­ ßung erforderlich. Die Kirchenverwaltungen der Einzelkirchen­ gemeinden sollen vorher gehört werden. •" Die Umbildung oder Auflösung einer Gesamtkirchengemeinde erfolgt in gleicher Weise. Auch die Gesamtkirchenverwaltung soll vorher gehört werden.

Ktrchengemeindeglieder.

Art. 4.

1 Zur Kirchengemeinde im Sinne dieses Gesetzes gehören alle im Kirchengemeindebezirk wohnenden (Art. 106 Abs. IV) Angehörigen des betreffenden Bekenntnisses. " Eine Scheidung der beiden im rechtsrheinischen Bayern be­ stehenden protestantischen Bekenntnisse hinsichtlich des Kirchengemeinde­ verbandes tritt nur ein, wo ein und dasselbe Gebiet sowohl einem evangelisch-lutherischen, als einem reformierten Kirchengemeindebezirk angehört oder soweit nachweislich ein vollständiger Anschluß an eine

1 Absch.

Kirchengemeinden u. Ortskirchenvermögen im allgemeinen.

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auswärtige Kirchengemeinde des eigenen Bekenntnisses besteht. In dem ersteren Falle haben unierte Protestanten die Wahl, zu welcher der beiden Kirchengemeinden sie sich halten wollen. Unterlassen sie die Anschlußerklärung, so sind sie der stärker belasteten Kirchengemeinde auf deren Antrag durch die Staatsauffichtsbehörde zuzuweisen. m In der — unierten — protestantischen Kirche der Pfalz erstreckt sich der Kirchengemeindeverband auf alle im Kirchengemeindebezirk wohnenden Protestanten. IV Wohnt ein Bekenntnisgenosie (Abs. I—III) gleichzeitig oder abwechslungsweise in mehreren Kirchengemeindebezirken, so ist er Mitglied dieser sämtlichen Kirchengemeinden. Ortskirchenvermögen, Stiftuugsverbände usw.

. Zivi. »•

' Als Ortskirchenvermögen gilt das ortskirchliche Stiftungs­ vermögen, dann ein etwaiges Kirchengemeindevermögen. II Zum ortskirchlichen Stiftungsvermögen gehören mit Ausschluß der Pfründe- und Hofkultusstiftungen: 1. das Kirchenstiftungsvermögen (Fabrikgut), auch soweit es den geistlichen oder weltlichen Kirchendienern zu Gebrauch oder Nutzung zugewiesen ist, einschließlich der bei der Kirchenstiftung bestehenden Fonds; 2. sonstige örtliche Kultusstiftungen und -fonds; 3. das Vermögen der Bruderschaften und ähnlichen Vereinigungen im Kirchengemeindebezirk, soweit es als örtliches Stiftungs­ vermögen erscheint oder seither ihm gleichgeachtet worden ist. Unberührt bleibt eine für solches Vermögen ordnungsmäßig bestehende besondere Verwaltung. III Wenn die Verwaltung sonstigen Vermögens von Bruderschaften oder ähnlichen Vereinigungen bisher durch eine Kirchenverwaltung besorgt wurde oder künftig einer solchen übertragen wird, finden auf dieses Vermögen, insolange nicht nach Einvernahme der Kirchenver­ waltung mit staatsaufsichtlicher Genehmigung eine besondere Ver­ waltung ordnungsgemäß bestellt wird, die Vorschriften über Ver­ waltung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens entsprechende An­ wendung. IV Letzteres gilt a-rch, syw^it nicht ein anderes bestimmt ist^ für die einer Kirchenverwaltung odereiner besonderen Verwaltung orts­ kirchlichen Charakters vermöge eines besonderen Rechtsverhältnisses zur Verwaltung zugewiesenen Stiftungen und Fonds zu anderen als Kultuszwecken (Unterrichts-, Wohltätigkeitsstiftungen usw.). Wenn solche Stiftungen und Fonds nicht wenigstens mittelbar kirchlichen Langheinrtch, Klrchengcmetndeorduung. 2

18

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Zwecken dienen, soll ihre Verwaltung der Regel nach der Kirchen­ verwaltung nicht übertragen werden. v Ein Verband, zu dem mehrere, im übrigen gesondert fort­ bestehende Kirchenstiftungen desselben Bekenntnisses zum Zwecke einer gemeinsamen Vermögensverwaltung vereinigt sind (Stistungsverbände), wird unbeschadet der bestehenden Rechtsverhältnisse einer Kirchenstiftung gleichgeachtet. Die Gesamtheit der an einem Stiftungs­ verband beteiligten Kirchengemeinden gilt als Gesamtkirchengemeinde. Bei Auflösung eines Stiftungsverbandes finden die Art. 3 Abs. Ill und 10 entsprechende Anwendung. Verwaltung. Sitz. Akt. 6. 1 Die Angelegenheiten des katholischen ortskirchlichen Stiftungs­ vermögens find den nach Maßgabe dieses Gesetzes zu bildenden Kirchenverwaltungen anvertraut, wenn nicht durch besondere Gesetze oder Stiftungsbestimmungen eine andere Verwaltung angeordnet ist. Eine Mitwirkung der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchengemeindebevollmächtigten findet, vorbehaltlich der Art. 65 Abs. II und 68 Abs. VI Satz 2, bei Angelegenheiten des katholischen ortskirchlichen Stiftungsvermögens nur in den Fällen des Art. 23 Abs. II Ziff. 2 und 3, des Art. 36 Abs. III Ziff. 1 und Abs. IV sowie des Art. 52 Abs. III Satz 3 statt. Die eigenen Angelegen­ heiten der katholischen Kirchengemeinden werden durch ihre Ver­ tretungskörper besorgt. "Die Angelegenheiten des protestantischen ortskirchlichen Stif­ tungsvermögens find der Kirchengemeinde zur Verwaltung anvertraut und werden neben den eigenen Angelegenheiten der Kirchengemeinde durch ihre Bertretungskörper besorgt, wenn nicht durch besondere Gesetze oder Stiftungsbestimmungen eine andere Verwaltung an­ geordnet ist. m Als Sitz des ortskirchlichen Stiftungsvermögens gilt, soferne nicht ein anderes bestimmt oder hergebracht ist, der Ort der be­ stehenden oder zu errichtenden Kirche, zu welcher das Vermögen in Beziehung steht. ,v Bei den bestehenden Stiftungsverbänden gilt als Sitz der hergebrachte Ort.

Stiftungen. Zustiftungen. Aki. 7. ' Neue ortskirchliche Stiftungen bedürfen der Königlichen Ge­ nehmigung, mit Lasten verknüpfte Stiftungszuflüsse (Zustiftungen) der Genehmigung der Staatsaufsichtsbehörde. Die Befugnisse der kirchlichen Behörden bleiben unberührt.

1. Abschn.

Kirchengemeinden u. Ortskirchenvermögen im allgemeinen.

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11 Die Stiftungen erlangen durch die Königliche Genehmigung die Rechtsfähigkeit und den verfaffungsmäßigen Staatsschutz. 1,1 Die Pfarr- und Tochterkirchenstiftungen, welche zur Zeit des Inkrafttretens der Kirchengemeindeordnung mit ausgeschiedenen Einnahmen und Ausgaben bereits bestehen, werden als rechtskähige Stiftungen anerkannt.

Art.«. I Bei Zustiftungen zu katholischem Kirchenstiftungsvermögen behufs Abhaltung von Gottesdiensten soll der Kirchenstiftung, wenn nicht eine angemessene Bauschabfindung festgesetzt wird, die Hälfte der Jahresrente als Entschädigung verbleiben. Dieser Anteil kann mit Rücksicht auf die Vermögenslage des Anstifters oder sonstige besondere Gründe bis auf zwei Fünftel der Jahresrente ermäßigt werden. II ®en bei der Berechnung zu Grunde zu legenden Zinsfuß bestimmt das zuständige Staatsministerium nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörden. ™ Bei selbständigen katholischen Gottesdienststiftungen wird eine entsprechende Entschädigung oder Abfindung vorgesehen. IV Protestantische Gottesdienststiftungen und Gottesdienstzustif­ tungen haben, soferne nicht aus Herkommen oder einem besonderen Rechtsverhältnis sich ein anderes ergibt, der Kirchenstiftung einen Teil der jeweiligen gemeinschaftlichen Berwaltungskosten regelmäßig nach dem Verhältnisse der Roherträgnisse nebst Zuschlag für etwaigen besonderen Aufwand (Art. 75 Abs. I Ziff. 4) zu ersetzen. Bermögenserhaltung usw.

Akt. 9.

' Die Kirchenstiftungen sind verbunden, den Grundstock ihres Vermögens ungeschmälert zu erhalten und veräußerte Bestandteile des rentterenden Vermögens durch Erwerbung anderer rentierender Objekte sofort oder mindestens allmählich nach vorher festgestelltem Plane zu ersetzen. Den Kirchengemeinden obliegt die gleiche Ver­ pflichtung hinsichtlich ihres eigenen Vermögens. " Anderes Ortskirchenvermögen soll im Grundstock gleichfalls ungeschmälert exhaftey und jm. Fglle unvermeidlicher Verluste tunlichst durch Rentenadmassierung wieder ergänzt werden. I» Abweichungen von diesen Vorschriften und der Ersatzplan, dann Abweichungen vom Ersatzplan, durch die der Ersatz verzögert wird, bedürfen staatsaufsichtlicher Genehmigung. Bei ortSkirchlichem Stiftungsvermögen ist die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde 2*

20

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

(Art. 11 Abs. V) erforderlich; bei Kirchengemeindevermögen wird sie in wichtigeren Fällen einvernommen. IV ®et Fonds, die zum Verbrauche bestimmt find, hat die Staatsaufsichtsbehörde vorher die Voraussetzungen und den Umfang der Verbrauchbarkeit festzustellen. v Jede Verteilung von Ortskirchenvermögen zu Eigentum oder Nutzung sowie jede Verwendung von Erträgnissen oder Überschüssen zum Privatvorteile ist unzulässig. Wohlerworbene Rechte bleiben unberührt. w Sie Übernahme einer Haftung zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinde für eine beiden fremde Verbindlichkeit ist unzulässig. v” Die Bewirtschaftung der zum Ortskirchenvermögen gehörenden Waldungen unterliegt den gesetzlichen Vorschriften. Bestaudsändenmgea.

10.

1 Bei eintretenden Änderungen in dem Bestände von Kirchen­ gemeinden oder kirchlichen Friedhofverbänden ist hinsichtlich einer etwa veranlaßten Teilung oder Auseinandersetzung des Ortskirchen­ vermögens oder Regelung von Rechten und Pflichten in Bezug auf bestehende Kultusgebäude und kirchliche Anstalten oder Ein­ richtungen zunächst gütliche Übereinkunft der Beteiligten maßgebend. Die Übereinkunft bedarf staatsaufsichtlicher Genehmigung und, soweit ortskirchliches Stifwngsvermögen in Frage kommt, der Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11 Abs. V); in sonstigen Fällen wird sie einvernommen. » Soweit eine genehmigte Übereinkunft fehlt und nicht in der organisatorischen Verfügung Vorsorge getroffen ist, tritt nötigenfalls schiedsrichterliche Entscheidung ein. Diese kann auch im voraus für den Fall des Zustandekommens einer bestimmten Änderung ergehen. "'In erster Instanz steht die schiedsrichterliche Entscheidung zu: 1. einer vom zuständigen Staatsministerium beauftragten Kreis­ regierung, wenn eine Kirchengemeinde beteiligt ist, deren Sitz im Gebiete einer unmittelbaren Stadt liegt, 2. in den übrigen Fällen einem Bezirksamte, das von der vorgesetzten Kreisregierung oder, sofern mehrere Regierungsbezirke in Frage kommen, vom zuständigen Staatsministerium be­ auftragt wird. IV In zweiter und letzter Instanz entscheidet der Verwaltungsgerichtshof als Schiedsgericht. v Die Bestimmungen in Art. 45 Abs. I—111 des Gesetzes vom

2. Abschn. Ortskirchenbedürfnisse und Mittel zu ihrer Befriedigung.

21

8. August 1878, die Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofes und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen betreffend, finden entsprechende Anwendung. 71 Vor Erlassung einer schiedsrichterlichen Entscheidung wird die kirchliche Oberbehörde gehört. Kirchliche Obrrbehörden.

91 tt. 11.

I Wo nach der Kirchengemeindeordnung die Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde vorgeschrieben ist, sollen die Staatsbehörden, soweit sie nicht die richterliche Gewalt ausüben, das Einverständnis anstreben, etwaige Erinnerungen sorgfältig würdigen und nach Möglichkeit berücksichtigen. II Die Einvernahme in sonstigen Angelegenheiten ist nicht ausgeschloffen. III Werden die Erinnerungen nicht oder nur teilweise berück­ sichtigt, so ist die kirchliche Oberbehörde binnen 14 Tagen aus­ schließender Frist zur Beschwerdeführung berechtigt. IV Auch im Verwaltungsstreitverfahren können die kirchlichen Oberbehörden gehört werden, wenn ihre Einvernahme nicht ohnehin vorgeschrieben ist. v Wo nach der Kirchengemeindeordnung die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde vorgeschrieben ist, bildet sie eine Voraussetzung der Rechtswirksamkeit des Kirchenverwaltungsbeschlusses. Sie ist vor dessen Vorlage an die Staatsaufsichtsbehörde vom Kirchenverwaltungsvorstand einzuholen. Mindestens gleichzeitig ist der Staatsauffichtsbehörde von dem Beschlusse vorläufige Kenntnis zu geben.

Zweiter Abschnitt. GrtskircheudedürfuUr und Mittel x« ihrer Befriedigung. Erster Titel.

Allgemeine Vorschriften. Ortskirchenbedürfniffe.

91 tt. 12.

1 Als Ortskirchenbedürfniffe gelten außer dem Bedarfe für Erfüllung der in besonderen Bestimmungen der Kirchengemeinde­ ordnung oder sonstigen Gesetzen festgestellten Verpflichtungen deS ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde die

22

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

notwendigen Erfordernde für die würdige Feier des öffentlichen Gottesdienstes, die Seelsorge und die Vermögensverwaltung, und zwar im einzelnen:

1. die Herstellung und Unterhaltung der Kirchen mit regelmäßigem pfarrlichem Gottesdienst, dann der erforderlichen Gebäude für die Pfarrgeistlichen und, wo dies bisher üblich war, für die Mesner nebst der Bezahlung der Brandverficherungsbeiträge, ferner die Unterhaltung der bestehenden kirchlichen Friedhöfe und der dazu gehörigen Bauwerke sowie die Anbringung und Unterhaltung der nötigen Blitzableiter auf größeren kirchlichen Gebäuden; 2. die Beschaffung und Unterhaltung der inneren Einrichtung für solche Kirchen, einschließlich der Kirchenstühle und Gerätschäften, dann die Bereitstellung des sonstigen sachlichen Be­ darfes für Zwecke des Gottesdienstes und der Seelsorge; 3. die Aufbringung des Diensteinkommens der weltlichen Kirchen­ diener, das angemessen sein soll (Art. 74 Abs. VI), mit Ein­ schluß der notwendigen Stellvertretungskosten im Falle des Urlaubs nach Art. 82 Abs. II; 4. die Bezahlung von Pfarrvisitations- und Jnstallationskosten nach Maßgabe der hierüber jeweils bestehenden Ministerialvorschriften, vor deren Änderung die kirchliche Oberbehörde einvernommen wird; 5. die Sorge für die nach Ministerialvorschrift zu haltenden Gesetz- und Amtsblätter sowie für die Pfarrmatrikeln; 6. die Bestreitung des sonstigen Verwaltungsaufwandes ein­ schließlich des sachlichen Bedarfes für die pfarramtliche Ge­ schäftsführung. "Ferner gehören zu den Ortskirchenbedürfnissen die Erforder­ nisse für Verbindlichkeiten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde auf Grund Herkommens, besonderer RechtsVerhältnisse oder gesetzmäßiger Beschlüsse. 111 @me Last, die nach sonstigen Gesetzen, Herkommen oder besonderen Rechtsverhältnissen den Parochianen, Matristen oder Filialisten obliegt, gilt als Verbindlichkeit der Pfarrgemeinde, Mutter­ gemeinde oder Tochtergemeinde. ,v Die Verpflichtung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde zu Leistungen für das Diensteinkommen der Geistlichen bemißt sich nach den bisherigen Gesetzen, Herkommen, besonderen Rechtsverhältnissen oder gesetzmäßigen Beschlüssen. v Verpflichtungen Dritter in Bezug auf die Bestreitung von

2. Abschn. Ortskirchenbedürsnisse und Mttel zu ihrer Befriedigung.

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örtlichen Kultusbedürfnissen, einschließlich der Verbindlichkeiten der Pfründestiftungen und Pfründebesitzer hinsichtlich der Pfründegebäude, dann die Zuständigkeiten zur Entscheidung über solche Verpflich­ tungen und zu vorsorglichen Maßregeln bleiben unberührt. Zur Geltendmachung jener Verpflichtungen ist sowohl die Kirchenstiftung als die Kirchengemeinde berechtigt. De«k»ngsmittel.

Aki. 13.

1 Mr die Befriedigung der Ortskirchenbedürfnisse kommen, vor­ behaltlich der Abs. III und IV, zunächst in Betracht die Erträg­ nisse des Vermögens der beteiligten Kirchenstiftung, die für den betreffenden Zweck verfügbaren Mittel sonstiger Bestandteile des Ortskirchenvermögens, die besonderen Einnahmen der Kirchenstiftung namentlich an Sammelergebniffen, Gebühren und Strafgeldern, dann die Jnterkalarfrüchte, soweit sie nach den hierüber jeweils bestehenden Vorschriften der Kirchenstiftung zukommen, sowie frei­ willige oder auf rechtlicher Verpflichtung beruhende besondere Leistungen von Kirchengemeindegliedern oder Dritten, einschließlich der etwaigen Zuschüffe des Staates, der Gemeinden und anderer öffentlichen Kaffen. II Der hienach noch verbleibende, auch nicht von einem Dritten vermöge subsidiärer Verpflichtung bestrittene Bedarf ist — vor­ behaltlich der Bestimmungen über Grundstocksangriffe, Anlehens­ aufnahmen und Kirchengemeindedienste — durch Kirchenumlagen zu decken. III Eine Verpflichtung der Kirchengemeinde zur Aufbringung der Mittel für einen ungedeckten Bedarf des ortskirchlichen Stiftungs­ vermögens besteht indeffen, vorbehaltlich des Art. 12 Abs. II und III, nur in Bezug auf die Kirchenstistung. IV Nur ausnahmsweise ist die Verwendung von laufenden Mitteln des ortskirchlichen Stiftungsvermögens zur Bestreitung von Ortskirchenbedürfniffen zulässig, für welche nach Gesetzen, Herkommen, besonderen Rechtsverhältnissen oder gesetzmäßigen Beschlüssen die Kirchengemeinde ohne Vorgang der Kirchenstiftung — wenn auch nach Vorgang der Pfründestiftung oder anderer Verpflichteten — aufzukammen hat. Der Beschluß.der Kirchenvexwqltung b^dapf der staatsaufsichtlichen Genehmigung, welche nur bei Zustimmung der subsidiär Baupflichtigen oder sonstigen Drittbeteiligten in den ihre Jntereffen wesentlich berührenden Fällen und bei Zustimmung (Art. 11 Abs. V) der kirchlichen Oberbehörde erteilt werden darf. v Den Kirchengemeinden stehen die kirchlichen Friedhofverbände und die sonstigen Konkurrenzverbände (Art. 16 Abs. I und VH,

24

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

19 Abs. II, 20 Abs. XI) hinsichtlich der Art und Weise der Be­ friedigung von Ortskirchenbedürfnisten gleich, soweit nicht ein anderes bestimmt ist. Opfer.

Gebühren.

8ltt. 14.

' Der Ertrag des Klingelbeutels, Opferstocks oder sonstigen Opfers gehört zu den Einnahmen der Kirchenstiftung, soweit nicht für eine anderweitige Verwendung ein Herkommen oder besonderes Rechtsverhältnis besteht oder ausdrücklich für einen anderen Zweck gesammelt wird. II Wo eine anderweitige Verwendung zu erfolgen hat, steht es frei, daneben auch für die Kirche sammeln zu lasten. Mit Zu­ stimmung der Staatsauffichtsbehörde kann auch die auf Herkommen oder besonderem Rechtsverhältnis beruhende anderweitige Ver­ wendung überhaupt aufgehoben werden, soweit nicht ein Privat­ rechtsverhältnis entgegensteht und soferne etwa bezugsberechtigte Geistliche, weltliche Kirchendiener oder Lehrer für den Ausfall an ihrem Einkommen entsprechenden Ersatz erhalten. Die kirchliche Oberbehörde ist einzuvernehmen. III Gebühren für Benützung von ortskirchlichem Eigentum und ortskirchlichen Anstalten können durch Ortskirchensatzung eingeführt und geregelt werden. Beschlüffr.

Entscheidungen.

9ltt. 15.

I Die Kirchenverwaltung ist zur Beschlußfassung darüber be­ rufen, ob und inwieweit primäre Deckungsmittel, abgesehen von strittigen besonderen Leistungen der Kirchengemeindeglieder oder Dritter, zur Verfügung stehen und namentlich ein baupflichtiger Bestandteil des ortskirchlichen Stiftungsvermögens für die Be­ streitung der Kosten eines jeweils veranlaßten kirchlichen Baufalls ohne Beeinträchtigung der Deckung des laufenden Bedarfs leistungsfähig ist. II Im Streitfälle entscheidet die Staatsaufsichtsbehörde nach Ein­ vernahme der kirchlichen Oberbehörde. III Die Entscheidung wirkt auch gegen Drittbeteiligte, welche in den ihre Interessen wesentlich berührenden Fällen mit ihren Erinnerungen vorher gehört werden sollen, und ist nur im Wege der Beschwerde anfechtbar. IV Ob und inwieweit einem priratrechtlich beteiligten Dritten gegenüber das vor ihm baupflichtige ortskirchliche Vermögen nötigen­ falls auch zu einem Grundstocksangriffe oder einer Anlehensauf-

2. Abschn. Ortskirchenbedürfnlsse und Mittel zu ihrer Befriedigung.

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nähme schreiten muß, ist nach dem die Baupflicht regelnden bis­ herigen Rechte zu beurteilen. v über Bestand und Umfang der öffentlich-rechtlichen Ver­ pflichtung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens sowie der Kirchen­ gemeinde zur Befriedigung ihrer eigenen Baubedürfnisse in Bezug auf Kultusgebäude, kirchliche Friedhöfe und dazu gehörige Bau­ werke wird durch die ortskirchlichen Bertretungskärper, dann, soweit erforderlich, durch die Staatsaufsichtsbehörden nach Maßgabe dieses Gesetzes Beschluß gefaßt, vorbehaltlich der Vorschriften über das Verwaltungsstreitverfahren. Tochtergemeinden, Nrbeuorte «sw.

lb.

1 Die Heranziehung der Tochtergemeinden und anderer Bestand­ teile der Pfarrgemeinde zur Befriedigung von Ortskirchenbedürf­ nissen der letzteren bemißt sich zunächst nach besonderen RechtsVerhältnissen oder Herkommen, aushilfsweise nach Abs. II—VII. " Eine Tochtergemeinde hat an der Befriedigung von Orts­ kirchenbedürfnissen der Pfarrgemeinde nach Maßgabe der Gemein­ schaft des Bedürfnisses oder Gebrauches teilzunehmen. 1,1 Die Tochtergemeinde ist hienach nicht heranzuziehen: 1. hinsichtlich der Pfarrkirche und des Bedarfes für den Pfarr­ gottesdienst, wenn für die Tochtergemeinde eine Kirche besteht, worin anspruchsgemäß an allen Sonn- und Festtagen, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, pfarrlicher Gottesdienst stattfindet; 2. hinsichtlich eines Personalbedarfs der Pfarrgemeinde für Geist­ liche oder weltliche Kirchendiener, wenn die Voraussetzung der Ziffer 1 gegeben ist und überdies für die Tochtergemeinde eine eigene Seelsorge- oder Kirchendienerstelle besteht, deren Dotation im wesentlichen nicht von der Pfarrpfründe oder Pfarrgemeinde herrührt und deren Inhaber die kirchlichen Handlungen für die Tochtergcmeinde ausschließlich oder fast ausschließlich verrichtet; 3. hinsichtlich der Pfarr- oder Pfarrmesnergebäude, wenn die Voraussetzungen der Ziffer 1 und 2 gegeben find und der Geistliche oder weltliche Kircheüdienet der TdchtergeMeinde diese Gebäude nicht mitbenützt; 4. hinsichtlich eines kirchlichen Friedhofes, wenn die Tochter­ gemeinde ihn nicht mitbenützt. IV Wenn der sonn- und festtägliche Gottesdienst der Regel nach gleichmäßig abwechselnd in der Pfarrkirche und in der oder den

26

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Tochterkirchen anspruchsgemäß abgehalten wird, so hat jeder Teil (Muttergemeinde, Tochtergemeinde) den Bedarf für seine Kirche und den darin stattfindenden pfarrlichen Gottesdienst aufzubringen. v SBenn im übrigen eine Tochtergemeinde die kirchlichen Ein­ richtungen der Pfarrgemeinde nur in wesentlich beschränktem Maße benützen kann oder zu benützen angewiesen ist, kann fie verlangen, daß fie an der Befriedigung der Ortskirchenbedürfniffe der Pfarr­ gemeinde nur nach einem im Verhältnis der beschränkteren Be­ teiligung ermäßigten Maßstabe teilzunehmen habe. "Das Maß dieser der Tochtergemeinde zu gewährenden Er­ leichterung wird durch Vereinbarung (Art. 23 Abs. II Ziff. 3) der ortskirchlichen Vertretungskörper, in Ermangelung einer genehmigten Übereinkunft aber durch schiedsrichterliche Entscheidung in ent­ sprechender Anwendung des Art. 10 festgestellt. Eine andere Fest­ setzung kann durch Vereinbarung jederzeit, schiedsrichterlich aber nur bei wesentlich veränderten Verhältnissen oder nach Umfluß von 10 Jahren getroffen werden. VH Sie zutreffenden Bestimmungen des gegenwärtigen Artikels finden auch auf andere Bestandteile einer Pfarrgemeinde, wie Neben­ orte und Nebenortsgruppen, entsprechende Anwendung, wenn sonst eine in hohem Maße unbillige Belastung derselben vorliegen würde. Berbandene Pfarrgemeinden.

91tf. 17,

Die Beitragspflicht verbundener Pfarrgemeinden bei gleichheitlich vereinigten (unierten, kombinierten) Pfarreien zu den gemein­ samen Ortskirchenbedürfniffen bemißt sich zunächst nach der Bereinigungsurkunde, sonstigem besonderen Rechtsverhältnisse oder Her­ kommen, aushilfsweise nach dem vorstehenden Artikel. Gesamtkirchengemeinden.

91tt. 18.

>Jn Gesamtkirchengemeinden gelten kraft Gesetzes als gemein­ sam zu deckende Ortskirchenbedürfnisse: 1. der Verwaltungs- und Unterhaltungsaufwand in Ansehung eines etwaigen gemeinsamen Vermögens, dann sonstige Lasten des letzteren, 2. der Aufwand an Ersatzrücklagen zum gemeinsamen Grund­ stockvermögen, sowie für Verzinsung und Tilgung gemein­ samer Schulden. 11 Durch Königliche Entschließung können nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde und Beschlußfassung der EinzelkirchenverWallungen bei bestehenden Gesamtkirchengemeinden auch der Gesamt-

2. Abschn. Ortskirchenbedürfnisse und Mttel zu ihrer Befriedigung.

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kirchenverwaltung die sämtlichen innerhalb des Gesamtkirchensprengels sich ergebenden Bedürfnisse, für welche Kirchenumlagen erforderlich sind, als gemeinsam zu deckende Ortskirchenbedürfnisse erklärt werden. (Allgemeine Umlagengemeinschaft.) 111 Diese Maßnahme ist nur mit Zustimmung der Mehrzahl der Einzelkirchenverwaltungen gegebenenfalls der Gesamtkirchenverwal­ tung zulässig, überdies, wenn nicht alle Einzelkirchenverwaltungen zustimmen, nur beim Vorhandensein eines unabweisbaren, auf regel­ mäßigem Wege nicht zu befriedigenden Bedürfnisses. Fenibezirk, Hauptbezirk.

8ltt. 19.

’SBenn ein Teil des Kirchengemeindebezirks von dessen Haupt­ teile so weit entlegen ist, daß für seine Bewohner eine regelmäßige Anteilnahme an den ortskirchlichen Einrichtungen in der Haupt­ sache als ausgeschlossen erscheint (Fernbezirk), so kann durch die Staatsaufsichtsbehörde nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde ein Hauptbezirk abgegrenzt werden, welcher in Bezug auf Kirchen­ umlagen, Kirchengemeindedienste, Wahlen und Beschlußfassungen als Kirchengemeindebezirk im Sinne dieses Gesetzes gilt. Die Kirchen­ verwaltung in ihrem tatsächlichen Bestände wird vorher gehört. Vorbehaltlich der nachstehenden Vorschriften gelten die kirchlichen Bedürftnsse des Fernbezirks und seiner Bestandteile nicht als Orts­ kirchenbedürfnisse der ganzen Kirchengemeinde und die kirchlichen Bedürfnisse des Hauptbezirks nicht als Ortskirchenbedürfnisse des Fernbezirks oder seiner Bestandteile. 11 Im Fernbezirk einer Pfarr- oder Gesamtkirchengemeinde sollen Kirchenumlagen und Kirchengemeindedienste nicht eingeführt werden, es sei denn für den Bezirk der darin etwa bestehenden Tochter­ gemeinden oder, falls auch bei einer Tochtergemeinde ein Haupt­ bezirk abgegrenzt ist, für letzteren. Außerdem kann ausnahmsweise hinsichtlich solcher kirchlichen Einrichtungen, an welchen der Fern­ bezirk wesentlich und regelmäßig Anteil nimmt (Reiseprediger usw.), von vorstehenden Grundsätzen nach Maßgabe einer durch Ortskirchen­ satzung zu treffenden näheren Regelung abgewichen werden. Vor Erlassung der Tagung und vor Beschlußfassung der Kirchengemeinde­ versammlung oder der Kirchengemeindebevölluiächtigten übev ekne auf den Fernbezirk zu erstreckende Erhebung von Kirchenumlagen find die zu einer Tochtergemeinde vereinigten Bekenntnisgenoffen des Fernbezirks durch Einvernahme ihrer zuständigen BertretungSkörper zu hören.

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B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Zweiter Titel.

Aivche««mlagr. Umlagenpflicht und Umlagenberechtigung.

.

9A

'Die Kirchenumlagen find Zuschläge der Kirchengemeinden (Art. 1, 13 Abs. V) zu den direkten Staatssteuern behufs Be­ friedigung von Ortskirchenbedürfnissen. 11 Allgemein kirchenumlagenpflichtig sind, vorbehaltlich des Art. 109, Bekenntnisgenoffen (Art. 4), die mit einer direkten Staats­ steuer veranlagt sind. Eine auf Baubedürfniffe beschränkte Um­ lagenpflicht der juristischen Personen und nicht rechtsfähigen Vereine besteht nach Maßgabe des Art. 21. Als veranlagt gilt auch, wer vormerkungsweise veranlagt ist. Die Kirchenumlagenpflicht bemißt sich (ohne Rücksicht auf die Zuschläge wegen Nichtabgabe der ge­ botenen Steuererklärungen) nach der veranlagten Steuer (Normal­ steuer). Mr die Umlagenfreiheit trotz bestehender Steuerveranlagung gelten entsprechend die Art. 3—6 des Umlagengesetzes. "'Eine natürliche Person, die nicht Bekenntnisgenoffe ist, hat nur insoweit beizutragen, als eine Gemeinschaft des Bedürfnisses oder Gebrauches besteht oder ein besonderes Rechtsverhältnis eine Beitragspflicht begründet. Die sonstigen Voraussetzungen der Beitragspflicht find die gleichen wie bei Bekenntnisgenoffen. IV Auch in den Fällen des § 100 der II. Verfaffungsbeilage bemißt sich die Beitragspflicht der fremden Konfessionsverwandten nach den Vorschriften der Kirchengemeindeordnung über die Beitragspflicht der Bekenntnisgenossen. v Die Kirchenumlagenpflicht beginnt und endigt mit der Wirk­ samkeit der Steuerveranlagung. Treten ihre sonstigen Voraus­ setzungen erst nach der Wirksamkeit der Steuerveranlagung ein oder fallen sie früher als diese weg, so beginnt und endigt die Kirchenumlagenpflicht mit dem Anfang des nächsten Kalendervierteljahres. VI Von den Pflichtigen (Abs. II—V) Kirchenumlagen zu fordern ist eine Kirchengemeinde dann berechtigt, wenn ein Steuerbetrag des Pflichtigen nach dem Umlagengesetz auf eine ganz oder teil­ weise zum Kirchengemeindebezirk gehörige bürgerliche Gemeinde oder abgesonderte Markung und zugleich nach den folgenden Vor­ schriften (Abs. VII—X) auf die Kirchengemeinde trifft. Eine nach Art. 37 des Umlagengesetzes erfolgte Ausscheidung von Steuerbetrügen auf Ortschaften wirkt auch für die Kirchenumlagen.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfnisse und Mittel zu ihrer Befriedigung.

29

vu Ein Steuerbetrag trifft:

1. bei der Grund- oder Haussteuer auf die Kirchengemeinde, worin das Grundstück oder Haus liegt; 2. bei der Gewerbsteuer auf die Kirchengemeinde, worin eine Betriebsstätte (Art. 9 Abs. II des Umlagengesetzes) zur Aus­ übung des Gewerbebetriebs unterhalten wird; 3. bei der Steuer vom Gewerbebetrieb im Umherziehen auf die Kirchengemeinde, worin der Ort der Steuerveranlagung liegt; 4. bei der Kapitalrenten- oder Einkommensteuer, abgesehen von den Fällen des folgenden Absatzes, auf die Kirchengemeinde, a) worin die pflichtige natürliche Person einen Wohnfitz (§ 1 Abs. II des Doppelsteuergesetzes), in Ermangelung eines in Bayern begründeten Wohnsitzes den Aufenthalt hat; b) worin die Pflichtige juristische Person oder der Pflichtige nicht rechtsfähige Verein den Sitz hat; c) aus deren Bezirk beim Mangel eines Wohnsitzes, Auf­ enthalts oder Sitzes in Bayern die umlagenpflichtigen Kapitalrenten oder Einkünfte bezogen werden. vm Die Steuerbeträge, die bei der Einkommensteuer gemäß Art. 20 Abs. I—IV des Umlagengesetzes auf eine Gemeinde, Ortschaft oder abgesonderte Markung, worin der Umlagenpflichtige keinen Wohn­ sitz, Aufenthalt oder Sitz Mbs. VII Ziff 4] hat, durch Vereinbarung oder durch Beschluß der Steuerinstanzen ausgeschieden worden find (Art. 22, 23 und 37 Abs. I des Umlagengesetzes), treffen 1. bei der Einkommensteuer auf Einkünfte aus Grundbesitz oder Hausbesitz auf die Kirchengemeinde, worin dieser Besitz liegt; 2. bei der Einkommensteuer auf Einkünfte aus Gewerbebetrieb auf die Kirchengemeinde, worin die Betriebsstätte unter­ halten wird. 1X Sind bezüglich eines Steuerbetrags, der auf eine und dieselbe bürgerliche Gemeinde, Ortschaft (Abs. VI Satz 2) oder abgesonderte Markung trifft, nach Abs. VII oder VIII mehrere Pfarrgemeinden (Art. 36 Abs. I Ziff. 1) beteiligt, so sind diese bezüglich des Steuer­ betrags zu gleichen Teilen umlagenberechtigt. Dies gilt auch ent­ sprechend für die Unterverteilung des auf die einzelne Pfarrgemeinde treffenden Steueranteils auf mehrere Bestandteile der Pfarrgemeinde. Im Streitfall entscheidet die der bürgerlichen Gemeinde nächst­ vorgesetzte Staatsaufsichtsbehörde endgültig. x Der maßgebende Zeitpunkt für die Bemessung der Umlagen­ berechtigung ist, soweit nicht ohnehin das Umlagengesetz entscheidet (Abs. VI), der 1. Januar, bei späterem Beginne der Kirchenumlagen-

30

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Pflicht der Tag des Beginns. Nachträgliche Änderungen find für das Kalenderjahr nicht zu berückfichtigen. M Wenn auf Grund besonderer Rechtsverhältnisse, Herkommens oder Gemeinschaft des Bedürfnisses oder Gebrauches für einen Teil eines Kirchengemeindebezirks ein kirchlicher Konkurrenzverband be­ steht, der weder eine Mutter- oder Tochtergemeinde oder einen besonderen kirchlichen Friedhofverband bildet noch unter Art. 19 fällt, so ist für die Umlagenberechtigung des Verbandes nicht nur erforder­ lich, daß der Steuerbetrag auf den Verband (Art. 13 Abs. V) trifft, sondern auch daß der Pflichtige im Konkurrenzbezirke den Wohnsitz oder den Aufenthalt hat. 01 Wenn auswärtige Bekenntnisgenossen, die keiner Kirchen­ gemeinde oder nur dem Fernbezirk einer Kirchengemeinde zugeteilt find, die ortskirchlichen Einrichtungen einer Kirchengemeinde in einem Umfange benützen, daß ihre Beiziehung zu den Lasten dieser Kirchengemeinde billig erscheint (Kirchengäste), so können fie auf Antrag der Kirchenverwaltung durch die ihr vorgesetzte Staatsauffichtsbehörde für beitragspflichtig erklärt werden. Das Maß der Beitragspflicht wird in Ermangelung einer Vereinbarung durch schiedsrichterliche Entscheidung in entsprechender Anwendung des Art. 10 festgestellt. XIH Die Pfarrkirchenumlagen werden unmittelbar von den Pflich­ tigen geschuldet. Den einzelnen Bestandteilen einer zusammen­ gesetzten Pfarrgemeinde steht es jedoch frei, die auf sie entfallenden Summen anderweit aufzubringen. av Gesamtkirchenumlagen werden unmittelbar von den Pflichtigen geschuldet.

Baunmlagen.

91tt. 21.

I Juristische Personen und nicht rechtsfähige Vereine, die nicht nach Art. 22 Ziff. 2 behandelt werden können, sind nur bei Bau­ umlagen beitragspflichtig (Bauumlagenpflicht). Im übrigen gelten für Bauumlagen die gleichen Vorschriften wie für sonstige Kirchen umlagen, soweit nicht ein anderes bestimmt ist. Die Bauumlagen­ pflicht besteht nicht gegenüber kirchlichen Konkurrenzverbänden im Sinne des Art. 20 Abs. XI. II Als Bauumlagen gelten die Kirchenumlagen für Herstellung oder Unterhaltung 1. von Kirchen mit regelmäßigem pfarrlichem Gottesdienst und der mit solchen fest verbundenen inneren Einrichtung sowie der Kirchenstühle,

2. Abschn. Ortskirchenbedürfnisse und Mittel zu ihrer Befriedigung.

31

2. von Gebäuden für die Pfarrgeistlichen oder für Mesner, 3. von kirchlichen Friedhöfen und den dazu gehörigen Bau» werken. nl Aus besonderen Gründen können gänzliche oder teilweise Befreiungen durch die Kirchenverwaltung mit staatsaufsichtlicher Genehmigung festgesetzt werden. IV Kraft Gesetzes sind befreit die juristischen Personen des öffent­ lichen Rechtes, ferner, soweit sie öffentlichen Zwecken dienen, die sonstigen Körperschaften, Vereine, Stiftungen, Anstalten und Kassen. Dies ist insbesondere der Fall, soweit ihrer Verfassung gemäß ihre Mittel für Zwecke des Kultus, des Unterrichts, der Erziehung, der Wissenschaft, der Kunst, der öffentlichen Gesundheitspflege (unter Ausschluß von Erwerbs- oder Sportszwecken) oder der Wohltätig­ keit verwendet werden. v Kraft Gesetzes find ferner befreit juristische Personen und nicht rechtsfähige Vereine, die in ausschließlicher Beziehung zu einer Privatkirchengesellschast stehen oder an denen ausschließlich oder über­ wiegend Angehörige einer Privatkirchengesellschaft oder bekenntnis­ lose Personen beteiligt find. Berechnung und Bertrilnng der Kirchenumlagen.

. 99 WCT»

Vorbehaltlich der Art. 16, 19 und 109 geschieht die Be­ rechnung und Verteilung der Kirchenumlagen auf Grund der Steuer­ beträge, die nach Art. 20 und 21 auf die Kirchengemeinde treffen, und zwar nach folgenden näheren Bestimmungen: 1. Die Steuern werden nach Vorschrift der Art. 25 Abs. II—VI und 27 des Umlagengesetzes angesetzt.

2. Soweit die Steuerveranlagung mehrerer natürlicher Personen einheitlich erfolgt und diese nicht sämtlich gegenüber dieser Kirchengemeindekirchenumlagenpflichtig sind, ist bei den Umlagen­ pflichtigen nur ein ihrem Anteil entsprechender Teil der Steuer­ ansätze heranzuziehen. Solange nicht ein anderes nachgewiesen oder von Amts wegen festgestellt wird, find gleiche Anteile Die Beteiligten sind zur Erteilung der eranzunehmen. forderlichen Aufschlüsse über das AnteilsverhäftniD verpflichtet (Art. 106 Abs. Vni der Kirchengemeindeordnung, Art. 21 des Polizeistrafgesetzbuchs). 3. Ist von Ehegatten, die nicht dauernd getrennt leben, nur einer Bekenntnisgenosse (Art. 4), so wird bei ihm die Hälfte der Steueransätze herangezogen, die in Betracht kämen, falls

32

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

beide Gatten Bekenntnisgenossen wären. Das gleiche gilt ent­ sprechend, wenn in einer Hausgemeinschaft Elternteile und wirtschaftlich unselbständige Kinder nicht sämtlich dem näm­ lichen Bekenntnisse angehören; die Angehörigen des gleichen Bekenntnisses innerhalb der Hausgemeinschaft gelten bei der Berechnung als Einheit. Für die Umlagen der Frau haftet der Mann, für die Umlagen der Kinder haftet der Gewalt­ haber als Gesamtschuldner. 4. Die Steuern der Bauumlagenpflichtigen mit Bekenntnisgepräge werden für die Kirchengemeinde des entsprechenden Bekennt­ nisses mit den vollen Ansätzen herangezogen. Als Pflichtige mit Bekenntnisgepräge gelten auch solche juristische Personen oder nicht rechtsfähige Vereine, an denen nachweisbar aus­ schließlich Angehörige der gleichen öffentlichen Kirchengesell­ schaft beteiligt sind. 5. Bauumlagenpflichtige ohne Bekenntnisgepräge können von den Kirchengemeinden des katholischen und des protestantischen Religionsteiles herangezogen werden. Von der Kirchen­ gemeinde des einzelnen Bekenntnisses wird nur ein Bruchteil der Steueransätze herangezogen. Der Bruchteil bemißt sich nach dem Anteil des Bekenntnisses (Art. 4) an der Gesamt­ einwohnerzahl der einschlägigen bürgerlichen Gemeinde (bei abgesonderten Markungen der Distriktsgemeinde) nach der letzten Volkszählung. Der Anteil wird als Hundertsatz berechnet. Bruchteile von mehr als einhalb werden auf eins vom Hundert aufgerundet, andere bleiben außer Ansatz. 6. Aus der Steuersumme, die sich nach Ziff. 1—5 ergibt, werden die Kirchenumlagen nach einem einheitlichen Hundert­ satze berechnet. Mit diesem Hunderisatze werden sie auf die einzelnen Pflichtigen entsprechend ihren Steueransätzen aus­ geschlagen. Formelles.

Art. 23.

1 Die Erhebung von Kirchenumlagen unterliegt der Staats­ aufsicht. Bei deren Ausübung ist insbesondere die Gesetzmäßigkeit der Auferlegung sowie die Leistungsfähigkeit der Pflichtigen zu prüfen. n Die Beschlußfassung 1. über Neueinführung von Kirchenumlagen oder Erhöhung des Umlagenhundertsatzes, 2. über Unternehmungen, Einrichtungen oder sonstige außer-

2. Abschn. Ortskirchenbedürfnisse und Mittel zu ihrer Befriedigung.

33

ordentliche, finanziell wichtige Maßnahmen, deren Kosten ganz oder teilweise durch Umlagenmittel bestritten werden sollen, 3. über außerordentliche, finanziell wichtige Rechtsakte, die auf die Leistung von Kirchenumlagen dauernd Einfluß haben können, steht der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchenverwaltung mit Zustimmung der Kirchengemeindebevollmächtigten zu uud bedarf der staatsauffichtlichen Genehmigung. Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. m Entfällt in einer Kirchengemeinde mehr als ein Drittel der Steuersumme, aus der die Kirchenumlagen berechnet werden (Art. 22 Ziff. 6), auf fünf oder weniger als fünf Umlagenpflichtige, so ist in den Fällen des Abs. II jeder von ihnen in der Kirchenverwaltung und in der Kirchengemeindeversammlung stimmberechtigt. Ver­ tretung durch Bevollmächtigte ist zulässtg. Die Ladung an den Höchstbesteuerten oder an dessen Bevollmächtigten zu ergehen. Die Stimmführer müssen männliche, volljährige, selbständige Bekenntnisgenossen sein, die deutsche Reichsangehörige sind und die bürger­ lichen Ehrenrechte besitzen. Ein Beschluß, der gegen die Stimme eines Höchstbesteuerten zustande gekommen ist, kann von diesem mit Beschwerde an die Staatsaufsichtsbehörde angefochten werden. Dem angefochtenen Beschlusse ist die staatsaufsichtliche Genehmigung zu versagen, wenn die Ausgabe, die durch Kirchenumlagen gedeckt werden soll, weder gesetzlich notwendig noch im Interesse der Kirchengemeinde erforderlich ist. IV Abgesehen von dem Beschwerderechte nach Abs. III ist be­ schwerdeberechtigt außer der Kirchenverwaltung (Art. 80) und der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11) jeder gegenüber dieser Kirchen­ gemeinde Kirchenumlagenpflichtige, der nicht in der Kirchengemeinde­ versammlung oder bei der Wahl der Kirchengemeindebevollmächtigten stimmberechtigt war. v Die Rechtsgültigkeit eines Umlagenbeschlusses kann nach rechts­ kräftiger staatsaufsichtlicher Genehmigung nur mehr im Verwaltungs­ streitverfahren und nur unter der Voraussetzung angefochten werden, daß sie vor Ablauf von vier Monaten nach der ersten Zahlungs­ aufforderung bei der Staatsaufsichtsbehörde beanstandet wurde. Gegenüber den im Kirchengemeindebezirk wohnenden Pflichtigen genügt hiebei eine allgemeine Zahlungsaufforderung. VI Die Berechnung der Steueransätze nach Art. 22 Ziff. 1—5, dann die Berechnung und Verteilung der Kirchenumlagen erfolgen durch die Kirchenverwaltung. 3 Langheinrich, Kirchengemelndeordnung.

34

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Fälligkeit, Einhebung usw.

Art. 24.

I Die Kirchenumlagen werden am 1. Januar, bei späterer Ent­ stehung des Schuldverhältnisses am Tage der Entstehung fällig. Den Zeitpunkt der Entrichtung bestimmt die Kirchenverwaltung. II Einwendungen gegen den Rechtsbestand der Umlagenforderung haben keine auffchiebende Wirkung. III Die Kirchenumlagen sind von den Pflichtigen an den Ein­ nehmer abzuliefern. IV Säumige Umlagenschuldner sind vom Einnehmer zu mahnen. Mr die Mahnung ist eine Gebühr von 20 Pfennig zu erheben. v Bleibt die Mahnung erfolglos, so ist vom Einnehmer ein Ausstandsverzeichnis anzufertigen. Die Kirchenverwaltung hat das Ausstandsverzeichnis mit dem Vermerk zu versehen: „Vorstehendes Ausstandsverzeichnis wird hiemit für vollstreckbar erklärt". V1 Die Vollstreckung ist von der Kirchenverwaltung zu bewirken. Diese hat dabei die nämlichen Befugnisse wie das Rentamt in Bezug auf die Beitreibung der Staatsgefälle. vn Die Art. 6 Abs. II, III, 7 Abs. I Satz 1 und Abs. II des Ausführungsgesetzes zur Reichszivilprozeßordnung und Konkursordnung finden entsprechende Anwendung. Die Kirchenverwaltung kann die nicht den Gerichten zustehenden Bollstreckungshandlungen sowohl durch die besonderen Vollzugsorgane der bürgerlichen Ge­ meinde unter Vermittlung der Gemeindebehörde als auch durch Ge­ richtsvollzieher bewirken lassen. VUI Kirchenumlagen dürfen nur aus erheblichem Grunde nach­ gelassen oder niedergeschlagen werden. Als erheblicher Grund gilt es insbesondere, wenn die zwangsweise Beitreibung den Pflichtigen im wirtschaftlichen Fortkommen gefährden würde, ferner wenn das Beitreibungsverfahren voraussichtlich ohne Erfolg wäre, wenn die Kosten der Beitreibung außer Verhältnis zu dem beizutreibenden Betrage stünden oder wenn der Umlagenanspruch nicht unzweifel­ haft besteht. Vereinbarungen.

Avt. 25.

^te Kirchenverwaltung und die Gemeindeverwaltung können sich darüber einigen, daß für die Gemeindemarkung unentgeltlich oder gegen bestimmte Vergütung die Berechnung der Steueransätze nach Art. 22 Ziff. 1—5, dann die Berechnung und Verteilung der Kirchenumlagen sowie die Durchführung des Einhebungs- und Boll­ streckungsverfahrens oder ein Teil dieser Geschäfte der Gemeinde­ verwaltung übertragen werden.

2. Abschn. Lrtskirchenbedürsnisse und Mittel zu ihrer Befriedigung.

35

11 Bei Übertragung der Vollstreckung erfolgt die Mahnung und Vollstreckung wie bei Gemeindeumlagen. 1,1 Die Vornahme der in Abs. 1 bezeichneten Geschäfte oder eines Teiles kann auch vertragsweise dem Rentamt übertragen werden.

Dritter Titel.

Ktrchr»s*mei«dedte«ste. Voraussetzungen usw. 9ltt. 26. I Zur Befriedigung von Ortskirchenbedürfnissen können Kirchen­ gemeindedienste angeordnet werden, insbesondere Hand- und Spann­ dienste zu Kultusbauten, für welche die Baujiflicht nicht einem leistungsfähigen Dritten einschließlich des Aufwandes für Hand- und Spanndienste obliegt. II Wissenschaftliche, tunst- oder handwerksmäßige Arbeiten können als Kirchengemeindedienste nicht gefordert werden. "'Obliegen allen oder gewissen Anwesensbesitzern des Kirchen­ gemeindebezirks oder einem sonstigen Kreis von Verpflichteten be­ sondere öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten zu Dienstleistungen für einen Geistlichen oder weltlichen Kirchendiener (Bestellung der Dienst­ gründe, Anfahren von Holz, Abholen zum Gottesdienst usw.), so finden die Vorschriften der Kirchengemeindeordnung über kirchliche Reichniffe entsprechende Anwendung.

Art. 27. 'Zur Leistung von Kirchengemeindediensten sind, vorbehaltlich der Art. 16, 19 und 30 Ziff. 3, verpflichtet:

1. die selbständigen Kirchengemeindeglieder, die in dem Kirchengemeindebezirk seit wenigstens sechs Monaten wohnen (Art. 106 Abs. IV) und von denen ein Steuerbetrag auf die Kirchen­ gemeinde trifft, 2. die Eigentümer eines im Kirchengemeindebezirk gelegenen Wohnhauses, soferne sie Bekenntnisgenoffen oder juristische Personen find. " Nur die Spanndienstpflicht kommt in Betracht bei Personen, die, im attiven Dienste stehend, zur Erfüllung ihrer Wehrpflicht oder infolge eines öffentlichen Dienstverhältnisses sich im Kirchengemeindebezirk aufhalten oder die zur Erfüllung einer öffentlichen Pflicht vom Kirchengemeindebezirk ihres Wohnortes abwesend sind. 3*

36

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

111 Die Spanndienstpflicht erstreckt sich auch auf geeignete Kraft­ fahrzeuge. Diese gelten als Gespanne im Sinne dieses Gesetzes. Zum öffentlichen Dienste gehaltene Gespanne werden durch die Spanndienstpflicht nicht getroffen. Kirchengemeindedienste dürfen durch geeignete Stellvertreter geleistet werden. v Niemand kann zu Kirchengemeindediensten für Zwecke ange­ halten werden, deren Erfüllung durch Kirchenumlagen ihn nicht treffen würde. Bezüglich der Angehörigen eines fremden Bekennt­ nisses findet Art. 20 Abs. IIL und IV auf Kirchengemeindedienste entsprechende Anwendung. Kirchengemeindedienste für Zwecke der Pfarrgemeinde find nach der von deren Bertretungskörpern getroffenen Regelung von den Pflichtigen zu leisten, soweit nicht einzelne Bestandteile der Pfarrgemeinde eine abweichende Regelung vornehmen oder den Wert der auf sie entfallenden Dienste durch Kirchenumlagen oder sonstwie aufbringen. Berteilung usw.

8ltt. 28.

!®ie Verteilung der Kirchengemeindedienste, insbesondere die Festsetzung des dabei zugrunde zu legenden Maßstabes und des bei Spanndiensten zwischen den Besitzern von Pferden und anderem Zugvieh, dann von Kraftfahrzeugen einzuhaltenden Verhältnisses bemißt sich nach Abs. II vorbehaltlich einer für den einzelnen Fall oder für längere Zeit gesetzmäßig beschlossenen besonderen Regelung (Abs. III). " Aushilfsweise gelten folgende Bestimmungen: 1. Die Spanndienste werden ausschließlich unter den mit Ge­ spann versehenen, die Handdienste aber nach der Zahl sämt­ licher Verpflichteten verteilt. Leben mehrere Verpflichtete in einer Familiengemeinschaft zusammen, so sind sie nur einem Verpflichteten gleichzuachten. Im Falle des Art. 27 Abs. I Ziff. 2 ist ebenfalls nur eine Verpflichtung anzunehmen, wenn sich ein Wohnhaus im Miteigentum mehrerer befindet. 2. Die Spanndienstpflichtigen find von den Handdiensten nur bei solchen Arbeiten befreit, bei denen zugleich Spanndienste vorkommen. 3. Das Maß der Spanndienste richtet sich nach der Zahl der im Kirchengemeindebezirk vorhandenen, für die Leistung in Betracht kommenden Gespanne der Verpflichteten. 111 Die Regelung der Verteilung der Kirchengemeindedienste sowie die Anordnung solcher Kirchengemeindedienste, welche bisher

2. Abschn. Ortskirchenbedürfnisse und Mttel zu ihrer Befriedigung.

37

nicht bestanden, kommt der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchenverwaltung mit Zustimmung der Kirchengemeindebevoll­ mächtigten zu, die Anordnung anderer Kirchengcmeindedienste und die Berteilung selbst der Kirchenverwaltung. Abweichungen von den Regeln des Abs. II bedürfen staatsaufsichtlicher Genehmigung.

81 tt. 29.

Ersetzung.

1 Den Kirchengemeinden ist freigestellt, auf ihre Rechnung Arbeiten, die sich zur Ausführung durch Kirchengemeindedienste eignen, in Akkord zu geben oder durch Lohnarbeiter ausführen zu lasten. Wird hiedurch eine Umlagenbelastung (Art. 23 Abs. II Ziff. 1 und 2) veranlaßt, so find die hiefür gegebenen Vorschriften zu beobachten. "Die Vergebung von Hand- und Spanndiensten zu Kultus­ bauten in Akkord oder Lohnarbeit auf Rechnung der leistungs­ fähigen Kirchenstiftung ist, soweit nicht letztere ohnehin (Art. 112 Abs. III) den Aufwand für solche Dienste zu bestreiten hat, nach Maßgabe des Art. 13 Abs. IV ausnahmsweise zulässig. Besonderheiten.

81 tt. 30.

Die Kirchenverwaltungen find befugt: 1. zur Abwendung etwaiger llberbürdung mäßige Vergütung bei Leistung von Kirchengemeindediensten aus Mitteln der Kirchengemeinde zu bewilligen, aus Mitteln der Kirchen­ stiftung mangels einer Verpflichtung derselben (Art. 112 Abs. III) nur nach Maßgabe des Art. 13 Abs. IV; 2. die zu leistenden Kirchengemeindedienste einzelnen oder allen Pflichtigen auf deren Antrag gegen eine nach den orts­ üblichen Lohnverhältnisten zu regelnde Geldabgabe abzu­ nehmen und für jene zu besorgen; 3. hinsichtlich solcher Kirchengemeindedienste, die in der Ver­ richtung sogenannter kleiner Kirchendienste (Tragen des Klingelbeutels oder Baldachins, dann von Fahnen oder Laternen, Kalkantendienst, Aushilfe im Mesnerdienst usw.) bestehen, den Kreis der Pflichtigen abweichend von Art. 27 Abs» I zu umgrenzen unk die Verteilung, der Dienste zu regeln. Mahnung.

Zwang.

8ltt. 31.

1 Kirchengemeindedienste, deren Leistung nicht rechtzeitig erfolgt, läßt der Kirchenverwaltungsvorstand nach vorgängiger einmaliger Mahnung auf Kosten des Säumigen (Art. 106 Abs. VII) leisten.

38

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

"Fand die Dienstleistung auf Kosten des Säumigen nicht statt, so bleibt dieser zur Nachholung der Leistung oder Zahlung eines entsprechenden Betrages an die beteiligte Kasse verpflichtet. Vierter Titel.

Voraussetzungen.

Anlrherr. Akt. 32.

Die Aufnahme eines Anlehens zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinde kann nur zur Tilgung bestehender An lehensschulden, dann zur Bestreitung unvermeidlicher oder zum dauernden Vorteile des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinde gereichender Ausgaben stattfinden, wenn die Deckung dieser Ausgaben aus anderen Hilfsquellen nicht ohne überbürdung der Pflichtigen geschehen kann. Tilgung.

2ltt. 33.

i Für alle Anlehen müssen Tilgungspläne angefertigt werden, welche auf nachhaltigen Einnahmen für Verzinsung und Tilgung beruhen und der Staatsauffichtsbehörde vorzulegen sind. Solche find auch der kirchlichen Oberbehörde vorzulegen, wenn die Schuld­ aufnahme zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens erfolgt. 11 SJlit Ausnahme außerordentlicher Notfälle darf vor Ablauf von drei Wochen nach Vorlage des Tilgungsplanes kein neues Anlehen ausgenommen werden. mWr die richtige Erhebung und Verwendung des Tilgungs­ fonds hasten zunächst die Kaffenverwalter. Formelles.

34.

!®ie Beschlußfassung über Aufnahme von Anlehen zu Lasten der Kirchengemeinde steht der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchenverwaltung mit Zustimmung der Kirchengemeindebevoll­ mächtigten zu, wenn nicht die Schuldaufnahme zur Abtragung bestehender Anlehensschulden und zu den gleichen oder günstigeren Bedingungen geschieht oder das Anlehen innerhalb desselben Rech­ nungsjahres aus laufenden Einnahmen wieder getilgt werden soll und kann. Eine Anlehensaufnahme bedarf staatsaufsichtlicher Ge­ nehmigung, wenn der Betrag, um welchen die Schuldenlast in demselben Rechnungsjahre vermehrt wird, bei Kirchengemeinden in unmittelbaren Städten mindestens 3500 M, im übrigen mindestens 1000 M ausmacht.

3. Abschn. Ortskirchliche Bertretungskörper.

39

II Unter der letzteren Voraussetzung unterliegen auch die Beschlüsse der Kirchenverwaltungen über Anlehensaufnahmen zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens staatsaufsichtlicher Genehmigung. Außerdem ist hier die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11 Abs. V) erforderlich. III In anderen Fällen kann die Staatsauffichtsbehörde binnen 14 Tagen nach Empfang des Tilgungsplanes die Schuldaufnahme untersagen, wenn den Bestimmungen in Art. 33 Abs I Satz 1 nicht genügt ist oder wenn die Voraussetzungen des Art. 32 nicht gegeben sind. IV Jede Abweichung vom Tilgungsplane, durch welche die Tilgung verzögert wird, bedarf staatsaufsichtlicher Genehmigung. Die Zu­ stimmung der kirchlichen Oberbebörde (Art. 11 Abs. V) ist einzuholen, soweit es sich um Anlehen zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungs­ vermögens handelt, zu deren Aufnahme die Zustimmung der kirch­ lichen Oberbehörde erforderlich war. v Die weiteren Vorschriften in Art. 23 bleiben vorbehalten.

Vorschüsse. Art. 35. I Vorschüsse aus besonders dotierten Kassen an andere unter derselben Verwaltung stehende Kassen sind, wenn sie nicht binnen Jahresfrist zurückersetzt werden, gleich den Anlehen zu behandeln. II Die Gewährung solcher Vorschüsse darf nur auf Grund eines Beschlusses der Kirchenverwaltung erfolgen.

Dritter Abschnitt.

Ortskirchliche Nertretungskörper. Erster Titel.

Kircherrverrvallrtttg. Erstes Kapitel.

Kirchenverwaltung im allgemeinen. Bestand usw. 51tt. 36. 1 Soferne nicht besondere Gründe eine Ausnahme rechtfertigen, soll eine Kirchenverwaltung bestehen: 1. in den Pfarrgemeinden und in den wie solche zu behandelnden Kirchengemeinden, welche sich an die den Pfarreien gleich­ geachteten selbständigen Pfarrkuratien, Kuratbenefizien und ständigen Pfarrvikariate anschließen.

40

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

2. in den Gesamtkirchengemeinden, 3. in den Tochtergemeinden, welche eine eigene Kirche mit regel­ mäßigem pfarrlichem Gottesdienst haben oder Umlagen erheben oder erheben wollen. n Eine eigene Kirchenverwaltung kann neu gebildet und im Falle ihres bisherigen Bestehens beibehalten werden: 1. in Muttergemeinden, 2. in den nicht unter Abs. I Ziff. 3 fallenden Tochtergemeinden, 3. wo für einen bestimmten Teil des Pfarrsprengels eine Neben­ kirche oder Kapelle mit rentierendem Vermögen vorhanden ist oder den Bekenntnisgenossen eines solchen engeren Bezirks be­ sondere Leistungen für kirchliche Zwecke obliegen, ohne daß eine Tochtergemeinde bestünde. III In Ermangelung einer eigenen Kirchenverwaltung besorgt die Geschäfte, unbeschadet der Wahrung des gesonderten Vermögens­ standes und der Führung eigener Rechnung: 1. für eine Muttergemeinde die Pfarrkirchenverwaltung, wobei nur der Vorstand und die im Muttergemeindebezirke wohnenden (Art. 106 Abs. IV) Kirchenverwalter mitwirken sollen, soferne die Zahl der letzteren mindestens 2 beträgt und die Geschäfte nicht durch übereinstimmende Beschlüsse des bezeichneten Ver­ tretungskörpers und der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchengemeindebevollmächtigten der Muttergemeinde auch für diesen Fall der ganzen Pfarrkirchen Verwaltung übertragen sind, 2. für eine Tochtergemeinde die Pfarrkirchenverwaltung, 3. in den Fällen der Ziff. 3 des vorigen Absatzes, dann für das Vermögen sonstiger Nebenkirchen und Kapellen, für welche nicht stistungsgemäß eine andere Verwaltung bestellt ist, jene Kirchenverwaltung, die nach der Lage der Nebenkirche oder Kapelle zunächst zuständig erscheint. IV Zur Aufhebung einer bestehenden Kirchenverwaltung sind Über­ einstimmende Beschlüsse der Kirchenverwaltung und der Kirchen­ gemeindeversammlung oder der Kirchengemeindebevollmächtigten sowie staatsaufsichtliche Genehmigung, bei Nebenkirchenverwaltungen nur Staatsauffichtsbeschluß erforderlich. Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. v Hinsichtlich der Verwaltung der Angelegenheiten von besonderen kirchlichen Friedhofverbänden finden die Vorschriften für Nebenkirchen (Abs. II Ziff. 3, III Ziff. 3, IV) entsprechende Anwendung. VI Bei einer nur vorläufigen Regelung der Verwaltung und bei Ansnahmsverhältniffen kann von Bestimmungen dieses Kapitels abgewichen werden.

3. Abschn.

Zusammensetzung.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

41

Art. 37.

I Die Kirchenverwaltung besteht, vorbehaltlich der Art. 58 Abs.II, 103 Abs. V, 104 Abs. III und 105 Abs. III: 1. aus dem Pfarrer oder dem Stellvertreter im Pfarramte als Vorstand, 2. aus gewählten weltlichen Kirchengemeindegliedern (Kirchen­ verwaltern), deren Zahl mindestens 2, höchstens 12 beträgt und, wo schon bisher eine Verwaltung (Kirchenverwaltung, Fabrikrat, Presbyterium) bestand, durch die Zahl ihrer welt­ lichen Mitglieder nach dem Sollstande mit Einrechnung des Gemeindeabgeordneten, bei neuen Verwaltungen durch die Staatsaufsichtsbehörde bestimmt wird, während Änderungen der Zahl durch Ortskirchensatzung erfolgen. II Die Gesamtkirchenverwaltung besteht: 1. aus 2—8 geistlichen Mitgliedern, 2. aus gewählten weltlichen Mitgliedern (Kirchenverwaltern), deren Zahl dreimal so groß als die der geistlichen ist und von der Staatsaufsichtsbehörde auf die Einzelkirchengemeinden nach Verhältnis der Seelenzahl verteilt wird, wobei mehrere Kirchengemeinden für eine gerechnet werden können. 1,1 Zu geistlichen Mitgliedern der Gesamtkirchenverwaltung find die Vorstände der Einzelkirchenverwaltungen oder diejenigen Geist­ lichen berufen, welche beim Vorhandensein von Einzelkirchenver­ waltungen deren Vorstände wären. Würde durch den Eintritt aller die Zahl 8 überschritten, so bestimmen sie in einer Versammlung nach den Grundsätzen des Art. 49, wer von ihnen einzutreten hat. IV Die Gesamtkirchenverwaltung wählt ihren Vorstand und dessen Stellvertreter aus der Zahl ihrer geistlichen Mitglieder für die Dauer der Wahlperiode. v Die Mitglieder der Kirchenverwaltungen versehen ihr Amt unentgeltlich als Ehrenamt, vorbehaltlich der Entschädigung für Kaffen- und Rechnungsführung, für bare Auslagen und außer­ ordentliche Dienstleistungen. Über die Gewährung solcher Ent­ schädigungen können allgemeine Grundsätze, auch in Bezug aus ortskirchliche Bedienstete, durch Ministerialvorschrift festgestellt werden.

Art. 38. Hinsichtlich der Vorstandschaft in der Kirchenverwaltung stehen dem Pfarrer die mit den vollen pfarrlichen Rechten aus­ gestatteten Seelsorgegeistlichey gleich. 11 In Tochtergemeinden, für die ein eigener Geistlicher außer-

42

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

halb des Pfarrortes bestellt ist, kann dieser als stellvertretender Vorstand der Tochterkirchenverwaltung oder der im Tochtergemeinde, bezirk bestehenden sonstigen ortskirchlichen Verwaltungen auf Antrag des Kirchenverwaltungsvorstandes von der Staatsaufsichtsbehörde bestimmt werden. III Wenn der Kirchenverwaltungsvorstand aus einem triftigen Grunde an der Führung der Vorstandschaft so lange verhindert ist, daß ein Ersatz notwendig erscheint, dann, wenn er vom Dienste enthoben ist (Art. 84 Abs. IV) oder seine Vorstandspflichten gröblich vernachlässigt, kann von der Kreisregierung nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde (in besonders dringenden Fällen von der Staatsaufsichtsbehörde) ein anderer Geistlicher, bei protestantischen Kirchenverwaltungen im Notfälle auch ein Kirchenverwalter mit der Vorstandschafl betraut werden. Das gleiche gilt, wenn der Vorstand aus einem Privatinteresse persönlich unmittelbar beteiligt ist (Art. 40 Abs. I). IV Wo in einer und derselben protestantischen Pfarrei mehrere Pfarrer angestellt sind, ist deren erster (in der Pfalz der mit der höheren Amtswürde, bei gleicher Amtswürde der mit höherem Dienstalter) zunächst zum Vorstände der Kirchenverwaltung berufen. Solange er von seinem Rechte keinen Gebrauch macht und nicht ohnehin nur noch ein zweiter Pfarrer vorhanden ist, bestimmen die Pfarrer den Vorstand in gemeinschaftlichem Zusammentritt nach den Grundsätzen des Art. 49 aus ihrer Mitte. Für den Fall vorübergehender Verhinderung kann sich der Vorstand einen Stell­ vertreter aus dem Kreise seiner Mitpfarrer bestellen. Ersetzung.

Ultt. 39.

I Wenn die Wahl der Kirchenverwalter in der festgesetzten Zahl trotz Wiederholung nicht zustande kommt oder wenn die Kirchenverwaltung nicht bloß vorübergehend beschlußunfähig wird, auch durch Einberufung von Ersatzmännern oder einmalige Er­ gänzungswahl nicht abzuhelfen war, so kann die Staatsaufsichts­ behörde die Zahl der Kirchenverwalter entsprechend herabsetzen oder nötigenfalls kommissarisch die Kirchenverwaltung — wenn tunlich aus Kirchengemeindegliedern — ergänzen oder, abgesehen von dem Vorstande, bestellen. II Erscheint bei vorübergehender Beschlußunfähigkeit der KirchenVerwaltung ein Ersatz notwendig, so ist nach Art. 40 Abs. II—IV zu verfahren.

3. Abschn. Privatbeteiligung.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

43

40.

I Wer bei einer Angelegenheit aus einem Privatinteresse persön­ lich unmittelbar beteiligt ist, darf an der Beratung und Beschluß­ fassung hierüber nicht teilnehmen. II Wenn infolgedessen, abgesehen von dem Falle des Art. 38 Abs. III Satz 2, die Kirchenverwaltung beschlußunfähig ist, so wird durch vorübergehende Einberufung von unbeteiligten Ersatzmännern abgeholfen. III Ist dies nicht möglich und handelt es sich um eine Angelegen­ heit katholischen ortskirchlichen Stiftungsvermögens, so entscheidet nach ^Vernehmung der Beteiligten wie der Unbeteiligten und nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde die Staatsaufsichtsbehörde, soferne nicht nach Art. 36 Abs. VI vorübergehend eine besondere Vertretung bestellt wird. IV Handelt es sich um eine Angelegenheit der Kirchengemeinde oder um eine Angelegenheit protestantischen ortskirchlichen Stiftungs­ vermögens und ist Abhilfe durch vorübergehende Einberufung von unbeteiligten Ersatzmännern nach Abs. II nicht möglich, so steht die Entscheidung der Kirchengemeindeversammlung oder den Kirchen­ gemeindebevollmächtigten zu. Unmittelbar Beteiligte haben auch in diesen Vertretungskörpern kein Stimmrecht. Ist mindestens die Hälfte der an sich zur Teilnahme an der Kirchengemeindever­ sammlung Berufenen zur Teilnahme an der Beschlußfassung unfähig, so finden die Bestimmungen des Abs. III entsprechende Anwendung. Das gleiche gilt bei nicht zu beseitigender (Abs. II) Beschlußun­ fähigkeit der Kirchengemeindebevollmächtigten aus solchem Grunde. Austritt.

Art. 41.

I Ein Kirchenverwalter ist wegen erwiesener körperlicher oder geistiger Dienstesunfähigkeit oder wegen zurückgelegten 60. Lebens­ jahres zum Austritte berechtigt. II Der Austritt muß erfolgen, wenn ein Kirchenverwalter die zur Wählbarkeit erforderlichen Eigenschaften verliert oder deren Mangel erst nachträglich wahrgenommen wird, oder wenn Ver­ hältnisse eintreten, welche die Fortführung des Amtes unmöglich machen. m über die Zulässigkeit oder Notwendigkeit des Austrittes be­ schließt zunächst die Kirchenverwaltung. IV Außerdem kann einem Kirchenverwalter aus triftigen Gründen die nachgesuchte Entlassung durch Beschluß der Kirchenverwaltung mit staatsaufsichtlicher Genehmigung bewilligt werden.

44

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Zweites Kapitel.

Wähler usw.

Lircheuverwaltungswahleu. AvI. 42.

I Die Kirchenverwalter der Pfarr-, Mutter- und Tochterkirchen­ verwaltung sollen durch die wahlstimmberechtigten Pfarr-, Mutter­ oder Tochtergemeindeglieder gewählt werden. II Besteht zwischen Pfarr- und Tochtergemeinde in Ansehung des Ortskirchenvermögens und der Befriedigung der Ortskirchenbedürfniffe keine oder nur eine unerhebliche Gemeinschaft, so sollen die Tochtergemeindeglieder für die Wahlen der Pfarrgemeinde nicht in Betracht kommen. III Durch Ortskirchensatzung kann für eine über mehrere Orte sich erstreckende Pfarr-, Mutter- oder Tochtergemeinde angeordnet werden, daß fortgesetzt oder nach Wahlperioden abwechselnd ein bestimmter Teil der Gesamtzahl der Kirchenverwalter und Ersatz­ männer aus gewiffen Orten oder Ortsgruppen gewählt werden muß. Die Wahl soll für die einzelnen Orte oder Ortsgruppen nacheinander, jedoch unter Mitwirkung der Wähler aus der ganzen Kirchengemeinde erfolgen. IV Sind in die Pfarrkirchenverwaltung hienach mindestens zwei Kirchenverwalter und Ersatzmänner aus dem Tochtergemeindebezirk zu wählen, so kann durch Ortskirchensatzung der Tochtergemeinde bestimmt werden, daß sie jeweils zugleich als Kirchenverwalter oder Ersatzmänner der Tochterkirchenverwaltung zu gelten haben. v Die Kirchenverwalter einer Gesamtkirchenverwaltung werden, wenn Einzelkirchenverwaltungen vorhanden sind, von deren Kirchen­ verwaltern in einer Versammlung aus ihrer Mitte nach den Grund­ sätzen der Art. 49 und 50 bestimmt, andernfalls aber durch die wahlstimmberechtigten Kirchengemeindeglieder der Einzelkirchen­ gemeinden oder der Gruppen gewählt, zu welchen mehrere Kirchen­ gemeinden nach Art. 37 Abs. II Ziff. 2 zusammengefaßt sind. VI Die Kirchenverwalter der Nebenkirchen-, Kapellen- und kirch­ lichen Friedhofverwaltungen sollen durch die in dem Bezirke wohnenden (Art. 106 Abs. IV) wahlstimmberechtigten Bekenntnis­ genossen gewählt werden. Der Bezirk gilt für die Wahlen als Kirchengemeindebezirk. Wahlstimmrecht.

8ltt. 43.

1 Wahlstimmberechtigt sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. I Satz 1 und 42 Abs. II, V, VI) die männlichen, selbständigen Be-

3. Abschn

Ortskirchliche Vertretungskörper.

45

kenntnisgenoffen, die das 25. Lebensjahr vollendet haben, die deutsche Reichsangehörigkeit besitzen, im Kirchengemeindebezirk wohnen (Art. 106 Abs. IV) und von denen ein Steuerbetrag auf eine ganz oder teilweise zum Kirchengemeindebezirk gehörige bürger­ liche Gemeinde oder abgesonderte Markung trifft, mit Ausschluß:

1. der Gemeinschuldner während der Dauer des Konkursverfahrens, 2. jener, die nicht im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte find, 3. jener, die zu Zuchthausstrafe oder wegen Diebstahls, Unter­ schlagung, Betrugs, Urkundenfälschung in gewinnsüchtiger Abficht, Gotteslästerung, Beschimpfung der eigenen Kirche oder ihrer Einrichtungen und Gebräuche, Verbrechens oder Vergehens in Bezug auf den Eid oder wider die Sittlichkeit zu Gefängnisstrafe rechtskräftig verurteilt worden find, wenn nicht die Strafe seit 5 Jahren verbüßt, verjährt oder erlassen ist. 11 Durch die Kirchenwahlordnung (Art. 52 Abs. III) kann die Befugnis zur Ausübung des Wahlstimmrechts allgemein oder unter bestimmten Voraussetzungen von dem Eintrag in eine ständige oder jeweils anzulegende Wählerliste und der Eintrag von der eigenen Anmeldung des Wahlstimmberechtigten abhängig gemacht werden. Wählbarkeit. Akt. 44. I Wählbar sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. I Satz 1, 42 Abs. n, LH, V, VI und 84 Abs. IV) nach zurückgelegtem 30. Lebens­ jahre die wahlstimmberechtigten weltlichen Bekenntnisgenoffen, die ständig im Kirchengemeindebezirk wohnen (Art. 106 Abs. IV) und denen nicht die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter fehlt oder durch besonderen ordnungsmäßig veröffentlichten Ausspruch des zuständigen kirchlichen Organs die kirchlichen Gemeinschaftsrechte aberkannt sind. II Innerhalb 14 Tagen nach der Bekanntmachung des Wahlergebniffes kann von der kirchlichen Oberbehörde die Wahl von Personen beanstandet werden, 1. die durch offenkundigen unsittlichen Lebenswandel Anlaß zu öffentlichem Ärgernis geben, 2. die durch öffentliche Handlungen eine Verachtung des Gottes­ dienstes nnd der RekigivnSgebränche zu erkennen geben oder 3. die wegen eines in Art. 43 Abs. I Ziff. 3 angeführten Ver­ brechens oder Vergehens zu Gefängnisstrafe rechtskräftig verurteilt sind, wenn seit der Verbüßung, Verjährung oder Erlaffung der Strafe mehr als fünf Jahre verfloffen find. Bestreitet der Gewählte, daß die gesetzlichen Voraussetzungen für

46

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

die Beanstandung der Wahl gegeben sind, so erfolgt die Feststellung nach Maßgabe des Art. 8 Ziff. 37 des Gesetzes vom 8. August 1878, die Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofes und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen betreffend, in der Fassung des Art. 96 der Kirchengemeindeordnung. Ablehnung.

1. 2. 3.

4.

5.

6.

Art. 45.

Die Wahl kann abgelehnt werden; wegen erwiesener körperlicher oder geistiger Dienstesunfähigkeit, wegen zurückgelegten 60. Lebensjahres, wenn der Gewählte während voller 6 Jahre Mitglied einer Kirchenverwaltung war, wegen einer Beschäftigung, die eine häufige oder lang an­ dauernde Abwesenheit vom Kirchengemeindebezirk mit sich bringt, wenn der Gewählte berufsmäßig im Reichs-, Staats-, Hof-, Militär- oder Gemeindedienst oder als öffentlich angestellter Lehrer tätig ist, wenn der Gewählte erklärt, er glaube einer Beanstandung im Sinne des Art. 44 Abs. II ausgesetzt zu sein.

Bestechung.

8ltt. 46.

Die Bestechung der Wähler hat die Ungültigkeit der Wahl, soweit sie den Bestechenden und Bestochenen betrifft, sowie für beide den Verlust des Wahlstimmrechtes und der Wählbarkeit bei der betreffenden Wahl und deren etwaiger Erneuerung zur Folge. Wahlperiode.

Art. 47.

” Die ^regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen sollen von 6 zu 6 Jahren im November oder Dezember stattfinden und bis 15. Dezember beendet sein. II Sie gelten für die sechs auf die gesetzliche Wahlzeit folgenden Kalenderjahre (Wahlperiode). III Die während der Wahlperiode stattfindenden Wahlen gelten für die noch übrige Dauer der ersteren. Verschiedenes.

Art. 48.

1 Die Wahl wird unter Leitung eines von der Staatsaufsichts­ behörde ernannten Wahlkommissärs, welchem ein Wahlausschuß zur Seite steht, in geheimer, unmittelbarer Stimmgebung vorgenommen. Als Wahlkommissär ist in der Regel der Kirchenverwaltungsvorstand aufzustellen.

3. Abschn.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

47

11 In großen Kirchengemeinden kann die Kirchenverwaltung die Vornahme der Wahl in mehreren Wahllokalen anordnen, mJeder Wähler hat nur eine Stimme. IV Stellvertretung ist ausgeschlossen. v Die bürgerlichen Gemeindebehörden find verpflichtet, den auf die Wahlen bezüglichen Anforderungen des Wahlkommiffärs un­ gesäumt zu entsprechen, insbesondere das nötige Dienstpersonal bereit zu stellen sowie für ein geeignetes Wahllokal und die er­ forderlichen Wahlpapiere zu sorgen. Ergebnis.

5ltL 49.

* Bei der Wahl entscheidet relative Stimmenmehrheit. 11 Die Reihenfolge der Gewählten bemißt sich nach der Zahl der erhaltenen Stimmen. Bei gleicher Stimmenzahl richtet sich die Reihenfolge nach dem Lebensalter, wenn die erforderliche Zahl durch den Eintritt aller nicht überschritten wird. Andernfalls entscheidet das Los. Verwandtschaft. Schwägerfchaft.

w Ov»

1 Sterben zu Kirchenverwaltern Personen gewählt, welche mit­ einander als Vater und Sohn, Bruder, Oheim und Neffe verwandt oder als Stiefvater und Stiefsohn, Schwiegervater und Schwieger­ sohn verschwägert sind, so hat der mit der größten Stimmenzahl Gewählte das Recht zum Eintritt. Bei Stimmengleichheit ent­ scheidet das Los. "Besteht ein solches Berwandtschafts- oder Schwägerschafts. Verhältnis zwischen einem Gewählten einerseits und einem Kirchenverwaltungsmitgliede anderseits, so ist der Gewählte vom Eintritt in die Kirchenverwaltung ausgeschlossen. III Stenn das Hindernis erst nachträglich entdeckt wird oder entsteht, so ist zum Austritt (Art. 41 Abs. III) verpflichtet, wer nach Abs. I oder II nicht eintreten könnte. IV Die nach diesem Artikel von der Mitgliedschaft Ausgeschlossenen sind bei einer Erledigung im Laufe der Wahlperiode vor den Ersatz­ männern zum Eintritte berufen, wenn das Hindernis weggefallen ist. Ein gleichwohl einberufener Ersatzmann ist zum Austritte. (Art. 41 Abs. III) verpflichtet. Ersatzmänner.

8ltt* 51*

* Für die Kirchenverwalter find in demselben Wahlgang in gleicher Anzahl Ersatzmänner zu wählen. Jeder Wähler hat daher

48

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

doppelt soviel Namen zu bezeichnen, als Kirchenverwalter zu wählen find. Die nach den Grundsätzen des Art. 49 auf die Kirchen­ verwalter zunächst folgenden Personen sind als Ersatzmänner gewählt. "Die Ersatzmänner werden für die Dauer der Wahlperiode gewählt und nach der gesetzlichen Reihenfolge (Art. 49 Abs. II) einberufen. III Der Einberufene hat sein Amt für die noch übrige Dauer der Wahlperiode zu versehen. Weiteres.

Art. 52.

1 Die Wahlen unterliegen der Prüfung durch die Staats­ aufsichtsbehörde und innerhalb 14 Tagen nach der Bekanntmachung des Wahlergebnisses der Anfechtung. " Die Austretenden haben bis zur Einweisung der Neugewählten ihre Tätigkeit fortzusetzen. IU Die weiter erforderlichen Bestimmungen über die Wahlen, insbesondere über das Verfahren, die Wahlprüfung und Wahl­ anfechtung, sowie jene über Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwaltungsmitglieder werden durch Königliche Verordnung (Kirchenwahlordnung) getroffen. Die Kirchenwahlordnung kann die Wahl nach gebundenen Listen für Kirchengemeinden vorsehen, in denen die Befugnis zur Ausübung des Wahlstimmrechts von dem Eintrag in eine Wählerliste abhängig gemacht ist. Die Ein­ führung dieses Wahlverfahrens hat außerdem einen hierauf ge­ richteten Antrag eines ortskirchlichen Vertretungskörpers zur Voraus­ setzung. IV Die Staats- und Gemeindebehörden sowie die Pfarr- und Standesämter sind verpflichtet, die zur Durchführung der Wahlen erforderlichen Aufschlüsse unverzüglich und unentgeltlich zu erteilen. Soweit die Aufstellung von Wählerlisten, die alle Wahlstimm­ berechtigten umfassen sollen, angeordnet wird, obliegt die Herstellung den bürgerlichen Gemeinden im Benehmen mit den einschlägigen Kirchenverwaltungen. v Die Wahlkosten gehören zum Verwaltungsaufwand. Den bürgerlichen Gemeinden sind nur die Auslagen zu ersetzen. Reise­ kosten und Tagegelder von Staatsbeamten, die als Wahlkommissäre aufgestellt sind, fallen der Staatskasse zur Last. Alle Wahlhand­ lungen und die dabei nötigen Ausfertigungen sind gebührenfrei.

3. Abschn.

Ortskirchliche Bertretungskörper.

49

Drittes Kapitel.

Wirkungskreis der Lirchenverwaltuug. Im allgemeine».

Art. 53.

I Die Kirchen Verwaltung vertritt das ihrer Verwaltung an­ vertraute ortskirchliche Stiftungsvermögen und die Kirchengemeinde in allen rechtlichen Beziehungen. II Sie besorgt nach Maßgabe der Gesetze die Verwaltung des Ortskirchenvermögens und die Befriedigung der Ortskirchenbedürfniffe. "'Die Kirchenverwaltung hat dafür zu sorgen, daß das ihr anvertraute Vermögen erhalten und bestmöglich verwaltet, unstatt­ hafte Ausgaben vermieden, die dem ortskirchlichen Stiftungsver­ mögen oder der Kirchengemeinde wirklich obliegenden Ausgaben richtig geleistet und namentlich die unterstellten Gebäude nebst Zubehör in gutem Stande erhalten werden. IV $)er Kirchenverwaltung stehen auch Verfügungen und An­ ordnungen über Kirchenstühle zu, soweit sie die letzteren als Be­ standteile des Ortskirchenvermögens betreffen oder sonst ein ortskirchliches Vermögensintereffe berühren, unbeschadet bürgerlich- oder öffentlich-rechtlicher Ansprüche sowie der Befugnisse der kirchlichen Organe. Fortdauernd geltende Anordnungen werden mit den gleichen Einschränkungen als Ortskirchensatzungen erlassen. Ortskirchensatzungen.

91tt. 54.

1 Außer den in der Kirchengemeindeordnung besonders vor­ gesehenen Fällen können auch sonst auf der Grundlage dieses Gesetzes den örtlichen Verhältnissen und Bedürfnissen entsprechende Ein­ richtungen und Regelungen durch Ortskirchensatzungen getroffen werden. " über Erlassung von Ortskirchensatzungen beschließt, vorbehaltlich des Art. 23, die Kirchenverwaltung. Simultane Ortskirchensatzungen bedürfen der gesonderten Zustimmung der Kirchenverwaltungen der beteiligten Religionsteile. In protestantischen Kirchengemeinden, in welchen Kirchengemeindebevollmächtigte eingeführt sind, müssen diese vor' der Erlassung' mit ihren Erinnerungen gehört werden. "'Jede Ortskirchensatzung bedarf staatsaufsichtlicher Genehmigung. Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. '^Die genehmigte Ortskirchensatzung tritt mit ihrer Bekannt­ machung in Kraft, wenn nicht ein anderes bestimmt ist oder aus den Umständen sich ergibt. Der StaatsauffichtSbehörde und der Langhrlnrich, Klrchengtmemdeordmmg. 4

50

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

kirchlichen Oberbehörde wird eine beglaubigte, mit Bekanntmachungs­ nachweis versehene Ausfertigung vorgelegt. Jntereffenwiderstreit usw.

$ltt. 55.

’SBenn in Streitfällen oder bei Vornahme von Rechtsgeschäften das Interesse des ortskirchlichen Stiftungsvermögens dem Interesse der Kirchengemeinde widerstreitet oder wenn zwischen ihnen ein Rechtsgeschäft abgeschlossen werden soll, so steht den Kirchenver­ waltern, welche, wenn sie nur zwei sind, ein weiteres wählbares Kirchengemeindeglied beizuziehen haben, nach Bestellung eines Vor­ sitzenden aus ihrer Mitte die Vertretung der Kirchengemeinde, jene des ortskirchlichen Stiftungsvermögens dem KirchenverwaltungsVorstande zu, der beim Vorhandensein von unbeteiligten Ersatzmännern oder unbeteiligten wählbaren Kirchengemeindegliedern zwei derselben beizuziehen hat. Die Staatsaufsichtsbehörde ist zu verständigen. Sie kann aus besonderen Gründen die Vertretung nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde anders regeln. II Die vorübergehend zur Vertretung herangezogenen Personen werden wie Kirchenverwalter behandelt. III Wenn in den Fällen des Abs. I die Kirchenstiftung und ein anderer rechtsfähiger Bestandteil des ortskirchlichen Stiftungsver­ mögens sich gegenüberstehen, so wird für diesen von der Staats­ aufsichtsbehörde nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde eine besondere Vertretung bestellt. Borstandspflichten.

8ltt. 56.

I Dem Kirchenverwaltungsvorstande obliegt Führung und Ver­ wahrung 1. der Beschreibung des Kirchengemeindebezirks sowie der innerhalb desselben bestehenden ortskirchlichen Bezirke nach ihrem Umfange, 2. der Beschreibung der Rechte, Gerechtigkeiten und Besitzungen des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchen­ gemeinde sowie die Verwahrung der hiezu gehörigen Kataster­ auszüge, 3. des Inventars über die beweglichen Sachen und des Berzeichnisses der Aktivkapitalien des Ortskirchenvermögens, während eine Zweitschrift dieses Verzeichnisses vom KassenVerwalter zu führen und zu verwahren ist. II Der Kirchenverwaltungsvorstand hat ferner für die ordnungs­ mäßige Erhaltung der Registratur, insbesondere für die Aufbewahrung der Rechnungen nebst Belegen zu sorgen.

3. Abschn.

^rtskirchüche Vertretungsk.örper.

51

III Ihm kommt die nächste Aufsicht über das Kaffen- und Rechnungswesen, namentlich auch die Vornahme der erforderlichen Visitationen, dann in der Regel (Art. 62 Abs. III) die Mitsperre der mit doppeltem Verschlüsse versehenen Kassen zu. IV Er hat die Kirchenverwaltung, dann in Fällen, wo dies gesetzlich erforderlich ist, die Kirchengemeindeversammlung oder Kirchengemeindebevollmächtigten zu berufen, die Beschlußfassung vorzubereiten und zu leiten sowie für den Vollzug der Beschlüsse zu sorgen. v Zur Berufung ist er auch verpflichtet, wenn diese von der Staatsaufsichtsbehörde von sich aus oder auf Anregung der kirch­ lichen Oberbehörde angeordnet oder schriftlich unter Bezeichnung eines zur Zuständigkeit des Vertretungskörpers gehörigen Verhand­ lungsgegenstandes von einem Drittel, bei der KirchengemeindeVersammlung von einem Zehntel der Stimmberechtigten beantragt wird. Zur Berufung der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchengemeindebevollmächtigten ist er auch dann verpflichtet, wenn dies von der Kirchenverwaltung in einem Falle ausdrücklich be­ schlossen wird, der an sich nicht zur Zuständigkeit des weiteren Bertretungskörpers gehört (Art. 65 Abs. II, 68 Abs. VI Satz 2). Schreibgeschäfte.

Akt. 57.

1 ®er Vorstand der Kirchenverwaltung besorgt in der Regel die Schreibgeschäfte unentgeltlich; er kann hiezu auch geeignete Kirchenverwalter heranziehen. n Im Bedürfnisfalle kann die Kirchenverwaltung einen Kirchen­ schreiber aufstellen und besolden, auch eine Vereinbarung mit benachbarten Kirchengemeinden über Aufstellung eines gemeinschaftlichen Kirchenschreibers oder mit einer bürgerlichen Gemeinde über Mit­ benützung der gemeindlichen Kanzlei oder des Gemeindeschreibers treffen.

Kaffenverwalter.

Art. 58.

1 Die Kirchenverwaltung bestimmt für die Kassen- und Rech­ nungsführung des ottskirchlichen StiftungsberLnögenS und der Kirchengemeinde aus ihrer Mitte, ausnahmsweise aus den übrigen wählbaren Kirchengemeindegliedern, einen oder im Bedürfnisfalle mehrere vertrauenswürdige Kirchenpfleger, erstattet darüber Anzeige an die Staatsauffichtsbehörde und beschließt über die Gewährung einer Entschädigung für diese Geschäftsführung.

52

B. Text der Kirchengemein deordmmg.

11 Der in jenen Ausnahmsfällen von der Kirchenverwaltung bestimmte Kirchenpfleger wird mit der Diensteinweisung zugleich Kirchenverwalter. Art. 45 findet Anwendung. Art. 44 Abs. II gilt entsprechend. 1,1 Dem Kirchenverwaltungsvorstande ist untersagt eine seiner Aufficht unterstellte Kassenverwaltung selbst zu führen. IV Aus besonderen Gründen kann mit staatsauffichtlicher Ge­ nehmigung das Kassen- und Rechnungswesen rechnungsverständigen besonderen Verwaltern (Kircheneinnehmern) gegen Besoldung über­ tragen werden. Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. v Die Kirchenpfleger und sonstigen Kaffenverwalter find der Kirchenverwaltung untergeordnet und an deren Beschlüsse gebunden. V1 Sie find für die richtige Erhebung der ©infünfte, für die Einhaltung der Voranschläge und für die vorschriftsmäßige Ordnung in den Ausgaben zunächst verantwortlich. vu Ihre Amtsführung unterliegt der Aufficht der Kirchenver­ waltung, und zwar zunächst des Kirchenverwaltungsvorstandes. vm Die Stellung von Kautionen bemißt sich nach der Verwaltungs­ ordnung (Art. 62 Abs. III). Haftungen.

3ltt« 59«

'Die Mitglieder der Kirchenverwaltung und die besonderen Verwalter find dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen und der Kirchengemeinde für den aus einer Pflichtverletzung entstandenen Schaden verantwortlich, wenn ihnen ein Verschulden zur Last fällt. "In erster Reihe hasten von ihnen die zunächst Schuldigen, aushilfsweise diejenigen, welche für den von jenen verursachten Schaden nur wegen Verletzung einer Aufsichtspflicht oder sonst in zweiter Linie verantwortlich find. 1,1 Wenn der Schaden durch einen Beschluß der Kirchenverwaltung entstanden ist, so haften alle Mitglieder, die an der Beschlußfassung teilgenommen haben mit Ausnahme jener, die nachweisen können, daß sie gegen den Beschluß gestimmt haben. Ebenso haften bei Ver­ säumnissen der Kirchenverwaltung alle daran schuldigen Mitglieder. 1V Wenn mehrere in gleicher Weise verantwortlich sind, so haften sie nach gleichen Teilen und aushilfsweise jeder für das Ganze. Rechnungsjahr. Voranschläge usw.

ßn «ITt« OV.

' Das Rechnungsjahr läuft vom 1. Januar bis 31. Dezember. 11 Ein vom Kirchenstiftungshaushalte gesonderter KirchengemeindehmlShalt wird, soferne nicht besondere Gründe entgegenstehen, auch dann nicht geführt, wenn Kirchenumlagen erhoben werden.

3. Abschn.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

53

,n Wenn in einer Kirchengemeinde Kirchenumlagen erhoben werden oder erhoben werden sollen, hat die Kirchenverwaltung rechtzeitig den Voranschlag sämtlicher voraussehbaren Einnahmen und Ausgaben des gemeinschaftlichen Haushaltes der Kirchenstiftung und Kirchengemeinde oder des Kirchengemeindehaushaltes für das nächste Jahr oder bei Einführung von Umlagen im Laufe des Jahres für dieses oder für dessen Rest aufzustellen und nach vor­ gängiger Bekanntgabe 14 Tage lang öffentlich aufzulegen. Jedem Beteiligten steht es frei seine Erinnerungen schriftlich einzureichen oder zu Protokoll zu erklären. IV Nach Ablauf dieser Frist hat die Kirchenverwaltung den Vor­ anschlag unter Würdigung der erhobenen Erinnerungen festzustellen und der Staatsauffichtsbehörde mit beglaubigter Abschrift etwaiger Umlagenbeschlüffe ungesäumt vorzulegen. Sieht sich diese Behörde zur Ausübung ihres Aufsichtsrechtes nach Art. 74 oder zur Ver­ sagung oder eingeschränkten Erteilung der Umlagengenehmigung veranlaßt, so hat sie rechtzeitig der Kirchenverwaltung die geeignete Eröffnung zu machen. v Der Voranschlag bildet die Grundlage der Haushaltsführung. vl Über nicht vorgesehene unvermeidliche Ausgaben und Mehr­ ausgaben hat die Kirchenverwaltung Beschluß zu fassen. Hiebei ist, abgesehen von den durch sonstige Bestimmungen der Kirchen­ gemeindeordnung getroffenen Fällen, staatsaufsichtliche Genehmigung erforderlich, wenn die verfügbaren Deckungsmittel nicht ausreichen, dann, wenn die im Voranschlag nicht vorgesehene Summe für sich allein oder mit früheren Überschreitungen für das gleiche Rechnungs­ jahr bei Voranschägen mit einer Gesamtausgabensumme bis zu 1000 M 100 M, bei Voranschlägen mit einer Gesamtausgaben­ summe von 10,000 M und darüber 1000 M, bei sonstigen Vor­ anschlägen 10 Prozent der festgestellten Ausgabensumme über­ schreitet. vn Vorstehende Bestimmungen finden auf Kirchengemeinden, die keine Kirchenumlagen erheben, und auf den gesonderten Haushalt von ortskirchlichem Stiftungsvermögen Anwendung. Die Voranschläge werden jedoch auf unbestimmte Zeit festgestellt (Grund­ etats), sofern« die Staatsaufsichtsbehörde nicht im einzelnen Falle anders verfügt. VIU Die Festsetzung dieser Grundetats steht der Kreisregierung zu. Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. IX Die Etatsfeststellung für unzureichend dotierte ehemalige Stifts­ und Klosterkirchen und die Befriedigung der in den Etats nicht

54

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

vorgesehenen außerordentlichen Bedürfnisse bemessen sich nach den hierüber jeweils bestehenden Ministerialvorschriften. ^Die Kassenverwalter dürfen ohne schriftliche Zahlungsan. Weisung des Kirchenverwaltungsvorstandes bei Meidung eigener Haftung keine Zahlung machen. Rechnungen.

31 tt. 61.

!®ie Rechnungen über die Verwaltung des Ortskirchenver­ mögens im abgelaufenen Jahre sollen bis zu dem durch die Staatsaufsichtsbehörde festgesetzten Termin von den Kassenverwaltern ge­ stellt und 14 Tage lang öffentlich aufgelegt werden. "Jedem Beteiligten steht es frei binnen dieser Frist bei Ver­ meidung des Ausschlusses seine Erinnerungen schriftlich einzureichen oder zu Protokoll zu erklären. ui Sodann sind die Rechnungen durch die Kirchenverwaltung unter Würdigung der abgegebenen Erinnerungen und nach Vernehmung des Rechners über etwa erhobene Beanstandungen fest­ zustellen und nebst Belegen mit allen Verhandlungen an die Staats­ aufsichtsbehörde einzusenden, von welcher die Rechnungen geprüft und rechnerisch beschieden werden. IV Setrifft der Bescheid eine Haftungsverbindlichkeit des Rechners, so finden die Vorschriften des Art. 79 Anwendung. VJst die Behörde durch die vorgelegte Rechnung zur Aus­ übung ihres Aufsichtsrechtes nach Art. 74 veranlaßt, so hat sie der Kirchenverwaltung die geeignete Eröffnung zu machen. Weiteres.

Art. 62.

^te Kirchenverwaltungsvorstände sind verpflichtet, die Vor­ anschläge und Kirchenrechnungen vor Einsendung an die Staatsaufsichtsbehörde den kirchlichen Oberbehörden auf deren Verlangen mitzuteilen. Diese können etwaige Erinnerungen bei der Staatsaufsichtsbehörde erheben. "In protestantischen Kirchengemeinden, in welchen Kirchen­ gemeindebevollmächtigte eingeführt sind, werden ihnen die Voranschläge und Rechnungen vor der Festsetzung zur Abgabe von Erinnerungen mitgeteilt. Das gleiche gilt für Grundetats. i"Die übrigen Bestimmungen über die Vermögensverwaltung, namentlich über die Vermögenssicherung sowie über das Kassen- und Rechnungswesen werden nach Einvernahme der kirchlichen Ober­ behörden durch Ministerialvorschrift getroffen (Verwaltungsordnung \

3. Abschn.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

55

iv Durch solche Vorschriften können erleichternde Abweichungen vorgesehen werden in Bezug auf das Erfordernis 1. der Zahlungsanweisung des Kirchenverwaltungsvorstandes, 2. der Aufstellung eines jährlichen Voranschlages, 3. der jährlichen Rechnungsstellung unter Zulassung von zweioder dreijährigen Rechnungsperioden, 4. der Prüfung und Verbescheidung der Rechnungen. v Ferner können durch solche Vorschriften mit Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse des unter gutsherrlicher oder sonstiger spezieller Verwaltung stehenden Ortskirchenvermögens Abweichungen von den Bestimmungen der Kirchengemeindeordnung vorgesehen werden.

Viertes Kapitel.

Geschäftsgang der Lirchenverwaltung und besondere Ausschüsse. Geschäftsgang.

9ltt. 63.

I Die Verteilung und Leitung der Geschäfte gebührt dem Kirchenverwaltungsvorstande. II Die Sitzungen der Kirchenverwaltung können öffentlich oder geheim sein. III Der Vorsitzende handhabt die Ordnung. IV Die Kirchenverwaltung kann, falls nicht ohnehin alle Stimmberechtigten versammelt sind, nur dann gültig beschließen, wenn nach gehöriger Ladung aller im Kirchengemeindebezirke anwesenden stimmberechtigten (Art. 40) Mitglieder oder nach Vorausbestimmung der Sitzungstage mehr als die Hälfte Mitgliederzahl nach dem Sollstande, mindestens aber drei Mitglieder bei der Beratung und Abstimmung mitwirken. Die besonderen Vorschriften des Art. 23 Abs. III bleiben vorbehalten. v Kein anwesender Stimmberechtigter soll sich der Abstimmung enthalten. VI Ein Antrag ist angenommen, wenn sich mehr als die Hälfte der anwesenden Stimmberechtigten dafür erklärt. vn Bei Stimmengleichheit gibt der geistliche Kirchenverwaltungs­ vorstand den Ausschlag. VHI Über die Beschlüsse ist ein Protokoll zu führen, dessen Einsicht jedem Kirchengemeindegliede oder Kirchenumlagenpflichtigen sowie dem Patrone zu gestatten ist, soweit nicht berechtigte Interessen entgegenstehen, und in das jeder Beschluß eingetragen werden soll. Das Protokoll soll die zur Beurteilung der Beschlußfähigkeit er­ forderlichen Feststellungen und das Ergebnis der Abstimmung ent-

56

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

halten. Die Protokolle sollen von allen anwesenden Mitgliedern unterschrieben werden, jene der Gesamtkirchenverwaltungen vom Borstande, zwei weiteren Mitgliedern und vom Protokollführer. IX Die Ausfertigungen der Kirchenverwaltung werden regelmäßig vom Vorstand unterzeichnet. Schriftliche Willenserklärungen, durch die eine Verpflichtung des ortskirchlichen Stistungsvermögens oder der Kirchengemeinde gegenüber Dritten begründet oder ein Recht aufgegeben werden soll, sowie Ausfertigungen von Vollmachten be­ dürfen der Unterschrift des Vorstandes, zweier weiterer Mitglieder, dann der Beidrückung des Amtsfiegels oder Amtsstempels und müssen auf die zugrunde liegenden Beschlüsse Bezug nehmen; von StaatsVerwaltungsbehörden, Gerichten oder Notaren aufgenommene Ur­ kunden fallen nicht unter diese Bestimmung. x Weitere Vorschriften über den Geschäftsgang der Kirchenver­ waltung können durch Ministerialvorschriften erlassen werden. Solange und soweit solche nicht bestehen, kann die Kirchenverwaltung den Geschäftsgang durch Geschäftsordnungen regeln.

Besondere Ausschüße.

Aki. 64.

I Zur Verwaltung von Bestandteilen des Ortskirchenvermögens oder von ortskirchlichen Anstalten sowie zur Besorgung bestimmter Geschäfte, insbesondere zur Führung der Aufsicht über die der Kirchenverwaltung unterstellten Gebäude nebst Inventar oder über alle vorkommenden Bauarbeiten können durch Beschluß der Kirchen­ verwaltung besondere Ausschüsse aus Kirchenverwaltungsmitgliedern oder aus sonstigen wählbaren Kirchengemeindegliedern gebildet werden, deren Auswahl der Kirchenverwaltung zusteht. Das Ergebnis ist der Staatsaufsichtsbehörde anzuzeigen. II Die hiezu berufenen Kirchengemeindeglieder versehen die Ge­ schäfte unentgeltlich und haben nur Anspruch auf Ersatz von Aus­ lagen. ui Solche Ausschüsse sind der Kirchenverwaltung untergeordnet, an deren Weisungen gebunden und können von ihr aufgelöst werden. Der Kirchenverwaltungsvorstand oder ein von ihm bezeichnetes Kirchen­ verwaltungsmitglied führt den Vorsitz. IV Die Wirksamkeit ständiger Ausschüsse endet jedenfalls mit Ab­ lauf der Wahlperiode. vSm übrigen finden die Vorschriften über die Kirchenverwal­ tung, deren Vorstand, die Kaffenverwalter und Kirchenverwalter auf die besonderen Ausschüsse, deren Vorsitzenden, Kaffenverwalter und Mitglieder entsprechende Anwendung.

3. Abschn.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

57

Zweiter Titel.

Kirchen-emeiAdeversamml««-. Wirkungskreis.

Akk. 65.

1 In den gesetzlich bestimmten Fällen erfolgt die Beschlußfassung der Kirchengemeinde durch die Kirchengemeindeversammlung, sofern« nicht an deren Stelle Kirchengemeindebevollmächtigte treten. "Die Kirchenverwaltung kann auch in anderen Fällen eilten Beschluß der Kirchengemeindeversammlung veranlassen. Dieser geht dem Beschlusse der Kirchenverwaltung vor, wenn es sich um eine eigene Angelegenheit der Kirchengemeinde handelt.

Lerschiedeues.

91tt. 66.

1 Vor der Beschlußfassung in der Kirchengemeindeversammlung soll eine Vorberatung in der Kirchenverwaltung stattfinden. Bon letzterer sollen der Versammlung bestimmte Anttäge vorgelegt werden. Abweichende Anttäge zu dem gleichen Beratungsgegenstande können in der Versammlung gestellt werden. "Zur Teilnahme an .bet Kirchengemeindeversammlung mit je einer Stimme sind, vorbehaltlich des Art. 40 Abs. IV Satz 2, be­ rufen alle männlichen, volljährigen, selbständigen, im Besitze der deutschen Reichsangehörigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte be­ findlichen Bekenntnisgenoffen, die im Kirchengemeindebezttk wohnen (Art. 106 Abs. IV) und von denen ein Steuerbettag auf die Kirchen­ gemeinde trifft. 111 Ist an der Angelegenheit nur ein Teil des Kirchengemeinde­ bezirks beteiligt, so beschränkt sich die Stimmberechtigung auf jene, von denen ein Steuerbettag auf diesen Teil trifft. 'v Wenn eine Tochtergemeinde an der Wahl der Pfarrkirchen­ verwaltung sich nicht zu beteiligen hat (Art. 42 Abs. II), so nehmen die Tochtergemeindeglieder auch an der Kirchengemeindeversammlung der Pfarrgemeinde nicht teil; hinsichtlich etwaiger gemeinschaftlicher Angelegenheiten, für welche die Zuständigkeit der Kirchengemeinde­ versammlung begründet ist, finden gesonderte Kirchengemeindeversammlungen statt. Mangels Einigung findet Art. 74 Abs. V—VII Anwendung. v Der Vorsitzende (Art. 56 Abs. IV) hat Stimmrecht. Er hand­ habt die Ordnung.

58

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Beschlußfassung.

Art. 67.

I Die Kirchengemeindeversammlung ist, falls nicht ohnehin sämt­ liche im Kirchengemeindebezirk sich aufhaltenden Stimmberechtigten anwesend sind, ohne Rücksicht auf die Zahl der anwesenden Stimm­ berechtigten beschlußfähig, wenn sie unter Angabe des Beratungs­ gegenstandes durch öffentliche Bekanntmachung oder durch Ladung jener Stimmberechtigten berufen wurde. II Ein Antrag ist angenommen, wenn mehr als die Hälfte der anwesenden Stimmberechtigten sich dafür erklärt. III Die Abstimmung kann mündlich oder schriftlich mittels unter­ schriebener Stimmzettel erfolgen, über die Verhandlung ist ein Protokoll zu errichten, welches die zur Beurteilung der Beschluß­ fähigkeit erforderlichen Feststellungen sowie das Ergebnis der Ab­ stimmung enthält und von dem Vorsitzenden, zwei weiteren Stimm­ berechtigten und dem Protokollführer unterschrieben werden muß. Erfolgt schriftliche Abstimmung, so sind die Stimmen für und gegen den Antrag im Protokoll einzeln aufzuführen. IV Die Abstimmung muß schriftlich vorgenommen werden, wenn dies von einem Drittel der anwesenden Stimmberechtigten bean­ tragt wird. v Die besonderen Vorschriften des Art. 23 Abs. III bleiben Vor­ behalten. Im Protokoll ist die Abstimmung der Höchstbesteuerten ersichtlich zu machen.

Dritter Titel.

Im

Kirchen gemrindedeVoümachttgte. allgemeinen. Aki. 68.

I Wo mit Rücksicht auf die Zahl der Stimmberechtigten, die räumliche Ausdehnung des Kirchengemeindebezirks oder sonstige besondere Verhältnisse der Zusammentritt einer Kirchengemeindever­ sammlung Schwierigkeiten begegnet, kann zu ihrem Ersätze bei gegebener Veranlassung ein aus gewählten Kirchengemeindebevoll­ mächtigten bestehender Vertretungskörper eingeführt werden. II Die Entscheidung hierüber erfolgt auf Antrag der KirchenVerwaltung oder von Amts wegen nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde durch die Staatsaufsichtsbehörde. Auf gleichem Wege kann die Aufhebung des Bertretungskörpers stattfinden, wenn die Veranlassung, die für die Einführung desselben maßgebend war, weggefallen ist.

3. Abschn.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

59

III Die regelmäßigen Erneuerungswahlen werden jeweils im Anschlüsse an die regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen vor­ genommen. IV Eine vorher im letzten Drittel einer Wahlperiode erfolgte Wahl gilt auch noch für die folgeude Wahlperiode. v Für einen Wirkungskreis, an dem nur ein Teil des Kirchen­ gemeindebezirks beteiligt ist, können Kirchengemeindebevollmächtigte gewählt werden, bei deren Wahl sich die Wahlstimmberechtigung und die Wählbarkeit auf jene beschränkt, von denen ein Steuerbetrag auf diesen Teil trifft. VI Übereinstimmende Beschlüsse der Kirchenverwaltung und der

Kirchengemeindebevollmächtigten ersetzen einen Beschluß der Kirchen­ gemeindeversammlung. Dies gilt auch, wenn die Kirchenverwaltung einen Beschluß der Kirchengemeindebevollmächtigten in einer eigenen Angelegenheit der Kirchengemeinde freiwillig veranlaßt; geschieht dies in einer anderen Angelegenheit, so ist der Beschluß der Kirchen­ verwaltung maßgebend.

Zusammensetzung.

ültt. 68.

1 Die Zahl der Kirchengemeindebevollmächtigten ist dreimal so groß als die regelmäßige Zahl der Kirchenverwalter und beträgt mindestens 12. " Zu Bevollmächtigten der Gesamtkirchengemeinde wählt jede Einzelkirchengemeinde oder jede Gruppe, zu welcher mehrere Kirchen­ gemeinden nach Art. 37 Abs. II Ziff. 2 zusammengefaßt sind, drei­ mal soviel Personen, als die Zahl ihrer Kirchenverwalter in der Gesamtkirchenverwaltung nach dem Sollstande beträgt. '"Ein Kirchenverwalter kann nicht zugleich Kirchengemeinde­ bevollmächtigter sein.

Weiteres.

Art. 70.

1 Die Vorschriften in Art. 41, 42 Abs. 1—III, 43, 44 Abs. 1, 45 Ziff. 1—5, 46—49, 51 und 52 finden entsprechende Anwendung, Art. 51 mit der Maßgabe, daß die Zahl der Ersatzmänner die Hälfte der Zahl der Kirchengemeindebevollmächtigten beträgt. "Die Kirchengeineindebevollmächtigten erfüllen ihre Aufgabe un­ entgeltlich, erhalten jedoch für bare Auslagen Vergütung. "'In den Fällen des Art. 111 des Ausführungsgesetzes zur Reichsstrafprozeßordnung unterliegen auch Kirchengemeindebevoll­ mächtigte der Suspension, die von der Staatsaufsichtsbehörde in Vollzug gesetzt wird.

60 Ersetzung.

B. Text der Kirchengememdeordnung.

91tt. 71.

1 Wenn trotz wiederholten Versuchs die Wahl einer genügenden Anzahl von Kirchengemeindebevollmächtigten nicht zustande kommt, kann die Staatsaufsichtsbehörde aussprechen, daß die Kirchenverwal­ tung allein zu der erforderlichen Beschlußfaffung zuständig sei. " Nötigenfalls ist dann nach Art. 74 Abs. V—VII zu ver­ fahren. Geschäftsgang.

9ltt. 72.

I Der Regel nach sollen die Sitzungen der Kirchengemeinde­ bevollmächtigten öffentlich sein, Verhandlungen über die Ausschließung der Öffentlichkeit aber in geheimer Sitzung stattfinden. Hinsichtlich der öffentlichen Sitzungen ist außer Zeit und Ort auch die Tages­ ordnung öffentlich bekannt zu machen. II Die Kirchengemeindebevollmächtigten sind beschlußfähig, wenn nach gehöriger Ladung aller im Kirchengemeindebezirk anwesenden Stimmberechtigten (Art. 40 Abs. IV Satz 2) mehr als die Hälfte ihrer Gesamtzahl nach dem Sollstande bei der Beratung und Ab­ stimmung mitwirkt. ^Der Vorsitzende (Art. 56 Abs. IV) hat kein Stimmrecht. IV $ritt die Kirchenverwaltung einem abweichenden Beschlusse der Kirchengemeindebevollmächtigten nicht bei, so ist eine wieder­ holte Beratung in gemeinschaftlicher Sitzung zu veranstalten, wobei die beiden Vertretungskörper gesondert abstimmen. Erfolgt hiebei keine Einigung, liegt jedoch eine teilweise Zustimmung der Kirchen­ gemeindebevollmächtigten vor, so ist deren Beschluß maßgebend, wenn nicht die Kirchenverwaltung ihren Antrag zurückzieht. Außer­ dem hat im Falle der Nichtvereinigung die Angelegenheit auf sich zu beruhen, unbeschadet der Befugnis der Staatsaufsichtsbehörde die nötigen Verfügungen zu treffen, wenn infolge des Aufschubs eine Einschreitung gemäß Art. 74 veranlaßt ist. v Die Beschlüsse sollen alsbald zur öffentlichen Kenntnis ge­ bracht werden. VI3m übrigen finden die Vorschriften in Art. 63 Abs. III, V, X und 67 Abs. II—IV entsprechende Anwendung.

4. Abschn.

Staatsaufsicht und Handhabung der Disziplin.

61

Vierter Abschnitt.

Staatsaufsicht und Handhabung der Disziplin. Im allgemeinen. $ltf. 73. I Die Verwaltung der Angelegenheiten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinden untersteht der Staatsaufsicht. II Diese wird unter der Oberleitung des zuständigen Staats­ ministeriums durch die Verwaltungsbehörden ausgeübt, und zwar in erster Instanz für ortskirchliches Stiftungsvermögen und Kirchen­ gemeinden mit dem Sitze in unmittelbaren Städten durch die vor­ gesetzte Kreisregierung, sonst durch das vorgesetzte Bezirksamt. "i Letztere Behörden sind, soweit nicht ein anderes bestimmt ist, zuständig, wo die Kirchengemeindeordnung schlechthin von der Staats­ aufsichtsbehörde oder von staatsaufsichtlicher Genehmigung spricht. IV$)ie Verwaltungsbehörden sind auch auf dem Gebiete der Kirchengemeindeordnung befugt bei Gefahr auf Verzug oder bei drohendem Nachteil für Leben, Gesundheit oder Eigentum im öffent­ lichen Jntereffe vorsorgliche Anordnungen zu treffen.

Art. 74. I Sie Handhabung der Staatsaufsicht erstreckt sich darauf,

1. daß die gesetzlichen Schranken der den ortskirchlichen Stiftungen oder den Kirchengemeinden zustehenden Befugnisse nicht zum Nachteile des Staates, der Gemeinden oder anderer öffent­ licher Verbände überschritten werden; 2. daß die gesetzlichen Vorschriften beobachtet werden, durch die irgendwie das Ermessen der ortskirchlichen Vertretungskörper innerhalb des Kreises ihrer Befugnisse beschränkt ist; 3. daß die den ortskirchlichen Stiftungen oder den Kirchenge­ meinden gesetzlich obliegenden öffentlichen Verpflichtungen er­ füllt und 4. daß die gesetzmäßigen Vorschriften über die Geschäftsführung beobachtet werden. II Die Staatsaufsichtsbehörden haben zu diesem Zwecke das Recht der Kenntnisnahme von der Tätigkeit der ortskirchlichen Vertretungs­ körper, insbesondere das Recht der Amts- und Kassenvisitation. m Gesetzwidrige Beschlüffe sind, wenn ihre Zurücknahme nicht binnen einer angemessenen Frist erfolgt, durch die zuständige Be-

62

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Hörde, vorbehaltlich des Beschwerderechtes ^Art. 80), außer Wirk­ samkeit zu setzen. ^Beschlüsse, die ohne Berührung eines öffentlichen Interesses nur eine Benachteiligung einzelner enthalten, können nicht von Amts wegen (Art. 81 Abs. III) außer Wirksamkeit gesetzt oder abgeändert werden, auch wenn die Voraussetzungen der Ziff. 2, 3 oder 4 des ersten Absatzes gegeben sind. v Unterläßt eine ortskirchliche Stiftung oder eine Kirchengemeinde, die ihr obliegenden Verpflichtungen zu erfüllen, gesetzlich notwendige Ausgaben in den Voranschlag aufzunehmen oder erforderlichenfalls außerordentlich zu genehmigen oder die zur Erfüllung gesetzlicher Verpflichtungen nötigen Kirchengemeindedienste anzuordnen, so ist sie unter Angabe des Gesetzes aufzufordern, binnen angemessener Frist die zur Erfüllung der Verpflichtung erforderlichen Beschlüsse zu fassen. VI Wird innerhalb der vorgesetzten Frist die gesetzliche Notwendig­ keit, der Umfang oder die Art der Leistung bestritten, so hat die Behörde hierüber, vorbehaltlich des Beschwerderechtes (Art. 80) Be­ schluß zu fassen, wobei auf die Frage der Leistungsfähigkeit besondere Rücksicht zu nehmen ist. Die kirchliche Oberbehörde wird einver­ nommen. Die Erhöhung des Diensteinkommens eines weltlichen Kirchendieners (Art. 12 Abs. 1 Ziff. 3) kann durch staatsaufsichtliche Einschreitung nicht erzwungen werden, wenn die kirchliche Ober­ behörde dem ablehnenden Beschlusse beigetreten ist. ""Wird die endgültig festgestellte Verpflichtung innerhalb einer angemessenen Frist nicht erfüllt, so hat die Staatsaufsichtsbehörde an Stelle der ortskirchlichen Vertretungskörper die zum Vollzüge nötigen Verfügungen zu treffen, insbesondere auch die etwa erforder­ liche Umlage anzuordnen und deren Erhebung auf Kosten der Kirchen­ gemeinde zu veranlassen. vm ®ie Bestimmung des Abs. VII ist auch dann anwendbar, wenn eine Verpflichtung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinde nicht erfüllt wird, die in einem sonstigen gesetzlich geregelten Streitverfahren von Verwaltungs- oder Verwaltungs­ gerichtsinstanzen oder im Zivilrechtswege durch rechtskräftige Ent­ scheidung festgestellt ist. Diese Vorschrift findet bei einer im Zivil­ rechtswege ergangenen Entscheidung nur dann Anwendung, wenn es sich um eine Geldschuld handelt und soweit nicht dingliche Rechte verfolgt werden. 'X Werden die gesetzmäßigen Vorschriften über die Geschäfts­ führung verletzt, so ist zu deren Beobachtung aufzufordern und diese nötigenfalls durch Disziplinarmaßregeln zu erzwingen.

4. Abschn.

Staatsaufsicht und Handhabung der Disziplin.

63

x Soll für oder gegen ortskirchliches Stiftungsvermögen ein Zivilprozeß, welchen nicht die laufende Vermögensverwaltung mit sich bringt, geführt oder in weiterer Instanz fortgeführt werden, so hat die Kirchenverwaltung unter Darlegung des Sachverhaltes Anzeige an die Staatsaufsichtsbehörde zu erstatten. Diese ist befugt, wenn die beabsichtigte Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung mut­ willig oder aussichtslos ist, der Kirchenverwaltung die Führung oder Fortführung des Rechtsstreits jederzeit bei Meidung von Diszi­ plinarmaßregeln zu untersagen, die Fortführung in weiterer In­ stanz jedoch nicht, wenn der Gegner das Rechtsmittel eingelegt hat. Soweit nicht Gefahr auf dem Verzüge obwaltet, wird die kirchliche Oberbehörde einvernommen. Genehmigungen.

Art. 75.

i Außer in den durch Gesetz besonders bezeichneten Fällen ist staatsaufsichtliche Genehmigung in nachstehenden Angelegenheiten erforderlich: 1. Erwerb, Veräußerung oder Belastung von Grundstücken oder von Rechten, für welche die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des bürgerlichen Rechtes gelten, ferner Verfügungen über ein Recht an einem Grundstück, mit Ausnahme von Hypotheken, Grundschulden und Rentenschulden, oder über das Recht auf ein Reichnis, dann Erwerb, Veräußerung oder Ver­ pfändung eines Einrichtungs- oder Ausstattungsgegenstandes im Werte von 1000 M oder mehr; 2. dauernde Kulturveränderung an Grundstücken, Verwandlung der bisherigen Selbstverwaltung bedeutender Okonomiegüter oder nutzbarer Rechte in Verpachtung und dieser in Selbst­ verwaltung; Verpachtungen und Vermietungen auf mehr als 6 Jahre, dann an Kirchenverwaltungsmitglieder oder nahe Angehörige von solchen; 3. Übernahme fortdauernder oder wiederkehrender Ausgaben oder sonstiger bleibender Lasten; 4. neue oder veränderte Verteilung des gemeinschaftlichen Ver> waltungsaufwandes, sei es zwischen einzelnen Bestandteilen des ortskirchlrchen Stiftungsvermogens oder zwischen solchen und der Kirchengemeinde, soferne nicht das Verhältnis der Roherträgniffe zugrunde gelegt werden soll; 5. außerhalb des eigentlichen Stiftungszweckes liegende fteiwillige Leistungen aus Mitteln des ortskirchlichen Stiftungsvermögens, wenn sie nicht ohnehin verfassungsmäßig unzulässig sind, dann

64

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

freiwillige Leistungen aus Mitteln der Kirchengemeinde außerhalb des Kreises der Ortskirchenbedürfnisse, wenn sie über­ haupt mit der Aufgabe der Kirchengemeinde vereinbar sind; 6. Anlegung von Geldern, wenn sie gegen die durch Verordnung festgesetzten Normen stattfinden sollen, dann Geldausleihungen an Kirchenverwaltungsmitglieder oder nahe Angehörige von solchen; 7. Gewährung von Nachlässen oder außerordentlichen Vergütungen an Kirchenverwaltungsmitglieder, nahe Angehörige von solchen, Kirchengemeindebevollmächtigte oder ortskirchliche Bedienstete. 11 Als nahe Angehörige gelten die Verwandten in gerader Linie, Geschwister, deren Ehegatten und Kinder, die Ehegatttn und deren Verwandte in gerader Linie. '"In den Fällen der Ziff. 1—6 wird die kirchliche Oberbehörde einvernommen. Bei Veräußerungen oder Belastungen von ortskirch­ lichem Sttftungsvermögen, die unter Ziff. 1 fallen, ferner bei Über­ nahme fortdauernder oder wiederkehrender Ausgaben oder sonstiger bleibender Lasten auf das ortskirchliche Stiftungsvermögen (Ziff. 3) sowie bei außerhalb des eigentlichen Stiftungszweckes liegenden frei­ willigen Leistungen aus Mitteln des ortskirchlichen Sttftungsvermögens (Ziff- 5) ist Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11 Abs. V) erforderlich. 'v Durch Ministerialvorschristen (Art. 62 Abs. III) kann das Er­ fordernis der staatsauffichtlichen Genehmigung auch für Verfügungen über Hypotheken, Grund- und Rentenschulden, sowie für Verfügungen über eine auf den Namen eines Bestandteils des Ortskirchenvermögens gestellte Schuldverschreibung vorgesehen werden.

Art. 76. 'Zur Veräußerung, Verpfändung, Beseitigung, Restaurierung oder sonstigen erheblichen, wenn auch nur in neuen Zutaten bestehenden Veränderung von Bauwerken, Bauwerksteilen oder be­ weglichen Sachen, soferne fie einen geschichtlichen oder sonstigen wiffenschaftlichen, einen Altertums- oder Kunstwert haben (Denkmale) oder bei denen ein solcher Wert (Denkmalswert) auch nur vermutet werden kann, ist die Genehmigung der Kreisregierung erforderlich, gleichviel aus welcher Quelle die Mittel zu einer Veränderung fließen. Zuwiderhandlungen können im Disziplinarwege mit Geld­ strafe bis zu 1000 M geahndet werden, welche einer durch Ministerialvorschrist nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde zu be­ zeichnenden allgemeinen kirchlichen Kasse znfließt.

4. Abschn.

Staatsaufsicht und Handhabung der Disziplin.

65

11 Wird von der über jene Maßnahme einzuvernehmenden kirchlichen Oberbehörde oder Fachbehörde für Denkmalspflege ein Bedenken er­ hoben, dem die Kreisregierung nicht beitreten will, so entscheidet das zuständige Staatsministerim. Betrifft eine Veräußerung oder Belastung (Abs. I) einen Bestandteil des ortskirchlichen Stiftungs­ vermögens, der ein Einrichtungs- oder Ausstattungsgegenstand im Werte von 1000 M und darüber oder eine unbewegliche Sache ist, so ist die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11 Abs. V) erforderlich.

Art. 77. 1 In allen die Bedarfssumme von 5000 M übersteigenden Fällen von ortskirchlichen Bauführungen ist die Genehmigung der Kreis­ regierung erforderlich. Die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11 Abs. V) ist einzuholen, soweit es sich hiebei um Neu­ oder Erweiterungsbauten für gottesdienstliche Zwecke handelt. Im übrigen wird die kirchliche Oberbehörde einvernommen. "Unberührt bleiben die jeweils bestehenden besonderen Vor­ schriften über das Erfordernis der Königlichen Genehmigung in ästhetischer Beziehung bei kirchlichen Bauführungen, dann über den Abbruch kirchlicher Gebäude.

Art. 78. 1 Was in Art. 75 und 76 bezüglich der Veräußerung oder sonstigen Verfügung bestimmt ist, gilt auch für die Eingehung einer Verpflichtung zu einer solchen Verfügung. "Beschlüsse, welche staatsaufsichtlicher Genehmigung bedürfen, können vor deren Erteilung nicht rechtsgültig zum Vollzüge gelangen. '"Die staatsaufsichtliche Genehmigung kann nur aus wichtigen Gründen wiederrufen werden, unbeschadet der in Gemäßheit der­ selben geschaffenen vollendeten Tatsachen und wohlerworbener Rechte Dritter.

Haftiwgsbescheide.

Akt. 79.

1 Die Haftungsverbindlichkeit der Kirchenverwaltungsmitglieder, der besonderen Verwalter -und ortskirchlichen Bediensteten - gegen­ über dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen oder der Kirchengemeinde wegen Nichterfüllung der Dienstobliegenheiten oder Überschreitung der Dienstbefugnisse wird durch die Staatsaufsichtsbehörde festgestellt, vorbehaltlich der Beschwerdeführung seitens der Kirchenverwaltung oder der sonstigen Beteiligten. 5 Langheinrich, Kirchengemeindeordnun^.

66

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

u Hinsichtlich der Vollstreckbarkeit des Hastungsbeschlusses und der Beschreitung des Rechtsweges finden die Art. 179 Abs. IV und 180 Abs. I, II des Beamtengesetzes vom 16. August 1908 ent­ sprechende Anwendung. Beschwerden usw.

80.

1 (Segen die in erster Instanz gefaßten Beschlüsse der Staatsauffichtsbehörden können die Kirchenverwaltungen oder die sonst zu­ ständigen Verwaltungsorgane binnen 14 Tagen ausschließender Frist Beschwerde ergreifen. "Die Kirchenverwaltung hat Beschwerde zu ergreifen, wenn die Kirchengemeindeversammlung oder die Kirchengemeindebevoll­ mächtigten in einer eigenen Angelegenheit der Kirchengemeinde dies rechtzeitig beschließen. 111 Die nächsthöhere Behörde entscheidet in letzter Instanz, soweit nicht eine Zuständigkeit des Verwaltungsgerichtshofes begründet ist.

Art. 81. 1 Streitigkeiten in Bezug auf Leistungen einzelner für kirchliche Zwecke werden von der Distriktsverwaltungsbehörde in erster Instanz entschieden. Im übrigen ist für Streitigkeitten auf dem Gebiete der Kirchengemeindeordnung die Staatsauffichtsbehörde in erster Instanz zuständig. 1153efgerben sind binnen 14 Tagen ausschließender Frist zu­ lässig. Die nächsthöhere Behörde entscheidet in letzter Instanz, so­ weit nicht eine Zuständigkeit des Verwaltungsgerichtshofes begründet ist. Art. 80 Abs. II findet Anwendung. in Gegenüber den von ortskirchlichen Vertretungskörpern gefaßten Beschlüssen, die ohne Berührung eines öffentlichen Jntereffes nur eine Benachteiligung einzelner enthalten (Art. 74 Abs. IV), kann eine Aufhebung oder eine sachlich abweichende Entscheidung seitens der Staatsaufsichtsbehörden nur insoweit erfolgen, als ein Gesetz zum Nachteile des Antragstellers oder Beschwerdeführers verletzt ist. Urlaub.

AvI. 82.

’Ser Kirchenverwaltungsvorstand kann Kassenverwaltern und Kirchenschreibern bis zu 14 Tagen Urlaub geben. Ein längerer Urlaub wird von der Kirchenverwaltung erteilt, die auch bei Ab­ lehnung eines Urlaubsgesuches durch den Vorstand auf Antrag des Beteiligten Beschluß faßt. Der Kirchenverwaltungsbeschluß kann

4. Abschn.

Staatsaufsicht und Handhabung der Disziplin.

67

von den Beteiligten wegen ungerechtfertigter Verweigerung des Ur­ laubs nach Maßgabe des Art. 81 Abs. I Satz 2 und Abs. II an­ gefochten werden. 11 Ist die Stelle eines weltlichen Kirchendieners mit einem Schul­ dienst verbunden, so wird dem Lehrer in seiner Eigenschaft als Kirchendiener alljährlich während der Hauptschulferien ein zusammen­ hängender Urlaub von 20 Tagen mit Einschluß zweier Sonntage vom Kirchenverwaltungsvorstand gewährt, sofern ein Stellvertreter entbehrt oder um die von der Kirchenverwaltung festgesetzte Ver­ gütung bestellt werden kann. Für die Dauer dieses Urlaubs tritt ein Abzug am Diensteinkommen nicht ein. Die Festsetzung der Ver­ gütung und die Entscheidung des Kirchenverwaltungsvorstandes können von den Beteiligten nach Maßgabe des Art. 81 Abs. I Satz 2 und Abs. II angefochten werden. m Für die Versehung des Dienstes während des Urlaubs Hal die Kirchenverwaltung die etwa nötigen Vorkehrungen zu treffen. Disziplin.

Art. 83.

i^Die Kirchenverwaltung und die Kirchengemeindebevollmächtigten sind befugt gegen jene Kirchenverwalter oder Kirchengemeindebevoll­ mächtigten, die ohne genügenden Entschuldigungsgrund die Sitzungen versäumen, Ordnungsstrafen bis zu 25 M zu verhängen, die dem Ortskirchenvermögen, zunächst der Kirchenstiftung zufließen. Nach ftuchtloser mehrmaliger Bestrafung und vorgängiger Androhung können solche Mitglieder durch Beschluß des Vertretungskörpers als ausgetreten erklärt werden. 11 Gegen die gemäß Abs. I gefaßten Beschlüsse ist dem Beteiligten nur der binnen acht Tagen nach der Zustellung einzulegende Einspruch gestattet, über den in einer der nächsten Sitzungen zu entscheiden ist.

Art. 84. I Im übrigen steht die Handhabung der Disziplinargewalt über die Kirchenverwaltungsmitglieder, besonderen Verwalter und Kirchen­ schreiber zunächst der Staatsaufsichtsbehörde zu. II Diese, bei Gefühl aüf Verzug hinsichtlich' der Kaffenberwalter auch die Kirchenverwaltung selbst, kann die einstweilige Dienstenthebung, unbeschadet des Rechtes auf das mit der Stelle etwa verbundene Einkommen, verfügen. III Die zulässigen Dienststrafen sind Verweis, Geldstrafen bis zu 50 M, die dem Ortskirchenvermögen, zunächst der Kirchenstiftung

68

B. Text der Kirchengemeindeordnung,

zufließen, vorbehaltlich des Art. 76 Abs. I Satz 2, dann Enthebung vom Dienste. IV Die Untere kann wegen grober Pflichtverletzungen, dann wegen unsittlicher oder unehrenhafter Handlungen verfügt werden, hin­ sichtlich geistlicher Verwaltungsmitglieder nur von der Kreisregierung nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde. Eine grobe Pflichtverletznng ist auch dann gegeben, wenn ein Kirchenverwaltungs­ mitglied bei Ausübung seines Amtes fortgesetzt ein Verhalten an den Tag legt, das den von der Kirchenverwaltung wahrzunehmenden Interessen oder den Anforderungen einer ersprießlichen Geschäfts­ führung zuwiderläust. Der vom Dienst Enthobene ist in der laufenden und in der nächstfolgenden Wahlperiode nicht als Kirchenverwalter wählbar. Zur Aufstellung oder Wiederaufstellung eines vom Dienste Enthobenen als Kirchenschreiber ist staatsaufsichtliche Genehmigung erforderlich. v SJtit der Enthebung vom Dienste erlöschen für die Zukunft alle aus dem Dienstverhältnisse fließenden Ansprüche an das orts­ kirchliche Stiftungsvermögen und die Kirchengemeinde. VI Vor jeder Verhängung einer Disziplinarstrafe ist der Beteiligte mit seiner Rechtfertigung zu hören. ^"Beschwerden sind binnen 14 Tagen ausschließender Frist zu­ lässig. In Fällen, in denen auf Enthebung vom Dienste erkannt ist, wird durch die Beschwerde die vorläufige Entfernuug vom Dienste und die einstweilige Entziehung des Diensteinkommens nicht aus­ geschlossen. VHISm übrigen bleiben die anwendbaren Vorschrifsen im VI. Ab­ schnitte des Ausführungsgesetzes zur Reichsstrafprozeßordnung un­ berührt.

Muster Äbschuitt.

Besondere und Schlußdestimmuuge«. Erster Titel.

Reichmffe.

Reichirtsse «ud Ktulgebühee«. $lrt 85.

1 Die Verpflichtung zur Leistung besonderer Reichnisse in Geld oder Naturalien an Geistliche oder weltliche Kirchendiener wird, vorbehaltlich der Bestimmungen dieses Titels, durch die Kirchen­ gemeindeordnung nicht berührt.

5. Abschn.

Besondere und Schlußbestimmungen.

69

1 Bei öffentlich-rechtlichen Reichniffen, die aus gewissen Anwesen zu entrichten sind, ist jeder Eigentümer des Anwesens leistungs­ pflichtig, soferne er Bekenntnisgenosse oder juristische Person ist oder der Ehegatte oder wirtschaftlich unselbständige Kinder von ihm Bekenntnisgenossen sind und in Hausgemeinschaft mit ihm leben. Vorbehaltlich der Bestimmung des Abs. III tritt eine Leistungspflicht nicht ein für juristische Personen mit Bekenntnisgepräge (Art. 22 Ziff. 4) gegenüber einem fremden Bekenntnisse, ferner für juristische Personen, die in ausschließlicher Beziehung zu einer Privatkirchen­ gesellschaft stehen oder an denen ausschließlich oder überwiegend Angehörige einer Privatkirchengesellschaft oder bekenntnislose Per­ sonen beteiligt sind (Art. 21 Abs. V). 1,1 Angehörige eines fremden Bekenntnisses sind nur dann reichnispflichtig, wenn sich dies aus einem besonderen Rechtsverhältnis ergibt oder wenn das Reichnis die Gegenleistung für eine Verrichtung ist, bezüglich deren ein gemeinschaftlicher Genuß besteht. IV3ur Einhebung der Reichnisse hat die Kirchengemeinde dem Berechtigten auf Antrag eine geeignete Person unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.

Art. 86. !®ie Verpflichteten sind befugt: 1. die Umwandlung von öffentlich-rechtlichen Naturalreichniffen in ein festes jährliches Geldreichnis in der Höhe des Jahres­ wertes der Pflichtleistung nach dem Durchschnitte der letzten 10 Jahre zu verlangen, 2. öffentlich-rechtliche Natural- oder Geldreichniffe mit dem fünfundzwanzigfachen Betrage des Durchschnittswertes oder der festen Jahresleistung abzulösen. Die Umwandlung im Sinne der Ziff. 1 ist auch der Berechttgte zu verlangen befugt. "Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. '"Wenn ein Anwesen, das die Grundlage einer öffentlich-recht­ lichen Reichnispflicht bildet, zertrümmert oder unter Beseitigung der Hofstätte anderweittg aufgelöst wird oder wenn durch Abttümmerung die Leistungsfähigkeit des Eigentümers hinsichtlich der in Frage stehenden Lasten gefährdet tvird, so ist der Eigentümer ohne Rück­ sicht auf Bekenntniszugehörigkeit zur Ablösung verpflichtet.

Art. 87. 1 Die in einer Kirchengemeinde bestehenden Verpflichtungen zu öffentlich-rechtlichen Reichnissen können nach Einvernahme der

70

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Berechtigten von der Kirchengemeinde auf dem gesetzlichen Wege (Art. 23) übernommen und in entsprechender Anwendung des Art. 86 Abs. I und II umgewandelt oder abgelöst werden. Die beteiligten Reichnispflichtigen find von der Beratung und Abstimmung nicht ausgeschlossen. "Bei Übernahme der Leistungen auf die Kirchenstiftung (Art. 12 Abs. II, IV) finden die Art. 13 Abs. IV und 86 Abs. 1 entsprechende Anwendung. Wenn der Fortbestand der Reichnisse eine in hohem Maße unbillige Belastung in sich schließt, so kann die Staatsaufsichtsbehörde auf Antrag der Mehrheit der Verpflichteten die Kirchengemeinde anhalten, die Leistungen zu übernehmen; diese find dann umzu­ wandeln oder abzulösen (Art. 86 Abs. I, II).

Art. 88. I Die vorstehenden Bestimmungen finden auf Reichnisse an Volksschullehrer in der Weise entsprechende Anwendung, daß auch die zu der Schule gegebenenfalls umlagenpflichtigen Angehörigen eines fremden Bekenntnisses unter den sonstigen Voraussetzungen reichnispflichtig sind und in den Fällen der Art. 85 Abs. IV und 87 an die Stelle der Kirchengemeinde die bürgerliche Gemeinde oder der Schulsprengel nach Maßgabe der für diese geltenden gesetzlichen Vorschriften tritt. II Eine Mitwirkung der kirchlichen Oberbehörde findet dabei nur dann statt, wenn es in einem einzelnen Falle ungewiß ist, ob das Reichnis dem Berechtigten als Kirchendiener oder als Lehrer zusteht.

Stotgebühren usw.

81 tt. 89.

1 Stolgebühren und verwandte Abgaben an Geistliche und welt­ liche Kirchendiener können von der Kirchengemeinde auf dem gesetz­ lichen Wege (Art. 23) gegen eine den Bezugsberechtigten zu gewährende Entschädigungsrente abgelöst werden. Bei Übernahme der Leistungen auf die Kirchenstiftung (Art. 12 Abs. II, IV) findet Art. 13 Abs. IV entsprechende Anwendung. " Die Höhe der Entschädigungsrente wird für jeden Bezugs­ berechtigten nach Maßgabe des durchschnittlichen Ertrages der letzten fünf Jahre unter Zugrundelegung des Gebührenregulativs oder, soweit ein solches mangelt, der für die Pflichtleistung herkömmlichen Sätze festgestellt. Gebührenregulattve, die zur Zeit der Ablösung den Verhältnissen nicht mehr entsprechen, sind vorher unter Berück-

5. Abschn.

Besondere und Schlußbestimmungen.

71

sichtigung der herkömmlich geleisteten Gebührensätze neu festzustellen. Bei Feststellung der Entschädigungsrente kommen in Bezug auf kirchliche Handlungen, für welche je nach Art der Vornahme die Gebührensätze verschieden bemessen sind, die Sätze für die bei Nicht­ armen ortsübliche einfachste Form in Rechnung. Werden kirchliche Handlungen in anderer Form in Anspruch genommen, so haben die Beteiligten für die Mehrkosten aufzukommen. Die Ablösung (Abs. I, Abs. II Satz 1 und 2) kann mit Zustimmung der Bezugs­ berechtigten auch auf diese Mehrkosten erstreckt werden. Deren Betrag ist dann von den Beteiligten jeweils an die Kirchengemeinde zu entrichten. (Kirchengebühr.) '"Erfolgt die Ablösung auf Antrag der Kirchengemeinde bei besetzter Stelle und bleibt der Gesamtjahresbetrag der Entschädigungs­ rente und der etwa noch verbleibenden Gebühren für kirchliche Handlungen in den Formen einer höheren Klasse hinter dem Gesamt­ durchschnittsanfall der letzten fünf Jahre vor der Ablösung zurück, so ist dem Stelleninhaber auf Dienstdauer neben der Entschädigungs­ rente ein entsprechender Ausgleichsbetrag zu gewähren. lv®ie Feststellung der Entschädigungsrenten wird auf Antrag eines Beteiligten von zehn zu zehn Jahren oder bei wesentlicher Änderung in dem Bestände des Kirchengemeindebezirks oder in der Höhe der zugrunde liegenden Gebührensätze wiederholt. v Die Ablösung sowie die jeweilige Rentenfestsetzung bedarf der Genehmigung der Kreisregierung. Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. VI Vom Zeitpunkte der Ablösung an ist den Geistlichen und welt­ lichen Kirchendienern die Annahme von Gebühren für die betreffende Amtshandlung, vorbehaltlich des Abs. II Satz 4 untersagt. VM Die Kirchengemeinde hat auf Antrag eines Bezugsberechtigten dessen sämtliche Stolgebühren einzuheben. Art. 106 Abs. VII findet mit der Maßgabe Anwendung, daß die Bewilligung von Nachlässen dem Bezugsberechtigten zusteht.

Zweiter Titel.

Im allgemeinen.

Jltt. 90«

Bei bestehendem Simultanverhältnisse zwischen Kirchengemeinden verschiedenen Bekenntnisses finden die Vorschriften der Kirchen­ gemeindeordnung auf die Verwaltung gemeinsamen Ortskirchenver-

72

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

mögens, auf den Wirkungskreis der Vertretungskörper hinsichtlich der Simultankirche oder des sonstigen Gegenstandes des Simultaneums und die Befriedigung der gemeinsamen Ortskirchenbedürfnisse ent­ sprechende Anwendung, soweit sich nicht aus den Verfassungs­ bestimmungen, aus nachstehenden Artikeln oder aus der Natur des Simultanverhältnisses ein anderes ergibt. SimultankirchenVerwaltung usw.

9ltt. 81.

'Wo ein Simultanverhältnis bezüglich rentierenden, ortskirch­ lichen Stiftungsvermögens, dessen Verwaltung nicht dem einen Religionsteil allein zukommt, oder bezüglich der Befriedigung von Ortskirchenbedürfnissen besteht, soll eine Simultankirchenverwaltung aus den beiderseits berufenen Geistlichen (Art. 37 Abs. I Ziff. 1, Art. 38) und der festgesetzten Zahl von Kirchenverwaltern (Art. 37 Abs. I Ziff. 2) gebildet werden, die je zur Hälfte von den Einzel­ kirchenverwaltungen beider Bekenntnisse aus ihrer Mitte bestimmt, wo eine solche fehlt, von den Wahlstimmberechtigten gewählt werden. "Der Vorsitz und die Stelle des Simultankirchenpflegers sollen zwischen beiden Bekenntnissen abwechseln und jeweils eine halbe Wahlperiode hindurch vom Geistlichen und einem Kirchenpfleger des gleichen Religionsteils versehen werden. Eine Abweichung aus besonderem Grunde kann durch einstimmigen Beschluß der Simultankirchenverwaltung zugelassen werden. '"In den Fällen des Art. 39 hat die Staatsaufsichtsbehörde für gleich starke Vertretung der beiden Religionsteile in der Simultan­ kirchenverwaltung zu sorgen. 1V Beschlußfassungen der Kirchengemeindeversammlungen und Kirchengemeindebevollmächtigten der beteiligten Kirchengemeinden werden durchweg gesondert vorgenommen. Bedarfsdeckung.

9Itt. 92.

Unbeschadet der Verpflichtungen Dritter werden, soweit nicht ein anderes erhellt, gemeinsame Ortskirchenbedürfnisse zunächst auf Rechnung des gemeinsamen Vermögens befriedigt und haben für den hiedurch nicht gedeckten Bedarf die einzelnen Kirchengemeinden nach Maßgabe der Berechtigungsanteile und der Bestimmungen der Kirchengemeindeordnung aufzukommen.

5. Abschn.

Besondere und Schlußbestimmungen.

73

Dritter Titel.

Abärrderrm- anderer Gesetze. Gemeindeordnungen.

$ltt. 93.

In die Gemeideordnung für die Landesteile diesseits des Rheins vom 29. April 1869 werden folgende Vorschriften nach Art. 60 eingestellt: Art. 60a.

i IVenn eine Gemeinde oder Ortschaft Leistungen für einen reinen Kultusbedarf freiwillig übernommen hat, so kann die Umlagenentrichtung hiefür durch rechtzeitige Erinnerung gegen den Voranschlag jeder ablehnen, der im Falle der Deckung des Kultusbedarfs durch Kirchen- oder Kultusumlagen nicht beitragspflichtig wäre. Die Ablehnung kann hiebei als für künftige Jahre fortwirkend bezeichnet werden. 11 Soweit hienach nicht Befreiung eintritt, können juristische Personen oder nicht rechtsfähige Vereine im Sinne des Art. 21 der Kirchengemeindeordnung eine verhältnismäßige Abmin­ derung der Beittagsleistung verlangen, wenn die Möglich­ keit einer Heranziehung zu Gemeinde- oder Ortsumlagen für Zwecke mehrerer Religionsteile besteht. Sie werden alsdann für die Zwecke des einzelnen Bekenntniffes nur mit jenem Teile des Gesamtbettages ihrer Steueransätze (Art. 24 und 25 des Umlagengesetzes) beigezogen, der dem Anteile des Bekennt­ niffes an der Gesamteinwohnerzahl der Gemeinde oder Ortschaft entspricht. Der Anteil wird als Hundertsatz berechnet; Bruch­ teile von mehr als einhalb werden auf eins vom Hundert aufgerundet, andere bleiben außer Ansatz. 111 Die Bestimmungen in Abs. I und II finden keine Anwendung, 1. soweit eine Gemeinschaft des Bedürfnisses oder Gebrauches besteht; 2. wenn ein besonderes Rechtsverhältnis eine Beittagspflicht oder eine andere Bemessung des Beittags begründet; 3. wenn in sonstigen Fällen jene Leistungen der Gemeinde oder Ortschaft insgesamt für das Rechnungsjahr weniger als drei vom Hundert der Steuersumme bettagen, die sich nach Art. 24 und 25 des Umlagengesetzes ergibt.

Art. 94. In die Gemeindeordnung für die Pfalz vom 29. April 1869 werden die gleichen Vorschriften nach Art. 44 als Art. 44 a eingestellt.

74

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Brandversicherungsgesetz.

Sltt. 95*

In Art. 74 Abs. III des Gesetzes vom Brandversicherungsanstalt für die Landesteile betreffend, wird das Wort: „Gemeinde" durch gemeinde" ersetzt. Im übrigen bleiben die Art. 73 und 74 jenes Gesetzes unberührt.

Berwaltungsgerichtsgesetz.

3. April 1875, die diesseits des Rheins das Wort „Kirchen­ Bestimmungen der

Sltt. 96.

Das Gesetz vom 8. August 1878, die Errichtung eines Berwaltungsgerichtshofes und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen betreffend, wird dahin abgeändert:

a) Der Schluß des Art. 8 Ziff. 11 hat zu lauten: „ . . . . Baupflicht, Fixierung, Umwandlung und Ab­ lösung von Reichniffen an Geistliche, weltliche Kirchendiener und Volksschullehrer, sowie von Stolgebühren und ver­ wandten Abgaben." b) Art. 8 Ziff. 37 erhält folgende Fassung:

„37) Wahlrecht und Wählbarkeit bei Wahlen von Kirchen­ verwaltern und Kirchengemeindebevollmächtigten; Gültig­ keit solcher Wahlen; Recht und Pflicht zu Eintritt als Kirchenverwalter oder Kirchengemeindebevollmächtigter; Recht und Pflicht zum Austritt." c) Art. 10 Ziff. 3 hat zu lauten:

„3) Verfügungen in Gegenständen der Staatsaufsicht über die Angelegenheiten der kirchlichen Stiftungen und Kirchengemeinden wenn von dem zuständigen Verwaltungs­ organ oder von der Kirchengemeinde behauptet wird, daß eine rechtlich nicht begründete Leistung auferlegt oder daß eine von der Aufsichtsbehörde als rechtlich unzulässig bean­ standete Ausgabe rechtlich statthaft sei oder daß auf dem Gebiete der Kirchengemeindeordnung sonst das gesetzliche Selbstverwaltungsrecht verletzt sei."

d) Art. 10 Ziff/12 erhält folgende Fassung: „12) Zugehörigkeit zu einem Pfarrverbande oder zu einem Kirchengemeindeverbande; Pfarrsprengelgrenzen; Grenzen eines sonstigen Kirchengemeindebezirks, eines Haupt- oder Fernbezirks; Stimmrecht in Kirchengemeindeangelegen­ heiten."

5. Abschn.

Besondere und Schlußbestimmungen.

75

Vierter Titel.

Kef»«deve Bestimmungen für die Pfalz. Grundsatz.

Art. 97.

Die Bestimmungen dieses Gesetzes finden auch in der Pfalz Anwendung, soweit nicbt nachstehend ein anderes vorgeschrieben ist. Kirchschaffneien.

Art. 98.

Unberührt bleiben die Rechtsnormen und Rechtsverhältnisse bezüglich der Kirchschaffneien in der protestantischen Kirche der Pfalz. Bürgerliche Gemeinden.

Art. 99.

Die allgemeine gesetzliche Pflicht der bürgerlichen Gemeinden der Pfalz, mit ihren Überschüssen zu Kirchenbedürfnissen beizutragen, wird aufgehoben. "Die besonderen Verpflichtungen der bürgerlichen Gemeinden bleiben unberührt. Kirchenvrrwaltnngen.

Akt. 100.

'In der Pfalz werden, vorbehaltlich des Art. 103, Kirchen­ verwaltungen nach Maßgabe dieses Gesetzes gebildet. II Eine Pflicht Kirchenverwalter zu werden oder zu bleiben be­ steht nicht. Ohne gesetzliche Notwendigkeit Austretende haben aber ihre Tätigkeit bis zur Einweisung der an ihre Stelle tretenden Kirchenverwalter fortzusetzen. Kirchenverwalter die ohne genügenden Entschuldigungsgrund in drei unmittelbar aufeinanderfolgenden Sitzungen nicht erscheinen, können, wenn dies vor dem dritten Aus­ bleiben angedroht wurde, durch Beschluß der Kirchenverwaltung, vorbehaltlich des Einspruchs (Art. 83 Abs. 11), als ausgetreten er­ klärt werden. Art. 83 Abs. I findet nicht Anwendung. Formelle and organisatorische Ausnahmevorschrifte».

«»-4

.... 1V1‘

' Keine Anwendung finden in der Pfalz die Vorschriften in Art. 13 Abs. IV. Dies gilt auch in den Fällen, die nach Maßgabe des Art. 13 Abs. IV zu behandeln wären. "In der protestantischen Kirche der Pfalz werden Grundetats (Art. 60 Abs. VII) nicht festgesetzt. III Kirchengemeindeversammlungen und Kirchengemeindebevoll-

76

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

mächtigte bestehen in der Pfalz nicht. Wo sie zur Beschlußfaffung berufen wären, ist nur die Kirchenverwaltung als ortskirchliche Ver­ tretungskörper zuständig. Ist bei Beschlußunfähigkeit der Kirchen­ verwaltung eine Abhilfe im Sinne der Art. 40 Abs. II oder 39 Abs. II nicht möglich, so findet Art. 40 Abs. III entsprechende Anwendung. IV Art. 23 Abs. III findet bei der Beschlußfassung der KirchenVerwaltung entsprechende Anwendung. v Simultankirchenverwaltungen werden nicht gebildet. Umlageueiuhebung.

AvI. 102.

Einhebung der Kirchenumlagen hat durch die Steuerund Gemeinde-Einnehmer oder, wo besondere Gemeindeeinnehmer aufgestellt sind, durch diese zu erfolgen. "Die den Finanzbehörden in Bezug auf die Beaufsichtigung der Einnehmereien übertragenen Befugnisse bleiben unberührt. Jnkraftsetzen für die prot. Kirche. Presbyterien.

91 tt. 103.

i Für die protestantische Kirche der Pfalz wird die Kirchen­ gemeindeordnung nach Maßgabe des gegenwärtigen Titels und des Art. 111 in Kraft gesetzt werden, wenn die pfälzische Generalsynode zu den eine Abänderung der Vereinigungsurkunde vom 10. Oktober 1818 enthaltenden Bestimmungen ihre Zustimmung im Sinne des § 17 Abs. V der Vereinigungsurkunde mit Landesherrlicher Be­ stätigung (§ 19 des 2. Anhangs zur II. Verfassungsbeilage) erklärt haben wird. "Solange die Kirchengemeindeordnung für die protestantische Kirche der Pfalz nicht in Kraft getreten ist, bleiben, vorbehaltlich des Art. 111 Abs. 11, die bestehenden Vorschriften unberührt und können nach Maßgabe der Zuständigkeiten geändert werden, die im jeweils geltenden Rechte begründet sind. "'Mit Zustimmung der pfälzischen Generalsynode kann mit Wirkung für die Zeit nach Inkrafttreten der Kirchengemeindeordnung (Abs. I) im voraus oder nach deren Inkrafttreten auf Antrag des protestantischen Konsistoriums Speyer durch Landesherrliche Ent­ schließung (tz l9a. a. O.) für alle Protestanstischen Kirchengemeinden der Pfalz oder für einen Teil bestimmt werden, das die Kirchen­ verwaltungen auch als Presbyterien in den durch die jeweiligen kirchlichen Verordnungen festgestellten Angelegenheiten zuständig sein sollen, die außerhalb des sachlichen Bereiches der Kirchengemeinde­ ordnung liegen.

5. Abschn.

Besondere und Schlustbestimmungen.

77

IV Vom Zeitpunkte des Inkrafttretens einer solchen Bestimmung an finden in deren Geltungsbereich Presbyterialwahlen im bisherigen Sinne nur mehr gegebenenfalls in einer solchen Kirchengemeinde statt, für welche etwa die kirchliche Oberbehörde der Kirchenverwaltung die Ausübung der bezeichneten Presbyterialbefugnisse aus einem besonderen Grunde für bestimmte Zeit oder bis auf weiteres unter­ sagt hat. v Soweit eine Vereinigung im Sinne des Abs. 111 in Kraft steht, sind in Kirchengemeinden mit mehreren Pfarrern diese sämtlich stimmberechtigte Mitglieder der Kirchenverwaltung für ihren ganzen Wirkungskreis, werden die Kirchcnverwaltungen als Presbyterien, die Kirchenverwalter als Presbyter bezeichnet und sind Aberkennungen der Wahlstimmberechtigung und Wählbarkeit zum Presbyterium auf Grund kirchlicher Vorschriften auch für die Wahlen von Kirchen­ verwaltern wirksam. Bleibt nach dem Sollstande die Zahl der weltlichen Mitglieder unter der doppelten Zahl der geistlichen, so ist sie bis zu dieser zu erhöhen. Der Wahlausschuß für die Kirchen­ verwaltungswahlen soll in diesem Falle aus dem bisherigen Pres­ byterium gebildet werden. Die Kirchenverwalter (Presbyter) sind für ihre weltlichen Aufgaben nach Maßgabe des Art. 52 Abs. III zu verpflichten; kirchliche Vorschriften über die Verpflichtung der Presbyter für die innerkirchlichen Aufgaben bleiben unberührt. V1 OB und inwieweit Vorschriften der Kirchengemeindeordnung auch für den außerhalb des sachlichen Bereiches dieses Gesetzes liegenden Wirkungskreis der Presbyterien Anwendung finden sollen, bemißt sich nach den jeweils bestehenden kirchlichen Verordnungen.

Fünfter Titel.

Kchlußbesttmmrmgrir. Kirchenvorstände.

Aki. 104.

1 Mit Zustimmung der vereinigten Generalsynode für die prote­ stantische Kirche rechts des Rheins kann auf Antrag des Protestantischen Oberkonsistoriums durch Landesherrliche Entschließung (§19 des 2,Anhangs zur II. Verfassungsbeilage)für alle evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden rechts des Rheins oder für einen Teil bestimmt werden, daß die Kirchenverwaltungen auch als Kirchenvorstände in den durch die jeweiligen kirchlichen Verordnungen festgestellten Angelegenheiten zuständig sein sollen, die außerhalb des sachlichen Bereichs der Kirchengemeindeordnung liegen.

78

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

" Vom Zeitpunkte des Inkrafttretens einer solchen Bestimmung an finden in deren Geltungsbereich besondere Kirchenvorstandswahlen nur mehr gegebenenfalls in einer solchen Kirchengemeinde statt, für welche etwa die kirchliche Oberbehörde der Kirchenverwaltung die Ausübung der Kirchenvorstandsbefugnisse aus einem besonderen Grunde für bestimmte Zeit oder bis auf weiteres untersagt hat. III Soweit eine Vereinigung im Sinne des Abs. I in Kraft steht, find in Kirchengemeinden mit mehreren Pfarrern diese sämtlich stimmberechtigte Mitglieder der Kirchenverwaltung für ihren ganzen Wirkungskreis, soferne es sich nicht um eine Simultankirchenverwal­ tung handelt, und sind Aberkennungen der Wahlstimmberechtigung und Wählbarkeit zum Kirchenvorstand auf Grund kirchlicher Vor­ schriften auch für die Wahlen von Kirchenverwaltern wirksam. Stimmberechtigt und wählbar bei den Kirchenverwaltungswahlen find in diesem Falle nur evangelisch-lutherische Bekenntnisgenossen. Bleibt die Zahl der weltlichen Mitglieder unter der doppelten Zahl der geistlichen, so ist sie bis zu dieser zu erhöhen. IV Ob und inwieweit Vorschriften der Kirchengemeindeordnung auch für den außerhalb des sachlichen Bereiches dieses Gesetzes liegenden Wirkungskreis der Kirchenverwaltungen Anwendung finden sollen, bemißt sich nach den jeweils bestehenden kirchlichen Verord­ nungen. Reformierte Presbyterien.

81 tf. 105*

1 Mit Zustimmung der reformierten Synode kann auf Antrag des Protestantischen Oberkonsistoriums durch Landesherrliche Ent­ schließung (§ 19 des 2. Anhangs der II. Verfassungsbeilage) für alle reformierten Kirchengemeinden rechts des Rheins oder für einen Teil bestimmt werden, daß die Kirchenverwaltungen auch als Pres­ byterien in den durch die jeweiligen kirchlichen Verordnungen fest­ gestellten Angelegenheiten zuständig sein sollen, die außerhalb des sachlichen Bereiches der Kirchengemeindeordnung liegen. "Soweit eine solche Vereinigung in Kraft steht, sind bei den Kirchenverwaltungswahlen nur reformierte Bekenntnisgenossen stimm­ berechtigt und wählbar. "'-Art. 103 Abs. IV—VI finden entsprechende Anwendung. Verschiedenes.

81 tt. 106.

1 Gesetz im Sinne der Kirchengemeindeordnung ist jede Rechts­ norm. "Das Herkommen bleibt bezüglich jener Materien, welche in der Kirchengemeindeordnung nicht umfassend geregelt find, in der

5. Abschn.

Besondere und Schlußbestimmungen.

79

seitherigen Weise Vorbehalten, im übrigen nur in den gesetzlich be­ sonders bezeichneten Fällen. i"Als selbständig im Sinne dieses Gesetzes sind nicht zu er­ achten : 1. entmündigte Personen; 2. Dienstboten und Gewerbsgehilfen, die in die häusliche Ge­ meinschaft ausgenommen sind, sowie Kinder, die dem elter­ lichen Hausstand angehören und von dem Familienhaupt unter­ halten werden. IV Sßohnen im Sinne dieses Gesetzes heißt: sich nicht bloß vor­ übergehend aufhalten. v Steuern der Ehefrau, soferne nicht die eheliche Gemeinschaft nach § 1575 des Bürgerlichen Gesetzbuchs aufgehoben ist, und der minderjährigen, im elterlichen Unterhalte stehenden Kinder sind be­ züglich der Abstimmungen und Wahlen dem Familienhaupte zuzu­ rechnen, soweit sie für die Erhebung von Kirchenumlagen in der betreffenden Kirchengemeinde in Betracht kommen können. V18ür den Anfang einer Frist ist, soferne nicht gesetzlich ein anderes bestimmt ist, die Eröffnung des Beschlusses maßgebend. Bei Berechnung des Laufes der Frist und bezüglich der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand bei Fristversäumung finden die Bestimmungen der Zivilprozeßordnung entsprechende Anwendung. ^Auf die Einhebung und Beitreibung von üffentlichrechtlichen Leistungen an das ortskirchliche Stiftungsvermögen oder die Kirchengemeinde, einschließlich der Strafen, sowie auf die Be­ willigung von Nachlässen bei solchen oder sonstigen Leistungen finden die für Kirchenumlagen gegebenen Vorschriften entsprechende An­ wendung. VIU Sei Herstellung der Grundlagen für die Kirchenumlagen­ register und sonst notwendigen Verzeichnisse haben Staats- und Gemeindebehörden nach Maßgabe der von den zuständigen Mini­ sterien getroffenen Regelung mitzuwirken. IX Stile Personen, die bei der Feststellung und Einhebung der Kirchenumlagen oder der Beschaffung der Grundlagen amtlich mit­ wirken, sind zur Geheimhaltung dessen verpflichtet, was ihnen hie­ bei über die Vermögens- pnh VnkomMensperhältznsse her. Pflich­ tigen bekannt wird. Hinterziehungen.

81 tt. 107.

1 Wer mit Rücksicht auf die Kirchenumlagen oder sonstige Lei­ stungen für kirchliche Zwecke sein Bekenntnis verleugnet und auf

80

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

diese Weise seinen Beitrag hinterzieht, wird auf Antrag der Kirchen­ verwaltung mit einer Geldstrafe bis zum vierfachen Betrag des hinterzogenen Beitrages belegt. Die Geldstrafen fließen der ge­ schädigten Kaffe zu. 11 Bei Zuwiderhandlungen richtet sich die Zuständigkeit und das Verfahren nach den allgemeinen Vorschriften des Reichsgerichtsverfaffungsgesetzes und der Reichsstrafprozeßordnung. m Hinsichtlich des Verfahrens im Verwaltungswege finden die Vorschriften in Art. 86, 87 Abs. I, 88 Abs. I, 89 Abs. 1—HI und V, 90, 91 und 92 Abs. II des Ausführungsgesetzes zur Reichsstraf­ prozeßordnung entsprechende Anwendung mit der Maßgabe, daß an Stelle der Zollbehörde hier die Distriktsverwaltungsbehörde zu treten hat. IV®ie Strafverfolgung verjährt in drei, die Vollstreckung der rechtskräftig ausgesprochenen Strafe in fünf Jahren. Willenserklärungen von Bekenntnisgenoffen.

91 tu 108»

I Wenn auf dem Gebiete der Kirchengemeindeordnung oder bei Bildung oder Umbildung von Kirchengemeinden und Kirchengemeinde­ bezirken eine Willenserklärung namens der in einem gewiffen räum­ lichen Umkreis wohnenden (Art. 106 Abs. IV) Bekenntnisgenoffen erforderlich ist, ohne daß es sich um die Beschlußfassung einer Kirchen­ gemeinde oder eines ihr ähnlichen Konkurrenzverbandes handelt (Art. 66 Abs. 111, 68 Abs. V), so erfolgt sie in einer oder mehreren Versammlungen der beteiligten männlichen, volljährigen, selbständi­ gen, mit direkter Staatssteuer veranlagten, dann im Besitze der deutschen Reichsangehörigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte be­ findlichen Bekenntnisgenossen in entsprechender Anwendung der Vor­ schriften über Kirchengemeindeversammlungen. II Das Weitere regelt die Staatsaufsichtsbehörde. Auswärtige Beziehungen.

Att. 109*

1 Die Verhältnisse solcher Kirchengemeinden, zu denen bayerische und nichtbaherische Gebietsteile gehören, bemessen sich zunächst nach Staatsverträgen und besonderen Rechtsverhältnissen, aushilfsweise nach den Bestimmungen der Kirchengemeindeordnung, soweit dies durchführbar ist. "Die Staatsregierung kann in Fällen des Abs. I nach Ein­ vernahme der zuständigen Vertretungskörper und etwaiger sonstiger

5. Abschn.

Besondere und Schlußbestimmungen.

81

Beteiligten (Art. 108) die Verhältnisse abweichend von den Grund­ sätzen der Kirchengemeindeordnung regeln. III Die Staatsregierung kann in Bezug auf Kirchenumlagenpflichtige, die auch dem Steuerrechte nichtbayerischer Kirchengemeinden oder einem dieses ersetzenden Steuerrechte unterliegen, Vereinbarungen und Verfügungen treffen, die von den Vorschriften der Kirchen­ gemeindeordnung abweichen. IV Zur Gewährung einer Umlagenminderung oder einer Um­ lagenbefreiung sind in Fällen solcher Art auch die Kirchengemeinden berechtigt. v Die Staatsregierung kann ferner über die Kirchenumlagen­ pflicht von Personen, die zu einem anderen Staat in Beziehung stehen, nach dem Grundsätze der Gegenseitigkeit Anordnungen treffen, die von den Vorschriften der Kirchengemeindeordnung abweichen. Inkrafttreten. Übergangsvorschriften.

Zltt. 11V*

'In den Landesteilen rechts des Rheins und für die katho­ lische Kirche in der Pfalz tritt die Kirchengemeindeordnung am 1. Januar 1913 in Kraft. Die zur Durchführung erforderlichen Maßnahmen können nach den Vorschriften dieses Gesetzes schon vor dem bezeichneten Zeitpunkte getroffen werden. u Der Zeitpunkt der ersten Kirchenverwaltungswahlen auf Grund der Kirchengemeindeordnung wird durch Ministerialvorschrist fest­ gesetzt. Die erste Wahlperiode läuft bis 31. Dezember 1918. Die bisherigen Kirchenverwaltungen und Fabrikräte bleiben auch nach dem 1. Januar 1913 bis zum Eintritte der neuen Kirchenverwal­ tungen in Tättgkeit und üben vom bezeichneten Tag an ihr Amt nach Maßgabe der Kirchengemeindeordnung. '"Die Mitglieder bestehender Kirchengemeinderepräsentationen, die erst in den letzten zwei Jahren vor Inkrafttreten des Gesetzes gewählt wurden (Art. 68 Abs. IV), erlangen mit dem 1. Januar 1913 die Eigenschaft als Kirchengemeindebevollmächttgte. IV Bei Aufstellung der Voranschläge für das Jahr 1913 hat die Berechnung der Umlagen bereits nach den Vorschriften der Kirchen­ gemeindeordnung stattzufinden. v Für das Jahr 1912 treten folgende, nach Verkündigung dieses Gesetzes sofort vollziehbare Vorschriften — in teilweiser Abänderung des bestehenden Rechtes — in Kraft: 1. Kirchenumlagenpflichtig sind Bekenntnisgenossen, die nach Art. 2 bis 7 des Umlagengesetzes gemeindeumlagenpflichtig find. Langheiarich, Kirchengemeindeordnung. 6**

82

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

2. Für die Umlagenberechtigung der Kirchengemeinde ist nicht nur erforderlich, daß die Kirchengemeinde bei entsprechender Anwendung des Art. 20 Abs. VI, VII, IX und X der Kirchen­ gemeindeordnung umlagenberechtigt wäre, sondern auch, daß der Pflichtige im Kirchengemeindebezirk wohnt (Art. 106 Abs. IV). 3. Art. 25 Abs. II—VI, 26 und 27 des Umlagengesetzes finden entsprechende Anwendung. Das gleiche gilt von Art. 28; an Stelle der Gemeindeverwaltung tritt in den Landesteilen rechts des Rheins die Kirchenverwaltung. 4. Eine Erhöhung der Kirchenumlagen ist dann anzunehmen, wenn fich der Umlagenertrag gegen das Jahr 1911 erhöht. 5. Soweit in der Pfalz nach dem bis 1. Januar 1913 geltenden Recht ein Umlagenbeschluß staatlicher Genehmigung bedarf oder durch die Verfügung einer Staatsverwaltungsbehörde ersetzt werden kann, ist für die katholische Kirche der Pfalz in allen Fällen die der Kirchengemeinde nächstvorgesetzte Staatsaufsichtsbehörde zuständig.

Art. 111. 'Für die protestantische Kirche der Pfalz wird das Inkraft­ treten der Kirchengemeindeordnung durch Königliche Verordnung geregelt (Art. 103 Abs. 1), wobei dem Art. 110 Abs. II und IV entsprechende Bestimmungen getroffen werden können. Den Vor­ schriften der Art. 20—22 kann rückwirkende Geltung vom 1. Januar des Jabres der Inkraftsetzung ab beigelegt werden. "Art. 110 Abs. V gilt entsprechend für die protestantische Kirchs der Pfalz bis zum Inkrafttreten der Kirchengemeindeordnung. Außerkraftsetzungen. Vorbehalte.

Art. 112.

'Mit dem Inkrafttreten der Kirchengemeindeordnung treten außer Kraft:

A. in den Landesteilen rechts des Kheins: 1. die der zur auf

Verordnung vom 20. November 1815, die Vermehrung Blitzableiter betreffend, außer soweit sie die Verpflichtung Anbringung und Unterhaltung der nötigen Blitzableiter größeren Gebäuden solcher Stiftungen betrifft, die weder

5. Abschn.

Besondere und Schlußbestimmungen.

83

zum örtlichen Stiftungsvermögen im Sinne der Gemeinde­ ordnung noch zum ortskirchlichen Stiftungsvermögen gehören,

2. Art. V des als Verordnung bezeichneten Gesetzes vom 22. Juli 1819, die Umlagen für Gemeindebedürfnisse betreffend, 3. § 59 Abs. III—V und § 94 Abs. V—VIII des revidierten Gemeindeedikts vom J02“1 .18j18 1. Juli 1834

4. Art. 206 Abs. II Ziff. 2, 3 und letzter Satz der Gemeinde­ ordnung für die Landesteile diesseits des Rheins vom 29. April 1869,

5. die Vorschriften in § 23 Ziff. I und II des Landtagsabschieds vom 28. Mai 1892, deren Geltung über die Publikation der Kirchengemeindeordnung hinaus (Ziff. III daselbst) bis zum Zeitpunkte ihres Inkrafttretens erstreckt wird;

B. in der pfaft: 1. die noch geltenden Vorschriften des Gesetzes vom 17. November 1837, die Gemeindeumlagen im Rheinkreise betr., 2. Art. 44 Satz 2 und Art. 129 der Gemeindeordnung für die Pfalz vom 29. April 1869;

c. im Königreiche: alle sonstigen entgegenstehenden gesetzlichen, insbesondere partikularrechtlichen Bestimmungen, dann alle entgegen­ stehenden oder durch die Kirchengemeindeordnung und die hiezu ergehenden Vorschriften ersetzten Verordnungen, In­ struktionen und generalisierten Entschließungen. "Die in einzelnen Landesteilen geltenden Normen über die Abholung von neuaufziehenden Geistlichen, Lehrern oder weltlichen Kirchendienern, über die Bezahlung des Wertes nicht geleisteter Abholungsdienste oder die Vergüturig erwachsener Aufzugskosten an den Angestellten, sowie über die Verpflichtung zum Rückersatz be­ züglich solcher Leistungen unter gewissen Voraussetzungen treten in Ansehung aller AuMge außer Wirksamkeit, die infolge einer nach Inkrafttreten der Kirchengemeindeordnung stattfindenden Ernennung vorzunehmen sind. 111 Unberührt bleiben insbesondere die verfaffungsgesetzlichen Be­ stimmungen, ferner, soweit nicht die Kirchengemeindeordnung aus­ drückliche Bestimmungen enthält, die Rechtsnormen und Rechts6—

84

B. Text der Kirchengemeindeordnung.

Verhältnisse hinsichtlich der Kirchen- und Schulbaulast, der weltlichen Kirchendiener sowie der Begräbnisplätze. IV Unberührt bleiben ferner die Vorschriften über die Befugnisse der kirchlichen Organe (kirchliche Oberbehörde, Pfarrer, Kirchenrektor, Kirchenvorstand, Presbyterium) hinsichtlich der dem gottesdienstlichen Gebrauche gewidmeten Sachen. Dazu gehören namentlich ihre Befugnifle in Bezug: 1. auf die Einräumung eines Kirchengebäudes oder einer Zugehörung eines solchen zu einer über den bestimmungsmäßigen Gebrauch hinausgehenden Benützung und auf die Regelung des Gebrauches der Kirchenglocken, unbeschadet der Rechte Dritter, der einschlägigen allgemeinen Anordnungen oder besonderer polizeilicher Verfügungen sowie der Zuständig, letten aus dem Gesichtspunkte der Verwaltung des KirchenvermögenS;

2. auf die Genehmigung der Veräußerung von Sachen, die dem gottesdienstlichen Gebrauche gewidmet sind; 3. auf die Handhabung der Ordnung innerhalb der Kirchengebäude nebst Zugehörungen. Gegeben zu Berchtesgaden, den 24. September 1912.

Luitpold, Prinz von Bayern, des Königreichs Bayern Verweser.

Dr. Frhr. v. Hertling. Dr. Frhr. v. Soden« Fraunhofen, v. Thelemann. v. Breunig. v. Seidlein. Dr. v. Knilling. Frhr. v. Kreß. Auf allerhöchster! Befehl: Der Ministerialrat im K. Staatsministerium des Innern: K n ö z i n g e r.

C. Wahlordnung. 'Kvnigliche Verordnung über die Wahlen des ortSkirchlichen Vertretungskörper ^Kirchenwahlordnung^.) (GVBl. 1912 S. 997.)

ZuhaltSü-erficht. A. Sle- .... . 14. Beurkundung der Verweigerung der Zulassung zur Sttmmgebung 15. Ermittlung des Wahlergebnisses und Inhalt der Wahlzettel . a) bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen........................................ b) bei Wahlen nach gebundenen Listen................................ c) bei Wahlen nach gebundenen Listen mit folgender Er­ gänzungswahl nach freien Listen (§ 17 Abs. V). .

18—39 18 19 20 21 22

23 24 25 26—28

26 27

86

C. Wahlordnung.

16. Feststellung und Bekanntgabe der gewählten Kirchenverwalter und Ersatzmänner, dann Einsendung der Bekanntmachung des Wahlergebnisses an die kirchliche Oberbehörde............................. 17. Wahlprotokoll und Protokoll des Hauptwahlansschusses 18. Fertigung der Listen und Behandlung der Wahlzettel ... 19. Aufforderung der Gewählten zur Erllärung über Annahme oder Ablehnung der Wahl......................................................................... 20. Entscheidung in den Landesteilen rechts des Rheins über Ab­ lehnungsgründe gewähller Kirchenverwalter und Ersatzmänner sowie Kenntnisnahme von Ablehnungen in der Pfalz ... 21. Fortsetzung der regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen 22. Regelmäßige Erneuerungswahlen der Kirchengemeindebevoll-

29 30 31 32

33 34

a) Verfahren bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen............................. . b) Verfahren bei Wahlen nach gebundenen Listen 23. Fortsetzung der regelmäßigen Erneuerungswahlen der Kirchen­ gemeindebevollmächtigten .................................................................. 24. Vorlage der Wahlverhandlungen an die Staatsaufsichtsbehörde

36 37 38 39

III. Staatsaufsichtliche Prüfung, Ungültigkeit und Anfechtung der Wahl, dann Beanstandung Gewählter durch die kirchliche »v—

a) b) c) d)

Staatsaufsichtliche Prüfung der Wahl .... Ungültigkeit der Wahl................................................... Anfechtung der Wahl................................................... Beanstandung Gewähller durch die kirchliche Oberbehörde

40 41 42 43

IV. Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter

44

B. Wahle« der Kirchengemeindebevoüwächtigten im Laufe -er Wahlperiode« und Wahle« i« besonderen Fällen

45

.

..

46

D. Gchlntzbestimrnung............................

47

C. Außerordentliche Wahlen

.

Im Namen Seiner Majestät des Königs.

Luitpold, von Gottes Gnaden Königlicher Prinz von Bayern Regent. W i r finden Uns bewogen auf Grund der Art. 52 Abs. III und 70 Abs. I der Kirchengemeindeordnung vom 24. September 1912 für die Landesteile rechts des Rheins und für die katholische Kirche in der Pfalz nachstehende

Kirchenwahlordmmg

zu erlassen. Wir behalten Uns die Erlassung besonderer Vorschriften für den Fall vor, daß in den evangelisch-lutherischen oder in den reformierten Kirchengemeinden rechts des Rheins gemäß Art. 104 Abs. I oder Art. 105 der Kirchengemeindeordnung die Befugnisse des Kirchenvorstands oder des Presbyteriums und die Befugnisse der Kirchenverwaltung vereinigt werden.

A. Regelmäßige Wahlen. Im allgemeinen.

I. B,rbrrtit»>g der Wahl.

g !♦ 1 Die Vorbereitung der Wahl obliegt der Kirchenverwaltung. II Soll eine Kirchenverwaltung neu gebildet werden, so ist von der Staatsaussichtsbehörde ein Ausschuß mit der Wahlvorbereitung zu be­ trauen. Der Ausschuß besteht aus einem Vorsitzenden und Beisitzern. Dem Ausschüsse kommen die Befugnisse und Obliegenheiten der Kirchen­ verwaltung, dem Vorsitzenden die des Kirchenverwaltungsvorstandes zu. Wenn ein nach der Kirchengemeindeordnung zur Vorstandschaft in der künftigen Kirchenverwaltung berufener Geistlicher vorhanden ist, tritt dieser als Vorsitzender ein; andernfalls bestellt die Staatsaufsichtsbehörde den Vorsitzenden aus der Mitte der wahlstimmberechtigten Kirchen­ gemeindeglieder. Diesen sind auch die Beisitzer zu entnehmen. Die Staatsaufsichtsbehörde bestimmt die Zahl der Beisitzer sowie die Art ihrer Bestellung und ordnet das Erforderliche wegen des Zusammen­ tritts des AuHschpsshs v- dgl.> an» Ausstellung einer Wählerliste und Abstandnahme von einer solchen.

8 2. r Die Befugnis zur Ausübung des Wahlstimmrechts ist vor­ behaltlich der Bestimmung in Abs. II von dem Eintrag in eine jeweils nach Maßgabe der §§ 3—5 anzulegenden Wählerliste abhängig. III Mit staatsaufsichtlicher Genehmigung, um deren Erteilung recht­ zeitig nachzusuchen ist, kann von der Aufstellung einer Wählerliste ab-

88

C. Wahlordnung.

gesehen werden. 2 Die Genehmigung soll nur versagt werden, wenn triftige Gründe vorliegen. 1,11 Die Wahl erfolgt im Falle des Abs. II nach freien Listen, im Falle des Abs. I nach freien Listen oder mit Genehmigung der Staats­ aufsichtsbehörde nach gebundenen Listen (KGO. Art. 52 Abs. III Satz 2 und 3; dann §§ 5 Abs. VI, X, 6—14, 17, 27, 28, 37 dieser Verordnung). 2 Abs. II Satz 2 findet Anwendung. 1V 2Birb von Aufstellung einer Wählerliste abgesehen, so kommen die Vorschriften in §§ 3—14 nicht in Betracht. Maßnahmen de- Kirchenverwaltung-vorftaade- «nd der Kirchen» verwaltnng bei Anfstelln» «einer Wählerliste, da«» Bestim­ mung über Vornahme der Wahl «ach gebundene« Liften nnd in mehreren Wahllokalen.

AS. 11 Bis spätestens vierten Oktober desjenigen Jahreo, in Dem die regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen stattfinden, sollen vom Kirchenverwaltungsvorstande die Wahlstimmberechtigten (KGO. Art. 43 Abs. I) durch öffentliche Bekanntmachung aufgefordert werden, sich zum Zwecke der Ausübung des Wahlstimmrechts unter Angabe des Familiew­ und Bornamens, der Geburtszeit und des Bekenntnisses, des Standes oder Berufes und des Wohnorts (Straße, Hausnummer) sowie der Staats­ angehörigkeit und Steuerveranlagung (Art der direkten Steuern) münd­ lich oder schriftlich anzumelden. 2 Die Anmeldefrist ist auf zehn Kalender­ tage (§ 47), von dem auf den öffentlichen Anschlag der Bekanntmachung folgenden Tage an gerechnet, zu bemessen. 3 In der Bekanntmachung ist der Endtermin der Anmeldefrist anzugeben und bei einer Wahl für eine Pfarrgemeinde die etwa von der Staatsaufsichtsbehörde nach KGO. Art. 42 Abs. II getroffene Bestimmung anzuführen; es ist das Lokal zu bezeichnen, in dem die mündlichen Anmeldungen zu erfolgen haben, und es sind für deren Entgegennahme bestimmte Zeiten festzusetzen; es ist auf die nachstehenden Abs. III Satz 1 und IV Satz 1 sowie darauf hinzu­ weisen, daß die schriftliche Anmeldung in beliebiger Form, z. B. mit Postkarte, zulässig ist und auch mehrere Personen zusammen in einer von allen Beteiligten unterzeichneten Liste angemeldet werden können, dann daß niemand wählen kann, der sich nicht fristgemäß zur Eintragung in die Wählerliste angemeldet hat. *Die Bekanntmachung ist an einem geeigneten Ort, etwa am Eingang in die Kirche, und je nach Größe des Kirchenaemeindebezirks noch an anderen Orten dieses Bezirks öffentlich anzuschlagen und mit dem Datum des Tages des Anschlags zu versehen. 5 Wird die Bekanntmachung an mehreren Orten angeschlagen, so hat der Anschlag sämtlicher Bekanntmachungen am gleichen Tage zu erfolgen. 6 Neben dem öffentlichen Anschlag können auch andere Arten der Be­ kanntmachung, z. B. Verkündung von der Kanzel u. dgl., gewählt werden. 7 Der Kirchenverwaltungsvorstand hat dem Wahlkommissär, im Falle des § 18 Abs. II dem Wahlkommissär des Hauptwahlausschusses einen Ab­ druck der Bekanntmachung sowie eine schriftliche Bestätigung über den Vollzug der Bekanntmachung zu übergeben. 111 Die innerhalb der Anmeldefrist angemeldeten Personen sollen vom Kirchenverwaltunasvorstand oder unter seiner Aufsicht und Verantwortung von einer nach KGO. Art. 57 bestellten Person jeweils tunlichst sofort beim Eingang der Anmeldung in eine Liste (Anmeldeliste) nach Anlage I (Spalte 1—9) eingetragen werden. 2 Die Liste kann je nach Bedarf, be­ sonders in größeren Kirchengemeinden, nach Buchstaben eingeteilt an-

A Regelmäßige Wahlen.

89

gelegt werden, wobei alsdann die fortlaufende Numerierung in Spalte 1 nach Abschluß der Eintragungen vorzunehmen ist. 3 $te schriftlichen An­ meldungen sind mit dem Tage des Einlaufs zu versehen und als Bei­ lagen zur Anmeldeliste zu nehmen 4 über verspätet angebrachte münd­ liche Anmeldungen sind vom Kirchenverwaltungsvorstande Vormerkungen aufzunehmen; diese werden mit den nach Ablauf der Frist etwa ein­ gekommenen schriftlichen Anmeldungen gleichfalls als Beilagen zur An­ meldeliste genommen. 1111 Aus Verlangen ist der Empfang schriftlicher Anmeldungen zu be­ stätigen. 2 Erfolgt die schriftliche Anmeldung mehrerer Personen in einer Liste zusammen, so genügt die Bestätigung des Empfangs an den zur Entgegennahme Ermächtigten oder mangels einer Ermächtigung an den in der Liste zuerst Aufgeführten 1V1 Eine Anmeldepflicht besteht nicht für den Kirchenverwattungsvorstand sowie für die bisherigen Kirchenverwalter und Kirchengemeinde­ bevollmächtigten nebst Ersatzmännern 2 Diese werden von Amts wegen in die Anmeldeliste unter Ausfüllung der Spalten 1—8 eingetragen, wobei ihre bisherige Stellung ui den ortskirchlichen Vertretungskörpern in Spalte 2 anzugeben ist 3 Abs. II Satz 2 ist gegebenenfalls zu beachten, g 4. 4 Sofort nach Ablauf der Anmeldefrist hat der Kirchenver­ waltungsvorstandes vorläufig zu prüfen, ob die in die Anmeldeliste Ein­ getragenen wahlstimmberechtigt sind (KGO. Art. 43 Abs. I). 3 Ergeben sich hiebei begründete Zweifel, so sind unverzüglich die erforderlichen Er­ hebungen einzuleiten. 3 Auf KGO. Art. 52 Abs. IV Satz 1 wird ver­ wiesen ; den K. Rentämtern kann jedoch die Anfertigung von Verzeich­ nissen der mit direkten Steuern Veranlagten nicht angesonnen werden. 4 Über mündlich gepflogene Erhebungen sind Vormerkungen aufzunehmen. 3 Die die Erhebungen enthaltenden Schriftstücke sind als Beilagen zur Anmeldeliste zu nehmen. g 5 11 Nach Abschluß der Erhebungen hat die Kirchenverwaltung zunächst zu prüfen, ob die in § 3 Abs. IV genannten Personen in die Anmeldeliste eingetragen, dann ob die übrigen in der Anmeldeliste auf­ geführten Personen sämtlich innerhalb der Anmeldefrist angemeldet und ob alle rechtzeitig angemeldeten Personen in die Anmeldeliste eingetragen worden sind. 2 Zeigen sich hiebei Mängel, so ist die Anmeldeliste zu be­ richtigen; der Grund einer Streichung oder nachträglichen Eintragung ist in Spalte 11 vorzutragen. 111 Sodann hat die Kirchenverwaltung über die Wahlstimmberech­ tigung der in die Anmeldeliste eingetragenen Personen (KGO. Art. 43 Abs. I) Beschluß zu fassen und das Ergebnis in Spalte 10 a der An­ meldeliste niederzulegen. 2 Die Anmeldeliste ist abzuschließen und von allen anwesenden Mitgliedern der Kirchenverwaltung zu unterschreiben. 3 Soweit über die Wahlstimmberechtigung begründete Zweifel bestehen, ist die Beschlußfassung auszusetzen und nach § 4 Satz 2 und 3 zu ver­ fahren. 4 In solchen Fällen hat die KirchenverwaÜun'g wiederholt' zu­ sammenzutreten und das Ergebnis der Beschlußfassung in Spalte 10 a und den Tag der Beschlußfassung in Spalte 11 der Anmeldeliste einzu­ tragen. 5 § 4 Satz 4 und 5 findet Anwendung. 1111 Beschlüsse, durch welche die Wahlstimmberechtigung nicht an­ erkannt wird, sind den Beteiligten sofort gegen Nachweis zu eröffnen. 3 Gegen solche Beschlüsse steht binnen drei Kalendertagen (§ 47), von dem

so

C. Wahlordnung.

auf die Eröffnung folgenden Tage an gerechnet, Beschwerde zur Staarsaufsichtsbehörde offen, wodurch das Wahlverfahren nicht aufgehallen werden darf. 3 Die Beschwerde kann innerhalb dieser Frist sowohl beim Kirchenverwaltungsvorstand als auch bei der Staatsaufsichtsbehörde ein­ gelegt werden. 4 Der Beschluß der Staatsaufsichtsbehörde ist vom Kirchen­ verwaltungsvorstand in Spalte 10 b der Anmeldeliste zu vermerken. 5 Wenn die Aufnahme in die Anmeldeliste wegen verspäteter Anmeldung nicht erfolgt oder eine eingetragene Person aus diesem Grunde in der Liste gestrichen wird, ist den Beteiligten hievon sofort nachweislich Mit­ teilung zu machen. 6 Satz 2 und 3 finden Anwendung. 7 Wird der Be­ schwerde stattgegeben, so ist der Beschwerdeführer vom Kirchenverwaltungs­ vorstand im ersten Falle in der Anmeldeliste nachzutragen, im zweiten Falle wiedereinzutragen unter Angabe des Grundes der Eintragung in Spalte 11. 8 Die in Satz 1 und 5 bezeichneten Nachweise und die Be­ schlüsse der Staatsaufsichtsbehörde sind als Beilagen zur Anmeldeliste zu nehmen. 1V Im übrigen findet gegen die Beschlüsse der Kirchenverwaltung eine Beschwerde nicht statt. v 1 Die gegebenenfalls berichtigte und ergänzte Anmeldeliste bildet die Grundlage für die Befugnis zur Ausübung des Wahlstimmrechts. 2 Nie­ mand kann wählen, der nicht in die Anmeldeliste eingetragen und dessen Wahlstimmrecht in dieser nicht anerkannt ist. 3 Die Wählbarkeit (KGO. Art. 44 Abs. I) ist nicht von der Eintragung in die Anmeldeliste abhängig. Vl 1 Je nach der Zahl der Eintragungen ist darüber Beschluß zu fassen, ob die Wahl nach gebundenen Listen (§ 2 Abs. III), dann ob die Wahl in mehreren Wahllokalen (KGO. Art. 48 Abs. II) vorgenommen werden soll. 2 Wird Wahl nach gebundenen Listen beschlossen, so ist um die Ge­ nehmigung hiezu bei der Staatsaufsichtsbehörde nachzusuchen. 3 Soll die Wahl in mehreren Wahllokalen vorgenommen werden, so ist der Staats­ aufsichtsbehörde hierüber zu berichten (§§ 15 und 18 Abs. II). * Die Zu­ teilung der Wähler zu den einzelnen Wahllokalen erfolgt nach alpha­ betischer Ausscheidung. 5 Mit staatsaufsichtlicher Genehmigung, um deren Erteilung ungesäumt nachzusuchen ist, kann die Zuteilung auch nach anderen Merkmalen, z. B. nach territorialer Abgrenzung des Kirchen­ gemeindebezirks, vorgenommen werden. vn 1 Auf Grund der Anmeldeliste ist eine alphabetische Liste der Wahl­ stimmberechtigten (Wählerliste) nach Anlage II iSpalte 1—6) herzustellen. 2 In die Wählerliste sind Personen nicht aufzunehmen, deren Wahlstimm­ recht in der Anmeldeliste nicht anerkannt ist. 3 Der Kirchenverwaltungs­ vorstand hat auf der Wählerliste zu bestätigen, daß alle in der Anmelde­ liste als wahlstimmberechtigt Anerkannten in die Wählerliste ausgenommen worden sind. 4 Wenn die Wahl in mehreren Wahllokalen vorgenommen wird, ist für jedes Wahllokal eine besondere Wählerliste anzulegen. 6 In diese besonderen Listen sind nur die Personen auszunehmen, die in dem treffenden Wahllokal ihr Wahlstimmrecht auszuüben haben. 6 Auf diesen besonderen Listen ist vom Kirchenverwaltungsvorstande zu bestätigen, daß alle in der Anmeldeliste als wahlstimmberechtigt Anerkannten, die dem treffenden Wahllokal zugeteilt sind, in die Wählerliste ausgenommen wurden. vin$ic Anmeldeliste samt Beilagen (§ 3 Abs. II Satz 3 und 4, § 4 Satz 5, § 5 Abs. II Satz 5 und III Satz 8) ist vom KirchenverwaltungSvorstand einstweilen zu verwahren.

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 5—9.

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IX 1 Wird die Wahl nach freien Listen vorgenommen, so hat der Kirchenverwaltungsvorstand die Wählerliste dem Wahlkomnnssär (KGL Art. 48 Abs. I) zu übergeben. 2 Findet die Wahl in mehreren Wahl­ lokalen statt, so erhalten der Wahlkommissär des Hawptwahlausschusses (§ 18 Abs. II) und die übrigen Wahlkommissäre die treffenden besonderen Wählerlisten (Abs. V II Latz 4, 5 und 6) * Soll die Wahl iiach gebundenen Li st en vorgeiiommeii werden, so ist vor Abgabe der Wählerliste an den Wahl­ kommissär (§ 14 A b s I) 5 ii ii ä d) ft noch nach §§6 — 13 n ver­ fahren Maßnahme« des Kirchcnverwaltungsvorftandes und der Kirchen verwaltung bei der Wahl der Kirchenverwalter und Ersatz. männer «ach gebundenen Liften.

g 6» 1 Wenn der Antrag auf Vornahme der Wahl nach gebundenen Listen von der Staatsaufsichtsbehörde genehmigt worden ist, hat der Kirchenverwaltungsvorstand die in die Wählerliste eingetragenen Wahl­ stimmberechtigten (§ 5 Abs. V und VII) unter Mitteilung eines Auszugs aus den für die Wahl nach gebundenen Listen geltenden Vorschriften, dann unter Bekanntgabe der Zahl der zu wählenden Kirchenverwalter und Er­ satzmänner (KGL. Art. 37 Abs. I Ziss. 2 und 51 Abs. I Satz 1) sowie der Namen der ausscheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner zur Ein­ reichung von Vorschlagslisten durch öffentliche Bekanntmachung auszu­ fordern. 2 Hiebei ist darauf hinzuweisen, daß nur für unveränderte Bor­ schlagslisten gestimmt werden darf und daß Personen nicht gewählt werden können, die aus keiner Vorschlagsliste stehen. 3 Die Vorschlagsfrist ist auf zehn Kalendertage (§ 47), von dem auf den öffentlichen Anschlag der Be­ kanntmachung folgenden Tag an gerechnet, zu bemessen. ^Jn der Be­ kanntmachung ist der Endtermin der Vorschlagsfrist anzugeben. 5§ 3 Abs. I Satz 4, 5 und 6 findet Antvendung. g 7. 1 Der Kirchenverwaltungsvorstand versieht die eingereichten Vorschlagslisten mit dem Tage des Eingangs und den Buchstaben des Alphabets (A, B, C usw.) nach der Reihenfolge des Eingangs. II Die etwaige Beifügung eines Listenmerkmals ist als nicht geschrieben zu erachten und zu streichen. g 8. 1 Die Vorschlagsliste soll soviel wählbare Personen (KGL Art. 44 Abs. I) enthalten, als Stellen zu besetzen sind. III Tie Vorschlagsliste muß Familien- und Vornamen, Geburtszeit und Bekenntnis, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer), Staatsangehörigkeit und Steuerveranlagung (Art der direkten Steuern) der Vorgeschlagenen enthalten. 2 Die Vorgeschlagenen sind in erkennbarer Reihenfolge aufzuführen, sie brauchen in die Wählerliste (§ 5 Abs. VII) nicht eingetragen zu sein. g 9* r Der Vorschlagsliste ist die eigenhändige schriftliche Erklärung eines jeden Vorgeschlagenen beizufügen, daß er der Aufnahme in die Vorschlagsliste zuftimme. 11 Eine Erklärung, daß die Zustimmung zurückgezogen werde, ist nicht zu berücksichtigen und zwar auch dann nicht, wenn sie noch vor der Ein­ reichung der Vorschlagsliste abgegeben wird. m Durch die Zustimmung zur Aufnahme in die Vorschlagsliste wird eine spätere Ablehnung der Wahl nicht ausgeschlossen Nicht zulässig ist, daß eine Person in derselben Vorschlagsliste mehrmals vorgeschlagen wird, wohl aber kann eine Person in mehreren

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C. Wahlordnung.

Vorschlagslisten vorgeschlagen werden. 2 In solchen Fällen hat die in Frage stehende Person jeder der verschiedenen Vorschlagslisten die eigen­ händige schriftliche Erklärung über Zustimmung zur Aufnahme beizufügen,

ß 1v. rDie Zahl der Vorschlagenden muß die Zahl der zu wählenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner mindestens erreichen. "Die Vorschlagenden müssen in die Wählerliste (§ 5 Abs. VII) ein­ getragen sein. m Die Vorschlagenden haben die Vorschlagsliste mit Familien- und Vornamen, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) eigen­ händig zu unterschreiben. "Auf der Vorschlagsliste soll einer der Unterschriebenen als Ver­ trauensmann der Vorschlagenden, ein anderer als Stellvertreter des Ver­ trauensmannes bezeichnet sein. Fehlt diese Bezeichnung, so gilt als Ver­ trauensmann der erste und als sein Stellvertreter der zweite der unter­ schriebenen Vorschlagenden. v Eine und dieselbe Person darf als Vorschlagender nur eine Vor­ schlagsliste unterschreiben. "Zulässig ist, daß jemand eine Vorschlagsliste als Vorschlagender unterschreibt, in der er selbst vorgeschlagen ist; auch wird die Unterschrift nicht dadurch unwirksam, daß der Unterschriebene stirbt.

8 11. rDer Vertrauensmann (§ 10 Abs. IV) ist ermächtigt, 1. fehlende Unterschriften der Vorschlagenden zu beschaffen (§ 10 Abs. I), 2. undeutliche Bezeichnungen der Vorgeschlagenen oder ihrer Reihen­ folge zu verbessern (§ 8 Abs. II). 11 Andere Ergänzungen können von dem Vertrauensmann nicht vor­ genommen werden. Unzulässig sind hienach insbesondere sachliche Ände­ rungen in Bezug auf die vorgeschlagenen Personen oder in Bezug auf deren Reihenfolge, dann die Zurücknahme einer Vorschlagsliste. mDie Beschaffung fehlender Unterschriften kann nur dadurch ge­ schehen, daß sich die Hinzutretenden zum Kirchenverwaltungsvorstand be­ geben und die dort befindliche Urschrift der Vorschlagsliste eigenhändig unterschreiben. Der Hinzutretende darf keine der übrigen Vorschlagslisten unterschrieben haben. § 12. r Ungültig sind Vorschlagslisten, 1. die nicht rechtzeitig eingereicht worden sind (§ 6 Satz 4), 2. die nicht von der erforderlichen Anzahl geeigneter Personen als Vorschlagenden unterschrieben sind (§ 10 Abs. I, II und III), 3. soweit sie von jemand als Vorschlagendem unterschrieben sind, der auch andere Vorschlagslisten als Vorschlagender unterschrieben hat (§ 10 Abs. V), 4. soweit darin bei den Vorgeschlagenen nach Erschöpfung der zu­ lässigen Zahl von Namen weitere Namen vorgetragen sind (§ 8 Abs. I) oder ein Name öfter als einmal aufgeführt ist (§ 9 Abs. IV), 5. soweit die Vorgeschlagenen nicht deutlich bezeichnet oder nicht in erkennbarer Reihenfolge aufgeführt sind (§ 8 Abs. II), 6. soweit Personen vorgeschlagen sind, die der Aufnahme in die Vor­ schlagsliste nicht zugestimmt haben (§ 9 Abs. I und IV Satz 2). “ Die Aufzählung der Ungültigkeitsgründe ist erschöpfend. Eine Vor­ schlagsliste, die weniger Namen enthält, als Stellen zu besetzen sind, ist gültig; gültig ist ferner der Vorschlag einer nicht wählbaren Person und es wird die Gültigkeit eines Vorschlags dadurch nicht beeinträchtigt,

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 9—16.

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daß die vorgeschlagene Person nach Abgabe der Zustimmungserklürung verstirbt. § 13* ^(Sofort nach Ablauf der Borschlagsfrist hat die Kirchen­ verwaltung die Vorschlagslisten zu prüfen. 2 Die Prüfung hat sich auf alle Umstände zu erstrecken, die für die Gültigkeit der Vorschlagslisten nach §§ 6, 8, 9, 10 und 12 von Belang sind. 111 Vorschlagslisten, die nicht rechtzeitig eingereicht wurden, sind mit dem Vermerk „Ungültig" zu versehen. 2 Die Unterschriften von Vor­ schlagenden, die nicht in die Wählerliste eingetragen sind oder die mehrere Vorschlagslisten unterschrieben haben, sind auf allen Vorschlagslisten zu streichen. m Außerdem sind zu streichen Vorgeschlagene, 1. die in einer Vorschlagsliste öfter als einmal aufgeführt sind, an allen Stellen mit Ausnahme der ersten, 2. die eine Vorschlagsliste über die zulässige Zahl von Namen hinaus enthält, 3. die der Aufnahme in die Vorschlagsliste nicht zugestimmt haben, 4. die nach Abgabe der Zustimmungserklärung verstorben sind. IV1 Das Ergebnis der Prüfung ist den Vertrauensmännern (§ 10 Abs. IV) vom Kirchenverwaltungsvorstand entweder schriftlich gegen Zu­ stellungsnachweis oder mündlich zu Protokoll zu eröffnen. 2 Hiebei sind etwaige Anstände genau zu bezeichnen. 3 Lassen sich die Anstände nach § 11 Abs. I und III beseitigen, so ist auf diese Möglichkeit hinzuweisen und zur Beseitigung der Anstände eine Frist von höchstens zwei Kalender­ tagen (§ 47), von dem auf die Eröffnung folgenden Tage an gerechnet, zu gewähren. ^Die im Vollzug dieses Absatzes gepflogenen Verhandlungen hat der Kirchenverwaltungsvorstand einstweilen zu verwahren. § 14. 1 Nach Ablauf der im § 13 Abs. IV Satz 3 gesetzten Frist hat der Kirchenverwaltungsvorstand entsprechend dem § 5 Abs. IX zu ver­ fahren. II Außerdem hat er dem Wahlkommissär, im Falle des § 18 Abs. II dem Wahlkommissär des Hauptwahlausschusses zu übergeben: 1. einen Abdruck der Bekanntmachung nach 8 6 sowie eine schriftliche Bestätigung über den Vollzug der Bekanntmachung, 2. die sämtlichen ein gereichten Vorschlagslisten. III Wenn keine Vorschlagsliste eingereicht wurde, ist eine entsprechende Mitteilung mit dem Vollzug von Abs. I und Abs. II Ziff. 1 zu verbinden. Ernennung der Wahlkommissäre.

§ 15. Wenn die Wahl in mehreren Wahllokalen vorgenommen wird (§ 5 Abs. VI), ist für jedes Wahllokal von der Staatsaufsichtsbehörde ein Wahlkommissär (KGO. Art. 48 Abs. I) zu ernennen. Auf § 18 Abs. II wird verwiesen. Bekanntmachung des Ortes und der Zeit der Wahl der Kirchenverwalter und Ersatzmänner. a) bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wählerliste nach sreien Listen.

§ 16. i Der Ort der Wahl und die Zeit, während der die Stimmgebung stattzufinden hat, werden vom Wahlkommissär, im Falle des § 18 Abs. II vom Wahlkommissär des Hauptwahlausschusses festgesetzt und mindestens zehn Tage vor der Wahl in der Kirchengemeinde öffentlich bekannt gemacht. 2 Hiebei sind die Zahl der zu wählenden Kir­ chenverwalter und Ersatzmänner (KGO. Art. 37 Abs. I Ziff. 2 und 51

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C. Wahlordnung.

Abs. I Latz 1) und die Namen der ausscheidenden Kirchenverwalrer und Ersatzmänner zu veröffentlichen. 3 Wurde bei einer Wahl für eine Pfarr­ gemeinde von Aufstellung einer Wählerliste abgesehen, so ist die etwa von der Staatsaussichtsbehörde nach KGO. Art. 42 Abs. II getroffene Bestimmung in die Bekanntmachung aufzunehmen. 4 Außerdem ist auf die Bestimmungen des § 21 Abs. I sowie auf die des § 26 Abs. IV Ziff. 1, 2 und 5 über die Ungültigkeit der Wahlzettel hinzuweisen. 5§ 3 Abs. I Satz 4, 5 und 6 findet Anwendung, Satz 4 mit der Maßgabe, daß die Bekanntmachung am Tage der Wahl auch am Eingang zum Wahllokal öffentlich anzuschlagen ist. 6 *3)er Wahlkommissär hat einen Abdruck der Bekanntmachung sowie eine schriftliche Bestätigung über den Vollzug der Bekanntmachung zu den Wahlakten zu nehmen. 7 Wenn die Wahl in mehreren Wahllokalen vorgenommen wird, sind je zwei Abdrücke der Be­ kanntmachung vom Wahlkommissär des Hauptwahlausschusses den übrigen Wahlkommissären für ihre Wahlakten und zum Anschlag der Bekannt­ machung am Eingang zu den Wahllokalen zu übergeben. b) bei Wahlen nach gebundenen Listen

g 17. 1 § 16 Satz 1, 5, 6 und 7 findet Anwendung. 111 In die Bekanntmachung sind sämtliche Vorschlagslisten, soweit sie gültig sind (§§ 12, 13 Abs. I, II und III), aufzunehmen. 2 Die einzelnen Vorschlagslisten sind dabei in der Reihenfolge ihres Eingangs zu ordnen und mit den Ordnungsbuchstaben (§ 7 Abs. I) zu versehen. 3 In den zu veröffentlichenden Vorschlagslisten sind die Vorgeschlagenen lediglich mit Familien- und Vornamen, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) aufzuführen; von der Wiedergabe der übrigen Personal­ angaben (§ 8 Abs. II Satz 1), dann von der Bekanntgabe der Unterschrif­ ten und der etwaigen Beifügung eines Listenmerkmals (§ 7 Abs. II) ist abzusehen. 4 Die Vorschlagslisten behalten ihre ursprünglichen Ordnungs­ buchstaben (§ 7 Abs. I) auch dann, wenn etwa eine nach dem Eingang vorausgehende Liste wegen Ungültigkeit nicht veröffentlicht wird. 111 Sei der Veröffentlichung der Vorschlagslisten ist auf die Bestim­ mungen des § 21 Abs. I sowie darauf hinzuweisen, daß Wahlzettel be­ nützt werden können, die lediglich die Bezeichnung der Vorschlagsliste ent halten, für die sich die Wähler entscheiden, daß aber Wahlzettel un­ gültig sind, in denen 1. für mehr als eine Vorschlagsliste gestimmt wird, 2. Änderungen, Zusätze oder Streichungen in der Vorschlagsliste, auch Änderungen in der Reihenfolge der Vorgeschlagenen, vorgenommeu sind, 3. Personen gewählt werden, die auf keiner Vorschlagsliste stehen. Hinzuweisen ist ferner auf die Bestimmungen des § 26 Abs. IV Ziff. 1 und 5 über die Ungültigkeit der Wahlzettel. IV1 Wenn keine Vorschlagsliste eingereicht wurde oder keine der ein­ gereichten Vorschlagslisten gültig ist, findet die Wahl nach freien Listen statt. 2 In diesem Falle ist nach § 16 zu verfahren. 3 In der öffent­ lichen Bekanntmachung ist der Grund anzugeben, aus dem nicht nach ge­ bundenen Listen gewählt werden kann. v 1 Eine Wahl nach freien Listen ist auch insoweit vorzunehmen, als in allen gültigen Vorschlagslisten zusammen weniger Personen vorge­ schlagen wurden, als Stellen zu besetzen sind. 2 Nach freien Listen sind in diesem Falle soviel Personen zu wählen, als die Gesamtzahl der in sämt­ lichen gültigen Vorschlagslisten Vorgeschlagenen hinter der Zahl der zu

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 16—20.

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Wählenden zurückbleibt. 3 Bei der Ergänzungswahl dürfen Personen, die schon auf einer Vorschlagsliste stehen, nicht gewählt werden 4 Die Ergänzungswahl findet nach Ermittlung des Ergebnisses der Wahl nach gebundenen Listen (§ 27) statt; dies ist bei Bestimmung des Zeitpunktes, in dem die Wahl beginnen soll, zu beachten 5 In der nach Abs I, II und III zu erlassenden Bekanntmachung ist auf vorstehenden Satz 3 hinzu­ weisen, die Zahl der nach freien Listen zu Wählenden anzugeben und die Zeit, während der die Stimmgebung stattzusinden hat, zu veröffentlichen

II.

Wahlversahreu.

Bildung des WahlanSschuffes und Bezeichnung deS Hauptwahlausschuffes.

8 18. 1$er Wahlausschuß wird am Wahltage unter der Leitung des Wahlkommissärs durch Zuruf aus der Mitte der erschienenen Wähler gebildet; er hat aus drei Mitgliedern zu bestehen. In gleicher Weise ist der Wahlausschuß zu ergänzen, wenn ein Mitglied während der Wahl in Wegfall kommt. Ergänzungen des Wahlausschusses sind im Wahlprotokoll (§ 30) zu vermerken. Die Mitglieder des Wahlausschusses müssen wahl­ stimmberechtigt (KGO. Art. 43 Abs. I) und, wenn eine Wählerliste auf­ gestellt ist, in diese, wenn mehrere Wählerlisten angelegt sind, in die treffenden Wählerlisten (§ 5 Abs. VII) eingetragen sein. n Wenn mehrere Wahlausschüsse zu bilden sind (§ 15), ist von der Staatsaufsichtsbehörde einer derselben als Hauptwahlausschuß zu be­ zeichnen. m Zur Besorgung der Schreibgeschäfte kann vom Wahlkommissär eine geeignete Persönlichkeit beigezogen werden, die hiedurch nicht Mitglied des Wahlausschusses wird. Obliegenheiten des Wabltommiffärs.

§ 19. 1 Der Wahlkommissär hat rechtzeitig alle Vorkehrungen und Anordnungen zu treffen, die im Interesse einer ungestörten Abwicklung des Wahlgeschäfts geboten erscheinen. Auf KGO. Art. 48 Abs. V wird ver­ wiesen. Die Vorschrift der §§ 16 Abs I Satz 5 und 17 Abs. I über An­ schlag der Wahlbekanntmachung am Eingang zum Wahllokal ist zu be­ achten. H Ter Wahlkommissär hat die Wahl mit rücksichtsloser Unbefangen­ heit unter pflichtmäßiger Enthaltung von jeder Beschränkung der Wahl­ freiheit zu leiten. Er handhabt die Ordnung im Wahllokal und hat lebe Ausschreitung, insbesondere öffentliche Besprechungen unter den Wählern im Wahllokale zurückzuweisen. 111 Nach Ablauf der für die Wahl festgesetzten Zeit darf der Wahl­ kommissär nur noch Personen zur Stimmgebung zulassen, die bereits im Wahlraum anwesend sind Tätigkeit des WahlanSschuffes

8 20. 11 Der Wahlausschuß entscheidet öffentlich durch Mehrhettsbeschluß üfceT die bei. der Wahlhandlung, sich ergebenden Anstände und über die Zulassung zur Stimmgebung. 2 93or der Entscheidung über die Zulassung zur Stimmgebung ist zu prüfen, 1. bei Abstandnahme von einer Wählerliste (§ 2 Abs II), ob die Voraussetzungen der Wahlstimmberechtigung (KGO. Art 43 Abs I) gegeben sind, 2. bei Ausstellung einer Wählerliste (§ 5 Abs. V und VII), ob dies Voraussetzungen zur Zeit der Wahl noch zutreffen.

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C. Wahlordnung.

111 Ter Wahlausschuß ist beschlußfähig, wenn mindestens zwei Mit­ glieder anwesend sind; in diesem Falle entscheidet bei Stimmengleichheit der Wahlkommissär, der im übrigen an den Abstimmungen nicht teil­ nimmt. 2 Bei Entscheidungen über Anstände, die durch die Tätigkeit des Wahlkommissärs hervorgerufen worden sind, haben sämtliche drei Wahl­ ausschußmitglieder mitzuwirken. III Die Anfechtung von Beschlüssen des Wahlausschusses (§ 42) hat keine aufschiebende Wirkung. IV1 Wird die Wahlhandlung unterbrochen, so sind in Gegenwart des Wahlausschusses vom Wahlkommissär die Wahlakten unter Siegel zu legen und bei Fortsetzung des Wahlgeschäftes zu entsiegeln. 2 Ist der Kirchenverwaltungsvorstand Wahlkommissär, so ist das Siegel der Kirchenverwaltung zu verwenden, für andere Fälle trifft die Staatsaufsichts­ behörde bei Ernennung des Wahlkommissärs die erforderlichen Anord­ nungen. Stimmgebung und Form der Wahlzettel.

§ 21. 11 Die Stimmgebung ist eine geheime. 2 Die Wahlzettel müssen von weißem Papier sein; sie sollen 21 zu 33 cm groß und von mittelstarkem Schreibpapier sein. ^Die Wahlzettel sind von den Wählern zu beschaffen. ^Am Wahltage soll eine entsprechende Anzahl von Wahl­ zetteln inr Wahllokale zur Abgabe an die Wähler bereit gehalten werden. 5 Bei Wahlen nach gebundenen Listen haben die Vertrauensmänner der Vorschlagenden (§ 10 Abs. IV) hiezu dem Wahlkommissär die entsprechende Anzahl voll Wahlzetteln zur Verfügung zu stellen. ie Kosten für die im Wahllokale bei Wahlen nach freien Listen (§§ 2 Abs. III, 17 Abs. V) bereit zu haltenden leeren Wahlzettel gehören zu den Wahlkosten (KGO. Art. 52 Abs. V in Verbindung mit Art. 12 Abs. I Ziff. 6). 7 Die Kosten für Herstellung gedruckter, autographierter oder sonst vervielfältigter Wahlzettel mit Bezeichnung der zu Wählenden können als Wahlkosten behandelt werden a) bei Wahlen nach freien Listen, wenn nur eine Wählergruppe einen Vorschlag aufstellt, b) bei Wahlen nach gebundenen Listen, wenn nur eine gültige Vor­ schlagsliste ein gereicht wurde. "Die Wahlzettel müssen so zusammengelegt sein, daß die darin ver­ zeichneten Namen verdeckt sind. Wahlzettel, bei denen hiegegen verstoßen ist, dann solche, die nicht von weißem Papier oder die mit einem äußeren Kennzeichen versehen sind, hat der Wahlkommissär zurückzuweisen. IV Tie zur Annahme geeignet befundenen Wahlzettel werden vom Wahlkommissär in ein bereit stehendes Gefäß (Wahlurne) gelegt und dürfen erst nach Schluß des Stimmgebungsgeschäftes geöffnet werden (§§ 26 Abs. III, 27 Abs. II und 28). Anfschluherteilung der Wähler.

ß 22. 1 Jeder Wähler ist auf Verlangen des Wahlkommissärs ver­ pflichtet, diesem vor der Stimmgebung Familien- und Vornamen, Ge­ burtszeit, Stand oder Beruf sowie Wohnort (Straße, Hausnummer) zu nennen. Wenn eine Wählerliste nicht aufgestellt ist (§ 2 Abs. II), kann auch die Angabe des Bekenntnisses, der Staatsangehörigkeit und der Steuerveranlagung (Art der direkten Steuern) verlangt werden. 13 Wählern, welche die Erteilung dieser Aufschlüsse ablehnen, kann

A. Regelmäßige Wahlen.

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§§ 20—26.

vom Wahlausschüsse die Zulassung zur Stimmgebung (§ 20 Abs. I) ver­ weigert werden. Verfahren bei der Wahl der Kirchenverwalter und Ersatz­ männer bei Aufstellung einer Wählerliste.

ß 23. n Wenn eine Wählerliste aufgestellt ist (§ 5 Abs. VII), ist bezüglich der zur Stimmgebung Zugelassenen (§ 20 Abs. I) der Stimmgebungsvermerk (x) in Spalte 7 a der Wählerliste einzutragen. 2 In den Fällen der §§ 28, 34 Buchst, a Ziff. 4 und b Ziff. 2, 37 Abs. II Satz 2 und Abs. IV, 38 Buchst, a Ziff. 4 und b Ziff. 2 ist der Eintrag der weiteren Stimmgebungsvermerke durch Verwendung von Farbstiften u. dgl. er­ kenntlich zu machen. 11 Site Führung der Liste kann vom Wahlkommissär einem Mitglied des Wahlausschusses oder der etwa zur Besorgung der Schreibgeschäfte beigezogenen Persönlichkeit übertragen werden. Verfahren bei der Wahl der Kirckenverwalter und Ersatz­ männer bei Abstandnahme von enter Wählerliste.

ß 24. 1 Wenn eine Wählerliste nicht aufgestellt ist (§ 2 Abs. II) sind die zur Stimmgebung Zugelassenen (§ 20 Abs. I) nach der Reihenfolge der Stimmgebung in eine Liste nach Anlage III unter Ausfüllung der Spalten 1—3 einzutragen. II Ter Stimmgebungsvermerk (x) ist in Spalte 4 der Liste einzutragen. III Nach Beendigung des Stimmgebungsgeschäftes ist in der Liste nach dent letzten Eintrag zu bestätigen, daß sämtliche in der Liste Eingetragenen vom Wahlausschuß als wahlstimmberechtigt anerkannt worden sind. IV § 23 Abs. II findet Anwendung. Beurkundung der Verweigerung der Zulassung zur Stimmgebung.

§ 25. Personen, denen die Zulassung -zur Stimmgebung vom Wahl­ ausschüsse verweigert worden ist (§§ 20 Abs. I und 22 Abs. II), sind unter Angabe der Gründe der Zurückweisung im Wahlprotokolle (§ 30 Abs. I) namentlich aufzuführen; die Gründe sind ihnen Vom Wahlkommissär sofort mündlich zu eröffnen. Ermittlung des Wahlergebnisses und Inhalt der Wahlzettel. a) bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen.

§ 26. r Nach Beendigung des Stimmgebungsgeschäftes wird das Ergebnis der Wahl ermittelt. H Zunächst ist zu prüfen, ob die Zahl der Wähler mit der Zahl der Wahlzettel übereinstimmt. Hiezu werden die Wahlzettel aus der Wahl­ urne genommen, uneröffnet gezählt und wieder in die Wahlurne gelegt. Etwaige Unstimmigkeiten sind zu beheben und soweit dies nicht möglich ist, im Wahlprotokolle (§ 30 Abs. I) festzulegen. m Sodann werden die Wahlzettel geöffnet und öffentlich verlesen. IV Hiebei ist folgendes zu beachten: 1. Wahlzettel, die nicht von weißem Papier, die unterschrieben oder die mit einem äußeren Kennzeichen versehen sind, sind ungültig. 2. Wahlzettel, die nicht eine deutliche Bezeichnung der Gewählten enthalten, sind, soweit der Mangel reicht, nicht zu beachten. 3. Werden in einem Wahlzettel mehr Personen vorgeschlagen als zu wählen sind, so sind zur Herstellung der vorgeschriebenen Zahl die zuletzt aufgeführten Namen außer Ansatz zu lassen. 4. Wahlzettel, die weniger Namen enthalten als Personen zu wählen . sind, sind gültig. Langheinrlch, Kirchengemetndeordnung.

7

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C. Wahlordnung.

ö. Wenn ein Wähler mehrere beschriebene oder bedruckte u. dgl. Wahl­ zettel übergeben hat, sind diese sämtlich ungültig, es sei denn, daß sie genau übereinstimmen. In diesem Falle gelten die mehreren Wahlzettel als einer. 6. Wahlzettel der in Ziff. 1—5 bezeichneten Art sowie Wahlzettel, die nicht wählbare Personen enthalten oder sonstwie zu Beanstandungen Anlaß geben, sind dem Wahlprotokolle (§ 30 Abs. I) beizu­ heften. * Soweit der Inhalt der Wahlzettel gültig befunden wird unL zu be­ achten ist, wird er in zwei nach Maßgabe der Anlage IV gesondert zu führende, mit I und II zu bezeichnende Stimmlisten eingetragen. Die Führung der Stimmlisten erfolgt nach Anordnung des Wahlkommissärs entweder durch je ein Mitglied des Wahlausschusses oder durch ein Mit­ glied des Wahlausschusses und die etwa zur Besorgung der Schreib­ geschäfte beigezogene Persönlichkeit. Der Wahlkommissär und der Wahl­ ausschuß haben die richtige Führung der Stimmlisten und ihre Über­ einstimmung zu überwachen und etwaige Anstände sofort zu berichtigen. fc)6ei Wahle« nach gebundenen Listen.

8 27

1 Auf § 17 Abs. III wird verwiesen. 111 § 26 gilt mit Ausnahme des Abs. IV Ziff. 2, 3 und 4 mit der Maßgabe, daß bei den einzelnen geöffneten Wahlzetteln nur bekannt zu geben ist, für welche Vorschlagsliste darin gestimmt wurde, und daß zu den Stimmlisten Anlage V zu benützen ist. 2 In die Stimmlisten können schon vor Beginn der Wahlhandlung die auf den veröffentlichten Vor­ schlagslisten (§ 17 Abs. II) stehenden Personen mit Familien- und Vor­ namen, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) einge­ tragen werden. 8 Hiebei sind Personen, die in mehreren Vorschlagslisten vorgeschlagen werden, nur einmal einzutragen. 4 Behufs Ausfüllung der Spalte 3 der Stimmlisten nach Anlage V ist zunächst zu zählen, wie oft für jede Vorschlagsliste gestimmt wurde. 5 Damit ist zugleich ermit­ telt, wieviel Stimmen nach jeder Vorschlagsliste auf die in ihr Vor­ geschlagenen gefallen sind. 6$ic ermittelten Zahlen sind in Spalte 3 der Stimmlisten einzutragen. 7 Bei Eintragung der Vorgeschlagenen in die Stimmlisten vor Beginn der Wahlhandlung nach Satz 2 können so­ fort auch in Spalte 3 die Ordnungsbuchstaben (§ 17 Abs. II Satz 2 und 4) der Vorschlagslisten vorgemerkt werden, in denen die betreffende Person vorgeschlagen ist. c) bei Wahlen nach gebundenen Listen mit folgender Ergäazungswahl nach freien Liften (§ 17 Abs V).

8 28. 1 Auf §§ 17 Abs. V Satz 3 und 23 Abs. I Satz 2 wird ver­ wiesen. 2 Im übrigen findet auf die Wahl nach gebundenen Listen § 27, auf die Ergänzungswahl nach freien Listen § 26 Anwendung. 3 Die im Hauptwahlgang nach gebundenen Listen Gewählten gehen den im Er­ gänzungswahlgang nach freien Listen Gewählten vor. Feststellung und Bekanntgabe der gewählten Kirchenoerwalter und Ersatzmänner, dann Einsendung der Bekanntmachung des Wahlergebnisses an die kirchliche Obcrbehörve.

8 29. 1 Wenn kein Hauptwahlausschuß bezeichnet ist, werden die gewählten Kirchenverwalter und Ersatzmänner vom Wahlausschuß fest­ gestellt (KGO. Art. 49, 50 Abs. I und II. 51 Abs. I; § 28 Satz 3 dieser Verordnung). Hiebei hat für einen nach KGO. Art. 50 Abs. I oder II

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 26—31.

99

am Eintritt in die Kirchenverwaltung Behinderten der nächste Ersatzmann einzurücken. "Der Wahlkommissär hat die Gewählten mit Familien- und Vor­ namen, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) unver­ züglich mit dem Beifügen öffentlich bekannt zu machen, daß die Wahl aus den im § 42 Abs. I angeführten Gründen innerhalb vierzehn Tagen, von dem auf den öffentlichen Anschlag der Bekanntmachung folgenden Tage an gerechnet, bei der Staatsaufsichtsbehörde angefochten werden kann und daß die Wahlanfechtung innerhalb dieser Frist sachlich be­ gründet werden muß. § 3 Abs. I Satz 4, 5 und 6 findet Anwendung. Ter Wahlkommissär hat einen Abdruck der Bekanntmachung sowie eine schriftliche Bestätigung über den Vollzug der Bekanntmachung zu den Wahlakten zu nehmen. m Eine Abschrift der Bekanntmachung ist gleichzeitig der kirchlichen Oberbehörde einzusenden. IV SBenn ein Hauptwahlausschuß bezeichnet ist (§ 18 Abs. II), werden alle, die Stimmen erhielten, im Wahlprotokolle (§ 30 Abs. I) unter An­ gabe der Stimmenzahl mit Familien- und Vornamen, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) aufgeführt. Der Wahlkommissär hat den im Wahllokale anwesenden Wählern mitzuteilen, daß die Fest­ stellung der Gewählten durch den Hauptwahlausschuß erfolgt, und die Wahlverhandlungen, wenn er nicht zugleich Wahlkommissär des Haupt­ wahlausschusses ist, sofort dem Hauptwahlausschuß zuzustellen. *Das weitere Verfahren des Hauptwahlausschusses und des Wahl­ kommissärs des Hauptwahlausschusses bemißt sich nach Abs. I, II und III. »ahlprotokoll und Protokoll des Hauptwahl. auSjchoffes.

8 30, r Über den Gang der Wahlhandlung ist ein Protokoll auf­ zunehmen, das vom Wahlkommissär, den Wahlausschußmitgliedern und der etwa zur Besorgung der Schreibgeschäfte beigezogenen Persönlichkeit, wenn ihr vom Wahlkommissär die Führung des Protokolls übertragen worden ist, unterschrieben wird. n Jn dem Protokolle sind alle wichtigeren Vorkommnisse, nament­ lich solche, die zum Nachweise der Gesetzmäßigkeit des Verfahrens dienen, die Beschlüsse des Wahlausschusses samt kurzer Begründung und die Er­ gebnisse der Wahl niederzulegen. Auf § 29 Abs. IV wird verwiesen. Tie Beschlüsse des Wahlausschusses sind in das Protokoll nur insoweit aufzunehmen, als sie sich nicht aus den vorgeschriebenen Einträgen in den zu führenden Listen (Anlage II, III, IV und V) ergeben. 111 über die Feststellung des Wahlergebnisses durch den Hauptwahl­ ausschuß (§ 29 Abs. V) ist ein gesondertes Protokoll zu errichten. Fertigung der Listen und Behandluug der Wahlzettel.

8 31. -Die Wählerliste (§ 5 Abs. VII), die Liste der bei Abstand­ nahme von einer Wählerliste zur Stimmgebung Zugelassenen (§ 24 Abß I> sowie die Stimmlisten (§§ 26 Abs. V, 27 Abs. II und 28) sind vom Wahlkommissär und den Listenführern zu unterschreiben und als Beilagen dem Wahlprotokoll beizufügen. u 1Sie Wahlzettel, die dem Wahlprotokolle nicht beizuheften sind (§ 26 Abs. IV Ziff. 6), hat der Wahlkommissär in entsprechend über­ schriebenem Umschlag unter Siegelverschluß zu bringen und dem Kirchenverwaltungsvorstande zur einstweiligen Verwahrung zu übergeben. 2 § 20 Abs. IV Satz 2 findet Anwendung. /*

100

C. Wahlordnung.

A»fforber»«g der Gewählten zur Erklärung über Annahme oder Ablehnung der Wahl.

g S2 Die gewählten Kirchenverwalter und Ersatzmänner sowie die nach KGO. Art. 50 Abs. I und II am Eintritt in die Kirchenverwal­ tung Behinderten sind unverzüglich vom Wahlkommissär vor den Wahl­ ausschuß, int Falle des § 18 Abs. II vom Wahlkommissär des Haupt­ wahlausschusses vor diesen zu rufen, von der auf sie gefallenen Wahl zu verständigen und unter Hinweis auf die Rechtsfolge des Abs. IV zur Erklärung über Annahme oder Ablehnung der Wahl aufzufordern. "Gewählte, die vor dem Wahlausschuß oder Hauptwahlausschuß nicht erscheinen können, sind unter Hinweis auf die Rechtsfolge des Abs. IV zur Abgabe ihrer Erklärung innerhalb drei Kalendertagen (§ 47), von dem auf die Eröffnung folgenden Tage an gerechnet, gegen Nach­ weis auszufordern. Die Nachweise sind als Beilagen zu den Wahlakten zu nehmen. III Soweit die Erklärungen nicht vor dem Wahlausschuß oder dem Hauptwahlausschuß zu Protokoll abgegeben werden, können sie mündlich oder telephonisch, schriftlich oder telegraphisch dem Wahlkommissär, von dem die Aufforderung ausgegangen ist, übermittelt werden, über münd­ liche oder telephonische Erklärungen sind Vormerkungen auszunehmen. Die die Erklärungen enthaltenden Schriftstücke sind als Beilagen zu den Wahlakten zu nehmen. IV Wird eine Erklärung über Annahme oder Ablehnung der Wahl vor dem Wahlausschuß oder dem Hauptwahlausschuß oder bei schrift­ licher Aufforderung innerhalb der Frist nicht abgegeben, so wird die Annahme der Wahl angenommen. Entscheidung in den LaudeSteile« recht- deS Rheins über AblehnunaSgründe gewählter Kircheuverwalter und Ersatzmänner sowie Kenntnisnahme von Ablehnungen in der Pfalz.

g SS. 11 Werden Ablehnungsgründe geltend gemacht (KGO. Art. 45), so entscheidet hierüber in den Landesteilen rechts des Rheins der Wahl­ ausschuß, im Falle des § 18 Abs. II der Hauptwahlausschuß. * Die ergehenden Beschlüsse sind zu den Wahlakten zu nehmen. 3 In der Pfalz hat der Wahlkommissär, im Falte des § 18 Abs. II der Wahlkommissär des Hauptwahlausschusses die Ablehnung zur Kenntnis zu nehmen (KGO. Art. 100 Abs. II Satz'l). II In den Landesteilen rechts des Rheins hat der Wahlausschuß oder der Hauptwahlausschuß zum Zwecke der Beschlußfassung nach Abs. I auf Veranlassung seines Wahlkommissärs erforderlichenfalls wiederholt zusammenzutreten. III Die Entscheidung des Wahlausschusses oder des Hauptwahlaus­ schusses in den Landesteilen rechts des Rheins ist vorbehaltlich der ver­ waltungsrechtlichen Entscheidung über die Pflicht der Gewählten zum Eintritt als Kirchenverwalter endgültig. IV1 Wird bic Ablehnung in den Landesteilen rechts des Rheins für begründet erkannt, so scheidet der treffende Kirchenverwalter, Ersatzmann oder nach KGO. Art. 50 Abs. I oder II am Eintritt in die Kirchenver­ waltung Behinderte aus; das gleiche gilt in der Pfalz, wenn die Ab­ lehnung erklärt wird. 2 Für einen ausscheideirden Kirchenverwalter rückt vorbehaltlich der Bestimmung in KGO. Art. 50 Abs. IV der nächste Ersatzmann ein. Scheiden sämtliche Kirchenverwalter und Ersatzmänner aus, so

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 32—35.

101

hat sofort in Fortsetzung der regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen eine neue Wahl der Kirchenverwalter und Ersatzmänner stattzusinden 2 Scheiden soviel Kirchenverwalter und Ersatzmänner aus, daß die Zahl der Kirchenverwalter nach dem Sollstand (KGO. Art. 37 Abs I Zifs 2) nicht erreicht wird, so ist eine Ergänzungswahl der Kirchenverwalter bis zur Erreichung des Sollstandes und eine neue Wahl der Ersatzmänner vorzunehmen 3 Scheiden endlich soviel Kirchenverwalter und Ersatz­ männer aus, daß zwar die Zahl der Kirchenverwalter nach dem Sollstand erreicht, die Zahl der Ersatzmänner aber erschöpft wird, so hat eine neue Wahl der Ersatzmänner stattzusinden 4 Vorstehende Bestimmungen gelten auch dann, wenn zufolge der Vorschriften in KGO Art 50 Abs I unb II die Stellen der Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht oder die Stellen der Kirchenverwalter nicht vollständig besetzt werden können oder die Zahl der Ersatzmänner erschöpft wird Fortsetzung der tnngSwahleu.

regelmäßigen

Kirchenverwal-

8 34. Bei der Fortsetzung der regelmäßigen Kirchenverwaltungs­ wahlen (§ 33 Abs V) finden die §§ 16 u. ff., soweit einschlägig, unter Beachtung nachstehender Bestimmungen entsprechend Anwendung. a) Bei Vornahme der ersten Wahl ohne Wähle r l i st e und mit Wählerliste nach freien Listen: 1. Abweichend von der Vorschrift in § 16 werden die Namen der ausscheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht veröffent­ licht, aber die Namen der in der ersten Wahl gewählten Kirchen­ verwalter bekannt gegeben. 2. Der Wahlausschuß ist neu zu bilden (§ 18 Abs I) 3. Bei Wahlen ohne Wählerliste ist eine neue Liste nach Anlage III (§ 24 Abs. I) anzulegen, wobei in Spalte 4 statt „Kirchenver­ walter und Ersatzmänner" einzutragen ist „Ersatzmänner der Kir­ chenverwalter", wenn nur eine neue Wahl der Ersatzmänner vor­ zunehmen ist. 4. Für Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen gilt § 23 Abs I Satz 2. Ist nur eine neue Wahl der Ersatzmänner vorzunehmen, so ist in Spalte 8 der Wählerliste zu bemerken, daß sich der weitere Eintrag in Spalte 7 a nur auf Ersatzmänner bezieht. Die Wähler­ liste ist vom Wahlkommissär und Listenführer neuerdings zu unter­ schreiben (§ 31 Abs I) b) Bei Vornahme der ersten Wahl nach gebundenen Listen: 1 Die Ergänzungswahl der Kirchenverwalter und die neue Wahl der Ersatzmänner ist nach freien Listen vorzunehmen In der nach § 16 zu erlassenden Bekanntmachung sind die Namen der aus scheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht zu veröffent­ lichen, aber die Namen der in der ersten Wahl gewählten Kirchen­ verwalter bekauntzugeben 2. Die Vorschriften dieses Paragraphen unter Buchst, a Zisf 2 und 4 finden Anwendung. Regelmäßige Erneuerungswahlen der Kirchengemeindebevollmächtiqten.

8 33. Aus die regelmäßigen Erneuerungswahlen der Kirchen­ gemeindebevollmächtigten finden, soweit in der Kirchengemeindeordnung oder nachstehend nichts anderes bestiinmt ist, die Vorschriften über die

102

C. Wahlordnung.

Wahl der Kirchenverwalter und Ersatzmänner entsprechende Anwendung. Was bezüglich der regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen nach §§ 1—5 vorgekehrt ist, gilt zugleich für die regelmäßigen Erneuerungswahleu der Kirchengemeindebevollmächtigten. Außerdem bleiben für diese Wähler die Wahllokale und Wahlkommissäre die gleichen wie für die regel­ mäßigen Kirchenverwaltungswahlen, soferne nicht eine Verlegung des Wahllokales oder eine Ersetzung des Wahlkommissärs geboten erscheint. § 29 Abs. III gilt nicht. ») verfahre« -ei Wahle» ohue Wählerliste «nd bei Wahle« mit Wählerliste nach freien Liste«.

8 86, 1 Bei Wahlen ohne Wählerliste, dann bei Wahlen mit Wähler­ liste nach freien Listen ist in der nach § 16 zu erlassenden Bekannt­ machung, mag die regelmäßige Erneuerungswahl der Kirchengemeinde­ bevollmächtigten am gleichen Tage wie die regelmäßige Kirchenverwal­ tungswahl oder später vorgenommen werden, sogleich auch die Zeit, während der die Stimmgebung für die Kirchengemeindebevollmächtigten stattzufinden hat, dann die Zahl der zu wählenden Kirchengemeinde­ bevollmächtigten und Ersatzmänner (KGO. Art. 69 Abs. I unb 70 Abs. I) zu veröffentlichen. " Findet die Wahl nicht am gleichen Tage statt wie die regelmäßige Kirchenverwaltungswahl, so ist der Wahlausschuß (§ 18 Abs. I) neu zu bilden. III Bei Wahlen ohne Wählerliste ist eine neue Liste nach Anlage III (§ 24 Abs. I) anzulegen, wobei in Spalte 4 statt „Kirchenverwalter und Ersatzmänner" einzutragen ist „Kirchengemeindebevollmächtigte und Er­ satzmänner. IV 93ei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen ist der Stimmgebungsvermerk (x) (§ 23 Abs. I Satz 1) in Spalte 7b einzutragen. Ist der Wahlausschuß neu zu bilden (Abs. II), so ist die Wählerliste vom Wahlkommissär und Listenführer neuerdings zu unterschreiben (§ 31 Abs. I). b) Verfahren bei Wahlen nach gebundenen Listen.

g 37. r Für die Wahl der Kirchengemeindebevollmäch­ tigten und ihrer Ersatzmänner ist bei Wahlen nach ge­ bundenen Listen nach Feststellung des Ergebnisses der Wahl der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner ein neues Verfahren nach §§ 6—14 durchzuführen. Dabei sind folgende besondere Weisungen zu beachten: a) 1 In der nach 8 6 zu erlassenden neuen Bekanntmachung ist statt der Zahl der zu wählenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner die Zahl der zu wählenden Kirchengemeindebevollmächtigten und Ersatzmänner (KGO. Art. 69 Abs. I und 70 Abs. I) anzugeben und sind die Namen der ausscheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht zu ver­ öffentlichen. 2 Es ist darauf hinzuweisen, daß ein Kirchenverwalter nicht zugleich Kirchengemeindebevollmächtigter sein kann (KGO. Art. 69 Abs. III). b) Die Zahl der Vorschlagenden muß mindestens so groß sein als die Zahl der Kirchenverwalter und Ersatzmänner, die zu wählen waren (KGO. Art. 37 Abs. I Ziff. 2 und 51 Abs. I Satz 1; 8 10 Abs. I dieser Verordnung). " Nach Abschluß des Verfahrens nach Abs. I ist eine neue Bekannt-

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 35—39.

103

machung nach § 17 zu erlassen. Im Falle des § 17 Abs. V findet der vorstehende Abs. I Buchst, a Satz 2 Anwendung. 111 Der Wahlausschuß ist neu zu bilden (§ 18 Abs. I). " Der Stimmgebungsvermerk (x) (§ 23 Abs. I Satz 1 und 2) ist in Spalte 7b der Wählerliste einzutragen. Die Wählerliste ist vom Wahl­ kommissär und Listenführer neuerdings zu unterschreiben (§ 31 Abs. I). v§ 28 Satz 3 ist gegebenenfalls zu beachten. Fortsetzung der regelmäßigen Erneuerungs­ wahlen der Kirchengemeindebevollmächtigten.

8 88. Bei der Fortsetzung der regelmäßigen Erneuerungswahlen der Kirchengemeindebevollmächtigten findet § 34 unter Beachtung nach­ stehender Bestimmungen entsprechend Anwendung. a) Bei Vornahme der ersten Wahl ohne Wählerliste und mit Wählerliste nach freien Listen: 1. Abweichend von der Vorschrift in § 16 werden die Namen der ausscheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht veröffent­ licht, aber die Namen der in der ersten Wahl gewählten Kirchen­ gemeindebevollmächtigten bekannt gegeben. 2. Der Wahlausschuß ist neu zu bilden (§ 18 Abs. I). 3. Bei Wahlen ohne Wählerliste ist eine neue Liste nach Anlage III (§ 24 Abs. I) anzulegen, wobei in Spalte 4 (§ 36 Abs. III) statt „Kirchengemeindebevollmächtigte und Ersatzmänner" einzutragen ist „Ersatzmänner der Kirchengemeindebevollmächtigten", wenn nur eine neue Wahl der Ersatzmänner vorzunehmen ist. 4. Bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen ist der Stimm­ gebungsvermerk (x) (§ 23 Abs. I Satz 1) in Spalte 7b einzu­ tragen. § 23 Abs. I Satz 2 findet Anwendung. Ist nur eine neue Wahl der Ersatzmänner vorzunehmen, so ist in Spalte 8 der Wählerliste zu bemerken, daß sich der weitere Eintrag in Spalte 7 b nur auf Ersatzmänner bezieht. Die Wählerliste ist vom Wahl­ kommissär und Listensührer neuerdings zu unterschreiben (§ 31 Abs. I). b) Bei Vornahme der ersten Wahl nach gebundenen Listen: 1. Die Ergänzungswahl der Kirchengemeindebevollmächtigten und die neue Wahl der Ersatzmänner ist nach freien Listen vorzu­ nehmen. In der nach § 16 zu erlassenden Bekanntmachung sind die Namen der ausscheidenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner nicht zu veröffentlichen, aber die Namen der in der ersten Wahl gewählten Kirchengemeindebevollmächtigten bekanntzugeben; auch ist auf § 37 Abs. I Buchst, a Satz 2 hinzuweisen. 2. Die Vorschriften dieses Paragraphen unter Buchst, a Ziff. 2 und 4 finden Anwendung. Vorlage der Wahlverhaudlungen an die StaatsauffichtsbehSrde.

8 39. r Die gesamten Wahlverhandlungen mit Ausnahme der in einstweiliger Verwahrung des Kirchenverwaltungsvorstandes befindlichen Verhandlungen (§§ 5 Abs. VIII, 13 Abs. IV Satz 4 und 31 Abs. II Satz 1) sind mit einer Übersicht der Kirchenverwalter und Ersatzmänner und der nach KGO. Art. 50 Abs. I und II am Eintritt in die Kirchenverwaltung Behinderten, dann der Kirchengemeindebevollmächtigten und Ersatzmänner vom Wahlkommissär, im Falle des § 18 Abs. II vom Wahlkommissär

104

C. Wahlordnung.

des Hauptwahlausschusses sofort nach Ablauf der in KGO. Art. 52 Abs. I bestimmten Frist der Staatsaufsichtsbehörde vorzulegen. Wenn im An­ schluß an die regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen die regelmäßigen Erneuerungswahlen der Kirchengemeindebevollmächtigten vorgenommen worden sind, hat die Vorlage nach Beendigung dieser Wahlen zu erfolgen. 11 $8ei der Vorlage der Verhandlungen über die Wahl der Kirchen­ verwalter und Ersatzmänner ist zu bestätigen, daß eine Abschrift der Be­ kanntmachung des Wahlergebnisses der kirchlichen Oberbehörde einge­ sendet worden ist (§ 29 Abs. III).

III. Staittimsfichtttche Prüftmg, Ungültigkeit nnb Anfechtung der Wahl, Dame BennstnnDnng Gewühlter Durch Die kirchliche Oberbeh-rDe. a) Staatsauffichtliche Prüfung der Wahl.

8 40. 1 Die der Staatsaufsichtsbehörde obliegende Prüfung der Wahl hat sich darauf zu erstrecken, ob die Vorschriften der Kirchen­ gemeindeordnung und dieser Verordnung Beachtung gefunden haben. II Ergibt die Prüfung, daß die Wahl zu keiner Ausstellung Anlaß gibt oder daß die etwaigen Verstöße gegen die Vorschriften die (Gültig­ keit der Wahl unberührt lassen, und ist innerhalb der gesetzlichen Frist eine Wahlanfechtung (§ 42 Abs. I dieser Verordnung und KGO. Art. 52 Abs. I) oder eine Beanstandung Gewählter durch die kirchliche Ober­ behörde (§ 43 dieser Verordnung und KGO. Art. 44 Abs. II) nicht er­ folgt, so hat die Staatsaufsichtsbehörde der Kirchenverwaltung die Namen der Kirchenverwalter und Ersatzmänner sowie der nach KGO. Art. 50 Abs. I und II am Eintritt in die Kirchenverwaltung Behinderten, dann der Kirchengemeindebevollmächtigten und Ersatzmänner mitzuteilen und die Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter zu verfügen. III Die Wahlverhandlungen sind der Kirchenverwaltung zur Auf­ bewahrung in der Registratur hinauszugeben. Der Kirchenverwaltungsvorstand kann ermächtigt werden, die von ihm bis dahin verwahrten Verhandlungen (§§ 5 Abs. VIII, 13 Abs. IV Satz 4 und 31 Abs. II Satz 1) zu vernichten. b) Ungültigkeit der Wahl.

8 41. 1 Eine Wahl ist ungültig, soweit 1. eine nicht wählbare Person gewählt oder 2. eine wählbare Person zu Unrecht als gewählt erklärt wurde. 111 Findet die Staatsaussichtsbehörde bei der Prüfung, daß eine Wahl ungültig ist, so hat sie nach Einvernahme der Personen, deren Wahl als ungültig in Frage steht, verwaltungsrechtliche Entscheidung herbei­ zuführen. 2 Der Kirchenverwaltung ist geeignete Mitteilung zu machen. 1111 § 40 Abs. II findet entsprechende Anwendung; es ist jedoch von der Einweisung und Verpflichtung von Kirchenverwaltern, deren Wahl als ungültig in Frage steht, bis zum Abschluß des Verfahrens abzu­ sehen. 2 An deren Stelle haben vorbehaltlich der Bestiminungen in KGO. Art. 50 Abs. I lind II Ersatzmänner zu treten lsiehe § 44 Abs. V). 3 Kann auch auf diesem Wege nicht abgeholfen werden und wird die neue Verwaltung nicht beschlußfähig (KGO. Art. 63 Abs. IV), so ist die Einweisung und Verpflichtung der sämtlichen neugewählten Kärchenverwalter auszusetzen. IV1 Ist eine Wahl rechtskräftig für ungültig erklärt, so findet § 33 Abs. IV entsprechend Anwendung. 2 Handelt es sich um Kirchengemeinde-

A. Regelmäßige Wahlen.

§§ 39—42.

105

bevollmächtigte oder deren Ersatzmänner, so scheiden sie aus; an die Stelle ausscheidender Kirchengemeindebevollmächtigter treten Ersatz­ männer (KGO. Art. 70 Abs. I). v 1 § 33 Abs \ Satz 1, 2, 3 und § 34 finden entsprechend An­ wendung, wenn die Wahl sämtlicher Kirchenverwalter und Ersatzmänner oder eines so großen Teiles derselben rechtskräftig für ungültig erklärt worden ist, daß der Sollstand der Kirchenverwalter (KGO Art. 37 Abs I Ziff. 2) nicht erreicht oder die Zahl der Ersatzmänner erschöpft wird 2 Für Kirchengemeindebevollmächtigte gilt in diesen Fällen § 38 VI Nach endgültiger Erledigung der Wahl findet § 40 Abs III An­ wendung. c) Anfechtung der Wahl.

§ 42. 1 Eine Wahl kann innerhalb vierzehn Tagen nach Bekannt­ machung des Wahlergebnisses bei der Staatsaufsichtsbehörde angefochten werden (KGO Art. 52 Abs. I), wenn 1. bei den dem Wahlgeschäfte vorhergegangenen vorbereitenden Maß­ nahmen, soweit sie nach ihrer Zweckbestimmung eine notwendige Voraussetzung und einen wesentlichen Bestandteil des Wahlgeschäf­ tes bilden, oder bei der Wahlhandlung wesentliche vorgeschriebene Förmlichkeiten verletzt worden sind, oder 2 ein Kirchengemeindeglied durch das Verfahren oder die Beschlüsse eines Wahlkommissärs oder Wahlausschusses eine rechtswidrige persönliche Benachteiligung erfahren hat. Die Wahlanfechtung ist innerhalb der Frist sachlich zu begründen, die nachträgliche Geltendmachung von Wahlanfechtungsgründen ist ausge­ schlossen. "Zur Wahlanfechtung nach Abs I Ziff. 1 sind, wenn eine Wähler­ liste nicht ausgestellt ist, alle Wahlstimmberechtigten, bei Aufstellung einer Wählerliste aber nur diejenigen Wahlstimmberechtigten befugt, die sich rechtzeitig zur Eintragung in die Wählerliste angemeldet haben. Die Wahlanfcchtung nach Abs. I Ziff. 2 steht nur dem unmittelbar in seiner eigenen Person rechtswidrig benachteiligten Kirchengemeindegliede zu. Ein Kirchengemeindeglied, dessen Wahlzettel nach § 21 Abs. III vom Wahlkommissär zurückgewiesen worden ist und das hierauf nicht einen anderen Wahlzettel tatsächlich abgegeben hat, gilt deswegen nicht als solches, das in seiner eigenen Person rechtswidrig benachteiligt ist. m Zur erstinstanziellen Bescheidung von Wahlanfechtungen ist die Staatsaufsichtsbehörde im verwaltungsrechtlichen Verfahren berufen. Sie hat die Personen, deren Wahl angefochten ist, von der Anfechtung zu verständigen und mit ihrer Erklärung zu hören, ob sie sich am Streit beteiligen oder der Teilnahme an diesem entschlagen wollen Der Kirchen­ verwaltung ist geeignete Mitteilung zu machen. IV Die Einleitung des verwaltungsrechtlichen Verfahrens steht der Einweisung unh Vervflichtupg der Kjrchssnverchalter nicht entgegen v § 40 Abs II findet entsprechend Anwendung. VI Wenn nicht statt der nach der Feststellung des Wahlausschusses oder Hauptwahlausschusses Gewählten andere Personen rechtskräftig als gewählt erklärt worden sind, sondern die Wahl rechtskräftig aufgehoben worden ist, findet § 33 Abs. IV und beim Zutreffen der Voraussetzungen des § 41 Abs. V auch § 33 Abs. V Satz 1, 2, 3 und § 34, dann für Kirchengemeindebevollmächtigte § 38 entsprechend Anwendung

106

C. Wahlordnung.

vu Nach endgültiger Erledigung der Wahl findet § 40 Abs. III An­ wendung. d) Beanstandung Gewählter dnrch die kirchliche Oberdehörde.

8 43* - Die Beanstandung nach KGO. Art. 44 Abs. II muß inner­ halb der gesetzlichen Frist bei der Staatsaufsichtsbehörde einkommen, die zur erstinstanziellen Bescheidung der Beanstandung im verwaltungsrecht­ lichen Verfahren berufen ist. Diese hat die Person, deren Wahl bean­ standet ist, von der Beanstandung zu verständigen und mit ihrer Er­ klärung zu hören, ob sie bestreitet, daß die gesetzlichen Voraussetzungen für die Beanstandung der Wahl gegeben sind. Der Kirchenverwaltung ist geeignete Mitteilung zu machen. II § 42 Abs. IV findet Anwendung. III Beruhigt sich der Gewählte bei der Beanstandung oder wird im verwaltungsrechtlichen Verfahren rechtskräftig festgestellt, daß die gesehlichen Voraussetzungen für die Beanstandung der Wahl gegeben sind, so findet § 33 Abs. IV und beim Zutreffen der Voraussetzungen des § 41 Abs. V Satz 1 auch § 33 Abs. V Satz 1, 2, 3 und § 34 entsprechend An­ wendung. IV Nach endgültiger Erledigung der Wahl findet § 40 Abs. III An­ wendung.

IV. Einweisung nnb Verpflichtung der Sircherrverwalter. ß 44. 1 Die Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter erfolgt durch den Kirchenverwaltungsvorstand. Das Protokoll hierüber ist geeignet zu verwahren. "Die zu Verpflichtenden sind unter Abnahme des Handgelübdes auf ihre Obliegenheiten und die ihnen nach KGO. Art. 59 auferlegte Haftung hinzuweisen. m Der Kirchenverwaltungsvorstand hat den Vollzug der Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter der Staatsaufsichtsbehörde an­ zuzeigen. -v Die Staatsaufsichtsbehörde hat eine Übersicht über sämtliche Kir­ chenverwaltungen ihres Bezirks anzulegen. v Der Kirchenverwaltungsvorstand hat jede Einberufung eines Ersatz­ manns (KGO. Art. 51 Abs. II und III) oder eines am Eintritt in die Kirchenverwaltung Behinderten (KGO. Art. 50 Abs. IV) sowie die Ein­ weisung und Verpflichtung der einberufenen Kirchenverwalter der Staats­ aufsichtsbehörde anzuzeigen; diese hat hienach die Übersicht (Abs. IV) zu berichtigen.

B. Wahlen der Kirchengemeindebevollmächtigten im Lause der Wahlperiode und Wahlen in besonderen Fälle«. 8 45. Die Kirchenwahlordnung findet entsprechend Anwendung auf die Wahl 1. der Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner im Laufe der Wahlperiode (KGO. Art. 68, 69 Abs. I und 70 Abs. I), 2. der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner in abgegrenzten .Hauptbezirken (KGO. Art. 19 Abs. I),

§§ 42—45

C Außerordentliche Wahlen.

§§ 46, 47.

107

3 der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner für einzelne Orte oder Ortsgruppen (KGO. Art. 42 Abs. III und IV), 4 der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner für eine Gesamt­ kirchenverwaltung, soferne die Kirchenverwalter von den wahl­ stimmberechtigten Kirchengemeindegliedern zu wählen sind (KGO Art. 42 Abs. V), dann der Bevollmächtigten der Gesamtkirchen­ gemeinde und ihrer Ersatzmänner (Art. 69 Abs. II), 5 der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner für Nebenkirchen-, Kapellen- und kirchliche Friedhosverwaltungen (KGO. Art. 42 Abs. VI), 6 der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner in einer Simultan­ kirchenverwaltung, soweit sie von den Wahlstimmberechtigten der beteiligten Bekenntnisse zu wählen sind (KGO Art 91 Abs I).

C. Außerordentliche Wahlen. 8 46. 1 Tritt im Laufe der Wahlperiode eine Erledigung von Stellen ein, für die Ersatzmänner nicht mehr vorhanden sind, und kann bei einer Kirchenverwaltung auch ein am Eintritt Behinderter (KGO. Art. 50 Abs. IV) nicht einberufen werden, so soll von der Staatsauf­ sichtsbehörde nach Antrag der Kirchenverwaltung oder der Kirchen­ gemeindebevollmächtigten oder im Falle eines besonderen Bedürfnisses von Amts wegen die Vornahme einer Ergänzungswahl angeordnet werden. Eine Ergänzungswahl muß vorgenommen werden, wenn die Zahl der Kirchenverwalter oder Kirchengemeindebevollmächtigten so ge­ ring geworden ist, daß die Kirchenverwaltung oder die Kirchengemeinde­ bevollmächtigten nicht mehr beschlußfähig sind (KGO. Art. 63 Abs. IV und 72 Abs. II). "Die Ergänzungswahl hat sich nicht auf die Wiederbesetzung der erledigten Stellen zu beschränken, sondern es ist hiebei auch die vorge­ schriebene Zahl von Ersatzmännern neu zu wählen (KGO. Art. 51 Abs. I Satz 1 und 70 Abs. I). m Die Vorschriften der Kirchenwahlordnung über die regelmäßigen Wahlen gelten entsprechend für die außerordentlichen Wahlen

D. Schlußdestimmuug. ß 47. Wo nach den Vorschriften dieser Verordnung eine Frist nach Kalendertagen zu berechnen ist, gilt nicht § 222 Abs. II der Zivilprozeß­ ordnung (vgl. KGO. Art. 106 Abs. VI Satz 2); solche Fristen enden dem­ nach gegebenenfalls auch an einem Sonntag oder allgemeinen Feiertag.

Berchtesgaden, den 20 Oktober 1912.

Luitpold, Prinz vorr Bayern, des Königreichs Bayern Verweser. Dr. v. Knilling. Auf Allerhöchsten Befehl: Der General-Sekretär: Ministerialdirektor von Pracher.

109

Anlage I.

Anlage I.

[Seite 1J.

(§ 3 Abs. II.)

Anmeldeliste. Fortlaufende 9k.|

[Seite 2].

Der angemeldeten Personen

Familienund Vorname

4

3

2

1

Be­ Stand Wohnort StaatSGe­ Steuer­ ange- veranlagung (Straße, burts­ kennt­ oder hörigHaus­ (Art der nis zeit Beruf nummer) direkten Steuern) keit 6

5

7

8

[Seite 8].

Tag der mündlichen Anmeldung oder des Einlaufs der schriftlichen Anmeldung 9

Beschluß der

Kirchen­ verwaltung

StaatSauffichtSbehörde

Bemerkungen

über daS Wahlstimmrecht a

10 |

b

ii

Seite 4|.

19 ... .

den

Kirchenverwaltung

in

Kirchenverwaltungsvorstand. Kirchenverwalter.

usw.

110

C. Wahlordnung. Anlage II.

[Seite 1].

(§ 6 Abs. vn.)

Wählerliste.

Fortlaufende N r. ||

[Beite 2].

1

Der Wähler Familienund Borname

Geburts­ zeit

Stand oder Beruf

2

3

4

(Straße, Haus­ nummer)

Nummer der Anmeldeliste

5

6

Wohnort

111

Anlage II. [Seite 8].

Stimm geb un gsvermerk überdieWahlder Kirchengemeinde­ bevollmächtigten und Ersatzmänner

Kirchenverwalter und Ersatzmänner

Bemerkungen

7

a

[Seite

8

b

4].

Bestätigung. DaS nicht Zu­ treffende ist zu streichen.

Alle in der Anmeldeliste als wahlstimmberechtigt Alle dem Wahllokale zugeteilten in der Anmeldeliste als wähl-stimmberechtigt Anerkannten ftnb

b,e «W««*

worden.

den Kirchenverwaltung

19 . .

in

Kirchenverwaltungsvorstand. Für die Einträge in Svalte 7 und 8:

den

Wahlkommissär. Listenführer.

.........................19 . .

112

C. Wahlordnung.

[Seite 1].

Anlage III. (8 24 Abs. 1.)

Liste der bei Abstandnahme von einer Wählerliste zur Stimmgebung

Fortlfd. Nr.

||

Zugelassenen.

Der zur Stimmgebung Zugelassenen Stimmgebungsvermerk über die Wohnort Wahl der Kir­ Familien(Straße, chenverwalter und Vorname Hausnummer) u. Ersatzmänner

[Seite 2].

1

2

3

Bemerkungen

4

5

Bestätigung.

Alle in die Liste Eingetragenen sind vom Wahlausschuß als wahl­ stimmberechtigt anerkannt worden. den Wahlkommissär.

Listen führer.

19 ... .

113

Anlage HI, IV.

Anlage IV.

[Seite 1].

Muster für Wahlen ohne Wählerliste und für solche mit Wählerliste nach freien Listen (§ 26 Abs. V), dann bet Wahlen nach ge­ bundenen Listen für die nach freien Liften vorzunehmenden Ergänzungswahlen (§§ 28 Satz 2, 34 Buchst, b Ziff. 1, 38 Buchst, b Biff. 1).

Stimmliste [Seite 2].

Der Stimmenempfänger

£

's

Stand oder Beruf

Familienund Borname

«D 1

Vermerk der einzelnen Stimmen,

Wohnort

neten Personen gefallen sind.

(Straße, Haus­ nummer)

2

3

1

2 | 3

4



-

5

6 | 7

8

9

10

i-

[Seite 8].

Summe der Stimmen, die auf die in Spalte 2 durchStriche oder sonstige Zeichen bezeichneten Personen gefallen sind

die auf die in Spalte 2 bezeich-

4 12 113 14

11

15 16 17 18 19

N_U....... :

i I

,

; ■

Be­ merkungen

5

20

!

i

i

sSeite 4].

..........................................

den..........................................19 . .

Wahlkommissär. Listenführer. Langheinrich, Kirchengemeindeordnung.

1

114

C. Wahlordnung.

[Seite 1]

Anlage V. Muster für Wahlen nach ge­ bundenen Listen (88 27 Abs. n und 28 Satz 2.)

Stimmliste [Seite 2]

F o rtlfd . N r.

Der Stimmenempfänger Familien-

Stand

Wohnort

und Vorname

oder Beruf

(Straße, Hausnummer)

1

2

[Seite 3]

Zahl der Stimmen, die auf die in

Spalte 2 bezeichneten Personen nach den einzelnen Vorschlagslisten gefallen sind

Summe der Stimmen, die auf die in Spalte 2 bezeichneten Personen nach den Vorschlags­ listen gefallen sind

Bemerkungen

4

5

3 ----------------------- -- -...... -............... -





[Seite 4]

den

19 . . .

Wahlkornrnifsär.

Listenführer. Zu Spalte 3 und 4: Ist z. B. ein Stimmenempfänger in vier Vorschlagslisten — A, C, D nnd F — vor­ geschlagen und haben für die Vorschlagsliste A 48, für die Vorschlagsliste C 60, für die Vorschlagsliste D 33 und für die Vorschlagsliste F 52 Wähler gestimmt, so ist in Spalte 3 einzutragen: „A 48, C 60, D 33, F 52"; in Spalte 4 ist die Summe 193 einzutragen.

D. Bekanntmachungen des Kultus­ ministeriums über die Wahlen. Nr. 25368.

i. ManutmAng, Formblätter für die Wahlen der ortskirchlichen LertretnngSkörper betreffend. Vom 24. Oktober 1912. (GBBl. 1912 S. 1043.)

L. Ltaatsministerium -es Innern für Lirchen- und Zchulangelegenheiteu. Für die Durchführung der Wahlen der ortskirchlichen Vertretungs­ körper wird zu den in der Kirchenwahlordnung vom 20. Oktober 1912

vorgeschriebenen Anlagen I mit V noch der Gebrauch von Formblättern nach den folgenden Mustern 1 mit 12 empfohlen. München, den 20. Oktober 1912..

Dr. o. Lnilling.

116

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Muster 1 für Wablen mit Wählerliste zu § 3 Abs. I der Kirchenwahlordnung.

Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper für die Wahl­ periode betreffend. Die Wahlstimmberechtigten (KOG. Art. 43 Abs. I)*) der Kirchengemeinde in werden aufgefordert, sich bei dem unterfertigten KirchenverwaltungSvorstand, Straße HS.-Nr.. . . in zum Zwecke der Ausübung des Wahlstimmrechts unter Angabe des Familien- und Bor­ namens, der GeburtSzeit und des Bekenntnisses, des Standes oder Berufes und des Wohnorts (Straße, Hausnummer) sowie der Staatsangehörigkeit und SteuerveranlagungsArt der direkten Steuern) mündlich oder schriftlich anzumelden. Die mündlichen Anmeldungen können im Geschäfts­ zimmer des KirchenverwaltungSvorstandes täglich in der Zeit von . . . bis . . . Uhr vormittags und von ... bis . . . Uhr nachmittags erfolgen. Die schriftliche Anmeldung ist in beliebiger Form, z. B. mittels Postkarte, zulässig; auch können mehrere Personen zusammen in einer von allen Beteiligten untere für cine erwa zeichneten Liste angemeldet werden. Auf Verlangen wird von der Staatsauf- der Empfang schriftlicher Anmeldungen bestätigt. sichtSbehörde nach ( ... KGO.Art.42Abs.il j........................................................ ................................................................ getroffene Bestim- \ mung,falls dieWahl I für eine Pfarrge- ' Die Anmeldefrist endigt am 19 . .♦♦) metnbe erfolgt. Niemand kann wählen, der sich nicht fristgemäß zur

Eintragung in die Wählerliste angemeldet hat. Eine Anmeldepflicht besteht nicht für den KirchenverwaltungSvorstand sowie die bisherigen Kirchenverwalter und Kirchengemeindebevollmächtigten nebst Ersatzmännern. den 19 . . Kirchenverwaltung in Kirchenverwaltungsvorstand. ♦) Wahlstimmberechtigt sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. I Satz 1 und 42 Abs. II, V, VI der KGO.) die männlichen, selbständigen BekenntniSgenoffen, die das 25. Lebensjahr vollendet Haden, die deutsche Reichsangehörigkeit besitzen, im Kirchengemeindebezirk wohnen (KGO. Art. 106 Abs. IV) und von denen ein Steuerbetrag aus eine ganz oder teilweise zum Kirchengemeinde­ bezirk gehörige bürgerliche Gemeinde oder abgesonderte Markung trifft, mit Ausschluß 1. der Gemeinschuldner während der Dauer deS Konkursverfahrens. 2. jener, die nicht im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte sind, 3. jener, die zu Zuchthausstrafe oder wegen Diebstahls, Unterschlagung, Betrugs, Urkundenfälschung in gewinnsüchtiger Absicht, Gotteslästerung, Beschimpfung der eigenen Kirche oder ihrer Einrichtungen und Gebräuche, BerbrechenS oder vergehens in Bezug auf den Eid oder wider die Sittlichkeit zu Gefängnisstrafe rechtskräftig verurteilt worden sind, wenn nicht die Strafe seit 5 Jahren verbüßt, verjährt oder erlassen ist. ♦♦) Bgl. KWO. § 3 Abs. I Satz 2.

I. Bek., betr. Formblätter.

117

Muster 1, 2. Muster 2

fiir Wahlen nach gebundenen Litten -u 6 und 87 Abs. I der Kirchenwahlordnung.

Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper für die Wahlperiode betreffend. Die Wahl der

Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner \ Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner

. . 7. 7. . . . Kirchengemeinde

in

1

findet nach

gebundenen Listen statt. GS wird deshalb aufgefordert. BorschlagSlisten einzureichen. Die Einreichung hat bei dem unterfertigten KirchenverwaltungSvorstande, Straße, Hs.-Rr in zu erfolgen. Jede Vorschlagsliste muß mindestens von ....*) in die Wähler­ liste eingetragenen Personen als Borfchlagenden eigenhändig unterschrieben sein; der vollständigen NamenSunterschrift ist Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) anzufügen. Eine und dieselbe Person darf als Borschlagender nur eine Vor­ schlagsliste unterschreiben. Zulässig ist, daß jemand eine Vorschlagsliste als Dorschlagender unterschreibt, in der er selbst vorgeschlagen ist. Die Borschlagliste soll **) wählbare (KGO. Art. 41 Abs. I)***) Personen enthalten. Die Borschlagliste muß Familien- und Vornamen, GeburtSzeit und Bekenntnis, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer), Staatsangehörigkeit und Steuerveranlagung (Art der direkten Steuer) der Dorgeschlagenen enthalten. Die Borgeschlagenen sind in erkennbarer Reihenfolge aufzuführen, sie brauchen in die Wählerliste nicht eingetragen zu sein. Der Borschlagliste ist die eigenhändige schriftliche Erklärung eines jeden Borgeschlagenen beizufügen, daß er der Aufnahme in die Vorschlags­ liste zustimme. Richt zulässig ist, daß eine Person in derselben Vorschlagsliste mehrmals vorgeschlagen wird, wohl aber kann eine Person in mehreren BorschlagSlisten vorgeschlagen werden. In solchen Fällen hat die in Frage stehende Person jeder der verschiedenen Vorschlagslisten die eigen­ händige schriftliche Erklärung über Zustimmung zur Aufnahme beizufügen. ES darf nur für unveränderte BorschlagSlisten gestimmt und eS können Per­ sonen nicht gewählt werden, die in keiner Vorschlagsliste vorgeschlagen sind. ♦J Die einzusetzende Ziffer ejjtfpvtftJn gll n Fällen der Zpbl der zu wählenden Kirchenverwalter und Ersatzmänner (KWO. §§ 10 Abs. 1,^7 Äbs. k Buchst'd). *♦) Einzusetzea ist die Zähl der zu besetzenden Stellen (KWO. 88 8 Abs. I, 37 Abs. I Buchstabe a). ♦♦♦) Wählbar sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. I Satz 1, 42 Abs. II, III, V, VI und 84 Abs. IV der KGO.) nach zurückgelegtem 30. Lebensjahre die wahlstimmberechtigten weltlichen BekenntniSgenossen, die ständig im Kirchengemeindebeztrk „wohnen (KGO. Art. 106 Abs. IV) und denen nicht die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter fehlt oder durch besonderen ordnungsmäßig veröffentlichten Ausspruch des zuständigen kirchlichen Organs die kirchlichen Gemeinschaftsrechte aberkannt sind.

118

D. Minist.-BekannLmachungen über die Wahlen.

Auf der Vorschlagsliste soll einer der Unterschriebenen als Ver­ trauensmann der Borschlagenden, ein anderer als Stellvertreter des Ver­ trauensmanns bezeichnet sein. Fehlt diese Bezeichnung, so gilt als Ver­ trauensmann der erste und als sein Stellvertreter der zweite der unter­ schriebenen Vorschlagenden. Der Vertrauensmann ist ermächtigt, nachträglich innerhalb einer ihm zu gewährenden Frist von höchstens zwei Kalendertagen a) fehlende Unterschriften der Borschlagenden zu beschaffen, b) undeutliche Bezeichnungen der Vorgeschlagenen oder ihrer Reihen­ folge zu verbessern. Ungültig sind Vorschlagslisten, 1. die nicht rechtzeitig eingereicht worden sind, 2. die nicht mindestens von *) in der Wählerliste einge­ tragenen Personen als Vorschlagenden unterschrieben sind, 3. soweit sie von jemand als Vorschlagendem unterschrieben sind, der auch andere Vorschlagslisten als Borschlagender unterschrieben hat, 4. soweit darin bei den Borgeschlagenen nach Aufführung von **) wählbaren Personen weitere Namen vorgetragen sind oder ein Name öfter als einmal aufgeführt ist, 5. soweit die Borgeschlagenen nicht deutlich bezeichnet oder nicht in erkennbarer Reihenfolge aufgeführt sind, 6. soweit Personen vorgeschlagen sind, die der Aufnahme in die Vorschlagsliste nicht zugestimmt haben. Die Borschlagsfrist endigt am 19 . . . .****) Wegzulassen in der Bekanntmachung nach KWO. § 37 Abs. I für die Wahl der KirLengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner.

Wegzulassen in der Bekanntmachung nach KWO. § 6 für die Wahl der Kir-' chenverwalter s und ihrer Ersatz­ männer.

Folgende Kirchenverwalter u. Ersatzmänner scheiden aus: 1......................................................................................................

2.............................................................................................. 3 ....................................................................................................... 4 .......................................................................................................

usw. Als Kirchenverwalter wurden für die Wahlperiode . . . gewählt: 1.......................................................................................................

2.............................................................................................. 3.......................................................................................................

usw. Ein Kirchenverwalter kann nicht gemeindebevollmächtigter sein.

. den Kirchenverwaltung

Kirchenverwaltungsvorstand. ****) Dgl. KWO. 8 6 Satz 3 und 4.

zugleich Kirchen-

19 ... .

in

119

Muster 2, 3.

I. Bek., betr. Formblätter. [Seite 1].

Muster 3 für Wahlen nach gebundenen Listen zu §§ 6 und 37 Abs. I der Kirchenwahlordnung.

Vorschlagsliste. Kirchenverwalter*) --------- -r-i—E—vf und deren Ersatzmänner für Krrchengememdebevollmächtigte*) Kirchenverwaltung*) Kirchengemeinde*) ......................... ttt

Als ■Ä . .,, lc

werden von den Unterschriebenen die nachgenannten Personen in Vor­ schlag gebracht:

S taats ­

angehörigkeit

Der Vorgeschla­ gene stimmt der Aufnahme In die Vorschlagsliste durch eigen­ händige Unter­ schrift zu:

8

9

i

|

5

Steuerver­ anlagung (A rt der direkten Steuern)

2

W ohnort (Straße, Hausnummer)

B eruf

4

Stand oder

Bekenntnis

!

3

1

Geburtszeit

1

!

|

Vorname der Vorgeschlagenen

F am ilien- und

N um m er**) i

Fortlaufende

!

[Sette 2 und 3].

6

7

1 2 3 4 5 6 7" 8 9 10 11 12 13 14 15 16 bis 54 *) DaS Nichtzutreffende ist wegzulaffen.

**) Die Zahl der Borzuschlagenden wird im einzelnen Falle nach Muster 2 zu KWO. 88 6 und 37 Abs. I bekannt gegeben. Die Zahl beträgt im höchsten Falle bei der Wahl der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner 12 -f- 12 — 24 (KGL). Art 37 Abs. I Zister 2 und 51 Abs. I), bei der Wahl der Ktrchengemeindebevollmächtigten 36 4- 18 = 54 (KGL). Art. 69 Abs. I und 70 Abs. I).

120

Eigenhändige Unterschriften der Vorschlagenden:

Fortlaufende Nummer*)

1

[©eite 4].

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Familien- und Vorname

Stand oder Beruf

Wohnort (Straße, Hausnummer)

1

2

3

4

1 2 3

als Vertrauensmann als Stellvertreter des Vertrauensmanns

4 5

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24

, den

19 . . .

*) Die Zahl der Wahlsttmmberechtigten, die die Vorschlagsliste als Vorschlagende mindestens unterschreiben müssen, wird im einzelnen Falle nach Muster 2 zu KWO. §§ 6 und 37 Abs. I bekannt gegeben.

I. Bek., betr. Formblätter.

Muster 3, 4.

121

Muster 4 für Wahlen ohne Wählerliste und für Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen zu 88 16 nnd 36 Abs. I der Kirchenwahl­ ordnung.

Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper für die Wahlperiode .... betreffend. Zur Wahl der Kirchenverwalter der Kirchenverwaltung in und ihrer Ersa-mäurrer wird Termin auf den 19 ... . Wegzulassen, wenn anberaumt. die Wahl in mehre, v Die Wahl findet im statt. ren Wahllokalen s erfolgt. Die Wahlstimmberechtigten *) mit den Anfangs­ Wegzulassen, wenn buchstaben der Familiennamen A mit ... . haben im

die Wahl nicht in mehreren Wahl­ lokalen erfolgt, und entsprechend zu än­ dern, wenn die Zu­ teilung der Wähler zu den einzelnen Wahllokalen nach anderen Merkmalen vorgenommen wird.

die Wahlstimmberechtigten mit den Anfangsbuchstaben der Familiennamen . . . mit . . . haben im usw. -u wählen. Die Wahlhandlung beginnt . . . mittags . . . Uhr und endigt. . . mittags . . . Uhr. ES find . . . Kirchenverwalter und Ersatzmänner zu wählen. Folgende Kirchenverwalter und Ersatzmänner scheiden aus:

1................................................................................. 2................................................................................. 3................................................................................. 4................................................................................. usw. *) Wahlftimmberechtigt sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. I Satz 1 und 42 Abs. II, V, VI der KGO.) die männlichen, selbständigen BekenntniSgenossen, die daS 26. Lebensjahr voll­ endet haben, die deutsche ReichSangehörkeit besitzen, im Kirchengemeindebezirk wohnen (KGO. Art.10h>Abst IV) und von denen, ein. Steuerbetrag auf eine ganz oder teilweise -um Kirchen-, gemetndebezirk gehörige bürgerliche Gemeinde oder abgesonderte Markung trifft, mit Ausschluß 1. der Gemetnschuldner während der Dauer des Konkursverfahrens, 2. jener, die nicht im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte sind, 3. jener, die zu Zuchthausstrafe oder wegen Diebstahls. Unterschlagung, Betrugs, Urkundenfälschung in gewinnsüchtiger Absicht, Gotteslästerung, Beschimpfung der eigenen Kirche oder ihrer Einrichtungen und Gebräuche, Berbrechens oder Ver­ gehens in Bezug auf den Eid oder wider die Sittlichkeit zu Gefängnisstrafe rechts­ kräftig verurteilt worden sind, wenn nicht die Strafe seit 5 Jahren verbüßt, ver­ jährt oder erlassen ist.

122

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Wegzulaffen, wenn tm Anschluß an die KircheuverwalrungSwahl eine Wahl von Kirchen^ gemeinde bevoll­ mächtigten und ihrenGrsatzmännern nicht stattfindet.

Raum für eine etwa von der StaatSauffichtSbehörde nach KGO. Art. 42 Abs. II getroffene Bestim-, mung, falls dieWahl^ für eine Pfarrge-j meinde erfolgt und von der Aufstellung einer Wählerliste abgesehen wurde.

-l

Im Anschluß an die Kirchenverwaltungswahl wird die Wahl der Mrchengerrreirrdebevollmächtigten der . . . . Kirchengemeinde in und ihrer Ersatzmänner vorgenommen. Hiezu wird Termin auf 19 . . . den . . . anberaumt. Diese Wahl findet Das Nichtzutreffende ist weg-s ftn gleichen Wahllokale . zulassen; bei Verlegung bet) . —------ wie Wahllokale (KWO. § 35) ent-i m den gleichen Wahllokalen sprechend zu ändern. I die Kirchenverwaltungswahl statt. Die Wahlhandlung beginnt ... mittags ... Uhr und endigt . . . mittags . . . Uhr. Zu wählen sind . . . Kirchengemeindebevollmächtigte und Ersatzmänner. Ein Kirchenverwalter kann nicht zugleich Kirchen gemeinde­ bevollmächtigter sein.

Die Stimmgebung ist eine geheime. Die Wahlzettel müssen von weißem Papier fein; sie sollen 21 zu 33 cm groß und von mittelstarkem Schreibpapier sein. Die Wahl­ zettel sind von den Wählern zu beschaffen. Am Wahltage wird eine entsprechende Anzahl von Wahlzetteln im Wahl­ lokale zur Abgabe an die Wähler bereit gehalten. Wahlzettel, die nicht von weißem Papier oder die unter­ schrieben oder mit einem äußeren Kennzeichen versehen find, sind ungültig. Wahlzettel, die nicht eine deutliche Bezeich­ nung der Gewählten enthalten, sind, soweit der Mangel reicht, nicht zu beachten. Wenn ein Wähler mehrere beschriebene oder bedruckte u. dgl. Wahlzettel übergeben hat, find diese sämtlich ungültig, eS sei denn, daß sie genau übereinstimmen. In diesem Falle gelten die mehreren Wahlzettel als einer. Wegzulaffen, wenn Die von der Aufstellung — Wahlstimmberechtigten*), v . ,, einer Wählerliste \ die in die Wählerliste eingetragen find, abgesehen wurde. toetben zum rechtzeitigen Erscheinen im Wahllokal und zur Teilnahme an der Wahl mit dem Beifügen eingeladen, daß nach Ablauf der für die Wahl festgesetzten Zeit nur noch Personen zur Stimmgebung zugelaffen werden, die bereits im Wahlraum anwesend sind. Wegen der Wählbarkeit wird auf KGO. Art. 44 Wegzulaffen, wenn Abs- I**) verwiesen. von der Aufstellungs Die zu wählenden Personen brauchen in die Wählerabgestben^wurde* 1 nicht eingetragen zu sein. .................................... den 19 . . Wahlkommifsär. **) Wählbar sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. 1 Satz 1, 42 Abs. II, DI, V, VI und 84 Abs. IV der KGO.) nach zurückgelegtem 30. Lebensjahre die wahlstimmberrchttgten weltlichen Bekenntnisgenoffen, die ständig im Kirchengemeindebezirk wohnen (KGO. Art. 106 Abs. IV) und denen nicht die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter fehlt oder durch besonderen ordnungsmäßig veröffentlichten Ausspruch des zuständigen kirchlichen Organs die kirchlichen Gemeinschaftsrechte aberkannt sind.

I Bek., bett. Formblätter.

Muster 4, 5.

123

Mrrster 5 für Wahlen nach gebundenen Listen zu §§ 17 und 37 Abs.Nder Ktrchenwahlordnung.

Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper für die Wahlperiode betreffend. Zur Wahl der «irch-n°-rw°lt-r ° y lkirchengemeindebevollmächtigten **) Kirchenverwaltung *) der ----------- ; v- ” / in Kirchengemeinde**) und ihrer Ersatzmänner wird Termin auf , den 19 . . Wegzulasien, wenn anberaumt. dieWahl in mehreren/ Die Wahl findet im statt. Wahllokalen erfolgt.! Die Wahlstimmberechtigten mit den Anfangsbuchstaben Wegzulasien, wenn die Wahl nicht in der Familiennamen A mit ... . haben im mehreren Wahlloka­ die Wahlstimmberechtigten mit den Anfangsbuchstaben len erfolgt, und ent­ sprechend zu ändern, der Familiennamen .... mit .... haben im .... wenn die Zuteilung usw der Wähler zu den einzelnen Wahlloka­ len nach anderen zu wählen. Merkmalen borge» Die Wahlhandlung beginnt .... mittags . . . Uhr nommeu wird. und endigt mittags . . . Uhr. Innerhalb der vorgesetzten Frist find die dieser Be­ kanntmachung am Schluffe angefügten gültigen Vorschlags­ listen eingereicht worden. GS darf nur für unveränderte Vorschlagslisten gestimmt werden; Personen, die auf keiner Vorschlagsliste stehen, können nicht gewählt werden. Die Stimmgebung ist eine geheime. Die Wahlzettel müssen von weißem Papier sein; sie sollen 21 zu 33 cm groß und von mittelstarkem Schreibpapier sein. Die Wahlzettel find von den Wählern zu beschaffen. Die DerttauenSmänner der Borschlagenden find angewiesen, eine entsprechende Anzahl von Wahlzetteln dem Wahl­ kommissär zur Abgabe an die Wähler im Wahllokale zur Verfügung zu stellen. ES können Wahlzettel verwendet werden, die ledig­ lich die Bezeichnung der Vorschlagsliste enthalten, für die fich die Wähler entscheiden. •) Wegzulasien bei der Wahl der Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatz­ männer. Wegzulasien bei der Wahl der Kirchenberwalter und ihrer Ersatzmänner.

124

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wähler:.

Ungültig sind Wahlzettel, 1. die nicht von weißem Papier oder die unterschrieben oder mit einem äußeren Kennzeichen versehen sind, 2. in denen für mehr als eine Vorschlagsliste ge­ stimmt wird, 3. in denen Änderungen, Zusätze oder Streichungen in der Vorschlagsliste, auch Änderungen in der Reihen­ folge der Vorgeschlagenen, vorgenommen sind, 4. in denen Personen gewählt werden, die aus keiner Vorschlagsliste stehen. Wenn ein Wähler mehrere beschriebene oder bedruckte u. dgl. Wahlzettel übergeben hat, sind diese sämtlich un­ gültig, es sei denn, daß sie genau übereinstimmen. In diesem Falle gelten die mehreren Wahlzettel als einer. Nach Ermittlung des Ergebnifles der Wahl nach gebundenen Listen sind noch ----- KirH^ vermalter*^ Kirchengemeindebevollmächtigte **) mb Ersatzmänner nach freien Listen

zu wählen. Diese Wahlhandlung beginnt. . . . mittags . . .Uhr und endigt mittags . . . Uhr. Weg zulassen, wenn Bei dieser Ergänzungswahl dürfen Personen, die eine Ergänzungs­ wahl nach KWO. schon auf einer Vorschlagsliste stehen, nicht gewählt werden. 8817 Abs. V, 28 oder 37 Abs. II Satz 2 nicht vorzunehmen ist.

Wegzulassen bei der ) Wahl der Kirchen- (Ein Kirchenverwalter kann nicht zugleich ihrer^Ersatzmänner J Kirchengemeindebevollmächtigter sein.

Die bezüglich der Stimmgebung und der Wahlzettel für die Wahl nach gebundenen Listen oben angegebenen Bestimmungen gelten auch für die Ergänzungswahl mit Ausnahme jener, die sich auf die Wahlzettel für die Vor­ schlagslisten beziehen. Wahlzettel, die nicht eine deutliche Bezeichnung der Gewählten enthalten, sind, soweit der Mangel reicht, nicht zu beachten. Die in die Wählerliste eingetragenen Wahlstimm­ berechtigten werden zum rechtzeitigen Erscheinen im Wahl­ lokal und zur Teilnahme an der Wahl mit dem Bei­ fügen eingeladen, daß nach Ablauf der für die Wahl fest­ gesetzten Zeit nur noch Personen zur Stimmgebung zugeIoffen werden, die bereits im Wahlraum anwesend sind. den 19 . . . Wahlkommissär.

Rechtzeitig eiugereichte gültige Vorschlagslisten***): Die einzelnen Vorschlagslisten sind in der Reihenfolge ihres Eingangs zu ordnen und mit dem Ordnungsbuchstaben zu versehen; die Vorgeschlagenen sind lediglich mit Fumtlienund Vornamen, Stand oder Beruf und Wohnort (Straße, Hausnummer) aufzuführen. (KWO. 8 17 Abs. II Satz 2, 3, 4.)

Vorschlagsliste... | Vorschlagsliste. . | Vorschlagsliste... |

usw

***) Die Zahl der in den einzelnen Vorschlagslisten Vorgeschlagenen beträgt im höchsten Falle bei der Wahl der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner 124-12=24 (KGO. Art. 37 Abs. I Ziff. 2 u. 51 Abs. I), bei der Wahl der Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatz­ männer 364-18=54 (KGO. Art. 69 Abs. I u. 70 Abs. I). Hienach ist der Raum zu bemessen.

I. Bek., betr. Formblätter.

Muster 5, 6.

125

21 cm

Muster 6

Wahlzettel

für alle Wahlen zu § 21 Abs. I der Kirchenwahlordnung.

für Wahlen nach freien und gebundenen Listen.*) Brzeichtnmg der Gewählte« mit Familie«- «ad Varname«, Stand ader Berns «nd Wohnort (Straße, Hausnummer)

28 29 30 31 32 33 34 35 36 '37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54

33 cm

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21! 22 23 24 25 1 26 27

*) Die Zahl der zu Wählenden wird bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Liften jeweils eigens bekannt gemacht. Sie beträgt — von dem besonderen Falle des § 17 Abs. V der KWO. abgesehen — bei den regel­ mäßigen Wahlen der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner mindestens 2+2 = 4 und höchstens 124-12 = 24 (KGO. Art. 37 Abs. I Ziff. 2 und 51 Abs. I), bei den regelmäßigen Wahlen der Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner minvestens 12+6=18 und höchstens 36+18 = 54 (KGO. Art. 69 Abs. I und 70 Abs. I). Bei Wahlen mit Wählerlisten nach gebundenen Listen ist eine der be­ kannt gemachten gültigen Vorschlagslisten unverändert in den Wahlzettel einzutragen, soferne nicht lieber das vereinfachte Formblatt Muster 7 benützt werden will» +

126

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen. 20 cm ---------------------------------------------------------------->

Muster 7 für Wahlen nach gebundenen Listen zu 17 Äbs. III und 21 Abs. I der Kirchenwahlordnung.

Wahlzettel

83 cm

für WahlenZnach gebundenen Listen.*)

Borfchlagliste..........

dieses

') Statt eine- Wahlzettels mit Eintrag der Namen der Abgeschlagenen kann auch eretnfachte Formular benutz! werden. **) z. B. „Vorschlagsliste A".

I. Bek., bett. Formblätter.

Muster 7, 8.

127

Muster 8 für alle Wahlen zu Z 29 Abs. II unü V der Sirchenwahlordnung.

Bekanntmachung, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper für die Wahlperiode betreffend. Das Ergebnis der Wahl der ...................... in.......................

. Kirchenverwaltung*) ist folgendes:

Gewühlt sind a) als Kirchenverwslter:

1

in in in

2 3.

b) als Erfatzwanner: 1. 2 3.

in in in

usw.

c) als Kirchenverwalter, die aber nach KGO. Art. 50 Abs. I oder II am Eintritt in die Kirchenverwaltung behindert sind:

1

in

usw. Wahl kann auS den in § 42 Abs. I der Kirchenwahlangeführten Gründen innerhalb 14 Tagen, von dem öffentlichen Anschlag der Bekanntmachung folgenden gerechnet, bei der Staatsaufsichtsbehörde, das ist bei angefochten werden; die Wahl­ anfechtung muß innerhalb dieser Frist sachlich begründet werden.

Die ordnung auf den Tage an

den

19 . . .

Wahlkommissär.

♦) Für Bekanntmachung de» Ergebnisse» der Wahl der Kirchengerneindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner (KWO. § 35) ist da» Muster entsprechend zu ändern.

128

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen. Muster9 für alle Wahlen zu § 30 Abs. I und II der Kirchenwablordnung.

Protokoll, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper für die Wahlperiode betreffend.*) Gegenwärtig: Die Unterschriebenen

den

19 . .

1. Zur Leitung der auf heute . . . .mittags . . . Uhr anberaumten Wahl der Kirchenverwalter der . . . Kirchenverwaltung in ... . und ihrer Ersatzmänner begab sich der unterfertigte Wahlkommissär in daS als Wahllokal bestimmte

Die erschienenen Wähler wurden auf die am Eingang zum Wahllokale öffentlich angeschlagene Beetroa kanntmachung aufmerksam gemacht.

Raum für eint von der StaatSauffichtS- / behörde nach KGL)............................................................................................................................. Art. 42 Abs. II getroffene Bestimmung, falls die)............................................................................................................................ Wahl für eine Pfarr­ gemeinde erfolgt und............................................................................................................................ von der Aufstellung einer Wählerliste abgesehen............................................................................................................................

wurbCe

Den Wählern wurde weiter eröffnet, daß die Wahlzettel von weißem Papier sein müssen, nicht mit einem äußeren Kennzeichen versehen sein dürfen und dem Wahlkommissär so zusammengelegt übergeben werden müssen, daß die darin verzeichneten Namen verdeckt sind. Zu Wahlausschußmitgliedern wurden unter der Leitung des Wahlkommissärs durch Zuruf aus der Mitte der erschienenen Wähler bestimmt:

1 2 3

in .............................. in in

*) Für die Wahlen der KirchengemeindebevoNmächtigren ijiD ihrer Ersatz­ männer (KWO. § 35) ist daS Muster entsprechend zu ändern. ES empfiehlt sich für diese Wahlen stets ein neues Protokoll aufzunehmen, auch wenn sie unmittelbar im Anschluß an die Kirchenverwaltungswahlen noch am gleichen Tage und mit dem gleichen Wahl­ ausschuß (vgl. KWO. § 36 Abs. II) stattfinden. In letzterem Falle kann aber der Eingang der Protokolls bis zum Zeichen f entsprechend gekürzt werden.

I. Bek., betr. Formblätter.

Wegzulassen, wenn I eine solche Beiziehung/

,n

1

Muster 9.

129

Zur Besorgung der Schreibgeschäfte wurde vom Wahlkommiffär "

................................................................ in......................... beigezogen.

Der Wahlkommiffär teilte zu: 1. die Führung des Protokolls dem in die Führung der Liste der bei Abstandnahme von einer Wählerliste zur Stimmgebung Zugelasienen dem

Wegzulassen, wenn eine Wählerliste aufgestelll wurde.

.......................... in

Wegzulassen, wenn von bu Aufstellung einer s Wählerliste abgesehen 1 wurde. V

.

2. die Führung der Wählerliste dem

................

. in

3. die Führung der Stimmliste I dem

in 4. Führung der Stimmliste n dem in ,

Sodann wurde zur Wahl geschritten, f Die zur Stimmgebung Zugelassenen Übergaben dem Wahlkommiffär ihre Wahlzettel. Dieser legte die zur Annahme geeignet befundenen Wahlzettel (KWO. § 21) in die Wahlurne. Gleichzeitig wurde jeder zur Stimmgebung Zu­ Wegzulassen, wenn gelassene in die Liste der bei Abstandnahme von einer eine Wählerliste aufge­ Wählerliste zur Stimmgebung Zugelaffenen unter Aus­ stellt wurde. füllung der Spalten 1 mit 3 eingetragen und die Stimmgebung in Spalte 4 vermerkt. d-?bSÄWwennpvn ( Gleichzeitig wurde bei jedem in die Wählerliste Wählerliste abgesehen) Eingetragenen und zur Stimmgebung Zugelaffenen, die wurde. i Stimmgebung in Spalte 7 a der Wählerliste vermerkt. Nach Ablauf der für die Wahl festgesetzten Zeit wurden nur noch Personen zur Sttmmgebung -ugelaffen, die bereits im Wahlraum anwesend waren. Alsdann wurde die Wahlhandlung vom Wahlkommiffär geschloffen. Hierauf wurden die Wahlzettel aus der Wahl­ urne genommen, uneröffnet gezählt und sodann wieder in die Wahlurne gelegt. SS wurde geprüft, ob die Zahl der Wähler mit der Zahl der Wahlzettel über­ einstimmt/ Das Ergebnis dieser Prüfung ist- daß

Wegzulassen bei Wah­ len mit Wählerliste nach gebundenen Listen.

Langheinrich, K

Sodann wurden die Wahlzettel geöffnet und öffentlich verlesen. Der Inhalt der Wahlzettel wurde, soweit er gültig befunden wurde und zu beachten war (KWO. 8 26 Abs. IV), in die Stimmlisten I und H eingetragen. ckenaemetndeordnuna. 9

130

ID. Mnist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Wegzulassen bei Wah­ len ohne Wählerliste und, bei Wahlen mit Wählerlifte nach freien Listen.

Sodann wurden die Wahlzettel geöffnet; bei jedem Wahlzettel wurde bekannt gegeben, für welche Vor­ schlagsliste darin gestimmt wurde. Die gültig be­ fundenen Wahlzettel (KWO. §§ 17 Abs. HI; 26 Abs. IV Ziff. 1 und 5; 27; 28) wurden nach Vorschlagslisten geordnet und gezählt. Das Ergebnis ist folgendes: es haben für die Vorschlagsliste A Wähler, für die Vorschlagsliste B Wähler usw

gestimmt. Hienach wurden die beiden Stimmlisten I und II ausgefüllt.

Die Vergleichung der beiden Stimmlisten ergab, (daß sie völlig übereinstimmen, daß

1 2 3 4 5 6

Ziff. 2 ist wegzulassen beiWahlen ohne Wähler­ liste und bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen, ferner bei Wahlen nach gebundenen Listen, wenn der Fall des § 17 Abs. V der Kirchenwahl­ ordnung nicht gegeben und deshalb nach dem Wahlgang nach gebunde­ nen Listen ein Ergän­ zungswahlgang nach freien Listen gemäß KWO. 8 28 nicht vor­ zunehmen ist.

Es erhielten .............. in .............. in in in ...............in .............. in usw.

. . Stimmen, Stimmen, Stimmen, . . . Stimmen, . . Stimmen, , . . Stimmen,

2. Nach Durchführung des Hauptwahlgangs nach ge­ bundenen Listen und Ermittlung seines Ergebnisses fand in der durch die Wahlbekanntmachung (KWO. § 17 Abs. I, II, ID und V Satz 5) festgesetzten weiteren Frist der Ergänzungswahlgang nach freien Listen zur Wahl von weiteren . . . Kirchenver­ waltern und Ersatzmännern statt. Die Wähler wurden darauf hingewiesen, daß Personen, die schon auf einer Vorschlagsliste stehen, im Ergänzungöwahlgange nicht gewählt werden dürfen. Die Stimmgebung und deren Beurkundung erfolgte in der unter Ziff. 1 dieses Protokolls angegebenen Weise. Die Prüfung, ob die Zahl der Wähler im Ergänzungswahlgange mit den in diesem Wahl­ gang abgegebenen Wahlzetteln übereinstimmt, er­ gab, daß Die im Ergänzungswahlgang abgegebenen Wahl­ zettel wurden sodann geöffnet und öffentlich ver­ lesen. Ihr Inhalt wurde, soweit er gültig befunden wurde und zu beachten war (KWO. § 28 Satz 2

I. Bek., betr. Formblätter.

131

Muster 9.

in Verbindung mit § 26 Abs. IV), in die besonderen Stimmlisten I und II für den Ergänzungswahl­ gang nach dem Muster der Anlage IV zur Kirchen­ wahlordnung eingetragen. Die Vergleichung der beiden Stimmlisten ergab, Nichtzutreffendes 1 boß sie völlig übereinstimmen, ist wegzulaffen/' J daß Im Ergänzungswahlgang erhielten

1

................... in

,

2

................... in

... .

3

................... in

... .

4

................... in

,

. . Stimmen, . Stimmen, . Stimmen,

. . Stimmen,

usw. Ziff 3 ist wegzulaffen, (3« wenn'rein Hauptwahl- 5 ausschuß bezeichnet ist. s

Der Wahlkommissär teilte den im Wahllokal anwesenden Wählern mit, daß die Feststellung der Gewählten durch den Hauptwahlausschuß erfolgt.

4.

Das Wahlergebnis wurde nach KWO. § 29 Abs. I festgestellt. Gewählt sind ♦•)♦♦♦)

a) als Kirchenverwalter: 1....................................................... in....................... .

Ziff. 4 ist wegzulaffen, wenn ein Hauptwahl-< auSschub bezeichnet ist.

geboren am mit . . . Stimmen, 2 in geboren am mit . . . Stimmen, 3........................... ........................ in geboren am mit . . . Stimmen usw. b) als Ersatzmänner: 1 ....................................................... in....................... .

geboren am 2 .......................... geboren am 3 ......................... geboren am usw.

mit. . . Stimmen, ......................... in mit . . . Stimmen, ......................... in mit . . . Stimmen

♦♦) Im Falle des § 17 Abs. V In Verbindung mit § 28 der KWO. ist bei den einzelnen Gruppen der Gewühlten ersichtlich tzu Machen, wie wett 'sie tm Häuptwahlgang nach gebundenen Listen oder im Ergän-ungSwahlgang nach freien Listen gewählt sind. **♦) Begegnet die verlässige Ermittlung der GeburtSzeit eines Gewäblten Schwierig­ keiten, so kann von der hierauf bezüglichen Feststellung im Wahlprotokoll abgesehen werden, sofern über die Wählbarkeit (KGO. Art. 44 Abs. I, 70 Abs. I) und über die Reihenfolge der Stimmenempfänger bei gleicher Stimmenzahl (KGO. Art. 49 Abs. II, 61 Abs. I, 70 Abs. I; KWO. 8 29 Abs. I) kein Zweifel besteht. In diesem Fall hat aber der Wahlkommiffär dem Wahlprotokoll eine Ergänzungsübersicht beizufügen mit genauer Angabe der GeburtSzeit der Gewählten und solcher Stimmenempfänger, die die gleiche Stimmenzahl wie ein Gewählter erhalten haben.

132

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Ztff. 4 ist wegzulassen, wenn ein Hauptwavlausschuß bezeichnet ist.

c) als Kirchenverwalter, die aber nach KGO., Art. 50 Abs. I oder II am Eintritt in die Kirchenverwaltung behindert sind: 1............................ ..............................in..........................

mit . . . Stimmen

geboren am usw.

Die anwesenden Gewählten wurden vom Wahlkommiffär von der auf sie gefallenen Wahl ver­ ständigt und unter Hinweis auf die Rechtsfolge des § 32 Abs. IV der Kirchenwahlordnung zur Er­ klärung über Annahme oder Ablehnung der Wahl aufgefordert.

Ziff. 5 ist wegzulassen, wenn ein HauptwahlauSschuß bezeichnet oder wenn bei Nichtbezeichnung eine« HauptwahlauSschusseS keiner derGewahlten anwesend ist.

Ztff. 6 ist wegzulassen, wenn ein Hauptwahlausschuß bezeichnet ist oder wenn bet Nichtbezetchnung eines HauptwahlauSschusseS keiner der anwesenden Gewähl­ ten die Annahme der Wahl erklärt hat.

6. D . . Unterfertigte . erklär . . die Annahme der Wahl. L. U.

Ztff. 7 ist wegzulaffen, wenn ein HauptwahlauSschuß bezeichnet ist oder wenn bei Nichtbe­ zeichnung eine« HauptwahlausschusseS keiner der anwesenden Gewähl­ ten die Wahl abgelehnt hat. Ziff. 8 ist wegzulassen, wenn einHauptwahlausschuß bezeichnet ist oder wenn bet Nichtbezeich­ nung eine» HauptwahlauSschuffes keiner der an­ wesenden Gewählten die TrklärungüberAnnahme oder Ablehnung der Wahl verweigert hat.

D . . Unterfertigte . lehn . . . die Wahl ab, weil

L. N.

f8* Eine Erklärung über Annahme oder Ablehnung

der Wahl ha . . . nicht abgegeben:

S. Beschlüsse und Feststellungen:

Wahlkommissär. Protokollführer. Wahlausschuß­ mitglieder.

I. Bek., betr. Formblätter.

Muster 9, 10.

133

Muster 10 für alle Wahlen, für die ein HauptwahlauSschuß bezeichnet ist, zu § 30 Abs. III der Kirchenwahlordnung.

Protokoll, die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper für die Wahlperiode .... betreffend.*) Gegenwärtig: Die Unterschriebenen.

1. 2 3. 4. 5. 6.

den .

19 . .

1. Bei der Wahl der Kirchenverwalter der . Kirchenverwaltung in und ihrer Ersatzmänner erhielten in sämtlichen Wahllokalen *♦) in Stimmen, ............................................ in ..... . Stimmen, in Stimmen, in ..... . Stimmen, ................... in . . . , . Stimmen, in Stimmen, usw.

2. Gewählt sind hienach (vgl. KWO. § 29 Abs. I) :")*") a) als Kirchenverwalter: 1. . ... in .......................... geboren am .... ................ mit . . . Stimmen, 2. ............. in......................... geboren am............ ............... mit . . . Stimmen, 3. geboren am ... . .............mit. . . Stimmen, usw. *) Für die Wahlen der Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner (KWO. § 35) ist das Muster entsprechend zu ändern. **) Fand nach KWO. §§ 17 Abs. V und 28 bei Wahlen nach gebundenen Listen noch ein Ergänzungswahlgang nach freien Listen statt, so ist unter Ziff. 1 bei Aufführung aller Stimmenempfänger und unter Ziff. Ä bei den einzelnen Gruppen der Gewählten ersichtlich zu machen, wieweit sie im Hauptwahlgang nach gebundenen Listen und wieweit sie im Ergänzung^watzlgaqg ngch freien Listen.gewählt, sinh. > ***) Begegnet die verlässige Ermittlung der GeburtSzeit eines Gewählten Schwierig­ keiten, so kann von der hierauf bezüglichen Feststellung in diesem Protokoll abgesehen werden, sofern über die Wählbarkeit (KGO. Art. 44 Abs. I, 70 Abs. I) und über die Reihenfolge der Stimmenempfänger bei gleicher Stimmeuzahl (KGO. Art. 49 Abs. N, 51 Abs. I, 70 Abs. I; KWO. § 29 Abs. I) kein Zweifel besteht. In diesem Falle hat aber der Wahlkommisiär de« HauptwahlauSschusseS dem Protokoll des HauptwablauSschusieS über Feststellung des WahlergevntffeS eine Ergänzungsübersicht beizufügen mit genauer Angabe der Geburtszeit der Gewählten und solcher Stimmenempfänger, die die gleiche Stimmenzahl wie ein Gewählter erhalten haben.

134

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen. b) als Ersatzmänner: 1

geboren am

in. . mit . . . Stimmen,

2

....................................... geboren am

............................................in. . mit . . . Stimmen.

3

....................................... geboren am usw.

............................................ in. . mit . . . Stimmen,

c) als Kirchenverwalter, die aber nach KGO. Art. 50 Abs. I oder II am Eintritt in die Kirchenverwaltung behindert find: in

1

geboren am usw.

Ziffer 3 ist wegzulassen, wenn keiner der Gewählten anwesend ist.

3. Die anwesenden Gewählten wurden vom Wahl­ kommissär von der auf fie gefallenen Wahl ver­ ständigt und unter Hinweis auf die Rechtsfolge oeS 8 32 Abf. IV der Kirchenwahlordnung zur Er­ klärung über Annahme oder Ablehnung der Wahl aufgefordert.

Wegzulassen, wenn keiner der anwesenden Gewählten die Annahme der Wahl erklärt hat.

Wegzulaffen, wenn keiner der anwesenden Gewählten die Wahl ab­ gelehnt vat.

hÄM: l

D . . Unterfertigte . . erklär . . die jAnnahme der Wahl. L. U.

D . . Unterfertigte . . lehn ... die Wahl ab, weil L. U.

Nn-'Srklarungab-r Annahme oder Ablehnung der

GewähltendieLrklärung-Wahl ha . . Nlcht abgegeben: über Annahme oder Ab- I lehnung der Wahl ver- ' weigert hat.

, Wahlkommiss 4. Beschlüsse und Feststellungen:

deS' Haupt» 1 WahlauSschußWahl­ ' | Mitglieder ausschusses. , Protokollführ

135

I. Bek., betr. Formblätter. Muster 10, 11. Muster 11

für alle Wahlen zu A 39 Abs. I der Kirchenwahlordnung.

Übersicht der Kirchenverwalter und Ersatzmänner sowie der nach KGO. Art. 50 Abs. I u. II am Eintritt in die Kirchen­ verwaltung Behinderten der KirchenW-yul-fl-tt, w-nn v-rwaltung ... ... . in . . ...... Ktrchenaemeindebe- s dann der Krrchengememdebevollmachtlgten und Ersatzvollmächtigte nicht 1 männer zkwZhltwordtnsind. füt bie Wahlperiode......................

I. a) Kirchenverwalter: in in in

1 2 3 usw.

b) Ersatzmänner: 1.................................................................. in in 2 3 .................................. in usw.

Ziffer U ist wegzulaffen,wean Kirchenäemeindebevoll- < machttgte nicht ge­ wählt worden find.

c) Nach KGO. Art. 50 Abs. I oder IIL am Eintritt in die Kirchenverwaltung Behinderte: in 1.............. usw. II. a) Kirchengemeindebevollmächtigte: 1 .............................................. in . . . 2 .............................................. in . . . 3 .............. in . . 4 .............. ,................................ in 5 .............. . . . in . . . 6 .................................................. in . . . usw. b) Ersatzmänner: in 1 in 2 3. . . . . in usw. den

Wahlkommifsär.

19 . .

136

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen. Muster 12 für Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter zu § 44 Abs. II der Kirchenwablorduung.

Protokoll, die Wahlen der ortskirchlichen Bertretungskörper für die Wahl­

betreffend.

periode

Gegenwärtig: b

, den

19 . .

Die Unterschriebenen.

Die

neugewählten Kirchenverwalter

der

Kirchenverwaltung

wurden auf

in

ihre Obliegenheiten und die ihnen nach KGO.

Art. 59 auferlegte Haftung hingewiesen, zur getreulichen Erfüllung ihrer Pflichten ermahnt

und in ihr Amt eingewiesen. Sie wurden vom Kirchenverwaltungsvorstande mittels Abnahme

des Handgelübdes verpflichtet.

Zur Bestätigung unterzeichnen:

Kirchenverwaltungsvorstand.

IT. Bek., betr. die Wahlperiode 1913/18.

137

Nr. 24183.

II. Nekamtmchung, die Wahleu der oErchlicheu VettretllugSkörper für die Wahlperiode 1913/18 betreffend. Vom 21. Oktober 1912.

(KultMBl. S. 741) 'K. Staats Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten.

Gemäß KGO. Art. 110 Abs. II wird verfügt, daß die Wahlen der ortskirchlichen Vertretungskörper auf Grund der Kirchengemeindeordnung für die Wahlperiode 1913/18 in den Landesteilen rechts des Rheins und für die katholische Kirche in der Pfalz in den Monaten November und Dezember 1912 stattzufinden haben. Vorstehendes ist sofort in den Kreis­ amtsblättern und in den Bezirksamtsblättern bekannt zu geben Die Staatsaufsichtsbehörden werden ermächtigt, da, wo die Durchführung der Wahlen in den Monaten November und Dezember 1912 auf Schwierig­ keiten stoßen sollte, entsprechende Terminsverlängerung zu gewähren. Für die Durchführung der Wahlen ergehen weiter nachstehende Anordnungen: 1. Die Staatsaufsichtsbehörden haben den unterstellten Kirchen­ verwaltungen sofort bekannt zu geben, wieviel Kirchenverwalter und Ersatzmänner und, soweit regelmäßige Erneuerungswahlen der Kirchen­ gemeindebevollmächtigten vorzunehmen sind (vgl. KGO. Ärt. 110 Abs III), wieviel Kirchengemeindebevollmächtigte und Ersatzmänner zu wählen sind 2. Gleichzeitig sind die Kirchenverwaltungsvorstände aufzufordern, alsbald die in § 3 Abs. I der Kirchenwahlordnung vorgeschriebene öffent­ liche Bekanntmachung zu erlassen oder einen Beschluß der Kirchenver­ waltung vorzulegen, in dem um die Genehmigung zur Abstandnahme von der Aufstellung einer Wählerliste (§ 2 Abs II der Kirchenwahlordnung) gebeten wird. Von der Aufstellung einer Wählerliste wird in den meisten ländlichen Kirchengemeinden abgesehen werden können, weil hier die per­ sönlichen Verhältnisse der einzelnen Kirchengemeindeglieder dem Kirchen­ verwaltungsvorstand und den Mitgliedern des Wahlausschusses in der Regel ohnehin bekannt sein werden. Auch in Städten kann in geeigneten Fällen von Aufstellung einer Wählerliste abgesehen werden, insbesondere dann, wenn eine geringe konfessionelle Minderheit eine Kirchengemeinde bildet In größeren Kirchengemeinden, dann auch in ländlichen Kirchen­ gemeinden mit vorwiegend industrieller und rasch wechselnder Bevölkerung und in Kirchengemeinden, in denen nach Lage her Verhältnisse mit einer sehr großen Wahlbeteiligung zu rechnen ist, wird die Aufstellung einer Wählerliste nicht zu umgehen sein. Die Aufstellung einer Wählerliste wird unter Umständen auch da angezeigt sein, wo zwar die Voraussetzungen für das listenlose Verfahren gegeben sind, sich aber dieses Verfahren wegen besonderer Umstände nicht empfiehlt, z. B. weil der Kirchenverwaltungs­ vorstand erst unmittelbar vor der Wahl aufgezogen ist

138

D. Minist.-Bekanntmachungen über die Wahlen.

Ist bei Aufstellung einer Wählerliste nach der Zahl der Ein­ tragungen in die Anmeldeliste (KWO. § 3 Abs. II) mit einer großen Wahl beteiligung zu rechnen und ist zugleich eine größere Anzahl von Kirchen Verwaltern oder Kirchengemeindebevollmächtigten samt Ersatzmännern zn wählen, so wird die Kirchenverwaltung zweckmäßig um staats auf sich tliche Genehmigung zur Vornahme der Wahl nach gebun­ denen Li st en nachsuchen (KGO. Art. 52 Abs. III Satz 2 und 3, KW^. §§ 2 Abs. III, 5 Abs. VI Satz 1 und 2). In solchen Fällen werden ohnehin regelmäßig verschiedene Wählergruppen mit Wahlvorschlägen hervortreten und gedruckte, autographierte oder sonst vervielfältigte Wahlzettel mit Bezeichnung der zu Wählenden zur Verfügung stellen. Erfolgt nun die Wahl nach freien Listen, so ändern zahlreiche Wähler an diesen Vor­ schlägen nur einzelne Namen. Hiedurch entsteht eine starke Zersplitterung der Stimmen und eine große Erschwerung der Stimmenauszählung, ohne daß erfahrungsgemäß am Gesamtergebnis etwas geändert wird. Durch die Wahl nach gebundenen Listen, bei der nur für unveränderte Vorschlags listen gestimmt werden darf (KWO. § 6 Satz 2), wird eine solche Zer splitterung der Stimmen vermieden. Bei Ermittlung des Wahlergebnisses (KWO. § 27) braucht zunächst nur gezählt zu werden, wie oft für jede Vor schlagsliste gestimmt wurde. Damit ist zugleich ermittelt, wieviel Stimmen nach jeder Vorschlagsliste auf die in ihr Vorgeschlagenen gefallen sind. Auch bei Wahlen ohne Wählerliste und bei solchen mit Wählerline nach freien Listen (KWO. §§ 2 Abs. III, 17 Abs. V) ist zur Erleichterung der Abstimmung für die Wähler und zur Vereinfachung der Stimmen­ auszählung den etwa auftretenden Wählergruppen anheim zu geben, ge druckte, autographierte oder sonst vervielfältigte Wahlzettel mit Bezeichnung der zu Wählenden vorzubereiten und den Wählern am Wahltage zur Ver­ fügung §ii stellen. Bezüglich der Kosten für Herstellung solcher Wahlzettel wird auf § 21 Abs. I Satz 6 und 7 der Kirchenwahlordnung verwiesen. Auf vorstehende Gesichtspunkte sind die Kirchenverwaltungsvorstände hinzuweisen: sie sind bei Bescheidung der Anträge nach § 2 Abs. II und III der Kirchenwahlordnung zu beachten. 3. Soweit regelmäßige Erneuerungswahlen der Kirchengemeinde bevollmächtigten vorzunehmen sind, sollen bei Wahlen ohne Wählerliste und bei Wahlen mit Wählerliste nach freien Listen die Wahlkommissäre ausdrücklich auf § 36 Abs. I der Kirchenwahlordnung hingewiesen werden. 4. Im übrigen werden die Staatsaufsichtsbehörden die Kircheuverwaltungsvorstände und Wahlkommissäre mit geeigneten Weisungen versehen und ihnen zur glatten Abwicklung des Wahlgeschäftes tunlichst an die Hand gehen. 5. Falls der Termin für Vornahme der Wahlen verlängert wird, ist zu beachten, daß in manchen Städten während der Faschingszeit, daS ist vom 7. Januar bis 4. Februar 1913, Wahllokale nur schwer erhältlich sein werden. In solchen Fällen wird unter Umständen der Wahltermin bis nach dem 4. Februar 1913 zu verschieben sein. 6. Nach Durchführung sämtlicher Wahlen haben die K. Bezirks­ ämter den K. Regierungen, Kammern des Innern, und diese hieher über etwaige Anstände und besondere Vorkommnisse zu berichten. München, den 21. Oktober 1912.

Dr. von Knilling.

E. Erläuterungen zur Kirchengemeinde­

ordnung. Im Namen Seiner Majestät des Königs.

Lvitpold, von Gottes Gnaden Königlicher Prinz von Bayern,

Regent.

Wir haben zur Regelung der Verhältnisse der katholischen und protestantischen Kirchenstiftungen und Kirchengemeinden des Königreichs in Ansehung der Verwaltung des Ortskirchenvermögens und der Beseitigung der örtlichen Kirchenbedürfnisse nach Ver­ nehmung de- Staatsrates mit Beirat und Zustimmung der Kammer der Reichsräte und der Kammer der Abgeordneten beschlossen und verordnen, wa- folgt:

Erster Abschnitt.

Kirchengemeinde« und OrtsKirchennermngen im allgemeinen. Rechtliche Stellung usw.

Art. 1.

'Die Kirchengemeinden im Sinne dieses Gesetzes sind rechts­ fähige zur Befriedigung der örtlichen Kirchenbedürfnisse organi­ sierte Beitragsverbände. Als Kirchengemeinden gelten die Pfarr­ gemeinden, die etwa innerhalb dieser bestehenden Mutter- und Tochtergemeinden, dann die Gesamtkirchengemeinden. n Die Kirchengemeinden genießen die Vorrechte der öffentlichen Stiftungen. '»Die katholischen Kirchengemeinden und ihre Vertretungs­ körper sind nicht Einrichtungen der inneren Kirchenverfassung.

140

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

iv®ic innerkirchlichen Aufgaben der protestantischen Kirchen­ gemeinden sind nicht Gegenstaiä dieses Gesetzes.

v®ie Eigentumsverhältnisse am Ortskirchenvermögen bleiben unberührt. VI 93ei katholischem Ortskirchenvermögen ist möglichst darauf hinzuwirken, daß neu zugehendes Grundstockvermögen Eigentum der Kirchenstiftung, nicht der Kirchengemeinde wird. Im Zweifels­ falle wird dies vermutet. Begr. S. 394; A. A. 1910 (1. Les.) S. 11 ff., (2. Les.) S. 233 ff.; A. Pl. 1910 S. 398 St. B. Nr. 121 S. 1 ff.; R. A. 1912 I. Prol. S. 1 ff. R. Pl. 1912 S. 174 ff.; A. A. 1912 Beil. 305 S. 4; A. Pl. 1912 St. B. Bd. V S. 39ff.

Zu Abs. I.

I.

1, „Kirchengemeinde" ist zunächst ein innerkirchlicher Begriff — gleichbedeutend mit Kirchen-(Pfarr-)Verband — den der VGH. definiert als die „Gesamtheit derjenigen Angehörigen eines und desselben Be­ kenntnisses, welche in Ansehung ihrer Kultusübung einer bestimmten Kirche zugewiesen sind (insbes. VGH. Bd. 4 S. 23). Auch die Zweck­ bestimmung und der Aufgabenbereich der Kirchengemeinde liegen zunächst auf innerkirchlichem Gebiet; ihr Aufgabenbereich greift jedoch auf welt­ liches Gebiet über, sobald Vermögensinteressen in Frage kommen. Das bayerische Staatsrecht zieht hier eine scharfe Grenze. § 64 mit 65 des RE. erklärt alle Vermögensangelegenheiten der Kirche für rein weltliche Angelegenheiten und unterwirft daher die Kirchengemeinden insoweit der staatlichen Gesetzgebung. Wie das bisherige Recht (vgl. die sehr übersichtliche Studie bei Tretzel, Archiv f. kathol. Kirchenrecht Bd. 86 S. 652 ff.), so nimmt zwar auch die KGO. den innerkirchlichen Begriff der Kirchengemeinde herüber auf das weltliche Gebiet der Vermögensverwaltung, baut dieselbe aber nach Bedürfnis weiter aus und organisiert sie nach weltlichen Gesichtspunkten. Zwischen Kirchen­ gemeinde im innerkirchlichen Sinn und Kirchengemeinde im weltlichen (vermögensrechtlichen) Sinn ist daher zu unterscheiden. Zwar sind die äußeren Begriffsmerkmale im wesentlichen dieselben; erstere hat jedoch lediglich innerkirchliche, letztere lediglich weltliche Aufgaben und Organe. Die Kirchengemeinden in beiderlei Sinn bestehen rechtlich grundsätzlich selbständig nebeneinander; insbesondere ist die Kirchengemeinde im ver­ mögensrechtlichen Sinn mit den sich aus obigem ergebenden Ein­ schränkungen grundsätzlich von der inneren Kirchenverfassung unabhängig. Die KGO. trägt aber der innerkirchlichen Auffassung der Kirchengemeinde auch für ihre weltlichen Aufgaben im weitesten Maße Rechnung (vgl. z. B. Art. 6) und ermöglicht unter bestimmten Voraussetzungen selbst eine teilweise Verschmelzung der beiderseitigen Organe (vgl. Art. 103, 104, 105). 2 Eine authentische Definition des Grundbegriffs der Kirchen­ gemeinde gibt die KGO. nicht; sie überläßt diese Definition der Wissen­ schaft und der Praxis (Begr. S. 395); auch für die Bildung der Kirchen­ gemeinden mit Ausnahme der von ihr geschaffenen Gesamtkirchenge­ meinden gibt die KGO. keine Bestimmungen (s. unten Bem. 3). Ob eine Kirchengemeinde überhaupt zu Recht besteht, bestimmt sich daher auch für die Zukunft, soweit die KGO. nicht ausdrückliche Bestimmungen

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 1.

141

trifft (vgl. unten a—d) außerhalb der KGO. Allerdings konnte es dem Gesetzgeber nicht erspart bleiben, zu den einschlägigen Streitfragen Stellung zu nehmen (vgl. unten Bem. 4 d), da die Struktur des Ge­ setzes in mehrfacher Hinsicht hievon abhängig war. Soweit derartige Beziehungen bestehen, wird die Auslegung der Grundausfassung des Gesetzgebers zu folgen haben. Im allgemeinen ist der KGO. die eingangs erwähnte Auffassung des BGH. zugrunde gelegt. Abweichungen von den in der Rechtsprechung des BGH. festgehaltenen Grundsätzen ergeben sich zum Teil hinsichtlich der Begriffsbestimmung der Filialkirchengemeinden (hierüber vgl. unten Bem. 4d). Ferner modifiziert die KGO. jenen allgemeinen Begriff der Kirchengemeinden für ihre Zwecke noch nach folgenden Richtungen (Begr. S. 396): a) Nach Art. 4 Abs. II werden unter Umständen die im Kirchengemeinde­ bezirk wohnenden Angehörigen zweier (protestantischer) Bekennt­ nisse in Ansehung der durch die KGO geregelten An­ gelegenheiten so behandelt, wie wenn sie nur einem Bekennt­ nisse angehören würden (Art. 4 Abs. II). b) Nach Art. 2 Abs. I können die Bekenntnisgenossen eines bestimmten Bezirks in Ansehung der Vermögensverwaltung und der Bedarfs­ deckung durch speziellen organisatorischen Akt im voraus einer erst zu errichtenden Kirche zur Kultusausübung zugewiesen werden. (Der Bestand einer Kirchenstiftung ist hienach nicht Voraussetzung des Bestandes einer Kirchengemeinde, a. M. VGH. Bd. 10 S. 219.) c) Die Kirchengemeinde besteht auch fort, wenn die Kirche durch Brand, Einsturz usw. zerstört ist und erst wieder errichtet werden muß. d) Als Kirchengemeinde ist im Interesse vereinfachter Formulierung des Gesetzes auch die Gesamtkirchengemeinde bezeichnet, welche eigent­ lich ein Verband von Kirchengemeinden ist (Art. 3), da ihre An­ gehörigen verschiedenen Kirchen zur Kultusausübung zugewiesen sind und nur zum Zwecke der Verwaltung gemeinsamen Vermögens oder der gemeinsamen Deckung von Ortskirchenbedürfnissen ein höherer kirchengemeindlicher Verband über den Pfarr- und Tochter­ gemeinden organisiert ist. e) Ausnahmsweise können auch in einer und derselben (protestantischen) Kirchengemeinde die Parochianen mehreren Kirchen zur Kultus­ übung, ohne daß ein Verband mehrerer Kirchengemeinden vorläge und ohne Abgrenzung von wirklichen Filialbezirken, zugewiesen sein (z. B. München). f) Der Kirchengemeindebezirk einerseits und andrerseits der Bezirk, welcher für die Befriedigung kirchlicher Bedürfnisse oder der Be­ zirk, welcher für die Bildung der kirchengemeindlichen Organe (Vertretungskörper) in Betracht kommt, müssen nicht stets zu­ sammenfallen (dgl. Art. 1, 4, 16, 19, 36/ 42, 66 Ms. III Und IV, 68 Abs. V).

8 Hinsichtlich der Bildung der Kirchengemeinden bleibt es voll­ kommen bei den bisherigen Grundsätzen (vgl. Art. 2 Abs. II). 4. Die KGO. unterscheidet unter den Kirchengemeinden: Pfarr­ gemeinden, Muttergemeinden, Tochtergemeinden und Gesamtkirchenge­ meinden.

142

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

a) Die Psarrkirchengemeinde — der Grundtypus der Kirchengemeinden — ist die Gesamtheit der zu einer Pfarrei (einem Pfarrsprengel) gehörigen Konsessionsgenossen; sie kann sich scheiden in eineMutterund Tochtergemeinde. Mutter- und Tochtergemeinden können selb­ ständige Kirchengemeinden im Sinne dieses Gesetzes sein, werden aber, wie insbesondere aus Art. 16, 42 zu entnehmen ist, nach der Absicht der KGO. (vgl. Begr. S. 396) von der Pfarrkirchen gemeinde als höherem Verbände umfaßt (a. M. VGH. insbesondere Bd. 10 S. 214), ohne daß dadurch an sich schon eine Gesamtkirchengemeinde anzunehmen wäre (s. Art. 3). Die praktische Wirkung dieser Zu­ sammengehörigkeit bemißt sich nach den Umständen des besonderen Falles; sie kann nach Umständen dauernd oder zeitweise so gering sein, daß die Zusammengehörigkeit nur noch theoretische Be­ deutung hat. Pfarrgemeinden, welche den Pfarrer gemeinsam haben (ver­ bundene Pfarrgemeinden: Art. 17) bleiben selbständige Pfarrkirchen­ gemeinden. Wie Pfarrgemeinden sind diejenigen Kirchengemeinden zu be­ handeln, welche sich an die den Pfarreien gleichgeachteten selb­ ständigen Pfarrkuratien, Kuratbenefizien und ständigen PfarrVikariate anschließen (Art. 36 Abs. I Ziff. 1). b) Muttergemeinde (Pfarrortsgemeinde) im Sinne des Gesetzes ist die Pfarrgemeinde nach Abzug der Tochtergemeinde oder der Tochter­ gemeinden. c) Tochtergemeinde ist die Gesamtheit der innerhalb eines räumlich abgegrenzten Bezirks hinsichtlich einer, wenn auch eingeschränkten Kultusübung durch organisatorischen Akt oder tatsächlich seit unfürdenklicher Zeit einer Filialkirche zugewiesenen Konfessions­ genossen. Die Bestimmung des Begriffes einer Kirchengemeinde ist ge­ rade hier praktisch von größter Bedeutung. Die Grundbedingung des Bestehens einer eigenen Filialkirchengemeinde ist stets, daß sie ein gewisses Maß kirchlichen Eigenlebens führt. Der VGH. hat hierüber in einer Reihe von Erkenntnissen gewisse Grundsätze aufgestellt (vgl. insbesondere Bd. 4 S. 23, Bd. 9 S. 297, Bd. 10 S. 214, Bd. 14 S. 272, Bd. 15 S. 230). Die KGO. geht darüber hinaus. Sie geht von der Auffassung aus (vgl. insbesondere Art. 16 Abs. III—V), daß eine (Filial-)Kirchengemeinde nicht bloß dann vorliege, wenn die Kirche, welcher die Filialisten zur Kultus­ übung zugewiesen sind, in dem vom VGH. gefordertem Maße „den Mittelpunkt der gesamten Kultusübung" für die Filialisten zu bilden vermag, sondern auch schon dann, wenn diese Kultusübung eine eingeschränktere ist, z. B. wenn das ganze Jahr hindurch nur au jedem dritten oder vierten Sonntag oder auch nur etwa zehn­ mal im Jahr in der Filialkirche anspruchsgemäß pfarrlicher Gottesdienst (bei den katholischen Messen mit applicatio pro populo, bei den Protestanten Predigtgottesdienst) stattfindet. Eine be­ stimmte Mindestgrenze setzt die KGO. nicht fest; vereinzelte Kultus­ übungen bleiben jedoch selbstverständlich außer Betracht. Im all­ gemeinen soll es genügen, daß für den Filialbezirk überhaupt ein „rechtlich geordnetes kirchliches Eigenleben" besteht und es soll der Annahme einer Filialkirchengemeinde (Tochtergemeinde) nicht

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 1.

143

entgegenstehen, wenn im übrigen auch für die Filialisten der Mittel­ punkt der Kultusübung die Pfarrkirche ist (Begr. S. 396). Die KGO befindet sich damit im Einklang mit der bisherigen Ministerialpraxis (ME. vom 16. Februar 1836, Döll. US. 1293) und mit Meurer (Bd. 1 S. 32 f.). Daß die Filialisten trotz des Bestandes einer Tochtergemeinde im allgemeinen noch als Angehörige der Marrkirchengemeinde hinsichtlich vorhandener gemeinsamer Ange­ legenheiten behandelt werden (s oben a) ist nur eine Konsequenz dieser Anschauung. Als „Kirche" der Tochtergemeinde (von der KGO. als Tochter­ kirche bezeichnet) gilt hier auch eine Notkirche oder ein Betsaal, selbst wenn diese nur gemietet sind (Art. 2 Abs I). d) Über Gesamtkirchengemeinden s. Art. 3. 5. Kirchengebäude, um die sich eine eigene Kirchengemeinde nicht gebildet hat, bezeichnet die KGO. in Übereinstimmung mit der bis­ herigen Praxis als Nebenkirchen oder Kapellen. Wo für einen be­ stimmten Teil des Pfarrsprengels eine Nebenkirche oder Kapelle mit rentierendem Vermögen vorhanden ist, oder den in einem solchen engeren Bezirk wohnenden Bekenntnisgenossen besondere Leistungen für kirch­ liche Zwecke obliegen, ohne daß eine Tochtergemeinde bestünde, läßt die KGO. zwar im Einklang mit dem bisherigen Recht (MinE. vom 30. April 1835 (Döll. 11 S. 1293], Ziff. 136 der VollzugsVorschr. zum RE.) die Bildung einer besonderen Nebenkirchenverwaltung nach Analogie der von den Kirchengemeinden zu wählenden Kirchenverwaltungen zu (Art. 36 Abs. II Ziff. 3, Abs. HI Ziff. 3, Abs. V), nimmt aber keines­ wegs eine eigene „Nebenkirchengemeinde" oder „Kapellengemeinde" an. Praktisch bedeutet diese Konzession freilich eine weitgehende analoge An­ wendung der für die Kirchengemeinden geltenden Bestimmungen (vgl. Art. 13 Abs. V, Art. 42 Abs. VI, Art. 66 Abs III, Art. 68 Abs. V). S. Simultankirchengemeinden kennt die KGO. ebensowenig wie das bisherige Recht. (VGH. Bd. 29 S. 389, Bd. 24 S. 583; vgl. Art. 90.) 7. Über die Mitgliedschaft in der Kirchengemeinde s. Art. 4. II. Art. 1 stellt an die Spitze des Gesetzes den Satz: „Die Kirchen­ gemeinden im Sinne dieses Gesetzes sind rechtsfähige zur Befriedigung der örtlichen Kirchenbedürsnisse organisierte Beitragsverbände". Dieser Satz bedeutet ein Programm. Durch ihn im Zusammenhang mit den übrigen Vorschriften des 1. Abschnittes soll von vorneherein klargestellt werden, daß sich die KGO. nur mit den finanziellen, nach bayer. Recht rein weltlichen Angelegenheiten der Kirchengemeinde befaßt, die Kirchen­ gemeinden also unter Außerachtlassung ihrer innerkirchlichen Funktion nur als Verbände begreift, welche für die Aufbringung des finanziellen Bedarfs der Kirche zu> sorgen Hahen.» Allerdings, wurzelt auch .die. Kirchengemeinde im vermögensrechtlichen Sinne — wie unter I dar­ gelegt — auf innerkirchlichem Gebiet und steht mit diesem in enger Wechselbeziehung. Die KGO. trifft aber keine Bestimmung, die in den innerkirchlichen Wirkungskreis der Kirchengemeinde irgendwie eingriffen. Art. 1 Abs III und IV stellt dies noch ausdrücklich fest. 2. Die Organisation der Kirchengemeinden im vermögensrecht­ lichen Sinn ist in Übereinstimmung mit dem bisherigen Recht, soweit

1

144

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

möglich, der der politischen Gemeinden und zwar im allgemeinen der Landgemeinden nachgebildet. Die Kirchengemeinden sind wie diese rechts­ fähige Kommunalverbände (s. unten Bem. 4); dem Gemeindeausschuß entspricht die Kirchenverwaltung (Art. 53), der Gemeindeversammlung die Kirchengemeindeverfammlung (Art. 65). Letztere kann ausnahms­ weise durch Kirchengemeindebevollmächtigte ersetzt werden (Art. 68). Die wichtigste Ausgabe der Kirchengemeinde ist wie in Art. 1 Abs. I Satz 1 hervorgehoben, die Aufbringung der zur Deckung der Ortskirchenbedürsnisse erforderlichen Mittel. Die Erfüllung dieser Aufgaben bildet den Bereich der eigenen Angelegenheiten der Kirchengemeinden. Im einzelnen gehören hieher die Verwaltung eines etwa vorhandenen kirchen gemeindlichen Vermögens, die Erhebung von Umlagen, die An­ ordnung von Kirchengemeindediensten, die Aufnahme von Anlehen zu Lasten der Kirchengemeinde usw., die Erlassung einschlägiger, statuta­ rischer Vorschriften (Ortskirchensatzungen: Art. 54) und die damit zu­ sammenhängenden Fragen. Zu diesen eigenen Angelegenheiten kommt für die protestantischen Kirchengemeinden auch noch als besondere Aufgabe die ihnen anvertraute Verwaltung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens (Art. 6 Abs. II), so­ weit für dieses nicht eine besondere Verwaltung (Art. 6) besteht. (Für die Unterscheidung des Gemeinderechts zwischen eigentlichen Gemeinde­ angelegenheiten und übertragenen Wirkungskreis ist hier kein Raum; das Analogon des Gemeinderechts ist vielmehr in der 3. Abteilung der GO. — 1. mit 3. Abschnitt einerseits und 4. Abschnitt andrerseits — zu suchen). 3. Hinsichtlich der ihnen durch die KGO. zugewiesenen Ausgaben besitzen die Kirchengemeinden das Recht der Selbstverwaltung nach Maßgabe dieses Gesetzes. Durch Art. 96c KGO. ist dieses Recht auch unter verwaltungsrichterlichen Schutz gestellt. Die ausdrückliche Fest­ stellung des Selbstverwaltungsrechts der Kirchengemeinden nach Ana­ logie des Art. 1 GemO. ist lediglich deshalb unterblieben, weil sich dieses Recht aus dem Gesetz von selbst ergebe, die Feststellung also nur theoretische Bedeutung habe (vgl. AA. 1910 1. Les. S. 11, Erkl. des Staatsmin.). Inhalt und Umfang des Selbstverwaltungsrechts ist nach Möglichkeit dem der politischen Gemeinden angeglichen. Vor allem ist die bisherige Kuratel durch die „Staatsaufsicht" (Art. 73 ff.) ersetzt und auf das System kumulativer Genehmigung (Kuratel und Ober­ kuratel) verzichtet. Den besonderen Verhältnissen entsprechend sind jedoch den Staatsaufsichtsbehörden in wesentlichen Punkten (vgl. z. B. Art. 23) weitgehendere Aufsichtsbefugnisse Vorbehalten als gegenüber den poli­ tischen Gemeinden. 4. Die Rechtsfähigkeit der Kirchengemeinden im öffentlichen oder bürgerlichen Rechtsverkehre war schon in der bisherigen Praxis und Rechtsprechung anerkannt. Die in der Literatur noch vereinzelt auf­ getretenen Zweifel werden durch Art. 1 Abs. I Satz 2 beseitigt. Die Kirchengemeinde ist sonach juristische Person. Als dem Staatsorganismus eingegliederter Kommunalverband mit öffentlichen Aufgaben ist die Kirchengemeinde eine Körperschaft des öffentlichen Rechts im Sinne des § 89 BGB. (vgl. Tretzel, Arch. f. kathol. KR. Bd. 86 S. 676 mit Allegaten).

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im öligem. Art. 1.

145

III. Als juristische Personen sind die Kirchengemeinden vermögens­ fähig. Nur wenige Kirchengemeinden besitzen jedoch eigenes Vermögen. Der weitaus überwiegende Teil des Kirchenvermögens ist Stiftungs­ vermögen. Träger des Stiftungsvermögens ist regelmäßig die Kirchen­ stiftung, die fabrica ecclesiae (vgl. hiezu Art. 5 Abs. II Ziff. 1 Bem. 1). Diese bleibt ebenso wie eine an sie angelehnte selbständige Spezial­ stiftung oder Bruderschaft (vgl. Art. 5) als selbständiges Rechtssubjekt neben der Kirchengemeinde bestehen. Zwischen dem Vermögen der Kirchen­ stiftung und dem der Kirchengemeinde ist nach der Absicht des Ge­ setzes scharf zu unterscheiden. Diese Duplizität der ortskirchlichen Rechtssubjekte äußert ihre Wirkung vornehmlich darin, daß Zuwendungen an die Kirchengemeinde selbst zu Recht bestehen (vgl. aber Art. 1 Abs. VI), daß der Ertrag der Kirchenumlagen trotz gemeinsamer Haushaltführung (Art. 60 Abs. II) rechtlich in das Eigentum der Kirchengemeinde übergeht, daß Anlehen nicht nur zu Lasten der Kirchenstiftung, sondern auch zu Lasten der Kirchengemeinde ausgenommen werden können und daß auch der Kreis der öffentlichen Rechte und Verbindlichkeiten (namentlich der öffentlichrechtlichen Bauverpflichtungen) der Kirchenstiftung und der Kirchen­ gemeinde sich nicht deckt (Begr. S. 398). Der Kirchengemeinde kommen ebensowenig irgendwelche Eigentumsrechte an dem ortskirchlichen Stif­ tungsvermögen zu als ihr an sich ein Rechtsanspruch auf die Ver­ waltung derselben zusteht. Die Jnteressenkongruenz der Kirchenstiftung und der Kirchengemeinde hat aber wenigstens für die protestantische Kirche dahin geführt, den Kirchengemeinden die Verwaltung des orts­ kirchlichen Stistungsvermögens anzuvertrauen (Art. 6 Abs. II). Das Selbstverwaltungsrecht der protestantischen Kirchengemeinden erstreckt sich damit auch auf das protestantische ortskirchliche Stiftungsvermögen, so daß ein unzulässiger Eingriff in die Verwaltung desselben das Selbstver­ waltungsrecht der Kirchengemeinde verletzt. Das katholische ortskirchliche Stiftungsvermögen ist den Kirchen­ verwaltungen, nicht den Kirchengemeinden anvertraut (näheres, nament­ lich auch über die Bedeutung dieses Unterschiedes, bei Art. 6). Hier kommt dem Stiftungsvermögen ein eigenes, selbständig geltend zu machendes Selbstverwaltungsrecht zu (vgl. Art. 74 Abs. I Ziff. 1, Art. 96 c). Die Haushaltführung kann jedoch sowohl in der katholischen als in der protestantischen Kirche für Mrchenstiftung und Kirchengemeinde ge­ meinsam geschehen (Art. 60 Abs. II). Zu erwähnen ist noch, daß Kirchen­ stiftung und Kirchengemeinde nach der KGO. einander nicht bedingen, so daß also sowohl eine Kirchenstiftung ohne Kirchengemeinde (Neben­ kirchenstiftung) und eine Kirchengemeinde ohne Kirchenstiftung (vgl. oben I Bem. 2 b) bestehen kann.

Zu Abs. II. Als solches Vorrecht kommt z. Zt. der besondere verfassungsmäßige Schutz des Staates für das Kirchengemeindevermögen in Betracht (Tit. IV § 10 VerfU. und § 47 RE.). Befreiung von der Einkommensteuer, der Kapitalrentensteuer und der Entrichtung von Gemeindeumlagen ist nunmehr durch die neue Steuer­ gesetzgebung den Kirchengemeinden als solchen eingeräumt (EinkStGes. Langheinricb, Kirchen^emeindeordminq.

10

146

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

vom 14. August 1910 Art. 4 Ziff. 2, VollzVorschr. hiezu sGVBl. 1911 S. 455] § 5; KapRStGes. vom 14. August 1910 Art. 4, VollzVorschr. hiezu vom 28. Mai 1911 sGVBl. S. 721] § 4; Umlagen-Ges. vom 14. August 1910 Art. 2, VollzVorschr. hiezu vom 12. Juni 1911 sGVBl. S. 819] § 8). Zu Abs. m und IV vgl. Abs. I Bem. 11 und II1, auch Art. 6 Abs. I Bem. 1 mit § 38 RE. Die Verschiedenheit der Ausdrucksweise in Abs. III und IV beruht auf der verschiedenen innerkirchlichen Auffassung der Kirchengemeinde als Gesamtheit der Parochianen (Anstaltskirche — Ge­ meindekirche). Zu Abs. V. Das Ortskirchenvermögen steht z. Zt. zum überwiegenden Teil im Eigentum der Kirchenstiftung (vgl. Abs. I Bem. III) oder kirchlicher Spezialstiftungen und von Bruderschaften. Es kann jedoch auch die Kirchengemeinde eigenes Vermögen haben (vgl. Art. 5). Die KGO. greift in die bestehenden Eigentumsverhältnisse weder konstitutiv noch dekla­ ratorisch ein (vgl. VersU. Tit. IV § 9 und 10, RE. §§ 46, 47) und stellt auch keine Vermutung zugunsten des einen oder anderen Rechtssubjekts auf (für neuzugehende Vermögen vgl. jedoch Abs. VI). Die ohnehin zu­ meist bürgerlich-rechtliche Frage, wer im einzelnen Fall Eigentümer eines bereits vorhandenen Vermögens ist, ist daher auch in Zukunft außerhalb der KGO. zu lösen, über bestehende Streitfragen vgl. Begr. S. 399 f. mit Allegaten. Zu Abs. VI. 1. Das bestehende entschiedene Vorherrschen des Kirchenstiftungs­ vermögens soll für die katholische Kirche auch in Zukunft möglichst ge­ wahrt werden (Begr. S. 400). Hienach haben vor allem die ortskirch­ lichen Vertretungskörper selbst bei Vermögenszugängen, die auf ihren Beschlüssen beruhen, zu handeln (z. B. bei Ansammlung eines Fonds als eines Grundstockbestandteils). Bei freiwilligen Spenden Dritter haben der Kirchenverwaltungsvorstand, die Kirchenverwaltung, eventuell die Staatsaufsichtsbehörden, soweit möglich, im Sinne dieser Vorschrift auf den Spender einzuwirken. Diese Vorschrift gilt auch für katholische Ge­ samtkirchengemeinden, soweit solche gemeinsames Stiftungsvermögen be­ sitzen (vgl. Art. 5 Abs. V). Die Vorschrift des Abs. VI wendet sich nur an die mit dem Vollzüge der KGO. befaßten Organe (Begr. S. 400). Für die Notare bleibt daher Art. 27 NotG. maßgebend. Im Nahmen dieser Bestimmung können sie zwar die Beteiligten darüber aufklären, daß nach der Absicht der KGO. die Zuwendung an die Stiftung ge­ schehen soll, eine weitergehende Einwirkung fällt jedoch außerhalb des Bereiches ihrer Zuständigkeit. Das gleiche gilt für Gerichte (z. B. bei Vergleichen). 2. Die in Satz 2 ausgesprochene Vermutung gilt nur für „neu­ zugehendes" Grundstockvermögen, also nur für die Zukunft. Sie gilt auch nur, soweit nicht bereits durch das BGB. (insbesondere § 891 dort) eine Vermutung begründet ist. Ferner werden durch sie entgegenstehende Auslegungsregeln des BGB. (vgl. §§ 133, 157, 2084 BGB.) nicht berührt. Der Richter wird also durch diese Vorschrift in der freien Auslegung einer Willenserklärung nicht beengt. Nur wenn trotzdem noch Zweifel bestehen (wenn z. B. lediglich „für kirchliche Zwecke"

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Arr. 2.

147

ober für „Errichtung einer Hilfspriesterstelle" gestiftet ist), ist für die Vermutung des Abs. VI S. 2 Raum gegeben (vgl. AÄ. 1910 1. Les. 5. 12, RA. 1912 I. Prot. S. 13). Für die protestantische Kirche gilt weder die Anweisung noch die Vermutung des Abs. VI. Titz.

Bildung.

81 tt* 2.

r Ms Sitz der Kirchengemeinde gilt, wenn nicht ein anderes bestimmt oder hergebracht ist, der Ort der Kirche (Notkirche, Bet­ saal), vor Bereitstellung einer Kirche der hiefür bei Bildung einer Kirchengemeinde in Aussicht genommene Ort. Bei Gesamtkirchen­ gemeinden wird der Sitz durch Königliche Entschließung bestimmt. "In Bezug auf Bildung und Umbildung von Pfarreien und Tochtergemeinden sowie ihrer Bezirke sind die hierüber jeweils bestehenden besonderen Vorschriften maßgebend. Begr. S. 401; A. Ä. 1910 (2. Les.) S. 234.

Zu Abs. L 1. Die Frage des Sitzes der Kirchengemeinde, welche insbesondere für die örtliche Zuständigkeit der Staatsaufsichtsbehörden (Art. 73), der Gerichte (§ 17 ZPO.) und Verwaltungsbehörden in Streitsachen (Art. 81), endlich auch für die Abhaltung der Sitzungen der Kirchenverwaltung von Bedeutung ist, ist durch Abs. I erschöpfend geregelt. Für die Aushilfs­ vorschrift des § 17 Abs. 1 Satz 2 ZPO. bleibt daneben kein Raum. 2. Die Bestimmung des Sitzes der Gesamtkirchengemeinden wird regelmäßig bei ihrer Bildung erfolgen (Art. 3 Abs. II). Bei Gesamt­ kirchengemeinden, die mit dem Inkrafttreten der KGO. kraft Gesetzes bestehen (Art. 5 Abs. V Satz 2) bemißt sich der Sitz nach Art. 6 Abs. IV, vgl. dort Bem. 1 zu Abs. IV. 3. Soweit Abweichungen von der Regel des Abs. I hinsichtlich des Sitzes der Kirchengemeinden bestehen, sei es auf Grund ausdrücklicher Bestimmung, fei es aus Grund Herkommens, bleiben sie ohne weiteres in Geltung. Neue Bestimmungen dieser Art bedürfen ministerieller Ge­ nehmigung. Hinsichtlich der Bildung von Kirchengemeinden vor Bereit­ stellung einer Kirche vgl. Bem. I 2 b zu Art. 1.

Zn Abs. II. 1. Als solche jeweils bestehende besondere Vorschriften kommen in Betracht: Verfassungsbestimmungen, Kirchenrechtsnormen, Verordnungen und Ministerialvorschriften. Die wichtigsten derzeitigen Rechtsquellen sind: 88 76 e, 77, 78 und 88 RE., Art. XII f. Konk., 88 19 c u. f. ProtE., 8 KonsjstO^ (Weher I (3. 295) Die Dismembrationsordnung vom 13. Juli 1811 (Weber I A. 351/ und die Psarrpurifikationsordnung vom 6. März und 20. September 1810 (Weber I S. 321, 337, Günther II S. 14 f.) und 13. Dezember 1844 (Weber III S. 562, Günther II S. 25, Stingl S. 18); ferner FormVorschr. vom 17. Dezember 1825 88 34 und 35 (Weber II S. 290); vgl. Seydel III S. 49440, 519, 521, 589 ®8, 600♦

r Als Ortskirchenvermögen gilt das ortskirchliche Stiftungs­ vermögen, dann ein etwaiges Kirchengemeindevermögen. "Zum ortskirchlichen Stiftungsvermögen gehören mit Aus­ schluß der Pfründe- und Hofkultusstiftungen: 1. das Kirchenstiftungsvermögen (Fabrikgut), auch soweit es den geistlichen oder weltlichen Kirchendienern zu Gebrauch oder Nutzung zugewiesen ist, einschließlich der bei der Kirchen­ stiftung bestehenden Fonds; 2. sonstige örtliche Kultusstiftungen und -fonds; 3. das Vermögen der Bruderschaften und ähnlichen Vereini­ gungen im Kirchengemeindebezirk, soweit es als örtliches Stiftungsvermögen erscheint oder seither ihm gleichgeachtet worden ist. Unberührt bleibt eine für solches Vermögen ord­ nungsmäßig bestehende besondere Verwaltung. 'n Wenn die Verwaltung sonstigen Vermögens von Bruder­ schaften oder ähnlichen Vereinigungen bisher durch eine Kirchen-

1. Abschn. Kirchengem. it. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 5.

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Verwaltung besorgt wurde oder künftig einer solchen übertragen wird, finden auf dieses Vermögen, insolange nicht nach Einver­ nahme der Kirchenverwaltung mit staatsaufsichtlicher Genehmigung eine besondere Verwaltung ordnungsgemäß bestellt wird, die Vor­ schriften über Verwaltung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens entsprechende Anwendung. "Letzteres gilt auch, soweit nicht ein anderes bestimmt ist, für die einer Kirchenverwaltung oder einer besonderen Verwaltung ortskirchlichen Charakters vermöge eines besonderen Rechtsver­ hältnisses zur Verwaltung zugewiesenen Stiftungen und Fonds zu anderen als Kultuszwecken (Unterrichts-, Wohltätigkeitsstiftun­ gen usw.). Wenn solche Stiftungen und Fonds nicht wenigstens mittelbar kirchlichen Zwecken dienen, soll ihre Verwaltung der Regel nach der Kirchenverwaltung nicht übertragen werden. Ein Verband, zu dem mehrere, im übrigen gesondert fort­ bestehende Kirchenstiftungen desselben Bekenntnisses zum Zwecke einer gemeinsamen Vermögensverwaltung vereinigt sind (Stif­ tungsverbände), wird unbeschadet der bestehenden Rechtsverhält­ nisse einer Kirchenstiftung gleichgeachtet. Die Gesamtheit der an einem Stiftungsverband beteiligten Kirchengemeinden gilt als Gesamtkirchengemeinde. Bei Auflösung eines Stiftungsverbandes finden die Art. 3 Abs. III und 10 entsprechende Anwendung. B-gr. 6. 403 A. A. 1910 (2. Les.) S. 234; R. A. 1912 I. Proi. 'S. 16 f.

Zu Abs. L Kirchenstiftung und Kirchengemeinde bestehen als selbständige, ver­ mögensfähige Rechtssubjekte nebeneinander (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. III) Diesem Verhältnis entspricht die Zweiteilung des Abs. I. Beide Ver­ mögensmassen werden unter dem Sammelnamen „Ortskirchenvermögen" zusammengefaßt. Das Vorhandensein eines Kirchengemeinde- (Korporations-) Vermögens betrachtet die KGO. als Ausnahme; vgl. Art. 1 Abs. VI; daher: „etwaiges".

Zu Abs. II. 1. Nicht unter das Ortskirchenvermögen und daher nicht in den Bereich der KGO. fallen: a) die Hofkultusstiftungen; b) in der Regel das bei den Dom-Kollegiatstists- und Klosterkirchen (Htin>gl M. ,747f.X vprhgndene Herzögen,, dg diesps regelmäßig nicht ortskirchlichen Charakter hat. Ist jedoch bei einer solchen Kirche Vermögen ortskirchlichen Charakters ausgeschieden, so sollen die Bestimmungen der KGO. insoweit Anwendung finden, als nicht die besonderen Verhältnisse dieser Kirche entgegenstehen (Begr. S. 404: vgl. Art. 36 Abs. I Bem. 1). Sollen Umlagen erhoben werden, so müssen die ortskirchlichen Vertretungskörper ins Leben gerufen werden.

156

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

c) Das Pfründevermögen wird von der KGO. überhaupt nicht be­ rührt. Soweit jedoch dem katholischen Fabrikrat der Pfalz Befug­ nisse gegenüber dem Pfründevermögen zustehen, gehen diese auf die Kirchenverwaltung über (Art. 100). 2. Die Einteilung, welche Abs. II Zisf. 1—3 dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen gibt, ist wohl zu beachten. Ausdrücklich wird Kirchen­ stiftungsvermögen schlechthin von dem sonstigen kirchlichen Stiftungs­ vermögen unterschieden. Sämtliche hier genannte Vermögensinbegrisfe haben nur das gemein, daß sie alle als ortskirchliche Stiftungen im Sinne der KGO. zu gelten haben. Im übrigen bildet jeder ein in sich abgeschlossenes Ganzes.

Zu Abs. II Ziff. 1. L Das Kirchenstiftungsvermögen ist das im Eigentum der Kirchen st istung stehende Vermögen. Wie oben (Abs. II Bem. 2) her­ vorgehoben, ist die Kirchenstiftung eine besondere Erscheinungsform der ortskirchlichen Stiftungen. Ihr Begriff bedarf deshalb einer scharfen Umgrenzung. Krick definiert die Kirchenstiftung als eine dem Kultus einer öffentlich anerkannten Religionsgesellschaft gewidmete Anstalt einschließlich des ihr zu diesem Zweck zugewendeten Vermögens an Rechten und liegenden und beweglichen Gütern (Bd. 3 S. 3). Diese Definition reicht hier schon deshalb nicht aus, weil auch das Vermögen sonstiger örtlicher, selbständiger Kultusstiftungen der Anstalt d. i. der Kirche zugewendet d. h. für ihre Bedürfnisse bestimmt sein kann. Rach der in Abs. II Ziff. 1—3 getroffenen Ausscheidung wird man unter „Kirchenstiftung" im Sinne der KGO. diejenige ortskirchliche Stiftung zu verstehen haben, welche im unmittelbaren Zusammenhang mit der Errichtung der Kirche (des Kirchengebäudes) selbst oder im Hinblick auf diese (Art. 7 Ws. I Bem. 5) begründet worden ist (vgl. § 88 RE.), das Kirchengebäude als Eigentum begreift und mit ihrem Vermögen den unmittelbaren, allgemeinen Bedürfnissen der Ortskirche zu dienen bestimmt ist. Die „Kirchenstiftung" ist also der Grundtypus, der Kristallisationspunkt sämtlicher ortskirchlicher Stiftungen. Alles der Kirche gewidmete Vermögen, das nicht eine selbständige Stiftung bilden soll oder ausdrücklich einer anderen Stiftung zugewiesen wird, fällt ihr zu. Die übrigen ortskirchlichen Stiftungen erscheinen ihr gegenüber als Spezialstistungen, die sich an sie nur aulehnen. Im gewöhnlichen Sprachgebrauch wird meist unter Kirchenstiftung die Trägerin des ge­ samten ortskirchlichen Stiftungsvermögens verstanden. Wo jedoch die KGO. von „Kirchenstistung" schlechthin spricht, ist hierunter die orts­ kirchliche Hauptstiftung verstanden (vgl. Art. 8, 9, 14 usw.). Der Begriff der Kirchenfabrik (fabrica ecclesiae) deckt sich mit dem hier sestgestellten Begriff der Kirchenstistung. Das Kirchenstiftungsvermögen kann sich zusammensetzen aus: a) Grundbesitz (Gebäuden, landwirtschaftlichen Grundstücken, Waldun­ gen usw.; diese können dem Pfarrer oder Mesner zu Gebrauch oder Nutzung zugewiesen sein): b) aus Mobilien; c) aus Rechten. Zu diesen Rechten gehört in der Regel auch das Recht auf kirchliche Reichnisse an die weltlichen Kirchendiener (vgl. VGH IIS. 681, IV S. 390, IX S. 467, XV S. 233, XXIV S. 583;'Meurer, KVR. I S. 7, 176; II S. 418; Reger-Dyroff, VGHG. S. 335, 339;

1. Abschu Kircheugem. u Ortskirchenvermögen im allgem. Art 5.

157

Grr.-Pach. 3 430ff., 442) Werden solche Reichnisse abgelöst lArt. 85 ff.), so fallen die Ablösungssummen selbstverständlich der Kirchen­ stiftung zu. 2. Vollzugsbekanntmachung zu Art. 5 Abs. n Ziff. 1.

8 2. Die Kaplanei- (Kooperatoren-) Stiftungen, soweit sie nicht Benefizien sind, dann die Expositurstiftungen einschließlich etwaiger Kaplanei- (Kooperatoren-) und Expositurhausbaufonds sind dein Kirchenstiftungsvermögen beizuzählen und wie dieses zu behandeln 3. Fonds im Sinne der KGO. (Abs. II Ziff 1, 2, Abs IV, Art. 9 Abs. IV) sind „die nicht mit selbständiger Rechtsfähigkeit ausgestatteten — nicht notwendig dauernden, sondern möglicherweise auch verbrauch­ baren - Bermögensansammlungen, die für bestimmte Zwecke bei der Kir­ chenstiftung, einer Spezialstistung, der Kirchengemeinde, einer Bruder­ schaft usw formell ausgeschieden bestehen, dem Eigentum nach aber regelmäßig zum Vermögen der betreffenden puristischen Person gehören" (Begr. S 404).

Zu Abs. II Ziff. 2. Eine Kultusstistung liegt vor, wenn der Träger des Rechts am Stiftungsgut kirchlichen Charakter hat. Ob die Stiftung kirchlichen oder weltlichen (z. B. der Armenpflege) Zwecken dient, ist ohne Belang (Kabr, GemO. Bd. 1 S. 680). Dasselbe gilt entsprechend für die hier genann­ ten Fonds.

Zu Abs. H Ziff. 3. 1. Über den Begriff der Bruderschaften vgl. Krick I S. 531; Gir Pach. S 142: Stingl S. 497 f. Ähnliche Vereinigungen sind Kongrega­ tionen, Bündnisse, religiöse Vereine (nicht Orden und ordensähnliche Kongregationen; vgl. Stingl a. a. O.). Wesentlich ist, daß dieselben „innerhalb" des Kirchengemeindebezirks bestehen, also nicht über diesen hinausgreifen (z. B. Marianische Kongregationen) L. Das Vermögen der Bruderschaften usw kann Stiftungs- oder Korporationsvermögen sein. Welche Art vorliegt bedarf also besonderer Untersuchung. Näheres hierüber bei Krick I S. 544, III S. 110; Stingl S. 503. Rechtsfähigkeit der in Verbindung mit der Bruderschaft usw bestehenden Stiftung ist für die Anwendbarkeit der Ziff. 3 nicht erforder­ lich. Dagegen werden nur solche Bruderschaften usw. hier in Frage kommen, welche Rechtsfähigkeit besitzen (Krick, Stingl a. a. O., Gir.-Pach. S. 143) Hinsichtlich des Vermögens der Bruderschaften usw, das nicht Stistungsvermögen ist, s. Ws. III. 3. Das Vermögen muß als örtliches Stiftungsvermögen er­ scheinen usw. Das Vermögen von Verbänden, die über den Kirchen­ gemeindebezirk hinausreichen, sowie .^en trassierte kirchliche Stiftungen gehören nicht hiezu. 4. Satz 2 bedeutet eine weitere Ausnahme gegenüber der Regel des Art. 6 Abs. I u. II, da es hiernach lediglich auf das tatsächliche Vorhandensein einer besonderen Verwaltung, nicht auf deren Rechts­ grund ankommt. Es soll in die bestehenden Verhältnisse hinsichtlich der Verwaltung des Vermögens der Bruderschaften und ähnlicher Vereini­ gungen möglichst wenig ein gegriffen werden (Begr S. 404). Als be-

158

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

sondere Verwaltungen im Sinne Lieser Vorschrift kommen in Betracht: Verwaltungen, die nur aus einem oder mehreren Geistlichen bestehen, Bruderschaftsverwaltungen, gemeindliche oder ortsgemeindliche Verwal­ tungen usw. Durch eine solche besondere Verwaltung verliert das als ortskirch­ liches Stiftungsvermögen anzusehende Vermögen diesen Charakter nicht. Die Vorschriften der KGO. finden deshalb auf dasselbe insoweit An­ wendung, als nicht der Bestand einer besonderen Verwaltung sie aus­ schließt (vgl. Kahr I S. 706) oder Abweichungen gemäß Art. 62 Abs. IV zugelassen werden. Zu Abs. III.

!♦ „Sonstiges Vermögen" ist das nicht als Stiftungsvermögen an­ zusehende Vermögen der innerhalb des K4rchengemeindebezirks be­ stehenden Bruderschaften usw. (Abs. II Zisf. 3 Satz 1). Dieses gehört nicht zum Ortskirchenvermögen. Zu den Vorschriften über Verwal­ tung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens gehören insbesondere jene über das Kassen- und Rechnungswesen und die damit zusammenhängen­ den Haftungen, sowie über die Staatsaufsicht, nicht aber jene über die Verwendung der Vermögenserträgnisse (Begr. S. 404). 2. Staatsaussichtsbehörde: Art. 73 Abs. II u. in. Zu Abs. IV.

!♦ „Soweit nicht ein anderes bestimmt ist": hiernach kön­ nen wohl besondere Verwaltungsvorschriften getroffen, nicht aber die Staatsaufsicht ausgeschlossen oder eine bestimmte Art der Staatsaufsicht ungeordnet werden (vgl. Kahr, GemO. S. 697; Seydel II S. 726 Note 23). 2. Satz 2: Hier haben die Aufsichtsbehörden in Art. 74 die Hand­ habe zu geeigneter Überwachung. Selbstverständlich bezieht sich diese Vorschrift nur auf die Zukunft. Die bestehenden Verwaltungsrechte sind durch Tit. IV § 9 Abs. II VerfUrk. und § 46 RE. garantiert. Zu Abs. V.

1 Abs. V bezieht sich nur auf bestehende Verbände: vgl. Art. 3 Abs. I Bem. 5. Der term. tech. „Stiftungsverband" ist jedoch dem bis­ herigen Rechte fremd und erst vom AÄ.-Nef. (Bericht II. Teil zu Art. 3) vorgeschlagen worden. 2. Wird einer Kirchen st iftung — gleichgeachtet: die einzelnen, dem Verband angehörigen, bisher selbständig rechtsfähigen Stiftungen behalten auch in Zukunft ihre Rechtspersönlichkeit; auch dürfen sie ihren besonderen Stiftungszwecken nicht entfremdet werden. Lediglich zur Vereinfachung der Verwaltung werden sie aber im übrigen wie eine einzige Kirchenstiftung behandelt. Je nach der Konfession, der sie zu dienen bestimmt sind, ist ihre Verwaltung der Gesamtkirchenver­ waltung (Art. 5 Abs. V Satz 2, Art. 6 Abs. I u. II, Art. 36 Abs.I Ziff.2) oder der Gesamtkirchengemeinde anvertraut. Die Verwaltungsgeschäste werden von der einen Gesamtkirchenverwaltung besorgt (Art. 53). Eigene Rechtspersönlichkeit besitzt der Stiftungsverband als solcher mangels aus­ drücklicher Verleihung nicht. Art. 7 Abs. III ist infolge seiner ausdrück­ lichen Beschränkung auf Pfarr- und Tochterkirchenstiftungen nicht an­ wendbar. Vermögensgeschäfte wirken deshalb unmittelbar zugunsten der Einzelstiftung mit deren Mitteln usw. sie gemacht sind. Vermögens-

IMbschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 6.

159

Anwendungen an die Gesamtkirchengemeinde, die Stistungsvermögen werden sollen, bedingen, wenn sie nicht als Anstiftungen gedacht sind, die Errichtung einer neuen Stiftung, die allerdings sofort dem Verband angehört usw. 8. Die Gesamtheit der an einem bestehenden Stiftungsveröand beteiligten Kirchengemeinden J Art 3 Abs I Bem. 5) gilt mit dem In­ krafttreten der KGO. kraft Gesetzes als Gesamtkirchengemeinde Die Rechtsverhältnisse derselben sind die gleichen, wie die der auf dem Wege des Art 3 geschaffenen Gesamtkirchengemeinden; insbesondere findet auf sie Art 18 und 36 Anwendung. 4. Sitz des Stiftungsverbandes: Art. 6 Abs III; vgl auch Art 2. Abs. 1 Bem. 2.

Sitz. 8ltt. 6, -Die Angelegenheiten des katholischen ortskirchlichen Stistungsvermögens sind den nach Maßgabe dieses Gesetzes zu bilden­ den Kirchenverwaltungen anvertraut, wenn nicht durch besondere Gesetze oder Stiftungsbestimmungen eine andere Verwaltung an­ geordnet ist. Eine Mitwirkung der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchengemeindebevollmächtigten findet, vorbehaltlich der Art. 65 Abs. II und 68 Abs. VI Satz 2, bei Angelegenheiten des katholischen ortskirchlichcn Stiftungsvermögens nur in den Fällen des Art. 23 Abs. II Ziff. 2 und 3, des Art. 36 Abs. III Ziff. 1 und Abs. IV sowie des Art. 52 Abs. III Satz 3 statt. Die eigenen Angelegenheiten der katholischen Kirchengemeinden werden durch ihre Vertretungskörper besorgt. -- Die Angelegenheiten des protestantischen ortskirchlichen Stif­ tungsvermögens sind der Kirchengemeinde zur Verwaltung anver­ traut und werden neben den eigenen Angelegenheiten der Kirchen­ gemeinde durch ihre Vertretungskörper besorgt, wenn nicht durch besondere Gesetze oder Stiftungsbestimmungen eine andere Ver­ waltung angeordnet ist. ---Als Sitz des ortskirchlichen Stiftungsvermögens gilt, soferne nicht ein anderes bestimmt oder hergebracht ist, der Ort der bestehenden oder zu errichtenden Kirche, zu welcher das Ver­ mögen in Beziehung steht. "Bei den bestehenden Stiftungsverbänden gilt als Sitz der hergebrachte Ort. Verwaltung.

Begr. z. Entw. v. 27. September 1907 S. 404, z. Entw v. 2. Mat 1912 S. 50 A. A. 1910(1 Les. S. 17ff.,-2. Les.) 5. 233ff.; A. Pl. 1910 S.403ff.; R.A. 1912(2.Prot 1 S. !ff.. A. A. 1912 Beil. 305 S. 1 ff

Zu Abs. I und H.

1, Nach Art 6 sollen die Angelegenheiten des katholischen orts kirchlichen Stiftungsvermögens den Kirchenverwaltungen, die des prote

160

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

stantischen den Kirchengemeinden anvertraut werden. Diese verschiedene Behandlung beruht auf den Beschlüssen des AA. 1910 (1. Les.) S. 17ff.; vgl. hierüber Einleitung S. 12 f. Zu dem Streite über die Entstehung und die bisherige rechtliche Existenz der Kirchengemeinde sowie über ihr bisheriges Verhältnis zur Kirchenverwaltung und zum Stiftungsvermögen im rechtsrh. Bayern vgl. insbesondere Meurer, KVR. Bd. I S. 11 ff., Seydel III S. 579, Tretzel im Archiv f. kathol. KR. Bd. 86 S. 652 ff. sowie die oben zit. LandtagsVerhandlungen. Durch die Beschlüsse des AA. 1910 sind die dort ver­ fochtenen Gegensätze zum Teil auch in die KGO. gelangt; allein die ge­ troffene Unterscheidung hat, wenn sie auch auf tiefgehenden prinzipiellen Gegensätzen beruht, für das Gebiet der KGO. doch im wesentlichen nur geringe sachliche Bedeutung. Die KGO. macht die Kirchenverwaltung hinsichtlich der Verwaltung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens ohne­ hin für beide Konfessionen grundsätzlich unabhängig von den Kirchen­ gemeinden. Die Kirchenverwaltung ist insbesondere auch, soweit die Kirchengemeindeversammlung oder die Kirchengemeindebevollmächtigten nicht nach einer ausdrücklichen gesetzlichen Bestimmung zu einer ent­ scheidenden Beschlußfassung berufen sind, an die Beschlüsse oder Anweisun­ gen des weiteren Vertretungskörpers in keiner Weise gebunden. (Vgl. Art. 53, 65, 68). Ferner werden die katholischen Kirchenverwaltungen eben­ so wie die protestantischen von der Kirchengemeinde gewählt (Art. 42 ff.). Beide Konfessionen haben also den gleichen Einfluß auf die Zusammen­ setzung der Kirchenverwaltung. Die Kirchenverwaltungen beider Kon­ fessionen haben praktisch die gleichen Rechte und Pflichten (Art. 6 Abs. I Satz 1 u. 3, Abs. II, 53). Die praktische Wirkung der in Art. 6 getroffenen Unterscheidung beschränkt sich also in der Hauptsache auf den wohl seltenen Fäll, daß die Kirchenverwaltung beschlußunfähig wird (Art. 40 Abs. III). Im übrigen mußte zwar eine Reihe von Bestimmungen (vgl. z. B. Art. 74) eine andere Fassung erhalten, insbesondere mußte den katholischen Kirchen­ stiftungen das Selbstverwaltungsrecht unmittelbar eingeräumt werden (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. III). Alles das bedeutet jedoch mehr eine for­ melle als materielle Verschiedenheit (vgl. auch Art. 65 Ws. I Bem. 2). 2. Eigene Angelegenheiten der Kirchengemeinde sind solche, die keinen unmittelbaren Bezug auf die Verwaltung des orts­ kirchlichen Stiftungsvermögens haben (vgl. Art. 1 Ws. I Bem. II 2). Zu Abs. I. 1 Die Bildung der Kirchenverwaltungen vollzieht sich nach Maßgabe des Art. 36ff.; ihr Wirkungskreis ist in Art. 53ff. ge­ regelt; was zum ortskirchlichen Stiftungsvermögen gehört und welcherlei Vermögen sonst der Kirchenverwaltung anvertraut sein kann, ist in Art. 5 aufgezählt. Schwierigkeiten können entstehen hinsichtlich der Ausscheidung der von den einzelnen Kirchenverwaltungen zu verwaltenden Vermögens­ bestandteile, namentlich im Verhältnis zwischen besonderen Kirchenver­ waltungen der Pfarr- und Tochtergemeinden, der Pfarr- und Mutter­ gemeinden oder der Gesamt- und Einzelkirchengemeinden. In der Regel werden die strittigen Vermögensbestandteile derjenigen Kirchenverwaltung (bzw. Kirchenstiftung) zuzuweisen sein, deren Zwecken sie in der Haupt­ sache zu dienen bestimmt sind oder zugunsten derer ein besonderer Grund

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem.

Art. 6.

161

(Stiftungsbestimmung usw.) spricht. Streitigkeiten dieser Art sind, so­ weit sie nicht privatrechtlicher Natur sind, in dem durch Art. 73, 81 KGO., Art. 8 Biff. 35 und Art. 10 Ziff. 11 (vgl. Reger-Dyroff 4. Ausl. S. 284 ff. und 332 ff.) vorgeschriebenen Jnstanzenzuge zu entscheiden. 2. Als Gesetzesbestimmungen, durch die eine andere Verwaltung angeordnet sein kann, kommen die §§ 96 u. 136 der VI. Verf.-Beil. (Vorbehalt für Standes- und Gutsherrn) in Betracht. Hinsichtlich der fortdauernden Gültigkeit des § 96 a. a. O. vgl. § 59 Abs. 3, § 94 Abs. 5 Rev. GE., Ziff. 142 der Vollz.-Vorschr. hiezu vom 31. Oktober 1837 und die bei Weber I S. 642 Note 13 aufgeführten Er­ lasse. Die Min.-Praxis hat bisher an der fortdauernden Gültigkeit dieser Bestimmungen festgehalten und die Entscheidung in streitigen Ein­ zelfällen der Verwaltungsrechtsprechung (Art. 8 Ziff. 35 VGHG.) über­ lassen. Zu § 136 VI. Verf.-Beil. mit § 47 IV. Verf.-Beil. vgl. Seydel Bd. 1 S. 334 Anm. 100 Ziff. 3, Meurer, KVR. Bd. 1 S. 151, Seeberger S. 807. Nach § 96 der VI. Beil, zur Verf.-Urk. ist dem Gutsherrn nur das auf einem besonderen Privatrechtstitel beruhende Verwaltungsrecht verblieben. Als solcher Privatrechtstitel gilt u. a. zwar „unfürdenklicher" Besitzstand, nicht aber das bloße Herkommen (Allerh. E. vom 26. Dezember 1818, die gutsherrl. Verwaltung der Stiftungen betr. (Döll. 11 S. 1225); vgl. ferner Min.-E. vom 18. Oktober 1837 Ziff. 106 sWeber I S. 643 Note 13, Günther III S. 761]). Da Art. 6 das Her­ kommen neben Gesetz und Stiftungsbestimmungen nicht erwähnt, so hat es hiebei auch fernerhin sein Bewenden (vgl. Art. 106 Abs. II; AA. 1910 [1. Les.] S. 17; RA. 1912 II. Prot. S. 7). Soweit besondere Verwaltungen aufrecht erhalten bleiben, werden auch bestehende Mitverwaltungsrechte des Pfarrers, der Gemeinde usw. nicht berührt (vgl. Begr. S. 405, die zit. Min.-E. vom 18. Oktober 1837 Ziff. 107 und Min.-E. vom 29. Juli 1899; Döll. 11 S. 1226). Näheres bei Seeberger S. 807. Tie Gutsherrn haben die Verwaltung nach den bestehenden Verordnungen usw. zu führen (§ 96 a. a. O.). Gemeint sind die jeweils bestehenden (vgl. § 75 RE. und § 12 Prot. E., wodurch die bestehen­ den Gesetze ebenfalls nicht zu Verfassungsgesetzen wurden). Da ferner das unter besonderer Verwaltung stehende ortskirchliche Stiftungsver­ mögen seinen Charakter als Kirchenvermögen nicht verliert, so gelten die Vorschriften der KGO. auch für dieses Vermögen, soweit nicht der Bestand der besonderen Verwaltung eine Änderung mit sich bringt oder auf Grund des Art. 62 Abs. IV besondere Bestimmungen erlassen werden. Dasselbe gilt für eine auf Stiftungsbestimmungen beruhende besondere Verwaltung (vgl. auch Art. 5 Abs. II Ziff. 3 Bem. 4).

3. Wo besondere Verwaltungen bestehen, ist für eine Kirchenverwaltung zu dem in Art. 6 Abs. I Satz 1 bezeichneten Zwecke nur insoweit Raum, als noch anderes, nicht unter die besondere Ver­ waltung fallendes Stiftungsvermögen vorhanden ist. Kommen eigene Angelegenheiten der Kirchengemeinde in Frage (z. B. Erhebung von Um­ lagen), so sind die regelmäßigen orts kirchlichen Vertretungskörper zu bilden, die dann selbstverständlich nur in eigenen Angelegenheiten der Kirchengemeinde zuständig sind. 4. Dem Staate, bürgerlichen Gemeinden, Schulverbänden oder Ort­ schaften zustehende Verwaltungsrechte an Vermögensstücken, welche aus­ schließlich oder teilweise kirchlichen Zwecken zu dienen bestimmt sind, Langheinrich, Kirchengemelndeordnung. 11

162

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

bleiben nach der Absicht des Gesetzes unberührt. Es gilt das insbesondere für Wohngebäude der weltlichen Kirchendiener (Schul- und Mesnerhäuser, Kantoratsgebäude); Begr. S. 405. 8. Satz 3. Die Kirchenverwaltung, welcher das ortskirchliche Stiftungsvermögen anvertraut ist, ist identisch mit der Kirchenverwaltung, welche als Vertretungskörper der Kirchengemeinde in ihren eigenen Angelegenheiten zu fungieren hat. Die katholische Kirchenverwaltung hat also den gleichen doppelten Wirkungskreis wie die protestantische (Abs. II; Art. 36, 53). Zu Abs. a Über die Bedeutung der gesonderten Behandlung des protestantischen Stiftungsvermögens vgl. oben Bem. 1 zu Abs. I u. II. Im übrigen vgl. die Bem. zu Abs. I u. II Ziff. 2 und die Bem. zu Abs. I; ferner Art. 1 Abs. I Bem. III. Zu Abs. IIL L. Vgl. Art. 2. Ausschlaggebend ist der Ort der Kirche, zu der das Vermögen gehört, nicht der Ort, an welchem die Verwaltung geführt wird. Verwaltet also eine Kirchenverwaltung das Vermögen einer in einem anderen Verwaltungsbezirk gelegenen Kirche mit, so ist die Staats­ aufsicht von verschiedenen Behörden zu üben. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn eine Pfarrkirchenverwaltung in einer unmittelbaren Stadt das Vermögen einer Filialkirche in einem Bezirksamtssprengel mit verwaltet. Staatsaufsichtsbehörde ist hinsichtlich dieses letzteren Ver­ mögens das Bezirksamt (vgl. Art. 73 Abs. III; Begr. S. 405). Zu Abs. IV. Vgl. Art. 5 Abs. V. Hier wird in der Regel der Ort der Verwal­ tung maßgebend sein; vgl. auch Bem. 2 zu Art. 2 Abs. I.

Stiftungen. Zustiftungen.

Art. 7.

'Neue ortskirchliche Stiftungen bedürfen der Königlichen Ge­ nehmigung, mit Lasten verknüpfte Stiftungszuflüsse (Zustiftungen) der Genehmigung der Staatsaufsichtsbehörde. Die Befugnisse der kirchlichen Behörden bleiben unberührt. 11 Die Stiftungen erlangen durch die Königliche Genehmigung die Rechtsfähigkeit und den verfassungsmäßigen Staatsschutz. i'Die Pfarr- und Tochterkirchenstiftungen, welche zur Zeit des Inkrafttretens der Kirchengemeindeordnung mit ausgeschiedenen Einnahmen und Ausgaben bereits bestehen, werden als rechtsfähige Stiftungen anerkannt. Begr. S. 405; A. A. 1910 (1. Les.) S. 21, (2. Les.) S. 238.

3« Abs. I. 69 1. Art. 7 entspricht den Art. der GemO.

2. Über den Begriff der Stiftung i. e. S. vgl. Kahr I S. 672, Staudinger Bd. I S. 262. über Kirchenglocken als Stiftung vgl. Min.-E. vom 31. Dezember 1841 (Günther III, 807). Ob eine Stiftung den orts­ kirchlichen Stiftungen zuzuzählen ist, bestimmt sich nach Art. 5 Abs. II (vgl. dort insbes. die Bem. zu Ziff. 2).

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 7.

163

S Neu sind ortskirchliche Stiftungen, wenn sie für eine neuerrichtete oder erst zu errichtende Kirche begründet werden oder als selbständige Rechtssubjekte neben schon bestehende kirchliche Stiftungen treten sollen. Im Gegensatz hiezu stehen die sogenannten Zustiftungen (Stiftungszuslüsse). Diese sind Vermögenszuwendungen an bereits be­ stehende Stiftungen mit der Anordnung, daß sie deren Zweckbestimmung teilen oder mit der Auflage, daß die Renten zu einem bestimmten ver­ wandten Zwecke verwendet werden (vgl. Kahr I S. 674). 4 Die materiellen und formellen Voraussetzungen der Ent­ stehung einer neuen ortskirchlichen Stiftung erleiden durch die KGO. gegenüber dem früheren Recht keine Veränderung. Erforderlich ist also: a) eine privatrechtliche Willensbestimmung des Stifters (das Stiftungs­ geschäft). Deren Form und Gültigkeit bemißt sich lediglich nach bürgerlichem Recht (vgl. Seydel III S. 716 ff., Kahr I S. 673, BGB. §§ 80 ff., Staudinger, Vordem, zu §§ 80 ff. S. 262); b) ein Akt des öffentlichen Rechts, die königliche Genehmigung. Die bisherige Streitfrage, ob auch neue ortskirchliche Stiftungen der gewöhnlichen Typen (Kirchenstiftungen, Kirchenfabriken) königlicher Genehmigung bedürfen (vgl. Meurer I S. 79 f.) ist durch die klare Bestimmung des Art. 7 im Sinne der bisherigen Praxis entschieden. Die königliche Genehmigung ist also für alle ortskirchlichen Stif­ tungen (Fundationen) erforderlich, welche selbständige Rechtssubjekte werden sollen. Die königliche Genehmigung muß ausdrücklich erteilt werden, insbesondere gilt dies hinsichtlich der Kirchenstiftung i. e. S. (vgl. Art. 5 Abs- II Ziff. 1 Bem. 1). Die Bildung der Pfarrei schließt also künftig die Errichtung der Kirchenstiftung noch nicht in sich, wie nach der früheren Praxis vielfach angenommen werden durfte. Die Errichtung der Kirchenstiftung kann der Errichtung der Kirchengemeinde vorangehen oder nachfolgen, je nachdem das er­ forderliche Vermögen bereits aufgebracht ist oder erst aufgebracht werden soll (vgl. § 88 R.-E. und unten Bem. 5). 5. Die Errichtung einer ortskirchlichen Stiftung (insbesondere einer Kirchenstiftung i. e. S.) hat die Existenz einer Kirche (eines Kirchen­ gebäudes) nicht zur notwendigen Voraussetzung. Es genügt, wenn die Stiftung im Hinblick auf eine zu errichtende Kirche, d. h. für deren Zwecke begründet wird.

6. Vollzugsbekanntmachung zu Art. 7 Abs. I. 8 3. Bei der Neuorganisation von Pfarreien, Exposituren u. dgl. soll die staatliche Genehmigung zur Errichtung einer Kirchenstiftung möglichst frühzeitig beantragt werden, weil dann z. B. ein etwa vorhaydener Bauplatz für eiye peuss Kirche sofort in das Eigentum der Kirchenstiftung übergeführt werden kann und spätere mit höheren Kosten verbundene Maßnahmen entbehrlich werden.

7. Die Instruktion der Gesuche um Verleihung der königlichen Genehmigung obliegt, da die KGO. gegenteilige Bestimmung hierüber nicht trifft, nach wie vor den Kreisregierungen (§§ 69, 71,17 der Form-V. vom. 17. Dezember 1825 ^Weber II S. 302]). Die königliche Genehmigung ist 11*

164

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

durch das Kultusministerium zu erholen (Min.-E. vom 11. Oktober 1835; Weber III S. 38). Hinsichtlich der Befugnisse der kirchlichen Behörden (Art. 7 Abs. I Satz 2) hiebei vgl. §§ 11 Abs. II u. 19 lit. i ProtE., §§ 89 u. 85 KonsistO.; Min.-E. vom 11. Oktober 1835 (Weber III S. 38) und vom 13. März 1838 (Günther III S. 806), Min.-E. vom 21. Juni 1841 (Weber III S. 379); Seeberger S. 52", 738, Gir.-Pach. S. 465 f., 327 f., Stingl II S. 807, Krick III S. 6 u. 12 f. Vgl. auch die Vordem, zu Art. 11. 8. Mit Lasten verknüpfte Stiftungszuflüsse: über den Begriff der Zustiftung (Fundationszuflüsse) s. o. Bem. 3. Als Lasten kommen regelmäßig in Betracht: Abhaltung eines Gottes­ dienstes, einer Predigt, einer Andacht, eines Gedenkens usw.; bei der katholischen Kirche in erster Linie die Gründung von Jahrtagen oder Anniversarien (Meurer I S. 243). Zur Genehmigung belasteter Stiftungs­ zuflüsse ist nunmehr allgemein die Staatsaufsichtsbehörde (Art. 73) zu­ ständig. Deren Zuständigkeit ist vorbehaltlich der Befugnisse der kirch­ lichen Organe, namentlich auch gegenüber protestantischen Zustistungen eine ausschließliche (vgl. § 19 lit. i ProtE., Min.-E. vom 27. August 1851, Günther III S. 808). Hinsichtlich der kirchlichen Befugnisse hiebei (Art. 7 Abs. I Satz 2) vgl. FormVorschr. vom 17. Dezember 1825, § 71 Abs. II (Weber II S. 302), KonsistO. § 85 (Weber I S. 307); Seeberger S. 740 ff., Krick III S. 6, 12—14, I S. 230 ff. Dann hinsichtlich der Einholung der kanonischen Konfirmation: Min.-E. vom 16. Dezember 1844 (Weber III S. 563); Meurer I S. 244, Krick III S. 181 ff. 9. Da Zustiftungen meist Gottesdienstzustiftungen sind, so sind regelmäßig auch die Vorschriften des Art. 8 zu beachten. Unbelastete Fundationen und Fundationszuflüsse bedürfen wie bisher keiner Ge­ nehmigung. Die Verhandlungen werden jedoch zweckmäßig wie bisher von den Kirchenverwaltungen der Staatsaussichtsbehörde zur Einsicht vorzulegen sein (vgl. Min.-E. vom 16. Januar 1890 sStingl S. 764]); auch Art. 74 Abs. II). 10. Die Verwaltung der neuen ortskirchlichen Stif­ tungen oder der Stistungszuflüsse fällt mit deren Genehmigung bzw. Annahme — soweit nicht die Stiftungsbestimmungen dies ausschließen — ohne weiteres der betreffenden Kirchenverwaltung bzw. Kirchenge­ meinde zu (Art. 6). 11. Hinsichtlich der Zuständigkeit zur Entscheidung von Streitig­ keiten, die sich über die Rechtsgültigkeit der Stiftung, deren Wirkung und Inhalt, der Genußrechte usw. ergeben können, vgl. Kahr I S. 688 ff., Reger-Dyroff Erl. zu Art. 8 Ziff. 35 VGHG. S. 284 ff.

Zu Abs. II. 1. Abs. II entspricht dem bisherigen Recht: vgl. Kahr I S. 681, 687 ff. Die ortskirchlichen Stiftungen sind nach bayr. Staatsrecht öffent­ liche Stiftungen (Tit. IV §10 VerfUrk.; vgl. Kahr I S. 678; VGH. 21 S. 59). über die Vorrechte der öffentlichen Stiftungen vgl. die Bem. zu Art. 1 Abs. II. Sie sind aber auch nach der herrschenden Ansicht Stif­ tungen des öffentlichen Rechts im Sinne des § 89 BGB. (vgl. Kahr I S. 688, Krais in den BlAdmPr. 52 S. 90 f. und jetzt auch Meurer in der Schrift: „Kirchenstiftung und Kirchengemeinde" S. 13 und in den „Grundfragen" S. 16, 29; anders früher KVR. Bd. II S. 81 ff.; praktisch

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögeu im allgem.

Art. 8.

165

war diese Streitfrage jedoch von geringer Bedeutung (vgl. Henle-Schneider AG. BGB. S. 22). Die Rechtsfähigkeit erstreckt sich auf den öffent­ lichen und bürgerlichen Rechtsverkehr. Als juristische Personen sind die ortskirchlichen Stiftungen vermögens-, erb-, erwerbs- und parteifähig, vgl. Staudinger I S. 125 ff., 162 ff., Kahr I S. 682 ff. Die Amorti­ sationsgesetze (bayr. AG. BGB. Art. 7 ff.) finden auf ortskirchliche Stif­ tungen keine Anwendung (vgl. Henle-Schneider S. 27). Dies gilt ins­ besondere auch für Bruderschaften, soweit deren Vermögen als Stiftungs­ vermögen zum ortskirchlichen Stiftungsvermögen gehört (Art. 5 Abs. II Ziff. 3). L. Der verfassungsmäßige Staatsschutz (vgl. Tit. IV §§ 9 u. 10 VersUrk., § 46 RE.) wird durch die Verwaltungsbehörden ge­ handhabt.

Zu tos. III. L Hinsichtlich der unter diese Bestimmung fallenden Kirchenstif­ tungen bedarf es künftig keiner Nachforschung über die Erlangung der Rechtsfähigkeit mehr (vgl. Begr. S. 406). Rückwirkende Kraft kommt dieser Bestimmung jedoch nicht zu. Soweit also z. B. bei anhängigen Streitigkeiten der Mangel der Rechtsfähigkeit vor dem Inkrafttreten der KGO. von Belang ist, besteht freies Nachprüfungsrecht. Der Mangel einer eigenen Kirchenverwaltung (Art. 36 Abs. III) schließt, solange ein ge­ sonderter Vermögensstand besteht, die Anwendbarkeit des Abs. III auf eine Tochterkirchenstiftung nicht aus. Keine Anwendung findet Abs. III auf die nicht als Pfarr- oder Tochterkirchenstiftungen anzusprechenden (Neben-) Kirchen- und Kapellenstiftungen, über den Begriff der Neben­ kirchen und Kapellen vgl. Art. 1 Bem. 15. Da Nebenkirchen solche Kirchen sind, um die sich eine eigene Kirchengemeinde nicht gebildet hat, so ist für die nach Abs. III zu ziehende Grenze auch die der KGO. zu­ grunde gelegte Auffassung von den Voraussetzungen einer Kirchengemeinde von Belang (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I 4a u. c). Damit ist jedoch nicht gesagt, daß nicht auch diese Stiftungen rechtsfähig sein oder nach Abs. I u. II werden könnten, es bedarf hier nur gegebenenfalls der Nachprüfung, wobei dieselben Gesichtspunkte maßzugeben haben, die bisher auch bei Beurteilung der Rechtsfähigkeit der Pfarr- und Tochterkirchenstiftungen herangezogen wurden (vgl. insbes. VGH. Bd. 23 S. 149).

Art. 8. 'Bei Zustiftungen zu katholischem Kirchenstiftungsvermögen behufs Abhaltung von Gottesdiensten soll der Kirchenstiftung, wenn nicht eine angemessene Bauschabfindung festgesetzt wird, die Hälfte der Jahresrente als Entschädigung verbleiben. Dieser An­ teil fhnrt Wit Rücksicht auf die VörwögLnslage des Zustifters oder sonstige besondere Gründe bis auf zwei Fünftel der Jahresrente ermäßigt werden. «Den bei der Berechnung zu Grunde zu legenden Zinsfuß bestimmt das zuständige Staatsministerium nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörden.

166

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

-"Bei selbständigen katholischen Gottesdienststistungen wird eine entsprechende Entschädigung oder Abfindung vorgesehen. iv Protestantische Gottesdienststiftungen und Gottesdienstzustif­ tungen haben, soferne nicht aus Herkommen oder einem beson­ deren Rechtsverhältnis sich ein anderes ergibt, der Kirchenstiftung einen Teil der jeweiligen gemeinschaftlichen Verwaltungskosten regelmäßig nach dem Verhältnisse der Roherträgnisse nebst Zu­ schlag für etwaigen besonderen Aufwand (Art. 75 Abs. I Ziff. 4) zu ersetzen. Begr. S. 406.

Zu Abs. I. 1. Die Vorschriften des Art. 8 Abs. I—III entsprechen im wesent­ lichen dem bisherigen Recht. Soweit sie Abweichungen enthalten, beziehen sie sich lediglich auf die nach dem Inkrafttreten der KGO. anfallenden Stiftungen und Stiftungszuslüsse. Abs. I behandelt nur die Zustiftungen zu dem Kirchen­ stiftungsvermögen i. e. S. (vgl. Art. 5 Abs. II Ziff. 1 Bem. 1), während die etwaigen Zustiftungen zu selbständigen Gottesdienststiftungen und das Verfahren bei Errichtung dieser selbst durch Abs. III geregelt wird. Auf Zustiftungen zum Kirchenstiftungsvermögen für andere als Gottesdienst­ zwecke findet Art. 8 auch keine analoge Anwendung. 2. Grundsätzlich soll der Kirchenstiftung als Entschädigung für Mitgebrauch von Paramenten usw. und Verwaltungskosten usw. die Hälfte der Jahresrente verbleiben. Hievon können in zweifacher Weise Ausnahmen zugelassen werden: a) Es kann von vorneherein eine angemessene Bauschabfindung in einem fixen, aus den Renten zu deckenden Geldbetrag festgesetzt werden. Diese darf einerseits nicht so hoch bemessen werden, daß die dem Kirchenpersonal tarifmäßig zustehenden Gebühren gekürzt werden, andrerseits darf sie nicht weniger betragen als */5 der nach dem Normalzinsfuß (Abs. II) berechneten Jahresrente (vgl. Abs. I Satz 2). Die Bauschabfindung ist von Schwankungen des Jahresertrags unabhängig. Ist der Ausfall so groß, daß die Ge­ bühren des Kirchenpersonals nicht mehr gedeckt werden können, so kann das Reduktionsverfahren eintreten; hierüber vgl. Krick I S. 240; Zuständigkeit: Min.-E. vom 11. November 1840 (Weber III S. 349). Dessen rechtliche Zulässigkeit unterliegt keinem Bedenken, da die Zahl oder der Umfang der zufolge der Stiftung abzuhaltenden Gottesdienste (Messen) nicht so sehr auf dem Stifterwillen, als viel­ mehr auf dem von den Kirchenbehörden aufgestellten Gebührentarif beruht, sich also hienach zu richten hat. Steigert sich der Zinsertrag nachträglich so, daß die Bauschabfindung weniger als 2/5 beträgt, so hat es dabei sein Bewenden. Die Bauschabfindung kann, da Be­ standteil des Stiftungsgeschäfts (Vertrags), nicht abgeändert werden. Nur wenn das Kirchenpersonal höhere Gebühren nicht annehmen dürfte (vgl. Bem. 3), müßte der Mehrertrag selbstverständlich der Kirchenstiftung zusallen. 1>) Ter Anteil der Kirchenstiftung kann bis auf2/5 der Normaljahresrente Abs II) ermäßigt werden, wenn der Stifter nicht mehr leisten kann

1. Abschn. Kirchengem. u. Ortskirchenvermögen im allgem. Art. 8.

167

oder wenn sonst berücksichtigenswerte Umstände dies wünschenswert erscheinen lassen. Die Ermäßigung kann, wenn für den Betrag der zu leistenden Entschädigung der Grundsatz des Abs. I maßgebend war, auch nachträglich auf demselben Weg, auf welchem die Zu­ stiftung genehmigt wurde, zugestanden werden (etwa um das Re­ duktionsverfahren mit Rücksicht auf den für das Kirchenpersonal damit verbundenen Einnahmeausfall zu vermeiden). 3* Der nicht für die Kirchenstiftung in Anspruch zu nehmende Anteil am Jahresertrag dient zur Deckung der Gebühren für das Kirchen­ personal. Die Normen über deren Festsetzung usw. werden von der KGO. nicht berührt; näheres hierüber bei Krick I S. 235 ff., Meurer I S. 242 ff., II S. 498 f., Stingl S. 767 sf., Gir.-Pach. S. 136 ff. über die Persolvierung und Transferierung der Gottesdienststiftungen vgl. Krick I S. 242 ff., III S. 300, Meurer II S. 499. 4. Auf Grund des jeweiligen Gebührentarifs für das Kirchen­ personal und der nach Bem. 2 sestzustellenden Entschädigung für die Kirchenstiftung, sowie nach dem gemäß Abs. II festgesetzten Zinssätze läßt sich berechnen, welches Kapital zur Stiftung eines Gottesdienstes, einer Messe usw. mindestens bereit gestellt werden muß. Betragen z. B. die Gebühren für das Kirchenpersonal nach der Art des zu stiftenden Gottes­ dienstes insgesamt 15 J6, so muß in der Regel der gleiche Betrag, min­ destens aber die Summe von 10 «M> für die Kirchenstiftung angesetzt werden. Das Stiftungskapital muß sonach in diesem Falle regelmäßig ca. 1000 «M, mindestens aber ca. 833 M betragen. Hiezu kommen noch Staatsgebühren (Notariatsgebühren) und bischöf­ liche Taxen (vgl. Krick I S. 231). Bei Stiftungen unter Lebenden kann ohne weiteres für Bereit­ stellung des erforderlichen Kapitals gesorgt werden. Bei Stiftungen von Todes wegen sind, wenn das Kapital nicht ausreicht, zunächst die Erben zur Ergänzung aufzufordern. Weigern sich dieselben, so muß entweder Admassierung oder Reduktion eintreten (vgl. Meurer I S. 245). Stellt der Stifter freiwillig ein größeres Kapital zur Verfügung, ohne be­ sondere Bestimmungen zu treffen, so erhöhen sich die beiderseitigen An­ teile gleichmäßig. Dürfen jedoch nach den in Bem. 3 bezeichneten be­ sonderen Vorschriften die dem Kirchenpersonal zu gewährenden Gebühren­ sätze ohne ausdrückliche Stiftungsanordnung nicht überschritten werden, so fällt der Mehrertrag der Kirchenstiftung als der Eigentümerin des Kapitals zu (vgl. Begr. S. 407). Es soll jedoch auch zulässig sein (s. Begr. S. 407), daß der Zustifter, wenn der Mindestforderung (s. o.) der Kirchenstiftung genügt ist, das Kapital ausdrücklich zu dem Zwecke er­ höht, um z. B. durch die Renten aus dem Zusatzkapital ausschließlich dem Kirchenpersonal oder einem Teile desselben eine Erhöhung der Ver­ gütungen über die an sich zutreffenden Sätze hinaus zuzuwenden oder um den Mehrbetrag aufzubringen, welcher aus Gründen erforderlich ist, die in keines Weise did Kirchenstiftüng mitberühren (z: B: weil deo Geist-liche zur Abhaltung des Gottesdienstes sich in einen Filialort begeben muß). 8. Für das Verfahren bei Annahme der Gottesdienst­ zustiftungen bleiben im wesentlichen die Vorschriften der Min.-E. vom 16. Dezember 1844 (Weber III S. 563) anwendbar, Ziff. 3 der­ selben erleidet jedoch durch Art. 7 Abs. I eine Änderung dahin, daß an

168

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

die Stelle der ausschließlichen Zuständigkeit der Kreisregierung die der Staatsaufsichtsbehörde tritt (Art. 73). Die Zuständigkeit der kirchlichen Behörden bleibt auch für das Gebiet des Art. 8 unberührt. Insbesondere bedürfen Jahrtagsstiftungen zur rechtsgültigen Entstehung nach wie vor der ausdrücklichen Genehmigung (Konfirmation) der Kirchenbehörden (§ 76 a RE.; vgl. Krick I S. 230, Meurer I S. 244). Zu dem Ge­ schäftsgang im einzelnen vgl. auch Krick I S. 233, Meurer a. a. O. S. 245.

Zu Abs. II. Vollzugsbekanntmachung zu Art. 8 Abs. n.

8 4.

Bis auf weiteres ist der Bemessung der Fundationskapitalien für Messen- und Jahrtagsstiftungen ein Zinsfuß von drei Prozent zugrunde zu legen. Zu Abs. in. Die zu fordernde Entschädigung oder Abfindung ist im Instruktions­ verfahren (Art. 7 Abs. I Bem. 5) zu ermitteln. Wird eine solche Stiftung durch Zustiftung erweitert, so wird ein entsprechender Zuschlag zu der bisherigen Entschädigungs-usw.-Summe zu machen sein.

Zu Abs. IV. !♦ Die Quote der von protestantischen GottesdienstStiftungen und Zustiftungen an die Kirchenstiftung zu leistenden Ab­ gabe ist veränderlich. Sie bestimmt sich nicht wie bei katholischen Stif­ tungen dieser Art lediglich innerhalb der Stiftung; sie wird beeinflußt 1. von dem Jahresertrag der Stiftung selbst, 2. von dem Jahresertrag der anderen zum ortskirchlichen Stiftungsvermögen gehörigen Stiftungen, 3. von dem Betrage der Berwaltungskosten des ganzen ortskirchlichen Stiftungsvermögens, ad. 2 u. 3 selbstverständlich nur, soweit es unter derselben Verwaltung steht (vgl. Art. 6). Die gesamten Verwaltungs­ kosten werden jährlich repartiert. Ein besonderer Aufwand kann sich so­ wohl hinsichtlich der Abhaltung des gestifteten Gottesdienstes als hin­ sichtlich der Vermögensverwaltung ergeben. Dieser Aufwand darf nicht in die allgemeinen Verwaltungskosten mit einbezogen, sondern muß von der betreffenden Stiftung allein getragen werden. Die gesonderte Be­ rechnung bedarf jedoch auch in Einzelfällen stets staatsaufsichtlicher Ge­ nehmigung (Art. 75 Abs. I Ziff. 4). 2 Abs. IV findet im Gegensatz zu Abs. I—II! auch auf schon be­ stehende Stiftungen und Zustiftungen Anwendung (Begr. S. 407). Als ein Herkommen, das die Anwendbarkeit der Regel des Abs. IV ausschließt, wird nur ein rechtsbegründetes Herkommen im Sinne der Entsch. d. VGH. Bd. 13 S. 131 anzuerkennen sein. Eine nur tatsächliche abweichende Übung muß der Regel des Abs. IV weichen. Ein besonderes Rechtsverhältnis kann durch den Stiftungsvertrag begründet sein; auch in Zukunft kann durch den Stiftungsvertrag mit aufsichtlicher Genehmigung eine bestimmte Ver­ gütung für die Kirchenstiftung festgesetzt werden. 3. Ein rechnerisch festzustellender Minde st betrag für eine prote­ stantische Gottesdienststistung ist nicht gegeben. Ob der Stiftungsbetrag als ausreichend anzusehen ist, liegt demnach ganz in dem Ermessen der über die Annahme entscheidenden Stellen.

1. Abschn. Kirchengern. u. Ortskircheu vermögen im atigern. Art. 9.

Bermögenserhaltung usw.

169

91 tt. 9.

-Die Kirchenstiftungen sind verbunden, den Grundstock ihres Vermögens ungeschmälert zu erhalten und veräußerte Bestandteile des rentierenden Vermögens durch Erwerbung anderer rentieren­ der Objekte sofort oder mindestens allmählich nach vorher fest­ gestelltem Plane zu ersetzen. Den Kirchengemeinden obliegt die gleiche Verpflichtung hinsichtlich ihres eigenen Vermögens. --Anderes Ortskirchenvermögen soll im Grundstock gleichfalls ungeschmälert erhalten und im Falle unvermeidlicher Verluste tunlichst durch Rentenadmassierung wieder ergänzt werden. ---Abweichungen von diesen Vorschriften und der Ersatzplan, dann Abweichungen vom Ersatzplan, durch die der Ersatz verzögert wird, bedürfen staatsaufsichtlicher Genehmigung. Bei ortskirch­ lichem Stiftungsvermögen ist die Zustimmung der kirchlichen Ober­ behörde (Art. 11 Abs. V) erforderlich; bei Kirchengemeindever­ mögen wird sie in wichtigeren Fällen einvernommen. -"Bei Fonds, die zum Verbrauche bestimmt sind, hat die Staatsaufsichtsbehörde vorher die Voraussetzungen und den Um­ fang der Verbrauchbarkeit festzustellen. "Jede Verteilung von Ortskirchenvermögen zu Eigentum oder Nutzung sowie jcbe Verwendung von Erträgnissen oder Über­ schüssen zum Privatvorteile ist unzulässig. Wohlerworbene Rechte bleiben unberührt. "- Die Übernahme einer Haftung zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinde für eine beiden fremde Verbindlichkeit ist unzulässig. "-- Die Bewirtschaftung der zum Ortskirchenvermögen ge­ hörenden Waldungen unterliegt den gesetzlichen Vorschriften, »egt. S. 407; A. A. 1910 (1. Les.) 5.22 ff.

Zu «bs. I. 1 Hinsichtlich des bisherigenRechtes vgl. Seeberger S. 839 ff., Krick IIIS. 135 ff., Meurer I S. 151 ff., 204 ff., 307 ff. Art. 9 hat Art. 26/19 u. 66/50 GemO. zum Vorbild; vgl. daher im allgemeinen Kahr I S. 238 ff. und 707 ff., Wand S. 51 ff., 373 ff., Seydel II S. 627 ff. 2. Grund st ockvermögen sind jene Vermögensbestandteile, welche die Bestimmung haben, wenigstens ihrem Werte nach der Stifturrg erhalten zu bleiben und -entwederals Gebrauchs-- oder als ren­ tierende Objekte, gewissermaßen die Grundlage des Stiftungshaushalts zu bilden — im Gegensatz zu jenen Vermögensgegenständen, welche nur vorübergehend im Besitze der Stiftung verbleiben und dazu bestimmt sind, für die Zwecke der Stiftung verbraucht zu werden (Kahr I S. 246). Zu den ersteren gehören hauptsächlich Liegenschaften (Gebäude, Grund­ stücke), dingliche Rechte, dann Kapitalien, Kunstwerke, die zum Gottes dienst bestimmten Gegenstände (vgl. hiezu unten Bem. 3) usw., zu letzteren

170

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

dagegen die zur Bestreitung der laufenden Ausgaben bestimmten Erträg­ nisse des rentierenden Vermögens, Geld, auch wenn es vorübergehend ver­ zinslich angelegt ist (vgl. aber BGH. Bd. 2 S. 529), die nicht unmittel­ bar gottesdienstlichen Zwecken gewidmeten Einrichtungsgegenstände, Ge­ rätschaften usw. Im einzelnen begründet sich die Ausscheidung teils durch den geschichtlichen Bestand und die Natur der Sache, teils durch die Willensäußerung der Stiftungsorgane und der kirchlichen Behörden. Tas Grundstockvermögen kann rentierlich sein (sog. Finanzvermögen) oder unrentierlich (sog. Verwaltungsvermögen). Verschiebungen inner­ halb des Grundstockvermögens von einer Gattung zur anderen sind un­ bedingt statthaft (vgl. Seydel II S. 629 Note 15; Kahr I S. 253). Eine Schmälerung des Grundstockvermögens liegt vor, wenn dieses Vermögen dem Werte nach eine, wenn auch vorübergehende Minderung, erleidet (Kahr I S. 249). Die Veräußerung eines Grundstockbestandteils muß in unmittelbarer Wechselwirkung mit dem Erwerb gleichwertigen Ersatzes stehen. Soll der Ersatz allmählich erfolgen, so bedarf schon die Einziehung als solche der Genehmigung nach Abs. III. Unrentierendes Vermögen kann gegen rentierendes ausgetauscht (veräußert) werden, nicht aber rentierendes gegen unrentierendes. Wird aus Mitteln des ren­ tierenden Grundstockvermögens ein unrentierendes Objekt erstellt, so ist mangels abweichender Regelung nach Abs. III der aufgewendete Betrag zum rentierenden Vermögen zu ersetzen. Tie in Abs. I ausgesprochene Verbindlichkeit der Kirchenstiftung umfaßt auch die Unterhaltung der zum Grundstockvermögen gehörigen Gebäude, unbeschadet der Baupslicht Dritter (vgl. Art. 12 Abs. I Ziff. 1 u. Abs. V); sie tritt auch dann ein, wenn Grundstockvermögen durch Elementarereignisse zerstört wird. Zu dem Vermögen der Kirchenstiftung im Sinne des Art. 9 gehören auch belastete Zustiftungen. 3. Soweit eine Schmälerung des Grundstockvermögens nicht ein­ tritt, sind die Kirchenstiftungen und Kirchengemeinden in der Verfügung über einzelne Bestandteile "des Grundstockvermögens außer durch die Ver­ fassungsbestimmungen nur durch die Vorschriften der Art. 75—78 be­ schränkt. Art. 9 ersetzt die VO. vom 11. September 1811 lit. B (Weber III ) Sammelergebnisse: vgl Art 14 Abs. I und II; hieher ge­ hören auch „Kollekten" (Seeberger S. 794, Krick III S. 52, Meurer I S 250). Gebühren: Art 14 Abs III, 54; Straf­ gelder: Art 83, 84, 107 Ferner kommen hier in Betracht Über­ schüsse aus Lotterien (Meurer I S 251). d) Jnterkalarfrüchte: Diese können je nach Beschluß der Kirchen­ verwaltung (Art. 23 Abs II ist nicht einschlägig) vollständig ver­ braucht oder admassiert werden; letzterenfalls kommen nur die Renten in Betracht (vgl. Begr S. 418). Hinsichtlich des Jnterkalarrechtes s Meurer I S. 233 ff, II S. 527 ff., Seeberger S. 387 ff., Krick III. S.» 241. .Vgl auch VollzBek. §> 8 .(oben) e) besondere Pflichtleistungen der Kirchengemeinde­ glieder sind solche, die nicht zu den Kirchenumlagen und Kirchen­ gemeindediensten gehören (Begr S 418); Pflichtleistungen Dritter: Art. 12 Abs. V. Freiwillige Leistungen dürfen natürlich nur dann allgemein zur Befriedigung der Ortskirchenbedürfnisse verwendet werden, wenn sie nicht ausdrücklich für einen bestimmten Zweck gegeben sind Öffentliche Kassen: s. z. B. Art. 98.

192

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Zu Abs. DL !♦ Über das Verhältnis des Abs. II zu Abs. I vgl. Bem. 1 zu Abs. I. Hienach sind die Kirchenumlagen zwar ein subsidiäres, jedoch nicht das allerletzte Deckungsmittel; vgl. unten Bem. 3. 2. Die Erfüllung subsidiärer Verpflichtungen Dritter hat der Er­ hebung von Kirchenumlagen auch dann voranzugehen, wenn sie neben subsidiären Verpflichtungen der Kirchengemeinde bestehen, z. B. bei der gemeinschaftlichen Baupslicht des Patrons und der Eingepfarrten (nach Art. 12 Abs. III jetzt der Kirchengemeinde) nach preußischem Landrecht (Begr. S. 418). 8 „vorbehaltlich der Bestimmungen".... Nach diesen Bestimmungen „können" zwar in gewissen Fällen Grundstocksangriffe gemacht (Art. 9), Anlehen ausgenommen (Art. 32) und Kirchengemeinde ­ dienste angeordnet (Art. 26) werden; sie müssen es jedoch nicht. Die Einschaltung kann daher auch nicht die Bedeutung haben, daß die hier genannten Deckungsmittel vor der Erhebung von Kirchenumlagen er­ schöpft sein oder überhaupt zur Anwendung gebracht werden müßten. Ob letzteres zu geschehen hat oder geschehen kann ist vielmehr lediglich nach den einschlägigen Bestimmungen zu prüfen. Nicht zu verwechseln hiemit ist der Fall des Art. 15 Abs. IV. 4. Falls keine Deckungsmittel nach Abs. I zu Gebote stehen oder nach den in Abs. II vorbehaltenen Bestimmungen gewählt werden, so „muß" der Restbedarf durch Umlagen gedeckt werden; vgl. Art. 12 Vordem. 1 und Art. 74. Diese Verpflichtung besteht selbstverständlich auch dann (vgl. Art. 12 Abs. V Bem. 4), wenn zwar ein Dritter primär oder subsidiär zur Tragung des Aufwandes verpflichtet ist, dieser Ver­ pflichtung aber nicht nachkommt und wenn der Ausfall auch nicht einst­ weilen aus den übrigen in Abs. I genannten Deckungsmitteln getragen werden kann (vgl. auch Art. 26 Abs. I Bem. 5). Regreß gegen die Pflicht Ligen bleibt Vorbehalten. Andrerseits dürfen Kirchenumlagen erst er­ hoben werden, wenn die primären und vorgehenden subsidiären (s. oben Bem. 2) Deckungsmittel nicht ausreichen (vgl. VGH. Bd. 9 S. 397). Hiegegen verstoßenden Beschlüssen ist die Genehmigung zu versagen (Art. 23). Fällt die Notwendigkeit der Umlagenerhebung nachträglich fort, so ist eventuell gemäß Art. 23, 74 einzuschreiten. Im übrigen und hinsichtlich des Beschwerderechts vgl. Art. 23. 8. Über die Erhebung von Kirchenumlagen s. Art. 20—25.

Zu Abs. in. !♦ Die Kirchengemeinde hat sonach für die Verbindlichkeiten der neben der Kirchenstiftung (Art. 5 Abs. II Ziff. 1 Bem. 1) bestehenden ortskirchlichen Stiftungen, auch soweit die Erfordernisse hiefür Orts­ kirchenbedürfnisse sind, nur dann einzutreten, wenn Herkommen, besondere Rechtsverhältnisse oder gesetzmäßige Beschlüsse sie hiezu verpflichten. Freiwilliger Übernahme steht, soweit es sich um Befriedigung von Orts­ kirchenbedürfnissen handelt, nichts entgegen (vgl. Art. 75 Abs. I Ziff. 5). Für den Fall, daß Umlagen hiezu notwendig werden s. Art. 23.

2. Die Verpflichtung der Kirchengemeinde gegenüber der Kirchen­ stiftung beschränkt sich auf den ungedeckten Bedarf für Ortskirchenbedürf­ nisse (Art. 12); vgl. auch Art. 9 Abs. I Bem. 3, Art. 32 Bem. 1 (mittel­ bare Haftung).

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mttel zu ihrer Befriedigg. Art. 14.

193

3. Abs. III bezieht sich auf alle der Kirchengemeinde zu Gebote stehenden Deckungsmittel (Anlehensaufnahme, Kirchengemeindedienste, Kirchcnumlagen); insbesondere ist darunter auch das in Abs. I mitent­ haltene Kirchengemeindevermögen verstanden. Letzteres kann zunächst zur Deckung solcher Bedürfnisse verwendet werden, für welche die Kirchen­ gemeinde ohne Vorgang der Kirchenstiftung zu haften hat (vgl. Abs. IV). Zu Abs. IV. 1. „laufenden Mitteln": Grundstocksangriffe und Anlehens­ aufnahmen zu Lasten des Stiftungsvermögens sind hier ausgeschlossen. 2. „ausnahmsweise": besondere Fälle sind: Art. 29 Abs. II, 30, 87 und 89. 3. „Gesetze" usw. In Betracht kommen vorwiegend Baulast­ normen: vgl Art. 112 Abs. III, auch Art. 106 Abs. I. 4. „staatsaussichtliche Genehmigung": vgl. auch Art. 75 Abs. I Ziff 5 und Abs. III, soweit hier außerhalb des eigentlichen Stistungszwecks liegende Leistungen aus dem ortskirchlichen Stiftungsver­ mögen in Frage kommen. Namentlich bei Kirchenstistungen wird jedoch der „eigentliche Stiftungszweck" sehr weit zu fassen sein. Eine Ausgabe, zu der die Kirchenstiftung im Sinne des Art. 13 Abs. IV nicht verpflichtet ist, liegt nicht schon deshalb außerhalb des Stistungszwecks (Begr. S. 419). 8. Soweit die Zustimmung Drittbeteiligter nicht erforderlich ist, kann auch deren Einvernahme unterbleiben. v. Für die Pfalz: vgl. Art. 101.

Zu Abs. V. !♦ Über den Begriff der Friedhofverbände (Sepulturverbände) vgl. Krick I S. 356, III S. 67, Seeberger S. 905, Gir.-Pach. S. 457. Als sonstige Konkurrenzverbände kommen insbesondere Nebenorte und Neben­ ortsgruppen (Art. 16 Abs. I ix. VII) und Fernbezirke (Art. 19 Abs. II) in Betracht. Juristische Persönlichkeit ist den in Abs. V aufgezählten Berbänderr durch die KGO nicht eingeräumt. Über die Organe dieser Ver­ bände vgl. Art. 36 Abs. II Ziff. 3, Abs. III Ziff. 3 u. Abs. V, Art. 42 Abs. VI, 66 Abs. III, 68 Abs. V ix. § 45 KWO. 2. Soweit nicht . . . s. insbes. Art. 20 Abs. XI, Art 21 Abs. I letzter Satz. Opfer. Gebühren. 91 tt* 14* 1 ®er Ertrag des Klingelbeutels, Opferstocks oder sonstigen Opfers gehört zu den Einnahmen der Kirchenstiftung, soweit nicht für eine anderweitige Verwendung ein Herkommen oder beson­ deres Rechtsverhältnis besteht oder ausdrücklich für einen anderen Zweck gesammelt wird. eine anderweitige Verwendung zu erfolgen hat, .steht es frei, daneben auch für die Kirche sammeln zu lassen. Mit Zu­ stimmung der Staatsaufsichtsbehörde kann auch die auf Herkommen oder besonderem Rechtsverhältnis beruhende anderweitige Ver­ wendung überhaupt aufgehoben werden, soweit nicht ein Privat­ rechtsverhältnis entgegensteht und soferne etwa bezugsberechtigte Langhelnrlch, Ktrchengemeindeordnung.

13

194

E. Erläuterunge« zur Kirchengemeindeordnung.

Geistliche, weltliche Kirchendiener oder Lehrer für den Ausfall an ihrem Einkommen entsprechenden Ersatz erhalten. Die kirchliche Oberbehörde ist einzuvernehmen. ---Gebühren für Benützung von ortskirchlichem Eigentum und ortskirchlichen Anstalten können durch Ortskirchensatzung eingeführt und geregelt werden. Bcgr. e. 4111; R. A. 1912 ll. Pro,, e. 20.

Zu Abs. I.

1* Hinsichtlich des bisherigen Rechts vgl. Meurer 1 3. 247 ff., 317, 348, Krick III S. 239 ff., Seeberger S. 856 f., Gir.-Pach. 313. 2. Ein gesetzlicher Zwang zur Einführung oder Beibehaltung des Klingelbeutels besteht nach der KGO. nicht. Eine gewisse Verpflichtung zur Aufrechterhaltung einer diesbezüglichen Übung wird sich aber für die Kirchenverwaltung regelmäßig aus Art. 53 Abs. III ergeben vgl. Abs. II Satz 1 und VollzBek. § 9). 3. Die Vornahme der Klingelbeutelsammlung kann Gegenstand von Kirchengemeindediensten sein (Art. 26); vgl. hiezu Ärt. 30 Ziff. 3, Art. 31. 4. Ein Herkommen (vgl. Art. 12 Abs. II Bem. 2) kann beseitigt werden (Abs. II Satz 2). Eine herkömmliche Verwendung des Klingel­ beutelertrags zu nicht kirchlichen Zwecken (Schul- oder Armenzwecke) ist nur nach Maßgabe des § 49 RE. (vgl. Art. 112 Abs. III) zulässig; vgl. Meurer I S. 249, VGH. Bd. 21 S. 103 ff. Doch kann für lokale Schul­ oder Armenzwecke auf Anordnung oder mit Erlaubnis der ortskirchlichen Organe in der Kirche besonders (ausdrücklich) gesammelt werden (siehe Bem. 5). Die Lokalarmenpflege hat nicht das Recht, durch ihre Organe in der Kirche Sammlungen vorzunehmen oder Armenopferstöcke aufzu­ stellen. 5* Eine „ausdrückliche" Sammlung für andere Zwecke liegt vor, wenn der besondere Zweck vorher deutlich verkündigt oder bei auf­ gestellten Opferbüchsen usw. durch Karte, Aufschriften usw. kenntlich ge­ macht worden ist. Die für „Kollekten" d. i. für außerordentliche Sammlungen, welche sich auf einen größeren Bezirk erstrecken, bestehenden besonderen Vor­ schriften werden durch die KGO. nicht berührt (vgl. hiezu Art. 13 Ms. I Bem. 2 c). Zu Abs. II. Bollzugsbekanntmachung zu Art. 14 Abs. II Satz 1.

8 9. Wo Sammlungen in der Kirche für die Kirche bisher vorge­ nommen wurden, soll die Kirchenverwaltung im Hinblick auf ihre Pflicht zur Erhaltung bestehender Einnahmequellen auf solche Sammlungen nicht verzichten. 1. Staatsaufsichtsbehörde: Art. 73 Abs. II u. III. Soweit eine Ersatzleistung an Geistliche oder Lehrer in Frage kommt, kann auch Genehmigung nach Art. 75 Abs. I Ziff. 3 u. Abs. III notwendig werden; ferner sind je nach der Art der Ersatzleistung einschlägig Art. 12 Abs. I Ziff. 3, Abs. II, IV, Art. 13 Abs. IV," Art. 23. Der Ersatz kann jedoch auch aus anderen als ortskirchlichen Kassen fließen.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 15

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2. T re Ersatzleistung an Geistliche usw kann durch ein­ malige Abfindung oder wiederkehrende Leistungen für die Dienstzeit des Stelleninhabers oder für die Dauer gewährt werden (Begr S 420). S. Beschwerden. Art 80, 81 Art. 81 Abs. III trifft nicht zu, da die einschlägigen Beschlüsse der ortskrrchlichen Vertretungskörper nur mit förmlicher Zustimmung der Staatsaufsichtsbehörde wirksam werden

Zu Abs. UI. 1. Vgl Art 40/31 und 159/91 Abs I Zisf 6 GemO.. Kahr I S 406 ff., II S 72 ff.; Wand S. 271, 55 ff. 2. Gebühren der hieher gehörigen Art können insbesondere für Benützung von ^rrchenstühlen (Dgl Art. 53 Abs. IV), kirchlichen Friedhöfen (vgl Meurer I S. 240) und Leichenhäusern in Frage kommen. Allgemein verbindliche Kraft erlangen sie nur durch Festsetzung nach den Formen des Abs III mit Art. 54. Sie erscheinen alsdann als Ausflug der kircheugemerndlichen Finanzgewalt und haben daher die Eigenschaft öffentlich-rechtlicher Abgaben (vgl Kahr I S. 408). Über die Einführung, Veränderung und Aufhebung von Gebühren bestimmen in Gesamtkirchengemeinden lediglich die Einzelkirchengemeinden, nicht die Gesamtkirchengemeinde für die Einzelkirchengemeinden Streitig­ keiten über die Verbindlichkeit zur Entrichtung solcher Gebühren sind nach Art. 81 KGO. und Art. 10 Ziff. 13 VGHG. zu entscheiden. Für die Einhebung und Beitreibung gelten die für die Kirchenum­ lagen gegebenen Vorschriften; Art. 106 Abs VII, 24 f 8 Ortskirchensatzungen: Art. 54; hinsichtlich solcher speziell für Benützung von Kirchenstühlen s. Art. 53 Abs. I\ 4 Eine Gebührenfestsetzung nach Abs III wird wohl ausschließlich für solches Eigentum und solche Anstalten in Frage kommen, welche zum allgemeinen Gebrauch bestimmt sind Soweit ein Gebührenstatut nicht erlassen ist und für die Benützung sonstigen ortskirchlichen Eigentums wird die etwaige Vergütung durch privatrechtlichen Vertrag festgesetzt (vgl. Kahr I S 408, 409) Streitigkeiten hierüber sind im Zivilprozesse zu erledigen. 8. Welcher Kasse die Gebühren zuzufließen haben, bestimmt sich im Zweifel nach dem Eigentum Es kann fedoch auch in anderer Weise darüber verfügt werden

Beschlüsse, Entscheidungen.

91 tL 15*

1 ®ie Kirchenverwaltung ist zur Beschlußfassung darüber be­ rufen, ob und inwieweit primäre Deckungsmittel, abgesehen von strittigen besonderen Leistungen der Kirchengemeindeglieder oder Dritter, zur Verfügung stehen und namentlich ein baupflichtiger Bestandteil des ortÄirchlichen Stiftungsvermögens für die Be­ streitung der Kosten eines jeweils veranlaßten kirchlichen Baufalls ohne Beeinträchtigung der Deckung des laufenden Bedarfs leistungsfähig ist. "Im Streitfälle entscheidet die Staatsaufsichtsbehörde nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde.

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E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

111 Die Entscheidung wirkt auch gegen Drittbeteiligte, welche in den ihre Interessen wesentlich berührenden Fällen mit ihren Erinnerungen vorher gehört werden sollen, und ist nur im Wege der Beschwerde anfechtbar. IVDb und inwieweit einem privatrechtlich beteiligten Dritten gegenüber das vor ihm baupflichtige ortskirchliche Vermögen nötigenfalls auch zu einem Grundstocksangriffe oder einer An­ lehensaufnahme schreiten muß, ist nach dem die Baupflicht regeln­ den bisherigen Rechte zu beurteilen. v Über Bestand und Umfang der öffentlich-rechtlichen Ver­ pflichtung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens sowie der Kirchen­ gemeinde zur Befriedigung ihrer eigenen Baubedürfnisse in Bezug auf Kultusgebäude, kirchliche Friedhöfe und dazu gehörige Bau­ werke wird durch die ortskirchlichen Vertretungskörper, dann, soweit erforderlich, durch die Staatsaufsichtsbehörden nach Maßgabe dieses Gesetzes Beschluß gefaßt, vorbehaltlich der Vorschriften über das Verwaltungsstreitverfahren. Zu Abs. I.

1. In Art. 13 ist bestimmt, welche Deckungsmittel überhaupt für die Ortskirchenbedürfnisse in Frage kommen. Zwischen primären und subsidiären Deckungsmitteln ist hiebei nur insoweit unterschieden, als gegenüber der Aufbringpslicht der Kirchengemeinde (Abs. II) alle sonst möglichen Deckungsmittel als zunächst in Betracht kommend bezeichnet sind. Im übrigen sind primäre und subsidiäre Deckungsmittel nicht aus­ einandergehalten. Die KGO. überläßt insoweit die Unterscheidung dem bisherigen Recht (vgl. Art. 112 Abs. III). Rach diesem ist die Unter­ scheidung zwischen primären und subsidiären Deckungsmitteln von be­ sonderer Bedeutung hinsichtlich der Baulast. Hier kommen regelmäßig eine ganze Reihe von Verpflichteten in Frage, die in der Regel nicht nebeneinander, sondern nacheinander hasten, also u. U. erst bei dem Un­ vermögen eines vorher Verpflichteten einzutreten haben. Es bedarf daher jeweils genauer Feststellung, wer zunächst verpflichtet ist und inwieweit derselbe herangezogen werden kann. Hiesür gibt Art. 15 die erforder­ lichen Bestimmungen: „Die hauptsächliche, praktische Tragweite des Art. 15 liegt auf dem Gebiete der Kultusbauten" (Vegr. S. 421). 2. Zuständig zur Beschlußfassung sind in erster Linie die Kirchcnverwaltungen (Art. 53). Diese vertreten hiebei sowohl die Kirchen­ stiftungell wie die Kirchengemeinden. Über einen etwaigen Jnteressenwiderstreit beider Rechtssubjekte, der bei Feststellungen dieser Art sehr wohl möglich ist, soll „behufs Vereinfachung des Verfahrens lind namentlich in Anerkennung einer gewissen Übereinstimmung der wohlverstandenen dauermden Interessen der Kirchengemeinde als einer ihre jeweiligen Mit­ glieder überdauernden Korporation einerseits und der für sie dauernd be­ stimmten Kirchenstiftung andrerseits insolange hinweggesehen werden, als nicht ein wirklicher Streitfall vorliegt oder ein Rechtsgeschäft zwischen beiden abzuschließen ist" (Art. 55; Begr. S. 422).

2. Wschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 15.

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S Beschlußfassung: Art. 63. Der Beschluß hat rechtlich nur den Charakter eines reinen Verwaltungsbeschlusses, einer bloßen Er­ klärung. Die Kirchenverwaltung entscheidet nicht als Instanz. Dritte können durch einen derartigen Ausspruch der Kirchenverwaltung in ihren Rechten nicht beschränkt werden. Beschwerden gegen die nach Abs. I ge­ faßten Beschlüsse (Abs. II) sind deshalb auch an keine Frist gebunden und können insbesondere auch dann noch erhoben werden, wenn auf Grund der Beschlüsse Leistungen in Anspruch genommen werden. 4 primäre Deckungsmittel: Die Beschlußfassung, ob und inwieweit primäre Deckungsmittel vorhanden sind, umfaßt sowohl die Feststellung des primär verpflichteten Subjekts als dessen Leistungsfähig­ keit. Regelmäßig hat in erster Linie die Kirchenstiftung für die Orts­ kirchenbedürfnisse auszukommen (vgl Art 13 Abs I, Krick III S. 30 ff., Permaneder §§ 13, 14). Es kann aber auch ein anderer Bestandteil des ortskirchlichen Stiftungsvermögens primär verpflichtet sein. In diesen Fällen kommen als primäre Deckungsmittel zunächst in Betracht: die Erträgnisse und Einkünfte der betreffenden Stiftung (Art. 13 Abs. I, 14 Abs. 1 u. III); eventuell auch eine teilweise, refundierliche Vermögens­ einzehrung und eine Anlehensaufnahme (vgl. Abs. IV; Krick a. a. O., Permaneder § 14). Diese Mittel dürfen aber, wenn die Feststellung der Suffizienz im Hinblick auf einen kirchlichen Baufall geschieht, als primäre Deckungsmittel nur insoweit in Rechnung gezogen werden, als sie nicht zur Deckung des lausenden Bedarfs notwendig sind Weitere Einschrän­ kungen sind nicht vorgesehen. Insbesondere darf die Suffizienz- bzw Insuffizienz-Erklärung für einen gegenwärtigen Bausall nicht durch die Rücksicht auf etwaige spätere außerordentliche Baufallwendungen beein­ flußt sein (Art. 15 Abs. I zweiter Halbsatz in Übereinstimmung mit der bis­ herigen Übung). Die Jnsuffizienzerklärung der primären Deckungsmittel bedeutet zugleich die Abwälzung der Kostentragung auf einen subsidiär Verpflichteten. Je nach der Person desselben können die Grenzen der primären Deckungsmittel noch besondere Verschiebungen erfahren (vgl. Abs. IV). Gegenüber einem zweitsubsidiär Verpflichteten sind alle vor­ gehenden Verpflichtungen primäre Deckungsmittel, also z. B. gegenüber der Kirchengemeinde Verpflichtungen Dritter (vgl. auch Art. 13 Abs. I u. II). 8 Sind besondere Leistungen der Kirchengemeinde­ glieder oder Dritter (Art. 13 Abs. I Bem. 3 e) strittig, so bleiben sie bei Berechnung der Suffizienz außer Betracht Dies bezieht sich jedoch nur auf solche Verpflichtungen, deren rechtliche Existenz überhaupt be­ stritten ist. Ist z. B. nur der Umfang der Einzelleistung bestritten, so kann die Leistungspslicht überhaupt als primäres Deckungsmittel in Rechnung gezogen werden. Der Pflichtige kann hiegegen event. Ent­ scheidung nach Abs. II u. V herbeisühren. Zu Abs. II. I Ein Streitfall kgnn nicht ,nux durch, den Widerspruch ejnes subsidiär Verpflichteten gegen die nach Abs. I gefaßten Beschlüsse, sondern auch durch den Einspruch der Staatsaufsichtsbehörden geschaffen werden, wenn dies im öffentlichen Interesse (z. B. zur Erhaltung des ortskirch­ lichen Stiftungsvermögens) angezeigt erscheint (vgl. Art. 74). 2. Die Staatsaufsichtsbehörde (Art. 73 2lbs. II u. III) entscheidet erst, wenn die Kirchenverwaltung formell Beschluß nach Abs. I gefaßt hat, auch wenn von Anfang an Streit besteht.

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E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

3, Durch die Entscheidung wird sestgestellt, welche Deckungsmittel als primäre in Rechnung zu ziehen sind, und ob diese als hinlänglich zu erachten sind. Der Bestand der Konkurrenzpflicht des primär heranzuziehenden Rechtssubjekts überhaupt wird hiebei als liquid voraus­ gesetzt. Strittige besondere Leistungen der Kirchengemeindeglieder oder Dritter bleiben auch hier außer Betracht (vgl. Abs. I Bem. 5 u. Ws. III Bem. 1). Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde Art. II Abs. I. Zu Abs. III.

1. Daß die Entscheidung der Staatsaufsichtsbehörde nur mit Be­ schwerde soll angefochten werden können, bedeutet die ausschließliche Ver­ weisung auf den durch Art. 80, 81 dorgezeichneten Rechtsweg. Die An­ fechtung im Zivilrechtswege ist ausgeschlossen. Eine Zuständigkeit der BGH. kommt gemäß Art. 13 Ws. I Ziff. 3 VGHG. nicht in Frage. Es ist jedoch zu beachten, daß die Entscheidung nur einen beschränkten Wirkungsbereich hat (Abs. II Bem. 3). So bleibt z. B. die Frage, ob eine als primäres Deckungsmittel in Rechnung gezogene Verpflichtung überhaupt besteht oder ob die Heranziehung eines bestimmten Bestandteils des ortskirchlichen Stiftungsvermögens zur Konkurrenz überhaupt rechtlich zulässig ist, selbständiger Prüfung im ordentlichen Jnstanzenzug fähig (vgl. auch Begr. S. 421). 2. Da die Entscheidung nach Abs. II auch gegen Drittbeteiligte (seien sie öffentlich-rechtlich oder privatrechtlich beteiligt) wirkt, so ist sie diesen zuzustellen, selbst wenn sie an dem Streit nicht aktiv teil­ genommen haben. Die Zustellung hat an alle zu erfolgen, deren subsidiäre Haftung nach dem Suffizienzbeschlusse in Frage kommen kann, auch wenn sie nicht zu denen gehören, die wegen wesentlicher Interessen im Ver­ fahren zu hören waren. 3. Ob ein Fall das Interesse eines Drittbeteiligten wesentlich be­ rührt, ist Frage des Ermessens. In der Regel wird die Einvernahme aus solche Fälle zu beschränken sein, in denen die Entscheidung nach Abs. II voraussichtlich die Inanspruchnahme des Dritten unmittelbar zur Folge haben wird. 4. Die 14 tägige Beschwerdesrist des Art. 81 Abs. II läuft nur gegen die Entscheidungen nach Abs. II, nicht gegen die Beschlüsse nach Ws. I (vgl. dort Bem. 3). Gegenüber letzteren können Drittbeteiligte jederzeit sowohl Entscheidung nach Ms. II als auch nach Ms. V bean­ tragen. Selbstverständlich können sie auch ihre Verpflichtung überhaupt bestreiten (Art. 12 Ms. V). Zu Abs. IV. In Betracht kommt hier z. B. das bayer. Mandat vom 4. Oktober 1770 (insbes. Regel 3); Weber I S. 10 ff., Art. 112 Ms. III. Das Verfahren für die Feststellung der Suffizienz bestimmt sich auch hier nach Abs. I—III. Ferner kann ebenfalls Entscheidung nach Abs. V beantragt werden. Im Streitfall nach Abs. II wird die kirchliche Ober­ behörde also nur einvernommen. Zum Vollzug des Suffizienzbeschlusses ist jedoch regelmäßig die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde ein­ zuholen (Art. 9 Ms. III, Art. 34 Ms. II, Art. 11 Abs. V). Die eventuelle Verweigerung der Zustimmung (vgl. Art. 11 Ms. V) würde eine Ver­ pflichtung der Kirchengemeinde zur Erhebung von Umlagen nicht be-

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mttel zu ihrer Befriedigg. Art. 15.

199

gründen (Art. 13 Abs. I u. II). Auch könnte die Staatsaufsichtsbehörde im Hinblick auf die Bestimmungen des Art. 13 der freiwilligen Erhebung von Umlagen entgegentreten (Art. 23, 74). Die Folge davon wäre, da selbstverständlich der Dritte außer Haftung bleibt, daß ein Ortskirchenbedürfnis zunächst — unbeschadet der Vorschriften des Art. 73 Abs. IV — ungedeckt bliebe, bis die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde er­ teilt wird lvgl. Begr. S. 421).

Zu Abs. V. 1. „Eigene Baubedürfnisse" der Kirchenstiftungen und Kirchen­ gemeinden i. S. des Abs. V sind die gemäß Art. 12 als Ortskirchen­ bedürfnis anzusehenden Baubedürfnisse. Diese sind entweder aus dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen und von der Kirchengemeinde (Art. 112 Abs. III, 12 u. 13) oder von Dritten (Art. 12 Abs. V, Art. 112 Abs. III, Art. 13 Abs. I) zu befriedigen. Die Verpflichtungen Dritter bemessen sich gänzlich nach dem bis­ herigen Recht; für die Entscheidung von Streitigkeiten hierüber bleiben die bisherigen Zuständigkeiten aufrecht erhalten (Art. 12 Abs. V). Die Verpflichtungen des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde werden teils durch die nach Art. 12 Abs. V, 112 Abs. III aufrechterhaltenen Baulastnormen, teils durch die KGO. (vgl. Art. 12 Vordem. 1) geregelt. Streitigkeiten über Bestand und Umfang der Verpflichtung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchen­ gemeinde wurden in der älteren Theorie und Praxis wie überhaupt alle Kultusbaustreitigkeiten als Zivilrechtssachen angesehen und den Zivil­ gerichten zur Entscheidung zugewiesen. Einen Umschwung in dieser Rechts­ anschauung brachte erst die Entscheidung des BGH. Bd. 18 S. 85, welche aussprach, daß die Verpflichtung der Kirchenstiftung zur baulichen Unter­ haltung „ihrer" Kultusgebäude öffentlich-rechtlicher Natur sei und zur Entscheidung von Streitigkeiten hierüber die Berwaltungsinstanzen für zuständig erklärte; ferner die Entscheidung Bd. 24 S. 225 (s. insbes. S. 227), die diese Grundsätze ausdrücklich auch auf die Kirchengemeinde ausdehnte. Über die diesbezügliche Entwicklung im einzelnen vgl. Seiler S. 88 f., Reger-Dyroff S. 348 ff. und die dort angegebene Literatur und Judikatur. Durch Art. 15 Abs. V in Verbindung mit Art. 12 ist uunulehr in Fortentwicklung der durch die neuere Recht­ sprechung des VGH. anerkannten Rechtssätze die Ver­ pflichtung des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und der Kirchengemeinde zur Befriedigung ihrer eigenen Barlbedürfnisse in bezug auf Kultusgebäude, kirchliche Friedhöfe und dazu gehörigen Bauwerke gesetzlich als öffentlich-rechtlich anerkannt und der S e lb st ve r w a ltung, Staatsaufsicht und Verwaltungsrechtsprechung ü b e r w i e s e n (vgl. Begr. S. 421). Der VGH. hatte die öffentlich-rechtliche Natur der Baupflicht der Kirchenstiftung?bzw. Kirchengemeinde nur in bezug auf die. dem Bereich, des betreffenden Rechtssubjektes angehörenden Kultusgebäude anerkannt, als Voraussetzung der Verwaltungszuständigkeit also — wie insbesondere aus der Gegenüberstellung der Entscheidungen Bd. 18 S. 85 ff. und S. 298 (insbesondere S. 300) erhellt, — das Eigentum der Kirchenstiftung bzw. der Kirchengemeinde an den Bauobjekten betrachtet. Öffentlich-rechtlicher Natur ist aber nach der KGO. nicht nur die Baupflicht der Kirchenstiftung oder Kirchengemeinde an ihren eigenen

200

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Baulichkeiten, sondern überhaupt die Baupslicht derselben an solchen Ge­ bäuden, deren Herstellung und Unterhaltung Ortskirchenbedürsnis ist. Unter Art. 15 Abs. V fällt daher insbesondere auch die Feststellung der Baupslicht der Kirchenstiftung und Kirchengemeinde an Pfarrgebäuden, „selbst wenn diese einer Pfründestiftung gehören, also im Eigentum Dritter stehen". über Mesnerwohnhäuser vgl. unten Bem. 3. Von besonderer Wichtigkeit ist die Bestimmung des Art. 15 Abs. V für das innere Verhältnis zwischen Kirchenstiftung und Kirchengemeinde, infoferne hienach Zivilprozesse in Baulastsachen zwischen beiden künftig ausgeschlossen sind. Inwieweit solche bisher möglich waren, hierüber vgl. Meurer I S. 90 ff., Arch. f. kath. Kirchenrecht Bd. 86 S. 676, Schmidt II S. 130 ff., 448 ff., 534 ff., III S. 329 ff., 398 ff. Das Hauptstreitgebiet zwischen beiden Rechtssubjekten, auf dem Zivilprozesse durchgefochten wurden, war bisher eine der Kirchenstiftung gegenüber bestehende Ver­ pflichtung der Kirchengemeinde oder der Kirchengemeindeglieder zur Leistung von Hand- und Spanndiensten. Diese Verpflichtung ist durch die KGO. ebenfalls ganz auf öffentlich-rechtliche Grundlage gestellt (Art. 26 Abs. I, Art. 12 Abs. III, 13, 15 Abs. V) und gemäß Art. 15 Abs. V im Streitfall, im Wege der Selbstverwaltung, Staatsaufsicht und Verwaltungsrechtsprechung festzustellen (vgl. Begr. S. 440). Unter Art. 15 Abs. V fallen auch Streitigkeiten über die Beitrags­ pflicht der Tochtergemeinde zu Baubedürfnissen der Pfarrgemeinde lvgl. Art. 16). 2. Eine Beschlußfassung über die Baupflicht nach Art. 15 Abs. V kann sowohl aus der Initiative der betreffenden ortskirchlichen Ver­ tretungskörper hervorgehen als auch von einer anderen Kirchenver­ waltung (der Tochtergemeinde in den Fällen des Art. 16), von einem Dritten (vgl. Abs. III Bem. 4), endlich auch von der Staatsaufsichts­ behörde (vgl. Abs. II Bem. 1) veranlaßt werden. Die Beschlußfassung und Entscheidung umfaßt die Feststellung, ob im einzelnen Fall die Be­ friedigung eines Baubedürfnisses Ortskirchenbedürfnis ist, ob die Ver­ pflichtung hiezu das ortskirchliche Stiftungsvermögen oder die Kirchen­ gemeinde trifft und gegebenenfalls in welchem Umfang dies der Fall ist. Die ergehenden Beschlüsse und Entscheidungen können durch die Staats­ aufsichtsbehörden sowohl von Amts wegen als auch auf Beschwerde auf­ gehoben werden (Art. 74). Beschwerden gegen Beschlüsse der Kirchen­ verwaltung sind an keine Frist gebunden. Das weitere Staatsaufsichts­ verfahren bemißt sich, je nachdem ein Dritter am Streit beteiligt ist oder nicht, nach Art. 73, 74, 80 u. 81. 8 Die hier aufgezählten Baulichkeiten sind identisch mit den in Art. 12 Abs. I Ziff. 1 aufgezählten; es gehören hiezu also auch Pfarr­ gebäude und Mesnerhäuser. Bei letzteren kann auch ein konkurrierendes eigenes Baubedürfnis einer politischen Gemeinde oder eines Schulsprengels bestehen (hiezu SchulbedG. vom 28. Juli 1902 Art. 1, Seiler S. 88 ff.). Nach Art. 12 Ms. I Ziff. 1 in Verbindung mit den Baulastnormen bestimmt sich auch, was zum Bauaufwand gehört. 4. Ortskirchliche Vertretungskörper: Regelmäßig ist zur Beschlußfassung die Kirchenverwaltung berufen (Art. 53). Eine Be­ schlußfassung der Kirchengemeindeversammlung und der Kirchengemeinde­ bevollmächtigten kann nach Art. 65, 68, 23 Ms. II Ziff. 3 in Frage

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mttel zu ihrer Befriedigg. Art. 1 6. 201 komme«. Für den Fall eines Jnteressenwiderstreites zwischen Kirchcnstistung und Kirchengemeinde vgl. Art. 55. S. Verwalt ungsoersahren: VGHG. Art. 10 Zisf. 3 in der Fassung des Art. 96 c KGO., VGHG. Art. 10 Ziff. 13, 19, Art. 45 (Neger-Tyross S. 323 ff., 335 ff., 346 ff., 529 ff.; vgl. auch Art. 80 Abs. III Bem. 3).

Tochtergemeinden, Nebenortc usw.

581 tt. ID.

I Die Heranziehung der Tochtergemeinden und anderer Be­ standteile der Pfarrgemeinde zur Befriedigung von Ortskirchen­ bedürfnissen der letzteren bemißt sich zunächst nach besonderen Rechtsverhältnissen oder Herkommen, aushilfsweise nach Abs. II bis VII. II Eine Tochtergemeinde hat an der Befriedigung von Orts­ kirchenbedürfnissen der Pfarrgemeinde nach Maßgabe der Gemein­ schaft des Bedürfnisses oder Gebrauches teilzunehmen. »'Die Tochtergemeinde ist hienach nicht heranzuziehen: 1. hinsichtlich der Pfarrkirche und des Bedarfes für den Pfarr­ gottesdienst, wenn für die Tochtergemeinde eine Kirche be­ steht, worin anspruchsgemäß an allen Sonn- und Festtagen, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, pfarrlicher Gottes­ dienst stattfindet; 2. hinsichtlich eines Personalbedarfs der Pfarrgemeinde für Geist­ liche oder weltliche Kirchendiener, wenn die Voraussetzung der Ziffer 1 gegeben ist und überdies für die Tochtergemeinde eine eigene Seelsorge- oder Kirchendienerstelle besteht, deren Dotation im wesentlichen nicht von der Pfarrpfründe oder Pfarrgemeinde herrührt und deren Inhaber die kirchlichen Handlungen für die Tochtergemeinde ausschließlich oder fast ausschließlich verrichtet; 3 hinsichtlich der Pfarr- oder Pfarrmesnergebäude, wenn die Voraussetzungen der Ziffer 1 und 2 gegeben sind und der Geistliche oder weltliche Kirchendiener der Tochtergemeinde diese Gebäude nicht mitbenützt; 4. hinsichtlich eines kirchlichen Friedhofes, wenn die Tochter­ gemeinde ihn nicht mitbenützt. >' Wenn ber' sonn- und festtägliche Gottesdienst der Regel nach gleichmäßig abwechselnd in der Pfarrkirche und in der oder den Tochterkirchen anspruchsgemäß abgehalten wird, so hat jeder Teil (Muttergemeinde, Tochtergemeinde) den Bedarf für seine Kirche und den darin stattfindenden pfarrlichen Gottesdienst aufzubringen. 'Wenn im übrigen eine Tochtergemeinde die kirchlichen Ein-

202

E. Erläuterungen zur Äirchengemeindeordnung.

richtungen der Pfarrgemeinde nur in wesentlich beschränktem Maße benützen kann oder zu benützen angewiesen ist, kann sie verlangen, daß sie an der Befriedigung der Ortskirchenbedürfnisse der Pfarr­ gemeinde nur nach einem im Verhältnis der beschränkteren Be­ teiligung ermäßigten Maßstabe teilzunehmen habe. " Das Maß dieser der Tochtergemeiude zu gewährenden Er­ leichterung wird durch Vereinbarung (Art. 23 Abs. II Ziff. 3) der ortskirchlichen Vertretungskörper, in Ermangelung einer genehmig­ ten Übereinkunft aber durch schiedsrichterliche Entscheidung in ent­ sprechender Anwendung des Art. 10 festgestellt. Eine andere Fest­ setzung kann durch Vereinbarung jederzeit, schiedsrichterlich aber nur bei wesentlich veränderten Verhältnissen oder nach Umfluß von 10 Jahren getroffen werden. VH Die zutreffenden Bestimmungen des gegenwärtigen Artikels finden auch auf andere Bestandteile einer Pfarrgemeinde, wie Nebenortc und Nebenortsgruppen, entsprechende Anwendung, wenn sonst eine in hohem Maße unbillige Belastung derselben vorliegen würde. Bt-a:- 423.

Zu Abs. I. L Über den Begriff der „T 0 ch t e r g e m e i n d e" und die Vor­ aussetzungen ihres Bestandes vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I 4 a u. c. Hienach sind die Tochtergemeinden zwar im allgemeinen selbständige Kirchen­ gemeinden, hinsichtlich der gemeinsamen Angelegenheiten gelten sie jedoch als Bestandteile der Pfarrkirchengemeinden. Welche Angelegenheiten als gemeinschaftliche anzusehen sind, ist vorwiegend Tatfrage. Eine gewisse (Gemeinschaft muß zwischen Tochtergemeinde und Pfarrgemeinde begriff­ lich bestehen. Diese Gemeinschaft kann jedoch im einzelnen Fall sehr verschieden bemessen sein; auch kann ihr Umfang jederzeit durch tatsäch­ liche und rechtliche Vorgänge erweitert oder bis auf ein Minimum be­ schränkt werden. Im Hinblick auf diese besonderen Verhältnisse nahm das bisherige Recht zwar prinzipiell die Konkurrenzpflicht der Filialisten zu den Be­ dürfnissen der Gesamtpfarrgemeinde an, ließ jedoch Befreiung hievon nicht nur aus Grund Vertrags, Herkommens oder sonstigen Rechtstitels, sondern auch dann zu, wenn die Filialisten zur Pfarrkirche in einem solch' lockeren Verhältnis standen, daß eine Beitragspflicht nicht be­ gründet erschien. Entscheidend für das Maß der Konkurrenz war der engere oder weitere Verband, in welchem die Filialisten zur Pfarrkirche standen (vgl. Krick III S. 27, 44 f.). Art. 16 schließt sich an diesen Rechtszustand aufs engste an. Die hier getroffenen Bestimmungen unterstellen ebenfalls als selbstverständ­ lich, daß die Filialisten als Angehörige der Gesamtpfarrgemeinde deren Lasten prinzipiell mitzutragen haben. Sie sprechen jedoch die Konkurrenz­ pflicht nicht schlechthin aus, sondern lassen ebenfalls in erster Linie die etwa bestehenden besonderen Rechtsverhältnisse und das Herkommen Abs. I), in zweiter Linie die besonderen tatsächlichen Verhältnisse (Abs. II)

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrerlBefriedigg.

Art. 16.

203

entscheidend sein. Die Berücksichtigung der besonderen tatsächlichen Ver­ hältnisse geschieht nach dem Maßstab der „Gemeinschaft des Bedürfnisses und des Gebrauchs" (Abs II). Dieser Maßstab hat gegenüber dem des Abs. I nur subsidiäre Bedeutung. Erst wenn oder soweit Verpflichtungs­ oder Befreiungsgründe nach Abs I fehlen, sollen die Regeln der Abs II—VI Platz greifen (vgl. Art 153/85 GemO). Art 16 bezieht sich auf alle Ortskirchenbedürfnisse der Pfarr­ gemeinde, also auch auf die Baubedürfnisse Allgemeine Baulastnormen bleiben hier außer Betracht. Soweit nicht besondere Titel i. S. des Abs I bestehen, gelten mit dem Inkrafttreten der KOO. auch hinsichtlich der Baubedürfnisse kraft Gesetzes die Regeln des Abs II ff Letzteres wird in Zukunft immer der Fall sein, wenn ein Filialitätsverhältnis ohne Vorbehalt neu geschaffen wird (vgl auch unten Bem 2) über andere Bestandteile der Pfarrgemeinden vgl Abs. VII

2 Besondere Rechtsverhältnisse können sich insbesondere aus Verträgen, rechtskräftigen Urteilen, Vergleichen, Anerkenntnissen usw ergeben (vgl. über diese Rechtstitel Krick III S. 56 ff). Einem Herkommen wird auch hier in streitigen Fällen nur dann Bedeutung zuzumessen sein, wenn es sich um ein rechtsbegründetes Herkommen handelt (vgl Art. 12 Abs. II Bem 2). Herkommen ist hiebei im Sinne „örtlichen Gewohnheitsrechtes" aufzufassen Soweit Herkom­ men gleichbedeutend mit Verjährung ist, gehört es zu den Rechtstiteln, welche „besondere Rechtsverhältnisse" schaffens o.); vgl. Kahr I S. 226 ff.; Krick III S, 60 ff. Unter den Begriff des Herkommens fallen auch die sogen. Diözesan­ observanzen (Begr. S 423; vgl Krick III S. 46, Stingl S. 908). Die Verweisung des Abs. I auf die besonderen Rechtsverhältnisse und das Herkommen hat nicht etwa die Bedeutung, daß die zur Zeit des Inkrafttretens der KGO. bestehende Regelung für alle Zukunft bindend sein solle. Die Verpflichtung oder Befreiung nach den hieher gehörigen Rechtstiteln beruht im letzten Grunde ebenfalls auf der Ge­ meinschaft des Bedürfnisses und des Gebrauchs Etwaige Verträge haben also regelmäßig Art und Umfang der zur Zeit ihres Abschlusses obwalten­ den Gemeinschaft zur ausdrücklichen oder stillschweigenden Voraussetzung Wie für das Verhältnis zwischen Ortschaft und Gemeinde wird auch hier im Zweifel anzunehmen sein, daß sie nur den Charakter einer vorüber­ gehenden Verständigung haben (vgl Kahr I S. 981) und die zur Zeit des Bertragsschlusses bestehende tatsächliche Gemeinschaft als Vertrags­ bestandteil umfassen Wesentliche Veränderungen hierin können daher nicht nur eine neuerliche Verständigung veranlassen, sondern auch zu einseitigem Widerruf berechtigen. Dasselbe gilt entsprechend hinsichtlich eines etwaigen Herkommens Auch dieses hat regelmäßig andauernden, gleichmäßigen Fortbestand der Gemeinschaft zur Voraussetzung und .kann daher bei wesentlicher.Ände­ rung hierin einseitig widerrufen werden. Die Grundsätze des Art. 16 Abs V (nicht auch die des Abs VI; vgl. unten Bem 5) können hiebei sinngemäß angewendet werden Werden aufgehobene Verträge nicht alsbald ersetzt, so gelten, solange sich nicht etwa ein abweichendes Herkommen neu gebildet hat, die Aushilfsvor­ schriften der Abs. II—VI. Besondere Rechtsverhältnisse i S. des Abs I können selbstverständlich

204

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

auch für die nach Inkrafttreten der KGO. begründeten und nachträglich für bestehende Filialitätsverhältnisse geschaffen werden. Zum Abschluß von Verträgen, Vergleichen usw. sind die Kirchen­ verwaltungen der beiden Kirchengemeinden zuständig. Eventuell bedarf es vorheriger Beschlußfassung der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchengemeindebevollmächtigten (Art. 53, 65, 68, 23 Abs. II Ziff. 2 u. 3) und staatsaufsichtlicher Genehmigung (Art. 23 Abs. II, 75 Abs. I Ziff. 1 u. Abs. III). In Tochtergemeinden, in welchen eine Kirchenverwaltung nicht besteht (Art. 36), ist eine solche oder eine besondere Verwaltung (Art. 36 Abs. VI) besonders zu bilden. Über den Inhalt der Verträge und des Herkommens trifft die KGO. keine Bestimmungen; insbesondere stellt sie für die Fälle des Abs. I keine Grundsätze über die Lastenverteilung zwischen Mutter- und Tochtergemeinde aus; es soll hier möglichste Be­ wegungsfreiheit bestehen. Die Lastenverteilung kann z. B. — wie bisher häufig üblich; vgl. Begr. S. 423 — so fixiert sein, daß die Muttergemeinde mit einem größeren, die Tochtergemeinde mit einem kleineren Bruchteil (x/3) des auf die Pfarrgemeinde im ganzen treffenden Betrages konkurriert. 3. Die allgemeine Konkurrenzpflicht der Tochtergemeinde hinsicht­ lich der Ortskirchenbedürfnisse der Pfarrgemeinde kommt selbstverständlich erst dann in Betracht, wenn gemäß Art. 13 Abs. II auf die Kirchen­ gemeinde zurückgegriffen werden muß; denn die Konkurrenzpflicht der Tochtergemeinde beruht darauf, daß sie Bestandteil der Pfarrkirchen­ gemeinde ist, ihre Angehörigen also Glieder der Pfarrkirchengemeinden sind. Die Tochtergemeinde bleibt demnach frei, solange der Pfarrkirche Mittel der in Art. 13 Abs. I bezeichneten Art zur Verfügung stehen: ihre Leistung ist auch nicht etwa die Leistung eines Dritten. Verpflich­ tungen Dritter (Art. 12 Abs. V, 112 Abs. III) gehen vielmehr der Ver­ pflichtung der Tochtergemeinde vor und bleiben durch Art. 16 unberührt. Auch die Bestimmungen über die Verwendung von Rentenüber­ schüssen vermöglicher Stiftungen (§§ 48, 49 RE. und VollzVorschr. hiezu vom 24. April 1857 sWeber V S. 49]), namentlich die Grundsätze über die Lokalkonkurrenz werden durch Art. 16 nicht berührt. Es dürfen also Überschüsse der Pfarrkirchenstistung erst dann nach auswärts abgegeben werden, wenn eine Konkurrenzleistung der Filialgemeinde nicht in An­ spruch genommen wird; verfügbare Rentenüberschüsse der Filialkirchen­ stiftung sind unabhängig von einer nach Art. 16 bestehenden Verpflich­ tung zunächst zur Deckung der Pfarrkirchenbedürfnisse zu verwenden usw. (§ 6 der VollzVorschr. vom 24. April 1857). Soweit die Konkurrenzpflicht der Tochtergemeinde in Anspruch ge­ nommen wird, wird der nach den bestehenden Verträgen usw. die Tochter­ gemeinde treffende Betrag eventuell unter entsprechender Verminderung des Prozentsatzes oder unter Zugrundelegung reduzierter Steueransätze direkt auf die Filialisten umgelegt und von diesen an die Pfarrgemeiude geschuldet (Art. 13 Abs. II, 20 Abs. XIII). Der Anteil kann von der Tochtergemeinde auch im ganzen übernommen werden (Art. 20 Abs. XIII Sah 2). Die Aufbringung der Mittel erfolgt alsdann innerhalb der Tochtergemeinde selbstverständlich ebenfalls nach den Grundsätzen des 2. Abschnitts der KGO. (vgl. insbes. Art. 13 Abs. I und II; auch Art. 26 und 32). 4. Besondere Leistungen der Filialisten wie Reichnisse und Stolgebühren (Art. 85 ff.) fallen nicht unter Art. 16. 5. Das Verhältnis der Tochtergemeinde zur Pfarrkirchengemeinde

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg.

Art. 16.

205

ist öffentlich-rechtlicher Natur, hinsichtlich der Befriedigung der Kirchen­ bedürfnisse in gewissem Grade dem Verhältnis zwischen den Ortschaften und den politischen Gemeinden (Art. 153/85 GemO.) vergleichbar (Begr. S. 423). Streitigkeiten über die Konkurrenzpflicht, sowohl nach Abs. I als auch nach Abs. II—IV werden von den Verwaltungsinstanzen ent­ schieden (Art. 81, 80, 73 KGO., Art. 10 Ziff. 3 VGHG. in der Fassung des Art. 96 Abs. I e KGO., Art. 10 Ziff. 13 und Ziff. 19, Art. 45 VGHG. (Neger-Tyroff S. 323 ff., 335 ff., 346 ff., 529 ff.]). Bestand und Beschaf­ fenheit eines Filialitätsverhältnisses können als Jnzidentpunkte hiebei mitzuentscheiden sein (VGH. Bd. 9 S. 300, 14 S. 276 f.). Die Verwal­ tungsinstanzen bleiben insbesondere auch dann zuständig, wenn die Konkurrenzpslicht auf Verträge, Herkommen usw. gestützt wird, da die öffent­ lich-rechtliche Natur des zugrunde liegenden Verhältnisses (zwischen Pfarrund Tochtergemeinde) sich auch auf diese Rechtstitel erstreckt (vgl. Kahr I S. 987). Hinsichtlich der Baupflichtstreitigkeiten vgl. auch Art. 15 Abs. V. Hat die Tochtergemeinde keine eigene Kirchenverwaltung (Art. 36 Abs. III), so ist entweder eine solche neu zu bilden oder eine besondere Vertretung nach Art. 36 Abs. VI zu bestellen (vgl. Art. 53 Abs. I Bem. 5). Art 16 Abs. VI (schiedsrichterliche Entscheidung) findet auf die Fälle des Abs. I keine Anwendung.

Zu Abs. II. Vgl. Abs. I Bem. 1. Der hier aufgestellte Grundsatz bezieht sich auf alle in Art. 12 aufgezählten Ortskirchenbedürfnisse, auch auf die unter Abs. II dort fallenden.

Zu Abs. III Ziff. 1. L Um die Bedingungen dieser Ziffer zu erfüllen, müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein (Begr. S. 424): a) Es muß für die Tochtergemeinde eine eigene Kirche (Notkirche, Bet­ saal; vgl. Art. 2 Abs. I) bestehen. b) Es muß in dieser Kirche an allen Sonn- und Festtagen feierlicher Gottesdienst (Messe mit applicatio pro populo bei den Katholiken, Predigtgottesdienst bei den Protestanten) stattfinden; „dabei soll es aber nicht entgegenstehen, wenn vereinzelte Ausnahmen Platz greifen, wenn also z. B. die Filialisten zum Patrozinium der Pfarr­ kirche oder an einzelnen hohen Festtagen auf den Besuch der Pfarr­ kirche angewiesen sind". Daß in dieser Kirche auch die Sakramente gespendet werden, ist nach Ziff. 1 nicht gefordert. c) Auf den ständigen pfarrlichen Gottesdienst muß die Tochtergemeinde Anspruch haben. Nach lit. b genügt aber nicht der Anspruch für sich allein. Kann dieser auf die Dauer nicht verwirklicht werden, so soll die Beitragspflicht bestehen. „Vorübergehende Einstellung des eigenen Gottesdienstes (z. B. wegen Zerstörung der Kirche oder fvegen 1 $i?ieftferntantielg) svll> selbstverständlich nochkeine 'Beitrags^, pflicht begründen, da es sich dann nur um eine Notaushilfe handelt, nicht um eine wirkliche Gemeinschaft des Bedürfnisses und des Ge­ brauchs."

2. Sind die Voraussetzungen Bem. la bis e erfüllt, so ist die Tochtergemeinde von der Beitragspflicht hinsichtlich aller auf das Pfarr­ kirchengebäude treffenden Ausgaben (namentlich für Baubedürfnisse:

206

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Art. 12 Abs. I Ziff. 1) und hinsichtlich der Ausgaben nach Art. 12 Abs. 1 Ziff. 2 befreit.

Zu Abs. III Zifs. 2. 1. Deren Dotation . . . . herrührt. Tas Wort „leer­ rührt" ist nicht etwa in dem Sinne zu verstehen, daß die Dotation z. B. nicht in früherer Zeit von den Pfarrpfründekapitalien dürfe abgezweigt worden sein, also nicht von der Pfarrpfründe her stammen dürfe. Vielmehr kommt es nur darauf an, daß gegenwärtig die Dotation im wesentlichen nicht aus den angegebenen Quellen fließt (Begr. S. 424). 2. Kirchliche Handl^lngen: Diese Wendung umfaßt im Gegensatz zu Zisf. 1 auch die Spendung der Sakramente und die Vor­ nahme der übrigen actus parochiales. Vereinzelte Ausnahmen („fast ausschließlich") sollen die Anwendbarkeit dieser Zisfer nicht ausschließen (z. B. Matrikelführung oder Trauungsvornahme durch den Pfarrer; Begr. S. 424). 3. Die Erfüllung der Voraussetzungen der Ziff. 2 befreit die Tochtergenieinde von der Beitragsleistunq zu deu Lasten der Pfarrgemeinde nach Art. 12 Abs. IV und Art. 12 Äbs. 1 Ziff. 3

Zu Abs. III Ziff. 3. Vgl. Art. 12 Abs. I Zisf. 1. Die Voraussetzungen der Ziff. 1, 2 und 3 müssen kumulativ gegeben sein.

Zu Abs. IV. 1. Hieher gehören namentlich die Fälle der bei Art. 12 Abs. I Ziff. 1 Bem. 3 besprochenen Art, in welchen von demselben Pfarrer der regelmäßige pfarrliche Gottesdienst für die Gesamtpfarrgemeinde — von vereinzelten Fällen abgesehen — in gleichmäßigem Wechsel in den ver­ schiedenen Kirchen des Pfarrsprengels (Mutter- und Tochterkirchen) ab­ gehalten wird, wenn auf Seite der Filialisten ein Anspruch (vgl. hiezu oben Abs. III Ziff. 1 Bem. 1 c) auf solchen Wechsel besteht. S o w e i t hier nicht eine B c i t r a g s p f l i ch t der Tochter­ gemeinden besteht nach Art. 16 Abs. I, bleibt die Tochterge­ meinde abweichend von dem Grundsatz des Abs. II von der Beitragspflicht zu den Bedürfnissen der Pfarrkirche und den darin abgehaltenen Gottesdienst (Art. 12 Abs. I Zifs. 1 u. 2), also namentlich auch von der Baukonkurrenz befreit. Umgekehrt hat auch die Muttergemeinde für die Mitbenützung der Tochterkirchen keine Entschädigung zu leisten. Hinsichtlich der übrigen Ortskirchenbedürfnisse der Pfarrgemeinde, ins­ besondere hinsichtlich des Personalbedarfs für den gemeinsamen Geist­ lichen und Kirchendiener bleibt der Grundsatz des Abs. II unberührt.

Zu Abs. V. 1. Abs. V trifft die Fälle, in denen zwar eine Gemeinschaft nach Abs. II besteht, aber infolge besonderer Umstände für die Tochtergemeiude von geringer praktischer Bedeutung ist, ohne daß ein Befreiungsgrund nach Abs. III und IV bestünde. Die Tochtergemeinde „kann" die Ein­ richtungen der Pfarrkirche nur in wesentlich beschränktem Maß benützen, z. B. „bei großer räumlicher Ausdehnung der Pfarreien infolge großer Entfernung, Beschwerlichkeit der Verbindungen" uftu.; sie ist in wesentlich beschränkten! Maß auf die Benützung „angewiesen", wenn z. B. „die Tochtergemeinde alle 3 oder 4 Wochen pfarrlichen Sonn- und Festtags-

2. Abschn. Ortokirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 16.

207

gottesdienst hat oder wenn ein wesentlicher Teil der Seelsorge von einem Benefiziaten oder dergleichen besorgt wird oder wenn der eigene Geist­ liche der Tochtergemeinde (Abs. III Ziff. 2) die kirchlichen Handlungen nur zu einem Teil verrichtet, während noch ein wesentlicher Teil öem Pfarrer oder einem aus der Pfarrpfründe usw. dotierten Hilfsgeistlichen verbleibt." (Begr. S. 425). 2 Eine Beschränkung der Benützung kann nach Abs. IV nur geltend gemacht werden, wenn sie eine „wesentliche" ist. Die Be­ weglichkeit des in Abs. II aufgestellten Grundsatzes folgt also kleinen Änderungen nicht. „Je nach der Art der Beschränkung kann die Er­ mäßigung sich entweder auf gewisse Bedürfnisse (Kirche, Personalbedarf, Pfarrhaus usw.) für sich allein beziehen oder es kann eine Bausch­ ermäßigung auf Grund des allgemeinen Verhältnisses der Beteiligung an den kirchlichen Einrichtungen überhaupt festgestellt werden" (Begr. S. 425). Solange eine Vereinbarung oder ein Schiedsspruch (Abs. VI) hierüber nicht besteht, kann die Umlagenpflicht nicht mit dem Hinweis auf die beschränkte Benützung bestritten werden.

Zu Abs. VI.

1. Vereinbarungen über die Beitragspflicht sönnen zwischen Mutter- und Tochtergemeinde selbstverständlich jederzeit auch ohne die Voraussetzungen des Abs. V geschlossen werden. Doch muß alsdann beiderseitiges Einverständnis bestehen, während hier die Toch­ tergemeinde Anspruch auf Vereinbarung hat. 2. Ortskirchliche Vertretungskörper: Art. 36, 53, 65, 68.

3. Satz 2: Die Möglichkeit einer schiedsrichterlichen Ab­ änderung erstreckt sich auch auf vertragsmäßige Vereinbarungen. Tritt schiedsrichterliche Entscheidung auf Grund der letzten Alternative ein (Umfluß von 10 Jahren) so bedarf es des Nachweises wesentlich ver­ änderter Verhältnisse nicht. Eine „andere Festsetzung" liegt nur dann vor, weiln sie in den Grundlagen erneuert wird, nicht aber, wenn sie nur ergänzt oder er­ läutert wird (Begr. S. 425). Zu Abs. VII. 1* Andere Bestandteile der Pfa rr ge m e i n d e iS. des Abs. VII sind namentlich „Orte und Ortsgruppen außerhalb der Mutter­ gemeinde — im gewöhnlichen Sprachgebrauch ebenfalls Filialen ge­ nannt — für die eine Tochtergemeinde sich nicht gebildet hat, gleichviel ob sie eine Nebenkirche oder Kapelle besitzen oder nicht" (Begr. S. 425). Über die Abgrenzung des Begriffes zwischen solchen Orten und Tochter­ gemeinden vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I 4c ii. 6. Auch die Muttergemeinde kann ausnahmsweise als „anderer Be­ standteil der Pfarrgemeinde" i. S. des Abs. VII erscheinen, z. B. wenn ehr Psarrfrtedhvf außerhalb der Mnkung 'des Pfarrortes'besteht itnb später im Pfarrorte ein gemeindlicher Friedhof angelegt wurde (Begr. S. 425). 2 Als zutreffende Bestimmungen des Art. 16 kommen Abs. I, II, III Ziff. 4, Abs. V u. VI in Betracht. Tie Beitragspflicht der unter Abs. VII fallenden Bestandteile der Psarrgemeinde kann zunächst ebenso wie die der Tochtergemeinde durch

208

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Vertrag, Herkommen usw. geregelt sein. Ist dies nicht der Fall, so haben diese Bestandteile als Teile der Muttergemeinde grundsätzlich die gleiche Beitragspflicht wie die letztere. Nur wenn die Gleichheit der Leistungs­ pflicht eine „in hohem Maße unbillige Belastung" der „Bestandteile" bilden würde, tritt der Grundsatz des Abs. II, die Befreiungsmöglichkeit nach Abs. III Ziff. 4 und eventuell der Ermäßigungsanspruch nach Abs. V ein. Hat eine Abgrenzung in Hauptbezirk und Fernbezirk statt­ gesunden, so ist Art. 19 für die Regelung der Beitragspflicht ausschließ­ lich maßgebend (lex. spec.). Über die Art der Ausbringung vgl. Art. 20 Abs. XIII Satz 1 und 2 und oben Abs. I Bem. 3. Ihre ordentliche Vertretung haben auch die Nebenorte — soweit nicht Art. 36 Abs. II Ziff. 3, Abs. V zutrifft — in der Kirchenverwaltung der Pfarr- oder Muttergemeinde (vgl. Art. 36 Abs. III Ziff. 1) und in der Kirchengemeindeversammlung (vgl. Art. 66 Abs. III, 68 Abs. VY Er­ geben sich Gegensätze zwischen Nebenort und Pfarr- (oder Mutter-) Gemeinde, so ist nach Art. 36 Abs. VI zu verfahren; event, könnte auch eine Wahlvertretung bestellt werden (vgl. auch Art. 108). Verbundene Pfarrgemeinden.

$ltt» 17.

Die Beitragspflicht verbundener Pfarrgemeinden bei gleichheitlich vereinigten (unierten, kombinierten) Pfarreien zu den ge­ meinsamen Ortskirchenbedürfnissen bemißt sich zunächst nach der Vereinigungsurkunde, sonstigem besonderen Rechtsverhältnisse oder Herkommen, aushilfsweise nach dem vorstehenden Artikel.

1. Verbundene Pfarrgemeinden bei gleichheitlich vereinigten Pfar­ reien entstehen durch Vereinigung an sich selbständig bleibender Pfarreien „derart, daß sie künftig durch einen und denselben Amtsträger versehen werden" (Hinschius II S. 425). Das katholische Kirchenrecht nennt diesen Vorgang unio aeque principalis oder per aequalitatem, das protestantische Kirchenrecht spricht von kombinierten Pfarreien. Die Voraussetzungen und das Verfahren der Vereinigung werden durch die KGO. nicht be­ rührt (Art. 2 Abs. II). Vgl. hiezu Hinschius II S. 425, 417 ff. und die bei Art. 2 Abs. II angeführte Literatur. Der Begriff der verbundenen Pfarrgemeinden ist nicht zu verwechseln mit dem der Gesamtkirchengcmeinden (Art. 3). Durch die Verbindung von Pfarrgemeinden im Sinne des Art. 17 entsteht kein neues Rechtssubjekt. Das Verhältnis zwischen solchen gleicht dem zwischen Pfarr- und Tochtergemeinden; die Gemeinde, in welcher der Pfarrer seinen Sitz nicht hat, wird daher auch vielfach fälschlich als Filialkirche bezeichnet (vgl. VGH. Bd. 9 S. 300 f.). 2. Was zu den gemeinsamen Ortskirchenbedürfnissen gehört, ist, soweit hierüber nicht in der Vereinigungsurkunde oder in Verträgen usw. Bestimmung getroffen ist, Tatfrage und daher im einzelnen Fall be­ sonders festzustellen. Über die hier genannten Rechtstitel, ihre Ver­ änderlichkeit, ihre Entstehung usw. vgl. Art. 16 Abs. I Bem. 2. 3. Auch das Verhältnis zwischen den verbundenen Pfarrgemeinden ist öffentlich-rechtlicher Natur. Zur Entscheidung von Streitigkeiten sind daher ebenfalls die Verwaltungsinstanzen zuständig; vgl. Art. 16 Abs. I Bem. 5.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 18.

209

4. Soweit kein besonderer Rechtstitel die Konkurrenzpflicht regelt, entscheidet der Grundsatz der Gemeinschaft des Bedürfnisses und des Ge­ brauchs (Art. 16 Abs. II) mit den Modifikationen der Abs. III—VI. Hienach wird zwar in der Regel der Bedarf für die Pfarrkirche und den Psarrgottesdienst für einen kirchlichen Friedhof usw. von jeder Ge­ meinde gesondert aufzubringen sein; dagegen werden die verbundenen Pfarrgemeinden den Bedarf für das Pfarr- (event, auch das Mesner-) haus, dann für die Ortskirchenbedürfnisse nach Art. 12 Abs. I Zisf. 3—6 und Abs. IV gemeinsam zu tragen haben. Die Beitrags p f l i ch t kann sich selbstverständlich nur auf die gesetzlichen Ortskirchenbedürfnisse beziehen, also nicht allgemein auch auf solche nach Art. 12 Abs. II, da hier die Berpslichtungsgründe zunächst nur für die betreffende Kirchengemeinde bestehen. Der auf jede der verbundenen Gemeinden entfallende Anteil wird von dieser innerhalb ihres Bereiches nach den Grundsätzen des 2. Abschnittes der KGO. (insbesondere Art. 13, 14, 26, 32) selbständig ausgebracht und im ganzen abgeführt. Gesamtkirchengemeinden.

SMtt. 18.

1 In Gesamtkirchengemeinden gelten kraft Gesetzes als gemein­ sam zu deckende Ortskirchenbedürfnisse: 1. der Verwaltungs- und Unterhaltungsaufwand in Ansehung eines etwaigen gemeinsamen Vermögens, dann sonstige Lasten des letzteren, 2. der Aufwand an Ersatzrücklagen zum gemeinsamen Grund­ stockvermögen, sowie für Verzinsung und Tilgung gemein­ samer Schulden. n Durch Königliche Entschließung können nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde und Beschlußfassung der Einzelkirchen­ verwaltungen bei bestehenden Gesamtkirchengemeinden auch der Gesamtkirchenverwaltung die sämtlichen innerhalb des Gesamtkirchensprengels sich ergebenden Bedürfnisse, für welche Kirchen­ umlagen erforderlich sind, als gemeinsam zu deckende Ortskirchenbedürfnisse erklärt werden. (Allgemeine Umlagengemeinschaft.) ul Diese Maßnahme ist nur mit Zustimmung der Mehrzahl der Einzelkirchenverwaltungen, gegebenenfalls der Gesamtkirchen­ verwaltung zulässig, überdies, wenn nicht alle Einzelkirchenver­ waltungen zustimmen, nur beim Vorhandensein eines unabweis­ baren, auf regelmäßigem Wege nicht zu befriedigenden Bedürfnisses. Begr. S. 426.

Zu Abs. I.

1. Über den Begriff der Gesamtkirchengemeinde im allgemeinen vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I 2d, Art. 3 Abs. I, Art. 5 Abs. V. Die Vorschriften des Art. 18 beziehen sich sowohl auf die Gesamtkirchengemeindeu nach Art. 3 Abs. I als auch auf die nach Art. 5 Abs. V. Durch Art. 18 in Verbindung mit Art. 20 Abs. XIV werden die Gesamtkirchen­ gemeinden als Träger einer Finanzgewalt anerkannt. 14 Langheinrich, Kircvengemeindevrdnung.

210

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

2. Die in Abs. I Ziff. 1 und 2 aufgezählten Ortskirchenbedürf­ nisse sind die normalen Lasten, die der Gesamtkirchengemeinde als solcher obliegen. Wie die Einzelkirchengemeinden, so können aber auch die Ge­ samtkirchengemeinden durch besondere Rechtsverhältnisse weitergehende Verpflichtungen zu erfüllen haben oder durch gesetzmäßige Beschlüsse frei­ willig übernehmen (Art. 12 Abs. II, Art. 3 Abs. I Bem. 1). Für solche freiwillige Übernahme kommen namentlich die Ortskirchenbedürfnisse der Einzelkirchengemeinden nach Art. 12 Abs. I in Betracht. Doch darf die Übernahme ohne die Formen des Art. 18 Abs. II nicht soweit gehen, daß in praxi eine allgemeine Umlagengemeinschaft bestünde. Vgl. über Ortskirchenbedürfnisse im allgemeinen Art. 12 Vordem. Hinsichtlich der Reihenfolge der Deckungsmittel gelten im allgemeinen die Vorschriften des Art. 13. Hienach kommen in erster Linie die Erträgnisse des gemein­ samen Stiftungsvermögens (Art. 5 Abs. V) oder des eigenen Vermögens der Gesamtkirchengemeinde, freiwillige Leistungen an diese usw. in Be­ tracht. Der hienach noch ungedeckt bleibende Bedarf kann gemäß Art. 13 Abs. II durch unmittelbar von den Pflichtigen zu erhebende Gesamtkircheuumlagen (Art. 20 Abs. XIV) gedeckt werden (sog. beschränkte Um­ lagengemeinschaft gegenüber der allgemeinen des Abs. II). Da jedoch jede andere Deckungsart — abgesehen von Anlehensaufnahme, Grund­ stocksangriff usw. — vor der durch Umlagen den Vorzug hat (Art. 13 Abs. II), so steht, solange nicht allgemeine Umlagengemeinschaft nach Abs. II besteht, nichts im Wege, daß die Einzelkirchengemeinden den auf sie treffenden Anteil im ganzen übernehmen und ihrerseits innerhalb ihres Bereichs nach den Vorschriften des 2. Abschnitts der KGO. auf­ bringen. Auf diesem Wege können auch Kirchengemeindedienste in der Gesamtkirchengemeinde durch die Einzelkirchengemeinde angeordnet wer­ den, wenn dies für etwaige ländliche Bestandteile wünschenswert er­ scheint. Die Anordnung solcher durch die Gesamtkirchengemeinde gemäß Art. 26 ff. wäre nach dem Wortlaut dieser Bestimmung zwar nicht aus­ geschlossen, wird jedoch, da Gesamtkirchengemeinden wohl vornehmlich, wenn nicht ausschließlich aus städtischen Bezirken bestehen, kaum je durch­ führbar sein. Die KGO. enthält deshalb auch keine näheren Bestim­ mungen hierüber. Hinsichtlich der Festsetzung von Gebühren vgl. Art. 14 Abs. III Bem. 2.

Zu Abs. I Ziff. 1 und 2. Gemeinsames Vermögen der Gesamtkirchengemeinde i. S. dieser Vorschrift ist sowohl deren eigenes Vermögen, ein gemeinsamer Fonds usw. als auch etwaiges vereinigtes Stiftungsvermögen (Art. 5 Abs. V). Für Grundstocksangriffe und Anlehensaufnahme gelten ebensalls die Vorschriften der Art. 9 und 32; vgl. Art. 13 Abs. II und III.

Zu Abs. II und III. 1 Die Festsetzung der allgemeinen Umlagengenlein­ schaft kann zugleich mit der Begründung der Gesamtkirchengemeinde überhaupt (Art. 3), sie kann aber auch erst in einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Vgl. Art. 3 Abs. II Bem. 3. Ist letzteres der Fall, so ist er­ forderlich: a) zustimmender Beschluß der Gesamtkirchenverwaltung: b) zustimmende Beschlüsse der Mehrzahl der in Betracht kommenden Einzelkirchenverwaltungen; wenn auch nur eine ihre Zustimmung verweigert, außerdem: Nachweis eines unabweisbaren, auf regel-

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 18.

211

mäßigem Weg nicht zu befriedigenden Bedürfnisses. Wo aus­ nahmsweise ganz oder teilweise Einzelkirchenverwaltungen fehlen (vgl. Art. 37 Abs. III) genügt insoweit der Beschluß nach lit. a. Eine Mitwirkung der Kirchengemeindeversammlung oder der Be­ vollmächtigten kommt nicht in Frage (vgl. Art. 65 Abs. I, 68 Abs. I). c) Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11 Abs. I). d) Königliche Entschließung. Diese ergeht auf Grund freier Würdi­ gung aller einschlägigen Verhältnisse. Soll die allgemeine Umlagcngemeinschaft zugleich mit der Bildung der Gesamtkirchengemcinde festgesetzt werden, so entfällt der Beschluß nach lit. a; Kirchengemeinden, welche keine Kirchenverwaltungen haben (vgl. Art. 37 Abs. III) bleiben dann ungehört. Deren Interessen können von der kirchlichen Oberbehörde mitvertreten werden. Im übrigen vgl. Art. 3 Abs. II. 2 Gegen st and der allgemeinen Umlagengenieinschaft sind die sämtlichen innerhalb des Gesamtkirchensprengels sich ergebenden Bedürfnisse, für welche Kirchenumlagen erforderlich sind. Als solche Bedürfnisse kommen nur solche in Betracht, welche nach Art. 12 und 18 Abs. I Ortskirchenbedürfnisse sind oder werden können. Hiebei ist zu unterscheiden zwischen unmittelbaren Bedürfnissen der Einzel­ kirchengemeinden und solchen der Gesamtkirchengemeinden. a) Die unmittelbaren Ortskirchenbedürfnisse der Einzelkirchengemein­ den sind von diesen zunächst aus den ihnen etwa zur Verfügung stehenden Mitteln der in Art. 13 Abs. I bezeichneten Art zu decken; insbesondere bleiben Verpflichtungen Dritter unberührt. Erst ein Bedarf, der aus solchen Mitteln nicht gedeckt werden kann und gemäß Art. 13 Abs. II durch Umlagen aufgebracht werden müßte, wird ohne weiteres Bedarf der Gesamtkirchengemeinde. Diese muß der Einzelkirchengemeinde die erforderlichen Mittel gewähren (Art. 13). Irr der Befugnis, den Kreis der Ortskirchenbedürfnisse nach Art. 12 Abs. II freiwillig zu erweitern, ist die Einzelkirchengemeinde durch den Bestand einer Gesamtkirchengemeinde an und für sich nicht beschränkt. Handelt es sich jedoch hiebei um neue Unter­ nehmungen, Einrichtungen, Maßnahmen und Rechtsakte im Sinne des Art. 23 Abs. II Ziff. 2 u. 3, so bedarf es nicht nur einer Beschlußfassung nach Abs. II a. a. O. innerhalb der Einzelkirchen­ gemeinde, sondern auch, da die Voraussetzungen dieser Bestimmungen in gleicher Weise auch für die Gesamtkirchengemeinde zutrefsen, einer Beschlußfassung durch deren Vertretungskörper. Stimmen diese nicht zu, so hat die beabsichtigte Maßnahme zu unterbleiben. Hatten schon die Vertretungskörper der Einzelkirchengemeinde nega­ tiv entschieden, so kommt eine Beschlußfassung der Vertretungs­ körper der Gesamtkirchengemeinde nicht in Betracht, letztere bilden reicht eyva.ein^e 2srt.Berufungsinstanz. cheny üher^iustimyrende Beschlüsse vorliegen, kommt eine weitere Tätigkeit der Staatsauf­ sichtsbehörden und der kirchlichen Oberbehörden nach Art. 23 Abs. II, 73 ff., 11 in Frage. b) Die unmittelbaren Ortskirchenbedürfnisse der Gesamtkirchenge­ meinde (Art. 18 Abs. I, 12 Abs. II), dann aber auch der unge­ deckte Bedarf der Einzelkirchengemeinden, der nach lit. a Last der Gesamtkirchengemeinde wird, ist ebenfalls zunächst aus Mitteln der

212

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

in Art. 13 Abs. I bezeichneten Art zu decken. Erst der hienach noch ungedeckte Bedarf darf und muß — vorbehaltlich der Bestimmun­ gen über Grundstocksangriffe (Art. 9- und Anlehensaufnahme (Art. 32) — durch Umlagen ausgebracht werden. Die Gesamtkirchengemeinde kann sich aus die Deckung der ge­ setzlichen Ortskirchenbedürfnisse ihrer selbst und der Einzel­ kirchengemeinden (Art. 18 Abs. I, Art. 12 Abs. I) beschränken. Sie kann aber auch — und darin liegt der Hauptzweck ihres Daseins — gemäß Art. 12 Abs. II die Erfüllung neuer Aufgaben (Grün­ dung neuer Pfarreien durch Erbauung neuer Kirchen, Pfarrhäuser, Errichtung neuer Seelsorgestellen usw., bessere Ausstattung bestehen­ der unvermögender Pfarreien innerhalb ihres Bereiches) über­ nehmen. Maßnahmen dieser Art, die wohl ausschließlich unter Art. 23 Abs. II Zisf. 2 u. 3 fallen, berühren unmittelbar nur das finanzielle Interesse der Gesamtkirchengemeinde und derjenigen Einzelkirchengemeinde, in deren Bereich sie wirksam werden (Art. 13 Abs. I), also bei Dotierung neu zu schaffender Pfarreien die neue Kirchengemeinde, die möglichst frühzeitig schon vor Errichtung der Kirche zunächst als Tochtergemeinde zu bilden ist (vgl. Art. 2 Abs. I), bei besserer Ausstattung bestehender Pfarreien die betref­ fende Einzelkirchengemeinde. Es bedarf daher in diesem Fall nur übereinstimmender Be­ schlüsse dieser Einzelkirchengemeinden und der Gesamtkirchen­ gemeinde (lit. a am Ende), die Zustimmung der übrigen Einzel­ gemeinden ist nicht erforderlich. Erlangt eine derart unterstützte Einzelkirchengemeinde später eigenes Vermögen, so sind die durch übereinstimmende Beschlüsse ihrer und der Vertretungskörper der Gesamtkirchengemeinde zu Ortskirchenbedürfnissen nach Art. 12 Abs. I u. II gemachten laufenden Bedürfnisse selbstverständlich zu­ nächst der Regel des Art. 13 Abs. I zufolge aus diesem zu decken. 3* Der gesamte Bedarf an Umlagen ist direkt auf die Umlagen­ pflichtigen umzulegen und wird von diesen an die Gesamtkirchengemeinde geschuldet (Art. 20 Abs. XIV). Der Begriff der allgemeinen Umlagen­ gemeinschaft in Verbindung mit der Vorschrift des Art. 20 Abs. XIV erfordert, daß die Umlagen auch tatsächlich im ganzen Gesamtkirchen­ sprengel (Hauptbezirk im Fall des Art. 19) erhoben werden müssen und nicht etwa von einer vermöglichen Einzelkirchengemeinde wie in den Fällen des Art. 18 Abs. I für ihre Mitglieder übernommen werden dürfen. Soweit Einzelkirchengemeinden verfügbare Rentenüberschüsse be­ sitzen, haben sie dieselben nach den Grundsätzen über die Lokalkonknrrenz (§§ 48, 49 RE., MinE. vom 24. April 1857; Weber V S. 47 ff.) an andere zum Verband gehörige bedürftige Kirchengemeinden, deren Unvermögen die Erhebung allgemeiner Umlagen mitverschuldet, abzu­ geben. Unzulässig ist es auch, einer Einzelkirchengemeinde Voraus­ leistungen auszuerlegen (Begr. S. 427). Fernbezirk, Hauptbezirk.

?ltf« 19*

1 Wenn ein Teil des Kirchengemeindebezirks von dessen Haupt­ teile so weit entlegen ist, daß für seine Bewohner eine regelmäßige Anteilnahme an den ortskirchlichen Einrichtungen in der Haupt-

Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 19.

213

fache als ausgeschlossen erscheint (Fernbezirk), so kann durch die Staatsaufsichtsbehörde nach Einvernahme der kirchlichen Ober­ behörde ein Hauptbezirk abgegrenzt werden, welcher in Bezug auf Kirchenumlagen, Kirchengemeindedienste, Wahlen und Beschluß­ fassungen als Kirchengemeindebezirk im Sinne dieses Gesetzes gilt Die Kirchenverwaltung in ihrem tatsächlichen Bestände wird vorher gehört. Vorbehaltlich der nachstehenden Vorschriften gelten die kirchlichen Bedürfnisse des Fernbezirks und seiner Bestandteile nicht als Ortskirchenbedürfnisse der ganzen Kirchengemeinde und die kirchlichen Bedürfnisse des Hauptbezirks nicht als Ortskirchen­ bedürfnisse des Fernbezirks oder seiner Bestandteile. "Im Fernbezirk einer Pfarr- oder Gesamtkirchengemeinde sollen Kirchenumlagen und Kirchengemeindedienste nicht eingeführt werden, es sei denn für den Bezirk der darin etwa bestehenden Tochtergemeinden oder, falls auch bei einer Tochtergemeindc ein Hauptbezirk abgegrenzt ist, für letzteren. Außerdem kann aus­ nahmsweise hinsichtlich solcher kirchlichen Einrichtungen, an welchen der Fernbezirk wesentlich und regelmäßig Anteil nimmt (Reise­ prediger usw.), von vorstehenden Grundsätzen nach Maßgabe einer durch Ortskirchensatzung zu treffenden näheren Regelung abge­ wichen werden. Vor Erlassung der Satzung und vor Beschluß­ fassung der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchengemeinde­ bevollmächtigten über eine auf den Fernbezirk zu erstreckende Er­ hebung von Kirchenumlagen sind die zu einer Tochtergemeinde vereinigten Bekenntnisgenossen des Fernbezirks durch Einvernahme ihrer zuständigen Vertretungskörper zu hören. Begr. S. 428, A. ?(. 1910 (1. Les.) S. 36.

Zu Abs. I. I. Die Abteilung von Kirchengemeinden in Haupt- und Fern­ bezirke ist dem bisherigen Rechte fremd. Die Möglichkeit hiezu wird erst durch die KGO. neu geschaffen. Die Voraussetzungen einer solchen Abteilung sind durch Art. 19 nur allgemein umschrieben. Der Berück­ sichtigung besonderer Umstände ist daher weitester Spielraum gegeben. So kann z. B. das Bedürfnis einer Abgrenzung nicht nur hinsichtlich der weit im Lande zerstreuten Teile einer städtischen Kirchengemeinde, sondern auch hinsichtlich mit der Stadt räumlich unmittelbar zusammen­ hängender Bestandteile (Vororte) anerkannt werden, wenn die Mög­ lichkeit regelmäßiger Anteilnahme an dön ortski^chlkcheü Einrichtungen(insbesondere Gottesdiensten, Seelsorge) etwa durch schlechte oder teure Verbindung besonders erschwert ist und deshalb tatsächlich unterbleibt. Als Kirchengemeindebezirke, welche in Haupt- oder Fernbezirke geteilt werden können, kommen sowohl die der Pfarrgemeinden als auch der Tochter- und Gesamtkirchengemeinden in Betracht. Ein Pfarrgemeinde­ bezirk kann daher mehrfach abgeteilt sein, indem ihm gegenüber ein Tochtergemeindebezirk Fernbezirk ist, der wiederum seinerseits einen

214

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Fernbezirk abzuzweigen genötigt ist. Auf die Sprengelgrenzen der inner­ halb einer Pfarr- oder Gesamtkirchengemeinde bestehende Kirchengemeinde (Art. 2 Abs. II) hat die Abgrenzung der Hanptbezirke keine Rücksicht zu nehmen. Es können daher z. B. auch nur einzelne Teile einer Tochter­ gemeinde zum Hauptbezirk einer Pfarrgemeinde geschlagen werden. Die Abgrenzung wirkt nur innerhalb derjenigen Kirchengemeinde, für die sie ausdrücklich verfügt ist. Wird z. B. ein Teil einer mit ihrem Sitz weit entfernt liegenden Tochtergemeinde zum Hauptbezirk einer Gesamt­ kirchengemeinde gezogen, so sind für diesen Teil nicht etwa die Bedürf­ nisse der Tochtergemeinde Bedürfnisse eines Fernbezirks. Ein solcher Teil hat daher außer an den Gesamtkirchenumlagen, auch an den etwaigen Umlagen der Tochtergemeinde teilzunehmen, solange er nicht etwa auch gegenüber der Tochtergemeinde als Fernbezirk abgegrenzt wird. Bei Ge­ samtkirchengemeinden kann es auch Vorkommen, daß ein Teil einer Einzel­ kirchengemeinde gegenüber dieser die Voraussetzungen der Abgrenzung als Fernbezirk erfüllen würde, während er an den ortskirchlichen Ein­ richtungen einer ebenfalls zur Gesamtkirchengemeinde gehöriges! andern Einzelkirchengemeinde bequem teilnehmen kann. Dieser Fall ist auch in der Modifikation denkbar, daß eine bereits in sich abgegrenzte Einzel­ kirchengemeinde einer Gesamtkirchengemeinde sich anschließt. Hier wird zur Anerkennung eines Abgrenzungsbedürfnisses gegeniiber der Gesamt­ kirchengemeinde kein Anlaß bestehen, eine bereits vollzogene Abgrenzung also gegenüber der Gesamtkirchengemeinde nicht anzuerkennen sein. 2. Der abgegrenzte Hauptbezirk gilt als Kirchengemeindebezirk i. S. der KGO., nicht als Kirchengemeinde; d. h. der Hauptbezirk gilt als der räumliche Bereich der Kirchengemeinde, für die er gebildet ist. Der Fernbezirk wird insoferne als nicht vorhanden betrachtet (vgl. auch Art. 42 Abs. VI Bem. 2). Tie Abteilung wirkt nur intern; sie schafft eine Bezirkseinteilung nur innerhalb der Kirchengemeinde. Ter Hauptbezirk hat daher als solcher selbstverständlich ebensowenig wie der Fernbezirk selbständige Rechtspersönlichkeit (vgl. Art. 1). Tatsächlich repräsentiert er zwar die Kirchengemeinde allein, insoferne die Organe, welche für die Kirchen­ gemeinde Beschluß zu fassen und diese zu vertreten haben, lediglich aus seinen: Bezirk sich resultieren und etwaige Verpflichtungen von ihm allein zu erfüllen sind. Nach außen verpflichten aber die von den Organen des Hauptbezirks mit Dritten abgeschlossenen Verträge usw. die ganze Kirchengemeinde; nur gegenüber dem Fernbezirk ist der Haupt­ bezirk allein zur Erfüllung verpflichtet. Die Bewohner des Fernbezirks haben dafür, daß sie an den Lasten der Kirchengemeinde nicht mittragen, auch in der Kirchengemeinde weder Wahl- noch Stimmrecht. Nichts­ destoweniger haben sie die von dem Hauptbezirk gewählte Kirchenver­ waltung als das Organ der gesamten Kirchengemeinde also auch als das ihre anzuerkennen. Dies ist namentlich für die Fälle des Abs. II von Bedeutung. Die Festsetzung von Gebühren usw. durch die Kirchen­ verwaltung hat auch für den Fernbezirk bindende Kraft. Eigene Organe räumt die KGO. den Fernbezirken als solchen nicht ein. Die Bestim­ mungen des Art. 36 Abs. II Zisf. 3 sind nicht anwendbar, da Art. 19 diesen gegenüber lex. spec. ist (Begr. S. 429). Dagegen ist Art. 108 hier einschlägig. Die einer Tochtergemeinde oder einem Konkurrenzbezirk i. S. des Art. 36 Abs. II Ziff. 3 nach der KGO. zustehenden Rechte bleiben selbstverständlich auch dann unberührt, wenn ihr räumlicher

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 19.

215

Bezirk mit dem eines Fernbezirks zusammenfällt. Wenn die Verhältnisse es zweckmäßig erscheinen lassen, kann jederzeit auch ohne gleichzeitige Er­ richtung einer Kirche (Art. 2 Abs. I) eine Tochtergemeinde geschaffen werden. Endlich können besondere Verhältnisse der Fernbezirke auch abge­ sehen von den Fällen des Abs. II durch Ortskirchensatzung geregelt wer­ den (Art. 54). 3. Ob die Voraussetzungen zur Ausscheidung eines Hauptbezirks gegeben sind, ist von der Staatsaufsichtsbehörde in freier Würdigung aller in Betracht kommenden Umstände zu entscheiden. Die Zuständig­ keit bemißt sich nach Art. 73 Abs. II, III, Art. 2 Abs. I. Zuständig ist also diejenige der Aufsichtsbehörden, in deren Bereich die abzugrenzende Kirchengemeinde ihren Sitz hat. Der Vorbehalt des Art. 2 Abs. II gilt hier nicht. Die Einleitung des Abgrenzungsverfahrens kann von allen Inter­ essenten angeregt werden. Ein förmliches Antrags- und Zustimmungs­ recht steht aber den Beteiligten nicht zu. Selbstverständlich wird eine Abgrenzung in der Regel schon aus Zweckmäßigkeitsgründen nur dann zu verfügen sein, wenn dies dem Willen der entfernt wohnenden Kir­ chengemeindemitglieder entspricht. Ob dies der Fall ist, kann nötigen­ falls durch Herbeiführung einer Beschlußfassung nach Art. 108 fest­ gestellt werden. Die kirchlichen Oberbehörden sind nur einzuvernehmen (Art. 11 Abs. I). Ob in den Kirchenverwaltungen, welche nur zu hören sind, Vertreter der entfernt liegenden Bestandteile vorhanden sind oder nicht, ist ohne Belang (vgl. Begr. S. 429). 4. Sobald eine Abgrenzung in Haupt- und Fernbezirke stattge­ funden hat, haben beide Bezirke für ihre Bedürfnisse grundsätzlich selbst aufzukommen. Ausnahmen sind nur nach Abs. II zulässig (vgl. jedoch auch Art. 20 Abs. XII). Die Bestimmungen des Art. 16 treten insoweit außer Wirksamkeit. Werden durch die Wgrenzung Tochtergemeinden (Art. 16) durchschnitten, so hat es bei den Bestimmungen des Art. 20 Abs. XIII u. XIV, wonach Pfarr- und Gesamtkirchenumlagen unmittel­ bar von den Pflichtigen geschuldet werden, sein Bewenden. Eine Über­ nahme im ganzen auf die Tochtergemeinde ist alsdann, da nicht mehr eine die ganze Tochtergemeinde gleichmäßig treffende Last in Frage steht, unzulässig. Dasselbe gilt für andere Bestandteile (Art. 16 Abs. VII) einer Kirchengemeinde (vgl. Art. 16 Abs. I Bem. 3, Abs. VII Bem. 2, Art. 18 Abs. I Bem. 2). 3. Streitigkeiten über die Grenzen eines Haupt- und Fernbezirks fallen unter Art. 10 Ziff. 12 VGHG. in der Fassung des Art. 96cI KGO. Zu Abs. II. 1 Satz 1: Gemeint sind hier Kirchenumlagen usw. zur Deckung der eigenen Bedürfnisse der Fernbezirke. Soweit ein Fernbezirk als Tochkcrgem^inöe örgänisiert isk, können Umlagen usw. unter den gleichen Voraussetzungen wie im Hauptbezirk eingeführt werden. Ist ein Tochtergemeindeverband nicht vorhanden, so ist in der Regel ein solcher, wenn Umlagen usw. unumgänglich sind, zur Herbeiführung ordnungsgemäßer Beschlußfassung neu zu organisieren. Vgl. auch Art. 3 Abs. V und 108 Abs. I Bem. 2. 2. Satz 2: Umlagen für Zwecke der gesamten Kirchengemeinde können auch in Fernbezirken, welche als Tochtergemeinden organisiert

216

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

sind, nur unter den hier bezeichneten Voraussetzungen und nur durch Ortskirchensatzung eingeführt werden (Art. 54). Art. 20 Abs. XIII Satz 2 findet Anwendung. Vgl. aber auch Art. 20 Abs. XII.

Zweiter Titel. Umlagenpflicht und Umlagcnberechtigilng.

Kirchermmlagrir. ültt. 4V.

- Die Kirchenumlagen sind Zuschläge der Kirchengemeinden (Art. 1, 13 Abs. V) zu den direkten Staatssteuern behufs Be­ friedigung von Ortskirchenbedürfnissen. »Allgemein kirchenumlagenpflichtig sind, vorbehaltlich des Art. 109, Bekenntnisgenossen (Art. 4), die mit einer direkten Staatssteuer veranlagt sind. Eine auf Baubedürfnisse beschränkte Umlagenpflicht der juristischen Personen und nicht rechtsfähigen Vereine besteht nach Maßgabe des Art. 21. Als veranlagt gilt auch, wer vormerkungsweise veranlagt ist. Die Kirchenumlagen­ pflicht bemißt sich (ohne Rücksicht auf die Zuschläge wegen Nicht­ abgabe der gebotenen Steuererklärungen) nach der veranlagten Steuer (Normalsteuer). Für die Umlagenfreiheit trotz bestehender Steuerveranlagung gelten entsprechend die Art. 3—6 des Um­ lagengesetzes. 111 Eine natürliche Person, die nicht Bekenntnisgenosse ist, hat nur insoweit beizutragen, als eine Gemeinschaft des Bedürfnisses oder Gebrauchs besteht oder ein besonderes Rechtsverhältnis eine Beitragspflicht begründet. Die sonstigen Voraussetzungen der Bei­ tragspflicht sind die gleichen wie bei Bekenntnisgenossen. -'Auch in den Fällen des § 100 der II. Verfassungsbeilage bemißt sich die Beitragspslicht der fremden Konsessionsverwandten nach den Vorschriften der Kirchengemeindeordnung über die Bei­ tragspflicht der Bekenntnisgenossen. ' Die Kirchenumlagenpflicht beginnt und endigt mit der Wirk­ samkeit der Steuerveranlagung. Treten ihre sonstigen Voraus­ setzungen erst nach der Wirksamkeit der Steuerveranlagung ein oder fallen sie früher als diese weg, so beginnt und endigt die Kirchenumlagenpflicht mit dem Anfang des nächsten Kalendervier­ teljahres. '-Von den Pflichtigen (Abs. II—V) Kirchenumlagen zu for­ dern ist eine Kirchengemeinde dann berechtigt, wenn ein Steuer­ betrag des Pflichtigen nach dem Umlagengesetz auf eine ganz oder teilweise zum Kirchengemeindebezirk gehörige bürgerliche Gemeinde

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 20.

217

oder abgesonderte Markung und zugleich nach den folgenden Vor­ schriften (Abs. VII—X) auf die Kirchengemeinde trifft. Eine nach Art. 37 des Umlagengesetzes erfolgte Ausscheidung von Steuer­ beträgen auf Ortschaften wirkt auch für die Kirchenumlagen. ""Ein Steuerbetrag trifft: 1. bei der Grund- oder Haussteuer auf die Kirchengemeinde, worin das Grundstück oder Haus liegt; 2. bei der Gewerbsteuer auf die Kirchengemeinde, worin eine Betriebsstätte (Art. 9 Abs. II des Umlagengesetzes) zur Aus­ übung des Gewerbebetriebs unterhalten wird; 3. bei der Steuer vom Gewerbebetrieb im Umherziehen auf die Kirchengemeinde, worin der Ort der Steuerveranlagung liegt; 4. bei der Kapitalrenten- oder Einkommensteuer, abgesehen von den Fällen des folgenden Absatzes, auf die Kirchengemeinde, a) worin die pflichtige natürliche Person einen Wohnsitz (§ 1 Abs. II des Doppelsteuergesetzes), in Ermangelung eines in Bayern begründeten Wohnsitzes den Aufenthalt hat; b) worin die pflichtige juristische Person oder der pflichtige nicht rechtsfähige Verein den Sitz hat; c) aus deren Bezirk beim Mangel eines Wohnsitzes, Auf­ enthaltes oder Sitzes in Bayern die umlagenpflichtigen Kapitalrenten oder Einkünfte bezogen werden. '""Die Steuerbeträge, die bei der Einkommensteuer gemäß Art. 20 Abs. I—IV des Umlagengesetzes auf eine Gemeinde, Ort­ schaft oder abgesonderte Markung, worin der Umlagenpflichtige keinen Wohnsitz, Aufenthalt oder Sitz sAbs. VII Ziff. 4*] hat, durch Vereinbarung oder durch Beschluß der Steuerinstanzen ausgeschieden worden sind (Art. 22, 23 und 37 Abs. I des Umlagengesetzes), treffen 1. bei der Einkommensteuer auf Einkünfte aus Grundbesitz oder Hausbesitz auf die Kirchengemeinde, worin dieser Besitz liegt; 2. bei der Einkommensteuer auf Einkünfte aus Gewerbebetrieb auf die Kirchengemeinde, worin die Betriebsstätte unter­ halten wird. "Sind bezüglich eines Steuerbetrags, der auf eine und die­ selbe bürgerliche Gemeinde, Ortschaft (Abs. VI Satz 2) oder ab­ gesonderte Markung trifft, nach Abs. VII oder VIII mehrere Pfarr­ gemeinden (Art. 36 Abs. I Ziff. 1) beteiligt, so sind diese bezüglich des Steuerbetrags zu gleichen Teilen umlagenberechtigt. Dies gilt auch entsprechend für die Unterverteilung des auf die einzelne Pfarr­ gemeinde treffenden Steueranteils auf mehrere Bestandteile der

218

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Pfarrgemeinde. Im Streitfall entscheidet die der bürgerlichen Ge­ meinde nächstvorgesetzte Staatsaufsichtsbehörde endgültig. --Der maßgebende Zeitpunkt für die Bemessung der Umlagen­ berechtigung ist, soweit nicht ohnehin das Umlagengesetz entscheidet (Abs. VI), der 1. Januar, bei späterem Beginne der Kirchenum­ lagenpflicht der Tag des Beginns. Nachträgliche Änderungen sind für das Kalenderjahr nicht zu berücksichtigen. "Wenn auf Grund besonderer Rechtsverhältnisse, Herkommens oder Gemeinschaft des Bedürfnisses oder Gebrauches für einen Teil eines Kirchengemeindebezirks ein kirchlicher Konkurrenzverband be­ steht, der weder eine Mutter- oder Tochtergemeinde oder einen besonderen kirchlichen Friedhofverband bildet noch unter Art. 19 fällt, so ist für die Umlagenberechtigung des Verbandes nicht nur erforderlich, daß der Steuerbetrag auf den Verband (Art. 13 Abs. V) trifft, sondern auch daß der Pflichtige im Konkurrenzbezirke den Wohnsitz oder den Aufenthalt hat. "-Wenn auswärtige Bekenntnisgenossen, die keiner Kirchen­ gemeinde oder nur dem Fernbczirk einer Kirchengemeinde zugcteilt sind, die ortskirchlichen Einrichtungen einer Kirchengemeinde in einem Umfange benützen, daß ihre Beiziehung zu den Lasten dieser Kirchengemeinde billig erscheint (Kirchengäste), so können sic auf Antrag der Kirchenverwaltung durch die ihr vorgesetzte Staats­ aufsichtsbehörde für beitragspflichtig erklärt werden. Das Maß der Beitragspflicht wird in Ermangelung einer Vereinbarung durch schiedsrichterliche Entscheidung in entsprechender Anwendung des Art. 10 festgestellt. "n Die Pfarrkirchenumlagen werden unmittelbar von den Pflichtigen geschuldet. Den einzelnen Bestandteilen einer zusam­ mengesetzten Pfarrgemeinde steht es jedoch frei, die auf sie ent­ fallenden Summen anderweit aufzubringen. "-Gesamtkirchenumlagen werden unmittelbar von den Pflich­ tigen geschuldet. Begr. z. Entw. vom 27. September 1907 S. 429 ff., z. Entw. v. 2. Mat 1912 S. 57 ff.; R. A. 1912, IN. Prot. S. 1 ff., A. A. 1912 Beil. 305 S. 60 ff.; A. Pl. 1912 S. 72 ff.

Zu Abs. I. 1 Die Umschreibung des Begriffs der Kirchenumlagen entspricht der des Begriffs der Gemeinde-, Orts-, Distrikts- und Kreisumlagen nach Art. 1, 36, 38, 42 des UmlG. vom 14. August 1910. Die Kirchen­ umlagen sind öffentlich-rechtliche Leistungen, welche die Kirchengemeinde kraft der ihr zukommenden Finanzgewalt von den Pflichtigen (Abs. II ff., Art. 21) zu fordern berechtigt ist. Besonderheiten enthalten Abs. XII und Art. 22 Ziff. 3. Auf Umlagen der bürgerlichen Gemeinden für Kultuszwecke finden Art. 20—25 keine Anwendung; hierüber s. Art. 93 u. 94.

2.

Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 20.

219

2. Als direkte Staats steuern kommen in Betracht: a) Die Einkommensteuer (Einkommensteuergesetz vom 14. August 1910 sGVBl. S. 493]); b) Die Kapitalrentensteuer (Kapitalrentcnsteuergesetz vom 14. August 1910 (GVBl. S. 549]); c) Die Gewerbsteuer (Gewerbsteuergesetz vom 14. August 1910 sGVBl. S. 535]); d) Die Steuer vom Gewerbebetrieb im Umherziehen (Gesetz vom KS l« 1897 S- 424]); e) Die Grundsteuer (Grundsteuergesetz in der Fassung vom 4. November 1910 (GVBl. S. 1030]); f) Die Haussteuer (Haussteuergesetz in der Fassung vom 4. November 1910 (GVBl. S. 1055]). 3. Über die Voraussetzung der Erhebung von Kirchen­ umlagen siehe Art. 13 Abs. I u. II mit Art. 12.

Zu Abs. II. 1. Abs. II—V in Verbindung mit den Spezialbestimmungen des Abs. XII und des Art. 22 Ziff. 3 enthalten die dem Gemeindeumlagen­ gesetz (Art. 2—6) weitmöglichst angepaßten Vorschriften über die Pflicht zur Entrichtung von Kirchenumlagen ohne Rücksicht darauf, welche Kirchengemeinde forderungsberechtigt ist. Die allgemeine (Gegensatz Abs. II Satz 2 u. Abs. III) Kirchenumlagepflicht der Bekenntnisgenossen tritt hienach grundsätzlich in dem gleichen Umfang ein, wie die Ge­ meindeumlagenpflicht. Für das Jahr 1912 vgl. die bes. Vorschriften in Art. 110 Abs. V Ziff. 1. 2 Bekenntnisgcnosse ist nach Art. 4 Abs. II je nachdem auch der Reformierte gegenüber der evang.-luther. Kirchengemeinde und um­ gekehrt und nach Art. 4 Abs. III jeder Protestant. Über Konfessions­ lose vgl. Art. 21 Abs. V Bem. 2. 3. a) über den Begriff der Steuerveranlagung vgl. Breunig, EinkStG. S. 247, 300, 315. Zuständig zur Steuerveranlagung wie zur -Vormerkung sind lediglich die Steuerinstanzen (s. § 7 VollzAnw. z. UmlG.). Die Kirchengemeinden haben hiebei keinerlei Parteistellung (vgl. Abs. VIII mit Art. 22, 23 UmlG. und § 7 Abs. II VollzAnw. hiezu). Es genügt die Tatsache der Veranlagung; Bezahlung der veranlagten Steuer ist nicht Voraussetzung. Die Niederschlagung der direkten Steuer oder die Gewährung von Nachlässen bleibt entsprechend ihrem Begriff auf die Kirchenumlagenpflicht ohne Einfluß (vgl. Art. 90 EinkStG. und § 9 VollzAnw. z. UmlG.). Steuerveranlagung ist auch die Nachver­ anlagung (Nachholung von Steuern) (s. z. B. Art. 72 EinkStG., Art. 27 GewStG., Art. 20 KapRStG.). Die hienach nachträglich entstehende Kirchenumlagenpflicht (Nachzahlungspflicht) geht auf die Erben über (Art? 72-Ms. II EinkStG., vgl. BGH. Bd. 33 S. 153- auch Henle/UmlG. Anm. 3c zu Art. 2) auch wenn diese nicht selbst Bekenntnisgenossen sind, b) über die Besonderheiten einheitlicher Veranlagung vgl. Art. 22 Ziff. 2 u. 3. 4» Satz 3. „Die vormerkungsweise Veranlagung (Vormerkung) findet nach den Staatssteuergesetzen in einer Reihe von Füllen statt, in denen zwar keine Staatssteuerpflicht (oder doch keine solche in entsprechen­ dem Umfang') besteht, wohl aber für die Umlageupflicht und deren Maß

220

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

die erforderliche Grundlage geschaffen werden soll" (§ 6 der VollzAnw. z. UmlG.). Vgl. hiezu Breunig, EinkStG. S. 57 f. und die Zusammen­ stellung in 8 6 der VollzVorschr. z. UmlG. (GVBl- 1911 S. 819). 8 Normalsteuer: d. i. die den steuergesetzlichen Tarifen ent­ sprechende Steuer ohne Rücksicht auf Ermäßigung oder Erhöhung; vgl. Art. 3 des EinsG. zu den Gesetzen über die direkten Steuern (GVBl 1910 S. 578) und § 10 der VollzAnw. z. UmlG. (GVBl. 1911 S. 819). v Zuschläge wegen Nichtangabe der ... . Steuererklärungen bleiben für die Bemessung der Kirchenumlagen außer Betracht (vgl. § 10 VollzAnw. z. UmlG.). 7. Satz 5 bezeichnet die Fälle, in denen trotz an und für sich nach vorstehenden Grundsätzen bestehender Umlagenpflicht Befreiung eintreteu soll. Die Art. 3—6 des UmlG. lauten:

Art. 3. r Personen, die mit Steuer veranlagt sind, in Bayern aber weder Wohnsitz noch Aufenthalt haben, sind gemeindeumlagenfrei in bezug auf 1. Erträge und Einkünfte aus Kapitalvermögen, 2 Einkünfte aus Beruf usw. (Einkommensteuergesetz Art. 7 Abs. I Ziff. 4). "Die Gemeindeumlagenfreiheit (Abs. I) erstreckt sich nicht auf Erträge und Einkünfte 1. aus Kapitalvermögen, das in Bayern dinglich versichert ist, 2. aus Kapitalvermögen eines Abwesenden, für den von einem bayerischen Gericht eine Pflegschaft nach § 1911 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs angeordnet ist. ^Die Worte Wohnsitz und Aufenthalt sind im Sinne der reichsgesetzlichen Vorschriften über die Beseitigung der Doppelbe steueruna zu verstehen.

Art. 4. 1. 2.

3. 4. 5.

6.

7.

8.

Gemeindeumlagenfrei sind ferner Erträge aus Schlössern und Gärten, die zur K. Zivilliste gehören, aus Grundstücken des Reichs oder des Staates, die unmittelbar zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben dienen, aus Kirchen, Bethäusern, Synagogen, aus Dienstgrundstücken der Versicherungskammer, aus unmittelbar zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben dienen­ den Grundstücken der Kreisgemeinden, der Distriktsgemeinden, der Gemeinden und der Ortschaften sowie der zur Durch­ führung der Arbeiterversicherung auf Grund der Reichs- oder der Landesgesetze errichteten Kassen, Bernfsgenossenschaften und Versicherungsanstalten, aus unmittelbar zu Zwecken des Unterrichts oder der Er­ ziehung dienenden Grundstücken öffentlicher Unterrichts- oder Erziehungsanstalten sowie Grundstücken dieser Art von Privatanstalten, die für öffentliche Unterrichts- oder Er­ ziehungsanstalten Ersatz bieten und nicht Erwerbszwecke ver­ folgen, aus Grundstücken, die unmittelbar zu Zwecken der öffentlichen Wohltätigkeit oder der öffentlichen Gesundheitspflege unter Ausschluß von Erwerbs- oder Sportszwecken dienen, aus öffentlichen Museen und öffentlichen Monumenten.

2. Abschn. Ortskirche ubedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 20.

221

Art. 5. Die Gemeindeumlagenfreiheit (Art. 3, 4) beginnt und endet mit dem Anfänge des Kalendervierteljahrs nach dem Zeitpunkt, in dem ihre Voraussetzungen eingetreten oder weggefallen sind.

Art. 6. Unterliegt ein Kapitalertrag oder ein Einkommen nach Art. 2, 3, 5 nur teilweise der Gemeindeumlagenpflicht, so kommt für die Umlagenbemessung die veranlagte Steuer mit dem Teilbetrag in Ansatz, der dem Verhältnisse des umlagenpflichtigen Ertrags- oder Cinkommensteils zu dem steuerbaren Gesamtertrag oder zu dem Gesamt-Reineinkommen entspricht. Vgl. hiezu die Erläuterungen bei Henle S. 19 ff. und die §§ 11—20 der VollzAnw. z. UmlG. S. auch die Bem. zu Abs. VI unten.

Zu Abs. UI. 1. Angehörige eines fremden Bekenntnisses (vgl. aber Art. 4 Abs. II u. III), einer Privatkirchengesellschaft, Religions­ lose usw. sind nach der Regel des Abs. II nicht umlagenpflichtig (vgl. hiezu auch Art. 27 Abs. V Satz 2, Art. 85 Abs. III). Abs. III begründet eine Ausnahme hievon. Für juristische Personen und nicht rechtsfähige Vereine gilt diese Vorschrift entsprechend (Art. 21 Abs. I Satz 2); s. das Beispiel unten Bem. 4. 2. „insoweit": d. h. die Umlagenpslicht beschränkt sich auf den Bedarf für diejenigen kirchlichen Einrichtungen, hinsichtlich deren eine Gemeinschaft des Bedürfnisses usw. (vgl. Art. 16 Abs. I Bem. 1 und Abs. II) besteht. Es hat daher eine Ausscheidung des betreffenden Um­ lagenbetrags und Sonderberechnung des Umlagenhundertsatzes stattzusinden (s. Art. 22). Besondere Rechtsverhältnisse: vgl. Art. 16 Abs. I Bem. 2. 8. Abs. III Satz 1. gilt auch für Personen, die rechtswirksam ihren Austritt erklärt haben (vgl. Art. 21 Abs. V Bem. 2), einem anderen Be­ kenntnis aber nicht beigetreten sind, wenn sie die Einrichtungen der ver­ lassenen Kirche weiter benützen (Begr. S. 63). Für den Fall, daß Mit­ glieder der Hausgemeinschaft des Ausgetretenen in der betreffenden Kirche verbleiben, s. Art. 22 Zisf. 3. Vgl. auch Bem. zu Abs. IV. 4 Beispiel zu Abs. III (Begr. S. 63): „Der kathol. Friedhof in R. ist Begräbnisplatz auch für die Protestanten, die keinen eigenen Friedhof besitzen. Zu den Umlagen für Herstellung und Unterhaltung des kathol. Friedhofs sind deshalb auch die Protestanten und die Bau­ umlagenpflichtigen mit Protest. Bekenntnisgepräge (Art. 22 Zisf. 4) bei­ tragspflichtig; Bauumlagenpslichtige ohne Bekenntnisgepräge (Art. 22 Ziff. 5) sind beitragspflichtig nicht nur mit dem auf die kathol. Kirchen­ gemeinde, sondern auch mit dem aus die Protest. Kirchengemeinde treffenden Anteil ihrer Steueransähe."

Zu «bf. TV: 1. § 100 RE. lautet: „Wenn ein Religionsteil keinen eigenen Kirchhof besitzt oder nicht bei der Teilung des gemeinschaftlichen Kirchen­ vermögens einen solchen für sich anlegt, so ist der im Orte befindliche als ein gemeinschaftlicher Begräbnisplatz für sämtliche Einwohner des Orts zu betrachten, zu dessen Anlage und Unterhaltung aber auch sämt­ liche Religionsverwandte verhältnismäßig beitragen müssen."

222

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Diese verhältnismäßige Beitragsleistung der fremden Neligionsverwandten, deren nähere Regelung § 100 offen läßt, ordnet Abs. IV. Hienach kommen Beiträge fremder Konfessionsverwandter unter denselben Voraussetzungen wie solche der Bekenntnisgenossen in Be­ tracht, also zwar nur wenn Umlagen nötig sind (vgl. Art. 13), dann aber in gleichem Umfang ohne Beschränkung auf einen bestimmten Bruch­ teil usw. Der Umlagenbedarf für einen solchen Friedhof ist demgemäß auszuscheiden. Ter Umlagenhundertsatz ist nach der für alle Beitragspflich­ tige zusammen sich berechnenden Steueransatzsumme festzusetzen (Art. 22 Ziff. 6). Die Umlagen für Friedhöfe sind Bauumlagen (Art. 21 Abs. II Zisf. 2); es sind deshalb auch die juristischen Personen nach Maßgabe der Art. 21 u. 22 beitragspflichtig. Die Beitragspflicht der Religionslosen, der Angehörigen von Privat­ kirchengesellschaften (vgl. MinE. vom 12. Oktober 1847 (Weber III S. 671^) usw. bemißt sich nach Abs. III. Auch diese sind in den Fällen des § 100 RE. benutzungsberechtigt. Zu beachten ist, daß § 100 RE. nur von kirchlichen Friedhöfen, nicht von gemeindlichen Friedhöfen (s. Art. 38 rev. GemO.) handelt und nur den Fall im Auge hat, daß zwar ein kirchlicher, aber kein gemeindlicher Friedhof am Orte ist. Vgl. auch das Beispiel zu Abs. III Bem. 4.

Zu Abs. V. 1» Abs. V regelt Beginn und Ende der Kirchenumlagenpflicht. Den für die Bemessung der Umlagenberechtigun g maßgebenden Zeitpunkt bestimmt Abs. X, den Zeitpunkt der Umlagen f ä l l i g k e i t Art. 24 Abs. I. 2. Wirksamkeit der Steuerveranlagung: vgl. Art. 48, 49 ff., 65 EinkStG.; BGH. Bd. 9 S. 170. 3. Sonstige Voraussetzungen: s. oben Abs. II—V. Fälle des Eintritts oder des Wegfalls solcher sind (abgesehen von Satz 1): Übertritt zu einem anderen Bekenntnis, Eintritt oder Wegfall eines Be­ freiungsgrundes nach Abs. II letzter Satz oder nach Art. 109. Be­ gründung oder Wegfall einer Gemeinschaft des Bedürfnisses und des Gebrauchs oder eines besonderen Rechtsverhältnisses i. S. des Art. 20 Abs. III; Scheidung einer gemischten Ehe (Art. 22 Ziff. 3); Annahme eines bestimmten Bekenntnisgepräges seitens einer juristischen Person oder eines rechtsfähigen Vereines (Begr. S. 64).

Zu Abs. VI. Abs. VI—X regeln hie Umlagenberechtigung, d. h. sie bezeichnen die Kirchengemeinde, welche berechtigt ist, von den Pflichtigen (Abs. II—V; vgl. Abs. II Bem. 1) d i e Kirchenumlagen zu fordern. Tie Umlagenberechtigung der Kirchen­ gemeinde ist an die Umlagenberechtigung der bürgerlichen Gemeinden nach Maßgabe des Umlagengesetzes, nicht an den Ort der Staatssteuerveran­ lagung geknüpft, sie baut sich also auf der Umlagenberech­ tigung der ganz oder teilweise zum Kirchengemeindebezirk gehörigen bürgerlichen Gemeinden ii n b Ort­ schaften (UmlG. Art. 8—11, 14—23 u. 37) und auf den der Be-

2. Abschn. Orlskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 20.

223

rechnung der Distriktsumlagen der Eigentümer ausmärkischer Grund­ stücke (vgl. hiezu Art. 3 rechtsrh. GemO ) zugrunde zu legenden — auf die abgesonderte Markung treffenden — Steuerbeträgen auf (UmlG. Art. 39 Abs. I Ziff. 2 vgl Begr S. 64). Demnach können die Gemeindeumlagen­ verzeichnisse der Herstellung der Kirchenumlagenverzeichnisse regelmäßig ohne weiteres zugrunde gelegt werden Tie erforderlichen Ausscherdungsvorschristerl für den Fall, daß die Markung einer bürgerlichen Gemeinde oder eine abgesonderte Markung unter verschiedene Kirchengemeinden auf­ geteilt ist oder verschiedenen Kirchengemeinden gleichzeitig angehört, ent­ halten die Abs VII—IX. Tie darin enthaltenen Grundsätze sind im wesentlichen die gleichen, wie sie durch das Umlagengesetz für die Umlagenbercchtigung der bürgerlichen Gemeinden aufgestellt sind. Doch ent­ hält insbesondere Abs IX für die dort bezeichneten Fälle wesentliche Ver­ einfachungen. Vgl. hieher die Art 8—11, 14—23, 37—39 UmlG. und die §§ 24—34, 39—72 und §§ 126—138 VollzAnw lnezu (GVBl 1910 S. 581, 1911 S 819).

Zu Abs. VII Ziff. 1. 1. Vgl. Art. 8 UmlG. Die Grund- und die Haussteuer sind die Steuern, die den Ertrag des Grundbesitzes und des Hausbesitzes (nicht das Einkommen aus solchen) belasten. Sie werden an dem Orte ver­ anlagt oder vorgemerkt, wo das Grundstück oder das Haus liegt (§ 25 VollzAnw. z. UmlG.). 2. Hinsichtlich etwaiger Beteiligung mehrerer Kirchengemeinden s. unten Abs. IX (vgl. Art. 10 UmlG.) und Art. 1 Abs. I Bem. I 4au. c.

Zu Abs. VII Ziff. 2. L Betriebs st ätte: hierüber bestimmt Art. 9 Abs. II UmlG : n Betriebsstätte im Sinne dieses Gesetzes ist jede feste örtliche Anlage oder Einrichtung, die der Ausübung des Betriebs eines stehenden Gewerbes dient. Außer dem Hauptsitz eines Betriebs gelten hiernach als Betriebsstätten: Zweigniederlassungen, Fabrikationsstätten, Ein- und Verkaufsstellen, Niederlagen, Kontore und sonstige zur Ausübung des Gewerbes durch den Unternehmer selbst, dessen Geschäststeilhaber, Prokuristen oder andere ständige Vertreter unterhaltene Geschäftseinrichtungen. Diese Begriffsumschreibung entspricht wörtlich dem § 3 Abs II ReichsdoppelstcuerG. vom 22. März 1909 (RGBl. S. 332, GVBl. 1911 S. 559). Die Begründung zu dem bezüglichen Gesetzentwurf führt hierüber aus (s. § 28 Abs. I VollzAnw z.UmlG.): „Der Begriff der Betriebsstätte umfaßt zwei Merkmale: das Porhaudeyseiy ejnetz festen örtlichen Mittelpunkts, des Be­ triebs und die Stabilität, d. h. eine gewisse Dauer des Be­ triebs Das Erfordernis eines festen örtlichen Mittelpunkts bewirkt, daß die außerhalb der Niederlassung sich vollziehende Aus­ übung des Gewerbebetriebs durch Aufkauf oder Absatz von Waren, Ausführung gewerblicher Arbeiten oder dgl lediglich als Aus­ fluß des stehenden Gewerbebetriebs am Orte der Niederlassung erscheint, so daß nur derjenige Staat, in dessen Gebiete sich die

224

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Betriebsstätte befindet, zur Besteuerung berechtigt ist. Das Merk­ mal der Stabilität, welches der besonberen Hervorhebung im Texte des Gesetzes nicht bedarf, weil es an sich schon mit dem Be­ griffe der Stätte eines Betriebs gegeben ist, schließt aus, daß z. B. schon bloße, wenn auch einige Zeit in Anspruch nehmende Montagen industrieller oder sonstiger Werke die Steuerpslicht be­ gründen. Bei dem Merkmale der Stabilität kommt es jedoch nur auf den Gegensatz zum Vorübergehenden, nicht aber daraus an, daß der Fortbestand der Betriebsstätte im voraus auf eine lange Zeit sichergestellt ist. Es gelangen Fälle zur Entscheidung, in denen ein industrielles Unternehmen, das in einem Bundesstaate seinen Sitz hat, in einem anderen Bundesstaate beispielsweise die mehrere Jahre dauernde Kanalisierung einer ganzen Stadt übernommen hat. Es würde zu weit gehen, sogar in solchen Fällen die Stabilität und damit das Vorliegen einer Betriebsstätte zu verneinen. Der Natur der Sache entspricht es vielmehr, dem Staate, auf dessen Gebiet Arbeiten ausgeführt werden, die die Herrichtung für längere Zeit berechneter örtlicher Anlagen, wie Baubureaus, Arbeiter­ wohnungen u. dgl. erfordern, die Besteuerung des auf seinem Ge­ biete stattfindenden Teiles des Betriebs vorzubehalten. Nicht erfordert wird zum Begriffe der Betriebsstätte ein be­ sonderer von der Wohnung getrennter und ausschließlich der Aus­ übung des Gewerbes dienender Raum; vielmehr kann ein gewerb­ licher Betrieb auch in der Wohnung vor sich gehen, so daß auch die Wohnung des Steuerpflichtigen beim Zutreffen der sonstigen Begrisfsmerkmale Betriebsstätte im Sinne des Entwurfs sein kann. Ob sie das ist, ist Sache der tatsächlichen Entscheidung." Das hier für die Steuerberechtigung der einzelnen Bundesstaaten Gesagte gilt entsprechend für die Umlagenberechtigung der einzelnen Kirchengemeinden (vgl. § 28 Abs. II VollzAnw. z. UmlG.). Vgl. ferner Henle, UmlG. Bem. 3 zu Art. 9 (Zusammenstellung von Beispielen aus den Verh. d. Landt. und von Entsch. d. ObBerKomm., die hier ebenfalls verwendbar sind). 2 Hinsichtlich etwa erforderlicher Ausscheidung bei Beteiligung mehrerer Kirchengemeinden vgl. oben Bem. 2 zu Abs. VII Ziff. 1. Zu Abs. VII Ziff. 3. 1* Vgl. Art. 8 UmlG. Die Steuer vom Gewerbebetrieb im Um­ herziehen d. i. die Steuer, die den Ertrag aus dem Gewerbebetrieb im Unlherziehen (nicht das Einkommen aus diesem) belastet, wird an dem Ort veranlagt, wo der Gewerbetreibende seinen Wohnsitz hat. Hat er in Bayern keinen Wohnsitz, so erfolgt die Jahresveranlagung an dem Ort, wo er den Gewerbebetrieb in Bayern im Lause des Jahres beginnt. Bei Wanderlagern wird die Steuer an jedem Betriebsart des Wander­ lagers aufs neue veranlagt (§ 26 VollzAnw. z. UmlG ). 2. Hinsichtlich etwa veranlaßter Ausscheidung bei Beteiligung mehrerer Kirchengemeinden s. oben Bem. 2 zu Abs. VII Ziff. 1.

Zu Abs. VII Ziff. 4. 1. Zu lit. a u. b vgl. Art. 14 Ziff. 1 u. 2, Art. 19 UmlG., §§ 39 bis 51 u. § 52 VollzAnw. hiezu, sowie oben Bem. zu Abs. VI.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 20.

225

2. Den Wohnsitz i. S. dieser Ziffer hat ein Bekenntnisgenosse „an dem Orte, an welchem er eine Wohnung unter Umständen inne hat, welche aus die Absicht der dauernden Beibehaltung einer solchen schließen lassen" (§ 1 Abs. II DoppelsteuerG. vom 22. März 1909, RGBl. S. 332). Die Wohnung muß so gestaltet sein, daß sie dem Inhaber und seinem Haus­ halte standesgemäße Unterkunft bietet; die tatsächliche Benützung ist nicht erforderlich (§ 14 Abs. II VollzAnw. z. UmlG. unter Berufung auf die Entsch. d. ObBerKomm. 1901 S. 40, 1906 S. 17, 1907 S. 32, 50, 1909 S. 35, 1910 S. 80); vgl. auch die Zusammenstellung bezüglicher Ent­ scheidungen bei Henle, ÜmlG. Bem. 6 zu Art. 3. Dem dienstlichen Wohn­ sitz (Amtssitz) kommt keine Bedeutung zu (vgl. Begr. zu Art. 14 UmlG. (Art. 12 des Entw.); Verh. d. K. d. Abg. 1907/08 Beil. Bd. IV S. 211). Für den Fall eines mehrfachen Wohnsitzes in verschiedenen Kirchen­ gemeinden s. Abs. IX, auch Art. 4 Abs. IV; (vgl. auch das vom RA. 1912 III Brot. S. 2 u. 5 erörterte Schulbeispiel). Über den gegensätzlichen Wohnbegrisf des Art. 106 Abs. IV vgl. Art. 4 Abs. I Bem. 2. Auch der Wohnsitzbegriff des BGB. deckt sich nicht mit denl steuerrechtlichen Wohnsitzbegriff. 3. „Der Begriff des Aufenthalts erfordert eine Anwesenheit von einer gewissen Stetigkeit und Dauer, die die Eigenschaft eines Zu­ standes und nicht bloß eines Augenblicksverhältnisses trägt. Für die An­ nahme des ,Aufenthalts' ist daher jedenfalls die Jnnehabung einer Auf­ enthaltsstätte und insbesondere einer zur regelmäßigen Benützung be­ stimmten Schlafstätte erforderlich" (§ 14 Abs. III VollzAnw. z. UmlG. unter Berusung auf die Entsch. d. ObBerKomm. 1909 S. 29). Vgl. auch Henle, UmlG. Bem. 7 zu Art. 3. 4 Juristische Personen und nicht rechtsfähige Ver­ eine: s. Art. 21 Abs. I Bem. 1. Die juristischen Personen des öfsentlichen Rechts und die sonstigen Körperschaften, Vereine usw., die öffent­ lichen Zwecken dienen, sind kirchenumlagenfrei (Art. 21 Abs. IV). 5. Der Sitz einer juristischen Person ist in der Regel durch den Gesellschaftsvertrag (vgl. z. B. § 182 Abs. II Ziff 1 HGB. bei Aktiengesellschaften), die Satzungen usw. bestimmt. Als Sitz eines Vereins oder einer Stiftung des bürgerlichen Rechtes gilt, soweit nicht ein anderes bestimmt ist, gemäß §§ 24 u. 80 BGB. der Ort, an welchem die Verwaltung geführt wird. 6. Zu lit. c vgl. Art. 14 Ziff. 3, Art. 17 und Art. 19 UmlG. mit § 42 VollzAnw. Hier kommen z. B. Renten aus dinglich versicherten Darlehen oder Einkünfte aus Grundvermögen oder aus einem stehenden Gewerbe in Betracht.

Zu Abs. VIII. 1. 2.

Vgl. 88 53 ff. VollzAnw. z. UmlG. Betriebs st ätte: s. oben Bem. 1 zu Abs. VII Ziff. 2.

Zn Abs. IX. 1. Abs. IX trifft für die Fälle Vorsorge, in denen auch bei An­ wendung der Ausscheidungsvorschriften des Abs 1II u. VIII noch mehrere Kirchengemeinden an einem Steuerbetrag beteiligt erscheinen. Ein solcher Fall liegt z. B. vor, wenn ein Kapitalist, der in Bayern keinen Wohnsitz, Aufenthalt oder Sitz hat, Rentenerträge und Einkünfte aus einem Darlehen bezieht, für das eine Gesamthypothek an mehreren Grundstücken Lang Heinrich, Kirchengememdeordnung. 15

226

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

berfelbeit bürgerlichen Gemeinde besteht, die in verschiedenen Kirchen­ gemeinden liegen (z. B. oben Abs. VII Ziff. 4 lit. c u. Abs. VIII); ferner wenn ein Pflichtiger, der in Bayern keinen Wohnsitz, Aufenthalt oder Sitz hat, Einkünfte aus einem Gewerbe bezieht, für das in derselben bürgerlichen Gemeinde, aber in verschiedenen Kirchengemeinden mehrere Betriebsstätten unterhalten werden (vgl. oben Abs. VII Ziff. 2 u. Abs.VIII; Begr. S. 61, woselbst noch weitere Beispiele aufgezählt sind). Zur Ver­ einfachung der Ausscheidung ist hier jede Pfarrgemeinde (s. unten Bem. 2) als zu gleichen Teilen umlagenberechtigt erklärt. Es hat also im Ge­ gensatz zu den Vorschriften des U m la g en ges e tz e s eine genauere Ausscheidung zu unterbleiben. 2. Pfarr gemeinden: s. Art. 1 Abs. I Bem. 4 a u. Art. 36 Abs. I Ziff. 1. Innerhalb einer Gesamtkirchengemeinde mit allgemeiner Umlagengemeinschaft (Art. 18 Abs. II) bedarf es keiner Ausscheidung. Als Bestandteile einer Pfarrgemeinde i. S. des Satz 2 kommen nicht nur Tochtergemeinden, sondern auch Verbände i. S. des Art. 13 Abs. V in Betracht. Vgl. unten Abs. XL Die Tochtergemeinden sind ebenso wie die Pfarrgemeinden und Muttergemeinden selbständige Kirchengemeinden, die Verbände i. S. des Art. 13 Abs. V stehen hier den Kirchengemeinden gleich. Es ist also bei der Unterverteilung i. S. des Abs. IX Satz 2 ebenso zu verfahren, wie wenn selbständige Kirchengemeinden konkurrieren. 3. Satz 3. Der aufsichtliche Bescheid hat vor allem festzustellen, ob die Voraussetzungen mehrfacher Beteiligung von Pfarrgemeinden oder Bestandteilen solcher nach Abs. IX gegeben sind; die Konsequenz gleicher Anteile ist dann selbstverständlich. Der staatsaufsichtliche Bescheid ist sofort rechtskräftig. Beschwerde findet nicht statt. Als Streitsteile kommen nur Kirchengemeinden und die ihnen gleichstehenden Verbände (oben Bem. 2) in Betracht. Zu Abs. VII—IX vgl. die zahlreichen Beispiele der Begr. z. Entw. vom 2. Mai 1912 S. 64 ff. Zu Abs. X.

1 Soweit nicht ohnehin das Umlagengesetz ent­ scheidet: s. oben Bem. zu Abs. VI mit Art. 11 u. 18 UmlG. und §§33, 34, 48—51 VollzAuw. hiezu. Abs. X stellt die gleichen Grundsätze auch hinsichtlich der in Abs. VII—IX enthaltenen besonderen Voraussetzungen der Umlagenberechtigung auf. 2. Satz 2. Nachträgliche Änderungen können selbstver­ ständlich nur insoweit unberücksichtigt bleiben, als die Kirchenumlagen­ pflicht (oben Abs. II—V, Art. 21, 22 Ziff. 3 u. 5) überhaupt bestehen bleibt. Mit dieser fällt gleichzeitig auch die Kirchenumlagenberech­ tigung fort. Vgl. auch oben Abs. V Bem. 3. Der Beginn der Kirchenumlagenpflicht bestimmt sich nach Abs. II bis V; der Zeitpunkt der Genehmigung der Umlagenerhebung (Art. 23 Abs. II) ist hierauf ohne Einfluß. Zu Abs. XI.

1 Hinsichtlich der verschiedenen Arten kirchlicher Konkurrenzberbände und ihrer Grundlagen vgl. die Verweisungen in Art. 13 Abs. V. Über besondere Rechtsverhältnisse, Herkommen und Gemeinschaft des Bedürfnisses und des Gebrauchs im allgemeinen vgl. Art. 16 Abs. I Bem. 1 u. 2.

2. Abschn Ortskirchenbedürfn u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 20.

227

S Zufolge Art. 13 Abs. \ finden die auf die Kirchenumlagen be­ züglichen Vorschriften der KGO. grundsätzlich auch auf kirchliche Friedhof­ verbände und sonstige Konkurrenzverbände Anwendung. Diese stehen in­ soweit den Kirchengemeinden grundsätzlich gleich. Durch Abs. XI nurd jedoch die Umlagenberechtigung gegenüber Forensen auf wirkliche Kirchen­ gemeinden, besondere kirchliche Friedhosverbände sowie auf Haupt- und Fernbczirke i. S. des Art 19 beschränkt Tie gleiche Einschränkung trifft Art 21 Abs I Satz 1 hinsichtlich der Bauumlagenpflicht juristischer Per­ sonen 3. Ein Steuerbetrug „trifft" auf einen „Verband" unter den gleicheil Voraussetzungen wie auf eine Kirchengemeinde (f oben Abs VI-IX). Zu Abs. XU. 1. AuS der Begr. S. 67: „Der Beitragsanspruch gegenüber den Kirchengästen ist nicht aufgebaut auf der Gemeindeumlagenberechtigung der ganz oder teilweise zum Kirchengemeindebezirk gehörigen bürgerlichen Gemeinden. Er hat auch nicht unbedingt die Veranlagung der Pflichtigen mit einer direkten Staatssteuer in Bayern zur Voraussetzung. Selbst­ verständlich ist aber bei Feststellung des Maßes der Beitragspflicht der Kirchengäste nicht nur der Umfang zu berücksichtigen, in dem diese die ortskirchlichen Einrichtungen der anspruchsberechtigten Kirchengemeinden benützen, sondern soweit tunlich auch ihre Leistungsfähigkeit. Es wird auch darauf Bedacht zu nehmen sein, daß die Feststellung des Maßes der Beitragspflicht eine gewisse Ständigkeit erhält und — abgesehen von wesentlichen Veränderungen der Verhältnisse — nicht in zu kurzen Zeit­ räumen erneuert werden muß." 2. Vereinbarung: Diese kann nur das Maß der Beitrags­ pflicht feststellen, die Beitragspflicht selbst jedoch nicht begründen (s. Satz 1). Zuständig ist regelmäßig die Kirchenverwaltung (Art. 53; vgl. Art. 23 Abs. II Ziff. 3). Zu Abs. xin. !• Die Umlagenberechtigung der Pfarrgemeinde macht vor den Grenzen einer Tochtergemeinde oder eines anderen Bestandteils nicht halt Für das Maß der Umlagenberechtigung sind jedoch die besonderen Bestimmungen des Art. 16 maßgebend. Vgl. Art. 16 Abs. I Bem. 1 u. 3, Abs. VII Bem. 2. Der Umlagenprozentsatz kann auch dann für die Fili­ alisten usw direkt festgesetzt werden, wenn die Filialgemeinde usw. nur einen bestimmten Bruchteil zum Gesamtbedarf beizutragen hat. 9hir im Falle des Abs. XIII Satz 2 ist eine Reparation des aufzubringenden Um­ lagenbetrages auf die einzelnen Bestandteile der Pfarrgemeinde als solche unerläßlich. 2. Satz 1 ist insbesondere von Bedeutung für die Vorschriften der Ar§. 34 i|. H5. .Diss Peitxeihung ujto. steht hienach auch gegenüber Ailialisten usw. den Organen der Pfarrgemeinde oder der von dieser oeaufrragten Behörde zu. 3. Zu Satz 2 vgl. Art. 16 Abs. I Bem. 3 und Abs. VII Bem. 2, Art. 18 Abs. I Bem. 2. Zu Abs. XIV. Vgl. Art. 18 Abs. II Bem. 3. Eine Vorschrift wie die des Abs. XIII Satz 2 besteht hier nicht; vgl. aber Art 18 Abs I Bem. 2.

228

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Bauumlagcn.

Akt. 21.

Juristische Personen und nicht rechtsfähige Vereine, die nicht nach Art. 22 Ziff. 2 behandelt werden können, sind nur bei Bau­ umlagen beitragspflichtig (Bauumlagenpflicht). Im übrigen gelten für Bauumlagen die gleichen Vorschriften wie für sonstige Kirchen­ umlagen, soweit nicht ein anderes bestimmt ist. Die Bauumlagen­ pflicht besteht nicht gegenüber kirchlichen Konkurrenzverbänden im Sinne des Art. 20 Abs. XI. «Als Bauumlagen gelten die Kirchenumlagen für Herstellung oder Unterhaltung 1. von Kirchen mit regelmäßigem pfarrlichem Gottesdienst und der mit solchen fest verbundenen inneren Einrichtung sowie der Kirchenstühle, 2. von Gebäuden für die Pfarrgeistlichen oder für Mesner, 3. von kirchlichen Friedhöfen und den dazu gehörigen Bau­ werken. -«Aus besonderen Gründen können gänzliche oder teilweise Befreiungen durch die Kirchenverwaltung mit staatsaufsichtlicher Genehmigung festgesetzt werden. -- Kraft Gesetzes sind befreit die juristischen Personen des öffentlichen Rechtes, ferner, soweit sie öffentlichen Zwecken dienen, die sonstigen Körperschaften, Vereine, Stiftungen, Anstalten und Kassen. Dies ist insbesondere der Fall, soweit ihrer Verfassung gemäß ihre Mittel für Zwecke des Kultus, des Unterrichts, der Erziehung der Wissenschaft, der Kunst, der öffentlichen Gesund­ heitspflege (unter Ausschluß von Erwerbs- oder Sportszwecken) oder der Wohltätigkeit verwendet werden. "Kraft Gesetzes sind ferner befreit juristische Personen und nicht rechtsfähige Vereine, die in ausschließlicher Beziehung zu einer Privatkirchengesellschaft stehen oder an denen ausschließlich oder überwiegend Angehörige einer Privatkirchengesellschaft oder bekenntnislose Personen beteiligt sind. Begr. z. Entwurf vom 2.. eepiemDer 1907 S. 431, z. Entwurf v. ?. Mai 1912 S. 68; N. A. 1912 III. Prot. 6.1 ff.; W. A. 1912 Beil. 305 S. 60 ff.; A. Pl. 1912 S. 72 ff.

Zu Abs. I.

!♦ „Juristische Personen": Als solche kommen hier in Be­ tracht: Aktiengesellschaften (§§ 178—319 HGB.; vgl. insbes. § 210 dort), Kommanditgesellschaften auf Aktien (§§ 320—334 HGB.; vgl. insbes. § 320 Abs. III mit § 210 dort), Gesellschaften mit beschränkter Haftung NG. tu der Fass, vom 20. Mai 1898, RGBl. S. 846; vgl. insbes. § 13 dort); eingetragene Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften (NG. in der Fass, vom 20. Mai 1898, RGBl. S. 810; vgl. insbes. § 17 dort);

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 21.

229

eingetragene Vereine (§ 21 BGB.) und privatrechtliche Stiftungen (§ 80 BGB.). Dienen solche juristische Personen öffentlichen Zwecken, so sind sie wie die juristischen Personen des öffentlichen Rechts völlig kirchen­ umlagenfrei (Abs. IV). Juristische Persönlichkeit besitzen nicht: Die offenen Handelsgesell­ schaften (§§ 105 ff. HGB.), die einfachen Kommanditgesellschaften (88 161 ff. HGB ), die stille Gesellschaft (88 33a ff. HGB.) und die Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (8 705 BGB ). Hier ist nicht die Gesellschaft als solche, sonder:: sind die Gesellschafter vorbehaltlich Art 4 GewStG, ein­ zeln für sich steuerpflichtig (vgl. hiezu Breunig, Bem. 15 zu Art 1 EinkStG.) Soweit hier die Veranlagung einheitlich erfolgt (Art 4 GewStG.) ist erforderlichenfalls nach Art. 22 Ziff 2 zu verfahren 2 „nicht rechtsfähige Vereine... d. s. Personenver­ bände zur gesamten Hand mit korporativer Verfassung (s. BGB. § 54 und Staudinger a. a. O. Bd. 1 Bem. A 1 hiezu); hieher gehören die nicht eingetragenen Genossenschaften usw. 8. Satz 2. Die Bauumlagenpflicht ist eine nur hinsichtlich des Zweckes beschränkte Kirchenumlagenpslicht. Die grundsätzlich gleich­ mäßige Anwendung der für die Kirchenumlagen bestehenden Vorschriften vorbehaltlich besonderer Bestimmungen (vgl. z. B. Satz 3 u. Abs. III) be­ gegnet daher keinen Schwierigkeiten. Juristische Personen usw. mit Be­ kenntnisgepräge (vgl. Art. 22 Ziff. 4) haben hienach z. B. ebenso wie die Bekenntnisgenossen zu den Bedürfnissen einer anderen Konfession nur nach Maßgabe des Art. 20 Abs. III u. IV beizutragen. 4. Satz 3: vgl. Art. 20 Abs. XI Bem. 2.

Zu Abs. II. L. Zu Ziff. 1 vgl. Art. 12 Abs. I Ziff. 1 u. 2, Abs. II mit Er­ läuterungen. 2. Fest verbundene innere Einrichtung: vgl. 8 94 BGB. 3. Zu Ziff. 2 vgl. Art. 12 Abs. I Ziff. 1 Bem. 4 u. 5. 4. Zu Ziff. 3 vgl. Art. 12 Abs. I Ziff. 1 Bem 7.

Zu Abs. III. L. Abs. III bedeutet eine Ausnahme gegenüber dem für natürliche Personen geltenden Grundsatz, daß keinesfalls Umlagenbefreiung, sondern höchstens Nachlaß und Niederschlagung eintreten kann (Art. 24 Abs. VIII). Besondere Gründe können z. B. darin liegen, daß eine beitragspflichtige Gesellschaft bedeutende freiwillige Leistungen für Kultuszwecke über­ nommen hat (Begr. z. Entwurf vom 27. September 1907 S. 431). Be­ freiung wird sowohl allgemein als mit Beschränkung auf einige der in Abs. II bezeichneten Bedürfnisse, ferner dauernd oder auf bestimmte Zeit gewährt werden können. 2. Staat-s aufsichtliche Genehmigung: Art. 73 Ms. 11 und III.

Zu Abs. IV. 1. Juristische Personen des öffentlichen Rechts sind namentlich der Staat, die gemeindlichen Verbände, die Kirchengemeinden und ortskirchlichen Stiftungen selbst, die Pfründestiftungen, die sonstigen öffentlichen Stiftungen (vgl. hiezu Seydel II S. 714 ff.), die Berufs-

230

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

genossenschaften, die Krankenkassen, die Versicherungsanstalten (RVO. §§ 3 u. 4), dann Standesvertretungen wie: Handelskammern, Anwalts­ kammern, Apothekerkammern, die ärztlichen Bezirksvereine usw. usw. L. Satz 2 lehnt sich an Art. 8 Zisf. 11 EinkStG. an; vgl. hiezu die auf die Begründung zu jenem Gesetz und die einschlägigen Kammer­ verhandlungen gestützten Erläuterungen bei Breunig (Zisf. 14 ff. S. 92) und § 12 VollzVorschr. z. EinkStG. (GVBl. 1911 S. 455 ff.). Als Zwecke des Kultus kommen hier nur solche in Betracht (s. Satz 1: öffentliche Zwecke), die mit dem Kultus der öffentlichen Glaubensgesell­ schaften in Zusammenhang stehen (vgl. Abs. V). 3. Befreiung tritt nur insoweit ein, als die Mittel versassungs- (satzungs-) gemäß zu öffentlichen Zwecken verwendet werden; freiwillige Aufwendungen hiefür befreien also auch nicht teilweise von der Kirchenumlagenpflicht (hier kann jedoch event, nach Abs. III verfahren werden); ferner besteht Kirchenumlagenpflicht hinsichtlich derjenigen Ein­ künfte, welche nach Erfüllung des öffentlichen Zweckes noch verbleiben und weder für Verwaltungskosten verbraucht noch zur Sicherung der Erfüllung des Vereins- usw. Zweckes admassiert werden (vgl. § 12 VollzVorschr. z. EinkStG. OVBl. 1911 (5. 455 ff.]). Zu Abs. V. L. Privatkirchengesellschaften: s. §§ 32, 26, 27 RE. Nur solche kommen hier in Betracht, welche bereits vor dem Erlaß des RE. gesetzlich ausgenommen waren (Mennoniten, Herrnhuter, Israeliten) oder spätere Genehmigung gemäß §§ 26, 27 RE. gefunden haben. Zu den letzteren gehören insbesondere die Anglikaner (Weber III S. 544), die Jrvingianer (auch katholisch-apostolische Gemeinde genannt; Weber V S. 611), die bischöflichen und wesleyanischen Methodisten (Weber XVI S. 138, KultMBl. 1883 S. 97, 1885 S. 152), Altkatholiken (KultMBl. 1890 S. 89, 93, 111, 273), Deutschkatholiken (Weber III S. 732), „freie Kirchengemeinden (Weber III S. 733), die Adventisten vom siebenten Tag (KultMBl. 1907 S. 242) und die Griechen (Seydel III S. 492 Anm. 32, S. 493 Anm. 33). Soweit etwa innerhalb einer der öffentlichen Glaubens­ gesellschaften Sekten bestehen, denen die Rechte von Privatkirchengesell­ schaften nicht eingeräumt sind, befreit die Zugehörigkeit hiezu weder von dec allgemeinen noch von der beschränkten Kirchenumlagenpflicht, so­ lange nicht etwa der Austritt aus der betreffenden öffentlichen Religions­ gesellschaft formgerecht vollzogen ist. 2. Bayerische Staatsangehörige, die durch die Taufe in eine der drei öffentlichen Glaubensgesellschasten ausgenommen worden sind, können Konfessionslosigkeit nur dann geltend machen, wenn sie den Austritt nach Vorschrift des § 10 RE. förmlich vollzogen, also den Austritt bei dem zuständigen Geistlichen „persönlich" erklärt haben (vgl. Leuckardt v. Weisdorf, VerfUrk. § 10 RE. Bem. 1). Vgl. Art. 107.

Berechnung und Verteilung der Kirchenumlagen.

Qltf* 22.

Vorbehaltlich der Art. 16, 19 und 109 geschieht die Berech­ nung und Verteilung der Kirchenumlagen auf Grund der Steuer­ beträge, die nach Art. 20 und 21 auf die Kirchengemeinde treffen, und zwar nach folgenden näheren Bestimmungen:

2 Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Besriedigg. Art. 22.

231

1. Die Steuern werden nach Vorschrift der Art. 25 Abs. II—VI und 27 des Umlagengesetzes angesetzt. 2 Soweit die Steuerveranlagung mehrerer natürlicher Personen einheitlich erfolgt und diese nicht sämtlich gegenüber dieser Kirchengemeinde kirchenumlagenpflichtig sind, ist bei den Umlagenpflichtigen nur ein ihrem Anteil entsprechender Teil der Steueransätze heranzuziehen. Solange nicht ein anderes nach­ gewiesen oder von Amts wegen festgestellt wird, sind gleiche Anteile anzunehmen. Die Beteiligten sind zur Erteilung der erforderlichen Aufschlüsse über das Anteilsverhältnis ver­ pflichtet (Art. 106 Abs. VIII der Kirchengemeindeordnung, Art. 21 des Polizeistrafgesetzbuchs). 3 Ist von Ehegatten, die nicht dauernd getrennt leben, nur einer Bekenntnisgenosse (Art. 4), so wird bei ihm die Hälfte der Steueransätze herangezogen, die in Betracht kämen, falls beide Gatten Bekenntnisgenossen wären. Das gleiche gilt ent­ sprechend, wenn in einer Hausgemeinschaft Elternteile und wirtschaftlich unselbständige Kinder nicht sämtlich dem näm­ lichen Bekenntnisse angehören; die Angehörigen des gleichen Bekenntnisses innerhalb der Hausgemeinschaft gelten bei der Berechnung als Einheit. Für die Umlagen der Frau hastet der Mann, für die Umlagen der Kinder haftet der Gewalt­ haber als Gesamtschuldner. 4. Die Steuern der Bauumlagenpflichtigen mit Bekenntnis­ gepräge werden für die Kirchengemeinde des entsprechenden Bekenntnisses mit den vollen Ansätzen herangezogen. Als Pflichtige mit Bekenntnisgepräge gelten auch solche juristische Personen oder nicht rechtsfähige Vereine, an denen nachweis­ bar ausschließlich Angehörige der gleichen öffentlichen Kir­ chengesellschaft beteiligt sind. 5. Bauumlagenpflichtige ohne Bekenntnisgepräge können von deu Kirchengemeinden des katholischen und des protestantischen Religionsteiles herangezogen werden. Von der Kirchen­ gemeinde des einzelnen Bekenntnisses wird nur ein Bruch­ teil der Steueransätze herangezogen. Der Bruchteil bemißt sich nach dem.Anteil des.Bekenntnisses (Art. .4).an der Ge­ samteinwohnerzahl der einschlägigen bürgerlichen Gemeinde (bei abgesonderten Markungen der Distriktsgemeinde) nach der letzten Volkszählung. Der Anteil wird als Hundertsatz berechnet. Bruchteile von mehr als einhalb werden auf eins vom Hundert aufgerundet, andere bleiben außer Ansatz.

232

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

6. Aus der Steuersumme, die sich nach Ziff. 1—5 ergibt, wer­ den die Kirchenumlagen nach einem einheitlichen Hundert­ satze berechnet. Mit diesem Hundertsatze werden sie auf die einzelnen Pflichtigen entsprechend ihren Steueransätzen aus­ geschlagen. Beqr. z. Entw. v. 27. September 1907 S. 434, z. Entw. v. 2. Mai 1912 S. 69: R.A. 1912 III. Prot. S. 12 ff.; A. A. 1912 Beil. 305 S. 60 ff ; A. Pl. 1912 S. 72 ff.

1 Zufolge Art. 16 ist neben den Steuerbeträgen der zwischen Pfarrgemeinden einerseits und Tochtergemeinden sowie Bestandteilen i. S. des Art. 16 Abs. VII andrerseits bestehende Beitragsmaßstab zu berück­ sichtigen: vgl. Art. 16 Abs. I Bem. 3, Abs. VII Bem. 2; zufolge Art. 19 sind die Bekenntnisgenossen und juristischen Personen usw. des Fern­ bezirks gegenüber dem Hauptbezirk in der Regel überhaupt nicht oder nur nach Maßgabe von Ortskirchensatzungen umlagenpflichtig; hinsichtlich der Fälle des Art. 109 vgl. dort Abs. I Bem. 2. 2. Steuerbeträge: s. Art. 20 Abs. II Satz 4. 8. Ziff. 1: Art. 25 Abs. II—VI und Art. 27 UmlG. lauten: Art. 25 Abs. II—VI. n Die Einkommensteuern von steuerbaren Einkommen, die lediglich aus Beruf usw. herrühren (Einkommensteuergesetz Art.7 Abs. I Ziff- 4), werden erhöht: bei stl steuerbarem Einkommen von mehr als 8 000 M bis zu 12 000 uU um V1O 12 000 16 000 J4> 2/io ,, 20 000 M 16 000 »Ao ,, 24 000 M 20 000 M V10 24 000 M 6Ao mDie Vorschriften des Abs. II gelten auch für steuerbare Ein­ kommen der bezeichneten Höhen, die nur teilweise aus Beruf usw. herrühren, wenn die Reineinkünfte aus Beruf usw. mehr als 8000, 12 000, 16 000, 20 000 und 24 000 X betragen. Die Erhöhung wird jedoch nach dem Steuerbetrage berechnet, der sich ergeben würde, wenn das steuerbare Einkommen lediglich aus diesen Berufsein­ künften bestünde. "Rach Durchführung dieser Erhöhungen (Abs. I bis III) werden in Ansatz gebracht: sämtliche Grundsteuern, Haussteuern, Gewerbesteuern und Steuern vom Gewerbebetrieb im Umherziehen mit den zweieinhalbfacheu Beträgen, sämtliche Kapitalrentensteuern mit den eineinhalbfachen Beträgen, sämtliche Einkommensteuern mit den halben Beträgen. v Soweit Einkünfte aus Kapitalvermögen nach Art. 8 Ziff. 11, 12 des Einkommensteuergesetzes für die Veranlagung zur Einkom­ mensteuer außer Betracht bleiben, werden die entsprechenden Kapital­ rentensteuern nur mit den einfachen Beträgen in Ansatz gebracht. "Der geringste Ansatz der Einkommensteuer beträgt 1 X

Art. 27. TS)ie Feststellung der Grundlagen für die Berechnung der Zu­ schläge nach Art. 25 Abs. II, III erfolgt durch Beschluß des Steuer­ ausschusses oder des Rentamts, dem die Steuerveranlagung zusteht.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 22.

233

" Auf die Beschlußfassung und auf die Rechtsmittel finden die Vorschriften des Art. 10 Abs. II, 42 bis 64, 70, 72 Abs. V, VI, 92 des Einkommensteuergesetzes entsprechende Anwendung. Vgl. hiezu die Erläuterungen bei Henle S. 80 ff., ferner die §§ 76 bis 84, 92—94 VollzVorschr. z. UmlG.*) Da die Umlagenberechtigung der Kirchengemeinden an die Umlagenberechtigung der ganz oder teilweise zum Kirchengemeindebezirk gehörigen bürgerlichen Gemeinden geknüpft ist (vgl. die Bem. zu Art. 20 Abs. VI), so können da, wo Gemeinde- iiiib Ortsumlagen erhoben werden, die gemeindlichen Umlagenverzeichnisse der Herstellung der Kirchenumlagenverzeichnisse ohne weiteres zugrunde ge­ legt werden (vgl. Art. 106 Abs. VIII). Wo Gemeindeumlagen nicht erhobeu werden und hinsichtlich der auf eine abgesonderte Markung treffenden Steuerbeträge hat die Kirchenverwaltung selbst für die Beschaffung der nötigen Unterlagen zu sorgen (vgl. § 75 u. § 137 VollzAnw. z. UmlG.). Über die Möglichkeit der Umgehung von Kirchenumlagen in solchen Fällen vgl. Art. 93 Abs. I Bem. 2. Abweichungen von den in den gemeindlichen Umlagenverzeichnisseil vorgetragenen Steuerbeträgen und Steueransätzen können sich für die Kirchenumlagen ergeben aus Art. 20 Abs. IX, Art. 21 Abs. III u. IV, Art 16 (s. oben Bem. 1), Art. 19 Abs. II (s. oben Bem. 1), Art. 22 Ziff. 2, 3 u. 5, endlich auch aus Art. 109. 4. Ziff. 2: Die Fälle einheitlicher Veranlagung von Ehegatten scheiden hier im Hinblick auf die Spezialbestimmungen der Ziff. 3 aus. Es kommen daher neben den Fällen einheitlicher Veranlagung llach Tarif Nr. 8 lit. c—f des Wandergewerbesteuergesetzes nur noch die Fälle des Art. 4 GewStG, in Betracht, wonach ein Gewerbe, auch wenn es von mehreren Personen gemeinschaftlich betrieben wird, einheitlich als ein einziges Gewerbe zu veranlagen ist, wobei die Unternehmer als Ge­ samtschuldner der Steuer haften. Die Unternehmer können hiebei Vereinigungen der verschiedensten Art bilden: offene Handelsgesellschaften, einfache Kommanditgesellschaften usw. (vgl. Art. 21 Abs. I Bem. 1 letzter Absatz und Bem. 2). Steuerpflichtig sind jedoch nicht die Gesellschaften als solche, sondern die einzelnen Gesellschafter (vgl. § 2 VollzVorschr. z. EinkStG.). Soweit diese mit der Gewerbesteuer sämtlich zur gleichen Kirchengemeinde umlagenpflichtig sind, eine Ausscheidung nach Ziff. 2 also nicht stattfindet, werden sie wie hinsichtlich der Gemeindeumlagen (vgl. Henle, Anm. 3 b zu Art. 2 UmlG.) auch für die Kirchenumlagen als Gesamtschuldner zu haften haben. Eine Ausscheidung nach Ziff. 2 kann z. B. erforderlich werden, wenn die einheitlich veranlagten Personen verschiedenen Bekenntnissen ange­ hören oder wenn ein Beteiligter bekenntnislos ist oder einer Privat­ kirchengesellschaft (vgl. Art. 21 Abs. V) angehört. „Solange nicht" . . . : Rückwirkende Kraft kommt dem Nach­ weis bzw. der Feststellung also nicht zu. Auf die Feststellung des Anteilsverhältnisses von Amts wegen wird solange verzichtet werden sönnen, als nicht anzunehmen ist, daß der Umlagenpflichtige mehr als zur Hälfte anteilsberechtigt ist (vgl. Art. 53 Abs. III). Die Kirchenverwaltungen selbst sind zur Anwendung von Zwangs­ mitteln i. S. des Art. 21 PolStrGB, nicht befugt. 3. Ziff. 3: a) Für den Fall, daß einheitlich veranlagte Ehe­ gatten gleicher Konfession sind, werden beide auch hinsichtlich der Kirchen*) Abgedruckt in „Schweitzers Sammlung von Steuergesetzen" S. 465 ff.

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E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

umlagen nach Maßgabe des Art. 9 EinkStG. und des Art. 5 KaPNStG. als Gesamtschuldner zu haften haben (vgl. oben Bem. 3). b) Ziff. 3 regelt in Übereinstimmung mit den bei der ersten Be­ ratung des Entwurfs im Jahre 1910 gefaßten Beschlüssen d. K. d. Abg. (vgl. AA. 1910 [1. Les.) S. 41, [2. Les.) S. 244; APl. S. 445) für Haus­ gemeinschaften mit gemischten Bekenntnisverhältnissen die Beitragspflicht der einzelnen Glieder aus dem Gesichtspunkt der Lebensgemeinschaft heraus vollkommen selbständig, also unter Ausschluß jeglicher Analogie anderer Steuergesetze (z. B. des Art. 7 Abs. II KirchenStG. vom 15. August 1908 oder des UmlG. oder endlich der Bestimmungen der Ziff. 2 soben)). Die Begr. z. Entw. vom 2. Mai 1912 (S. 73) bemerkt hiezu: „Die in Hausgemeinschaft lebende Familie — Ehemann und Ehefrau sowie Eltern und wirtschaftlich unselbständige Kinder — bildet eine soziale wirtschaft­ liche und ethische Einheit. Die Erträge und Einkünfte, die bürgerlich­ rechtlich und steuerrechtlich als Erträge und Einkünfte einzelner Glieder der Hausgemeinschaft angesehen werden, kommen tatsächlich regelmäßig der ganzen Hausgemeinschaft zugute. Jedes Mitglied der Hausgemeinschaft muß Interesse daran haben, daß die religiösen Bedürfnisse der ganzen Hausgemeinschaft befriedigt werden. Für die Hausgemeinschaft, deren Glieder verschiedenen Bekenntnissen angehören, besteht sohin eine Ge­ meinschaft des Bedürfnisses und Gebrauchs gegenüber allen in der Familie vertretenen Bekenntnissen." c) Ist von Ehegatten, die nicht dauernd getrennt leben (s. unten L-, nur einer Bekenntnisgenosse (hierüber vgl. Art. 20 Abs. II Bem. 2), so hat die diesem gegenüber umlagenberechtigte Kirchengemeinde zunächst auch den anderen Ehegatten als Bekenntnisgenossen zu betrachten und dessen Steueransätze ebenso wie die des ersteren nach den Vorschriften des Art. 20 mit Art. 22 Ziff. 1 festzustellen. Die beiderseitigen Steueransätze sind zusammenzuzählen. Die Hälfte hievon ist für die gegenüber dem Ehegatten — Bekenntnisgenossen — umlagenberechtigte Kirchengemeinde die Grundlage für die weitere Berechnung nach Art. 22 Ziff. 6. Leben in der Hausgemeinschaft mit solchen Eltern unselbständige Kinder, gleichviel welchen Bekenntnisses, so sind auch deren Steueransätze so festzustellen, wie wenn sie Bekenntnisgenossen der berechnenden Kirchengemeinde wären (Art. 20, 22 Ziff. 1). Auch diese Steueransätze sind alsdann der Summe der Steueransätze der Elternteile zuzurechnen. Für die Anteilsberech tigung ist alsdann zu unterscheiden: Sind nur zwei Bekenntnisse in der Familie vertreten, so darf die berechnende Kirchengemeinde die Hälfte der gesamten Steueransatzsumme für sich in Anspruch nehmen, auch wenn ihre Bekenntnisgenossen in der Minderzahl sind (vgl. Satz 2: Die Angehörigen des gleichen Bekennt­ nisses innerhalb der Hausgemeinschaft gelten bei der Berechnung als Einheit). Sind in der Familie zwei Bekenntnisse vertreten und ist zudem ein Familienglied konfessionslos oder einer Privatkirchengesellschaft zm gehörig, so ist eine Dritteilung vorzunehmen. Das auf den Konfessions­ losen fallende Drittel bleibt kirchenumlagenfrei. Von dem Nest der Steueransatzsumme gebührt der berechnenden Kirchengemeinde die Hälfte Der Grundsatz, daß die die Umlagen berechnende Kirchengemeinde in den Fällen der Ziff. 3 die Hälfte der Steueransatzsumme für sich in Anspruch nehmen darf (eventuell nach Wegfall des Anteils eines Kon­ fessionslosen), gilt ausnahmslos. Eine genauere Erforschung und Be-

2 Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mttel zuHrer Befriedigg. Art. 22.

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rücksichtigung der Anteilsverhültnisse der Gatten usw (vgl. Art. 9 Abs. II EinkStG. und oben Ziff. 2) wäre unzulässig. Nur die Hälfte kann die betreffende Kirchengemeinde auch dann be­ anspruchen, wenn der andersgläubige Ehegatte oder die in der Haus­ gemeinschaft lebenden Kinder nicht selbständig mit einer direkten Steuer veranlagt sind und eigenes Vermögen überhaupt nicht besitzen. Andere in der Familie lebende Angehörige (Großeltern, Geschwister eines Ehegatten) bleiben für die Berechnung nach Ziff 3 außer Betracht Deren Umlagenpflicht ist gesondert zu würdigen Die Berechnung ist von den in Betracht kommenden Kirchengemeindeu stets gesondert vorzunehmen, da die nach Art. 20 zu be­ rücksichtigenden Verhältnisse für die katholische und protestantische Mrchengemeinde am gleichen Ort verschieden liegen können Hat also z. B. die protestantische Kirchengemeinde nach obigen Grundsätzen die für sie in Betracht kommende Hälfte der Steueransatzsumme berechnet, so kann nicht die katholische Kirchengemeinde ohne weiteres die andere Hälfte für sich in Anspruch nehmen. Beispiel: In einer Hausgemeinschaft leben ein Ehepaar und drei Kinder. Der Ehemann und ein Kind sind katholisch, die Ehefrau und die zwei anderen Kinder sind protestantisch. Jede Kirchengemeinde stellt hier für alle Familienglieder die Steueransätze nach Art. 20 fest, wie wenn sämtliche Bekenntnisgenossen wären, addiert die Steueransätze und nimmt für sich die Hälfte (s. Art. 22 Ziff. 6). Ist der Ehemann und Vater konfessionslos, ein Kind katholisch, die Ehefrau und zwei weitere Kinder protestantisch, so verfahren die kon­ kurrierenden Kirchengemeinden wiederum wie bei dem ersten Beispiel, ziehen aber von der Familien-Steueransatzsumme zunächst ein Dritteil ab d) Die Anwendbarkeit des Art. 20 Abs. III wird durch Ziff 3 nicht ausgeschlossen. Würde also in den zu c gegebenen Beispielen der Ehe­ mann und Vater nur zum Schein ausgetreten sein, die kirchlichen Ein­ richtungen aber mitbenützen, so würde er mit dem sonst umlagenfrei­ bleibenden Teil aus dem Gesichtspunkt des Bedürfnisses und Gebrauchs zu Umlagen herangezogen werden können. el Die Vorschriften des letzten Satzes über gesamtschuldnerische Haftung begründen eine selbständige Verpflichtung; etwaige besondere eheliche Güterrechtsverhältnisse sind also hienach ohne Einfluß. Ebenso­ wenig kommt es darauf an, ob der Ehemann oder Gewalthaber (§§ 1627 ff., 1684 ff BGB.) überhaupt einer Konfession angehört. Dagegen setzt die gesamtschuldnerische Haftung nach Ziff 3 Hausgemeinschaft voraus. f) Die Vorschriften der Ziff. 3 gelten nicht im Verhältnis zwischen Ehegatten, wenn diese dauernd getrennt leben. Eine solche Trennung liegt vor, wenn die häusliche Gemeinschaft zwischen Pen Ehegatten auf­ gehoben und nach den Umständen anzunehmen ist, daß sie nicht die Ab­ sicht haben, die Gemeinschaft wiederherzustellen Unterbringung eines Ehegatten in einer Pflege-Anstalt, Verbüßung einer zeitlich begrenzten Freiheitsstrafe usw.' gehört In ‘bet Regel nicht hiehtzr (vgl. Becsr. zu Art. 9 EinkStG. und Breunig, Anm. 7 hiezu). 6. Ziff. 4. a) Bekenntnisgepräge haben vor allem die­ jenigen juristischen Personen und nicht nach Art. 22 Ziff. 2 zu be­ handelnden nicht rechtsfähigen Vereine, welche satzungs- oder verfassungs­ gemäß oder auch nur tatsächlich den Zwecken einer bestimmten Konfession dienen, z. B ein mit Steuern veranlagter „evangelischer Verein", dann

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E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

ein „katholisches Kasino", ein Konsumverein für katholische Arbeiter (Begr. S. 433). Nach Sah 2 haben auch Bekenntnisgepräge z. B. Vereine, Gesellschaften mit beschränkter Haftung usw., welche mehr oder weniger­ zufällig nur Mitglieder ein- und derselben Konfession haben. Die Mit­ gliedschaft eines einzigen Konfessionsfremden oder Konfessionslosen würde dagegen das „Bekenntnisgepräge" aufheben. b) „mit den vollen Ansähen": s. oben Ziff. 1. 7* $ ist 5. a) Welche Bauumlagenpflichtigen ohne Be­ kenntnisgepräge sind, ergibt sich e contr. aus Ziff. 4. b) können . . . herangezogen werden. Ten Kirchengemeinden ist hiedurch nicht etwa anheimgestellt, solche Bauumlagenpflichtige heran­ zuziehen oder nicht (vgl. Art. 53 Abs. II u. III, 24 Abs. VIII, Ausnahme: Art. 21 Abs. III). „Können" bedeutet hier zunächst nur, daß der Bau­ umlagenpflichtige die Leistung an eine Kirchengemeinde nicht unter Hin­ weis auf die Leistung an eine andere ablehnen kann. c) Einschlägig ist diejenige ganz oder teilweise zum Kirchen­ gemeindebezirk gehörige bürgerliche Gemeinde, welche hinsichtlich der in Frage kommenden Steuerbeträge umlagenberechtigt ist (vgl. Art. 20 Abs. VI). d) Beispiel: In der nach fit. b einschlägigen bürgerlichen Ge­ meinde befinden sich 1000 Protestanten und 200 Katholiken. Hier darf die protestantische Kirchengemeinde 80%, die katholische 20% der für sie in Betracht kommenden Steueransatzsumme für sich in Anspruch nehmen. 8, Ziff. 6 ist dem Art. 26 des UmlG. nachgebildet. Vgl. hiezu die ausführlichen Vorschriften der §§ 85 ff. VollzAnw. z. UmlG. Die An­ wendung des vereinfachten Verfahrens nach § 89 a. a. O. begegnet dann Schwierigkeiten, wenn Sonderumlagen zu berechnen sind (Art. 16, 19, 20 Abs. III, IV, XI, XII, 21 u. 109). Hierüber vgl. die zu erwartenden BollzV. z. KGO. Hervorzuheben ist: a) Nicht wie bisher das einfache Staatssteuersoll, sondern die Summe der nach Vorschrift des Art. 22 Ziff. 1—5 in Verbindung mit Art. 20 u. 21 festgestellten Steuer ansätze ist der Berechnung des Kirchenumlagenhundertsatzes zugrunde zu legen. b) Der nach Art. 22 Ziff. 1—5 mit Abs. 20 u. 21 für den einzelnen Pflichtigen festgestellte Steueransatz bildet auch den Maßstab, nach dem die Kirchenumlagen auf ihn auszuschlagen sind. Maßgebend für die Umlagenschuld (s. Art. 24 9(bf. I) ist jedoch der Steueran­ satz, der sich für den Pflichtigen im Laufe des entsprechenden Jahres oder nachträglich für dieses Jahr wirklich ergibt (vgl. Art. 20 Abs. V u. X). Ob und in welcher Höhe also für die Errechnung des Umlagenhundertsatzes (oben lit. a) ein Steueransatz des Pflichtigen mit in Rechnung gezogen worden ist, bleibt für seine Umlagen­ schuld gleichgültig (vgl. § 85 Abs. III VollzAnw. z. UmlG.). Nach­ trägliche Heranziehung eines Pflichtigen ist zulässig, auch wenn der Umlagenbedarf schon durch die Leistung der übrigen Pflichtigen gedeckt ist (vgl. VGH. Bd. 29 S. 156 und die dort zitierten weiteren Entscheidungen). Hinsichtlich der Notwendigkeit der Minderung des Umlagen­ hundertsatzes während des Erhebungsjahrs vgl. VGH. Bd. 24 S. 145. Die staatsaufsichtliche Genehmigung der Umlagenerhebung (s. Art. 23 Abs. II) enthebt die Kirchengemeinde dieser aus Art. 13 Abs. I u. II mit 53 sich ergebenden Verpflichtung nicht.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 23.

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e) Der Verteilungsmaßstab der Ziff. 6 ist zwingendes Recht. Die Kirchenverwaltung kann hievon weder für sich allein noch mit staatsaufsichtlicher Genehmigung Ausnahmen bewilligen, soweit sie durch das Gesetz nicht ausdrücklich hiezu ermächtigt ist. Eine solche Ermächtigung ist nur gegeben durch Art. 20 Abs. XII und Art. 109 Abs. IV. In den Fällen des Art. 109 ist die Staats­ regierung zur selbständigen Regelung gesetzlich autorisiert. Eine Ausnahme ist in gewisser Beziehung auch in den Fällen des Art. 16, 19 zugelassen, insoferne hier besonderen Verhältnissen Einfluß auf das Maß der Beitragspflicht eingeräumt ist. Aber auch hier ist grundsätzlich die Steueransatzsumme der Filialisten und Angehörigen des Fernbezirks der Berechnung des Umlagen­ hundertsatzes und der Berechnung der Umlagenschuld des Einzelnen zugrunde zu legen. Besondere Regelung ist nur insoweit möglich, als die Heranziehung der Steueransatzsumme auf einen bestimmten Bruchteil beschränkt werden kann. Letzteres gilt auch in den Fällen teilweiser Befreiung nach Art. 21 Abs. III. Das Recht aus Art. 20 Abs. XIII Satz 2 bleibt hiebei selbstverständlich unberührt. Befreiung einzelner Pflichtiger ist abgesehen von dem Fall des Art. 21 Abs. III ausgeschlossen. Solche kann insbesondere nicht auf Herkommen, Verjährung oder Vertrag gestützt werden (so auch nach früherem Recht VGH. Bd. 30 S. 31), es sei denn, daß Be­ freiung einer Tochtergemeinde oder eines anderen Bestaudteils im Sinne des Art. 16 Abs. VII auf Grund solcher Rechtstitel geltend gemacht wird. (Der umgekehrte Fall, daß erst Herkommen, Vertrag usw. zur Umlagenkonkurrenz verpflichten, kann nach Art. 20 Abs. III, XI eintreten.) Die ohne gesetzlichen Grund bewilligte Befreiung eines ein* zelnen Umlagenpflichtigen ist unwirksam, Erleichterungen sind nur nach Art. 24 Abs. VIII möglich. d) Zuständig zur Berechnung und Verteilung der Kirchenumlagen ist die Kirchenverwaltung (Art. 23 Abs. V; vgl. auch Art. 25).

Formelles.

21 tL 23*

zS)ie Erhebung von Kirchenumlagen unterliegt der Staats­ aufsicht. Bei deren Ausübung ist insbesondere die Gesetzmäßigkeit der Auferlegung sowie die Leistungsfähigkeit der Pflichtigen zu prüfen. "Die Beschlußfassung 1. über Neueinführung von Kirchenumlagen oder Erhöhung des Umlagenhundertsatzes, 2. über Unternehmungen, Einrichtungen oder sonstige außer­ ordentliche, finanziell wichtige Maßnahmen, deren Kosten ganz oder teilweise durch Umlagenmittel bestritten werden sollen, 3. über außerordentliche, finanziell wichtige Rechtsakte, die auf die Leistung von Kirchenumlagen dauernd Einfluß haben können.

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E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordniing.

steht der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchenverwaltung mit Zustimmung der Kirchengemcindebevollmächtigten zu und bedarf der staatsaufsichtlichen Genehmigung. Die kirchliche Ober­ behörde wird einvernommen. -»Entfällt in einer Kirchengemeinde mehr als ein Drittel der Steuersumme, aus der die Kirchenumlagen berechnet werden (Art. 22 Ziff. 6), auf fünf oder weniger als fünf Umlagenpflichtige, so ist in den Fällen des Abs. II jeder von ihnen in der Kirchenverwaltung und in der Kirchengemeindeversammlung stimm­ berechtigt. Vertretung durch Bevollmächtigte ist zulässig. Die Ladung hat an den Höchslbesteuerten oder an dessen Bevollmächtigten zu ergehen. Die Stimmführer müssen männliche, volljährige, selb­ ständige Bekenntnisgenossen sein, die deutsche Reichsangehörige sind und die bürgerlichen Ehrenrechte besitzen. Ein Beschluß, der gegen die Stimme eines Höchstbesteuerten zustande gekommen ist, kann von diesem mit Beschwerde an die Staatsaufsichtsbehörde angefochten werden. Dem angefochtenen Beschlusse ist die staats­ aufsichtliche Genehmigung zu versagen, wenn die Ausgabe, die durch Kirchenumlagen gedeckt werden soll, weder gesetzlich not­ wendig noch im Interesse der Kirchengemeinde erforderlich ist. -- Abgesehen von dem Beschwerderechte nach Abs. III ist be­ schwerdeberechtigt außer der Kirchenverwaltung (Art. 80) und der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11) jeder gegenüber dieser Kirchen­ gemeinde Kirchenumlagenpflichtige, der nicht in der Kirchen­ gemeindeversammlung oder bei der Wahl der Kirchengemeinde­ bevollmächtigten stimmberechtigt war. "Die Rechtsgültigkeit eines Umlagenbeschlusses kann nach rechtskräftiger staatsaufsichtlicher Genehmigung nur mehr im Ver­ waltungsstreitverfahren und nur unter der Voraussetzung ange­ fochten werden, daß sie vor Ablauf von vier Monaten nach der ersten Zahlungsaufforderung bei der Staatsaufsichtsbehörde bean­ standet wurde. Gegenüber den im Kirchengemeindebezirk wohnen­ den Pflichtigen genügt hiebei eine allgemeine Zahlungsaufforderung. --Die Berechnung der Steueransätze nach Art. 22Ziff. 1—5, dann die Berechnung und Verteilung der Kirchenumlagen erfolgen durch die Kirchenverwaltung. Besir. z. Emw. v. 27. September 1907 S. 436, z Entw. v. 2. Mal 1912 S 76; ferner A. A. 1910 (1. Les) S 41 f.; R. A. 1912 III. Prot. 6. 15 ff.; A. A. 1912 Bell. 305 S. 60 ff., 74 f., A. Pl. 1912 S. 72 ff.

Zu Abs. I. !♦ Über Staatsaufsicht im allgemeinen vgl. die Art. 73 ff. Der an die Spitze des Abs. I gestellte Grundsatz in Verbindung mit den Vorschriften des Abs. II u. Art. 60 Abs. IV, sowie den umfangreichen

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 23.

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Beschwerderechten nach Abs. III u. IV gibt den Staatsaussichtsbehörden die Möglichkeit weitgehendster Einflußnahme auf die Vermögensverwal­ tung der Kirchengemeinden und damit auch des ortskirchlichen Stiftungs­ vermögens (Art. 6 Abs. I). Wenn es aber wohl auch in der Absicht des Art. 23 gelegen ist, die Erhebung von Kirchenumlagen im allgemeinen auf das Maß des unbedingt notwendigen zu beschränken, so wird doch andrerseits nicht übersehen werden dürfen, daß die KGO. den Kirchen­ gemeinden und dem ortskirchlichen Stiftungsvermögen das Recht der Selbstverwaltung einräumt und daß der Unternehmungslust der Kirchen­ verwaltung schon durch die Verweisung der Beschlußfassung an die Kirchengemeindeversammlung bzw. durch die vorgeschriebene Mitwirkung der Kirchengemeindebevollmächtigten ein starker Riegel vorgeschoben ist, endlich daß durch die Einschiebung des Abs. III selbst in der Kirchen­ gemeindeversammlung Sonderinteressen wirksam wahrgenommen werden können. Die Staatsaujsichtsbehörde wird daher Umlagenbeschlüssen, die an und für sich gesetzmäßig sind, nur aus wirklich zwingenden Gründen die Genehmigung zu versagen haben. Es ist ferner zu beachten, daß die Auswahl unter den verschiedenen Deckungsmitteln (Grundstocksangriff, Umlagen, Anlehen, Kirchengemeindediensten) nach Erfüllung der Vor­ schrift des Art. 13 Abs. I grundsätzlich der Kirchengemeinde usw. zu­ kommt. Die Staatsaufsichtsbehörde kann deshalb außerhalb des Art. 13 Abs. I die Kirchengemeinde usw. nicht positiv auf ein bestimmtes Deckungs­ mittel verweisen, sondern höchstens indirekt durch Versagung der nach Art. 9 Abs. II, Art. 23 Abs. II, Art. 29 mit 23 Abs. II, Art. 34 erfor­ derlichen Genehmigung einen Druck zur Wahl eines bestimmten Deckungs­ mittels üben. 2. Die Staatsaufsicht kommt namentlich in der Notwendigkeit staatsaufsichtlicher Genehmigung der Umlagenbeschlüsse in Verbindung mit der Prüfung der Voranschläge zur Geltung (vgl. Abs. II u. Art. 60 Abs. IV). Die hiebei anzustellende Prüfung der Gesetzmäßigkeit der Umlagenauferlegung erschöpft sich in der Prüfung der Gesetzmäßig­ keit der damit zu deckenden Ausgaben (Art. 12) und der Unzulänglich­ keit der primären Deckungsmittel (Art. 13 Abs. I, 15 Abs. I). Die Frage, von wem die Umlagen aufzubringen sind, ob innerhalb der Pfarr- oder Muttergemeinde, unter Heranziehung der Bauumlagenpflichtigen oder mit Ausschluß derselben, ist Sache des Vollzugs und fällt zunächst in die Zuständigkeit der Kirchenverwaltung (Abs. V). Die Frage der Leistungs­ fähigkeit der Pflichtigen ist selbstverständlich nur im allgemeinen, nach dem allgemeinen Vermögensstand der Kirchengemeindeglieder unter Aus­ schluß der Prüfung der Leistungsfähigkeit des einzelnen zu würdigen. Zu Abs. II. 1. Ziff. 1. Beschlußfassung der Kirchengemeindeversammlung usw. ist hienach nur erforderlich, wenn der Umlagen­ hundertsatz er^t .ttnrd, .nidjt .a&er schon dann, wenn infolge höherer Steueransätze der Umlagenertrag trotz Beibehaltung des gleichen Hundert­ satzes steigt. Eine Ausnahme ist lediglich für das Jahr 1912 ausdrück­ lich vorgesehen (Art. 110 Abs. V Ziff. 4). 2 a) Ziff. 2 handelt im Gegensatz zu Ziff. 3 von Maßnahmen, die festgestelltermaßen unmittelbar auf die Umlagenerhebung von Einfluß sind. Daß durch sie eine Erhöhung der Umlagen bewirkt wird, ist nicht erforderlich, es genügt, wenn Umlagenmittel dafür aufgeweudet werden müssen.

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E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

b) Unter Ziff. 2 fallen nur solche Maßnahmen, die aus dem Rahme» des Gewöhnlichen heraussallen und eine außerordentliche, u. U. auf Jahre hinaus belastende Aufwendung notwendig machen, nicht aber geringe Erneuerungen oder Verbesserungen, die sich schon aus dem Gesichts­ punkt einer ordentlichen Vermögensverwaltung als notwendig erweisen. Ob es sich hiebei um gesetzlich notwendige oder freiwillige Leistungen (Art. 12 Abs. I u. II), um Maßnahmen aus öffentlich-rechtlichem oder privatrechtlichem Gebiete handelt, ist für die Anwendbarkeit der Ziss. 2 ohne Einfluß (vgl. die ähnlichen Bestimmungen der Art. 47/37 Art. I GemO. und Kahr I S. 573 f.). 3. Zu Zisf. 3. Vgl. oben Bem. 2b. Die Formen des Abs. II sind nach Ziff. 3 schon erforderlich, bei Rechtsakten, die auf die Leistung von Kirchenumlagen für längere Zeit Einfluß haben können. Unter Ziff. 3 fallen z. B. folgende Fälle (Begr. S. 436 u. 475): „Über­ nahme einer bisher nicht oder doch nur in geringerem Maße gegebenen Baupslicht, die Einwilligung in die gänzliche oder teilweise Aufhebung oder Veränderung der kirchlichen Baupflicht eines Dritten namentlich durch Verzicht, Vergleich, absichtliche Herbeiführung der Verurteilung der Kirchenstiftung oder Kirchengemeinde mittels Versäumnisurteil, Streitabstand, dann Fixierung, Umwandlung oder Ablösungen" aller Art usw. (vgl. insbesondere Art. 87); ferner gehören hieher „Verein­ barungen zwischen Kirchengemeinden oder zwischen solchen und Kirchengemeindcteilen in bezug auf eigentliche Kirchengemeindeaugelegeuheiten, Vereinbarungen zwischen Pfarr- und Tochtcrgemeinde und zwischen Ge­ samt- und Einzelkirchengemeinde über die Teilnahme an Kirchenumlagen imb Kirchengemeindediensten, Übereinkünfte nach Art. 10, die Abteilung simultanen Kirchenvermögens (§ 98 RE.), die Abteilung gemeinsamen Vermögens bei Gleichheit der Bekenntniszugehörigkeit der beteiligten Kirchengemeinden" usw., soweit nicht schon Ziff. 2 einschlägt. 4. Beschlußfassung der KirchengemeindeversammIiiii9 und -Bevollmächtigten: s. Art. 65ff., 68ff. Für den Fall der Ablehnung der zur Erfüllung gesetzlich notwendiger Ausgaben er­ forderlichen Umlagen s. Art. 74 Abs. V—VII. 5. Kirchliche Oberbehörde: Art. 11 Abs. I. 6. Die Einvernahme der bürgerlichen Gemeinden bei der Sachinstruktion ist nicht ausgeschlossen und kann u. U. zweck­ dienlich sein.

7. Für die Pfalz vgl. Art. 101 Abs. III, Art. 110 Abs. V Ziss. 5 und Art. 111. Zn Abs. III. 1. Abs. III ist dem Art. 30 Ziff. 1, 2 u. 3 UmlG. nachgebildet. 2. Abs. III gilt für städtische und ländliche Kirchengemeinden gleichmäßig, auch dann, wenn Kirchengemeindebevollmächtigte (Art. 68 ff.) eingeführt sind. Im Kollegium der letzteren haben die Höchstbesteuerleu jedoch kein Stimmrecht.

3. Die Prüfung der Voraussetzungen des Abs. III gehört zu den notwendigen Vorarbeiten für jede Beschlußfassung nach Art. 23 Abs. 11. Nichtbeachtung der Vorschriften des Abs. III hat die Ungültigkeit der gefaßten Beschlüsse zur Folge (vgl. Art. 63 Abs. IV, 67). Die Ungültig-

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 23.

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feit kann auch durch staatsaufsichtliche Genehmigung (Abs. II) nicht ge­ heilt werden, vgl. jedoch Abs. V. 4. Steuersumme . . . . Es bedarf also lediglich der Ermitt­ lung der Steuerbeträge, die auf die Kirchengemeinde treffen, der Be­ rechnung der Steuersumme nach Maßgabe des Art. 22 Zifs. 1—5 und der Feststellung derjenigen fünf Umlagenpflichtigen (Art. 20 Abs. II—V, Art. 21), welche die für die Kirchenumlagen in Betracht kommenden höchsten Steueransätze ausweisen. Auf die Person der Umlagenpflichtigen (ob natürliche oder juristische Person usw. vgl. unten Bem. 7) kommt es hiebei nicht an. Die Anlage eines Umlagenverzeichnisses ist nicht erforderlich. 8. Im einzelnen ist zur Feststellung, ob und wieviele Höchst­ besteuerte i. S. des Abs. III in Frage kommen in folgender Weise zu verfahren: In jedem Falle sind zunächst diejenigen fünf Umlagenpflich­ tigen festzustellen, welche die höchsten Steueransätze aufweisen (s. oben Bem. 4). Diese Personen sind nach der Höhe ihrer Steueransätze zu ordnen. Betragen deren Steueransätze zusammen genommen nur ein Drittel oder weniger der Steuersumme i. S. des Art. 22 Ziff. 6, so liegt eilt Fall des Abs. III überhaupt nicht vor. Übersteigen schon die Steueransätze des an erster Stelle stehenden Umlagenpflichtigen jenes Drittel, so ist nur dieser nach Abs. III stimmberechtigt. Übersteigen erst die Steueransätze des an erster und zweiter Stelle stehenden Umlagen­ pflichtigen zusammengenommen jenes Drittel, so sind diese beiden, aber nur diese stimmberechtigt usw. Innerhalb der Zahl 5 gibt Gleichheit der Voraussetzungen bzw. der Steueransätze gleiche Rechte. Es sind also sowohl Personen nebeneinander nach Abs. III stimmberechtigt, deren Steueransätze für sich allein jenes Drittel übersteigen, als auch solche, welche völlig gleiche Steneransätze haben, wenn wenigstens die Zurechnung eines der gleichen Steueransätze erforderlich ist, um ein Überschreiten des Drittels herbei­ zuführen. Würde jedoch bei Einrechnung aller Umlagenpflichtigen mit gleichen Steueransätzen die Zahl 5 überschritten, so ist keiner nach Abs. III stimmberechtigt, da einerseits die Zahl 5 nicht überschritten werden darf, andrerseits keiner der in Betracht kommenden ein Vorrecht vor den anderen beanspruchen kann. Eintritt nach Losung ist mangels gesetz­ licher Vorsorge ausgeschlossen. Das Stimmrecht der an erster Stelle stehenden Umlagenpflichtigen mit höheren Steueransätzen wird dadurch jedoch nicht berührt, auch wenn ihre Steneransätze für sich allein das Drittel nicht überschreiten, da die Tatsache, daß mehr als ein Drittel der Steuersumme i. S. des Art. 22 Ziff. 6 auf fünf Personen trifft, fortbesteht (im Ergebnis ähnlich Henle, UmlG. S. 103 unter Verweisung auf die Entstehungsgeschichte des in Art. 30 Ziff. 1 UmlG. nachgebildeten Art. 47 Abs. III rechtsrh. GemO.). Für gemeinschaftlich mit Stenern veranlagte Personen'kommt mir 'je dev Anteil crm Steuevanfatz 'beb bet Berechnung nach Abs. III in Betracht. Die Vorschrift des Art. 22 Ziff. 3 kommt auch hier zur Anwendung. 6. In der Kirchenverwaltung sind die Höchstbesteuerten stimmberechtigt auch bei Vorberatung i. S. des Art. 66 Abs. I. Wo also Kirchengemeindebevollmächtigte nicht bestehen, können die Höchst­ besteuerten ein doppeltes Stimmrecht (in der Kirchenverwaltung und in der Kirchengemeindeversammlung) ausüben. Langbetnrich, Kirchengemeindeordnung.

16

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E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

7. Stimmberechtigt: a) Jeder der Höchstbesteuerten hat in beiden Vertretungskörpern nur je 1 Stimme. Hiebei bewendet es auch dann, wenn der Höchst­ besteuerte ohnehin Mitglied der Kirchenverwaltung oder in der Kirchengemeindeversammlung stimmberechtigt ist. Er kann nicht etwa in seiner Eigenschaft als Höchslbesteuerter einen Bevollmäch­ tigten entsenden, gleichzeitig aber selbst als Verwaltungsmitglied usw. an der Abstimmung sich beteiligen. Dies ergibt sich aus der ratio legis, die nur dahingeht, daß der Höchstbesteuerte bei den maß­ gebenden Beschlußfassungen zu Wort kommt (vgl. auch Henle, UmlG. Art. 30f.). Tas Vorrecht aus Abs. III ist jedoch in diesem Falle nicht völlig bedeutungslos. Der Höchftbesteuerte hat gleichwohl An­ spruch auf besondere Ladung nach Satz 3, kann sich durch einen Bevollmächtigten vertreten lassen (Satz 2) und hat das besondere Beschwerderecht nach Satz 5. Auch hier zieht Außerachtlassung der Vorschriften des Abs. III Nichtigkeit der bezüglichen Beschlußfassung nach sich (vgl. oben Bem. 3). Abstimmung nach Steuerstimmen findet nicht statt. b) Jeder H ö ch st b e st e u e r t e ist stimmberechtigt, gleichgültig ob er juristische Person, Ausländer, minderjährig oder weiblichen Geschlechts ist. Persönlich kann er jedoch das Stimmrecht nur aus­ üben, wenn er die Voraussetzungen des Satzes 4 erfüllt (vgl. Bem. 9), andernfalls hätte er sich eines entsprechenden Bevoll­ mächtigten zu bedienen (Satz 2; vgl. Bem. 9). c) Außer den in Abs. III bezeichneten Rechten hat der stimmberechtigte Höchstbesteuerte keine Vorrechte vor den Mitgliedern der Kirchen­ verwaltung und den in der Kirchengemeindeversammlung Stimm­ berechtigten. Wie diese kann er daher aus persönlichen Gründen seines Stimmrechtes verlustig gehen z. B. wenn ihm die bürger­ lichen Ehrenrechte aberkannt sind (vgl. § 34 Zisf. 4 NStGB. und Art. 63 Abs. IV Bem. 6) oder wenn er aus einem Privatinteresse beteiligt ist (Art. 40, vgl. Art. 63 Abs. IV Bem. 6). In diesem Fall kann er selbstverständlich auch keinen Bevollmächtigten ent­ senden. Der Sitzungspolizei des Vorsitzenden (Art. 63 Abs. III, 66 Abs. V) untersteht der Höchstbesteuerle wie jeder andere Stimm­ berechtigte. ä)Tie stimmberechtigten Höchstbesteuerten sind wie wirkliche Mitglieder der K i r ch en ve r w a l t u n g usw. zu behandeln (vgl. VGH. Bd. 15 S. 177). Bei Beschlußfassung nach Art. 23 Abs. II erhöht sich demgemäß der „Sollstand" der Kirchenverwaltung (Art. 63 Abs. IV) um ihre Zahl, selbstverständlich aber nur soweit sie nicht ohnehin Mitglieder der Kircheuverwaltung sind (vgl. oben Bem. 7 a). Den „Sollstand" i. S. des Art. 63 Abs. IV erhöht ein nach Abs. III an sich stimmberechtigter Höchst­ besteuerter auch dann, wenn er etwa an der Abstimmung verhindert ist (vgl. Art. 63 Abs. IV Bem. 7), nicht dagegen, wenn er sein Stimmrecht nach § 34 Ziff. 4 RStGB. verloren hat, da er iit diesem Falle überhaupt kein Stimmrecht (auch kein ruhendes) hat. Unter den Voraussetzungen des Art. 63 Abs. IV kommt eine gültige Beschlußfassung auch dann zustande, wenn etwa außer dem Vorstand nur stimmberechtigte Höchstbesteuerte an der Abstimmung teilnehmen.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 23.

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Art. 83 kann gegenüber einem Höchstbesteuerten, der nicht Kirchenverwaltungsmitglied ist, nicht angewendet werden. Hinsichtlich der Beschlußfassung der Kirchengemeindeversamm­ lung vgl. Art. 67 Abs. V. 8. Ladung: siehe Art. 63 Abs. IV Bem. 1 u. 3. Die besondere Ladung muß auch dann erfolgen, wenn der Höchstbesteuerte ohnehin Mit­ glied der Kirchenverwaltung oder in der Kirchengemeindeversammlung stimmberechtigt ist. Vorausbestimmung der Sitzungstage (Art. 63 Abs. IV) ersetzt hier die Ladung nicht. Die Ladung kann mündlich oder schriftlich erfolgen. Nachweis hierüber muß zu den Akten gebracht werden. Allge­ meine ortsübliche Ladung (vgl. Art. 63 Abs. IV Bem. 3) genügt nicht. Zur ordnungsgemäßen Ladung gehört Angabe der Tagesordnung; Nicht­ angabe macht jedoch die Ladung nicht unwirksam. Der Kirchenverwaltungsvorstand kann nach Ermessen die Ladung an den Höchstbesteuerten bzw. wenn dieser einen gesetzlichen Vertreter hat, an diesen, oder an den Bevollmächtigten ergehen lassen, soferne dessen Aufstellung ihm angezeigt ist. Ist der Aufenthalt des Höchstbesteuerten bzw. dessen gesetzlichen Vertreters unbekannt und ist auch kein Bevoll­ mächtigter namhaft gemacht, so genügt öffentliche Ladung in der orts­ üblichen Form. 9* Die Stimmführer a) Zwischen Stimmrecht und Ausübung des Stimmrechtes ist zu unter­ scheiden. Wer nach Abs. III Stimmrecht hat, darf es nicht auch ohne weiteres in eigener Person ausüben, sondern nur, wenn er die in Satz 4 bezeichneten Eigenschaften besitzt. Besitzt der Stimmberech­ tigte diese Eigenschaften nicht, so hat er das Recht, sich durch einen Bevollmächtigten vertreten zu lassen. Die Ermächtigung hiezu gibt Satz 2. Der nach Abs. III Stimmberechtigte kann aber von dieser Ermächtigung auch Gebrauch machen, wenn er selbst jene Eigen­ schaften besitzt, ja sogar, wenn er selbst ohnehin Mitglied der Kirchenverwaltung oder in der Kirchengemeindeversammlung stimm­ berechtigt ist. Tut er das, so kann er selbstverständlich nicht gleich­ zeitig auch selbst an der Sitzung bzw. Versammlung teilnehmen (vgl. auch Bem. 7 a). b) Juristische Personen, nicht rechtsfähige Vereine, Minder­ jährige und Personen, die entmündigt oder nach § 1906 BGB. unter vorläufige Vormundschaft gestellt sind, werden ohne weiteres durch ihre gesetzlichen Vertreter vertreten. Haben diese nicht die ht Satz 4 vorgeschriebenen Eigenschaften, so können sie zwar das Stimmrecht nicht persönlich ausüben jedoch ihrerseits entsprechende Bevollmächtigte abordnen. c) „Stimmführer": i. S. des Satz 4 kann sonach je nachdem ent­ weder der Höchstbesteuerte selbst, sein gesetzlicher Vertreter oder deren Bevollmächtigter sein. 6) Über die in Satz 4 vorgeschriebenen Eigenschaften im einzelnen vgl. Art. 43 Abs. I Bem. 4, 5, 6 NStGB. § 34 Ziff. 4, oben Bem. 7 e). Volljährig ist auch, wer für volljährig er­ klärt ist (§ 2 u. 3 BGB.).

10* Die Beschwerde des Höchstbesteuerten ist eine Aufsichts­ beschwerde. Sie ist an eine Frist nicht gebunden, jedoch insoferne zeitlich begrenzt, als sie ausgeschlossen ist, sobald die staatsaufsichtliche Genehmi16*

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E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

gung des Umlagenbeschlusses erteilt ist. Die rechtzeitig eingelegte Be­ schwerde ist von der Staatsaufsichtsbehörde (Art. 73, 81) zu verbescheideu. Gegen den staatsaufsichtlichen Bescheid steht sowohl den Höchst­ besteuerten als auch der Kirchenverwaltung das Recht der Beschwerde (Art. 81, 80 Abs. I u. II) binnen ausschließender Frist von 14 Tagen zu. Die nächsthöhere Behörde entscheidet in letzter Instanz, soweit nicht die Kirchenverwaltung weitere Beschwerde auf Grund des Art. 10 Ziff. 3 BGHG. in der Fassung des Art. 96 c ztGO. an den Berwaltungsgerichtshos zu ergreifen Veranlassung nimmt. Das Beschwerderecht des Höchstbesteuerten besteht sowohl gegenüber einem Kirchenverwaltungs- als gegenüber einem Kirchengemeindeversammlungsbeschluß. Tie Beschwerde gegenüber einem Kirchenverwaltungsbeschluß hat jedoch praktische Bedeutung nur dann, wenn ein gleich­ lautender Beschluß der Kirchengemeindebevollmächtigten hinzukommt (Art. 68 Abs. V). Hat der Höchstbesteuerte versäumt, rechtzeitig Be­ schwerde zu ergreifen, so bleibt ihm außer der Möglichkeit, gegenüber dem staatsaufsichtlichen Bescheid, mit dem der Umlagenbeschluß genehmigt wird, die Oberaufsichtsbehörde anzurufen (Art. 73 Abs. II) nur das An­ fechtungsrecht aus Abs. V, event, auch aus Abs. IV (vgl. dort Bem. 4). Die Anrufung der Oberaufsichtsbehörde hat nicht die Wirkung der Beschwerde. 11. Beschwerdeberechtigt ist nur der Höchstbesteuerte bzw. sein gesetzlicher Vertreter. Ein Bevollmächtigter i. S. des Satzes 2 be­ darf zur Beschwerdeeinlegung ausdrücklicher Vollmacht. Tie Bevoll­ mächtigung zur Stimmführung schließt diese Vollmacht noch nicht in sich. Die Vollmacht kann jedoch auch nachgebracht werden. Das Be­ schwerderecht nach Satz 5 hat der Höchstbesteuerte auch daun, wenn er Mitglied der Kirchenverwaltung und in der Kirchengemeindeversammlung ohnehin stimmberechtigt ist. 12. Gegen die Stimme: Ein Beschwerderecht hat der Höchst­ besteuerte nur dann, wenn der angefochtene Beschluß gegen seine Stimme zustandegekommen ist; er, bzw. sein gesetzt. Vertreter muß also entweder selbst der Sitzung angewohnt oder einen Bevollmächtigten dahin entsandt haben und seine Stimme gegen den Beschluß abgegeben haben oder haben abgeben lassen. Hat der Höchstbesteuerte sich der Abstimmung enthalten, so kommt ihm, trotzdem Stimmenthaltung wie gegen­ teilige Stimmabgabe wirkt (vgl. Art. 63 Abs. VI) ein Beschwerderecht nicht zu. 13. D i e Genehmigung oder 9k i ch t g e n e h m i g u ii ß eines Umlagenbeschlusses steht an sich im Ermessen der Staats­ aufsichtsbehörde (Abs. I u. II). Umlagen zu Ausgaben, die weder ge­ setzlich notwendig noch im Interesse der Kirchengemeinde erforderlich sind, wird sie ohnehin regelmäßig die Genehmigung versagen. Doch kann nach Umständen auch in solchen Fällen Genehmigung erteilt werden, etwa wenn die beabsichtigte Einrichtung an sich zweckmäßig ist, mit den innerkirchlichen Aufgaben der Kirchengemeinde zusammenhängt und eine allzuhohe Umlagenbelastung nicht mit sich bringt. Auf Beschwerde eines Höchstbesteuerten ist die Staatsaufsichtsbehörde jedoch unter den Voraus­ setzungen des Abs. III zur Verweigerung der Genehmigung verpflich­ tet. Durch Verweigerung der Genehmigung wird der Umlagenbeschluß ohne weiteres rechtlich bedeutungslos. Er braucht deshalb nicht aus­ drücklich außer Wirksamkeit gesetzt werden.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 23.

245

Gesetzlich notwendig ist zunächst jede Ausgabe für Zwecke dereu Erfüllung nach Art. 12 A b s. I Ortskirchenbedürfnis ist. Eine gesetzlich notwendige Ausgabe i. S. des Abs. III ist jedoch auch eine Ausgabe, deren Erfüllung nach Art. 12 Ab s. II Ortskirchenbedürfnis ist. Wenn dagegen durch den Beschluß nach Art. 23 Abs. II, 12 Abs. II von der Kirchengemeinde freiwillig neue Aufgaben übernommen werden oder wenn von ihr die Erfüllung gesetzlicher Aufgaben in einer über den gesetzlichen Umfang hinausgehenden Form gutgeheißen wird und hiefür Umlagemittel bereitgestellt werden, hat die Staatsaufsichtsbehörde auf Beschwerde zu prüfen, ob diese freiwilligen Leistungen im Interesse der Kirchengemeinde erforderlich sind. Erscheinen sie zwar zweckmäßig, aber nicht im Interesse der Kirchengemeinde erforderlich, so muß die Genehmigung versagt werden. Die Staatsaufsichtsbehörde hat hier im einzelnen Fall nach pflichtgemäßem Ermessen unter Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Umstände zu entscheiden. In der Regel wird der angefochtene Beschluß eine besondere außerordentliche Unternehmung usw. betreffen, welche die Ein­ führung oder Erhöhung von Umlagen bedingt. In diesem Fall ist die Staatsaufsichtsbehörde zu der strengen Prüfung, ob die Ausgabe gesetz­ lich notwendig oder im Interesse der Kirchengemeinde erforder­ lich ist, nur mit Beschränkung auf diese verpflichtet. Ist in der Beschwerde die Ausgabe, die angefochten werden will, nicht speziell bezeichnet und ist auch nicht aus den Umständen zu ent­ nehmen, daß nur eine bestimmte Ausgabe bekämpft werden soll — letzteres wäre z. B. der Fall, wenn gegen einen Beschluß, der eine be­ sondere außerordentliche Unternehmung betrifft, Beschwerde ergriffen wird — so hat die strenge staatsaufsichtliche Prüfung der gesetzlichen Notwendigkeit und der „Erforderlichkeit" i. S. des Abs. III sich auf alle Ausgaben zu erstrecken (vgl. Henle, UmlG. Art. 30 Bem. 5e). Es wird aber zweckmäßig sein, den Beschwerdeführer zu bestimmter Er­ klärung aufzufordern. Über die Anträge des Beschwerdeführers hinaus­ zugehen, ist die Staatsaufsichtsbehörde nicht gehindert, da die Genehmi­ gung der Beschlüsse nach Art. 23 Abs. II ohnehin in ihr Ermessen ge­ stellt ist (vgl. aber Art. 73 Abs. I Bem. 2).

Zn Abs. IV. 1 Beschwerde nach Abs. IV kann sowohl unmittelbar gegen den Beschluß der ortskirchlichen Vertretungskörper als gegen den Beschluß der Staatsaufsichtsbehörde gerichtet werden. Die Beschwerde kann sich sowohl gegen Erteilung als Versagung der Genehmigung richten. 2. Hinsichtlich der Beschwerde der Kirchen Verwaltung (bzw. der Kirchengemeindeversammlung nach Art. 80 Abs. II) kann sich u. U. eine Zuständigkeit des VGH. aus Art. 10 Ziff. 3 VGHG. in der Fassung des Art. 96 c KGO. ergeben, keinesfalls ist jedoch zur Anrufung des VGH. die an sich ebenfalls nach Art. 80 beschwerdeberechtigte Kirchenverwaltung einer Einzelkirchengemeinde in Gesamtkirchengemein­ den mit allgemeiner Umlagengemeinschaft befugt, da hier die Gesamtkirchenverwaltung die Rechte der Selbstverwaltung zu wahren hat. 3. Beschwerde der kirchlichen Oberbehörde: vgl. Art. 11 Abs. III. 4. Stimmrecht in der K i r ch e n g e m e i n d e v e rs a m mlung: s. Art. 66 Abs. II, Wahlrecht hinsichtlich der Kirchengemeinde­ bevollmächtigten s. Art. 70 Abs. I, Art. 43. Hienach wird durch Abs. III

246

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

insbesondere den kirchenumlagenpflichtigen Frauen, Minderjährigen (durch ihren gesetzlichen Vertreter) Forensen und den bauumlagenpflichtigen juristischen Personen usw. (Art. 21) ein Beschwerderecht eingeräumt. Auch den Höchstbesteuerten i. S. des Abs. III steht nach dem Wortlaut des Abs. IV ein Beschwerderecht dann zu, wenn Kirchengemeindebevollmäch ­ tigte bestehen. Dieses besondere Beschwerderecht ist für sie deshalb von Bedeutung, weil es auch nach Erteilung der staatsaufsichtlichen Ge­ nehmigung bis zu deren Rechtskraft noch geltend gemacht werden kann (s. oben Äbs. III Bem. 10). Die Beschwerden sind, soweit sie sich gegen Beschlüsse der Staatsaufsichtsbehörde richten, an eine 14 tägige Frist gebunden: sie können sowohl mit Rechtsungültigkeit der Beschlußfassung in formeller Hinsicht, als mit Überlastung der Pflichtigen im allgemeinen (s. Abs. I Satz 2) usw. begründet werden. Die nächsthöhere Behörde ent­ scheidet in letzter Instanz, vorbehaltlich der Möglichkeit der Anrufung der Oberaussichtsbehörde. Eine Zuständigkeit des BGH. ist hier nicht gegeben. Streitigkeiten über die individuelle Umlagenpflicht (Art. 10 Ziff. 13 VGHG., Hrt. 81 KGO.; vgl. auch Art. 24 Abs. II KGO.) ge­ hören nichr hieher (f. aber Abs. IV).

Zu Abs. V. 1. Die staatsaufsichtliche Genehmigung ist rechtskräftig, wenn die Beschwerdefrist versäumt oder der Jnstanzenzug erschöpft ist (Art. 80, 81). 2 Ein Streitfall i. S. des Abs. V wird insbesondere da­ durch geschaffen, daß ein Umlagenpflichtiger nach Zahlungsaufforderung seine Zahlungspflicht unter Behauptung der Rechtsungültigkeit des Um­ lagenbeschlusses bestreitet. Der Jnstanzenzug ergibt sich aus Art. 81 KGO., Art. 10 Ziff. 13 VGHG. 3 Hinsichtlich der Fr i stb er ech n u n g vgl. Art. 106 Abs. VI. Gegenüber den im Kirchengemeindebezirk 11)01)11^11 bcn Pflichtigen wird die Frist durch allgemeine Zahlungsaufforderung d. h. durch entsprechende öffentliche Bekanntmachung in Lauf gesetzt (Art. 24 9lbs. I). Gegenüber den übrigen Pflichtigen, namentlich gegenüber Forensen und gegenüber juristischen Personen und selbständig pflichtigen nicht rechtsfähigen Vereinen bedarf es nachweislicher spezieller Zahlungsaufforderung. Zustellung des Umlagenbeschlusses ist nicht erforderlich. 4. Die Staatsaufsichtsbehörde, bei welcher die Bean­ standung zu erheben ist, kann u. U. von der Behörde, welche zur Ent­ scheidung über die Einwendung berufen ist, verschieden sein (Art. 81 Abs. I Satz 1, Art. 73 Abs. II u. III). Ist die Beanstandung rechtzeitig erfolgt, so kann die bezügliche Einwendung auch nach Ablauf der einmonatlichen Frist im Verwaltungsstreitverfahren geltend gemacht werden. Andere Einwendungen gegen die individuelle Umlagenpflicht werden durch Abs. V überhaupt nicht berührt (vgl. auch Art. 24 Abs. II).

Zu Abs. VI. Abs. VI entspricht dem Art. 28 des UmlG. Die der Kirchenver­ waltung nach Abs. VI obliegenden Geschäfte können von dieser auch der Gemeindeverwaltung oder dem Rentamt übertragen werden (Art. 25 Abs. I u. II). Eine solche Übertragung ist jedoch auf die Zuständigkeit in Umlagenstreitigkeiten (Art. 81 KGO., Art. 10 Ziff. 13 VGHG.) ohne Einfluß; die Fälle des Art. 22 Ziff. 1 KGO. mit Art. 27 ÜmlG., in denen das Rentamt kraft eigener Zuständigkeit handelt, bleiben hiebei selbstverständlich außer Betracht (vgl. Henle, UmlG. Art. 28 Bem. III).

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 24. Fälligkeit, Einhebuug usw.

247

91 tt. 24.

-Die Kirchenumlagen werden am 1. Januar, bei späterer Ent­ stehung des Schuldverhältnisses am Tage der Entstehung fällig. Den Zeitpunkt der Entrichtung bestimmt die Kirchenverwaltung. "Einwendungen gegen den Rechtsbestand der Umlagenforde­ rung haben keine aufschiebende Wirkung. '"Die Kirchenumlagen sind von den Pflichtigen an den Ein­ nehmer abzuliefern. "Säumige Umlagenschuldner sind vom Einnehmer zu mahnen. Für die Mahnung ist eine Gebühr von 20 Pfennig zu erheben. 'Bleibt die Mahnung erfolglos, so ist vom Einnehmer ein Ausstandsverzeichnis anzufertigen. Die Kirchenverwaltung hat das Ausstandsverzeichnis mit dem Vermerk zu versehen: „Vorstehendes Ausstandsverzeichnis wird hiemit für vollstreckbar erklärt." "Die Vollstreckung ist von der Kirchenverwaltung zu bewir­ ken. Diese hat dabei die nämlichen Befugnisse wie das Rentamt in bezug auf die Beitreibung der Staatsgefälle. "-Die Art. 6 Abs. II, III, 7 Abs. I Satz 1 und Abs. II des Ausführungsgesetzes zur Reichszivilprozeßordnung und Konkurs­ ordnung finden entsprechende Anwendung. Die Kirchenverwaltung kann die nicht den Gerichten zustehenden Vollstreckungshandlungen sowohl durch die besonderen Vollzugsorgane der bürgerlichen Ge­ meinde unter Vermittlung der Gemeindebehörde als auch durch Gerichtsvollzieher bewirken lassen. ""Kirchenumlagen dürfen nur aus erheblichem Grunde nach­ gelassen oder niedergeschlagen werden. Als erheblicher Grund gilt es insbesondere, wenn die zwangsweise Beitreibung den Pflichti­ gen im wirtschaftlichen Fortkommen gefährden würde, ferner wenn das Beitreibungsverfahren voraussichtlich ohne Erfolg wäre, wenn die Kosten der Beitreibung außer Verhältnis zu dem beizutreiben­ den Betrage stünden oder wenn der Umlagenanspruch nicht un­ zweifelhaft besteht. Scflv. z. Eilttv. v. 27. September 1907 S. 437, z. Enwt. v. 2. Mal 1912 S. 76.

Zu Abs. I. 1. Abs. I ist dem Art. 32 des UmlG. -nachgebildet und gilt vor­ behaltlich Art. 102 u. 103 auch für die Pfalz. 2. Über bi£ Möglichkeit einen späteren Entstehung des Schuldverhältnisses und einer Erhöhung oder Minderung der Umlagenschuld während des Rechnungsjahres vgl. die analog auch hier zutreffenden Ausführungen des § 106 VollzB. z. UmlG. mit Art. 20 Abs. V, VI u. X, Art. 60 Abs. IV und 23 Abs. II KGO. 3. „fällig": Nach dem Zeitpunkt der Fälligkeit bemißt sich insbesondere die Verjährung. Diese tritt regelmäßig nach Ablauf

248

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

von 3 Jahren ein — gerechnet vom Schluß des Kalenderjahres, in dem die Umlagenschuld fällig geworden ist; sind die Tatsachen, auf dem der Anspruch beruht, nicht festgestellt worden, so gilt die 30 jährige Ver­ jährungsfrist des § 195 BGB. (Art. 124 AusfG. z. BGB. sGVBl. 1899 Nr. 28 S. 1 ff.]; vgl. BGH. Bd. 29 S. 128). Durch Klageerhebung oder Einleitung der Zwangsvollstreckung seitens der Kirchenverwaltung wird die Verjährung unterbrochen (Art. 124 Abs. I a. a. O.; § 209 BGB.). Über weitere Fälle, in denen der Fälligkeitstermin von Bedeutung ist, vgl. insbesondere § 61 Ziff. 3 KonkO. (RGBl. 1898 S. 612) und hin­ sichtlich der Kirchenumlagen aus der Grund- und Haussteuer: Art. 122 AusfG. z. BGB. (GVBl. 1899 Nr. 28 S. 1 ff.) und § 10 Ziff. 3 des ZVG. (RGBl. 1898 S. 713). 4. Zu Satz 2 vgl. § 107 VollzV. z. UmlG., dessen Bestimmungen entsprechend anwendbar sind, mit Art. 25 KGO.

Zu Abs. H. Der durch bzw. nach Abs. I festgestellte Fälligkeits- und Entrich­ tungstermin wird durch Einwendungen gegen den Rechtsbestand der Umlagensorderung nicht berührt. Es kann daher insbesondere, da die Mahnung (Abs. IV u. V) durch die Einwendungen nicht ausgeschlossen wird (Henle, UmlG. Anm. 2 g 5. Art. 33 [3. 117]), auch die Zwangs­ vollstreckung nach Vorschrift des Abs. VI ff. ohne weiteres durchgeführt werden. Hinsichtlich einstweiliger Einstellung usw. der Zwangsvoll­ streckung vgl. Abs. VII Bem. 2.

Zu Abs. in. L 2. 3.

Abs. III ff. sind dem Art. 33 des UmlG. nachgebildet. Einnehmer: s. Art. 58 Abs. I, IV u. VI, Art. 102. Nichteinhaltung des nach Art. I Satz 2 festgesetzten Ent­ richtungstermins bringt den Umlagenschuldner in Verzug mit den Wirkungen der §§ 284 ff. BGB. ohne daß es erst der Mahnung nach Abs. IV bedarf (§ 284 Abs. 2 Satz 1 BGB.); es können daher insbesondere 4o;o Verzugszinsen beansprucht werden (vgl. VGH. Bd. 11 S. 442, Bd. 23 S. 6). Für Streitigkeiten hierüber als über die Nebensache gilt die gleiche Zuständigkeit wie für die Hauptsache d. i. die Umlagenforderung selbst (Art. 81 KGO., Art. 10 Ziff. 13 VGHG.). 4. Ohne Rechtsgrund entrichtete Kirchenumlagen können nach den Grundsätzen über ungerechtfertigte Bereicherung (§§ 812 ff. BGB.) zurückgefordert werden. Die Zuständigkeit bemißt sich nach Art. 81 KGO., Art. 10 Ziff. 13 VGHG. (vgl. VGH. Bd. 31 S. 8 und die dort zitierte Judikatur; ebenso hinsichtlich der Gemeindeumlagen Henle An­ merkung 2 e zu Art. 33 UmlG.).

Zu Abs. IV. 1. Säumig ist der Umlagenschuldner, dessen Umlagenschuld trotz Fälligkeit (Abs. I Satz 1) bei Ablauf des Entrichtungstermins (Abs. I Satz 2) nicht bezahlt ist. Eine bestimmte Form ist für die Mahnung nicht vorgeschrieben; es genügt, wenn sie als solche erkennbar ist. 2. Rechtzeitige Mahnung und Anfertigung des Ausstands­ verzeichnisses (Abs. IV) ist Pflicht des Einnehmers (Art. 58 Abs. VI, 59, 79, 102). Scheinen ihm jedoch die Voraussetzungen des Abs. VIII gegeben oder hat er Zweifel über den Nechtsbestand der Umtagenforderung, so hat er zur Vermeidung unnötiger Kosten vorerst die Kirchen-

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. n. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 24.

249

Verwaltung um entsprechende Weisungen anzugehen (s. auch Abs. V Bem. 1). 3. Tie Mahngebühr ist eine Zugehörung zur Umlagenforde­ rung und wird mit der Umlage beigetrieben (Kahr I S. 584). Sie fließt in die Kirchengemeindelasse. Dies gilt auch für die Pfalz.

Zu Abs.V. 1. Über die Verpflichtung zur Anfertigung des AusstandsVerzeichnisses Vgl. oben Abs. IV Bem. 2. Spätestens mit dem Aus­ standsverzeichnis hat der Einnehmer der Kirchenverwaltung über die ihm etwa bekannten Gründe der Nichtleistung zu berichten. 2. Tie Vollstreckungsklausel darf erst beigefügt werden, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen der Vollstreckung (erfolglose Mahnung eines säumigen Schuldners) gegeben sind (Art. 6 Abs. II AussG. z. ZPO. fGVBl. 1899 S. 401]). Die Beifügung muß auf Be­ schluß der Kirchenverwaltung beruhen. Die Ausfertigung dieses Be­ schlusses wird unter Zeichnung des Vorstandes auf die Urschrift (Art. 6 Abs. III AusfG. z. RZPrO. und KonkO. mit § 1 der AllhB. vom 14. Juli 1879 fWeber 13 S. 116], die zufolge Abs. VII auch hier anwendbar ist) des Ausstandsverzeichnisses gesetzt (Art. 63 Abs. IV u. IX). Bestreitung der Umlagenforderung hindert die Zwangsbeitreibung nicht (Abs. II). Dem Betreffenden bleibt alsdann überlassen gemäß Abs. VII mit Art. 7 Abs. II AusfG. z. ZPO. und KonkO. Einwendungen gegen die Zwangs­ vollstreckung zu erheben. In zweifelhaften Fällen wird die Kirchenver­ waltung jedoch zu würdigen haben, ob es sich nicht empfiehlt nach Abs. VIII zu verfahren oder selbst Antrag auf Feststellung im Verfahren nach Art. 81 KGO., Art. 10 Ziff. 13 VGHG. zu stellen.

Zu Abs. VI. 1. Die Kirchenverwaltung darf die Vollstreckung nur nach vorgängigem Verfahren nach Abs. IV u. V bewirken, muß dieselbe aber andrerseits durchführen, wenn nicht besondere Gründe (vgl. Abs. V Bem. 2) eine Ausnahme rechtfertigen; unter jenen Voraussetzungen kann die Voll­ streckung jederzeit unterbrochen werden. 2. Das Vollstreckungsrecht der Kirchenverwaltung nach Abs. VI wird durch das Vollstreckungsrecht der Verwaltungsbehörden nach Art. 46 VGHG. im Falle rechtskräftiger Feststellung des Umlagen­ anspruchs ebensowenig ausgeschlossen, wie es bis zur Beendigung des Rechtsstreites ausgeschlossen ist (Abs. II). Die Vollstreckungsbefugnis der Kirchenverwaltung kann sich aber nie über die eigentliche Umlagenschuld einschließlich der Mahngebühr und der Vollstreckungskosten hinaus erftrecfen und nur nach den Formen des Abs. V vollziehen, erfährt also durch die rechtskräftige Entscheidung keine Erweiterung oder Verände­ rung, sondern erhält höchstens eine festere Grundlage (ühnl. für das Gemeiuderecht, Henle Anm. 3d zu Art. 33 UmlG.). Die rechtskräftige Entscheidung selb^einschließlich^der Entscheidung über^ Kosten und Neben-« forderungen kann nur von den Verwaltungsbehörden zur Vollstreckung gebracht werden. In der Regel wird dies nur auf Antrag der Kirchen­ verwaltung zu geschehen haben (vgl. Reger-Dyroff Anm. 2 zu Art. 46 VGHG.), so daß diese also je nachdem die eine oder andere Form der Vollstreckung wählen kann. 3. Satz 2: s. Art. 4, 6 u. 7 AusfG. z. ZPO. u. KonkO. (GVBl. 1899 S. 401) mit Abs. VII unten.

250

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Zu Abs. VII. 1. Art. 6 Abs. I AusfG. z. ZPO. u. KonkO. ist ersetzt durch Art. 24 Abs. V Satz 2 KGO., Art. 7 Abs. I Satz 2 a. a. O. durch Art. 24 Abs. VII Satz 2 KGO. (vgl. Begr. S. 78). Art. 6 Abs. II u. III a. a. O. lautet: „Die Vollstreckungsklausel darf erst beigefügt werden, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen der Vollstreckung gegeben sind" (s. oben Abs. V Bem. 2). „Ob die Vollstreckungsklausel der Urschrift oder einer Aus­ fertigung beizufügen ist, wird durch Verordnung bestimmt" (vgl. oben Abs. V Bem. 2). Art. 7 Abs. I Satz 1 und Abs. II a. a. O.: „Bei den auf Grund des Art. 6 stattfindenden Zwangsvoll­ streckungen sind die Bestimmungen der Zivilprozeßordnung maß­ gebend. Einwendungen gegen die Zwangsvollstreckung, welche den Nechtsbestand oder die Auslegung der Entscheidung der Verwal­ tungsbehörde oder die Frage betreffen, ob die Forderung, für welche die Vollstreckung stattsindet, überhaupt oder in der angesprochenen Größe entstanden ist und Einwendungen, welche die Zulässigkeit der Vollstreckungsklausel betreffen, sind, soweit das Verhältnis in welchem die Forderung ihren Grund hat, dem Verwaltungsgebiet angehört, bei der zuständigen Verwaltungsbehörde geltend zu machen. Über alle sonstigen Einwendungen und Streitig­ keiten haben die Gerichte zu entscheiden." 2. Die zuständige Verwaltungsbehörde i. S. des Art. 7 Abs. II a. a. O. ist die gemäß Art. 81, 73 KGO. zur Entscheidung über den Umlagenanspruch in I. Instanz berufene Behörde. „Sonstige" Einwendungen i. S. des Art. 7 Abs. II letzter Satz a. a. O. können das Vollstreckungs verfahren d. i. die Art und Weise der Zwangsvollstreckung oder den Anspruch selbst betreffen. Im ersteren Fall ist das Vollstreckungsgericht zuständig, d. h. das Amtsgericht, in dessen Bezirk das Vollstreckungsverfahren stattfinden soll oder stattge­ funden hat (§ 764 ZPO.), in letzterem Fall das Prozeßgericht erster In­ stanz (§ 767 ZPO.) d. i. dasjenige Gericht, welches nach den Bestimmnngen des Gerichtsverfassungsgesetzes (§§ 23 ff.) und der ZPO. (§§ 1 ff.) zur Entscheidung berufen wäre, wenn der Anspruch dem Zivilrecht angehören würde. Sowohl die angerufene Verwaltungsbehörde als auch das bürger­ liche Gericht kann nach näherer Bestimmung der entsprechend anznwendenden §§ 766 Abs. I, 732 Abs. II, 769, 767, 770 ZPO. (vgl. Art. 7 AusfG. z. ZPO. u. KonkO.) Anordnungen über Einstellung usw. der Zwangsvollstreckung treffen. Über die Zuständigkeitsfrage im einzelnen vgl. noch die Allegate bei Henle, UmlG. Bem. 3d zu Art. 33.

3. Tie Voll st reckungshan dl ungen der Kirchen ver­ walt ungen beschränken sich auf die Pfändung und Verwertung körper­ licher beweglicher Sachen. Im übrigen sind die Gerichte zuständig (vgl. §§ 828—871, 899—945 ZPO. und Art. 7 Ms. I AusfG. z. ZPO. und KonkO. und § 114 VollzAnw. z. UmlG.).

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. 11. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 25.

251

4. Als besandere Vollzugsorgane der bürgerlichen Gemeinde kommen nur untergeordnete Bedienstete derselben, wie Ge­ meindediener usw. in Betracht (Henle, UmlG. Anm. 3e zu Art. 33). 5. Vollstreckungskosten: Art. 7 Abs. I Satz 1 AussG z. ZPO. und KonkO mit § 788 ZPO Die „notwendigen" Kosten (§ 91 ZPO) fallen hienach dem Umschlagenschuldner zur Last und sind zugleich mit dem zur Zwangsvollstreckung stehenden Anspruch beizutreiben Zu Abs. VIII. !♦ über die Verpflichtung der Kirchenverwaltung alle Pflichtigen heraiizuziehen vgl. Art 22 Bem.8c. Zuständig zur Bewilligung von Nachlässen und zur Niederschlagung ist die Kirchenverwaltung (Art. 53 vgl. auch Art. 25 Bem. I) event die besondere Verwaltung (Art. 36 Abs. II Ziff 3, Abs. V u VI und Art. 13 Abs. V). Die Be­ stimmung, daß nur aus erheblichen Gründen Nachlaß usw. bewilligt werden darf, gibt der Staatsaufsichtsbehörde die Möglichkeit der Über­ wachung (Art. 74 Abs. I Ziff. 2), doch nur i. S. einer Einschränkung, nicht einer Erweiterung der Nachlaß- usw. -fälle. Mit Rücksicht auf den besonderen Charakter einer kirchlichen Umlage wird jedoch die Kirchen­ verwaltung in der Gewährung von Nachlässen nicht ohne zwingenden Grund zu beschränken sein. Für die Bewilligung von Nachlässen an Kirchenverwaltungsmitglieder, nahe Angehörige von solchen, Kirchen­ gemeindebevollmächtigte oder ortskirchliche Bedienstete gelten die beson­ deren Vorschriften des Art. 75 Abs. I Ziff 7. Vgl. auch Art. 106 Abs. VII. 2. Ob die Voraussetzungen einer Nachlaßbewilligung oder der Niederschlagung gegeben sind, ist im einzelnen Fall besonders zu prüfen. Generelle Befreiung (etwa bis zu einem bestimmten Steuerbetrag) wäre unzulässig.

Vereinbarungen.

8ltt. 25.

'Sic Kirchenverwaltung und die Gemeindeverwaltung können sich darüber einigen, daß für die Gemeindemarkung unentgeltlich oder gegen bestimmte Vergütung die Berechnung der Steueransätze nach Art. 22 Ziff. 1—5, dann die Berechnung und Verteilung der Kirchenumlagen sowie die Durchführung des Einhebungs- und Vollstreckungsverfahrens oder ein Teil dieser Geschäfte der Ge­ meindeverwaltung übertragen werden. 11 Sei Übertragung der Vollstreckung erfolgt die Mahnung und Vollstreckung wie bei Gemeindeumlagen. m Die Vornahme der in Abs. I bezeichneten Geschäfte oder eines Teiles kann auch vertragsweise dem Rentamt übertragen werden. Öcfli. z. EnlN>. v. 27. September 1907* S.*438; z. Enup. v: 2. '3RaV 1912 S. 78's.

Zu Abs. I—IH. 1. Durch Art 25 soll ein Weg geöffnet werden der Kirchenver­ waltung und ihrem Vorstand — dem Pfarrer — das Odium der persön­ lichen Ausfertigung der Vollstreckungsklausel zu ersparen (Begr S. 781); vgl. hieher auch die Möglichkeit einer Vereinfachung der Umlagenerhebung nach Art. 93 (dort Abs. I Bem. 2) Sowohl der bürgerlichen Gemeinde

252

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

als auch dem Rentamt kann neben der Berechnung der Steueransätze und der Berechnung und Verteilung der Kirchenumlagen das gesamte Einhebungs- und Vollstreckungsverfahren (Bestimmung und Bekanntgabe des Zeitpunktes der Entrichtung der Kirchenumlagen, Empfangnahme, Mahnung, Erhebung der Mahngebühr, Anfertigung des Ausstandsver­ zeichnisses, Vollstreckbarkeitserklärung, Beifügung der Vollstreckungs­ klausel, eigentliche Vollstreckung) oder auch nur ein Teil dieser Geschäfte durch Vertrag übertragen werden. Bei Übertragung an die bürgerliche Gemeinde gelten alsdann die Vorschriften des Umlagengesetzes über Ein­ hebung und Vollstreckung (insbes. Art. 28, 32 Satz 11, Art. 33 mit §§ 107, 110 ff. der VoltzVorschr. hiezu) auch hinsichtlich der Kirchenumlagen (vgl. Abs. II). Die Gewährung von Nachlässen usw. ist nicht Bestandteil des Einhebungs- und Vollstreckungsverfahrens. Hiesür bleibt in jedem Falle die Kirchenverwaltung zuständig (vgl. Art. 24 Abs. VIII Bem. 1). So­ weit Fälle vorliegen, die sich zur Behandlung nach Art. 24 Abs. VIII eignen, ist daher stets von der Gemeindeverwaltung bzw. dem Rentamt beschlußmäßige Äußerung (vgl. auch Art. 75 Abs. I Ziff. 7) der Kircheuverwaltung zu erholen. 2 Tie Zuständigkeit der Verwaltungsbehörden in Streitfällen bleibt bei Vereinbarungen nach Abs. I u. III sowohl hin­ sichtlich der Feststellung des Anspruchs als bei Einwendungen gegen die Zwangsvollstreckung unberührt (vgl. Art. 24 Abs. III Bem. 3 u. 4, Abs. V Bem. 2, Abs. VII Bem. 2). 8 Die Vorschriften des Art. 25 gelten vorbehaltlich Art. 102 auch für die Pfalz.

Dritter Titel.

Ktrchrirgemeindrdteirfte. Voraussetzungen nsw. Akt. 26. 'Zur Befriedigung von Ortskirchenbedürfnissen können Kir­ chengemeindedienste angeordnet werden, insbesondere Hand- und Spanndienste zu Kultusbauten, für welche die Baupflicht nicht einem leistungsfähigen Dritten einschließlich des Aufwandes für Hand- und Spanndienste obliegt. “ Wissenschaftliche, kunst- oder handwerksmäßige Arbeiten kön­ nen als Kirchengemeindedienste nicht gefordert werden. '"Obliegen allen oder gewissen Anwescnsbesitzern des Kirchen­ gemeindebezirks oder einem sonstigen Kreis von Verpflichteten besondere öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten zu Dienstleistungen für einen Geistlichen oder weltlichen Kirchendiener (Bestellung der Dienstgründe, Anfahren von Holz, Abholen zum Gottesdienst usw.), so finden die Vorschriften der Kirchengemeindeordnung über kirch­ liche Rcichnisse entsprechende Anwendung. B-gr. S. 410.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 26.

253

Vorbemerkung.

Die Befriedigung von Ortskirchenbedürfnissen durch Kirchen­ gemeindedienste war im rechtsrh. Bayern schon bisher in vielen (Ge­ meinden üblich: ihre gesetzliche Grundlage war jedoch bestritten und unklar Die KGO. regelt nunmehr die Kirchengemeindedienste nach Analogie der rechtsrh. GemO. (Art. 49 ff.); vgl. daher im allgemeinen Kahr I S. 589 ff. Die Kirchengemeindedienste sind nach der KGO. keine obligatorische Einrichtung. Sie können angeordnet werden, müssen es ledoch nicht (Art. 29). Sie haben darum auch nicht den Charakter primärer Deckuugsmittel gegenüber den Kirchenumlagen im Sinne des Art. 13 Abs I u. II Sie werden regelmäßig auch nur auf dem Lande durch­ führbar sein, dort aber wohl den Vorzug vor Geldleistungen verdienen. Die Verpflichtung der Kirchengemeindeglieder gegenüber der Kirchen­ gemeinde zur Leistung von Kirchengemeindediensten beruht auf dem Kirchengemeindeverband, ist also öffentlich-rechtlicher Natur (Art. 4, 27). Über Bestand und Umfang dieser Verpflichtung (vgl. Art. 27, 28) ent­ scheiden in Streitfällen in erster Instanz die Distriktsverwaltungsbehörden (Art. 81), in letzter Instanz der VGH. (Art. 10 Ziff. 13; vgl NegerDyroff S. 335 ff.). Nach den durch Art. "112 Abs. III aufrecht erhaltenen Baulastnormen können auch die Parochianen in ihrer Gesamtheit (vgl. jetzt Art. 12 Abs. III) zur Leistung von Diensten, insbesondere Handiiuo Spanndiensten verpflichtet sein, so gegenüber der Kirchenstiftung, die Filialisten auch nach Maßgabe des Art. 16 gegenüber der Pfarrkirchen­ stiftung, endlich auch Pfarr- oder Tochtergemeinde gegenüber einem bau«* pflichtigen Dritten (vgl. Krick III S. 47 ff.). Diese Verpflichtung kann selbständig auch bei Suffizienz der primär und erstsubsidiär Baupflichtigeu ober als Bestandteil der letztsubsidiären Baupflicht der Parochianen bestehen Derartige Verbindlichkeiten der Parochianen in ihrer Gesamt­ heit wurden bisher als privatrechtliche angesehen; Streitigkeiten hierüber wurden demgemäß den Zivilgerichten überwiesen (vgl. Meurer I S. 95). Insoweit die Parochianen (Filialisten) zur Leistung von Hand- und Spanndiensten für Kultusbauten verpflichtet sind, handelt es sich jedoch nur um eine besondere Erscheinungsform der Verpflichtung zur Befriedi­ gung eines eigenen öffentlich-rechtlichen Baubedürfnisses. Durch die KGO. sind diese Verpflichtungen zunächst als Verbindlichkeiten der Kirchengemeinden erklärt (Art 12 Abs. III) und durch Art. 26 Abs I in Verbindung mit Art. 15 Abs. V und Art 12 ganz auf öffentlichrechtliche Grundlage gestellt (vgl. Art. 15 Abs. V Bem 1) Ein Zivil­ prozeß über die Verpflichtung zur Leistung von Hand- und Spanndiensten zu Kultusbauten ist demnach zwischen Kirchenstiftung und Kirchengemeinde, sowie zwischen Pfarrkirchenstiftung und Tochtergemeinde künftig aus­ geschlossen Auch hierüber wird künftig im Wege der Selbstverwaltung, Staatsaufsicht und Verwaltungsrechtsprechung entschieden (s. Art. 15 Abs V Bem. 2 u. 5). Ob dagegen im einzelnen Fall privatrechtlich baupflichtigen Dritten (Zehentherr, Patron usw.) die Baupslicht an Kultusgebäuden einschließlich oder ausschließlich des Aufwandes für Hand- und Spanndienste obliegt, bleibt nach wie vor der Zuständigkeit der Zivilgerichte Vorbehalten (vgl. Begr. S. 440).

254

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Zu Abs. I.

1. Ortskirchenbedürfnisse: Art. 12; inwieweit deren Be­ friedigung durch Kirchengemeindedienste erfolgen kann, ergibt sich teils aus der Natur der Sache, teils aus dem Begriff der „Gemeindedienste" und der Beschränkung des Abs. II; s. unten Bem. 3 und Abs. II. Auch die Zweckmäßigkeitsfrage wird zu prüfen sein. 2. „können"; vgl. Art. 29. Die Kirchengemeinde hat also die Wahl, ob sie Gemeindedienste anordnen oder den Bedarf anderweitig auf­ bringen will (Art. 29); sie kann in keinem Falle gezwungen werden, Kirchengemeindedienste anzuordnen. Auch soweit sie gegenüber Kirchen­ stiftung, Dritten usw. zur Leistung von Hand- und Spanndiensten ver­ pflichtet ist (vgl. Vordem.), kann sie sich durch Aufbringung des Geld­ äquivalents im Wege der Umlagenerhebung frei machen. Diese Mög­ lichkeit besteht auch gegenüber einer etwaigen Anordnung nach Art. 74 Abs. V. Ein absoluter Zwang kann insbesondere auch nicht durch Ver­ weigerung der Genehmigung zur Umlagenerhcbung (Art. 23 Abs. II) ausgeübt werden, da dies gegen das Prinzip der Selbstverwaltung ver­ stoßen würde. 3. „Kirchengemeindedienste": Als solche kommen hier nur Dienstleistungen in Betracht, welche von den Gemeindeangehörigen ledig­ lich auf Grund des Kirchengemeindeverbandes und Anordnung der zu­ ständigen Organe geleistet werden müssen, nicht aber solche, welche auf Grund besonderen Rechtstitels gefordert werden können, z. B. Hand- und Spanndienste eines gemeindeangehvrigen baupflichtigen Patrons; dann Verpflichtungen nach Abs. III. Im übrigen können Dienste sehr verschiedener Art gefordert werden, insbesondere, wo dies herkömmlich ist, auch Hilfeleistung bei gottesdienst­ lichen Verrichtungen (vgl. VGH. Bd. 3 S. 135; Art. 30 Ziff. 3). Solche Dienste können den Gemeindeangehörigen auch auf längere Zeit, z. B. ein Jahr, übertragen sein (sog. Turnusleistungen), soweit durch entspre­ chenden Wechsel eine Belastung der Verpflichteten (Art. 27 Abs. I, 30 Ziff. 3) nach einheitlichem Maßstab (Art. 28; vgl. Art. 30 Ziff. 3 Bem. 1) gesichert ist. Im allgemeinen ist als Grundsatz festzuhalten, daß nur Einzel­ leistungen und nur solche Verrichtungen als Gemeindedienste verlangt werden dürfen, welche ihrer Natur nach von jedem rüstigen Manne ge­ leistet werden können, also besondere Vorbildung (vgl. Abs. II), besonders gearteten Besitz (mit Ausnahme des Spanndienstes) nicht erfordern, vor­ wiegend nur eine gewöhnliche körperliche Arbeitsleistung beanspruchen und ihrem Umfang nach noch als Nebenleistung angesehen werden können. Dieser Grundsatz schließt jedoch die Berücksichtigung besonderer Verhält­ nisse und Fähigkeiten Einzelner bei Austeilung der Dienste nicht aus (Art. 28). Die Spanndienste sind ohnehin regelmäßig auf die Besitzer von Gespannen zu beschränken (Art. 28). Landwirtschaftliche Fachkenntnisse können auf dem Lande allgemein vorausgesetzt werden, sind also nicht unter Abs. II zu subsumieren. Lieferung von Materialien kann nicht als Gemeindedienst verlangt werden (Kahr I S. 597). 4. Hinsichtlich der Kirchengemeindedienste in Gesamtkirchengemeinden vgl. Art. 18 Abs. I Bem. 2. 5. „angeordnet werde n". Hinsichtlich der Zuständigkeit zur Anordnung von Kirchengemeindediensten und Verbescheidung von Be­ schwerden vgl. Art. 28 Abs. III.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 27.

255

6.

„leistungsfähige Dritt e". Ist der Dritte zur Erfüllung seiner Baupflicht nicht fähig, so sind die Kosten nach Feststellung seiner Insuffizienz (Art. 15 Abs. I u. II) einstweilen nach Art. 13 Abs. I u. II aufzubringen; vgl. Art. 13 Abs. II Bem. 4. Inwieweit die Verpflichtung zur Leistung von Hand- und Spanndiensten alsdann die Kirchengemeinde ausschließlich trifft, bestimmt sich zunächst nach den Baulastnormen (Art. 112 Abs. III; vgl. Krick III S. 47 ff.). Für besondere Fälle vgl. Art. 29 Abs. II.

Zn Abs. II. Vgl. Abs. I Bem. 3.

Zu Abs. III. Kirchliche Neichnisse: vgl. Art. 85ff., 96 lit. a. Art. 12 Abs. III trifft hier nicht zu. Derartige Leistungen können aber der Kirchengemeinde als solcher nach Herkommen, besonderen Rechtsverhältnissen oder gesetz­ mäßigen Beschlüssen obliegen; alsdann bleiben sie gemäß Art. 12 Abs. II unberührt und sind nach den allgemeinen Vorschriften über die Be­ friedigung von Ortskirchenbedürfuissen (Art. 13 ff.) zu decken, können also auch durch allgemeine Kirchengemeindedienste erfüllt werden (Begr. S. 441). Hinsichtlich der Abholung neuaufziehender Geistlicher vgl. Art. 112 Abs. II.

Art. 27. 'Zur Leistung von Kirchengemeindediensten sind, vorbehaltlich der Art. 16, 19 und 30 Ziff. 3, verpflichtet: 1. die selbständigen Kirchengemeindeglieder, die in dem Kirchen­ gemeindebezirk seit wenigstens sechs Monaten wohnen (Art. 106 Abs. IV) und von denen ein Steuerbetrag auf die Kirchen­ gemeinde trifft, 2. die Eigentümer eines im Kirchengemeindebezirk gelegenen Wohnhauses, soferne sie Bekenntnisgenossen oder juristische Personen sind. --Nur die Spanndienstpflicht kommt in Betracht bei Personen, die, im aktiven Dienste stehend, zur Erfüllung ihrer Wehrpflicht oder infolge eines öffentlichen Dienstverhältnisses sich im Kirchen­ gemeindebezirk aufhalten oder die zur Erfüllung einer öffentlichen Pflicht vom Kirchengemeindebezirk ihres Wohnortes abwesend sind.

111 Die Spanndienstpflicht erstreckt sich auch auf geeignete Kraft­ fahrzeuge. Diese gelten als Gespanne im Sinne dieses Gesetzes. Zum öffentlichen Dienste gehaltene Gespanne werden durch die Spanndienstpflicht nicht getroffen. '"Kirchengemeindedienste dürfen durch geeignete Stellvertreter geleistet werden. "Niemand kann zu Kirchengemeindediensten für Zwecke ange­ halten werden, deren Erfüllung durch Kirchenumlagen ihn nicht

256

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

treffen würde. Bezüglich der Angehörigen eines fremden Bekennt­ nisses findet Art. 20 Abs. III und IV auf Kirchengemeindedienste entsprechende Anwendung. "Kirchengemeindedienste für Zwecke der Pfarrgemeinde sind nach der von deren Vertretungskörpern getroffenen Regelung von den Pflichtigen zu leisten, soweit nicht einzelne Bestandteile der Pfarrgemeinde eine abweichende Regelung vornehmen oder den Wert der auf sie entfallenden Dienste durch Kirchenumlagen oder sonstwie aufbringen. Begr. 441.

Zu Abs. I. 1. Die Aufzählung der Pflichtigen in Art. 27 ist erschöpfend; weitere Personen dürfen nicht herangezogen werden. Andererseits darf auch, soweit nicht ausdrücklich gesetzliche Befreiungsgründe bestehen (Art. 16, 19, 30, 28 Abs. II), niemand weder durch Nertrag, Herkommen oder Verzicht von der Heranziehung zu Gemeindediensten (vorbehaltlich Abs. IV) ausgenommen werden. Die Leistungspflicht des Einzelnen wird gegenüber der Kirchen­ gemeinde erst dann existent, wenn eine formgültige Anordnung von Kirchengemeindediensten durch die zuständigen Organe erfolgt ist und wenn die Voraussetzungen des Art. 27 Abs. I in dem Augenblicke, in dem die Dienstleistung laut Anordnung zu beginnen hat, noch fort­ bestehen (vgl. Kahr I S. 599, VGH. Bd. 12 S. 304 letzter Absatz). Ist eine Frist unter Bestimmung des Endtermins gesetzt, so ist vorbehaltlich der Veränderung der Art der Dienste (Art. 28 Abs. II Zisf. 1) der Zeit­ punkt der Anordnung maßgebend. Der Wegfall der Voraussetzungen des Art. 27 Abs. I bewirkt Befreiung nur für die Zukunft, nicht auch hin­ sichtlich bereits geschuldeter Leistungen (Kahr I S. 600). Hinsichtlich der Erzwingbarkeit der Leistung vgl. Art. 31. Die Verpflichtung endigt mit der Bewirkung der aufgetragenen Leistung oder auf Grund gesetzmäßiger Beschlüsse nach Abs. VI. 2. selbständige Kirchengemeindeglieder: vgl. Art. 106 Abs. III, Art. 4. Die Berechnung der sechsmonatlichen Frist, die sich nur auf das Wohnen, nicht auch auf die Steuerveranlagung bezieht, ist vom Tage der Inanspruchnahme (s. Bem. 1) rückwärts zu berechnen, über den Begriff des Wohnens vgl. Art. 4 Abs. I Bem. 2 b, Abs. IV. Personen mit doppeltem Wohnsitz werden in der Regel schon nach Zisf. 2 ver­ pflichtet sein. Eine selbständige Dienstpflicht besteht für die Ehefrau nur, soweit keine gemeinsame Veranlagung (Abs. 9 EinkStG.,- §§ 13 f. der VollzVorschr. hiezu; Breunig-Henle S. 96 ff., 366 ff.) besteht oder wenn der Ehemann nicht dem gleichen Bekenntnis angehört (vgl. Art. 22 Ziff. 3); für Kinder (auf welche Art. 106 Abs. III nicht zutrifft) nur, soweit sie freies Vermögen haben (§ 1651 BGB., Art. 1 EinkStG., § 14 VollzVorschr. hiezu; Breunig-Henle S. 3, 367) und hiewegen selb­ ständig veranlagt sind. Art. 106 Abs. IV trifft hier nicht zu. Für eine selbständig dienstpflichtige Ehefrau haftet eventuell der Ehemann nach 88 1388, 1385 BGB. 8. von denen ein Steuerbetrag trifft: s. Art. 20—22.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 27.

257

4. „W ohnhaus ist jedes bewohnbare Gebäude, welches bestimmt ist, ganz oder teilweise Menschen zum dauernden Aufenthalt zu dienen; ob das Gebäude tatsächlich bewohnt wird, dann ob es vom Eigentümer oder von einem Dritten bewohnt wird, ferner ob es öffentlichen oder privaten Zwecken dient, ist für den Begriff ,Wohnhaus' gleichgültig" (Kahr I S. 601). Auch der Erbbauberechtigte an einer Herberge fällt unter Ziff. 2 (Begr. S. 442, Kahr I S. 193, 601, II S. 301). Ob das Wohnhaus be­ steuert ist, ist ohne Belang. Nichtkonfessionsgenosscn können gleichwohl nach Ziff. 2 unter den Voraussetzungen des Abs. V Satz 2 pflichtig sein. Hinsichtlich der juristischen Personen vgl. Abs. V, Art. 21 u. 22. 3. Liegt eine der Voraussetzungen des Abs. I vor, so bildet das weibliche Geschlecht, die Minderjährigkeit oder körperliche Gebrechlichkeit ebensowenig wie im Gemeinderecht einen Befreiungsgrund (Begr. S. 442; vgl. Kahr I S. 600). Im Falle persönlicher Unfähigkeit ist ein Stell­ vertreter aufzustellen (Abs. IV; vgl. auch Art. 30 Ziff. 2).

Zu Abs. II. 1. Abs. II ist dem Art. 50 Abs. II GemO. nachgebildet; vgl. daher im allgemeinen Kahr I S. 601 ff. 2. Soweit die hienach von Handdiensten und von Diensten der in Art. 30 Ziff. 3 bezeichneten Art Befreiten Gespanne nicht besitzen, sind sie überhaupt von Gemeindediensten frei (vgl. Art. 28 Abs. II). 3. Ihre Wehrpflicht im aktiven Dienst erfüllen auch die zu Übungen einberufenen Reservisten und Landwehrmänner gleichviel welchen Dienst­ grads. Soweit ihr Wohnort von dem Garnisonsort verschieden ist, sind sie auch, weil zur Erfüllung einer öffentlichen Pflicht abwesend, an ersterem befreit. Siehe aber unten Bem. 6. 4. „Der Ausdruck Öffentliches Dienstverhältnis' begreift nicht bloß den Dienst des Staates, sondern auch den der Gemeinden, der öffentlichen Kirchengesellschaften, der sonstigen öffentlichen Korporationen, der öffent­ lichen Stiftungen" (Kahr I S. 207). Beamteneigenschaft i. S. des Be­ amtengesetzes ist nicht erforderlich. Erforderlich ist dagegen ein wirk­ liches Dienstverhältnis, das die Arbeitskraft des Verpflichteten über­ wiegend in den öffentlichen Dienst stellt. Ehrenamtliche Funktionen be­ freien also nicht von Handdiensten. Befreit von Handdiensten ist ferner nur, wer sich „infolge" des öffentlichen Dienstverhältnisses im Kirchengenreindebezirk befindet — dieser auch, wenn er ein Wohnhaus (Abs. I Ziff. 2) int Kirchengemeindebezirke seines Dienstortes besitzt (vgl. VGH. Bd. 32 S. 119) —, nicht wer infolge seines Aufenthaltes im Kirchen­ gemeindebezirk ein öffentliches Amt übertragen erhält (z. B. Berufs­ bürgermeister einerseits — bürgerlicher Bürgermeister andrerseits). Die Pfründestiftung als Eigentümerin des Pfarrhauses ist nach Abs. IV, Art., 21> Ahs. fV ,Scch ? vpn MxchepgeMejnd^dieMtzn frei,; her , Pfgrrer ohnehin als im öffentlichen Dienste stehend. Soweit aber der Pfründe­ stiftung nach den Baulastnormen die Baupflicht einschließlich der Handund Spanndienste obliegt, kann sie selbstverständlich nicht nach Art. 27 Abs. II Befreiung beanspruchen. 8 Die Erfüllung einer öffentlichen Pflicht umfaßt alle Aufgaben, welche einer Person „als Mitglied eines öffentlich-rechtlichen Verbandes (Staat, Kreis, Distrikt, Gemeinde) obliegen. Zu den ,ösfentLangheinrich, Kirctengeu.cindeordnung. 17

258

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

lichen Pflichten' zählen daher nicht nur die Wehrpflicht sowie jene Pflichten, welche auf einem öffentlichen Dienstverhältnis beruhen, sondern auch öffentliche Dienstleistungen vorübergehender Natur, z. B. eitles Landtags- oder Reichstags-Abgeordneten, Landratsmitglieds, Ge­ schworenen, Steuerausschußmitglieds usw. Tie Beschränkung der Dienst­ pflicht dauert solange, wie die durch die Erfüllung der fraglichen Pflicht bedingte Abwesenheit" (Kahr I S. 603). v. Soweit Personen, welche nach Abs. II im Kirchengemeindebezirk ihres Ausenthalts- oder Wohnortes nur beschränkt dienstpflichtig sind, in einem dritten Kirchengemeindebezirk ein Wohnhaus haben (Art. 27 Abs. I Ziff. 2), bleiben sie dort selbstverständlich unbeschränkt dienst­ pflichtig (vgl. VGH. Bd. 14 S. 77 II. Abs.). 7. Beamte, Geistliche, Lehrer und andere Personen, welche ehe­ mals im öffentlichen Dienst gestanden haben, genießen im Ruhestande keine Befreiung von Gemeindediensten.

Zu Abs. UI. „Geeignete" Kraftfahrzeuge sind solche für Lastzwecke. Personenautomobile, die nicht gleichzeitig zur Beförderung von Lasten eingerichtet sind, begründen keine spezielle Spanndienstpflicht. Gemäß Satz 2 sind überall, wo von Gespannen schlechthin gesprochen ist, darunter auch „geeignete" Kraftfahrzeuge zu verstehen. Zu Satz 3 vgl. Kahr I S. 607. „Zum öffentlichen Dienst gehalten" sind alle jene Gespanne, welche zur unmittelbaren Verwirklichung öffentlicher Aufgaben be­ stimmt sind, z. B. Gespanne der Bezirksamtmänner, Bezirksärzte usw. Nicht befreit sind dagegen Gespanne, die der Staat zu wirtschaftlichen Unternehmungen hält, sowie Gespanne, deren Besitzer nur nebenbei (aus­ hilfsweise) öffentliche Dienste tun (z. B. bezirksärztlicher Stellvertreter); vgl. VGH. Bd. 15 S. 171 ff.

Zu Abs. IV. Für die ordnungsgemäße Erfüllung der Dienstpflicht bleibt gegen­ über der Kirchengemeinde der Pflichtige selbst haftbar. Ungeeignete Stellvertreter (Kinder, Krüppel) können von vornherein zurückgewiesen werden (vgl. Kahr I S. 603).

Zu Abs. V Satz 1. Hieher gehören insbesondere Art. 20 Abs. XI, Art. 21.

Zu Abs. VI. Diese Bestimmung entspricht der des Art. 20 Abs. XIII. Hie nach steht den Organen der Pfarrgemeinde grundsätzlich nicht nur die An­ ordnung, sondern auch die Verteilung (Art. 28) der Dienste gegenüber den Fillalisten usw. zu. Diese haften der Pfarrgemeinde für richtige Erfüllung usw., solange nicht durch ausdrückliche Beschlüsse der Tochter­ gemeinden oder anderer Bestandteile (Art. 16 Abs. VII) eine andere Regelung getroffen ist. Beabsichtigt die Tochtergemeinde usw. eine besondere Regelung, so ist der auf ihre Angehörigen treffende An­ teil im ganzen — sei es nach Zeitabschnitten oder nach einer bestimmten Art von Dienstleistungen — abzuteilen. Soweit hierüber nicht ein Ein­ vernehmen erzielt wird, entscheiden die Organe der Pfarrkirchenver­ waltung, eventuell die Aufsichtsbehörden (vgl. Art. 28 Abs. III). Im übrigen vgl. Art. 20 Abs. XIII, Art. 29.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 28.

Verteilung usw.

259

91 ft. 28.

-Die Verteilung der Kirchengemeindedicnste, insbesondere die Festsetzung des dabei zugrunde zu legenden Maßstabes und des bei Spanndiensten zwischen den Besitzern von Pferden und anderem Zugvieh, dann von Kraftfahrzeugen einzuhaltenden Verhältnisses bemißt sich nach Abs. II vorbehaltlich einer für den einzelnen Fall oder für längere Zeit gesetzmäßig beschlossenen besonderen Rege­ lung (Abs. III). 11 Als Regel gelten folgende Vorschriften: 1. Die Spanndienste werden ausschließlich unter den mit Ge­ spann versehenen, die Handdienste aber nach der Zahl sämt­ licher Verpflichteten verteilt. Leben mehrere Verpflichtete in einer Familiengemeinschaft zusammen, so sind sie nur einem Verpflichteten gleichzuachten. Im Falle des Art. 27 Abs. I Ziff. 2 ist ebenfalls nur eine Verpflichtung anzunehmen, wenn sich ein Wohnhaus im Miteigentum mehrerer befindet. 2. Die Spanndienstpflichtigen sind von den Handdiensten nur bei solchen Arbeiten befreit, bei denen zugleich Spanndienste vorkommen. 3. das Maß der Spanndienste richtet sich nach der Zahl der im Kirchengemeindebezirk vorhandenen, für die Leistung in Betracht kommenden Gespanne der Verpflichteten. »-Die Regelung der Verteilung der Kirchengemeindedienste so­ wie die Anordnung solcher Kirchengemeindedienste, welche bisher nicht bestanden, kommt der Kirchengemeindcversammlung oder der Kirchenverwaltung mit Zustimmung der Kirchengemeindebevoll­ mächtigten zu, die Anordnung anderer Kirchengemeindedicnste und die Verteilung selbst der Kirchenverwaltung. Abweichungen von den Regeln des Abj.II bedürfen staatsaufsichtlicher Genehmigung. Bc^r. S. 442; W. ?(. 1910 (1. Les.) S. 44; R. A. 1912 IN. Prvk. 2.20 ff.

Zu Abs. I.

1. Die Kirchengemeinde hat nicht das Recht, den Maßstab, nach dem die Kirchengemeindedienste unter die Pflichtigen (Art. 27) zu ver­ teilen sind, autonom festzusetzen. Soweit sie von der Regel des Abs. II abweichen will, bedarf sie staatsaufsichtlicher Genehmigung. Unter dieser Voraussetzung kann aber unter Umständen auch die Steuerleistnng als Verteilungsmaßftab aufgestellt werdens In jedem Falle muß der Verteilnugsmaßstab für den ganzen Kirchengemeindebezirk der gleiche sein und es muß auf Grund desselben der Umfang der Dienstpflicht des ein­ zelnen von dem Ausführungsorgan (der Kirchenverwaltung, Abs. III) ohne weiteres zisfermäßig (vgl. Art. 30 Ziff. 2) berechnet werden können. Eine nach den bisherigen Gesetzen rechtswirksame gegenteilige Re­ gelung wird durch das Inkrafttreten der KGO. aufgehoben. 2. Hinsichtlich der Form der Regelung vgl. Art. 54 Abs. I Bem. 4. 17*

260

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Zu Abs. II.

1. Vgl. zu Ziff. 1—3 Art. 51 rechtsrh. GemO.; Kahr I S. 605. Spanndienste können hienach nur unter die mit Gespann versehenen Pflichtigen nach der Zahl der in der Kirchengemeinde vorhandenen nicht zum öffentlichen Dienst gehaltenen (Art. 27 Abs. III) Gespanne einschließlich der Kraftwagen verteilt werden. Die größere Leistungs­ fähigkeit der Kraftwagen darf nicht durch Auferlegung erhöhter Leistungen ausgenützt werden. (Ziff. 3). Zu den mit Gespann versehenen Ver­ pflichteten zählen alle, welche Zugtiere (d. h. zum Anspannen geeignete Tiere) oder „geeignete" (Art. 27 Abs. III) Kraftwagen besitzen (Kahr I S. 605). Steht ein Gespann im gemeinsamen Eigentum mehrerer, so besteht eine Spannpflicht im Sinne der Ziff. 1—3 auch dann, wenn nur einer hievon Bekenntnisgenosse ist (vgl. Begr. S. 443). Die Handdienste werden nach der Zahl sämtlicher Verpflichteter, also einschließlich der Gespannbesitzer, nach Kopfteilen verteilt. Eine doppelte Belastung der letzteren ist durch Ziff. 2 hintangehalten. 2. In „Familiengemeinschaft" leben z. B. auch Per­ sonen, „welche früher einem gemeinschaftlichen Familienoberhaupt unter­ standen und dieses Familienverhältnis unverändert fortführen". Per­ sonen, die nur etwa einen „gemeinschaftlichen Haushalt" führen (z. B. verheiratete Geschwister) oder die nur etwa bei einem Verwandten aus­ genommen sind, gehören nicht hieher (Kahr I S. 606). Wie die nur zu einem Dienstanteil nach Ziff. 1 Satz 2 u. 3 ver­ pflichteten Personen ihrer Verpflichtung, die jeweils sämtlichen gesondert bekannt gemacht werden muß, nachzukommeu haben, bleibt deren Ver­ einbarung überlassen. Im Falle des Art. 31 haften sie für die Kosten solidarisch. Zu Abs. IH.

1. Die Kirchengemeindeversammlung bzw. die Mrchenverwaltung mit Zustimmung der Kirchengemeindebevollmächtigten (Art. 65, 68) ist demnach zuständig: a) zur Regelung der Verteilung der Kirchengemeindedienste d. i. zur Beschlußfassung, ob die gesetzliche Regel beibehalten oder ein be­ sonderer Maßstab aufgestellt werden soll. Letzterenfalls bedarf der Beschluß staatsaufsichtlicher Genehmigung (Satz 2). Eine Ausnahme enthält Art. 30 Ziff. 3; b) zur Anordnung von Kirchengemeindediensten zu einem Zweck, für welchen sie bisher nicht vorkamen oder in einer Kirchengemeinde, in welcher Kirchengemeindedienste bisher überhaupt nicht üblich waren (vgl. Kahr I S. 881). Werden Kirchengemeindedienste längere Zeit nach Art. 29 Abs. I ersetzt, so bedeutet ihre Wiederanordnung keine Neueinführung. 2. Die Kirchenverwaltung ist zuständig: a) zur Anordnung von Kirchengemeindediensten zu Zwecken, für welche diese bisher schon bestanden, also insbesondere von Hand- und Spanndiensten zu einem Kultusbau, wenn die Kirchengemeinde hiezu nach den Rechtsnormen und Rechtsverhältnissen hinsichtlich der Kirchen- und Schulbaulast verpflichtet ist (Art. 112 Abs. III). In Zweifelssällen wird die Kirchenverwaltung gut tun, Be­ schlußfassung der Kirchengemeindeversammlung usw. nach Art. 65 Abs. II, Art. 68 Abs. VI herbeizuführen. Besteht über den Bestand

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 29.

261

und den Umfang der Hand- und Spannpflicht bei Kultusbauten ein Zweifel, so ist nach Art. 15 Abs. V -vgl. Art. 74 Abs. V, VI, 80) Beschluß zu fassen; b) zur Verteilung selbst, d. h. zur Anweisung der konkreten Arbeiten an die einzelnen Pflichtigen entweder auf Grund des nach Abs I besonders aufgestellten Maßstabs oder nach den Grundsätzen des Abs. II. 3. Hinsichtlich der Zuständigkeit zur Entscheidung von Streitigkeiten vgl. Vordem, zu Art 26; hinsichtlich der Befugnisse der Staatsaufsichtsbehörden vgl Art 74, insbesondere Abs IV, Art 81 Abs III

Ersetzung.

Art. 29.

'Den Kirchengemeinden ist freigestellt, auf ihre Rechnung Arbeiten, die sich zur Ausführung durch Kirchengemeindedienste eignen, in Akkord zu geben oder durch Lohnarbeiter ausführen zu lassen. Wird hiedurch eine Umlagenbelastung (Art. 23 Abs. II Ziff. 1 und 2) veranlaßt, so sind die hiefür gegebenen Vorschriften zu beobachten. "Die Vergebung von Hand- und Spanndiensten zu Kultus­ bauten in Akkord oder Lohnarbeit auf Rechnung der leistungs­ fähigen Kirchenstiftung ist, soweit nicht letztere ohnehin (Art. 112 Abs. III) den Aufwand für solche Dienste zu bestreiten hat, nach Maßgabe des Art. 13 Abs. IV ausnahmsweise zulässig.

Zu Abs. I. 1. Abs. I ist dem Art. 52 rcchtsrh. GemO. nachgebildet (vgl. im allgemeinen Kahr I S. 609) und entspricht dem Grundsatz des Art 26 Abs. I, wonach die Anordnung von Gemeindediensten res merae facult. der Kirchengemeinden ist (vgl. dort Abs. I Bem. 2), ohne daß diese auf die bisherige Übung Rücksicht zu nehmen hätten. Gegenüber etwaiger staatsaufsichtlicher Einwirkung steht ihr der Schutz des Art. 10 Ziff 3 VGHG. in der Fassung des Art. 96 c KGO. zu. 2. Zur Übernahme des Geldwertes der Kirchengemeindedienste auf die Kirchengemeinde ist grundsätzlich die Kirchenverwaltung zuständig (Art 53, 65 Abs. I). Staatsaufsichtliche Genehmigung nach Art 75 Abs. I Ziff. 3 kommt nicht in Frage, nicht nur, weil die Ersetzung in der Regel von Fall 511 Fall beschlossen werden wird, sondern weil es sich nur um einen anderen Modus der Erfüllung einer bestehenden Ver­ pflichtung handelt Vgl. dagegen Satz 2 3. „Eine Umlagenbelastung i. S. des'Art 23 Äbs II Ziff 1 u. 2 kommt beispielsweise nicht in Frage, wenn verfügbare Mittel der Kirchengemeinde vorhanden sind, die sich nicht als ,Umlagenmittel' i. S. des Art. 23 Abs. II Ziff. 2 darstellen, oder wenn die Übernahme des Geld­ wertes der in Frage stehenden Dienste auf die Kirchengemeinde nicht als »außerordentliche finanziell wichtige Maßnahme' i. S. der gleichen Ziffer erscheint (z. B. bei Hand- und Spanndiensten für Bauarbeiten geringen

262

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Umsangs, insbesondere von Bauunterhaltungsarbeiten) und die Kosten ohne Neueinsührung von Kirchenumlagen oder erhöhte Belastung der Pflichtigen mit solchen aus Umlagen- oder sonstigen Krrchengemeindemitteln bestritten werden können" (Begr. S. 443). Sind die Voraussetzungen einer Umlagenbelastung nach Art. 23 ALs. II Zisf. 1 u. 2 gegeben, so kann die Übernahme des Geldwertes der Kirchengemeindedienste nur in den Formen des Art. 23 Abs. II, Art. 65, 68, 11 Abs. I erfolgen. Soll ein derartiger Beschluß über den einzelnen Fall, der die Beschlußfassung veranlaßt, hinaus Bedeutung haben, so ist dies ausdrücklich festzusetzen. 4. Die Aufbringung der erforderlichen Mittel zur Vergebung der Kirchengemeindedienste an Lohnarbeiter kann durch direkte Beiträge der Pflichtige'.- auch ohne die Formen des Art. 23 Abs. II geschehen, wenn die Formen des Art. 30 Ziff. 2 eingehalten, also Ablösung auf Antrag der Pflichtigen, zugelassen wird. Der bezügliche Antrag muß jedoch von jedem einzelnen gestellt, die Ablösungssumme mit jedem einzelnen be­ sonders vereinbart werden. Eine Ersetzung der Erklärung der einzelnen durch einen Beschluß der Kirchengemeindeversammlung wäre unzulässig. 3. Die Vergebung der Arbeiten im Akkord oder an Lohnarbeiter erzeugt zwischen den Unternehmern und Arbeitern einerseits und der Kirchengemeinde andererseits selbstverständlich auch dann nur ein zivil­ rechtliches Verhältnis, wenn erstere Kirchengemeindeglieder sind. Tie Fälle des Art. 29 sind nicht zu verwechseln mit denen des Art. 30 Ziff. 1, da dort die Dienste trotz der Vergütung auf Grund des Pfarrverbandes geleistet werden.

Zu Abs. II. 1. Wenn der Kirchenstiftung nach den Baulastnormen (Art. 112 Abs. III) die Baulast einschließlich der Hand- und Spanndienste obliegt, so beruht die Leistung der letzteren durch die Kirchengemeinde entweder aus subsidiärer Haftung wegen Insuffizienz der Kirchenstiftung oder auf freiwilliger Übernahme. Ist die Kirchenstistung daher leistungsfähig oder wird sie es, so kann von ihr die Erfüllung der vollen Baupflicht jederzeit verlangt und daher die Vergebung der Dienste in Akkord oder Lohnarbeit ohne weiteres auf ihre Kosten bewirkt werden. Dasselbe wird überhaupt von allen Diensten gelten, zu deren Leistung die Kirchengemeinde gegen­ über der Kirchenstiftung nicht verpflichtet ist. Will die Kirchenverwaltung Gemeindcdienste hiefür nicht mehr anordnen (Art. 26), so ist der Bedarf als Ortskirchenbedürsnis (Art. 12 Abs. I) nach den Grundsätzen des Art. 13 aufzubringen, fällt also gemäß Abs. I a. a. O. in erster Linie der Kirchenstiftung zu. 2. Wenn die Kirchengemeinde gegenüber der Kirchenstistung zur Leistung der Hand- und Spanndienste verpflichtet ist, so kann eine Über­ nahme der Kosten für Lohnarbeit auf die Kirchenstiftung nur dann statt­ finden, wenn diese den Bedarf aus laufenden Mitteln befriedigen kann. Der Begriff der „Leistungsfähigkeit" erfährt also durch die aus­ drückliche Bestimmung des Art. 13 Äbs. IV eine Einschränkung (vgl. Art. 13 Ms. IV Bem. 1). 3. Für die Pfalz vgl. Art. 101 Abs. I Satz 2.

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Besriedigg. Art. 30. Besonderheiten.

263

91 tt. 30.

Die Kirchenverwaltungen sind befugt: 1. zur Abwendung etwaiger überbürdung mäßige Vergütung bei Leistung von Kirchengemeindediensten aus Mitteln der Kirchengemeinde zu bewilligen, aus Mitteln der Kirchen­ stiftung mangels einer Verpflichtung derselben (Art. 112 Abs. III) nur nach Maßgabe des Art. 13 Abs. IV; 2. die zu leistenden Kirchengemeindedienste einzelnen oder allen Pflichtigen auf deren Antrag gegen eine nach den ortsüblichen Lohnverhältnissen zu regelnde Geldabgabe abzunehmen und für jene zu besorgen3. hinsichtlich solcher Kirchengemeindedienste, die in der Ver­ richtung sogenannter kleiner Kirchendienste (Tragen des Klingelbeutels oder Baldachins, dann von Fahnen oder Laternen, Kalkantendienst, Aushilfe im Mesnerdienst usw.) bestehen, den Kreis der Pflichtigen abweichend von Art. 27 Abs. I zu umgrenzen und die Verteilung der Dienste zu regeln. Begr. S. 444.

1. überbürdung: Ziff. 1 u. 2 sind dem Art. 53 rechtsrh. GemO. nachgebildet,- vgl. im allgemeinen Kahr I S. 600. Ob die Kirchenver­ waltung von den ihr durch Art. 30 eingeräumten Befugnissen überhaupt Gebrauch machen will, ist ihrer freien Entschließung anheimgegeben. Die Entscheidung der Kirchenverwaltung darüber, ob Vergütungen nach Ziff. 1 gewahrt werden sollen, ob und welchen Pflichtigen die Leistung der Kirchengemeindedienste gegen Entgeld abgenommen werden soll lZiff. 2), endlich ob hinsichtlich der in Ziff. 3 aufgezählten Kirchengemeindedienste der Kreis der Pflichtigen abweichend von Art. 27 Abs. I geregelt werden soll, kann also von Seite der Pflichtigen durch Anrufen der Staats­ aufsichtsbehörden oder im verwaltungsrechtlichen Verfahren nicht an­ gefochten werden. Ebensowenig kann die Staatsaufsichtsbehörde die Kirchenverwaltung zwingen, einen der in Ziff. 1—3 vorgesehenen Akte vorzunehmen. Soweit jedoch die Kirchenverwaltung von den Befugnissen des Art. 30 Gebrauch macht, unterliegt ihre Beschlußfassung in allen Punkten, in denen ihr Ermessen irgendwie beschränkt ist, der Staats­ aufsicht (Art. 74 Abs. I Ziff. 2). Eine Beschränkung des freien Ermessens der Kirchenverwaltung liegt beispielsweise in den Wendungen: „etwaige überbürdung", „mäßige Vergütung", „ortsübliche Lohnverhältnisse", hin­ sichtlich der Fälle der Ziff. 1 ohnehin schon ist Alt. 23 Ab st Ist 13 Abs. kV. Überhaupt darf die Kirchenverwaltung die ihr durch Art. 30 ge­ gebenen Befugnisse nicht willkürlich ausdehnen, da es sich hier um Aus­ nahmen von den durch die vorstehenden Artikel aufgestellten Grundsätzen handelt. Die Kirchenverwaltungen sind z. B. nicht befugt, andere als die hier vorgesehenen Erleichterungen zu gewähren, einzelne Gemeinde­ glieder aus Billigkeitsrücksichten ganz von den sie treffenden Diensten

264

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

frei zu lassen (vgl. Art. 27 Abs. I Bem. 1) oder in den Fällen der Ziss. 2 die Geldabgabe nach einem anderen als dem dort festgesetzten Maßstab festzusetzen (vgl. Kahr a. a. £).). 2. Eine Vergütung nach Ziss. 1 kann unter der Voraus­ setzung der überbürdung ebensowohl allen Pflichtigen als auch nur ein­ zelnen gewährt werden. Führt die Gewährung einer Vergütung zur Umlagenbclastung (vgl. Art. 29 Abs. I Bem. 3), so ist Beschlußfassung nach Art. 23 Abs. II erforderlich. Obliegt die Leistung der Dienste an und für sich der Kirchenstiftung, so kann die gewährte Vergütung ohne weiteres und ohne Rücksicht aus ihre Leistungssähigkeit dieser zur Last geschrieben (vgl. Art. 29 Abs. II Bem. 1) und nach den für die Ortskirchenbedürfnisse geltenden Grundsätzen aufgebracht werden (vgl. Art. 13). Ist die Kirchenstiftung nach Baulastrecht (Art. 112 Abs. III) zur Leistung von Vergütungen verpflichtet oder sind solche Vergütungen herkömmlich (vgl. FinME. vom 16. Dezember 1881; Weber XV S. 525; Art. 106 Abs. II — das Herkommen fällt hier in das Baulastrecht —), so bedarf es zur Bewilligung der Vergütung nicht der Formen des Art. 13 Abs. IV. 3. Zu Ziff. 2: vgl. Art. 29 Abs. I Bem. 4. Ter Maßstab „orts­ üblicher Lohnverhältnisse" schließt eine Berücksichtigung individueller Ver hältnisse aus. Ein Anspruch aus Ablösung besteht nicht. Ter Pflichtige hat jedoch die Möglichkeit, die Umwandlung der Dienstpflicht in eine Geldleistung nach Art. 31 Abs. I herbeizuführen. 4. Zu Ziff. 3: Die Befugnis, den K?eis der Pflichtigen hinsichtlich der in Ziff. 3 bezeichneten Dienste abweichend von Art. 27 Abs. I zu umgrenzen, enthält das Recht, z. B. auch unselbständige Kirchengemeinde­ glieder heranzuziehen, welche nicht mit direkter Steuer veranlagt sind, die Dienstpflicht auf bestimmte Altersklassen und auf das männliche Ge­ schlecht zu beschränken, gewisse sittliche Eigenschaften (Unbescholtenheit) zu fordern usw., also überhaupt das Recht, jede einzelne der in Frage stehenden Dienstarten bestimmten Personenklassen innerhalb der Kirchen­ gemeinde zuzuweisen und die Voraussetzungen der Zugehörigkeit zu diesen einzelnen Klassen unabhängig von den Vorschriften des Art. 27 Abs. I je nach Bedürfnis festzusetzen. Eine gleichmäßige Belastung aller Kirchengemeindeglieder ist also entgegen VGH. Bd. 3 S. 135 nicht er­ forderlich. Doch darf auch hier die Verteilung nicht willkürlich erfolgen, die Regelung soll „der Würde des Gottesdienstes angemessen, innerlich begründet und der Billigkeit entsprechend sein". Unzulässig wäre es, je nach Bedarf geeignete Gemeindeglieder unter jeweiliger individueller Bestimmung heranzuziehen. Vielmehr müssen bestimmte Merkmale der Dienstpflicht generell aufgestellt und dadurch Personengruppen geschaffen sein, innerhalb deren die Leistungspflicht nach ebenfalls generell auf­ gestellten Grundsätzen, meist wohl in bestimmten Zeiträumen 'jährlich, halbjährlich usw.) wechselt. Stellvertretung nach Art. 27 Abs. IV, Vergütung und Ablösung nach Art. 30 Ziff. 1 u. 2 ist selbstverständlich auch hier möglich. Ferner können Dienste dieser Art auch überhaupt ab­ geschafft und an Haupt- oder nebenamtlich aufgestelltes Personal ver geben werden (vgl. Art. 29, insbesondere auch dort Abs. II Bem. 1). Die Zuständigkeit der Kirchenverwaltung in den Fällen des Art. 30 Zisf. 3 bedeutet eine Ausnahme gegenüber Art. 28 Abs. III. 8 Eine zur Zeit des Inkrafttretens der KGO. hinsichtlich dieser Dienste bestehende Regelung, beruhe sie auf Herkommen oder ausdrück-

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 31.

265

lichen Beschlüssen, bleibt hinsichtlich aller Punkte, in denen die Kirchen­ verwaltung nach Ziff. 3 selbständig versügen kann, also auch hinsichtlich der Begrenzung des Kreises der Pflichtigen in Kraft, solange nicht aus­ drückliche Abänderung erfolgt. 6. Hinsichtlich der Form der Regelung vgl. Art. 54 Abs. I Bem. 4.

Mahnung, Zwang.

9ltt> 3L

' Kirchengemeindedienste, deren Leistung nicht rechtzeitig erfolgt, läßt der Kirchenverwaltungsvorstand nach vorgängiger einmaliger Mahnung auf Kosten des Säumigen (Art. 106 Abs. VII) leisten. " Fand die Dienstleistung auf Kosten des Säumigen nicht statt, so bleibt dieser zur Nachholung der Leistung oder Zahlung eines entsprechenden Betrages an die beteiligte Kasse verpflichtet. Zu Abs. I. 1. Art. 31 entspricht dem Art. 54 Abs. I—III rechtsrh. GemO.; vgl. im allgemeinen Kahr I S. 612. Die geschuldete Leistung der Dienste ist dann nicht rechtzeitig er­ folgt, wenn sie zu dem von der Kirchenverwaltung festgesetzten Zeit­ punkt nicht erfüllt ist (vgl. Art. 27 Abs. I Bem. 1). 2 Die Vorschriften des Art. 24 Abs. IV Satz 2 finden Anwendung. Eine bestimmte Form der Mahnung ist nicht vorgeschrieben. Besondere Kosten sind vom Pflichtigen als veranlassenden Teil zu ersetzen (Kahr a. a. O. Bem. 2). Nach erfolgloser Mahnung vergibt die Kirchenver­ waltung die betreffenden Arbeiten unter möglichster Wahrung der In­ teressen des Pflichtigen gegen Lohn und treibt die Kosten gemäß Art. 108 Abs. VII, Art. 24 ein. Art. 25 ist hier nicht anwendbar. 3, Die Entscheidung von Streitigkeiten hinsichtlich der Ersatzpflicht überhaupt oder des Umfangs derselben einschließlich der Kosten der Zwangsvollstreckung erfolgt nach Art. 81 KGO., Art. 10 Ziff. 13 VGHG. (vgl. auch allgemein Art. 8 Ziff. 30 VGHG.; Reger-Dyroff S. 259; VGH. Bd. 20 S. 123). Die Zwangsvollstreckung wird durch den Rechts­ streit nicht gehindert (Art. 24 Abs. II). Einwendungen gegen die Dienst­ pflicht überhaupt können auch noch während der Zwangsvollstreckung geltend gemacht werden (vgl. VGH. Bd. 7 S. 140). 4. Die Beitreibung nach Art. 106 Abs. VII, Art. 24 setzt eine noch­ malige Mahnung nicht voraus (vgl. Kahr a. a. O.). Zu Abs. II. 1. Aus welchem Grunde die Leistung der Dienste auf Kosten des Säumigen nicht stattfand, ist für seine Verpflichtung aus Abs. II gleich­ gültig, iysb^esopdexe jst .er Lur. Zahlung eines. Geldbetrages auch. dqnrr. verpflichtet, wenn sein Dienstanteil etwa von anderen Pflichtigen un­ entgeltlich geleistet worden ist, es sei denn, daß diese Übernahme ver­ tragsmäßig erfolgt ist (Art. 27 Abs. IV). Die Kirchenverwaltung hat nach Ablauf der Frist die Wahl, ob sie unter Einhaltung der Forme» des Abs. I auf Naturalleistung bestehen oder sofort einen entsprechenden Geldbetrag fordern will. Solange die Kirchenverwaltung ihr Wahlrecht nicht ausgeübt hat, kann sich der Pflichtige jederzeit durch Nachholung

266

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

der Dienste, falls diese noch möglich ist, befreien. Der Geldbetrag wird zweckmäßig nach den „ortsüblichen Lohnverhältnissen" (Art. 30 Ziff. 2) und zwar durch die Kirchenverwaltung festzusetzen sein. Bei Diensten, die ihrer Natur nach in wiederholten gleichartigen Leistungen für einen bestimmten Zeitraum bestehen (vgl. Art. 30 Ziff. 3), wird ein Geld­ betrag für jeden einzelnen Fall der Unterlassung festzusetzen sein, wenn nicht der Pflichtige den Antritt des Dienstes überhaupt verweigert. Der Anspruch auf Leistung eines Geldbetrags ersetzt den Anspruch aus Natural­ leistung. Ein Streit über ersteren (dessen Festsetzung überhaupt und dessen Höhe) wird deshalb ebenfalls in dem Verfahren Art. 81 KGO., Art. 10 Ziff. 13 VGHG. zu entscheiden sein (vgl. Seydel II S. 687 Anm. 28). 2. „beteiligt ist diejenige Kasse, die „je nach der Art der Dienste als zunächst einschlägig erscheint, z. B. bei kleinen Kirchen­ diensten die Kirchenstiftung, bei Hand- und Spanndiensten eine etwaige Kirchengemeindekasse, in deren Ermangelung die Kirchenstiftung" (Begr. S. 444). 8. Ein Verzicht der Kirchenverwaltung auf Dienst- oder Geld­ leistung ist nur in ganz besonderen Fällen zulässig (Art. 106 Abs. VII, 24 Abs. VIII; vgl. auch Art. 27 Abs. I Bem. 1, Art. 30 Ziff. 3, Art. 53). 4 Tie Nachforderung des Geldbetrages verjährt in drei Jahren (Art. 124 AG. z. BGB.). S. Art. 29 PolStGB, ist auf Kirchengemeinden nicht anwendbar.

Vierter Titel.

Boraussetzungen.

Anleheri. 91 tt. 32.

Die Aufnahme eines Anlehens zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinde kann nur zur Til­ gung bestehender Anlehensschulden, dann zur Bestreitung unver­ meidlicher oder zum dauernden Vorteile des vrtskirchlichen Stif­ tungsvermögens oder der Kirchengemeinde gereichender Ausgaben stattfinden, wenn die Deckung dieser Ausgaben aus anderen Hilfs­ quellen nicht ohne llberbürdung der Pflichtigen geschehen kann. Begr. S. 445. 1. Art. 32 ist den Art. 61/45 GemO. (Kahr I S. 656; Wand S. 365) nachgebildet. 2. Anlehen können von allen selbstänLig rechtssähigen Bestand­ teilen des ortskirchlichen Stiftungsvermögens und von den Kirchen­ gemeinden ausgenommen werden. Hinsichtlich der Übernahme einer Haf­ tung hiefür vgl. Art. 9 Abs. VI. Die Kirchengemeinde kann bei ihren um­ fassenden Aufgaben die subsidiäre oder solidarische Haftung nicht nur für ein Anlehen der Kirchenstiftung, sondern u. U. auch einer kirchlichen Spezial­ stiftung oder einer zum Ortskirchenvermögen gehörenden Bruderschaft

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 33.

267

(Art. 5 Abs. II Ziff. 3) übernehmen (Art. 1 Abs. I, 9 Abs. VI, 13 Abs. III, 23 Abs. II, 75 Abs. I Ziff. 3 u. 5). Umgekehrt bedarf die Übernahme der Haftung jedoch im Hinblick auf Art. 9 Abs. I u. VI besonders sorg­ fältiger Prüfung, namentlich auch daraufhin, ob eine Haftung der Sub­ stanz der Stiftung in Frage kommt (vgl. § 47 RE.; Begr. S. 445). Eine unmittelbare Haftung der Kirchengemeinde für ein Anlehen der Kirchenstiftung besteht nach der KGO. nicht, sie kann sich jedoch mittelbar aus Art. 12, 13 Abs. I—III ergeben. Läßt die Aufnahme eines Anlehens zu Lasten der Kirchenstiftung die Inanspruchnahme dieser mittel­ baren Haftung voraussehen, so bedarf es neben der Beschlußfassung der Kirchenverwaltung (Art. 6 Abs. I, 34 Abs. II, 53) noch einer solchen nach Art. 23 Abs. II Ziff. 3, 65, 68; vgl. Art. 34 Abs. V. Hinsichtlich der Vertretung nach außen in solchen Fällen vgl. Art. 55.

Ultt» 33.

Tilgung.

rFür alle Anlehen müssen Tilgungspläne angefertigt werden, welche auf nachhaltigen Einnahmen für Verzinsung und Tilgung beruhen und der Staatsaufsichtsbehörde vorzulegen sind. Solche sind auch der kirchlichen Oberbehörde vorzulegen, wenn die Schuld­ aufnahme zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens erfolgt. "Mit Ausnahme außerordentlicher Notfälle darf vor Ablauf von drei Wochen nach Vorlage des Tilgungsplanes kein neues Anlehen ausgenommen werden. rn Für die richtige Erhebung und Verwendung des Tilgungs­ fonds haften zunächst die Kassenverwalter. Begr. S. 44ö; A. A. 1910 (1. Les.) S. 45.

Zu Abs. I.

1. Art. 33 ist den Art. 62/46 GemO. nachgebildet; vgl. Kahr I S. 656 ff., Wand S. 366 ff. 2. Tilgungspläne müssen für alle Anlehen vorgelegt werden, auch wenn die Aufnahme selbst keiner staatsaufsichtlichen Genehmigung bedarf (Art. 34 Abs. I Satz 2). Hinsichtlich des Zwecks der Vorlage vgl. Art. 34 Abs. I Bem. 1, Abs. III, Art. 35. Mit den Tilgungsplänen müssen selbstverständlich in allen Fällen beglaubigte Beschlußabschriften (Art. 34 Abs. I u. II) vorgelegt werden (vgl. Kahr I S. 659). Die Vor­ lage an die kirchliche Oberbehörde erfolgt nur „zur Kenntnisnahme" (vgl. AA. 1910 [1. Les.j S. 45); ein formelles Einspruchsrecht (vgl. Art. 34 Abs. III) steht ihr nicht zu. Zu Abs. II.

Vgl. Art. 34 Abs. III. Erster Tag der dreiwöchentlichen Frist ist der Tag nach dem Tage der Absendung („Vorlage") des Tilgungsplans (Art. 106 Abs. VI). Zu Abs. III.

1 Der Begriff „Kassenverwalter" umfaßt „die Kirchen­ pfleger und sonstigen Kassenverwalter" des Art. 58 Abs. V. „Einnehmer" (Art. 102) zählen hiezu nur dann, wenn ihnen nicht nur die Ein Hebung der Kirchenumlagen obliegt, sondern wenn ihnen zugleich die volle Kassen-

268

E. Erläuterungen zur Kirchcngemeindeordnung.

Verwaltung übertragen ist, sie also als „Kircheneinnehmer" (Art. 58 Abs. IV) aufgestellt sind (AA. 1910 [1. Les.) S. 45). 2. Haftung: Art. 58, 59, 79, 84.

Formelles. Sll't. 34. -Die Beschlußfassung über Aufnahme von Anlehen zu Lasten der Kirchengemeinde steht der Kirchengemeindeversammlung oder der Kirchenverwaltung mit Zustimmung der Kirchengemeindebevoll­ mächtigten zu, wenn nicht die Schuldaufnahme zur Abtragung bestehender Anlehensschulden und zu den gleichen oder günstigeren Bedingungen geschieht oder das Anlehen innerhalb desselben Rech­ nungsjahres aus laufenden Einnahmen wieder getilgt werden soll und kann. Eine Anlehensaufnahme bedarf staatsaufsichtlicher Ge­ nehmigung, wenn der Betrag, um welchen die Schuldenlast in demselben Rechnungsjahre vermehrt wird, bei Kirchengemeinden in unmittelbaren Städten mindestens 3500 im übrigen mindestens 1000 M ausmacht. »Unter der letzteren Voraussetzung unterliegen auch die Be­ schlüsse der Kirchenverwaltungen über Anlehensaufnahmen zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens staatsaufsichtlicher Genehmigung. Außerdem ist hier die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11 Abs. V) erforderlich. »-In anderen Fällen kann die Staatsaufsichtsbehörde binnen 14 Tagen nach Empfang des Tilgungsplanes die Schuldaufnahme untersagen, wenn den Bestimmungen in Art. 33 Abs. I Satz 1 nicht genügt ist oder wenn die Voraussetzungen des Art. 32 nicht gegeben sind. -"Jede Abweichung vom Tilgungsplane, durch welche die Tilgung verzögert wird, bedarf staatsaufsichtlicher Genehmigung. Die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde (Art. 11 Abs. V) ist einzuholen, soweit es sich um Anlehen zu Lasten des ortskirch­ lichen Stiftungsvermögens handelt, zu deren Aufnahme die Zu­ stimmung der kirchlichen Oberbehörde erforderlich war. Die weiteren Vorschriften in Art. 23 bleiben vorbehalten. Bear. S. 445 f.; A. A. 1910 (1. ßef.) S. 45 f., (2. Les.) S. 245 f.; A. Pl. 1910 S.451f.

Z» Abs. I.

1. Beschlußfassung der Kirchengemeindeversamm­ lung usw.: Art. 65, 66 Abs. I, 67, 68, 72 usw. Soweit die Zuständigkeit dieser Organe nicht ausdrücklich begründet ist, beschließt lediglich die Kirchenverwaltung. Findet die Staatsaufsichtsbehörde bei Prüfung der Tilgungspläne, daß die Voraussetzungen selbständiger Beschlußfassung der Kirchcnverwaltung nicht gegeben sind, so hat sie die Anlehensaufnahme

2. Abschn. Ortskirchenbedürfn. u. Mittel zu ihrer Befriedigg. Art. 34.

269

bis zur Beschlußfassung der zuständigen Organe zu sistieren (Art. 74 Abs. 1 Ziff. 4, Abs. III usw.). 2. Für die Pfalz vgl. Art. 101 Abs. III. 3. Rechnungsjahr ist das Kalenderjahr (Art. 60). Staats­ aufsichtliche Genehmigung ist auch dann erforderlich, wenn ein Anlehen, das um 1000 JMd (3500 J6) oder mehr den Schuldenstand erhöht, inner­ halb desselben Rechnungsjahres aus laufenden Einnahmen wieder ge­ deckt werden soll und kann (Begr. S. 446). 4. Tie Beschlußfassung nach Satz 1 hat sich sowohl auf die Zwecke des Anlehens als auch auf den Zinsfuß und die wesentlichen Tilgungsbestimmungen (Tilgungsmittel, annähernde Tilgungsquote, Til­ gungsperiode) zu erstrecken. Die staatsaufsichtliche Prüfung und Ge­ nehmigung hat die Anlehensaufnahme in allen Details zu erfassen. Erhöhungen des Zinsfußes, wesentliche Erschwerungen der Be­ dingungen oder wesentliche Änderungen der Tilgungsbestimmungen er­ fordern neuerliche Beschlußfassung nach Satz 1 und eventuelle Geneh­ migung nach Satz 2 (vgl. Begr. a. a. O.).

Zu Abs. II. !♦ Über die Anlehensaufnahme zu Lasten eines selbständig rechts­ fähigen Bestandteils des ortskirchlichen Stiftungsvermögens beschließt die Kirchenverwaltung grundsätzlich selbständig. Kann jedoch infolge der mittelbaren Haftung der Kirchengemeinde für den Bedarf der Kirchen­ stiftung (Art. 12, 13 Abs. I—III) eine Umlagenerhebung für die Kirchen­ gemeinde in Frage kommen, so ist Beschlußfassung nach Art. 23 Abs. II Ziff. 3 erforderlich (vgl. Art. 34 Abs. V). Ob diese Voraussetzung vor­ liegt, hat die Staatsaufsichtsbehörde, wenn sie nicht ohnehin schon von der Kirchenverwaltung als gegeben erachtet worden ist, bei Prüfung der Tilgungspläne (Art. 33 Abs. I, 34 Abs. III) festzustellen. Der Fall des Art. 23 Abs. II Ziff. 3 ist selbstverständlich schon dann gegeben, wenn zwar die Einkünfte der Kirchenstiftung zur Verzinsung und Tilgung des Anlehens ausreichen, die Kirchenstiftung aber alsdann den laufenden Be­ darf (Art. 12) nicht mehr aufzubringen vermag. 2. Staatsaufsichtliche Genehmigung ist nur unter den Voraussetzungen des Abs. I Satz 2 erforderlich; wird ein Anlehen nur zum Zwecke der Tilgung einer früheren Schuld ausgenommen, so daß eine Erhöhung der bleibenden Schuld um die in Abs. I Satz 2 bezeichneten Summen nicht stattfindet, so bedarf die Anlehensaufnahme ohne Rück­ sicht auf den Betrag keiner Genehmigung; andrerseits ist Genehmigung auch dann erforderlich, wenn ein die Mindestsumme des Abs. I Satz 2 übersteigender Anlehensbetrag noch im gleichen Rechnungsjahr getilgt werden soll und kann. Die Staatsaufsichtsbehörde hat insbesondere auch zu prüfen, ob bei Anlehensanfnahmen zu Lasten des ortskirchlichen Stiftungsvermögens die verfassungsrechtlichen Bestimmungen (Art. 112 Abs. III, § 47 RE.) hinreichend beachtet sind, ob also insbesondere nicht eine etwaige An­ lehensaufnahme zugunsten der Kirchengemeinde die Substanz einer orts­ kirchlichen Stiftung und damit die Erfüllung ihres Stiftungszwecks ge­ fährdet. 3. Die Zustimmung der kirchlichen Oberbehörde ist unter den gleichen Voraussetzungen wie die staatsaufsichtliche Geneh­ migung einzuholen.

270

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

4 Hinsichtlich eines etwaigen Anspruchs privatrechtlich Beteiligter auf Anlehensausnahme vgl. Art. 15 Abs. IV, 112 Abs. III.

Zu Abs. UI. 1. In anderen Fällen: d. h. wenn staatsaufsichtliche Ge­ nehmigung nicht erforderlich ist (Abs. I u. II). Neben der gänzlichen Untersagung der Schuldaufnahme kann auch eine nur vorläufige Si­ stierung in Frage kommen (vgl. Abs. I Bem. 1).

Zu Abs. IV. Welche Abweichungen der Genehmigung bedürfen s. Art. 9 Abs. III Bem. 2. „Die gänzliche oder teilweise Einstellung der Schuldentilgung bedarf auch dann der Genehmigung, wenn etwa in vorausgehenden Jahren zum Zwecke der Beschleunigung der Schulden­ tilgung eine im Vergleich mit dem Plane erhöhte Abtragung statt­ gefunden haben sollte", außer „wenn die vermehrte Tilgung ausdrücklich mit der Bestimmung geschehen ist, daß sie vorausgreifend auf Rechnung kommender Jahre gesetzt werde" (Kahr I S. 662).

Zu Abs. V. Vgl. Abs. II Bem. 1.

Vorschüsse.

Art. 35.

»Vorschüsse aus besonders dotierten Kassen an andere unter derselben Verwaltung stehende Kassen sind, wenn sie nicht binnen Jahresfrist zurückersetzt werden, gleich den Anlehen zu behandeln. "Die Gewährung solcher Vorschüsse darf nur auf Grund eines Beschlusses der Kirchenverwaltung erfolgen. Bcgr. S. 417.

Hieher gehören nicht nur Kassen, die verschiedenen Nechtssubjckten gehören (verschiedenen ortskirchlichen Stiftungen), sondern auch die ver­ schiedenen Kassen ein und desselben Rechtssubjekts (z. B. einzelne für besondere Zwecke ausgeschiedene Fonds). Werden die Vorschüsse mit der Absicht entnommen, sie innerhalb Jahresfrist zurückzuzahlen, so bedarf es weder der Vorlage von Tilgungsplänen (Art. 33 Abs. 1) noch — ohne Rücksicht auf die Höhe der entnommenen Summe — der Einholung staats­ aufsichtlicher Genehmigung (Art. 34 Abs. II). Tie Formen des Art. 34 Abs. I u. II und 33 sind jedoch nachzuholen, sobald seststeht, daß die Rückzahlung nicht innerhalb Jahresfrist — diese ist vom Tage der Ent­ nahme an ohne Rücksicht auf das Rechnungsjahr zu berechnen — er­ folgen kann. Vgl. auch Art. 75 Abs. I Ziff. 6 Bem. 2.

3. Abschn. Ortskirchliche Bertretungskörper.

Art. 36.

271

Dritter Abschnitt.

Ortskirchliche Uertrelungskörper. Erster Titel.

Kirche«verwalt««g. Erstes Kapitel. Lircheuoerwattung im allgemeinen.

Bestand nsw.

Art. 36.

-Soferne nicht besondere Gründe eine Ausnahme rechtfertigen, soll eine Kirchenverwaltung bestehen: 1. in den Pfarrgemeinden und in den wie solche zu behandelnden Kirchengemeinden, welche sich an die den Pfarreien gleich­ geachteten selbständigen Pfarrkuratien, Kuratbenefizien und ständigen Pfarrvikariate an schließen, 2. in den Gesamtkirchengemeinden, 3. in den Tochtergemeinden, welche eine eigene Kirche mit regel­ mäßigem pfarrlichem Gottesdienst haben oder Umlagen er­ heben oder erheben wollen. «Eine eigene Kirchenverwaltung kann neu gebildet und im Falle ihres bisherigen Bestehens beibehalten werden: 1. in Muttergemeinden, 2. in den nicht unter Abs. I Ziff. 3 fallenden Tochtergemeinden, 3. wo für einen bestimmten Teil des Pfarrsprengels eine Neben­ kirche oder Kapelle mit rentierendem Vermögen vorhanden ist oder den Bekenntnisgenossen eines solchen engeren Bezirks besondere Leistungen für kirchliche Zwecke obliegen, ohne daß eine Tochtergemeinde bestünde. «'In Ermangelung einer eigenen Kirchenverwaltung besorgt die Geschäfte, unbeschadet der Wahrung des gesonderten Vermögens­ standes und der Führung eigener Rechnung: 1. für eine Muttergemeinde die Pfarrkirchenverwaltung, wobei nur der Vorstand unb die im Muttergrmeindebezirke wohnen­ den (Art. 106 Abs. IV) Kirchenverwalter mitwirken sollen, soferne die Zahl der letzteren mindestens 2 beträgt und die Geschäfte nicht durch übereinstimmende Beschlüsse des bezeich­ neten Vertretungskörpers und der Kirchengemeindeversamm­ lung oder der Kirchengemeindebevollmächtigten der Mutter-

272

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

gemeinde auch für diesen Fall der ganzen Pfarrkirchenver­ waltung übertragen sind, 2. für eine Tochtergemeinde die Pfarrkirchenverwaltung, 3. in den Fällen der Ziff. 3 des vorigen Absatzes, dann für das Vermögen sonstiger Nebenkirchen und Kapellen, für welche nicht stiftungsgemäß eine andere Verwaltung bestellt ist, jene Kirchenverwaltung, die nach der Lage der Nebenkirche oder Kapelle zunächst zuständig erscheint. IV$ur Aufhebung einer bestehenden Kirchenverwaltung sind übereinstimmende Beschlüsse der Kirchenverwaltung und der Kir­ chengemeindeversammlung oder der Kirchengemeindebevollmächtig­ ten sowie staatsaufsichtliche Genehmigung, bei Nebenkirchenverwaltungen nur Staatsaufsichtsbeschluß erforderlich. Die kirchliche Oberbehörde wird einvernommen. ' Hinsichtlich der Verwaltung der Angelegenheiten von beson­ deren kirchlichen Friedhofverbänden finden die Vorschriften für Nebenkirchen (Abs. II Ziff. 3, III Ziff. 3, IV) entsprechende An­ wendung. " Bei einer nur vorläufigen Regelung der Verwaltung und bei Ausnahmsverhältnissen kann von Bestimmungen dieses Kapitels abgewichen werden. «egr. S. -448; A. A. 1910 (1. Les.) S. 46 f., (2. Les.) S. 264 ff., 261 ff.

Bollzugsbekanntmachung zu Art. 36 Abs. II Ziff. 1, III Ziff. 1, IV und VI.

8 10. -Nach Absicht des Gesetzes soll in der Regel die Pfarrkirchen­ verwaltung auch die Geschäfte der Muttergenicinde und des in ihr vorhandenen ortskirchlichen Stiftungsvermögens besorgen; es soll deshalb möglichst selten neben der Pfarrkirchenverwaltung eine eigene Mutterkircheuverwaltung gebildet werden (Art. 36 Abs. II Ziff 1, Hl Ziff. 1 und Abs. IV). n Die Zulassung einer Abweichung von den allgemeinen Vor­ schriften über die Kirchenverwaltungen nach Art. 36 Abs. VI erfolgt durch die Staatsaufsichtsbehörde. Eine Beschlußfassung der Staats­ aufsichtsbehörde ist z. B. erforderlich, wenn bei einer nur vor­ läufigen Regelung der Verwaltung von Vermögenskomplexen, die für eine Kirche oder für später zu dotierende Seelsorgestellen einer erst zu bildenden Pfarr- oder Tochtergemeinde oder für eine erst zu errichtende Kirche bereits vorhanden sind, eine Abweichung von den gesetzlichen Bestimmungen in der Art eintreten soll, daß 1. eine besondere Kirchenverwaltung gebildet, 2. eine besonders organisierte Verwaltung bestellt oder 3. das Vermögen einer bestehenden fremden Verwaltung, z. B. dem Vorstand eines Kirchenbauvereins, dem es nicht gehört, oder einem Kirchenbaukomitee anvertraut wird.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 36.

273

Auf die Befugnisse der Staatsaufsicht, die hiedurch nicht berührt werden, ist bei Zulassung der Abweichung ausdrücklich hinzuweisen. Das gleiche gilt bei Regelung der Verwaltung für AusnahmsverHältnisse, die eine Abweichung von den gesetzlichen Bestimmungen rechtfertigen.

Bollzngsbekanntmachung zu Art. 36 Abs. VI, 39 Abs. I, 40 Abs. II, 55 Abs. I Satz 1, 3, Abs. II und III, 58 Abs. 1, II und IV, 64 Abs. I. 8 11. rVom geistlichen Vorstand, in Ermangelung eines solchen von der Staatsaufsichtsbehörde, sind nach Maßgabe des § 44 Abs. II der Kirchenwahlordnung zu verpflichten die in Ausnahmsfällen bestellten besonderen Vertreter (Art. 36 Abs. VI), die von der Staatsaufsichtsbehörde im Wege der kommissarischen Ergänzung berufenen oder die von ihr bestellten Kirchenverwalter (Art. 39 Abs. I), die vorübergehend einberufenen unbeteiligten Ersatzmänner (Art. 40 Abs. II), die vom Kirchenverwaltungsvorstand vorübergehend zur Ver­ tretung herangezogenen Personen (Art. 55 Abs. I Satz 1 und Abs. II), die von der Kirchenverwaltung nicht aus ihrer Mitte bestimmten Kirchenpfleger (Art. 58 Abs. I und II), die rechnungsverständigen besonderen Verwalter (Kirchenein­ nehmer, Art. 58 Abs. IV) und die in die besonderen Ausschüsse von der Kirchenverwaltung be­ rufenen wählbaren Kirchengemeindeglieder (Art. 64 Abs. I). n Die Verpflichtung der von den Kirchenverwaltern vorüber­ gehend zur Vertretung herangezogenen Personen (Art. 55 Abs. I Satz 1 und Abs. II) und der von der Staatsaufsichtsbehörde be­ stellten Vertreter (Art. 55 Abs. I Satz 3 und Abs. III) auf ihre Obliegenheiten hat die Staatsaufsichtsbehörde unter Abnahme des Handgelübdes vorzunehmen.

Zu Abs. I. 1. Die Vorschriften des Art. 36 gehen von dem Grundsätze aus, daß Kirchenverwaltungen überall da sollen fortbestehen können, wo sie bisher bestanden haben (vgl. Abs. II Ziff. 3 und Art. 110 Abs. II; Begr. S. 448). In den Fällen des Abs. I ist der Bestand einer besonderen Kirchenverwaltung gesetzliche Regel. Ausnahmen können sich rechtfertigen, soweit besondere (insbesondere gutsherrliche) Verwaltungen bestehen (Art. 6 Abs. I Bem. 2) und Kirchen umlagen nicht nötig sind, bei Klosterund Stiftskirchen unter den gleichen Voraussetzungen, wenn auch kein ausgeschiedenes Ortskirchenvermögen besteht (vgl. Art. 5 Abs. II Bem. lb), bei den zu einer Gesamtkirchengemeinde vereinigten Kirchengemeinden, wenn für Einzelkirchenverwaltungen z. B. mangels eigenen Vermögens und infolge Umlagengemeinschaft (Art. 18 Abs. II) kein Bedürfnis be­ steht, endlich bei Tochtergemeinden, bei welchem schon bisher keine eigene Kirchenvcrwaltung bestanden hat, wenn auch fernerhin kein Bedürfnis nach einer solchen hervortritt (vgl. Bem. 3). Das Wort „soll" ist ge­ braucht, damit bei dem Mangel einer Kirchenverwaltung, die nach Abs. I Lan§ l) einrich, Äirchengemeindevrdnung. 18

274

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

erforderlich wäre, nicht ohne weiteres Nichtigkeit der Amtshandlungen des tatsächlich unbeanstandet in Funktion befindlichen Organs ange­ nommen werden muß (Begr. S. 448). 2. Über Pfarrgemeinden vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I 4 a, über Pfarrkuratien, Kuratbenesizien vgl. Krick I S. 503, Gir.Pach. S. 53, 176, über ständige Psarrvikariate, die nur noch in der Pfalz bestehen, Seeberger S. 182, Gir.-Pach. 2. 179, über Ge­ samtkirchengemeinden Art. 3, Tochtergemeinden Art. 1 Abs. I Bem. I 4 c, hinsichtlich solcher mit regelmäßigem pfarrlichen Gottesdienst vgl. Art. 12 Abs. I Ziff. 1 Bem. 3; auch BGH. Bd. 21 S. 185. L. Zu Ziff. 3 vgl. Abs. III Ziff. 2. Für den Fall der Umlagen­ erhebung bedarf es der Neueinsührung einer Tochterkirchenverwaltung nur dann, wenn für die Tochtergemeinde Sonderumlagen erhoben werden (vgl. auch Art. 20 Abs. XIII Satz 2), nicht schon, wenn Pfarrkirchenum­ lagen auch in der Tochtergemeinde zur Erhebung gelangen (vgl. Art. 20 Abs. Xlll Satz 1).

Zu Abs. II. Siehe Art. 110 Abs. II und 36 Abs. IV; zu Ziff. 1 vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I 4b und Abs. III Ziff. 1; zu Ziff. 2 vgl. Abs. I Bem. 3; zu Zisf. 3 Art. 1 Abs. I Bem. 15 und Art. 13 Abs. V. Für Mutter­ gemeinden soll eine eigene Kirchenverwaltung nur ausnahmsweise be­ stehen und in der Regel nach Art. 36 Abs. III verfahren werden (Bollz.Bek. § 10 Abs. I [oben]).

Zu Abs. III. 1. unbeschadet der Wahrung . . . d. h. ein etwaiges Sondervermögen der Muttergemeinde oder Mutterkirchenstiftung, dann ein etwaiges Vermögen der Tochtergemeinde oder der Tochterkirchen­ stiftung usw. darf nicht mit dem Vermögen der gesamten Pfarrgemeinde oder der Pfarrkirchenstiftung vermengt oder für Zwecke der gesamten Pfarrgemeinde verwendet werden (vgl. namentlich Art. 16 Abs. I, II und VII). Die Führung eines gemeinschaftlichen Haushalts zwischen Pfarrkirchenstiftung und Pfarrkirchengemeinde (Art. 60 Abs. II) darf nicht auch auf das Sondervermögen der Mutter- und Tochtergemeinde aus­ gedehnt werden. L. Nach der Regel der Ziff. 1 sollen die nicht im Muttergemeinde­ bezirk wohnenden Mitglieder der ursprünglich aus der Wahl sämtlicher Parochianen einschließlich der Filialisten hervorgegangenen Kirchenver­ waltung sich an der Verwaltung des Vermögens der Muttergemeinde nicht beteiligen. Sie müssen jedoch sämtlich zngezogen werden, wenn außer dem Vorstand nicht mindestens zwei Kirchenverwalter aus der Muttergemeinde übrig bleiben oder wenn zwar letzteres der Fall ist, die reduzierte Psarrkirchenverwaltung aber in Übereinstimmung mit der Mutter-Kirchengemeindeversammlung usw. (Art. 65, 66, 68) trotzdem die Verwaltung des Vermögens der Muttergemeinde ausdrücklich der gesamten Pfarrkirchenverwaltung überträgt. In Ansehung des Ver­ mögens der Muttergemeinde hat selbstverständlich auch die reduzierte Pfarrkirchenverwaltung alle Rechte und Pflichten einer ordentlichen Kirchenverwaltung. L. Zur Vermögensverwaltung in den Fällen der Ziff. 3 ist die Kirchenverwaltung der Kirchengemeinde, in deren räumlichen Bereich die betreffende Nebenkirche oder Kapelle liegt, innerhalb einer Kirchen-

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 36.

275

gemeinde mit mehreren Kirchenverwaltungen aber regelmäßig diejenige zuständig, deren Sitz (Art. 2) der betreffenden Nebenkirche zunächst ge­ legen ist. Ob diese Kirchenverwaltung für eine Pfarr-, eine Mutter­ oder Tochtergemeinde, eine Gesamtkirchengemeinde oder für einen Be­ standteil derselben (Abs. II Zisf. 3) besteht, ist gleichgültig. Die Kirchen­ verwaltung einer Nebenkirche (Abs. II Zifs. 3) kann z. B. dann zuständig sein, wenn in einer den Pfarrort nicht umfassenden politischen Gemeinde eine Nebenkirche (etwa die eigentliche Dorfkirche) mit eigener Kirchen­ verwaltung und eine weitere Nebenkirche vorhanden ist, die in dem gleichen Pfarrsprengel liegt (Begr. S. 449). 4 Für den Fall einer Jnteressenkollision (Abschluß von Ver­ trägen usw.) zwischen Mutter- und Tochtergemeinde, Pfarr- und Tochter­ gemeinde usw. ist Art. 55 nicht anwendbar. Ist die Kollision nur vorüber­ gehender Natur, so kann für die Tochtergemeinde eine besondere Ver­ tretung nach Abs. VI bestellt werden. In anderen Fällen wird zweck­ mäßig eine eigene Kirchenverwaltung (Abs. II) gebildet werden (vgl. Art. 53 Abs. I Bem. 4).

Zu Abs. IV. Vgl. Art. 65, 66 Abs. I, 63, 68, 72, 73, 74; VollzBek. § 10 Abs. I (abgedr. oben vor Abs. I Bem. 1).

Zu Abs. V. Über den Begriff der „Friedhofverbände" vgl. Kr:ick I S. 356, III S. 67; Seeberger S. 905; auch Art. 13 Abs. V. Als Konkurrenz­ verbände i. S. der KGO. können sie eine eigene Kirchenverwaltung haben (Abs. II Ziff. 3) oder ihre Angelegenheiten durch die zunächst zu­ ständige Kirchenverwaltung nach Abs. III Ziff. 3 verwalten lassen. Für besondere Fälle (z. B. Umlagenerhebung) haben sie einen weiteren Vertretungskörper durch Art. 66 Abs. III [§ 68 Abs. V]).

Zu Abs. VI. L. Eine nur vorläufige Regelung kommt namentlich in Betracht, wenn Vermögensmassen für erst zu errichtende Kirchen oder Seelsorgestellen vorhanden sind (vgl. Art. 2 Abs. I, Art. 7 Abs. I Bem. 5). Für diese kann nach Abs. VI sowohl eine richtige Kirchenverwaltung, als auch ein besonderer Vertretungskörper (das Kirchenbaukomitee usw.) be­ stellt werden (s. VollzBek. § 10 Abs. II [ofcen]). 2. Als Ausnahmen e*rhältnisse sollen nach der Begr. (S. 449) z. B. die Verhältnisse bei Wallfahrtskirchen oder bei Kirchen, bei denen der Pfarrer nicht rector ecclesiae ist, erscheinen können; dort soll z. B. eine besondere Verwaltung etwa unter der Vorstandschaft des rector ecclesiae, der nicht Pfarrer ist, gebildet werden können (vgl. Art. 37 Abs. I Zifs. 1 Bem. 1). Weiter sollen auf Grund des Abs. VI auch Kapel­ lenverwaltungen an kleinen Orten, die nur aus dem Pfarrer und einem formlos aus den Hofbesitzern des Ortes bestellten Kirchenpsleger bestehen, belassen ünv nthi gebildet ttterdtzn löünert. Auch die äusüaffmsiveise An-' erkennung reformierter Presbyterien als Kirchenverwaltungen könnte auf Abs. VI gestützt werden (Art. 105). Endlich kommen Ausnahmeverhältnisse auch in Betracht bei Gesamtkirchengemeinden, die ursprünglich auf Art. 5 Abs. V beruhen, wenn später weitere Einzelkirchengemeinden zugezogen werden, die an dem Stiftungsverband keinen Anteil haben (so besonders bei der prot. Gemeinde innerhalb der Ringmauern Nürnbergs und in Ansbach; vgl. AA. 1910 [1. Les.) S. 46).

276

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

3. Eine besondere Regelung nach Abs. VI bedarf in allen Fällen der Mitwirkung der Staatsaufsichtsbehörden. Grundsätzlich gelten auch für eine besondere Verwaltung alle Vorschriften der KGO-, die nach der jeweiligen Organisation der besonderen Verwaltung nicht ausge­ schlossen sind (vgl. Art. 6 Abs. I Bem. 2 und Art. 62 Abs. V; VollzBek. 8 10 Abs. II [oben]). 4. Über die Verpflichtung und Einweisung der Mitglieder einer besonderen Vertretung s. VollzBek. § 11 Abs. I (abgedr. oben vor Abs. I Bem. 1). Zusammensetzung.

21 tt. 37.

-Die Kirchenverwaltung besteht, vorbehaltlich der Art. 58 Abs. II, 103 Abs. V, 104 Abs. III und 105 Abs. III: 1. aus dem Pfarrer oder dem Stellvertreter im Pfarramte als Vorstand, 2. aus gewählten weltlichen Kirchengemeindegliedern (Kirchen­ verwaltern), deren Zahl mindestens 2, höchstens 12 beträgt und, wo schon bisher eine Verwaltung (Kircheuverwaltung, Fabrikrat, Presbyterium) bestand, durch die Zahl ihrer welt­ lichen Mitglieder nach dem Sollstande mit Einrechnung des Gemeindeabgeordneten, bei neuen Verwaltungen durch die Staatsaufsichtsbehörde bestimmt wird, während Änderungen der Zahl durch Ortskirchensatzung erfolgen. "Die Gesamtkirchenverwaltung besteht: 1. aus 2—8 geistlichen Mitgliedern, 2. aus gewählten weltlichen Mitgliedern (Kirchenverwaltern), ihren Zahl dreimal so groß als die der geistlichen ist und von der Staatsaufsichtsbehörde auf die Einzelkirchengemeinden nach Verhältnis der Seelenzahl verteilt wird, wobei mehrere Kirchengemeinden für eine gerechnet werden können. -"Zu geistlichen Mitgliedern der Gesamtkirchenverwaltung sind die Vorstände der Einzelkirchenverwaltungen oder diejenigen Geist­ lichen berufen, welche beim Vorhandensein von Einzelkirchenver­ waltungen deren Vorstände wären. Würde durch den Eintritt aller die Zahl 8 überschritten, so bestimmen sie in einer Versammlung nach den Grundsätzen des Art. 49, wer von ihnen einzutreten hat. --Die Gesamtkirchenverwaltung wählt ihren Vorstand und dessen Stellvertreter aus der Zahl ihrer geistlichen Mitglieder für die Dauer der Wahlperiode. "Die Mitglieder der Kirchenverwaltungen versehen ihr Amt unentgeltlich als Ehrenamt, vorbehaltlich der Entschädigung für Kassen- und Rechnungsführung, für bare Auslagen und außer-

3. Abschn. Ortskirchliche Verlretungskörper.

Art. 37.

277

ordentliche Dienstleistungen. Über die Gewährung solcher Ent­ schädigungen können allgemeine Grundsätze, auch in bezug auf orts­ kirchliche Bedienstete, durch Ministerialvorschrift festgestellt werden. Zu Abs. I Zisf. 1. L Pfarrer: b i der Inhaber des eigentlichen Pfarramtes. Die Vorsrandschast in der ^irchenverwaltung ist Ausfluß des Pfarramtes und wie schon nach bisherigem Recht (t>ß(. §§ 59, 94 Rev. oje in 6, Meurer I 3 22 und die dort zit MinE ) mit diesem notwendig ver­ bunden (Grundsätzlich kann deshalb bei Verhinderung des Pfarrers nur dessen ordentlicher Stellvertreter im Pfarramte (der Pfarrverweser, der mit der Stellvertretung eines beurlaubten Pfarrers beauftragte Geist­ liche, der mit der Pfarramtsführung betraute Privatvikar) die Borstandschast der Uirchenverwaltunß führen. Über Ausnahmen von dem Grundsatz des Abs I Ziff. 1 und über besondere Fälle vgl. Art. 36 Abs. \ 1, 38 Abs I—1\ Die dort für den Kirchenverwaltungsvorstand aufgestellten Bestimmungen (insbes. auch Art. 38 Abs. II) gelten gleich­ mäßig für den Pfarrer und seinen Stellvertreter im Pfarramt. Die Vorstandschast des Pfarrers in der Kirchenverwaltung hat ihren inneren Grund darin, daß er als Inhaber des Pfarramtes zugleich Vorstand der Kirchengemeinde ist. Die Vorstandschaft in der Kirchenverwaltung ist daher nicht abhängig von seiner Eigenschaft als rector ecclesiae. Der Pfarrer ist auch Vorstand der etwaigen Uirchenverwaltung (Art. 36 Abs. II) einer Nebenkirche, deren rector ein Hilfsgeistlicher ist (vgl. Stingl S. 361 f.). Soweit nicht ein Fall des Art. 38 vorliegt, kann die Vorstandschaft des Pfarrers hier nur auf dem Wege des Art. 36 Abs VI beseitigt werden (vgl. dort Bem. 2). 2. Hinsichtlich der Vorstandschaft bei Simultankirchenverwaltungen vgl. Art 91 Abs. II, bei Gesamtkirchenverwaltungen vgl Abs. IV und in den Fällen der Art. 103 Abs. V, 104 Abs. III vgl. dort Bem. 2.

Zu Abs. I Ziff. 2. L Über die Voraussetzungen der ordnungsmäßigen Wahl und der Wählbarkeit vgl Art. 42ff. Ohne formgültige Wahl ist ein Eintritt in die Kirchenverwaltung für Laien nur nach Art 39, 58 Abs II möglich. 2. Ausnahmen hinsichtlich der Minimalziffer können nach Art 36 Abs VI zugelassen werden (vgl dort Bem 2) Ausnahmen hinsichtlich der Maximalziffer können sich aus Art. 58 Abs I u II, 103 Abs. V, 104 Abs III, 105 Abs III ergeben. Zwischen Land- und Stadt­ gemeinden ist nicht unterschieden. Die Zahl der Kirchenverwalter wird künftig in der Regel mindestens 3 betragen. 3 Die Festsetzung der Zahl der Kirchenverwalter int konkreten Fall hat vorbehaltlich Bem 2 innerhalb der Minimal- und Maximalzifser Hu.erfolgen Mehr als 12 .Mitglieder können nach den bisherigen Bestimmungen nur die pfälzischen protestantischen Presby­ terien haben Die Mitgliederzahl der an ihre Stelle tretenden Kirchen­ verwaltungen ist sofort (vorbehaltlich Art. 103, 111) auf höchstens 12 zu beschränken und kann diese Ziffer nur in den Fällen des Art. 103 Abs. 111—A überschreiten Soweit die Staatsaufsichtsbehörde die Zahl der Kirchenverwalter festzusetzen hat, wird sie den Umfang der Kirchen­ gemeinde, des Kirchenvermögens und die mit dessen Verwaltung etwa

278

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

verbundenen besonderen Schwierigkeiten entsprechend zu berücksichtigen haben (so auch für das bisher. Recht Ziff. 137 VollzVorschr. z. red. GemE. Weber III S. 150). 4. Die politische Gemeinde hat keinen Abgeordneten mehr zur Kirchenverwaltung zu entsenden. Der gegenwärtige Abgeordnete scheidet jedoch erst mit dem Eintritt der nach Art. 110 Abs. II neuge­ wählten Kirchenverwaltung aus (Art. 110 Abs. II Satz 3). 5. Durch Ortskirchensatzung (Art. 54) kann sowohl die nach dem bisherigen Stande als auch die durch die Staatsaufsichtsbehörde festgesetzte Mitgliederzahl erweitert oder beschränkt werden.

3n «bs. L 2. Zu Abs. 1.

II. Zu Ziff. 1 vgl. Abs. III. Zu Ziff. 2 vgl. Art. 42 Abs. V.

III.

Wer Vorstand der Einzelkirchenverwaltung ist oder sein würde, bestimmt sich nach Abs. I Ziff. 1 und Art. 38. Stellvertreter nach Art. 38 Abs. II gehören nicht hieher. Über die Entbehrlichkeit von Einzelkirchen­ verwaltungen, die durchweg oder nur bei einzelnen Gemeinden fehlen können, vgl. Art. 36 Abs. I Bem. 1. Die Vorstände etwaiger Neben­ kirchenverwaltungen werden in der Regel ohnehin als Vorstände der ordentlichen Kirchenverwaltungen zur Mitgliedschaft in der Gesamt­ kirchenverwaltung berufen sein. Vorstände, die nicht aus letzterem Grunde berufen sind (vgl. Art. 36 Abs. VI), haben kein Eintrittsrecht, da unter Einzclkirchenverwaltungen im Sinne des Abs. III offensichtlich nur die ordentlichen Kirchenverwaltungen der Einzelkirchengemeinden gemeint sein können. 2. Die Geistlichen, welche in die Gesamtkirchenverwaltung einzutreten haben, werden in den Fällen des Abs. III Satz 2 „bestimmt", nicht „gewählt". Die Formvorschriften für die Wahl (vgl. Art. 48) finden deshalb keine Anwendung. Vgl. Art. 50 Abs. II Bem. 2. Die Wahl kann daher mündlich und schriftlich erfolgen, wenn Einverständnis besteht wohl auch durch Akklamation. Ein Verzicht auf den Eintritt ist unzulässig, da die Mitgliedschaft ebensosehr ein Recht als eine Pflicht ist. Auch ein Ablehnungsrecht (Art. 45) besteht nicht. Die Vorschriften des Art. 47 gelten für diese Wahl nicht. Letztere wirkt solange als der Gewählte Vorstand einer zugehörigen Einzelkirchenverwaltung ist.

Zu Abs. V. 1. Vgl. Art. 57 Abs. I, 58 Abs. I u. II.

Über die Gewährung solcher Entschädigungen beschließt, solange neue Ministerialvorschriften (Satz 2) nicht erlassen sind, die Kirchenverwaltung selbständig vorbehalt­ lich staatsaufsichtlicher Genehmigung nach Art. 75 Abs. I Ziff. 3, 7 (event, auch Ziff. 5); vgl. auch Art. 74 Abs. I Bem. 4. Alle älteren Vorschriften hierüber (vgl. Meurer I S. 62 ff.) die nur VollzVorschr. zu § 99 Rev. GemE. sind (vgl. Weber III S. 168), sind gemäß Art. 112 Abs. IA Ziff. 3 u. 4 (vgl. Einleitung 18 S. 4) und C aufgehoben. 2. Ortskirchliche Bedienstete: Art. 57 Abs. II u. 58 Abs. IV. Auf deren Besoldung findet Satz 2 keine Anwendung.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 38.

279

Art. 38. ' Hinsichtlich der Vorstandschast in der Kirchenverwaltung stehen dem Pfarrer die mit den vollen pfarrlichen Rechten aus­ gestatteten Seelsorgegeistlichen gleich. «In Tochtergemeinden, für die ein eigener Geistlicher außer­ halb des Pfarrortes bestellt ist, kann dieser als stellvertretender Vorstand der Tochterkirchenverwaltung oder der im Tochtergemcindebezirk bestehenden sonstigen ortskirchlichen Verwaltungen auf Antrag des Kirchenverwaltungsvorstandes von der Staats­ aufsichtsbehörde bestimmt werden. '"Wenn der Kirchenverwaltungsvorstand aus einem triftigen Grunde an der Führung der Vorstandschaft so lange verhindert ist, daß ein Ersatz notwendig erscheint, dann, wenn er vom Dienste enthoben ist (Art. 84 Abs. IV) oder seine Vorstandspflichten gröb­ lich vernachlässigt, kann von der Kreisregierung nach Einver­ nahme der kirchlichen Oberbehörde (in besonders dringenden Fällen von der Staatsaufsichtsbehörde) ein anderer Geistlicher, bei prote­ stantischen Kirchenverwaltungen im Notfälle auch ein Kirchenver­ walter mit der Vorstandschaft betraut werden. Das gleiche gilt, wenn der Vorstand aus einem Privatinteresse persönlich unmittel­ bar beteiligt ist (Art. 40 Abs. I). "Wo in einer und derselben protestantischen Pfarrei mehrere Pfarrer angestellt sind, ist deren erster (in der Pfalz der mit der höheren Amtswürde, bei gleicher Amtswürde der mit höherem Dienstalter) zunächst zum Vorstande der Kirchenverwaltung berufen. Solange er von seinem Rechte keinen Gebrauch macht und nicht ohnehin nur noch ein zweiter Pfarrer vorhanden ist, bestimmen die Pfarrer den Vorstand in gemeinschaftlichem Zusammentritt nach den Grundsätzen des Art. 49 aus ihrer Mitte. Für den Fall vorübergehender Verhinderung kann sich der Vorstand einen Stellvertreter aus dem Kreise seiner Mitpfarrer bestellen. Bear. S. 450; A. A. 19i0 (.1. Les.) s. 49 ff., (2. Les.) S. 250; R. «. 1912 IV. Pro! S. 2.

Zu Abs. I. Solche Seelsorgegeistliche sind die Inhaber der den Pfarreien gleichgeachteten selbständigen Pfarrkuratien, Kuratbenesizien und ständi­ gen Pfärrvikäriate '(vgl. Krick I S. 503; Stingl S.> 359, >Meurer II S. 160, 178, Seeberger 181 f., auch Art. 36 Abs. I Ziff. 1 und Begr. S. 450). Diese sind also kraft Gesetzes Vorstände der innerhalb ihrer Kirchengemeinden bestehenden Kirchenverwaltungen (auch solcher nach Art. 36 Abs. II Ziff. 3, Abs. V) und können vorbehaltlich Abs. III nur durch einen mit der ordentlichen Stellvertretung in ihrem Amt be­ trauten Geistlichen vertreten werden. Die Vorschriften der Art. 37

280

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Abs. II—V, Art. 38 Abs. II u. III finden auch hier gleichmäßig An­ wendung. Zu Abs. II. 1. Daß der Geistliche (Expositus, Lokalkaplan, Benefiziat, expo­

nierter Vikar) in der betreffenden Tochtergemeinde wohnt, ist nicht er­ forderlich. Hat ein Hilfsgeistlicher mehrere Tochtergemeinden zu pastorieren, so kann ihm daher auch die stellvertretende Vorstandschaft mehre­ rer Tochterkirchenverwaltungen und der in diesen etwa bestehenden Nebenkirchen- und Friedhofverwaltungen (Art. 36 Abs. II Ziff. 3, Abs. V) übertragen werden. 2. Ter Pfarrer kann von Fall zu Fall bestimmen, ob der Ver­ treter fungieren soll, er kann ihm aber auch bestimmte Angelegenheiten dauernd überweisen oder sich in allen Angelegenheiten fortgesetzt ver­ treten lassen. Inwieweit er von seiner Befugnis Gebrauch machen will, ist seinem pflichtmäßigem Ermessen anheimgestellt. Eine fortgesetzte Vertretung wird sich dann rechtfertigen lassen, wenn die Expositur weit vom Pfarramt entfernt ist, wenn die Abhängigkeit des Expositus vom Pfarrer nur mehr eine formelle ist, oder wenn der Expositus bei längerer Amtsführung mit den örtlichen Verhältnissen und Bedürf­ nissen offensichtlich besser vertraut ist (vgl. Begr. S. 451). Im übrigen wird namentlich die Persönlichkeit des Hilfsgeistlichen und seine Amts­ erfahrung für das Maß der einzuräumenden Stellvertretung aus­ schlaggebend sein müssen. 3. Die Befugnisse des Pfarrers, dem der Stellvertreter im Pfarr­ amt (vgl. Art. 37 Abs. I Ziff. 1) auch hier gleichsteht, werden durch die Bestellung eines Stellvertreters nach Art. 38 Abs. II nicht gemindert. Der Pfarrer kann jederzeit, auch soweit er dem Hilfsgeistlichen bestimmte Angelegenheiten dauernd überwiesen hat, den Vorsitz und die Geschäfts­ führung selbst übernehmen. Soweit der Pfarrer selbst den Vorsitz führt, ist der Stellvertreter überhaupt nicht Mitglied der Kirchenverwaltung (vgl. Art. 37 Abs. I Ziff. 1 u. 2) und kann daher höchstens mit be­ ratender Stimme an den Verhandlungen teilnehmen. 4 Der Stellvertreter handelt auf eigene Verantwortung und ist für seine Geschäftsführung persönlich haftbar (Art. 59, 79). Inner­ halb des ihm zu selbständiger Verwaltung übertragenen Wirkungskreises hat er alle Rechte und Pflichten des Kirchenverwaltungsvorstandes (vgl. Art. 56, 57 usw.). Selbstverständlich unterliegt seine Tätigkeit als Stell­ vertreter ebenso wie seine ganze Amtsführung der Aufsicht des Pfarrers. Berichte usw. an die kirchlichen Oberbehörden oder an die Staatsauf­ sichtsbehörden müssen deshalb durch die Hand des Pfarrers gehen. 3. Die Bestellung zum Stellvertreter wirkt nur persönlich itrtb muß daher für jeden Hilfsgeistlichen besonders nachgesucht werden. Zn Abs. III.

!♦ Kirchenverwaltungsvor stand i. S. des Abs. III ist nicht nur der Pfarrer und sein Stellvertreter im Pfarramt (Art. 37 Abs. I Ziff. 1), der Vorstand der Gesamtkirchenverwaltung (Art. 37 Abs. IV) und der Seelsorgegeistliche des Art. 38 Abs. I, sondern auch ein Stellvertreter nach Art. 37 Abs. IV und Art. 38 Abs. II u. IV, wenn der vertretene Vorstand an der Geschäftsführung verhindert ist. Solange ein ordentlicher Stellvertreter nach Art. 37 Abs. I Ziff. 1,

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 39.

281

Abs. IV, Art 38 Abs. II vorhanden ist, hat selbstverständlich dieser einen nach Abs. III verhinderten Vorstand ohne weiteres zu vertreten. L. Eine längere Dauer der Verhinderung hat das Verfahren nach Abs III nicht zur Voraussetzung, je nach Lage des Falles kann auch bei nur vorübergehender Verhinderung die Bestellung eines Er­ satzes notwendig werden Bestellt in besonders dringenden Fällen die Ltaatsaufsichlsbehörde (Art 73, den Ersatzmann, so bedarf es vorheriger Einvernahme Art 11 Abs I) der kirchlichen Oberbehörde nicht, auch wenn die ^treisregierung Ltaatsanfsichtsbehörde ist. 3 ein anderer Geistlicher: Als solcher kommt sowohl der Pfarrer einer benachbarten Pfarrei, als auch em am Psarrorte selbst oder ui einer Filiale verwendeter Hilfsgeistlicher derselben Pfarrei in Betracht 4. Privatinteresse: vgl Art. 40 Abs. I Bem 2 u. 3. 3. Auch in den Fällen des Satz 2 darf ein Laie nur im Not­ fall mit der Vorstandschaft betraut werden.

Zu Abs. IV. 1. Dem ersten usw. Pfarrer ist es freigestellt, ob er die ihnl zunächst zukommende Vorstandschaft in der Kirchenverwaltung führeii will. Verzichtet er, so sind die anderen Geistlichen derselben Pfarrei zur Übernahme der Vorstandschaft verpflichtet; dieser Pflicht können sie sich durch Verzicht nicht entziehen. Im übrigen vgl. Art. 37 Abs. III Bem. 2. 2 Solange der zweite usw. oder ein durch Wahl bestimmter Geistlicher die Vorstandschaft führt, ist jede direkte Einflußnahme des ersten usw Pfarrers auf die Geschäfte der Kirchenverwaltung ausge­ schlossen. Letzterer kann nicht etwa in einzelnen, ihm besonders wichti­ gen Fällen den Vorsitz übernehmen (Satz 3). Doch steht es ihm (anders als nach bisherigem Rechte) jederzeit frei, die Vorstandschaft im ganzen dauernd an sich zu nehmen, auch wenn ein anderer Geistlicher durch Wahl damit betraut worden ist (vgl. Begr. S. 451). Ebenso wird es als zulässig zu erachten sein, daß er jederzeit die Vorstandschaft wieder niederlegt Einen etwaigen Mißbrauch dieser Befugnisse wird die Staats­ aufsichtsbehörde und die kirchliche Oberbehörde durch aufsichtliches Ein­ greifen verhindern können. 3. Die Bestellung eines Stellvertreters kann von Fall zu Fall, aber auch generell für alle Fälle vorübergehender Verhinderung er­ folgen; sie ist persönlicher Vereinbarung überlassen.

Ersetzung.

21 tL 39.

' Wenn die Wahl der Kirchenverwalter in der festgesetzten Zahl trotz Wiederholung nicht zustande kommt oder wenn die Kirchenverwaltung nicht bloß vorübergehend beschlußunfähig wird, auch durch Einberufung von Ersatzmännern oder einmalige Er­ gänzungswahl nicht abzuhelfen war, so kann die Staatsaufsichts­ behörde die Zahl der Kirchenverwalter entsprechend herabsetzen oder nötigenfalls kommissarisch die Kirchenverwaltung — wenn tunlich

282

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

aus Kirchengemeindegliedern — ergänzen oder, abgesehen von dem Vorstande, bestellen. »Erscheint bei vorübergehender Beschlußunfähigkeit der Kir­ chenverwaltung ein Ersatz notwendig, so ist nach Art. 40 Abs. II bis IV zu verfahren. Begr. S. 451.

3ii «bs. I. 1. Art. 39 bezieht sich auf alle ordentlichen Kirchenverwaltungen. Bei Mutter-, Tochter- und namentlich bei Nebenkirchenverwaltungen kann auch das Verfahren nach Art. 36 Abs. IV Platz greifen. 2. „Beschlußfähigkeit" vgl. Art. 40, 63. Diese ist z. B. „nicht bloß vorübergehend" bei voraussichtlich längerer Kvankheit oder bei Tod eines Mitglieds, wenn nur 2 gewählte Mitglieder vorhanden sind (Art. 37 Abs. I Ziff. 2, 63 Abs. IV). Soweit Beschlußunfähigkeit lediglich auf der Verhinderung des Vorstandes beruht, finden ausschließ­ lich die Vorschriften des Art. 38 Abs. III Anwendung. 3. Der Beschlußfähigkeit abzuhelfen ist zunächst entweder durch Einberufung der Ersatzleute (Art. 51) oder durch einmalige Ergänzungs­ wahl (KWO. § 46) zu versuchen. Die Ersatzleute können unter den Voraussetzungen des Art. 39 nicht bloß auf definitiv unbesetzt gebliebene oder definitiv erledigte Stellen (vgl. Begr. S. 451), sondern auch aushilfsweise einberufen wer­ den. Sie sind zum Eintritt verpflichtet (Art. 51, 42 Abs. I, II, V; 45, 41 KGO., Art. 8 Ziff. 37, Art. 46 VGHG. mit Art. 96 b KGO.; Art. 21 PolStGB.). Über die Reihenfolge der Einberufung vgl. Art. 51 Abs. II. 4. herabsetzen: jedoch nicht unter die Zahl 2 (vgl. Art. 37 Abs. I Ziff- 2). 5. Die kommissarische Ergänzung oder Bestellung der Kirchcnverwaltung ist das letzte Aushilfsmittel. Die Auswahl soll zu­ nächst unter den wählbaren (Art. 44) Kirchengemeindegliedern erfolgen. Führt diese nicht zum Ziel, so ist die Staatsaufsichtsbehörde in der Aus­ wahl unbeschränkt. Sie kann z. B. Mitglieder einer anderen Kirchen­ gemeinde, eventuell auch nur Geistliche (vgl. Art. 4 Abs. I Bem. 3) einberufen. Die Herabsetzung der Zahl und die kommissarische Ergänzung usw. kann übrigens nicht nur alternativ, sondern auch gleichzeitig erfolgen. Ein Zwang, der Einberufung Folge zu leisten, besteht für die kommissarisch Berufenen nicht. Selbstverständlich können die aushilfsweise als Mit­ glieder berufenen Geistlichen durch die kirchliche Oberbehörde dazu nngehalteu werden. Vorsitzender bleibt in allen Fällen der nach Art. 37 und 38 berufene Kirchenverwaltungsvorstand. Dieser kann nur nach Art. 38 Abs. III ersetzt werden. v. Die kommissarische Verwaltung steht der ordentlichen Kirchen­ verwaltung rechtlich vollkommen gleich. Sie hat alle Rechte und Pflich­ ten einer solchen. Die kommissarisch berufenen Mitglieder, welche die Berufung angenommen haben, sind „Kirchenverwalter" mit allen recht­ lichen Konsequenzen (vgl. insbes. Art. 59, 83 f.).

3. Abschn. Ortstirchliche Vertretungskörper.

Art. 40.

283

7. Die außerordentlichen Maßnahmen des Art. 39 sollen nur solange in traft bleiben, bis es gelingt, den regelmäßigen Zustand her­ zustellen, was mindestens jeweils z. Z. der ordentlichen Kirchenver­ waltungswahlen anzustreben, bei gegebener Aussicht auf Erfolg aber auch schou vorher zu versuchen ist (Begr. S. 452). S. Über Verpflichtung und Einweisung der von der Staatsaufsichtsbehördc im Wege der kommissarischen Ergänzung berufenen oder von ihr bestellten Kirchenverwalter s. VollzBek. § 11 Abs. I (bei Art. 36).

Privatbetriligung.

3Itt. 40.

-Wer bei einer Angelegenheit aus einem Privatinteresse per­ sönlich unmittelbar beteiligt ist, darf an der Beratung und Bescblußsassung hierüber nicht teilnehmen. --Wenn infolgedessen, abgesehen von dem Falle des Art. 38 Abs. 111 Satz 2, die Kirchenverwaltung beschlußunfähig ist, so wird durch vorübergehende Einberufung von unbeteiligten Ersatz­ männern abgeholfen. ---Ist dies nicht möglich und handelt es sich um eine Ange­ legenheit katholischen ortskirchlichen Stiftungsvermögens, so ent­ scheidet nach Vernehmung der Beteiligten wie der Unbeteiligten und nach Einvernahme der kirchlichen Oberbehörde die Staats­ aufsichtsbehörde, soferne nicht nach Art. 36 Abs. VI vorübergehend eine besondere Vertretung bestellt wird. -- Handelt es sich um eine Angelegenheit der Kirchengemeinde oder um eine Angelegenheit protestantischen ortskirchlichen Stif­ tungsvermögens und ist Abhilfe durch vorübergehende Einberufung von unbeteiligten Ersatzmännern nach Abs. II nicht möglich, so steht die Entscheidung der Kirchengemeindeversammlung oder den Kirchengemeindebevollmächtigten zu. Unmittelbar Beteiligte haben auch in diesen Vertretungskörpern kein Stimmrecht. Ist minde­ stens die Hälfte der an sich zur Teilnahme an der Kirchen­ gemeindeversammlung Berufenen zur Teilnahme an der Beschluß­ fassung unfähig, so finden die Bestimmungen des Abs. III ent­ sprechende Anwendung. Das gleiche gilt bei nicht zu beseitigender (Abs. II) Beschlußunfähigkeit der Kirchengemeindebevollmächtigten aus solchem Grunde. Bcgr. S. 452; A. >«. 1910 (1. Les.) S. 51 ff., (2. Les.) S. 250 ff.; A. PI. 1910 S. 455.

Zu Abs. I. 1. Abs. I entspricht wörtlich Art. 145 Abs. IV/78 Abs. IV GemO.; für die Auslegung sind deshalb im wesentlichen die gleichen Grundsätze maßgebend: vgl. im allgemeinen Kahr I S. 850 ff-, Wand S. 486 s. Der Grundsatz des Abs. I bezieht sich zunächst nur auf den Kirchenverwaltungs­ vorstand und die Kirchenverwalter, wird aber durch Abs. IV Satz 2 auch auf die Kirchengemeindemitglieder und -Bevollmächtigten ausgedehnt.

284

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

2. Eine unmittelbare Beteiligung aus einem Privat­ interesse liegt nicht schon dann vor, wenn die Interessen des Kirchen­ verwalters usw. durch den zu fassenden Beschluß mitberührt werden. Es muß sich vielmehr um Interessen desselben handeln, die sich „von den Interessen der Allgemeinheit als Souder-Interessen abhebcu" (vgl. Seydel II S. 124). Ob diese Sonderinteressen auf privatrechtlichem oder öffentlich-rechtlichem Gebiet liegen ist gleichgültig, da der Begriff „Privat­ interesse" gleichbedeutend mit „persönlichem Interesse" ist (BGH. Bd. 10 S. 190). Ebensowenig kommt es darauf an, ob Vermögenswerte oder sonstige persönliche Angelegenheiten in Frage stehen (vgl. Art. 41). Es besteht aber, da Abs. I eine Ausnahmebestimmung ist und zu unliebsamen Komplikationen führen kann, besonders auch im Hinblick auf Art. 59, 84 usw. jedenfalls keine Veranlassung, den Begriff „der unmittelbaren Beteiligung" usw. zuweit zu sassen. In Zweifelsfällen wird für die Teilnahme des Betreffenden an der Beschlußfassung zu entscheiden sein (vgl. Kahr I S. 852). Ein zu berücksichtigendes „Privatinteresse" i. S. des Abs. I ist z. B. nicht vorhanden, wenn es sich um die Beschlußfassung über die Einführung von Gemeindeumlagen, über die Auferlegung (Art. 26) und Verteilung (Art. 28 Abs. III) von Gemeindedienslen überhaupt handelt; ferner nicht bei Beschlußfassung über Verträge usw. mit politischen Ge­ meinden für die Kirchenverwalter, die zugleich Gemeindebevollmächtigte usw. sind. Bestreitet dagegen ein Kirchenverwalter seine Verpflichtung zur Umlagenentrichtung, zur Teilnahme an gewissen Gemeindediensten, macht er hinsichtlich des Verteilungsmaßstabs aus Gründen, die nur in seiner Person vorhanden sind, Einwendungen und hat hiezu die Kirchenver­ waltung beschlußmäßig Stellung zu nehmen, so ist ein Privatinteresse i. S. des Abs. I gegeben. Speziell für den Geistlichen (Art. 38 Abs. III Satz 2) ist ein un­ mittelbares Privatinteresse nicht nur dann gegeben, wenn es sich um Angelegenheiten handelt, die speziell seine Person berühren, sondern auch dann, wenn solche für ihn als Inhaber der Pfarrstelle, also zugleich für alle seine Nachfolger besondere Bedeutung haben (vgl. Art. 14 Abs. II, 85 ff.). Dies gilt aber nur für den Pfarrer bzw. Stelleninhaber selbst, nicht für seine etwaigen Stellvertreter (vgl. Art. 37 Abs. I Zisf. 1, 38 Abs. II). Im übrigen ist auch hier der Begriff des Privatinteresses nicht unnötig auszudehnen. Die Beschlußfassung über Verpflichtungen, deren Erfüllung selbst­ verständlich ist, wie z. B. über die laufenden Bauunterhaltungsarbeiten in Pfarrhäusern (vgl. auch Art. 12 Abs. I Zisf. 1 Bem. 2) berührt weit mehr das Interesse der baupflichtigen Kirchenstiftung oder -Gemeinde und schließt daher die Beteiligung des Pfarrers nicht aus. Bauliche Maßnahmen dagegen, die nicht zur Unterhaltung notwendig sind, aber vom Pfarrer zur Erhöhung der Wohnlichkeit usw. angesprochen werden (Einrichtung von Beleuchtungsanlagen, Erweiterungsbauten uftü.) fallen regelmäßig unter Abs. I. 3 Die unmittelbare Beteiligung muß in der Person des Kirchen­ verwalters usw. selbst oder doch in der seiner ungeschiedenen Ehefrau und seiner minderjährigen, im elterlichen Brote stehenden Kinder ge­ geben sein. Sonstige nahe Verwandtschaft oder Schwägerschast mit einem persönlich Interessierten bildet keinen Ausschließungsgrund (vgl. VG^>. Bd. 2 S. 103, Kahr I S. 168 f., 854).

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 40.

285

4. Der Beteiligte ist nur von der Beratung und Beschluß­ fassung ausgeschlossen; es ist deshalb zulässig, ihn gesondert von biefeii Akten in der Sitzung zur Aufschlußerteilung oder sonstigen Äuße­ rung zu Worte kommen zu lassen (Begr. S. 452). 5. Die Nichtbeachtung der Vorschriften des Abs. I und des Art. 38 Abs III Satz 2 hat nicht unbedingt die Nichtigkeit des gefaßten Be­ schlusses, sondern bei sonst gesetzmäßigen Abstimmungsergebnissen zu­ nächst nur die Ungültigkeit der im Widerspruch mit den bezüglichen Bestimmungen abgegebenen Stimmen zur Folge (VGH. Bd. 5 S. 272, Bd. 25 S. 1; vgl. aber Art 63 Abs. IV). 6. Tie Ausschließung eines Privatbeteiligten greift nur bei solchen Beschlüssen Platz, die eine sachliche Würdigung des in Frage stehenden Verhältnisses und „eine maßgebende unmittelbare Einwirkung auf dessen Bestand beabsichtigen". Besteht jedoch späterhin Anlaß in dieser Ange­ legenheit Beschwerde wegen Verletzung des kirchengemeindlichen Selbst­ verwaltungsrechts zu ergreifen (vgl. Art. 96 c), so ist kein Ausschließungs­ grund mehr gegeben (vgl. VGH. Bd. 10 S. 188, 193 unten). 7. Der Ausschluß eines Privatbeteiligten von der Be­ ratung usw. ist eine Angelegenheit der Geschäftsleitung und daher vom Kirchenverwaltungsvorstand zu verfügen (Art. 63 Abs I, 56 Abs. IV, Art 37, 38) eventuell von der Staatsaufsichtsbehörde (Art. 74 Abs. I Ziff. 4, Abs. IX). Der Kirchenverwaltungsvorstand kann die Kirchenverwalter über die Ausschließung einvernehmen. Deren Äußerung hat jedoch, auch wenn sie in Form eines Beschlusses erfolgt, rechtlich nur die Bedeutung eines Gutachtens, nicht eines Beschlusses. Maßgebend (was namentlich für das Beschwerdeverfahren von Bedeutung ist) bleibt die Verfügung des Vorstandes (Art. 74 Abs. III u. IV usw. also nicht anwendbar). Ist der Vorstand selbst „beteiligt", so hat er — wie auch in Zweifels­ fällen — der Kreisregierung Anzeige zu erstatten (vgl Art. 38 Abs III). Erachtet sich der Ausgeschlossene beschwert, so kann er aufsichtliches Eingreifen! auf Grund des Art. 73, 74 anrufen. Art. 10 Ziss 3 u. 12 VGHG. (Art. 96 c u. d KGO.) sind — Ziff. 12 wenigstens soweit Kirchen­ verwalter und -Bevollmächtigte in Frage stehen — nicht einschlägig. Vgl zu Bem 7: Kahr I S. 854, Wand S 488, insbes BlAdmPr Bd 39 S. 225 ff ; ferner Bem. cc zu Art. 96 d.

Zu Abs. II. 1 Vgl. Art. 63 Abs IV. Die einberufenen Ersatzmänner müssen der Berufung Folge leisten (vgl Art. 39 Abs I Bem 3). Über die Reihenfolge der Einberufung vgl Art. 51 Abs. II. 2. Über Einweisung und Verpflichtung vgl VollzBek § 11 Abs I (bei Art 36 abgedr.).

Zu Äbs. III, 1. Die Scheidung zwischen katholischem und protestantischem orts­ kirchlichen Stiftungsvermögen (Art. 5 Abs II) entspricht den Grund­ sätzen des Art. 6 Abs. I u. II 2. Nach dem Wortlaut des Abs. III steht es in dem Ermessen der Staatsaufsichtsbehörde, unter den Voraussetzungen des Abs III selbst zu entscheiden oder eine besondere Vertretung nach Art. 36 Abs. VI zu bestellen (vgl Art. 36 Abs VI Bem 3). Nach der Absicht des Aussch.-

286

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Nef., auf dessen Vorschlägen die Fassung des Abs. III beruht, soll letzteres allerdings zunächst versucht werden (AA. 1910 [1. £ef.] S. 51, [2. Sef.] S. 250). Art. 39 Abs. I ist nicht anwendbar, da die Privatbeteiligung wohl immer nur .vorübergehende d. h. auf einen einzelnen Fall be­ schränkte Beschlußfähigkeit herbeiführen wird. Für die Fälle des Art. 38 Abs. III Satz 2 kann nur nach Art. 38 Abs. III Satz 1 Abhilfe geschaffen werden (vgl. Abs. II). Einzuvernehmen sind nur die Kirchenverwalter einschließlich des Vorstandes (vgl. Art. 6 Abs. I Satz 1) und zwar die Beteiligten und Unbeteiligten je gesondert. Auch die kirchliche Ober­ behörde ist nur einzuvernehmen (Art. 11 Abs. I). 3. Die Entscheidung der Staatsaufsichtsbehörde ist nicht eine Entscheidung im technischen Sinn, sondern nur eine aufsichtliche Be­ schlußfassung, welche die Stelle eines Kirchenverwaltungsbeschlusses ver­ tritt (vgl. Kahr I S. 935). Soweit eine Erklärung abzugeben ist, handelt die Staatsaufsichtsbehörde als gesetzlich bevollmächtigter Vertreter. Die Kirchenverwaltung als solche kann, schon weil sie hinsichtlich der ent­ schiedenen Sache beschlußunfähig ist (vgl. BlAdmPr. Bd. 39 S. 225 f.), hiegegen keine Beschwerde ergreifen, es sei denn eventuell wegen Ver­ letzung des Selbstverwaltungsrechts (Art. 96 c; vgl. Abs. I Bem. 6 Satz 2). Die Beschwerde der sonstigen Beteiligten geht unmittelbar an die 2. In­ stanz.

Zu Abs. IV. 1. Kirchengemeindeversammlung oder -Bevollmächtigte; Art. 65, 68. Der Grundsatz des Abs. IV Satz 2 gilt für diese Vertretungskörper nicht nur, soweit sie aushilfsweise, sondern auch soweit sie von vorneherein zur Beschlußfassung berufen sind (vgl. Art. 65 Abs. I; Art. 66 Abs. II, 72 Abs. II; Begr. S. 452). Der Begriff der „unmittelbaren Be­ teiligung" ist hier ebenso wie in Abs. I zu begrenzen. 2. Satz 2. Diese Bestimmung ist notwendig, da sowohl nach Art. 67 Abs. I die unmittelbar Beteiligten gar nicht zu Gehör kämen, dennoch aber ein gültiger Beschluß der Kirchengemeindeversammlung zustande kommen könnte. Die Staatsaufsichtsbehörde hat also die Beteiligten und die Unbeteiligten je gesondert (Art. 108), dann auch die kirchliche Oberbehörde einzuvernehmen (Art. 11 Abs. I) und selbst zu entscheiden (vgl. Abs. III Bem. 3). Die Bestellung einer besonderen Vertretung nach Art. 36 Abs. VI kann nach dem Zusammenhang dieser Bestimmung nur als Ersatz für eine Kirchenverwaltung, nicht aber für die Kirchengemeindeversammlung in Frage kommen. Auch die sonstige Bestellung einer entsprechenden Vertretung der Interessen des ortskirchlichen Stiftungsvermögens oder der Kirchengemeinden" von Aufsichts wegen (etwa durch Aufstellung eines Rechtsanwalts), welche irrt Entwurf in Anlehnung an Art. 145/78 Abs. V Satz 2 GemO. vorgesehen war, aber in den Aussch.-Verhandlungen gestrichen wurde (1. Les. S. 51), hat zu unterbleiben. 3. Satz 4. Die Anwendung der gleichen Grundsätze für den Fall der Beschlttßunfähigkeit der Kirchengemeindebevollmächtigten infolge Privatbeteiligung erweist sich aus Art. 72 Abs. II notwendig. Auch hier kann die Bestellung einer besonderen Vertretung (vgl. oben Bem. 2 Abs. II) von Aufsichts wegen nicht in Frage kommen.

3. Abschn.

Austritt.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 41.

287

Art. 41.

^in Kirchenverwalter ist wegen erwiesener körperlicher oder geistiger Dienstesunfähigkeit oder wegen zurückgelegten 60. Lebens­ jahres zum Austritte berechtigt. "Der Austritt muß erfolgen, wenn ein Kirchenverwalter die zur Wählbarkeit erforderlichen Eigenschaften verliert oder deren Mangel erst nachträglich wahrgenommen wird, oder wenn Ver­ hältnisse eintreten, welche die Fortführung des Amtes unmög­ lich machen. IIJ Über die Zulässigkeit oder Notwendigkeit des Austrittes be­ schließt zunächst die Kirchenverwaltung. "Außerdem kann einem Kirchenverwalter aus triftigen Grün­ den die nachgesuchte Entlassung durch Beschluß der Kirchenver­ waltung mit staatsaufsichtlicher Genehmigung bewilligt werden. Zu Abs. I. !♦ Art. 41 ist den Art. 80 und 127 der rechtsrh. GemO. nachge­ bildet; vgl. im allgemeinen Kahr I S. 751 ff., 897 f. 2. Wie die Annahme der Wahl zum Kirchenverwalter tArt. 45) so ist auch die Fortführung des übernommenen Amtes eine Pflicht, der sich der Kirchenverwalter nur unter den gesetzlich vorgesehenen Voraus­ setzungen entziehen kann (vgl. VGH. Bd. 2 S. 512 unten). Die Er­ füllung dieser Pflicht kann nach Art. 46 VGHG. und Art. 21 PolStGB, erzwungen werden; vgl. auch Art. 83 KGO. Die in Abs. I aufgezählten Tatsachen berechtigen selbstverständlich auch dann noch zum Austritt, wenn sie bereits zur Zeit der Wahl bestanden haben, damals aber nicht als Ablehnungsgrund geltend gemacht worden sind (vgl. Kahr IS. 751). 3. Für die Pfalz s. Art. 100 Abs. II.

Zu Abs. II. 1. Die zur Wählbarkeit erforderlichen Eigenschaften sind in Art. 44 mit 43 ausgezählt. Diese betfiert auch der Gemeinschuldner (Art. 43 Abs. I), weshalb dieser bei Eröffnung des Konkurses austreten muß (vgl. Kahr a. a. O., Seydel II S. 96 Anm. 29; VGH. Bd. 17 S. 1). Die Disziplinarbestimmungen (Art. 84) und die Bestimmungen des Neichsstrafgesetzbuches über den Verlust der bekleideten öffentlichen Ämter bleiben selbstverständlich Vorbehalten (Begr. S. 453). Auch die Funk­ tion des Kirchenverwalters ist ein öffentliches Amt i. S. des NStGB. a. M. wohl mit Unrecht Meurer, Grundfragen S. 11 f.; dadurch, daß nur Konfessionsgenossen dieses Amt erlangen können, verliert dasselbe nicht den Charakter als öffentliches). Die Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter (§§ 31 u. 35 a. a. O.) schließt den dauernden Ver­ lust der bereits innegehabten Ämter in sich (vgl. Oppenhoff Bem. 5 zu § 31). Die gleiche Wirkung hat die Aberkennung der bürgerlichen Ehren­ rechte (§§ 32, 33). Gemäß §§ 81, 83, 84, 87—91, 94, 95 RStGB. kann auf den Verlust der bekleideten öffentlichen Ämter neben der Haupt­ strafe auch unmittelbar erkannt werden.

288

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Der Verlust des Kirchenverwalteramtes tritt mit dem Zeitpunkt der Nechtswirksamkeit des betreffenden Strafurteils von selbst ein (vgl. § 36 RStGB.). Eine Beschlußfassung nach Abs. III hat demgemäß in solchen Fällen als überflüssig zu unterbleiben (vgl. Kahr I e. 752). 2. Über die zeitweilige Suspension vom Amt vgl. Art. 84 Abs. VIII. 3. Verhältnisse, welche die Fortführung des Amtes unmöglich machen, sind nach Analogie der GemO. hauptsächlich körperliche oder geistige Tienstunfähigkeit, wenn der Betreffende nicht auf Grund des Abs. I freiwillig seine Enthebung fordert, oder sie etwa wegen Geistes­ krankheit nicht fordern kann (Begr. S. 432, Kahr I S. 752). Wegen strafrechtlicher Vergehen oder disziplinärer Verfehlungen kann Entfernung vom Amte nur nach Art. 83, 84 herbeigeführt werden (vgl. BGH. Bd. 1 S. 423). Über die Wirkung einer nachträglich eintretenden Schwägerschast zwischen Kirchenverwaltungsmitgliedern vgl. Art. 50 Abs. III. Zu Abs. III.

1. Beschlußfassung nach Abs. III hat in allen Fällen ein­ zutreten, in denen das Ausscheiden nicht von Rechts wegen oder durch Disziplinarverfügung erfolgt (vgl. Abs. II Bem. 1); also insbesondere auch dann, wenn der Betreffende durch Übertritt zu einem anderen Be­ kenntnis, durch Wegzug aus dem Kirchengemeindebezirk usw. die zur Wählbarkeit erforderlichen Eigenschaften verliert. Die Kirchenverwaltung beschließt nur „zunächst", nicht als Instanz; doch ist ihr Beschluß Vor­ aussetzung des verwaltungsrechtlichen Verfahrens (vgl. VGH. Bd. 8 S. 169). Der Kirchenverwalter, dessen Austritt in Frage steht, kann bei der Beschlußfassung nicht mitwirken (Art. 40 Abs. I u. II). 2. Streitigkeiten über das Recht und die Pflicht zum Aus­ tritt sind Verwaltungssachen nach Art. 8 Zifs. 37 VGHG. mit Art. 96 b KGO. Über die an eine Frist nicht gebundene Beschwerde des betreffenden Kirchenverwalters gegen den Beschluß der Kirchenverwaltung entscheidet in 1. Instanz die Staatsaufsichtsbehörde (Art. 81 Abs. I Satz 2, 73 Abs. II und III), in 2. Instanz der VGH. (Art. 9 VGHG.). Gegen den erstiusranziellen Beschluß steht auch der Kirchenverwaltung das Recht der Beschwerde zu. Die Beschwerde ist wie die des betreffenden Kirchenver­ walters an eine 14 tägige Frist gebunden (Art. 81 Abs. II, 106 Abs. VI). Verneint die Kirchenverwaltung die Verpflichtung zum Austritt, so kann die Staatsaussichtsbehörde das verwaltungsrechtliche Verfahren zur Feststellung der Notwendigkeit des Austritts auch von Amts wegen einleiten (vgl. hierüber Kahr I S. 755, Reger-Dhroff S. 409). Selbst­ verständlich kann die Staatsaussichtsbehörde das Verfahren zur Fest­ stellung der Austrittspflicht auch von Anfang an in Gang bringen. Die Beschlußfassung der Kirchenverwaltung kann gemäß Art. 74 er­ zwungen werden. Zu Abs. IV.

Die Bewilligung der Entlassung nach Abs. IV liegt ganz in dem Ermessen der Kirchenverwaltung und der Staatsaufsichtsbehörde. Ver­ sagt die Staatsaufsichtsbehörde die Genehmigung, so kann sowohl die Kirchenverwaltung als auch der betreffende Kirchenverwalter Aufsichts­ beschwerde erheben (Art. 80, 81). Eine Zuständigkeit des VGH. ist aus-

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Vorbemerkungen.

289

geschlossen (VGHG. Art. 13 Abs. I Ziff. 3). Verweigert jedoch schon die Kirchenverwaltung die Bewilligung der Entlassung, so bedarf es weder einer staatsaussichtlichen Genehmigung des bezüglichen Beschlusses (vgl. Kahr I S. 898, Seydel II S. 102 Anm. 90) noch unterliegt letzterer der Beschwerde — außer etwa wegen formeller Verstöße ffrgl. BGH. Bd. 2 S. 510, Art. 74 Abs I Ziff. 4, Art. 81 Abs. III).

Zweites Kapitel.

Kirchtuoerwaltungswahlen. Vorbemerkungen. I. Für die Kirchenverwaltungswahlen waren bisher in der Hauptsache die Vorschriften der Instruktion, die Vornahme der Kirchenverwaltungs­ wahlen in den bayer Landesteilen diesseits des Nh. betr. vom 25. August 1869 mit den Abänderungen vom 29. September 1875 maßgebend (Weber VIII S. 269ff), welche sich enge an die auf die Wahlen bezüglichen Bestimmungen der beiden Gemeindeordnungen von 1869 anlehnten. Für einige besondere Fälle waren ältere Vorschriften in Kraft geblieben (vgl. MinE vom 25. August 1869, die Vornahme der Kirchenverwaltungs­ wahlen betr (Weber VIII S. 267]). Hinsichtlich der Pfalz vgl. Einl. S. 5f.

II. Die KGO. räumt vorbehaltlich Art. 103 mit allen älteren Vor­ schriften — ohne alle Ausnahme — auf und bringt für die katholische und protestantische Kirche des ganzen Königreichs (vgl. Art. 100 Abs. I) ein neues Wahlrecht, das zwar ebenfalls teilweise das für die bürgerlichen Gemeinden geltende Wahlrecht der GemO. zum Vorbild nimmt, diesem gegenüber aber außer inhaltlichen Verschiedenheiten besonders infoferne eine wesentliche Neuerung bringt, als es zwischen grundlegenden und ausführenden Vorschriften unterscheidet und nur erstere gesetzlich regelt, die letzteren aber dem Verordnungswege zuweist (Art. 52). Die KGO. selbst bringt daher nur Vorschriften: 1 über das aktive und passive Wahlrecht in territorialer Abgrenzung (Art. 42); 2 über das persönliche Wahlstimmrecht (Art. 43); 3. über die persönliche Wählbarkeit (Art. 44); 4 über das Ablehnungsrecht (Art. 45); 5 über den Einfluß der Wahlbestechung (Art. 46); 6 über Zeitpunkt der Wahlen und Dauer der Wahlperioden (Art. 47); 7 über Wahlleitung und Stimmgebung (Art. 48); 8. darüber, wer als gewühlt zu betrachten ist (Art. 49); 9. über Einfluß von Verwandlschafts- und-Schwägerschaftsvevhättnissen (Art. 50); 10. über Notwendigkeit, Zahl und Einberufung der Ersatzmänner (Art. 51). Sie ordnet weiter an, daß die Wahlen staatsaufsichtlicher Prüfung und der Anfechtung unterliegen, daß die Staats- und Gemeindebebörden usw. jede Unterstützung zu leisten haben (Art. 48, 52) und sieht endlich die Möglichkeit der Beschränkung des Wahlstimmrechts auf die Lanobetnrictz, Äird)cngemcinbeoibnuiifl. 19

290

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

in eine Wählerliste eingetragenen Personen (Art. 43 Abs. II) und die Zulassung der Wahl nach gebundenen Listen vor (Art. 52 Abs. III). Tas Verfahren im einzelnen regelt die Kirchenwahlordnung t>om 20. Oktober 1912 (S. 85 ff.). III. Der „Kirchenvorstand" und das „Presbyterium" ist eine inner­ kirchliche Einrichtung der protestantischen bzw. reformierten und unierten Kirche. Aus die Bildung dieser Organe finden die Wahlvorschriften der KGO. und der KVO. zunächst keine Anwendung, vielmehr bewendet es für jene bei den bisherigen Bestimmungen. Vgl. aber Art. 103, 104 und 105 KGO. und die Eingangsworte der KWO. (S. 87). IV. Nach der KWO. sind für das Wahlgeschäft bei den regelmäßigen Wahlen (Art. 47) 4 Abteilungen zu unterscheiden: A. Das vorbereitende Verfahren (§§ 1—17 KWO.). B. Die Wahlhandlung (§§ 18—39 KWO.). C. Tas Wahlprüfungs-, Anfechtung^- und Beanstandungsverfahren (§§ 40—43 KWO.). D. Die Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter (§ 44 KWO.). A. Die Vorbereitung der Wahl ist Sache der im Amte befind­ lichen Kirchenverwaltung (§ 1 Abs. I).*) Besteht eine solche noch nicht (vgl. Art. 36 Abs. II, 100 Abs. I), so ist nach § 1 Abs. II zu verfahren. Die Mitwirkung der Staatsauffichtsbehörde bemißt sich, abgesehen von den in der KGO. und in der KWO. besonders bezeichneten Fällen nach der MinBek. vom 21. Oktober 1912 (S. 137). Die Kirchenverwaltung wird zweckmäßig zunächst etwaige aus Art. 42 Abs. I u. II sich ergebende Zweifel eventuell unter Anrufung der Staatsaufsichtsbehörde beheben. Sodann hat sie zu prüfen, ob die gesetzliche Regel des § 2 Abs. I maßgebend sein soll (vgl. hiezu MinBek. vom 21. Oktober 1912 sS. 137] Zifs. 2). a) Entscheidet sie sich dafür, so obliegt zunächst dem Kirchenver­ waltungsvorstand (Art. 37, 38) allein der Vollzug der §§ 3 u. 4 (vgl. hiezu Muster 1 sS. 116]). Der Termin des § 3 muß für 1912 selbst­ verständlich überschritten werden (vgl. MinBek. vom 21. Oktober 1912 [©. 137]), doch darf dadurch eine Verkürzung der gesetzlichen Fristen (vgl. § 3 Satz 2, § 6 Satz 3) nicht eintreten. Hinsichtlich der vom Kirchenverwaltungsvorstand zu veranstaltenden Erhebungen (§ 3) vgl. auch die Bem. 1 zu Art. 52 Abs. IV. Sodann setzt die Tätigkeit der Kircheuverwaltung nach § 5 ein. Die Kirchenverwaltung hat sich hiezu zu ver­ sammeln und nach Vorschrift des Art. 63 (für 1912 noch nach bisherigem Recht) zu beschließen (vgl. auch Art. 56 Abs. IV, 83). über die Wirkung des § 5 Abs. III vgl. Art. 43 Abs. II Bem. la. Tie Wählbarkeit (Art. 44) hat die Kirchenverwaltung zunächst nicht zu prüfen. Ist die Anmeldeliste aufgestellt (§ 5 Abs. V; Entscheidungen nach Abs. III, die noch ausstehen, können nachträglich eingetragen werden sAbs. 111 Satz 4 u. 7; vgl. auch Satz 2 u. 6]), so hat die Kirchenverwaltung •) 8 rc. ohne nähere Bezeichnung bedeutet Im folgenden eine Bestimmung der Kirchen Wahlordnung, Art. rc. eine solche der Kirchen gem^ in deordnung.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Vorbemerkungen.

291

sogleich die nach § 5 Abs. VI veranlaßten Beschlüsse zu fassen. Wahl nach gebundenen Listen (über deren Bedeutung vgl. Art. 52 Abs. III Beul. 2) wird sich insbesondere dann empfehlen, wenn nach der Zahl der An­ meldungen eine große Wahlbeteiligung zu erwarten ist, da die Fest­ stellung des Wahlergebnisses (§ 29) hiedurch bedeutend vereinfacht wird (vgl. MinBek. vom 21. Oktober 1912 [3. 137] Zisf. 2 Abs. II). Sodann folgt der Vollzug des § 5 Abs. \ II u. VIII. über das Ver­ hältnis zwischen Anmeldeliste und Wählerliste vgl. Art. 43 Abs II Bem. 1 a p am Ende. Ist Wahl nach freien Listen beschlossen worden, so endigt die vor­ bereitende Tätigkeit des Kirchenverwaltungsvorstandes und der Kirchen­ verwaltung mit dem Vollzug des § 5 Abs IX. Andernfalls hat der Kirchenverwaltungsvorstand die staatsaufsichtliche Genehmigung zu erholen (Art. 73, § 2 Abs. IJI) und nach Erteilung derselben noch nach §§ 6 ff. zu verfahren. Vgl. hiezu Muster 2 (S. 117). Sofort nach Ablauf der Borschlagssrist (§ 6 Satz 3) hat die Kirchen­ verwaltung in ordentlicher Sitzung (Art. 63, 56, 83), der entsprechende Vorarbeit des Kirchenverwaltungsvorstandes vorangehen kann, die Vor­ schlagslisten zu prüfen (§ 13). Hiebei ist zu beachten: zunächst sind die Vorschlagslisten nach § 13 Abs. II u. 111 zu sichten und zu rektifizieren. Auf die so bearbeiteten Listen sind alsdann die Regeln des § 12 anzuwenden. Die unter § 12 Abs. I Ziff. 1 fallenden Vorschlagslisten sind schlecht­ hin ungültig. Der Mangel zu Abs. I Ziff. 2 läßt sich beseitigen nach § 13 Abs IV mit § 11 Abs. I Ziff. 1 und Abs. III. Erfolgt die Beseitigung nicht, so ist die Liste ebenfalls ungültig. Auch der Mangel nach Abs. I Ziff. 3 kann behoben werden (§ 13 Abs. II Satz 2, Abs. IV, § 11 Abs. I Ziff. 1 und Abs. III). Wird die erforderliche Zahl von Unterschriften nicht beigebracht, so ist die Liste ebenfalls vollkommen ungültig (§ 12 Ziff. 2). Im Fall der Ziff. 4 ergreift die Ungültigkeit nur die überflüssigen oder wiederholten Namen, während die Liste im übrigen gültig bleibt. Auch in den Fällen des Abs. I Ziff. 5 u. 6 beschränkt sich die Ungültigkeit auf die dort bezeichneten Mängel (vgl. Abs. II Satz 2 erster Halbsatz). Mit dem Vollzug des § 13 Abs. IV und des § 14 ist die vorbereitende Tätigkeit des Kirchenverwaltungsvorstandes und der Kirchenverwaltnng beendet. Für den Fall, daß gültige Vorschlagslisten nicht eingereicht worden sind, vgl. § 14 Abs. III, 17 Abs. IV u. V. b) Entscheidet sich die Kirchenverwaltung dahin, daß von der Auf­ stellung von Wählerlisten abgesehen werden soll (§ 2 Abs. II), so hat sie hiezu die staatsaussichtliche Genehmigung so rechtzeitig zu erbitten, daß im Falle der Ablehnung noch das Verfahren nach § 2 Abs. I u. III ff. durchgesührt werden kann. Nichtaufstellung von Wählerlisten gestaltet das vorbereitende Verfahren außerordentlich einfach und wird nament­ lich in Landgemeinden unbedenklich zugelassen werden können, da hiex d?m Wahlausschuß (§ 1.8) Pie. persönlichen.Verhältnisse.dex Wähler vollständig geläufig sind, die Entscheidung nach § 20 Abs. I der Er­ leichterung durch das Verfahren nach § 3, insbesondere § 5 also in der Regel nicht bedarf (vgl. MinBek. vom 21. Oktober 1912 sS. 137] Ziff 2). Wird der Verzicht auf Wählerlisten genehmigt (vgl. § 2 Abs. II Satz 2), so kommen die Vorschriften in §§ 3—14, also auch eine weitere vorbereitende Tätigkeit der Kirchenverwaltung, nicht in Betracht. Es kann alsdann auch nur in einem Wahllokal gewählt werden. 19*

292

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

B. a) Für jede Wahl ist rechtzeitig (vgl. § 16 Satz 1, 19 und Art. 47) von der Staatsaufsichtsbehörde ein Wahlkommissär zu ernennen (Art. 48 Abs. I; vgl. dort Bem. 1). Soll in mehreren Wahllokalen gewählt werden (§ 5 Abs. VI), so sind auch die Vorschriften des § 15 zu beachten. Die Tätigkeit des Wahlkommissärs beginnt mit dem Vollzug des § 19 Abs. I Satz 1 (insbesondere Feststellung des Wahllokals; vgl. Art. 48 Abs. \ mit Erläut.) und der §§ 16 u. 17. Vgl. hiezu Muster 4 u. 5 (S. 121?.). Über die Aufgabe des Wahlkommissärs bei der Wahl vgl. §§18ff, Art. 48 Abs I Bem. 1 u. Abs. V Bem. 1—6, auch Muster 6—8 (S. 125 f). Über Einzelheiten vgl. Muster 9 (S. 128; Wahlprotokoll). Die Tätig­ keit des Wahlkommissärs endigt mit dem Vollzug des § 39. b) Dem Wahlkommissär muß ein Wahlausschuß zur Seite stehen (Art. 48 Abs. I). Dessen Bildung vollzieht sich nach § 18. Vgl. hiezu und über die Aufgaben des Wahlausschusses Art. 48 Abs. I Bem. 2 und §§ 20, 22 Abs. II, 26 ff. c) Sofort nach Beendigung der Stimmabgabe erfolgt im Zusammen­ wirken von Wahlkommissär und Wahlausschuß die Ermittlung des Wahlergebnisses (§ 26; zu unterscheiden von dessen Feststellung: § 29). Wahlzettel, welche nicht wählbare Personen (Art. 44 Abs. I, 70) enthalten, sind nach § 26 Abs. IV Ziff 6 — jedoch als gültige Stimmen — zu be­ handeln (vgl. Art. 44 Abs. I Bem. 11). Wurde nach gebundenen Listen gewählt und liegt der Fall des § 17 Abs. V vor, so ist unmittelbar nach der Ermittlung (also vor Fest­ stellung nach § 29) die Ergänzungswahl nach freien Listen in geson­ dertem Wahlgang vorzunehmen. Die Zahl der zu Wählenden (§ 17 Abs. V Satz 2) wird durch das Ergebnis der Ermittlung nicht beeinflußt, auch wenn in den Vorschlags­ listen nicht wählbare Personen enthalten sind (vgl. § 12 Abs II). Für die Feststellung des Wahlergebnisses ist alsdann § 28 Satz 3 zu be­ achten. Auf die Stimmenzahl kommt es insoweit nicht an. d) Der Ermittlung nach §§ 26 mit 28 folgt die Feststellung des Wahlergebnisses nach § 29 Abs I (vgl. hiezu Art. 49, 50, 51 mit Erläut.) — auch nicht wählbare Personen sind unter den sonstigen Voraus­ setzungen als „Gewählte" zu behandeln (s Art. 44 Abs I Bem. 11 und Art. 52 Abs. I Bem. 2) —, die Einvernahme nach § 32 Abs. I mit Ent­ scheidung nach § 33 Abs. I (vgl. Art. 45) und Rechtsfolge nach § 33 Abs. IV. Für die Pfalz vgl. Art. 100 Abs II und § 33 Abs. I Satz 2. Soweit Einvernahme nach § 32 Abs I oder Entscheidung nach § 33 Abs. I nicht sofort möglich, ist nach § 32 Abs II, 33 Abs II zu verfahren. Der Vollzug des §29 Abs II u III darf hiedurch nicht aufgehalten werden, muß vielmehr noch am Wahltage in tunlichst rascher Folge nach Been­ digung des Feststellungsverfahrens (§ 29 Abs I) erfolgen. Nachträgliche Änderungen, die sich aus §§ 32 Abs II—IV, 33 ergeben, sind gesondert bekannt zu geben (vgl Art 52 Abs I Bem 3). Int Falle des § 33 Abs V Satz 1 bedarf es, wenn die Feststellung sofort erfolgen kann, einer Bekanntmachung nach § 29 Abs II nicht. Für den Fall, daß ein Hauptwahlausschuß vorhanden ist, vgl §§ 18, 29 Abs IV. Für den Vollzug des § 33 Abs V ist zu beachten, daß in den Fällen des Satzes 2 a. a. O. zunächst die unbesetzten Kirchenverwalterstellen mit

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Vorbemerkungen.

293

den etwa vorhandenen Ersatzleuten aufzufüllen und erst die dann noch verbleibenden Kirchenverwalter- und Ersatzmännerstellen durch Neuwahl zu besetzeu sind. Muß die Wahl fortgesetzt werden (§ 33 Abs. V), so ist ein neues Verfahren nach Vorschrift des § 34 durchzuführen. Für den Fall, daß auch dieses ergebnislos verläuft, vgl. Art. 39. Nach vollständiger Beendigung des Wahlverfahrens ist § 39 zu voll­ ziehen.

Ce Über Wahlprüfung (§ 40 u. 41) vgl. Art. 52 Abs. I Bem. 2, über Wahlanfechtung (§ 42) vgl. Art. 52 Abs. I Bem. 4 und über Beanstandung Gewählter (§ 43) vgl. Art. 44 Abs. II Bem. 9. D. Über Einweisung und Verpflichtung der Kirchenverwalter (§ 44) vgl. Arr. 52 Abs. II.

V. Wahl -er Kirchengemeindebevollmächtiglen. Für die Pfalz vgl. Art. 101 Abs. III. Die Mitglieder bestehender Kirchengemeinderepräsentationen (f. Art. 68 Abs. I Bem. 1), die erst in den letzten zwei Jahren vor Inkraft­ treten der KGO. (1911 u. 1912) gewählt wurden, erlangen mit dem 1. Januar 1913 die Eigenschaft als Kirchengemeindebevollmächtigte (Art. 110 Abs. III, 68). Für diese findet also vor Ende des Jahres 1918 eine ordentliche Neuwahl nicht statt, es sei denn, daß die nach Art. 69, 37 erforderliche Zahl auch nicht durch Einberufung von Ersatzmännern hergestellt werden kann (Art. 68 Abs. IV, 110 Abs. III; vgl. die Ertäut. zu Art. 110 Abs. III). Soweit künftig Kirchengemeindebevollmächtigte im Laufe einer Wahlperiode eingeführt werden (Art. 68 Abs. I u. II), gilt Art. 68 Abs. IV. Im übrigen gilt die Regel des Art. 68 Abs. III. Für eine Kirchen­ gemeinderepräsentation, die vor dem Jahre 1911 gewählt wurde, sind also alsbald Kirchengemeindebevollmächtigte neu zu wählen. Die auf die Wahlen der Kirchenverwalter und ihrer Ersatzmänner bezüglichen Vorschriften der KGO. gelten mit Ausnahme des Art. 44 Abs. II mit Art. 45 Ziff. 6 (Beanstandung durch die kirchlichen Oberbehörden und Ablehnung aus diesem Grunde) sowie Art. 50 (Abhaltung durch Verwandtschafts- oder Schwägerschaftsverhältnisse) auch für die Wahl von Kirchengemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmänner (Art. 70). Die Zahl der letzteren beträgt jedoch nur die Hälfte der Zahl der Kirchengemeindebevollmächtigten (Art. 70 Abs. I). § 35 KWO. erklärt die zunächst für die Wahl der Kirchen­ verwalter und ihrer Ersatzmänner geltenden Vorschriften der KWO. vorbehaltlich einiger besonderer Bestimmungen (§§ 36—38) grundsätzlich auch für die Wahl der Kirchengemeindebevollmächtigten für anwendbar. Cs kann also auch hier mit oder ohne Wählerliste (§ 2 Abs. I u. II) und je nachdem (§ 2 Abs. III) nach freien oder gebundenen Listen gewählt werden. Der für die regelmäßige Erneuerungswahl der Kirchenverwalter nach § 2 Abs. I u. II und nach § 2 Abs. III mit § 5 Abs. VI gefaßte Entschluß ist auch für die regelmäßige Erneuerungswahl der Bevoll-

294

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

mächtigtcn bindend (§ 35 Satz 2). Ein verschiedenes Verfahren ist un­ zulässig und kann Wahlanfechtung begründen. Das Vorbereitungsversahren (IV A) wirkt also für die Wahl beider Vertretungskörper gleichmäßig. Wird ohne Wählerliste oder zwar mit Wählerliste, aber nach freien Listen gewählt, so kann die Wahl der Bevollmächtigten in unmittelbarem Anschluß an die Wahl der Kirchenverwalter, also am gleichen oder am nächsten Tage stattfinden (§ 36). Über Einzelheiten vgl. § 36. Wird nach gebundenen Listen gewählt, so erleidet die Wahlhandlung eine Unterbrechung durch Einschiebung eines vorbereitenden Verfahrens nach § 37. Iür jede Form der Wahl gelten aber, soweit die §§ 35—38 nicht besondere Bestimmungen enthalten, ebenfalls die §§ 18 ff. über die Wahlhandlung (IV B). Für den Fall, daß auch eine wiederholte Wahl ergebnislos ver­ läuft, vgl. Art. 71. Die Vorschriften der §§ 40—42 (IV C) gelten gleichmäßig, soweit dort nicht Sonderbestimmungen vorgesehen sind. Verpflichtung und Einweisung findet nicht statt.

VI. Wahl -er Kirchenverwaltrrug und der Bevollmächtigten in Gesamtkirchtuqeweivden. a) Gesamtkirchenverwalter. Vgl. zunächst Art. 42 Abs. V mit Erläut. und Art. 37 Abs. II. Sind Einzelkirchenverwaltungen vorhanden, so sind zunächst diese durch Wahl zu erneuern. Sodann haben sie die Bestimmung der Gesamtkirchenverwalter zu vollziehen (Art. 42 Abs. V). » Sind Einzelkirchenverwaltungen nicht vorhanden, so ist innerhalb der Einzelkirchengemeinde oder deren Gruppen die auf sie entfallende Zahl von Gesamtkirchenverwaltern (Art. 42 Abs. V, 37 Abs. II) zu wählen, wie wenn es sich um eigene Kirchenverwalter handeln würde (Art. 42 Abs. V, § 45 Ziff. 4). b) Die Bevollmächtigten der Gesamtkirchengemeinde sind in jedem Falle tioit den Einzelkirchen gemeinden oder deren Gruppen so zu wählen, wie wenn es sich um eigene Bevollmächtigte handeln würde (Art. 69 Abs. II, § 45 Ziff. 4). §§ 40—44 (44 mit Beschränkung auf die Gesamtkirchenverwalteri gelten gleichmäßig. VII. Simultankirchenverwaltungerr. Vgl. Art. 91. Soweit die Mitglieder der Simultankirchenverwaltungen von den Wahlstimmberechtigten zu wählen sind, wird die auf die be­ teiligten Kirchengemeinden entfallende Zahl je innerhalb derselben ge­ wählt, wie wenn es sich um die Wahl eigener Kirchenverwalter handeln würde (§ 45 Ziff. 6). VIII. Für sonstige besondere Fälle, wie für außerordentliche Wahlen, vgl. 88 45 u. 46 KWO.

3. Abschn. Ortskirchliche Verkretungskörper.

Wähler usw.

Art. 42.

295

Art. 42.

'Die Kirchenverwalter der Pfarr-, Mutter- und Tochter­ kirchenverwaltung sollen durch die wahlstimmberechtigten Pfarr-, Mutier- oder Tochtergemeindeglieder gewählt werden. "Besteht zwischen Pfarr- und Tochtergemeinde in Ansehung des Ortskirchenvermögens und der Befriedigung der Ortskirchenbedürsmssc keine oder nur eine unerhebliche Gemeinschaft, so sollen die Tochtergemeindeglieder für die Wahlen der Pfarrgemeinde nicht in Betracht kommen. -"Durch Ortskirchensatzung kann für eine über mehrere Orte sich erstreckende Pfarr-, Mutter- oder Tochtergemeinde angeordnet werden, daß fortgesetzt oder nach Wahlperioden abwechselnd ein bestimmter Teil der Gesamtzahl der Kirchenverwalter und Ersatz­ männer aus gewissen Orten oder Ortsgruppen gewählt werden muß. Die Wahl soll für die einzelnen Orte oder Ortsgruppen nacheinander, jedoch unter Mitwirkung der Wähler aus der ganzen Kirchengemeinde erfolgen. '"Sind in die Pfarrkirchenverwaltung hienach mindestens zwei Kirchcnverwalter und Ersatzmänner aus dem Tochtergemeindebezirk zu wählen, so kann durch Ortskirchensatzung der Tochtergemeinde bestimmt werden, daß sie jeweils zugleich als Kirchenverwalter oder Ersatzmänner der Tochterkirchenverwaltung zu gelten haben. " Die Kirchenverwalter einer Gesamtkirchenverwaltung werden, wenn Einzelkirchenverwaltungen vorhanden sind, von deren Kirchen­ verwaltern in einer Versammlung aus ihrer Mitte nach den Grund­ sätzen der Art. 49 und 50 bestimmt, andernfalls aber durch die wahlstimmberechtigten Kirchengemeindeglieder der Einzelkirchen­ gemeinden oder der Gruppen gewählt, zu welchen mehrere Kirchen­ gemeinden nach Art. 37 Abs. II Ziff. 2 zusammengefaßt sind. " Die Kirchenverwalter der Nebenkirchen-, Kapellen- und kirch­ lichen Friedhofverwaltungen sollen durch die in dem Bezirke wohnenden (Art. 106 Abs. IV) wahlstimmberechtigtcn Bekenntnis­ genossen gewählt werden. Der Bezirk gilt für die Wahlen als Kirchengemeindebezirk. Seat. S. 453 f.

Zn Abs. I und II.

L Die Kirchenverwaltung wird grundsätzlich von den wahlstimm­ berechtigten Mitgliedern (Art. 4, 43) derjenigen Kirchengemeinde oder Insassen desjenigen Kirchengemeindebezirks (Art. 42 Abs. VI) gewählt, in welcher bzw in welchem (vgl. Art. 36 Abs. I u. II Ziff. 3) oder für welche sie fungieren soll. Dieser besonders für die Mutter- und Tochter­ kirchenverwaltung selbstverständliche Grundsatz ist von besonderer Wich-

296

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

tigkeit für die Wahl der Kirchenverwaltung der Pfarrgemeinde (vgl. Art. 1 Abs. I Bem. I 4 a). Die Voraussetzungen, unter welchen Filialisten, die zu einer eigenen Filial- oder Nebenkirchenverwaltung wahlstimmberechtigt sind, an jener Wahl teilnehmen können, waren bisher bestritten; vgl. hierüber Meurer I S. 34 ff., Sternau S. 154, VGH. Bd. 4 S. 23, Bd. 10 S. 214 usw., Begr. S. 453. Die KGO. (vgl. Begr. S. 454) statuiert — über die bisherige Ministerialpraxis und die Rechtsprechung des VGH. hinausgehend — als gesetzliche Regel, daß die Filialisten, auch wenn sie eine eigene Tochtergemeinde bilden und eine besondere Kirchenverwaltung wählen, solange an den Wahlen zur Pfarrkirchenverwaltung teilzunehmen haben, als eine irgendwie erhebliche Gemeinschaft in Ansehung des Orts­ kirchenvermögens und der Befriedigung der Ortskirchenbedürfnisse zwi­ schen Pfarr- und Tochtergemeinde besteht (arg. Abs. II). Wahlrecht und Gemeinschaft in finanzieller Hinsicht sind hiedurch grundsätzlich in Wechselbeziehung gesetzt. Ausgeschlossen von der Teil­ nahme an der Wahl der Pfarrkirchenverwaltung sind die Filialisten nur, wenn überhaupt keine finanzielle Gemeinschaft besteht oder wenn diese von so untergeordneter Bedeutung ist, daß ein Interesse der Filialisten auf die Verwaltung durch Wahlbeteiligung Einfluß zu nehmen nicht an­ genommen werden kann. Ob letzteres zutrifft, ist Tatfrage und im einzelnen Fall besonders festzustellen. Die Grundlage hiefür gibt Art. 16. Auf welchem Rechts­ titel die Beitragspflicht beruht, ob auf Vertrag, Herkommen usw. (vgl. Art. 16 Abs. I) oder lediglich auf dem Pfarrgemeindeverband und der Gemeinschaft des Bedürfnisses und des Gebrauchs (Art. 16 Abs. II), ist ohne Belang. Ebensowenig kommt es darauf an, ob die Beitragspflicht hinsichtlich aller Ortskirchenbedürfnisse der Pfarrgemeinde oder nur hin­ sichtlich einzelner (z. B. Baubedürfnisse) besteht (vgl. Art. 16 Abs. III). Die Unerheblichkeit wird aber nicht lediglich nach der Höhe der Beitrags­ leistung, sondern auch nach der Wichtigkeit desjenigen Gegenstandes zu beurteilen sein, der nach Art. 16 noch gemeinsam zu deckendes Bedürf­ nis bleibt. Die Unerheblichkeit kann eine nur zeitweise sein, wenn zwar Bau­ bedürfnisse gemeinsam zu befriedigen sind, solche aber längere Zeit nicht eintreten, so daß eine gemeinsame Umlagenbelastung z. Zt. nicht gegeben ist. Soweit eine Tochtergemeinde in einem Fernbezirke (Art. 19) besteht, sind ihre Angehörigen von vorneherein für die Pfarrkirchenverwaltung nicht wahlstimmberechtigt (Art. 19 Abs. I Satz 1, 42 Abs. II, 43 Abs. I). Sie werden es auch nicht etwa, wenn sie nach Art. 19 Abs. II durch Ortskirchensatzung zur Beitragsleistung herangezogen werden. 2. Zur Entscheidung der Frage, ob eine erhebliche oder nur un­ erhebliche Gemeinschaft besteht, ist zunächst die Staatsaufsichtsbehörde berufen (Art. 73 ff.). Eine Zuständigkeit des VGH. kann nur insoweit in Betracht kommen, als im Zusammenhang mit einer konkreten Wahl Filialisten ein Wahlrecht hinsichtlich der Pfarrkirchenverwaltung in An­ spruch nehmen (Art. 8 Ziff. 37 VGHG. mit Art. 96 b KGO.; vgl. auch VGH. Bd. 21 S. 185, Reger-Dyroff 'S. 376). Die Klarstellung der Frage, ob den Filialisten ein Wahlrecht zu­ kommt, gehört zur Wahlvorbereitung. Wird eine Wählerliste angelegt, so kann trotz vorheriger staatsaufsichtlicher Feststellung verwaltungsrecht­ liche Entscheidung nach § 5 Abs. III KWO. herbeigeführt werden (vgl. Art. 43 Abs. II Bem. la).

3. Abschn.

Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 42.

297

Die getroffene Feststellung wirkt solange, als nicht eine erhebliche Änderung der Verhältnisse Anlaß zur neuerlichen Entscheidung gibt. Durch Vertrag usw. zwischen Psarr-, Mutter- und Tochtergemeinde kann das Wahlrecht der Filialisten entgegen dem Abs. II selbstverständlich weder zugelassen noch beseitigt werden. Verzicht kann nur durch Richtbcteiligung an der Stimmabgabe, nicht aber durch Ablehnung einer Wahl zum Aus­ druck gebracht werden (vgl. Art. 45).

3. Auch wenn die Filialisten von der Wahlbeteiligung gemäß Abs. II ausgeschlossen sind, ist die Kirchenverwaltung der Pfarrortsgemeinde doch eine Psarr-, nicht eine Mutterkirchenverwaltung, wenn auch Psarrund Muttergemeinde tatsächlich zusammensallen. Tie Pfarrkirchenverwaltung fungiert dann von selbst zugleich als „Mutterkirchenverwaltung" (Begr. S. 454; vgl. Art. 36 Abs. III); eine eigene Mutterkirchenver­ waltung daneben (Art. 36 Abs. II) wäre ausgeschlossen.

4. Auf andere Bestandteile einer Pfarrgemeinde (Art. 16 Abs. VII) findet Abs. II keine Anwendung. Doch kann für diese nach Abs. III und Art. 19 eine besondere Regelung statlfinden. 3. Abs. I u. II findet auf die Wahl von Kirchengemeindebevollmächtigten entsprechende Anwendung: Art. 70 Abs. I. Zu Abs. III. !♦

Ortskirchensatzung: s. Art. 54.

2.

Eine Regelung nach Abs. III kann nur vorbehaltlich der Bestimmungen des Abs. I u. II erfolgen, kann sich also bei Pfarrgemeinden nicht auf Orte erstrecken, welche zu einer nach Abs. II nicht wahlberech­ tigten Tochtergemeinde gehören.

3. 4.

Wahlperioden: s. Art. 47.

Hinsichtlich der Grundsätze, nach welchen die Verteilung der Kirchenvcrwalter auf gewisse Orte oder Ortsgruppen (vgl. Art. 16 Abs. VII) zu erfolgen hat, ist der Regelung durch Ortskirchensatzung freie Bahn gelassen. Der Verteilung kann die Seelenzahl zugrunde gelegt werden; es kann aber auch Orten, die ein besonderes Interesse an der Vermögensverwaltung der Pfarrkirchengemeinde haben (z. B. dem Orte einer Tochtergemeinde, die an dem Pfarrkirchenvermögen genußberech­ tigt ist), ohne Rücksicht auf ihre Größe ein bestimmter Teil der Kirchen­ verwalter zugeteilt werden. Auch die Entfernung der einzelnen Orte vom Kirchengemeindesitz kann Wohl Berücksichtigung finden, z. B. um bei größeren Kirchengemeinden mit entlegenen Orten (soweit nicht nach Art. 19 verfahren wird) auch in der schlechten Jahreszeit die Beschluß­ fähigkeit der Kirchenverwaltung (Art. 63 Abs. IV) zu sichern. Endlich kann auch Art. 16 Abs. VII einen Maßstab geben. Die Abwechslung nach Wahlperioden muß keine gleichmäßige sein, sondern nur nach einer bestimmten Regel erfolgen, größere, näher ge­ legene Orte können z. B. für zwei aufeinanderfolgende Wahlperioden die gleiche Anzahl von Kirchenverwaltern zu stellen haben. Ferner hindert nichts, die Verteilung für einen Teil der Orte ständig wirksam sein, für den anderen Teil nach Wahlperioden abwechseln zu lassen. Keinesfalls darf aber einem Orte oder einer Ortsgruppe durch Orts­ kirchensatzung die passive Wahlfähigkeit der darin ansässigen Kirchen-

298

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

gemeindeglieder vollständig genommen werden. Tics könnte nur nach Art. 19 geschehen. S. Abs. UI gilt entsprechend für Kirchengemeindebevollmächtigte. Vgl. Art. 70 Abs. I Bem. 2.

Zu Abs. IV. 1. Eine Regelung i. S. des Abs. IV kann nur getroffen werden, wenn durch Ortskirchensatzung der Pfarrgemeinde der Tochtergemeinde mindestens zwei Kirchenverwaltersitze — sei es fort­ gesetzt oder nach Wahlperioden abwechselnd — zugewiesen sind, nicht auch dann, wenn mehr oder weniger aus Zufall zwei Psarrkirchenverwalter aus der Tochtergemeinde gewählt worden sind (vgl. Begr. S. 454). Eine derartige Ortskirchensatzung der Tochtergemeinde empfiehlt sich aber, wcnn die für die Tochtergemeinde nach Art. 37 Abs. I Ziff. 2 be­ stimmte Kirchenverwalterzahl die nach Art. 42 Abs. III zugewiesene Zahl übersteigt, nur dann, wenn durch die Satzung gleichzeitig eine Aus­ gleichung der Zahl nach Art. 37 Abs. I Zisf. 2 (am Ende) erfolgt.

Zu Abs. V. 1. Sowohl die Kirchenverwalter als die wohlstimmberechtigten Kirchengemeindeglieder sind bei der Wahl an die nach Art. 37 Abs. II Ziff. 2 vorgenommene Verteilung gebunden. Tie Kirchenverwalter müssen also soviel Mitglieder ein- und derselben Einzelkirchenverwaltung in die Gesamtkirchenvcrwaltung berufen, als der betreffenden Einzelkirchengemeinde nach Art. 37 Abs. II Ziff. 2 Sitze zugeteilt sind. Dasselbe gilt entsprechend, wenn die Wahl durch die wahlstimmberechtigten Kirchen­ gemeindeglieder selbst vorgenommen wird. 2. Tie Wahl wird von den Einzelkirchenverwaltrmgen gesondert in einer Versammlung vorgenommen. Es handelt sich jedoch auch hier (vgl. Art. 37 Abs. III) nicht um eine formelle Wahl (vgl. Art. 48), sondern nur uni eine „Bestimmung", für die keine Formvorschriften bestehen (vgl. Art. 37 Abs. III Bem. 2). Ein Ablehnungsrccht nach Art. 45 be­ steht nicht. 3. Soweit die Wahl direkt durch die Kirchengemeindeglieder vor­ zunehmen ist, wählen diese nach Einzelkirchengemeiuden oder nach Gruppen von solchen getrennt je die auf letztere entfallende Anzahl (Art. 37 Abs. II Ziff. 2) von Kirchenverwaltern. Für diese Wahl gelten die gleichen Vorschriften wie für die Wahlen sonstiger Kirchenverwaltungen (s. auch § 45 Ziff. 4 KWO. und Vordem. VI).

Zu Abs. VI. 1. Die Abgrenzung des Bezirks bemißt sich nach der bisherigen Übung, eventuell bieten Entstehung, Benützung, Unterhaltung der Neben­ kirche, der Kapelle Anhaltspunkte hiesür (vgl. Art. 20 Abs. XI). Streitig­ keiten hierüber sind Verwaltungsstreitsachen i. S. des Art. 10 Ziff. 12 VGHG. mit Art. 96 c KGO. 2. wohnenden: vgl. Art. 4 Abs. I Bem. 2 b. 3. wähl stimmberechtigten: Art. 43 Abs. I u. II. 4. gilt . . . als Kirchen gemeinde bezirk: über die Be­ deutung dieser Wendung im allgemeinen vgl. Art. 19 Abs. I Bem. 2. Der Bezirk erlangt also hiedurch keine Rechtspersönlichkeit; es sollen

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 43.

299

dadurch nur die Vorschriften der KGO., die an den Kirchengemeinde­ verband in räumlicher Hinsicht Beziehungen knüpfen, für anwendbar erklärt werden (vgl. Art. 43, 44, 63 Abs. IV usw.). Das Wahlrecht nach Abs. VI schließt selbstverständlich das Wahl­ recht nach Abs I—V usw. nicht aus.

5.

Wahlstimmrccht.

Aki. 43,

- Wahlstimmberechtigt sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. 1 Satz 1 und 42 Abs. II, V, VI) die männlichen, selbständigen Bekenntnisgenosscn, die das 25. Lebensjahr vollendet haben, die deutsche Reichsangehörigkeit besitzen, im Kirchengemeindebezirk wohnen (Art. 106 Abs. IV) und von denen ein Steuerbetrag auf eine ganz oder teilweise zum Kirchengemeindebezirk gehörige bürger­ liche Gemeinde oder abgesonderte Markung trifft, mit Ausschluß: 1. der Gemeinschuldner während der Dauer des Konkurs­ verfahrens, 2. jener, die nicht im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte sind, 3. jener, die zu Zuchthausstrafe oder wegen Diebstahls, Unter» chlagung, Betrugs, Urkundenfälschung in gewinnsüchtiger Abicht, Gotteslästerung, Beschimpfung der eigenen Kirche oder ihrer Einrichtungen und Gebräuche, Verbrechens oder Ver­ gehens in bezug auf den Eid oder wider die Sittlichkeit zu Gefängnisstrafe rechtskräftig verurteilt worden sind, wenn nicht die Strafe seit 5 Jahren verbüßt, verjährt oder er­ lassen ist. -> Durch die Kirchenwahlordnung (Art. 52 Abs. III) kann die Befugnis zur Ausübung des Wahlstimmrechts allgemein oder unter bestimmten Voraussetzungen von dem Eintrag in eine ständige oder jeweils anzulegende Wählerliste und der Eintrag von der eigenen Anmeldung des Wahlstimmberechtigten abhängig gemacht werden. S. 454, A A. 1910 (1 Les.) 6. 52 ff ; 2. Les.) S. 251 ff.; rl.Pl. 1910 S. 457, A. A. 1912 «eil. 305 S. 77 s.; A. Pl. 1912 S. 89 ff.

Zu Abs. I. Vgl. hiezu die im allgemeinen als Vorbild genommenen Art. 170/100 GemO. (Kahr II S. 176 ff., Wand S. 559 ff., Seydel II S. 95 ff.), Art. 1 der Wahlinstr. für die Kirchenverwaltungswahlen von 1869 vorbehaltlich Art. 19 Abs. I Satz 1: Hienach sind die Insassen des Fernbezirks von der Teilnahme an den Wahlen des Haupt­ bezirks ausgeschlossen (vgl. Art. 19 Abs. I Bem. 2); innerhalb des Fern­ bezirks wählen sie nur, soweit darin eine Tochtergemeinde besteht. Wer nach Art. 42 Abs. VI zur Teilnahme an der Wahl einer Nebenkirchen- usw. Verwaltung berechtigt ist, verliert darum nicht fein Wahlrecht hinsichtlich der Psarr- usw. Kirchenverwaltung.

1.

2.

3.

300

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

4. männlich: Frauen, welche die übrigen Voraussetzungen er­ füllen, können auch nicht durch einen Stellvertreter wählen. 3. selbständig: s. Art. 106 Abs. III. 6. Bekenntnisgenosse : vgl. Art. 4 Abs. I u. II, Art. 20 Abs. II Bem. 2, auch Art. 104 Abs. III Satz 2 und 105 Abs. II. Juristische Personen haben trotz Art. 21 kein Wahlrecht. 7. Kirchengemeindebezirk: s. Art. 2 Abs. II, 19, 42 Abs. VI. 8. Deutsche NeichsangeHörigkeit: s. § 1 des Ges. über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 (Beil. z. BayGBl. 1870/71 S. 89). 0. Wohnen: Art. 4 Abs. I u. IV. Wer in mehreren Kirchen­ gemeinden wohnt, kann das Wahlrecht in diesen mehreren Kirchengemein­ den ausüben. Das Wahlrecht des „abwechslungsweise" (Art. 4 Abs. IV) Wohnenden beschränkt sich nicht aus die Kirchengemeinde, in der er gerade z. Z. der Wahl wohnt (anders bisher VGH. Bd. 4 S. 594). Die Wähl­ barkeit verlangt dagegen „ständiges" Wohnen (s. Art. 44, vgl. auch Art. 45 Abs. I Ziff. 4). Forensen haben kein Wahlrecht. 10. Von denen ein Steuerbetrag....: nach dem Ent­ wurf sollte nur derjenige wahlberechtigt sein, von dem ein Steuerbetrag auf die Kirchengemeinde trifft. Hienach, in Verbindung mit dem weiteren Erfordernis des Wohnens im Kirchengemeindebezirk, würden Perso­ nen, die während des Jahres innerhalb der gleichen bürgerlichen Ge­ meinde aus einem Kirchengemeindebezirk in einen anderen verzogen wären u. U. zufolge Art. 20 Abs. X ihres Wahlrechtes verlustig ge­ gangen sein. Um den Verlust des Wahlrechts aus solchem Grunde zu ver­ meiden, erhielt Art. 43 die gegenwärtige Fassung (vgl. AA. 1912 Beil. 305 S. 77 ff.). Das Wahlrecht besteht also in dem Kirchengemeindebezirk des Wohnorts auch dann, wenn ein Steuerbetrag zwar nicht auf diesen (vgl. Art. 20 Abs. VI—IX), aber doch auf eine bürgerliche Gemeinde oder ab­ gesonderte Markung (vgl. Art. 20 Abs. VI) trifft, die ganz oder teilweise zum Kirchengemeindebezirk gehört. Hienach ist u. U. auch das Ver­ ziehen in eine andere bürgerliche Gemeinde ohne Einfluß auf das Wahl­ recht nach Art. 43. Die Vorschrift gilt gleichmäßig für Kirchengemeindebezirke i. S. des Art. 42 Abs. VI. Es genügt Veranlagung mit einer direkten Steuer (vgl. Art. 20 Abs. II). Tatsächliche Entrichtung der Steuer ist nicht gefordert. Steuer­ veranlagung der Ehefrau und Kinder kann unter der Voraussetzung des Art. 106 Abs. V dem Ehemann bzw. Vater zugerechnet werden. 11. Militärpersonen sind vom Wahlrecht nicht ausgeschlossen. Hin­ sichtlich der Wählbarkeit vgl. Art. 44 mit 45 Abs. I Ziff. 5. 12. Geistliche sind wahlberechtigt (vgl. Art. 4 Abs. I Bem. 3), aber nicht wählbar (Art. 44 Abs. I Bem. 4). 13. Zu Abs. I Ziff. 1: während der Dauer d. i. von der formellen Eröffnung bis zur rechtskräftigen Beendigung des Verfahrens (88 102 ff., 163, 190, 202 ff. KonkO.). Zu Abs. I Ziff. 2 vgl. § 32 ff. NStGB. und Art. 41 Abs. II Bem. 1. Zu Abs. I Ziff. 3: a) Nur die Beschimpfung der eigenen, nicht auch die Beschimpfung einer fremden Kirche bewirkt den Verlust des Wahlstimmrechts.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 43.

301

Zwischen den beiden protestantischen Bekenntnissen wird dann nicht zu unterscheiden sein, wenn der Beschimpfende einer gemischten Kirchengemeinde (Art. 4 Abs. I u. II) oder einer Kirchengemeinde des Unionsgebietes (Art. 4 Abs. III) angehört oder wenn er allge­ mein die „protestantische Kirche" beschimpft. Hat jedoch ein An­ gehöriger einer im e. S. protestantischen rechtsrh. Kirchengemeinde speziell die reformierte Kirche beschimpft, so ist Ziff. 3 auf ihn nicht anwendbar. b) Der Ausschluß wird nur nach rechtskräftiger Verurteilung wirk­ sam, nicht schon sobald ein Verfahren wegen eines der hier bezeich­ neten Reate oder wegen einer mit Zuchthaus bedrohten Tat an­ hängig ist. Wird zunächst auf Geldstrafe erkannt (z. B. § 246 Abs. II, 263 Abs. II StGB.), diese aber wegen Uneinbringlichkeit in eine Gefängnisstrafe umgewandelt, so treten die Folgen der Ziff. 3 nicht ein. 14. Über eine weitere Möglichkeit der Aberkennung der Wahl­ stimmberechtigung vgl. Art. 103 Abs. V, 104 Abs. III, 105 Abs. III. So­ weit die Voraussetzungen dieser Artikel nicht gegeben sind, bewirkt die Aberkennung der kirchlichen Gemeinschaftsrechte nicht den Verlust des aktiven Wahlrechts (vgl. Art. 44). 15. Über die Befugnis zur Ausübung des Wahlstimm­ rechts und Streitigkeiten hierüber vgl. Abs. II.

Zu Abs. II. 1. Von der Ermächtigung des Abs. II ist in der KWO. Gebrauch gemacht. Nach § 2 Abs. I a. a. O. ist die Befugnis zur Allsübung des Wahlstimmrechts in der Regel von dem Eintrag in eine jeweils nach Maßgabe der §§ 3—5 a. a. D. anzulegenden Wählerliste abhängig. Nicht­ aufstellung einer Wählerliste bedarf als Ausnahme jeweiliger besonderer staatsaufsichtlicher Genehmigung, die freilich nur aus triftigen Gründen versagt werden darf (§ 2 Abs. II a. a. O.). a) Wird eine Wählerliste aufgestellt (§ 2 Abs. I KWO.), so gilt Folgendes: Ein Wahlrecht ausüben kann nur derjenige, welcher in die Annieldeliste eingetragen und dessen Wahlstimmrecht in der Anmelde­ liste ausdrücklich anerkannt ist (§ 5 Abs. V a. a. O.). In die Anmeldeliste eingetragen wird nur, wer sich rechtzeitig hiefür anmeldet § 3 a. a. O.). Die Anmeldung wird von der Kirchenverwaltung geprüft, ob sie a) von einem Wahlstimmberechtigten ausgeht, ß) ob sie rechtzeitig erfolgt ist (§ 5 Abs. II u. III a. a. O.). a) Nichtanerkennung des Wahlstimmrechtes (Art. 42, 43 Abs. I) ist von der Kirchenverwaltung beschlußfähig unter Feststellung der Gründe auszusvrechen. Der Beschluß ergeht als einfacher Verwaltungsbeschluß und trägt keinen instanzielten Charakter. Der Beschluß ist nur je dem Beteiligten schriftlich oder münd­ lich zu eröffnen. Nachweis hierüber ist zu den Akten zu bringen. Beschwerde ist nur innerhalb dreier Kalendertage (§47 KWO., also ohne Rücksicht auf inmitteliegende Feiertage) — gerech­ net von dem auf die Eröffnung folgenden Tage ab — zulässig. Sie kann sowohl beim Kirchenverwaltungsvorstand als auch bei der Staatsaufsichtsbehörde schriftlich oder mündlich zu Pro­ tokoll erklärt werden. Begründung innerhalb der Frist ist

302

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung. nicht erforderlich; es genügt, wenn innerhalb der Frist der Wille, Beschwerde zu erheben, zum Ausdruck kommt. Die in 1. Instanz zuständige Staatsaussichtsbehörde (Art. 73 Abs. II u. III) entscheidet im verwaltungsrechtlichen Verfahren; in 2 Instanz entscheidet der VGH. (Art. 81, 96 b KGO., Art. 8 Zisf. 37, 9, 16 ff., 22 VGHG.). Tie Würdigung der Beschwerde hat sich auf alle Voraussetzungen der Wahlstimmberechtigung (Art. 42, 43 Abs. I) zu erstrecken. Beschwerdeberechtigt ist nur derjenige, dessen Wahlstimmrecht bestritten wird. Die Fest­ stellung seines Wahlstimmrechts ist dessen persönliche Angelegen­ heit. Der Kirchengemeinde oder Kirchenstiftung kommt hiebei keine Parteistellung zu. Es hat deshalb auch die Kirchen­ verwaltung kein Beschwerderecht gegenüber dem Beschlusse der Staatsaussichtsbehörde (vgl. auch § 5 Abs. III Satz 4 KWO.). Über das bisherige Recht vgl. Art. 7 Abs. V und VI der WahlJnstr. f. die KW. Das Wahlverfahren darf durch die Beschwerde nicht auf­ gehalten werden. Ist die Beschwerde bis zum Zeitpunkt der Wahl noch nicht verbeschieden, so kann der Beschwerdeführer sich zwar an der Wahl nicht beteiligen, trotzdem aber ordnungsmäßige Erledigung seiner Beschwerde verlangen (vgl. Kahr II S. 216 Fußnote 37 und VGH. Bd. 16 S. 158). Nachträgliche Anerkennung seiner Wahlberechtigung gibt ihm jedoch kein Wahlansechtungsrecht (§ 42 Abs. I KWO. sieht diesen Fall nicht vor). Wird das Wahlstimmrecht rechtzeitig anerkannt, so ist hievon nach § 5 Abs. III Satz 4 KWO. Vormerkung zu machen und der Betreffende zur Wahl vorbehaltlich neuerlicher Ent­ scheidung nach § 20 Abs. I, § 42 Abs. I KWO. zuzulassen. Die neuerliche Entscheidung des Wahlausschusses beschränkt sich auf die Feststellung nach § 20 Abs. I Zisf. 2 a. a. O. ß) Ob die Anmeldung rechtzeitig eingekommen ist, bemißt sich nach § 3 KWO. Auch die Zurückweisung aus diesem Grunde ist beschlußmäßig auszusprechen. Für das weitere Verfahren gilt das zu «) Gesagte. Die Sachwürdigung der verwaltungs­ rechtlichen Instanzen beschränkt sich hier auf die Feststellung, ob die Anmeldung tatsächlich zu spät erfolgt ist und ob der Beschwerdeführer die Verspätung zu vertreten hat (ob also insbes. die Bekanntmachung des Anmeldctermins ordnungsmäßig erfolgt ist, ob ein unabwendbarer Zufall inmitte liegt usw.). Im übrigen vgl. oben zu «Y Wird das Wahlstimm­ recht rechtzeitig anerkannt, so ist nach §5 Abs. III Satz 7 KWO. zu verfahren und der Beschwerdeführer vorbehaltlich neuer­ licher Entscheidung nach § 20 Abs. I, 42 Abs. I a. a. O. zur Wahl zuzulassen. Berichtigung und Ergänzung der Anmeldeliste (§ 5 Abs. V KWO.) findet nur nach Maßgabe des § 5 Abs. II u. III a. a. O. statt. Personen, welche nachträglich wahlberechtigt werden (vgl. z. B. Art. 43 Abs. I Ziff. 1 u. 2 KGO.), können nicht mehr ein­ getragen werden. Andere als die in § 5 Abs. III bezeichneten Per­ sonen haben in Ansehung der Anmeldeliste kein Beschwerderecht.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 44.

303

Die Eintragung eines Kirchengemeindeglieds kann also seitens Anderer nicht bekämpft werden (§ 5 Abs. IV a. a. O.). Die Zulassung Nichteingetragener zur Wahl verletzt eine wesent­ liche vorgeschriebene Förmlichkeit i. S. des § 42 Abs. I Ziff. I a. a. O. Maßgebend für die Wahlbefugnis ist die Eintragung in die „An melde liste" (§ 5 Abs. V KWO.). Die „W ählerliste" (§ 5 Abs VII) hat ihr gegenüber nur formale Bedeutung. Berichtigun­ gen und Ergänzungen der Anmeldeliste sind ohne weiteres auch in der Wählerliste vorzunehmen. Diese Berichtigungen usw. können bis zum Zeitpunkt der Wahl vorgenommen werden, wenn die An­ meldeliste noch Veränderungen erfährt. Für den Wahlausschuß bleibt allerdings die „Wählerliste" maßgebend, da dieser keinen Einblick in die „Anmeldeliste" hat (§ 5 Abs. VIII u. IX). Für die Vollständigkeit der Wählerliste bleibt der Kirchenverwaltungsvorstand verantwortlich (§ 5 Abs. VII), der event, die Rückgabe zwecks Berichtigung usw nach der An­ meldeliste zu veranlassen hat. b) Wird keine Wählerliste aufgestellt (§ 2 Abs. II KWO.), so wird über die Wahlstimmberechtigung nur vom Wahlausschuß nach § 20 Abs. I—III a. a. O. entschieden. Dessen Entscheidung unterliegt der Anfechtung nach Maßgabe des § 42 a. a. O. (vgl. Art. 48 Abs. I Bem. 2 d). 2 Das zu 1. Gesagte gilt entsprechend auch für die Wahl der Kirchengemeindebevollmächtigten (Art. 70 KGO. und § 35 KWO.; vgl. Vordem. VI vor Art. 42).

Wählbarkeit.

3ltt. 44.

r Wählbar sind (vorbehaltlich der Art. 19 Abs. I Satz 1, 42 Abs. II, III, V, VI und 84 Abs. IV) nach zurückgelegtem 30. Lebens­ jahre die wahlstimmberechtigten weltlichen Bekenntnisgenossen, die ständig im Kirchengemeindebezirk wohnen (Art. 106 Abs. IV) und denen nicht die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter fehlt oder durch besonderen ordnungsmäßig veröffentlichten Ausspruch des zuständigen kirchlichen Organs die kirchlichen Gemeinschafts­ rechte aberkannt sind.

n Innerhalb 14 Tagen nach der Bekanntmachung des Wahl­ ergebnisses kann von der kirchlichen Oberbehörde die Wahl von Personen beanstandet werden, 1. bic durch .offenkundigen unsittlichen Lebenswandel Aulaß zu öffentlichem Ärgernis geben,

2. die durch öffentliche Handlungen eine Verachtung des Gottes­ dienstes und der Religionsgebräuche zu erkennen geben oder 3. die wegen eines in Art. 43 Abs. I Ziff. 3 angeführten Ver­ brechens oder Vergehens zu Gefängnisstrafe rechtskräftig

304

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

verurteilt sind, wenn seit der Verbüßung, Verjährung oder Erlassung der Strafe weniger als fünf Jahre verflossen sind. Bestreitet der Gewählte, daß die gesetzlichen Voraussetzungen für die Beanstandung der Wahl gegeben sind, so erfolgt die Feststellung nach Maßgabe des Art. 8 Ziff. 37 des Gesetzes vom 8. August 1878, die Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofes und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen betreffend, in der Fassung des Art. 96 der Kirchengemeindeordnung. B-gr. 6. 456; R.A. 1912 IV. Prol. 6.5 ff; 21. 21. 1912 Beil. 305 6. 86ff.; A.PI. 1912 @.93f.

1. Vgl. Art. 3 u. 4 der Wahlinstr. von 1869. 2. Vorbehaltlich Art. 19 Abs. I Satz 1: hienach wird die Wählbarkeit für die Kirchenverwaltung der gesamten Kirchengemeinde (vgl. Art. 19 Abs. I Bem. 2) auf die Insassen des als Kirchengemeinde­ bezirk geltenden Hauptbezirks beschränkt. 8. Wahlstimmberechtigung: s. Art. 42 u. 43. 4. Weltlich: Geistliche, auch soweit in protestantischen Gemein­ den mehrere an einer Kirche wirken, können sonach nur nach Art. 37 u. 38 ausnahmsweise auch nach Art. 39 (vgl. dort Abs. I Bem. 5) und event, nach Art. 103 Abs. V, 104 Abs. 111 u. 105 Abs. III in die Kirchenver­ waltung gelangen. 8. Bekenntnisgenossen: s. Art. 4 Abs. I—III, Art.2OAbs.II Bem. 2; Art. 104 Abs. III Satz 2 u. 105 Abs. II. v. Ständig wohnen: s. Art. 4 Abs. I Bem. 2, 43 Abs. I Bem. 9. Personen, die gleichzeitig in mehreren Kirchengemeindebezirken (vgl. auch Art. 42 Abs. VI) wohnen, sind in sämtlichen gleichzeitig wählbar (vgl. Art. 45 Bem. 7). Personen, die dagegen abwechslungsweise in mehreren Kirchengemeindebezirken wohnen, sind in keinem wählbar. 7. Fähigkeit fehlt: s. §§ 31, 34ff. StGB.; vgl. auch BGH. Bd. 15 S. 81. 8. Gemeinscha-ftsrechte aberkannt sind: hienach werden von der Wählbarkeit ausgeschlossen (Begr. S. 456): a) in der katholischen Kirche die nominatim excommunicati (§§ 38 e, 39 ff., 6Of., 71 NE., Art. XII d. Konkordats; vgl. Hinschius Bd. 5 5. 493 ff., Bd. 6 S. 221 ff., 229, Krick I S. 124, Stingl S. 325 ff., 454, § 447 Ziff. 1; auch Meurer II S. 216). Tie excommunicatio latac sentenliae, die von selbst wirksam wird, wird von Art. 44 nicht mitumsastt (NA. 1912 IV. Prot. S. 11). b) in der rechtsrh. protestantischen Kirche solche Kirchengemeinde­ glieder, über die „temporelle Ausschließung aus der öffentlichen Kirchenversammlnng" verhängt ist (§ 69 f., §66 KonsistO., § 11 ProtE. (Weber I S. 305, Seeberger S. 5547, 586, 594 f., 94]). c) in der protestantischen Kirche der Pfalz solche Kirchengemeinde­ glieder, die mit „temporärer Ausschließung ans der Kirchcngemeinschaft oder mit Exkommunikation" belegt sind (Vereinig.-Urkunde vom 10. Oktober 1818 § 19 (Weber I S. 741]). 8. Über eine weitere Möglichkeit der Aberkennung der Wählbar­ keit vgl. Art. 103 Abs. V, 104 Abs. 111, 105 Abs. 111 und des Verlustes der Wählbarkeit vgl. Art. 46.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 44.

305

10. Die berufsmäßige Tätigkeit im Reichs-, Staats-, Hof-, Mili­ tär- oder Gemeindedienst usw. schließt nicht mehr wie bisher (Art. 4 WahlJnstr.) von der Wählbarkeit aus, sondern: bildet nur noch einen Ab­ lehnungsgrund (Art. 45 Zisf. 5). 11. Streitigkeiten: Die Wahl einer nicht wählbaren Person ist ungültig (§ 41 Abs. I Zisf. 1 KWO.). Die Wählbarkeit ist jedoch nach der Kirchenwahlordnung endgültig erst nach Vorlage der Wahlakten von der Staatsaufsichtsbehörde zu prüfen (§§ 40, 41 a. a. O.). Der Wahl­ ausschuß hat zwar die Wahlzettel, welche nach seiner — beschlußmäßig auszudrückenden (§ 20 Abs. I KWO.) — Ansicht nicht wählbare Personen enthalten, gesondert zu behandeln (§§ 26 Ziff. 6, 27 Abs. II Satz 1, § 28 a. a. O.), im übrigen aber auch je nach der Stimmenzahl (Art. 49 KGO.) Personen als gewählt sestzustellen (§ 29 Abs. I, IV), die nach Art. 44 Abs. I nicht wählbar sind (vgl. auch § 12 Abs. II KWO.). Bon dem Eintrag in die Anmelde- und Wählerliste ist die Wählbarkeit auch im Regelfälle des § 2 Abs. I KWO. nicht abhängig (§ 5 Abs. V Satz 3 a. a. O-). Findet die Staatsaufsichtsbehörde, daß nicht wählbare Per­ sonen gewählt sind (vgl. Art. 52 Abs. I Bem. 2), so hat sie nach § 41 Abs. II KWO. zu verfahren und verwaltungsrechtliche Entscheidung über die Gültigkeit der Wahl (s. § 41 Abs. I Ziff. 1 KWO.) herbeizuführen (Art. 81, 73 Abs. II u. III, 96 b KGO., Art. 8 Zisf. 37, Art. 9, 16ff. VGHG). Beteiligt ist an diesem Verfahren lediglich derjenige, dessen Wählbarkeit in Frage steht. Im Falle des Ausschlusses nach Bem. 8 u. 9 kann sich die Prüfung der Berwaltungsinstanzen selbstverständlich nur auf die Tatsache erstrecken, ob ein ordnungsmäßig veröffentlichter Ausspruch des zuständigen kirch­ lichen Organs vorliege (vgl. hiezu die Hinweise in Bem. 8 Jil. a—c), nicht aber darauf, ob die Exkommunikation usw. mit Grund verhängt ist. 12. Das zu 1—11 Gesagte gilt entsprechend auch für die Wahl der Kirchengemeindebevellmächtigten (Art. 70 KGO.; § 35 KWO.; vgl. Vorbenl. V vor Art. 42). Zu Abs. H.

1. 2.

über die Entstehung des Abs. II vgl. Einleitung S. 13. Bekanntmachung des Wahlergebnisses: s. § 29 Abs. II u. III. 3. Fristberechnung: Art. 106 Abs. VI. Die Frist läuft von dem auf den öffentlichen Anschlag der Bekanntmachung folgenden Tage an, nicht erst vom Tage nach Einlauf der Bekanntmachung bei der kirch­ lichen Oberbehörde (§ 29 Abs. III) ab. Die Frist ist nur gewahrt, wenn die Beanstandung innerhalb der 14 Tage bei der richtigen Instanz, d. h. bei der Staatsaussichtsbehörde, die zur erstinstanziellen Bescheidung der Beanstandung im verwaltungsrechtlichen Verfahren berufen ist (Art. 81, 73 Abs. II u. III; vgl^ ^43'KWO?) eingelcmfen ist. Die K. Deklaration vom 15. Juni 1898 (GVBl. S. 294) hat hieher keinen Bezug. 4. Kirchliche Oberbehörde: Ter Pfarrer hat also kein selbständiges Beanstandnngsrecht. 8. Beanstanden bedeutet rechtlich nicht dasselbe wie anfechten (Art. 5*2 Abs. I u. III). Die Beanstandung richtet sich gegen die PerLang Heinrich. Kirchcngcmcindeordnung. 20

306

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

son, die Anfechtung gegen die Wahl. Für das Beanstandungsverfahren gelten daher lediglich die Vorschriften des Abs. II mit § 43 KWO. 6. Das Beanstandungsrecht nach Ziff. 1 besteht nur, wenn der unsittliche Lebenswandel offenkundig d. i. der Allgemeinheit bekannt ist, es also nicht erst förmlicher Untersuchung bedarf, ferner wenn der unsittliche Lebenswandel noch z. Zt. der Wahl besteht, endlich wenn der unsittliche Lebenswandel tatsächlich öffentliches Ärgernis erregt. Letzteres Kriterium bedeutet eine Versöhnung der strengen kirchlichen Moral mit dem Volksempfinden. Nicht das ist schon „unsittlich", was die kirchliche Moral verbietet, sondern was das gesunde Empfinden der Gutgesinnten in der betreffenden Kirchengemeinde ernstlich verletzt und zur Beanstandung kann es auch dann nur führen, wenn es von diesen allgemein — nicht nur vom Geistlichen — als Ärgernis empfunden wird. „Unsittlich" ist hiebei in weitestem Sinn zu fassen, so daß z. B. auch ein notorischer Wucherer oder Trinker beanstandet werden kann. 7. Daß die öffentliche Handlung i. S. der Ziff. 2 zugleich ein Strafgesetz verletzt, ist nicht erforderlich. Ziff. 2 verlangt aber ein posi­ tives Handeln. Wer lediglich den Gottesdienst zu besuchen unterläßt, kann nicht nach Ziff. 2 beanstandet werden. 8. Zu Ziff. 3 vgl. die Erl. zu Art. 43 Abs. I Ziff. 3. 9. Über das Beanstandungsverfahren vgl. § 43 KWO. Beruhigt sich dec Beanstandete bei der Beanstandung, so findet ein verwaltungs­ rechtliches Verfahren nicht statt. Der Betreffende scheidet ohne weiteres aus (s. § 33 Abs. IV KWO.). Bestreitet der Beanstandete, daß die Voraussetzungen hiezu vor­ liegen, so bemißt sich das Weitere nach Art. 96 b KGO. mit Art. 8 Ziff. 37, 9, 16 ff. VGHG. Ter Beanstandete ist am Verfahren not­ wendig beteiligt, nicht dagegen die kirchliche Oberbehörde. Das Ver­ fahren ist gebührenpflichtig. Die Kosten hat in jedem Falle der Be­ anstandete als veranlassender Teil zu tragen. Die Verwaltungsrechtsinstanzen sind an die von der Kirche ver­ tretenen Moralbegriffe nicht gebunden (vgl. oben Bem. 6). Ablehnung.

81 tt« 45«

Die Wahl kann abgelehnt werden: 1. wegen erwiesener körperlicher oder geistiger Dienstesunfähig­ keit, 2. wegen zurückgelegten 60. Lebensjahres, 3. wenn der Gewählte während voller 6 Jahre Mitglied einer Kirchenverwaltung war, 4. wegen einer Beschäftigung, die eine häufige oder lang an­ dauernde Abwesenheit vom Kirchengemeindebezirk mit sich bringt, 5. wenn der Gewählte berufsmäßig im Reichs-, Staats-, HofMilitär- oder Gemeindedienst oder als öffentlich angestellter Lehrer tätig ist.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 45.

307

6. wenn der Gewählte erklärt, er glaube einer Beanstandung im Sinne des Art. 44 Abs. II ausgesetzt zu sein. Begr. S. 456; A. Sl. 1910 (1. Les.) S. 55 ff., 123/4. (2. Les.) S. 254 ff.; Beil. 968 S. 324’s.; A. Pl. 1910 S. 458; R. A. 1912. IV. Prot. S 5 ff.

Zu Abs. I. 1. Vorbild ist Art. 174 rechtsrh. GemO.; vgl. Kahr II S 190: Seydel II S. 114; auch Art 5 Wahl-Jnstr. von 1869 2. Für die Pfalz s. Art. 100 Abs. II KGO. mit § 33 Abs I Satz 2, Abs IV EO 3. Die ui Abs I aufgezählten Ablehnungsgründe können nur seitens der Gewählten geltend gemacht werden. Von anderer Seite kann nur eine Beanstandung nach Art. 44 Abs. II erfolgen. Im übrigen wäre nach Art. 41 zu verfahren. 4. Wer als gewählt zu betrachten ist, bemißt sich nach Art. 49. Ist Losung erforderlich, so können etwaige Ablehnungsgründe erst nach dieser geltend gemacht werden. 5. Die Ablehnung der Wahl wegen zurückgelegten 60. Lebens­ jahres ist gerechtfertigt, wenn der Gewählte bis zum Amtsantritt (Art. 47, 110 Abs. II) 60 Jahre alt wird. Ablehnung nach dieser Ziffer kann daher auch erfolgen, wenn z. Zt. der Wahl (Art. 47) das 60. Lebens­ jahr noch nicht vollendet ist (vgl. Art. 41 Abs. I, Kahr II S. 192, Sternau S. 14). 6. Während voller sechs Jahre: Eine Verkürzung der Dienstzeit dadurch, daß die Verpflichtung und Einweisung sich — etwa infolge einer Wahlbeschwerde — über den 1. Januar hinaus verzögert, ist ohne Belang (Kahr II S. 193; vgl. § 41 Abs. III, aber auch § 42 Abs. IV KWO ). Die sechsjährige Dienstzeit muß auch nicht un­ unterbrochen und nicht in derselben Kirchengemeinde („einer" Kirchen­ verwaltungs zurückgelegt sein. Die nach Art. 36 möglichen Arten von Kirchenverwaltungen stehen in dieser Beziehung einander völlig gleich. Auch die sechsjährige Dienstzeit in einer besonderen Verwaltung nach Art. 36 Abs VI oder in einer Friedhofverwaltung nach Art. 36 Abs. V mit Abs III Ziff. 3 wird nach der ratio legis als Ablehnungsgrund an­ zunehmen sein, da es sich hier um eine ähnliche Tätigkeit handelt (vgl Art 36 Abs VI Bem 3) Die gleichzeitige Wahl in mehreren Kirchengememdebezirken (vgl. Art 44 Abs. I Bem 6) bildet keinen Ablehnungs­ grund in einem derselben Selbstverständlich bezieht sich Ziff 3 auch auf die vor dem Inkrafttreten der KGO. zurückgelegte Dienstzeit. Aus Ziff. 3 ergibt sich, daß ein nach Art 47 Abs II Ausscheidender sofort wieder gewählt werden kann. Eine sechsjährige Dienstzeit als Kirchengemeindebevollmächtigter (Art. 68) gibt kein ÄLlehnungsrecht hinsichtlich. der Kirchenverwaltung. Ebensowenig die gleichzeitige Wahl zum Bevollmächtigten (s. Art. 69 Abs. III) oder die bestehende Eigenschaft als Bevollmächtigter (vgl Art. 68 Abs. IV, 110 Abs. III). Dagegen kann ein zum Bevollmächtigten Gewählter die Wahl ablehnen, wenn er schon sechs Jahre Bevollmächtigter (nicht Kirchenverwalter) war (Art. 70 Abs. I). 7* Zu Ziff. 4 vgl. Art. 44 Abs. I Bem. 6. Hienach schließt eine Beschäftigung, die „einen abwechselnden Wohnsitz" mit sich bringt, ohnehin

308

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

von der Wählbarkeit aus. Ob die Abwesenheit so häufig ist oder solange andauert, daß sie einen ausreichenden Ablehnungsgrund bildet, bestimmt der Wahlausschuß vorbehaltlich verwaltungsrechtlicher Entscheidung (§ 33 Abs. I, III KWO.; Art. 48 Abs. I, 81, 96 b KGO. mit Art. 8 Zifs. 37 mrd Art. 9 VGHG.), wobei auf den Umfang der Geschäfte der einzelnen Kirchenverwaltungen, auf die durchschnittliche Häufigkeit ihres Zusammentritts usw. Rücksicht genommen werden kann. Die Tätigkeit eines Gewählten in seiner Eigenschaft als Reichs­ oder Landtagsabgeordneter ist keine „Beschäftigung" im strengen Wort­ sinn (vgl. auch Tit. 7 § 22 VerfUrk.). Würde die Eigenschaft als Ab­ geordneter ein Ablehnungsrecht geben, so hätte dies wohl ausdrücklich gesagt werden müssen (vgl. Kahr II S. 193; auch VerfUrk. Tit. VII § 22 Abs. III). 8. Zu Ziff. 5: „berufsmäßig": ein kraft gesetzlicher Verpflich­ tung oder im Ehrenamt geleisteter Staatsdienst (z. B. als Handels­ richter, Schöffe, Geschworener usw.), ferner eine Dienstleistung gegen­ über dem Staate, welche auf privatrechtlichem Vertrage beruht, be­ gründet kein Ablehnungsrecht; dasselbe gilt von aushilfsweisen Dienst­ leistungen, auch wenn diese regelmäßig und auf Grund staatlicher Be­ rufung erfolgen, z. B. seitens bezirksärztlicher Stellvertreter. Dagegen kommt es darauf, ob eine Besoldung aus der Staatskasse gewährt oder anderweitig sicher gestellt ist, nicht an (vgl. Art. 48 NotG.). Für Be­ amte i. S. des Art. 1 BG. steht das Ablehnungsrecht außer Zweifel (vgl. auch Art. 18 Abs. II BG. mit Ziff. 3 Abs. I b MinZek. vom 4. April 1912, die Ausübung von Nebenämtern und Nebengeschäften durch Beamte betr. sKultMinBl. S. 281]). Beamteneigenschaft in diesem Sinne ist jedoch nicht notwendige Voraussetzung des Ablehnungsrechtes. Daß Notare im Staatsdienste stehen, ist durch Art. 6 Abs. II und Art. 8 NotG. außer Zweifel gestellt. Ärzte, Bahnärzte, Rechtsanwälte usw. haben kein Ablehnungsrecht. 9. Gemeindedienst i. S. dieser Ziffer ist auch der berufs­ mäßig geleistete Distrikts- und Kreisgemeindedienst. 10. Der in Zifs. 6 bezeichnete Ablehnungsgrund, welcher erst auf Autrag des Ausschuß-Referenten der K. d. Abg. (vgl. AA. 1910 [2. Les.] 5. 254) ausgenommen und vom RA. 1912 (IV. Prot. S. 5 ff-) nur modi­ fiziert wurde, unterscheidet sich wesentlich von den in Ziff. 1—5 ausge­ zählten durch seinen rein subjektiven Charakter. Nach dem nicht sehr glück­ lichen Wortlaut der Ziff. 6, der auch schlecht mit den Eingangsworten des Art. 45 harmoniert, könnte sich wohl jeder, der keine Lust hat, in die Kirchenverwaltung einzutreten, der Verpflichtung zum Eintritt entziehen. Einern Mißbrauch wird, wenn entsprechende Einwirkung des Wahl­ ausschusses (§§ 32, 33 KWO.) nicht zum Ziele führt, nur dadurch be­ gegnet werden können, daß dem Gewählten gegenüber im einzelnen Fall von zuständiger Seite die Erklärung abgegeben wird, es werde eine Ablehnung nach Art. 44 Abs. II nicht erfolgen; denn alsdann ist der Anwendbarkeit der Ziff. 6 der Boden entzogen. Solange eine solche Erklärung jedoch nicht abgegeben ist, kann irgendwelcher Zwang auf den nach Ziff. 6 Ablehnenden zur Annahme der Wahl bzw. zum Eintritt in die Kirchenverwaltung nicht ausgeübt werden. Denn der Zweck dieser Bestimmung ist der, den Betreffenden vor Nachforschungen i. S. des Art. 44 Abs. II und damit vor Bloßstellung zu bewahren. Solche Nach-

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 46.

.309

forschungen wären aber notwendig, wenn der Nachweis der Grund­ losigkeit einer Erklärung nach Ziss. 6 zulässig wäre. Zuständig zur Ab­ gabe einer Erklärung in obigem Sinn ist nur diejenige Behörde, welche das Ablehnungsrecht hat, d. i. die kirchliche Oberbehörde. Der Pfarrer ist, obwohl die Ablehnung zumeist aus dessen Antrag beruhen wird, nicht zuständig. 11. Die Wahlablehnung ist vor dem Wahlausschuß oder innerhalb der vorgesteckten Frist dem Wahlkommissär zu erklären (§ 32 Abs. I—III KWO.). Nichtabgabe einer Erklärung gilt als Annahme der Wahl (§ 32 Abs. IV a. a. O.). Über die Stichhaltigkeit des vorgebrachten Ablehnungs­ grundes entscheidet der Wahlausschuß nach Stimmenmehrheit (§ 20 Abs. I u. II KWO.) endgültig vorbehaltlich verwaltungsrechtlicher Entscheidung nach §§ 33 Abs. III, 42 Abs. I Ziff. 2, Abs. III KWO., Art. 81, 73, 96 b KGO., Art. 8 Ziff. 37, Art. 9 VGHG. Der bei Anerkennung des Ablehnungsgrundes zum Eintritt Berufene (§ 33 Abs. IV Satz 2) ist am Verfahren nicht beteiligt. Er kann ebensowenig als ein Dritter ge­ setzwidrige Anerkennung eines Wahlablehnungsgrundes nach § 42 Abs. I KWO. bekämpfen (vgl. dort Abs. II und § 40). Wird ein Ablehnungsgrund nicht sofort geltend gemacht, so kann der Gewählte nur nach Art. 41 aus seinem Amte scheiden. Gegenüber Gewählten, welche trotz Zurückweisung ihrer Ablehnung den Dienstantritt verweigern, kann gemäß Art. 21 PStGB. und Art. 46 VGHG. Zwang geübt werden. 12. Über das Verfahren, wenn die Ablehnung einer größeren Zahl von Gewählten anerkannt werden muß, s. § 33 Abs. V KWO., Vordem. IV B d vor Art. 42 KGO. 18. Art. 45 Ziff. 1—5 gilt entsprechend auch für die Kirchen­ gemeindebevollmächtigten (Art. 70 KGO., § 35 KWO.).

Bestechung.

Akt. 46.

Die Bestechung der Wähler hat die Ungültigkeit der Wahl, soweit sie den Bestechenden und Bestochenen betrifft, sowie für beide den Verlust des Wahlstimmrechtes und der Wählbarkeit bei der betreffenden Wahl und deren etwaiger Erneuerung zur Folge. Begr. S. 456.

1. Art. 46 ist den Art. 175/104 GemO. und Art. 6 Wahl-Jnstr. nachgebildet; vgl. Kahr II S. 195, Wand S. 567, Sternau S. 18. 2. Der Begriff „Bestechung" ist nicht identisch mit dem straf­ rechtlichen Begriff des Stimmenkaufs (§ 109 StGB.), sondern weiter als dieser. Die Annahme einer Wahlbestechung i. S. des Art. 46 ist daher auch von der strafrichterlichen Feststellung des Tatbestandes des § 109 StGB nicht abhängig (ebenso Begr. S. 456 im ausdrücklichen Gegensatz e zu der bisherigen" Rechtsprechung" des BGH. hinsichtlich des Gemeindewahlrechts). Die Frage, ob eine Wahlbestechung anzunehmen ist, kann also — selbstverständlich nur mit Bezug auf die Gültigkeit der Wahl (vgl. Kahr II S. 197) — von den Verwaltungsbehörden je nach Lage des einzelnen Falles nach jeder Richtung frei gewürdigt werden. Nach wie vor ist es der Verwaltungsbehörde unbenommen, aus Zweck­ mäßigkeitsgründen erst den Ausgang eines etwaigen Strafverfahrens, das sie selbst anregen kann, abzuwarten und das Ergebnis der richter-

310

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

liehen Feststellungen zu verwerten. Der strafrechtliche Begriff des Stimmenkaufs geht in dem allgemeineren der Bestechung vollkommen auf. L. Der Begriff der „Bestechung" verlangt Einwirkung durch An­ bieten eines Vorteils und Annahme des Vorteils oder des hierauf ge­ richteten Versprechens. Angebot ohne Annahme bedeutet nur einen un­ schädlichen Versuchs dagegen muß eine ausdrückliche Vereinbarung nicht getroffen sein, wenn sonst das beiderseitige Einverständnis über den Zweck des Vorteilsaustausches außer Zweifel steht. Daß der Bestochene erst durch die Bestechung zur Vornahme der Wahl in dem vereinbarten Sinne bestimmt worden ist, ist nicht notwendig; ebensowenig, daß das versprochene Entgelt wirttich geleistet oder daß die Wahlstimme der übernommenen Verpflichtung gemäß abgegeben wurde (Kahr II S. 197 Fußnote 4). Eine Bestechung liegt auch in der entgeltlichen Bestimmung eines Wahlberechtigten, sich der Abstimmung zu enthalten. Dagegen ist eine sonstige Einwirkung auf die Wähler z. B. durch allgemeine Ver­ sprechungen hinsichtlich späterer Verwaltungstätigkeit des Kandidaten, durch Drohungen, durch Verbreitung falscher Nachrichten usw., mag sie auch rechtswidrig und strafbar sein (vgl. VGH. Bd. 17 S. 183 f., Kahr II S. 199), nicht als Wahlbestechung anzusehen. 4. a) Die auf den Bestechenden gefallene Wahl ist unter allen Umständen ungültig, ohne daß es noch darauf anzukommen hätte, ob der Bestochene tatsächlich an der Wahl teilgenommen hat, ob die Wahl auch bei Abrechnung der Stimme des Bestochenen gesichert ist oder ob die Bestechung zugunsten einer dritten — gewählten oder nicht ge­ wählten — Person gedacht war. b) Wird der Bestochene gewühlt, so ist auch dessen Wahl unter allen Umständen ungültig, wenn auch die Bestechung auf dessen Wahl gar nicht gerichtet war. c) In den Fällen a und b ist jedoch nicht die ganze Wahlhandlung, also die Wahl der sämtlichen Kirchenverwalter hinfällig, sondern nur die Wahl des Bestechenden oder Bestochenen allein (§ 41 Abs. I Ziff. 1 KWO.). Kann dessen Stelle nicht durch einen Ersatzmann besetzt werden (Art. 51), so ist eine Neuwahl hiefür notwendig (§§ 41 Abs. III, 33 Abs. IV, V KWO.). Die Wahl ist ungültig, nicht sind es die für den Be­ stechenden und Bestochenen abgegebenen Stimmen. Es können daher diese nicht einfach unbeachtet bleiben und die mit der nächstgrößteu Stimmen­ zahl als gewählt betrachtet werden. d) Verlust des Wahlstiminrechts und der Wählbarkeit: Das aktive und passive Wahlrecht ist für den Bestechenden und den Be­ stochenen schon im Augenblick der Bestechung (d. i. im Augenblick des Vorteilsangebotes und dessen Annahme; vgl. Bem. 3) verwirkt. Die Feststellung hat lediglich deklaratorische Bedeutung und daher rück­ wirkende Kraft (anders Sternau S. 21 Bem. b). Gelingt es, die Be­ stechung schon vor der Wahl nachzuweisen, so müssen die Beteiligten — Bestechende und Bestochene — von der Wahl (der weiteren Wahl) zurück­ gewiesen werden (§ 20 Abs. I KWO.). Wird das Jnmitteliegen einer Bestechung erst nach der Abstimmung entdeckt, so sind die von den Be­ stechenden und den Bestochenen abgegebenen Stimmen ungültig. (So auch Kahr II S. 201; die abweichende Meinung Sternaus sS. 19] ist wohl im Hinblick auf die allgemeine Fassung der den Verlust des Stimm­ rechts aussprechenden Bestimmung des Art. 46 und obige Feststellung, daß das Wahlrecht schon im Augenblick der Bestechung verwirkt ist, nicht

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 47.

311

haltbar). Für wen die Stimmen abgegeben sind, ist gleichgültig, da eine Nachprüfung infolge des Grundsatzes geheimer Stimmabgabe nicht statt­ finden taun und darf (vgl. VGH. Bd. 27 S. 59). Tie Wahl wird jedoch durch die Beteiligung der Unberechtigten noch nicht im ganzen hinfällig. Sie bleibt vielmehr insoweit wirksam, als ein Gewählter auch nach Abzug der Zahl sämtlicher ungültiger Stimmen die relative Stimmenmehrheit behauptet (Art. 49). Würde jedoch ein als gewählt Betrachteter nach Abzug der ungültigen Stimmen weniger Stimmen als ein nicht ge­ wählter Kandidat bei nicht reduzierter Stimmenzahl auf sich vereinigen, so wäre seine Wahl ungültig, selbst wenn bestimmt anzunehmen ist (z. B. nach der Parteistellung), daß die ungültigen Stimmen nicht für ihn ab­ gegeben worden sind. Haben mehrere Kandidaten gleiche Stimmenzahl, so ist die Wahl sämtlicher ungültig — wenn bereits die Losung (Art. 49 Abs. II) stattgefunden hat, die des Eintrittsberechtigten (s. Art. 49 Abs. II Bem. 3). Tic Bestimmung über den Verlust der Wählbarkeit hat bei nachträglicher Feststellung der Bestechung dann keine selbständige Be­ deutung, wenn der Bestechende und der Bestochene selbst gewählt worden sind, da deren Wahl ohnehin ungültig ist. Die Wirkung dieser Be­ stimmung beschränkt sich daher auf die Fälle, in denen vorher die Be­ stechung sestgestellt werden konnte und in denen die Wahl wiederholt werde:! muß (im übrigen s. lit. c). c) Der Verlust des aktiven und passiven Wahlrechtes wirkt nicht nur für die ursprüngliche Wahl, sondern auch für die infolge der Un­ gültigkeitserklärung derselben notwendig werdende nochmalige Wahl, nicht aber auch für eine im Laufe der Wahlperiode (Art. 47) erforderlich werdende Nachwahl (Art. 47 Abs. III), selbst wenn die Nachwahl dadurch notwendig geworden ist, daß Ersatzleute infolge Ungültigkeitserklärung der Wahl einzelner Kirchenverwalter nach Art. 46 vorzeitig einberusen werden mußten. f) Was für die Wahl der Kirchenverwalter gilt, gilt auch für die im gleichen Wahlgange stattfindende Wahl ihrer Ersatzleute, ferner für die Wahl der Kirchengemeindebevollmächtigten und deren Ersatzleute. 5. Verfahren, Streitigkeiten: Ist die Bestechung schon im Zeitpunkt der Wahl offenkundig oder erwiesen, so hat der Wahl­ ausschuß die darin verwickelten Personen als nicht wahlstimmberechtigt zurückzuweisen (oben 4 d; § 20 Abs. I KWO.). Der Zurückgewiesene hat die Beschwerde nach § 42 Abs. I Ziff. 2 KWO. Im übrigen hat das Verfahren nach § 41 KWO. Platz zu greifen; vgl. Art. 52 Abs. I Bem. 2. Anfechtung der Wahl nach § 42 KWO. findet nicht statt.

Wahlperiode.

Art. 47.

-Die regelmäßigen Kirchenverwaltungswahlen sollen von 6 zu 6 Jähren, iw Aopencher oder Dezember stattfinden und bis 15. Dezember beendet sein. "Sie gelten für die sechs auf die gesetzliche Wahlzeit folgenden Kalenderjahre (Wahlperiode). »'Die während der Wahlperiode stattfindenden Wahlen gelten für die noch übrige Dauer der ersteren. Begr. S. 45t» f.

312

E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Zu Abs. I. sollen: Ein Zwang zur möglichst genauen Einhaltung der sechsjährigen Periode ergibt sich schon aus Abs. II. In Ausnahmefällen kann auch schon vor dem November und noch nach dem 15. Dezember die Wahl vorgenommen werden. Für die Wahlperiode 1913—1918 vgl. Art. 110 Abs. II und MinBek. vom 21. Oktober 1912 (oben S. 137). Vgl. ferner § 3 KWO.

Zu Abs. II. 1. Gesetzliche Wahlzeit: s. Abs. I. 2 Diese Bestimmung gilt auch für den Fall, daß sich die Neu­ wahl aus besonderen Gründen (z. B. Kriegsereignissen) bedeutend ver­ zögert (Begr. S. 457). Gegen eventuelle Unzuträglichkeiten trifft Art. 52 Abs. II Vorsorge. Vgl. auch Art. 110 Abs. II.

Zu Abs. III. Eine Wahl während der Wahlperiode kann notwendig werden, wenn kein Ersatzmann mehr vorhanden ist oder wenn sich der Kreis der Wahlstimmberechtigten infolge größerer organisatorischer Ver­ änderungen oder infolge der Entstehung einer erheblichen Gemeinschaft zwischen Pfarr- und Tochtergemeinde (z. B. durch einen Pfarrhofbau) innerhalb der Wahlperiode erheblich ändert (vgl. Art. 42 Abs. I u. II; Begr. S. 457). Über Wahlen während der Wahlperiode vgl. § 46 KWO.

Qltf. 48. J$)ie Wahl wird unter Leitung eines von der Staatsaufsichts­ behörde ernannten Wahlkommissärs, welchem ein Wahlausschuß zur Seite steht, in geheimer, unmittelbarer Stimmgebung vorgenom­ men. Als Wahlkommissär ist in der Regel der Kirchenverwaltungs­ vorstand aufzustellen. "In großen Kirchengemeinden kann die Kirchenverwaltung die Vornahme der Wahl in mehreren Wahllokalen anordnen. m Jeder Wähler hat nur eine Stimme. "Stellvertretung ist ausgeschlossen. v$)te bürgerlichen Gemeindebehörden sind verpflichtet, den auf die Wahlen bezüglichen Anforderungen des Wahlkommissärs un­ gesäumt zu entsprechen, insbesondere das nötige Dienstpersonal bereit zu stellen sowie für ein geeignetes Wahllokal und die er­ forderlichen Wahlpapiere zu sorgen. Verschiedenes.

Begr. S. 467; W A. 1910 (1. Les.; S. 57 f.; A. A. 1912 Beil. 305 S. 93. Art. 2, 11 und 12 Abs. II Wahl-Znfir. v. 1869.

Vergl.

Zu Abs. I. 1. Als Wahlkommissär ist in der Regel der Kircheuverwaltungsvorstand (Art. 37, 38) von der Staatsaufsichtsbehörde (Art. 73 Abs. II u. III) zu ernennen. Erscheint dies ausnahmsweise untunlich (vgl. Abs. II und § 15 KWO.), so ist wie bisher ein Beamter der Distrikts­ verwaltungsbehörde hiezu zu ernennen. Die einschlägigen bisherigen

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 48.

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Normen gelten insoweit unverändert fort (s. die Zusammenstellung bei Meurer I S. 38; vgl. Art. 112 Abs. IC). Die Obliegenheiten des Wahlkommissärs ergeben sich aus §§ 16 ff KWO (s. Vordem. IV B a vor Art. 42 KGO.). Verstößt der Wahlkommissär gegen § 19 Abs. II Satz 1 KWO., so kann gegen ihn mit Disziplinarstrafen (Abs. I Satz 2 mit Art. 84), eventuell auch nach § 108 RStGB. vorgegangen werden. Außerdem kann Wahlansechtung nach § 42 Abs. I KWO. in Frage kommen. Zwangsmittel zur Aufrechterhaltung der Ordnung (§ 19 Abs. II Satz 2 KWO ) stehen dem Wahlkommissär als solchem nicht zu. Erforderlichenfalls ist daher die Hilfe der Ortspolizeibehörde in An­ spruch zu nehmen. Die Abstellung eines Sicherheitsorgans kann auch vorsorglich verlangt werden. Der Wahlkommissär hat den Aufenthalt im Wahlraum nur Wählern zu gestatten, diesen aber solange, als ihre Entfernung nicht zur Auf­ rechterhaltung der Ordnung erforderlich wird. 2. Wahlausschuß: a) Die Bildung des Wahlausschusses vollzieht sich nach § 18 Abs. I (vgl. auch §§ 34 lit. a Ziff. 2, 35, 38 lit. a Ziff. 2, 45 u. 46) KWO. Nichteinhaltung dieser Vorschriften wird in der Regel als Ver­ letzung einer „wesentlichen vorgeschriebenen Förmlichkeit" i. S. des § 42 Abs. I Ziff. 1 KWO. anzusehen sein, da der Wahlausschuß auch bei Aufstellung einer Wählerliste (§ 2 Abs. I KWO.) über die Zulassung jedes Einzelnen Beschluß zu fassen (§ 20 Abs. I a. a. £).), also Funktionen zu erfüllen hat, die auf das Wahlergebnis be­ stimmenden Einfluß üben. Nur in Ausnahmefällen wird anders zu entscheiden sein. Vgl. hiezu Kahr Bem. 6 ä zu Art. 178 GemO. (Bd. 2 S. 225); die Einwirkung des Wahlausschusses nach der KWO. ist jedoch ungleich größer als nach Gemeindewahlrecht. Eine Verpflichtung, in den Wahlausschuß einzutreten, besteht nicht. Voraussetzung des Eintritts ist nur Wahlstimm­ berechtigung (Art. 43 Abs. I), nicht auch Wählbarkeit (Art. 44 Abs. I). Ob Wahlstimmberechtigung vorliegt, entscheidet vor­ läufig der Wahlkommissär, endgültig der Wahlausschuß selbst bei Stimmabgabe nach § 20 Abs. I, vorbehaltlich verwaltungsrechtlicher Entscheidung nach § 42 Abs. I. Verneint der Wahlausschuß die Stimmberechtigung, so ist sofort ein neues Mitglied zu berufen (§ 18 Abs I Satz 2). Es wird sich deshalb empfehlen, daß die Mitglieder des Wahlausschusses ihre Stimme zuerst abgeben. b) Über bic Funktionen des Wahlausschusses vgl. §§ 20ff. KWO. und Vorbem. IV B b vor Art. 42 KGO ). § 108 StGB, findet auch auf Mitglieder des Wahlausschusses Anwendung. e) Beschlußfähigkeit des Wahlausschusses: § 20 Abs II KWO, d) Beschlüsse des Wahlausschusses, die dieser innerhalb seines Zu­ ständigkeitsbereichs faßt, treten sofort in Wirksamkeit (§ 20 Abs. III KWO.). Sie können nur im Wege der Anfechtung nach § 42 Abs. I Ziff. 2 a. a. O., also nur von einem unmittelbar in seiner eigenen Person rechtswidrig benachteiligten Kirchengemeinde­ glied angefochten werden, es sei denn, daß der Beschluß des Wahl­ ausschusses das Verfahren betrifft (vgl. Art. 52 Abs. I Bem 4).

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E. Erläuterungen zur Kirchengemeindeordnung.

Eine auf Beschwerde nach § 5 Abs. III KWO. ergangene Ent­ scheidung schließt selbständige Beschlußfassung nach § 20 Abs. I Zifs. 2 nicht aus. 3. Geheime unmittelbare Stimmgebung: s. §§21, 26 ff. KWO. Nichtzulassung zur Stimmgebung berechtigt zur Wahl­ anfechtung nach § 42 Abs. I Ziff. 2 (vgl. § 25) KWO. Zu Abs. II. Vgl. §§ 5 Abs. VI Satz 1 u. 3—5, Abs. VII, 15, 18 Abs. II, 29 Abs. IV u. V, 39 Abs. I, 45 u. 46 KWO. Die Wahl bleibt in diesem Falle eine einheitliche d. h. das Er­ gebnis wird unter Zusammenrechnung der in sämtlichen Wahllokalen zusammen für eine Person abgegebenen Stimmen festgestellt. In säintlichen Wahllokalen können für alle Kirchenverwalterstellen Stimmen ab­ gegeben werden (vgl. § 29 KWO.). Die Stimmberechtigten sind jedoch in das zuständige Wahllokal zu verweisen (§ 5 Abs. VI, 16 KWO.). Zn Abs. III. Vgl. §§ 21 Abs. III, 26 Abs. IV Ziff. 5 KWO. Zn Abs. IV. Vgl. §§ 22, 20 Abs. I KWO. Der Wahlstimmberechtigte muß seine Stimme persönlich abgeben.

Zu Abs. V. !♦ Der Wahlkommissär (oben Abs. I Bem. 1, § 19 Abs. I KWO.) hat sein Ersuchen so zeitig zu stellen, daß die Gemeinde den gestellten Anforderungen ohne Störung des Tienslbetricbs und ohne außerordent­ liche Veranstaltungen nachkommen kann. 2. Als Dienstpersonal kommen insbesondere Boten, Ordner usw. in Betracht. 3. Auf Erfordern des Wahlkommissärs hat die Gemeinde auch eine geeignete Schreibkraft (vgl. § 18 Abs. III KWO.) abzustellen. Die Schreibgeschäfte können jedoch auch von einem Mitglied des Wahl­ ausschusses oder vom Wahlkommissär selbst besorgt werden (vgl. § 18 Abs. III, 30 Abs. I, 45, 46 KWO.). 4. Ob das bereitgestellte Wahllokal „geeignet" ist, entscheidet der verantwortliche Wahlleiter (§ 19 Abs. I KWO.). Die Sorge hiefür umfaßt auch die Beheizung und Beleuchtung. 8. Zu den Wahlpapieren gehören insbesondere die nach §21 Abs. I Satz 4 a. a. O. bereit zu haltenden Wahlzettel, sämtliche Formularien (Anlage I—V, Muster 1—12 (S. 109—136), Schreibpapier usw. Die Wahlzettel i. S. des § 21 Abs. I Satz 7 KWO. sind von den betr. Wählergruppen bereit zu stellen (s. MinBek. vom 21. Oktober 1912 [S. 137] Ziff. 2 Abs. III). v. Auch die Wahlurne (§21 Abs. IV KWO.), wie überhaupt der ganze sächliche Bedarf (Schreibmaterialien usw.) kann nach Abs. V requiriert werden. 7* Hinsichtlich des Kostenersatzes an die bürgerlichen Ge­ meinden vgl. Art. 52 Abs. V Satz 2.

3. Abschn. Ortskirchliche Vertretungskörper.

Art. 49.

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31 tt* 49