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German Pages XXII, 258 [274] Year 2018
VAHLEN JURA Thomas M. J. Möllers
Juristische Arbeitstechnik und wissenschaftliches Arbeiten 9. Auflage
Vahlen
Zum Inhalt: Für die 8. Auflage wurde das Werk komplett überarbeitet: Es begleitet den angehenden Juristen von Anfang des Studiums bis zum Examen und vielleicht auch zur Promotion. Es gibt Hilfestellung zum effektiven Lernen (§ 1) und zur Klausur (§ 2). Für alle juristischen Arbeiten benötigt man Kenntnisse zur Juristischen Argumentation (§ 3) und einen sicheren Juristischen Stil (§ 4). Wissenschaftliches Arbeiten verlangt den routinierten Umgang mit den juristischen Recherchemöglichkeiten, also der Arbeit in der Bibliothek und mit dem Internet (§ 5) sowie die Beherrschung der einschlägigen Zitierregeln (§ 6). Hausarbeit, Seminar- und Studienarbeit verlangen bei knapp bemessener Zeit eigene Techniken, wie etwa die Konkretisierung der Fragestellung (§ 7). Besonderheiten gelten für die Anfertigung einer Dissertation (§ 8). Wissenschaftliche Arbeiten umfassen am Ende oft auch einen Vortrag oder eine mündliche Prüfung (§ 9). Vertiefungsfälle runden das Werk ab (§ 10). Schließlich wurden auch neue, umfassende Anhänge zu den Zitierregeln und der Arbeit mit Word aufgenommen. Zum Autor: Prof. Dr. Thomas M.J. Möllers ist o. Professor für Bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht, Europarecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Augsburg.
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Juristische Arbeitstechnik und wissenschaftliches Arbeiten Klausur · Hausarbeit · Seminararbeit · Studienarbeit · Staatsexamen · Dissertation
von
Dr. Thomas M.J. Möllers o. Professor an der Universität Augsburg
9., neubearbeitete Auflage 2018
Verlag Franz Vahlen
Vorwort
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Vorwort Vorwort
Vorwort Revision Das Buch wendet sich an den Studenten, der gewillt ist zu lesen, nachzudenken, Kritik zu üben, wissenschaftlich zu arbeiten. In der achten Auflage hatte ich drei Fähigkeiten betont, die für ein erfolgreiches Studium unabdingbar sind: Lesen Sie, Denken Sie, Üben Sie. Das Werk soll Sie von Anfang des Studiums an begleiten, indem es Hilfestellung zum effektiven Lernen (§ 1) und der Klausur (§ 2) gibt. Wissenschaftliches Arbeiten heißt auch, die eigenen Thesen und Strukturen immer wieder in Frage zu stellen und, wie bei einem 1.000-teiligen Puzzle, so lange zu basteln, bis (möglichst) alles passt. Hören Sie also nie bei 900 Teilen auf; es fällt auf. Für alle wichtigen wissenschaftlichen Arbeiten sollte man das Denken schulen, hier helfen die Juristische Argumentation (§ 3) und der Juristische Stil (§ 4). Wissenschaftliches Arbeiten verlangt die Juristische Recherche in der Bibliothek und die Arbeit mit dem Internet (§ 5) sowie den sicheren Umgang mit den einschlägigen Zitierregeln (§ 6). Ein Plagiat kann den Doktortitel kosten, zu einer Geldstrafe führen und auch die steile politische Karriere beenden, wie der frühere Verteidigungsminister (Dr.) Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg erleben durfte. Hausarbeit, Seminar- und Studienarbeit sowie Bachelor- und Masterarbeit verlangen bei knapp bemessener Zeit eigene Techniken, wie etwa die Konkretisierung der Fragestellung und eine besondere Herangehensweise, je nach Typus der Arbeit (§ 7). Die Hinweise zum Arbeiten mit dem Softwareprogramm Microsoft Word 2016 wurden aktualisiert. Besonderheiten gelten für die Anfertigung einer Dissertation (§ 8). Schließlich ist die Arbeit oft zu präsentieren. Die einzelnen rhetorischen Fertigkeiten finden sich im Kapitel Vortrag und mündliche Prüfung (§ 9). Vertiefungsfälle runden das Werk ab (§ 10). Die jetzige Auflage vertieft die Ausführungen zu Lerntechniken und nennt Parameter für eine gute Promotion. Das Werk erscheint auch in chinesischer Übersetzung bei Peking University Press. Im letzten Jahr habe ich ein weiteres Lehrbuch im Verlag C. H. Beck veröffentlicht: Möllers, Juristische Methodenlehre, München 2017. Während die Arbeitstechnik Fertigkeiten beschreibt, die erforderlich sind, um wissenschaftlich zu arbeiten, steht bei der Methodenlehre die Begründung einer juristischen Entscheidung im Vordergrund. Juristen helfen bei streitigen Verfahren; der Richter will die Parteien befrieden, indem er mit einer juristischen Begründung überzeugt. Das neue Werk beschreibt weit mehr als 100 Argumentationsfiguren, die Juristen weltweit verwenden, um juristische Entscheidungen zu begründen. An dieser Stelle sei wiederum den tatkräftigen Mitarbeitern an meinem Lehrstuhl gedankt, vor allem den wissenschaftlichen Assistenten Dominic Merk, Natalie Höck und Pirmin Herz sowie den studentischen Hilfskräften Tobias Manhardt und Lea Wolf. Augsburg, im Frühjahr 2018
Professor Dr. Thomas M. J. Möllers
Inhaltsverzeichnis
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Revision
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Vorwort ............................................................................................................................ V Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................................... XV Literaturverzeichnis .......................................................................................................... XIX § 1 Erfolgreich studieren I. Wissenschaftliches Arbeiten als Methode ................................................................. 1. Der Zweck des Buches ......................................................................................... a) Juristische Fertigkeiten .................................................................................... b) Das Ziel wissenschaftlichen Arbeitens ............................................................. 2. Die einzelnen Arten rechtswissenschaftlicher Arbeiten ......................................... a) Die juristische Klausur ..................................................................................... b) Hausarbeit ....................................................................................................... c) Seminararbeit und Studienarbeit ..................................................................... d) Bachelorarbeit ................................................................................................. e) Masterarbeit .................................................................................................... f) Doktorarbeit ................................................................................................... 3. Zur Bewertung einer wissenschaftlichen Arbeit ................................................... II. Organisationsfähigkeit ............................................................................................. 1. Zielplanung und Zeitmanagement ....................................................................... a) Finanzierung, Zusatzqualifikationen und berufliche Erfahrungen ................... b) Auslandsstudium und Master of Laws (LL. M.) .............................................. c) Die Vorbereitung auf die Universitätsprüfung ................................................. d) Die Vorbereitung auf das Erste Juristische Staatsexamen ................................. e) Doktorarbeit ................................................................................................... 2. Konzentrationsfähigkeit, Muße und Entspannung ............................................... 3. Arbeitshilfen ........................................................................................................ a) Die Arbeit am Computer – Vor- und Nachteile ................................................ b) Der Arbeitsplatz – Bibliothek versus Heimarbeit ............................................. III. Lerntechniken .......................................................................................................... 1. Wahrnehmen, Vergessen und Langzeitgedächtnis – Repetitio est mater studiorum ............................................................................................................ 2. Motivation und aktives Lernen ............................................................................ a) Kombination verschiedener Lernmethoden, insbesondere private Arbeitsgemeinschaften ................................................................................................ b) Einzelne Hilfsmittel – Graphiken und Karteikarten ......................................... 3. Strukturdenken und strukturiertes Lernen ........................................................... 4. Mittel zur Darstellung kreativer Denkvorgänge ................................................... a) Clustering ........................................................................................................ b) Mind Mapping ................................................................................................
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§ 2 Falllösung und Klausur I. Auswertung von Bearbeitervermerk und Sachverhalt ............................................... 1. Der Bearbeitervermerk ......................................................................................... 2. Die erste Lektüre des Sachverhaltes und Brainstorming ....................................... 3. Optische Hilfsmittel: Skizze und Zeittafel ............................................................ 4. Das vollständige Erfassen des Sachverhalts ..........................................................
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Inhaltsverzeichnis
II. Die Erstellung eines Konzepts: Die Gliederung als ein Entwickeln der Falllösung .... 1. Vorteile und Form einer Gliederung ..................................................................... 2. Der Anspruchsaufbau im Zivilrecht ..................................................................... a) Anspruchsziele und Beteiligte .......................................................................... b) Anspruchsgrundlagen ...................................................................................... c) Subsumtion ..................................................................................................... 3. Der Fallaufbau im Strafrecht ............................................................................... a) Strafrechtlich relevantes Handeln .................................................................... b) Bildung von Tatkomplexen .............................................................................. c) Formulierung des Obersatzes .......................................................................... d) Prüfung der einzelnen Tatbestände .................................................................. e) Qualifikationen ............................................................................................... f) Erfolgsqualifikation ......................................................................................... g) Konkurrenzen .................................................................................................. 4. Der Fallaufbau im öffentlichen Recht .................................................................. a) Die verschiedenen Klagearten .......................................................................... b) Sachverhaltsanalyse im öffentlichen Recht ...................................................... c) Obersatz eines verwaltungsrechtlichen Rechtsbehelfs ...................................... d) Aufbau eines verwaltungsrechtlichen Rechtsbehelfs ........................................ III. Ergebniskontrolle ..................................................................................................... 1. Billigkeitskontrolle ............................................................................................... 2. Alternative Lösungswege ..................................................................................... 3. Zum Umgang mit unbekannten Problemen ......................................................... IV. Die Niederschrift der Klausur .................................................................................. 1. Zur Sinnhaftigkeit einer Gliederung ..................................................................... a) Die Wahl des Gliederungssystems .................................................................... b) Die Gliederung als Struktur ............................................................................. 2. Schwerpunktsetzung bei der Niederschrift ........................................................... 3. Formalien und Schriftbild ....................................................................................
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§ 3 Juristische Argumentation I. Darstellung von Streitständen .................................................................................. 1. These und Argument ............................................................................................ 2. Meinung – Gegenmeinung – Stellungnahme ........................................................ 3. Der Trierer Weinversteigerungsfall als Klassiker des BGB AT .............................. II. Juristische Methodenlehre und Argumentationsstrukturen ...................................... 1. Auslegungskanon als Argumentationshilfe ........................................................... 2. Einfache Formen der Rechtsfortbildung ............................................................... a) Einzelanalogie ................................................................................................. b) Teleologische Reduktion .................................................................................. 3. Konkretisierung von Rechtsnormen ..................................................................... 4. Herrschende Meinung und Präjudizien ................................................................ 5. Vergleichsfallmethode .......................................................................................... 6. Der Normzweck als fallentscheidender Maßstab ................................................. III. Kreativität und Originalität in der wissenschaftlichen Arbeit ................................... 1. Die Juristische Methodik als Argumentationslehre .............................................. 2. Stringenter Gedankengang und folgerichtige Beweisführung – der Feuerwerkskörperfall ............................................................................................................. IV. Der kritische Gesprächspartner (advocatus diaboli) .................................................
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§ 4 Juristischer Stil I. Juristendeutsch als Problem .....................................................................................
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Inhaltsverzeichnis II. Schlechter juristischer Sprachstil und seine Gründe .................................................. 1. Der Schachtelstil .................................................................................................. 2. Leerformeln, weitschweifende Formulierungen, Übertreibungen ......................... 3. Nominalstil .......................................................................................................... 4. Zu häufige Verwendung von Passivkonstruktionen ............................................. 5. Übertriebene Abstraktion und Verweisung ........................................................... III. Kriterien eines guten juristischen Stils – Knapp, einfach, klar und anschaulich sowie präzise ...................................................................................................................... 1. Der knappe Stil .................................................................................................... 2. Der einfache, klare und anschauliche Stil ............................................................. a) Einfachheit und Klarheit ................................................................................. b) Der anschauliche Stil ....................................................................................... 3. Der präzise Stil ..................................................................................................... a) Orthographie und Grammatik ........................................................................ b) Präzise Benutzung juristischer Begriffe ............................................................ c) Logisch korrekte Formulierungen .................................................................... d) Gutachten- und Urteilsstil ............................................................................... e) Zum Stil juristischer Kritik .............................................................................. IV. Überarbeiten und Kürzen – Die Arbeit am roten Faden ........................................... 1. Das Überarbeiten als eigener Arbeitsschritt – die Bedeutung einer guten Gliederung ..................................................................................................................... 2. Einzelne Überarbeitungsmöglichkeiten ................................................................ a) Zum Umfang des darstellenden Teils in der wissenschaftlichen Arbeit ............ b) Stringenz Ihres Gedankenganges ..................................................................... c) Deutliche Herausstellung der eigenen Thesen .................................................. 3. Überarbeiten zur Verbesserung des Stils ............................................................... 4. Korrekturzeichen des Dudens ..............................................................................
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§ 5 Juristische Recherche und Auswertung juristischer Texte I. Quellensuche als notwendiger Bestandteil juristischen Arbeitens ............................. 1. Literatursuche in Bibliotheken ............................................................................. 2. Die wachsende Bedeutung des Internets ............................................................... a) Vor- und Nachteile .......................................................................................... b) Einzelne juristische Online-Datenbanken ........................................................ c) Das Internet ..................................................................................................... II. Gesetze ..................................................................................................................... 1. Europäische Rechtsquellen ................................................................................... a) Europäische Gesetze ........................................................................................ b) Rechtstexte von EU-Organen .......................................................................... 2. Nationale Gesetze ................................................................................................ a) Gesetzessammlungen und Nachweise der Gesetzesgeschichte .......................... b) Rechtstexte nationaler Behörden ..................................................................... 3. Ausländische Gesetze ........................................................................................... III. Gerichtsentscheidungen ............................................................................................ 1. Gerichtsaufbau .................................................................................................... 2. Europäische Entscheidungen ................................................................................ 3. Nationale Entscheidungen ................................................................................... 4. Ausländische Entscheidungen .............................................................................. IV. Das rechtswissenschaftliche Schrifttum .................................................................... 1. Nationale Rechtsliteratur ..................................................................................... 2. Ausländische Rechtsliteratur ................................................................................ 3. Recherchehilfen: Bibliographien, Datenbanken und Internet ............................... V. Rationelle Literatursichtung und Beginn der vertieften Ausarbeitung ......................
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Inhaltsverzeichnis 1. Literatursichtung – Quellenkritik: zur Relevanz der juristischen Literatur ........... a) Zur Relevanz der verschiedenen juristischen Quellen ...................................... b) Die Auswertung erster wichtiger Beiträge durch Intensivlesen ......................... 2. Weitere Literatursammlung und Literaturauswertung ......................................... a) Lesetechniken – zum Querlesen ....................................................................... b) Schreibtechniken: Markierungen, Vorentwürfe und Steinbruchmethode ......... 3. Technische Hilfsmittel .......................................................................................... a) Die Arbeit mit Microsoft Word ....................................................................... b) Kopien und Ordner ......................................................................................... c) Literaturverwaltung .........................................................................................
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln I. Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens und das Plagiat ........................................ 1. Die Aufgabe des Zitats ......................................................................................... a) Nachweisfunktion des Urhebers ...................................................................... b) Quellenkritik: Einordnungs-, Lenkungs- und Bewertungsfunktion .................. c) Überprüfungsfunktion ..................................................................................... 2. Das Plagiat ........................................................................................................... a) Zitierfähige Idee und Plagiat ........................................................................... b) Fallgruppen und Voraussetzungen des Plagiates .............................................. c) Unwissenschaftliche Darstellungen von Streitständen ...................................... d) Ausnahmen ..................................................................................................... e) Das Unwerturteil des Plagiates ........................................................................ 3. Zu Guttenberg und rechtliche Konsequenzen des Plagiates ................................. a) Das Plagiat am Beispiel der Dissertation von zu Guttenberg ........................... b) Rechtliche Konsequenzen des Plagiates ........................................................... II. Grundlegende Regeln zum Zitieren .......................................................................... 1. Zitierfähige Quellen ............................................................................................. 2. Zitate als Quellennachweise ................................................................................ a) Wörtliches Zitat .............................................................................................. b) Indirektes Zitieren und unzulässige Sammelzitate ........................................... c) Blindzitate ....................................................................................................... d) Meinungsstreitigkeiten .................................................................................... e) Einheitlichkeit ................................................................................................. 3. Quellenkritik und überflüssige Zitate .................................................................. 4. Zitieren nach der Bedeutung des Urhebers ........................................................... a) Primärquelle entscheidend ............................................................................... b) Entscheidungen höherer Gerichte .................................................................... c) Gerichtsentscheidungen und Rechtsliteratur .................................................... III. Formale Regeln zum Zitieren ................................................................................... 1. Allgemeine Formalien .......................................................................................... a) Fußnoten statt Endnoten ................................................................................. b) Angabe der genauen Fundstelle ....................................................................... c) Das Vollzitat im Gegensatz zum Kurzzitat ....................................................... d) Regeln für US-amerikanische Rechtstexte ....................................................... 2. Gesetze ................................................................................................................. a) Europäische Gesetze ........................................................................................ b) Nationale Gesetze ............................................................................................ c) US-amerikanische Gesetze ............................................................................... d) Zitierweise von Rechtsnormen ........................................................................ 3. Gesetzgebungsmaterialien .................................................................................... a) Europäisches Recht ......................................................................................... b) Nationales Recht .............................................................................................
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Inhaltsverzeichnis 4. Entscheidungen .................................................................................................... a) Europäische und internationale Entscheidungen ............................................. b) Nationale Entscheidungen ............................................................................... c) Ausländische Entscheidungen .......................................................................... 5. Rechtsliteratur ..................................................................................................... a) Das Kurzzitat in den Fußnoten ........................................................................ b) Monographien und Lehrbücher ....................................................................... c) Sammelbände .................................................................................................. d) Fest- und Gedächtnisschriften ......................................................................... e) Kommentare .................................................................................................... f) Aufsätze und Zeitschriften .............................................................................. g) Überregionale Zeitungen ................................................................................. h) Dokumente von Behörden ............................................................................... i) Graue Literatur ............................................................................................... IV. Zitieren von Texten aus dem Internet ....................................................................... 1. Zitierfähige Webseiten ......................................................................................... a) Identität mit gedruckter Quelle ....................................................................... b) Seriosität der zitierten Webseite ....................................................................... c) Nennung der einschlägigen Webseite ............................................................... 2. Nicht zitierfähige Webseiten ................................................................................. V. Literaturverzeichnis .................................................................................................. 1. Zum Erfordernis eines Literaturverzeichnisses ..................................................... 2. Die Angaben im Literaturverzeichnis ................................................................... VI. Gesetzgebungs- und Rechtsprechungsverzeichnis .....................................................
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§ 7 Wissenschaftliche Arbeiten im Studium – Haus-, Seminar-, Bachelor- und Masterarbeit I. Zielorientiertes Arbeiten bei wissenschaftlichen Arbeiten ......................................... 1. Kalender und konkreter Zeitplan ......................................................................... 2. Sechs Arbeitsschritte eines zielorientierten Arbeitens und ihre technischen Hilfsmittel ................................................................................................................... II. Zielorientiertes Schreiben – Herausarbeitung und Darstellung der eigenen Thesen . 1. Appetizer – Der Problemaufriss ........................................................................... a) Das Ziel: Überzeugen ...................................................................................... b) Neugierde wecken ........................................................................................... c) Die unbefriedigende Rechtslage – aufgezeigt an einem praktischen Fall .......... d) Die eigene These am Beginn der Arbeit ............................................................ 2. Vom Rohentwurf zur ersten Fassung ................................................................... a) Erste Entwürfe zu einzelnen Rechtsproblemen ................................................ b) Weitere Themenbegrenzung ............................................................................. III. Die Hausarbeit ......................................................................................................... 1. Allgemeine Regeln ............................................................................................... 2. Die Klausur als erster Entwurf einer Hausarbeit .................................................. IV. Seminar-, Bachelor- und Masterarbeiten ................................................................... 1. Die eigene Fragestellung – die konkrete Forschungsfrage .................................... 2. Verschiedene Typen juristischer Arbeiten ............................................................. a) Fallorientierter Aufbau .................................................................................... b) Normorientierter Aufbau ................................................................................ c) Rechtsprinzipien .............................................................................................. d) Historische Arbeit ............................................................................................ 3. Zielorientiertes Strukturieren – Der traditionelle Aufbau ..................................... a) Einleitung ........................................................................................................ b) Aufbau des Hauptteils ..................................................................................... c) Zusammenfassung ...........................................................................................
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Inhaltsverzeichnis
V. Äußere Form ............................................................................................................ 1. Allgemeine Formalien für die Haus- und Seminararbeit ....................................... 2. Titelblatt .............................................................................................................. 3. Verzeichnisse ........................................................................................................ a) Abkürzungsverzeichnis .................................................................................... b) Inhaltsverzeichnis ............................................................................................ c) Literaturverzeichnis ......................................................................................... d) Gesetzgebungs- und Rechtsprechungsverzeichnis ............................................ 4. Textteil ................................................................................................................. 5. Anhänge – Graphiken, Statistiken, empirische Untersuchungen ........................... 6. Eidesstattliche Erklärung und Unterschrift .......................................................... 7. Veröffentlichung von kleineren wissenschaftlichen Arbeiten ................................ a) Möglichkeiten, kleinere wissenschaftliche Arbeiten zu veröffentlichen ............ b) Kontakt zu juristischen Verlagen .....................................................................
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§ 8 Die Doktorarbeit I. Arbeitsschritte für den Doktoranden ........................................................................ 1. Parameter einer guten Doktorarbeit ..................................................................... a) Formale Fertigkeiten ........................................................................................ b) Der wissenschaftliche Anspruch einer Doktorarbeit ........................................ 2. Der richtige Zeitpunkt ......................................................................................... 3. Themensuche und Wahl des Betreuers ................................................................. 4. Vermeintliche Hürden: Der Beginn und das Ende einer Doktorarbeit .................. II. Zielorientiertes Strukturieren – Das Exposé ............................................................. 1. Das Exposé als Beginn Ihrer Promotion ............................................................... 2. Der Problemaufriss .............................................................................................. 3. Gliederung: das Herauskristallisieren der konkreten Forschungsfrage ................. 4. Erster Zeitplan ..................................................................................................... III. Zielorientiertes Promovieren .................................................................................... 1. Vorläufiges Literaturverzeichnis ........................................................................... 2. Lesepensum und das schrittweise Schreiben der Doktorarbeit ............................. 3. Wissenschaftlicher Diskurs und die Suche nach Gesprächspartnern .................... IV. Formalien und mündliche Prüfung ........................................................................... 1. Überarbeiten und gutes Deutsch .......................................................................... 2. Äußere Form, Verzeichnisse und weitere Zulassungsvoraussetzungen ................. 3. Ehrenwörtliche oder eidesstattliche Erklärung ..................................................... 4. Rigorosum oder Disputation ............................................................................... V. Veröffentlichung von Dissertationen ........................................................................ 1. Pflicht zur Veröffentlichung ................................................................................. 2. Veröffentlichungswege ......................................................................................... a) Die Fotokopie oder die Drucklegung in einem neueren Verlag ........................ b) Die Veröffentlichung in einem traditionellen juristischen Verlag ...................... c) Digitale Publikation ......................................................................................... 3. Weitere Arbeitsschritte bis zur Veröffentlichung .................................................. a) Aktualisieren ................................................................................................... b) Vorwort, Stichwortverzeichnis etc. .................................................................. c) Layout und Korrektur der Druckfahnen ......................................................... 4. Kosten .................................................................................................................. a) Druckkostenzuschuss ...................................................................................... b) Auszeichnungen und Preise ............................................................................. c) Buchbesprechungen ......................................................................................... 5. Abschluss des Promotionsverfahrens ...................................................................
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§ 9 Präsentation – Rhetorische Fähigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung I. Relevanz des Vortrages für den Juristen ................................................................... 1. Die Bedeutung des mündlichen Vortrages ............................................................ 2. Rhetorik und Kommunikation ............................................................................. a) Bedeutung der nonverbalen Kommunikation .................................................. b) Relevanz der Kommunikation für den Juristen ................................................ 3. Nonverbale, paraverbale und verbale Stilelemente ............................................... a) Das Agieren des Sprechers ............................................................................... b) Die Reaktion des Zuhörers als Teil der nonverbalen Kommunikation ............. c) Rhetorische Stilelemente .................................................................................. II. Bestandteile einer mündlichen Präsentation ............................................................. 1. Der Vortrag als Teil der Seminar- oder Studienarbeit ........................................... a) Beschränkung auf das Wesentliche .................................................................. b) Gliederung ....................................................................................................... c) Anschaulichkeit und Klarheit .......................................................................... d) Handouts: Gliederung und Thesenpapier ........................................................ e) Diskussion ....................................................................................................... 2. Aktenvortrag ....................................................................................................... 3. Mündliche Prüfung in der Juristischen Universitätsprüfung und im Juristischen Staatsexamen ....................................................................................................... III. Der souveräne Vortrag ............................................................................................. 1. Voraussetzungen eines frei gehaltenen mündlichen Vortrages .............................. a) Argumente für einen frei gehaltenen Vortrag ................................................... b) Voraussetzungen .............................................................................................. 2. Einleitung und erster Eindruck ............................................................................ 3. Hilfsmittel einer frei gehaltenen Rede .................................................................. a) Redemanuskript .............................................................................................. b) Karteikarten und Mind Map ........................................................................... c) Graphiken, Folien oder PowerPoint-Präsentationen ........................................ d) Nonverbale und paraverbale Kommunikation ................................................ e) Zwischenfragen ............................................................................................... 4. Die Pointe am Schluss .......................................................................................... 5. Zum Umgang mit unfairen Diskussionsteilnehmern ............................................ Statt eines Schlusswortes: Warum das Ganze? ..........................................................
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§ 10 Fragen und Lösungen – Beispiele zur Vertiefung der §§ 1–9 §1 §2 §3 §4 §5 §6 §9
Erfolgreich studieren ................................................................................................ Falllösung und Klausur ............................................................................................ Juristische Argumentation ........................................................................................ Juristischer Stil ......................................................................................................... Juristische Recherche in Bibliotheken und mit dem Computer ................................. Die einschlägigen Zitierregeln .................................................................................. Präsentation – Rhetorische Fähigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung ...........
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Anhang 1 – Wissenschaftliches Arbeiten ........................................................................... 223 Anhang 2 – Wichtige Internetadressen für die juristische Recherche I. II. III. IV.
Datenbanken Allgemein (Gesetze, Rechtsprechung, Rechtsliteratur) ........................ Nationales Recht ...................................................................................................... Europäisches Recht .................................................................................................. Ausländisches Recht (§ 5 Rn. 39 und 53) .................................................................
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Inhaltsverzeichnis
Anhang 3 – Überblick über die wichtigsten Zitierregeln I. Zitieren in den Fußnoten .......................................................................................... 1. Gesetze ................................................................................................................. a) Europäische Gesetze (§ 6 Rn. 47 f.) ................................................................. b) Nationale Gesetze (§ 6 Rn. 49 ff.) .................................................................... c) Rechtsnormen (§ 6 Rn. 54) .............................................................................. 2. Gesetzgebungsmaterialien .................................................................................... a) Europäische Gesetzgebungsmaterialien (§ 6 Rn. 55) ....................................... b) Nationale Gesetzgebungsmaterialien (§ 6 Rn. 56) ........................................... 3. Entscheidungen .................................................................................................... a) Europäische und internationale Entscheidungen (§ 6 Rn. 59) .......................... b) Nationale Entscheidungen (§ 6 Rn. 65 ff.) ....................................................... 4. Rechtsliteratur ..................................................................................................... a) Grundsätzliche Zitierweise (§ 6 Rn. 77) .......................................................... b) Monographien und Lehrbücher (§ 6 Rn. 78) ................................................... c) Sammelbände (§ 6 Rn. 79) .............................................................................. d) Fest- und Gedächtnisschriften (§ 6 Rn. 80) ...................................................... e) Kommentare (§ 6 Rn. 81 ff.) ............................................................................ f) Aufsätze und Zeitschriften (§ 6 Rn. 86 f.) ........................................................ g) Überregionale Zeitungen (§ 6 Rn. 88 f.) ........................................................... 5. Internetquellen (§ 6 Rn. 91 ff.) ............................................................................. II. Literaturverzeichnis .................................................................................................. 1. Grundsätzliche Zitierweise (§ 6 Rn. 104).............................................................. 2. Lehrbücher, Monographien, Kommentare, Loseblatt und Handbücher (§ 6 Rn. 104 ff.) ........................................................................................................... 3. Sammelbände, Fest- und Gedächtnisschriften (§ 6 Rn. 107) ............................... 4. Aufsätze (§ 6 Rn. 106) ......................................................................................... 5. Überregionale Zeitungen (§ 6 Rn. 108) ................................................................
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Anhang 4 – 12 Schritte zur Arbeit mit Microsoft Word 2016 I. Die Word Benutzeroberfläche ................................................................................... II. Erstellen einer Formatvorlage ................................................................................... 1. Vorteile einer Formatvorlage ................................................................................ 2. Acht Schritte zum Erstellen einer Formatvorlage ................................................. 3. Der Navigationsbereich ....................................................................................... III. Automatisches Inhaltsverzeichnis ............................................................................. IV. Seiten- und Abschnittsumbrüche .............................................................................. V. Seitenzahlen ............................................................................................................. VI. Seitenränder ............................................................................................................. VII. Fußnoten .................................................................................................................. VIII. Querverweise ........................................................................................................... IX. Schriftart, Symbole und Sonderzeichen .................................................................... X. Nützliche Shortcuts .................................................................................................. XI. Allgemeine Tipps bei der Arbeit mit Microsoft Word 2016 ...................................... XII. Kurz vor der Abgabe ................................................................................................
235 236 236 236 238 239 239 240 241 241 241 242 242 242 244
Anhang 5 – Äußere Form und Verzeichnisse ..................................................................... 246 Sachverzeichnis ................................................................................................................. 251
Abkürzungsverzeichnis
XV
Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis1 Revision a. A. ..................... ABl. ...................... AcP ...................... allg. ...................... All E. R. ............... ALR ..................... AöR ..................... AP ........................ Aufl. .....................
andere Ansicht Amtsblatt der EG, Teil Nr. L und Nr. C Archiv für die civilistische Praxis allgemein All England Law Reports Australian Law Reports Archiv des öffentlichen Rechts Arbeitsrechtliche Praxis Auflage
BaFin ................... BAnz. ................... BB ........................ Bearb. .................. Beschl. .................. BGBl. ................... BGHSt ................. BGHZ .................. BR-Drucks. .......... BT-Drucks. ........... BVerfGE ............... BVerwGE .............
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bundesanzeiger Betriebs-Berater Bearbeitung Beschluss Bundesgesetzblatt Amtliche Sammlung des BGH in Strafsachen Amtliche Sammlung des BGH in Zivilsachen Bundesrats-Drucksachen Bundestags-Drucksachen Amtliche Sammlung des BVerfG Amtliche Sammlung des BVerwG
Cass. Civ. ............. CDE ..................... cic ........................ C. M. L. J. .............. CMLRev. ............. CJEL ....................
Cour de Cassation, chambre civile Cahier de droit européen culpa in contrahendo = Verschulden bei Vertragsverhandlungen Capial Market Law Journal Common Market Law Review Columbia Journal of European Law
d. h. ...................... DAJV .................... DB ....................... ders. ..................... DRiZ ...................
das heißt Deutsch-Amerikanische Juristen-Vereinigung e. V. Der Betrieb derselbe Deutsche Richterzeitung
ECLI .................... European Case Law Identifier (europäischer Rechtsprechungsidentifikator) EGMR ................. Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte ELR ..................... European Law Review ERevPL ................ European Review of Private Law EuG ..................... Europäisches Gericht erster Instanz EuGH .................. Europäischer Gerichtshof EuR ..................... Zeitschrift Europarecht euvr ..................... Zeitschrift für Europäisches Unternehmens- und Verbraucherrecht EuZW................... Europäische Zeitschrift für Wirtschaft und Recht EWiR ................... Entscheidungen zum Wirtschaftsrecht _________________________________________________________________________________ 1
Weitere Abkürzungen werden im laufenden Text erklärt.
XVI FAZ ..................... ff. ......................... FS ........................ Fn. .......................
Abkürzungsverzeichnis Frankfurter Allgemeine Zeitung folgende Festschrift Fußnote
geb. ...................... gebunden GoA ..................... Geschäftsführung ohne Auftrag H. L. ..................... House of Lords h. M. .................... herrschende Meinung IGH ..................... Internationaler Gerichtshof iVm. ..................... in Verbindung mit JA ........................ JAPO ................... JBl. ....................... J. C. P. ................... JöR ...................... JR ........................ Jura ...................... JuS ........................ JZ ........................
Juristische Arbeitsblätter Juristische Ausbildungs- und Prüfungsordnung Juristische Blätter (Österreich) Juris-Classeur périodique (Frankreich) Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart (Zeitschrift) Juristische Rundschau Juristische Ausbildung Juristische Schulung Juristenzeitung
lit. ........................ litera (Buchstabe) LM ...................... Lindenmaier/Möhring, Nachschlagwerk des BGH LMK .................... Ab 1.1.2003 unter neuem Titel als: Kommentierte BGH-Rechtsprechung Lindenmaier-Möhring m. E. ..................... m. w. Nachw. ........ MDR ................... MO JF Augsburg .
meines Erachtens mit weiteren Nachweisen Monatsschrift des Rechts Satzung der Universität Augsburg über den Erwerb des Magistergrads der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg vom 7. Juli 1988 (KWMBl. II 1988, S. 216), geändert durch Satzung vom 9. Juli 1990 (KWMBl. II 1990, S. 272) MünchKomm ...... Münchener Kommentar zum BGB MPI ..................... Max-Planck-Institut n. F. ...................... NJW .................... N. N...................... NuR .....................
neue Fassung Neue Juristische Wochenschrift Nomen Nominandum Natur und Recht – Zeitschrift für das gesamte Recht zum Schutze der natürlichen Lebensgrundlagen und der Umwelt
OPAC .................. Online Public Acces Catalogue OVG .................... Oberverwaltungsgericht pFV ...................... positive Forderungsverletzung PO Augsburg ....... Promotionsordnung der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg v. 7.11.1976 (KMBl. II 1977 S. 14), zul. geändert durch Satzung vom 20.7.2011 PO Humboldt ...... Promotionsordnung der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin v. 17.2.2005 (Amtliches Mitteilungsblatt der HumboldtUniversität, Nr. 31/2005)
Abkürzungsverzeichnis
XVII
PO München ....... Promotionsordnung für die Juristische Fakultät der LudwigMaximilians-Universität München v. 25.1.1988 (KAMBI. II 70), zul. geändert durch Satzung vom 29.6.1999 (KWMBl. II, S. 70) Q. B. ..................... Queen’s Bench, Law Reports (Großbritannien) RabelsZ ............... Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht, begründet von Rabel Rn. ....................... Randnummer RevMC ................ Revue du Marché Commun RGBl. ................... Reichsgesetzblatt RGSt .................... Amtliche Sammlung des Reichsgerichtshofs in Strafsachen RGZ .................... Amtliche Sammlung des Reichsgerichtshofs in Zivilsachen s. .......................... S. .......................... SCOTUS .............. Slg. ....................... spez. ..................... SSRN ................... SO JF Augsburg ...
siehe Seite Supreme Court of the United States Amtliche Sammlung des EuGH, I.- und II.-Abteilung speziell Social Science Research Network Übungs- und Seminarordnung der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg in der Fassung des Beschlusses des Fachbereichsrates vom 7.7.1993, zuletzt geändert durch Beschluss des FBR vom 8.11.2000 STO JF Augsburg . Studien- und Prüfungsordnung für das Studium der Rechtswissenschaft an der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg v. 10.8.2004, zul. geändert durch Satzung vom 16.5.2012 STO JF Humboldt Studienordnung für den Studiengang Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin StudZR ................ Studentische Zeitschrift der Rechtswissenschaft Heidelberg SZ ........................ Süddeutsche Zeitung unv. ...................... unverändert Urt. ...................... Urteil U. S. ..................... United States (Reports) v. .......................... VDStRL ............... VersR ................... VGH ....................
vom Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer Versicherungsrecht Verwaltungsgerichtshof
WM ..................... Wertpapier-Mitteilungen WTO ................... Welthandelsorganisation (World Trade Organization) WuB ..................... Entscheidungssammlung zum Wirtschafts- und Bankrecht z. B. ...................... ZBB ..................... ZEuP ................... ZGR .................... ZFA ..................... ZHR ....................
zum Beispiel Zeitschrift für Bank- und Börsenrecht Zeitschrift für Europäisches Privatrecht Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht Zeitschrift für Arbeitsrecht Zeitschrift für das gesamte Handels- und Wirtschaftsrecht
Literaturverzeichnis
XIX
Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis
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XX
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I. Wissenschaftliches Arbeiten als Methode
1
Diejenigen unter Ihnen, welche heute ihr Studium beginnen, tun gut daran, für einen 1 Augenblick darüber nachzudenken, was sie von diesem Studium sich erwarten. Im Vordergrund steht wohl zumeist der praktische Zweck, sich die Vorkenntnisse für bestimmte Berufe anzueignen, die akademischen und staatlichen Diplome zu erwerben, an deren Nachweis manche, ja allzu viele Laufbahnen heute gebunden sind. Zuweilen mag die Tradition der Familie eine Rolle spielen, der Umstand, dass freie und gelehrte Berufe in ihr heimisch sind, das Vorbild oder der Wille des Vaters, der Druck der Verhältnisse. Zu solchen Momenten tritt jedoch eine Vorstellung, die manche unter Ihnen vielleicht nicht sehr deutlich zu bezeichnen vermochten, von der ich aber glaube, dass sie in verschiedenen Graden des Bewusstseins allen jungen Studenten eigen ist, auch wenn die Härte des Lebens sie davon abhält, sich ihr hinzugeben. Es ist der Gedanke, dass das Studium an der Universität nicht bloß bessere wirtschaftliche und gesellschaftliche Möglichkeiten erschließt, nicht bloß eine Karriere verspricht, sondern zur reicheren Entfaltung der menschlichen Anlagen, zu einer angemessenen Erfüllung der eigenen Bestimmung die Gelegenheit bietet. Der Begriff, der sogleich sich darbietet, wenn diese Vorstellung sich aussprechen will, ist der der Bildung. *. Max Horkheimer1
Revision
§ 1 Erfolgreich studieren I. Wissenschaftliches Arbeiten als Methode 1. Der Zweck des Buches a) Juristische Fertigkeiten Mit diesen Worten begrüßte Max Horkheimer die Erstsemester 1952 (!). Dieses 2 Buch will nicht nur wichtige Fähigkeiten, sondern vor allem auch Freude am Studium vermitteln. Das vorliegende Werk wendet sich an den Studenten, der gewillt ist, zu lesen, nachzudenken und Thesen, sprich: Behauptungen, kritisch zu hinterfragen – kurz: wissenschaftlich zu arbeiten. Dazu sollten Sie ein gutes Maß an Neugierde, ja Wissensdurst mit sich bringen – Sie haben sich das Studienfach doch ausgesucht. Mit den Worten von Julian Nida-Rümelin: „Wenn Bildung nichts anderes ist als die angeleitete und zu möglichst großen Teilen selbstbestimmte Entfaltung des Menschen, die Entwicklung menschlicher Persönlichkeitsmerkmale (Tugenden) und die Praxis einer genuin menschlichen Lebensform, dann ist Bildung in diesem Sinne Selbstzweck.“2 Heutzutage wird vor einer „Verzwergung“ der Rechtswissenschaft gewarnt:3 In 3 juristischen Lehrveranstaltungen wird in Deutschland überwiegend nur materielles Wissen vermittelt. Grundlegende Arbeitstechniken und Fertigkeiten des Juristen, wie die Arbeit in der juristischen Bibliothek und mit dem Internet, richtiges Zitieren, gutes Deutsch und die Fähigkeit, auch jenseits des Anspruchsaufbaus Probleme sinnvoll zu strukturieren, werden im Studium häufig als bekannt vorausgesetzt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sich in Examensklausuren, aber selbst noch in _________________________________________________________________________________
* Alle benutzten Internetquellen waren zum Zeitpunkt der Überarbeitung des Manuskripts am 30.1.2018 abrufbar. 1 Horkheimer, in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. 8, 1985, S. 409 ff. 2 Nida-Rümelin, Philosophie einer humanen Bildung, 2013, S. 52. 3 Larenz/Canaris, Schuldrecht, Bd. II 2, 13. Aufl. 1994, Vorwort; ähnlich auch Rüthers/Fischer/ Birk, Rechtstheorie, 9. Aufl. 2016, Rn. 38.
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§ 1 Erfolgreich studieren
Arbeiten von Referendaren, Doktoranden und Rechtsanwälten, gravierende Mängel finden, die auf eine Unkenntnis der elementaren Techniken des wissenschaftlichen juristischen Arbeitens schließen lassen. Mit dem vorliegenden Buch „Juristische Arbeitstechnik und wissenschaftliches Arbeiten“, das im Frühjahr 2001 zum ersten Mal auf den Markt kam, war deshalb die Hoffnung verbunden, diese Lücke zu schließen. Inzwischen gibt es an immer mehr Universitäten Veranstaltungen, die den angloamerikanischen Veranstaltungen zum Legal Research, Legal Writing etc. nachgebildet sind.4 Das Buch will Mut machen5 und Ihnen beim Studium der Rechtswissenschaft 4 Hilfestellung geben. Es ist ein anspruchsvolles, aber auch sehr spannendes Fach. Bilden Sie sich, denn Bildung formt Ihre Persönlichkeit. Wie die neun Auflagen dieses Werkes verdeutlichen, gibt es von diesem Typus Student auch in Zeiten von Internet und Wikipedia immer noch erfreulich viele.6 Was sollten Sie mitbringen? Im Grunde benötigen Sie nur drei Fertigkeiten, um erfolgreich zu studieren: Lesen Sie, denken Sie, üben Sie. Lesen Sie und seien Sie neugierig: Sie werden nur ein guter Jurist, wenn Sie gewillt sind, zu lesen, den das Lesen gehört zum täglichen Brot des Juristen7. Schulen Sie Ihren Stil durch schöngeistige Literatur8. Vertiefen Sie Ihr Wissen durch gute Lehrbücher (§ 1 Rn. 58). Lesen Sie die Bereiche „Politik“ oder „Wirtschaft“ in einer überregionalen Tageszeitung und Sie finden täglich Fragestellungen, die einer juristischen Klärung bedürfen. Im Internet finden Sie oft schnell Wissen, das in wenigen Zeilen komprimiert ist. Aber nur Bücher haben den Raum, um Gedanken zu entwickeln und zu vertiefen. Denken Sie: Juristen haben nicht selten das letzte Wort, weil sie mit (althergebrachten) Lösungen nicht zufrieden sind. Im Gegensatz zur Politik müssen Juristen nicht nur politische Wünsche in den Raum stellen, sondern belastbare Lösungen entwickeln, die Bestand haben, weil sie den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Üben Sie: Nur wer viel weiß, kann sein Wissen auch einsetzen und nutzen. Im Examen wird das über Jahre erworbene Wissen geprüft. Mit der Bereitschaft, gerne und viel zu lesen, zu denken und zu reflektieren, mit einem gewissen Sprachgefühl und der Fähigkeit, erworbenes Wissen in einem knapp bemessenen Zeitraum abzurufen, werden Sie erfolgreich studieren und später beste Berufsaussichten haben. Das vorliegende Werk versteht sich nicht als knapper Leitfaden ohne jeglichen 5 wissenschaftlichen Anspruch und ohne entsprechende Quellennachweise, sondern als Arbeitshilfe, um wissenschaftliches Arbeiten zu erlernen und einzuüben. Dazu bedarf es natürlich auch Fußnoten, nicht nur um der Gefahr des Plagiates zu entgehen (§ 6 Rn. 1 ff.). Das Werk folgt chronologisch dem typischen Ablauf des Studiums und will Hilfestellung und Tipps geben, um die Erste Juristische Prüfung besser zu bestehen. Es beginnt mit der Organisation des Studiums und den verschiedenen Lerntechniken _________________________________________________________________________________
4 So beispielsweise an den Juristischen Fakultäten der Universitäten Augsburg, Köln und Berlin Humboldt. 5 S. hierzu das Schlusswort am Ende des Buches (nach § 9). 6 Sollten Sie in den Fächern Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache in der Schule gut gewesen sein, ist das eine gute Ausgangsposition für das juristische Studium. Zum Zusammenhang zwischen den Noten in diesen Fächern und der Note im Ersten Juristischen Staatsexamen s. Finkenstaedt/Heldmann, Studierfähigkeit konkret, 1989, S. 130. 7 Zu Lesetechniken s. unten § 5 Rn. 87 ff. 8 Klimke, Jura 2016, 1125 ff.
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(§ 1). Das zweite Kapitel befasst sich mit der Technik der Falllösung und den Besonderheiten, die Sie in der Klausur beachten sollten (§ 2). Ein eigenes Kapitel wurde für die Juristische Argumentation geschaffen, die für alle wichtigen wissenschaftlichen Arbeiten gleichermaßen wichtig ist (§ 3). Fertigkeiten wie der Juristische Stil (§ 4) wurden ebenso nach vorne geschoben wie die Juristische Recherche in der Bibliothek und im Internet (§ 5) sowie der sichere Umgang mit den einschlägigen Zitierregeln (§ 6). Hausarbeit, Seminar- und Studienarbeit verlangen bei knapp bemessener Zeit eigene Techniken, wie etwa die Konkretisierung der Fragestellung und besondere Such- und Lesetechniken (§ 7). Um den Umgang mit den vorgegebenen Formalien zu erleichtern, finden Sie in dieser Auflage auch einen Anhang zum Arbeiten mit dem dominierenden Softwareprogramm Microsoft Word. Weitere Besonderheiten, die für die Anfertigung einer Dissertation gelten, werden in Kapitel Acht vorgestellt (§ 8). Schließlich müssen Sie Ihre Arbeit oft präsentieren, beispielsweise im Rahmen der Seminararbeit oder bei der Disputation. Aus diesem Grund befasst sich das neunte Kapitel mit den einzelnen rhetorischen Fertigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung (§ 9). Fragen und Antworten zu den einzelnen Kapiteln sollen das Verständnis fördern und das Verstandene einüben und einprägen (§ 10). Das Werk versteht sich als praktische Arbeitshilfe. Schon ganz am Anfang des 6 Studiums sollten einzelne Kapitel des Buches nicht nur gelesen, sondern unmittelbar umgesetzt, d. h. vor allem eingeübt werden. Nicht alles werden Sie als Erstsemester schon verwenden können. Die Hilfestellungen für die Anfertigung einer Seminaroder Hausarbeit wird der Student erst im zweiten oder dritten Semester benötigen. Noch später folgt die Masterarbeit oder die Dissertation. Das Buch möchte Sie deshalb über das ganze Studium hin begleiten. Im Idealfall werden Ihnen am Ende Ihrer Ausbildung alle hier gegebenen Anregungen wie selbstverständlich erscheinen. b) Das Ziel wissenschaftlichen Arbeitens Das juristische Studium soll dem Studenten nicht nur die erforderlichen Kennt- 7 nisse des Rechts vermitteln, sondern ihm auch die Methoden näherbringen, das Recht wissenschaftlich zu erfassen und praktisch anzuwenden.9 Was bedeutet aber nun wissenschaftliches Arbeiten10 für einen Juristen?11 Wissenschaft ist _________________________________________________________________________________
S. z. B. § 2 Abs. 1 STO JF Augsburg. Aus der Perspektive eines Wirtschaftswissenschaftlers: Stickel-Wolf/Wolf, Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken, 8. Aufl. 2016; Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017; Preißner, Wissenschaftliches Arbeiten, 3. Aufl. 2012; Krämer, Wie schreibe ich eine Seminar- oder Examensarbeit, 3. Aufl. 2009; eines Anglisten: Standop/Meyer, Die Form der wissenschaftlichen Arbeit, 18. Aufl. 2008; eines Amerikanisten: Grätz, Wie verfasst man wissenschaftliche Arbeiten? – Ein Leitfaden vom ersten Semester bis zur Promotion, 3. Aufl. 2006; eines Literaturwissenschaftlers: Eco, Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt, 13. Aufl. 2010; aus der Perspektive zweier Informatiker: Messing/Huber, Die Doktorarbeit: Vom Start zum Ziel. Lei(d)tfaden für Promotionswillige, 4. Aufl. 2007. 11 Kosman, Wie schreibe ich juristische Hausarbeiten, 2. Aufl. 1997; für den Bereich von Seminar- und Doktorarbeit Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 340 ff.; weitgehend auf die Studienplanung beschränkt Lange, Jurastudium erfolgreich, 8. Aufl. 2015; viel zu knapp Putzke, Juristische Arbeiten erfolgreich schreiben, 6. Aufl. 2018; Schimmel/ Basak/Reiß, Juristische Themenarbeiten, 3. Aufl. 2017; aus der schweizerischen Perspektive: Forstmoser/Ogorek/Schindler, Juristisches Arbeiten, 5. Aufl. 2014; Gerhards, Seminar-, Diplom- und Doktorarbeit, 8. Aufl. 1995; Wyss, Einführung in das juristische Arbeiten, 3. Aufl. 2009; aus der österreichischen Sicht: Kerschner, Wissenschaftliche Arbeitstechnik und Methodenlehre für Juristen, 6. Aufl. 2014. 9
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ein Diskurs und schon als andauerndes Forschungsgespräch12 beschrieben worden: 8 – Wissenschaftliches Arbeiten ist systematisches Arbeiten. Die Arbeit verlangt eine
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klar umrissene Fragestellung; sie umschreibt den Gegenstand der Untersuchung präzise und folgt einem klaren gedanklichen Aufbau.13 Wissenschaftliches Arbeiten heißt objektiv begründen. Für den Juristen bedeutet dies zunächst die Arbeit mit dem Gesetz und den einschlägigen Vorschriften. Sehr oft kann der Sachverhalt jedoch nicht einfach unter den Gesetzeswortlaut subsumiert werden, da ein Tatbestandsmerkmal verschiedene Auslegungsmöglichkeiten zulässt. Gesucht wird nach allgemeingültigen Aussagen14, ohne deshalb aber einen absoluten Wahrheitsanspruch erheben zu können. Wissenschaftliches Arbeiten basiert auf der Grundlage umfangreicher Literaturauswertung und ermöglicht damit, bestimmte Aussagen nachzuvollziehen und vor allem nachzuprüfen.15 Das Gebot der Rationalität zwingt frühere Beiträge Dritter von den eigenen zu unterscheiden, also zu zitieren. Die juristische Arbeit umfasst regelmäßig eine Reihe von Rechtsproblemen und Streitständen. Der Student muss sich deshalb mit einer Reihe von Argumentationstechniken vertraut machen. Vor allem strebt der Bearbeiter bei wissenschaftlichen Arbeiten nach neuen Erkenntnissen.16 Ein guter Jurist muss das Recht verstehen, anwenden, beurteilen, analysieren und auch in Frage stellen können. Er muss Lösungen für bisher nicht entschiedene Fälle finden können und bereit sein, neue Gedanken in offener Diskussion zu entwickeln, abzuwägen, und gegebenenfalls auch wieder zu verwerfen.17 Wissenschaftliches Arbeiten verlangt die Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung und die Offenheit für neue Gedanken.18 Jede These bedarf der Begründung und ist insoweit angreifbar.19 Die gute Begründung einer eigenen These ist deshalb wesentliche Voraussetzung für eine gute wissenschaftliche Arbeit. Zusammenfassend zielt die Rechtswissenschaft als Wissenschaft auf umfassende Erkenntnisse des richtigen Rechts, indem Zusammenhänge und Argumente möglichst umfassend erfasst werden, um verallgemeinerungsfähige Problemlösungen zu entwickeln.20
Das Buch ist gleichzeitig auch als Hilfestellung für die Bewältigung der typischen Arbeitsphasen einer wissenschaftlichen Arbeit gedacht. Von der Planungsphase über die Vorarbeiten, den ersten Entwurf und die Rohfassung bis hin zur Reinfassung und Veröffentlichung der Arbeit stellen sich viele Probleme, zu deren Lösung dieses _________________________________________________________________________________
Zur Disputation und dem Rigorosum als wissenschaftliches Prüfungsgespräch s. unten § 8 Rn. 28. 13 Eco, Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt, 13. Aufl. 2010, S. 40. 14 Preißner, Wissenschaftliches Arbeiten, 3. Aufl. 2012, S. 1 f.; s. auch Krämer, Wie schreibe ich eine Seminar- oder Examensarbeit, 3. Aufl. 2009, S. 1. 15 Eco, Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt, 13. Aufl. 2010, S. 44. 16 Eco, Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt, 13. Aufl. 2010, S. 41 f. 17 S. zur juristischen Argumentation § 3 Rn. 1 ff. Folglich will das Studium auch ein kritisches Verständnis des Rechts und dessen Fortentwicklung vermitteln, § 2 Abs. 1 STO JF Augsburg; ähnlich § 2 Abs. 1 STO JF Humboldt. 18 So Canaris, in: FS Medicus, 1999, S. 25, 28. 19 Und nochmals der Philosoph Nida-Rümelin, Philosophie einer humanen Bildung, 2013, S. 134: „Wir hoffen, durch das Abwägen von Gründen unsere Überzeugungen kohärenter zu machen und uns damit der Wahrheit anzunähern.“ 20 S. auch Schulze-Fielitz, JöR 50 (2002), 1, 8. 12
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Buch beitragen will. So werden Sie im Laufe Ihres Studiums verschiedene Hausarbeiten, ein propädeutisches Seminar, eine Seminar- oder Studienarbeit und gegebenenfalls auch eine Bachelor- und Masterarbeit oder sogar eine Dissertation anfertigen. Das Werk soll Ihnen daher das zielorientierte Strukturieren, Schreiben und Optimieren einer wissenschaftlichen Arbeit vermitteln. Dabei wird sich zeigen, dass der Schwierigkeitsgrad von Gattung zu Gattung zunimmt, viele der nötigen Fertigkeiten und Techniken allerdings dieselben bleiben.
2. Die einzelnen Arten rechtswissenschaftlicher Arbeiten a) Die juristische Klausur Die juristische Klausur ist die Art von Prüfungsleistung, die den Jurastudenten 10 typischerweise in seinem Studium bis hin zum Staatsexamen begleitet. Sie beschränkt sich regelmäßig nicht auf die Wiedergabe von erlerntem Wissen. Vielmehr muss der Bearbeiter einen Fall lösen, der ihm in der Regel unbekannt ist. Hierbei kann er zwar auf bekanntem Wissen aufbauen; im Vordergrund steht jedoch regelmäßig die Subsumtion, also die Anwendung des Gesetzes, gelernter Rechtsinstitute, Definitionen etc. auf einen unbekannten Sachverhalt. Darüber hinaus muss der Bearbeiter oft auch zu unbekannten Rechtsproblemen Stellung nehmen und eine sachgerechte Lösung entwickeln. Bis zur Ersten Juristischen Prüfung darf der Bearbeiter in Klausuren regelmäßig 11 nur mit dem Gesetzestext arbeiten, kann also weder Rechtsprechung noch Rechtsliteratur unmittelbar auswerten. Die Klausur ist insoweit dankbar, da Aufgabenstellung und Zeitvorgaben (zwei-, später drei- und fünfstündige Klausuren) regelmäßig klar umrissen sind. Der Klausuraufbau wird in § 2 dargestellt.21 b) Hausarbeit Hausarbeiten hat der Student an den meisten Universitäten während den Anfän- 12 ger- und Fortgeschrittenenübungen anzufertigen. Sie ähneln insoweit sehr stark der Klausur, als der Aufgabentext ebenfalls regelmäßig mit einer Fallfrage endet und z. B. im Zivilrecht fast immer der Anspruchsaufbau für das juristische Gutachten zu wählen ist. Folglich gelten dieselben Regeln zu Subsumtion, Gliederung und Argumentationstechnik wie für die Klausur. Die Hausarbeit unterscheidet sich jedoch von der Klausur dadurch, dass Ihnen 13 deutlich mehr Zeit zur Verfügung steht – in der Regel vier bis acht Wochen. In dieser Zeit sollen Sie die Bibliothek benutzen und demonstrieren, dass Sie die für die Lösung einschlägigen Rechtsquellen und die juristische Literatur auswerten und dazu Stellung nehmen. Dazu werden von Ihnen drei zusätzliche Fertigkeiten verlangt. Erstens stehen im Gegensatz zur Klausur organisatorische Fragen wie Literatursammlung und Literaturauswertung im Vordergrund. Sie müssen zielgerichtet strukturieren, schreiben und organisieren22. Zweitens wird erwartet, dass die einzelnen Streitstände viel genauer und ausführlicher ausgearbeitet werden als in der Klausur. Dazu benötigen Sie Grundkenntnisse der juristischen Methodik. Besonde-
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21 Die Benotung richtet sich nach der Notenskala („sehr gut“ bis „ungenügend“ – 18–0 Punkte). Die Note „vollbefriedigend“ bildet eine eigene Notenstufe (12–10 Punkte), im Examen dann 9,00– 11,49 Punkte, vgl. § 4 Abs. 2 BayJAPO. 22 S. dazu die Graphik „Zeit- und Arbeitsmanagement bei wissenschaftlichen Arbeiten“ in § 7 Rn. 13.
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rer Wert ist schließlich auf die Formalien, den juristischen Stil und das richtige Zitieren zu legen. c) Seminararbeit und Studienarbeit Das Gesetz zur Reform der Juristenausbildung23 hat den Juristischen Fakultäten erstmals die Möglichkeiten gegeben 30 % des Examens in eigener Regie zu prüfen. Die Erste Juristische Prüfung besteht nun zum einen aus dem Ersten Juristischen Staatsexamen, das zu 70 %, zum anderen aus der Juristischen Universitätsprüfung, die zu 30 % in die Gesamtnote der Ersten Juristischen Prüfung einfließt.24 Für die Universitätsprüfung wählen Sie einen Schwerpunktbereich aus, in dem Sie Ihr Wissen vertiefen und besondere Veranstaltungen besuchen (§ 1 Rn. 29 f.). Wählen Sie den Schwerpunkt nicht nur taktisch unter der Perspektive, mit wenig Aufwand einen möglichst hohen Ertrag zu erreichen. Überlegen Sie vielmehr, ob Sie in diesem Rechtsgebiet vielleicht promovieren möchten oder es später in Ihrem Beruf ausüben wollen.25 Bei den meisten Fakultäten besteht die Prüfungsleistung in der Schwerpunktprü15 fung aus einer Klausur, einer mündlichen Prüfung und einer schriftlichen Seminararbeit.26 Bundesweit fließt damit eine wissenschaftliche Arbeit unmittelbar in die Examensnote ein. Wissenschaftliches Arbeiten ist nicht mehr l’art pour l’art, sondern „zählt“ und zahlt sich aus. Um die Prüfungslast zu begrenzen und die Chancengleichheit zu wahren, wird der Umfang der Seminararbeit an einigen Fakultäten begrenzt (in Augsburg beispielsweise auf 40.000 Zeichen und damit ca. 20 Seiten).27 Um auf diesen Teil des Examens vorzubereiten, werden an den Fakultäten propädeutische Übungen oder Seminare angeboten, in denen Sie den Umgang mit den Grundfertigkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens erlernen und üben können.28 Wie aus einschlägigen Ausbildungsordnungen hervorgeht, muss die Seminararbeit wissenschaftlichen Ansprüchen genügen.29 Die (Pro-)Seminararbeit verlangt wie die Hausarbeit die schriftliche Fassung eines juristischen Gutachtens unter Auswertung der einschlägigen Rechtsliteratur. Was das Erfassen und Auswerten der Literatur betrifft, sei auf die Ausführungen zur Hausarbeit verwiesen (§ 1 Rn. 12 f.). Die Seminararbeit unterscheidet sich von der Hausarbeit dahingehend, dass Sie 16 keinen Fall, sondern ein Themengebiet bearbeiten müssen. Hier hat der Bearbeiter ein Thema ansprechend darzustellen und gerade nicht einen konkreten Sachverhalt zu lösen. Eine erste Schwierigkeit liegt nun darin, das vorgegebene Thema sachgerecht einzugrenzen und die richtige Frage herauszuarbeiten. Dem Studenten werden die Strukturierung und der Aufbau der Arbeit dadurch viel schwerer fallen als bei der Klausur, nicht zuletzt, weil diese Art des Aufbaus viel zu selten geübt wird.30 14
_________________________________________________________________________________ Gesetz zur Reform der Juristenausbildung v. 11.7.2002, BGBl. I, S. 2592. S. Hommelhoff/Teichmann, JuS 2002, 839; Windel, Jura 2003, 79. 25 Nicht jeder kann oder will Gefängnisdirektor werden. 26 An einigen Fakultäten wird diese Seminararbeit als Studienarbeit bezeichnet und das propädeutische Seminar als Seminar. 27 § 18 Abs. 5 S. 3 STO JF Augsburg v. 10.8.2004. 28 Mosenheuer/Strasser/Wißmann, JuS 2005, 669 ff.; Noltensmeier/Schuhr, JA 2008, 576 ff. 29 Z. B. „Eine schriftliche Arbeit kann als Seminararbeit nur gewürdigt werden, wenn der Verfasser an der Seminarveranstaltung regelmäßig teilgenommen sowie ein Referat, das formal und inhaltlich wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, gehalten hat und überdies eine anschließende Aussprache zum Referat stattgefunden hat“, § 7 Übungs- und Seminarordnung der JF Augsburg. 30 Sich diese anzueignen lohnt sich auch für das Erste Juristische Staatsexamen, weil auch dort Themenklausuren oder zumindest Zusatzfragen gestellt werden können, Beispiel: Möllers, Originale Examensklausur: Der Verbraucherschutz im deutschen Zivilrecht, JuS 1999, 1191 ff. 23 24
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Schließlich gehört zur Seminararbeit auch die ansprechende Präsentation der Ar- 17 beit in einem Vortrag. Hierzu sind rhetorische Fähigkeiten von großem Nutzen.31 Oft muss die schriftliche Fassung gekürzt werden oder die Zeit reicht nur, um einen Teilaspekt der Arbeit vorzutragen. d) Bachelorarbeit An einigen Universitäten und Fachhochschulen gibt es neben dem klassischen 18 Jura-Studiengang auch den des Wirtschaftsjuristen.32 Hier ist in der Regel eine Bachelorarbeit (und dann eine Masterarbeit) als schriftliche Abschlussarbeit erforderlich, die üblicherweise in einem Zeitraum von drei bis max. sechs Monaten anzufertigen und mit einer umfangreichen Seminararbeit vergleichbar ist. e) Masterarbeit Inzwischen gibt es an nahezu allen juristischen Fakultäten in Deutschland Mas- 19 terprogramme für ausländische oder deutsche Studierende.33 Diese umfassen zunehmend auch einen Aufenthalt im Ausland. Auch die Masterarbeit dient dem Nachweis der Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten.34 Wie die Promotion umfasst der Master einen schriftlichen Teil und oft auch eine mündliche Prüfung. Die Masterarbeit schließt das Magisterstudium (LL. M.) ab und ist in einem Zeitraum von zwei bis sechs Monaten anzufertigen. Sie ist mit 80 Seiten länger als die Seminararbeit, aber auch deutlich kürzer als die Doktorarbeit. f) Doktorarbeit Die Doktorarbeit oder Dissertation35 ist mit der Haus-, Seminar- und Masterar- 20 beit insoweit vergleichbar, als der Bearbeiter wiederum Rechtsquellen und wissenschaftliche Literatur sammeln, auswerten und bewerten muss. Sie ähnelt der Seminararbeit auch darin, dass der Kandidat regelmäßig nur eine allgemeine Aufgabenstellung zu bearbeiten hat, die er zunächst eingrenzen muss. Noch stärker als die Haus- und Seminararbeit soll die Doktorarbeit wissenschaftliches Arbeiten dokumentieren.36 Im Unterschied zur Seminar- und Studienarbeit sind Thema und Rechtsprobleme 21 bei einer Doktorarbeit also regelmäßig deutlich umfassender und schwieriger. Oft hat der Doktorand wissenschaftliches Neuland zu betreten. Dafür hat er regelmäßig aber auch viel mehr Zeit und in der schriftlichen Fassung auch deutlich mehr Raum, die Rechtsfragen eingehend zu erörtern.37 Diese Freiheit zwingt zu einer strengen Disziplin, ist der Doktorand doch regelmäßig der einzige, der sich mit dem Thema intensiver beschäftigt. Daher ist die Gefahr groß, dass er das gestellte Doktorthema nicht in einer überschaubaren Zeit bearbeitet und abschließt. Folglich variiert die Dauer der Promotion sehr stark: Während einige Doktoranden ihr Thema in 10 bis _________________________________________________________________________________
S. § 9 Rn. 1 ff. Für Bayern z. B. die Juristischen Fakultäten der Universität Augsburg sowie der Universität Erlangen. 33 Z. B. für die Vertiefung im Europäischen und Internationalen Wirtschaftsrecht s. die Universitäten Augsburg, München, Halle. Für Augsburg s. unter www.jura.uni-augsburg.de. 34 Z. B. § 8 Abs. 3 MO JF Augsburg. 35 Vom lateinischen disserto (auseinandersetzen, erörtern, besprechen). 36 Sie gilt landläufig als Gesellenstück, dem sich in manchen Fällen die Habilitationsschrift als eigentliches Meisterstück anschließt. 37 Ausführlich § 8 Dissertation. 31 32
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11 Monaten bearbeiten, benötigen andere drei, vier oder fünf Jahre. Diese wissenschaftliche Arbeit umfasst in der Regel zwischen 150–250 Seiten.38 Die Promotion verlangt neben der Doktorarbeit eine mündliche Prüfung, das sog. Rigorosum oder die sog. Disputation (§ 8 Rn. 28). Die Notenskala umfasst jeweils die Noten „summa cum laude“, „magna cum laude“, „cum laude“, „rite“ und „insufficienter“.39 Das Rigorosum oder die Disputation gehen in der Regel nur zu etwa 25 bis 33 % in die Gesamtnote ein.
3. Zur Bewertung einer wissenschaftlichen Arbeit 22
Wer die eingangs genannten Kriterien berücksichtigt, hat gute Chancen, eine überdurchschnittliche Bewertung für seine Arbeit zu erhalten. Die Informatiker Messing und Huber nennen für den Fall der Dissertation folgende Kriterien, damit eine wissenschaftliche Arbeit als gut bewertet werden kann40: Wissenschaftliche Qualität: Ist sorgfältig geforscht und dokumentiert worden? Wird die relevante Literatur zitiert? Sind Begriffe präzise und ausdrucksstark verwendet? Werden Behauptungen argumentativ untermauert? Wo ist die Arbeit eigenständig? Klarheit der Darstellung: Ist die Arbeit gut gegliedert und geschrieben? Bemüht sich der Autor um eine verständliche Darstellung? Originalität: Wird ein neuer Ansatz vorgestellt oder wird nur Altbekanntes nachgekaut bzw. das Rad neu erfunden? Oder werden lediglich bekannte Ansätze kombiniert? Ist Ähnliches bereits bekannt? Signifikanz: Erlaubt die Arbeit eine Einordnung in die vorhandene Literatur? Wie wichtig, wie interessant sind die Ergebnisse? Geht es um ein zentrales Problem oder eher um eine Marginalie? Markiert die Arbeit einen bedeutenden Fortschritt oder eher ein kleines Schrittchen vorwärts?
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Die Parameter lassen sich für die juristische Arbeit leicht abstufen und abwandeln. Wissenschaftliches Arbeiten verlangt Beschreiben, Erklären, aber auch Unterscheiden und Bewerten: – Eine Klausur hat einen schlüssigen Aufbau (§ 2). Argumentation (§ 3) sowie Sprache und Stil (§ 4) fließen in die Bewertung ein. – Bei der Hausarbeit wird zusätzlich erwartet, dass der Stand der Forschung und die jeweiligen Streitstände bei den jeweiligen Problemen klar abgebildet werden. Eine ausführliche Recherche (§ 5) und korrektes Zitieren sind hierfür unabdingbar (§ 6). – Bei Seminar- und Studienarbeit stellen darüber hinaus oft die Herausarbeitung der Fragestellung, die Auswahl der einschlägigen Probleme und die schlüssige _________________________________________________________________________________
38 Früher umfasste die Dissertation nur etwa 60–80 (Weinmann, Die wissenschaftliche Arbeit. Anleitung zur Anfertigung der Referendararbeit, der Doktordissertation und der wissenschaftlichen Assessorarbeit, 1932, S. 83) oder 50–200 Seiten (Brinkmann, Die rechtswissenschaftliche Seminarund Doktorarbeit, 1959, S. 176). 39 In einigen Promotionsordnungen ist „summa cum laude“, eine ausgezeichnete, d. h. ganz hervorragende Leistung und „magna cum laude“ eine sehr gute, besonders anzuerkennende Leistung (z. B. Art. 10 der PO Augsburg; § 4 Abs. 1 PO Humboldt). In anderen Promotionsordnungen ist dagegen „magna cum laude“ nur eine gute, den Durchschnitt überragende Leistung, während „summa cum laude“ eine sehr gute Leistung darstellt (z. B. § 20 Abs. 1 PO München). 40 Messing/Huber, Die Doktorarbeit, 4. Aufl. 2007, S. 39.
II. Organisationsfähigkeit
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Gedankenführung eine eigene Leistung dar (§ 7). Die schlüssige Gliederung und die Prägnanz Ihrer Gedanken sind wichtige Parameter für eine gute Arbeit. – Von Master- oder Doktorarbeiten erwartet man nicht nur die Aufarbeitung der Rechtslage, sondern auch eigene Thesen, die überzeugend vorgetragen werden, indem etwa auch gegenteilige Positionen entwickelt und mit Argumenten gestützt und dann widerlegt werden. Hier lassen sich die Parameter einer guten Doktorarbeit weiter konkretisieren (§ 8). – Auch für die Präsentation gilt (§ 9): Je klarer und verständlicher die Gedankenführung, desto eher wird die Arbeit auch inhaltlich überzeugen.
II. Organisationsfähigkeit 1. Zielplanung und Zeitmanagement a) Finanzierung, Zusatzqualifikationen und berufliche Erfahrungen Das juristische Studium ist durch den „Freischuss“ kürzer geworden; in Augsburg 24 beenden die Jurastudierenden das Studium im Schnitt nach gut acht Semestern.41 Ohne eine entsprechende mittelfristige Zeitplanung werden Sie aber nicht effizient studieren können. Seien Sie zielstrebig, d. h. planen Sie, was Sie im nächsten, ja im übernächsten Semester belegen und welche Angebote und Möglichkeiten Ihrer Universität Sie wahrnehmen möchten. Viel zu wenige Studenten wissen von der Möglichkeit, sich das Studium (zumindest zum Teil) über ein Stipendium zu finanzieren. Neben sehr guten Leistungen verlangen politische oder kirchliche Stiftungen auch gesellschaftspolitisches Engagement und bieten neben der finanziellen Förderung anregende Seminare und Tagungen als Teil einer ideellen Förderung. Die Adressen der Organisationen finden sich alle im Internet. Einschlägige Stipendiengeber auf Landes- und Bundesebene finden sich zum Teil auch im Vorlesungsverzeichnis Ihrer Universität.42 Die wichtigsten Stiftungen auf Bundesebene sind: Studienstiftung des Deutschen Volkes e. V., Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., Friedrich-Ebert-Stiftung e. V., Friedrich-NaumannStiftung e. V., Hanns-Seidel-Stiftung e. V., Heinrich-Böll-Stiftung e. V., Rosa-LuxemburgStiftung e. V., Cusanuswerk, Stiftung der Deutschen Wirtschaft, Hans-Böckler-Stiftung und E-Fellows. Für Studenten in Bayern interessant ist das Max-Weber Programm in Zusammenarbeit mit der Studienstiftung.
Während des Studiums hat der Student die Möglichkeit, eine Reihe von Zusatz- 25 qualifikationen oder beruflichen Erfahrungen zu erwerben. Zu nennen sind neben einer Fremdsprachenausbildung43 auch Auslandsaufenthalte, Stipendien, die Arbeit als studentische Hilfskraft an einem Lehrstuhl, Praktika bei Rechtsanwälten, vertiefte Rechtskenntnisse in den einschlägigen Schwerpunktbereichen und schließlich die Masterstudiengänge. Die Noten bis zur Zwischenprüfung zählen zwar noch nicht für das Erste Juristische Examen. Bei Bewerbungen für einen Auslandsaufenthalt, ein Stipendium oder für die Mitarbeit an einem Lehrstuhl sind die bisherigen Leis_________________________________________________________________________________
41 Damit sind Studierende der Augsburger Jurafakultät schneller als viele ihrer Kommilitonen anderer Universitäten, s. Winkler, Beck’scher Studienführer Jura 2017/2018, 2017. 42 Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung verfügt über eine Übersicht über die Stipendiengeber. 43 Beispielsweise durch eine fachspezifische Fremdsprachenausbildung (FFA) etwa an den Juristischen Fakultäten der Universitäten Augsburg, Passau etc.
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tungen im Studium aber ein wichtiges Auswahlkriterium und folglich bares Geld wert. b) Auslandsstudium und Master of Laws (LL. M.) Sprachkenntnisse und Kenntnisse im ausländischen Recht stellen auch für den Juristen eine immer wichtiger werdende Qualifikation dar. Machen Sie sich klar, dass gerade auch viele Kanzleien international vernetzt arbeiten und daher beispielsweise Verträge in englischer Sprache entworfen werden müssen. Man sollte eine Juristische Fakultät wählen, bei welcher die Qualifikationen als roter Faden aufeinander aufbauen. Ratsam erscheint beispielsweise der Erwerb von Sprachkenntnissen durch eine fachspezifische Fremdsprachenausbildung in den ersten zwei bis drei Studienjahren. Im dritten Studienjahr kann man dann im Rahmen der Erasmusprogramme im europäischen Ausland studieren. Neben dem Erasmusstudium im europäischen Ausland eröffnen bisher nur wenige Juristische Fakultäten für besonders qualifizierte Studenten die Möglichkeit, an US-amerikanischen Universitäten zu studieren.44 Bitte rechnen Sie hier mit einer organisatorischen Vorlaufzeit von 12–18 Monaten für Bewerbungsverfahren, Visum, Stipendium, Wohnungssuche etc. Diese Sprachqualifikation lässt sich durch einen Schwerpunkt zum ausländischen 27 und internationalen Recht ergänzen. Schließlich kann man nach dem Ersten Staatsexamen an einer deutschen oder ausländischen Universität den Master of Laws (LL. M.) erwerben. Einige Universitäten erlauben den Erwerb dieses Masters auch schon vor dem Ersten Juristischen Examen.45 Für die finanzielle Unterstützung von Auslandsaufenthalten gibt es eigene Ein28 richtungen und Organisationen. Für Stipendien in den USA46 sind beispielsweise der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD)47 und die Fulbright-Kommission zu nennen.48 Darüber hinaus fördern auch die Stiftungsstipendien Auslandsaufenthalte, wenn Sie bereits vorher als regulärer Stipendiat aufgenommen worden sind. 26
c) Die Vorbereitung auf die Universitätsprüfung 29
Durch die Juristenreform ist jetzt die Seminar- und/oder Studienarbeit an nahezu allen Juristischen Fakultäten zwingend. In einem Seminar können Sie Argumenta_________________________________________________________________________________ Neben der Bucerius Law School und der Juristischen Fakultät Heidelberg beispielsweise die Juristischen Fakultäten Augsburg und Passau. 45 Das Masterstudium kann man etwa im 5. und 6. Fachsemester durchführen, die Urkunde und die Berechtigung, den Titel zu führen, erhält man aber erst nach dem Ersten Juristischen Examen, so etwa an der Juristischen Fakultät Augsburg mit den Partneruniversitäten George Washington, Chicago Kent und Santa Clara. 46 Zu den Möglichkeiten in den USA zu studieren, s. aus der DAJV (Hrsg.)-Reihe Biene/Eumann, USA-Studienführer für Juristen, 6. Aufl. 2005 und Ackmann u. a., USA-Masterstudium für Juristen (LL. M., M. C. L., M. C. J.), 3. Aufl. 2008; Koch (Hrsg.), Der LL. M. 2017, 2017; Großfeld/Vieweg, JuS-Auslandsstudienführer – Jurastudium und Wahlstation im Ausland, 3. Aufl. 2010; s. allgemein Clausnitzer/Keller, Das Auslandsstudium, in: Jura Extra, Das Jura-Studium, 2. Aufl. Reprint 2013, S. 127; Roth/Nikolay, Rechtsstudium in den USA, 2000. Für Praktikumsmöglichkeiten in den USA gibt es aus der DAJV (Hrsg.)-Reihe folgende Publikationen: Eckner, USA Praktikumsführer für Juristen, 3. Aufl. 2009 und Kochinke/Wilske, Bewerbungsführer für Juristen, 2009. 47 S. hierzu den jährlich neu aufgelegten Führer, DAAD (Hrsg.), Studium, Forschung und Lehre im Ausland, Förderungsmöglichkeiten für Deutsche. 48 Vereinzelt gibt es auch Stipendien von Rotary Club, Lions Club und der Fritz-Thyssen-Stiftung. Auch einige Rechtsanwaltskanzleien unterstützen finanziell einen Magisterstudiengang im Ausland. So z. B. Gleiss Lutz, Linklaters oder Freshfields Bruckhaus Deringer. 44
II. Organisationsfähigkeit
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tionstechniken (§ 3 Rn. 1 ff.) und die freie Rede (§ 9 Rn. 1 ff.) üben. Ein Seminar bietet vor allem eine ideale Möglichkeit, um festzustellen, ob Ihnen das wissenschaftliche Arbeiten liegt und vielleicht sogar „Spaß bereitet“. Weil der Student sich mit den einschlägigen Arbeitstechniken schon vertraut gemacht hat, wird er später als Doktorand dann auch nicht mehr die typischen Startschwierigkeiten haben, mit denen andere Kandidaten bei Beginn ihrer Promotion konfrontiert sind. Hat der Student das Seminar mit überdurchschnittlichem Erfolg abgeschlossen, wird ihn der Professor später auch eher als Doktoranden akzeptieren, als wenn er sich ohne vorherigen persönlichen Kontakt um eine Doktorandenstelle bemüht. Die Juristische Universitätsprüfung besteht inhaltlich aus einem zu wählenden 30 Schwerpunkt, der üblicherweise 16 bis 24 Semesterwochenstunden über einen Zeitraum von vier Semestern umfasst. Inhaltlich findet die Schwerpunktausbildung erst im Hauptstudium, also im dritten und vierten Studienjahr statt. Zu den Prüfungsbestandteilen gehören neben der oben genannten Studienarbeit eine mündliche Prüfung und z. T. sonstige Prüfungselemente wie Klausuren, Referate etc. Ob sich das Juristische Examen auch nach der Umstellung zahlreicher Studiengänge auf Bachelor- und Masterabschlüsse den Staatsexamensteil erhalten wird, ist derzeit noch offen.49 d) Die Vorbereitung auf das Erste Juristische Staatsexamen Eine Vorbereitung auf das Erste Juristische Staatsexamen ohne entsprechende 31 Lerntechniken (§ 1 Rn. 51 ff.) ist wenig aussichtsreich. Deshalb sollte sich der Student bald mit den drei Schritten des Lernens vertraut machen, dem Wiederholen, dem aktiven und dem strukturierten Lernen.50 aa) Für die Erste Juristische Prüfung, die neben der Juristischen Universitätsprü- 32 fung die Erste Juristische Staatsprüfung beinhaltet, gilt wie bisher: Das Wiederholen sollte durch das eigenständige Lösen von Klausuren geschehen, 33 weil Sie dann Lehrbuchwissen nicht abstrakt wiederholen, sondern auf den konkreten Fall anwenden. Sie können testen, ob Sie zur juristischen Arbeit geeignet sind. Schreiben Sie von Anfang an möglichst viele Klausuren:51 Sie lernen am besten aus Ihren eigenen Fehlern und üben die Wissensumsetzung am konkreten Fall. Klausuren in den kleinen oder großen Scheinen sind zwar (quantitativ) nicht so umfangreich wie im Examen. Beschränkt auf einzelne Rechtsgebiete können aber diese Klausuren und erst recht die Hausarbeiten durchaus (qualitativ) das Niveau von Examensklausuren erreichen. Wenn Sie also bereits im Grundstudium ein Rechtsgebiet sicher beherrschen, bei- 34 spielsweise den Allgemeinen Teil des StGB, kann aus diesem Rechtsgebiet später nichts Wichtiges mehr hinzukommen; sie sind vor bösen Überraschungen gefeit. Wer die großen Scheine mit nur ausreichendem Ergebnis bewältigt, hat möglicherweise in den ersten zwei Jahren nicht richtig gelernt. Und umgekehrt: wer in den Übungen zweistellige Ergebnisse erzielt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Examen nicht versagen. Überspitzt formuliert: Die Vorbereitung auf das erste Staatsexamen beginnt damit schon im ersten Semester. In der unmittelbaren Vorbereitungsphase ist die Teilnahme an einem Klausurenkurs unbedingt empfehlenswert. _________________________________________________________________________________ 49 Hierzu lesenswert: Hirte/Mock, Beilage zu JuS 12/2005, 3, 12 ff. Einige Juristische Fakultäten haben diese Abschlüsse bereits eingeführt, etwa Universität Mannheim. 50 S. auch Lange, Jurastudium erfolgreich, 8. Aufl. 2015, Kap. 11. 51 Manche sprechen von 50, 70, 100 Staatsexamensklausuren, die man bis zum Ersten Juristischen Staatsexamen geschrieben haben soll.
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§ 1 Erfolgreich studieren
Die wöchentlichen Klausuren, die Sie unter Examensbedingungen schreiben können, werden auch für Sie korrigiert und sind eine ideale Übung zur Vorbereitung auf die Klausuren des ersten Staatsexamens. Solche Kurse bieten die Universitäten und daneben kommerzielle Repetitoren an. Darüber hinaus kann Ihnen eine private Arbeitsgemeinschaft bei der Vorbereitung 35 helfen. Finden Sie Freunde und gründen Sie eine solche. Zwar kann diese eigenständiges Lernen nicht ersetzen, aber das Diskutieren und Argumentieren am Fall macht Spaß und ist während des Studiums und zur Examensvorbereitung äußert hilfreich (§ 1 Rn. 59 f.). Versuchen Sie bei der Erarbeitung eines Rechtsgebietes strukturiert zu lernen und 36 nach allgemeinen Prinzipien zu suchen, die sich auch auf andere rechtliche Fragen übertragen lassen. Fragen Sie nach Interessen und Rechten, die in einen Ausgleich gebracht werden sollen. Suchen Sie nach systematischen Querverbindungen im Gesetz. Der gutgläubige Erwerb im BGB findet sich beispielsweise in den Vorschriften §§ 892, 932, 2366, 1207 f. BGB; er wird durchbrochen von den §§ 932 Abs. 2, 935, 818 Abs. 4, 819, 989, 990 BGB.52
Im ersten Semester kann man noch nicht vollständig alle Probleme verstehen, das gilt vor allem für den Allgemeinen Teil des BGB. Im ersten Jahr lernt der Jurastudent die Grundlagen, die er in einer zweiten Runde mit den Fortgeschrittenenübungen vertieft. In einer dritten Runde findet zur Examensvorbereitung im dritten und vierten Studienjahr dann erneut eine Vertiefung und Vernetzung statt, die einen guten Juristen auszeichnet. Vereinfacht formuliert lässt sich sagen: Im ersten Jahr lernt man die Regel, im zweiten Jahr die Ausnahme, im dritten Jahr die Ausnahme von der Ausnahme. Benutzen Sie bei der Wiederholung in einem späteren Semester nicht nur die Bü38 cher „Prüfe dein Wissen“, sondern auch Lektüre, die den Allgemeinen Teil mit dem Delikts-, Bereicherungs-, Familien- und Erbrecht verbindet, wie beispielsweise Gesamtdarstellungen zum BGB.53 Hilfreich ist es beispielsweise, sich die wichtigsten Anspruchsgrundlagen des BGB nach ihren Rechtsfolgen geordnet einzuprägen. Das gilt vor allem für die schwierigen Verweisungsketten.54 bb) Zur Examensvorbereitung benötigen Sie einen klaren Zeitplan. Sie sollten 39 planen, wann Sie die Juristische Universitätsprüfung im gewählten Schwerpunkt absolvieren und wie Sie die anstehenden Leistungsnachweise mit Ihrer Vorbereitung auf das Erste Juristische Staatsexamen vereinbaren. Für das Erste Juristische Staatsexamen müssen Sie etwa 20 bis 30 Rechtsgebiete 40 erlernen, wiederholen und die zentralen Fächer besonders vertiefen. Die einschlägigen Rechtsgebiete ergeben sich aus der Juristischen Ausbildungs- und Prüfungsordnung (JAPO) Ihres Bundeslandes. Aus dieser ergibt sich auch, welche Rechtsgebiete vertieft und welche nur in den Grundzügen beherrscht werden müssen. In einem Arbeitsplan müssen Sie die zur Verfügung stehende Zeit der Examensvorbereitung (12 bis 18 Monate)55 auf die Rechtsgebiete verteilen, möglichst zwei oder drei Durchläufe einplanen und ausreichend Freizeit reservieren. Hilfreich ist hierfür ein fester Zeitplan. 37
_________________________________________________________________________________ Vertiefend beispielsweise Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, 26. Aufl. 2017, § 22. So vor allem der Klassiker, Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, 26. Aufl. 2017; aber auch Grunewald, Bürgerliches Recht, 9. Aufl. 2014. 54 S. die Graphik § 2 Rn. 33. 55 Deckert, JuS 1994, L 25, 27; Warringsholz, JuS 2000, 311 ff. 52 53
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II. Organisationsfähigkeit
Planen Sie realistisch! Nehmen Sie sich nicht zu viel vor und denken Sie auch an 41 die Zeit, die Sie zum Wiederholen und Schreiben der Übungsklausuren benötigen. Sie werden im Laufe der Zeit merken, wie viel Zeit Sie für welche Aufgaben benötigen. Dann wird es Ihnen leichter fallen, einen Zeitplan zu erstellen, den Sie einhalten können. Zur Vertiefung: Wie könnte eine sinnvolle Examensvorbereitung aussehen? Verteilen Sie den Lernstoff auf die Ihnen zur Verfügung stehende Zeit.56
Die Aufnahmekapazität können Sie steigern, wenn Sie verschiedene Rechtsgebiete 42 an einem Tag wiederholen, also beispielsweise nicht über mehrere Wochen hinweg ausschließlich Sachenrecht lernen. Kein Lernblock sollte mehr als zwei bis drei Stunden umfassen, da danach die Aufnahmekapazität deutlich nachlässt. Wechseln Sie Zivil-, Straf- und öffentliches Recht ab. Auch sollten Samstagnachmittag und Sonntag als Erholungsphasen freigehalten werden. Erholungsphasen erhöhen bekanntlich die Produktivität (§ 1 Rn. 45). Konkret könnte dann der Zeitplan einer Woche wie folgt aussehen: Tages- und Wochenplan für die Phase der Examensvorbereitung
8.00–10.30
Montag
Dienstag Mittwoch Donnerstag
Freitag
Sachenrecht
Sachenrecht
Sachenrecht
Sachenrecht
Sachenrecht
10.30–11.00
Pause
11.00–13.30
Strafrecht Strafrecht Strafrecht Strafrecht Strafrecht AT AT AT AT AT
13.30–14.30
Mittagspause
14.30–17.00 Baurecht Baurecht Baurecht 17.00–18.00 18.00–20.30
Private AG
Private AG
Sonntag
Klausurenkurs Frei
Baurecht
Baurecht
Frei
Pause Frei
Samstag
Private AG
Frei
Ein Tages- und Wochenplan lässt sich auch für das jeweilige Semester entwerfen. Bedenken Sie dabei aber auch, dass Sie Vorlesungen wiederholen und neue Rechtsgebiete erlernen müssen. e) Doktorarbeit Auch für die Doktorarbeit benötigen Sie eine Vorlaufzeit. Immer wieder gibt es 43 Juristen, die erst nach der mündlichen Prüfung des Ersten Juristischen Examens oder Zweiten Staatsexamens auf die Idee kommen, promovieren zu wollen. Dann ist schon kostbare Zeit vergangen, lässt sich doch die Zeit zwischen schriftlichem und mündlichem Examen nutzen. Achten Sie bereits im Studium und bei der Examensvorbereitung auf aktuelle Promotionsthemen. Das wird den potentiellen Doktorvater mehr beeindrucken als die hilflose Frage: „Haben Sie was …“.57 Ob die Doktorarbeit am besten schon nach dem Ersten oder erst nach dem _________________________________________________________________________________ 56 57
Zur Lösung s. § 10 Rn. 2. Zur Themensuche s. unten § 8 Rn. 9 ff.
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§ 1 Erfolgreich studieren
Zweiten Staatsexamen angefertigt werden soll, lässt sich nicht allgemein entscheiden, sondern ist von individuellen Faktoren abhängig (s. ausführlich unten § 8 Rn. 8 ff.).
2. Konzentrationsfähigkeit, Muße und Entspannung Um lernen und wissenschaftlich arbeiten zu können, muss man sich auf eine Sache konzentrieren. Sorgen Sie ausreichend für Schlaf, Licht, Platz und Ruhe. Auch wenn Ruhe und Zeit immer knapper zu werden scheinen, unterbrechen Sie Ihre Arbeit nicht; vermeiden Sie Lärmquellen wie Verkehr, Gespräche, Radio und das ständige Klingeln des Smartphones. Wissenschaftliches Arbeiten verlangt vor allem ein ausreichendes Maß an Muße58 und Zeit. In 20 Minuten lässt sich keine Thematik ausreichend erarbeiten. Lernen Sie mindestens eine, möglichst zwei bis drei Stunden. Nach 45 Minuten können Sie eine kurze Unterbrechung einlegen.59 Für das wissenschaftliche Arbeiten, das Nach-, Mit- und Vordenken (§ 3 Rn. 37) benötigen Sie erfahrungsgemäß ganze Arbeitstage, um sich mit der notwendigen Ruhe auf das Thema einstellen zu können. Vor oder nach einer 40- oder 50-Stunden-Woche promovieren zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Spannung (Konzentration) verlangt aber auch Entspannung. Wer länger als drei, 45 vier oder fünf Stunden ohne Unterbrechung über den Büchern sitzt, wird feststellen, wie sich seine Konzentrationsfähigkeit gegen Null bewegt. Bleiben Sie körperlich fit.60 Wenn Sie das, was Sie lesen, nicht aufnehmen, ist die Zeit verloren; machen Sie also mehrfach am Tag kürzere und längere Pausen. Halten Sie sich die Wochenenden oder zumindest den Sonntag frei und machen Sie mehrere Wochen im Jahr Urlaub. Am Ende des Jahres werden Sie einen höheren „output“ erreichen, als wenn Sie das ganze Jahr durchgearbeitet hätten.61 44
3. Arbeitshilfen a) Die Arbeit am Computer – Vor- und Nachteile 46
Zu Ihren Hilfsmitteln gehört auch der Computer.62 In weniger als einem Jahrzehnt hat er sich als Arbeitsmittel durchgesetzt und ist inzwischen für jeden Studenten selbstverständlich geworden. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass die Arbeit mit dem Computer zahlreiche Vorteile, aber auch spezifische Nachteile hat. Der Computer hat die Arbeit des Juristen bei der Suche nach den einschlägigen Rechtstexten in den letzten Jahren geradezu revolutioniert (§ 5 Rn. 5 ff.). Nahezu unbegrenzt sind die Informationsmengen auf CD-ROMs, in juristischen Datenban-
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58 „Muße ohne geistige Ausfüllung ist Tod und lebender Menschen Grab“, so Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit. Kap. II – Von dem, was einer ist, der Seneca, Epistulae 82 zitiert. 59 Erfahrungsgemäß wird man nicht mehr als sechs bis sieben Stunden am Tag aktiv lernen können. Zu einem möglichen Zeitplan s. gerade § 1 Rn. 42. 60 Empfehlenswert: Lauren/Clark, Fit ohne Geräte, Trainieren mit dem eigenen Körpergewicht, 12. Aufl. 2013. 61 Also frei nach Juvenal, Satiren X 356: Mens sana in corpore sano („Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“). Hülshoff/Kaldewey, Top-Training, Erfolgreich lernen und arbeiten, 3. Aufl. 1999, S. 20 ff. Weiterführende Ausführungen zu einem ganzheitlichen Zeitmanagement finden sich etwa bei Seiwert, Wenn du es eilig hast, gehe langsam, Sonderausgabe 2012. 62 Zur Handhabung von Microsoft Word s. Anhang 4.
II. Organisationsfähigkeit
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ken wie Juris, Jurion, Beck-Online, Westlaw, HeinOnline oder LexisNexis und im Internet. Anhand eines Stichwortes lassen sich die einschlägigen Rechtsquellen in Rekordzeit finden, kopieren und in den eigenen Text einbauen. Der Zeitaufwand für die erforderliche Recherche kann so deutlich verringert werden. Der Computer erlaubt schließlich eine bessere Verwaltung Ihrer Texte; er ersetzt eine Schrankwand voll mit Büchern. Laptop oder Notebook erhöhen die Mobilität ganz entscheidend. Der Computer ermöglicht Ihnen schließlich die unbegrenzte Überarbeitung und Korrektur Ihrer Texte. Damit ändert sich auch der Arbeitsstil, weil Sie früher zu schreiben beginnen können (§ 4 Rn. 48 ff.). Die Arbeit am Computer unterscheidet sich jedoch deutlich von der Lektüre eines 47 Buches. Der anstrengende Blick auf den Bildschirm belastet das Auge,63 was sich fast unmerklich auf die Arbeitsweise auswirkt. Es ist nahezu unmöglich, ein ganzes Buch am Bildschirm zu lesen. Statt nun ein ganzes Buch umfangreich auszuwerten und dabei intensiv einen ver- 48 tieften Gedankengang nachzuvollziehen, verkümmert die Lektüre nicht selten zu einer reinen Schlagwortsuche; wichtige Informationen werden dann nur noch verkürzt aufgenommen.64 Auch überliest man beim Schreiben am Computer Fehler; man wird bildschirmblind. Schließlich erhöht das vermeintlich schnelle Überarbeiten von Texten die Fehlerquellen, weil beispielsweise die Bezüge in einem Satz nicht mehr stimmen. Der ausgedruckte Text wirkt zwar „amtlich“ und formal ansprechend. Wenn er nicht ausreichend überarbeitet wurde, ist er aber oft noch voll mit Fehlern. Arbeiten und korrigieren Sie deshalb immer an einer ausgedruckten Papierversion und nicht direkt am Computer. b) Der Arbeitsplatz – Bibliothek versus Heimarbeit Prüfen Sie, ob Sie zu Hause oder in der Bibliothek konzentrierter arbeiten und 49 lernen können. Beides verlangt Disziplin, um sich nicht durch sich selbst oder durch Dritte abzulenken. Wenn Sie zu Hause arbeiten, müssen Sie die Literatur vor Ort haben oder später in der Bibliothek nachlesen. Versorgen Sie sich mit den notwendigen Hilfsmitteln, um wissenschaftlich arbeiten zu können. Ihre Gedanken müssen Sie in Ruhe entwickeln und auf Papier bringen können. Dazu gehören so selbstverständliche Dinge, wie möglichst ein eigenes Arbeitszimmer, ein großer Schreibtisch mit Schreibtischlampe, ausreichend Papier und Ordner. Auch ein Duden mit der neuen deutschen Rechtschreibung und ein Grammatikwörterbuch sollten zu Ihrem Handwerkszeug gehören. Die Universitäten verfügen heutzutage über mit Computern ausgestattete Räu- 50 me, die vom Bund im Rahmen des Computer-Investitions-Programms als sog. CIP-Pools ausgestattet wurden. Wer einen eigenen Laptop besitzt, ist von diesen Räumen unabhängig und kann diesen auch in den Vorlesungen verwenden. Zahlreiche Bibliotheken räumen dem Doktoranden das Recht ein, einen (räumlich abgetrennten) Arbeitsplatz für eine gewisse Dauer fest zu reservieren, ein sog. Carrell. _________________________________________________________________________________ 63 Der Arbeitnehmer wird deshalb durch die Richtlinie 90/270/EWG v. 29.5.1990 über die Mindestvorschriften bezüglich der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes bei der Arbeit an Bildschirmgeräten, ABl. Nr. L 156, S. 14, besonders geschützt. 64 Crawford/Gorman, Future Libraries: Dreams, Madness, and Reality, 1995. Zu weiteren Problemen s. § 5 Rn. 7 f. Allerdings werden nach einer Untersuchung der Universität Mainz Informationen am E-Book ähnlich gut aufgenommen wie beim klassischen Buch, s. www.uni-mainz.de/ presse/48646.php.
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§ 1 Erfolgreich studieren
III. Lerntechniken 1. Wahrnehmen, Vergessen und Langzeitgedächtnis – Repetitio est mater studiorum 51
In der Schule lernte man den Inhalt eines Faches erst am Nachmittag vor der Prüfung. Das mag reichen, um die Arbeit (gut) zu bestehen. Dauerhaft beherrscht man den Stoff damit nicht. Und auch in der Universität gibt es nicht wenige Studenten, die nach den Sommerferien nicht mehr wissen, was sie im vorherigen Semester gelernt haben. Mit einer solchen „Lerntaktik“ kann man kein Juristisches Examen bestehen. Der Jurastudent muss sich für die Klausuren der beiden Juristischen Staatsexamina ein umfangreiches Wissen erarbeiten, das er dauerhaft und nicht nur für einen Prüfungstag beherrschen muss. Ohne ein Mindestmaß an Wissen kann der (angehende) Jurist weder Probleme erfassen noch kreative Lösungen erarbeiten. Gefragt ist nicht ein bloßes Ansammeln von Stoff, sondern Verständnis, das durch tiefere Durchdringung der Zusammenhänge des Rechts erworben wurde. Nur wenn Sie die einzelnen Rechtsgebiete sicher beherrschen, können Sie diese in einem zweiten und dritten Durchlauf vernetzen und die Strukturen des Rechts erkennen. Die juristische Denk- und Arbeitsweise erschließt sich Schritt für Schritt, indem vor allem die Grundstrukturen des Rechtssystems erlernt und verstanden werden müssen.65 Viele Studenten scheitern deshalb, weil sie das Lernen nie richtig gelernt haben. Ein Freund von mir nahm alle Vorlesungen mit einem Kassettenrecorder auf. 24 Stunden vor der Klausur kam er zu mir und sagte: „Ich habe ein Problem. Ich habe für 30 Stunden Kassetten aufgenommen, aber nur noch 24 Stunden Zeit. Soll ich die Kassetten schneller laufen lassen?“
Bis zur Ersten Juristischen Prüfung müssen Sie etwa 30 Rechtsgebiete beherrschen. Den Stoff bekommt man mit viel Disziplin in den Griff. Sie benötigen Lernstrategien. Erforderlich sind Wissenserwerb, Wissenskontrolle und Wissensumsetzung im konkreten Fall. Das Lernen, also den Wissenserwerb, kann einem keiner abnehmen. Das mensch52 liche Gedächtnis ist vergesslich, ja oft wie ein Sieb. Lesen und Zuhören ist nicht gleichbedeutend mit Wissen. Von 600.000 Informationen, die auf den Menschen eindringen, nimmt er nur eine bewusst auf; alle anderen werden gar nicht wahrgenommen.66 Nach einer Stunde kann der Mensch von 30 bewusst wahrgenommenen Informationen üblicherweise nur noch eine im Ultrakurzzeitgedächtnis abrufen, nach einem Monat kann er von 300 Informationen nur noch eine im Langzeitgedächtnis abrufen.67 Ihnen muss es also gelingen, die gewünschten Informationen überhaupt erst in das Ultrakurzzeitgedächtnis und von dort in das Kurzzeit- und dann in das Langzeitgedächtnis zu bringen. Die Vergesslichkeitsquote von über 90 % lässt sich reduzieren, indem Sie den ge53 hörten oder gelesenen Stoff am nächsten Tag, nach einer Woche und nochmals nach einem Monat wiederholen. Nach einem halben Jahr sollten Sie das Gelernte noch_________________________________________________________________________________
Broemel/Stadler, Jura 2014, 1209, 1211. Man denke nur an die Informationsflut von Verkehrszeichen, Werbung, Menschen etc., wenn man sich durch die Stadt bewegt. S. auch Vester, Denken, Lernen, Vergessen, 36. Aufl. 2014, S. 67 ff. 67 Beelich/Schwede, Denken, Planen, Handeln, 3. Aufl. 1983, S. 57. 65 66
III. Lerntechniken
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mals durchgehen und die vergessenen Dinge erneut in dem gerade erläuterten Rhythmus wiederholen. Sie haben so die Chance, 90 % des Stoffes dauerhaft behalten und dann auch abrufen zu können.
„Repetitio est mater studiorum“ (Die Wiederholung ist die Mutter des Studiums). 54 Man kann es nicht oft genug sagen: Nur durch ständige Wiederholung haben Sie eine Chance, die Rechtsgebiete sicher zu beherrschen. Die Wiederholung dient der Wissenskontrolle. Nur dann, wenn Sie mehrere Rechtsgebiete sicher beherrschen, werden für Sie die Vernetzungen und Querverbindungen erkennbar. Wiederholen ist im Zweifel wichtiger als die Rechtsmaterie noch weiter zu vertiefen. Dazu können Karteikarten oder Mind Maps hilfreich sein.68
2. Motivation und aktives Lernen a) Kombination verschiedener Lernmethoden, insbesondere private Arbeitsgemeinschaften Sie können ganz unterschiedlich lernen. In Anlehnung an die Sinnesorgane unter- 55 scheidet man auditive, visuelle, kommunikative und motorische Lerntypen. Auf Verständnis ausgerichtetes Lernen verlangt neben dem Wiederholen ein „aktives Lernen“. Kombinieren Sie akustische und visuelle Lernmethoden, indem Sie lesen, zuhören, schreiben und sprechen. aa) In der Vorlesung kann der Dozent, besser als der Autor eines Lehrbuches, 56 Gewichtungen vornehmen. Allerdings: Eine Vorlesung, die Sie nur „absitzen“, ist verlorene Zeit. Legen Sie die „Schülermentalität“ ab, erst am Ende des Semesters einige Stunden für die Klausur zu lernen. Das reicht nicht! Nur durch regelmäßiges Arbeiten bleibt der Stoff hängen. Gehen Sie davon aus, 57 dass Sie für die Vor- und Nachbereitung der Vorlesung etwa so viel Zeit benötigen wie für die Vorlesung selbst.69 Wer über 30 juristische Stunden pro Woche belegt, kann diese nicht mehr sinnvoll vor- und nachbereiten. Sie müssen notwendige Vorlesungen und Arbeitsgemeinschaften auswählen. Deshalb sollten Sie sich überlegen, welche Rechtsgebiete Sie sich durch Vorlesungen und welche Sie sich durch Eigen_________________________________________________________________________________ 68 69
S. sogleich § 1 Rn. 78 ff. Lange, Jurastudium erfolgreich, 8. Aufl. 2015, S. 132.
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§ 1 Erfolgreich studieren
studium aneignen wollen. Suchen Sie sich die guten Vorlesungen heraus und bereiten Sie diese anhand der Skripten und Ihrer Mitschriften nach (und gegebenenfalls auch vor).70 Planen Sie auch die wichtige Wiederholungszeit mit ein. Nur so können Sie die angebotenen Lehrveranstaltungen für Ihr Ziel, ein überdurchschnittliches Examen zu schreiben, effektiv nutzen.71 Wichtig für Ihren dauerhaften Lernerfolg ist auch eine entsprechende Motivation. Halten Sie sich immer Ihr Ziel vor Augen, um dauerhaft erfolgreich und zielorientiert lernen zu können. bb) Die Lektüre eines Buches erlaubt ein schnelleres Durcharbeiten des Rechtsge58 bietes. Erwerben Sie zu allen wichtigen Vorlesungen Lehrbücher, die sie durcharbeiten. Unterstreichen Sie wichtige Passagen oder schreiben Sie zentrale Aussagen auf Karteikarten. Lernen Sie aktiv. Blindes Auswendiglernen bringt Ihnen nichts. Sie kennen vielleicht das Bonmot: Der Professor bittet die Studenten, das hiesige Telefonbuch auswendig zu lernen. – Antwort des Medizinstudenten: „Bis wann?“; Antwort des Jurastudenten: „Warum?“
cc) Aktives Lernen bedeutet vor allem eigenständiges Denken. Sie müssen Lösungen selbst entwickeln und nicht auswendig lernen. Das können Sie bereits im ersten Studienjahr im Dialog einüben. Suchen Sie Gesprächspartner in der Vorlesung, der universitären und der privaten Arbeitsgemeinschaft.72 Entscheidend ist dabei, dass Ihre Arbeitsgruppe nicht zu groß wird; empfehlen kann man dabei eine Gruppengröße mit drei bis max. fünf Kommilitonen.73 Von Vorteil für den Erfolg der Arbeitsgemeinschaft ist auch, dass Sie Ihre Lernpläne aufeinander abstimmen. Sinn der privaten Arbeitsgemeinschaft ist die offene Auseinandersetzung mit neuem Wissen, die zu einem Überdenken bisheriger Standpunkte und zu mehr Toleranz führt.74 Mit ihr wird im besonderen Maße das aktive Lernen geschult; sie kann beispielsweise für die Aufarbeitung aktueller Fälle genutzt werden.75 Nahezu spielerisch dienen private Arbeitsgemeinschaften der Wissenskontrolle und der Wissensumsetzung am konkreten Fall. Zudem stärken Sie Ihre soziale Kompetenz. Oft werden diese Techniken auch in Seminaren vermittelt. Sie können Ihr Verständnis für bestimmte Probleme und Ihre Argumentationsfähigkeit schulen, indem Sie auch einmal den „advocatus diaboli“ (den Anwalt des Teufels) spielen. Versuchen Sie genau die gegenteilige Position von dem zu vertreten, was Ihr Gegenüber behauptet. Schließlich hilft Ihnen Ihre regelmäßige private Arbeitsgemeinschaft auch, Ihre 60 Motivation aufrecht zu erhalten, da Sie sich regelmäßig auf die Arbeitsgemeinschaft vorbereiten müssen und so auch eine „Selbstkontrolle von außen“ haben. 59
_________________________________________________________________________________ 70 Ich habe Vorlesungen immer nur dann besucht, wenn sie unterhaltsamer und informativer waren als das Lehrbuch zu dem einschlägigen Rechtsgebiet. 71 S. zur effektiven Nutzung von Lehrveranstaltungen auch Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 5 ff. 72 Hierzu beispielsweise Lange, Jurastudium erfolgreich, 8. Aufl. 2015, Kap. 10; Ehlert/Bleckmann, JuS 1995, L 25 ff., 33 ff.; Deppner/Feihle/Lehnert/Röhner/Wapler, Examen ohne Repetitor, 4. Aufl. 2017, S. 27 f.; Niederle, 500 Spezial-Tipps für Juristen, 13. Aufl. 2017. 73 Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 12. 74 Schräder-Naef, Rationeller Lernen lernen, 21. Aufl. 2003, S. 57 f. 75 Aktuelle Fälle werden beispielsweise gut aufbereitet von den Entscheidungsrezensionen der JuS, den Karteikarten der Jura und der Zeitschrift „Rechtsprechungsübersicht (RÜ)“ von Alpmann & Schmidt. Zur Examensvorbereitung s. oben § 1 Rn. 31 ff.
III. Lerntechniken
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Quelle: Greser & Lenz, FAZ v. 20.5.2001, S. 50.
b) Einzelne Hilfsmittel – Graphiken und Karteikarten Aktives Lernen verlangt ein Auswendiglernen, aber nicht „blind“, sondern ein Lesen und Lernen mit Verstand und Herz („learning by heart“). Nur das anwendungsfähige Wissen, das wirklich verstanden wurde und sich mit neuen Einsichten verknüpfen und weiterentwickeln lässt, bleibt haften.76 Lernen geht besser von der Hand, wenn es Spaß bereitet: aa) Erstellen Sie eigene Karteikarten77 zu einem Rechtsgebiet. Dazu schreiben Sie sich das Wichtigste aus Ihrer Vorlesungsmitschrift und ein bis zwei Lehrbüchern zusammen. Sie eignen sich ideal zum Erarbeiten von Streitständen und zum Wiederholen. In den ersten Semestern müssen Sie etwa die Tatbestandsmerkmale von Anspruchsgrundlagen definieren und strukturieren (s. sogleich). Versuchen Sie, die zentrale Problematik in einer Graphik zu erfassen, die Sie sich selbst erarbeiten. Das motiviert und sie behalten den Stoff wie von selbst. Versuchen Sie darüber hinaus, Zusammenhänge und Strukturen zu visualisieren. Hilfreich sind auch Mind Maps78, die man sich bereits zu Beginn des Studiums für jedes neue Rechtsgebiet erarbeiten kann. Im Laufe des Studiums lassen sich diese überarbeiten und erweitern. Gerade die Strukturen eines Rechtsgebietes und die Zusammenhänge kann man sich durch das Erstellen einer Mind Map bereits frühzeitig verdeutlichen. Am Anfang kann eine Übersicht dazu dienen, sich die Struktur einer Anspruchsnorm und damit die Voraussetzungen eines Tatbestandes zu erarbeiten. So lässt sich der Aufbau des § 823 Abs. 1 BGB beispielsweise wie folgt visualisieren: _________________________________________________________________________________ 76 Unter www.juraexamen.com/forum/ finden sich in den Interviews mit Universitätsprofessoren zahlreiche Tipps für das juristische Studium und Examen. 77 S. dazu auch Klaner, Richtiges Lernen für Jurastudenten und Rechtsreferendare, 5.Aufl. 2014, S. 123 ff. 78 Zum Erstellen einer Mind Map s. unten § 1 Rn. 78 ff. Inzwischen bieten Verlage Mind Maps zu verschiedenen Rechtsgebieten an, so der Verlag CF Müller mit Khalil, JuraMindMaps© zum Strafrecht.
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§ 1 Erfolgreich studieren
Passivlegitimation
Verschulden
geschützte Rechtsgüter
Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum
Tathandlung
Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. Rechtswidrigkeit Aktivlegitimation haftungsausfüllende Kausalität
Rechtsfolge: Schadensersatz
Der Anspruchsinhaber, der Geschädigte, hat als Aktivlegitimierter gegen den Schädiger als Passivlegitimierten unter folgenden Voraussetzungen einen Anspruch auf Schadensersatz: (1) Tathandlung: Tun oder Unterlassen (2) Verletzung eines der geschützten Rechtsgüter: Leben, Körper, Gesundheit, Freiheit, Eigentum oder ein sonstiges Recht (3) Haftungsbegründende Kausalität (4) Schaden (5) Haftungsausfüllende Kausalität (6) Rechtswidrigkeit (7) Verschulden
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In einem zweiten Schritt wird man feststellen, dass sich die Tatbestandsmerkmale regelmäßig auf andere Normen beziehen. Wie nach einem Baukastensystem lassen sie sich aus anderen Normen zusammensetzen. Sie müssen also bei der Prüfung einer Norm immer eine Reihe von weiteren Normen mitberücksichtigen. Hierbei gilt es auch, die Anspruchsgrundlagen von den sog. Haftungserweiterungsnormen zu unterscheiden, die oft in Verbindung mit einer Anspruchsgrundlage geprüft werden müssen, selbst aber keine Anspruchsgrundlagen darstellen, z. B. § 25 Abs. 1 S. 1 HGB. Dabei spielen auch die Grundrechte eine Rolle, die über die mittelbare Drittwirkung oder als Schutzpflichten in das Privatrecht hineinwirken.79 (1) Tathandlung: Tun oder Unterlassen (2) Verletzung eines der geschützten Rechtsgüter: Leben, Körper, Gesundheit, Freiheit (jeweils Art. 2 Abs. 2 GG), Eigentum (§ 903 BGB) oder ein sonstiges Recht: alle beschränkt dinglichen Rechte (z. B. §§ 1018, 1094, 883 BGB), der rechtmäßige unmittelbare Besitz (§ 854 BGB); besondere Persönlichkeitsrechte (§ 12 BGB, § 17 HGB, §§ 22–24 KunstUrhG); allgemeines Persönlichkeitsrecht (Art. 1, 2 Abs. 1 GG); Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb (3) Haftungsbegründende Kausalität, ggf. § 830 BGB als eigene Anspruchsgrundlage (4) Schaden, allg. §§ 249–254 BGB; spez. §§ 842–850 BGB (5) Haftungsausfüllende Kausalität (6) Rechtswidrigkeit: Rechtfertigungsgründe: §§ 227–231, 904 BGB; § 193 StGB; Abwägung mit kollidierenden Rechten, z. B. Art. 5 Abs. 1 GG (7) Verschulden: allg. §§ 276 f. BGB; spez.§§ 827–829 BGB _________________________________________________________________________________ 79
S. unten § 3 Rn. 14.
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III. Lerntechniken Passivlegitimation
Verschulden, §§ 276 f., 827–829 BGB
geschützte Rechtsgüter: Art. 2 Abs. 2 GG, § 903, § 854 BGB etc.
Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum
Tathandlung
Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. Rechtswidrigkeit, §§ 227–231, 904 BGB,
§ 193 StGB
haftungsausfüllende Kausalität
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Aktivlegitimation Rechtsfolge: Schadensersatz, §§ 249 ff., 842–850 BGB
Die selbst erstellten Karteikarten und Mind Maps können Sie im Laufe des Studiums ergänzen. Die Ausbildungszeitschrift Jura gibt ausbildungsrelevante Entscheidungen auf Karteikarten wieder und zahlreiche Repetitorien stellen Rechtsgebiete in Karteikartenform dar. Karteikarten eignen sich auch ideal zum Lernen; sie ermöglichen Ihnen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, also bereits beherrschte Karten auszusortieren, um nicht ständig Bekanntes wiederholen zu müssen. bb) Suchen Sie Beispiele und Anwendungsfälle für die konkrete Norm oder 67 bestimmte Thesen. Bilden Sie zu jedem Rechtssatz, wichtigem Tatbestandsmerkmal oder Streitstand den Normalfall, bevor Sie zu den pathologischen Fällen kommen. Hilfreich sind für den Anfänger (zum Teil aber auch für den Fortgeschrittenen) die Bände des Beck-Verlages „Prüfe Dein Wissen – PdW“80. Zum Einüben bieten sich zahlreiche Fallsammlungen an, die einzelne Bücher des BGB vertiefen, wie der Juristische Studienkurs (C. H. Beck)81, die Reihe „Fälle und Lösungen“ (C. F. Müller)82 oder der Wiederholungsund Vertiefungskurs in den Kerngebieten des Rechts (Luchterhand)83. Hilfreich sind auch Entscheidungssammlungen mit Originalentscheidungen84.
Bilder lassen sich besser behalten als abstrakte Begriffe. Versuchen Sie deshalb das 68 „bildhafte Lernen“. Bildhaftes Lernen verlangt in einem ersten Schritt die Arbeit mit dem Gesetz. Definitionen und Rechtsprobleme lassen sich oft einzelnen Tatbestandsmerkmalen zuordnen. In einem zweiten Schritt gilt es, auch abstrakte Begriffe zu visualisieren, indem Sie den zu erlernenden Begriff mit einem Bild verbinden. Das gelingt oft, wenn Sie sich die Problematik anhand eines Sachverhaltes einprägen. _________________________________________________________________________________ 80 Z. B. für einzelne Bücher des BGB: Köhler, BGB Allgemeiner Teil, Köhler/Lorenz, Schuldrecht Allgemeiner Teil, Köhler/Lorenz, Schuldrecht Besonderer Teil. 81 Aus dem BGB z. B. Teichmann, Vertragliches Schuldrecht; Beuthien/Weber, Schuldrecht II; Buchner/Roth, Schuldrecht III; Rimmelspacher, Kreditsicherungsrecht. 82 Z. B. Marburger, BGB Allgemeiner Teil; Gursky, BGB Sachenrecht. 83 Z. B. Thiele/Fezer, BGB Allgemeiner Teil; Thiele/Fezer, Schuldrecht, Allgemeiner Teil; Thiele/ Fezer, Schuldrecht, Besonderer Teil; Werner, Sachenrecht. 84 Z. B. Schack/Ackmann, Das Bürgerliche Recht in 100 Leitentscheidungen, 2011. Vgl. auch § 5 Fn. 117.
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§ 1 Erfolgreich studieren
Die subjektive Theorie zur Täterschaft vertritt das Reichsgericht im „Badewannenfall“85. Ob auch sozialtypisches Verhalten zu vertraglichen Pflichten führt, verdeutlicht der „Hamburger Parkplatzfall“86.
Die strafrechtliche aberratio ictus kann man definieren als den Fall, bei dem infolge einer Kausalabweichung der Erfolg bei einem anderen Handlungsobjekt als demjenigen eintritt, das der Täter treffen wollte.87 Eine solche Definition ist für den Anfänger aber wenig verständlich. Sie können sich nun merken: „T schießt auf O, trifft aber A.“ Aber auch diese Umschreibung ist noch wenig anschaulich. Schaffen Sie sich zu den einschlägigen juristischen Problemen Ihre eigenen Bilder 70 und Filme und geben Sie diesen ein Schlagwort. Am besten merken Sie sich die Probleme so anschaulich und markant wie möglich. Je einprägsamer und auffälliger Ihr Film ist, desto leichter fällt es Ihnen, sich diesen auf Dauer zu merken. Die aberratio ictus können Sie sich mit folgendem Fall einprägen: 69
Sonntagsmessenfall: Der betrogene Ehemann wartet mit seinem Gewehr hinter der Hecke auf seine Ehefrau, die gerade in der Sonntagsmesse weilt. Kaum verlässt die Ahnungslose die Kirche, legt der Ehemann auf seine Gattin an und schießt. Genau in diesem Augenblick tritt der Pastor vor die Ehefrau. Er wird von der Kugel mitten ins Herz getroffen und stürzt danieder.88
Mit dieser sog. Filmmethode werden Sie den Sonntagsmessenfall nicht mehr vergessen. Anhand dieses Schlagwortes können Sie sich dann die aberratio ictus und die einschlägige Definition herleiten und werden beides mit hoher Wahrscheinlichkeit auf lange Zeit behalten. Der Mensch kann sich anerkanntermaßen nicht mehr als sieben Dinge gleichzei72 tig merken. Man spricht von der magischen Zahl „Sieben“.89 Lernen Sie deshalb nach Schlagworten und versuchen Sie anhand dieses Schlagwortes die unterschiedlichen Ansichten eines Streitstandes herzuleiten. Das Problem der fahrlässigen Willenserklärung lässt sich beispielsweise mittels der Willens-, Erklärungs- und der Theorie der fahrlässigen Willenserklärung erschließen (§ 3 Rn. 11). Nicht umsonst werden zahlreiche juristische Theorien zu einem Schlagwort verkürzt. 71
Die Problematik, ob wegen Verschuldens bei Vertragsverhandlungen auch ein nicht notariell beurkundeter Kaufvertrag Rechtsfolgen auslöst, verdeutlicht der Edelmannfall 90. Fragen der mittelbaren Täterschaft erörtert der Katzenkönigfall 91. Die Konkretisierung der Berufsfreiheit des Art. 12 GG erfolgte anhand der Dreistufentheorie im Apothekenurteil 92.
Bildhaftes Lernen lässt sich auch mit Eselsbrücken erreichen. Die strafrechtlichen Garantenpflichten lassen sich mit einem Bild visualisieren: Reiterfall: Der rasende Reiter Rudi versucht mit seinem Pferd über einen drei Meter breiten, reißenden Bach zu springen und stürzt dabei in die Fluten. Sabine, die Nichtschwimmerin ist und, wie Rudi, im ersten Semester Jura studiert, geht in ihrer neuen Jeans mit ihrem Hund spazieren. Muss sich Sabine in die reißenden Fluten stürzen, um Rudi zu helfen? _________________________________________________________________________________ RG, Urt. v. 19.2.1940, 3 D 69/40, RGSt 74, 84, 85 – Badewannenfall. BGH, Urt. v. 14.7.1956, V ZR 223/54, BGHZ 21, 319, 334 f. – Hamburger Parkplatzfall. 87 S. Roxin, Strafrecht Allgemeiner Teil, 4. Aufl. 2006, § 12 Rn. 160. 88 Beispiel aus Klaner, Richtiges Lernen für Jurastudenten und Rechtsreferendare, 5. Aufl. 2014, S. 134 f. 89 Miller, 63 The Psychological Rev. 81 ff. (1956); Beelich/Schwede, Denken, Planen, Handeln, 3. Aufl. 1983, S. 54. 90 RG, Urt. v. 21.5.1927, V 476/26, RGZ 117, 121, 124 f. – Edelmann. 91 BGH, Urt. v. 15.9.1988, 4 StR 352/88, BGHSt 35, 347, 351 ff. – Katzenkönig. 92 BVerfG, Urt. v. 11.6.1958, 1 BvR 596/56, BVerfGE 7, 377, 397 ff. – Apotheke. 85 86
III. Lerntechniken
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Hier hilft die Eselsbrücke „REITQV“: Rechtssatz, Enge Lebensgemeinschaft, Ingerenz aus vorangegangenem Tun93, Tatsächliche Gewährsübernahme, Gefahrenquelle und Vertrag. Diese Rechtspflichten sind allerdings nicht systematisch hergeleitet (s. hierzu aber sogleich).94
3. Strukturdenken und strukturiertes Lernen a) Die Rechtswissenschaft ist in hohem Maße logisch. Juristische Fertigkeiten be- 73 stehen nun darin, das logische und strukturierte Denken für die juristische Arbeitsweise im Alltag nutzbar zu machen. Dieses Strukturdenken prägt den Juristen und dieses Denken haben die Juristen den Nichtjuristen voraus.95 Strukturdenken unterscheidet den klaren und logisch zwingenden Gedankengang von nebulösen, unklaren und fehlerhaften Ausführungen, von „Chaoten und Schwätzern“.96 Der BGH hat die Denkgesetze als „Normen des ungeschriebenen Rechts“ bezeichnet;97 Denkfehler unterliegen der Revision.98 Dieses Strukturdenken hilft beim Aufbau einer Arbeit (§ 2 Rn. 64 ff.), der mündlichen Rede (§ 9 Rn. 1 ff.), aber auch bei der Lektüre juristischer Abhandlungen (§ 5 Rn. 81 ff.). Anhand von Strukturen können Sie sich Sachverhalte und Rechtsprobleme deutlich besser merken. Hilfreich für die Darstellung von Strukturen sind auch Mind Maps.99 b) Eine Struktur besteht aus sprachlichen Elementen, die miteinander verbun- 74 den sind, beispielsweise durch die Und- oder die Oder-Beziehung. Es gibt lineare Strukturen, wie Geschichten, die chronologisch als Ketten von Ursachen und Wirkungen verbunden werden. Bei Argumentationsketten folgt ein Gedanke auf den anderen. Um komplexere Sachverhalte und Rechtsprobleme zu strukturieren, lassen sich hierarchische Strukturen (Baumstrukturen) nutzen. Baumstrukturen helfen bei der Orientierung über eine große Stoffmenge. Strukturen müssen vollständig und einfach sein. Jede Ebene sollte aus nicht mehr als zwei oder drei Gliederungspunkten bestehen, um die Merkfähigkeit des Lesers oder Zuhörers nicht zu überfordern. Üblicherweise müssen bei komplizierten Sachverhalten Skizzen entworfen werden.100 Pro- und Contra-Argumente können in einem Konto visualisiert werden. Lineare und hierarchische Strukturen lassen sich wie folgt veranschaulichen:
_________________________________________________________________________________ Hierzu Roxin, Strafrecht, Allgemeiner Teil, Bd. 2, 2003, Rn. 143 ff. Zur Lösung des Reiterfalls s. § 10 Rn 1. 95 Zum Strukturendenken im Recht s. Haft, Juristische Rhetorik, 8. Aufl. 2009, S. 25 ff. 96 So Haft, Verhandlung und Mediation, 2. Aufl. 2000, S. 69 ff.; ähnlich Schnapp, Logik für Juristen, 7. Aufl. 2016, S. 20: „Begriffe sind der Rohstoff und gleichsam das Lebenselixier der Jurisprudenz. Wer sie nicht sicher handhabt, kennt sein eigenes Handwerkszeug nicht; denn unsere Gesetzbücher sind Ansammlungen von Begriffen […]“ 97 BGH, Urt. v. 18.3.1954, 3 StR 87/53, BGHSt 6, 70, 72; BGH, Urt. v. 23.2.1990, V ZR 188/88, BGHZ 110, 294, 297. 98 Nach § 546 ZPO und § 337 StPO; s. Meyer-Goßner/Schmitt/Meyer-Goßner, StPO, 60. Aufl. 2017, § 337 Rn. 30; Thomas/Putzo, ZPO, 38. Aufl. 2017, § 546 Rn. 12. 99 S. ausführlich § 1 Rn. 78 ff. 100 Zur Skizze zur Erfassung des Sachverhaltes s. § 2 Rn. 5. 93 94
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§ 1 Erfolgreich studieren
Lineare und hierarchische Strukturen
Lineare Struktur
Hierarchische Struktur
Lineare Strukturen findet man beispielsweise durch Umschreibungen, wie den Begriff der Heimtücke: Heimtückisch handelt, wer die Arg- und Wehrlosigkeit seines Opfers ausnutzt. Hierarchische Strukturen finden sich in Begriffspyramiden. Eine einfache zweistufige Begriffspyramide bildet die Unterscheidung von Zustimmung, Einwilligung und Genehmigung. Einwilligung und Genehmigung sind Begriffe des Oberbegriffs Zustimmung, weil sie ein Merkmal des Oberbegriffs mehr enthalten: die vorherige und die nachträgliche Zustimmung (§§ 182 ff. BGB).
Strukturiertes Denken ist einfachen Eselsbrücken überlegen. Die gerade genannte Eselsbrücke zu den Garantenpflichten („REITQV“) im Reiterfall gibt die Garantenpflichten rein linear wieder. Demgegenüber lässt sich aus der Struktur „Überwachungs- und Beschützergarantenpflichten“ schon die Begründung für die jeweilige Garantenpflicht ableiten.101 Strafrechtliche Garantenpflichten strafrechtliche Garantenpflichten
Überwachungsgaranten bezogen auf Gefahr
Gefahrenquelle
Ingerenz
Beschützergaranten bezogen auf Opfer
enge Lebensgemeinschaft
tatsächliche Gewährsübernahme
Rechtssatz
4. Mittel zur Darstellung kreativer Denkvorgänge a) Clustering 75
Für eine gute wissenschaftliche Arbeit ist ein gewisses Maß an Kreativität unabdingbare Voraussetzung. Dem Großteil der Bearbeiter fehlen hierbei in erster Linie nicht einmal die Ideen, sondern ein Verfahren, mit dem diese erschlossen _________________________________________________________________________________ 101 Hierzu Haft, Verhandlung und Mediation, 2. Aufl. 2000, S. 69 ff.; Haft, in: Gottwald/Haft, Verhandeln und Vergleichen als juristische Fertigkeiten, 2. Aufl. 1993, S. 14, 22.
III. Lerntechniken
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und strukturiert werden können. Eine wirkungsvolle Methode hierzu bietet das sogenannte Clustering102, das erstmalig von Rico wissenschaftlich untersucht wurde.103 Im Unterschied zur Anspruchsprüfung bei der Lösung juristischer Fälle geht es bei einer wissenschaftlichen Arbeit nicht so sehr um lineare Problemlösung als um die umfassende Aufarbeitung eines Themenbereichs. Diesen Umstand berücksichtigt das Clustering, indem es auf dem Prinzip der freien Assoziation aufbaut. Der Anwender kann sich durch diese Methode eine Vielzahl von Gedanken erschließen. Vorzugehen ist wie folgt:104 Man beginnt mit einem Kernbegriff, den man auf 76 eine leere Seite schreibt und mit einem Kreis umgibt. Dann lässt man seine Gedanken einfach treiben, ohne überhaupt den Versuch zu unternehmen, sich zu konzentrieren. Man folgt dem Strom der Gedankenverbindungen, die in einem auftauchen. Die gefundenen Einfälle (Assoziationen zum Kernbegriff) werden rasch aufgeschrieben, jeder in einem eigenen Kreis. Die Kreise strahlen vom Mittelpunkt ausgehend in alle Richtungen. Jeder neue Begriff wird mit dem Begriff, zu dem er in gedanklichem Zusammenhang steht, mit einer Linie verbunden. Im nächsten Schritt werden zu den gefundenen Begriffen wiederum Assoziationen gesucht und mit dem jeweiligen Ausgangsbegriff in Verbindung gesetzt. Bei mehrmaliger Wiederholung dieses Prozesses entsteht in Kürze ein weit verzweigtes Netz von Gedanken und Ideen, das den ursprünglichen Kernbegriff umfassend beleuchtet und als „Gedankenlandkarte“ bezeichnet werden kann. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass sich der Bearbeiter aus der 77 Zwanghaftigkeit eines einspurigen, linearen Gedankengangs befreit. Die hemmende Zäsur des Denkens in Begrifflichkeiten und nach den Grundsätzen der Logik wird spielerisch überwunden. Der Anwender kann sein kreatives Potential und seine Spontanität optimal ausschöpfen. Dem interessierten Leser sei empfohlen, die beschriebene Methode anhand von einfachen Beispielsbegriffen („Studium“, „Familie“ etc.) einzuüben und sich so selbst von der verblüffenden Effektivität des Clustering zu überzeugen. b) Mind Mapping Einen Schritt über das Clustering hinaus geht das Mind Mapping105, bei dem ein 78 Mittelweg zwischen zielorientiertem Denken und freier Assoziation verfolgt wird. Der Anwender überlässt seine Gedanken nicht einem ungehinderten Lauf, sondern sucht gezielt und systematisch nach Schlüsselbegriffen, die sich auf den Ausgangsbegriff beziehen. Sie sollen die wesentlichen Aspekte des Themas kurz und prägnant zusammenfassen. Das Besondere an dieser Methode ist, dass jeder Schlüsselbegriff von einem eigenen Assoziationsfeld umgeben ist. Ein Themengebiet wird so mit nur wenigen Begriffen erfasst.106 Bei der Suche nach weiteren Schlüsselbegriffen wird intuitiv und assoziativ vorge- 79 gangen. Der Anwender gibt seinen Gedanken jedoch eine bestimmte Richtung vor. Die Darstellung der gefundenen Begriffe erfolgt in gleicher Weise wie beim Erstellen _________________________________________________________________________________
Von Cluster, engl. für Traube, Büschel. Methode nach Rico, Writing the Natural Way, 1983. Deutsche Fassung: Garantiert Schreiben lernen, 1984; Hans, JuS 2004, 18 ff. 104 Nach Rico, Garantiert Schreiben lernen, 1984, S. 30 f. 105 Zum Mind Mapping allgemein s. Beyer, BrainLand. Mind Mapping in Aktion, 3. Aufl. 1997; Buzan/Buzan, Das Mind-Map-Buch, erweiterte Aufl. 2013; Sauerwald, Mind Mapping in Studium und Referendariat, 2006. 106 Beyer, BrainLand. Mind Mapping in Aktion, 3. Aufl. 1997, S. 8, 10, 19. 102 103
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§ 1 Erfolgreich studieren
eines Clusters. Bevor die Begriffe jedoch in die Mind Map eingestellt werden, werden sie vom Anwender auf ihre Tauglichkeit hin überprüft.107 Bei einer Mind Map legen Sie das Blatt zunächst quer vor sich. Das zu behan80 delnde Thema schreiben Sie in den Mittelpunkt der Seite. Nun bilden Sie Verzweigungen mit den Hauptpunkten des Themas. Entscheidend ist, dass Sie nur wenige Wörter pro Ast verwenden (am Besten nur eines) und diese Wörter auf den Ast schreiben. Zusätzlich können Sie noch verschiedene Farben verwenden und die Wörter mit Bildern veranschaulichen. Der Vorteil am Mind Mapping besteht darin, dass sich so die Struktur eines Textes visualisieren lässt. Dies führt zu einer besseren Merkfähigkeit, da beide Gehirnhälften involviert werden.108 Gerade die Fülle an Rechtsgebieten, die Sie bis zum Examen erlernen müssen, 81 macht es notwendig, dass Sie sich schon möglichst frühzeitig ein System zulegen, mit dem Sie sich die Systematik und die Schlagworte gut erarbeiten und dauerhaft merken können. Mind Mapping eignet sich in besonderer Weise für den Jurastudenten, der sich einen bestimmten Problemkreis systematisch erschließen will. Denn als Folge der in den deutschen Gesetzen vorherrschenden Regelungstechnik weist eine bestimmte Gesetzesmaterie regelmäßig mannigfaltige Bezüge zu anderen, allgemeinen Vorschriften auf oder ist sogar gänzlich mit diesen verwoben und kann daher nur im Zusammenspiel mit den allgemeinen Vorschriften verstanden und angewendet werden. Der Jurastudent kann sich mit einer Mind Map diese Bezüge veranschaulichen und systematisieren und so seine Gedanken strukturieren. Dies erleichtert das Verständnis der jeweiligen Materie ebenso wie das Erlernen derselben. Die Aufgaben des Bundespräsidenten können beispielsweise wie folgt in einer Mind Map dargestellt werden:
Völkerrechtliche Vertretung,
Repräsentieren Art. 59 I GG grds. gegeben Aufgaben des Bundespräsidenten Regieren grds. nicht, weil Zustimmungserfordernis gem. Art. 58 GG, aber
Kontrollieren str., ob materielles Prüfungsrecht
Begnadigungsrecht, Art. 60 II GG
Ernennung von Bundesbeamten, Art. 60 I GG
Vorschlagsrecht für Bundeskanzler, Art. 63 I GG
Ausfertigung von Gesetzen, Art 82 I GG
_________________________________________________________________________________ Beyer, BrainLand. Mind Mapping in Aktion, 3. Aufl. 1997, S. 16. So beschreibt Tony Buzan, Mind Map – Die Erfolgsmethode, 2005, S. 20–35 das Erstellen einer Mind Map. 107 108
III. Lerntechniken
27
Zudem kann eine Mind Map für einen Vortrag als Gedächtnisstütze herangezo- 82 gen werden.109 Sie werden feststellen: Je begeisterter und aktiver Sie von Anfang an studieren, 83 desto einfacher werden Sie Rechtsprobleme erfassen und diese vor allem nicht mehr vergessen. Das erlernte Wissen muss in das Langzeitgedächtnis. Dazu lassen sich die in diesem Kapitel vorgestellten Lerntechniken110 in drei goldenen Regeln zusammenfassen: Die drei goldenen Regeln: – (1) Lesen Sie: Als Student nutzen Sie Ihren Kopf. Wer nicht gerne liest, wird es mit dem Studium schwer haben. Knappe Bücher sind gut für den Einstieg und zum Wiederholen, aber dickere Bücher schulen das tiefere Verständnis. – (2) Denken Sie: Schreiben Sie in der Vorlesung nicht jedes Wort, sondern nur Stichworte mit. Sie werden nicht zur Sekretärin oder zum Sekretär ausgebildet. Versuchen Sie lieber mitzudenken. Bleiben Sie geistig am Ball. Wer (in der Vorlesung oder vor dem Buch) abschaltet, sollte die Zeit besser im Café oder auf der Couch verbringen. Auch wenn es Ihnen anfangs schwer fällt – stellen Sie Fragen. Die meisten Dozenten werden Ihre Fragen bereitwillig beantworten. – (3) Üben Sie: Suchen Sie nach Anwendungsfällen für die Normen, die Sie behandeln. Gute Juristen können argumentieren. Sprechen und diskutieren Sie mit Kommilitonen über das Gehörte („private Arbeitsgemeinschaft“). Lernen Sie strukturiert: Entwickeln Sie Graphiken und Übersichten zu den einschlägigen Rechtsproblemen. – Und: Belohnen Sie sich für das Wiederholen und die Nacharbeit. _________________________________________________________________________________ S. § 1 Rn. 78. Sehr guter Überblick über die verschiedenen Lerntechniken auch bei Klaner, Richtiges Lernen für Jurastudenten und Rechtsreferendare, 5. Aufl. 2014, S. 112 ff. 109 110
I. Auswertung von Bearbeitervermerk und Sachverhalt
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§ 2 Falllösung und Klausur
Im späteren Leben muss der Jurist Entscheidungen rechtlich begründen. Diese 1 Denk- und Vorgehensweise will die Klausur üben, auch wenn der unstreitige Sachverhalt die Arbeit im Vergleich zur Praxis stark vereinfacht. Die Zeit während einer Klausur1 unterteilt sich üblicherweise in vier Arbeitsschritte: dem Erfassen des Bearbeitervermerks und des Sachverhaltes (I.), der Erstellung eines Konzepts der Gliederung (II.), der Ergebniskontrolle (III.) und der Niederschrift (IV.). Ein typischer Sachverhalt eines Zivilrechtsfalls am Beginn des ersten Semesters könnte lauten: Zebrastreifenfall: Ferrari-Fahrer Ferdinand (F) fährt an einem sonnigen Sonntag mit seiner fröhlichen Freundin Franziska durch Freiburg. Frisch verliebt haben sie nur Augen füreinander, so dass Ferdinand Großmütterchen Gretchen (G) übersieht, das, liebevoll an ihren einzigen Verwandten, den Enkel Eduard (E), denkend, mit ihrem Hund über den Zebrastreifen schleicht. Hund und Oma werden vom Ferrari erfasst und versterben nach drei Tagen. Bearbeitervermerk: Wie ist die Rechtslage? Abwandlung: Wie ist zu entscheiden, wenn Ferdinand mit 40 km/h durch die Ortschaft fährt und das Großmütterchen von ihrem kläffenden Dackel Terminator hinter einer unübersichtlichen Kurve auf die Straße gezogen wird?
I. Auswertung von Bearbeitervermerk und Sachverhalt Oft werden Aufgabenstellung und Sachverhalt nicht ausreichend durchgelesen 2 und wichtige Fragestellungen übersehen. Nehmen Sie sich hierfür ausreichend Zeit.
1. Der Bearbeitervermerk Am wichtigsten für den Bearbeiter ist der Vermerk am Ende der Klausur. Dieser 3 teilt ihm mit, welche Aufgabe er zu bearbeiten hat. So kann z. B. in einer zivilrechtlichen Klausur unter Umständen nur nach bestimmten Ansprüchen gefragt sein (etwa nur nach dinglichen) oder im Strafrecht die Prüfung auf bestimmte Beteiligte beschränkt oder ein Tatbestand nicht zu prüfen sein. In öffentlich-rechtlichen Klausuren gibt der Bearbeitervermerk darüber Aufschluss, ob die Prüfung von Zulässigkeit und Begründetheit des Rechtsbehelfs oder nur von einem der beiden verlangt ist. In _________________________________________________________________________________
1 Allgemein zur Klausurtechnik s. Beaucamp/Treder, Methoden und Technik der Rechtsanwendung, 3. Aufl. 2015, Rn. 395 ff.; Braun, Der Zivilrechtsfall, 5. Aufl. 2012, S. 32 ff.; Bringewat, Methodik der juristischen Fallbearbeitung, 3. Aufl. 2017; Drehsen, Bonner Rechtsjournal, 2013, 106 ff.; 2014, 50 ff.; Fritzsche, Fälle zum BGB Allgemeiner Teil, 6. Aufl. 2016, Rn. 37 f.; Mann, Einführung in die Juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 154 ff.; Valerius, Einführung in den Gutachtenstil, 4. Aufl. 2017, S. 47 ff.; Schimmel, Juristische Klausuren und Hausarbeiten richtig formulieren, 12. Aufl. 2016, Rn. 530. Zur Klausurtechnik im 2. Staatsexamen Knöringer, Die Assessorklausur im Zivilprozess, 16. Aufl. 2016; Schuschke/Kessen/Höltje, Zivilrechtliche Arbeitstechnik im Assessorexamen, 35. Aufl. 2013, Rn. 465 ff.; Wimmer, Klausurtipps für das Assessorexamen, 4. Aufl. 2009, S. 17 ff.
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§ 2 Falllösung und Klausur
Fortgeschrittenen- und Examensklausuren werden mitunter auch ungewöhnlichere Aufgaben, wie z. B. die Beurteilung der Erfolgsaussichten einer Klage oder eines Rechtsmittels, die Gestaltung eines Vertrages oder auch die Beantwortung theoretischer Fragen verlangt. Lesen Sie den Bearbeitervermerk aufmerksam durch, um überflüssige Arbeit zu vermeiden. Im Zebrastreifenfall könnte beispielsweise der Bearbeitervermerk nur nach Ansprüchen aus dem BGB ohne § 823 Abs. 2 BGB fragen. Ausführungen zum StGB, StVG oder zur StVO erübrigen sich dann.
Lesen Sie den Bearbeitervermerk vor dem Sachverhalt. So vermeiden Sie, dass Sie den Fall zu frühzeitig mit bestimmten Rechtsproblemen assoziieren, nach denen gar nicht gefragt ist.
2. Die erste Lektüre des Sachverhaltes und Brainstorming 4
Meistens sind die ersten Gedanken beim Durchlesen eines Falles richtig – sie sollten unbedingt auf einem Zettel notiert und am Ende mit der Gliederung verglichen werden, um keine Problemstellung zu übersehen. Ein Trick, um einen Sachverhalt auch optisch besser erfassen zu können, ist die Verwendung verschiedener Farben beim Unterstreichen.2 Im Zebrastreifenfall: Die Oma ist tot; wer kann Ansprüche der Oma geltend machen? Mögliche Erben, nämlich der Enkel Eduard, werden nur indirekt im Sachverhalt erwähnt.
3. Optische Hilfsmittel: Skizze und Zeittafel 5
Oft ist der Sachverhalt komplex und wird sich nicht nur auf ein Zwei-PersonenVerhältnis beschränken. Um den Sachverhalt zu erfassen, kann eine Skizze hilfreich sein, mit welcher Sie die konkreten Rechtsfragen optisch aufbereiten und die einzelnen Personen einander zuordnen. Gerade wenn die Rechtsfrage allgemein ist, werden Sie besser erkennen können, wer rechtlich gegen wen etwas geltend machen kann. Selbst wenn die Rechtsfrage nur in eine Richtung geht, beispielsweise, ob Großmütterchen G oder der Enkel E Ansprüche gegen Ferdinand F haben, werden Sie anhand der Skizze erkennen können, ob möglicherweise Gegenansprüche bestehen, die im Rahmen einer Aufrechnung geltend zu machen sind. In unserem Zebrastreifenfall lässt sich eine Skizze wie folgt anfertigen:
_________________________________________________________________________________ 2 So lassen sich verschiedene Farben für die Personen verwenden oder prozessuale und materielle Probleme unterschiedlich markieren.
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I. Auswertung von Bearbeitervermerk und Sachverhalt § 7 StVG § 18 StVG § 823 I § 823 II iVm. § 229 StGB § 823 II iVm. § 26 I 2 StVO Ferdinand (F)
Großmutter (G) § 1922 I
Enkel (E) Zur Vertiefung: Berühmt ist die Kipp’sche Doppelwirkung nach ihrem „Erfinder“ Kipp:3 Der 17-jährige V, der keine Ahnung von Antiquitäten hat, hat von seiner jüngst verstorbenen Großmutter einen alten Renaissanceschrank geerbt, der etwa 50.000,– € wert ist. V verkauft ihn an den Antiquitätenhändler K für 4.000,– €, weil K den V arglistig über Alter und Wert des Schrankes getäuscht hat. K verkauft den Schrank an D weiter. D weiß von der arglistigen Täuschung, nicht dagegen von der Minderjährigkeit des V. Entwickeln Sie selbst eine Sachverhaltsskizze.4
Vor allem in sachen- oder erbrechtlichen Klausuren können auch Zeitangaben 6 enthalten sein. Dann muss der Bearbeiter die rechtlich relevanten Handlungen in eine chronologische Reihenfolge bringen. Besonders gut kann man sich die verschiedenen Zeiten bzw. die unterschiedliche Abfolge von Rechtsgeschäften anhand eines Zeitstrahls verdeutlichen.
4. Das vollständige Erfassen des Sachverhalts Gehen Sie möglichst unbelastet an den Sachverhalt heran und nehmen Sie sich 7 ausreichend Zeit, um ihn voll zu erfassen. Voraussetzung des vollständigen Erfassens des Sachverhalts ist es, ihn wiederholt und konzentriert zu lesen. Sie dürfen nichts übersehen oder nach Ihren Wünschen verändern.5 In der Regel ist jede Angabe im Sachverhalt wichtig und soll Sie auf bestimmte rechtliche Probleme aufmerksam machen. Lassen Sie nichts weg (etwa wenn bestimmte Angaben nicht in Ihre rechtliche Lösung „passen“ wollen) und prüfen Sie jeden im Sachverhalt erwähnten Umstand zumindest gedanklich auf seine rechtliche Erheblichkeit. Somit ist regelmäßig nicht nur jede Person, jedes Datum und jeder Satz im Sachverhalt wichtig, sondern auch einzelne Wörter sind für die Klausur regelmäßig unmittelbar relevant. Diese müssen inhaltlich in Ihrer Lösung wieder auftauchen. Zur Kontrolle kann man sich die eigene Lösung als „Spiegelbild“ des Sachverhalts denken: Alles, was im Sachverhalt angesprochen ist – aber nicht mehr – sollte nach entsprechender Gewichtung der Probleme in der eigenen Lösung wieder auftauchen. Markieren Sie sich alle relevanten Daten und zeichnen Sie diese auch in die Skizze und die Zeittafel ein. Denn bereits in diesem Stadium macht sich die „Ostereiersuche“ bezahlt. _________________________________________________________________________________ 3 Zur Kipp’schen Lehre von der Doppelwirkung s. Kipp, in: FS von Martitz, 1911, S. 211 ff.; Fikentscher, Methoden des Rechts, Bd. 4, 1977, S. 363; Palandt/Ellenberger, BGB, 77. Aufl. 2018, vor § 104 Rn. 35. 4 Zur Lösung s. unten § 10. 5 So auch Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 157.
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§ 2 Falllösung und Klausur
Welcher der Beteiligten verhielt sich nicht verkehrsgerecht? Ist der Sachverhalt an einer Stelle offen? Hat die Großmutter vor dem Überschreiten der Straße beispielsweise nach rechts und links geschaut? Was hat es zu bedeuten, dass in der Abwandlung der Hund die Großmutter auf die Straße zieht?
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Allerdings kann es vorkommen, dass Sie nicht für alle Tatbestandsmerkmale Angaben im Sachverhalt finden. Überlegen Sie sich, welche Angaben Ihnen fehlen. Der größte Fehler, den Sie begehen können, ist die sog. Sachverhaltsquetsche, d. h. Sie unterstellen einen unzutreffenden Sachverhalt. 6 Diese Gefahr besteht besonders dann, wenn Sie einen ähnlichen Fall kennen, der leider mit dem vorgelegten nicht inhaltsgleich ist, sondern in einem wichtigen, aber von Ihnen nicht bemerkten Punkt abweicht. Unangebracht ist es, die Aufgabenstellung in Frage zu stellen, Kritik an ihr zu üben oder Zweifel an dem tatsächlichen, im Sachverhalt geschilderten Geschehen vorzubringen. Nehmen Sie den Sachverhalt so, wie er ist.7 – Ist der Sachverhalt unklar oder mehrdeutig, gehen Sie vom lebensnahen Normalfall aus. Sagt der Sachverhalt z. B. nichts über die mögliche Verspätung einer Lieferung, ist davon auszugehen, dass sie rechtzeitig erfolgt ist. – Fragen Sie sich, ob Sie nach Beweislastregeln zu entscheiden haben. Zu beachten sind hier natürlich vorrangig die gesetzlichen Beweislastregeln, die man auch ohne Kommentar in einer Klausur beherrschen sollte, z. B. §§ 891 ff. BGB.8 – Ist dies nicht der Fall, haben Sie ruhig den Mut, diesen Punkt als Tatfrage offen zu lassen. Dafür muss allerdings sichergestellt sein, dass die Klausur gelöst werden kann. Sie müssen eine Lösung anbieten, nicht mehrere, und dürfen vor allem das Ergebnis nicht offen lassen. Wenn der Sachverhalt schweigt, unterstellen Sie, dass die Personen sich verkehrsgerecht verhalten haben: Im Grundfall ging die Großmutter erst auf die Straße, als sie vorher nach links und rechts geschaut hatte. In der Abwandlung verhielt sich der Autofahrer verkehrsgerecht, nicht dagegen die Großmutter.
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In diesem Stadium können Sie ruhig im Sinne eines Brainstormings alle Punkte, die Ihnen einfallen, zu Papier bringen. Besonderes Augenmerk sollte man allerdings nicht nur auf Angaben, sondern auch auf Rechtsausführungen legen, welche die Beteiligten im Sachverhalt mitteilen.9 Solche Rechtsmeinungen sind zwar nicht verbindlich, aber sie sollen den Bearbeiter in der Regel auf rechtliche Probleme des Falles hinweisen, mit denen er sich ausführlich auseinandersetzen soll. Sammeln Sie schon alle in Betracht kommenden Anspruchs- und Entscheidungsgrundlagen.
II. Die Erstellung eines Konzepts
II. Die Erstellung eines Konzepts: Die Gliederung als ein Entwickeln der Falllösung II. Die Erstellung eines Konzepts 1. Vorteile und Form einer Gliederung 10
Haben Sie Sachverhalt und Aufgabenstellung verstanden, so beginnen Sie mit dem Entwickeln der rechtlichen Lösung des Falles. Die Lösung einfacher Fälle kann _________________________________________________________________________________
S. etwa Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 159. Üblicherweise ist der Sachverhalt vorgegeben; erst in der späteren Praxis lernt man den Sachverhalt zu ermitteln; zur Sachverhaltshermeneutik s. Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 14 Rn. 11 ff. 8 Velte, Jura 1980, 193, 195. 9 Velte, Jura 1980, 193, 196. 6 7
II. Die Erstellung eines Konzepts
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man im Kopf vornehmen; die Lösung von Klausurfällen sollte jedoch in Form eines schriftlichen Konzepts, einer „Gliederung“, entwickelt werden (§ 2 Rn. 64 ff.). Nehmen Sie den Begriff „Entwickeln“ wörtlich: Kein juristischer Fall ist mit einem oder wenigen „Gedankenblitzen“ zu lösen. Die Lösung muss stets im Wege eines sorgfältigen schrittweisen Vorgehens entwickelt werden. Dieses Vorgehen ermöglicht Ihnen frühzeitig, die Struktur Ihrer Klausur zu erarbeiten, Schwerpunkte zu erkennen, gegebenenfalls aber auch Ihren Lösungsweg zu korrigieren. Überdies werden Sie Ihre Niederschrift viel knapper und präziser halten können, wenn Sie zielgerichtet Ihr Gutachten zur Lösung hin entwickeln. Gliedern Sie auf einem oder mehreren Konzeptblättern und in typischer Entwurfsschreibweise (knappe, stichwortartige Fixierung der wichtigen Gedanken, zweckmäßige Abkürzungen, Verwendung von Verweisungspfeilen, (+)/(–)-Zeichen, Ziffern etc.).
Achten Sie darauf, dass Ihr Lösungskonzept übersichtlich und klar verständlich 11 ist, damit Sie die Lösung später ohne weitere Verzögerung niederschreiben können. Markieren Sie sich problematische Gesichtspunkte, die Sie später noch einmal durchdenken wollen, deutlich an der entsprechenden Stelle Ihres Lösungskonzepts. Achten Sie allerdings darauf, dass die Gliederung nicht zu ausführlich wird: Nicht jedes Argument muss erfasst werden, dazu dient die Reinschrift. – Im Zivilrecht geht es um die typische Fragestellung „Wer will was von wem woraus?“, – im Strafrecht: „Wer hat sich wie strafbar gemacht?“ – im öffentlichen Recht: „Ist der Verwaltungsakt, die Maßnahme oder das Gesetz formell oder materiell rechtswidrig und wird der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt?“
2. Der Anspruchsaufbau im Zivilrecht10 a) Anspruchsziele und Beteiligte Das Zivilrecht handelt von Subjekten, Objekten, subjektiven Rechten und 12 Rechtsverhältnissen. Zunächst sind die Parteien (Subjekte) und die Anspruchsziele (subjektive Rechte) zu ermitteln. Hierzu entwerfen Sie ein Grobraster der Lösung. Dazu beginnen Sie mit dem ersten Teil der wichtigen Frage: _________________________________________________________________________________ S. Zimmermann, Klage, Gutachten und Urteil, 20. Aufl. 2011; Braun, Der Zivilrechtsfall, 5. Aufl. 2012, S. 21 ff.; Diederichsen/Wagner, Die BGB-Klausur, 9. Aufl. 1998; Metzler-Müller, Wie löse ich einen Privatrechtsfall, 7. Aufl. 2016; Fahse/Hansen, Übungen für Anfänger im Zivil- und Strafrecht, 9. Aufl. 2001; Klaner, Wie schreibe ich juristische Hausarbeiten, 3. Aufl. 2003; Michalski, Übungen im Bürgerlichen Recht für Anfänger, 3. Aufl. 2005; Quittnat, Der Privatrechtsfall, 6. Aufl. 2005; Wimmer, Klausurtipps für das Assessorexamen, 4. Aufl. 2009; Wörlen/Schindler, Anleitung zur Lösung von Zivilrechtsfällen, 9. Aufl. 2009. Hilfestellung findet man auch etwa in Lehrbüchern bei Brox, Köhler, Leipold zum BGB, Allgemeiner Teil sowie Medicus/Petersen, Grundwissen zum Bürgerlichen Recht. Im Übrigen finden sich zu allen Rechtsgebieten Fallsammlungen, nach der Schuldrechtsreform v. 1.1.2002 z. B. Dauner-Lieb (Hrsg.), Das neue Schuldrecht – Fälle und Lösungen, 2002; Köhler/ Fritzsche, Fälle zum neuen Schuldrecht, 2002; Fritzsche, Fälle zum Schuldrecht I, 7. Aufl. 2016; Becker, Vertragliche Schuldverhältnisse, 2002; Kornblum/Stürner, Fälle zum Allgemeinen Schuldrecht, 8. Aufl. 2017. 10
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§ 2 Falllösung und Klausur
Wer will was von wem? Juristisch gesprochen bedeutet dies, dass Sie die Fragestellung der Aufgabe aufgliedern müssen nach – Anspruchssteller (Wer will etwas?), – Anspruchsgegnern (Wer will etwas von wem?) und – Anspruchszielen (Was wird jeweils gewollt?)
13
Die konkrete Aufgabenstellung ergibt sich aus dem Bearbeitervermerk (z. B. „Es ist zu prüfen, welche Ansprüche A gegen B und B gegen die C-Bank zustehen.“). Bei allgemeinen Aufgabenstellungen (z. B. „Welche Ansprüche stehen den Beteiligten zu?“ oder „Wie ist die Rechtslage?“) ist zu unterscheiden: Spricht der Aufgabentext präzise an, wer gegen wen Ansprüche geltend macht (z. B. „A verlangt von B Ersatz seines Schadens, B wiederum meint, C müsse ihn von der Haftung befreien“), dann ist die Bearbeitung trotz der allgemeinen Fragestellung auf die im Aufgabentext angesprochenen Anspruchssteller zu beschränken. Enthält der Aufgabentext hingegen keine einschränkenden Hinweise, dann sind bei allgemeiner Fragestellung alle Ansprüche der Beteiligten untereinander (d. h. die Ansprüche jedes Beteiligten gegen alle anderen Beteiligten) zu prüfen.11 Auf Ihrem Gliederungsblatt listen Sie alle Paare von Anspruchsstellern, deren Ansprüche Sie prüfen sollen, auf, also etwa: A. Ansprüche A gegen B B. Ansprüche B gegen A C. Ansprüche A gegen C (…) Oder im Zebrastreifenfall: A. Ansprüche G gegen F B. Ansprüche E gegen F
14
Als nächstes ermitteln Sie für jeden Anspruchssteller die in Betracht kommenden Anspruchsziele (z. B. Anspruch auf Lieferung eines verkauften PKW, Anspruch auf Schadensersatz). Halten Sie leicht zu verwechselnde Anspruchsziele klar auseinander (z. B. Anspruch auf Schadensersatz und Anspruch auf Nutzungsherausgabe). Ihr Lösungskonzept könnte dann etwa so aussehen: A. Ansprüche G gegen F Grundsätzlich ja, aber hier verstorben B. Ansprüche E gegen F Rechtsnachfolge der Ansprüche der G, § 1922 I. Anspruch auf Zahlung der Krankenhauskosten II. Anspruch auf Schadensersatz wegen des getöteten Dackels III. Anspruch auf Schmerzensgeld (…)
b) Anspruchsgrundlagen 15
Nun erst beginnt die eigentliche „juristische“ Arbeit. Sie überlegen sich, auf welche Anspruchsgrundlagen (und auf welche Rechtsverhältnisse) sich die zu prüfenden Ansprüche stützen lassen. Hierfür kommt jede Norm in Betracht, auf deren abstrakten Rechtsfolgenausspruch sich das konkret begehrte Anspruchsziel stützen lässt. Sie erweitern also die oben gestellte Frage wie folgt: _________________________________________________________________________________ 11
Zur Struktur einer Gliederung s. § 2 Rn. 65 ff.
II. Die Erstellung eines Konzepts
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Wer will was von wem woraus?
Als erstes müssen Sie die für jeden Anspruch in Betracht kommenden Anspruchsgrundlagen auffinden und sammeln. Dabei gilt der Grundsatz: Vertrag vor Gesetz, d. h. vertragliche Anspruchsgrundlagen sollten vor gesetzlichen Anspruchsgrundlagen geprüft werden, um zu verhindern, dass Anspruchsnormen als Vorfrage für andere Normen zu klären sind und damit umständliche Schachtelprüfungen entstehen.12 Denken Sie immer zuerst an vertragliche Ansprüche, etwa an den Anspruch auf Zahlung des Kaufpreises, vgl. § 433 Abs. 2 BGB. Bei Pflichtverletzungen sind Sekundäransprüche denkbar, etwa Ansprüche aus Verschulden bei Vertragsverhandlungen (§§ 311 Abs. 2, 3, 241 Abs. 2 BGB) oder positiver Forderungsverletzung (§ 280 Abs. 1 BGB). Auch vertragsähnliche Ansprüche, wie z. B. Ansprüche aus Geschäftsführung ohne Auftrag (§§ 677 ff. BGB) werden an dieser Stelle geprüft. Für die weitere Prüfung sind die in Betracht kommenden Anspruchsgrundlagen in einer bestimmten Reihenfolge anzuordnen. Im Anschluss an die vertraglichen Anspruchsgrundlagen prüfen Sie dingliche Ansprüche (bspw. Eigentümer-BesitzerVerhältnis gem. §§ 987 ff. BGB) vor deliktischen (§§ 823 ff. BGB) und bereicherungsrechtlichen Ansprüchen (§§ 812 ff. BGB). Diese Prüfungsreihenfolge ergibt sich zwingend aus mehreren Umständen: aa) Vertragliche Ansprüche können sich auf alle nachfolgenden Anspruchsgrundlagen auswirken. So kann sich aus dem Vertragsverhältnis ein Recht zum Besitz im Sinne des § 986 BGB ableiten, das ein Eigentümer-Besitzer-Verhältnis erst gar nicht entstehen lässt. Außerdem können sich aus dem Vertrag Haftungsprivilegierungen ergeben (z. B. § 521 BGB), welche die Prüfung des Verschuldens im Rahmen der Deliktshaftung modifizieren. Dieselben Überlegungen gelten für vertragsähnliche Schuldverhältnisse, wie beispielsweise ein Gefälligkeitsverhältnis mit Haftungsprivilegierung. Nicht zuletzt stellt ein Vertrag einen Rechtsgrund dar, der Auswirkungen auf das Bereicherungsrecht haben kann. Um in diesen und weiteren Fällen jeweils eine inzidente Prüfung der Vertragsbeziehung zu vermeiden, muss man die vertraglichen Ansprüche (zumindest gedanklich auf ihr Vorliegen) zu Beginn prüfen. bb) Genauso sollte man, bevor mit der Prüfung der delikts- und der bereicherungsrechtlichen Anspruchsgrundlagen begonnen wird, immer kurz an dingliche Ansprüche denken, wie sie sich z. B. aus einem bestehenden Eigentümer-BesitzerVerhältnis ergeben können. Auch hier will man eine unübersichtliche Schachtelprüfung vermeiden. Aus § 993 Abs. 1 HS. 2 BGB ergibt sich, dass von dem EigentümerBesitzer-Verhältnis grundsätzlich eine Sperrwirkung in Bezug auf Nutzungen und Schadensersatz ausgeht (Umfang und Ausnahmen umstritten). cc) Mit welchen Anspruchsgrundlagen aus dem Delikts- und Bereicherungsrecht begonnen wird, ist in den meisten Fällen eine Frage der Zweckmäßigkeit und des Schwerpunktes der Klausur.13 Im Einzelnen gilt somit folgende Prüfungsreihenfolge: 1. Ansprüche aus Vertrag a) Primäransprüche (z. B. Erfüllung) b) Sekundäransprüche (z. B. Schadensersatz) _________________________________________________________________________________ 12 Ausführlich Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, 26. Aufl. 2017, Rn. 7 ff.; Braun, Der Zivilrechtsfall, 5. Aufl. 2012, S. 19 f. 13 Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, 26. Aufl. 2017, Rn. 11.
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§ 2 Falllösung und Klausur 2. Ansprüche aus vertragsähnlicher Beziehung (z. B. Verschulden bei Vertragsverhandlungen, Geschäftsführung ohne Auftrag) 3. Dingliche Ansprüche (insbesondere aus dem Eigentümer-Besitzer-Verhältnis) 4. Ansprüche aus Delikt 5. Ansprüche aus ungerechtfertigter Bereicherung
dd) Soweit mehrere Anspruchsnormen in Frage kommen, die in einem Spezialitätsverhältnis stehen, ist zuerst die Spezialnorm zu prüfen. Wenn sämtliche Voraussetzungen der Spezialnorm vorliegen, darf die allgemeine Norm nicht mehr geprüft werden. Die allgemeine Norm ist also nur dann zu prüfen, wenn die Spezialnorm nicht eingreift.14 Die Klausur wird in Deutschland vom Anspruchsaufbau beherrscht. Im Laufe des 22 Studiums sollten Sie deshalb die einschlägigen Anspruchsgrundlagen sammeln, systematisieren und sich einprägen. Welche Anspruchsgrundlage im konkreten Fall einschlägig ist, hängt zunächst von der Rechtsfolge ab, auf die sich die Fallfrage richtet.15 21
Nach der Zuordnung der Anspruchsgrundlagen könnte Ihr Konzept nun ungefähr so aussehen: A. Ansprüche G gegen F Grundsätzlich ja, aber hier verstorben B. Ansprüche E gegen F Rechtsnachfolge der Ansprüche der G, § 1922 BGB16 I. Anspruch auf Zahlung der Krankenhauskosten 1. § 7 Abs. 1 StVG 2. § 18 Abs. 1 StVG 3. § 823 Abs. 1 BGB 4. § 823 Abs. 2 BGB iVm. § 229 StGB 5. § 823 Abs. 2 BGB iVm. § 26 Abs. 1 S. 2 StVO II. Anspruch auf Schadensersatz wegen des getöteten Dackels 1. § 7 Abs. 1 StVG 2. § 18 Abs. 1 StVG 3. § 823 Abs. 1 BGB 4. § 823 Abs. 2 BGB iVm. § 303 StGB 5. § 823 Abs. 2 BGB iVm. § 26 Abs. 1 S. 2 StVO III. Anspruch auf Schmerzensgeld gem. §§ 823 Abs. 1, 253 Abs. 2 BGB (…)
c) Subsumtion 23
Nun beginnt die mühsamste Phase der Bearbeitung: die Prüfung, ob die rechtlichen Voraussetzungen der einzelnen Anspruchsgrundlagen im konkreten Fall gegeben sind. Dies erfordert im Wesentlichen zwei Denkschritte, die Sie bei jeder Anspruchsgrundlage vollziehen müssen. Sie fragen sich: – Von welchen rechtlichen Voraussetzungen hängt das Bestehen des Anspruchs ab? – Sind diese Anspruchsvoraussetzungen im konkreten Fall gegeben? _________________________________________________________________________________ Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 198. Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, 26. Aufl. 2017, Rn. 3. 16 Zur Rechtsnachfolge von Ansprüchen s. Palandt/Weidlich, BGB, 77. Aufl. 2018, § 1922 Rn. 10, 26. 14 15
II. Die Erstellung eines Konzepts
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aa) Der erste Denkschritt besteht also darin, die rechtlichen Voraussetzungen ei- 24 ner Anspruchsgrundlage herauszuarbeiten. Für manche Anspruchsgrundlagen ist dies relativ einfach. Die Anspruchsvoraussetzungen sind klar aus der Anspruchsnorm ersichtlich, weil sie mit den Tatbestandsmerkmalen der Anspruchsnorm identisch sind (z. B. § 433 Abs. 1 BGB). Bei anderen Anspruchsgrundlagen ergeben sich die Anspruchsvoraussetzungen erst aus der Zusammenschau mehrerer, möglicherweise „geschachtelt“ angeordneter Vorschriften. Z. B. Voraussetzungen eines Anspruchs auf Verzugsschaden nach §§ 280 Abs. 2, 286 BGB: Bestehen einer Leistungsverpflichtung (§ 286 Abs. 1 BGB), Fälligkeit der Leistung (geregelt in § 271 BGB), Ausbleiben der Leistung (§ 286 Abs. 1 BGB), Mahnung (§ 286 BGB), Ausbleiben nicht unverschuldet (§ 286 Abs. 4 BGB), Eintritt eines Verzugsschadens (§ 280 BGB).
Zu den Voraussetzungen eines Anspruchs gehören nicht nur seine positiven Ent- 25 stehungsvoraussetzungen (wie z. B. das Vorliegen einer Rechtsgutsverletzung bei § 823 Abs. 1 BGB oder das Erfordernis zweier übereinstimmender Willenserklärungen bei vertraglichen Ansprüchen), sondern auch das Fehlen von Wirksamkeitshindernissen (z. B. fehlende Geschäftsfähigkeit, Sittenwidrigkeit), Erlöschensgründen (z. B. Anfechtung, Erfüllung, Unmöglichkeit), sowie Hemmungsgründen (z. B. Stundung, Verjährung). Um keine Gruppe von Anspruchsvoraussetzungen zu übersehen, sollten Sie sich bei jeder Anspruchsgrundlage drei Fragen stellen: 1. Ist der Anspruch entstanden? 2. Ist der Anspruch nicht wieder erloschen? 3. Ist der Anspruch nicht gehemmt?
Unter „Anspruch entstanden?“ prüfen Sie Entstehungsvoraussetzungen und 26 Wirksamkeitshindernisse, unter „Anspruch nicht wieder erloschen?“ mögliche Erlöschensgründe und unter „Anspruch nicht gehemmt?“ Gründe für eine mögliche Hemmung des Anspruchs. Listen Sie auf Ihrem Lösungskonzept bei der betreffenden Anspruchsgrundlage alle Voraussetzungen des Anspruchs auf, etwa Voraussetzungen für einen Anspruch aus § 823 Abs. 1 BGB (§ 1 Rn. 64): 1. Rechtsgutsverletzung: Körper, Gesundheit etc. 2. Verletzungshandlung (Tun oder Unterlassen) 3. Haftungsbegründende Kausalität und Zurechnung 4. Rechtswidrigkeit 5. Verschulden (Vorsatz oder Fahrlässigkeit) 6. Schaden 7. Haftungsausfüllende Kausalität
bb) Haben Sie die rechtlichen Voraussetzungen einer Anspruchsgrundlage heraus- 27 gearbeitet und aufgelistet, so müssen Sie in einem zweiten Denkschritt nun dieser Norm den Lebenssachverhalt gedanklich zuordnen. 17 Sie prüfen, ob jede dieser Voraussetzungen, d. h. jedes einzelne Tatbestandsmerkmal im konkreten Fall vorliegt. Diese Subsumtion ist in Klausur und Praxis die anspruchsvollste Tätigkeit des Juristen. Dieses Vorgehen beruht auf einem Syllogismus, wobei zwei Prämissen, der sog. Obersatz und Untersatz, zu einer Schlussfolgerung (conclusio) führen. Dabei stellt die anzuwendende Rechtsnorm den Obersatz, der Lebenssachverhalt den Untersatz und die juristische Beurteilung die Schlussfolgerung dar. 18 _________________________________________________________________________________ 17 18
Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 208. S. dazu ausführlich Engisch, Einführung in das Juristische Denken, 11. Aufl. 2010, S. 45 ff., 52.
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§ 2 Falllösung und Klausur
Bei der Subsumtion ist Folgendes zu beachten: (1) Eine ganze Reihe von Tatbestandsmerkmalen lässt sich in der Regel unproblematisch feststellen (z. B. dass ein verbeulter Kotflügel eine Eigentumsbeschädigung darstellt). In diesem Fall ist eine eingehende Subsumtion fehl am Platz; es genügt die kurze Feststellung, dass der Sachverhalt das betreffende Tatbestandsmerkmal erfüllt. (2) Bei anderen Tatbestandsmerkmalen hingegen kann man nicht ohne weiteres 29 sagen, ob sie im konkreten Fall vorliegen oder nicht (z. B. ob ein bestimmter Vertrag sittenwidrig ist oder ob das Zuparken eines PKW eine Eigentumsverletzung darstellt). Beginnen Sie Ihre Argumentation, indem Sie die zu beantwortende Frage klar herausarbeiten, etwa 28
„Zu prüfen ist, ob auch das Zuparken eines PKW als Eigentumsverletzung im Sinne des § 823 Abs. 1 BGB anzusehen ist.“
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(3) Dann beginnt die hohe Kunst der Auslegung von Normen oder einzelnen Tatbestandsmerkmalen. Umfangreiche Begründungen wirken überzeugender, wenn Sie zunächst die Argumente einer etwaigen Gegenmeinung darstellen, dann die Argumente für Ihre Meinung und dabei am Ende mit dem stärksten, überzeugendsten Argument schließen (§ 3 Rn. 2 ff.). „Für die Ansicht, dass das Zuparken eines PKW als Eigentumsverletzung zu qualifizieren ist, sprechen folgende Argumente: Zum einen (…). Hiergegen spricht, dass (…). Entscheidend ist jedoch die Erwägung, dass (…).“
Bleiben Sie bei der Auslegung von Normen oder Erklärungen jedoch immer eng am konkreten Fall. Abstrakte Erörterungen und allzu abgehobene „Theorienstreitigkeiten“ gehören nicht in eine Klausur. In der erläuterten Weise müssen Sie nun eine Anspruchsvoraussetzung nach der anderen prüfen. Kommen Sie bei einer Anspruchsvoraussetzung zu einem negativen Ergebnis (also zu dem Schluss, dass diese nicht gegeben ist), dann haben Sie die Prüfung abzubrechen und das Vorliegen der betreffenden Anspruchsgrundlage zu verneinen. Auf keinen Fall dürfen Sie dann die nachfolgenden Anspruchsvoraussetzungen weiterprüfen, auch wenn es zu ihnen möglicherweise Interessantes zu sagen gäbe. Fehlt nämlich auch nur eine Anspruchsvoraussetzung, so ist der Anspruch nicht gegeben, ganz gleich wie es um die anderen Anspruchsvoraussetzungen bestellt ist. Sie schreiben etwa: „Da Großmutter G verstorben ist, kann sie nicht mehr Inhaberin von Ansprüchen sein. Eigene Ansprüche der Großmutter sind somit nicht gegeben.“
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(4) Haben Sie die Prüfung der Voraussetzungen einer Anspruchsgrundlage abgeschlossen, so halten Sie das Ergebnis fest. Gehen Sie sodann zur nächsten Anspruchsgrundlage über und prüfen Sie deren Anspruchsvoraussetzungen in gleicher Weise. So fahren Sie fort, bis Sie alle Anspruchsgrundlagen geprüft haben. Prüfen Sie immer alle für ein Anspruchsziel in Betracht kommenden Anspruchsgrundlagen durch, auch wenn Sie vielleicht gleich die erste als gegeben ansehen, etwa „Dem E steht also gegen F ein Anspruch auf Schadensersatz aus § 823 Abs. 1 BGB zu (…). Ein Schadensersatzanspruch des A gegen B könnte sich zudem aus § 823 Abs. 2 BGB iVm. § 229 StGB ergeben.“
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Im Laufe des studentischen Lebens müssen Sie zahlreiche Anspruchsgrundlagen kennen. Es ist deshalb sinnvoll, schon früh die Anspruchsgrundlagen im BGB zu suchen und sich diese zu verinnerlichen, etwa auch für unseren Zebrastreifenfall (§ 2
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II. Die Erstellung eines Konzepts
Rn. 1 ff.). Ein Anspruchssystem über die wichtigsten Anspruchsgrundlagen könnte beispielsweise wie folgt aussehen: Das bürgerlich-rechtliche Anspruchssystem
33
A. Gliederung nach Rechtsverhältnissen: I. „Wer“ von „wem“: II. „was“:
III. „woraus“: 1. Sonderbeziehung 2. VertragsVertrag, FamR, ähnliche ErbR SchuldV
3. Dingliche Ansprüche
a) Vertragl. Anspr., z. B. 433, 241, 311 I b) FamR, 1353 ff. c) ErbR, z. B. 2174
677
Rückgabe oder Herausgabe
a) Spez. 546, 604, 488, 695, 495 iVm. 355 355 iVm. 312 ff., 357 b) Allg. 346; 326 IV, 346 [Verweisungsketten beachten, z. B. 480, 437 Nr. 2, 440 I, 323 I, 346; 634 Nr. 3, 636, 323 I, 346]
667, 681, a) Spez. z. B. 1100, 823 ff. iVm. 249 677, 687 II 1223, 1227, S. 1 (Naturalrest.), oder 684, 1065, 2018 ff., 826 812 b) 861, 985, 1007, GB-Berichtigung 894, 888, (nicht 1004)
a) Spez. z. B. 2287, 818 b) Allg. 812 ff.
Schadensersatz
a) Spez. Vertragl. z. B. 437 Nr. 3, 440 S. 1, 281 I, 280 I, III b) Allg. Unmöglichkeit 283 S. 1, 280 I, III; Verzug 280 I, II, 286; 281 I, 280 I, III; sonstige Pflichtverletzungen 280 I, 241 II
678 a) Spez. z. B. 1065 687 II, 670 b) Allg. 989 ff., 241 II, 311 2023 ff. II, 280 (cic)
a) Gefährdungshaftung, z. B. 7 StVG, 84 AMG, 1 PHG, 1 UHG b) Haftung für vermutetes Verschulden z. B. 831, 836, 18 StVG c) Verschuldenshaftung, 823 ff., 826; 823 II iVm. Schutzgesetzen, z. B. 211 ff. StGB
Verweisungskette: 819, 818 IV, 292, 989 ff.
Wertersatz oder Erlös
a) Spez. z. B. 667 b) Allg. 285
667, 681, 677
a) Spez. z. B. 951 iVm. 812, 1247 S. 2 b) Allg. 285
249 ff., 852 III iVm., 818
816 o. 818 II – 818 IV, 285
670, 677, 683
a) Spez. z. B. 1030, 970 b) Allg. 987 ff., 994 ff., 2022
850
812, 818 (Verwendungskondiktion)
12, 1004, 1004 analog iVm. 823 I, (1065, 1227) 1134, 862, 1029, 1090 II
823 iVm 249 S. 1 (Naturalrestitution)
Beseitigung, Unterlassung
a) Spez. z. B. 550 b) Allg. 311 I, 241
Rückgriff (Regress)
255, 401, 426 (427, 670, 677, 268 III, 1143 I, 769, 774), 670, 67 683, 1607, 1150 (1182, VVG, 116 SGB X 1608, 1173), 1219 II, 1615b 1225, 1249, 1247
–
5. Ungerechtfertigte Bereicherung
Erfüllung
Nutzungen, a) Spez. z. B. 446 I Verwenb) Allg. 346 I, 347 dungen
Spez. z. B. 1108
4. Unerlaubte Handlung
426, (840) 255
–
aa) 816 I 1, 2, 816 II bb) 813, 817 cc) 812 I 1, 2 dd) 822
812 I 1 u. 2 (Rückgriffskondiktion)
40 34
§ 2 Falllösung und Klausur
B. Prüfung innerhalb einer Anspruchsgrundlage: I. Anspruch entstanden normaler Entstehungstatbestand, z. B. Einigung über Parteien, Leistung, Gegenleistung, z. B. § 433
Ausschlussgründe 1) Speziell 817 S. 2, 2078 ff.; 307–309, 495, 355 2) Allgemein bei Vertrag 104 ff., 117 ff. 125, 134, 138, 142 (119, 123), 158
II. Anspruch später weggefallen Leistungsstörung (nur bei vertragl. Anspruch) 1) Rücktritt 2) Kündigung 3) Rücktritt beim Kaufvertrag, z. B. 437 Nr. 2, 441 4) 275 5) 326 6) 280 I, 311 II, 241 II (cic) bzw. 313 (Störung der Geschäftsgrundlage) Einwendungsdurchgriff, 359
rechtshindernde Einwendungen
Erlöschen 1) 362 2) 364 3) 378 4) 387 5) 397
Weitergegeben 1) 398 2) 414 3) 311 I (Vertragsübernahme)
rechtsvernichtende Einwendungen
III. Anspruch einredebehaftet dauernd (peremptorisch) 1) 214 I 2) 438 IV 3) 821 4) 853 5) 9 AnfechtungsG
Vorübergehend (dilatorisch) 1) 273 2) 320 3) 519 4) 771, 770 5) 1000, 999 6) 2014 7) 369 HGB
fremde Einreden 1) 404 2) 768 3) 1137 4) 1211
rechtshemmende Einreden
IV. Ausschluss von Einreden
deklaratorisches Schuldanerkenntnis, 311 I, u. U. 780, 781
einredefreier Erwerb, 405 (beachte 406 ff.), 1138, 1157, 892, 1208, 936
3. Der Fallaufbau im Strafrecht a) Strafrechtlich relevantes Handeln 35
Im Unterschied zum Anspruchsaufbau des Zivilrechts ist im Strafrecht nicht nach Ansprüchen gefragt, die eine Person gegen eine andere haben kann, sondern danach, wie sich die einzelnen Beteiligten strafbar gemacht haben. Dies bedeutet für den Klausurbearbeiter eine deutlich andere Herangehensweise als im Zivilrecht. Während in der bürgerlich-rechtlichen Klausur die Rechtsfolge den Anknüpfungspunkt für die einschlägigen Anspruchsgrundlagen bildet (Wer will was von wem woraus?), ist im Strafrecht zu überlegen, welche tatsächlichen Handlungen oder welche tatsächlich unterlassenen Handlungen ein strafrechtlich relevantes Verhalten darstellen und welche Tatbestände hierdurch verwirklicht sein könnten.19 b) Bildung von Tatkomplexen
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Vor der gutachterlichen Prüfung der einzelnen Tatbestände steht zunächst die Gliederung des Sachverhalts in sinngemäße Abschnitte, die sog. Tatkomplexe, an. Dies ist insbesondere bei umfangreichen Sachverhalten mit mehreren Beteiligten für eine erfolgreiche Bearbeitung unerlässlich. Bei der Gliederung nach Tatkomplexen ist darauf zu achten, dass sie jeweils eine in sich geschlossene Einheit bilden.20 Daher bietet es sich an, sich am chronologischen Verlauf des Gesamtsachverhalts zu _________________________________________________________________________________
19 Arzt, Die Strafrechtsklausur, 7. Aufl. 2006; Jäger, Examens-Repetitorium Strafrecht Allgemeiner Teil, 8. Aufl. 2017; Kühl, Strafrecht, Allgemeiner Teil, 8. Aufl. 2017; Rengier, Strafrecht Allgemeiner Teil, 9. Aufl. 2017; Rotsch, Strafrechtliche Klausurenlehre, 2. Aufl. 2016; Wessels/Beulke/ Satzger, Strafrecht, Allgemeiner Teil, 47. Aufl. 2017. 20 Beulke, Klausurenkurs im Strafrecht I, 7. Aufl. 2016, Rn. 35.
II. Die Erstellung eines Konzepts
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orientieren; Hinweise für einen neuen Tatkomplex können zeitliche Zäsuren oder Szenenwechsel sein. Innerhalb eines Tatkomplexes sollten Sie wiederum nach den beteiligten Personen 37 gliedern. In diesem Zusammenhang sei nochmals darauf hingewiesen, die Fallfrage genau zu lesen und nur die Strafbarkeit derjenigen Beteiligten zu prüfen, nach denen im Bearbeitervermerk gefragt ist. Beginnen Sie die Prüfung beim Tatnächsten und prüfen Sie Täter vor Teilnehmern. Dies ist logisch zwingend, da für eine Teilnahme stets eine Haupttat erforderlich ist, zu welcher die Teilnahme akzessorisch ist. Auf diese Weise können komplizierte Inzidentprüfungen vermieden werden. Wegen Beihilfe kann nicht bestraft werden, wer dem zum Selbstmord Entschlossenen den Strick reicht oder das tödlich wirkende Gift beschafft. Der Suizid ist straflos; somit fehlt es für eine Bestrafung wegen Beihilfe bereits an der Haupttat.21
Bei einer mittelbaren Täterschaft (§ 25 Abs. 1 Alt. 2 StGB) ist zunächst die Straf- 38 barkeit des menschlichen „Werkzeugs“ zu verneinen, bevor man sich dem Hintermann zuwendet.22 Eine gleichzeitige Prüfung mehrerer Tatbeteiligter ist denkbar, sofern identische Tathandlungen vorliegen oder jeder im Falle der Mittäterschaft (§ 25 Abs. 2 StGB) in zurechenbarer Weise einen Teil des Gesamtdelikts verwirklicht. c) Formulierung des Obersatzes Ist der Sachverhalt in Tatkomplexe unterteilt, sollten Sie in einem zweiten Schritt, 39 einen Obersatz formulieren, der den Gang Ihrer Prüfung vorgibt. Während in der zivilrechtlichen Klausur die Rechtsfolge den Anknüpfungspunkt für die einschlägigen Anspruchsgrundlagen bildet, ist im Strafrecht zu überlegen, welche tatsächlichen Handlungen oder welche tatsächlich unterlassenen Handlungen ein strafrechtlich relevantes Verhalten darstellen und welche Tatbestände hierdurch verwirklicht sein könnten. Daraus ergibt sich auch die Formulierung eines jeden Obersatzes, welcher die Antwort auf folgende Frage beinhalten sollte: Wer hat sich wodurch gegenüber wem woraus strafbar gemacht? Verdeutlichen lässt sich dies an folgendem Beispiel: A gibt B eine kräftige Ohrfeige. In der Folge schwillt die Backe des B schmerzhaft an. Strafbarkeit des A?
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Ein entsprechender Obersatz für diesen Sachverhalt könnte lauten: A könnte sich gegenüber B gemäß § 223 Abs. 1 StGB strafbar gemacht haben, indem er B eine Ohrfeige gab.
Entscheidend ist hierbei, dass immer auf die tatsächliche Handlung abgestellt wird und diese im Obersatz auch konkret benannt wird. Insbesondere darf sie nicht durch die schlichte Nennung des Straftatbestands ersetzt werden. d) Prüfung der einzelnen Tatbestände Aufgrund der Garantie des Art. 103 Abs. 2 GG („nulla poena sine lege“ – keine 41 Strafe ohne Gesetz) kommt es zentral darauf an, dass ein strafrechtlicher Tatbestand _________________________________________________________________________________
21 Statt vieler Wessels/Hettinger/Engländer, Strafrecht, Besonderer Teil 1, 41. Aufl. 2017, Rn. 48; umstritten ist hingegen, wie die Strafbarkeit des anwesenden Helfers nach Eintritt der Bewusstlosigkeit des Suizidenten zu beurteilen ist. 22 Wohlers/Schuhr/Kudlich, Klausuren und Hausarbeiten im Strafrecht, 4. Aufl. 2014, S. 39. Anders beim „Täter hinter dem Täter“, Roxin, Täterschaft und Teilnahme, 9. Aufl. 2015, § 24; s. auch Satzger/Schluckebier/Widmaier/Murmann, StGB, 3. Aufl. 2016, § 25 Rn. 20 ff.; Rotsch, Strafrechtliche Klausurenlehre, 2. Aufl. 2016, Rn. 365 ff.
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§ 2 Falllösung und Klausur
erfüllt wurde.23 Zu suchen ist also nach Verletzungshandlungen, dem Taterfolg und dem Verhalten, das dazu geführt hat. Parallel wie im Zivilrecht ist in Form des Gutachtenstils zu prüfen, ob die einzelnen Tatbestandsvoraussetzungen gegeben sind, ob Rechtfertigungs- oder Entschuldigungsgründe zugunsten des Täters vorliegen und gegebenenfalls, ob bestimmte Umstände im Rahmen der Strafzumessung oder der Strafverfolgung zu beachten sind. 42
Bei der Prüfung der einzelnen Tatbestände hängt der Aufbau von der Form des Delikts ab.24 Man unterscheidet zwischen dem vorsätzlichen Begehungsdelikt, dem fahrlässigen Delikt, dem Unterlassungsdelikt und dem versuchten Delikt. Die Prüfung eines vorsätzlichen Begehungsdeliktes eines Alleintäters könnte beispielsweise folgendermaßen aussehen: Strafbarkeit des X gegenüber Y gemäß § … StGB durch … I. Tatbestandsmäßigkeit II. Rechtswidrigkeit III. Schuld IV. Strafzumessung V. Strafverfolgungsvoraussetzungen VI. Ergebnis
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Schwerpunkte der Klausur sind dabei in der Regel die ersten drei Gliederungspunkte, also Tatbestandsmäßigkeit, Rechtswidrigkeit und Schuld. Wenn Sie das richtige Prüfungsschema verwenden, können Sie in der Regel sicher sein, dass Sie die im Sachverhalt auftretenden rechtlichen Probleme auch an der richtigen Stelle im Gutachten prüfen. e) Qualifikationen
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Besonderheiten im Aufbau ergeben sich auch, wenn der Täter durch seine Handlung sowohl den Grundtatbestand als auch den Qualifikationstatbestand eines Deliktes verwirklicht. In diesem Fall bietet es sich an, zunächst den Qualifikationstatbestand zu prüfen und den mitverwirklichten Grundtatbestand nur im Rahmen der Konkurrenzen zu erwähnen.25 Da der Grundtatbestand bereits vollständig im Qualifikationstatbestand enthalten ist, tritt der Grundtatbestand im Rahmen der Konkurrenzen hinter dem spezielleren Tatbestand zurück (lex specialis). 26 Die ausschließliche Prüfung des Qualifikationstatbestandes hat den Vorteil, dass lästige Dopplungen und Verweisungen nach oben vermieden werden. Achten Sie immer auf die richtige Schwerpunktsetzung! Wandelt man das oben verwendete Beispiel also dermaßen ab, dass A dem B keine Ohrfeige gibt, sondern ihn mit einem Baseballschläger schlägt, bietet sich folgendes Aufbauschema an: _________________________________________________________________________________ Roxin, Strafrecht Allgemeiner Teil, Bd. I, 4. Aufl. 2006, Rn. 860 ff. Einzelne Aufbauschemata finden sich beispielsweise bei Wessels/Beulke/Satzger, Strafrecht, Allgemeiner Teil, 47. Aufl. 2017, Rn. 1200 ff., oder bei Fahl/Winkler, Definitionen und Schemata Strafrecht, 7. Aufl. 2017. 25 Rengier, Strafrecht Allgemeiner Teil, 9. Aufl. 2017, § 56 Rn. 29; Haverkamp/Kaspar, JuS 2006, 895, 898. Daneben besteht auch die Möglichkeit zuerst den Grundtatbestand und im Anschluss den Qualifikationstatbestand zu prüfen, s. Beulke, Klausurenkurs im Strafrecht I, 7. Aufl. 2016, Rn. 53 ff. 26 Rengier, Strafrecht Allgemeiner Teil, 9. Aufl. 2017, § 56 Rn. 29. 23 24
II. Die Erstellung eines Konzepts
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A. Strafbarkeit des A gemäß §§ 223 Abs. 1, 224 Abs. 1 Nr. 2 StGB I. Tatbestandsmäßigkeit 1. Objektiver Tatbestand a) Körperliche Misshandlung und/oder Gesundheitsschädigung b) Kausalität und objektive Zurechnung c) Qualifikationsmerkmal: Waffe oder gefährliches Werkzeug 2. Subjektiver Tatbestand Vorsatz bzgl. a), b) und c) gemäß § 15 StGB II. Rechtswidrigkeit III. Schuld B. Konkurrenzen § 224 Abs. 1 Nr. 2 StGB verdrängt § 223 Abs. 1 StGB
f) Erfolgsqualifikation Anders liegt es hingegen bei Erfolgsqualifikationen. Zwar ist auch hier eine Prü- 45 fung des erfolgsqualifizierten Delikts im Rahmen des Grundtatbestands möglich, aufgrund deren Komplexität ist hiervon an dieser Stelle abzuraten. Sinnvoller erscheint es, zunächst das Grunddelikt durchzuprüfen und anschließend in einem zweiten Schritt die Erfolgsqualifikation zu prüfen. A schlägt B mit der Faust kräftig ins Gesicht. Infolgedessen verliert B auf einem Auge die Sehkraft. Strafbarkeit des A? A. Strafbarkeit gemäß § 223 Abs. 1 StGB I. Tatbestandsmäßigkeit 1. Objektiver Tatbestand a) Körperliche Misshandlung und/oder Gesundheitsschädigung b) Kausalität und objektive Zurechnung 2. Subjektiver Tatbestand Vorsatz bzgl. a) und b) gemäß § 15 StGB II. Rechtswidrigkeit III. Schuld IV. Strafantrag gemäß § 230 StGB B. Strafbarkeit gemäß § 226 Abs. 1 Nr. Alt. 1 StGB I. Rechtswidrige Verwirklichung des Grunddelikts des § 223 Abs. 1 StGB (siehe oben) II. Schwere Folge: Verlust der Sehkraft auf einem Auge III. Objektive Zurechnung IV. Tatbestandsspezifischer Gefahrzusammenhang V. Fahrlässigkeit bzgl. der schweren Folge 1. Objektive Pflichtwidrigkeit und Vorhersehbarkeit 2. Subjektive Pflichtwidrigkeit und Vorhersehbarkeit C. Konkurrenzen § 226 Abs. 1 Nr. 1 Var. 1 StGB verdrängt § 223 Abs. 1 StGB
g) Konkurrenzen Am Ende eines jeden Tatkomplexes sind schließlich bei jedem Beteiligten, so- 46 weit er mehrere Delikte begangen hat, die Konkurrenzen der einzelnen Tatbestände festzustellen.27 Als Ergebnis ist zum Schluss der Arbeit festzuhalten, wie sich je_________________________________________________________________________________
27 Vertiefend zur Prüfung der Konkurrenzen s. beispielsweise Rengier, Strafrecht Allgemeiner Teil, 9. Aufl. 2017, § 56 Rn. 1 ff.
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§ 2 Falllösung und Klausur
der Beteiligte unter Berücksichtigung des gesamten Sachverhalts strafbar gemacht hat.
4. Der Fallaufbau im öffentlichen Recht a) Die verschiedenen Klagearten Klausuren im öffentlichen Recht unterscheiden sich von zivil- oder strafrechtlichen Klausuren insoweit, als dass in der Aufgabenstellung meist nach den Erfolgsaussichten einer Klage bzw. eines Antrags gefragt ist.28 Neben der materiellen Rechtslage müssen Sie daher in der Regel auch die prozessualen Zulässigkeitsvoraussetzungen prüfen. Auch hier gilt jedoch wieder der Hinweis, den Bearbeitervermerk genau zu lesen: Ist eine vollständige Prüfung verlangt oder sollen beispielsweise nur bestimmte Punkte der Zulässigkeit neben der materiellen Prüfung angesprochen werden? Grundsätzlich ist zwischen drei Grundtypen von Rechtsbehelfen zu unterschei48 den: Rechtsbehelfe zum Bundesverfassungsgericht, verwaltungsgerichtliche Rechtsbehelfe und Widerspruch29. Die Zulässigkeitsvoraussetzungen sind jeweils speziell im BVerfGG bzw. in der VwGO geregelt. Während des Studiums erlangen vor allem die verwaltungsrechtlichen Klagearten, die Verfassungsbeschwerde und die Rechtsbehelfe im Rahmen des Staatsorganisationsrechts praktische Relevanz. In einer verwaltungsrechtlichen Klausur geht es regelmäßig darum, ob der Kläger 49 durch die Vornahme bzw. Nichtvornahme eines Verwaltungsaktes durch eine Behörde in seinen Rechten verletzt ist. Bei der Prüfung einer Verfassungsbeschwerde steht dagegen eine Verletzung des Klägers in seinen Grundrechten in Frage. Das Staatsorganisationsrecht befasst sich schließlich in erster Linie mit den Kompetenzen der verschiedenen staatlichen Organe und der Kontrolle von Gesetzen. 47
Mit welchem Rechtsbehelf erreiche ich mein Ziel?
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Aufgrund der praktischen Relevanz, wird im Folgenden der Aufbau eines verwaltungsrechtlichen Rechtsbehelfs beispielhaft dargestellt. Bezüglich der anderen Rechtsbehelfe sei auf die weiterführende Literatur30 verwiesen. b) Sachverhaltsanalyse im öffentlichen Recht
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Sachverhalte einer öffentlich-rechtlichen Klausur sind so angelegt, dass sie Probleme zu den einzelnen Prüfungspunkten des Aufbauschemas enthalten. Daher bietet es sich an, nach einer ersten Lektüre des Sachverhalts das einschlägige Prüfungsschema auf ein gesondertes Blatt Papier zu schreiben. Gehen Sie anschließend den
_________________________________________________________________________________
28 Lindner, Öffentliches Recht, 2. Aufl. 2017; Frenz, Öffentliches Recht, 7. Aufl. 2017; Schwerdtfeger, Öffentliches Recht in der Fallbearbeitung, 14. Aufl. 2012; Heyen/Collin/Spiecker gen. Döhmann, 40 Klausuren aus dem Verwaltungsrecht, 11. Aufl. 2017; vertiefend Maurer/Waldhoff, Allgemeines Verwaltungsrecht, 19. Aufl. 2017. Zum Staatsrecht: Degenhart, Klausurenkurs im Staatsrecht I, 4. Aufl. 2016; ders., Klausurenkurs im Staatsrecht II, 8. Aufl. 2017; Heimann/Kirchhof/Waldhoff, Verfassungsrecht und Verfassungsprozessrecht, 2. Aufl. 2010. 29 In einigen Bundesländern ist das Widerspruchsverfahren inzwischen in vielen Bereichen entbehrlich, s. z. B. Art. 15 BayAGVwGO, § 110 JustG NRW und § 8a Nds. AGVwGO; es ist trotzdem möglich, dass Sie einen solchen Ausnahmefall und damit die Durchführung eines Widerspruchsverfahrens prüfen müssen. 30 S. bereits § 2 Fn. 28.
II. Die Erstellung eines Konzepts
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Sachverhalt ein zweites Mal durch, diesmal jedoch Satz für Satz. Versuchen Sie dabei aus jedem Satz die relevanten Informationen herauszufiltern und verorten Sie diese in dem noch „leeren“ Prüfungsschema (§ 2 Rn. 58.)31 am jeweiligen Prüfungspunkt. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass Sie die Sachverhaltsinformation vollständig auswerten und keine Probleme übersehen. c) Obersatz eines verwaltungsrechtlichen Rechtsbehelfs Orientieren Sie sich auch im öffentlichen Recht an den Aufbauschemata. Die Prü- 52 fung beginnt mit der Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges und der Zuständigkeit des Gerichts. Im Anschluss erfolgt eine zweigeteilte Prüfung nach Zulässigkeit und Begründetheit. Ein typischer Obersatz zum Einstieg in die Klausur könnte also folgendermaßen lauten: Die Klage hat Aussicht auf Erfolg, wenn der Verwaltungsrechtsweg eröffnet ist, sie vor dem zuständigen Gericht erhoben wird und zulässig und begründet ist. d) Aufbau eines verwaltungsrechtlichen Rechtsbehelfs Zu Beginn sind stets die Eröffnung des Verwaltungsrechtswegs und die Zuständigkeit des angerufenen Gerichts bzw. der angerufenen Behörde zu prüfen.32 Anschließend folgt die Zulässigkeitsprüfung des Rechtsbehelfs. Neben der Statthaftigkeit des Klagegegenstandes müssen Sie die Klagebefugnis des Klägers, Frist, Form, die Beteiligten- und Prozessfähigkeit der Parteien sowie das allgemeine Rechtsschutzbedürfnis prüfen. Unter Umständen kann auch noch zu thematisieren sein, ob vor der Klageerhebung ein Vorverfahren ordnungsgemäß durchgeführt wurde.33 Außerdem kommen gegebenenfalls noch weitere besondere Zulässigkeitsvoraussetzungen (beispielsweise das besondere Feststellungsinteresse bei der Feststellungsklage nach § 43 VwGO) dazu. Im Rahmen der Begründetheit ist regelmäßig die Passivlegitimation, die Rechtmäßigkeit34 einer hoheitlichen Maßnahme und die Beschwer des Klägers zu untersuchen. Eine Maßnahme ist dann rechtmäßig, wenn sie formell und materiell rechtmäßig ergangen ist. Die formelle Rechtmäßigkeit liegt vor, wenn hinsichtlich Zuständigkeit, Verfahren und Form keine Rechtsverstöße vorliegen. Die materielle Rechtmäßigkeit ist dann zu bejahen, wenn die hoheitliche Maßnahme von einer Rechtsgrundlage gedeckt und verhältnismäßig ist. Die Rechtsgrundlage muss wiederum rechtmäßig, insbesondere verfassungsgemäß sein. Spezielle Rechtsgrundlagen gehen allgemeinen vor. Bei öffentlich-rechtlichen Klausuren liegt der Schwerpunkt der Bearbeitung in der Regel in der materiell-rechtlichen Prüfung. Kern der Prüfung ist dabei regelmäßig, ob die staatliche bzw. behördliche Maßnahme verhältnismäßig ist.35 Ihre Aufgabe _________________________________________________________________________________
Dieses Vorgehen empfiehlt Herr Kollege Kirchhof den Studenten an der Universität Augsburg. Abweichend vom hier vertretenen dreistufigen Aufbau gibt es auch andere Aufbaumöglichkeiten, s. dazu vertiefend Lindner, Öffentliches Recht, 2. Aufl. 2017, Rn. 1058 und Fn. 1496. 33 Dies ist in Bayern nur noch im Anwendungsbereich des Art. 15 Abs. 1 AGVwGO der Fall. 34 Bzw. Verfassungsmäßigkeit. 35 Pitschas, in: Hoffmann-Riem/Schmidt-Assmann/Voßkuhle, Grundlagen des Verwaltungsrechts, Bd. 2, 2. Aufl. 2012, § 42 Rn. 107 ff.; Maurer/Waldhoff, Allgemeines Verwaltungsrecht, 19. Aufl. 2017, § 10 Rn. 50 f.; Schwerdtfeger/Schwerdtfeger, Öffentliches Recht in der Fallbearbeitung, 14. Aufl. 2012, Rn. 455 ff.; s. auch im Staatsrecht Kingreen/Poscher, Grundrechte Staatsrecht II, 32. Aufl. 2016, Rn. 297 ff. 31 32
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§ 2 Falllösung und Klausur
ist es an dieser Stelle, eine Abwägung der entgegenstehenden Interessen vorzunehmen. Hier werden die meisten Punkte vergeben und es wird eine ausführliche Argumentation verlangt. Das Erfordernis der Verhältnismäßigkeit lässt sich aus dem Rechtsstaatsprinzip (Art. 20 III GG) ableiten und gilt für jegliches staatliche Handeln. Die Prüfung der Verhältnismäßigkeit untergliedert sich in vier Abschnitte36: (1) Verfolgt die Maßnahme ein legitimes Ziel (Gemeinwohl, öffentliche Interessen)? (2) Ist die Maßnahme generell geeignet, dieses Ziel zu erreichen? (3) Ist die Maßnahme erforderlich, mit anderen Worten: ist sie das mildeste, gleich wirksame Mittel, um das Ziel zu erreichen? (4) Ist die Maßnahme angemessen (Ziel-Verhältnis Relation)? Während die Prüfungspunkte (1) bis (3) in der Regel recht knapp abgehandelt werden können, muss zur Feststellung der Angemessenheit der Maßnahme der Klausursachverhalt sorgfältig exzerpiert werden. In der Regel stecken zahlreiche Argumente für die jeweiligen Interessen im Sachverhalt, die in der Bearbeitung aufgegriffen und ausgeführt werden müssen. Beispielsfall: Die Stadt München erlässt eine Verordnung, die es verbietet, Tauben auf öffentlichen Plätzen und Straßen zu füttern. Ist dieses Verbot verhältnismäßig?37 (1) Das Verbot dient dem legitimen Ziel, die Tauben von öffentlichen Plätzen und Gebäuden fernzuhalten, um die Fassaden vor Verschmutzung durch Taubenkot zu schützen. Außerdem dient das Verbot dem Ziel, die öffentliche Gesundheit vor Krankheiten zu schützen, da Tauben als Krankheitsüberträger gelten. (2) Ein Taubenfütterungsverbot im Rahmen einer Verordnung ist generell geeignet, diese Ziele zu erreichen, da es ohne Fütterung weniger Tiere auf öffentlichen Plätzen geben wird. (3) Ein Taubenfütterungsverbot ist auch erforderlich; eine mildere Maßnahme, Tauben von öffentlichen Plätzen fernzuhalten, ist nicht ersichtlich. (4) Ein Taubenfütterungsverbot ist vor dem Hintergrund der damit verfolgten Ziele auch angemessen. Zwar könnte in dem Verbot ein Verstoß gegen § 1 TierSchG und damit gegen Art. 20a GG liegen, wonach das Wohlbefinden des Tieres zu schützen ist. Allerdings ist der Eingriff in den Tierschutz durch vernünftige Gründe gerechtfertigt, da das Verbot gerade im Interesse der öffentlichen Gesundheit notwendig ist. Außerdem beschränkt sich der Eingriff in die Allgemeine Handlungsfreiheit des Einzelnen nur auf einen kleinen Bereich, da das Verbot nur im Rahmen der städtischen Einrichtungen gilt. Diese Einschränkung ist ebenfalls vor dem Hintergrund der öffentlichen Gesundheit angemessen und hinzunehmen. 57
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Kommen Sie zu dem Ergebnis, das die geprüfte Maßnahme rechtswidrig ist, so müssen Sie weiter prüfen, ob der Kläger durch die Maßnahme auch tatsächlich in seinen subjektiven Rechten verletzt wurde. Ein Prüfungsschema könnte daher folgendermaßen aussehen: _________________________________________________________________________________ 36 37
Maurer/Waldhoff, Allgemeines Verwaltungsrecht, 19. Aufl. 2017, § 10 Rn. 51. OLG Hamm, Beschl. v. 22.2.2007, 2 Ss OWi 836/06, NuR 2007, 633 f.
III. Ergebniskontrolle
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Erfolgsaussichten einer Anfechtungsklage (§ 42 Abs. 1 Alt. 1 VwGO) A. Eröffnung des Verwaltungsrechtswegs und Zuständigkeit I. Eröffnung des Verwaltungsrechtswegs (§ 40 Abs. 1 S. 1 VwGO) II. Zuständigkeit des Verwaltungsgerichts 1. Sachliche Zuständigkeit (§ 45 VwGO) 2. Örtliche Zuständigkeit (§ 52 VwGO iVm. BayAGVwGO) B. Zulässigkeit I. Statthaftigkeit der Klage (§§ 42 Abs. 1 Alt. 1, 88 VwGO, Art. 35 Abs. 1 S. 1 BayVwVfG) II. Klagebefugnis (§ 42 Abs. 2 VwGO) III. Vorverfahren (§ 68 VwGO iVm. Art. 15 Abs. 2, 3 BayAGVwGO) IV. Frist (§ 74 Abs. 1 VwGO, Art. 41 BayVwVfG) V. Form (§§ 81 f. VwGO) VI. Beteiligten- und Prozessfähigkeit 1. Beteiligtenfähigkeit (§ 60 VwGO) 2. Prozessfähigkeit (§ 61 VwGO) C. Begründetheit Die Klage ist begründet, wenn sie sich gegen den richtigen Beklagten richtet (§ 78 Abs. 1 VwGO), der angefochtene Verwaltungsakt rechtswidrig ist und der Kläger hierdurch in seinen Rechten verletzt ist (§ 113 Abs. 1 S. 1 VwGO). I. Passivlegitimation (§ 78 Abs. 1 VwGO) II. Rechtswidrigkeit des Verwaltungsakts 1. Formelle Rechtswidrigkeit a) Zuständigkeit b) Verfahren c) Form 2. Materielle Rechtswidrigkeit a) Rechtsgrundlage b) Tatbestandsvoraussetzungen c) Vereinbarkeit mit höherrangigem Recht/Verhältnismäßigkeitsprüfung III. Rechtsverletzung beim Kläger D. Ergebnis
III. Ergebniskontrolle 1. Billigkeitskontrolle Wenn Sie alle einschlägigen Rechtsnormen durchgeprüft haben, liegt die schwie- 59 rigste und mühsamste Arbeitsphase hinter Ihnen. Halten Sie nun einen Moment inne und lassen Sie Ihr Ergebnis Revue passieren: Erscheint Ihnen das Ergebnis fair und angemessen? Wenn nein, dann sollten Sie die Lösung noch einmal überdenken; wahrscheinlich ist Ihnen irgendwo ein Fehler unterlaufen. Wenn ja, dann wird Ihre Lösung in den meisten Fällen nicht völlig neben der Sache liegen.
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§ 2 Falllösung und Klausur
2. Alternative Lösungswege 60
Wenn Sie zwei Lösungsalternativen gefunden haben sollten, überlegen Sie, nach welcher Alternative die Klausur besser „aufgeht“. Denken sie „klausurtaktisch“. Würde eine der Alternativen dazu führen, dass Sie offenkundige Probleme der Klausur gar nicht mehr prüfen müssten, dann wird diese Alternative mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die vom Aufgabensteller favorisierte sein.38
3. Zum Umgang mit unbekannten Problemen Sicherlich werden Sie in manchen Klausuren an einen Punkt kommen, an dem Ihnen die weitere Bearbeitung Schwierigkeiten bereitet, weil Ihnen vielleicht die Lösung eines bestimmten Rechtsproblems nicht mehr einfällt oder weil Sie nicht wissen, wie Sie bestimmte Angaben im Sachverhalt in Ihrer Lösung unterbringen sollen. In diesem Fall kommt es entscheidend darauf an, nicht die Nerven zu verlieren und trotz der Wissenslücke noch die in der Situation bestmögliche Lösung zu Papier zu bringen. Fällt Ihnen die Lösung zu einem Klausurproblem nicht gleich ein, so lassen Sie 62 dieses Problem zunächst beiseite: Lassen Sie die betreffende Anspruchsgrundlage offen und lösen Sie die Klausur weiter. Oft wird Ihnen die Lösung später einfallen, wenn Sie die Klausur insgesamt durchdacht haben. Haben Sie nach der Hälfte der Bearbeitungszeit immer noch keine Antwort gefunden, dann schreiben Sie zunächst Ihre bislang entwickelte Lösung nieder. Die Ausführungen zu dem offenen Problem können Sie am Ende immer noch auf einem eingeschobenen Blatt hinzufügen. Können Sie ein Problem überhaupt nicht lösen, dann versuchen Sie, es wenigstens so präzise wie möglich zu umschreiben und zu thematisieren. Damit zeigen Sie, dass Sie das Problem zumindest erkannt haben. 61
In der Abwandlung des Zebrastreifenfalls stellt sich beispielsweise die Frage des Mitverschuldens. Dies ist insoweit nicht ganz unproblematisch, als F sich jetzt verkehrsgerecht verhalten hat. Im Rahmen der Gefährdungshaftung ist ihm allerdings die von dem Auto ausgehende Betriebsgefahr anzurechnen.39
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Wenn Sie also keine „Lehrbuchlösung“ parat haben, dann bemühen Sie sich, mit eigenen Argumenten zu einer Lösung zu gelangen. Nutzen Sie Ihre juristische Phantasie und versuchen Sie durchaus, das Problem aus der Warte des „gesunden Menschenverstands“ zu sehen. Halten Sie sich schließlich vor Augen, dass in den wenigsten Klausuren bekannte Lehrbuchprobleme „abgefragt“ werden. Meist will der Prüfer stattdessen sehen, wie Sie mit neuen, Ihnen unbekannten Problemen rechtlich umgehen. Entscheidend ist letztlich immer die Qualität Ihrer eigenen Argumente und Ihrer sprachlichen Darstellung.
IV. Die Niederschrift der Klausur 1. Zur Sinnhaftigkeit einer Gliederung 64
Bevor Sie mit der Niederschrift beginnen, sollten Sie eine Gliederung erstellen. Durch eine Gliederung sind Sie gezwungen, Ihre Gedanken zu strukturieren. Zudem _________________________________________________________________________________ 38 39
Velte, Jura 1980, 193, 197 m. w. Nachw. S. Palandt/Grüneberg, BGB, 77. Aufl. 2018, § 254 Rn. 10.
IV. Die Niederschrift der Klausur
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lenken und führen Sie mit einer Gliederung den Leser Ihrer Klausur. Dies erleichtert ihm die Lektüre Ihrer Ausführungen. Stellen Sie also sicher, dass Ihr Gliederungsentwurf dann mit eigenen Überschriften auch Eingang in Ihre Klausur findet. Beachten Sie aber: Bewertet wird Ihre Niederschrift, nicht der ursprünglich erstellte Gliederungsentwurf; diesen sollten Sie daher auch nicht mit abgeben. Zergliedern Sie Ihre Klausur nicht. Achten Sie bei aller Strukturierung des Textes stets darauf, dass die Arbeit flüssig und zusammenhängend lesbar bleibt. Längere Ausführungen können Sie beispielsweise auch durch kurze Zwischenüberschriften und die Unterstreichung von Schlüsselbegriffen gliedern. a) Die Wahl des Gliederungssystems Nicht nur inhaltlich, sondern auch formal sollten Sie möglichst klar strukturie- 65 ren: Eine übersichtliche Darstellung erleichtert (wie eine klar lesbare Schrift) die Verständlichkeit des Textes. Ein wichtiges Mittel für eine übersichtliche Textdarstellung ist die Gliederung. Zu unterscheiden sind die numerische und die alphabetische Gliederung. Eine numerische Gliederung sieht beispielsweise wie folgt aus: 1. 1.1. 1.2. 1.2.1. 1.2.2. 1.2.3. 1.2.3.1. 1.2.3.2. 1.2.3.2.1. 1.2.3.2.2. 2. etc. (…)
Die numerische Gliederung gilt allerdings als unübersichtlich und hat sich bei den 66 Juristen zu Recht nicht durchgesetzt. Beliebter ist deshalb die alphabetische Gliederung, die sich in bis zu neun Ebenen gliedern lässt. Sie besteht aus Teil, Paragraph oder Abschnitt oder Kapitel, großer lateinischer Buchstabe, römische Zahl, arabische Zahl, kleiner lateinischer Buchstabe, zwei kleine lateinische Buchstaben, arabische Zahl in Klammern und schließlich ein lateinischer Buchstabe in Klammern.40 Ein Beispiel dieser Gliederungsmethode ist im folgenden Schaubild dargestellt: 1. Teil § 1 oder 1. Abschnitt oder 1. Kapitel §2 A. B. I. II. 1. 2. a) _________________________________________________________________________________ 40
Auf griechische Buchstaben (α, β, γ, δ, ε) sollte verzichtet werden.
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§ 2 Falllösung und Klausur b) aa) bb) (1) (2) (aa) (bb)
2. Teil § 1 etc. (…).
b) Die Gliederung als Struktur aa) Die Gliederung ist die „Visitenkarte“ Ihrer Arbeit. Sie ist wesentlich für den ersten Eindruck und verdeutlicht, ob Sie in der Lage sind, klar zu denken und damit folgerichtig zu strukturieren. Eine unausgewogene Gliederung ist nicht selten Ausdruck einer unausgewogenen Gedankenführung.41 Ist Ihr Gedankengang klar, wird das nachfolgende Ergebnis auf dem vorherigen aufbauen. Verweise auf Kapitel in Ihrer Arbeit, die Sie weiter unten erst darstellen, sollten möglichst unterbleiben, da sich der Leser mit diesen noch nicht auseinandergesetzt hat und dadurch nicht selten überfordert wird. bb) Die Überschrift als Gliederungspunkt sollte exakt den Inhalt des Absatzes 68 oder Kapitels wiedergeben, also nicht in die Irre führen. Der Inhalt des folgenden Textes sollte daher treffend zusammengefasst und die Überschrift damit selbsterklärend sein42. Vermeiden Sie doppeldeutige Überschriften. 67
Unklar sind Überschriften wie „Konstruktion“, „Kombination“, „Keine Einwände“, „Mögliche Kritik“.
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Die Überschriften sollten als optische Orientierungshilfe kurz sein, also möglichst nur eine Zeile enthalten; sie sollten mit einem Großbuchstaben beginnen und in der Regel nicht in Satz- oder Frageform formuliert werden. Also nicht etwa: „Ursache: Richterrecht, weiter Rahmen, der offen für Ausgestaltungen und Anpassungen war“ oder „Unterschiedlich stark ausgeprägtes Vertrauen in Problemlösungskompetenz der Gerichte, namentlich des BGH“43
cc) Gliedern heißt Strukturieren. Längere Ausführungen (vier bis fünf Seiten) ohne jegliche Gliederung erhöhen die Gefahr, dass Sie Ihren klaren Gedankengang verlieren und verschiedene Punkte in einem Gliederungspunkt vermischen. Verwenden Sie z. B. Großbuchstaben für die Parteien, römische Ziffern für die Anspruchsziele, arabische Ziffern für die Anspruchsgrundlagen und Kleinbuchstaben für die einzelnen Tatbestandsmerkmale innerhalb einer Anspruchsgrundlage. dd) Eine weitergehende als vier- bis fünffache Untergliederung verwirrt jedoch 71 mehr, als dass sie den Text verständlich macht.44 Zergliedern Sie den Text nicht. Für die Klausur werden oft drei oder vier Gliederungsebenen ausreichen. Nicht jeder Satz ist durch einen Absatz vom nächsten Textteil zu trennen. Ebenso wenig verdient ein einzelner Satz bereits einen Gliederungspunkt. Fassen Sie z. B. die jeweils _________________________________________________________________________________ 70
Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 211. Ebenso Beyerbach, Die juristische Doktorarbeit, 2. Aufl. 2017, Rn. 174 ff. 43 Doppeldeutig und damit unfreiwillig komisch etwa „Frauen verstehen in 60 Minuten“, „In Wahrheit wird viel mehr gelogen“, „Gestatten, Bestatter! B und weitere Kuriositäten“, in: Forschung & Lehre 2011, S. 988. 44 Viele Verlage empfehlen bei Sammelbänden nur drei Gliederungsebenen zu verwenden. 41 42
IV. Die Niederschrift der Klausur
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kurzen Ausführungen zu unproblematischen Tatbestandsmerkmalen unter einem einzigen Gliederungspunkt zusammen. ee) Gleichrangige Gliederungspunkte verlangen gleichwertigen Inhalt. Eröffnen 72 Sie eine neue Gliederungsebene nur, wenn auf ihr mindestens zwei getrennte Unterpunkte abzuhandeln sind, denn logisch betrachtet verlangt jede Gliederungsebene zumindest zwei Gliederungspunkte. Schon aus Gründen der Übersichtlichkeit sollte eine Gliederungsebene nicht mehr als sieben Gliederungspunkte enthalten.45 Vereinzelt stehende Gesichtspunkte bearbeiten Sie unter einem übergeordneten 73 Gliederungspunkt. Kommt beispielsweise für ein Anspruchsziel nur eine einzige Anspruchsgrundlage in Betracht, dann wäre es falsch, dieser Anspruchsgrundlage eine eigene Gliederungsebene zuzuordnen, also nicht: I. Anspruch auf Schmerzensgeld 1. §§ 823 Abs. 1, 253 Abs. 2 BGB II. Anspruch auf ….
Ziehen Sie in diesem Fall Anspruchsziel und Anspruchsgrundlage unter einem Gliederungspunkt zusammen, also: I. Anspruch auf Schmerzensgeld aus §§ 823 Abs. 1, 253 Abs. 2 BGB II. Anspruch auf …
ff) Bei Klausuren können Sie die Überschriften unterstreichen. Bei Haus- und 74 Seminararbeiten arbeiten Sie besser mit Fettdruck und einer etwas größeren Schriftgröße (Anhang 4 Rn. 42). Auch hier gibt das vorliegende Werk ausreichend Beispiele.
2. Schwerpunktsetzung bei der Niederschrift Bei der Klausur können Sie einen Text nicht mehrmals umschreiben. Daher gilt: 75 Schreiben Sie nur zur Sache. Überflüssiges gilt bestenfalls als nicht geschrieben; oft ist es falsch.46 Die gedankliche Arbeit, Überflüssiges nicht auszuführen, findet aber statt, wenn Sie Ihre Gliederung in die Reinschrift umsetzen. – – –
–
Folgende Ausführungen sind damit fehl am Platz: Die Wiedergabe des Gesetzeswortlautes oder des Sachverhaltes, da diese bekannt sind, die Prüfung von Ansprüchen, nach denen nicht gefragt ist oder die offensichtlich nicht einschlägig sind, theoretische Ausführungen, die mit der konkret gestellten Frage nichts zu tun haben. Hüten Sie sich davor, schlicht Ihr Wissen ausbreiten zu wollen. Alles, was Sie schreiben, muss in logischem Zusammenhang mit der Prüfung der gefragten Ansprüche oder der Ausgangsfrage stehen und Erläuterungen zu Ihrer Lösung oder Ihrem Aufbau. Eine gute Lösung ist aus sich selbst heraus verständlich, eine unbrauchbare wird auch durch Erläuterungen nicht besser.
Achten Sie bei der Niederschrift auch auf die richtige Schwerpunktsetzung, die 76 der Klausurersteller von Ihnen erwartet. Unstrittiges braucht nicht umfangreich belegt zu werden. Tatbestandsmerkmale und Ansprüche, die unproblematisch vor-
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Zur magischen Zahl „Sieben“ s. bereits oben § 1 Rn. 72. S. Braun, Der Zivilrechtsfall, 5. Aufl. 2012, S. 4.
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§ 2 Falllösung und Klausur
liegen, sind nur kurz darzustellen. Eine ausführliche Darstellung der rechtlichen Problematik sollten Sie daher immer dann vornehmen, wenn es sich um ein problematisches oder umstrittenes Tatbestandsmerkmal handelt oder mehre Lösungsmöglichkeiten denkbar sind. Dann kommt es auf Ihre Argumentation und Ihre Gedankenführung an, die Sie an dieser Stelle ausführlich darlegen sollten (§ 3). Es werden nicht nur Ihre richtigen Rechtsausführungen honoriert, sondern auch, ob es Ihnen gelingt, die richtigen Schwerpunkte zu setzen.47 Ein Standardfehler, der bis hin zum Zweiten Staatsexamen gemacht wird, ist, einen unproblematischen Vertragsschluss auf mehreren Seiten zu prüfen und zwischen invitatio ad offerendum, Angebot und Annahme zu trennen. Oft reicht in diesen Fällen ein Halbsatz, um den Vertragsschluss zu bejahen. Wenn das Opfer bei einem Autounfall mehrere Knochenbrüche erlitt, steht die Körperverletzung fest, so dass das Tatbestandsmerkmal nicht geprüft, sondern dessen Vorliegen im Urteilsstil festgestellt werden kann.
3. Formalien und Schriftbild In der Regel müssen Sie mindestens 50 % der Zeit für die reine Niederschrift einkalkulieren. Beachten Sie hier die Ausführungen zur juristischen Argumentation (§ 3) und zum juristischen Stil (§ 4), insbesondere zum Gutachten- und Urteilsstil48. Sind mehrere Fragen gestellt, beantworten Sie bitte alle. Eine kurze Antwort ist besser als keine, da eine vollständig fehlende Antwort stets nur mit der Note „ungenügend“ bewertet werden kann. In Übungsarbeiten sollte der Kopf der Klausur folgende Angaben enthalten: 78 Klausurenkurs, Name des Professors, der die Übung abhält, Datum und natürlich Ihren Namen sowie Ihre Matrikelnummer. Bitte beschreiben Sie Ihre Blätter nur einseitig, lassen Sie links oder rechts ein Drittel der Seite als Rand für die Bemerkungen des Korrektors und nummerieren Sie die Blätter laufend durch. Achten Sie auch auf die äußere Form und bemühen Sie sich um eine lesbare 79 Schrift. Der Prüfer kann Ihren Gedankengang nur nachvollziehen, wenn er ihre Ausführungen auch lesen kann. Fällt ihm dies schwer, kann das regelmäßig zu Punktabzug führen. Und: Was er nicht entziffern kann, gilt als nicht geschrieben. Denken Sie daran: Je ansprechender das Äußere Ihrer Arbeit ist, desto wohlwollender wird sich der Korrektor mit ihr beschäftigen. NEUE RECHTE SEITE QQQ 77
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Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 221. Lösen Sie den Zebrastreifenfall im Gutachten- und im Urteilsstil – zur Lösung s. § 4 Rn. 42.
I. Darstellung von Streitständen
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„Die Auslegung insbesondere des Verfassungsrechts hat den Charakter eines Diskurses, in dem auch bei methodisch einwandfreier Arbeit nicht absolut richtige, unter Fachkundigen nicht bezweifelbare Aussagen dargeboten werden, sondern Gründe geltend gemacht, andere Gründe dagegengestellt werden und schließlich die besseren Gründe den Ausschlag geben sollen.“ BVerfG, Beschl. v. 5.4.1990, 2 BvR 413/88, BVerfGE 82, 30, 38 f.
§ 3 Juristische Argumentation Ein Ziel des juristischen Studiums ist die Lösung von Rechtsfällen. Dabei wer- 1 den Sie sehen, dass oft mehrere Ansichten vertretbar sind. Der gute Jurist kennt deshalb das Pro- und Contra des juristischen Argumentierens. An dieser Stelle möchte ich nur eine kurze Einführung geben. Wie das obige Zitat des Bundesverfassungsgerichts schon verrät, müssen Sie die Ansicht, die Sie vertreten, überzeugend begründen. Dabei gilt es Thesen und Argumente auseinanderzuhalten (I.). Zudem werden Sie zahlreiche Argumente im Rahmen der Juristischen Methodenlehre kennenlernen (II.). Schließlich ist eine gewisse juristische Kreativität gefragt (III.). Hilfreich ist hierbei auch die Auseinandersetzung mit einem kritischen Gesprächspartner (IV.).
I. Darstellung von Streitständen Die reine Darstellung der Rechtslage ist noch keine wissenschaftliche Leistung.1 2 Sie müssen darüber hinaus die Rechtslage auch kritisch bewerten und zu einzelnen Ansichten und Argumenten Stellung nehmen. Dabei ist die Darstellung des Rechtsstreits von der Stellungnahme zu trennen.2 Das gilt bereits für die Klausur, aber auch bei Hausarbeiten, Seminar- und Studienarbeiten spielt die richtige Schwerpunktsetzung eine wichtige Rolle. 3 Wie bei der Klausur gilt: Unproblematische Aspekte sollten Sie nur kurz ansprechen, während die Probleme der Arbeit ausführlicher zu behandeln sind.
1. These und Argument Viel zu oft glaubt selbst noch der Examenskandidat, es sei mit einer Behauptung, 3 dem Vorbringen einer These, bereits getan. Unterscheiden Sie Prämissen und Argumente. Prämissen sind lediglich Thesen, mit denen der Autor etwas behauptet. Mit bloßen Behauptungen, denen keine Begründung nachfolgt, überzeugt man nicht. _________________________________________________________________________________
1 Ebenso für die rechtsvergleichende Arbeit Zweigert/Kötz, Einführung in die Rechtsvergleichung auf dem Gebiet des Privatrechts, 3. Aufl. 1996, S. 42: „Kommentarlose Gegenüberstellung der Lösungen verschiedener Rechtsordnungen ist noch keine Rechtsvergleichung; sie beginnt danach.“ 2 Brinkmann, Die rechtswissenschaftliche Seminar- und Doktorarbeit, 1959, S. 119. 3 S. zur richtigen Schwerpunktsetzung bei der Klausur oben § 2 Rn. 75 ff.
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§ 3 Juristische Argumentation
Notwendig ist mithin immer eine Begründung, ein Argument, welches die These stützt.4 4
Ihre Eltern fragen Sie nach den Vor- und Nachteilen eines Auslandssemesters. Welches der beiden Statements ist überzeugender und warum? Statement A: Ein Auslandssemester hat zahlreiche Vor-, aber auch gewisse Nachteile. Von Vorteil ist sicherlich, dass man im Ausland die Gelegenheit hat, die fremde Sprache fast perfekt zu lernen. Auch sind hervorragende Fremdsprachenkenntnisse in der heutigen Zeit für viele Arbeitgeber Einstellungsvoraussetzung. Darüber hinaus bietet ein Auslandsaufenthalt die Möglichkeit, sich mit dem dortigen Rechtssystem vertraut zu machen. Grundkenntnisse fremder Rechtsordnungen werden beispielsweise von größeren Rechtsanwaltskanzleien verlangt; sie sind aber auch für das Verständnis der eigenen Rechtsordnung von Vorteil. Allerdings sind Kenntnisse des ausländischen Rechts für das Erste Juristische Staatsexamen nicht relevant. Auch wird das Studium um die Zeit, die man im Ausland verbringt, verlängert. Meines Erachtens überwiegen die Vorteile die Nachteile, so dass ich bereits jetzt den Auslandsaufenthalt plane. Statement B: Ein Auslandssemester ist in jedem Fall lohnenswert. Man hat so viele Möglichkeiten, die Sprache und die dortige Kultur kennen zu lernen. Dies ist gerade heute sehr wichtig. Das im Ausland erworbene Wissen kann man im Examen aber kaum gebrauchen. Auf jeden Fall macht es einen Riesenspaß.
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Welches Statement überzeugt Sie mehr? Das Statement B enthält zwei Thesen, die nicht begründet werden.5 Es ist damit deutlich weniger überzeugend als Statement A. Statement A ist zudem deutlich klarer strukturiert als Statement B.
2. Meinung – Gegenmeinung – Stellungnahme a) Ein Streit bedarf nur der Darstellung und der Entscheidung, wenn die verschiedenen Ansichten zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Umfangreiche Ausführungen zu Streitständen, die nicht ergebnisrelevant sind, sind nicht nur überflüssig, sondern setzen einen falschen Schwerpunkt. In einem Schriftsatz oder einer Klausur müssen Sie in der Regel keine eigene Ansicht vertreten. Trotzdem sollten Sie erkennen lassen, dass Sie sich eine eigene Meinung zu dem geschilderten Problemstand gebildet haben. Sie müssen also darlegen, warum Sie eine bestimmte Ansicht überzeugender finden als eine andere. Man wird nachfragen („warum“), wenn Sie sich ohne ein Argument nur einer Meinung mit der Formulierung anschließen: „Dem ist zuzustimmen.“ In einer Doktorarbeit und anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen wird darüber hinaus erwartet, dass Sie eine eigene Position entwickeln.6 In einem ersten Schritt wird das Rechtsproblem präsentiert, indem Sie erörtern, 7 was streitig ist. In einem solchen Fall finden sich mindestens zwei Ansichten, die sich widersprechen; oft kommt noch eine dritte, vermittelnde Meinung hinzu. Existieren zahlreiche unterschiedliche Auffassungen zu einer Problematik, so sollten 6
_________________________________________________________________________________
Ausführlich Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 1 Rn. 48 ff. „Dies ist gerade heute sehr wichtig.“ und „Auf jeden Fall macht es einen Riesenspaß.“ S. auch unten Lösung § 10. 6 S. § 1 Rn. 20 f. und unten § 4 Rn. 57, § 7 Rn. 19 und § 8. 4 5
I. Darstellung von Streitständen
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diese zusammengefasst werden. Regelmäßig stellt man die verschiedenen Meinungen gegenüber und ordnet ihnen die Argumente zu. Bei umfangreichen Streitständen kann sich auch ein problemorientierter Aufbau anbieten. Argumente lassen sich nach ihrer Überzeugungskraft ordnen. Beginnt man mit 8 dem stärksten und endet mit dem schwächsten, wird der Leser erst gepackt und dann enttäuscht. Wollen Sie den Leser langweilen, beginnen Sie mit dem schwächsten Argument. Idealerweise beginnt und endet man mit starken Argumenten und lässt dem starken Eingangsargument schwächere folgen.7 Am wirksamsten ist Ihre Argumentation, wenn Sie Argumente der Gegenseite als unzulässig verwerfen können, z. B. weil die Voraussetzungen oder Rechtsfolgen auf den konkreten Fall nicht anwendbar sind. Dazu gehört auch das argumentum ad absurdum – eine Rechtspflicht einer Partei oder eine Rechtsfolge, die offensichtlich zu einem absurden oder für jedermann ersichtlich grob ungerechten Ergebnis führt.8 Eleganter ist es oft, nicht alle Pro- und Contra-Argumente en bloc gegenüberzustellen, sondern dem Pro-Argument das jeweils passende Contra-Argument zuzuordnen. b) Bei der Erwiderung im Prozess ist beispielsweise denkbar, dass Sie die Be- 9 hauptungen der anderen Seite zum Tatbestand angreifen, weil dieser so nicht stattgefunden habe. Oder Sie können die gegnerischen Beweismittel angreifen. Die Erwiderung kann sich aber auch auf die Rechtsausführungen erstrecken. In diesem Rahmen kann das Ergebnis oder auch nur die Begründung angezweifelt werden. In einer zivilrechtlichen Arbeit können Sie das von der Gegenmeinung behauptete Bestehen eines Anspruchs dadurch widerlegen, dass Sie Einwendungen vorbringen. Es gibt Einwendungen, die den Anspruch erst gar nicht entstehen lassen (wie die Formnichtigkeit gem. § 125 BGB), ihn vernichten (wie die Erfüllung gem. § 362 Abs. 1 BGB) oder ihn hemmen (wie z. B. § 214 Abs. 1 BGB – § 2 Rn. 34). Typisch für die rechtshemmenden Einwendungen ist, dass sich der Schuldner ausdrücklich auf sie berufen muss, weshalb sie in der materiellrechtlichen Terminologie Einreden genannt werden.9
c) Trennen Sie Ihre Ansicht von dem eigentlichen Meinungsstreit als eigene Stel- 10 lungnahme. Wie gerade ausgeführt, führen Sie in das Problem ein (1), geben den Meinungsstreit wieder (2) und beziehen anschließend selbst Stellung (3).
3. Der Trierer Weinversteigerungsfall als Klassiker des BGB AT Trierer Weinversteigerungsfall: Stephan Schulze hat sich mit seinem Freund Werner Wun- 11 kelmann auf einer Weinversteigerung verabredet. Als Schulze Wunkelmann sieht, winkt er ihm zu. Zu spät merkt er, dass kurz davor der Auktionator „erstens, zweitens“ gerufen hat. Mit dem Ruf „drittens“ erhält er den Zuschlag für eine Flasche der 92-er Oppenheimer Krötenbrunnen Trockenbeerenauslese zu 2.700,– €. Ist der Vertrag wirksam? Stellen Sie den Meinungsstreit dar. 10 _________________________________________________________________________________ Gast, Juristische Rhetorik, 5. Aufl. 2015, Rn. 864. So die Argumentation im Feuerwerkskörperfall s. § 3 Rn. 42 ff. sowie im Spieleisenbahnfall in § 10 Rn. 5. Zum argumentum ad absurdum s. Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 5 Rn. 62 ff. 9 Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, 26. Aufl. 2017, Rn. 732; zum Anspruchsaufbau mit Einwendungen und Einreden s. § 2 Rn. 33 f. 10 Weitere überzeugende Darstellungen von Streitständen etwa bei Armbrüster, in: MünchKommBGB, 7. Aufl. 2015, § 119 Rn. 94 ff.; Petersen, Duldungspflicht und Umwelthaftung, 1996, S. 66 ff. 7 8
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§ 3 Juristische Argumentation
(1) Bei den subjektiven Voraussetzungen einer Willenserklärung ist zu unterscheiden zwischen Handlungswille, Erklärungsbewusstsein und Geschäftswille. Unstrittig notwendig für eine Willenserklärung ist der Handlungswille; dagegen kann der Geschäftswille, also der Wille, eine bestimmte Rechtsfolge auszulösen, fehlen, da der Handelnde auch wegen Irrtums anfechten kann. Umstritten ist nun, ob das Erklärungsbewusstsein fehlen kann. (2) Nach der objektiven oder Erklärungstheorie ist das Erklärungsbewusstsein kein konstitutives Erfordernis der Willenserklärung, denn nur so könne der Rechtsverkehr in ausreichendem Maße geschützt werden. Der Erklärende kann sich danach nur durch Anfechtung nach § 119 Abs. 1 BGB von seiner Erklärung lösen. Nach der subjektiven oder Willenstheorie gehört das Bewusstsein des Erklärenden, mit seinem Verhalten Rechtsfolgen auszulösen, zu den Gültigkeitsvoraussetzungen einer Willenserklärung. Die Privatautonomie verlange eine selbstbestimmende Entscheidung. Der BGH folgt inzwischen einem Mittelweg und bejaht die sog. fahrlässige Willenserklärung (Theorie der Erklärungsfahrlässigkeit) unter zwei einschränkenden Voraussetzungen: Danach muss der Erklärende erkennen können, dass seine Erklärung als Willenserklärung aufgefasst wird. Überdies muss der Adressat sie als Willenserklärung aufgefasst haben. So formuliert der BGH11: „Trotz fehlenden Erklärungsbewusstseins liegt eine Willenserklärung vor, wenn der Erklärende bei Anwendung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt hätte erkennen und vermeiden können, dass seine Äußerung nach Treu und Glauben und der Verkehrssitte als Willenserklärung aufgefasst werden durfte, und wenn der Empfänger sie auch tatsächlich so verstanden hat. Sie kann gemäß §§ 119, 121, 143 BGB analog angefochten werden.“ (3) Stellungnahme: Die objektive oder Erklärungstheorie stützt sich im Wesentlichen auf einen Vergleich des fehlenden Erklärungsbewusstseins mit dem fehlenden Geschäftswillen, also den Fällen des Inhalts- und Erklärungsirrtums des § 119 Abs. 1 BGB, und hält beide in wesentlicher Hinsicht für gleichwertig. In beiden Fällen beruhe das Erklärte auf einer unzureichenden Selbstbestimmung. Beim Inhaltsirrtum sei die Selbstbestimmung fehlerhaft, beim Erklärungsbewusstsein fehle sie ganz. Im Ergebnis könnten sich beide Fehler ähnlich katastrophal auswirken, etwa wenn der Erklärende „verkaufe“ sage, aber „kaufe“ meine (Inhaltsirrtum). Identisch sei ohnehin der objektive Tatbestand, so dass Gesichtspunkte des Vertrauensschutzes und der Rechtssicherheit keine unterschiedliche Behandlung rechtfertigen würden.12 Diese Interessen würden durch die Wertungen im Gesetz bestätigt: Der Hinweis auf die Relevanz der Erklärungstheorie verdeutliche systematisch auch der geheime Vorbehalt des § 116 BGB, demnach sei das insgeheim Gewollte unbeachtlich. Und zudem seien Verträge nach § 157 BGB mit Rücksicht auf die Verkehrssitte auszulegen. Die subjektive oder Willenstheorie lehnt diesen Vergleich mit einer fehlerhaften Willenserklärung im Sinne von § 119 Abs. 1 BGB dagegen ab. In der fehlerhaften Willenserklärung im Sinne von § 119 Abs. 1 BGB sei immerhin noch ein Rest an Selbstbestimmung enthalten, während dieser beim fehlenden Erklärungsbewusstsein gänzlich fehle. Es mache sehr wohl einen entscheidenden Unterschied, ob jemand gar nichts oder etwas anderes will. Die Privatautonomie verlange aber, dass nur derjenige sich verpflichtet, der dies auch wolle. Systematisch finden sich diese Überlegungen auch im Gesetz wieder: Nach § 133 BGB sei nach dem wirklichen Willen des Erklärenden zu forschen. Auch finde die Willenstheorie in § 118 BGB, der Vorschrift zur Scherzerklärung eine Stütze. Dieser gesetzlich geregelte Fall des fehlenden Erklärungsbewusstseins bestimme als Rechtsfolge die Nichtigkeit. Nach dieser Ansicht liegt folglich bei fehlendem Erklärungsbewusstsein allgemein keine gültige Wil_________________________________________________________________________________ 11 BGH, Urt. v. 7.6.1984, IX ZR 66/83, BGHZ 91, 324, 330; BGH, Urt. v. 2.11.1989, IX ZR 197/88, BGHZ 109, 171, 177 m. jeweils w. Nachw. 12 Vgl. zum Meinungsstand Armbrüster, in: MünchKomm-BGB, 7. Aufl. 2015, § 119 Rn. 94 ff.; kritisch Wolf/Neuner, Allgemeiner Teil des BGB, 11. Aufl. 2016, § 32 Rn. 23.
II. Juristische Methodenlehre und Argumentationsstrukturen
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lenserklärung vor; das Vertrauen des Adressaten wird jedoch in analoger Anwendung von § 122 BGB geschützt.13 Dass beide Ansichten neben Interessen auch Gesetzesnormen zur Stützung Ihrer Ansicht vortragen können, verdeutlicht, dass sich der historische Gesetzgeber weder für die Willensnoch für die Erklärungstheorie entschieden hat. Der Vertrauensschutz des Rechtsverkehrs und auch die Selbstbestimmung als Teil der Privatautonomie sind beide anerkennenswerte, allerdings sich hier gegenseitig ausschließende Rechtsprinzipien. Der Mittelweg des BGH ist deshalb vorzugswürdig, weil er beiden Seiten Sorgfaltspflichten auferlegt, um ein fehlerhaftes Handeln zu vermeiden.
Zur besseren Einprägung sollten Sie solche Streitstände visualisieren. Die Pro- 12 blematik zur fahrlässigen Willenserklärung könnte beispielsweise wie folgt aussehen: Fahrlässige Willenserklärung Erklärungstheorie
BGH: Theorie der fahrlässigen Willenserklärung
Willenstheorie
WE (+), Erklärungsbewusstsein kein konstitutives Element
WE (+), falls Erklärender erkennen konnte, dass seine Erklärung als WE angesehen wird und Empfänger dies so verstanden hat
WE (–), Erklärungsbewusstsein konstitutiv
Schutz des Rechtsverkehrs Arg.: Vergleichbarkeit Irrtum – fehlendes Erklärungsbewusstsein; über die Anfechtungsregeln, § 119 Arg.: Maßgeblichkeit der Verkehrssitte § 157
Vermittelnde Position Arg.: beide Prinzipien sind Schützenswert, kollidieren aber Lösung des BGH bringt sie zum Ausgleich und hilft, durch auferlegte Sorgfaltspflichten, Fehler zu vermeiden
Schutz der Privatautonomie Arg.: § 118 als gesetzlicher Fall des fehlenden Erklärungsbewusstseins mit der Folge der Nichtigkeit Arg.: § 133 Wirklicher Wille entscheidend
II. Juristische Methodenlehre und Argumentationsstrukturen In der Klausur und in der Hausarbeit haben Sie Gelegenheit, juristische Argumen- 13 tationsfiguren zu verwenden und mit entsprechenden Argumenten zu begründen. Das juristische Denken mit Pro- und Contra-Argumenten lässt sich mit der Juristi_________________________________________________________________________________ 13
Canaris, NJW 1984, 2281 f.; Singer, JZ 1989, 1030 ff., 1034 f.
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§ 3 Juristische Argumentation
schen Methodenlehre besonders gut schulen.14 An dieser Stelle soll allerdings nur ein kurzer Überblick erfolgen, um zu vermeiden, dass sich der Bearbeiter allein auf den Auslegungskanon stützt. Neben der klassischen Gesetzesauslegung kommt vor allem der Konkretisierung von Normen und Rechtsgrundsätzen eine besondere Bedeutung zu. Zu beachten ist die Relevanz von Präjudizien und der herrschenden Ansicht.
1. Auslegungskanon als Argumentationshilfe 14
Die Auslegung einer Rechtsnorm wird immer dann relevant, wenn keine Legaldefinition des Gesetzgebers oder kein in Rechtsprechung und Literatur anerkannter Auslegungsvorschlag vorliegt. Daher muss in diesen Fällen das zu prüfende Tatbestandsmerkmal richtig ausgelegt werden.15 Wissenschaft und Rechtsprechung ziehen aufbauend auf den Erkenntnissen von Savigny16 vier klassische Auslegungsmethoden zur Auslegung von Rechtsnormen heran.17 Diese sind die – grammatische Auslegung: Diese orientiert sich am Wortlaut des auszulegenden Tatbestandsmerkmals. – systematisch-logische Auslegung: Ihr Kriterium ist die Stellung des Tatbestandsmerkmals im Normengefüge des Gesetzes. Die Normen sind so auszulegen, dass sie ein insgesamt widerspruchsfreies System bilden. – historisch-genetische Auslegung: Diese stellt auf Vorgängernormen und den Willen des Gesetzgebers ab, den dieser während des Gesetzgebungsverfahrens gebildet hat. Dieser ergibt sich meist aus den Gesetzesmaterialien. – teleologische Auslegung: Sie stellt auf Sinn und Zweck von Rechtsnormen aus der heutigen Perspektive ab. In diesem Rahmen sind auch die sozialen Folgewirkungen bei einer bestimmten Auslegung einer Norm zu berücksichtigen.18 Weitere Formen der Auslegung sind u. a. die – verfassungskonforme Auslegung: Sie verpflichtet dazu, einfaches Recht im Lichte der Grundrechte auszulegen. Dabei kommen die Drittwirkung bzw. die Schutzpflichten der Grundrechte zum Tragen.19 – europarechtskonforme Auslegung: Europäisches Primärrecht genießt Vorrang vor nationalem Recht. Verstößt nationales Recht gegen den EU-Vertrag oder den AEUV, ist das nationale Recht nicht anwendbar.20 Nationales Recht ist zudem im Lichte der europäischen Richtlinien auszulegen. _________________________________________________________________________________ Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017; Reimer, Juristische Methodenlehre, 2016; Rüthers/ Fischer/Birk, Rechtstheorie, 9. Aufl. 2016; Rückert/Seinecke (Hrsg.), Methodik des Zivilrechts – von Savigny bis Teubner, 3. Aufl. 2017; Engisch (hrsg. von Würtenberger/Otto), Einführung in das Juristische Denken, 11. Aufl. 2010; aus schweizerischer Perspektive: Kramer, Juristische Methodenlehre, 5. Aufl. 2016. 15 Butzer/Epping, Arbeitstechnik im Öffentlichen Recht, 3. Aufl. 2006, S. 32. 16 von Savigny, System des heutigen römischen Rechts, Bd. I, 1840, S. 213 ff. 17 Butzer/Epping, Arbeitstechnik im Öffentlichen Recht, 3. Aufl. 2006, S. 32; Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 227. 18 S. hierzu der gerade vorgestellte Trierer Weinversteigerungsfall, § 3 Rn. 11. 19 S. vertiefend Stern, Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. III/1, 1988, S. 1568, 1572; Canaris, AcP 184 (1984), 201, 213, 227; Canaris, JuS 1989, 161 f. 20 Ständige Rechtsprechung des EuGH seit EuGH, Urt. v. 15.7.1964, 6/64, EU:C:1964:66, 1259, 1269 – Costa/E. N. E. L. 14
II. Juristische Methodenlehre und Argumentationsstrukturen
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Natürlich brauchen Sie in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht jedes auszulegen- 15 de Tatbestandsmerkmal einer umfassenden Prüfung nach allen sechs Methoden zu unterziehen und die Auslegungsmethoden auch nicht sklavisch „abzuhaken“. Es genügt, wenn Sie einige Auslegungsfiguren heranziehen, um ihre Rechtsposition argumentativ abzusichern, etwa: „Der bloße Wortlaut der Vorschrift könnte zu der Annahme verleiten, dass (…). Dies stünde jedoch in Widerspruch zu der folgenden Vorschrift (…). Sinn und Zweck der Vorschrift ist es überdies, zu bewirken, dass (…). Gerade das teleologische Argument drängt dazu, die Vorschrift wie folgt zu verstehen (…).“
2. Einfache Formen der Rechtsfortbildung Im Rahmen Ihrer Ausbildung werden Sie in einer Klausur oder Hausarbeit sicher- 16 lich einmal vor dem Problem stehen, dass der Sachverhalt auch nach der Auslegung einer Norm nicht exakt unter deren Wortlaut subsumiert werden kann, aber eine Anwendung der entsprechenden Norm auf den konkreten Fall durchaus als sinnvoll und die in der Norm angeordnete Rechtsfolge als angemessen erscheinen. In diesem Fall müssen Sie prüfen, ob Sie eine mögliche Regelungslücke durch eine entsprechende Anwendung einer Norm (Analogie) schließen können. Umgekehrt kann es aber genauso passieren, dass der konkrete Sachverhalt unter 17 eine Norm subsumiert werden kann, die von der Norm angeordnete Rechtsfolge aber als unangemessen oder inkonsequent erscheint, oder der Normzweck im konkreten Fall nicht zu dem Sachverhalt passt. In einem solchen Fall besteht die Möglichkeit der teleologischen Reduktion der Norm. Diese Lückenausfüllung erfolgt durch richterliche Rechtsfortbildung. Der Richter muss die Lücke „aus dem Geist des Gesetzes“21 auffüllen und so zu einer vertretbaren Lösung gelangen. Zu den einfachen Formen der Rechtsfortbildung gehören, wie gerade ausgeführt, die Einzelanalogie und die teleologische Reduktion. a) Einzelanalogie Die Einzelanalogie ist kein eigener Auslegungstopos, sondern nur eine spezifische 18 Bezeichnung eines Auslegungsverfahrens, um den Gesetzeszweck (die ratio legis) festzustellen.22 Die Rechtsfolge eines Tatbestandes passt zwar für den Sachverhalt, doch lässt sich der Sachverhalt nicht unter den Tatbestand subsumieren. In einem ersten Schritt ist festzustellen, dass der konkrete Sachverhalt nicht unter die Norm subsumiert werden und damit eine Lücke vorliegen kann (1.). Dann ist in einem zweiten Schritt der Normzweck der anzuwendenden Norm zu erforschen (2.). Drittens muss die Vergleichbarkeit festgestellt werden, die es rechtfertigt, den Tatbestand um den gesetzlich nicht geregelten Fall zu erweitern (3.). Dazu ist die Teilgleichheit zwischen dem gesetzlich geregelten Tatbestandsmerkmal und dem fehlenden Tatbestandsmerkmal darzustellen. Argumentativ sind das Ähnlichkeitsargument (argumentum a simile), der Erst-recht-Schluss (in den Formen des argumentum a maiore ad minus und argumentum a minore ad maius)23 und das Umge_________________________________________________________________________________
21 Larenz, Methodenlehre der Rechtswissenschaft, 6. Aufl. 1991, S. 110 mit Verweis auf Schönfeld, Die logische Struktur der Rechtsordnung, 1927, S. 53; auch Brox/Walker, Allgemeiner Teil des BGB, 41. Aufl. 2017, Rn. 65. 22 Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 6 Rn. 87 ff.; Raisch, Juristische Methoden, 1995, S. 153. 23 Vgl. dazu RG, Urt. v. 9.3.1918, V 354/17, RGZ 92, 295; Larenz, Methodenlehre der Rechtswissenschaft, 6. Aufl. 1991, S. 375, 382.
60
§ 3 Juristische Argumentation
hungsargument24 heranzuziehen. Erst danach kann viertens die Lücke durch Einzelanalogie geschlossen werden (4.). 19
Samstag-Abends-Grundstückskauf: In der Wochenendausgabe entdeckt Käufer Klaus eine ungemein billige Eigentumswohnung in München für 100.000 €. Noch am Samstagabend trifft er sich mit dem Verkäufer Victor, der ihm die Wohnung sogleich verkauft. Bei einem Abendessen, zu dem K den V einlädt, wird ein Vorvertrag schriftlich besiegelt. Der Vorvertrag sieht vor, dass V sich verpflichtet, K die Wohnung bei einem Notar zu verkaufen. Als K mit V am Montag einen Notartermin vereinbaren möchte, lehnt dieser ab, weil er am Morgen einen Käufer gefunden hat, der bereit ist, einen doppelt so hohen Kaufpreis für die Wohnung zu zahlen. Kann K von V wegen Verletzung des Vorvertrages Schadensersatz verlangen? I. Anspruch auf Schadensersatz aus dem Vorvertrag 1. zwei sich deckende Willenserklärungen 2. aber ggf. Unwirksamkeit wegen Verstoß gegen § 311b Abs. 1 S. 1 BGB, unmittelbar gilt § 311b Abs. 1 S. 1 BGB aber nur für Grundstückskaufverträge 3. hier aber Vorvertrag, der dazu verpflichtet, einen Grundstückskaufvertrag abzuschließen: (1.) Lücke: Vorvertrag in § 311b Abs. 1 S. 1 BGB nicht geregelt (2.) Regelungszweck von § 311b Abs. 1 S. 1 BGB: Übereilungs-, Beurkundungs- und Beratungsfunktion für Käufer und Verkäufer (3.) Vergleichbarkeit zwischen gesetzlich geregeltem und gesetzlich nicht geregeltem Fall Diese Schutzfunktion gilt gleichermaßen für den Grundstückskaufvertrag als auch für den Vorvertrag, der zum Abschluss eines Kaufvertrages über ein Grundstück verpflichtet. Würde die notarielle Beurkundungspflicht nicht für den Vorvertrag gelten, würde die Schutzfunktion für Grundstückskaufverträge umgangen. Der Verkäufer sähe sich Schadensersatzansprüchen aus dem Vorvertrag ausgesetzt, die wirtschaftlich eine ähnliche Belastung darstellen würden, wie die Pflicht zur Übereignung des zu billig verkauften Grundstückes.25
20 Rechtsfindung im Rahmen der Einzelanalogie (1.) Arbeitsthese: Lücke + (2.) Arbeitsthese: Normzweck greift auch für gesetzlich nicht geregelten Fall ein + (3.) Begründung: Vergleichbarkeit des Normzwecks auch für den gesetzlich nicht geregelten Fall: hier Schutzfunktion gilt gleichermaßen für den Grundstückskaufvertrag als auch für den Vorvertrag = (4.) Lückenschließung durch Einzelanalogie
_________________________________________________________________________________ 24 25
RG, Urt. v. 8.12.1925, VI 350/25, RGZ 112, 199, 201 – Vorvertrag. RG, Urt. v. 8.12.1925, VI 350/25, RGZ 112, 199, 201 – Vorvertrag.
II. Juristische Methodenlehre und Argumentationsstrukturen Grundstückskaufvertrag: notarielle Beurkundung erforderlich § 311b Abs. 1 S. 1 BGB
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Vorvertrag: kein gesetzliches Formerfordernis (1.) § 311b Abs. 1 S. 1 BGB (–) → Lücke
(2.) Normzweck: § 311b Abs. 1 S. 1 BGB: Übereilungs-, Beurkundungs- und Beratungsfunktion für Käufer und Verkäufer Vergleichsmoment: evtl. Schadensersatzansprüche aus dem Vorvertrag sind wirtschaftlich ähnliche belastend wie die Pflicht zur Übereignung des zu billig verkauften Grundstückes
§ 311b Abs. 1 S. 1 BGB: Rechtsschutz der Vertragsparteien (Grundstückskaufvertrag)
(3.) Vergleichbarkeit _____ _____
§ 311b Abs. 1 S. 1 BGB analog: Rechtsschutz der Vertragsparteien (Vorvertrag)
Argumente: Ähnlichkeit, Erst-recht-Schluss, Umgehung (4.) Erweiterung des Anwendungsbereiches des § 311b Abs. 1 S. 1 BGB Rechtsschutz der Vertragsparteien
b) Teleologische Reduktion Die teleologische Reduktion ist logisch genau das Gegenteil gegenüber der Ana- 21 logie. Der Sachverhalt kann zwar unter den Anwendungsbereich der Norm subsumiert werden (1.). Nach dem Zweck des Gesetzes (2.) passt der einschlägige Sachverhalt aber nicht.26 Argumentativ muss die fehlende Vergleichbarkeit zwischen dem Normalfall und dem Fall, der nicht unter die Norm subsumiert werden soll, begründet werden (3.). Als Argumentationsfiguren für die Ungleichheit lassen sich das Argument aus 22 den Folgen27 (argumentum ad absurdum) und der Umkehrschluss (argumentum e contrario) heranziehen. Die Bejahung der durch die Gesetzesnorm angeordneten Rechtsfolge würde zu absurden Ergebnissen führen. Im Ergebnis kann der Sachverhalt nicht unter die Norm subsumiert werden (4.). Zopfabschneidefall: 28 Der Täter schneidet dem Opfer mit einem Rasiermesser den Zopf ab. Ist 23 T wegen gefährlicher Körperverletzung gem. § 224 Abs. 1 Nr. 2 Alt. 2 StGB zu bestrafen? (1.) Nach dem Wortlaut ist der Tatbestand der gefährlichen Körperverletzung erfüllt, weil T ein Messer benutzte und die körperliche Unversehrtheit des O beeinträchtigte, als er damit den Zopf abschnitt. (2.) Der Zweck der Vorschrift verlangt aber, nur Angriffe unter die Norm zu subsumieren, die nach der objektiven Beschaffenheit und der Art der Verwendung im Einzelfall geeignet sind, erhebliche Verletzungen herbeizuführen.29 _________________________________________________________________________________ 26 Im Unterschied dazu wird bei der restriktiven Auslegung noch innerhalb der Wortlautgrenze der Anwendungsbereich der Norm reduziert, Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 6 Rn. 115 ff. 27 Butzer/Epping, Arbeitstechnik im Öffentlichen Recht, 3. Aufl. 2006, S. 55. 28 Fall nach Roxin, Strafrecht, Allgemeiner Teil, Bd. 1, 4. Aufl. 2006, § 5 Rn. 29. 29 BGH, Urt. v. 6.6.1952, 1 StR 708/51, BGHSt 3, 105, 109; BGH, Urt. v. 26.2.1960, 4 StR 582/ 59, BGHSt, 14, 152, 154; Satzger/Schluckebier/Widmaier/Momsen/Momsen-Pflanz, StGB, 3. Aufl. 2016, § 224 Rn. 17.
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§ 3 Juristische Argumentation
(3.) Das ist beim Abschneiden von Haaren nicht der Fall, weil das Haareschneiden keine erhebliche Körperverletzung verursacht. Eine besondere schwere Bestrafung des Täters wegen der Verwendung eines Messers wäre in diesem Fall lebensfremd. (4.) Deshalb kann der Sachverhalt nicht unter die Norm subsumiert werden.
24 Rechtsfindung im Rahmen der teleologischen Reduktion (1.) Arbeitsthese: Wortlaut der Norm ist einschlägig + (2.) Arbeitsthese: Normzweck + (3.) Begründung: Fehlende Vergleichbarkeit = (4.) teleologische Reduktion § 224 Abs. 1 Nr. 2 Alt. 2 StGB: gefährliche Körperverletzung mittels eines gefährlichen Werkzeugs … → Rasiermesser vom Wortlaut zunächst erfasst
(2.) Normzweck: Werkzeug muss nach objektiver Beschaffenheit und nach Art der Verwendung im Einzelfall geeignet sein, erhebliche Verletzungen herbeizuführen (Normalfall) (3.) Fehlende Vergleichbarkeit? Argumente: Umkehrschluss, Unbilligkeit oder argumentum ad absurdum Eignung, erhebliche Verletzungen herbeizuführen
fehlende Eignung beim Haareschneiden
(4.) Einschränkung des Anwendungsbereiches des § 224 Abs. 1 Nr. 2 Alt. 2 StGB § 224 Abs. 1 Nr. 2 Alt. 2 StGB: Eignung, erhebliche Verletzungen herbeizuführen
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Rasiermesser § 224 StGB greift nicht ein (–)
Zur Vertiefung der Spieleisenbahnfall: Dürfen die Eltern ihrem fünfjährigen Sohn zu Weihnachten eine Spielzeugeisenbahn schenken? Benutzen Sie das argumentum ad absurdum, um den Anwendungsbereich des § 181 BGB zu begrenzen.30
3. Konkretisierung von Rechtsnormen 26
a) Unbestimmte Rechtsbegriffe und Generalklauseln sind oft so vage, dass eine Auslegung und damit Subsumtion eines Falles unter die Norm nicht unmittelbar möglich ist. Die Methode der Konkretisierung dient nun dazu, die Subsumtion eines Falles unter die unbestimmte Norm zu ermöglichen. Dazu sind gemeinsame Rechtsprinzipien und Fallgruppen zu entwickeln. Das gilt beispielsweise für die Grundrechte, aber auch für Generalklauseln, wie § 823 Abs. 1 BGB. Welche Verkehrspflichten hat der Einzelne nach § 823 Abs. 1 BGB? Streufall: Muss der Eigentümer vor seiner Haustür noch um 22.00 Uhr den Weg streuen?
In Anlehnung an das Bewegliche System von Wilburg31 begründen nach von Bar die fünf folgenden Kriterien eine Pflicht zur Gefahrenkontrolle, um eine Interessens_________________________________________________________________________________ Zur Lösung s. § 10. Wilburg, Die Elemente des Schadensrechts, 1941, S. 26 ff.; ders., Entwicklung eines Beweglichen Systems im Bürgerlichen Recht, 1950, S. 12 ff.; ders., AcP 163 (1964), 346 ff. 30 31
II. Juristische Methodenlehre und Argumentationsstrukturen
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abwägung zwischen dem Verletzten und dem Handelnden besser vornehmen zu können: • • • • •
Schaffung oder Unterhaltung einer Gefahr(-enquelle), Gefahrbeherrschung, Erkennbarkeit der Gefahr32, Vorteilsziehung aus der Gefahrenquelle, Vertrauensschutz33. Zum Streufall: Unwetter und damit auch Schnee sind höhere Gewalt, die gerade nicht vom Hauseigentümer oder Mieter geschaffen wurden. Er kann diese Gefahr durch Schneeschippen auch nachts nicht in zumutbarer Weise beherrschen; oft ist für ihn auch nicht erkennbar, wann es nachts zu schneien beginnt. Zudem zieht er keinen Vorteil aus dieser Gefahr. Passanten können nicht darauf vertrauen, dass die Wege nachts von Schnee frei gehalten werden. Der Hausbesitzer muss deshalb nicht nachts die Wege frei von Schnee halten. Anders ist es dagegen tagsüber: Dann ist die Gefahr für den Hauseigentümer oder Mieter in zumutbarer Weise beherrschbar und erkennbar. Dritte, wie der Briefträger, dürfen darauf vertrauen, das Grundstück ohne Gefahren für Leib und Leben betreten zu können. Wirtsfall: Muss der Wirt neben der Toilette die Kellertür sichern, wenn sich hinter der Kellertür eine steil abfallende Treppe befindet? Kann der Gast Schadensersatz verlangen, wenn er die Treppe hinunterstürzt?34
b) Rechtsprinzipien und Kriterien müssen allerdings auch entwickelt werden, 27 wenn eine gesetzliche Norm als Generalklausel eine Subsumtion nicht zulässt. Aufklärungs- und Beratungspflichten werden üblicherweise auf Verschulden bei Vertragsschluss (§§ 311 Abs. 2, 3, 241 Abs. 2 BGB) gestützt. Normalerweise hat sich jede Vertragspartei selbst die für sie günstigen Informationen zu beschaffen.35 Ausnahmsweise können aber Aufklärungs- und Beratungspflichten der anderen Partei bestehen. Dazu wurden drei Voraussetzungen entwickelt, die in den letzten Jahren immer weiter geschärft worden sind. Gebrauchtwagenfall: Muss der Gebrauchtwagenhändler den technisch nicht versierten Käufer darüber aufklären, dass der Motor eines Kraftfahrzeuges nicht mehr die volle Motorleistung erbringt?
Bei vorvertraglichen Verhandlungen sind nach verbreiteter Ansicht Aufklärungspflichten abhängig (1.) von der Wesentlichkeit der Information für den Aufklärungsempfänger (z. B. 28 des Bankkunden), (2.) von dem Informationszugang des Aufklärungspflichtigen (weil er erheblich leichter Zugang zu den Informationen hat oder haben kann als der Aufklärungsempfänger) und (3.) von der Zumutbarkeit der Aufklärung für den Aufklärungspflichtigen (z. B. der Bank bei einem Investmentgeschäft). _________________________________________________________________________________ S. auch Möllers, Rechtsgüterschutz im Umwelt- und Haftungsrecht, 1996, § 8. von Bar, Verkehrspflichten, 1980, S. 113 ff., 294 ff. 34 BGH, Urt. v. 9.2.1988, VI ZR 48/87, NJW 1988, 1588 f. Die Lösung des Wirtsfalles finden Sie unter § 10. 35 Ursprünglich Dig. 15, 3, 3 § 9 (Ulpian): curiosus igitur debet esse creditor, quo vertatur – Der Gläubiger muss darauf achten, wofür der Kredit verdeut wird. Abgeleitet zu Emptor curiosus esse debet, auch caveat-emptor-Prinzip genannt. Der Käufer muss neugierig sein, sich insbesondere die ihm notwendigen Informationen beschaffen. 32 33
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§ 3 Juristische Argumentation
Diese Kriterien verstehen sich als Elemente eines Beweglichen Systems. Dabei ist das dritte Kriterium von besonderer Bedeutung: Oft lässt sich die Aufklärungspflicht aus dem Vertrauensverhältnis oder den ersten zwei Kriterien, wie etwa der besonderen Fachkunde des Aufklärungspflichtigen begründen.36 Zum Gebrauchtwagenfall: Der Gebrauchtwagenhändler hat mehr Sachverstand als der technisch nicht versierte Käufer. Der Käufer erwartet in der Regel auch, dass der Gebrauchtwagenhändler das Kraftfahrzeug vor dem Verkauf geprüft hat. Er muss sein Wissen weitergeben oder darüber aufklären, dass er ein solches nicht hat (also das Kfz nicht überprüft hat).37
4. Herrschende Meinung und Präjudizien 29
a) Der bloße Hinweis auf die herrschende Meinung kann das Sachargument nicht ersetzen; er ist kein Argument. Wird das Sachargument angeführt, wird es allerdings durch den Hinweis auf die herrschende Meinung verstärkt. Für die herrschende Ansicht spricht die auf Kontinuität ausgerichtete Rechtssicherheit. Die Argumentationslast verteilt sich folgendermaßen: Dem ersten Anschein nach ist die herrschende Meinung im Recht; wer diese bestreitet, trägt die Argumentationslast.38 Eine gute Seminar- und Doktorarbeit zeichnet sich auch dadurch aus, dass überzeugende Argumente gegen eine weniger stringente herrschende Meinung vorgebracht werden.
30
b) In Deutschland binden grundsätzlich nur Gesetze, nicht aber das Richterrecht. Deshalb binden frühere Entscheidungen, sog. Präjudizien, den Rechtsanwender bei der Auslegung und Anwendung des Rechts grundsätzlich nicht. Das wird damit begründet, dass Entscheidungen nur zwischen den Parteien („inter partes“) wirken und den Entscheidungen der Gerichte grundsätzlich keine dem Gesetzesrecht vergleichbare Wirkung zukomme.39 Ausnahmen gelten für das Gewohnheitsrecht und Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts, § 31 Abs. 2 S. 1 BVerfGG40 sowie zum Teil für Entscheidungen des EuGH.41 Ähnlich wie die herrschende Meinung führen frühere Entscheidungen zu einer sog. subsidiären Befolgungspflicht. Das bedeutet: Wenn mehrere Lösungen möglich und gleichermaßen vertretbar sind, wird man in der Praxis den höchstrichterlichen Entscheidungen folgen, sofern nicht die besseren Argumente dagegen sprechen. Wer von Präjudizien abweichen will, muss dies besonders begründen. Die Argumentationslast liegt somit auf Seiten desjenigen, der von der bisherigen Rechtsprechung abweichen möchte.42 _________________________________________________________________________________
Hopt, Kapitalanlegerschutz im Recht der Banken, S. 414 ff.; ders., in: FS Gernhuber, 1993, S. 169, 186; Breidenbach, Die Voraussetzungen von Informationspflichten beim Vertragsschluss, 1989, § 13; ausführlich Fleischer, Informationsasymmetrien im Vertragsrecht, 2001, S. 985 ff.; Grigoleit, in: Bankrechtstag 2012, 2013, S. 25, 35; Bachmann, in: MünchKomm-BGB, 7. Aufl. 2016, § 241 Rn. 142. 37 S. BGH, Urt. v. 21.1.1975, VIII ZR 101/73, BGHZ 63, 382, 386; weitere Nachweise bei Palandt/Ellenberger, BGB, 77. Aufl. 2018, § 123 Rn. 7. 38 Gast, Juristische Rhetorik, 5. Aufl. 2015, Rn. 437 ff. 39 Vogel, Juristische Methodik, 1998, S. 84. 40 Es ist allerdings zu prüfen, welche Teile des Urteils zu den tragenden Gründen (ratio decidendi) gehören und welche nur sonstige Überlegungen (obiter dicta) darstellen. 41 Zur Bindungswirkung von EuGH-Entscheidungen s. § 5 Rn. 41 ff. 42 Bydlinski, Juristische Methodenlehre und Rechtsbegriff, 2. Aufl. 1991, S. 506 ff.; vertiefend Möllers, in: FS Buchner, 2009, S. 649 ff. 36
II. Juristische Methodenlehre und Argumentationsstrukturen
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5. Vergleichsfallmethode Der Richter darf sich somit nicht allein auf den Gesetzestext verlassen, sondern 31 ist auch angehalten, sich mit der früheren Rechtsprechung auseinanderzusetzen. Dogmatisch ist das besonders dann sinnvoll, wenn eine einfache Subsumtion des Sachverhalts unter unbestimmte Rechtsbegriffe oder Generalklauseln nicht möglich ist. Mangels Kodifikationen herrscht diese Arbeitsweise typischerweise im „common law“ des angloamerikanischen Rechts vor.43 Die Vergleichsfallmethode stellt im Rahmen von Auslegung und Konkretisierung den Bezug eines Falles zu einem anderen Fall her.44 Wie bei der Einzelanalogie bzw. der teleologischen Reduktion ist zu fragen, ob der jetzige Sachverhalt mit dem bisherigen Recht teilgleich oder ungleich ist. Bei der Rechtsanalogie werden diese Überlegungen auf Gesetzesebene angestellt, bei der Vergleichsfallmethode geschieht dies auf Sachverhaltsebene. Beiden Methoden ist das Ziel gemeinsam, den unbestimmten Rechtsbegriff weiter zu konkretisieren. Ausgangspunkt ist stets der Normalfall: Nach der „Normalfallmethode“ ist also 32 zu fragen, welche Fälle üblicherweise unter die Norm fallen. In concreto kann auch nach Gemeinsamkeiten bereits entschiedener Fälle mit dem neuen Fall gesucht werden. Abzustellen ist auf die vergleichbare Interessenlage, die zu einer gleichen Behandlung der Fälle zwingt. Argumentativ können für die Teilgleichheit des neuen Falles mit früheren Fällen das Ähnlichkeitsargument (argumentum a simile), der Erst-recht-Schluss (argumentum a fortiori) und das Umgehungsargument ferner für die Ungleichheit der Umkehrschluss (argumentum e contrario) und das Untragbarkeitsargument (argumentum ad absurdum) herangezogen werden. Gefährliches Werkzeug: Ob der beschuhte Fuß, die Faust oder die Wand als gefährliches Werkzeug im Sinne von § 224 Abs. 1 Nr. 2 Alt. 2 StGB zu qualifizieren sind, kann durch einen Vergleich mit Waffen bzw. herkömmlichen gefährlichen Werkzeugen argumentativ abgesichert werden.45 Durch die Vergleichsfälle lässt sich der Normzweck weiter erschließen: Danach sind nur Angriffe unter die Norm zu subsumieren, die nach der objektiven Beschaffenheit und der Art der Verwendung im Einzelfall geeignet sind, erhebliche Verletzungen herbeizuführen. Feuerwerkskörper: Bei der Frage, ob Händler Feuerwerkskörper an Kinder verkaufen dürfen, wäre beispielsweise zu berücksichtigen, dass der BGH bereits die Haftung von Händlern bejaht hat, die Streichhölzer und Wurfpfeile an Kinder verkauft hatten.46 Vertiefungsfall – Sachbeschädigung: Liegt eine Sachbeschädigung gem. § 303 StGB vor beim Abmontieren eines Spülbeckens, Ablassen der Luft eines Fahrrades, Verunreinigen eines Briefkastens, Entfernen und Beseitigen des Fahnentuchs von der Stange und beim Auseinanderbauen einer Uhr?47 _________________________________________________________________________________ 43 Zur Annäherung von common law und civil law s. Gordley, ZEuP 1993, 498; Kötz, ZEuP 1998, 493. 44 Ausführlich Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 9 Rn. 44 ff.; Haft, Juristische Rhetorik, 8.Aufl. 2009, S. 89 ff.; Bydlinski, Juristische Methodenlehre und Rechtsbegriff, 2.Aufl. 1991, S. 543 ff. 45 Nachweise bei Fischer, StGB, 65. Aufl. 2018, § 224 Rn. 9 ff. 46 BGH, Urt. v. 23.10.1962, VI ZR 26/62, NJW 1963, 101 f. – Wurfpfeile; OLG Stuttgart, Urt. v. 8.6.1983, 4 U 185/82, NJW 1984, 182 f. – Streichhölzer. Zum Feuerwerkskörperfall s. § 3 Rn. 40 ff. Eine weitere Argumentation mit der Vergleichsfallmethode findet sich bei BGH, Urt. v. 1.4.2003, VI ZR 321/02, NJW 2003, 2018, 2019 = JZ 2004, 95 m. Anm. Möllers – Porscherennen. 47 Zur Lösung s. § 10 Rn. 7.
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§ 3 Juristische Argumentation
33 Rechtsfindung im Rahmen der Vergleichsfallmethode unbestimmter Rechtsbegriff
§ 224 Abs. 1 Nr. 2 StGB: gefährliche Körperverletzung mittels … eines anderen gefährlichen Werkzeugs, … Eignung, erhebliche Verletzungen im Einzelfall herbeizuführen
Arg. Erst-recht-Schluss, Gleichheit, Umgehung schwerer Wanderschuh
Vergleichbarkeit?
=
leichter Schuh, z. B. Badeschlappen
eigener Körperteil, z. B. Faust
Rohrstock Arg., Umkehrschluss, argumentum ad absurdum Messerstich in den Rücken
Abschneiden des Zopfes mit dem Rasiermesser
Am Beispiel des gefährlichen Werkzeugs i. S. v. § 224 StGB erkennt man, dass sich teleologische Reduktion und Vergleichsfallmethode gegenseitig nicht ausschließen, sondern ergänzen. Beide Methoden dienen dazu, die Norm weiter zu konkretisieren; einmal wird mit dem Gesetz, ein weiteres Mal mit Vergleichsfällen argumentiert.
6. Der Normzweck als fallentscheidender Maßstab 34
Der Umkehrschluss und das Ähnlichkeitsargument bzw. der Erst-recht-Schluss sind logisch gesehen gleichrangig. Deshalb können Sie die Einzelanalogie erst heranziehen, wenn Sie den Normzweck klar und deutlich herausgearbeitet haben. Entscheidender Gesichtspunkt ist deshalb die Frage, ob die Lücke „planwidrig“ ist und über eine Analogie geschlossen werden kann.48 Es gibt nämlich durchaus Lücken, die gar nicht geschlossen werden können.49 Mutter-mit-Kind-Abteil: In einem Zug sind besondere Abteile als Mutter-mit-Kind-Abteile ausgewiesen. Der dreißigjährige, allein erziehende Vater setzt sich mit seinem einjährigen Sohn in ein solches Abteil. Darf der Schaffner darauf drängen, dass der Vater das Abteil verlässt oder darf der Vater mit seinem Sohn sitzen bleiben? _________________________________________________________________________________ 48 BVerfG, Beschl. v. 30.3.1993, 1 BvR 1045/09 u. a., BVerfGE 88, 145, 165; Larenz, Methodenlehre der Rechtswissenschaft, 6. Aufl. 1991, S. 373. 49 Dies ist etwa der Fall, wenn die Lücke nicht planwidrig ist BVerfG, Urt. v. 31.5.2006, 2 BvR 1673/04 u. a., BVerfGE 116, 69, 83.
III. Kreativität und Originalität in der wissenschaftlichen Arbeit
67
Antwort: Wenn es darum geht, dass die Erziehungsberechtigten mit ihren Kindern ungestört spielen können und die anderen Reisenden möglichst ungestört bleiben sollen, ist das Ähnlichkeitsargument gerechtfertigt. Der Umkehrschluss wäre allerdings überzeugend, wenn den Müttern auch die Gelegenheit zum Stillen gegeben werden soll. Dann ist die Ungleichheit von der Natur her vorgegeben.50 Zur Vertiefung der Partnervermittlungsvertrag: Fallen Partnervermittlungsverträge unter § 656 BGB?51
Die Beantwortung der Frage nach dem Normzweck ist oft schwieriger als gedacht. Häufig sind mehrere Ansichten vertretbar. Für die Bewertung der Arbeit ist es entscheidend, dass Sie nicht nur einer Ansicht folgen, sondern dass Sie verschiedene Rechtspositionen in Betracht ziehen und argumentativ begründen. Die eigene Ansicht ist jeweils mit den Wertungen der Gesetze und des Rechts in 35 Einklang zu bringen. Hierzu ist ein Mindestmaß an dogmatischem Aufwand erforderlich. Das gilt vor allem dann, wenn der Verfasser de lege lata52 rechtsfortbildend eine Rechtsauffassung begründen will. Wenn eine Rechtsfortbildung durch die Gerichte nicht mehr zulässig ist, ist es Aufgabe des Gesetzgebers, den Rechtszustand für die Zukunft (de lege ferenda53) zu verändern. Deutlich hat er deshalb zwischen dem jetzigen Rechtszustand (de lege lata) und dem künftigen Rechtszustand (de lege ferenda) zu unterscheiden. Der Rechtsanwender darf sich grundsätzlich nicht die Kompetenzen des Gesetzgebers anmaßen (s. unten § 8 Rn. 7).
III. Kreativität und Originalität in der wissenschaftlichen Arbeit 1. Die Juristische Methodik als Argumentationslehre Machen Sie sich deshalb noch einmal klar, was die Parameter für eine gute wis- 36 senschaftliche Arbeit sind.54 Wissenschaftliches Arbeiten wird zuweilen mit der Tätigkeit eines Jägers oder Sammlers verglichen. Das „Sammeln“ umfasse die Kenntnis und Aufbereitung der bestehenden Rechtslage. Hier zeige sich der gute Sammler, der sorgfältig und lückenlos Rechtsprechung und Literatur aufbereite. Wissenschaftliches Arbeiten bedeute aber noch mehr, nämlich die kritische Ausei- 37 nandersetzung mit der oft unreflektierten und deshalb nicht immer überzeugenden herrschenden Meinung, die Weiterentwicklung des bisherigen Rechts. Recht ist gerade deshalb spannend, weil sich die Lösung nicht durch die erste Lektüre des Gesetzes ergibt. Lerche formuliert: Wer sich mit Lebenssachverhalten befasst, muss juristisches Konfliktpotential oft „vorausdenken“; er muss einen juristischen Meinungsstand „nachdenken“ oder aber auch de lege ferenda über das Gesetz „hinausdenken“.55 Die Juristische Methodenlehre hat eine Fülle von Argumentationsfiguren parat. Diese können ganz unterschiedliches Gewicht haben, nämlich reine Formalargumente sein, Vermutungsregeln darstellen oder aber einen zwingenden _________________________________________________________________________________
50 Stein, Die rechtswissenschaftliche Arbeit, 2000, S. 51. Zur Lösung ausführlich Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 1 Rn. 44 ff. 51 Zur Lösung s. § 10. 52 Wörtlich: über das erlassene Gesetz. 53 Wörtlich: über das zu erlassende Gesetz. 54 S. hierzu die Mind Map im Anhang 1. 55 S. zu dieser Differenzierung Lerche, BayVBl. 2002, 649, 650 (Festansprache anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an ihn).
68
§ 3 Juristische Argumentation
Vorrang erzeugen.56 Arbeiten von „Jägern“ zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine neue originelle These enthalten, die möglichst mit den Mitteln der Juristischen Methodenlehre im Rahmen der Rechtsdogmatik überzeugend belegt wird. Aufbereiten und Weiterentwickeln zielen auf Erkenntnisgewinn. Dieses Ziel sollten Sie immer im Auge behalten.57 38 Wissenschaftliches Arbeiten ist systematisches Arbeiten. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Thesen, Erkenntnisgewinn, Originalität und Signifikanz zeichnen eine wissenschaftliche Arbeit aus. Wissenschaftliches Arbeiten verlangt Beschreiben, Erklären, aber auch Unterscheiden und Bewerten. Bezüge zur Rechtsvergleichung, Rechtsphilosophie und vor allem zur Rechtsmethodik können Ihre Ausführungen vertiefen. In Seminar- und Studienarbeiten sollen Sie regelmäßig nicht nur ausgetretene 39 Streitstände „wiederkäuen“. Das langweilt Sie, aber vor allem auch den Korrektor. Vielmehr gilt es aktuelle Probleme aufzuzeigen, Lösungswege zu kritisieren und alternative Wege aufzuzeigen. Sie müssen sich also fragen, wo Rechtslösungen nicht (vollständig) befriedigen können. Von Kollege Mülbert stammt das Bonmot: „Im Seminar wie im Fußball gilt: Der Stürmer muss dahin gehen, wo es weh tut.“58 Betreten Sie Neuland und zeigen Sie eigene Lösungswege auf, um diese mithilfe der juristischen Methodenlehre argumentativ überzeugend abzusichern. Gerade bei Seminar- und Studienarbeiten dürfen und sollen Rechtslösungen auch einmal nach künftigem Recht (de lege ferenda) entwickelt werden.
2. Stringenter Gedankengang und folgerichtige Beweisführung – der Feuerwerkskörperfall Ein juristischer Gedankengang umfasst mehr als nur ein erstes Sammeln von Ideen (Brainstorming). Die gedankliche Klarheit und die Tiefe Ihrer Beweisführung bilden eine wesentliche Grundbedingung, um Ihr Gegenüber zu überzeugen. Die Wirkung des richtigen Arguments verpufft, wenn es an der falschen Stelle vorgebracht wird. Nur wenn Sie wissen, „wohin die Reise geht“, können Sie kurz und knapp formulieren. Überlegen Sie also vorher, was Sie sagen wollen und strukturieren Sie Ihre Gliederung und die Beweisführung. Mein akademischer Lehrer gab mir den Ratschlag, schon am Anfang der Arbeit die Ergebnisse niederzulegen. Das ermöglicht ein zielgerichtetes Schreiben unter Vermeidung überflüssiger Ausführungen.59 Um die klare Struktur des Textes immer vor Augen zu haben, sollten Sie immer mit einer Gliederung (§ 2 Rn. 10 f. und 64 ff.) arbeiten. Die ständige Überarbeitung der Gliederung ist ein laufender Prozess. Sie erzählen nicht nur eine Geschichte, sondern beginnen vielmehr mit einer The41 se, die Sie begründen müssen. Nehmen Sie den Leser an die Hand und entwickeln Sie Ihre Argumentationskette Schritt für Schritt. Das bedeutet: Jeder Schritt und jede These sollte so klar und vernünftig formuliert und mit Argumenten belegt sein, dass der Leser Ihnen folgen kann und Ihre Ausführungen nicht in Zweifel zieht. Wenn Sie dies konsequent durchführen, wird Ihnen der Leser am Ende Ihrer Beweis40
_________________________________________________________________________________
Ausführlich Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 14 Rn. 100 ff. S. unten § 8 Rn. 4 ff. Zur juristischen Kreativität Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 14 Rn. 39 ff 58 Mülbert, Leitlinien für das erfolgreiche Verfassen von Seminar- und Magisterarbeiten, S. 7, abrufbar unter www.jura.uni-mainz.de/muelbert/Bilder_allgemein/leitlinien_seminararbeiten.pdf. 59 Deutlich Calleros, Legal Method and Writing, 7th ed. 2014, S. 272: „You cannot write clearly unless you first develop clear ideas.“ 56 57
III. Kreativität und Originalität in der wissenschaftlichen Arbeit
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führung (nur) zustimmen (können). Ihre Gedanken müssen daher logisch und ohne Gedankensprünge aufeinander aufbauen (§ 1 Rn. 73 ff.).60 Das Grundschema beginnt mit der Prämisse und knüpft eine Kette bis zum gesuchten Ergebnis. Formulierungen können z. B. lauten: „Nach bisheriger Ansicht ist … Dies schließt ein, dass … Hieraus folgt weiterhin … Deshalb ist richtig …“
Hierfür ein abschließendes Beispiel (Feuerwerkskörperfall): Zu der vom BGH be- 42 jahten Frage, ob Händler Feuerwerkskörper an Kinder verkaufen dürfen, nahm ich kritisch wie folgt Stellung:61 „(…) a) Zur Verantwortung des Händlers und den einzelnen Verkehrspflichten. Zuzustimmen ist dem BGH allerdings in der Aussage, dass Feuerwerkskörper ein erhebliches Gefahrenpotential, gerade in der Hand von Kindern und Jugendlichen, besitzen. Auch wird festgestellt, dass der Händler Produkte nicht in die Hände des Erwerbers geben darf, wenn dadurch eine erkennbare Gefahrenlage vermieden werden kann, dass er also zu einem Verkaufsverbot verpflichtet sein kann. Schließlich wird zutreffend anerkannt, dass der Händler stets damit rechnen muss, dass sich Kinder die nötigen Zündmittel verschaffen und Feuerwerkskörper ohne entsprechende Aufsicht benutzen. Eine weitere Konkretisierung der Händlerpflichten unterbleibt allerdings. Es wird nicht erörtert, in welchem Umfang der Händler Gefahrenmomente selbst durch eigene Untersuchungen, die Lektüre von Fachliteratur oder auf Grund seiner Allgemeinbildung erkennen müsste. b) Der Fahrlässigkeitsvorwurf: Erkennbarkeit der Gefahr. aa) Die Ansicht des BGH. Im Gegensatz zur Vorinstanz im Urteil v. 9.6.1998 und dem OLG Düsseldorf möchte der BGH aus diesen Grundsätzen dem Händler kein generelles Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern an Kinder im Grundschulalter auferlegen, sondern für ein solches vielmehr die Umstände des Einzelfalls entscheiden lassen. Für die Frage, ob der Händler das Risiko erkennen könne, sei entscheidend, wie das Produkt vom Hersteller beschrieben sei, welche praktischen Erfahrungen der Händler mit der Handhabung von Feuerwerkskörpern habe und welche Informationen ihm über den Erwerber zur Verfügung stünden. Weil der Hersteller die Gefährlichkeit verharmloste, konnte der Händler die Gefährlichkeit nicht erahnen. Der Händler verfügte über keine praktische Erfahrung; ihm fehlte jegliche Kenntnis auf dem Gebiet der Pyrotechnik. Außerdem war dem Sachverhalt nicht zu entnehmen, dass die Kinder zu unachtsamem oder aggressivem Verhalten neigten. Der Verkäufer durfte vielmehr davon ausgehen, dass Kinder „im fortgeschrittenen Grundschulalter“ die Gebrauchsanweisung lesen und richtig verstehen. bb) Kritik. (1) Nach Ansicht des BGH darf der Händler auf Angaben des Herstellers bzw. des Importeurs vertrauen. Verharmlost dieser die Gefahren, ist dem Händler kein Vorwurf zu machen. Dieses Kriterium ist schon deshalb abzulehnen, weil der Händler umso stärker seiner Verantwortlichkeit enthoben würde, je stärker der Hersteller oder Importeur die Gefahren verharmlost. Im Ergebnis würde damit die eingangs originär begründete und auch vom BGH prinzipiell anerkannte Händlerverantwortlichkeit auf Null reduziert. Auch kann ein Vertrauen auf die Ungefährlichkeit eines Produktes nicht exkulpieren, wenn die Gefahr mit Händen greifbar ist. Weil dem Händler zum Schutz des Kunden eigene Pflichten obliegen, darf er gerade nicht blind vertrauen, sondern ist zur Vorsicht, Skepsis, ja Nachforschung verpflichtet. _________________________________________________________________________________ 60 Braun, Der Zivilrechtsfall, 5. Aufl. 2012, S. 15 ff. Beispiel bei Neumann, Legal Reasoning and Legal Writing, 6th ed. 2009, S. 85 ff. 61 Möllers, JZ 1999, 24, 27 f. zu BGH, Urt. v. 26.5.1998, VI ZR 183/97, BGHZ 139, 43, 50 f.; auf die Fußnoten wurde aus Platzgründen verzichtet. S. hierzu auch Jansen, AcP 202 (2002), 517 ff.; a. A. Wagner, in: MünchKomm-BGB, 7. Aufl. 2017, § 823 Rn. 688.
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§ 3 Juristische Argumentation
(2) Damit kann auch nicht entscheidend sein, ob der Händler ein Fachmann auf dem Gebiet der Pyrotechnik ist, wie der BGH meint. Hier rächt sich, dass die Anforderungen des Händlers, einschlägige Informationen selbst zu beschaffen, nicht weiter vertieft wurden. Ganz zu recht zwingt die Berufsfreiheit, Berufszugangsschranken nur in engem Rahmen zuzulassen. Notwendig für den Verkauf ist nicht zwingend der Fachmann für Pyrotechnik, sondern nur eine Person, die auf Grund ihres Allgemeinwissens, der Lektüre von Tageszeitungen, etc. die Gefährlichkeit von Feuerwerkskörpern kennt. Allgemein bekannt ist die Tatsache, dass Feuerwerkskörper explodieren oder zumindest nicht so kontrolliert wie Kerzen abbrennen. Auch die Gebrauchsanweisung (Nur im Freien verwenden, schnelles Entfernen) deutete in den vorliegenden Fällen auf die Gefährlichkeit der Feuerwerkskörper hin. Verharmlost der Hersteller die Gefährlichkeit, wird dieses Wissen nicht aufgehoben, sondern muss Zweifel hervorrufen und den Händler zu Rückfragen veranlassen. (3) Vollends nicht zu überzeugen vermag letztlich das dritte Kriterium, dem Sachverhalt wären keine Anhaltspunkte zu entnehmen, dass die Kinder zu aggressivem Verhalten neigten und der Händler davon ausgehen dürfe, dass die Kinder die Gebrauchsanweisung lesen und verstehen. Mit dieser Aussage verlässt der BGH seine bisherige Rechtsprechung, die ganz bewusst den Vertrauensgrundsatz gegenüber Kindern einschränkt. Schon für weit ungefährlichere Gegenstände hat die Rechtsprechung die Gefahr des nicht bestimmungsgemäßen Gebrauchs und damit eine Haftung bejaht. Widersprüchlich sind vor allem die Ausführungen, Kinder würden einerseits auf Grund ihrer fehlenden Reife die Gebrauchshinweise im Zweifel nicht beachten, um dann andererseits festzustellen, der Händler dürfe darauf vertrauen, dass ein 8½-jähriges Kind die Gebrauchshinweise richtig liest und versteht (…). III. Ergebnis. Im Ergebnis bleibt der BGH hinter den Anforderungen zurück, die er schon in den sechziger Jahren an die Händler beim Verkauf gefährlicher Produkte an Kinder gestellt hatte und die jetzt im ProdSG erstmals eine gesetzliche Regelung gefunden haben. Auch im internationalen Vergleich muss es überraschen, in welchem Maße die Rechtsprechung in Deutschland Kindern im Grundschulalter den Schutz vor erheblichen Gesundheitsverletzungen versagt. Den eingangs aufgezeigten Haftungsgründen und den verschiedenen Pflichten des Händlers zum Trotz vertauscht der BGH den Sorgfaltsmaßstab von Händlern und Kindern: Einerseits darf der Händler im Tal der Ahnungslosen leben und darauf vertrauen, dass Feuerwerkskörper wie „Tolle Biene“ und „Feuerwirbel“ ungefährlich sind. Er darf andererseits davon ausgehen, dass ein 8½-jähriges Kind im Grundschulalter (2. Klasse!) die Gebrauchsanweisung eingehend durchliest, sich durch Verharmlosungen nicht beirren lässt und den Feuerwerkskörper sachgemäß verwendet, weil sich dieser auf 2.200 °C erhitzt und ohne entsprechende Umsicht schwere Gesundheitsverletzungen verursachen kann.“
IV. Der kritische Gesprächspartner (advocatus diaboli) 43
Als Verfasser einer Seminar-, Hausarbeit oder Dissertation sollten Sie nicht zum Einzelkämpfer mutieren. Suchen sie sich Mitstreiter, die gewillt sind, die aktuellen Rechtsprobleme mit Ihnen zu diskutieren. Ich hatte schon für das Studium die private Arbeitsgemeinschaft empfohlen (§ 1 Rn. 59) und dies gilt gleichermaßen für die Dissertation (§ 8 Rn. 23) und für alle Formen juristischer Argumentation. Suchen Sie also über den ganzen Bearbeitungszeitraum Ihrer Arbeit Gesprächspartner. Sie werden Ihre Argumentationsfähigkeiten schulen, indem Sie den „advocatus diaboli“ (den Anwalt des Teufels) spielen und versuchen, Gegenansichten zu entwickeln: Versuchen Sie genau das Gegenteil von dem zu vertreten, was jemand anderes behauptet.
IV. Der kritische Gesprächspartner (advocatus diaboli)
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Wie ein Schachspieler müssen Sie sich dabei in die Rolle des Gegenübers denken. 44 An anderen Ansichten können Sie sich „reiben“ und Ihre Arbeit wird an Argumentationstiefe gewinnen. Diskutieren Sie auch mit Nichtjuristen. Schulen Sie sich in der Diskussion: Gelingt es Ihnen, andere für Ihr Thema zu begeistern, haben Sie gewonnen. Die juristisch unbelastete (Schwieger-)Mutter ist manchmal besser in der Lage, den „gesunden Menschenverstand“ einzusetzen, als der Kandidat, der in der Hitze des Gefechts kurz vor Abschluss seiner Arbeit das Naheliegende übersieht.
I. Juristendeutsch als Problem
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Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s sagen kann. Karl Popper1
§ 4 Juristischer Stil I. Juristendeutsch als Problem In einer Kabinettsorder kritisierte Friedrich der Große schon vor mehr als 1 200 Jahren: „Was die Gesetze (…) betrifft, so finde ich es unschicklich, dass solche größtenteils in einer Sprache geschrieben sind, welche diejenigen nicht verstehen, denen sie doch zur Richtschnur dienen sollen.“2
Die Kritik an der Sprache der Juristen ist nie abgerissen.3 Das Juristendeutsch gilt als hölzern, trocken, wenig anschaulich und bürokratisch; sprichwörtlich ist das unverständliche Amtsdeutsch. Ein besonders berühmter Kritiker war Mitte des letzten Jahrhunderts Ludwig Reiners, der schlechtes Deutsch und die Sprache der Bürokraten brandmarkte und Regeln für ein gutes Deutsch aufstellte, die ganz zu Recht als Klassiker der Stilkunst berühmt geworden sind. 4 Seine Werke scheinen zumindest bei den Juristen weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. In Deutschland wird heute sowohl in der juristischen Ausbildung als auch auf der Ebene des Gesetzgebers auf ein gutes Deutsch zu oft kein Wert gelegt; im Studium wird es – wider besseren Wissens – ganz einfach vorausgesetzt. Es erscheint symptomatisch, dass inzwischen für Rechtsanwälte (!) Kurse in „Deutsch für Juristen“ angeboten werden (müssen), weil in der Ausbildung vorab Mängel nicht behoben wurden.5 Ein klarer Stil ist kein Selbstzweck.6 Man spricht deutsch, nicht Jura. Nahe- 2 liegenderweise wird den Juristen ihre unverständliche Rechtssprache angelastet. Das Juristendeutsch gilt als kalt, unverständlich und schreckt ab: Zitate über die Unbe_________________________________________________________________________________ Karl Popper, Gegen die großen Worte, in: Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt, 14. Aufl. 2006, S. 99, 100 sowie § 4 Rn. 41. 2 Kabinettsorder v. 14.4.1780, zitiert nach Günther, Recht und Sprache, 1898, S. 160, Anm. 226. 3 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, 2. Teil, 7. Buch: „Die Rechtsgelehrten, von Jugend auf gewöhnt an einen abstrusen Stil“; Günther, Recht und Sprache, 1898; Dölle, Vom Stil der Rechtsprache, 1949; zum Bürgerlichen Gesetzbuch ausführlich: Gierke, Der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs und das deutsche Recht, 1889, S. 27–79; Hamann, NJW 2009, 727 ff. 4 Reiners, Stilkunst – Ein Lehrbuch deutscher Prosa, 1943/1991/2004; Reiners, Stilfibel: Der sichere Weg zum guten Deutsch, 1951/1990/2007; s. auch W. Schneider, Deutsch für Kenner, 8. Aufl. 2014. Von den wenigen Publikationen zu nennen sind z. B. Gast, Juristische Rhetorik, 5. Aufl. 2015, Rn. 1220 ff.; Krämer, Wie schreibe ich eine Seminar- oder Examensarbeit, 3. Aufl. 2009, 6. Kap.; und allgemeiner Schnapp, Stilfibel für Juristen, 2004; Walter, Kleine Stilkunde für Juristen, 3. Aufl. 2017. 5 Lauterbach, Anwalt November 2000, 20 f. 6 Obwohl dies in vielen Anleitungsbüchern so anklingt. Sinngemäß: Nur wenn wirklich Zeit übrig bliebe, müsse man sich der Sprache annehmen. 1
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§ 4 Juristischer Stil
liebtheit von Juristen gibt es zu Hauf;7 Juristen sind als rechthaberisch, kalt und gefühllos verschrien.8 Dabei möchte derjenige, der Gesetze oder vertraglich vereinbarte Regeln erstellt, regelmäßig etwas mitteilen, meist mit der Absicht, auf das Verhalten eines anderen einzuwirken. Der Gesetzesbefehl oder der Vertrag sprechen jemanden an.9 Deshalb ist die von Friedrich dem Großen geäußerte Forderung nach verständlichen Sätzen so wichtig.10 Rüthers/Fischer/Birk formulieren es recht plastisch: „Eine Rechtsordnung ist auf Dauer nur lebensfähig, wenn sie in ihren Grundzügen von den Bürgern verstanden und bejaht wird. (…) Dabei spielt die Fähigkeit der Juristen, ihre Ansichten und Einsichten allgemein verständlich darzulegen, eine entscheidende Rolle. Selbst schwierige Rechtsprobleme lassen sich in der Regel für die Betroffenen in den entscheidungsbedeutsamen Grundzügen so darstellen, daß auch juristische Laien die Wertungsalternativen erkennen und verstehen können.“11
In anderen Staaten ist man sich der Bedeutung der Sprache weit stärker bewusst als in Deutschland: Im angloamerikanischen Rechtskreis verfolgt beispielsweise das sog. „plain language movement“ (Initiative für eine klare Sprache) das Ziel, Gesetze, Entscheidungen und Verträge verständlicher zu machen.12 Dem Jurastudenten des ersten Studienjahrs wird mit Lehrveranstaltungen wie „Drafting, Legal Writing and Style“ die Bedeutung der Sprache für den Juristen nähergebracht.13 Die Sprache ist das Skalpell des Juristen. Wer es falsch ansetzt, schadet sich und 4 seiner Sache.14 Der Jurist will überzeugen: Er schreibt für andere und sollte sich deshalb auf kürzestem Weg verständlich machen.15 Sein Medium ist fast immer die Sprache. Wer sich um den juristischen Stil nicht bemüht und die deutsche Sprache nicht beherrscht, wird als Jurist nicht überzeugen. Sprachliche Mängel führen schnell zu Punktabzug in der juristischen Arbeit. Das gilt schon für die Klausur, aber erst recht für die wissenschaftliche Arbeit, bei der Ihnen mehrere Wochen oder Monate zur Bearbeitung gegeben werden und man deshalb erwartet, dass Sie eine orthographisch und grammatikalisch einwandfreie, gut lesbare Arbeit abgeben. Im Folgenden ist zuerst auf typische Fehler hinzuweisen (II.), um dann zu zeigen, wie gutes Deutsch helfen kann, anschaulicher und klarer zu formulieren (III.).16 Schließlich trägt auch das regelmäßige Überarbeiten und Kürzen einer wissenschaftlichen Arbeit zu klareren Gedanken und einem präziseren Schreibstil bei (IV.). 3
_________________________________________________________________________________ Martin Luther, Colloquia oder Tischreden, 1700, S. 959: „Es wäre kein Wunder, wenn Gott ließe die Welt versinken um solcher Schandjuristen willen“; Johann Wolfgang von Goethe, Götz von Berlichingen, 1. Akt, 1. Szene: „Der Pöbel hätte mich fast gesteinigt, wie er hörte, ich sei ein Jurist.“; Dölle, Vom Stil der Rechtssprache, 1949, S. 7; Heinze, Der unbeliebte Jurist, 1981, S. 54; Westermann, Über Unbeliebtheit und Beliebtheit von Juristen, 1986; Braun, JuS 1996, 287, 290. 8 S. Radbruch, Rechtsphilosophie, 8. Aufl. 1973, § 14, S. 202; sowie Braun, JuS 1996, 287 ff. 9 Dölle, Vom Stil der Rechtssprache, 1949, S. 10. 10 Schon von Cesare Marchese di Beccaria, Dei delitti e delle pene, 1774, § V, S. 12 wurde die Verständlichkeit von Gesetzen angemahnt. 11 Rüthers/Fischer/Birk, Rechtstheorie, 9. Aufl. 2016, Rn. 209. 12 Im US-amerikanischen Kapitalmarktrecht verlangt die gesetzlich normierte Plain English Rule: „Short sentence; definite, concrete, every day language; active voice, tabular presentation or bullet lists for complex material, whenever possible, no legal jargon or highly technical business terms and no multiple negatives.“, s. Sec. Act Rel. 7497, 66 SEC Dock. 777 (1998). Allgemein für den angloamerikanischen Rechtskreis Butt, 73 Aus. L. J. 807, 812 ff. (1999). 13 Asprey, Plain language for lawyers, 4th ed. 2010; Calleros, Legal Method and Writing, 7th ed. 2014. 14 Frei nach Prosser, 7 Leg. Ed. 155, 156 (1954). 15 Diederichsen/Wagner, Die BGB-Klausur, 9. Aufl. 1997, § 6 II., S. 205. 16 Zum Überarbeiten als eigener Arbeitsschritt s. unten § 4 Rn. 48 ff. 7
II. Schlechter juristischer Sprachstil und seine Gründe
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II. Schlechter juristischer Sprachstil und seine Gründe 1. Der Schachtelstil Thomas Mann war ein Meister des Schachtelstils. Nur: Nicht jeder formuliert so 5 elegant wie Thomas Mann. Der Schachtelstil hat verschiedene Nachteile. Der Mensch kann sich in der Regel nur sieben Begriffe zugleich merken, der Leser oder Zuhörer nicht mehr als 25 Wörter aufnehmen.17 Wenn die Gedanken nicht nacheinander angeordnet, sondern ineinander geschachtelt werden, leidet der klare Gedankengang, der „rote Faden“. Im schlimmsten Fall geht der Sinn des Satzes für den Leser ganz verloren. Nicht jedes Gericht formuliert klar und prägnant. Nahezu unverständliche Ausführungen finden sich im Urteil des Kammergerichts Berlin18: 6 „Der Senat teilt ferner die Auffassung des LG, dass jedenfalls in den Fällen, in denen eine Unterlassungsverpflichtungserklärung ohne gegenseitiges Nachgeben, dem Willen des Gläubigers folgend, zustande kommt, es Treu und Glauben verbieten, dann, wenn eine übereinstimmend von den Parteien als wettbewerbswidrig beurteilte und deswegen zur Unterwerfung führende Werbung durch den BGH als unbedenklich angesehen wird, den Schuldner ohne jede Möglichkeit einer Befreiung insoweit an seinem Versprechen festzuhalten“. Als abschreckendes Sprachungetüm bekannt geworden ist auch die Definition des Reichsgerichts zur Eisenbahn: „… ein Unternehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtmassen, beziehungsweise die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist, und durch diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zur Erzeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräften (Dampf, Electrizität, thierischer oder menschlicher Muskelthätigkeit, bei geneigter Ebene der Bahn auch schon der eigenen Schwere der Transportgefäße und deren Ladung, usw.) bei dem Betriebe des Unternehmens auf derselben eine verhältnismäßig gewaltige (je nach den Umständen nur in bezweckter Weise nützliche, oder auch Menschenleben vernichtende und die menschliche Gesundheit verletzende) Wirkung zu erzeugen fähig ist.“19
Frage: Versuchen Sie den folgenden Leitsatz des Europäischen Gerichtshofs in seine 7 einzelnen Gedanken aufzuschlüsseln: „Art. 7 Richtlinie 90/314/EWG des Rates vom 13.6.1990 über Pauschalreisen ist dahin auszulegen, dass ein Sachverhalt, bei dem ein Pauschalreisender, der seine Unterbringungskosten vor der Reise an den Veranstalter gezahlt hat, aufgrund von dessen Zahlungsunfähigkeit gezwungen ist, diese Kosten noch einmal gegenüber dem Hotelier zu begleichen, weil er anderenfalls nicht das Hotel verlassen könnte, um seinen Rückflug anzutreten, unter dem Gesichtspunkt der Erstattung der gezahlten Beträge in den Geltungsbereich dieses Artikels fällt („Schlagender Hotelier“).“20
2. Leerformeln, weitschweifende Formulierungen, Übertreibungen Manchmal formulieren Gerichte auch bewusst unscharf. Hinweise auf „die Ge- 8 rechtigkeit“, „Treu und Glauben“, „die Billigkeit“, „das Anstandsgefühl aller billig _________________________________________________________________________________
Zur magischen Zahl „Sieben“ s. oben § 1 Rn. 72. KG, Urt. v. 17.10.1994, 25 U 7940/93, NJW 1995, 264, 265. 19 RG, Urt. v. 17.3.1879, I 23/80, RGZ 1, 247, 252; hierzu auch Haft, Juristische Rhetorik, 8. Aufl. 2009, S. 60. 20 EuGH, Urt. v. 14.5.1998, C-364/96, EU:C:1998:226. Zur Lösung s. § 10 Rn. 9. 17 18
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und gerecht Denkenden“ sind juristische Leerformeln, weil sie zu allgemein bleiben, um den konkreten Fall wirklich entscheiden zu können. Es ist Aufgabe des Juristen, diese Leerformeln aufzudecken und nach den dahinter verborgenen Interessen und Wertungen zu fragen.21 Unter einen Tatbestand kann erst dann subsumiert werden, wenn Rechtsgrundsätze und Prinzipien in ausreichendem Maße konkretisiert wurden (§ 3 Rn. 26 ff.). § 275 Abs. 2 BGB-RE (Ausschluss der Leistungspflicht) des Regierungsentwurfes zur Schuldrechtsmodernisierung22 lautete: „Der Schuldner kann die Leistung verweigern, soweit und solange diese einen Aufwand erfordert, der unter Beachtung des Inhalts des Schuldverhältnisses und der Gebote von Treu und Glauben in einem groben Missverhältnis zu dem Leistungsinteresse des Gläubigers steht. Das Gleiche gilt, wenn die Leistung in der Person des Schuldners zu erbringen ist und dem Schuldner unter Abwägung des Leistungsinteresses des Gläubigers und des Leistungshindernisses auf Seiten des Schuldners nicht zugemutet werden kann. Bei der Bestimmung der dem Schuldner zuzumutenden Anstrengungen ist auch zu berücksichtigen, ob der Schuldner das Leistungshindernis zu vertreten hat.“
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Im Rahmen des 2002 in Kraft getretenen Schuldrechtsmodernisierungsgesetzes23 kritisierte der thüringische Minister Birkmann im Gesetzgebungsverfahren für den Bundesrat: „Wenn ich richtig gezählt habe, sind dies fünf unbestimmte Rechtsbegriffe und Generalklauseln in einem einzigen Absatz! Man muss lange suchen, bevor man in unserer Zivilrechtsordnung Vergleichbares findet. Für jeden nicht leistungsbereiten oder -fähigen Schuldner stellt diese Norm geradezu eine Einladung dar, sich auf diese Einrede zu berufen. Die Vertragsklarheit ist beseitigt, die Gerichte werden wieder mit zusätzlichen Verfahren belastet.“24 Die jetzt gültige Fassung des § 275 Abs. 2 BGB hat zwar den ursprünglich zweiten Satz gestrichen, enthält aber immer noch zu viele unbestimmte Rechtsbegriffe.
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Auch nichtssagende Füllwörter sind zu vermeiden. Formulierungen, wie „Es geht nicht an, dass …“ finden sich zwar oft in Schriftsätzen, ersetzen aber nicht das Argument. Sätze wie „Der Anspruch muss irgendwie …“, sind verräterisch, weil der Verfasser verdeutlicht, dass er nicht genau weiß, was er sagen will. Weitgehend überflüssig sind Formulierungen wie selbstverständlich, außer Zweifel, zweifellos, offenkundig, fraglos, es braucht nicht weiter begründet werden, Sinn und Zweck des Gesetzes lassen keinen anderen Schluss zu …, wohl, freilich, dann, in der Tat, zufolge, nach näherer Maßgabe, sehr, ziemlich etc.
11
Schärfe, Spott, Übertreibung oder Überheblichkeit gegenüber Personen, die eine andere Ansicht vertreten, sind in wissenschaftlichen Werken grundsätzlich fehl am Platze. Auch auf den Begriff „unrichtig“ sollte verzichtet werden, wenn die Gegenansicht zumindest vertretbar ist. Überzogene Kritik fällt oft auf den Kritiker zurück; vermeiden Sie Formulierungen wie „abwegig“, „unsinnig“ oder „unverständlich“.25 Also nicht wie Schopenhauer über Hegel: „ein platter, geistloser, ekelhaft-widerlicher, unwissender Scharlatan, der mit beispielsloser Frechheit Aberwitz und Unsinn zusammenschmierte, …“.26 _________________________________________________________________________________ Zur „Natur der Sache“ s. etwa Rüthers/Fischer/Birk, Rechtstheorie, 9. Aufl. 2016, Rn. 919 ff. Regierungsentwurf v. 11.5.2001, BR-Drucks. 338/01. 23 Gesetz zur Modernisierung des Schuldrechts v. 26.11.2001, BGBl. I, S. 3138. 24 BR-Plenarprotokolle 766 v. 13.7.2001, S. 426. 25 Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 385. 26 Schopenhauer, Parerga und Paralipomena, Bd. I. S. 102, 31 (Sämtliche Werke, Bd. 5, 2. Aufl. 1946) ist allerdings kein wissenschaftliches Werk im engeren Sinne. Weiteres Beispiel Canaris, AcP 200 (2000), 273, 362 ff. 21 22
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Oder aus der Klageerwiderung eines Rechtsanwaltes: „Auf den gegenteiligen Unsinn einzugehen verböte sich eigentlich, doch ist er insofern erheblich, als ja die Beklagten den Eindruck zu erwecken versuchen, als habe es von Anfang an nur so etwas wie eine in diffusem Nebel, in den Wolken liegende wirtschaftswissenschaftliche Betreuung durch den Beklagten gegeben.“ Und weiter: „Man kommt kaum mehr nach mit Bestreiten und Widerlegen, wenn nahezu jedes Wort eines so umfangreichen Schriftsatzes falsch ist.“
Auch jede Form von weitschweifigen oder gedrechselten Formulierungen ist zu 12 vermeiden, wie etwa: – „Es kann gesagt werden, dass … – „Wie bereits mehrmals erwähnt, …“ – „Will man nunmehr hieraus gewissermaßen ein vorsichtiges Resümee ziehen, so scheint es in der Tat durchaus möglich, die im Folgenden näher umschriebene Aussage mit der gebotenen Zurückhaltung hier treffen zu können.“ Kürzer: „Als Konsequenz ergibt sich, dass …“ 27
Der Gesetzgeber sündigte, als er einige Paragraphen des BGB in der Versform des 13 Hexameters formulierte. Das mag zwar literarisch höchst erfreulich sein28, geht aber auf Kosten der Verständlichkeit29. § 164 Abs. 2 BGB: Tritt der| Wi lle, in| frem dem | Na men zu | han deln, | nicht er | kenn bar her | vor, so| kommt der | Man gel des | Wil lens, im | ei gen en | Na men zu | han deln, | nicht in Be | tracht.
Vereinfacht formuliert, müsste es heißen: „Bleibt verborgen, dass jemand in fremden Namen handelt, so handelt er in eigenem Namen“.30 Amüsant, aber zu weitschweifig sind auch verschiedene Ausführungen im „Spätwerk“ von Lord Denning, einem der berühmtesten englischen Richter.31 Schließlich sind Modewörter, Übertreibungen und saloppe Redewendungen zu 14 vermeiden. In einer wissenschaftlichen Abhandlung verbieten sich Adverbien wie „leicht ersichtlich“, „selbstverständlich“. Eine Bildersprache sollte nur gebraucht werden, wenn sie die Problematik anschaulich verdeutlicht, das Bild also passt. Sprachlich nicht geschickt: „Erfolgt der Einbruch in das Persönlichkeitsrecht des Betroffenen vorsätzlich mit dem Ziel der …“32 _________________________________________________________________________________ Beispiel nach Mann, Einführung in die Juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 351. Ein Hexameter besteht aus der Kombination von dreisilbigen Daktylen und zweisilbigen, gleichfalls anfangsbetonten Trochäen. Das kunstvolle am Hexameter ist das gesprochene Versmaß, das sich von der Alltagsrede oft deutlich unterscheidet. Kommata werden beispielsweise überlesen, s. Storz, Der Vers in der neueren Dichtung, 1987, S. 163, 169. Die unterstrichene Silbe wird jeweils betont. Weiteres Beispiel § 923 Abs. 3 BGB. 29 Kritisch auch Wieacker, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 2. Aufl. 1967, S. 478. 30 S. Schmuck, in: Römermann/Paulus, Schlüsselqualifikationen für Jurastudium, Examen und Beruf, 2003, S. 357, 375. 31 Hinz v. Berry [1970] 2 Q. B. 40, 42: „It happened on 19 April 1964. It was bluebell-time in Kent. Mr. and Mrs. Hinz had been married some ten years, and they had four children, all aged nine and under (…)“. Autobiographisch Lord Denning, A Family Story, 1981. 32 BGH, Urt. v. 15.11.1994, VI ZR 56/94, BGHZ 128, 1 – Caroline von Monaco, Leitsatz 2. Weiteres Beispiel: Nach § 227 StPO „können mehrere Beamte der Staatsanwaltschaft und mehrere Verteidiger in der Hauptverhandlung mitwirken und ihre Verrichtungen unter sich teilen“. 27 28
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Aufgabe: Versuchen Sie eine klare und knappere Formulierung für die folgenden Beispiele zu finden:33 – „Zusätzlich dazu, dass eine Kritik, wo auch immer sie ansetzt, nur begrenzt bis gar nicht überzeugend gegen eine cic-Dritthaftung34 auch auf die Haftung der Wirtschaftsprüfer gegenüber Kapitalanlegern angeführt werden kann, überwiegen die Vorteile dieser Haftungsbegründung.“ – „Jedoch ist trotzdem abschließend festzustellen, dass die Durchführung des Mediationsverfahrens, so sinnvoll und zukunftsorientiert es auch sein mag, nicht in allen Bereichen des Familienrechts angewendet werden sollte, bzw. es in manchen Bereichen zu Problemen kommen könnte. Bezug nehmend auf schon oben angedeutete Problembereiche, soll hier zusammengefasst abschließend Stellung genommen werden.“35
3. Nominalstil 15
Weit verbreitet ist die Unsitte, aus Verben oder Adjektiven Hauptwörter (Substantive, Nomen) zu machen. Wer substantivierte Verben oder Adjektive aneinanderreiht, formuliert „hölzern“ und wenig verständlich. Kennzeichen für solche künstlichen Hauptwörter sind die Endungen „-ung“, „-keit“ und „-heit“. Der Nominalstil ist deshalb zu vermeiden. „Im Verhältnis zum Geschäftsherrn ist aber die Ausübung der Aufsicht die Ausführung der Verrichtung, zu der der Ausführende bestellt ist.“36 Nochmals die Verfasser des BGB mit § 883 Abs. 1 S. 1: „Zur Sicherung des Anspruchs auf Einräumung oder Aufhebung eines Rechtes an einem Grundstück oder an einem das Grundstück belastenden Rechte oder auf Änderung des Inhaltes oder des Ranges eines solchen Rechtes kann eine Vormerkung in das Grundbuch eingetragen werden.“
Ausnahmsweise kann der Nominalstil aber sinnvoll sein; etwa bei der Bildung von Überschriften oder wenn es auf die Handlungen gerade nicht ankommt.37
4. Zu häufige Verwendung von Passivkonstruktionen 16
Schon Gustav Radbruch bezeichnet die Rechtssprache als kalt: „… sie verzichtet auf jeden Gefühlston; sie ist barsch: sie verzichtet auf jede Begründung … So entsteht die selbst gewählte Armut eines Lapidarstils, der unübertrefflich das selbstsichere Machtbewusstsein des befehlenden Staates zum Ausdruck bringt …“.38 Diese Art des Stils klingt sehr nach dem Stil französischer Urteile.39 Passivische Konstruktionen verzichten auf das persönliche Subjekt. Wer die Passivform verwendet, benennt nicht das Subjekt und wird damit unpräziser. Das erste Buch Mose (Genesis) beginnt mit den Worten: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer, Finsternis lag über der Urflut …“. Ein früherer Unterstaatssekretär _________________________________________________________________________________
Lösung am Ende des Buches unter § 10. Jetzt § 311 Abs. 3 BGB. 35 Dieses wörtliche Zitat stammt aus einer Doktorarbeit. 36 BGH, Urt. v. 4.11.1953, VI ZR 64/52, BGHZ 11, 151, 153. 37 Ähnlich Schnapp, Stilfibel für Juristen, 2004, S. 138. 38 Radbruch, Rechtsphilosophie, 8. Aufl. 1973, S. 202; kritisch auch Gast, Juristische Rhetorik, 5. Aufl. 2015, Rn. 1220 ff. m. w. Nachw. 39 Beginnend mit den Worten „Attendu que“, s. beispielsweise Cass. Civ. 3, 10.5.1968, Bull. Civ., III, N 209; weitere Nachw. beispielsweise bei Everling, EuR 1994, 127, 132; Kötz, Über den Stil höchstrichterlicher Entscheidungen, 1973, S. 7 ff. 33 34
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des preußischen Handelsministeriums soll folgenden Erlass an seine Mitarbeiter gerichtet haben: „Ich sehe mich genötigt, darauf hinzuweisen, dass die Bibel nicht beginnt: Anfänglich wurden seitens Gottes der Himmel und die Erde geschaffen, und war die letztere eine wüste, beziehungsweise eine leere.“
Manchmal klingt auch in der deutschen Juristensprache noch der Versuch an, 17 durch die Verwendung des Nominalstils und des Passivs den Gehorsam des Untertans zu erzwingen, indem das Passivische Autorität und Unangreifbarkeit suggeriert. „Durch statutarische Bestimmungen des zuständigen Gemeindeverbandes kann angeordnet werden, dass von den Hausgewerbetreibenden Beiträge überhaupt nicht erhoben werden und dass der Verband die Kosten übernimmt, die der Kasse durch die Versicherung ihrer hausgewerblichen Mitglieder nach Abzug des Gesamtbetrages der ihr zufließenden Auftraggeberbeiträge erwachsen.“40
Es gilt, solche rhetorischen Mittel zu durchschauen. Die diesem Sprachstil zu Grunde liegende Ansicht erscheint heutzutage überholt, weil der Bürger nur verständliche Anordnungen befolgen und akzeptieren kann.41 Nur wenn das Subjekt vollständig unwichtig oder aber bekannt ist, kann man es weglassen42, etwa in Art. 3 Abs. 3 S. 2 GG: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
5. Übertriebene Abstraktion und Verweisung Damit ist sogleich auch die Frage des Adressaten angesprochen: Viel zu oft ge- 18 winnt der Leser bei der Lektüre von Gesetzen, Entscheidungen oder Verträgen den Eindruck, sie wendeten sich nicht an den Bürger oder die Parteien, sondern nur an den kundigen Juristen. Manche Juristen sind der Meinung, es genüge, ihre Kollegen zu überzeugen – inwieweit der Bürger das Urteil, den Vertrag, das Gesetz verstehe, sei dagegen zweitrangig. Deshalb sei die Verständlichkeit von Gesetzen für die Bevölkerung von geringer Bedeutung.43 Mit dieser Einstellung gerät die Rechtssprache zur Geheimsprache. Sicherlich kann auf ein gewisses Maß an rechtstechnischer Sprache nicht verzichtet werden. Gesetze, die sich an den Bürger wenden, sollten allgemeinverständlich sein, um überhaupt befolgt werden zu können. Dies ist allerdings heftig umstritten.44 Der Gesetzgeber hat es mit seinem Hang zur Abstraktion und zur Verweisung teilweise übertrieben.45 § 2013 Abs. 1 S. 1 BGB lautet beispielsweise: „Haftet der Erbe für die Nachlassverbindlichkeiten unbeschränkt, so finden die Vorschriften der §§ 1973 bis 1975, 1977 bis 1980, 1989 bis 1992 keine Anwendung; der Erbe ist nicht berechtigt, die Anordnung einer Nachlassverwaltung zu beantragen.“ _________________________________________________________________________________ Beispiel nach Reiners, Stilfibel: Der sichere Weg zum guten Deutsch, 1951/1990/2007, S. 35. S. allgemein zur Akzeptanz von Urteilen Möllers, Die Rolle des Rechts im Rahmen der europäischen Integration, 1999, S. 54 f. 42 Ebenso Schnapp, Jura 2015, 130, 140. 43 S. die Nachweise bei Günther, Recht und Sprache, 1898, S. 157 Fn. 224; Zeh, Wille und Wirkung der Gesetze, 1984, S. 545; Vogel, Juristische Methodik, 1998, S. 204. 44 Wie hier: Dölle, Vom Stil der Rechtsprache, 1949, S. 24; Bydlinski, Juristische Methodenlehre und Rechtsbegriff, 2. Aufl. 1991, S. 633; a. A. etwa Zeh, Wille und Wirkung der Gesetze, 1984, S. 545; Hill, Jura 1986, 57, 63. 45 Kritisch bereits Gierke, Der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs und das deutsche Recht, 1889, S. 27–79. 40 41
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Seibert schrieb dazu im Palandt: „Der § 2013 – ein Musterstück überholter Verweisungstechnik – ist so unklar und verkünstelt, dass er auch dem Eingeweihten nur in besonders glücklicher Stunde verständlich wird.“46 19
Vertiefung: Leider hat die Schuldrechtsreform die Abstraktion nicht verringert, sondern weiter erhöht.47 Nur mit viel Geduld zu verstehen ist § 307 Abs. 3 BGB, der nur in Verbindung mit den Absätzen 1 und 2 verständlich wird.48 (1) Bestimmungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind unwirksam, wenn sie den Vertragspartner des Verwenders entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligen. Eine unangemessene Benachteiligung kann sich auch daraus ergeben, dass die Bestimmung nicht klar und verständlich ist. (2) Eine unangemessene Benachteiligung ist im Zweifel anzunehmen, wenn eine Bestimmung 1. mit wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelung, von der abgewichen wird, nicht zu vereinbaren ist, oder 2. wesentliche Rechte oder Pflichten, die sich aus der Natur des Vertrags ergeben, so einschränkt, dass die Erreichung des Vertragszwecks gefährdet ist. (3) Die Absätze 1 und 2 sowie die §§ 308 und 309 gelten nur für Bestimmungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen, durch die von Rechtsvorschriften abweichende oder diese ergänzende Regelungen vereinbart werden. Andere Bestimmungen können nach Absatz 1 Satz 2 in Verbindung mit Absatz 1 Satz 1 unwirksam sein.
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Inzwischen ist anerkannt, dass im BGB auf einige abstrakte Begriffe, wie beispielsweise das „Rechtsgeschäft“, hätte verzichtet werden können.49 Juristische Ausführungen sind auch ohne Formulierungen, wie „ersterer“ und „letzterer“, „diesbezüglich“ oder „derselbe“ möglich, um beispielsweise folgende Bezugsfehler zu vermeiden. „Der Ballon befand sich gerade über dem Garten des Herrn Kommerzienrats Mayer, als derselbe platzte.“50 Oder: „In diesem Moment erschien der Freund der Zeugin, der daraufhin dem Angeklagten zunächst den Wäscheständer wegnahm und anschließend selbst noch in eine Rangelei mit diesem verwickelt wurde.“51
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Den Gleichstellungsauftrag setzt der Gesetzgeber politisch tapfer durch: Er hat dem Bürger in der Novellierung des § 1 UWG den Schutz der Verbraucher und Verbraucherinnen eingebracht und treibt auch ansonsten seine Blüten, Kleinoden sprachlicher Eleganz52, wie etwa § 65 Abs. 5 S. 6 des brandenburgischen Hochschulgesetzes. „War die Präsidentin oder der Präsident vor Amtsantritt beamtete Professorin oder beamteter Professor an einer Hochschule … und tritt sie oder er in den Ruhestand, so ist sie auf ihren oder er auf seinen Antrag mit einer vergleichbaren Stellung, wie sie oder er sie zum _________________________________________________________________________________ Palandt/Seibert, BGB, 10. Aufl. 1952, § 2013 Anm. 1. Braun (Der Zivilrechtsfall, 5. Aufl. 2012, Vorwort S. V) stellt resigniert fest, dass der moderne Gesetzgeber einen hohen Schwierigkeitsgrad vorgibt. 48 Versuchen Sie, § 307 Abs. 3 BGB verständlich zu formulieren. Die Lösung zu dieser kniffligen Aufgabe findet sich am Ende des Buches unter § 10. Ein weiteres Beispiel für die Unverständlichkeit des Gesetzgebers bildet § 310 Abs. 1 BGB. 49 Rechtstechnisch wäre dies dadurch möglich, die Vorschriften über den Vertrag auch auf andere zivilrechtliche Verhältnisse entsprechend anzuwenden, so z. B. Art. 6: 216 niederländisches Nieuw Burgerlijk Wetboek. S. Zweigert/Kötz, Einführung in die Rechtsvergleichung, 3. Aufl. 1996, S. 145. 50 Beispiel nach Reiners, Stilfibel: Der sichere Weg zum guten Deutsch, 1951/1990, S. 21. 51 Ahrens, Der Geschädigte liegt dem Vorgang bei, 6. Aufl. 2005, S. 9. 52 So die treffende Formulierung in der Glosse von Scheffler, JZ 2004, 1162, 1163. 46 47
III. Kriterien eines guten juristischen Stils
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Zeitpunkt ihrer oder seiner Bestellung zur Präsidentin oder Präsidenten hatte, in den Dienste ihrer oder seiner früheren Hochschule zu übernehmen.
III. Kriterien eines guten juristischen Stils III. Kriterien eines guten juristischen Stils – Knapp, einfach, klar und anschaulich sowie präzise III. Kriterien eines guten juristischen Stils Auf drei Regeln lässt sich gutes Deutsch oder genauer, ein guter (juristischer) 22 Sprachstil zusammenfassen. 1. Schreibe oder rede so knapp wie möglich. 2. Schreibe so einfach, klar und anschaulich wie möglich. 3. Schreibe so präzise wie möglich.
1. Der knappe Stil Wer knapp formuliert, zeigt, dass er Unwichtiges nicht breittritt und zu Wichti- 23 gem nur das Überzeugende erwähnt.53 Je weniger Zeit der Leser benötigt, um festzustellen, was Sie eigentlich meinen, desto mehr Zeit bleibt ihm, sich mit dem eigentlichen Inhalt Ihrer Aussage zu beschäftigen. Nimmt man die Arbeitstechnik des Überarbeitens und Kürzens (§ 4 Rn. 48 ff.) ernst, streichen Sie überflüssige Ausführungen.
2. Der einfache, klare und anschauliche Stil a) Einfachheit und Klarheit Wer knapp formuliert, muss einfach und klar schreiben. Im angloamerikanischen 24 Raum sagt man sehr plakativ: „KISS – Keep It Short and Simple“. Mit Ihrer juristischen Abhandlung wollen Sie überzeugen. Der Richter wendet sich an die Parteien. Er muss deshalb verständlich formulieren54, weil das Urteil auch die unterlegene Partei überzeugen und damit rechtsbefriedend wirken soll. In der juristischen Ausarbeitung bedeutet das für Sie: Unklarheiten gehen regelmäßig zu Ihren Lasten. Ein Satz sollte nie zweimal gelesen werden müssen, damit er verstanden wird. Im Zweifel gilt die Regel: „Ein Satz, ein Gedanke“, denn der Mensch kann nur 25 einen Gedanken gleichzeitig denken.55 Scheinjuristische Verklausulierungen alltäglicher Begriffe und Zusammenhänge sind zu vermeiden. Vorzug verdient stets die Ausdrucksweise, die am verständlichsten ist. Allerdings bedeutet dies nicht zwingend einen monotonen Stakkatostil mit der ständigen Aneinanderreihung von Subjekt, Prädikat und Objekt. Ohne weiteres können Sie Nebensätze bilden, solange weiterhin ein Gedanke dem anderen folgt. Verbindungen zu vorherigen Sätzen sind beispielsweise Konjunktionen, wie „weil“, „da“, „deshalb“, „so dass“, „folglich“, _________________________________________________________________________________
Hierzu auch Diederichsen/Wagner, Die BGB-Klausur, 9. Aufl. 1998, 6.II., S. 205. Musielak/Voit/Musielak, ZPO, 14. Aufl. 2017, § 313 Rn. 2. 55 „Der leitende Grundsatz der Stilistik sollte heißen, daß der Mensch nur einen Gedanken zur Zeit deutlich denken kann; daher ihm nicht zuzumuten ist, dass er deren zwei, oder gar mehrere auf einmal denke.“ So Schopenhauer, Parerga und Paralipomena: kleine philosophische Schriften Bd. 1, 1851, § 287, S. 450. 53 54
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§ 4 Juristischer Stil
„denn“. Ein schönes Beispiel folgerichtiger Gedanken in einem Satz findet sich bei Rupp: „Schien sich somit der Übergang vom Verwaltungsrecht der Monarchie zu demjenigen der Republik, vom bürgerlichen Rechtsstaat zum demokratischen Sozialstaat äußerlich reibungslos zu vollziehen, indem die früheren Kompetenzen und Prärogativen des Monarchen lediglich durch republikanische Zuständigkeiten ersetzt wurden, so blieb doch dem inneren Gefüge des Verwaltungsrechtssystems jene spezifische Verhaftung mit der Verfassungsordnung des monarchischen Prinzips erhalten, eine Verhaftung, die, sieht man den Dingen auf den Grund, noch bis heute fortwirkt und einen ganz eigenartigen Kontrast zur gegenwärtigen Verfassungsordnung bildet.“56
Allerdings gehört das Wichtige an den Anfang. Setzen Sie die Hauptaussage in den Haupt- und nicht in den Nebensatz. Vermeiden Sie zudem Einschübe, die den Gedankengang unterbrechen. Problematisch sind daher Gedankenstriche, weil damit oft ein Gedanke unterbrochen wird. Üblicherweise schreibt der Autor in einem unpersönlichen Stil. Nur ausnahms27 weise ist bei eigenen Stellungnahmen auch die „Ich“-Form möglich. Die „Wir“Form („wir sind der Meinung“) wirkt schnell besserwisserisch57 und ist deshalb zu vermeiden. Juristen müssen, wenn sie überzeugen wollen, auch für den Nichtjuristen ver28 ständlich schreiben. Es bietet sich deshalb an, vor allem dann „Übersetzungen“ der juristischen Termini in das allgemeine Deutsch vorzunehmen, wenn diese nicht bekannt sind oder mit der Alltagssprache nicht übereinstimmen.58 Nicht von ungefähr verwendet der Richter in seinen Urteilen deutlich weniger lateinische Ausdrücke, als der Student sie in seiner Ausbildung erlernt. Verzichten Sie auf Fremdwörter und lateinische Formulierungen, wo immer Sie es können. Das ist immer dann der Fall, wenn eine gleich gute deutsche Übersetzung existiert. Besteht einmal kein treffender Ausdruck, können Sie die lateinische Redewendung auf Deutsch umschreiben.59 Dann reicht es oft aus, wenn Sie den lateinischen Ausdruck in Klammern setzen. 26
Die culpa in contrahendo wird zum Verschulden bei Vertragsverhandlungen, die diligentia quam in suis zur Sorgfalt in eigenen Angelegenheiten, das venire contra factum proprium zum widersprüchlichen Verhalten, der falsus procurator zum Vertreter ohne Vertretungsmacht.
Aus dem gleichen Grund sind auch juristische Abkürzungen zu vermeiden, die dem Laien unbekannt sind, wie „WGG“, „pFV“, „EBV“ „cic“, oder „WE“. Erst recht sollten Sie nicht eigene Abkürzungen erfinden. Übliche Gesetzesabkürzungen, wie z. B. BGB oder StGB, dürfen dagegen verwendet werden. b) Der anschauliche Stil 29
Wenn Sie klar formulieren wollen, schreiben Sie anschaulich. Im Zweifel sollte der anschauliche Begriff dem abstrakten vorgehen. Abstrakte Begriffe lassen sich durch Beispiele verdeutlichen. _________________________________________________________________________________ 56 H. H. Rupp, Grundfragen der heutigen Verwaltungsrechtslehre, 2. Aufl. 1991, S. 1. Hierzu Schnapp, Jura 2015, 130, 138. 57 Im Sinne eines pluralis maiestatis („Wir, Wilhelm von Gottes Gnaden …“), oder auch den Leser vereinnahmend („Wir kommen zu dem Schluss …“). 58 Die plain language-Initiative im angloamerikanischen Rechtskreis übersetzt inzwischen alte, unverständliche Termini durch neue, s. hierzu Butt, 73 Aus. L. J. 807, 816 (1999). 59 Liebs, Lateinische Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, 7. Aufl. 2007.
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§ 1353 Abs. 1 S. 2 BGB lautet: „Die Ehegatten sind einander zur ehelichen Lebensgemeinschaft verpflichtet“. Art. 212 Code Civil formuliert viel anschaulicher: „Die Eheleute schulden sich gegenseitig Treue, Unterstützung, Hilfe.“ (Les époux se doivent mutuellement fidélité, secours, assistance.)
Versuchen Sie nicht nur Interesse, sondern Aufmerksamkeit, vielleicht sogar 30 Spannung zu erzeugen.60 Dieser Anspruch ist wohl mit am schwierigsten zu verwirklichen. Ein anschaulicher Stil lässt sich jedoch in Seminar- und Doktorarbeiten sowie in Urteilen umsetzen. Dass Urteile interessant, ja spannend formuliert werden können, zeigen auch Entscheidungen des BGH und des BVerfG: „Der Sohn der Kläger befuhr am 19. Juli 1978 mit einem von der Erstbeklagten hergestellten und von dem Zweitbeklagten in Verkehr gebrachten Motorrad Honda GL 1000 „Goldwing“ zur Mittagszeit bei trockenem Wetter die Autobahn Nürnberg-München in südlicher Richtung mit einer Geschwindigkeit von 140–150 km/h. Am Auslauf einer leichten abschüssigen Rechtskurve kam die Maschine ohne Einwirkung Dritter ins Schleudern und prallte seitlich gegen die Mittelleitplanke. Der Fahrer stürzte vom Motorrad, schlug mit dem Kopf gegen einen Stützpfeiler der Leitplanke und erlitt dabei einen Schädelbruch; er …“61 Oder: „Nach den Feststellungen des Amtsgerichts erlebte der Beschwerdeführer, der anerkannter Kriegsdienstverweigerer ist, dort erstmals ein großes Manöver. In der Nähe seines Aufenthaltsorts waren sieben bis zehn Kettenfahrzeuge der amerikanischen Armee in Stellung gebracht worden. Der Beschwerdeführer zeigte sich darüber bestürzt und schrieb auf ein Betttuch mit roter Farbe den Text: „A SOLDIER IS A MURDER“. Das Transparent befestigte er gegen 10.00 Uhr an einer Straßenkreuzung am Ortsrand. Gegen 12.00 Uhr fuhr dort ein Offizier der Bundeswehr, Oberstleutnant Ü., vorbei, der das Transparent bemerkte und die Polizei informierte. Polizeibeamte …“62
3. Der präzise Stil Anschaulichkeit darf allerdings nicht auf Kosten der Präzision gehen. Eine Reihe 31 der folgenden Hinweise klingt selbstverständlich, allerdings können Mängel zum Punktabzug, ja zum Nichtbestehen des Examens oder der Klausur führen. a) Orthographie und Grammatik Dazu gehört die fehlerfreie Beherrschung der deutschen Sprache, zu deren Verein- 32 fachung auch die Rechtschreibreform nicht unbedingt beitrug. Eine juristische Abhandlung verliert an Überzeugungskraft, wenn bereits orthographische oder grammatikalische Fehler Zweifel an den Fähigkeiten des Autors aufkommen lassen. Der Examenskandidat sollte sich stets bewusst sein, dass für das erfolgreiche Bestehen des Examens und für die Befähigung zum Richteramt sowie zum höheren allgemeinen Verwaltungsdienst die deutsche Sprache in Wort und Schrift sicher beherrscht werden muss.63 Das Rechtschreibprogramm Ihres Computers gibt eine erste Hilfe_________________________________________________________________________________
60 So auch Reiners, Stilfibel: Der sichere Weg zum guten Deutsch, 1951/1990/2007, S. 155; dagegen immer noch Diederichsen/Wagner, Die BGB-Klausur, 9. Aufl. 1997, 6. V., S. 214 f. 61 BGH, Urt. v. 9.12.1986, VI ZR 65/86, BGHZ 99, 167 – Honda. 62 BVerfG, Urt. v. 10.10.1995, 1 BvR 1476/91 u. a., BVerfGE 93, 266, 269 – Soldaten sind Mörder; der Übersetzungsfehler (engl. murder = Mord, murderer = Mörder) geht auf den Beschwerdeführer zurück. 63 S. VGH Mannheim, Urt. v. 27.1.1988, 9 S 3018/87, NJW 1988, 2633, 2634: „Dass dem Kläger nicht nur aus Nervosität und Examensstress – wie er in seiner Berufungserwiderung vorträgt –
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stellung (Anhang 4 Rn. 61). Daneben sollte der Duden Ihr ständiger Ratgeber in Zweifelsfragen sein (§ 1 Rn. 49), denn fehlerhafte logische Bezüge oder bestimmte orthographische Fehler kann der Computer nicht finden.64 Es heißt beispielsweise „Rechtsprechung“, nicht „Rechtssprechung“; im juristischen Sprachgebrauch analog zur Terminologie des BGB „Schadensersatz“, nicht „Schadenersatz“65. Der Genitiv wird, soweit die Gerichte abgekürzt werden, nicht gebeugt: Die Auffassung des BGH (nicht BGHs) …“
Die Bezüge des Verbs zu anderen Satzbestandteilen müssen stimmen. Auch der Gesetzgeber arbeitet manchmal schlampig: „… wenn ein Grenzzeichen verrückt oder unkenntlich geworden ist“ (§ 919 BGB). Dabei bezieht sich das Partizip korrekterweise nur auf das „unkenntlich“ und nicht auch auf das „verrückt“.
b) Präzise Benutzung juristischer Begriffe 33
Zu den Standardfehlern gehört es, das Gesetz nicht zu benutzen. Dies rächt sich, wenn der Bearbeiter weniger gebräuchliche Normen nicht findet und stattdessen ein Ergebnis mit dem Rechtsgefühl, Treu und Glauben und Ähnlichem zu begründen versucht. Lesen Sie auch immer noch die nachfolgenden Bestimmungen und klammern Sie bestimmte Normengruppen ein, die Sie bei der einschlägigen Prüfung vollständig lesen. Dabei sind Gesetze und Urteile so genau wie möglich und vor allem einheitlich zu zitieren. Benutzen Sie die juristischen Termini präzise und richtig. Ein Kaufvertrag wird abgeschlossen oder vereinbart, nicht aber gemacht. Eine Willenserklärung und nicht der Vertrag wird gem. § 142 BGB angefochten.66
Soweit die juristischen Begriffe mit der Umgangssprache nicht übereinstimmen, sollten sie definiert werden, damit der Unterschied zwischen juristischen Termini und Alltagssprache herausgearbeitet wird. Ein Entgelt für eine Leihe gibt es juristisch nicht (§ 598 BGB). Besitz und Eigentum sind nicht dasselbe (§ 854 und § 903 BGB). Die Firma ist nicht der Geschäftsbetrieb, sondern nur der Name, unter dem der Kaufmann im Rechts- und Geschäftsverkehr auftritt (§ 17 Abs. 1 HGB).
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Mit Legaldefinitionen definiert der Gesetzgeber einen Begriff in einer Vorschrift rechtlich verbindlich.67 In modernen Gesetzen finden sich Legaldefinitionen regelmäßig am Anfang des Gesetzes, wie beispielsweise die Begriffe „Verbraucher“, „Produkt“, „Fehler“, „Hersteller“, „Anlage“ oder „Umwelteinwirkung“.68 Frühzeitig sollten Sie lernen, wo Sie diese Legaldefinitionen im Gesetz finden, um damit der _________________________________________________________________________________
sprachliche Mängel unterlaufen, zeigt seine kurze Berufungserwiderung vom 12.1.1988 selbst, in der er – neben anderen Schreibfehlern („bemägelt, Nervösität, zusammendfassend“) zweimal das Wort „bestädigen“ gebraucht, den unverständlichen Begriff „einwichten“ verwendet und nicht immer Subjekt und Prädikat aufeinander abstimmt („weil der Erstkorrektor die äußere Form … mit ursächlich gewesen ist.“)“. 64 Wie z. B. wahr – war oder Beschuss – Beschluss. S. weitergehend Boyan, Verwaltungsrundschau 1991, 122 ff. 65 Der Duden hingegen geht von „Schadenersatz“ als Normalfall aus, weist aber auf den Gebrauch von „Schadensersatz“ im BGB hin. Amüsant www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebel fisch-bratskartoffeln-und-spiegelsei-a-293186.html. 66 Der Wortlaut spricht vom „Rechtsgeschäft“, das angefochten wird, s. dazu auch Brox/Walker, Allgemeiner Teil des BGB, 41. Aufl. 2017, Rn. 439. 67 Adomeit/Hähnchen, Rechtstheorie für Studenten, 6. Aufl. 2012, Rn. 32 ff. 68 S. §§ 2–4 ProdHaftG, § 3 UmweltHG.
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Gefahr zu entgehen, Begriffe anders zu definieren als vom Gesetzgeber vorgegeben. Eine eigene Begriffsbildung ist folglich überflüssig und im Zweifel falsch. Im BGB werden beispielsweise die Begriffe Verbraucher (§ 13), Unternehmer (§ 14), unverzüglich (§ 121 BGB), Sache (§ 90 BGB) sowie Zustimmung, Einwilligung und Genehmigung (§§ 182–184 BGB) definiert. § 249 BGB umschreibt den Schadensersatz, § 194 BGB als Klammerdefinition den Anspruch.
Aussagen können wahr oder unwahr sein. Gesetze sind regelmäßig Sollensanfor- 35 derungen.69 Dem Gesetzgeber steht es frei, Regeln aufzustellen, die unabhängig davon gelten, ob sich etwas wirklich zugetragen hat und damit wahr ist oder nicht. Bei widerlegbaren Vermutungen wird die Beweislast für die anspruchsbegründenden Tatsachen, die grundsätzlich dem Kläger obliegt, dem Beklagten auferlegt. Kann sich der Beklagte nicht entlasten, wird er verurteilt.70 So wird nach § 613 S. 1 BGB vermutet, dass die Dienste des Arbeitnehmers „im Zweifel“ in Person zu leisten sind.
Unwiderlegbare Vermutungen schließen dagegen jegliche Entlastungsmöglichkeit 36 aus. Sie gelten unabhängig davon, ob sie den Tatsachen entsprechen. Nach § 1566 Abs. 1 BGB wird unwiderlegbar vermutet, dass die Ehe gescheitert ist, wenn die Ehegatten seit einem Jahr getrennt leben und beide Ehegatten die Scheidung beantragen oder der Antragsgegner der Scheidung zustimmt. Mit der zweiten Vermutung des § 1566 Abs. 2 BGB kann keine Ehe gegen einen Scheidungswilligen fortgeführt werden. Eine Ausnahme erlaubt nur die Härteklausel des § 1568 BGB.71
Für den juristischen Anfänger noch ungewohnter sind Fiktionen. Sie unterstellen 37 etwas, was der Wirklichkeit nicht entsprechen kann.72 Fiktionen widersprechen der Wahrheit. Sie sind möglich, weil Rechtssätze eben nicht wahr sein müssen, sondern nur ein Sollen anordnen. So lautete § 1589 Abs. 2 BGB bis 1969: „Ein uneheliches Kind und dessen Vater gelten als nicht verwandt“73, was im biologischen Sinne Unsinn ist, da der Vater das Kind gezeugt hat. Damit wollte der Gesetzgeber verhindern, dass das uneheliche Kind Erbansprüche geltend machen konnte. Inzwischen ist das uneheliche Kind dem ehelichen Kind aber erbrechtlich gleichgestellt.74 Grundsätzlich beginnt die Rechtsfähigkeit mit Vollendung der Geburt, § 1 BGB. Damit aber auch das Ungeborene (die Leibesfrucht, der sog. nasciturus) erben kann, formuliert § 1923 Abs. 2 BGB: „Wer zur Zeit des Erbfalls noch nicht lebte, aber bereits gezeugt war, gilt als vor dem Erbfall geboren.“
c) Logisch korrekte Formulierungen Achten Sie auf logisch korrekte Aussagen, klare Begrifflichkeiten und einen mani- 38 festen Gedankengang, denn dies zeichnet den guten Juristen aus. So bitter es klingt: Derjenige, der schwammig formuliert, denkt in der Regel auch unscharf, wie Popper plastisch formuliert (vor § 4 Rn. 1). Wer nicht klar denkt kann nicht klar formulieren. Zuerst ist die Idee zu entwickeln, bevor sie niedergeschrieben werden kann. _________________________________________________________________________________
69 Thon, Rechtsnorm und subjektives Recht, 1878, S. 8; Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 2 Rn. 7 ff.; Engisch, Einführung in das juristische Denken, 11. Aufl. 2010, S. 21 ff. 70 Hübner, Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Rechts, 2. Aufl. 1996, Rn. 90. 71 Palandt/Brudermüller, BGB, 77. Aufl. 2018, § 1568 Rn. 1: Nur die Scheidung zur „Unzeit“ soll vermieden werden. Weiteres Beispiel: § 612 Abs. 1 BGB. 72 Hübner, Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Rechts, 2. Aufl. 1996, Rn. 91. 73 Hierzu Engisch, Einführung in das juristische Denken, 11. Aufl. 2010, S. 9 f. 74 Durch das Erbrechtsgleichstellungsgesetz v. 16.12.1997, BGBl. I, S. 2868.
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Vermeiden Sie die Begriffe „immer“ und „nie“, denn findet sich nur ein Gegenbeispiel, ist Ihre Aussage falsch. Nicht ohne Grund sind Formulierungen bei Juristen besonders beliebt, welche eine Ausnahme zulassen, also beispielsweise „grundsätzlich“, „in der Regel“, „oft“ oder „nicht selten“. Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten besagt, dass zwei einander entgegengesetzte Urteile nicht beide falsch sein können, sondern eines notwendig wahr sein muss. Ein solcher kontradiktorischer Gegensatz besteht beispielsweise zwischen „alle“ und „nicht alle“. Von zwei kontradiktorisch entgegengesetzten Urteilen ist eines notwendig wahr, ein Drittes scheidet aus.75 Ein Vertrag kann nur wirksam oder unwirksam sein; ein Drittes scheidet aus. Eine Klage kann nur zulässig oder unzulässig sein; ein Drittes scheidet aus. Eine bestimmte Handlung kann nur rechtmäßig oder rechtswidrig sein; ein Drittes scheidet aus.76 Die Formulierung: „für die richtigere Ansicht spricht …“ ist gleich doppelt falsch. Warum?77
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Umschreiben Sie Begriffe nicht doppelt; Sie vermeiden damit Tautologien oder überflüssige Wiederholungen. § 808 Abs. 1 ZPO spricht von der Pfändung der im Gewahrsam befindlichen „körperlichen Sache“. Das ist tautologisch, weil Sachen nach § 90 BGB als körperlicher Gegenstand definiert werden, und erklärt sich dadurch, dass die Zivilprozessordnung vom 30.1. 187778 älter ist als das BGB und damals ein klarer Gegenstandsbegriff noch nicht geprägt war. Nach Art. 20a GG schützt der Staat „die natürlichen Lebensgrundlagen im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und Rechtsprechung“: Dies ist überflüssig, da sich die Bindung der Rechtsprechung an „Gesetz und Recht“ bereits aus Art. 20 Abs. 3 GG ergibt.79
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Das Strukturdenken im Gesetz, die scharfe Bildung von Begriffen und Begriffspyramiden ist der Pandektenwissenschaft und auch der Begriffsjurisprudenz des letzten Jahrhunderts zu verdanken.80 Existieren für Begriffe noch Oberbegriffe, spricht man von Begriffspyramiden: Jeder abgeleitete Begriff enthält sämtliche Merkmale des Oberbegriffs und mindestens ein weiteres; er kann unter diesen subsumiert werden. Der Vertrag geht dem Begriff Rechtsgeschäft als speziellerer Begriff vor, weil er ein mehrseitiges Rechtsgeschäft ist. Die Einwilligung ist die vorherige Zustimmung (§ 183 BGB). _________________________________________________________________________________ Schnapp, Logik für Juristen, 7. Aufl. 2016, S. 83 f.; Schmalz, Methodenlehre für das juristische Studium, 4. Aufl. 1998, Rn. 175; Adomeit/Hähnchen, Rechtstheorie für Studenten, 6. Aufl. 2012, Rn. 36 ff. 76 „Das Betreten des Rasens ist strengstens verboten.“ Der Satz ist logisch unsinnig, weil er tautologisch ist (weißer Schimmel). Es gibt nur erlaubt oder verboten. Erlaubt und Verboten bilden einen kontradiktorischen Gegensatz. Es gibt keine dritte Möglichkeit. Ein Handeln kann nicht nur einfach oder strengstens verboten sein. 77 Zur Lösung s. § 10. 78 Zivilprozessordnung v. 30.1.1877, RGBl. S. 83 ff. 79 Von „überflüssigen“ Kautelen spricht Sachs/Murswiek, GG, 7. Aufl. 2014, Art. 20a Rn. 56. Weitere Beispiele: § 4 ProdHaftG: „Hersteller (…) ist, wer (…) hergestellt hat (hierzu Oechsler, in: Staudinger, Neubearbeitung 2014, § 4 Rn. 1 ff.); § 14 Abs. 2 BGB: rechtsfähige Personengesellschaft, die mit der Fähigkeit ausgestattet ist, Rechte zu erwerben und Verbindlichkeiten einzugehen“ (hierzu Flume, ZIP 2000, 1427, 1428). 80 Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 4 Rn. 101 ff.; Larenz, Methodenlehre der Rechtswissenschaft, 6. Aufl. 1991, S. 23. 75
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d) Gutachten- und Urteilsstil Gutachten- und Urteilsstil sind Teil der juristischen Fachsprache.81 Sie müssen be- 41 herrscht werden. aa) Bis zur Ersten Juristischen Prüfung müssen Sie den Gutachtenstil in allen 42 Klausuren an den problematischen Stellen einhalten. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er sprachlich genau den Denkprozess zum Ausdruck bringt, mit dem der Verfasser zur Beantwortung einer bestimmten Frage gelangt und das Ergebnis in verschiedene Richtungen „absichert“, indem nach der überzeugendsten Lösung gesucht wird:82 Am Anfang eines Textabschnitts steht die Frage, es folgt die Prüfung der einzelnen Voraussetzungen, von denen Ihre Beantwortung abhängt, bzw. die Subsumtion des Sachverhalts unter den Gesetzeswortlaut und am Ende steht das Ergebnis. Zebrastreifenfall:83 „E könnte gegen F ein Anspruch auf Ersatz der Krankenhauskosten gem. § 823 Abs. 1 BGB zustehen. Dazu müsste F ein durch § 823 Abs. 1 BGB geschütztes Recht der verstorbenen G verletzt haben. F hat die G angefahren und sie damit körperlich verletzt. Die Körperverletzung war auch rechtswidrig, weil Rechtfertigungsgründe nicht ersichtlich sind. F könnte fahrlässig gehandelt haben. Fahrlässig handelt, wer die verkehrsübliche Sorgfalt außer Acht lässt, § 276 Abs. 2 BGB. F hatte nur Augen für seine Freundin Franziska und übersah die G. Ein sorgfältiger Autofahrer hätte die G rechtzeitig gesehen. F hat also die verkehrsübliche Sorgfalt außer Acht gelassen und mithin fahrlässig gehandelt. Hierdurch müsste der G adäquat kausal ein Schaden entstanden sein. Ein Schaden liegt vor, weil die Körperverletzung entsprechende Krankenhaus- und Heilungskosten verursacht hat. Dem E als Rechtsnachfolger der G steht folglich aus § 823 Abs. 1 BGB ein Anspruch auf Schadensersatz gegen F zu.“ Typische Bindewörter sind: „also …, folglich …, mithin …, somit …, daher …, infolgedessen …“.
Alternativen sind beispielsweise: „Hierfür ist von Bedeutung, ob …“ „damit ergibt sich die Frage …“, „zu untersuchen ist …“, „zu prüfen ist …“, „zu denken ist weiter daran, …“, „schließlich ist zu erwägen, …“ Der Gutachtenstil zeichnet sich besonders auch durch die Nutzung des Konjunk- 43 tives aus. Die Fallbearbeitung beginnt immer mit einem Obersatz, der im Konjunktiv formuliert wird und darstellt, was im Folgenden geprüft wird. „Dazu müsste der F ein durch § 823 Abs. 1 BGB geschütztes Recht der verstorbenen G verletzt haben.“ Oder „A könnte gegen B einen Anspruch auf Zahlung des Kaufpreises in Höhe von 200 € aus § 433 Abs. 2 BGB haben. Dies ist der Fall, wenn ein wirksamer Kaufvertrag zwischen den Parteien geschlossen wurde. Dazu müssten zwei Willenserklärungen in Form von Antrag (§ 145 BGB) und Annahme (§ 147 BGB) vorliegen.“
bb) Der Urteilsstil84 bildet den Gegensatz zum Gutachtenstil. Bei ihm steht am 44 Anfang das Ergebnis, für das erst nachfolgend eine Begründung geliefert wird. „Dem E steht gegen F als Rechtsnachfolger der G ein Schadensersatzanspruch aus § 823 Abs. 1 BGB zu. F hat nämlich den Körper der G verletzt, indem er die G angefahren _________________________________________________________________________________ 81 Ausführlich zum Gutachten- und Urteilsstil Braun, Der Zivilrechtsfall, 5. Aufl. 2012, S. 9 ff.; Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 204 ff.; Putzke, Juristische Arbeiten erfolgreich schreiben, 6. Aufl. 2018, Rn. 98 ff. 82 Zum Gutachtenstil auch Beyerbach, JA 2014, 813 ff. 83 Zum Sachverhalt des Zebrastreifenfalls s. § 2 Rn. 1; zur Subsumtion im Allgemeinen s. oben § 2 Rn. 23 ff. 84 Dazu konkreter Schuschke/Kessen/Höltje, Zivilrechtliche Arbeitstechnik im Assessorexamen, 35. Aufl. 2013, Rn. 561 f.
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hat. Das Anfahren geschah fahrlässig, denn F hat die verkehrsübliche Sorgfalt außer Acht gelassen, da er nicht auf den Verkehr achtete.“
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cc) Beachten Sie bitte, dass Sie Schwerpunkte setzen müssen. Unproblematisches darf nicht lang ausgeführt werden (§ 2 Rn. 76).85 Die stilistische Form soll dem Grad der Wichtigkeit entsprechen. Im Fall eines völlig klaren Sachverhalts entstehen Mischformen zwischen Gutachten- und Urteilsstil. Das hat den Vorteil, dass nicht jedes Problem mit der Formulierung begonnen wird „es fragt sich, ob …“ oder „es ist zu prüfen, ob“. Die Lektüre eines solchen Textes ermüdet ungemein. Statt zu schreiben: „Es ist ferner zu prüfen, ob bei A auch das Tatbestandsmerkmal der Bösgläubigkeit beim Erwerb des Besitzes gemäß der Vorschrift des § 990 Abs. 1 S. 1 BGB erfüllt ist.“, schreibe man kurz: „Weiter muss A beim Besitzerwerb bösgläubig gewesen sein (§ 990 Abs. 1 S. 1 BGB).“86 Statt zu schreiben: „Es fragt sich, ob ein Kaufvertrag abgeschlossen wurde“, formuliert man, wenn es unstreitig ist: „Indem K die schriftliche Bestellung unterschrieb, hat er eine eigene Willenserklärung abgegeben.“ Oder noch kürzer: „Ein wirksamer Kaufvertrag wurde am … geschlossen.“
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Allerdings sollten Sie auch in Seminar- und Hausarbeiten nicht auf den Gutachtenstil verzichten. Gerade wenn es darum geht, einen Meinungsstand aufzubereiten und zu ihm Stellung zu nehmen, überzeugen Ihre Ausführungen mehr, wenn Sie Ihre Gedanken und Thesen Schritt für Schritt entwickeln (§ 3 Rn. 40 ff.) und nicht von vorneherein im Urteilsstil als unabänderlich präsentieren. e) Zum Stil juristischer Kritik
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Die Handlungsmaxime „Fortiter in re, suaviter in modo.“ (Stark in der Sache, milde in der Art)87 hat auch heute noch Gültigkeit. Überzeugen soll das Argument, nicht durch irgendwelche Kraftausdrücke (§ 4 Rn. 11), sondern die Qualität Ihrer Argumente. Streitstände werden üblicherweise inhaltlich nach dem Streitstand strukturiert; oft werden diese dann als „Theorien“ bezeichnet.88 Wenig kreativ ist es, wenn der Streitstand nur nach den Autoren in der Rechtsliteratur gegliedert wird.89
IV. Überarbeiten und Kürzen – Die Arbeit am roten Faden 1. Das Überarbeiten als eigener Arbeitsschritt – die Bedeutung einer guten Gliederung 48
Wenn Stringenz Ihrer These und damit die Folgerichtigkeit Ihrer Gedanken ein Parameter für die Qualität ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist, dann ist das mehrmalige Überarbeiten Ihrer Gedanken ein zwingender Arbeitsschritt (§ 4 Rn. 48 ff.). Dazu müssen Sie einerseits ständig bereit sein, Ihre Gliederung zu überarbeiten (§ 2 Rn. 10). Andererseits muss aber auch der bereits ausformulierte Text überarbeitet und gegebe_________________________________________________________________________________ 85 Es geht letztlich darum „problemorientierte Arbeiten“ zu verfassen, Lagodny/Mansdörfer/ Putzke, ZJS 2/2014, 157, 160. 86 Beispiel nach K. Müller, JuS 1996, L 49, 51. 87 Aquaviva, Industriae ad curandos animae morbos, 2, 4. 88 Zu Erklärungs- und Willenstheorie s. § 3 Rn. 11. 89 Also vermeiden Sie: a) Professor X, b) Professor Y etc.
IV. Überarbeiten und Kürzen – Die Arbeit am roten Faden
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nenfalls neu strukturiert werden. Bitte bedenken Sie, dass das auf Papier oder am Computer geschriebene Wort noch lange nicht das endgültige sein muss. Von Winston Churchill weiß man, dass er acht bis neun Stunden an einer 45-minütigen Rede arbeitete und um jede Formulierung rang. 90 Und Blaise Pascal schrieb vor mehr als 200 Jahren: „Ich habe den gegenwärtigen Brief aus keiner anderen Ursache so lang gemacht, als weil ich nicht die Zeit hatte, ihn kürzer zu machen.“91 Einen selbst geschriebenen Text zu kürzen, erscheint allerdings wenig erquicklich, weil man sich ungern von im Schweiße seines Angesichtes Geschriebenem trennt („es scheint doch alles gülden …“). Oder man ist von seinen Ausarbeitungen inzwischen zu genervt, um sich der Mühe zu unterziehen, das Geschriebene nochmals Satz für Satz zu überarbeiten. In seinem mehr als eine Million Mal verkauften Werk „On Writing Well“ betont 49 Zinsser auf den ersten hundert Seiten die Notwendigkeit des Überarbeitens, des sog. Rewriting.92 Bekanntlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, sondern in jedem geschriebenen Wort steckt eine Menge handwerklicher Arbeit. Pointiert formuliert er: „Schreiben ist harte Arbeit. Ein klarer Satz ist kein Zufall. Sehr wenige Sätze stimmen schon bei der ersten Niederschrift oder auch nur bei der dritten. Nehmen Sie das zum Trost in Augenblicken der Verzweiflung. Wenn Sie finden, dass Schreiben schwer ist, so hat das einen einfachen Grund: Es ist schwer.“93
Das notwendige Überarbeiten eines wissenschaftlichen Textes wurde im Zeitalter 50 des Klausurexamens bisher in der juristischen Ausbildung kaum gelehrt. Bei wissenschaftlichen Arbeiten ist das mehrmalige Überarbeiten eines Entwurfes jedoch unumgänglich, weil der Bearbeiter auch hier zeigen muss, dass er Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden kann. Das gilt für Seminar-, Haus- und Studienarbeiten vor allem dann, wenn die Seitenzahl begrenzt ist. Bis zur Reinfassung Ihres Textes werden Sie das Manuskript sechs, sieben oder acht Mal überarbeiten müssen, bis Ihre Gedanken klar genug zu Papier gebracht sind und man von einem wirklich überzeugenden, stringenten Text sprechen kann. Besonders wichtig ist es dabei, dass Ihre Gedanken auch durch die Gliederungsüberschriften deutlich zum Ausdruck kommen (§ 2 Rn. 69).
2. Einzelne Überarbeitungsmöglichkeiten a) Zum Umfang des darstellenden Teils in der wissenschaftlichen Arbeit Ebenso wenig, wie Sie in der Klausur ohne entsprechende Anhaltspunkte im 51 Sachverhalt das Zustandekommen des Vertrages langatmig prüfen, dürfen Sie in wissenschaftlichen Arbeiten oder später in Schriftsätzen Unwichtiges zu ausführlich aufbereiten. Prüfen Sie an jeder Stelle Ihres Textes, worin denn nun gerade das Wissenschaftliche Ihrer Ausführungen liegt. Ist eine Rechtsproblematik in der Judikatur und Rechtsliteratur bereits ausreichend erörtert, müssen Ihre Ausführungen so knapp wie möglich gehalten werden. Werden Sie sich bewusst, dass die Darstellung des jetzigen Rechtszustandes immer nur der erste Schritt sein kann, um Ihre Arbeit zu rechtfertigen. Nur wenn die Aufarbeitung der Rechtsprechung und Rechtsliteratur Neuland betritt, wird alleine das Darstellerische als eigene Leistung belohnt werden. Das gilt vor allem für neue Gesetze, wenn es noch an entsprechender _________________________________________________________________________________
Manchester, The Last Lion – Visions of Glory (1874–1932), 1983, S. 32 f. Pascal, Provinzialbriefe über die Sittenlehre und Politik der Jesuiten, Sechszehnter Brief, Bd. 3, 1775, S. 189, 227. 92 S. hierzu Zinsser, On Writing Well, 7th ed. 2006, Chap. 2. 93 Zinsser, On Writing Well, 7th ed. 2006, p. 9. 90 91
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Rechtsprechung und Literatur fehlt. Es gilt die Faustformel: So wenig Bekanntes wie nötig und so viel Eigenes wie möglich. b) Stringenz Ihres Gedankenganges 52
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aa) Bei der Seminar- oder Doktorarbeit sind Sie in der behandelten Rechtsfrage Experte und der Leser kennt diese wahrscheinlich weniger genau als Sie. Je klarer Sie ihm die Rechtsprobleme vor Augen führen, desto eher können Sie ihn von Ihrer Darstellung überzeugen. Je schwieriger und komplizierter und damit letztlich unverständlicher Sie die Rechtsfragen entwickeln, desto größer werden die Zweifel, ob denn das, was Sie dem Leser bieten, so richtig dargestellt ist. Die Klarheit des Gedankens bedingt den roten Faden, der sich durch alle Kapitel und das ganze Buch ziehen muss. Weil Sie sich in der Regel nicht an einem Anspruchsaufbau „entlanghangeln“ können, stellt die Qualität der Gliederung (§ 2 Rn. 64 ff.) schon eine eigene Leistung dar. Bei einer Doktorarbeit kommt erschwerend hinzu, dass mehr als 150 und nicht nur 15–25 Seiten so zu gliedern sind, dass der klare Gedankengang deutlich hervortritt. Der Leser darf sich an keiner Stelle Ihres Textes fragen, warum an dieser Stelle bestimmte Ausführungen stehen. Der klare Gedankengang, der den roten Faden Ihrer Arbeit ausmacht, setzt eine Argumentation voraus, die sich logisch entwickelt. Der jeweils folgende Satz baut auf dem vorhergehenden auf. Im besten Falle gelingt Ihnen die zwingende, logische Beweisführung.94 Nicht selten können und müssen daher Sätze und Teilabschnitte wieder aus der Arbeit herausgenommen werden. Seien Sie so flexibel, auch kurz vor Abgabe der Arbeit Teile Ihrer Gliederung noch umzuwerfen. Immer gilt: Qualität hat Vorrang vor Quantität; Tiefe geht vor Breite. Fehlt der rote Faden und kann der Leser dem Gedankengang des Autors deshalb nur schwer folgen, liegt die Arbeit schnell unter den durchschnittlichen Anforderungen, die an eine wissenschaftliche Arbeit gestellt werden. bb) Sie werden feststellen, dass Sie viel Wissenswertes niederschreiben, was im Zweifel aber nicht dem roten Faden und dem klaren Gedankengang dient. In einem Urteil unterscheidet man zwischen tragenden Gründen (ratio decidendi) und den ergänzenden Erwägungen (obiter dicta). Nur die tragenden Gründe begründen die Entscheidung; nur in diesem Umfang ist das Urteil rechtlich bindend, während auf die ergänzenden Erwägungen verzichtet werden kann.95 Prüfen Sie jeweils, wo Ausführungen nicht zwingend für den Fortgang Ihrer Arbeit notwendig sind. Schon der Begriff „Exkurs“ verrät, dass die Darstellung nicht für den weiteren Gedankengang notwendig ist. Auf solche Exkurse sollte man verzichten. c) Deutliche Herausstellung der eigenen Thesen
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Wissenschaftliches Arbeiten verlangt das Weiterentwickeln von Ideen, Rechtsinstituten, das erstmalige Lösen von Rechtsproblemen auf möglichst originelle (also bisher nicht bekannte) Art und Weise, etc. Fragen Sie sich immer, was die These Ihrer Arbeit ist, die Sie belegen wollen. Nur Ausführungen für die Beweisführung der These sind von Interesse. Alles andere ist mehr oder weniger darstellender Natur. Dissertationen können Kommentare nicht ersetzen. Der Kommentar wird im Zweifel viel besser, präziser und vollständiger sein, als Sie die Rechtslage aufbereiten können. Auch bei Seminararbeiten sollten Sie Ihre These nicht verschwinden lassen,
_________________________________________________________________________________
94 Zu linearen Strukturen s. § 1 Rn. 73 ff. Zur Notwendigkeit eines roten Fadens auch Scherpe, JuS 2017, 203, 204, 206. 95 S. zur Bindungswirkung von Entscheidungen unten § 5 Rn. 41 f.
IV. Überarbeiten und Kürzen – Die Arbeit am roten Faden
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sondern gebührlich herausstellen. Das kann beispielsweise dadurch gelingen, dass Sie schon anfangs beim Auftakt deutlich auf Ihre eigene Ansicht hinweisen.96 Ich hatte im Vorwort das Bild von einem 1.000-teiligen Puzzle benutzt: Wenn Sie zu früh aufhören, fällt es auf. Oder in den Worten von Krippendorf:97 „Versuche… einen lesbaren Text zu schreiben, von dem du guten Gewissens sagen kannst, den müßte (!) eigentlich jeder lesen wollen, und du selbst würdest ihn sogar gerne lesen, wenn du ihn nicht gerade geschrieben hättest.“
3. Überarbeiten zur Verbesserung des Stils Schließlich sollten Sie bei dem mehrmaligen Überarbeiten an einem einfachen und 58 klaren Stil feilen (§ 4 Rn. 23 ff.).
4. Korrekturzeichen des Dudens Zur Überarbeitung eines Textes kann man sich der gängigen Korrekturzeichen bedienen, die von Duden zur Verfügung gestellt werden. – Korrekturvorschriften
_________________________________________________________________________________ S. § 7 Rn. 19. Krippendorf, in: Narr/Stary, Lust und Last des wissenschaftlichen Schreibens, 3. Aufl. 2000, S. 27, 35. 96 97
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§ 4 Juristischer Stil
Aufgabe: Versuchen Sie folgenden Text sprachlich zu überarbeiten und zu kürzen.98 Wie bereits ausführlich dargestellt, entsteht die gesteigerte Treuepflicht von Vorstand und Aufsichtsrat aus dem besonderen treuhänderischen Verhältnis zwischen Gesellschaft und Organ. Seine aus den organschaftlichen Befugnissen resultierende Möglichkeit, auf das Gesellschaftsvermögen einzuwirken, wird durch den Grundsatz begrenzt, dass es alles zu unterlassen hat, was der Gesellschaft schadet und dass es das Gesellschaftsinteresse über eventuell entgegenstehendes Eigeninteresse stellen muss. Allerdings bedarf diese pauschale Aussage noch einer eingehenderen Differenzierung bzgl. des Umfangs der Pflicht und der daraus folgenden konkreten Handlungsweisen. So ist zunächst zu unterscheiden zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. Ersterer leitet in einer Vollzeittätigkeit das Unternehmen, während letzterer lediglich nebenberuflich die Aufsicht innehat. Des Weiteren erstreckt sich die Treuepflicht auch nicht auf alle Bereiche des Lebens eines Organmitglieds. Es muss differenziert werden zwischen dem Handeln als Organ und dem Handeln außerhalb der Organfunktion. Die Treuepflicht des Vorstandes Wie bereits mehrfach erwähnt, ist die Tätigkeit als Vorstandsmitglied eine Vollzeittätigkeit. Der Vorstand hat seine gesamte Arbeitskraft dem Unternehmen zu widmen. Als Gegenleistung erhält er Bezüge, die um ein Wesentliches höher liegen, als die Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder. Ebenfalls zu beachten ist die Tatsache, dass der Vorstand die Geschäfte der Gesellschaft leitet und dadurch eine erheblich größere Anzahl an Befugnissen hat, als der Aufsichtsrat. Im Ergebnis ist die Verbindung zwischen Gesellschaft und Vorstand also um einiges enger als diejenige zum Aufsichtsrat. Konsequenterweise muss sich dies auch auf die Treuepflicht auswirken. Es kann gesagt werden, dass der Vorstand einer wesentlich engeren Eingrenzung durch die Treuepflicht unterliegt, als der Aufsichtsrat. _________________________________________________________________________________ 98
Zur Lösung s. § 10 Rn. 14.
I. Quellensuche als notwendiger Bestandteil juristischen Arbeitens
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NEUE RECHTE SEITE QQQ
§ 5 Juristische Recherche und Auswertung juristischer Texte § 5 Juristische Recherche
I. Quellensuche als notwendiger Bestandteil juristischen Arbeitens Während im angloamerikanischen Bereich zahlreiche Werke existieren, die sich 1 mit „Legal Research“, der systematischen Suche von Rechtstexten, befassen,1 gibt es in Deutschland zu diesem Thema bisher erstaunlich wenige.2 Das mag daran liegen, dass unser Rechtssystem in Kontinentaleuropa auf Gesetzen beruht und es somit auf den ersten Blick weniger kompliziert erscheint als das angloamerikanische, welches überwiegend immer noch auf dem Fallrecht aufbaut. Dieser Schein trügt allerdings. Das juristische Studium lässt sich nicht nur anhand einiger weniger Grundkenntnisse zu den einzelnen Rechtsgebieten bewältigen. Wer das Recht verstehen und seine Strukturen erfassen möchte, muss sich intensiv mit der Rechtsprechung und Rechtsliteratur auseinandersetzen. Das gilt erst recht für die vertiefende wissenschaftliche Arbeit, aber auch später bei der Lösung eines Falls in der Praxis: Wer ein Rechtsgutachten sorgfältig erstellten möchte, muss neben dem Gesetz Rechtsprechung und Literatur auswerten. Diese Arbeitstechnik wird bisher an deutschen Universitäten leider nur unzureichend gelehrt. Relativ früh sollte der Student deshalb selbst versuchen, die einschlägigen Quellen, also Gesetze, Urteile und die hierzu vorhandene Literatur, zu finden und kennen zu lernen. Denn wenn in Ihren Ausführungen wichtige Urteile oder einschlägige Rechtsliteratur fehlen, führt dies unweigerlich zu Punktabzug. Vorab sollten Sie aber die Vor- und Nachteile der Bibliotheks-, Datenbanken- und 2 Internetrecherche kennen (I.). Die Rechtstexte lassen sich einteilen in Gesetze als Rechtsquellen3 (II.), Entscheidungen der Gerichte (III.), wissenschaftliche Literatur und sonstige Rechtstexte (IV.). Entsprechend der Bedeutung des Rechts für die Rechtsanwendung in der Praxis wird im Folgenden auf das nationale, das europäische und das internationale Recht eingegangen.4 Die Einführung beschränkt sich auf die wichtigsten Fundstellen einzelner Rechtstexte.5 Schließlich wird auch der Unterschied zwischen Literatursichtung, Literatursammlung und Literaturauswertung erörtert (V.). _________________________________________________________________________________ S. Blumenwitz/Fedtke, Einführung in das angloamerikanische Recht, 7. Aufl. 2003; Holland/ Webb, Learning Legal Rules, 9th ed. 2016; Mann, The Oxford Guide to Library Research, 4th ed. 2015; Bott/Talbot-Stokes, Nemes an Coss’ Effective Legal Research, 6th ed. 2015; Barkan/Mersky/ Dunn, Fundamentals of Legal Research, 10th ed. 2015; Watt/Johns, Concise Legal Research, 6th ed. 2009; Stott, Legal Research, 3rd ed. 2004. 2 An Literatur zu nennen ist vor allem Bergmans, Juristische Information: suchen – bewerten – beschaffen – aktualisieren, 2007; Wilke, Informationsführer Jura: Juristische Recherche on- und offline, 4. Aufl. 2003. 3 Umstritten ist, in welchem Umfang neben Gesetzen auch Gerichtsentscheidungen als sog. sekundäre Rechtsquellen bezeichnet werden können; s. hierzu Bydlinski, Juristische Methodenlehre und Rechtsbegriff, 2. Aufl. 1991, S. 510; Möllers, in: FS Buchner, 2009, S. 649 ff. 4 Nachweise des Landesrechtes werden nur ausnahmsweise wiedergegeben. Zum Stufenbau des Rechts s. Merkl, Prolegomena einer Theorie des rechtlichen Aufbaus, 1931. 5 Bergmans, Juristische Information: suchen – bewerten – beschaffen – aktualisieren, 2007. 1
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§ 5 Juristische Recherche
1. Literatursuche in Bibliotheken Der Besuch von Universitätsbibliotheken sollte für den Jurastudenten gleich zu Beginn seines Studiums zu einer Selbstverständlichkeit werden. Die zahlreichen Haus- und Seminararbeiten, die Sie als Student im Laufe Ihres Studiums zu bearbeiten haben, verlangen, die saubere Juristische Recherche schon frühzeitig zu erlernen. Bei der Literatursuche in Universitätsbibliotheken helfen Suchsysteme wie der Online Public Access Catalogue, kurz OPAC. Nach Eingabe des Autors und/oder Titels oder eines Schlagwortes erscheinen der Standort des Buches und die Signatur. So lassen sich benötigte Werke aufgrund des systematischen Ordnungssystems in einer Bibliothek in der Regel schnell und unproblematisch finden. Zu beachten ist dabei, dass sich über den jeweiligen Bibliotheks-OPAC nur die Bücher am Ort der Bibliothek finden lassen. Findet sich das Buch nicht in der Bibliothek, gilt es auf Meta-Kataloge, wie den Karlsruher virtuellen Katalog auszuweichen.6 Falls ein Werk nicht in der Bibliothek der Heimatuniversität vorhanden ist, be4 steht die Möglichkeit der Fernleihe, d. h. Sie können die Monographie oder den Aufsatz (kostenpflichtig) aus einer anderen Bibliothek bestellen. Aufsätze, die nicht in der Bibliothek vorhanden sind, lassen sich auch privat kostenpflichtig bestellen.7 3
2. Die wachsende Bedeutung des Internets a) Vor- und Nachteile Im Internet finden sich zahlreiche juristische Webseiten, nicht nur von kommerziellen Anbietern (Endung .com), sondern auch von Universitäten oder internationalen Organisationen (Endung .org oder .gov). Zu unterscheiden sind kostenpflichtige Webseiten, wie z. B. die gleich dargestellten juristischen Datenbanken, von kostenfrei zugänglichen Webseiten. Bei der Arbeit mit dem Internet ist es immens wichtig, dieses Arbeitsmittel nicht „blind“ zu benutzen, sondern sich der Chancen und Risiken bewusst zu sein.8 Die Vorteile liegen auf der Hand: Daten im Internet sind von jedem Computer 6 auf der Welt jederzeit zu erreichen. Das Internet vergrößert sich ständig, so dass die Datenmenge sowie die Anzahl an Seiten nahezu unbegrenzt sind. Durch die Vernetzung ist es möglich, Gesetzestexte, Rechtsprechung sowie zunehmend auch juristische Literatur der eigenen wie auch fremder Rechtsordnungen mit einem Mausklick herunterzuladen. Diese zunehmende Digitalisierung ist für die Rechtsanwendung und die Forschung mit weitreichenden Folgen verbunden: 5
– Der Computer und das Internet können ganze Bibliotheken ersetzen. Gleichzeitig entstehen neue, virtuelle Bibliotheken, die rund um die Uhr von jedem Computer zugänglich sind.9 – Mittels Stichwort lassen sich in Rekordzeit die einschlägigen Quellen finden, kopieren und in den eigenen Text einbauen. _________________________________________________________________________________ Zum Karlsruher virtuellen Katalog s. sogleich § 5 Rn. 72 f. Z. B. bei www.subito-doc.de; s. auch § 5 Rn. 76. 8 Zur generellen Arbeit mit dem Computer s. Rn. 31 ff. im Anhang 4. 9 Zu den Vor- und Nachteilen einer virtuellen Bibliothek Noack/Kremer, NJW 2006, 3313, 3317. 6 7
I. Quellensuche als notwendiger Bestandteil juristischen Arbeitens
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– Im Gegensatz zum Printmedium sind aktuelle Informationen im Internet ohne Verzögerungen verfügbar.10 – Durch das Internet sind ausländische Rechtsquellen deutlich einfacher zu beschaffen. Der Zeitaufwand für die erforderliche Recherche kann so im Ergebnis deutlich verringert, der Sucherfolg zugleich deutlich erhöht werden. Allerdings muss man sich auch die Gefahren der Internetrecherche vor Augen 7 führen:11 – Das konkrete Problem findet der Rechtssuchende bei den elektronischen Medien nur dann, wenn er nach dem „richtigen“ Schlagwort sucht. Damit geht die Gefahr einher, dass die Internet-Recherche zu einer reinen Schlagwortsuche wird und die wissenschaftlichen Texte nicht mehr intensiv gelesen werden. – Auch die Juristischen Datenbanken sind nicht erschöpfend. So enthält Beckonline nur Zeitschriften des Beck-Verlages oder kooperierender Verlage. Auf welche Zeitschriften Sie tatsächlich Zugang haben, hängt allerdings von Ihrem Abonnement ab.12 – Synonyme, die der Computer vorschlägt, passen oft nicht. Im Zweifel bleibt dem Benutzer das verfügbare Wissen verborgen. In einer juristischen Bibliothek dagegen sind die Bücher in der Regel nach systematisch sinnvollen Kriterien geordnet; dies wiederum erlaubt oft wertvolle „Zufallsfunde“, die einem der Computer eher verschließt. – Die moderne Informationstechnologie bietet einerseits zu wenig, andererseits auch zu viel an Informationen. Die Informationsmenge an sich ist zu gering, da im Internet und in den juristischen Online-Datenbanken immer nur ein Bruchteil der juristischen Publikationen ausgewertet werden kann. Zu umfangreich sind die Quellen im Internet hingegen, wenn Hunderte von Nachweisen den Rechtssuchenden bei einer Schlagwortsuche nahezu „erschlagen“. Vieles ist untauglich, da meistens keine Qualitätskontrolle stattfindet.13 So können Beiträge falsch oder interessengebunden sein, wenn sie etwa aus der Feder eines Lobbyisten stammen. 14 Bücher oder Aufsätze, die in (renommierten) Verlagen erscheinen, müssen dagegen oft zwei oder drei Hürden bewältigen, bevor sie dem Leser zugänglich gemacht werden.15 Sie müssen deshalb prüfen, ob ein aus dem Internet stammender Text wirklich verwendet und zitiert (§ 6 Rn. 91 ff.) werden kann.16 Gefährlich wird es, wenn Sie veraltete Gesetze aus dem Internet verwenden. _________________________________________________________________________________
Ebenso Noack/Kremer, NJW 2006, 3313, 3314. S. Mann, The Oxford Guide to Library Research, 4th ed. 2015, Chap. 10; Wirth, Das Ende des wissenschaftlichen Manuskripts, Forschung & Lehre 1/2002, 19 ff. 12 Das Abonnement der Universität Augsburg enthält beispielsweise die Ausbildungszeitschriften Juristische Schulung (JuS) und Juristische Arbeitsblätter (JA) nicht. Zeitschriften, die von anderen Verlagen angeboten werden, finden sich meist ebenfalls nicht in Beck-Online, es sei denn, die Verlage kooperieren. Mangels Kooperation sind etwa die Juristenzeitung (JZ) des Mohr Siebeck Verlags oder die Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (ZIP) von RWS nicht online in den allgemeinen Datenbanken verfügbar. S. dazu auch § 5 Rn. 11. 13 Dies gilt auch für die über das Internet veröffentlichten Working Papers. Zur Quellenkritik im Internet auch Basak/Schimmel, ZJS 4/2008, 435, 436. 14 Anschaulich Schimmel, JA 2015, 643, 646 f. 15 Die Doktorarbeit wird beispielsweise von zwei Gutachtern geprüft, muss dann einen Verleger finden und schließlich einen Bibliothekar, der bereit ist, das Werk trotz knapper Mittel zu erwerben. 16 Wirth, Forschung & Lehre 1/2002, 19, bemängelt die mangelnde Quellenkritik der Studenten. 10 11
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§ 5 Juristische Recherche
– Schließlich erlauben nur Bibliotheken freien Zugang zu bestimmten kostenpflichtigen Datenbanken. Wegen des Urheberrechts des Autors werden Online-Dienste wie die juristischen Datenbanken auch künftig kostenpflichtig bleiben. 8
Damit werden in absehbarer Zeit die elektronischen Medien die klassischen Bibliotheken nicht ersetzen können. Dennoch kann auf die Arbeit mit diesen Medien nicht mehr verzichtet werden: Aufgrund der umfangreichen Informationsmöglichkeiten muss jeder Jurist mit dieser Technologie arbeiten (können).17 Im Folgenden werden daher die wichtigsten Datenbanken und Quellen im Internet kurz vorgestellt. b) Einzelne juristische Online-Datenbanken
aa) Zu den deutschen juristischen Datenbanken gehören Juris, Beck-Online und Jurion.18 Daneben gibt es aber noch eine Menge anderer juristischer Datenbanken, die das deutsche Recht enthalten. Juristische Datenbanken im Ausland gibt es beispielsweise in den USA (LexisNexis.com und Westlaw). Diese Datenbanken sind nicht frei zugänglich, sondern regelmäßig kostenpflichtig. Allerdings haben Studenten häufig über die (juristische) Bibliothek Zugang zu einigen dieser Datenbanken. Üblicherweise finden hierzu auch Schulungen statt. Frei zugänglich sind hingegen EUR-Lex und PRE-Lex, die das europäische Recht beinhalten. bb) Die kostenpflichtige juristische Online-Datenbank Juris19 mit Sitz in Saarbrü10 cken besteht seit 1985 und wird vom Bundesjustizministerium fachlich betreut.20 Über Juris bekommt der Nutzer freien Zugriff auf Gesetzestexte und Verordnungen des Bundes sowie das Landesrecht aller Bundesländer. Außerdem sind die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts und der fünf obersten Bundesgerichte sowie weitere ausgewählte Entscheidungen aller Gerichtsbarkeiten erfasst. Die Datenbank Juris ist daher v. a. zur Entscheidungssuche zu empfehlen. Die Suche erfolgt mittels Datum, Fundstelle oder Schlagwort.21 Wenn Sie eine Entscheidung gefunden haben, bietet Ihnen Juris den besonderen Service, dass neben der Fundstelle in der Amtlichen Sammlung nahezu alle Parallelfundstellen der Entscheidung aufgelistet werden. Schließlich gibt es dort mittlerweile aber auch ein umfassendes Angebot an Sekundärliteratur. Allerdings finden sich Aufsätze und Monographien im Modell Juris „Standard“ regelmäßig nicht im Volltext.22 Außerdem findet man in der Datenbank den Großkommentar Staudinger. cc) Neben Juris ist Beck-Online23 die wichtigste kostenpflichtige Datenbank zum 11 deutschen Recht. Abrufbar sind neben den zahlreichen aktuellen Gesetzestexten die einschlägigen Zeitschriften des Verlages C. H. Beck24, aber auch zahlreiche Kom9
_________________________________________________________________________________ Noack/Kremer, NJW 2006, 3313 f. Noack/Kremer, Studie: Professionelle Online-Dienste für Juristen, v. 2009, abrufbar unter, www.s451554149.online.de/wp-content/uploads/2013/02/2004Potsdam-Kremer.pdf; Noack/Kremer, NJW 2006, 3313 ff. 19 www.juris.de. 20 S. Schlagböhmer, JZ 1990, 262 ff. 21 Umfassend zum Umgang mit der Juris-Datenbank s. die Juris-Kurzanleitung, abrufbar unter www.juris.de/jportal/cms/remote_media/media/jurisde/pdf/information/Kurzanleitung_6_07.pdf. 22 Bei Juris „Standard Plus“ ist hingegen der Abruf bestimmter Aufsätze und Kommentare im Volltext gegen Einzelabrufabrechnung möglich. 23 www.beck-online.de. 24 Beispielsweise die NJW ab dem Jahr 1981, NVwZ, EuZW, BKR etc. Leider ist die Ausbildungszeitschrift JuS meist nicht von dem Abonnement der Universitätsbibliothek erfasst. 17 18
I. Quellensuche als notwendiger Bestandteil juristischen Arbeitens
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mentare 25 , wie der Münchener Kommentar und neu ab 2015 auch der beckonline.Grosskommentar zum Zivilrecht26. Daneben umfasst die Datenbank auch viele Zeitschriften kooperierender Verlage.27 Die Suche kann mittels Schlagwort oder aber auch nach Rechtsgebiet, Fundstelle, Norm, Gericht, Autor oder Datum erfolgen.28 Die Seiten der juristischen Zeitschriften werden nicht 1:1 wiedergegeben, sondern die Fußnoten in Endnoten umgewandelt; die Seitenzahlen stimmen aber mit der Druckversion überein. Das Angebot wird laufend ausgeweitet, teilweise müssen die Module gegen ein weiteres Entgelt zusätzlich abonniert werden. dd) Jurion (ehemals LexisNexis.de)29 ist der deutsche Ableger der wohl bedeu- 12 tendsten juristischen Online-Datenbank der Welt, LexisNexis.30 Jurion verfügt über ca. 850.000 Entscheidungen sowie über Rechtsnormen des Europa-, Bundes- und Landesrechts. Darüber hinaus sind auch Verwaltungsvorschriften und -verordnungen sowie verschiedene Fachmodule mit einem großen Angebot an Rechtsliteratur wie Kommentaren, Handbüchern, Formularen und Fachzeitschriften enthalten.31 ee) Das europäische Recht wird über die Datenbank EUR-Lex32 erschlossen. Die 13 Datenbank ist im Gegensatz zu den soeben vorgestellten Datenbanken kostenlos und damit frei zugänglich und wird täglich mit dem Erscheinen des Amtsblatts aktualisiert. EUR-Lex umfasst neben dem täglich erscheinenden Amtsblatt auch die europäischen Verträge, die internationalen Abkommen, das Sekundärrecht (insb. Richtlinien und Verordnungen) sowie die gesamte Rechtsprechung des EuGH, des EuG und der Fachgerichte.33 Die Datenbank und viele der dort befindlichen Dokumente stehen in allen 24 EU-Amtssprachen zur Verfügung. Die Dokumente sind sehr übersichtlich nach Jahren geordnet. Die Suche erfolgt per Stichwort, Datum, Fundstelle im Amtsblatt oder Aktenzeichen. Eine Besonderheit stellt die Suche anhand der CELEX-Nummer dar. Jedes in EUR-Lex eingestellte Dokument wird mit einer CELEX-Nummer versehen, die das Auffinden des Dokuments eindeutig und problemlos ermöglicht. Das legislative Verfahren für eine Vorschrift des Sekundärrechts kann unter dem Reiter „Rechtsetzungsverfahren“34 verfolgt werden. Zur einheitlichen Verwendung der Terminologie in den unterschiedlichen Sprachen der Europäischen Union wurde eine eigene Datenbank mit dem Namen InterActive Terminology for Europe (IATE35) ins Leben gerufen. ff) Einen umfangreichen Überblick über das europäische und nationale Wirt- 14 schaftsrecht ermöglicht die kostenlose Augsburger Datenbank www.kapitalmarkt _________________________________________________________________________________ Wie etwa der Beck’sche Onlinekommentar zum BGB, Hrsg. von Bamberger u. a. sowie die verschiedenen Reihen des Münchener Kommentars. 26 Gsell/Krüger/Lorenz/Mayer (Hrsg.), beck-online.Grosskommentar zum Zivilrecht, München 2017. 27 Z. B. Betriebsberater (BB), Wertpapiermitteilungen (WM). 28 Neben vielen weiteren Tipps sind die Suchfunktionen in der Beck-Online-Kurzanleitung ausführlich beschrieben, abrufbar unter https://beck-online.beck.de/rsw/upload/beck.net/WEB_BO_ Kurz_2015_hoch.pdf. 29 www.jurion.de. 30 www.lexisnexis.com. 31 Nach Noack/Kremer, NJW 2006, 3313, 3316 verzeichnet LexisNexis.com das stärkste Wachstum hinsichtlich des Datenangebots im Vergleich zu Juris, Legios und Beck-Online. 32 www.eur-lex.europa.eu. 33 Für Entscheidungen der Europäischen Gerichtsbarkeit empfiehlt sich auch eine Recherche mittels der offiziellen Webseite der Gerichte, www.curia.europa. eu. S. dazu auch § 5 Rn. 43. 34 www.eur-lex.europa.eu/collection/legislative-procedures.html. 35 www.iate.europa.eu 25
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§ 5 Juristische Recherche
recht-im-internet.eu oder kurz: www.caplaw.de bzw. www.caplaw.eu. Die Datenbank bietet sowohl eine erste Orientierung im Wirtschaftsrecht als auch vertiefte Informationen zu einzelnen Rechtsentwicklungen und richtet sich damit sowohl an Studierende als auch an Praktiker. Sie macht den Einfluss des Europarechts auf das nationale Wirtschaftsrecht deutlich und wird von Mitarbeitern meines Lehrstuhls betreut. Die Besonderheit besteht darin, dass Gesetze und auch Entscheidungen nach Themenbereichen sortiert und miteinander vernetzt sind und weitgehend in den Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch und zum Teil Chinesisch zur Verfügung stehen. Der Schwerpunkt der Datenbank liegt auf dem Kapitalmarkt- und Kapitalgesellschaftsrecht. Sie enthält aber auch die wichtigsten Entwicklungen im Privat- und Wettbewerbsrecht. Über 1.000 Datensätze und ca. 5.000 Dateien ermöglichen dem Nutzer Zugriff auf einen umfangreichen Bestand an europäischem Primär- und Sekundärrecht sowie zahlreichen nationalen Artikelgesetzen, Bundesgesetzen und Verordnungen. Die Datensätze werden hierbei nicht isoliert dargestellt, sondern konkret in Kontext zu anderen europäischen und nationalen Rechtsakten gesetzt.36 gg) Das angloamerikanische Recht wird von Westlaw37 ausgewertet und beinhaltet eine Vielzahl an Aufsätzen, Bundes- und Staatsgesetzen, Verwaltungsvorschriften etc. Entscheidender Vorteil bei der Recherche mit Westlaw ist die Verknüpfung der einzelnen Dokumente untereinander. Während sich Westlaw bisher nur auf US-amerikanisches Recht beschränkte, sind seit Neuestem auch Entscheidungen des EuGH erfasst, die über den Common Market Law Reporter ausgewertet werden. Ein informationsreiches und multimediales Projekt zum Supreme Court namens „Oyez“38 hat Prof. Jerry Goldman vom Chicago-Kent College of Law ins Leben gerufen. Dort enthalten sind alle aktuellen Entscheidungen des Supreme Courts, eine virtuelle Tour durch den Court, zahlreiche Infos rund um den Supreme Court of the United States (SCOTUS), sowie die Audio-Aufnahmen der Verhandlungen seit 1955. Eine weitere Datenbank für das amerikanische Recht stellt HeinOnline39 dar. Diese enthält zahlreiche Law Reviews, die seitengenau eingescannt sind. Zudem enthält die Datenbank historische Dokumente, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. LexisNexis.com umfasst schließlich juristische Informationen über die USA, das Vereinigte Königreich, Kanada, Australien, Neuseeland und den asiatischen Raum. Auch das Recht der EU wird erfasst. Rechtstexte aus mehr als 40 Staaten sind abrufbar. Zahlreiche nationale oder regionale Datenbanken sind in LexisNexis.com inkorporiert. Wegen der umfassenden Quellenmenge ist es vor der eigentlichen Stichwortsuche aber zwingend erforderlich, die Suche auf einzelne Bibliotheken ein_________________________________________________________________________________ 36 Zu den sechs verschiedenen Ebenen der Rechtsfindung im Kapitalmarktrecht s. etwa Möllers, NZG 2010, 285. 37 www.westlaw.com (WestLaw Classic Angebot). Über die Homepage „lawschool.westlaw. com“ kann zudem neben Classic auch auf die Zusatzangebote WestLaw Next (erweitertes Rechercheangebot) und TWEN zugegriffen werden. TWEN ist ein Online-Forum, das speziell auf die Anforderungen von Jurakursen zugeschnitten ist. Neben einem Skriptenangebot und RechercheTrainings können Professoren dort Arbeitsdokumente für die Studenten hochladen, Diskussionen iniziieren sowie Abgabefristen zum Online-Upload von Haus- und Seminararbeiten einrichten. TWEN wird an vielen US-Lawschools bereits standardmäßig zur Online-Kommunikation zwischen Professoren und Studenten verwendet. 38 www.oyez.org. 39 www.heinonline.org.
I. Quellensuche als notwendiger Bestandteil juristischen Arbeitens
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zuschränken, die als Ordner auf dem Bildschirm erscheinen. Für den deutschen Rechtsanwender ist dies beispielsweise GERMANY oder für die europäische Bibliothek EURCOM.40 Eine eigene Bibliothek hat auch das europäische Recht, das den Zugang zu europäischen Gesetzen und Urteilen der europäischen Gerichte eröffnet. Das Recht des Commonwealth, insbesondere das englische Recht, ist ebenfalls gut auffindbar.41 Die Schlagwortsuche lässt sich mit den Befehlen „and“, „or“ sowie „not“ eingrenzen. Eine eigene Spalte erlaubt weitere Beschränkungen auf Parteinamen, Titel etc. Während HeinOnline die Seiten der Law Review 1:1 wiedergibt, werden bei LexisNexis.com die Fußnoten zu Endnoten umgewandelt. c) Das Internet Mit Ausnahme der offiziellen Datenbanken der Ministerien42 ist die Aktualität 20 von Rechtstexten bei kostenfreien Webseiten oft viel weniger zuverlässig als bei den kostenpflichtigen juristischen Datenbanken. Dennoch können allgemeine Seiten im Internet für die erste Recherche sinnvoll sein. Die Suche mit Suchmaschinen kann häufig zielführend sein oder zumindest erste Anhaltspunkte für die weitere Recherche geben. Zudem sind solche Rechtsinformationen grundsätzlich kostenfrei.43 Bei Zitaten aus dem Internet sind allerdings besondere Zitierregeln zu beachten (§ 6 Rn. 91 ff.). Zwar keine juristische Datenbank, jedoch ein äußerst umfangreiches Lexikon in 21 unterschiedlichen Sprachen ist Wikipedia.44 Diese von Internet-Usern erstellte, kostenlose Datenbank wächst ständig, die enthaltenen Informationen sind zum Teil äußerst hilfreich. Aufgrund fehlender Qualitätskontrolle der Einträge sollte jedoch nicht blindlings von Wikipedia-Seiten zitiert werden. Grundsätzlich empfiehlt es sich, für juristische Inhalte nicht auf Wikipedia zurückzugreifen und dies auch bei nichtjuristischen Aspekten nur nach gründlicher Prüfung zu tun. Hilfreich sind schließlich auch juristische Suchmaschinen45, Übersetzungsmaschinen46, Enzyklopädien47, Zitatlexika48, die Webseiten juristischer Fakultäten49 und Professoren50 oder juristischer Buchhandlungen51. Von wachsender Bedeutung ist schließlich das Ziel von Google, alle relevanten Bücher zu scannen; dies kann bei der juristischen Recherche von Rechtsliteratur helfen.52 _________________________________________________________________________________
Hier findet der Benutzer unter NEWS zahlreiche Tages- oder Wochenzeitungen im Volltext, wie Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Neue Zürcher Zeitung, Tageszeitung, Spiegel etc. 41 So lässt sich beispielsweise die berühmte Entscheidung Hinz v. Berry [1970] 2 QB 40“ von Lord Denning (§ 4 Rn. 13) unter der Bibliothek SECONDARY LEGAL suchen. Mit diesem Schlagwort wird nicht nur die konkrete Entscheidung aufgezeigt, sondern alle Folgeentscheidungen, die diesen Fall zitieren. 42 Zu nennen ist insofern das Projekt des BMJ mit Juris, www.gesetze-im-internet.de. 43 Noack/Kremer, NJW 2006, 3313, 3314. 44 www.wikipedia.org. 45 Beispielsweise www.abogado.de. 46 Wie beispielsweise www.freetranslation.com; www.dict.leo.org. 47 Z. B. www.britannica.com. 48 www.zitate.de. 49 Sehr informativ Saarbrücken (www.jura.uni-sb.de) und die Arbeitsgemeinschaft für juristisches Bibliotheks- und Dokumentationswesen (www.ajbd.de). 50 Z. B. www.stephan-lorenz.de; www.thomas-moellers.eu bzw. www.kapitalmarktrecht-im-inter net.eu oder kurz: www.caplaw.de; www.dauner-lieb.de. 51 Beispielsweise www.schweitzer-online.de. Antiquarische Bücher findet man unter www.alibris. com; oder www.zvab.com. Hilfreich zur juristischen Recherche im Internet ist auch der Aufsatz von Basak/Schimmel, ZJS 4/2008, 435 ff. 52 Zu books.google.de. 40
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§ 5 Juristische Recherche
II. Gesetze 22
Merkl erfand in den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts den Stufenbau des Rechts. 53 Dieser besagt, dass die Rechtsordnung auf verschiedenen Stufen von Rechtsnormen aufbaut, die in einem Über-/Unterordnungsverhältnis zueinander stehen. Die höhere Stufe ist Geltungsgrund für die jeweils niedrigere Stufe und regelt das Verfahren, wie die niedrigere Norm geschaffen wird, ggf. auch deren Inhalt. So kann das Europarecht dem deutschen Recht und das deutsche Bundesrecht dem Landesrecht vorgehen.
1. Europäische Rechtsquellen a) Europäische Gesetze Von immer stärkerer Bedeutung sind die Gesetze auf europäischer Ebene (zur Zitierweise § 6 Rn. 47 f.). Als offizielle Gesetzessammlung der EU erscheint täglich in allen Amtssprachen das Amtsblatt der Europäischen Union (ABl.), pro Jahr in etwa 340 Ausgaben. Das Amtsblatt erschien 1952 zum ersten Mal und besteht seit 1968 aus zwei Teilen: Die Reihe L (Législation) umfasst die Gesetzgebung und enthält die EU-Rechtsvorschriften, wie Verordnungen und Richtlinien, deren Veröffentlichung gem. Art. 297 Abs. 1 und 2 AEUV zwingende Gültigkeitsvoraussetzung ist. Aber auch Entscheidungen, Beschlüsse, Empfehlungen und Stellungnahmen werden in der Regel veröffentlicht, obwohl deren Veröffentlichung demgegenüber gem. Art. 297 AEUV nicht obligatorisch ist. Das Amtsblatt wird erschlossen durch die Fundstellennachweise des geltenden Gemeinschaftsrechts. Es wird abgekürzt ABl. Nr. L.54 Die Reihe C (information and notices) des Amtsblattes enthält Mitteilungen und Bekanntmachungen sowie Entwürfe und Vorschläge für Gesetze. Online abrufbar sind die Gesetze auf europäischer Ebene auf dem offiziellen Por24 tal EUR-Lex.55 Neben dem Amtsblatt findet sich dort teilweise bei den einzelnen Rechtsakten auch eine Verlinkung zur relevanten Rechtsprechung des EuGH. 56 Auch LexisNexis.com sowie Juris bieten das europäische Regelwerk an.57 Auch die Gesetzgebungsgeschichte kann auf dem Portal EUR-Lex eingesehen 25 werden.58 Anhand der Suche nach der Amtsblattfundstelle stellt die Datenbank eine umfassende Übersicht über das Gesetzgebungsverfahren und sämtliche daraus hervorgegangenen KOM- und SEK-Dokumente zur Verfügung (Zur Zitierweise § 6 23
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53 Merkl, in: FS Kelsen, 1931, S. 252, 272 ff.; Kelsen, Reine Rechtslehre, 2. Aufl. 1960, S. 228 ff.; Röhl/Röhl, Allgemeine Rechtslehre, 3. Aufl. 2008, S. 308 f.; Rüthers/Fischer/Birk, Rechtstheorie, 9. Aufl. 2016, Rn. 272 f. 54 Zum richtigen Zitieren s. § 6 Rn. 48 ff. Im Englischen kürzt man ab O. J. für Official Journal Series L. Eine Übersicht über die Suche nach europäischem Recht in Großbritannien findet sich bei Inns of Court (ed.), Evidence and casework skills, 3rd ed. 1991, S. 261. 55 www.eur-lex.europa.eu/de/index.htm. 56 Die Texte der Reihe L und C des Amtsblatts sowie die nicht in der Papierausgabe veröffentlichte Texte der Reihen C und E werden darüber hinaus auch über eine CD-ROM-Ausgabe zur Verfügung gestellt. Diese wird monatlich aktualisiert und steht dann in einer einsprachigen Ausgabe zur Verfügung. 57 Die CD-ROM EUR-Lex (Bundesanzeiger; Otto Schmidt-Verlag) enthält alle Gesetze der Gemeinschaft, zum Teil mit gekürzter Gesetzesgeschichte. 58 www.eur-lex.europa.eu/collection/legislative-procedures.html.
II. Gesetze
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Rn. 55). KOM-Dokumente sind die Kommissionsvorschläge, die jedem Sekundärrechtsakt auf Europäischer Ebene vorgehen. Auch Grün- und Weißbücher, die der Öffentlichkeit einen zukünftigen Kurs für einen konkreten Politikbereich vorstellen, erscheinen häufig als KOM-Dokumente. SEK-Dokumente sind nur interne Arbeitsdokumente der Kommission, die aber teilweise zur Verfügung gestellt werden. EURLex eignet sich neben der Seite der Kommission auch, um aktuelle Entwicklungen wie etwa Richtlinienentwürfe etc. im Auge zu behalten.59 Da die Normen der europäischen Verträge bereits mehrmals aufgrund von Ände- 26 rungsverträgen geändert wurden60, sind Übereinstimmungstabellen unumgänglich, um auch beispielsweise ältere Gerichtsentscheidungen nachvollziehen zu können. Eine umfassende Übereinstimmungstabelle aller EU-Normen finden Sie beispielsweise unter www.kapitalmarktrecht-im-internet.de oder kurz: www.caplaw.de (§ 5 Rn. 14). Inoffizielle Gesetzessammlungen erscheinen als Loseblattsammlung in 27 – Beutler/Bieber/Pipkorn/Streil, Das Recht der Europäischen Union (Nomos). – Sartorius II, Internationale Verträge, Europarecht (C. H. Beck) sowie für die wichtigsten Richtlinien – von Borries/Winkel, Europäisches Wirtschaftsrecht (C. H. Beck). Zum EU-Vertrag existieren daneben zahlreiche gebundene Paperback-Ausgaben.61 Die Entstehungsgeschichte zu den ursprünglichen Fassungen des EG-Vertrags 28 (jetzt AEUV – Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union) ist nicht verfügbar, weil bei den Verhandlungen auf Aufzeichnungen verzichtet wurde. Erfreulich umfangreich ist dagegen die Gesetzesgeschichte zum europäischen Sekundärrecht (Verordnungen und Richtlinien). Die für den Erlass der Verordnung oder der Richtlinie maßgebenden Entstehungsgründe finden sich regelmäßig in mehreren Fußnoten am Ende der Erwägungsgründe. b) Rechtstexte von EU-Organen Informationen über die Tätigkeit der Organe der Europäischen Union, insbeson- 29 dere Zusammenfassungen von Verfahren vor dem EuGH, Sitzungsprotokolle und Ausschreibungen, enthält das Amtsblatt Teil C (ABl. Nr. C). Die EU veröffentlicht einmal jährlich einen Gesamtbericht über die Tätigkeit der Europäischen Union (Hrsg. Kommission der EU).62 Bis Juli 2009 wurden Neuigkeiten zusätzlich im Bulletin der Europäischen Union (Hrsg. Kommission der EG) monatlich veröffentlicht.63 In allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union bestehen Europäische Dokumentationszentren, die das Recht der EU aufbewahren.64 Überdies existieren in _________________________________________________________________________________
Die Seite der EU-Kommission, www.ec.europa.eu/commission/index_de; zur Suche europäischen Rechts s. Desax/Christen/Schim van der Loeff, EG/EU-Recht: Wie suchen? Wo finden?, 2. Aufl. 2001. 60 Vertrag von Maastricht, Vertrag von Amsterdam, Vertrag von Nizza, Vertrag von Lissabon. 61 Europäisches Recht findet sich auch in den Halbsbury’s Laws of England oder in der Encyclopedia of European Union Laws (Sweet & Maxwell). Die frühere Ausgabe hieß Encyclopaedia of European Community Law. 62 Die Berichte der letzten Jahre und der aktuelle Bericht sind unter www.publications.europa.eu abrufbar. 63 Unter www.ec.europa.eu/archives/bulletin/de/welcome.htm finden Sie die Bulletins der letzten Jahre archiviert bis August 2009. 64 Eine Übersicht aller Europäischen Dokumentationszentren finden Sie unter www.europa.eu/ europedirect/meet_us/. 59
102
§ 5 Juristische Recherche
allen Mitgliedstaaten Vertretungen der Kommission. Im Internet ist das Internetportal der Europäischen Union sehr informativ;65 hier sind auch einzelne Generaldirektionen vertreten und informieren über ihre Tätigkeit.66
2. Nationale Gesetze a) Gesetzessammlungen und Nachweise der Gesetzesgeschichte aa) Zu den nationalen Gesetzen gehören vor allem die formellen Bundes- und Landesgesetze sowie Verordnungen und Satzungen. Bundesgesetze werden seit 1949 gem. Art. 82 Abs. 1 GG im Bundesgesetzblatt (BGBl.)67 als offizielle Gesetzessammlung, Landesgesetze in dem jeweiligen Gesetzes- oder Verordnungsblatt des Bundeslandes nach den einschlägigen Vorschriften verkündet (zur Zitierweise § 6 Rn. 49 ff.).68 Das Bundesgesetzblatt erscheint in zwei Teilen. In Teil 1 werden Bundesgesetze publiziert. Es finden sich dort auch Hinweise auf Verordnungen, die im Bundesanzeiger veröffentlicht werden, oder auf Europäische Gesetze, die Auswirkungen auf das nationale Recht haben. Teil 2 betrifft internationale Verträge. Sämtliche Ausgaben des Bundesgesetzblattes sind mittlerweile nach Nummern sortiert und im Internet kostenlos einsehbar.69 Der Bundesanzeiger (BAnz.) teilt sich in einen amtlichen, einen nichtamtlichen, den gerichtlichen Teil und in sonstige Bekanntmachungen auf und kann ebenfalls im Internet eingesehen werden.70 Der amtliche Teil enthält u. a. Verordnungen der Exekutive. In den Ministerialblättern werden Verwaltungsvorschriften der Länder veröffentlicht. Das Bundessteuerblatt (BStBl.) veröffentlicht nicht nur Vorschriften zum Steuerrecht, sondern auch alle Entscheidungen des BFH.71 Auf Landesebene finden sich die Gesetze in den jeweiligen Landesdrucksachen, 31 beispielsweise für Baden-Württemberg im GBl. BW (Gesetzblatt für BadenWürttemberg) oder für Bayern im GVBl. (Gesetz- und Verordnungsblatt). 30
32
bb) Inoffizielle Gesetzessammlungen ergänzen oft die erlassenen Gesetze in Loseblattform um die jeweiligen Änderungen. Eine Übersicht der Gesetzesänderungen findet sich regelmäßig am Anfang des Gesetzes.72 In der Ausbildung und späteren Praxis weit verbreitet sind folgende einbändige Loseblattsammlungen, die durch Nachlieferungen ständig aktualisiert werden: – Schönfelder und Schönfelder Ergänzungsband, Deutsche Gesetze: Sammlung des Zivil-, Straf- und Verfahrensrechts (C. H. Beck) sowie – Sartorius, Verfassungs- und Verwaltungsgesetze der Bundesrepublik Deutschland (C. H. Beck).73 _________________________________________________________________________________ www.europa.eu. Zum Beispiel die Generaldirektion IV – Wettbewerb: www.europa.eu/european-union/topics/ competition_de. 67 Frühere Gesetze erschienen von 1871 bis 1945 im Reichsgesetzblatt (RGBl.). 68 Beispielsweise Gesetzblatt für Baden-Württemberg (GBl. BW). Satzungen der kommunalen Selbstverwaltungskörperschaften werden so veröffentlicht, wie es das jeweilige Landesgesetz bestimmt. 69 www.bgbl.de. 70 www.bundesanzeiger.de. 71 Hinweise auch unter www.bundesfinanzministerium.de. 72 Kölble (Hrsg.), Das Deutsche Bundesrecht: Systematische Sammlung der Gesetze und Verordnungen mit Erläuterungen (Nomos) enthält alle Gesetzes des Bundes. 73 Die Loseblattsammlungen gibt es auch als gebundene Werke, die zweimal im Jahr erscheinen. 65 66
II. Gesetze
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Es existieren zahlreiche weitere spezialgesetzliche Loseblattsammlungen, wie beispielweise der Schönfelder II für das internationale Recht oder für das bayerische Landesrecht der Ziegler/Tremel, Verwaltungsgesetze des Freistaates Bayern.74 Gebundene Gesetzessammlungen erscheinen daneben beim Verlag C. H. Beck, im Deutschen Taschenbuchverlag (dtv) und bei Nomos. Fundstellennachweise enthält der vom Justizministerium herausgegebene „Fundstellennachweis der Bundesgesetzgebung und Fortschreibung der Sammlung des Bundesrechts“. cc) Im Internet sind mittlerweile zahlreiche Gesetze online abrufbar. Das Bundes- 33 ministerium der Justiz hat in Zusammenarbeit mit Juris eine Internetplattform errichtet, auf der sämtliche Bundesgesetze sowie als Aktualitätsdienst der erste Teil des Bundesgesetzblatts kostenlos zur Verfügung gestellt werden (www.gesetze-iminternet.de).75 Das Portal umfasst sowohl die einzelnen Änderungsgesetze als auch die konsolidierten Fassungen der geänderten Gesetze. Landesgesetze können ebenfalls im Internet aufgerufen werden (für Bayern unter www.gesetze-bayern.de). Auf CD-ROM und über Beck-Online finden sich ferner die Ausgaben von Schönfelder und Sartorius.76 Die landesrechtlichen Vorschriften sind mittlerweile ebenfalls umfassend im Internet verfügbar.77 Ein zentrales Angebot der zumindest wichtigsten Vorschriften ist auf der Online-Rechtsbibliothek enthalten.78 Übersetzungen deutscher Gesetze ins Englische finden sich bei IUSCOMP79, einem Projekt des Institute of European and Comparative Law, University of Oxford. dd) Die Gesetzesgeschichte ist insofern interessant, als aus ihr der ursprüngliche 34 Regelungswille des Gesetzgebers hervorgeht. Gerade im Rahmen der historischen Auslegung spielt die Gesetzesgeschichte bei Ihrer Argumentation eine große Rolle (§ 3 Rn. 14). Die Gesetzesgeschichte zum Grundgesetz wird wiedergegeben anhand der Akten zur Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945–194980 und der Ausgabe Der Parlamentarische Rat 1948–194981. Das Bürgerliche Gesetzbuch wurde am 18.8.1896 ausgefertigt und trat am 1.1. 1900 in Kraft. Erstmals wurden Entwürfe, Motive und Protokolle 1899 gesammelt herausgegeben von Mugdan, Die gesamten Materialien zum Bürgerlichen Gesetzbuch für das Deutsche Reich, die inzwischen mehrmals nachgedruckt wurden.82 ee) Neuere Gesetzesvorhaben des Bundes (zur Zitierweise § 6 Rn. 56 f.) finden sich 35 in den Bundestagsdrucksachen (BT-Drs.) und Bundesratsdrucksachen (BR-Drs.). Dort werden sämtliche Gesetzesentwürfe, Anträge der Fraktionen oder der Bun_________________________________________________________________________________ Nachweise bei Hirte, Der Zugang zu Rechtsquellen und Rechtsliteratur, 1991, S. 37. weitere Datenbanken sind zu nennen www.rechtliches.de, www.dejure.org sowie www.urlm. de/www.jusline.de, www.kapitalmarktrecht-im-internet.de oder kurz: www.caplaw.de oder kostenpflichtig unter www.beck-online.de und www.vd-bw-neu. de. S. unten Anhang 2. 76 Müller, Jura 1996, 273 f. 77 Zum bayerischen Recht etwa www.gesetze-bayern.de; oder zum baden-württembergischen Recht www.landesrecht-bw.de; das Landesrecht Thüringen findet sich unter www.landesrecht. thueringen.de, etc.; eine umfassende Übersicht zu den einzelnen Vorschriften der Bundesländer findet sich auch unter www.rechtliches.de. 78 www.online-rechtsbibliothek.de. 79 Hierzu www.iuscomp.org. 80 5 Bde., Hrsg. Bundesarchiv und Institut für Zeitgeschichte in München, München 1976–1981. 81 Akten und Protokolle, 11 Bde., Hrsg. Deutscher Bundestag und Bundesarchiv, München 1975– 1997. 82 Arbeiten, die von Mugdan nicht berücksichtigt wurden, finden sich in: Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches (Hrsg. von Schubert) sowie in: Die Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuchs in systematischer Zusammenstellung der unveröffentlichten Quellen (Hrsg. von Jakobs/Schubert). 74
75 Als
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§ 5 Juristische Recherche
desregierung, Empfehlungen, Berichte von Ausschüssen zu Gesetzesvorhaben sowie Gesetzesbegründungen abgedruckt. Ab der 8. Wahlperiode, zum Teil auch schon ab 194983, können die Drucksachen im Internet unter Eingabe der Dokumentennummer frei eingesehen werden (www.bundestag.de/dokumente/drucksachen/index. html). Gesetzgebungsvorhaben und eine chronologische Dokumentation von Gesetzgebungsverfahren finden Sie darüber hinaus im Internet am besten über das Dokumentations- und Informationssystem für parlamentarische Vorgänge (DIP).84 Hilfreich sind insoweit auch die Suchmaschinen auf den Seiten des Bundestags und des Bundesrats, auf denen teilweise auch die Wortprotokolle, Streams der Sitzungen sowie eingereichte Stellungnahmen enthalten sind.85 Die Referentenentwürfe sind hingegen nur auf den Seiten der jeweiligen Fachministerien verfügbar,86 da diese weder in der Bundestagsdrucksache noch in der Bundesratsdrucksache abgedruckt werden. Auf Landesebene finden Sie neue Gesetzesvorhaben und Materialien in den Landtagsdrucksachen und Protokollen, die in vielen Bundesländern auch online abrufbar sind.87 Neben dem offiziellen Gesetzesentwurf und den Stellungnahmen der einzelnen 36 Organe, werden im Rahmen eines Gesetzgebungsverfahrens häufig weitere Stellungnahmen aus der Wissenschaft und Praxis eingeholt. So haben beispielsweise Professoren und Interessenverbände, die durch das Gesetz berührt werden, die Möglichkeit, eine Einschätzung über die Auswirkungen des jeweiligen Entwurfs abzugeben. b) Rechtstexte nationaler Behörden 37
Die Rechtstexte der Ministerien und Bundesbehörden sind wiedergegeben in Bundesrepublik Deutschland Staatshandbuch (Heymanns), das in Teilausgaben die einzelnen Bundesländer umfasst. Bundestag88 und Bundesrat89, die Bundesministerien90, weitere Bundesoberbehörden, wie das Bundeskartellamt91, das Bundesumweltamt92 oder die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)93 und schließlich die Landesministerien94 haben eine eigene Internetpräsenz auf der nicht selten aktuelle Fassungen einschlägiger Gesetze zu finden sind. Eine Liste mit Links zu den einzelnen Ministerien findet sich auf der Seite der Bundesregierung.95 _________________________________________________________________________________ www.bundestag.de/parlamentsdokumentation. Unter dip.bundestag. de. S. auch unter den einschlägigen Bundesministerien, wie www.bmjv.de oder www.bundesfinanzministerium.de. 85 www.bundestag.de und www.bundesrat.de. 86 Eine Liste mit Links zu den einzelnen Ministerien findet sich etwa auf der Seite der Bundesregierung, www.bundesregierung.de. In vielen Fällen wird das Bundesministerium der Justiz das zuständige Ministerium sein, www.bmjv.de. 87 Beispielsweise für Bayern unter www.bayern.landtag.de/dokumente/drucksachen. 88 www.bundestag.de. 89 www.bundesrat.de. 90 Beispielsweise sind zu nennen www.auswaertiges-amt.de; www.bundesfinanzministerium.de oder www.bmjv.de; www.bmu.de. 91 www.bundeskartellamt.de. 92 www.umweltbundesamt.de. 93 www.bafin.de. 94 Beispielsweise www.justiz.bayern.de; www.justizministerium.hessen.de. 95 www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Bundesregierung/Bundesministerien/ bundesministerien.html. 83 84
II. Gesetze
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Während man für die Hausarbeit regelmäßig als erste Einstiegshilfe mit den 38 Kommentaren zu arbeiten beginnen kann, müssen bei einer Seminar- oder Doktorarbeit oft neue, unbekannte Themen bearbeitet werden. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, mit Behörden Kontakt aufzunehmen, nicht etwa, um sich ein Rechtsproblem lösen zu lassen, sondern um beispielsweise auf Informationen im Rahmen eines laufenden Gesetzgebungsverfahrens zu stoßen oder Hinweise aus der Praxis zu bekommen. Beachten Sie allerdings: Je genauer Sie fragen, desto genauer und hilfreicher wird die Auskunft sein.
3. Ausländische Gesetze a) Zur Vertiefung in ausländische Rechtsgebiete hervorragend geeignet sind die 39 „International Encyclopedia of Comparative Law“ (Mohr), die „International Encyclopedia of Laws“ (Kluwer) sowie die „Encyclopédie juridique“ (Dalloz). Ausländische Gesetze finden sich schließlich auch über LexisNexis.com. Im Internet finden sich internationale und ausländische Gesetze, z. B. Gesetze aus Österreich96, der Schweiz97, Frankreich98, Italien99, Spanien100, Großbritannien101 oder der Volksrepublik China102. Generell empfiehlt sich bei der Suche nach ausländischem Recht auch der Besuch der Internetseite des Justizministeriums der jeweiligen Staaten, welche oft auch auf Englisch ihre wichtigsten Inhalte darbieten. Die Universitäten Saarbrücken103 und Kiel104 bieten auf ihren Webseiten weiterführende Links auf Rechtsquellen zum ausländischen Recht. Das Legal Information Institute der Universität von Cornell105 sowie die Universität von Washburn106 bieten insbesondere für das US-amerikanische Recht Verlinkungen zu allen Bundesstaaten und vielen Gerichten an. Das „Australasian Legal Information Institute“107 hat weitere wichtige Informationen zum australischen und neuseeländischen Recht zusammengestellt. b) Von entscheidender Bedeutung für das internationale Recht sind an dieser 40 Stelle auch die vertraglichen Übereinkommen der Vereinten Nationen (UN), die auf der offiziellen Webseite der UN in zahlreichen Sprachen zur Verfügung stehen.108 Ein wichtiger Teil des UN-Rechts ist aufgrund der Häufigkeit eines internationalen grenzüberschreitenden Warenkaufs insbesondere das UN-Kaufrecht (United Nations Convention on Contracts for the International Sale of Goods – CISG109). _________________________________________________________________________________ www.ris.bka.gv.at/jus. www.admin.ch. 98 www.legifrance.gouv.fr. 99 www.parlamento.it. 100 www.congreso.es/portal/page/portal/Congreso/Congreso/Iniciativas. 101 www.legislation.gov.uk. 102 www.chinas-recht.de. 103 www.jura.uni-sb. de. 104 Schöne Übersicht mit Verlinkungen zu ausländischen Rechtsordnungen unter www.ipvr. uni-kiel.de/de/ipvr-1/linksammlung/linksammlung-zum-auslaendischen-privat-und-verfahrensrecht. 105 www.law.cornell.edu. 106 www.washlaw.edu. 107 Zum australischen und asiatischen Recht s. www.austlii.edu.au. 108 www.un.org/depts/german/. 109 www.globalsaleslaw.org/index.cfm?pageID=28. 96 97
106
§ 5 Juristische Recherche
III. Gerichtsentscheidungen 1. Gerichtsaufbau Nationale Urteile binden regelmäßig nur die Parteien (inter partes), nicht aber jedermann (erga omnes).110 Die Einteilung der nationalen Gerichte in verschiedene Instanzen ermöglicht den Parteien, gegen Urteile unterer Instanzen Berufung oder Revision einzulegen; die höheren Gerichte können damit Entscheidungen unterer Gerichte aufheben. Verallgemeinernd gilt für die Bindungswirkung und den Vorrang die Reihenfolge: Bundesverfassungsgericht (BVerfG) – Bundesgerichtshof (BGH) – Oberlandesgerichte (OLG) – Landgerichte (LG) – Amtsgerichte (AG). Die Gerichtsbarkeit ist in Deutschland in fünf Gerichtszweige eingeteilt: die ordentliche Gerichtsbarkeit (Zivil- und Strafgerichte), die Verwaltungsgerichtsbarkeit, die Sozialgerichtsbarkeit, die Finanzgerichtsbarkeit und die Arbeitsgerichtsbarkeit. Darüber hinaus gibt es in der EU die Europäische Gerichtsbarkeit. Seit dem Ver42 trag von Lissabon wird der Begriff „Europäischer Gerichtshof“ gem. Art. 19 Abs. 1 EUV für die gesamte Gerichtsbarkeit verwendet, die sich in den Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH), das Gericht (EuG; ehemals Gericht erster Instanz) und die Fachgerichte dreistufig untergliedert und Träger der rechtsprechenden Gewalt ist.111 Bisher wurde allerdings erst ein Fachgericht eingeführt, und zwar das Gericht für den öffentlichen Dienst der Europäischen Union (EuGöD). Die Urteile des EuGH binden grundsätzlich die Parteien, das vorlegende Gericht und alle mit der Streitsache befassten Gerichte sowie im Falle der Nichtigerklärung eines Rechtsaktes und im Vorabentscheidungsverfahren die Unionsorgane und die Mitgliedsstaaten (erga omnes-Wirkung). Nach herrschender Ansicht kann nur so eine einheitliche Anwendung des Rechts sichergestellt werden.112 Im Folgenden werden die wichtigsten Fundorte für die Urteile nationaler und internationaler Gerichte dargestellt. 41
2. Europäische Entscheidungen 43
a) Die Entscheidungen des EuGH und des EuG beinhaltet die Sammlung der Rechtsprechung des Gerichtshofs und des Gerichts (abgekürzt Slg.). Diese Amtliche Sammlung besteht aus zwei Teilen: Teil 1 beinhaltet Entscheidungen des EuGH, Teil 2 Entscheidungen des EuG. Die Entscheidungen des EuGöD sind bisher noch nicht in einer Amtlichen Sammlung abgedruckt. Seit dem Jahr 2012 werden die Entscheidungen der europäischen Gerichte allerdings nicht mehr in der Amtlichen Sammlung veröffentlicht.113 Die Entscheidungen der Europäischen Gerichtsbarkeit (zur Zitierweise § 6 Rn. 59 ff.) sowie die zugehörigen Schlussanträge des Generalanwalts (zur Zitierweise § 6 Rn. 63) wurden mit einem _________________________________________________________________________________ Hierzu oben § 3 Rn. 30. Das EuG wurde im Jahre 1989 gegründet, um der Überlastung des EuGH abzuhelfen, vgl. Oppermann/Classen/Nettesheim, Europarecht, 7. Aufl. 2016, § 5 Rn. 132 ff. Die interne Aufteilung der Zuständigkeiten ist teilweise im AEUV selbst, teilweise in Art. 51 der Satzung des EuGH (SEuGH) geregelt. 112 Zum Streitstand s. Ehricke, in: Streinz, EUV/AEUV, 2. Aufl. 2012, Art. 267 Rn. 69; Schwarze, in: Schwarze, EU-Kommentar, 3. Aufl. 2012, Art. 267 AEUV, Rn. 68 ff., Wegener, in: Callies/ Ruffert, EUV/AEUV, 5. Aufl. 2016, Art. 267 Rn. 48 ff. 113 Keiler, euvr 2014, 298. 110 111
III. Gerichtsentscheidungen
107
ECLI (European Case Law Identifier) versehen und können wie bereits die Amtliche Sammlung über das Internet über die Datenbanken EUR-Lex (§ 5 Rn. 13) und www.curia.eu abgerufen werden. Curia ist die offizielle Webseite der Europäischen Gerichtsbarkeit und enthält alle Entscheidungen ab dem 17.6.1997. Anhand der Suche nach dem Aktenzeichen oder dem ECLI bekommt der Anwender außer der konkreten Entscheidung auch die Schlussanträge des Generalanwalts oder sonstige Beschlüsse des Gerichts in dem Verfahren in sämtlichen Amtssprachen zur Verfügung gestellt. Neben den Entscheidungen der europäischen Gerichte können auch die Schlussanträge des Generalanwalts wichtige Informationen und Argumente beinhalten. b) Die wichtigsten deutschen juristischen Zeitschriften veröffentlichen auch euro- 44 päische Entscheidungen. Regelmäßig fehlen aber die Schlussanträge des Generalanwalts. Für den deutschen Studenten besonders hilfreich ist die systematisch aufbereitete Entscheidungssammlung von Hummer/Vedder/Lorenzmeier, Europarecht in Fällen. Eine englischsprachige inoffizielle Sammlung europäischer Entscheidungen ist abgedruckt in den Common Market Law Reports (CMLR, Sweet & Maxwell), die auch über LexisNexis.com, Westlaw und HeinOnline abrufbar ist und sich in den Ergänzungsbänden der All England Reports (All E. R., Butterworth) findet. c) Auch die Entscheidungssammlung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR)114, des Dispute Settlement Body der Welthandelsorganisation (WTO)115 und des Internationalen Gerichtshofs (IGH)116 sind zeitlich unbegrenzt im Internet abrufbar.
3. Nationale Entscheidungen a) Offizielle Entscheidungssammlungen bilden in Deutschland nur das Bundesge- 45 setzblatt (BGBl.), in dem gem. § 31 Abs. 2 S. 2 BVerfGG Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts abgedruckt werden und das BStBl. für Entscheidungen des Bundesfinanzhofes. Ansonsten sind die Sammlungen nicht offiziell, sondern werden von privaten Verlagen vertrieben, gleichwohl häufig als Amtliche Sammlungen bezeichnet. Bei diesen inoffiziellen Entscheidungssammlungen werden allerdings die Urteile, die in der Sammlung veröffentlicht werden, von Mitgliedern des Gerichts ausgesucht. Entscheidungssammlungen bestehen für – – – – – – –
das Bundesverfassungsgericht (BVerfGE, Mohr), den Bundesgerichtshof in Zivilsachen (BGHZ, Heymanns), den Bundesgerichtshof für Strafsachen (BGHSt, Heymanns) das Bundesverwaltungsgericht (BVerwGE, Heymanns) sowie für das Bundesarbeitsgericht (BAGE, de Gruyter), das Bundessozialgericht (BSG, Heymanns) und den Bundesfinanzhof (BFHE, Stollfuß).
Die Entscheidungen der Reichsgerichte wurden ebenfalls in einer Amtlichen 46 Sammlung gesammelt: – für das Reichsgericht für Zivilsachen (RGZ, von Veit und Co./de Gruyter, Entscheidungen von 1879 bis 1945), _________________________________________________________________________________ In englischer und französischer Sprache unter www.echr.coe.int. www.wto.org/english/tratop_e/dispu_e/dispu_e. htm. 116 www.icj-cij.org. 114 115
108
§ 5 Juristische Recherche
– für das Reichsgericht für Strafsachen (RGSt, von Veit und Co./de Gruyter, Entscheidungen von 1880 bis 1944) und – für den Reichsfinanzhof (RFH, von Veit und Co./de Gruyter, Entscheidungen von 1919 bis 1945).
Über Juris können mittlerweile sämtliche Entscheidungen der Reichsgerichte in der Fassung der Amtlichen Sammlung (RGZ) als Original als PDF-Scan im Volltext heruntergeladen werden. Die Sammlungen werden darüber hinaus auch als CDROM bzw. DVD-ROM angeboten. Schließlich haben die Revisionsgerichte, also die Oberlandesgerichte und Ober47 verwaltungsgerichte, eigene Entscheidungsreihen. Die einschlägigen Verlage bieten sowohl die offiziellen Entscheidungssammlungen als auch die Amtlichen Sammlungen auf CD-ROM bzw. DVD-ROM mit jeweiligen Updates an. Mit Datum, Aktenzeichen oder Stichwort lässt sich die juristische Recherche auf diesem Weg hervorragend bewältigen. 48
b) Die Urteile in den inoffiziellen Entscheidungssammlungen werden zum Teil nicht nur chronologisch, sondern auch durch Stichworte alphabetisch und systematisch nach Paragraphen erfasst. Mit über 15.000 Seiten am umfangreichsten ist die Deutsche Rechtsprechung – Entscheidungsauszüge und Aufsatzhinweise für die juristische Praxis (DRspr., Deutsche Rechtsprechung Verlag). Sie enthält eine kurze Wiedergabe der Entscheidung in Schlagworten und Hinweise darüber, ob und wo sie an anderer Stelle veröffentlicht ist. Ebenso finden sich zahlreiche Urteilssammlungen und Besprechungen in der Rechtsliteratur. Auch für den Studenten sind zahlreiche Entscheidungssammlungen aus der höchstrichterlichen Rechtsprechung zusammengestellt worden. Diese bieten einen guten Überblick über die wichtigsten Entscheidungen in dem jeweiligen Rechtsbereich.117
49
c) Von der Praxis weitgehend benutzt werden allerdings die ausführlicher wiedergegebenen Entscheidungen in den juristischen Zeitschriften. Zu nennen sind hier insbesondere die Neue Juristische Wochenschrift (NJW), die Juristenzeitung (JZ), aber auch die Monatsschrift des deutschen Rechts (MDR) sowie die Zeitschrift für Wirtschafts- und Bankrecht (WM).118
50
d) Bei Juris finden sich alle Entscheidungen der Amtlichen Sammlungen im Volltext; inzwischen werden aber auch zahlreiche andere Urteile in die Datenbank eingegeben. Allerdings geben diese nicht die Seitenangaben der Amtlichen Sammlung wieder, sondern enthalten vielmehr die von den jeweiligen Gerichten vorgegebenen _________________________________________________________________________________ Z. B. für das Bürgerliche Recht: Schack/Ackmann, Das Bürgerliche Recht in 100 Leitentscheidungen, 6. Aufl. 2011; für das Arbeitsrecht: Schoof, Rechtsprechung zum Arbeitsrecht von A–Z, 6. Aufl. 2010; für das Internationale Privat- und Verfahrensrecht: Kulms, Die deutsche Rechtsprechung auf dem Gebiete des Internationalen Privatrechts (erscheint jährlich seit 2003); für das Verfassungsrecht: Menzel/Müller-Terpitz (Hrsg.), Verfassungsrechtsprechung, 3. Aufl. 2017; Graßhof, Nachschlagewerk der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, Loseblattsammlung, Stand Dezember 2015; zum Europarecht: Hummer/Vedder/Lorenzmeier, Europarecht in Fällen, 6. Aufl. 2016; Pechstein, Entscheidungen des EuGH, 9. Aufl. 2016; für das Strafrecht: Graf, BGHRechtsprechung Strafrecht 2011 und 2012/13; Puppe, Strafrecht Allgemeiner Teil im Spiegel der Rechtsprechung, 3. Aufl. 2016. 118 Andere Entscheidungssammlungen sind beispielsweise der „NJW-Rechtsprechungs-Report für das Zivilrecht (NJW-RR)“, für das öffentliche Recht der „Rechtsprechungsreport der Neuen Zeitschrift für Verwaltungsrecht (NVwZ-RR)“ und im Strafrecht der „Rechtsprechungsreport der Neuen Zeitschrift für Strafrecht (NStZ-RR)“. 117
III. Gerichtsentscheidungen
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Randnummern bzw., wenn solche fehlen, eigene Juris-Randnummern. Juris bietet Ihnen darüber hinaus den besonderen Service, dass neben der Fundstelle in der Amtlichen Sammlung nahezu alle Parallelfundstellen der Entscheidung aufgelistet werden. Umfangreich sind auch die Entscheidungssammlungen in den anderen juristischen Datenbanken wie Beck-Online oder Jurion. e) Neben den juristischen Datenbanken bieten die Gerichte selbst ihre Rechtspre- 51 chung im Internet kostenfrei an. Beispielsweise finden Sie auf der Seite des BVerfG alle Entscheidungen ab dem 1.1.1998 im Volltext.119 Der BGH veröffentlicht seine Urteile seit dem 1.1.2000 im Internet.120 Von den Bundesgerichten veröffentlichen ferner auch das BAG121, das BVerwG122, der BFH123, das BSG124 und das Bundespatentgericht125 ihre Urteile im Internet. Leider werden die Urteile nicht in der zitierfähigen Fassung der Amtlichen Sammlung dargeboten.126 Die Urteile zahlreicher Oberlandesgerichte, Landgerichte sowie der Amtsgerichte lassen sich je nach Bundesland mittlerweile online abrufen.127 Generell lassen sich die Urteile über Datum, Aktenzeichen oder ein Schlagwort auffinden, nicht dagegen über die Parteinamen, da diese in Deutschland üblicherweise nicht genannt werden.128 f) Die Veröffentlichung einer Gerichtsentscheidung dauert oft Monate, zumindest 52 aber Wochen. Daher ist es nützlich zu wissen, dass man Gerichtsentscheidungen mit Nennung von Datum und Aktenzeichen direkt bei dem zuständigen Gericht anfordern kann. Als Unkosten werden üblicherweise 0,50 € pro Seite berechnet. Das Handbuch der Justiz (C. F. Müller) informiert über die einschlägigen Adressen der Gerichte. Auf den Internetseiten der Justizministerien der Bundesländer findet sich zudem regelmäßig eine Adressliste der verschiedenen Zivil- und Strafgerichte.129 Dieses Verfahren erübrigt sich, wenn die Entscheidung zeitnah auf der Webseite des Gerichts veröffentlicht wird (§ 5 Rn. 51). Der Boorberg Verlag und die ZIP (Verlag Kommunikationsforum Recht, Wirtschaft, Steuern) bieten darüber hinaus auch Eildienste an, um Gerichtsentscheidungen möglichst frühzeitig zu erhalten. Vorabdrucke finden sich eventuell auch in den Umschlagseiten juristischer Zeitschriften wie NJW und JZ. _________________________________________________________________________________
www.bundesverfassungsgericht.de. www.bundesgerichtshof.de. 121 www.bundesarbeitsgericht.de; dort finden sich die Entscheidungen des laufenden Jahres und der letzten vier Jahre. 122 www.bundesverwaltungsgericht.de; der Bestand erfasst dokumentationswürdige Entscheidungen ab dem 1.1.2002. 123 Unter www.bundesfinanzhof.de finden Sie alle Entscheidungen ab dem 1.1.2007. 124 www.bundessozialgericht.de; dort finden sich die Entscheidungen des laufenden Jahres und der letzten vier Jahre. 125 Auf der Seite des Bundespatentgerichts werden alle Entscheidungen ab 2009 zur Verfügung gestellt, www.bundespatentgericht.de. 126 Zu den Zitierregeln s. unten § 6. 127 Jüngere Entscheidungen der nordrhein-westfälischen Gerichte können unter www.justiz.nrw. de/BS/nrwe2/index.php recherchiert werden. Eine Rechtsprechungsdatenbank der baden-württembergischen Justiz findet sich unter http://lrbw.juris.de/cgi-bin/laender_rechtsprechung/list.py?Gericht =bw&Art=en, die Rechtsprechungsdatenbank der Bundesländer Berlin und Brandenburg ist über www.gerichtsentscheidungen.berlin-brandenburg.de abrufbar, Entscheidungen der hessischen Gerichte finden sich unter www.hmdj.hessen.de. Links zu weiteren deutschen Gerichten finden sich unter archiv.jura.uni-saarland.de/internet/gericht.html. 128 Kritisch hierzu Hirte, NJW 1988, 1698; Pfeiffer, NJW 1994, 2996. 129 Vgl. für Bayern etwa, www.justiz.bayern.de/gericht. 119 120
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4. Ausländische Entscheidungen Schließlich lassen sich auch ausländische Gerichtsentscheidungen finden (zur Zitierweise § 6 Rn. 76). Englische Entscheidungen werden in den Law Reports der verschiedenen Abteilungen des High Court of Justice130 als offizielle und den All E. R. (All England Law Reports) als inoffizielle Entscheidungssammlung abgedruckt. In den USA131 finden sich die Entscheidungen des Supreme Court132 in den United States Reports (U. S.)133 und werden jeweils über einen Digest mit Schlagworten erschlossen. Zudem lassen sich über Enzyklopädien Gerichtsentscheidungen finden. Diese Versionen werden auch auf CD-ROM/DVD-ROM herausgegeben. USamerikanische Entscheidungen können zudem über LexisNexis.com, Westlaw und HeinOnline gefunden werden. Im Internet finden sich beispielsweise Entscheidungen von Gerichten aus Öster54 reich,134 der Schweiz,135 dem französischen Cour de Cassation,136 dem englischen High Court of Justice137 und dem australischen High Court of Australia138. 53
IV. Das rechtswissenschaftliche Schrifttum 55
Die Aufgabe der juristischen Literatur ist es, Entscheidungen systematisch zu erfassen, zu kommentieren und Lösungen eines Rechtsproblems weiterzuentwickeln. Die Fülle an Literatur und Rechtsprechung macht es erforderlich, diese im Rahmen der Literaturauswertung zu gewichten und auszuwählen (§ 5 Rn. 79 ff.). Die verschiedenen Literaturgattungen werden im Folgenden kurz vorgestellt. Schließlich werden auch Recherchemöglichkeiten erläutert.
1. Nationale Rechtsliteratur a) Zur Rechtsliteratur gehören zunächst Kommentare und Handbücher. Sie werten Gerichtsentscheidungen und die wissenschaftliche Rechtsliteratur in der Regel umfassend aus. Kommentare bilden in Deutschland die wichtigste Gattung der Sekundärliteratur, da sie sich in hervorragender Weise dazu eignen, einen ersten Überblick über die Norm zu erhalten. Kommentare sind meist wie das zu kommentierende Gesetz aufgebaut und erläu57 tern sämtliche Tatbestandsmerkmale und Rechtsfolgen der nachgeschlagenen Norm (zur Zitierweise § 6 Rn. 81 ff.). In den Kommentierungen wird meist auf weiterführende Literatur durch Angabe der Fundstellen verwiesen. Von den umfangreichen 56
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Queen’s Bench Reports (QB), Chancery (Ch), Family (Fam) und Appeal Cases (AC). Eine Linksammlung zu einer Vielzahl an US-Courts findet sich unter www.uscourts.gov/ about-federal-courts sowie über den dortigen „Court Locator“. 132 www.supremecourt.gov. 133 Zum US-amerikanischen Recht weiterführend Blumenwitz, Einführung in das anglo-amerikanische Recht, 7. Aufl. 2003. 134 www.ris.bka.gv.at/jus und www.vfgh. gv. at. 135 www.bger.ch. 136 www.courdecassation.fr. 137 www.gov.uk/government/organisations/hm-courts-and-tribunals-service; www.justice.gov.uk/ index.htm. 138 www.hcourt.gov.au; www.austlii.edu.au. 130 131
IV. Das rechtswissenschaftliche Schrifttum
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Kommentaren, die eine vertiefte wissenschaftliche Darstellung enthalten, sind die Kurzkommentare zu unterscheiden, die kurz und prägnant die zentralen Problemfragen behandeln. Handbücher hingegen behandeln einzelne Themenkomplexe und eignen sich da- 58 her gut als Einführung in ein bestimmtes Themengebiet (zur Zitierweise § 6 Rn. 85). Die folgende Aufzählung soll Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Kom- 59 mentare und Handbücher verschaffen, sortiert nach den jeweiligen Rechtsgebieten: Ausgewählte Kommentare und Handbücher zum Bürgerlichen Gesetzbuch: Bamberger/Roth, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch (mehrbändig) Bamberger/Roth, Beck’scher Online-Kommentar zum BGB Baumgärtel, Handbuch der Beweislast im Privatrecht Gsell/Lorenz/Krüger/Mayer, beck-online.Großkommentar zum Zivilrecht: BeckOGK Erman, Bürgerliches Gesetzbuch (mehrbändig) Jauernig, BGB-Kommentar Kropholler, Studienkommentar BGB Lange, Schadensersatz, Handbuch des Schuldrechts Langenfeld, Münchener Vertragshandbuch (mehrbändig) Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch Münchener Kommentar zum BGB (mehrbändig) – Hrsg. von Säcker/Rixecker Soergel, Kommentar zum BGB (mehrbändig) Staudinger, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch mit Einführungsgesetz und Nebengesetzen (mehrbändig) Ausgewählte Kommentare und Handbücher zum Strafrecht: Fischer, Strafgesetzbuch von Heintschel-Heinegg, Beck’scher Onlinekommentar StGB Joecks, Studienkommentar StGB Joecks/Miebach, Münchener Kommentar zum Strafgesetzbuch (mehrbändig) Satzger/Schluckebier/Widmaier, StGB – Strafgesetzbuch Schönke/Schröder, Strafgesetzbuch Ausgewählte Kommentare und Handbücher zum Verfassungsrecht: Dreier, Grundgesetz Kommentar (mehrbändig) Epping/Hillgruber, Beck’scher Onlinekommentar zum Grundgesetz Isensee/Kirchhof, Handbuch des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland (mehrbändig) Maunz/Dürig, Kommentar zum Grundgesetz (mehrbändig) Mangoldt/Klein/Starck, Das Bonner Grundgesetz (mehrbändig) von Münch/Kunig, Grundgesetz Kommentar (mehrbändig) Schmidt-Bleibtreu/Klein, Kommentar zum Grundgesetz Ausgewählte Kommentare und Handbücher zum Verwaltungsrecht: Bader/Ronellenfitsch, Beck’scher Onlinekommentar VwVfG Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht Hoffmann-Riehm/Schmidt-Aßmann/Voßkuhle, Grundlagen des Verwaltungsrechts, Handbuch (mehrbändig) Johlen/Oerder, Münchener Anwaltshandbuch Verwaltungsrecht Kopp/Ramsauer, Verwaltungsverfahrensgesetz Kopp/Schenke, Verwaltungsgerichtsordnung Posser/Wolff, Beck’scher Onlinekommentar VwGO Ausgewählte Kommentare und Handbücher zum Europarecht: Basedow/Hopt/Zimmermann, Handwörterbuch des Europäischen Privatrechts (mehrbändig) Calliess/Ruffert, EUV, AEUV
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§ 5 Juristische Recherche Geiger/Khan/Kotzur, EUV/AEUV Grabitz/Hilf/Nettesheim, Das Recht der Europäischen Union (mehrbändig) Schulze/Zuleeg/Kadelbach, Europarecht, Handbuch für die deutsche Praxis Schwarze, EUV, AEUV Streinz, EUV, AEUV Vedder/von Heintschel-Heinegg, Europäisches Unionsrecht von der Groeben/Ehlermann, Handbuch des Europäischen Rechts von der Groeben/Schwarze/Hatje, Europäisches Unionsrecht
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b) Außerdem umfasst die Rechtsliteratur Lehrbücher (zur Zitierweise § 6 Rn. 78). Bei diesen steht die systematische Aufarbeitung und Darstellung eines Themengebiets im Vordergrund. Sie wollen den Leser in ein Rechtsgebiet einführen und ihm dieses in systematischer Weise vermitteln. Aus didaktischen Gründen wird die Rechtsprechung nur exemplarisch angeführt. Studenten in den ersten Semestern können sich mit Hilfe eines Kurzlehrbuchs einen ersten Überblick über ein Themengebiet verschaffen. Zu nennen sind an dieser Stelle auch Fallbearbeitungsbücher, die sich mit den jeweiligen Rechtsproblemen fallbezogen beschäftigen und dem Studenten die juristische Fallbearbeitungs- und Argumentationstechnik näherbringen. Umfassendere Lehrbücher auf hohem wissenschaftlichem Niveau eignen sich dagegen zur Vertiefung einzelner Rechtsfragen und zur Examensvorbereitung.139 Passen Sie die Auswahl der Lehrbücher immer auch an den Stand ihrer Ausbildung an.
61
c) Des Weiteren findet sich Rechtsliteratur in juristischen Zeitschriften (zur Zitierweise § 6 Rn. 86 f.). Diese zeigen vor allem die aktuellen Entwicklungen auf und bieten häufig Rechtsprechungsübersichten. Sie enthalten entweder nur Aufsätze oder sind hybrid, d. h. sie enthalten sowohl Urteile als auch wissenschaftliche Literatur. Die wichtigsten allgemeinen Zeitschriften sind die Deutsche Richterzeitung (DRiZ), die Juristische Rundschau (JR), die Juristenzeitung (JZ), die Monatsschrift für Deutsches Recht (MDR) und die Neue Juristische Wochenschrift (NJW).140 Das europäische Recht wird inzwischen von nahezu allen deutschen Zeitschriften berücksichtigt; speziell auf das Europarecht zugeschnitten sind die Zeitschrift Europarecht (EuR), die Europäische Zeitschrift für Wirtschaft und Recht (EuZW) und die Zeitschrift für Europäisches Privatrecht (ZEuP).141 Zu den Ausbildungszeitschriften zählen die Juristischen Arbeitsblätter (JA), die Juristische Ausbildung (JURA) und die Juristische Schulung (JuS). Diese sind für den Studenten speziell aufbereitet und enthalten neben Entscheidungszusammenfassungen auch die Darstellung von examensrelevanten Rechtsproblemen. Ferner werden an einigen Universitäten Ausbildungszeitschriften von Studenten herausgegeben, wie dies beispielsweise in Berlin oder Bonn der Fall ist.142 Daneben gibt es auch noch sog. Archivzeitschriften wie das Archiv für die civilistische Praxis (AcP), das Archiv für öffentliches Rechts (AöR), die Rabelsche _________________________________________________________________________________ 139 140
ten.
Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 124. Daneben besteht eine fast nicht mehr überschaubare Zahl an juristischen Spezialzeitschrif-
141 Aus dem Ausland außerdem Cahier de droit européen (CDE); Columbia Journal of European Law (CJEL); Common Market Law Review (CMLRev); European Law Review (ELR); European Review of Private Law (ERevPL); Journal of Common Market Studies (JCMSt); Revue du Marché Commun (RevMC). Bei ausländischen Zeitschriften bietet es sich an, im ersten Zitat den Volltitel sowie die dazugehörige Abkürzung zu nennen. 142 Für Berlin: Humboldt Forum Recht (www.humboldt-forum-recht.de); für Bonn: Bonner Rechtsjournal (www.bonner-rechtsjournal.de); für Münster (AD LEGENDUM).
IV. Das rechtswissenschaftliche Schrifttum
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Zeitschrift für ausländisches und internationales Recht (RabelsZ), Zeitschrift für Gesellschaftsrecht (ZGR), die Zeitschrift für das gesamte Handels- und Wirtschaftsrecht (ZHR) und die Zeitschrift für Europäisches Privatrecht (ZEuP). d) Entscheidungsbesprechungen (Urteilsanmerkungen) dienen einer Urteilsbewer- 62 tung (zur Zitierweise § 6 Rn. 72). In anspruchsvolleren Besprechungen wird das Urteil in seinen Kontext eingeordnet, also früheren Entscheidungen und vor allem der Literaturansicht gegenübergestellt. Nicht immer werden Entscheidungsbesprechungen von Kommentaren erfasst; der Rechtssuchende muss deshalb die einschlägigen Zeitschriften und Urteilssammlungen auswerten. Wichtige Entscheidungsbesprechungen werden in JZ, NJW und JR, aber auch in einzelnen Archivzeitschriften abgedruckt.143 Kürzere Entscheidungsbesprechungen im Zivilrecht werden systematisch geordnet in der Sammlung „Kommentierte BGH-Rechtsprechung“ (LMK)144, im Zivil- und Wirtschaftsrecht in der Sammlung Entscheidungen zum Wirtschaftsrecht (EWiR) und in der Zeitschrift für Wirtschafts- und Bankrecht (WuB) wiedergegeben. Zum Wettbewerbsrecht besteht die wettbewerbsrechtliche Entscheidungssammlung, zum Arbeitsrecht die Sammlung in der Zeitschrift Arbeitsrechtliche Praxis (AP). e) Zur Rechtsliteratur gehören auch Monographien (zur Zitierweise § 6 Rn. 78). 63 Diese haben im Gegensatz zum Handbuch eine umfassende in sich abgeschlossene Darstellung eines einzelnen Problemkreises oder einer einzelnen Fragestellung zum Gegenstand und werden meist auch nur von einem Autor abgehandelt. Monographien dienen somit der vertieften Beschäftigung mit einer Spezialfrage. Von Vorteil ist, dass meist ein umfassendes Literaturverzeichnis vorhanden ist, das die weitere Literaturrecherche und Aufarbeitung erheblich vereinfacht. Monographien erschließen sich am besten über die einschlägigen Bibliographien. f) Kürzere monographische Beiträge sind in Festschriften und Gedächtnisschriften 64 enthalten (zur Zitierweise § 6 Rn. 79). Diese Sammlungen, die zum Anlass eines festlichen Ereignisses für einen anerkannten Wissenschaftler oder anlässlich eines Jubiläums einer besonderen Institution veröffentlicht werden, enthalten vorzugsweise Beiträge zu Themengebieten, die für den Beehrten von besonderem Interesse sind.145 Auch diese Beiträge dienen wie Monographien einer vertieften Auseinandersetzung mit einer juristischen Spezialfrage. g) Zitierfähig sind auch Artikel aus überregionalen Zeitungen (zur Zitierweise 65 § 6 Rn. 88). Deren Vorteil besteht in der Aktualität der Stellungnahmen, da juristische Sachverhalte aktueller beurteilt werden als in den juristischen Zeitschriften, die erst einige Wochen später erscheinen. Bei einzelnen Tageszeitungen, wie etwa der FAZ, kann man einzelne Zeitungsartikel abfragen und sich zuschicken lassen.146 Sie finden sich zum Teil auch im Internet.147 Über die Webseiten der Bibliothek Ihrer _________________________________________________________________________________ Wie beispielsweise ZHR, ZGR, EuR oder ZEuP. Auch bei Beck-Online abrufbar. Vor dem 1.1.2003 hieß die Entscheidungssammlung nur Lindenmaier-Möhring, Nachschlagewerk des Bundesgerichtshofs. 145 Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 130. 146 Die Recherche ist allerdings kostenpflichtig. 147 Deutsche und englische Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) unter www.faz.net; Süddeutsche Zeitung (SZ) unter www.sueddeutsche-zeitung.de, Handelsblatt unter www.handelsblatt.com. 143 144
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§ 5 Juristische Recherche
Heimatuniversität finden Sie oft kostenlose Zugänge zum Archiv der großen Tageszeitungen.148 66
h) Hilfreich sind weiterhin auch sog. Buchrezensionen (Buchbesprechungen), in denen der Inhalt eines Buches zusammengefasst und bewertet wird. Berühmt ist die seit 1995 einmal jährlich in NJW und JZ erscheinende Besprechung von besonders herausragenden juristischen Werken in der Kolumne: „Die juristischen Bücher des Jahres – Eine Leseempfehlung“.149 Leider werden Buchbesprechungen in Deutschland bisher noch nicht systematisch erfasst.150 i) Schließlich können auch sog. Working Papers151 herangezogen und ausgewertet werden (zur Zitierweise § 6 Rn. 90). Diese sind bisher allerdings eher im angloamerikanischen Rechtsraum sowie bei Betriebswissenschaftlern bekannt. Problematisch ist, dass sie keiner Qualitätskontrolle unterliegen. Die Papers sind entsprechend den Aufsätzen in juristischen Zeitschriften aufgebaut, werden aber nicht in Fachzeitschriften oder Fachbüchern veröffentlicht. Die Papers können entweder in diversen Datenbanken152 oder auf den Internetseiten verschiedener Institutionen abgerufen werden.
2. Ausländische Rechtsliteratur 67
a) Auch ausländisches Recht lässt sich auffinden. Die Enzyklopädien im angloamerikanischen Bereich übertreffen die Kommentare in Deutschland noch an Bedeutung, da sie die wichtige Aufgabe übernehmen, das angloamerikanische Fallund Gesetzesrecht anhand von Stichworten systematisch aufzubereiten. Werke, wie beispielsweise Corpus Juris Secundum (C. J. S.) und American Jurisprudence 2d (Am. Jur. 2d) für das US-amerikanische, die Halsbury’s Laws of England, 4th ed. für das englische oder Halsbury’s Laws of Australia für das australische Recht, sind mit zum Teil über 150 Bänden deutlich umfangreicher als vergleichbare deutsche Kommentare und werden monatlich durch Supplements ergänzt. Die Enzyklopädien erschließen sich über Schlagworte (keywords), die in einem Index zusammengestellt sind. Für das US-amerikanische Recht kommt den Restatements of Law daneben eine besondere Bedeutung zu. Diese systematisieren ebenfalls das Common Law und werden oft von den Gerichten zitiert, obwohl sie keine Gesetzeskraft haben.153 Aufsätze aus dem gesamten asiatischen und angloamerikanischen Rechtskreis werden durch den Attorney-General’s Information Service (AGIS) erfasst, der über LexisNexis.com und auf CD-ROM/DVD verfügbar ist. Aufsätze und Bücher wertet der Index to Legal Periodicals and Books154 aus, der ebenfalls über LexisNexis.com und auf CD-ROM/DVD verfügbar ist. _________________________________________________________________________________ 148 An der Universität Augsburg haben die Studenten beispielsweise einen kostenlosen Zugang zum Archiv der FAZ und der SZ. 149 Z. B. Zimmermann, NJW 2007, 3331 ff. 150 Buchbesprechungen finden sich beispielsweise bei www.mohr.de, www.jurawelt.de/literatur oder www.faz.net/book. 151 Vgl. etwa die Reihe des Institute for Law and Finance (ILF) der Goethe-Universität Frankfurt a. M. www.ilf-frankfurt.de/research/ilf-working-papers/, oder die Working Papers, die auf den Seiten des Max Planck Instituts unter www.mpg.de/de zu finden sind. 152 Beispielsweise der Datenbank SSRN, s. sogleich § 5 Rn. 68. 153 Schindle, ZEuP 1998, 277 ff. 154 Vormals Index to Legal Periodicals.
IV. Das rechtswissenschaftliche Schrifttum
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b) Zum angloamerikanischen Recht finden sich im Internet zahlreiche kosten- 68 pflichtige und kostenlose Datenbanken bzw. Aufsatzsammlungen. Das Social Science Research Network (SSRN) eLibary155 umfasst inzwischen mehr als 170.000 Dokumente. Es bietet einerseits kostenlose Zusammenfassungen (Abstracts) von Aufsätzen an, die in anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind. Je nach Autor sind die Aufsätze mitunter auch in ihrer zitierfähigen Langform abrufbar. Andererseits werden Working Papers angeboten, entweder mit einem Link, der ein (teilweise entgeltliches) Herunterladen ermöglicht, oder in ihrer Langform. Der wissenschaftliche Dienstleister EBSCO156 bietet kostenpflichtig Working Papers und 69 Aufsätze aus anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften an. Teilweise haben die deutschen Universitätsbibliotheken Vereinbarungen geschlossen, die Studenten die Nutzung des Dienstes ermöglichen.157 Als weitere – kostenpflichtige – Dienste sind zu nennen: Jstor158, welcher Aufsätze aus anerkannten Journals sowie Auszüge aus Monographien im Bereich der Wirtschaftswissenschaften enthält; Proquest159, wo vor allem Beiträge aus Zeitschriften abgerufen werden können; Econpapers160, nach eigenen Aussagen die weltgrößte Sammlung von wirtschaftswissenschaftlichen Working Papers, Artikeln aus Journals sowie von Software. Als kostenloser Dienstleister ist Ideas161 zu erwähnen, der Aufsätze und Working Papers anbietet. Hierbei besteht teilweise auch eine Verlinkung zu den kostenpflichtigen Diensten von Jstor.
c) Als kostenpflichtige Datenbanken mit großem Inhalt an ausländischen Ent- 70 scheidungen sind auch die zuvor schon dargestellten Dienstleister LexisNexis.com sowie Westlaw und HeinOnline162 zu empfehlen. d) Schließlich sind die studentisch organisierten Journals und Reviews der 71 anerkannten Law Schools kostenlos und oft zitierfähig im Volltext online abrufbar. 163 Hinsichtlich des englischen Rechts sind die zahlreichen Oxford Journals Law164 sowie das Cambridge Law Journal165 zu nennen.
3. Recherchehilfen: Bibliographien, Datenbanken und Internet a) Da die Zahl wissenschaftlicher Literatur inzwischen fast uferlos ist, ist der 72 Umgang mit Bibliographien, welche die Titel des Schrifttums wiedergeben, unumgänglich.166 So finden sich besonders gut Monographien, aber auch Lehrbücher. Die seit 1965 erscheinende Karlsruher Juristische Bibliographie (C. H. Beck) veröffentlicht monatlich neue Monographien mit einer Verzögerung von vier bis fünf Mona_________________________________________________________________________________ www.ssrn.com. www.ebscohost.com. 157 So hat etwa die UB Augsburg eine entsprechende Vereinbarung mit der UB Regensburg, über die die Dienste von EBSCO genutzt werden können. 158 www.jstor.org. 159 www.proquest.com. 160 www.econpapers.repec.org. 161 https://ideas.repec.org. 162 S. zu den Datenbanken oben § 5 Rn. 9 ff. 163 Dies gilt etwa hinsichtlich des US-amerikanischen Rechts für die Harvard Law Review, das Yale Law Journal, das Duke Law Journal sowie für die California Law Review. Eine Linkliste zu den verschiedenen Law Journals und Law Reviews der Law Schools findet sich unter http://lawstudents.findlaw.com/. 164 www.oxfordjournals.org/subject/law. 165 www.journals.cambridge.org/action/displayJournal?jid=CLJ. 166 Hierzu Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 147 ff. 155 156
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§ 5 Juristische Recherche
ten und wertet die Aufsätze aus etwa 700 juristischen Zeitschriften aus. Jede Ausgabe listet alphabetisch den Namen des Autors und Schlagworte auf. Auch die Deutsche Rechtsbibliographie (Nomos) informiert über die Sekundärliteratur. Die JZ informiert bibliographisch themenbezogen in ihren Umschlagseiten über neue Monographien und juristische Aufsätze. Übersichten zum Wirtschaftsrecht findet man in der Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht (ZGR) und der Zeitschrift für das gesamte Handels- und Wirtschaftsrecht (ZHR), zum internationalen Recht in der Rabels Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht (RabelsZ), zum Europarecht in der EuR und der ZEuP, zum Arbeitsrecht in der Zeitschrift für Arbeitsrecht (ZfA). Die Fundhefte für Zivilrecht, öffentliches Recht, Steuerrecht, Arbeits- und Sozialrecht (C. H. Beck) werten Aufsätze und Gerichtsentscheidungen aus und systematisieren sie nach der Norm eines Gesetzes. Der Index to Foreign Legal Periodicals (Uni. of Ca. Press) erfasst etwa 60 deutschsprachige Zeitschriften. Die deutsche Buchhändlervereinigung veröffentlicht die Deutsche Bibliographie. Der Buchhändler hat das Gesamtverzeichnis lieferbarer Bücher bzw. die Deutsche Bibliographie zur Hand. 73
b) Auch das Internet kann bei der Suche nach Rechtsliteratur oft hilfreich sein. Vor allem hilfreich sind die Suchsysteme OPAC der Bibliotheken, mit deren Hilfe Bücher in der Bibliothek lokalisiert und aufgefunden werden können. Neben dem Auffinden ist auch eine Fernleihe über die Systeme möglich. Besonders hervorzuheben ist der Karlsruher virtueller Katalog (http://kvk.bibliothek.kit.edu). Als MetaKatalog enthält er alle OPAC-Verbundkataloge. Dieses Netzwerk wertet mehr als 60 Mio. Bücher und Aufsätze aus der ganzen Welt aus. Die Trefferquote ist hier besonders hoch. Ein weiterer von der DFG geförderter Meta-Katalog ist die ViFa Recht der Staatsbibliothek zu Berlin.167
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c) Von besonderer Bedeutung sind darüber hinaus die eingangs dargestellten juristischen Datenbanken (§ 5 Rn. 9 ff.). Diese ermöglichen eine einfache und übersichtliche Literaturrecherche. Allerdings enthalten die Datenbanken nicht alle Zeitschriften, sondern meist nur juristische Zeitschriften aus dem eigenen Verlagshaus oder von kooperierenden Verlagen.
75
d) Eine weitere Recherchemöglichkeit bietet die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB)168. Zu dieser gelangen Sie über die die Homepage Ihrer Bibliothek. Diese Datenbank ist ein Service der Universitätsbibliothek Regensburg und beinhaltet eine Vielzahl an Zeitschriften, ist allerdings verständlicherweise nicht vollständig. Meist sind auch nur die Ausgaben der letzten zehn Jahre online.
76
e) Daneben gibt es gerade für die Ausbildung erste kostenfreie Internetzeitschriften, sog. Online-Zeitschriften, wie etwa die Zeitschrift für das Juristische Studium (ZJS) 169 , das Humboldt Forum Recht (HFR) 170 oder das Bucerius Law Journal _________________________________________________________________________________
www.vifa-recht.de/volltexte. http://ezb.uni-regensburg.de. 169 www.zjs-online.com. Hier veröffentlichen auch durchaus namhafte Professoren. Zudem ist die Zeitschrift so aufgebaut, dass die für Fachzeitschriften übliche Zitierweise angewendet werden kann. 170 www.humboldt-forum-recht.de. Weitere Ausbildungszeitschriften sind etwa Bonner Rechtsjournal, Bucerius Law Journal, Studentische Zeitschrift für Rechtswissenschaften Heidelberg (StudZR), Freilaw, Marburg Law Review, Ausbildungszeitschrift aus Münsters Juridicum (AD LEGENDUM). 167 168
V. Rationelle Literatursichtung und Beginn der vertieften Ausarbeitung
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(BLJ)171. Hier hat man vollen Zugriff auf sämtliche Inhalte der Zeitschrift. Außerdem verfügen diese Zeitschriften meist über eine gute Suchfunktion. KUSELIT172 bietet neben einer kostenpflichtigen Zeitschriftenbibliographie einen kostenlosen Zeitschriften-Inhalts-Dienst (ZID) per E-Mail an. Aufsätze, die nicht in der Bibliothek vorhanden sind, lassen sich auch kostenpflichtig bestellen.173 f) Schließlich seien noch virtuelle Bibliotheken erwähnt. Inzwischen hat Google 77 mehr als sieben Millionen Bücher gescannt, digitalisiert und zur Volltextsuche freigegeben. Allerdings sind damit die Urheberrechte der Autoren tangiert. Interessenverbände der US-amerikanischen Verleger und Autoren verklagten das InternetUnternehmen und schlossen einen Vergleich. Diese Werke sind zwar nicht immer vollständig eingescannt und erlauben auch kein Herunterladen, als PDF-Dateien geben sie das Original aber zutreffend wieder und können zur Literaturrecherche ohne weiteres genutzt werden.174 g) Auf europäischer Ebene entsteht seit 2008 eine virtuelle Bibliothek namens 78 Europeana175, durch die Kulturgüter aller Mitgliedsstaaten der EU weltweit zugänglich gemacht werden sollen. Die Europäische Union investiert 120 Millionen Euro in die Einrichtung dieser virtuellen Bibliothek. Die Errichtung der Deutschen Digitalen Bibliothek stellt den Deutschen Beitrag zur Europeana dar. Sie vernetzt 30.000 Datenbanken und ging Ende November 2012 online.176
V. Rationelle Literatursichtung und Beginn der vertieften Ausarbeitung
V. Rationelle Literatursichtung und Beginn der vertieften Ausarbeitung
V. Rationelle Literatursichtung und Beginn der vertieften Ausarbeitung Die einschlägige Rechtsliteratur haben Sie mithilfe der Recherchemöglichkeiten 79 gefunden. Nun müssen Sie sich mit dem Thema Literaturauswertung befassen. In den vier bis sechs Wochen, die Ihnen für Ihre Haus- oder Seminararbeit typischerweise zur Verfügung stehen, können Sie der Gefahr begegnen, in der Literatur zu „versinken“. Es sind zahlreiche Urteile, Monographien und Aufsätze zu lesen. Eine vollständige Literatursammlung schon im Anfangsstadium der Bearbeitung zusammenzustellen wäre allerdings unökonomisch, weil Sie noch gar nicht abschätzen können, was wichtig ist und damit unweigerlich den Überblick verlieren. Kopieren Sie also nicht Kopien für fünf Aktenordner. Umgekehrt ist es aber auch nicht ausreichend, das Literaturverzeichnis nur mit wenigen Fundstellen zu schmücken. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, deutlich zwischen den Arbeitsschritten Litera- 80 tursichtung, Literatursammlung und ausführlicher Literaturauswertung zu trennen. Diese Schritte sollen Ihnen deutlich machen, dass nicht sofort alle Literatur gesammelt werden muss, und auch, dass nicht alle Literatur im Detail gelesen werden kann. Vielmehr bezieht sich die Literatursichtung auf das Stadium der Vorarbeiten, _________________________________________________________________________________ 171 www.law-journal.de; Weitere Zeitschriften sind etwa „Freilaw“ unter www.freilaw.de oder „Höchstrichterliche Rechtsprechung im Strafrecht“ unter www.hrr-strafrecht.de. 172 www.kuselit.de. 173 Ein Dokumentlieferdienst der Bibliotheken ist verfügbar unter www.subito-doc.de. 174 www.books.google.de. 175 www.europeana.eu/portal; mittlerweile sind Werke in sämtlichen Sprachen vorhanden. 176 www.deutsche-digitale-bibliothek.de.
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§ 5 Juristische Recherche
die eigentliche Literatursammlung und Literaturauswertung führt der Bearbeiter erst beim Erstellen der Rohfassung durch. Dabei sollten verschiedene Lesetechniken zum Einsatz kommen, Intensivlesen und Querlesen. Gewichtige Fundstellen müssen Satz für Satz gelesen werden (§ 5 Rn. 87 ff.). Wenn Sie die wesentlichen Begriffe Ihres Themenkomplexes erarbeitet und damit ein Vorverständnis erworben haben, können Sie sich im Querlesen üben, das deutlich schneller von der Hand geht (§ 5 Rn. 91 ff.).177
1. Literatursichtung – Quellenkritik: zur Relevanz der juristischen Literatur a) Zur Relevanz der verschiedenen juristischen Quellen aa) Im Gegensatz zu Journalisten, Historikern oder Bibliothekaren sind Juristen wenig geschult, juristische Quellen kritisch zu würdigen.178 Richten Sie Ihre Suche in einem ersten Schritt nach der Wichtigkeit und Bedeutsamkeit der juristischen Quellen.179 Nach der Rechtsquellenlehre entfalten nur Gesetze unmittelbare Bindungswirkung gegenüber dem Bürger. Entscheidungen binden grundsätzlich nur die Parteien und entfalten nur eine subsidiäre Bindungswirkung (§ 5 Rn. 41 f.); die Ansicht der Rechtsliteratur bindet den Bürger überhaupt nicht. Unbedingt erforderlich ist folglich die Arbeit mit aktuellen Gesetzestexten. Die Lektüre höchstrichterlicher Rechtsprechung ist im Zweifel wichtiger als die Rechtsprechung unterer Gerichte. Die Rechtsprechung und Rechtsliteratur erschließt sich in der Regel am besten durch die Arbeit mit aktuellen Kommentaren und Entscheidungsbesprechungen. bb) Um nicht vorab schon in einem Literaturberg zu versinken, sollten Sie sich 82 am Anfang auf einige grundlegende Textstellen beschränken.180 Eine solche frühe Literatursichtung ist deshalb sinnvoll, weil bei einer Hausarbeit mehrere (hundert) Ihrer Kollegen am selben Thema arbeiten. Sie sollten sich die wichtigsten Fundstellen sofort kopieren, da Sie nicht ohne weiteres sicher sein können, alsbald ein zweites Mal auf diese Literatur Zugriff nehmen zu können. Maßgeblich sind Qualität und Aktualität der Quellen. Zeitschriften sind regel83 mäßig aktueller als Monographien. Fundstellen aus dem Internet können nicht immer verwendet werden, weil hier eine Qualitätskontrolle regelmäßig nicht stattfindet. Aufsätze in renommierten Zeitschriften oder in Archivzeitschriften sind regelmäßig substanzvoller als Kurzdarstellungen eines Rechtsproblems 181 . Ohne Fußnoten geschriebene Beiträge reduzieren den wissenschaftlichen Anspruch ebenfalls. cc) Ist das Problem an einer Norm festzumachen, bieten sich verschiedene Kom84 mentare zum ersten Einstieg an. Kommentare haben die Aufgabe, die einschlägigen Urteile und die Rechtsliteratur aufzubereiten und wiederzugeben. Die Chance, hier fündig zu werden, ist besonders hoch. Großkommentare sind wiederum hilfreicher als Kurzkommentare. 81
_________________________________________________________________________________ 177 Reimer, Juristische Methodenlehre, 2016, Rn. 159 f. unterscheidet mit anderer Begrifflichkeit zwischen „Auslegungslesen“ und „Suchlesen“. 178 Instruktiv Schimmel, JA 2015, 643, 650. 179 Zur Quellenkritik s. § 6 Rn. 4 und § 6 Rn. 31 ff. 180 Instruktiv Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 89 ff. 181 Die Juristenzeitung hat ein Ranking deutscher Zeitschriften veröffentlicht, s. hierzu Gröls/ Gröls, Ein Ranking juristischer Fachzeitschriften, JZ 17/2009, Beil. S. 40.
V. Rationelle Literatursichtung und Beginn der vertieften Ausarbeitung
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dd) Auch für Monographien gibt es Indizien, die auf die Wichtigkeit und Bedeu- 85 tung eines Werkes hinweisen, ohne dass Sie das Buch aufschlagen müssen. Dazu gehört beispielsweise das Renommee des Verlages oder der Schriftenreihe, in der das Werk erschienen ist. Ausführlichere Buchbesprechungen können Ihnen einen ersten Eindruck über das Werk verschaffen.182 Sie selbst können die Wichtigkeit und Relevanz einer Monographie für Ihr Thema prüfen, indem Sie zuerst Inhaltsverzeichnis, Einleitung oder Zusammenfassung auswerten. Insgesamt sollten Sie auf folgende Punkte achten: – Wie alt ist die Quelle? Gibt es aktuellere Fundstellen? – Wer ist der Autor? LG oder BVerfG, durch Fachpublikationen ausgewiesener Professor, BGH-Richter oder unbekannter Praktiker? – Wo, d. h. in welcher renommierten Zeitschrift oder in welchem Verlag, ist das Werk erschienen?
Entscheidend ist, dass der Autor sachkundig ist und nicht interessengebunden.183 Sollten Zweifel an der Quelle bestehen,184 kann darauf hingewiesen werden, dass eine bestimmte Quelle nicht verwendet wurde.185 b) Die Auswertung erster wichtiger Beiträge durch Intensivlesen aa) Die Literatursichtung von grundlegenden Beiträgen und mehrmalige Lektüre 86 anspruchsvoller Textstellen sollten in einem möglichst frühen Stadium erfolgen, um einen ersten Entwurf erstellen zu können. Aber nehmen Sie erst ein Buch in die Hand, wenn Sie vorab schon eine erste Lösung entworfen haben. Deutlich formulierte Brauer schon 1955: „Sie dürfen ein Buch erst dann aufschlagen, wenn Sie genau wissen, was es Ihnen verraten soll, die Bücherei erst dann betreten, wenn sie ein thematisch scharf umrissenes Leseprogramm haben“.186
Die umfassendere Literatursammlung fällt nur bei kürzeren Hausarbeiten mit der Literatursichtung in einem Arbeitsschritt zusammen. Ansonsten sollte sie zeitlich später erfolgen, um die Gefahr zu umgehen, den „Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen“. Am Anfang werden Sie relativ viel Zeit benötigen, um sich in die neue Materie einzuarbeiten. bb) Für das Intensivlesen lesen Sie grundsätzliche, bedeutende Fundstellen mehr- 87 mals, um sie zu verstehen und alle einschlägigen Gedanken zu erfassen. Lassen Sie den Text langsam Wort für Wort auf sich wirken. Kopieren Sie sich die wichtigen Aufsätze, denn das Lesen am Computer birgt die Gefahr, bildschirmblind zu werden (§ 1 Rn. 48). Wenn Sie Aufsätze auswerten und mit diesen arbeiten, streichen Sie in den Kopien herum, markieren Sie Thesen, Argumente und besonders wichtige Stellen. Sie können sich auch für jeden gelesenen Aufsatz eine Mind Map erstellen, die die Struktur des Textes und die wichtigsten Thesen wiedergibt. Der Vorteil einer Mind Map liegt darin, dass Sie die Struktur des Textes viel schneller erfassen und sich vergegenwärtigen. Sie sind dann in der Lage, einen 30- oder 40-seitigen Aufsatz beim späteren Arbeiten viel schneller auszuwerten. _________________________________________________________________________________ Möllers, AcP 207 (2007), 651 ff.; Lieb, in: FS Medicus, 1999, S. 337 ff. Schimmel, JA 2015, 643, 645 ff. 184 Zu Quellen aus dem Internet s. oben § 5 Rn. 7. 185 Schimmel, JA 2015, 643, 649. 186 Brauer, NJW 1955, 661, 662. 182 183
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§ 5 Juristische Recherche
Oder schreiben Sie die Thesen und Argumente gleich in eine Datei. Dies hat den Vorteil, mittels Suchbefehl in Word schneller bestimmte Thesen und Argumente zu finden. Beachten Sie aber, dass der Computer auch Nachteile mit sich bringt. Oft ist es sinnvoll, den Computer nur als „Schreibmaschine“ zu gebrauchen, ihn also erst einzusetzen, wenn sich bestimmte Gedanken schon „gesetzt“ haben. Ein reiner Zettelkasten kann nämlich oft schneller per Hand als per Computer entworfen werden. Nur, wenn Thesen zusammengefasst werden, kann die Arbeit mit dem Computer auch Zeit sparen. cc) Bei der Darstellung von Meinungsstreitigkeiten werden Sie feststellen, dass 88 die Anzahl der Ansichten zu Beginn unüberschaubar groß erscheint. Tatsächlich vertreten aber viele Autoren ein und dieselbe Ansicht. Werten Sie ein Rechtsproblem mit den verschiedenen Fundstellen aus und springen Sie nicht ständig zwischen einzelnen Rechtsproblemen hin und her. Fassen Sie in einem frühen Stadium jeweils eine relevante These, die mehrere Autoren vertreten, zu einer Fußnote zusammen. Mit einem frühzeitigen Zitieren stellen Sie sicher, dass Sie nicht fremde Ideen als eigene ausgeben.187 Auch müssen Sie dann die einschlägigen Aufsätze nicht mehrmals in die Hand nehmen. Beachten Sie allerdings auch, dass Sie im Zweifel nicht alle, sondern nur die grundsätzlichen Fundstellen zitieren müssen (§ 6 Rn. 31 ff.).
2. Weitere Literatursammlung und Literaturauswertung a) Lesetechniken – zum Querlesen aa) In der Klausur oder Hausarbeit eine eigene Meinung zur Lösung des Falls zu vertreten, wird regelmäßig positiv bewertet. Nicht toleriert wird allerdings, wenn der Bearbeiter eine andere, vielleicht sogar die herrschende Ansicht vollkommen unerwähnt lässt. Schlimmer noch: Der Rechtsanwalt, der seinen Mandanten falsch berät, haftet, weil er sich nicht über die neueste Rechtsentwicklung informiert hat, also die einschlägigen Gesetze oder Urteile übersieht.188 Viele Studenten begnügen sich bei Haus- und Seminararbeiten mit ein paar Fundstellen und sind schon stolz, wenn Sie den Palandt zitieren. Das genügt regelmäßig nicht und führt auch zu einem Punktabzug, denn die sorgfältige Auswertung von Rechtsprechung und Rechtsliteratur ist gerade eine der Aufgaben, die Sie zu bewältigen haben. bb) Sie werden schnell feststellen, dass sich Literaturberge vor Ihnen türmen. 90 Um diese zu bewältigen, können Sie sich verschiedener Lesetechniken bedienen.189 Da Sie mit Rechtsquellen und Literatur umzugehen wissen, lesen Sie nicht wild los, sondern prüfen vorab die Wichtigkeit und Bedeutung der Fundstelle (§ 5 Rn. 81 ff.). cc) Machen Sie sich vor der Lektüre klar, nach welchen Strukturen und Proble91 men Sie suchen.190 Dies wird Ihnen gelingen, wenn Sie sich einen ersten Überblick über die einzelnen Rechtsprobleme verschafft haben und deshalb wissen, welche Thesen (und Aufsätze) zueinander passen. Sie werden feststellen, dass nach einiger Zeit die Lektüre der Ihnen dann bekannten Problematik immer schneller von der Hand geht. 89
_________________________________________________________________________________ Zu dieser Problematik und der Gefahr des Plagiates s. § 6 Rn. 1 ff. S. nur die Rechtsprechungsnachweise bei Palandt/Grüneberg, BGB, 77. Aufl. 2018, § 280 Rn. 66. 189 S. auch Herrmann, Richtig Studieren. Ein Handbuch, 1982, S. 173 ff.; Klaner, Richtiges Lernen für Jurastudenten und Rechtsreferendare, 5. Aufl. 2014, S. 84 ff. 190 Haft, Juristische Rhetorik, 8. Aufl. 2009, S. 51 spricht vom aktiven Lesen. 187 188
V. Rationelle Literatursichtung und Beginn der vertieften Ausarbeitung
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dd) Wie bei einem Schneeballsystem erschließt sich durch die Fußnoten weitere 92 Literatur. Sie werden feststellen, dass Autoren oft von anderen Autoren abschreiben und sich daher schon nach erstaunlich kurzer Recherchezeit Ideen und Argumente zu wiederholen beginnen. ee) Sie müssen auch nicht die gesamte Literatur mit gleichbleibender Intensität ge- 93 lesen haben. Üben Sie sich in der Kunst des Schnell- oder Querlesens.191 Ein beeindruckendes Indiz für die Fähigkeit des Menschen zum Querlesen ist die wissenschaftliche Erkenntnis, dass man einen Text richtig erfassen kann, wenn nur der Anfangs- und Endbuchstabe eines Wortes richtig ist. Versuchen Sie den folgenden Text schnell zu erfassen:
192
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Rationelles Lesen gelingt vor allem dann, wenn Sie Ihnen bekannte Thesen und Argumente in dem neu zu lesenden Text nur aufspüren müssen. Im Ergebnis werden Sie die Literatur in einem Bruchteil der Zeit erfassen statt den Text vollständig und damit auch vieles für Sie Überflüssige lesen zu müssen. b) Schreibtechniken: Markierungen, Vorentwürfe und Steinbruchmethode aa) Sinnvoll sind effektive Schreibtechniken.193 Mehr als den Inhalt von 10–15 94 Aufsätzen kann sich der Bearbeiter üblicherweise nicht merken, ohne dass sich Ideen überlagern und den einzelnen Autoren nicht mehr zugeordnet werden können. Gerade bei Doktorarbeiten kommen schnell mehrere Aktenordner Kopien zusammen; es besteht die Gefahr, in der vorhandenen Literatur zu versinken und gänzlich den Überblick zu verlieren. Bei einem neuen Rechtsgebiet erscheint es sinnvoll, sich mit diesem erst einmal vertraut zu machen. Fassen Sie deshalb in einem ersten Schritt wichtige Strukturen in Vorentwürfen und Themenblöcken zusammen, auch wenn dieser Schritt rein darstellender Natur ist und bestenfalls für die Einleitung _________________________________________________________________________________
191 Morris et al., Laying Down the Law, 4th ed. 1996, S. 352; Schmitz, Schneller lesen, besser verstehen, 2010, der das „Improved Reading Training“ von Rodgers darstellt und umsetzt. 192 Schmitt, FAZ v. 24.9.2003, S. 9. 193 Brandt, Rationeller schreiben lernen, 5. Aufl. 2016.
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§ 5 Juristische Recherche
Ihrer Arbeit verwendet werden kann. Eine solche Zusammenfassung bildet eine wichtige gedankliche Vorarbeit für die darauf aufbauenden eigentlichen Ausführungen. Ordnen Sie Thesen und Argumente aus zahlreichen Kopien einander zu. Solche Thesen mit den fertigen Fußnoten können Sie dann in den Rohentwurf unmittelbar übernehmen. Mit dieser Technik vermeiden Sie die Gefahr, ein Plagiat zu erstellen (§ 6 Rn. 1). Selbst wenn Sie am Anfang nur Vorentwürfe für Ihren eigentlichen Text liefern, haben Sie doch zumindest schon einen Teil der Literatur ausgewertet und können die so erhaltenen Exzerpte für Ihre Rohfassung verwenden. Mit dieser „Steinbruchmethode“ müssen Sie dann die Aufsätze nicht mehrmalig wiederholend durchlesen. Allerdings verlangt ein solches Schreiben die ständige Überarbeitung des Textes bis aus Vor- und Rohentwürfen schließlich der endgültige Text heranreift. bb) Auch wichtige Gerichtsentscheidungen, die Sie für Ihre wissenschaftliche Ar95 beit als Beispielsfälle verwerten wollen, fassen Sie möglichst in einem eigenen Sachverhalt zusammen. Damit entgehen Sie der Gefahr, die Besonderheiten des Sachverhalts in unzulässiger Weise zu verallgemeinern.194 Das Lesen der Leitsätze ist nie ausreichend, sind diese doch oft missverständlich oder sogar falsch.195 Beachten Sie auch, dass viele juristische Zeitschriften Sachverhalt und Entscheidungsgründe so stark kürzen, dass eine Subsumtion nicht möglich ist. In deutschen Zeitschriften fehlen beispielsweise die Schlussanträge des Generalanwaltes des EuGH.196 Prüfen Sie deshalb immer verschiedene Fundstellen einer Entscheidung und zitieren und verarbeiten Sie nur diejenige Fundstelle, die das Original möglichst vollständig wiedergibt. cc) Und schließlich: Vermeiden Sie, Quellen aus dem Internet oder anderen Quel96 len einfach nur in Ihren Entwurf hinein zu kopieren. Ein wörtliches Zitat ist nur selten für Ihre Arbeit erforderlich und mit dieser Vorgehensweise ist die Gefahr groß, dass Sie ohne Angabe der Quelle ein unzulässiges Plagiat erstellen.197
3. Technische Hilfsmittel a) Die Arbeit mit Microsoft Word 97
Textverarbeitungsprogramme erleichtern die Arbeit an der Rohfassung. Das sichere Beherrschen einer Textverarbeitungssoftware ist heutzutage eine wichtige Voraussetzung für effektives wissenschaftliches Arbeiten. Auch der Arbeitgeber erwartet diese Schlüsselqualifikation. Das von der Firma Microsoft entwickelte Office Word 2016198 ist mittlerweile das wohl bekannteste und auch meist genutzte Textverarbeitungsprogramm der Welt.199 Es fällt vor allem durch sein übersichtlich gestaltetes Design auf, das auch Einsteigern das Arbeiten sehr erleichtert. Neben dem bloßen Schreiben bietet es eine Vielzahl von anderen hilfreichen Funktionen. _________________________________________________________________________________
194 S. beispielsweise BVerfG, Beschl. v. 28.5.1993, 2 BvF 2/90 u. a., BVerfGE 88, 203 – Schwangerschaftsabbruch II und BGH, Urt. v. 16.11.1993, VI ZR 105/92, BGHZ 124, 128, 136 ff. – Kind als Schaden; BVerfG, Beschl. v. 12.11.1997, 1 BvR 479/92 u. a., BVerfGE 96, 375; hierzu Stürner, JZ 1998, 317; Deutsch, NJW 1998, 510. 195 Generell auch Hirte, Der Zugang zu Rechtsquellen und Rechtsliteratur, 1991, S. 52 ff. 196 Siehe dazu § 6 Rn. 63. 197 Zur Dissertation von zu Guttenberg s. § 6 Rn. 14 ff. 198 Eingetragene Marke der Microsoft Corporation. Es sei hier auf die Seiten von Microsoft hingewiesen (www.office.microsoft.de), die ausführliche Online-Schulungen zu sämtlichen Programmfunktionen anbieten. 199 Schröder/Steinhaus, Mit dem PC durchs Studium, 2000, S. 91.
V. Rationelle Literatursichtung und Beginn der vertieften Ausarbeitung
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Am Ende des Buches finden Sie im Anhang eine ausführliche Beschreibung der wichtigsten Funktionen von Microsoft Word 2016 sowie eine Formatierungsanleitung für wissenschaftliche Arbeiten (Anhang 4 Rn. 31 ff.). b) Kopien und Ordner Streit herrscht, ob wirklich alles, was später zitiert wird, auch kopiert werden 98 muss. Auf der einen Seite sollen Meister ihrer Klasse ganz auf Kopien verzichten und nur aus Büchern ihre Hausarbeit zusammenschreiben. Jedoch müssen bestimmte Stellen mehrmals gelesen werden, bevor Sie diese vollständig erfassen. Dann ist es hilfreich, wenn Ihnen der Text jederzeit unmittelbar vorliegt und Sie diesen bearbeiten, also etwa Thesen und Argumente markieren können (§ 5 Rn. 94 ff.). Auf der anderen Seite sollten Sie aber kostbare Zeit nicht vor dem Kopierer verlieren und es vermeiden, Kopien für mehrere Aktenordner nur für eine Hausarbeit anzusammeln. Mit dem Kopieren alleine ist es regelmäßig nicht getan. Lesen Sie die Kopien, die Sie angefertigt haben, sonst ist es schade um das Geld.200 Deshalb erscheint ein Mittelweg ratsam; Kopien sind immer dann anzufertigen, wenn der Autor umfassender und vertiefender zu den einschlägigen Rechtsfragen Stellung nimmt. Auf Kopien können Sie dagegen verzichten, wenn ein Autor sich einer bestimmten Rechtsauffassung anschließt, ohne dies weiter zu begründen. Eine solche Rechtsansicht können Sie sich unschwer herausschreiben oder – noch besser – sogleich einer Fußnote zuordnen. Die kopierte Rechtsliteratur ordnen Sie alphabetisch in einem separaten Ordner. 99 Mit einem Register können Sie die Aufsätze alphabetisch untergliedern und gegebenenfalls nach einzelnen Rechtsgebieten unterteilen. c) Literaturverwaltung Nehmen Sie gleich die wichtigsten Titel in einer Word-Datei in ein vorläufiges Li- 100 teraturverzeichnis auf und kennzeichnen alle Titel, die noch besorgt oder gelesen werden müssen. Das von der Universität Düsseldorf entwickelte und frei erhältliche Programm „Literat“201 ermöglicht eine sinnvolle Archivierung, Aufbereitung und auch „Verschlagwortung“ der Literatur. Eine Literaturverwaltung ist alternativ über das Programm „citavi“ möglich, das in Microsoft Word integriert werden kann.202 Citavi ist eine leistungsfähige, deutschsprachige Literaturverwaltungssoftware; sie erlaubt es, online zu recherchieren und bibliographische Angaben aus Bibliothekskatalogen und Datenbanken zu importieren. Die darin enthaltenen Daten lassen sich anschließend in ein Literaturverzeichnis in Microsoft Word exportieren. Leider kann citavi nicht auf Juris und Beck-Online zugreifen, so dass für juristische Arbeiten hier immer noch viel Handarbeit erforderlich ist. Zudem ist die Pflege der eigenen Literaturdatenbank und Zitierweise mit Citavi zeitaufwendig und deshalb nicht für jede Form von wissenschaftlichen Arbeiten geeignet.203 Bei umfangreicheren Fragestellungen sollten Sie auch eine Übersicht der zu be- 101 nutzenden Gesetze und der relevanten Rechtsprechung anfertigen. Die Rechtspre_________________________________________________________________________________ 200 Ebenso Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 48 f.; Eco, Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt, 13. Aufl. 2010, S. 162; Kosman, Wie schreibe ich juristische Hausarbeiten, 2. Aufl. 1997, S. 19. 201 www.literat.net. 202 www.citavi.com. Zum Teil haben Universitätsbibliotheken eine Lizenz und bieten Schulungen an, etwa www.bibliothek.uni-augsburg.de/service/literaturverwaltung/Citavi/. 203 Beyerbach, Die juristische Doktorarbeit, 2. Aufl. 2017, Rn 80a f.
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§ 5 Juristische Recherche
chungsübersicht können Sie wiederum nach der Ranghöhe der Gerichte sowie zeitlich ordnen. Das Aktualisieren dieser Verzeichnisse ist damit ein ständiger Prozess, der dann letztlich in ein vollständiges Literatur-, Rechtsprechungs- und Gesetzesverzeichnis (§ 6 Rn. 102 ff.) mündet. In Lehrbüchern zur angloamerikanischen Legal Research finden sich oft Aufgaben, durch die man feststellen kann, ob man die juristische Recherche beherrscht. Zur Vertiefung deshalb ein paar Beispiele zum Einüben. Suchen Sie folgendes Urteil, eine Literaturstelle und ein Gesetz:204 (1) Wo findet sich der Herrenreiterfall? (2) Wie heißt das vollständige Zitat des Beitrages von Fleischer, in: FS Immenga, 2004, S. 575 ff.? (3) Suchen Sie die Rasenmäherverordnung. _________________________________________________________________________________ 204
Die Lösung findet sich unter § 10.
I. Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens und das Plagiat
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Revision
§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln I. Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens und das Plagiat Bis in die jüngste Vergangenheit waren in Deutschland Grundsätze wissenschaft- 1 lichen Arbeitens wenig bekannt,1 und auch heute noch erfreuen sich Regeln zum richtigen Zitieren oft einer gewissen Beliebigkeit. In zahlreichen deutschen (Kurz-) Lehrbüchern oder Grundrissen, ja selbst gelegentlich in Entscheidungen der obersten Gerichte2, wird viel zu selten zitiert und (vermeintlich) aus Platzgründen auf notwendige Fußnoten verzichtet.3 Dies wird gelegentlich mit der These zu rechtfertigen versucht, bestimmte Gattungen bedürften keiner Nachweise. Mich überzeugt das nicht, setzt sich der Autor doch schnell dem Vorwurf aus, wegen der fehlenden Zitate die Gedanken Dritter als eigene auszugeben und damit ein Plagiat anzufertigen.4 Solche Werke können deshalb nicht als Vorbild richtigen Zitierens dienen. Archivaufsätze, (Groß-)Kommentare und Habilitationen zitieren und werten die einschlägige Literatur und Rechtsprechung dagegen regelmäßig erheblich besser aus. Seit der zu Guttenberg-Affäre hat das Bewusstsein, richtig und korrekt in wissenschaftlichen Werken zitieren zu müssen, deutlich zugenommen (s. sogleich § 6 Rn. 23). Im angloamerikanischen Rechtskreis existieren zahlreiche Standardwerke zum 2 richtigen Zitieren juristischer Literatur („Legal Citation“).5 Vor allem das Bluebook6 gilt in der US-amerikanischen Rechtspraxis als juristische „Bibel“ für das richtige Zitieren; ähnlichen Einfluss hat die OSCOLA in Großbritannien.7 Um Plagiate zu vermeiden ist es dabei unerlässlich, dass man sich die Bedeutung des Zitierens vergegenwärtigt (I.), um anschließend die einschlägigen Regeln des Zitierens (II.–VI.) einhalten zu können. _________________________________________________________________________________ S. inzwischen aber Bergmann/Schröder/Sturm, Richtiges Zitieren, 2010; Byrd, B. Sharon/ Lehmann, Mathias, Zitierfibel für Juristen, 2. Aufl. München 2016; Czwalina, Richtlinien für Zitate, Quellenangaben, Anmerkungen, Literaturhinweise u. ä., 6. Aufl. 1997; Krämer, Wie schreibe ich eine Seminar- oder Examensarbeit, 3. Aufl. 2009, 7. Kap; Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 159 ff.; Thieme, Die Anfertigung von rechtswissenschaftlichen Doktorarbeiten, 2. Aufl. 1963, S. 37 ff. 2 Negativbeispiel etwa BGH, Vorlagebeschluss v. 23.11.2010, II ZB 7/09, NJW 2011, 309 ff. – Schrempp. 3 Auch der Hinweis, dass bei einem didaktisch orientierten Werk die Fußnoten nicht so zahlreich sein müssten, ist wenig überzeugend, weil dies unweigerlich Plagiate heraufschwört. A. A. aber Beyerbach, Die juristische Doktorarbeit, 2. Aufl. 2017, S. XV. 4 Zum Teil wird ganz bewusst auf Fußnoten verzichtet, so etwa Putzke, Juristisches Arbeiten erfolgreich Schreiben, 6. Aufl. 2018, S. VII; Röhl/Röhl, Allgemeine Rechtslehre, 3. Aufl. 2008 ausdrücklich im Vorwort; Kötz, Vertragsrecht, 1. Aufl. 2009, Vorwort (allerdings mit zahlreichen Quellennachweisen im Text). 5 Beispielsweise Neumann, Legal Reasoning and Legal Writing, 6th ed. 2009, Chap 20; Raistrick, Index to Legal Citations and Abbreviations, 4th ed. 2013; French, How to cite legal authorities, 2003. 6 S. www.legalbluebook.com und § 6 Rn. 46. 7 OSCOLA 4th ed. 2012, Oxford Standard for the Citation of Legal Authorities der Oxford Faculty of Law, s. www.law. ox. ac.uk/published/OSCOLA_4th_edn.pdf; allgemein zu OSCOLA s. www.law. ox. ac.uk/oscola. 1
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
1. Die Aufgabe des Zitats a) Nachweisfunktion des Urhebers 3
Das Gebot der Rationalität verlangt, dass bei einem wissenschaftlichen Diskurs die bereits früher entwickelte Ansicht von der eigenen unterschieden wird. Wer eine Rechtsmeinung darstellt oder eine These aufstellt, die in der Rechtsprechung oder literatur vertreten wird, muss diese zitieren. Das Zitat in den Fußnoten übernimmt zuvorderst eine Nachweisfunktion, weil sie den Urheber eines Gedankens benennt. Wissenschaftliches Arbeiten verlangt somit, eigene Ideen von fremden zu unterscheiden und fremde Ideen durch entsprechende Fußnoten zu belegen.8 Mit der Fußnote als Quellennachweis erkennen Sie die Idee eines Dritten als solche an und kennzeichnen ihn als den Urheber dieser Idee. Dementsprechend darf nicht etwas als eigene Ansicht dargestellt werden, was vorher schon durch andere Autoren vertreten wurde.9 Wer andere Ideen als eigene ausgibt, begeht „geistigen Diebstahl“, kann das Urheberrecht verletzen und hat unter Umständen mit zahlreichen rechtlichen Konsequenzen zu rechnen.10 b) Quellenkritik: Einordnungs-, Lenkungs- und Bewertungsfunktion
4
Mit dem Nachweis einer Quellenangabe soll der Leser zudem erkennen können, wie sich der Gedankengang des Autors zu den bisher in der Wissenschaft entwickelten Thesen und Argumenten verhält. Mit den Fußnoten nimmt der Bearbeiter auch eine Quellenkritik vor, indem er wichtige von unwichtigen Quellen unterscheidet (§ 5 Rn. 81 ff.). Durch die Angabe der einschlägigen Quelle soll der Leser nachvollziehen, an welchen Stellen der Autor die bisher in der Wissenschaft schon erarbeiteten Aussagen (nur) referiert oder auf den Thesen Dritter aufbaut oder aber (vollständig) neue Ideen selbst entwickelt. Der Autor stellt seine Ideen also in den Zusammenhang mit den bisherigen Gedanken Dritter, etwa in dem er zustimmende und abweichende Quellen nennt. Die Aussagen des Bearbeiters können an Überzeugungskraft gewinnen, wenn er Thesen und Argumente mit gewichtigen Fundstellen aus der Literatur oder der ständigen Rechtsprechung belegen kann. Die Fußnoten übernehmen damit auch eine Lenkungs- und Bewertungsfunktion. Umgekehrt können aber gerade auch die eigenen, neuen Ideen für den Leser von besonderem Interesse sein. c) Überprüfungsfunktion
5
Das Zitat soll dem Leser schließlich ermöglichen, die Originalquelle schnell zu finden.11 So kann er das Original mit Ihrer Angabe vergleichen und überprüfen, ob die Aussage wirklich mit der in der Fußnote zitierten Quelle übereinstimmt (Überprüfungsfunktion). Deshalb sollte so genau wie möglich zitiert werden. Eine gute, _________________________________________________________________________________ 8 Hier folgt die Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität Bayreuth, Bericht an die Hochschulleitung der Universität Bayreuth aus Anlass der Untersuchung des Verdachts wissenschaftlichen Fehlverhaltens von Herrn Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, 5.5.2011, S. 14, online abrufbar unter www.tagesspiegel.de/downloads/4160562/1/guttenbergabschlussbericht der Ansicht der Juristischen Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2010, S. 133. S. sogleich unter § 6 Rn. 14 ff. 9 Hier folgt die Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität Bayreuth (§ 6 Fn. 8), S. 14 der Ansicht dieses Werkes zur Juristischen Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2010, S. 133. 10 S. sogleich unter § 6 Rn. 18 ff. 11 Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 327.
I. Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens und das Plagiat
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saubere Zitierweise lässt die Präzision und Genauigkeit der Arbeitsweise des Autors erkennen. Sie geht mit gutem juristischen Stil und sorgfältiger juristischer Argumentation Hand in Hand.
2. Das Plagiat a) Zitierfähige Idee und Plagiat Plagiat wird zum Teil verstanden als die „vollständige oder teilweise Übernah- 6 me eines fremden Textes oder einer fremden Idee unter Anmaßung der wissenschaftlichen Urheberschaft“ 12 . Um den Bereich des unzulässigen Plagiates zu bestimmen, lässt sich die Definition des § 2 Abs. 2 UrhG heranziehen: urheberrechtlich geschützte Werke sind nur „persönliche geistige Schöpfungen“. Es muss sich daher bei der eigenen zitierfähigen Idee um eine menschliche, persönliche Schöpfung handeln, die einen geistigen Gehalt aufweist.13 Das kann die These, aber vor allem die Argumentation und Begründung der Idee umfassen. Diese geistige Schöpfung muss schließlich eine wahrnehmbare Form gefunden haben14, oder mit anderen Worten in irgendeiner Weise verkörpert und daher der Beweiserhebung zugänglich sein. b) Fallgruppen und Voraussetzungen des Plagiates aa) Vom Wortplagiat spricht man, wenn die Quelle überhaupt nicht angegeben 7 wird.15 Ein sogenanntes Inhaltsplagiat ist zu bejahen, wenn der Verfasser Originaltexte nur leicht abwandelt (Paraphrase), ohne die Quelle kenntlich zu machen; entscheidend ist der „Ideenklau“.16 Das Übersetzungsplagiat liegt vor, wenn ein Text aus einer anderen Sprache übersetzt wird, ohne den Autor zu zitieren. bb) Absicht ist für das Plagiat nicht erforderlich; ob das Vorliegen eines subjekti- 8 ven Tatbestands überhaupt gegeben sein muss, ist umstritten.17 Ein Vorsatz lässt sich – auch strafrechtlich – aus objektiven Indizien wie Quantität und Qualität der Verstöße herleiten.18 So ist die bewusste Nichtangabe des Urhebers bei der wörtlichen Wiedergabe des Textes ohne weiteres als vorsätzlich einzustufen. Aber nicht nur die wiederkehrende wörtliche Wiedergabe der Quelle kann Indiz für einen Plagiatsvorsatz sein, sondern auch die bloß sinngemäße Wiedergabe ohne Angabe der Quelle. Ein solches Inhaltsplagiat kann absichtlich erfolgen, aber auch durch eine unsaubere Arbeitsweise, die sich dadurch auszeichnet, dass Quellen zunächst ohne Angabe des _________________________________________________________________________________ VDStRL, Leitsätze „Gute wissenschaftliche Praxis im Öffentlichen Recht“ v. 3.10.2012, Nr. 1; abrufbar unter www.vdstrl.de/gute-wissenschaftliche-praxis/. 13 Nordemann, in: Fromm/Nordemann, Urheberrecht, 11. Aufl. 2014, § 2 Rn. 21. 14 Nordemann, in: Fromm/Nordemann, Urheberrecht, 11. Aufl. 2014, § 2 Rn. 23. Zum Schutz durch das Urheberrecht s. sogleich unten § 6 Rn. 20. 15 Dazu zählen auch die Sammelfußnote und die ausschließliche Quellenangabe im Literaturverzeichnis, s. Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität Bayreuth (§ 6 Fn. 8), S. 14. 16 Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität Bayreuth (§ 6 Fn. 8), S. 14. Von „Ideenklau“ spricht Löwer, Bonner Rechtsjournal (BRJ), Sonderausgabe „Plagiate in der Wissenschaft“, 2011, 4, 5. 17 Die Meinungen gehen bis hin zum kompletten Verzicht. S. dazu vertiefend zum US-amerikanischen Recht Gerhardt, 12 Rich. J. L.&Tech. 10 Rn. 19 ff (2006). Zum deutschen Recht Stumpf, BRJ, 8, 22 m. w. N. 18 VG Frankfurt a. M., Urt. v. 23.5.2007, 12 E 2262/05, Rn. 15 (Juris); VG Berlin, Urt. v. 25.6.2009, 3 A 319/05, Rn. 54 f. (Juris). 12
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
Urhebers, etwa aus dem Internet durch „copy and paste“ übernommen und erst in einem zweiten Schritt um den Urheber ergänzt werden. Eine solche Arbeitsweise ist geradezu prädestiniert, Plagiate zu erstellen. Da der Bearbeiter billigend in Kauf nimmt, die ein oder andere Quelle zu vergessen und nicht anzugeben, entspricht eine solche Technik nicht guter wissenschaftlicher Arbeit.19 An anderer Stelle wurde schon erklärt, wie Quellen effektiv und sorgfältig auszuwerten sind.20 Schließlich ist auch vor jeder unzureichenden, „halbfertigen“ Recherche zu war9 nen, etwa die Recherche vom Schreibtisch aus auf juristische Datenbanken zu beschränken und damit Fundstellen auszusparen, die nicht in den Datenbanken veröffentlicht sind. Ein Gang in die Bibliothek bleibt dem Bearbeiter nicht erspart (§ 5 Rn. 8). Um es nochmals deutlich zu formulieren: Das Nichtauswerten und Nichtwahrnehmen vorhandener Quellen ist fehlerhaft und stellt aufgrund der unvollständigen Wiedergabe aller Quellen ein wissenschaftliches Fehlverhalten dar. Der Bearbeiter nimmt auch bei dieser Arbeitsweise in Kauf, dass er durch die unvollständige Zitierweise ein Plagiat erstellt. c) Unwissenschaftliche Darstellungen von Streitständen 10
Zuvor wurden in einem eigenen Kapitel die juristische Argumentationstechnik sowie die Darstellung von Streitständen erörtert (§ 3). Grundsätzlich ist es wissenschaftlich unredlich, wenn Streitstände „unterschlagen“ werden, indem etwa eine Gegenmeinung erst gar nicht genannt oder aber diese genannt, aber die einschlägigen Argumente nicht vorgebracht werden. Etwas anderes gilt nur dann, wenn es auf den Streitstand im konkreten Fall gar nicht ankommt oder sich bereits eine ganz herrschende Ansicht herausgebildet hat. d) Ausnahmen
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aa) Schließlich kann es aber auch Fälle geben, in denen von vornherein die Voraussetzungen für ein Plagiat fehlen. Nicht jede Idee oder Quelle muss mit einem Zitat belegt werden. Überflüssig ist ein Zitat bei Selbstverständlichkeiten, die heutzutage bewiesen sind und deren Gedankengang nicht mehr hergeleitet werden muss, etwa dass die Erde rund ist. Behauptungen, die evident oder allgemein bekannt sind, müssen und dürfen nicht belegt werden.21 Ironisch formuliert Haft folgendes Beispiel, wie man es nicht machen sollte: „Ein Satz wie „Der Montag folgt auf den Sonntag“ erscheint den Juristen nackt und trivial. Derselbe Satz enthält durch Zitate juristischen Adel, z. B.: Der Montag (dazu RGSt 7, 14, 18; BGHZ 48, 32 f.; BVerfGE 17, 8) folgt (a. M. Müller-Seibermann, NJW 1977, 1788, „schließt sich an“ – dagegen treffend AG Deitzenbach, in: Kritische Justiz 1978, 55) auf den Sonntag (h. M., entgegen der Sonntagsvorausgehungstheorie, die auf von Savigny zurückgeht, aber bereits durch Jhering in seiner Schrift „Der Kampf um den Montag“, Leipzig 1859, widerlegt wurde. Zum Ganzen auch Baumann: Sonntag, Montag und was dann? Kritische Gedanken zur Woche, Berlin 1977; unhaltbar Benderling, JZ 1953, 66 ff., der sich gegen das Wochensystem insgesamt wendet).“22 _________________________________________________________________________________ 19 Folglich entlastet eine vermeintliche „Dauervergesslichkeit“ auch nicht, Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität Bayreuth (§ 6 Fn. 8), S. 22. 20 Zum richtigen Auswerten von wissenschaftlichen Texten s. oben § 5 Rn. 81 ff. 21 Das Rechtsinstitut Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter ist gewohnheitsrechtlich anerkannt und muss nicht mehr durch Rechtsprechung belegt werden. S. auch Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 161. 22 Haft, Juristische Rhetorik, 8. Aufl. 2009, S. 118; s. auch Häberle/Blankenagel, Rechtstheorie 19 (1988), 116, 119; Basedow, ZEuP 2008, 671 f.
I. Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens und das Plagiat
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bb) Ein Plagiat liegt auch nicht vor, wenn der Bearbeiter sich selbst nicht zitiert. 12 In diesem Fall gibt er ja gerade keine fremde geistige Schöpfung als eigene Idee aus, sondern unterlässt nur die Angabe, dass es sich um seine eigene Idee handelt.23 Dass es aber kein guter Stil ist, identische Textpassagen mehrmals demselben Publikum zu unterbreiten, steht auf einem anderen Blatt. Daher sollte der Autor die frühere Stelle nennen. e) Das Unwerturteil des Plagiates Mit diesen Überlegungen ist das unzulässige Zitat, das Plagiat24 gebrandmarkt. 13 Wer nicht oder unzulässig zitiert, lügt und stiehlt: Er stiehlt, weil er eine andere Idee als eigene verwendet und lügt, weil er die Idee eines anderen als eigene ausgibt.25 Ein Plagiat liegt also immer schon dann vor, wenn eine Quelle eines Dritten verwendet wird, ohne diese zu belegen.26
3. Zu Guttenberg und rechtliche Konsequenzen des Plagiates a) Das Plagiat am Beispiel der Dissertation von zu Guttenberg Dass ein Plagiat die politische Karriere kosten kann, musste Karl-Theodor Frei- 14 herr zu Guttenberg (CSU) erleben. Die Süddeutsche Zeitung berichtete über den „Fall Guttenberg“ und zitierte aus der 5. Auflage dieser Juristischen Arbeitstechnik.27 Zu Guttenberg trat nicht nur als Verteidigungsminister zurück; auch sein Doktortitel wurde ihm aberkannt. Die Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität Bayreuth kam unter anderem zu dem Schluss, dass zu Guttenberg vorsätzlich getäuscht hat und die Dissertation zu etwa 65 % aus Plagiaten besteht.28 Die Süddeutsche Zeitung hatte Original und Fälschung durch zu Guttenberg in einem Beispiel recht anschaulich gegenübergestellt:29
_________________________________________________________________________________ A. A. Rieble, Das Wissenschaftsplagiat, 2010, S. 32 ff. Gegen die zu weite Begriffsbestimmung von Rieble haben mittlerweile mehrere in dem Werk erwähnte angebliche Plagiatoren erfolgreich geklagt, so beispielsweise LG Hamburg, Urt. v. 21.1.2011, 324 O 358/10 (Juris). 24 Der römische Dichter Martial verglich die Veröffentlichung seiner Gedichte mit der Freilassung von Sklaven: Wer sie als eigene ausgebe, sei ein „plagiarius“, ein Menschenräuber, s. Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, 7. Aufl. 2015, Rn. 283. 25 So sehr plastisch Gerhardt, 12 Rich. J. L.&Tech. 10 Rn. 28 (2006). 26 So die Universität von Princeton: „the use of any outside source without proper acknowledgment“, abrufbar unter www.princeton.edu/pr/pub/rrr/04/33.htm#d. S. auch Gerhardt, 12 Rich. J. L.&Tech. 10 Rn. 26 (2006). 27 Schulz, Spurensuche im Graubereich, SZ v. 16.2.2011, S. 2 sowie Preuß/Schulz, Verteidigungsfall, SZ v. 16.2.2011, S. 2. Aufgedeckt wurden erste Plagiatsstellen von Fischer-Lescano, KritJustiz 2011, 112. Intensiv vertieft wurde die Suche dann von http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/ GuttenPlag_Wiki. 28 Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität Bayreuth (§ 6 Fn. 8). 29 Preuß/Schulz, Verteidigungsfall, SZ v. 16.2.2011, S. 2. 23
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
15 Original und Plagiat
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Obwohl der „Fall Guttenberg“ das größte Aufsehen erregte, ist er nicht der einzige.30 Vor nicht allzu langer Zeit haben zwei Naturwissenschaftler in ihren Veröffentlichungen zahlreiche wissenschaftliche Daten gefälscht oder erfunden. Ihre Arbeitsverträge wurden daraufhin gekündigt.31 Zwei Professoren der Harvard Law School _________________________________________________________________________________
30 Ebenfalls des Plagiates überführt wurden z. B. Annette Schavan, Silvana Koch-Mehrin und Jorgo Chatzimarkakis und die Tochter des ehemaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Veronica Saß. 31 Die Deutsche Forschungsgemeinschaft reagierte mit einem Ehrenkodex für gutes wissenschaftliches Verhalten, s. Mehr Disziplin in der Wissenschaft – Der Ehrenkodex der Deutschen For-
I. Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens und das Plagiat
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wurde nachgewiesen, dass sie Plagiate angefertigt hatten.32 Auch in Deutschland wurden inzwischen gegen Professoren der Rechtswissenschaften öffentlich Plagiatsvorwürfe erhoben. Selbst dieses Werk wurde schon plagiiert – kurioserweise wörtlich meine Ausführungen zum Plagiat (!). Das Konkurrenzwerk wurde vom Markt genommen. Inzwischen scheint es fast zum Volkssport geworden zu sein, Texte aus dem Internet herunterzuladen und als eigene auszugeben.33 Lahusen formuliert recht deutlich: „Doch bloßes Abschreiben fremder Beiträge ist – man kann es drehen und wenden, wie 17 man will – kein sehr kritischer Vorgang. Vielmehr wird man den Verdacht nicht los, daß der Kopie Kritik per definitionem fremd ist, der Kopierer also erst einmal seinen Verstand vollständig ausschalten muß, bevor er sich an die Arbeit macht.“34
b) Rechtliche Konsequenzen des Plagiates Vor einem solchen Vorgehen sei also ausdrücklich gewarnt. Fakultäten setzen in- 18 zwischen Computerprogramme ein, welche die Arbeit mit Textstellen im Internet vergleichen.35 Mit neuen Programmen werden inzwischen mindestens 75 Prozent der Testfälle richtig erkannt.36 Die rechtlichen Konsequenzen eines solchen „geistigen Diebstahls“ sind drastisch. 19 In den USA werden Studenten, die einen solchen Täuschungsversuch begehen, unverzüglich der Universität verwiesen. In Deutschland kann ein Täuschungsversuch ebenfalls weitreichende Folgen für den Studenten haben. An der Universität Augsburg muss eine Prüfung mit „nicht ausreichend“ bewertet werden, wenn ein Student versucht, das Prüfungsergebnis mit unerlaubten Mitteln zu beeinflussen.37 Ein Täuschungsversuch kann auch zum vollständigen Ausschluss38 von der gesamten Prüfung, wie etwa der Juristischen Universitätsprüfung, führen. Zudem kann der Bearbeiter gegen § 63 UrhG verstoßen. Selbst wenn Ideen und 20 wissenschaftliche Ergebnisse als solches frei sind und nicht dem Urheberrecht unterliegen39, kann die konkrete Darstellungsweise, etwa die Auswahl der Beispiele, dem _________________________________________________________________________________ schungsgemeinschaft, 24.12.1997, S. N2; ebenso die Resolution des Hochschulverbandes, s. unter www.hochschulverband.de. 32 Hemel/Schuker, Prof Admits to Misusing Source, Harvard Crimson online v. 27.9.2004, abrufbar unter www.thecrimson.com/article/2004/9/27/prof-admits-to-misusing-source-harvard/#. 33 S. Finetti/Himmelrath, Der Sündenfall. Betrug und Fälschung in der deutschen Wissenschaft, 2. Aufl. 2012; Schmundt, Mit der Maus zum Diplom, Der Spiegel v. 8.7.2002, S. 164; eindringlich auch Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 271 ff., 275; Derleder, NJW 2007, 1112 ff. 34 Lahusen, KJ 2006, 398, 416. 35 Z. B. www.plagiarism.org; www.turnitin.com. Für Deutschland beispielsweise www.m4software.de. Den Einsatz einer solchen Software empfiehlt auch die Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität Bayreuth (§ 6 Fn. 8), S. 38. 36 Abrufbar unter www.heise.de/newsticker/meldung/Programme-zur-Erkennung-von-Plagiatenwerden-besser-215106.html; Testbericht und Programmbeschreibungen abrufbar unter http:// plagiat.htw-berlin.de/software/2008/. 37 Dies gilt auch noch bis zu fünf Jahre nach Bekanntgabe der Note, wenn die Täuschungshandlung erst nachträglich entdeckt wird, vgl. § 20 Abs. 5 und 6 APrüfO. 38 S. § 20 Abs 1 S. 2 APrüfO bzw. § 23 Abs. 1 S. 2 STO/PO Rechtswiss der Universität Augsburg. Ein Student wurde jüngst wegen erheblichen Unterschleifs ausgeschlossen. 39 Vgl. Art. 2 WIPO Copyright Treaty (WCT) v. 20.12.1996 lautet: „Copyright protection extends to expressions and not to ideas, procedures, methods of operation or mathematical concepts as such.” S. auch Schack, in: Dreier/Ohly, Plagiate, 2013, S. 81, 83; K. Weber, in: Jänich/Schrader, Fortschritt durch Nachahmung, 2013, S. 27, 36 f.
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
Urheberrecht unterfallen.40 Die rechtliche Grundlage für das Zitieren fremder Werke in eigenen Arbeiten findet sich in § 51 Nr. 1 und 2 UrhG. Zitieren verlangt die Angabe der Quelle (§§ 62 f. UrhG)41 und ist auf das unbedingt Erforderliche beschränkt.42 Die Verletzung des Urheberrechts kann schließlich zivilrechtliche Beseitigungs-, Unterlassungs- oder Schadensersatzansprüche auslösen, §§ 97 ff. UrhG. Bei einem vorsätzlichen Verstoß greifen gem. § 106 UrhG strafrechtliche Sanktio21 nen ein. Im Fall zu Guttenberg hatte die Staatsanwaltschaft Hof einen solchen Urheberrechtsverstoß in mehreren Fällen zunächst auch bejaht, das Verfahren wurde aber mit Zustimmung des Beschuldigten nach Zahlung eines Geldbetrages gem. § 153a Abs. 1 S. 2 Nr. 2 StPO eingestellt.43 Der Doktorand oder Habilitand muss bei der Einreichung seines Werkes versichern, dass er alle einschlägigen Quellen angegeben hat. Ist diese Erklärung als Eidesstattliche Versicherung formuliert, ist dies ein Verstoß gegen § 156 StGB, der mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe zu ahnden ist.44 Schließlich können Plagiate, wie die Fälle zu Guttenberg, Schavan, Koch-Mehrin 22 und inzwischen vieler anderer zeigen, zur Aberkennung eines akademischen Titels führen.45 Dies hat dann auch für die persönliche Reputation Folgen. Die (politische) Karriere wird sich dann kaum steil fortsetzen lassen.46 Erfreulicherweise hat das Bewusstsein, richtig zu zitieren, um Plagiate zu vermei23 den, seit dem zu Guttenberg-Skandal deutlich zugenommen. Mehrere Sammelbände haben sich mit der Thematik beschäftigt. 47 Verschiedene Fachverbände haben Grundsätze für eine „Gute wissenschaftliche Praxis für Publikationen“ verabschiedet.48
II. Grundlegende Regeln zum Zitieren 1. Zitierfähige Quellen 24
Zitierfähig sind grundsätzlich alle Quellen, die veröffentlicht worden sind. Mündliche Äußerungen können unter Angabe des Urhebers mit Datum veröffentlicht _________________________________________________________________________________ Dreier/Schulze, Urheberrechtsgesetz, 5. Aufl. 2015, § 2 Rn. 43 f.; s. auch BGH, Urt. v. 7.12. 1979, I ZR 157/77, GRUR 1980, 227, 230 – Monumenta Germaniae Historica; BGH, Urt. v. 21.11.1980, I ZR 106/78, GRUR 1981, 352, 353 – Staatsexamensarbeit. 41 Lüft, in: Wandtke/Bullinger, Praxiskommentar zum Urheberrecht, 4. Aufl. 2014, § 51 Rn. 1; Ohly, in: FS Dietz, 2001, S. 143 ff. 42 Weitere Informationen zum Thema Plagiat sind zum Beispiel auf der Homepage der HTW Berlin zu erhalten, abrufbar unter http://plagiat.htw-berlin.de/. Zur Urheberrechtsverletzung im USamerikanischen Recht s. Gerhardt, 12 Rich. J. L.&Tech. 10 Rn. 38 f. (2006). 43 Müller, Nach aufwendiger Recherche, FAZ v. 25.11.2011, S. 4; für den Hinweis, dass das Verfahren nach § 153a StPO eingestellt wurde danke ich Herrn Kollegen Hettinger. 44 Hierzu unten § 8 Rn. 27. 45 VGH BW, Urt. v. 19.4.2000, 9 S 2435/99, KMK-HSchR/NF 21A Nr. 19. Die Mitautoren beim Münsteraner Plagiat verloren ihre Doktortitel. 46 In den Fällen der Professoren aus Berlin und Münster nahmen die Verlage das Plagiat unverzüglich vom Markt. Der Darmstädter Professor wurde an der Neuauflage des betroffenen Kommentars nicht mehr beteiligt. 47 Dreier/Ohly (Hrsg.), Plagiate, 2013; Lahusen/Markschies (Hrsg.), Zitat, Paraphrase, Plagiat, 2015. 48 S. z. B. www.uni-jena.de/Sicherung_guter_wissenschaftlicher_Praxis-path-1,112784,117796. html. Ausgangspunkt sind hier die Grundsätze der DFG, Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis aus dem Jahre 1998. S. die Nachweise bei Dreier/Ohly (Hrsg.), Plagiate, 2013, S. 185 ff. 40
II. Grundlegende Regeln zum Zitieren
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werden.49 Sogenannte graue Literatur (§ 6 Rn. 90), wie unveröffentlichte Seminararbeiten oder „Paper“, kann als solche gekennzeichnet und zitiert werden. Informationen aus dem Internet sind grundsätzlich zitierfähig und mit der Webseite und dem Datum des Abrufs (§ 6 Rn. 91 ff.) zu kennzeichnen. Allerdings müssen Sie juristische Texte einer Quellenkritik unterziehen und dürfen unseriöse Quellen nicht zitieren (§ 6 Rn. 101).
2. Zitate als Quellennachweise a) Wörtliches Zitat Das wörtliche Zitat ist in Anführungszeichen zu setzen und zur besseren Über- 25 sichtlichkeit einzurücken. Die Wiedergabe der wörtlichen Rede muss buchstabenund zeichengetreu erfolgen;50 Auslassungen sind durch drei eingeklammerte Punkte zu kennzeichnen, sinnentstellende Zitatverkürzungen sind unzulässig. Hervorhebungen durch den Bearbeiter müssen als solche gekennzeichnet sein. Oft sind wörtliche Zitate aber nicht üblich (vgl. § 6 Rn. 32). Das Original lautet: „Der richterlichen Rechtsfortbildung sind durch den rechtsstaatlichen Grundsatz der Rechts- und Gesetzesbindung in seiner den Senat bindenden Auslegung durch das BVerfG Schranken gesetzt (vgl. BVerfGE 65, 182 (190 f., 194 f.) = NJW 1984, 475; BVerfGE 69, 315 (371 f.) = NJW 1985, 2395 jew. m. w. Nachw.). Danach setzt sie voraus, dass die Rechtsordnung, wie sie sich unter Einschluss des Rechtsprechungsrechts und allgemeiner Rechtsüberzeugungen darbietet, Wertentscheidungen, sei es auch nur in unvollkommener Form, für eine Lösung in einem bestimmten Sinne ergibt.“ Es kann beispielsweise wie folgt zitiert werden: „Der richterlichen Rechtsfortbildung sind durch den rechtsstaatlichen Grundsatz der Rechts- und Gesetzesbindung in seiner den Senat bindenden Auslegung durch das BVerfG Schranken gesetzt. (…) Danach setzt sie voraus, dass die Rechtsordnung, wie sie sich unter Einschluss des Rechtsprechungsrechts und allgemeiner Rechtsüberzeugungen darbietet, Wertentscheidungen, sei es auch nur in unvollkommener Form, für eine Lösung in einem bestimmten Sinne ergibt.“1 BGH, Urt. v. 19.9.1989, VI ZR 349/88, BGHZ 108, 305, 309 = NJW 1989, 3273 – Haftung des Arbeitnehmers gegenüber Dritten bei gefahrgeneigter Arbeit (Hervorhebung durch den Bearbeiter) oder: (Hervorhebung nicht im Original). 1
Fehler im Originaltext sind durch (sic) deutlich zu machen51, ein eigener Zusatz des Bearbeiters ist durch eine eckige Klammer zu kennzeichnen. Fremdsprachige Zitate eignen sich nicht, um die kosmopolitische Einstellung oder 26 Bildung des Verfassers wiederzugeben.52 Die Kenntnis der englischen Sprache kann beim Leser eher vorausgesetzt werden, als französische, lateinische oder andere Sprachkenntnisse. Sie sind nur dann sinnvoll, wenn sie den Text erläutern. Abgesehen von der englischen Sprache sollten Sie fremdsprachige Textstellen in der Fußnote übersetzen. _________________________________________________________________________________
Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 160. Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 169; Bergmann/Schröder/Sturm, Richtiges Zitieren, 2010, Rn. 237. 51 „Ich kam, schlief (sic) und siegte.“ 52 Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 173. 49 50
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
b) Indirektes Zitieren und unzulässige Sammelzitate 27
Auch wenn Sie nicht wörtlich zitieren, müssen Sie den Gedanken eines anderen durch den Quellennachweis, die Fußnote belegen. Damit befreit ein Umformulieren eines Gedankens nicht von der Angabe der Quelle. Eine Fußnote ohne die Verwendung von Anführungszeichen im Text verdeutlicht, dass die Idee von dem Autor in der Fußnote stammt, die Formulierung aber von Ihnen.53 Auch wenn es ärgerlich ist, gilt dies auch dann, wenn Sie zunächst ohne fremde Hilfe zu einer Einsicht gelangt sind und eben diese Einsicht später in einer Gerichtsentscheidung oder Literaturstelle entdecken. Unzulässig ist es auch, mehrere Ideen eines Dritten zu verwenden und spärlich erst am Ende eines Absatzes durch eine Sammelfußnote zusammenzufassen. Man spricht hier von einem unzulässigen Bauernopfer, weil der Schreiber nur pro forma eine Fußnote setzt, die zahlreichen Ideen des eigentlichen Autors, aber nicht mit einer Fußnote belegt. Immer schon dann, wenn beim Leser die Gefahr besteht, dass er die Ideen des Dritten als Ihre eigenen Ideen auffasst, müssen Sie zitieren. Sie müssen also den Autor, den Sie mehrmals verwenden, auch mehrmals zitieren. Alternativ können Sie auch in der ersten Fußnote formulieren: „Die folgenden Gedanken beruhen auf …“. Diese Möglichkeit sollten Sie allerdings selten wahrnehmen, da sie Ungenauigkeiten mit sich bringt. Der Leser kann in diesem Fall nicht wissen, ab wann Sie wieder Ihre eigenen Ideen und Gedanken niederschreiben. c) Blindzitate
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So unredlich der Diebstahl von fremden Ideen ist, so nachlässig ist es, zitierte Literatur nicht eigenhändig zu überprüfen. Sog. Blindzitate, also Fundstellen, die aus einem anderen Text abgeschrieben werden, ohne diese zitierten Literaturstellen selbst geprüft zu haben, sind zwar weit verbreitet. Weil viele Autoren blind zitieren, sind manchmal 30 bis 50 % aller Fundstellen unrichtig. Von dieser vermeintlich zeitsparenden „Technik“ ist deshalb nachdrücklich abzuraten, weil eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass man ein solches Falschzitat beim Blindzitieren übernimmt.54 Eine eigene Gattung bilden sog. Phantombücher. Das sind Werke, deren Neuauflagen von den Verlagen zwar Jahr für Jahr angekündigt werden, aber nie erscheinen. Erstaunlicherweise werden solche nie erschienenen Bücher dann aber in Fußnoten zitiert.55 Jedes Zitat muss deshalb anhand des Originals überprüft werden. Nur wenn die Originalfundstelle trotz Fernleihe nicht besorgt werden kann, darf ausnahmsweise mit einem entsprechenden Hinweis blind zitiert werden. Dies können Sie durch die Formulierung „zitiert nach …“ kenntlich machen. d) Meinungsstreitigkeiten
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Verschiedene Ansichten sind deutlich als solche herauszustellen. Schildert man etwas als herrschende Meinung, muss es auch eine Minder(heits)meinung oder eine _________________________________________________________________________________
Gerhardt, 12 Rich. J. L.&Tech. 10 Rn. 40 (2006). So auch Zuck, JuS 1990, 905, 911; Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 177 ff.; Bergmann/Schröder/Sturm, Richtiges Zitieren, 2010, Rn. 3. 55 Schimmel, Wie Datenmüll die juristische Alltagsarbeit erschwert, Legal Tribune v. 15.3.2013, unter www.lto.de/recht/feuilleton/f/juristische-phantombuecher-fachliteratur-verlage-autoren/; Grube, Der Bluff mit dem Fußnoten-Phantom, SZ v. 14.11.2011, s. www.sueddeutsche.de/wissen/falschzitiert-der-bluff-mit-dem-fussnoten-phantom-1.1217376. 53 54
II. Grundlegende Regeln zum Zitieren
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zweite Ansicht geben, die ebenfalls belegt werden muss. Eine herrschende Meinung wird dabei von mindestens zwei Autoren vertreten. e) Einheitlichkeit Ausdruck eines präzisen Stils ist es außerdem, Quellen immer einheitlich zu zitie- 30 ren. Zitieren Sie z. B. dieselbe bankrechtliche Entscheidung nicht einmal nach WM, ein anderes Mal nach ZBB. Setzen Sie immer oder nie das Datum ein. Gebrauchen Sie ständig oder nie den Vornamen des Autors.56 Ein Kommentar wird immer einheitlich abgekürzt, beispielsweise MünchKomm oder MüKo für Münchener Kommentar und nicht wechselnd. Setzen Sie Satzzeichen, z. B. ein Komma zwischen Autor und Werk, oder Kursivdruck für den Autor immer oder nie. Sie sind insofern frei in der Gestaltung Ihrer Fußnoten. Achten Sie aber innerhalb der Arbeit immer auf Einheitlichkeit.
3. Quellenkritik und überflüssige Zitate Eine wichtige Aufgabe des wissenschaftlichen Arbeitens ist es auch, den Leser 31 über den maßgeblichen Meinungsstand zu einem Rechtsproblem zu informieren. Früher galt noch das Gebot der Vollständigkeit; man hatte alle einschlägigen Autoren zu zitieren. Bei der heutigen Informationsflut ist das nicht mehr möglich. Vielmehr ist es Aufgabe des Autors, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und nur das Wichtige zu zitieren. Die Auswahl der wesentlichen Fundstellen macht die eigentliche Bedeutung der Quellenkritik aus (§ 6 Rn. 4). So können Sie vermeiden, dass „Fußnotengräber“ entstehen. – Wenn 20 Autoren von dem ersten Autor abschreiben, der die Idee entwickelt hat, müssen nicht alle 20 Autoren genannt werden, sondern vor allem die Primärquelle. Man kann ohne weiteres auf diejenigen Autoren verzichten, welche die ursprüngliche Idee nur wiedergeben, ohne sich inhaltlich mit ihr auseinander zu setzen. Diese Regel gilt sowohl für das Zitieren von Rechtsliteratur als auch das Zitieren der Rechtsprechung. – Fußnoten dienen in der juristischen Arbeit nicht zu Exkursen, sondern sollen sich auf die Nachweise für die einschlägigen Thesen und Argumente beschränken. Der Text muss auch ohne Fußnoten gelesen werden können.57 – Zitate dienen nicht dazu, die eigene Belesenheit kundzutun. Nicht alles, was man im Rahmen der Materialsammlung gelesen hat, passt in die Fußnote. Hinweise auf Autoritäten ersetzen nicht das eigene Denken und die eigene Beweisführung für eine Schlussfolgerung oder die Richtigkeit der vorgetragenen Meinung.58 Zitate sind dann überflüssig, wenn sich Voraussetzungen oder Rechtsfolgen be- 32 reits aus dem Gesetz ergeben. In diesem Fall ist nur dieses zu zitieren. Der Gesetzgeber, nicht aber die Rechtsprechung oder Rechtsliteratur, hat die einschlägige Rechtsfolge als Gesetz normiert. Wenn Sie das Gesetz zitieren, müssen Sie weder eine Fußnote setzen noch Anführungszeichen verwenden. Wenn Sie die Rechtsprechung zitieren, müssen Sie dies allerdings mit einer Fußnote belegen, bei längeren Passagen auch Anführungszeichen setzen. Formulieren Sie in indirekter Rede, können die An-
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Zur Ausnahme s. unten § 6 Rn. 77. Harnack, Über Anmerkungen in Büchern, in: Harnack, Aus Wissenschaft und Leben, Bd. 1, 1911, S. 148, 161. 58 Thieme, Die Anfertigung von rechtswissenschaftlichen Doktorarbeiten, 2. Aufl. 1963, S. 37. 56 57
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
führungszeichen unterbleiben. Entscheidend für den Quellennachweis durch die Fußnote muss immer die Frage sein, ob der Leser erkennt, dass Sie fremde Ideen nutzen oder nicht. Schließlich ist die Subsumtion nicht durch eine Quelle zu belegen, da der Subsumtionsvorgang ja von Ihnen vorgenommen wird.59 So haftet der Verkäufer einer fehlerhaften Sache bei Verschulden auf Schadensersatz gem. §§ 280 Abs. 1, 3, 281 Abs. 1, 437 Nr. 3, 434 Abs. 1 BGB. Der Urheber dieser Rechtsfolge ist der Gesetzgeber des BGB vom 1.1.2002. Hinweise auf den BGH oder den Palandt sind verfehlt. Weiter ergibt sich der Kaufpreisanspruch in Höhe von beispielsweise 2.500,– € aus dem Kaufvertrag und nicht „nach Medicus“.
4. Zitieren nach der Bedeutung des Urhebers a) Primärquelle entscheidend 33
Die wissenschaftliche Fairness verlangt es, denjenigen zu nennen, der erstmals eine bestimmte Ansicht vertreten hat. Man spricht von der Primärquelle eines Autors, der den Gedanken entwickelt hat, und der Sekundärquelle eines zweiten Autors, der den Gedanken nur übernimmt. Die Sekundärquelle sollte grundsätzlich nur neben der Primärquelle zitiert werden.60 Dies gilt auch dann, wenn die Rechtsprechung einer Literaturmeinung folgt. In einem solchen Fall hat der Bearbeiter zuerst den Autor zu zitieren und danach das Gericht, um damit zu verdeutlichen, dass die Ansicht höhere Autorität beanspruchen kann, weil sie nunmehr auch von einem Gericht vertreten wird. Erst an dritter Stelle kämen dann die Literaturmeinungen, die sich wiederum dem Gericht angeschlossen haben. Wenig hilfreich, weil eher irreführend, ist es deshalb, die Autoren in der Fußnote alphabetisch aufzuzählen. So ist auch eine ältere Gerichtsentscheidung vor einer neueren Entscheidung zu nennen. Der Begriff „Rahmenrecht“ stammt von Fikentscher, siehe z. B. Fikentscher/Heinemann, Schuldrecht, 11. Aufl. 2017, Rn. 1571 ff. Der Begriff „Untermaßverbot“ wurde erstmals vom BFH61 und später von Schuppert verwandt.62 Canaris, AcP 184 (1984), 201, 228 prägte den Begriff ebenfalls (ohne auf Schuppert hinzuweisen). Allein auf Canaris verweist zustimmend Isensee, HdbStR V, 1992, § 111 Rn. 165. Das BVerfG zitiert in dem Beschl. v. 28.5.1993, 2 BvF 2/90, 2 BvF 4/92, 2 BvF 5/92, BVerfGE 88, 203 Leitsätze 6, 8 – Schwangerschaftsabbruch II nur Isensee und unterschlägt sowohl Schuppert als auch Canaris (!).
Allerdings kann auch nur auf eine spätere zusammenfassende Sekundärstelle hingewiesen werden, wenn kein Anlass besteht, in Einzelerörterungen einzusteigen.63 b) Entscheidungen höherer Gerichte 34
Entscheidungen des Amtsgerichts können gegebenenfalls durch das Landgericht, Entscheidungen des LG durch das Oberlandesgericht und Entscheidungen des OLG durch den BGH korrigiert werden. Folglich sind Entscheidungen höherer Gerichte _________________________________________________________________________________ Ebenso Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 402. Thieme, Die Anfertigung von rechtswissenschaftlichen Doktorarbeiten, 2. Aufl. 1963, S. 38 f. 61 BFH, Urt. v. 15.1.1969, VII R 13/67, BFHE 95, 67 Rn. 31. Für den Hinweis danke ich Herrn Kollegen Sachs. 62 Schuppert, Funktionell-rechtliche Grenzen der Verfassungsinterpretation, 1980, S. 15. Für den Hinweis auf Schuppert danke ich Herrn Kollegen Schulze-Fielitz. 63 Thieme, Die Anfertigung von rechtswissenschaftlichen Doktorarbeiten, 2. Aufl. 1963, S. 38. 59 60
III. Formale Regeln zum Zitieren
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gewichtiger als die Urteile niedrigerer Gerichte. Im Zweifel ist deshalb die höhere vor der niedrigeren Instanz zu zitieren.64 c) Gerichtsentscheidungen und Rechtsliteratur Der Bearbeiter verstößt auch dann gegen die Regeln des wissenschaftlichen Arbei- 35 tens, wenn er bestimmte wissenschaftliche Ansichten falsch gewichtet. Regelmäßig kommt der Rechtsprechung ein höheres Gewicht zu als der Rechtsliteratur, weil die Rechtsprechung nicht nur Vorschläge macht, sondern Entscheidungen trifft (zur Ausnahme s. gerade § 6 Rn. 33). Zwar entfalten gem. § 31 Abs. 1 BVerfGG grundsätzlich nur Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts Bindungswirkung für andere Gerichte. In der Regel richten sich aber untere Gerichte auch nach den Rechtsansichten anderer höherer Gerichte.65 Es ist folglich unrichtig, nur eine Kommentarstelle zu zitieren, die sich der Ansicht der Rechtsprechung angeschlossen hat. Ein solches Zitat muss dem Rechtsprechungszitat nachfolgen. Bürgschaften gegenüber Angehörigen können gem. § 138 Abs. 1 BGB sittenwidrig sein. Hier ist die grundlegende Rechtsprechung und erst dann die Literatur zu zitieren, also z. B. BVerfG, Beschl. v. 19.10.1993, 1 BvR 567/89 u. a., BVerfGE 89, 214, 234 = NJW 1994, 26 m. Anm. Honsell = JZ 1994, 408 m. Anm. Wiedemann; BGH, Urt. v. 11.3.1997, XI ZR 50/96, BGHZ 135, 66, 70; BGH, Urt. v. 27.1.2000, IX ZR 198/98, NJW 2000, 1182; Palandt/Ellenberger, BGB, 77. Aufl. 2018, § 138 Rn. 38 ff.; Zöller, WM 2000, 1 ff.
III. Formale Regeln zum Zitieren Formale Zitierregeln erfreuen sich in Deutschland, anders als im angloamerikani- 36 schen Rechtskreis, einer gewissen Beliebigkeit. In diesem Bereich gibt es kein „richtig“ und „falsch“: Dies erkennt man schon daran, dass verschiedene juristische Zeitschriften oder Kommentare in diesem Bereich unterschiedlich verfahren. Damit der Leser einer wissenschaftlichen Arbeit die Zitate möglichst einfach nachprüfen kann, bietet es sich allerdings an, die folgenden Regeln freiwillig zu beachten.
1. Allgemeine Formalien a) Fußnoten statt Endnoten In rechtswissenschaftlichen Arbeiten werden Fußnoten statt Endnoten benutzt. 37 Das hat den Vorteil, dass sich die Nachweise am Ende der Seite und nicht am Ende des Textes befinden, der Leser sich also das mühsame Hin- und Herblättern zwischen Text und Fundstellen ersparen kann. Fußnoten werden als Fn. oder Fußn. abgekürzt, Randnummern als Rn. oder Rdnr. Fußnoten nach einem Wort beziehen sich nur auf dieses, Fußnoten nach einem Satzzeichen umfassen den Sinn des ganzen Satzes oder des jeweiligen Satzteils. Der Text der Fußnote beginnt mit Großschreibung und endet mit einem Punkt. Werden mehrere Fundstellen in der Fußnote angegeben, werden sie mit einem Strichpunkt getrennt. Kurze Hinweise können die
_________________________________________________________________________________
64 Erstinstanzliche Entscheidungen werden in der Regel nur zitiert, sofern noch keine Entscheidungen höherer Gerichte vorliegen. 65 Zur Argumentationslast bei Präjudizien s. § 3 Rn. 29 f.
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
Fußnoten erklären, wie beispielsweise „s. auch“, „ebenso“, „so auch“, „anders dagegen“, „a. A.“. Das „vgl.“ ist dagegen ohne Aussagekraft und deshalb zu vermeiden.66 38 Üblicherweise setzt man die Fußnote an das Seitenende und nicht in den Text, weil lange Fundstellen im Textteil ein flüssiges Lesen erschweren.67 Allerdings stört eine kurze Fundstelle nicht den Lesefluss und zwingt den Leser nicht, vom Satz in die Fußnote zu springen. Den Nachweis von Fundstellen in einem mit Klammern gekennzeichneten Einschub findet man in der Regel nur in Gerichtsurteilen. b) Angabe der genauen Fundstelle 39
Sowohl bei Gesetzen als auch bei Gerichtsentscheidungen und sonstigen Literaturstellen ist die genaue Fundstelle anzugeben, damit der Leser in der Lage ist, den Beleg für Ihre These oder Ihr Argument zu finden. Gesetzesnormen sind zum Teil bis zu 50 oder 60 Zeilen lang.68 Wenn Sie nicht präzise zitieren, ist die Fundstelle für den Leser nutzlos, weil ihm nicht zuzumuten ist, unzählige Seiten nach einem einzigen Gedanken zu überprüfen. Anfechtung wegen Inhaltsirrtums, § 119 Abs. 1 Alt. 1 BGB und nicht nur „wegen Irrtums“. Der Anspruch ist nach § 812 Abs. 1 S. 1 Alt. 1 BGB (oder verkürzt: § 812 I 1 Alt. 1 BGB) und nicht nur „nach Bereicherungsrecht“ gegeben. Gerade bei einem Anspruch nach § 812 BGB ist es wichtig, die genaue Fundstelle anzugeben, da alleine in diesem Paragraph vier verschiedene Anspruchsgrundlagen enthalten sind: Leistungskondiktion (§ 812 I 1 Alt. 1 BGB), Eingriffskondiktion (§ 812 I 1 Alt. 2 BGB), Condictio ob causam finitam (§ 812 I 2 Alt. 1 BGB) und die Condictio ob rem (§ 812 I 2 Alt. 2 BGB).
Gerichtsentscheidungen sind sogar teilweise über hundert Seiten 69 lang und nicht nur mit Seitenzahlen sondern inzwischen auch in Deutschland häufig mit Randnummern ausgestattet, die eine noch präzisere Angabe der Fundstelle ermöglichen.70 Auch in der Rechtsliteratur findet sich mittlerweile eine Vielzahl an Werken, 41 die zusätzlich zur Seitenzahl mit Randnummern versehen sind. Da die Überprüfungsfunktion des Zitats die präzise Angabe der Fundstelle erfordert, ist im Zweifel die Angabe der Randnummer der Seitenangabe vorzuziehen (§ 6 Rn. 62 und 69). 40
c) Das Vollzitat im Gegensatz zum Kurzzitat 42
Das Vollzitat findet sich bei Monographien im Literaturverzeichnis zu Beginn des Werkes. Es enthält den Vor- und Nachnamen des Autors oder Herausgebers, den Titel mit Untertitel, Bandzahl, Auflage, Erscheinungsort und Erscheinungsjahr.71 In den Fußnoten von Monographien oder Aufsätzen findet sich dagegen regelmäßig nur ein verkürztes Zitat, weil Vorname des Autors und der Erscheinungsort weggelassen werden. _________________________________________________________________________________ Allgemein zu Abkürzungen in Fußnoten Höhne, JA 2014, 737 ff. Die Autoren im Münchener Kommentar zum BGB verwenden beispielsweise Fußnoten. 68 S. beispielsweise § 1587a, § 309 BGB oder die §§ 19, 20 GWB, die vor der 6. Novellierung des GWB noch länger waren. 69 BVerfG, Urt. v. 28.5.1993, 2 BvF 2/90 u. a., BVerfGE 88, 203–366 – Schwangerschaftsabbruch II. 70 S. zum Zitieren nach Randnummern § 6 Rn. 62 und 69. 71 S. unten § 6 Rn. 104 ff. 66 67
III. Formale Regeln zum Zitieren
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Das Vollzitat der juristischen Literaturstelle sollte man nicht jedes Mal angeben, 43 wenn die Gefahr besteht, auf diese Weise die Fußnoten künstlich aufzublähen. In der Regel wird es beim ersten Zitat angegeben. Beim zweiten Zitieren reicht es dann aus, nur ein sog. Kurzzitat zu verwenden. Bei Aufsätzen, aber auch Kommentaren oder Monographien, ist es weit verbreitet, auf die Fußnote zu verweisen, die das vollständige Zitat enthält. Diesen Klammerhinweis kann man zusätzlich mit dem Hinweis „s. oben“ oder „s. bereits“ verbinden. Verweise nach unten sollten vermieden werden, weil der weiter unten stehende Text dem Leser noch nicht bekannt ist. Palandt/Grüneberg, BGB, 77. Aufl. 2018, § 314 Rn. 2; Gaier, in: MünchKomm-BGB, 7. Aufl. 2016, § 314 Rn. 5. (…) 21 S. auch Palandt/Sprau, (Fn. 6), § 651e Rn. 6. 6
Zum Teil werden auch Kurzzitate verwendet, die mit einem Schlagwort den Titel 44 des Werkes angeben. In diesem Fall muss aber im Literaturverzeichnis erklärt werden, in welcher Form der Titel wiedergegeben wird. Mit dieser Technik wird der Name des Werkes unter Umständen verfälscht. Sie sollten diese Form des Kurzzitats also nach Möglichkeit vermeiden. Sollte aufgrund der Länge des Titels eine Abkürzung erforderlich sein, ist es empfehlenswert, auf einen untergeordneten Teil des Titels zu verzichten. Auch sollte beim ersten Mal das Vollzitat genannt werden. Aus dem Hinweis im Literaturverzeichnis: Hix, Jan-Peter: Das Recht auf Akteneinsicht im europäischen Wirtschaftsverwaltungsrecht: dargestellt am Beispiel des Kartell- und Antidumpingverfahrens der EWG, Baden-Baden 1992 (zitiert als: Hix, Das Recht auf Akteneinsicht im europäischen Wirtschaftsverwaltungsrecht, 1992) wird dann in der Fußnote: Hix, Das Recht auf Akteneinsicht im europäischen Wirtschaftsverwaltungsrecht, 1992, S. 42.
Dagegen ist es wenig leserfreundlich, nur auf den angegebenen Ort (a. a. O., ibid, 45 ebenda, passim) hinzuweisen. Die Raumersparnis ist gering, der Leser aber höchst verärgert, weil er mühsam zurückblättern und suchen muss, bevor er das Vollzitat findet. In juristischen Arbeiten haben sich auch solche Kurzzitate nicht durchsetzen können, die nur mit Hilfe des Veröffentlichungsjahres auf das Werk schließen lassen oder auf die Wiedergabe der Seitenzahl verzichten.72 d) Regeln für US-amerikanische Rechtstexte US-amerikanische Rechtstexte werden ganz allgemein nach den strengen Regeln 46 des Bluebook der Columbia Law Review Association, der Harvard Law Review Association, der University of Pennsylvania Law Review und der Yale Law Journal Company zitiert. Um den Funktionen des Zitats gerecht zu werden, bietet es sich an, US-amerikanische Rechtstexte auch in einer deutschen Arbeit nach den Regeln des Bluebook zu zitieren. Außerdem werden Herausgeber, Auflage und Seitenzahl nicht „eingedeutscht“, sondern in der Originalsprache wiedergegeben, da auf diese Weise die Originalfundstelle am besten aufgefunden werden kann.73 _________________________________________________________________________________ 72 Also beispielsweise: Hix, 1992; a. A. Brinkmann, Die rechtswissenschaftliche Seminar- und Doktorarbeit, 1959, S. 68. 73 S. zum Bluebook allgemein www.legalbluebook.com. Anleitungen zum Zitieren nach Bluebook finden Sie unter www.law.cornell.edu/citation; www.suffolk.edu/law/library/19543.php.
140
§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
2. Gesetze a) Europäische Gesetze Die Zitierweise der europäischen Verträge lautet AEUV für den „Vertrag über die Arbeitsweise der europäischen Union“ und EUV für den „Vertrag über die Europäische Union“. Zitiert werden auch hier Artikel, Absätze, Unterabsätze und Sätze. Die Schlagworte und nicht offiziellen Abkürzungen der europäischen Sekundärrechtsakte (Richtlinien und Verordnungen) werden sehr uneinheitlich verwendet. Die Marktmissbrauchsverordnung wird etwa MMVO oder englisch MAR (Market Abuse Regulation) abgekürzt. Um Eindeutigkeit zu erzielen, sollte deshalb sowohl in Fußnoten als auch im laufenden Text immer die Nummer zitiert werden, also MAR (EU) Nr. 596/2014. Bei Verordnungen und bei Richtlinien setzt sich diese Zahlenkombination aus dem Erlassjahr (erste Zahl) und der laufenden Nummer des Jahres (zweite Zahl) zusammen. Bei Verordnungen wurde bis zum 31.12.2014 zuerst die laufende Nummer und dann die Jahreszahl genannt. Seit dem 1.1.2015 wird bei der Vergabe der laufenden Nummer nicht mehr zwischen den Arten der Rechtsakte unterschieden. Der Vertrag auf dem der Rechtsakt beruht wird bei der Verordnung in Klammern vorangestellt und bei Richtlinien mit einem Schrägstrich nach der laufenden Nummer genannt. Beim Zitieren von Sekundärrechtsakten wird in einer ausführlichen Zitierweise 48 die gesamte Überschrift angegeben. Diese besteht aus Art des Rechtsakts (Richtlinie/Verordnung), Nummer (siehe soeben), erlassendes Organ, Erlassdatum und Titel. Bei Änderungsrichtlinien und -verordnungen ist anzugeben, welche Richtlinie bzw. Verordnung geändert werden soll (im Titel enthalten). Abschließend ist bei Richtlinien und Verordnungen die Fundstelle im Amtsblatt Nr. L der Europäischen Union bzw. bei älteren Richtlinien im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften anzugeben. Da die Amtsblätter jährlich neu durchnummeriert werden, ist es sinnvoll, neben der Nummer des Amtsblatts auch das Datum anzugeben. Bei einer Kurzzitierweise kann aus Platzgründen die Angabe, ob der Rechtsakt durch das Parlament und den Rat erlassen wurde weggelassen, der Titel auf den Hauptbestandteil gekürzt, das Erlassdatum in nummerischer Schreibweise hinten angestellt und das Datum des Amtsblattes weggelassen werden, da sich der Jahrgang des Amtsblattes meist bereits aus dem Erlassdatum des Rechtsakts ergibt. 47
Verordnung (EU) Nr. 596/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. April 2014 über Marktmissbrauch (Marktmissbrauchsverordnung) und zur Aufhebung der Richtlinie 2003/6/EG des Europäischen Parlaments und des Rates und der Richtlinien 2003/124/EG, 2003/125/EG und 2004/72/EG der Kommission, ABl. Nr. L 173 v. 12.6.2014, S. 1. Oder kürzer: Verordnung (EU) Nr. 596/2014 über Marktmissbrauch (Marktmissbrauchsverordnung) v. 16.4.2014, ABl. Nr. L 173, S. 1. Richtlinie 2001/107/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Januar 2002 zur Änderung der Richtlinie 85/611/EWG des Rates vom zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften betreffend bestimmte Organismen für gemeinsame Anlage von Wertpapieren (OGAW) zwecks Festlegung von Bestimmungen für Verwaltungsgesellschaften und vereinfachte Prospekte, ABl. Nr. L 41 v. 13.2.2002, S. 20.
III. Formale Regeln zum Zitieren
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Oder kürzer: Richtlinie 2001/107/EG zur Änderung der Richtlinie 85/611/EWG zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften betreffend bestimmte Organismen für gemeinsame Anlage von Wertpapieren (OGAW) v. 21.1.2002, ABl. Nr. L 41, S. 20.
b) Nationale Gesetze Regelmäßig bezeichnet der deutsche Gesetzgeber seine Gesetze. Oft wird diese 49 Bezeichnung aber nicht benutzt, weil sie viel zu lang ist. Deshalb wird das Gesetz durch einen inoffiziellen Begriff abgekürzt. Aus „Gesetz über Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien“ wird AktG. Aus „Verordnung über die Laufbahn der Bundesbeamten“ wird BLV.
Leider variieren diese Abkürzungen.74 Solange der Gesetzgeber sich nicht zu Vorgaben entschließt, sollte man sich an Abkürzungen halten, die in dem Werk von Kirchner/Böttcher75 vorgeschlagen werden. Bei Gesetzen der Bundesländer fügt man gegebenenfalls eine entsprechende Abkürzung, die auf das Bundesland hinweist, hinzu, wie beispielsweise Art. 17 BayPAG oder Art. 62 BayBO. Diese gehören oft aber nicht zum offiziellen Gesetzestitel. Beim Zitieren des Gesetzes sollten Sie in der Fußnote den ganzen Namen des Ge- 50 setzes, das Datum des Gesetzes sowie die Fundstelle der Veröffentlichung angeben, also bei Bundesgesetzen das Bundesgesetzblatt und bei Landesgesetzen das Gesetzblatt des jeweiligen Bundeslandes. Gesetz über die Haftung für fehlerhafte Produkte (Produkthaftungsgesetz – ProdHaftG) v. 15.12.1989, BGBl. I, S. 2198. Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) v. 4.7.2013, BGBl. I, S. 1981. Bayerische Bauordnung (BayBO) v. 14.8.2007, GVBl., S. 588.
Allerdings ist das Vollzitat nur erforderlich, wenn Sie neue oder besondere Geset- 51 ze zitieren. Bei gängigen Gesetzen, wie beispielsweise dem BGB, StGB oder der VwGO können Sie in der Fußnote auf das Vollzitat verzichten. Es gibt darüber hinaus auch Gesetze, die ein neues Gesetz einführen und infolge 52 der Neueinführung eine Reihe von bestehenden Gesetzen ändern (sog. Artikelgesetze). Das eben genannte KAGB wurde durch Art. 1 des AIFM-UmsG eingeführt. Daneben ändert es auch weitere Gesetze, wie bespielweise das BörsG, das WpHG und das VermAnlG. Bei Artikelgesetzen sollte das gesamte Gesetz zitiert werden. Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) v. 4.7.2013, eingeführt durch das Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFMUmsetzungsgesetz – AIFM-UmsG), BGBl. I, S. 1981. _________________________________________________________________________________ 74 Das Umwelthaftungsgesetz wird beispielsweise UmwelthaftG, UmweltHG oder UHG abgekürzt. 75 Kirchner/Böttcher, Abkürzungsverzeichnis der Rechtssprache, 8. Aufl. 2015; mittlerweile gibt es eine Online Version des Werkes, auf welches Sie in der Regel über Ihre Bibliothek zugreifen können. Für einen internationalen Überblick s. Kavass/Prince (eds.), World Dictionary of Legal Abbreviations, 3. Vol., Loseblatt 1999.
142
§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
c) US-amerikanische Gesetze 53
Auch im US-amerikanischen Recht sind neben dem einschlägigen Paragraphen der offizielle Titel des Gesetzgebungsaktes, die genaue (Code-)Fundstelle und das Erscheinungsjahr des Codes zu nennen.76 Genaue Zitierhinweise finden sich wiederum im Bluebook77. Federal Deposit Insurance Act, 12 U.S.C. § 1812(a)(1)–(b)(3) (2016).78 Wilderness Act, 16 U. S. C. § 1131(b) (2016).79
d) Zitierweise von Rechtsnormen 54
Gesetze werden allgemein nach Absätzen, Sätzen, Halbsätzen und Nummern bzw. Ziffern sowie Alternativen bzw. Varianten oder Fällen zitiert. Dabei ergibt sich logisch, dass Alternativen, Varianten und Fälle nur dann angegeben werden müssen, wenn es mehrere Möglichkeiten zur Auswahl gibt. Absätze können auch mit römischen Zahlen abgekürzt werden; für Sätze, Halbsätze Nummern etc. verwenden Sie arabische Zahlen. Teilweise finden sich in Gesetzen auch Unterabsätze, literate (Buchstaben) und Spiegelstriche, die dann jeweils auch zu zitieren sind. Schließlich lassen sich mehrere Paragraphen oder Artikel zitieren. § 812 Abs. 1 S. 1 Alt. 1 BGB. Artt. 2 Abs. 1 i. V. m. 1 Abs. 1 GG (Allgemeines Persönlichkeitsrecht). Artikel 2 Abs. 2 lit. d) Spiegelstrich 1 Richtlinie 1999/44/EG des Europäischen Parlaments und des Rates v. 25.5.1999 zu bestimmten Aspekten des Verbrauchsgüterkaufs und der Garantien für Verbrauchsgüter, ABl. Nr. L 171 v. 7.7.1999, S. 12.
3. Gesetzgebungsmaterialien a) Europäisches Recht 55
Auf europäischer Ebene erschließt sich das Gesetzgebungsverfahren und damit der gesetzgeberische Wille anhand der KOM- (oder COM-) und SEK-Dokumente (§ 5 Rn. 25). Neben der Bezeichnung der Dokumente ist das Erscheinungsjahr in Klammern, sowie die Nummer des Dokuments anzugeben. Bei endgültigen Fassungen ist der Zusatz „endg.“ hinzuzufügen. Vorschlag der Kommission zur Änderung der Richtlinie 85/611/EWG (OGAW) v. 17.7.1998, KOM (1998) 449 endg. Weißbuch v. 2.4.2008 „Schadensersatzklagen wegen Verletzung des EG-Wettbewerbsrechts“, KOM (2008) 165 endg. Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament gemäß Artikel 251 Absatz 2 Unterabsatz 2 EG-Vertrag betreffend den vom Rat angenommenen gemeinsamen Stand_________________________________________________________________________________ S. Neumann, Legal Reasoning and Legal Writing, 6th ed. 2009, S. 242 ff. 77 S. § 6 Rn. 46. 78 Bluebook, 20th ed. 2016, R 12.2.1; 3.3; T 1.1. 79 Bluebook, 20th ed. 2016, R 12.2.1; T 1.1. 76
III. Formale Regeln zum Zitieren
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punkt im Hinblick auf den Erlass einer Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 85/611/EWG (OGAW) zwecks Festlegung der Bestimmungen für Verwaltungsgesellschaften und vereinfachte Prospekte, SEK (2001) 1003 endg.
b) Nationales Recht aa) Im deutschen Recht finden sich die Gesetzgebungsmaterialien in den Bundes- 56 tags- bzw. Bundesratsdrucksachen und den einschlägigen Landesdrucksachen (§ 5 Rn. 35). Zitiert wird nach Urheber und Titel des Dokuments. Anschließend ist die konkrete Fundstelle anzugeben. Bundestagsdrucksachen werden durch zwei Zahlen gekennzeichnet: die erste Zahl verweist auf die Legislaturperiode, die zweite auf die laufende Nummer der Drucksache. Bei den Bundesratsdrucksachen gibt die erste Zahl die laufende Bundesratsdrucksache an, während die zweite Zahl auf das Erscheinungsjahr verweist. Die genaue Angabe der Fundstelle erfolgt schließlich durch Angabe der konkreten Seitenzahl. Gesetzentwurf der Bundesregierung, Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung des Investmentwesens und zur Besteuerung von Investmentvermögen (Investmentmodernisierungsgesetz) v. 19.9.2003, BT-Drs. 15/1553, S. 65 ff. Bericht des Finanzausschusses v. 21.3.2002 zum Gesetzentwurf der Bundesregierung zur weiteren Fortentwicklung des Finanzplatzes Deutschland („Viertes Finanzmarktförderungsgesetz“) v. 18.1.2002, BT-Drs. 14/8601, S. 21. Stellungnahme des Bundesrates v. 15.12.2006 zum Gesetzesentwurf der Bundesregierung zur Umsetzung der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente und der Durchführungsrichtlinie der Kommission (Finanzmarkt-Richtlinie-Umsetzungsgesetz) v. 8.12.2006, BR-Drs. 833/06(B), S. 2 f.
Das Gleiche gilt für die Zitierweise von Landesdrucksachen. Gesetzentwurf der Staatsregierung zur Änderung des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes v. 27.2.2013, Bayerischer Landtag Drs. 16/15 831, S. 1 ff.
bb) Ergänzende Materialien, die in dem Gesetzgebungsverfahren mitberücksich- 57 tigt wurden (§ 5 Rn. 36), können ebenfalls herangezogen und zitiert werden. Dazu gehören Stellungnahmen verschiedener Interessengruppen, Kanzleien und Professoren sowie ergänzende Dokumente von Behörden. Diese werden mit dem Verfasser, dem gesamten Namen sowie dem Datum versehen. Da die Materialien meist nur online verfügbar sind, ist zusätzlich der entsprechende Link sowie ggf. das Abrufdatum mitanzugeben. BaFin, Auslegungsschreiben zum Anwendungsbereich des KAGB und zum Begriff des „Investmentvermögens“ (Geschäftszeichen WA 41-Wp 2137-2013/0001) v. 14.6.2013, abrufbar unter www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Auslegungsentschei dung/WA/ae_130614_Anwendungsber_KAGB_begriff_invvermoegen.html. DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz), Öffentliche Anhörung zu dem Gesetzesentwurf der Bundesregierung „Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der Transparenzrichtlinie-Änderungsrichtlinie“ BT-Drs. 18/5010 hier: Stellungnahme der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e. V. (DSW), abrufbar unter www.bundestag.de/blob/386822/2c2fdcc6659ab7ed2ceec1c69590e7b9/04---dswdata.pdf.
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
4. Entscheidungen 58
In Deutschland werden Gerichtsentscheidungen leider wenig einheitlich zitiert. Umso mehr bietet es sich an, sich an der Zitierweise des EuGH zu orientieren, da diese besonders leserfreundlich ist und dem Sinn und Zweck des Zitierens Rechnung trägt. Im Folgenden wird daher zunächst die Zitierweise europäischer Entscheidungen dargestellt, um dann Parallelen zur Zitierung von deutschen Entscheidungen zu ziehen. a) Europäische und internationale Entscheidungen
aa) Bislang war es gebräuchlich, Entscheidungen des EuGH vor allem nach der Rechtssache zu zitieren; das hat den Vorteil, dass die Entscheidung dann leichter in ausländischen Zeitschriften oder im Internet aufzufinden ist.80 Den Rechtssachen der EuGH-Entscheidungen wird der laufenden Nummer ein „C“ vorangestellt, um sie von denjenigen des EuG („T“) und des EuGöD („F“) zu unterscheiden. Ältere Rechtssachen (vor Gründung des EuG 1989) werden ohne Buchstabe zitiert.81 Anders als bei deutschen Urteilen werden bei EuGH-Urteilen häufig auch die Parteien angegeben. Dabei ist es üblich bei Privatpersonen lediglich den Nachnamen und bei Unternehmen, Ländern und Organen den gängigen Namen anzugeben. Die Angabe der Parteien macht das Zitat allerdings sehr lang und ist oft nicht 60 aussagekräftig. Werden mehrere Rechtssachen in einem Verfahren verbunden, wird die Angabe nochmals länger. In diesen Fällen ist es daher üblich, neben den Parteien noch ein Schlagwort zu verwenden, das häufig auch dem Parteinamen entspricht. Solche Schlagworte werden bei wichtigen Entscheidungen bereits von den Gerichten bzw. der (juristischen) Öffentlichkeit vorgegeben; erfinden Sie dann keine eigenen Schlagworte! Außerdem werden noch das Datum der Entscheidung und die Fundstelle in der Amtlichen Sammlung genannt. Es hat sich für die Amtliche Sammlung die Abkürzung „Slg.“ weitgehend durchgesetzt. Durch die Angabe des Aktenzeichens (der Rechtssache) ist es dem Leser leicht möglich, das zitierte Urteil schnell und einfach innerhalb jeder juristischen Datenbank oder auch bei der Recherche im Internet zu finden. Die Amtlichen Sammlung wurde 2012 eingestellt. Neuere Entscheidungen kön61 nen folglich nicht mehr nach der Fundstelle in der Amtlichen Sammlung zitiert werden. Daher schlägt der EuGH eine neue Zitierweise nach dem europäischen Rechtsprechungsidentifikator (ECLI – European Case Law Identifier) vor. Der ECLI soll in ganz Europa eine einheitliche Zitierweise ermöglichen. Der EuGH hat sämtliche Urteile, auch rückwirkend, mit einem ECLI versehen. Da Sie in Ihrer Arbeit einheitlich zitieren sollten, bietet es sich an, auch die älteren Entscheidungen des EuGH und des EuG nach ECLI zu zitieren. Der ECLI setzt sich aus einem Ländercode, einem Gerichtscode, dem Entscheidungsjahr und einer Nummer, getrennt durch Doppelpunkte zusammen. Im Zitat kann die Abkürzung „ECLI“ dem Gerichtscode vorangestellt oder auch weggelassen werden, da durch die Doppelpunkte klar wird, dass es sich um einen ECLI und nicht um das Aktenzeichen oder Ähnliches handelt. So hat z. B. der ECLI des Urteils 59
_________________________________________________________________________________
Für den europäischen Gerichtshof beispielsweise unter www.curia.europa.eu, s. § 5 Rn. 43. Parallel dazu ist die Sammlung der Entscheidungen in I (EuGH) und II (EuG) unterteilt. Die römische Ziffer wird der Seitenzahl vorangestellt. 80 81
III. Formale Regeln zum Zitieren
145
des Gerichtshofs v. 12. Juli 2005 in der Rechtssache Schrempp (C-403/03) folgende Form: „[ECLI:]EU:C:2005:446“. Er setzt sich wie folgt zusammen: • „EU“ gibt an, dass es sich um eine Entscheidung eines Unionsgerichts handelt (bei einer Entscheidung eines nationalen Gerichts stünde an dieser Stelle der Ländercode des Mitgliedstaats, zum Beispiel DE für Deutschland oder NL für die Niederlande); • „C“ gibt an, dass die Entscheidung vom Gerichtshof getroffen wurde, während die Entscheidungen des Gerichts (EuG) und des Gerichts für den öffentlichen Dienst die Buchstaben „T“ bzw. „F“ tragen (bei der Entscheidung eines nationalen Gerichts wäre die Gerichtsbezeichnung anzugeben, zum Beispiel BVerwG) • „2005“ gibt an, dass die Entscheidung im Jahr 2005 ergangen ist; • „446“ gibt an, dass es sich um den 446. für dieses Jahr vergebenen ECLI handelt. Diese Zahl finden Sie über Curia oder Eur-Lex. Neben dem ECLI enthält das Zitat zusätzlich den gängigen Namen der Entscheidung sowie das Aktenzeichen der Rechtssache und das Datum. Beispiel einer EuGH-Entscheidung: Bisherige Zitierweise: EuGH, Urt. v. 12.7.2005, C-403/03, Slg. 2005, I-6435 – Schrempp/Finanzamt München. Neu: EuGH, Urt. v. 12.7.2005, C-403/03, EU:C:2005:446 – Schrempp. Beispiel einer Entscheidung des Gerichts: Bisherige Zitierweise: EuG, Beschl. v. 22.4.2009, T-217/08, Slg. 2009, II-41 – Milchviehhalter. Neu: EuG, Beschl. v. 22.4.2009, T-217/08, EU:T:2009:111 – Milchviehhalter.
bb) Bis 1968 gab es in den Entscheidungen des EuGH keine Randnummern. Ab 62 1969 versah der EuGH die Entscheidungsgründe mit Randnummern, nicht aber den Tatbestand. Erst ab 1985 gibt es in EuGH Entscheidungen durchgehend Randnummern. Sofern die Fundstelle eine Randnummer hat, sollten Sie diese zitieren. Die Angabe der Randnummern ermöglicht eine präzise Angabe der konkreten Fundstelle. Von Vorteil ist außerdem, dass sich Randnummern im Gegensatz zu Seitenzahlen nicht ändern. Der Leser kann die Fundstelle dauerhaft finden, ohne dass er auf die konkrete Zeitschrift oder Sammlung angewiesen ist, die er sich unter Umständen erst in der Bibliothek beschaffen muss.82 Falls es für Ihre Fundstelle noch keine Randnummern gibt, sollten Sie die Seite in der Amtlichen Sammlung angeben. Im Ergebnis sollten Sie also bis 1968 immer nach der Seite in der Amtlichen Sammlung zitieren, bis 1984 immer dann, wenn Sie auf den Tatbestand verweisen. Sofern Randnummern existieren, können Sie darauf verzichten neben dem ECLI zusätzlich die Fundstelle in der Amtlichen Sammlung anzugeben. Dafür spricht, dass diese letztlich eingestellt wurde. EuGH, Urt. v. 30.9.2003, C-224/01, EU:C:2003:513, Rn. 42 – Köbler. EuGH, Urt. v. 15.7.1964, 6/64, EU:C:1964:66, Slg. 1964, 1253, 1269 – Costa/E. N. E. L. _________________________________________________________________________________ 82 Dies ist nach Bergmann/Schröder/Sturm, Richtiges Zitieren, 2010, Rn. 471 der entscheidende Vorteil der Zitierung nach Randnummern.
146 63
§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
cc) Die Schlussanträge des Generalanwalts finden sich bis zum Jahr 2013 teilweise in der Amtlichen Sammlung. Ferner ist auch den Schlussanträgen ein ECLI zugeordnet. Neben der konkreten Fundstelle sind überdies noch der Name, das Aktenzeichen und die Parteien sowie das Datum und die konkrete Randnummer anzugeben. Schlussanträge der Generalanwältin Trstenjank zu C-214/10 (KHS/Schulte) v. 7.7.2011, EU:C:2011:465, Rn. 2.
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dd) Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg wurde von den Mitgliedstaaten des Europarats gegründet und stellt die Wahrung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) sicher. Seine Urteile können ähnlich denen des EuGH zitiert werden. Dabei sind wiederum Beschlussform, Datum, Aktenzeichen und der ebenfalls vergebene ECLI-Code zu nennen. Es empfiehlt sich, die Entscheidungen ebenfalls mit Schlagworten zu benennen, die üblicherweise die Parteinamen aufgreifen. EGMR, Urt. v. 25.4.1978, 5856/72, CE:ECHR:1978:0425JUD000585672, Rn. 31 – Tyrer v. the United Kingdom. EGMR, Urt. v. 28.6.1978, 6232/73, CE:ECHR:1978:0628JUD000623273, Rn. 89 – Duration of Proceedings.
b) Nationale Entscheidungen aa) Bei deutschen Urteilen wäre ein Vollzitat, das neben dem Datum das Aktenzeichen, die amtliche Fundstelle, eine Parallelfundstelle und ein Schlagwort angibt, am genauesten. Da dieses Zitat häufig sehr lang wird, ist es in Deutschland üblich, Gerichtsurteile verkürzt zu zitieren. Vor allem in juristischen Zeitschriften und Lehrbüchern finden sich aus Platzgründen häufig nur Kurzzitate. Vor dem Hintergrund der Bedeutung eines Zitats ist dies aber nicht zu empfehlen. Der Leser soll mit dem Zitat die im Text vorgenommene Aussage so schnell und einfach wie möglich auffinden können (§ 6 Rn. 5). Deshalb sollten Sie im Zweifel lieber zu viele Angaben machen als zu wenige. Etwas anderes kann gelten, wenn die Fußnoten insgesamt zu „aufgebläht“ wirken. Dann bietet es sich aber an, die Entscheidung einmal im Vollzitat zu zitieren und dann auf das Vollzitat zu verweisen. Alleine die Angabe des Datums ist sicherlich nicht ausreichend, da ein Gericht 66 häufig mehrere Urteile an einem Tag verkündet. Das Datum der Entscheidung sollten Sie aber trotzdem nach dem Gericht mit „Urt. v.“ bzw. „Beschl. v.“ angeben. Denn durch die Angabe des Entscheidungsdatums und des Aktenzeichens können Sie sich zugleich dem Verdacht des Blindzitierens entziehen. Außerdem fällt es dem Leser leichter, die Entscheidung zu identifizieren. Auch die Angabe eines aussagekräftigen Schlagwortes ist leserfreundlich.83 Kennt der Leser diese Entscheidung, wird er sie anhand des Datums und des Schlagwortes wiedererkennen; er braucht die Fundstelle dann nicht mehr zu überprüfen. Sie erhöhen den Wiedererkennungseffekt für den Leser auch, indem Sie nach der Amtlichen Sammlung zitieren, was wohl nach wie vor die gängigste Zitiermethode 65
_________________________________________________________________________________
83 S. z. B. Schack/Ackmann, Das Bürgerliche Recht in 100 Leitentscheidungen, 6. Aufl. 2011. Für Entscheidungen des BVerfG finden sich Schlagworte bei Dreier, GG-Kommentar, Bd. 2, 3. Aufl. 2015 im Anhang.
III. Formale Regeln zum Zitieren
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in der juristischen Literatur ist (§ 5 Rn. 45 f.). Ähnlich wie bereits der EuGH, vergeben zwar auch die meisten deutschen obersten Gerichte inzwischen einen ECLI für ihre Entscheidungen.84 Während auf europäischer Ebene der ECLI die Amtliche Sammlung abgelöst hat, bestehen die nationalen Sammlungen weiter. Auch geben die Amtlichen Sammlungen bisher den ECLI nicht an. Dieser ist bisher nur auf der Webseite der entsprechenden Gerichte und bei Juris abrufbar. Es wird sich zeigen, ob sich eine Zitierweise nationaler Entscheidungen nach dem ECLI durchsetzen wird. Für das Zitat der Amtlichen Sammlung ist bei einem allgemeinen Verweis auf die Entscheidung der Name der konkreten Sammlung, also beispielsweise BGHZ, BGHSt, BVerfGE oder BVerwGE, der Band und die Anfangsseite der Entscheidung zu nennen. Wird eine konkrete Aussage zitiert, ist zusätzlich neben der Anfangsseite die konkrete Seite zu nennen. Vor allem aber erleichtert die Angabe des Aktenzeichens das Auffinden des Urteils 67 auch auf den Webseiten der einzelnen Gerichte und erlaubt eine eindeutige Zuordnung. Auch wenn das Zitat in diesem Fall oft sehr lang wird, sollten Sie vor dem Hintergrund der Bedeutung des Zitierens und im Interesse des wissenschaftlichen Arbeitens Gerichtsentscheidungen auch nach Aktenzeichen zitieren. Die Angabe erfolgt am besten nach dem Datum durch Komma getrennt. Aus Datenschutzgründen werden die Parteien bei deutschen Entscheidungen 68 überhaupt nicht genannt, so dass sie auch nicht zitiert werden können.85 Bei prominenteren Fällen wird der bekannte Parteiname allerdings häufig als Schlagwort verwendet86; im Übrigen bürgert sich häufig ein thematisch passendes Schlagwort in der juristischen Literatur ein. BGH, Urt. v. 26.11.1968, VI ZR 212/66, BGHZ 51, 91 – Hühnerpest. BGH, Beschl. v. 4.2.2003, GSSt 2/02, BGHSt 48, 197 – Geladene Schreckschusspistole als Waffe. BFH, Urt. v. 26.3.2009, VI R 15/07, BFHE 224, 444 – Arbeitszimmer. BVerwG, Urt. v. 13.4.2005, 6 C 4.04, BVerwGE 123, 203.
bb) Die obersten deutschen Bundesgerichte haben in den letzten Jahren87 nach 69 dem Vorbild des EuGH begonnen, ihre Entscheidungen ebenfalls mit Randnummern zu versehen (§ 6 Rn. 62). Da die Angabe der Randnummer eine präzisere Zitierweise ermöglicht, bietet es sich auch bei nationalen Entscheidungen an, die konkrete Randnummer aus der offiziellen Entscheidung des Gerichts mitanzugeben. In diesem Fall ist die Angabe der konkreten Fundseite entbehrlich. Die meisten juristischen Zeitschriften haben diese Randnummern inzwischen übernommen. Gleiches gilt für die Amtlichen Sammlungen. Die Randnummer kann dann zusätzlich mitangegeben werden. _________________________________________________________________________________ 84 Das BVerwG hat zum ECLI eine Aufklärungsseite eingerichtet www.bverwg.de/entscheidungen/ ecli_faq. php. 85 Kritisch hierzu bereits Hirte, Der Zugang zu Rechtsquellen und Rechtsliteratur, 1991, S. 63. 86 So z. B. die Entscheidungen zu Caroline von Monaco bzw. Hannover, die als Caroline-Urteile I– IV bezeichnet werden (beginnend mit BGH, Urt. v. 19.12.1995, VI ZR 15/95, BGHZ 131, 332 – Caroline I). 87 Der BGH hat seine Urteile im Zivilrecht seit dem 22.9.2005 und im Strafrecht seit dem 10.1.2006 mit offiziellen Randnummern versehen. Das BVerwG begann im Jahr 2002 damit, Randnummern einzufügen, während das BSG und das BAG seit 2007 Randnummern führen. Urteile des BVerfG enthalten sogar seit 1998 Randnummern.
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
BVerfG, Urt. v. 30.6.2009, 2 BvE 2/08, 2 BvE 5/08, 2 BvR 1010/08, 2 BvR 1022/08, 2 BvR 1259/08, 2 BvR 182/09, BVerfGE 123, 267 Rn. 236 – Lissabon. Oder kürzer: BVerfG, Urt. v. 30.6.2009, 2 BvE 2/08 u. a., BVerfGE 123, 267 Rn. 236 – Lissabon.
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Die kostenpflichtige Datenbank Juris (§ 5 Rn. 10) veröffentlicht zahlreiche Gerichtsurteile und übernimmt dabei zumeist die offiziellen Randnummern, sofern diese verfügbar sind. Daneben versieht Juris ältere Entscheidungen und solche ohne offizielle Randnummern mit eigenen Randnummern (Juris-Randnummern). JurisRandnummern müssen als solche gekennzeichnet werden. BVerfG, Beschl. v. 12.10.1993, 2 BvR 2134/92, 2 BvR 2159/92, BVerfGE 89, 155, 175 (Juris-Rn. 70) – Maastricht.
71
cc) Ist das Urteil (noch) nicht in der Amtlichen Sammlung abgedruckt oder steht diese nicht zur Verfügung, sollte man Zeitschriften zitieren, die einen großen Verbreitungsgrad haben und damit leicht zugänglich sind, wie die NJW und die JZ. Abzuraten ist von der weit verbreiteten Übung, nur nach der Zeitschrift zu zitieren, die der Verfasser gerade vorliegen hat. Viele Entscheidungen der höchsten Gerichte werden in 10–15 verschiedenen juristischen Zeitschriften abgedruckt. Der Leser wird die von Ihnen zitierte Fundstelle im Zweifel nicht vorrätig haben. Sie zwingen ihn somit, die Fundstelle mühsam in der Bibliothek nachzuprüfen. Deshalb sollte man es vermeiden, die Entscheidung nach denjenigen Zeitschriften zu zitieren, die einen geringen Verbreitungsgrad haben. Darüber hinaus ist darauf zu achten, welche der Zeitschriften das Urteil vollumfänglich widergibt; so wird häufig auf den Abdruck des Sachverhalts oder der vollständigen Entscheidungsgründe verzichtet. BAG, Urt. v. 10.6.2010, 2 AZR 541/09, NZA 2010, 1227 = BB 2011, 59 – Emmely.
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dd) An dieser Stelle ist auch auf sog. Urteilsanmerkungen oder -besprechungen (§ 5 Rn. 62) hinzuweisen. Dabei wird das Urteil entweder vollständig oder teilweise abgedruckt und mit einer Anmerkung eines Autors zu einer bestimmten Aussage oder einem bestimmten Thema versehen. Die Anmerkung ist dabei meist nach folgendem Schema aufgebaut: Inhaltliche Darstellung der Entscheidung und Problemaufriss, Darstellung ausgewählter Probleme und Auswirkungen des Urteils auf die Praxis. Solche Urteilsanmerkungen werden in der Regel wie Aufsätze zitiert. Gleiches gilt für kommentierte BGH-Rechtsprechung aus der Lindenmaier-MöhringSammlung. Möllers/Herz, Anm. zu BGH, Beschl. v. 10.1.2017, 5 StR 532/16, WuB 2017, 309, 312. Herchen/Herchen, Anm. zu BVerwG, Urt. v. 13.4.2005, 6 C 4.04, EWiR § 25 WpHG 1/05, 747, 748. Ebers, EuGH: Hypothekenvollstreckungsverfahren und Inhaltskontrolle, Anm. zu EuGH, Urt. v. 14.3.2013, C-415/11, EU:C:2013:164, LMK 2013, 345483. Oder kürzer: Ebers, Anm. zu EuGH, Urt. v. 14.3.2013, C-415/11, EU:C:2013:164, LMK 2013, 345483.
73
ee) Besonders leserfreundlich, aber kein Muss, ist die Angabe zumindest einer Parallelfundstelle neben der Amtlichen Sammlung in der ersten Fußnote. Dabei wird
III. Formale Regeln zum Zitieren
149
nicht erwartet, dass Sie die konkrete Seitenzahl in allen Zeitschriften nachschlagen. Solche Parallelfundstellen lassen sich sehr einfach über Juris (§ 5 Rn. 10) erfragen. Nach Eingabe einer Fundstelle erscheinen das Urteil in Kurz- und Langfassung und weitere Fundstellen, der Verfahrensgang und Literaturnachweise. BGH, Urt. v. 26.11.1968, VI ZR 212/66, BGHZ 51, 91 = NJW 1969, 269 – Hühnerpest. BVerfG, Beschl. v. 12.10.1993, 2 BvR 2134/92 u. a., BVerfGE 89, 155 = NJW 1993, 3047 = JZ 1994, 1110 = WM 1993, 2056 – Maastricht.
ff) Gerichtsurteile, die (bislang) in keiner juristischen Zeitschrift veröffentlicht 74 wurden, aber bei Juris auffindbar sind, können mit Datum, Aktenzeichen und Randnummer zitiert werden. Allerdings ist dann ein Zusatz notwendig, der erkennen lässt, dass das Urteil aus Juris zitiert wird und Ihnen nicht in gedruckter Form vorliegt. Dies kann beispielsweise über einen Zusatz „Juris“ in Klammern am Ende des Zitats erfolgen. Bei dieser Zitierweise werden die Überprüfungs- und Nachweisfunktion des Zitats ausreichend gewahrt, da Sie davon ausgehen können, dass die Datenbank Juris dem fachkundigen Leser zugänglich ist. Mit der Angabe des Aktenzeichens ist es dem Leser dann auch möglich, das Urteil in Juris zu finden und nachzuprüfen. Sie sollten das Aktenzeichen dann aber angeben und auf Klammern verzichten. Zusätzlich können Sie die Entscheidung auch im Internet suchen und den Link mitangeben. Dies ist allerdings freiwillig und wie eine Parallelfundstelle zu werten, da hier die Gefahr besteht, dass Sie durch Angabe des Links Ihre Fußnoten unnötig „aufblähen“. Der fachkundige Leser wird die Entscheidung auch alleine durch die Angabe der Fundstelle mit dem Zusatz „Juris“ finden. Ähnlich verhält es sich mit Urteilen aus der Sammlung Beck online Rechtsprechung (BeckRS). VG Frankfurt a. M., Urt. v. 23.5.2007, 12 E 2262/05, Rn. 15 (Juris). OLG München, Urt. v. 20.11.2017, 21 U 2018/16, BeckRS 2017, 131847 Rn. 32.
gg) Entscheidungen, die weder in juristischen Zeitschriften abgedruckt noch in 75 der Datenbank Juris oder in BeckRS enthalten sind, können sie häufig im Internet finden. Dies gilt vor allem für sehr aktuelle Entscheidungen aller Gerichte. Viele Entscheidungen untergerichtlicher Instanzen sind auf der Internetseite des Gerichts veröffentlicht und können unter Angabe der Internetfundstelle zitiert werden. Auch gibt es zahlreiche Entscheidungen untergerichtlicher Instanzen, die (noch) nicht in juristischen Fachzeitschriften veröffentlicht, aber von dem jeweiligen Gericht oder einem Rechtsanwalt ins Netz gestellt wurden. Bei solchen Entscheidungen muss das Aktenzeichen zwingend mit angegeben werden. Die genaue Zuordnung der Fundstelle erfolgt über die Angabe der Randnummer (statt einer Seitenzahl). Es empfiehlt sich vor dem Hintergrund der Gefahren des Internets, aus amtlichen Webseiten zu zitieren, bei denen sichergestellt ist, dass sie über ein Archiv verfügen, ihre Materialen also dauerhaft abgerufen werden können. BVerfG, Urt. v. 21.11.2017, 2 BvR 2177/16, Rn. 27, abrufbar unter www.bverfg.de.
c) Ausländische Entscheidungen Ähnlich der nun bekannten deutschen Zitierweise für Gerichtsentscheidungen 76 lassen sich auch österreichische und schweizerische Urteile zitieren. Auch bei fran-
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
zösischen und italienischen Entscheidungen beginnt man das Zitat mit dem entscheidenden Gericht. US-amerikanische Entscheidungen enthalten den Namen des Falles, die Fundstelle der offiziellen Entscheidungssammlung, eine der Fundstellen einer inoffiziellen Entscheidungssammlung, das Gericht und nur die Jahreszahl als Datum. Der Name wird nur dann kursiv gesetzt, wenn er nicht den tatsächlichen Parteien entspricht. Auch bei Entscheidungen aus dem Vereinigten Königreich von Großbritannien wird der Name des Falles vorangestellt; allerdings wird das Jahr direkt im Anschluss an den Namen genannt. Vergleichbares gilt für Australien. Das Bluebook enthält die gängigen Zitierregeln für US-amerikanische sowie internationale Entscheidungen und ist daher beim Zitieren ausländischer Entscheidungen regelmäßig zu Rate zu ziehen (§ 6 Rn. 2, 46). Österreich: OGH, Urt. v. 26.4.1966, EVBl. 1966, 352. OGH, Urt. v. 3.2.1994, JBl. 1994, 477. Schweiz: BGer, Urt. v. 22.1.1969, BGE 95 I 33 – Staubentwicklung. BGer, Urt. v. 14.9.1999, BGE 125 III 425. Frankreich: Cass.Civ., 1re, 24.11.1993, J. C. P. 1994.II 22 334. Italien: Cass., 13.12.1999, n. 13 981. Großbritannien: Grey v. Pearson [1857] 6 H. L. C. 61, 106: 10 E. R. 1216. Richards v. McBride [1881] 8 Q. B. D. 119. USA: Brown v. Board of Education, 347 U. S. 483 (1954). Planned Parenthood v. Casey, 112 S. Ct. 2791 (1992). United States v. McDonald, 531 F.2d 196, 199–200 (4th Cir. 1976), rev’d, 435 U. S. 850 (1978). Bei Zweitnennung kürzer: McDonald, 531 F.2d at 197. Australien: Mabo v. Queensland [No. 2] (1992) 175 CLR 1 [1992], HCA 23. Com. Radio Coffs Harbour Ltd. v. Fuller (1986) 161 CLR 47, 66 ALR 217.
5. Rechtsliteratur a) Das Kurzzitat in den Fußnoten 77
Die Rechtsliteratur wird in den Fußnoten und im Literaturverzeichnis (§ 6 Rn. 102 ff.) unterschiedlich umfangreich wiedergegeben. Bei Fußnoten enthält das Zitat der Rechtsliteratur folgende Angaben: Nachname des Autors, Titel, Auflage, Erscheinungsjahr, Fundstelle.
Besteht Verwechslungsgefahr, kann auch noch der Vorname oder das Initial des Autors genannt werden. Nur der Name des Autors wird üblicherweise kursiv gesetzt, nicht aber das darauf folgende Komma.
III. Formale Regeln zum Zitieren
151
Das soeben genannte umfangreichere Zitat sollte zumindest beim erstmaligen Zitieren in der Fußnote verwendet werden, wird aber auch für die restlichen Zitate empfohlen. Sie können im Literaturverzeichnis allerdings auch selbst festlegen, wie Sie ein Werk in der Arbeit durchgängig zitieren möchten. Dabei sollten Sie jedoch Vorsicht walten lassen; selbst erfundene Kürzel entstellen oft den Titel des Werkes und sparen nicht wirklich viel Platz.88 Um dem Leser die Aktualität der Quelle nachvollziehen zu lassen, nennen Sie immer Auflage und Jahr eines Werkes in der Fußnote.89 b) Monographien und Lehrbücher Monographien (§ 5 Rn. 63) und Lehrbücher (§ 5 Rn. 60) werden nach Autor, Ti- 78 tel, Auflage (allerdings nicht, wenn es sich um die 1. Auflage handelt) und Erscheinungsjahr zitiert. Nachdrucke werden mit einem entsprechenden Zusatz, am besten in Klammern nach dem Titel, angegeben. Schließlich wird die konkrete Fundstelle nach Randnummer oder Seite angegeben. Die Zitierweise internationaler Werke wird dahingegen leicht angepasst. Anstelle der deutschen Abkürzungen „Aufl.“, „S.“ und „Rn.“ sollten die englischen Begriffe „edition (ed.)“, „page (p.)“ und „paragraph (para.)“ verwendet werden. Dies wahrt ein einheitliches Bild im einzelnen Zitat. Hiller, Das Recht über sich selbst, 1908 (überarbeiteter Nachdruck 2010), S. 12. Medicus/Petersen, Allgemeiner Teil des BGB, 11. Aufl. 2016, Rn. 509. Möllers, Die Rolle des Rechts im Rahmen der Europäischen Integration – Zur Notwendigkeit einer europäischen Gesetzgebungs- und Methodenlehre, 1990, S. 35. Posner, Economic Analysis of Law, 9th ed. 2014, p. 122. Fleischer, Empfiehlt es sich, im Interesse des Anlegerschutzes und zur Förderung des Finanzplatzes Deutschland das Kapitalmarkt- und Börsenrecht neu zu regeln?, Gutachten F zum 64. DJT, 2002, S. 20. Oder kürzer: Fleischer, Gutachten F zum 64. DJT, 2002, S. 20
c) Sammelbände Sammelbände sind Sammlungen von Beiträgen zu einem bestimmten Thema oder 79 unterschiedlichen Themengebieten. Daneben werden häufig auch die Ergebnisse aus juristischen Tagungen in einem Sammelband zusammengefasst und veröffentlicht. Neben dem Autor und dem Titel des konkreten Beitrags geben Sie hier im Gegensatz zu Fest- und Gedächtnisschriften auch noch das Zitat des Sammelbandes mit Herausgebern, Titel, Auflage und Erscheinungsjahr an. Auf die Abkürzung „Hrsg.“ können Sie bei diesem Zitat gerne verzichten, da klar ist, dass der Band mit verschiedenen Beiträgen von einer oder mehreren Person(en) auch herausgegeben werden muss. Bei Sammelbänden wird wie bei Monographien vor die Seitenzahl ein „S.“ gesetzt. Auf die Anfangsseitenzahl folgt, mit Komma getrennt, die Seite mit der konkreten Fundstelle; sollte der Beitrag mit Randnummern versehen sein, eignet sich das Zitat nach Anfangsseite und der konkreten Randnummer mit dem Zusatz „Rn.“. _________________________________________________________________________________
88 A. A. Beyerbach, Die juristische Doktorarbeit, 2. Aufl. 2017, Rn. 454, wonach das Kürzel weniger „penetrant“ wäre, als der korrekte Titel des Werkes. 89 A. A. Beyerbach, Die juristische Doktorarbeit, 2. Aufl. 2017, Rn. 453.
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
Möllers, Das Haftungssystem nach dem KAGB, in: Möllers/Kloyer, Das neue Kapitalanlagegesetzbuch, 2013, S. 247, 258. Oder kürzer: Möllers, in: Möllers/Kloyer, Das neue Kapitalanlagegesetzbuch, 2013, S. 247, 258.
d) Fest- und Gedächtnisschriften 80
Fest- und Gedächtnisschriften (§ 5 Rn. 64) werden wie Sammelbände zitiert, da sie ebenfalls eine Sammlung von Beiträgen zu einem bestimmten Themenkomplex enthalten. Dies muss bei der Zitierweise berücksichtigt werden, da die Beiträge von unterschiedlichen Autoren stammen. Neben dem Autor ist auch der Name der Festschrift (Festschrift kann auch mit FS, Gedächtnisschrift mit GS, abgekürzt werden), das Erscheinungsjahr und die Anfangsseite anzugeben. Den Titel des konkreten Beitrags sollten Sie mitangeben. Die Herausgeber oder der Titel der Festschrift werden in der Fußnote üblicherweise nicht zitiert. Wird eine bestimmte Aussage aus dem Beitrag zitiert, ist wiederum die konkrete Fundstelle durch Angabe der Seitenzahl (oder Randnummer) anzugeben. Wiederum wird wie bei Monographien (§ 6 Rn. 78) vor die Seitenzahl ein „S.“ gesetzt. Möllers, Sekundäre Rechtsquellen – Eine Skizze zur Vermutungswirkung und zum Vertrauensschutz bei Urteilen, Verwaltungsvorschriften und privater Normsetzung, in: Festschrift für Herbert Buchner, 2009, S. 649, 654. Oder kürzer: Möllers, in: FS Buchner, 2009, S. 649, 654.
e) Kommentare 81
aa) Bei Kommentaren (§ 5 Rn. 57) ist der einschlägige Autor zu nennen, der die konkrete Fundstelle bearbeitet hat. Dieser wird im Gegensatz zum Herausgeber, der manchmal gar nicht mehr an dem Werk mitwirkt, kursiv gestellt (Herr Palandt ist schon lange tot!). Anschließend werden der Herausgeber, Kommentarname, Auflage und Erscheinungsjahr genannt. Diese Zitierweise hat sich vor allem bei mehrbändigen Werken eingebürgert und führt dazu, dass sich Herausgeber und Autoren eindeutiger voneinander unterscheiden lassen. Nahezu genauso verbreitet ist es aber (insbesondere bei Kommentare, die aus nur einem Band bestehen), den Kommentator hinter den Herausgeber zu stellen. Mehrere Autoren werden mit einem Schrägstrich verbunden und nicht mit einem Bindestrich.90 Welche der beiden Zitierweisen genutzt wird, kann aber je nach Gusto entschieden werden. Wären mehr als zwei Herausgeber in der Fußnote zu nennen sollte aus Platzgründen nur der erste Herausgeber genannt werden und mit „u. a.“ ergänzt werden. Schließlich gibt es Großkommentare und andere Kommentare mit prägnantem Eigennamen bzw. Titel, bei denen die Herausgeber nur im Literaturverzeichnis, nicht aber in der Fußnote genannt werden. Man kann hier den Zitierregeln folgen, die der Kommentar selbst vorschlägt. Generell gilt es darauf zu achten, dass die jeweils verwendeten Kommentare in Ihrer Arbeit einheitlich zitiert werden. Für die meisten Kommentartitel bestehen in der juristischen Literatur mehrere Abkürzungsvarianten (z. B. MünchKomm oder MüKo); im Zweifel orientieren Sie sich an dem Zitiervorschlag des jeweiligen Werkes. _________________________________________________________________________________ 90 Den Bindestrich benutzt man also nur für Autoren mit Doppelnamen, wie beispielsweise Coester-Waltjen, Schmidt-Aßmann etc.
III. Formale Regeln zum Zitieren
153
Joost, in: MünchKomm-BGB, 7. Aufl. 2017, § 854 Rn. 3; oder MünchKomm-BGB/Joost, 7. Aufl. 2017, § 854 Rn. 3. Fischer, StGB, 65. Aufl. 2018, § 223 Rn. 4. Gsell, in: Soergel, BGB, 13. Aufl. 2005, § 323 Rn. 14; oder Soergel/Gsell, BGB, 13. Aufl. 2005 § 323 Rn. 14. Möllers/Leisch, in: KK-WpHG, 2. Aufl. 2014, §§ 37b, c Rn. 25 ff.; oder KKWpHG/Möllers/Leisch, 2. Aufl. 2014, §§ 37b, c Rn. 25 ff. Sprau, in: Palandt, BGB, 77. Aufl. 2018, § 823 Rn. 11; oder Palandt/Sprau, BGB, 77. Aufl. 2018, § 823 Rn. 11. Schulze-Fielitz, in: Dreier, Grundgesetz Kommentar, 3. Aufl. 2013, Art. 5 I, II Rn. 101; oder Dreier/Schulze-Fielitz, GG, 3. Aufl. 2013, Art. 5 I, II Rn. 101.
bb) Der Großkommentar Staudinger wird nicht mehr nach Auflage zitiert, da die 82 Einzelbände in zu unregelmäßiger Auflage erscheinen. Es reicht hier aus, wenn Sie die Neubearbeitung mit der entsprechenden Jahreszahl zitieren. Schilken, in: Staudinger, BGB, Neubearb. 2014, § 181 Rn. 45; oder Staudinger/Schilken, BGB, Neubearb. 2014, § 181 Rn. 45.
cc) Neben gebundenen Kommentaren gibt es auch sog. Loseblattsammlungen. 83 Diese zeichnen sich dadurch aus, dass Sie regelmäßig ergänzt werden, ohne dabei das gesamte Werk austauschen zu müssen. Dabei werden zum Teil ganze Passagen aber auch nur einzelne Seiten durch eine aktuellere Nachlieferung ausgetauscht und auf den aktuellen Stand gebracht. Hier stellt sich besonders die Frage nach der Zitierweise, da nicht nur einzelne Kommentierungen, sondern auch einzelne Seiten einer Loseblattsammlung unterschiedlich aktuell sein können. Im Literaturverzeichnis kann der aktuellste Stand des Gesamtwerkes und die Nachlieferung angegeben werden. Für die Zitierweise in der Fußnote bietet es sich an, jeweils nur den Aktualitätsstand der konkreten Fundstelle nachzuweisen.91 Dadurch wird dem Leser auf einen Blick klar, ob die konkrete Seite aktuell überarbeitet wurde. Ist die Fundstelle nicht auf dem Stand der aktuellsten Ergänzungslieferung kann dies darauf hindeuten, dass für die konkrete Kommentierung keine neuen Erkenntnisse hinzugekommen sind und der Autor diese als aktuell ansieht. Genauso gut ist es aber auch möglich, dass die Kommentierung schlicht nicht überarbeitet wurde und Neuerungen nicht abgebildet werden. Dies muss der aufmerksame Betrachter im Zweifel prüfen und gegebenenfalls durch neuere Literatur ergänzen. Uhle, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, 53. EL. Okt. 2008, Art. 70 Rn. 11. Oder kürzer: Maunz/Dürig/Uhle, GG, 53. EL. Okt. 2008, Art. 70 Rn. 11.
dd) Bei Online-Kommentaren wird der jeweilige Stand der Edition genannt. Spindler, in: Bamberger u. a., BeckOK-BGB, 42. Ed. 1.2.2017, § 833 Rn. 4. Oder kürzer: BeckOK-BGB/Spindler, 42. Ed. 1.2.2017, § 833 Rn. 4. _________________________________________________________________________________ 91 Sowohl auch Putzke, Juristische Arbeiten erfolgreich schreiben, 6. Aufl. 2018, Rn. 288; a. A. Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 225 f.; Bergmann/Schröder/Sturm, Richtiges Zitieren, 2010, Rn. 50 und 258.
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
ee) Handbücher (§ 5 Rn. 58) zeichnen sich dadurch aus, dass sie ein bestimmtes Themengebiet umfassen, welches in verschiedene Sinnabschnitte aufgeteilt wird. Diese Sinnabschnitte werden wiederum von einzelnen Autoren bearbeitet. Die Zitierweise ähnelt daher der Zitierweise bei Kommentaren, bei denen Sie ebenfalls den einzelnen Bearbeiter in den Fußnoten angeben. Edelmann, in: Assmann/Schütze, Handbuch des Kapitalanlagerechts, 4. Aufl. 2015, § 3 Rn. 12; oder Assmann/Schütze/Edelmann, Handbuch des Kapitalanlagerechts, 4. Aufl. 2015, § 3 Rn. 12.
f) Aufsätze und Zeitschriften Bei einem Aufsatz (§ 5 Rn. 61) wird üblicherweise die erste Seitenzahl angegeben und dann die Seitenzahl, auf der sich die konkrete Fundstelle befindet. Üblicherweise zitiert man nur das Erscheinungsjahr einer Zeitschrift, die Bandzahl wird lediglich bei einigen Archivzeitschriften (z. B. AcP oder ZHR) genannt. Bei den Archivzeitschriften erfolgt die Angabe der Jahreszahl in Klammern nach der Angabe der Bandzahl. Wiederum wird die genaue Seitenzahl zitiert. Es hat sich aber eingebürgert, die Abkürzung „S.“ für Seitenzahl nur für Monographien und Festschriftbeiträge, nicht aber für Aufsätze in juristischen Zeitschriften zu verwenden. Für die Angabe der Zeitschrift genügt in der Regel der Kurztitel bzw. die Abkürzung des Zeitschriftentitels (etwa JZ für die Juristenzeitung). Etwas anderes gilt, wenn keine gängige Kurzform existiert oder fremdsprachige und dem Leser daher nicht vertraute Zeitschriften zitiert werden.92 Den Titel des Aufsatzes können Sie angeben, müssen es aber nicht. Wenn Sie die gerade genannten Angaben in der Fußnote nennen, ist ein Auffinden des Aufsatzes auch ohne den konkreten Titel problemlos möglich.93 87 Es ist mittlerweile üblich, Artikel aus dem angloamerikanischen Rechtskreis, die in laufend erscheinenden Zeitschriften veröffentlicht werden, in Anlehnung an die Vorgaben des Bluebook zu zitieren (§ 6 Rn. 46). Nach dem Namen des Autors und dem Titel wird üblicherweise die Bandnummer vor dem Namen der Zeitschrift genannt und das Zitat durch die Jahreszahl in Klammern beendet.94 Dazwischen finden sich Startseite und Fundseite der konkreten Aussage. Die Abkürzungen der gängigen englischsprachigen Zeitschriften sind vom Bluebook genormt und sollten in jedem Fall genutzt werden. In Abgrenzung zum Bluebook sollte jedoch der Vorname des Autors im Zitat nicht genannt werden. 86
Möllers/Kastl, Das Kleinanlegerschutzgesetz, NZG 2015, 849, 854. Lutter, Defizite für eine effiziente Aufsichtsratstätigkeit und gesetzliche Möglichkeiten der Verbesserung, ZHR 159 (1995), 287, 291. Möllers, Effizienz im Kapitalmarktrecht, AcP 208 (2008), 1, 22. Oder kürzer: Möllers, AcP 208 (2008), 1, 22. Calabresi, The Decision for Accidents: An Approach to Nonfault Allocation of Costs, 78 Harv. L. Rev. 713, 722 (1965). Möllers, The Takeover Battle Volkswagen/Porsche – The Piëch-Porsche Clan – Family Clan Acquires a Majority Holding in Volkswagen, 10 C. M. L. J. 410, 415 (2015). _________________________________________________________________________________ Bergmann/Schröder/Sturm, Richtiges Zitieren, 2010, Rn. 66 ff. Bleiben Sie dann aber in Ihrer Arbeit einheitlich und zitieren nie einen Aufsatztitel, s. zum einheitlichen Stil auch § 6 Rn. 30. 94 Während in den USA die Jahreszahl das Zitat abschließt, wird in Großbritannien die Jahreszahl vor die Bandnummer geschrieben. 92 93
III. Formale Regeln zum Zitieren
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g) Überregionale Zeitungen Auch Beiträge aus nichtjuristischen Werken, z. B. überregionalen Zeitungen, wie 88 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung, DIE ZEIT etc. (§ 5 Rn. 65), dürfen als Vollzitat unter Nennung des Autors, dem Titel, dem Datum und der Seitenzahl zitiert werden, wenn sie rechtlich relevante Sachverhalte betreffen, die wegen ihrer Aktualität noch nicht im juristischen Schrifttum ausgewertet wurden. Enthält die Nachricht keinen Autor, so kann dieser durch „N. N.“ (nomen nominandum = lateinisch für [noch] zu nennender Name) ersetzt werden. N. N., Bußgeld gegenüber Volkswagen wegen kartellrechtlicher Behinderung, FAZ v. 11.6.1996, S. 12. Roll, Ausgebrannt und abgebrannt, SZ v. 7.9.2002, S. 3. Schultz, Spurensuche im Graubereich, SZ v. 16.2.2011, S. 2.
Falls Sie einmal eine Zeitung zitieren möchten, auf deren Druckausgabe Sie kei- 89 nen Zugriff haben und auch kein Archivzugang möglich ist, können Sie den Artikel unter Angabe des Autors, des vollständigen Titels sowie der Webseite (§ 6 Rn. 91 ff.) angeben. Röder, Adidas-Aktie hat 100-Euro-Marke im Visier, Handelsblatt v. 15.11.2013, abrufbar unter http://www.handelsblatt.com/finanzen/anlagestrategie/zertifikate/nachrichten/ chartanalyse-adidas-aktie-hat-100-euro-marke-im-visier/9070750.html.
h) Dokumente von Behörden Einige Behörden veröffentlichen Jahresberichte oder Leitfäden für bestimmte Interessengruppen. Diese sind im Internet frei zugänglich und können unter Angabe der entsprechenden Fundstelle im Internet zitiert werden. Dabei empfiehlt es sich das Vollzitat nur im Literaturverzeichnis anzugeben und in den Fußnoten ein entsprechend gekürztes Zitat zu verwenden. BaFin, Jahresbericht 2014, abrufbar unter: www.bafin.de/SharedDocs/Downloads/DE/Jahresbericht/dl_jb_2014.html. Gekürzt: BaFin, Jahresbericht 2014, S. 12.
i) Graue Literatur Zitierfähig ist schließlich auch die graue Literatur. Das sind beispielsweise Do- 90 kumente von Behörden, Vorträge von Professoren, „Papers“ etc., die (bisher) nicht veröffentlicht wurden und damit nicht über den Buchhandel zu beziehen sind. Weil diese Quellen aber gerade nicht veröffentlicht sind, kann sie der Leser nicht ohne weiteres beziehen, um so das Zitat nachzuprüfen. Man sollte deshalb graue Literatur nur zitieren, wenn es keine vergleichbare veröffentlichte Quelle gibt; zudem sollte man die graue Literatur am Ende der Arbeit im Anhang abdrucken. Auch sind nur solche Texte zu zitieren, welche wissenschaftlichen Ansprüchen genügen (s. sogleich).
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
IV. Zitieren von Texten aus dem Internet 91
Leider haben sich noch keine festen Zitierregeln für Texte aus dem Internet herausgebildet. Für Quellen aus dem Internet besteht das Problem, dass sowohl der Inhalt der Webseite als auch die Webseite selbst jederzeit vom Autor verändert werden können; die Quelle ist damit nicht dauerhaft nachweisbar. Daher sollten Sie besonders wichtige Texte ausdrucken und Ihrer Arbeit als Anhang beifügen. Überdies gibt es regelmäßig keine Qualitätskontrolle.95 Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, eine Reihe von Hilfestellungen zu entwickeln.
1. Zitierfähige Webseiten 92
Die zitierfähigen Webseiten unterteilen sich in solche, die an die Qualität gedruckter Texte heranreichen und solche, die aufgrund ihrer Seriosität und einer permanenten Qualitätskontrolle zumindest als Zitat verwendet werden können. a) Identität mit gedruckter Quelle
Quellen aus dem Internet können ohne weiteres an die Qualität gedruckter Versionen heranreichen. So sind inzwischen zahlreiche juristische Datenbanken über das Internet verfügbar (§ 5 Rn. 9 ff.). Wer beispielsweise Zugang zu Beck-Online hat, kann die NJW online über die Datenbank des Beck-Verlages abrufen. In diesem Fall müssen Sie nicht kundtun, dass Sie die NJW „nur“ elektronisch abgerufen haben, denn für den Leser ist es nicht ersichtlich, ob Sie die gedruckte Version der NJWSeite nachgeschlagen haben. Da die Datenbank die jeweilige Seite der gedruckten Version exakt ausweist, dürfen Sie unmittelbar die NJW-Seite zitieren. Vergleichbares gilt, wenn die Datenbanken die jeweiligen Zeitschriften exakt wiedergeben, wie sie im Original in der gedruckten Version bestehen. Zum Teil finden sich Leseproben von Verlagen im PDF-Format96; einige Autoren 94 stellen die Originalveröffentlichungen auf ihre Webseiten. PDF-Dateien haben gegenüber Word-Dateien den Vorteil, dass sie nachträglich nicht mehr geändert werden können. Google scannt inzwischen ganze Bücher, die dann abrufbar sind.97 Weil die Seiten eingescannt wurden und deshalb dem Original entsprechen, brauchen Sie auch hier wiederum die Webseite nicht anzugeben. Das gilt auch, wenn eine ganze Doktorarbeit im PDF-Format vollständig ins Netz gestellt wird.98 93
b) Seriosität der zitierten Webseite 95
Nicht nur aufgrund der Möglichkeit, dass die Inhalte geändert oder gelöscht werden können, sollten Sie auf die Auswahl Ihrer Internetquellen achten: Wie bei gedruckten Werken gibt es auch online qualitative Unterschiede und Webseiten, die gemieden werden sollten: Während inzwischen auch renommierte Autoren in renommierten Zeitschriften z. T. auf Wikipedia verweisen, sollten Sie keinesfalls Foren _________________________________________________________________________________ Zu Chancen und Risiken von Webseiten des Internets, s. oben § 5 Rn. 5 ff. Z. B. unter www.beck-shop.de. 97 Zu books.google.de s. oben § 5 Rn. 21. 98 Beispiel: Oberleitner, Delisting, 2010, abrufbar unter: http://othes.univie.ac.at/10572/1/201006-05_9801590.pdf. 95 96
IV. Zitieren von Texten aus dem Internet
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wie www.frag-einen-anwalt.de zitieren. Der Inhalt zahlreicher Webseiten ist falsch oder interessengebunden (§ 5 Rn. 7). c) Nennung der einschlägigen Webseite Grundsätzlich ist der Internetquelle die Quelle aus einer Zeitschrift oder einem 96 Buch immer vorzuziehen, da hier die Dauerhaftigkeit der Quelle sichergestellt ist. Es kann allerdings vorkommen, dass die Quelle nur im Internet zur Verfügung steht oder auch über die Fernleihe nicht herangeschafft werden kann. Dann sollten Sie für das Zitieren von Quellen aus dem Internet folgende drei Regeln berücksichtigen: aa) Sollte die Ausgangsseite über eine gute Suchfunktion verfügen und dauerhaft 97 zur Verfügung stehen, genügt es, nur die Ausgangsseite zu zitieren, beispielsweise wie folgt: BVerfG, Urt. v. 21.11.2017, 2 BvR 2177/16, Rn. 27, abrufbar unter www.bverfg.de.
bb) Sollte die Ausgangsseite dagegen keine (gute) Suchfunktion haben, müssen Sie 98 den vollständigen Link angeben, um den angegebenen Text so leicht wie möglich auffindbar zu machen. Der Corporate Governance Kodex, auf den sich § 161 AktG bezieht, findet sich beispielsweise auf der einschlägigen Webseite der Kommission. Da der Kodex regelmäßig überarbeitet wird, müssen Sie genau angeben, mit welcher Fassung Sie gearbeitet haben.99 Erfahrungsgemäß finden sich die einzelnen Webseiten aber umso schwieriger, je länger die Links sind. Sicherheitshalber können Sie deshalb auch noch die Ausgangsseite mit angeben, also etwa: Zum Corporate Governance Kodex in der Fassung v. 13.5.2013, s. www.dcgk.de (s. genau: www.dcgk.de/de/kodex/archiv.html).
Achten Sie bei der Angabe von langen Internetadressen auf den Zeilenumbruch: Große Abstände zwischen den Buchstaben bei Blocksatz sind unschön. Eine Trennung der Internetadresse durch Bindestriche oder andere Trennzeichen kann allerdings Verwirrung stiften, wenn das Zeichen fälschlicherweise als Teil der Internetadresse verstanden wird. Trennen Sie daher dort, wo ohnehin ein Satzzeichen oder ein Schrägstrich in der Adresse enthalten ist oder fügen Sie ein Leerzeichen, aber kein weiteres Trennungszeichen wie einen Bindestrich ein.100 Um nicht ständig diesen langen Quellennachweis zitieren zu müssen, bietet es sich an, diesen nur beim ersten Mal zu verwenden und dann jeweils auf diese Fußnote zu verweisen. Dazu können Sie die Querverweisfunktion von Microsoft Word verwenden, da sich die gesetzten Querverweise jederzeit aktualisieren lassen (Anhang 4 Rn. 56 f.). Anstelle der Angabe des gesamten Links in der Fußnote können Sie den umfangreichen Nachweis auch nur in das Literaturverzeichnis aufnehmen und ein Kurzzitat festlegen (§ 6 Rn. 44), welches Sie dann in den Fußnoten verwenden. cc) Sie dürfen nur Seiten zitieren, die auch tatsächlich existieren. Es gibt zahlreiche 99 Webseiten, bei denen die Gefahr besonders groß ist, dass der Inhalt der Webseite _________________________________________________________________________________ 99 Das genaue Zitat der einschlägigen Webseite lautet beispielsweise: Corporate Governance Kodex in der Fassung v. 5.5.2015, www.dcgk.de//files/dcgk/usercontent/de/download/kodex/201505-05_Deutscher_Corporate_Goverance_Kodex.pdf. 100 Ausführlich Bergmann/Schröder/Sturm, Richtiges Zitieren, 2010, Rn. 145 f.
158
§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
nicht dauerhaft zur Verfügung gestellt wird.101 Vor allem die Fundstellen von grauer Literatur, die noch nicht veröffentlicht oder nur im Social Science Research Network (SSRN) (§ 5 Rn. 68) veröffentlicht wurden, sind zeitlich nur begrenzt abrufbar. Verweise auf die konkrete Fundstelle können daher zu „toten Links“ werden oder andere Inhalte anzeigen. Sie müssen deshalb angeben, wann Sie den konkreten Text heruntergeladen haben. Es ist also das Vollzitat unter Angabe des Abrufdatums der Abfrage erforderlich (auf die Angabe der Uhrzeit kann dagegen verzichtet werden). Der Zusatz lautet dann: „abrufbar am“ oder „Abruf v.“. Elegant ist es auch statt des Abrufdatums in jeder Fußnote nur am Anfang Ihrer Fußnoten den Hinweis aufzunehmen: „Alle Internetseiten waren bei Abgabe der Arbeit am 20.9.2017 aufrufbar.“102 Möllers, Sources of Law in European Securities Regulation – Effective Regulation, Soft Law and Legal Taxonomy from Lamfalussy to Larosière, abrufbar unter www.ssrn.com/ abstract=1725778 (Abruf v. 20.9.2017). Noack, Aktienrechtsreform: Die Internet-Hauptversammlung kommt, abrufbar unter www.jurawelt.com/aufsaetze/1454 (Abruf v. 20.9.2017). Oder noch schöner: * Alle Internetseiten waren bei Abgabe der Arbeit am 20.9.2017 aufrufbar. Frage: Wie zitieren Sie Art. 72 Kotierungsreglement der Schweizer Börse?103
100
dd) Sollte es sich um einen besonders wichtigen Text handeln, sollten Sie diesen im Anhang beifügen. Auf jeden Fall müssen Sie in der Lage sein, dem Korrektor Ihrer Arbeit den Text auf Nachfrage zur Verfügung zu stellen, damit er die Richtigkeit des Zitats überprüfen kann. Stellen Sie also sicherheitshalber von allen Internetquellen, die Sie in Ihrer Arbeit zitieren, einen Ausdruck her.104 Ist eine Webseite bereits nicht mehr zugänglich, noch bevor Sie Ihre Arbeit abschließen konnten, sollten Sie die Internetfundstelle nochmals überdenken und versuchen Ihren Text anderweitig zu belegen.
2. Nicht zitierfähige Webseiten 101
Es gibt neben den seriösen Webseiten aber auch zahlreiche Internetseiten, die nicht aktualisiert werden, so dass die Verwendung von und der Verweis auf Gesetze hier nicht ohne Risiko möglich ist, da es sich möglicherweise nicht mehr um eine aktuelle Fassung handelt. Diese Seiten sollte man gar nicht verwenden oder die Quelle stets noch einmal anhand einer gedruckten Version auf ihre Aktualität überprüfen. Zusammenfassend lässt sich das Zitieren aus dem Internet wie folgt visualisieren: Nichtangabe der Internetseite
Angabe der Internetseite
1. Angabe der Ausgangsseite ausreichend, 1. Keine Angabe erforderlich bei: wenn Seite über gute Suchfunktion Zitaten aus juristischen Datenbanken verfügt und von einer gewissen wie Juris, Beck-Online etc. Beständigkeit ausgegangen werden kann Original eingescannte Dokumente wie beispielsweise bei www.bverfg.de wie bei google-books oder PDF-Dokumenten _________________________________________________________________________________ S. N. N., Das Internet ist ein schlechtes Archiv, Forschung und Lehre 1/2004, S. 32. So der Vorschlag, der ab dieser Auflage favorisiert wird, s. * vor § 1 Fn. 1 103 Zur Lösung s. § 10. 104 Ebenso Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 80 f. 101 102
V. Literaturverzeichnis 2. Unseriöse Webseiten grundsätzlich nicht zitieren.
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2. Angabe der konkreten Fundstelle und des Datums des Abrufs bei allen anderen Zitaten („abrufbar unter“ und „Abruf v.“)
V. Literaturverzeichnis 1. Zum Erfordernis eines Literaturverzeichnisses Seminar-, Haus- und Doktorarbeiten enthalten ein Literaturverzeichnis, das die 102 Sekundärliteratur wiedergibt. Hier kann man auf der Literaturliste aufbauen, die man schon angelegt hat (§ 5 Rn. 100 ff.). Das Literaturverzeichnis kann wahlweise vor oder hinter den Textteil gesetzt werden.105 Vor dem Text verwendet man römische Seitenzahlen, nach dem Text laufen die arabischen Seitenzahlen weiter. Es muss darin die gesamte Literatur aufgeführt werden, die im Text verwendet wurde. Dazu gehören auch Quellen aus dem Internet, die man zitiert hat (§ 6 Rn. 91 ff.). Umgekehrt muss jedes im Literaturverzeichnis enthaltene Werk mindestens einmal im Text zitiert worden sein.106 Das Literaturverzeichnis zeigt dem Leser, wie sorgfältig Sie sich mit den einschlägigen Quellen auseinandergesetzt haben. In das Literaturverzeichnis sind bestimmte Angaben nicht aufzunehmen: Primär- 103 quellen wie Gesetzestexte oder Rechtsprechung gehören nicht in ein Literaturverzeichnis.107 Bei Bedarf können diese in ein separates Gesetzgebungs- oder Rechtsprechungsverzeichnis aufgenommen werden (§ 6 Rn. 109 ff.). Die ISBN-Nummer muss ebenso wenig genannt werden wie der Verlag oder die Schriftenreihe, in der das Werk erschienen ist.
2. Die Angaben im Literaturverzeichnis a) Die Angaben im Literaturverzeichnis unterscheiden sich von den Angaben in 104 der Fußnote. In das Literaturverzeichnis gehören neben dem Kurzzitat der Fußnote (§ 6 Rn. 42 ff.) zusätzlich der Vorname des Autors und der Erscheinungsort. Adelstitel folgen als Bestandteil des Namens auf den Vornamen.108 „Dr.“, „Prof.“ und andere akademische Titel werden ebenso wenig aufgeführt wie Amtsbezeichnungen.109 Außerdem geben Sie jetzt auch etwaige Untertitel mit an. Diese werden mit dem Halbgeviertstrich vom Titel getrennt. Vollständig benötigen Sie also Nachname, Vorname, Titel, Band, Auflage, Erscheinungsort und Erscheinungsjahr. Allgemein gilt, dass eine Untergliederung in Monographien, Aufsätze und Sammelbände nicht erforderlich und unüblich ist. Eine alphabetische Reihenfolge der Nachnamen der Autoren ist dagegen üblich. Von mehreren Autoren eines Werkes sind alle zu nennen, und zwar in der vom Verlag vorgegebenen Reihenfolge.110 _________________________________________________________________________________
105 Nach Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 218 muss das Literaturverzeichnis am Ende, nach Gerhards, Seminar-, Diplom- und Doktorarbeit, 8. Aufl. 1995, S. 18 zwingend am Anfang stehen. In juristischen Monographien finden sich beide Varianten. 106 Kosman, Wie schreibe ich juristische Hausarbeiten, 2. Aufl. 1997, S. 55. 107 A. A. Brinkmann, Die rechtswissenschaftliche Seminar- und Doktorarbeit, 1959, S. 87 ff. 108 So auch Bergmann/Schröder/Sturm, Richtiges Zitieren, 2010, Rn. 7. 109 So auch Bergmann/Schröder/Sturm, Richtiges Zitieren, 2010, Rn. 7. 110 Bei mehr als drei Autoren können Sie allerdings auch „u. a.“ oder „et al.“ schreiben.
160
§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
Kennt man den Autor nicht, zitiert man o. V. für ohne Verfasser oder N. N. für nomen nominandum (der zu nennende Name).111 Kommentare mit prägnantem Eigennamen bzw. Titel, die in den Fußnoten ohne Herausgeber zitiert werden, sollten im Literaturverzeichnis nicht alphabetisch nach den Nachnamen der Herausgeber, sondern nach dem Eigennamen eingeordnet werden. In diesem Fall wird ausnahmsweiser erst der Titel und dann die Herausgeber aufgeführt. Generell ist der gesamte Titel mit Untertitel zu nennen. Bei Loseblattwerken kann nach dem Titel noch der Hinweis „Loseblatt“ aufgenommen werden. Von mehreren Verlagsorten ist der erste zu nennen; die anderen können unschwer als „u. a.“ genannt werden. Bei mehreren Auflagen ist üblicherweise die neueste zu zitieren. Die einzelnen Werke des Literaturverzeichnisses sind mit einem Punkt abzuschließen. Rosen, Rüdiger von (Hrsg.), Das Finanzmarktstabilisierungsgesetz (Dokumentation des Seminars vom 4. Dezember 2008), Frankfurt a. M. 2009. Möllers, Thomas M. J., Die Rolle des Rechts im Rahmen der Europäischen Integration – Zur Notwendigkeit einer europäischen Gesetzgebungs- und Methodenlehre, Tübingen 1990. Medicus, Dieter/Petersen, Jens, Allgemeiner Teil des BGB, 11. Aufl., Heidelberg 2016.
105
Bei Promotionen, die nicht in einem Verlag erschienen sind, sind „Diss.“ und der Hochschulort hinzuzufügen. Ilg, Luisa, Die Neuregelung der Wohlverhaltensregeln durch die Richtlinie 2004/39/EG – Eine Verbesserung des Anlegerschutzes im Vergleich zum derzeitigen deutschen Recht, Diss. Augsburg 2006, abrufbar unter opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/frontdoor/ index/index/docId/407.
106
Bei Aufsätzen und Urteilsanmerkungen aus Zeitschriften müssen Sie die Anfangsseite angeben; die Angabe der Endseite ist dagegen freiwillig. Zwischen Anfangsund Endseite sollte der Halbgeviertstrich112 (sog. Bis-Strich) verwendet werden; vor und nach dem Halbgeviertstrich werden keine Leerzeichen gesetzt. Der Halbgeviertstrich entspricht gerade nicht dem Bindestrich (Viertelgeviertstrich), sondern ist länger als dieser. Möllers, Thomas M. J., Europäische Richtlinien zum Bürgerlichen Recht, JZ 2002, 121– 134. Gsell, Beate, Die Geltendmachung nachträglicher materieller Einwendungen im Wege der Vollstreckungsgegenklage bei Titeln aus dem Europäischen Mahn- oder Bagatellverfahren, EuZW 2011, 87–91. Möllers, Thomas M. J./Herz Pirmin, Anmerkung zu BGH, Beschl. v. 10.1.2017, 5 StR 532/16, WuB 2017, 309–313.
107
b) Auch der oder die Herausgeber eines Werkes werden im Literaturverzeichnis mit dem Zusatz „Hrsg.“ genannt. Bei Kommentaren und Handbüchern ist nur der Herausgeber, aber nicht der konkrete Bearbeiter in das Literaturverzeichnis aufzunehmen. Der Herausgeber und der Zusatz „Hrsg.“ werden hierbei kursiv gestellt. _________________________________________________________________________________ Also etwa N. N., Das Familienrecht der DDR, Kommentar, Berlin 1966. Bei Microsoft Word: Tatenkombination [Strg] + [-] (Nummernblock) →Symbole→Sonderzeichen→Halbgeviertstrich. 111 112
oder
Einfügen
V. Literaturverzeichnis
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Bei Sammelbänden sowie Fest- und Gedächtnisschriften sind der Autor des Einzelbeitrags und dessen Titel zu nennen. Außerdem empfiehlt es sich, die Herausgeber aufzuführen In diesem Fall werden die Herausgeber nicht kursiv gestellt. Bei Festschriften hat sich hierzu jedoch noch kein fester usus gebildet, sodass auf die Nennung der Herausgeber auch verzichtet werden kann. Herausgeber kann auch einmal eine Behörde oder Institution sein (etwa die BaFin). Daneben wird bei manchen Werken lediglich der ursprüngliche Begründer genannt, so beispielsweise bei dem Großkommentar zum BGB, der von Julius von Staudinger begründet wurde. In diesem Fall fügen Sie hinter den Namen den Zusatz „Begr.“. Sie können im Literaturverzeichnis auch selbst festlegen, wie Sie ein Werk in Ihrer Arbeit zitieren möchten, beispielweise um die Fußnoten nicht unnötig „aufzublähen“. Praktisch geben Sie nach dem Vollzitat im Literaturverzeichnis Ihre Zitierweise mit dem Klammerzusatz „zitiert als:“ an. Solche Abkürzungen sind nur bei Monographien und Kommentaren, nicht bei Aufsätzen üblich. Assmann, Heinz-Dieter/Schütze, Rolf A. (Hrsg.), Handbuch des Kapitalanlagerechts, 4. Aufl., München 2015 (zitiert als: Bearbeiter, in: Assmann/Schütze, Handbuch des Kapitalanlagerechts, 4. Aufl. 2015). Bader, Johann/Ronellenfitsch Michael (Hrsg.), Beck’scher Online-Kommentar zum VwVfG, 37. Ed., München 1.10.2017 (zitiert als: Bearbeiter, in: Bader/Ronellenfitsch, BeckOK-VwVfG, 37. Ed. 1.10.2017). Bamberger, Georg/Roth, Herbert/Hau, Wolfgang/Poseck, Roman (Hrsg.), Beck’scher Online-Kommentar BGB, 43. Ed., München 15.6.2017 (zitiert als: Bearbeiter, in: Bamberger u. a., BeckOK-BGB, 42. Ed. 1.2.2017). Maunz, Theodor/Dürig, Günther (Begr.), Grundgesetz Kommentar, Loseblatt, 80. EL., München Jun. 2017 (zitiert als: Bearbeiter, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, 80. EL. Jun. 2017). Drexl, Josef, Unmittelbare Anwendbarkeit des WTO-Rechts in der globalen Privatrechtsordnung, in: Großfeld, Bernhard/Sack, Rolf/Möllers, Thomas M. J./Drexl, Josef/ Heinemann, Andreas (Hrsg.), Festschrift für Wolfgang Fikentscher, Tübingen 1998, S. 822–851. Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Säcker, Franz Jürgen/ Rixecker, Roland (Hrsg.), Bd. 1, 7. Aufl., München 2015 (zitiert als: MünchKomm-BGB/ Bearbeiter, 7. Aufl. 2015). Möllers, Thomas M. J., Das Haftungssystem nach dem KAGB, in: Möllers, Thomas M. J./Kloyer, Andreas (Hrsg.), Das neue Kapitalanlagegesetzbuch, München 2013, S. 247–267. Palandt, Otto (Begr.), Bürgerliches Gesetzbuch Kommentar, 77. Aufl., München 2018 (zitiert als: Palandt/Bearbeiter, BGB, 77. Aufl. 2018). Staudinger, Julius von (Begr.), Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch mit Einführungsgesetz und Nebengesetzen, Zweites Buch, Einleitung zum Schuldrecht, §§ 241–243 (Treu und Glauben), Neubearbeitung Berlin 2015, (zitiert als: Bearbeiter, in: Staudinger, BGB, Neubearb. 2015).
c) Auch Beiträge aus überregionalen Zeitungen (§ 6 Rn. 88 f.) und Internetquellen 108 (§ 6 Rn. 91 ff.) können in das Literaturverzeichnis aufgenommen und im Vollzitat wie in den Fußnoten zitiert werden, wenn es sich um umfangreichere Ausführungen handelt.113 _________________________________________________________________________________ 113 So sind Beiträge in der FAZ, SZ oder ZEIT oft eine DIN A3 Seite lang und länger. Sie entsprechen damit einem juristischen Beitrag in einer Fachzeitschrift, auch wenn Quellennachweise in der Regel fehlen.
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§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln
Verständnisfrage: Wie unterscheiden sich die Angaben einer Literaturquelle in der Fußnote und im Literaturverzeichnis?114
VI. Gesetzgebungs- und Rechtsprechungsverzeichnis Ein Gesetzgebungsverzeichnis ist üblicherweise nicht notwendig, da dem Juristen die einschlägigen Rechtstexte zur Verfügung stehen. Bei schwer zugänglichen Rechtstexten, wie beispielsweise ausländischen Rechtsquellen, die in der Arbeit häufig zitiert oder ausgelegt werden, kann es allerdings äußerst hilfreich und damit leserfreundlich sein, diese in den Anhang aufzunehmen und auch zu übersetzen. Ein Rechtsprechungsverzeichnis ist nur dann sinnvoll, wenn zahlreiche Entschei110 dungen ausgewertet werden und dem Leser über das Rechtsprechungsverzeichnis eine Orientierungshilfe gegeben werden soll. Das Rechtsprechungsverzeichnis sollte dann nach den Instanzen geordnet sein, wobei zwischen den Rechtswegen zu trennen ist.115 Ein Beispiel finden Sie in Rn. 77 im Anhang 5. 109
Also z. B.: AG – LG – OLG – BGH; VG – VGH/OVG – BVerwG; ArbG – LAG – BAG; BVerfG; EuG – EuGH116. _________________________________________________________________________________ Zur Lösung siehe § 10. Hilfestellung geben auch die Rechtsprechungsverzeichnisse juristischer Zeitschriften wie NJW oder JZ. 116 Bei Entscheidungen des EuGH können im Rechtsprechungsverzeichnis hinter dem Aktenzeichen die Parteien genannt und zusätzlich die Fundstelle in der amtlichen Sammlung angegeben werden. 114 115
I. Zielorientiertes Arbeiten bei wissenschaftlichen Arbeiten
163
Wer das Ziel nicht kennt, kennt auch nicht den Weg. Seneca1
§ 7 Wissenschaftliche Arbeiten im Studium – Haus-, Seminar-, Bachelor- und Masterarbeit § 7 Wissenschaftliche Arbeiten im Studium Nachdem Sie sich jetzt in der juristischen Argumentation (§ 3), im Juristischen 1 Stil (§ 4), in der juristischen Recherche (§ 5) und im richtigen Zitieren (§ 6) geübt haben, sind Sie für die wissenschaftliche Arbeit gerüstet. Wichtig ist, dass Sie die einzelnen Arbeitsschritte mit einem Zeitplan vereinbaren: So stellen Sie sicher, dass Ihnen die Zeit nicht davonläuft (I.). Auch das Schreiben gilt es zielgerichtet anzupacken (II.). Wissenschaftliche Arbeiten, wie Hausarbeit (III.), Seminararbeit (IV.) und schließlich Dissertation haben dasselbe Grundgerüst und einige wenige Besonderheiten. Darüber hinaus sollten Sie bei der wissenschaftlichen Arbeit besonderen Wert auf die äußere Form (V.) legen.
I. Zielorientiertes Arbeiten bei wissenschaftlichen Arbeiten 1. Kalender und konkreter Zeitplan Seminar- und Hausarbeiten sollte der Student in der vorlesungsfreien Zeit schreiben, weil er im Semester mit der Vor- und Nachbereitung seiner Vorlesungen ausreichend zu tun hat. Halten Sie sich möglichst die vorlesungsfreie Zeit frei und reservieren Sie mindestens drei bis vier Wochen für Haus- bzw. Seminararbeit. Wie bei der Klausur (§ 2 Rn. 77) bedarf es auch bei der wissenschaftlichen Arbeit eines strikten Zeit- und Arbeitsmanagements. Das lernt man schon bei der Hausarbeit, die oft auf vier Wochen begrenzt ist. Aber auch bei längeren Zeiträumen, die dem Bearbeiter bei der Master- oder Doktorarbeit zur Verfügung stehen, sollten Sie sich ständig Rechenschaft darüber ablegen, was Sie in einer bestimmten Zeitspanne erarbeitet haben. Denn Ihre Lebenszeit ist kostbar. Nehmen Sie also Ihren Kalender und planen Sie die folgenden Arbeitsschritte in Ihren vorgegebenen Zeitrahmen ein. Bei etwa vier Wochen sollte der Bearbeiter in der ersten Woche eine erste Fassung entwerfen und die Literatur sichten. Die zweite Woche dient dem zielorientierten Schreiben, der Rohfassung; in der dritten und vierten Woche optimieren und erstellen Sie die Reinfassung. Allerdings sind diese Vorgaben nie sklavisch einzuhalten, sondern nur Anhaltspunkte, damit Sie sich selbst Rechenschaft ablegen, ob und in welchem Umfang Sie die Ziele in der vorgegebenen Zeitspanne bewältigt haben. Beachten Sie allerdings, dass diese Arbeitsschritte nicht chronologisch streng hintereinander stehen, sondern sich zeitlich überlappen, da sie sich gegenseitig beeinflussen. In Zeiten der Schreibmaschine war die Reinfassung einer Arbeit ein von den _________________________________________________________________________________
1 Die Übersetzung ist recht frei, denn das Original lautet: „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige“ (Im Original: Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est, Seneca, Moralische Briefe an Lucilius, VIII, LXXI, 3. Plastisch auch Martin Luther, „Ans Ziel kommt nur, wer eines hat.“
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§ 7 Wissenschaftliche Arbeiten im Studium
anderen Arbeitsschritten streng getrennter Arbeitsvorgang. Im Computerzeitalter verschwimmt dagegen die scharfe Abgrenzung zwischen erstem Entwurf, Roh- und Reinfassung, weil der Verfasser ständig an der Fassung seines Manuskriptes arbeitet. So sollte man die Zitierregeln beispielsweise nicht erst für die Reinfassung anwenden, sondern diese schon bei der Rohfassung beachten, um unnötige Mehrarbeit zu vermeiden (§ 5 Rn. 94).
2. Sechs Arbeitsschritte eines zielorientierten Arbeitens und ihre technischen Hilfsmittel 6
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Allen wissenschaftlichen Arbeiten sind folgende Arbeitsschritte immanent. Sechs Arbeitsschritte lassen sich unterscheiden und es bedarf einer disziplinierten Schreibstrategie: (I.) Ihre Arbeit beginnt mit der Themenwahl oder Themensuche. Einfach ist es, wenn Ihnen das Thema, wie mit einem Bearbeitervermerk, genau vorgegeben wird. Deutlich schwieriger wird es, wenn der Professor verlangt, dass Sie ihm ein Thema präsentieren. Das ist bei Magister- oder Doktorarbeiten durchaus üblich. Hier sollten Sie sich mit juristischen Zeitschriften oder Zeitungen schon einmal einen ersten Überblick über aktuelle Fragestellungen verschafft haben (§ 5 Rn. 61 ff.). (II.) Sodann ist eine wissenschaftliche Arbeit zielorientiert zu strukturieren. Bei Seminararbeiten müssen Sie das Thema zunächst eingrenzen, so dass schon die selbstständige Erstellung der Fragestellung, der einschlägigen Forschungsfragen, eine Herausforderung und eine eigenständige Leistung darstellt. Hier hilft ein Brainstorming und die Bereitschaft, Neues zu entwickeln (§ 3 Rn. 36 ff.). Jeder Autor sollte sich ein klares Ziel geben: Hilfreich ist oft eine erste Lösung, sei es in der Form einer Klausur, Gliederung oder als Exposé. Bei Seminar- oder Studienarbeiten muss man sich auch über die Struktur der Themenarbeit bewusst werden. So macht es einen großen Unterschied, ob die Lösung eines Sachverhalts im Vordergrund steht oder aber die Erörterung von Rechtsprinzipien (§ 7 Rn. 28 ff.). Besonders verbreitet ist deshalb das Phänomen, dass der Student zu wenig liest und damit die einschlägige Literatur nicht ausreichend auswertet. Allerdings gibt es auch die gegenteilige Erscheinung, nämlich dass er zu viel liest und den „Wald vor lauter Bäumen“ nicht mehr sieht. Ohne einen kritischen Umgang mit den Quellen wird er sich schnell in der Literatur verrennen. Deshalb ist es sinnvoll, sich am Anfang nur auf die wichtige Literatur zu beschränken und diese mit großer Sorgfalt zu studieren (§ 5 Rn. 81 ff.). Um den Überblick über die einschlägige Literatur zu behalten, empfiehlt es sich schon von Anfang an mit den Softwareprogrammen Microsoft Word (§ 5 Rn. 100 und Anhang 4 Rn. 31 ff.) und citavi (§ 5 Rn. 100) zu arbeiten. (III.) Nachdem Sie die wichtigsten Beiträge ausgewertet haben, kennen Sie schon die einschlägigen Probleme. Das Erfassen der weiteren Literatur fällt leichter, weil Sie schon wissen, nach welchen Strukturen Sie suchen müssen. Hier beginnt als dritter Arbeitsschritt die eigentliche Literatursammlung und -auswertung (§ 5). Sie stellen erste Streitstände in Rohentwürfen zusammen. Außerdem sollten Sie bereits in diesem Stadium auf eine saubere Zitierweise achten, um später nicht Gefahr zu laufen, Plagiate zu erstellen (§ 6). (IV.) Aus Rohentwürfen entsteht dann langsam die Reinfassung, indem Sie den Text ständig vertiefen, „durchkneten“, d. h. überarbeiten, um den roten Faden her-
I. Zielorientiertes Arbeiten bei wissenschaftlichen Arbeiten
165
zustellen. Wenn Sie die Parameter für eine qualitativ hochwertige Arbeit beachten (§ 7 Rn. 1 ff.; § 4; Anhang 1 Rn. 1 f.), haben Sie den einschlägigen Rechtszustand sauber und korrekt erfasst, Ihre eigenen Thesen sind prägnant. Hilfsmittel sind hier die Juristische Methodik- und Begründungslehre (§ 3). Wie originell und prägnant sind Ihre Thesen? Achten Sie auf klare Thesen, einen klaren Gedankengang und einen klaren Stil (§ 4). Ihre Gliederung liest sich idealerweise bereits wie eine Geschichte. (V.) Kurz vor der Abgabe kommt es zum Reinschliff. Es gilt, sich noch einmal auf 11 die wichtigen elementaren Regeln wissenschaftlichen Arbeitens zu besinnen: Ist die Arbeit prägnant geschrieben, also wurde der rote Faden gut entwickelt? Wurden die Regeln eines klaren, präzisen juristischen Stils (§ 4) beachtet? Ist die Arbeit in einwandfreiem Deutsch geschrieben? Hier helfen ein Duden und ein Buch über die deutsche Grammatik und Rechtschreibung, aber im Zweifel auch ein Freund, der der deutschen Sprache mächtig ist. Außerdem sollten Sie sich fragen, ob Sie die Zitierregeln (§ 6) und die sonstigen Formalien (§ 7) beachtet haben. Erst dann liegt die endgültige Fassung vor. (VI.) Den meisten wissenschaftlichen Arbeiten ist es gemein, dass Ihre Thesen 12 in knapper Form vorgetragen werden müssen. Zu den rhetorischen Kniffen bei der Präsentation sowie den entsprechenden Hilfsmitteln, wie dem Thesenpapier, der Gliederung oder der Power Point Präsentation, gibt es ein eigenes Kapitel (§ 9). Die folgende Graphik stellt die soeben beschriebenen sechs Arbeitsschritte visuell zusammen und nennt die jeweils einschlägigen Hilfsmittel.2
_________________________________________________________________________________ 2
Ein Zeitplan findet sich auch bei Scherpe, JuS 2017, 203, 205.
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§ 7 Wissenschaftliche Arbeiten im Studium
Zeit- und Arbeitsmanagement für die wissenschaftliche Arbeit Vor Beginn 1. Woche 2. Woche 3. Woche 4. Woche später I. Themenwahl Hilfsmittel: Zeitschriften, Zeitungen (§ 5)
Themenwahl
II. Themenbegrenzung Hilfsmittel: Brainstorming
Erste Struktur: Klausur oder Exposé Benennung der zu untersuchenden Forschungsfragen
III. Eigentliche Literatursammlung und -auswertung Hilfsmittel: Bibliothek (§ 5), Saubere Zitiertechniken (§ 6), Microsoft Word, citavi
Rohentwürfe Darstellung von Streitständen, erste „Lösungen“
IV. Vertiefen Hilfsmittel: Mind Map Juristische Methodenlehre (§ 3) Gliederung, Diskurs V. Überarbeiten und „Feinschliff“ Hilfsmittel: Duden etc. (§ 4) Formalia (§ 7, IV) IV. Präsentation Hilfsmittel: Thesenpapier, Gliederung, Power Point (§ 9)
Reinfassung Wiedergabe und Bewertung des Rechtszustandes, eigene Rechtsansichten Qualität Ihrer wissenschaftlichen Arbeit („Voraus-, Nach-, Hinausdenken“) Endfassung Thesen, Gedankengang/klarer Stil (Deutsch!), Formalia, Zusammenfassung der Thesen Vortrag Beschränkung auf das Wesentliche, Prägnanz
II. Zielorientiertes Schreiben II. Zielorientiertes Schreiben – Herausarbeitung und Darstellung der eigenen Thesen II. Zielorientiertes Schreiben 14
Haben Sie eine eigene These, dann verstecken Sie diese nicht auf Seite 17 oder in der Fußnote, sondern stellen Sie diese an prominenter Stelle in Ihrem Text heraus.
1. Appetizer – Der Problemaufriss a) Das Ziel: Überzeugen 15
Bei umfangreicheren Gutachten und wissenschaftlichen Arbeiten führt die Einleitung in die Thematik ein. Sie ist die Visitenkarte Ihres Werkes. Wenn Sie den Leser jetzt schon langweilen, wird er Ihre Arbeit mit hoher Wahrscheinlichkeit bald wieder zuschlagen. Die Bedeutung der Einleitung sollte deshalb nicht unterschätzt werden. Das gilt sowohl für die Seminararbeit und die Dissertation als auch für den
II. Zielorientiertes Schreiben
167
Vortrag. Mit einem Problemaufriss leisten Sie schließlich das Entscheidende auch in Ihrem eigenen Kopf. Nur wenn Sie selbst von dem Thema begeistert sind, werden Sie andere überzeugen. Und das Überzeugen ist schließlich des Juristen tägliches Brot. Sie schreiben nicht nur lustlos einige Seiten zusammen, sondern haben sich für Ihr Thema soweit motiviert, dass die Wahrscheinlichkeit deutlich steigt, in den nächsten Wochen (bei einer Seminar- oder Studienarbeit), Monaten (Magister- oder Diplomarbeit) oder Jahren (Doktorarbeit) nicht aufzugeben.3 Der Problemaufriss bildet den Ausgangspunkt anhand dessen Sie einen roten Faden entwickeln können. Auch können Sie hierdurch die Gefahr verringern, zu lange im Dunkeln herum zu stochern und wertvolle Arbeitszeit zu verlieren. b) Neugierde wecken Versuchen Sie gleich am Anfang Neugierde zu erwecken. Der Leser soll begierig 16 sein, weiterzulesen. Nehmen Sie ihn also gleich für sich ein. „Politisch gesehen, gleicht Europa den USA vor dreihundert Jahren“. Dies war die Antwort eines Studenten auf die von mir nicht ganz fair gestellte Frage, ob Europa eher mit den USA oder der UNO zu vergleichen sei. (…)“ Oder: Schon lange wollte ich sie Ihnen aufschreiben. Drängte sie mich doch schon das ganze Jahr über zum Papier: die Geschichte von Josef. Meine Mutter erzählte aus ihrer Kindheit in einem winzigen Dorf, dass in ihrem Elternhaus hinter dem in allen Farben explodierenden Bauerngarten beim Abendessen stets ein Stuhl frei blieb und ein Teller leer – für den „Herrn Jesus“. Zu ihm betete stets der Großvater. Immer das gleiche Gebet. Dass er kommen und „unser Gast“ sein möge, um zu segnen, was er „uns bescheret“ habe. (…)4
c) Die unbefriedigende Rechtslage – aufgezeigt an einem praktischen Fall Nicht selten bietet es sich an, die Darstellung mit einem praktischen Fall zu be- 17 ginnen, der die Rechtsprobleme schlaglichtartig verdeutlicht und den Leser neugierig macht. Suchen Sie deshalb schon frühzeitig nach Fällen, die Ihre Rechtsprobleme veranschaulichen. Das kann beispielsweise eine Gerichtsentscheidung sein, die Ihres Erachtens unrichtig ist (§ 3 Rn. 42). Machen Sie deutlich, welche Interessen tangiert und welche gegebenenfalls rechtlich schützenswert sind. Sie entgehen damit der Gefahr, das Thema zu theoretisch anzupacken. Im Rahmen dieses Problemaufrisses (§ 7 Rn. 15 ff.) kann beispielsweise für den 18 Laien verständlich werden, warum der jetzige Rechtszustand unbefriedigend ist, sei es, dass eine wenig plausible Rechtsprechung oder die inkonsequente Literaturansicht zu wenig überzeugenden, ja manchmal sogar zu ungerechten Ergebnissen führt.5 Detaillierte juristische Probleme müssen Sie an dieser Stelle noch liefern. In diesem Rahmen können Sie beispielsweise widerstreitende Interessen anhand von Beispielsfällen plastisch aufeinanderprallen lassen. d) Die eigene These am Beginn der Arbeit Wenn Sie wenig Platz haben und den Leser auf sich aufmerksam machen wollen, 19 dann stellen Sie die These gleich an den Anfang Ihrer Arbeit. Der Leser weiß dann, worauf Sie hinaus wollen. Sie können dann zielgerichtet auf Ihr Thema zuschreiben. _________________________________________________________________________________
3 Solange Sie Dritte und sich selbst nicht von der Fragestellung überzeugen, sind Sie nicht wirklich mit der Materie vertraut. 4 Aus einem persönlich an mich adressierten Spendenaufruf kurz vor Weihnachten. 5 Ohne Zweifel gibt es allerdings auch rechtshistorische Arbeiten, die eine Rechtsfrage aufarbeiten wollen, ohne deshalb sogleich eine Rechtsänderung zu bezwecken.
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§ 7 Wissenschaftliche Arbeiten im Studium
Versuchen Sie im Rahmen Ihrer ganzen Arbeit, den Leser zu fesseln. Schreiben Sie anschaulich, da der Leser im Zweifel keine Ahnung von der Materie hat. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass alle Arten von wissenschaftlichen Arbeiten durchaus spannend (!) geschrieben sein können (§ 4 Rn. 30).
2. Vom Rohentwurf zur ersten Fassung a) Erste Entwürfe zu einzelnen Rechtsproblemen 20
Nachdem Sie den Problemaufriss etwa mit einem Beispielsfall verdeutlicht haben, sollte es Ihr Anliegen sein, auch die folgenden Rechtsprobleme möglichst anschaulich anhand von Fällen zu verdeutlichen. Haben Sie eine Reihe von Rechtsproblemen herausgearbeitet, so sind Sie in der Lage, erste Entwürfe zu liefern, indem Sie verschiedene Aspekte zu Themenblöcken ordnen. Wenn Sie nach der „Steinbruchmethode“ vorgehen (§ 5 Rn. 94 ff.), werden Sie relativ schnell Ihr erstes „Erfolgserlebnis“ haben, weil Sie schon möglichst bald zu schreiben beginnen. Jetzt können Sie versuchen, selbstständig ein Rechtsgebiet darzustellen und einzelne Problemstände zu entwickeln. b) Weitere Themenbegrenzung
21
Eine frühe Literaturübersicht und Themeneingrenzung sind unabdingbar, weil ansonsten die Gefahr besteht, dass viel wertvolle Arbeitszeit verloren geht. Je ernsthafter Sie die Literatursuche in Angriff nehmen (§ 5 Rn. 79 ff.), desto geringer ist die Gefahr, später „böse Überraschungen“ zu erleben, weil beispielsweise eine Arbeit zu diesem Thema schon veröffentlicht wurde oder eine Monographie die Thematik bereits umfangreich erörtert. Stets müssen Sie sich der Gefahr bewusst sein, dass das Thema zu weit gefasst sein kann, es also auch noch während des Rohentwurfs weiter eingegrenzt werden muss. Diese Arbeitsweise ähnelt oft einem Vorgehen nach der Maßgabe von „try and error“ (Versuch und Irrtum). Sie werden feststellen, dass Ihre endgültige Fassung von Ihrer ursprünglichen Gliederung in einigen Teilen durchaus abweichen wird.
III. Die Hausarbeit 1. Allgemeine Regeln 22
Hausarbeiten hat der Student an den meisten Universitäten während der Anfänger- und Fortgeschrittenenübungen anzufertigen. Sie ähneln insoweit sehr stark der Klausur, als der Aufgabentext ebenfalls regelmäßig mit einer Fallfrage endet und fast immer der Anspruchs- oder Fallaufbau (§ 2 Rn. 12 ff.) für das juristische Gutachten zu wählen ist. Folglich gelten dieselben Regeln zu Subsumtion, Gliederung und Argumentationstechnik wie für die Klausur (§ 2). Im Unterschied zur Klausur beschränkt sich die Hausarbeit allerdings nicht auf zwei oder fünf Stunden, sondern Ihnen stehen üblicherweise vier bis sechs Wochen für die Bearbeitung zur Verfügung. Im Gegensatz zur Klausur sollen Sie zusätzlich die Bibliothek benutzen und demonstrieren, dass Sie die für die Lösung einschlägi-
IV. Seminar-, Bachelor- und Masterarbeiten
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gen Rechtsquellen und die juristische Literatur auswerten (§ 5) und dazu Stellung nehmen können.6 Hinzu kommt, dass Sie die Literaturfundstellen nach den bei wissenschaftlichen Arbeiten gängigen Zitierregeln (§ 6) belegen müssen. Außerdem müssen Sie Ihre Zeit richtig einteilen und Ihre Arbeit zielgerichtet strukturieren und niederschreiben. Das verlangt zuerst einmal einen Arbeits- und Zeitplan und bestimmte Recherchetechniken (§ 5) sowie rationelle Lesetechniken (§ 5 Rn. 89 ff.). Zudem wird erwartet, dass die einzelnen Streitstände viel genauer und ausführlicher ausgearbeitet werden als in der Klausur. Dazu bedarf es eines Grundwissens an Juristischer Methodenlehre und Juristischer Argumentationstechniken (§ 3). Schließlich müssen Sie auch die sonstigen Formalien für wissenschaftliche Arbeiten einhalten und ein Inhalts- und Literaturverzeichnis erstellen (ausführlich dazu § 6 Rn. 102 f. und § 7 Rn. 45 ff.).
2. Die Klausur als erster Entwurf einer Hausarbeit Der Aufgabentext einer Hausarbeit umfasst wie bei einer Klausur in der Regel ei- 23 nen Sachverhalt mit einer Fallfrage; der Verfasser sollte folglich versuchen, den Sachverhalt wie eine Klausur zu lösen und damit bereits am ersten Tag eine Lösungsskizze ausarbeiten.7 Dazu beachten Sie wie bei der Klausur vor allem den Bearbeitervermerk (§ 2 Rn. 2 ff.). Ein solches Vorgehen hat eine Reihe von Vorteilen: – Der Bearbeiter zwingt sich bereits in einem frühen Stadium zu einer Struktur; die klausurmäßige Lösung gibt der Arbeit bereits ein erstes Gerippe und damit ein Arbeitsprogramm für die nächsten Wochen. – Sie „verrennen“ sich nicht in Einzelheiten, lesen sich nicht in Aufsätzen fest und vermeiden die Gefahr, den „Wald vor lauter Bäumen“ nicht mehr zu sehen. – Sie müssen die Rechtsprobleme selbst durchdenken und reduzieren so die Gefahr, sich zu schnell an in der Literatur bereits diskutierten Problemlösungen (oder der herrschenden „Saalmeinung“) zu orientieren.8 – Der Bearbeiter vermeidet eine Blockadehaltung, die dann eintritt, wenn er nur Literatur sammelt und schließlich glaubt, in den letzten zwei Tagen die Hausarbeit niederschreiben zu können.
Allerdings sollten Sie auch wissen, dass – Ihre Ausführungen sich nicht in einem „Zettelkasten“ erschöpfen dürfen, also gegliedert und strukturiert werden müssen; – Ihr erster Entwurf zahlreiche Probleme noch gar nicht enthalten kann, – und er damit vor allem eine Starthilfe ist, die nicht mit Ihrer endgültigen Fassung übereinstimmen wird; – Sie deshalb Ihre Bereitschaft erhalten müssen, Ergebnisse umzustoßen, also nicht sklavisch an Ihrer ersten Auffassung kleben sollten.
IV. Seminar-, Bachelor- und Masterarbeiten 1. Die eigene Fragestellung – die konkrete Forschungsfrage Seminar-, Studien- oder Masterarbeiten ähneln der Hausarbeit insoweit, als man 24 auch erwartet, dass Sie die einschlägigen Rechtsquellen auswerten und die Streitstän_________________________________________________________________________________ Zur juristischen Kreativität s. § 3 Rn. 36 ff. Hadding, JuS 1977, 241, 242; s. auch Zuck, JuS 1990, 905 ff. 8 So Stein, Die rechtswissenschaftliche Arbeit, 2000, S. 102. 6 7
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§ 7 Wissenschaftliche Arbeiten im Studium
de gut darstellen. Insoweit sei auf die Ausführungen und die Graphik zum „Zeit- und Arbeitsmanagement wissenschaftlicher Arbeiten“ verwiesen (§ 7 Rn. 13). Allerdings ist die Aufgabenstellung oft auch anspruchsvoller, weil sie in der Regel keinen Sachverhalt erhalten, auf den sich die einschlägigen Aufbauschemata anwenden ließen.9 Sie bekommen vielmehr ein mehr oder weniger enges Thema, das Sie bearbeiten müssen. Zu Ihren Hauptaufgaben gehört es deshalb, in einem ersten Schritt herauszufinden, was der Aufgabensteller überhaupt von Ihnen verlangt. Sie müssen also das Thema oft eingrenzen und hier die richtigen Forschungsfragen stellen.10 Eigentlich sollten Sie schon vor der Annahme eines Seminarthemas wissen, wel25 chen ungefähren Bereich die Aufgabenstellung umfasst. Haben Sie sich damit noch nicht beschäftigt, müssen Sie spätestens jetzt feststellen, „um was es eigentlich geht“. In einigen Fällen wird der Dozent das Thema umfangreich vorstellen; regelmäßig fällt die Präsentation aber eher kurz aus. Gleiches gilt für die Arbeitsanweisung. Manchmal gibt Ihnen der Dozent Literatur an die Hand. Ist dies nicht der Fall, müssen Sie die einschlägige Literatur selbst auffinden, um sich in die Materie einzuarbeiten. Damit kommt dem Bearbeiter die Aufgabe zu, Probleme und Rechtsfragen der Thematik selbständig zu bearbeiten, sie inhaltlich zu begrenzen und die Abhandlung in ansprechender Weise zu gliedern. Von der Vorgehensweise her müssen Sie sich in einem ersten Schritt in die Thematik einarbeiten. Sie müssen sich also Ihren eigenen Bearbeitervermerk erarbeiten. Gerade weil Ihnen nur 20 oder 40 Seiten Platz zur Verfügung stehen, stellt die gelungene Auswahl der von Ihnen zu vertiefenden Forschungsfragen und Rechtsprobleme schon einen wichtigen, oft entscheidenden Schritt, für die Qualität Ihrer Arbeit dar. Sprechen Sie sich deshalb unbedingt mit Ihrem Betreuer ab, bevor Sie die Fragestellung dann im Einzelnen vertiefen und ausarbeiten. Zunächst ist es bei einer Seminararbeit daher sinnvoll, eine erste Literatursich26 tung vorzunehmen und sich selbst ein wenig in die Materie hineinzulesen. Diese wird Ihnen einen Überblick über die einschlägigen Rechtsfragen geben. Darauf aufbauend können Sie ein erstes Gliederungskonzept entwerfen, das Sie gegebenenfalls mit dem Dozenten durchsprechen können (§ 2 Rn. 64 ff.). Nur mit einem soliden Sachwissen lässt sich ein Gespür dafür entwickeln, worauf es wirklich ankommt; nur wenn bereits konkrete Vorstellungen zu Teilfragen vorhanden sind, wächst das Verständnis für abstrakte Gedankengänge.11 Da es verschiedene Arten von Arbeiten gibt, sollten Sie wissen, wie die Arbeit ty27 pischerweise gegliedert wird. Immer sollten Sie sich bemühen, den darstellenden Teil knapp zu halten und Ihre eigenen Thesen an prominenter Stelle, zum Beispiel in einem Problemaufriss, überzeugend darzustellen. Von einer guten oder sehr guten Arbeit verlangt man allerdings noch mehr: Sie zeichnet sich durch Kreativität und Originalität aus. Schließlich verlangt ein zielgerichtetes Optimieren Ihrer Arbeit, dass diese fortdauernd überarbeitet wird.
2. Verschiedene Typen juristischer Arbeiten 28
Wegen der Klausurlastigkeit der Juristischen Staatsexamina sind nicht wenige Jurastudenten der Auffassung, der Anspruchsaufbau sei der einzig mögliche Aufbau _________________________________________________________________________________ Positiver wohl Stein, Die rechtswissenschaftliche Arbeit, 2000, S. 102 f. Allgemein zu den verschiedenen Arbeitsschritten beim Verfassen einer Seminararbeit Schaub, ZJS 6/2009, 637 ff. 11 Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 374 ff. 9
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zur Gliederung eines juristischen Themas. Schon bei der Themenklausur werden Sie allerdings merken, dass der Anspruchsaufbau manchmal nicht weiterhilft. Themenorientierte Seminar-, Studien- und Masterarbeiten sind die Regel. Sie folgen eigenen Gesetzen. Üblicherweise lassen sich in der juristischen Arbeit verschiedene Aufbautypen unterscheiden, auch wenn diese sehr oft nicht in Reinkultur vorliegen, sondern vermischt werden. a) Fallorientierter Aufbau Der fallorientierte Aufbau ist für den Jurastudenten der Regelfall, weil er meistens 29 in der Klausur verlangt wird. Auch umfangreicheren wissenschaftlichen Arbeiten kann ein fallorientierter Aufbau zugrunde liegen.12 Beachten Sie allerdings, dass sich die Arbeit nicht in reiner Kasuistik erschöpfen darf. Wenn Sie nur einen Fall an den anderen reihen, besteht die Gefahr, dass Sie zu sehr im Darstellenden bleiben. Bilden Sie Fallgruppen, indem Sie nach übergeordneten Gesichtspunkten suchen und die Rechtsprechung strukturieren und systematisieren. b) Normorientierter Aufbau Enger angelegte Arbeiten orientieren sich an Gesetzesnormen und den einzelnen 30 Tatbestandsmerkmalen einer Norm. Das ist oft dann der Fall, wenn die Norm erst neu durch den Gesetzgeber geschaffen wurde.13 Ein solcher normorientierter Aufbau hat den Vorteil, mit der einschlägigen Methodik der Auslegung und Rechtsfortbildung arbeiten zu können. Betrifft die Arbeit beispielsweise eine Generalklausel oder konkretisierungsbedürftige Tatbestände, so sollten dem Leser zur Veranschaulichung auch Fälle angeboten werden. Zahlreiche Dissertationen gehen etwa auf aktuelle Gesetze im Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht ein. c) Rechtsprinzipien Nicht selten sind wissenschaftliche Abhandlungen auch normübergreifend ange- 31 legt. Rechtsinstitute oder Rechtsprinzipien lassen sich oft nicht an einer Norm festmachen, etwa der Schadensersatz, das Präventionsprinzip oder der Rechtsgüterschutz.14 Prinzipien können in Spannung zueinander stehen; hier gilt es, Güter- und Interessenabwägungen vorzunehmen.15 Suchen Sie nach Prüfungsschritten, Tatbestandsmerkmalen, Rechtsgründen und Rechtsprinzipien, welche die Rechtsprobleme strukturieren. Im öffentlichen Recht wird man gegebenenfalls weiter zwischen Aufgaben und Kompetenzen, im Zivilrecht zwischen Rechten und Pflichten sowie _________________________________________________________________________________
So bildete etwa die Francovich-Entscheidung des EuGH, aber auch der Maastricht-Vertrag Anlass für zahlreiche Dissertationen. 13 Z. B. Staud, Die Bedeutung der Dokumentationspflichten bei Wertpapiergeschäften (§ 34 WpHG), 1999 (Diss. Augsburg 1999); Leisch, Informationspflichten nach § 31 WpHG, 2004 (Diss. Augsburg 2002); Bertrams, Die Haftung des Aufsichtsrats im Zusammenhang mit dem deutschen Corporate Governance Kodex und § 161 AktG, 2004 (Diss. Augsburg 2004); Fedchenheuer, Die Qualifikationsanforderung an Anlageberater (§ 34d Abs. 1 WpHG), 2014 (Diss. Augsburg 2014). 14 S. Breidenbach, Die Voraussetzungen von Informationspflichten beim Vertragsschluss, 1989 (Diss. München 1988); Möllers, Rechtsgüterschutz im Umwelt- und Haftungsrecht, 1996; P. Müller, Punitive damages und Schadensersatzrecht, 2000 (Diss. Augsburg 1999); Holzner, Private Equity, der Einsatz von Fremdkapital und Gläubigerschutz, 2009 (Diss. Augsburg 2009); Wenninger, Hedge Fonds im Spannungsfeld des Aktien- und Kapitalmarktrechts, 2009 (Diss. Augsburg 2009). 15 Etwa Privatautonomie und Schutz des Rechtsverkehrs. 12
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§ 7 Wissenschaftliche Arbeiten im Studium
Rechtsfolgen differenzieren können. In der Klausur sind solche Fragestellungen bei sog. Themenklausuren erforderlich.16 d) Historische Arbeit 32
Zum Teil werden weitere Unterteilungen vorgenommen; so gibt es etwa auch die historische Arbeit. Eine Sonderform bildet hier die rechtshistorische Quellen- oder Digestenexegese.17 Als weitere Gattung wird die „Journalistische Arbeit“ genannt, die eine aktuelle Fragestellung aufnimmt.18
3. Zielorientiertes Strukturieren – Der traditionelle Aufbau 33
Schon die klassische Rhetorik19 hat Regeln aufgestellt, wie ein Gedankengang bzw. eine Beweisführung klar aufgebaut wird.20 Diese haben sich mittlerweile weltweit durchgesetzt. Unabhängig davon, ob Sie Ihre Arbeit fallbezogen oder themenbezogen anlegen, besteht sie traditionellerweise aus folgenden Teilen:21 1. Einleitung 2. Hauptteil a) Sachbericht: Darstellung der Sache, um die es geht b) Begründung c) Widerlegung der Gegenmeinung 3. Schluss = Zusammenfassung
Eine Unterteilung in Einleitung, Hauptteil (Behauptung, Begründung) und Schluss findet sich in nahezu allen wissenschaftlichen Abhandlungen; man kann sie ohne weiteres in Seminararbeiten, Dissertationen, wissenschaftlichen Veröffentlichungen, ja selbst in Urteilen nachvollziehen. Für das Urteil sind nach § 313 Abs. 1 ZPO Rubrum, Tenor, Tatbestand und Ent34 scheidungsgründe vorgeschrieben. Im Tatbestand werden nach dem unstreitigen Sachverhalt die Tatsachenbehauptungen und Rechtsansichten des Klägers, der Kläger- und Beklagtenantrag sowie die Tatsachenbehauptungen und Rechtsansichten des Beklagten wiedergegeben.22 Beim strengen Anspruchsaufbau bestehen Einleitung oder Zusammenfassung nur 35 aus einem knappen Satz; der Bearbeiter kann gleich mit der Prüfung der entsprechenden Anspruchsgrundlagen, der Zulässigkeit der Klage oder der strafrechtlichen Relevanz einzelner Handlungsabschnitte beginnen.23 Hat der Bearbeiter dagegen keinen Sachverhalt, sondern eine abstraktere Fragestellung zu bearbeiten, empfiehlt _________________________________________________________________________________
Beispiel: Möllers, JuS 1999, 1191 ff. Ch. Becker, Kurzanleitung zur Quellenexegese im Römischen Recht, 8. Aufl. 2014; Wesel, Die Hausarbeit in der Digestenexegese, 3. Aufl. 1989. 18 Schimmel/Basak/Reiß, Juristische Themenarbeiten, 3. Aufl. 2017, Rn. 584 ff. 19 Aristoteles (Hrsg. Franz Sieveke), Rhetorik, 5. Aufl. 1995, S. 1414b; Cicero, De oratore, 2, 315–332; s. hierzu Gast, Juristische Rhetorik, 5. Aufl. 2015, Rn. 852 ff. 20 Zum Strukturdenken Gast, Juristische Rhetorik, 5. Aufl. 2015, Rn. 852 ff.; s. auch § 1 Rn. 73 ff. 21 Ebenso im angloamerikanischen Recht Gold/Mackie/Twining, Learning lawyers’ skills, 1989, S. 126. 22 Knöringer, Die Assessorklausur im Zivilprozess, 16. Aufl. 2016, § 5; Musielak/Voit/Musielak, ZPO, 14. Aufl. 2017, § 313 Rn. 8 f.; Zimmermann, Klage, Gutachten und Urteil, Eine Anleitung für die zivilrechtlichen Ausbildungs- und Prüfungsarbeiten mit Beispielen, 20. Aufl. 2011. 23 Zu den verschiedenen Aufbaumöglichkeiten s. § 2 Rn. 12 ff. 16 17
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es sich, der Gliederungsstruktur mit Einleitung, Hauptteil und Zusammenfassung mehr Gewicht beizumessen. a) Einleitung Einleitung und Schluss der Arbeit können erst vollständig niedergeschrieben werden, wenn der Hauptteil steht. Während die Einleitung die Struktur der wissenschaftlichen Arbeit vorstellt, zieht die Zusammenfassung ein Fazit und gibt damit die gewonnenen Hauptergebnisse der Arbeit wieder. aa) Für den Leser ist es einfacher, wenn Sie Ihre Arbeit mit einem Problemaufriss beginnen. In wenigen Sätzen ist darin dazulegen, worum es bei Ihrem Thema geht (§ 7 Rn. 15 ff.). Der Einleitungssatz eines Urteils oder einer juristischen Klausur ist oft kurz. Im Urteilsstil wird das Ergebnis vorangestellt: „Dem A steht gegen B Schadensersatz wegen … aus § … zu.“ Auch im Gutachten ist der Einleitungssatz kurz und lautet dem Gutachtenstil (§ 4 Rn. 42 f.) folgend nicht selten: „Es ist zu prüfen, ob …“. Hinweise auf die Reihenfolge der Ansprüche, die man prüfen wird, finden sich regelmäßig nicht. Allerdings kann es zweckmäßig sein, einleitend aufzuzeigen, in welcher Reihenfolge Sie bei mehreren Beteiligten die Ansprüche prüfen. Die Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit verdeutlicht überblicksartig, wovon die Arbeit handelt. bb) In der Einleitung geben Sie den Gang der Abhandlung vor. Ähnlich wie beim Inhaltsverzeichnis bekommt der Leser damit einen Überblick, wie Sie Ihre Arbeit strukturieren. Geben Sie ihm jetzt schon den roten Faden in die Hand, damit er immer weiß, an welcher Stelle des Aufbaus er sich befindet und sich ganz auf Ihr Thema konzentrieren kann. Stellen Sie dar, welche Sachfragen zu erörtern und einer angemessenen Lösung zuzuführen sind. Formulieren Sie die Problematik so verständlich wie möglich. Die Einleitung dient auch der Darstellung Ihrer Methode. Schließlich ist es zulässig, die Forschungsergebnisse der Arbeit, Ihre eigenen Thesen, dem Leser bereits in der Einleitung knapp zu berichten. Das nimmt vielleicht etwas von der Spannung, erlaubt dem Leser aber, sich ganz auf den Gedankengang, die „Beweisführung“, zu konzentrieren. Ein solcher „Urteilsstil“ lässt sich mit dem Aufbau eines Urteils vergleichen. cc) Schließlich nehmen Sie in der Einleitung auch eine Eingrenzung des Themas vor. Der Bearbeiter zeigt auf, was er aus Zeit- oder Platzgründen nicht darstellen konnte, obwohl diese oder jene Frage durchaus von besonderem Interesse wäre. In Fußnoten kann gegebenenfalls auf weiterführende Literatur verwiesen werden.
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b) Aufbau des Hauptteils aa) Mit dem Darstellenden zu beginnen, entspricht der Überlegung, das Allgemei- 40 ne vor dem Besonderen abzuhandeln. Dies hat den Vorteil, dass man sich auf bekanntem Terrain bewegt. Der erste Teil kann also die Rechtslage darstellen, so wie sie sich auf Grund der Gesetze, der Rechtsprechung und der Rechtsliteratur ergibt. In diesem Rahmen kann es sinnvoll sein, mit einem historischen Teil zu beginnen. Zahlreiche Themen lassen sich nicht mehr ohne den europäischen Kontext angemessen erörtern. Bei rechtsvergleichenden Arbeiten hat man bisher die Rechtslage oft in Länderberichten dargestellt.24 Allerdings kann man auch rechtsvergleichende Arbeiten problemorientiert aufbauen. _________________________________________________________________________________ 24 Zweigert/Kötz, Einführung in die Rechtsvergleichung auf dem Gebiet des Privatrechts, 3. Aufl. 1996, S. 42 ff.
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§ 7 Wissenschaftliche Arbeiten im Studium
Bei einem klassischen Aufbau wird die Gliederung einer rechtsvergleichenden Arbeit in Land A, Land B und die Rechtsvergleichung im dritten Teil vorgenommen. Moderner muten Arbeiten an, die die Rechtsprobleme systematisch erörtern und in diesem Rahmen die rechtsvergleichenden Überlegungen integrieren.25
Allerdings müssen Sie auch hier wieder die Proportionen wahren. Wenn Sie in der Seminararbeit nur 20 Seiten Platz haben, müssen Sie zügig zu den einschlägigen Rechtsproblemen kommen, im Idealfall schon in der Einleitung (§ 7 Rn. 15 ff.). bb) Die Gliederung ist für Sie eine wichtige Hilfestellung, um Ihre Arbeit zu struk41 turieren und Ihren Gedankengang Schritt für Schritt zu schärfen (§ 2 Rn. 64 ff.). Sie dient aber vor allem dem Leser und Korrektor, Ihren Gedankengang schnell und übersichtlich nachvollziehen zu können – Sie lenken mit der Gliederung also den Leser. Im Idealfall liest sich Ihre Gliederung bereits wie eine Geschichte. Achten Sie auch darauf, dass Sie die Arbeit nicht zergliedern. Bei Haus- und Seminararbeiten sind in der Regel vier, maximal fünf Gliederungsebenen (A. I. 1. a) aa)) ausreichend. cc) Zwischenergebnisse stehen nicht am Ende der wissenschaftlichen Arbeit, son42 dern noch in der laufenden Abhandlung am Ende eines Kapitels, Absatzes oder am Ende einer umfangreicheren Anspruchsprüfung. Ist der Hauptteil besonders umfangreich, können Zwischenergebnisse für den Leser hilfreich sein, damit sich dieser nicht in Ihrer Arbeit „verliert“ und der Gedankengang nicht zu dicht wird. Sie dienen auch Ihnen als Kontrolle um festzustellen, ob Sie etwa Unwichtiges seitenlang problematisiert haben. Übertreiben Sie es allerdings nicht mit den Zwischenergebnissen.26 Wenn Sie bei einer Seminararbeit nur 20 Seiten Platz haben, sollten Sie auf diese verzichten. c) Zusammenfassung aa) Die Zusammenfassung27 sollte nur die eigenen Forschungsergebnisse wiedergeben und nicht das bisher schon Bekannte und Unstrittige wiederholen. Damit gibt sie die wichtigen Ergebnisse am Ende der juristischen Abhandlung wieder und ermöglicht es dem Bearbeiter, über seinen Erkenntnisgewinn Rechenschaft abzulegen. Die Forschungsergebnisse sollten als Thesen oder auch als zusammenhängender Text auf nicht mehr als ein oder zwei Seiten wiedergegeben werden. Gerade der eilige Leser kann sich Ihr Werk so schnell erschließen. Daher sollte besondere Sorgfalt auf die Zusammenfassung gelegt werden. In Fußnoten kann der Bearbeiter darauf hinweisen, an welcher Stelle er im Textteil bestimmte Thesen vertieft hat. bb) Oft kann die wissenschaftliche Abhandlung auch einen Ausblick geben, bei44 spielsweise dazu Stellung beziehen, wie ein Rechtsproblem durch die Rechtsprechung oder die Gesetzgebung de lege ferenda gelöst werden sollte. 43
V. Äußere Form Unabhängig vom Inhalt der Arbeit kann die Missachtung der Formalien zu einer schlechteren Bewertung führen.28 Auch dies ist gegenüber der Klausur eine besondere Herausforderung. _________________________________________________________________________________
25 Gut gelungene Beispiele bei Fleischer, Gutachten F für den 64. DJT, 2002; Braun, Die failing company defense in der deutschen, europäischen und US-amerikanischen Fusionskontrolle, 2003 (Diss. Augsburg 2003). 26 In einer Dissertation gliederte der Doktorand mehrere Zwischenergebnisse unmittelbar hintereinander. 27 Oder gleichbedeutend „Schlussbetrachtung“ oder „Resümee“ (franz. Résumé). 28 Die Form der Klausur wurde oben schon erwähnt, § 2 Rn. 77 ff.
V. Äußere Form
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1. Allgemeine Formalien für die Haus- und Seminararbeit Fragen Sie bei Ihrem Dozenten oder im Dekanat nach, wie viele Exemplare der 45 Arbeit abzugeben sind. Um Plagiate auszuschließen, ist die Arbeit zudem oft auch in elektronischer Form einzureichen. Für Seminar- und Hausarbeit müssen peinlich genau der vorgegebene Umfang und der Abgabezeitpunkt beachtet werden. Schließlich wäre die Chancengleichheit stark beeinträchtigt, wenn einzelne Bearbeiter an ihrer Arbeit länger schreiben dürften als andere.29 Der Seitenumfang des Textteils beträgt zumeist 20 Seiten oder 40.000 Zeichen für die Seminar-, Haus- und Studienarbeit. Tricksen Sie nicht, denn die Anzahl der Zeichen, kann man unschwer mit Microsoft Word nachzählen. Sie müssen damit rechnen, dass der Korrektor alles, was über die erlaubte Zeichenzahl hinausgeht, als nicht geschrieben beurteilt und ihre Arbeit damit als unfertig bewertet. Eine gute Leistung zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie durch richtige Gewichtung der Probleme und klare Sprache den vorgegebenen Umfang einhält. Für die Nummerierung der Seitenzahlen verwenden Sie römische und arabische Seitenzahlen. Der Hauptteil wird dabei mit arabischen Seitenzahlen nummeriert, alle anderen Seiten (Inhalts-, Abkürzungs- und Literaturverzeichnis) werden mit römischen Seitenzahlen versehen, wenn sie vor dem Textteil stehen (wie in diesem Werk). Wenn das Literaturverzeichnis dem Textteil folgt, laufen die arabischen Seitenzahlen weiter. Das Deckblatt enthält keine sichtbare Seitenzahl, wird bei der römischen Nummerierung aber mitgezählt (Zur Umsetzung in Microsoft Word s. Anhang 4 Rn. 49 ff.).
2. Titelblatt Seminar-, Haus-, Studien-, und Magisterarbeiten enthalten ein Deck- oder Titel- 46 blatt30 (ein Beispiel finden Sie in Anhang 5 Rn. 74), unüblich ist hingegen ein Motto oder Vorwort31. Das Titelblatt umfasst das Thema der Arbeit, gegebenenfalls mit Untertitel, – – – – – – –
Art der Arbeit (Seminar-, Haus-, Magister- und Doktorarbeit), Name, Wohnort und Berufsbezeichnung (stud. iur., cand. iur., Rechtsreferendar, Assessor, Rechtsanwalt), genaue Studienadresse mit Telefonnummer und Matrikelnummer des Bearbeiters, Namensangabe des Dozenten und Datum der Abgabe.
3. Verzeichnisse Verzeichnisse sollen dem Leser einen Überblick über Ihre Arbeit geben und ihm 47 Ihr Werk erschließen (Beispiele finden Sie in Anhang 5 Rn. 76 f.). Während Inhaltsund Literaturverzeichnis (§ 6 Rn. 102 ff.) unverzichtbar sind, ist es Ihnen überlassen _________________________________________________________________________________ 29 Ein Überschreiten der Bearbeitungsfrist kann deshalb den Ausschluss aus dem Seminar oder der Übung bedeuten. 30 Brinkmann, Die rechtswissenschaftliche Seminar- und Doktorarbeit, 1959, S. 1 ff.; Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 208 f. 31 Zur Ausnahme bei der Dissertation s. § 8 Rn. 39 ff.
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§ 7 Wissenschaftliche Arbeiten im Studium
und von der Arbeit selbst abhängig, ob sich darüber hinaus noch Abkürzungs-, Gesetzgebungs- und Rechtsprechungsverzeichnis, ein sonstiger Anhang und möglicherweise sogar ein Sachregister anbieten.32 Die Verzeichnisse gehören nicht zum eigentlichen Text; sie sind deshalb mit römischen Zahlen zu versehen. a) Abkürzungsverzeichnis 48
Das Abkürzungsverzeichnis ist vor allem erforderlich, um wenig gebräuchliche und ausländische Abkürzungen zu erklären.33 Bei Haus- und Seminararbeiten ist ein Abkürzungsverzeichnis in der Regel nicht notwendig. Erfinden Sie keine eigenen Abkürzungen, sondern verwenden Sie nur solche, die gebräuchlich sind und sich bei Kirchner/Böttcher34 oder im Duden finden. Achten Sie bei der Verwendung von Abkürzungen darauf, dass die Lesbarkeit des Texts nicht leidet: Wo zu viele Abkürzungen aufeinander folgen, ist der Leser mehr mit der Entzifferung derselben beschäftigt als mit dem Inhalt Ihrer Arbeit. Bei Seminarund Hausarbeiten, die einer Zeichenbegrenzung unterliegen, kommt zudem schnell der Eindruck auf, Sie wollten durch die Abkürzungen Platz gewinnen. b) Inhaltsverzeichnis
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Das Inhaltsverzeichnis folgt der Gliederung der Arbeit (§ 2 Rn. 64 ff.) und spiegelt damit deren Aufbau wieder. Es soll dem Leser einen ersten Überblick über den Gang Ihrer Arbeit verschaffen. Alle Überschriften des Inhaltsverzeichnisses müssen mit den Gliederungspunkten des Textteils übereinstimmen. Ein Inhaltsverzeichnis enthält neben den Gliederungspunkten die entsprechenden Seitenzahlen. Zur besseren Übersichtlichkeit sind die jeweils tieferen Gliederungsebenen einzurücken und gegebenenfalls in einem kleineren Schrifttyp darzustellen (Anhang 5 Rn. 75). Nur besonders lange Arbeiten, etwa Habilitationen oder Handbücher enthalten neben dem detaillierten Inhaltsverzeichnis noch eine Inhaltsübersicht. Diese gibt nur die wichtigsten Gliederungspunkte wieder und ist deshalb übersichtlicher als das Inhaltsverzeichnis, das alle Gliederungspunkte der Arbeit enthält. c) Literaturverzeichnis
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Ein Literaturverzeichnis (§ 6 Rn. 102 ff.) ist bei allen wissenschaftlichen Arbeiten anzufertigen. Sie können das Verzeichnis wahlweise an den Beginn oder an das Ende Ihrer Arbeit stellen. Setzt man das Literaturverzeichnis vor den Textteil, verwendet man römische Zahlen (wie etwa in diesem Werk). Setzt man dagegen das Literaturverzeichnis nach den Textteil, laufen die arabischen Seitenzahlen des Textteils für das Literaturverzeichnis weiter. d) Gesetzgebungs- und Rechtsprechungsverzeichnis
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Ein Gesetzgebungsverzeichnis (§ 6 Rn. 109) ist dagegen üblicherweise nicht notwendig, da dem Juristen die einschlägigen Rechtstexte zur Verfügung stehen. Bei schwer zugänglichen Rechtstexten, wie beispielsweise ausländischen Rechtsquellen, die in der Arbeit häufig zitiert oder ausgelegt werden, kann es allerdings äußerst _________________________________________________________________________________ Zur Erstellung eines Sachregisters bei der Drucklegung s. § 8 Rn. 42. S. hierzu das Abkürzungsverzeichnis dieses Werkes. 34 Kirchner/Böttcher, Abkürzungsverzeichnis der Rechtssprache, 8. Aufl. 2015 (§ 6 Fn. 75). 32 33
V. Äußere Form
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hilfreich und damit leserfreundlich sein, diese in den Anhang aufzunehmen und auch zu übersetzen. Ein Rechtsprechungsverzeichnis (§ 6 Rn. 110) ist schließlich nur dann sinnvoll, 52 wenn zahlreiche Entscheidungen ausgewertet werden und dem Leser über das Rechtsprechungsverzeichnis eine Orientierungshilfe gegeben werden soll.
4. Textteil Auch für den Textteil sind üblicherweise eine Reihe von Formalien einzuhalten. 53 Nutzen Sie hierfür die Möglichkeiten eines Textverarbeitungsprogrammes wie Microsoft Word (Anhang 4 Rn. 31 ff.).
5. Anhänge – Graphiken, Statistiken, empirische Untersuchungen Falls Sie Internetquellen verwenden, die für das Verständnis Ihrer Arbeit zwin- 54 gend erforderlich sind, sollten Sie diese in den Anhang Ihrer Arbeit mitaufnehmen. Das Gleiche gilt für Graphiken. Diese setzen sich auch in juristischen Arbeiten immer mehr durch, da sie zum besseren Verständnis beitragen können. Ebenfalls in den Anhang aufzunehmen sind Statistiken oder empirische Untersuchungen, Interviews etc35. Wollen Sie nur die Idee einer interviewten Person wiedergeben, reicht es aus, die Person in der Fußnote zu zitieren. Sollen dagegen umfangreiche Textpassagen nachgewiesen werden, sollten Sie das Interview aufnehmen, protokollieren und im Anhang abdrucken. Bei nicht öffentlich getätigten Aussagen ist das Einverständnis des Interviewten einzuholen oder aber die Person zu anonymisieren.
6. Eidesstattliche Erklärung und Unterschrift Bei Studien- und Hausarbeiten sowie bei Masterarbeiten wird eine Eidesstattliche 55 Versicherung (§ 8 Rn. 27) immer üblicher, weil die Prüfungsordnungen immer öfters eine solche verlangen. Aber auch schon durch eine bloße Unterschrift auf der letzten Seite bestätigt der Bearbeiter, dass er die Arbeit eigenständig erstellt hat.
7. Veröffentlichung von kleineren wissenschaftlichen Arbeiten a) Möglichkeiten, kleinere wissenschaftliche Arbeiten zu veröffentlichen In den USA werden die Law Reviews und Law Journals der großen Law Schools 56 von Studenten herausgegeben. Regelmäßig werden in diesen Werken Entscheidungsbesprechungen, aber auch Aufsätze von Studenten veröffentlicht, weil hier der Qualität des Beitrages größeres Gewicht beigemessen wird als dem Renommee des Autors. Allerdings liegt die Chance, dass der wissenschaftliche Beitrag bei einer berühmten Zeitschrift angenommen wird, bei weniger als 3 %. Die Mitarbeit an einem Law Review oder die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Beiträgen ist nicht nur wichtiger Baustein für eine Hochschulkarriere oder für einen Eintritt in die großen Law Firms. Folglich existieren zahlreiche Bücher mit Hinweisen, wie man als Student seine wissenschaftlichen Arbeiten publizieren kann.36 _________________________________________________________________________________
Hamann, Evidenzbasierte Jurisprudenz, 2014; ders., Jura 2017, 759 ff. Vorzüglich ist das Werk von Volokh, Academic Legal Writing 5th ed. 2016. Zum Publizieren in Deutschland s. auch Schimmel/Basak/Reiß, Juristische Themenarbeiten, 3. Aufl. 2017, Rn. 710 ff. 35 36
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§ 7 Wissenschaftliche Arbeiten im Studium
In Deutschland wurden hingegen Seminar-, Haus-, Studien- und Masterarbeiten bisher in der Regel nicht veröffentlicht. Allerdings gab es in der Vergangenheit immer wieder Ausnahmen.37 Schon seit Jahren lobt beispielsweise die Zeitschrift ZEuP regelmäßig einen Preis für eine hervorragende studentische Arbeit aus, die dann auch veröffentlicht wird.38 Inzwischen gibt es immer mehr Juristische Zeitschriften, die von Studenten publiziert werden.39 Nach meinen Erfahrungen sind Seminararbeiten, die an meinem Lehrstuhl mit 17 oder 18 Punkten bewertet werden, ohne weiteres geeignet, veröffentlicht zu werden.40 Weil durch die Juristenreform die Anzahl von Seminar- und Studienarbeiten stark zunimmt, ist auch zu erwarten, dass das Potential veröffentlichungswürdiger Seminar- und Studienarbeiten steigt. Deshalb seien einige Hinweise zur Veröffentlichung von kleineren wissenschaft58 lichen Arbeiten gegeben. Neben Erfahrungsberichten kommen hier vor allem Urteilsanmerkungen und Aufsätze in Betracht. Bei Urteilsanmerkungen ist zu beachten, dass Verlage grundsätzlich ein hohes Interesse haben, diese zeitnah zu dem Urteil zu veröffentlichen. Auch haben die meisten juristischen Zeitschriften einen festen Stamm von Autoren, die regelmäßig Urteile besprechen. Deshalb erscheinen die Chancen, als Student einen Aufsatz zu veröffentlichen, fast höher. Während Archivzeitschriften, die üblicherweise im DIN A5 Format erscheinen, einen Umfang von etwa 25–45 Seiten akzeptieren, ist der Seitenumfang eines Aufsatzes bei den wöchentlich oder monatlich herausgegebenen Zeitschriften, die regelmäßig im DIN A4 Format erscheinen, deutlich kürzer und liegt bei 5–15 Seiten. Die Chancen, dass ein Beitrag angenommen wird, steigen, wenn das Thema aktuell ist und noch keine oder wenige Veröffentlichungen zu dieser Thematik vorliegen. 57
b) Kontakt zu juristischen Verlagen aa) Es empfiehlt sich, den Aufsatz mit einem Begleitschreiben zu versehen. In diesem sollte auf nicht mehr als einer halben Seite stehen, warum die konkrete Zeitschrift Ihren wissenschaftlichen Beitrag als Aufsatz veröffentlichen soll. Gründe für eine Veröffentlichung sind die Aktualität des Themas, originelle Thesen und die wissenschaftliche Tiefe Ihrer Ausführungen.41 Juristische Zeitschriften finden sich unschwer in der Bibliothek, die Adressen der Zeitschrift im Impressum. bb) Wegen der geringen Chance, dass der Beitrag zur Veröffentlichung ange60 nommen wird, ist es in den USA üblich, den Beitrag gleichzeitig an bis zu 30 Law Reviews zu verschicken. Damit verliert man keine kostbare Zeit, weil es nicht selten Wochen dauert, bis die Herausgeber einer Law Review reagieren. In Deutschland ist dieses Verfahren unüblich. Man sollte den Beitrag nur an eine Zeitschrift schicken, riskiert man doch die verschiedenen Herausgeber der Zeitschriften zu brüskieren, wenn man einen bereits akzeptierten Beitrag dann doch nicht in der Zeitschrift veröffentlichen möchte. cc) Hat man die Zusage, dass der Beitrag gedruckt wird, sollte man unverzüglich 61 klären, wann er veröffentlicht wird und welche Anzahl von Freiexemplaren der Au59
_________________________________________________________________________________
37 Für Seminararbeiten z. B. Röver, JuS 1988, 761 ff.; Cyglakow, Punitive Damages, Conditions, Limits, Proportionality, 2016. 38 S. beispielsweise ZEuP 2017, 520 sowie die Beiträge von Sanders, ZEuP 2002, 96 und Walter, ZEuP 2017, 863. Preise werden auch von der Internet-Zeitschrift Humboldt Forum Recht ausgelobt. 39 S. oben § 5 Rn. 61. 40 Das deckt sich mit der Aussage des (studentischen) Chefredakteurs von StudZR, Nohlen, StudZR 2004, Heft 2, Editorial. 41 Als Absender reicht es wohl, wenn Sie nur Ihren Namen nennen und nicht auf Ihren Ausbildungsstand (z. B. cand.iur.) hinweisen.
V. Äußere Form
179
tor als Sonderdrucke erhält. Erstaunlicherweise ist beides oft Verhandlungssache. Wenn die Veröffentlichung länger als ein Jahr dauert, sollten Sie sich überlegen, ob Sie den Beitrag nicht an eine andere Zeitschrift senden; denn juristische Beiträge, die mehr als drei Jahre alt sind, sind in vielen Bereichen schon wieder veraltet. dd) Noch weitgehend nicht standardisiert sind die urheberrechtlichen Fragen von 62 Zweitveröffentlichungen. Die Mehrzahl der Verlage tendiert dazu, sich alle denkbaren Rechte einräumen zu lassen; dies ist oft unverhältnismäßig. Deshalb sollten Sie sich das Recht einräumen lassen, den Beitrag nach einer gewissen Zeitspanne nochmals zu veröffentlichen, wenn die Erstveröffentlichung als Quelle angegeben wird.42 Zudem kann es interessant sein, den Beitrag in einer anderen Sprache zu veröffentlichen oder ihn auf der eigenen Webseite zu publizieren.43 ee) Ist der Beitrag veröffentlicht, sollte er auch bekannt werden. Dazu sendet man 63 die Sonderdrucke an die Autoren, die man in den Fußnoten erwähnt hat. Wenn man selbst noch unbekannt ist, macht es sich gut, die Thesen des Aufsatzes in einem Begleitbrief kurz vorzustellen. _________________________________________________________________________________ Nach § 38 Abs. 3 S. 1 UrhG erwirbt der Autor dieses Recht, wenn nichts anderes vereinbart ist. Während deutsche juristische Zeitschriften oft gar keine Vereinbarungen mit dem Autor treffen, regeln die US-amerikanischen Law Reviews diese Fragen in sog. „Agreements“ recht detailliert. Häufig wird der Beitrag dann auf SSRN (§ 5 Rn. 68) veröffentlicht. 42 43
I. Arbeitsschritte für den Doktoranden
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§ 8 Die Doktorarbeit I. Arbeitsschritte für den Doktoranden Wollen Sie promovieren?1 Drängt es Sie, ein bisher ungelöstes Rechtsproblem 1 wissenschaftlich zu erörtern? Haben Sie die entsprechende Kondition und Ausdauer2 und vor allem wissenschaftliche Neugierde? Lohnt es sich hierfür, zwei oder drei der kostenbaren Lebensjahre zu verbringen?3
1. Parameter einer guten Doktorarbeit a) Formale Fertigkeiten Bevor Sie mit der Lektüre dieses Kapitels starten, machen Sie sich klar, dass die 2 Doktorarbeit nach Seminar- und Studienarbeit das für Sie „große“ wissenschaftliche Werk darstellt, das Sie die nächsten ein bis drei Jahre Ihres Lebens beschäftigen wird. Insoweit sollten Sie mit den in den vorherigen Kapiteln ausgeführten Fertigkeiten bestens vertraut sein: einem sicheren Umgang mit den Regeln der juristischen Methodenlehre (§ 3), einem guten juristischen Stil (§ 4), der juristischen Recherche (§ 5) und den einschlägigen Zitierregeln (§ 6). Damit beherrschen Sie ein Mindestmaß an juristischer Argumentationstechnik, aber auch der Technik, Rechtsquellen zu sammeln und auszuwerten. Die Formalien einer guten Doktorarbeit kennen Sie im Idealfall damit schon: Die sorgfältige juristische Recherche, das korrekte Zitieren (und damit das Vermeiden eines Plagiates) und der gute Stil sollte für Sie kein Problem mehr sein. Sie kennen die in Seminar- und Studienarbeit eingeübte Fertigkeit, mit einer wissenschaftlichen Neugierde die richtigen Fragen zu stellen, den wissenschaftlichen Diskurs zu suchen und ihrer Arbeit einen roten Faden zu geben (§ 4 Rn. 48 ff., § 7). Auf diesem Wissen können Sie nun aufbauen. Das ist schon ganz schön viel. Allerdings muss dies sogleich wieder relativiert werden: Die Hausarbeit konzentriert sich auf einen vorgegebenen Sachverhalt; in der Seminararbeit kann man schon vom Platz her wenig eigene Gedanken entwickeln, geschweige denn gut begründen. b) Der wissenschaftliche Anspruch einer Doktorarbeit aa) Die Dissertation verlangt eine eigenständige, wissenschaftliche Leistung und 3 soll einen Beitrag zum Fortschritt der Wissenschaft darstellen.4 Folglich enthalten zahlreiche Promotionsordnungen folgenden Satz: „Die Dissertation muss eine eigenständige, wissenschaftliche Leistung und einen Beitrag zum Fortschritt der Wissenschaft darstellen.“5 _________________________________________________________________________________ Zur unterschiedlichen Motivation für eine Doktorarbeit, s. von Bargen, JZ 2017, 726 ff. Zu Friedrich Nietzsche unten § 9 Rn. 20. 3 Zur Motivation für ein Studium, s. oben § 1 Rn. 1 f.; empirische Daten zur juristischen Doktorarbeit nennt Kilian, JuS 2017, 187 ff. 4 S. bereits oben § 1 Rn. 20 f. 5 S. beispielsweise Art. 8 Abs. 2 PO Augsburg; § 11 Abs. 1 PO München. S. auch Beyerbach, Die juristische Doktorarbeit, 2. Aufl. 2017, Rn. 5 ff. 1 2
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§ 8 Die Doktorarbeit
Der eigentliche Raum für wissenschaftliches Arbeiten bildet die Dissertation, die etwa 150–250 Seiten umfasst. Es gibt keine geschriebenen Bewertungsstandards für die Qualität guter Forschung.6 Generell lässt sich aber unschwer sagen: Es zählt die Qualität und nicht die Quantität. Ich habe schon 400-seitige Dissertationen schlechter bewertet als 180-seitige Arbeiten. Kriterien einer wissenschaftlichen Leistung, wie Klarheit, Originalität und Signifikanz (§ 1 Rn. 22 f.) sowie der rote Faden einer Arbeit wurden schon ausführlich beschrieben (§ 4 Rn. 52 ff.). Schulze-Fielitz nennt zu den formalen Kriterien auch Widerspruchsfreiheit der Argumentation, rationale und methodisch abgesicherte Nachvollziehbarkeit der gedanklichen Argumentationsschritte sowie die punktgenauen Nachweise der Wissensquellen, wie die Verarbeitung des neuesten Stands der Rechtsliteratur.7 4 bb) Typischerweise hat eine juristische Doktorarbeit eine darstellende Komponente und eine weiterführende Komponente.8 Der Doktorand muss den Leser in die Thematik einführen, er muss die Rechtslage zutreffend beschreiben und dabei das Recht, also Gesetze und Rechtsprechung korrekt und vollständig wiedergeben. Das gilt auch für die einschlägige Rechtsliteratur. So kann es bereits verdienstvoll sein, wenn erstmals die Rechtsprechung empirisch sorgfältig aufgearbeitet und strukturiert wird oder ein neu erlassenes Gesetz umfangreich kommentiert wird. Wenn hier eine rechtliche Fragestellung erstmals umfassend erörtert wird, kann dies für sich genommen bereits eine eigene wissenschaftliche Leistung darstellen. Gute Doktorarbeiten entwickeln das Recht über den darstellenden Teil hinaus mit 5 eigenen Lösungen weiter: Juristen müssen begründen und überzeugen. Thesen müssen mit Prämissen und Argumenten verbunden werden. Damit darf man nicht nur die bekannten Argumente von Streitständen wiedergeben. Oft lassen sich zusätzliche Argumente finden und neue Rechtsansichten entwickeln. Ein guter Jurist kennt die einschlägigen Argumentations- und Interpretationsregeln und vor allen die Gewichtung der einschlägigen Argumentationsfiguren. So existieren neben Abwägungsregeln auch Argumentationslast-, Vermutungs- und zwingende Vorrangregeln.9 Naheliegenderweise reicht es nicht aus, auf den letzten zehn Seiten der Doktorarbeit noch eine eigene These zu entwickeln, die dann nur unzureichend begründet wird. cc) Die Herausforderung ist nun, bei neuen Fragestellungen, juristische Lösungen 6 zu entwickeln. Dazu bedarf es der Juristischen Methodenlehre und der Rechtsdogmatik. Unter Rechtsdogmatik versteht man das Zusammenspiel von Regeln, welche Rechtsprechung und Rechtsliteratur aufstellen und die über den reinen Gesetzestext hinausgehen.10 Werden Sie sich bewusst, welche Fragestellung Ihre Arbeit umfasst. Ein fall- oder normorientierter Aufbau wird Rechtsprobleme mit Auslegungsfiguren erörtern können, während eine prinzipienorientierte Arbeit mit der Methode der Konkretisierung und Abwägung zu arbeiten hat.11 Ihre wissenschaftliche Arbeit wird zudem anders aussehen, wenn sie rechtsvergleichend, rechtshistorisch (§ 7 Rn. 28 ff.), ökonomisch oder empirisch (§ 7 Rn. 54) argumentieren. Reflektieren Sie also die methodischen Grundlagen Ihrer Dissertation. Eine Dissertation ist inhaltlich gehaltvoll, wenn sie einen theoretischen Ansatz mit praktischen Lösungsansät_________________________________________________________________________________ Schulze-Fielitz, JöR 50 (2002), 1, 5. Schulze-Fielitz, JöR 50 (2002), 1, 8 f., 29 ff. 8 Zum wissenschaftlichen Anspruch s. oben § 1 Rn. 7 ff. Zum Bild der Sammler und Jäger s. oben § 3 Rn. 36. 9 Hierzu Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 1 Rn. 49 ff.; § 14 Rn. 100 ff. 10 Zum Begriff der Rechtsdogmatik s. Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 11 Rn. 2 ff. 11 Ausführlich Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, 2. Teil und 4. Teil. 6 7
I. Arbeitsschritte für den Doktoranden
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zen verbindet, d. h. dass sich rechtliche Konflikte widerspruchsfrei in übergreifende, theoretische Zusammenhänge einordnen lassen.12 Bei neuen Gesetzen können Sie nur sehr bedingt auf Rechtsprechung und Rechtsliteratur zurückgreifen. Sie müssen also selbst potentielle Streitstände erkennen, entwickeln und juristische Lösungen begründen. Jura umfasst damit auch eine gehörige Portion Juristischer Kreativität.13 Denken Sie nur an Oertmann14 und von Jhering15 als Erfinder der Störung der Geschäftsgrundlage oder der positiven Forderungsverletzung. Der Jurist muss „vorausdenken“, „nachdenken“, „hinausdenken“ (§ 3 Rn. 36 ff.). Originell oder innovativ sollte aber nicht nur der Lösungsansatz, sondern im Idealfall bereits die Themenwahl sein.16 Oft wird die Innovation aber in der internen Re- oder Neukonstruktion rechtsdogmatischer Figuren sowie der damit verbunden Lösungsvorschlägen liegen.17 dd) Kreativität ist gut, aber es sind die Grenzen der Rechtsdogmatik mit Hilfe der 7 Juristischen Methodenlehre zu beachten, um vertretbare Rechtslösung zu erzeugen. 18 Sie rationalisieren den Prozess von Rechtserkenntnis, Rechtsfindung und Rechtsschöpfung und schränken damit den Bereich freier (richterlicher) Rechtsschöpfung ein. Sie müssen begründen, warum Ihre Forschungsergebnisse de lege lata mit dem bisherigem nationalen, europäischen und internationalen Recht vereinbar sind. Gegebenenfalls werden die Grenzen zulässiger Rechtsfortbildung überschritten. 19 Dann müssen Sie aufzeigen, dass Ihre Rechtslösung nur mit einer Rechtsänderung de lege ferenda umzusetzen ist, also der Gesetzgeber gefordert ist. Als Doktorand ist es somit grob fahrlässig, sich nicht mit der Juristischen Methodenlehre und der Rechtsdogmatik auseinanderzusetzen.20
2. Der richtige Zeitpunkt Ob die Doktorarbeit am besten schon nach dem Ersten oder erst nach dem Zweiten Staatsexamen angefertigt werden soll, lässt sich nicht allgemein entscheiden, sondern ist von individuellen Faktoren abhängig. Für eine Doktorarbeit nach dem Ersten Juristischen Examen sprechen folgende 8 Überlegungen: – Es bestehen oft noch Kontakte zu Professoren (die nach dem Zweiten Staatsexamen erst mühsam aufgebaut oder reaktiviert werden müssen). – Der Doktorand hat geringere finanzielle Ausgaben. – Man ist persönlich ungebundener (muss wahrscheinlich noch nicht Lebenspartner, Ehegatten oder Kinder ernähren) und kann deshalb beispielsweise noch leichter im Ausland promovieren. – Man will nicht direkt weiter auf das Zweite Staatsexamen lernen und braucht eine kreative Pause. – Durch einen relativ strengen Zeitplan (geplanter Eintritt ins Referendariat) ist man gezwungen, seine Doktorarbeit viel zielgerichteter voranzutreiben. _________________________________________________________________________________ Schulze-Fielitz, JöR 50 (2002), 1, 34 f., 60. Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 14 Rn. 39 ff. 14 Oertmann, Die Geschäftsgrundlage, 1921, vorher schon ders., AcP 118 (1919), 275 ff. 15 Von Jhering, Culpa in Contrahendo, Jb f. Dogmatik 4 (1861) 1 ff. 16 Hierzu Schulze-Fielitz, JöR 50 (2002), 1, 42 f. 17 Schulze-Fielitz, JöR 50 (2002), 1, 48. 18 Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 14 Rn. 64. 19 Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 13. Zur Wichtigkeit des Methodenbewusstseins auch Schulze-Fielitz, JöR 50 (2002), 1, 39. 20 Eine Graphik zum wissenschaftlichen Arbeiten findet sich im Anhang 1. 12 13
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§ 8 Die Doktorarbeit
– Es entsteht noch keine Kollision mit einem späteren Beruf. – Mit gutem Examen und abgeschlossener Doktorarbeit erhöht man die Berufschancen (deutlich) gegenüber Kandidaten, die sich vor dem Zweiten Juristischen Staatsexamen nur mit dem Ersten Staatsexamen bewerben können.
9
Sollten Sie erst nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen promovieren wollen, achten Sie darauf, Ihre Kontakte zu den Professoren nicht abreißen zu lassen. Für eine Doktorarbeit nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen sprechen folgende Gesichtspunkte: – Der Student kann die Ausbildung komplett „durchziehen“ und wird nicht herausgerissen. Er vermeidet damit das Problem, sich nach einer Zäsur wieder auf ein Examen vorbereiten zu müssen. – Man hat seine Ausbildung abgeschlossen und verfügt über einen weiteren Horizont, vielleicht noch mehr „juristischer Reife“ aufgrund erster Erfahrungen in der Praxis, als nach dem Ersten Juristischen Examen. – Es droht nicht mehr das Zweite Juristische Staatsexamen. – Da man Referendariat und Zweites Staatsexamen nicht mehr vor sich hat, wirken sich Verzögerungen im Zeitplan nicht ganz so schlimm aus. Unmittelbar oder wenige Wochen nach Abgabe der Dissertation, kann man sich für eine feste Stelle bewerben. – Man kann relativ flexibel auf den Arbeitsmarkt reagieren.
Ebenso wie bei einem Studium muss auch die Zeit für ein Aufbaustudium oder eine Promotion finanziert werden. Für die Zeit der Promotion bieten sich hierzu verschiedene Möglichkeiten an. Die Finanzierung durch die Eltern oder Angehörige ist oft die einfachste, wenn diesen das dafür notwendige Geld zur Verfügung steht. Promotionsstipendien haben den Vorteil, dass sich der Doktorand unabhängig von einer sonstigen Nebenerwerbstätigkeit ganz auf die Doktorarbeit konzentrieren kann. Zurzeit werden etwa 1.100 € pro Monat gezahlt. Zusätzlich wird Familienzuschlag, Büchergeld und ein Auslandszuschlag gewährt, soweit der Doktorand Teile der Arbeit im Ausland anfertigen muss. Das Stipendium wird für eine Dauer von ein bis drei Jahren gewährt. Voraussetzung ist ein überdurchschnittliches Erstes oder Zweites Juristisches Staatsexamen. 21 Die festen Bewerbungsfristen – ein- oder zweimal im Jahr – sollten Sie nicht verpassen, weil Stipendien nicht rückwirkend ausgezahlt werden können. Fordern Sie deshalb die Bewerbungsunterlagen rechtzeitig an. Die oben genannten Stiftungen, die Stipendien für das Studium vergeben,22 bieten auch Promotionsstipendien an. Schließlich haben einige Universitäten ein Graduiertenkolleg eingerichtet, das von 11 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird. Thematisch arbeiten in diesem Graduiertenkolleg in der Regel 10 bis 20 Doktoranden an einem Themenkomplex. Diese sog. Doktorandenschulen wollen durch Unterricht, Doppelbetreuung, Tutorien etc. eine enge Betreuung sicherstellen und so die Erfolgschancen erhöhen. Alternativ bietet es sich an, als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Lehrstuhl zu arbeiten. Dies hat den großen Vorteil, das wissenschaftliche Arbeiten „von der Pike an“ zu erlernen; durch die Lehrverpflichtung übt man, das Lampenfieber abzulegen und Souveränität im Vortrag zu erlangen; die Arbeit mit Studenten und Mitarbeitern erhöht die soziale Kompetenz. Schließlich stehen aus dem Lehrstuhlteam stets kompetente Diskussionspartner für die eigene Promotion zur Verfügung. 10
_________________________________________________________________________________ 21 22
Zumindest oberes „befriedigend“ und besser. Zu den bundesweiten Stipendien s. gerade § 1 Rn. 24 f.
I. Arbeitsschritte für den Doktoranden
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Wer nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen promovieren möchte, spielt oft 12 mit der Idee, neben der Promotion in einer Anwaltskanzlei zu arbeiten, um dort das notwendige Geld zu verdienen. Von dieser Alternative rate ich aus langjähriger Erfahrung dem potentiellen Doktoranden aber nachdrücklich ab. Derjenige, der nur 50 % seiner freien Zeit bei einem Rechtsanwalt arbeitet, verlängert seine Promotionszeit um 100 % und damit von durchschnittlich 1½ auf drei bis vier Jahre. Der Zeitraum verlängert sich jedoch nochmals, weil der Doktorand nicht „bei der Sache“ bleiben kann, sondern sich jeweils erneut in die Thematik einarbeiten muss und während vier Jahren mehr Literatur durchzuarbeiten hat als in nur einem oder zwei Jahren. Vor allem fehlt dem Teilzeit-Doktoranden die zur Entwicklung eigener Ideen erforderliche Muße (§ 1 Rn. 44). Die Zahl der Abbrecher ist besonders hoch und nur wenige halten diese Doppelbelastung mit „eisernem Willen“ über mehrere Jahre durch. Inzwischen offerieren aber einige Kanzleien Stipendien, um Freiräume für die Promotion zu schaffen.
3. Themensuche und Wahl des Betreuers Das Thema von Haus- und Seminararbeiten wird regelmäßig vorgegeben. Bei der 13 Bachelor- und Masterarbeit kann es aber schon passieren, dass der Betreuer einen Themenvorschlag von Ihnen erwartet. Auch bei der geplanten Dissertation gibt es Kollegen, die von dem potentiellen Doktoranden Themenvorschläge erwarten. Zum Teil muss auch eine kleine Seminararbeit angefertigt werden, um festzustellen, ob der „Kandidat“ zum wissenschaftlichen Arbeiten in der Lage ist. Wer wach studiert hat, wird keine Schwierigkeiten haben, ein eigenes Thema zu finden, welches sich für eine Dissertation eignet. Erste Anhaltspunkte ergeben sich schon während der Seminare, die man besucht hat. In der Examensvorbereitung werden Ihnen auch Rechtsfragen aufgefallen sein, die bisher nicht gelöst sind oder deren Ergebnisse Sie für „unstimmig“ oder „ungerecht“ erachten. Neuere Gesetze bedürfen einer wissenschaftlichen Erörterung. Gleiches gilt für wichtige Grundlagenurteile. Weitere Anhaltspunkte finden Sie in den juristischen Zeitschriften oder dem Wirtschaftsteil überregionaler Zeitungen (§ 5 Rn. 65). Aufsätze in Archivzeitschriften (§ 5 Rn. 61) bilden potentielle Doktorthemen ab und bieten viel Vertiefungspotential, da auf 30 Seiten nicht alles abgehandelt werden kann.23 Oft wird aber auch der Professor dem Kandidaten einen Vorschlag unterbreiten. 14 Für den Bearbeiter hat dies den Vorteil, dass der Betreuer regelmäßig ein Interesse an der raschen Bearbeitung des Themas hat und die Betreuung dann, im Vergleich zu einem eigenen Themenvorschlag des Kandidaten, intensiver ausfallen kann. Sie sollten den Betreuer danach auswählen, ob dessen Forschungsgebiete mit Ihren Interessen übereinstimmen. Für viele Doktoranden ist auch wichtig, ob das Themengebiet von einem späteren Arbeitgeber geschätzt wird.24 Schließlich genießen bestimmte Doktorväter auch einen guten Ruf, was die Betreuung und schnelle Korrektur und Bewertung der Arbeit betrifft. Allerdings sollten Sie nur bei einem einzigen Professor vorsprechen. Eine Unsitte ist die gleichzeitige Bewerbung bei mehreren Lehrstühlen. Ein solches „Doktorvater- oder Doktorthemen shopping“ zeugt von wenig sozialer Kompetenz. _________________________________________________________________________________ Zur Themensuche s. auch Möllers, Ad Legendum 2014, 386, 387. Naturgemäß werden wirtschaftsrechtliche Lehrstühle von Doktoranden besonders stark nachgefragt. 23 24
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§ 8 Die Doktorarbeit
4. Vermeintliche Hürden: Der Beginn und das Ende einer Doktorarbeit 15
Nicht wenige Doktoranden verlieren viel Zeit durch zwei Standardfehler. Zum einen benötigt der Doktorand oft viele Monate, bevor er mit dem Schreiben beginnt. Vermeiden Sie Schreibblockaden25, indem Sie zügig ein Thema wählen und dann auch ein Exposé anfertigen (s. sogleich). Zum anderen gilt umgekehrt auch: Nicht jeder Satz muss in Stein gemeißelt sein, nicht jeder Satz einem Paukenschlag gleichen. Die Rechtswissenschaft gibt Rechtslösungen für heutige Probleme. Doktorarbeiten, an denen vier, fünf oder sechs Jahre gearbeitet wird, werden selten besser, der Arbeitsaufwand aber ungleich höher (§ 8 Rn. 8). Und die Zeit der Doktorarbeit sollte doch Freunde und Spaß bereiten und nicht psychische Probleme hervorrufen. Irgendwann ist die Arbeit auch einmal ausreichend überarbeitet (§ 8 Rn. 24 f.). Machen Sie einen Punkt und geben Sie die Arbeit der Doktormutter/dem Doktorvater als fertigen Entwurf ab.
II. Zielorientiertes Strukturieren – Das Exposé 1. Das Exposé als Beginn Ihrer Promotion 16
Wenn Sie Ihr Thema gewählt haben: Vertrödeln Sie nicht die ersten Monate. Ebenso wie die Hausarbeit als Klausur in einer ersten Niederschrift abgefasst wird (§ 7 Rn. 23), kann auch eine Doktorarbeit in einem ersten Arbeitsgang angepackt werden, indem der Bearbeiter sie wie eine Seminar- oder Studienarbeit schreibt. Ein solches 10- bis 20-seitiges „Exposé“ ist bei vielen Professoren üblich, wenn sich der Doktorand für eine Promotionsstelle bewirbt.26 Für ein Promotionsstipendium (§ 8 Rn. 10) soll es den Stipendiengeber davon überzeugen, dass sich der Doktorand schon in die Materie eingearbeitet hat, er sich einen Überblick über die einschlägigen Rechtsfragen verschafft hat, und er außerdem in der Lage sein wird, das gestellte Thema in einer überschaubaren Zeit fertig zu stellen. Sie sparen also wertvolle Arbeitszeit, wenn Sie sich schon am Anfang Ihrer Promotionsphase zu einem solchen Exposé zwingen. Auch ich verlange bei meinen Bewerbern ein solches Exposé, um sicherzustellen, dass sie mit ihren Doktorarbeiten überhaupt beginnen. Bekanntlich liegt die Zahl der Abbrecher zwischen 30 % und 60 % und nicht zielführende Arbeitszeit ist für beide Seiten wenig erquicklich. Durch ein Exposé kann der potentielle Doktorand außerdem prüfen, ob er überhaupt promovieren möchte, ob ihm dieses im Studium bisher kaum eingeübte wissenschaftliche Arbeiten liegt, ob ihm das gestellte Thema zusagt und vor allem, ob eine Doktorarbeit mit dieser Thematik schon erschienen ist. Dabei enthält das Exposé folgende vier Teile: den Problemaufriss (2.), die Gliederung (3.), einen ersten Zeitplan (4.) sowie ein vorläufiges Literaturverzeichnis (§ 8 Rn. 20).
2. Der Problemaufriss 17
Den ersten Teil des Exposés bildet der sogenannte Problemaufriss. Dient das Exposé dem Erwerb eines Doktorandenstipendiums, muss es Ihnen gelingen, in die en_________________________________________________________________________________ 25 26
Hierzu Beyerbach, Die juristische Doktorarbeit, 2. Aufl. 2017, Rn. 283 ff. S. jetzt auch Beyerbach, Die juristische Doktorarbeit, 2. Aufl. 2017, Rn. 47.
II. Zielorientiertes Strukturieren – Das Exposé
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gere Auswahl der Bewerber zu kommen. Das ist nur zu schaffen, wenn Sie beim Leser Interesse wecken. Vergleichbar mit der Präsentation einer Seminararbeit möchten Sie ihn von der Wichtigkeit Ihres Themas überzeugen. Jetzt geht es allerdings nicht nur um eine vierwöchige Seminararbeit, sondern um eine Thematik, der Sie sich ein bis drei Jahre Ihres Lebens widmen werden. Machen Sie sich und dem Leser deutlich, warum es sich lohnt, eine so lange Zeitspanne über dieses Thema nachzudenken und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Formulieren Sie das Thema so einfach wie möglich, ja versuchen Sie, es in nur einem einzigen Satz auszudrücken. Oder salopp formuliert: Überzeugen Sie im Zweifel Ihre Schwiegermutter, warum Sie zwei kostbare Lebensjahre mit Ihrem Doktorthema verbringen wollen. Wenn Sie den Laien, den Nichtjuristen, überzeugen können, dann lohnt es sich auch wirklich, über das Thema zu promovieren.
3. Gliederung: das Herauskristallisieren der konkreten Forschungsfrage Der zweite Teil eines Exposés enthält eine erste Gliederung Ihrer Arbeit. Bearbei- 18 ten Sie die Doktorarbeit wie eine Seminararbeit und berücksichtigen Sie auch den zeitlichen Rahmen der Seminararbeit (§ 7 Rn. 4 ff.). Ziel soll es sein, sich in einem ersten Schritt bewusst zu werden, welche Rechtsprobleme auftauchen und wie die Doktorarbeit gegliedert werden könnte. Der Doktorand reduziert so, wie der Student durch die klausurmäßige Lösung der Hausarbeit, seine psychologische Hemmschwelle. Die Gliederung hat zweierlei zu leisten: Einerseits ist sie mehr als ein bloßes „Brainstorming“, also mehr als ein loses, ungeordnetes Zusammenwürfeln der Gedanken, die einem zu diesem Thema einfallen. Die Gliederung sollte den Gang der Untersuchung und damit einen klaren Gedankengang, einen roten Faden aufzeigen. Der Leser möchte wissen, welche Rechtsprobleme auftauchen und in welcher Reihenfolge sie vom Doktoranden erörtert werden. In diesem Zeitraum wird noch nicht erwartet, dass Sie die Rechtsprobleme gelöst haben. Vielmehr muss es Ihr Ziel sein, schon jetzt die konkrete(n) Forschungsfrage(n) zu formulieren, um zielgerichtet weiter forschen zu können. Dazu müssen Sie sich auch über die Methodik und den Typus Ihrer Arbeit bewusst werden (§ 8 Rn. 3 ff.). Schließlich hat in dem Exposé eine Themeneingrenzung zu erfolgen. Umgekehrt formuliert müssen Sie angrenzende Themen ausschließen, um Ihr Thema in angemessener Zeit und in angemessenem Umfang bewältigen zu können.
4. Erster Zeitplan Noch wichtiger als bei Haus- und Seminararbeit ist der Zeitplan für die Doktor- 19 arbeit. Bei dem Umfang eines solchen Themas besteht die Gefahr, sich in Einzelprobleme zu verrennen. Ein bis drei Jahre sind eine viel zu lange Zeit, um diese planlos zu gestalten. Legen Sie sich deshalb Rechenschaft ab, was Sie in welcher Zeit bewältigt haben. Erstellen Sie einen Zeit- und Arbeitsplan, um das riesige Projekt „Dissertation“ in überschaubare Zeit- und Arbeitseinheiten zu unterteilen. Für die Literatursammlung sollten Sie vier bis acht Wochen einplanen; dieselbe Zeit für die Erstellung des Exposés, so dass Sie nach den ersten drei Monaten „wissen, wo die Reise hingeht“ und mit der eigentlichen Ausarbeitung beginnen können. Kurze und schnelle Promotionen dauern weniger als ein Jahr, überdurchschnittlich lange
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§ 8 Die Doktorarbeit
Promotionen mehr als drei Jahre.27 200 Seiten sind zehn Seminararbeiten à 20 Seiten. Nutzen Sie hierfür die Graphik zum „Zeit- und Arbeitsmanagement für die wissenschaftliche Arbeit“, die Sie zeitlich nur anpassen müssen (§ 7 Rn. 13). Sie müssen die Zeitachse nur entsprechend auf ihre geplante Dissertationszeit ausdehnen.
III. Zielorientiertes Promovieren 1. Vorläufiges Literaturverzeichnis Sie sollten zu diesem Zeitpunkt schon sich und Ihrem Doktorvater beweisen, dass Sie Ihre Dissertation nicht nur mit einem Kurzkommentar wie dem Palandt angehen wollen, sondern sich mit der Literatursammlung und Literaturauswertung (§ 5 Rn. 81 ff.) intensiv beschäftigen werden. Wenn Sie das Thema einer Doktorarbeit selbst auswählen, sind Sie auch selbst dafür verantwortlich, dass es nicht schon bearbeitet wurde. Aber auch wenn der Doktorvater Ihnen ein Thema gibt, müssen Sie in den ersten sechs Wochen feststellen, was zu dieser Thematik bereits veröffentlicht wurde. Hier besteht schon aus eigenem Interesse eine Bringschuld des Doktoranden. Eine bundesdeutsche Datenbank für juristische Doktorthemen gibt es nicht. Anders als bei der Haus- und Seminararbeit ist es bei der Doktorarbeit unum21 gänglich, die Literatur zu den einzelnen Streitfragen vollständig zu erfassen. Der sog. „kleine und große Kopierschein“ ist absolut unabdingbar, um einen Rohentwurf zu erstellen. Das Sammeln der einschlägigen Quellen umfasst nicht nur die nationalen und internationalen Gesetzestexte, sondern auch die Rechtsprechung und die Literatur. Nutzen Sie hierfür die Regeln zur Juristischen Recherche.28 Für die hier beschriebene Vorgehensweise lässt sich eine Reihe von Argumenten anführen: 20
– Nur anhand einer möglichst lückenlosen Literatur kann sich der Bearbeiter ein Bild verschaffen, was denn schon geschrieben wurde, ob die Thematik noch etwas hergibt, ob es nicht bereits eine andere Doktorarbeit zu dem Thema gibt. Mehr noch als der Doktorvater ist er nämlich bald der Spezialist auf dem zu untersuchenden Rechtsgebiet. – Wird die Literatur vollständig gesammelt, lässt sich vermeiden, dass der Bearbeiter in einem späteren Stadium auf wichtige Literatur stößt, die er dann nur noch mit großem Aufwand einarbeiten und berücksichtigen kann.
2. Lesepensum und das schrittweise Schreiben der Doktorarbeit 22
Nutzen Sie die Lesetechniken, die Sie schon im Rahmen der Haus- und Seminararbeiten eingeübt haben. Dazu gehört die Kunst des rationellen Querlesens, nachdem in wichtigen Aufsätzen die einschlägigen Thesen und Argumentation markiert und ggf. in eine eigene Datei herausgeschrieben wurden. Nutzen Sie die oben beschriebenen Schreibtechniken. Arbeiten Sie mit Markierungen und Vorentwürfen (§ 5 Rn. 86 ff., 94 ff.). Schreiben Sie nach dem Anfertigen des Exposés ohne Unterbrechung weiter und untergliedern Sie Ihre Arbeit weiter thematisch in Unterpunkte. Auch so können Sie die gewaltige Stoffmenge bändigen. Nehmen Sie sich also als Arbeitstechnik vor, jeweils kleine Seminararbeiten zu schreiben, die Sie in einer je-
_________________________________________________________________________________
27 Vom zeitlichen Umfang her entspricht der Zeitplan einer Dissertation in etwa dem der Examensvorbereitung, hierzu s. § 1 Rn. 39 ff. 28 Zu Bibliographien und Datenbanken s. oben § 4 Rn. 72 ff.
IV. Formalien und mündliche Prüfung
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weils überschaubaren Zeit – es werden nicht mehr als vier bis sechs Wochen nötig sein – bewältigen. Schreiben Sie die Doktorarbeit als 10 Seminararbeiten: 10 Arbeiten à 20 Seiten sind letztlich besser zu strukturieren als eine Arbeit, die aus 200 Seiten besteht. Auf diese Weise gelingt es Ihnen auch, die einzelnen Kapitel gleichmäßig auszufüllen. Jedes Kapitel sollte ca. 20–40 Seiten lang sein. So verhindern Sie, dass sich die Größe der einzelnen Kapitel zu sehr auseinander bewegt und ein Ungleichgewicht entsteht. Nutzen Sie diese Regel allerdings nur als eine vereinfachte Grobformel: Natürlich müssen die Teile vernetzt sein und dürfen nicht für sich alleine stehen. Mein akademischer Lehrer gab mir einmal den Ratschlag, jeden Tag eine Seite zu Papier zu bringen. Damit bleiben Sie unschwer in Ihrem Zeitplan.
3. Wissenschaftlicher Diskurs und die Suche nach Gesprächspartnern Als Doktorand sind Sie erst einmal Einzelkämpfer. Wissenschaftliche Auseinan- 23 dersetzung lebt aber vom Diskurs. In Ihrer Dissertation wollen Sie nicht nur allbekannte Streitstände wiederholen, sondern Neuland betreten. Das ist naturgemäß nicht einfach, weil Sie die einzelnen Fragestellungen und Problemlösungen selbst entwickeln müssen. Nicht wenige Doktorarbeiten kranken daran, dass sie sich, dem Anspruchsaufbau verhaftet, viel zu intensiv mit nicht relevanten Paragraphen beschäftigen. Das maßgebliche Problem wird dann nur noch schablonenhaft und ohne intensive Beschäftigung mit der einschlägigen Rechtsprechung „runtergeprüft“.29 Hier gilt das, was ich schon bei der Seminar- und Studienarbeit empfohlen habe: Suchen Sie sich Gesprächspartner: den Freund, die Freundin, die private Arbeitsgemeinschaft, das Graduiertenkolleg, Mitarbeiter am Lehrstuhl. Am Widerspruch entwickeln Sie die besten Argumente.30 Das gilt erst recht, wenn Sie die einschlägigen methodischen Argumentationsfiguren beherrschen (§ 3 Rn. 13 ff.).
IV. Formalien und mündliche Prüfung 1. Überarbeiten und gutes Deutsch Gerade bei Doktorarbeiten hat man manchmal das Gefühl, dass der Doktorand 24 Quantität mit Qualität verwechselt. Eine Dissertation, die auf 200 Seiten mit keinen eigenen Überlegungen aufwartet, wird in der Regel auch nicht mit „summa cum laude“ oder „magna cum laude“ bewertet. Weil sich der Autor selbst in die Thematik einarbeiten muss, wird der einleitende Teil viel zu lang.31 Viele Arbeiten kranken daran, dass sich der Autor erst einmal „warmschreibt“. Eine chronologische Herleitung der Problematik sollte nie mehr als 10–15 % umfassen, bei rechtsvergleichenden Arbeiten sollten die Länderberichte höchstens 50 % der Arbeit einnehmen. Als Faustformel lässt sich formulieren, dass die Einleitung bei einer 200-seitigen Doktorarbeit höchstens 30, keinesfalls aber mehr als 60 Seiten umfassen sollte. _________________________________________________________________________________
Multum, non multa (Viel, nicht vielerlei), wie Plinius, Epistulae VII, 9,15 formuliert. Zum advocatus diaboli s. oben § 1 Rn. 59 und § 3 Rn. 43. 31 Mann, Einführung in die juristische Arbeitstechnik, 5. Aufl. 2015, Rn. 379 rügt die „geistige Bequemlichkeit“ des Verfassers, der etwa eine viel zu breite historische Einführung in seine Thematik gibt. 29 30
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§ 8 Die Doktorarbeit
Auch wenn Sie, anders als bei der Seminararbeit, keine strikte Seitenbegrenzung haben, nutzen Sie die Regeln zum Überarbeiten. Versuchen Sie zu kürzen und berücksichtigen Sie die Ausführungen zur Seminar- und Studienarbeit. Meine Erfahrungen zeigen, dass die Arbeit dabei regelmäßig an Qualität gewinnt. Arbeiten Sie ständig am roten Faden. Streichen Sie Exkurse und überarbeiten Sie Ihre Entwürfe (§ 4 Rn. 48 ff.). Halten Sie nicht nur die Zitierregeln (§ 6) ein, sondern achten Sie auch auf ein gutes Deutsch (§ 4). Nutzen Sie Microsoft Word (§ 5 Rn. 97 ff. und Anhang 4 Rn. 31 ff.). Lassen Sie Ihre Arbeit durchaus von einem Dritten gegenlesen, damit sie orthographisch und grammatikalisch einwandfrei ist.
2. Äußere Form, Verzeichnisse und weitere Zulassungsvoraussetzungen 26
Die einschlägigen Formalien einer wissenschaftlichen Arbeit wurden bereits beschrieben (§ 7 Rn. 45 ff.). Das Titelblatt einer Doktorarbeit könnte beispielsweise wie auf Seite 191 abgebildet aussehen. Zwingende Zulassungsvoraussetzungen werden üblicherweise in den einschlägigen Verordnungen der Universität und der Fakultät festgelegt. Um Formfehler und Verzögerungen zu vermeiden, sollte man sich deshalb frühzeitig mit den einschlägigen Verordnungen vertraut machen. Daneben sehen die Promotionsordnungen in der Regel immer noch vor, dass die Dissertation in deutscher Sprache anzufertigen ist, auch wenn die Ausnahmen zunehmen.
3. Ehrenwörtliche oder eidesstattliche Erklärung 27
Richtiges Zitieren verlangt die Angabe der einschlägigen Quellen, das Erstellen von Plagiaten ist unzulässig (§ 6 Rn. 1 ff.). Deshalb muss der Doktorand oder Habilitand bei der Einreichung seiner Arbeit versichern, dass der Bewerber die Dissertation/Habilitation selbst verfasst hat. Die Kommission, die das zu Guttenberg-Plagiat untersucht hat, fordert die Einführung einer Versicherung an Eides statt, die bisher nur an einigen Universitäten existiert.32 Das hätte zur Folge, dass eine falsche Versicherung an Eides statt gem. § 156 StGB mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe oder Geldstrafe geahndet werden kann.33 Der Arbeit ist dann beizufügen: „Die eidesstattliche Versicherung, dass der Bewerber die Abhandlung selbst verfasst, sich keiner fremden Hilfe bedient und keine anderen, als die im Schriftenverzeichnis der Abhandlung angeführten Schriften benutzt und dass die Abhandlung keiner anderen Universität, Hochschule oder Fakultät vorgelegen hat.“34
_________________________________________________________________________________ Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität Bayreuth (§ 6 Fn. 8), S. 37. S. oben bereits § 6 Rn. 21. Zu Guttenberg wurde strafrechtlich nur wegen Urheberrechtsverletzung sanktioniert, nicht aber wegen § 156 StGB, da die Juristische Fakultät Bamberg eine solche Versicherung an Eides statt bisher nicht vorsah. 34 Z. B. § 9 Abs. 1 Nr. 5 Promotionsordnung der LMU München oder § 5 Abs. 1 lit. d) Promotionsordnung der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Greifswald. 32 33
IV. Formalien und mündliche Prüfung
191
Das Verbraucherleitbild in der deutschen und europäischen Rechtsprechung
Verhandlungs- und Vertragsparität als Regelungsgehalt des § 3 UWG
Dissertation35 zur Erlangung der Doktorwürde der Juristischen Fakultät der Universität zu Augsburg
vorgelegt von
Rechtsanwalt Stefan Niemöller aus München
_________________________________________________________________________________ 35
Einige Universitäten verlangen die Formulierung „Inaugural-Dissertation“.
192
§ 8 Die Doktorarbeit
4. Rigorosum oder Disputation 28
Die mündliche Prüfung der Promotion kann aus einem Rigorosum oder einer Disputation36 bestehen. An einigen Hochschulen ähnelt das Rigorosum einem dritten mündlichen Staatsexamen, ohne dass das Doktorthema Gegenstand der mündlichen Prüfung wäre.37 Oft hat es sich aber eingebürgert, nicht mehr das gesamte Zivil-, Straf- oder Öffentliche Recht zu prüfen, sondern den Prüfungsstoff vorher einzuschränken. Das kommt dem Prüfling entgegen, der oft schon in der Praxis tätig ist und damit nicht mehr in allen Rechtsgebieten, die im Ersten Juristischen Staatsexamen geprüft wurden, über aktuelle Kenntnisse verfügt. Eine solche Einschränkung des Prüfungsstoffes verpflichtet den Kandidaten allerdings, sich mit dieser Materie vertieft zu beschäftigen.
29
Ziel des Rigorosums ist ein vertieftes, „wissenschaftliches“ Prüfungsgespräch. Ein einschlägiger Passus der Promotionsordnung lautet: „In der mündlichen Prüfung muss der Bewerber zeigen, dass er eine gründliche wissenschaftliche Ausbildung sowie die Fähigkeit zu einem selbstständigen wissenschaftlichen Urteil besitzt.“38
Der Doktorand soll somit nicht nur auswendig Gelerntes wiedergeben, sondern auch bereit sein, Rechtspositionen in Frage zu stellen und gegebenenfalls eine eigene kritische Ansicht zu entwickeln. Viel stärker als in der mündlichen Prüfung eines Juristischen Staatsexamens ist somit Mut zu einer eigenen Ansicht gefordert. Einige Fakultäten sehen ausdrücklich die Disputation vor, d. h. die Verteidigung Ihrer Ansichten aus Ihrer schriftlichen Arbeit. Beachten Sie auch hier die zwei wichtigsten Regeln der Präsentation: Beschränkung auf das Wesentliche und Prägnanz (§ 9).
V. Veröffentlichung von Dissertationen 1. Pflicht zur Veröffentlichung 30
Die Dissertation muss veröffentlicht werden, damit sich interessierte Wissenschaftler mit ihr auseinandersetzen können. Deshalb muss der Doktorand seine Arbeit innerhalb einer bestimmten Frist publizieren.39 Erst dann darf er den Doktortitel führen. Nur ausnahmsweise wird ihm vorab die Führung des Doktortitels gestattet. Veröffentlicht der Doktorand überhaupt nicht, ist er zwar promoviert, darf aber seinen Doktortitel nicht führen. Der Doktorand hat eine bestimmte Anzahl von Pflichtexemplaren an seine Fakultät abzuliefern, die diese dann an alle anderen juristischen Fakultäten in Deutschland zum Schriftentausch verteilt.40 Dazu stehen dem Doktoranden zwei Wege zur Verfügung. Entweder, er lässt die Arbeit in einem Kopierladen mehrmals kopieren, _________________________________________________________________________________ 36 Lat. disputatio – Erörterung. Früher verteidigte man seine Thesen mit der disputatio, die durch Gegenthesen in Zweifel gezogen wurden. 37 Die Juristische Fakultät Augsburg sieht beide Möglichkeiten vor. 38 Beispielsweise Art. 9 Abs. 1 PO Augsburg; ähnlich § 17 Abs. 1 PO München. 39 Beispielsweise Art. 26 Abs. 1 PO Augsburg: Der Bewerber hat die Dissertation binnen einer Frist von zwei Jahren nach Bestehen der mündlichen Prüfung in der genehmigten Fassung zu veröffentlichen. Der Dekan kann die Frist aus wichtigem Grund verlängern. 40 40 Pflichtexemplare verlangt beispielsweise Art. 26 Abs. 2 S. 1 PO Augsburg.
V. Veröffentlichung von Dissertationen
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oder er veröffentlicht sie in einem Verlag. Beide Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile.
2. Veröffentlichungswege a) Die Fotokopie oder die Drucklegung in einem neueren Verlag Das Kopieren im Kopierladen geht schnell. Die Kosten sind abhängig vom Um- 31 fang der Doktorarbeit und liegen üblicherweise zwischen 500 und 1.500 €. Diesen Vorteilen steht allerdings ein gewichtiger Nachteil gegenüber: Weil die Doktorarbeit in keinem Verlag veröffentlicht wurde, kann sie auch nicht einfach in einer Buchhandlung gekauft werden. Schon vom äußeren Erscheinungsbild haftet der im Kopierladen vervielfältigten Doktorarbeit immer noch der Makel des „weniger Guten“ an. Auch wird sie so in der Wissenschaft nur selten wahrgenommen. Inzwischen drängen neuere Verlage auf den Markt. Sie zeichnen sich üblicherwei- 32 se durch geringere Druckkosten und niedrigere Anforderungen aus: In diesen Verlagen werden auch Arbeiten publiziert, die nicht mit den höchsten Notenstufen bewertet wurden. Die Qualität der einzelnen Arbeiten ist damit deutlich heterogener als das Niveau der Dissertationen, die in den Traditionsverlagen erscheinen.41 b) Die Veröffentlichung in einem traditionellen juristischen Verlag Der ambitioniertere Weg ist die Veröffentlichung in einem traditionellen Verlag. 33 Die Arbeit erhält eine ISBN-Nummer und kann in der Regel mindestens fünf Jahre lang über alle Buchhandlungen bezogen werden. Wählt der Doktorand diesen Weg, müssen die Hochschulen in Deutschland das Buch grundsätzlich selbst kaufen. Statt 150 oder 200 muss der Doktorand der Juristischen Fakultät deutlich weniger Exemplare überlassen.42 Auch kann er mittels eines Verlagsvertrages oft das Recht zur vorläufigen Titelführung erwerben.43 Allerdings dauert die Veröffentlichung deutlich länger als die Kopie im Kopierladen, nämlich etwa sechs bis zehn Monate.44 In dieser Zeit muss die Dissertation aktualisiert werden. Überdies sind die Kosten höher. Die Verlage verlangen einen Druckkostenzuschuss des Doktoranden, der je nach Verlag und Seitenzahl zwischen 1.000 und 6.000 € liegt. Hier lohnt sich ein Vergleich der Konditionen der einzelnen Verlage. Promotionen werden in der Regel in sog. Schriftenreihen veröffentlicht. Diese 34 Schriftenreihen sind entweder auf eine Hochschule bezogen45 oder thematisch abgegrenzt.46 Weil mit Promotionen nur schwer Geld zu verdienen ist, sind die Verlage _________________________________________________________________________________ Etwa Ars una Verlagsgesellschaft mbH für Literatur und Wissenschaft, Centaurus VerlagsGmbH & Co. KG, Josef Eul Verlag GmbH, Florentz Verlag, Herbert Utz Verlag GmbH, Logos Verlag Berlin, LIT Verlag, Shaker Verlag, Roderer Verlag, TENEA Medienverlag, VDM Verlag Dr. Müller GmbH & Co. KG, Verlag Dr. Kovac, Verlag Peter Lang AG, Vittorio Klostermann. 42 Die Universität Augsburg verlangt beispielsweise sechs gedruckte Exemplare, Art. 26 Abs. 2 S. 2 PO Augsburg. 43 Erkundigen Sie sich, welche Verlage von Ihrer Fakultät für eine solche vorläufige Titelführungsbefugnis anerkannt werden. 44 Wenn Ihnen der Doktorvater aber vor dem Rigorosum oder der Disputatio Erst- und Zweitgutachten aushändigt, können Sie oft schon vor der mündlichen Prüfung die Veröffentlichung bei einem Verlag betreiben. 45 Z. B. Münchener Universitätsschriften, Reihe der Juristischen Fakultät. 46 Z. B. Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen des Instituts für deutsches und internationales Kreditwesen; Schriftenreihe zum Internationalen Wirtschaftsrecht und zur Wirtschaftsregulierung des Augsburg Center for Global Economic Law and Regulation (ACELR). 41
194
§ 8 Die Doktorarbeit
von Jahr zu Jahr weniger an Promotionen interessiert.47 Bevor Sie also mit einem renommierten Verlag Kontakt aufnehmen, sollten Sie sich einen Überblick über das Verlagsprogramm und die erschienenen Werke der einschlägigen Schriftenreihen verschaffen. Der Verlag wird Ihnen dann gegebenenfalls einen Verlagsvertrag anbieten, in dem Kosten, Zahl der Freiexemplare, Werbemaßnahmen etc. geregelt sind. Üblicherweise verlangt der Verlag neben dem Manuskript Ihrer Doktorarbeit auch 35 das Erst- und Zweitgutachten. Auf dieser Grundlage wird der Verlag selbst und/oder die Herausgeber der Schriftenreihe prüfen, ob die Arbeit von ihrer Thematik her in das Verlagsprogramm bzw. die Schriftenreihe passt und auch qualitativ dem einschlägigen Standard entspricht – erfahrungsgemäß werden nur Arbeiten, die mit „summa cum laude“ oder „magna cum laude“ bewertet wurden, von Verlagen akzeptiert. Zu den deutschen Traditionsverlagen gehören beispielsweise C. H. Beck mit den 36 Verlagen Vahlen und Nomos, R. v. Decker’s Verlag, Duncker & Humblot, Walter de Gruyter, Carl Heymanns-Verlag, Mohr Siebeck, C. F. Müller, Verlag Recht und Praxis, Dr. Otto Schmidt Verlag und Springer-Verlag. Für die Schweiz sind Stämpfli Verlag, Schulthess Juristische Medien und Helbing & Lichtenhahn Verlag zu nennen. In Österreich gehören hierzu die MANZ’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung und der WUV-Universitätsverlag Facultas.48 c) Digitale Publikation 37
Was bei den Naturwissenschaften schon verbreitet ist, erlauben mittlerweile auch die ersten Juristischen Fakultäten49: die Publikation der Dissertation nicht in gedruckter, sondern elektronischer Form.
3. Weitere Arbeitsschritte bis zur Veröffentlichung a) Aktualisieren 38
Gutachten zu Doktorarbeiten, die innerhalb weniger Wochen erstellt werden, sind eher die Ausnahme. Die Korrektur durch zwei Gutachter, die Pflicht zum Auslegen der Arbeit nebst Voten und das Anberaumen eines Termins für das Rigorosum im laufenden Semester führen oft dazu, dass zwischen Abgabe der Arbeit und Rigorosum mehrere Monate verstreichen. Sollten Sie sich dann noch um einen Druckkostenzuschuss bewerben und die Arbeit in einem angesehenen Verlag veröffentlichen wollen, sind schnell sechs bis zwölf Monate zwischen Abgabe der Arbeit und der eigentlichen Veröffentlichung vergangen. Der Text wird daher bis zur Veröffentlichung aktualisiert werden müssen. b) Vorwort, Stichwortverzeichnis etc.
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In den der juristischen Fakultät abzuliefernden Exemplaren sind auf der Rückseite des Titelblattes die Namen der Berichterstatter sowie der Tag der mündlichen _________________________________________________________________________________ 47 Eine Ausnahme bei den Traditionsverlagen bildet wohl Duncker & Humblot, der fast ausschließlich Promotionen verlegt. 48 Für den angloamerikanischen Rechtskreis zu nennen sind: Aspen Publishers, Cambridge University Press, Edward Elgar Publishing, Foundation Press, Hart Publishing, Kluwer Law International, Little, Brown and Company, Oceana Publications, Oxford University Press, Sweet & Maxwell, West Group. 49 Z. B. Juristische Fakultäten Göttingen und Augsburg, vgl. etwa § 9 Abs. 3 PromOJur Augsburg. S. auch www.dnb.de/DE/Wir/Kooperation/dissonline/dissonline_node.html und www.proquest.co. uk.
V. Veröffentlichung von Dissertationen
195
Prüfung anzugeben. Am Ende der Arbeit muss ein Lebenslauf des Bewerbers enthalten sein. Dieser kann tabellarischer Natur sein und muss den beruflichen Werdegang mit Studienorten und Examina wiedergeben. Gelegentlich wird dem eigentlichen Text der Arbeit ein Motto oder ein Sprich- 40 wort vorangestellt, um die Bedeutung des Themas besser zu verdeutlichen oder ganz einfach den Leser neugierig zu machen. Dies ist in der Regel ein wörtliches Zitat. Ein Vorwort gibt es weder bei der Haus- noch der Seminararbeit. Man findet es 41 üblicherweise erst bei der Veröffentlichung einer Dissertation. Wenn das Vorwort auf die Bedeutung des Themas hinweist, übernimmt es oft die Aufgabe der Einleitung. Sehr oft dankt der Autor Personen, die ihn bei der Erstellung der Arbeit unterstützt haben.50 Wie das Vorwort, möchte oft auch die Widmung Dank gegenüber bestimmten Personen zum Ausdruck bringen. Die Arbeit enthält ein Inhaltsverzeichnis, gegebenenfalls ein Abkürzungsverzeich- 42 nis und sonstige Anlagen (§ 7 Rn. 49 ff.). Ein Sachregister, auch Stichwort- oder Schlagwortverzeichnis genannt, wird regelmäßig vom Professor nicht erwartet. Es ist üblicherweise erst bei der Veröffentlichung der Dissertation zu entwerfen. Es soll dem (eiligen) Leser ermöglichen, das Werk zusammen mit dem Inhaltsverzeichnis zu erschließen. Es darf deshalb nicht zu knapp ausfallen, sollte also mehr als nur zwei Seiten umfassen. Um ein eigenes Stichwortverzeichnis zu erstellen, können Sie in einem ersten Arbeitsschritt wichtige Schlagworte in Ihrem Textteil markieren. Danach müssen Sie allerdings auch neue, eigene, sinnvolle Begriffe erfinden, welche den Text der Arbeit erschließen. Dazu müssen Sie auch Oberbegriffe und Unterbegriffe entwickeln. Zur Hilfestellung über die Struktur des Stichwortverzeichnisses können Ihnen als erster Anhaltspunkt die Register juristischer Zeitschriften dienen. c) Layout und Korrektur der Druckfahnen Wird die Arbeit in einem Kopierladen kopiert, sollte sie vorab in ein entsprechen- 43 des Layout gebracht werden. Hier helfen Layoutvorlagen einschlägiger SoftwareProgramme. Verlage verlangen diesen Arbeitsschritt zum Teil schon von den Autoren, um damit die Druckkosten zu senken.51 Vom Verlag bekommt der Autor schließlich kurz vor der Drucklegung die Druckfahnen zugeschickt. Diese muss er prüfen und gegebenenfalls korrigieren, da sich Fehler in der Regel beim Setzen des Textes eingeschlichen haben können. Wenn Sie dem Verlag allerdings Ihr Werk auch als Datei übermitteln, wird dies üblicherweise die Fehler, die beim Setzen entstehen, deutlich reduzieren. Verwenden Sie hierbei die üblichen Korrekturzeichen nach dem Duden (§ 4 Rn. 59).
4. Kosten a) Druckkostenzuschuss Wer den für die Veröffentlichung einer Dissertation bei einem Verlag erforder- 44 lichen Druckkostenzuschuss nicht aus eigener Tasche bezahlen möchte, kann versuchen, eine finanzielle Unterstützung von dritter Seite zu erhalten. Einen Zuschuss _________________________________________________________________________________ 50 S. hierzu die Glosse von Schroeder, JZ 2000, 353 sowie die Erwiderungen von Sendler, JZ 2000, 614 und von Küper, JZ 2000, 614. Kurios ist es, wenn der Doktorand neben dem Doktorvater im gleichen Atemzug dem eigenen Pferd seinen Dank ausspricht. 51 Die Verlage stellen Ihnen dann die Layoutvorlage zur Verfügung.
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§ 8 Die Doktorarbeit
zu den Druckkosten gewährt manchmal die eigene Juristische Fakultät, soweit sie über eine eigene Schriftenreihe verfügt.52 Auf Bundesebene bieten sich bei Habilitationen und im Ausnahmefall auch für Dissertationen die Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) an. Dem Vorteil, dass dem Autor keine eigenen Kosten entstehen, steht allerdings der Nachteil gegenüber, dass das Verfahren zwischen sechs und zwölf Monate dauert und die Erfolgschancen bei etwa 50 % liegen. Diese Zeit müssen Sie zu der eigentlichen Drucklegung hinzuzählen, so dass Sie insgesamt mit einem Zeitraum von ein bis drei Jahren rechnen sollten, bis Ihr Werk auf dem Markt erscheint. Unabhängig von diesem Druckkostenzuschuss erhält der Autor, der in einem Verlag veröffentlicht, von VG Wort eine einmalige Zahlung von etwa 300 €, sofern er seine Veröffentlichung der Verlagsgesellschaft meldet. b) Auszeichnungen und Preise 45
Daneben kann sich der Doktorand für einen Preis bewerben. Auch hierfür kommen nur die besseren, also mit „summa cum laude“ oder „magna cum laude“ ausgezeichneten Dissertationen in Betracht. Auf Universitätsebene werden die besten Arbeiten für bestimmte Preise vorgeschlagen. Auch auf Bundesebene ist die Anzahl der Preise, die jährlich ausgelobt werden, überraschend hoch.53 c) Buchbesprechungen
46
Neben den Preisen sind auch eine oder mehrere positive Buchbesprechungen für den Autor sehr ehrenvoll. In der Regel fragt der Verlag den Autor, für welche juristische Zeitschrift das Werk angeboten werden soll, damit deren Redaktion prüfen kann, ob das Werk besprochen werden soll. Der Autor ist deshalb aufgefordert, die einschlägige Fachzeitschrift zu benennen, die sich thematisch für sein Doktorthema interessieren könnte. Bei der Entscheidung, ob eine Arbeit rezensiert wird, spielt allerdings oft der Zufall eine große Rolle.
5. Abschluss des Promotionsverfahrens 47
Mit der Abgabe der Pflichtexemplare an die Juristische Fakultät erhält der Doktorand das Recht zur Titelführung.54 Damit ist das Promotionsverfahren in der Regel offiziell abgeschlossen. Als gute Sitte hat es sich eingebürgert, dass der Doktorand dem Doktorvater als Dank für die Betreuung ein Exemplar seiner veröffentlichten Dissertation überreicht. An immer mehr Universitäten setzt sich auch der Brauch durch, die Doktoranden in einer jährlich stattfindenden Promotionsfeier zu würdigen und einzelne von ihnen mit Preisen auszuzeichnen. Auch hier gehört es zum guten Ton, dass der frisch promovierte Absolvent an der Feier teilnimmt. _________________________________________________________________________________ So beispielsweise die Juristischen Fakultäten Augsburg, Halle, München, Tübingen. Aktuelle Informationen finden Sie auf den Seiten des Deutschen Hochschulverbandes unter www.hochschulverband.de/cms1/infothek.html. 54 Denn erst dann wird die Promotionsurkunde überreicht, s. beispielsweise Art. 27 Abs. 1 und 4 PO Augsburg. Da die Veröffentlichung der Arbeit durch einen Verlag allerdings längere Zeit in Anspruch nehmen kann, gestatten viele Fakultäten dem Doktoranden, den Titel bereits vorläufig ab Abschluss des Verlagsvertrages zu führen. 52 53
I. Relevanz des Vortrages für den Juristen
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§ 9 Präsentation – Rhetorische Fähigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung I. Relevanz des Vortrages für den Juristen 1. Die Bedeutung des mündlichen Vortrages Das Recht wurde ursprünglich und für lange Zeit mündlich praktiziert. Schon 1 Aristoteles unterschied zwischen der politischen Rede, Lobrede und Gerichtsrede.1 Die Rhetorik zählte von der Antike bis in die hohe Neuzeit zum unabdingbaren Bildungsgut. Das gilt auch heute noch im angloamerikanischen Rechtskreis. In Großbritannien wird der Auftritt vor Gericht seit dem 14. Jahrhundert als „advocacy skills“ und inzwischen auch im Rahmen der Mediation geschult. Die „communication skills“ 2 gehören an US-amerikanischen, englischen oder australischen Law Schools zum festen Bestandteil der juristischen Ausbildung; der Jurastudent erlernt frühzeitig „Sprechen, Argumentieren und Überzeugen“.3 Oft können schon CollegeStudenten frei und eloquent reden; Lampenfieber scheint in diesen Ländern ein weitgehend unbekanntes Phänomen zu sein. Auch der deutsche Jurist muss mündlich kommunizieren, z. B. im staatsanwaltli- 2 chen Plädoyer, in der Zeugenvernehmung oder wenn er mit den Parteien verhandelt. Die deutsche Rechtsausbildung knüpft leider nicht an die Tradition der Gerichtsrede der griechischen Rhetorik an; vielmehr wurde die Rhetorik vom Schriftlichkeitsgrundsatz des Spätmittelalters verdrängt.4 Immer noch ist der Eindruck verbreitet, es reiche aus, dass der Jurist das Recht finde und entsprechend aufzeige. Folglich wurde bis heute in der juristischen Ausbildung unterschätzt, dass Juristen nicht nur schriftlich, sondern auch mündlich kommunizieren müssen.5 Oft hatte der Student _________________________________________________________________________________ Aristoteles (Hrsg. Franz Sieveke), Rhetorik, 5. Aufl. 1995, Nr. 1414b. Z. B. Adair, The Effective Communication, 2009; Brayne/Grimes, The Legal Skills Book: A Student’s Guide to Professional Skills, 2nd ed. 1998, Chap. 3, 7; Inns of Court (ed.), Advocacy, Negotiation & Conference Skills, 3rd ed. 1991; für das Verhandeln vor allem Boulle, Mediation: Principles, Process, Practice, 3rd ed. 2009, Chap. 6; Gygar/Cassimatis, Mooting Manual, 1997; Noone, Mediation, 1996, S. 88 ff. 3 In simulierten Gerichtsprozessen, den Moot Courts, stehen die besten Studenten im Wettbewerb. S. aber unten § 9 Rn. 32. 4 S. Ueding/Steinbrink, Grundriss der Rhetorik, Geschichte, Technik, Methode, 5. Aufl. 2011, S. 138 (mit Verweis auf Adam Müller); Gräfin von Schlieffen, in: Römermann/Paulus, Schlüsselqualifikationen für Jurastudium, Examen und Beruf, 2003, S. 192, 196 f.; Soudry, in: Ponschab/ Schweizer, Schlüsselqualifikationen, 2008, S. 67 ff. 5 Die einschlägige Literatur ist eher rar; für den Aktenvortrag in der Zweiten Juristischen Staatsprüfung s. allerdings Schuschke/Kessen/Höltje, Zivilrechtliche Arbeitstechnik im Assessorexamen, 35. Aufl. 2013, 7. Abschnitt; Teubner, Die mündliche Prüfung in beiden juristischen Examina – der Akten-(Kurz-)Vortrag, 4. Aufl. 1994; Brühl, Die juristische Fallbearbeitung in Klausur, Hausarbeit und Vortrag, 3. Aufl. 1992, Zweiter Teil. C., S. 174 ff m. w. Nachw.; Martinek, Schüchternheit im mündlichen Staatsexamen – Versuch einer Aufmunterung, JuS 1994, 268 ff.; für die Mediation Bender/Gottwald, Lassen Sie sich nicht manipulieren, in: Gottwald/Haft, Verhandeln und Vergleichen als juristische Fertigkeiten, 2. Aufl. 1993, S. 90 ff. und auf rhetorische Tricks bezogen Ott, Juristische Dialektik, 3. Aufl. 2008, VII. Aus dem nichtjuristischen Spektrum positiv zu erwähnen beispielsweise Huth u. a. (Hrsg.), Duden – Reden gut und richtig halten!, 3. Aufl. 2004; Flume/ 1 2
198 § 9 Präsentation – Rhetorische Fähigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung
nur in den mündlichen Prüfungen des Ersten Juristischen Staatsexamens die Möglichkeit, seine Gedanken mündlich zu präsentieren. Dann ist es allerdings nicht selten zu spät, Vortragsweise und nonverbale Kommunikation zu erlernen. Die Juristenreform hat dieses Manko erkannt und verlangt als sog. Schlüsselqua3 lifikationen beispielsweise Rhetorik, Vernehmungslehre oder Kommunikationsfähigkeit.6 Sicherlich sollen und können Juristische Fakultäten nicht die Rhetorikkurse privater Anbieter ersetzen. Grundkenntnisse zur Rhetorik können allerdings Verständnis für die Bedeutung der (nonverbalen) Kommunikation wecken. Unzulässige rhetorische Stilelemente lassen sich etwa besser durchschauen. Sowohl das Erste Juristische Staatsexamen als auch die Juristische Universitätsprüfung werden mit einer mündlichen Prüfung abgeschlossen. Je nach Hochschule gibt es weitere Teile der Juristischen Universitätsprüfung, die mündlich geprüft werden. Im Vergleich zum bisherigen Ersten Juristischen Staatsexamen erhöhen sich damit die Examensanteile, in denen die mündliche Prüfung im Vordergrund steht, nicht unerheblich.
2. Rhetorik und Kommunikation a) Bedeutung der nonverbalen Kommunikation 4
Die nonverbale Kommunikation7 bezeichnet jenen Teil unseres Sprechens, der über den Inhalt von Worten hinausgeht. Zu den nonverbalen Signalen gehören das Äußere, also Aussehen, Kleidung, Frisur, Schmuck etc. Das Auftreten des Redners wird durch die Körpersprache wie Gestik, Mimik und Stimme geprägt. Nonverbale Kommunikation umfasst das, was wir wahrnehmen, also sehen und fühlen. Die Körpersprache ist oft Ausdruck der Gefühlslage des Sprechenden. Absender und Empfänger kommunizieren ständig in nonverbaler Weise, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Regelmäßig wird die nonverbale Kommunikation unterschätzt. Studien in den USA haben ergeben, dass in der Beurteilung eines Menschen zu 55 % sein Äußeres einfließt, zu 38 % sein Auftreten und nur zu 7 % das, was er sagt.8 Der Empfänger versteht die Körpersprache also regelmäßig weit besser als das gesprochene Wort. Große Pantomimen, wie beispielsweise Marcel Marceau konnten das Publikum einen ganzen Abend unterhalten, ohne ein Wort zu reden. b) Relevanz der Kommunikation für den Juristen
5
Jeder Mensch kommuniziert; jede Mitteilung hat einen Inhaltsaspekt und einen Beziehungsaspekt. Nonverbale und verbale Kommunikation gehören zusammen. Passen beide Teile – Verbales und Nonverbales – zusammen, unterstützen sie sich _________________________________________________________________________________
Mentzel, Rhetorik, 3. Aufl. 2015; Schönherr/von Trotha/Ueding u. a., Der neue Reden Berater, Loseblatt, 2011; Franck, Rhetorik für Wissenschaftler, 2001. 6 § 5a Abs. 3 S. 1 DRiG, eingeführt durch das Gesetz zur Reform der Juristenausbildung v. 11.7.2002, BGBl. I, S. 2592. 7 Hierzu Watzlawick/Bavelas/Jackson, Pragmatics of Human Communication, 1967, übersetzt als: Menschliche Kommunikation, 13. Aufl. 2016; Argyle, Bodily Communication, 1975, übersetzt als: Körpersprache und Kommunikation, 10. Aufl. 2013; Nierenberg/Calero, How to read a Person Like a Book, 1980; Pease, Body Language: How to Read Others’ Thoughts by Their Gesture, 1981; Molcho, Körpersprache im Beruf, 2001; Stary, Visualisieren, 1997; Morris, Körpersignale: Vom Dekolleté zum Zeh, 1996. 8 Mehrabian, Silent messages, 1971; sehr instruktiv auch Havener, Ich weiß, was du denkst, erweiterte Aufl. 2013.
I. Relevanz des Vortrages für den Juristen
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gegenseitig. Erhält der Empfänger dagegen verschiedene Signale, besteht die Gefahr, dass er im Zweifel seiner Intuition folgt und das Nonverbale für glaubhafter hält als das gesprochene Wort. Wer das Nonverbale ignoriert, riskiert, falsch verstanden zu werden oder unglaubwürdig zu wirken.9 Wer glaubt, es genüge, einen juristischen Schriftsatz zu produzieren, verfehlt seine 6 Aufgabe als Rechtsanwalt. Wer mit unsinnigen Beweisanträgen, Dienstaufsichtsbeschwerden und feindseligen Presseerklärungen den kommunikativen Kontakt zum Gericht zerstört, kann im Plädoyer sagen, was er will – er wird das Gericht nicht überzeugen.10 Wenn der Rechtsanwalt von der Unschuld seines Mandanten nicht überzeugt ist, wird es ihm kaum gelingen, den Richter von dessen Unschuld zu überzeugen.11 Der Jurist muss den Zuhörer, die Parteien, von seiner Ansicht überzeugen. Der Anwalt muss seinen Mandanten beraten. Im Rahmen der Streitschlichtung des Mediators sind verbale und nonverbale Fähigkeiten von besonderer Bedeutung. Gestik und Mimik können für die Glaubwürdigkeit eines Zeugen Gewicht erlangen. In der Strafverhandlung versuchen jeweils Staatsanwalt und Verteidiger, in ihren Plädoyers das Gericht von der Richtigkeit ihrer Ansicht zu überzeugen. Dazu ist eine Reihe von persönlichen Fähigkeiten zur Kommunikation notwendig, die verkürzt oft als rhetorische Fähigkeiten bezeichnet werden.
3. Nonverbale, paraverbale und verbale Stilelemente a) Das Agieren des Sprechers Adressat und Empfänger nehmen vor allem optisch die Körpersprache auf. Die 7 Gestik verrät das Gefühlsleben des Redners. Wenn die Gestik natürlich ist, kann sie die Farbigkeit und Überzeugungskraft einer Aussage steigern. Zu den paraverbalen Stilelementen gehören Betonung, Pausen, Tempo, Verständlichkeit und Deutlichkeit. Eine ruhige, klare, deutliche und feste Stimme wirkt vertrauensvoll und souverän; sie kann daneben auch Kompetenz, Status und Macht ausdrücken.12 Umgekehrt wirkt eine zu leise oder zittrige Stimme ebenso unsicher wie ständiges Versprechen.13 b) Die Reaktion des Zuhörers als Teil der nonverbalen Kommunikation Da die nonverbale Kommunikation eine so gewichtige Rolle spielt, müssen Sie 8 auch auf die Reaktionen des Zuhörers als Empfänger Ihrer Botschaft achten, um wiederum auf diese eingehen zu können. Besonders wichtig ist es, Blickkontakt zu halten. In westlichen Kulturen deutet Blickkontakt auf Vertrauen, Offenheit und Respekt hin, während es auf Unsicherheiten schließen lässt, wenn man den Blick_________________________________________________________________________________
So wird das Kind seiner schimpfenden Mutter nicht glauben, wenn sie immerzu lächelt. Sehr plastisch Haft/Eisele, Kommunikationsfähigkeit, in: Römermann/Paulus, Schlüsselqualifikationen für Jurastudium, Examen und Beruf, 2003, S. 332, 333. 11 Haft, in: Gottwald/Haft, Verhandeln und Vergleichen als juristische Fertigkeiten, 2. Aufl. 1993, S. 14, 24 nennt Fallstudien, in denen Probanden gegen ihre Überzeugung als Staatsanwalt anklagen mussten und es ihnen nicht gelang, das Gericht zu überzeugen. 12 S. Waibel, Ich Stimme, 2000; Amon, Die Macht der Stimme, 9. Aufl. 2016; Nolmeyer, Die eigene Stimme entfalten, 1998. 13 In der Diskussion deutet ungeschultes, zögerliches Sprechen nicht auf Kompetenz und Selbstsicherheit hin. Auch hier gilt: Stimmbildung lässt sich schulen, ausführlich hierzu und zu entsprechenden Atemübungen Inns of Court (ed.), Advocacy, Negotiation & Conference Skills, 3rd ed. 1991, Chap. 7. 9
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200 § 9 Präsentation – Rhetorische Fähigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung
kontakt vermeidet.14 Vor allem im persönlichen Gespräch kommt dem Blickkontakt besondere Bedeutung zu. Der Rechtsanwalt ist daher gut beraten, seinem Mandanten in die Augen zu sehen und durch Nicken und Gesten Verständnis und Interesse zu bekunden.15 An der Gestik lässt sich auch nicht selten die Reaktion des Empfängers ablesen. 9 Parallele Arme und Beine deuten auf Aufnahmebereitschaft, verschränkte Arme und Beine dagegen auf eine Abwehrhaltung hin. Ein leicht nach vorne gebeugter Oberkörper verrät Aufmerksamkeit, ein nach hinten gelehnter Gleichgültigkeit. Eine gebückte Haltung bekundet, dass man sich dem anderen nicht gewachsen fühlt. Das Heben der Schultern untermauert Nichtwissen. Als nonverbale „Antwort des Empfängers“ ist auch die Mimik von Bedeutung. 10 Ständiger Blickkontakt des Empfängers zeigt Interesse an der Information, Nicken deutet auf Zustimmung hin. Fragende Blicke verraten dagegen Erklärungsbedarf. Geschulte Redner können so geschickt auf die Reaktionen des Publikums reagieren. c) Rhetorische Stilelemente 11
Gast umschreibt die Rhetorik als Lehre von der gelingenden Verständigung. Auf rhetorische Weise soll „Überzeugung“ gestiftet werden.16 Aristoteles nennt als Stilelemente des Redners Pathos, Ethos und Logos.17 Pathos zielt auf das Herz. Zu den Mitteln des Pathos gehört jede Steigerung der Ausdruckskraft. Dazu dienen die nonverbalen Signale, wie Tonfall, Lautstärke, Mimik, Gestik oder Körperhaltung. In der juristischen Sprache dienen Bilder und Metaphern der Ausdruckskraft.18 Logos zielt auf den Verstand. Zu den rhetorischen Stilelementen dieses Überzeugungsmittels gehört die Sachlichkeit, insbesondere die Begründung.19 Dagegen wird oft verstoßen. Es ist eine hohe Kunst, unzulässige Stilelemente zu durchschauen. – Man beruft sich im mündlichen Vortrag auf vermeintliche Autoritäten, ohne dass die Richtigkeit überprüft werden kann („Das BVerfG hat in ständiger Rechtsprechung gesagt …“). – Rechtsprinzipen („Rechtssicherheit, Vertrauensschutz, Billigkeit“), die nicht auf den Sachverhalt konkretisiert sind, dienen als Totschlägerargumente. – Der Redner benutzt logische Figuren, wie den Analogieschluss (§ 3 Rn. 18) oder den Umkehrschluss (§ 3 Rn. 22), die dem Zweck der Norm nicht gerecht werden oder er begeht einen Zirkelschluss (petitio principii).20
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Schließlich muss der Redner glaubwürdig sein; das Ethos zielt auf die Konvention, die unbewussten Vorstellungen des Auditoriums über das sozial Passende, Mo_________________________________________________________________________________ In asiatischen Kulturen kann der unmittelbare Blickkontakt gegenüber höher gestellten Personen allerdings als respektlos empfunden werden. 15 Eine gegenteilige Wirkung erreicht er, wenn er sich beim Gespräch nur in seine Akte vertieft, sich lässig in seinem Sessel am anderen Ende des Tisches zurücklehnt oder gelangweilt aus dem Fenster blickt. 16 Gast, Juristische Rhetorik, 5. Aufl. 2015, Rn. 11. 17 Aristoteles (Hrsg. Franz Sieveke), Rhetorik, 5. Aufl. 1995, 112, 185 ff., 214; hierzu Gräfin von Schlieffen, in: Römermann/Paulus, Schlüsselqualifikationen für Jurastudium, Examen und Beruf, 2003, S. 192, 213 ff. 18 Plastisch sind beispielsweise Rechtsfiguren wie die Ausstrahlungswirkung der Grundrechte, der Grundrechtskern. 19 Zum Satz vom zureichenden Grunde s. Schnapp, Logik für Juristen, 7. Aufl. 2016, S. 101 ff. Zur Begründung von Thesen s. ausführlich § 3 Rn. 3 ff. 20 S. umfassend Ott, Juristische Dialektik, 50 dialektische Argumentationsweisen und Kunstgriffe, um bei rechtlichen Auseinandersetzungen Recht zu behalten, 3. Aufl. 2008. 14
II. Bestandteile einer mündlichen Präsentation
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ral, Tradition und Gerechtigkeit.21 In diesem Rahmen spielen Äußerlichkeiten, wie die Kleidung, eine nicht unerhebliche Rolle. Zu den Mitteln des Ethos gehört die Respektsbezeugung. („Wie der Vorsitzende bereits zu Recht betonte …“), zu den Konventionen die Beantwortung von Fragen am Ende des Vortrages. Im Folgenden werden zuerst die einzelnen Formen der mündlichen Präsentation und die wichtigsten Bestandteile der Rede erörtert (II.). In einer zweiten Stufe werden dann, quasi als großes Einmaleins, die Voraussetzungen einer souveränen Rede vorgestellt (III.).
II. Bestandteile einer mündlichen Präsentation 1. Der Vortrag als Teil der Seminar- oder Studienarbeit a) Beschränkung auf das Wesentliche Anwälte, die vor dem Europäischen Gerichtshof in der mündlichen Verhandlung 13 auftreten, haben jeweils nur 15 Minuten, manchmal 30 Minuten zur Verfügung, um ihre Rechtsposition vorzutragen.22 In der Regel müssen Sie im Rahmen eines Seminars oder einer Studienarbeit einen mündlichen Kurzvortrag halten. Für einen solchen Vortrag haben Sie oft nur 20 bis 30 Minuten Zeit; dann folgt eine Diskussion.23 Diese Zeitspanne hat sich als sinnvoll erwiesen, weil nach etwa 20 Minuten erstmals die Konzentrationsfähigkeit des Hörers nachlässt. Um das Gericht (oder in der Universität den Dozenten) nicht zu verprellen, sollte man sich unbedingt an die vorgegebene Zeitspanne halten. Klassisch ist das Bonmot: „Man darf über alles reden, nur nicht über 25 Minuten.“24 Halten Sie die vorgegebene Zeit im Interesse des Seminarablaufes und der Zuhörer ein. Zudem können Sie so ihre Fähigkeit unter Beweis stellen, das Thema in einem knappen Zeitrahmen darzustellen. Auch das ist Teil der Leistung und oft schwieriger als länger zu reden, weil Sie nun Wichtiges von Unwichtigem trennen müssen.25 b) Gliederung Üblicherweise gliedert sich ein Vortrag in Einleitung, Hauptteil und Zusammen- 14 fassung (§ 7 Rn. 33 ff.).26 Beginnen Sie Ihren Vortrag mit einer Einleitung; fallen Sie nicht „mit der Tür ins Haus“, sondern machen Sie den Zuhörer mit einem Problemaufriss (§ 7 Rn. 15 ff.) auf Ihr Thema neugierig. Gliedern Sie Ihren Vortrag und stellen Sie anfangs die Gliederungspunkte vor, damit sich der Zuhörer auf den Gang Ihres Vortrages einstellen kann. Zuerst spreche ich über …, dann gehe ich auf die Problematik ein …, schließlich werde ich … _________________________________________________________________________________ 21 Gräfin von Schlieffen, Rhetorik, in: Römermann/Paulus, Schlüsselqualifikationen für Jurastudium, Examen und Beruf, 2003, S. 192, 214, 226 ff. 22 S. Hinweise für die Prozessvertreter für das mündliche Verfahren, NJW 1988, 615 f.; hierzu Glaesner/Wegen/Metzlaff, Die anwaltliche Praxis im Gemeinschaftsrecht, 1995, Rn. 199. 23 Für den Aktenvortrag haben sie nur 10–15 Minuten Zeit, so beispielsweise in NordrheinWestfalen, s. Brühl, Die juristische Fallbearbeitung in Klausur, Hausarbeit und Vortrag, 3. Aufl. 1992, S. 184 f. 24 Wahlweise durch 10, 15, 20 oder 30 Minuten zu ersetzen. 25 Büdenbender/Bachert/Humbert, JuS 2002, 24, 25. 26 Glückher u. a., Das Referat, 1995, S. 9–24 und Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, 17. Aufl. 2017, S. 264 sprechen von Einstieg, Vermittlung, Ausstieg.
202 § 9 Präsentation – Rhetorische Fähigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung 15
Der Hauptteil des Vortrages kann aufgrund der begrenzten Zeitspanne nur zum Teil der schriftlichen Fassung Ihrer Arbeit folgen. Deshalb werden Sie kaum Ihre vollständige Gliederung übernehmen können, sondern sich auf wichtige Gedanken Ihrer Arbeit konzentrieren müssen. Ihre Arbeit beginnt wahrscheinlich mit einem berichtenden Teil, an den sich ein wertender und beurteilender Teil anschließt. Fassen Sie Ihre Hauptthesen zusammen. Da sich der Zuhörer das Ende Ihres Vortrages besonders gut einprägt, sollten Sie mit einer prägnanten Formulierung schließen. Wenn Sie an dieser Stelle einen weiterführenden Ausblick geben, kann dieser schon die Grundlage der anschließenden Diskussion bilden. c) Anschaulichkeit und Klarheit
Die Kürze der Zeit zwingt Sie, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Im Prozess vor dem EuGH konzentrieren sich die Anwälte oft auf das schlagendste Argument. Sie müssen also in der Lage sein, die wichtigsten Gedanken klar und knapp zu strukturieren. Im Grunde gilt es nur zwei Regeln zu beachten: Anschaulichkeit und Klarheit. Elementar ist zum einen der klare Gedankengang, die Stringenz Ihrer Ausführun17 gen, der rote Faden (§ 4 Rn. 52 ff.).27 Der Gang Ihres Vortrages muss so angelegt sein, dass ein Gedanke auf den anderen folgt. Hier gelten die Grundsätze der Logik, also lineare und hierarchische Strukturen (§ 1 Rn. 73 ff.). Der Zuhörer sollte immer wissen, wo Sie sich gerade befinden. Die Qualität Ihrer Arbeit hängt zum anderen davon ab, wie Sie Probleme aufbe18 reiten und begründen. Die überzeugende Darstellung einer eigenen, originellen Ansicht wird die Qualität der Arbeit im Zweifel weiter steigern. Gefragt ist juristische Argumentation, die Verteidigung Ihrer Thesen (§ 1 Rn. 1 ff.). Wegen der knappen Zeit beschränken Sie sich auf zwei oder drei Rechtsprobleme und stellen diese besonders heraus. Die wichtigsten Gegenargumente nennt und entkräftet ein souveräner Redner selbst; sie werden ihm dann nicht mehr in der Diskussion entgegengehalten.28 Die Kriterien für eine verständliche Rede lassen sich im Überblick wie folgt zu19 sammenfassen29: 16
Dimensionen der Verständlichkeit: Einfachheit
Konzeptlosigkeit
Klare Gliederung
Unübersichtlichkeit
Kürze/Stringenz
Weitschweifigkeit
Originalität
keine zusätzliche Stimulanz
d) Handouts: Gliederung und Thesenpapier 20
Der Zuhörer kann üblicherweise Ihre Ausführungen nicht (mehrmals) nachlesen. Sie sind der Experte des Themas, der Zuhörer will etwas lernen und wird sich weit weniger in der Thematik auskennen. Oberstes Gebot ist deshalb eine einfache und _________________________________________________________________________________ Merkformel aus der modernen Rhetorik: KISS – „Keep it short and simple“. Kals, Machen Sie einen Krimi aus Ihrer Rede, FAZ v. 5.3.2005, S. 57. 29 Zum Hamburger Verständlichkeitskonzept s. Schulz von Thun, Miteinander reden, Bd. 1, 2011, S. 160 ff. 27 28
II. Bestandteile einer mündlichen Präsentation
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verständliche Sprache. Lesen Sie Ihren Vortrag laut vor; Sie merken, wo es hakt und holpert, weil Ihr Stil zu schwerfällig ist.30 Tucholsky schreibt dazu nicht ganz ernst gemeint: „Du musst alles in die Nebensätze legen. Sag nie: „Die Steuern sind zu hoch.“ Das ist zu einfach. Sag: „Ich möchte zu dem, was ich soeben gesagt habe, noch kurz bemerken, dass mir die Steuern bei weitem …“ So heißt das.“31
Unterstützen Sie Ihren Vortrag durch eine Gliederung oder ein Thesenpapier. Mit 21 einer Gliederung (§ 2 Rn. 67 ff.) erkennt der Zuhörer sogleich die Struktur des Vortrags. Er kann sich somit auf den Inhalt ihres Vortrags konzentrieren und muss weniger mitschreiben. Im Gegensatz konzentriert sich das Thesenpapier auf die eigentlichen Thesen des 22 Vortrags und verzichtet auf Argumente. Das Thesenpapier ist für den Vortragenden hilfreich, weil es ihn zwingt, die wesentlichen Punkte seines Vortrags knapp zusammenzufassen. Achten Sie darauf nicht Selbstverständlichkeiten, sondern vielmehr eigene Forschungsergebnisse (§ 8 Rn. 4 ff.) wiederzugeben.32 Auch für den Zuhörer ist das Thesenpapier dankbar, weil es kurz und knapp die wichtigsten Erkenntnisse des Vortrags enthält. Die Handouts sollten zudem nicht zu viel Text enthalten: Ihr Publikum soll Ihnen primär zuhören und nicht seine gesamte Aufmerksamkeit auf das Lesen der ausgegebenen Papiere richten. e) Diskussion Der vortragende Student, der Dozent und letztlich das gesamte Auditorium oder 23 die Teilnehmer eines Seminars sind dankbar, wenn nach dem Vortrag eine lebhafte Diskussion über das Thema stattfindet. Der Redner wird wenig Mühe mit der Diskussion haben, wenn er die Probleme klar angesprochen, Gegensätze gut dargestellt und eine unbefriedigende Rechtslage deutlich herausgearbeitet hat. Fragen dienen entweder dem Verständnis oder der weiteren Vertiefung. Es lassen sich folgende Fragetypen unterscheiden: Offene Fragen sind üblicherweise die W-Fragen („Was meinen Sie damit …“, „Wieso haben Sie …“, „Welche anderen Möglichkeiten …“, „Warum ist Ihnen wichtig …“). Geschlossene Fragen erlauben dagegen als Antwort nur ein „Ja“ oder „Nein“. Klärende Fragen dienen dazu, das Problem einzugrenzen oder einen hindernden Umstand aufzudecken („Habe ich Sie richtig verstanden, wenn …“). Hypothetische Fragen beziehen sich auf einen hypothetischen künftigen Sachverhalt. Sie sollen den Vortragenden veranlassen, seinen jetzigen Standpunkt zu verlassen und Alternativen zu durchdenken („Was wäre, wenn …“).33
Der geübte Redner denkt nach, bevor er antwortet; er beantwortet Fragen kurz 24 und knapp ohne Umschweife.34 Er antwortet aufmerksam und stets höflich. Er wird versuchen, die Frage richtig zu erfassen. Fragen Sie bei einer unklar formulierten Frage im Zweifel nochmals nach, bevor Sie antworten. Im Zweifel wissen Sie als _________________________________________________________________________________ 30 Ein guter Stil vermeidet die Versubstantivierung von Verben, zu viel Passiv und komplizierte Schachtelsätze, s. § 4 III. 31 Tucholsky, Ratschläge für einen schlechten Redner, aus Kurt Tucholsky, Gesamtwerk, Hrsg. v. Sascha Kiefer, 2003 Bd. 13, S. 466. 32 Deutlich Scherpe-Blessing, JuS 2017, 624, 626: „Haben Sie Mut zur (fundieren) Positionierung.“ 33 Weitere instruktive Beispiele bei Franck, Rhetorik für Wissenschaftler, 2001, S. 99 ff.; Neumann/von Rosenstiel, Gesprächsführung, in: Römermann/Paulus, Schlüsselqualifikationen für Jurastudium, Examen und Beruf, 2003, S. 149, 177 ff. 34 Gegen diese hohe Kunst wird nur zu oft verstoßen.
204 § 9 Präsentation – Rhetorische Fähigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung
Redner selbst am besten, welche Fragen das Thema vertiefen und welche eher vom Thema wegführen.
2. Aktenvortrag In einigen Bundesländern, wie beispielsweise Nordrhein-Westfalen, verlangt das Zweite Juristische Staatsexamen auch einen Aktenvortrag. Für diesen gelten grundsätzlich die Überlegungen zum mündlichen Vortrag einer Seminar- oder Studienarbeit. Allerdings muss der Aktenvortrag immer frei gehalten werden.35 Er dient dazu, Kollegen einer Kanzlei oder eines Gerichts über einen Sach- und Streitstand und die sich daraus ergebenden Rechtsfolgen zu informieren. Der Aktenvortrag im Zweiten Juristischen Staatsexamen beginnt mit einer Ein26 führung in die Streitsache.36 Die Darstellung des Sachverhalts muss Streitiges von Unstreitigem trennen. Die Prozessgeschichte umfasst die Beweisaufnahme. Der rechtlich wertende Teil beginnt mit einem Entscheidungsvorschlag. Sodann ist zwischen Zulässigkeit und Begründetheit der Klage zu trennen. In diesem Rahmen ist zwischen der Schlüssigkeit des Vorbringens des Klägers und der Erheblichkeit des Beklagtenvorbringens zu unterscheiden (sog. Relationstechnik). Der Aktenvortrag schließt mit dem Entscheidungsvorschlag. Einzelne Universitäten erlauben auch einen Vortrag innerhalb einer laufenden Vorlesung, um Teile der Juristischen Universitätsprüfung abzuprüfen. Für einen solchen Vortrag wird man nicht die strengen Regeln der Relationstechnik einzuhalten haben, sondern vielmehr den Vorgaben für den Vortrag im Rahmen einer Seminar- oder Studienarbeit folgen können. Immer gilt: Der Vortragende darf sich nicht in Details verrennen, sondern muss den roten Faden vor Augen haben. 25
3. Mündliche Prüfung in der Juristischen Universitätsprüfung und im Juristischen Staatsexamen Das Erste Juristische Staatsexamen sowie die Juristische Universitätsprüfung enden an den meisten juristischen Fakultäten mit einer mündlichen Prüfung (§ 1 Rn. 29 ff.). Damit wurde das Gewicht der mündlichen Prüfung durch die Juristenreform gesteigert. Das Zweite Staatsexamen endet ebenfalls mit einer mündlichen Prüfung; diese geht je nach Bundesland zu 2537 bis 40 %38 in die Prüfungsgesamtnote ein. Im Unterschied zum Vortrag müssen Sie in der mündlichen Examensprüfung kei28 nen zwanzigminütigen Monolog halten. Vielmehr ist die Prüfung durch das Gespräch, den Dialog, geprägt. Damit erklärt sich eine Reihe von Besonderheiten, die gerade schon bei der Diskussion aufgezeigt wurden: Sie müssen die Fragen des Prüfers beantworten. Bleiben Sie bei der Sache und schweifen Sie nicht ab. Denken Sie 27
_________________________________________________________________________________ 35 S. auch Schuschke/Kessen/Höltje, Zivilrechtliche Arbeitstechnik im Assessorexamen, 35. Aufl. 2013, Rn. 1107. S. beispielsweise auch die Weisungen des Landesjustizprüfungsamtes NRW zum Aktenvortrag unter www.justiz.nrw.de/Karriere/landesjustizpruefungsamt/2_jur_staatspr/mdl_prue fung/weisungen_aktenvortrag_ab-dem-22_02_2018/index.php. 36 Zu den Einzelheiten s. Schuschke/Kessen/Höltje, Zivilrechtliche Arbeitstechnik im Assessorexamen, 35. Aufl. 2013, 7. Abschnitt. 37 § 67 BayJAPO. 38 Z. B. § 30 Berliner JAO; dies schließt die Bewertung des Aktenvortrags ein.
III. Der souveräne Vortrag
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laut und entwickeln Sie Ihre Antwort. Nichts ist tödlicher als das „Schweigen im Walde.“ Mündliche Prüfungen werden immer dann schlechter benotet, wenn neben dem fehlenden Wissen bei den Kandidaten auch jegliche Bereitschaft zur Mitarbeit fehlt. Man sollte also weder von einem nicht bestehenden Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen noch nach dem Sprichwort handeln: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“39 Antworten Sie durchaus ausführlicher, wenn es der Sache dient. Auch hier hat die nonverbale Kommunikation eine wichtige Bedeutung: Achten 29 Sie auf die Reaktion des Prüfers, also v. a. seine Gestik und Mimik.40 Protokolle über frühere Prüfungen, die bei der Fachschaft oder dem Repetitor gesammelt werden, geben Ihnen einen ersten Eindruck über den Prüfungsstil des jeweiligen Prüfers. Auch wenn Sie nicht unmittelbar gefragt sind, können Sie vorsichtig mittels Mimik oder Gestik signalisieren, dass Sie die Antwort kennen. Fallen Sie jedoch anderen Personen nicht ins Wort und verbessern Sie den Prüfer nicht.
III. Der souveräne Vortrag 1. Voraussetzungen eines frei gehaltenen mündlichen Vortrages a) Argumente für einen frei gehaltenen Vortrag Wer sklavisch am Manuskript haften bleibt, mag ein guter Autor sein, ein guter 30 Redner wird er allerdings nie. Der Zuhörer erwartet ein denkendes Sprechen, kein rezitierendes Reden. Dabei wiegt es grundsätzlich weniger schwer, wenn der Redner gelegentlich über Satzkonstruktionen stolpert oder sein Wortgefüge nicht grammatikalisch korrekt beendet.41 Betrachtet man den Vortrag als Dialog (§ 9 Rn. 10 ff.), so wird Ihnen vermutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt, wenn sie Ihren Vortrag frei halten. Denn wie können Sie erwarten, dass der Zuhörer sich Ihr Referat merkt, wenn Sie es sich selbst nicht merken können?42 Wenn Sie während des Vortrages nur in den Text, nicht aber auf den Empfänger 31 blicken, verzichten Sie auf den Blickkontakt als wichtiges Element der Mimik. Nur zu leicht glaubt der Zuhörer, Ihnen gehe es mehr um den Text selbst als um seine Person. Dieses vermeintliche Desinteresse an seiner Person kann zurückschlagen, wenn sich der Zuhörer nicht mehr angesprochen fühlt und sich zu langweilen beginnt. Rhetorikseminare empfehlen deshalb: „Ein stabiler Blick muss her, der die anderen zwischen Nasenwurzel und Mund scannt.“43 Hierzu formuliert Tucholsky ironisch: „Sprich nicht frei – das macht einen so unruhigen Eindruck. Am besten ist es: du liest deine Rede ab. Das ist sicher, zuverlässig, auch freut es jedermann, wenn der lesende Redner nach jedem viertel Satz misstrauisch hochblickt, ob auch noch alle da sind.“44 _________________________________________________________________________________ 39 Zur mündlichen Prüfung s. Petersen, Die mündliche Prüfung im ersten juristischen Staatsexamen, 3. Aufl. 2016. 40 Er wird Ihnen gegebenenfalls signalisieren, ob Sie richtig oder falsch liegen. 41 Kühn, zitiert nach Lemmermann, Lehrbuch der Rhetorik, 6. Aufl. 1997, S. 206. 42 A. A. noch ausdrücklich Brinkmann, Die rechtswissenschaftliche Seminar- und Doktorarbeit, 1959, S. 183. 43 Kals, Machen Sie einen Krimi aus Ihrer Rede, FAZ v. 5.3.2005, S. 57. 44 Tucholsky, Gesamtwerk, 2003, Bd. 13, S. 464.
206 § 9 Präsentation – Rhetorische Fähigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung
b) Voraussetzungen Voraussetzungen eines mündlichen Vortrages sind äußere und innere Ruhe, geistige Konzentration auf das Wesentliche der Sache, Klarheit des Sprechens und Denkens, Urteils- und Überzeugungskraft, aber auch Einfühlungsvermögen und Rücksichtnahme auf den Zuhörer.45 Der geübte Redner kann auf die Körpersprache des Zuhörers reagieren und seine Vortragsform gegebenenfalls ändern. Sie sollen sich nicht verbiegen und auch nicht das Schauspielern erlernen.46 Aber: Nahezu jeder Mensch, der nicht gewohnt ist, vor einer größeren Anzahl von Menschen zu reden, leidet an Lampenfieber. Dieses gilt es durch ständige Übung abzulegen. Nutzen Sie also die Chance, mündlich vorzutragen.47 Moot Courts, also die nach angloamerikanischem Muster entwickelten fiktiven Gerichtsverfahren für Jurastudenten, existieren inzwischen auch in Deutschland an Juristischen Fakultäten. Hier wird häufig mit Videokameras gearbeitet. Der Student kann weiterhin durch eine aktive Teilnahme im Unterricht, aber vor allem in privaten Arbeitsgemeinschaften seine kommunikativen Fertigkeiten trainieren. Nehmen Sie jede Chance wahr, die sich Ihnen zum Vortragen bietet. Die frei gehaltene Rede verlangt ein hohes Maß an Routine; Sie müssen dazu 33 nicht nur souverän sein, sondern auch Ihr Thema gut beherrschen. Frei sprechen bedeutet, eine inhaltlich beherrschte Materie in frei gefundener, spontaner Formulierung zu erörtern.48 Bleiben Sie vor allem authentisch. Damit sollten Sie vor allem nicht Ihre Rede auswendig lernen. Denn bei einem auswendig gelernten Vortrag besteht die große Gefahr, dass Sie ihn „herunterrasseln“ und damit viel zu schnell sprechen, so dass der Zuhörer Ihnen nicht mehr folgen kann. Halten Sie den Vortrag vor Freunden: Sie bekommen ein Gefühl für Sprache und Zeit und werden den Vortrag nach wenigen Malen automatisch freier präsentieren können. Lassen Sie Ihre Freunde die Hauptthesen Ihres Vortrages zusammenfassen. Auf diese Weise können Sie feststellen, wie verständlich er war. Für den Vortrag selbst: Suchen Sie nach Verbündeten, die während Ihres Vortrages in der letzten Reihe sitzen und Ihnen mit Handzeichen verdeutlichen können, ob Ihr Vortrag zu schnell, zu langsam, zu laut oder zu leise ist.49 32
2. Einleitung und erster Eindruck Vor der Rede müssen Sie Ihr Auditorium kennen. Sprechen Sie vor Studenten, Professoren, Praktikern oder Nichtjuristen? Sie müssen sich und den Inhalt Ihrer Rede auf den jeweiligen Erfahrungshorizont der Zuhörer einstellen; dieser prägt ganz entscheidend Ihre Ausführungen. Schon das erste Auftreten des Redners beeinflusst die Zuhörer. Begibt er sich mit 35 einem selbstsicheren Blick in die Menge zum Pult oder kramt er – ohne weiter aufzublicken – umständlich in seiner Tasche? Der erste Eindruck ist entscheidend. Blei34
_________________________________________________________________________________
45 Ähnlich Brühl, Die juristische Fallbearbeitung in Klausur, Hausarbeit und Vortrag, 3. Aufl. 1992, S. 176. 46 Treffend Haft/Eisele, in: Römermann/Paulus, Schlüsselqualifikationen für Jurastudium, Examen und Beruf, 2003, S. 332, 340. 47 Solche Vorträge können dann mittels Videokamera aufgezeichnet und kontrolliert werden. Ebenso s. Gräfin von Schlieffen, in: Römermann/Paulus, Schlüsselqualifikationen für Jurastudium, Examen und Beruf, 2003, S. 192, 215. 48 Büdenbender/Bachert/Humbert, JuS 2002, 24, 25. 49 Klaner, Wie schreibe ich juristische Hausarbeiten, 3. Aufl. 2003, S. 149 f.
III. Der souveräne Vortrag
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ben Sie locker. Auch wenn Ihr Publikum aus gestandenen Wissenschaftlern besteht, sollten Sie nie vergessen, dass „die Gesellschaft lieber unterhalten als unterrichtet werden will.“50 Fünfmal das Publikum zum Lachen gebracht und es liegt dem Redner zu Füßen. Wenn Sie nicht gleich in medias res51 das Problem erörtern wollen, bietet sich als 36 Auftakt die Herstellung eines persönlichen Bezugs zum Zuhörer an. Schon Aristoteles nannte als rhetorisches Mittel für eine Rede Worte des Dankes an das Publikum, die captatio benevolentiae, um den Hörer geneigt machen. In den USA beginnt nahezu jede frei gehaltene Rede mit einem gelungenen Witz. Am besten sind allerdings immer noch spontane Witze, die beispielsweise recht ungezwungen einen Bezug zum Aufenthaltsort, der Anreise, dem Wetter etc. haben können. Denkbar sind auch Anekdoten.52 Tucholsky schreibt ironisch: „Fang nie mit dem Anfang an, sondern immer drei Meilen vor dem Anfang! Etwa so: „Meine Damen und meine Herren! Bevor ich zum Thema des heutigen Abends komme, lassen Sie mich Ihnen kurz …“ Hier hast Du schon so ziemlich alles, was einen guten Anfang ausmacht: eine steife Anrede; der Anfang vor dem Anfang; die Ankündigung, dass und was du zu sprechen beabsichtigst, und das Wörtchen kurz. So gewinnst Du im Nu die Herzen und die Ohren der Zuhörer.“53
Witze und Anekdoten sollten allerdings nicht gezwungen wirken. Alternativ 37 können Sie mit einem Problemaufriss (§ 7 Rn. 15 ff.) beginnen. Versuchen Sie beispielsweise, Ihren Zuhörer anhand eines als unbillig empfundenen Sachverhalts zu fesseln. Zeigen Sie Interessenkonflikte auf, um den Zuhörer zu motivieren. Überraschen Sie den Leser und machen Sie einen Krimi aus Ihrer Einleitung. Gelingt Ihnen dies, wird es ein Leichtes sein, den Zuhörer an die einschlägigen Rechtsfragen heranzuführen.54 Im Rahmen der Ausführungen zum juristischen Stil wurden Beispiele genannt, die zeigen, dass Juristendeutsch auch spannend formuliert sein kann (§ 4 Rn. 29 f.). Zur Erinnerung: „Politisch gesehen, gleicht Europa den USA vor dreihundert Jahren“. Dies war die Antwort eines Studenten auf die von mir gestellte Frage, ob Europa eher mit den USA oder der UNO zu vergleichen sei.“
3. Hilfsmittel einer frei gehaltenen Rede a) Redemanuskript Bei der Vorbereitung des Vortrages müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie nicht 38 die schriftliche Fassung Ihrer Seminararbeit vortragen können, weil diese dazu regelmäßig viel zu lang ist. Für eine Schreibmaschinenseite in 1½-zeiliger Schrift (70 Zeilen x 37 Buchstaben oder 240 Wörter) braucht man etwa drei Minuten, so dass in 25 Minuten nur etwa acht bis neun Seiten vorgetragen werden können. Sie müssen kürzen (§ 9 Rn. 13) und benötigen neben Ihrer wissenschaftlichen Arbeit ein weiteres Redemanuskript. Entweder Sie entwerfen für den Vortrag eine ausformulierte zweite Fassung und markieren sich die wichtigsten Begriffe mit einem _________________________________________________________________________________
Adolf Freiherr von Knigge, zitiert nach Franck, Rhetorik für Wissenschaftler, 2001, S. 93. In die Mitte der Dinge, zum zentralen Punkt, Horaz, Ars poetica 148. 52 Flume, Karrierefaktor Rhetorik, 2005, S. 144 f. 53 Tucholsky, Gesamtwerk, 2003, Bd. 13, S. 464. 54 Für die Bewerbung an einer der besseren US-amerikanischen Law Schools muss der Kandidat seiner Bewerbung ein Essay beilegen. Auch hier wird geraten, durch eine besonders ansprechende Geschichte, etwa ein persönliches Erlebnis, Aufmerksamkeit beim Leser zu wecken. 50 51
208 § 9 Präsentation – Rhetorische Fähigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung
Textmarker. Der Vorteil eines solchen Redemanuskriptes besteht darin, dass Sie, sollten Sie einmal den roten Faden verlieren, sich schnell wieder einfinden können, weil Sie dann ganz einfach das Redemanuskript ablesen können. Der Nachteil liegt allerdings auch auf der Hand. Sie wollen ja gerade nicht ablesen. b) Karteikarten und Mind Map 39
Alternativ können Sie versuchen, Ihren Vortrag von vorneherein nur anhand von Stichworten zu gestalten. Arbeiten Sie hierfür mit Karteikarten oder einer Gedanken-Landkarte, der sog. Mind Map (§ 1 Rn. 78 ff.). Eine Mind Map kann als Gedächtnisstütze für einen Vortrag dienen. Dadurch, dass der Vortragende ein graphisches Modell seines Vortrags vor Augen hat, stellt er sicher, dass er den vorbereiteten Vortrag Punkt für Punkt und ohne Auslassungen abarbeitet. Anhand kurzer Stichworte oder „Reizworte“ können Sie so Ihren vollständigen Vortrag ableiten. Ein schriftliches Konzept wird dadurch entbehrlich. Und Sie kommen nicht in Versuchung abzulesen. c) Graphiken, Folien oder PowerPoint-Präsentationen
aa) Präsentationsprogramme wie PowerPoint erlauben es oft, mit geringer Vorbereitungszeit Präsentationen zu entwickeln und dies merkt man ihnen auch an.55 Viele PowerPoint-Präsentationen sind langweilig und uninspiriert. Oft scheint der Vortragende von den Folien ferngesteuert. 90 % aller PowerPoint-Präsentation sind schlecht, weil der Vortragende sie als reine Gedächtnisstütze missbraucht und die einzelnen Folien nur noch mit Schlagworten und banalen Überleitungssätzen sprachlich verbindet. Wenn der Vortragende zusammen mit den Zuhörern nur die Folien wie eine Ersatzteilliste abliest, macht er sich überflüssig. Aber auch die umgekehrte Gefahr droht: Jede Seite ist oft viel zu voll. Zu viele Graphiken können vom Vortrag ablenken und damit die Distanz zum Zuhörer erhöhen.56 Mehr als sieben Aussagen pro Graphik sind zu viel.57 Daher ist es wichtig die PowerPointPräsentation nicht mit zu vielen Fakten zu überfrachten. bb) Der Mensch erfasst allerdings 90 % aller Informationen über die Augen. Gra41 phiken sind nur dann sinnvoll, wenn sie die Verständlichkeit steigern. Statistiken und Zahlen lassen sich oft besser visualisieren als mit einzelnen Sätzen vortragen. Folien oder eine PowerPoint-Präsentation sollten folglich den Vortrag sinnvoll ergänzen, aber nicht den Vortrag dominieren. Die auf dem Computer erstellte Textgröße liegt zwischen 24 und 30 Punkten. Bei einem zwanzigminütigen Vortrag reichen 10 PowerPoint-Slides.58 Zusätzliche Informationen auf die Sie nicht verzichten möchten, und die Sie in Ihrer PowerPoint-Präsentation nicht unterbringen können, können auf einem Thesenpapier bzw. Handout für Ihre Zuhörer untergebracht werden. Es empfiehlt sich also eine Kombination aus einer schlanken PowerPointPräsentation und einem Thesenpapier. 40
_________________________________________________________________________________ 55 Vertiefend hierzu Lobin, Die wissenschaftliche Präsentation, 2012; Stickel-Wolf/Wolf, Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken, 8. Aufl. 2016, S. 298 ff. 56 Kritisch deshalb Graf von Westphalen, Verloren geht die Kunst der freien Rede, FAZ v. 15.8.2000, S. 12. 57 Zur magischen Zahl „Sieben“ s. oben § 1 Rn. 72. Positivbeispiel für eine PowerPointPräsentation ist die Vergessenskurve (§ 1 Rn. 51), Negativbeispiel die Graphik zur fahrlässigen Willenserklärung (§ 3 Rn. 12). 58 Ebenso Scherpe-Blessing, JuS 2017, 624, 625.
III. Der souveräne Vortrag
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d) Nonverbale und paraverbale Kommunikation aa) Bei einem Vortrag kommen Gestik und Mimik besonders zum Tragen. Positiv wirken offene Gesten, also der gelassene, fest auf beiden Beinen stehende Redner, der zurückhaltend und ruhig das gesprochene Wort mit offenen Hand- und Armbewegungen unterstützt.59 Wer dagegen ununterbrochen das Standbein wechselt und die Hände ineinander krampft, wirkt ähnlich unsicher, wie derjenige, der im Sitzen die Beine ineinander verdreht. Wer überdies im Vortrag die Arme verschränkt, geht auf Distanz zum Publikum. Nur freie Hände können sprechen.60 Da das Auftreten 38 % des Eindrucks vermittelt, kommt der Mimik elementare Bedeutung zu; sinnvoll eingesetzt, unterstützt sie das gesprochene Wort mit Nachdruck. Die frei gesprochene Rede wirkt selbstsicher: Wer etwas frei vortragen kann, ist sich seiner Sache sicher (§ 9 Rn. 30 f.). Umgekehrt zeugt das ständige Ablesen, das „Kleben“ am Text, von Unsicherheit. Bejahende Aussagen können mit Kopfnicken, eine ablehnende Haltung gegenüber der vorgetragenen Ansicht mit Stirnrunzeln verdeutlicht werden. Zu den paraverbalen Stilelementen gehören Betonung, Pausen, Tempo, Verständlichkeit und Deutlichkeit. In der Wissenschaft gibt es keine „billigen“ Plätze. Deshalb muss die Lautstärke der Raumgröße angemessen sein.61 Der Redner muss mit sprachlichen und mimischen Mitteln seine Gedanken verdeutlichen: Erst durch den Wechsel von Sprechgeschwindigkeit und Lautstärke gewinnt der Vortrag an Leben und Farbe und wird für den Zuhörer verständlich. Kunstpausen können die Spannung erhöhen.62 Viele Studenten glauben, nur die schriftliche Fassung ihrer Arbeit als Vortrag vorlesen zu müssen. Sie übersehen dabei die Eigengesetzlichkeit des Vortrages: Während der Leser die Aufnahmegeschwindigkeit und -intensität selbst bestimmen kann, ist der Zuhörer dem Vortragenden ausgeliefert. Der Redner muss daher innere Anteilnahme an seinem Vortrag spürbar werden lassen. Nur was man wirklich fühlt, kann man auch anderen vermitteln. Der Zuhörer nimmt Ihre Ausführungen gefühlsorientiert wahr. Wer seinen Vortrag mit monotoner Stimme präsentiert, suggeriert dem Leser, dass er selbst nicht an der Sache interessiert ist. Wer selbst gelangweilt ist (oder zumindest so wirkt), wird die Zuhörer auch langweilen. Umgekehrt gilt: Wer von seiner Sache begeistert ist und sie entsprechend vorträgt, wird diese Begeisterung auch auf den Zuhörer übertragen können.63 „Am besten lässt sich das richtige Auftreten des Redners umschreiben mit den Worten: selbstbewusst und doch bescheiden, leidenschaftlich und doch gezügelt.“64 _________________________________________________________________________________ 59 A. A. ausdrücklich Brinkmann, Die rechtswissenschaftliche Seminar- und Doktorarbeit, 1959, S. 183: „Der Vortragende vermeide jedes Gestikulieren“. 60 Halten Sie sich nicht fest – am Pult oder der Brille. Vermeiden Sie auf dem Rücken oder vor dem Bauch zusammengehaltene Hände. 61 Franck, Rhetorik für Wissenschaftler, 2001, S. 64. 62 Brühl, Die juristische Fallbearbeitung in Klausur, Hausarbeit und Vortrag, 3. Aufl. 1992, S. 188. 63 Das verdeutlichen nicht selten Sendungen im Fernsehen von Wissenschaftlern über Themen, zu denen der Zuhörer ansonsten keinen Zugang hätte. 64 Lemmermann, Lehrbuch der Rhetorik, 6. Aufl. 1997, S. 188. Die moderne Variante lautet: BAFF: Begeisterung, Autorität, Freunde und Freundlichkeit, s. Franck, Rhetorik für Wissenschaftler, 2001, S. 14.
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210 § 9 Präsentation – Rhetorische Fähigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung Gestik verrät das Gefühlsleben des Redners.
Kunstpausen können die Spannung erhöhen.
Nur freie Hände können sprechen.
Am überzeugendsten ist der Redner, wenn er möglichst frei vorträgt.
Positiv wirken offene Gesten.
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bb) Anhand der Reaktionen des Zuhörers durch dessen Mimik und Gestik kann der Sprecher selbst erkennen, ob er überzeugt, irritiert oder sogar langweilt. Tucholsky formuliert: „Eine Rede ist, wie könnte es anders sein, ein Monolog. Weil doch nur einer spricht. Du brauchst auch nach vierzehn Jahren öffentlicher Rednerei noch nicht zu wissen, dass eine Rede nicht nur ein Dialog, sondern ein Orchesterstück ist: eine stumme Masse spricht nämlich ununterbrochen mit. Und das musst du hören.“65
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Ein geschulter Redner wird auf die Mimik und Gestik des Zuhörers seinerseits reagieren. Sollte sein Vortrag nicht überzeugen, wird er versuchen, seinen Vortragsstil spontan zu ändern. Das kann beispielsweise dadurch geschehen, dass er beginnt, frei zu reden oder versucht, eine Rechtsproblematik mit Beispielen anschaulicher zu machen. Trotz all dieser Hinweise beachten Sie bitte: Am überzeugendsten ist ein Redner, der auf natürliche Weise vorträgt. Über allem steht Authentizität, also die unverstellte Echtheit im Umgang mit anderen. e) Zwischenfragen
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Von der eigenen Routine ist es schließlich auch abhängig, ob der Redner während des Vortrages Zwischenfragen zulässt. Diese haben zwar den Vorteil, dass die Frage „an der richtigen Stelle“ beantwortet wird und die Neugierde des Fragestellers damit sofort befriedigt wird. Zu viele Fragen können den Gang des Vortrages aber „zerreißen“. Mit einem gewissen Gespür wird man erkennen, ob nur der Fragende oder aber das ganze Auditorium an der sofortigen Beantwortung der Frage interessiert ist. Es ist durchaus zulässig, den Fragenden auf die sich dem Vortrag anschließende Diskussion oder Pause zu vertrösten.
4. Die Pointe am Schluss 49
Wenn Sie ein Thesenpapier ausgegeben haben, brauchen Sie Ihre Arbeit am Ende nicht noch einmal zusammenzufassen. Denkbar, aber wenig originell sind Floskeln, wie „Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit“ oder „Nun habe ich Ihre Geduld aber schon genug strapaziert“. Und nochmals ironisch Tucholsky: „Kündige den Schluss deiner Rede lange vorher an, damit die Hörer vor Freude nicht einen Schlaganfall bekommen. (Paul Lindau hat einmal einen dieser gefürchteten Hochzeitstoaste so angefangen: „Ich komme zum Schluss.“) Kündige den Schluss an, und dann beginne deine Rede von vorn und rede noch eine halbe Stunde. Dies kann man mehrere Male wiederholen.“66 _________________________________________________________________________________ 65 66
Tucholsky, Gesamtwerk, 2003, Bd. 13, S. 466. Tucholsky, Gesamtwerk, 2003, Bd. 13, S. 466.
III. Der souveräne Vortrag
211
Stattdessen sollte der Schluss genauso spannend oder originell sein wie der An- 50 fang, denn Anfangs und Ende merkt sich der Zuhörer besonders gut. Auch hierfür ein Beispiel: (…) Europa muss sich auf diese Zukunftsaufgaben besinnen, die wohl durch Gemeinsamkeiten in der Vergangenheit unterstützt, aber letztlich wegen der gemeinsamen Interessen in der Gegenwart und Zukunft angepackt und gelöst werden müssen – auf diesen Grundlagen basiert die Europäische Identität. Wir brauchen hierfür die Begeisterung der Bevölkerung, den Wunsch nach einem stolzen, selbstbewussten und liebenswerten Europa und einem Gefühl europäischer Zusammengehörigkeit. Vieles von dem, was hier vorgetragen wurde, ist Zukunftsmusik. Aber wie formulierte Philipp Allott recht schön: „The only power of power is the power of ideas“.67
5. Zum Umgang mit unfairen Diskussionsteilnehmern Nicht alle Fragen dienen der Sache. Mit etwas Geschick werden Sie nicht zum 51 Thema gehörende Fragen nicht unwirsch „abwürgen“, sondern diese ebenfalls freundlich und knapp beantworten.68 Der eine oder andere Teilnehmer mag Ihnen nicht wohlgesonnen sein. Nachfragen ist Pflicht, wenn der Diskussionsteilnehmer nur Andeutungen macht, wie etwa „Ich sehe einmal von den Schwächen Ihrer Argumentation ab und möchte zwei Fragen stellen“.69 Auf eindeutig unsachliche Kritik können Sie mit einem verblüffend einfachen Kompliment antworten: „Ich mag Ihren Humor“ oder „Sie sind ein wunderbarer Gesprächspartner. Bleiben Sie so.“70 Im Idealfall gelingt es Ihnen, mit einer schlagfertigen Bemerkung auf provokative Anmerkungen zu reagieren. Churchill soll in einer seiner Reden im Unterhaus von einer Dame mit den Worten heftig attacktiert worden sein: „Oh, if you were my husband, I’d put poison in your tea.” „Madame,” antwortete Winston Churchill, „If I were, I’d drink it with pleasure.”71
Im Ergebnis wird Ihr Vortrag (weit) überdurchschnittlich ausfallen, wenn Sie frei 52 reden, die richtigen rhetorischen Mittel einsetzen, Ihre Thesen originell sind und Sie diese gut und klar begründen. Übungshalber könnten Sie eine kurze Rede in acht Sätzen einmal einüben und Ihren Freunden vortragen. Folgende Themen seien beispielhaft genannt: – Wie wird die EU im Jahr 2050 aussehen? – Die evangelische Kirche in Hamburg hat ein Kirchengebäude an die moslemische Gemeinde veräußert. Nehmen Sie dazu Stellung. – Beschreiben Sie die soziale Marktwirtschaft. – Gehört der Verbraucherschutz in das BGB? _________________________________________________________________________________ 67 Zum dem Original mit Fußnoten s. Möllers, Die Rolle des Rechts im Rahmen der europäischen Integration, 1999, S. 90 f. 68 „Ja, das ist eine interessante Thematik. Allerdings …“. 69 Franck, Rhetorik für Wissenschaftler, 2001, S. 121, 124 ff. 70 Berckhan, Die etwas gelassenere Art, sich durchzusetzen, 8. Aufl. 2003, S. 226. 71 Der Witz ist aber viel älter, s. die Nachweise www.quoteinvestigator.com/2014/08/27/drink-it/ #note-9637-12.
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Statt eines Schlusswortes: Warum das Ganze? Wenn Sie während des Studiums oder der Promotion einmal frustriert sein sollten – verzweifeln Sie nicht! Auch Motivationsprobleme lassen sich meistern – meist führt schon kontinuierliche (und harte) Arbeit zu ersten Erfolgserlebnissen.72 Vielleicht prüfen Sie auch einmal Ihre innere Einstellung:73 Warum studiere oder promoviere ich? Sind es äußere Werte nach denen ich strebe: Anerkennung, Ehrgeiz, der Wunsch nach einem höheren Gehalt? Oder vielmehr die Neugierde, der Wissensdrang? Und so schließt sich der Kreis (§ 1 Rn. 1 ff.). Stehen Sie sich nicht selbst im Wege. Die Worte, die Sie niederschreiben, sollten zwar bewusst erwogen und überprüft sein; sie sind aber selten für die Ewigkeit bestimmt. Irgendwann ist ihr opus, die wissenschaftliche Arbeit auch einmal beendet. In der Sprache des Juristen: Der Erfolg ist geschuldet, aber auf die Tätigkeit kommt es an; Studium und Promotion sind ein langer Prozess, in dem Sie sich manchmal wie der Ironman beim Triathlon auf Hawaii fühlen dürfen. Um mit Nietzsche74 zu schließen: „Der Wert davon, dass man zeitweilig eine strenge Wissenschaft streng betrieben hat, beruht nicht gerade in deren Ergebnissen: denn diese werden, im Verhältnis zum Meere des Wissenswerten, ein verschwind kleiner Tropfen sein. Aber es ergibt einen Zuwachs an Energie, an Schlussvermögen, an Zähigkeit der Ausdauer; man hat gelernt, einen Zweck zweckmäßig zu erreichen. Insofern ist es sehr schätzbar, in Hinsicht auf Alles, was man später treibt, einmal ein wissenschaftlicher Mensch gewesen zu sein.“ Friedrich Nietzsche _________________________________________________________________________________ Motivationsprobleme nennt auch von Münch/Mankowski, Promotion, 4. Aufl. 2013, S. 110 ff.; Hilfestellungen bei Motivationsproblemen geben beispielsweise Klaner, Richtiges Lernen für Jurastudenten und Rechtsreferendare, 5. Aufl. 2014, S. 41 ff.; Messing/Huber, Die Doktorarbeit, 4. Aufl. 2007, S. 105 ff.; Knigge-Illner, Der Weg zum Doktortitel, 3. Aufl. 2015, S. 138 ff.; Schräder-Naef, Rationeller Lernen lernen, 21. Aufl. 2003, S. 71 ff. 73 S. den Klassiker A. Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit, geb. Ausgabe 1990; eine moderne Variante gibt Erich Fromm, Haben oder Sein, geb. Ausgabe 1996. 74 Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches, 1. Teil, geb. Ausgabe 1993 (Erstausgabe 1878). 72
Beispiele zur Vertiefung der §§ 1–9
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§ 10 Fragen und Lösungen Beispiele zur Vertiefung der §§ 1–9 § 1 Erfolgreich studieren Reiterfall: Der rasende Reiter Rudi versucht mit seinem Pferd über einen drei Me- 1 ter breiten, reißenden Bach zu springen und stürzt dabei in die Fluten. Sabine, die Nichtschwimmerin ist und, wie Rudi, im ersten Semester Jura studiert, geht in ihrer neuen Jeans mit ihrem Hund spazieren. Muss sich Sabine in die reißenden Fluten stürzen, um Rudi zu helfen? Lösung des Reiterfalls: Die Sabine muss sich in die Fluten stürzen, wenn ihr eine Garantenpflicht obliegt. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn sie in enger Lebensgemeinschaft mit Rudi zusammenleben würde.1 Dass sie im selben Semester wie Rudi studiert, reicht hierfür nicht aus. Auch eine Strafbarkeit wegen unterlassener Hilfeleistung gem. § 323c StGB scheidet wegen Unzumutbarkeit aus, weil nicht erwartet werden kann, dass die Nichtschwimmerin Sabine sich in die reißenden Fluten stürzt.2 Frage: Wie könnte eine sinnvolle Examensvorbereitung aussehen? Verteilen Sie 2 den Lernstoff auf die Ihnen zur Verfügung stehende Zeit. Antwort: Bei der Einteilung der Vorbereitungszeit auf die Erste Juristische Prüfung sollte der Stoff entsprechend dem jeweiligen Gewicht des Faches in der Ersten Juristischen Prüfung verteilt werden. Dazu müssen Sie zwischen dem Ersten Juristischen Staatsexamen und der Juristischen Universitätsprüfung unterscheiden. Im Idealfall können Sie vor dem schriftlichen Teil des Ersten Juristischen Staatsexamens auch schon die wesentlichen schriftlichen Prüfungsteile der Juristischen Universitätsprüfung absolvieren. Die Prüfungsbestandteile für die Erste Juristische Staatsprüfung ergeben sich wie bisher aus der JAPO.3 Da nach der Ausbildungsreform die Wahlfachgruppen nicht mehr Teil des Ersten Juristischen Staatsexamens sind, erstreckt sich dieses nur noch auf die drei Kernfächer Zivilrecht, Öffentliches Recht und Strafrecht. Sofern man sich bereits in den ersten drei Studienjahren hinreichende Grundkenntnisse in diesen Fächern angeeignet hat, sollte für die Vorbereitung ein Zeitraum von elf Monaten ausreichend sein. Mit einem zusätzlichen Urlaubsmonat ergibt sich damit eine Vorbereitungszeit von zwölf Monaten. Legt man den Stoff der Bayerischen Landesjustizprüfungsordnung zugrunde, so könnte sich folgender Vorbereitungsplan ergeben, wobei davon ausgegangen wird, dass es am besten ist, sich pro Monat mit drei verschiedenen Fachgebieten zu befassen. _________________________________________________________________________________ Satzger/Schluckebier/Widmaier/Kudlich, StGB, 3. Aufl. 2016, § 13 Rn. 26 f. Fischer, StGB, 65. Aufl. 2018, § 323c Rn. 17. 3 In Bayern ist die Gewichtung im schriftlichen Teil der Ersten Staatsprüfung Zivilrecht: Öffentliches Recht: Strafrecht = 3:2:1. 1 2
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§ 10 Fragen und Lösungen
Monate 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
Gebiet 1 BGB AT BGB AT SchuldR AT SchuldR AT SchuldR AT/Sachenrecht SchuldR BT SchuldR BT SchuldR BT ZPO – Familienrecht Erbrecht
Gebiet 2 StrafR AT StrafR AT Sachenrecht Sachenrecht Handels-/GesellschR Handels-/GesellschR StPO ZPO StrafR BT Frei StrafR BT StrafR BT
Gebiet 3 Staatsorganisationsrecht Grundrechte Grundrechte VerwaltungsR AT VerwaltungsR AT Polizei-/SicherheitsR Kommunalrecht Baurecht VwGO – Europarecht Arbeitsrecht
Freilich kann dies nur ein Vorschlag sein; so hängt die Vorbereitungszeit für die jeweiligen Fächer auch davon ab, wie sicher Sie sich in den einzelnen Bereichen schon fühlen bzw. wo Sie noch Lücken sehen. Auch erscheint es sinnvoll, sofern Sie ein Repetitorium oder Examinatorium besuchen, Ihren Vorbereitungsplan mit diesem abzustimmen.
§ 2 Falllösung und Klausur 3
Frage: Kipp’sche Doppelwirkung: Der 17-jährige V, der keine Ahnung von Antiquitäten hat, hat von seiner jüngst verstorbenen Großmutter einen alten Renaissanceschrank geerbt, der etwa 50.000 € Wert ist. V verkauft ihn an den Antiquitätenhändler K für 4.000 €, weil K den V arglistig über Alter und Wert des Schrankes getäuscht hat. K verkauft den Schrank an D weiter. D weiß von der arglistigen Täuschung, nicht dagegen von der Minderjährigkeit des V. Entwickeln Sie selbst eine Sachverhaltsskizze. Antwort: Skizze für die Kipp’sche Doppelwirkung §§ 123, 142 BGB §§ 104 ff. BGB 17-jähriger Verkäufer V
§ 985 BGB?
Käufer K §§ 929, 932 BGB § 142 Abs. 2 BGB? Dritter D – kennt arglistige Täuschung, § 123 BGB (+), nicht aber Minderjährigkeit des V, §§ 104 ff. BGB (–) Dritter D
Beispiele zur Vertiefung der §§ 1–9
215
Herausgabeanspruch des V gegenüber dem D nach § 985 BGB I. Besitz des D (+) II. Eigentum des K 1. Ursprünglich (+) 2. Eigentumsverlust durch Übereignung des V an K und K an D hier: Übereignung K – D § 929 BGB a) Einigung b) Übergabe c) Einigsein im Zeitpunkt der Übergabe d) Berechtigung – Eigentumsverlust durch Übereignung V an K (–), weil Rechtsgeschäft wegen Minderjährigkeit unwirksam war, §§ 107 ff. BGB e) Erwerb vom Nichtberechtigten Jedoch könnte D dann über die Gutglaubensvorschriften nach §§ 929, 932 BGB gutgläubig Eigentum erworben haben. aa) D war gutgläubig gem. § 932 BGB, weil er die Minderjährigkeit des V und damit die Nichtigkeit des Kaufvertrages nicht kannte. bb) § 142 Abs. 2 BGB bestimmt, dass ein Dritter, wenn er die Anfechtbarkeit des Verfügungsgeschäftes kannte oder kennen musste, sich so behandeln lassen muss, als hätte er die Nichtigkeit des Rechtsgeschäftes gekannt oder hätte diese kennen müssen. § 142 Abs. 2 BGB erweitert damit den Fall der Bösgläubigkeit nach § 932 Abs. 2 BGB. Bösgläubig ist nicht nur derjenige, der die Nichteigentümerstellung im Sinne von § 932 Abs. 2 BGB kennt, sondern auch bereits derjenige, der die Anfechtbarkeit des Rechtsgeschäftes kennt oder kennen musste. Im vorliegenden Fall war D bösgläubig im Sinne von § 142 Abs. 2 BGB, weil er die Arglist des V und damit die Anfechtbarkeit des Rechtsgeschäftes kannte. cc) § 142 Abs. 2 BGB gilt aber nur, wenn V gegenüber K anfechten darf! Eigentlich wäre eine solche Anfechtung logisch überflüssig, weil die dingliche Übereignung von V an K schon wegen der Minderjährigkeit des V nichtig ist. Hier ist der Minderjährige aber schützenswert, so dass die Anfechtung des nichtigen Geschäftes durchgreifen muss.4
§ 3 Juristische Argumentation Frage: Ihre Eltern fragen Sie nach den Vor- und Nachteilen eines Auslandssemes- 4 ters (§ 3 Rn. 4 ff.). Welches der beiden Statements ist überzeugender und warum? Entwerfen Sie hierzu eine Graphik.
_________________________________________________________________________________ 4 Zur Kipp’schen Lehre von der Doppelwirkung s. Kipp, in: FS von Martitz, 1911, S. 211 ff.; Fikentscher, Methoden des Rechts, Bd. IV, 1977, S. 363; Palandt/Ellenberger, BGB, 77. Aufl. 2018, vor § 104 Rn. 35.
216
§ 10 Fragen und Lösungen
A.
Ausland
Nachteile
Vorteile
Sprache
nicht examensrelevant
Rechtsordnungen
längeres Studium
FAZIT
B.
Ausland
Kultur
Sprache
5
Wichtig?
andere Rechtsordnung
Riesenspaß?
kaum gebrauchen
Frage: Spieleisenbahnfall: Dürfen die Eltern ihrem fünfjährigen Sohn zu Weihnachten eine Spielzeugeisenbahn schenken? Benutzen Sie das argumentum ad absurdum, um den Anwendungsbereich des § 181 BGB zu begrenzen. Antwort: Es wäre absurd, wenn Eltern bei Weihnachtsgeschenken an ihre fünfjährigen Kinder einen Vormund oder das Vormundschaftsgericht bestellen müssten. Hinter jedem Weihnachtsbaum müsste ein Vormund stehen, um zu verhindern, dass am Weihnachtstag unwirksame Schenkungsverträge abgeschlossen würden. Deshalb formuliert der BGH: „… Ähnlich hält auch § 107 BGB den Minderjährigen bei einer Willenserklärung, durch die er lediglich einen rechtlichen Vorteil erlangt, nicht für schutzbedürftig. Im Gegensatz hierzu müsste eine am Wortlaut des § 181 BGB haftende Auslegung dazu führen, dass Eltern Geschenke, die sie ihren geschäftsunfähigen Kindern machen, nicht in deren Vertretung wirksam annehmen können. Dieses überwiegend als lebensfremd abgelehnte Ergebnis lässt sich ohne gezwungene, den Kern nicht treffende Begründungen nur vermeiden, wenn die Vorschrift von vornherein nicht angewandt wird, weil der besorgte Interessenkonflikt bei der ausschließlichen Zuwendung eines rechtlichen Vorteils nach der allgemeinen Natur eines solchen Geschäfts nicht entstehen kann und der Vertretene, den die Norm schützen will, im Ergebnis nur benachteiligt würde.“5 _________________________________________________________________________________ 5
BGH, Urt. v. 27.9.1972, IV ZR 225/69, BGHZ 59, 236, 240 (Kursivstellung durch den Autor).
Beispiele zur Vertiefung der §§ 1–9
217
Frage: Wirtsfall: Muss der Wirt neben der Toilette die Kellertür sichern, wenn 6 sich hinter der Kellertür eine steil abfallende Treppe befindet? Kann der Gast dann Schadensersatz verlangen, wenn er die Treppe hinunterstürzt? Antwort: Der Wirt schafft eine Gefahrenquelle, in dem er Alkohol an Gäste ausschenkt. Aus diesem Ausschank zieht der Wirt auch unmittelbar einen wirtschaftlichen Vorteil. Er muss damit rechnen, dass die Aufmerksamkeit der Gäste durch den Alkoholkonsum reduziert ist. Die Gäste können umgekehrt erwarten, dass sich in öffentlichen Räumen keine besonderen Gefahren verbergen. Durch das Absperren der Tür wäre es dem Wirt unschwer möglich gewesen, die Gefahr zu vermeiden. Der Gastwirt haftet und hat den Schaden zu ersetzen.6 Frage: Vertiefungsfall – Sachbeschädigung: Liegt eine Sachbeschädigung gem. 7 § 303 StGB vor beim Abmontieren eines Spülbeckens, Ablassen der Luft eines Fahrrades, Verunreinigen eines Briefkastens, Entfernen und Beseitigen des Fahnentuchs von der Stange und beim Auseinanderbauen einer Uhr? Antwort: Eine Sachbeschädigung liegt vor, wenn der bestimmungsgemäße Gebrauch einer Sache zu einem bestimmten Zweck beeinträchtigt wird; ein Eingriff in die Substanz ist nicht erforderlich. Der Schutz knüpft an das zu respektierende Gebrauchsinteresse an. In den vorliegenden Fällen ist damit eine Sachbeschädigung gegeben.7 Frage: Partnervermittlungsvertrag: Fallen Partnervermittlungsverträge unter 8 § 656 BGB? Antwort: Der BGH bejaht eine Analogie, weil § 656 BGB bezwecke, dass die Intimsphäre nicht vor Gericht ausgebreitet werden soll. Das schützenswerte Diskretionsbedürfnis gelte als Normzweck sowohl für Heirats- als auch Partnerschaftsverträge.8 In der Literatur wurde der BGH scharf angegriffen. Durch Ausschluss der Öffentlichkeit gem. § 171b Abs. 2 GVG könne den Belangen des Kunden im Prozess Rechnung getragen werden. Auch jetzt würden bei Scheidungsprozessen persönliche Dinge vorgebracht. Normzweck des § 656 BGB sei der höhere Rechtsschutz des Kunden, weil der Heiratsmakler seinen Maklerlohn nicht einklagen könne. In der Praxis würde dieser Rechtsschutz aber durch Vorauskasse in sein Gegenteil verkehrt. Durch die Analogie würde jetzt der Rechtsschutz des Kunden verringert und nicht erhöht, weil künftig auch bei Partnerschaftsvermittlungsverträgen Vorauskasse verlangt werde.9
§ 4 Juristischer Stil Frage: Vereinfachen Sie folgenden Leitsatz des EuGH: 9 Art. 7 Richtlinie 90/314/EWG des Rates vom 13.6.1990 über Pauschalreisen ist dahin auszulegen, dass ein Sachverhalt, bei dem ein Pauschalreisender, der seine Unterbringungskosten vor der Reise an den Veranstalter gezahlt hat, aufgrund von des_________________________________________________________________________________
BGH, Urt. v. 9.2.1988, VI ZR 48/87, NJW 1988, 1588 f. Satzger/Schluckebier/Widmaier/Saliger, StGB, 3. Aufl. 2016, § 303 Rn. 9 f. 8 BGH, Urt. v. 11.7.1990, IV ZR 160/89, BGHZ 112, 122, 126 – Anwendung des § 656 BGB auf Partnerschaftsvermittlungsverträge 9 Butz, NJW 1990, 2250, 2252; vertiefend Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 5 Rn. 75 ff. 6 7
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§ 10 Fragen und Lösungen
sen Zahlungsunfähigkeit gezwungen ist, diese Kosten noch einmal gegenüber dem Hotelier zu begleichen, weil er anderenfalls nicht das Hotel verlassen könnte, um seinen Rückflug anzutreten, unter dem Gesichtspunkt der Erstattung der gezahlten Beträge in den Geltungsbereich dieses Artikels fällt. („Schlagender Hotelier“)10 Antwort: Schlagender Hotelier: (1) Art. 7 Richtlinie 90/314/EWG des Rates v. 13.6.1990 über Pauschalreisen ordnet an, dass im Fall der Zahlungsunfähigkeit oder des Konkurses eines Reiseunternehmens die Erstattung der vom Verbraucher gezahlten Beträge und dessen Rückreise sichergestellt sind. (2) Muss der Verbraucher weitere Aufwendungen tätigen, um seine Abreise zu ermöglichen, so sind auch diese gem. Art. 7 erstattungsfähig. (3) Dazu gehören auch die Hotelkosten, die er ein zweites Mal begleicht, wenn ihn der Hotelier mit Gewalt am Verlassen des Hotels hindern will. 10
Frage: Vereinfachen Sie folgenden Absatz: „Zusätzlich dazu, dass eine Kritik, wo auch immer sie ansetzt, nur begrenzt bis gar nicht überzeugend gegen eine cic-Dritthaftung auch auf die Haftung der Wirtschaftsprüfer gegenüber Kapitalanlegern angeführt werden kann, überwiegen die Vorteile dieser Haftungsbegründung.“ Antwort: Die Kritik gegen eine cic-Dritthaftung bei Wirtschaftsprüfern gegenüber Kapitalanlegern ist wenig überzeugend. Hier überwiegen die zahlreichen Vorteile dieser Haftungsgrundlage.
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Frage: Vereinfachen Sie folgende Sätze: „Jedoch ist trotzdem abschließend festzustellen, dass die Durchführung des Mediationsverfahrens, so sinnvoll und zukunftsorientiert es auch sein mag, nicht in allen Bereichen des Familienrechts angewendet werden sollte, bzw. es in manchen Bereichen zu Problemen kommen könnte. Bezug nehmend auf schon oben angedeutete Problembereiche, soll hier zusammengefasst abschließend Stellung genommen werden.“ Antwort: „Das Mediationsverfahren ist nicht in allen Bereichen des Familienrechts sinnvoll.“
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Frage: Erklären Sie § 307 Abs. 3 BGB: (1) Bestimmungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind unwirksam, wenn sie den Vertragspartner des Verwenders entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligen. Eine unangemessene Benachteiligung kann sich auch daraus ergeben, dass die Bestimmung nicht klar und verständlich ist. (2) Eine unangemessene Benachteiligung ist im Zweifel anzunehmen, wenn eine Bestimmung 1. mit wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelung, von der abgewichen wird, nicht zu vereinbaren ist, oder 2. wesentliche Rechte oder Pflichten, die sich aus der Natur des Vertrags ergeben, so einschränkt, dass die Erreichung des Vertragszwecks gefährdet ist. (3) Die Absätze 1 und Absatz 2 sowie die §§ 308 und 309 gelten nur für Bestimmungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen, durch die von Rechtsvorschriften abweichende oder diese ergänzende Regelungen vereinbart werden. Andere Bestimmungen können nach Absatz 1 Satz 2 in Verbindung mit Absatz 1 Satz 1 unwirksam sein.
_________________________________________________________________________________ 10
EuGH, Urt. v. 14.5.1998, C-364/96, EU:C:1998:226.
Beispiele zur Vertiefung der §§ 1–9
219
Antwort: Gemeint ist folgendes: 1. AGB-Klauseln betreffen regelmäßig nur die Nebenbestimmungen eines Vertrages, die accidentalia negotii. Ausnahmsweise können aber auch Klauseln, die sich auf Preis oder Gegenstand der Sache beziehen (die sog. essentialia negotii), auf ihre Missbräuchlichkeit hin überprüft werden, wenn sie unklar formuliert sind. So kann die undurchschaubare Regelung über den Umfang eines ärztlichen Honorars dem Transparenzgebot unterliegen.11 Weitgehend klar formuliert dies Art. 4 Abs. 2 AGB-RiL 93/13/EWG12: Die Beurteilung der Missbräuchlichkeit der Klauseln betrifft weder den Hauptgegenstand des Vertrages noch die Angemessenheit zwischen dem Preis bzw. dem Entgelt und den Dienstleistungen bzw. den Gütern, die die Gegenleistung darstellen, sofern diese Klauseln klar und verständlich abgefasst sind. Umgekehrt bedeutet dies: Sollten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht klar und verständlich abgefasst sein, können auch die Klauseln, welche die Sache selbst oder den Preis betreffen (die essentialia negotii), einer AGB-Kontrolle unterzogen werden. 2. Im deutschen Recht erschließt sich dieses Transparenzprinzip dem Leser nur mühsam. a) Grundsatz: § 307 Abs. 3 S. 1 BGB Die Absätze 1 und 2 (…) gelten nur für Bestimmungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen, durch die von Rechtsvorschriften abweichende oder diese ergänzende Regelungen vereinbart werden. b) Folgerungen: Der AGB-Kontrolle unterliegen nur sog. Nebenbestimmungen, wie Erfüllungsort, Lieferzeit, Gewährleistungsrechte, nicht aber die Sache selbst und der Preis (die sog. essentialia negotii). c) Ausnahmsweise gilt das Transparenzgebot auch für die essentialia negotii: § 307 Abs. 3 S. 2 BGB: Andere Bestimmungen können nach Absatz 1 Satz 2 in Verbindung mit Absatz 1 Satz 1 unwirksam sein. Mit der komplizierten Verweisungstechnik bleibt dem Bürger oder auch dem juristischen Anfänger verborgen, dass sich eine Kontrolle auch auf die Hauptbestandteile eines Vertrages beziehen kann. Eine solche Umsetzung widerspricht den Vorgaben des EuGH, wonach Richtlinien eindeutig und klar von den Mitgliedstaaten in das nationale Recht umgesetzt werden müssen.13 Weick schließt resigniert mit den Worten: „Man wird an schlechtes Regietheater der 60er und 70er Jahre erinnert, in dem gute Textvorlagen verhackstückt und nach dem modernistischen Geschmack der Regisseure neu arrangiert wurden. Das Publikum reagierte mit Abonnementverzicht oder vorzeitigem Verlassen der Aufführung. Leider ist Entsprechendes bei Gesetzen nicht möglich.“14 Frage: Die Formulierung: „für die richtigere Ansicht spricht …“ ist gleich doppelt 13 falsch. Warum? Antwort: „Richtig“ und „falsch“ bilden einen kontradiktorischen Gegensatz, so dass es eine Steigerung von „richtig“ nicht gibt. Zudem sind bei Rechtsstreitigkeiten _________________________________________________________________________________
LG Berlin, Urt. v. 5.10.1990, 6 S 5/90, NJW 1991, 1554, 1555. Artikel 4 Abs. 2 der AGB-RiL 93/13/EWG v. 5.4.1993, ABl. Nr. L 95, S. 39. Zur deutschen Umsetzung kritisch auch Möllers, JZ 2002, 121, 128. 13 EuGH, Urt. v. 18.1.2001, C-162/99, EU:C:2001:35, Rn. 22; hierzu Möllers, Juristische Methodenlehre, 2017, § 8 Rn. 104 ff. 14 Weick, JZ 2002, 442, 445. 11 12
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§ 10 Fragen und Lösungen
sehr oft beide Ansichten vertretbar; die Gegenansicht dann als „falsch“ abzutun, ist folglich unzutreffend (und oft auch überheblich). 14
Frage: Versuchen Sie folgenden Text sprachlich zu überarbeiten und zu kürzen. Benutzen Sie dabei die im Duden vorgegebenen Korrekturzeichen. Antwort:
§ 5 Juristische Recherche in Bibliotheken und mit dem Computer 15
Übungsbeispiele: Suchen Sie ein Urteil, eine Literaturstelle und ein Gesetz: (1) Wo findet sich der Herrenreiterfall? (2) Wie heißt das vollständige Zitat des Beitrages von Fleischer über Behavioral Law? (3) Suchen Sie die Rasenmäherverordnung. Antworten: (1) Über www.google.de findet sich zwar nicht die einschlägige Entscheidung, aber ein Hinweis auf BGHZ 26, 349. Das Urteil lässt sich dann über den einschlägigen Band oder die CD-ROM der Amtlichen Sammlung BGHZ finden.
Beispiele zur Vertiefung der §§ 1–9
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Die Fundstelle lautet: BGH, Urt. v. 14.2.1958, I ZR 151/56, BGHZ 26, 349 – Herrenreiter. (2) Hier kommt man mit www.google.de nicht unmittelbar weiter, wenn man nach „Fleischer“ und „Behavioral Law“ sucht. Leider hilft hier auch der Karlsruher Virtuelle Katalog (http://kvk.bibliothek.kit. edu) oder die Suche über JURIS nicht weiter. Die Internetsuche verlangt eine gewisse Kreativität. Viele Professoren haben eine Liste ihre Veröffentlichungen auf der Webseite ihres Lehrstuhls eingestellt. Prof. Fleischer ist MPI-Direktor in Hamburg (www.mpipriv.de). Um Prof. Fleischer zu finden, hilft das Mitgliederverzeichnis der Zivilrechtslehrervereinigung. Dort finden sich die Adressen von nahezu allen zivilrechtlichen Professoren (www.zlv-info.de). Das Vollzitat lautet dann: Holger Fleischer, Behavioral Law and Economics, in: Wirtschafts- und Privatrecht im Spannungsfeld von Privatautonomie, Wettbewerb und Regulierung, Festschrift für Ulrich Immenga, Tübingen 2004, S. 575–587. (3) Am schwierigsten gestaltet sich die Suche nach der Rasenmäherverordnung. Sie findet sich nicht im Internet und auch nicht im Sartorius I. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn es gibt sie nicht mehr. Die Rasenmäherverordnung war die 8. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) zum Bundesimmissionsschutzgesetz. Die 8. BImSchV ist in der Zwischenzeit aufgehoben worden und durch die 32. BImSchV v. 29.8.2001, BGBl. I S. 3478, die Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung, ersetzt worden. Diese findet sich beispielsweise im Internet bei Beck-Online, sowie im neu erschienenen Sartorius I-Ergänzungsband.
§ 6 Die einschlägigen Zitierregeln Frage: Wie zitieren Sie Art. 72 Kotierungsreglement der Schweizer Börse?
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Antwort: Sie finden dieses private Regelwerk auf der Webseite der Schweizer Börse. Das Zitat lautet dann: Kotierungsreglement der Schweizerischen Börse v. 6/2015 abrufbar unter www. six-exchange-regulation.com/dam/downloads/regulation/admission-manual/listingrules/03_01-LR_de. pdf. Frage: Wie unterscheiden sich die Angaben einer Literaturquelle in der Fußnote 17 und im Literaturverzeichnis? Antwort: In Fußnoten enthält das Zitat der Rechtsliteratur folgende Angaben: Nachname des Autors, Titel, Fundstelle, Auflage, Erscheinungsjahr. Im Literaturverzeichnis finden sich Vor- und Nachname, Titel mit Untertitel, Bandzahl, Auflage, Erscheinungsort und Erscheinungsjahr. In das Literaturverzeichnis sind bestimmte Angaben nicht aufzunehmen. Gesetzestexte oder Rechtsprechung gehören nicht in ein Literaturverzeichnis. Die Untergliederung in Monographien, Aufsätze und Sammelbände findet man zwar immer wieder; sie ist aber unüblich. Die ISBN-Nummer, den Verlag oder die Schriftenreihe, in der das Werk erschienen ist, nennt man ebenfalls nicht.
§ 9 Präsentation – Rhetorische Fähigkeiten für Vortrag und mündliche Prüfung Eine Mind Map als Merkhilfe für eine frei vorgetragene Rede findet sich ähnlich 18 bei Franck.15 _________________________________________________________________________________ 15
Franck, Rhetorik für Wissenschaftler, 2001, S. 64.
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§ 10 Fragen und Lösungen Begrüßen Mind Map
Interesse wecken Überblick geben
Manuskript
Stichworte Ausformuliert
Zusammenhänge herstellen
Anfang
Zusammensetzung, Vorkenntnisse
Nutzen hervorheben Struktur Anschaulich
Vortrag vorbereiten
ZuhörerInnen
Auffassungen zum Thema
Strukturiert Hauptteil
Verständlich
Überblick geben Ziel
Taking-home-message Zusammenfassung
Schluss
Schlussfolgerung Ausblick Motto
NEUE SEITE QQQ
Erwartungen
Listenplatz 1 Neues bekannt machen usw.
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Beispiele zur Vertiefung der §§ 1–9
Anhang 1 Wissenschaftliches Arbeiten
Anhang 1 – Wissenschaftliches Arbeiten Anhang 1 – Wissenschaftliches Arbeiten
Wissenschaftliches Arbeiten (§ 1 Rn. 7) basiert auf der Grundlage umfangreicher 1 Literaturauswertung und der Herausarbeitung der konkreten Fragestellung. Ein klarer gedanklicher Aufbau und die Herausarbeitung einer präzisen Gliederung sind hierfür unerlässlich. Neben der richtigen Schwerpunktsetzung ist für die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit weiter entscheidend, dass Sie die Regeln der juristischen Methodik beherrschen und anwenden. Nur dann gelingt es Ihnen, einen eigenen Lösungsansatz zu entwickeln. Ihre Gedanken müssen Sie auch klar und präzise aufbauen, formulieren und begründen. Hierbei ist auch Kreativität gefragt. Abschließend gilt es, die Regeln des Zitierens zu erlernen und zu beachten. Die folgende Mind Map gibt Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Ar- 2 beitsschritte wissenschaftlichen Arbeitens:
Korrektes Zitieren der einschlägigen Rechtsquellen
Prägnanz und Stringenz (Stil, Klarheit, Begründungstiefe, Originalität) Entwickeln von eigenen Rechtslösungen mit Hilfe der Juristischen Methodenlehre und der Rechtsdogmatik (§ 8 Rn. 3 ff.)
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Sorgfältige Auswertung und Wiedergabe des jetzigen Rechtszustandes Herausarbeitung der Fragestellung
Wissenschaftliches Arbeiten
Voraus-Denken Nach-Denken Hinaus-Denken (Lerche) (§ 3 Rn. 36 ff.)
Schwerpunktsetzung wie im Fußball: dorthin gehen, wo es weh tut (Mülbert)
Bewertung von
Rechtsansichten
Objektives Begründen: →Begründungstiefe →Qualität der Argumente
224
Wichtige Internetadressen für die juristische Recherche
Anhang 2 Wichtige Internetadressen für die juristische Recherche Anhang 2 – Wichtige Internetadressen für die juristische Recherche Anhang 2 – Wichtige Internetadressen für die juristische Recherche
Jeder (angehende) Jurist sollte in der Lage sein, mit der Bibliothek und dem Internet die für ihn einschlägigen Rechtstexte zu finden (§ 4). Nachfolgend sind einige wichtige Internetadressen aufgeführt, die den Einstieg in die juristische Recherche erleichtern sollen. Es sei vor allem auf Beck-Online und Juris hingewiesen, die zwar kostenpflichtig sind, jedoch eine nahezu umfassende Suche ermöglichen. Um die Recherche effizienter zu machen, empfiehlt es sich, die wichtigsten Links 4 in einem Ordner zu sammeln und als Favoriten im Internet-Browser zu speichern. Dazu geben Sie in Ihrem Browser (z. B. Firefox oder Internet Explorer) einfach den gewünschten Link ein und wählen dann im Menüband den Punkt „Lesezeichen“ aus. Dort können Sie den Link entweder schnell erkennbar in der Symbolleiste oder in der Linkliste abspeichern. So können Sie deutlich schneller und problemloser auf die jeweiligen juristischen Quellen zugreifen. 3
5
I. Datenbanken Allgemein (Gesetze, Rechtsprechung, Rechtsliteratur)
www.juris.de (§ 5 Rn. 10) Umfassende Datenbank v. a. mit aktuellen Aufsätzen, Entscheidungen und Gesetzen. www.beck-online.de (§ 5 Rn. 11) Umfassende Datenbank des C. H. Beck-Verlages v. a. mit aktuellen Aufsätzen, Kommentaren und Gesetzen. www.jurion.de (§ 5 Rn. 12) Umfassende Datenbank zum deutschen Recht. www.eur-lex.europa.eu (§ 5 Rn. 13) Kostenfreie umfassende Datenbank zum gesamten Europäischen Recht. www.kapitalmarktrecht-im-internet.de oder kurz: www.caplaw.de (§ 5 Rn. 14) Kostenfreie Datenbank zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts-, Kapitalmarkt- und Wettbewerbsrecht. www.westlawnext.com (§ 5 Rn. 16) www.heinonline.org (§ 5 Rn. 18) www.lexisnexis.com (§ 5 Rn. 19) Datenbanken zum US-amerikanischen Recht.
II. Nationales Recht
225
II. Nationales Recht Gesetze: www.gesetze-im-internet.de (§ 5 Rn. 33) Aktuelle Bundesgesetze, Artikelgesetze und Verordnungen. www.dejure.org (§ 5 Rn. 33) Informationen über Gesetze und Rechtsprechung zum europäischen, deutschen und baden-württembergischen Recht. www.kapitalmarktrecht-im-internet.de oder kurz: www.caplaw.de (§ 5 Rn. 14) Gesetze zum deutschen und europäischen Gesellschafts-, Kapitalmarkt- und Wettbewerbsrecht. www.bgbl.de (§ 5 Rn. 30) Sämtliche Bundesgesetzblätter seit 1949. www.bundestag.de/dokumente/drucksachen/index.html (§ 5 Rn. 35) Sämtliche Bundestagsdrucksachen (Gesetzesentwürfe, Anträge, Berichte etc.) seit dem 14.12.1976. dip.bundestag.de (Informationsdienst des Deutschen Bundestages) (§ 5 Rn. 35) Dokumente zur deutschen Gesetzgebung.
Rechtsprechung: Auf den Seiten der Bundesgerichte und den europäischen Gerichten finden sich die Entscheidungen im Original und Pressemitteilungen (§ 5 Rn. 51). (Linkliste unter: archiv.jura.uni-saarland.de/internet/gericht.html) www.bundesgerichtshof.de www.bundesverwaltungsgericht.de www.bundesarbeitsgericht.de www.lexetius.com
www.bundesverfassungsgericht.de www.bundesfinanzhof.de www.bundessozialgericht.de
Umfangreiche Sammlung höchstrichterlicher Rechtsprechung.
Rechtsliteratur: http://kvk.bibliothek.kit.edu (§ 5 Rn. 73) Virtueller Katalog zum Nachweis von mehr als 60 Mio. Büchern und Zeitschriften in Bibliotheks- und Buchhandelskatalogen weltweit. www.zjs-online.com (§ 5 Rn. 76) Kostenlose Onlinezeitschrift vornehmlich für Studenten. www.ssrn.com (Social Science Research Network) (§ 5 Rn. 68) Umfangreiche Datenbank mit überwiegend US-amerikanischen Publikationen. http://books.google.de (§ 5 Rn. 77) Virtuelle Bibliothek mit Zugriff auf über sieben Mio. Bücher (gescannt). www.subito-doc.de (§ 5 Rn. 76) Dokumentlieferdienst internationaler Bibliotheken. Benutzer können Kopien von Zeitschriftenaufsätzen sowie Teile aus Büchern recherchieren und bestellen.
6
226
Anhang 2 – Wichtige Internetadressen für die juristische Recherche
III. Europäisches Recht
7
www.eur-lex.europa.eu/de/index.htm (§ 5 Rn. 13) Umfassende Datenbank zum gesamten europäischen Recht. www.curia.europa.eu (Entscheidungen) (§ 5 Rn. 43) Seite des EuGH mit Entscheidungen sämtlicher europäischer Gerichte (EuGH, EuG, EuGöD) seit dem 17.6.1997. www.eur-lex.europa.eu/collection/legislative-procedures.html (§ 5 Rn. 13) Umfassende Datenbank mit europäischen Gesetzesmaterialien (KOM- und SEK- Dokumente). www.kapitalmarktrecht-im-internet.de oder kurz: www.caplaw.de (§ 5 Rn. 14) Datenbank zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts-, Kapitalmarktund Wettbewerbsrecht.
8
IV. Ausländisches Recht (§ 5 Rn. 39 und 53) www.vfgh.gv.at (Österreich) www.bger.ch (Schweiz) www.courdecassation.fr (Frankreich) www.gov.uk/government/organisations/hm-courts-and-tribunalsservice(England) www.uscourts.gov/court_locator.aspx (USA) www.supremecourt.gov (USA) www.law.cornell.edu (USA) www.hcourt.gov.au (Australien)
NEUE SEITE QQQ
227
I. Zitieren in den Fußnoten
Anhang 3 Überblick über die wichtigsten Zitierregeln Anhang 3 – Überblick über die wichtigsten Zitierregeln Die folgenden Ausführungen sollen Ihnen anhand von Beispielen einen Überblick über die wichtigsten Zitierregeln geben. Jedes Zitat ist mit einem Punkt abzuschließen. Wenn Sie mehrere Quellennachweise in einer Fußnote angeben, trennen Sie diese mit einem Semikolon voneinander ab. Die genaue Beschreibung der Zitierregeln finden Sie in § 6.
I. Zitieren in den Fußnoten 1. Gesetze a) Europäische Gesetze (§ 6 Rn. 47 f.)
9
Richtlinie oder Verordnung
Fundstelle Amtsblatt
Richtlinie 2011/83/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Oktober 2011 über die Rechte der Verbraucher, zur Abänderung der Richtlinie 93/13/EWG des Rates und der Richtlinie 1999/44/EG des Europäischen Parlaments und des Rates sowie zur Aufhebung der Richtlinie 85/577/EWG des Rates und der Richtlinie 97/7/EG des Europäischen Parlaments und des Rates,
ABl. Nr. L 304 v. 22.11.2011, S. 64.
Verordnung (EU) Nr. 648/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. Juli 2012 über OTC-Derivate, zentrale Gegenparteien und Transaktionsregister,
ABl. Nr. L 201 v. 27.7.2012, S. 1.
b) Nationale Gesetze (§ 6 Rn. 49 ff.)
10
Gesetzesname (amtliche Bezeichnung und Abkürzung)
Datum
Fundstelle Bundesgesetzblatt
Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB)
v. 4.7.2013,
BGBl. I, S. 1981.
Neufassung des Gesetzes über den Wertpapierhandel (Wertpapierhandelsgesetz – WpHG)
v. 9.9.1998,
BGBl. I, S. 2708.
c) Rechtsnormen (§ 6 Rn. 54) § 812 Abs. 1 S. 1 Alt. 1 BGB. Artt. 2 Abs. 1 i. V. m. 1 Abs. 1 GG (Allgemeines Persönlichkeitsrecht). Artikel 2 Abs. 2 lit. d) Spiegelstrich 1 Richtlinie 1999/144/EG des Europäischen Parlaments und des Rates v. 25.5.1999 zu bestimmten Aspekten des Verbrauchsgüterkaufs und der Garantien für Verbrauchsgüter, ABl. Nr. L 171, S. 12.
11
228
Überblick über die wichtigsten Zitierregeln
2. Gesetzgebungsmaterialien 12 a) Europäische Gesetzgebungsmaterialien (§ 6 Rn. 55) Titel
Datum
KOM/SEK/Slg. (Jahreszahl)
Vorschlag der Kommission v. 17.7.1998, zur Änderung der Richtlinie 85/611/EWG (OGAW)
KOM
Nummer Fundstelle
(1998)
449 endg.,
S. 2, 12.
(2011)
1355 endg.,
S. 3.
Drs.
Nummer
Fundstelle
Gesetzesentwurf der Bundesregiev. 6.2.2013, BTrung, Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFMUmsetzungsgesetz – AIFM-UmsG)
Drs.
17/12294,
S. 100.
Stellungnahme des Bundesrates, v. 1.2.2013, BREntwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFM-Umsetzungsgesetz – AIFM-UmsG)
Drs.
791/12(B),
S. 10.
Arbeitsdokument der v. 15.11.2011, SEK Kommissionsdienststellen, Begleitunterlagen zum Vorschlag für eine Verordnung zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1060/2009 über Ratingagenturen und zum Vorschlag für eine Richtlinie zur Änderung der Richtlinie 2009/65/EG zur Koordinierung der Rechtsund Verwaltungsvorschriften betreffend bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW) und der Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds
13 b) Nationale Gesetzgebungsmaterialien (§ 6 Rn. 56) Titel
Datum
Organ
3. Entscheidungen 14 a) Europäische und internationale Entscheidungen (§ 6 Rn. 59)
Sofern die Entscheidungen noch in der Amtlichen Sammlung veröffentlicht sind, besteht die Möglichkeit nach dieser zu zitieren.
229
I. Zitieren in den Fußnoten Gericht Datum
Rechtssache Sammlung
Fundstelle
– Schlagwort
EuGH,
Urt. v. 30.9.2003,
C-224/01,
Slg. 2003,
I-10 239 Rn. 42
– Köbler.
EuG,
Beschl. v. 22.4.2009,
T-217/08,
Slg. 2009,
II-41
– Milchviehhalter.
Sie können bei Europäischen Entscheidungen auch noch die Parteien in Klammern nach Angabe des Entscheidungsdatums angeben. Gericht Datum
Rechtssache
EuGH, Urt. v. C-463/00, 13.5.2003
(Parteien)
Sammlung
Fundstelle
(Kommission/ Königreich Spanien),
Slg. 2003,
I-04 581 Rn. 13
– Schlagwort – Golden Shares IV.
Die neue Zitierweise nach dem ECLI lautet wie folgt:
15
Gericht Datum
Rechtssache
ECLI
Fundstelle
– Schlagwort
EuGH,
Urt. v. 12.7.2005,
C-403/03,
EU:C:2005:446,
Rn. 42
– Schrempp.
EuGH,
Urt. v. 15.7.1964,
6/64,
EU:C:1964:66,
Slg. 1964, – Cos1259, 1269 ta/E. N. E. L.
10249/03,
CE:ECHR:2009:0917J Rn. 104 ff. UD001024903,
EGMR, Urt. v. 17.9.2009,
– Scoppola v. Italien.
Schlussanträge des Generalanwalts werden unter Nennung der Rechtssache und 16 der Fundstelle zitiert. Name und Rechtssache
Datum
Sammlung
Fundstelle
Schlussanträge der Generalanwältin
v. 7.7.2011,
Slg. 2011, I-1157,
Rn. 2.
Name und Rechtssache
Datum
ECLI
Fundstelle
Schlussanträge der Generalanwältin
v. 7.7.2011,
EU:C: 2011:465,
Rn. 2.
Trstenjank zu C-214/10 (KHS/Schulte)
Oder
Trstenjank zu C-214/10 (KHS/Schulte)
b) Nationale Entscheidungen (§ 6 Rn. 65 ff.) Aktenzeichen
17
Gericht
Urt. v. Datum
Sammlung/ Fundstelle Zeitschrift
– Schlagwort
BGH,
Urt. v. 26.11.1968, VI ZR 212/66,
BGHZ 51,
– Hühnerpest.
BVerfG,
Beschl. v. 12.10.1993,
2 BvR 2134/92 u. a., BVerfGE 89,
155, 175 – Maastricht. (Juris-Rn. 70
BVerfG,
Urt. v. 30.6.2009,
2 BvE 2/08,
BVerfGE 123,
267 Rn. 8
– Lissabon.
BAG,
Urt. v. 10.6.2010,
2 AZR 541/09,
NZA 2010,
1227
– Emmely.
91, 96
230
Überblick über die wichtigsten Zitierregeln
Urteilsanmerkungen werden wie Aufsätze zitiert (s. dazu gleich Anhang 3 Rn. 23). 18 4. Rechtsliteratur
a) Grundsätzliche Zitierweise (§ 6 Rn. 77) Autor (Nachname) Titel
Auflage
Jahr
– Nur Nachnamen, abgekürzte Vornamen nur bei Verwechslungsgefahr – Schrift kursiv
– nur anzugeben, wenn mehr als eine Auflage besteht – aktuellste Auflage verwenden
– Erscheinungs- – Angabe der jahr der verkonkreten wendeten AufFundstelle lage (Bei Aufsätzen und Festschriften auch Anfangsseitenzahl) – Abschluss mit einem Punkt
– grundsätzlich gesamter Titel (ohne Untertitel)
Fundstelle
19 b) Monographien und Lehrbücher (§ 6 Rn. 78) Nachname
Titel
Auflage
Jahr
Fundstelle
Möllers,
Juristische Methodenlehre,
2017, § 14 Rn. 93.
Honsell,
Historische Argumente im Zivilrecht,
1983, S. 45.
Medicus/Petersen,
Allgemeiner Teil des BGB,
11. Aufl.
2016, Rn. 509.
Pennington,
Company Law,
8th ed.
2001, p. 34.
Bei Monographien, Fest- und Gedächtnisschriften und Sammelbänden verwenden Sie im Gegensatz zu Aufsätzen die Abkürzung „S.“ für Seite. 20 c) Sammelbände (§ 6 Rn. 79) Nachname
Titel
in:
Möllers,
Das Haftungssystem nach dem in: KAGB,
Titel
Jahr
Möllers/Kloyer, Das 2013, neue Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB),
Fundstelle S. 247, 250 ff.
21 d) Fest- und Gedächtnisschriften (§ 6 Rn. 80) Nachname
Titel
in:
Titel
Jahr
Fundstelle
Herdegen,
Präambeln im Text und Kontext von Verfassungen,
in:
FS Broermann,
2010,
S. 211, 215.
Müller,
Sittenwidrigkeit von Bürgschaften naher Angehöriger,
in:
GS Wolf,
2011,
S. 269, 271.
231
I. Zitieren in den Fußnoten
e) Kommentare (§ 6 Rn. 81 ff.)
22
Bearbeiter
in:
Titel
Auflage
Jahr
Fundstelle
Uhle,
in:
Maunz/Dürig, Grundgesetz,
53. EL.
Okt. 2008,
Art. 70 Rn. 75.
Joost,
in:
MünchKomm-BGB,
7. Aufl.
2017,
§ 854 Rn. 3.
Schilken,
in:
Staudinger, BGB,
Neubearb. 2014,
§ 181 Rn. 45.
Edelmann,
in:
Assmann/Schütze, Handbuch des Kapitalanlagerechts,
4. Aufl.
§ 4 Rn. 129.
2015,
Bei der Kurzzitierweise (insbesondere bei einbändigen Kommentaren) besteht die Möglichkeit, den Bearbeiter hinter dem Herausgeber oder Eigenname des Kommentars zu zitieren. Hrsg./Bearbeiter
Titel
Auflage
Jahr
Fundstelle
Palandt/Ellenberger,
BGB,
77. Aufl.
2018,
§ 177 Rn. 4.
f) Aufsätze und Zeitschriften (§ 6 Rn. 86 f.) Nachname
Titel
Möllers/Kastl, Das Kleinanlegerschutzgesetz, Heck,
Gesetzesauslegung und Interessenjurisprudenz,
23 Zeitschrift
Band/Jahr
Fundstelle
NZG
2015,
849, 854.
AcP
112 (1914),
1, 106.
Urteilsanmerkungen werden ebenfalls wie Aufsätze zitiert (§ 6 Rn. 72). Nachname
Titel
Zeitschrift
Band/Jahr
Fundstelle
Herchen/ Herchen,
Anm. zu BVerwG, Urt. v. 13.4.2005, 6 C 4.04,
EWiR
§ 25 WpHG 747, 748. 1/05,
g) Überregionale Zeitungen (§ 6 Rn. 88 f.)
24
Autor
Titel
Zeitung
Datum
Seite
Schultz,
Spurensuche im Graubereich,
SZ
v. 16.2.2011,
S. 2.
5. Internetquellen (§ 6 Rn. 91 ff.) Ist die Quelle auch in gedruckter Form erhältlich ist die gedruckter Version im- 25 mer bevorzugt zu zitieren. Fundstelle
Konkreter Link
Möllers, Sources of Law in European abrufbar unter Securities Regulation – Effective Re- www.ssrn.com/abstract=1725778 gulation, Soft Law and Legal Taxonomy from Lamfalussy to Larosière,
ggf. Abrufdatum (Abruf v. 20.9.2017).
232
Überblick über die wichtigsten Zitierregeln
II. Literaturverzeichnis 1. Grundsätzliche Zitierweise (§ 6 Rn. 104) 26
Autor
Titel
– Vor- und gesamter Titel Nach(mit name Untertitel) – Schrift kursiv
Auflage
Erscheinungsort
Jahr
– nur anzugeben, wenn mehr als eine Auflage besteht – aktuellste Auflage verwenden
Verlagsort angeben
– Erscheinungsjahr der verwendeten Auflage – Abschluss mit einem Punkt
Grundsätzlich geben Sie im Literaturverzeichnis zusätzlich zum Vollzitat (Autor, Titel, Auflage, Jahr, Fundstelle) auch den Vornamen, den Erscheinungsort und gegebenenfalls die Bandzahl an. Die nachfolgende Unterteilung in Monographien, Sammelbände, Aufsätze etc. dient nur der besseren Veranschaulichung der einzelnen Zitierweisen. Im tatsächlichen Literaturverzeichnis wird keine Unterteilung in diese Kategorien vorgenommen. Viel mehr werden die einzelnen Beiträge alphabetisch nach Nachname bzw. Eigennamen aufgelistet.
2. Lehrbücher, Monographien, Kommentare, Loseblatt und Handbücher (§ 6 Rn. 104 ff.)
27
Nachname, Vorname
Titel
Band
Auflage
ErscheiJahr nungsort
(zitiert als:)
Assmann, HeinzDieter/Schütze, Rolf A. (Hrsg.),
Handbuch des Kapitalanlagerechts,
4. Aufl., München 2015
(zitiert als: Bearbeiter, in: Assmann/Schütze, Handbuch des Kapitalanlagerechts, 4. Aufl. 2015).
Bader, Johann/ Ronellenfitsch, Michael (Hrsg.),
Beck’scher OnlineKommentar zum VwVfG,
37. Ed., München 1.10. 2017
(zitiert als: Bearbeiter, in: Bader/Ronellenfitsch, BeckOKVwVfG, 37. Ed. 1.10.2017).
Baums, Theodor/Thomas, Georg F./Verse, Dirk A. (Hrsg.),
Kommentar zum Bd. 1, Wertpapiererwerbsund Übernahmegesetz, Loseblatt,
12. EL., Köln
Sep. 2017
(zitiert als: Bearbeiter, in: Baums/ Thoma/Verse, WpÜG, 12. EL. Sep. 2017).
2007
(zitiert als: Bearbeiter, in: LK-StGB, 12. Aufl. 2007).
Leipziger Kommentar Strafgesetzbuch,
Bd. 1, 12. Aufl., Berlin
Laufhütte, Heinrich Wilhelm/Rissing-van Saan, Ruth/Tiedemann, Klaus (Hrsg.), Möllers, Thomas M. J.,
Juristische Methodenlehre,
München 2017.
233
II. Literaturverzeichnis Nachname, Vorname Palandt, Otto (Begr.),
Titel
Band
Bürgerliches Gesetzbuch Kommentar,
Spindler, GeKommentar zum rald/Stilz, Eberhard Aktiengesetz, (Hrsg.), Staudinger, Julius von (Begr.),
Bd. 1,
Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch mit Einführungsgesetz und Nebengesetzen, Zweites Buch, Einleitung zu §§ 241 ff., 241–243 (Treu und Glauben),
Auflage
ErscheiJahr nungsort
(zitiert als:)
77. Aufl., München 2018
(zitiert als: Palandt/Bearbeiter, BGB, 77. Aufl. 2018).
3. Aufl., München 2015
(zitiert als: Bearbeiter, in: Spindler/Stilz AktG, 3. Aufl. 2015).
Neubearb.
(zitiert als: Bearbeiter, in: Staudinger, BGB, Neubearb. 2015).
Berlin
2015
3. Sammelbände, Fest- und Gedächtnisschriften (§ 6 Rn. 107) Nachname, Vorname
Titel
Herausgeber
Titel
Erscheinungs- Fundstelle ort Erscheinungsjahr
Möllers, Thomas Zur methodischen Siekmann, Festschrift für Tübingen M. J., Arbeit mit allgemei- Helmut (Hrsg.), Theodor 2017, Baums zum nen Rechtsprinzipien – aufgezeigt am eusiebzigsten ropäischen KapitalGeburtstag, marktrecht, in: Bd. II, Kort, Michael,
Standardisierung Möllers, Thodurch Corporate mas M. J. Governance-Regeln: (Hrsg.), Rechtliche Vorgaben für die Größen und die Zusammensetzung des Aufsichtsrats, in:
28
Standardisie- Baden-Baden rung durch 2008, Markt und Recht,
S. 805–826.
S. 137–175.
4. Aufsätze (§ 6 Rn. 106) Nachname, Vorname Gsell, Beate,
Titel
Zeitschrift Band/Jahr
Fundstelle
Deliktsrechtlicher Eigentumsschutz bei weiterfressendem Mangel,
NJW
1913–1915.
2004,
29
234 Nachname, Vorname
Überblick über die wichtigsten Zitierregeln Titel
Zeitschrift Band/Jahr
Fundstelle
Heck, Philipp,
Gesetzesauslegung und Interessenjurisprudenz,
AcP
112 (1914),
1–318.
Rossi, Matthias,
Anmerkung zu BGH, Beschl. v. 10.1.2017, 5 StR 532/16,
NJW
2017,
966–969.
5. Überregionale Zeitungen (§ 6 Rn. 108) 30
Autor
Titel
Zeitung
Datum
Seite
Schultz, Tanjev,
Spurensuche im Graubereich,
SZ
v. 16.2.2011,
S. 2.
NEUE SEITE QQQ
I. Die Word Benutzeroberfläche
235
Anhang 4 12 Schritte zur Arbeit mit Microsoft Word 2013 Anhang 4 12 Schritte zur Arbeit mit Microsoft Word 2016 Anhang 4 12 Schritte zur Arbeit mit Microsoft Word 2013 Microsoft Office Word 20161 ist das wohl bekannteste und meist genutzte Text- 31 verarbeitungsprogramm. Es hält eine Menge nützlicher Funktionen bereit, die Ihnen mit einigen (überschaubaren) Grundkenntnissen das Anfertigen von juristischen Arbeiten erheblich erleichtern. Die folgenden Hinweise sollen Ihnen keine detaillierten Anwendungshinweise für 32 Microsoft Word 2016 geben; dafür gibt es Handbücher.2 Die Ausführungen sollen Ihnen vielmehr dabei helfen, ein Vorlagendokument für Ihre Haus- und Seminararbeit zu erstellen, das Sie für alle wissenschaftlichen Arbeiten im Studium verwenden können, und das alle wesentlichen Formateinstellungen und -vorlagen bereits enthält. Außerdem finden Sie noch einige nützliche Tipps für das Schreiben.
I. Die Word Benutzeroberfläche Im oberen Teil der Office-Benutzeroberfläche von Word finden Sie die sog. Regis- 33 terkarten (Datei, Start, Einfügen, Entwurf, Layout, Verweise, Sendungen, Überprüfen, Ansicht; weitere Registerkarten sind möglich und von der Programmausstattung abhängig). Wenn Sie eine Registerkarte anklicken, öffnet sich automatisch das dazugehörige Menüband, welches Ihnen den Zugriff auf alle wesentlichen Befehle ermöglicht. Das Menüband ist wiederum nach sog. Gruppen thematisch geordnet (unter der Registerkarte Start zum Beispiel: Zwischenablage, Schriftart, Absatz, Formatvorlagen etc.). Mehr Optionen der einzelnen Gruppen kann man durch einen Klick auf den Pfeil in der rechten unteren Ecke der jeweiligen Gruppe sichtbar machen – es öffnet sich ein Dialogfenster. Am linken Bildschirmrand finden Sie bei Bedarf den Navigationsbereich (Anhang 4 Rn. 44). Dort können Sie sich beispielsweise Ihre Gliederung anzeigen lassen oder nach Wörtern suchen etc. Am unteren Bildschirmrand befindet sich die Statusleiste, die Ihnen neben der Seiten- und Wortzählung auch den Zugriff zur Rechtschreibprüfung und die Spracheinstellung erlaubt. Zudem können Sie durch Verstellen des Reglers im rechten Bereich der Statusleiste den Zoomfaktor in Ihrem Dokument und damit die Ansicht ändern.
Menüband _________________________________________________________________________________ Eingetragene Marke der Microsoft Corporation. Vertiefende Hinweise finden Sie beispielsweise bei Haselier/Fahnenstich, Microsoft Office 2016 – Das Handbuch, 2015; Franz, Wissenschaftliches Arbeiten mit Word 2013, 2013. 1 2
236
12 Schritte zur Arbeit mit Microsoft Word 2016
Menüband
Gruppe
Dialogfenster öffnen
Navigationsbereich
Statusleiste
II. Erstellen einer Formatvorlage 1. Vorteile einer Formatvorlage Die Formatvorlage beinhaltet Voreinstellungen zu Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstand, Einzügen, Gliederungsebenen etc. Wenn Sie eine Formatvorlage verwenden, werden sämtliche Formatierungsmerkmale direkt auf die gewünschte Textpassage oder Überschrift angewendet. Sie müssen dann nicht etwa Schriftgröße, Schriftart und Formatierung einzeln festlegen, sondern können alle Einstellungen durch einen einzigen Schritt anpassen. Die Formatvorlage hat auch den Vorteil, dass bei nachträglicher Überarbeitung der Formatvorlage alle Änderungen an den zugeordneten Textstellen automatisch und einheitlich erfolgen. Mit einer Formatvorlage können Sie zudem ein Inhaltsverzeichnis automatisch erstellen (Anhang 4 Rn. 45 f.). Wenn Sie eine Formatvorlage erstellen, sparen Sie Zeit und können sich an35 schließend ganz auf den Inhalt Ihrer Arbeit konzentrieren, ohne durchgehend lästige Formatierungsarbeiten vornehmen zu müssen. Empfehlenswert ist deshalb, dass Sie die Vorlage vor Beginn Ihrer Ausformulierung erstellen. Falls Sie zudem eine WordVorlage erstellen wollen, die Sie auch für zukünftige Dokumente verwenden möchten, nehmen Sie die gewünschten Einstellungen (Anhang 4 Rn. 36 ff.) vor und speichern sie, bevor Sie zu schreiben beginnen, unter dem Dateityp „WordVorlage.dotx“. Erst mit dem Klick auf die so gespeicherte Vorlage öffnet Word Ihnen ein bearbeitbares Dokument mit den Vorlageneinstellungen, das Sie sodann wie gewohnt nutzen können. Wenn Sie die Vorlage nur für das zu bearbeitende Dokument erstellen möchten, können Sie im selben Dokument zu schreiben beginnen und ganz normal als Dateityp „Word-Dokument.docx“ speichern. 34
2. Acht Schritte zum Erstellen einer Formatvorlage 36 Formatvorlagen können Sie folgendermaßen erstellen: (1) Klicken Sie auf die Registerkarte „Start“.
II. Erstellen einer Formatvorlage
237
(2) Auf der rechten Seite des Menübandes finden Sie in der Gruppe „Formatvorlagen“ die voreingestellten Formatvorlagen. Diese entsprechen regelmäßig nicht den eigenen Anforderungen. Sie können jedoch Formatvorlagen nach Ihren eigenen Bedürfnissen erstellen. (3) Klicken Sie auf den Startbutton für Dialogfenster, den Sie in der Gruppe „Formatvorlagen“ am rechten unteren Rand finden (alternativ drücken Sie Strg+Alt+Umschalt+S). Es öffnet sich ein Fenster, das alle verfügbaren Formatvorlagen enthält. Wählen Sie am unteren Ende des Fensters „Vorschau anzeigen“. (4) Klicken Sie auf die Schaltfläche „Neue Formatvorlage“ am linken unteren Fensterrand. Es öffnet sich das Hauptmenü, über das Sie sodann alle Formatierungseinstellungen vornehmen werden. (5) Benennen Sie die Formatvorlage. Bei Überschriften empfiehlt sich, gleich die richtige Gliederungsebene zu nennen, für den Haupttext die Bezeichnung „Text“. Wählen Sie bei „Formatvorlage basierend auf“ die Standard-Word-Überschrift der jeweiligen Gliederungsebene; um wesentliche Einstellungen der vorgegebenen Formatvorlagen zu übernehmen. Diese müssen Sie dann nur noch Ihren Bedürfnissen anpassen. Für NichtÜberschriftenformatvorlagen wählen Sie aus dem Verzeichnis „Standard“, für Ihre Fußnoten-Formatvorlage „Fußnotentext“. Andernfalls wählen Sie „keine Formatvorlage“. (6) Grundlegende Einstellungen können Sie bereits jetzt vornehmen und in der Vorschau überprüfen. Zur Einstellung weiterer Formatierungsvorgaben klicken Sie unten links im Fenster auf „Format“. Über das erscheinende Drop-Down Menü gelangen Sie in die Einstellungsbereiche zu Schriftart, Absatz und Einzügen (Tabstopps). Nutzen Sie die Funktion „Nummerierung“ nicht für Ihre Gliederungsnummerierung (dazu später). (7) Sofern Sie die erstellte Formatvorlage nicht ausschließlich im aktuellen Dokument nutzen wollen, wählen Sie noch im Hauptmenü der Formatvorlagen „Neue auf dieser Vorlage basierende Dokumente“. (8) Wiederholen Sie diese Schritte für alle Überschriftenebenen und den Textkörper.
Für die Einstellung von Fußnoten bietet es sich an, die Formatvorlage, auf die Word 37 standardmäßig zugreift, Ihren Anforderungen entsprechend anzupassen: (1) Führen Sie die eben beschriebenen Schritte (1)–(3) durch. (2) Klicken Sie links unten auf „Formatvorlagen verwalten“. (3) Suchen Sie in der Registerkarte „Bearbeiten“ die Formatvorlagen „Fußnotentext“ und „Fußnotenzeichen“. Diese sind oftmals eingegraut und alphabetisch sortiert. (4) Nachdem Sie diese angeklickt haben, können Sie über die Schaltfläche „Ändern“ in das gewöhnliche Formatvorlagen-Menü gelangen, in dem Sie alle bekannten Einstellungen vornehmen können. (5) Sie können hier einen gewissen Abstand zwischen Fußnotentext und dem Fußnotenzeichen herstellen. Dies erreichen Sie, indem Sie einen hängenden Einzug erstellen und für die erste Zeile einen Tabstopp auf selber Höhe einrichten. Insbesondere sollten Sie auf Einheitlichkeit mit der Schriftart im Haupttext achten. (6) Die Formatvorlage ist auf die Fußnoten ohne Zuordnung standardmäßig angewendet. Ihren Einzug in der ersten Zeile erreichen Sie, indem Sie nach Setzen der Fußnote „Tab“ drücken und dann den Fußnotentext hinzufügen; für weitere Zeilen ergibt sich dies aus dem hängenden Einzug.
Für Überschriften erstellen Sie nun eine Gliederungsliste mit mehreren Ebenen und 38 weisen Ihre Formatvorlage der Ebene zu. Gehen Sie dafür folgendermaßen vor: (1) Klicken Sie auf die Registerkarte „Start“ und dann in der Gruppe „Absatz“ auf „Liste mit mehreren Ebenen“ und sodann auf „Liste mit mehreren Ebenen definieren“. (2) Erweitern Sie den Einstellungsbereich durch Klick auf die Schaltfläche am linken unteren Fensterrand.
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12 Schritte zur Arbeit mit Microsoft Word 2016
(3) Nehmen Sie nun alle gewünschten Einstellungen zu Formatierung, Ausrichtung/Einzügen, dem Zahlenformat und Tabstopps vor. (4) Verbinden Sie jede Gliederungsebene mit der zuvor erstellten Formatvorlage der jeweiligen Überschriftenebene (Anhang 4 Rn. 36) und legen Sie die Ebene fest. In der Spalte links finden Sie die Gliederungsebenen und rechts in den Dropdown-Menüs „Verbinden mit Formatvorlage“ und „Im Katalog anzuzeigende Ebene“ können Sie die passende Formatvorlage der Überschrift bzw. die Ebene auswählen. Zusätzlich geben Sie an, wann die Gliederung von neuem beginnen soll (im Regelfall nach der nächsthöheren Ebene).
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Tipp: Sofern Sie Gliederungsebenen verwenden, deren Nummerierung mit Doppelbuchstaben erfolgt (also beispielsweise aa) oder bb)) legen Sie bei Erstellung dieser Gliederungsebene die Nummerierung „a) b) c)“ fest. Nun gleicht sie jedoch der vorhergehenden Ebene. Der Trick besteht nun darin, den Nummerierungswert zu verändern, da Word in seiner Zählweise nach a) b) … z) mit aa) bb) cc) etc. beginnt. Stellen Sie daher ein, dass die Zählweise erst ab aa) beginnen soll. Dies können Sie ebenfalls gleich bei Erstellung der Gliederungsebene im rechten Fensterbereich vornehmen.
40
Wie viele Gliederungsebenen Sie verwenden, hängt vom Umfang Ihrer Arbeit und der von Ihnen erstellten Gliederung ab (§ 2 Rn. 64 ff.).
41
Für das Format Ihres Hauptteils sollten Sie sich an den folgenden Richtwerten orientieren, soweit Sie keine anderen Vorgaben von Ihrem Betreuer erhalten: Die Schriftgröße beträgt 12 Pt. bei normalem Zeichenabstand und 1,5-fachem Zeilenabstand im Blocksatz. Als Schriftart sollten Sie Times New Roman oder Arial wählen, da diese am gängigsten sind. Als Gliederungsebenen für den Haupttext wählen Sie „Textkörper“. Abstand zu anderen Absätzen: Vor 0 Pt., Nach 6 Pt.
42
Die Formatvorlagen könnten etwa folgendermaßen definiert werden: Schriftgröße: 14 Pt. für Hauptüberschriften (Gliederungsebene A. und I.); 12 Pt. für sonstige Überschriften. Jeweils Fettdruck. Abstände für Hauptüberschriften: Vor 18 Pt., Nach 12 Pt. Abstände für sonstige Überschriften: Vor 12 Pt., Nach 6 Pt.
43
Formatvorlagen für Fußnoten sollten den schlichten Charakter der standardmäßigen Einstellungen in Word, mit einigen Verbesserungen, wahren. Schriftgröße 10 Pt. Keine Vorlagenummerierung. Die Nummerierung geschieht beim Einfügen einer Fußnote in Word automatisch. Einfacher Zeilenabstand. Ausrichtung im Blocksatz. Um einen ungewollten Seitenumbruch bei längeren Fußnoten zu verhindern, öffnen Sie in der Registerkarte „Start“ das Dialogfenster der Gruppe „Absatz…“ und wählen Sie unter „Zeilen- und Seitenumbruch“ die Einstellung „Diesen Absatz zusammenhalten“.
3. Der Navigationsbereich 44
Um während des Arbeitens eine bessere Übersicht über die einzelnen Prüfungspunkte und die komplette Arbeit zu behalten, können Sie Ihre Gliederung perma-
III. Automatisches Inhaltsverzeichnis
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nent neben Ihrem Textdokument im Navigationsbereich anzeigen. Dazu setzen Sie auf der Registerkarte „Ansicht“ in der Gruppe „Anzeigen“ ein Häkchen vor „Navigationsbereich“. Wenn Sie auf die jeweilige Überschrift klicken, können Sie direkt zum entsprechenden Teil Ihres Dokuments gelangen.
III. Automatisches Inhaltsverzeichnis Mithilfe von Microsoft Word können Sie ein automatisches Inhaltsverzeichnis er- 45 stellen. Voraussetzung ist, dass Sie vorab die Überschriften mit Hilfe von Formatvorlagen formatiert und den jeweiligen Gliederungsebenen zugewiesen haben. Das Inhaltsverzeichnis können Sie folgendermaßen einfügen: (1) Klicken Sie mit dem Cursor an die Stelle, an der Sie das Inhaltsverzeichnis einfügen möchten. (2) Wählen Sie unter der Registerkarte „Verweise“ in der Gruppe „Inhaltsverzeichnis“ im Dropdown-Menü „Inhaltsverzeichnis“ auf „Benutzerdefiniertes Inhaltsverzeichnis“. (3) Es erscheint ein Fenster, in dem Sie Ihr Inhaltsverzeichnis individuell anpassen können. Dort können Sie u. a. einstellen, welche Füllzeichen Sie verwenden möchten (in juristischen Haus- und Seminararbeiten üblicherweise „……“) und bis zu welcher Gliederungsebene die Überschriften in das Verzeichnis aufgenommen werden sollen. (4) Um die einzelnen Formatvorlagen der Ebene zuzuordnen, die im Inhaltsverzeichnis erscheinen soll (die Angabe der Ebene im Rahmen der Verknüpfung der Formatvorlage mit der Gliederungsebene ist hierfür leider nicht ausreichend), klicken Sie auf „Optionen“. In dem dann erscheinenden Fenster werden alle verfügbaren Formatvorlagen aufgelistet. Standardmäßig sind die originären Word-Formatvorlagen zugeordnet. Löschen Sie die Zuordnung, indem Sie die Zahlen markieren und mithilfe der EntfernenTaste entfernen. Stellen Sie eine Zuordnung nach Ihren Wünschen her, indem Sie die Ebenen durch Angabe arabischer Ziffern zuordnen (1, 2, 3, …). (5) Sollten Sie in Ihrem Inhaltsverzeichnis keine Hyperlinks bevorzugen, entfernen Sie im Ausgangsfenster für Inhaltsverzeichnisse den Haken neben „Links anstelle von Seitenzahlen“. (6) Die Word-eigene Formatierung des Inhaltsverzeichnisses wird regelmäßig nicht Ihren Anforderungen an die optische Gestaltung gerecht werden. Um die Einstellungen nach Ihrem Bedürfnis anzupassen, klicken Sie im Ursprungsmenü auf „Ändern“. Die nun erscheinende Liste enthält die Formatvorlagen, die Word auf Ihr Inhaltsverzeichnis anwendet. Klicken Sie auf die Vorlage der jeweiligen Ebene und dann auf „Ändern“. Sie gelangen in das gewohnte Menü, über das Sie die Einstellungen vornehmen können. Achten Sie besonders auf Schriftart/-größe, Seiteneinzug und Absatzgröße. (7) Spätere Änderungen nehmen Sie vor, indem Sie auch bei bestehendem Inhaltsverzeichnis vorgehen, wie ab Punkt (2) beschrieben.
Tipp: Sie können das Inhaltsverzeichnis jederzeit aktualisieren. Dazu klicken 46 Sie mit der rechten Maustaste in das Verzeichnis und wählen „Felder aktualisieren“. Alternativ können Sie das Inhaltsverzeichnis mithilfe der F9-Taste aktualisieren.
IV. Seiten- und Abschnittsumbrüche Mithilfe von Seitenumbrüchen können Sie eine neue Seite beginnen, unabhängig 47 davon, ob Sie die vorherige Seite voll beschrieben haben. Um Seitenumbrüche einzu-
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12 Schritte zur Arbeit mit Microsoft Word 2016
fügen, wählen Sie die Registerkarte „Einfügen“ aus. In der ersten Gruppe „Seiten“ können Sie die Funktion Seitenumbruch auswählen. Gleiches gilt für Abschnittsumbrüche, die es Ihnen zudem ermöglichen, das Do48 kument in mehrere Abschnitte zu unterteilen. Innerhalb eines Dokumentabschnitts können Sie Formatierungselemente wie Seitenränder, Seitenzahlen oder Fußnoten unabhängig vom Rest des Dokumentes einstellen. Es empfiehlt sich, die Haus- oder Seminararbeit in (mindestens) zwei Abschnitte zu unterteilen. Ein Abschnitt ist Deckblatt, Sachverhalt, Gliederung und Literaturverzeichnis vorbehalten und enthält römische Seitenzahlen (s. dazu Anhang 4 Rn. 48 ff.). Für die gegebenenfalls nötige Eidesstattliche Versicherung bedarf es eines dritten Abschnitts nach dem Gutachten. Einen eigenständigen Abschnitt sollten Sie für den Hauptteil anlegen, da dort ein Korrekturrand nötig ist. Der Hauptteil wird üblicherweise mit arabischen Seitenzahlen versehen. Einen Abschnittsumbruch können Sie wie folgt einfügen: (1) Klicken Sie an die Stelle, an der Sie einen Umbruch einfügen wollen. (2) Klicken Sie auf der Registerkarte „Layout“ in der Gruppe „Seite einrichten“ auf „Umbrüche“ und wählen Sie den passenden Umbruch aus (in der Regel „Nächste Seite“).
V. Seitenzahlen 49
Der Umfang von Hausarbeiten wird oft anhand von Seitenzahlen angegeben. Voraussetzung für unterschiedliche Seitenzahlen ist, dass Sie das Dokument in verschiedene Abschnitte unterteilt haben (s. dazu gerade Anhang 4 Rn. 48). Um die Übersichtlichkeit zu wahren, sollten Sie folgendes beachten: Für die Seitenzahlen von, dem Hauptteil vorangestelltem, Sachverhalt, Gliederung, Literaturverzeichnis und gegebenenfalls Eidesstattlicher Versicherung sind römische Zahlen zu verwenden. Die Seitenzahlen des ausformulierten Textes sollten Sie in arabischen Zahlen angeben. Das Deckblatt erhält keine sichtbare Seitenzahl, wird aber mitgezählt. Achten Sie darauf, dieselbe Schriftart zu verwenden.
50 Seitenzahlen können Sie folgendermaßen einfügen: (1) Klicken Sie in der Registerkarte „Einfügen“ in der Gruppe „Kopf- und Fußzeile“ auf „Seitenzahl“. (2) Sodann können Sie festlegen, ob die Seitenzahlen am Seitenanfang oder -ende erscheinen sollen. Unter dem jeweiligen Menüpunkt können Sie die Seitenzahl an der gewünschten Position hinzufügen. Bei Haus- und Seminararbeiten sollten Sie diese mittig am Seitenanfang anordnen.
51 Die Formatierung der Seitenzahlen erfolgt anschließend folgendermaßen: (1) Durch einen Doppelklick in die Kopf- bzw. Fußzeile öffnen Sie das Menüband „Kopfund Fußzeilentools“. (2) Markieren Sie die zu bearbeitende Seitenzahl und klicken Sie in der Gruppe „Kopf- und Fußzeile“ auf „Seitenzahl“. Wählen Sie „Seitenzahl formatieren“. Hier können Sie das Zahlenformat anpassen und festlegen, ob Sie die Nummerierung vom vorherigen Abschnitt fortsetzen oder ab einer bestimmten Zahl beginnen wollen. (3) Im Menüband „Kopf- und Fußzeilentools“ können Sie in der Gruppe „Optionen“ ein Häkchen bei „Erste Seite anders“ setzen, um einzustellen, dass auf dem Deckblatt keine Seitenzahl angezeigt (dieses aber dennoch mitgezählt) wird.
VI. Seitenränder
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VI. Seitenränder Sie bekommen vom Aufgabensteller regelmäßig detaillierte Vorgaben mit Richt- 52 werten für die Seitenränder des Hauptteils. Voraussetzung für unterschiedliche Seitenränder innerhalb eines Dokumentes ist wiederum, dass Sie dieses in verschiedene Abschnitte unterteilt haben (s. dazu Anhang 4 Rn. 48). Die Seitenränder können Sie folgendermaßen gemäß den formalen Anforderungen einrichten: (1) Klicken Sie mit dem Cursor in den jeweils zu bearbeitenden Abschnitt. (2) Klicken Sie in der Registerkarte „Seitenlayout“ in der Gruppe „Seite einrichten“ auf „Seitenränder“. (3) Klicken Sie nun ganz unten auf „Benutzerdefinierte Seitenränder“. (4) Es öffnet sich ein neues Fenster, in dem Sie Seitenränder genau festlegen können.
Tipp: Sollte der Bearbeiterhinweis keine Vorgaben enthalten, sind folgende Ein- 53 stellungen zu empfehlen: Rechts, oben und unten jeweils 1,5 cm. Links sollten Sie dem Korrektor einen Seitenrand von mindestens 5 cm lassen. Für Deckblatt, Sachverhalt, Gliederung, Literaturverzeichnis können Sie auf den „normalen“ Seitenrand von jeweils 2,5 cm zurückgreifen.
VII. Fußnoten Fußnoten können Sie in der Registerkarte „Verweise“ in der Gruppe „Fußnoten“ 54 einfügen. Alternativ können Sie diese auch durch die Tastenkombination [Strg] + [Alt] + [F] setzen. Die Schriftgröße der Fußnoten beträgt regelmäßig 10 Pt. bei einfachem Zeilenabstand. Achten Sie beim Erstellen der Fußnoten auf eine korrekte Zitierweise (s. hierzu § 6 Rn. 1 ff.). Tipp: Schriftart und Formatierungsmerkmale der Fußnoten können Sie genau wie 55 den „normalen“ Text per Formatvorlage (Empfehlung) formatieren (s. dazu oben Anhang 4 Rn. 37)
VIII. Querverweise Mit der Funktion Querverweis können Sie innerhalb Ihres Dokumentes von einer 56 Fußnote auf eine andere verweisen. Querverweise können Sie wie folgt einfügen: (1) Klicken Sie an die Stelle in der Fußnote, an der Sie den Querverweis einfügen möchten. (2) Klicken Sie auf der Registerkarte „Verweise“ in der Gruppe „Beschriftungen“ auf „Querverweis“. (3) Wählen Sie bei „Verweistyp“ im Drop-Down Menü „Fußnote“. (4) In der Liste können Sie die Fußnote auswählen, auf die verwiesen werden soll. (5) Bestätigen Sie mit „Einfügen“.
Tipp: Die Querverweisfunktion bietet auch die Möglichkeit, dass sich die Verwei- 57 se aktualisieren lassen. Damit müssen Sie nicht fürchten, dass die Querverweise ins
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12 Schritte zur Arbeit mit Microsoft Word 2016
Leere laufen, falls Sie Ihrem Text noch weitere Fußnoten hinzufügen. Markieren Sie dazu das gesamte Dokument mit [Strg] + [A] und drücken Sie die F9-Taste. Querverweise können auch für andere Verweisungen als Fußnoten verwendet werden. Die Bedienung erfolgt dabei im Wesentlichen gleich.
IX. Schriftart, Symbole und Sonderzeichen 58
Fett- und Kursivschrift, Unterstreichungen sowie hochgestellte Zeichen können Sie entweder im Menüband „Start“ unter Schriftart oder nach einem rechten Mausklick im erscheinenden Menü auswählen. Nicht selten benötigen Sie Schriftzeichen, welche sich nicht auf der Tastatur befinden, etwa die französischen diakritischen Akzentzeichen é (accent aigu), è (accent grave) und ê (accent circonflexe). Dazu wählen Sie auf der Tastatur zuerst den gewünschten Accent aus und drücken dann den Buchstaben. Symbole und Sonderzeichen können Sie folgendermaßen einfügen: (1) Klicken Sie an die gewünschte Stelle im Text. (2) Klicken Sie auf der Registerkarte „Einfügen“ in der Gruppe „Symbole“ auf „Symbol“. (3) Klicken Sie auf „weitere Symbole“, wählen Sie das gewünschte Symbol aus und bestätigen Sie mit „Einfügen“.
X. Nützliche Shortcuts 59
Um bei der Ausformulierung des Textes nicht ständig im Schreibfluss unterbrochen zu werden, ist die Verwendung von Tastenkombinationen (Shortcuts) zu empfehlen. Die folgende Liste enthält einige nützliche Tastenkombinationen für juristische Arbeiten. Um einen Shortcut auszulösen, drücken Sie die angegebenen Tasten gleichzeitig. Die Shift-Taste ist die rechteckige Großschreib- oder Hochstelltaste mit dem hohlen Pfeil nach oben (Sie finden sie an der linken und rechten Seite der Buchstabentastatur). Letzte Aktion rückgängig machen Wiederherstellen/Wiederholen der letzten Aktion Einfügen von Fußnoten Löschen des Wortes hinter dem Cursor Löschen des Wortes vor dem Cursor Ganzes Wort/ganze Zeile markieren Gesamten Text markieren Zeichenformatierung Fett Zeichenformatierung Kursiv Ausschneiden einer markierten Textpassage Kopieren einer markierten Textpassage Einfügen einer kopierten Textpassage Wechseln zur Gliederungsansicht
[Strg] + [Z] [Strg] + [Y] [Strg] + [Alt] + [F] [Strg] + [Rücktaste] [Strg] + [Entf] [Strg] + [Shift] + [Pfeiltaste] [Strg] + [A] [Strg] + [Shift] + [F] [Strg] + [Shift] + [K] [Strg] + [X] [Strg] + [C] [Strg] + [V] [Strg] + [Alt] + [G]
XI. Allgemeine Tipps bei der Arbeit mit Microsoft Word 2016 60
Erstellen Sie in regelmäßigen Abständen Sicherungskopien zur Dokumentation des Arbeitsfortschritts und zum Rückgriff bei Datenverlust. Nutzen Sie hierzu
XI. Allgemeine Tipps bei der Arbeit mit Microsoft Word 2016
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ausschließlich die Funktion „Speichern unter“ unter der Registerkarte „Datei“. Das Verwenden der Funktion „Speichern“ oder gar das Diskettensymbol der Shortcut-Leiste erlaubt nicht das Erstellen neuer Dateien, sondern überschreibt lediglich die zuletzt geöffnete Datei. Sie können den Dateinamen etwa durchnummerieren oder mit einem Datum versehen. Am sichersten ist es, die Sicherungskopien zusätzlich auf einem externen Medium zu speichern und/oder sich die Dateien – quasi als Vorform der „Cloud“ – an Ihre eigene Mail-Adresse zu senden. Der Vorteil hieran: Sie haben von jedem internetfähigen Rechner, der Word installiert hat, Zugriff auf die gewünschte Datei. Bequemer ist das Arbeiten mit CloudAnbietern. Eventuelle Bedenken zum Datenschutz können Sie umgehen, indem Sie das Dokument verschlüsseln. Microsoft Word überprüft die Rechtschreibung schon während der Eingabe. 61 Falsch geschriebene Wörter werden mit einer roten Wellenlinie und Grammatikoder Stilfehler durch eine grüne Wellenlinie gekennzeichnet. Um Zeit zu sparen, sollten Sie die benötigten Korrekturen vornehmen, während Sie schreiben. Beachten Sie aber, dass die automatische Rechtschreibprüfung Ihre eigene keinesfalls ersetzt. Insbesondere bei komplexen Sätzen und juristischen Begriffen weist die automatische Prüfung Schwächen auf. Juristische Begriffe werden häufig als falsch markiert, weil sie dem Wortschatz von Word nicht bekannt sind. Durch einen Rechtsklick können Sie dieses Wort als bekannt hinzufügen. Dann wird es bei späterer Verwendung nicht mehr als fehlerhaft markiert. Sollten Sie eine Seminar- oder Hausarbeit in einer Fremdsprache anfertigen, können Sie die Korrekturhilfe anpassen. Die ausgewählte Sprache wird in der Statusleiste im unteren Arbeitsbereich angezeigt. Durch einen Klick auf die entsprechende Stelle öffnet sich ein Dialogfeld, indem Sie die Sprache ändern können. Mit der Funktion Thesaurus können Sie nach ähnlichen Wörtern suchen. Markie- 62 ren Sie zuerst das Wort, das Sie ersetzen wollen. Die Anwendung finden Sie in der Registerkarte „Überprüfen“ in der Gruppe „Dokumentprüfung“. Sie können auch nach ähnlichen Wörtern suchen, indem Sie mit der rechten Maustaste auf das entsprechende Wort klicken. Sind Synonyme vorhanden, können Sie diese anschließend im sich öffnenden Kontextmenü auswählen und in Ihren Text einfügen. Um unpassende Trennungen zu vermeiden sowie bei allen Gesetzen, Paragraphen, 63 Absätzen, Artikeln, Sätzen, Nummern, Datumsangaben etc. sollten Sie geschützte Leerzeichen einfügen, damit die Angaben nicht auseinandergerissen werden. Diese können Sie durch die Tastenkombination [Strg] + [Shift/Hochstelltaste] + [Leertaste] einfügen. Zur besseren Übersicht können Sie die Formatierungssymbole (wie Leerzeichen, 64 Absätze, etc.) in Ihrem Dokument sichtbar machen. Dazu klicken Sie in der Registerkarte „Start“ auf das Symbol „¶“, das Sie in Gruppe „Absatz“ finden. Obwohl die Symbole in Ihrem Dokument angezeigt werden, sind diese auf einem Ausdruck nicht sichtbar. Falls Sie den Navigationsbereich bereits geöffnet haben, können Sie dort mithilfe 65 der Suchfunktion Ihr Dokument einschließlich der Fußnoten nach bestimmten Begriffen durchsuchen. Alternativ können Sie die Funktion in der Registerkarte „Start“ in der Gruppe „Bearbeiten“ aufrufen, indem Sie auf „Suche“ klicken oder die Tastenkombination [Strg] + [F] drücken. Öfters vorkommende Fehler
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12 Schritte zur Arbeit mit Microsoft Word 2016
können bequem mit der Funktion „Ersetzen“ korrigiert werden, die durch einen Klick auf den Pfeil nach unten rechts neben der Lupe aufgerufen werden kann. 66
Word bietet Ihnen eine automatische Silbentrennungsfunktion, die für das gesamte Dokument gilt. Klicken Sie in der Gruppe „Seite einrichten“ der Registerkarte „Seitenlayout“ auf „Silbentrennung“ und wählen Sie „Automatisch“ aus.
67
Hinweise zur Bearbeitung bietet außerdem die in Word integrierte Hilfefunktion, die Sie im Menüband, mit einem Glühbirnensymbol gekennzeichnet, finden. Die Hilfefunktion bietet jedoch keine umfangreiche Anleitung zum Erstellen von Dokumenten, sondern beschränkt sich in der Beantwortung spezieller Teilfragen.
XII. Kurz vor der Abgabe Nach der Ausformulierung sollten Sie abschließend noch folgende Punkte beachten. 68
Überprüfen Sie die Silbentrennung (Anhang 4 Rn. 66) und trennen Sie eventuell manuell.
69
Falls sich ein Absatz nicht sinnvoll trennen lässt, können Sie diesen von der ansonsten geltenden automatischen Silbentrennung ausschließen. Markieren Sie den entsprechenden Absatz und öffnen Sie in der Gruppe „Absatz“ unter der Registerkarte „Start“ das Dialogfeld „Absatz“ (Startbutton im rechten unteren Eck der Gruppe). Im Bereich „Zeilen- und Seitenumbruch“ können Sie die Formatierungsausnahme „keine Silbentrennung“ festlegen.
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Der Umfang der Haus- oder Seminararbeit ist oft durch die Obergrenze der Zeichen des Gutachtentextes angegeben. Mit der Funktion „Wörter zählen“ können Sie überprüfen, ob Sie den vorgegebenen Rahmen der Arbeit eingehalten haben. Die Funktion finden Sie in der Registerkarte „Überprüfen“ in der Gruppe „Dokumentprüfung“. Wenn Sie das Dialogfeld öffnen, können Sie der Statistik die Anzahl der Zeichen entnehmen. Alternativ können Sie die Wörter und Zeichenanzahl auch der Statusleiste ganz unten im Bildschirm entnehmen, indem Sie auf „Wörter“ klicken. Auch die Seitenanzahl wird Ihnen dort angezeigt. Die Statistik umfasst grundsätzlich das gesamte Dokument. Beachten Sie, ob im Bearbeitervermerk die Zeichenobergrenze mit oder ohne Fußnoten und Leerzeichen angegeben ist. Indem Sie beispielsweise nur den Hauptteil zuvor markieren, zählt Word nur die Zeichen und Wörter aus dem Hauptteil. Die Anzahl der Wörter wird auch auf der Statusleiste im unteren Arbeitsbereich angezeigt. Durch einen Klick auf die entsprechende Stelle können Sie das Dialogfeld ebenfalls öffnen.
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Zeichen- und Rechtschreibfehler werden auf dem Bildschirm leichter übersehen als auf dem Papier. Drucken Sie deshalb Ihre komplette Arbeit zum Korrekturlesen aus. Es ist zu empfehlen, Fehler oder Anmerkungen auf dem Papier farbig oder mit Leuchtstift zu markieren, um diese bei der anschließenden Überarbeitung des Dokuments nicht zu übersehen.
72
Vermeiden Sie, dass Teilüberschriften am Seitenende beginnen. Wenn Sie Gliederungsebenen einfügen, hält Microsoft Word die Überschrift und den folgenden Absatz grundsätzlich zusammen.
XII. Kurz vor der Abgabe
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Gegebenenfalls können Sie auf der Registerkarte „Start“ in der Gruppe „Absatz“ rechts unten das Dialogfeld Absatz öffnen. Dort können Sie in der Registerkarte „Zeilen- und Seitenumbruch“ festlegen, dass eine Passage nicht vom nächsten Absatz getrennt wird. Schließlich können Sie von Ihrer Arbeit ein PDF-Dokument erstellen. Dadurch 73 sind keine ungewollten Änderungen mehr möglich. Das Drucken in Form eines PDFs hat zudem den Vorteil, dass keine ungewollten Textverschiebungen mehr während des Druckvorgangs geschehen.
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Äußere Form und Verzeichnisse
Anhang 5 – Äußere Form und Verzeichnisse Anhang 5 Äußere Form und Verzeichnisse Anhang 5 – Äußere Form und Verzeichnisse 74
Der folgende Anhang enthält jeweils ein Beispiel für ein Titelblatt, ein Inhaltsverzeichnis, ein Literaturverzeichnis und ein Rechtsprechungsverzeichnis.
Franziska Löwenstein Emilienstraße 10 91234 Schafensried E-Mail: [email protected] Telefon: 0170 7654321 Matrikelnummer 14568394 3. Fachsemester
1.10.2017
Hausarbeit im bürgerlichen Recht für Anfänger bei Professor Dr. Thomas M. J. Möllers Universität Augsburg Wintersemester 2017/2018
XII. Kurz vor der Abgabe
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II
Inhaltsverzeichnis (§ 7 Rn. 49) Literaturverzeichnis Rechtsprechungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis A. Ansprüche des A gegen B I. Anspruch auf Kaufpreiszahlung aus Kaufvertrag gem. § 433 Abs. 2 BGB 1. Vertragsschluss a) Angebot gemäß § 145 BGB b) Annahme 2. Stellvertretung des B durch V a) Zulässigkeit der Stellvertretung b) Eigene Willenserklärung des V c) Offenkundigkeit d) Vertretungsmacht 3. Zwischenergebnis II. Herausgabeanspruch gemäß § 812 Abs. 1 S. 1 Alt. 1 BGB 1. „Etwas erlangt“ 2. Leistung 3. Ohne rechtlichen Grund 4. Zwischenergebnis III. Ergebnis
IV VI VIII 1 1 1 2 3 3 4 4 6 7 9 9 9 10 10 12 12
B. Ansprüche des G gegen V …
13
C. Gesamtergebnis
39
248
Äußere Form und Verzeichnisse
76
IV
Literaturverzeichnis (§ 6 Rn. 102 ff.) Assmann, Heinz-Dieter/Schütze, Rolf A. (Hrsg.), Handbuch des Kapitalanlagerechts, 4. Aufl., München 2015 (zitiert als: Bearbeiter, in: Assmann/Schütze, Handbuch des Kapitalanlagerechts, 4. Aufl. 2015). Bader, Johann/Ronellenfitsch Michael (Hrsg.), Beck’scher Online-Kommentar zum VwVfG, 37. Ed., München 1.10.2017 (zitiert als: Bearbeiter, in: Bader/Ronellenfitsch, BeckOK-VwVfG, 37. Ed. 1.10.2017). Gsell, Beate, Deliktsrechtlicher Eigentumsschutz bei weiterfressendem Mangel, NJW 2004, 1913–1915. Kümpel, Siegfried/Hammen, Horst/Ekkenga, Jens (Hrsg.), Kapitalmarktrecht – Handbuch für die Praxis, Loseblatt, EL. 3/17, Berlin Okt. 2017 (zitiert als Bearbeiter, in: Kümpel/Hammen/Ekkenga, Kapitalmarktrecht, Okt. 2017). Medicus, Dieter/Petersen, Jens, Allgemeiner Teil des BGB, 11. Aufl., Heidelberg 2016. Möllers, Thomas M. J., Juristische Methodenlehre, München 2017. Möllers, Thomas M. J., Das Haftungssystem nach dem KAGB, in: Möllers, Thomas M. J./Kloyer, Andreas (Hrsg.), Das neue Kapitalanlagegesetzbuch, München 2013, S. 247–267. Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Säcker, Franz Jürgen/Rixecker, Roland (Hrsg.), Bd. 1, 7. Aufl., München 2015 (zitiert als: MünchKomm-BGB/Bearbeiter, 7. Aufl. 2015). Palandt, Otto (Begr.), Bürgerliches Gesetzbuch Kommentar, 77. Aufl., München 2018 (zitiert als: Palandt/Bearbeiter, BGB, 77. Aufl. 2018). Schäfer, Frank A./Hamann, Uwe (Hrsg.), Kommentar Kapitalmarktgesetze, Bd. 2, Loseblatt, 2. Aufl. 7. EL., Stuttgart Jan. 2013. Schrader, Paul, Haftungsrechtlicher Begriff des Fahrzeugführers bei zunehmender Automatisierung von Kraftfahrzeugen, NJW 2015, 3537–3542. Schultz, Tanjev, Spurensuche im Graubereich, SZ v. 16.2.2011, S. 2. Staudinger, Julius von (Begr.), Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch mit Einführungsgesetz und Nebengesetzen, Zweites Buch, Einleitung zum Schuldrecht, §§ 241–243 (Treu und Glauben), Neubearbeitung Berlin 2015 (zitiert als: Bearbeiter, in: Staudinger, BGB, Neubearb. 2015). Ullrich, Hanns, Zum Werkerfolgsrisiko beim Forschungs- und Entwicklungsvertrag, in: Großfeld, Bernhard/Sack, Rolf/Möllers, Thomas M. J./Drexl, Josef/Heinemann, Andreas (Hrsg.), Festschrift für Wolfgang Fikentscher, Tübingen 1998, S. 298–328. Wieacker, Franz, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 2. Aufl., Göttingen 1967.
XII. Kurz vor der Abgabe
249 77
VI
Rechtsprechungsverzeichnis (§ 6 Rn. 110) AG München, Urt. v. 23.8.2001, 191 C 9970/01, WM 2002, 594–597. LG München I, Urt. v. 28.6.2001, 12 O 10 157/01, WM 2001, 1948–1954. OLG München, Urt. v. 14.5.2002, 30 U 1021/01, ZIP 2002, 1727–1729. VGH Baden-Württemberg, Urt. v. 1.7.1991, 1 S 473/90, NVwZ-RR 1992, 19– 20. BGH, Urt. v. 21.12.1994, 2 StR 628/94, BGHSt 40, 385–390 = NJW 1995, 892–893. BVerfG, Beschl. v. 20.12.2000, 2 BvR 591/00, NJW 2001, 2245–2247. BVerfG, Urt. v. 27.7.2004, 2 BvF 2/02, BVerfGE 111, 226 = NJW 2004, 2803– 2814 – Juniorprofessur. EuGH, Urt. v. 11.3.1997, C-13/95 (Ayse Süzen/Zehnacker Gebäudereinigung GmbH Krankenhausservice), ECLI:EU:C:1997:141 = Slg. 1997, S. I-1268– 1277 – Ayse Süzen. .… …
Sachregister
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Revision
Sachregister Die Zahlen bezeichnen die Randnummern A
Sachregister Sachregister
Abkürzungsverzeichnis § 7 Rn. 48, § 8 Rn. 42 Abstraktion § 4 Rn. 18 ff. Advocatus diaboli § 1 Rn. 59, § 3 Rn. 43 f. Ähnlichkeitsargument § 3 Rn. 18, 32, 34 Aktenvortrag § 9 Rn. 25 f. Aktualisieren § 5 Rn. 101 – der Dissertation vor der Veröffentlichung § 8 Rn. 38 Amtsblatt, europäisches § 5 Rn. 13, 23 f. – Zitieren von § 6 Rn. 47 ff. Amtliche Sammlung, europäische § 5 Rn. 43 – Zitieren von § 6 Rn. 59 ff. Amtliche Sammlung, nationale § 5 Rn. 45 ff. – Zitieren von § 6 Rn. 66 Analogie s. Einzelanalogie Anhang der wissenschaftlichen Arbeit § 7 Rn. 54 – empirische Untersuchungen § 7 Rn. 54 – Graphiken § 7 Rn. 54 – Statistiken § 7 Rn. 54 – Verzeichnisse s. dort Anschaulichkeit – des juristischen Stils § 4 Rn. 24 ff. Anspruchsaufbau im Zivilrecht § 2 Rn. 12 ff. – Anspruchsgrundlagen s. dort – Anspruchssteller § 2 Rn. 13 – Anspruchsziele § 2 Rn. 14 – Reihenfolge der Prüfung von Ansprüchen § 2 Rn. 17 ff. – Sachverhalt s. dort – Subsumtion s. dort Anspruchsgrundlagen § 1 Rn. 15 ff., 38, 65 – Auslegung § 1 Rn. 30 – Anspruchssystem § 1 Rn. 33 – Prüfung innerhalb der § 1 Rn. 34 – Subsumtion s. dort Anspruchssteller s. Anspruchsaufbau im Zivilrecht Anspruchssystem – des Bürgerlichen Gesetzbuchs § 1 Rn. 33 Anspruchsziele s. Anspruchsaufbau im Zivilrecht Anwendungsfälle – als Hilfe beim aktiven Lernen § 1 Rn. 67 ff.
Arbeiten – systematisches § 1 Rn. 7, 38 – wissenschaftliches § 1 Rn. 1 ff., § 3 Rn. 38, § 4 Rn. 57, § 6 Rn. 3 Arbeitsgemeinschaft – private § 1 Rn. 35, 55 ff., § 9 Rn. 32 Argumentationsstrukturen § 3 Rn. 13 ff. Auditorium – Wirkung auf § 9 Rn. 12, 34 ff. – Zwischenfragen § 9 Rn. 48 Auslandsaufenthalt § 1 Rn. 26 ff. Ausblick § 7 Rn. 44, § 9 Rn. 15 Auslegung von Normen § 3 Rn. 14 ff., § 5 Rn. 34 Auslegungskanon § 1 Rn. 14 Äußere Form – der wissenschaftlichen Arbeit § 7 Rn. 45 ff. Auszeichnungen – für die Doktorarbeit § 8 Rn. 45 Authentizität § 9 Rn. 47 B Baumstrukturen s. Strukturen Bearbeitervermerk § 2 Rn. 3 ff. Beck-Online § 5 Rn. 11 Begriffspyramide § 1 Rn. 74 f., § 4 Rn. 40 Begründetheit s. Fallaufbau im öffentlichen Recht Beispiele – als Mittel der Veranschaulichung § 4 Rn. 29, § 9 Rn. 47 Beteiligte s. Fallaufbau im Strafrecht Beweisführung § 3 Rn. 40 ff. Bibliothek – Literatursuche § 5 Rn. 3 ff. Bibliothek, virtuelle § 5 Rn. 77 f. – Deutsche Digitale Bibliothek § 5 Rn. 78 – GoogleBooks § 5 Rn. 77 – Social Science Research Network (SSRN) § 5 Rn. 68 Bibliographien § 5 Rn. 72 Bildschirmblindheit § 1 Rn. 48 Billigkeitskontrolle § 2 Rn. 59 Blickkontakt § 9 Rn. 8 Blindzitate s. Zitieren Bluebook § 6 Rn. 2, 46
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Sachregister
Bologna-Prozess § 1 Rn. 30 Buchbesprechungen § 5 Rn. 66, 85, § 8 Rn. 46 Bundesgesetzblatt § 5 Rn. 30, 45 – Zitieren von § 6 Rn. 50 Bundesratsdrucksachen § 5 Rn. 35 – Zitieren von § 6 Rn. 56 Bundestagsdrucksachen § 5 Rn. 35 – Zitieren von § 6 Rn. 56 C Checkliste zur Formatierung Anhang 4 Rn. 31 ff. Celex-Nummer § 5 Rn. 13 Computer – Arbeit am § 1 Rn. 46 ff. – Checkliste zur Formatierung Anhang 4 Rn. 31 ff. – CIP-Pool § 1 Rn. 50 – Laptop § 1 Rn. 50 – Textverarbeitungsprogramme § 5 Rn. 97 Clustering § 1 Rn. 75 ff. Curia § 5 Rn. 43 D Darstellender Teil s. Struktur der wissenschaftlichen Arbeit Datenbanken § 5 Rn. 9 ff. Diskussion – nach dem Vortrag § 9 Rn. 23 ff., 28, 51 Dissertation s. Doktorarbeit Doktorand s. Doktorarbeit Doktorarbeit – Gliederung § 2 Rn. 64 ff., § 8 Rn. 18 – Eidesstattliche Erklärung § 8 Rn. 27 – Finanzierung § 8 Rn. 10 ff. – Rigorosum § 8 Rn. 28 f. – Rohentwurf § 7 Rn. 20 f. – sinnvoller Zeitpunkt § 8 Rn. 8 ff. – Stichwortverzeichnis § 8 Rn. 42 – Themenbegrenzung § 7 Rn. 21, 39 – Themensuche § 8 Rn. 13 f. – Veröffentlichung § 8 Rn. 30 ff. – Vorwort § 8 Rn. 41 – Zulassungsvoraussetzungen § 8 Rn. 26 Druckfahnen – Korrekturvorschriften § 4 Rn. 59 – Layout § 8 Rn. 43 Druckkostenzuschuss § 8 Rn. 44 Duden § 1 Rn. 49, § 4 Rn. 32, § 7 Rn. 48 E ECLI – European Case Law Identifier (europäischer Rechtsprechungsidentifikator) § 6 Rn. 61, Anhang 3 Rn. 15
Eidesstattliche Erklärung § 7 Rn. 55, § 8 Rn. 27 Einfachheit – des juristischen Stils § 4 Rn. 24 ff. Einleitung s. Struktur der wissenschaftlichen Arbeit Einzelanalogie § 3 Rn. 18 ff., 34 Empirische Untersuchungen – im Anhang der wissenschaftlichen Arbeit § 7 Rn. 54 Endnoten s. Zitieren Entscheidungen s. Gerichtsentscheidungen Entscheidungsbesprechungen § 5 Rn. 62 – Zitieren von § 6 Rn. 72 Entwurf einer wissenschaftlichen Arbeit – erster Entwurf § 7 Rn. 23 – Rohentwurf § 5 Rn. 94 ff., § 7 Rn. 20 ff., § 8 Rn. 21 Erfahrungen – berufliche § 1 Rn. 29 Erfolgsqualifikation s. Fallaufbau im Strafrecht Ergebniskontrolle § 2 Rn. 59 ff. – Alternative Lösungswege § 2 Rn. 60 – Billigkeitskontrolle § 2 Rn. 59 – unbekannte Probleme § 2 Rn. 61 ff. Erkenntnisse § 1 Rn. 8 Erstes Staatsexamen s. Staatsexamen Erst-recht-Schluss § 3 Rn. 18, 32, 34 Erste Juristische Prüfung – Juristische Universitätsprüfung § 1 Rn. 14, § 1 Rn. 30 – Erstes Juristisches Staatsexamen § 1 Rn. 32 ff. Eselsbrücken § 1 Rn. 72 EUR-Lex § 5 Rn. 13 Europarechtskonforme Auslegung § 3 Rn. 14 Exposé – als Beginn der Promotion § 8 Rn. 16 ff. F Fahrlässige Willenserklärung – § 3 Rn. 12 Fallaufbau im Öffentlichen Recht § 2 Rn. 47 ff. – Klagearten § 2 Rn. 48 – Begründetheit § 2 Rn. 55 – Obersatz § 2 Rn. 52 – Verhältnismäßigkeit § 2 Rn. 56 – Zulässigkeit § 2 Rn. 54 Fallaufbau im Strafrecht § 2 Rn. 35 ff. – Beteiligte § 2 Rn. 37 – Erfolgsqualifikation § 2 Rn. 45
Sachregister – Konkurrenzen § 2 Rn. 46 – Obersatz § 2 Rn. 39 – Tatkomplexe § 2 Rn. 36 ff. – Qualifikation § 2 Rn. 44 Falllösung § 2 Rn. 1 ff. Festschriften § 5 Rn. 64 – Zitieren von § 6 Rn. 80 Fiktionen § 4 Rn. 37 Filmmethode § 1 Rn. 71 Finanzierung – der Promotion § 8 Rn. 10 ff. – der Veröffentlichung einer Doktorarbeit § 8 Rn. 44 – des Studiums § 1 Rn. 24 Folien § 9 Rn. 40 f. Formalien – bei der Klausur § 2 Rn. 77 ff. – bei der wissenschaftlichen Arbeit § 7 Rn. 45 ff. Formulierungen – gedrechselte § 4 Rn. 12 – in juristischen Texten § 4 Rn. 5 ff. – weitschweifige § 4 Rn. 12 Forschungsergebnisse – Wiedergabe von § 7 Rn. 43 Füllwörter § 4 Rn. 10 Fußnoten s. Zitieren G Garantenpflichten – strafrechtliche § 1 Rn. 72 ff. Gedankengang – klarer § 1 Rn. 73, § 2 Rn. 67 ff., § 3 Rn. 40 ff. Gedächtnisschriften s. Festschriften Gegenmeinung – Widerlegung der § 3 Rn. 6 ff. Gerichtsaufbau § 5 Rn. 41 f. Gerichtsentscheidungen – ausländische § 5 Rn. 53 – europäische § 5 Rn. 43 ff. – europäische Amtliche Sammlung § 5 Rn. 43 – nationale § 5 Rn. 45 – nationale Amtliche Sammlungen § 5 Rn. 45 f. – nationale inoffizielle Sammlungen § 5 Rn. 48 – Zitieren von § 6 Rn. 58 ff. Gesetze s. Gesetzestexte Gesetzesmaterialien § 5 Rn. 36 ff. – Zitieren von § 6 Rn. 55 f. Gesetzestexte – europäische § 5 Rn. 23 ff. – Geschichte § 5 Rn. 25 f.
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– Sammlungen § 5 Rn. 23, 27 – inoffizielle Sammlungen § 5 Rn. 27, 32 – internationale und ausländische § 5 Rn. 39 – nationale § 5 Rn. 30 ff. – Geschichte § 5 Rn. 34 – Sammlungen § 5 Rn. 30 – offizielle Sammlungen § 5 Rn. 23, 30 Gesetzgebungsverzeichnis § 6 Rn. 109 Gestik § 9 Rn. 4 ff., 28 f., 42 ff., 46 Gliederung § 2 Rn. 64 ff., § 9 Rn. 21 – eines Vortrages § 9 Rn. 14 – Überschriften § 7 Rn. 49 f. – Vorteile § 2 Rn. 10 ff. Gliederungssystem – Auswahl § 2 Rn. 65 f. – alphabetisch § 3 Rn. 66 – numerisch § 2 Rn. 65 Google § 5 Rn. 21, 77, § 6 Rn. 94, 101, § 10 Rn. 15 Grammatik – in juristischen Texten § 4 Rn. 32 Grammatikalische Auslegung § 3 Rn. 14 Graue Literatur § 6 Rn. 24, 90 Gutachtenstil § 4 Rn. 42 ff. – Mischformen mit Urteilsstil § 4 Rn. 45 f. H Handbücher § 5 Rn. 58 ff. – Zitieren von s. Monographien Hauptteil s. Struktur der wissenschaftlichen Arbeit Hausarbeit § 1 Rn. 12 ff., § 7 Rn. 22 f. HeinOnline § 5 Rn. 18 Herrschende Meinung § 3 Rn. 29, § 6 Rn. 29 Historische Auslegung § 3 Rn. 14 I Informationstechnologie – Vorteile und Gefahren § 5 Rn. 5 ff. Inhaltsverzeichnis – der wissenschaftlichen Arbeit § 7 Rn. 49 Internet § 5 Rn. 5 ff. – Gefahren § 5 Rn. 7 – Internetzeitschrift § 5 Rn. 76 – Vorteile § 5 Rn. 6 – wichtige Adressen im Überblick Anhang 2 Rn. 3 ff. – Zitieren § 6 Rn. 91 ff. J Juris § 5 Rn. 10 Juristendeutsch § 4 Rn. 1 ff.
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Sachregister
Juristenreform § 1 Rn. 29, § 7 Rn. 57, § 9 Rn. 3, 27 Juristische Begriffe – Benutzung von § 4 Rn. 33 ff. Juristische Kreativität § 3 Rn. 36 ff.; § 8 Rn. 6 Juristische Methodik § 3 Rn. 13 ff. – Einzelanalogie § 3 Rn. 18 ff., 34 – teleologische Reduktion § 3 Rn. 21 ff. – Bewegliches System § 3 Rn. 26 – Vergleichsfallmethode § 3 Rn. 31 f. s. Methodenlehre Juristische Recherche § 5 Rn. 1 ff. Juristische Zeitschriften § 5 Rn. 61 ff. – Zitieren von § 6 Rn. 86 Jurion § 5 Rn. 12 K Kapitalmarktrecht-im-Internet, s. auch kurz: www.caplaw.de § 5 Rn. 14 Karlsruher virtueller Katalog § 5 Rn. 73 Karteikarten – zum Lernen § 1 Rn. 62, 66 – als Hilfsmittel beim Vortrag § 9 Rn. 39 Kipp’sche Lehre von der Doppelwirkung § 2 Rn. 5, § 10 Rn. 3 ff. Klarheit – des juristischen Stils § 4 Rn. 24 ff. s. roter Faden Klausur § 2 Rn. 1 ff. – als erster Entwurf einer wissenschaftlichen Arbeit § 7 Rn. 23 – Zeiteinteilung § 2 Rn. 1 ff. KOM- Dokument § 5 Rn. 25 – Zitieren von § 6 Rn. 55 Kommentare § 5 Rn. 57 ff. – Zitieren von § 6 Rn. 81 ff. Kommunikation – Agieren des Sprechers § 9 Rn. 7 – Auftreten § 9 Rn. 2, 34, 43, 45 – Blickkontakt § 9 Rn. 8 – Gestik § 9 Rn. 4 ff., 28 f., 42 ff., 46 – Mimik § 9 Rn. 4 ff., 10, 29, 42 ff. – nonverbale § 9 Rn. 4, 8 ff., 42 ff. – paraverbal § 9 Rn. 7 ff., 42 ff. – Reaktion des Zuhörers § 9 Rn. 8 ff. – Stimme § 9 Rn. 7, 44 f. Konkretisierung von Rechtsnormen § 3 Rn. 26 ff. Konkurrenzen s. Fallaufbau im Strafrecht Konzentrationsfähigkeit § 1 Rn. 44 f., § 9 Rn. 13 Korrekturvorschriften § 4 Rn. 59 Kreativität s. Juristische Kreativität Kürzen § 4 Rn. 48 ff.
Kurzzitat § 6 Rn. 43 ff., 77 L Leerformeln § 4 Rn. 8 f. Legaldefinitionen § 4 Rn. 34 Legal Research § 5 Rn. 1, 101 Legal Writing § 4 Rn. 3 Lehrbücher § 5 Rn. 60 – Zitieren von § 6 Rn. 78 Lernen § 1 Rn. 31 ff.; s. auch Lerntechniken – aktives § 1 Rn. 55 ff. – bildhaftes § 1 Rn. 68 ff. – strukturiertes § 1 Rn. 73 ff. Lerntechniken § 1 Rn. 51 ff. – akustische § 1 Rn. 55 f. – visuelle § 1 Rn. 55 f. Lesen § 1 Rn. 4 Lesetechnik – rationelle § 5 Rn. 89 ff. LexisNexis.com § 5 Rn. 19 Literaturauswertung § 1 Rn. 13, § 5 Rn. 89 ff. Literatursammlung § 1 Rn. 13, § 5 Rn. 1 ff. – Literaturverwaltung § 5 Rn. 100 f. – Ordner § 5 Rn. 98 f. Literatursichtung § 5 Rn. 81 ff. Literaturverzeichnis – der wissenschaftlichen Arbeit § 6 Rn. 102 ff. – vorläufiges § 5 Rn. 100 Lösungswege – alternative § 2 Rn. 60 M Master of Laws (LL. M.) § 1 Rn. 26 f. Masterarbeit § 1 Rn. 19, § 7 Rn. 24 ff. – Aufbau § 7 Rn. 33 f. Meinung – herrschende § 3 Rn. 29, § 6 Rn. 29 Meta-Katalog § 5 Rn. 3, 73 Methodenlehre § 3 Rn. 13 ff.; § 8 Rn. 6 f. Meinungsstreitigkeiten s. Streitstände Mimik § 9 Rn. 4 ff., 10, 29, 42 ff. Mind Map – Mind Mapping § 1 Rn. 78 ff. – beim Vortrag § 9 Rn. 39 Mischformen – zwischen Gutachten- und Urteilsstil § 4 Rn. 45 f. Monographien § 5 Rn. 63 – Zitieren von § 6 Rn. 78 Mündliche Prüfung s. Staatsexamen
Sachregister N Neue Informationstechnologie s. Informationstechnologie Niederschrift § 2 Rn. 64 ff., § 8 Rn. 16 Nomen Nominandum (N. N.) § 6 Rn. 88 Nonverbale Kommunikation s. Kommunikation Normzweck § 3 Rn. 34 f. Numerisches Gliederungssystem § 2 Rn. 65 O Obersatz § 2 Rn. 39, 52 Online Public Acces Catalogue (OPAC) § 5 Rn. 3, 73 Online-Zeitschrift § 5 Rn. 76 Optische Hilfsmittel – Skizze § 2 Rn. 5 – Zeittafel § 2 Rn. 5 Organisation – des Studiums § 1 Rn. 24 ff. Orthographie – in juristischen Texten § 4 Rn. 32 f. P Präzision – des juristischen Stils § 4 Rn. 31 ff. Phantasie – juristische § 2 Rn. 63 Plagiat § 6 Rn. 1 ff. – rechtliche Konsequenzen § 6 Rn. 18 ff. Plain language movement § 4 Rn. 3 Power Point § 9 Rn. 40 ff. Präjudizien § 3 Rn. 29 ff. Probleme – unbekannte § 2 Rn. 61 ff. Problemaufriss § 7 Rn. 15 ff. Propädeutisches – Seminar § 1 Rn. 9, 15 Promotionsstipendien s. Stipendien Q Qualifikation s. Fallaufbau im Strafrecht Quellen – Primärquelle § 6 Rn. 31, 33 – Sekundärquelle § 6 Rn. 33 Quellenkritik § 5 Rn. 81 ff.; § 6 Rn. 4, 31 f. Quellensuche – als Bestandteil juristischen Arbeitens § 5 1 ff. Querlesen § 5 Rn. 93
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R Randnummer § 6 Rn. 37, 40, 62, 69, 78 Räumlichkeit – für wissenschaftliches Arbeiten § 1 Rn. 49 f. Recherche § 5 Rn. 1 ff. – Hilfen § 5 Rn. 72 ff. – mittels Bibliothek § 5 Rn. 3 ff. – mittels Internet § 5 Rn. 5 ff. – mittels juristischen Datenbanken § 5 Rn. 9 ff. – über europäische Gemeinschaftsorgane § 5 Rn. 29 – über nationale Behörden § 5 Rn. 37 – von ausländischen Gerichtsentscheidungen § 5 Rn. 53 f. – von ausländischen Gesetzen § 5 Rn. 39 – von ausländischer Rechtsliteratur § 5 Rn. 67 ff. – von europäischen Gesetzen § 5 Rn. 23 ff. – von europäischer Gesetzesgeschichte § 5 Rn. 25 f. – von europäischen Gerichtsentscheidungen § 5 Rn. 43 ff. – von europäischer Rechtsliteratur § 5 Rn. 56 ff. – von nationalen Gesetzen § 5 Rn. 30 ff. – von nationaler Gesetzesgeschichte § 5 Rn. 34 f. – von nationalen Gerichtsentscheidungen § 5 Rn. 45 ff. – von nationaler Rechtsliteratur § 5 Rn. 56 ff. Rechtsanwalt – Tätigkeit während der Promotion § 8 Rn. 12 Rechtsdogmatik § 8 Rn. 6 f. Rechtsliteratur § 5 Rn. 55 ff. – Zitieren von § 6 Rn. 77 ff. Rechtsprechung – Bedeutung beim Zitieren § 6 Rn. 58 – Recherche im Internet § 5 Rn. 5 ff. Rechtsprechungsidentifikator (ECLI – European Case Law Identifier), § 6 Rn. 61, Anhang 3 Rn. 15 Rechtsprechungsverzeichnis § 6 Rn. 110 Rechtstexte – von Instituten, Behörden und Gerichten § 5 Rn. 37 ff. Redemanuskript § 9 Rn. 38 Reduktion – teleologische § 3 Rn. 21 ff. Reform der Juristenausbildung s. Juristenreform
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Sachregister
Rhetorik – Rhetorische Qualitäten § 9 Rn. 7 ff. Rigorosum § 1 Rn. 21, § 8 Rn. 28 f. Rohentwurf der Doktorarbeit s. Doktorarbeit Roter Faden § 4 Rn. 22 ff., 52 ff. S Sachverhalt – Erfassen des § 2 Rn. 7 ff. – Lektüre des § 2 Rn. 4 – Lücken im § 2 Rn. 8 Sachverhaltsquetsche § 2 Rn. 8 Sammlung s. Gerichtsentscheidungen Schachtelstil § 4 Rn. 5 ff. Schlagworte § 1 Rn. 72, § 5 Rn. 7, § 6 Rn. 60, 65 Schneeballsystem § 5 Rn. 92 Schreibtechnik § 5 Rn. 94 Schrifttum – wissenschaftliches § 5 Rn. 55 ff. Schuldrechtsmodernisierungsgesetz § 4 Rn. 9 – Anspruchssystem § 2 Rn. 33 SEK- Dokument § 5 Rn. 25 – Zitieren von § 6 Rn. 55 Seminararbeit § 1 Rn. 14 ff. – Aufbau § 7 Rn. 28 ff. – Benotung § 1 Rn. 14 – Themenbegrenzung § 7 Rn. 39 – Vortrag § 1 Rn. 17 Skizze s. optische Hilfsmittel Social Science Research Network (SSRN) § 5 Rn. 68 Soziale Kompetenz § 1 Rn. 59, § 8 Rn. 11 Sprache – juristische § 4 Rn. 1 ff. Staatsexamen – mündliche Prüfung § 9 Rn. 27 ff. – Vorbereitung auf das erste § 1 Rn. 29 ff. Statistiken – im Anhang der wissenschaftlichen Arbeit § 7 Rn. 54 Steinbruchmethode § 5 Rn. 94 Stellungnahme s. Struktur der wissenschaftlichen Arbeit Stichwortverzeichnis – in der Doktorarbeit § 8 Rn. 42 Stiftungen s. Stipendien Stil – anschaulicher § 4 Rn. 29 f. – einfacher § 4 Rn. 24 ff. – klarer § 4 Rn. 24 ff. – knapper § 4 Rn. 23 – präziser § 4 Rn. 31 ff.
Stipendien – für das Studium § 1 Rn. 24 – Promotionsstipendien § 8 Rn. 10 Streitstände – Darstellung von § 3 Rn. 2 ff. Struktur der wissenschaftlichen Arbeit – Begründung § 3 Rn. 2 – Beweisführung § 3 Rn. 40 ff. – Darstellung von Streitständen § 3 Rn. 2 ff. – Einleitung § 7 Rn. 15 ff., 36 ff. – fallorientiert § 7 Rn. 29 – Gedankengang § 2 Rn. 67 ff. – Hauptteil § 7 Rn. 40 ff. – normorientiert § 7 Rn. 30 – Zusammenfassung § 7 Rn. 43 f. Strukturdenken § 1 Rn. 73 ff. Strukturen § 1 Rn. 74 – hierarchische § 1 Rn. 74 – lineare § 1 Rn. 74 Studienarbeit s. Seminararbeit Studium – Auslandsstudium § 1 Rn. 26 ff. – Doktorarbeit s. dort – Finanzierung § 1 Rn. 24 – Planung des § 1 Rn. 24 ff. – Seminararbeit s. dort – Vorbereitung auf das erste Staatsexamen § 1 Rn. 29 ff. Subsumtion § 1 Rn. 10, § 2 Rn. 23 ff., § 4 Rn. 42 Systematisch-logische Auslegung § 3 Rn. 14 T Tageszeitungen § 3 Rn. 65 – Zitieren von § 6 Rn. 88 Tatkomplexe s. Fallaufbau im Strafrecht Tautologien § 4 Rn. 39 Teleologische Auslegung § 3 Rn. 14 Teleologische Reduktion § 3 Rn. 21 ff. Textbearbeitungsprogramme § 5 Rn. 97 f., Anhang 4 Rn. 31 ff. Themenbegrenzung § 7 Rn. 39, 21 Thesenpapier § 9 Rn. 20 ff., 41 Titelblatt § 7 Rn. 46, § 8 Rn. 26, Anhang 5 Rn. 74 U Überschriften s. Gliederung Übertreibungen – in juristischen Texten § 4 Rn. 8 ff., 14 Umgehungsargument § 3 Rn. 18, 32 Unbekannte Probleme – Umgang § 2 Rn. 61 ff. Universitätsprüfung s. Erste Juristische Prüfung
Sachregister Urhebergesetz – Verletzung durch Plagiate § 6 Rn. 20 ff. Urteilsstil – Mischformen mit Gutachtenstil § 4 Rn. 45 f. V Verhältnismäßigkeit § 2 Rn. 56 Verfassungskonforme Auslegung § 3 Rn. 14 Vergessen – von Informationen § 1 Rn. 51 ff. Vergleichsfallmethode § 3 Rn. 31 ff. Verlage – für die Veröffentlichung von Doktorarbeiten § 8 Rn. 33 ff. Vermutungen § 4 Rn. 35 f. Veröffentlichung der Doktorarbeit – Aktualisieren § 8 Rn. 38 – Druckfahnen § 8 Rn. 43 – Finanzierung § 8 Rn. 44 – im Kopierladen § 8 Rn. 31 – in einem juristischen Verlag § 8 Rn. 33 ff. – in elektronischer Form § 8 Rn. 37 – Kosten § 8 Rn. 44 ff. Verständlichkeit – des Vortrages § 9 Rn. 7, 19 Verwaltung – von Texten § 1 Rn. 46 ff. Verzeichnis – Abkürzungsverzeichnis § 7 Rn. 48 – Gesetzgebungsverzeichnis § 6 Rn. 109 – Inhaltsverzeichnis § 7 Rn. 49 – Literaturverzeichnis § 6 Rn. 102 ff. – Rechtsprechungsverzeichnis § 6 Rn. 110 – Stichwortverzeichnis § 8 Rn. 42 Vollzitat § 6 Rn. 42 ff. Vorlesung § 1 Rn. 57 Vortrag § 9 Rn. 1 ff. – Aktenvortrag § 9 Rn. 25 f. – Anschaulichkeit § 9 Rn. 16 ff. – Beschränkung auf das Wesentliche § 9 Rn. 13 – Diskussion nach dem § 9 Rn. 23 – Einleitung § 9 Rn. 34 ff. – freier § 9 Rn. 30 ff. – Gedankengang § 9 Rn. 16 – Hauptteil § 9 Rn. 15 – Hilfsmittel § 9 Rn. 40 ff. – Redemanuskript § 9 Rn. 38 – Relevanz für den Juristen § 9 Rn. 27 ff. – Thesenpapier § 9 Rn. 22 Vorwort – in der Doktorarbeit § 8 Rn. 41
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W Wahrnehmen von Informationen § 1 Rn. 51 ff. Westlaw § 5 Rn. 16 Widmung § 8 Rn. 41 Wiedergabe der Forschungsergebnisse § 7 Rn. 43 Wiederholen – von Erlerntem § 1 Rn. 55 ff. Wille – gesetzgeberischer § 3 Rn. 34 Wissen – Wissenserwerb § 1 Rn. 52 ff. – Wissenskontrolle § 1 Rn. 52 ff., 59 – Wissensumsetzung am konkreten Fall § 1 Rn. 59 Wissenschaftlicher Mitarbeiter – während der Promotion § 8 Rn. 11 Wissenschaftliches Arbeiten – § 1 Rn. 7 ff., Anhang 1 Wochenplan – für die Phase der Examensvorbereitung § 1 Rn. 42 Word § 5 Rn. 97 f., Anhang 4 Rn. 31 ff. Z Zebrastreifenfall § 2 Rn. 1, § 4 Rn. 42 Zeiteinteilung – bei der Klausur § 2 Rn. 1 Zeitmanagement – während des Studiums § 1 Rn. 24 ff. Zeitplan – bei umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten § 7 Rn. 2 ff. – für die Phase der Examensvorbereitung § 1 Rn. 42 Zeitschriften § 5 Rn. 61 – Zitieren von § 6 Rn. 86 f. Zeittafel s. optische Hilfsmittel Zitat – Blindzitate § 6 Rn. 28 – Einordnungs-, Lenkungs- und Bewertungsfunktion § 6 Rn. 4 – Indirektes § 6 Rn. 27 – Nachweisfunktion § 6 Rn. 3 – Sammelzitat § 6 Rn. 27 – Überprüfungsfunktion § 6 Rn. 5 – Wörtliches § 6 Rn. 25 f. Zitieren § 6 Rn. 1 ff. – aus der Amtlichen Sammlung § 6 Rn. 66 – Einheitlichkeit § 6 Rn. 30 – Endnoten § 6 Rn. 37 f. – Fußnoten § 6 Rn. 37 f.
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Sachregister
– Kurzzitat § 6 Rn. 43 – nach der Bedeutung des Urhebers § 6 Rn. 33 ff. – nach Bluebook § 6 Rn. 2, § 6 Rn. 46 – Plagiat § 6 Rn. 1 ff. – Primärquellen/Sekundärquellen § 6 Rn. 33 – Quellenkritik § 6 Rn. 4, 31 f. – Randnummer § 6 Rn. 37, 40, 62, 69, 78 – Umfang von Zitaten § 6 Rn. 77 – Vollzitat § 6 Rn. 42 ff., 77 – von US-amerikanischen Gesetzen § 6 Rn. 53 – von US-amerikanischen Rechtstexten § 6 Rn. 53 – von ausländischen Urteilen § 6 Rn. 76 – von europäischen Gesetzen § 6 Rn. 47 f. – von europäischen Gesetzesmaterialien § 6 Rn. 55 – von europäischen Urteilen § 6 Rn. 59 ff. – von Fest- und Gedächtnisschriften § 6 Rn. 80
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von grauer Literatur § 6 Rn. 90 von juristischen Zeitschriften § 6 Rn. 86 f. von Lehrbüchern § 6 Rn. 78 von Kommentaren § 6 Rn. 81 ff. von Monographien § 6 Rn. 78 von nationalen Gesetzen § 6 Rn. 49 ff. von nationalen Gesetzesmaterialien § 6 Rn. 56 f. – von nationalen Urteilen § 6 Rn. 65 ff. – von Webseiten § 6 Rn. 91 ff. – von Überregionalen Zeitungen § 6 Rn. 88 f. – Zitierfähige Quellen § 6 Rn. 24 ff. Zitierregeln s. Zitieren Zulässigkeit s. Fallaufbau im öffentlichen Recht Zulassungsvoraussetzungen – bei der Dissertation § 8 Rn. 26 Zusatzqualifikationen § 1 Rn. 25 Zwischenergebnisse § 7 Rn. 42
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