Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Faszikel 1 Einführung zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, Faszikel 1: Historische und legendarische Erzählungen: Band VI: Supplementa, Lieferung 1, Faszikel 1 9783641248208


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German Pages 252 Year 2019

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort der Herausgeber
Vorwort der Autorin
Einführung
3. Esra-Buch
1. Makkabäerbuch
2. Makkabäerbuch
3. Makkabäerbuch
Buch Judith
Zusätze zu Esther
Zusätze zu Daniel
Paraleipomena Jeremiou
Vitae Prophetarum
Fragmente jüdisch-hellenistischer Historiker
Namen- und Sachregister
Stellenregister
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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Herausgegeben von Hermann Lichtenberger in Zusammenarbeit mit Christian Habicht, Otto Kaiser (†), Werner Georg Kümmel (†), Otto Plöger (†) und Josef Schreiner (†)

Band VI · Lieferung 1 · Faszikel 1 Gütersloher Verlagshaus

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Band VI

Supplementa Herausgegeben von Hermann Lichtenberg und Gerbern S. Oegema Einführung zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Ulrike Mittmann-Richert Historische und legendarische Erzählungen

2000 Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der zweiten Lieferung dieses Bandes.

Copyright © 2000 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Satz: MZ-Verlagsdruckerei GmbH, Memmingen ISBN 978-3-641-24820-8 www.gtvh.de

Ulrike Mittmann-Richert Historische und Iegendarische Erzählungen

Inhalt Vorwort der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX Vorwort der Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIII Einführung ............................................. . 3· Esra-Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Makkabäerbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Makkabäerbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3· Makkabäerbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch Judith . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätze zu Esther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätze zu Daniel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paraleipomena J eremiou . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vitae Prophetarum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmente jüdisch-hellenistischer Historiker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Eupolemos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I I. Theophilos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Phifon »der Ältere« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Kleodemos Malchas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Artapanos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Pseudo-Eupolemos (Samaritanischer Anonymus) . . . . . . . . . . . . VII. Pseudo-Hekataios . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namen- und Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

4 20

40 63 82

97 I I4 I 39 I 56 I72

I74 I I

85 87

I88 I9I I96 202

2IO 227

VII

Vorwort der Herausgeber Mit den »Supplementa zu denJüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit« (Band VI!I-3) geht ein im Jahre I974 vom Gründer der Reihe »Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit«, Prof. Werner Georg Kümmel (gest. I 995), formulierter Wunsch in Erfüllung, sie beim Abschluß mit einem Einführungs-, Bibliographie- und Registerband zu erschließen. Nachdem der Bibliographieband (JSHRZ VI/2) I999 erschienen ist, folgt nun, beginnend mit den >>Historischen und legenclarischen Erzählungen«, der Einleitungsband (JSHRZ VII I) in fünf Einzellieferungen. Sie entsprechen inhaltlich den fünf Bänden der Gesamtreihe, nach deren Vervollständigung auch der Registerband (JSHRZ Vl/3) fertiggestellt werden kann. Die Einführung bietet eine umfassende Einleitung in das jüdische außerqumranische und nichtrabbinische Schrifttum (mit Ausnahme von Philo und Josephus). Die ständige Diskussion über die Einzelergebnisse hat wesentlich zum Charakter und Aufbau der ganzen Einführung beigetragen und kam auch denjenigen Mitarbeitern zugute, die Einzelbeiträge zu den Lieferungen 2-5 dieses Bandes erarbeiten. Es stellte sich heraus, daß bei einem Großteil der Schriften die Forschung immer noch bestimmt ist von den Sachfragen und die individuelle theologische Erschließung der Einzeltexte eher am Rande oder im Verbund ganzer Textgruppen geschieht. Die Aufgabe, auf theologischem und historischem Gebiet Lücken zu schließen, hat die Einführung um einiges ausführlicher werden lassen als ursprünglich geplant, ihr aber auch ein eigenes Gepräge verliehen, das sie von anderen Einleitungen zum Thema unterscheidet. Die Gesamtanlage folgt dem sachlichen Ordnungsprinzip, wie es jedem Textband beigegeben ist. Dies entspricht jedoch nicht der Reihenfolge der behandelten Einzelschriften innerhalb der Bände I-V, die nach ihrem Erscheinen gegliedert sind und deren Numerierung daher zufällig ist. Weil zudem in den Einzellieferungen zu Bd. I-V die Text- und Auslegungsgeschichte der einzelnen Schriften bereits dokumentiert und auch die Fragen zur Textentstehung ausführlich behandelt sind, werden die entsprechenden Einleitungsfragen nur dort auf den neuesten Forschungsstand gebracht, wo die jüngere Apokryphen- und Pseudepigraphenforschung zu einer grundsätzlichen Veränderung des Bildes geführt hat. Dadurch wurde der notwendige Raum gewonnen für die ausführliche Auseinandersetzung mit historischen und theologischen Problemen. Für die Anlage der einzelnen Artikel gilt folgender Grundsatz: Um sowohl dem Charakter einer Einführung (Einheitlichkeit, Knappheit und schneller Überblick über Entstehung, Inhalt und Thematik einer Schrift) als auch den Besonderheiten jeder einzelnen Schrift gerecht zu werden, sind die Texte nach einem äußerlich einheitlichen, aber inhaltlich variablen Schema behandelt. Alle Artikel sind in fünf Themenbereiche gegliedert, innerhalb derer das Material in einer nach Möglichkeit sich von Artikel zu Artikel wiederholenden Ordnung dargeboten wird. Den ersten Einblick in den Text verschafft eine kurze Inhaltsangabe, der eine Aufbauskizze beigegeben ist:

IX

1.

Inhalt 1.1 Aufbau

Es folgt die Behandlung der mit der Textentstehung verbundenen Fragen: 2.

Textentstehung Titel Abfassungssprache Abfassungszeit Verfasser Quellen Abfassungsort Gattung

2.! 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.J

Die historische Einordnung wird nur dort thematisch untergliedert, wo sich die Schriften direkt auf historische Vorgänge beziehen: 3· Historische Bedeutung Einleitung (allgemeine Einführung in die historischen Probleme der Schrift) 3. 1 Chronologie 3.2 Politische Situation 3.2. 1 Herrschaftsverhältnisse 3.2.2 Verhältnis zu den Fremdherrschern, Bündnispolitik 3.2.3 Kriegswesen 3 ·3 Wirtschaftliche Situation 3 ·4 Soziale Verhältnisse 3 ·4· I Volk (Stadt- Land) 3.4.2 Mann und Frau 3-4-3 Religiöse Gruppierungen

Den größten Raum nimmt der theologische Teil ein. Da hier das besondere Profil jeder Schrift eine individuelle Darstellung der Sachverhalte verlangt, hat die folgende Schematik nur Mustercharaktcr: 4· Theologische Bedeutung Einleitung (allgemeine Einführung in die theologischen Probleme der Schrift) 4-1 Gott und sein Volk 4.1.1 Bund und Erwählung 4· 1.2 Göttliches und menschliches Herrscherturn 4· I ·3 Das Gesetz 4.1.4 Tempel und Kult 4.2 Der Mensch vor Gott 4.2. 1 Offenbarung 4.2.2 Auferstehung und ewiges Leben 4-2.3 Martyrium 4-2.4 Das Böse, Dualismus 4·3 Urzeit und Endzeit 4·3. I Kosmologie 4·3 .2 M essianologie 4-3·3 Andere Formen der Erlösungshoffnung 4·4 Engel und Dämonen 4·4· I Astrologie 4.4.2 Magie und Mantik 4· 5 Geschichtsbild

X

4.6

Bezug zu anderen biblischen, apokryphen und pseudepigraphischen Schriften

Ein kurzer Abschnitt zur Textrezeption schließt den Überblick ab: 5· Wirkungsgeschichte

Des weiteren liegt den Artikeln eine besondere Systematik der Textgestaltung und der bibliographischen Angaben zugrunde, welche die Schriften einem möglichst großen Leserkreis mit ganz unterschiedlichem wissenschaftlichen Interesse und Vorwissen erschließen soll: Das erste Kennenlernen einer Schrift und ihrer Probleme ermöglicht der fortlaufende, thematisch in oben beschriebener Weise gegliederte Einführungstext, der die wichtigsten Stellenangaben, aber keine Literaturhinweise enthält. Diese finden sich in den Anmerkungen, die in die grundlegenden Veröffentlichungen zu den wichtigsten Forschungsschwerpunkten einführen. Für die wissenschaftliche Weiterarbeit sind dem Artikel folgende Informationen vorangestellt: die Bandnummer der dem Artikel zugrundeliegenden Übersetzung der JSHRZ, die entsprechenden Seiten der Bibliographie (A. Lehnardt, Bibliographie zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, JSHRZ VI/2, Gütersloh I 999 ), in welcher die Literatur bis I 997 so umfassend wie möglich gesammelt ist, die wichtigsten Textausgaben und, nach Sprachen gegliedert, dieneueren Kommentare. Zur Erleichterung der Arbeit an Spezialthemen ist den fünf thematischen Hauptabschnitten (I.- 5.) eine kurze Spezialbibliographie in Ziffern nachgestellt, die sich der Zählung der Bibliographie bedient und das dort alphabetisch geordnete Material thematisch zusammenfaßt (z. B. die Nummern I 8 r2, r96r und 2o8r zum Titel des r. Makkabäerbuches ). Die Herausgeber nehmen das Erscheinen der ersten Lieferung von Band VI/r zum Anlaß, alldenjenigen Dank auszusprechen, die bisher an der gesamten Einführung mitgewirkt haben. Hier ist zuerst die Deutsche Forschungsgemeinschaft zu nennen, die das ganze Supplement-Projekt (Einführungs-, Bibliographie- und Registerband) drei Jahre lang großzügig gefördert hat, dann die Fritz Thyssen Stiftung, die mit einer Anschlußfinanzierung den Abschluß der Einführung gewährleistet. Unser größter Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die zum Gelingen beigetragen haben, in alphabetischer Folge: Jan Dochhorn, Imke Frodermann, Marietta Hämmerle, Sabine Heyeckhaus, Verena Kurz, Dr. Andreas Lehnardt, Monika Merkle, Dr. Ulrike Mittmann-Richert, Daniela Rieß, Bernhard Ziegler sowie den Kollegen in Mainz und Bonn, Claudia Büllesbach, Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Horn, Dr. Hermut Löhr und Ulrike Omerzu. Besonderer Dank gebührt Herrn Dietrich Steen, dem Lektor im Gütersloher Verlagshaus. Tübingen, im Juli 1999

Hermann Lichtenherger Gerbern S. Oegema

XI

Vorwort der Autorin Die Einführung in Band I der >>Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit« (JSHRZ) entstand während der zweieinhalbjährigen Mitarbeit an dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten und von Prof. Dr. Hermann Lichtenherger geleiteten Pseudepigraphenprojekt des Instituts für antikes Judentum und hellenistische Religionsgeschichte der Universität Tübingen. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf den Fragen und Ergebnissen der jüngeren Forschung, wobei die Literatur bis I 997 so vollständig wie möglich eingearbeitet ist. Die Veröffentlichungen seit 1998 wurden berücksichtigt, soweit sie bis zur Fertigstellung des Manuskripts eingesehen werden konnten. Die Einzelartikel dieser Einführung nehmen grundsätzlich Bezug auf die Textbände zu Band I der JSHRZ. Im Fall der erst jüngst erschienenen Lieferungen JSHRZ I/7 und I/8 wurde in der Einführung die Erörterung der mit der Textentstehung verbundenen Fragen äußerst knapp gehalten und auf die entsprechenden Abschnitte in den Textbänden verwiesen. Das Erscheinen des Textbandes zum 3· Makkabäerbuch steht noch aus. Die Abkürzungen folgen der Systematik S. Schwertners, IATGZ, Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, 2. überarb. u. erw. Auf!., Berlin u.a. 1992. Für die Begleitung der Arbeit und vielfältigen Rat danke ich den Herausgebern der Supplementa, Herrn Prof. Dr. Hermann Lichtenherger und Herrn PD Dr. Drs. Gerbern S. Oegema, für die Hilfe in bibliographischen Fragen Herrn Dr. Andreas Lehnardt. Zu danken ist ferner Frau Daniela Rieß, Frau Imke Fradermann und Frau Verena Kurz für die mühevolle Arbeit der Literaturbeschaffung und für die Durchsicht und Korrektur des Manuskripts sowie Frau Christine Watermann für die Mithilfe beim Stellenregister. Tübingen, im August 1999

Ulrike Mittmann-Richert

XIII

Einführung Die in Band I der»Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit« unter dem Titel »Historische und Iegendarische Erzählungen« vereinten Werke umfassen ein Spektrum von Texten, das formal, inhaltlich und zeitlich weit gefächert ist. Als historische Schriften im engeren Sinn können nur das I. und das 2. Makkabäerbuch gelten, die beide im Stil antiker Historiographie von der Religionsverfolgung unter dem Seleukidenkönig Antiochos IV. (I 7 5- I 64 v. Chr.) berichten. Daneben stehen Werke, deren geschichtlichen Stoff das biblische Traditionsmaterial darstellt. Seine Ausformung nimmt in der Regellegendarische Züge an. Das gilt für einen Großteil der jüdisch-hellenistischen Historikerfragmente, die mehrheitlich der Väter- und Mosezeit zugewandt sind und das Material einem apologetischen und kulturverschmelzenden Interesse unterwerfen. Das gilt in gewisser Weise aber auch für das Textcorpus der Vitae Prophetarum, einer unter eschatologischem Vorzeichen zusammengestellten Materialsammlung zu den biblischen Propheten, die schon ihres Sammlungscharakters wegen legendarisches Erzählgut an sich zog. Eine Sonderrolle unter den im weitesten Sinne historischen Schriften spielt das 3· Makkabäerbuch. Es berichtet von einer Judenverfolgung im ptolemäischen Ägypten und bedient sich dabei in aller Kunst der historiographischen Stilmittel seiner Zeit, hat aber als literarisches Gesamtwerk den Charakter einer Fiktion. Eine eigene Gruppe von Texten bilden die Ergänzungen zu Schriften aus dem späteren dritten Kanonteil der hebräischen Bibel. Ihr gemeinsames geschichtliches Thema ist die Exilszeit Israels. Im Falle des Esra- und des Estherbuches entsteht durch die Umgestaltung ein äußerlich neues und theologisch eigenständiges Werk, während beim Danielbuch die Verknüpfung neuer Stoffe mit dem Grundtext lose bleibt. Die ParaleipomenaJeremiou als eschatologisch motivierte Lehrerzählung über die mit J eremia verknüpfte Geschichte der Exilierung Israels stehen in diesem Kreis schriftbezogener Texte für sich. Als Bindeglied zwischen den genannten Textgruppen kann das Judithbuch gelten, das sich äußerlich als ein historischer Bericht über die Belagerung einer Ortschaft im samaritanischen Bergland gibt, innerlich aber ein Gewebe vornehmlich biblischer Geschichtstraditionen darstellt, deren Neuverwertung lehrhaften Zielen dient. Was diesem äußeren Anschein nach nur durch den sehr weit gefaßten Begriff >>historisch« verknüpft ist, erweist sich bei näherer Betrachtung als viel enger zusammengehörig, als man gemeinhin annimmt. Denn die meisten der Schriften ringen, auch wenn sie erzählerisch von vermeintlich anderem handeln, theologisch um ein großes gemeinsames Thema, das dann doch wieder ein historisches ist: die nationale Katastrophe der Religionsverfolgung und Entweihung des J erusalemer Tempels unter Antiochos IV. Am Rande stehen hier nur die in römischer Zeit redigierten Vitae Prophetarum und die vielleicht sogar im 2. Jh. n. Chr. beheimateten Paraleipomena Jeremiou sowie der Großteil der vor allem mit der kulturellen Auseinandersetzung befaßten Historikerfragmente. Den Bezug auf die Zeit der Religionsnot und der makkabäischen Erhebung bringt allerdings oftmals erst die theologische Interpretation ans Licht, die bei den meisten der genannten Schriften bislang stark vernachläs-

sigt wurde. Dies erweist sich am deutlichsten beim 3· Esrabuch, bei den Esther- und Danielzusätzen und nicht zuletzt beim 3· Makkabäerbuch. Die Fixierung auf die Makkabäerzeit ist sachlich begründet in der groGen und lang anhaltenden Erschütterung des palästinischen Judentums durch die fast gelungene Ausrottung seiner Religion. Sie zwang zu einer theologischen Neubesinnung, die alle Lebensbereiche umfaGte. Die existentielle Notwendigkeit der religiösen Neuorientierung zeigt sich literarisch in der Vielfalt der Werke und der theologischen Ansätze. Der Formenreichtum rührt auch daher, daG die Auseinandersetzung mit der nationalen Katastrophe nur als grundsätzliche Auseinandersetzung mit den politischen und geistigen Einflüssen des Hellenismus geführt werden konnte. Die Schriften des I. Bandes spiegeln die groGe Bandbreite der Geisteshaltungen der Juden Palästinas und der Diaspora wider, aber auch die innere Einheit, gestiftet durch den gemeinsamen äuGeren Bezug auf den J erusalemer Tempel und den inneren auf die Tora. Von besonderer Bedeutsamkeit ist in diesem Zusammenhang ein Vorgang, den erst die Gesamtuntersuchung der Texte zutage gefördert hat: den zweisprachig sich vollziehenden ProzeG der Traditionsneubildung. Seinen historischen Ausgangspunkt bildet das Bemühen der Jerusalemer Judenschaft, der Diaspora, speziell der ägyptischen Diaspora, die im Mutterland während der Verfolgungszeit gemachte Glaubenserfahrung zu übermitteln und die Juden auGerhalb Palästinas, auch liturgisch, in die religiöse Gesamtverantwortung einzubeziehen. Der Transferall dessen, was sich religiös und politisch im Mutterland entwickelt hatte, wirkte auf die literarische Produktion wie ein Katalysator. Denn er nötigte zu einer umfangreichen literarischen Aufarbeitung der religiösen Tradition, aber gleichzeitig auch zur Übertragung des neuen Überlieferungsgutes ins Griechische. Ja, man könnte in diesem Zusammenhang von einer neuen Art kulturübergreifender Schriftgelehrsamkeit sprechen, deren äuGedieher Ausgangspunkt die Übersetzung der für die Deutung der historischen Vorgänge wichtigen religiösen Schriften und Glaubenszeugnisse war. D. h., der Vorgang der Traditionsumbildung und-neubildungvollzog sich von Anfang an zweisprachig, was die schriftliche Fixierung angeht, z. T. sogar nur in Griechisch. Theologisch kommt es dabei zu einer eigentümlichen Verschmelzung von Schriftbezug, Geschichtsbezug und Gegenwartsbezug und zu einer kulturellen Doppelgesichtigkeit, die es nicht zufällig schwer macht, die Frage nach dem palästinischen oder ägyptischen Entstehungsort vieler Schriften zu beantworten. Man wird aber, auch bei griechischer Verfasserschaft, sehr viel häufiger mit einer Ahfassung in Palästina rechnen müssen, als man es gemeinhin tut. Die rückwärtsgewandte Ausrichtung auf die Religionsverfolgung unter Antiochos IV. ist in vielen Fällen aber nur die eine Seite der historischen Verbindung der Schriften untereinander. Die andere Seite ist der zeitgeschichtliche Gegenwartsbezug, der allerdings auch nur in der interpretatorischen Gesamtschau der Texte ans Licht tritt. Nicht zufällig entstammt ein GroGteil der Werke der Zeit Johannes' H yrkans ( r 34-104 v. Chr. ), der den politischen Aufstieg Judäas ebenso repräsentiert wie den neuerlich beginnenden Zerfall der religiösen Werte. Auf dem Hintergrund seiner Regentschaft werden die Schriften zu Zeugnissen einer meistenteils polemisch geführten Diskussion um die aktuelle politische und religiöse Entwicklung des unabhängig gewordenen jüdischen Volkes nach den Aufstandsjahren, wobei sie 2

das ganze konfrontative Spektrum abdecken. Die politische Stoßrichtung ist offensichtlich beim 3· Esra- und beim I. Makkabäerbuch, den ersten der unten behandelten Schriften, sie scheint aber auch andernorts immer wieder hervor. Daß die theologischen Fragen auch in einer gewandelten historischen Situation dieselben blieben, zeigen die Schriften der römischen Epoche, die Vitae Prophetarum und die Paraleipomena Jeremiou. Auch diese Werke sind Dokumente der Glaubenserschütterung durch das gegen die Juden und ihren Tempel aufgebotene heidnische Machtarsenal und der in der nationalen Krise geübten Glaubensbewährung. Der Unterschied zu den Schriften aus der Zeit der nationalen Unabhängigkeit besteht nur darin, daß sie als Realität verarbeiten, was im 2. Jh. v. Chr. noch abgewendet werden konnte: die in die Zerstörung mündende Gefährdung des Jerusalemer Tempels. Das Gesamtbild, das die Schriften des I. Bandes vor den Augen ihrer Leser entstehen lassen, ist das einer für das Judentum politisch, kulturell und religiös äußerst bewegten Zeit, einer Zeit theologischer Umbrüche und Neuanfänge und schon deshalb einer Zeit umfangreichster literarischer Produktion. Viele der historischen Dokumente sind verloren. Aber das erhalten gebliebene Material genügt, die Geschichte J udäas in all ihren Schattierungen nachzuzeichnen als Geschichte der ptolemäischen, seleukidischen und römischen Fremdherrschaft und eines Volkes, in dessen Kampf um die nationale Selbstbehauptung amEndesein religiöses Zentrum, der Tempel, zerstört wurde und dem es dennoch gelang, seine Identität dauerhaft zu wahren.

3

3· Esra-Buch (JSHRZ I/5) Literatur: Bibliographie S. 13 5- I42. Textausgaben (in Auswahl): Hanhart, R. (Hg.), Esdrae liber I, Septuaginta. Vetus Testamenturn Graecum, Auetorirate Acadcmiae Scientiarum Gottingensis editum, Bd.8!I, Göttingen 2 199I; Rahlfs, A. (Hg.), Septuaginta. Id est Vetus Testamenrum graece iuxta LXX interpretes, Bd. I, Stuttgart 2 I979, 873-903; Swete, H. B. (Hg.), The Old Testament in Greek According to the Septuagint, Bd. 2, Cambridge 3 1907, Nachdr. 1930, I29-I6I; Brooke, A. E. - M'Lean, N.- Thackeray, H. St.]. (Hg.), I Esdras, The Old Testament in Greek According to the Text of Codex Vaticanus, Bd. 2/4, Cambridge I93 5, 557-603. Neuere Übersetzungen und Kommentare (in Auswahl): Deutsch: Pohlmann, K.-F, 3· Esra-Buch, JSHRZ l/5, Gütersloh I98o; Englisch: Myers,]. M., I and II Esdras, AncB 42, Garden City, New York I974, 1-104; Coggins, R.]., in: R.J. Coggins- M.A. Knibb, The First and Second Books of Esdras, CNEB, Cambridge u. a. I979, I-75· Niederländisch: Keur,]. - Keur, P., Het Derde Boek Ezra, in: Apocriefen van het Oude Testament. Valledige herdruk volgens de oorspronkelijke uitgave, Kampen 7 I987, I7-44· Dänisch: Hammershaimb, E., Tredje Esdrasbog, in: E. Hammershaimb u.a. (Hg.), De Gammeltestamentlige Pseudepigrafer, Bd. I, Kopenhagen 1953-I963, 34I38o. Italienisch: Sacchi, P., Terzo Libro di Ezra, in: Apocrifi dell'Antico Testamento, Bd. I, Turin I981, 97- I78. Spanisch: Ferndndez Marcos, N., 3 Esdras (LXX I Esdras), in: A. Dfez Macho (Hg.), Ap6crifos del Antiguo Testamento, Bd.2, Madrid I983, 445-478.

1.

Inhalt

Das 3· Esrabuch stellt, äußerlich gesehen, eine erweiterte Fassung des kanonischen Esrabuches dar. Die Erweiterungen bestehen in der Voranstellung von 2.Chr 3 5, I 36,21, der Anfügungvon Neh 7,72-8,13a am Schluß und der Einschaltung der Verse 1,21 f sowie der sonst unbekannten Erzählung vom Wettstreit der drei Pagen des Darius, 3,1- 5,6. Die Erzählfolge des kanonischen Esrabuches bleibt bis auf die Umstellung von Esr 4,7-24 erhalten:' 3.Esr I,I-20 3.Esr I,2If 3.Esr I,23-5 5 3.Esr 2,I- 5a(3a) J.Esr 2,5b(3b)-I4 3.Esr 2,I 5-25(26) 3.Esr 3,I-5,6 3.Esr 5,7-70(7I) 3.Esr 6, I -9,36 3.Esr 9,37-55

= 2.Chr 35,I-I9 Sondergut = z.Chr 3 5,20-36,21 = 2. Chr 36,22f = Esr I,1-3a = Esr I,}b-II = Esr 4,7-24 Sondergut = Esr 2,I-4,5 = Esr 5,I-I0.44 = Neh 7,72-8,1}a

r. Die Zählung ist in den Ausgaben von R. Hanhart, Esdrae liber I, Göttinger Septuaginta 8/ I, 2 I 99 I, und A. Rahlfs, Septuaginta. Id est Vetus Testamenturn graece iuxta LXX interpretes, Stuttgart 2 I 979, verschieden. Die Übersetzung von F Pohlmann in JSHRZ I/5 folgt der erstgenannten Textedition, deren Zählung auch in der folgenden Tabelle voransteht. In Klammern wird zusätzlich die Zählung der Rahlfsschen Ausgabe angegeben.

4

Trotz der äußerlich weitgehenden Deckungsgleichheit der Bücher sind im Inneren die Akzente deutlich verschieden gesetzt. Während die kanonischen Bücher EsraNehemia nur den kleinen historischen Ausschnitt der durch das Kyrosedikt in Gang gesetzten Wiederherstellung von Tempel, Tempelstadt und Tempelgemeinde behandeln, steht im 3· Esrabuch eine ganze, heilsgeschichtlich in sich geschlossene Epoche vor Augen. 2 Sie beginnt mit der Inkraftsetzung der josianischen Kultreform durch das nach dem Mosegesetz begangene Passafest und endet mit der ebenfalls am Mosegesetz ausgerichteten nachexilischen Neuaufrichtung von Tempel, Kult und Kultgemeinde durch Serubbabel und Esra. Der zeitgeschichtlichen Ausweitung des Stoffes geht die markante Aufwertung Serubbabels durch die Hinzufügung der auf ihn zugeschnittenen Pagenerzählung (3, r- 5,6) einher. Sie wird noch verstärkt durch die Ausblendung Nehemias3, so daß das Werk der nachexilischen Restauration ganz neuartig und programmatisch als mit dem Zweigestirn »Serubbabel - Esra« verknüpft erscheint. Dem entspricht die thematische Gliederung des Berichts in zwei Teile: einen ersten, längeren, der vom PassafestJosias bis zur Passafeier unter Serubbabel reicht (r,r-7,15) und auf die äußerliche Wiederherstellung des Tempels zielt, und einen zweiten, kürzeren, der die innerliche, gesetzmäßige Wiederherstellung von Kult und Kultgemeinde unter Esra behandelt (8,r-9,17). Beide Teile sind kunstvoll miteinander verwoben durch eine Reihe von Bezügen, die in der vorfindliehen Dichte ebenfalls dem kanonischen Stoff zugesetzt sind und das theologische Programm der Schrift entfalten.

2. Die spezielle Abgrenzung der genannten Epoche ist neu- und einzigartig. Sie hängt mit der besonderen theologischen Konzeption der Schrift zusammen (s. 4.). 3· Sein Name ist nur in der Rückwandererliste 3.Esr 5,8.40 = Esr 2,2.63 genannt. In 9,49 = Neh 8,9 ist sein Name gestrichen. In 3.Esr 5,40 wird außerdem die Identität von Nehemia mit dem als 'At6agcn:Tjc:;, hebr. Tir5ata, bezeichneten politischen Funktionsträger bewußt aufgehoben.

1.1

Aufbau

I. Die Tempelneugründung< I,I-22:

Passafest ]osias- ]osias Gesetzestreue

I ,2 3-5 5: Israels zunehmende Ungesetzlichkeit als Grund der Zerstörung des Tempels Rückkehrerlaß des Kyros und Anweisung zum Tempelbau

Verhinderung des Tempelbaus unter Artaxerxes Das Wirken Serubbabels 3, I -4>42: Serubbabels Sieg beim Wettstreit der Pagen des Dareios 4,43-63' Serubbabels Beauftragung zum Tempelbau 5,I-62: Heimkehr, Altarbau mit Laubhüttenfest und Grundsteinlegung für den Tempel unter Leitung Serubbabels

5,63-70:

Doppelte Verhinderung des Tempelbaus Verhinderung des Baus unter Kyros

6,I-6: 6,7-2I:

Ungehinderter Bau unter Dareios Verhinderung des Baus unter Dareios

f,6]-6,21:

Exodus aus Ägypten Beginn der 70 Jahre 3 Exilierungen Ende der 70 Jahre r. Exodus aus Babyion I. Widerstand gegen den Tempel

Davidische Beauftragung 2. Exodus aus Babyion

2. Widerstand gegen den Tempel

3. Widerstand gegen den Tempel

Neuerliche Inkraftsetzung des K yrosedikts durch Dareios 7,I-9: Vollendung des Tempels 7,Io- I 5:

Passafest am erneuerten Tempel

Exodus aus Ägypten

II. Die Neukonstitution der Tempelgemeinde nach dem mosaischen Gesetz

Es ras Zug nach Jerusalem unter Artaxerxes

Hochpriesterliche Beauftragung 3· Exodus aus Babyion

8,65-9,36: Äuilerliche Neukonstitution des Volkes als einer reinen Gemeinschaft 9,37-5 5' Innerliche Neukonstitution durch Verpflichtung auf das Gesetz 4· Die dem kanonischen Esrabuch zugesetzten Teile sind in Kursivdruck dargestellt. Dies betrifft nicht die in Fettdruck gesetzten Überschriften.

6

Der Aufbau des griechischen Esrabuches lebt von der planvollen Verschränkung zweier Motivreihen, die sich aus der anfänglich gegebenen dreifachen Exilierung Israels heraus entwickeln: der ebenfalls dreifachen, als Exodus aus Babyion konzipierten Rückkehrbewegung einerseits, der retardierend eingeflochtenen dreifachen Widerstandsbewegung gegen den durch die Rückwanderer ins Werk gesetzten Tempelbau andererseits. Die Einzelelemente der Motivreihen sind im Wechsel mit den Königen K yros, Dareios und Artaxerxes verknüpft. Da auf dem dritten Exodus unter Artaxerxes das Achtergewicht liegt, wird auch der Widerstand, wo er erstmalig und als grundsätzliches Phänomen eingeführt erscheint, mit dem Namen dieses Königs verbunden.5 Die Exodusmotivreihe ist ihrerseits wieder aus zwei Fäden gesponnen, durch welche der Exodus aus Babel an sein im Passa vergegenwärtigtes ägyptisches Urbild geknüpft wird. Gleichzeitigfungiert die Exodusthematik als heilsgeschichtliche Leitschnur, die alle Erzählteile zusammenbindet. Während im ersten Hauptteil der erste und der zweite babylonische Exodus in den Rahmen der zweimaligen Passafeier am Tempel eingebettet ist, bildet der im zweiten Hauptteil entfaltete dritte Exodus die Klimax des Geschehens. Er bezieht sich aber in seinem Ziel, der neuerlichen Gesetzesaufrichtung in Israel, wieder zurück auf den Anfang unter Josia, wo das Gesetz des Mose in seiner grundsätzlichen Bedeutung eingeführt wird: als innerliches Ziel des Urexodus und damit als äußerlicher Grund der Passafeier. Die Hauptteile selbst stehen unter verschiedenen, aber gerade in der Doppelheit zusammengehörenden heilsgeschichtlichen Vorzeichen: dem der davidischen und dem der hochpriesterlichen Beauftragung zur Wiederherstellung von Tempel und Gemeinde. Das 3. Esrabuch erweist sich in diesem seinem Aufbau als wohldurchdachte und in sich abgeschlossene Komposition, in deren Licht auch die bislang ungeklärtenFragen eine Lösung finden.

2.

2.1

Textentstehung

Titel

Der Titel >>3. Esrabuch>Zweiten Makkabäerbuch« vorordnet, entspricht der Benennung der Bücher in den griechischen Unzialhandschriften und den meisten Minuskelhandschriften. Die früheste Verknüpfung beider Werke mit dem Namen der Makkabäer findet sich bei Clemens von Alexandrien (Strom. 5, 14,97), der erste Hinweis auf ihre Numerierung bei Hippolyt (Comm. in Dan. 4,3). Auch Hieronymus war das Buch unter dem genannten Titel bekannt. 2 Origenes bietet neben der griechischen Betitelung "ta Maxxaßmxa für das erste Buch auch die hebräische Überschrift ~aQß118oaßa­ vmEA3, die auf das Herrscherhaus der Hasmonäer zu weisen scheint. Ihre Bedeutung ist jedoch bis heute nicht befriedigend geklärt.4 - Dazu weiterführend K.-D. Schunck, JSHRZ I/4, 289.

2.2

Abfassungssprache

Das uns in der LXX in Griechisch überlieferte r. Makkabäerbuch war, wie das altkirchliche Zeugnis des Hieronymus und Origenes zeigt (s. 2. I), ursprünglich hebräisch abgefaßt. Darauf läßt auch der hebraisierende Stil der Schrift selbst schließen. 5 Die griechische Übersetzung wird nicht lange nach Fertigstellung des Originals entstanden sein. 6 -Ausführlich zur Textüberlieferung Schunck, JSHRZ I/ 4, 289-291. 2.3 Abfassungszeit

Da das Buch mit einem Ausblick auf Johannes Hyrkanos endet und mit dem Hinweis auf eine seiner Regierungszeit gewidmete Schrift, ferner das Bild der Römer uneingeschränkt positiv gezeichnet ist und noch nichts von der Eroberung Jerusalems durch Pompejus im Jahre 63 v. Chr. ahnen läßt, bildet die Wende vom 2. zum r. Jh. v. Chr. den Angelpunkt der Datierung. Ob dabei die Abfassung in das Ende der RegierungszeitJohannes Hyrkans (r34-104 v.Chr.) fällt 7 oder in die Anfangsjahre Alexander Jannais (103-76 v.Chr.) 8 , bleibt umstritten. 2.

Prologus galeatus: »Machabaeorum primum librum hebraicum repperi. Secundus grae-

cus est.49·53 erwähnten Sabbatjahres o.c., I9.

fall in Frage gestellt wird 1 9. Warum der Verfasser des r. Makkabäerbuches die beiden Kalendersysteme nicht einander angeglichen hat, bleibt eine offene Frage. Sie ist aber im Grunde auch nur Teil der durch den Widerstreit zwischen Abgrenzung und Assimilation gekennzeichneten grundsätzlichen Problematik des Judentums in hellenistischer Zeit, die zunächst eine politische war. J.2 Politische Situation

Politisch unbedeutend, aber durch seine Lage auf der umkämpften syro-palästinischen Landbrücke ständiger Schauplatz außenpolitischer Auseinandersetzungen, war Judäa im 3· und 2. Jh. v. Chr. mehr denn je Spielball der Mächte, Streitapfel zwischen ptolemäischem und seleukidischem Großreich und ständiges Durchzugsgebiet feindlicher Heere. Rund 30 Jahre vor den geschilderten, durch das Religionsedikt Antiochos' IV. in Gang gesetzten Ereignissen war das Land, nachdem es knapp IOO Jahre in ptolemäischem Besitz gewesen war, im sog. 5· syrischen Krieg (202-200 v. Chr.) an die Seleukiden gefallen. Sie blieben bis zur Unabhängigkeit unter Sirnon und zwischenspielartig auch danach seine Herren. Nach dem Herrschaftswechsel erwiesen sich die innenpolitischen Verhältnisse zunächst als relativ stabil. Dies änderte sich im Zuge der von Jerusalemer Kreisen mitgetragenen Hellenisierungspolitik Antiochos' IV., an deren Ende das Verbot der Ausübung der jüdischen Religion stand. Unter Androhung der Todesstrafe wurde den Juden untersagt, die väterlichen Gesetze zu befolgen. Verboten wurden insbesondere der Tempeldienst, die Beschneidung und die Einhaltung des Sabbats (I AI- 5I). Damit stand die religiöse Identität der Juden auf dem Spiel. Der Kampf gegen das Religionsedikt wurde zur Geburtsstunde der neuen jüdischen Herrscherdynastie der Hasmonäer. Es gelang den hasmonäischen Führern nicht nur, aktiv ins außenpolitische Kräftespiel einzugreifen, sondern dasselbe gleichzeitig geschickt zur innenpolitischen Festigung der eigenen Macht auszunutzen. Daß dabei im Laufe der Zeit der außenpolitische Erfolg zum neuen innenpolitischen Streitpunkt wurde, da er eine Annäherung an ehemals bekämpfte Gepflogenheiten bedeutete, lag in der religiösen Natur der ursprünglich von der Aufstandsbewegung getragenen Sache. Dennoch hinterließen auch bei den Gegnern zwei Aspekte des hasmonäischen Erfolgs ihren Eindruck: das militärische Geschick der Hasmonäer und ihre erfolgreiche Bündnispolitik.20 J.2.I Kriegswesen

Die militärischen Erfolge des Judas und seiner Brüder bilden äußerlich den Hauptschwerpunkt der im r. Makkabäerbuch geschilderten Ereignisse. Und bis heute besteht die Gefahr, dem Bild zu erliegen, das der Verfasser um der Größe dieser Err 9· Nicht mit Sicherheit entschieden ist bis heute die Frage, wann genau und wie oft Antiochos IV. nach Jerusalem gekommen ist; vgl. Schürer, History, Bd. I, I p f Anm. 37· 20. Ausführlich zur politischen Entwicklung inJudäa M. Hengel,Judentum und Hellenismus, Tübingen 3 I989, 486-564; Schürer, History, Bd. I, I25-242; P. Schäfer, Geschichte der Juden in der Antike, Stuttgart- Eichstätt I983, 43-77.

folge willen von den Verhältnissen zeichnet. So sehr er nämlich die militärische Stärke der Seleukiden hervorhebt und die potentielle Schlagkraft ihres als Phalanx formierten und durch Reiterei und Kriegselefanten verstärkten Heeres 21 , so schweigsam ist er hinsichtlich der militärischen Ausstattung der Juden. Dies erweckt den Eindruck, als würden die Siege über die seleukidischen Heereseinheiten durchweg von einem kaum ausgerüsteten (4,6; vgl. 2.Makk 4,40-42) und zahlenmäßig weit unterlegenen Gegner erfochten, dessen Taktik die des aus dem bergigen Hinterhalt agierenden Guerillakrieges bleibt und dessen Erfolg auf dem religiösen Eifer und der Einhaltung der Regeln des Heiligen Krieges gründet (vgl. 3,5 5 f mit Dt 20,5-8 und Ex 18,25). 22 Tatsächlich aber hat dieses Bild Gültigkeit nur für die Anfangsjahre des Judas bis zur Tempelweihe im Jahre 164 v. Chr. 2 3, wobei in dieser Zeit auf seleukidischer Seite bis zur Schlacht bei Ernmaus nur kleinere, lokale militärische Kontingente zum Einsatz kamen (3,10). 2 4 Der eigentlichen Schlagkraft der königlich-seleukidischen Armee waren die Juden nur in Beth-Sacharja (6,32f) und Elasa (9,5) ausgesetze5; und ihr vermochten sie nicht standzuhalten (6,47; 9,17f). Dabei zeigt gerade die Niederlage des Judas bei Elasa, daß zu diesem Zeitpunkt die Juden schon längst mit ebenbürtigen Mitteln kämpften und neben einer gut ausgerüsteten Infanterie auch Kavallerie-Kontingente besaßen, ohne die bestimmte taktische Manöver wie etwa die Verfolgung der gegnerischen Reiterei (9,14f) gar nicht möglich gewesen wären. 26 Dies entspricht den Verhältnissen unter Jonathan, dessen Recht auf offizielle Truppenaushebung und Waffenherstellung ausdrücklich bezeugt ist (I0,6; vgl. 10,21) und dessen Sieg gegen Apollonios bei Azotos mit von Kavallerie flankierten Phalanx-Einheiten in offener Feldschlacht ( 10,73) erfochten sein muß ( 10,74-83). 2 7 Von Sirnon berichtet das I. Makkabäerbuch dann auch ausdrücklich den Einsatz von Kavallerie (16,4.7). Die fortdauernden Kriegshandlungen hatten zur Folge, daß, nachdem anfänglich wohl nur J erusalem befestigt war, überall im Lande Festungen entstanden als Stützpunkte der Seleukiden (9,50-52) wie der Makkabäer (4,6of; 9,62; 12,3 5-38 u. a.). 28 Die Entwicklung unter Johannes Hyrkan und Alexander Jannai lag auf der im I. Makkabäerbuch geschilderten Linie: Während Hyrkan damit begann, ein stehendes Söldnerheer als ständige Kriegstruppe 21. 3.39; 4,1.7.28; 6,28-30·33-38-41; 9,1-4-Irf; 10,73.77·79; r6,5-7- Die überaus häufige Nennung der Kriegselefanten (I,I7; 3,34; 6,30.34-37; I 1,56) spiegelt den Eindruck wider, den diese in Palästina gemacht haben. Zu Kriegs- und Belagerungsmaschinen vgl. 5,3o; 6,20. Zur Struktur, Ausrüstung und taktischen Organisation der hellenistischen Armeen und speziell des seleukidischen Heeres s. B. Bar-Kochva, Judas Maccabaeus. The Jewish struggle against the Seleucids, Cambridge u. a. 1989, 3-47.90-105. 22. Weitere Belege zur Vorstellung vom Heiligen Krieg im r. Mak~abäerbuch bei C. Saulnier, I Maccabees, in: J. Auneau u.a. (Hg.), Les Psaumes et !es autres Ecrits, Paris I99o, 4o9f. Vgl. auch P. von der Osten-Sacken, Gott und Belial, Göttingen I969, 62-72, der von hier aus die Verbindungslinie von den Kriegen der Makkabäer zu IQM zieht. 23. Bar-Kochva, o.c., 47-89; I38-q8. 24. O.c., 130-133· Dies schmälert nicht das große taktische und kämpferische Geschick und die Disziplin des Judas und seiner Truppe; o. c., 138- I4I. 25. O.c., I35· 26. O.c., 7I-74· Vgl. auch den Hinweis auf Reiterei in 2.Makk 12,35. 27. O.c., 76-Sr. 28. S. I. Shatzman, The Armies of the Hasmonaeans and Herod, Tübingen 1991, 36-6o.

auszuheben 2 9, entwickelte sich J annai zum kriegerischsten aller Hasmonäerfürsten, dem es gelang, die Grenzen seines Reiches auf davidische Größe auszudehnen.3°

3.2.2

Bündnispolitik

Der Erfolg der hasmonäischen Bündnispolitik lag in ihrer zweifachen Ausrichtung: einmal auf den nahen Umkreis der unmittelbaren seleukidischen Fremdherrscher bzw. der konkurrierenden Usurpatoren (ro,r-47; rr,20-37), zum anderen auf das weltweite Herrschaftsgefüge, innerhalb dessen sich die Hasmonäer den stärksten Herrn zum Bündnisfreund machten: die Römer (S,r-32; 12,1-4; 14,r6-19)Y Vor allem Jonathan erwies sich in der undurchsichtigen Situation der seleukidischen Thronwirren als Meister taktierender Bündnispolitik, deren Früchte sein Bruder und Nachfolger Sirnon erntete, als er von Demetrios Il. die Unabhängigkeit Judäas erlangte (13,33-42). Sie setzte das Land zunächst auch wirtschaftlich in eine neue Lage. 3 .J Wirtschaftliche Situation

Die rein religiösen Gründe, die das r. Makkabäerbuch für die makkabäische Erhebung anführt, täuschen darüber hinweg, daß ein wichtiger Faktor des latent schon lange schwelenden Widerstandes die wirtschaftlichen Verhältnisse waren. Der wirtschaftliche Aufschwung, den Palästina im Zuge der ptolemäischen Wirtschaftspolitik mit ihrem auf höchste Ertrag- und Kapitalsteigerung ausgerichteten System der Boden- und Steuerverpachtung genommen hatte3Z, war gebrochen durch den Antiochos Ill. von den Römern auferlegten Diktatfrieden von Apameia, der den seleukidischen Staat zu Reparationszahlungen von insgesamt r 2.ooo Talenten verpflichtete.33 Daß angesichts dieser Schuldenlast den Seleukidenkönigen, neben der Erhöhung der Steuern, jedes Mittel recht war, die leere Staatskasse zu füllen, zeigen zum einen die Übergriffe auf die Schätze der in ihrem Reich verstreuten Heiligtümer (6,r-4; vgl. 2.Makk 9,2; r,r2-r6)H, von denen auch der Jerusalemer Tempel nicht

29. Josephus, Am. I3,249; zu Jannai I3>37430. Vgl. Schürer, History, Bd. I, 227f. Zur territorialen Entwicklung Judäas unter hasmonäischer Herrschafts. M. Avi- Yonah, The Holy Land from the Persian to the Arab Conquests (536 B.C. to A.D. 64o). A Historical Geography, Grand Rapids, Michigan I966, 52-76. 3 r. Zur Problematik des jüdisch-römischen Bündnisvertrags s. ].-D. Gauger, Beiträge zur jüdischen Apologetik. Untersuchungen zur Authentizität von Urkunden bei Flavius Josephus und im I. Makkabäerbuch, Köln- Bon;1 I977, I53-328. Daneben pflegten die Makkabäer freundschaftliche Beziehungen zu den Spartanern (I 2,2. 5-2 3; I4,20-2 3). Dazu Hengel, Judentum, I33f. 32. V gl. Hengel, o. c., 32-6 I. Die von den Ptolemäern geschaffenen Wirtschaftsstrukturen bestimmten auch in seleukidischer Zeit das Bild; vgl. H. G. Kippenberg, Religion und Klassenbildung im antiken Judentum, Göttingen I 979, 9 I f. 33· Hengel, o.c., I7. 34· S. M. Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt, übers. von G.u.E. Bayer, Bd.2, Darmstadt I955, Nachdr. I998, 549· Lit. zur Plünderung der Heiligtümer seit Antiochos III. bei Hengel, o. c., 5I I Anm. I 36.

27

ausgenommen war (I ,21 -24; vgl. 2.Makk 5,I 5f 35 ), zum anderen ihre Bestechlichkeit, wenn es um die Verteilung der in ihren Händen ruhenden Macht ging. Die der makkabäischen Erhebung vorausgehenden Jerusalemer Auseinandersetzungen um das Amt des Hohenpriesters, bei denen das jeweils höhere Tributangebot den Ausschlag gab3 6 , liefern hierfür ein anschauliches Bild. Die besondere Verschärfung der Situation Judäas in diesem wirtschaftlichen Kräftespiel hat allerdings noch andere Gründe. Als »wirtschaftsgeographisch toter Winkel«3 7 , der seine Bewohner kaum anders als durch seine karge Landwirtschaft ernähren konnte, mußte jeder Versuch der Gewinn- und Abgabensteigerung 38 die Bevölkerung an den Rand ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten bringen.39 Daneben verhinderte das eingewurzelte religiöse Mißtrauen gegen fremdes Händlertum 40 immer wieder das Aufblühen des Handels. Die selbsterzeugte wirtschaftliche Isolation des Tempelstaates4 1 ließ Jerusalem nie zu einem wichtigen Handelsplatz Palästinas werden. 42 Die wirtschaftliche Lage entspannte sich unter Jonathan, der von Demetrios I I. die Reduzierung der I 67 v.Chr. eingeführten überhöhten Besteuerung auf den alten Tribut von 300 Talenten erwirkte (I I,z8f.34- 36), und mehr noch unter Simon, dem die völlige Steuerfreiheit (I3,36-4I) 4 3 und damit die Unabhängigkeit Judäas gewährt wurde44. Außerdem begünstigten die eroberten Häfen (Joppe, I0,75 f; 12,3 3; I4,5; Gaza I I,6 I) ein neuerliches Aufblühen des Handels. Daß in diesem Kreislauf wirtschaftlicher Machtverlagerung auf das hasmonäische Herrscherhaus die Veränderung der äußeren Bedingungen eine nur nominelle war und an der aktuellen Lage der Bevölkerung wenig änderte, zeigte sich schon unter Johannes Hyrkanos, dessen politischer Bruch mit den Pharisäern und gleichzeitige Koalition mit den Sadduzäern45 nicht zuletzt einen 35· Daneben auch die Heliodorlegende 2.Makk 3,4-39· 36. 2.Makk 4,7-I0.23-26. Daß der Verfasser des r. Makkabäerbuches in seiner Schilderung der J erusalemer Vorgänge I, I 2- I 6 die Bestechungsaffäre um das Amt des Hohenpriesters mit Stillschweigen übergeht, kann als Indiz für seine Nähe zu den Sadduzäern gewertet werden. 37· Hengel, Judentum, 67. 38. Zu den Steuerarten s. E. Bikerman, Institutions des Seleucides, Bibliotheque historique 26, Paris I93 8 (Inst.), I I I ff, und Rostovtzeff, Wirtschaftsgeschichte, Bd. I, 364-368. Zur Stadtentwicklung und der damit verbundenen steuerlichen Problematik s. auch S. Applebaum, Jewish Urban Communities and Greek Influences, in: Ders., Judaea in Hellenistic and Roman Times. Historical and Archaeological Essays, Leiden u.a. I989, 30-46. 39· Vgl. Kippenberg, Religion, 93· 40. Vgl. Sir 26,29-27,3; dazu Sir I I,Io; 3I,5. 4 r. Vgl. J osephus, Ant. I 2, I 4 5f, der von einer von Antiochos III. erwirkten Bestimmung gegen die Einfuhr von Fleisch und nach jüdischem Verständnis unreinen Tieren nachJerusalem berichtet und damit dokumentiert, wie restriktiv die Handelsbestimmungen warer.. 42. Hengel,Judentum, IOO-I02. 43· Genannt sind insbesondere die Kopfsteuer, die Kranzsteuer und die Salzsteuer. 44· Die Frage, ob Sirnon das ihm von Antiochos VII. gewährte Recht eigener Münzprägung (r 5,6) in Anspruch genommen hat, wird inderneueren numismatischen Forschung nahezu einmütig negativ beantwortet. Umstritten bleibt allein, ob unter den Nachfolgern bereits Johannes Hyrkan mit der Prägung eigener Münzen begann, so z. B. B. Kanael, The Beginning of Maccabean Coinage, IEJ 1 (1950/r), 170-175, oder erst Alexander Jannai, so z. B. Y. Meshorer, Jewish Coins of the Second Temple Period, Tel-Aviv 1967, 4:-5 5· Zusammenfassend mit weiterführender Lit. Schürer, History, Bd. I, I9of, 602-605. 45· S. dazu AbschnittJ.I. zum 3· Esrabuch o. S. 13-15.

sozialen Bruch bedeutete. Die Hasmonäer waren angetreten, das jüdische Gesetz auch in sozialer Hinsicht wieder zur Geltung zu bringen und betrieben nun die herrscherliehe Ausbeutung nicht weniger als ihre seleukidischen Vorgänger. 46

3 ·4 Soziale Verhältnisse Tatsächlich spiegelt sich im Familienschicksal der Makkabäer selbst die ganze soziale Problematik Judäas im 2. Jh. v. Chr. wider, deren Eigenart es war, immer auch eine religiöse zu sein. Das soziale Grundproblem ist zunächst das gleiche wie überall dort, wo das Wirtschaftsmonopol in den Händen weniger liegt: Sie geschieht auf dem Rücken der Bevölkerung, die wie das Land und seine Ressourcen zum Objekt der Ausbeutung wird. So auch in Palästina, wo die ptolemäische wie seleukidische Ideologie vom speergewonnenen Königsland, in welchem der König die Besitzverhältnisse frei regeln konnte (3,36; vgl. Dan I I,39), die Einwohner zu mehr oder weniger rechtlosen Beisassen erniedrigt hatte. Da ihre Arbeit in erster Linie der landwirtschaftlichen Ertrags- und Gewinnsteigerung diente, blieb ihr angesichts der hohen Abgaben kaum das Nötigste zum Leben. Davon ausgenommen war aliein die vermögende Oberschicht des Landes, die sich in den Dienst der Fremdherrscher stellte (vgl. I, I I. I 5) und sich mit z. T. erheblichen finanziellen Mitteln an der steuerlichen Ausbeutung des Landes beteiligte. 47 Die von ihr zudem vorangetriebene Förderung der hellenistischen Stadtkultur und der damit zusammenhängende Versuch, J erusalem in eine griechische Polis zu verwandeln ( r, I 3 f; vgl. z.Makk 4,7- r 5), verschärfte die soziale Problematik in charakteristischer Weise. 48 J-4-I Stadt und Land

Sie traf zum einem ein Volk, dessen Selbstverständnis von jeher agrarisch bestimmt war 4 9 und das durch die Hellenisierungsmaßnahmen in Anbetracht des durch die Besitzverhältnisse ohnehin gegebenen Gefälles eine weitere soziale Abwertung er46. Vgl. H. Kreissig, Der Makkabäeraufstand. Zur Frage seiner sozialökonomischen Zusammenhänge und Wirkungen, SC 4 (I962), I43-I75, bes. I74· 47· Für die ptolemäische Zeit belegt die Zenonkorrespondenz den Aufstieg des Tobiaden Joseph zum Generalsteuerpächter für Palästina und Phönizien, dessen Nachfolger die Führer der zum Makkabäeraufstand führenden Reformen wurden. Vgl. Hengel, Judentum, 5 I f. Den politischen Aufstieg der Tobiaden schildert auch der sog. Tobiadenroman des Josephus, Ant. I2,I 54-236. 48. Zur wirtschaftlichen und sozialen Situation insgesamt s. auch E. ]. Bickerman, The J ews in the Greek Age, Cambridge u. a. I 98 8, 148- I 6o. Speziell zur Situation der Frau in der politischen Umbruchszeit und zur Frage der weiblichen Beteiligung am inneren und äußeren Widerstands. C. Rakel, Das erste Makkabäerbuch, in: L. Schottroff u. a. (Hg.), Kompendium. Feministische Bibelauslegung, Gütersloh I998, 384-391. Die für die Entwicklung Palästinas und insbesondere des palästinischenJudentums in hellenistischer Zeit bedeutsamen archäologischen Funde und Erkenntnisse präsentiert sehr ausführlich und reich bebildertA. M. Berlin, Archaeological Sources for the History of Palestine between Large Forces: Palestine in the Hellenistic Period, BA 6o (I 997 ), 2- 5I. 49· Zur jüdischen Population Palästinas in hasmonäischer Zeit generell s. Avi- Yonah, Holy Land, 2I2-2I4.

fuhr. Sie traf gleichzeitig die religiöse Wurzel dieses Selbstverständnisses und mußte daher zum Auseinanderbrechen des Volkes selbst führen. Dies um so mehr, als das einzig städtische Zentrum Judäas, Jerusalem, sein religiös-kultureller Mittelpunkt war. 50 Hier prallten im Zuge der fortschreitenden Hellenisierung nicht nur reich und arm, Herrscher und Beherrschte, städtisches und ländliches Leben aufeinander, sondern, auf diesen Gegensatz verteilt, Heidentum und Judentum (r,r2-r6; 2,12.68). Damit wurde die durch die Finanznöte des seleukidischen Staates verursachte soziale Krise zu einer das ganze Volk umfassenden Identitätskrise, bei der zunächst offen war, ob die äußeren Herrschafts- und Wirtschaftsstrukturen rigide genug waren, den schwelenden Aufstand niederzuhalten. Das von Antiochos IV. im Einverständnis mit der Jerusalemer Oberschicht ausgesprochene Verbot der jüdischen Religion zeigt den im Grunde verzweifelten Versuch, das soziale Gefüge dadurch aufrecht zu erhalten, daß man der Bevölkerung moralisch das Genick brach. Die Tragik der zum Aufstand der Landbevölkerung führenden Vorgänge lag dabei in der Tatsache, daß der von wirtschaftlichen Interessen geförderte religiöse Machtmißbrauch von denen mitgetragen wurde, die die religiöse und kultische Hauptverantwortung in Händen hielten. 51 Sie ist ein weiteres Indiz für die grundlegende soziale Spaltung, die durch das ganze Volk ging und alle Gruppen gleichermaßen betraf, auch den Klerus. 3.4-2 Stadtpriestertum und Landpriestertum

Es ist kein Zufall, daß die makkabäischen Initiatoren des Aufstandes nicht nur ländlicher, sondern auch priesterlicher Herkunft waren ( 2, r ). 52 Vom Zentrum der seleukidisch sanktionierten hochpriesterlichen Macht und dem Reichturn des Tempels ebenso entfernt wie die ländliche Bevölkerung generell, geriet auch die niedere Priesterschaft immer mehr ins soziale Abseits. 53 Sie wurde zum eigentlichen Träger der toratreuen Opposition (vgl. s,67; II,23) und zum Sammelpunkt aller Gruppen, die sich der sozialen und religiösen Unterdrückung mit dem Gesetz in der Hand entgegenstellten. Daß nach ihrem sozialen Aufstieg ins höchste Priesteramt die Hasmonäer dasselbe sozial und politisch kaum anders ausfüllten als ihre einstmals bekämpften Vorgänger, zeigt die Eigendynamik wirtschaftlicher Faktoren, die das politische Gefüge Judäas zunächst nur deshalb nicht erneut ins Wanken brachte, weil das Land seine Unabhängigkeit erlangt hatte und damit das Gesetz zwar nicht in seiner sozialen Ausrichtung zum Tragen kam, aber wenigstens in seiner grundsätzlichen theologischen Bedeutung in Kraft war. Dennoch blieb das hasmonäische 50. Hengel, Judentum, IOd. 5I. S. nochmals 2.Makk 4,7- I 5. p. Mattathias gehörte der niederen Priesterklasse Jojarib an; vgl. Neh r2,r-7. Anders r.Chr 24,7, wo Jojarib an erster Stelle erscheint, was die Vermutung nahelegt, daß hier die Rangordnung redaktionell den historischen Gegebenheiten angepaßt wurde; vgl. Schürer, History, Bd. 2, Edinburgh I979, 250 Anm. 50. 53· Für die römische Zeit berichtetJosephus, Ant. 2o,I8of.2o6f, sogar vom Hungertod der Landpriester, verursacht dadurch, daß die Jerusalemer Priesteraristokratie dem niederen Klerus den ihm rechtmäßig zustehenden Zehnten vorenthielt. S. auch Schürer, History, Bd. 2, 249f.

30

Herrscherturn ein Punkt anhaltender theologischer Diskussion und das Herrscherhaus das Ziel des fortgesetzten Widerstandes gerade der Gruppierungen, aus deren Milieu die Hasmonäer einst kamen. Weiterführende Literatur ZU3.1-4 insgesamt: 1758, !764, 1778,1801, 1809, 1813, 1816, 1830, 1854, 1868,1891, 1892,1916,1930,1966,1997,2002,20 15,2064,2066,2075,2117,2118, 2134; ZU3.1: 1802, 1835, 1902, 1912, !927, 1928, 1968, 2024, 2070, 2138; zu 3.2: 1804, r826, 1875, 1917, 1931, 2094;ZU3.2.1: 1753,1754,1775,1785,1786,1925,1932 , 1946,2040,2041,2153;ZU3.2.2: 1828,1840, 1848,1873,1896,1897,1911,1948,197 6,1975,1983,2011, 2o6o, 2090,2111,2137,2159, 2162; zu 3.3: 1782, 1941, 1952-1954,2003,2158, 2161; ZU3.4: 1822, 2095; ZU3·4·2: 1963.

4- Theologische Bedeutung Die zeitbedingteN otwendigkeit einer Apologie des hasmonäischen Herrschertums läßt sich mit Händen greifen. Und gerade die programmatische Anlehnung des r. Makkabäerbuches an die alttestamentliche Tradition der königlichen Geschichtsschreibung54 enthüllt das theologische Grundproblem: Die Legitimation des hasmonäischen Herrscherhauses war fraglich, war nicht nur äußerlich, sondern auch im Lichte derTora ein offensichtlicher Stein des Anstoßes. Als Inhaber aller politischen und geistlichen Macht konnten sich die Hasmonäer weder auf davidische noch auf zadokidische Abstammung als Zeichen herrschedieher oder priesterlicher göttlicher Legitimation berufen. Dazu kam, daß sie als oberste Heerführer die kultischen Reinheitsvorschriften für das Amt des Hohenpriesters schon grundsätzlich nicht einhalten konnten. So stand in der Frage nach der Rechtmäßigkeit der hasmonäischen Herrschaftsansprüche die Gültigkeit des Gesetzes selbst zur Debatte. Es ist das historisch vorgegebene Hauptthema des r. Makkabäerbuches 55, das theologisch zu fassen nur dadurch erschwert wird, daß die Frage nach dem eher sadduzäischen oder pharisäischen Hintergrund des Verfassers nicht abschließend geklärt ist und die Unausgewogenheit der Quellenlage, in der eine sadduzäische Schrift als einziges Selbstzeugnis dastünde, oftmals kein endgültiges theologisches Urteil erlaubt. Dies gilt besonders in der Gesetzesfrage, wo die in der pharisäischen Tradition vorgegebene Antithese allzurasch den Blick für Berührungspunkte und im Grundsatz gemeinsame Anliegen verstellt. 4· I Gesetz und Priestertum

Kann vom Verfasser immerhin gesagt werden, daß er herrschertreu ist, so auch dies, daß er die theologische Auseinandersetzung um die Gesetzlichkeit der hasmonäischen Herrschaftsansprüche tiefsinnig und scharfsinnig zugleich führt. Denn er macht das Gesetz selbst zum Legitimationsgrund der hasmonäischen Ansprüche, und dies in doppelter Weise: Äußerlich, indem er die Hasmonäer als die Retter des 54· S. dazu 4.2. Vgl. daneben die Abschlußwendung r.Kön rr,4r; 14,19 u.ö. mit r.Makk 16,2 3 f. SS· 1,49 .p. 56f; 2,2J.42. 4 8. 5o. 58.64-68; 3,4 8. 56; 4 , 4 2-4 7 . 53 ; 10,1 4 .

3I

Gesetzes überhaupt darstellt, ohne deren kämpferisches Eingreifen es in Israel gar kein Gesetz mehr gäbe (1,43,52; 2,48); innerlich, indem er die Makkabäer als unbeugsame Eiferer für die Einhaltung dieses Gesetzes zeichnet und darin als die sowohl ihrer Abkunft als auch ihrer Geisteshaltung nach wahren Nachkommen des ersten Gesetzeseiferers Pinhas aus aaronitischem Geschlecht (Num 25,r-r8; r.Makk 2,2r.26.50·54·64.68), dem vor jedem zadokidischen Anspruch das ewige Priestertum verheißen war (Num 2 5, Ir- I 3). Die hochpriesterliche Legitimation der Hasmonäer zu bezweifeln hieße demnach, die Tora selbst in Frage zu stellen. 56 Diese doppelte, innerliche und äußerliche Legitimation des hasmonäischen Hohepriestertums löst auch das Problem der aktuellen Gesetzesübertretung wie etwa der Nichteinhaltung des Sabbatgebots um der kriegerischen Selbstverteidigung willen (2,4r)P Denn dadurch, daß Judas und seine Brüder die äußerliche Erhaltung des Gesetzes über seine innerlich gebotene Einhaltung stellen, gewährleisten sie seine grundsätzliche und dauerhafte Einhaltung. So stehen die Hasmonäer selbst dann, wenn sie das Gesetz in Ausübung ihres weltlichen Herrschertums übertreten, im Dienst dieses Gesetzes und auch darin wieder in der Tradition des Pinhas, der als designierter oberster Priester dem Volk voran in den Heiligen Krieg zog (Num 31,6). 4.2 Gesetz und Herrscherturn

Daß es dem Verfasser des I. Makkabäerbuches schwerer fällt, die weltlichen Herrschaftsansprüche der Hasmonäer theologisch zu legitimieren als die priesterlichen, zeigt sich daran, daß er in der Frage des dynastischen Herrschertums nur indirekt argumentiert. Auch er konnte ja nicht darüber hinwegsehen, daß sich die göttliche Verheißung weltlicher Herrschaft in Israel immer mit dem Davidkönigtum verband 58 , der einzigen Institution, in der auch Priestertum und Königtum miteinander verschmelzen konnten5 9 . Da hier nicht einfach genealogisch zu argumentieren war, mußten die Traditionslinien weiter ausgezogen werden. Jonathan selbst hatte das Vorbild geliefert, als er nach dem Tode des Hohenpriesters Alkimos zum inoffiziellen Führer des Volkes avancierte und gleich den Richtern in der vorköniglichen 56. Diese antizadokidische Argumentation schließt ihren sadduzäischen Ursprung in einer Zeit des politischen Bündnisses zwischen Hasmonäern und Sadduzäern nicht aus, wenn auch hier, wie im pharisäischen Lager, ein theologisches Auseinanderbrechen der Gruppierung bzw. Streitigkeiten und Parteiungen vorauszusetzen sind. Bis heute ist in diesem Zusammenhang umstritten, ob die gegen das hasmonäische Herrscher- und Priestertum protestierenden Essen er, »Söhne Zadoks«, den radikalen Flügel der chasidischen Frommen darstellen, so Rengel, Judentum, 394, oder die Splitterpartei des ihres legitimen Anspruchs beraubten Priesteradels, so K. Fischer, Die Herrschaft der Hasmonäer- Idee und Wirklichkeit, Th V I I (I979), 566o. 57· Offen ist dabei die Frage, wann genau es zum Verbot der Kriegführung am Sabbat kam, das sich in den biblischen Schriften nicht ausdrücklich formuliert findet. Die Tradition von der Eroberung Jerichos am 7· Tag preist, im Gegenteil, den Heiligen Krieg am Sabbat sogar ausdrücklich als Gottestat (Jos 6,I-2I). Zur Sabbatproblematik vgl. A. Oppenheimer, Oral Law in the Books of Maccabees, Immanuel I (I972), 34-38, und M. Hengel, Die Zeloten, LeidenKöln 2 I976, 293-296. Zu Pinhas o.c, I 52-I 54· 58. Vgl. z.B. 2.Sam 7,I-I6; Ps IJ2. 59· 2.Sam 6.

Zeit Israels die Belange des Volkes von Michmas aus zu regeln begann (9,73). Die Richterzeit war wieder wach geworden, in deren Licht die Makkabäer als charismatische Retter Israels erschienen, denen ihr gottverliehenes Retteramt Führungsanspruch über das Volk gewährte. Entsprechend zeichnet der Verfasser auch schon J udas als charismatische Heils- und Führergestalt (vgl. Ri 6,34. 36; I p8 mit 1.Makk 5,62). 60 Die gleichzeitigen erzählerischen Anklänge an die Aufstiegsgeschichte Davids, der ebenfalls seinen Weg zum Herrscher Israels als Freischärler und genial begabter Heerführer und Kämpfer gegen die heidnische Bedrohung begonnen hatte (vgl. z. B. 1.Sam 22,I- 5), zeigen, daß die Traditionen bewußt verschmolzen werden.61 »Davidisch« mutet die Erzählung auch dort an, wo die kriegerischen Aktivitäten der makkabäischen Brüder in der zielgerichteten Ausweitung des jüdischen Territoriums kulminieren, dessen Größe zur Zeit des Verfassers annähernd die des Davidreiches erlangt hatte. Und bewußt ist auch am Höhepunkt der Erzählung, an dem Sirnon als Garant der Unabhängigkeit und Träger der Dynastiezusage hervortritt, der Akt der fürstlichen Amtsübertragung durch das Volk (14,25-49) parallel gestaltet zur Einsetzung Davids zum >>Fürst>Fürst« erscheint im genannten Abschnitt als den Königstitel umgreifender Titel. 63. So H. Donner, Der verläßliche Prophet. Betrachtungen zu I Makk I4,4I ff und zu Ps I IO, in: Prophetie und geschichtliche Wirklichkeit im alten Israel. FS S. Herrmann, hg. v. R. Liwak u. a., Stuttgart u. a. I99I, 89-98, und M. Philonenko, Jusqu'a ce quese leve un prophete digne de confiance (I. Machabe es I 4,4 I), in: Messiah and Christos. Studies in the J ewish Origins of Christianity, FS. D. Flusser, hg. v. I. Gruenwald u.a., Tübingen I992, 95-98.

33

Hasmonäer den eigentlichen Legitimationsgrund abgibt. Das dynastische Herrschaftsprinzip wird auf seiner Grundlage vom Volk sanktioniert ( 14,41 f). 4·3 Gesetz und Bundesvolk

Die Bedeutung des Gesetzes liegt für den Verfasser des I. Makkabäerbuches weniger in einer speziellen Heilsfunktion, die dem Gesetz eignet, als vielmehr darin, daß es das Volk konstituiert. 64 Das Bestehen Israels hängt an der Existenz und Einhaltung der Tora. Das Gesetz in Israel zu vernichten, heißt, Israel als Volk zu vernichten; es zu retten, heißt, Israel zu retten. In dieser das Gottesvolk konstituierenden Bedeutung übernimmt das Gesetz theologisch die Funktion des Bundes. Die Gesetzeskonzeption verschmilzt im I. Makkabäerbuch mit der Bundeskonzeption6 5 bis hin zur völligen Identität (2,27). Daß im Schnittpunkt beider Konzeptionen der Kult als Manifestation des göttlichen Heils- und Geschichtswillens 66 eine besondere Rolle in der Auseinandersetzung erhält, ist als historische Entwicklung theologisch vorgegeben. 4·4 Tempel und Kult

Die mit dem Tempeldienst verbundenen Probleme sind zu Beginn der makkabäischen Erhebung andere als in späterer hasmonäischer Zeit und verbinden sich mit der Problematik der hasmonäischen Dynastie als solcher. Ausgangspunkt der Entwicklung ist die Aufhebung des jüdischen Kultes durch das Religionsedikt Antiochos' IV. bzw. seine Ersetzung durch einen synkretistischen, dem Zeus Olympios67 geltenden Mischkult, der sich äußerlich in einem Altaraufsatz auf dem Brandopferaltar manifestierte. Dieser Aufsatz erscheint im I. Makkabäerbuch wie bei Danie! unter dem Gegenbegriff >>Greuel der Verwüstung« (1,54) 68 , ein Spottname, der nicht nur Abscheu ausdrückte, sondern auch die Ungeheuerlichkeit der Tatsache, daß ein fremder Gott den Gott Israels vom Zion verdrängt hatte (4,37f.6o)- für vieleJudennicht nur ein Grur.d der Entrüstung, sondern ein Grund der Anfechtung und des Glaubenszweifels, bis hin zum Abfall von ihrem vermeintlich schwachen Gott 6 9. Um so mehr mußten die, denen es gelang, das Heiligtum auf dem Zion von diesem Greuel zu reinigen und es neu zu weihen, als mächtige Werkzeuge Gottes gelten, mittels derer Gott seinen heiligen Willen siegen und das Zurückliegende als göttlichen Gerichtsbeschluß erscheinen ließ. So ist es nicht verwunderlich, daß sich 64. D. Arenhoevel, Die Theokratie nach dem r. und :1.. Makkabäerbuch, Mainz 1967, 9·13I

5.

65. Der Bund mit den Heiden (I,I I.I 5) ist Abfall von Gottes Gesetz (:1.,:1.I), wie umgekehrt das Festhalten am Bund dem Festhalten am Gesetz gleichkommt (2,50). Dazu ausführlich Arenhoevel, o. c., 28- 33· 66. Vgl. 13,3· 67. 2.Makk 6,2. 68. Dan 8,q; 9,27; I 1,3 I; 12,II: siqquz mes6mem o. ä., eine Verballhornung von Ba'al-samem, des semitischen Namens des von den Renegaten in der Akra verehrten universalen Himmelsgottes. Vgl. Hengel,Judentum, 542-546 mit Lit. 69. Vgl. Dan Ir,p; 8,25; r.Makk r,p.

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mit den Hasmonäern selbst dann noch, als sie sich vom Ideal der Anfangszeit entfernten, immer auch die Vorstellung göttlicher Erwählung verband ( 5,62 ), die das I. Makkabäerbuch bis zum Ende hin durchzieht. Daß sie zu anderen Erwählungskonzeptionen in Konkurrenz treten mußte, zeigte sich, als die Hasmonäer mit ihrem hochpriesterlichen Anspruch die Reinheit des von ihnen einstmals neu konstituierten Kultes selbst in Abrede stellten (vgl. 10,21). Nicht von ungefähr trat die schismatische Qumrangemeinde, die einem strengen Reinheitsideal huldigte, den Hasmonäern mit einer scharfen Kultkritik entgegen. Dennoch blieben, wie das Beispiel des Verfassers selbst zeigt, Tempel und Kultus der Kulminationspunkt jüdischer Identität und blieben verbunden mit dem Ideal der Reinheit des Landes (1,37; 13,47f.5o), das ideologisch dem militärischen Handeln der Hasmonäer zugrunde lag und bis zur Zwangsjudaisierung nichtjüdischer Bevölkerungsgruppen unter Johannes Hyrkan und Alexander Jannai führte7°. So zeugen gerade die kriegerischsten der Hasmonäerfürsten für ein Geschichtsbild, das sich charakteristisch von anderen zeitgenössischen Konzeptionen unterscheidet.

4-5 Geschichtsbild Die im Lichte der Vorstellung v~m der Erwählung der hasmonäischen Dynastie notwendig gewordene theologische Umbildung des Davidismus hatte eine doppelte Konsequenz: Zum einen entzog sie der gängigen Messiaserwartung den Boden, was das Schweigen des r. Makkabäerbuches über diesen Punkt erklärt; zum anderen lenkte sie alle Erwartungen, die sich mit Israels heilsgeschichtlicher Vollendung und endzeitlicher Wiederherstellung verbanden, auf die diesseitige Gegenwart als Erfüllungsort der göttlichen Verheißungen. Der sachliche Ton, in dem das Buch die kriegerischen Vorgänge und politisch-taktischen Winkelzüge schildert, täuscht leicht über den heilsgeschichtlichen Hintergrund hinweg, vor dem der Verfasser sein Bild zeichnet. Kaum ein geschildertes Ereignis, daß nicht eine theologische Bedeutung enthüllte: der Sturm der Heiden gegen das Land und den Zion (1,52 f; 3,27.39; 4,28; 5,d.9.1 5.38; 7,26; 12,1 3; vgl. Ez 38,1- 16; Mi 4,1 r; Jes 17,12), die im Zuge der Kriegshandlungen stattfindende Befreiung und Rückführung der in heidnischer Zerstreuung IebendenJuden zum Zion (5,2 3·4 5· 53 f; vgl. Ez 39,28; Jer 31,12)7', die gleichzeitige Reinigung des Landes von allem Heidnischen (4,36-58; 5,68; 10,84; I3,47f.5o) und die Neukonstituierung Israels im eigenen Land mit dem Tempel als Mitte, der Tara als Gesetz und dem von Gott zum Hüter des Gesetzes erwählten Priesterfürsten als Herrscher.7 2 Alles, was von der Wiederkehr des davidischen Reiches erwar70. Josephus, Ant. r 3,257f bzw. 397· 71. Vgl. weiter 9,72; IO,}}; 14,7. 72. Wenn im Hinblick auf die hasmonäische Herrschaft und das in r. Makk zum Vorschein tretende Herrschaftsideal in der Lit. immer wieder von Theokratie und Hierokratie geredet wird (vg\. Arenhoevel (Anm. 64) und K. Fischer, Die Herrschaft der Hasmonäer, 50), so verdeckt dieser Sprachgebrauch, der sich an die nachexilischen Verhältnisse anlehnt, daß die hasmonäische Herrschaftskonzeption Elemente des sakralen Königtums enthält, ja diese zunehmend das Hauptgewicht erhalten. Auch wenn das israelitische Königtum immer mit dem Gedanken der nur stellvertretenden Herrschaft des Königs verbunden war, gilt es, die Konzeptionen begrifflich zu unterscheiden.

35

tet werden konnte, scheint erreicht. Das Bild wirkt, so wenig von einem Messias die Rede ist, fast messianisch, besonders in der Schilderung der Regierungszeit Simons (I4,4- I 5)73 , und birgt schon alles in sich für die tatsächlich geschehene Messianisierung Johannes Hyrkans in sadduzäischen Kreisen.7 4 Daß diese ein Akt politischer Notwendigkeit war in einer Zeit, da äußerliche Realität und innerer Anspruch zunehmend auseinanderklafften und die Hasmonäer sich immer mehr dem Bild der von ihnen einstmals bekämpften hellenistischen Despoten näherten, zeigt die Tragik der israelitischen Geschichte auch in hasmonäischer Zeit. Ihre Erfüllung wurde daher in anderen Kreisen des Judentums bewußt antithetisch in außerwelt!ichen, apokalyptischen Bildern geschaut.75 So kulminiert die Frage nach der Geschichte in der Frage nach Gott selbst. 4· 6 Gottesbild

Daß Gott im ganzen I. Makkabäerbuch nicht namentlich genannt wird, hat dem Verfasser den häufigen Vorwurf eingetragen, anstelle Gottes stünden ihm als eigentliche Akteure des Geschehens die makkabäischen Helden vor Augen- doch zu Unrecht. Denn auch wenn der Verfasser die Ereignisse nicht dadurch mit Gott verknüpft, daß er sie ins Wunderbare steigert und mit visionären Elementen anreichert, wie es der Autor des 2. Makkabäerbuches tut7 6 , so läßt er doch an keiner Stelle seines Berichts Zweifel daran aufkommen, daß Gott der Herr über die Geschichte samt ihrer Herrscher ist und bleibt. Davon zeugen die eingestreuten Bitt- und Dankgebete, die v. a. Judas - in zeitbedingter Zurückhaltung - an den Himmel richtet (4,24.30-33; 7,4I f) und die eindeutig Gott und nicht den Menschen als den Herrn der Situation vor Augen stellen. Davon zeugt aber noch deutlicher das vom Verfasser entwickelte geschichtliche Gesamtbild, dessen theozentrische Ausrichtung sich darin enthüllt, daß der Zion den Hauptbezugspunkt der Erzählung bildet. Der Hinweis auf den »Berg Zion>eine kleine Hilfe Messianic33-35; J5,32-35). Beide Siege werden mit der Einsetzung eines Festes verbunden: der Tempelweihe am Anfang des Befreiungskampfes ( IO,I -8) und des Nikanortages an seinem Ende ( r 5,I -37). Mit der Feier des Nikanorfestes endet der Bericht, der Judas' Niederlage gegen Bakchides und seinen Tod ebenso mit Schweigen übergeht wie das allmähliche Erstarken der hasmonäischen Dynastie unter Judas' Brüdern Jonathan und Simon. Die Erzählung wird gerahmt durch ein Vorwort (2,I9-32) und ein Nachwort (I5,37-39) des Verfassers und erhält durch die Voranstellung zweier an die ägyptische Diaspora gerichteter Briefe,

I. S. die Aufbauskizze zum

I.

Makkabäerbuch o. S. 21.

die zur Feier des Tempelweihfestes auffordern ( I,I- Ioa; I,Iob-2,I 8)2, den Charakter eines liturgischen Sendschreibens. Die Gesamtanlange des Werkes ist bestimmt durch die nicht historische, sondern theologische Systematisierung des Stoffes, weshalb im Detail die Ereignisse in einer etwas anderen Reihenfolge präsentiert werden als im I. Makkabäerbuch. Das äußere Kennzeichen dieser Systematik ist die an der historischen Leitlinie orientierte BündeJung der Erzählinhalte in Sinnblöcken. Sie lassen das eigentliche Thema des Buches hervortreten: das Schicksal des Tempels als Spiegel des Verhältnisses zwischen Gott und seinem Volk.

1.1

Aufbau

Die Erzählung ist in ihren Hauptteilen konzentrisch angelegt. Die um den krisenhaften Wendepunkt gruppierten Erzählblöcke sind jeweils mit dem Namen eines Seleukidenkönigs verknüpft und erweisen darin ihre Geschlossenheit. Die erzählerische Dynamik entsteht durch die Wandlung im Verhalten Israels: Während in dem äußeren, durch 3,I -40 und I4,I- I 5,36 geschaffenen Ring der heilvolle Zustand der göttlichen Bewahrung vor Augen gestellt wird, in welchem aufgrund der Gottestreue Israels der Gottesfeind am Zugriff auf den Tempel gehindert wird, löst im zweiten, mit 4,I -6,I7 beginnenden Erzählring der Abfall Israels den Sturm der Heiden aus, der zur Vernichtung des von Gott preisgegebenen Tempels führt. Erst nach der Rückkehr des Volkes zum Gesetzesgehorsam und im Zeichen des gereinigten Tempels als des Garanten der erneuerten Einheit zwischen Gott und seinem Volk (I I,4. I 3) wendet in der antithetisch konzipierten Szenenfolge I0,9- I 3,26 die schützende Hand Gottes den nochmaligen Heidensturm ab. Im letztgenannten Erzählblock wird die exemplarische Zusammenstellung des Materials (vgl. Io,Io) besonders deutlich. Denn die hier enthaltenen Kampfschilderungen reihen sich in dreifacher Steigerung aneinander. Der unmittelbaren kriegerischen Bedrohung zunächst Jerusalems und des judäischen Kernlands durch die im Verbund mit den Fremdherrschern agierenden direkten Nachbarn (I 0,9- I I ,3 8) folgen die Kämpfe in den fernerliegenden Gebieten und hellenistischen Städten am Rande des jüdischen Territoriums ( I2,I -4 5), bis König Antiochos V. selbst auf den Plan tritt (I 3,I -26).3 Das Geschehen mündet nahtlos in die als Höhepunkt der kriegerischen Entwicklung stilisierte letzte Erzähleinheit ein ( I4,I -I 5,36), in der Gott den erneuten Ansturm des Gottesfeindes durch die Vernichtung des Frevlers selbst abwendet. Das Zentrum der Erzählung bildet die in 6, I 8- I o,8 geschilderte Zeit der Wende, die vier im Wechsel einander zugeordnete Etappen umfaßt: den sühnewirkenden Tod der 2. Eine andere als die genannte Textabgrenzung im Briefteil wird kaum noch vertreten. S. u. 2.4. I. 3. Das theologische Konzept erklärt die in diesem Zusammenhang immer wieder beklagte >>Unordnung>Tragic History«, HUCA 50 (1979), I07-I I4, und Temple Propaganda, 77-Io9. 6. C. Habicht, JSHRZ I/3, I 70 mit Lit. in Anm. I 5. 7· Einen generellen Überblick über die Probleme bietet E. Schürer, The history of theJewish people in the age ofJesus Christ (175 B. C.-A. D. I 3 5). A new English version, revised and edited by G. Vermes u. a., Bd. 3/r, Edinburgh 1986, 53 r- 533· 8. Die Annahme eines Bearbeiters, der in das bereits verkürzte Werk Iasons nochmals redaktionell eingegriffen haben soll (s. 2.5), weitet den Zeitrahmen aus bis 70 n. Chr., dem Jahr der Tempelzerstörung. 9· Andersj. Goldstein, II Maccabees, AncB 4IA, New York u. a. I984, 8 I -83, der aus quellenkritischen Gründen lasans Niederschrift in das Jahr 86 v. Chr. legt. ro. Vgl. z. B. Habicht, JSHRZ I/3, 174; Bunge, Untersuchungen, 195-202.

44

die Entstehungsfrage beim 2. Makkabäerbuch eigentlich die Frage seiner Verfasser und Quellen ist. 2.4 Verfasser

Glaubt man dem Selbstzeugnis des Verfassers des 2. Makkabäerbuches, so besteht sein eigener Anteil an der Schrift allein darin, daß er einen Auszug (2,28, griech: EmtofliJ; vgl. auch 2,2 3) aus dem ihm vorliegenden Werk Iasons hergestellt hat. Dennoch erhebt sich die Frage, ob die stoffliche Verkürzung nicht einherging mit einer eigenständigen literarischen Stilisierung und inhaltlichen Akzentuierung, vielleicht sogar Erweiterung, wie sie insbesondere für 4,r7; 5,17-20 und 6,12-17 vermutet, aber auch für die erbaulich-legendarischenTeile der Schrift erwogen wird. I I Letzte Gewißheit läßt sich hier schon deshalb nicht gewinnen, weil beide Autoren, Iason wie der sog. Epitomator, nach Sprache und Herkunft den gleichen Hintergrund haben. Beide stammen sie aus der hellenistischen Diaspora und sind einem griechisch gebildeten Publikum verpflichtet. Iz Dabei weist die durch die Einleitungsbriefe angedeutete Überlieferungsrichtung ihres Werks auf Alexandria als das Zentrum des ägyptischen Judentums ( r,I. ro). I3 Daß aber zumindest Iason längere Zeit in Palästina verbracht haben muß, zeigt nicht nur der ganz auf die dortigen Ereignisse beschränkte Inhalt seines Werkes, sondern auch die gute Kenntnis der politischen Verhältnisse14 und der seleukidischen Institutionen. I 5 Es kann vermutet werden, daß Iasons enge Verbindung zum Mutterland sich auch in der theologischen Tendenz des Buches widerspiegelt, das dem frühen palästinischen Chasidismus huldigt (s. 3-4- I); doch könnte die spezifische theologische Akzentuierung auch das Werk des Epitomators sein. Wenn Iason sein fünfbändiges Geschichtswerk bereits in den frühenjahrender makkabäischen Erhebung verfaßt hat, dann sicherlich auch mit dem Ziel, in der Diaspora um Unterstützung zu werben für die im Mutterland für ihren Glauben und die Reinheit des Tempels kämpfenden Juden. Daß in späterer Zeit die Befestigung der inneren Verbindung der Diaspora zum palästinischen Mutterland ein wichtiges Anliegen blieb, zeigen die beiden dem Bericht vorgeschalteten Briefe. Sollte der Epitomator zumindest mit dem des Jahres r 24 v. Chr. ( r,r- roa) in Verbindung stehen, dann wäre die verkürzte Neuaktualisierung des Werkes Iasons verständlich als der Versuch, das Anliegen der Jerusalemer Juden einer anderen Genera-

11. Ausführlich dazu wie auch zu der Frage, ob das Ende der Epitome auch das Ende von Iasons Werk darstellt, Habicht, o.c., I7I-I77· r 2. Einen indirekten Hinweis auf die Diasporasituation bietet auch die differenzierte Haltung den Heiden gegenüber, die zwar generell als Barbaren bezeichnet werden (2,21), aber nicht insgesamt als eine den Juden feindliche Masse abgewiesen werden; vgl. 4,3 5.49; 12,30. r 3· Für Iason von Kyrene kann aus seinem Namen außerdem auf seine ursprüngliche Verbindung zur jüdischen Diaspora in der Kyrenaika geschlossen werden.- Die Herkunft des Epitomators aus Antiochien vertritt S. Zeitlin, The Second Book of Maccabees, übers. v. S. Tedesche, New York 1954, r8-21. 14. Vgl. z.B. 3,4; 4,12.I9f.z8.41. 15. Vgl. Schürer, History, Bd.3/r, 532· Ausführlich zu Iason M. Hengel, Judentum und Hellenismus, Tübingen 31988, 176-r83.

45

tion auf eindrückliche und sinnfällige Art und Weise nahezu bringen. 16 Auch der überlieferungsgeschichtlich feste literarische Zusammenhang von Brief- und Geschichtsteil läßt auf ihre irgendwie geartete historische Zusammengehörigkeit schließen, ungeachtet weiterer Probleme, mit denen die Briefe behaftet sind.

2-4- I

Die Briefe

Die Frage, in welchen geschichtlichen Zusammenhang die das 2. Makkabäerbuch einleitenden Briefe einzuordnen und wie sie einander zeitlich und inhaltlich zuzuordnen sind, wird nicht nur erschwert durch den im Briefteil selbst enthaltenen Hinweis auf einen dritten, im Jahre 14 3/42 v. Chr. geschriebenen Brief ( r,7), sondern auch durch inhaltliche Widersprüche zum Corpus der Schrift selbst. Äußerlich geben sich alle Briefe, einschließlich des zitierten, als Festbriefe aus, welche die Juden Ägyptens zur Feier des im Jahr I64 v.Chr. eingeführten Tempelweihfestes auffordern. 17 Hinsichtlich der textlichen Abgrenzung und Datierung wird selten mehr daran gezweifelt, daß der mit Schlußdatum versehene erste Brief (I, I- I oa) des J ahres I 24 v. Chr. sowie der in ihm enthaltene Auszug des unter Demetrios li. im Jahre 14 3/42 v. Chr. geschriebenen Briefes echte Dokumente darstellen! 8 U rostritten ist, ob der große, etwa 20 und 40 Jahre umfassende Zeitabstand der Briefe von der ursprünglichen Einsetzung des Tempelweihfestes, zu dessen Feier sie auffordern, verursacht ist durch die besonderen politischen Umstände in Palästina und Ägypten. Für das Jahr 14 3/42 v. Chr. wird in diesem Zusammenhang verwiesen auf die erst jetzt verwirklichte Befestigung der hasmonäischen Herrschaft als Voraussetzung für eine wirkliche Universalisierung des Festes'9, für das Jahr 124 v.Chr. ganz ähnlich auf die erst unter Johannes Hyrkan endgültig abgeschlossene Konsolidierung des unabhängigen jüdischen Staates 20 • Möglich ist auch, daß die politisch notvolle Situation der ägyptischen Judenschaft unter Ptolemaios VII. und Kleopatra II. den im Mutterland lebenden Juden einen willkommenen Anlaß bot, im Streit um das Konkurrenzheiligtum in Leontopolis ein theologisches Signal zu setzen und die Souveränität des Jerusalemer Tempels vor Augen zu stellen. 21 Die besondere Heiligkeit des J erusalemer Tempels zu proklamieren unternimmt in legendarischer Breite auch I6. Vgl. A. Momigliano, The Second Book of Maccabees, CP 70 (I975), 83. S. auch]. W. van Renten, The Maccabean Martyrs as Saviours of theJewish People. A Study of 2 and 4 Maccabees, Leiden u.a. 1997,46-50. I7. Das Tempelweihfest wird in den Briefen als Laubhüttenfest betitelt (2,9. I 8). Zur Problematik s. H. Ulfgard, The Story of Sukkot. The Setting, Shaping, and Sequel of the Biblical Feast of Tabernacles, Tübingen I998, I8I- I85. I8. GrundlegendE. Bickermann, Ein jüdischer Festbrief vom Jahre I24 v. Chr., ZNW 32 (I933), 233-254. Dazu Habicht, JSHRZ I/3, I99· I 9· Bickermann, o. c., 2 52 f. 20. Van Renten, o. c., 5 I- 53.25 3 f, der im Gesamtzusammenhang (o. c., 247-250) auch auf das Beispiel des Heiligtums von Deiphi verweist, dessen Rettung ebenfalls erst über 40 Jahre später als panhellenisches Fest begangen wurde. 21. Bickermann, o.c., 250-252. Das Vorhandensein einer gegen Leontopolis gerichteten Polemik bezweifeln D. Arenhoevel, Die Theokratie nach dem r. und 2. Makkabäerbuch, Mainz I967, IOO- I02, und Doran, Temple Propaganda, I I f.

der zweite Einleitungsbrief (r,rob-2,r8), der sich als Sch:-eiben des Judas und der Jerusalemer Autoritäten aus dem Jahre r64 v. Chr., kurz vor der Wiedereinweihung des Tempels, ausgibt. Der nach vorherrschender Meinung fiktive Charakter des Briefes 22 macht seine gerraue Datierung schwer. Formal scheint er in die Zeit um 6o v.Chr. zu weisen. 2 3 Inhaltlich verstärkt er den dem Tempel geltenden enthusiastischen Ton des 2. Makkabäerbuches. Die mit der Herausstellung des Tempels einhergehende Schilderung des Todes Antiochos' IV. ( r,r r- I 7), die eine Parallelüberlieferung zum Bericht 2.Makk 9, I-- 29 darstellt, macht das Rätsel seiner ursprünglichen Bestimmung und seines Zusammenhangs mit dem Erzählteil nur noch größer. Auf den zweiten Brief konzentriert sich daher die Frage nach der Endredaktion des Buches. 2. 5

Redaktionsgeschichte

Die mit dem zweiten Einleitungsbrief (I,Iob-2,1 8) verbundene Frage nach der Endredaktion des 2. Makkabäerbuches war lange geknüpft an die Vermutung, daß dieselbe einherging mit einer tiefgreifenden Umgestaltung des Stoffes. Für die Rekonstruktion seiner ursprünglichen Anordnung legte man in der Regel das historisch als zuverlässiger geltende r. Makkabäerbuch zugrunde. 24 Dabei wurde insbesondere die von r.Makk 4,36-6I; 6,r-r7 abweichende Vorordnung des Todes Antiochos' IV. (9,I-29) vor die Tempelreinigung (Io,I-I8) auf das Konto dessen gesetzt, der den zweiten Brief mit der Epitome verband, da dieser ganz pointiert mit dem Tod des Königs einsetzt (I,rob-r7). Allerdings läßt die angebliche redaktionelle Angleichung den inhaltlichen Gegensatz in der Schilderung der Todesumstände bestehen (vgl. I,II-I7 mit 9,5-29). Außerdem bezeugt im Hinblick auf den Tod Antiochos' IV. gerade nicht das r., sondern das 2. Makkabäerbuch die historisch richtige Abfolge der Ereignisse. 2 5 Daher wird in jüngster Zeit eine grundlegend in den ursprünglichen Textbestand eingreifende Redaktion zunehmend angezweifelt und an der prinzipiellen Integrität der Epitome festgehalren. 26 Für sie spricht auch der theologisch in sich geschlossene Aufbau der Erzählung (s. I. I), der eine redaktionelle Überarbeitung der Epitome überhaupt fraglich macht. Der sog. Endredaktor dürfte wenig mehr unternommen haben als das ihm in Einheit mit dem Brief I, I- Ioa überlieferte Werk durch einen weiteren Brief zu ergänzen, welcher der Tempelthematik zusätzliches theologisches Gewicht verlieh (s. 4-2).

22. Ausführliche Begründung bei Habicht, JSHRZ I/3, 199-202. Die Echtheit des Briefes verficht B. Z. Wacholder, The Letter from Judah Maccabee to Aristobulus. Is 2 Maccabees r:rob-2:18 Authentie?, HUCA 49 (1978), 89-133. 23. Bickermann, ZNW 32, 234; Hengel, Judentum, 186, vertritt eine Datierung vor 63 v.Chr. 24. Vgl. v. a. Schunck, Quellen (o. Anm. 3), 87-128, im Hinblick auf den zweiten Einleitungsbrief bes. 95-102. 25. Vgl. Schürer, History, Bd. 1, Edinburgh 1973, 128. Schunck, o.c., 98, war hier noch anderer Meinung. 26. Vgl. z. B. Habicht, JSHRZ I/3, 175. Grundsätzlich skeptisch Doran, Temple Propaganda, 3-23. 47

2.6 Quellen

Trotz der zur Gewohnheit gewordenen Verknüpfung der redaktionsgeschichtlichen Problematik mit dem r. Makkabäerbuch sind es heute nur noch wenige, die annehmen, daß das r. Buch Iason als dem ursprünglichen Verfasser des 2. als direkte Vorlage diente. Häufiger ist es die sog. Judasquelle des r. Buches 27 , in der man auch die Erzählgrundlage für das Werk Iasons erkennt. 28 Sprachlich läßt sich eine solche Judasvita allerdings ebensowenig herausschälen wie andere - mündliche oder schriftliche- Vorlagen und Nachrichten, die Iason, wenn er nicht selbst Augenzeuge war, verwendet hat. Der Nachweis einer von Iason verarbeiteten Seleukidenchronik, die identisch wäre mit der in gleicher Weise als Quelle des r. Makkabäerbuches vermuteten Chronik, scheitert an der Spärlichkeit der chronologischen Angaben und an den Differenzen, die zur Ereignisfolge im I. Makkabäerbuch bestehen. Ein eigenes Problem stellen die in 2.Makk I I enthaltenen vier Urkunden dar (Vv.r7-21; 23-26; 27-33 und 34-38), deren Echtheit man - anders als beim Brief des sterbenden Antiochos IV. an die Juden (9,19-27)- kaum mehr anzweifelt. Ihre zeitliche Einund Zuordnung wird jedoch verschieden vollzogen.- Dazu ausführlich Habicht, JSHRZ Il}, 177-185. 29

2-7 Abfassungsort

Die innere und wohl auch existentielle Verbindung Iasons wie des Epitomators zur griechisch-hellenistischen Diaspora auf der einen, zur Judenschaft des palästinischen Mutterlandes auf der anderen Seite machen sowohl Alexandria als auchJerusalem zu möglichen Entstehungsorten des Geschichtsberichts. Im Hinblick auf die Einleitungsbriefe besteht wenig Grund, an ihrer Herkunft aus Jerusalem zu zweifeln. Weiterführende Literatur zu 2.2: 2236,2256,2290,2312, 2362; zu 2.4: 2304, 2350; zu2.4.1: 2213, 2227,2234,2238,2279,2300,2349,2380,2384, 2386; ZU2.j: 2252,2331, 2407; ZU2.6: 2327, 2395·

3. Historische Bedeutung Der eher nach theologischen als nach chronologischen Gesichtspunkten gestaltete Aufbau des 2. Makkabäerbuches läßt es als historisches Dokument weniger zuverlässig erscheinen als das r. Makkabäerbuch, das die wichtigste Textgrundlage für die Rekonstruktion der makkabäischen Erhebung darstellt. Dennoch liefert das verkürzte Werk Iasons eine wertvolle dokumentarische Ergänzung, nicht nur im De-

27. Zur Quellenproblematik des I. Makkabäerbuches s.o. S. 23 f. 28. Schunck, o.c., I16-122. Vgl. daneben Goldstein, AncB 41A, 37-48. Sehr hypothetisch bleibt allerdings Goldsteins Rekonstruktion weiterer Quellen und die abschnittsweise Verteilung des Gesamttextes auf dieselben, o.c., 50-54. 29. Außerdem C. Habicht, Royal Documenrs in Maccabees II, HSCPh 8o (I 976), I - I 8.

taiP 0 , sondern für die Vorgeschichte des Aufstandes sogar als Hauptquelle, die in einzigartiger Ausführlichkeit Einblick gewährt in die innenpolitischen Streitigkeiten des palästinischenJudentums am Vorabend der Religionsverfolgung (2.Makk 35). In der Frage, wie sich der Tod Antiochos' IV. und die Wiedereinweihung des Tempels zeitlich zueinander verhalten, bietet es sogar ein Korrektiv zur Chronologie des I. Makkabäerbuches. Da die chronologische Problematik sowie die politische, wirtschaftliche und soziale Situation Judäas in makkabäischer Zeit bereits in der Einführung zum I. Makkabäerbuch ausführlich dargestellt sind, sei auf die entsprechenden Abschnitte 3· I -3·4 o. S. 24-3 I verwiesen. Sie werden im Folgenden nur in Einzelheiten ergänzt.

3. 1 Chronologie

Grundsätzlich sind die chronologischen Probleme, die in der gleichzeitigen Verwendung zweier Kalendersysteme bestehen, in beiden Makkabäerbüchern dieselben. Auch im 2. Makkabäerbuch finden sich Datierungen nach dem makedonischseleukidischen Kalender (I3,I; q,4)3 1 neben solchen nach dem jüdischen Kalender ( IO, 5; I 5,36). Wie beim r. Makkabäerbuch ist dieser Tatbestand aber kaum als Hinweis auf nicht vereinheitlichte Quellen zu werten, sondern als Zeichen der kulturellen und im Alltagsleben verinnerlichten Doppelexistenz der Juden, insbesondere in der Diaspora. 3.2 Politische Situation

Das Bild, welches das 2. Makkabäerbuch von der politischen Situation der Judenschaft Palästinas während der Religionsverfolgung unter Antiochos IV. malt, entspricht dem des r. Makkabäerbuches. Nur darin unterscheidet es sich von letztgenanntem, daß es die Verfolgung als innerjüdisches Phänomen begreift. Insbesondere der von Iason und Menelaos initiierte Bestechungswettlauf um das Amt des Hohenpriesters (4,7-I0.23-29.43·5o) sowie die von priesterlichen Kreisen mitgetragene Hellenisierung J erusalems (4, I o- I 5) erscheinen als Zeichen politischer Verschmelzungsbestrebungen, die im Religionsedikt Antiochos' IV. (6, I f) nur ihren konsequenten Abschluß finden.F Diese vor allem nach innen gerichtete Sicht der Dinge läßt auch das Interesse an militärischen und außenpolitischen Fakten gering erscheinen. Die Schlachtschilderungen entbehren der militärischen Details, wenn man absieht von den Angaben über die Größe der feindlichen Heere, deren offensichtliche Übersteigerung (vgl. etwa I I,I I; I2,2o; I 5,27) deutlich tendenziösen Charakter hat. Ihn 30. Manche Personen sind nur aus dem 2. Makkabäerbuch bekannt, etwa die Ortskommandanten Hieronymos und Demophon in 12,2 oder der jüdische Unterfeldherr Esdris in I2,36. Zum Strategen Hegemunides (I 3,24) haben erst spätere Inschriftenfunde den zusätzlichen Erweis seiner Existenz geliefert; s. Habicht, JSHRZ I/3, 270 Anm. 24c) mit Lit. 3 r. Daneben die Datierungen der offiziellen Urkunden in I I,2I; 11,33; I I,38. 32. Zur Frage, ob die Religionsverfolgung auf das Territorium Judäas beschränkt war oder einen größeren Geltungsbereich hatte s. ]. G. Bunge, Die sogenannte Religionsverfolgung Antiochos' IV. Epiphanes und die griechischen Städte, JSJ I o (I 979 ), I 55- I 6 5.

49

verstärken noch die in die Kampfberichte eingestreuten Epiphanien ( 10,29 f; rr,8; vgl. auch 15 ,rrr6). Die theozentrische Tendenz des Werkes (s. 4-2) erklärt auch, warum die jüdischen Bündnisbestrebungen keine Erwähnung finden. Der Verfasser weiß zwar von ihnen (4,1 r), macht aus ihnen aber, da für ihn Gott der alleinige Bundespartner Israels ist, ein den Juden von außen angetragenes Vermittlungsangebot (vgl. den vermutlich echten Brief I 1,34-38). Die wirtschaftlichen Verflechtungen bezieht er dagegen programmatisch in sein theologisches Bild mit ein.

3 ·3 Wirtschaftliche Situation Ließ das r. Makkabäerbuch nur erahnen, daß die durch den Frieden von Apameia verursachte wirtschaftliche Not des seleukidischen Staates in Judäa innenpolitisch zum Spielball hochpriesterlicher Herrschaftsanwärter wurde, so öffnet das 2. Makkabäerbuch den direkten Blick auf die Ereignisse. Der Übergriff des seleukidischen Kanzlers Heliodor auf denJerusalemer Tempelschatz auf der einen Seite (3) und die im Zuge der hochpriesterlichen Machtbestrebungen mißbräuchliche Verwaltung der Gelder auf der anderen Seite (4) zeigen mit beeindruckender Deutlichkeit, welch einflußreichen Wirtschaftsfaktor und welch wirksames Machtinstrument die finanziellen Ressourcen des jüdischen Tempels darstellten. Ihre übergroße Ausbeutung ging zu Lasten des dem Tempel religiös und politisch zugehörigen, >>von allen getretenen33 VolkesNeos Dionysos>Das Land ist voller Ehebrecher!«), kaum einmal als direkte Bezugsstelle genannt, weil ihr äußerer Zielpunkt die ]erusalemer Propheten- und Priesterschaft ist (vgl. Jer 23,I I), was dem vor allem bei 8 auf Babyion konzentrierten Inhalt der Susannaerzählung zu widersprechen scheint. Wo die Jeremiastelle doch genannt wird, etwa bei Steussy, Gardens, 147· I 50- I p, geschieht dies auf dem Umweg komplizierter Textverknüpfungen. Es bleibt auch hier das Hauptproblem der Auslegung, daß man nicht erkennt, daß für die Interpretation der Religionskrise die theologische Identifikation Babels mit Jerusalem konstitutiv ist.

127

von der Frage nach dem Stellenwert nur des Einzelverses J er 29,2 3 bestimmt. 49 Der Kontext des Verses wird dabei stets übersehen, d. h. der mit dem Gottesgericht drohende Brief Jeremias an die babylonische Diaspora (Jer 29), dessen Abschluß V.23 bildet. Und doch tritt schon in Dan 9 der Einfluß dieses Briefes auf die Ausbildung der Danieltradition zutage. Er gründet sich auf die in ihm enthaltene 70-Jahre-Prophetie, die auf das berechenbare Ende allen nationalen Unheils zielt (Jer 29,10-r4; vgl. Dan 9,24) und die apokalyptische Naherwartung des kanonischen Danielbuches entscheidend mitbestimmt hat. Diese Naherwartung- allerdings im Licht ihrer geschichtsimmanenten Erfüllung - bildet auch den indirekten Bezugspunkt der Susannaerzählung. Denn sie gestaltet nicht zufällig gerade das Themenmaterial erzählerisch aus, das in J er 29 die 70-j ahre-Weissagung umrahmt: die Verführung Israels durch seine Propheten als Sinnbild der nationalen Krise Israels. Daß dabei Susanna nicht Propheten, sondern den Ältesten ihres Volkes zum Opfer fällt, stellt eine Überhöhung des von J eremia beklagten Zustandes dar im Einklang mit dem BriefeingangJer 29,1, wo die Ältesten als die obersten Autoritäten ausdrücklich den Priestern und Propheten vorgeordnet werden. Der Susanna betreffende Vorgang erscheint dadurch als grundsätzliches, nicht mehr zu steigerndes Abbild der Israel betreffenden Rechtsperversion im Zeichen der babylonischen Bedrohung.5° Daß damit auch in der Susannaerzählung die kultisch-religiöse Bedrohung der bislang geltenden Lebensnormen durch die von Antiochos IV. auf dem Zion installierte Gottheit und ihre Gesetze gemeint ist, zeigt die zweite über der Susannaerzählung stehende Bezugsstelle Jer 23,15. In ihr werden die ]erusalemer Propheten und Priester als Ausgangspunkt des gesetzlosen, in Lüge und Ehebruch manifesten Wesens vor Augen gestellt. Die Bilder fallen in eins in einer Zeit, da J erusalem selbst als Ort babylonisch-heidnischer Abgötterei erscheintY Die faktische Errettung Susannas wird in diesem Zusammenhang ganz bewußt als Gebetserhörung dargestellt. Sie ist die Erfüllung der für die Zeit der Überwindung Babels im Jeremiabrief ergangenen Verheißung der Erhörung der Gebete Israels durch Gott (Jer 29,12; Sus 35-35a LXX) und im historischen Kontext das Zeichen dafür, daß die im Hintergrund der Susannaerzählung stehende akute Rechtsnot geschichtlich überwunden ist. Damit gibt sich auch die Susannaepisode als Erzählung aus der Zeit der überstandenen religiösen Krise zu erkennen. Allerdings scheint die Erzählung in ihrer äußerlichen Beschränkung auf die Rechtsproblematik und die Sphäre des Alltagslebens von der historisch so zentralen kultischen Problematik nur am Rande berührt zu sein. Und doch hat sie einen ganz ausgeprägten kultischen Bezug. Er tritt in der Thematik als solcher zutage, d. h. in der Ehebruchstypologie. Das Vorbild liefert in diesem Fall der Prophet Hosea, bei dem Ehebruch und Hurerei als Sinnbild israelitischer Abgötterei und damit als Sinnbild kultischer Verfehlung erscheinen (Hos 4,9- r 5). Kult 49· Zur Auslegungsgeschichte s. Engel, Susanna, 67-77. 50. Damit fällt das gängige Argument dahin, die Susannaerzählung könne sich nicht auf Jer 29,2 3 beziehen, weil hier nicht von Ältesten-Richtern, sondern von Propheten die Rede sei. p. In diesem Sinne weist auch der oben zitierte Eingang der Erzählung in der LXX-Version nicht auf Babyion als Land. Vielmehr erscheint der Begriff »Babel« durch den offensichtlich explikativen Zusatz der »Ältesten-Richter« in deutlicher typologischer Bedeutung. Die geographische Lokalisierung ist in der genannten Textversion ausdrücklich vermieden!

!28

und Gesetz sind dabei aufs engste verknüpft (vgl. etwa Hos 4,6). Die Susannaerzählung nimmt mit ihrer Unterscheidung der Töchter Israels und Judas auf Hos 4,I 5 und damit direkt auf diesen Topos BezugF In dieser Rückbindung an die Prophetie Hoseas gewinnt Susanna als Repräsentantin ihres Volkes eine besondere Symbolkraft. Sie ist die »Tochter Zion>Der Rest der Worte Baruchs« (äth.) bzw. »Über den Prophetenjeremia aus dem Buch des BaruchDie Heimführung Israels ins himmlische Jerusalem« überschreiben und hätte damit die beiden Grundlinien benannt, welche die Schrift thematisch durchziehen: den heilsgeschichtlichen Vorgang der Rückführung Israels in die heilige Stadt und die schöpfungstheologische Einbindung dieses Geschehens in das Werden, Vergehen und Neuwerden der Welt als ganzer. Dabei entsteht das eschatologische Bild dadurch, daß die erzählerisch ganz realistische Schilderung der Rückkehr Israels aus Babyion immer wieder durchbrachen wird von Hinweisen auf die lebenserhaltende und lebensschaffende Schöpfermacht Gottes und auf den Himmel als den eigentlichen Ursprungs- und Heimatort allen Seins. 4· 1 Israels geschichtliche Existenz- das irdische ]erusalem

Die geschichtliche Spannung, in welcher der Verfasser der Paraleipomenajeremiou lebt, offenbart sich am deutlichsten in dem zweigeteilten Bild, das er von] erusalem als dem Lebenszentrum des jüdischen Volkes zeichnet. Die eine Bildhälfte zeigt die Stadt der Vergangenheit, gleichzeitig die Stadt, wie sie dem göttlichen Ratschluß gemäß eigentlich auf immer bestehen sollte: als die heilige, von Gott erwählte Stadt (r,5 f; 3,6; 4,7), Wohnort des erwählten Volkes (3,1of; 4,8; 6,17; 7,21 f; 8,3 f) und Wohnort des im Tempel gegenwärtigen Gottes (3,7f.14; 4,3; 7,29; 9,7) und damit der Ort der Lebensfülle und Festfreude (7,26). Außerhalb Jerusalems zu wohnen, bedeutet Leben in der Öde (8,8). Die andere Seite gilt der bitteren Realität: einer Stadt, die in Trümmern liegt (3,4 f; 4,6.9; 5,30) und die nichts mehr von dem erkennen läßt, was sie einstmals war, ja, die überhaupt nicht mehr zu erkennen ist (5,7-19). Der Gegensatz ist so kraß, die Realität so weit von der Jerusalem geltenden Verheißung entfernt, daß das Zionslied nicht einmal mehr als Hoffnungslied gesungen werden kann (7,29). '7 Deutlicher kann sich die historische Situation des Verfassers, der nur aus der Ferne noch auf Jerusalem blicken kann, nicht Ausdruck verschaffen. Dennoch lebt die Schrift von der Hoffnung. Aber es entspricht dem in ihr zutage tretenden historischen Realismus, daß die Hoffnungsmotive, die dem düsteren Bild seinen Goldton verleihen, schöpfungstheologischer Natur sind. 4.2 Israel als Teil der Schöpfung Daß die historischen Ereignisse in das göttliche Schöpfungsgeschehen integriert werden und von ihm her ihr Hoffnungslicht empfangen, zeigt sich bereits im Eingangsteil der Schrift, wo, noch bevor das Zerstörungswerk in Gang gesetzt und der irdische Wohnort Gottes ausgelöscht wird, die Tempelgeräte und der Schlüssel des mit dem Ausbruch des Bar-Kochba-Krieges s. Schürer, History, Bd. r, 535-543; Schäfer, Geschichte, 159-162; vgl. auch 163-175. · 17. Neben den genannten Stellen gibt es eine Fülle weiterer Anspielungen auf die Stadt: 1,1-7-10; 2,7; 3,rf; 4,1-3.10; 6,1.22; 8,5.

I46

Tempels den Urelernenten der Schöpfung übergeben werden, der Erde und der Sonne (3,7f. 14; 4,3). Damit sind sie in den göttlichen Seins- und Herrschaftsbereich versetzt und dem Raum der Geschichte entnommen (4,4), man könnte auch sagen: dem Raum zwischen Himmel und Erde als der Sphäre menschlichen Wirkens. Dementsprechend wird auch Gott vornehmlich als der Schöpfer des Himmels und der Erde angerufen (5,32; 9,6) oder gibt er sich selbst als solcher zu erkennen (3,8). Was die Schöpfermacht Gottes für Israel bedeutet, erweist sich konkret an den 66 Jahre lang nicht in Fäulnis übergehenden Feigen (5,2 5-29; 6,4-7) und an der Totenerweckung durch den Adler (7,14.17). In diesen Bildern drückt sich die Gewißheit aus, daß es für Israel über die irdischen Geschichtsläufe hinweg Leben und Zukunft gibt (6,4.6). Die Transzendenz Gottes wird zum Rettungsanker des Glaubens und gibt der Hoffnung Nahrung, daß die dauerhafte Gemeinschaft mit Gott nicht verlorengeht durch die dauerhafte Zerstörung seiner irdischen Wohnstatt Jerusalem. Dennoch bleibt Jerusalem das Ziel der Heilsgewißheit, allerdings nur in der transzendenten Daseinsform, die der schöpfungstheologischen Überhöhung der Historie entspricht. 4·3 Israels heilsgeschichtliche Vollendung- das himmlische ]erusalem

Ausdrücklich wird in den Paraleipomena Jeremiou die Stadt der Heimkehr als die »obere StadtJerusalem« (5,34) oder als »der hohe Ort« (8,9; vgl. auch 6,22) bezeichnet und damit das himmlische Jerusalem vom irdischen Schauplatz der Ereignisse unterschieden. Dadurch erscheint gleichzeitig die gesamte Erzählung von der Rückführung aus Babyion als Bild für ein ganz anderes Geschehen: die endzeitliche Hinführung der Frommen an den Ort der immerwährenden Gottesgegenwart. Daß hier die Endzeithoffnung von der irdischen Stadt J erusalem Iosgelöse 8 und auf die theologische Bedeutung reduziert wird, die der Zion als Ort der Gottespräsenz hat, zeigt sich auch an zwei weiteren erzählerischen Besonderheiten: Der Hinweis auf die Unmöglichkeit, die Stadt äußerlich wiederzuerkennen, der die Abimelechepisode durchzieht (5,8. 12) 1 9, ist das Zeichen der Verwandlung des irdisch Sichtbaren. Jerusalem istJerusalem und ist es doch nicht. Gleichwohl istes der Ort, an dem das Volk zu seinem Ziel und seiner Ruhe kommeo (3,1of; 4,8; 5>34; 7,2d.28; vgl. auch 5,32). I8. Gegen]. Riaud, ParalipomenaJeremiae Prophetae, FolOr 27 (I990), 34-36.39f, und Paralipomenes, I994, I I 3- I I7, der die Jerusalemhoffnung der ParJer als Ausdruck der realen Hoffnung auf die Wiedererrichtung des Tempels und Rückkehr der Juden nachJerusalem versteht. Vgl. auch Ders., Abimelech, personnage-cle des Paralipomena Jeremiae?, Dialogues d'histoire ancienne 7 (I98I), I63-I78, und Robinson, The Old Testament Pseudepigrapha 2, 4I4·4I6. I9. Die Szene weist eschatologisch über sich selbst hinaus und sollte nicht einseitig historisierend gedeutet werden als Antwort auf die Frage nach dem baulichen Zustand der Stadt in den Jahren nach der Zerstörung durch die Römer; vgl. etwa Herz er, Paralipomena, I 86. 20. Gegen C. Wolff, Irdisches und himmlisches J erusalem- Die Heilshoffnung der ParalipomenaJeremiae, ZNW 82 (I99I), I49f. I 52 f, der die Vorstellung vom Ruheort für die Seelen der Gerechten als Hinweis auf ein postmortales Zwischenstadium vor dem Eintritt der eigentlichen Endzeitereignisse versteht, die sich mit dem himmlischen Jerusalem verbinden. Die Gleichsetzung der beiden Vorstellungen entspricht nicht nur dem theologischen Gesamtduktus der ParJer, sondern auch der alttestamentlichen Zionskonzeption, derzufolge der Zion als

Noch deutlicher ist die soteriologische Gleichsetzung der Rückkehr nachJerusalem mit dem Vorgang der Lebensgewinnung (4,8). Im Kontext der Schöpfungsmetaphorik bezeichnet dies einen transzendenten Vorgang der Lebenserneuerung am himmlischen Ort der Gottesgegenwart und damit ein überirdisches Geschehen, das nicht nur die historischen, sondern auch die mit der Todesverfallenheit des Menschen gegebenen leiblichen Gesetzmäßigkeiteil außer Kraft setzt. 4·4 Auferstehung und ewiges Leben

Die Hoffnung der Paraleipomena Jeremiou wird konkret in der Hoffnung auf die leibliche Auferstehung der Frommen (6,4; 7,17), die, wie das Beispiel des Propheten selber zeigt (9,7-9), dem Todesschicksal nicht entgehen. Die Verteilung der frischerhaltenen Feigen an die Kranken in Babyion (7,32; vgl. auch 6,5 f) ist bildlieber Ausdruck der Vorstellung, daß die lebensgewährende und lebenserhaltende Schöpfermacht Gottes dem menschlich-leiblichen Dasein Anteil am ewigen Leben Gottes gibt. Auch das Heraustreten Baruchs aus dem Grab, in welchem er sich während der Exilszeit befand (4, r r; 6, r; 7,1 ), bildet das Auferstehungsgeschehen ab. Die Auferstehungshoffnung ist auf die ganze Existenz des Menschen ausgerichtet, aber das Geschehen selbst vollzieht sich im außerirdischen Bereich. Trotz der Loslösung der Auferstehungshoffnung von aller irdischen Erwartung bleibt die leibliche Auferstehung verbunden mit der Vorstellung von der Restitution Israels als Volk. Der nationale Gedanke geht nicht verloren, sondern wird Teil der himmlischen Konzeption. Aufgegeben wird allein die irdisch-politische Vorstellung vom Wohnen Israels unter den Völkern mit dem Zion als Mittelpunkt der Welt. Aber das eschatologische Ziel, das die Paraleipomena Jeremiou vor Augen haben, ist weiterhin Gottes Gemeinschaft mit seinem Volk, >>dem GeliebtenOrt, dem hohen« (8,9), zum Jerusalem der göttlichen Welt, führt. Samaria wird gleichsam zum Zwischenort menschlicher Existenz, zum Ort, der nicht Leben und nicht Sterben bedeutet, an dem sich aber das zukünftige Leben oder Sterben entscheidet. Ihm entspricht die bis heute umrätselte Zeitangabe der 66 Jahre der Exilierung Israels (p.3o; 6,5), die der biblischen 70-Jahre-Prophetie Jeremias (25,12; 29,ro) entgegensteht. Es kann nicht bezweifelt werden, daß der Verfasser die biblischen Jeremiaworte und die in ihnen enthaltene Zeitangabe kannte. Wenn er dennoch einen um ein weniges reduzierten Zeitraum für die geschilderte geschichtliche Rückkehr Israels aus Babel angibt, so muß dies theologische Gründe haben. Sie liegen in der Transposition der geschichtlichen Ereignisse in ein eschatologisches Bild: Das Israel der Zeit Jeremias ist- so die historische Theorie 21 -nach 70 Jahren aus dem Exil zurückgekehrt, aber Israel als zukünftiges Volk des himmlischen Jerusalem ist noch nicht heimgekehrt! Es befindet sich noch im gleichsam samaritanischen Zustand der Selbstbesinnung und der Bewährung in seinem Bemühen, die innere Reinheit zu erlangen und zu erhalten. Die Reinheit entsteht im Hören auf das prophetisch vermittelte Gotteswort (6,2 3; 7,22; 8,2-4) und ist die Vorbedingung des Zutritts zu Gott. Dementsprechend bedeutet das Nicht-Hören automatisch das Gericht, das schlicht als Ausschluß von der endzeitliehen Gottesgemeinschaft definiert wird (6,22 f; 8,3). Gleichwohl ist dieser Ausschluß verhängnisvoll, weil der Zutritt zur göttlichen Welt, der dem geläuterten Volk gewährt wird, mit dem Akt der universalen Neuschöpfung zusammenfällt (3,8). In diesen Zusammenhang gehört auch die schwer zu deutende Vorstellung von den sieben Siegeln (3,8; 6,2 3), die man am besten heils- und schöpfungstheologisch zugleich versteht. Denn die siebenfache 21.

Vgl. o. zum 3· Esrabuch S. 15-17.

VersiegeJung der Erde in den Paraleipomena Jeremiou, die das Besitzrecht ihres Schöpfers auf ewig wahre 2 , wird bezeichnenderweise dann aufgehoben, wenn das wahre, gehorsame Israel vom ungehorsamen, unreinen Teil des Volkes geschieden ist (6,2 3) und am Tag der Neuschöpfung (3,8) in die von nun an ungebrochene Gottesgemeinschaft eintreten kann. Die »Wasser des Jordan« (6,23; 8,2.4f) verstärken diesen zweifachen Aspekt, indem sie in einem Doppelbild das Wasser als Chaoselement der Schöpfung und damit als göttliches Gerichtsmedium (vgl. 5,24) verbinden mit dem geschichtlichen Topos von Israels Zurückweisung amJordan in der Mosezeit, d. h. dem Verbot, ins gelobte Land einzuziehen (Dtn 3,27; 4,21 f; 31,2; vgl. auch Num 32,5-1 r). Geschichte und Schöpfung fallen in 'eins, wo dem geläuterten Volk der Schritt über die irdische Grenze hinein in den Transzendenzraum Gottes gewährt wird und es Anteil an seinem Schöpfung und Geschichte übergreifenden Leben und Licht erhält. Dies bedeutet gleichzeitig die Aufnahme der erneuerten kultischen Gemeinschaft mit Gott, die auf Erden nicht mehr möglich ist, aber durch die Bewahrung der Tempelgeräte und des Tempelschlüssels durch die Schöpfungselemente für den Augenblick der Neuschöpfung und den Eintritt in den Transzendenzraum Gottes verbürgt wird. 4.6 Der transzendente Gott

Die endzeitliche kultische Gemeinschaft wird im AbschlußgebetJeremias am Altar in Jerusalem (9,3-6) vorweggenommen und in den Gottesprädikationen versinnbildlicht. Ungewöhnlich ist die Anrede Gottes als »Räucherwerk der lebendigen BäumeRäucherwerk der lebendigen Bäume>Herrscher über alle Schöpfung ... , in dem die ganze Schöpfung 2 5 verborgen war, ehe die Dinge wurdenneuen« Propheten wandten sich mehrheitlich von J erusalem und dem Tempel ab und traten statt dessen den Weg in die Wüste als den Ort der eschatologischen Heilserfüllung an. Hier erwarteten sie, in Analogie zur Mosezeit, nach dem »Exodus« aus der Stadt des Schreckens und der Bedrückung das Eintreffen der Zeichen (1:Egm:a) und Wunder (Gl]f!Eta) der Endzeit. 21 Das prophetische Weissagungsschema entspricht dabei ganz dem der Vitae Prophetarum 2\ deren theologisches Interesse an den Propheten sich ebenfalls vorrangig auf die Vorhersage der Zeichen (l:EQm:a) der Endzeit und gleichzeitig auf die Wüste als Ort der Heilserfüllung richtet (s. 4.2 ). Auch wenn der Vitensammlung selbst der Gedanke an ein neues Prophetenturn noch fernliegt, da sie, im Gegenteil, das Gedenken an das alte konserviert, ist sie als Zeugin dieser neuen prophetisch-eschatologischen Erwartungshaltung doch Teil der im Schatten der römischen Bedrückung neu aufbrechenden Auseinandersetzung mit der prophetischen Tradition, die in der krisenhaften Zuspitzung der politischen Situation ganz folgerichtig auch zum personalen 20. Das prophetische Element kommt im Rückgriff auf die alttestamentlichen Weissagungen zum Ausdruck, die im Bewußtsein neuerlicher prophetischer Geistbegabung aktualisiert und auf das erwartete Ende hin ausgelegt werden. Dabei werden auch messianische Vorstellungen adaptiert. Die Grenze zwischen Prophetismus und Messianismus sind in dieser Zeit der aufs äußerste angespannten eschatologischen Erwartung fließend. Daher findet man die genannten Endzeitboten in der Literatur bisweilen auch als »Pseudomessiasse« bezeichnet. 21. So führte ein gewisser Theudas in den 40er Jahren eine Menschenmenge zum Jordan und versprach, die Wasser in Wiederholung des Exoduswunders zu spalten; Jos. Ant. 20,97; vgl. Apg 5,36. Vgl. auch VP 3,9f. Für die 5oer Jahre häufen sich die Nachrichten über entsprechende prophetische Bewegungen in die Wüste, vgl. Bell. 2,2 59 f =Ant. 2o,r67, außerdem Bell. 2,262, dazu Apg 2I,J8. Ein unter Festus (6o-62 n.Chr.) auftretender Prophet verhieß seinen Anhängern, die ihm in die Wüste nachfolgten, »das Heil und Ende aller Ubel«, Ant. 20,188. Das prophetische Element war allerdings nicht auf diese Wüstenbewegung beschränkt, sondern konnte sich auch mit dem Zelotismus verbinden; vgl. dazu ausführlich Hengel, Zeloten, 23 5-251.25 5-26!. 22. Vgl. Schwemer, Studien, Bd.r, 83.86.

r6r

Auftreten neuer Propheten führte. Daß daneben die Viten in ihrer noch rückwärtsgewandten Beschäftigung mit den Propheten auch Verbindungslinien aufweisen zu einem ganz anderen kulturgeschichtlichen Phänomen der römischen Zeit, der Pflege und Verehrung von Grabstätten exponierter Persönlichkeiten der Vergangenheit, läßt ihren Zeitbezug nur deutlicher hervortreten. 3.2.1 Frühjüdische Gräberverehrung

Während die Sitte der Errichtung profaner Grabmonumente, wie sie auch für die Familie der Makkabäer bezeugt ist (1.Makk 13,27-30), im hellenistischen Palästina nichts Ungewöhnliches war, scheint die Übertragung dieses Brauchs auf Gestalten der Geschichte Israels erst unter Herades dem Großen erfolgt zu sein, der ein Monument am Davidgrab erbauen ließ (Jos. Ant. r6, 182). 2 3 Daß die in dieser Zeit erwachende Gräberverehrung auch in anderen Fällen zur monumentalen Bebauung des Grabareals führte, dokumentiert das in Lk r r,47f überlieferte Jesuswort: >>Wehe euch, denn ihr baut den Propheten Grabmäler; eure Väter aber haben sie getötet«, das die matthäisehe Parallele Mt 23,29 ergänzt: >>Und ihr schmückt die Gräber der Gerechten!« Spuren dieses Sachverhalts findet man in den Prophetenviten dort, wo- etwa bei Jesaja (1,5)- betont auf die ehrenvolle Bestattung (ErtLflEAW~ xal f:vö6l;w~)24 hingewiesen wird, was nach allgemeinem Sprachgebrauch auf das Vorhandensein eines Grabmonuments deutet. 2 5 Diese Hinweise sind kein Indiz für einen von den Vitae Prophetarum selbst geförderten Gräberkult 26 , aber sie erhellen den theologischen Hintergrund des kulturgeschichtlichen Phänomens (s. 4·3 ). Zu ihm gehört auch die frappierende und bislang nicht befriedigend geklärte Tatsache, daß das herodianische Monument am Davidgrab als Sühnemal in die Tradition einging.z7 Das große prophetische Interesse, das aus den beiden genannten religiösen Phänomenen, der Gräberverehrung und dem Auftreten neuer Propheten, spricht, läßt in der ganz neuen Form, in der es sich jeweils präsentiert, nach der theologischen Problematik fragen, aus der es herausgewachsen ist. Sie ist in ihrer Tiefe und Vielschichtigkeit bisher nicht erfaßt. Die Vitae Prophetarum als Sammlung biographischer Nachrichten zu den Propheten des Alten Testaments erweisen sich hier als ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis nicht nur des Zeitgefühls an sich, sondern auch des 23. Immer noch wegweisend ist in diesem Zusammenhang die Untersuchung von}. ]eremias, Heiligengräber in Jesu Umwelt, Göttingen 1958. Zum Davidgrab s. o.c., 56-6o. 24. Vgl. auch 14,2. 2 5. Nach]eremias, Heiligengräber, 64.66. Jeremias, o. c., 68, nimmt aufgrunddes Gesamtzusammenhangs der genannten neutestamentlichen Stellen Lk r 1,44-5 I und Mt 23,29-36 an, daß auch das Grab des Sacharja benJojada, des zweiten inJerusalem umgekommenen Propheten, monumental bebaut war. 26. Daher ist auch die lange geltende Auffassung, die Vitae Prophetarum stellten einen Pilgerführer zu den Grabstätten der Propheten dar, in jüngerer Zeit berechtigt zurückgewiesen worden. 27. Die vonJosephus, Am. r8,r82, überlieferte Legende erklärt den Sachverhalt aus dem angeblichen Versuch des königlichen Grabfrevels. Zur Deutung des Sachverhalts s. u. S. r67f.

theologischen Zusammenhangs, der zwischen den verschiedenartigen kulturellen und historischen Entwicklungen besteht. Weiterführende Literatur zu 3.2: 302 3·

4· Theologische Bedeutung Bei der theologischen Würdigung der Vitae Prophetarum gilt es zu unterscheiden zwischen der theologischen Hauptintention der Schrift und dem geistesgeschichtlich-theologischen Hintergrund, in den sie als Mosaikstein gehört und den sie faßbar macht, ohne selbst alle Aspekte abzudecken. Sie macht ihn aber faßbar; weil ihr theologisches Anliegen nicht in der durch die Gattungsbestimmung gegebenen literarischen Zielsetzung aufgeht, einem interessierten Publikum biographische Kurzinformationen über die Propheten zu liefern, sondern weil, im Gegenteil, die theologische Signifikanz der Stoffe die Wahl der biographischen Form überhaupt erklärt. Nur im Rahmen der Biographie kann es zu der eigentümlichen Verknüpfung der persönlichen Lebens- und Todesumstände der Propheten mit der Vorhersage endzeitlicher Geschehnisse kommen, auf welche die Sammlung als ganze theologisch zielt. Gemeinhin wird diese Verknüpfung als Spezifikum des gemeinen Volksglaubens gedeutet, dem das wachsende biographische Interesse in hellenistischer Zeit den geeigneten Impuls für die Iegendarische Ausgestaltung der biblischen Prophetenerzählungen lieferte. Aber auch der sogenannte Volksglaube reagiert nur auf die theologischen und historischen Strömungen seiner Zeit. Sie zu erkennen bedeutet, die Vitae Prophetarum als literarisches Gesamtwerk zu verstehen. Und es gelingt, wenn man der theologischen Linie folgt, die vom persönlichen Prophetenschicksal zum eschatologischen Volksschicksal führt. zs 4- I Leben und Tod der Propheten

Die gleichsam lexikalische Zusammenstellung persönlicher Lebensdaten für 2 3 Propheten weist eine deutliche Akzentverschiebung gegenüber den alttestamentlichen Berichten auf. Während in diesen Israels mangelnde Gottestreue als geschichtsträchtiger Anlaß und Anknüpfungspunkt der prophetischen Sendung erscheint, fehlt in den Vitae Prophetarum die historische Auseinandersetzung mit Israels Vergangenheit. Statt dessen heben die Viten als sachliche Voraussetzung für die prophetische Amtsausübung die besondere innere Qualifikation der Propheten hervor, speziell ihre Frömmigkeit (2,8; 3,8; 4,6.1 8.2 3; I 6,r f) und ihre im Gebet auf Gott ausgerichtete Haltung (r,2f.5; 2,3; 3,1 r; 4+9·!2; 21.4-7; 22,1 I f.q.r 8; s.4.3 ). Das Israel der Prophetenzeit tritt kaum anders hervor denn als stumme Zuschauermenge vor einer dramati28. Die folgende Darstellung versteht sich als Weiterführung der von Schwemer in ihren Studien Bd. r und 2 und in JSHRZ l/7 zusammengetragenen theologischen Beobachtungen, die von der Autorin, wenn auch traditionsgeschichtlich eindrücklich, bislang nur im einzelnen, aber noch nicht in ihrer Gesamtheit in den theologischen Zeitrahmen eingeordnet wurden. In der Gesamtschau sind die Viten bislang nur als literarisches Phänomen erfaßt.

sehen Bühne, auf der einzelne Szenen des Prophetenlebens zur Aufführung kommen. Zeichen und Wunder ereignen sich, ein grausiges Ende ereilt die eine oder andere Hauptperson, aber beileibe nicht alle. Und über dem letzten der Propheten senkt sich der Vorhang mit Donnergrollen. Die oft monierte Knappheit, ja Trockenheit der Ausdrucksweise darf nicht über die innere Dramatik des Bildmaterials hinwegtäuschen, dessen theologische Bedeutung sich vom eben erwähnten Ende her entrollt. Es ist ja kein Zufall, daß die personale und szenische Sammlung in Sacharja ben Jojada mit dem Propheten endet, dessen Tötung im Tempel auf Befehl des Königs als des obersten Volksrepräsentanten (vgl. 2.Chr 24,I7-22) ein Höchstmaß an Blutschuld auf sein Haus (23, I) und damit auf Israel lud. Die Strafandrohung des sterbenden Propheten (2.Chr 24,22), die den Hintergrund für das visionäre Schreckensszenario im Tempel abgibt, mit dem die Schrift abschließt (2 3,2), steht seitdem wie ein Fluch über dem Heiligtum und dem in ihm anbetenden und ihm zugeordneten Volk. Hier läßt sich bereits erahnen, wie sehr Israel thematisch doch im Zentrum der Sammlung steht, allerdings nicht das Israel der Propheten, sondern das im zeitgeschichtlichen Kontext gegenwärtige jüdische Volk, das sich unter dem Fluch seiner Zeit in ganz neuer Weise auf die alten Vorhersagen seiner Propheten bezog. 4.2 Die Endzeitvisionen der Propheten

Es gehört zum Sammlungscharakter der Vitae Prophetarum, daß, wie bei den biographischen Daten, auch die Zusammenstellung der endzeitliehen Prophetien und Zeichenhandlungen ein äußerst buntes Bild ergibt. Die Farben reichen vom Schwarz verbrannter Erde und zerstörter Städte (Babylon: 4,21; Jerusalem: Io,8; I 5,5; vgl. auch 3,6f) über das blutige Rot der letzten Schlacht gegen den Gottesfeind und sein heidnisches Heer (4,22; Io,8) bis hin zum Gold des Heilslichts (12,14; vgl. auch I2,Io), weiches das neu gesammelte Gottesvolk (bildlich 5,2 und 3,I3) umstrahlt. Dieses wiederum ist gleichzeitig auf dem Weg ins eigene Land (3,7; 4,22; I 4, I), in J erusalem (I 5, 5) und am Sinai ( 2, I 2, im weiteren Sinne I 2, r 3 f) abgebildet. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit, ja verwirrende Gegensätzlichkeit der so ineinanderfließenden Motive täuscht leicht den Blick des Betrachters, dem es zumeist entgeht, daß ein Leitgedanke das Ganze eint, eigentlich eine Leitfrage, deren existentielle Dringlichkeit alle in der Tradition vorfindliehen Deutungshilfen auf sich ziehen mußte. Es ist die Frage, warum Gott den Tempel an die blutig in ihm wütende heidnische Gewalt preisgibt. Das Leitthema enthüllt sich bei nochmaliger Betrachtung des gleichsam offenen Endes der Schrift, d. h. der Folgen des Drohwortes, das- aus der historischen Sicht des Verfassers- seitJahrhundertenüber dem Tempel schwebt. Die Folgen werden in der Vita genau bezeichnet (23,2): Der Tempel verliert durch den Prophetenmord seine Qualität als Ort des direkten Zutritts zur göttlichen Welt, d. h. er verliert seinen Transzendenzcharakter. Ausdrücklich wird konstatiert, daß die Priesterschaft sowohl von der kultischen Gemeinschaft mit den Engeln ausgeschlossen bleibe9 als auch ihrer im Orakelwesen manifesten prophe29. Zur Entwicklung dieser Vorstellung in frühjüdischer Zeit s. Schwemer, Studien, Bd. 2,

308-3 I

I

mit Lit.

tisch-divinatorischen Kraft beraubt wird3° und damit der Teilhaberschaft an der göttlichen Vorsehung und Mittlerschaft des göttlichen Willens. Mit dem Transzendenzverlust aber steht die Funktion des Tempels grundsätzlich zur Debatte. Wie groß die Gefährdung ist, zeigt die Prophetie des geschichtlich am Endpunkt der Prophetenreihe stehenden >>zweiten>Historiker« alles andere als eine homogene Gruppe dar. Vielmehr umfaßt die Sammlung ihrer Fragmente ein ganzes Spektrum verschiedenster Geschichtsdarstellungen, die sich nicht nur in ihrem geographischen Haftpunkt und inhaltlichen Schwerpunkt grundlegend voneinander unterscheiden, sondern auch im Bildungsniveau und nicht zuletzt im Maß ihrer synkretistischen Offenheit. Daß sich die Kenntnis der Autoren und ihrer Schriften überhaupt bis in die heutige Zeit hinein erhalten hat, ist vornehmlich der Sammlertätigkeit Alexander Polyhistors zu verdanken, eines in der Mitte des I. Jhs. v. Chr. wirkenden hellenistisch-römischen Gelehrten, unter dessen ethnographischen Schriften sich auch ein Werk mit dem Titel>> Über die JudenHistoriker>Barbaren>der Ältere37f .... 55f.s6''· ns .......... 53 8 ............ 42 8,1 ........... so 8,2 ........... 50 8,5-7 ........ so 8,9 ........... 40 8,11 .......... 53 8,!7 .......... 40 8,I8 .......... 53 8,2 I . . . . . · · · · · 55 8,24 ....... 40·53 8,25-27 ...... p 8,34-36 ...... ss 9 ......... 42·53 9,1-29 ....... 47 9,3 f . . . . . . . 68.93 9,5- 2 8 · · · · · · · 57

9,19-27 ...... 4s 9,2 ........... 27 9,5-29 ....... 47 9,5-10 ....... 6S 9,11-17 ... 58·59 9,13 .......... 53 JO,I-!8 ...... 47 10,1-8 . 40-42.54f 10,4 .......... 55 I0,9-IJ,26 .... 41 I0,9-II,38 .... 41 10,10 ......... 41 J0,29f . . . . . 50-58 I I . . . . . . . . . . . 48 11>4 .......... 41 I 1,8 .... 36''.. 50.5S JI,II ... 49''·.105''" II,I3 ...... 41.59 II,I7-21 ..... 4S 11,21 ........ 49''" 11,23-26 ..... 48 I 1,27-33 ..... 48 I 1,33 ........ 49'' II,34-3S .. 48.5o I 1,3S ........ 49''· 12,1-45 ...... 41 12,2 ......... 49''" I 2,20 ........ 49''· 12,30 ........ 45''" 12,35 ........ 26''· 12,)6 ........ 49''" I2,3S-45 ..... 57 12,43 ........ 56''. 12o44 ........ s6''· 13,1-26 ...... 41 13,1 .... · · · · · · 49 J4,1-15,36 .... 41 14>4 .......... 49 14,6....... 50.58 14,12f ....... 39''" 14,) I - 34 · · · · 39''· I4,JI ........ p''" I4,J3-35 ..... 40 I 4 ,4 6 ......... 56 I5 ....... S5''·.s6 JS,I-37 · · · · · · 40 IS,I-5 ....... 5J I5,I ...... S6.94''" I 5,4 .......... 86 I5,II-I6 . 36''"·50 J5,I2-I6 ... I6S''· !5,18 ........ p''" I 5,2I ......... 86 I5,25-35 .... 39''"

3,15 .......... 69 J,19 .......... 69 3,21 ..... 68.70-78 3,24 .......... 69 3,25 .......... 69 3,26 .......... 69 3,2S .......... 75 4,1 .......... 76''" 4>4 ........... 75 4,14f ......... 75 4,14 . . . . . . . 6S.7S 4,16 .......... 70 4,17 .......... 78 5,I-6,2I ...... 63 5,J4-I7 · · · · · · 70 5,3 I • · · · · · • · · • 70 5,36 .......... 70 6, I- I 5 . . . . 64.69 6,2 ........... 69 6,) ...... 69·7o.So 6,6 ........... 69 6,10....... 70·79 6,1 I .......... 69 6,I 5 .... · · · · · · 79 6,I6-21 ...... 69 6,22-40 ..... 63f 6,24-28 ...... 70 6,33 .......... 70 6,36 . . . . . . . 69·79 6>4I-7,23 ..... 64 7,I-9 ........ 70 7,I-7 ........ 69 7,I .......... 66''" 7,Jf .......... 69 7,6-9 ........ 70 7,7f .......... 69 7,769f. . . . So.2oS

I 5,25-29 ..... S6 I 5,27 · · · · · · · · 49''· I 5,30 ......... S6 rs,JZ-35 ..... 40 I5,32 ......... S6 I 5,) 5 ......... 86 I 5, 36 ... IOO.IOI''". 102("") 15,)7-39 40 15,37 ......... 44 3· Makki,I-2,24 ...... 63 I,I-7 · · · · · 64.74 I,I · · · · · · · 63''·.74 I,2f .......... 76 I,2 ........... 74 1,3 ........... 76 I,4f .. · · · · · · · · 74 IA · · · · · · · · · · · 74 1,6f .......... 74 I,S-2,24 . 59.64.68 1,11-16 ...... 70 1,12 .......... So 1,16-2I ...... 6S I,23 .......... So 1,29 .......... 8o 2,1-20 ... 6+69f 2,I ........... 69 2,9 ........... 8o 2,I4-I6 ...... So 2,I7f ......... 69 2,I7 .......... So 2,2I-23 ...... 68 2,2I .......... So 2,24 .......... 6S 2,25-4,2I ..... 63 2,25-33 ...... 64 2,27-30 ... 6S.7S 2,28 .... 66.75 ·78''" 2,29f ......... 7S 2,)0 .......... 77 2,32f ......... 8o 2,32 ....... 75.So 3,I-6,2I ... · ·. 64 3,rf . . . . . . . 68.7S 3,1 . . 6S.70.80.208 3,2-IO ....... 64 3,3-7 ........ 70 3,4 ........... So 3,6 ..... 70.S0.2o8 3,7 · · ......... So 3,8-10 ....... 76 3,12-20 ...... 69 3,12 ......... 66''"

M ··········· 7,Io-I6 ...... 7,IO-I5 ...... 7,I8f ......... 7,I9 ..........

69 So 69 69 79

4- Makk7,3 ........... 14,5 .......... I6,I3 ......... I7,I2 .........

6I 6! 61 6r

Sir

I I,Io ........ 2S''· 26,29-27,3 ... 28''· 31,5 ......... 2S''· 45,23-26 33'' 49,II-I3 ..... I8

2 33

Ps Sal

I4,3I . . . . . . . . 5o''· I7,2I-23 .... I67 I7,JZ-34 .... I67 I8,5 ......... I67 I8,7·········I67

Zusätze zu Daniel Ergänzungen in Dan J (Zählung nach LXX bzw. &) 3 LXX/& . 69.I3I 3,24f.46-p.9I ... I34 3,24-90 . . . . I34''" 3,24 . . . . . . . . I34''" 3,26-45 I04''".II4. I2l.I25.I3I 3,26 ......... I33 3,27f ........ I2I 3,28-4I ..... II5 3,28-33 ..... I33 3,29 ......... I26 3,3I-33 ..... I2I 3,3I .......... 70 3,J2f ........ II7 3,37f .... I2l.I33 3,38 . . . . . . . . . II7 3,40 .... 55''".I25''". I3rf.I32''· 3,4I-43 ..... 126 3,44 .......... 69 3,45 ......... I26 3,47-49 ..... I35 3,47f ........ I23 3,50 ... 69.I3P37 3,52-90 . II4.II7. I2rf.I25.I33 3,52-56 ..... I33 3,5 2 ·········I33 3,53-55 ..... I26 3,53 ......... I2I 3,54 ......... 126 3,57-90 ..... I33 3,57-63 .... I34'' 3,57f ........ 126 3,6I ......... I26 3,64-73 .... I34''" 3,64f ........ I22 3,73 ......... I22 3,74-78 I34''" 3,79-82 .... I34''" 3,83-88 .... I34''" 3,83-87 . II5.I26 3,83-85 ..... I2I 3,84f ....... I33''"

234

3,85f .... 126.I33 3,86 ........ I26"· 3,88 ......... I33

Bel et draco I LXX I23.127''" 2 LXX .. II5.I27 2 •••••.•••• ll8''" 5-7 ......... I22 5 . . . . . . . 122.I24 5 e .......... I2 4 6 LXX ...... I24 7 . . . . . . . 122.124 I9 .......... I22 24f ......... 122 24 LXX ..... I24 27 .......... I22 31-42 ...... I25'' 32 .......... I24 33-39 ....... I23 33 LXX ..... I23 Sus 5b LXX I27.128'' 22 LXX .... I29''· 32 .......... I29 346 ......... I36 35-3P LXX . I28 45 ..... II4''".I37 54f ........ II6'' 59 ......... II6* 6o-62 LXX . . I3o 63 LXX ..... I37 63 .......... I37 Paraleipomena Jeremiou I-3I ......... 5l I,I-3,I3 ..... I39 I,I-II . ·. · .. I43 I,II ..... 44.I46''·. 148. I 52 I,5fr ......... 46 I,7 ..... I44·I46''. I48.Ip I,Io ........ I46''· 2,2f ..... I48.I52 2,51 ...... 48.I52 2,7 ......... q6''" 3,I-I3 ...... I43 3,rf ........ 146''" 3,2 .......... Ip 3,4f ......... q6 3,4··········IP 3,6 .......... I46 3,;rf .... I46f.Ip 3,8 . . . . . I47-I50

3,9 . . . . . . I40·144 3,Iof . . . I46-q8 3,ro..... I42.I44 3,II ......... I 52 3,I4-4,5 ..... I40 3,14 . . . . I46f.I5I 3,I5 ..... l42.I44 4,I-3 ...... 146''" 4,If ......... 144 4,I . . . . . . . . . . Ip 4,3f ......... I 52 4,31 ......... 46f 4,4I · · · · · 47f.152 4,6-II ...... 140 4,6f .. I44·I48.Ip 4,6I .......... 46 4,7 .......... I46 4,8 . . . . . I46- 148 4,9 . . . . . . 144·146 4,IO ........ 146''" 4,Ir .. r48.Ip.I54 5,I-6,7 ...... 140 p-34 · · .... I43 5,I .......... I49 5,7-I9 ...... 146 5,8 .......... I47 5,I2 ......... I47 5,I8 ......... Ip 5,24·········I50 5,25-29 ..... I47 5,25 . . . . . I42.I44 5,30 · I44.I46.I48f 5,32 · · · · I47f.I50 5,34..... I39·I47 6,II .. 46''·.I48.Ip 6,2-4 ....... q8 6,4-7 ....... I47 6,4I ......... 47f 6,5f ......... I48 6,5I .......... 49 6,6 . . . . . . 147-IP 6,8-7,J2 ..... I40 6,9··········I50 6, II . . . . . . . . . I 5 I 6, I2 . . . . . . . . . I 5I 6,I3f. I43.I45-148 6,I6.... I42''·.I44 6,I7..... I44·I46 6,20-22 . . . . . I 52 6,20 ......... I50 6,2I . . . . . I43·I48 6,22f ........ I49 6,22 . . . . 146''" .I47 6,23 ........ I49f

7,1-22 ...... 151 7,11 ...... 48.151 7> 14 ......... 147 7,17f ........ 151 7,17 .... 147f.1p 7,18 ......... 150 7,21f ... 146-148 7,22 ......... 149 7,23 ......... 148 7,24····· 148.152 7,26 ......... 146 7,28 ........ 147f 7,29 ......... 146 7,3of. ....... 151 7>32 . . . . . 143· !48 8,!-9 . . . 140-149 8,1-3 ....... rp 8,2-4 ....... 149 8,2 . . . 14 3· 148. I 50 8,3f ......... !46 8,3 .......... 1 49 8>4f ......... 150 8,5 .. 143-146''".152 8,6f ......... 149 8,8 . . . . . . !46·149 8,9 ... 139·147-149 9 ........... !70 9,I-F ...... I4o 9,1-9 ....... 140 9,3-6 ....... I 50 9,5 · · · · · · · · . · I 5l 9,6 . . . . . . 147-150 9>7 .......... 146 9,8 . . . . . . . . . . I 5I 9,10-13 ..... rp 9,13 · · · · · · · · · 1 52 9>17f ........ I 52 9,19-21 ..... I 52 9> 19 · · · · · · · · · I 52 9,31 ......... rp Vitae Prophetarum Titel ........ 157 1,2f ......... 163 1,3 .......... r68 1,5 . . . . . r62f.r68 2,3 . . . . . . !63.!68 2,4 .......... r68 2, 5f . . . . . . . . . I 58 2,5 .......... !58 2,8 .......... !63 2,9-15 ...... !65 2,9-14 6!.!54-184 2,9 .......... r66

19 . . . . . . . 70.208 2,!0 ...... 6!.!54 22-25 ........ 70 2,1!-14 .... 158''" 23 .......... 207 2,!! ..... !65.!68 2,12 ..... 158.r6o. 3 I . . . . . . . . . . 204 37 ........... 70 164.!66 40 .......... 208 2,14 ......... r68 83-91 .... 70.208 2,15 ......... !54 99 ........... 70 3,6f . . . . . . . . 164f u8-r66 ...... 70 3,7 .......... 164 184-186 ...... 70 3,8 .......... !63 3,9f ........ r6r''. 203 .......... 70 22! .......... 70 3,11 ..... 163.!68 236 .......... 70 3,13 ......... !64 4,41 ...... 63.!68 3 IO · · · · · · · · · · 79 4,6! .......... 63 3 I 3- 3 I 6 . . . . . 204 4,9 .......... 163 4,12..... 163.!68 Jubiläen 4,I6-25 ..... 20I 7,J8f ........ 20! 4,18 .... 158''".!63 31 .......... I7* 4,19 · · · · · · · · · I 58 4,2! ......... 164 r. (äth.) Henoch 4,22 ......... !64 41-44 ....... 20! 4,23 ......... !63 72-82 ....... 20! 5,2! .......... 64 10>41 ........ 58''" 85-90 ........ 59 ro,8r ..... 57.160. 90,6-38 ...... 59 90,6f ......... 59 !64.!70 !2,10... !64.!66''" 90,9-!2 ...... 59 !2,!!-!4 ... !58. 90,I9 ......... 59 r6o.r66 90,28-33 ..... 59 u,r r . . . . r6o.r66 90,33 ......... 59 ro6 ......... 201 12,12f ....... r66 12,13f ....... 164 Test Mos 12,14 .. r64.r66('') 6,! ........... 38 14,1 . . . . . . . . 164f 14,21 ........ 62''" 9 ............ 38 I 5 .......... !65 Syr. Baruch 15>4········-165 15,5. 158.r6o.r64f6,7-10 I 54 16,r f ........ r63 IO,I8 ........ 154 17,1 ........ 158':21,4-7 ...... !63 2r,4f ........ r68 I /I. Q umranschrifttum 22,1 I f . . . 163.168 rQapGen 22,14.... !63.!68 XIX 24 ...... 202 22,!8 ........ !63 XX I-34 .... 202 XX I7 ....... 202 23,11 .... 64.167f 23,21 .. 58.r6o.r64 rQH (Loblieder) Subscriptio . . . r 57 8,5f ........ !50'' Aristeasbrief 8,I2 ........ I 5o'' 4 ........... 207 8,2 I f . . . . . . . I 5o''" !2-14 ....... 207 14 .......... 208 IQS (Gemeinderegel) r6 ........... 70 ll23 ....... 109''"

235

III 24 ...... Io9 IV 24 . . . . . . 109''. V 3 ........ Io9''· VI I6 Io9'' VI I 8 " " " I09''' VI 22 . . . . . . I 09''' IXI ........ II7 XI 7 ....... Io9''. IQSa

4QI74

II I2 ......... I7 II 14 ......... I7 II I9f ........ I7

= 4QFlor

...... I7 II3········I30

V Rabbinisches Schrifttum Mischna Klagelieder Rabba I,I6 ......... 62''· Pesiqta Rabbati 26 ......... I54f 43,4 ......... 62''· Babylonischer Talmud bGit 57b ......... 62''· bSan 38a .......... I9 }erusalemer Talmud yMeg I,6,7oc ....... 39 yTam II,I},66a ...... 39

4QI78 I2 I I ........ I30

IIQMelch II I 8 CD (Damaskusschrift) XII 23f ....... 17 XIV Iof ...... I7 XX I . . . . . . . . . 17

IV Neues Testament Mt I2,38 ........ I7o I2,39 ........ 170 I6,I ......... I70 I6,4 ......... I70 I6,I4 ........ IF 23,29-36 ... I62''' 23,29-35 .... I69 2},29 ........ I62 Lk

II,29 ........ I7o I I,44- 51 ... I62''· I I,47-P " " 169 I I,47fr ....... 62 I },I ........ 16o''· I9,40-44 .... I70

Apg

5,36 ........ I6I'' 2I,}8 ....... I6I''·

Heb

I1,35f ....... 6I''· II,}7 ........ I70

VI. jüdisch-hellenistisches Schrifttum Artapanos F I = Euseb, Praep. ev.IX 18,1 I8,I ........ I9rf F 2 = Euseb, Praep. ev. IX 23,1-4 23,I-4 ..... I9rf F 3 = Euseb, Praep. ev. IX 27,I-37 (= Clem.Alex.,Strom. I 154,2-3) 27,I-37 .... I9rf 27,4-6 ...... I94 27>4 ......... I94 27,5 ......... I94 27,9I ......... 94 27,I2I ........ 94 27,21f ....... I94 27,24-26 .... I95 Eupolemos FI

=Euseb, Praep.

ev. IX 26,1 26,I .... I74.I76''·. I78.I83 F 2 = Euseb, Praep. ev. IX 30,1-34,18 30,I-}4,I8 .. I74· I76.I85''· }0,1-} · · · · · · I79 30,1f ........ 174 30,I ......... I75 }O,}f ........ 177 30,4 . . . . I 76''.. I So 30,8 ......... I79

31,I-34,18 · · · 179 32,I ......... 180 34,I ......... 180 34,I7 ........ 18I 34,18 ... 179.185f F 3 = Euseb, Praep. ev. IX 34,20 34,20... 174·185''' F 4 = Euseb, Praep. ev. IX 39,2-5 39,2-p ".". 74 39,2 ..... I8r.I83 39,4 ........ 176''' 39,51 ..... 53·I8I F 5 = Clem. Alex., Strom. I 141,4-5 14I,4-5 . . . 174f. I78. I 88'''

josephus Antiquitates 2,20I-349 I95 2,238-253 I96 IO,I5I-I53 .. 207 II,I-I58 ..... 19 II,184-296 .. II2 1I,290-295 . IOI''· I 1,339 , ..... 207':· I 1,}44 ...... I98''· I 2,} 8 .. .. .. .. 204 I2,145f ...... 28''· 12,154-236 .. 29''' 12,237-I3,229 24. 39 I 2,2 )7- 264 . I 98''' 12,261.26 3 · · I 99''· I2,412 ... 39-IOI':· 13,249 ....... 27''· I3,257f ...... 35''' I3,299 ....... 36''' 1},374 ....... 27''' I3,}97 ....... 35''' I4,65-67I ... 6o''· I6,I82 ....... I62 18,6o-62 ... I6o''· 18,I82 ...... 162* 18,25 ... · ·. · 977 I8,261-309 . I6o''' 20,97 ....... I6I''· 20, I 00 . . . . . . . 77''' 20,I05-II2 . I6o''· 20,I67 ...... I6r"· 20, I Sof ...... 3o''· 20,188 ...... 16I''

20,2o6f ...... 30''· 20,224-251 .. 207 Contra Apionem I,2I6 ........ I86 I,2I8 . . . . I86.I88 I,227-287 ... I93 2,53-55 ...... 7I De bello Judaico I,68 ......... 36''· I,q8- I 50 I6o''2,175-I77 16o''2,I84-203 16o''2,223-227 16o''2,259f ...... 16I':2,262 .... _.. r61''-

I,l87 ........ 205 I,I 88 . . . . 204.207 I,I89 ........ 207 I,I90-193 .. 205. 208 I,l90 ........ 205 I,l92 ........ 205 I,I94 ........ 206 I,I95-I99 ... 208 I,200-204 ... 207 I,200 ........ 208 I,20I-204 ... 208 I,20I ...... -. 203 I,209-2I I 207 F 2 = Jos. C. Ap.

Kleodemos Malchas F I = Jos., Ant 1,239-241 = Euseb, Praep. ev. IX 20,2-

2.43 ... 203f.2o6''-. 207 Pseudo-Hekataios II (Walter, JSHRZ Ih) F I = Jos., Ant I,I54-I68'' (umstritten) I,154-158 ... 204 I,I59 ........ 204 F 2 = Clem. Alex., Strom. V IIJ,I-2 I13,1f ... 203.206. 208 113,1 ........ 206

=Jos.,C.Ap. I,II3

=Jas., Am. 8,147 . . . . . . . . . I 86':Herodot Historien 2>44.... I79-I86''5>58 ........ I76''6,48 ..... - ... 85''6,94 ..... - ... 85':7·98 ........ 176'' 7,131.133 · · · · 85':-

Hesiod Theogonie I 37·42I ff .... 198

2,4]

4 20,2-4 ...... I89

Pseudo-Eupolemos (Samaritanischer Anonymus) F 1 = Euseb, Praep. ev. IX 17,2-9 I7,2-9 ...... 196 17,3f ........ 196 I 7,J . . . . . I 96.200 I7,3b ....... 196'' I7,5f ... I96-I98 I7,5 ......... 199 17,7 ......... 202 17,8f ........ 201 17,8 .. 196.200.202 17,9.... I98''.200 F 2 = Euseb, Praep. ev. IX r8,2b r8,2b.... I96.2oo Pseudo-Hekataios Pseudo-Hekataios I (Walter, JSHRZih) F I = Jos. C. Ap. I,I 83b-2o5a.2 I 3b. 1,I83-214 .. 203. 206 I,I83-2053 . 206':I,I 83-204 ... 207 I,I86f ....... 207 I,186.... 206.208 I,I87-189 ... 203

Theophilos F I= Euseb, Praep. ev. IX 34,19 J4,19 ........ I85

VII. Griechisch-römische Profanschr-iftsteller Agatharchides von Knidos Jos., Ant. 12,5 f .. w6f

Berossos Babyloniaka FGH III C 1, 68o ........ 198''Diodorus Siculus Bibliothek IV I7,4-5 Dios

Ktesias Persika

FGH III c I, 688 F 5 .......... I76*

Menander (aus Ephesos) FGH III C 2, 783, F r =Jas., C. Ap. I,II8 ....... 186''Plutarch Sertorius 9,8f ......... I90 Polybias Historien 5·34 ......... 73''5,79-86 ...... 74 5,8 .......... 176 5,107 ......... 74

VIII. Altchristliches Schrifttum r. Clemensbrief 17,1 ......... I70 Clemens von Alexandrien Stromata I 21,124 ...... 19 I l4I,I . . . I75C) I 141,3 ...... 187 I qr,4 . I75''-.187 V 14,97 . . . . 22.61

I9o''-

Cyprian Epist. ad Pomp. 74,9 .......... 19

237

Euseb von Cäsarea Historia ecclesiastica VI 25,2 . . . . . . 22''· IX 39,5 ....... 6o Praeparatio evangelica VIII 3,3 .... 204''· IX 4 ....... 203''· IX 17-39 .... 172 X rr,rof .... I85''-

22

Origenes Comm. in Joh. 6, I . . . . . . . . . . . 19 De oratione I3f ........ 113* Ep. ad Africanum .... I I6''· 113':5(3)

I 20, ........ 5170

Pseudojustin De monarchia 2-4 ........ 206''"

Hieronymus Comm. in Dan. Vorwort ..... r r6 Hippolyt Comm. in Dan. 4>3 ........... Justin Dialogus