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German Pages 356 [358] Year 2016
JbKG Band 17 · 2015
Franz Steiner Verlag
Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte herausgegeben von Daniel Bellingradt Holger Böning Arnulf Kutsch Patrick Merziger Rudolf Stöber
Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte Band 17
Publiziert mit Unterstützung der Stiftung Presse-Haus NRZ
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Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte JbKG 17 (2015)
Franz Steiner Verlag
jahrbuch für kommunikationsgeschichte Herausgegeben von Daniel Bellingradt (Erlangen), Holger Böning (Bremen), Arnulf Kutsch (Münster), Patrick Merziger (Leipzig) und Rudolf Stöber (Bamberg) beirat
Frank Bösch (Potsdam), Hans Bohrmann (Dortmund), Norbert Frei (Jena), Dagmar Freist (Oldenburg), Hans-Dieter Heimann (Potsdam), Joan Hemels (Amsterdam), Maria Löblich (München), Michael Schmolke (Salzburg), Reinhart Siegert (Freiburg), Bernd Sösemann (Berlin), Jürgen Wilke (Mainz) redaktion
Wilbert Ubbens, Mendestr. 25, 28203 Bremen, [email protected] rezensionen
Jun.-Prof. Dr. Daniel Bellingradt, Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Buchwissenschaft, Katholischer Kirchenplatz 9, 91054 Erlangen, [email protected] Jun.-Prof. Dr. Patrick Merziger, Universität Leipzig, Institut für Kommunikationsund Medienwissenschaften, Burgstr. 21, 04109 Leipzig, [email protected] www.steiner-verlag.de/jbkg Hinweise zur Manuskriptgestaltung unter www.steiner-verlag.de/programm/jahrbuecher/ jahrbuch-fuer-kommunikationsgeschichte/publikationsrichtlinien.html
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2016 Druck: Laupp & Göbel, Nehren Satz: Annegret Ullmann, Ganderkesee Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISSN 1438-4485 ISBN 978-3-515-11263-5 (Print) ISBN 978-3-515-11267-3 (E-Book)
Inhalt Vorwort ............................................................................................................ 6 AUFSÄTZE Britt-Marie Schuster / Manuel Wille (Paderborn) Von der Kanzlei- zur Bürgerspache? Textsortengeschichtliche Betrachtungen zur ›Staats- und gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten‹ im 18. Jahrhundert ......................................................... 7 Yvonne Graf (Regensburg) Die Verleger Huck und der Erfolg ihrer Generalanzeiger...................... 30 Holger Böning (Bremen) Der Marsch in den Ersten Weltkrieg: Einige Gedanken zum Zentenarium des Weltkriegsbeginns und zu einigen Neuerscheinungen aus kommunikationshistorischer Sicht .................... 86 Michael Nagel (Bremen) 1933 als Zäsur? Zu Erscheinungsbedingungen und Funktionen der deutsch-jüdischen Presse vor und nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten .......................................................................... 131 MISZELLE Stefan Dietzel / Maja Eilhammer (Göttingen / München) Gelehrte Journale und Zeitungen als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung. Ein Langzeitprojekt der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (2011–2025) ..................................... 167 Buchbesprechungen ................................................................................... 194 Bibliografie (Wilbert Ubbens, Bremen) ......................................................... 260 Register ......................................................................................................... 354
VORWORT Der 17. Band des Jahrbuchs für Kommunikationsgeschichte erscheint unter der Verantwortung eines erweiterten Herausgeberkreises. In ihn sind mit Daniel Bellingradt und Patrick Merziger zwei Nachwuchswissenschaftler aus dem Feld der Kommunikationsgeschichte eingetreten. Der Forschungsschwerpunkt von Daniel Bellingradt ist die Medienund Kommunikationsgeschichte der frühen Neuzeit. Er wurde an der Freien Universität Berlin mit einer Untersuchung über die »Flugpublizistik und Öffentlichkeit um 1700. Dynamiken, Akteure und Strukturen im urbanen Raum des Alten Reiches« promoviert (Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2011) und ist seit Wintersemester 2014/2015 Juniorprofessor für Buchwissenschaft insbesondere Historische Kommunikationsforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg. Im Wintersemester 2015/2016 vertritt er den Lehrstuhl für Buchwissenschaft an der Universität Mainz. Den historischen Schwerpunkt der Forschung von Patrick Merziger bildet die neuere und neueste Kommunikationsgeschichte. Er wurde ebenfalls an der Freien Universität Berlin mit einer preisgekrönten Untersuchung über »Nationalsozialistische Satire und Deutscher Humor. Politische Bedeutung und Öffentlichkeit populärer Unterhaltung 1931 bis 1945« promoviert (Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2010) und ist seit Sommersemester 2014 Junior-Professor an der Universität Leipzig. Mit der Erweiterung und Verjüngung des Herausgebergremiums hoffen wir, die Kontakte des Jahrbuchs für Kommunikationsgeschichte zur Forschung im disziplinübergreifenden Feld der Kommunikationsgeschichte zu erweitern und zu verstärken. Holger Böning · Arnulf Kutsch · Rudolf Stöber
Britt-Marie Schuster / Manuel Wille
VON DER KANZLEI- ZUR BÜRGERSPRACHE? TEXTSORTENGESCHICHTLICHE BETRACHTUNGEN ZUR ›STAATS- UND GELEHRTEN ZEITUNG DES HAMBURGISCHEN UNPARTHEYISCHEN CORRESPONDENTEN‹ IM 18. JAHRHUNDERT 1. ZIEL DES BEITRAGS Dieser Beitrag behandelt die wichtigste Zeitung des 18. Jahrhunderts, die ›Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten‹ und ihre Vorläufer, so den ab 1712 erschienenen ›Aviso. Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente. Durch Europa und andere Teile der Welt‹.1 Obwohl zur Pressekommunikation im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert schon einige sprachhistorische Studien vorliegen,2 ist ihre Entwicklung im 18. Jahrhundert aus textsortengeschichtlicher Perspektive bisher nur ansatzweise beschrieben worden.3 Die Weiterentwicklung des Zeitungslayouts und die Erweiterung des schon im 17. Jahrhundert etablierten Spektrums an Pressetextsorten sind damit kaum untersucht. Die Textsortengeschichte ist Teil der Sprachgebrauchsgeschichte und seit gut dreißig Jahren fester Bestandteil der Sprachgeschichte. Sie schließt sich an die linguistische Teildisziplin »Textlinguistik« an und setzt sich mit der Beschreibung von Gebrauchstextsorten unterschiedlicher Kommunikationsbereiche und ihrem Wandel auseinander. Grundsätzlich geht die Textsortengeschichte4 – bei allen Unterschieden 1
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Vgl. zur Kommunikationsgeschichte dieser Zeitung: Holger Böning: Periodische Presse, Kommunikation und Aufklärung. Hamburg und Altona als Beispiel. Bremen: ed. lumière 2002 (= Presse und Geschichte – neue Beiträge, 6), S. 17–30; Holger Böning: Dem Bürger zur Information und Aufklärung. Die ›Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten‹. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte, 14. Jg. 2012, S. 5–41. Zentral für die frühen Zeitungen ist der folgende Sammelband: Gerd Fritz / Erich Straßner (Hg.): Die Sprache der ersten deutschen Wochenzeitungen im 17. Jahrhundert. Berlin, New York: De Gruyter 1996 (= Medien in Forschung und Unterricht, Serie A, Bd. 41). Eine neuere Veröffentlichung liegt mit der Habilitationsschrift von Michel Lefevre vor: Michel Lefevre: Textgestaltung, Äußerungsstruktur und Syntax in deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Zwischen barocker Polyphonie und solistischem Journalismus. Berlin: Weidler 2013 (= Berliner sprachwissenschaftliche Studien, Nr. 29). Vgl. jedoch: Britt-Marie Schuster: Die »Sattelzeit der Pressekommunikation«. Textsortenallianzen in der Medienlandschaft des frühen 18. Jahrhunderts. In: Peter Ernst / Jörg Meier (Hg.): Kontinuitäten und Neuerungen in Textsorten- und Textallianztraditionen vom 13. bis zum 18. Jahrhundert. Berlin: Weidler 2014 (= Germanistische Arbeiten zur Sprachgeschichte, Bd. 10), S. 255–273. Eine erste Orientierung über texthistorische Grundfragen bieten die in den HSK-Bänden zur Sprachgeschichte erschienenen Überblicksartikel zu den Textsorten des Alt-, Mittelhoch- und Frühneuhochdeutschen: Alexander Schwarz: Die Textsorten des Althochdeutschen. Hannes Kästner / Bernd Schirok: Die Textsorten des Mittelhochdeutschen. Hannes Kästner / Eva Schütz / Johannes Schwitalla: Die Textsorten des Frühneuhochdeutschen.
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im Detail – davon aus, dass die Herausbildung von Textsorten mit der soziogenetischen Entstehung von Mustern korrespondiert, die ihrerseits als tradierte Lösungen für wiederkehrende kommunikative Aufgaben, z.B. das Identifizieren einer Person in einem berichtenden und die Aufforderung zum Kauf in einem werbenden Text, interpretiert werden.5 Sofern sich ein Muster herausgebildet hat, stellt es nicht nur einen Orientierungsrahmen für den Textproduzenten dar, sondern steuert auch die Erwartungen der Rezipienten. Textsorten sind somit als standardisierte Werkzeuge zu verstehen, die zeigen, »welche Möglichkeiten der praktischen wie reflexiven Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit im kommunikativen Bereich zur Verfügung stehen«.6 Sie sind jedoch nicht statisch, sondern können, da sie Mittel der Auseinandersetzung mit der Welt sind, auch verändert werden. Textmuster – und auch ihre Veränderungen – lassen sich auf unterschiedlichen Ebenen beschreiben. Zu den Parametern der Textorganisation zählen einerseits textexterne Merkmale wie die Kommunikationssituation, das gewählte Kommunikationsmedium, die Konstellation zwischen dem Textproduzenten und dem/den Textrezipienten, die Textfunktionen und häufig auch die Themen eines Textes. Zu den textinternen Merkmalen gehören die Abfolge von sprachlichen Handlungen (Illokutionen) und ihre Verknüpfung, die Sachverhalte (Propositionen) und ihre Verknüpfung sowie die lexikalische und syntaktische Ebene.7
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Alle in: Werner Besch u.a. (Hg.): Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. 2. Aufl. Berlin, New York: de Gruyter: 2000 (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 2/2), S. 1222–1231, S. 1365–1384, S. 1605–1623. Einen guten Überblick über die Grundfragen der Textlinguistik generell gibt der Aufsatz von Ulla Fix zum Ertrag der Textlinguistik: Ulla Fix: Stand und Entwicklungstendenzen der Textlinguistik (1). In: Deutsch als Fremdsprache. Zeitschrift zur Theorie und Praxis des Deutschunterrichts für Ausländer, 46, H. 1, 2009. S.11–19. Orientierung über textlinguistische Fragen in der historischen Sprachwissenschaft, besonders in der Kanzleikommunikation gibt der Aufsatz von Schuster: Britt-Marie Schuster: Textlinguistik. In: Albrecht Greule / Jörg Meier / Arne Ziegler (Hg.): Kanzleisprachenforschung. Ein internationales Handbuch. Berlin, New York: de Gruyter 2012, S. 263–281. Diese Auffassung geht grundlegend auf den Soziologen Thomas Luckmann zurück: Thomas Luckmann: Grundformen der gesellschaftlichen Vermittlung des Wissens: Kommunikative Gattungen. In: René König u.a. (Hg.): Kultur und Gesellschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag 1986 (= Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderhefte, Nr. 27), S. 191–211, hier S. 201. Diese Vorstellung ist u.a. von Thomas Gloning in unterschiedlichen Veröffentlichungen weiter entwickelt worden, etwa im folgenden Aufsatz: Funktionale Textbausteine in der historischen Textlinguistik. Eine Schnittstelle zwischen der Handlungsstruktur und der syntaktischen Organisation von Texten. In: Arne Ziegler (Hg.): Diachronie, Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch. Berlin, New York: de Gruyter 2010 (= Historische Textgrammatik und historische Syntax des Deutschen. Bd. 1), besonders S. 173–175. Fix, Ulla: Was heißt Texte kulturell zu verstehen? Ein- und Zuordnungsprozesse beim Verstehen von Texten als kulturellen Entitäten. In: Hardarik Blühdorn / Eva Breindl / Ulrich H. Waßmer (Hg.): Text – Verstehen. Grammatik und darüber hinaus. Berlin, New York: de Gruyter 2006, S. 259. Zu den grundlegenden linguistischen Beschreibungsebenen siehe das Kapitel von Schuster (2004) zu den unterschiedlichen Ebenen der historischen Textbeschreibung: Kapitel »Textsortenbestimmung« (Kap. 3). In: Rainer Hünecke / Oliver Pfefferkorn / Jörg Riecke /
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In neueren textlinguistischen Forschungen wird zusätzlich der Materialität von Texten Beachtung geschenkt, wozu insbesondere die Textgliederung gehört. Durch die Berücksichtigung von textexternen und textinternen Merkmalen, wie sich an der Herausarbeitung zentraler Kommunikationsbedingungen leicht zeigen ließe, ergibt sich ein weites, bisher wenig genutztes Feld interdisziplinärer Zusammenarbeit. Die textlinguistische Reflexion und Bewertung der Zeitungskommunikation interessiert sich jedoch weniger stark für ihre Inhalte, sondern für ihr »Gemachtsein«, aus dem sich Rückschlüsse auf die befolgten Kommunikationsprinzipien und -ideale ziehen lassen. Textexterne und -interne Merkmale sind indes eng aufeinander bezogen: Die Funktionen eines Textes werden i.d.R. aus den durch einen Text vollzogenen Handlungen ersichtlich. Die Erkennbarkeit von Handlungen – seien es Mitteilungen, Aufforderungen oder Bitten – wird durch den Gebrauch bestimmter grammatischer Konstruktionen und durch eine bestimmte, wiederkehrende Lexik gewährleistet. Jede etablierte Textsorte weist wiederkehrende »funktionale Bausteine« auf, die für eine Textsorte charakteristisch sind und sich besonders am Zusammenspiel zwischen sprachlichen Handlungen und ihrem syntaktischen und lexikalischen Profil zeigen.8 Diachrone textlinguistische Längsschnittstudien von Pressetextsorten zeigen nicht nur sprachliche Entwicklungstendenzen auf, sondern geben etwa auch wesentliche Hinweise darauf, welches Zielpublikum welche Zeitung wie erreichen möchte. Darüber hinaus können sie einen Einblick in journalistische Professionalisierungsprozesse geben: Mit der für das 18. Jahrhundert charakteristischen Ausdifferenzierung von Pressetextsorten verbinden sich nämlich auch sprachliche Ausdifferenzierungsprozesse, die einen Text einerseits überhaupt erst als einen Pressetext ausweisen und ihn von Texten aus anderen Kommunikationsbereichen unterscheiden helfen, andererseits die Pressetextsorten selbst differenzieren lassen. Bisher konnten die funktionalen Bausteine der historischen Pressekommunikation, deren Analyse für die Beschreibung dieser Entwicklungstendenzen zentral ist, nur mühsam ermittelt werden. Durch ein vom Wissenschaftsministerium NRW gefördertes Projekt zur Volltextdigitalisierung der ›Staats- und Gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten‹ und ihrer Vorläufer, maßgeblich unterstützt durch das Deutsche Textarchiv (DTA) an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, sind Ausgaben des ›Correspondenten‹ nun digital durchsuchbar.9 Die Volltextdigitalisierung erlaubt linguistische Suchanfragen auf den Ebenen des Wortschatzes, der Phraseologie und der Grammatik (v.a. der Wort-
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Britt-Marie Schuster / Anja Voeste (Hg.): Einführung in die historische Textanalyse. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2004, S. 43–66. Wir folgen in unserer Darstellung der »dynamischen Texttheorie« von Gerd Fritz: Gerd Fritz: Dynamische Texttheorie. Gießen: Gießener Elektronische Bibliothek 2013 (= Linguistische Untersuchungen, Bd. 5); URL: http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/ 2013/ 9243/. Aus folgenden Jahrgängen liegen digitalisierte Ausgaben vor: 1712, 1721, 1725, 1731, 1736, 1741, 1746, 1751, 1771, 1789, 1790, 1801, 1812, 1813, 1832, 1848. Insgesamt wurden 212 Ausgaben bei einer Gesamtzeichenanzahl von über 6,5 Millionen Zeichen auf 1205 Zeitungsseiten erfasst.
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formenbildung),10 die es ermöglichen, Hypothesen zur Entwicklung funktionaler Bausteine und damit zur Verwendung von Handlungsmustern zu überprüfen und eine qualitativ-hermeneutisch orientierte Textanalyse durch quantitative Befunde zu ergänzen, so dass wiederum Konstanz und Variabilität der im ›Correspondenten‹ verwendeten Pressetextsorten leicht ermittelt werden können. Wie im Beitrag gezeigt wird, lässt sich keinesfalls von einer unveränderten Stabilität der im 17. Jahrhundert schon etablierten Pressetextsorten ausgehen. Erst im Laufe des 18. Jahrhundert wandelt sich eine zuvor oft noch voraussetzungsvolle Pressekommunikation zu offeneren, auf Partizipation angelegten Sprachgebrauchsmustern. Dies ist vornehmlich dadurch bedingt, dass auf soziales Prestige hin angelegte Marker der Kanzleikommunikation abgebaut werden. Neben dem Abbau von sprachlichen Prestigemerkmalen wird auch deutlich, dass sich das Spektrum der Textsorten in der Zeitung erheblich erweitert. Dazu tragen nicht nur gelehrte Artikel, etwa Rezensionen, in der Rubrik »Von neuen merckwürdigen gelehrten Sachen« (ab 1721) bei, sondern auch die Tatsache, dass der Anzeigenmarkt in der Zeitung stark expandiert. Besonders nach 1750 ist eine auf die Überwindung von »Arkansphären« zielende sprachliche Gestaltung nachweisbar, die die Zeitung zu einem Textsortenkonglomerat mit großer kommunikativer Reichweite macht. Es ist auffällig, dass diese Entwicklung mit der Entwicklung des ›Correspondenten‹ zum Aufklärungsmedium korrespondiert.11 Im Folgenden wird die sprachhistorische Bedeutung der Zeitungskommunikation im 18. Jahrhundert beleuchtet (vgl. 2.). Danach wird ausgeführt, was hier zu den Prestigemarkern der Kanzleikommunikation gezählt wird und was im Gegenzug unter »Bürgersprache« verstanden werden soll (vgl. 3.). Im vierten Abschnitt folgt eine Durchsicht durch die verschiedenen Pressetextsorten und deren Wandel: Dabei werden insbesondere die berichtenden Textsorten (vgl. 4.1.) und die Werbeanzeigen (vgl. 4.2.) beleuchtet. Der Beitrag schließt mit einer sprachhistorischen Gesamtbeurteilung der Rolle des ›Correspondenten‹ im 18. Jahrhundert (vgl. 5.).
2. ZUR SPRACHHISTORISCHEN BEDEUTUNG DER PRESSEKOMMUNIKATION IM 18. JAHRHUNDERT Das 18. Jahrhundert gehört, folgt man der gängigen Einteilung von Sprachepochen, zum älteren Neuhochdeutschen.12 Vom Frühneuhochdeutschen, der Vorgängerepoche, wird es wesentlich dadurch unterschieden, dass regional gebundene Besonder-
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Das Korpus befindet sich im Deutschen Textarchiv/DTA (www.deutschestextarchiv.de) und bildet somit einen Teil des Referenzkorpus deutschsprachiger Texte aus dem Zeitraum von 1600 bis 1900. Gezielte Suchanfragen sind mit #has [corpus,/correspondent/] möglich. Neben reiner Bild- und Textdigitalisierung wurden die Dokumente mit zahlreichen Metadaten versehen und mit Annotationen ausgezeichnet. Böning sieht den ›Correspondenten‹ ab der Jahrhundertmitte als wichtigsten Träger der Aufklärung in der Hansestadt, vgl. Böning (2012), S. 29 (wie Anm. 1). Hier sei insbesondere verwiesen auf die differenzierte Periodisierung in der Sprachgeschichte von Stefan Sonderegger: Grundzüge deutscher Sprachgeschichte. Diachronie des Sprachsystems. Einführung – Genealogie – Konstanten. Berlin und New York: de Gruyter 1978 (= Grundzüge deutscher Sprachgeschichte, Bd. 1), S. 169–195.
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heiten zugunsten des überregionalen Sprachausgleichs auf graphematisch-phonematischer, syntaktischer und lexikalischer Ebene abgebaut worden sind.13 Verstärkt werden nun Bemühungen zur Sprachstandardisierung und -kultivierung der deutschen Sprache sichtbar.14 Im Sinne der etablierten, von Mattheier vorgeschlagenen Unterteilung in Sprachsystem-, Sprachgebrauchs-, Sprachbewusstseins- und Sprachkontaktgeschichte konzentriert sich die Sprachgeschichte des 18. Jahrhunderts auf die Sprachbewusstseinsgeschichte15 und beleuchtet den Anteil von Grammatik, Orthographielehre oder der entstehenden Lexikographie an der Standardisierung der Standardschriftsprache.16 Allerdings ist in den letzten 20 Jahren eine Hinwendung zu diastratischen, sozialen Dimensionen des Sprachgebrauchs und zu authentischen Texten aus allen Bevölkerungskreisen zu beobachten.17 Dies gilt nun nicht etwa nur für die »unteren« Schichten, sondern auch für die Angehörigen des Adels, die in der Regel mehrsprachig waren, für die gehobene Korrespondenz das Französische bevorzugten und bis ins 20. Jahrhundert hinein wenig Sprachloyalität zum Deutschen ausprägten.18 Trotz größerer Berücksichtigung des authentischen Sprachgebrauchs wird die kulturund geistesgeschichtliche Bedeutung des 18. Jahrhunderts und damit auch die Bedeutung von Zeitungen in der sprachhistorischen Reflexion – grosso modo – eher am 13
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Auch im ›Correspondenten‹ lassen sich entsprechend in der frühen Phase kaum regionale Besonderheiten entdecken. Bemühungen zur Sprachkultivierung richten sich darauf, die deutsche Sprache auch in Domänen, z.B. in der Wissenschaftskommunikation, zu verwenden, in denen ihr Gebrauch am Beginn des 18. Jahrhunderts noch nicht selbstverständlich ist. Klaus J. Mattheier: Sprachgeschichte des Neuhochdeutschen. Desiderate und Perspektiven. In: Andreas Gardt / Klaus J. Mattheier / Oskar Reichmann (Hg.): Sprachgeschichte des Neuhochdeutschen. Gegenstände, Methoden, Theorien. Tübingen: Niemeyer 1995 (= Reihe Germanistische Linguistik, Bd. 156), S. 15. Einige Sprachgeschichten thematisieren erstaunlicherweise das Neuhochdeutsche nicht, etwa: Hans Ulrich Schmid: Einführung in die deutsche Sprachgeschichte. Stuttgart, Weimar: Metzler 2009. Charakteristisch für die Thematisierung des 18. Jahrhunderts ist beispielsweise die bekannte Sprachgeschichte von Christopher J. Wells: Deutsch: Eine Sprachgeschichte. Tübingen: Niemeyer 1990 (= Reihe Germanistische Linguistik, Bd. 93), S. 321– 365. Auch in der dreibändigen, soziopragmatischen Sprachgeschichte von Peter von Polenz wird das 18. Jh. eher aus der Perspektive der Sprachbewusstseinsgeschichte behandelt: Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Bd. 2. Berlin und New York: de Gruyter 1994, S. 135–181. Allerdings werden daneben die belletristische Literatursprache und die Modernisierung von Fach- und Wissenschaftssprache im 18. Jahrhundert betrachtet (vgl. S. 300–369). Vgl. etwa: Rainer Hünecke: Institutionelle Kommunikation im kursächsischen Bergbau des 18. Jahrhunderts. Akteure, Diskurse, soziofunktional geprägter Schriftverkehr. Heidelberg: Winter 2010 (= Sprache, Literatur und Geschichte. Studien zur Linguistik / Germanistik, Bd. 37). Vgl. etwa: Britt-Marie Schuster: Zum europäischen Deutsch: Formen und Funktionen des Fremdwortgebrauchs bei Elisabeth von Heyking (1861–1925) und Harry Kessler (1868– 1937). In: Gisela Brandt (Hg.): Bausteine zu einer Geschichte des weiblichen Sprachgebrauchs. IX. Zum Sprachgebrauch in Texten von Frauenhand im Kontext des allgemeinen Sprachgebrauchs. Stuttgart: Heinz 2010, S. 99–115.
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Rande behandelt, vom Standpunkt der linguistischen Textsortengeschichte ist das 18. Jahrhundert, sieht man von literarischen Texten einmal ab, noch schwach ausgeleuchtet. Die »Polyfunktionalisierung des Deutschen«19 als Produkt der funktionalen Ausdifferenzierung moderner Gesellschaften wird man jedoch, wie im Übrigen eine Vielzahl von sprachhistorischen Untersuchungen zum 19. Jahrhundert deutlich macht,20 kaum als ein alleiniges Produkt der Sprachreflexion deuten können, sondern als Produkt der Entwicklung unterschiedlicher Kommunikationsdomänen und der sich in ihr herausbildenden kommunikativen Praktiken. Welcher Bezug im Einzelnen zwischen Sprachreflexion, Kommunikationsidealen und Sprachgebrauch besteht, ist eine in den meisten Fällen noch nicht entschlüsselte sprachhistorische Frage (siehe aber 3.).21 Schon mit den ersten Zeitungen im 17. Jahrhundert ist laut Weber »eine Säkularisierung des Politischen« und eine »Emanzipation der Information« verbunden,22 schon früh wird also der Boden für eine funktionsfähige öffentliche Sprache geschaffen, die allmählich die engen kommunikativen Grenzen schwer zugänglicher Prestigevarietäten – etwa des Militärs oder der Diplomatie – überschreitet.23 Schon in den Zeitungen des 17. Jahrhunderts zeigt sich nämlich, dass ein »Stil mittlerer Formalität«24 angestrebt wird. Dieser orientiert sich an Neutralität, Sachlichkeit und an der Abwendung vom Zeremoniellen, jedoch werden bis ins letzte Drittel des 17. Jahrhunderts kaum Anstrengungen unternommen, unterschiedliche Rezipienten zu erreichen. Davon zeugen das schwach untergliederte, auf »Ganzlektüre«25 angelegte Zeitungslayout und die Dominanz von Berichtstextsorten – und zwar wesentlich von Meldung und Verlaufsbericht –, die sich oft an der Origo des jeweiligen Schreibers orientieren. Die Berichterstatter in Zeitungen nehmen nicht die Perspektive ihrer Rezipienten ein, sie schreiben habituell (von ihrem situativen Kontext aus gesehen), so dass für den Rezipienten kaum zu entschlüsselnde Deiktika wie Lokal- (z.B. hier), 19
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Hier greifen wir einen Begriff von Ingo Warnke auf: Ingo H. Warnke: Wege zur Kultursprache. Die Polyfunktionalisierung des Deutschen im juridischen Diskurs (1200–1800). Berlin, New York: de Gruyter 1999 (= Studia Linguistica Germanica, Bd. 52). Zentral für die sprachhistorische Erforschung des 19. Jahrhunderts ist: Dieter Cherubim / Siegfried Grosse / Klaus J. Mattheier (Hg.): Sprache und bürgerliche Nation. Beiträge zur deutschen und europäischen Sprachgeschichte des 19. Jahrhunderts. Berlin, New York: de Gruyter 2012. Auf die Beziehungen zwischen den Zeitungen und Bemühungen zur Sprachkultivierung weist Böning (2002) S. 89–91 (wie Anm. 1) allerdings dezidiert hin. Johannes Weber: Der große Krieg und die frühe Zeitung. Gestalt und Entwicklung der deutschen Nachrichtenpresse in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 1. Jg. 1999, S. 43f. Zum Wortschatzprofil der frühen Zeitungen vgl. Thomas Gloning: Bestandsaufnahme zum Untersuchungsbereich »Wortschatz«. In: Fritz/Straßner (1996) S. 141–196 (wie Anm. 2). Vgl. Gerd Fritz: Einleitung. In: Fritz/Straßner (1996) S. 26 (wie Anm. 2). Vgl. zu den Begriffen »selektive« und »Ganzlektüre«: Ulrich Püschel: Beharrungsvermögen und Wandel bei journalistischen Berichtmustern. Warum der Online-Zeitung (noch) die modulare Informationsaufbereitung fehlt. In: Hans-Jürgen Bucher / Ulrich Püschel (Hg.): Die Zeitung zwischen Print und Digitalisierung. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2001, S. 63.
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temporal- (z.B. jetzt) oder auch die Personaldeiktika (v.a. wir) konstant verwendet werden. Dadurch wird die denkbare kommunikative Aufgabe, den Rezipienten über die lokale und temporale Verortung eines Geschehens und über mögliche Handlungsbeteiligte zu unterrichten, nicht wahrgenommen. Ferner dominiert ein durch viele Fremdwörter geprägter, häufig sondersprachlicher Wortschatz. Obwohl sich Muster zur Formulierung von Meldungen herausbilden, die z.T. sehr einfach sind und etwa nur einen Hauptsatz und einen davon abhängigen Gliedsatz umfassen, finden sich in Dokumentenwiedergaben (z.B. Ankündigungen oder (Kriegs)Erklärungen) sehr komplexe syntaktische Muster, die damit der kanzleisprachlichen Prestigevarietät entsprechen.26 Zudem bestehen oftmals keine dem heutigen Agenda-Setting entsprechende thematische Kontinuität und eine zuverlässige thematisch gebundene Berichterstattung; auch globale Verweise auf eine, in der Zukunft erfolgende Berichterstattung laufen oft ins Leere. Allerdings ändert sich dies unter verstärkter Konkurrenz auf dem Zeitungsmarkt, besonders seit dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts. Es werden zumindest Strategien der Rezipientenanpassung deutlich, da sich nur einzelne Zeitungen hinsichtlich bestimmter Themen profilieren und Zusatzangebote (etwa gelehrte Artikel) offerieren.27 Jedoch bleibt die sprachliche Gestalt noch strukturell komplex und wissenssensitiv. Verständnisförderung und damit auch die Verstärkung der kommunikativen Reichweite der Zeitungen könnte im 18. Jahrhundert also prinzipiell durch Folgendes erreicht werden: – durch die Vermeidung eines bestimmten Wortschatzes, – durch den Abbau syntaktischer Komplexität, – durch die Zurückdrängung eines an der Schreiber-Origo orientierten Schreibens und – durch redaktionelle Überlegungen zur Nutzung unterschiedlicher Formen des Textdesigns. Dies ist im Laufe des 18. Jahrhunderts, wie im Folgenden gezeigt werden soll, im ›Correspondenten‹ tatsächlich zum Teil der Fall.
3. VON DER KANZLEI- ZUR BÜRGERSPRACHE?28 Zunächst wird kurz angeführt, was hier unter »Kanzleisprache« verstanden werden soll. Dem liegt, wie ausgeführt, die These zugrunde, dass die Orientierung an der Kanzleisprache die strukturelle, jedoch auch pragmatische Komplexität der frühen Texte im 18. Jahrhundert noch prägt. Zur Illustration seien hier zwei Beispiele aus dem ›Hollsteinischen Correspondenten‹ angeführt: (1) »Aus dem Hollsteinischen / vom 5 Septemb. Ihro Hoch=Fürstl. Durchl. der Herr Administrator befindet sich wieder zu Gottorff auf Dero Residence; der Herr geheime Raht Baron von Görtz ist von Kiel nach Hamburg retourniret. Von Lübeck hat man Nachricht / daß der Obrist Bassewitz vor einigen Tagen mit etlichen Ober=Officiern allda angelanget / und hat 26
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Vgl. Ulrike Demske-Neumann: Bestandsaufnahme zum Untersuchungsbereich »Syntax«. In: Fritz/Straßner (1996) S. 70–141 (wie Anm. 2). Vgl. Schuster (2014) S. 264–267 (wie Anm. 3). Wir folgen hier der auf Greule zurückgehenden Definition von Kanzleisprache: »Kanzleisprache: Geschäftsschrifttum, das im Auftrag eines Königs, eines Fürsten, einer Stadt, eines Bischofs oder eines Klosters von einem Schreiber verfasst wurde.« In: Albrecht Greule: Emil Skála und die Kanzleisprachenforschung. In: Brücken. Germanistisches Jahrbuch Tschechien – Slowakei. N.F. 12, 2004, S. 21.
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der eine Theil seiner Parthey / unter Commado des Capt. Bülows / wiederum einen Streiff ins Dänische Hollstein gethan / […]«29 und (2) »Diesen Tag ist man continuirlich wegen der Operationes in Conferentz gewesen / worbey auch der Vice-Admiral Sehstätt im Namen Jh. Kön. Majest. von Dännemarck aßistiret; und hat sich der Czaar die soliden Remonstrationes J. K. M. von Dännemarck und auch J. K. M. von Pohlen gefallen lassen / daß das vorhin formirte Concept in seinen völligen Wesen bleiben solle / vorerst die Jnsul Rügen zu attaquiren / worzu man 150 Schiffe zu debarquiren bereit hat / welche zugleich mit der grossen Artillerie aus Dännemarck angelanget.«30 Hinsichtlich des Wortschatzes ist sowohl der thematische als auch der funktionale Wortschatz relevant.31 Der thematische Wortschatz der Kanzleien ist u.a. stark fremdsprachlich geprägt, wovon eine Fülle von -ieren-Verben mit vornehmlich lateinischen oder französischen Verbalstämmen zeugen (vgl. in (1) etwa retourniret oder in (2) etwa attaquiren oder debarquiren). Hinsichtlich des funktionalen Wortschatzes findet sich eine Fülle an Konnektoren für argumentative, v.a. kausale, konzessive, konditionale oder finale Relationen (für konzessive etwa: obwohl, obgleich, obzwar, wenngleich, wenn auch) und insbesondere doppelteilige Subjunktionen (auf dass, bis dass, so dass).32 Ferner entstammen viele den Genitiv regierende Präpositionen (kraft, laut, maßen, vermöge, mittelst …) der Kanzleisprache sowie etliche Temporal- und Lokaladverbien, von denen wiederum einige ganz besonders für die Kanzleikommunikation charakteristisch sind und auch das oben zitierte Belegmaterial prägen (etwa allda). In funktionaler Hinsicht müssen auch die kanzleisprachlich geprägten typischen Querverweisformeln und andere Textdeiktika (obgenannt, selbige, vorgenannt oder ehegenannt) betrachtet werden. Daneben werden viele verknüpfende Pronominal-/Relativadverbien verwendet, die in den Belegen (1) und (2) etwa durch worbey oder worzu vertreten sind. Die charakteristischen Merkmale der Kanzleikommunikation können einerseits im Sinne eines auf Präzision zielenden Sprachgebrauchs betrachtet werden, für den folgende Hauptfunktionen anzunehmen sind: – Eindeutiges Identifizieren des thematischen Referenzobjekts und seiner temporalen und lokalen Situierung, – genaue Angabe des Zuständigkeitsbereich einer Person und/oder einer Verordnung und – die Spezifizierung der im weitesten Sinne argumentativen und deskriptiven Relationen, einschließlich der Anführung aller Nebenumstände, die mit einem Sachverhalt verbunden sind. Hinzu kommt, dass die Multiperspektivität eines oder mehrerer, miteinander verwobener Redegegenstände häufig durch ein komplexes Satzgefüge ausgedrückt wird. Auch Wortgruppen, 29
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Aviso. Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente. Durch EUROPA und andere Theile der Welt. Nr. 23, 7. September 1712, S. 1. (im Folgenden nur: Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente). Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente. Nr. 24, 10. September 1712, S. 2. Zur Unterscheidung von thematischem und funktionalem Wortschatz siehe u.a.: Thomas Gloning: Organisationsprinzipien historischer Wortschätze und das lexikalische Profil von Textcorpora – Zeitungen des Jahres 1635. In: Edda Weigand / Franz Hundsnurscher (Hg.): Lexical Structures and Language Use. Bd. 2. Tübingen: Niemeyer 1996 (= Beiträge zur Dialogforschung, Bd. 10), S. 365–370. Im Folgenden beziehen wir uns insbesondere auf: Hans Ulrich Schmid / Arne Ziegler: Syntax. In: Albrecht Greule / Jörg Meier / Arne Ziegler: Kanzleisprachenforschung. Ein internationales Handbuch. Berlin und New York: de Gruyter 2010, S. 231–249.
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insbesondere Nominalgruppen sind am Beginn ebenfalls sehr komplex, vgl. (3): »die wegen eines gesetzten Ziegeuner Stocks / zwischen Chur-Mayntz / eines / und Hessen-Darmstadt / Grafen von Hanau und Offenbach / andern Theils entstandene Streitigkeiten«.33 Um in den sehr komplexen Satzgefügen noch den Überblick zu gewährleisten, ist eine strengere Organisation des Satzgefüges notwendig. Diese ist u.a. dann gegeben, wenn die Stellung des finiten Verbs eine Trennung zwischen Haupt- und Nebensatz erlaubt, die Verbalklammer im Haupt- und Gliedsatzklammer ausgeprägt werden und eine Trennung zwischen Einzelwort und Wortgruppe möglich ist. Neben der Notwendigkeit, Sachverhalte möglichst präzise darzustellen, hat das kanzlistische Schreiben jedoch auch eine sozialdistinktive und -symbolische Dimension: »Die Kanzleisyntax steht in der symbolischen Tradition des stilus sublimis: Der hohe Stil entspricht der Schreibart der höchsten sozialen Stände und der höchsten Gegenstände. Der größeren Machtfülle entsprechen prächtige Wörter, die Vielzahl und Variation der rhetorischen Figuren und eben auch eine komplexere Syntax.«34 Zu den besonders häufig verwendeten rhetorischen Figuren gehören in der Kanzleikommunikation etwa: Antithese, Parallelismus, Zeugma, Oxymoron oder Anapher. Auch der Wegfall von Hilfsverben (v.a. bei Gliedsätzen) oder die sog. Inversion nach und galten als Ausweis sprachlicher Professionalität, was auch an den beiden zitierten Belegen sichtbar wird: Die Inversion nach und findet sich etwa in Beleg (1). Die Formulierung ist »und hat der eine Theil seiner Parthey / […] gethan / […]«, wohingegen heute die korrekte Stellung »und der eine Theil seiner Parthey hat […] gethan« lauten und das Subjekt vor dem Prädikat stehen würde. Neben Präzision muss der Schreiber einerseits der sozialen Stellung des Angesprochenen (etwa durch Ehrerbietungsformeln oder Majuskelschreibungen) gerecht werden (sozialdistinktive Dimension), andererseits muss er der Würde der Institution gerecht werden, indem er aufwändige syntaktische und stilistische Vertextungsstrategien wählt (sozialsymbolische Dimension). Wiederholt ist nun herausgearbeitet worden, dass sich im 17. Jahrhundert die Vorbildwirkung der Kanzleisprache nicht nur auf amtliche Schreiben, sondern auch auf die Literatursprache und Poetik, die Fach- und Wissenschaftskommunikation und selbst auf die private Korrespondenz bezieht und diese prägt. Ferner ist der Befund, dass sprachliche Professionalität und Könnerschaft und das Beherrschen bestimmter Besonderheiten dieser Kanzleisprache eng miteinander verbunden sind, gut abgesichert. Blackall zeigt indes,35 dass in unterschiedlichen schriftsprachlichen Feldern, so in der Literatur, in der Essayistik oder in der (gehobenen) Privatkorrespondenz die Kanzleisprache zunehmend in Frage gestellt wird. Dies sei zum einen in der Essayistik der Fall, in der zunehmend ein Anschluss an englische und/oder französische Autoren und insbesondere an den sog. »style coupé« gesucht werde (so 33 34
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Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente. Nr. 32, 8. Oktober 1712, S. 4. Johannes Schwitalla: Komplexe Kanzleisyntax als sozialer Stil. Aufstieg und Fall eines sprachlichen Imponierhabitus. In: Inken Keim / Wilfried Schütte (Hg.): Soziale Welten und kommunikative Stile. Festschrift für Werner Kallmeyer zum 60. Geburtstag. Tübingen: Narr 2002 (= Studien zur deutschen Sprache, Bd. 22), S. 392. Hervorhebung im Text. Eric A. Blackall: Die Entwicklung des Deutschen zur Literatursprache 1700 bis 1775. Stuttgart: Metzler 1970.
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etwa von Christian Wolff, Thomasius oder Christian Weise). Die sog. »pedantische Schreibart« wird zum anderen als unzureichend empfunden, um Wissen verständlich zu vermitteln: »Denn überhaupt ist dieses die Regel im guten Schreiben, daß man erst seine Sprache recht verstehen, hernach aber die Gedanken davon so aufsetzen muß, wie einem beyfallen; ohne daran zu denken, ob man es mit einfachen oder zusammengesetzten Perioden verrichtet. Je mehr man darum bekümmert ist, desto gezwungener und unnatürlicher wird die Schreibart werden. Es liest sich nichts lächerlicher, als wenn sich einfältige Stilisten immer mit ihrem Obwohl, Jedennoch; Gleichwie, also; Nachdem, so; Alldieweil, dahero; Sintemal, und dermaßen behelfen: Gerade als ob man nicht ohne diese Umschweife keine Gedanken ausdrücken könnte.«36 Gellert postuliert einen »natürlichen Stil«, der sich mehr am gesprochenen Wort zu orientieren habe. Für ihn ist der Kanzleistil »ausschweifend«, »übertreibend«, einem »prahlenden Putzzimmer« vergleichbar.37 Kommunikationsideale wie Natürlichkeit, Offenheit und Aufrichtigkeit prägen ab den frühen 1740er Jahren die Diskussion, wobei der Kanzleistil mit asymmetrischer und dem (höfischen) Zeremoniell entsprechender Kommunikation verbunden wird, als Kommunikationshindernis aufgefasst und nach sprachlichen Alternativen gesucht wird. Für Zeitgenossen galt der Stil Lessings als vorbildhaft, und er wird noch heute für die im 18 Jahrhundert entdeckte »Bürgersprache« angeführt:38 Sein Stil sei kooperationsorientiert, verwende unterschiedliche Formen der Leseransprache, etwa durch Dialoge oder Expressiva, er expliziere seine Argumentationsschritte und mache sie unter anderem auch die Nutzung der Interpunktion transparent: »Der Weg von barocker gesellschaftlicher Repräsentativität zu bildungsbürgerlicher Individualisierung führt bei Lessing noch nicht zum ›Subjektivismus‹, sondern zur Intersubjektivität der kommunikativen Interaktion aufgeklärter und sich im argumentativen Diskurs gegenseitig aufklärender Bürger.«39 Die Wertschätzung des Dialogischen wird von Eichinger als einem der wenigen Sprachhistoriker direkt in Beziehung zur bürgerlichen Sprache gesetzt und systemlinguistisch mit dem Merkmal der Einfachheit, v.a. in syntaktischer Hinsicht (etwa in Hinsicht auf den Bau nominaler Wortgruppen) gedeutet.40 Im Folgenden wird gezeigt, dass im 18. Jahrhundert – jedenfalls zum Teil – die Ablösung von der Kanzleisprache und den sie bestimmenden sozialdistinktiven/symbolischen lexikalischen und syntaktischen Markern gelingt. Es verändern sich nicht nur die bis zum ersten Drittel des 18. Jahrhunderts schon eingespielten Pressetextsorten, sondern es treten auch neue hinzu, wobei gerade jene Textsorten interes36
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Johann Christoph Gottsched: Ausführliche Redekunst. 5.Aufl. Leipzig: Breitkopf 1736, S. 267. Hervorhebung im Text. Christoph Fürchtegott Gellert: Die epistolographischen Schriften. Deutsche Neudrucke: Texte des 18. Jahrhunderts. Faksimilie-Druck nach den Ausgaben von 1742–1751. Stuttgart: Metzler 1971, S. 5–11. Peter von Polenz (1994) S. 319f (wie Anm. 16). Peter von Polenz (1994) S. 320 (wie Anm. 16). Ludwig M. Eichinger: Syntaktischer Wandel und Verständlichkeit. Zur Serialisierung von Sätzen und Nominalisierungen im frühen Neuhochdeutschen. In: Heinz L. Kretzenbacher / Harald Weinrich (Hg.): Linguistik der Wissenschaftssprache. Berlin, New York: de Gruyter 1995, S. 301–324, besonders: S. 312.
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sant sind, die von den Rezipienten selbst gestaltet werden: Es bildet sich eine Öffentlichkeit heraus, deren Träger auch als Inserenten von Familien-, Stellen- und Werbeanzeigen tätig werden; das Medium ist eine Art Katalysator für die Verschriftlichung des Alltags.41 Es erlaubt eine über kommunikative Eliten hinweggehende Verständigung und gestattet dem »Laien«, an schriftlich fixierten Prozessen der Mehrfachadressierung teilzunehmen. Kommunikation findet nun auch über den öffentlichen Distributionskanal »Zeitung« statt.
4. DIE ENTWICKLUNG VON PRESSETEXTSORTEN 4.1. Textformen des Berichtens und ihre sprachliche Gestaltung Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob sich im Bereich der Textformen des Berichtens wenig veränderte und man von einer Kontinuität der Pressekommunikation auszugehen hätte. Der Umfang der Pressekommunikation nimmt zwar zu, jedoch wandelt sich das Erscheinungsbild der Zeitung kaum. In der Zeitspanne von 1712 bis 1813 finden sich unaufwändige Formen des Textdesigns, wie sie mit vereinzelten Überschriften für Rubriken und Korrespondenzblöcken oder Trennstrichen gegeben sind. Weiterhin werden Spatien und Absätze genutzt, um die unterschiedlichen Berichte voneinander abzugrenzen; eine selektive Lektüre ist damit nur in Ansätzen möglich. Mit heutigen Meldungen vergleichbare retrospektive oder prospektive Textsorten und Verlaufsberichte dominieren und erklärende Hintergrundberichte sind auch im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts eher selten. Längere Verlaufsberichte behalten häufig die an der Schreiber-Origo orientierte Wir-Perspektive bei und gehen z.T. über einen neutral-registrierenden Zugang hin zu bewertenden Berichten hinaus.42 Hinzu treten die schon am Beginn der Pressekommunikation verbürgten Dokumentenwiedergaben und Parlamentsprotokolle. Der Verweis auf andere Zeitungen ist vorhanden, besitzt aber innerhalb der Zeitung noch keinen systematischen Ort. Neben berichtend-narrativen Texten finden sich vereinzelt auch Texte, die sich durch deskriptive Sequenzen auszeichnen. Es entfallen formelhafte Berichtausblicke (etwa eröffnet/giebt (die) Zeit), etablierte bewertende Formeln (schmertzlich berichten wir) oder die Verknüpfung der Meldungen durch item oder ein anders.43 Insbesondere auf lexikalischer, morphologischer und syntaktischer Ebene zeigen sich erhebliche Wandelprozesse, die durch gezielte linguistische Suchanfragen im DTA und entsprechende Verlaufskurven, die die relative Häufigkeit einzelner Lexeme, Phrasen oder grammatischer Muster erfassen, zu erschließen sind: Wie in den Belegen (1) und (2) schon ersichtlich geworden ist, sind die Ausführungen in den Berichtstextsorten sehr fremdwortreich. 41
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Wir möchten ausdrücklich betonen, dass bisher weder die Handlungsmuster des gelehrten Artikels noch die zunehmend wichtiger werdende Parlamentsberichterstattung bisher differenziert beleuchtet worden sind. Die Textformen des Berichtens bleiben, was ihre Handlungsmuster anbelangt, damit schon in dem im 17. Jahrhundert etablierten Rahmen, vgl. Schuster (2014) S. 264 (wie Anm. 3). Vgl. zu diesem Formelrepertoire generell: Ulrike Haß-Zumkehr: »Wie glaubwürdige Nachrichten versichert haben.« Formulierungstraditionen in Zeitungsnachrichten des 17. und 20. Jahrhunderts. Tübingen: Narr 1998 (= Studien zur deutschen Sprache, 10), besonders S. 80–82.
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Im Laufe des 18. Jahrhunderts wird v.a. das Muster »verbaler Stamm +i(e)r« abgebaut (s. Abb. 1). Diese Verben weisen i.d.R. einen nicht-nativen Stamm auf. Neben dem Abbau ist v.a. interessant, dass sich das Spektrum dieser Verben bald auf eine verhältnismäßig geringe Zahl von Lexemen begrenzt, die noch heute Bestandteil des verbalen Fremdwortschatzes sind. An der Verteilung, wie sie in Abb. 1 zu erkennen ist, zeigt sich, dass die Anzahl der entsprechenden Verben rückläufig ist,44 wobei die Jahrhundertmitte absolut mit nur 19 Belegen im Gegensatz zu 1712 mit 223 Belegen die geringste Anzahl an diesen Verben besitzt, die wieder ansteigende Tendenz, die sich in den Jahrgängen 1812/13 zeigt, lässt sich ggfs. auf die Tatsache zurückführen, dass die Zeitung zu diesem Zeitpunkt zweisprachig (deutsch – französisch) vorliegt. So liegen etwa Verben wie recognosciren vor, die vorher nicht erscheinen und auf französischen Einfluss zurückgehen könnten. Was die Tabelle nicht, aber die rund 1.100 Belege zu diesem Verbtyp zeigen, ist folgendes: Durch die in groben Zügen gegebene thematische Kontinuität (etwa im Bereich der Kriegs- und Hofberichtserstattung) lässt sich erschließen, dass zunächst noch frequente Lexeme wie defendieren, maintenieren, arrivieren oder visitieren im Bereich der Verben bereits zur Jahrhundertmitte durch Verben wie verteidigen, bleiben, ankommen oder besuchen ersetzt werden. Nur in wenigen Fällen bleiben Varianten wie etwa Ambassadeur/Botschafter erhalten. Darüber hinaus lässt sich auch ein Abbau von einzelnen Fremdgraphemen und eine stärkere graphematische und morphologische Assimilation an die deutsche Sprache feststellen, wie es bei Attaque und dann Attacke, Trouppe und Truppe, canons und später Kanonen, Affaire und dann Affäre und schließlich bei Mouvement und dann Bewegung der Fall ist; wie bei Affäre (zunächst in der sehr breiten Bedeutung von »Angelegenheiten«) kann damit auch ein semantischer Wandel verbunden sein. Mit der Zurückdrängung von althergebrachten Gallizismen, die v.a. nun im 17. Jahrhundert die Kriegsberichterstattung prägen, wird die Voraussetzung geschaffen, um über kriegerische, aber auch politische Angelegenheiten anders als mit einem Spezialwortschatz zu sprechen. Vergleicht man das fremdsprachliche lexikalische Profil mit denen der frühen Wochenzeitungen im 17. Jahrhundert, so zeigt sich um 1750 eine erhebliche lexikalische Umgestaltung, die man mit Reichmann, der diesen Begriff eigentlich für Entwicklung im Frühneuhochdeutschen geprägt hat, als eine »Vertikalisierung des Variantenspektrums« (Reduktion einer Vielzahl von Varianten zugunsten prestigeträchtiger Formen) bezeichnen könnte.45 Damit ist entgegen sprachhistorischer Überblicksdarstellungen auch gesagt, dass das (deutsche) Vokabular zur Diskussion öffentlicher Angelegenheiten zumindest partiell – gesichert über die Zeitungskommunikation – nicht erst im 19. Jahrhundert vorliegt.
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Dass die Frequenz bei 1740 und 1760 so gering ist, hängt ausschließlich mit der Tatsache zusammen, dass in diesen Jahren kein Korpusmaterial vorliegt. Vgl. dazu: Oskar Reichmann: Zur Vertikalisierung des Variantenspektrums in der jüngeren Sprachgeschichte des Deutschen. In: Horst H. Munske u.a. (Hg.): Deutscher Wortschatz. Lexikologische Studien. Berlin, New York: de Gruyter 1988, S. 151–180.
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Abb. 1: Relative Häufigkeitsverteeilung der finitenn Verben mit dem Wortbildungssuffix -ier odder -ir im ›Correspoondenten‹46
Hinsichttlich der kanzzleisprachlichenn Markierunggen im engeren Sinne zeigt sich ein differenzziertes Bild: Sowohl S in einffachen Meldungen als auch h in komplexeeren Verlaufsberiichten und scchließlich in dder Dokumenttenwiedergabe findet sich im m ersten Drittel des d 18. Jahrhu underts noch ddas stark ausggebaute System m von Titulatuuren und Ehrbezeeichnungen, diie zu einer erhheblichen Kom mplexität des Baus von Nomi minalgruppen führren können, vggl. (4): »Ihro R Röm. Kayserl. und u Cathol. Majest. würckl. ggeheimen und Ho of-Kriegs-Rahts Cämmerers, General-Feld d-Marschall-Lieeutenants, Gennerals im Marggraafthum Mähren und Comm mandantens derr Vestung Spielberg ohnweiit Brünn, Frau Geemahlin.«47 Un nter anderem lässt sich diess an Formulierungen wie alllergnädigst (überhauupt an superlativischen Fo rmulierungen)) und den im Titulatursyste tem stark verankerrten Formen wie dero oder ihro sehen. Dies D umfasst auch a Abkürzunngen wie Durchl. Durch D den Wegfall W eines aausgearbeiteten Ehrerbietun ngssystems veereinfacht sich aucch die Strukturr der nominaleen Wortgrupp pen. Dabei ist ersichtlich, daass schon im letzteen Drittel des 18. Jahrhundeerts die Appossitionen konseq quent durch K Kommata abgetren nnt werden un nd deshalb beesser rezipierb bar werden. Die D Ehrbezeicchnungen und die damit verbund denen Zwillinggs- und Drillin ngsformeln werden zudem alllmählich 46 47
Verllaufskurve erstelllt mit den linguuistischen Suchaanfragen auf ww ww.deutschestexttarchiv.de Staaats- und Gelehrtte Zeitung des H Hamburgischen n unpartheyischeen Correspondeenten. Nr. 109,, 11. Juli 1731, S. S 3. (im Folgendden nur: Hambu urgischer Corresspondent)
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auf das Feld der Dokumentenwiedergabe und in der Meldungs- und Verlaufsberichterstattung auf den wesentlichen Titel begrenzt; Respektbekundungen scheinen nicht mehr als notwendig erachtet zu werden. Die Entwicklung lässt sich, wie noch einmal an Beleg (1) gezeigt werden soll, als Hinwendung zum Rezipienten interpretieren: »Aus dem Hollsteinischen / vom 5 Septemb. Ihro Hoch=Fürstl. Durchl. der Herr Administrator befindet sich wieder zu Gottorff auf Dero Residence; der Herr geheime Raht Baron von Görtz ist von Kiel nach Hamburg retourniret. Von Lübeck hat man Nachricht / daß der Obrist Bassewitz vor einigen Tagen mit etlichen Ober=Officiern allda angelanget / […].« Der Schreibende scheint hier das Sprachrohr der genannten Personen zu sein, denen gegenüber er sich sozial angemessen verhalten möchte, was eben auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass bei der Personenreferenz die entsprechenden Titulaturen genannt werden. Dabei scheint der Schreibende nicht ins Kalkül zu ziehen, dass er letztlich an Fremde, an ein disperses Massenpublikum schreibt. Der Wegfall aufwändiger Titulaturen könnte im Umkehrschluss also anzeigen, dass die Loyalität des Schreibenden sich zugunsten des Lesers verschiebt. Auch die Befunde zur Verwendung kanzlistischer Präpositionen, Adverbien und Kon- und Subjunktionen sind interessant. Überprüfungen zu anhero, allbereits, daferne, annoch oder allwo zeigen immer dasselbe Bild: In der zweiten Jahrhunderthälfte verschwinden sie aus der Pressekommunikation. Allerdings ist es nicht so, dass alle kanzleisprachlichen Marker entfielen. Es zeigt sich, dass volltonig auslautende Formen wie anhero oder anitzo oder die Verwendung von all- oder -selbst (etwa daselbst(en)) entfallen und durch einfachere Adverbien wie da oder wo ersetzt werden. Auch die stark markierten kausalen Konnektoren wie derowegen (ersetzt durch wegen) oder alldieweil (ersetzt durch dieweil, wie, manchmal noch weilen) werden vermieden. Querverweisformeln (oben gemeldet) oder Textdeiktika (oberwähnt) werden allerdings beibehalten. Interessanterweise wird auch erkennbar, dass Formeln wie dem Vernehmen nach, in Betreff der, dem Verlaute nach, laut oder Teiläußerungen wie dem Umstande nach, die aus der Kanzleikommunikation stammen, in den Dienst der modernen Pressekommunikation genommen und aus ihrem rechtssprachlichen Kontext gelöst werden. Schon in den frühen Wochenzeitungen im 17. Jahrhundert spielt die korrekte Quellenkennzeichnung eine tragende Rolle und führt auch zur häufigen Verwendung des den fremde Rede kennzeichnenden Konjunktivs I bzw. zur epistemischen Verwendung der Modalverben sollen und wollen. Nur am Rande soll hier darauf verwiesen werden, dass die Konstanz der Berichtsgegenstände auch Phraseologisierungsprozesse begünstigt. Dazu gehört die häufige Opposition von zunächst einer/unser(er) Seits (dann einerseits/unsererseits) und ander(er) Seits (dann andererseits), was wiederum die Entstehung eines räsonierenden Wortschatzes fördert. Oben wurden schon weitere Merkmale der Kanzleisprache angesprochen: Wie Schuster zeigen kann, bleiben komplexe Wortgruppen bis weit in die 1920er Jahre auch in renommierten Zeitungen wie der ›Frankfurter Zeitung‹ erhalten und werden erst dann kontinuierlich abgebaut.48 Dass sie erhalten bleiben, ist wesentlich dem
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Britt-Marie Schuster: Gibt es eine Zeitungssyntax? Überlegungen und Befunde zum Verhältnis von syntaktischer Gestaltung und Textkonstitution in historischen Pressetexten. In:
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Umstand geschuldet, dass mittels kkomplexer No ominalgruppen n eine erheblic iche Verdichtungg von Inform mation erreichtt werden kann n. Zwar werdeen also Respeektbekundungen vereinfacht und sehr kompplexe Konstru uktionen mit habend h oder seiiend nicht mehr geebraucht, jedocch lässt sich diies sich nicht übergreifend ü als a ein Trend zzur geringen struukturellen Kom mplexität deutten. Dennoch ist gerade diee Zeitungskom mmunikation gan nz wesentlich daran beteiliggt, die im 17. und 18. Jahrh hundert noch instabile Trennun ng von Wortgrruppe und Ko mpositum durrchzusetzen, was w das Lesen eerheblich erleichteert haben dürrfte. Währendd sich, wie maan an Kompo osita mit denn Bestimmungsw wörtern wie Krieg(e)s-, K Friedenns- oder Rechtts- festmachen n kann, zu Beeginn der Zeitspan nne zunächst noch n freie Függungen oder Bindestrichschr B reibungen zeiggen, kann man balld von einem m Rückgang voon Bindestrich hschreibungen n zugunsten eeiner Zusammen nschreibung vo on Kompositioonen sprechen n. Abb. 2: Relative Häufigkeitsvertei H ilung der Bindesttrichkomposita mit m Krieg(e)s--, Friedens-, Rechhts-, Feld- und H Haupt- 49
bbau der kanzzleisprachlicheen Merkmale der Zeitungsk kommunikation on in der Der Ab Mitte dees 18. Jahrhunderts betrifft vv.a. die Merkm male, die sozialldistinktiv/-sym mbolisch sind, wäährend andere Merkmale, diee der Präzision n zuträglich sind (u.a. auch eein komplexer Wortgruppenba W au), sofern sie nicht stark kaanzleisprachlich markiert sinnd, beibehalten werden. w Für deen Abbau der ehemaligen Prestigevarietät P t spricht nun nnoch der
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Arnee Ziegler / Chrisstian Braun (Hg. g.): Historische Textgrammatik T und Historische SSyntax des Deuutschen. Bd. II. Berlin, B New Yorrk: de Gruyter 2010, 2 S. 665–688 8. Verllaufskurve erstelllt mit den linguuistischen Suchaanfragen auf ww ww.deutschestexttarchiv.de
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Rückgang eines weiteren Kennzeichens, des sog. lutherischen -e (vgl. auch (1) und (2): angelanget). Sprachhistorisch unterscheidet man im Frühneuhochdeutschen Schreiblandschaften u.a. danach, ob sie synkopierte Formen aufweisen. Während Luther (und damit auch protestantische Regionen nach ihm) etwa in der 3. Ps. Sg. oder 2. Ps. Pl. Formen wie erzeiget, ertheilet oder anvertrauet vorweisen, entfällt in südlichen (späterhin eher römisch-katholischen) Regionen dieses Merkmal (also erzeigt, erteilt etc.). Im frühen ›Correspondenten‹ findet man dieses »konfessionelle«, protestantische Merkmal ständig, während es im Laufe des 18. Jahrhunderts nur noch dann erscheint, wenn sozialsymbolisch eine zeremonielle Wirkung intendiert ist. Interessanterweise, ohne dass dies eindeutig in den genannten Interpretationshorizont einzuschließen ist, verschwinden auch die vielen Auxiliarellipsen und die ohnehin eher punktuell vertretenen Inversionen nach und. Neben der Funktionalisierung des kanzleisprachlichen Stils, der gleichzeitigen Vermeidung seiner sozialdistinktiven Merkmale und der Vertikalisierung des Variantenspektrums lässt sich nun auch zeigen, dass das schon vorhandene Formelrepertoire von Meldungen umgestaltet und auf wenige Formeln begrenzt wird, die den Eingang der Nachricht (hat man Nachricht, man hat Nachricht) oder deren Gültigkeit betreffen (Es heißt, Man versichert …), wobei die Verweise auf eine erfolgende Nachrichtenübermittlung ebenso entfallen wie der im 17. Jahrhundert noch sichtbare Verweis auf die Widrigkeiten der Informationsvermittlung. Die herausgearbeiteten Kennzeichen weisen nicht nur auf die Nivellierung der Prestigevarietät »Kanzleisprache« hin, sondern auch darauf, dass die einzelnen Pressetextsorten zum einen stärker voneinander abgegrenzt und zum anderen stärker homogenisiert werden. Die Ausdifferenzierung des Spektrums von Pressetextsorten bei deren gleichzeitiger Homogenisierung trifft auch auf die Anzeigen zu. 4.2. Die Entwicklung von Werbeanzeigen und ihre sprachliche Gestalt Anzeigen sind seit 1712 Bestandteil des nicht-politischen Teils und bilden eine äußerst heterogene Gruppe von Texten, etwa Veranstaltungshinweise, Buchankündigungen, Werbeanzeigen (zu denen hier auch Lotterieanzeigen gezählt werden), vereinzelt kleinere Inserate oder Annoncen, vermischte Bekanntmachungen sowie diverse Proklamationen und Erlässe. Die Frequenz abgedruckter Anzeigen schwankt je nach Nachrichtenlage der politischen Berichterstattung stark. Der Fokus soll hier auf den Werbeanzeigen liegen, anhand derer man beispielhaft die allmähliche Homogenisierung und die Ausdifferenzierung einer eigenen Textsortenvariante aufzeigen kann. Den Ausführungen in Kap. 4.1. folgend wird die Entwicklung der »Kanzlei-Anzeige« als Sonderform der Werbeanzeige gesondert beleuchtet. Die Werbeanzeigen können anhand der »panchronischen Formel«50 definitorisch greifbar gemacht werden. Dies ist notwendig, da die Abgrenzung verschiedener Anzeigenarten untereinander und in Bezug auf andere Textgattungen, die ebenfalls einem Entwicklungsprozess unterliegen, an vielen Stellen nicht oder kaum möglich ist. Es sei 50
Albrecht Greule / Sandra Reimann: Tradition oder Neubeginn? Zur historischen Textsorte »Werbeanzeige«. In: Peter Ernst / Jörg Meier (Hg.): Kontinuitäten und Neuerungen in Textsorten- und Textallianztraditionen vom 13. bis zum 18. Jahrhundert. Berlin: Weidler 2014 (= Germanistische Arbeiten zur Sprachgeschichte, 10), S. 337–356.
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darauf hingewiesen, dass es schon lange vor Gründung des ›Correspondenten‹ Formen schriftbasierter (Anzeigen-)werbung gab51 und dass diese Zeitung nur eine der vielen deutschsprachigen Periodika war, die zeitgleich mit dem stark wachsenden Angebot der Anzeigenblätter im 18. Jahrhundert52 die Entwicklung der Textsorte vorantrieb. Nichtsdestotrotz kann der Beitrag des ›Correspondenten‹ zur Textsortenentwicklung aufgrund der Auflagenstärke, der Lesereichweite und des Vorbildcharakters für konkurrierende Zeitungen als durchaus bedeutend angesehen werden. Es wurden hier nur Anzeigen berücksichtigt, die die »Konstanten der Werbekommunikation«,53 also Informationen zum Verkäufer (V), potentiellen Käufern (K) und zur Ware, der Sache oder dem Produkt (W) enthalten. Die funktional orientierte Formel sieht folgende Akte der Versprachlichung vor: V nennt sich, V benennt W, V nennt K, V fordert auf, W zu kaufen (zentral), V nennt Kaufargumente, V nennt den Kaufpreis, V nennt den Kaufort.54 Wenngleich nicht immer alle genannten Teilakte in den Werbeanzeigen realisiert werden müssen und häufig implizit bleiben, so lässt sich mit dieser theoretischen Grundlage doch eine relativ geschlossene Gruppe von Texten zu einer sich entwickelnden Textsorte zusammenfassen. Folgender Text aus dem Jahr 1712 kann als prototypische frühe Werbeanzeige angesehen werden: (5) »Bey Sam. Heyl / Buchhändl. in der St. Johannis // Kirchen in Hamburg / ist ein curieuses Tractätlein zu // bekommen / genant: Bewährter Unterricht / // von rechter und gesunder Zubereitung des Coffe- // Geträncks / aus vieler Erfahrung entworffen / // von einem / der sich dessen täglich bedienen muß. // In 8vo. Vor 3 Schillinge.«55 Die Anzeige erfüllt wichtige Teilakte der panchronischen Formel; Verkäufer und Kaufort werden genannt (»Bey Sam. Heyl […]«), ebenso wie das Produkt (»ein curieuses Tractätlein«) mitsamt Produktname und näheren Informationen zum Inhalt. Die Kaufaufforderung findet sich in »ist […] zu bekommen« wieder, auch Kaufargumente (»aus vieler Erfahrung entworffen«) und schließlich der Kaufpreis werden dem Leser mitgeteilt. Neben Anzeigen wie dieser enthält die Zeitung auch Texte, die einem kanzleisprachlichen Stil nachempfunden sind. Ein Ausschnitt einer solchen Anzeige von 1731 soll hier zur Illustration genügen: (6) »[…] So wird solches mittelst diesem vorgängig männiglich kund gemachet, damit diejenigen, welche sothane angenehm situirte und einträgliche Güter an sich zu kauffen gewillet / sich an bestimmten Tage 51
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Eine ausführliche empirische Untersuchung historischer Werbeanzeigen in: Sylvia Bendel: Werbeanzeigen von 1622–1798: Entstehung und Entwicklung einer Textsorte. Tübingen: Niemeyer 1998 (= Germanistische Linguistik, 193); für die Anzeigensprache von 1800 bis 1975 sei verwiesen auf Karl-Heinz Hohmeister: Veränderungen in der Sprache der Anzeigenwerbung: Dargestellt an ausgewählten Beispielen aus dem ›Gießener Anzeiger‹ vom Jahre 1800 bis zur Gegenwart. Frankfurt a. M.: Fischer 1981; Zum detaillierten Forschungsstand siehe: Albrecht Greule: Werbekommunikation sprachhistorisch. In: Nina Janich (Hg.): Handbuch Werbekommunikation. Sprachwissenschaftliche und interdisziplinäre Zugänge. Tübingen: Francke 2012 (= UTB, 8457), S. 342–346; Greule/Reimann (2014) (wie Anm. 50). Etwa das ›Intelligenz-Blatt der freien Stadt Frankfurt‹, die ›Hannoverische[n] Gelehrte[n] Anzeigen‹ (beide ab 1750) oder die ›Weimarische[n] wöchentlichen[n] Anzeigen‹ ab 1755. Vgl. Greule/Reimann (2014) S. 338 (wie Anm. 50). Vgl. Greule/Reimann (2014) S. 339 (wie Anm. 50). Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente. Nr. 53, 21. Dezember 1712, S. 4.
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in Kiel des Morgens um 9. Uhr / auf dem Rathhause daselbst / entweder in Persohn / oder durch einen gnugsamen Gevollmächtigten einfinden / und nach geschehenem Both / und Gegen-Both / ihr Glück/ in Erkauffung solcher ansehnlichen Güter machen können: […].«56 Nach Bendel sind die Kanzlei-Anzeigen »durch einen zweigeteilten Aufbau gekennzeichnet, wobei im ersten Teil Hintergrund[s]information [sic] gegeben wird, bevor im zweiten Teil die eigentliche Nachricht bekannt gemacht wird«.57 Musterhaftigkeit weisen sie im Korpus vor allem dadurch auf, dass die beiden Textbausteine durch ein als in Initialstellung mit dem zweiten Textteil verbunden werden. Analog zur politischen Berichterstattung wird der Kanzleistil anhand des auslautenden -o in anitzo, itzo oder jetzo, wie in (6) anhand komplexer Satzgefüge, der Artikelreduktion und dem Ausbau der Verbalklammer sowie dem allgemeinen Anliegen nach sprachlicher Explizitheit sichtbar. Gemäß der Formel werden auch hier die Teilhandlungen expliziert. Die beiden Belege stützen die Annahme, dass bereits zu Beginn der Erfolgsgeschichte des ›Correspondenten‹ ein relativ festes Repertoire an Handlungsmustern vorliegt, mit denen Werbeanzeigen verfasst werden. Die sprachliche Umsetzung dieser Muster gestaltet sich jedoch uneinheitlich. Die Heterogenität sprachlicher Formulierungen, mit denen das komplexe Handlungsmuster Werben realisiert wird, kann jedoch nur als Momentaufnahme betrachtet werden. Die Entwicklungen im ›Correspondenten‹ deuten darauf hin, dass sich die Textsorte besonders im letzten Drittel des Jahrhunderts allmählich ausdifferenziert, sich von anderen Anzeigensorten emanzipiert und die ihr untergeordneten Kanzlei-Anzeigen ausgesondert werden. Während sich bis einschließlich 1731 noch 19 Kanzlei-Anzeigen nachweisen lassen, sind es 1751 und 1771 nur noch sechs. In den Folgejahrgängen ab 1771 sind die Werbeanzeigen weitestgehend frei vom kanzleisprachlichen Einfluss, der sich nun vor allem in offiziellen Proklamationen, Erlässen oder Vorladungen manifestiert. Abgesehen von dieser Sonderform der Werbeanzeigen wird die Kundenansprache durch Publikum (etwa Publicum, Publico), Käufer oder etwas später auch Kunde frequenter. Einzig die etwas unspezifische Verwendung von Liebhaber als eine an bestimmten Gütern, Eigenschaften, Dingen, auch Künsten oder Wissenschaften interessierte Person58 ist durchgängig nachweisbar, besonders in Lotterieanzeigen, vgl. (7): »Als werden die Herrn Liebhaber / so noch einzuzeichnen belieben / freundlich ersuchet / damit zu eilen; auff daß der Ziehungs-Termin mit dem ehesten könne benennet werden.«59 Während Verkäufer kaum genutzt wird, steigt die Frequenz von Verkauf nach 1780 ebenfalls stark an. In vielen Werbeanzeigen kristallisiert sich zudem eine stärkere Personalisierung heraus, indem sich der Verkäufer selbst mit Possessiv(mein), Personal- (ich) oder Reflexivpronomen (mich, mir) nennt und andererseits seinen Namen, sein Amt und wahlweise Informationen zur Anschrift nennt. Wie (Abb. 3) zeigt, beginnt diese Entwicklung erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Die
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Hamburgischer Correspondent. Nr. 136, 28. August 1731, S. 4. Bendel (1998) S. 111 (wie Anm. 51). Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde in 32 Teilbänden. Leipzig: Hirzel 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig: Hirzel 1971. Bd. 3, Sp. 424. Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente. Nr. 24, 10. September 1712, S. 4.
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Belegzah hlen korreliereen mit der enddgültigen Etablierung des An nzeigenteils um m 1800.60 Im Zeittraum von 17990 bis 1799 finnden sich 1300 Belege für genannte Pronoomen, in den Jahrrgängen 1812 und u 1813 sindd es 288 Belegee. Abb. 3: Relative Häufigkeitsvertei H ilung des Pronom mens ich im Anzzeigenteil (einschliießlich mich und mir)61
mmunikationssdistanz zum potentiellen Käufer K überbrüückt und Hiermit wird die Kom onstruktionen werden im Siinne der Direkktansprache veermieden, vgl. (8): »Zu Passivko der Brauunschweiger und allen anderrn hier gangbaaren Zahlen-Lo otterien gebe iich täglich Billets aus, a und können alle hiesigee und auswärttige Liebhaber dieser Lotteririen nicht allein Co ollecten unter sehr billigen B Bedingungen von v mir erhalten n, sondern aucch, wenn sie mir Aufträge zu Einsätzen gebben wollen, siich die reellstte Bedienung versprechen.«62 Die Anbieter stellen sich besonders daann stärker in n den Mittelpu punkt der Werbehandlung, wenn n sie ihre eigenns produzierteen Waren beweerben. Personaalisierungen beto onen dann vor allem die Exxklusivität und d stellen die eiigene Produkttion oder Erfindun ng in den Mittelpunkt, siehee (9): […] so ermangle e ich nicht, n hievon ggleichfalls Nachricht zu geben, damit d man miich nicht verfeh hle, und das Mittel M gegen ddas Uebel der Wan nzen, welches einzig und alleiin bey mir zu haben h ist, erhallten könne.«63 Das Lexem »An nzeige« in der Funktion als Überschrift wird w erst zum Ende des 18. JJahrhun-
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Bön ning (2012) S. 299 (wie Anm. 1). Verllaufskurve erstelllt mit den linguisstischen Suchanfragen auf www.deutschestextarrchiv.de. Ham mburgischer Corrrespondent. Nrr. 121, 30. Juli 1771, S. 4 (Hervo orhebungen durrch d. V.). Ham mburgischer Corrrespondent. Nrr. 72, 5. Mai 17990, S. 8. Hervorh hebungen im Teext.
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derts verwendet.64 Immer häufiger werden diese Überschriften in der Folge durch weitere Zusätze spezifiziert und dienen der Lesesteuerung und -orientierung: (10) »Anzeige eines Verkaufs von gesammelten Cabinetten, besonders schönen Natur- und Kunstsachen, unter der Hand.«65 Der Anzeigenteil weist nun eine Art Textsortenallianz auf, die Themen und Inhalte einzelner Anzeigen können oftmals schon durch die Überschrift identifiziert werden. Anzeigen sind zudem bereits dadurch als solche identifizierbar, dass sie zusammen mit anderen Anzeigen abgedruckt werden. Im Bereich der Syntax fällt auf, dass die Funktion der Kaufaufforderung besonders durch (performative) Verben expliziert wird. Für verkaufen lässt sich bei den Anzeigen ein deutlicher Frequenzanstieg bis zur Jahrhundertwende nachweisen. Im Satzkontext sind Passivierungen in Verbindung mit dem Modalverb sollen, also »etw. soll verkauft werden« und die Futurform »etw. wird verkauft« sehr gebräuchlich. Alternativformen, bei denen sich ähnliche Verlaufskurven ergeben, sind die Verben kaufen und haben mit Infinitiv-zu: »etw. ist zu kaufen«, »etw. ist zu haben«. Bendel weist in ihrem Korpus ebenfalls deutliche Frequenzanstiege der Formulierungen »zu haben« und »wird verkauft« ab 1731 nach.66 Gerade Werbeanzeigen, in denen bestimmte Produkte wie Arzneien beworben werden, zeichnen sich dadurch aus, dass ausführliche Produktbeschreibungen als Kaufargumente genutzt werden. Typisch ist dabei auch die Verwendung von Nominalphrasen mit Links- und Rechtsattribuierungen, die den Produkten positive Konnotationen zuweisen und sich durch präzise Beschreibungen der Ware auszeichnen. Modaladverbien verstärken zudem adjektivische Eigenschaften, wie etwa in (11): »eine ziemlich beträchtliche und wegen sehr vieler raren sonderlich kleinen polemischen auch andern Schrifften ansehnliche Bibliothec«.67 Um die Qualität der eigenen Ware herauszustellen, ist im Jahre 1789 erstmals im Kontext einer Werbeanzeige das Verb »empfehlen« mit zwei unterschiedlichen Verwendungsweisen nachweisbar, vgl. (12): »Gottlob Leistner, von Leipzig, empfiehlt sich zu bevorstehender Braunschweiger Leurentii-Messe mit Stickereyen seiner eigenen Fabrike […]«68 und (13) »Unter diesem Titel empfehlen wir dem Publico zwey bunte Kupfer«.69 In beiden Fällen ergibt sich aus dem Kontext, dass das Verb in der Bedeutung »ans herz legen, anrathen«70 benutzt wird. Entweder die Empfehlung bezieht sich auf den Verkäufer selbst, die durch das Projekt gerechtfertigt wird (12) oder der Verkäufer bezieht seine Empfehlung direkt auf das Produkt (13). Formelhafte Wendungen werden als Mittel der Textstrukturierung eingesetzt, so etwa die Konstruktion »Es wird hie(r)mit/hierdurch bekannt gemacht, dass […]«. Sie dient in der Regel als Texteinleitung, um zum eigentlichen Inhalt der Bekanntmachung zu leiten. Hier ist der Gebrauch nicht auf Werbeanzeigen begrenzt, es finden sich auch zahlreiche Belege in anderen Anzeigenarten. Die Anzeigenschreiber bedienen sich dieser formelhaften 64 65 66 67 68 69 70
Hamburgischer Correspondent. Nr. 137, 28. August 1789, S. 5. Hamburgischer Correspondent. Nr. 139, 1. September 1789, S.6. Bendel (1998) S. 97 (wie Anm. 51). Hamburgischer Correspondent. Nr. 133, 22. August 1731, S. 4. Hamburgischer Correspondent. Nr. 120, 29. Juli 1789, S. 4. Hamburgischer Correspondent. Nr. 20, 4. Februar 1801, S. 5. Grimm/Grimm (1971) Bd. 12, Sp. 962 (wie Anm. 58).
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Wendun ng vermehrt ab b 1771 (22 Beelege). Das Beeispiel zeigt, daass sich auf deer Ebene der Anzzeigen sprachliiche Muster hherausbilden, mit m denen texttsortenspezifiscche Teilhandlun ngen (wie hier das d »Bekanntm machen«) realissiert werden (s. Abb. 4). Abb. 4: Relative Häufigkeitsvorko H ommen der formeelhaften Wendunng »wird bekanntt gemacht«71
Eine ähn nliche Entwickklung zeigt sichh bei der Konstruktion »diejenige(n), welchee/ so…«, die eben nfalls in der zweiten Hälfte dees 18. Jahrhund derts an Häufiggkeit zunimmtt. Sie wird alternativv zu der bereeits erwähntenn Kundenansprrache durch Liebhaber L oder Publikum verwenddet. Die Werbeeanzeigen des ›Corresponden nten‹ verdeutlicchen exemplarrisch, wie sich Texxtsorten im Dienstleistungs D sbereich der Zeitung Z im Laufe L des Jahrrhunderts entwickeeln beziehunggsweise sich durch Homo ogenisierung zu einer abgrrenzbaren Textsortte etablieren. Vor V allem auff lexikalischer und syntaktisscher Ebene eentstehen Vertextuungsstrategien und Texthanndlungsmuster,, mit denen die Teilakte dder panchroniscchen Formel reealisiert werdenn. Wie gezeigtt wurde, zeigen n sich eine Reiihe dieser Etablieruungsprozesse besonders b in deer zweiten Hällfte des 18. Jahrhunderts oderr genauer noch vo on 1771 bis 18001. Die »Kanzllei-Anzeige« alls Varietät der Werbeanzeigee stagniert bis zu ih hrem Niedergan ng in den Korppusausgaben von v 1789. Bend del kommt zu äähnlichen Ergebnissen und resüm miert: »Um 17780 scheint ein n gewisser Sättigungsgrad errreicht zu sein. Diee Zukunft der Anzeige liegt vvon da an […] in der inhaltllichen Verändeerung der Werbearrgumente und vor allem eineer radikalen sp prachlichen Um mgestaltung.«722 So zeigt ein Blickk auf jüngere Ausgaben, A dasss das Themen nspektrum derr Werbeanzeigeen weiter ausgebauut wird, was nicht n zuletzt deer fortschreiten nden Industriallisierung zuzusschreiben 71 72
Verllaufskurve erstelllt mit den linguisstischen Suchanfragen auf www.deutschestextarrchiv.de. Bendel (1998) S. 180 (wie Anm. 51)).
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ist. Mitte des 19. Jahrhunderts gehören Waren der maschinellen Massenproduktion (Kopiermaschinen, Wolle, Waffen, Schuhe) sowie Angebote aus dem Dienstleistungssektor (Schifffahrt, Versicherung, Kur- und Heilbäder, Sprachunterricht) zu den neuen beworbenen Produkten. Obwohl sich die Anforderungen an und die Möglichkeiten der Anzeigenwerbung im Laufe des 19. Jahrhunderts stark veränderten, so lässt sich doch zeigen, dass zeitgenössischen textsortenspezifischen Merkmalen der Werbeanzeigen ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess vorausging.
5. FAZIT Im 18. Jahrhundert emanzipiert sich die Berichterstattung von den sozialdistinktiven/symbolischen Merkmalen der Kanzleisprache. Diese Entwicklung, die besonders ab der Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzt, wird möglicherweise durch den sprachkritischen Diskurs der Zeit, in deren Fokus die Kanzleisprache steht, unterstützt. Diese Emanzipation trägt dazu bei, dass die Berichterstattung sich gegenüber verwandten Textsorten behaupten kann und sich stärker als »pressespezifisch« profiliert. Man kann diese Entwicklung auch als einen Akkommodationsprozess begreifen: Unter anderem durch die veränderte sprachliche Gestaltung werden Leserschichten erschlossen, die über akademische (Funktions-)Eliten und ihre Netzwerke hinausweisen. Es ist also nicht nur die Veröffentlichung von Mitteilungen, die Nutzung des Distributionskanals »Zeitung« allein, die eine breite Rezeption gewährleistet, sondern auch die sprachliche bzw. textliche Gestaltung. Das bedeutet jedoch auch, dass sich Zeitungen nicht mehr über die Nutzung eines prestigeträchtigen Duktus und seine potentielle Autorität behaupten können, sondern durch eine auf unterschiedliche Adressatengruppen berücksichtigende Verständnis- und Akzeptanzorientierung. Zwar ist auch schon die frühe Presse im 17. Jahrhundert »kein höfisches Gloria Medium«,73 doch profitiert sie durch die Art des Sprachgebrauchs auch von einer Art »geliehenen Autorität«, die die Aura von Mächtigkeit umgibt. Trotz der skizzierten Wandelprozesse erfordert die Lektüre von Zeitungen jedoch auch am Beginn des 19. Jahrhunderts eine größere Vertrautheit mit dem Schriftmedium, für die der Besuch einer Volksschule kaum ausgereicht haben dürfte: Tendenziell bleibt die Zeitungslektüre auf eine Ganzlektüre angewiesen, die dem Rezipienten über das Layout hinaus schwache Rezeptionshilfen gibt. Auch bleiben Zeitungen sprachstrukturell, lexikalisch und pragmatisch anspruchsvoll; heutige Stilmerkmale des Nachrichtenjournalismus werden nur ansatzweise erkennbar. Im 18. Jahrhundert erweitert sich das Textsortenspektrum erheblich und umfasst nun ein breites Angebot von Textsorten, das das Angebot an Intelligenzblättern integriert, aber auch neue Momente hinzutreten lässt, sei es die kontinuierliche Berichterstattung über unterschiedliche europäische Parlamente oder der gelehrte Artikel, der sprachhistorisch eine eigene umfangreiche Betrachtung verdiente.74 Die Leserbindung wird durch die Breite der Berichtsgegenstände erreicht, aber auch durch 73
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Jörg Jochen Berns: Medienkonkurrenz im siebzehnten Jahrhundert. Literaturhistorische Beobachtungen zur Irritationskraft der periodischen Zeitung in der Frühphase. In: Presse und Geschichte II. Neue Beiträge zur historischen Kommunikationsforschung. München: Saur 1987 (= Deutsche Presseforschung, Bd. 26), S. 185–206, hier S. 199. Zum frühen gelehrten Artikel, vgl. Schuster (2014) S. 270f. (wie Anm. 3).
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Angebote, sich selbst zu beteiligen und literate Distributionskanäle zu nutzen. Wie gezeigt, lässt sich ein Rückgang des kanzleisprachlichen Einflusses auch bei den Werbeanzeigen nachweisen, wodurch eine Textsortenprofilierung und -weiterentwicklung begünstigt wird. Es kann unseres Erachtens in sprachlicher Hinsicht nicht übersehen werden, dass, selbst wenn Traditionen des im engeren Sinne (gesellschafts-)politischen Sprechens und Schreibens noch fehlen, die sprachlichen Voraussetzungen dieses Engagements geschaffen werden: Selbst wenn einige Handlungsmuster konstant bleiben, ändern sich nicht nur Quantität und Universalität des Berichtens stark, sondern auch und insbesondere das Wie der Informationsvermittlung. Zusammenfassung Der Beitrag beschäftigt sich mit der Entwicklung der Pressetextsorten in der ›Staatsund Gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten‹ und ihrer Vorläufer in der Zeitspanne von 1712 bis 1813. Es wird aus einer sprachhistorischen Perspektive beleuchtet, dass sich berichtende Textsorten, die schon im 17. Jahrhundert zu den etablierten Textsorten gehören, im 18. Jahrhundert erheblich wandeln. Dies ist v.a. dadurch bedingt, dass der Einfluss der Prestigevarietät »Kanzleisprache« abgebaut wird. Darüber hinaus wird das Textsortenspektrum erheblich ausgebaut; hier wird stellvertretend für unterschiedliche Anzeigentypen die Textsorte »Werbeanzeige« und ihre zunehmende Etablierung beleuchtet. Abstract This article deals with the development of journalistic text types in the ›Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten‹ and its forerunners in the time between 1712 and 1813. It is shown from a linguistic-historical perspective that reporting text types which are already established in the 17th century newspaper text types undergo a significant change in the 18th century. This is mainly caused by the fact that the influence of the prestige variety »Kanzleisprache« decreases. Furthermore, the variety of text types increases considerably. To show this, the authors examine the advertisement as one of the different types of announcements and its increasing establishment. Korrespondenzanschrift Prof. Dr. Britt-Marie Schuster, Institut für Germanistische und Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Paderborn, Warburger Str. 100 Email: [email protected] Manuel Wille, M.A., Institut für Germanistische und Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Paderborn, Warburger Str. 100 Email: [email protected] Britt-Marie Schuster ist Professorin für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Paderborn. Manuel Wille ist Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Paderborn.
Yvonne Graf
DIE VERLEGER HUCK UND DER ERFOLG IHRER GENERALANZEIGER 1. EINLEITUNG Der vorliegende Aufsatz behandelt den Zeitungstyp Generalanzeiger, wie er von der Verlegerfamilie Huck gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland erfolgreich realisiert wurde. Hierbei sind zum einen der persönliche Werdegang der Verleger und die Entstehungsgeschichte des Konzerns aufzuzeigen. Zum anderen werden die Huck‘schen Unternehmungen im Detail beleuchtet, um den Zusammenhang zwischen der Bekanntheit des Zeitungstyps und den Aktivitäten der Verleger herauszuarbeiten. Diese griffen die Umbrüche, die sich im 19. Jahrhundert auf verschiedenen Ebenen in Deutschland – d.h. der gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und technischen – ergaben, aktiv auf. Sie gestalteten ihre Presseorgane entsprechend, um den einschneidenden Veränderungen Rechnung zu tragen. Die Modernisierung der Zeitungen erfolgte einhergehend mit der Entstehung der Massenpresse. Damit war der Typ des Generalanzeigers geschaffen. Dieser neue Zeitungstyp leistete einen signifikanten Beitrag zur Heranführung der Menschen, v.a. Angehöriger unterer Schichten, an die Zeitung. Er wurde den Umwälzungen durch eine unpolitische Haltung, einen günstigen Bezugspreis sowie eine einfache, auf das Kleinbürgertum zugeschnittene Berichterstattung gerecht. Trotz der Bedeutung und des Erfolges dieses Zeitungstyps, der mit rasch steigenden Auflagenziffern einherging, ist es verwunderlich, dass sich die Forschung weitgehend dem Phänomen verschloss.1 Weder der Gattung selbst noch einigen ihrer bedeutenden Verleger wurde bisher die ihnen gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. So ist es nicht gelungen, ein umfassendes und nachhaltiges Interesse für die Thematik zu wecken sowie
1
Vorlage für den Aufsatz bildet die von Prof. Dr. Jürgen Wilke angeregte und betreute Magisterarbeit zum Thema, vgl.: Yvonne Graf: Der Erfolg der Generalanzeiger in der Provinz – Die Dynastie Huck. Mainz: Univ., unveröff. Magisterarbeit 2012. Die Autorin möchte an dieser Stelle ihren Dank an Clemens Huck und seine Frau sowie Dr. Dirk Ippen für die großzügige Bereitstellung von Archivmaterialien aussprechen. Vgl. zudem: Emil Dovifat: Die Anfänge der Generalanzeigerpresse. In: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik. Sonderheft anlässlich der Internationalen Presseausstellung »Pressa« Köln, 65, 4. Leipzig. Verlag des Deutschen Buchgewerbevereins 1928, S. 163– 184; Horst Heenemann: Die Auflagenhöhen der deutschen Zeitungen. Ihre Entwicklung und ihre Probleme. Berlin: o.V. 1930 (zugl.: Leipzig, Univ., Diss., 1929), S. 71–86; Hans Ulrich Arntz: Der ›Remscheider General-Anzeiger‹ im Rahmen der Geschichte seines Typs. Remscheid: J. F. Ziegler’sche Buchdruckerei 1938 (zugl.: Berlin, Univ., Diss., 1938), S. 19; Hans-Wolfgang Wolter: Generalanzeiger – Das pragmatische Prinzip. Zur Entwicklungsgeschichte und Typologie des Pressewesens im späten 19. Jahrhundert mit einer Studie über die Zeitungsunternehmungen Wilhelm Girardets (1838–1918). Bochum: Studienverlag Dr. N. Brockmeyer 1981 (= Bochumer Studien zur Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 31), S. 9.
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wesentliche Aspekte des Zeitungstyps »Generalanzeiger« aufzudecken und publik zu machen. Mit Ausnahme einer Studie von Hans-Wolfgang Wolter2 ist der Fokus der meisten pressehistorischen Arbeiten vor allem auf Berlin gelegt worden. Der Ruf der Hauptstadt als Zeitungsstadt wurde vor allem von den Verlegern Rudolf Mosse (1843–1920)3, Leopold Ullstein (1826–1899)4 und August Hugo Friedrich Scherl (1849–1921)5 geprägt. Jedoch zeigten sich auch außerhalb Berlins Bestrebungen nach einer Modernisierung des Zeitungswesens. Bedeutende Persönlichkeiten, welche die Generalanzeiger in der Provinz durchsetzten, waren die Verlegerfamilien Girardet (Essen), Krüger (Dortmund), Leonhardt (Leipzig) und Huck (Offenbach).6 August Huck (24.2.1849–14.7.1911) und sein Sohn Wolfgang Huck (13.9.1889– 22.1.1967)7 werden in vielen Darstellungen über die damalige Presse, wenn überhaupt, nur am Rande erwähnt, obwohl die als »General-Anzeiger-König[e]«8 bezeichneten Verleger eine ganze Reihe von Generalanzeigern gründeten und somit zu deren Verbreitung beitrugen. Ihr Name wurde »[v]or fünfzig Jahren [...] gleichbedeutend neben den von Scherl, Mosse und Ullstein gesetzt«.9 Außerdem gelang es ihnen, ihren »Konzern zur Heimat zahlreicher Provinzzeitungen zu machen – ein wohl einmaliges Phänomen in der Geschichte der deutschen Presse«.10 Noch nach dem Zweiten Weltkrieg wagte Wolfgang Huck nochmals einen Neuanfang des Verlags in München, aus dem der ›Münchner Merkur‹ hervorging, der noch heute mit zahlreichen Nebenausgaben in verschiedenen bayerischen Regionen vertreten ist.11 Ein wesentlicher Grund für das Desiderat in der Forschung ist die Quellenlage. Leider sind in Deutschland Archive von Zeitungsverlagen kaum erhalten geblieben, so 2 3
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Vgl. Wolter (1981) (wie Anm. 1). Vgl. Wilfried Scharf: Rudolf Mosse (1843–1920). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hg.): Deutsche Presseverleger des 18.–20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1975 (= Publizistik-Historische Beiträge, Bd. 4), S. 204. Vgl. Ellen Fischer: Leopold Ullstein (1826–1899). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hg.): Deutsche Presseverleger des 18.–20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1975 (= Publizistik-Historische Beiträge, Bd. 4), S. 163. Vgl. Burkhard Treude: August Hugo Friedrich Scherl (1849–1921). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hg.): Deutsche Presseverleger des 18.–20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1975 (= Publizistik-Historische Beiträge, Bd. 4), S. 232. Vgl. Rudolf Stöber: Deutsche Pressegeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2014, 3. Auflage, S. 258f.; Kurt Koszyk: 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. In: Emil Dovifat (Hg.): Handbuch der Publizistik. Band 3: Praktische Publizistik. 2. Teil. Berlin: Walter de Gruyter 1969, S. 82. Vgl. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften: Neue Deutsche Biographie. Band 9: Hess–Hüttig. Berlin: Duncker & Humblot 1972, S. 709. Peter de Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse. Überarb. u. erw. Aufl. Frankfurt/M., Berlin, Wien: Ullstein 1982, S. 224. B. Uwe Weller: Wolfgang Huck (1889–1967). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hg.): Deutsche Presseverleger des 18.–20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1975 (= Publizistik-Historische Beiträge, Bd. 4), S. 348. Ebd. Vgl. ebd.
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Yvonne Graf
dass eine wesentliche Basis für eine historische Rekonstruktion fehlt. Nur in Grenzen kann dieser Mangel ersetzt werden. Dies ist im vorliegenden Fall geschehen: einmal durch eine systematische Suche in älterer Literatur und insbesondere in der z.T. etwas abgelegenen Branchenpublizistik. Dadurch hat sich einiges ermitteln und verifizieren lassen, wenngleich sich die Angaben gelegentlich widersprechen. Ferner wurde versucht, Kontakt zu noch lebenden Nachfahren der Familie herzustellen, die ebenfalls sachdienliche Informationen beisteuern konnten. Ein Glücksfall war zudem die Entdeckung von zusätzlichem Material im Haus des ›Münchner Merkur‹, der noch auf eine HuckGründung zurückgeht. So basiert die folgende Darstellung in ihrer historischen Rekonstruktion auf einer breitestmöglichen Quellengrundlage. Darüber hinaus enthält der Beitrag eine Inhaltsanalyse, um zumindest exemplarisch die Ähnlichkeit der General-Anzeiger an verschiedenen Orten zu überprüfen. 2. DIE DYNASTIE HUCK 2.1. Abstammung und Charakterisierung der Verleger Ursprünglich stammten die Hucks aus Straßburg. Als Hugenotten siedelten sie in den Frankfurter Raum über. Ihren Adelstitel legten sie aufgrund von Armut nieder. Die Anfänge der Verlagsdynastie sind bereits auf den zur damaligen Zeit in Offenbach ansässigen Vater des Gründers Johann Michael Huck (1809–1864) zurückzuführen.12 Er setzte mit seiner Schriftgießerei und Maschinenbaugesellschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts den Grundstein für die Wirkungsmöglichkeiten seiner Erben.13 Johann Michael Huck hatte 12 Söhne, darunter August Huck, der als »eine der markantesten Persönlichkeiten im ganzen deutschen Pressewesen«14 galt. Indem dieser die Schriftgießerei seines Vaters modernisierte, entwickelte sie sich zu einem der wichtigsten Unternehmen in der Branche. Schließlich stieg August Huck selbst in das Zeitungswesen ein. Er erkannte das Potential der Generalanzeiger und wollte diesen Pressetyp in Deutschland befestigen. Zeitgenossen bezeichneten ihn sogar als den »Schöpfer der [...] Generalanzeigerpresse«15 in Deutschland, der, gemessen an den Auflagenhöhen seiner Zeitungen, gleichrangig neben anderen Verlegern von Großkonzernen wie Mosse, Scherl oder Ullstein stand. Sein Vermögen wurde zu seinem Lebensende auf neun bis zehn Millionen Mark geschätzt, sein jährliches Einkommen betrug um die 480.000 Mark.16 August Huck galt als präzise und sparsam. Sehr großzügig hingegen erwies er sich bei seinem Interesse für Kunst und Musik. Der geborene Offenbacher war der Hauptkapitalgeber des Theatermanns Max Reinhardt. Huck wurde als schlichter Mann cha12
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Vgl. Private Niederschrift von Clemens Huck, Oktober 2002. Dokument aus dem PrivatArchiv von Clemens Huck. Es ist nicht mehr zu ermitteln, wann die Hucks in den Frankfurter Raum übersiedelten und nach Offenbach zogen. Vgl. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1972) S. 709 (wie Anm. 7). Anonymer Zeitungsnachruf aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags, dessen Veröffentlichungsort nicht mehr nachvollzogen werden konnte. Ebd. Vgl. ebd.; Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Preußen. Berlin: Verlag W. Herlet 1912, S. 24.
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rakterisiert, dem Ehrungen wenig bedeuteten. So legte er keinen Wert auf »eine große Rolle im dekorativen Schauspiel des Lebens«.17 August Huck war seit 1902 Mitglied des Freien Deutschen Hochstifts.18 Mit seiner Frau Magdalene, geb. Fechter, hatte er sechs Söhne.19 Wolfgang Huck,20 der dritte Sohn, führte das Werk seines Vaters fort. Nach dem Besuch des Wöhler-Gymnasiums in Frankfurt a. M. studierte er Geschichte, Volkswirtschaft und Staatsrecht in Frankfurt a. M., München und Heidelberg. 1912 wurde er mit dem Thema »Die kleine Anzeige, ihre Organisation und ihre volkswirtschaftliche Bedeutung« zum Dr. phil. promoviert.21 Schon vorher, im Jahr 1909, stieg er als Volontär in die väterliche Unternehmung ein und absolvierte eine praktische Fachausbildung bei der ›Münchener Zeitung‹.22 Als Nachfolger seines Vaters wusste er dessen Erbe zu erhalten und zu vermehren. Der Titel »General-Anzeiger-König«, der schon August Huck galt, wurde auf Wolfgang Huck übertragen. Dieser war, nach seiner Übersiedlung 1912 nach Berlin, einer der größten Steuerzahler der Hauptstadt. Im Ersten Weltkrieg arbeitete Huck als ehrenamtlicher Hilfsarbeiter und Sachverständiger für das Zeitungswesen im Auswärtigen Amt. In seinen Tätigkeitsbereich fielen die Verwaltung und Überwachung jener ausländischen Zeitungen, die dem Auswärtigen Amt nahe standen. Zu diesem Zweck unternahm er, neben täglichen Besprechungen im Amt, zahlreiche Auslandsreisen.23
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Paul Fechter: An der Wende der Zeit. Menschen und Begegnungen. Gütersloh: C. Bertelsmann Verlag 1949, S. 7. Vgl. o.V.: August Huck †. In: Presse, Buch, Papier, o.Jg. 1911, Nr. 30/31, S. 307; J[ulius] F[erdinand] W[ollf]: August Huck †. In: Der Zeitungs-Verlag, 12. Jg. 1911, Nr. 29, S. 638f.; Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1972) S. 709 (wie Anm. 7); Freies Deutsches Hochstift: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts. Frankfurt am Main: Druck von Gebrüder Knauer 1902, S. 364. Vgl. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1972) S. 709 (wie Anm. 7). Sein voller Name lautete Friedrich Waldemar Wolfgang Huck; vgl. Private Niederschrift von Clemens Huck, Oktober 2002. Dokument aus dem Privat-Archiv von Clemens Huck. Vgl. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1972) S. 709 (wie Anm. 7); Hans Joachim Hofmann: Die Entwicklung der ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ vom Generalanzeiger zur Heimatzeitung. Dresden: Verlagsanstalt Scholz & Co. 1940 (zugl.: Leipzig, Univ., Diss., 1939), S. 116f.; Wolfgang Huck: Die kleine Anzeige, ihre Organisation und volkswirtschaftliche Bedeutung. Halle a.S.: Buchdruckerei des GeneralAnzeigers für Halle und die Provinz Sachsen 1914 (zugl.: Heidelberg, Univ., Diss., 1914). Vgl. Hofmann (1940) S. 117 (wie Anm. 21); o.V.: Zeitungsverleger Dr. Wolfgang Huck 70 Jahre. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag, 56. Jg. 1959, Nr. 17, S. 867. Vgl. Heinrich Walter: Zeitung als Aufgabe. 60 Jahre Verein Deutscher Zeitungsverleger 1894–1954. Wiesbaden: Verlag Verein Deutscher Zeitungsverleger [1954], S. 127; de Mendelssohn (1982) S. 224 (wie Anm. 8); Sabine Gruber/Ulrich Ott: Harry Graf Kessler. Das Tagebuch Neunter Band 1926–1937. O.O: Cotta o.J. (= Veröffentlichungen der Deutschen Schillergesellschaft, Bd. 50.9), S. 530; Weller (1975) S. 351 (wie Anm. 9); Schreiben Wolfang Hucks an das Königliche Kriegsministerium in Berlin, 28.4.1915, Dokument aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags.
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Yvonne Graf
Abb. 1: H 1892 August Huck,
Abbb. 2: Woolfgang Huck, um m 1960
(Quelle: Privatarchiv P von Clemens Huck)
(Quuelle: Privatarchivv von Clemens H Huck)
Dr. Feliix Buttersack, Mitherausgebber des in der Nachkriegszeit von Huck vverlegten ›Münchn ner Merkur‹, bemerkte, b dasss Wolfgang Hu uck schon früh h einen »vollenn Begriff von Verrantwortung«244 besaß. Unteer Kollegen un nd Mitarbeiterrn genoss der Verleger den besten Ruf, denn n seine Sachkuunde und sein n Verstand gin ngen nach allge gemeinem Urteil eiinher mit der besonderen b Gü Güte, die er sein nen Mitmensch hen entgegenbbrachte.25 So wurdde er vertrauen nsvoll als »der D Doktor«26 odeer »der alte Herrr«27 bezeichneet. Derr liberale Verleeger galt außerrdem als »Graandseigneur«,288 der seine sozziale Stellung miit einer ethisch hen Verpflichhtung verbund den sah. Ganzz in der Tradi dition des Vaters kam k Wolfgangg Hucks Großßzügigkeit vor allem bei sein nen musikaliscchen und 24 25
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Felixx Buttersack: Wolfgang W Huck ††. In: Münchner Merkur, Nr. 20 vom 24.1.19677, S. 3. Vgl. ebd.; o.V.: Verleger V Dr. H Huck beigesetzt.. In: Münchneer Merkur, Nr. 24 vom 28.//29.1.1967, S. 155; Rekommandieerte Auskunft der d Firma Wys Muller M & Co. an die Firma Paull Meyerowitz, 8..3.1916: Gebr. H Huck & Dr. Wo olfgang Huck, Dokument aus deem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags. O.V V.: In Gedenken an Dr. Wolfganng Huck. In: Derr Hausgeist. Hau uszeitung des M Münchener Zeittungs-Verlags, o.Jg. o 1967, Nr. 2,, S. 2. O.V V.: Ein Leben fürr die Zeitung. Inn: Münchner Merkur, Nr. 220 vom v 12./13.9.19964, S. 3. Walter [1954], S. 1227 (wie Anm. 23) 3).
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künstlerischen Interessen zum Ausdruck. Er war Mäzen Max Reinhardts am Deutschen Theater und unterstützte ihn wie schon sein Vater finanziell, bis er 1933 Berlin verlassen musste. Wolfgang Huck war zudem Mitglied der Ankaufskommission des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin.29 Auch in seiner Wahlheimat München, in die er nach dem Zweiten Weltkrieg übersiedelte, beteiligte er sich am kulturellen Leben. So ließ er als Kuratoriumsmitglied der Förderer der Alten Pinakothek in München sowie als Vorstandsmitglied des Freundeskreises des Bayerischen Nationalmuseums diesen beiden Institutionen beachtliche Spenden zukommen. Zudem war er Kuratoriumsmitglied der Gesellschaft zur Förderung der Münchner Opernfestspiele. Nicht zuletzt wird sein Interesse für Kunst und Musik in seiner Beteiligung an der Firma Bruckmann K.G. in München nach 1945 deutlich.30 Wolfgang Huck unterstützte die Kunst nicht nur, er lebte sie auch. Seine »Liebe zu schönen Gebäuden«31 ließ er sich einiges kosten, ob es sich um seine Wohnhäuser, z.B. in Berlin oder Berchtesgaden, handelte oder um die zahlreichen Büros und Verlagshäuser, deren Räume er stets mit wertvollen, antiken Möbeln und Gemälden und anderen Kunstgegenständen ausstattete. Sein ausgeprägtes Gespür für Repräsentativität kam beispielsweise auch im Verlagshaus des ›Breslauer General-Anzeigers‹ (später ›Breslauer Neueste Nachrichten‹) zum Ausdruck: Bei diesem 1720 im Barockstil errichteten Patrizierhaus handelte es sich um ein Palais Augusts des Starken. Es zeigte sich zudem in Hucks Position als Vorsitzender des Aufsichtsrates der »Presse-Haus GmbH«. Diese Gesellschaft kümmerte sich bis zu ihrer Auflösung 1945 um den Kauf, die Gestaltung und die Verwaltung des Hauses, das dem Verein Deutscher Zeitungsverleger zur Verfügung stand.32 Anlässlich seines 70. Geburtstages und 50jährigen Berufsjubiläums erhielt Wolfgang Huck 1959 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Außerdem zeichnete der bayerische Ministerpräsident ihn mit dem 29
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Vgl. Buttersack (1967) S. 3 (wie Anm. 24); Winfried B. Lerg: Die Anfänge der Zeitung für alle. Methodenkritisches zur Geschichte der Massenpresse. In: Winfried B. Lerg / Michael Schmolke (Hg.): Massenpresse und Volkszeitung. Zwei Beiträge zur Pressegeschichte des 19. Jahrhunderts. Assen: Van Gorcum & Comp. N.V. 1968 (= Münsteraner Marginalien zur Publizistik, Bd. 10), S. 23; o.V.: Dr. Wolfgang Huck feiert seinen 75. Geburtstag. In: Die Kunst, o.Jg. 1964, Nr. 7, S. 20; Siegfried Jacobsohn: Sie tobten. Ich schritt weiter. Register. Göttingen: Wallstein-Verlag 2005 (= Siegfried Jacobsohn Gesammelte Schriften 1900–1926, Bd. 5), S. 382. Vgl. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1972) S. 709f. (wie Anm. 7); Weller (1975) S. 354 (wie Anm. 9). Ebd. Vgl. Private Aufzeichnung der Besitzes der Hucks, Dokument aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags; Marianne Feuersenger: Mein Kriegstagebuch. Zwischen Führerhauptquartier und Berliner Wirklichkeit. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder 1982, S. 180; o.V. (1967) S. 2 (wie Anm. 26); Ernst Küster: Erinnerungen eines Botanikers. Gießen: Brühlsche Universitätsdruckerei [1953], S. 28; Weller (1975) S. 354 (wie Anm. 9); Private Niederschrift von Clemens Huck, Oktober 2002; Zeitungsartikel: Wenn Wände reden könnten, 1968, ohne Quellenangabe, Dokumente aus dem Privat-Archiv von Clemens Huck; Walter [1954], S. 127 (wie Anm. 23).
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Bayerischen Verdienstorden aus.33 Münchens Oberbürgermeister verlieh ihm 1964 die goldene Medaille »München leuchtet – den Freunden Münchens«.34 Huck war Mitglied des Berliner Herrenclubs und der Deutschen Gesellschaft 1914. Zudem gehörte er der Ruperto Carola, der Vereinigung der Freunde der Studentenschaft der Universität Heidelberg, an. Er arbeitete aktiv im Verband Bayerischer Zeitungsverleger, im Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger sowie im Verband der grafischen Betriebe in Bayern mit und setzte sich intensiv für die Nachwuchsausbildung ein.35 Wolfgang Huck war in erster Ehe mit der Schauspielerin Camilla, geb. Eibenschütz, aus dem Ensemble von Max Reinhardt verheiratet. In zweiter Ehe nahm er Ragnhild Siri, geb. Reichsgräfin Trampe, zur Frau. Andreas Michael Huck (7.9.1919– 21.9.2004), der Sohn aus erster Ehe, wurde Mitinhaber des nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebauten Münchener Zeitungs-Verlags. Er hatte zwei Kinder, Clemens Huck (*1948) und Daniela Huck (*1955). Ebenso wie Andreas Michael Huck besaß Clemens Huck später Anteile am Münchener Zeitungs-Verlag.36 2.2. Der Werdegang des Huck-Verlags 2.2.1. Von der Schriftgießerei bis zum Zeitungs-Verlag unter August Huck Die Anfänge der Offenbacher Schriftgießerei von Johann Michael Huck, dem Großvater von Wolfgang Huck, liegen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Gemeinsam mit Peter Johann Nees und Philipp Rudhard rief er 1840 oder 1841 eine Schriftschneiderei, Schriftgießerei und Stereotypengießerei ins Leben.37 Die drei Gründer gingen einen Vertrag ein, in dem festgehalten wurde, dass das Unternehmen zehn Jahre gemeinsam weitergeführt werden sollte. 1842 und 1843 entstanden erste Schriftproben. 33
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Vgl. o.V.: Verleger Dr. Wolfgang Huck 70 Jahre. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung, Nr. 212 vom 12./13.9.1959, S. 3; o.V.: Aus Franken und Bayern – kurz berichtet. Dr. Wolfgang Huck 70 Jahre. In: Nürnberger Zeitung, Nr. 211 vom 12.9.1959, S. 8; Buttersack (1967) S. 3 (wie Anm. 24). Vgl. o.V.: Dem Freunde Münchens. In: Münchner Merkur, Nr. 260 vom 29.10.1964, S. 17. Vgl. Paul Hoser: Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Hintergründe der Münchner Tagespresse zwischen 1914 und 1934. Methoden der Pressebeeinflussung. Teil 1. Frankfurt am Main (u.a.): Peter Lang 1990 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 447), S. 59; Gruber/Ott (o.J.) S. 860 (wie Anm. 23); o.V.: Geschäftsbericht. In: Ruperto Carola, 19. Jg. 1967, Nr. 41, S. 458; o.V.: Minister Eberhard überreichte Große Verdienstkreuze. In: Mittelbayerische Zeitung, Nr. 257 vom 28.10.1959, S. 6. Vgl. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1972) S. 709 (wie Anm. 7); Walter Habel: Wer ist Wer? Das deutsche Who’s Who. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag 1977, 19. Ausgabe von Degeners Wer ist’s?, S. 408; Private Niederschrift von Clemens Huck, Oktober 2002, Dokument aus dem Privat-Archiv von Clemens Huck; o.V.: Verleger und Pferdeliebhaber ohne Scheuklappen. In: merkur-online, http://www.merkur-online.de/lokales/landkreis-wolfratshausen/verleger-pferdeliebhaberohne-scheuklappen-249055.html, 2004 [Stand: 10.4.2011]. Vgl. Private Niederschriften: o.V.: Das Schriftgießereigewerbe in Offenbach am Main; Schreiben von Wys Muller & Co., 15.1.1914: August Huck Erben, Dokumente aus dem Privat-Archiv von Clemens Huck; Deutscher Wirtschaftsverlag: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Erster Band. Berlin: Deutscher Wirtschaftsverlag 1930, S. 813.
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Die erste Handgießmaschine wurde 1849 gebaut. Bis in das Jahr 1851 betrieben Rudhard, Huck und Nees die Schriftgießerei selbst, wobei ersterer zurichtete, Huck galvanisierte und stereotypierte und Nees sich um Kontor und Reiseposten kümmerte.38 Im März 1852 kauften Johann Michael Huck und F. A. Rust die gesamte Einrichtung der Schriftschneiderei, Schriftgießerei und Stereotypengießerei mit mechanischer Werkstatt für 15.000 Gulden. Sie leiteten das Unternehmen unter dem Namen Johann Michael Huck & Co. Als Johann Michael Huck am 3. März 1864 starb, übernahm erst seine Witwe den Betrieb, während sein ältester Sohn Heinrich Huck als Prokurist eintrat. In den Jahren 1865 bis 1870 beteiligte sich der Schwiegersohn von Frau Huck, Friedrich Kriegbaum, an der Firma. Da das Geschäft 1870 und 1871 florierte, übernahm August Huck im Januar 1871 seine Leitung. Ihm gelang es, die Schriftgießerei umfassend und gewinnbringend zu modernisieren und sie zu einem der wichtigsten Unternehmen in dieser Branche werden zu lassen. Seit 1884 fiel neben der Schriftgießerei auch die Herstellung von Buchdruck-Schnellpressen in den Aufgabenbereich des Unternehmens.39 Im April 1888 wurde als Rechtsnachfolgerin der Firma Johann Michael Huck & Co. die »Actiengesellschaft für Schriftgießerei und Maschinenbau« gegründet. Die Aktiengesellschaft kaufte die Firma für 899.971 Mark. August Huck übernahm die Direktion. Das Aktien-Kapital des Unternehmens betrug eine Millionen Mark. Kurz darauf, im Mai 1891, wandte sich August Huck von der Schriftgießerei ab und zog von Offenbach nach Frankfurt a. M., wo er sich ganz dem Zeitungsgeschäft widmete. Die Idee hierzu war ihm schon während seiner Arbeit als Schriftgießer gekommen, als er durch den Vertrieb seiner Produkte geschäftliche Beziehungen zu Zeitungs-Verlagen knüpfte.40 Der von Huck bestimmte Zeitpunkt, in diese Branche einzusteigen, war günstig gewählt. Zu jener Zeit begann sich der Generalanzeiger als Pressetyp durchzusetzen. Die Besonderheit bei Huck ist, dass er mit seinen Blättern nicht auf die Reichshauptstadt zielte, sondern auf andere mittelgroße bis große Städte in Deutschland. Damit gelang es ihm, »in einer Zeit, in der der Typ des Generalanzeigers und der hauptstädtischen Presse bevorzugt wurde, in einem Bereich des Zeitungsmarktes vorzustoßen, der bislang sträflich vernachlässigt worden war: in die deutsche Provinz«.41 Von Frankfurt a. M. aus schuf oder kaufte er eine Reihe von Zeitungen, bzw. beteiligte sich an solchen und setzte damit den Anfang eines Zeitungskonzerns, der bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten der größte in privater Hand werden sollte. Die Zeitungen des Huck-Konzerns waren vor allem im Osten und Süden Deutschlands, von Stettin über Breslau bis nach München, vertreten.42 38
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Vgl. o.V.: Das Schriftgießereigewerbe in Offenbach am Main, Dokument aus dem PrivatArchiv von Clemens Huck. Vgl. ebd. Vgl. Martin (1912) S. 396 (wie Anm. 16); o.V.: Das Schriftgießereigewerbe in Offenbach am Main, Dokument aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags; o.V.: Ein deutscher Zeitungsfürst (möglicherweise in Zeitung des Ortes Weißensee vom 28. Juli 1911), Nachruf aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags. Weller (1975) S. 350 (wie Anm. 9). Vgl. Walter [1954], S. 127 (wie Anm. 23); Otto Groth: Die Zeitung. Ein System der Zeitungskunde (Journalistik). Erster Band. Mannheim, Berlin, Leipzig: J. Bensheimer 1928, S. 224f.;
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2.2.2. Der Verlag unter Wolfgang Huck bis 1933 Nach dem Tod von August Huck am 14. Juli 1911 übernahmen seine Söhne Wolfgang und Harald Huck den Betrieb. Aufgrund der raschen Expansion verlegten sie die Konzernleitung 1914 nach Berlin. Die Wahl des Ortes gründete in der Konzentration der Nachrichten- und Informationsmittel in der Reichshauptstadt. Folglich waren dort größere Provinzzeitungen mit eigenen Büros vertreten, oder es siedelten, wie im Fall des Huck’schen Verlags, große Zeitungsketten für die Steuerung ihrer Zeitungen ganz in die Hauptstadt über, ohne jedoch in Berlin selbst eine Zeitung zu besitzen.43 Wolfgang und Harald Huck sowie ihr Bruder Eberhard Huck schufen für die Kontrolle, die Leitung und die Vermögensverwaltung des Unternehmens im Februar 1914 die Firma »Gebr. Huck«. Sowohl Wolfgang als auch Harald Huck waren berechtigt, die Gesellschaft selbständig zu vertreten. Prokura erhielt August Kraulidat. Die Witwe von August Huck, Magda Huck, trat außerdem als persönlich haftende Gesellschafterin ein, ohne jedoch eine selbständige Vertretungsbefugnis ausüben zu dürfen. Bei dem Unternehmen handelte es sich um eine Familiengründung, wobei unter der Firma nicht nur Zeitungen, sondern auch Zeitschriften betrieben wurden, wie im Folgenden zur Arbeitsweise Wolfgang Hucks noch erwähnt werden wird. Als Harald Huck im Ersten Weltkrieg 1915 in Russland gefallen war, übernahm Wolfgang Huck die alleinige Konzernleitung.44 Schon von Anfang an war dies keine leichte Aufgabe. Bereits während des Ersten Weltkriegs musste er um die Stellung als Verleger des Huck’schen Konzerns kämpfen. Sowohl von Wolfgang Huck selbst als auch von Seiten des Auswärtigen Amtes, in dem der Verleger in der Kriegszeit ehrenamtlich arbeitete, erging mehrfach die Bitte an das Königliche Kriegsministerium, ihn vom Waffendienst freizustellen. Huck selbst äußerte sich besorgt: »Meine Einberufung würde in der geschäftlichen und redaktionellen Oberleitung aller dieser grossen Zeitungsunternehmungen, die vielen hunderten von Familien Erwerb bieten, tiefgehende Störungen hervorrufen. Ich würde tatsächlich nicht wissen, wem ich die komplizierte Leitung dieser grossen journalistischen Unternehmungen, die in einer Hand vereinigt sein müssen, übergeben sollte.«45 Es wurde ihm daraufhin gestattet, den Konzern allein fortzuführen. Während Wolfgang Huck den Verlag unbeschadet durch die Zeit des Ersten Weltkriegs führte, war das gesamte deutsche Zeitungswesen alles andere als stabil. Schon das 1874 verabschiedete Reichspressegesetz hatte obrigkeitliche Eingriffe in die Pressefreiheit nicht verhindert. Der Erste Weltkrieg setzte dem Pressewesen mit einer stren-
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Die Gründungen und Käufe der sowie Beteiligungen an Zeitungen werden in Kapitel 3.5 dargestellt. Vgl. Weller (1975) S. 350 (wie Anm. 9); Peter de Mendelssohn: Publizistische Großunternehmen. In: W. Joachim Freyburg/Hans Wallenberg (Hg.): Hundert Jahre Ullstein. 1877– 1977. Band 1. Frankfurt/M., Berlin, Wien: Ullstein Verlag 1977, S. 172; Die Klärung des Begriffs »Zeitungskette« erfolgt in Kapitel 3.1. Vgl. Rekommandierte Auskunft der Firma Wys Muller & Co. an die Firma Paul Meyerowitz, 8.3.1916: Gebr. Huck & Dr. Wolfgang Huck, Dokument aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags; Weller (1975) S. 350 (wie Anm. 9). Schreiben Wolfang Hucks an das Königliche Kriegsministerium (21.4.1915), Dokument aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags.
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gen Militärzensur und Papierrestriktionen zu, was sich auch in der Auflage der Huck’schen Blätter niederschlug. Beispielsweise reduzierte sich die Gesamtseitenzahl der ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ im Durchschnitt von 24 Seiten im März 1910 auf 14 im Oktober 1914 und 11,5 im März 1918.46 Mit der Beendigung des Krieges 1918 verbesserte sich die Lage nicht. Zwar gingen nach der Proklamierung der Weimarer Republik und dem Inkrafttreten der Weimarer Reichsverfassung 1919 im Artikel 118 ein Zensurverbot und die Garantie der Meinungsfreiheit einher, gleichwohl war die Pressefreiheit nicht durch die Verfassung geschützt, welche dem Reichspräsidenten mit dem Artikel 48 zudem die Handhabe zu Notverordnungen (inklusive Zeitungssuspendierungen) ließ.47 Die rechtlichen Mängel wurden verstärkt von den Gegensätzen der Parteien, für die die Republik ein umstrittener Kompromiss war. Um für oder gegen den Staat einzutreten, bedienten sie sich der Presse als Einflussmöglichkeit auf die öffentliche Meinung. Aufgrund der seinerzeitigen Unbeständigkeit des Pressewesens waren vor allem kleinere Blätter allein nicht überlebensfähig. Dies lag an den wirtschaftlichen Folgen des Krieges und an den Inflationsjahren 1920–1923, die ein durch die Geldentwertung hervorgerufenes Zeitungssterben mit sich brachten.48 Trotz dieser Entwicklungen befand sich der Huck’sche Verlag in einer finanziell soliden Situation, sodass der Verleger diese Phase mit seinen Zeitungen durchstand. 1920 kaufte er sogar noch eine weitere hinzu. Mit dem Ende der Inflation ging schließlich eine Besserung wirtschaftlicher Verhältnisse einher, die sich auch auf das Zeitungswesen auswirkte. So gelang es Huck, sein Unternehmen weiter auszudehnen. In der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre musste er sich zwar von einigen Blättern trennen, dennoch galt sein bei Konkurrenten gefürchteter Konzern als finanzstark.49 2.2.3. Der Verlag in der Zeit des Nationalsozialismus Mit der Ernennung Adolf Hitlers (1889–1945)50 zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 ging für das deutsche Zeitungswesen die größte Wende einher, die es bis dahin erlebt hatte. Das Ziel der Nationalsozialisten war die institutionelle, rechtliche, wirtschaftliche sowie publizistische Beherrschung der Presse, um einen einheitlichen Volkswillen herzustellen.51 Nachdem sich die Regierung Hitler bald die nötigen Rechtsmittel geschaffen 46
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Vgl. Karl Schottenloher: Flugblatt und Zeitung. Ein Wegweiser durch das gedruckte Tagesschrifttum. Band 2: Von 1848 bis zur Gegenwart. München: Klinkhardt & Biermann 1985 (= Bibliothek für Kunst- und Antiquitätenfreunde, Bd. 21/2), neu verfaßt und bis in die Gegenwart fortgeführt von Johannes Binkowski, S. 97f.; Hofmann (1940) S. 123 (wie Anm. 21). Vgl. Jürgen Wilke: Einleitung. In: Jürgen Wilke (Hg.): Pressefreiheit. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1984 (Wege der Forschung, Bd. 625), S. 33; o.V.: Die Verfassung des Deutschen Reiches. http://www.documentarchiv.de/ns.html, 1919 [Stand: 14.10.2011]. Vgl. Schottenloher (1985) S. 102, 106–108 (wie Anm. 46). Vgl. Weller (1975) S. 351 (wie Anm. 9); Hoser (1990) S. 88 (wie Anm. 35); Oswald Spengler: Briefe 1913–1936. München: Verlag C.H. Beck 1963, S. 606; Kapitel 3.5. Vgl. Walther Killy / Rudolf Vierhaus: Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 5: Hesselbach-Kofler. München: K.G. Saur Verlag 1997, S. 216. Vgl. Wolfgang Huck: Die Strukturwandlungen im deutschen Zeitungswesen. Vortragsmanuskript aus dem Privat-Archiv von Clemens Huck; Jürgen Wilke: Gewalt gegen die Presse. In: Jürgen Wilke (Hg.): Unter Druck gesetzt. Vier Kapitel deutscher Pressegeschichte. Köln,
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hatte, um Zeitungen zu verbieten,52 ergingen 1933 drei Maßnahmen, die die Presselenkung der Nationalsozialisten wesentlich prägten: Die Gründung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda, das Reichskulturkammergesetz und das Schriftleitergesetz. Diese zogen die Kontrolle der Presse und der Journalisten sowie die Reglementierung ihrer Tätigkeiten nach sich.53 Noch folgenreichere Eingriffe in die Rechte des Zeitungsgewerbes wurden vom Präsidenten der Reichspressekammer (und dem Reichsleiter für die Presse der NSDAP) Max Amann im Jahr 1935 veranlasst. Die Generalanzeiger hatten 1937 einen sehr großen Anteil an der Gesamtauflage der deutschen Presse (60,3 Prozent) und stellten für die Presse der Nationalsozialisten somit eine große Konkurrenz dar. Da den Machthabern durch das Reichskulturkammergesetz keine Möglichkeit gegeben war, den parteilosen Blättern Einhalt zu gebieten, griff Amann zu einem anderen Mittel.54 Seine drei Anordnungen vom 24.4.1935, »Zur Wahrung der Unabhängigkeit des Zeitungs-Verlagswesens«, »Zur Beseitigung der Skandalpresse« und »Über Schließung von Zeitungs-Verlagen zwecks Beseitigung ungesunder Wettbewerbsverhältnisse«,55 führte er im Wesentlichen mit seinem Stabsleiter Rolf Rienhardt und dem »Reichstreuhändler für alles«56, Max Winkler, aus.57 Unter anderem wurde durch die Anordnungen jegliche Konzernbildung untersagt. Jeder Zeitungsverleger durfte nur noch eine Zeitung besitzen. Damit gingen zahlreiche Schließungen und die Fusionierung oder Umstellung von Zeitungsbetrieben einher, wobei die Mehrheit der Aktien der liquidierten Verlage von verschiedenen NS-Einrichtungen übernommen wurde. Dazu gehörte die vom Politiker und Unternehmer Alfred Hugenberg aufgekaufte Vera GmbH für Geschäftszeitungen bzw. Generalanzeiger. Ein Hinweis auf die Maßnahmen der Nationalsozialisten reichte meist aus, um die Verleger der bürgerlichen Presse zur Abgabe ihrer Blätter zu bewegen, wobei die Vera üblicherweise 51 Prozent der Anteile
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Weimar, Wien: Böhlau Verlag 2002 (= Medien in Geschichte und Gegenwart, Bd. 17), S. 179; Heinz Pürer / Johannes Raabe: Presse in Deutschland. 3. völlig überarb. u. erw. Aufl. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2007, S. 82–91; Schottenloher (1985) S. 129–143 (wie Anm. 46); de Mendelssohn (1982) S. 392ff., 449–456 (wie Anm. 8). Vgl. Wilke (2002) S. 179f. (wie Anm. 51); Walter Hagemann: Publizistik im Dritten Reich. Ein Beitrag zur Methodik der Massenführung. Hamburg: Hansischer Gildenverlag, Joachim Heitmann & Co 1948, S. 32. Vgl. Pürer/Raabe (2007) S. 82–86 (wie Anm. 51). Vgl. Kurt Koszyk: Deutsche Presse 1914–1945. Geschichte der deutschen Presse. Teil 3. Berlin: Colloquium Verlag 1972 (= Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, Bd. 7), S. 393f.; Oron J. Hale: Presse in der Zwangsjacke. 1933–1945. Düsseldorf: Droste Verlag 1965, S. 340. Bernd Sösemann: Propaganda. Medien und Öffentlichkeit in der NS-Diktatur. Eine Dokumentation und Edition von Gesetzen, Führerbefehlen und sonstigen Anordnungen sowie propagandistischen Bild- und Textüberlieferungen im kommunikationshistorischen Kontext und in der Wahrnehmung des Publikums. Band 1. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2011 (= Beiträge zur Kommunikationsgeschichte, Bd. 25), S. 322ff. Koszyk (1972) S. 392 (wie Anm. 54). Vgl. Hale (1965) S. 153ff. (wie Anm. 54); Koszyk (1972) S. 367 (wie Anm. 54).
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erhielt. Die Übernahmen, die im Wesentlichen bis 1938 abgeschlossen waren, stellten die bis dahin größten Transaktionen im deutschen Pressewesen dar.58 Von den Ankäufen oder dem Erwerb der Mehrheit der Anteile an politischen Tageszeitungen und Generalanzeigern war auch Wolfgang Huck als Besitzer zahlreicher Generalanzeiger betroffen. Er wurde gezwungen, die meisten seiner Zeitungsbeteiligungen an die Vera abzutreten.59 Jedoch gab Huck nicht widerstandslos auf und ließ sich gemeinsam mit dem Generalanzeiger-Verleger aus Essen, Wilhelm Girardet, vom Rechtsanwalt Rüdiger von der Goltz vertreten. Im Namen der Verleger stellte von der Goltz beim Justizminister die rechtlichen und moralischen Grundlagen der Verordnung in Frage und bat ihn, die Eigentumsrechte von Huck und Girardet zu schützen.60 Außerdem protestierte er »gegen die Zwangsaufdeckung von Geschäftsgeheimnissen, gegen das Verbot, mehrere Zeitungen zu besitzen, und gegen die Befugnis des RPKPräsidenten, Zeitungs-Verlage unter Berufung auf ungesunde Wettbewerbsverhältnisse zu schließen«.61 In einem zweiten Schreiben beschwerte er sich ferner über den Fragebogen, den die Verleger erhielten, um ihre Eigentumsverhältnisse zu offenbaren. Da es jedoch den Geschädigten aufgrund der Ersten Durchführungsverordnung des Reichskulturkammergesetzes nicht möglich war, in einem Zivilprozess auf Schadenersatz zu klagen, blieben die Mühen des Anwaltes und der Verleger vergebens.62 Huck wurde im Folgenden weiter unter Druck gesetzt. So verkündete der Sachbearbeiter für die Generalanzeigerpresse im Reichsverband laut einem Gerücht, dass der Verleger sich von allen Zeitungen trennen müsse. Als von der Goltz und Huck von den mutmaßlichen Äußerungen hörten, die Amann und Rienhardt gemacht haben sollten, verwiesen diese darauf, dass bisher noch keine Entscheidung getroffen worden sei. Jedoch waren sämtliche Rechtswege, die den Verlegern aus der Lage geholfen hätten, verschlossen.63 So unterschrieb Huck noch 1935 einen Vertrag, der seine Anteile am Stuttgarter Zeitungs-Verlag der Vera-GmbH übertrug. Dies war wohl einer der Gründe, warum das Justizministerium einem Kompromiss zustimmte. Ein anderer war der Einfluss und die finanzielle Stärke Hucks. Die Übereinkunft sah vor, dass der Verleger selbst die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ als persönlich haftender Verleger behalten durfte. Drei weitere seiner Blätter konnte er auf minderjährige Neffen übertragen, die nominell deren Eigentümer wurden:64 Dies waren erstens die ›Hallischen Nachrichten‹ auf den Namen von Joachim Huck, zweitens die ›Münchener Zeitung‹, wobei Harald Huck als Komplementär neben der Münchener ZeitungsBeteiligungsGmbH (der bisherigen Komplementärin) und Gerhard Huck als Kommanditist eingetragen wurden. Als dritte wurde die ›Bayerische Zeitung‹ vor der Stilllegung gerettet. Wahrscheinlich galten bei diesem Blatt die gleichen Besitzverhältnisse wie bei 58 59
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Vgl. Koszyk (1972) S. 395f. (wie Anm. 54); Killy/Vierhaus (1997) S. 216 (wie Anm. 50). Vgl. Helga Wermuth: Max Amann (1891–1957). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hg.): Deutsche Presseverleger des 18.–20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1975 (= Publizistik-Historische Beiträge, Bd. 4), S. 364; Weller (1975) S. 351f. (wie Anm. 9). Vgl. Hale (1965) S. 169f. (wie Anm. 54). Hale (1965) S. 170 (wie Anm. 54). Vgl. Hale (1965) S. 170f. (wie Anm. 54). Vgl. Hale (1965) S. 202f. (wie Anm. 54). Vgl. Weller (1975) S. 351f. (wie Anm. 9).
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der ›Münchener Zeitung‹. Beide erschienen im Münchener Zeitungs-Verlag. Sowohl Wolfgang Huck als auch seine Neffen wurden demnach in die Reichspressekammer aufgenommen und erhielten Unbedenklichkeitsbescheinigungen. Joachim, Harald und Gerhard Huck agierten jedoch lediglich als Strohmänner für die Familie Huck und übten keinerlei Funktion aus.65 Wolfgang Huck wurden diese Sonderrechte zugesprochen, obwohl Rienhardt und Amann laut Zeugenaussage im Rückerstattungsprozess Huck gegen das Land BadenWürttemberg 1956 erklärt hatten, dass die Huck-Zeitungen »für den Nationalsozialismus untragbar«66 gewesen seien. Es steht fest, dass die Nationalsozialisten diese Regelung hätten unterbinden können. Sie wussten sehr wohl, dass der Verleger auch weiterhin der Leiter der Verlage sein würde. Dies wird durch eine Aussage von Huck selbst bekräftigt, nach der ihm ausdrücklich von der Reichspressekammer vertraglich das Recht zugestanden worden sei, die Geschäfte des Münchener Zeitungs-Verlags wahrzunehmen.67 Außerdem geht aus der Niederschrift hervor, dass die Familie Huck wie bisher an allen drei Zeitungen, den ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹, den ›Hallischen Nachrichten‹ und der ›Münchener Zeitung‹, beteiligt bleiben und eine Auseinandersetzung erst nach zehn Jahren, am 15.2.1946, erfolgen sollte. Zu dieser kam es jedoch nicht mehr. Denn schon 1943 ließ die Reichspressekammer die drei verbliebenen Zeitungen stilllegen, bzw. zusammenlegen. So wurden die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ mit dem ›Dresdner Anzeiger‹, welcher der NSDAP gehörte, zur ›Dresdner Zeitung‹ vereinigt.68 Die ›Hallischen Nachrichten‹, die ›Münchener Zeitung‹ und die ›Bayerische Zeitung‹ mussten ihr Erscheinen einstellen. Selbst der Eintritt Wolfgang Hucks in die NSDAP auf Drängen der Partei in den 1940er Jahren konnte dies nicht mehr verhindern.69 Schließlich zog er sich in sein Landhaus nach Berchtesgaden zurück.70 Bis Ende 1944 reduzierte sich die Zahl der Zeitungen in Deutschland auf unter 1000. Die Mehrheit war zwar noch in Privatbesitz. Ihre Titel machten allerdings lediglich noch einen Bruchteil, etwa 17,5 Prozent, der Gesamtauflage aus. Demgegenüber stabilisierte sich das Pressemonopol der Partei mit 82,5 Prozent
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Vgl. Hale (1965) S. 203 (wie Anm. 54); Private Aktennotiz von Wolfgang Huck v. 9.1.1961, Dokument aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags. Rückerstattungsprozeß Wolfgang Huck gegen Land Baden-Württemberg, 16. August 1956, S. 38–39, zit. n. Hale (1965) S. 202 (wie Anm. 54). Vgl. Private Aktennotiz von Wolfgang Huck am 9.1.1961, Dokument aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags. Möglicherweise gingen im ›Dresdner Anzeiger‹ auch die bis dahin ebenfalls in privater Hand befindlichen ›Dresdner Nachrichten‹ auf; vgl. hierzu: Private Aktennotiz von Wolfgang Huck am 9.1.1961, Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags. Vgl. Weller (1975) S. 352 (wie Anm. 9); Private Niederschrift, Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags; Ralf Krüger: Presse unter Druck. Differenzierte Berichterstattung trotz nationalsozialistischer Presselenkungsmaßnahmen. Die liberalen Dresdner Neueste Nachrichten und das NSDAP-Organ Der Freiheitskampf im Vergleich. In: Reiner Pommerin (Hg.): Dresden unterm Hakenkreuz. Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag 1998 (= Dresdner Historische Studien, Bd. 3), S. 61f. Vgl. Weller (1975) S. 352 (wie Anm. 9).
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der Auflage.71 Während die Zahl der Verlage in Familienbesitz stetig sank, entwickelten sich die NS-Verlage zu »Mammutgebilden«.72 2.2.4. Der Wiederaufbau des Verlags nach 1945 Bereits vor der Kapitulation der Deutschen am 7. Mai 1945 und dem gleichzeitigen Ende des bis dahin bestehenden Pressewesens begannen die westlichen Besatzungsmächte USA und Großbritannien mit der Planung der Neugestaltung der Presse in Deutschland. Die Besatzungspolitik sollte unter den »drei großen D« – Demilitarisierung, Denazifizierung und Demokratisierung – erfolgen, wobei die letzten beiden Schritte auch für die Pressepolitik Gültigkeit besaßen. Demgemäß konzipierten die Besatzungsmächte eine Presse, in der weder die bis Kriegsende existierenden Zeitungen erscheinen, noch die im Pressewesen des Nationalsozialismus verantwortlichen tätigen Personen beschäftigt werden sollten. Mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes am 24. Mai 1949 erfolgte die Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Die Verfassung garantierte in Artikel 5 erstmals auch die Pressefreiheit.73 Am 29. Mai desselben Jahres endete die von den Besatzungsmächten etablierte Lizenzpflicht, die Generallizenz wurde eingeführt. Somit konnte jeder, der nicht durch den Nationalsozialismus belastet war, eine Zeitung herausgeben. Folglich kam es noch im selben Jahr zu einer wahren Gründungsflut, an der sich auch Altverleger beteiligten. Viele waren noch im Besitz ihrer Druckmaschinen, die sie an die Lizenzverleger verpachtet hatten oder hatten müssen und die sie jetzt wieder zurückverlangten.74 Noch im Jahr 1949 wurde ein »erbitterte[r] Auflagenkrieg«75 geführt. Erst 1954 fand diese Aufbauphase ihren Abschluss. Der Grundstein für die noch heute existierende Presse war gelegt. Die Lizenzzeit gestaltete sich indes vor allem für viele Altverleger nicht einfach. Oft wurden sie als Besitzer der noch vorhandenen Zeitungsdruckereien von den Besatzungsmächten gezwungen, mit den Lizenzverlegern Pacht- und Druckverträge abzuschließen, zumal deren Bedingungen außerdem unter dem Einfluss der Besatzungsmacht standen.76 Auch Wolfgang Huck erhielt als Zeitungsverleger im Dritten Reich und zudem als Mitglied der NSDAP von den Amerikanern keine Lizenz für die Herausgabe einer Zeitung. Außerdem verweigerten die Wiedergutmachungskammern und das Oberste Rückerstattungsgericht die Rückgabe seines ursprünglichen Besitzes.77 Ihm blieben lediglich die Gebäude und die Druckerei des Münchener Zeitungs-Verlags. Alte Mitarbeiter bauten diese nach der Zerstörung wieder auf und arbeiteten zunächst im Lohndruck. Neben der Produktion von Wochenzeitungen und Zeitschriften erhielt
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Vgl. Wilke (2002) S. 183 (wie Anm. 51); Hagemann (1948) S. 40 (wie Anm. 52); Hans Dieter Müller: Der Springer-Konzern. Eine kritische Studie. München: R. Piper Verlag 1968, S. 35. Hagemann (1948) S. 40 (wie Anm. 52). Vgl. Bundesminister der Justiz: Bundesgesetzblatt. Jahrgänge 1949 und 1950. Köln: Bundesanzeiger-Verlags-GmbH 1949, S. 1f. Vgl. Pürer/Raabe (2007) S. 117 (wie Anm. 51); Koszyk (1969) S. 93f. (wie Anm. 6). Pürer/Raabe (2007) S. 117 (wie Anm. 51). Vgl. Vortragsmanuskript aus dem Privat-Archiv von Clemens Huck. Vgl. Hale (1965) S. 203, 224 (wie Anm. 54); Weller (1975) S. 353 (wie Anm. 9).
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die Druckerei im Jahr 1948 mit dem Druck des ›Münchner Merkur‹ ihren ersten großen Auftrag.78 Diese Zeitung war am 13. November 1946 als ›Münchner Mittag‹ mit der Lizenznummer 21 gegründet worden. Jedoch musste sie bald darauf wieder eingestellt werden. An ihre Stelle trat am 1. Januar 1948 der ›Münchner Merkur‹ unter dem Verlagsdirektor Hans K. Heinrich und dem Chefredakteur Felix Buttersack, die beide als Lizenzträger des Blattes fungierten. Die Verbindung zwischen der Zeitung und der Huck’schen Druckerei kam nicht unter Zwang zu Stande, sondern es wurde ein gegenseitig vereinbarter Vertrag der beiden Parteien abgeschlossen. Unter diesen Voraussetzungen folgte am 1. Januar 1953 schließlich die Fusionierung von Druckerei und Zeitung. Huck und Buttersack sowie der neue Verlagsdirektor Ludwig Vogl erhielten jeweils 50 Prozent der Anteile. Somit war Wolfgang Huck, gleichzeitig als Seniorchef des vereinten Unternehmens Münchener Zeitungs-Verlags KG, wieder als Verleger im Zeitungsgewerbe tätig.79 Der Eintrag im Handelsregister am 12. Januar 1953 gibt Aufschluss über die Besitzverhältnisse innerhalb des Verlags: Als persönlich haftende Gesellschafter traten Wolfgang Huck, sein Sohn Andreas Michael Huck, Felix Buttersack sowie Ludwig Vogl auf. Der einzige Kommanditist Harald Huck, der eine Druckerei in Wiesbaden besaß, war mit einer Einlage von 583.300 DM beteiligt.80 Buttersack blieb der Chefredakteur des Blattes, Andreas Michael Huck bekleidete den Posten des technischen Direktors und war für soziale Fragen verantwortlich. Dessen Sohn, Clemens Huck, übernahm später auch eine Beteiligung am Verlag und besaß die Zuständigkeit für die Anzeigenblätter. Ende 1981 verkauften er und Andreas Michael Huck ihre Anteile an den heutigen Verleger des Münchener Zeitungs-Verlages, Dr. Dirk Ippen, der dessen Mehrheit hält. Die Anteile der Hucks am Stuttgarter Zeitungs-Verlag, die ihnen später wieder zufielen, verkaufte Clemens Huck 2007.81 Obwohl die Hucks ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in Besitz des Münchener Zeitungs-Verlages waren, der auf August Huck zurückgeführt werden kann, besteht seine »Tradition« noch heute. Der ›Münchner Merkur‹ übt mit seinen 13 Nebenausgaben einen beachtlichen Einfluss auf die Umgebung um München aus.82 »[D]ie Provinz ist immer noch – oder schon wieder – wichtiger als die Hauptstadt.«83 78 79
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Vgl. ebd.; Walter [1954], S. 127 (wie Anm. 23). Vgl. Kurt Pritzkoleit: Wem gehört Deutschland. Eine Chronik von Besitz und Macht. Wien, München, Basel: Verlag Kurt Desch 1957, S. 231; Kurt Koszyk: Pressepolitik für Deutsche 1945–1949. Geschichte der deutschen Presse. Teil 4. Berlin: Colloquium Verlag 1986 (= Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, Bd. 10), S. 473; Weller (1975) S. 353 (wie Anm. 9); Vortragsmanuskript aus dem Privat-Archiv von Clemens Huck; o.V. (1959) S. 867 (wie Anm. 22). Vgl. Pritzkoleit (1957) S. 232 (wie Anm. 79). Vgl. Mündliche Überlieferung durch Clemens Huck; Private Niederschrift von Clemens Huck, Oktober 2002, Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags. Vgl. Franz Knipping: Pressemonopole – Monopolpresse. Der Konzentrationsprozeß in der westdeutschen Tagespresse, seine Voraussetzungen und seine Ergebnisse. Leipzig: VEB Verlag für Buch- und Bibliothekswesen 1963, S. 138. Weller (1975) S. 348 (wie Anm. 9).
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3. DER HUCK-VERLAG 3.1. Der Huck-Verlag – eine Zeitungskette Große Zeitungs-Konzerne existierten vor allem im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie entstanden infolge des Bestrebens von Verlegern, auf die Preisbildung der Roh- und Hilfsstofffirmen einzuwirken und die Vorteile eines gemeinsamen Nachrichtenbezugs wahrzunehmen. Sowohl die Leitung des Nachrichten- bzw. Materialbezugs als auch die Regelung des Außendienstes ging von einer Zentrale aus. Eine Form der Organisation von Zeitungskonzernen ist die Zeitungskette, in der sich mehrere selbständige Unternehmen bzw. Zeitungs-Verlage unter einer einheitlichen Leitung zusammenschließen (können). Die zusammengefassten Zeitungen werden von einer Verlagsgruppe an verschiedenen Orten herausgegeben. Ein solcher Konzern wird als Zeitungskette definiert, da sich die unterschiedlichen Blätter »ähnlich wie die Filialläden im Handel [...] kettenförmig über mehrere Städte eines Landes erstrecken.«84 Diese Struktur findet sich auch im Huck-Verlag wieder. Die Zeitungen der Hucks erschienen zwar in eigenen Verlagsfirmen und waren selbständige juristische Personen. Dennoch wurden sie von Frankfurt am Main bzw. ab 1914 von Berlin aus zentral geleitet. So stand die Zentrale, die ihren Sitz in der Reichshauptstadt Unter den Linden 78 hatte, in regelmäßigem Kontakt mit den einzelnen Zeitungen.85 Ihre Aufgaben umfassten neben der Überwachung und der Finanzierung der räumlich in Deutschland verstreuten Zeitungen die Aufstellung ihrer Bilanzen, die Abgabe der Steuererklärungen, den Einkauf der Rohmaterialien, die Erledigung der Personal-Angelegenheiten, usw.86 Zu den gemeinsamen Einrichtungen des Huck-Verlags gehörte auch ein eigener Nachrichtendienst, der seine Zeitungen mit aktuellen Informationen versorgte. Dies war eine Besonderheit, da es sich nur wenige Zeitungen leisten konnten, die bestehenden Nachrichtenmonopole zu umgehen. Schließlich hatte das deutsche »Wolff’sche Telegraphische Bureau« (WTB) Kartellverträge mit den großen ausländischen Agenturen abgeschlossen, die sich den Weltnachrichtenmarkt untereinander aufteilten. So wurde die Konkurrenz weitgehend ausgeschaltet und der Boden für eine unabhängige Presse genommen.87 Dem Huck-Konzern standen jedoch die finanziellen Mittel zur Verfügung, um eigene Berichterstatter in den internationalen Metropolen zu unterhalten. Diese arbeiteten in London, Paris, Rom, Madrid, Wien, Konstantinopel, Kairo, Dux (ehemalig: Tschechoslowakei), Buenos Aires, Chicago und Fernost. Auch Zeitungen wie 84
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Knipping (1963) S. 264 (wie Anm. 82); vgl. außerdem: Josef März: Die moderne Zeitung. Ihre Einrichtungen und ihre Betriebsweise. München: Kunstverlag Agathon, München Heinz Gollong & Co. 1951, S. 312; Franz Sielemann: Konzentrationsbewegungen im Zeitungsgewerbe. Münster: Zeitungs-Verlagsgesellschaft (Zeno) 1927 (zugl.: Köln, Univ., Diss., 1927), S. 71f. Vgl. Emil Sorg: Die deutschen Zeitungskonzerne der Gegenwart mit Einschluss des Nachrichten- und Anzeigengewerbes. Heidelberg: o.V. 1924 (zugl.: Heidelberg, Univ., Diss., 1924), S. 48; o.V. (1959) S. 867 (wie Anm. 22). Vgl. de Mendelssohn (1977) S. 173 (wie Anm. 43); Dokument aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlages, wahrscheinlich handelt es sich hier um ein Gesuch des Auswärtigen Amtes an das Königliche Kriegsministerium um Zurückstellung des im Auswärtigen Amt beschäftigten Verlegers Wolfgang Huck. Vgl. de Mendelssohn (1982) S. 244f. (wie Anm. 8).
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der ›Hannoversche Anzeiger‹ unter August Madsack (1856–1933), die nicht zum HuckVerlag gehörten, waren am Huck’schen Auslandsdienst beteiligt. Einige der Vertreter konnten zu den »Spitzen-Könnern ihres Berufs« gezählt werden. Natürlich waren auch in Berlin Korrespondenten für den Verlag tätig, unter ihnen Richard Bahr (1867–1936), auf den im Folgenden noch eingegangen wird.88 Weitere Korrespondenten versorgten die Huck-Zeitungen mit politischen, Wirtschafts- und Handelsnachrichten.89 3.2. Organisation und Politik der Unternehmungen Die Verlagsleiter der einzelnen Huck’schen Zeitungen bzw. Verlage waren zugleich auch die Chefredakteure und außerdem an dem jeweiligen Unternehmen beteiligt.90 Diese Personalunion, »die Vertauschbarkeit von journalistischer und verlegerischer Funktion«,91 war charakteristisch für den neuen Verkaufsjournalismus der Huck’schen Blätter. Da die Verlage weitgehend unabhängig voneinander arbeiteten, ist es nicht verwunderlich, dass sich ihre Unternehmensformen unterschieden. Die Huck-Zeitungen wurden als offene Handelsgesellschaften, Kommanditgesellschaften oder Gesellschaften mit beschränkter Haftung gegründet.92 Diese Individualität spiegelte sich im Journalismus der Blätter wider. Die Verlagsleiter gestalteten »ihre« Zeitung nach freien Stücken und passten sie den jeweiligen Bedürfnissen in den Städten an. Infolgedessen unterschieden sie sich in ihrer Konzeption. Während sich einige im Laufe ihrer Existenz vom Typ des Generalanzeigers zu Provinzblättern entwickelten, schlugen andere den Weg zur anspruchsvollen Tageszeitung ein. So auch die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹, die von erheblicher journalistischer und kultureller Qualität zeugen.93 Die überwiegende Unabhängigkeit der Verlage wirkte sich auf die politische Ausrichtung der Blätter aus, die von Verlag zu Verlag von unterschiedlicher Färbung war. Jedoch bewegten sich alle Zeitungen Hucks in gemäßigt liberaler Richtung.94 Dass sie 88 89
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Vgl. Kapitel 3.2. Vgl. o.V.: Jahrbuch der Tagespresse. Berlin: Carl Duncker Verlag 1930, 3. Jahrgang, S. 34; Münchener Zeitung, Nr. 360 vom 31. Dezember 1932, S. 2, zit. n. Hoser (1990) S. 166 (wie Anm. 35); Walther Killy / Rudolf Vierhaus: Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 6: Kogel-Maxsein. München: K.G. Saur Verlag 1997, S. 557; Jochen Mangelsen: ›Hannoversche Allgemeine Zeitung‹ – Hannoverscher Anzeiger. Untersuchung zur Entwicklung einer Tageszeitung seit ihrer Gründung im Jahre 1893 – Ein Beitrag zur Zeitungsgeschichte der letzten fünfundsiebenzig Jahre. Berlin: Dissertations-Druckstelle 1968 (zugl.: Berlin, Univ., Diss., 1968), S. 102; de Mendelssohn (1977) S. 173 (wie Anm. 43); Walther Killy: Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 1: Aachen–Boguslawski. München (u.a.): K.G. Saur Verlag 1995, S. 270; Sorg (1924) S. 48 (wie Anm. 85). Vgl. de Mendelssohn (1982) S. 222 (wie Anm. 8). Müller (1968) S. 22 (wie Anm. 71). Vgl. Sorg (1924) S. 48 (wie Anm. 85). Vgl. Emil Dovifat: Generalanzeiger: In Walther Heide (Hg.): Handbuch der Zeitungswissenschaft. Band 1: Leipzig: Verlag Karl W. Hiersemann 1940, Sp. 1227; W[ollf] (1911) S. 639 (wie Anm. 18); de Mendelssohn (1982) S. 222 (wie Anm. 8). Vgl. Kurt Koszyk: Deutsche Presse im 19. Jahrhundert. Geschichte der deutschen Presse. Teil II. Berlin: Colloquium Verlag 1966 (= Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, Bd. 6), S. 272; Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1972) S. 709 (wie Anm. 7).
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im Verlauf ihres Bestehens in den Bereich der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) rückten, wurde vom Berliner Korrespondenten Richard Bahr gefördert. Bahr betrieb seit etwa 1915 ein Korrespondenzbüro in Berlin, das u.a. die Huck-Blätter mit Beiträgen belieferte. Er stand in Verbindung zum rechten Flügel der DDP und pflegte intensive Kontakte zu Hermann Dietrich, einem demokratischen Politiker und Minister, der später die Führung der 1930 gegründeten Deutschen Staatspartei (DStP) übernahm, in welche die DDP überging.95 Bahr kam nun insofern eine Schlüsselfunktion zu, als er »als Bindeglied zwischen der DDP und der der Partei nahe stehenden Presse fungierte«.96 Wolfgang Huck stand ebenfalls in Kontakt mit Dietrich, weshalb er dieser politischen Entwicklung nicht entgegentrat. Zugleich blieb die Politisierung der Blätter begrenzt, da sie sich ungern mehr exponieren wollten als unbedingt erforderlich. Die Auflösung der DDP brachte Bahr in finanzielle Schwierigkeiten. In der Folge musste er 1933 seinen Dienst für den Huck-Konzern quittieren. Dieser wurde von Dr. Fritz Filies fortgeführt.97 3.3. Arbeitsweise von August und Wolfgang Huck Grundlage für den Erfolg ihrer Generalanzeiger bildet die Arbeitsweise der Hucks. August Huck, der als »Selfmademan«98 bezeichnet wurde, war ein Geschäftsmann mit sicherem Instinkt für günstige Gelegenheiten. Er erkannte das Potential, das der neue Zeitungstyp versprach. Sein Gespür für den Zeitungsbedarf unterschiedlichster Städte und Provinzen erwies sich fast immer als richtig. So gelang es ihm, Generalanzeiger großzuziehen und zu etablieren.99 Da Huck auf persönliche Kontakte viel Wert legte, fuhr er regelmäßig am Sonntagabend von Frankfurt aus z.B. nach Dresden, wo er den folgenden Tag arbeitete. Noch am selben Abend reiste er nach Breslau oder in eine andere Stadt weiter. Auf diese Weise besuchte er in einer Woche mehrere seiner Verlage. Samstags kehrte er nach Frankfurt zurück. Schon am nächsten Tag machte er sich jedoch wieder auf den Weg. So war es ihm möglich, mit jedem seiner Betriebe eine enge Beziehung zu pflegen.100 Deren Unabhängigkeit und die weitgehende Freiheit der Verlagsleiter widerlegen die Kritik gegen den Generalanzeiger, dass dieser Zeitungstyp die freie Meinungsäußerung unterdrückt und die wirtschaftlichen vor die redaktionellen Interessen gestellt
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Vgl. Jörg Requate: Zwischen Profit und Politik. Deutsche Zeitungsverleger im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. In: Dieter Ziegler (Hg.): Großbürger und Unternehmer. Die deutsche Wirtschaftselite im 20. Jahrhundert. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2000 (= Bürgertum, Beiträge zur europäischen Gesellschaftsgeschichte, Bd. 17), S. 183f.; Koszyk (1972) S. 259f. (wie Anm. 54); Hoser (1990) S. 166 (wie Anm. 35); o.V. (1930) S. 34 (wie Anm. 89). Requate (2000) S. 183 (wie Anm. 95). Vgl. ebd.; Hoser (1990) S. 166 (wie Anm. 35); Deutsches Institut für Zeitungskunde Berlin: Handbuch der Deutschen Tagespresse. 5. Aufl. Berlin: Carl Duncker Verlag 1934, S. 38. W[ollf] (1911) S. 638 (wie Anm. 18). Vgl. Weller (1975) S. 349 (wie Anm. 9); Emil Dovifat: Die Zeitungen. Gotha: Flamberg Verlag 1925 (= Die deutsche Wirtschaft und ihre Führer, Bd. 3), S. 92. Vgl. Fechter (1949) S. 15 (wie Anm. 17).
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hätte. Denn nach Aussagen Paul Fechters (1880–1958),101 der mit dem Verleger verwandt war und auch in mehreren seiner Verlage arbeitete, habe Huck nie von seinen Mitarbeitern verlangt, seine und nicht ihre Meinung zu sagen und zu drucken.102 Dennoch standen die Zeitungen unter seinem Einfluss. Er hat vor allem auf die Gestaltung des redaktionellen Teils mit Ausnahme der Sparteneinteilung eingewirkt. Gemäß dem Motto: »Wer vieles bringt, wird jedem etwas bringen!«103 war es ihm wichtig, das Interesse eines jeden Lesers befriedigen zu können. Vor allem die Kreise, die vor dem Aufkommen des Generalanzeigers den Zeitungen fern standen, wollte er gewinnen, indem er Aufmachung und Textgestaltung den Anforderungen der Leser anpasste. Huck wusste sehr genau über die technischen, redaktionellen und persönlichen Einzelheiten in seinen Betrieben Bescheid und gab seinen Mitarbeitern oft seinen Rat. Er stellte sich Entwicklungen nicht in den Weg und finanzierte bereitwillig Erfindungen aller Art. Außerdem setzte er sich früh für soziale Maßnahmen ein, darunter für die übertarifliche Bezahlung der Mitarbeiter sowie für die Schaffung einer Betriebsvertretung zur Wahrung der Interessen der Arbeitnehmer. Daneben stellte die 1912 gegründete August-Huck-Stiftung Mitarbeitern in Notfällen finanzielle Mittel zur Verfügung.104 Typisch für August Huck war, dass er bei keinem seiner Blätter als Verleger bzw. Teilhaber firmierte und auch seine Mitarbeiter stets zum Stillschweigen aufforderte. Die Zeitungen wurden unter den Namen der jeweiligen Geschäftsführer oder unter jenen der von Huck beorderten Direktoren ins Handelsregister eingetragen. Huck legte darüber hinaus Wert darauf, dass auch seine Mitarbeiter ihr Wissen vom Besitz und den Beteiligungen des Verlegers nicht nach außen trugen. So blieben selbst die dem Verleger beruflich nahe stehenden Personen im Ungewissen über den Umfang seines Konzerns.105 Huck war neben seinem Verlagsgeschäft auch an verschiedenen Unternehmen der Industrie und des Handels beteiligt, die das Material für seine Zeitungen lieferten. So übernahm er den stellvertretenden Vorsitz des Aufsichtsrats der Wollwarenfabrik Merkur in Liegnitz.106 Von den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts an bis 1909 war er außerdem Gesellschafter in der 1896 gegründeten Mergenthaler Setzmaschinen-Fabrik GmbH. Aus dieser Verbindung ging sein Einsatz für die Einführung der Linotype in Deutschland hervor. Die Zeitungen Hucks gehörten zu den ersten, die mithilfe dieser Neuerung gesetzt wurden. Der Verleger besaß zudem eine Beteiligung an der Papier-
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Vgl. Walther Killy: Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 3: Ebinger–Gierke. München (u.a.): K.G. Saur Verlag 1996, S. 239. Vgl. Fechter (1949) S. 20f. (wie Anm. 17). Hofmann (1940) S. 15 (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 15, 57f. (wie Anm. 21); Dovifat (1925) S. 92 (wie Anm. 99); L.J.K: August Huck †. Nachruf ohne Quellenangabe aus dem Archiv des Münchener ZeitungsVerlages; W[ollf], S. 639 (wie Anm. 18). Vgl. o.V.: Ein deutscher Zeitungsfürst (möglicherweise in Zeitung des Ortes Weißensee vom 28. Juli 1911), Nachruf ohne Quellenangabe aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags; Fechter (1949) S. 15–17 (wie Anm. 17). Vgl. Martin (1912) S. 397 (wie Anm. 16).
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fabrik Krappitz AG in Krappitz/Schlesien.107 Er war ferner im Besitz von Schriftgießereien und Druckereien. Diese vielfältigen Beziehungen wirkten sich insofern positiv auf sein Verlagsunternehmen aus, als dass er das hierfür benötigte Material sehr günstig erhalten konnte. Somit war Huck auch im Falle eines wirtschaftlichen Misserfolges abgesichert. Daneben besaß er einige Patente, die er sich auf Maschinen zur Zeitungsherstellung hat sichern lassen, weshalb Huck bereits vermögend war, als er sich dem Zeitungswesen zuwandte.108 Der Sohn von August Huck, Wolfgang Huck, schloss sich der liberalen und offenen Arbeitsweise seines Vaters an. Auch ihm war es wichtig, alle Mitarbeiter persönlich zu kennen. So bat er täglich zu Gesprächen, um seine Vorstellungen darlegen zu können.109 Ebenso pflegte er die Kontakte zu den einzelnen Zeitungs-Verlagen. Mit der Verbreitung des Telefons entwickelte er für sein Unternehmen früh ein System, um den Austausch von Nachrichten und Anregungen zwischen der Zentrale und den einzelnen Verlagen zu organisieren und um wichtige Entscheidungen täglich selbst treffen zu können. Denn jeden Tag rief er zu einer festgesetzten Zeit bei den Zeitungen an, um die Verlagspolitik zu besprechen. Dies war ihm so wichtig, dass er sich auf keine größeren Reisen begab, wenn es die Lage nicht erforderte. Die Ausnahme bildete eine Rundreise, die er zweimal im Jahr unternahm, während der er alle seine Betriebe besuchte.110 Es war ihm somit weitestgehend möglich, von der Zentrale in Berlin aus »in aller Stille«111 zu arbeiten. Genauso wie er seine Redaktionsangehörigen und deren Fähigkeiten kannte, war er sich der Leistung, der Qualität und des Ansehens bewusst, das die Zeitungen besaßen. Huck förderte die Individualität der Blätter und richtete die Betriebe mit modernster Verlagstechnik ein. Dafür forderte er exakte Informationen als Grundlage für einen zuverlässigen Journalismus und wurde streng, wenn eine Zeitung ihre Grenzen überschritt.112 Neben den Zeitungsunternehmungen betätigte sich Wolfgang Huck außerdem in Zeitschriften- und Fachschriftenverlagen, wie es auch schon sein Vater getan hatte. 107
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Vgl. Hofmann (1940) S. 15 (wie Anm. 21); Lerg (1968) S. 23 (wie Anm. 29); Hoser (1990) S. 87 (wie Anm. 35); o.V.: Ein deutscher Zeitungsfürst, Nachruf ohne Quellenangabe aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlages; Weller (1975) S. 350 (wie Anm. 9). Im Folgenden werden exemplarisch zwei Werke genannt, in denen von August Huck angemeldete Patente aufgeführt sind: Vgl. Josef Maria Eder: Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik für das Jahr 1905. 19. Jahrgang. Halle a. S.: Druck und Verlag und Wilhelm Krapp 1905, S.437; K.K. Patentamt: Österreichisches Patentblatt. Siebenter Jahrgang 1905. Wien: Verlag der Manzschen K.U.K. Hof- Verlags- und Universitäts-Buchhandlung 1905, S. 765. Vgl. Weller (1975) S. 351 (wie Anm. 9); o.V. (1967) S. 3 (wie Anm. 26); [Rolf] Flügel: Unser Glückwunsch für Dr. Wolfgang Huck. In: Der Hausgeist, o.Jg. 1964, Nr. 5, S. 3. Vgl. Weller (1975) S. 354 (wie Anm. 9); o.V.: Zeitungsverleger Dr. Wolfgang Huck, München, zum 75. Geburtstag. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag, o.Jg. 1964, Nr. 36, S. 1469. Weller (1975) S. 354 (wie Anm. 9). Vgl. Flügel (1964) S. 3 (wie Anm. 109); o.V. (1959) S. 867 (wie Anm. 22); Buttersack (1967) S. 3 (wie Anm. 24).
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Beispielsweise war er in seiner Stellung als persönlich haftender Gesellschafter des Bruckmann Verlags auch mit den Zeitschriften ›Pantheon‹, ›Gebrauchsgraphik‹ und ›Die Kunst‹ verbunden. Vor allem an dem Blatt ›Die Kunst‹ werden sein Interesse und seine Fürsorge deutlich. Denn obgleich der Erfolg dieses Periodikums nicht überschwänglich ausfiel, hat er es protegiert und die Arbeit an der Zeitschrift gefördert.113 Wolfgang Huck führte seine Unternehmen nicht mit einer Fülle von Anweisungen und Vorschriften. Er galt vielmehr als der »ruhende, integrierende Punkt inmitten seiner vielen Zeitungen und Mitarbeiter«.114 Sehr deutlich wird diese Eigenschaft Hucks in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, in der alte Mitarbeiter die zerstörten Anlagen wieder aufbauten. Seine Person bildete den Mittelpunkt des Verlags, um den sich die Mitarbeiter in gegenseitiger Loyalität und Wertschätzung versammelten.115 Diesen Eindruck jedenfalls erwecken die Quellen, die vielfach durch wohlwollende Schilderungen auffallen. Der Verleger Wolfgang Huck verband eine konservative mit einer modernen Arbeitsweise. Zum einen glaubte er stets an die Urteilsfähigkeit jener Menschen, welche die Zeitung dauerhaft lasen. Zum anderen richtete er seinen Blick in die Zukunft und erfasste dabei die Veränderungen, die im Pressewesen im Laufe seiner Tätigkeit vor sich gingen, denn für Huck war der junge Leser genauso wichtig, dem er eine moderne und verständliche Zeitung bieten wollte.116 Wie schon sein Vater beteiligte sich Wolfgang Huck an weiteren Betrieben. So war er Gesellschafter der Druckerei Hermann Vitalowitz & Co. in München sowie des Verlags und der graphischen Kunstanstalten F. Bruckmann KG in München. Nachdem er sich bereits 1945 mit dieser Firma verbunden hatte, wurde er seit 1956 ihr persönlich haftender Gesellschafter. Außerdem saß er im Aufsichtsrat der Wollwarenfabrik Merkur AG in Liegnitz und war stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Papierfabrik Krappitz AG. Wolfgang Huck gehörte daneben dem Aufsichtsrat der Ostsee Druck- und Verlags AG in Stettin an.117 Diese vielen Beteiligungen von August und auch von Wolfgang Huck belegen eine weitreichende vertikale Konzentration im Huck’schen Konzern. 3.4. Die Strategie der Hucks Die Standortsuche und -wahl erfolgten bei den Verlegern der Generalanzeiger, wie auch bei den Hucks, nach rein unternehmerischen Aspekten. So vertrieben August bzw. Wolfgang Huck ihre Blätter nicht dort, wo sie wohnten und gesellschaftlich verwurzelt waren, wie es die traditionellen Verleger handhabten. Hingegen entschieden sie sich bei Zeitungsgründungen für jene Städte, in denen Leser angesprochen werden 113
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Vgl. W[ollf] (1911) S. 639 (wie Anm. 18); o.V.: Impressum. In: Pantheon, o.Jg. 1967, o.Nr., o.S.; o.V.: Impressum. In: Gebrauchsgraphik, o.Jg., 1966, Nr. 7, o.S.; o.V.: Impressum. In: Die Kunst und das schöne Heim, o.Jg., 1958, o.Nr., o.S.; o.V. (1964) S. 20 (wie Anm. 29). Weller (1975) S. 355 (wie Anm. 9). Vgl. Weller (1975) S. 353 (wie Anm. 9). Vgl. Buttersack (1967) S. 3 (wie Anm. 24). Vgl. Private Niederschrift, Dokument aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlages; o.V. (1959) S. 867 (wie Anm. 22); o.V. (1964) S. 1469 (wie Anm. 110); Deutscher Wirtschaftsverlag (1930) S. 813 (wie Anm. 37); Hoser (1990) S. 93 (wie Anm. 35).
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konnten, die bisher vom Zeitungsmarkt nicht bedient wurden. Dabei handelte es sich vor allem um solche Orte, in denen nicht bereits ortsansässige, »traditionelle« Verleger versuchten, ihre Zeitungen zu verkaufen und somit die noch nicht erfassten Leserschichten für sich zu gewinnen. Da sich die Generalanzeiger in ihrer Gründungszeit von der Politik fernhielten, war das angestrebte Ziel auch von der journalistischen Seite unbedenklich, da eine politische Tendenz eine Einschränkung des Leserkreises mit sich gebracht hätte.118 Eine Änderung dieser Strategie ist ab der Jahrhundertwende in zwei Aspekten zu verzeichnen. Sie betrifft zum einen das Vorgehen beim Ausbau des Zeitungskonzerns. Neue Leserschichten waren weitestgehend erschlossen, der Markt schien saturiert. Anstatt also zusätzliche Zeitungen in weiteren Städten zu gründen, konzentrierten sich die Hucks bald auf Käufe und Beteiligungen an bestehenden Blättern. Zum anderen trugen nur wenige der noch zu dieser Zeit neu gegründeten Generalanzeiger diesen Namen auch in ihrem Titel. Bei den bereits existierenden erfolgte oft eine Umbenennung.119 So wurde z.B. das von August Huck 1896 gegründete ›Illustrierte Münchner Extrablatt‹ 1905 in ›Bayerische Zeitung‹ umbenannt.120 Gründe für diesen Wandel sieht Requate in der Absicht, das »trotz des zum Teil überwältigenden Erfolges [...] aufgezwungene Image loszuwerden«.121 3.5. Die Huck’schen Generalanzeiger Die Hucks schlossen ihrem Konzern einzelne Zeitungen durch Aufkauf von Beteiligungsrechten an. Sie erwarben fungible Wertpapiere wie Anleihen oder Aktien. In der Regel waren August und Wolfgang Huck nicht die einzigen Kapitaleigner, sondern sie taten sich mit anderen zusammen, die allerdings häufig wechselten und wieder ausschieden. Dabei besaßen die Verleger Huck jedoch mit wenigen Ausnahmen die Mehrheit oder die Gesamtheit der Anteile.122 Im Folgenden soll ein gestraffter Überblick über die Gründungen, Umbenennungen, Erwerbungen und Verkäufe der Verlegerfamilie gegeben werden: In den 13 Jahren von der ersten Gründung August Hucks bis zur Jahrhundertwende rief der Verleger sechs Zeitungen ins Leben. Sein erstes Blatt war der ›GeneralAnzeiger für Nürnberg-Fürth‹ im Jahr 1887. Bereits 1890 wurde dieses Periodikum unter der Aufnahme des 1804 entstandenen ›Correspondenten von und für Deutschland‹ in ›Nürnberger Zeitung‹ umbenannt. Huck verkaufte die Zeitung in den 1890er Jahren an Erich Spandel.123
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Vgl. Requate (2000) S. 170f. (wie Anm. 95). Vgl. Requate (2000) S. 173ff. (wie Anm. 95). Vgl. Lerg (1968) S. 22 (wie Anm. 29). Requate (2000) S. 173 (wie Anm. 95). Vgl. Sorg (1924) S. 47f. (wie Anm. 85); Hofmann (1940) S. 15 (wie Anm. 21); Groth (1928) S. 224f. (wie Anm. 42). Vgl. Lerg (1968) S. 22 (wie Anm. 29); Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1972) S. 709 (wie Anm. 7). Die Jahreszahl der Gründung differiert in den zwei angegebenen Werken. Gleichwohl geht die Autorin davon aus, dass das Jahr 1887 als Gründungsjahr festgehalten werden kann, da es auch aus einem Dokument
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1888 schuf er den ›Breslauer General-Anzeiger‹, der 1917 den Namen ›Breslauer Neueste Nachrichten‹ erhielt. Infolge der Amann-Anordnungen musste das Blatt 1935 an die Vera-Verlagsanstalt GmbH abgegeben werden.124 Den ›General-Anzeiger der Kgl. Haupt- und Residenzstadt München‹ gründete August Huck im Jahr 1892 gemeinsam mit Dr. Hermann Haas. Der Zeitungstitel wurde 1898 durch den Namen ›Münchener Zeitung‹ ersetzt. Nachdem Wolfgang Huck das Blatt nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1935 auf zwei seiner minderjährigen Neffen übertragen konnte, wurde es 1943 stillgelegt.125 Im Jahr 1893 folgten zwei weitere Gründungen im Huck-Verlag: Dies waren zum einen die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹, die 1943 mit dem ›Dresdner Anzeiger‹ zur ›Dresdner Zeitung‹ fusionieren mussten.126 Zum anderen handelt es sich um den ›Generalanzeiger für Oldenburg und Ostfriesland‹. Zu diesem liegt nur eine einzige Angabe von Lerg vor, nach der die Gründung des Blattes unter der Aufnahme der seit 1814 existierenden ›Oldenburger Zeitung‹ erfolgte.127 Das letzte von Huck begründete Blatt vor der Jahrhundertwende war das ›Illustrierte Münchener Extrablatt‹ im Jahr 1896, das ab 1905 den Namen ›Bayerische Zeitung‹ trug. 1943 wurde sein Erscheinen eingestellt, nachdem Wolfgang Huck es 1935 auf seine Neffen hatte übertragen lassen.128 Nach der Jahrhundertwende wird bereits ein Wechsel der Huck’schen Strategie erkennbar. Neben seinen Gründungen schloss August Huck seinem Konzern viele der Zeitungen durch Kauf an. 1902 schuf er gemeinsam mit Ferdinand Koch die ›Stettiner Abendpost‹. Die Zeitung wurde 1918 mit den 1896 gegründeten ›Stettiner Neusten Nachrichten‹ fusioniert, die Huck 1902 gekauft hatte. Das vereinigte Blatt, das den Namen ›Stettiner Abendpost‹ weiter trug, wurde Ende der zwanziger Jahre mit der ›Ostsee-Zeitung‹ zusammengelegt. Diese erwarb Wolfgang Huck in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts.129
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aus dem Münchener Zeitungs-Verlag so hervorgeht. Vgl. Schreiben von Wys Muller & Co., 15.1.1914: August Huck Erben; vgl. hierzu: Hofmann (1940) S. 15 (wie Anm. 21). Vgl. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1972) S. 709 (wie Anm. 7); Weller (1975) S. 351 (wie Anm. 9); Private Niederschrift von Clemens Huck, Oktober 2002, Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlages. Vgl. Weller (1975) S. 349, 351f. (wie Anm. 9); Lerg (1968) S. 22 (wie Anm. 29); Wilhelm Zils: Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien. München: Max Kellerers Verlag 1913, S. 435; vgl. hierzu: Kapitel 2.2.3. Vgl. Rudolf Vierhaus: Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 5: Hitz–Kozub. München: K.G. Saur Verlag 2006, 2., überarbeitete und erweiterte Ausgabe, S. 174; Holger Starke: Geschichte der Stadt Dresden. Band 3: Von der Reichsgründung bis zur Gegenwart. 1871–2006. Stuttgart: Theiss 2006, S. 422f. Vgl. Lerg (1968) S. 22 (wie Anm. 29). Vgl. ebd.; Private Niederschrift von Clemens Huck, Oktober 2002, Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlages; vgl. hierzu auch Kapitel 2.2.3. Vgl. Lerg (1968) S. 22 (wie Anm. 29); Weller (1975) S. 349, 351 (wie Anm. 9); Oskar Michel: Handbuch Deutscher Zeitungen. Berlin: Otto Elsner Verlagsgesellschaft 1917, S. 154; Schreiben von Wys Muller & Co., 15.1.1914: August Huck Erben, Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlages.
Die Verleger Huck
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1905 erstand August Huck die 1820 gegründete ›Breslauer Zeitung‹ mit John Lehmann, woraufhin 1922 die Vereinigung mit der ›Breslauer Morgenzeitung‹ erfolgte.130 1906 schloss der Verleger die 1886 gegründete ›Leipziger Abendzeitung und Handelsblatt für Sachsen, Leipziger Sportzeitung‹ durch Kauf seinem Konzern an. 1918 wurde das Blatt mit der 1649 gegründeten ›Leipziger Zeitung‹ vereinigt. Es trug fortan den Titel ›Leipziger Zeitung und Handelsblatt für Sachsen, Leipziger Abendzeitung‹. Infolge der Wirtschaftskrise trennte sich Wolfgang Huck Ende der 1920er Jahre von dem Blatt.131 Die nächste Gründung August Hucks folgte im Jahr 1907. Gemeinsam mit August Madsack und Gustav Fuchs schuf er die ›Württemberger Zeitung‹ in Stuttgart. Durch seine (Minderheits-) Beteiligung am Stuttgarter Zeitungs-Verlag hatte er außerdem Einfluss auf die 1840 gegründete ›Cannstatter Zeitung‹ und das 1843 gegründete ›Stuttgarter Neue Tageblatt‹. Das ›Neue Tageblatt‹ und die ›Württemberger Zeitung‹ wurden im Jahr 1910 im Stuttgarter Zeitungs-Verlag vereinigt. Die Beteiligungen an diesem und den anderen Stuttgarter Blättern nahm man Wolfgang Huck 1935 weg. Die Zeitungen wurden der Vera angegliedert.132 Im Jahr 1910 erwarb August Huck noch zwei weitere Blätter. Das erste war der 1888 oder 1889 gegründete ›General-Anzeiger für Halle und die Provinz Sachsen‹. 1918 wurde die Bezeichnung »Generalanzeiger« fallen gelassen. Das Periodikum hieß fortan ›Hallische Nachrichten‹. Es konnte 1935 von Wolfgang Huck auf seinen Neffen Joachim übertragen werden. 1943 erfolgte seine Stilllegung.133 Das zweite Blatt, das August Huck 1910 kaufte, war die ›Breslauer Morgen-Zeitung‹. Die 1845 gegründete Zeitung wurde 1922 mit der ›Breslauer Zeitung‹ vereinigt.134 Die letzte Zeitungsgründung August Hucks folgte 1910 zusammen mit Ferdinand Koch. Es handelt sich um die ›Casseler Neuesten Nachrichten, Casseler Abendzeitung, Hessische Abendzeitung‹. 1935 ging das Blatt an die Vera über.135 Der Verleger beteiligte sich um 1910 noch gemeinsam mit der Verlagsfirma Fuchs & Co. an den seit 1894 existierenden ›Danziger Neuesten Nachrichten‹. Da die Zeitung als verlustreich galt, trennte sich der Verlag zwischen 1924 und 1934 von ihr.136 130 131
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Vgl. Lerg (1968) S. 22 (wie Anm. 29); Weller (1975) S. 349 (wie Anm. 9). Vgl. Lerg (1968) S. 22 (wie Anm. 29); Michel (1917) S. 297 (wie Anm. 129); Weller (1975) S. 351 (wie Anm. 9); O.V: Müller, Zeitschriften- und Zeitungs-Adreßbuch. Leipzig: C.F. Müller 1921, 13. Jahrgang, S. 144; Roland Schmidt: Geschichte der Leipziger Zeitung 1854– 1918. Ein Beitrag zur Kenntnis des offiziösen Pressewesens. Dresden: Risse-Verlag 1934 (zugl.: Leipzig, Univ., Diss., 1934), S. 144. Vgl. Schreiben von Wys Muller & Co., 15.1.1914: August Huck Erben; Private Niederschrift, Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlages; Weller (1975) S. 349–351 (wie Anm. 9); Groth (1928) S. 225 (wie Anm. 42); Michel (1917) S. 342 (wie Anm. 129); o.V. (1921) S. 155 (wie Anm. 131); Mangelsen (1968) S. 233 (wie Anm. 89); Sorg (1924) S. 49 (wie Anm. 85). Vgl. Lerg (1968) S. 22 (wie Anm. 29); Michel (1917) S. 206 (wie Anm. 129); Weller (1975) S. 351f. (wie Anm. 9); Kapitel 2.2.3. Vgl. Weller (1975) S. 349 (wie Anm. 9); Lerg (1968) S. 22 (wie Anm. 29); Michel (1917) S. 224f. (wie Anm. 129). Vgl. Weller (1975) S. 350f. (wie Anm. 9); Michel (1917) S. 129 (wie Anm. 129).
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Zuletzt beteiligte sich August Huck 1911 an der bis 1704 zurück reichenden ›Vossischen Zeitung‹ in Berlin. Am Ende des Jahres 1913 verkaufte sein Sohn Wolfgang Huck die erworbene Mehrheit an das Haus Ullstein.137 Die Gesamt-Auflage aller Zeitungen, die August Huck besaß oder an denen er Anteile hielt, soll in seinem Todesjahr 1911 etwa 700.000 Stück betragen haben.138 Nach dem Tod von August Huck gelang es Wolfgang Huck, den Konzern zu vergrößern. Bereits 1912 beteiligte er sich mit anderen Kapitalgebern an den 1722 gegründeten ›Frankfurter Nachrichten und Intelligenz-Blatt‹ und im weiteren Verlauf mit deren Umwandlung in eine GmbH. So schlossen sich neben den bisherigen Gesellschaftern, der Familie Minjon, mit Huck sieben weitere Anteilseigner zusammen. Bis auf einen verließen jedoch wieder alle das Unternehmen, das am Ende dem Industriellen Hugo Stinnes (1870–1924)139 überlassen werden musste. Aus einem Dokument des Münchener Zeitungs-Verlags geht hervor, dass die Huck’sche Zentrale in Berlin im Jahr 1915 die Oberleitung über die ›Frankfurter Nachrichten‹ ausübte.140 Wolfgang Huck hatte außerdem Einfluss auf die ›Nordwestdeutsche Morgenzeitung‹ in Oldenburg und die 1892 gegründeten ›Leipziger Neuesten Nachrichten‹. Die Blätter gehörten nach 1910 dem Konzern an.141 Nach 1914 erwarb Wolfgang Huck den ›Wiesbadener Generalanzeiger‹. Er fusionierte ihn anschließend mit dem ›Rheinischen Kurier‹ zur ›Neuen Wiesbadener Zeitung‹. Auch bei dieser Unternehmung verkaufte Huck infolge der Wirtschaftskrise. In Wiesbaden war er außerdem an der Wiesbadener Verlagsanstalt GmbH beteiligt. So übte er Einfluss auf die 1846 oder 1847 gegründete ›Wiesbadener Zeitung‹ und die ›Wiesbadener Neuesten Nachrichten‹ aus, die seit 1885 oder 1886 existierten.142 Ab 1919 besaß Huck wohl auch Anteile an der ›Hamburger Zeitung‹.143 Zudem erwarb er in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre noch die Mehrheit der Anteile an der 1835 gegründeten ›Ostsee-Zeitung und Neuen Stettiner Zeitung‹ in Stettin. Sie wurde Ende der 1920er Jahre mit der ›Stettiner Abendpost‹ fusioniert. Nach der Machtübernahme 1933 musste Huck sie an die Vera abtreten. 136
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Vgl. Richard Lewinsohn: Das Geld in der Politik. Berlin: S. Fischer Verlag 1930, S. 161; o.V. (1921) S. 163 (wie Anm. 131); Hoser (1990) S. 857 (wie Anm. 35); de Mendelssohn (1982) S. 222 (wie Anm. 8). Vgl. Weller (1975) S. 350 (wie Anm. 9); de Mendelssohn (1982) S. 221–226 (wie Anm. 8). Vgl. Lerg (1968) S. 23 (wie Anm. 29). Vgl. Walther Killy / Rudolf Vierhaus: Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 9: Schmidt-Theyer. München: K.G. Saur Verlag 1998, S. 535. Vgl. Groth (1928) S. 225 (wie Anm. 42); Michel (1917) S. 131 (wie Anm. 129); Schreiben von Wolfgang Huck an das Königliche Kriegsministerium am 21.4.1915, Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags. Aus den Dokumenten wird jedoch nicht ersichtlich, wann das Unternehmen von Stinnes übernommen wurde. Vgl. de Mendelssohn (1982) S. 222 (wie Anm. 8); o.V. (1921) S. 143 (wie Anm. 131). Vgl. Weller (1975) S. 351 (wie Anm. 9); Walter [1954], S. 127 (wie Anm. 23); Michel (1917) S. 138 (wie Anm. 129); Schreiben von Wys Muller & Co., 15.1.1914: August Huck Erben, Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags; o.V. (1921) S. 73f. (wie Anm. 131). Vgl. Hoser (1990) S. 88 (wie Anm. 35).
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In Stettin beteiligte er sich noch an einem weiteren Blatt, dem 1848 oder 1850 gegründeten ›General-Anzeiger für Stettin und die Provinz Pommern‹. Ab 1925 erwarb er die Mehrheit der Anteile der Zeitung. Auch sie ging später in den Besitz der Vera über.144 1920 gelangte der 1884 gegründete ›Mannheimer General-Anzeiger‹ in den Besitz des Verlegers. 1924 wurde das Blatt in ›Neue Mannheimer Zeitung‹ umbenannt. Bereits 1933 verkaufte Huck die Zeitung infolge der Wirtschaftskrise oder wegen der Angriffe der Nationalsozialisten.145 Huck war darüber hinaus an weiteren Zeitungsunternehmen beteiligt. Über die Verbindungen ist jedoch sehr wenig bekannt. Gemeinsam mit der Firma Madsack & Co. besaß er Anteile am 1892 oder 1893 gegründeten ›Hannoverschen Anzeiger‹. Beziehungen bestanden außerdem zum seit 1785 existierenden ›Schwäbischen Merkur mit Schwäbischer Chronik und Handelszeitung‹ und zum ›Würzburger General-Anzeiger‹, der seit 1882 oder 1883 existierte. Angaben, nach denen die Hucks auch die ›Münchner Nachrichten‹ gegründet haben und im Besitz einer Zeitung in Heidelberg gewesen sein sollen, können nach den Recherchen der Autorin aber nicht bestätigt werden.146 Der ›Münchner Merkur‹, der ab 1948 im wieder aufgebauten Münchener Zeitungs-Verlag unter Wolfgang Huck gedruckt wurde, wird an dieser Stelle nicht weiter charakterisiert. Er ist nicht zu der Zeitungsgattung der Generalanzeiger zu zählen. Da Wolfgang Huck ab 1935 nur noch auf drei Verlage Einfluss hatte, ist davon auszugehen, dass alle übrigen Blätter spätestens zu diesem Zeitpunkt an die Vera abgetreten werden mussten, so auch diese, deren Ende hier nicht explizit erwähnt wurde, da keine Informationen zu ihnen vorliegen. 4. DIE ›DRESDNER NEUESTEN NACHRICHTEN‹ ALS TYPISCHER GENERALANZEIGER Ein von August Huck gegründeter Generalanzeiger waren die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹. An diesem Blatt werden im Folgenden die Merkmale des Zeitungstyps exemplarisch herausgearbeitet. Das siebenmal wöchentlich erscheinende Periodikum erschien zum ersten Mal am 8. September 1893. Sein vollständiger Titel lautete: ›Neueste Nachrichten, Centralorgan für die Kgl. Haupt- und Residenzstadt Dresden und das Königreich Sachsen. Unparteiische, unabhängige Zeitung für jedermann‹.147 In einem an die Leser gerichteten Aufruf wurden die typischen Merkmale des Generalanzeigers vorgestellt. Dazu gehört der Aufruf selbst, der kennzeichnend für den 144
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Vgl. Weller (1975) S. 351 (wie Anm. 9); Hoser (1990) S. 89 (wie Anm. 35); private Niederschrift, Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlages; o.V. (1921) S. 82 (wie Anm. 131); Michel (1917) S. 153 (wie Anm. 129). Vgl. Weller (1975) S. 351 (wie Anm. 9); o.V.: Wöchentliches Frag- und Kundschaffts-Blath. http://www.mfa-dortmund.de/, o.J. [Stand: 06.05.2012]; Michel (1917) S. 12 (wie Anm. 129); Private Niederschrift, Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags. Vgl. Lewinsohn (1930) S. 161 (wie Anm. 136); Michel (1917) S. 54, 119 (wie Anm. 129); o.V. (1921) S. 29, 61, 160 (wie Anm. 131); Fechter (1949) S. 16 (wie Anm. 17); Martin (1912) S. 396f. (wie Anm. 16); Joseph Eberle: Grossmacht Presse. Enthüllungen für Zeitungsgläubige. Forderungen für Männer. 2. verb. u. verm. Aufl. Mergentheim: Karl Ohlinger 1913, S. 63f.; Vierhaus (2006) S. 174 (wie Anm. 126). Hofmann (1940) S. 16 (wie Anm. 21).
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Zeitungstyp ist. Die Redaktion machte die Grundsätze und Programmatik ihrer Zeitung darin klar. Zudem sind im Aufruf weitere typische Charakteristika für die Zeitungsgattung aufgeführt. Zum einen betont die Redaktion die objektive Haltung des Blattes, nach welcher die Zeitung an alle Bewohner der Stadt, unabhängig von deren Stand, gerichtet sei. Sie wurde vor allem in der Zeit nach der Gründung in Abonnementsaufrufen vertreten. Ihre Haltung spiegelt sich außerdem im Untertitel des Blattes wieder.148 Zum anderen findet sich im Aufruf die Konzeption des redaktionellen Teils. Gemäß dem Ziel, eine möglichst große Menge an Lesern unterschiedlicher Herkunft und Bildung zu gewinnen, wird besonderer Wert auf den Lokalteil gelegt. In der ersten Ausgabe galt ihm sogar ein eigener Aufruf, in dem die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ die Intentionen darstellten, die sie mit diesem Ressort verbanden. So hebt die Redaktion in der Proklamation die geplante ausführliche Berichterstattung über das städtische Leben und das Vereinswesen hervor, ebenso wie die Aufforderung an die Leser, bei der Gestaltung dieses Teils tatkräftig mitzuarbeiten.149 Weiterhin findet die Unterhaltung im Aufruf Erwähnung. So sollen auch die Frauen als regelmäßige Leser durch die eigene Beilage ›Für unsre Frauen‹ gewonnen werden. In dem Zusammenhang weist die Redaktion auf die Bedeutung der ›Neuesten Nachrichten‹ als Familienblatt hin.150 Neben den erwähnten Merkmalen sind weitere zu nennen, welche die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ als Generalanzeiger kennzeichnen. Dazu gehört der Preis der Zeitung. In den ersten Wochen wurde die Zeitung kostenlos in einer Auflage von 75.000 Stück abgegeben, um möglichst viele potentielle Leser und spätere Abonnenten zu erreichen. Erst ab dem 1. Oktober 1893 kostete sie 0,50 Mark im Monat. Damit lag sie jedoch immer noch unter dem Preis der anderen Dresdner Zeitungen. So kosteten die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ im Januar 1900 vierteljährlich 1,50 Mark, die ›Dresdner Nachrichten‹ 2,50 Mark und der ›Dresdner Anzeiger‹ 3 Mark.151 Der niedrige Preis der ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ wurde, gemäß dem Kalkulationsprinzip der Zeitungsgattung, durch einen großen Anzeigenteil ausgeglichen. Entsprechend gliederte sich die erste Ausgabe, die einen Umfang von 16 Seiten besaß, in sieben Seiten Text und neun Anzeigenseiten. Bedeutsam war vor allem die sehr billige Kleine Anzeige (einspaltige Kolonelzeile 0,15 Mark, im Reklameteil 0,50 Mark). Sie bot durch die enorme Verbreitung des Blattes, vor allem in der ersten Zeit der kostenlosen Abgabe, hohe Werbe- und Erfolgsaussichten.152 Außerdem ist die für den Generalanzeiger typische Werbung in großem Maße bei den ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ zu finden. Sie wurde von dem Blatt regelmäßig und intensiv betrieben. Zu ihr gehörten Abonnementsaufrufe im Textteil der Zeitung, 148 149 150 151
152
Vgl. Hofmann (1940) S. 19 (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 16–20 (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 17 (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 18–20 (wie Anm. 21); Hartmut Fiedler: Geschichte der ›Dresdner Nachrichten‹ von 1856–1936. Olbernhau i. Sa.: o.V. 1939 (zugl.: Leipzig, Univ., Diss., 1939), S. 167. Vgl. Hofmann (1940) S. 17, 19f. (wie Anm. 21).
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die das Ziel und Programm, ein unabhängiges, objektives, weit verbreitetes und »allen Ansprüchen eines großen Publikums durch Vielseitigkeit des Inhalts genügenden« Blatt zu sein,153 in regelmäßigen Abständen aufzeigten. Auch die Transparenz der ›Neuesten Nachrichten‹, die den Lesern zugestandene Kontrolle, sollte zur Leserwerbung beitragen. Zum einen wurde mehrfach die Zahl der hergestellten Zeitungsnummernstücke beurkundet und veröffentlicht, um sich vor Angriffen der Konkurrenz zu schützen.154 Zum anderen konnten die Leser beim Druck zuschauen und Einsicht in die Abonnements-, Kassen- und Versandbücher nehmen. Daneben legte man Wert auf gute Beziehungen zu den ansässigen Vereinen, die zu Betriebsbesichtigungen eingeladen und deren Veranstaltungen von Berichterstattern der Zeitung begleitet wurden. Typisch waren auch Preisausschreiben, welche die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ mit dem Ziel nutzten, den Lesern die Größe des Verlags nahe zu bringen, z.B. mithilfe der Preisfrage: »Wieviel Kilogramm Papier verdrucken die ›Dresdner Neueste Nachrichten‹ in einem Jahre?«.155 Zu der Werbung gehörten auch Vorgehensweisen, um die Leser vom Abbestellen eines Abonnements zu hindern. So war es üblich, Artikel zu veröffentlichen, welche die Annehmlichkeiten der Zeitungslektüre sowohl im Sommer als auch im Winter hervorhoben. Außerdem bedankte sich die Redaktion in der Zeitung beim Erreichen bestimmter Auflagenhöhen bei ihren Lesern.156 Die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ betrieben daneben Außenreklame (Aufhänge an Litfaßsäulen) und scheuten nicht vor neuartigen Projekten zurück. So wurde 1911 zur Internationalen Hygieneausstellung ein eigener Pavillon aufgestellt. In diesem errichtete der Verlag einen Depeschensaal und ein Verkehrsbüro, auch Inseratenannahme und Erwerb der Zeitung waren den Besuchern möglich. An 158 Tagen besuchten ca. 195.000 Menschen den Stand.157 Des Weiteren weist die Stoffanordnung Charakteristika des Generalanzeigers auf. Das Blatt war nach dem typischen »Beilagensystem« geordnet. Somit konnten die einzelnen Beilagen herausgenommen, an die Familienmitglieder verteilt und separat gelesen werden.158 Nicht zuletzt berücksichtigte der Verlag die Arbeits- und Freizeiten seiner Leser. Da die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ in erster Linie der Mittelschicht und den Arbeitern eine Lektüre bieten wollten, wurde der Erscheinungszeitpunkt auf den Nachmittag gelegt. So konnten die aktuellsten Nachrichten gelesen werden, wenn die Arbeiter nach Hause kamen. Der Generalanzeiger als Zeitungstyp löste sich zwischen 1900 und der Vor- bzw. Nachkriegszeit auf, respektive er bildete sich weiter. Damit geht jedoch nicht das Ende der als Generalanzeiger gegründeten Zeitungen einher. Zwar fand zu Beginn des 20. Jahrhunderts vermehrt eine Titeländerung statt, mit der die der Gattung entsprechende Vokabel »General-Anzeiger« fallen gelassen wurde, die Zeitungen als solche
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Hofmann (1940) S. 16f. (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 22 (wie Anm. 21). Hofmann (1940) S. 23 (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 22f. (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 56f. (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 21 (wie Anm. 21).
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existierten jedoch fort.159 Der Auflösungsprozess drückt sich eher durch den verstärkten Wandel formaler und inhaltlicher Merkmale aus, die den Generalanzeiger, aber auch die Zeitungstypen neben ihm betrafen. Während diesem schlugen die Blätter unterschiedliche Richtungen ein. Ein Erkennungsmerkmal dieses Vorgangs ist z.B. das der politischen Stellungnahme. Mit ihm wird einer der wesentlichsten Grundsätze dieses Zeitungstyps, die politische Enthaltsamkeit, unterlaufen. Um jedoch exakte Aussagen über den Verlauf der Generalanzeiger treffen zu können, müssen diese selbst ins Visier der Untersuchungen gesetzt werden, d.h. die individuelle Analyse des einzelnen Blattes bleibt unerlässlich.160 Der Wandel wird im Folgenden insbesondere anhand der formalen Charakteristika der ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ exemplarisch dargestellt. Die Aufmachung der Zeitung gestaltete sich in ihrem Gründungsjahr 1893 durch wenig Übersicht und Gliederung noch recht monoton. Dies ist am sehr engen Zwischenraum der drei Spalten und der Nachrichten erkennbar. Letztere wurden aneinander gereiht und nur durch Spitzmarken abgesetzt. Schlagzeilen und Textillustrationen waren nicht vorhanden, auch Spationieren und Fettdruck kamen kaum vor. Außerdem hielt sich der Einsatz von Kästen zur Hervorhebung von Mitteilungen in Grenzen. Der redaktionelle Teil der Zeitung wurde noch nicht geschlossen mithilfe der Sparten gegliedert. Der Inhalt wies eine recht gleich bleibende Anordnung auf. Eine klare Trennung zwischen Text- und Anzeigenteil fand nicht statt. Hervorhebungen wurden vermieden, damit sich, gemäß der damaligen Vorstellung, die Leser unvoreingenommen die Inhalte heraussuchen konnten, die sie am meisten interessierten. Eine solche Gestaltung des Blattes im 19. Jahrhundert war typisch für den Generalanzeiger. Die Neutralität der Aufmachung kommt auch im Inhalt der Zeitung zum Vorschein. Die Redaktion nahm zwar teilweise Stellung, ohne jedoch Anstoß zu erregen.161 Im Jahr 1903 übernahm Julius Ferdinand Wollf die Leitung des Verlags. Er verfolgte das Ziel, die Zeitung vom Generalanzeigertyp zu lösen und sie »zu einer großen, unabhängigen Tageszeitung«162 zu machen. So sollte neben dem Textteil das gesamte Zeitungsbild verändert werden, um nicht nur Angehörige des Mittelstandes, sondern auch die gehobenen Schichten als Leser zu erreichen. Unter Wollf erfuhr das Gesicht der ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ merkliche Änderungen. Eine übersichtliche Stoffanordnung ließ die Leser die für sie interessanten Artikel besser finden. Dies wurde durch typographische Mittel wie eine größere Schrift oder ein vermehrter Einsatz von Fettdruck und Durchschuss ermöglicht. Der Gebrauch des Kastens zur Hervorhebung blieb allerdings gering. Die Spaltenanzahl des Textteils betrug fortan vier. Vierspaltige Schlagzeilen waren jedoch nur zu besonderen Anlässen üblich. Des Weite159
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Vgl. Dovifat (1928) S. 182f. (wie Anm. 1); Dovifat (1925) S. 91 (wie Anm. 99); Arntz (1938) S. 75–81 (wie Anm. 1); Groth (1928) S. 325 (wie Anm. 42). Vgl. Jörg Requate: Journalismus als Beruf. Entstehung und Entwicklung des Journalistenberufs im 19. Jahrhundert. Deutschland im internationalen Vergleich. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 109), S. 373; Dovifat (1940) Sp. 1228f. (wie Anm. 93); Albert Tenbergen: Die General-Anzeiger-Presse in Dortmund. Entwicklung und Geschichte. Bochum Langendreer: O.V. 1937 (zugl.: Leipzig, Univ., Diss., 1934), S. 59. Vgl. Hofmann (1940) S. 17, 29–31 (wie Anm. 21). Hofmann (1940) S. 55 (wie Anm. 21); vgl. zudem: Hofmann (1940) S. 51 (wie Anm. 21).
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ren entschied man sich 1905 für ein vergrößertes Format, was eine Vermehrung des Stoffes sowie die weitere Ausgestaltung der Aufmachung zuließ.163 Neben der typographischen Neuordnung unterstützte auch die feste Anordnung der Sparten die Lesbarkeit des Blattes. In diesem Zuge wurden Text- und Anzeigenteil klar geteilt, wobei die Inserate sich an den redaktionellen Teil anschlossen. Bereits zehn Jahre nach der Gründung des Blattes sind also Änderungen in der Gestaltung erkennbar. Die ersten Schritte in Richtung einer modernen Aufmachung der ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ waren getan.164 Mit Kriegsbeginn setzte sich dieser Prozess der Modernisierung fort. Der Verlag erkannte, dass mit reißerischer Gestaltung mehr Leser gewonnen werden konnten. Diese wurde durch die dauerhafte Einrichtung vierspaltiger Schlagzeilen sowie durch die Hervorhebung bestimmter Nachrichten durch Kästen erreicht. Fettdruck, Spationieren und variierte Schriftgrößen verbesserten zudem die Übersichtlichkeit der Seite. Allerdings betrafen diese Neuerungen vorerst nur die Titelseite der Zeitung.165 Die neue Art der Aufmachung setzte sich vor allem nach der Inflation vollends durch. Auch die Bebilderung ab 1926 trug zur modernen Gestaltung der Zeitung bei.166 Nach dem Ausscheiden Wollfs 1933 und unter der Führung der Zeitung von Huck und Schulze verstärkten sich die Anzeichen, nach denen die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ schließlich den Weg zur Heimatzeitung einschlugen.167 5. DER WANDEL DER GENERALANZEIGER AM BEISPIEL ZWEIER TITEL Da der Wandel der Generalanzeiger anhand der einzelnen Zeitungen ersichtlich wird, stellt sich die Frage, ob auch andere Zeitungen Hucks dem Typ entsprachen bzw. ob Ähnlichkeiten zu den ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ herausgearbeitet werden können. Aus diesem Grund führte die Autorin eine Inhaltsanalyse durch, in der es zu prüfen galt, ob die bisherigen Ergebnisse durch die Analyse weiterer Zeitungen untermauert werden können, d.h., ob die beobachteten Merkmale des Generalanzeigers, der allgemeinen zeitungstypologischen Gestaltung sowie deren Entwicklung auf Blätter des Huck-Konzerns übertragbar sind. Das Untersuchungsmaterial oder die Auswahleinheiten, die für die Prüfung dieser Fragen herangezogen wurden, sind zwei Zeitungen des Huck-Verlags. Es handelt sich zum einen um den ›Breslauer General-Anzeiger‹ bzw. die ›Breslauer Neueste Nachrichten‹ (Namensänderung 1918)168. Zum anderen wurde der ›General-Anzeiger der Kgl. Haupt- und Residenzstadt München‹ bzw. die ›Münchener Zeitung‹ (Namensänderung 1898)169 untersucht.170 Aus den Analyseeinheiten wurde jeweils eine Stichprobe 163 164 165 166 167 168 169 170
Vgl. Hofmann (1940) S. 55, 58f. (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 59 (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 79f. (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 94f. (wie Anm. 21). Vgl. Hofmann (1940) S. 114–116 (wie Anm. 21). Vgl. Lerg (1968) S. 22 (wie Anm. 29). Vgl. ebd. Für genaue Informationen zu den Gründen der Materialauswahl und der Untersuchungszeiträume, zu Operationalisierung und Kategoriensystem sowie zur Durchführung der Inhaltsanalyse und Reliabilitätsprüfung vgl.: Graf (2012) S. 106–113 (wie Anm. 1).
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Abb. 3: N Nachriichten‹ 10. Mai 1903 Titelblattt der ›Dresdner Neuesten
gezogen n. Da es sich um m natürliche W Wochen (jeweills eine Woche im Novemberr der Jahre 1894 und 1927) han ndelt, ist die U Untersuchung nicht n im statisttischen Sinne aals repräsentativ anzusehen. Diie dargestelltenn Ergebnisse besitzen b vielmeehr den Charakkter einer Fallstudiie.171 In der Analyse A wurdee zwischen fo ormalen und in nhaltlichen Kaategorien untersch hieden. Ihre Errhebung erfolggte auf verschiiedenen Ebeneen, der Ausgabbenebene, der Titellseitenebene so owie der Beitraagsebene. Im Folgenden F werrden nur einigee wenige, jedoch für f das Verstäändnis wesentlliche, Ergebniisse herangezo ogen, um den Rahmen des vorliiegenden Beitrrags nicht zu ssprengen. 171
Vgl. Marcus Maurerr / Carsten Reinnemann: Medien ninhalte. Eine Einführung. Wiesbbaden: VS Verllag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverllage GmbH 200 06, S. 42; Patrick ck Rössler: Inhaaltsanalyse. 2., überarb. Aufl. Koonstanz: UVK Verlagsgesellsch V haft 2010, S. 58––62.
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Zueerst soll ein Bllick auf die Annteile von Texxt und Anzeiggen am Gesam mtumfang der Zeittungen geworfe fen werden, weelche die folgen nde Tabelle prreisgibt. Tab. 1: Anteil A des Text-/ /Anzeigenteils aam Gesamtumfanng, 1894 und 19 927
n = 26 Ausgaben. A Von den Breslauer Zeitunngen wurden jeweeils 7, von den Münchener M Zeitunngen jeweils 6 A Ausgaben in die Unterrsuchung einbezoggen. Zu Anfaang ist anzumeerken, dass diee addierten An nteile jeweils eines Mediums in dieser Tabelle teilweise über 100 Prozent eerreichen. Diess liegt daran, dass d die Text- bbzw. Anzeigenteeile geschätzt wurden w und im m Zweifelsfall eine Aufrundu ung erfolgte. D Dennoch galt es, die d Verhältnisse so genau w wie möglich zu u bestimmen. Der D Textteil liiegt 1894 sowohl beim b ›Breslaueer General-Anzzeiger‹ mit ca. 47 4 Prozent als auch beim Müünchener Blatt mitt etwa 48 Prozzent unter dem m Anzeigenteil, der bei beiden n Zeitungen ettwas über 50 Prozzent erreicht. Der D Unterschiied zwischen Text- und An nzeigenteil ist somit in beiden Fällen F nicht sttark ausgepräggt, die Differen nz beträgt wen niger als zehn Prozent. 1927 ist der Textteil bei b den ›Breslaauer Neuesten n Nachrichten‹ wiederum gerringer als bei der Untersschied sich weeiter minimiertt hat. Sowohl Text als der Anzzeigenteil, wob auch An nzeigen nehmeen also die Häälfte der Zeitung ein. Bei der ›Münchener Zeitung‹ hingegen n ist der Anteeil des Textteiils am Gesamttumfang gestieegen. Er überrtrifft mit etwa 60 Prozent den Anzeigenteil, A dder ca. 40 Prozzent einnimmt.. In der d pressegeschichtlichen Daarstellung überr den Generallanzeiger wird kein bestimmteer Prozentsatz vorgegeben, dden der Typ oder o jene nach h ihm erreichtten. Verschieden ne Untersuchu ungen bringenn teilweise staark variierendee Anteile hervvor. Eine Ursachee, welche die Höhe H des Anzeeigen- und Texxtteils in den Zeitungen Z bediingt, liegt wenn die in der Masse M des Inserratenandrangs.. Demgemäß steigt s der redak ktionelle Teil, w Anzahl der Inserate sinkt. s Im Allgeemeinen kann n dennoch festtgehalten werdden, dass Anzeigeen ein typischees Merkmal deer Generalanzeeiger waren un nd in den Zeittungen in großem Maße auftrateen. Dies ist aucch an der vorlieegenden Tabellle zu sehen. 18894 über-
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ngen der Anzei eigenteil den Textteil. 1927 hingegen h haltenn sich die trifft in beiden Zeitun Anteile die d Waage, bzw. übersteigt dder Textteil deen Anzeigenteil an Umfang. Somit ist hier berreits eine, wen nngleich auch geringe, Veräänderung der Zeitungen, errkennbar. Um diesse weiter spezifizieren zu köönnen, sind jedoch erst die folgenden Tabbellen zu berücksiichtigen. Ein ne weitere Mögglichkeit, anhan and derer eine Zeitung zum Typ der Geneeralanzeiger zugeeordnet werden n kann, bietet die Betrachtun ng der Ressorttstruktur bzw. des Umfangs deer einzelnen Sp parten. Tab. 2: Umfang der d Ressorts/Spaarten in Seiten (M (München), 18944 und 1927172
n = 140 Ressorts aus 122 Ausgaben (pro Zeitung 6 Ausggaben). M Zeituungen liegt die Faallzahl der Ressorts/Sparten in der d Regel bei sechss. Für die Münchener Die Fallzzahl liegt bei 3: ›Münchener › Zeittung‹: Vereine unnd Versammlunggen. Die Fallzzahl liegt bei 2: ›General-Anzeig iger der Kgl. Hauupt- und Residennzstadt Münchenn‹: Feuilleton, Verk kehrsfragen. Die Fallzzahl liegt bei 1: ›Münchener › Zeittung‹: Sonderveröf öffentlichungen. Es liegen keine Fälle vor: ›General-Anzeigiger der Kgl. Hauupt- und Residennzstadt Münchenn‹: Panorama/Geseellschaft, Sport, Sonderveröffentlic S ichungen; ›Münch chener Zeitung‹: Gerichtsteil, Reddaktionelle Ankündiigungen, Verkehhrsfragen. Tabelle 2 zeigt den Um mfang der Resssorts/Sparten n pro Ausgabee im Mittel fürr die beiden Münchener Zeitu ungen. Es wirdd deutlich, dasss 1894 der An nzeigenteil mitt ca. fünf 172
Es wurden w maximall 30 Ressorts prro Ausgabe erfassst.
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Seiten am umfangreichsten ausfällt. Mehr als eine Seite pro Ausgabe erreichen zudem der Lokalteil sowie die beiden Feuilleton-Ressorts. Die weiteren Sparten bleiben unter einer Seite. 1927 ist ebenfalls der Anzeigenteil mit siebeneinhalb Seiten der größte. Darauf folgen die Sonderveröffentlichungen mit knapp fünf Seiten, der Politik- und Lokalteil mit ca. zweieinhalb Seiten, der Handelsteil mit zwei und der Sportteil mit anderthalb Seiten. Die anderen Ressorts nehmen in etwa bis zu einer Seite Umfang pro Ausgabe ein. Es ist erkennbar, dass beim Münchener Generalanzeiger aus dem Jahr 1894 die ausgeprägten Ressorts typisch für den Generalanzeiger sind. Folglich kann bestätigt werden, dass es sich in München um einen solchen handelt. Die Veränderungen der Existenz und der Umfang der Sparten zwischen 1894 und 1927 treten in den Münchener Blättern deutlich zu Tage. So kann eine Politisierung im Jahr 1927 konstatiert werden, das Ressort wächst um mehr als eine Seite an. Auch der Handelsund Anzeigenteil nehmen um zwei Seiten zu. Der Lokalteil wächst um eine Seite, wohingegen das Feuilleton etwas an Umfang verliert. Die Unterschiede zu den Ressorts im Jahr 1894 zeigen das Bestreben der Leitung des Blattes, nicht mehr nur unterhaltende Nachrichten und »leichte Kost« zu bringen, sondern auch andere Interessen zu befriedigen. Ein Wandel des Blattes vom Generalanzeiger zu einem anderen Zeitungstyp ist offenkundig. Nun soll ermittelt werden, ob und wie sich die aufgezeigte Entwicklung der Zeitungen auf deren Titelseite auswirkt. Die moderne Aufmachung der Periodika kam zwar zum Ende des 19. Jahrhunderts auf, dennoch konnte sie sich erst im darauf folgenden Jahrhundert voll durchsetzen. Sie wird unter anderem am Satzbild der Zeitungen deutlich. Aus diesem Grund ist zu Anfang zu prüfen, wie viel Platz die Beiträge auf der Titelseite innerhalb des Satzspiegels einnehmen. Hierzu werden Schlagzeilen, Artikelblöcke und Überschriften (sowie Leads) für jede Titelseite einzeln ausgemessen. Die Flächen werden aufaddiert und die Summe anschließend ins Verhältnis zur Satzfläche gesetzt.173 Für jedes Medium ist der Mittelwert aus diesen Verhältnissen für beide Untersuchungswochen zu errechnen. Das Ergebnis zeigt Tabelle 3 auf der nächsten Seite. Bei beiden Blättern aus dem Jahr 1894 liegt das Verhältnis im Mittel über 90 Prozent, d.h. die Satzfläche ist fast komplett bedruckt. Die Zeitungen aus dem Jahr 1927 weisen ein geringeres Verhältnis auf, welches beim Breslauer Periodikum bei etwa 80 Prozent und beim Münchener Blatt bei ca. 85 Prozent liegt. Es ist also eine deutliche Veränderung erkennbar. In den Zeitungen von 1927 wird die Titelseite übersichtlicher gestaltet als in jenen des 19. Jahrhunderts, da der Raum der unbedruckten Fläche auf der Titelseite größer ist. Dies spricht dafür, dass die Redaktionen mehr Wert auf eine aufgelockerte Aufmachung und ein klareres Satzbild legten.
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Die Berechnung des Verhältnisses war notwendig, da die Zeitungen nur als Mikrofilme vorlagen.
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Tab. 3: Verhältnnis der Schlagzeille(n), der Artikelel und der Überscchriften / Leads zur Satzfläche, 1894 und 1927174
n = 26 Ausgaben. A Von den Breslauer Zeitunngen wurden jeweeils 7, von den Münchener M Zeitunngen jeweils 6 A Ausgaben in die Unterrsuchung mit einbbezogen. Schließliich soll noch eine e Tabelle heerangezogen werden, w welchee über die Entw twicklung der Anzzahl der Artikel unter einer eiigenständigen Überschrift Auskunft A gibt. FFür jedes Medium m, d.h. für beide Zeitungenn der zwei Untersuchungsz U zeiträume wurrde, ausgehend von v den Ergeb bnissen der Innhaltsanalyse, die d Wahrschein nlichkeit errechhnet, mit der ein Artikel A eine eiggene Überschrrift besitzt.
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Es wurde w die Fläch he von maximall drei Schlagzeillen sowie maxim mal 20 Artikeln pro Ausgabee auf der Titelseite erfasst.
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Tab. 4: Anzahl der d Artikel unterr einer eigenständdigen Überschriftft, 1894 und 192 27175
n = 210 Artikel aus 26 Ausgaben. M Zeitunngen jeweils 6 Auusgaben in Von den Breslauer Zeitunngen wurden jeweeils 7, von den Münchener die Unterrsuchung mit einbbezogen. Für den ›Breslauer › Generral-Anzeiger‹ lieggt die Fallzahl der d Artikel bei 68 8. Für die ›B Breslauer Neuestten Nachrichten‹‹ liegt die Fallzahhl der Artikel beei 57. Für den ›General-Anzeig › ger der Kgl. Haup upt- und Residenzzstadt München‹‹ liegt die Fallzahhl der Artikel bei b 47. Für die ›M Münchener Zeituung‹ liegt die Falllzahl der Artikeel bei 38. Im Breslauer Blatt dess Jahres 1894 sstehen im Mitttel nur wenige Artikel, knappp 20 Prozent, un nter einer eigen nständigen Übberschrift. 19227 sind es bereeits fast alle A Artikel. In der Mün nchener Zeitun ng 1894 ist daas Verhältnis zw wischen Artikeln, die eine ei eigenständige Überschrift besitzen und solchhen, die mit an nderen Beiträgen unter einerr gemeinsamen Überschrift Ü zussammengefassst werden, rech ht ausgeglichen n. Im zweiten Untersuchungszeitraum befind den sich bereitss alle Artikel au uf der Titelseitee unter einer ei eigenständigen Üb berschrift. Dass Münchener Blatt verhält sich also im 19. Jahrhund dert bereits reecht fortschrittlicch, da nahezu u die Hälfte dder Artikel untter einer eigen nständigen Übberschrift steht. Bei B der Breslau uer Zeitung hhat sich eine solche s bei den n Artikeln nooch nicht durchgeesetzt. Die Enttwicklung zum m zweiten Unttersuchungszeiitraum wird jeedoch bei beiden Zeitungen Z seh hr deutlich, daa sich 1927 so owohl beim Breslauer als auuch beim Müncheener Periodikum m kaum ein A Artikel findet, der d keine eigen ne Überschrift besitzt.
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Es wurden w maximaal 18 Artikel auff der Titelseite pro Ausgabe errfasst. Die redaaktionellen Ankkündigungen wu urden hier nicht berücksichtigt.
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6. RESÜMEE Dieser Beitrag hat das Ziel, die Geschichte der Generalanzeiger am Beispiel der Verlegerfamilie Huck aufzuarbeiten. Zuerst erfolgte die Charakterisierung der Hucks sowie die der Geschichte ihres Unternehmens, das bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zu den größten und einflussreichsten in Deutschland gehörte. Anschließend galt es, ihren Konzern im Detail zu betrachten, um darzustellen, wie sie den Generalanzeiger in der Provinz zum Erfolg führten. Ein wesentlicher Grund hierfür stellt die Organisationsform des Huck-Verlags dar, denn er war eine Zeitungskette. Diese Art der Organisation, die Konzentration verschiedener Abteilungen in einer Zentrale, ermöglichte den Hucks erst die effektive Leitung des komplexen Betriebs. Da die Verleger stets in persönlichem Kontakt mit den einzelnen Zeitungs-Verlagen standen und wesentliche Entscheidungen selbst trafen, dürften sie ihren Einfluss auf die Zeitungen ausgeübt haben. Hinzu kommt, dass sowohl August als auch Wolfgang Huck durch zahlreiche Beteiligungen z.B. an Zulieferbetrieben eine weit gehende vertikale Konzentration des Verlagsunternehmens erreichten. Trotz der zentralen Leitung des Konzerns arbeiteten die einzelnen Zeitungsverlage unabhängig voneinander. Auch die politische Ausrichtung oblag den jeweiligen Geschäftsführern und Verlegern. Anhand der exemplarischen Darstellung der ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ sowie anhand der hier gezeigten Ergebnisse der Inhaltsanalyse konnte dargelegt werden, dass die Huck‘schen Generalanzeiger die typischen Merkmale des Zeitungstyps aufwiesen und sich gemäß der zeitungstypologischen Entwicklung weiter fortbildeten. Bei allen dargestellten Blättern ist ein Wandel hin zu stärkerer Betonung des Politikund Handelsteils erkennbar. Auch der Heimatgedanke wird bei den Zeitungen vermehrt gepflegt. So kann der Werdegang der ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ vom Generalanzeiger hin zu einer großen unabhängigen Tageszeitung mit Heimatcharakter auch auf die in der Inhaltsanalyse untersuchten Zeitungen übertragen werden. Daneben wird die Veränderung allgemeiner zeitungstypologischer Merkmale bei den Huck’schen Zeitungen ersichtlich. Die noch eintönige Aufmachung sowohl der ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ als auch der in der Inhaltsanalyse untersuchten Zeitungen im 19. Jahrhundert verbessert sich in den darauf folgenden Jahrzehnten. Die Blätter weisen Ende der 1920er Jahre eine modernere Aufmachung auf.
ANHANG: VERZEICHNIS DER ZEITUNGEN DES HUCK-VERLAGS Erklärung der Abkürzungen für die Zeitungsliste Titel Geg. G., K., Bet. Jahr Änd. Fusion Ende/Einst.
Titel der Zeitung (bei zwischenzeitlicher Änderung des Titels wird hier der neue aufgeführt) Gründungsjahr des Blattes Gründung, Kauf, oder Beteiligung durch die Hucks (u. U. mit wem?) Jahr des Kaufs oder der Beteiligung durch die Hucks Im Falle einer Titeländerung – Angabe des Jahres und des vorigen Titels Im Falle einer Fusion – Angabe des Jahres und der Beteiligten Ende der Huck’schen Beteiligung/des Huck’schen Besitzes bzw. der Einstellung der Zeitung/der Abgabe an die Vera mit Angabe des Jahres
Besitzer/Verleger/ Gf. Verlag und U.-Form Ges.-Kap. Anteil Aufs.-V. Prok./Bev. Personal
Besitzer/eingetragener Verleger des Verlags/der Zeitung Geschäftsführer Name des Verlags und Unternehmensform Gesellschaftskapital Anteile der Hucks am Gesellschaftskapital Aufsichtsratsvorsitzender Prokurist/Bevollmächtigter Anzahl des Personals
Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil.
Verbreitung der Zeitung Auflage der Zeitung Zeitung erscheint wie oft und wann Politische Richtung der Zeitung Zeitungspreis Beilage, Gratis-Beilage/Prospektbeilage Preis pro 1000 Stück Auflage Umfang einer Zeitungsnummer Jahresumfang der Zeitung
Umfang J.-U
Hinweise: Die Reihenfolge der Zeitungen richtet sich nach dem Erscheinungsort sowie, falls in einer Stadt mehrere Blätter herausgebracht wurden, nach dem Zeitpunkt der Gründung, des Kaufs bzw. der Beteiligung der Hucks. Jede Zeitung wird in einer eigenen Übersicht verzeichnet, die in drei Teile gegliedert ist. Der erste Teil umfasst allgemeine Informationen (z.B. den Titel der Zeitung) sowie chronologische Daten (z.B. Gründungs-/Kaufjahr, Ende der Beteiligung). Im zweiten Teil werden Personelles (z.B. Besitzer/Verleger, Aufsichtsratsvorsitzender) sowie die Besitzanteile der Hucks geklärt. Der dritte Teil befasst sich mit weiteren Informationen zur Zeitung (z.B. zur Auflage und zum Zeitungspreis).
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Yvonne Graf Beim zweiten und dritten Teil einer Übersicht befindet sich hinter der Information das Veröffentlichungsjahr der Quelle in Klammern. Falls in diesen die Jahre 1917 oder 1921 aufgeführt werden, so bezieht sich die Information auf eben jenes Jahr, da es sich hierbei um Zeitungskataloge handelt (bspw. ist bei der Angabe von Auflagen die jeweilige Zahl auf 1917 oder 1921 zu beziehen). Unter der Liste ist weiterhin einsehbar, für welche Quellen die jeweiligen Jahresangaben stehen. Übrige, unter dem Text aufgeführte, Quellen dienen der Vervollständigung des ersten Teils der Übersichten. Bei einigen Daten wird vor der Information eine weitere Jahreszahl angegeben, die besagt, auf welches Jahr sich die Information bezieht. Sie erscheint dann, wenn die Kenntnis des Jahres für das Verständnis relevant ist (z.B. bei ›Breslauer Neueste Nachrichten‹: 1935 Abgabe an die Vera). Die Informationen für die Periodika stammen aus einem der Jahre, in dem die jeweilige Zeitung im Besitz der Hucks war, bzw. die Verleger Huck an dem Blatt beteiligt waren. Es konnten nicht für alle Zeitungen jeweils alle Merkmale rekonstruiert werden bzw. diese trafen nicht auf die Gesamtheit der Periodika zu, falls z.B. eine Zeitung keine Titeländerung erfuhr. Im Folgenden werden nur jene Merkmale aufgelistet, die der Autorin vorlagen und die für die Periodika Geltung besaßen.
BERLIN Vossische Zeitung1 Titel Geg. G., K., Bet. Jahr Änd. Ende/Einst. Besitzer/Verleger/ Gf. Ges.-Kap. Anteil
Vossische Zeitung 1704 Beteiligung; Huck bildete Finanzgruppe mit Bankhaus Lazard SpeyerEllissen Zum Jahreswechsel 1910/1911 Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (bis 1911) 1913 Verkauf an Ullstein Zwischen 1911-1913 war das Bankhaus nominell der Besitzer; geschäftliche Leitung: August Huck (1982) Etwas über 3 Millionen Mark (1982) Mehr als 2 Millionen Mark; ca. 2/3 der Anteile (1977, 1982) Beteiligung am Syndikat der Vossischen Zeitung, Wert ca. 1. Mio. Mark (1915)
BRESLAU Breslauer Neueste Nachrichten Titel Geg. G., K., Bet. 1
Breslauer Neueste Nachrichten. Breslauer General-Anzeiger und General-Anzeiger für Schlesien. 1888 Gründung
Zu den Besitzverhältnissen der Hucks an der »Vossischen Zeitung« siehe: Peter de Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse. Frankfurt/M., Berlin, Wien: Ullstein Verlag 1982, überarb. u. erw. Aufl., S. 221-226.
Die Verleger Huck Änd.
Ende/Einst. Besitzer/Verleger/ Gf.
Breslauer General-Anzeiger und General-Anzeiger für Schlesien und Posen. Unparteiisches Organ für Jedermann. Haupt-InsertionsOrgan für Breslau und die Provinz Schlesien und Posen. (bis 1917) 1935 Abgabe an die Vera
Verlag und U.-Form Ges.-Kap. Anteil Aufs.-V. Prok./Bev. Personal
Direktor: Dr. Tugendhat (1921) Geschäftsführer: August Kraulidat (Generalbevollmächtigter Hucks) (1990a) Breslauer Neueste Nachrichten GmbH (1917, 1921, 1990a) 1.300.000 Mark (1990a) 24% - 33% (30% - 1990a) (24 % -1915) (1/3 der Anteile - 1928) Wolfgang Huck (1990a) Bevollmächtigter: Klindworth (1917) Ca. 200 (1915)
Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
Unbegrenzt (1917) 167.000 Stück (1917); 170.000 Stück (1921) Werktäglich nachmittags (1917) Parteilos (1921) 3 Mark vierteljährlich (1917); 16,80 Mark vierteljährlich (1921) Prospektbeilage (1917) 1913: 6857 Stück (1917); 1915: 4582 Stück (1917)
Breslauer Zeitung Titel Geg. G., K., Bet. Jahr Fusion
Breslauer Zeitung 1820 Kauf mit John Lehmann 1905 1922 Vereinigung mit Breslauer Morgenzeitung
Besitzer/Verleger/ Gf.
August Huck war alleiniger Besitzer/stiller Teilhaber (Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlags, 1915) Verleger/Besitzer: Dr. Alfred Oehlke (1917, 1921) Verlag der Breslauer Zeitung (1917) Prokuristen: Redakteure S. Gottschalk und A. Runge (1921)
Verlag und U.-Form Prok./Bev. Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
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Kaufleute, Industrie, Akademiker (1917) 12.100 (1917); 18.000 (1921) Samstag morgens, Montag morgens und abends, sonst täglich morgens, mittags und abends (1917) Freisinnig (Fortschrittliche Volkspartei) (1917); Demokratisch (1921) 7,50 Mark vierteljährlich (1917); 10 Mark vierteljährlich (1921) Illustrierte Weltschau, Prospektbeilage (1917) 6690 Stück (1917)
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Breslauer Morgenzeitung Titel Geg. G., K., Bet. Jahr Fusion
Breslauer Morgenzeitung 1845 Kauf 1910 1922 Vereinigung mit der Breslauer Zeitung
Besitzer/Verleger/ Gf. Verlag und U.-Form Prok./Bev.
August Huck war alleiniger Besitzer/stiller Teilhaber (1915) Verleger/Besitzer: Dr. Hermann Hamburger (1917, 1921) Verlag Leopold Freund (1917) Bevollmächtigter: Fritz Oberhettinger (1917)
Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
Unbegrenzt (1917) 75.000 Stück (1917); 75.000 Stück (1921) Samstag morgens, werktäglich morgens und abends (1917) Freisinnig (Fortschrittliche Volkspartei) (1917); liberal (1921) 2,55 Mark vierteljährlich (1917); 3,60 Mark vierteljährlich (1921) Prospektbeilage (1917); pro 1000 8 Mark (1921) 1913: 5216 Stück (1917); 1915: 3542 Stück (1917)
DANZIG Danziger Neueste Nachrichten Titel Geg. G., K., Bet. Jahr Ende/Einst.
Danziger Neueste Nachrichten 1894 Beteiligung mit der Verlagsfirma Fuchs & Co. um 1910 Einstellung zwischen 1924 und 1934, da verlustreich
Besitzer/Verleger/ Gf. Verlag und U.-Form
Besitzer: Gustav Fuchs (1917)
Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. Umfang J.-U
Verlag Danziger Neueste Nachrichten, Fuchs & Cie. (1917, 1921) Stadt und Land, bessere Kreise (1917) 78.000 Stück (1917); ca. 68.000 Stück (1921); 1931/32: 50.000 Stück (1990a) Werktäglich nachmittags (1917) National (1917); national, unabhängig (1921) 2,55 Mark vierteljährlich (1917); mit Postbestellgeld 5,50 Mark vierteljährlich (1921) Prospektbeilage (1917); pro 1000 10 Mark (1921) Vor dem Krieg: 16-56 Stück (1917); 10-20 Stück (1917) 1913: 6170 Stück (1917); 1915: 3908 Stück (1917)
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DRESDEN Dresdner Neueste Nachrichten Titel Geg. G., K., Bet. Änd.
Fusion Ende/Einst. Besitzer/Verleger/ Gf.
Verlag und U.-Form
Anteil
Prok./Bev. Personal Verbr.
Aufl.
Ersch. Pol.
Z.-Preis
Dresdner Neueste Nachrichten 1893 Gründung mit F. A. Werle und Ludwig Gümber Neueste Nachrichten, Centralorgan für die Kgl. Haupt- und Residenzstadt Dresden und das Königreich Sachsen. Unparteiische, unabhängige Zeitung für jedermann (bis 1904) 1943 Fusionierung mit Dresdner Anzeiger zur Dresdner Zeitung 1945 Einstellung des Blattes Besitzer: ab 1893: August Huck, F. A. Werle, Ludwig Gümber (Verleger) ab 1903: August Huck, Dr. Hermann Haas, Julius Ferdinand Wollf (Geschäftsleitung) (1940) 1917: Dr. Wolfgang Huck (Berlin), Fr. Kommerzienrat Ludwig Thomass (München), Julius Ferdinand Wollf (Dresden) (1917) Nach 1933: Dr. Wolfgang Huck war im Alleinbesitz der Zeitung (1940) 1893: Verlag der Neuesten Nachrichten Ludwig Gümber, offene Handelsgesellschaft (1940) Verlag der Dresdner Neuesten Nachrichten, Wollf und Co. (1917, 1921) ab 1893: Huck besaß 75%, Werle und Gümber jeweils 12,5% der Anteile (1940) ab 1903: Huck besaß 75%, Erben Haas 25% der Anteile (1940) 1915: Huck besaß 80 % der Anteile (1915) Ab 1923: Wollf besaß 6,5% der Anteile (1940) Bevollmächtigter: Prof. Julius Ferdinand Wollf (1917) Ca. 200 (1915) 1893: Angehörige der Arbeiterschaft und des Mittelstandes (1940) ab 1903: auch Erfassung der gehobenen Schichten (1940) Unbegrenzt (1917) 1893: 28.419 (Abonnenten) (1940) 1911: 121.400 (1940) 1917: 128.500 (1940) 1921: 101.400 (1940) Werktäglich mittags bzw. abends, Samstag morgens (1917) 1893: Liberal (1940) 1917: Freisinnig (Fortschrittliche Volkspartei) (1917); monarchistisch (1940) nach 1918: Demokratisch (Zeitung vertrat den linken Flügel der Deutschen Volkspartei und den rechten Flügel der Demokraten) (1940) Demokratisch, unabhängig (1921) 2,70 Mark vierteljährlich (1917); 15,75 Mark vierteljährlich (1921)
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Beil./Pbeil.
Umfang
1893: Für unsre Frauen (täglich), Roman (täglich), Für Haus und Herd (wöchentlich), Dresdner Fliegende Blätter (sonntäglich) (1940) 1903: Unterhaltungsblatt, Frauen-Zeitung (1940) Prospektbeilage (1917); pro 1000 14 Mark (1921) 1920: Technische Umschau (1940) 1921: Natur und Gesundheit (1940) 1927: Literarische Rundschau (1940) 1932: Reise- und Bäderzeitung (1940) 1933: Die Frau in der Gegenwart (1940) 1934: Kraftverkehr im neuen Deutschland (1940) 1913: 6896 Stück (1917); 1915: 4894 Stück (1917)
FRANKFURT Frankfurter Nachrichten und Intelligenz-Blatt Titel Geg. G., K., Bet.
Jahr Ende/Einst.
Frankfurter Nachrichten und Intelligenz-Blatt 1722 Neben den bisherigen Gesellschaftern, der Familie Minjon, beteiligten sich ab 1912, aufgrund des Übergangs in eine GmbH, mit Huck 7 weitere Kapitalisten: Kommerzienrat Emil Amann von Bönnigheim (Württ.), der Mitbesitzer des Hannoverschen Anzeigers August Madsack, der Verleger der Danziger Neuesten Nachrichten August Fuchs, der Zeitungsverleger August Huck und der Bankier Gustav Gutenstein von dem Frankfurter Bankhaus Kahn & Co., später noch der Nürnberger Bankdirektor Eugen Wittekind und Fabrikdirektor Karl Becker. Bis auf einen verließen alle das Unternehmen wieder und die Gesellschaft ging an eine Reihe von Industriellen und Bankiers in Frankfurt und Umgebung über, die gezwungen wurden, das Blatt Stinnes zu überlassen. 1912 Übernahme durch Stinnes
Besitzer/Verleger/ Gf. Verlag und U.-Form Prok./Bev. Personal
Oberleitung: Wolfgang Huck (1915) J. G. Holtzwarts Nachfolger GmbH (1917, 1921) Bevollmächtigter: Dr. Gustav Mayer (1917) Ca. 150 (1915)
Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil.
Gute Bürgerkreise (1917) 100.000 Stück (1915), 76.000 Stück (1917) Werktäglich morgens und nachmittags, Samstag nur morgens (1917) National (1917); parteilos (1921) 2,40 Mark vierteljährlich (1917); 3 Mark vierteljährlich (1921) Anzeige-Blatt der städtischen Behörden, Prospektbeilage (1917)
Die Verleger Huck
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HALLE A. S. Hallische Nachrichten Titel Geg. G., K., Bet. Jahr Änd. Ende/Einst.
Hallische Nachrichten 1889 Kauf 1910 General-Anzeiger für Halle und die Provinz Sachsen (bis 1918) 1935 erfolgte die Übertragung des Blattes auf Joachim Huck, den Neffen Wolfgang Hucks; 1943 Stilllegung
Besitzer/Verleger/ Gf.
Wolfgang Huck war alleiniger Inhaber (1915) Verleger: Gebrüder Huck (1917) Geschäftsführer: August Kraulidat (Generalbevollmächtigter Hucks) (1990a) Verlagsdirektor: E. Kukluk (1917, 1921) ab 1935: Offizieller nomineller Eigentümer: Joachim Huck (1975) Offene Handelsgesellschaft General-Anzeiger für Halle und die Provinz Sachsen, Verlag von Gebrüder Huck (1915); Verlag Gebrüder Huck (1921); Hallische Nachrichten GmbH (1990a) 500.000 Mark (1990a) Überwiegende Beteiligung Hucks (1990a) Bevollmächtigter: Verlagsdirektor E. Kukluk (1917) Ca. 150 (1915)
Verlag und U.-Form
Ges.-Kap. Anteil Prok./Bev. Personal Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
Unbegrenzt (1917) 70.000 Stück (1917); 72.000 Stück (1921) Werktäglich nachmittags (1917) National (1917); unabhängig, demokratisch (1921) 2,40 Mark vierteljährlich (1917); 18 Mark vierteljährlich (1921) Hallesche Familienblätter, wöchentlich Sonnabend (1917); Prospektbeilage (1917) 3414 Stück (1917)
HAMBURG 1919 war Wolfgang Huck nach Angaben Hosers an der »Hamburger Zeitung« beteiligt.2 In den Zeitungskatalogen ist kein entsprechender Eintrag zu finden.
2
Vgl. Paul Hoser: Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Hintergründe der Münchner Tagespresse zwischen 1914 und 1934. Methoden der Pressebeeinflussung. Teil 1. Frankfurt am Main (u.a.): Peter Lang 1990 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 447), S. 88.
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Yvonne Graf
HANNOVER Hannoverscher Anzeiger Titel Geg. G., K., Bet.
Hannoverscher Anzeiger 1892 oder 1893 Beteiligung mit der Firma Madsack & Co.
Verlag und U.-Form
August Madsack & Co. (1921)
Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis
130.000 Stück (1921) 2 mal täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage (1921) Unabhängig (1921) 13,50 Mark vierteljährlich (1921)
HEIDELBERG Gemäß Eberle waren die Hucks im Besitz einer Zeitung in Heidelberg.3 Diese Angabe kann von der Autorin nicht bestätigt werden. KASSEL Casseler Neueste Nachrichten Titel Geg. G., K., Bet. Ende/Einst. Besitzer/Verleger/Gf.
Ges.-Kap. Anteil
August Huck war alleiniger Besitzer/stiller Teilhaber (1915) Geschäftsführer: August Kraulidat (Generalbevollmächtigter Hucks) (1990a) Besitzer: Ferdinand Koch (1917) Verlag Expedition der Kasseler Neuesten Nachrichten (1921); Casseler Neueste Nachrichten, Casseler Abend-zeitung, Hessische Abendzeitung (1917); Kasseler Neu-este Nachrichten GmbH (1990a) 300.000 Mark (1990a) Überwiegende Beteiligung Hucks (1990a)
Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis
Unbegrenzt (1917) 30.000 Stück (1917) Werktäglich nachmittags (1917) Parteilos (1917, 1921) 2,10 Mark vierteljährlich (1917); 15,90 Mark vierteljährlich (1921)
Verlag und U.-Form
3
Casseler Neueste Nachrichten, Casseler Abendzeitung, Hessische Abendzeitung 1910 Gründung mit Ferdinand Koch 1935 Abgabe an die Vera
Vgl. Joseph Eberle: Grossmacht Presse. Enthüllungen für Zeitungsgläubige. Forderungen für Männer. 2. verb. u. verm. Aufl. Mergentheim: Karl Ohlinger 1913, S. 63f.
Die Verleger Huck Beil./Pbeil. J.-U
75
Unterhaltungsbeilage, wöchentlich; Prospektbeilage (1917) 1915: 3108 Stück (1917)
LEIPZIG Leipziger Zeitung und Handelsblatt für Sachsen Titel Geg. G., K., Bet. Jahr Änd. Fusion Ende/Einst. Besitzer/Verleger/Gf. Verlag und U.-Form Prok./Bev. Personal Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
Leipziger Zeitung und Handelsblatt für Sachsen, Leipziger Abendzeitung 1886 Kauf 1906 Leipziger Abendzeitung und Handelsblatt für Sachsen, Leipziger Sportzeitung (bis Vereinigung mit der Leipziger Zeitung) 1918 Vereinigung mit der 1649 gegründeten Leipziger Zeitung Verkauf Ende der 20er Jahre infolge der Wirtschaftskrise Wolfgang Huck war alleiniger Inhaber (1915) Dr. Wolfgang Huck und Harald Huck (1917) (Offene Handelsgesellschaft) Leipziger Abendzeitung Wolfgang Huck (1915, 1917); Verlag Dr. Reinhold & Co. (1921) Bevollmächtigter: Gottlob Krauss (1917) Ca. 100 (1915) Bürgerliche Kreise (1917) 50.000 Stück (1915); ca. 45.000 Stück (1917) Werktäglich nachmittags, Sonntag morgens (1917) Parteilos (1917); deutschdemokratisch (1921) 2,70 Mark vierteljährlich (1917); 6 Mark monatlich (1921) Frauen-Rundschau; Haus, Hof Garten; Prospektbeilage (1917); pro 1000 10 Mark (1921) 1915: 3906 Stück (1917)
Leipziger Neueste Nachrichten Titel Geg. G., K., Bet.
Leipziger Neueste Nachrichten 1892 Gehörte nach 1910 dem Huck-Konzern an
Besitzer/Verleger/Gf. Verlag und U.-Form Prok./Bev.
Besitzer: Edgar Herfurth und 1 Kommanditist (1917) Verlag Edgar Herfurth & Co., Verlag der Leipziger Neuesten Nachrichten (1917, 1921) Prokurist: Richard Neumann (1917)
Verbr. Aufl. Ersch.
Unbegrenzt (1917) ca. 200.000 Stück (1917); ca. 170.000 Stück (1921) Werktäglich morgens und abends, Sonntag morgens (1917)
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Yvonne Graf
Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
Deutschnational (1917); national (1921) 4,50 Mark vierteljährlich (1917), 30 Mark vierteljährlich (1921) Prospektbeilage (1917) 9000 Stück (1917)
MANNHEIM Neue Mannheimer Zeitung4 Titel Geg. G., K., Bet. Jahr Änd. Ende/Einst.
Neue Mannheimer Zeitung 1884 Kauf 1920 Mannheimer General-Anzeiger (bis 1924) Verkauf 1933 infolge der Wirtschaftskrise oder wegen Angriffe der Nationalsozialisten
Verlag und U.-Form Anteil
Verlag Druckerei Dr. Haas GmbH (1921) Wolfgang Huck: 800.000 Mark (97,6% der Anteilsscheine), Waldemar Huck: 10.000 Mark, Verlagsdirektor Heyne: 10.000 Mark (1924)
Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis
1931/32: 27.000 (1990a) 2 mal täglich (1921) Deutschliberal (1921) 22,50 Mark vierteljährlich (1921)
MÜNCHEN Münchener Zeitung Titel Geg. G., K., Bet. Änd. Ende/Einst.
Besitzer/Verleger/Gf. Verlag und U.-Form Anteil Prok./Bev. Personal
4
Münchener Zeitung 1892 Gründung mit Dr. Hermann Haas General-Anzeiger der Kgl. Haupt- und Residenzstadt München. Unparteiisches Organ für Jedermann. (bis 1898) 1935 erfolgte die Übertragung des Blattes auf zwei minderjährige Neffen Wolfgang Hucks, Harald und Gerhard Huck; 1943 Stilllegung Direktor: Hans Buchner (1921) Münchener Zeitungs-Verlag (1921) GmbH (1913a)/KG (1917) 351 von 700 Anteilen (1915) Bevollmächtigter: Hans Buchner (1917) Ca. 200 (gemeinsam mit der Bayerischen Zeitung, 1915)
Für das Jahr der Änderung des Titels vgl.: O.V.: Wöchentliches Frag- und KundschafftsBlath. http://www.mfa-dortmund.de/, o.J. [Stand: 06.05.2012].
Die Verleger Huck Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
77
Unbegrenzt, bes. Mittelstand (1917) 1916/1917: 115.000 Stück (1990a, 1990b); 1920: 120.000 Stück (1990b) Täglich mittags (1917) National (1917); unabhängig, fortschrittlich (1921) 3 Mark vierteljährlich (1917); 17,25 Mark vierteljährlich (1921) Die Propyläen, wöchentlich; Prospektbeilage (1917) 1913: 5288 Stück (1917); 1915: 4302 Stück (1917)
Bayerische Zeitung Titel Geg. G., K., Bet. Änd. Ende/Einst.
Bayerische Zeitung 1896 Gründung Illustriertes Münchener Extrablatt (bis 1905) 1935 erfolgte (wahrscheinlich) die Übertragung auf zwei minderjährige Neffen Wolfgang Hucks, Joachim und Gerhard Huck; 1943 Stilllegung
Verlag und U.-Form Anteil Prok./Bev. Personal
Münchener Zeitungs-Verlag (1921) GmbH (1913a)/KG (1917) 351 von 700 Anteilen (1915) Bevollmächtigter: Hans Buchner (1917) Ca. 200 (gemeinsam mit der Münchener Zeitung, 1915)
Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
Bürger, Arbeiter, Landwirtschaft (1917) 75.000 Stück (1917); 80.000 Stück (1921) Werktäglich mittags (1917) National (1917, 1921) 2,40 Mark vierteljährlich (1917); 19,50 Mark vierteljährlich (1921) Prospektbeilage (1917) 2260 Stück (1917)
Angaben der Deutschen Biographischen Enzyklopädie, nach denen August bzw. Wolfgang Huck auch die ›Münchner Nachrichten‹ gegründet haben soll, können nach den Recherchen nicht bestätigt werden.5 Der ›Münchner Merkur‹, der ab 1948 im wieder aufgebauten Münchener Zeitungs-Verlag unter Wolfgang Huck gedruckt wurde, wird nicht weiter charakterisiert, da er nicht zu der Zeitungsgattung der Generalanzeiger zu zählen ist. NÜRNBERG Nürnberger Zeitung Titel Geg.
5
Nürnberger Zeitung 1887
Vgl. Rudolf Vierhaus: Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2., überarb. u. erw. Ausg. Band 5: Hitz-Kozub. München: K.G. Saur Verlag 2006, S. 174.
78
Yvonne Graf
G., K., Bet. Änd. Fusion Ende/Einst.
Gründung General-Anzeiger für Nürnberg-Fürth (bis 1890) 1890 Aufnahme des 1804 geschaffenen Correspondenten von und für Deutschland In den 90er Jahren Verkauf an Erich Spandel
OLDENBURG 1893 schuf Huck nach einer Angabe Lergs den ›Generalanzeiger für Oldenburg und Ostfriesland‹. Die Gründung des Blattes erfolgte unter der Aufnahme der 1814 gegründeten ›Oldenburger Zeitung‹.6 In den Zeitungskatalogen existiert kein entsprechender Eintrag. Die Hucks hatten außerdem Einfluss auf die ›Nordwestdeutsche Morgenzeitung‹ in Oldenburg. Nach einer Aussage de Mendelssohns gehörte das Blatt nach 1910 dem Konzern an.7 Auch dieses Blatt ist in den Zeitungskatalogen nicht verzeichnet. STETTIN Stettiner Abendpost Titel Geg. G., K., Bet. Fusion
Ende/Einst. Besitzer/Verleger/Gf. Verlag und U.-Form Ges.-Kap. Anteil Prok./Bev. Personal
Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis 6
7
Stettiner Abendpost 1902 Gründung mit Ferdinand Koch Ab 1918 Vereinigung mit den 1896 gegründeten Stettiner Neueste Nachrichten; Beibehaltung des Namens Stettiner Abendpost; Ende der 20er Jahre Fusion mit der Ostsee-Zeitung Abgabe an die Vera Besitzer: Gebrüder Huck (Berlin), Ferdinand Koch (Kassel) (1917) Stettiner Verlagsanstalt (Huck & Koch) (1921) GmbH (1917, 1990a) 810.000 Mark (1990a) Anteil Hucks: 800.000 Mark (1990a); Huck hielt 280 von 300 Anteilen (1915) Prokurist: Otto Fr. Koch (1917) Ca. 100 (gemeinsam mit den Stettiner Neuesten Nachrichten, 1915) Mittelstand, bes. Provinz (1917) 50.000 Stück (1915); 45.000 Stück (1917) Werktäglich abends (1917) National (1917); parteilos (1921) 1,80 Mark vierteljährlich (1917); 15 Mark vierteljährlich (1921)
Vgl. Winfried B. Lerg: Die Anfänge der Zeitung für alle. Methodenkritisches zur Geschichte der Massenpresse. In: Winfried B. Lerg / Michael Schmolke (Hg.): Massenpresse und Volkszeitung. Zwei Beiträge zur Pressegeschichte des 19. Jahrhunderts. Assen: Van Gorcum & Comp. N.V. 1968 (= Münsteraner Marginalien zur Publizistik, Bd. 10), S. 22. Vgl. de Mendelssohn (1982), S. 222 (wie Anm. 1).
Die Verleger Huck Beil./Pbeil. J.-U
Prospektbeilage (1917) 1915: 3294 Stück (1917)
Stettiner Neueste Nachrichten Titel Geg. G., K., Bet. Jahr Fusion
Stettiner Neueste Nachrichten 1896 Kauf 1902 Ab 1918 Vereinigung mit der 1902 gegründeten Stettiner Abendpost; Übernahme von deren Titel
Besitzer/Verleger/Gf. Verlag und U.-Form Prok./Bev. Personal
Besitzer: Gebrüder Huck (Berlin), Ferdinand Koch (Kassel) (1917) Stettiner Verlagsanstalt GmbH (1917) Prokurist: Otto Fr. Koch (1917) Ca. 100 (gemeinsam mit der Stettiner Abendpost, 1915)
Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
Gebildete Kreise, Stadt und Land (1917) 10.000 Stück (1915); 7000 (1917) Täglich morgens (1917) National, amtlich (1917) 2,10 Mark vierteljährlich (1917) Prospektbeilage (1917) 1915: 2888 Stück (1917)
Ostsee-Zeitung und Neue Stettiner Zeitung Titel Geg. G., K., Bet. Jahr Fusion Ende/Einst.
Ostsee-Zeitung und Neue Stettiner Zeitung 1835 Beteiligung Zweite Hälfte der 20er Jahre Ende der 20er Jahre Fusion mit der Stettiner Abendpost Nach 1933 Abgabe an die Vera
Anteil
Huck besaß Mehrheit der Anteile (1915)
General-Anzeiger für Stettin und die Provinz Pommern Titel Geg. G., K., Bet. Jahr Ende/Einst.
General-Anzeiger für Stettin und die Provinz Pommern 1848 oder 1850 Beteiligung Ab 1925 1935 Abgabe an die Vera
Anteil
Wolfgang Huck besaß die Mehrheit der Anteile (1975)
79
80
Yvonne Graf
STUTTGART Württemberger Zeitung8 Titel Geg. G., K., Bet. Ende/Einst.
Württemberger Zeitung 1907 Gründung mit August Madsack und Gustav Fuchs 1935 Abgabe an die Vera
Verlag und U.-Form
Stuttgarter Zeitungsverlag GmbH (1917, 1921, 1990a)
Ges.-Kap. Anteil Aufs.-V. Prok./Bev.
2.000.000 Mark (1915); 3.000.000 Mark (1990a) Minderheitsbeteiligung (1990a): 148.500 Mark (1915) Wolfgang Huck war Mitglied des Aufsichtsrats (1990a) Bevollmächtigter: Eugen Deppe (1917)
Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis
Unbegrenzt (1917) 65.000 Stück (1917); 60.000 Stück (1921) Werktäglich vormittags (1917) Parteilos (1917, 1921); Demokratisch (1921) 2,25 Mark vierteljährlich (1917); 14,40 Mark vierteljährlich; mit Postbestellgeld 15,30 Mark (1921) Der Schwabenspiegel; Prospektbeilage (1917); pro 1000 10 Mark (1921) 1913: 6114 Stück (1917); 1915: 3456 Stück (1917)
Beil./Pbeil. J.-U Cannstatter Zeitung Titel Geg. G., K., Bet. Ende/Einst.
Verlag und U.-Form 8
Cannstatter Zeitung 1840 Huck hatte Einfluss auf das Blatt durch eine Beteiligung am Stuttgarter Zeitungsverlag 1935 Abgabe an die Vera (Annahme, da Huck seine Beteiligung am Stuttgarter Zeitungsverlag verlor, durch die er Einfluss auf die Zeitungen hatte) Cannstatter Zeitung GmbH (1921)
Zu den Besitzverhältnissen der Hucks am Stuttgarter Zeitungsverlag siehe: Hoser (1990), S. 88 (wie Anm. 2); Franz Knipping: Pressemonopole – Monopolpresse. Der Konzentrationsprozeß in der westdeutschen Tagespresse, seine Voraussetzungen und seine Ergebnisse. Leipzig: VEB Verlag für Buch- und Bibliothekswesen 1963, S. 194; Jochen Mangelsen: ›Hannoversche Allgemeine Zeitung‹ - Hannoverscher Anzeiger. Untersuchung zur Entwicklung einer Tageszeitung seit ihrer Gründung im Jahre 1893 – Ein Beitrag zur Zeitungsgeschichte der letzten fünfundsiebenzig Jahre. Berlin: Dissertations-Druckstelle 1968 (zugl.: Berlin, Univ., Diss., 1968), S. 232f.; Kurt Pritzkoleit: Auf einer Woge von Gold. Der Triumph der Wirtschaft. Wien, München, Basel: Verlag Kurt Desch 1961, S. 300f.; Emil Sorg: Die deutschen Zeitungskonzerne der Gegenwart mit Einschluss des Nachrichten- und Anzeigengewerbes. Heidelberg: O.V. 1924 (zugl.: Heidelberg, Univ., Diss., 1924), S. 48f.
Die Verleger Huck Anteil Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis
81
Der Stuttgarter Zeitungs-Verlag war zu 2/3 an der Cannstatter Zeitung beteiligt (1968) 9000 Stück (1921) Täglich (1921) Amtlich (1921) 12,90 Mark vierteljährlich (1921)
Stuttgarter Neues Tageblatt Titel Geg. G., K., Bet. Ende/Einst.
Stuttgarter Neues Tageblatt 1843 Huck hatte Einfluss auf das Blatt durch eine Beteiligung am Stuttgarter Zeitungsverlag 1935 Abgabe an die Vera
Verlag und U.-Form Ges.-Kap. Anteil Aufs.-V. Prok./Bev.
Stuttgarter Zeitungsverlag GmbH (1917, 1921, 1990a) 2.000.000 Mark (1915); 3.000.000 Mark (1990a) Minderheitsbeteiligung (1990a): 148.500 Mark (1915) Wolfgang Huck war Mitglied des Aufsichtsrats (1990a) Bevollmächtigter: Carl Esser (1917)
Verbr. Aufl. Ersch. Pol.
Bes. gebildete Bürger (1917) 82.000 Stück (1917); ca. 85.000 Stück (1921) Werktäglich morgens und abends, Sonntag morgens (1917) Freisinnig (Fortschrittliche Volkspartei) (1917); deutschdemokratisch (1921) 3,60 Mark vierteljährlich (1917); 18,60 Mark vierteljährlich (1921) Prospektbeilage (1917); pro 1000 10 Mark und Postgebühr (1921) 1913: 6706 Stück (1917); 1915: 4584 Stück (1917)
Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
Schwäbischer Merkur mit Schwäbischer Chronik und Handelszeitung Titel Geg. G., K., Bet. Besitzer/Verleger/Gf.
Schwäbischer Merkur mit Schwäbischer Chronik und Handelszeitung 1785 Huck stand in Beziehung zu diesem Blatt
Prok./Bev.
Besitzer/Verleger: Dr. Arnold, Leopold und Frau Dr. Franziska Elben (1917) Schwäbischer Merkur mit Schwäbischer Chronik und Handelszeitung (1917) Bevollmächtigter: Dr. Arnold und Leopold Elben (1917)
Verbr. Ersch.
Unbegrenzt (1917) Werktäglich morgens und abends, Sonntag morgens (1917)
Verlag und U.-Form
82
Yvonne Graf
Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
Nationalliberal (1917, 1921) 4,50 Mark vierteljährlich (1917); 22,50 Mark vierteljährlich (1921) Prospektbeilage (1917) 1913: 6065 Stück (1917); 1915: 4370 Stück (1917)
WIESBADEN Wiesbadener Zeitung Titel Geg. G., K., Bet.
Wiesbadener Zeitung 1846 oder 1847 Huck hatte Einfluss auf das Blatt durch eine Beteiligung an der Wiesbadener Verlagsanstalt
Besitzer/Verleger/Gf.
Geschäftsführer: August Kraulidat (Generalbevollmächtigter Hucks) (1990a) Wiesbadener Verlagsanstalt GmbH (1917, 1921) 300.000 Mark (1915) 100.000 Mark (1915) Wolfgang Huck (1990a) Bevollmächtigter: Hans Hückmann (1917)
Verlag und U.-Form Ges.-Kap. Anteil Aufs.-V. Prok./Bev. Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. Umfang J.-U
Erste Gesellschaftskreise, Handel, Industrie (1917) 5000 Stück (1917) Werktäglich morgens und abends, Sonntag morgens (1917) Nationalliberal (1917); Deutsche Volkspartei (1921) 3 Mark vierteljährlich (1917); 16,50 Mark vierteljährlich (1921) Landwirtschaft in Nassau; die Horen; Prospektbeilage (1917) 10-20 Stück (1917) 1913: 4178 Stück (1917); 1915: 3130 Stück (1917)
Wiesbadener Neueste Nachrichten Titel Geg. G., K., Bet.
Wiesbadener Neueste Nachrichten 1885 oder 1886 Huck hatte Einfluss auf das Blatt durch eine Beteiligung an der Wiesbadener Verlagsanstalt
Besitzer/Verleger/Gf.
Geschäftsführer: August Kraulidat (Generalbevollmächtigter Hucks) (1990a) Wiesbadener Verlagsanstalt GmbH (1917, 1921) 300.000 Mark (1915) 100.000 Mark (1915) Wolfgang Huck (1990a) Bevollmächtigter: Hans Hückmann (1917)
Verlag und U.-Form Ges.-Kap. Anteil Aufs.-V. Prok./Bev.
Die Verleger Huck Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
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Mittelstand, Landwirtschaft (1917) 15.000 Stück (1917) Werktäglich mittags (1917) Parteilos (1917, 1921) 2,40 Mark vierteljährlich (1917); 14 Mark vierteljährlich (1921) Der Landwirt in Nassau; Prospektbeilage (1917) 1913: 3516 Stück (1917); 1915: 2576 Stück (1917)
Nach 1914 erwarb Wolfgang Huck den ›Wiesbadener Generalanzeiger‹. Er fusionierte ihn anschließend mit dem ›Rheinischen Kurier‹ zur ›Neuen Wiesbadener Zeitung‹. Der Verleger verkaufte das Blatt infolge der Wirtschaftskrise.9 In den Zeitungskatalogen ist kein entsprechender Eintrag zu finden. WÜRZBURG Würzburger General-Anzeiger Titel Geg. G., K., Bet.
Würzburger General-Anzeiger 1882 oder 1883 Huck pflegte Beziehungen zu dem Blatt
Besitzer/Verleger/Gf.
Besitzer: Kgl. Kommerzienräte August Richter und Otto Richter (1917) J. M. Richters Verlag (1917, 1921) Prokurist: Ludwig Zöller (1917)
Verlag und U.-Form Prok./Bev. Verbr. Aufl. Ersch. Pol. Z.-Preis Beil./Pbeil. J.-U
9
Unbegrenzt (1917) 52.000 Stück (1917); ca. 50.000 Stück (1921) Täglich vormittags und zweiseitige Extra-Ausgabe (1917) Parteilos (1917, 1921) 2,10 Mark vierteljährlich (1917); 11,40 Mark vierteljährlich (1921) Für unsere Frauen; Illustrierte Kinderzeitung; Prospektbeilage (1917) 1915: 3258 Stück (1917)
Vgl. B. Uwe Weller: Wolfgang Huck (1889-1967). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hg.): Deutsche Presseverleger des 18.-20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1975 (= Publizistik-Historische Beiträge, Bd. 4), S. 351.
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Yvonne Graf
QUELLEN ZUM ANHANG Ungedruckte Quellen Dokumente aus dem Privat-Archiv von Clemens Huck. 1915: Dokumente aus dem Archiv des Münchener Zeitungs-Verlages. Gedruckte Quellen: 1912: Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Preußen. Berlin: Verlag W. Herlet 1912, S. 396f. 1913a: Eberle (1913) S. 63f. (wie Anm. 3). 1913b: Wilhelm Zils: Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien. München: Max Kellerers Verlag 1913, S. 425, 435. 1917: Oskar Michel: Handbuch Deutscher Zeitungen. Berlin: Otto Elsner Verlagsgesellschaft m.b.H. 1917. 1921: O.V: Müller, Zeitschriften- und Zeitungs-Adreßbuch. Leipzig: C.F. Müller 1921, 13. Jahrgang. 1924: Sorg (1924) S. 48-51. (wie Anm. 8). 1928: Otto Groth: Die Zeitung. Ein System der Zeitungskunde (Journalistik). Erster Band. Mannheim, Berlin, Leipzig: J. Bensheimer 1928, S. 225. 1930a: Richard Lewinsohn: Das Geld in der Politik. Berlin: S. Fischer Verlag 1930, S. 161. 1930b: Deutscher Wirtschaftsverlag: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Erster Band. Berlin: Deutscher Wirtschaftsverlag 1930, S. 813. 1940: Hans Joachim Hofmann: Die Entwicklung der ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ vom Generalanzeiger zur Heimatzeitung. Dresden: Verlagsanstalt Scholz & Co. 1940 (zugl.: Leipzig, Univ., Diss., 1939), S. 15-21, 24f., 29, 31f., 51-54, 57, 59, 73, 95, 110f., 114, 116, 121. 1949: Paul Fechter: An der Wende der Zeit. Menschen und Begegnungen. Gütersloh: C. Bertelsmann Verlag 1949, S. 16. 1968: Mangelsen (1968) S. 232f. (wie Anm. 1). 1972: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften: Neue Deutsche Biographie. Band 9: Hess-Hüttig. Berlin: Duncker & Humblot 1972, S. 709f. 1975: Weller (1975) S. 349-352 (wie Anm. 184). 1977: Peter de Mendelssohn: Publizistische Großunternehmen. In: W. Joachim Freyburg / Hans Wallenberg (Hg.): Hundert Jahre Ullstein. 1877-1977. Band 1. Frankfurt/M., Berlin, Wien: Ullstein Verlag 1977, S. 172-174. 1982: de Mendelssohn (1982) S. 221-226 (wie Anm. 1). 1990a: Hoser (1990) S. 88f., 93 (wie Anm. 2). 1990b: Paul Hoser: Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Hintergründe der Münchner Tagespresse zwischen 1914 und 1934. Methoden der Pressebeeinflussung. Teil 2. Frankfurt am Main (u.a.): Peter Lang 1990 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 447), S. 974f.
Zusammenfassung Zum Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Deutschland der Generalanzeiger als neuer Zeitungstyp. Durch einen günstigen Bezugspreis, einfach formulierte Inhalte und eine zumeist politisch neutrale Haltung ermöglichte er weiten Teilen der Bevölkerung die regelmäßige Lektüre einer Tageszeitung. Zwei Verleger haben die Zeitungsgattung
Die Verleger Huck
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des Generalanzeigers wesentlich geprägt, finden jedoch in der Literatur nur am Rande Erwähnung: August und Wolfgang Huck. Sie schufen einen Konzern, dem schließlich mehr als 25 Zeitungen angehörten. Der vorliegende Aufsatz erläutert die persönliche Geschichte der Verleger sowie die Entstehungszusammenhänge ihres Konzerns und zeigt die Verbindung zwischen ihnen und dem Erfolg der Blätter auf. Außerdem werden die Zeitungen einer exemplarischen Analyse unterworfen, um die übereinstimmenden Wesensmerkmale des Generalanzeigers zu belegen. Summary Towards the end of the 19th century, a special genre of newspaper emerged in Germany: the »Generalanzeiger«. With a small purchase price, simple contents, and, for the most part, a non-party approach the »Generalanzeiger« became a common daily newspaper for the majority of citizens. Two publishers who shaped this type of newspaper are, however, merely mentioned at the sidelines of literature: August and Wolfgang Huck. They successfully developed a group of more than 25 newspapers. The present paper illustrates the personal history of the publishers as well as the economic success of their enterprise. In the end, the newspapers are analyzed exemplarily in order to provide evidence showing their correspondence to the genre »Generalanzeiger«. Korrespondenzanschrift Yvonne Graf, Lehrstuhl für Betriebswirtschaft, insb. Strategisches Industriegütermarketing, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Universität Regensburg, Universitätsstraße 31, 93053 Regensburg Email: [email protected] Yvonne Graf ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Betriebswirtschaft, insb. Strategisches Industriegütermarketing der Universität Regensburg.
Holger Böning
DER MARSCH IN DEN ERSTEN WELTKRIEG Einige Gedanken zum Zentenarium des Weltkriegsbeginns und zu einigen Neuerscheinungen aus kommunikationshistorischer Sicht Mit Christopher Clarks »Schlafwandler«1 und Ignaz Millers Werk über den mit vollem Risiko gegangenen Weg Deutschlands in den Krieg, das dieses Land zwischen Selbstüberschätzung und Realitätsverweigerung zeigen will,2 liegen zwei Bücher vor, wie sie gegensätzlicher nicht sein können. Sie repräsentieren von dem Freispruch erster Klasse für das deutsche und österreichisch-ungarische Kaiserreich bis zur Anklage Deutschlands als hauptverantwortlicher Kraft für den Ersten Weltkrieg die Extreme der zahlreichen Werke von Historikern zum Zentenarium des Kriegsbeginns. Ergänzt wird dieses Gegenpaar in den nachfolgenden Betrachtungen von einem kulturwissenschaftlichen Handbuch, das Niels Werber, Stefan Kaufmann und Lars Koch herausgegeben haben,3 einem Blick auf eine neue Geschichte des 20. Jahrhunderts4 und auf einige Arbeiten zur Bedeutung von Medien und Propaganda im Ersten Weltkrieg.5
1. PRESSE UND KRIEGSPROPAGANDA Obwohl die Presse einschließlich der anderen sonstigen, zum Teil ganz neuen Medien zur Kriegspropaganda vor und nach 1914 so entscheidend wichtig für den Marsch in den verheerenden Krieg wie für die Aufrechterhaltung der sogenannten Heimatfront waren, sind es immer noch nur wenige Studien, die sich dieser Thematik quellenbasiert 1
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Christopher Clark: Die Schlafwandler. Wie Europa in den ersten Weltkrieg zog. Aus dem Englischen von Norbert Juraschitz. München: Deutsche Verlagsanstalt 2013, 895 S. Ignaz Miller: Mit vollem Risiko in den Krieg. Deutschland 1914 und 1918 zwischen Selbstüberschätzung und Realitätsverweigerung. Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2014, 238 S. Niels Werber / Stefan Kaufmann / Lars Koch (Hg.): Erster Weltkrieg. Kulturwissenschaftliches Handbuch. Stuttgart, Weimar: J. B. Metzler 2014, IX [+1], 521 S. Ulrich Herbert: Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, München: C.H.Beck 2014, 1451 S. Neben den weiter unten vorgestellten Werken siehe die folgenden im vergangenen oder dem diesjährigen Jahrbuch besprochenen Werke: Heinrich Theodor Grütter / Walter Hauser (Hg.): 1914 – Mitten in Europa. Die Rhein-Ruhr-Region und der Erste Weltkrieg. Katalogbuch zur Ausstellung des LVR-Industriemuseums und des Ruhr Museums auf der Kokerei Zollverein 30. April bis 26. Oktober 2014. Essen: Klartext 2014, 342 S., zahlr. farb. Abb.; Eva Schöck-Quinteros / Sigrid Dauks / Maria Hermes / Imke Schwarzrock (Hg.): Eine Stadt im Krieg. Bremen 1914–1918. Mit Beiträgen der Studierenden aus dem Projekt »Aus den Akten auf die Bühne«. Bremen: o.V. 2013, 432 S.; Bruno Cabanes / Anne Duménil (Hg.): Der Erste Weltkrieg. Eine europäische Katastrophe. Aus dem Französischen von Birg Lamerz-Beckschäfer. Mit einem Vorwort von Gerd Krumeich. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft / Konrad Theiss Verlag 2013, 480 S. zahlr. farbige Abb.; Wolfgang U. Eckart: Die Wunden heilen sehr schön. Feldpostkarten aus dem Lazarett 1914–1918. Stuttgart: Franz Steiner 2013, 210 S.
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annehmen. Dass es selbst Handbücher zum Ersten Weltkrieg mit enzyklopädischem Anspruch gibt, in denen man über das zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch immer wichtigste Informationsmedium lediglich den Gemeinplatz erfährt, dass die gedruckte Zeitung weiterhin große Bedeutung für die Verbreitung von Informationen und für die Meinungsbildung gehabt habe und Extrablätter für eine gesteigerte Geschwindigkeit der Nachrichten gesorgt hätten, sei immerhin erwähnt.6 Eine gewisse Ahnungslosigkeit scheint da auf, erschienen doch auch ohne Krieg längst viele Großstadtzeitungen mit mehreren Tagesausgaben. Dieses Handbuch wirf den Blick auf eine dreitausendjährige Mediengeschichte des Krieges, in der der Erste Weltkrieg als bedeutender Einschnitt zu sehen sei, indem er eine tiefe Dynamik der Beziehung zwischen Krieg und Medien freigesetzt habe, die noch immer nicht abgeschlossen sei. Auch werden dem Leser vom Dreißigjährigen Krieg über den Krimkrieg, vom amerikanischen Unabhängigkeitskrieg bis zum Vietnamkrieg manche Informationen und noch mehr theoretisch-methodenkritische oder philosophische Überlegungen sowie apodiktische Behauptungen geboten, doch was die Medien des Ersten Weltkrieges angeht, bleibt die Darstellung merkwürdig unkonkret und ungleichmäßig. Vermisst wird ein anschauliches Bild der Medienverhältnisse zwischen 1914 und 1918, die ja nicht zuletzt dadurch bestimmt waren, dass es wegen der Burgfriedenpolitik nie zu einer Gleichschaltung der Medien kam, wie sie die Presse in Deutschland nach 1933 erfuhr, sondern insbesondere den sozialdemokratischen Zeitungen ein gewisser Spielraum der Kritik belassen wurde. Auch zum Quellenwert der Presse für die Kriegsereignisse und für die Entwicklung an der »Heimatfront« findet sich kein Wort. Ob es wirklich erst der Diskurs in den – hier gar nicht genauer beschriebenen – gesellschaftlichen Medien war, der dem Krieg Wirklichkeit verliehen habe, danach wären vielleicht Frontsoldaten zu befragen. Etwas intensiver setzt das Handbuch sich mit dem Plakat, dem Brief und der Karte, mit Photographie und Film auseinander. Dass es Gräuelpropaganda nur gegen Deutschland gegeben habe, wie die Darstellung vermittelt, hätte ein einfacher Blick in die Zeitungen und vor allem in die illustrierte Massenpresse, die ebenfalls in der Darstellung keine Rolle spielt, leicht widerlegen können. Was es dort an rassistischer Propaganda gegen farbige Kriegsteilnehmer in der französischen und englischen Armee gegeben hat, ist mehr als gruselig und fürwahr nichts anderes als Gräuelpropaganda. Kurzum: für ein kulturgeschichtlich ausgerichtetes Handbuch hätte man sich nicht nur eine systematischere Behandlung der Medien und ihrer Rolle im Krieg, sondern auch ein Sachregister gewünscht, das die Thematisierung dieses Themenfeldes an anderen Stellen des Werkes auffindbar gemacht hätte. Ein eigener Sammelband ist der internationalen Presse in der Julikrise 1914 gewidmet, der vor allem die Zeitungsberichterstattung und den Weg in den Ersten Weltkrieg thematisiert.7 Behandelt werden hier die deutsche und die Wiener Tagespresse, die russische und die US-amerikanische Presse, die Presse in Konstantinopel, die Londoner ›Times‹ und die ›Neue Züricher Zeitung‹. Die Presse, so meinen die Herausgeber, 6 7
Werber/Kaufmann/Koch (2014) Zur Gräuelpropaganda S. 321 (wie Anm. 3). Georg Eckert / Peter Geiss / Arne Karsten (Hg.): Die Presse in der Julikrise 1914. Die internationale Berichterstattung und der Weg in den Ersten Weltkrieg. Münster: Aschendorff Verlag 2014. 272 S.
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sei nicht die Kraft gewesen, die im Sommer 1914 an vorderster Front in den Krieg trieb – und doch sei der Eskalationsprozess der Julikrise ohne den Faktor Presse kaum denkbar. Die Zeitungen hätten maßgeblichen Anteil an der Genese und Verfestigung jener geopolitischen und psychologischen Vorstellungen gehabt, die Voraussetzung für den Krieg waren, auch an der Schaffung der Feindbilder, die mit dem Krieg handlungsrelevant geworden seien. Auch wenn man an einzelnen der vorgelegten Analysen Anstoß nehmen kann, bleibt doch die Tatsache, dass hier die höchste Bedeutung, welche die Presse für die Entwicklung zum Krieg hatte, endlich einmal ernstgenommen wird, seien es doch, wie es ganz richtig heißt, die Zeitungen gewesen, die 1914 die fast ausschließliche zeitpolitische Lektüre darstellten und über die Millionen an der weltpolitischen Aktualität teilnahmen. Besonders wird betont, dass die Berichterstattung der Zeitungen »Erfahrungsräume« und »Erwartungshorizonte« geformt habe und ohne die meinungsformende Kraft der Zeitungen im In- und Ausland der Kriegsausbruch im August 1914 kaum hinreichend zu erklären sei. Selbst Quellen aus der arkanen Großmacht-Diplomatie zeugten von Wechselwirkungen zwischen Presse und Politik, auch seien die offiziösen Zeitungen bewusst als Instrument zwischenstaatlicher Kommunikation eingesetzt worden. Zu Recht, so die Herausgeber, sei in der jüngeren Forschung betont worden, dass Zeitungen und andere Pressemedien keineswegs nur die bestehende öffentliche Meinung reflektierten, sondern sie durchaus auch prägten. Zudem hätten Wahrnehmungen, Emotionen und Gesprächsstoffe der Millionen von Menschen, die diese Zeitungen täglich lasen und zitierten, auf die Redaktionstuben zurück gewirkt. Eine erfolgreiche Massenkommunikation habe nie völlig absehen können von dem, was Menschen tatsächlich denken, wollen oder fühlen. Ebenfalls interessant sind die Überlegungen dazu, wie die öffentliche Meinung zum Argument in der internationalen Politik geworden sei.8 In den Einzelanalysen dann zeigt sich, dass allzu pauschale Aussagen sich verbieten, sondern Differenzierungen nötig sind, wenn etwa deutlich wird, dass jedenfalls die untersuchten englischen und französischen Zeitungen nicht zu den Kriegstreibern gehörten, die Wiener Presse, um das Gegenbeispiel zu nennen, aber für eine spannungsgeladene Atmosphäre sorgte, Feindbilder geschaffen und verfestigt sowie ihre Leser polarisiert und radikalisiert hat, um so einen wichtigen Beitrag zur Verschärfung der politischen Krise zu leisten.9 Die Untersuchung der deutschen Presse beschränkt sich leider auf die ›Vossische Zeitung‹ und die ›Freiburger Zeitung‹, Blätter, die ihre Leser im bürgerlichen Lager fanden. Es kann gar nicht oft genug betont werden, wie gänzlich anders in den Wochen vor dem Krieg wichtige sozialdemokratische Zeitungen berichteten und welche Differenzierungen auch bei der bürgerlichen Presse zu beachten sind.10 Aber selbst bei 8 9
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Eckert/Geiss/Karsten (2014) S. 10–14 (wie Anm. 7). Eckert/Geiss/Karsten (2014) S. 83–112, 113–136 und S. 21–42, besonders S. 42 (wie Anm. 7). Dazu am Beispiel der ›Bremer Bürger-Zeitung‹ und der Bremer ›Weser-Zeitung‹ Holger Böning / Michael Nagel: Erster Weltkrieg und Bremer Presse. Impressionen und Schlaglichter auf das Kriegserleben in der Hansestadt. Mit einer Bibliographie zur Bremer Presse 1914–1918 und einem Beitrag von Simon Sax zum Bremer Feldrabbiner Dr. Leopold Rosenak. Bremen: edition lumière 2014.
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der hier nur sehr begrenzten (aber immerhin!) Quellenberücksichtigung ergeben sich hochinteressante Ergebnisse, waren die hier berücksichtigten eher liberalen Blätter doch weitgehend frei von einem Wunsch nach dem Krieg und jener Kriegsbegeisterung, die in der Legende zum »Augusterlebnis« wurde. Hingegen sei in dieser Presse mit bemerkenswerter Klarheit und relativ früh auf die epochal-katastrophalen Folgen eines Weltkriegs hingewiesen worden, der um fast jeden Preis verhindert werden müsse, eine Feststellung, die auch für ein so bedeutendes, überregional gelesenes Blatt wie die großbürgerlich-liberale Bremer ›Weser-Zeitung‹ getroffen werden kann.11 Die eigentliche Kriegshetze fand in den rechten Blättern für ein eher kleinbürgerliches Publikum statt. Erst das allerdings auch durch die bürgerlich-liberale Presse vermittelte Gefühl, von einer »Welt von Feinden« mitten im Frieden zu diesem Krieg gezwungen worden zu sein, habe für eine patriotische Hochstimmung gesorgt.12 Die Krisenzeitungen aus den Monaten Juli und August, so ein Resultat dieses Bandes, beförderten teils die Krise, teils suchten sie den Krieg zu verhindern. Die Herausgeber zitieren dazu das Wort von Karl Kraus, die »Selbstverstümmelung der Menschen durch ihre Presse« sei die eigentlich epochale Entwicklung.13 Interessant sind die Überlegungen der Herausgeber zum Quellenwert der Zeitungen, die sie als in mancherlei Hinsicht besonders problematische Quellen bezeichnen. Auch wenn dies in »mancherlei Hinsicht« für jede Quelle gilt, sind die Hinweise sehr ernst zu nehmen, die sich zum einen auf die Anonymität der Berichterstattung und auf die im Dunkeln liegende Wirkung auf den Leser beziehen. Die Analyse der Berichterstattung, das ist sicherlich wahr, erlaube keine Rück-, sondern allenfalls Kurzschlüsse auf die Meinungsbildung der Rezipienten. Wie einzelne Artikel gewirkt hätten, lasse sich nur in seltenen Fällen beurteilen: »Welcher Leser nach der Lektüre eines scharfen Artikels gegen die serbische Regierung oder gegen das österreichisch-ungarische Ultimatum bekräftigend genickt, welcher hingegen sich kopfschüttelnd abgewandt hat, geht aus dem betreffenden Artikel nicht hervor.«14 Wohl aber könne eine kommentierte Presseschau aufschlussreich sein und Rückschlüsse erlauben, die ohne diese Quellen nicht möglich wären, etwa wenn die Tendenz ganzer Serien von Berichten und Kommentaren deutlich würde, bestimmte Ereignisse berücksichtigt, andere aber nicht thematisiert würden. Rückschlüsse seien beispielsweise auf die politischen Kulturen der jeweiligen Nationen möglich, Deutungsmuster würden erkennbar, die schon in Friedenszeiten bereitlagen, aber erst unter dem Eindruck von Krise und Kriegsbeginn intensiv genutzt und zugespitzt wurden. Nicht zugestimmt werden kann der These dieses insgesamt wertvollen Beitrages zur historischen Presse- und Kommunikationsforschung, die Zeitungen vor allem in den Hauptstädten Wien, Berlin, St. Petersburg, Paris und London ließen erkennen, in welchem Klima die wesentlichen Weichenstellungen vorgenommen worden seien, denn für die Entwicklung zum Kriege ist gerade auch die Provinz- und Lokalpresse
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Ebenda. Eckert/Geiss/Karsten (2014) S. 59f. (wie Anm. 7). Eckert/Geiss/Karsten (2014) S. 19 (wie Anm. 7). Eckert/Geiss/Karsten (2014) S. 16 (wie Anm. 7).
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von ganz außerordentlicher Bedeutung.15 Aufschlussreich ist der Hinweis der Herausgeber, dass in der Presse am Ende Serbien nur noch eine Nebenrolle gespielt habe: »Serbien war in den letzten Julitagen ein Gegenstand der Großmachtpolitik, ebenso wie Luxemburg und Belgien in den ersten Augusttagen.«16 Unter dem Titel »Euphorie und Untergang. Im Trommelfeuer der Schlagzeilen. Der Erste Weltkrieg«17 wendet sich ein Ausstellungskatalog des Zeitungsmuseums Wadgassen ebenfalls der Rolle der Presse im Krieg zu. Kolportiert wird hier die These »Vom Hurrageschrei zur Sprachlosigkeit«, insgesamt leidet der Katalog unter pauschalen Urteilen, wenn der Herausgeber etwa feststellt, dass »die deutsche Presse das aggressive Vorgehen Österreich-Ungarns gegen Serbien«, welches den Ersten Weltkrieg nach dem Attentat von Sarajewo ursächlich ausgelöst habe, »nicht in Frage stellte, auch die liberalen Zeitungen nicht«. Dass die sozialdemokratische Presse an dieser Stelle gar keine Erwähnung findet, in der genau dies geschah, aber behauptet wird, die Arbeiter hätten anders als die Schriftsteller »schlicht« keine Möglichkeit gehabt, sich Gehör zu schaffen, lässt so wenig Vertrauen in die Sachkunde der Katalogverantwortlichen entstehen wie die sich sogleich anschließende Schlussfolgerung, es treffe der pauschale Vorwurf nicht zu, »die deutsche Presse hätte durch Kriegshetze eine Mitverantwortung am Kriegsausbruch zu tragen«.18 Auch der den Marsch in den Krieg behandelnde Aufsatz »Der Weg in die Dunkelheit. Schlagzeilen der Julikrise und des beginnenden Krieges« scheut trotz einer nur sehr kleinen Auswahl von Zeitungen – im Mittelpunkt ›Berliner Tageblatt‹ und ›Vossische Zeitung‹, unberücksichtigt bleibt auch hier die kriegshetzende rechte Presse und die Arbeiterpresse – vor Urteilen nicht zurück. Unerwähnt bleibt das eigentliche Problem der Zensur, angesichts des »Burgfriedens« den sozialdemokratischen Zeitungen, die nun ja sogar an die Front versandt werden durften, einen gewissen Spielraum belassen zu müssen, der in einigen Blättern zu einer erstaunlich kriegskritischen Haltung führte.19 Auch im Fazit zu diesem Beitrag heißt es stets und ständig wiederholt nur ganz unzulässig die Presse, die Presse. Die propagandistischen Bemühungen Deutschlands insgesamt, dazu auch die Frankreichs, Großbritanniens und der USA als der Hauptkontrahenten des Ersten Weltkriegs behandelt die gehaltvolle, vergleichende Studie des Militärhistorikers KlausJürgen Bremm, nicht berücksichtigt sind Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich, Serbien und Russland. Ziel des Autors ist eine umfassende Beurteilung der Propaganda und ihrer wichtigsten Träger in diesen Ländern, wobei auch die wechselseitige Beeinflussung der jeweiligen Propagandabemühungen rekonstruiert werden soll. Propa-
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Eckert/Geiss/Karsten (2014) S. 17–19 (wie Anm. 7). Eckert/Geiss/Karsten (2014) S. 18 (wie Anm. 7). Roger Münch (Hg.): Euphorie und Untergang. Im Trommelfeuer der Schlagzeilen. Der Erste Weltkrieg. Katalog zur Ausstellung des Deutschen Zeitungsmuseums 5. Juli bis 19. Oktober 2014. Wadgassen: Deutsches Zeitungsmuseum 2014, 192 S. Münch (2014) (wie Anm. 17). Münch (2014) Siehe auch die falschen Datierungen zur Berichterstattung S. 50 und 52 (wie Anm. 17).
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ganda sei so alt wie der Krieg selbst, heißt es im zweiten einleitenden Kapitel zur propagandistischen Agitation von der Antike bis zum Anbruch der Moderne.20 In acht Kapiteln wendet Bremm sich der Kriegspropaganda zunächst mit der Konfrontation von deutscher »Kulturmission« und britischen »Händlergeist« zu, um sodann die Besetzung Belgiens als propagandistische Steilvorlage für die deutschen Kriegsgegner zu behandeln, mit der er »die Anfänge der alliierten Gräuelpublizistik« verbunden sieht. Die Auslandspropaganda der kriegführenden Mächte wird unter der Charakterisierung »Maschinerien der Manipulation« untersucht, um sodann in einem Vergleich von deutscher und britischer Propaganda zum »Kampf um die Neue Welt« und nach dem Kriegseintritt Washingtons zur Propaganda in den Vereinigten Staaten zu kommen. Das den Kriegskorrespondenten im Dienste der militärischen Zensur gewidmete Kapitel steht unter dem Motto »Die Lüge als patriotische Pflicht«. Ein weiterer Vergleich gilt sodann den Durchhaltegesellschaften in Frankreich und Deutschland, um endlich in einem inhaltlich abschließenden Kapitel mit den Versuchen deutscher Legendenbildungen nach dem Waffenstillstand 1918 die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln zu behandeln. Ein Fazit endlich wird unter der Überschrift »Geliebte Lügen« gezogen. Bei der Beurteilung der deutschen Propaganda sind Gedanken interessant, die, wie noch zu zeigen sein wird, bei Clark als Überlegung zu dem Charakter des Ersten Weltkrieges und der sich darin gegenüberstehenden Gesellschaftsordnungen von vornherein als beiseitegeschoben erscheinen, dass sich nämlich insbesondere in der Konfrontation zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland auf der einen sowie Großbritannien, Frankreich und den USA auf der anderen Seite dem Untergang geweihte anachronistisch-autokratische Regime bürgerlich-demokratischen Ordnungen gegenüber sahen, die wenigstens Teilen der deutschen und österreichischen Bevölkerung durchaus attraktiv erschienen, während das offiziöse deutsch-österreichische ständische Gesellschaftsbild in den gegnerischen Ländern ohne jede Anziehungskraft war. Die deutsche Auslandspropaganda, so Bremm, sei nicht wegen ihrer Plumpheit oder organisatorischer und finanzieller Mängel, sondern wegen einer ideologischen Unterlegenheit an ihre Grenzen gestoßen. Es sei dem deutschen Kaiserreich nicht gelungen, »den alliierten Versionen von einer besseren Welt mit einem verbürgten Selbstbestimmungsrecht wenigstens der europäischen Völker ein eigenes überzeugendes Ideal entgegenzusetzen«.21 Auch in anderen Kapiteln wird aufgezeigt, dass Propaganda dort an ihre Grenzen stieß, wo ihr nicht reale Tatsachen entsprachen. Ein Beispiel dafür stellt im 9. Kapitel die Untersuchung der Durchhaltepropaganda in Deutschland und Frankreich dar, die in Frankreich dadurch sehr viel erfolgreicher gewesen sei, weil dort in der »union sacrée« ein ungleich stärkerer Konsens in Bezug auf die Kriegsziele vorhanden gewesen sei, die in der Rückgewinnung von Elsass-Lothringen und der Vertreibung der deutschen Armeen aus Nordfrankreich bestanden hätten. In Deutschland hingegen sei der »Burgfrieden« von vornherein wenig stabil gewesen und habe nicht zu einem von 20
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Klaus-Jürgen Bremm: Propaganda im Ersten Weltkrieg. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2013, 188 S. Bremm (2013) S. 78 (wie Anm. 20).
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einer breiten Mehrheit getragenen unbedingten Siegeswillen geführt, der von bestehenden sozialen Differenzen abgesehen hätte. Weniger überzeugend erscheint für jeden, der sich einmal ausführlicher mit der hasserfüllten, andere Völker herabsetzenden nationalistischen Propaganda in Teilen der deutschen Presse auseinandergesetzt hat, die These Bremms, die deutsche Propaganda habe weniger Durchschlagskraft entwickelt, weil sich der wilhelminische Obrigkeitsstaat anders als Frankreich, das den Kriegsgegner zum Gegenstand eines allgemeinen nationalen Hasses gemacht habe, gescheut habe, die Massenstimmung aufzuheizen.22 Zu bedenken wäre doch zumindest, ob hier nicht Anfänge einer radikalisierten nationalistisch-rassistischen Propaganda zu lokalisieren wären, die gut zwei Jahrzehnte später im Massenmord mündeten. Ein Fazit Bremms liegt darin, das ungeheure Volumen propagandistischer Botschaften und ihre Vielfalt ließen sich nur vordergründig als Manipulationsleistung amtlicher Stellen erklären, vielmehr habe die Propaganda weithin von dem bei Ausbruch der Feindseligkeiten so plötzlich und überraschend hervorquellenden Überschuss an patriotischer Begeisterung profitiert, den sie lediglich zu festigen und zu verstetigen gehabt habe. In vieler Hinsicht sei die Propaganda daher geradezu ein Selbstläufer und für sämtliche Kriegsgesellschaften sogar ein unverzichtbares Medium der eigenen Subjektivität gewesen.23 Es gehöre gleichwohl immer noch zum Mythos der Propaganda im 20. Jahrhundert, dass sie im Ersten Weltkrieg die Menschen systematisch getäuscht oder verwirrt habe, um damit zur qualvollen Verlängerung des Völkergemetzels beizutragen. Dabei werde aber, Großbritannien vielleicht ausgenommen, übersehen, wie sehr die Propaganda in Zeiten größter Unsicherheit und vermeintlicher Bedrohung der nationalen Selbstinszenierung gedient habe. Das klassische Modell mit Meinungslenkern und einer manipulierten Zielgruppe greife zu kurz, propagandistisch aktiv seien längst nicht nur amtliche Stellen, sondern ebenso starke gesellschaftliche Kräfte von der Wirtschaft über Wissenschaftler bis zur Kirche gewesen. Es fragt sich hier wie auch schon beim Kapitel zu den »Ideen von 1914«, ob eine stärkere Einbeziehung der Arbeiterpresse nicht zu differenzierteren und einschränkenden Urteilen geführt hätte. Überhaupt erscheint es sehr fraglich, ob die Kriegspropaganda lediglich schon bestehende Urteile und Ideologien bestärkt hat. Was da als »bestehend« bezeichnet wird, hat doch sicherlich wichtige Ursprünge in einer nationalistischen Propaganda in der Massenpresse, durch nationalistische Parteien und Verbände sowie im Schulunterricht, musste damit also 1914 tatsächlich nicht erzeugt, sondern lediglich zusätzlich aktiviert werden. Auch das schwierige Problem, sogenannte Gräuelpropaganda von Tatsachenberichten zu unterscheiden, erscheint nicht immer zufriedenstellend gelöst, wenn man beispielsweise an die deutschen, ja nicht nur erfundenen Taten in Belgien denkt, die in der Presse der gegen Deutschland stehenden Länder natürlich eine große Rolle spielten, oder an die verbreitete Darstellung angeblicher bestialischer Taten farbiger Soldaten auf gegnerischer Seite in der deutschen Presse. Eine wesentliche Schwäche der Studie, die aber dem internationalen Forschungsstand geschuldet ist, liegt in fehlenden Urteilen zur Reichweite der Propagandainstrumente, wie sie etwa durch Hinweise zur Auflagenhöhe von Zeitungen oder Zeitschriften und überhaupt empirisch-positivistische 22 23
Bremm (2013) S. 158 (wie Anm. 20). Bremm (2013) S. 165 (wie Anm. 20).
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Daten zu Quantität und Qualität der Kriegspropaganda wünschenswert wären. In jedem Fall jedoch ist Bremms gut geschriebene Studie anregend und lesenswert. Endlich noch ein Blick auf ein Beispiel für die Praxis der Kriegspropaganda, wie sie in einem »Weltkrieg der Postkarten«24 praktiziert wurde. Postkarten waren zu einem niedrigen Preis in Riesenauflagen herstellbar und außerordentlich weit verbreitet. Ein reichhaltig illustrierter, vorzüglich die ganze Bandbreite der Kriegspropaganda abbildende Katalog, der als Band 4 einer Reihe »Geschichte im Postkartenbild« erschien, bietet die bequeme Möglichkeit, Bremms Charakterisierungen zu überprüfen. Und tatsächlich scheint es so, dass die deutsche Propaganda der ihrer Kriegsgegner unterlegen war, indem diese es nach den Ereignissen in Belgien, die zu einem erheblichen Teil eben keine erfundenen Gräuel waren, leicht hatte, mit ihrer Darstellung der Deutschen als Barbaren und Hunnen. Erkennbar ist dies auch an deutschen Postkarten, die mit ihrer Darstellung friedlicher deutscher Menschen und Soldaten bei der »Feldbestellung in Feindesland« oder in liebevollem Umgang mit Kindern in der Defensive gegen den feindlichen Barbarenvorwurf waren. Sicherlich sind die französischen, englischen und russischen Postkarten ebenfalls kein Ruhmesblatt der Menschenliebe und des Humanismus, doch was sich auf deutschen Karten an antibolschewistischer und besonders antisemitischer Hasspropaganda findet, deutet auf Künftiges hin. In diesem Zusammenhang sei auf die sogenannten Kriegssammlungen der Bibliotheken hingewiesen, die nicht zuletzt durch Aufrufe zur Einsendung an die Bevölkerung zustande kamen und in ihrem beträchtlichen Quellenwert von der Forschung heute zumeist übersehen werden. Wilbert Ubbens hat auf die Bedeutung der hier zusammengebrachten gedruckten, autographierten oder handschriftlichen Bekanntmachungen, Verordnungen, Anschläge, Flugschriften, Flugblätter, Feldzeitungen, Notgelder, Vereinsschriften, Programmen, Geschäftsanzeigen, Bilder, Photographien, Ansichtskarten und Karikaturen sowohl von deutscher, befreundeter, neutraler und ganz besonders von feindlicher Seite hingewiesen: »Unmittelbar nach der Kriegserklärung am 4. August 1914 hatte die damalige Kaiserliche Universitäts- und Landes-Bibliothek Straßburg-Elsaß mit der Sammlung von Dokumenten aller Art für eine sog. Kriegssammlung begonnen, wie sie in ähnlicher Form und ähnlichem Umfang in zahlreichen anderen öffentlichen und privaten Bibliotheken des Deutschen Reiches ebenfalls begründet wurden: In einem Aufruf listet die Bibliothek 1916 noch einmal die Dokumente der Sammlung auf, zu deren Unterstützung sie die Bevölkerung aufruft [...]. Allerdings beschränkte sich die Straßburger Sammlung im Verlauf des Krieges auf die Sammlung von Dokumenten im räumlichen Bereich von Elsaß-Lothringen und der Westfront, schon weil die finanziellen Mittel für eine umfassende Sammlung nicht ausreichten. Umfassendere Sammlungen wurden in den staatlichen Bibliotheken in München, Berlin und Wien aufgebaut, die Deutsche Bücherei in Leipzig wurde insbesondere von ihren Trägern, den Verlagen, unterstützt, unter den privaten Sammlungen wurden die Sammlung Bergmann in Fürth und die Sammlung des schwäbischen Unternehmers Richard Franck die umfangreichsten und wichtigsten. 1917 wurden in Deutschland 217 Kriegssammlungen gezählt, ein Ausschuß gegründet, aus dem der ›Verband deutscher Kriegssammlungen‹ samt einer bis 1921 fortgeführten Zeitschrift 24
Otto May: Weltkrieg der Postkarten 1914–1918. Hildesheim: Franzbecker 2013, 260 S.
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hervorging; sie wetteiferten mit anderen populären Zeitschriften und Vereinen. Die 1915 begonnene Sammlung Franck wurde 1921 als ›Weltkriegsbücherei‹ nach Stuttgart transferiert, dort weitergeführt, im sog. Dritten Reich noch erweitert um ein Kriegsmuseum, durch Bombenangriff 1944 in großen Teilen vernichtet, 1948 unter dem Namen ›Bibliothek für Zeitgeschichte (ehemalige Weltkriegsbücherei)‹ als Stiftung neu gegründet, inhaltlich erweitert wieder fortgeführt und im Jahr 2000 schließlich als Abteilung in die Württembergische Landesbibliothek integriert. Während die öffentlichen Universalbibliotheken ihre Kriegssammlungen nach 1919 meist zu großen Teilen in die Allgemeinbestände einsortierten, nur in der Berliner Staatsbibliothek blieb der Sonderbestand ›Krieg1914‹ erhalten, und das bibliothekarische wie das allgemeine Interesse an diesen Sammlungen in Deutschland nach dem verlorenen Krieg deutlich nachließen, blieb die Stuttgarter Sammlung, allerdings durch Kriegsverluste im Zweiten Weltkrieg stark dezimiert, als eigenständige Sammlung erhalten. Die Motive für die zahlreichen öffentlichen und privaten Kriegssammlungen in Deutschland waren begründet sowohl im wissenschaftlich-historischen Interesse an der Sammlung der offensichtlich so neuartigen Dokumentenflut, als auch in der sich hier museal äußernden nationalpatriotischen Begeisterung, der Nachwelt ein lebendiges Bild der Zeit übermitteln zu wollen.«25 Inzwischen sind 235 ausführlich beschriebene Kriegssammlungen von deutschen Bibliotheken, Archiven, Museen, Behörden und Privateinrichtungen bequem durch eine im April 2014 ins Internet gestellte Datenbank zugänglich,26 die auf einer Zusammenstellung von 1917 basiert, die aktualisiert und erweitert wurde.27 Weiter ist auf einen Sonderband der ›Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie‹ hinzuweisen, in dem gut 30 Kriegssammlungen in Deutschland und Österreich porträtiert sind.28 Endlich hat die SuUB Bremen ihre Kriegssammlung für eine Ausstellung und einen Katalog genutzt.29 In einem interessanten Beitrag stellt Maria Hermes die Auswirkungen des Krieges auf Personal, Öffnungszeiten, Benutzer- und Entleihungszahlen, die Lesesaalbenutzung, Fernleihen und Neuerwerbungen dar. Ein schönes Beispiel für die 25
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Wilbert Ubbens: Rezension von: 1914–1918, In Papiergewittern. Die Kriegssammlungen der Bibliotheken. [dieser Katalog ist der Begleitband zur Ausstellung »Orages de Papier / In Papiergewittern«, die zunächst in der Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg und anschließend in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart sowie im Hôtel des Invalides in Paris gezeigt wurde; Wiss. Konzept und Gesamtleitung: Christophe Didier (BNU) in Zusammenarbeit mit Gerhard Hirschfeld (BfZ/WLB). Katalogtexte: Christian Baechler]. Paris: Somogy; Strasbourg: Bibliothèque Nationale Universitaire 2008. In: http://ifb.bsz-bw.de/bsz287676277rez-2.pdf [15.1.2015]. https://www.kriegssammlungen.de/ [15.2.2015]. Albert Buddecke: Die Kriegssammlungen. Ein Nachweis ihrer Einrichtung und ihres Bestandes. Oldenburg : Stalling 1917. Auch diese Publikation ist online zugänglich: http://s2w.hbznrw.de/llb/urn/urn:nbn:de:hbz:51:1-7685 [15.2.2015]. Julia Freifrau Hiller von Gärtringen (Hg.): Kriegssammlungen 1914–1918. Frankfurt am Main: Klostermann 2014. (= Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderband 114). »Mit guten Wünschen für Ihre Teilnahme am Feldzug«. Bremens wissenschaftliche Bibliothek im Ersten Weltkrieg. Bremen: Staats- und Universitätsbibliothek 2014.
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vaterländische Gesinnung des Direktors ist dessen Antrag, »Angehörigen der Völker, die zur Zeit gegen Deutschland Krieg führen«, die Benutzung der Kulturinstitution Bibliothek zu untersagen. Bemerkenswert auch, dass später Dubletten zum Wiederaufbau der Bibliothek von Löwen bereitgestellt werden mussten. Alla Keutens Beitrag ist dem Wirken des Bibliotheksdirektors Henry Seedorf gewidmet, der während des Krieges die Verantwortung für den Aufbau der Kriegssammlung mit 1.500 bibliographischen Einheiten trug.
2. WELTKRIEGSHISTORIOGRAPHIE ALS MEDIENEREIGNIS Unter den Neuerscheinungen zur Geschichte des Ersten Weltkriegs steht eine Publikation im Mittelpunkt, die als strategisch geplante Wortmeldung selbst schon zu einem wichtigen Ereignis in der Rezeptionsgeschichte des Völkermordens geworden ist. Christopher Clarks Jubiläumsbuch hat nicht nur die weitaus meisten Käufer aller Publikationen zum Ersten Weltkrieg gefunden, sondern – dies war natürlich eine wichtige Voraussetzung des Verkaufserfolgs – auch die teils jubelnde Zustimmung von deutschen Feuilletons, die sich an der Schlussfolgerung des Autors, »eine Tragödie, kein Verbrechen« (S. 716) ebenso erfreuten wie an der postmodernen Absage an die Suche nach Schuldigen und der Weigerung, Verantwortliche zu nennen. Konstatiert wurde geradezu eine historiographische Wende, denn, so Gerd Krumeich, »zu sehr ist doch hierzulande noch die von Fritz Fischer in den 1960er-Jahren verfochtene These lebendig, dass Deutschland aus verantwortungslosen Weltmachtambitionen diesen Krieg gezielt vorbereitet habe. Das Buch ›The Sleepwalkers‹ ist insgesamt eine Wucht. Während wir anderen Weltkrieg-I-Historiker gerade beginnen, uns in den Schützengräben von 2014 einzurichten, kommt hier schon das vielleicht wichtigste Buch zum 100-jährigen ›Geburtstag‹ des Ersten Weltkriegs.«30 Fürwahr ein apartes Bild für die Fortsetzung der blutigen Ereignisse von 1914 in Feuilletons und Geschichtsschreibung ein Jahrhundert später.
3. DER LEGITIME KRIEG Christopher Clark hat vor einem breiten, mit den Quellen nicht vertrauten Publikum öffentlich die Frage gestellt, welche andere Möglichkeit als der Krieg dem österreichisch-ungarischen Imperium angesichts der Umstände geblieben wäre, auf das Attentat von Sarajewo zu reagieren. Eine politische Schlichtung sei utopisch und ein begrenzter Vergeltungskrieg gegen Serbien realistisch gewesen.31 Diese Grundthese, ergänzt durch die Behauptung, Österreich-Ungarn habe jedes Recht zu der Strafaktion gehabt, durchzieht sein gesamtes Buch, statt sie zu belegen, verrätselt er mit seinem Gang in die enge Welt der Kabinette und internationalen Diplomatie die Beziehungen von Ursache und Wirkung der zum Krieg führenden Entwicklungen in einer Weise, die ihm jenen Beifall des Feuilletons eingetragen hat. Die grundlegend unterschiedlichen Mechanismen der politischen Willensbildung in Österreich-Ungarn und Deutschland auf der einen, England und Frankreich auf der anderen Seite interessieren ihn wenig. Ver30 31
Süddeutsche Zeitung, 30.11.2012. Siehe dazu Christopher Clark im Gespräch mit Manfried Rauchensteiner. In: Die Zeit, Jg. 2013, Nr. 43.
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pflichtet ist er einer Geschichtswissenschaft, die den Zwang der Bündnisse und den Mechanismus der Mobilmachungen hervorhebt. Er zeigt Sympathie für das autokratische Österreich-Ungarn und für das schon sogleich nach dem Attentat von Sarajewo erkennbare Vorhaben maßgeblicher Kräfte aus Politik und Militär in der Doppelmonarchie, die Tat eines österreichischen Bürgers auf österreichischem Boden – Gavrilo Princip gehörte zum 1908 von Österreich annektierten Bosnien-Herzegowina – dazu zu nutzen, um mit Serbien und dem großserbischen Nationalismus mittels eines Krieges abzurechnen. Er hält dies ganz ausdrücklich für ebenso legitim wie die gesamt österreichisch-ungarische Nationalitätenpolitik. Mit Nachsichtigkeit beurteilt er auch die deutsche Politik, der er in ihren zentralen Propagandaaussagen fast durchgängig folgt. Harte Urteile über sie weiß er beredt zu relativieren oder zu widerlegen. Den russischen Interessen auf dem Balkan hingegen bestreitet Clark die Legitimität weitgehend. Vor allem ist sein Buch ungewöhnlich stark von aktuellen politischen Sichtweisen bestimmt, die er auf das historische Geschehen projiziert.
4. EINE WOHLDURCHDACHTE KOMPOSITION DER EREIGNISSE Wir haben es bei Clarks Werk mit einem wohldurchdachten Buch zu tun, das, wie es sich gehört, mit der Einstimmung der Leser beginnt. Überschrieben ist das erste Kapitel mit »Serbische Schreckgespenster«, es endet auf S. 99. Am Anfang der Einstimmung steht eine dreiseitige Generaleinstimmung. Geschildert wird eine »Blutnacht in Belgrad« am 11. Juni 1903, über die man erstaunlich ähnlich in ›Die Zeit‹, Jg. 1993, Nr. 25, schon einmal mit den gleichen grausigen Details informiert wurde.32 Abgehackte Fäuste, blutige, von Säbeln zerstochene und von Bajonetten aufgerissene Körper, teilweise ausgenommene und mit einer Axt zerhackte Leichen im Garten des königlichen Palastes – »ein Orgie sinnloser Gewalt« –, ihr grausames Werk bei einer »Zigarette danach« inspizierende Attentäter: das Ende der Obrenović-Dynastie. Einer der Königsmörder – auch Clark verwendet diese seit der Französischen Revolution klassische Bezeichnung – begegnet uns im weiteren Verlauf des Buches wieder, nun wird daran erinnert, er sei 1903 mit einem Koffer herumgelaufen, in dem »er ein getrocknetes Stück Fleisch aufbewahrte. Dieses hatte er in der Nacht vom 11. Juni als Trophäe aus Königin Dragas Brüsten herausgeschnitten.« (S. 139) Die Mordnachricht verbreitete sich in Belgrad rasant. Die Bevölkerung befürchtete, nun könnten die Österreicher einmarschieren und es Krieg geben, dafür hat Clark kein Wort. Wohl aber für den eindringlichen Hinweis, dass mit dem nun folgenden König Peter eine enge Anschließung an Russland erfolgte. Die serbische Geschichte wird als Aneinanderreihung von Attentaten, Putschversuchen und Verschwörungen vorgestellt – ein offenkundig hoffnungsloser Fall, der laut Clark nur mit Srebrenica enden konnte. Davor liegt dann allerdings noch die Entfesselung des Ersten Weltkrieges durch Serbien. Das von Clark gezeichnete Bild Serbiens ähnelt erstaunlich dem der deutschen und österreichischen Pressepropaganda im Sommer 1914. Der Verfasser legt detail32
Ernst Bartsch: Blutnacht in Belgrad. Einer der grausigsten Putsche des Jahrhunderts: Serbische Offiziere ermorden im Juni 1903 König Alexander und Königin Draga im Schlafgemach des alten Konak. In: Die Zeit, Jg. 1993, Nr. 25, auch ZEIT-online: http://www.zeit. de/1993/25/blutnacht-in-belgrad [12.1.2015].
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liert Wert auf Verwerfungen, Mythen und angebliche mentale Besonderheiten, die mit der Nationsbildung Serbiens verbunden gewesen seien. Besonders am Herzen liegen ihm die Expansionsbestrebungen und »die weit gefasste Vision eines serbischen Staatswesens« (S. 45), die »großserbische Vision«, die »tief mit der Kultur und Identität der Serben verwoben« gewesen sei. (S. 47, 51) Was mit Nationenbildung fast aller Nationen ähnlich verbunden war, nämlich ein Missverhältnis von nationaler Vision und ethnischen Realitäten wird hier zum Merkmal besonderer Verworfenheit. Seine Ziele vor den Augen der ganzen Welt zu verfolgen, habe sich Serbien kaum leisten können, womit ein »gewisses Maß an Heimlichkeit« beim »Trachten nach ›Freiheit‹ für die Serben, die noch Untertanen der benachbarten Staaten oder Reiche waren, bereits vorprogrammiert« gewesen sei. (S. 52) Eine »gewisse Vorliebe für verdeckte Operationen« entdeckt Clark bei den Serben. Auch das zweite Kapitel – »Das Reich ohne Eigenschaften« – dient der Einstimmung. Nun wird die Verworfenheit der Serben aus der Sicht nicht mehr Clarks, sondern aus der der Großmacht Österreich-Ungarn beschrieben. Zwar weiß Clark, dass die letzten Jahrzehnte vor dem Kriegsausbruch zunehmend von dem Kampf um nationale Selbstbestimmung unter den elf amtlichen Nationalitäten des Reiches geprägt sind, (S. 101f.) doch findet der Autor genug Hinweise darauf, »dass das System früher oder später« – hätte ihm der Weltkrieg nicht dazwischengefunkt – »ein umfassendes Geflecht aus Garantien für die Nationalitätenrechte innerhalb eines vereinbarten Rahmens konstruiert hätte«. (S. 107) Er hätte natürlich auch schreiben können, dass es 1914 noch kein »umfassendes Geflecht aus Garantien für die Nationalitätenrechte innerhalb eines vereinbarten Rahmens« gab und dies zu zahlreichen Konflikten führte, doch soll der Leser offenbar nicht auf eine Fährte gebracht werden, die ihn über die Legitimität des milden Regiments in der Doppelmonarchie nachdenken ließe. Beim österreichisch-ungarischen Staat habe es sich – »jedenfalls nicht in erster Linie« – nicht um einen Unterdrückungsapparat gehandelt, sondern »um eine pulsierende Einheit, die über starke Bindungen verfügte, um einen Vermittler zwischen vielfältigen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen«. (S. 108) Ehrwürdigkeit und Beständigkeit der Monarchie seien in der »unerschütterlichen Figur des Backenbart tragenden Kaisers Franz Joseph personifiziert« gewesen. (S. 109) Und dafür, dass dieser gemütliche Kaiser – Clark weiß, dass er regelmäßig in den Träumen seiner Untertanen auftauchte (S. 110) – sich 1908 zu Regierungsjubiläum und Namenstag selbst zwei neue Provinzen – Bosnien und Herzegowina – schenkt, hat der Autor einen ganzen Blumenstrauß an Rechtfertigungen. Vor allem habe die Annexion zu nichts anderem geführt als zum Wohl der ungefragten Bevölkerung. Die österreichische Herrschaft sei nicht durch die Philosophie der Kolonialherrschaft gestützt gewesen, sondern durch einen kulturellen und institutionellen Konservatismus in den neuen Provinzen. (S. 111) Das Handeln dort habe den Sinn gehabt, »die Humanität und Effizienz der habsburgischen Herrschaft« unter Beweis zu stellen. (S. 113, siehe auch S. 123) Allerdings sei die Annexionskrise für die zu 1914 führende Entwicklung dadurch wichtig gewesen, dass Russland »die Annexion als einen brutalen Verrat des Einvernehmens zwischen den beiden Mächten, eine unverzeihliche Demütigung und eine unakzeptable Provokation in einer vitalen Interessensphäre« empfunden habe. Nun habe das Zarenreich ein so umfangreiches militärisches Investitionsprogramm aufgelegt, dass es zu einem militärischen Wettrüs-
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ten in Europa gekommen sei. (S. 128) Schon im ersten Kapitel wurde der Leser mehrfach darauf gestoßen, dass Serbiens Rüstung durch französische Kredite möglich gewesen sei. (S. 58) Da sind die künftigen Weltkriegsgegner Deutschlands schon beieinander. Seite für Seite des Clarkschen Werks wird es dem Leser immer unverständlicher, dass sich gegen solcherart Herrschaft, wie sie Österreich gegen die von ihm so treusorgend bedachten Nationalitäten ausübte, überhaupt irgendein Widerstand regen konnte, geschweige denn, dass die irredentistische Bewegung in Serbien, angefacht durch die rechtwidrigen Annexionen von Bosnien und der Herzegowina, irgendeine Berechtigung gehabt haben könnte. Entsprechend werden die agierenden serbischen politischen Kräfte als terroristisch charakterisiert. Ein Terrorismus, wie er in den Bewegungen zur Nationsbildung historisch häufig zu finden war und in Serbien nach der Jahrhundertwende zumindest auch als Ausdruck von Ohnmacht erscheint, wird zu einem dem Leser des 21. Jahrhunderts bekannten Terrorismus stilisiert, gegen den jede Maßnahme gerechtfertigt ist. Clark spricht von systematischem Einsatz von serbischem Terror gegen die politische Elite des Habsburger Reiches und kann doch tatsächlich sieben Fälle nennen.33 (S. 72) Da dies nicht gerade eine imponierende Zahl ist, versagt er es sich zur Grundorientierung des Lesers schon in der Einleitung nicht, auf den 11. September 2001 und auf Srebenica hinzuweisen. Gerd Krumeich hat zu Recht darüber geurteilt: »Über einen solchen Exzess einer missverstandenen Methode, die Geschichte ›von heute her‹ zu schreiben, kann man wirklich nur den Kopf schütteln.«34 Es ist im zweiten Kapitel nicht die einzige Merkwürdigkeit, wie Clark einen der schlimmsten Kriegstreiber auf österreichischer Seite, nämlich Conrad von Hötzendorf, vorstellt, der 1906 zum Generalstabschef ernannt wurde. Er wird als »unerbittlich aggressiv« charakterisiert, (S. 146) mehrmals habe er öffentlich zu Präventivkriegen gegen Serbien, Montenegro, Russland, Rumänien und Italien geraten. Zwischenzeitlich verlor Hötzendorf sein Amt: »Nach seiner Wiedereinsetzung riet Conrad natürlich weiterhin zum Krieg, aber das war nichts Neues.« (S. 378) Allein in den zwölf Monaten des Jahres 1913 habe er fünfundzwanzigmal nach einem Krieg gegen Serbien verlangt. (S. 148f.) Damit der Leser nicht auf den Gedanken kommt, solche Art Aggressivität könnte gefährlich sein und in der Realität einmal praktische Folgen zeitigen, erklärt und/oder illustriert Clark dem Leser dieses monomane Agieren eines höchsten Militärs über mehrere Druckseiten mit einer Liebesaffäre v. Hötzendorfs mit Gina von Reininghaus: »Die Bedeutung dieser Beziehung kann man nicht hoch genug veranschla33
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Hermann Kantorowicz: Gutachten zur Kriegsschuldfrage 1914. Aus dem Nachlaß herausgegeben und eingeleitet von Imanuel Geiss. Mit einem Geleitwort von Gustav W. Heinemann. Frankfurt a.M.: Europäische Verlagsanstalt 1967, S. 355, schreibt zum Attentat von Sarajewo: »Das Attentat war das sechste seit vier Jahren. [...] Alle waren von österreichisch-ungarischen Staatsangehörigen, Bosniaken oder Kroatiern verschiedener Nationalität und proserbischer Sympathien begangen worden, ohne daß in einem Falle eine Initiative serbischer Amts- oder Privatpersonen festgestellt worden wäre. Wohl aber waren sie sämtlich Ausdruck der serbischen irredentistischen Bewegung, die durch die rechtswidrige Annexion von Bosnien und Herzegowina 1908 entzündet, durch die Verhinderung des Zutritts Serbiens zum Meer 1913 angefacht, durch den Eindruck der serbischen Siege in den zwei Balkankriegen hell aufgeflammt war.« Süddeutsche Zeitung, 30.11.2012.
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gen; sie stand im Zentrum von Conrad von Hötzendorfs Leben in den Jahren von 1907 bis zum Kriegsausbruch und verdrängte alle anderen Sorgen, selbst die militärischen und politischen Fragen.« (S. 147) Natürlich stand diesem »zwanghaften Charakter« eine starke Kraft entgegen, nämlich der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand, (S. 150) den, so kann man nur folgern, jeder beseitigen musste, der einen Krieg wollte. Dass dies nur die serbischen Terroristen sein konnten und keinesfalls diejenigen, die den Thronfolger in eine »Allee von Bombenwerfern« fahren ließen,35 wird von Clark nicht einmal mehr erörtert, auch nicht die zahlreichen Merkwürdigkeiten, mit denen die Sicherheitsmaßnahmen für den Thronfolger verbunden waren, die Leichtfertigkeit der österreichischen Behörden bei der Organisation des gefährlichen Besuches und die Warnungen vor einem Attentat, die missachtet wurden. Zumindest in der sozialdemokratischen deutschen Presse konnte man 1914 lesen, dass der Besuch des Kronprinzen in Sarajewo von vornherein als Provokation inszeniert war, indem man ihn auf den Tag setzte, »an dem alle Serben die Schlacht auf dem Amselfelde feiern«.36 Wenigstens eines weiß Clark ganz genau: »Wenn der Erzherzog den Besuch in Sarajevo überlebt hätte, wäre Conrad von seinem Posten entlassen worden. Die Falken hätten ihren entschlossensten und konsequentesten Wortführer verloren.« (S. 165) Und: »Franz Ferdinand war immer noch der größte Hemmschuh für eine Kriegspolitik.« (S. 164) Schon 1908 habe er angesichts der heftigen Reaktion der Serben auf die Annexion Bosniens seinen Außenminister gewarnt, es zu einem Krieg kommen zu lassen. Clark zitiert den Thronfolger mit dem Satz: »Wir haben dadurch gar keinen Vorteil und es hat ganz den Anschein, als ob diese Balkanköter, von England und vielleicht Italien gehetzt, uns zu einem voreiligen kriegerischen Schritt bewegen wollten.« (S. 155) Es sei hier nur angemerkt, dass man auch schon drastisch gegensätzliche Charakterbilder des Erzherzogs hat lesen können, der bis zu seinem Tode von der Notwendigkeit eines Krieges gegen Serbien und Italien überzeugt war und eine Mannschaft um sich versammelt hatte, die aus überzeugten Kriegsbefürwortern bestand.37 Ob es nach zwei Kriegen, die Serbien stark erschöpft hatten, nicht im Interesse Serbiens lag, alles zu verhindern, was neuerliche Kriegsgefahr heraufbeschwören musste, diskutiert Clark überhaupt nicht. Die Untersuchungsergebnisse des österreichisch-ungarischen Sektionsrats und leitenden Justiziars, Dr. Friedrich von Wiesner, den man am 11. Juli 1914 nach Belgrad entsandt hatte, zitiert Clark nicht wörtlich (das Telegramm lautete wie folgt: »Dafür, dass diese Bewegung von Serbien aus, unter Duldung seitens der Regierung, von Vereinen genährt wird, ist Material, wenn auch dürftig, doch hinreichend. Untersuchung über Attentat. Mitwisserschaft serbischer Regierungsleitung an Attentat oder dessen Vorbereitung und Beistellung der Waffen durch nichts erwiesen oder auch nur zu vermuten. 35
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John C. G. Röhl (Hg.): Zwei deutsche Fürsten zur Kriegsschuldfrage. Lichnowsky und Eulenburg und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Eine Dokumentation. Düsseldorf: Droste Verlag 1971, S. 44f. Bremer Bürger-Zeitung, 1.7.1914 Dazu die Biographie von Alma Hannig: Franz Ferdinand. Die Biografie. Wien: Amalthea Verlag 2013, sowie Jean-Paul Bled: Franz Ferdinand. Der eigensinnige Thronfolger. Wien: Böhlau 2013.
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Es bestehen vielmehr Anhaltspunkte, dies als ausgeschlossen anzusehen.«), weiß aber, dass der von ihm nicht zitierte, kaum misszuverstehende Bericht später von allen zitiert werden sollte, die das Attentat als Vorwand für den Krieg betrachteten. Wörtlich zitiert er zur Relativierung des Berichts aber eine spätere Erinnerung Wiesners, die die Untersuchungsergebnisse durch die Aussage relativieren soll, er sei bei seiner Untersuchung von der moralischen Mitschuld der serbischen Regierung überzeugt gewesen, »aber«, so schließt sich die dem Juristen Wiesner Ehre machende Erklärung an, »weil das Beweismaterial nicht so beschaffen gewesen sei, dass es vor Gericht Bestand gehabt hätte, sei er nicht bereit gewesen, es in einem richtigen Prozess gegen Serbien zu verwenden«. Mit anderen Worten, Wiesner relativiert nicht, sondern bestätigt seinen Bericht auch in der späteren Erinnerung. (S. 581f.) Am Ende der ersten beiden Kapitel hat der Leser zahllose Hinweise darauf erhalten, dass eine aggressive, zum Krieg treibende Kraft vor allem in Serbien zu orten war, die Aktionen keines anderen Landes werden von Clark so oft als »grausam«, »provokativ«, »trotzig« oder »verschlagen« charakterisiert: »Das Axiom, dass Serbien letztlich nur die Sprache der Gewalt verstehe, gewann an Bedeutung.« (S. 375) Diese Sprache ist der Kriegspropaganda nahe, mit der alle am Krieg Beteiligten die militärische Auseinandersetzung zum Kulturkrieg stilisierten und den Gegner – auf deutscher und österreichischer Seite speziell die bösartigen Slawen und die Afrikaner in den englischen und französischen Armeen zu Barbaren degradierten.38 Bedauernd berichtet Clark »die völlige Missachtung der Interessen Wiens in der Region«. Dafür, dass es in Serbien doch tatsächlich politische Kräfte gab, die in der Annexionskrise verkündeten, die Serben müssten sich, sollte die Annexion nicht rückgängig gemacht werden, auf einen Befreiungskrieg vorbereiten, fehlt ihm hingegen jedes Verständnis. Typisch ist stattdessen die Wiedergabe des Berichts eines sich 1908 in Serbien aufhaltenden Russen, der angesichts der Intensität der Emotionen schockiert gewesen sei. Aus der Erwartung eines Krieges, so habe er sich erinnert, wurde »die Bereitschaft zum Kampf, und der Sieg schien einfach und gewiss zugleich«. (S. 62) Geradezu absurd erscheint Clark offenbar die zeitgenössische Anschauung, »Österreich-Ungarn sei eine anachronistische und dem Untergang geweihte politische Entität«. (S. 375) Dass Serbien legitime Interessen gegen Österreich-Ungarn und einen demokratischen Vorsprung gegenüber den autokratischen Mächten in Europa aufzuweisen hatte, kommt bei Clark nicht zur Sprache, handelte es sich doch um einen Staat, in dem, wie er zitiert, »Mord und Totschlag zum System erhoben wurden«. (S. 160) Dabei war ein ganz anderer Blick auf Serbien zumindest in der sozialdemokratischen Presse in Deutschland nicht ungewöhnlich. Am 1. August 1914 wurde den Lesern in mehreren Blättern die liebevolle Zeichnung einer europäischen Stadt »mit einer Seele« geboten, die an diesem Tag des Kriegsbeginns nicht zufällig Belgrad war. Berichtet wurde in diesem kleinen Stadtporträt auch von der Annexionskrise des Jahres 1909: »Niemand in diesem unglückseligen Lande, der es nicht schon damals brennend fühlte: Die Machthaber in Wien wollen uns vernichten, wirtschaftlich und politisch. Die Großgrundbesitzer hassen unsere billigen Schweine, die Hofräte fürchten unsere demokra38
Dazu Böning/Nagel (2014) Kapitel XII. Stimmen der Barbarei (wie Anm. 10).
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tischen Einrichtungen, und so schnürt uns, die wir kaum einen anderen Ausfuhrweg als über Oesterreich-Ungarn haben, eine infame Handelspolitik den Atem ab. Man zwingt uns, an unserem Reichtum an Agrarprodukten zu ersticken! Darum der Ausdruck eines verzweifelten Hasses in den Blicken, wenn das Wort Oesterreich auftaucht.«39 »Aus meiner Vorliebe für die Serben«, schreibt der Autor dieser Schilderung, Hermann Wendel, SPD-Reichstagsabgeordneter und Balkanforscher, »habe ich nie ein Hehl gemacht und ich möchte sie in dem Augenblick laut verkünden, da deutsche Bierbankschreier, von keinerlei Sachkenntnis beschwert, auf Land und Volk Pech und Schwefel herabrufen.« Besonders gerühmt wird das serbische Bauernvolk als »von echt demokratischem Bewußtsein durchdrungen«, die Menschen träten den Obrigkeiten ohne Unterwürfigkeit entgegen, »und auch der König wird – schier märchenhaft klingt es in den Weihrauchwolken des deutschen Byzantinismus – durchaus als ein irdischer, sterblicher Mensch betrachtet«. Staatsbürgerliche Gleichheit stehe in Serbien nicht nur auf dem Papier: »Der Serbe faßt nicht – es geht einfach in seinen Gedankenkreis nicht hinein –, daß es Länder gibt, in denen ein Mann deshalb nicht zum Reserveoffizier befördert wird, weil er Jude oder Arbeiter oder Sozialdemokrat ist.«40 Kurz: »Es ist wirklich eine ›minderwertige Rasse‹, die Serben, wie sich ein deutsches bürgerliches Blatt im Taumel dieser erhitzten Tage geschmackvoll ausdrückte.«41 Es bleibt noch hinzuzufügen, dass in der sozialdemokratischen Presse unmittelbar nach dem Attentat in Sarajewo darüber nachgedacht wird, wer Verantwortung dafür trägt, und dort Gesichtspunkte erörtert werden, von denen Clarks Darstellung frei bleibt. Sofort nach dem Geschehen in Sarajewo sprechen mehrere sozialdemokratische Zeitungen auf ihren Titelseiten davon, der serbische Nationalismus sei eine Folge des österreichisch-ungarischen Umgangs einer Großmacht mit einer kleinen Nation, man müsse sich bemühen, jenen Kräften nachzuforschen, »die den serbischen Jünglingen die Waffen in die Hand gedrückt haben«.42 Den Vertretern der bürgerlichen Presse wird Heuchelei vorgeworfen, gelte ihnen doch ansonsten jede Untat für die eigene Nation als gerechtfertigt: »In den Beziehungen der Nationen erkennen sie keine Moral an. Hier soll nur der Nutzen den Wert einer Tat bestimmen, den sie für die eigene Nation hat. Von diesem Standpunkt aus verherrlichte die bürgerliche Presse im vorigen Jahr mehrmals das Andenken jener, die zur Zeit der Franzosenherrschaft gegen Napoleon Attentate schmiedeten.«43 Die Attentate seien nichts anderes als Ausfluss jenes Nationalismus, »wie er von den Nationalisten aller Länder befürwortet wird«. Alles Gerede in der Presse vom »verbrecherischen Charakter der Serben« sei als »Rassengequassel« zu qualifizieren: »Soziale Bedingungen entscheiden, ob in gewissen Schichten eines Volkes die Neigung zum Terrorismus entsteht.«44 Tatsächlich sei jene »Wiener imperialistische Presse« Inspiratorin der Attentäter gegen den Kronprinzen, die gegenüber Serbien eine »Politik der starken Faust« gepredigt habe: »Hatte sie nicht immer 39 40 41 42 43 44
Bremer Bürger-Zeitung, 1.8.1914. Bremer Bürger-Zeitung, 1.8.1914. Bremer Bürger-Zeitung, 1.8.1914. Bremer Bürger-Zeitung, 1.7.1914. Bremer Bürger-Zeitung, 1.7.1914. Hervorhebung im Original. Bremer Bürger-Zeitung, 1.7.1914. Hervorhebung im Original.
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behauptet, daß Franz Joseph wegen seines Greisenalters Gegner einer scharfen Politik gegen die Serben war, daß aber der neue Herr in das Lumpenpack Ordnung zu bringen wissen werde? Franz Ferdinand wurde Tag und Nacht als der Mann der starken Faust gefeiert.«45
5. HISTORISCHES GESCHEHEN AUS SICHT DER DIPLOMATIE UND KABINETTE Clarks Werk ist gerade da ein tendenziöses Buch, wo es besonders sachlich erscheint, nämlich in seinen nahezu ausschließlich auf diplomatiegeschichtliche Zusammenhänge und das wechselhafte Agieren der Großmächte in den Jahrzehnten vor dem Krieg gerichteten Kapiteln. Fraglos ist hier manches scharfsinnig analysiert, doch begibt der Autor, der noch gerade so anschaulich mehrfach wiederholt und mit vielen Details das blutige Treiben der Serben zu schildern wusste, (S. 159f.) sich nun geradezu ins Innerste der imperialen Kräfte, um dort jede Windung des Bestrebens aufzuspüren, die Welt unter sich aufzuteilen. Dass er hier offene Sympathie für die nach 1871 zu kurz gekommenen Deutschen äußert, mag ja angehen, aber dass er nicht ein Wort über das nun wahrlich blutbefleckte bunte Treiben seiner Helden verliert, charakterisiert eine Geschichtsschreibung, der jede Empathie für die Opfer solcher Art Weltpolitik befremdlich ist und vermutlich als unwissenschaftlich gilt. Wo eben noch sieben Opfer serbischer Terroristen gezählt wurden, wird leichthin die Zahl der Opfer etwa des Kolonialkrieges, den die Vereinigten Staaten 1899 bis 1902 auf den Philippinen führten, mit »zwischen 500 000 und 750 000 Filippinos« beziffert. (S. 208) Da erhält noch jedes Verbrechen »völkerrechtlich gesehen eine gewisse Berechtigung«. (S. 213) Immerhin kann man in den Kapiteln »Die Polarisierung Europas 1887–1907« und »Die vielen Stimmen der europäischen Außenpolitik« lernen, dass in der Tat keine der Großmächte ohne imperialistische Ambitionen war, jede kriegerisches Handeln als selbstverständliches Mittel der Politik betrachtete und zu nahezu jedem – von Clark so nicht bezeichneten – blutigen Verbrechen bereit war, sei es Deutschland oder Frankreich, Russland oder England. Auch hier ist wiederum das Verständnis für den »imperialen Nachzügler« Deutschland bemerkenswert, der infolge der Bismarckschen Strategie »unter seinen Möglichkeiten blieb, sich aus dem Wettlauf um Futterplätze in Afrika, Asien und anderswo heraushielt und tatenlos zusah, während andere Mächte um die globale Machtaufteilung stritten«. (S. 194) Schon bescheidene deutsche Bemühungen, die machtpolitischen Beschränkungen für eine Expansion zu überwinden, seien auf erbitterten Widerstand seitens der etablierten Weltmächte gestoßen, Deutschland habe in der Position eines »Emporkömmlings mit leeren Taschen« verbleiben müssen, »der verzweifelt versuchte, einen Platz an dem bereits überfüllten Tisch zu ergattern«. Und sogleich wird noch einmal die wenige Sätze zuvor aufgestellte Behauptung wiederholt: »Seine Versuche, zumindest einen Anteil an den mageren Portionen zu bekommen, die noch erhältlich waren, stießen in der Regel auf energischen Widerstand seitens des etablierten Clubs der Weltmächte.« Selbst bescheidene Versuche der deutschen Regierung, »den imperialistischen Appetit der Bevölkerung zu stillen«, sei auf eine abweisende Antwort aus Großbritannien gestoßen. (S. 195)
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In der Tat: So kann man imperialistische Politik auch beschreiben. Gleichzeitig wird jede Art des politischen Handelns Russlands, Frankreichs und Englands so dargestellt, dass sich dem Leser der Verdacht aufdrängt, hier habe sich die Dreierfront gegen Österreich-Ungarn und Deutschland bereits langfristig vor 1914 formiert: »Vom Standpunkt der einflussreichsten deutschen Militärs aus schien es völlig offensichtlich, dass sich die geopolitische Lage rasch zum Nachteil Deutschlands verändert.« (S. 424) An der Aufforderung des deutschen Kaisers von 1912 hingegen, den UBoot-Bau zu beschleunigen und »durch die Presse besser die Volksthümlichkeit eines Krieges gegen Russland« vorzubereiten, scheint Clark nur die Schreibweise von »Volksthümlichkeit« bemerkenswert, die mit einem kräftigen »sic!« kommentiert wird. (S. 427) Auch die vom Kaiser geteilte Auffassung Helmuth von Moltkes, dass ein Krieg unvermeidlich sei und deshalb »je eher desto besser« stattfinden solle, wird dem Leser zwar als aggressiv, letztlich aber ohne praktische Konsequenzen bleibend gedeutet. (S. 427f.) Weit bedeutender sei die Entscheidung gewesen, »ein beispielloses Wachstum der deutschen militärischen Friedensstärke anzustreben«, das »auf die Ängste wegen der verschlechterten Sicherheitslage Deutschlands« zurückgegangen sei: »Bei Vorträgen in geheimen Sitzungen des Haushaltsausschusses des Reichstags [...] malten die Generäle die Aussichten für Deutschland in den düstersten Farben; sie sahen kaum Chancen für eine friedliche Auflösung der gegenwärtigen Umzingelung Deutschlands und äußerten sich pessimistisch über die Erfolgsaussichten des deutschen Heeres. Bis zum Jahr 1916 würden die Russen unwiderruflich die militärische Überlegenheit erlangen.« (S. 428f.) Daran anschließend stellt Clark die intensiven deutschen Überlegungen zu einem Präventivkrieg dar, doch hätten die Militärs keinen Erfolg bei ihrem Bemühen gehabt, ihre strategische Sichtweise der zivilen deutschen Führung nahezubringen. (S. 432) Besonderen Wert legt Clark auf die Erklärung solcher Entwicklungen und Erscheinungen in Deutschland, die in der Forschungsliteratur in besonderem Maße als verantwortlich für das Treiben in eine militärische Auseinandersetzung gemacht wurden. Dazu gehört fraglos die deutsche Flottenpolitik. An ihr hat er manches zu kritisieren, schließlich sei sie nicht in ein breites politisches Konzept eingebettet gewesen, »das über das Streben nach freier Hand in der Weltpolitik hinausging. Aber das neue Flottenprogramm war weder ein empörender noch ein ungerechtfertigter Schritt. Die Deutschen hatten allen Grund zu der Annahme, dass man sie nicht erst nehmen würde, wenn sie sich nicht eine starke Seestreitkraft verschafften.« (S. 204) Das hatte der kluge Bismarck noch ganz anders gesehen, der den deutschen Drang zur Seemacht als unverzeihliche Dummheit und als Maulheldentum charakterisiert hatte, durch welche das europäische Gleichgewicht zerstört werden würde. Clark aber weiß, es habe jedenfalls keineswegs am deutschen Schiffbau nach 1898 gelegen, dass Großbritannien engere Beziehungen zu Frankreich und Russland angestrebt habe. (S. 205) Beispielhaft für seinen gesamten, stets Verständnis zeigenden und aggressive Tendenzen bis in die Wortwahl verharmlosenden Umgang mit der deutschen Politik ist Clarks Darstellung der ungeheuren Aufrüstung am Ende des 19. Jahrhunderts: »War Deutschland stark genug, seinen Weg auch ohne die Unterstützung mächtiger Verbündeter zu gehen?«, so fragt er, um darauf anschließend auszuführen: »Als Antwort auf diese Frage stockte Caprivi die Verteidigungsfähigkeit des Reiches auf. Mit der
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Verabschiedung des Wehrgesetzes von 1893 wurde die Stärke der Armee auf 522 000 Mann (150 000 mehr als ein Jahrzehnt zuvor) erhöht, und die Militärausgaben in jenem Jahr waren doppelt so hoch wie 1886. Diese Steigerungen wurden jedoch nicht in eine umfassende politische Strategie eingebettet; ihr Zweck war Abschreckung.« (S. 198) Und mit der deutschen »Weltpolitik«, die Clark als eine Außenpolitik mit dem Ziel charakterisiert, »den Einfluss Deutschlands als Weltmacht auszudehnen« und die verbunden gewesen sei mit dem Trachten nach einer Ausweitung der ausländischen Märkte, habe die extreme Aufrüstung eher wenig zu tun gehabt. (S. 206f.) Auch über die Anschauung, dass Deutschland sich die eigene Isolation durch sein ungeheuerliches internationales Auftreten selbst zuzuschreiben gehabt habe, sieht Clark »durch eine breitere Analyse der Prozesse nicht bestätigt«. (S. 216) Stattdessen findet er Verständnis für das deutsche Agieren (beispielsweise S. 222f.), Verniedlichungen und Euphemismen – der Schlieffenplan sei kein »Kriegsplan« an sich gewesen, sondern ein »Gesuch um höhere staatliche Mittel«. (S. 286) Clarks Hauptthese, alle europäischen Mächte seien mehr oder weniger gleichermaßen (allerdings Österreich-Ungarn und Deutschland ein klein wenig weniger, Serbien sehr viel mehr) verantwortlich für den Ersten Weltkrieg, soll dem Leser dadurch einsichtig gemacht werden, dass Schilderungen und Analysen ganz auf das Treiben der Diplomatie und der Kabinette konzentriert sind, in denen Krieg und militärische Aktionen in der Tat ständig präsente Optionen sind, für die mehr oder weniger detaillierte Pläne ausgearbeitet und diskutiert wurden. Nur in diesem Sinne kann man von einer allgemeinen Verantwortung von Diplomaten und Politikern sprechen, die ungeachtet des damit verbundenen Blutvergießens beständig mit militärischen Lösungen hantierten. Über das Maß an Verantwortung für die Anzettelung des Ersten Weltkrieges sagt dies zunächst noch wenig. Welche inneren gesellschaftlichen und politischen Bedingungen den Marsch in den Krieg förderten, welche Interessen dies erleichterten und ermöglichten, bleibt bei Clark nahezu vollständig unerörtert. Ökonomische Interessen beispielsweise kommen fast nur ins Spiel, wenn Frankreich sich in Russland mit Anleihen und Eisenbahnen engagiert. Ökonomisch-gesellschaftliche Zustände, die Kluft zwischen Arm und Reich etwa, innenpolitische Krisen, die mit dem Wachsen der Sozialdemokratie und den durch Wahlrecht und Polizei abgesicherten undemokratischen Verhältnissen zu eskalieren drohten, die Mentalitäten in den gesellschaftlichen Milieus, alles dies bleibt vollständig unberücksichtigt. Das Absehen von allen Wirkungsfaktoren außerhalb des diplomatischen Getriebes gilt auch in seinem 5. Kapitel, das auf fast hundert Seiten zeigen will, wie die Konflikte auf dem Schauplatz Balkan eng mit der Geopolitik des europäischen Systems verknüpft wurden und Eskalationsmechanismen herausgebildet hätten, die es »letztlich ermöglichten, dass im Sommer 1914 ein auf dem Balkan ausgebrochener Konflikt binnen fünf Wochen den gesamten Kontinent erfasste«. (S. 318) Wie schon zuvor auf hunderten von Seiten führt das ermüdende Hin und Her imperialer Interessen und Aktionen beim Leser zu der Haltung, dass eigentlich alle gleich waren, was aber wiederum für die Frage nach dem Maß an Verantwortung für den Kriegsausbruch nur vordergründig aussagekräftig ist, denn man erfährt nur eines: »In einem
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Sumpfe waren die Bündnisse des alten Europa errichtet.«46 Dabei ist Clarks empathische Auseinandersetzung mit den beiden erkennbar in ihren letzten Zügen liegenden oder doch zumindest von starken Krisen erschütterten autokratischen politischen Herrschaftssystemen, dessen Eliten mit ihrer kriegsbereiten Haltung in der Julikrise mit ihrem Einfluss auf die öffentliche Meinung eine bedeutende Rolle spielten, überaus merkwürdig.
6. JULIKRISE UND QUELLENAUSWAHL Mit der Schilderung der eigentlichen Julikrise mutet Clark seinen Lesern viel zu, denn die von ihm angeführten Entwicklungen lassen den Schluss fernliegen, hier sei man ohne Bewusstsein für die Gefahren in den Krieg marschiert. Der österreichische Außenminister Leopold von Berchtold, so erfahren wir, sei sofort nach dem Attentat unter starken Druck der Falken geraten, der Ratschlag des Generalstabschefs Conrad von Hötzendorf habe gelautet »Krieg, Krieg, Krieg!« (S. 505) In Berlin habe man Österreich-Ungarn sofort das Recht zugestanden, eine Demarche gegen Belgrad zu richten, (S. 529) der deutsche Kaiser habe gegenüber dem österreichischen Botschafter in Berlin kundgetan, er würde es, wenn Österreich-Ungarn die Notwendigkeit einer kriegerischen Aktion gegen Serbien erkannt habe, bedauern, wenn der jetzige günstige Moment unbenützt bliebe, (S. 530) der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt Zimmermann habe Unterstützung signalisiert, obwohl er »90 % Wahrscheinlichkeit für einen europäischen Krieg« als Folge einer Aktion gegen Serbien vorausgesehen habe, (S. 531) die Beratungen der politischen und militärischen deutschen Führung seien zu dem Schluss gekommen, »dass die Österreicher je früher desto besser gegen Serbien vorgehen«, (S. 531) im Ergebnis dessen sei es zu dem gekommen, was allgemein als »Blankoscheck« Deutschlands für Österreich-Ungarn bezeichnet worden sei. (S. 532) Alles dies steht in der Tat einem »Schlafwandeln« in den Krieg massiv entgegen. Also tut Clark so, als sei der Glaube der deutschen Regierung an die mögliche Lokalisierung eines Krieges mehr als eine gefährliche Fiktion gewesen und habe nicht dem »Gebiet der frommen Wünsche« angehört, wie Fürst Lichnowsky dies ausdrückte. Clark, der so scharfsinnig analysieren kann, kommt einfach nicht darauf, dass die ganze Lokalisierungstheorie vor allem das doch eigentlich recht durchsichtige Ziel hatte, Russland den Schwarzen Peter der Verantwortung für Krieg und Frieden zuzuschieben. Äußerungen, die das Wissen der deutschen Akteure verraten, dass im Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien der Weltfrieden gefährdet war, werden hingegen unterschlagen, so die Worte des deutschen Kanzlers vom Abend des 6. Juli 1914, die Bethmann Hollwegs frühes Wissen um die Gefahren der Politik Österreichs gegen Serbien erkennen lassen: »Eine Aktion gegen Serbien kann zum Weltkrieg führen.« Und weiter: »Der Kanzler erwartet von einem Krieg, wie er auch ausgeht, eine Umwälzung alles Bestehenden. ›Das Bestehende sehr überlebt, ideenlos, alles so sehr alt geworden‹.«47 Gegen die Annahme, Kaiser Wilhelm, Bethmann Hollweg und ihre militärischen Berater hätten die Krise als ideale Gelegenheit gesehen, mit 46 47
Emil Ludwig: Juli 14. Berlin: Ernst Rowohlt Verlag 1929, S. 178. Kurt Riezler: Tagebücher, Aufsätze, Dokumente. Eingeleitet und herausgegeben von Karl Dietrich Erdmann. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1972, 7. Juli 1914, S. 183.
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den übrigen Großmächten zu günstigen Ausgangsbedingungen einen Konflikt vom Zaun zu brechen, weiß Clark, dass die deutsche Regierung Überlegungen, ein sofort beginnender Krieg könne gewonnen werden, innerhalb von fünf Jahren würde sich jedoch die Kluft bei der Rüstung so sehr vergrößern, dass die Entente-Mächte so gut wie unschlagbar wären, nur geringes Gewicht zugemessen habe. (S. 533f.) Das mag man glauben oder nicht. Der Weg zum Ultimatum an Serbien wird von Clark durchaus so geschildert, dass dessen Charakter als absichtsvoll unannehmbar deutlich wird, um so den Weg zur militärischen Aktion zu öffnen, doch ist das für ihn gar nicht entscheidend, denn er gesteht Österreich-Ungarn gutes Recht zu seinen Forderungen zu, selbst auch zu dem Verlangen, österreichische Ermittlungen auf serbischem Boden zu ermöglichen. Hierzu eine der für Clark typischen Wendungen: »Man kann natürlich zu Recht fragen, ob ein Staat für Aktionen verantwortlich gemacht werden kann, die Bürger auf seinem Territorium privat geplant haben. Aber die Angelegenheit allein durch die Brille der unverletzlichen Souveränität Serbiens zu beurteilen, verzerrte das Bild ein wenig.« (S. 584) Bemerkt werden muss dazu, dass der Schuldspruch über Serbien ja berechtigt gewesen sein mag, dass aber auch Clark hier keinen schlüssigen Beweis, sondern nur Behauptungen vorlegen kann und deshalb das Urteil von Hermann Kantorowicz dazu gelten muss: »Aber auch für den juristisch naivsten Historiker gilt der Grundsatz, daß Anklagen bewiesen werden müssen.«48 Zumindest hätte man erwarten dürfen, dass Clark auch Spuren nachgegangen wäre, die einen bedeutenden deutschen Rechtswissenschaftler zu einem ganz anderen Urteil führten: »Das Verbrechen von Sarajevo ist aus österreichisch-ungarischen Mißständen hervorgewachsen, von österreichisch-ungarischen Untertanen, auf österreichisch-ungarischen Boden begangen worden, durch die Schuld österreichisch-ungarischer Behörden möglich geworden, in allen maßgebenden Kreisen Österreichs und Ungarns mit Erleichterung als politischer Glücksfall begrüßt worden. Dieses Verbrechen der serbischen Regierung zur Last legen zu wollen, die mit ihm in keiner ursächlichen Verbindung stand, die es zu verhindern gesucht hat, die es als schwersten Schlag gegen ihre Interessen empfand – das ist wohl die kühnste Mystifikation, von der die Geschichte berichtet. Es war auch die folgenschwerste.«49 Zwar wird zitiert, dass Edward Grey das Ultimatum als »das furchtbarste Dokument« bezeichnet habe, »das ich je einen Staat an einen Staat habe richten sehen«, und Winston Churchill die Note als »das unverfrorenste Dokument dieser Art, das jemals geschrieben wurde« charakterisiert habe, doch weiß Clark dagegen einzuwenden, die österreichische Note sei »deutlich zurückhaltender als das Ultimatum, das die NATO in der Form des im Februar und März 1999 verfassten Rambouillet-Abkommens Serbien-Jugoslawien vorlegte, um die Serben zur Einhaltung der NATO-Linie im Kosovo zu zwingen«. Henry Kissinger habe zweifellos Recht, wenn er den Rambouillet-Vertrag als »eine Provokation, eine Entschuldigung dafür, mit den Bombardierungen beginnen zu können«, bezeichnet habe: »Verglichen damit waren die Forderungen der österreichischen Note harmlos.« (S. 585) 48 49
Kantorowicz (1967) S. 354 (wie Anm. 33). Kantorowicz (1967) S. 369 (wie Anm. 33).
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Vor solcher bizarren Argumentation verblasst natürlich die Sicht der Zeitgenossen, die das Ultimatum als Teil wissentlicher Kriegsvorbereitung interpretierten. In ähnlich tendenziöser Weise wird die serbische Antwort interpretiert, sie sei ohnehin nur so formuliert worden, dass sie den Anschein erwecken konnte, möglichst großes Entgegenkommen zu signalisieren, (S. 594) die Behauptung, die serbische Antwort sei einer fast vollständigen Kapitulation vor den österreichischen Forderungen gleichgekommen, sei von Grund auf falsch. (S. 597) Die berühmte Übergabe der Antwort an den abfahrbereiten österreichischen Botschafter in Belgrad schildert Clark so: »Giesl überflog kurz den Text, erkannte auf den ersten Blick, dass er zu wünschen übrig ließ, und unterschrieb einen bereits vorgefertigten Brief, in dem er dem Regierungschef mitteilte, dass er noch am selben Abend mit dem gesamten Gesandtschaftspersonal Belgrad verlassen werde.« (S. 599) Jedes Wort atmet hier Tendenz. Bemerkenswert, welche Quellen Clark zur Charakterisierung des Ultimatums und der serbischen Antwort ebenso übergeht wie die tiefreichenden Wirkungen der Antwortnote in Petersburg, Paris und London: beispielsweise das Chiffretelegramm des k.u.k. Botschafters in Paris, Graf Nikolaus Szécsen, an Berchtold vom 27. Juli, der die Auffassung der französischen Regierung mitteilt, Österreich-Ungarn würde eine furchtbare Verantwortung auf sich laden, wenn es, nachdem Serbien soviel nachgegeben, wegen der verbleibenden kleinen Differenzen einen Weltkrieg hervorrufen würde, die weitgehende Nachgiebigkeit Serbiens sei in Paris für unmöglich gehalten worden und habe starken Eindruck gemacht.50 Ebenso fehlt auch Szécsens Hinweis an Berchtold, die Zurückweisung der serbischen Antwort werde in Paris so ausgelegt, »dass wir um jeden Preis bewaffneten Konflikt wollen«.51 Jenes Dokument, das die Mitverantwortung der deutschen Regierung für den Kriegsausbruch deutlich werden lässt wie kaum ein anderes, wird von Clark zwar erwähnt, aber weder sachgerecht ausgedeutet noch zitiert, da es bei den Lesern die abenteuerliche Schlussfolgerung, hier habe es sich um anderes gehandelt als einen bewussten Gang in den Krieg, ad absurdum geführt hätte. »Die nunmehr vorliegende Antwort der serbischen Regierung auf das österreichische Ultimatum«, so schreibt Bethmann Hollweg am 28. Juli 1914 an den deutschen Botschafter in Wien, Heinrich von Tschirschky, »lässt erkennen, dass Serbien den österreichischen Forderungen doch in so weitgehenden Masse entgegengekommen ist, dass bei einer völlig intransigenten Haltung der österreichischungarischen Regierung mit einer allmählichen Abkehr der öffentlichen Meinung von ihr in ganz Europa gerechnet werden muss. Nach den Angaben des österreichischen Generalstabs wird ein aktives militärisches Vorgehen gegen Serbien erst am 12. August möglich sein. Die k. Regierung [gemeint ist die deutsche] kommt infolgedessen in die ausserordentlich schwierige Lage, dass sie in der Zwischenzeit den Vermittlungsund Konferenzvorschlägen der anderen Kabinette ausgesetzt ist, und wenn sie weiter 50
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Szécsen an Berchtold, Paris, 27.7.1914. In: Imanuel Geiss (Bearb.): Julikrise und Kriegsausbruch 1914. Eine Dokumentensammlung, Bd. 1. Bonn-Bad Godesberg: Verlag Neue Gesellschaft 1963, Bd. 2. Hannover: Verlag für Literatur und Zeitgeschehen 1964, hier II, Nr. 478, S. 92f. Szécsen an Berchtold, Paris, 26.7.1914. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 407, S. 29 (wie Anm. 50).
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an ihrer bisherigen Zurückhaltung solchen Vorschlägen gegenüber festhält, das Odium, einen Weltkrieg verschuldet zu haben, schliesslich auch in den Augen des deutschen Volkes auf sie zurückfällt. Auf einer solchen Basis aber lässt sich ein erfolgreicher Krieg nach drei Fronten nicht einleiten und führen. Es ist eine gebieterische Notwendigkeit, dass die Verantwortung für das eventuelle Übergreifen des Konflikts auf die nicht unmittelbar Beteiligten unter allen Umständen Russland trifft.«52 Es folgen taktische Anweisungen, wie dies durch eine österreichische Demarche in Petersburg ins Werk gesetzt werden könne: »Sie werden es dabei sorgfältig zu vermeiden haben, dass der Eindruck entsteht, als wünschten wir Österreich zurückzuhalten. Es handelt sich lediglich darum, einen Modus zu finden, der die Verwirklichung des von Österreich-Ungarn erstrebten Ziels, der großserbischen Propaganda den Lebensnerv zu unterbinden, ermöglicht, ohne gleichzeitig einen Weltkrieg zu entfesseln, und wenn dieser schliesslich nicht zu vermeiden ist, die Bedingungen, unter denen er zu führen ist, für uns nach Tunlichkeit zu verbessern.«53 »Mediokrer Leichtsinn« – anders wird man, wenn man nicht noch weiter gehen will, dieses Wort eines Kanzlers, der nur »an geschickte Zuschiebung der Schuld denkt, wenn schließlich ein Weltkrieg nicht zu vermeiden ist«, schwerlich charakterisieren können.54 Keine seriöse Interpretation dieses Dokuments vom 28. Juli 1914 wird um die Schlussfolgerung herumkommen, dass die deutsche Regierung zu einer Vermittlung nicht bereit war, die auf eine friedliche Beilegung des Konflikts hätte hinauslaufen können, sie auf entsprechende Vorschläge während der vergangenen Tage nur zum Schein eingegangen bzw. sie ohne Befürwortung oder gar Druck auf die österreichisch-ungarische Regierung nach Wien weitergeleitet hatte und vor allem darauf bedacht war, in einem Weltkrieg – »wenn dieser schliesslich nicht zu vermeiden ist« – eine propagandistische Ausgangsposition zu schaffen, welche die Bedingungen, unter denen dieser Krieg zu führen war, verbessern sollte. Eine Interpretation hingegen, die ein Schlafwandeln in diesen Krieg suggeriert, erscheint kaum seriös, denn eine bewusstere Inkaufnahme des Äußersten ist schwer vorstellbar – wenn man nicht sogar von einem Hinarbeiten auf den Krieg sprechen muss, bei dem es stets darum ging, »jedenfalls doch Russland ins Unrecht zu setzen«, wie sich Bethmann Hollweg ausdrückte.55 In den Tagen vor dem Beginn der Katastrophe wurde von deutscher Seit nie an ein »Flaumachen« gedacht, »sondern lediglich [an] eine Verbesserung unserer
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Bethmann Hollweg an Tschirschky, Berlin, 28.7.1914. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 592, S. 196–198, hier S. 196f. (wie Anm. 50). Bethmann Hollweg an Tschirschky, Berlin, 28.7.1914. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 592, S. 196–198, hier S. 197f. (wie Anm. 50). Siehe Ludwig (1929) S. 139 (wie Anm. 46). Dort heißt es vollständig: »Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode. Nirgends hört man den mediokren Leichtsinn besser als in diesem Bureaukratensatze eines Kanzlers, der zwar durchaus nicht wie die Generale Krieg will, der ihn aber kommen sieht und dennoch, selbst nach der entschiedenen Umkehr seines Kaisers keine Hand rührt, ihn aufzuhalten, nur an geschickte Zuschiebung der Schuld denkt, ›wenn schließlich ein Weltkrieg nicht zu vermeiden ist‹.« Bethmann Hollweg an Tschirschky, Berlin, 29.7.1914. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 689, S. 287 (wie Anm. 50).
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moralischen Position vor der öffentlichen Meinung Europas«.56 Dass man längst mit einem Krieg gegen Frankreich rechnete und nicht an die mögliche Lokalisierung glaubte, belegt auch die am 26. Juli verfasste Note an die belgische Regierung, den deutschen Durchmarsch zu akzeptieren, die am 29. Juli an den deutschen Gesandten in Brüssel übermittelt wurde.57 Clark hätte natürlich die Worte Wilhelms II. zitieren müssen, die »Serben hätten doch alles bis auf einige Bagatellen konzediert«,58 doch hätte er so schwerlich erneut als eigentliche Kriegsursache suggerieren können, es sei um die – zweifellos vorhandenen – serbischen Großmachtträume gegangen, um die Vereinigung aller Serben, die ohne Krieg nicht habe erreicht werden können. (S. 601) Die Serben spielen in diesem Buch nun einmal die Hauptverantwortlichen für den Weltkrieg, eine Rolle, die sie sich mit Russland teilen dürfen. Zeugnisse, dass Serbien einem Krieg gegenüber ablehnend gegenüberstand, führt Clark natürlich nicht an.59 Clark teilt übrigens nur seine Interpretation der serbischen Antwort mit, nicht deren Wortlaut. Er verhält sich damit ebenso wie das Wolffsche Telegraphenbüro und die deutsche bürgerliche Presse am 28. Juli, beide befürchteten offenbar, ihren Lesern das weitgehende Eingehen Serbiens auf die österreichischen Forderungen nicht zumuten zu dürfen.60 In welchem Verhältnis seine eigene Charakterisierung zur Reaktion Kaiser Wilhelms steht, der die serbische Note neben der obigen Charakterisierung als »Kapitulation demüthigster Art« bezeichnete, diskutiert Clark nicht: »Eine brillante Leistung für eine Frist von bloß 48 Stunden. Das ist mehr als man erwarten konnte! Ein großer moralischer Erfolg für Wien, aber damit fällt jeder Kriegsgrund fort.« (S. 667) Auch Bethmann Hollweg sprach im internen Kreis davon, »dass die serbische Antwort bis auf geringe Punkte den österreichisch-ungarischen Desiderien tatsächlich zugestimmt habe«,61 öffentlich hingegen – mir ist der Anachronismus bewusst – neigte er mehr Clarks Interpretation zu. Jeder Leser, der die Dokumentensammlungen zur Julikrise kennt, muss verstimmt sein über eine ganz unglaublich einseitige Auswahl und Benutzung der Quellen. Natürlich kennt Clark die einschlägigen Dokumente, wenn er beispielsweise mitteilt, dass in Berlin die Sektkorken knallten, aber die Information unterlässt, wer die Flaschen geöffnet hat und warum, (S. 679) wenn er, der französische, russische und englische Kriegslüsternheit so feinsinnig zu interpretieren vermag, den bayerischen Militärbevollmächtigten in Berlin mit seinem Bericht unkommentiert lässt, im Kriegsmi56
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Bethmann Hollweg an Tschirschky, Berlin, 29.7.1914. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 689, S. 287 (wie Anm. 50). Formulierung im ursprünglichen Entwurf des Gesandten Rosenberg. Jagow an Below, Berlin, 29.7.1914. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 686, S. 284 (wie Anm. 50). Diverse Bericht aus dem »Kronrat«, Potsdam, 29.7.1914. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 675, S. 274–275, hier S. 275 (wie Anm. 50). Zu solchen Zeugnissen s. Camille Bloch: Die Ursachen des Ersten Weltkrieges. Bremen: Donat Verlag 2014, S. 113f. Geschäftsträger Bronewski an Sasonow, 28.7.1914. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 606, S. 207 (wie Anm. 50). Sitzung des Preußischen Staatsministeriums, Berlin, 30.7.1914, Protokoll. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 784, S. 371–375, hier S. 372 (wie Anm. 50).
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nisterium habe er als Reaktion auf die Generalsmobilmachung »überall strahlende Gesichter« angetroffen – »Händeschütteln auf den Gängen; man gratuliert sich, dass man über den Graben ist«. (S. 705) Dass man sich gratuliert, weil es ganz wunderbar und raffiniert eingefädelt gelungen ist, Russland mit der Generalmobilmachung vom 30. Juli in der Öffentlichkeit als Hauptschuldigen darzustellen, verschweigt Clark ebenso wie das ausdrückliche Bestreben Bethmann-Hollwegs, »die Schuld Russlands in das hellste Licht« zu setzen.62 Spätestens am 26. Juli begann das systematisch angegangene Werk, das den Krieg in der deutschen Öffentlichkeit überhaupt erst ermöglichen konnte, nämlich den Zarendespotismus als eigentlich Verantwortlichen für die Eskalation darzustellen.63 »Sollte jedoch Russland für Serbien Partei nehmen und Österreich angreifen, so wäre für uns der casus foederis gegeben und eine allgemeine Konflagration unvermeidlich«, so hieß es aus dem deutschen Außenministerium zur »Regelung Ihrer Sprache für den Fall des Kriegsausbruchs« an die Botschafter: »Die Frage der Erhaltung des Friedens hängt daher allein von Russland ab.«64 Über Admiral von Müller erfährt man bei Clark zwar, dass sich dessen Barkasse »Hulda« unter lautem Tuten längsseits an die kaiserliche Jacht gelegt habe, um Wilhelm II. die Nachricht vom Attentat in Sarajewo zu überbringen, nichts aber von Müllers Bericht über die Audienz Bethmann-Hollwegs beim Kaiser am 27. Juli: »Tendenz unserer Politik: Ruhige Haltung, Rußland sich ins Unrecht setzen lassen – dann aber den Krieg wenn es sein muß nicht scheuen.«65 Philipp Fürst zu Eulenburg-Hertefeld stellte schon längst vor Clark fest, die deutsche Öffentlichkeit habe 1914 keinen Zweifel gehabt, dass der Krieg von Russland vom Zaune gebrochen worden sei: »So heißt es – und so soll es heißen. Die Form, in der uns von der Regierung dieses ›Faktum‹ an der Hand von Urkunden klar gemacht wurde, trug einen Bismarckschen Zug, der mich befriedigte: war es Bethmann? Jagow? Zimmermann? Ich möchte auf Zimmermann plus Jagow raten.«66 Unter den aktuellen Publikationen zum Ersten Weltkrieg kommt übrigens Gerd Krumeich mit Blick auf die Akten der beteiligten Mächte zu dem einleuchtenden Schluss: »Das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn haben sich auf ein Vabanquespiel eingelassen, das den Schritt in den Großen Krieg nicht scheute, um die Balance in der europäischen Politik zu ihren Gunsten zu wenden.«67 62
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Dazu Bethmann Hollweg an Wilhelm II., Berlin 28.7.1914. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 587, S. 192 (wie Anm. 50). Dazu Bethmann Hollweg an Pourtalès, Berlin 26.7.1914. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 425, S. 37f. (wie Anm. 50). Dazu Jagow an Brockdorff-Rantzau, Berlin 29.7.1914. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 509, S. 114 (wie Anm. 50). Geiss (1963, 1964) II, S. 81 (wie Anm. 50). Zwei deutsche Fürsten (1971) S. 31 (wie Anm. 35). Gerd Krumeich: Juli 1914. Eine Bilanz. Mit einem Anhang: 50 Schlüsseldokumente zum Kriegsausbruch. Paderborn: Schöningh 2014, S. 183. Krumeich ist a.a.O., S. 184, der Ansicht, dass nicht Weltmachtambition oder Kalkül imperialer Vorherrschaft die Triebkräfte für die Entscheidungen im Juli 1914 gewesen seien, sondern »eine ausgeprägte Zukunftsangst«, »die Furcht, von neidischen Mächten geradezu umzingelt, ja ›eingekreist‹ zu sein«. Siehe bei Krumeich auch die hier nicht im einzelnen anzuführende aktuelle Forschungsliteratur zum Ersten Weltkrieg.
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7. DEUTSCHE KRIEGSBEREITSCHAFT? Clarks Quellenauswahl ist nie zufällig. So auch nicht, wenn er zwar an drei Stellen seines Buches die Riezler-Tagebücher nutzt, seine Leser aber keinesfalls daran teilhaben lässt, wie in diesen Aufzeichnungen des Bethmann-Hollweg-Vertrauten höchst anschaulich wird, welch Geistes Kind die deutsche Politik im Juli 1914 und darüber hinaus war, in welch unglaublicher Weise in den höchsten Kreisen der Politik, der Diplomatie, des Militärs sowie des Finanzwesens und der Schwerindustrie über die Wünschbarkeit eines Krieges, über den richtigen Zeitpunkt einer bewaffneten Auseinandersetzung und über die geeignete Fingierung eines Anlasses zum Kriegsbeginn, über die anzustrebenden Kriegsziele und sodann insbesondere ab September 1914 über Annexionen, Kontributionen und die Aufteilung ganzer Länder bis hin zu ethnischen Säuberungen durch Vertreibung und Ansiedlung deutscher Veteranen in belgischen Gebieten gedacht und gesprochen wurde. Auch die Konflikte zwischen einem gegenüber der Politik immer mächtiger werdenden Militär und der Regierung werden sichtbar, wenn Riezler – um ein Beispiel zu nennen – kritisiert, eine bornierte militärische Führung lasse zunächst ganze Städte zerstören, um im Anschluss daran Kontributionen zu fordern. In diesem Tagebuch erfährt der Leser ungeheure Details der deutschen Politik und wird auch über die imperialen Rivalitäten der europäischen Großmächte, die ökonomische Konkurrenz und die Ansprüche auf Kolonien informiert, die für diesen Krieg mitverantwortlich waren. Riezler verbreitet sich schon 1911 über »die echt deutsche idealistische und richtige Überzeugung, dass das Volk einen Krieg nötig hat. Diese Überzeugung teilt auch Bethmann.«68 Die Unterlassung, das Riezler-Tagebuch und ähnliche Quellen gründlicher auszuwerten, könnte man auch mit der Kritik Alan Kramers an Clark formulieren: »Er unterschlägt auch, welch großes Pech Deutschland mit seinem politischen Personal hatte. Einen Bismarck, der ausgleichend hätte wirken können, gab es nicht. Generell mangelte es an einer Kontrolle des Militärs. Insofern ist es schon sonderbar, dass Clark ungewollt das berühmte Wort des britischen Premiers Lloyd George adelt, alle miteinander seien in den Krieg ›hineingeschlittert‹.«69
8. DER HISTORIKER ALS KRIEGSSTRATEGE Bis in den Kriegsbeginn hinein macht Clark sich Gedanken, wie die Deutschen es hätten besser machen können, denn dass die brutale Verletzung der belgischen Neutralität zu den vermutlich kriegsentscheidenden deutschen Fehlern gehörte, entgeht ihm nicht, ja, er weiß, dass das deutsche Ultimatum sich als furchtbarer psychologischer Lapsus erwiesen habe, der in der Kriegspropaganda nachgeklungen, die »komplexe Kausalität des Krieges« überschattet und den Kriegsanstrengungen der Entente ein 68 69
Riezler (1972) 30.7.1911, S. 180. Hervorhebung laut Erdmann im Original (wie Anm. 47). Die Zeit, Jg. 2014, Nr. 10. Weiter meint Kramer zu dem berühmten Wort des britischen Premiers Lloyd George: »Man sollte diese Äußerung wirklich mit Vorsicht genießen. Sie stammt aus seinen ›War Memories‹ von 1933. Lloyd George war damals längst nicht mehr Premierminister und befand sich auf einem Kurs, der immer deutschfreundlicher wurde und Mitte der dreißiger Jahre darin gipfelte, dass er Hitler in Schutz nahm.«
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unerschütterliches Gefühl moralischer Überlegenheit verliehen habe. (S. 704) Mit welcher Verlogenheit dieses von Moltke schon am 26. Juli formulierte Ultimatum argumentierte, erfährt der Leser nicht. Von der Strategie des Schlieffenplans ausgehend, erläutert Clark stattdessen: »Da die [deutsche] Armee an zwei Fronten kämpfen musste, waren die deutschen Strategen gezwungen, zunächst einen entscheidenden Sieg an der einen Front anzustreben, um sich dann der anderen zuzuwenden.« Hinter der Einengung, dies mittels eines Angriffs auf Frankreich durch Belgien und Luxemburg zu bewerkstelligen, habe sich angesichts der verstärkten gegenseitigen Verteidigungsmaßnahmen innerhalb des französisch-russischen Bündnisses durchaus eine schlüssige Argumentation verborgen, sei doch ein Krieg mit nur einer Front undenkbar gewesen. (S. 699–701) Die Übergabe des Ultimatums an die belgische Regierung, das, so Clark, »an eine vernünftige Würdigung des deutschen nationalen Interesses mit Blick auf das enorme Ungleichgewicht der beteiligten Streitkräfte« appelliert habe, empfindet er als katastrophalen Fehler und sinniert, in Anbetracht der nun einmal getroffenen deutschen Entscheidung, die belgische Souveränität zu missachten, und mit Blick auf das Gebot der Schnelligkeit wäre »es vermutlich besser gewesen, einfach einzumarschieren und das belgische Territorium zu durchqueren. Unterdessen hätte man sich entschuldigen und im Nachhinein die Angelegenheit als fait accompli über eine Schadenersatzzahlung regeln können.« (S. 701f.) Auch eine weitere Alternative erwägt Clark, hier ganz Adjutant des deutschen Feldherrn: »Wenn Moltke mit den Streitkräften einfach durch den Süden Belgiens marschiert wäre, hätte man den Bruch der Neutralität noch mit der militärischen Notwendigkeit rechtfertigen können. Aber die Note zwang die belgische Regierung, noch vor der geplanten Aktion eine prinzipielle Antwort zu erteilen.« (S. 703) Viele Deutsche, meint Clark, seien schockiert gewesen über die belgische Entscheidung, Widerstand bis zum Äußersten leisten zu wollen, ein Gefühl, welches Clark offenbar teilt, wenn man seine Sprache richtig interpretiert. Nach sechs Tagen hätten die Deutschen ihren »Appell an die belgische Vernunft« erneuert, den Widerstand gegen die deutsche Armee aufzugeben: »Auch dieses Angebot wurde abgelehnt«, kommentiert er lapidar und offenkundig sein Unverständnis ob dieser Verbohrtheit ausdrückend. (S. 704f.) Dass Deutschland den Krieg gegen Frankreich mit der Propagandalüge begründete, es habe französische Luftangriffe auf Bahnlinien bei Nürnberg gegeben, dass im Ultimatum an Belgien die frei erfundene Behauptung zu lesen war, Frankreich beabsichtige, durch belgisches Gebiet gegen Deutschland vorzugehen, erfährt der Leser wie so manches andere überhaupt nicht.70 Die Einseitigkeit der Quellenauswahl und -auswertung ist sicherlich weniger merkwürdig als die bisher zu vermissende öffentliche Kritik in deutschen Zeitungen und Fachjournalen daran. Bis in die Details macht Clark sich die österreichisch-unga rische und deutsche Propaganda im Juli 1914 zu eigen. Das abschließende Kapitel »Die letzten Tage« ist so komponiert, dass die Abfolge der letzten zum Krieg führenden Entscheidungen und Nichtentscheidungen, der Formulierung und Zurückweisung von Vermittlungsbemühungen in letzter Stunde undeutlich bleibt und jedenfalls 70
Jagow an Below. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 439, S. 45f (wie Anm. 50).
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Abb.1: Extrablatt des ›Berliner Lokal-Anzeiger‹ vom 1. August 1914.
Wer hinter dem mysteriösen Extrablatt steckt, das am 30. Juli mittags vom ›Berliner Lokal-Anzeiger‹ herausgegeben wird und die bekannte Falschmeldung von der Mobilisierung des Heeres und der Flotte Deutschlands enthält, bleibt in den Neuerscheinungen zur Julikrise ungeklärt. Man darf vielleicht vermuten, dass es Kreise waren, die die Mobilmachung, deren Unterzeichnung sie immer noch nicht erzwingen konnten, der Welt als Faktum bekannt machen wollten. Jedenfalls drahteten alle Diplomaten die Meldung in die Hauptstädte ihrer Länder, wo der Widerruf Jagows erst Stunden später ankam und nicht geglaubt wurde. Fraglos wurde hier die Presse genutzt, um die Krise zu verschärfen. Abgebildet ist hier das Extrablatt zur Mobilmachung vom 1. August 1914. (Quelle: Bestand Deutsche Presseforschung, Universität Bremen)
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beim Leser der Eindruck hervorgerufen wird, hier habe es ein Knäuel von Handlungen gegeben, die ohne das eigentliche Wollen der Akteure zum Kriegsausbruch geführt hätten. Dazu muss allerdings vieles verschwiegen bleiben. Wie sehr sich die deutsche Seite ungeduldig zeigte über die Langsamkeit der militärischen Vorbereitungen Österreichs gegen Serbien beispielsweise, die zahlreichen dringlichen Warnungen vor der Lokalisierungsfiktion und der unbegründeten Hoffnung auf britische Neutralität, die Hintertreibung des kaiserlichen Versuchs durch Bethmann Hollweg, auf der Grundlage der serbischen Antwortnote den Krieg in letzter Minute zu verhindern, da er jeden Grund dafür entfallen sah,71 das sehnliche Warten der deutschen Führung auf die russische Mobilmachung, das man sich problemlos leisten konnte, weil die russische sehr viel langsamer ablief als die deutsche, der Verzicht auf deutscher Seite, irgendetwas ernsthaft zur Vermittlung in Wien und in Petersburg beizutragen,72 usw. usw. Clark bezeichnet – ganz der deutschen Propaganda folgend – die russische Generalmobilmachung als eine der schwerwiegendsten Entscheidungen der Julikrise. (S. 651) Sie sei zu einem Zeitpunkt gekommen, da in Deutschland nicht einmal der Status der drohenden Kriegsgefahr ausgerufen worden sei. Tatsächlich war es aber so, dass in einer Unterredung von Falkenhayn, Moltke und Bethmann Hollweg am 30. Juli zu einem Zeitpunkt, da die russische Mobilmachung noch nicht bekannt war, die Abhängigkeit von den russischen Beschlüssen als unerträglich bezeichnet und beschlossen wurde, spätestens am folgenden Tage mittags eine Erklärung der »drohenden Kriegsgefahr« auszugeben und damit die Generalmobilmachung auszulösen.73 Mit dieser Fristsetzung war die Hoffnung verbunden, dass die russische Mobilmachung doch noch der deutschen vorausgehe, so dass der 31. Juli in Berlin von sehnsüchtigem Warten auf die Nachricht aus Petersburg bestimmt war, die kurz vor 12 Uhr endlich eintraf, vor der am Vortag festgelegten Frist also. – Schade, dass Clark nicht eine seiner tatsächlich meisterhaften Skizzen historischen Geschehens diesen bangen Stunden des Wartens auf die rechtzeitige russische Mobilmachung seitens der deutschen Verantwortlichen gewidmet hat. – Alle entscheidenden Beschlüsse waren gefasst worden, bevor die russische Mobilmachung bekannt wurde, die Behauptung eines Kausalzusammenhangs von russischer Generalmobilmachung und deutschen Beschlüssen ist irreführend. Eine Stunde nach Eintreffen der Nachricht erging – nun mit der Berufung auf die russische Mobilmachung – die deutsche Generalmobilmachung. Bei der Kriegserklärung hatte Deutschland gegenüber Russland am 1. August dann die Nase vorn. Noch an diesem Tag konnte man – vor dem großen Umschwung in maßgeblichen Teilen der Sozialdemokratie – in deren Zeitungen lesen, dass die russische Mobilisierung allein Folge der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien
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Szögyény an Berchtold. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 475, S. 90., ebenso Dokumente Nr. 495, 497, 498, 549 (wie Anm. 50). Siehe dazu Geiss (1963, 1964) II, S. 164f. (wie Anm. 50). Biedermann an Vitzthum, Berlin 28.7.1914 In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 598, S. 204 (wie Anm. 50). Bericht von der Unterredung. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 801, S. 386 (wie Anm. 50).
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gewesen und die französische Kriegslust eine Legende sei,74 Österreich habe den Krieg gewollt und sein Ziel trotz des von Serbien mit weitgehendem Entgegenkommen beantworteten Ultimatums beharrlich verfolgt.75 Findet man die wichtigsten Propagandabehauptungen, die 1914 von der österreichisch-ungarischen wie der deutschen Führung in Clarks Erzählung vom Schlafwandeln wieder, so gibt es Zitate, die man bei ihm vergeblich sucht, die Tagebucheintragung des Admirals Georg Alexander von Müller beispielsweise vom 1. August 1914: »Stimmung in Berlin glänzend. Die Regierung hat eine glückliche Hand gehabt, uns als die Angegriffenen hinzustellen.«76 Clark macht sich ganz die Überzeugung von Moltkes zu eigen: »Aber Rußland stellte sich an die Seite des verbrecherischen Landes. Erst damit wurde die österreichisch-serbische Angelegenheit zu der Wetterwolke, die sich jeden Augenblick über Europa entladen kann.«77 Demgegenüber stellt Clark die Kriegserklärung ÖsterreichUngarns an Serbien, die ja vor Russlands Mobilmachung erfolgte und die Berchthold dem Kaiser auch noch mit der Lüge von einem durch Serbien begonnenen Gefecht abgeluchst hatte, wie eine Lappalie dar, obwohl mit ihr das militärische Räderwerk erstmals ins Laufen gebracht wurde und sie gemeinsam mit der mit deutschem Wissen eingeleiteten Beschießung Belgrads die russischen Mobilmachungsmaßnahmen veranlasste. Es charakterisiert Clarks Erzählweise, dass er eine solche Lüge verschweigt und stattdessen berichtet, beim Unterschreiben habe vor dem Kaiser die Büste seiner verstorbenen Frau aus weißem Marmor gestanden. (S. 601) Dass Moltke bereits am 29. Juli – also vor der russischen Mobilmachung – wusste, der Kampf würde an zwei Fronten gegen Russland und Frankreich zu führen sein, und die politische Führung unter Druck setzte, schon die russische Teilmobilmachung zum Anlass für eine deutsche Mobilmachung zu nutzen, bleibt ebenso undiskutiert wie der zum Krieg treibende Charakter der Denkschrift Moltkes78 oder die offenkundige österreichische Absicht, sich gegen alle Beteuerungen gegenüber Petersburg Teile Serbiens einzuverleiben. Bethmann Hollweg jedenfalls hielt die von der österreichischen Diplomatie gemachte Zusage, es wolle sich im Falle dauernder Besetzung serbischer Gebietsteile mit Italien ins Benehmen setzen, für nicht ausreichend und bezeichnete dies sogar als »Politik mit doppeltem Boden«. Energisch verlangte er in der »Kompensationsfrage« eine Antwort, die Italien zufrieden stelle und nicht das gesamte Bündnis ins Wanken bringe.79 Clark – das ist, um es noch einmal zu betonen, die Haupttendenz seines Buches – gesteht Österreich-Ungarn bis heute das Recht zu einer Strafexpedition gegen Serbien zu. Er verweigert sich damit der Einsicht, dass es eben diese Operation seitens Österreich-Ungarns und die Zulassung eines lokalen Krieges seitens Deutschlands waren, 74 75 76
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Bremer Bürger-Zeitung, 1.8.1914. Bremer Bürger-Zeitung, 30.7.1914. Fritz Fischer: Wir sind nicht hineingeschlittert. Das Staatsgeheimnis und die Riezler-Tagebücher. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 1983, S. 42. Moltke an Bethmann Hollweg. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 659, S. 262 (wie Anm. 50). Moltke an Bethmann Hollweg. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 659, S. 262f. (wie Anm. 50). Bethmann Hollweg an Jagow. In: Geiss (1963, 1964) II, Nr. 660, S. 264 (wie Anm. 50).
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die den großen Krieg zur Folge hatten. Nicht den Konflikt zu lokalisieren, sondern ihn zu verhindern bzw. mit friedlichen Mitteln aufzulösen, hätte das Mittel zur Vermeidung des Weltkriegs sein müssen. Den lokalen Brand ermöglicht zu haben, zumindest darin liegt die Verantwortung Deutschlands, wenn man bei vielen Millionen Toten von Schuld nicht sprechen möchte. Dabei hat das Auswärtige Amt bereits am 2. Juli 1914 von den drohenden Konsequenzen gewusst, wenn der österreichischungarische Krieg gegen Serbien nicht zu vermeiden sein sollte: »Bricht er trotzdem aus, so würde Bulgarien sofort Griechenland den Krieg erklären [...], Russland würde mobilisieren, und der Weltkrieg würde nicht mehr aufzuhalten sein.«80 Durchgesetzt haben sich im Laufe des Juli 1914 diejenigen deutschen militärischen Kreise, die die Gelegenheit zu einer größeren militärischen Auseinandersetzung als günstig empfanden. »Ich habe den Eindruck gewonnen«, schrieb am 3. Juli der sächsische Militärbevollmächtigte aus Berlin an seine Regierung über die Haltung des Großen Generalstabs, »dass man es dort als ganz günstig ansieht, wenn es jetzt zu einem Kriege käme. Besser würden die Verhältnisse und Aussichten für uns nicht werden.«81 Auch diese Worte fehlen in Clarks Werk. Auch jene, die Bethmann Hollweg am 24. Februar 1918 wenige Monate nach seinem Sturz als Reichskanzler in einem Gespräch mit dem Abgeordneten Conrad Haußmann sprach: »Ja, Gott, in gewissem Sinn war es ein Präventivkrieg. Aber wenn der Krieg über uns hing, wenn er in zwei Jahren noch viel gefährlicher und unentrinnbarer gekommen wäre und wenn die Militärs sagen, jetzt ist es noch möglich, ohne zu unterliegen, in zwei Jahren nicht mehr. Ja, die Militärs.«82 Noch einmal zu Clarks Überzeugung, dem österreichisch-ungarischen Imperium sei keine andere Möglichkeit als der Krieg geblieben, auf das Attentat von Sarajewo zu reagieren, eine politische Schlichtung sei utopisch und ein begrenzter Vergeltungskrieg gegen Serbien realistisch gewesen.83 Nun war es zwar so, dass die zahlreichen von England und Russland ausgehenden und von dem einzigen Europäer im deutschen diplomatischen Dienst, Fürst Lichnowsky, dringlich unterstützten Vorschläge zu einer politischen Schlichtung nur deshalb als utopisch bezeichnet werden können, weil Österreich-Ungarn und Deutschland fest entschlossen waren, sie zu hintertreiben; auch wusste, was den Realismus angeht, 1914 jedes Kind, dass hinter Serbien Russland stand, wie in allen Zeitungen zu lesen war, doch sei dem, wie es sei. Der sozialdemokratische Hammerschmied Friedrich Peine hält Clark mit klarem Verstand bedenkenswerte Worte entgegen, gesprochen am 26. Juli 1914 gegen das österreichischungarische kriegerische Vorhaben: »Ein großes Unglück droht uns im gegenwärtigen Augenblick durch die ungeheure Kriegsgefahr, die durch den österreichisch-serbischen Konflikt eingetreten ist. Der Schuß in Sarajewo, der den Thronfolger Oesterreichs 80
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Salza Lichtenau an Vitzthum, Berlin 2. Juli 1914, Bethmann Hollweg an Jagow. In: Geiss (1963, 1964) I, Nr. 12, S. 72 (wie Anm. 50). Leuckart an Carlowitz. In: Geiss (1963, 1964) I, Nr. 15, S. 75 (wie Anm. 50). Erklärung gegenüber Konrad Haußmann am 24.2.1918. Siehe Wolfgang Steglich: Die Friedenspolitik der Mittelmächte 1917/18. Wiesbaden: Steiner 1964, S. 418, Anm. 3. Siehe dazu Christopher Clark im Gespräch mit Manfried Rauchensteiner. In: Die Zeit, Jg. 2013, Nr. 43.
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niederstreckte, scheint das Signal zu einem Weltbrand geworden zu sein, wie ihn die Welt noch nicht gesehen. Es ist ungeheuerlich, wie die Tat, von Fanatikern zu Zwecken eines patriotischen Prinzips ausgeführt, einer ganzen Nation unterstellt werden kann. Es ist nicht das erstemal, daß patriotische Fanatiker geglaubt haben, mit Dolch, Revolver oder Bombe einer an sich guten Idee zu dienen. Dies bedauerliche Vorkommnis zum Beginnen eines Krieges zu verwenden, ist frivoler als die Tat selbst. Wenn sich die Geschehnisse in gleicher Logik weiter entwickeln, so werden auch wir durch unsere Bündnispolitik in den Kampf mit hineingezogen, und dann besteht die Gefahr, daß unsere 20 Jahre lang mit großen Opfern aufgebaute Kulturarbeit unter den Hufen der Rosse und den Rädern der Kanonen zerstampft wird.«84 Noch ein Wort zu der aktuellen Diskussion um die Kriegsschuld. Manche glauben, mit der Umformung der Fischerschen Feststellungen zu einer angeblich von ihm behaupteten Alleinschuld Deutschlands am Ersten Weltkrieg leichteres Spiel bei der Relativierung seiner zentralen Ergebnisse und der Infragestellung seiner Verdienste für die Historiographie dieses Krieges zu haben. Doch in »Der Griff nach der Weltmacht« ist von einer Alleinschuld keine Rede, sondern höchst abgemessen und abwägend heißt es dort: »Bei der angespannten Weltlage des Jahres 1914, nicht zuletzt als Folge der deutschen Weltpolitik – die 1905/06, 1908/09 und 1911/12 bereits drei gefährliche Krisen ausgelöst hatte –, musste jeder begrenzte (lokale) Krieg in Europa, an dem eine Großmacht unmittelbar beteiligt war, die Gefahr eines allgemeinen Krieges unvermeidbar nahe heranrücken. Da Deutschland den österreichisch-serbischen Krieg gewollt, gewünscht und gedeckt hat und, im Vertrauen auf die deutsche militärische Überlegenheit, es im Jahre 1914 bewusst auf einen Konflikt mit Russland und Frankreich ankommen ließ, trägt die deutsche Reichsführung einen erheblichen Teil der historischen Verantwortung für den Ausbruch eines allgemeinen Krieges. Diese verringert sich auch nicht dadurch, daß Deutschland im letzten Augenblick versuchte, das Verhängnis aufzuhalten: denn die Einwirkung auf Wien geschah ausschließlich wegen der drohenden Intervention Englands, und auch dann wurde sie nur mit halben, verspäteten und sofort widerrufenen Schritten unternommen.«85 Daran, dass Deutschland 1914 eine Hochrisikopolitik betrieb, dürfte auch nach dem Buch von Christopher Clark nicht zu rütteln sein. Natürlich ist es legitim, nach der Mitverantwortung der anderen Kriegsteilnehmer zu fragen, aber was Clark tut, ist die Verantwortung Deutschlands weitgehend zu ignorieren, um sie trotz seiner Beteuerungen, Schuldfragen interessierten ihn nicht, auf andere Schultern zu verlagern. Der am Trinity College in Dublin lehrende Historiker Alan Kramer äußert sich dazu wie folgt: »Clark schaut vor allem auf Serbien. Und darüber wurde in der Tat bisher zu wenig diskutiert. Allerdings läuft sein Buch auf eine allzu starke Entlastung des Habsburgerreichs und Deutschlands hinaus.« Und weiter: »Die Hauptverantwortung tragen Berlin und Wien. Insbesondere die Rolle Österreichs wird noch immer zu wenig beachtet. England behielt stets seine ökonomischen Interessen im Blick. Da war ein Krieg nicht gerade förderlich. Frankreich wusste, es könnte zum Krieg kommen, und hatte deshalb auch einen entsprechenden Plan. Dass in diesem Plan von einem Offensivkrieg 84 85
Bremer Bürger-Zeitung, 27.7.1914. Hervorhebungen im Original. Fischer (1983) S. 62f. (wie Anm. 76).
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die Rede ist, hat viele Historiker verwirrt. Es bedeutete jedoch nicht, dass man einen Angriffskrieg plante, sondern dass man im Fall des Falles einer Offensivstrategie folgen wollte – das war damals überall die herrschende militärische Doktrin.« Sehr einsichtig auch die von Jörn Leonhard geäußerte Auffassung: »Entscheidend ist die von vielen unterschätzte Frage, wer im Juli 1914 hätte deeskalieren können. Und da haben eben auch die Briten nicht alles getan, was möglich gewesen wäre.« Ebenso ist es richtig, dass Clark die französisch-russischen Verhandlungen im Juli 1914 kritisch betrachtet. Denn damals knüpfte auch Frankreich seine Außenpolitik an die Entwicklung auf dem Balkan, nach dem Motto: Wenn ihr Serbien unterstützt und deshalb angegriffen werdet, unterstützen wir euch. Trotzdem bleibt der Blankoscheck vom 5. Juli, die Zusage Berlins, im Kriegsfall voll hinter Wien zu stehen, entscheidend für die Eskalation – was Clark zu wenig herausstellt.86
9. PRESSE UND ÖFFENTLICHE MEINUNG Noch einige Gedanken zum Umgang, den Clark mit dem Agieren der Presse pflegt. Er findet »ein Körnchen Wahrheit« in Bernhard von Bülows Behauptung vom März 1909, die meisten Konflikte in der Welt während der vergangenen Jahrzehnte seien nicht hervorgerufen worden »durch fürstliche Ambitionen oder ministerielle Umtriebe, sondern durch leidenschaftliche Erregung der öffentlichen Meinung, die durch Presse und Parlament die Exekutive mit sich fort riss«. (S. 298) Insgesamt sei, damit ist er sich mit Ulrich Herbert einig, in den Jahrzehnten vor Kriegsausbruch eine selbstbewusstere und anspruchsvollere politische Öffentlichkeit zu beobachten, in Deutschland sei eine Reihe nationaler Lobbygruppen mit dem Ziel aufgetreten, die Stimmung der Bevölkerung zu kanalisieren und die Regierung unter Druck zu setzen. (S. 299) Monarchen, Minister und hohe Staatsbeamte hätten allen Grund gehabt, die Presse ernst zu nehmen, in parlamentarischen Systemen sei die Presse für Wählerstimmen verantwortlich gewesen, in autoritären »unverzichtbarer Ersatz für demokratische Legitimierung«. (S. 300) Häufig sei die Presse Instrument der Außenpolitik gewesen: »In Anbetracht der Anstrengungen aller Regierungen, auf die eine oder andere Weise die veröffentlichte Meinung zu gestalten, war es desto wichtiger, die Presse zu überwachen, weil so die Möglichkeit bestand, dass Zeitungsartikel den Schlüssel wenn nicht zur öffentlich Meinung so zumindest zur Meinung und zu den Absichten der Regierung lieferte.« (S. 307, siehe auch S. 346f.) Clark hält es für fraglich, dass die europäische Presse und die öffentliche Meinung in den Jahren vor 1914 immer kriegerischer geworden seien. Typisch ist hier, wie er im Falle Deutschlands zwar Friedrich von Bernhardi erwähnt, der in seinem Buch »Deutschland und der nächste Krieg« den Pazifismus seiner Landsleute beklagt habe, dessen »entsetzlich aggressives Traktat« ansonsten keinerlei Erwähnung und Analyse mehr erfährt, obwohl es doch für die deutsche Vorkriegsstimmung von erheblicher Bedeutung war. (S. 311) Zustimmen wird man Clark, wenn er meint, weit grundlegen86
Volker Ulrich: Krieg ohne Ende. Über Strategen und Schlafwandler 1914, die Entfesselung der totalen Gewalt und die Hoffnung auf eine neue Gesellschaft – ein Gespräch mit den Historikern Jörn Leonhard und Alan Kramer. In: Die Zeit, Jg. 2014, Nr. 10, auch: http://www.zeit.de/2014/10/erster-weltkrieg-joern-leonhard-alan-kramer [15.1.2015].
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der und schwerer zu messen als das Verhältnis von öffentlicher Meinung zum Handeln der Politiker sei der Wandel der Mentalität gewesen, der sich nicht in den Rufen der Chauvinisten nach Standhaftigkeit und Konfrontationskurs geäußert habe, sondern in einer tiefen und verbreiteten Bereitschaft, einen Krieg zu akzeptieren. (S. 315) So wichtig dieser Hinweis ist, so unakzeptabel ist die ihm folgende Verallgemeinerung: »Man sah darin eine der Natur der internationalen Beziehungen innewohnende Unvermeidlichkeit.« (S. 315, Hervorhebung von mir, H.B.) In der sozialdemokratischen Vorkriegspresse kann von einer solchen Sichtweise keine Rede sein, selbst in manchen liberal-bürgerlichen Blättern findet man sie nicht. Clarks Feststellung trifft allein für die rechtsbürgerlichen, nationalistischen und antisemitischen Zeitungen zu. Clarks Nutzung von Pressestimmen für seine Darstellung ist weitgehend impressionistisch und dient mehr der Illustration als der Analyse. Immer wieder finden sich Einsprengsel in seiner Darstellung, die seine jeweiligen Argumentationen stützen sollen, wenn etwa die französische Politik sich von Leitartikeln der Kolonialpresse treiben lässt, (S. 182) in der britischen Presse germanophile Lobeshymnen zu vernehmen sind (S. 179) oder ein aggressiver Ton in der russischen, (S. 176) wenn der Zar die »Hetze der Presse« überhört, (S. 178) eine Welle massiv antideutscher Stimmung durch die russische Presse und Öffentlichkeit schwappt, (S. 175) ein Netzwerk freundlich gesinnter Journalisten geortet wird, die vom Belvedere aus gelenkt worden seien, (S. 152) oder verschiedene Presseämter Leitartikel lancieren (S. 185) usw. Für eine systematische Untersuchung der Meinungslenkung in den Vorkriegswochen nutzt Clark die Presse, auch die offiziöse, nicht, was ihm allerdings nicht vorzuwerfen ist, da die Vorarbeiten trotz der Bedeutung der öffentlichen Meinung nicht sehr ergiebig sind und in ihnen zumeist eher pauschale Behauptungen zu finden sind als sorgfältige Analysen.87 Er weiß – sehr pauschal und fast routinemäßig hingeworfen – durchaus von gigantischen Propagandafeldzügen, etwa für den Flottenbau in Deutschland, auch dass die öffentliche Meinung in solchen Angelegenheiten eine wichtige Rolle spielte, dass hier aber von deutscher militärischer Seite eine systematische und mit großen Geldmitteln ausgestattete Pressepolitik verfolgt wurde, bleibt unerwähnt. (S. 202f.) Gerne spricht er von den deutschen Zeitungen (S. 200, Hervorhebung von mir, H.B.), ohne auf die durchaus vorhandenen unterschiedlichen Haltungen der Presse gegenüber einer sich immer nationalistischer und chauvinistischer gebärdenden Politik einzugehen. Die Pressearbeit der deutschen offiziellen Stellen, so behauptet Clark ohne weiteren Beleg, sei verglichen mit den weit umfassenderen und höheren Subventionen, die St. Petersburg und Paris verteilt hätten, geradezu lächerlich gewesen. (S. 223)
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Ich weise hier nur auf die verschiedenen Arbeiten von Jürgen Wilke in seinen beiden Sammelbänden hin: Jürgen Wilke: Massenmedien und Journalismus in Geschichte und Gegenwart. Gesammelte Studien. Bremen: edition lumière 2009, sowie: Jürgen Wilke: Von der frühen Zeitung zur Medialisierung. Gesammelte Studien II. Bremen: edition lumière 2011. Siehe auch Bernhard Rosenberger: Zeitungen als Kriegstreiber? Die Rolle der Presse im Vorfeld des Ersten Weltkrieges. Köln: Böhlau Verlag 1998. Weitere Literatur bei Böning/Nagel (2014) (wie Anm. 10).
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Clark spricht von einer »schwer fassbaren Chemie der öffentlichen Meinung«, (S. 230) ohne einmal zu untersuchen, in welcher Weise sich die zum Krieg treibende von jener Presse unterschied, die für die unbedingte Friedenssicherung eintrat. Er hätte in der bürgerlichen Presse in jeder beliebigen Stadt einen Geist antreffen können, der in diesen Tagen des Juli 1914 viele Journalisten im wilhelminischen Deutschland beseelte, beispielsweise im ›Bremer Tageblatt‹, das in einer Sonntagsbetrachtung vom 26. Juli angesichts des Treibens der »ehrenwerten Herrn Hammeldiebe« auf dem Balkan einen Blick in die Zukunft wagte: »Wir stehen unmittelbar vor einem Völkerkriege, wie ihn in dieser, fast möchte man sagen, majestätischen Größe und Gewalt, in dieser tief eingreifenden, entscheidenden Bedeutung die Welt noch nicht gesehen hat!«88 In dieser Zeitung ist es bereits der »voraussichtliche Krieg«, von dem man spricht, da schlägt »einem das Herz doch wieder höher«, und man vernimmt jene Töne, die so viele europäische Intellektuelle in diesen Tagen von sich geben. Von »altgermanischer Waffen- und Kampfesfreude« hört man, auch das unheilvolle Wort: »An deutschem Wesen soll die Welt genesen!«89 Die bürgerliche Presse war gegenüber der Drohung eines Weltkrieges keineswegs blind. Am 22. Juli schrieb die großbürgerliche, eher liberale ›Weser-Zeitung‹ beunruhigt: »Für den Augenblick läßt sich feststellen, daß sich ernste Dinge vorbereiten, die aber nicht notwendigerweise zu den allerletzten Konsequenzen führen müssen.«90 Am 23. Juli äußerte sich das Blatt erstaunlich hellsichtig: Ein Krieg »[…] würde ein Blutvergießen, eine Zerstörung der Völkerwohlfahrt schaffen, wie vielleicht die Welt noch niemals gekannt hat; er würde die Gräuel, die die Zeitgenossen soeben schaudernd auf der Balkanhalbinsel erlebt haben, auf Europa verallgemeinern […]. Es steigen Phantasiegebilde herauf, mit denen man sich nur schaudernd beschäftigen mag. Noch ist alles nur Eventualität; hoffen wir, daß die Personen, von denen das letzte Wort abhängt, vor der ungeheuren Verantwortung zurückprallen, die sie vor der Menschheit, vor der Geschichte auf sich laden.«91 Offenherzig geäußerte Gedanken, die von wichtigen Teilen der deutschen Eliten geteilt wurden, liest man im ›Deutschen Armeeblatt‹: »Für die inneren deutschen Verhältnisse wäre ein großzügiger Waffengang auch recht gut, wenn er auch den einzelnen Familien Tränen und Schmerzen bringt. Wir fangen an zu verweichlichen. Ein Krieg löst alle großen guten und edlen Eigenschaften in einem Volke. Das könnte uns gut tun. In der Sozialdemokratie würde das durch ihn entfachte patriotische Empfinden tiefe und breite Furchen reißen. Die paar elenden Schächer, die sich bei der Mobilmachung durch ihre Verführer zu Widerspenstigkeiten verleiten ließen, würden binnen drei Tagen kriegsrechtlich die Kugel empfangen, und dann heißt es: ›Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt.‹«92 Ein Blick hätte sich auch gelohnt in die kriegshetzerische ›Wiener Reichspost‹, die am 27. Juli 1914 mit der Titelschlagzeile aufmachte »Der Krieg mit Serbien auch bei An-
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Bremer Tageblatt, 26.7.1914. Bremer Tageblatt, 26.7.1914. Weser-Zeitung, 22.7.1914, 1. Morgenausgabe. Hervorhebungen im Original. Weser-Zeitung, 23.7.1914, 2. Morgenausgabe. Zitiert nach Bremer Bürger-Zeitung, 28.7.1914.
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nahme der Forderungen Oesterreich-Ungarns unvermeidbar«,93 oder den geistesverwandten ›Berliner Lokal-Anzeiger‹, der die Legitimität der österreichischen Note an Serbien mit Worten rechtfertigt, die man auch bei Clark findet: »Der Totaleindruck der österreichisch-ungarischen Note läßt sich in Worte zusammenfassen: scharf, aber gerecht. Es wird vielleicht Leute geben, welche die Forderungen der Wiener Note als zu scharf ansehen; denen können nur die Tatsachen entgegengehalten werden, die diesen Schritt der Donaumonarchie aufgezwungen haben. Wenn anders nicht der Glaube an den Fortbestand des monarchischen Gedankens in Europa in Frage gestellt werden soll, muß auch dort ein Gefühl von Gerechtigkeit und staatlicher wie monarchischer Solidarität bestehen, von wo in Serbien auf Beistand gerechnet wird. Serbien wird die österreichischen Forderungen erfüllen, oder es wird zugrunde gehen.«94 Von einem Schlafwandeln jedenfalls keine Spur, jedenfalls nicht in der Presse. Das gilt erst recht für die sozialdemokratische Presse, die Clark praktisch unbeachtet lässt. Deren wohl radikalste Vertreterin spricht am 24. Juli 1914 angesichts der Spannungen zwischen Österreich-Ungarn und Serbien von »Kriegswolken«, wobei es sich noch um eine lokale begrenzte Angelegenheit handele und manches dafür spreche, dass sich das Unheil noch einmal verziehen werde, doch liege in der Tatsache, dass es zum Kriege zwischen dem »mit Deutschland Verbündeten und Serbien nebst seinen ›Freunden‹ kommen kann, [...] die Schwüle dieser Stunde.«95 Die österreichische Politik gegenüber Serbien wird als »Anschlag gegen den Frieden« charakterisiert. Auch stellt man fest, dass die »ganze bürgerliche Presse Deutschlands« eine »selbst vor dem Weltkrieg nicht zurückweichende Unterstützung der österreichischen Banditenstreiche« zeige. In einem Aufruf des Parteivorstands der Sozialdemokraten, abgedruckt in allen deutschen sozialdemokratischen Zeitungen, heißt es: »Das klassenbewußte Proletariat Deutschlands erhebt im Namen der Menschheit und der Kultur flammenden Protest gegen das verbrecherische Treiben der Kriegshetzer.« Kein Tropfen Blut eines deutschen Soldaten dürfe dem »Machtkitzel der österreichischen Gewalthaber und den imperialistischen Profitinteressen geopfert werden«: »Der Weltkrieg droht. Die herrschenden Klassen, die euch im Frieden knebeln, verachten, ausnützen, wollen euch als Kanonenfutter gebrauchen.«96 Am 27. Juli war in verschiedenen Arbeiterzeitungen zu lesen: »Ein Ungeheures droht sich zu verwirklichen. Oesterreich-Ungarn will die Tötung eines einzelnen Mannes [!] durch das Sarajewoer Attentat an dem ganzen serbischen Volke rächen und diesem Volke die staatliche Unabhängigkeit und Selbstbestimmung rauben, nachdem es schon lange auf eine Gelegenheit dazu gewartet. Der Imperialismus der Wiener Machthaber würde nun wohl mit Serbien allein fertig werden; sobald aber Rußland für Serbien eintritt und Oesterreich-Ungarn angreift, wird Deutschland bald den österreichisch-ungarischen Machthabern beispringen. Dann müssen auch die deutschen Soldaten marschieren, und sobald das geschieht, wird Frankreich wieder dem russischen Zaren helfen. [...] Und so gibt es den Weltkrieg. Das ist das Ungeheure, das uns 93 94 95 96
Wiener Reichspost, 27.7.1914. Berliner Lokal-Anzeiger, 24.7.1914. Bremer Bürger-Zeitung, 24.7.1914. Hervorhebung im Original. Bremer Bürger-Zeitung, 25.7.1914.
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bedroht. Es ist kaum auszudenken, was das zu bedeuten haben würde, wenn man sich die bestialischen Mordwerkzeuge vorstellt, die man für die Zwecke der Kriegführung inzwischen geschaffen. Alles je Dagewesene würde ein Kinderspiel gegen die Greuel sein, die uns ein solcher Krieg zwischen wirklichen Großmächten bringen würde.«97 Fürwahr, von Schlafwandlern keine Spur. Ein gründlicherer Blick in die den Krieg befürwortenden und ihn ablehnenden oder bekämpfenden Zeitungen hätte sich gelohnt und gezeigt, dass man sich auf beiden Seiten sehr bewusst war, welche Gefahren die Politik der zum Krieg treibenden Kräfte mit sich brachte. Forschungen zur Entwicklung der deutschen Zeitungsberichterstattung in den Jahren vor dem Krieg haben, auch wenn man sagen muss, dass Thesen zur Medienwirkung weitgehend spekulativ sind, gezeigt, dass während des Zeitraumes von der ersten Marokko-Krise bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges bei der Charakterisierung der Konfliktparteien immer stärker polarisiert wurde, was einherging mit einer zunehmend positiveren Sicht auf die Mittelmächte und – diese kontrastierend – mit einem immer negativeren auf die Entente-Staaten. Insgesamt ist für so wichtige Zeitungen wie die ›Tägliche Rundschau‹, die ›Kölnische Volkszeitung‹, das ›Berliner Tageblatt‹ und den ›Vorwärts‹ die Tendenz belegt, in der Darstellung von Konfliktlösungsmöglichkeiten kriegerischen den Vorzug vor diplomatischen Mitteln zu geben, der Gedanke an einen möglichen oder sogar wahrscheinlichen Krieg gewann an Bedeutung.98 Durchaus nicht immer sind Akten und diplomatische Korrespondenzen die aussagekräftigeren Quellen. »Heraus aus der Enge der Kabinette«, so möchte man den Historikern zurufen, und zugehört, wie die Zeitgenossen argumentierten und miteinander diskutierten, die Digitalisierung so vieler Zeitungen des Jahres 1914 hat jede Entschuldigung dafür wegfallen lassen, dies zu versäumen! Dort ist bis heute beeindruckend festzustellen, wer wie toll war vor Freude über den Kriegsausbruch und alles tat, um jedes Bemühen, seinen Aufschub zu bewirken oder ihn ganz zu verhindern, sabotierte. Und wie immer man die Verantwortung am Kriegsausbruch genau verteilen will, der Blick in die zum Krieg treibenden Zeitungen in Wien und Berlin zeigt eines ganz unwiderleglich: Sie wussten genau, was sie taten!
10. MIT VOLLEM RISIKO IN DEN KRIEG Die Diskussion um die Kriegsschuld ist in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zu einer der zentralen Debatten geworden, in denen das Schicksal der Weimarer Republik sich entschied. 1930 forderte die Reichstagsfraktion der NSDAP eine Novellierung des Republikschutzgesetzes, durch welche die Behauptung, Deutschland habe den Ersten Weltkrieg verursacht als »Wehrverrat« mit der Todesstrafe geahndet werden könne. Dem Autor eines weiteren Buches, Ignaz Miller, das unter dem Titel »Mit 97 98
Bremer Bürger-Zeitung, 27.7.1914 Bernhard Rosenberger: Zeitungen als Kriegstreiber? Die Rolle der Presse im Vorfeld des Ersten Weltkrieges. Köln: Böhlau Verlag 1998, S. 288, 291, 294, 296f., 323ff. Im einzelnen dazu jedoch mit Recht sehr kritisch Anne Schmidt: Rezension zu: Rosenberger, Bernhard: Zeitungen als Kriegstreiber? Die Rolle der Presse im Vorfeld des Ersten Weltkrieges. Köln 1998. In: H-Soz-Kult, http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-120 [11.2.2015].
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vollem Risiko in den Krieg. Deutschland 1914 und 1918 zwischen Selbstüberschätzung und Realitätsverweigerung« zur hundertjährigen Wiederkehr des Kriegsbeginns in Zürich erschien,99 wäre diese Strafe sicher gewesen, und sicher ist auch, dass seine Schrift nicht die jubelnde Zustimmung der deutschen Medien finden wird, die Clark erntete. Denn mit Quellen, die Clark systematisch ausblendet oder in einer Weise gewichtet, wie sie in einem seriösen Proseminar moniert würde, zeigt er, dass systematische Überrüstung und daraus resultierende Überschuldung des Deutschen Reichs gemeinsam mit dem Willen zu einer Dominanz in Europa und der Hoffnung auf lohnende Kriegsbeute als Gründe für den Kriegseintritt anzusehen sind. Die Theorie einer britisch-französischen Verantwortung oder Mitverantwortung für den Kriegsausbruch 1914, so meint Miller jedenfalls, scheitere an zwei elementaren Fakten, nämlich erstens daran, dass die Entente-Staaten in keiner Weise militärisch vorbereitet gewesen seien, um einen bestens vorbereiteten Gegner vom Format Deutschlands zu bezwingen, und zweitens daran, dass die USA mit ihrer freien Presse bei einem Angriff auf Deutschland niemals an der Seite der Entente-Staaten in den Krieg hätten eintreten können. (S. 162) Als wesentlichen Grund für das Treiben zum Krieg begreift Miller die von Chamberlain beklagte »fatale Unfähigkeit der Deutschen, die Psychologie anderer Völker zu erfassen und die Wirkungen ihres Handelns vorauszusehen«, (S. 25) sowie das Weltbild der deutschen Konservativen, das nach 1871 zunehmend antisemitisch und rassistisch gesättigt geworden sei, vor allem aber anglophob und zur Selbstisolation Deutschlands führend, was durch eine gelenkte öffentliche Meinung zusätzlich stark gefördert worden sei. Auch ein intensiver Monarchismus und Hohenzollernimperialismus deutscher Professoren wird konstatiert, der selbst bei so bedeutenden Persönlichkeiten wie Max Weber stark ausgeprägt gewesen sei. (S. 47) Die Weltmachtambitionen vor dem Kriege seien weder ein Geheimnis noch ernsthaft umstritten gewesen, der Krieg sei nur deshalb unvermeidbar gewesen, weil er gewollt worden sei. Es ist bezeichnend für so viele Arbeiten zum Ersten Weltkrieg, dass sie kaum einmal die Pressepropaganda der Vorkriegsjahrzehnte einbeziehen, in der sich jenes siegesgewisse Auf-Angriff-Setzen in reinster Form artikulierte, welches im August 1914 mit dem Überfall auf Belgien und Frankreichs seine praktische Verwirklichung fand. War die Inszenierung der Julikrise ein Meisterwerk der Öffentlichkeitspolitik, so geriet die Kriegsbegründung gegenüber Frankreich mit der später als haltlos erwiesenen Behauptung, französische Flugzeuge hätten Bomben auf die Eisenbahn bei Nürnberg geworfen, eher kläglich. Immer wieder kommt Miller darauf zurück, welche bedeutende Rolle Presse und Presselenkung bei der Erzeugung von nationaler Hybris wie der Feindschaft besonders gegen England, Frankreich und die USA gespielt hätten (S. 97f.) und wie in der Mehrzahl der Zeitungen und Zeitschriften andere Völker der deutschen Bevölkerung als »minderwertig« dargestellt worden seien. (S. 137) Aufschlussreich ist ein Kapitel über »Das Drama des Waffenpartikularismus«, in dem insbesondere am Beispiel der Marine gezeigt wird, wie jede Waffengattung dazu neigte, ihrer Waffenfarbe kriegsentscheidende Bedeutung zuzuschreiben. Der Flottenausbau sei von einer überaus wirkungsvollen Rüstungspropaganda begleitet worden, 99
Miller (2014) (wie Anm. 2).
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mit deren Hilfe immer mehr Steuermittel in diesen Bereich der Rüstung gelenkt wurden, bis es am Ende dazu kam, dass trotz der 1913 erfolgenden größten Heeresvermehrung in der Geschichte deutscher Armeen das Deutsche Reich sich nach der Einsicht Bethmann Hollwegs nicht nur ringsum Feinde geschaffen, aber gleichzeitig die Armee soweit vernachlässigt hatte, dass die militärischen Ziele gegen alle siegesgewissen Erwartungen 1914 nicht realisiert werden konnten. (S. 106) Nicht zuletzt will die Studie zeigen, wie bereits während des Ersten Weltkriegs durch massive Propaganda die Grundlagen für das Scheitern der Weimarer Republik gelegt wurden, ein Prozess, an dem selbst die Sozialdemokraten beteiligt gewesen seien. In diesem Zusammenhang erinnert Miller daran, dass Friedrich Ebert, der drohenden Aussicht auf die bedingungslose Kapitulation knapp entronnen, es keine vier Wochen später fertiggebracht habe, die gründlich geschlagene Armee mit den Worten zu begrüßen: »Unbesiegt im Felde!« (S. 139) Da habe dann die Legende vom Dolchstoß nahe gelegen. Überhaupt habe Deutschland und die öffentliche Meinung sich bis zuletzt nicht vorstellen können, dass ein Europa unter der Herrschaft eines autokratischen Regimes für seine Nachbarn keine verlockende Aussicht gewesen sei, ein Gesichtspunkt übrigens, den Clark vollständig undiskutiert lässt. (S. 162) Als große Propagandaleistung stellt Miller es dar, dass der Vertrag von Versailles bis heute als Vergewaltigung Deutschlands begriffen werde. Betrachte man das Ausmaß systematischer Zerstörungen von Industrie und Infrastruktur, die noch beim Rückzug 1918 erfolgte Vernichtung von Dörfern und Städten in Frankreich sowie den Raub gigantischen Ausmaßes von Industrieanlagen sowie ganzer Viehherden, von Gold und Kunst, für die die deutsche Armee in Belgien und Frankreich Verantwortung getragen habe, beziehe man schließlich die unvorstellbar hohen Summen in die Beurteilung des Versailler Vertrages mit ein, die Deutschland Belgien und Frankeich an Kriegskontributionen auferlegt habe, dann sei von eher milden Bedingungen zu sprechen, so heißt es im Kapitel »Kein Dank, keine Reue«. Miller erinnert in diesem Zusammenhang an die deutschen Pläne von 1914, die, wie in den Zeitungen und im deutschen Septemberprogramm nachzulesen, stets davon ausgegangen seien, dass die Gegner die Kriegskosten nach siegreicher Schlacht zu tragen hätten und zumindest strategisch wichtige Gebiete dauerhaft in deutschen Besitz zu nehmen seien. Nicht nur für die Umsetzung des Versailler Vertrages, sondern für die deutsche Haltung zu abgeschlossenen Verträgen und zum Völkerrecht insgesamt habe stets das Motto gegolten »Es gilt das gebrochene Wort« (ab S. 109). In einem steht Miller Clark nahe, nämlich mit seiner Art, Geschichte mit Sicht auf die Gegenwart zu schreiben, wenn er auf Parallelen zwischen dem deutschen Verhalten vor 1914 und heute, während der Euro-Krise, zieht. Da fehlen Merkel und dem Kavalleristen Steinbrück nur die Pickelhauben.
11. VERMITTELNDE SICHTWEISEN AUF DIE VORKRIEGSENTWICKLUNG Ein Blick soll geworfen werden auf eine neue monumentale Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhunderts, die Clarks Werk bereits kennt, es aber, da ihr Autor die sozialhistorischen Veränderungen in den Jahrzehnten vor 1914 und die Zusammenhänge von Innen- und Außenpolitik in seine Überlegungen zur Entstehung des Ersten Weltkrieges einbezieht – aus gutem Grunde links liegen lässt und dessen Thesen we-
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der referiert noch diskutiert. Ulrich Herbert setzt sich mit der zunehmenden Bedeutung der Außenpolitik auseinander, die bei den Regierenden in den Jahrzehnten nach der Reichsgründung angesichts der innenpolitischen Blockaden und weil sich auf diesem Feld politische Erfolge in großem Stile offenbar leichter und ohne störende Kritik von Parlament und Öffentlichkeit erreichen ließen, eine größere Bedeutung erhalten habe.100 Durch Reichsgründung und wirtschaftliche Erfolge sei die Statik der innereuropäischen Machtverhältnisse aus dem Gleichgewicht geraten, die Versuche in der neuen Konstellation eine gewisse Balance zu finden, habe nicht zum wenigsten an den Deutschen selbst gelegen, die durch die Annexion Elsass-Lothringens einen Ausgleich mit Frankreich unmöglich gemacht hätten, der stetig zunehmende Nationalismus in ganz Europa sei zu einer immer größeren Bedrohung der überkommenen Struktur der europäischen Mächte geworden.101 Von großer Bedeutung für die Veränderung der innenpolitischen Kräfteverhältnisse sei bei den großen europäischen Mächten der Aufstieg der nationalistischen Massenorganisationen seit den 1890er Jahren gewesen, der verbunden gewesen sei mit der enormen Ausbreitung der Presse, durch die nun viel größere Teile der Bevölkerung am politischen Geschehen teilgehabt hätten.102 Für Deutschland geht Herbert in diesem Zusammenhang besonders auf den »Alldeutschen Verband« und den »Ostmarkenverein«, die ebenso für eine aggressive Außen- und Kolonialpolitik eingetreten seien wie die mit 2,5 Millionen Mitglieder zählenden Kriegervereine die populäre Basis des Militarismus in Deutschland gebildet hätten, »stets mobilisierbar, wenn es um nationale Gedenktage, die Errichtung von Kriegerdenkmälern oder die Akklamation der ständigen Aufrüstungsprogramme und Heereserweiterungen ging«.103 In seinen Urteilen über die Flottenpolitik des Deutschen Reiches setzt Herbert deutlich andere Akzente als Clark dies tut. Diese sei zwar eine allgemeine Erscheinung gewesen, aber das Ziel, »Weltpolitik« zu betreiben, »also ein Weltreich nach britischem Vorbild« zu errichten, sei früh gegen Großbritannien gerichtet gewesen, »mit allen Risiken, die das offenkundig in sich barg«.104 Ausdrücklich sei die Entfachung von Begeisterung für die Flottenpolitik und das Auftrumpfen Deutschlands als weltweit agierende Großmacht auch als Waffe gegen die Sozialdemokraten begriffen worden und habe durch Identifikation der ärmeren Schichten mit Kaiser und Reich dazu beitragen sollen, den Zulauf zur SPD zu stoppen. Zu diesem Zweck habe man sich jener modernen Methoden der Massenagitation und Propaganda bedient, die man bei den Linken so verabscheut habe.105 Der auf Expansion gerichtete Reichsnationalismus habe eine Dynamik entwickelt, die durch außenpolitische Rücksichtsnahmen nicht mehr aufzuhalten gewesen sei, die Konkurrenz zu Großbritannien sei geradezu zu einer Manie im deutschen Bürgertum geworden. Gleichzeitig habe das gigantische Flottenbauprogramm die ohnehin chronisch defizitären Reichsfinanzen zerrüttet, auch, weil der Heeresetat seit fast dreißig Jahren Herbert (2014) S. 82 (wie Anm. 4). Herbert (2014) S. 83f. (wie Anm. 4). 102 Herbert (2014) S. 87 (wie Anm. 4). 103 Herbert (2014) S. 87f. (wie Anm. 4). 104 Herbert (2014) S. 90f. (wie Anm. 4). 105 Herbert (2014) S. 92 (wie Anm. 4). 100 101
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beständig gewachsen sei. Eine moderne Einkommens- und Vermögenssteuer sei aber auf die entschiedene Abwehr aller Besitzenden gestoßen.106 Als Beispiel für einen sich radikalisierenden deutschen Imperialismus und rassistisches Überlegenheitsgefühl weist Herbert auf die mit ungeheurer Brutalität ausgeführte Niederschlagung des Aufstands der einheimischen Bevölkerung in Südwestafrika im Jahre 1904 hin. Verheerende scharfmacherische Sprüche des Kaisers und »eine weltmachtbetrunkene bürgerliche Öffentlichkeit« hätten den Wurzelgrund solcher Aktionen gebildet.107 Als Sozialdemokraten und Zentrum 1906 weitere Mittel für solche Politik verweigerten, habe Reichskanzler Bülow die neuen nationalen Massenorganisationen zum Aufpeitschen der nationalistischen und imperialistischen Emotionen benutzt. Mit der konsequenten nationalistischen Agitation gegen die SPD hatte man, so habe es diesen Kräften jedenfalls geschienen, endlich ein probates Mittel gefunden, dem unaufhaltsam scheinenden Aufstieg der Sozialdemokraten ein Ende zu setzen.108 Selbst eine Kooperation von Sozialdemokraten und Liberalen mit ihren »nationalistischen Weltpolitik-Enthusiasten« sei in außen- und rüstungspolitischer Hinsicht vollkommen ausgeschlossen gewesen.109 Höchst detailliert stellt Herbert die Gründe dafür dar, dass das deutsche Kaiserreich kaum noch regierbar gewesen sei, das politische System habe um 1910 offenkundig nicht mehr die Kraft gehabt, die seit 25 Jahren »freigesetzten Kräfte in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, aber auch in der Außenpolitik, zu lenken und auf die gewaltigen Veränderungen in der Gesellschaft angemessen zu reagieren«.110 Drei Optionen hätten sich in dieser Situation geboten, aus der politischen Stagnation herauszukommen: Nationalliberale, Teile des Zentrums und Linksliberale als überwiegender Teil des Bürgertums hätten die Sprengkraft der sozialen Unterschiede durch die stürmische Aufwärtsentwicklung und die damit einhergehenden sozialen Aufstiegsprozesse, aber auch durch verstärkte Sozialpolitik und Erfolge in der Weltpolitik abschwächen wollen, die Konservativen hingegen – zweite Option – hätten mit einem autoritären Regime geliebäugelt, einhergehend mit Entmachtung des Reichstages und einer aggressiver Außenpolitik. Als dritte Option habe sich endlich die von der Sozialdemokratie verlangte Parlamentarisierung angeboten, einhergehend mit sozialen und gesellschaftlichen Reformen.111 Mit der zunehmenden Gefahr einer sozialdemokratischen Mehrheit im Parlament sei sodann nach 1912 noch eine vierte Option entstanden, die nach einem radikalen Systembruch gerufen und auf einen radikalen, zunehmend völkischen und antisemitischen Nationalismus gesetzt habe.112 In der an Bedeutung schnell zunehmenden Neuen Rechten sei die Vorstellung attraktiv geworden, durch einen großen Krieg könnten die innenpolitischen Gefährdungen überwun-
Herbert (2014) S. 93 (wie Anm. 4). Herbert (2014) S. 94 (wie Anm. 4). 108 Herbert (2014) S. 95f. (wie Anm. 4). 109 Herbert (2014) S. 97 (wie Anm. 4). 110 Herbert (2014) S. 100 (wie Anm. 4). 111 Herbert (2014) S. 100f. (wie Anm. 4). 112 Herbert (2014) S. 102f. (wie Anm. 4). 106 107
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den werden, es sei nun von den entsprechenden Kräften ein kompromissloser Kriegskurs ohne Rücksicht auf diplomatische Verhandlungen verfolgt worden.113 Herbert spricht wie Clark das diplomatische Krisenmanagement an, das eine vier Jahrzehnte dauernde Friedensperiode mit ermöglicht hatte. Dessen Funktionieren sieht er dadurch beeinträchtig, dass die Durchsetzungsfähigkeit der daran beteiligten Staaten zunehmend davon abhing, wie lange sie bereit schienen, auch das Risiko eines Krieges zu tragen, bevor die anderen einlenkten. Dies habe die Gefahr in sich geborgen, dass der Moment, in letzter Sekunde noch zurückziehen zu können, einmal verpasst würde. Eine deutsche Politik des Auftrumpfens und der Drohgebärden habe zudem bei den anderen europäischen Mächten zunehmend den Eindruck eines deutschen Strebens nach Weltmacht und Hegemonie verstärkt.114 Den eigentlichen Bruch des bis dahin halbwegs funktionierenden Krisenmanagements sieht Herbert jedoch durch die 1908 erfolgende Besetzung Bosniens und Herzegowinas durch ÖsterreichUngarn erfolgen, die bereits zu diesem Zeitpunkt einen Krieg mit Serbien und Russland heraufbeschworen habe, der nur dadurch noch einmal abgewendet worden sei, dass Deutschland massiv für seinen Bündnispartner Österreich-Ungarn eingetreten sei. Dies sei riskant gewesen, da es Krieg zum Ergebnis gehabt hätte, wenn nicht Russland vor einer kriegerischen Option zurückgeschreckt hätte. Damit sei das deutsche Kalkül zwar aufgegangen, aber um den Preis sich verschlechternder deutschrussischer Beziehungen und zunehmender Furcht in Frankreich und Großbritannien vor einer deutschen Hegemonialpolitik, welche die politische Isolierung des Deutschen Reiches weiter verstärkt habe. Ebenso riskant sei der deutsche Versuch gewesen, Frankreich zu isolieren und seine Kolonialpolitik anzugreifen, wodurch innenpolitisch die ohnehin großen Erwartungen an die Erfolge solcher Politik weiter erhöht worden seien, was wiederum eine zunehmende antibritische Propaganda zur Folge gehabt habe, verbunden mit einer lautstark geäußerten Bereitschaft, zur Erreichung deutscher Weltgeltung auch den Krieg in Kauf zu nehmen. Durch solche aufgeregtnationalistische Stimmung sei der Handlungsspielraum, zu einem gewissen Ausgleich mit Großbritannien zu kommen, weiter eingeengt worden. Auftrieb habe den Hardlinern auf der Rechten das Scheitern von Entspannungs- und Abrüstungsverhandlungen mit Großbritannien gegeben, in denen Deutschland zu substanziellen Rüstungsbegrenzungen und Großbritannien zu weitgehenden Neutralitätszusagen im Falle von Konflikten nicht bereit gewesen sei. Besonders der »Alldeutsche Verband« habe nun zu einer aggressiven Kriegspropaganda beigetragen, der populäre Militärschriftsteller Friedrich von Bernhardi habe im Frühjahr 1912 die von der konservativen Presse geteilte Vorstellung propagiert, ein Krieg um die deutsche Weltmachtstellung sei unvermeidlich, man müsse ihn unter möglichst günstigen Bedingungen herbeiführen statt ihn hinauszuschieben. Krieg sei die Grundlage aller gesunden Entwicklung, biologische Notwendigkeit, sittliche Forderung und ein unentbehrlicher Faktor der Kultur. Die dramatische Zuspitzung der Entwicklung zwischen 1912 und 1914 führt Herbert vor allem auf drei Faktoren zurück, nämlich auf die Konkurrenz der imperia113 114
Herbert (2014) S. 104–106 (wie Anm. 4). Herbert (2014) S. 106f. (wie Anm. 4).
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listischen Mächte, die sich zunehmend von den überseeischen Territorien auf den europäischen Kontinent verlagert habe, zweitens auf die Auswirkungen des Nationalismus, durch den die supranationalen Reiche Mittel- und Osteuropas destabilisiert worden seien sowie drittens auf das Wettrüsten, das nicht mehr allein auf außenpolitische Spannungslagen, sondern auf innenpolitische Erwartungen reagiert habe. Die deutsche Kriegspartei habe in dieser Zeit durch die Heeresleitung die Chancen für einen Präventivkrieg prüfen lassen, von Moltke als deren Chef habe den Krieg als unvermeidbar erklärt und darauf gedrängt, ihn bald zu beginnen, während von Tirpitz im Reichsmarineamt für »das Hinausschieben des großen Kampfes um 1½ Jahre« plädiert habe, weil die Flotte noch nicht einsatzbereit sei: Eine unmittelbare Konsequenz habe sich daraus noch nicht ergeben, aber es sei deutlich geworden, »dass die Militärführung mittlerweile unisono auf Krieg ausging«. Die nationalistischen Emotionen seien weiterhin hochgeschlagen, eskalierend vor allem in einer hysterische Züge annehmenden antirussischen Stimmung im Frühjahr 1914.115 In der Julikrise selbst sieht Herbert den Reichskanzler das Scheitern eines Krisenmanagements mit einkalkulieren, das darauf gesetzt habe, wie schon in der Vergangenheit aus einer Krise mit Gewinn hervorzugehen, allerdings habe Bethmann Hollweg den Krieg nicht gewünscht oder gar zielstrebig darauf hingearbeitet: »Aber zur Not – wenn Russland dem deutschen Druck nicht nachgeben würde, wenn die Triple-Entente nicht geschwächt würde, wenn Frankreich und England nicht zurückziehen würden – würde man auch einen Krieg in Kauf nehmen. Schon die Aufzählung der Bedingungen zeigt, welches Risiko man einzugehen bereit war.«116 Eine Strategie mit dem Ziel, unbedingt den Frieden zu erhalten, habe es nicht gegeben, da sie den Status des Deutschen Reiches als Großmacht in Frage gestellt, seine weltpolitischen Ambitionen zurückgeworfen und die Grundlagen seiner Politik der Stärke, der Expansion und des Machtgewinns geschwächt, wenn nicht zerstört hätten. Undenkbar dies alles in der Vorstellungswelt der politischen Führer, in der außenpolitische Fragen in den Kategorien von Ehre und Schmach, Stolz und Schande verhandelt worden seien. Die deutsche Reichsleitung habe britische Vermittlungsvorschläge abgelehnt und ein beschwichtigendes Einwirken auf die Wiener Regierung, das den Krieg allein hätte vermeiden können, bewusst unterlassen. Nur innenpolitisch sei gelungen, was bei den anderen europäischen Mächten als Manöver erkannt wurde, nämlich Russland als Schuldigen am Kriegsaufbruch hinzustellen.117 Als einen wesentlichen Grund dafür, dass das europäische Sicherheitssystem im Juli 1914 versagte, nennt Herbert, dass die Gestaltung der Außen und Kriegspolitik viel stärker als im 19. Jahrhundert von innenpolitischen Faktoren bestimmt worden sei. Regierungen, Monarchen und Militärs seien in diesen Fragen nicht mehr souverän, sondern eng an die neu aufgekommenen Massenbewegungen gebunden gewesen, unter denen sich der Nationalismus als die mächtigste erwiesen habe. In dem Maße, in dem sich die Herrschenden mit den nationalistischen Bewegungen verbunden hätten, habe es kaum noch Möglichkeiten zur Eindämmung der damit verbundenen Dynamik Herbert (2014) S. 107–110 (wie Anm. 4). Herbert (2014) S. 113 (wie Anm. 4). Hervorhebungen im Original. 117 Herbert (2014) S. 113f. (wie Anm. 4). 115 116
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gegeben. Die rapide anwachsende Bedeutung der Massenmedien, die Politisierung der Gesellschaft, der zunehmende Einfluss von Parteien und Verbänden auf Politik und öffentliche Meinung habe in wachsendem Maße auch Einfluss auf die äußere Politik gewonnen. Allerdings sei auch nicht zu übersehen, dass der Krieg auch als Ausweg und als Antwort auf die Herausforderungen der Moderne gesehen wurde. In Deutschland jedenfalls habe das rechte Lager auf die Bestätigung oder Erneuerung des von diesem favorisierten Ordnungsentwurfs durch einen Krieg gehofft: »Der Ruf ›Nach jedem Krieg wird es besser!‹ bezog sich daher nicht nur auf die außenpolitische Konstellation, sondern auch auf die inneren Verhältnisse.«118 Sehr vielfältig und zum Teil sich über Jahrzehnte entwickelnd, so lernen wir bei Herbert, sind die Ursachen dafür, dass es zum Krieg kommen konnte, eine militärische Auseinandersetzung von starken gesellschaftlichen Kräften gewünscht und schließlich erfolgreich provoziert wurde. Sehr verbreitet sei die Vorstellung gewesen, durch einen siegreichen Krieg könne man die gefährdete deutsche Militärmonarchie retten, mit dem Krieg hätten sich dann die damit verbundenen Gedanken radikalisiert, als richtige Antwort auf die Herausforderungen der Moderne habe man zunehmend statt Demokratie und Liberalismus Militär und Organisation begriffen.119 Welche handfesten Interessen allerdings auch eine Rolle spielten, zeigte dann die breite Kriegszieldiskussion, in der Forderungen nach umfangreichen Gebietserweiterungen im Westen wie im Osten erhoben wurden, die erstmals mit dem Ziel einhergingen, die dort ansässigen Bevölkerungen zu vertreiben und die okkupierten Gebiete durch Deutsche zu besiedeln: »In der Verbindung von aggressiven Kriegszielplänen und der steten Beteuerung der Regierung, doch lediglich auf die Angriffe anderer zu reagieren, lag einer der Hauptwidersprüche der deutschen Politik.«120 Bleibt am Ende nur zu hoffen, dass Herberts Andeutungen, Deutschland könnte heute ebenso überfordert sein wie zu Beginn des letzten Jahrhunderts, sich nicht bewahrheiten. Das Ordnungssystem des liberalen und sozial abgefederten Kapitalismus, das, so meint Herbert, nach dem Untergang der radikalen Alternativen von links und rechts als Sieger der Geschichte des 20. Jahrhunderts erschien, sei nicht in der Lage, seine eigene Dynamik zu zügeln, wie Finanz- und Eurokrise zeigten. Ein enthemmter Finanzkapitalismus offenbare selbstzerstörende Elemente. Auch in der Außenpolitik, so könnte hinzugefügt werden, sind Entwicklungen erkennbar, die einen künftigen Historiker vielleicht wieder einmal zum Bild der Schlafwandler greifen lassen werden, obwohl doch tatsächlich erkennbare Konflikte und Interessengegensätze mit durchaus bewusst handelnden Akteuren dahinter stehen. Herbert nennt beispielsweise ein zunehmend wirtschaftlich ungleichgewichtiges Europa mit einer gefährlichen Dominanz Deutschlands, die USA, die als einzige Weltmacht tendenziell damit überfordert sei, die divergierenden Interessen der alten und neuen Großmächte allein und ohne ein austariertes Sicherheitssystem auszugleichen,121 und, so wäre hinzuzufügen, ein diplomatisches Vorgehen von NATO und Europäischer Gemeinschaft, das glaubt, auf die Herbert (2014) S. 115f. (wie Anm. 4). Herbert (2014) S. 124f. (wie Anm. 4). 120 Herbert (2014) S. 125 (wie Anm. 4). 121 Herbert (2014) S. 125f. (wie Anm. 4). 118 119
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Befindlichkeiten der einstigen zweiten Weltmacht keine Rücksicht mehr nehmen zu müssen. Zusammenfassung Der Beitrag setzt sich mit den Neuerscheinungen zum Ersten Weltkrieg auseinander, wobei kommunikationsgeschichtlich wichtige Studien und Sammelbände im Mittelpunkt stehen. Besonders intensiv wird mit Christopher Clarks »Schlafwandlern« ein Werk diskutiert, das zum Zentenarium des Weltkriegsbeginns selbst zu einem Medienereignis geworden ist. Summary The contribution reviews new publications about World War I. The focus is on studies and anthologies which are distinctly relevant to communication and media history. A topic of particular intense discussion is Christopher Clark’s »The Sleepwalkers«, because this publication became a media event of its own right when published shortly before the time of the centenary of the outbreak of the Great War. Korrespondenzanschrift Prof. Dr. phil. habil. Holger Böning, Bibliotheksstraße (Poststelle SuUB), Postfach 330 160, 28359 Bremen Email: [email protected] Holger Böning ist Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte und Geschichte der deutschen Presse und war bis zu seinem Ruhestand im Jahre 2015 Sprecher des Instituts Deutsche Presseforschung der Universität Bremen. Heute leitet er dort zwei DFG-Forschungsprojekte.
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1933 ALS ZÄSUR? ZU ERSCHEINUNGSBEDINGUNGEN UND FUNKTIONEN DER DEUTSCH-JÜDISCHEN PRESSE VOR UND * NACH DER MACHTÜBERGABE AN DIE NATIONALSOZIALISTEN 1. EINLEITUNG Aus der deutsch-jüdischen Presse zur Zeit des Nationalsozialismus lassen sich wichtige Erkenntnisse zur damaligen Lage der jüdischen Deutschen gewinnen. Zwei Ansätze können hierbei verfolgt werden, wie sie bei der Betrachtung jeglicher historischer Presse eine Rolle spielen: Zum einen kann man diese Presse in ihrem dokumentarischen Charakter sehen und sie als Quelle nutzen. Für die Zeit bis zum November 1938, mit Einschränkungen auch darüber hinaus, liefert sie zahlreiche und detaillierte Informationen zu Personen und Begebenheiten, zu den Aktivitäten lokal und überregional tätiger sozialer und kultureller Einrichtungen, zum Erziehungssystem und zu anderen Bereichen der jüdischen Existenz und des jüdischen Denkens in Deutschland unter den Bedingungen zunehmender Bedrückung und Verfolgung. Zweitens lässt sich diese Presse selber in den Blick nehmen und als wichtiger Teil und Wirkungsfaktor des zeitgenössischen deutsch-jüdischen Lebens verstehen, indem etwa die Bedingungen und Begrenzungen ihres Erscheinens untersucht werden, ihre Absichten und Auswirkungen, die Frequenz, der Umfang und die Verbreitung bestimmter Zeitungen, Zeitschriften, Kalender etc., die hier verwendete Sprache, Typographie und Art der Illustration. Beide Perspektiven hängen miteinander zusammen; historisches Wissen aus dieser Presse zu ziehen heißt, auch ihre Eigengeschichte zu betrachten. Beide stehen außerdem in einem weiteren historischen Kontext, der es erforderlich macht, neben der Presse auch andere Dokumente und Darstellungen heranzuziehen. Es ist die an zweiter Stelle genannte Perspektive, die Geschichte der deutsch-jüdischen Presse selber, die hier im Mittelpunkt stehen soll. Ein für diese Geschichte wichtiger Zeitpunkt wurde bereits genannt: Der November 1938. Fast alle deutschjüdischen Blätter mussten nach dem Novemberpogrom ihr Erscheinen einstellen. Wie aber steht es mit dem 30. Januar 1933, was bedeutete die Machtübergabe an die Nationalsozialisten für die deutsch-jüdische Presse? Waren die Auswirkungen so gravierend, dass man auch dieses Datum als Zäsur in der Geschichte dieser Presse zu sehen hat? Um hier in die Diskussion einzutreten, soll zunächst ein kurzer Überblick über die Entwicklung der deutsch-jüdischen Presse von der Aufklärung bis zur Weimarer Republik gegeben werden, mit besonderer Berücksichtigung ihrer Erscheinungsbedingungen und ihrer Funktionen für die Leser. In einem zweiten Schritt werden, dann mehr im Detail, die deutsch-jüdischen Periodika zwischen 1933 und 1943 betrachtet. Aus einem Vergleich der beiden Zeitabschnitte wird sich schließlich erweisen, ob der *
Ausgearbeitete und erweiterte Übersetzung des einführenden Vortrages zum Symposium »Jewish Press in Nazi Germany« des Center for Research on the Holocaust in Nazi Germany Yad Vashem, Jerusalem, 27. Oktober 2013. Alle im Original englischsprachigen Zitate wurden vom Verf. übersetzt.
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Begriff einer Zäsur hier am Platze ist. Zunächst soll jedoch eine Definition versucht werden: Was verstehen wir unter »Deutsch-jüdischer Presse«?
2. ZUM BEGRIFF »DEUTSCH-JÜDISCHE PRESSE« Nach allgemeinem Verständnis haben wir es mit dieser Presse zu tun, wenn drei Kriterien zusammentreffend erfüllt sind: Sie ist begründet, herausgegeben und geschrieben von deutsch-jüdischen Publizisten, sie richtet sich in erster Linie an eine deutschjüdische Öffentlichkeit, und sie behandelt Themen, die für das Judentum von besonderer Bedeutung sind. Außerdem erscheint sie, wie jede Presse, periodisch.1 Bei näherer Betrachtung kann dieser Versuch einer Definition nicht zufriedenstellen. Statt eine eindeutige Zuschreibung vorzunehmen, wirft er weitere Fragen auf. Wie steht es beispielsweise um diejenigen Publizisten jüdischer Herkunft, die sich selbst, ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, kaum als »jüdisch«, sondern viel mehr als »deutsch« wahrnahmen? Und was die Adressaten angeht: Wie passt die Definition beispielsweise zu den vielen nichtjüdischen Subskribenten von ›Sulamith‹, der ersten deutsch-jüdischen Zeitschrift, die – seit 1806 – durchgehend in hochdeutscher Sprache erschien?2 Und drittens: Wann ist ein Thema von besonderem Belang für die jüdische (Teil)Öffentlichkeit? Wenn wir hier nicht vor allem an religiöse Inhalte denken – beispielsweise an den 1860 begonnenen orthodoxen ›Israelit‹3, vor allem in seinen ersten Jahrzehnten4 –, dann müssen wir uns mit einem Einwand des Kunsthistorikers Ernst Gombrich (Wien 1909–London 2001) auseinandersetzen, der sich gegen den Begriff einer jüdischen Kultur ausspricht: Dieser sei, als diffamierende Zuschreibung, erdacht »[… ] von Hitler und seinen Vor- und Nachläufern«.5 Dass die anhand der drei Kriterien vorgenommene Definition unzureichend bleibt, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die deutsch-jüdische Presse über ihren gesamten Erscheinungszeitraum, und auch ab 1933, nicht als eine Ghetto-Presse, 1
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Zeitung und Zeitschrift sind die gebräuchlichsten Pressegattungen. Die Zeitung, per definitionem, a) erscheint mindestens einmal wöchentlich, b) enthält aktuelle Berichte und Kommentare, c) behandelt Vorfälle und Themen von allgemeinem Interesse mit universaler Blickrichtung und ist d) allgemein verfügbar. Im Unterschied dazu nimmt die Zeitschrift keine universale Perspektive ein, sondern beschäftigt sich mit einem eingegrenzten Interessensgebiet, und sie braucht den Kriterien a) bis d) nicht zu genügen. Siegfried Stein: Die Zeitschrift ›Sulamith‹. In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, Jg. 7, Berlin 1937, Nr. 4, S. 193–227; zum weiteren Zusammenhang vgl. David Sorkin: Ideology and Identity: Political Emancipation and the Emergence of a Jewish Sub-Culture in Germany, 1800–1848 (Phil. Diss. Univ. Berkeley 1983), Ann Arbor: UMI Dissertation Services 1983; zur Zeitschrift ›Sulamith‹ insbesondere S. 83–106. Der Israelit. Ein Centralorgan für das orthodoxe Judentum, Mainz [später: Frankfurt a. M.] 1860–1938. Herausgegeben [begründet] von [Rabbiner] Dr. [Markus] Lehmann in Mainz. Seit der Weimarer Republik beschränkte der ›Israelit‹ sich nicht mehr alleine auf religiöse Stoffe, sondern verstand sich, aus der Warte der deutsch-jüdischen Orthodoxie, auch als politische Zeitung. Ernst H. Gombrich: Zum Wiener Kunstleben um 1900. In: Ernst H. Gombrich: Jüdische Identität und jüdisches Schicksal. Eine Diskussionsbemerkung, Hg. Emil Brix, Frederick Baker. Wien: Passagen-Verlag 1997, S. 33 ff.
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sondern als integraler Teil des allgemeinen deutschen Pressewesens zu verstehen ist, so wie die deutsch-jüdische (Teil-)Öffentlichkeit spätestens seit der Aufklärung nicht in sich abgeschlossen, sondern Teil der allgemeinen deutschen Öffentlichkeit war und ist. Gleichwohl soll die Definition im folgenden zugrundegelegt werden – in Ermangelung einer besseren.6
3. DIE DEUTSCH-JÜDISCHE PRESSE ZWISCHEN 1755 UND 1933: EINE ÜBERSICHT Als erstes deutsch-jüdisches Periodikum gilt nach aktuellem Stand der Forschung Moses Mendelssohns (Dessau 1729–Berlin 1786) Zeitschrift ›[ קהלת מוסרKohelet Mussar‹, übers.: Prediger der Sitten], die in hebräischer Sprache in Berlin erschien, vermutlich 1755.7 Die alleinige Verwendung des Hebräischen scheint auf den ersten Blick der Feststellung zu widersprechen, dass der historische deutsch-jüdische Journalismus sich nicht allein innerhalb einer Teilöffentlichkeit abspielte, sondern Teil des allgemeinen Pressewesens war. Mindestens drei Argumente lassen sich jedoch dafür ins Feld führen, die – möglicherweise nur in zwei Stücken erschienene – Zeitschrift in einem weiteren Rahmen zu sehen, selbst wenn sie keine Leser außerhalb der damaligen Berliner jüdischen Gemeinde erreicht haben sollte: Erstens zählt sie nach Inhalt, Intention, Stil und auch Titel zum Genre der – damals recht populären – Moralischen Wochenschriften.8 Zweitens spielt ihr Verfasser Moses Mendelssohn eine nicht unwichtige Rolle auch in der allgemeinen Presse; zwei Jahre später wird er beispielsweise Mitherausgeber und ständiger Beiträger eines bedeutenden deutschen Literaturblattes werden.9 Drittens verfolgt der Verfasser mit seinem Blatt ein Anliegen, das ihn von nun an, in unterschiedlicher Herangehensweise, zeitlebens beschäftigen wird: Er 6
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Die – bis dato noch recht lückenhafte – Forschung zur deutsch-jüdischen Presse stützt sich ganz überwiegend ebenfalls auf diese Definition. Jacob Toury: Die Anfänge des jüdischen Zeitungswesens in Deutschland. In: Leo Baeck Institute Bulletin 38, 1967, S. 93–123; hierauf bezieht sich der Beitrag von Hermann Meyer, Jacob Toury: Koheleth Mussar. Berichtigungen, Ergänzungen, Meinungen. In: LBI Bulletin 41–44, 1968, S. 48–65; Meir Gilon:[ קהלת מוסר למנדסון על רקע הקופתוQohelet mûsãr le-Mendelssohn 'al reqa' tequfatô]. Yerûsãlayim 5739=1979 (Mendelssohns Kohelet Mussar in it‘s Historical Context, Hebr.). Jerusalem: Central Press 1979 (= Publications of the Israel Academy of Sciences and Humanities: Section of Humanities); Reuven Michael: Der hebräische Moralprediger, eine Tendenzschrift der jüdischen Aufklärung. In: Saeculum 30, 1979, S. 86–99; Eva J. Engel: 1750: Moses Mendelssohns erste Veröffentlichung. In: Mendelssohn-Studien. Beiträge zur neueren deutschen Kultur- und Wirtschaftsgeschichte, Bd. 11, 1999, S. 9–20; Edward Breuer / David Sorkin (Hg., Übers.): Moses Mendelssohn‘s First Hebrew Publication: An Annotated Translation of the Kohelet Mussar. In: Leo Baeck Institute Yearbook [im folgenden: LBIYB], XLVIII, 2003, S. 3–23. Wolfgang Martens: Die Botschaft der Tugend. Die Aufklärung im Spiegel der deutschen Moralischen Wochenschriften. Stuttgart: Metzler 1968. Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Leipzig 1757–1765, hg. von Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai. Zu Mendelssohns Mitwirkung an der deutschen Literatur und Literaturkritik vgl. Eva J. Engel-Holland: Die Bedeutung Moses Mendelssohns für die Literatur des 18. Jahrhunderts. In: Mendelssohn-Studien, Beiträge zur neueren deutschen Kultur- und Wirtschaftsgeschichte, Bd. 4, 1979, S. 111–159.
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möchte seine Glaubensgenossen, in diesem Falle vor allem die Mitglieder der Berliner jüdischen Gemeinde, mit der Aufklärung bekanntmachen und auch mit ihren Medien. ›[ קהלת מוסרKohelet Mussar‹] soll ihnen die Türe öffnen zum Umgang mit der Presse, dem großen Umschlagplatz der Ideen und Meinungen im 18. Jahrhundert. Mendelssohn wollte mit seinem Blatt vermutlich vor allem die Neugier jüngerer Leser wecken, von Talmudstudenten also, die einen Blick in die Welt außerhalb von Gemeinde und Jeschiwa [d.i. die Talmudhochschule] tun wollten. Für sie stellte das Blatt eine erste Begegnung mit dem Medium »Presse« dar, noch bevor sie sich die hochdeutsche Sprache und Schrift angeeignet hatten.10 Im 18. Jahrhundert gab es, soweit bekannt ist, zwei weitere deutsch-jüdische Periodika. Eine Zeitschrift mit dem Titel ›[ המאםףHa meassef‹, übers.: Der Sammler] erschien zwischen 1783 und 1811 zunächst in Königsberg, später – mit Unterbrechungen – auch andernorts; sie war auf Hebräisch gedruckt und hatte eine deutsche, in Fraktur gesetzte Beilage.11 Eine Zeitung mit dem Titel דירנפורטר פריפילעגירטע ץייטונג [›Dyhernfurter privilegirte Zeitung‹] wurde in Dyhernfurt bei Breslau 1771 und 1772 gedruckt; diese bediente sich des Deutschen in hebräischer Typographie.12 Als Hauptanliegen der deutsch-jüdischen Presse im 18. Jahrhundert erkennen wir die Aufklärung und Hinleitung zur Moderne bei ihren Leser, vor allem also dem deutschen Judentum, und dies, zumal im Falle des ›[ המאםףHa meassef‹], vor allem auf dem Gebiet des bis dahin fast gänzlich auf religiöse Unterweisung bezogenen tradi-
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Die Umgangssprache im Judentum war das Jiddische. In dieser Sprache oder auf Hebräisch war die – stets mit hebräischen Buchstaben gedruckte – Literatur verfasst; hochdeutsche Schriften lasen nur sehr wenige, und sie waren verpönt bei der traditionell denkenden und lebenden Mehrheit. [ המאםףHa meassef] war ein wichtiges Journal der Haskala, der jüdischen Aufklärung. Vgl. Andreas Kennecke: Der ›HaMe'assef‹ und sein erster Herausgeber Isaac Euchel. In: Michael Nagel (Hg.): Zwischen Selbstbehauptung und Verfolgung. Deutsch-jüdische Zeitungen und Zeitschriften von der Aufklärung bis zum Nationalsozialismus. Hildesheim: Olms 2002 (= Haskala. Wissenschaftliche Abhandlungen. Herausgegeben vom Moses Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Bd. 25), S 67–81. Diese Zeitung erschien, zweimal wöchentlich, zumindest zwischen dem 10. Dezember 1771 und dem 10. Januar 1772. Zu dem Blatt siehe etwa Bernhard Brilling: Die ersten jüdischen Zeitungsabonnenten in Deutschland. In: Leo Baeck Institute Bulletin 1, 1957/1958, S. 42–45. Brilling sieht den Beginn des Blattes bereits 1770, vgl. Bernhard Brilling: Die jüdischen Gemeinden Mittelschlesiens. Entstehung und Geschichte. Stuttgart: Kohlhammer 1972, S. 61. Vgl. weiterhin Toury (1967) (wie Anm. 7). Toury rechnet auch zwei 1752 erschienene Veröffentlichungen des Arztes Benjamin Croneburg aus Neuwied – ›Der große Schauplatz‹, ›Der kurieuse Antiquarius‹, beide hochdeutsch und in hebräischem Druck – zur jüdischen Presse, aber hier handelt es sich tatsächlich um transliterierte Abschnitte aus populären nichtperiodischen – und nichtjüdischen – Texten, vgl. Michael Nagel: Zur Journalistik der frühen Haskala. In: Susanne Marten-Finnis / Markus Winkler (Hg.): Die jüdische Presse im europäischen Kontext 1686–1990. Bremen: edition lumière 2006 (= Die jüdische Presse. Kommunikationsgeschichte im europäischen Raum / The European Jewish Press-Studies in History and Language, Bd.1), S. 27–42.
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tionellen, exklusiven Bildungswesens.13 Diese Presse diente einer zunächst zahlenmäßig kleinen, aber zum Ende des 18. Jahrhunderts zusehends einflussreichen deutschjüdischen Avantgarde als Plattform zur inneren Organisation und als Sprachrohr gegenüber der für Jahrzehnte noch traditionell gesinnten Mehrheit der Glaubensgenossen, die an der herkömmlichen Lehre, Lebensweise und Lektüre festhalten wollten, als Sprachrohr auch gegenüber aufklärerisch eingestellten Nichtjuden, die so von der Haskala, der jüdischen Aufklärung, Kenntnis nehmen und diese ggf. nach ihren Möglichkeiten unterstützen sollten.14 Dies kann als Indiz für die Relevanz dieser Presse für eine breitere, nicht nur jüdische Öffentlichkeit genommen werden. Hierfür spricht auch die Tatsache, dass wenigstens eines der betreffenden Blätter, nämlich der mit einer deutschen Beilage erscheinende hebräische ›[ המאםףHa meassef‹], mehrfach in der nichtjüdischen Presse angezeigt und rezensiert wurde.15 Nur ein kurzer Blick in das 19. und 20. Jahrhundert: Die erste vollständig hochdeutsche Zeitschrift war die bereits erwähnte ›Sulamith‹ – Untertitel: »Eine Zeitschrift zur Beförderung der Cultur und Humanität unter den Israeliten« –, die in Dessau (später erschien sie in Leipzig) zwischen 1806 und 1848 von David Fränkel (Berlin 1779–Dessau 1865), dem Leiter der dortigen jüdischen Reformschule,16 herausgegeben wurde. Sie sprach sich entschieden für die jüdische Assimilation und gegen die Tradition aus, insbesondere wandte sie sich gegen die herkömmlichen Unterrichtsmethoden und Bildungsziele, gegen populäre religiöse Bräuche und den bisherigen 13
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Vgl. Michael Nagel: Deutsch-jüdische Bildung vom Ausgang des 17. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. In: Notker Hammerstein / Ulrich Herrmann (Hg.): Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. II, 18. Jahrhundert, Vom späten 17. Jahrhundert bis zur Neuordnung Deutschlands um 1800. München: C. H. Beck 2005, S. 169–187. Die Haskala bzw. jüdische Aufklärung wurde von manchen – nicht allen – gebildeten Nichtjuden unterstützt, vgl. etwa Jakob Katz: Die Entstehung der Judenassimilation in Deutschland und deren Ideologie (Diss. Frankfurt a.M.). Frankfurt a.M.: Droller 1935. Zu den Umständen dieser Arbeit und der Promotion in der Zeit des Nationalsozialismus vgl die Lebenserinnerungen des jüdischen Historikers (Magyargencs 1904–Jerusalem 1998): Jakob Katz: With my own Eyes. The Autobiography of an Historian. Hanover: Brandeis University Press 1995. Michael Nagel: Ghetto-Presse oder integriert in das allgemeine Pressewesen? Die deutschjüdischen Zeitschriften und Zeitungen 1755–1943. In: Susanne Marten-Finnis / Michael Nagel (Hg.): Die PRESSA. Internationale Presseausstellung Köln 1928 und der jüdische Beitrag zum modernen Journalimus / The PRESSA. International Press Exhibition Cologne 1928 and the Jewish Contribution to Modern Journalism. Bremen: edition lumière 2012 (= Die jüdische Presse. Kommunikationsgeschichte im europäischen Raum / The European Jewish Press-Studies in History and Language, Bd. 12) Vol. 1, S. 293–314, hier S. 295f. Dessau spielte unter der Ägide des toleranten und philanthropisch gesinnten Fürsten Leopold Friedrich Franz eine große Rolle für die Modernisierung des jüdischen Lebens, insbesondere des Bildungswesens, vgl. etwa Michael Nagel: Dessau, ein Zentrum der jüdischen Aufklärung. In: Hanno Schmitt / Holger Böning (Hg.): Dessau-Wörlitz und Reckahn. Treffpunkte für Aufklärung, Volksaufklärung und Philanthropismus. Bremen: edition lumière 2014 (= Philanthropismus und populäre Aufklärung. Studien und Dokumente, Bd. 9), S. 111–122.
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synagogalen Kultus. Bezeichnend für ihre radikal reformerische Haltung ist die Rubrik »Gallerie schädlicher Mißbräuche, unanständiger Convenienzen und absurder Ceremonien unter den Juden«.17 Neben der Belehrung seiner weniger fortschrittlichen Glaubensgenossen wollte David Fränkel mit seiner Zeitschrift dem jüdischen und auch nichtjüdischen Publikum demonstrieren, dass die Modernisierung des deutschen Judentums auf einem guten Weg war. Wie bereits erwähnt und wie aus den Subskribentenlisten ersichtlich, wurde sie nicht nur von Juden, sondern auch von zahlreichen christlichen Notabeln, selbst von europäischen Regenten, abonniert. Gelegentlich brachte sie auch Artikel christlicher Autoren. Das langlebigste und zweifellos auch einflussreichste Blatt in der Geschichte der deutsch-jüdischen Presse war die ›Allgemeine Zeitung des Judenthums‹, gegründet und bis zu seinem Tode geleitet von dem Lehrer, Rabbiner und Publizisten Ludwig Philippson (Dessau 1811–Bonn 1889).18 Seit 1837 erschien sie in Leipzig (später auch andernorts) und wurde 1922 mit der Zeitschrift ›Im Deutschen Reich‹, dem Sprachrohr des »Centralverein Deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens«, zusammengeführt zur ›CV-Zeitung‹, die bis zum November 1938 Bestand hatte. Im Mai 1937 brachte die ›CV-Zeitung‹ eine Jubiläumsnummer »100 Jahre Allgemeine Zeitung des Judentums«,19 ein Zeugnis für die Kontinuität der deutsch-jüdischen Presse vor und nach 1933. Ludwig Philippsons Zeitung verfolgte in ihrer Anfangszeit vor allem zwei Anliegen: Erstens setzte sie sich für die Emanzipation, d.h. die vollständige rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung des deutschen Judentums ein. Zum zweiten diskutierte sie die inhaltliche Bedeutung und äußere Formen der jüdischen Existenz innerhalb der modernen Gesellschaft. Welche Elemente der Tradition sollten bewahrt werden, wieweit konnte die Assimilation gehen? (Nach Philippsons Auffassung beispielsweise nicht bis zu gemischten christlich-jüdischen Ehen.) Das erste Anliegen der jüdischen Emanzipation wurde verfolgt u.a., indem die recht unterschiedliche gesetzliche Behandlung und damit die Lebensbedingungen für Juden nicht nur innerhalb der deutschen Staaten, sondern auch im Ausland, etwa in den USA, fortlaufend miteinander verglichen wurden. Erstaunlich schnell hatte der exzellente Organisator Philippson ein weitreichendes internationales Korrespondentennetz begründet, das ihn mit Berichten zu diesem Leitthema seiner Zeitung versorgte. Daneben brachte er stets eine Auswahl von Artikeln zu Juden und Judentum aus den wichtigeren deutschen und ausländischen Zeitungen. Seit Ende der 1860er Jahre sah sich die ›AZJ‹ vor eine dritte Aufgabe gestellt, die Gegenwehr gegen Judenhass und Antisemitismus.20 Zu ih17 18
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Zum ersten Mal in: Sulamith, 1. 1806/1807, Heft 2, S. 129 ff, Zur ›Allgemeinen Zeitung des Judenthums‹, kurz AZJ, gibt es eine Reihe von Untersuchungen. Für einen zusammenfassenden Überblick vgl. Michael Nagel: Allgemeine Zeitung des Judentums. In: Dan Diner (Hg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur. Stuttgart: Metzler 2011, Bd. 1, S. 39–42. C.V.-Zeitung, Nr. 18, 6. Mai 1937. Einer der ersten diesbezüglichen Beiträge war Luwig Philippsons Leitartikel »Unsere neuesten Feinde« im Jg. 1869, Nr. 12 v. 23. März, eine Antwort auf Richard Wagners infame Broschüre »Das Judentum in der Musik« (2. Aufl. 1869). Zu dem Pamphlet vgl. Jakob
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ren Erscheinungsbedingungen: Hier gab es keine Unterschiede zur allgemeinen Presse. Nach 1848, mit der Aufhebung der Zensur in Deutschland, hatte das Blatt dieselben Freiheiten wie alle anderen, aber auch zuvor hatte es bereits offene Worte nicht gescheut, ohne dass es zu Konflikten mit den Behörden gekommen wäre.21 Einerseits diente die ›AZJ‹ der jüdischen Minderheit in Deutschland als Plattform der Diskussion und Information, andererseits war sie in mannigfaltiger Weise mit der allgemeinen Öffentlichkeit und Publizistik verbunden: So bezog sie viele Information zum legalen und gesellschaftlichen Status der Juden in Deutschland und außerhalb aus der allgemeinen Presse. Umgekehrt brachte diese allgemeine Presse, wie gelegentlich auch Regierungs- und Verwaltungsbehörden, der ›AZJ‹ Aufmerksamkeit entgegen.22 Darüber hinaus beschränkte sich ihr Herausgeber nicht allein auf »jüdische« Angelegenheiten. Er war, insbesondere um 1848, politisch aktiv in und um seine Heimatstadt Magdeburg, beteiligte sich an allgemeinen, also nicht spezifisch jüdischen Zeitschriftenprojekten und publizierte gelegentlich auch in der allgemeinen Presse,23 beispielsweise in der von Johann Friedrich Cotta begründeten ›Allgemeinen Zeitung‹, die er sich bei er Gründung des eigenen Blattes teilweise zum Vorbild genommen hatte. An dieser Stelle kann die weitere Entwicklung und Diversifizierung der deutschjüdischen Presse bis zum Ende der Weimarer Republik nicht ausführlich dargestellt werden. Auf diesem Gebiet ist noch viel Forschungsarbeit zu leisten,24 beispielsweise zum Aufkommen zionistischer Blätter im ausgehenden 19. Jahrhundert,25 zu den
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Katz: Richard Wagner, Vorbote des Antisemitismus. Königstein: Jüdischer Verlag Athenäum 1985. Ebenfalls hierzu und zur Reaktion der ›AZJ‹ vgl. Michael Nagel: Richard Wagners Aufsatz »Das Judenthum in der Musik« und das Aufkommen der »rassisch« motivierten Judenfeindschaft. In: Bremer Jahrbuch für Musikkultur, 2. Jg. 1996, S. 60–74. Johannes Valentin Schwarz: »Ew. Exzellenz wage ich [...] unterthänig vorzulegen.« Zur Konzessionierung und Zensur deutsch-jüdischer Periodika in den Königreichen Preußen und Sachsen bis 1850. In: Nagel (2002) S. 101–138 (wie Anm. 11). Ein Beispiel ist Philippsons erfolgreiche, vor allem mithilfe seines Blattes verfochtene Initiative gegen den 1842 unternommenen Versuch des preußischen Königs, Juden vom Militärdienst zu entbinden bzw. auszuschließen, vgl. Erik Lindner: Patriotismus deutscher Juden von der napoleonischen Ära bis zum Kaiserreich. Zwischen korporativem Loyalismus und individueller deutsch-jüdischer Identität. Frankfurt a.M. u.a.: Lang 1997, S. 182 ff. Willehad Paul Eckert: Ludwig Philippson und seine Allgemeine Zeitung des Judenthums in den Jahren 1848/49: Die Revolution im Spiegel der Zeitung. In: Studia Austriaca, 1, 1974, S. 112–125; Johanna Philippson: Ludwig Philippson und die Allgemeine Zeitung des Judentums. In: Hans Liebeschütz / Arnold Paucker (Hg.): Das Judentum in der Deutschen Umwelt 1800–1850. Studien zur Frühgeschichte der Emanzipation. Tübingen: Mohr 1977, S. 243–291. Eine Geschichte oder auch nur eine verlässliche Gesamtbibliographie der deutsch-jüdischen Presse bleiben Desiderata. Johannes Valentin Schwarz hat einen ausführlichen Forschungsbericht für das 19. und 20. Jh. veröffentlicht: »Der Gegenstand böte genug Attraktion«. Ein Forschungsüberblick zur Geschichte der jüdischen Presse des 18. bis 20. Jahrhunderts im deutschen Sprach- und Kulturraum. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte, Bd. 9, 2007, S. 3–75. Neuerdings: Malgorzata Maksymiak: Mental Maps im Zionismus. Ost und West in Konzepten einer jüdischen Nation vor 1914. Bremen: edition lumière 2015 (= Die jüdische
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Zeitschriften der jüdischen Jugendorganisationen und Frauenvereine, zur religiös orthodoxen Presse, zu den Journalen und Jahrbüchern literarischer, historischer und volkskundlicher Vereine und Gesellschaften, zu den Organen jüdischer Handwerker, Studenten und Lehrervereine, zu den im und nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten Abwehrblättern gegen aktuelle judenfeindliche Unterstellungen wie ›Jüdisches Archiv: Mitteilungen des Komitees »Jüdisches Kriegsarchiv«‹ aus Wien26 oder ›Der Schild. Zeitschrift des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten‹, Berlin 1922–1938 und, nicht zuletzt, zu den jüdischen Gemeindeblättern in Deutschland, mehr als vierzig an der Zahl, viele davon nach 1918 gegründet, aber einige bereits vor 1900 erschienen.27 Bevor nun resümierend einige Hauptmerkmale der deutsch-jüdische Presse bis 1933 benannt werden, sei noch ein kurzer Hinweise zur bereits erwähnten ›CV-Zeitung‹ gegeben, der Nachfolgerin der ›AZJ‹ seit dem Mai 1922 und sicherlich wichtigsten Zeitung der assimilierten Mehrheit jüdischer Deutscher in der Zwischenkriegszeit. Bei wöchentlichem Erscheinen zirkulierte sie zunächst in einer Auflage von etwa 80.000, die bis 1932 auf ca. 60.000 abnahm28; auflagenstärker innerhalb der deutsch-jüdischen Presse war damals nur das Berliner jüdische Gemeindeblatt.29 Zwei Besonderheiten der ›CV-Zeitung‹ sollten erwähnt werden: Neben ihrer innerjüdischen Bedeutung und ihrer Funktion als Organ des »Centralvereins« wurde sie von Nichtjuden als Sprachrohr des deutschen Judentums gesehen. Auch nichtjüdische Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Kultur veröffentlichten dort gelegentlich, vor allem, wenn es um die Abwehr des Antisemitismus ging; sie kamen aus den Kirchen, dem Rechtswesen, der Verwaltung, und auch Literaten waren dabei wie beispielsweise Thomas Mann.30 Zweitens bemühte sich die Zeitung in besonderem Maße darum, auch nichtjüdische Leser zu erreichen: Zwischen 1925 und 1932 erschien eine zusätz-
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Presse – Kommunikationsgeschichte im europäischen Raum / The European Jewish Press-Studies in History and Language, Bd. 16). Eleonore Lappin: Zwischen den Fronten: Das Wiener ›Jüdische[s] Archiv. Mitteilungen des Komitees »Jüdisches Kriegsarchiv«‹. In: Eleonore Lappin / Michael Nagel (Hg.): Deutsch-jüdische Presse und jüdische Geschichte / The German Jewish Press and Jewish History. Bremen: edition lumière 2008 (= Die jüdische Presse – Kommunikationsgeschichte im europäischen Raum / The European Jewish Press – Studies in History and Language, Bd. 6), Bd. 1, S. 229–246. Vgl. den Beitrag »Jewish Community Newspapers«. In: Leo Baeck Institute News, Nr. 38, Summer 1979, S. 8, 9, 367; Michael Brenner: Jüdische Kultur in der Weimarer Republik. München: C. H. Beck 2000, S. 66 ff.; Michael Nagel: German-Jewish Community Papers before 1939 as a Source for German-Jewish local Historiography [paper read at the 15th World Congress of Jewish Studies, Jerusalem August 2–6, 2009, unpublished]. Darüber hinaus gibt es mittlerweile Beiträge zu einzelnen Gemeindeblättern, beispielsweise in Königsberg. Breslau, Bremen, Danzig, Köln, Shanghai, Stettin, Duisburg, Nürnberg-Fürth. Reiner Bernstein: Zwischen Emanzipation und Antisemitismus. Die Publizistik der deutschen Juden am Beispiel der ›C.V.-Zeitung‹, Organ des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, 1924 – 1933 (Phil.Diss.). Berlin: Freie Universität Berlin 1969, S. 39. Gemeindeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, 1. 1911 – 28.1938. Thomas Mann: Appell an die Vernunft. In: CV-Zeitung, 43, 24. Oktober 1930, erschien als Leitartikel.
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liche Monatsausgabe, die in ca. 60.000 Exemplaren gratis an Nichtjuden abgegeben und gesellschaftlich besonders exponierten Persönlichkeiten zugestellt wurde. Gezielt wollte man so aufklären und feindliche Vorurteile über das Judentum durch objektives Wissen zu seiner Verfassung und Tradition ersetzen.31
4. VIER CHARAKTERISTIKA DER DEUTSCH-JÜDISCHEN PRESSE BIS 1933 4.1. Freiheit der Berichterstattung Diese Presse war frei in ihren Berichten und ihrer Kommentierung aktueller Ereignisse, bis auf Einschränkungen in der Zeit des Ersten Weltkrieges, wo sie wie die gesamte deutsche Presse unter Überwachung der behördlichen Zensur stand.32 Diese wurde jedoch nicht exzessiv ausgeübt; es ist kein Fall bekannt, der die deutsch-jüdische Presse betroffen hätte. Entscheidend ist die Tatsache, dass die deutsch-jüdische Presse, jedenfalls von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1933, niemals einer besonderen restriktiven Kontrolle unterlag oder gar unterdrückt wurde.33 Einschränkungen, Unterbrechungen und Einstellungen waren normalerweise den schlechten ökonomischen Bedingungen geschuldet, denen diese Periodika sich gegenübersahen:34 Im Unterschied zur allgemeinen Presse wurden sie kaum aus wirtschaftlichen Motiven gegründet und als Unternehmen betrieben, sondern vor allem aus Idealismus, also mit einer gesellschaftlichen, ideologischen oder religiösen Zielsetzung. »Die jüdische Presse ist ganz eindeutig keine Geschäftspresse, sondern eine Gesinnungspresse«, urteilte Ludwig Holländer (Berlin 1877–Berlin 1936), der Leiter des »Centralvereins«, in einer Rede vor der »Zeitungswissenschaftlichen Vereinigung an der Universität München« am 14.1.1931.35 31
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Sabine Steinhoff: »Haben wir alles getan, was wir konnten...?« Die Monatsausgabe der ›CVZeitung‹ »für das nichtjüdische Haus« in der Spannung zwischen Aufklärung und Abwehrkampf. Unveröff. MA-Arbeit. Universität Köln 2004. Die Verfasserin lässt die Frage offen, ob die ›Monatsausgabe‹ als Erfolg oder Misserfolg zu sehen ist. Jürgen Wilke: Presseanweisungen im zwanzigsten Jahrhundert. Erster Weltkrieg-Drittes Reich-DDR. Köln: Böhlau 2007. Zur Situation vor 1848 vgl. Schwarz (2002) (wie Anm. 21). Nicht selten beschwerten sich Redakteure und Herausgeber der deutsch-jüdischen Presse im 19. Jahrhundert über ein mangelndes Interesse des deutschen Judentums an seinen Zeitungen und Zeitschriften. Ludwig Holländer: Die jüdische Presse Deutschlands. In: ›CV-Zeitung, Monatsausgabe‹ 1, 1931, S. 2. Holländers Beitrag über die Deutsch-jüdische Presse beruht auf seiner Rede vor der »Zeitungswissenschaftlichen Vereinigung an der Universität München«. Unter den ca. 200 Zuhörern seien, wie die ›CV-Zeitung, Monatsausgabe‹ berichtet, auch eine Anzahl antisemitischer Studenten gewesen, die »[…] den Ausführungen des Redners nicht mit dem Willen folgten, sich über eine ihnen unbekannte Materie belehren zu lassen, sondern die nur in der Absicht gekommen waren, durch andauernde Zwischenrufe Störungen zu verursachen. Die Versuche scheiterten allerdings an der Sicherheit, mit der Dr. Holländer den Zwischenrufern, die hauptsächlich bei den Ausführungen des Redners über die Verbundenheit des jüdischen Lebens in Deutschland mit den allgemeinen Erscheinungen der deutschen Entwicklung randalierten, zu begegnen verstand. Es muß aufs tiefste bedauert werden, dass akademisch gebildete Menschen nicht den Takt und Anstand besitzen, einen
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4.2. Position in der jüdischen wie allgemeinen Öffentlichkeit Tatsächlich schenkten nur wenige deutsch-jüdische Periodika, abgesehen von der ›CV-Zeitung‹, der nichtjüdischen Leserschaft besondere Aufmerksamkeit, aber sie konnten sämtlich auch von Nichtjuden erworben werden. Umgekehrt wurden Angelegenheiten von jüdischem Interesse – was auch immer man darunter verstand und versteht – nicht nur in der deutsch-jüdischen Presse abgehandelt: Der junge Moritz Goldstein (Berlin 1880–New York 1977) veröffentlichte seinen vielbeachteten Essay »Deutsch-jüdischer Parnaß« in dem pangermanischen, konservativen und gelegentlich sogar antisemitischen Blatt ›Der Kunstwart‹ im März 1912,36 und die ›Süddeutschen Monatshefte‹ brachten im Februar 1916 eine Sondernummer über »Die Ostjuden« mit einer Reihe von Artikeln führender deutscher Zionisten.37 Ein anderer bedeutsamer Bereich, in dem Jüdisches und Nichtjüdisches ineinander überging, waren Anzeigen: Einerseits schalteten Unternehmen und Geschäfte in jüdischem Besitz Anzeigen natürlich vor allem in der allgemeinen Presse, gelegentlich auch in jüdischen Blättern. Andererseits platzierten nicht wenige nichtjüdische Handelshäuser, Hersteller und Dienstleister ihre Werbung auch in deutsch-jüdischen Zeitungen.38 4.3. Eine Ergänzungspresse Für ihre jüdischen wie gelegentlich nichtjüdischen Leser stellte die deutsch-jüdische Presse zu keinem Zeitpunkt ein exklusives Mittel der Information und Meinungsbildung dar. Seit ihrem Beginn wurden die betreffenden Blätter zusätzlich zu anderen, der all-
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rein wissenschaftlichen Vortrag auf akademischem Boden in Ruhe anzuhören.« Gleichwohl sei die Rede, angesichts der »besonderen Lage an der Münchner Universität«, als Erfolg zu werten, was auch die Meldungen in drei Lokalzeitungen ›Münchner neueste Nachrichten‹, ›Bayerischer Kurier‹ und ›Münchner Post‹ bestätigen würden. Moritz Goldstein: Deutsch-jüdischer Parnaß. In: Der Kunstwart, 25. Jg. 1912, 11. März, S. 281 ff. Der Artikel rief eine öffentliche Debatte hervor, siehe Julius H. Schoeps (Hg.): Deutsch-jüdischer Parnaß. Rekonstruktion einer Debatte. In: Menorah, Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte, 2002; zu den Umständen der Publikation äußerte sich 45 Jahre später der Autor Moritz Goldstein: German Jewry’s Dilemma. The Story of a Provocative Essay. In: LBIYB, II, 1957, p. 236–254; vgl. außerdem Irmtraud Ubbens: Moritz Goldstein: »[…] die anderen fühlen uns ganz undeutsch«. 100 Jahre »Deutsch-jüdischer Parnaß«. Eine Kulturdebatte in der jüdischen Presse (1912). In: Medaon. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 2013, 12, o. Pag., 16 S., online. Kriegshefte der Süddeutschen Monatshefte, Februar 1916, »Ostjuden«, S. 673–856. Hier finden sich Beiträge von Adolf Friedemann: Die Bedeutung der Ostjuden für Deutschland, Alexander Eliasberg: Der Chassidismus, Heinrich Loewe: Die jüdisch-deutsche Sprache der Ostjuden, Max Isidor Bodenheimer: Einwanderungsbeschränkung der Ostjuden, sowie von anderen, vor allem zionistischen Persönlichkeiten. Siehe etwa Gideon Reuveni: Anzeigen in der jüdischen Presse der Weimarer Epoche. In: Lappin/Nagel (2008) S. 359–374 (wie Anm. 26).
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Abb. 1: tung, 9. April 19926 CV-Zeitu
gemeineen Presse zugeehörigen Zeitunngen und Zeittschriften gelesen. In dieser Hinsicht untersch hieden sie sich h von jiddischh- oder hebrääischsprachigen n Periodika inn andern Ländern n, beispielsweiise von den ggroßen jiddiscchen Zeitungen ›[ היינטHajjnt‹] und דערמאמענט ›[ רDer Mom ment‹] in Polenn, die vor dem m Ersten Weltk krieg begannenn und bis zum Begginn des Zweiiten Weltkriegges erschienen. Diese konnten, so wie heuute in Israel beisspielsweise ›[ הארץha aretz‹] oder ›[ ידיעות אחרונותyediot achronot‹], iihren Lesern als alleinige Mittel einer umfasssenden Inform mation dienen n, weil sie Nacchrichten
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auch aus einem universellen Blickwinkel brachten und sich nicht auf »Jüdisches« beschränkten,39 – was uns nochmals zu unserem Versuch einer Definition des Begriffes »deutsch-jüdische Presse« bringt, in Hinsicht ihrer Inhalte und ihrer Funktion: Diese Presse diente nicht zur Verbreitung allgemeiner, für die gesamte Öffentlichkeit relevanter Informationen und Kommentare. Für ihre Redakteure und Leser stellte sie vielmehr eine Plattform zur Diskussion unterschiedlicher Aspekte ihrer vielfältigen jüdischen Identität dar. So war die deutsch-jüdische Presse auch ein wichtiges Mittel des innerjüdischen Zusammenhalts.40 4.4. Dokumentarischer Wert Für die heutige Forschung stellt die deutsch-jüdische Presse bis zu einem gewissen Grad, und im Einzelfall natürlich unter Berücksichtigung des jeweiligen Kontextes, einen Spiegel der jüdischen Existenz bis 1933 dar. Sie gibt keineswegs das gesamte Bild wieder, allein schon deshalb, weil viele jüdische Deutsche, möglicherweise sogar die Mehrheit, nicht an deutsch-jüdischen Zeitungen und Zeitschriften interessiert waren und sich nicht von ihnen repräsentiert fühlten. Dies setzt aber keineswegs ihren dokumentarischen Wert herab. Jacob Borut stellt fest: »Die jüdisch-deutsche Presse ist die wichtigste und manchmal die einzige Quelle überhaupt, die – wie man aus den Anmerkungen der Artikel und Bücher, die diese Themen untersuchen, ersehen kann – Aufschluss über zentrale Thematiken in der Geschichte des deutschen Judentums gibt […].«41 Bis zu welchem Grad, wenn überhaupt, treffen nun die vier Charakteristika auch auf die deutsch-jüdische Presse zwischen 1933 und 1938 zu?
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Katrin Steffen: Jüdische Polonität. Ethnizität und Nation im Spiegel der polnischsprachigen jüdischen Presse 1918–1939. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2004, S. 57; Mendel Moze: ›Der Moment‹. Beginnings of a Jewish Daily. In: David Flinker / Shalom Rosenfeld (Hg.): The Jewish Press that was. Accounts, Evaluations and Memories of Jewish Papers in pre-Holocaust Europe. Jerusalem, Tel Aviv: World Federation of Jewish Journalists 1980, S. 57 f.; Abraham Zack: Ups and Downs of a Daily. In: Flinker/ Rosenfeld (1980) S. 64f. (s. Anm. 39). Vor 1933 ist das Verhältnis zwischen »jüdischen« und »universellen« Themen in einem jüdischen Blatt oder allgemeiner: zwischen »jüdischen« und »universellen« Periodika offensichtlich unterschiedlich zu sehen für das östliche und das westliche Europa. Arie Bar, der für die polnisch-jüdische Presse schrieb und vor dem Zweiten Weltkrieg das Warschauer Büro der JTA (Jewish Telegraphic Agency) leitete, erinnerte sich 1980: »By the nature of things, a Jewish paper, and primarily a daily, divides its printed columns between what we call ›general information‹ and material of Jewish content. But the Jewish consciousness of the reader in Warsaw, for example, was always, if one may say so, much more demanding than the consciousness of the Jew in New York or Buenos Aires, most certainly much more demanding than that of the Jewish reader in Western Europe.« Arie Bar: Making Jewish News. The Jewish Telegraphic Agency. In: Flinker/Rosenfeld (1980) S. 173–203 (wie Anm. 39). Jacob Borut: Die jüdisch-deutsche Presse Ende des 19. Jahrhunderts als historische Quelle. In: Menora, 7, 1996, S. 43–60, hier S. 43.
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5. DEUTSCH-JÜDISCHE PERIODIKA 1933–1938 (1943) Zunächst sei die Entwicklung der deutsch-jüdischen Presse seit der Machtübergabe in knappster Form skizziert. Dabei wird vor allem die Zeit bis zum November 1938 – dem erzwungenen Ende fast sämtlicher deutsch-jüdischer Periodika – in den Blick genommen, ergänzend auch kurz bis zum Juni 1943, dem Ende des ›Jüdischen Nachrichtenblattes‹. Herangezogen wird die einschlägige Literatur: Seit einiger Zeit liegen zwei Monographien vor von Herbert Freeden (1987) und Katrin Diehl (1997),42 hinzu kommt eine Anzahl von Artikeln – die (unvollständige) Literaturdatenbank des Verfassers führt insgesamt 127 –; eine umfassende und detaillierte Darstellung ist bisher nicht erarbeitet worden. 5.1. Anzahl, Auflagenhöhe und Umfang Blickt man auf die Gesamtzahl und den durchschnittlichen Umfang einzelner Ausgaben, so bedeutete die Machtübergabe zunächst keine Zäsur für die deutsch-jüdische Presse, sondern wirkte, im Gegenteil, offensichtlich als Stimulus: In den Monaten und Jahren nach dem Januar 1933 erfuhren vor allem die drei großen Zeitungen ›CV-Zeitung‹, ›Jüdische Rundschau‹ und ›Israelitisches Familienblatt‹ einen bemerkenswerten Zuwachs in der Verbreitung und im Umfang.43 Offenbar bezogen viele jüdische Haushalte in Deutschland nun nicht mehr nur eines dieser Blätter – wenn überhaupt –, sondern alle drei. Erst ab 1937 kam es zu einem Rückgang, vor allem aufgrund der Austreibung und Flucht vieler bisheriger Leser aus Deutschland. Das zweimal wöchentlich erscheinende ›Jüdische Nachrichtenblatt‹, das nach dem Verbot fast aller bisheriger deutsch-jüdischer Zeitungen, Zeitschriften etc. im November 1938 auf Geheiß des Goebbels-Ministeriums gegründet werden musste, erreichte bis 1939 seine Leserschaft in einer Auflage von etwa 70.000 Ex. und ging dann ebenfalls deutlich zurück: 1939 noch hatte eine Nummer einen durchschnittlichen Umfang von zehn Seiten, 1940 noch sechs Seiten, 1941 drei Seiten; danach erschien es nur noch einmal in der Woche, 1942 und 1943 mit einem Umfang von lediglich zwei Seiten.44 42
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Herbert Freeden: Die jüdische Presse im Dritten Reich. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag bei Athenäum 1987; Katrin Diehl: Die jüdische Presse im Dritten Reich. Zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung. Tübingen: Niemeyer 1997. Der deutsch-jüdische Journalist und Literat Dr. phil. Herbert Freeden (ursprünglich: Herbert Friedenthal, Posen 1909–Jerusalem 2003) leitete 1933–1939 die Kulturabteilung der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) und arbeitete als Dramaturg im Jüdischen Kulturbund. Entsprechend bietet seine Darstellung Informationen aus erster Hand. Die Maxima bei den Auflagenzahlen: ›CV-Zeitung‹, wöchentliches Erscheinen, 55.000 Ex. 1933; ›Jüdische Rundschau‹, zweimal wöchentlich, 36.150 Ex. 1936; ›Israelitisches Familienblatt‹, wöchentlich, 35.630 Ex. 1935; Zunahme an Umfang: ›CV-Zeitung‹ 23 Seiten je Nummer 1936 von 10 Seiten 1933 – der wirkliche Zuwachs war höher, da die Zeitung seit 1932 im großen »Berliner Format« erschien –; ›Jüdische Rundschau‹ 20 Seiten 1936 von 11 Seiten 1933; ›Israelitisches Familienblatt‹ 24 Seiten 1935 (bis Mai) von 14 Seiten 1933. Alle Zahlen nach Diehl (1997) S. 155 f. (wie Anm. 42). Das ›Jüdische Nachrichtenblatt‹ stellt, trotz seiner strikten Überwachung durch die Machthaber, eine wichtige Quelle der jüdischen Existenz im nationalsozialistischen Deutschland dar, für den lokal- und regionalgeschichtlichen Zusammenhang vgl. etwa Werner Meiners:
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Die Anzahl der Periodika wird unterschiedlich wiedergegeben: Otto Dov Kulka und Eberhard Jäckel zählen für die Zeit vor dem Verbot fast der gesamten deutschjüdischen Presse im November 1938 insgesamt 65 Zeitungen und Zeitschriften, dazu 42 hektographierte periodische Schriften jüdischer Organisationen und Verwaltungsstellen zumeist zum internen Gebrauch. Für den Oktober 1935 beziffern sie die Gesamtauflage der deutsch-jüdischen Periodika auf 1.135.000.45 Katrin Diehl nennt 146 Periodika insgesamt, von denen allein 51 als Gemeindeblätter erschienen. Ihre hilfreiche bibliographische Tabelle zeigt, dass mehr als die Hälfte der deutsch-jüdischen Periodika in Nazi-Deutschland bereits vor 1933 erschien und nach der Machtübergabe weitergeführt wurde und dass etwa 70% der vor 1933 erschienen Blätter nach dem Januar 1933 mit mindestens einer Ausgabe weiterhin herauskamen. Zusätzlich zu den nach 1933 weitergeführten Periodika aus der Zeit davor kam es zu umfangreichen Neugründungen ab 1933: Diese machen etwa ein Drittel der Gesamtzahl (s.o.) aus. Zu dieser Gesamtzahl an Zeitungen und Zeitschriften sollte man wegen ähnlicher Anliegen und Rezeptionsweisen übrigens alle weiteren Gattungen der periodischen Presse hinzurechnen, also beispielsweise Annualschriften wie Kalender und Jahrbücher. Alles in allem bringt der Januar 1933, wie wir sehen, der deutsch-jüdischen Presse einen bedeutsamen Aufschwung. Auf mögliche Ursachen und Erklärungen soll im weiteren Verlauf kurz eingegangen werden. 5.2. Einschränkungen, Restriktionen Selbstverständlich ist die Frage, ob eine historische Presse sich frei äußern durfte oder Restriktionen unterlag, von großer Bedeutung für ihren aktuellen dokumentarischen Wert. Sie soll daher aus unterschiedlicher Perspektive behandelt werden. Konnten Zeitungen und Zeitschriften, die in einem totalitären Staat erschienen, ihren damaligen
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Das ›Jüdische Nachrichtenblatt‹ Berlin im Internet als Quelle zur Geschichte der Juden in Nordwestdeutschland 1938–1943. In: Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen, Arbeitskreis Geschichte der Juden, Rundbrief, 20, Januar 2010. Für diesen wegweisenden Beitrag konnte der Verf., wie im Titel angezeigt, noch die durch die DNB Frankfurt a.M. digitalisierte, online lesbare Ausgabe der Zeitschrift nutzen – was seit ca. 2012 leider nicht mehr möglich ist, da die DNB sie zurückgezogen hat. Dem Verf. sind eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen in Deutschland und im Ausland, u.a. auch bei Yad Vashem Jerusalem, bekannt, die diese Möglichkeit nun schmerzlich vermissen und sich entsprechend an die zuständige Stelle bei der DNB in Frankfurt a. M. gewandt haben – bisher allerdings ohne Erfolg. Es ginge hier, wie es heißt, um Rechtsfragen, die aber möglicherweise geklärt werden könnten. Unerfindlich bleibt, warum die online-Nutzung zuvor über lange Zeit problemlos möglich war und warum die Klärung der Rechtsfragen (?) nun bereits mehrere Jahre in Anspruch nimmt, ohne dass eine Lösung abzusehen wäre. Otto Dov Kulka / Eberhard Jäckel (Hg.): Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933–1945. Düsseldorf: Droste 2004, Artikel »Presse, jüdische, im Dritten Reich« in »historisches Glossar«, S. 737 f. Die Summe von 64 mag aus einem Bericht von Hans Hinkel – tätig in Goebbels RM f. Volksaufklärung und Propaganda, s.u. – zum Verbot der jüdischen Presse nach dem Novemberpogrom 1938 übernommen sein, nach dem 64 Zeitungen und Zeitschriften betroffen gewesen seien, siehe Diehl (1997), S. 141, Fußnote 2 (wie Anm. 42). Nach Hinzuzählung des ›Jüdischen Nachrichtenblattes‹ ergäbe sich eine Gesamtzahl von 65.
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Lesern objektive Informationen oder gar ausgewogene Kommentare bieten, kann die heutige Forschung sie also in dieser Hinsicht als eine verlässliche Quelle sehen? Für den besonderen, wenn nicht einzigartigen Fall der deutsch-jüdischen Presse nach 1933 ist dies überwiegend, allerdings mit Einschränkungen, positiv zu beantworten. Nach diesem vorweggenommenen Resumée zum ersten Kriterium »Freiheit der Berichterstattung« (s.o., Kap. 4.1.): Diese Freiheit kann man, wie gesagt, der deutschjüdischen Presse bis 1933 ohne Einschränkung zusprechen. Bekanntlich endete sie für die deutsch-jüdische wie für die allgemeine Presse mit der Machtübergabe. Versucht man, jenseits dieser allgemeinen Feststellung, einen differenzierteren Blick, so gelangt man zu unterschiedlichen Einschätzungen darüber, wie der Einfluss nationalsozialistischer Stellen im Laufe der Zeit zu gewichten ist und was er für die deutsch-jüdischen Periodika bedeutete. Jacob Boas, einer der Experten auf diesem Gebiet, erkennt für den gesamten Zeitraum 1933–1938 eine »[…] relative Unabhängigkeit der jüdischen Presse […]« mit »[…] wenig Einmischung von oben.«46 Dies bestätigt Moshe Zimmermann: »Zwar gab es eine Zensur durch Goebbels und die Gestapo, doch die jüdische Presse arbeitete relativ autonom.«47 Eine andere Auffassung findet sich in den Erinnerungen von Arno Herzberg, der von 1934 bis zum Herbst 1937 das Berliner Büro der JTA, der »Jüdischen Telegraphenagentur« (Jewish Telegraphic Agency) leitete, bis zu dem Zeitpunkt also, als diese Einrichtung von der Gestapo geschlossen wurde.48 Herzberg war damals einer der maßgeblichen Protagonisten der deutsch-jüdischen Presse, insbesondere was die drei großen Zeitungen ›CV-Zeitung‹, ›Jüdische Rundschau‹ und ›Israelitisches Familienblatt‹ anging. Zum einen versorgte er bzw. seine Agentur diese Zeitungen mit Nachrichten aus Deutschland und aus dem Ausland, zum anderen erhielt er von nationalsozialistischen Stellen und Autoritäten gelegentlich Instruktionen und auch Verbote zur Behandlung bestimmter Themen in diesen Blättern, um sie an deren Herausgeber weiterzuleiten (hierzu später mehr). »Wir waren den Direktiven der Regierung ausgesetzt«, fasst er die Abhängigkeit der jüdischen Presse vom Gefallen oder Missfallen der Nazi-Autoritäten zusammen.49 Dass die Anordnungen und Verbote des Regimes oft ad hoc ausgesprochen wurden, selten im voraus und eher nachdem irgend ein unerwünschter Artikel erschienen war, ist darauf zurückzuführen, dass die deutsch-jüdische Presse bis zum November
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A »[…] relative independence of the Jewish press […]«, with »[…] little interference from ›above‹ […]«. Jacob Boas: The Shrinking World of German Jewry, 1933–1938. In: LBIYB, 26, 1986, S. 241–266, hier S. 243. Moshe Zimmermann: Die deutschen Juden 1914–1945. München: R. Oldenbourg Verlag 1997 (= Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 43), S. 69. Arno Herzberg: The Jewish Press under the Nazi Regime. Its Mission, Suppression and defiance. A Memoir. In: LBIYB, 36, 1991, S. 367–388, hier S. 388. Ein Nachruf auf Arno Herzberg (Deutschland [Polen?] 1907–New Jersey 2002) findet sich unter: http://www. jta.org/2002/01/04/archive/obituary-arno-herzberg-jtas-man-in-berlin-on-eve-of-worldwar-ii-is-dead-at-94 von JTA. The Global Jewish News Source, January 4, 2002. Herzberg (1991) S. 367 (wie Anm. 48).
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1938 nicht der Vorzensur unterworfen war:50 Zensieren mussten zuallererst die Herausgeber selber, die im Falle eines von den Machthabern festgestellten »Verstoßes« alle gravierenden Konsequenzen zu tragen hatten, vom vorübergehenden Verbot ihres Blattes bis zur Inhaftierung im Konzentrationslager. Robert Weltsch (Prag 1891–Jerusalem 1982), der Herausgeber der ›Jüdischen Rundschau‹, hatte Glück, dass ihm dies erspart blieb, als er es gewagt hatte, in einem Leitartikel mehr oder weniger offen eine Rede von Goebbels auf dem Tempelhofer Feld im Juni 1935 zu kritisieren, in der der Minister scharfe Kritik an solchen gelegentlich noch anzutreffenden altmodischen und unbelehrbaren Deutschen geübt hatte, die nach wie vor meinen würden, alles in allem sei doch selbst »der Jude« schließlich ein Mensch und als solcher zu behandeln.51 In seiner späteren Erinnerung an diesen Fall und darüber hinaus an die Abhängigkeit der deutsch-jüdischen Presse insgesamt von Nazi-Stellen zwischen 1933 und 1938 bezeichnet Weltsch den Zeitraum um 1935 als einen Abschnitt des Übergangs. Möglicherweise – aber hierzu wäre noch zu forschen – könnten insbesondere auch die ersten sechs bis neun Monate nach der Machtübergabe mit diesem Begriff umschrieben werden: Es trifft zu, dass die Pressefreiheit mit diesem Ereignis ihr Ende gefunden hatte; andererseits scheint aber, was die Situation der allgemeinen Presse angeht, die Kontrolle von Themen, Ausdrucksweisen etc. nicht von Beginn an in aller Konsequenz gegriffen zu haben, sondern wurde erst im Verlauf des Jahres entwickelt und ins Werk gesetzt.52 Konnten deutsch-jüdische Zeitungen sich damals, für eine begrenzte Zeit, noch etwas von der Art und Weise bewahren, in der sie vor 1933 berichtet und kommentiert hatten? Hierauf weist beispielsweise der wohlbekannte kämpferische Titel derjenigen Nummer der ›Jüdischen Rundschau‹ hin, die nach dem Boykott vom 1. April 1933 erschien: »Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck!«53 Natürlich trifft man nach dem Januar
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Nur die – teilweise periodisch erscheinenden – Publikationen des Jüdischen Kulturbundes unterlagen schon vor dem November 1938 der Vorzensur. Robert Weltsch: A Goebbels Speech and a Goebbels Letter. In: LBIYB, X, 1965, S. 285– 286. Zu dieser Erkenntnis gelangt Christine Hartig in ihrer Untersuchung von Nachrufen und Berichten von Selbstmorden jüdischer Deutscher 1933 in der allgemeinen deutschen und in der deutsch-jüdischen zeitgenössischen Presse: Christine Hartig: Selbsttötungen deutscher Juden. Pressestimmen des Jahres 1933. In: Michael Nagel / Moshe Zimmermann (Hg.): Judenfeindschaft und Antisemitismus in der deutschen Presse über fünf Jahrhunderte / Five hundred Years of Jew-Hatred and Anti-Semitism in the German Press: Bremen: edition lumiére 2013 (= Die jüdische Presse – Kommunikationsgeschichte im europäischen Raum / The European Jewish Press – Studies in History and Language, Bd.15), Vol. 2, S. 691–714, hier S. 692; die Verf. bezieht sich hier auf Clemens Zimmermann: Medien im Nationalsozialismus: Deutschland, Italien und Spanien in den 1930er und 1940er Jahren. Wien: Böhlau 2007, S. 11. Vgl. Robert Weltsch: Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck. Eine Aufsatzreihe der ›Jüdischen Rundschau‹ zur Lage der deutschen Juden. Nördlingen: Greno 1988. Die Artikelserie war bereits 1933 auch in Buchform erschienen.
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1933 keine unverhüllte und offensive Kritik der antisemitischen Maßnahmen und Vorfälle mehr an – gleichwohl kommentiert beispielsweise das Blatt der Bremer Jüdischen Gemeinde den lokalen Boykott am 1. April mit offenen Worten und stellt dabei den »Erfolg« der Aktion in Frage: »…das moralische Ansehen der deutschen Juden hat nicht die geringste Einbuße, das des deutschen Volkes aber auch nicht den geringsten Zuwachs erfahren. Insbesondere über das letztere ist man sich wohl in allen Lagern einig.«54 Das Bremer Gemeindeblatt ging noch einen Schritt weiter, wenn auch mit aller Vorsicht: Es brachte einen satirisch-wertenden Ton in seinen Bericht, indem es einen aufsehenerregenden, im Sinne des Boykotts aber kontraproduktiven Vorfall am Rande des Geschehens aus der nichtjüdischen Lokalpresse übernahm, und zwar die Beschwerde eines nichtjüdischen Eisenwarenhändlers, dessen Geschäft von der Boykottleitung irrtümlich für ein jüdisches gehalten und entsprechend von der SA »bewacht« worden war. So erfahren die Leser von der Willkür, nackten Gewalt und an den Haaren herbeigezogenen Begründung der Aktion: »Herr Gustav Ringtunatus, ein Nichtjude, veröffentlichte in den ›Bremer Nachrichten‹ vom 2. April folgende bemerkenswerte Erklärung: ›Jemand hat mich der NSDAP als Juden bezeichnet, so daß diese mein Geschäft boykottieren ließ. Das ist in der jetzigen Zeit gleichbedeutend mit der Vernichtung meiner Existenz. Ich habe bei der Boykottleitung urkundlich belegt, daß ich von deutschen Eltern evangelischen Glaubens abstamme und selbst dieses Glaubens bin wie meine übrigen Familienmitglieder. Dafür, daß meine Nase groß und meine Haare dunkel ausgefallen sind, kann ich nichts. Oder ist man schon deshalb Jude, vielleicht entschädigt mich der Angeber!‹« Dieses Zitat ergänzt das Bremer Gemeindeblatt lediglich um den Satz: »Es ist immer gut, in heutiger Zeit seinen Stammbaum zur Hand zu haben.«55 5.2.1.
Überwachung durch die Reichspressekammer und das Ministerium »für Volksaufklärung und Propaganda« Bis 1938 wurde die deutsch-jüdische Presse, wie die deutsche Presse insgesamt, von der Reichspressekammer (RPK) kontrolliert, einer Einrichtung der Reichskulturkammer (RKK) im Ministerium »für Volksaufklärung und Propaganda« unter Joseph Goebbels. Neben gelegentlichen befristeten Verboten einzelner Blätter am Anfang – meist als unmittelbare Konsequenz aus Sicht der Regierung missliebiger Artikel – griff die RPK ab 1935 sukzessive zu weiteren, dann permanenten Maßnahmen, die insgesamt darauf abzielten, die allgemeine Verfügbarkeit bzw. den offenen Vertrieb dieser Presse einzuschränken, und die somit auch für diesen Bereich das leitende Konzept der Machthaber umsetzten, das deutsche Judentum zusehends zu ghettoisieren.
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S.I.: Achtung! Jude! / Achtung! Kein Jude!. In: Jüdisches Gemeindeblatt. Mitteilungsblatt der Israelitischen Gemeinde Bremen, 5. Jg. 1933, Nr. 1 [N.Z.], 1. Mai 1933. Hervorhebung im Original. Jüdisches Gemeindeblatt. Mitteilungsblatt der Israelitischen Gemeinde Bremen, 5. Jg. 1933, Nr. 1 [N.Z.], 1. Mai.1933. Unter dem Titel »Kampf dem Judentum in Bremen« hatte die ›Bremer Nationalsozialistische Zeitung‹ am 1. April 1933 eine »Liste der jüdischen Geschäfte, Aerzte und Rechtsanwälte« abgedruckt. In dieser Liste wird auch das Eisenwarengeschäft Ringtunatus geführt.
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Seit Oktober 1935 durften deutsch-jüdische Periodika nicht mehr im Straßenverkauf angeboten werden, nachdem sie zuvor ein gewöhnlicher Anblick an den Kiosken zumal in den größeren Städten gewesen waren; insbesondere die ›Jüdische Rundschau‹ war hier präsent.56 Bereits am 6. September war die betreffende Anordnung zur künftigen Entfernung der deutsch-jüdischen Presse aus dem öffentlichen Raum ergangen, möglicherweise in Reaktion auf Beschwerden von Parteigenossen, die den Anblick jüdischer Zeitungen im Stadtbild nicht länger »ertragen« wollten, möglicherweise auch als Folge des oben erwähnten Artikels von Robert Weltsch gegen die Rede von Goebbels auf dem Tempelhofer Feld57 (davon abgesehen, war dieser Artikel Anlass zu einer Anweisung an die gesamte deutsch-jüdische Presse gewesen, künftig keine Minister und andere Nazi-Größen mehr zu zitieren oder auch nur beim Namen zu nennen). Die Anordnung ist außerdem wohl auch als Teil bzw. Nachklang der organisierten Welle antisemitischer Aktionen und Gewalttaten vom Sommer 1935 zu sehen.58 Da diese Kampagne in der Öffentlichkeit wenig Anklang gefunden hatte – eher wegen der damit verbundenen Unruhe und Straßengewalt als aus Sympathie für die verfolgten Juden –,59 bot sich als Alternative die Verbannung jüdischer Blätter aus der Öffentlichkeit an, als eine ohne offene Brutalität durchgeführte Maßnahme zur weiteren Scheidung zwischen »Jüdischem« und »Deutschem«. Bereits im Juni 1934 hatte die RPK – und dies galt für die deutsche nichtjüdische wie jüdische Presse insgesamt – den Vertrieb von Gratis-Blättern untersagt. Dies erschwerte vorübergehend die Verbreitung der jüdischen Gemeindeblätter, die bis dahin normalerweise allen Haushalten der betreffenden Gemeinden gratis zugestellt wurden, denn der Abonnementpreis war bereits mit dem Gemeindebeitrag abgegolten. Im Oktober 1937 wurde die Überwachung der jüdischen Presse von der RPK auf ein »Sonderreferat« im Goebbels-Ministerium übertragen, das zu Kontrolle »jüdischer« literarischer und kultureller Aktivitäten eingerichtet worden war und von dem Beamten und SS-Führer Hans Hinkel geleitet wurde.60 Seitdem kam es zunehmend zu inhaltlichen Restriktionen, beispielsweise wurden Artikel zur antisemitischen polnischen Regierungspolitik oder zur italienischen Kolonialpolitik verboten. Seit Mitte 1937 durften die deutsch-jüdischen Zeitungen die von ihnen abgedruckten Zitate aus
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Freeden (1987) S. 25 (wie Anm. 42); Diehl (1997) S. 79 (wie Anm. 42), die Verf. lehnt sich hier stark an die entspr. Passage bei Freeden an. Weltsch (1965) S. 285 (wie Anm. 51). Siehe etwa Peter Longerich: Politik der Vernichtung. Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung. München: Piper 1998, S. 85 f. Ian Kershaw: The Persecution of Jews and German Popular Opinion in the Third Reich. In: LBIYB, XXVI, 1981, S. 261–289, zur relativen Erfolglosigkeit der Kampagne siehe dort insbes. S. 264 ff. Zur Karriere von Hinkel, und insbesondere zu seiner Tätigkeit im Ministerium »für Volksaufklärung und Propaganda«, siehe Alan E. Steinweis: Hans Hinkel and German Jewry. In: LBIYB, XXXVIII, 1993, S. 209–219. Der Beitrag gibt einen Eindruck von der Art und Weise, wie Hinkel den »Jüdischen Kulturbund« kontrollierte, erwähnt aber nicht seine Beaufsichtigung der deutsch-jüdischen Presse.
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der allgemeinen Presse nicht mehr mit eigenen Kommentaren versehen,61 und seit Beginn 1938 durften sie solche Zitate überhaupt nicht mehr bringen – was ohnehin nicht allzu häufig geschehen war, aber doch zum Erscheinungsbild der Blätter gehört hatte,62 u.a. als eine Möglichkeit, die Vorfälle in Deutschland indirekt zu kommentieren,63 wie bei dem oben teilweise zitierten Bericht des Bremer Jüdischen Gemeindeblattes zum Boykott vom 1. April 1933. An dieser Stelle ist übrigens darauf hinzuweisen, dass die allgemeine deutsche Presse den deutsch-jüdischen Zeitungen als hauptsächliche Quelle der Inlands-Berichterstattung diente; so berichtet jedenfalls Arno Herzberg von der JTA Berlin: Hier wurden täglich sowohl die Berliner Zeitungen als auch die wichtigeren Blätter der Provinzpresse auf relevante Artikel und Informationen hin durchgesehen.64 Die deutsch-jüdische Presse durfte sich, wie gesagt, zu bestimmten Themen nicht mehr äußern; zu entsprechenden Einschränkungen kam es verstärkt ab Mitte 1937. Andererseits, und anders als die allgemeine Presse im nationalsozialistischen Deutschland, bekam sie keine Anweisungen von der »Reichspressekonferenz« und anderen Einrichtungen der Regierung zur Lenkung der Presse, über welche Themen wann, in welcher Intensität und mit welcher Tendenz zu berichten war. Eine Ausnahme sind, seit der Ägide von Hans Hinkel, Anordnungen zum Sprachgebrauch, wenn es um die Segregation zwischen »Jüdischem« und »Deutschem« ging; diese konnten für die jüdische wie nichtjüdische Presse parallel erfolgen. Thomas Pegelow Kaplan gibt in seiner Untersuchung zur sprachlichen Gewalt gegen Juden im Nationalsozialismus das Beispiel einer deutsch-jüdischen Zeitung, die im Sommer 1937 angewiesen wurde, nicht die Begriffe »Berliner Kaufmann« und »Süddeutsche Frau« auf deutsch-jüdische Protagonisten anzuwenden, sondern statt dessen von einem »Kaufmann jüdischer Abkunft aus Berlin« und von einer »jüdischen Frau aus Süddeutschland« zu schreiben.65 61
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Thomas Pegelow Kaplan: The Language of Nazi Genocide. Linguistic Violence and the Struggle of Germans of Jewish Ancestry. Cambridge: Cambridge University Press 2011 (Erstaufl. 2009), S. 37. Arno Herzberg: Last Days of the German-Jewish Press. In: Contemporary Jewish Record: Review of events and a digest of opinion, vol. 5, 1942, 2, S. 145–153, hier S. 149. Zweifellos spielte bei solchen indirekt kommentierenden Zitaten aus nichtjüdischen Zeitungen der Kontrast von Stil und Sprache eine Rolle: Hier die Lingua tertii imperii und der Nazi-Jargon der gleichgeschalteten deutschen Presse, dort die Bewahrung einer niveauvollen, differenzierten und sachlichen Ausdrucksweise, wie sie bis 1933 alle anspruchsvolleren Medien ausgezeichnet hatte. Herzberg (1991) S. 370 (wie Anm. 48). Pegelow Kaplan (2011) S. 124 (wie Anm. 61). In antisemitischen Konzepten kommt der Sprache stets eine besondere Bedeutung zu, und die beteiligten Medien helfen bei der Erzeugung und noch mehr der Verbreitung der entsprechenden Termini und Texte. Paradoxerweise stritt die völkisch-antisemitische Bewegung zwischen etwa 1900 und 1933 die Wichtigkeit der Sprache ab, etwa indem behauptet wurde, nur die »Sprache des Blutes« sei ausschlaggebend, siehe Arndt Kremer: »Blood talks.« Racist anti-Semitic Determination and Devaluation of Language in the Journal ›Der Hammer‹, 1902–1932. In: Michael Nagel / Moshe Zimmermann (Hg.): Judenfeindschaft und Antisemitismus in der deutschen Presse über fünf Jahrhunderte / Five hundred Years of Jew-Hatred and Anti-Semitism in the German Press. Bremen: edition lumière 2013 (= Die jüdische Presse – Kommunikations-
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5.2.2. Das Berliner Büro der JTA (Jewish Telegraphic Agency) Das Berliner Büro der JTA versorgte die deutsch-jüdischen Zeitungen mit Informationen zum Geschehen in Deutschland und zu Ereignissen in aller Welt mit einer besonderen Bedeutung für das Judentum. Hier gab es spezielle Instanzen der Kontrolle. Arno Herzberg berichtet, dass er das Bulletin des Berliner Büros (es wurde dort an fünf Tagen der Woche zusammengestellt teils aus den einlaufenden Bulletins der ausländischen JTA-Büros, hier vor allem des Londoner, teils aus einer Auswahl inländischer Berichte)66 täglich an vier Stellen senden musste, nämlich an das Propagandaministerium, an den Zuständigen für jüdische Angelegenheiten dort – das war, auch schon vor 1937, Hans Hinkels »Sonderreferat« –, an die Sektion der Gestapo für jüdische Belange (Eichmanns Büro), und an die lokale Berliner Gestapo.67 Wenn auch nur eines dieser ständig rivalisierenden Büros eine bestimmte Meldung im Bulletin beanstandete, konnte sich daraus ein Fall von Vorzensur für alle deutsch-jüdischen Zeitungen ergeben. Herzberg erinnert sich beispielsweise an einen Telefonanruf des »Judenreferats« der Berliner Gestapo, der einen Bericht des JTA-Bulletins von der Veröffentlichung in der deutsch-jüdischen Presse ausschloss. Hier ging es um den »[…] herzerwärmend freundlichen Empfang einer kleinen Gruppe jüdischer Kinder, die aus Deutschland nach England gelangt waren (ein Vorläufer der größeren Transporte nach der Kristallnacht).« Offensichtlich sollten die deutsch-jüdischen Leser durch die Nachricht, dass diese Kinder nun in Sicherheit waren, nicht aufgemuntert werden und Hoffnung schöpfen, sondern deprimiert und niedergeschlagen bleiben. Den Machthabern war es darum zu tun, dass die deutsch-jüdischen Zeitungen ihren Lesern nicht Hoffnung oder gar Optimismus vermittelten, sondern eher eine gedrückte, unsichere Stimmung. Nachdem Arno Herzberg im Januar 1938 in mehreren Artikeln für die ›CV-Zeitung‹ harte antisemitische Maßnahmen der rumänischen Regierung gemeldet und kommentiert hatte, wurde dieses Blatt für einige Wochen verboten. Die jüdischen Deutschen sollten aus derartigen Berichten nicht den Eindruck gewinnen, dass es ihnen selber im Vergleich mit den verfolgten rumänischen Glaubensgenossen doch noch vergleichsweise gut ginge.68 Kommen wir zu einem zusammenfassenden Urteil hinsichtlich der Einschränkung und Kontrolle der deutsch-jüdischen Presse seitens des Regimes: Der geheime »SD-Jahresbericht für 1938«, der die Nazi-Führung mit authentischen Informationen zu den Vorgängen in Deutschland, insbesondere auch zur wirklichen Stimmung innerhalb der Bevölkerung, versorgen sollte, bemerkt unter der Zwischenüberschrift »Jüdische Presse und Schrifttum«: »Wie das jüdische Leben insgesamt, konnte sich
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geschichte im europäischen Raum / The European Jewish Press – Studies in History and Language, Bd.14), Bd. 1, S. 397–422. Herzberg (1991) S. 370 (wie Anm. 48). Das Berliner JTA-Büro erhielt täglich per Luftpost die Bulletins der Büros in London, Paris, Prag und Warschau. Es durfte allerdings nicht das Bulletin der Hauptstelle der JTA in New York beziehen (›JTA daily news bulletin‹ / Jewish Telegraphic Agency, New York, 1.1919 – ), konnte auf der anderen Seite aber das eigene (Berliner) Bulletin – aber keine weiteren Berichte – allen auswärtigen Büros der Agentur zusenden. Herzberg (1991) S. 372f. (wie Anm. 48). Herzberg (1991) S. 376 (wie Anm. 48).
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auch die jüdische Presse in absoluter Freiheit entwickeln.«69 Wir wissen, dass diese Bemerkung in einem deutlichen – und zynischen – Gegensatz zu dem steht, was tatsächlich geschah.70 Die Wahrheit ist, dass der deutsch-jüdischen Presse bis zum November 1938 eine relative Freiheit in der Auswahl der Themen zugestanden wurde, die sie berichten und kommentieren wollte.71 Diese eingeschränkte Autonomie verringerte sich im Verlauf der fünf Jahre vor dem Novemberpogrom zusehends und wurde immer ungewisser. Gleichwohl konnte diese Presse über den gesamten Zeitraum die moralischen und sprachlichen Standards eines humanen Journalismus beibehalten. 5.2.3. Selbstzensur und thematische Beschränkung durch die Journalisten und Herausgeber Es wurde bereits erwähnt, dass den Machthabern solche Artikel in der deutsch-jüdischen Presse missfielen, die Zuversicht bei den Lesern wecken konnten.72 Hiermit im Zusammenhang steht ein zweiter Aspekt der Zensur – und damit auch des heutigen dokumentarischen Wertes – dieser Presse nach 1933, der wiederholt zur Sprache gebracht wird von denjenigen, die damals aktiv an deren Gestaltung beteiligt waren: Diese Blätter sahen eine ihrer Hauptaufgaben darin, ihren Lesern, angesichts der zunehmenden Bedrängung und Erniedrigung des deutschen Judentums, ein Gefühl der Zuversicht und vor allem der Selbstachtung zu vermitteln.73 Man kann annehmen, dass die Journalisten und Herausgeber solche Themen und eine solche Form der Darstellung wählten, wie sie ihnen für dieses Anliegen geeignet erschienen. »Um unsere Leser moralisch aufzurichten […]«, so erinnert sich Arno Herzberg an die daraus resultierende paradoxe Situation, »[…] mussten wir uns in der Auswahl der Nachrich-
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SD-Oberabschnitt Ost II 112, Jahresbericht für 1938, Berlin 13.1.1939. In: Kulka/Jäckel (2004) S. 348 (wie Anm. 45). Die »Stimmungsberichte« gaben die tatsächliche öffentliche Meinung nicht, oder allenfalls nur eingeschränkt, wieder, siehe z. B. Peter Longerich: »Davon haben wir nichts gewusst!« Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933–1945. München: Siedler 2006, S. 35 f., S. 317. Kritische Berichte zu den antijüdischen Aktionen und Verlautbarungen des Regimes und seiner Anhänger, wie etwa anlässlich der Boykottaktion vom 1.4.1933, waren nach den ersten Monaten der NS-Herrschaft nicht mehr möglich. Im Zusammenhang damit stellt sich die Frage, ob die deutsch-jüdische Presse nach 1933 tatsächlich als Instrument der aktiven Opposition gegen das Regime zu sehen ist. Jacob Boas meint, dass es insbesondere die drei großen Zeitungen ›CV-Zeitung‹, ›Jüdische Rundschau‹ und ›Israelitisches Familienblatt‹ gewesen seien, welche »diese Form des Widerstandes ausüben« [»this form of resistance«], Boas (1986) S. 241 (wie Anm. 46). Euphemistisch erscheint hier jedoch die Feststellung, dass die »[…] deutsch-jüdische Führung die NaziAttacken vor allem mit der Waffe der Zeitungen pariert hätte« [»German-Jewish leaders […] parreid the Nazi blows armed chiefly with newspapers«], ebd. S. 241: Zu ungleich war in diesem Falle das Kräfteverhältnis. Robert Weltsch: Redakteur der Jüdischen Rundschau. In: Robert Weltsch (Hg.): Die deutsche Judenfrage. Ein kritischer Rückblick. Königstein: Jüdischer Verlag 1981, S. 89: »Die Zeitung war das einzige Werkzeug, das in einer fast seelsorgerisch zu nennenden Rolle den Beraubten und Verfolgten, den Erniedrigten und Beleidigten Mut zusprechen und ihnen ein neues Lebensgefühl geben konnte.«
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ten, die uns von unserem Standpunkt her zum Druck geeignet erschienen, einiger Leitprinzipien totalitärer Regimes bedienen.«74 Ein dritter Mechanismus bzw. ein drittes Motiv der Zensur ist von Bedeutung angesichts der Frage, wie weit die deutsch-jüdische Presse nach 1933 als ein wirklichkeitsgetreuer Spiegel der jüdischen Existenz in Nazi-Deutschland zu sehen ist. Wie schon erwähnt, mussten Journalisten und Herausgeber, unter dem Damoklesschwert aller möglichen Konsequenzen, selber entscheiden, welche Berichte und Kommentare besser zu unterbleiben hatten. Dies war ziemlich eindeutig, wenn es um Nazi-Autoritäten und -Zitate ging, wie im Falle der Goebbels-Rede. Solche Entscheidungen mussten aber auch getroffen werden, wenn lediglich »innerjüdische« Angelegenheiten in der Presse zur Sprache kamen. Ein Beispiel: In den Jahren ab 1933 wurden, wie sich Arno Herzberg erinnert, vor allem die Purim-Gottesdienste in den Synagogen stark besucht, und sie gestalteten sich auf eine neuartige, zuvor nicht übliche Weise: mit lebhafter Teilnahme des Publikums, besonders mit lauten Rufen der Ablehnung und Füßestampfen, wenn während der Lesung der Esther-Rolle der Name des verhassten Judenfeindes Haman erklang.75 »Es gab den Leuten eine Ermunterung, die sie dringend brauchten«, erinnert sich Herzberg, aber »die Schwierigkeit war, dass wir darüber in der Presse nicht berichten konnten«. Allzu offensichtlich war die Parallele zwischen – legendenhafter – Geschichte und Gegenwart, zwischen Haman und Hitler.76 Diese lebhaften Synagogengottesdienste wurden bekanntlich auch von der Gestapo überwacht und in der Regel nicht geahndet, möglicherweise deshalb, weil die Gestapoleute die Bedeutung der lautstarken Äußerungen seitens der Gemeinde nicht verstanden.77 Der Fall hätte anders gelegen, wenn die tumultartigen Verwünschungen des Judenfeindes Haman in der Presse berichtet worden wären. Die Pressezensur wurde seitens des Regimes qualifizierter und kenntnisreicher ausgeübt als die Überwachung der Synagogen;78 hier hätte man die jeweilige Zeitung, ihren Herausgeber, den betreffenden Journalisten zur Rechenschaft gezogen. 74 75
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Herzberg (1991) S. 367 (wie Anm. 46). Das Fest Purim erinnert an die Errettung der Juden im Reich des Perserkönigs Achachwerosch (Xerxes?) vor physischer Vernichtung. Haman, der Minister des Königs, hatte zunächst ein offenes Ohr beim Herrscher mit seinem Verlangen gefunden, alle Juden im Lande töten zu lassen. Die kluge Jüdin Esther aber, Geliebte des Königs, konnte den Herrscher umstimmen, so dass statt dessen am Ende Haman und seine zehn Söhne dem Henker überantwortet wurden. Herzberg (1991) S. 371 (wie Anm. 46): »It gave a badly needed lift to people […] but […] the trouble was that we could not report it.« In der Synagoge wird die Esther-Rolle, wie alle wochenweise fortgesetzten Abschnitte der Heiligen Schrift, auf Hebräisch vorgelesen. Der Berliner Rabbiner Joachim Prinz (Bierdzan b. Oppeln 1902–Livingston, New Jersey 1988) war für seine populären Gottesdienste und offenen Worte gegenüber dem Regime besonders bekannt. Seinen Lebenserinnerungen zufolge kamen zu jedem seiner Gottesdienste zwei Gestapo-Agenten in die meist überfüllte Synagoge (von denen einer ihn später gelegentlich heimlich unterstützte). Den Freitagabend-Gottesdienst nach der Boykottaktion vom 1. April 1933 gestaltete Prinz zu einem »leidenschaftlichen Angriff auf die Regierung« und wunderte sich später, dass die Agenten ihn nicht zur Verantwortung gezogen hätten. In
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Ein vierter Aspekt ist zu erwähnen, der ebenfalls die Auswahl und noch mehr die Tendenz der Nachrichten in den deutsch-jüdischen Zeitungen beeinflussen konnte: Deren innerjüdische politische Orientierung. Ohne dieses Thema hier zu vertiefen, kann jedoch angenommen werden, dass die jeweilige Ausrichtung der Herausgeber und Journalisten nach 1933 nicht zu einer krass einseitigen Berichterstattung und Kommentierung führte: Die in Breslau erscheinende zionistische ›Jüdische Zeitung für Ostdeutschland‹ beispielsweise beobachtete, neben anderen Feldern der Berichterstattung, intensiv auch das lokale Geschehen, und hier war sie unparteiisch genug, auch die Aktivitäten politisch rivalisierender Gruppierungen anzukündigen, etwa des in den ersten Jahren nach 1933 noch dezidiert antizionistisch ausgerichteten »Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten«.79 5.3. Eingrenzung auf einen »jüdischen« Bereich, Leser im Ausland Seit 1935 setzte das Regime der Rolle der deutsch-jüdischen Presse für die allgemeine Öffentlichkeit zusehends engere Grenzen. Nach dem Verbot des Kiosk- und Straßenverkaufs im September 1935 konnten auch Juden keine Einzelausgaben mehr erwerben und mussten daher abonnieren. Nichtjuden war dies untersagt, aber Interessierte konnten das Verbot umgehen: Nichtjüdische Buchhandlungen durften bis zum April 1938 die deutsch-jüdische Presse beziehen,80 und bis zum Oktober dieses Jahres suchten, wie Robert Weltsch berichtet, etwa zweihundert »arische« Leser in Berlin regelmäßig die Redaktionsräume in der Meinekestr. 10 auf,81 um sich dort persönlich mit ihrem Exemplar der ›Jüdischen Rundschau‹ zu versorgen. Jüdische Deutsche durften, auf der anderen Seite, bis zum Februar 1942 die nichtjüdische Presse beziehen.82 Wieweit sie hiervon Gebrauch machten, wird später kurz erörtert. Nun zu einem anderen Berührungspunkt zwischen »jüdischer« und »deutscher« Sphäre: Bis 1933 brachte die ›CV-Zeitung‹ gelegentlich Artikel aus der Feder von Nichtjuden. Dieses nichtjüdische Engagement in der deutsch-jüdischen Presse wurde
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einer späteren Zeit wurde ihm ein zeitweiliges Predigt-Verbot auferlegt; er trug aber das statt dessen von ihm ausgewählte Gebet mit einer solchen Betonung vor, dass die Agenten ihn ernsthaft verwarnten. Prinz berichtet, er sei wegen seines Redetalents bei den Glaubensgenossen als der »Jüdische Goebbels« bekannt gewesen, vgl. Joachim Prinz: Rebellious Rabbi. An Autobiography – The German and Early American Years. Edited and introduced by Michael A. Meyer. Bloomington: Indiana University Press 2008, S. 103, 158f. Joseph Walk: Die ›Jüdische Zeitung für Ostdeutschland‹ (1924–1937), Zeitgeschichte im Spiegel einer regionalen Zeitung. Hildesheim: Olms 1993 (= Haskala. Wissenschaftliche Abhandlungen. Herausgegeben vom Moses Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Bd. 25), S. 122. Der erste Herausgeber dieser 1924 gegründeten Zeitung war übrigens Dr. Joachim Prinz, s.o. Anm. 78. Diehl (1997) S. 81 (wie Anm. 42). Erst am 1. April 1938 untersagte Hans Hinkel in einem Zirkular, das sich an »Personen und Unternehmen der Jüdischen Presse« richtete, die Belieferung von nichtjüdischen Buchhandlungen. Der Eingang des sehr frequentierten großen Gebäudes, in dem mehr als dreißig Jüdische Organisationen arbeiteten, wurde zweifellos von der Gestapo überwacht. Zimmermann (1997) S. 73 (wie Anm. 47); Diehl (1997) S. 84 (wie Anm. 42).
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ab 1933 nicht fortgesetzt. Es gibt eine Ausnahme, vielleicht die einzige: Der junge, antisemitische Historiker Wilhelm Grau, der damals am Anfang seiner Karriere an akademischen NS-Instituten zur Erforschung der »Judenfrage« stand, verfasste 1936 einen Beitrag für die ›Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland‹,83 in dem er sich in aggressivem Ton gegen eine zuvor dort erschienene kritische Besprechung seiner – in der Tat unzulänglichen und weitgehend plagiierten – Dissertation zum »Antisemitismus im späten Mittelalter« verwahrte.84 Die Herausgeber druckten Graus Beitrag nicht wegen seiner – durchweg fragwürdigen – wissenschaftlichen Qualität ab, sondern weil sie dazu gezwungen worden waren.85 In diesem Beitrag kündigte der Nazi-»Historiker« u.a. an, dass die »Wissenschaft des Judentums« keine Domäne alleine von jüdischen Gelehrten mehr bleiben würde. Von nun an würden »[…] auch deutsche Gelehrte das Judenproblem systematisch erforschen und darstellen, und zwar im Rahmen der deutschen Nationalgeschichte.«86 Die Androhung eines bevorstehenden nationalsozialistischen Eindringens in die jüdische Historiographie fand ihre Bestätigung durch den erzwungenen Missbrauch der deutsch-jüdischen historischen Zeitschrift. Neben diesem Sonderfall sehen wir auch nichtjüdische Beiträge in der deutschjüdischen Presse auf einer freiwilligen Basis, nämlich Anzeigen. Zwei Beispiele: Das ›Gemeindeblatt der jüdischen Gemeinde zu Berlin‹ brachte Ankündigungen nicht nur zu Orten und aktuellen Veranstaltungen des »jüdischen« Berlin, sondern ebenso die Spielpläne der großen Berliner Kinos, die auch unter der jüdischen Bevölkerung um
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Wilhelm Grau: Antisemitismus im Mittelalter. Ein Wort contra Raphael Straus. In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1936, H. 4, S. 186–198. Michael Brenner ist Recht zu geben, wenn er diese Affäre als einen der »schmutzigsten Angriffe auf die jüdische Geschichtsschreibung nach 1933« [»one of the dirtiest attacks on Jewish historiography after 1933«] bezeichnet, Michael Brenner: Jewish Culture in a Modern Ghetto. Theater and Scholarship among the Jews of Nazi Germany. In: Francis R. Nicosia / David Scrase (Hg.): Jewish Life in Nazi Germany. New York: Berghahn Books 2010, S. 170–184, hier S. 180. Wilhelm Grau: Antisemitismus im späten Mittelalter. Das Ende der Regensburger Judengemeinde 1450–1519. Phil.Diss. München 1934. Diese Dissertation stützte sich weitgehend auf Quellen, die zuvor der Historiker Raphael Straus – der auch die ›Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland‹ herausgab – über Jahre gesammelt hatte. Straus hatte seine Studie »Die Judengemeinde Regensburg im ausgehenden Mittelalter. Aufgrund der Quellen kritisch untersucht und neu dargestellt« 1932 beim Heidelberger Verlag Winter veröffentlicht und wollte den dazugehörigen Quellenband 1934 publizieren. Wilhelm Grau hatte sich die Druckfahnen des Quellenbandes jedoch zuvor auf unredliche Weise angeeignet und sie für den eigenen »Gebrauch« genutzt, vgl. Patricia von Papen-Bodeck: Judenforschung und Judenverfolgung. Die Habilitation des Geschäftsführers der Forschungsabteilung Judenfrage, Wilhelm Grau, an der Universität München. In: Elisabeth Kraus (Hg.): Die Universität München im Dritten Reich. Aufsätze. München: Herbert Utz Verlag 2008, T. 2, S. 209–264, hier S. 234f. Papen-Bodeck (2008) S. 235 (wie Anm. 84). Die Verf. gibt nicht an, auf welche Weise der Zwang ausgeübt wurde. Grau (1943) S. 198 (wie Anm. 84). Hervorhebung im Original.
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Besucher werben wollten.87 Und in der letzten erschienenen Nummer der orthodoxen Zeitung ›Der Israelit‹ vom 3. November 1938 kündigt der Norddeutsche Lloyd eine »Sonderfahrt nach Australien, Melbourne und Sidney zur Beförderung jüdischer Auswanderer ab Bremen am 19. Dezember 1938, Lloyddampfer ›Berlin‹« an.88 Wie steht es mit Lesern im Ausland? Es gibt Hinweise dafür, dass die Verbreitung der deutsch-jüdischen Blätter bis 1938 über die deutschen Grenzen hinausging (dies gilt selbst für das danach erscheinende ›Jüdische Nachrichtenblatt‹, ungeachtet der Tatsache, dass der Export dieser Presse nach dem November 1938 verboten worden war). Ein beachtlicher Teil der vielen Leserbriefe der ›Kinder-Rundschau‹, Beilage der ›Jüdischen Rundschau‹, kam aus dem Ausland, besonders ab 1935. Diese Briefe hatten Kinder und Jugendliche geschickt, die aus Nazi-Deutschland entkommen waren nach Palästina, den USA, Australien und anderen Ländern und die dort regelmäßig ihre ›Kinder-Rundschau‹ weiterlasen.89 Die Verbreitung deutsch-jüdischer Periodika über die Grenzen hinaus wird ebenfalls bestätigt im Impressum des orthodoxen ›Israelit‹, wo beispielsweise im Jg. 1938 die Bezugspreise für Länder außerhalb von Deutschland aufgelistet sind, darunter Amerika, England, Frankreich, Belgien, Niederlande, Italien, Jugoslawien, Litauen, Rumänien, Polen, Schweiz, Tschechoslowakei, Ungarn, Dänemark, Norwegen und Schweden.90 Schließlich lässt sich nachweisen, dass zumindest frühere Nummern des ›Jüdischen Nachrichtenblattes‹ aus Deutschland herausgelangten, trotz des Ausfuhrverbotes vom November 1938. Die erste erschienene Nummer war in Palästina vom dortigen ›Mitteilungsblatt der Hitachduth Olej Germania‹ rezensiert worden,91 und als Arno Herzberg 1942 in New York über die »Last Days of the German Jewish Press« schrieb, stellte er dabei unter anderem – und sehr kritisch – das ›Jüdische Nachrichtenblatt‹ vor.92 5.4. Die neue Rolle der deutsch-jüdischen Presse ab 1933 Ab 1933 wurden die deutsch-jüdischen Zeitungen und Zeitschriften von einer Ergänzungspresse zu einer vorrangigen und zentralen Quelle der verlässlichen Information und der Orientierung. Es ist diese neue Funktion, die zu der beachtlichen Steigerung bei den Auflagenzahlen und im Umfang führt. Hinzu kommt für nicht wenige Blätter ein Qualitätsgewinn: Zahlreiche talentierte und anerkannte deutsch-jüdische Journalisten
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Jacob Borut: Struggles for Spaces: Where Could Jews Spend Free Time in Nazi Germany? In: LBIYB, 56, 2011, S. 307–350. Der Israelit. Ein Centralorgan für das orthodoxe Judentum, Nr. 44, 3. November 1938, S. 12. Dies ist nur eines von vielen Beispielen; die Schifffahrtslinien platzierten ihre Anzeigen auch in anderen Blättern der deutsch-jüdischen Presse, auch schon vor 1938. Michael Nagel: Bilder von einer besseren Welt: Die ›Kinder-Rundschau‹, Beilage der ›Jüdische Rundschau‹ (1933–1938). In: Nagel (2002) S. 315–349 (wie Anm. 11). Der Israelit. Ein Centralorgan für das orthodoxe Judentum, Nr. 44, 3. November 1938, S. 12. Das Ende der jüdischen Presse in Deutschland. In: Mitteilungsblatt der Hitchduth Olej Germania, 6, 1938, S. 9f. Herzberg (1942) (wie Anm. 62).
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Abb. 3: Gemeindeeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, 24. Febrruar 1935
nd dort nun he heraus gelisten, diie bisher in deer allgemeinenn Presse gearbeeitet hatten un drängt worden w waren, veröffentlichtten fortan in den d deutsch-jüd dischen Zeitunngen und Zeitschrriften.93 93
Beisspielsweise schrieeb die Publizistiin Martha Werth heimer (Frankfurt a.M. 1890–Deeportation 19411[?]), die bis 19333 für führende Z Zeitungen der alllgemeinen Pressee gearbeitet hattee, nach der Macchtübergabe Artiikel für das ›Nürrnberg-Fürther Jüdische Gemein ndeblatt‹, siehe N Nadja Bennew witz: Zwischen Repression, R Resisstenz und Migrattion. Alltag jüdisscher Frauen im m National-
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Lasen die jüdischen Deutschen ab 1933 nur noch diese Presse? Offensichtlich griffen sie weiterhin auch zu nicht spezifisch jüdischen Zeitungen, beispielsweise zu der in Deutschland und im Ausland immer noch angesehenen ›Frankfurter Zeitung‹, der die NS-Pressepolitik bis zu ihrer Schließung 1943 eine Art Scheinselbständigkeit, zumindest im Stil, als Aushängeschild gegenüber dem Ausland und bürgerlich-konservativen Kreisen im Inland, zugedacht hatte.94 In den ersten Jahren nach 1933, als die »Arisierung« jüdischer Betriebe und die Ghettoisierung der jüdischen Bevölkerung noch am Anfang standen, sind wohl auch die Lokalzeitungen weiterhin gelesen worden, mit Sicherheit von den örtlichen deutsch-jüdischen Geschäftsinhabern. Dezidiert nationalsozialistische Blätter wie der ›Völkische Beobachter‹ und sogar ›Der Stürmer‹ wurden von manchen jüdischen Lesern studiert, die in einer Zeit größter Unsicherheit Aufschluss über die Ideologie und die politischen Pläne der Nazis gewinnen wollten.95 Überhaupt wurde das Zeitunglesen, zuvor als Selbstverständlichkeit in persönlichen Schriften wie Korrespondenzen und autobiographischen Werken kaum erwähnt, ab 1933 zu einem geläufigen Thema in deutsch-jüdischen Tagebüchern. Jüdische Deutsche waren zutiefst verunsichert angesichts ihrer zunehmend verschlechterten Lage und suchten sich mittels aller verfügbaren Quellen und Genres zu informieren.96 Das Zeitunglesen wurde zu einem wichtigen Teil des Alltags.97 Es ist anzunehmen, dass die recht kritischen deutsch-jüdischen Leser98 ohne weiteres bemerkten, dass die allgemeine Presse in Nazi-Deutschland, so wie der National-
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sozialismus im Spiegel des Nürnberg-Fürther Gemeindeblattes. In: Medaon: Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 5, 2009, S. 20 f. und sie leitete 1936 das ›Israelitische Familienblatt‹. Der Journalist und Schriftsteller Cheskel [früher: Hans] Zwi Klötzel (Berlin 1891–Jerusalem 1951) war bis 1933 Auslandskorrespondent des ›Berliner Tageblatt‹ und der ›Vossischen Zeitung‹, flüchtete 1933 nach Palästina und schrieb von dort aus für die ›KinderRundschau‹ und andere deutsch-jüdischen Blätter. Es ließen sich weitere Beispiele anführen. Günther Gillessen: Auf verlorenem Posten. Die ›Frankfurter Zeitung‹ im Dritten Reich. 2. Aufl. Berlin: Siedler 1987. Allerdings brachte auch die ›Frankfurter Zeitung‹ eine ganze Reihe antisemitischer Beiträge. Thomas Pegelow Kaplan erwähnt andererseits Berichte der Gestapo in Frankfurt a.M. von 1935, aus denen hervorgeht, dass das Blatt bis zu seiner Schließung 1943 intensiv von Juden gelesen wurde. Nach 1945 äußerte Leo Baeck, die ›Frankfurter Zeitung‹ sei das einzige Blatt gewesen, das er ohne Ekelgefühle hätte lesen können. Bis zu seiner Deportation sei sie ihm eine tägliche Hilfe gewesen [»said that the ›Frankfurter Zeitung‹ had been the only paper he had been able to read without ›revulsion‹. Until his deportation in January 1943, it had been a ›daily help‹ to him.«], Pegelow Kaplan (2011), S. 145, 199 (wie Anm. 61). Pegelow Kaplan (2011) S. 145 (wie Anm. 61). Alexandra Garbarini: Numbered Days. Diaries and the Holocaust. New Haven: Yale University Press 2006, S. 58–94; siehe auch Pegelow Kaplan (2011) S. 145 (wie Anm. 61). »Investigating how Jews read the news elucidates a great deal about their wartime social interactions, coping strategies, and hopes for the future,« Garbarini (2006) S. 59 (wie Anm. 96). In seinem Beitrag zum jüdischen kulturellen und intellektuellen Leben in Nazi-Deutschland nimmt Volker Dahm an, dass die deutsch-jüdischen Leser ab 1933 eine kritische Einstellung besaßen und fähig waren, beispielsweise »den erzwungenen Sklavenjournalismus, der das ›Jüdische Nachrichtenblatt‹ bei Artikeln, die die politische und rechtliche Lage der Juden betraf, in wachsendem Maße kennzeichnete«, zu durchschauen, vgl. Volker Dahm:
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sozialismus insgesamt, sich auf Propaganda, Lüge und verzerrte Darstellung stützte. Im Gegensatz dazu erhielten die deutsch-jüdischen Blätter in dieser Zeit einen ethischen Journalismus aufrecht. Sie trennten Nachrichten vom Kommentar, bedienten sich einer differenzierten und anspruchsvollen Sprache und boten verlässliche Informationen. Trotz der Einschränkungen, von denen die Rede war – den damaligen Lesern werden sie bewusst gewesen sein –, waren sie es, welche die Tradition der großen liberalen deutschen Zeitungen der Weimarer Zeit fortsetzten. Nun trifft es zwar zu, dass im Unterschied dazu sowohl die ›CV-Zeitung‹ als auch die ›Jüdische Rundschau‹ auch als Sprachrohre unterschiedlicher innerjüdischer Strömungen zu sehen sind und als solche gegensätzliche Auffassungen zur jüdischen Existenz und Politik vertraten. Abgesehen von gelegentlichen Auseinandersetzungen kamen sie sich jedoch ab 1933 in ihren Auffassungen näher, etwa wenn es um die Situation in Deutschland und wenn es um Palästina ging. Darüber hinaus vermittelten diese unterschiedlichen Stimmen im Chor der deutsch-jüdischen Presse eine Art von Normalität, was zur Ermutigung des Publikums beitragen konnte. Zu erwähnen ist eine weitere wichtige Funktion dieser Presse seit 1933: Sie trug ihren – nicht geringen – Teil dazu bei, in Deutschland eine jüdische Öffentlichkeit und sogar Gemeinschaft zu begründen und zu formen, ein Gebot der Stunde nach der Machtübergabe. Um der Isolation des neuen Lebens »ohne Nachbarn«99 wirkungsvoll zu begegnen, stärkte diese Presse die Bindung ihrer Leser an das Judentum, eine Bindung, die vor 1933 für viele von ihnen recht schwach geworden war. Diese wollte sie einerseits auf dem Wege der Sachinformation erreichen: Hier ging es vor allem um Veranstaltungen und Organisationen des jüdischen Lebens und um Auswanderungsmöglichkeiten, wobei im lokalen Zusammenhang die Gemeindeblätter keine wichtige Rolle spielten; für den überregionalen Zusammenhang standen hier die drei großen deutsch-jüdischen Zeitungen und die Periodika der Repräsentations- und Verwaltungseinrichtungen des deutschen Judentums.100 Auf der anderen Seite wurden die Bindungen an die Gemeinschaft auch durch Berichte von der Entwicklung des Jischuw, also der Siedlungstätigkeit in Palästina, gestärkt, durch thematisch entsprechend gewählte Fortsetzungserzählungen und durch die Befassung mit der gemeinsamen Geschichte. Um diese beiden Anliegen miteinander zu verbinden, änderten manche Blätter ihre Gestalt, beispielsweise druckte das Danziger ›Jüdische Gemeindeblatt‹101 seit dem Januar 1939 eine Novelle in Fortsetzungen, welche die zunächst abenteuerliche und schwierige, am Ende aber erfolgreiche Ansiedlung von sephardischen Juden in Gu-
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Kulturelles und geistiges Leben. In: Wolfgang Benz (Hg.): Die Juden in Deutschland 1933–1945. Leben unter nationalsozialistischer Herrschaft. München: Beck 1988, S. 75– 267, hier S. 242f. Konrad Kwiet: Without neighbors. Daily Living in Judenhäuser. In: Nicosia/Scrase (2010) S. 117–148 (wie Anm. 83). Der Verf. bezieht sich in seinem Titel auf den Artikel »Das Leben ohne Nachbarn« von Joachim Prinz in der ›Jüdischen Rundschau‹ vom 17. April 1935, der in treffenden und bewegenden Worten das neue Ghetto für die jüdischen Deutschen beschreibt. Zu einem Gutteil waren dies Neugründungen ab 1933. Jüdisches Gemeindeblatt. Herausgegeben von der Synagogengemeinde zu Danzig, 1928–1939.
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yana zum Thema hat, deren Vorfahren 1492 von der Iberischen Halbinsel vertrieben worden waren.102 In seiner Bestandsaufnahme der deutsch-jüdischen Presse von 1935 hatte sich der Wissenschaftler und Journalist Hermann Samter (Berlin 1909–Auschwitz 1943) dafür ausgesprochen, die Gemeindeblätter attraktiver, umfangreicher und vielfältiger zu gestalten als bisher, um die Bindung der Mitglieder an ihre Gemeinde zu intensivieren. In diesem Zusammenhang hatte er dazu geraten, auch Fortsetzungserzählungen aufzunehmen.103 Die erwähnte Steigerung der deutsch-jüdischen Presse hinsichtlich Auflage und Umfang zeigt, dass ihre Leser sich in der Tat mit ihrem Judentum auseinandersetzen wollten und die Verbindung zur jüdischen Gemeinschaft suchten. 1935 schrieb die fünfzehnjährige Ilse Strauss, die aus einem orthodoxen Elternhaus in Krefeld kam, in ihr Tagebuch, sie sei seit Mitte der 1930er Jahre zu einer »eifrigen Zeitungsleserin« geworden und bevorzuge hierbei die deutsch-jüdische Presse. Im Rückblick stellte sie dann später fest, dass ihre damalige Lektüre ihr bei vielen Fragen der deutsch-jüdischen Existenz von Nutzen gewesen sei.104 Nun ist dies nur eine Einzelstimme, die nicht verallgemeinert werden kann. Viele andere jüdische Deutsche erlebten die Renaissance des jüdischen Lebens und der jüdischen Kultur ab 1933 als aufgezwungen, und nach 1935 empfanden manche einen Überdruss gegenüber allem Jüdischen, wie die ›Jüdische Rundschau‹ im Frühjahr 1937 bemerkte.105 Hiervon war allerdings, wie man annehmen kann, die jüdische Presse ausgenommen, welche diese Problematik ja offen diskutierte. Beschäftigt man sich mit der Rolle und Funktion der deutsch-jüdischen Presse ab 1933, so ist auch die Frage zu stellen, ob und ggf. wieweit diese Presse in einem Gleichklang mit den Absichten der Nationalsozialisten stand. Generell ist festzustellen, dass die neuere, recht problematische Diskussion über jüdische »Kollaboration« 102
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Zu dieser Erzählung und den Umständen ihres Erscheinens wie auch zu dem Danziger Gemeindeblatt vgl. Michael Nagel: »Sie gerieten nicht in Verzweiflung«: Zum historischen Erzählen in der deutsch-jüdischen Presse zwischen 1837 und 1939. In: Lappin/Nagel (2008) Bd. 1, S. 143–162 (wie Anm. 26); Michael Nagel: Das Danziger ›Jüdische Gemeindeblatt‹ im Nationalsozialismus und das »Tagebuch einer Schnecke« von Günter Grass. Wie die historische deutsch-jüdische Presse ihren Platz im Erzählen von der deutschjüdischen Geschichte finden kann. In: Holger Böning / Hans Wolf Jäger / Andrzej Katny / Marian Szczodrowski (Hg.): Danzig und der Ostseeraum. Sprache, Literatur, Publizistik. Bremen: edition lumière 2005 (= Presse und Geschichte. Neue Beiträge, Bd. 16), S. 185– 207; Marion Brandt: Das Selbstverständnis der Danziger Juden im Spiegel ihres Gemeindeblattes (1933–1939). In: Marten-Finnis/Nagel (2012) Bd. 2, S. 591–606 (wie Anm. 15). Hermann Samter: Die jüdische Presse in Deutschland. In: Gemeindeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, 26 Jg. 1936, Nr. 34 vom 23. 8. 1936, S. 14f. Pegelow Kaplan (2011) S. 149 (wie Anm. 61). Der Verf. bezieht sich auf: Ilse Strauss: Tagebuch 1935–1939, LBI New York, AR 3272, S. 28, und Ilse Strauss: Memoirs, LBI New York, AR 3272. Im Frühjahr 1937 stellte die ›Jüdische Rundschau‹ eine gewisse Erkaltung und nur mehr äußerliche Beziehung von vielen Erwachsenen und Kindern zu ihrem Judentum und jüdischen Angelegenheiten überhaupt fest, hier sei die Stimmung inzwischen anders als 1933/34, siehe Boas (1986) S. 246 (wie Anm. 46); Jacob Boas: The Jews of Germany: SelfPerception in the Nazi Era as reflected in the German-Jewish Press, 1933–1938 (University of Californa Phil. Diss). Riverside: University of California Press 1977, S. 206 ff.
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und »Kooperation« hier keine Anknüpfungspunkte bietet. Robert Weltsch sagte 1982, wenn er in seiner Zeit als Herausgeber der ›Jüdischen Rundschau‹ 1933–1938 bereits irgend eine Ahnung von der »Endlösung« gehabt hätte, so hätte er sein Blatt nur noch dazu benutzt, alle deutschen Juden zur sofortigen Flucht aufzurufen.106 Indem die ›Jüdische Rundschau‹ jedoch die Zuversicht und Selbstachtung ihrer Leser stärkte, so könnte man weiterdenken, machte sie das Leben in der Gefahr und Verfolgung für sie erträglicher. Gleichwohl erscheint es ganz unangemessen – und auch anachronistisch –, die Funktion bzw. die Rolle der deutsch-jüdischen Presse mit dem System der nationalsozialistischen Judenverfolgung in eine kausale oder gar intentionale Verbindung zu bringen. Hier wäre auf eine Parallele zu verweisen: Avraham Barkai, der sich mit den sog. Hachscharah-Bauernhöfen und -landgütern beschäftigt hat, die der landwirtschaftlichen Ausbildung jüdischer Jugendlicher vor ihrer Emigration – zutreffender wäre der Begriff »Flucht« – dienten, weist in ähnlicher Weise die Assoziation zurück, diese vor allem als Instrumente der nationalsozialistischen Judenpolitik zu betrachten.107 Die deutsch-jüdische Presse war sicherlich kein Teil dieser Politik, schon deshalb, weil sie seit der Machtübergabe 1933 bis zu ihrem erzwungenen Ende im November 1938 in Opposition zum Regime stand und dies ihren Lesern so deutlich machte, wie es eben ging. Zum Sonderfall des ›Jüdischen Nachrichtenblattes‹: Zweifellos diente dieses unter striktester Aufsicht hergestellte Blatt den Zwecken der Nationalsozialisten allein schon durch die Veröffentlichung von mindestens 450 Sondergesetzen und Verordnungen, die sich gegen die jüdische Bevölkerung richteten.108 Aber es versteht sich von selber, dass die beteiligten Herausgeber und Journalisten Gegner des Regimes waren und ihre Arbeit gezwungenermaßen taten.
6. FAZIT Für ihre Leser erfüllte die deutsch-jüdische Presse nach 1933 eine Reihe wichtiger neuer Funktionen. Zudem stellte sie eine Art medialen Schildes dar, eine mental schützende Instanz zwischen dem Regime und den zusehends isolierten jüdischen Deutschen. Als diese Presse im November 1938 eingestellt werden musste, wurde sie von ihren Lesern, Erwachsenen wie Kindern, schmerzlich vermisst. Journalisten und
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Robert Weltsch: Redakteur der Jüdischen Rundschau. In: Weltsch (1981) S. 89 (wie Anm. 73). Vgl. hierzu auch den lohnenden Beitrag von Jacob Katz: War der Holocaust vorhersehbar? In: Jacob Katz: Zwischen Messianismus und Zionismus. Zur jüdischen Sozialgeschichte. Frankfurt a. M.: Jüdischer Verlag 1993, S. 202–232. Avraham Barkai: Jewish Self-Help in Nazi Germany, 1933–1939: The Dilemma of Cooperation. In: Nicosia/Scrase (2010) S. 71–88 (wie Anm. 83). Clemens Maier: Zwischen »Leben in Brasilien« und »Aus den Verordnungen« – Das Jüdische Nachrichtenblatt 1938–1943. In: Beate Meyer / Hermann Simon (Hg.): Juden in Berlin 1938–1945, Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in der Stiftung »Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum«, Mai bis August 2000. Berlin: Philo Verlags-Ges. 2000, S. 107–127, hier S. 110. Einen Überblick über die Sondergesetze bietet: Joseph Walk (Hg.): Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat. Eine Sammlung der gesetzlichen Maßnahmen und Richtlinien-Inhalt und Bedeutung. 2. Aufl. Heidelberg: C. F. Müller Verlag 1996.
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Herausgeber dieser Presse, die den Holocaust überlebt haben, berichteten nach 1945, dass bereits die zeitweiligen Verbote bestimmter Blätter vor 1938 von den Lesern und von ihnen selber als Desaster erlebt wurden.109 Man kann annehmen, dass sogar das Ende des ›Jüdischen Nachrichtenblattes‹ im Juni 1943 von den wenigen damals noch in Deutschland verbliebenen Juden als Katastrophe empfunden wurde. Ihre neue Bedeutung seit der Machtübergabe und vor allem ihre für den Zusammenhalt, die Selbstachtung und die Orientierung der zusehends ghettoisierten jüdischen Bevölkerung wichtigen Funktionen unterscheiden die deutsch-jüdische Presse im Nationalsozialismus grundsätzlich von den Blättern des deutschen Judentums, die seit der Aufklärung bis zum Ende der Weimarer Republik erschienen waren, selbst wenn viele davon noch bis 1938 weitergeführt wurden. Der Januar 1933 bedeutet für diese Presse also definitiv eine Zäsur.
7. EPILOG: DIE DEUTSCH-JÜDISCHE PRESSE AB 1933 – EIN SPIEGEL JÜDISCHEN LEBENS IM NATIONALSOZIALISMUS? Offensichtlich fühlten sich die Leser der deutsch-jüdischen Presse ab 1933 mehr oder weniger verstanden von ihren Zeitungen und Zeitschriften, und für heutige Historiker besitzen diese einen hohen dokumentarischen Wert.110 Anzumerken ist allerdings, dass diese Presse wegen der ihr auferlegten Einschränkungen und angesichts der minutiösen Kontrolle keinen vollständigen Eindruck des jüdischen Lebens im Nationalsozialismus vermitteln kann. Will man sie selber untersuchen oder als Quelle für historische Fragestellungen nutzen, so sollte, wenn möglich, auch der Kontext berücksichtigt werden; weitere Quellen sind heranzuziehen.111 Dass man dann zu Ergebnissen kommen kann, die durch eine Analyse der Presse alleine nicht zu erreichen sind, soll am Ende beispielhaft für einen Bereich gezeigt werden, der in den damaligen deutsch-jüdischen Zeitungen und Zeitschriften kaum oder gar nicht erwähnt wurde, nämlich Begegnungen zwischen Juden und Nichtjuden, sei es, dass diese positiv, sei es, dass sie negativ verliefen. Aus Quellen außerhalb der Presse, beispielsweise autobiographischen Schriften, erfahren wir, dass jüdische Deut109
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Freeden (1987) S. 22 (wie Anm. 42); Margaret T. Edelheim-Muehsam: Reactions of the Jewish Press to the Nazi Challenge. In: LBIYB, V, 1960, S. 306–329. Zur Tätigkeit von Freeden s.o. Anm. 43; Margaret Edelheim (später: Edelheim-Mühsam, Berlin 1891–New York 1975) war von 1934 bis zu ihrer Flucht aus Deutschland im April 1938 stellvertretende Chefredakteurin der ›CV-Zeitung‹. Nach 1945 meinte Robert Weltsch: »Wer das Judentum des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Presse studieren will, wird sich nicht mit den Zeitungen beschäftigen können, die sich selbst als jüdisch bezeichneten. Die wirkliche geistige und politische Geschichte der deutschen Juden wird man vielmehr der allgemeinen Presse des Zeitalters entnehmen müssen, aus der den jüdischen Anteil herauszuanalysieren eine Aufgabe ist, die noch ihrer objektiven Ausführung harrt.« Weltsch (1981) S. 84 (wie Anm. 73). Für die Zeit bis 1933 ist dem früheren Leiter der ›Jüdischen Rundschau‹ teilweise Recht zu geben, für die Zeit ab 1933 kann die allgemeine Presse natürlich nicht als Quelle der jüdischen Geschichte herangezogen werden. Einige der Beiträge von Jacob Boas, die im Umfeld seiner Dissertation entstanden sind, stützen sich allzu sehr nur auf die Presse. Vgl. Anm. 105.
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sche in Einzelfällen damals noch freundliche Kontakte mit Nichtjuden hatten, selbst nach dem Novemberpogrom 1938. Aber es versteht sich von selbst, dass etwa der Bericht von Fritz Goldberg112, der während des Pogroms inhaftiert wurde und nach einer schrecklichen Zeit im Konzentrationslager zu seiner Berliner Wohnung zurückkehrte, keinen Eingang in die deutsch-jüdische Presse finden konnte: »Die arischen Nachbarn der Straße, die mich alle seit vielen Jahren kannten, bereiteten mir einen beinahe herzlichen Empfang. Der Briefträger, der Gemüsehändler, der Drogist, alle bekundeten sie mir ihre Sympathie. Auch unsere Portierfrau, das frechste und zänkischste Weib des Bezirks, erklärte mir unter Tränen, dass sie mit allen diesen Dingen nichts zu tun haben wollte.«113 Abgesehen von der Tatsache, dass in dieser Zeit Begegnungen wie diese wohl als seltene Ausnahmen zu sehen sind, bestand damals die deutsch-jüdische Presse neben sehr wenigen kleineren Zeitschriften nur noch aus dem ›Jüdischen Nachrichtenblatt‹, das anderen Zwecken zu dienen hatte und strikt kontrolliert wurde. Ein weiteres Dokument aus einer noch späteren Zeit – es bezieht sich auf das Jahr 1943 – bezeugt eine ebenfalls positive Begegnung zwischen jüdischen und nichtjüdischen Deutschen, die ebenso wenig ihren Weg in die deutsch-jüdische Presse finden konnte – obwohl in diesem Falle der Hauptbeteiligte ein Mitarbeiter dieser Presse war: Der bereits erwähnte Wissenschaftler und Journalist Hermann Samter arbeitete bis 1938 für das ›Gemeindeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin‹ und danach für das ›Jüdische Nachrichtenblatt‹.114 Er war außerdem seit 1930 Mitglied der SPD. Aus einer nach 1945 geschriebenen Notiz des damaligen Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Prenzlauer Berg, in dem Samter Mitglied war, geht dessen weitere Betätigung in der Partei nach 1933 hervor, außerdem sein starkes Interesse an der Politik und Propaganda der Nationalsozialisten, die er mit journalistisch professionellem und wissenschaftlichem Blick beobachtete: »Als Leiter der 28. Abteilung BerlinPrenzlauer Berg der Sozialdemokratischen Partei bekam ich um 1930 den Besuch eines jungen Studenten der Zeitungswissenschaft, Hermann Samter. Er wollte als neues Mitglied bei aller Wahlpropaganda und Flugblattverteilung mithelfen und tat das bis 1933 regelmäßig. Danach blieb er bis zu seiner ›Abreise‹ vielen Parteimitgliedern freundschaftlich verbunden und besuchte uns oft. Das politische Treiben faszinierte ihn. So studierte er eifrig Propaganda und öffentliches Auftreten der Nationalsozialisten, wovon er ansehnliche Sammlungen anlegte. Das alles ist bei Luftangriffen verlorengegangen, als er selber schon abgeholt worden war. Prof. Dovifat nahm seine Doktorarbeit nicht mehr an,115 im Frühjahr 1933. Samter lebte zuletzt von redak112
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Fritz [später: Frederic] G. Goldberg (Stettin 1898 – ?) arbeitete bis 1933 in Berlin als Dramaturg beim führenden Theaterverlag der Weimarer Republik. Er konnte nach der Entlassung aus dem KZ noch 1938 in die USA flüchten. Frederic G. Goldberg: Mein Leben in Deutschland, vor und nach dem 30. Januar 1933, mschschr. Manuskript, S. 61, online access über: Center for Jewish History [Leo Baeck Institute New York, Archive], Digital Collection. Reiner Burger: Von Goebbels Gnaden. ›Jüdisches Nachrichtenblatt‹ (1938–1943). Münster: Lit.-Verlag 2001, S. 74, 77, 88. Emil Dovifat (1890–1969) war schon vor 1933 ein namhafter Vertreter der »Zeitungswissenschaft«. 1934 verlor er seine Anstellung an der Berliner Universität, aber dies nur vor-
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tioneller Arbeit bei Nachrichtenorganisationen der Jüdischen Gemeinde. Am 10. März 1943 sandte mir sein Kollege und Wohnungsnachbar einen Zettel mit der Notiz: ›Herr S. ist gestern abgereist.‹ Das hiess, er war unterwegs nach Auschwitz. Seine Dissertation hatte mir Hermann Samter ›Für alle Fälle‹ zur Aufbewahrung gegeben.«116 Es ist anzunehmen, dass Hermann Samter seine Beobachtungen und Sammlungen zu den Methoden und Strategien der nationalsozialistischen Propaganda angelegt und aufbewahrt hatte, um sie in einer späteren Zeit, nach dem Zusammenbruch des Regimes, für eine Darstellung und Analyse zu nutzen, vielleicht zur Publikation in einer dann wieder freien Presse, sei es die allgemeine oder die deutsch-jüdische. Zusammenfassung Für die deutsch-jüdische Presse bedeutete die Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 nicht das Ende, im Gegenteil: Manche Blätter nahmen an Umfang und Auflage zunächst sogar deutlich zu. Gleichwohl stellt 1933 in der Geschichte dieser Presse einen tiefen Einschnitt dar, und dies nicht nur wegen der nun einsetzenden Überwachung und
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übergehend. Nach seiner Wiedereinstellung arbeitete er eifrig mit dem Regime zusammen, insbesondere mit dem Propagandaministerium. Nach 1945 bekleidete er weiterhin wichtige akademische Positionen und in den Medien, vgl. Herbert Kundler: Schatten auf dem Bilde Emil Dovifats. In: Bernd Sösemann (Hg.): Emil Dovifat. Studien und Dokumente zu Leben und Werk. Berlin: de Gruyter 1998, S. 289–305. Herbert Kundler (Düsseldorf 1926– Berlin 2004) lehrte nach 1945 Publizistikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und war Programmdirektor des RIAS. Vor 1945 war er, als Jude, in Berlin untergetaucht, um den Deportationen zu entgehen und gehörte zu den Wenigen, die dabei nicht entdeckt und ermordet wurden. Dieser Bericht ist dem im Archiv der Sozialen Demokratie der Friedrich Ebert-Stiftung Bonn aufbewahrten Ex. der Dissertation von Hermann Samter [mschr.] angeheftet. Gezeichnet ist er mit »Otto Mohrmann 8650 Kulmbach Blaicher Str. 60 a, Früher Berlin NO Weissenburger Str. 73 (heute Kollwitzstr.)«. Hermann Samter unterhielt bis in seine letzte Zeit Briefwechsel mit nichtjüdischen Freunden, in denen er sich ganz offen zum Zeitgeschehen und zu seiner Situation äußerte, siehe Hermann Samter: »Worte können das ja kaum verständlich machen«. Briefe 1939–1943, herausgegeben von Daniel Fraenkel im Auftrage der Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem. Göttingen: Wallstein-Verlag 2009. Die Briefe wurden nicht zensiert und sind erhalten, weil sie nicht von der Post, sondern durch vertrauenswürdige – nichtjüdische – Boten befördert wurden. Die 1933 abgeschlossene, unveröffentlichte Dissertation von Hermann Samter trägt den Titel »Die Gewerkschaftspresse«; sie beeindruckt in der Strukturierung und analytischen Durchdringung des mit großem Aufwand zusammengetragenen Materials. Prof. Dovifat hätte es freigestanden, sie zu begutachten und seinen Teil zur Promotion des Kandidaten beizutragen, denn an deutschen Universitäten war die Promotion von Juden bis 1935 noch weitgehend möglich, vgl. hierzu auch Anm. 14. Insbesondere gab es an der philosophischen Fakultät der Berliner Friedrich-Wilhems-Universität noch Ende 1935 Promotionen jüdischer Kandidaten, vgl. Matthias Berg: »Können Juden an deutschen Universitäten promovieren?« Der »Judenforscher« Wilhelm Grau, die Berliner Universität und das Promotionsrecht für Juden im Nationalsozialismus. In: Jahrbuch für Universitätsgeschichte, 11, 2008, S. 213–227. Sich im Falle von Hermann Samter zu engagieren, erschien dem vor und nach 1945 hochangesehenen Publizistikwissenschaftler Dovifat jedoch bereits im Frühjahr 1933 nicht opportun.
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der zunehmenden inhaltlichen Beschränkungen. Von ihren hauptsächlichen Lesern, also jüdischen Deutschen, war sie zuvor als eine Ergänzungspresse verstanden worden, die man neben den allgemeinen Zeitungen und Zeitschriften hielt. Nun war sie, bis zu ihrem fast vollständigen Verbot im November 1938, zum hauptsächlichen Mittel der Information und Meinungsbildung geworden. So leistete sie einen Beitrag zur inneren Stabilisierung ihres zusehends isolierten, verunsicherten und verfolgten Publikums. In einem Überblick der einschlägigen Forschung, ergänzt um eigene Funde, diskutiert der Beitrag erstens die Möglichkeiten und Grenzen dieser Presse, zweitens ihre Wirkung auf die Leserschaft und drittens ihre heutige dokumentarische Bedeutung. Summary The German-Jewish press did not cease with the Nazi takeover in 1933. The event was, on the contrary, a stimulus for German-Jewish newspapers. They had an increase in size and printed copies, which lasted for a couple of years. On the other hand, the takeover meant a substantial break, not only because of surveillance and limitations of content. Before 1933, the main readership, Jewish Germans, had obtained German-Jewish papers and periodicals only in addition to papers and journals of the general press. Now, and until almost all of these papers were forced to close down in November 1938, they served their readers as the principal means of information and opinion-forming. Thus, they helped to keep up and foster confidence and self-esteem within German Jewry in a time of increasing oppression and humiliation. Looking at relevant research results as well as a couple of sources, the article discusses 1. the limitations and possibilities of the German-Jewish press since 1933, 2. which effects it might have had on the GermanJewish public, 3. its documentary value for today’s historiography. Korrespondenzanschrift Prof. Dr. Michael Nagel, Deutsche Presseforschung, Universität Bremen, Postf. 330160, D-28359 Bremen E-Mail: [email protected] Michael Nagel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Deutsche Presseforschung der Universität Bremen.
Miszelle Stefan Dietzel / Maja Eilhammer
GELEHRTE JOURNALE UND ZEITUNGEN ALS NETZWERKE DES WISSENS IM ZEITALTER DER AUFKLÄRUNG. EIN LANGZEITPROJEKT DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN (2011–2025) 1.
EINLEITUNG
»Bald werden hundert Jahre verflossen seyn, seitdem die periodischen Schriften in der gelehrten Welt eingeführet und Mode geworden sind. Keine Art von Büchern hat sich in diesem Zeitpunkte so zahlreich gehäufet als diese [...]. Und noch scheinet der Moment nicht da zu seyn, daß sie aus der Mode kommen sollen.«1 Diese Einschätzung in der Einleitung des ›Dänischen Journals‹ aus dem Jahr 1767 sollte sich als zutreffend erweisen: Die Anzahl der gelehrten Periodika für das 18. Jahrhundert geht in die Hunderte.2 Die gelehrten Journale wie auch die Korrespondenzen und Disputationen unter Gelehrten waren Medien, in denen das aktuelle Wissen organisiert und geordnet wurde, sie bildeten die Basis der Res publica literaria.3 Da es in der Wissenschaft – damals wie heute – in erster Linie um Kommunikation und die Verbreitung von Wissen geht, ist die institutionalisierte Kommunikation in den zur Verfügung stehenden Medien von außerordentlicher Bedeutung. Gelehrte Zeitschriften wurden bereits früh als ideale Plattform für die Verbeitung von Wissen und Wissenschaft genutzt, sei es durch Werkverzeichnisse und Listen, Buchankündigungen, Rezensionen oder Nachrichten aus der Gelehrtenwelt.4 Die Epoche der Aufklärung ist dabei nicht so sehr durch die Entstehung neuer wissenschaftlicher Disziplinen geprägt als vielmehr durch eine Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Nicht zuletzt ging es darum,
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Dänisches Journal 1, 1767, *2r. Zit. nach Thomas Habel: Gelehrtenzeitschriften. In: Gert Ueding u.a. (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Berlin [u.a.]: de Gruyter, 10 Bde., 1992–2012, hier: Bd. X, Ergänzungen, 2012, Sp. 318–328., Sp. 325. Thomas Habel: Deutschsprachige Gelehrte Journale und Zeitungen. In: Ulrich Rasche (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte. Typen, Bestände, Forschungsperspektiven. Wiesbaden: Harrassowitz, 2011 (= Wolfenbütteler Forschungen, Bd. 128), S. 341–398, spricht von 500 bis 800 solcher gelehrten Blätter, vgl. S. 359. Der vorliegende Aufsatz greift ständig auf interne Dokumente zurück, die zum großen Teil von Thomas Habel erarbeitet wurden. Vgl. dazu Martin Gierl: Korrespondenzen, Disputationen, Zeitschriften. Wissensorganisation und die Entwicklung der gelehrten Medienrepublik zwischen 1670 und 1730. In: Richard van Dülmen / Sina Rauschenbach (Hg.): Macht des Wissens. Die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft. Köln [u.a.]: Böhlau 2004, S. 417. Gierl (2004) S. 428f. (wie Anm. 3).
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Regeln und eine eigene Identität zu definieren. In diesem Prozess der Institutionalisierung der Gelehrtenrepublik spielten die Journale eine wesentliche Rolle.5 Ähnlich wie im 18. Jahrhundert muss auch die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts Wissen gezielt erschließen.6 Während der Epoche der Aufklärung geschah dies durch Metaschriften, das heißt die gelehrten Journale: Es sind Schriften, die das erschließen, was an Wissen in einzelnen Büchern gespeichert ist. Die moderne Wissenschaft dagegen ist zunehmend durch die digitale Welt geprägt und beeinflusst. Zugespitzt könnte man formulieren, dass »der Versuch unternommen wird, Wissensbestände dadurch in Wissen zu verwandeln, dass die Repräsentation der Speicher des Wissens kopiert wird«.7 Das Göttinger Forschungsprojekt »Gelehrte Journale und Zeitungen als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung« (im Folgenden GJZ 18 genannt) verstand sich von Projektbeginn an als Transformation einer Idee des 18. Jahrhunderts: die bibliographische und inhaltlich-systematische Erfassung der als gewaltige Flut erlebten Zeitschriftenproduktion.8 In den Ephemeriden, so schien es den Zeitgenossen, war das gesamte Wissen der Zeit gespeichert und musste nur abgerufen werden. »Besonders mag man als Zeugen dieses güldenen Seculi ansehen die sogenannten Iournale, in welchen insgemein monatlich referiret wird/was sich in rep. Literaria zugetragen.«9 Der Verfasser dieser Zeilen, Marcus Paulus Huhold, bezieht sich hier explizit auf eine besondere Form der gelehrten Zeitschrift, nämlich die der Rezensionszeitschrift. Diese Zeitschriften operierten als gelehrte Netzwerke, das heißt, sie boten dem Fachpublikum wie auch Amateuren (im positiven Sinne des 18. Jahrhunderts gebraucht) eine Möglichkeit der schnellen Aufnahme von Wissen sowie der zeitnahen Reaktion darauf: Zahlreiche Rezensionen, Gegendarstellungen und Repliken sowohl innerhalb einer Zeitschrift wie auch zwischen verschiedenen Blättern sind ein beredter Ausdruck davon.10 Die Zeitschriften beinhalteten neben Rezensionen im 5
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Vgl. zu diesem Themenkomplex Anne Goldgar: Impolite Learning. Conduct and Community in the Republic of Letters, 1680–1750. New Haven: Yale Univ. Pr. 1995. Vgl. dazu i. f. Walther Ch. Zimmerli: Wissenskulturen des 18. und 21 Jahrhunderts. In: Ulrich Johannes Schneider (Hg.): Kulturen des Wissens im 18. Jahrhundert. Berlin [u. a.]: de Gruyter 2008, S. 5f. Zimmerli (2008) S. 6 (wie Anm. 6). Schon zu Beginn des 18. Jh. veranlasste dies einen anonymen Autor (hinter dem Kürzel M.P.H. verbirgt sich der protestantische Gelehrte Marcus Paulus Huhold) zu einer Ephemeriden-Bibliographie, einer Art Wegweiser durch den Journal-Dschungel, in dem bereits nicht mehr alle Zeitschriften angeführt wurden, sondern nur eine Auswahl davon. Vgl. Marcus Paulus Huhold: Kurtze Und gründliche Anleitung, Wie man die Journal- Quartalund Annual-Schrifften Ohne Versäumung seiner Studiorum zu bequemer Zeit und mit grossen Nutzen lesen kann. [Berlin] 1716, S. 2r-v (Vorrede). Vorrede: 2r-v http://digital.slub-dresden.de/fileadmin/data/330821245/330821245_tif/ jpegs/330821245.pdf. [Hier und für alle weiteren URL-Angaben gilt: Stand: August 2015] Auch wenn der Begriff »Rezensionszeitschrift« streng genommen unhistorisch ist, soll er doch im Folgenden synonym für die Zeitschriften verwendet werden, die die Zeitgenossen meistens als »Gelehrte Journale« bezeichnet haben. Vgl. dazu Thomas Habel: Gelehrte Journale und Zeitungen der Aufklärung. Zur Entstehung, Entwicklung und Erschließung deutschsprachiger Rezensionszeitschriften des 18. Jahrhunderts. Bremen: Ed. lumière 2007 (= Presse und Geschichte, Neue Beiträge, Bd. 17), S. 25 f.
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modernen Sinn zu einem Großteil auch wissenschaftliche Nachrichten und Personalien aus der gelehrten Welt.11 War der wissenschaftliche Diskurs zuvor über Jahrhunderte in erster Linie in Form von Briefen erfolgt,12 so konnte er sich nun eines aktuellen, nicht nur den Gelehrten, sondern auch einem breiten Publikum zugänglichen Mediums bedienen. Unter anderem waren Lesegesellschaften die Rezipienten von Periodika, in großer Zahl sind darunter allgemeinwissenschaftlich ausgerichtete Rezensionsorgane wie beispielsweise die ›Jenaer Allgemeine Litteraturzeitung‹ oder die ›Allgemeine Deutsche Bibliothek‹.13 Durch die rasche Erscheinungsfolge – oft monatlich oder sogar wöchentlich – sorgten die gelehrten Journale für größtmögliche Aktualität der Nachrichten. Gelehrte Journale sind gekennzeichnet durch vielfältigen Austausch, Kompilationen und Entnahmen nicht zuletzt aus anderen Periodika, d.h. in der Intermedialität.14 Als »Gelehrte Journale« im engeren Sinne werden projektintern solche Zeitschriften bewertet, die weder reine Fachzeitschriften noch einfache Unterhaltungsblätter sind, sondern deren Inhalt sich fächerübergreifend überwiegend aus Besprechungen von Neuerscheinungen und Nachrichten aus der Gelehrtenwelt zusammensetzt.15 Die Auswahl der einzelnen Rezensionszeitschriften aus der nahezu unüberschaubar großen Zahl an Zeitschriften der Aufklärung gestaltete sich nicht einfach. »Die historische Realität des Zeitschriftenwesens bietet […] für das 17. und vor allem das 18. Jahrhundert ein nicht nur außerordentlich vielfältiges, sondern auch vergleichsweise unübersichtliches Bild.«16 Die gelehrten Journale machten, indem sie ihre Leser umfassend informieren wollten, das Wissen ihrer Zeit »allgemein«.17 Aber im Laufe des Jahrhunderts setzte sich die Erkenntnis durch, dass das Lesen einer oder mehrerer Zeitschriften nicht mehr ausreichte, um das gesamte Feld des Wissens zu überblicken, dazu bedurfte es 11 12
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Vgl. dazu Habel (2007) S. 25 f. (wie Anm. 10). Zur Vorgeschichte des Zeitungswesens vgl. insges. Wolfgang Behringer: Im Zeichen des Merkur. Reichspost und Kommunikationsrevolution in der Frühen Neuzeit. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002. Vgl. dazu Silvia Serena Tschopp: Popularisierung gelehrten Wissens im 18. Jahrhundert. In: Richard van Dülmen / Sina Rauschenbach (Hg.): Macht des Wissens: Die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft, Köln [u.a.]: Böhlau 2004, S. 469–490 Vgl. dazu Claire Gantet, Gelehrte Journale und deutsch-französische Wissenstransfers im 18. Jahrhundert, Vortrag am Forschungszentrum Gotha, 3.7.2015 (unveröff. Ms.) Vgl. dazu Habel (2007) S. 75f. (wie Anm. 10). Habel (2007) S. 75 (wie Anm. 10). »Vorbericht«. In: Christian Friedrich Helwing (Hg.): Auserlesene Bibliothek der neuesten deutschen Litteratur. Lemgo: Meyer 1772–1781, Bd. 1, S. V–VI: »Der algemeinen Berliner Bibliothek folgten daher nicht allein Bibliotheken fast von allen Wissenschaften nach; sondern das Wort: algemein, wurde auch der beliebte, der herschende Titel. Man schrieb alles algemein: algemeine Bibliographie u.s.w. Nach dieser Menge der Kunstrichter und ihrer Schriften zu urtheilen, sollte man glauben, daß es nicht schwer seyn würde, die ganze deutsche Litteratur, so wie dieselbe sich seit einigen Jahren verändert und ausgebreitet hat, zu übersehen und zu beurtheilen. Diese Beurtheilung aber des Ganzen, in allen Arten von Wissenschaften, bleibt doch wol für die Leser immer der wesentlichste Nutzen, den sie aus der Lesung dergleichen periodischer Schriften erlangen können.« Hervorhebung im Original.
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vielmehr eines zentralen Erfassungssystems. Es fehlte ein universales Verweissystem, wie das »Repertorium« von Johann Samuel Ersch,18 das als prominentestes Beispiel dieses letztlich enzyklopädischen Zugriffs auf Zeitschrifteninhalte gelten kann.19 Das Großprojekt von Ersch konnte bei aller Gelehrsamkeit und Liebe zum Detail doch selbst auch nur wieder einen mehr oder weniger repräsentativen Ausschnitt aus der Zeitschriftenlandschaft bieten. 2. GJZ 18 ALS FORTSETZUNG DES IdRZ 18 Die Idee, diesen Ausschnitt im 20. Jahrhundert nicht nur durch die Erfassung weiterer Zeitschriften zu erweitern, sondern durch die Verwendung einer Computerdatenbank auch wesentlich zu erleichtern und darüber hinaus mit den technischen Möglichkeiten dieses Mediums die interne Verknüpfung des Wissens und der Wissenschaftler transparenter zu machen, war eine Pionierleistung im Bereich der Digital Humanities.20 Gleichwohl war die Konzeption der Datenbank des Index deutschsprachiger Zeitschriften (IdZ 18) und des Systematischen Index zu deutschsprachigen Rezensionszeitschriften des 18. Jahrhunderts (IdRZ 18) noch in vielen Details von der Publikationspraxis in Papierform bestimmt.21 Wie auch immer die Bedeutung der Publikationsformen zu gewichten ist, beides sollte den gleichen Zweck erfüllen, nämlich dem Forscher bei der gezielten Suche nach Rezensionen zu assistieren; sie sollte ihm konkret seinen Weg in die Bibliothek zu einem bestimmten Zeitschriftenband weisen. Der »Systematische Index zu deutschsprachigen Rezensionszeitschriften des 18. Jahrhunderts« wollte auch als Datenbank noch ein Findbuch sein, das über bibliographische Angaben, über Sach-, Person- und Ortsschlagworte oder die an Erschs Repertorium angelehnte Systematik Wege in der unübersichtlichen, letztlich durch die schiere Fülle unüberschaubaren Zeitschriftenwelt des 18. Jahrhunderts wies.22 Die digitale Darbietung der Daten durch die interaktive Datenbanksuche hat die Benutzbarkeit der erfassten Informationen durch die elektronische Suchfunktion bereits wesentlich vereinfacht und damit auch verbessert. Ein weiterer Schritt zur Unterstützung der 18
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Johann Samuel Ersch: Repertorium über die allgemeinern deutschen Journale und andere periodische Sammlungen für Erdbeschreibung, Geschichte und die damit verwandten Wissenschaften. Lemgo: Meyer 1790. Zum Repertorium vgl. Habel (2011) S. 385–387 (wie Anm. 2). Zur enzyklopädischen Wissenserfassung im 18. Jahrhundert vgl. Ulrich Johannes Schneider (Hg.): Seine Welt wissen. Enzyklopädien in der Frühen Neuzeit [Katalog zur Ausstellung der Universitätsbibliothek Leipzig und der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel]. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2006. http://idrz18.adw-goettingen.gwdg.de/ Klaus Schmidt: Index deutschsprachiger Zeitschriften. 1750–1815, Hildesheim [u.a.]: Olms 1997. Ausführlich und mit vielen Beispielen sehr anschaulich dargestellt wird das Potential der Vorgängerprojekte für die Zeitschriftenforschung in Thomas Habel: Das Neueste aus der Respublica Litteraria: zur Genese der deutschen »Gelehrten Blätter« im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert. In: Volker Bauer / Holger Böning (Hg.): Die Entstehung des Zeitschriftenwesens im 17. Jh. Bremen: ed. lumière 2011 (= Presse und Geschichte, Neue Beiträge, Bd. 54), S. 303–340.
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Forscher war die seitengenaue Verknüpfung der Datensätze des IdZ 18 und der ›Allgemeinen deutschen Bibliothek‹ mit den Digitalisaten der jeweiligen Rezensionszeitschriften. Dieser Schritt erfolgte in einer Kooperation mit dem Projekt »Retrospektive Digitalisierung wissenschaftlicher Rezensionsorgane und Literaturzeitschriften des 18. und 19. Jahrhunderts aus dem deutschen Sprachraum« der Universitätsbibliothek Bielefeld.23 Auch in heutiger Zeit ist trotz fortschreitender Digitalisierung der Schatz der Rezensionszeitschriften noch in etlichen Bereichen ungehoben – zu umfangreich für die Lektüre des Einzelnen sind die in unzähligen Bänden angehäuften Rezensionen und gelehrten Nachrichten. Dieses wissenschaftsgeschichtlich höchst aufschlussreiche Material für die Forschung noch besser nutzbar zu machen, ist das Ziel der Arbeit des Akademieprojekts »Gelehrte Journale und Zeitungen als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung«.24 Da die Zeitschriften deutschlandweit verstreut und teilweise nur stückweise vorhanden sind, stellt das Projekt eine virtuelle Gesamtbibliothek her, die dem Nutzer die Suche nach bestimmten Sachverhalten, Streitverläufen etc. erleichtert. Mit Hilfe der Datenbank lassen sich zudem verschiedene Zusammenhänge aus der Literaturproduktion und dem akademischen Betrieb der Aufklärung darstellen, beispielsweise die geographische oder zeitliche Häufung bestimmter Diskussionsthemen. Ein Beispiel hierfür ist die lebhaft und durchaus polemisch geführte Diskussion über den Blitzableiter Ende der 1770er Jahre, auf die noch zurückzukommen sein wird.25 Es lässt sich einerseits die Kontroverse innerhalb des Katholizismus zum Verhältnis von Glaube und Wissenschaft verfolgen, andererseits die Abbildung des Sachverhalts in der protestantisch ausgerichteten Rezensionslandschaft. 3. ZEITSCHRIFTENKORPUS UND DATENERFASSUNG Das Projekt GJZ 18 arbeitet seit dem Jahr 2011 unter der Trägerschaft der Union der deutschen Akademien. Es besteht aus insgesamt drei Kooperationspartnern: der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen als leitendem Organ sowie der Universitätsbibliothek Leipzig und der Bayerischen Staatsbibliothek München. Die Wahl der Arbeitsstellen trägt der historischen Publikationsgeschichte der Journale sowie den Bibliothekssammelschwerpunkten Rechnung. Derzeit sind 13 wissenschaftliche Mitarbeiter mit der Erschließung beschäftigt, davon sechs in Göttingen, fünf in München und zwei in Leipzig. Die Konzeption und Realisierung der Projekt-IT (Design, Entwicklung, Administration etc.) erfolgen projektintern in der Arbeitsstelle Göttingen. Der Gegenstand des Projekts, die Ephemeriden des 18. Jahrhunderts, bildeten in ihrer Gesamtheit ein zugleich umfassendes und komplexes Netzwerk des Wissens ihrer Zeit und vermitteln so der heutigen wissenschaftsgeschichtlichen Forschung einen so gut wie kompletten Überblick über das geistige Leben des 18. Jahrhunderts. Die Erfassung der gesamten Zeitschriftenproduktion des 18. Jahrhunderts kann vom Projekt unmöglich geleistet werden. Um jedoch den Fundus der aufgeklärten Wis23 24 25
http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/aufklaerung/ Weitere Informationen auf der Website: http://www.gelehrte-journale.de/ S.u. Kapitel 4.2 Beispiel 2: Der Diskurs um den Blitzableiter in den Gelehrten Journalen, am Beispiel der ›Physikalisch-ökonomischen Bibliothek‹.
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senskulturen dennoch möglichst in seiner ganzen Breite darstellen zu können, wurde ein repräsentativer und im Hinblick auf zeitliche, räumliche und sachliche Aspekte hinreichend breites Korpus ausgewählt. Das gesamte Zeitschriftenkorpus aller drei Projekte umfasst 323 Zeitschriften, bestehend aus ca. 2.775 Bänden mit geschätzten 587.000 Artikeln auf ca. 1.262.000 Seiten. Das Zeitschriftenkorpus des aktuell in Arbeit befindlichen Projekts GJZ 18 umfasst 65 Zeitschriften, bestehend aus 765 Bänden mit geschätzten 520.000 Seiten und wird voraussichtlich zu 410.000 Datenbankeinträgen führen. In der Datenbank sind neben den Neueinträgen (derzeit rund 41.000)26 die Daten aus den Vorgängerprojekten, nämlich des »Index deutschsprachiger Zeitschriften 1750–1815« (IdZ 18, 98.000 Datensätze) und des »Systematischen Index zu deutschsprachigen Rezensionszeitschriften des 18. Jahrhunderts« (IdRZ 18, 78.335 Datensätze), enthalten.27 Durch die Integration der »Altdaten« in die neu zu erstellende Datenbank konnte das Projekt GJZ 18 gleich zu Beginn auf umfangreiches Datenmaterial zurückgreifen, das derzeit auf insgesamt 217.000 Datensätze angewachsen ist. Die Einbindung der IdZ 18- und IdRZ 18-Daten war innerhalb des erweiterten und mit neuen technischen Möglichkeiten arbeitenden Erschließungsmodus zu gewährleisten. Neben Rezensionen werden in der Erschließungspraxis des GJZ 18 im Gegensatz zu den Vorgängerprojekten auch gelehrte Nachrichten (Todesfälle, Rektoratswechsel an Universitäten etc.) sowie Neuigkeiten aus dem Buch- und Verlagswesen berücksichtigt (Verlagsanzeigen, Buchnachrichten über Raubdrucke, Pränumerationsaufforderungen, Zensur o. Ä.). Allein schon die konsequente Erfassung der nicht an ein rezensiertes Buch gebundenen Nachrichten bedeutete eine Intensivierung der inhaltlichen Erschließung und führte zu einem erheblichen Anstieg der Eintragszahlen im Vergleich zu den Vorgängerprojekten. Unter dem Gesichtspunkt des Netzwerk-Gedankens erscheint der Mehraufwand aber gerechtfertigt, lassen sich damit doch bestimmte Verbindungen zwischen Wissenschaftlern und Gelehrten noch klarer abbilden (s.u.). Die Gelehrten Blätter entwickelten sich zu einem stetig wachsenden Netzwerk aufgeklärter Wissenskulturen. Um den Entwicklungsprozess der Gelehrsamkeit aus den Gelehrten Blättern zu ermitteln, lag es nahe, sich auf solche Zentren zu fokussieren, die in herausragender Weise den wissenschaftlichen Diskurs über den gesamten Zeitraum vom Entstehen der Thomasius’schen ›Monats-Gespräche‹ bis zum ausklingenden 18. Jahrhundert kontinuierlich widerspiegeln. Überdies wurden auch gerade die umfangreichen und durch ihren langen Verlauf bedeutsamen Blätter – wie z.B. die Leipziger ›Neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen‹ (1715–84) ihrer Bedeutung entsprechend berücksichtigt. An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass sich unter den 63 Rezensionszeitschriften des IdRZ 18 besonders viele langlebige und materialreiche Zeitschriften befanden, genannt sei nur Nicolais ›Allgemeine deutsche Bibliothek‹. Ein besonderes Augenmerk bei der Auswahl der Zeitschriften legte das Projekt auf die geographische Verteilung über das gesamte Reichsgebiet und die Be26 27
Stand: Mai 2015. Die Datenbankeinträge sind jeweils mit einem Kürzel gekennzeichnet – GJZ 18, IdZ 18, IdRZ 18 –, damit kann der Nutzer feststellen, welchem der drei Erschließungsprojekte ein Treffer zuzuordnen ist.
Gelehrte Journale und Zeitungen
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rücksichtigung insbesondere der katholischen Rezensionszeitschriften, die in den Vorgängerprojekten keine Rolle gespielt hatten, in der Zeitschriftenforschung aber zunehmend in den Fokus rücken:28 Neben dem ›Fränckischen Zuschauer‹29 und der ›Litteratur des katholischen Deutschlands‹30 wurden bisher auch der Münchener ›Parnassus Boicus‹31 und die ›Annalen der baierischen Litteratur‹32 erfasst. Anders als in den europäischen Bildungszentren war der deutsche Markt aufgrund der besonderen politischen Situation stark dezentralisiert. Über Jahrzehnte gelang es so diversen regionalen Zentren, sich nebeneinander zu behaupten, wobei jedoch der nord- und mitteldeutsche Raum gegenüber dem süddeutschen dominierte. Diese Schwerpunktbildung sollte jedoch nicht zu einer ebenso regionalen Einseitigkeit bei der Auswahl der Zeitschriften führen. Es war im Gegenteil die Absicht, eine beachtliche Zahl von bedeutenden Ephemeriden der Zeit aus den weniger prominenten Zentren der Zeitschriftenproduktion zu berücksichtigen. Einige Beispiele: Die in Greifswald erschienenen Gelehrten Blätter bieten aufgrund ihrer politisch-regionalen Situierung (SchwedischVorpommern) besondere Aufschlüsse über die skandinavisch-deutschen Kulturbeziehungen der Zeit. Ähnliche Phänomene sind bei den politisch zu Dänemark gehörigen Blättern etwa aus Schleswig und Kiel zu beobachten. Zeitschriften aus Breslau, Königsberg, Prag oder Olmütz betonen ihre besondere regionale Ausrichtung, ebenso wie dem süddeutschen Raum zugehörigen bereits erwähnten ›Fränckischen Acta Erudita et Curiosa‹ (Nürnberg 1726–32), die ihre regionale Festlegung bereits im Titel andeuten. Aber auch die ihren Universitäten nahestehenden Zeitschriften aus Jena, Tübingen oder Straßburg lassen in ihren Vorreden keinen Zweifel daran, dass sie sich vornehmlich um gelehrte Nachrichten aus der eigenen gelehrten Institution sowie aus ihrer jeweiligen Region zu kümmern gedenken. Deutschsprachige Zeitschriften etwa aus St. Petersburg oder Kopenhagen treten mit dem ausdrücklichen Anspruch an, dem deutschen Leser gelehrte Nachrichten aus dem eigenen Berichtsgebiet zu vermitteln. Der Anspruch des Projekts ist es, das Rezensionswesen in seiner ganzen Breite und Entwicklung darzustellen. Deshalb werden verschiedenste Zeitschriftenformate berücksichtigt: frühe Zeitschriften im Diskursformat wie Thomasius’ ›Monatsgesprä28
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Vgl. Jochen Krenz: Konturen einer oberdeutschen kirchlichen Kommunikationslandschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Bremen: ed. lumière 2012 (= Presse und Geschichte, Neue Beiträge, Bd. 66); Niklas Raggenbass: »Harmonie und schwesterliche Einheit zwischen Bibel und Vernunft«. St. Ottilien: EOS-Verlag 2006 (= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, hrsg. von der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie, Ergänzungsband 44), S. 227ff. Die fränkischen Zuschauer bey gegenwärtigen besseren Aussichten für die Wissenschaften und das Schulwesen im Vaterlande. Eine periodische Schrift zur Beförderung dieser guten Anfänge. Frankfurt, Leipzig: Sprenger 1772–1773; vgl. auch Krenz (2012) S. 125 (wie Anm. 28). Litteratur des katholischen Deutschlands. Coburg: Ahl 1776–1788; vgl. Krenz (2012) S. 125–127 (wie Anm. 28). Parnassus boicus oder neu-eröffneter Musen-Berg, worauf verschiedene Denck- und Leßwürdigkeiten auß der gelehrten Welt, zumahlen aber aus denen Landen zu Bayrn, abgehandlet werden. München: Straub 1722–1727. Annalen der baierischen Litteratur. Nürnberg: Grattenauer 1781–1783.
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che‹33, reine Nachrichtenblätter wie die ›Gelehrte Fama‹34 – aber auch die verstärkte Erfassung der gelehrten Nachrichten als Bestandteil der Journale wie im Fall der ›Dreßdnischen gelehrten Anzeigen‹35 gehört hier her – Fachanzeigejournale, etwa die ›Allgemeine Bibliothek für das Schul- und Erziehungswesen in Teutschland‹,36 Blätter, die sich vom Anzeigenblatt zum Rezensionsjournal im heutigen Sinn entwickelten (›Franckfurtische Gelehrte Zeitungen‹37), kurzlebige Zeitschriften mit nur einem Jahrgang (›Neue Unterredungen‹38) und selbst heute noch erscheinende Blätter wie die ›Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen‹.39 GJZ 18 bildet somit die Zeitschriftengeschichte und damit auch die Buchgeschichte sowohl in geographischer und konfessioneller Hinsicht, als auch in der chronologischen Entwicklung ab. Der besondere Schwerpunkt des Unternehmens liegt in der Tiefe der inhaltlichen Erschließung. Dazu dienen einerseits Schlagwörter, die von den Bearbeitern im Abgleich mit einem bedarfsgerecht aufgebauten und im Verlauf der Erschließungsarbeit zu erweiternden Thesaurus vergeben werden, sowie andererseits eine historische Fächersystematik, basierend auf Johann Samuel Erschs »Repertorium«.40 Auf der Grundlage dieser Systematik lässt sich die Untergliederung der einzelnen Wissenschaftsdisziplinen nach dem historischen Stand gegen Ende des 18. Jahrhunderts abbilden. Aus dem historischen »Ersch« wurden 1.570 Systemstellen abgeleitet und in die Datenbank als Normdatensätze integriert. Sie dienen dazu, dem rezensierten Werk quasi einen Platz in einer virtuellen Bibliothek zuzuweisen. Aus der Kombination von Systematik, Gattungsbegriffen und Schlagworten (gegliedert in Personen-, Sach- und geographische Schlagwörter) ergeben sich für die Recherche im Datenmaterial zahlreiche Möglichkeiten: Einerseits kann man mit der an Ersch angelehnten Systematik der wissenschaftlichen Logik des 18. Jahrunderts folgen und andererseits bieten die Schlagworte und Gattungsbegriffe einen von den Sprach- und Rechtschreibgewohnheiten der Zeit unabhängigen Zugang.41 Darüber 33
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Schertz- und ernsthaffter, vernünfftiger und einfältiger Gedancken über allerhand lustige und nützliche Bücher und Fragen. Halle: Salfeld 1688–1689; Habel (2007) S. 453 f. (wie Anm. 10), dort u.a. zu den wechselnden Band- und Stücktiteln. Die Gelehrte Fama, welche den gegenwärtigen Zustand der gelehrten Welt und sonderlich derer deutschen Universitäten entdecket. Leipzig: Georgi 1711–1718. Dresdner gelehrte Anzeigen, aus allen Theilen der Gelehrtheit. Dresden: Adreßcomptoir 1749–1802. Allgemeine Bibliothek für das Schul- und Erziehungswesen in Teutschland. Nördlingen: Beck 1774–1786. Franckfurtische Gelehrte Zeitungen. Frankfurt am Main: Brönner 1736–1771. Neuer Unterredungen ... Monat oder ..., darinnen sowol schertz- als ernsthafft über allerhand gelehrte und ungelehrte Bücher und Fragen freymüthig und unpartheyisch raisonniret wird. Lützen: Zeidler 1702. Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, unter der Aufsicht der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften. Göttingen: Dieterich 1753–1801. Ersch (1790) (wie Anm. 18); vgl. dazu ausführlich Habel (2007) S. 326–330 (wie Anm. 2). Beispielsweise werden Personennamen in GJZ nach Möglichkeit ergänzt, ggf. korrigiert und demnächst auch mit dem Normdatensatz der GND verknüpft, so dass die Treffermenge für den Nutzer überschaubarer und auch differenzierter wird. Der Nachricht »Im Haag den 9. April ist verstorben im 79sten Jahr seines Alters Hr. Joseph Müller, Apothe-
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hinaus führt die Verlinkung den Nutzer zu den digitalisierten Originaltexten, die häufig schon mit OCR (optische Zeichenerkennung) erschlossen sind und weitere Suchmöglichkeiten bieten. Hier kommt neben den Digitalisierungszentren in Göttingen und München insbesondere der Austausch mit dem VD 18 eine Schlüsselrolle zu.42 Im Zuge der intensiven Auseinandersetzung des einzelnen Bearbeiters mit einer Zeitschrift ergeben sich naturgemäß viele Erkenntnisse über Herausgeberschaft, Stil und Art der Rezensionen und Beiträge sowie Übernahmen aus anderen Zeitschriften. Diese Erkenntnisse sollen sich in Zeitschriftenprofilen niederschlagen, die über die Projekt-Website abrufbar sein werden. GJZ 18 sieht sich bewusst in der Tradition der Vorgängerprojekte IdZ 18 und IdRZ 18, steht allerdings technisch vor ganz neuen Herausforderungen, deren grundlegendste die Umstellung der Datenerfassung auf die Bibliothekssoftware WinIBW darstellte.43 Damit verbunden war eine aufwendige Neustrukturierung des Datenmodells und die Definition einer Fülle von neuen Erfassungskategorien nötig geworden; so ist zum Beispiel durch WinIBW eine genauere Differenzierung der Titelansetzung und weiterer bibliographischer Informationen möglich. Der historische Gegenstand des Projektes ist, wie das seiner Vorgänger, die Zeitschriften- und Wissensproduktion des 18. Jahrhunderts. Aber es kann es sich dabei nicht mehr nur der Mittel dieses Jahrhunderts bedienen. Im Interesse der optimalen Versorgung des Nutzers mit Information setzt es ganz bewusst »anachronistisch« bei der Recherche und Datenerfassung auf die Möglichkeiten der digitalen Medien. Die gespeicherten Informationen stammen aus verschiedenen Quellen, nicht nur zeitgenössischen. Die Informationsgewinnung aus modernen Verbundkatalogen ist für bibliographische Erfassung unverzichtbar. Bei der bibliographischen Erfassung ist das oberste Ziel, die Herkunft der Informationen, ob aus der Rezension oder dem Bibliotheksverbund, für den Nutzer transparent und jederzeit nachvollziehbar zu halten. Weiter bietet der WinIBW-Client vielfältige Möglichkeiten für den Datenaustausch mit Verbundbibliotheken und Digitalisierungszentren. Dazu gehört auch der Zugriff auf Normdatensätze für Personen, Körperschaften und Ortsangaben, die von der Nationalbibliothek in der Gemeinsamen Normdatei (GND) bereitgestellt werden.44 Die bisher noch in Planung befindliche Implementierung von Normdaten wird die
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ker…, sein Werk ist der grosse Gardeners Dictionary« in: Monathliche Auszüge alt und neuer Gelehrten Sachen, Band 3, Ollmütz: Monath 1748, S. 459 (s. http://digital.slubdresden.de/werkansicht/dlf/75209/473/) wird in der Datenbank nach Recherche durch den Bearbeiter das Personenschlagwort »Miller, Joseph« zugeordnet. Der Autor der Todesmitteilung hatte den Genannten mit dem Verfasser des »Gardener's dictionary«, Philip Miller, verwechselt. http://vd18.de/ Einen Einblick bietet: Karen Hachmann: WinIBW3-Handbuch. Hamburg: Verbundzentrale des GBV, Kapitel werden laufend aktualisiert; vgl. auch https://wiki.dnb.de/display/ ILTIS/WinIBW-Handbuch. Die Gemeinsame Normdatei (GND) ist eine Normdatei für Personen, Körperschaften, Konferenzen, Geografika, Sachschlagwörter und Werktitel, die vor allem zur Katalogisierung von Literatur in Bibliotheken dient. Zum Themenkomplex der Normdaten vgl. https://wiki.dnb.de/display/DINIAGKIM/Normdaten+Gruppe
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Identifizierung von rezensierten Büchern, Personen, Körperschaften, Geografika erheblich verbessern. Mit der Erfassung der VD 18-Nummer der rezensierten Werke bzw. der ZDB-Nummer der rezensierenden Zeitschriften ist bereits ein weiterer Beitrag zur Vernetzung des Projektes mit modernen Forschungsstrukturen geleistet.45 Die für den Nutzer sichtbarste Veränderung gegenüber den Vorgängerprojekten ist die durch Hyperlinks hergestellte direkte Abrufbarkeit der Digitalisate der vorliegenden Rezensionen und der rezensierten Bücher aus dem angezeigten Datensatz heraus.46 Damit ist die Überprüfung der Daten oder die Weiterarbeit am Original für den Forscher jederzeit sofort möglich. Das Projekt GJZ 18 stellt damit eine Verfügbarkeit des Wissens her, die dem 18. Jahrhundert in diesem Umfang selbst gar nicht möglich war, weil sie über die Möglichkeit lokaler Bibliotheken und oder privater Sammlungen weit hinausgeht. Neben der für die Forschung hoch interessanten Verlinkung zu externen Daten werden im Projekt zunehmend die Datensätze intern verknüpft, wie die einzelnen Teilstücke eines Sammelartikels,47 Fortsetzungsartikel und Repliken. Diese drei Varianten der Datenverknüpfung wurden bereits in der Datenbank des IdRZ 18 technisch verwirklicht. Sie beruhen auf Verweisen, die, anders als die externen Links zu Digitalisaten, von den Rezensenten ganz bewusst in den Text eingebaut wurden. Neu gegenüber den Vorgängerprojekten sind in GJZ 18 die technische Realisierung von Rückverweisen innerhalb der gleichen Zeitschrift. Wichtig sind diese Formen der internen Verlinkung, weil sie das historische Verweissystem der jeweiligen Zeitschrift gezielt aufgreifen und technisch weiterführen. Ein letzter, aber nicht unerheblicher Vorteil der Datenhaltung im GBV ist der Aspekt der Langzeitdatenspeicherung; durch die Einhaltung grundlegender bibliothekarischer Standards ist auch künftig die Verfügbarkeit der Daten gewährleistet. Die ständige technische Weiterentwicklung der Datenbank und der Projekt-Website48 mit der Suchmaschine ist ein unverzichtbarer Teil des Projektes; schon jetzt sind alle bisher erfassten Datensätze sowie viele interessante Zusatzfunktionen dem Nutzer zugänglich: Über eine einfache oder erweiterte Suche lassen sich allgemeine Suchbegriffe, Schlagwörter geordnet nach Personen, Sachen und Geografika und Zeitschriften suchen. In absehbarer Zeit soll das schnellere Auffinden gewünschter Informationen durch spezielle Funktionen auf der Website, z.B. in Form von erweiterten Suchfunktionen, Filtern, Facetten, Graphen, Diagrammen, internen und externen Links 45
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Beim VD 18 handelt es sich um das Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 18. Jahrhunderts, einer retrospektive Nationalbibliographie für Druckwerke des Erscheinungszeitraums 1701–1800, vgl. http://vd18.de/ . Die Zeitschriftendatenbank (ZDB) ist das zentrale Katalogisierungsinstrument für fortlaufende Sammelwerke wie Zeitschriften, Zeitungen, Schriftenreihen und andere periodisch erscheinende Veröffentlichungen in Deutschland, vgl. http://www.zeitschriftendatenbank.de. Das setzt das Vorhandensein eines frei verfügbaren Digitalisats voraus. Sammelartikel fassen unter einer Überschrift verschiedene Rezensionen oder Nachrichten zusammen. Sie werden separat erfasst, um das jeweils rezensierte Werk bibliographisch und inhaltlich erfassen zu können, werden dann miteinander und mit einem zentralen Datensatz verknüpft, der der Einheit des Artikels in der Zeitschrift entspricht und diese Einheit aus den einzelnen Unterdatensätzen in der Datenbank virtuell wieder herstellt. http://www.gelehrte-journale.de/startseite/; für technische Hinweise und Ergänzungen bezüglich Datenbank und Website danken wir Marcus Hellmann.
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sowie durch Kombination von Einzelsuchen, ermöglicht werden. Ziel ist eine intuitiv steuerbare, anpassbare und sich anpassende Website, durch deren Benutzung verschiedenste Suchanfragen nicht nur effektiv und effizient, sondern auch zufriedenstellend gelöst werden können. Durch die Speicherung der Daten beim GBV und der SUB Göttingen wird die Langzeitarchivierung bzw. die Langzeitverfügbarkeit gewährleistet und damit die Nachhaltigkeit der Datenbank unterstützt. Die differenzierte Aufnahme diverser Entitäten (möglichst nach bibliothekarischen Standards) sowie beispielsweise die Verlinkung mit Normdatensätzen sollen die Nachnutzung von Projektdaten in Bibliotheksverbünden möglich machen. 4. BEISPIELE AUS DER LAUFENDEN ARBEIT Die Informationsleistung der Rezensionszeitungen des 18. Jahrhunderts und der auf dem Datenformat PICA basierenden Forschungsdatenbank GJZ 18 soll an einigen Beispielen verdeutlicht werden. An »Beispiel 1: ›Auserlesene Bibliothek der neuesten deutschen Litteratur‹« soll der Wert der Personalnachrichten für die Prosopographie des 18. Jahrhunderts veranschaulicht werden. An »Beispiel 2: ›Physikalisch-ökonomische Bibliothek‹« und »Beispiel 3: Blitzableiter-Debatte in der katholischen Aufklärung« soll die regional in Süd- und Norddeutschland jeweils ganz unterschiedlich geführte Debatte um den Blitzableiter rekonstruiert und dabei aufgezeigt werden, wie sich die Entwicklung und technische Umsetzung neuer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse in den Rezensionszeitschriften widerspiegelt. 4.1. Beispiel 1: Personalnachrichten in der ›Auserlesenen Bibliothek der neuesten deutschen Litteratur‹ Die ›Auserlesene Bibliothek‹ erschien von 1772 bis 1781 bei Meyer in Lemgo. Herausgeber des in der gelehrten Welt auch ›Lemgoische Litteraturbibliothek‹ genannten Blattes war Carl Renatus Hausen,49 als Verleger fungierte Christian Friedrich Helwing.50 Helwing war mit seinem Verlagshaus Meyer durch die später noch erfolgte Übernahme der Förster’schen Buchhandlung in Hannover und Pyrmont fest in der norddeutschen Wissenschaftslandschaft verankert.51 Entsprechend findet der norddeutsche Raum besondere Berücksichtigung in der ›Auserlesenen Bibliothek‹, zum Beispiel durch die Rezensierung wichtiger regionaler Rezensionszeitschriften wie
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Zu Carl Renatus Hausen (1740–1805) als Verleger vgl. Arne Klawitter: Vom Allgemeinen zum Auserlesenen. Die Lemgoer Auserlesene Bibliothek der neuesten deutschen Litteratur (1772–1781) als »gefährliche Nebenbuhlerin« der Berliner Allgemeinen Deutschen Bibliothek. In: Waseda Blätter, Bd. 21 (2014), S. 8. Helwing (1725–1800) war 1749 als Rektor des örtlichen Gymnasiums nach Lemgo gekommen. 1755 heiratete er die einzige Tochter des gerade verstorbenen Buchhändlers Johann Heinrich Meyer. Er wurde zunehmend in die Verlagsarbeit involviert, legte 1757 sein Rektorat nieder und übernahm die Verlagsgeschäfte. Die Gründung einer Buchhandlung in Duisburg erweiterte Helwings verlegerischen Radius noch weiter in den westfälischen Raum.
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das ›Neue Hamburgische Magazin‹52 oder das ›Hannoverische Magazin‹53. Die ›Physikalisch-ökonomische Bibliothek‹54 des Göttinger Ökonomen Johann Beckmann wurde zwar nur gelegentlich direkt rezensiert,55 aber in aller Regelmäßigkeit wurden die gleichen ökonomischen Bücher besprochen und Bezugnahmen der Lemgoer auf die Rezensionen in Beckmanns ›Physikalisch-ökonomischer Bibliothek‹ sind kaum zu übersehen.56 Die regionale Perspektive der ›Auserlesenen Bibliothek‹ wird schon an kleineren Nachrichten wie: »Cassel. Bei dem dasigen Collegio illustri ist der jüngere Herr Mauvillon,57 dessen Paradoxes moreaux mit vielem Beifal sind aufgenommen worden, zum ordentlichen Lehrer der Kriegsbaukunst ernent worden.«58 deutlich. Die ›Auserlesene Bibliothek‹ gehört zu einem Typ von Ephemeriden, der nach der selbstgestellten Maßgabe verfuhr, »eine universalistisch akzentuierte Auswahl neuer deutscher Schriften vorzustellen«.59 Der Fokus des Blattes lag deutlich erkennbar auf der deutschen Literatur,60 insbesondere des norddeutschen Raums, wie die Schlagwortvergabe (Stand 26.03.2015) belegt. 349 Artikel führen das Schlagwort »Leipzig«, gefolgt von »Berlin« mit 123 Treffern. Die Aufklärungsuniversitäten in Halle und Göttingen liegen mit 110 bzw. 112 Treffern in der Aufmerksamkeitsskala der Lemgoer Rezensenten etwa gleichauf. Sehr deutlich fällt dagegen der süddeutsche Raum ab: 29mal wird das Schlagwort »Nürnberg« und 14-mal »Erlangen«.61 Andere Städte des süddeutschen Raumes werden noch seltener erwähnt; ihre Zahl verbleibt im einstelligen Bereich. Dennoch bleibt festzuhalten, dass das Mitarbeiter- und Korrespondentennetzwerk der ›Auserlesenen Bibliothek‹ deutlich über den norddeutschen Raum 52
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Neues hamburgisches Magazin, oder Fortsetzung gesammleter Schriften aus der Naturforschung, der allgemeinen Stadt- und Landoekonomie und den angenehmen Wissenschaften überhaupt, Leipzig : Holle 1767–1781. Hannoverisches Magazin. Hannover: Schlüter 1763–1790. Physikalisch-ökonomische Bibliothek: worinn von den neuesten Büchern, welche die Naturgeschichte, Naturlehre und die Land- und Stadtwirthschaft betreffen, zuverlässige und vollständige Nachrichten ertheilet werden, hg. von Johann Beckmann. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 1770–1806. Vgl. Auserlesene Bibliothek (1772–1781) Bd. 4, S. 386–388 (wie Anm. 17); GJZ 18 ID (PPN) 002088983. Um nur einige Beispiele aus dem Jahr 1774 zu nennen: Börner, Immanuel Karl Heinrich: Land- und Stadtwirthschaft nach ihren ersten Grundsätzen; Sulzer, Friedrich Gabriel: Versuche einer Naturgeschichte des Hamsters; Poerner, Carl Wilhelm: Chymische Versuche und Bemerkungen zum Nutzen der Farbekunst. T. 2; ders., T.3; Ferber, Johann Jacob: Briefe aus Wälschland über natürliche Merkwürdigkeiten dieses Landes. Der sich hinter der Sigle Nr. 4. verbergende Jakob Mauvillon war eine der treibenden Kräfte im Mitarbeiterkreis der Auserlesenen Bibliothek, vgl. Klawitter (2014) S. 12–20 (wie Anm. 49). Auserlesene Bibliothek (1772–1781) Bd.1, S. 651 (wie Anm. 17), GJZ 18 ID (PPN) 002053128. Habel (2011) S. 368 (wie Anm. 2). Allenfalls Besprechungen von Übersetzung fremdsprachiger Literatur sind gelegentlich zu finden. Die ›Auserlesene Bibliothek‹ hatte in Erlangen in dem Historiker Johann Paul Reinhard (1722–1779) einen Mitarbeiter, vgl. Klawitter (2014) S. 22 (wie Anm. 49).
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hinausreichte, wie die den jeweiligen Halbjahresband beschließenden »Jahrbücher der Gelehrten« belegen. Die dort zusammengefassten Personal- und Universitätsnachrichten des zurückliegenden Halbjahrs stammen zum nicht unerheblichen Teil aus dem süddeutschen Raum; so reichen die Nachrichten beispielsweise des 2. Jahrgangsbandes des Jahres 1774 (Bd. 5)62 von den norddeutschen Städten Hamburg und Kiel bis in den Süden mit Karlsruhe, Ansbach, Erlangen. Ein knappes Drittel (11 von 35) kann dem süddeutschen Raum zugerechnet werden, wobei unabhängig von der jeweiligen Region keinesfalls nur gelehrte Zentren wie Berlin, Göttingen, Leipzig oder Frankfurt berücksichtigt werden, sondern auch Nachrichten aus der Peripherie wie »Battenberg in Hessen« oder »Ensdorf in der Oberpfalz« Erwähnung finden.63 Helwing lässt als Verleger überhaupt ein ausgeprägtes Interesse an der Gelehrtengeschichte erkennen. So erschien das schon erwähnte Repertorium von Ersch64 bei Meyer in Lemgo. Auch Hambergers »Gelehrtes Deutschland«65 wurde in zweiter Auflage dort verlegt und interessanterweise findet sich im 4. Band der ›Auserlesenen Bibliothek‹ (1773) eine durchaus kritische Rezension zu diesem Werk. Altdorf. […] In den Vorrede antwortet Herr Hamberger auf einige Erinnerungen, die ihm nach der ersten Ausgabe seines Buchs gemacht worden. Man wünschte eine kritische Auswahl unter den Schriftstellern. Das wäre ein höchstbedenkliches, verhastes und ganz mit der Absicht des Werks streitendes Unternehmen gewesen. […] Man wünscht, daß Herr Hamberger alle Aemter und Bedienungen, die ein Schriftsteller jemals bekleidet hat, angezeigt hätte. Allein, so wäre das Buch zu gros geworden, ein Umstand, den Herr Hamberger zu vermeiden suchte. Aber warum zu vermeiden suchte? Wenn nun auch das Buch um den vierten Theil stärker geworden wäre. Doch lieber mag uns Herr Hamberger ein eigenes Buch darüber verfertigen. Man wünscht doch immer gerne mehr von einem Gelehrten zu wissen, als die bloßen Titel seiner Bücher. Man möchte auch gerne die Entstehungsart der Bücher wissen; und die liegt meist in dem Leben und den Schicksalen des Gelehrten.66 Zweierlei ist in dieser Besprechung bemerkenswert: Zum einen das sich vom Kuriosen zum Technisch-Praktischen hin wandelnden Interesse des Rezensenten. Die naturwissenschaftliche Pragmatik veränderte im Laufe des Jahrhunderts auf nicht mehr zu übersehende Weise die Res publica der Gelehrten. Ihr gleichberechtigter Bürger konnte nun auch der tapfere Landmann sein, sofern er zum Beispiel kluge 62 63
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Vgl. Auserlesene Bibliothek (1772–1781) S. 609–637 (wie Anm. 17). Den Inhalt dieser Kurznachrichten mag ein weiteres Beispiel veranschaulichen: Auserlesene Bibliothek (1772–1781) S. 653 (wie Anm. 10): »Eimbeck. Der dasige verdiente Rector, Herr Sörgel, der sich durch verschiedene Schriften bekannt gemacht hat, ist zum Rector des Gymnasiums bei der Martinsschule zu Braunschweig befördert worden.« GJZ 18 ID (PPN) 002053179 Ersch (1790) (wie Anm. 18). Georg Christoph Hamberger: Das gelehrte Teutschland, oder Lexicon der jeztlebenden teutschen Schriftsteller, Lemgo: Meyer 1767; zweite Auflage: 1772. Auserlesene Bibliothek (1772–1781) Bd. 4, S. 94–97 (wie Anm. 17), hier S. 95–96. Vgl. GJZ 18 ID (PPN) 002079283.
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Überlegungen zur Bodennutzung vorlegte. Bemerkenswerter noch ist das stark erweiterte Interesse an Personalien und Editionshintergründen, die der Rezensent in dem etwas antiquierten Modell von Hambergers »Gelehrtem Teutschland« nicht recht befriedigt, obgleich er sich des Umfanges eines Unternehmens bewusst ist, das dem gerecht werden wollte. Der Rezensent verweist auf Pütters Universitätsgeschichte von Göttingen67 als ein gelungenes Beispiel, weil dort die reine Bibliographie mit einer kurzen Lebensbeschreibung erweitert wurde. Doch dieser Querverweis auf Pütter wäre gar nicht nötig gewesen, denn die ›Auserlesene Bibliothek‹ selbst versuchte bereits, es besser zu machen als Hamberger und bot ihren Lesern im Anhang jedes Halbjahresbandes eine Rubrik »Erster Anhang. Jahrbücher der Gelehrten in Deutschland vom Jahr …«, die den in der Rezension zu Hamberger formulierten Ansprüchen durchaus genügten.68 Des Weiteren finden sich in der ›Auserlesenen Bibliothek‹ nur noch ganz selten einfache Todesmitteilungen.69 An ihre Stelle sind kleine Nekrologe getreten, die z.T. recht ausführliche biobibliographische Angaben enthalten. Die Universitätsnachrichten unterrichten ebenfalls etwas aufwendiger über Berufungen, Ortsund Amtswechsel und streifen dabei die Lebensumstände, die persönliche Herkunft und die wissenschaftlichen Schwerpunkte der erwähnten Personen. Man erfährt nicht nur von den Amtsübergaben selbst, sondern eben auch Wissenswertes über die jeweilige Person sowie über dessen Vorgänger und Nachfolger. Das Interesse an gelehrten Personen beschränkt sich aber nicht mehr nur auf die Tätigkeit an der Universität oder als Autoren, auch die Karrieren in öffentlichen oder kirchlichen Ämtern werden detailliert nachgezeichnet. Insgesamt bietet die ›Auserlesene Bibliothek‹ durch ihre detaillierten Personalinformationen im Zusammenspiel mit den sehr umfangreichen Rezensionen, die ihrerseits wiederum reichhaltige Informationen zu den beteiligten Autoren und deren wissenschaftsrelevanten Lebensumständen enthalten, ein sehr interessantes Kaleidoskop der gelehrten Welt des späten 18. Jahrhunderts. 4.2 Beispiel 2: Der Diskurs um den Blitzableiter in den Gelehrten Journalen, am Beispiel der ›Physikalisch-ökonomischen Bibliothek‹ Die ›Physikalisch-ökonomische Bibliothek‹ ist als ausgesprochene Fachzeitschrift ein Sonderfall innerhalb des Zeitschriften-Korpus von GJZ 18. Sie wurde von Johann Beckmann70 herausgegeben, der bis auf wenige Ausnahmen die Beiträge selbst ver-
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Johann Stephan Pütter: Versuch einer academischen Gelehrten-Geschichte von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen. Göttingen: Vandenhoek 1765. Zum Beipiel: »Danzig« in: Auserlesene Bibliothek (1772–1781) Bd. 6, S. 611 f. (wie Anm. 17). Vgl. GJZ 18 ID (PPN) 002171945. Ein seltenes Beispiel: Auserlesene Bibliothek (1772–1781) Bd. 3, S. 663 (wie Anm. 17): »Cassel. Herr Hofrath Schleger ist hieselbst zu Anfang dieses Jahrs gestorben.« (GJZ ID (PPN) 002075121). Zum Leben von Beckmann vgl. Günter Bayerl: Johann Beckmann (1739–1811). Beiträge zu Leben, Werk und Wirkung des Begründers der allgemeinen Technologie. Münster [u.a.]: Waxmann 1999 (= Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt, Bd. 9); Carl Graf von Klinckowstroem: Beckmann, Johann. In: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 727 f.
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fasst hat. Die Zeitschrift spiegelt von daher sehr genau sein wissenschaftliches Interesse und Wirken in Göttingen als Professor für Ökonomie wider. Beckmann wurde 1739 in Hoya geboren und verstarb 1811 in Göttingen, seinem Hauptwirkungsort als Wissenschaftler und Publizist. Seiner Berufung auf eine ordentliche Professur für Ökonomie 1770 waren bereits Vorlesungen zu ökonomischen Themen an der Universität Göttingen vorausgegangen.71 Zeitgleich mit dem Antritt der Professur für Ökonomie begann er seine ›Physikalisch-ökonomische Bibliothek‹ beim Göttinger Verlag Vandenhoeck herauszugeben. In einer Vielzahl verstreuter Bemerkungen zur Methodik, aber vor allem konzentriert in seinem programmatischen Vorbericht zum 1. Band kommt Beckmanns Verständnis von Ökonomie und Technik deutlich zum Ausdruck: Die Absicht gegenwärtiger Bibliothek ist, von den neuesten Schriften zur Naturkunde und Oekonomie, Nachrichten zu ertheilen. Zu jener rechnen wir hier, ausser der eigentlichen Naturlehre, auch alle Theile der Naturgeschichte; und unter der Oekonomie verstehen wir nicht allein die Landwirthschaft, die sich vornehmlich mit der Gewinnung der Naturalien beschäftigt; sondern auch die sogenannte Stadtwirthschaft, deren Hauptwerk die Verarbeitung der gewonnen Produkte und der Handel ist. Alle diese Wissenschaften sind auf das genaueste mit einander verbunden, so gar daß es schwer fällt, ihre Gränzen genau abzustechen.72 Die Beckmann’sche Ökonomie verstand sich als ein interdisziplinäres Projekt der Auswertung verschiedener Wissenschaftszweige unter dem zentralen Aspekt ihrer technischen Umsetzbarkeit und ihres wirtschaftlichen Nutzens. An der Debatte über den Blitzableiter soll dieses Wissenschaftsverständnis weiter veranschaulicht werden, weil gerade im Fall des Blitzableiters das Interesse der Zeitgenossen weit über die reine Wissenschaft hinaus ging und ganz praktische Gründe hatte. Insofern ist die Blitzableiter-Debatte Teil eines größeren Diskurses über die Elektrizität, von dem sich ein technisch-ökonomischer Diskurs abspaltet, wie sich an der ›Physikalisch-ökonomischen Bibliothek‹ gut zeigen lässt. So waren zum Beispiel mit dem Eintritt in die Debatte um die Anwendung und Umsetzung der Elektrizitätslehre durch Blitzschutzeinrichtungen für die Diskursteilnehmer gerade im protestantisch geprägten norddeutschen Raum die theologischen Implikationen des Themas73 in aller Regel bereits erledigt.
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Beckmann war bereits 1766 als Außerordentlicher Professor der »Weltweisheit« nach Göttingen berufen worden und galt schon bald als Pionier der »Warenkunde« oder »allgemeinen« Technologie als Wissenschaften. Zu Leben und Werk vgl. Wilhelm Franz Exner: Johann Beckmann, Begründer der technologischen Wissenschaft. Vortrag gehalten im k. k. österreichischen Museum für Kunst und Industrie. Mit Porträt. Wien: Gerold 1878. Physikalisch-ökonomische Bibliothek (1770–1806): »Vorbericht«, nicht paginiert (wie Anm. 54). Traditionell galten Blitz und Donner als Strafgericht des zürnenden Gottes. Die Verhinderung des Blitzschlages konnte vor diesem Hintergrund als Eingriff in das Handeln Gottes verstanden und somit als Ketzerei gedeutet werden.
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Schon seit Beginn des 18. Jahrhunderts hat das Thema Elektrizität das Publikum immer mehr in seinen Bann gezogen.74 Oliver Hochadel spricht bei der Elektrizität von einer »Öffentlichen Wissenschaft«,75 die befeuert von publikumswirksamen Experimenten, z. B. mit den beliebten »Elektrisiermaschinen«, Wissenschaft und Zeitvertreib verband und dabei eine hohe Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen vermochte. Die Kirche war auf die Explosion des Wissens zwar nicht vorbereitet, verhielt sich aber dennoch nicht einfach nur abweisend. Viele Theologen wollten sich als Menschen ihres aufgeklärten Jahrhunderts die Fähigkeit zu vernünftigem Denken nicht einfach absprechen lassen. Das mag eine kleine Episode aus der Mitte des 18. Jahrhunderts verdeutlichen. Im 14. Stück des 11. Bandes (1754) der Hamburger ›Freyen Urtheile‹76 findet sich eine Rezension von den »Lettres sur l'électricité«77 des Abbé Nollet.78 Nollet (1700–1771) war Experimentalphysiker und Geistlicher zugleich. Als Wissenschaftler am Hofe Ludwigs XV. verstand auch er es, das Publikum mit elektrischen Experimenten zu unterhalten. So verdeutlichte er das Phänomen der Leitfähigkeit an einer Menschenkette, der er aus einer sogenannten Leidener Flasche einen Stromschlag erteilte, der die Versuchspersonen in Zuckungen versetzte. Solch unterhaltsamer Umgang79 mit der Elektrizität setzte die Überzeugung voraus, dass die Experimente nicht als wirklich gefährlich eingeschätzt wurden, was sich erst mit dem Tod des Naturforschers Georg Wilhelm Richmann (1711–1753) durch einen Blitzschlag änderte.80 Mit einem Schlag war klar, dass elektrische Versuche mit gewittrigen Wetterphänomen nichts für Feiglinge waren. Hier interessiert die bekannte Diskussion, die der französische Naturforscher Nollet mit Benjamin Franklin (1706–1790) um dessen Elektrizität-Theorie geführt hat. In dem in der oben genannten Rezension besprochenen Werk äußerte sich Nollet zu verschiedenen Aspekten der Elektrizität und der Experimentalphysik generell. Durch eine von Buffon angeregte Übersetzung der Briefe Franklins war dessen Theorie in Paris bekannt geworden und hatte dort 74
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Zum Thema vgl. Flemming Schock: Donnerstrahl und Eisenstangen. Die Debatte über den Blitzableiter in den Journalen der Gelehrtenrepublik. In: Marian Füssel / Martin Mulsow (Hg.): Gelehrtenrepublik. Hamburg: Meiner 2015 (= Aufklärung, Bd. 26); Christa Möhring: Eine Geschichte des Blitzableiters. Die Ableitung des Blitzes und die Neuordnung des Wissens um 1800. Online-Ressource 2005. Oliver Hochadel: Öffentliche Wissenschaft. Elektrizität in der deutschen Aufklärung. Göttingen: Wallstein 2003. Freye Urtheile und Nachrichten zum Aufnehmen der Wissenschaften und Historie überhaupt. Hamburg: Grund 1744–1759, hier: Bd. 11. 1754, S. 105–109. Jean Antoine Nollet: Lettres sur l'électricité. Dans lesquelles on examine les dernieres découvertes qui ont été faites sur cette matière, & les conséquences que l'on en peut tirer. Paris: Guerin 1753. Vgl. dazu GJZ 18 ID (PPN) 000059889. Ähnlich urteilen Katharine Park / Lorraine Daston: Wunder und die Ordnung der Natur 1150–1750. Berlin [u.a.]: Eichborn 2002, über den Unterhaltungswert der Vorlesungen Nollets: »Wie Fontenelle sechzig Jahre zuvor […], so wollte auch der Abt Jean-Antoine Nollet sein Laienpublikum mit seinen beliebten Vorlesungen über Physik ebensosehr unterhalten wie belehren.« Vgl. hierzu den Bericht in: Freye Urtheile (1744–1759) Bd. 10 (1753) S. 563–567 (wie Anm. 76). GJZ 18 ID (PPN) 000118397.
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einige Verwunderung ausgelöst.81 Die praktische Folgerung Franklins aus seinem berühmten Drachenexperiment war die Empfehlung, »den Donner durch eine aufrecht gehaltene Stange aus den Wolken herunter zu ziehen«.82 Nollet berichtet, wie der Rezensent anmerkt, dass sich die Pariser ausgesprochen begeistert darüber zeigten, sich vor Donner und Blitzschlag mit einer Metallstange schützen zu können. Mit unüberhörbarer Häme berichtet der Rezensent weiter: »einige behaupteten im Ernste, daß ein Wanderer auf freyem Felde vor dem Gewitter sicher seyen würde, wenn er den Degen gerade nach den Wolken zu der Hand hielte«.83 In der Argumentation gegen die Franklin’schen Thesen spielt Nollet geschickt die seelsorgerliche Karte mit der Mahnung vor der modernen Neuerungssucht aus, indem er aufzeigt, dass sich vor allem die Geistlichkeit lächerlich mache, wenn sie voreilig von neuem Wissen, dessen Erprobung noch ausstehe, profitieren wolle und damit mangelndes Gottvertrauen dokumentiere. Er monierte: »Die Geistlichen, die keine Degen tragen, betrübten sich schon, daß ihnen dieser Vortheil nicht zustatten kommen könnte; allein, sie trösteten sich, da man ihnen in Fränklins Buche wieß, daß sie ihre Kleider nur recht naß müßten werden lassen, um dem Donner entgehen zu können. Dieses waren die Meynungen der gelehrten Wäscher.«84 Diese Impressionen mögen genügen, um zu zeigen, dass die zeitgenössischen Rezensionen den Diskurs, auch mit seinen teils amüsanten Nebenzügen, reflektierten. Die Datenbank GJZ 18 stützt sich auf dieses Datenmaterial und erschließt einen Zugang zu dem Diskurs um die Natur des Blitzes, der in seinem frühen Stadium zentral mit den Namen Franklin und Nollet besetzt war. Aber der Diskurs lässt sich mit der Datenbanksuche noch weiter verfolgen. Die Eingabe des Suchbegriffs »Blitzableiter« erbringt 154 Treffer,85 die über einen Zeitraum von 1752 bis 1811 verteilt sind. Die jeweiligen Treffer pro Jahr werden im Trefferset durch die Facette86 »Jahr« separat angezeigt (siehe Abbildung 1). Demnach ist eine erste Welle der Auseinandersetzung mit dem Thema für die Jahre 1752–1757 belegt, ehe 1769/70 eine zweite, weit ausführlichere Auseinandersetzung in den gelehrten Blättern ansetzt. Für die frühe Phase (Franklin und Nollet) interessierten sich vor allem die ›Freyen Urtheile‹, die mit 5 von 9 Treffern dezidiert für den französischen Abbé Partei ergriffen. Der 81
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Zur wissenschaftsgeschichtlichen Relevanz des Wunders, der Verwunderung und des SichWunderns vgl. Park /Daston (2002) S. 13–23 (wie Anm. 79). Freye Urtheile (1744–1759) S. 97 (wie Anm. 76). Freye Urtheile (1744–1759) S. 98 (wie Anm. 76). Freye Urtheile (1744–1759) S. 98 (wie Anm. 76). Von den 154 Treffern sind 23 im Projekt GJZ 18, 13 im IdRZ 18 und 178 im IdZ 18 erfasst worden. Eine Facette am rechten Rand »Projekt-Datenbank« gibt über die ProjektHerkunft der Daten detailliert Auskunft. Neben der eigentlichen Trefferliste erscheint am rechten Rand der Anzeige eine Reihe von sog. »Facetten«. Dabei handelt es sich um spezielle Filterfunktionen, mit deren Hilfe die Ergebnismenge durch Filterung über unabhängigen Kategorien reduziert werden kann. Bisher bietet die Datenbank dem Nutzer vier Facetten (Zeitschrift, Jahr, Systemstellen und Projekt-Datenbank), weitere werden in nächster Zeit noch hinzukommen. Vgl. Andres Imhof: RSWK/SWD und Faceted Browsing: neue Möglichkeiten einer inhaltlich-intuitiven Navigation. Berlin-Dahlem: ZIB 2006.
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ng es in den bbetreffennaturwisssenschaftlicheen Natur des Diskurses enttsprechend gin den Beitträgen ausschließlich um dass physikalischee Verständnis des »Wetterstr trahls« als elektriscches Phänomen n. Abb. 1: Suchbefehhl »Blitzableiter««
Abb. 2. 2 Suchbeefehl »Blitzableeiter«, in derr Facette »Zeitscchrift« wurde »P Physikalisch-ökoonomische Bibliotthek« ausgewähltt
Gelehrten Die zweeite Phase, in der sich derr Diskurs um den Blitzableeiter in den G Journaleen niederschlugg, ist wesentlichh besser belegtt und erstrecktt sich von 17699 bis1805 87 Der mit eineer deutlichen Spitze S im Jahr 1786 mit 13 Treffern. T r Blick auf diee Treffer87
Der mit dem Jahr 1786 1 einsetzendde signifikante Rückgang R der Trreffermenge ist dder TatsaGJZ 18 alle Gellehrte Journale, die im Repertoorium von che geschuldet, dasss das Projekt G Erscch erschlossen sind, nur bis 11786 erschließt. Dieser Sachveerhalt wird sofoort augenscheeinlich, wenn man das Trefferseet »Blitzableiter«« durch die Facette »Projekt-Daatenbank« weitter auf »GJZ 188« einschränkt. (Das Jahr 17877 wurde hier au usnahmsweise m miterfasst, weil es mit dem 17886 zum 14. Bannd der Reihe zussammengefasst ist.) i Insgesamt fführen die
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verteilung in der Datenbank lässt eine Phase der intensivieren Beschäftigung mit der Blitzableiterthematik besonders im Jahrzehnt 1781–1790 erkennen. Die dabei federführenden Zeitschriften waren das ›Hannoverische Magazin‹88 und das ›Magazin für das Neuste aus der Physik und Naturgeschichte‹89, beide mit Schwerpunkt im naturwissenschaftlich-technischen Bereich. Insbesondere das ›Hannoverische Magazin‹ stand nicht nur thematisch mit der ›Physikalisch-ökonomischen Bibliothek‹ Beckmanns90 in Verbindung. Beckmanns Beschäftigung mit dem Blitzableiter in den 1770er Jahren in seiner ›Physikalisch-ökonomischen Bibliothek‹ dürfte die Popularisierung des Themas mit der Aufmerksamkeitsspitze in den 1780er Jahren wesentlich vorbereitet haben. Beckmanns Rezensionszeitschrift ist hier insofern von herausragendem Interesse, weil sie, anders als die zuvor genannten Blätter aus den Vorgängerprojekten, im neuen Projekt GJZ 18 erschlossen wurde und dort die Trefferliste mit sieben Treffern anführt.91 Wählt man in der Facette »Zeitschrift« die ›Physikalisch-ökonomischen Bibliothek‹ (Abbildung 2), kann man über die Facette »Systemstellen« erste Informationen über die thematische Einordnung der Rezensionen speziell dieser Zeitschrift erhalten: Fünf werden dem Fach »Nat.« = »Naturwissenschaften« und bereits vier dem Fach »Tech.« = »Technik« zugerechnet. Zum Vergleich in der Gesamtdatenbank (mit Altdaten) führt das Fach »Naturwissenschaften« die Statistik unangefochten an: die fünf häufigsten Systemstellen gehören zum Fach Naturwissenschaft, ehe die erste »Tech.«Stelle mit 2 Treffern (gegenüber der stärksten Naturwissenschaftlichen Stelle »Nat.3.2.1.« = »Elektrizität« mit allein 25 Treffern) folgt. Als ersten Befund kann man festhalten, dass der physikalisch-elektrische Aspekt (Nat.) die Blitzableiter-Debatte insgesamt dominiert; die Frage der technischen Umsetzung (Tech.) wird demgegenüber weit seltener gestellt. Die theologische Seite der Debatte kommt in den Zeitschriften allenfalls als Nebenaspekt vor. Für die ›Physikalisch-ökonomische Bibliothek‹ überrascht dieser Befund am wenigsten, da es sich bei ihr ohnehin um eine Fachzeitschrift mit technisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt handelt. Das
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›Schlesischen Provinzialblätter‹ das Trefferset mit 21 Treffern an. Diese Zeitschrift erschien von 1785 bis1849, vgl. Habel (2007) S. 464 (wie Anm. 10); erschlossen wurden die Jahrgänge 1785–1815. Die Treffermengen nach 1786 sind von daher anders zu bewerten. Die Tatsache der großen Häufung von Rezensionen zum Thema »Blitzableiter« in den ›Schlesischen Provinzialblätter‹ deutet allerdings recht deutlich an, dass von einem Abflauen der Thematik in den Gelehrten Blättern keinesfalls gesprochen werden kann. Hannoverisches Magazin (1763–1790 ) (wie Anm. 53). Ludwig Christian Lichtenberg / Johann Heinrich Voigt: Magazin für das Neuste aus der Physik und Naturgeschichte. In: Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte. 1781, Online-Ressource. Diese Zeitschrift erschien bezeichnenderweise gerade zu Beginn dieses Zeitraums im Jahr 1781. Die der eigenen Herausgebertätigkeit Beckmanns vorausgehenden Mitarbeit im ›Hannoverischen Magazin‹ unterstreicht die nicht nur thematischen Verbindungen beider Blätter. Beckmann nimmt in seinen Rezensionen in der ›Physikalisch-ökonomischen Bibliothek‹ sehr häufig Bezug auf das ›Hannoverische Magazin‹. Die Facette »Projekt-Datenbank« orientiert über die Zuordnung zu den einzelnen Projekten, in denen die Daten erhoben wurden. Die Treffer für »Blitzableiter« belaufen sich auf 153, davon entfallen 22 auf GJZ 18, 13 auf den IdRZ 18 und 178 auf den IdZ 18.
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Thema Blitzableiter fällt, das zeigt schon der erste Blick auf die Ergebnisse der Facette »Systemstellen«,92 voll in ihr Fachgebiet. Der Eindruck verdichtete sich bei der Analyse der einzelnen Treffer, wenn man über die Facette »Zeitschrift« die Treffer der ›Physikalisch-ökonomischen Bibliothek‹ aufruft (siehe Abbildung 2). Die Systemstelle »Verm.1.2.« = »Periodika« hat zwei Treffer, in denen jeweils der Blitzableiter ein Thema unter vielen anderen ist. Die ›Philosophical transactions of the Royal Society‹, Vol. 59, 1769 (GJZ 18 ID (PPN) 001948180) enthält das Schlagwort »Franklin, Benjamin / Blitzableiter«. Mehr als einen Satz verliert Beckmann hier nicht und belegt damit zugleich, dass 1771 die naturwissenschaftliche Debatte um Franklins Thesen hinreichend bekannt war.93Anders dagegen die Anzeige eines Aufsatzes zur Thematik in ›Der Königl. Schwedischen Akademie der Wissenschaften Abhandlungen aus der Naturlehre, Haushaltungskunst und Mechanik‹, Bd. 32, 1769 (GJZ 18 ID (PPN) 002006022). In dieser Rezension wird sehr deutlich, dass vor allem die richtige Umsetzung der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse in praktikable Technik kontrovers diskutiert wurde: »[…] H. Wilke Bemerkungen bey dem Einschlagen des Wetterstrahls, die für die Lehre von der Ableitung sehr wichtig sind. Das Hauß, was getroffen wurde, war mit Ableitern versehn. Der Nutzen, der von vielen vorgeschlagenen spitzen und hohen eisernen Stangen, ist noch sehr streitig. Man gleubt, dadurch die Materie des Blitzes, nach und nach, und ohne Schlag abzuleiten, aber man geräth in Gefahr, sie zugleich an eine gewisse Stelle zu locken, weil die Spitzen die electrischen Funken auf eine viel größere Entfernung ausziehen, als stumpfe Körper.«94 Beckmann interessierte sich ausschließlich für die Nutzanwendung der Blitzableiter. Die naturwissenschaftlichen Streitfragen aus der Jahrhundertmitte waren für ihn nur insofern noch von Interesse, als von ihnen die richtige Konstruktion und Installation der Anlagen abhängt, deren Nutzen an sich für ihn außer Frage stand. Auch bei der Rezension der Schrift »Della maniera di preservare gli edificj dal fulmine Informazione al popolo« von Giuseppe Toaldo95 interessiert nur der rein technische Aspekt des Aufbaus und der richtigen Installation: »Die Vignette des Titelblatts erklärt, wie der Ableiter anzubringen sey. Der V. giebt dem Dache des Gebäudes sechs Spitzen. Der Ableiter läuft mitten über das Dach, theilet sich gegen die Seitenwände, so daß nach jeder Ecke ein Ableiter geht, und dann an
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Vorausgesetzt ist die Suchanfrage »Blitzableiter« und der Filter »Physikalisch-ökonomische Bibliothek«. Vgl. Essays and observations physical and literary. Read before the philosophical society in Edinburgh, and published by them. Vol. III. GJZ 18 ID (PPN) 002010259. Allerdings deutet hier das etwas erweiterte Schlagwort »Franklin / Blitzableiter, Gebäudesicherung« die praktische Absicht, um die es Beckmann eigentlich immer geht, schon eindeutig an; ähnlich auch in der Rezension zu ›Histoire de l'academie royale des sciences, année 1770. Avec les mémoires.‹ GJZ 18 ID (PPN) 002001381, allerdings geht es hier um den Naturforscher Le Roy, der mit »Gewitter, Gebäudeschutz« und »Blitzableiter« zu tun hat. Physikalisch-ökonomische Bibliothek (1770–1806) Bd. 5, S. 247–260 (wie Anm. 54). Giuseppe Toaldo: Della maniera di preservare gli edificj dal fulmine. Informazione al popolo. Venezia 1772.
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allen vier Ecken des Hauses herunter läuft. Ueber der Erde endigt sich der Ableiter mit drey Spitzen.«96 Neben der Sicherung von Gebäuden spielte auch die Frage des Verhaltens bei Gewitter für den Pragmatiker Beckmann eine Rolle. Nollet berichtete noch, wenn auch nicht ohne Häme, von den Versuchen der Geistlichen, sich mit gegen den Himmel erhobenen Degen vor dem Blitzschlag schützen zu wollen. Beckmann diskutiert solche Fragen wesentlich nüchterner. Anlässlich einer Rezension97 zu Johann Nicolaus Tetens »Ueber die beste Sicherung seiner Person bey einem Gewitter«98 wiederholt er ausführlich dessen lebenspraktische Ratschläge, die er als Beitrag zur Volksaufklärung wertet: Es ist vernünftig, aus mehr als einem Grunde, im Gewitter das Bette, und auch das Schlafzimmer zu verlassen. Man begebe sich in ein geräumigeres Zimmer, das aber nicht zu stark mit Personen angefüllet seyn darf. Man öfne die Thür; man entferne sich von Fenstern und Wänden. Will man Kunst anwenden, so schaffe man sich eine seidne Fußdecke an. Ein Boden von sehr ausgedörrtem Holze, leistet inzwischen beynahe dasselbige. […] Seidne Kleider versprechen einige Sicherheit, und gallonisirte Kleider drohen Gefahr. Ein Reisender thut fast besser in Freyem zu bleiben, als in einem einzelnen, zumal hochliegenden Hause, Schutz suchen. […] Man halte lieber mit dem Wagen still, am wenigsten fahre man schnell. Es ist ratsam, von einem unbedeckten Wagen abzusteigen, und in einiger Entfernung neben ihn zu treten, auch wenn man einen bedeckten, oben mit metallenen Knöpfen versehenen Wagen hat.99 Beckmann hält die von Tetens erarbeiteten Vorschläge für alles andere als neu, doch erachtete er die Verbreitung solcher Kenntnis durchaus als eine Aufgabe seiner Wissenschaft. 4.3. Beispiel 3: Blitzableiter-Debatte in der katholischen Aufklärung Einen anderen Fokus hat die Debatte um den Blitzableiter im süddeutschen Raum. Hier ist die Auseinandersetzung mit kirchlichen Praktiken noch im vollen Gang. Ein Blick auf die Blitzableiter-Trefferliste der in GJZ 18 erfassten Zeitschriften (Abbildung 3) belegt, dass auch im katholisch geprägten süddeutschen Raum das Phänomen Blitzableiter aufmerksam verfolgt und kontrovers diskutiert wurde, wie die beiden Zeitschriften ›Litteratur des katholischen Deutschlands‹100 und die ›Annalen der baieri-
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Physikalisch-ökonomische Bibliothek (1770–1806) Bd. 5, S. 300 (wie Anm. 54). Beckmann fasst sich an dieser Stelle für seine Verhältnisse sehr kurz. Der eigentliche Inhalt des Werks wird nicht weiter besprochen. Physikalisch-ökonomische Bibliothek (1770–1806) Bd. 5, S. 296–300 (wie Anm. 54). Johann Nikolaus Tetens. Ueber die beste Sicherung seiner Person bey einem Gewitter, Bützow: Berger- und oednersche Buchhandlung 1774. Physikalisch-ökonomische Bibliothek (1770–1806) Bd. 5, S. 299 (wie Anm. 54). Bd. 5 (1774). Litteratur des katholischen Deutschlands (1776–1788) (wie Anm. 30).
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101 be L elegen, die zuusammengerech hnet mit 7 Trreffern auf die ie gleiche schen Litteratur‹ Trefferzzahl102 kommen n wie die ›Phyysikalisch-ökon nomische Bibliiothek‹.103 Abb. 3: Suchbefehhl »Blitzableiter««, in der Facette »»Projekt-Datenbbank« wurde »GJ GJZ 18« ausgewäählt.
Die Beitträge zur Them matik sind bei den katholischen Periodika in die 1780err Jahre zu datieren n, was ihrem sp päten Erscheiinungsverlauf entspricht, aber auch dem Z Zeitgeist, der sich h dieses Themaas gerade in ddiesem Jahrzeh hnt am ausführrlichsten angen enommen hat. Geggenüber Beckm manns ›Physikkalisch-ökonom mischer Bibliotthek‹ spielt im m katholischen Raum R der theollogische Aspekkt noch eine ungleich u promiinentere Rolle,, wenn es auch in den beiden kaatholischen Perriodika vor alleem um die praaktische Anleittung zum Bau von n Blitzschutzan nlangen geht, w wie die Titel der Beiträge eind drücklich beleggen. Auch 101 102
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Ann nalen der baierischen Litteratur (1781–1783) (w wie Anm. 32). Die relative Häufiggkeit der Beiträgge aus dem süd ddeutschen Rau um (auch die ›SStrasburgischeen gelehrten Naachrichten‹ gehöören hierher) aus den GJZ 18 isst der derzeitigeen intensiven Aufarbeitung der katholischen Aufklärung durrch den Standort München gescchuldet. Stren ng genommen gehören auchh die ›Strasburggischen gelehrten Nachrichtenn‹ in den südddeutschen Raum m, allerdings sinnd sie kaum kaatholisch gepräg gt und stehen ddem norddeuttsch-protestantischen Diskurs nnäher.
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katholische Gebäude werden im Laufe des 18. Jahrhunderts zunehmend mit modernster Technik vor dem Blitzschlag geschützt und die ›Annalen‹ können entsprechend selbstbewusst verkünden: »Heuer zerfiel das Vorurtheil wider die Blitzableiter.«104 Auch in Süddeutschland ist man 1782 nicht mehr willens, sich allein auf das kirchlich vorgeschriebene »Wetterläuten«105 zu verlassen und diskutiert die Frage, ob der Blitzableiter womöglich besser funktioniert. In Bayern verschiebt sich der Fokus ebenfalls zur Frage der richtigen Umsetzung dessen, was naturwissenschaftlich unstrittig geworden war. Diese Tendenz war weder durch kirchliche Dogmen aufzuhalten, noch machte sie vor kirchlichen Gebäuden halt. »Auf der kurfürstl. Residenz in München, auf dem Lustschlosse in Nimpfenburg, auf der neuerbauten Bilder-Galerie im Hofgarten, auf dem Gartenhause der P. P. Augustiner in München vor dem Schwäbinger Thore, auf dem Landgute des Herrn Grafen Anton Seefeld, ja sogar auf dem Kirchthurme in dem Dorfe Perach nächst Altenötting sind dergleichen Ableitet aufgestellet worden.« Das kirchliche Wetterläuten ist auch im katholischen Süddeutschland ein Verlierer der Aufklärung, denn auch in Bayern wurden zunehmend öffentliche und auch kirchliche Gebäude mit Blitzableitern versehen. Dass in München bereits Blitzschutzanlagen existieren, überrascht nicht so sehr. Doch unvermittelt richtet sich der Blick des Rezensenten über die Residenzstadt hinaus auf die dörfliche Provinz, auf das Dorf Perach, von dem weiter berichtet wird: »In dem letztern Orte hat der würdige Herr Pfarrer Huber bei der Gemeinde so viel bewirkt, daß dieselbige zugleich in die Unterlassung des bisher gewöhnlichen langen Läutens bei annahenden und währenden Gewittern eingewilliget hat. Man giebt daselbst nur noch mit dreimal abgesetzten Glockenschall das Zeichen zum Gebet, und dann hört das Läuten auf.«106 Dort auf dem Dorfe ereigne sich die wirkliche Revolution, zumindest für den Herrn Rezensenten, der sich nicht genug wundern kann, »wie leicht sich bei uns auch der unwissende Mann die eingewurzelten und so zu sagen geheiligten Vorurtheile benehmen läßt, wenn man es zur rechten Zeit und auf die rechte Art unternimmt«.107 Volksaufklärung kann auch in Bayern funktionieren, weil es nicht der einfache Mann ist, der sich sperrt. Er ist schnell und leicht in der Lage, überkommene Fehlurteile fallen zu lassen. Eine zweite Reflexion des Beiträgers führt diesen Gedanken weiter und greift die vermeintlich fortschrittliche, anfangs des Beitrags noch gerühmte Bayernmetropole frech an: »[…] zweitens, daß man nun hoffentlich einmal auch in der Hauptstadt Baierns das Betäubende und unnütze Gebrummel und Geklingel so unzähliger Glocken bei Donnerwetter unterlassen werde, da ein Dorf mit einem so herrlichen, wir sollten sagen, beschämenden Beispiele vorausgegangen ist.«108 Die Überwindung volksreligiöser Pragmatik erweist sich vor dem Hintergrund dieser Sätze als ein zäher Prozess, als unvermeidliches Gegenstück zur Einführung von Neuerungen. Doch die überraschende Fest104 105
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Annalen (1781–1783) Bd. 2, S. 379–380 (wie Anm. 32). GJZ 18 ID (PPN) 001946471. Zur theologischen Deutung und Umgang mit Gewitter vgl. Möhring (2005) S. 36–40 (wie Anm. 74). Annalen (1781–1783) Bd. 2, S. 379 (wie Anm. 32). Annalen (1781–1783) Bd. 2, S. 379 (wie Anm. 32). Annalen (1781–1783) Bd. 2, S. 379f. (wie Anm. 32).
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stellung des Rezensenten ist, dass der Widerstand sein Zentrum nicht auf dem Lande, sondern in der Bayernmetropole selbst hat. Der volksaufklärerische Prozess musste scheinbar, so deutet die Rezension an, auf die städtische Intelligenz viel mehr Rücksicht nehmen als auf die vermeintlich rückständige Landbevölkerung. 5. AUSBLICK Die bibliographische Erfassung der Rezensionen und Originalbeiträge kann durch das Katalogisierungsdatenformat PICA, das dem WinIBW-Client zugrunde liegt, sehr viel differenzierter erfolgen, als dies in der Vergangenheit möglich war. Neben der bibliographischen Erfassung wurde auch die Erschließungstiefe der einzelnen Beiträge deutlich verbessert. Die erfassten Rezensionen und Nachrichten werden detaillierter verschlagwortet. Die Integration von Normdatensätzen wird die Erfassung noch wesentlich präziser machen. Mit der an dem Repertorium von Ersch angelehnten »historischen« Systematik und den Gattungsbegriffen kommen bereits zwei eigene Normdatensatz-Systeme zur Anwendung. Ein weiterer Meilenstein auf diesem Weg wird die Implementierung der Personennormdatensätze der GND sein, um Personen eindeutig zu identifizieren und mit bibliographischen Einheiten verknüpfen zu können. Gleiches gilt für Körperschaften und gelehrte Gesellschaften aller Art. Eine in Zukunft noch an Bedeutung gewinnende Aufgabe des Projektes wird es sein, vermehrt Verbindungen der Datensätze untereinander herzustellen, um die netzartige Verbindungsstruktur, zwischen Personen, Werken, Zeitschriften, Körperschaften etc. deutlicher noch herauszuarbeiten und für den Nutzer leichter nachvollziehbar zu machen. Die Rezensionen sind bereits jetzt ihrer jeweiligen Zeitschrift durch einen internen Link eindeutig zugeordnet, aber es gibt in den Zeitschriften noch viele weitere Quer- und Rückbeziehungen, die es technisch umzusetzen gilt. Die Verlinkung innerhalb dieser Netzstrukturen kann in dieser Form niemals durch OCR oder andere technische Verfahren automatisch geleistet werden, sie setzt eine differenzierte Analyse der Zeitschriften und der einzelnen Rezensionen voraus. Insofern bedeutet die technische Realisierung der Netzwerkstrukturen der Gelehrten Zeitschriften des 18. Jahrhunderts eine wissenschaftliche Leistung, die neben der inhaltlichen Erschießung des sehr umfangreichen Datenmaterials das Hauptcharakteristikum des Akademieprojekts GJZ 18 darstellt. Diese Form der Aufarbeitung der Rezensionszeitschriften des 18. Jahrhunderts ist erst durch internetfähige Datenbanken wie die GJZ 18 möglich geworden. Bezüge, die von den Rezensenten in ihrer Zeit vermerkt wurden, können auf diesem Weg gewinnbringend ausgewertet und Wissensstrukturen sicht- und nachvollziehbar aufbereitet werden. IT und Datenbanktechnik sind die Voraussetzung unserer Arbeit, sie ermöglichen die statistische Auswertung des Datenmaterials, von der ein weiterer großer Nutzen zu erhoffen ist. Entsprechende Tools werden in absehbarer Zeit implementiert werden. Der gesamte Literatur-, Presse- und Wissensbetrieb der Aufklärung wird durch das Projekt in seiner Breite und Tiefe, aber auch in seiner Vernetzung abgebildet. Rezensionen, Buchankündigungen, Personalnachrichten, Forschungskontroversen und Diskurse: dies alles wird in das Raster einer zeitgenössischen Wissenschaftssystematik eingebunden, die eine Vielzahl an leistungsfähigen statistischen Auswertungen und kombinierten Suchen zulässt. Das Projekt liefert solcherart entscheidende Grundlagen
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und Mehrwerte nicht nur für die Institutionen- und Mediengeschichte der Aufklärung, sondern auch für die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte einzelner geistes-, naturund sozialwissenschaftlicher Disziplinen.109 ANLAGE : ZEITSCHRIFTENKORPUS GJZ 18 109
Allgemeine Bibliothek für das Schul- und Erziehungswesen in Deutschland. Nördlingen 1773–1786. Altonaische gelehrte Anzeigen. Altona 1757–1758. Altonaische gelehrte Zeitungen. Hamburg 1745–1748. Altonaischer gelehrter Mercurius. Altona 1763–1786. Annalen der Baierischen Litteratur vom Jahr […]. Nürnberg 1781–1783. Auserlesene Bibliothek der neuesten deutschen Litteratur. Lemgo 1772–1781. Compendium historiae litterariae novissimae, oder Erlangische gelehrte Anmerkungen und Nachrichten. Erlangen 1746–1769. Critische Nachrichten. Greifswald 1750–1754. Curieuse Bibliothec. Frankfurt a.M., Leipzig 1704–1706. Dänisches Journal. Kopenhagen, Odense 1767–1770. Dreßdnische gelehrte Anzeigen. Dresden 1749–1802. Erfurtische gelehrte Nachrichten. Erfurt, Gotha 1755–1768. Erfurtische gelehrte Zeitung. Erfurt 1780–1796. Erfurtische gelehrte Zeitungen. Erfurt 1769–1779. Erlangische gelehrte Anmerkungen und Nachrichten. Erlangen 1770–1787. Erneuerte Berichte von gelehrten Sachen. Rostock 1766–1773. Etwelche meistens Bayrische Denck- und Leß-Würdigkeiten zur Fortführung des so genannten Parnassi Boici aufgesetzet. Ingolstadt 1737–1740. Fortgesetzte Nachrichten von dem Zustande der Wissenschaften und Künste in den dänischen Reichen und Ländern. Kopenhagen, Leipzig 1758–1768. Franckfurter Gelehrte Zeitung. Frankfurt a.M. 1736–1771. Frankfurter gelehrte Anzeigen. Frankfurt a.M. 1772–1790. Die Fränkischen Zuschauer. Frankfurt a.M., Erlangen 1772–1773. Freymüthige Betrachtungen über alte und neue Bücher. Augsburg 1784. Freymüthige Briefe über die neuesten Werke aus den Wissenschaften in und außer Deutschland. Hamburg, Leipzig 1759–1761. Freywillige Beyträge zu den Hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit. Hamburg 1772–1778. Die Gelehrte Fama, welche den gegenwärtigen Zustand der gelehrten Welt und sonderlich derer Deutschen Universitaeten entdecket. Leipzig 1711–1718. Gelehrte Nachrichten. Bützow 1752–1763. Gelehrte Neuigkeiten. Hamburg 1749–1751.
Vgl. dazu Claire Gantet / Flemming Schock: Vorwort. In: Claire Gantet / Flemming Schock (Hg.): Zeitschriften, Journalismus und gelehrte Kommunikation im 18. Jahrhundert. Festschrift für Thomas Habel. Bremen: edition lumière 2014 (= Presse und Geschichte, Neue Beiträge, 81), S. VIII.
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Stefan Dietzel / Maja Eilhammer
Gelehrte Zeitung. Kiel 1771–1774. Gelehrtes Journal Oder Nachrichten Von Allerhand Neuen Büchern und Andern zur Literatur Gehörigen Materien. Tübingen 1734–1739. Gothaische gelehrte Zeitungen. Gotha 1774–1804. Hamburgische Berichte von neuen Gelehrten Sachen. Hamburg 1732–1758. Hamburgische Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit. Hamburg 1758– 1771. Historie der Gelehrsamkeit unserer Zeiten. Leipzig 1721–1725. Jenaische Beyträge zur neuesten gelehrten Geschichte. Jena 1757. Jenaische Zeitungen von gelehrten Sachen. Jena 1765–1786. Kielische gelehrte Zeitung. Kiel 1775–1777. Litteratur des katholischen Deutschlands. Coburg 1775–1788. Mecklenburgische gelehrte Zeitungen. Rostock, Wismar 1751. Monatliche Unterredungen. Leipzig, Thorn 1689–1798. Monatsgespräche. Leipzig, Halle 1688–1790. Nachrichten von dem Zustande der Wissenschaften und Künste in den königlich dänischen Reichen und Ländern. Kopenhagen, Leipzig 1753–1757. Neue Berichte von Gelehrten Sachen. Rostock 1762–1765. Neue Bibliothec oder Nachricht und Urtheile von neuen Büchern. Halle 1709–1721. Neue Hallische Gelehrte Zeitungen. Halle 1766–1792. Neue Litteratur. Prag 1771–1772. Neue Unterredungen. Halle 1702. Neue Zeitungen von Gelehrten Sachen. Leipzig 1715–1784. Neueste critische Nachrichten. Greifswald 1775–1807. Neueste Geschichte der Gelehrsamkeit in Schweden. Rostock 1756–1760. Neueste Litteratur der Geschichtskunde. Erfurt 1778–1780. Neu-Fortgesetzter Parnassus Boicus. Augsburg 1736–1737. Nova litteraria circuli Franconici oder Fränckische Gelehrten-Historie. Nürnberg 1725. Nützliche Sammlung zum nähern Verstande des Neuen in der politischen und gelehrten Welt. Königsberg 1735. Nützliche und Auserlesene Arbeiten der Gelehrten im Reich. Nürnberg 1733–1736. Parnassus Boicus. München 1722–1727. Physikalisch-ökonomische Bibliothek. Göttingen 1770–1806. Pommersche Nachrichten von gelehrten Sachen. Greifswald 1743–1748. Revision der neuesten deutschen Litteratur. Mannheim 1779–1781. Schlesische Berichte von gelehrten Sachen. Breslau 1757–1765. Schlesische zuverlässige Nachrichten von gelehrten Sachen. Breslau 1751–1756. Urtheile über Gelehrte Sachen. Greifswald 1763–1764. Warschauer Bibliothek oder gründliche Nachrichten nebst unpartheyischen Urtheilen von allen Büchern und Schrifften […] in Pohlen. Warschau 1753–1754. Wienerische Gelehrte Nachrichten. Wien 1755–1758. Wöchentliche Gelehrte Neuigkeiten. Tübingen 1735–1740. Wöchentliche Nachrichten von Gelehrten Sachen. Regensburg 1740–1783.
Gelehrte Journale und Zeitungen
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Zusammenfassung Das Akademie-Projekt GJZ 18 arbeitet seit dem Jahr 2011 in Arbeitsstellen in Göttingen, München und Leipzig. Die Konzeption und Realisierung der Projekt-IT (Design, Entwicklung, Administration etc.) liegt bei der Arbeitsstelle Göttingen. Die Gelehrten Journale wollten mit den Mitteln ihrer Zeit umfassend informieren und machten somit das Wissen ihrer Zeit »allgemein«. Die Göttinger Zeitschriftenforschung hat diesen Impuls aufgegriffen und mit den Mitteln ihrer Zeit fortgeführt. Mit dem WinIBW-Client der Verbundzentrale des GBV stehen dem Projekt gegenüber den Vorgängerprojekten IdZ 18 und IdRZ 18 erweiterte Möglichkeiten zur bibliographischen und inhaltlichen Erfassung der Rezensionszeitschriften zur Verfügung, um deren Informationsfülle für die Forschung nutzbar zu machen. Verlinkungen auf die Digitalisate der Originale eröffnen einen direkten Einstieg in die Zeitschriftenforschung zur Aufklärungszeit. Abstract Since 2011, the research project »Gelehrte Journale und Zeitungen« (»Scholarly Journals and Newspapers«) has been conducted by the Göttingen Academy of Sciences and Humanities divided into three departments located in Göttingen, Munich and Leipzig. The concept and implementation of the projects’ IT (design, development, administration, etc.) is based at the department in Göttingen. The purpose of the scholarly journals was to inform their readers about almost everything taking place in the world of academic and popular learning to make the knowledge of their time »universal«. The current research has seized this impulse to be continued with contemporary methods. By using the WinIBW-Client of the GBV, the project offers – in comparison to its predecessor projects IdZ and IdRZ – a broader access to the bibliographical and textual acquisition of the scholarly journals to make their abundance of information usable for scientific research. The inclusion of links leading to the digital copies of the original journals opens up a direct access to the research on scholarly journals in the age of Enlightenment. Korrespondenzanschrift Dr. Maja Eilhammer, Bayerische Staatsbibliothek – Handschriftenabteilung, Ludwigstr. 16, 80539 München Email: [email protected] Dr. Stefan Dietzel, SUB Göttingen – Historisches Gebäude, Papendiek 14, 37073 Göttingen Email: [email protected] Maja Eilhammer ist Kunsthistorikerin und arbeitet seit 2005 in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek München. Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt GJZ 18 seit 2011. Stefan Dietzel ist Theologe und arbeitet seit 2007 in diversen Drittmittelprojekten an der Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen. Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt GJZ 18 seit 2011.
Buchbesprechungen Schröter, Jens (Hg.): Handbuch Medienwissenschaft. Unter Mitarbeit von Simon Ruschmeyer und Elisabeth Walke. Stuttgart, Weimar: J.B. Metzler 2014, 571 S. Dieses Handbuch ist, um gleich die Einführung in eine gepflegte Wissenschaftssprache zu bieten, die sich einer gewissen Nichtigkeit ihres Gegenstandes bewusst zu sein scheint, gegliedert »entlang einer Liste von ›dynamischen Kontroversen, die man in die Felder der Kontroversen um die theoretische Modellierung, also ›Medientheorien‹ (Teil II), der Kontroversen um die Gegenstände, also ›Einzelmedien‹ (Teil III), und der Kontroversen um die Grenzen des disziplinären Feldes selbst, also ›Schnittstellen‹ (Teil IV) ordnen kann. Etwas weniger geplustert ausgedrückt findet der Nutzer nach Einführendem in Teil I und Teil IV die Darstellung von siebenundzwanzig Nachbar- und/oder affinen Wissenschaften – hier erscheint die Medienwissenschaft als eine Art Universal- oder Überwissenschaft – in Teil II. dreiundzwanzig Medientheorien vorgestellt, wozu ein anderer Rezensent das Nötige gesagt hat: »Dem leidlich Eingeweihten mögen die einzelnen terminologischen und theoretischen Spitzfindigkeiten und narzisstischen Kapriolen mit selbst erfundenen Paradigmen der partiell eloquent und kongenial dargestellten ›Theorien‹ und ›Theoretiker‹ als intellektuelles Spiel Genuss bereiten, hin und wieder auch weitere, womöglich nur ephemere Einsichten vermitteln, da ihr Erkenntnisgewinn gering ist und nicht lange andauert. Da sich das Handbuch aber erklärtermaßen vorrangig an Studierende richtet, dürfte bei den meisten die Verwirrung, am Ende sogar der Verdruss groß sein.« (Hans-Dieter Kübler auf: http://www.rkmjournal.de/archives/16754; 10.8.2015) In Teil III folgt dann die Vorstellung von zweiundzwanzig Einzelmedien, die für die Medienwissenschaft offenbar zentral sein sollen: 1. Basismedien: Bild, Klang, Text, Zahl, Geste; 2. Diagramm/Diagrammatik; 3.
Trance-Medien/Personale Medien; 4. Textile Medien; 5. Geld; 6. Brief/Post; 7. Printmedien; 8. Comics; 9. Telefon/Telegraphie; 10. Fotografie; 11. Klangmedien; 12. Film; 13. Radio; 14. Fernsehen/Video/DVD; 15. Computer als Bildmedium; 17. Computer als Klangmedium; 18. Internet; 19. Computerspiele; 20. Mobile Medien; 21. Dreidimensionale Medien; 22. Quantencomputer/Quantenkryptographie). Man könnte sagen: so viele Medien, so viele Fragen. Da mag man mit der Diskussion gar nicht beginnen! Was ist eigentlich mit dem Basismedium Sprache? Wo bleibt die CD, wo doch die DVD mit Handbuchbedeutung geadelt wird, wo die Schallplatte und die immer noch nicht ausgestorbene Musikkassette, die man allerdings deutlich von der Sprach- und noch einmal von der Klangkassette abgrenzen müsste? Was ist mit meinem kleinen USB-Stick? Dem Nicht-Medienwissenschaftler mag das hier Vorgeführte einer gewissen Lächerlichkeit nicht zu entbehren scheinen. Unter Printmedien erfahren wir, dass die Begriffe »›Print‹(-Medien) und ›Presse‹« auf den Druck abhöben und Druckwerke die ersten technisch-maschinell reproduzierten Medien im »engeren Sinn und damit Massenmedien« seien, auch dass »dieser Primat« bedinge, dass die Entfaltung der reflektierenden und später wissenschaftlichen Befassung mit Medien bis etwa 1850 »praktisch ausschließlich, noch bis 1950 aber überwiegend – mit nachlassender Dominanz – vom Gegenstand Printmedien geprägt wurde.« Und dafür stellt ein Handbuch dann ganze sieben Seiten zur Verfügung – von Gutenberg bis zur aktuellen Medienkrise –, von denen die Hälfte nicht diesen Druckwerken, sondern der Forschung darüber gewidmet ist: bei aller Wertschätzung des Autors: das ist eine unlösbare Aufgabe, selbst die wichtigsten Grundlagenwerke zu diesen Printmedien, die das eigenständige Studium der Handbuchnutzer anleiten könnten, fehlen. Gar zu viele Allge-
Buchbesprechungen meinplätze muss man lesen, für die man kein Handbuch braucht: »Die materielle, auf Papier gedruckte Manifestation mag in der Krise stecken, aber die immateriellen Güter, die transportiert werden, bleiben erhalten.« (S. 257) Hoffentlich! Wer ein Handbuch der Medienwissenschaft benötigt – selbst ein Sachregister fehlt im hier vorgestellten –, der sei auf das hier nicht erwähnte dreibändige Handbuch Medienwissenschaft (Berlin: de Gruyter 1999–2002) hingewiesen, das ungleich seriöser ist. HOLGER BÖNING, BREMEN Conboy, Martin / Steel, John (Hg.): The Routledge Companion to British Media History. With editorial assistance from Scott Eldridge II. London, New York: Routledge 2015, XVII, 610 S. Medien- und Kommunikationsgeschichte sind im englischsprachigen Raum Europas ein boomendes Forschungsfeld. Davon zeugen in Irland das »Centre for the History of the Media« am University College Dublin (gegründet 2007) und das »Newspaper and Periodical Forum of Ireland« (Dublin, 2008); in Großbritannien das »Periodicals and Print Culture Research Cluster« an der Universität Salford (2010), das »Centre for Media History« an der Universität Aberystwyth (2005); das »Centre for Media History« an der Universität Bournemouth (2000) sowie das »Centre for the Study of Journalism and History« an der Universität Sheffield (2009). Die beiden Herausgeber des vorliegenden Handbuchs forschen und lehren am interdisziplinären Forschungszentrum in Sheffield, welches sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte des britischen Journalismus und der britischen Boulevardpresse befasst, aber auch an der Entwicklung von Methoden zur Erforschung digitalisierter historischer Zeitungen aktiv beteiligt ist. The Routledge Companion to British Media History richtet sich an Studierende und Forschende der Medien- und Kommunikationswissenschaften, der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften sowie an alle Interessierten, die sich ein Bild von der Entwicklung der
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britischen Medien in ihren sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen machen möchten. Der Band nimmt dabei eine dezidiert nationale Perspektive ein: »Despite the purported globalization of mass media, it remains the case that our media consumption is predominantly rooted within national boundaries especially as components of the ritual of identity formation. [...] This volume is therefore very much a national account while acknowledging that national developments have always emerged as a part of broader cross-national, international, imperial and even neo-imperialist forces.« (S. 2) Aufgrund des nationalen Fokus stammen die Autoren – darunter bekannte Namen des Fachs sowie jüngere Nachwuchswissenschaftler – fast ausschließlich aus Großbritannien. Das Handbuch präsentiert auf über 600 Seiten 50 Beiträge, die acht Abschnitten zugeordnet sind und das gesamte Spektrum britischer Mediengeschichte von den frühesten Nachrichtenmagazinen im 17. Jahrhundert bis zu den digitalen Medientechnologien des 21. Jahrhunderts abbilden. Im ersten Abschnitt (»Media history debates«) befassen sich fünf Autoren mit historiographischen Fragen. Michael Pickering (»The devaluation of history in media studies«) bemängelt, dass »a historical perspective [...] is lacking in much of the media studies work of the past 30 years« (S. 9) und ruft dazu auf, die fortgesetzte Abwertung historischer Perspektiven in der Kommunikations- und Medienwissenschaft zu beenden. Es reiche nicht aus, Mediengeschichte als ein marginalisiertes Teilfeld den Spezialisten zu überlassen, sondern sie müsse wieder ins Zentrum der auf zeitgenössische Medienphänomene fokussierten Medien- und Kommunikationswissenschaft rücken, denn: »you cannot understand what is contemporary without understanding what created it as contemporary and how it is differentiated from what came before.« (S. 16) Weitere Beiträge stammen von Adrian Bingham (»Media products as historical artefacts«), Kevin Williams (»Doing media history: The mass media, historical analysis and the 1930s«), Graham Murdock und Peter Golding (»Media
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studies in question: The making of a contested form«) sowie Jussi Parikka (»Media archeology: From Turing to Abbey Road, Kentish radar stations to Bletchley Park«). Der zweite Abschnitt (»Media and society«) umfasst neun Kapitel zum Verhältnis von Medien, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in historischer Perspektive. Darunter finden sich so unterschiedliche Themen wie »The political economy of the media« (Jonathan Silberstein-Loeb), »Historicising the media effects debate« (Theresa Cronin), »The media and armed conflict« (Philip Hammond) sowie Beiträge zu Medien und »Rasse« (Daniel Kilvington und Amir Saeed), Medien und Sexualität (Clarissa Smith), Medien und Sport (John Steel) sowie Repräsentationen sozialer Schichten (Mich Temple) und sozialer Konflikte und Proteste (Jonathan Cable). Die übrigen sechs Abschnitte des Companion sind der Entwicklung der Medienformate Zeitung, Zeitschrift, Rundfunk, Film und Fernsehen sowie digitalen Medien gewidmet. Dabei liegt der Schwerpunkt nicht auf einer chronologischen Entwicklung des einzelnen Mediums, sondern es werden auch Fragen zur Medienregulierung durch den Staat, zu zeitgenössischem Mediengeschmack und -moral sowie zur Rolle der Medien in der britischen Gesellschaft erörtert. Der dritte Abschnitt (»Newspapers«) umfasst Beiträge zur Entstehung der ersten britischen Nachrichtenmedien im 17. Jahrhundert (Marcus Newitt), zur britischen Presse und Öffentlichkeit im 18. Jahrhundert (Victoria Gardner), zur Entstehung der Massenpresse im 19. Jahrhundert (Joel H. Wiener), zur Boulevardpresse (Martin Conboy), zur Presseregulierung (Tom O’Malley) u.a. Der vierte Abschnitt (»Magazines«) befasst sich unter anderem mit Literatur- und Kulturzeitschriften (David Finkelstein), Frauenzeitschriften (Deborah Chambers) sowie der Darstellung von Männlichkeit (Bill Osgerby). Der fünfte Abschnitt (»Radio«) enthält Aufsätze zum Erbe von Sir John Reith’s Konzeption des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (Siȃn Nicholas), zu illegalen Rundfunksendern (Richard Rudin), zum Rundfunk für Frauen (Caroline
Mitchell), zu Hörspielen (Hugh Chignell), Sportnachrichten (Richard Hayes) sowie zum Rundfunkpublikum (Guy Starkey). Sechster und siebter Abschnitt sind unterschiedlichen Aspekten britischer Film- und Fernsehgeschichte gewidmet, darunter der Filmzensur (Julian Petley), Dokumentarfilmen (Peter LeeWright), der Darstellung und Inszenierung von Geschichte im Fernsehen (Ann Gray), »Reality-TV« (Su Holmes) sowie Fernsehjournalismus (Stephen Cushion). Die Beiträge des letzten Abschnitts (»Digital Media«) schließen thematisch an die auf zeitgenössische Medien fokussierte Kommunikations- und Medienwissenschaft an, ohne dabei jedoch die historische Perspektive aufzugeben. Sie befassen sich mit der Entstehung der Online-Medien (Scott Eldridge II), Technologien zum personalisierten Musikhören wie Kopfhörer, IPods, Autoradios (Tim Wall und Nick Webber), der Zukunft des Fernsehens im digitalen Zeitalter (John Corner), der öffentlichen Meinungsäußerung durch Twitter und Co. (Karin Wahl-Jorgensen), Videospielen (Tristan Donovan), der Zukunft der Zeitung im digitalen Zeitalter (Lily Canter) sowie den digitalen Aufbewahrungsorten für Medienarchive (Joanne GardeHansen). Mit dem Routledge Companion to British Media History haben Conboy und Steel ein Standardwerk vorgelegt, das einen umfassenden Überblick über das Forschungsgebiet und den Stand der Forschung bietet und Perspektiven für weiterführende Forschungen eröffnet. Durch die Einbeziehung der digitalen Medien in das historische Kompendium betonen die Herausgeber die Kontinuität der Medienentwicklung vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart und bieten Anknüpfungspunkte an die Forschungsthemen der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Jeder Handbuch-Beitrag schließt mit Lektüreempfehlungen (»Further reading«) für den Einstieg in das jeweilige Thema ab und enthält zusätzlich ein alphabetisches Verzeichnis der verwendeten Literatur. Damit wird der Companion zu einem nützlichen Nachschlagewerk. Abgerundet wird der Band durch ein Register mit
Buchbesprechungen Einträgen zu Personen, Institutionen und Sachthemen. Zwar ist es verständlich, dass ein Überblickswerk wie das vorliegende nicht auf alle Aspekte britischer Medien- und Kommunikationsgeschichte eingehen kann. Dennoch vermisst die Rezensentin zum einen ein Kapitel zu einem zentralen Thema des 20. Jahrhunderts: der britischen (Auslands-)Propaganda. Großbritannien war eines der ersten Länder, welches im Ersten Weltkrieg grenzüberschreitende Propaganda systematisch und im großen Stil einsetzte. In der Zwischenkriegszeit wurde die britische Propaganda weltweit als wegweisendes Modell betrachtet. Der BBC World Service, der 1938 mit einigen wenigen Sprachen seinen Anfang nahm und während des Zweiten Weltkriegs zu einem weltweiten Rundfunkdienst ausgebaut wurde, gilt bis heute als Inbegriff objektiver Nachrichten. Gleichzeitig ist die BBC ein Paradebeispiel dafür, wie der britische Staat in Krisen- und Kriegszeiten immer wieder versuchte, die Auslandssendungen für seine außenpolitischen Ziele zu beeinflussen. Zum anderen wäre ein Kapitel zu den historischen Quellen und Archiven der britischen Mediengeschichte sowie zu der Frage, wie die Digitalisierung – beispielsweise der Presse – die Forschung verändert, wünschenswert gewesen. Diese Frage ist zuletzt ausführlich von James Mussell (The Nineteenth-Century Press in the Digital Age. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2012) diskutiert worden. Diese Anmerkungen schmälern jedoch nicht das Verdienst des Companion. Zu kritisieren bleibt jedoch – leider zum wiederholten Male bei diesem Großverlag (vgl. die Rezension der Verf. zum Handbook of Communication History (Routledge, 2013) im Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 16 (2014), S. 243– 45) – der monströse Verkaufspreis von GBP 140,00, umgerechnet knapp EUR 200,00, für die gebundene Ausgabe, der das Handbuch für Privatpersonen fast unerschwinglich macht. Eine günstigere Paperback-Ausgabe wird vom Verlag aktuell nicht angeboten. Dies ist bedauerlich, denn das Werk verdient eine breite Leserschaft und den Einsatz in der universitä-
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ren Lehre zur Medien- und Kommunikationsgeschichte. STEPHANIE SEUL, BREMEN Historisches Lexikon der Schweiz. Hg. von der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Bd. 13: Viol–Zyro. Basel: Schwabe Verlag 2014, XXVI, 918 S. Ein letztes Loblied ist diesem international einzigartigen Historischen Lexikons zu singen, das mit diesem 13. großvolumigen, wiederum wunderbar ausgestatteten Band komplett wird. Mit der Erarbeitung ist vor fünfundzwanzig Jahren begonnen worden und war von Beginn an, es sei hier ein letztes Mal betont, bei der Auswahl der Lexikonstichwörter einer Histoire totale verpflichtet war, mit der die historischen Gesellschaften und Räume so weit wie möglich in ihrer Gesamtheit erfassen werden sollten. Am Beispiel des Personenartikels für den deutsch-schweizerischen Politiker, Publizisten und Schriftsteller Heinrich Zschokke sei hier noch einmal darauf hingewiesen, mit welch beispielloser Vollständigkeit die historische Publizistik, ihre Akteure und ihre Produkte in Form von Zeitungen und Zeitschriften in diesem Lexikon eine Würdigung erfahren haben. Hier erfährt man, was heute selbst bei Literaturhistorikern fast vergessen ist, dass diese vielseitige und unermüdlich tätige Persönlichkeit einmal einer der meistgelesenen Autoren im deutschen Sprachraum war und Werke wie seine »Stunden der Andacht« oder das »Goldmacherdorf« fast unzählige Auflagen erlebten und in alle europäischen Sprachen übersetzt wurden. Aus der deutschen Volksaufklärung kommend, hat er das Verdienst, in der Schweiz mit seinem ›Aufrichtigen und wohlerfahrenen Schweizerboten‹ das Zeitungslesen auf dem Lande popularisiert und allgemein gemacht zu haben. Er darf als eine zentrale Figur für das Fortwirken der praktischen Aufklärung im 19. Jahrhundert nicht nur in der Schweiz gelten. Noch ein letztes Mal sei hier gesagt, dass das Lexikon fraglos zu den schönsten Büchern des dritten Jahrtausends gehört, das trotz der mit 108.500 Artikeln (das sog. eHLS: www.hls.ch; in der Buchausgabe finden
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sich 36.000 Artikel) und in den drei großen Landessprachen im Netz zugänglichen Ausgabe des Lexikons seinen eigenen Wert in der Geschichte der Historiographie und der Druckkunst hat. Hingewiesen sei auch noch einmal auf das »Projekt Neues HLS«, das auf jenem Netzwerk beruhen soll, das sich bei der Erarbeitung des Lexikons gebildet hat. Begonnen hat die Arbeit am Aufbau einer multimedialen, vernetzten, mehrsprachigen und aktuellen Online-Datenbank, deren Ziel es ist, die Resultate der scientific community systematisch zu erfassen und mit möglichst geringer Verzögerung lexikografisch abzubilden. Gleichzeitig will das Neue HLS sich als Bestandteil des entstehenden Historischen Informationssystems Schweiz etablieren »und damit den Forschenden als Ort des Wissens, der Vernetzung und des Austauschs zur Verfügung stehen. Für die historisch interessierte Öffentlichkeit soll das Neue HLS erste Anlaufstelle und Service public der Schweizer Geschichte sein und damit als Brücke zur Forschung dienen.« HOLGER BÖNING, BREMEN Walsby, Malcolm / Constantinidou, Natasha (Hg.): Documenting the early modern book world. Inventories and catalogues in manuscript and print. Leiden/Boston: Brill 2013 (= Library of the written word, Bd. 31 / The handpress world, Bd. 23), 416 S. Der von Malcolm Walsby und Natasha Constantinidou herausgegebene Sammelband widmet sich einem vernachlässigten Aspekt der Organisation von schriftbasierter Kommunikation der Frühen Neuzeit, nämlich dem »Dokumentieren« im Sinne von Verzeichnen und Auflisten. In der thematischen Einleitung von Malcolm Walsby wird sich dem gewählten Betrachtungsgegenstand (»book lists«) genähert mit kurzer europäischer Perspektive für die Epoche. Walsby betont zu Recht, dass eine systematisierende Beschäftigung mit den Varianten von (Titel-)Verzeichnissen schriftbasierter Kommunikation der Frühen Neuzeit noch ausstehe. Deshalb operiert der Sammelband mit einem Plural an Bezeichnungen für diese unterschiedlichen Verzeichnisse: In
der Einleitung finden sich die Termini »book lists«, »lists containing books«, »catalogues« und »inventories«. Über den Quellenwert von solchen zeitgenössischen Verzeichnissen herrscht in Forscherkreisen Einigkeit, da abertausende Publikationen Europas, vor allem des 16., 17. und 18. Jahrhunderts, oftmals nicht mal mehr in einem überlieferten Exemplar existieren, aber dennoch indirekt bzw. ex negativo über externe Quellenerwähnungen nachgewiesen werden können. Die wohl wichtigsten Nachweiseund Recherche-Quellen hierfür sind u.a. zeitgenössische Verkaufs- und Nachlasskataloge von Buchhändlern, Besitz-Verzeichnisse von Privatsammlungen, Bibliotheks-Bestandskataloge, Auktionskataloge, Rechnungsbücher aus dem Buchhandel, Zensur-Dokumente und offizielle Verbotslisten, sowie (seltener) Autobibliographien. Nach den Quellenoptionen und -werten problematisiert Walsby ebenfalls die Grenzen der Aussagekraft von »book lists« für die Buch- und Kommunikationsgeschichte: immerhin gibt es insbesondere frisierte, falsche, irrtümliche, (in Sammelbänden) zusammengefasste, spezialisierte, weggelassene Angaben zuhauf; Details zu Preisen, Formaten, Neuauflagen usw. sind jederzeit mit Vorsicht zu genießen. Ebenso fehlen bestimmte Publikationen in nahezu allen zeitgenössischen Verzeichnissen: Flugpublizistik, Zeitungs- und Zeitschriften-Periodika, sowie oftmals Zensurware. Um den anvisierten variantenreichen Quellen gerecht zu werden, plädiert Walsby für eine kommunikationssituative Einordnung, denn: »each list was drawn up in very specific circumstances« (S. 17). Nach der Einleitung folgen 13 Fallbeispiele und Fallbetrachtungen zu unterschiedlichen »book lists« und ihren speziellen Hintergründen sowie charakteristischen Eigenschaften: von der Organisation und Auflistung von Universitätsbeständen über private (Bibliotheks)Inventarlisten, Spezial-Verzeichnisse ausgewählter Buchsammlungen, Verkaufs- und Handelslisten von unterschiedlichen Akteuren des Buchhandels, bis zu obrigkeitlichen Zensurlisten. Insgesamt ist der thematische Sammel-
Buchbesprechungen band lobenswert, weil er sich einem relevanten (aber bisher vernachlässigten) Aspekt der Organisation von schriftbasierter Kommunikation im frühneuzeitlichen Europa widmet. Eine systematisierende Perspektive, die in der Einleitung noch angemahnt wird, sucht man aber in den vielen Details der Fallbeispiele eher vergebens. Auch wurde die Chance vertan, übergeordnet oder zumindest (die Beiträge) synthetisierend Gemeinsamkeiten von solchen frühneuzeitlichen Verzeichnissen anzuzeigen oder auszuweisen. Es bleibt dem Leser letztendlich selbst überlassen, in diesem Buch über auflistende Verzeichnisse diejenigen Aspekte zusammen zu bringen, die auflistungswürdig sind. DANIEL BELLINGRADT, ERLANGEN Mieg, Harald A. / Heyl, Christoph: Stadt. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart: J.B. Metzler 2013, IX,335 S., 12 Abb. Diese Handbuch will einen raschen Zugang zum Wissen über Städte in den Geistes-, Sozial- und Planungswissenschaften ermöglichen, wobei im ersten Teil die Disziplinen zu Wort kommen, die sich mit Stadtforschung befassen, im zweiten dann kulturwissenschaftliche Darstellungen geboten werden. »Stadt wird als kultureller Raum verstanden und in seiner Textur sichtbar gemacht«, so versprechen die Herausgeber. Der erste Teil beginnt mit dem Beitrag »Architektur: Stadtplanung und Städtebau« und betrachtet die Stadtbaugeschichte in ihren Spannungsfeldern. Der Beitrag zur »Stadtgeografie« setzt sich mit den Ursachen sozialer Segregation auseinander, es folgt die Beiträge »Stadtsoziologie«, »Stadtökonomie«, »Stadtökologie«, »Stadt in der Geschichtswissenschaft« und »Archäologische Stadtforschung«. Die Beiträge »Stadt im Blick der Kommunalwissenschaft« und »Stadt in der lokalen Politikforschung« schließen den ersten Teil ab. Im kulturwissenschaftlichen Teil lauten die Themen »Anthropologie der Stadt: Konzepte und Perspektiven«, »Stadt und Literatur«, »Das Bild der Stadt«, »Gedächtnis der Stadt«, »Privatsphäre, Öffentlichkeit und urbane Modernität. London als historischer Präzedenzfall«, »Stadt und Perfor-
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manz« sowie »Stadt und Religion«. So grundlegend der Band für die weitere Stadtforschung sicherlich ist, so sehr wird ein Presse- und Kommunikationshistoriker enttäuscht sein, denn im lobenswerter Weise vorhandenen Sachregister fehlt eigentlich alles, was ihn an den Zusammenhängen von Stadt, Urbanität, Presse, Zeitungs- und Zeitschriftenwesen oder Intelligenzwesen interessiert. Nicht die geringste Ahnung scheint in diesem Handbuch davon auf, dass in den europäischen Großstädten bereits im 17. Jahrhundert ein modernes Pressewesen entsteht. Die Enttäuschung mindert sich auch nicht, wenn man den siebzehn Nennungen von »Öffentlichkeit« nachgeht, wo man lediglich einmal vom alten Habermas-Strukturwandel und Kaffeehäusern erfährt, in denen man Zeitungen und Zeitschriften gelesen (allerdings nicht im Register) und diskutiert habe, was in der Form von Leserbriefen und Textbeiträgen auch auf die Zeitungen und Zeitschriften zurückgewirkt habe. Die sich so gestaltende Öffentlichkeit habe nach Jürgen Habermas der gemeinsamen Verständigung über ein Modell bürgerlicher Kultur gedient, eine Aussage, die umso bemerkenswerter ist, da man praktisch nichts über Musik und Theater erfährt. HOLGER BÖNING, BREMEN Bloch, René / Picard, Jacques (Hg.): Wie über Wolken. Jüdische Lebens- und Denkwelten in Stadt und Region Bern, 1200–2000. Zürich: Chronos Verlag 2014, 527 S. Dieser außerordentlich anregende, vorzüglich redigierte und die gesamte jüdische Geschichte und Lebenswelt im Bernischen abdeckende Sammelband ist in einer Schriftenreihe des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds erschienen. Der Band will in einer Weise Geschichte erzählen, dass für den Leser ein breites Spektrum an jüdischen Erfahrungen, Denkvorgängen und Erinnerungsfiguren aus verschiedenen Epochen sichtbar wird, beginnend beim mittelalterlichen Privileg über die stigmatisierende Ausschließung bis zur gewaltsamen Vertreibung, von der bürgerlichen Emanzipation im 19. Jahrhundert und der jüdischen Aufbruchsstimmung
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über die Ohnmacht während der Zeit der Schoah bis zur öffentlich-rechtlichen Anerkennung. Im Teil »Mittelalterliche Spuren« kommen die Herausgeber zu dem Schluss, dass die Geschichte des Berner Umgangs mit den Juden der Stadt auch im Vergleich unrühmlich gewesen sei, in Bern sei im 13. Jahrhundert erstmals der Ritualmordvorwurf gegen Juden erhoben worden, im 14. Jahrhundert habe sich die Brunnenvergiftungsanschuldigung verbreitet. Im langen 19. Jahrhundert sei dann eine verspätete, oft nur zähneknirschend zugestandene Emanzipation erfolgt, mehr und mehr wurden Juden zu handelnden Subjekten in der bernischen und schweizerischen Gesellschaft. Zugleich habe das jüdische Leben in der Stadt die »Geisteswelten« an der Universität Bern ungemein bereichert. Als wichtige Quelle für die jüdische Geschichte werden ausdrücklich Zeitungen und Zeitschriften genannt, ein eigener Beitrag über die jüdische Publizistik fehlt aber leider. Interessant wäre auch ein Beitrag über die Debatten zur Judenemanzipation im ersten Parlament der Schweiz während der Helvetischen Republik gewesen, die ihre Entsprechungen auch in Bern hatten. Gleichwohl bleibt, dass hier ein für die jüdische Geschichte im Bernischen grundlegender, spannender Band vorliegt. HOLGER BÖNING, BREMEN Stollberg-Rilinger, Barbara / Neu, Tim / Brauner, Christina (Hg.): Alles nur symbolisch? Bilanz und Perspektiven der Erforschung symbolischer Kommunikation. Köln u.a.: Böhlau Verlag 2013, 472 S. Der Band dokumentiert das Abschlusskolloquium des Sonderforschungsbereichs (SFB) 496 in Münster, der nach zwölf Jahren Ende 2011 auslief. Der erste Teil des Bandes setzt sich mit den Spielregeln ritueller Kommunikation im Früh- und Hochmittelalter auseinander, der zweite mit symbolischer Kommunikation im Recht des Mittelalters. Es folgen die Teile zur symbolischen Kommunikation in der diplomatischen Praxis der Frühen Neuzeit sowie zu Symbolik und Gewalt im Zeitalter der Französischen Revolution, sodann zu den Grenzen symbolischer Kommu-
nikation in der Musik und zu Kunstwerken als Medien symbolischer Kommunikation. Was in Theater, Liturgie, Spiel und Fest an symbolischer Kommunikation zu beobachten ist, hat man unter dem schönen neuen Wort »Intertheatralität« versammelt, der Untertitel – ebenfalls eine Freude für jeden Liebhaber der deutschen Sprache – lautet: »Entgrenzung, Permutation und Polysemie in Leben und Spiel«. Der Band schließt mit den Zusammenhängen von symbolischer Kommunikation und wirtschaftlichem Handeln. Nicht in diesem Tagungsband, wohl aber zum Abschluss der Tagung wurde über Vor- und Nachteile geisteswissenschaftlicher Großforschungsprojekte und über Chancen und Probleme der Interdisziplinarität diskutiert. Während Austausch und Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Disziplinen in ihrer Bedeutung wohl ganz unumstritten sind, bedürfte die Frage nach dem Sinn geisteswissenschaftlicher Projekte, welche die Hauptkraft dafür absorbieren, den Betrieb am Laufen zu halten und für die nächste Förderungsetappe Abschlussberichte und neue Anträge zu formulieren, wohl tatsächlich einer gründlich resümierenden Debatte. HOLGER BÖNING (BREMEN) Würgler, Andreas: Die Tagsatzung der Eidgenossen. Politik, Kommunikation und Symbolik einer repräsentativen Institution im europäischen Kontext (1470–1798). Epfendorf: bibliotheca academica Verlag 2013, 717 S. Diese umfassende Studie, eine Berner Habilitationsschrift aus dem Jahre 2005, bietet erstmals eine grundlegende und in ihrem Reichtum der Details und Fragestellungen ganz vorzügliche Darstellung und Analyse des Wirkens der wichtigsten politischen Institution der Alten Eidgenossenschaft, der Tagsatzung. Da es unmöglich ist, die Arbeit hier im Einzelnen zu würdigen, sei darauf hingewiesen, dass neben der Institutionen- und der als Kulturgeschichte angelegten Politikgeschichte das Verhältnis von Institution, Kommunikation und Politik im Mittelpunkt steht. Würgler zeigt die Tagsatzung als repräsentative Institution und Kommunikationszentrum, ihn interessieren Kommunikationspro-
Buchbesprechungen zesse auf der Ebene der Repräsentation ebenso wie solche der Mündlichkeit und der durch Druckschriften vermittelten. Der Autor hat damit ein zentrales Werk für die Schweizer Geschichte vor der Helvetischen Revolution des Jahres 1798 geschaffen, in deren Vorfeld die Tagsatzung eine wenig rühmliche Rolle spielte. HOLGER BÖNING, BREMEN Besch, Werner: Luther und die deutsche Sprache. 500 Jahre deutsche Sprachgeschichte im Lichte der neueren Forschung. Berlin: Erich Schmidt Verlag 2014, 181 S. Seit Luthers Bibelübersetzung und seinem Sendbrief zum Dolmetschen beschäftigt sich die Wissenschaft mit der Wirkung des Reformators und seines Werkes auf die deutsche Sprache, die ganz ohne Frage überhaupt nicht zu überschätzen ist. Der Autor klärt uns darüber auf, dass Luther eingebunden war in die kursächsische Schreibtradition Wittenbergs, von dieser Basis aus habe seine Bibelübersetzung hohe Autorität, große Verbreitung und ihre enorme Wirkung gefunden. Das Deutsch seiner Bibel sei wohl der wichtigste Steuerungsfaktor der jüngeren deutschen Sprachgeschichte. Die Bedeutung der Leistung Luthers ist historisch eingebettet, indem die Schreibsprachen vor Luther und die Wirkung des Reformators detailliert betrachtet werden. Zum Ausklang des Buches beschreibt der Autor den langen Weg zur Einheit der deutschen Sprache. Es erscheint dem Nichtsprachwissenschaftler charakteristisch für einen verengten Blick eines wesentlichen Teils der historischen Sprachwissenschaften, dass bei aller ganz unbestrittenen Bedeutung Luthers für die Entwicklung der Hochsprache mit keinem Wort auf den wichtigsten weltlichen Lesestoff in Deutschland seit dem frühen 17. Jahrhundert, die Zeitung nämlich, eingegangen wird, die von Beginn an in sehr einheitlicher deutscher Hochsprache erschien. Dem Rezensenten erscheint die These nicht abwegig, dass es die Presse war, die am Ende einheitliche deutsche Sprache durchsetzte, wobei solche Alleinstellungsbehauptungen natürlich immer problematisch oder von vornherein falsch sein müs-
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sen, denkt man nur an die hochdeutsche Predigtpraxis. HOLGER BÖNING (BREMEN) Löblein, Friedrich: Prediger der Barmherzigkeit im 16. Jahrhundert. Bd. 1: Predigt und Diakonie in südwestdeutschen Reichsstädten; Bd. 2: Biografien reichsstädtischer Prediger und ausgewählte diakonische Predigten. Heidelberg: Winter 2013, 358 S.; 263 S. Im ersten dieser beiden höchst interessanten und quellennahen Bände werden vom Autor neu entdeckte Texte südwestdeutscher reichsstädtischer Prediger auf ihre soziale Bedeutung und die Bildung diakonischen Bewusstseins ausgewertet. Im 16. Jahrhundert waren die Predigten das vielleicht wichtigste Medium, durch das die ganze Bevölkerung mit neuen Ideen und Vorstellungen in Berührung kam. Die Prediger, so der Autor, wirkten in der Zeit der Reformation und der Konfessionalisierung intensiv auf das öffentliche Leben ein. Sehr aufschlussreich sind die Hinweise auf das frühe pädagogische Engagement von Predigern, das hier unter Einschluss affektiver Aspekte und mit Bezug auf Gottesdienste, Katechismen und Lieder vorgestellt wird. Ebenso untersucht wird der Einfluss der Predigten auf die Entwicklung von Stadt- und Armenordnungen. Bewertet werden sie als hervorragende Kommunikationsmedien für die Verankerung diakonischer Mentalität und Praxis in den folgenden Generationen von großer Bedeutung gewesen seien. Band 2 dann widmet sich 42 Reformatoren und Predigern aus südwestdeutschen Reichsstädten mit ihren weithin unbekannten Lebensläufen, sodann werden sechs ausgewählte Predigten aus den Jahren 1522 bis 1617 erstmals ediert, die nach Auffassung des Editors exemplarisch die Traditionslinie von der frühen Reformation bis zu einer geordneten »Macht der Nächstenliebe« nachzeichnen und damit Prozesse zeigen, in denen praktische Diakonie erstmals zum Bestandteil städtischer wie kirchlicher Ordnung wurde. HOLGER BÖNING, BREMEN Hahn, Philip: Das Haus im Buch. Konzeption, Publikationsgeschichte und Leserschaft der
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»Oeconomia« Johann Colers. Epfendorf: bibliotheca academica 2013, 631 S., 14 Abb. Diese Studie, eine an der Universität Frankfurt a.M. angenommene Dissertation, ist mit Colers Hausbuch einem Bestseller der Druckgeschichte gewidmet, der von 1591 bis 1692 immer wieder neu aufgelegt wurde, und, wie die Überlieferung andeutet, offenbar von Lesern und Benutzern »verbraucht« wurde. Ein Buch also offenbar, Teil der noch viel zu wenig erforschten Gebrauchsliteratur, das Nutzen im Alltag hatte und in das immer wieder geschaut wurde, bis es auseinanderfiel. Dem Autor geht es um eine Biographie dieses Werkes, in die er auch Fragen der Vermarktung sowie der zeitgenössischen Rezeption einbezieht und von der er hofft, dass sie zu einer Neubewertung und -einordnung dieses Klassikers der Hausväterliteratur führen möge. Im ersten Teil steht die Kommunikation Colers mit seinen Lesern und die Kommunikationsstrategie des Autors im Mittelpunkt, im zweiten die Strategien und Ziele der Verleger und die Publikationsgeschichte des Buches, im dritten die gedruckte Rezeption des Buches und im vierten endlich die archivalisch und durch Lesespuren nachweisbaren Leser. Entstanden ist so eine leser- und buchgeschichtlich höchst bemerkenswerte und vorbildliche Studie zu einem Hauptwerk der frühneuzeitlichen Gebrauchsliteratur. HOLGER BÖNING, BREMEN Salzberg, Rosa: Ephemeral City. Cheap Print and Urban Culture In Renaissance Venice. Manchester: Manchester University Press 2014, 199 S. Das vormoderne Venedig ist seit mehreren Jahrzehnten ein Liebling der Forschung. In der mittlerweile selbst für Experten kaum mehr zu überblickenden einschlägigen Literatur findet sich ein Mantra-artig wiederholter Fixpunkt: Die Stadt Venedig war seit der Renaissance eine Hochburg schriftbasierter Kommunikation in Europa, sowohl in skriptografischer als auch typografischer Hinsicht. Rosa Salzbergs historische Dissertation (Queen Mary College, University of London 2009) setzt exakt hier an und konzentriert sich auf
das 16. Jahrhundert der Stadt Venedigs als Geschichte einer werdenden »print city«. Im Mittelpunkt der Studie steht die variantenreiche Vielzahl der »kleinen«, »fliegenden« zeitgenössischen Publikationen, firmiert als »cheap print«, welche die ökonomischen, kulturellen sowie politischen Aktivitäten in der Stadt mitprägten und aus ihnen entsprangen. Da diese »smallest, cheapest, most humble products of the spectacularly successful Venetian printing trade« (S. 3) überwiegend auf den Straßen und Plätzen der Stadt verkauft und gelesen wurden, platziert Salzberg diese Kleindrucke in ihren kommunikationssituativen Entstehungs-, Zirkulations- und Rezeptionsmomenten. Derart gelingt es der Studie, den Medienverbund mit seinen mündlichen und handschriftlichen Impulsen analytisch mit der schier omnipräsenten urbanen »print production« in Zusammenhang zu bringen. Es ist die lobenswerte Leistung der Autorin, diese Vielzahl an »cheap print« systematisch und konsequent mit dem Leben auf Straßen und öffentlichen Plätzen in Verbindung zu setzen und dabei mobile sowie stationäre Akteure der Herstellung und Distribution dieser Massenmedien ebenso zu betonen wie die dazugehörigen situativen, regelmäßigen sowie strukturellen Aufmerksamkeits-, Konsum- und Rezeptionsmomente (auch von illiterati). Ein wesentliches Ergebnis der lesenswerten und gutgeschriebenen Studie ist es laut der Autorin, dass die Masse stetig zirkulierender »ephemeral texts« oder »cheap prints« die ganze Stadt als eine »ephemeral city« erscheinen lässt. In Gänze baut Salzberg maßgeblich auf ein Fundament, dass inbesondere Filippo de Vivo (Information & Communication in Venice. Rethinking Early Modern Politics, Oxford 2007) für Venedig konzipiert und errichtet hat. Bezug zur seit Jahren verfügbaren einschlägigen Forschungslage – sei es konkret zu Venedig als medialer »resonating box« im 16. Jahrhundert (F. de Vivo) oder generell zur frühneuzeitlichen Stadt Europas als »resonating box« (D. Bellingradt) oder »Anwesenheitsgesellschaft« (R. Schlögl) – vermeidet Salzberg jedoch nahezu konsequent. So blei-
Buchbesprechungen ben sehr ähnliche Interpretationsangebote zur Kommunikation in der frühneuzeitlichen Stadt unbenannt oder unberücksichtigt, selbst wenn identische Vokabeln (wie etwa »paper echoes«) genutzt werden. Die offensichtliche Nichtberücksichtigung der einschlägigen Forschung ist erstaunlich. Reflexionen über die Exzeptionalität Venedigs im Vergleich zur frühneuzeitlichen Stadt als »print city« sucht man auch deshalb vergeblich in dieser ansonsten engagiert geschriebenen Monografie. DANIEL BELLINGRADT, ERLANGEN Stöber, Rudolf / Nagel, Michael / Blome, Astrid / Kutsch, Arnulf (Hg.): Aufklärung der Öffentlichkeit – Medien der Aufklärung. Festschrift für Holger Böning zum 65. Geburtstag. Stuttgart: Steiner Verlag 2015, 411 S. Der erste Vorwortsatz dieser Festschrift bringt es gleich auf den Punkt: »Wer sich für die deutsche historische Presse und ihre Erforschung interessiert, dem wird Holger Böning bekannt sein, sei es durch seine Publikationen, sei es durch Pressebeiträge, Radiosendungen, Ausstellungen oder auch durch die persönliche Begegnung auf Konferenzen, Symposien und Arbeitstreffen«. In der Tat ist der Forscher Holger Böning nicht nur wohlbekannt und geschätzt, was sich auch in einer enormen Fußnotenpräsenz in einschlägigen Studien ausdrückt. Vielmehr ist Böning ein ausgesprochen produktiver Geist, dessen Personalbibliografie fast unwirklich anmutet: auf 30 engbedruckten Seiten listet die Festschrift Publikation um Publikation des Jubilars auf, und verweist beinahe beschämt auf geschätzte 550 weitere (aber nicht aufgelistste) Rezensionen. Als sichtbarster Kopf des Instituts für Deutsche Presseforschung, als Herausgeber und Mitbegründer des »Jahrbuch für Kommunikationgsgeschichte« sowie weiterer Veröffentlichungsreihen (wie etwa »Presse und Geschichte – Neue Beiträge«) dirigierte Böning während der letzten Jahrzehnte den Rhythmus und die Forschungstrends einer ganzen Generation von pressehistorisch Interessierten. Insbesondere seine biobibliografischen Detektivarbeiten und Editionsleis-
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tungen zu historischen Periodika bilden bereits jetzt schon diejenigen Fundamente aus denen eines Tages eine (bislang ungeschriebenen) Kommunikationsgeschichte der Frühen Neuzeit formuliert werden wird. Mit Vehemenz warb Böning stets dafür, dass die unbestrittene mentalitätshistorische Bedeutung von schriftbasierter Kommunikation in Form gedruckter Periodika auch empiriegestützt zu sein habe. Grundlagenforschung rund um die »Welteroberung« eines zeitungslesenden Publikums im frühen 18. Jahrhundert, wie er es 2002 pointiert zuspitzte, ist und war das Tagesgeschäft eines Bremer Professors mit Herzensbeziehung zur »Pressestadt« Hamburg. Dass Böning nun eine mehr als 400-seitige Festschrift zu Aspekten und Schwerpunkten seiner Forschungen gewidmet wurde, dürfte die Wenigsten wirklich überraschen. Wenn ein Vielschreiber wie Böning die Epoche der »Vielschreibery« – denn so nannten selbst Zeitgenossen das 18. Jahrhundert – bearbeitet, dann darf man von einer Festschrift mit 18 pressehistorischen Beiträgen fast ausgehen. Nahezu alle Beiträger haben ihr Thema mit Referenz zu Bönings Forschungen geschrieben, teilweise werden explizit in kurzen Einleitungspassagen die Verbindungen extra nochmals erwähnt (und ausgewiesen). Das führt zu einer nochmals erhöhten Fußnotenpräsenz des Jubilars, aber das ist Holger Böning aufgrund seiner grundlegenden Arbeiten zu so vielen Themen – von der frühneuzeitlichen Periodika-Erforschung über die Musikpublizistik bis zur Volksaufklärung – mittlerweile ohnehin gewöhnt. Wer einen schnellen Einstieg in den Böning’schen Kosmos sucht, dem bietet diese Festschrift eine veritable Zugriffsoption. DANIEL BELLINGRADT, ERLANGEN Wilke, Jürgen (Hg.): Die frühesten Schriften für und wider die Zeitung. Baden-Baden: Nomos 2015 (= ex libis kommunikation, Bd. 17), 208 S. Bereits im ersten Jahrhundert der Zeitungen, dem Siebzehnten, haben sie als Gegenstand Aufmerksamkeit in verschiedenen Wissenschaften gefunden (Rechtswissenschaft,
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Erziehungswissenschaft, auch Theologie u. a.), sodass der Gegenstand Zeitung quasi zeitlich zusammen mit wissenschaftlicher Beobachtung entstand. Freilich hat sich der Inhalt dessen, was Wissenschaft ausmacht, seit jenen Zeiten stark verändert. Aus heutiger Sicht sind die lateinischen Texte von Christopherus Besold (1629), Ahasver Fritsch (1676), Christian Weise (1676), Johann Ludwig Hartmann (1679) und Daniel Hartnack (1688) weniger als Gelehrte Abhandlungen, denn als zeitgenössische Beobachtungen anzusehen, die vor allem den offenbaren erheblichen sozialen Umfang der Leserschaft spiegeln, der mit anderen Quellen teilweise gar nicht nachzuweisen ist. So gelesen macht die Publikation durchaus Sinn, wenn uns auch der häufige begründende Bezug auf antike Schriftsteller und auf Belegstellen aus der Bibel keineswegs mehr beweiskräftig erscheint. Viele der Details das Zeitungswesen und vor allem Zeitungslesen betreffend, die die Autoren im 17. Jahrhundert machen, sind zudem unserer Zeit gar nicht so fern, bspw. wenn es um die Neugierde als Ursache des Zeitungslesens (auch der übermäßigen Lektüre) angegeben wird und wenn die Befragung von Reisenden als Methode früher Postmeister und Zeitungsmacher herausgestellt wird. Die daran geknüpften quellenkritischen Bemerkungen lassen sich im Zeitungsfeuilleton bis heute genauso wieder finden. Auch die Versuche, einerseits die Verbreitung von Nachrichten durch Zeitungen für »Personen von Stand« zu rechtfertigen, aber für diejenigen, der Unterschichten eher für abträglich zu halten und damit auch Zensur als Mittel der Wahl anzusehen, zeigt, dass Aufklärung noch weit ist und in der Tat erst im 19. Jahrhundert sich auch als Pressefreiheit durchkämpfen konnte. Jürgen Wilke weist auf die Publikation des während des Zweiten Weltkriegs kurzzeitigen Wiener Ordinarius Karl Kurth »Die ältesten Schriften für und wider die Zeitung« (1944) hin, auf der seine Publikation beruht. Er hat zwei Autoren hinzugefügt und auch die Übersetzung aus dem Lateinischen, deren sich Kurth bediente, genutzt. Der Herausge-
ber hat weniger relevante Teile gekürzt und ein nützliches Personen-, Orts- und Ereignisregister beigegeben, dass die Lektüre nachvollziehbarer macht – auch für Nichthistoriker, die sich mit den Jahrzehnten um den Dreißigjährigen Krieg nicht auskennen. In der Einleitung geht Jürgen Wilke der Veröffentlichungsgeschichte der Texte (Lexikonartikel, Dissertation u. a.) im Einzelnen nach und erklärt die Unterschiede des Wissenschaftsverständnisses des 17. Jahrhunderts gegenüber nachfolgenden Epochen. Titelblätter der ursprünglichen Drucklegungen und Porträts der Autoren und in den Anmerkungen der Einleitung die Sekundärliteratur runden die Edition in gewünschter Weise ab. Die Veröffentlichung von Karl Kurth ist heute bestenfalls noch Experten bekannt. Wilkes Schrift regt an, das wissenschaftliche Denken über die Zeitung in einer Zeit aufzunehmen, in der ein neuer Typus von Zeitungsforschung sich Bahn zu brechen anschickt, die Großforschung, die Zeitungsinhalte »clustert« und unter Fragestellungen zu analysieren sucht, die mit der Zeitung als soziale Institution gar nichts mehr anfangen wollen. Es mag auch sein, dass Zeitung, wie sie historisch geworden ist, sich selbst gegenwärtig verabschiedet und zu Gunsten digitaler (immaterieller) Medien verschwindet, die mit den meiner Generation vertrauten geistes- und sozialwissenschaftlichen Methoden schwer zu fassen sind. HANS BOHRMANN, DORTMUND Landwehr, Achim: Geburt der Gegenwart. Eine Geschichte der Zeit im 17. Jahrhundert. Frankfurt a.M.: S. Fischer Verlag 2014, 445 S. Die Studie gehört zu jenen Werken der letzten Jahrzehnte, die verstärkt die Bedeutung des längeren 17. Jahrhunderts als Säkulum des Umbruchs, ja, als Sattelzeit auf dem Weg zur Moderne beleuchten und dabei besonders auf die zentrale Rolle hinweisen, welche die periodischen Medien dabei spielen, darunter ganz besonders die von Volker Bauer und Klaus-Dieter Herbst grundlegend erforschten genealogischen Kalender und die Schreibkalender sowie die sich im 17. Jahrhundert flächendeckend verbreitende ge-
Buchbesprechungen druckte periodische Zeitung. Das anregende Werk zeichnet sich dadurch aus, dass es auf der Grundlage des Forschungsstandes zur Presse- und Mediengeschichte der Frühen Neuzeit auf Spekulationen verzichtet und stattdessen bis in die Details der Frage nachgeht, was diese neuen Medien für die Vorstellungen von Zeitlichkeit in der Bevölkerung gehabt haben und was sie mit ihrer starken Orientierung an ihren Rezipienten umgekehrt über diese Vorstellungen auszusagen vermögen. Die Auseinandersetzung mit Zeitwissen der Frühen Neuzeit könne nicht nur zeigen, wie es zu Neumodellierungen auf diesem Gebiet kam, sondern auch, was es für Kulturen bedeutet, mit dem Verlust von Gewissheiten konfrontiert zu werden. (S. 28) Deutlich wird, dass es vom späten 16. bis zum frühen 18. Jahrhundert zu einer größeren Bedeutung von »Gegenwart« und mit einem stärkeren Bezug auf Gegenwärtigkeit zu einer Etablierung von Zeitwissen kommt, das auch heute noch gilt. (S. 40) Zentral ist das Kapitel »Im Hier und Jetzt«, das der wachsenden Bedeutung der Zeitung als wichtigster weltlicher Lesestoff nachgeht und den Streit um das neue Medium beleuchtet. Die immer reicher werdende Zeitungslandschaft sei zumindest potentiell in der Lage gewesen, das Verständnis von Zeit und Raum nachhaltig zu beeinflussen (S. 157), und der Autor lässt keinen Zweifel daran, dass die neuen Nachrichtenblätter dies in vielfältiger Weise auch tatsächlich taten. Noch immer werde häufig davon ausgegangen, dass man erst mit Aufklärung, Industrialisierung und Französischer Revolution auch medial in der »Moderne« angekommen, doch, so beruft sich Landwehr auf verschiedene Studien, seien bereits im 17. Jahrhundert die entsprechenden Grundlagen geschaffen worden, so dass sich bei genauerem Hinsehen erhebliche Auswirkungen einer medialisierten Wahrnehmung erkennen ließen, wofür die Zeitung nur ein Beispiel liefere, doch sei eben gerade dieses Medium durch Zeit geprägt und von zeitprägender Kraft. Die Produktion des Mediums selbst sei bereits selbst einem strengen Zeit- und Organisationsregime unterworfen
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gewesen, wie es für andere ökonomische Unternehmungen dieser Zeit noch nicht üblich gewesen sei, vor allem aber sei den Lesern ein anderes Verständnis von Zeit abverlangt beziehungsweise beigebracht worden, auch habe der durch das Medium produzierte beständige Strom an Nachrichten den Eindruck eines abstrakten und homogenen Zeitflusses erzeugt. Kurz: die Zeitungen hätten es für einen schnell wachsenden Kreis von Menschen bereit im 17. Jahrhundert zur Selbstverständlichkeit werden lassen, sich über aktuelle Vorgänge in ihrer eigenen »Gegenwart« zu informieren, die Zeitungen seien somit nicht nur Ausdruck einer neuen Aufmerksamkeit für die Gegenwart, sondern vor allem auch Produzenten einer neuen Gegenwärtigkeit gewesen. (S. 158f.) HOLGER BÖNING, BREMEN Lefèvre, Michel: Textgestaltung, Äußerungsstruktur und Syntax in deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Zwischen barocker Polyphonie und solistischem Journalismus. Berlin: Weidler 2013, 381 S. Die Studie, eine Habilitationsschrift von 2008 an der Université Paris-Sorbonne (Paris IV), beginnt ihre Analyse im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts zu einem Zeitpunkt, da von den Zeitungen als einer etablierten Tradition gesprochen werden konnte und, so der Autor, sich routinierte redaktionelle Muster und ein festgelegtes Erscheinungsbild herausgebildet und die gesamte Zeitung geprägt hätten. Texte aus der Zeitungssprache, so erfahren wir, seien bisher in der Forschung wenig berücksichtigt worden, eine erstaunliche Tatsache, war die Zeitung doch im 17. Jahrhundert der meistgelesene weltliche Lesestoff in deutscher Sprache. Wo also sonst könnte man für die Sprachentwicklung reicheres Material finden als hier? Bieten will der Autor einen Überblick über die, wie er konstatiert, bereits erstaunlich einheitliche deutsche Sprache jener Zeit, wobei besonders Textgestaltung und äußerungspragmatische Aspekte in den Mittelpunkt gestellt werden. Gestellt werden für die gesamte Pressegeschichte zentrale Fragen: »Welche Äußerungsstrategien wurden von den damaligen
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Zeitungsredakteuren angewendet, um Nachrichten objektiv zu übermitteln, subjektiv zu kommentieren, für den Leser zugänglich zu machen? Wie wird die Zensur umgangen? Wie werden die Leser beeinflusst? Wie differenzieren sich allmählich die Funktionen der Herausgeber, Journalisten und Korrespondenten im Nachrichtenwesen? Wie schlägt sich das etablierende Berufsethos der Zeitungsmacher auf die Sprache nieder?« Entstanden ist ein für jeden, der sich mit der Zeitung des 17. Jahrhunderts befasst, grundlegendes Werk, anregend auch für den Nichtsprachwissenschaftler, es dürfte ebenso für die sprachgeschichtliche Forschung und für eine Sprachgeschichte, die nicht allein literarische Texte in den Mittelpunkt stellt, von einiger Bedeutung sein. Unter den vielen Ergebnissen, welche die Studie präsentiert, scheint dem Rezensenten die Korrektur so mancher Vorurteile über die Sprache des 17. Jahrhundert von allgemeinem Interesse, so etwa, dass die Vorstellung des barocken Schwulstes und der barocken Komplexität zu korrigieren sei, ebenso die Vorstellung, dass die damalige Sprache noch weit von einer einheitlichen Standardisierung entfernt gewesen sei. Im Gegenteil, so Lefèvre, wiesen die Zeitungen unabhängig von den Erscheinungsorten eine weitgehend vereinheitlichte Sprache auf. Widerlegt wird auch das Vorurteil, dass das Sprachsystem im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts unzulänglich über Mittel zum Ausdruck der feineren Nuancen der Äußerung verfügt und die kommunikative Variabilität in Bezug auf Äußerungsintention, Modalisierung, Bewertung oder Ironie die Vielfältigkeit der heutigen Sprache noch nicht erreicht habe. (S. 368f.) Bedeutsam scheint auch die Feststellung, dass die drohende Zensur zu indirekten Sprechakten geführt habe, der heutige Leser also zu kritischem Lesen verpflichtet sei, wolle er alle Bedeutungsebenen des Berichteten erfassen. Überraschend für viele vielleicht das Fazit, die Zeitungen des 17. Jahrhunderts veranschaulichten, wie wenig sich das eigentliche Sprachsystem im Laufe der letzten 300 Jahre verändert habe. HOLGER BÖNING, BREMEN
Kremer, Joachim: »Von dem Geschlechte deren Bachen«. Kommentierte Quellen zur Musikerbiographik des frühen 18. Jahrhunderts. Neumünster: von Bockel Verlag 2014, 416 S. Biographisches Schreiben im aufgeklärten Säkulum gilt der Frühneuzeitforschung als eines der zentralen Aktionsfelder bürgerlichen Selbstbewusstseins, stellt der Autor dieser Studie zur Musikerbiographik zu Recht fest; Biographie und Autobiographie, zitiert er Michaela Holdenried, seien »Begleiterscheinungen einer psychosozialen Selbstkonstitution des Bürgertums als Schicht, die von der ökonomischen auch zur politischen Machtausübung gelangen wollte«, eine Feststellung, die den Blick auf die soziale Dimenstion der Musikerbiographik öffne. (S. 353) Gerade die nicht streng wissenschaftlich denkende Publizistik und besonders die Moralischen Wochenschriften als zentrale Medien zur Popularisierung von Wissen im frühen 18. Jahrhundert hätten das geeignete Terrain gebildet, auf dem Biographien unter anderem von Musikern ihre Interessenten gefunden hätten. Dass die Musikerbiographik diese Medien geradezu gesucht habe, belege die Tendenz zur Popularisierung des biographischen Wissens. (S. 357) Die unterschiedlichen Formen biographischen Schreibens hätten seit dem frühen 18. Jahrhundert durch die Transformation von sozial determinierten Lebenslaufdarstellungen zur Charakterisierung individueller Musikerpersönlichkeiten neue Möglichkeiten bereitgestellt, um das Verstehen von Leben und Werk von Musikern zu ermöglichen. (S. 381) Es sind zahlreiche aufschlussreiche Einzelheiten, die der Autor bei seinem ausdrücklich selektiven Blick – berücksichtigt sind besonders Autoren wie Johann Mattheson mit seiner »Ehrenpforte«, Johann Reinhard Hedinger mit einer Biographie des Stuttgarter Hofmusikers Philipp Gottfried Weydner, Johann Matthesons Übersetzung der Sammelbiographie »Der Gelehrte Cantor« von Heinrich Jacob Sivers und Johann Lorenz Bach – auf eine Musikbiographik zutage fördert, die schon damals einen festen Platz im Wissenschaftssystem habe beanspruchen können. (S.
Buchbesprechungen 13) Der Autor begreift dies als Indikator eines Strukturwandels. Gefragt wird in der Studie nach Motiven und Rechtfertigungsstrategien für das Genre. Es sei kein Zufall, dass das 18. Jahrhundert als entscheidend für die Ausbildung der Musikerbiographik gelten könne, an deren Anfang Sébastien de Brossards »Dictionaire de Musique« von 1703 stehe und die mit Mattheson, der von ihm übersetzten Händelbiographie von John Mainwaring und Nikolaus Forkels Werk über Johann Sebastian Bach zu literarisch anspruchsvollen Monographien gefunden habe. (S. 23) Was sich auf diesem Feld entwickelte, habe nicht zuletzt auch tiefgreifende musikhistorische Hintergründe, auf die der Autor mit den in seinem Buch dargelegten Quellen hinweisen will. HOLGER BÖNING, BREMEN Kaminski, Nicola / Ramtke, Nora / Zelle, Carsten (Hg.): Zeitschriftenliteratur / Fortsetzungsliteratur. Hannover: Wehrhahn Verlag 2014, 241 S. Endlich einmal – 2012 in Bochum – eine Tagung und ein Tagungsband, mit denen die Bedeutung der Zeitschriften für eine Kultur der fortsetzungsweise erscheinenden Literatur gewürdigt wird. Lange ging die historische Literaturwissenschaft fast ausschließlich von der Buchförmigkeit von Literatur aus. In der Realität aber erschien seit dem 18. Jahrhundert, da hunderte von Zeitschriften die aktuelle Literaturproduktion popularisierten, ein erheblicher Teil literarischer Werke in Periodika, mit ganz eigenen Auswirkungen auf diese Literatur selbst, aber auch auf eine dem Medium Zeitschrift eigene Rezeption. Es ist tatsächlich immer noch eine terra incognita, die hier aus germanistischer Sicht erkundet wird. Ein lesenswerter Band. HOLGER BÖNING, BREMEN Hoorn, Tanja von / Kosenina, Alexander: Naturkunde im Wochentakt. Zeitschriftenwissen der Aufklärung. Bern: Peter Lang 2014, 274 S. Es ist in der Tat eines der Hauptverdienste der Zeitschriftenliteratur seit der frühen Aufklärung, jenes naturkundliche und
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naturwissenschaftliche neue Wissen, auf dem die Aufklärung selbst wesentlich beruhte, einem breiten Lesepublikum zugänglich gemacht zu haben und als Muster für eine vernunftgeleitete Gestaltung des eigenen Lebens und der Ökonomie, insbesondere der Landund Hauswirtschaft, anzubieten. Der vorliegende Band dokumentiert eine Tagung die sich 2013 in Hannover mit den naturkundlichen Wochenschriften zwischen Physikotheologie, Lehrdichtung und Spezialisierung befasste. Die meisten Beiträge beleuchten verschiedene Zeitschriftenprojekte, die sich ausschließlich oder unter anderem mit naturkundlichen Themen befassen oder untersucht, welche Rolle die Naturkunde in den Rezensionszeitschriften spielt. Gerade bei der Aufklärung in naturkundlichen Fragen, das zeigt der Band sehr schön, mündet, was als Aufklärung der Gebildeten begann, in einer Aufklärungspädagogik, die sich in Kalendern, Zeitschriften, Intelligenzblättern und Zeitungen an ein möglichst breites Publikum zu wenden beginnt und sich selbst als Volksaufklärung versteht. Der Band bietet einen guten ersten Einstieg in dieses in der Aufklärungsforschung viel zu wenig beachtete Themenfeld und wird hoffentlich zu verstärkten Forschungsanstrengungen führen. HOLGER BÖNING, Bremen Böning, Holger: Zur Musik geboren. Johann Mattheson. Sänger an der Hamburger Oper, Komponist, Kantor und Musikpublizist. Eine Biographie. Bremen: edition lumière 2014, 394 S. Aufbauend auf seiner 2011 erschienene Monographie zum Publizisten Johann Mattheson, der nicht nur die ersten deutsche Moralische Wochenschrift, sondern auch die erste Musikzeitschrift der Welt herausgab, bietet der Autor hier eine erste umfassende Biographie des Hamburgers und erzählt das ereignisreiche Leben einer der interessantesten Persönlichkeiten der frühen deutschen Aufklärung. Mattheson war neben seiner publizistischen Tätigkeit als Opernsänger und Komponist tätig, knüpfte zahllose wichtige Kontakte im Dienst des englischen Diploma-
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ten in der Hansestadt, wirkte als innovativer Publizist und setzte sich als Hamburger Domkantor für die Weiterentwicklung der Kirchenmusik ein. Geboren in einer wohlhabenden Hamburger Familie, erhält er eine schulische Ausbildung gemeinsam mit den Söhnen der Hamburger Oberschicht, doch dann wird er neunjährig als Sänger für die Oper in der Hansestadt entdeckt und steht in den folgenden fünfzehn Jahren zweitausendmal auf der Bühne. Ein eigenes spannendes Kapitel ist seine Beziehung zwischen Freundschaft und Hass mit Georg Friedrich Händel, den er mit seinen Erfahrungen bei dessen erster Oper »Almira« unterstützt, bis es 1704 nach einer Aufführung der Mattheson-Oper »Cleopatra« zu einem Duell kommt, das Händel nur mit Glück überlebt. Wichtig auch die Freundschaft mit dem Verantwortlichen für die Kirchenmusik an den Hamburger Hauptkirchen, Georg Philipp Telemann. Streitbar setzt er sich für die »Ehre der Musik« und ein größeres Renommée der Musiker ein. Der Autor sieht die Bedeutung Matthesons nicht nur als Komponist, sondern auch als einfallsreicher Publizist, der die Polemik bewusst einsetzt, um so Erkenntnisfortschritt zu fördern, den er nur im öffentlichen Disput für möglich hält. Nicht Autoritäten, so referiert die Biographie Matthesons Überzeugung, haben über die Richtigkeit von Lehrmeinungen zu entscheiden, sondern die Vernunft, und als Motor jeden Fortschritts begreift er die unbehinderte Debatte. So wird er zu einem der Mitbegründer eines modernen Wissenschaftsbegriffs. Vor allem aber begründet er die deutsche Musikpublizistik mit seiner »Critica Musica« und dem »Musicalischen Patrioten«, in denen er auch Laien als Leser ansprechen will. Die Biographie ist grundlegend für Werk und Leben Matthesons und führt zugleich in die Welt von Oper, Theater und Musik in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein, die in Hamburg besonders bunt und spannend ist. AÏSSATOU BOUBA, BREMEN Mattheson, Johann: Texte aus dem Nachlass. Hg. von Wolfgang Hirschmann und Bernhard
Jahn, unter Mitarb. von Hansjörg Drauschke, Karsten Mackensen, Jürgen Neubacher, Thomas Rahn, Dirk Rose und Dominik Stoltz. Hildesheim: Georg Olms Verlag 2014, 706 S., 5 Abb. Mattheson, J[ohann]: Das Neu-Eröffnete Orchestre [...]. Hamburg: »Auf Unkosten des Autoris, und zu finden in Benjamin Schillers Wittwe Buchladen im Thum [Dom]« 1713. 4. Nachdruck der Ausg. Hamburg 1713. Hildesheim: Georg Olms Verlag 2015, 338 S. Nachdem Johann Mattheson bestimmt hatte, dass die von ihm verfassten Bücher und Manuskripte in den Besitz der Hamburger Stadtbibliothek übergehen sollten, konnte er die Odyssee nicht ahnen, die seinem Nachlass nach der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg und der dieser folgenden Reise nach der Sowjetunion widerfahren sollte, von wo sie – teils über den Umweg Berlin – 1989 und 1998 an die Elbe zurückkehrten. Dem Herausgeberund Mitarbeiterkreis ist ein DFG-Projekt zu danken, als deren wichtigste Ergebnisse die Katalogisierung des literarischen Nachlasses, eine Tagung mit dem entsprechenden Tagungsband und Impulse für eine verstärkte Forschung zu dem Hamburger Pionier der Musikpublizistik hervorzuheben sind. Besonders zu danken hat der Rezensent und die den Nachlass nutzende Öffentlichkeit Dominik Stoltz, der den Nachlass mit der dazu nötigen Begeisterung außerordentlich scharfsinnig und geistreich in der Handschriftendatenbank der SUB Hamburg verzeichnet, katalogisiert, zumeist auch transkribiert hat und – neben der großen Forschungsleistung – sein Wissen zudem noch mit großer Freude weitergibt. Aus diesem umfangreichen Nachlass nun erfolgte die Textauswahl für die vorliegende Edition, die der Rezensent für seine Mattheson-Biographie bereits vor deren Erscheinen nutzen durfte und durch die ein tiefer Einblick in Charakter und Persönlichkeit Matthesons, seine Interessen, musikalischen Überzeugungen und Vorlieben sowie seine musikpublizistische und sonstige journalistische Tätigkeit ermöglicht wird. Der Editionsband hat den Anspruch, einen repräsentati-
Buchbesprechungen ven Einblick in die Vielfalt des Nachlasses zu geben; ediert sind ein Drittel der erhaltenen Handschriften, wobei aus arbeitsökonomischen Gründen bis auf wenige Ausnahmen die für seine Persönlichkeit so charakteristischen etwa 400 kleinen Notizzettel nicht berücksichtigt wurden, auf denen Mattheson seine spontanen Gedanken und Überlegungen, aber auch seine knurrigen Kommentare zu Angriffen auf ihn niederschrieb. Ebenfalls nicht berücksichtigt wurden seine umfangreicheren Übersetzungen und die Musikalien. Eine erste Textgruppe umfasst »Biographisches«, darunter die hochinteressante »Correspondence caracterisée«, ein vermutlich Anfang der 1740er Jahre in französischer Sprache verfasster fiktiver Briefwechsel erotischen Inhalts, die für die Beziehung Matthesons zu der Gräfin Aurora von Königsmark, der ehemaligen Mätresse Augusts des Starken, aufschlussreich ist. Die zweite Textgruppe charakterisiert Matthesons journalistisch-publizistisches Wirken. Hier werden Quellen geboten, die großartige Einblicke in das zeitgenössische Pressewesen ermöglichen und ihre Akteure in der Auseinandersetzung miteinander zeigen. Gleichzeitig wird die Vielseitigkeit des Matthesonschen schriftstellerischen Engagements deutlich, in dessen Zentrum die »Ehre der Musik« stand. Eine dritte Gruppe endlich bietet Beiträge zu Philosophie und Ästhetik, darunter eine Auseinandersetzung zwischen Mattheson und Gottsched über den »Aufenthalt der abgeschiedenen Seelen«, aus der zum Verständnis auch der dazugehörige Text Gottscheds ediert wurde. Erkennbar wird das besondere Interesse Matthesons an der französischen Philosophie. Die vierte Textgruppe endlich zeigt den alten Mattheson seit den 1740er Jahren in seiner Auseinandersetzung mit theologischen und moralphilosophischen Themen sowie sein religiöses Denken. Hier besonders interessant sein Eintreten gegen die zentrale Stellung der Predigt im Gottesdienst und für die Aufwertung von Musik, Gesang, Bibellesen und Beten als der eigentlich wichtigen Frömmigkeitsformen, die nach seiner Überzeugung es vor allem sind, die auf den inneren Men-
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schen zielen und ihn Gott näher bringen. Sein Verhältnis zu Aufklärung und Religion charakterisiert ein französischsprachiger Text zu religionskritischen Thesen des Leutnants de la Serre, in dem Mattheson in der Erkenntnis Gottes das höchste Ziel der Vernunft identifiziert, eine Erkenntnis allerdings, die ohne den Glauben nie zu erreichen sei. Wichtig auch ein Text, in dem sich Mattheson gegen die freizügige Erotik der anakreontischen Literatur nach der Art seines alten Freundes Hagedorn und gegen ein Gedicht aus dessen Feder wendet. Zu Recht wird in der umsichtigen, von den Herausgebern und Bearbeitern gemeinsam verfassten Einleitung zu dem vorliegenden Band bemerkt, dass der hier anzutreffende moralische Rigorismus in einem kaum zu vermittelnden Widerspruch zur sexuellen Libertinage der »Correspondence caracterisée« steht. (S. 17) Hier wird im Zusammenhang mit der Gruppe der im engeren Sinne musikbezogenen Texte auch darauf hingewiesen, wie wenig man Mattheson als Gelehrtenfigur gerecht wird, wenn man sein Wirken auf die Musiktheorie und Musikästhetik begrenzen will. Als Musikhistoriker und Biograph zeigen ihn die Erstveröffentlichung von Nachträgen zur »Grundlage eine Ehrenpforte« und die Materialsammlung zu einer umfassenden Geschichte der Musik. Wichtig auch die Notizen Telemanns und Matthesons zu Scheibes Intervalllehre. Weitere Texte zeigen Mattheson als einen Musiker und Komponisten, der Praxisferne und Pedanterie kritisiert, als Verfechter einer Musik, die zwar dem Verstand nicht zuwider sein sollte, bei deren Beurteilung aber der musikalische Geschmack – das Ohr – an erster Stelle zu stehen hatte. Lesenswert auch Matthesons Auseinandersetzung mit dem Text zu einer Osterkantate eines seiner Lieblingsfeinde, des als anmaßend empfundenen Literaturpapstes Gottsched, den der Hamburger wegen seiner Opernfeindschaft als Gefahr für das Musiktheater empfand. Extreme Injurien, die vermutlich nie zur Veröffentlichung gedacht waren, finden sich endlich in Matthesons Auseinandersetzung mit seinen Musikern und Sängern, auf die er
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als Kantor des Hamburger Doms angewiesen war, die sich aber nach öffentlichen Angriffen auf ihre die Musik verunehrende Lebensweise und -haltung in einer Zeitschrift Matthesons weigerten, ihm weiterhin zu Diensten zu sein. Ein Musikerstreik als Reaktion auf Kritik in einer Zeitschrift – ein unikales Ereignis in der Pressegeschichte des 18. Jahrhunderts. Die abschließende Textgruppe bietet die Gedichte Matthesons, von denen einige vermutlich aus der Zeit von 1732 bis 1734 stammen, während der Mattheson in einem »Orden des guten Geschmacks« gemeinsam beispielsweise mit Friedrich von Hagedorn verkehrte. Den Bearbeitern (siehe S. 681) ist zu danken, dass ein nach allen Regeln der Kunst vorzüglich edierter Nachlassband entstanden ist, der mit seiner Vielzahl der kaum auf einen Nenner zu bringenden Nachlasstexte die Frage der Herausgeber provoziert, wie man die Position Matthesons im Gefüge der deutschen bzw. europäischen Aufklärung bestimmen kann. Der Versuch einer Positionsbestimmung, das lässt sich nur bestätigen, wird durch die hier vorgelegten Texte nicht einfacher, doch wird man es akzeptieren müssen, dass ein Publizist und Musiktheoretiker Mattheson, der in den 1730er Jahren der Avantgarde der Aufklärung zuzuordnen ist, vor allem seit den 1740er Jahren zunehmend aufklärungskritischer zu sehen ist, eine Haltung, die mit einem fast orthodoxen, manchmal kindlich überzeugten Gottesglauben harmoniert. Die Herausgeber pointieren ihre Befunde damit, dass in der Figur Matthesons auf symptomatische Weise die Modernität des Initiators mit der Traditionalität des Vermittlers verschränkt sei. Die unterschiedlichen Positionierungen und die damit verbundenen Transfer- und Transformationsvorgänge mit der Edition erstmals in ihrer ganzen Breite und in ihren je verschiedenen Kontextualisierungen und Verflechtungen von Wissensbereichen sichtbar gemacht zu haben, das ist, da ist den Herausgebern ganz und gar zuzustimmen, das vornehmste Ergebnis eines Forschungsvorhabens, als deren prominentes Ergebnis dieser Nachlassband erscheint. Die
Herausgeber und ihre Mitarbeiter können zu Recht hoffen, damit nicht nur dem ganzen Mattheson näher gekommen zu sein, sondern auch einen Beitrag zu einer differenzierteren Sicht des 18. Jahrhunderts geleistet zu haben. Verdienstvoll ist der Neudruck von Johann Mattheson 1713 erschienenen Neu-Eröffneten Orchestre. Ihm folgten in den nächsten Jahren in fast schon periodischer Erscheinungsweise und zur Vorgeschichte der von ihm herausgegebenen ersten deutschen Musikzeitschrift gehörend, zwei weitere Orchesterschriften. Mit dem hier vorliegenden Neudruck beginnt er wie mit einem Paukenschlag den Generalangriff auf wichtige Teile der traditionellen Musikauffassung und stellt selbstbewusst Lehren und Autorität der Alten in Frage. In den gut zwanzig Jahren seines bewussten Musikerlebens hat er auf allen Feldern des Musizierens, Singens und Komponierens, der Oper und der Kirchenmusik vielfältige praktische Erfahrungen gesammelt und sich als Autodidakt große Vertrautheit mit der historischen und aktuellen musiktheoretischen Literatur erworben. Auch kennt er die wesentlichen Missstände im weltlichen und kirchlichen Musikbetrieb, in der Musikdidaktik und Musikerausbildung. Musik und Musikern, so seine feste Überzeugung, fehlen jene Achtung und Ermutigung, die für ein lebendiges und niveauvolles Musikleben unabdingbar sind. Vor allem – und dies wird sein Lebensthema bis zum letzten Atemzug bleiben – nehmen sie nicht die gesellschaftliche Stellung ein, die ihnen als wesentlicher Teil der Kultur und bei der Erfüllung ihrer Hauptaufgabe, dem musikalischen Gotteslob, zukommt. Um hier ändern und reformieren zu können, so weiß er, müssen furchtlos als ewig geltende Wahrheiten und Überzeugungen angegriffen werden, damit die Musik sich als Wissenschaft entwickeln könne. Nötig erscheint ihm die öffentliche kontroverse Debatte, sie anzustoßen und zu führen ist das wichtigste Ziel seines Neu-Eröffneten Orchestres. HOLGER BÖNING, BREMEN Rohrschneider, Michael: Österreich und der Immerwährende Reichstag. Studien zur Klientelpoli-
Buchbesprechungen tik und Parteibildung (1745–1763). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2014, 395 S. Die Studie, auf die hier lediglich unter kommunikationsgeschichtlichen Gesichtspunkten hingewiesen werden kann, hat ihre Bedeutung auch dadurch, dass sie den Immerwährenden Reichstag auch unter dem Gesichtspunkt der konkreten Formen der Informationsbeschaffung und -weitergabe untersucht und u. a. feststellt, dass die Gesandten sämtliche zur Verfügung stehende Medien sowie dasjenige Reichstagsschrifttum nutzten, welches man im engeren Sinn als offizielle Reichstagsdokumente bezeichnen könne. Zu den genutzten Medien hätten Korrespondenzen ebenso gehört wie geschriebene und gedruckte Zeitungen und Zeitschriften, Bücher unterschiedlichster Gattungen, auch die ganze breite Palette publizistischer Werke bis hin zur Kriegspropaganda, darüber hinaus Informationen aus dem Umfeld von Gerüchten und Spionage sowie nicht zuletzt das verhandlungsrelevante Schrifttum, das auf dem Reichstag selbst anfiel wie Hof- und Kommissionsdekrete, Protokolle, Conclusa, Reichsgutachten und -schlüsse, Promemorien und Deduktionen. Aus dieser Vielfalt der unterschiedlichen Medien hätten hohe Anforderungen an die Reichstagsgesandten resultiert, die, wollten sie erfolgreich agieren, über ein gehöriges Maß an Medienkompetenz verfügen mussten. Dazu hätten insbesondere die Schnelligkeit der Informationsbeschaffung und -weiterleitung gehört, auch die Nutzung dazu dienlicher Netzwerke und die Befähigung zur angemessenen Selektion und Bewertung von Informationen, nicht zuletzt auch die Fähigkeit, über die Zuverlässigkeit der einkommenden Nachrichten zutreffende Auskünfte erteilen zu können. Sehr interessant sind die Informationen zum informellen Informationsaustausch auf dem Regensburger Parkett. (S. 195ff.) Hinzu kommen Hinweise zur preußischen und österreichischen Öffentlichkeitsarbeit und Propaganda mit publizistischen Mitteln in dieser informationsreichen und gründlichen Studie. HOLGER BÖNING, BREMEN
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Wyss, Regula: Reformprogramm und Politik. Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung von Reformideen der Oekonomischen Gesellschaft Bern in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Tübingen: bibliotheca academica Verlag 2014, 286 S. Diese Studie, eine Berner Dissertation, gehört zu der Reihe von vorzüglichen Arbeiten, die in den letzten Jahren zur Tätigkeit einer der bedeutendsten europäischen ökonomischen und Landwirtschaftsgesellschaften erschienen sind. Vor dem Hintergrund, dass etwa zwei Drittel der Mitglieder dieser Gesellschaft Ämter im bernischen Staatswesen gehabt haben und deshalb zur Umsetzung des formulierten Reformprogramms objektiv gute Aussichten bestanden, fragt die Studie danach, in welchem Maße tatsächlich Reformideen direkt in den Großen Rat, in eine Kommission oder von Landvögten in die Verwaltung gebracht wurden, welchen Einfluss die Gesellschaft also auf die praktische Politik in Bern genommen hat. Im Gegensatz zu älteren Arbeiten, die stets kurzschlüssig von der Zahl der in Ämtern befindlichen Mitglieder auf eine große Wirkung auf die bernische Politik geschlossen haben, geht die Autorin an vielen praktischen Beispiel ins Detail und kommt zu einem differenzierteren Urteil, mit dem sie von einer Politik des Ausgleichs als Herrschaftsstrategie spricht, die Gesellschaft habe für die Obrigkeit als »think tank« gewirkt. Bei von jungen Reformern engagiert propagierten Reformen, blieb der Erfolg mehrfach aus. So spricht die Autorin zu Recht von der Ambivalenz, die in der Reformaufklärung im gesamten deutschen Sprachraum angelegt gewesen sei und sich auch in Bern gezeigt habe. (S. 251) Dabei weist die Autorin auf die große Bedeutung hin, welche das Publikationsorgan der Sozietät als Forum auch für staatskritische Meinungen gehabt habe. Einzelne Konzeptionen, die insbesondere gegen Ende des 18. Jahrhunderts im Rahmen der Gesellschaft diskutiert worden seien, hätten später Eingang in die Staatsauffassung der Liberalen gefunden. HOLGER BÖNING, BREMEN
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Nicolai, Friedrich: Sämtliche Werke – Briefe – Dokumente. Sämtliche Werke. Literarische Schriften I, Band 1.1: Sebaldus Nothanker. Mit den Originalkupferstichen von Daniel Chodowiecki. Bearbeitet von Hans-Gert Roloff. Stuttgart-Bad Cannstatt: frommannholzboog 2014, 387 S. 21 Abb. Nicolai, Friedrich: Sämtliche Werke – Briefe – Dokumente. Werke. Literarische Schriften I, Band 1.2: Freuden des jungen Werthers – Eyn feyner kleiner Almanach – Anhang zu Friedrich Schillers Musen-Almanach für das Jahr 1797. Bearbeitet von Hans-Gert Roloff. 2014. Stuttgart-Bad Cannstatt: frommannholzboog 2015, 310 S. 4 Abb. Es ist sehr zu begrüßen, dass eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Aufklärungspublizistik, der auch als Schriftsteller sehr interessante Facetten hat, eine kritische kommentierte Werkausgabe erhält, die auf immerhin 37 Bände konzipiert ist und deren Bände 3, 4, 6 und 8 ab 1991 im Verlag Peter Lang erschienen sind. Geboren als Sohn eines Buchhändlers, scheiterte er an der gymnasialen Bildung und absolvierte nach der Realschule eine Buchhändlerlehre, die wichtige Grundlage für seine Karriere war. Die 1765 gegründete ›Allgemeine Deutsche Bibliothek‹ entwickelt sich zu einem Rezensionsorgan, das während der 40 Jahre seines Bestehens in 268 Bänden mehr als 80 000 Bücher besprochen hat. Die Akademie der Wissenschaften zu Berlin ernannte ihn 1798 zum Mitglied. Sein hier nun in einer zuverlässigen Edition vorgelegter Roman »Sebaldus Nothanker« von 1773, kann auch als eine Art Gegenprogramm einer praktischen, vernunftgeleiteten Aufklärung zum »Sturm und Drang« gelesen werden, seine Lektüre ist für die Verhältnisse des 18. Jahrhunderts höchst aufschlussreich und lohnend, dabei durchaus gut und interessant zu lesen. Ein Gegenprogramm zu dem Furore machenden Werk Goethes stellen natürlich auch die »Freuden des jungen Werthers« dar. Es sei hier die Hoffnung formuliert, dass es zu den angekündigten weiteren Bänden kommen möge und diese die editorische Qualität der hier vorgestellten haben. HOLGER BÖNING, BREMEN
Lüthy, Katja: Die Zeitschrift. Zur Phänomenologie und Geschichte eines Mediums. Konstanz: UVK 2013, 385 S. Da bemüht sich der Rezensent, die eigene Zunft davon abzubringen, »Zeitschrift« weiterhin als Gattungsbegriff zu nutzen, sondern nur als Ausstattungsbeschreibung, und dann erhält er ein Werk mit diesem Titel. Die Autorin gehört zur Zunft und hat das Ziel, dem Begriff phänomenologisch-hermeneutisch eine Entität zuzuweisen, die an die stillgelegte zeitungswissenschaftliche Tradition anknüpft, das »Wesen« einer Gattung zu ergründen. Denn schließlich habe die Zeitschrift »als theoretisches Konstrukt und als fassbares Phänomen […] alle Debatten und Dementis« (S. 13) in unserer Zunft überdauert. So heißt Teil eins von zweien auch folgerichtig »Wesensschau des Phänomens Zeitschrift«. Als Fallstudien werden vier sehr heterogene Periodika untersucht: der (Eichsfelder) ›Marienkalender‹ als Jahrbuch, die Wochenzeitung ›Die Zeit‹ mit ›Zeitmagazin‹, der Warenkatalog von Manufactum, schließlich das E-Zine ›telepolis‹ als Magazin der Netzkultur online und ohne abgrenzbare Periodizität. Begründet wird die Auswahl mit der Setzung, dies seien Randerscheinungen »zwischen Zeitschrift und anderen Publikationen« (S. 14). Folgend werden diese vier Publikationen auf drei adaptierte »klassische« Kriterien (Periodizität, Aktualität, Publizität) sowie neu die »diskursive Universalität« (S.29) hin untersucht. Der Gedanke: Zeitungen sind eher nachrichtenbetont, Zeitschriften eher meinungsbetont – Diskursinhalte konstituieren somit die Einordnung als Zeitschrift. Das kann man machen, aber mit welchem Gewinn? Formal will die Autorin die Kriterienwahl als These verstehen, welche sie durch Analysen als gültig beweisen möchte. Aber wenn Analysemerkmale und Theseninhalte identisch sind, dann erlangt das Ergebnis zwangsläufig Gültigkeit qua Zirkelschluss. Was aber ist damit gewonnen, für Zeitschriften exklusiv den Diskurs zu reservieren, was nützt Forschung, Gesellschaft und Praxis eine solche »Klassifikation«? Das Thema Operationalisierung liegt offensichtlich nicht im Blickfeld der Autorin.
Buchbesprechungen Von hohem Nutzwert ist hingegen Teil Zwei des Werkes zur Geschichte der Zeitschriften und der Zeitschriftenforschung. Der historische Abriss verarbeitet und bilanziert auf der Zeitachse eine Vielzahl von Quellen zur Presseforschung, auch wenn er der Autorin letztlich wohl wesentlich zur Illustration des Mangels an hermeneutischer Zeitschriftenforschung dient. ANDREAS VOGEL, KÖLN Stockhorst, Stefanie (Hg.): Krieg und Frieden im 18. Jahrhundert. Kulturgeschichtliche Studien. Hannover: Wehrhahn Verlag 2015, 680 S., 10 Abb. Dass das aufgeklärte Säkulum auch ein höchst kriegerisches Zeitalter war, wird oft vergessen, jedoch handelt es sich zugleich auch um jenes Jahrhundert, in dem in der letzten Phase der sogenannten Kabinettskriege auf breiterer Front, um diesen militärischen Begriff zu nutzen, auch Stellung gegen die militärischen Auseinandersetzungen und die damit verbundenen Motive bezogen wurde. Der Anlass zu der gleichnamigen Tagung der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, nämlich der 300. Geburtstag Friedrichs II., war ebenso gut gewählt wie der Ort Potsdam, von dem vor gut 250 Jahren ein ganz Europa überziehender Schlachtenlärm ausging, verursacht von einem Herrscher, der sich selbst als aufgeklärt verstand. Insbesondere der Siebenjährige Krieg, so die Herausgeberin, habe sich überaus weitreichend nicht nur auf das verfassungsgeschichtliche und hegemoniale, sondern auch auf das kulturelle Selbstverständnis Europas am Beginn der Moderne ausgewirkt. Verbunden sind gerade mit diesem Krieg Prozesse der Entwicklung weg von den frühneuzeitlichen Staatsbildungskriegen zu regelrechten Staatenkriegen waren, deren Ethos und Pathos zunehmend territorialstaatlich-patriotisch bzw. frühnationalistisch getragen wurden, (S. 12) patriotische Geschichts- und Identitätskonstruktionen verhalfen »immer stärker zur Aufwertung eines militärischen Ehrbegriffs mit vaterländischer Grundierung sowie des Heldentodes als rhetorische Gemeinplätze mit Folgewirkungen, die sich bis
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in die Moderne fortschreiben«. (S. 14) Krieg im Verständnis als Kollektivsingular, so verdeutlicht der Band, gehört zu den fundamentalen Grenzerfahrungen der Aufklärung, er liegt als eine von Menschen verursachte Kontingenzerfahrung quer zu den hoffnungsfrohen Visionen der Aufklärung. (S. 20) Wo sich auch so mancher prominente Aufklärer in den Dienst des Schlachtgeschreis und des – insbesondere preußischen – Patriotismus stellte, ist der klare Blick des Armen Mannes aus dem Toggenburg wohltuend, der den schönen Reden vom Vaterland die eigennützigen Motive der Kriegführenden und das Leid der Soldaten entgegenstellt. Der vorzüglich redigierte Tagungsband bietet nicht nur eine Einführung zum Forschungsstand, sondern auch einen grundlegenden Überblick zum Thema Krieg und Frieden im 18. Jahrhundert, wie mit den Titeln der vier, den Band gliedernden Abschnitte nur angedeutet werden kann: 1. »Rhetorik – Medien – Öffentlichkeit«, 2. »Ökonomie – Politik – Patriotismus«, 3. »Bellizismus – Pazifismus – Utopie« und 4. »Erbauung – Erinnerung – Erziehung«. AÏSSATOU BOUBA, BREMEN Berghahn, Cord-Friedrich / Kinzel, Till (Hg.): Johann Joachim Eschenburg und die Künste und Wissenschaften zwischen Aufklärung und Romantik. Netzwerke und Kulturen des Wissens. Heidelberg: Winter Verlag 2013, 464 S. Der Sammelband dokumentiert mit 24 Beiträgen eine Tagung von 2010, er zeigt Eschenburg einen Wissenschaftler mit großer Ausstrahlung und weitgehenden Interessen und überaus intensiver Forschungs- und Lehrtätigkeit, sein wissensgeschichtlicher Ort, so die Herausgeber, gleiche dem Goethes darin, dass er als Einzelner »noch einmal, und zwar zum letzten Mal« versucht habe, sämtliche Gebiete des Wissens zu überschauen und produktiv zu beherrschen. Das Netzwerk seiner Korrespondenz lasse sich nur mit denen Christoph Martin Wielands und Friedrich Nicolais vergleichen. (S. 9) Nachhaltige Wirkung habe seine Beschäftigung mit Shakespeare gehabt, weiter sei er wichtig als Philologe und Übersetzer aus fünf Sprachen und
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exzellenter Kenner der Weltliteratur, als Theoretiker der Wissenschaften, als Brückengänger zwischen Klassik, Aufklärung und Romantik, für die Musikgeschichte als Vermittler, Übersetzer und Bearbeiter, als vielbeachteter Lyriker der Aufklärung, durch sein philosophisches Werk und durch seine Verdienste um die regionale Wissenschafts- und Literaturlandschaft der Region Braunschweig/ Wolfenbüttel. Gleichwohl aber sei Eschenburg bis in die Gegenwart ein Stiefkind der Literatur-, Kunst- und Kulturwissenschaft geblieben, bis heute gebe es keinen wissenschaftlichen Band, der die Ergebnisse der verschiedenen Disziplinen sammle und die Leitfragen der Forschung bündle. Dieses Desiderat will der Band beheben, und er tut dies tatsächlich insoweit, als alle angesprochenen Felder, auf denen Eschenburg von Bedeutung war, angesprochen werden. Ein eigener Beitrag ist der publizistischen Arbeit Eschenburgs gewidmet, indem seine zahlreichen Rezensionen in Friedrich Nicolais ›Allgemeiner deutschen Bibliothek‹ untersucht werden. Kein eigener Beitrag ist seiner Herausgeberschaft einer Moralisch literarischen Wochenschrift gewidmet, die er 1761 bis 1762 in Hamburger unter dem Titel ›Der Primaner‹ herausgab, leider fehlt ein solcher auch zu den bedeutenden, von ihm mitherausgegebenen ›Unterhaltungen‹, die in Hamburg von 1766 bis 1770 erschienen. HOLGER BÖNING, BREMEN Fischer, Bernhard: Johann Friedrich Cotta. Verleger – Entrepreneur – Politiker. Göttingen: Wallstein 2014, 967 S., 16 Farbtafeln. Es gilt ein großartiges Buch anzuzeigen, dass vermutlich von einem wesentlich kleineren Publikum gelesen wird, als es verdient hätte. Denn schon aufgrund seines Umfangs von beinahe 1.000 Seiten werden sich die Studierenden unserer Fächer, an handliche, leichtverdaulich aufbereitete Kost, die zudem nichts kosten darf, gewöhnt, der Lektüre verweigern. Dabei könnten sie vieles aus ihm lernen: wie informationsdicht aber dennoch mit literarischem Anspruch geschrieben werden
kann; wie man Quellen zu Wort kommen lässt und zugleich interpretierend in den Kontext einbettet; wie mit langem Atem ein großes Buch vorbereitet wird: Denn vor mehr als zehn Jahren veröffentlichte der Vf. seine dreibändige Verlagsbibliographie, die erst jetzt, durch die Verlegerbiographie ihren Wert richtig entfaltet. Die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft kann aus dem Werk so manches entnehmen, soweit sie aus der Geschichte Generalia zu übernehmen bereit ist: über Medienökonomie und Kommunikationspolitik, über Buch- und Pressegeschichte, über Öffentlichkeit. Will man etwas Kritisches finden, so könnte man das kleine Schriftbild bemäkeln. Mit größerem Kegel wäre das Buch lesbarer, aber sicherlich weitaus dicker geraten. Ein Bogen mit Farbtafeln illustriert es prächtig, ein Personenregister hilft es zu erschließen. RUDOLF STÖBER, BAMBERG Abrosimov, Kirill: Aufklärung jenseits der Öffentlichkeit. Friedrich Melchior Grimms ›Correspondance littéraire‹ (1753–1773) zwischen der »république des lettres« und europäischen Fürstenhöfen. Ostfildern: Thorbecke 2014, 301 S. Diese vorzügliche Studie, eine Dissertation an der Philosophische Fakultät der Humboldt-Universität Berlin, gehört zu den wenigen kommunikationshistorischen Untersuchungen, die sich mit dem Phänomen handgeschriebener Periodika befassen, hier mit der ›Correspondance littéraire, philosophique et critique‹, die längst nicht die einzige literarische Korrespondenz des 18. Jahrhunderts darstellte, die Adelige in ganz Europa gegen hohe Bezahlung über die wichtigsten literarischen Neuheiten, die aktuellsten Theater- und Musikaufführungen, politische Entwicklungen, philosophische Diskussionen, Modetrends und oft vor allem über den neuesten Salonklatsch aus Paris informierte. Unter ihnen nahm Grimms Projekt durch Qualität, Umfang und lange Erscheinungsdauer einen besonderen Platz ein, auch ist die Qualität wie die Quantität des Autoren- und Empfängerkreises bemerkenswert, unter den
Buchbesprechungen Autoren solche Persönlichkeiten wie Louise d’Épinay und Denis Diderot, unter den zeitweise mehr als zwölf [!] Abonnentinnen und Abonnenten Katharina II., das schwedische Königspaar Luise Ulrike und Gustav III., der polnische König Stanislaw Poniatowski und zeitweise Friedrich II. Dieses handgeschriebene Periodikum dokumentiert – jedenfalls bei diesem Abonnentenkreis – die Bedeutung des Französischen als europäische Leitkultur. Zustimmen mag man dem Autor, dass die ›Correspondance‹ eine entscheidende Rolle bei der Entstehung eines Netzwerkes französischer Aufklärer und europäischer Herrschaftsträger spielte, auch seine Charakterisierung des Blattes als Raum für Denkexperimente im Schutz des Arkanum und als virtueller Ort der Konstitution einer Solidargemeinschaft der philosophes leuchtet ein, weniger aber seine These, das Blatt lasse die gängige Identifikation der Aufklärung mit einer einheitlichen, den Kriterien der Rationalität und Transparenz verpflichteten öffentlichen Sphäre als revisionsbedürftig erscheinen. Dazu war die Bedeutung dieses Periodikums dann vielleicht doch nicht hinreichend, was die Qualität der vorliegenden anregenden Arbeit allerdings in keiner Weise schmälert. HOLGER BÖNING, BREMEN Geck, Martin: Matthias Claudius. Biographie eines Unzeitgemäßen. München: Siedler 2014, 320 S. Eine neue Biographie des großen Dichters und beständig scheiternden Journalisten hat man nach der von Annelen Kranefuss nicht unbedingt für nötig gehalten, und tatsächlich bleibt Gecks Werk hinter dem 2013 in diesem Jahrbuch besprochenen zurück. Geck hat es bei seiner Lebensbeschreibung eines Journalisten, der an drei unterschiedlichen Stationen Beispiele dafür gibt, unter welchen Bedingungen man im 18. Jahrhundert in diesem Beruf scheitern musste, nicht für nötig gehalten, zumindest soweit in die pressehistorische Literatur zu schauen, dass er sachkundig darüber sprechen könnte, was eine Zeitung, ein Intelligenzblatt oder eine volksaufklärerische Wochenschrift eigentlich
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ist, was ihre Aufgaben waren und welche Gestaltungschancen ein Mann des Wortes hier hatte. Es ist grotesk, wenn Geck davon spricht, Zeitungen, die mehrmals in der Woche erscheinen und um Aktualität bemüht sind, hätten im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts noch als abenteuerliches Projekt gegolten. (S. 30f.) Die ›Hamburgischen AdreßComtoir-Nachrichten‹ bezeichnet er, als gäbe es nicht hinreichend Arbeiten, die sich mit diesem bedeutenden Blatt auseinandergesetzt haben, penetrant als Zeitung, auch übertreibt er es mit der Armut des Redakteurs Claudius, der sich für seine Reisen eigene Kutschen leisten kann und eine Hausmagd beschäftigt. (S. 131) Auch dass ein Jahresgehalt von 800 Talern keine großen Sprünge erlaubt, muss man dem Biographen nicht unbedingt glauben. Ebenfalls staunt man, wenn Geck »die Schnelligkeit der damaligen Kommunikation« »nicht ohne Staunen« registriert, weil die von Claudius zu Weihnachten 1784 geschaffene Weihnacht-Cantilene«, deren erste Aufführung in Berlin bereits für Dezember zu verzeichnen ist, »schon im Januar 1785« in Johann Georg Hamanns Händen in Königsberg ist. (S. 188f.) Bei all dem verliert man ein wenig das Vertrauen und greift weiterhin lieber zur Biographie von Annelen Kranefuss. Wirklich gut ist das vorliegende Werk da, wo die poetischen Werke von Matthias Claudius zitiert werden und sich in ihrer ganzen Einfachheit und Schönheit zeigen können. Hier erlebt der Leser Originalität und Größe eines Dichters, dessen Stärke sicher nicht der Journalismus mit seinen Tagesanforderungen war. HOLGER BÖNING, BREMEN Weidner, Thomas: Rumford. Rezepte für ein besseres Bayern. München: Hirmer 2014, 372 S., 185 meist farbige Abb. Mit einer Ausstellung im Münchner Stadtmuseum und der großformatigen, ganz wunderbar gestalteten Begleitpublikation auf höchstem wissenschaftlichen Niveau ist einem Mann ein Denkmal gesetzt worden, der als Benjamin Thompson 1753 in einem Dorf bei Boston geboren wurde und als Reichsgraf Rumford nach einem von vielseitigen Interes-
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sen, Ideen und Erfolgen geprägten Leben 1814 in Paris gestorben ist. Bekannt ist er als Schöpfer des Englischen Gartens in München, doch darüber hinaus war er Soldat und Diplomat, Politiker und Propagandist der Aufklärung, Sozial- und Militärreformer, Initiator landwirtschaftlicher und veterinärmedizinischer Neuerungen, Stadtplaner und Erfinder sowie Kosmopolit. Unter den Volksaufklärern erwarb er sich durch seine Ideen zu praktischer Hilfe in der Hungersnot große Wertschätzung, die Rumfordsuppe war in aller Munde. Es wäre schade, wenn die vorzügliche, erstmals umfassende Darstellung seines Lebens und Wirkens in dieser jetzt schon nicht mehr lieferbaren Publikation in der Versenkung verschwände. HOLGER BÖNING, BREMEN Bauer, Gerhard / Pieken, Gorch / Rogg, Matthias (Hg.): Blutige Romantik. 200 Jahre Befreiungskriege? Essays und Katalog. Dresden: Michael Sandstein Verlag 2013, 2 Bde., 608 S., 463 Farbabb. Während die hundertste Wiederkehr des Weltkriegbeginns 1914 nicht nur in der Historiographie manche Forschungen anstieß, sondern auch in einer breiteten Öffentlichkeit eine riesige mediale Beachtung fand, fiel dies bei den sogenannten Befreiungskriegen sehr viel kärger aus, doch ist hervorzuheben die Ausstellung des Militärhistorischen Museumn in Dresden. Der hier vorliegende, vorzüglich ausgestattete Katalog folgt dem Vorbild der Potsdamer Friedrich-Ausstellung von 2012 und ist in einen vor allem mit der Ausstellung verbundenen Band und einen Essayband unterteilt, der das Thema aus den verschiedensten Perspektiven betrachtet. Hier steht nicht so sehr der blutige Krieg, sondern titelgebend mit der Frage, was der Einsatz der Schriftsteller, Philosophen und Künstler zum Sieg beigetragen hat, mit der blutigen Romantik und damit deutscher Schicksalszeit also eine Zeit im Mittelpunkt, da Berauschendes und Kriegerisches wichtiger wurden als Vernunft und Humanismus. Die Reden Fichtes und die Gedichte Körners als poetische Mobilmachung klingen noch heute unangenehm im Ohr, die blutge-
tränkte und hasserfüllte Seite romantischer Dichtung hat in der deutschen Geschichte der folgenden zwei Jahrhundert eine unheilvolle Rolle gespielt. Während eine eigene Darstellung der Bedeutung dieses Krieges für die deutsche Publizistik hier fehlt, wird die Rezeption in Buch, Film und Denkmalen behandelt. HOLGER BÖNING, BREMEN Gehrke, Roland (Hg.): Von Breslau bis Leipzig. Wahrnehmung, Erinnerung und Deutung der antinapoleonischen Befreiungskriege. Köln u.a.: Böhlau 2015 (= Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte, Bd. 24), 270 S. Wie schon vor bei der Centenarfeier vor hundert Jahren war 2012/13 die zweihundertjährige Wiederkehr der antinapoleonischen Befreiungskriege Anlass zur Rethematisierung dieses in der neueren deutschen Geschichte denkwürdigen Geschehens. Sie fand statt in einer Vielzahl von Formen und »Medien«: in Gedenkartikeln, Fernsehsendungen, Büchern, Ausstellungen, ja sogar im »Reenactment«, wie man die lebenswirkliche Nachstellung historischer Ereignisse inzwischen nennt. In die Reihe dieser Unternehmungen gehört auch die hier anzuzeigende Publikation, die auf eine im November 2012, sozusagen im Vorfeld des Jubiläums, organisierte Tagung zurückgeht. Der Untertitel (wie auch der Reihentitel des Verlags) deuten auf die spezifische Fokussierung des Bandes auf Schlesien hin, ohne dass der sich regional darauf beschränkte. Im Unterschied zu der überschwänglich »nationalen« Rethematisierung 1913 ist die Perspektive hier – entsprechend dem eingetretenen historischen Paradigmenwechsel – auf Aspekte der Wahrnehmung, Erinnerung und Deutung der historischen Vorgänge gerichtet. Die Wahl dieser Perspektive wird in der Einführung begründet, unter Verweisen auf die vorhandene Literatur. Der Band enthält 12 Beiträge, die recht unterschiedlichen Teilaspekten der Thematik gewidmet sind. Eine Systematik wird man hier nicht suchen dürfen. Während die ersten fünf Beiträge sich mit den Ereignissen Jahre 1806 bis 1815 befassen, behandeln die übrigen sieben, wie diese bis ins 20. Jahrhundert
Buchbesprechungen wahrgenommen erinnert worden sind. Zentral ist im ersten Teil ein Beitrag des Herausgebers, der den Breslauer Proklamationen des preußischen Königs Friedrich Wilhelms III. »An mein Volk!« und (weniger bekannt) »An mein Kriegsheer!« gewidmet ist, mit denen dieser die Initialzündung zur Erhebung gegen den französischen Kaiser lieferte. Mehrere Autoren gehen in ihren Beiträgen auf die Rolle der »Freiwilligen« ein, die allerdings häufig überschätzt wurde. Im zweiten Teil untersucht Maria Schultz am Beispiel der Befreiungskriege die »Dynamik intermedialer Konstruktionen von historischen Ereignissen«, und zwar anhand von Denkmalen, Romanen und Ausstellungen. Wie man sieht, wird der Medienbegriff hier in der bei Historikern und Literaturwissenschaftlern üblichen Weite verwendet. Zudem wird die Dynamik mehr behauptet als in ihrer Wirkung erklärt. Andere »Medien«, die behandelt werden, sind verordnete Chroniken der Befreiungskriege und spätere Kinofilme, wobei unvermeidlicher Weise auch auf den Wiener Kongress und den bekannten Erfolgsstreifen »Der Kongreß tanzt« ausgegriffen wird. Wiederholt wird – allerdings ohne dies theoretisch zu fundamentieren – verdeutlicht, wie die Erinnerungskultur durch die jeweilige politische und gesellschaftliche (System-)Umwelt geprägt wurde, von der seinerzeitigen schlesischen Debatte über die geeignete »Siegerehrung« und den »Freiwilligenmythos« im Kaiserreich, in der Weimarer Republik bis hin zum Ost-West-Konflikt nach dem Zweiten Weltkrieg. Was man vielleicht vermisst, wäre ein zusammenhängender Beitrag gewesen über das hundertjährige Jubiläum 1913. Auch wenn der Band also keine Synthese versucht, so enthält er doch lesenswerte, die jeweils vorliegende Literatur einbeziehende, Beiträge, die in verschiedener Weise die kommunikative und die Rezeptionsseite der Befreiungskriege beleuchten. JÜRGEN WILKE, MAINZ Paye, Claudie: »Der französischen Sprache mächtig«. Kommunikation im Spannungsfeld von
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Sprachen und Kulturen im Königreich Westphalen 1807–1813. München: Oldenburg 2013, 599 S. Diese ihr Thema für das kurzlebige Königsreich Westphalen unter der Regierung Jerome Bonapartes umfassend behandelnde Studie zum Spannungsverhältnis von französischer und deutscher Sprache besteht aus vier Teilen. Zunächst wird die offizielle Sprachpolitik Westphalens analysiert, wobei ein Schwerpunkt bei der Spannung zwischen den staatlichen Direktiven und der tatsächlichen Sprachpraxis liegt. Dann folgt die Auseinandersetzung mit den historischen »Sprachund Kommunikationspraktiken« im Königreich, sodann die Analyse des Sprachbewusstseins, der Verständigungsschwierigkeiten und Sprachkonflikte. Der abschließende Teil fasst die Ergebnisse zusammen. Mit der Arbeit liegt eine grundlegende Studie zur westfälischen Sprach- und Kommunikationsgeschichte vor, die quellennah unzählige Details und wertvolle Informationen zu ihrem Thema bietet. Im untersuchten Zeitraum wird eine Verdichtung und Umschichtung von Kommunikationsprozessen konstatiert, die aus dem Bedürfnis nach Information erwachsen seien. Die offizielle Nachrichtenverbreitung sowie die Presse hätten mehrheitlich Desinformation geliefert, was nicht zuletzt durch die Gegenüberstellung der französischen und deutschen Spalten des ›Westphälischen Moniteur‹ deutlich werde. Bald hätten die Westphalen Nachrichten der offiziellen Zeitungen nur noch mit Misstrauen aufgenommen, der Glaube an den Wahrheitsgehalt alles Gedruckten sei eingeschränkt worden. Folge sei auch die Schärfung eines kritischen Bewusstseins gewesen, dass mit einer Politisierung einhergegangen sei. HOLGER BÖNING, BREMEN Marinelli-König, Gertraud: Die böhmischen Länder in den Wiener Zeitschriften und Almanachen des Vormärz (1805–1848). Tschechische nationale Wiedergeburt – Kultur- und Landeskunde von Böhmen, Mähren und Schlesien – Kulturelle Beziehungen zu Wien. – Teil III: Kunst. Wien: Verlag der österreichischen
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Akademie der Wissenschaften 2014. LVI, Tabelle zu den Erscheinungsdaten der ausgewerteten Periodika, 427 S. Nie zuvor wohl ist einem Landstrich größere bibliographische Aufmerksamkeit entgegengebracht worden als in diesem Werk, von dem hier nach den ersten beiden, in diesem Jahrbuch bereits 2012 und 2014 detailliert vorgestellten Teilen, derjenige vorliegt, der sich den Spuren der Kunst in den Wiener Vormärzzeitschriften und Almanachen widmet. Begonnen wurde das Werk in einem 1982 gestarteten Projekt, die Ergebnisse erscheinen auch als Online-Edition. Untergliedert ist der Band in Musik, Musikförderung, Kunstgeschichte, Zeitgenössisches Kunstgeschehen und Kunstförderung, Biobibliographische Notizen über Bildende Künstler, Memoria, Theater und Bühnen in Prag, Theater und Bühnen in Böhmen, Mähren und Schlesien, Tschechisches Theater, »böhmische« Opernlibretti, Biobibliographische Notizen über Theaterschaffende sowie Franz Grillparzers Dramen. Die Register zu diesem Werk sind zunächst nur im Internet einsehbar. Wiederum hat die Bearbeiterin dieses Werkes in wahrhaft entsagungsvoller Arbeit einen Riesenmaterialberges angehäuft, von dem zu hoffen ist, dass die kulturwissenschaftliche Erforschung des böhmischmährischen-schlesischen Kulturraumes in der Zeit des Vormärz von dem hier Dargebotenen profitieren wird. Betont sei abschließend, dass die erschlossenen Quellen zu einem durchaus erheblichen Teil auch für die Entwicklung der hier bearbeiteten Kunstbereiche in anderen Regionen von Bedeutung sind. HOLGER BÖNING, BREMEN Derron, Marianne / Zimmermann, Christian von (Hg.): Jeremias Gotthelf. Neue Studien. Hildesheim: Georg Olms Verlag 2014, 342 S. Dieser Sammelband ist aus gutem Grund Barbara Mahlmann-Bauer gewidmet, denn mehrere der hier vertretenen Studien wären ohne ihr Engagement für eine Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke und Briefe von Jeremias Gotthelf nicht denkbar. Und so befasst der erste Block dieses Bandes
sich auch mit Edition, Forschungsgeschichte und Rezeption Gotthelfscher Werke, insbesondere mit der Geschichte der genannten Werkausgabe. Der zweite Hauptteil stellen Gotthelfs Predigten in den Mittelpunkt, die durch die Werkausgabe nun leicht zugänglich sind oder es demnächst werden. Gleiches gilt im übrigen für die Publizistik Gotthelfs, für seine Zeitungsbeiträge und Kalender. Der Hauptteil des Bandes ist verschiedenen Studien zum literarischen Werk bestimmt, der Bildlichkeit bei Gotthelf beispielsweise, seinem bedeutenden Schulmeisterroman oder einzelnen Erzählungen. Die Gotthelf-Forschung, so kann man zusammenfassen, hat durch die neue Werkausgabe bedeutende Impulse erfahren. HOLGER BÖNING, BREMEN Pavlíčková, Tereza: Die Entwicklung des Nationalitätenkonflikts in der Znaimer deutschen Presse 1850–1938. Olomouc: Univerzita Palackého Olomouc 2013, 324 S. Es ist bemerkenswert, für wie viele Fragen und historische Entwicklungen es keine andere und keine bessere Quelle gibt als die historische Presse. Dies führt die vorliegende Studie beispielhaft vor Augen. Anhand der Berichterstattung und der Debatten in der Presse wird die Entwicklung des Nationalitätenkonflikts in und um Znaim verfolgt, dokumentiert und analysiert und besonders danach gefragt, welche Bedeutung die Presse dabei erhielt. In und um Znaim lebten bis 1945 eine deutschund eine tschechischsprachige Bevölkerung, von denen Teile zweisprachig waren. Die Gründung einer Zeitung sorgte für eine Plattform, auf der die öffentliche Debatte stattfinden konnte. Das Blatt ist eine wertvolle Quelle dafür, welche Anschauungen in Bezug auf die jeweilige Nationalität unter der Znaimer Bevölkerung zirkulierten und wie sich die Identitäten und Loyalitäten der Südmährer wandelten. Ein Vergleich mit den Haltungen der tschechischsprachigen Presse ergänzt die Studie. HOLGER BÖNING, BREMEN Pahmeier, Markus: Die Sicherheit der Obstbaumzeilen. Adalbert Stifters literarische Volksaufklärungsrezeption. Heidelberg: Winter 2014, 526 S.
Buchbesprechungen Wer würde ausgerechnet bei Adalbert Stifter und ausgerechnet bei dessen Roman »Nachsommer«, der Thomas Mann als der langweiligste der Weltliteratur, aber zugleich faszinierendste galt, an ein Fortwirken von Aufklärung im 19. Jahrhundert und sogar an Traditionslinien zur Volksaufklärung denken. Und doch belegt diese Bielefelder philosophische Dissertation dies ganz unzweifelhaft. Der Autor analysiert besonders Adalbert Stifters »Studien«-Erzählungen »Die Mappe meines Urgroßvaters« (1847), »Brigitta« (1847) und »Zwei Schwestern« (1850), den Roman »Der Nachsommer« (1857), die späte Erzählung »Nachkommenschaften« (1864) und die letzte Fassung der »Mappe meines Urgroßvaters« (unvollendet, postum erschienen). Pahmeier zeigt, dass Stifter zahlreiche Themen und Motive der Volksaufklärung aufnimmt, die Verbesserung von Landgütern beispielsweise, die Landwirtschaft mit der Kultivierung größerer Landflächen, Feldwirtschaft, Wiesenwirtschaft, Tierhaltung, den Obstbaumanbau, Gartenwirtschaft, Moralisches Verhalten, Kindererziehung, Handeln zum Wohle der Nachbarschaft oder Verbreitung der land- und gartenwirtschaftlichen Kenntnisse. Zugleich wird aber auch gezeigt, dass Stifters Werke sich in mehrfacher Hinsicht von der Volksaufklärung unterscheiden. So ist, um nur dies zu nennen, die belehrende Schreibweise bei Stifter nicht – wie in der Volksaufklärung – die zentrale Schreibweise, der die anderen Schreibweisen dienen. Bei diesem Dichter dienen vielmehr alle seine Schreibweisen der Beruhigung. Stifters Werke nutzen das poetische Potential zu beruhigendem Erzählen, das literarische Volksaufklärungsschriften haben. Oder mit anderen Worten: Volksaufklärung nicht als nützliche Unterweisung, sondern als beruhigende Unterhaltung für die höheren Schichten, zu denen die Stifter-Leser gehört haben dürften. Die Bedeutung dieser anregenden, sorgfältig gearbeiteten, manchmal sehr ins Detail gehenden Studie liegt nicht zuletzt darin, dass sie die allgemeine Realismus-Forschung auf die Frage hinweist, ob volkaufklärerische Themen und Schreibweisen vielleicht generell eine bisher
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unterschätzte Quelle realistischer Themen und Schreibweisen darstellen. HOLGER BÖNING, BREMEN Längle, Ulrike / Thaler, Jürgen: Ich, Felder. Dichter und Rebell. Bregenz: Vorarlberg Museum 2014, 333 S. Dieser prächtig ausgestattete Band bietet eine sehr schöne Einführung in Leben und Werk dieses außergewöhnlichen Menschen, er erschien zu einer gleichnamigen Ausstellung im Vorarlberg Museum. Vorgestellt wird der Bauer und Schriftsteller Franz Michael Felder mit seinem außerordentlich vielfältigen und interessanten schriftstellerischen und publizistischen Werk. Felder ist ein Beispiel für eine ganz neue Form von Autodidakten, die das 19. Jahrhundert hervorbringt, er stammt aus dürftigsten bergbäuerlichen Verhältnissen und gehört zu denen, die nach 1848 in der Tradition der Volksaufklärung selbsttätige gegenseitige Hilfe organisieren, Genossenschaften, Versicherungen und Sparkassen, mehr und mehr auch Landwirtschaftliche Vereine und Gesellschaften begründen, in denen Bauern selbst aktiv werden. Felder gründet eine »Partei der Gleichberechtigung«, nicht von Mann und Frau, sondern der sozialen Klassen, und berichtet von Selbstorganisationsversuchen der Bauern in Vorarlberg, die sich ausdrücklich auf das literarische Vorbild des »Goldmacherdorfes« von Heinrich Zschokke berufen. Unter anderem wird 1867 ein genossenschaftlicher Käsehandlungsverein gegründet, damit sich die Bauern aus der finanziellen Abhängigkeit von den sogenannten »Käsgrafen«, den monopolistischen Käsegroßhändlern, befreien können. Greifbar wird mit Felder der Übergang der Volksaufklärung in die Selbstbildungsbestrebungen der Sozialdemokratie, vor allem aber ist Felder ein großer Erzähler, der sich mit Gotthelf, Auerbach, Schiller und Zschokke auseinandergesetzt hat, und, wie die ›Gartenlaube‹ 1867 schreibt, »der denkbar glänzendste Beweis« sei, »welche – Wunder in unserer wunderbaren Zeit geschehen können durch die Druckpresse, den Buchhandel, die Eisenbahnen, welchen Samen sie säen können, wo der Boden dazu bereitet
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ist«. Felder nutzt jeden Augenblick, den ihm die Feldarbeit frei lässt, für seine Lieblingsbeschäftigung, das Schreiben und Lesen. Seine Bibliothek von einigen hundert Bänden ist Gemeingut der ganzen Vorarlberger Gegend, in der er lebt. Im Alter von neun Jahren liest er die Zeitung, die sein Vater abonniert hat, und erfährt 1848 erstmals von Mord und Krieg. »Der Lärm verging bald – aber ich und der Vater waren nicht mehr die Alten. Wir hatten nun erfahren, daß hinterm Berge auch Leute wären. Halbe Nächte lasen wir um die Wette. [...] Ich habe nie eine andere Schule besucht, als die zu Schoppernau, wo der Lehrer damals jährlich 70 Gulden ›Lohn‹ erhielt und im Sommer als Maurer und Anstreicher im Schweiße des Angesichts sein Brot verdiente.« In den Monaten auf der Alm liest er Klopstocks »Messias«: »In jeder freien Minute saß ich bei dem Buche, halbe Nächte lang las ich oder unterhielt mich mit seinen herrlichen Gestalten. Jetzt war ich nicht mehr einsam.« Felder abonniert unter großen Entbehrungen Cottas preiswerte Klassikerausgaben, er wird zum Leser Schillers und Verehrer Goethes: »Ich weinte mit dem jungen Werther, klagte mit Lenau, schwärmte mit Klopstock und forderte mit Karl Moor alles zum Kampfe heraus« Durch Holzziehen, Schindelnmachen und als Ziegenfellhändler verschafft er sich das Geld für die Bücher, auch hat er die Augsburger ›Allgemeine Zeitung‹ abonniert. »Aber je mehr ich nun lernte, desto weniger paßte ich in die Welt, in der ich leben mußte.« Felders Leben und Werk stellen eine ganz einmalige Quelle für die Kommunikationsgeschichte dar, der hier vorliegende, großartig ausgestattete Band führt vorzüglich darin ein und bietet Genuss beim Lesen und Schauen. HOLGER BÖNING, BREMEN Krätzner, Anita (Hg.): Hinter vorgehaltener Hand. Studien zur historischen Denunziationsforschung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2014 (= Analyen und Dokumente, Bd. 39), 180 S. Der Sammelband ist aus einem Workshop hervorgegangen, dass beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen 2012 veranstaltet wurde. Die Beiträge spannen den
Zeithorizont vom frühen 19. bis ins späte 20. Jahrhundert, der politisch-geographische Bezug umfasst die Habsburger Monarchie, das NS-Regime, die Schweiz (in den Jahren um den Zweiten Weltkrieg), Frankreich (in den Nachkriegsjahren), vor allem aber die DDR (samt Vorgeschichte). Alle Beiträge sind aus den Quellen gearbeitet, zumeist bis in die Details, andere kursorischer. Leider aber beklagen alle Vf. eine mehr oder weniger gravierende begriffliche Unschärfe. Damit leistet der Band insgesamt, trotz seiner komparatistischen Verdienste, weniger, als er hätte leisten können. Obwohl die Herausgeberin in Einleitung und letztem Beitrag die Denunzianten von IMs, Spitzeln und anderen Agenten abgrenzt, obwohl die Freiwilligkeit der Anzeige benannt, das Kriterium politischer Delikte, die Unterscheidung zur Anzeige von schweren Verbrechen (z.B. Mord) erwähnt werden, entgrenzen einige Beiträge den Begriff und mithin entwertet das (zumindest leicht) die Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Das ändert aber nichts daran, dass jeder Beitrag für sich lesenswert und lesbar ist. RUDOLF STÖBER, BAMBERG Leesch, Klaus: ›Vorwärts‹ in ›Die neue Zeit‹. Die sozialdemokratische Presse im langen 19. Jahrhundert. Leipzig (u. a.): Ille & Riemer 2014, 134 S. Die Parteipresse ist ein Typus im 19. Jahrhundert, der heute insgesamt aus vielerlei medienpolitischen Gründen kaum mehr eine Rolle in der Publizistik spielt, übrigens nicht nur für die SPD. Das Pressewesen der SPD kann als gut erforscht gelten, es fehlt aber seit Koszyks (1929 – 2015) nunmehr älteren monographischen Arbeiten (bes. 1953 und 1966, 1968) eine handliche Darstellung, die die zahlreichen relevanten Aufsätze und auch Dissertationen in ihrem wesentlichen Inhalt auswertet und bis zum Ersten Weltkrieg ausführt. Diese will Klaus Leesch, (wie dem Internet zu entnehmen Doktorand von Peter Brandt an der Fernuniversität Hagen) vorlegen und das Vorhaben ist ihm gut gelungen. Der Fokus liegt auf der Parteibildung der Sozialdemokraten (Lassalle, Bebel, auch
Buchbesprechungen Karl Marx u. a.) in den deutschen Einzelstaaten vor 1871 und dem Versuch Bismarcks, die Partei gesetzlich zu verbieten. Dabei wird die innerparteiliche Diskussion gebührend herausgestellt, die Zeitungen als kapitalistische Institution umkreisen. Der Nachdruck liegt auf der Parteipresse nach Auslaufen des Sozialistengesetzes. Im Mittelpunkt steht der schon von Koszyk gewählte Gesichtspunkt: Pressefreiheit. Dabei hebt der Autor mit Recht die weite Verbreitung sozialdemokratischer Zeitungen hervor, die in einzelnen Fällen auch die Finanzierung der Parteiorganisation mitgetragen haben. Herausgestellt wird auch, dass die Redaktionen dünn besetzt waren und die Steuerung durch die die Pressekommissionen der regionalen und lokalen Gliederungen der SPD nicht den publizistischen Notwendigkeiten Rechnung getragen hat. Er thematisiert die Auseinandersetzungen um die Inserate, die aus ideologischen Gründen großenteils abgelehnt wurden, und dadurch bedingt, das Fehlen der Einnahmen und auch das Fehlen etwa von Kleinanzeigen, die in den Arbeiterhaushalten entschieden nachgefragt wurden. In der Folge lasen sozialdemokratische Haushalte eben auch die bürgerliche Presse. Der Autor hat Quellen herangezogen, soweit sie im Internet gut zugänglich sind und eine breite Auswahl der Sekundärliteratur beigegeben. Da ist es natürlich immer leicht, auf Fehlendes hinzuweisen. Ich will für den Leser nur drei nennen, die das Verständnis vertiefen und erleichtern: Matthias John hat eine Spitzelmitschrift einer aufschlussreichen Rede von Johann Most vom 22.4.1872 über sozialdemokratische Zeitungen im Glauchauer Archiv entdeckt. Most hatte seinerzeit offenbar vielfach über sozialdemokratische Presse vor örtlichen Parteiorganisation gesprochen (Ediert in: Im Geruch eines Bombenwerfers. Johann Most. Berlin: trafo 2007); Der sog. »Vorwärts«-Konflikt zwischen der Gesamtorganisation der SPD und der Berliner SPD ist zeitgenössisch umfassend dokumentiert (Der Vorwärts-Konflikt. Gesammelte Aktenstücke. München 1905: Birk & Co.). In seiner
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Münsteraner Dissertation hat Jochen Loreck autobiographische Zeugnisse von SPD Mitgliedern aus der Zeit vor 1914 auch in Bezug auf die Lektüre von Parteizeitungen ausgewertet und kann zeigen, wie (vor allem männliche) Presselektüre und politische Organisation zusammengehören (Wie man früher Sozialdemokrat wurde. Das Kommunikationsverhalten in der deutschen Arbeiterbewegung. Bonn, Bad Godesberg: Neue Gesellschaft 1977). Loreck kann mehr zu den Zeitungen der SPD erklären, als es mit den spärlich überlieferten Akten herausgefunden werden kann. Und ein Irrtum muss aufgeklärt werden: Natürlich gab es Kopfblätter, d.h. Zeitungen, die sich lediglich im Titelkopf voneinander unterscheiden, aber die Zeitungen des ehemaligen WAZ-Konzerns gehören eben nicht dazu, denn sie boten einen Mantel neben einer ausgedehnten, unterschiedlichen Lokal- und Regionalberichterstattung. Letztere ist durch die Zeitungskrise heute im Kern bedroht. HANS BOHRMANN, DORTMUND Mann, Heinrich: Essays und Publizistik. Hg. von Wolfgang Klein u.a. Bd. 1: Mai 1889– August 1904. Hg. von Peter Stein u.a. Kritische Gesamtausgabe. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2013, 912 S. Mit dem ersten Band der Kritischen Gesamtausgabe (HMEP) wird die auf neun Bände angelegte Edition der »Essays und Publizistik« (1889–1950) fortgesetzt. Zuvor sind die Bände 2 (1904–18), 5 (1930–33) und 6 (1933–35) erschienen; 2015 wird die Ausgabe mit dem dritten Band (1918–25) in zwei Teilbänden publiziert. An dieser Stelle (vgl. JbKG 14/2012) ist die außerordentliche editorische Leistung der Herausgeber bereits nachdrücklich gewürdigt, sind die Gründlichkeit der textkritischen und sachlich-inhaltlichen Kommentierungen sowie die Zuverlässigkeit der Übersichten und Register anerkannt worden. Die nunmehr vorliegende Veröffentlichung zeigt das gleiche hohe Niveau, das lediglich bei der Wiedergabe von zwei, drei Zeitschriften-Abbildungen nicht erreicht wird. Der Band bietet auf rund 380 Seiten bereits bekannte Texte und auf weiteren rund
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70 Seiten unveröffentlichte, mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls von Heinrich Mann stammende Essays. Damit liegt erstmals ein vollständiger Überblick über das Frühwerk des Dichters vor. Als »Anlage 1903« ist den Essays der viereinhalb Druckseiten einnehmende Brief Heinrichs an seinen Bruder Thomas aus dem Dezember 1903 hinzugefügt worden. Die Herausgeber halten ihn zu Recht für eine »wichtige autobiographische, werkästhetische und politische Aussage«, die bedeutende Aufschlüsse »für das Verständnis Heinrich Manns bis in die Spätzeit« hinein vermittle (S. 843). Ihre umfassenden Kommentare zu sämtlichen essayistischen und publizistischen Arbeiten erschließen auf rund 370 Seiten die biographischen, historischsoziopolitischen und die literarischen Kontexte in bewundernswerter Sorgfalt, Ausführlichkeit, Vielfalt und Tiefe. Die Präsentation der Texte und ihre Erläuterungen belegen wiederum, wie kenntnisreich, akribisch und anspruchsvoll die Herausgeber-Gruppe arbeitet. Auf die thematische Mannigfaltigkeit und die Inhalte der Beiträge kann hier zwar nicht eingegangen werden, doch so viel sei wenigstens gesagt, dass sie nicht nur unsere Kenntnisse über die wilhelminischen Epoche und ihre Publizistik erweitern, sondern vielen Lesern ein neues Bild von Heinrich Mann vermitteln und somit eine quellenfundierte Einschätzung der frühen Schaffensperiode ermöglichen. Der in diesem ersten Band der HMEP-Ausgabe erfasste Zeitraum dokumentiert die Jahre vor dem Ruhm – vor dem »Auftritt des Dichters und politischen Intellektuellen« – mit Beiträgen, die heute im strengen Sinn des Wortes zu provozieren vermögen. Sie sind überwiegend konventionell, folgen zumeist dem »Zeitgeist« bis in antisemitische, alldeutsche, völkische und rassistische Verstiegenheiten. Sie verteidigen die Adelsgesellschaft und Positionen der Kirchen, die monarchische Staatsform, den Nationalismus und die Zensur sowie die traditionelle Form der Ehe und die Rolle der Frau. Heinrich Mann verspottet die Frauenbewegung, wendet sich gegen die Ausprägungen einer »falschen Humanität«, attackiert
liberale, sozialdemokratische und sozialistische Gedanken und wiederholt entsprechende Forderungen nach Reformen in Staat und Gesellschaft. Dem später auf diese Publizistik zurückblickenden Dichter waren seine damaligen Darlegungen und Urteile so peinlich, dass er begleitende Zeugnisse vernichtete. Umso beeindruckender sind die nunmehr gelungene Rekonstruktion der literaturhistorischen Realitäten und die Aufdeckung der Beziehungen zwischen Werk und Biographie. Der Band zählt allein schon aus diesem Grund zu den wichtigsten Bänden der HMEP-Ausgabe. BERND SÖSEMANN, BERLIN Stange-Fayos, Christina: Publizistik und Politisierung der Frauenbewegung in der wilhelminischen Epoche. Die Zeitschrift ›Die Frau‹ (18931914). Diskurs und Rhetorik. Frankfurt am Main: Peter Lang 2014, 310 S., 1 farb. Abb., 17 s/w Abb. Die Germanistin Christina Stange-Fayos hat die Zeitschrift der bürgerlichen Frauenbewegung in der Kaiserzeit untersucht und damit einen wichtigen Beitrag zur weiteren Ausdifferenzierung der Literatur zu diesem Thema geleistet. Während die radikale und proletarische Frauenbewegung schon länger das Interesse der Forschung auf sich gezogen hat, ist die Rolle ihres eher konservativen Arms bislang wenig beachtet worden. Im Mittelpunkt des etwa 300 Seiten starken Bandes steht die Frage nach den diskursiven Strategien, die die Herausgeberinnen, Autorinnen und Autoren von ›Die Frau‹ wählten, um ihren Anliegen öffentliches Gehör zu verschaffen und die vorherrschenden Deutungen zur gesellschaftlichen Stellung der Frau zu beeinflussen. Zwanzig Jahrgänge der Zeitschrift werden diskursanalytisch untersucht. Die konkrete empirische Grundlage ist eine Auswahl an »typischen«, meinungsstarken Texten; hinzu kommen weitere Quellen. Neben Argumenten und rhetorischen Mitteln arbeitet die Autorin – und das macht das Buch auch für Sozialwissenschaftler interessant – die diskursiven Verflechtungen der Zeitschriftenartikel
Buchbesprechungen mit den Diskursbeiträgen anderer Akteure heraus: die sozialdemokratischen und radikalen Flügel der Frauenbewegung, Politik und Tagespresse. Die These des Buches lautet, dass das besondere Wirkungspotential von ›Die Frau‹ darin bestand, dass sie im Gegensatz zu den kämpferischeren Flügeln der Bewegung, die die Fundamente der Gesellschaft infrage stellten, an dominante gesellschaftliche Deutungsmuster anschloss und Verbündete in Politik und Presse fand. Während in der ersten Hälfte des Buches Inhalt, Personal und Programmatik der Zeitschrift vorgestellt werden (Informationen liefern auch die Biogramme zu zentralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Anhang), widmet sich der zweite Teil ihren konkreten Themen und Positionen. Dabei geht es um das Selbstbild und die Organisation der Frauenbewegung, den Kampf um das Bürgerliche Gesetzbuch, das Verhältnis zur Sozialdemokratie, die Rolle der Frau in der Familie sowie politische Partizipationsrechte für Frauen. Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht ist die sprachwissenschaftliche Studie vor allem immer dann spannend, wenn die Diskursbeiträge der Zeitschrift an die öffentliche Debatte angebunden und in die soziale, kulturelle und politische Entwicklung der Gesellschaft eingeordnet werden. Das passiert leider nicht durchgängig. Mit einer Öffentlichkeitstheorie hätten die zahlreichen Einzelergebnisse noch schlüssiger verknüpft und die These von der Wirkung der Zeitschrift hergeleitet werden können. Denn letztlich geht es in dieser Arbeit um die Öffentlichkeitsstrategien der Frauenbewegung. MARIA LÖBLICH, MÜNCHEN Beckhardt, Lorenz S.: Der Jude mit dem Hakenkreuz. Meine deutsche Familie. Berlin: Aufbau Verlag 2014, 480 S. Der aus Schutz vor der »arischen« deutschen Mehrheit katholisch erzogene Autor, der erst achtzehnjährig durch Zufall erfährt, dass er aus einer über viele Generationen in Deutschland verwurzelten jüdischen Familie stammt, hat auf der Suche nach seinen Wurzeln die Geschichte dieser Familie geschrie-
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ben, wie sie in allen ihren Verrücktheiten nur in Deutschland möglich war. Akribisch ein Puzzle zusammenfügend, das aus Quellen der unterschiedlichsten Art, Zeitungen, »Wiedergutmachungs«-Akten, Briefen und Erinnerungen ein Bild ergibt, in dessen Mittelpunkt der Großvater des Autors, Fritz Beckhardt, steht, ein vielfach ausgezeichneter Kampflieger des Ersten Weltkrieges, der sich als glühender Patriot in seinen Überzeugungen zunächst selbst nach 1933 nicht erschüttern lässt, obwohl er alle Schikanen und Drangsalierungen erlebt, die deutsche Behörden für die deutschen Juden erfanden, die fast vollständige Ausraubung, selbst eine Verurteilung wegen »Rassenschande«, Haft und Konzentrationslager Buchenwald. Den Titel hat das Buch von dem Talisman des Großvaters, ein kleines Hakenkreuz, das als Sonnenrad oder Sonnenkreuz ein altes Glückssymbol darstellt und ihn während seiner Kampfflüge schützen sollte, selbst sein Flugzeug ist mit Swastika zu sehen. Fritz Beckhardt fliegt an der Seite von Hermann Göring, er bringt es zum höchstdekorierten deutsch-jüdischen Soldaten, doch zwei Jahrzehnte später zählt das nicht mehr. Am 10. Dezember 1940 – Himmler referiert von den Gauleitern über die »Endlösung der Judenfrage« – verlässt er gemeinsam mit seiner Frau Rosa – die Kinder sind von der Familie vorausschauend nach England geschickt worden – in einem versiegelten Waggon Berlin und kann sich in England eine neue Existenz aufbauen. Seinem Schwiegervater – er wird in Treblinka ermordet – hat er zuvor das Versprechen gegeben, zurückzukommen, denn auch nach diesen »tausend Jahren« werde es noch Juden am Rhein geben. So entscheidet er sich 1948 über die Köpfe seiner Familie hinweg für die Rückkehr nach Deutschland, darauf vertrauend, er bekomme sein Hab und Gut wieder zurück, Haus, Geschäft und Vermögen. Er hat nicht damit gerechnet, dass der antijüdische Boykott über den Krieg hinausdauern würde und trifft mit den Deutschen lebende Gespenster an, »die man mit Worten, mit Argumenten, mit dem Blick menschlicher Augen nicht mehr rühren kann« (Hannah Arendt, S. 373), niemand trauert um
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die Toten. Justiz, Finanzämter und andere Behörden, die gerade noch eifrig mit der Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung befasst waren, wehren nun in den »Wiedergutmachung«-Behörden mit perfidesten Methoden die Ansprüche der wenigen Überlebenden ab, erst jetzt verzweifelt Fritz Beckhardt an seinem Deutschland. Unwillig nur war der gerade 23 Jahre alte Sohn Kurt, Vater des Autors, der seinen Vater Fritz mit seinem Patriotismus als tragischen Held und Irregeleiteten begreift (S. 81), mit nach Deutschland gekommen. Das Buch beginnt und endet mit der Beschneidung des fünfundvierzigjährigen Autors, der das Versprechen des Großvaters erfüllt. Diese erschütternde deutsche Familiengeschichte wird nicht zuletzt auch deshalb hier vorgestellt, weil ihr Autor dokumentiert, welch wichtige Quelle die deutsch-jüdische Presse für die lebendige Rekonstruktion vergangenen jüdischen Lebens in Deutschland ist, wenn den Lesern etwa vor Augen geführt wird, wie in der Publizistik über Ost- und Westjudentum debattiert wurde, wie das national empfindende deutsche Judentum die Lage nach 1933 empfand, welchen Charakter die Diskussionen in der zionistischen Presse hatten, wie sich mit jedem Jahr der Naziherrschaft die Hilferufe arbeitsloser deutscher Juden in der Presse mehrten oder das »Nachrichtenblatt« 1938 überschwoll vor sehnsüchtigen Inseraten. (110f., 171, 180, 200, 216, 238) »Manche Artikel«, berichtet der Autor über seine wochenlange Lektüre der Zeitung der Wiesbadener NSDAP im Lesesaal der Hessischen Landesbibliothek, »lese ich wieder und wieder«, und er begreift besser, wie der Nationalsozialismus Faszination ausstrahlen konnte. (S. 111) HOLGER BÖNING, BREMEN Bremm, Klaus-Jürgen: Propaganda im Ersten Weltkrieg. Darmstadt: Theiss 2013, 188 S. Diese gehaltvolle, vergleichende Studie eines Militärhistorikers analysiert erstmals die propagandistischen Bemühungen Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und der USA als der Hauptkontrahenten des Ersten Weltkriegs, nicht berücksichtigt sind Öster-
reich-Ungarn, das Osmanische Reich, Serbien und Russland. Ziel des Autors ist eine umfassende Beurteilung der Propaganda und ihrer wichtigsten Träger in diesen Ländern, wobei auch die wechselseitige Beeinflussung der jeweiligen Propagandabemühungen rekonstruiert werden soll. (S. 11). Propaganda sei so alt wie der Krieg selbst, heißt es im zweiten einleitenden Kapitel zur propagandistischen Agitation von der Antike bis zum Anbruch der Moderne. In acht Kapiteln wendet Bremm sich der Kriegspropaganda zunächst mit der Konfrontation von deutscher »Kulturmission« und britischen »Händlergeist« zu, um sodann die Besetzung Belgiens als propagandistische Steilvorlage zu behandeln, mit der er »die Anfänge der alliierten Gräuelpublizistik« verbunden sieht. Die Auslandspropaganda der kriegführenden Mächte wird unter der Charakterisierung der »Maschinerien der Manipulation« untersucht, um sodann in einem Vergleich von deutscher und britischer Propaganda zum »Kampf um die Neue Welt« und nach dem Kriegseintritt Washingtons zur Propaganda in den Vereinigten Staaten zu kommen. Das den Kriegskorrespondenten im Dienste der militärischen Zensur gewidmete Kapitel steht unter dem Motto »Die Lüge als patriotische Pflicht«. Ein weiterer Vergleich gilt dann den Durchhaltegesellschaften in Frankreich und Deutschland, um sodann in einem inhaltlich abschließenden Kapitel mit den Versuchen deutscher Legendenbildungen nach dem Waffenstillstand 1918 die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln zu behandeln. Ein Fazit endlich wird unter der Überschrift »Geliebte Lügen« gezogen. Die deutsche Auslandspropaganda, so Bremm, sei nicht wegen ihrer Plumpheit oder organisatorischer und finanzieller Mängel, sondern wegen einer ideologischen Unterlegenheit an ihre Grenzen gestoßen. Es sei dem deutschen Kaiserreich nicht gelungen, »den alliierten Versionen von einer besseren Welt mit einem verbürgten Selbstbestimmungsrecht wenigstens der europäischen Völker ein eigenes überzeugendes Ideal entgegenzusetzen.« (S. 78) Auch in anderen Kapiteln zeigt
Buchbesprechungen sich, dass Propaganda dort an ihre Grenzen stößt, wo ihr nicht reale Tatsachen entsprechen. Ein Beispiel dafür stellt im 9. Kapitel die Untersuchung der Durchhaltepropaganda in Deutschland und Frankreich dar, die in Frankreich dadurch sehr viel erfolgreicher gewesen sei, weil dort ein ungleich stärkerer Konsens in Bezug auf die Kriegsziele vorhanden gewesen sei, was in der »union sacrée« vor allem den Rückgewinn von ElsassLothringen und die Vertreibung der deutschen Armeen aus Nordfrankreich anging. In Deutschland hingegen sei der »Burgfrieden« von vornherein wenig stabil gewesen und habe nicht zu einem von einer breiten Mehrheit getragenen unbedingten Siegeswillen geführt, der von bestehenden sozialen Differenzen abgesehen hätte. Weniger überzeugend erscheint für jeden, der sich einmal ausführlicher mit der hasserfüllten, andere Völker herabsetzenden nationalistischen Propaganda in den deutschen Zeitungen auseinandergesetzt hat, die These Bremms, die deutsche Propaganda habe weniger Durchschlagskraft entwickelt, weil sich der wilhelminische Obrigkeitsstaat anders als Frankreich, das den Kriegsgegner zum Gegenstand eines allgemeinen nationalen Hasses gemacht habe, gescheut habe, die Massenstimmung aufzuheizen. (S. 158) Ein Fazit Bremms liegt darin, das ungeheure Volumen propagandistischer Botschaften und ihre Vielfalt lasse sich nur vordergründig als Manipulationsleistung amtlicher Stellen erklären, vielmehr habe die Propaganda weithin von dem bei Ausbruch der Feindseligkeiten so plötzlich und überraschend hervorquellenden Überschuss an patriotischer Begeisterung profitiert, den sie lediglich zu festigen und zu verstetigen gehabt habe. In vieler Hinsicht sei die Propaganda daher geradezu ein Selbstläufer und für sämtliche Kriegsgesellschaften sogar ein unverzichtbares Medium der eigenen Subjektivität gewesen. (S. 165) Es gehöre gleichwohl immer noch zum Mythos der Propaganda im 20. Jahrhundert, dass sie im Ersten Weltkrieg die Menschen systematisch getäuscht oder verwirrt habe, um damit zur qualvollen Ver-
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längerung des Völkergemetzels beizutragen. Dabei werde aber, Großbritannien vielleicht ausgenommen, übersehen, wie sehr die Propaganda in Zeiten größter Unsicherheit und vermeintlicher Bedrohung der nationalen Selbstinszenierung gedient habe. Das klassische Modell mit Meinungslenkern und einer manipulierten Zielgruppe greife zu kurz, propagandistisch aktiv seien längst nicht nur amtliche Stellen, sondern ebenso starke gesellschaftliche Kräfte von der Wirtschaft über Wissenschaftler bis zur Kirche gewesen. (S. 165f.) Es fragt sich hier wie schon beim Kapitel zu den »Ideen von 1914«, ob eine stärkere Einbeziehung der Arbeiterpresse hier nicht zu differenzierteren und einschränkenden Urteilen geführt hätte. Überhaupt erscheint es sehr fraglich, ob die Kriegspropaganda lediglich schon bestehende Urteile und Ideologien bestärkt hat. Was da als »bestehend« bezeichnet wird, hat doch sicherlich wichtige Ursprünge in einer nationalistischen Propaganda der Massenpresse, durch nationalistische Parteien und Verbände sowie im Schulunterricht, musste damit also 1914 tatsächlich nicht erzeugt, sondern lediglich zusätzlich aktiviert werden. Auch das schwierige Problem, sogenannte Gräuelpropaganda von Tatsachenberichten zu unterscheiden, erscheint nicht immer zufriedenstellend gelöst, wenn man beispielsweise an die deutschen, ja nicht nur erfundenen Taten in Belgien denkt, die in der Presse der gegen Deutschland stehenden Länder natürlich eine große Rolle spielten, oder an die verbreitete Darstellung bestialischer Taten farbiger Soldaten auf gegnerischer Seite in der deutschen Presse. Eine wesentliche Schwäche der Studie, die aber dem internationalen Forschungsstand gewidmet ist, liegt in fehlenden Urteilen zur Reichweite der Propagandainstrumente, wie sie etwa durch Hinweise zur Auflagenhöhe von Zeitungen oder Zeitschriften und überhaupt empirisch-positivistischen Daten zu Quantität und Qualität der Kriegspropaganda wünschenswert wären. In jedem Fall jedoch ist Bremms gut geschriebene Studie anregend und lesenswert. HOLGER BÖNING, BREMEN
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Grothe, Ewald / Sieg, Ulrich (Hg.): Liberalismus als Feindbild. Göttingen: Wallstein Verlag 2014, 306 S. In Deutschland ist der Liberalismus in Verruf geraten. Die Einen assoziieren damit seit der Finanzkrise einen ökonomischen Neoliberalismus, der dem menschlichen Zusammenleben unbekömmlich ist; die Anderen denken an einen Parteivorsitzenden zurück, der die »Besserverdienenden« des Landes als seine Wähler ansprach. Neben der berechtigten Gegenwartskritik sollten die gesellschaftlichen Errungenschaften des Liberalismus seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts nicht aus dem Blick geraten, die ihm aber auch stets Feinde, zunächst meist aus dem konservativnationalen und später oft aus dem antimodernistisch-weltanschaulichen Lager, eingebracht haben. Den Motiven, Parolen und Ausdrucksformen solcher Gegner wendet sich der hier vorliegende Sammelband zu. Er beruht – bis auf eine Ausnahme – auf Vorträgen, die anlässlich der gleichnamigen, von Ewald Grothe (Archiv des Liberalismus) und Ulrich Sieg (Universität Marburg) vom 7. bis 9. März 2013 an der Theodor Heuss-Akademie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach veranstalteten Konferenz gehalten wurden. Die dreizehn Beiträge variieren, in chronologischer Abfolge und teils in Einzelbeispielen, teils in größeren Zusammenhängen, die Thematik der ideologischen und politischen Attacken gegen den Liberalismus für eine weite Zeitspanne, nämlich seit den Befreiungskriegen 1813/1814 bis in die 1970er Jahre, und sie beziehen sich dabei ausschließlich auf deutsche Verhältnisse. Zusätzlich stellt eine Einführung der Herausgeber das Anliegen des Bandes vor, ein bislang wenig beachtetes Forschungsgebiet etwas ausführlicher zu betreten und führt in die Beiträge ein. Nur wenige davon können hier Erwähnung finden: Klaus Ries zeigt im ersten Artikel »Antiliberales Gedankengut in den Freiheitskriegen«, dass der Liberalismus bereits in seiner Entstehungsphase Gegner hatte, also noch bevor er sich als bürgerliches Konzept der
freiheitlich-modernen Lebensgestaltung formierte und politischen Einfluss nahm, und obwohl er von Anfang an auch mit nationalen Einstellungen einhergehen konnte. Andrea Hopp untersucht den »Antiliberalismus adeliger Frauen: Familienalltag bei Otto von Bismarck«, wobei sie u.a. Briefe zwischen den 1860er und 1890er Jahren heranzieht. Einerseits überrascht es nicht, hier auf monarchistisch-konservative Auffassungen zu stoßen, andererseits leuchtet der Ansatz der Verf. ein, auch den abseits der politisch-publizistischen Bühne im familiären Kreis entwickelten Vorstellungen Bedeutung und Einfluss zuzumessen. Die mannigfaltigen Verbindungen zwischen »Antisemitismus und Antiliberalismus im deutschen Kaiserreich« seit den späten 1870er Jahren betrachtet Ulrich Sieg und bezeichnet die Verknüpfung dieser Feindbilder zu Recht als einen »folgenschweren politischen Prozess«. Wolfgang Kraushaar weist in seinem Beitrag »Zwischen ›Freiheitsrevolte‹ und Gegenbürgerlichkeit – zum Antiliberalismus der 68er-Bewegung« einerseits auf die bekannten Parolen der APO gegen das liberale Bürgertum und seine Institutionen hin, andererseits deckt er Verbindungen zwischen dem Antiparlamentarismus der Bewegung, der präfaschistischen Liberalismuskritik in Italien und dem 1923 von Carl Schmitt formulierten Verdikt gegen das demokratische Parlament der Weimarer Zeit auf. Insgesamt bietet das gut redigierte, mit einem Personenregister versehene Buch eine kohärente, d.h. quer durch die Beiträge zu Assoziationen und damit weiteren Fragen anregende Lektüre, wie man sie von Tagungsbänden sonst nicht immer erwarten kann. MICHAEL NAGEL, BREMEN Berg, Nicolas (Hg.): Kapitalismusdebatten um 1900. Über antisemitisierende Semantiken des Jüdischen. Leipzig: Universitätsverlag 2011, 461 S. Sammy Gronemann, der deutsch-jüdische Satiriker, Publizist, Zionist und Jurist, hat 1927 in seinem Werk »Schalet. Beiträge zur Philosophie des ›Wenn schon‹« (Neuauflage Leipzig 1998, S. 160f.) von einem Besuch
Buchbesprechungen bei einem Advokatenkollegen im Südosten der ehemaligen habsburgischen Monarchie berichtet, bei dem es um die Zukunftsmöglichkeiten in Palästina gegangen sei: »Mein Kollege hatte nur ein Bedenken, – er hatte in seinem Beruf wenig mit Juden zu tun und konnte sich nicht vorstellen, was ein Advokat im jüdischen Lande anfangen solle. ›Da‹, meint er, ›wird’s doch keinen Handel, keinen Kauf und Verkauf und also keine Prozesse geben. Alle Juden, die ich kenne, sind Bauern oder Handwerker. Zum Kaufmann eignet sich doch der Jude nun einmal nicht und jüdische Kaufleute sind mir noch niemals begegnet.‹ Er war ziemlich ungläubig, als ich ihm versicherte, daß in Berlin etwa die Erscheinung eines jüdischen Kaufmannes nichts Außergewöhnliches sei und jedenfalls keine Sensation errege.« Kollektivkonstruktionen, wie sie die Anekdote hübsch veranschaulicht, sind exakt das Problem, das in diesem lesenswerten Sammelband diskutiert wird. Es geht um die »Mystifikation der Juden« im Bereich der Ökonomie, wie Raphael Straus dies genannt hat, um Mystifikationen, wie sie sich in den Kapitalismusdebatten in der wissenschaftlichen und publizistischen Öffentlichkeit um 1900 gezeigt hätten, besonders um die dort vorhandenen Vorstellungen der »Judenfrage als Wirtschaftsproblem«, die Ausdruck der Unwissenheit seien und nichts anderes als »handgreiflicher Nonsense«. (S. 9) »Wenn schon«, hätte Gronemann dies zitiert, denn solcher Nonsense ist, wie die Autorinnen und Autoren des Bandes zeigen, gegen rationale Erörterungen nahezu immun. Der Herausgeber weist darauf hin, dass sich bereits in der Publizistik des Fin de Siècle viele Stimmen gefunden hätten, die ihre grundsätzliche Verwunderung und ihr Befremden über Kollektivkonstruktionen in den Theorien der Wirtschaftswissenschaft sowie ihre Enttäuschung darüber zum Ausdruck gebracht hätten, dass sich »der Antisemitismus auch in der Wissenschaft eingenistet hatte und dies nicht nur in den historischen und theologischen Fachrichtungen, sondern gerade auch in der Nationalökonomie«. (S. 9) Die Autorinnen und
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Autoren des Sammelbandes gehen von der Frage aus, mithilfe welcher Schlüsselbegriffe und -konzepte die um 1900 weit verbreitete Überzeugung von der jüdischen Urheberschaft des modernen Kapitalismus zu einer, wie Ludwig Fleck dies genannt habe, »wissenschaftlichen Tatsache« geworden sei, die durch begriffliche Einheitlichkeit, sprachliche Wiederholung, den Glauben des Denkkollektivs und schließlich Selbstbestätigung hergestellt worden sei und mithin wenig mit der Wirklichkeit, dagegen viel mit kulturpessimistischen Deutungen zu tun gehabt habe. (S. 13f.) Zentral geht es in diesem Band um die Entschlüsselung des Amalgams »aus ›harter‹ ökonomischer Realität und diffuser zeitgenössischer Angst vor den Anforderungen der Moderne, das nach 1933 den engeren Rahmen der Nationalökomonie verlassen habe, immer stärker zur Politikberatung geworden sei und damit die Gewalt legitimiert habe, mit der das Konstrukt der Kollektivmetapher »jüdisch« direkt gegen die Juden gerichtet worden sei. Was in den Jahren und Jahrzehnten zuvor als Tausch und Täuschung, Handel und »rastlose Erwerbssucht« eher allgemein denunziert worden sei, habe nun im Nationalsozialismus der propagierten »deutschen Arbeit« mit existenzvernichtenden und tödlichen Folgen für die Juden in einem politischen Sinne im Wege gestanden. (S. 20f.) Bedauerlich ist an diesem Bande allein, dass auf ein Personenregister verzichtet wurde. HOLGER BÖNING, BREMEN Szendi, Zoltán (Hg.): Medialisierung des Zerfalls der Doppelmonarchie in deutschsprachigen Regionalperiodika zwischen 1880 und 1914. Wien: LIT Verlag 2014, 187 S. Der Sammelband ging aus einem internationalen Forschungsprojekt hervor, das sich die Erforschung der deutschsprachigen Regionalperiodika in der Donaumonarchie zur Aufgabe gestellt hat, sich also nicht, wie dies zumeist üblich ist, auf die großstädtische oder gar die Hauptstadtpresse beschränkt. Dass dieses Vorgehen ein lohnenswertes Unterfangen ist, zeigt dieser Band eindringlich, der darüber hinaus einmal mehr belegt, welch
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wichtige Quelle gerade diese regionalen Periodika darstellen. Beeindruckend, wie sich auch hier bereits früh Verfallsprozesse erkennen lassen. Manche interessanten Überlegungen enthält der Band auch zur Rolle der Presse im Vorfeld des Ersten Weltkrieges, insbesondere ist hier auf die erste Studie des Bandes hinzuweisen, mit der Gabriele Melischek sich mit der Krisenkommunikation am Vorabend des Ersten Weltkrieges befasst. HOLGER BÖNING, BREMEN Hirschfeld, Gerhard u.a. (Hg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Aktualisierte und erweiterte Studienausgabe. Paderborn: Ferdinand Schöningh 2014, 1.114 S. Verlag und Herausgeber haben im Gedenkjahr an den Beginn des Ersten Weltkriegs den vier Ausgaben der Enzyklopädie, die seit 2003 veröffentlicht worden sind, eine erweiterte zweite Auflage der sogenannten Studienausgabe hinzugefügt. Das imposante Werk hat nicht nur in Deutschland, sondern international den Ruf eines Standardwerks erworben; im Internet findet sich die englische Übersetzung von 2012. Mit der nun erfolgten Überprüfung des Gesamtbestands der deutschen Ausgabe – offensichtlich zumeist nur in formaler Hinsicht – und durch die starke Ergänzung des Aufsatzteils um elf Beiträge hat sich das Spektrum der behandelten Personen und Ereignisse, Aspekte und Perspektiven so erweitert, dass die EEW weiterhin als bedeutende Sammlung von grundlegenden Erkenntnissen angesehen werden kann. Diese positive Einschätzung gilt auch für die meisten der umfangreicheren Beiträge, in die viel Spezialwissen mit eingeflossen ist. Nicht einmal für eine stichwortartige Aufzählung der 48 Einzelbeiträge und der wichtigsten Lexikoneinträge bietet eine Rezension den nötigen Raum, geschweige denn für die angemessene Vorstellung des insgesamt Berücksichtigten und Geleisteten. Der zu Recht erworbene exzellente Ruf der EEW verpflichtet die Herausgeber, auf dem erreichten Niveau nicht zu verharren, sondern den Forschungsstand möglichst aktuell zu berücksichtigen. Dazu ist es jedoch
dieses Mal nicht in allen Teilen gekommen. Im Folgenden wird lediglich auf Defizite hingewiesen, die nicht allein aus kommunikationshistorischer, sondern auch aus fachdisziplinübergreifenden Aspekten auffallen. Bei der nächsten Überarbeitung der EEW sollten die 2014 lediglich angehängten Aktualisierungen thematisch-sachlich integriert und somit auch enger auf den Altbestand abgestimmt werden. Die Chronologie müsste ihre Begrenzung auf die Zeit vom 28. Juni 1914 bis zum 11. November 1918 verlieren und auf die in der EEW behandelte Epoche ausgedehnt werden. In der vorliegenden Form bietet sie dem Leser trotz ihres stattlichen Umfangs keine optimale Hilfe und vermittelt somit ungewollt ein verzerrtes Bild von der beeindruckenden Breite des Werkes. Etliche Aufsätze im Teil »Darstellungen« werden zwar als Beiträge zur Historiographie ihre Bedeutung behalten, doch in einer Enzyklopädie können sie mit jeder weiteren Auflage wegen der unterbliebenen Aktualisierungen nicht den Ansprüchen genügen, die an ein derartiges Vorhaben zu stellen sind. Die in kommunikationshistorischer Perspektive bedeutsamen Beiträge sind höchst unterschiedlich ausgefallen. Konzeptionell und inhaltlich ist trotz aller Nachbesserungen – sie finden sich verstreut über den gut tausendseitigen Lexikon-Teil und in den nachgereichten Aufsätzen im »Anhang zum Lexikon« – noch Einiges kritisch anzumerken. Dazu gehören die allzu knapp und eindimensional geratenen Ausführungen zu den großen Thermenfelder »Kriegsliteratur« und »Propaganda« im Teil »Darstellungen«. Des Weiteren ist es das zentrale Thema »Der Weg in den Krieg« im Teil »Kriegsverlauf« sowie die Darstellungen »Literarische Kriegsbewältigungen« und »Volksgemeinschaft« im Teil »Perspektiven der Forschung«. Auch die beiden einzigen Beiträge im Teil »Geschichtsschreibung«, die sich stark auf die bundesrepublikanische und DDR-Historiographie konzentrieren, sollten zukünftig die internationale Forschung nicht mehr lediglich am Rande mit behandeln. Überfällig ist darüber hinaus ein eigener Beitrag zu den Quellenbe-
Buchbesprechungen ständen – vorzugsweise von Gerd Krumeich, Jörg Leonhard oder Gerhard Hirschfeld, die die Bestände wohl am besten überschauen. Denn die Publikationen zum Gedenkjahr 1914 haben gezeigt, in welchem geringfügigen Umfang neue Dokumente erschlossen werden konnten – trotz der verstärkt aus internationaler, respektive globalisierter Perspektive betriebenen Forschung – und welche hohe Bedeutung der quellenkritischen Analyse des in Dokumentationen und Editionen bekannten Materials zukommt. BERND SÖSEMANN, BERLIN Cabanes, Bruno / Duménil, Anne (Hg.): Der Erste Weltkrieg. Eine europäische Katastrophe. Aus dem Französischen von Birgit LamerzBeckschäfer. Mit einem Vorwort von Gerd Krumeich. Darmstadt: Theiss Verlag 2013, 480 S., zahlr. Ill. Der vorliegende, bereits 2007 in französischer Sprache erschienene, vorzüglich illustrierte Band eignet sich zur parallelen Lektüre zu einer oder besserer mehrerer der zahlreichen wissenschaftlichen Gesamtdarstellungen des Ersten Weltkrieges, denn das Prinzip des hier gewählten Blickes auf die Kriegsereignisse ist das von gut siebzig Schlaglichtern auf einzelne Ereignisse, geworfen aus kulturhistorischer Perspektive von Autorinnen und Autoren aus mehreren Nationen, die mit dem Wirken des »Historial de la Grande Guerre« in Peronne (Somme) und dessen internationalem »Centre de Recherche« verbunden sind. Auf einen wissenschaftlichen Apparat verzichten die kleinen Essays unter Titeln wie beispielsweise »Die Balkankriege«, »Deutsche Kriegsgräuel in Belgien«, »Tannenberg«, »Der erste Giftgasangriff«, »93 deutsche Intellektuelle für den Krieg«, »Hunger, Ersatz und Rationierung« oder »Die Aufteilung des Nahen Ostens«. Ausgesprochene Medienthemen sind rar und werden lediglich unter Titeln wie »Die ›Falschmeldungen‹ des ›Canard Enchaîné‹«, »Über den Krieg schreiben« oder »Hunderttausend Feldpostbriefe« behandelt, wobei unter den Illustrationen zahlreiche Plakate und andere Propagandamedien zu sehen sind. Spannend und subversiv die Ankündigung
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zum journalistischen Ethos des ›Canard Enchaîné‹, der meistgelesenen satirischen Wochenzeitung in Frankreich während des Ersten Weltkrieges, man werde nach sorgfältiger Prüfung ausschließlich Falschmeldungen drucken, jeder wisse, dass die französische Presse seit Beginn des Krieges ausnahmslos schonungslos wahre Nachrichten bringe: »Nun, das Publikum hat genug davon! Das Publikum will zur Abwechslung Falschmeldungen. Es soll sie bekommen.« (S. 141) Die Darstellung der deutschen Pressezensur, die in diesem Zusammenhang geliefert wird, beschränkt sich vorwiegend auf die normative Seite, doch merkt man bei näherer Beschäftigung mit den Zeitungen während des Ersten Weltkrieges, dass dies nur die eine Seite ist, in der Praxis aber niemals eine solche Gleichschaltung der Presse gelingt wie nach 1933 in Deutschland, dass vielmehr kriegsfeindliche Journalisten immer wieder Wege finden, ihren Ansichten Ausdruck zu geben. Auf der anderen Seite formuliert die rechte Presse in Deutschland selbst dann ihre Eroberungspläne, wenn der politischen und / oder militärischen Führung dies gerade einmal nicht in den Plan passt. Immerhin wird die Frage gestellt, ob die Zensur auch nur im entferntesten den Einfluss auf die öffentliche Meinung ausübte, den sie nach Ansicht ihrer Befürworter und Gegner gehabt habe. Sehr schön ist der Kommentar, den die hier vorgestellte satirische Wochenschrift zum Thema gibt und der ebenso auch zu den Bedingungen gepasst hätte, unter denen während der Weimarer Republik die deutsche Presse berichten musste: »Wo wären wir denn heute, wenn jeder seine Meinung kundtun könnte? [...] Es wäre wirklich nicht der Mühe wert, in einer Republik zu leben, wenn jeder das lesen oder schreiben könnte, was er denkt.« (S. 146) Durch die internationale Zusammensetzung des Autorenteams kommen auch Ereignisse in den Fokus, die in der deutschen Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg eine untergeordnete Rolle spielen, etwa das Unternehmen »Alberich«, bei dem deutsche Truppen in Nordfrankreich in barbarischen Akten systematischer Verwüstung verbrannte Erde
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hinterließen. Bekannterer Ausdruck von Dummheit und Zynismus ist das von deutschen Soldaten in den Dachfirst des zerstörten Rathauses von Péronne gehängte Schild »Nicht ärgern, nur wundern«. (S. 259) Insgesamt bietet der Band durch die Vielfalt der behandelten Gesichtspunkte und in der gut lesbaren Form der Darstellung eine anregende Lektüre. HOLGER BÖNING, BREMEN Werber, Niels / Kaufmann, Stefan / Koch, Lars (Hg.): Erster Weltkrieg. Kulturwissenschaftliches Handbuch. Stuttgart, Weimar: J. B. Metzler 2014, IX [+1], 521 S. Das Handbuch ist nach einleitenden Überlegungen unter dem Titel »Der Erste Weltkrieg: Zäsuren und Kontinuitäten« in die drei großen Abschnitte »Das unruhige Zeitalter«, »Der Krieg« und »Nachkrieg?« untergliedert, denen der Epilog »Ausblick: Der Erste Weltkrieg als Katastrophe« folgt. Durchgängig erfolgen die Schwerpunktsetzungen, unter denen der Weltkrieg betrachtet wird, vor dem Hintergrund der Annahme einer »Zäsur als Bewegungsmuster«, untersucht werden sollen sie auf die Frage hin, »welche kulturellen Konzepte, Formen und Narrative seinen Erfahrungszusammenhang und seine Deutungsund Imaginationsgeschichte prägen«. (S. 3) Es sei darauf hingewiesen, dass sich im einzelnen ausgesprochen spannende Beiträge finden, wenn beispielsweise im Kapitel »Das unruhige Zeitalter« unterschiedliche Lebensentwürfe im frühen 20. Jahrhundert vorgestellt werden oder die ästhetische Mobilmachung im Rahmen eines Kulturkrieges thematisiert wird. Wie weit der Anspruch des Handbuches eingelöst werden kann, die Entwicklungen und Veränderungen in Politik, Gesellschaft, Mentalitäten, Kultur, Technik sowie Kunst und Literatur über die Kriegsjahre bis in die 1920er Jahre hinein zu verfolgen, entzieht sich hier der detaillierten Würdigung, doch sei darauf eingegangen, in welcher Weise die »Medien des Krieges« behandelt werden. Hier erfährt man über das zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch immer wichtigste Informationsmedium lediglich den
Gemeinplatz, dass die gedruckte Zeitung weiterhin große Bedeutung für die Verbreitung von Informationen und für die Meinungsbildung gehabt habe und Extrablätter für eine gesteigerte Geschwindigkeit der Nachrichten gesorgt hätten. Dass letzteres auch schon dadurch gegeben war, dass viele Großstadtzeitungen mit mehreren Tagesausgaben erschienen, bleibt unerwähnt. Bei seinem Blick auf eine dreitausendjährige Mediengeschichte des Krieges, in der der Erste Weltkrieg als tiefer Einschnitt zu sehen sei, indem er eine tiefe Dynamik der Beziehung zwischen Krieg und Medien freigesetzt habe, die noch immer nicht abgeschlossen sei, erhält der Leser vom Dreißigjährigen über den Krimkrieg und den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg bis zum Vietnamkrieg manche Information und noch mehr theoretisch-methodenkritische und philosophische Überlegungen sowie apodiktische Behauptungen dargeboten, doch was die Medien des Ersten Weltkrieges angeht, bleibt die Darstellung merkwürdig wenig konkret und zumindest sehr ungleichmäßig, jedenfalls werden die Vorüberlegungen nicht zum Analyseinstrument, das dem Leser den Charakter der realen Medien vermittelte. Gänzlich mangelt es an einem anschaulichen Bild der Medienverhältnisse zwischen 1914 und 1918, die ja nicht zuletzt dadurch bestimmt waren, dass es wegen der Burgfriedenpolitik nie zu einer Gleichschaltung der Medien kam, wie sie die Presse in Deutschland nach 1933 erfuhr, sondern insbesondere den sozialdemokratischen Zeitungen ein gewisser Spielraum der Kritik belassen wurde. Auch zum Quellenwert der Presse für die Kriegsereignisse und für die Entwicklung an der »Heimatfront« findet sich kein Wort. Ob es wirklich erst der Diskurs in den – hier gar nicht genauer beschriebenen – gesellschaftlichen Medien ist, der dem Krieg Wirklichkeit verliehen habe, danach wären vielleicht Frontsoldaten zu befragen. Etwas intensiver setzt der Autor sich mit dem Plakat, dem Brief und der Karte, mit Photographie und Film auseinander. Dass es Gräuelpropaganda nur gegen Deutschland gegeben habe, wie die Darstellung vermittelt, (S. 321) hätte ein ein-
Buchbesprechungen facher Blick in die Zeitungen und vor allem in die illustrierte Massenpresse, die ebenfalls in der Darstellung keine Rolle spielt, leicht widerlegen können. Für ein kulturgeschichtlich ausgerichtetes Handbuch hätte man sich nicht nur eine systematischere Behandlung der Medien und ihrer Rolle im Krieg, sondern auch ein Sachregister gewünscht, das die Thematisierung dieses Themenfeldes an anderen Stellen des Werkes auffindbar gemacht hätte. HOLGER BÖNING, BREMEN Hinze, Werner: Dörrgemüse, trocken Brot, Marmelade, Heldentod. Der Erste Weltkrieg im Spiegel seiner Lieder. Rom: Tonsplitter, Archiv für Musik und Sozialgeschichte 2014, 144 S. Hinze, Werner: Bluttage. Ein Beitrag zur »Wahrheitsfindung« oder: Vom »HamburgAufstand« der KPD zum »Altonaer Blutsonntag«. Eine Bürgerkriegsstrategie. Hamburg: Tonsplitter 2013, 188 S. Der Erste Weltkrieg wurde wie keine andere militärische Auseinandersetzung davor von Liedern und Liederbüchern der unterschiedlichsten Art begleitet. Neben Liedern zur psychologischen Kriegsführung und Propaganda finden sich auch solche, in denen Soldaten ihre Situation und ihre Leiden thematisieren, aber auch – und das in großer Zahl – kriegsverherrlichende, die in dieser Sammlung allerdings nur mit wenigen Beispielen dokumentiert sind. Stattdessen hat der Herausgeber solche Lieder aufgenommen, die Sorgen, Ängste und die wenigen Freuden behandeln, die Soldaten und Zivilbevölkerung im Krieg hatten. Im einzelnen behandelt Hinze nach einem kurzen Exkurs zur Erforschung des Soldatenliedes, dessen Erscheinungsformen zwischen den Kriegen von 1871 und 1914, seine Veränderung während des Krieges, Einflüsse auf das Soldatenlied aus der Wandervogelbewegung und der katholischen Kirche sowie weiter auch solche Lieder, welche die Sexualität und das Soldatenleben, die sogenannte Heimatfront, den deutschen Kolonialismus oder das Desertieren zum Gegenstand haben. Der Band unter dem Titel »Bluttage« be-
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fasst sich mit jenen blutigen Auseinandersetzungen in Hamburg, in denen 1923 in verschiedenen Aufstandsversuchen viele Menschen ihr Leben verloren. Die Studie ist in ihrer Aufarbeitung auch der sich um diese Ereignisse rankenden Legenden ein wichtiges Stück Politik- und Stadtgeschichte, ausdrücklich will der Autor sich mit den Idealisierungen der (post-) 68er auseinandersetzen und zeigen, welches Maß an Militarisierung der KPD und des »Rotfrontkämpferbundes« mit der in den Ereignissen angewandten Bürgerkriegsstrategie verbunden ist. Der Auseinandersetzung mit diesen Seiten ihrer Geschichte verweigert hätten die Nachfolger dieser Partei sich mit dem Schutzschild, es müssten die Verbrechen der Nationalsozialisten aufgearbeitet werden. Kommunikationshistorisch interessant ist die Darstellung und Analyse der »Agitationskultur« der KPD und des »Rotfrontkämpferbundes«. Ein wichtiger Gedanke scheint dem Rezensenten die unmittelbare Abhängigkeit der Militarisierung der Politik vom Ersten Weltkrieg, zu erkennen bis in die Sprache und die Lieder der Kommunisten (und nicht nur bei dieser politischen Richtung), gründete sich der »Rotfrontkämpferbund« doch ausdrücklich zur »Zusammenfassung aller im Deutschen Reich wohnenden Kriegsteilnehmer des Weltkrieges und der im Waffendienst ausgebildeten Männer, die auf dem Boden des proletarischen Klassenkampfes stehen«. (S. 33) HOLGER BÖNING, BREMEN May, Otto: Weltkrieg der Postkarten 1914–1918. Hildesheim: Franzbecker 2013, 260 S., zahlr. farbige Ill. Ein reichhaltig illustrierter, vorzüglich die ganze Bandbreite der Kriegspropaganda abbildende Katalog, der als Band 4 einer Reihe »Geschichte im Postkartenbild« erschien, bietet die bequeme Möglichkeit, sich vom Charakter und der Praxis der Kriegspropaganda im »Weltkrieg der Postkarten« ein eigenes Bild zu machen. Postkarten waren zu einem niedrigen Preis in Riesenauflagen herstellbar und außerordentlich weit verbreitet. Tatsächlich scheint es so, dass die deutsche Propaganda der ihrer Kriegsgegner un-
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terlegen war, indem diese es nach den Ereignissen in Belgien, die zu einem erheblichen Teil eben keine erfundenen Gräuel waren, leicht hatte, mit ihrer Darstellung der Deutschen als Barbaren und Hunnen. Erkennbar ist dies auch an deutschen Postkarten, die mit ihrer Darstellung friedlicher deutscher Menschen und Soldaten bei der »Feldbestellung in Feindesland« oder in liebevollem Umgang mit Kindern in der Defensive gegen den Barbarenvorwurf waren. Sicherlich sind die französischen, englischen und russischen Postkarten ebenfalls kein Ruhmesblatt der Menschenliebe und des Humanismus, doch was sich auf deutschen Karten an antibolschewistischer und besonders antisemitischer Hasspropaganda findet, deutet in widerlicher Weise auf Künftiges hin. Zu loben ist die sachkundige Kommentierung der mehr als vierhundert abgebildeten HOLGER BÖNING, BREMEN Postkarten. Eckert, Georg / Geiss, Peter / Karsten, Arne (Hg.): Die Presse in der Julikrise 1914. Die internationale Berichterstattung und der Weg in den Ersten Weltkrieg. Münster: Aschendorff Verlag 2014, 271 S. Auch gut hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigt kaum ein Ereignis Historiker wie interessierte Öffentlichkeit so sehr wie die Julikrise und der Kriegsbeginn 1914. Davon zeugen eine Flut von wissenschaftlichen Fachpublikationen, Artikeln in der deutschen und internationalen Tagespresse für das allgemeine Publikum sowie Themenportalen im Internet. Eine zentrale Rolle spielte damals die Presse, die durch ihre Berichterstattung die Vorstellungen der Zeitgenossen von den Folgen der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgerpaares in Sarajewo am 28. Juni 1914 und jener Entwicklungen, die zum Beginn des Krieges führten, prägte und die Stimmung in den Hauptstädten reflektierte. Die in den Konflikt verwickelten Regierungen nutzten gezielt die Presse, um die eigene Öffentlichkeit sowie die Bevölkerungen und Regierungen im Ausland von ihrer Haltung in der Julikrise zu überzeugen. Die Beiträge des vorliegenden Sammel-
bandes möchten nicht nur eine »internationale Presseschau« bieten und analysieren, wie die zeitgenössische Presse der europäischen Großmächte sowie der neutralen USA und der Schweiz über Julikrise und Kriegsbeginn berichtete, sondern darüber hinaus aufzeigen, auf welche Weise die Presse Anteil an den politischen Entscheidungsprozessen der internationalen Politik hatte. Im einleitenden Beitrag fragen die Herausgeber nach den Wechselwirkungen zwischen Presse und Politik. Die Zeitungen wirkten während der Julikrise 1914 in erster Linie als ein Indikator der Ereignisse und als Nachrichtenübermittler. Zugleich beeinflussten sie jedoch durch ihre Auswahl an Nachrichten und durch scharfe Meinungsartikel, wie die Leserinnen und Leser die Krise rezipierten – und dass sie die Ereignisse nach dem Attentat überhaupt als eine »Krise« wahrnahmen (S. 8f., 12). Die Herausgeber kommen zu dem Schluss, dass die Presse im Sommer 1914 zwar nicht die kriegstreibende Kraft an vorderster Front gewesen sei, jedoch zum Eskalationsprozess der Julikrise erheblich beigetragen habe: »Zeitungen hatten zumal in einer langfristigen Perspektive maßgeblichen Anteil an der Genese und Verfestigung jener geopolitischen und psychologischen ›Weltkarten‹ (Lippmann) und Feindbilder, die in den Köpfen der maßgeblichen Politiker abgespeichert waren, und nun in fataler Weise handlungsrelevant wurden.« (S. 10) Außerdem setzten die Regierungen die Presse gezielt als Instrument zwischenstaatlicher Kommunikation ein, indem sie offiziöse Artikel in Zeitungen lancierten oder gar kauften, um die öffentliche Stimmung im eigenen Land oder im Ausland zu testen bzw. zu beeinflussen. Bereits für viele Zeitgenossen stand daher außer Frage, dass die Presse den Krieg in letzter Konsequenz mit herbeigeführt habe. Auch die jüngere Forschung betont, dass die Medien keineswegs nur die öffentliche Meinung reflektiert, sondern sie durch ihre Schlagworte, Auswahlentscheidungen und Deutungsmuster auch maßgeblich geprägt hätten. (S. 11–14) Die acht thematischen Beiträge des Sammelbands gehen der Frage nach, wie die Er-
Buchbesprechungen eignisse zwischen dem Attentat von Sarajewo und dem Kriegsbeginn in der europäischen Hauptstadtpresse (also in jenen Zeitungen, welche für die Berichterstattung über Politik und die Formung von Politiken besondere Relevanz besaßen) sowie in führenden USamerikanischen Presseorganen gedeutet wurden: Was konnten die Leserinnen und Leser der Presse über den Verlauf der Krise entnehmen? Über welche Ereignisse wurde berichtet, wie wurden sie kommentiert? Welche Rückschlüsse lassen sich mit Hilfe einer solchen kommentierten Presseschau – unter Bezugnahme auf Foucaults »Ordnung des Diskurses« und die Grenzen des »Formulierbaren« – auf die politischen Kulturen und populären Deutungsmuster der jeweiligen Nationen ziehen? Die Herangehensweise der Autorinnen und Autoren ist dabei unterschiedlich; neben drei umfangreichen, quellengesättigten Analysen von sechs bis sieben Tageszeitungen aus dem gesamten politischen Spektrum (Alma Hannig zur Wiener Tagespresse, Peter Geiss zur französischen Presse und Charlotte Lerg zur US-amerikanischen Presse) finden sich mehrheitlich Aufsätze, die sich mit ein oder zwei Tageszeitungen befassen: Arne Karsten untersucht die Darstellung der Julikrise in zwei deutschen bürgerlichen Zeitungen, der Berliner ›Vossischen Zeitung‹ und der ›Freiburger Zeitung‹. Jörg Baberowski geht der Frage nach, wie die russische Presse auf den Beginn des Ersten Weltkriegs reagierte; als Beispiel präsentiert er die führende nationalistische und regierungsnahe Zeitung ›Moskowskie Wedomosti‹ (›Moskauer Nachrichten‹). Georg Eckert untersucht die Reaktion der Londoner ›Times‹ auf Julikrise und Kriegsbeginn, und Volker Reinhardt zeigt am Beispiel der ›Neuen Zürcher Zeitung‹ auf, wie das kleine neutrale Land, welches ringsum von gegnerischen Parteien umgeben war, sich auf bemerkenswerte Weise um Neutralität bemühte und für keine Seite, am allerwenigsten für ÖsterreichUngarn und Deutschland, Partei ergriff. Sabine Mangold-Wills Beitrag zur Haltung der Presse Konstantinopels zum Kriegseintritt des Osmanischen Reiches basiert auf der
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Auswertung lediglich einer (deutschsprachigen) Zeitung, des ›Osmanischen Lloyd‹. Die Autorin begründet diese Fokussierung damit, dass das Blatt im Sommer und Herbst 1914 »mit höchster Sensibilität pro-österreichische und pro-deutsche Äußerungen in der Türkei registrierte [und] bis November 1914 mit zunehmender Nervosität auch osmanische Pressestimmen beobachtete, die sich innerhalb des osmanischen Establishments mehr oder weniger deutlich gegen einen osmanischen Kriegseintritt erhoben.« (S. 141) Die türkischsprachige Presse Konstantinopels – das über eine »eine äußerst lebendige Massenpresse« verfügte (S. 139), obwohl neunzig Prozent der Gesamtbevölkerung des Osmanischen Reiches Analphabeten waren – wird somit ausschließlich durch den Filter des deutschsprachigen Blattes rezipiert. Diejenigen Beiträge, welche mehrere Zeitungen einer Nation vergleichend untersuchen, bieten den höchsten Erkenntnisgewinn. So kann etwa Alma Hannig anhand einer Analyse von sieben großen und einflussreichen deutschsprachigen Wiener Tageszeitungen zeigen, wie die Presse während der Julikrise 1914 nicht nur als Nachrichtenübermittler, sondern als Steuerungsinstrument der öffentlichen Stimmung in Österreich und als Akteur auf der internationalen politischen Bühne fungierte. Liberale, christliche und konservative Zeitungen sowie die »unpolitische« Boulevardpresse sorgten mit ihrer emotionalen Berichterstattung und ihren Kommentaren maßgeblich für eine spannungsgeladene Atmosphäre; dem Druck der Presseöffentlichkeit, die einen Krieg zur Klärung des Verhältnisses zwischen Österreich-Ungarn und Serbien forderte, konnte sich die Regierung, allen voran der k.u.k. Außenminister Leopold von Berchtold, kaum entziehen (S. 27, 41). Somit trug die Presse in erheblichem Maße zur Verschärfung der politischen Krise bei. Lediglich die sozialdemokratische ›Arbeiter-Zeitung‹ und die linksliberale ›Zeit‹ äußerten sich kritisch über das Verhalten der eigenen Regierung und anderer Zeitungen und warnten in deutlichen Worten vor einem Krieg.
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Die Stärke des Sammelbands liegt in seiner multinationalen Perspektive: Nicht nur die Haltung der deutschen Presse während der Julikrise wird untersucht (vgl. Bernhard Rosenberger: Zeitungen als Kriegstreiber? Die Rolle der Presse im Vorfeld des Ersten Weltkriegs. Köln u.a.: Böhlau Verlag, 1998; in seiner Rezension im Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 1 (1999), S. 262f. kritisiert Bernd Sösemann denn auch die fehlende europäische Perspektive), sondern die Reaktionen der Presse mehrerer europäischer Länder und der USA werden einander gegenüber gestellt. Allerdings bleibt es der Leserin und dem Leser selbst überlassen, die nationalen Pressereaktionen in ein Verhältnis zueinander zu setzen. Wünschenswert wäre deshalb ein bilanzierendes Schlusskapitel gewesen, welches die Rolle der Presse während der Julikrise 1914 in den acht untersuchten Ländern einem direkten Vergleich unterzieht. Ein weiteres Manko ist das fehlende Sachregister (ein Personenregister ist hingegen vorhanden), welches auf den ersten Blick Auskunft darüber erteilt hätte, welche Zeitungen in den einzelnen Beiträgen untersucht worden sind. Insgesamt leistet der Sammelband jedoch einen anregenden Beitrag zur aktuell boomenden Forschung zum Ersten Weltkrieg, in welcher gerade auch alltags-, kulturund mentalitätsgeschichtliche Fragestellungen Konjunktur haben. Der Band sei daher allen zur Lektüre empfohlen, die sich für die Umstände des Kriegsbeginns 1914, aber auch für Fragen nach dem Verhältnis von Politik, Presse und Öffentlichkeit allgemein interessieren. STEPHANIE SEUL, BREMEN Herbert, Ulrich: Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. München: C.H.Beck 2014, 1451 S. Ein in vielerlei Hinsicht gewaltiges Werk ist vorzustellen, das die Geschichte eines langen 20. Jahrhunderts erzählen will, von der Entstehung der Industriegesellschaft im Kaiserreich, über den Ersten Weltkrieg, Novemberrevolution und Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg, die beiden deutschen Nachkriegsstaaten bis hin zur Wiedervereinigung und der Ent-
wicklung der neuen Bundesrepublik bis zum Jahre 2000. Europa sei unsere Gegenwart, so der erste Satz, aber unsere Geschichte bleibe im Nationalen verwurzelt, wenngleich der nationale Rahmen nicht ausreiche, um die Geschichte dieses Jahrhunderts zu verstehen. Interessanterweise betrachtet Herbert den Ersten Weltkrieg nicht mehr als Wasserscheide zwischen den Jahrhunderten, sei es doch die tiefgreifende Veränderungsdynamik der Zeitspanne zwischen 1890 und 1914, ohne die die Geschichte des 20. Jahrhunderts und speziell auch die Durchsetzung des modernen Industriekapitalismus, der immer mächtiger werdenden Staatsapparate und der Aufstieg der großen radikalen politischen Massenbewegungen, die im Laufe des Jahrhunderts ihre zerstörerische Wirkung entfaltet hätten, nicht erzählt werden könne. Auch will Herbert erkennbar werden lassen, dass auf viele Herausforderungen, die sich in den beiden Jahrzehnten vor 1914 herausgebildet hätten, in den Jahrzehnten nach 1945 allmählich Antworten gefunden worden seien, die sich bewährt hätten und auf Zustimmung gestoßen seien (Vorwort, S. 12–14). Gleichzeitig spricht Herbert in seiner Einleitung von einem geteilten 20. Jahrhundert mit zwei Epochen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Auseinandersetzung mit dem Problem, wie sich erste und zweite Hälfte des Jahrhunderts historisch zueinander verhielten, bezeichnet er als einen Argumentationsbogen seines Werkes. Symbolisches Datum der Epochenteilung ist für ihn der Sommer 1942 mit dem Beginn der systematischen Ermordung der polnischen Juden und der Massendeportationen aus Westeuropa nach Auschwitz. Wie die Entwicklung in Deutschland von der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte des Landes um die Jahrhundertwende zu diesem Tiefpunkt habe führen können, ist für den Autor die eine, wie sie in den folgenden sechzig Jahren aus dieser Apokalypse herausfanden, die zweite Frage. Herbert bezeichnet die Zeit von 1890 bis 1990 als »Hochmoderne« und versteht sie mit Hilfe seiner beiden Argumentationsbögen als historische Einheit: »Dabei werden auch die Verbindungen zwi-
Buchbesprechungen schen der ersten und der zweiten Hälfte des Jahrhunderts entzifferbar, ohne dass die beiden Weltkriege, die NS-Diktatur, das DDRRegime oder der Triumph des sozial erneuerten, demokratischen Kapitalismus darin aufgingen.« (S. 19) Eine interessante Frage, um dies zu ergänzen, wäre vielleicht, welche Wirkungen von Prozessen ausgehen werden, welche diese soziale Erneuerung, die wesentlich der Systemkonkurrenz zu verdanken war, rückgängig machen und damit auch an demokratische Strukturen rühren. Aber das wird sicherlich die Geschichte eines »langen 21. Jahrhunderts«, und überall dort, wo Herbert sich dieser mit der Behandlung der »New Economy« oder dem KosovoKrieg nähert, zeigen sich die Probleme einer Geschichtsschreibung durch Zeitgenossen. Ob mit dem Neoliberalismus notwendige Reformen Wirtschaft und Gesellschaft Erneuerung bescherten oder damit der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft zerstört wurde, das werden künftige Historiker ohne störende Scheuklappen beurteilen dürfen. Dass die New Economy und das Aufblühen der internationalen Finanzmärkte schon nach wenigen Jahren zu extrem instabilen und gefährlichen Krisenlagen geführt haben, ist bereits für den Zeitgenossen Herbert erkennbar. Ähnliche Fragen wie an die neoliberale Finanz-, Arbeits- und Wirtschaftspolitik werden einst sicherlich auch an die neue Interventionsstrategie der NATO heranzutragen sein, der RotGrün mit einer Neuinterpretation des Völkerrechts und der Zerstörung des Gewaltmonopols des UN-Sicherheitsrates ebenfalls den Weg mitbahnten. Ganz richtig beschreibt Herbert das erleichterte Aufatmen bei deutschen Diplomaten und Militärs, von denen viele »nicht länger am Katzentisch der Weltpolitik« sitzen und nicht noch einmal die Häme erleben wollten, der sie 1991/92 wegen der deutschen Abstinenz im Irakkrieg ausgesetzt waren. (S. 1226) Angesprochen wird von Herbert auch die Umwertung von Auschwitz, das jahrzehntelang Begründung einer absoluten Friedensverpflichtung gewesen sei, nun aber bei den Kindern der Täter für die sittliche Notwendigkeit des Krieges zu stehen
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hatte. Mit gutem Recht spricht Herbert von einer »fatalen Instrumentalisierung«, auch, so meint er, hätte eine konservative Regierung diesen mit der Bombardierung von Zivilisten und großen Zerstörungen verbundenen Krieg nicht durchsetzen können. (S. 1228, 1230f.) Dies gilt sicherlich auch für die gesamte Agenda 2010. Fast am Ende des Werkes sind Sätze zu finden, wie man sie in dieser Klarheit nur selten in den aktuellen politischen Debatten hört: »Die Finanzkrise seit 2007, die nahtlos in eine Weltwirtschaftskrise und die Schuldenkriese der Euro-Staaten überging (deren Aus- oder Fortgang auch im Herbst 2013 noch nicht zu übersehen ist), bestätigte alle pessimistischen Voraussagen über die Auswirkungen der Deregulierung der Finanzmärkte, der ungleichen Einkommensverteilung und der vorwiegend oder ausschließlich auf die Steigerung der Gewinne der Investoren gerichteten wirtschaftspolitischen Strategie. [...] Der von politischen Fesseln und Bindungen weitgehend befreite Finanzkapitalismus hatte seine Dynamik bis zu einem Punkt getrieben, an dem die Auswirkungen einer Krise nicht nur für einzelne Unternehmen und Nationalwirtschaften, sondern weltweit katastrophale Folgen nach sich zogen. Dass im Moment der Katastrophe die Verluste der privaten Unternehmen auf den Staat abgewälzt wurden, weil die Banken ›systemrelevant‹, also zu groß waren, als dass die Regierungen die Folgen eines Zusammenbruchs hätten hinnehmen können, widersprach nicht nur allen Kriterien der Gerechtigkeit, sondern bereitete auch den Boden für eine jederzeit mögliche Wiederholung solcher hemmungsloser Risikogeschäfte, da ja im Notfall der Staat einsprang.« (S. 1249f.) Herbert spricht, nun in die Zukunft schauend, von einer deprimierenden Prognose, die darauf verweise, dass das Ordnungssystem des liberalen und sozial abgefederten Kapitalismus, das nach dem Untergang der radikalen Alternativen von links und rechts als Sieger der Geschichte des 20. Jahrhunderts erschienen sei, nicht in der Lage sei, seine eigene Dynamik zu zügeln. Die für die Zukunft zu erwartenden Gefährdungen ergä-
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ben sich so überwiegend nicht mehr aus den inneren Spannungen und Widersprüchen Deutschlands, wie das hundert Jahre zuvor der Fall gewesen sei, sondern aus den Herausforderungen, die aus den internationalen Konstellationen entstünden, in die das Land eingebunden ist. (S. 1251). Es sei nicht auszuschließen, so der letzte Satz dieses bemerkenswerten Werkes, dass am Ende die aus einer glücklichen Entwicklung seit 1945 erwachsenden Gefahren nicht geringer seien als die überwundenen. (S. 1.252) Unmöglich kann an dieser Stelle eine detaillierte Würdigung des Werkes vorgenommen werden. Bedenkt man, welche Fülle an Literatur allein die hundertste Wiederkehr des Weltkriegbeginns hervorgebracht hat und welche Berge an Forschungsliteratur zum Kaiserreich, zur Weimarer Republik und zum Nationalsozialismus zu durchforsten waren, um zu Synthesen zu kommen, die nicht subjektiver Willkür, sondern, soweit möglich, dem Forschungsstand verpflichtet sind, ohne auf subjektive Urteile und Färbungen zu verzichten, dann kann man nur von einer bewundernswerten Leistung sprechen. Mit den klugen, stets bedenkenswerten Urteilen setzt man sich gerne auseinander. Hinzu kommt, dass Herberts Erzählung in ihren Argumentationen stets nachvollziehbar und durch gepflegte Sprache und Stil gut lesbar ist. HOLGER BÖNING, BREMEN Wolff, Theodor: Juli 1914. Meine Zeugenaussage zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Hg., eingel. u. mit einer biografischen Skizze über Theodor Wolff von Robert Vehrkamp. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2014, 165 S. Der Herausgeber versammelt um die von ihm ausgiebig zitierten Tagebücher (1914-1919) Theodor Wolffs herum weitere Auszüge aus den Werken seines Protagonisten. Vorrangig sind es dessen biographische Essays zu Bethmann Hollweg, Bülow und Wilhelm II., die Leitartikel und Kommentare Wolffs in der Tagespresse und den beiden Darstellungen, die Wolff 1924 und 1934 verfasst hat: »Das Vorspiel« und »Der Krieg des Pontius Pilatus« (dieses Werk erschien in
mehreren Sprachen). Auf diese Weise ist eine informative fiktive »Zeugenaussage« des Chefredakteurs des ›Berliner Tageblatts‹ aus unterschiedlichen Materialien der Zeit von 1906 bis zur erzwungenen Emigration der Familie Wolff im Frühjahr 1933 entstanden. Zusammen mit den 17 Abbildungen und in einem knappen Porträt werden dem historisch interessierten Leser Einblicke in das Leben und Denken sowie in das historisch-politische Verständnis Theodor Wolffs geboten. Der international bekannte und weithin geschätzte Journalist zählte zu den Persönlichkeiten, die im Sommer 1914 nachdrücklich betonten, dass die Politiker nicht dazu da seien, zusammen mit dem Kaiser und seinen Diplomaten Krieg zu führen, sondern die Eskalation von Konflikten zu verhindern und sich nicht von militärischen Erwägungen oder Planungen abhängig zu machen. Nach Besuchen im AA und in der Reichskanzlei hat Wolff als Ohrenzeuge die risikoreiche Fehlplanung der deutschen Politiker, Diplomaten und Militärs in seinem Diarium festgehalten: »Es handele sich darum, festzustellen«, wurde ihm erklärt, »ob Oesterreich bei uns noch als Bundesgenosse etwas wert sei. Es [das Deutsche Reich] dürfe nicht zurückweichen. […] Vielleicht werde Rußland mobilisiren und dann werde es natürlich nötig sein, unsere Militärs zurückzuhalten. Aber Rußland werde es sich zweimal überlegen, ehe es losschlage« (26. Juli 1914). Als der Staatssekretär Jagow erklärte, aus welchen Gründen es in Kürze ohnedies zu einem großen Krieg kommen werde, hielt Wolff dem zynisch klingenden Fatalismus des Beamten entgegen: »Das weiß man doch nie, was in zwei Jahren passirt. Wer hat vorhergesehen, daß die Türkei aus dem Balkan herausgetrieben werden würde? Ebenso gut könnte es in zwei Jahren eine Revolution in China oder sonst etwas geben, was Rußland von Europa ablenkte.« Diese Sätze des liberalen jüdischen Journalisten finden sich auch in der schmalen, aber kenntnisreich gestalteten und inhaltsreichen Dokumentation des Professors für Europäische Wirtschaftspolitik. Sie ist geprägt von Respekt und Bewunderung für
Buchbesprechungen Wolff, für den unabhängigen Kopf, der in seinen Leitartikeln im Krieg diejenigen Kräfte früh und nachdrücklich zu stärken suchte, der sich für einen Friedensschluss jenseits von alldeutschen und schwerindustriellen Allmachtsträumen engagierte, der im Kreis der 1915 gegründeten, parteiübergreifend zusammengesetzten »Deutschen Gesellschaft 1914« und in zahllosen Gesprächen für die Demokratisierung des Deutschen Reiches warb sowie im Winter 1918/19 die »Deutsche Demokratische Partei« mitbegründete. Der Wissenschaft ist jedoch mit dieser Publikation des bereits Bekanntem wenig gedient. In erster Linie sind die gravierenden Verstöße gegen quellenkritische Grundsätze und Regeln zu bemängeln. Der Hg. druckt die Dokumente kommentarlos aneinander gereiht ab. Er bedenkt nicht, welche Aussagekraft den zu verschiedenen Zeitpunkten, aus unterschiedlichen Anlässen und Motiven sowie mit völlig ungleichen Intentionen verbundenen Texten zukommt. Außerdem sind Wolffs quellenkritisch edierte und mit umfangreichen Kommentaren versehenen Tagebücher – seit Februar 2015 auch in einer kommentierten Internet-Version – der Forschung ebenso leicht zugänglich wie seine übrigen Schriften. Die Artikel im »Berliner Tageblatt« lassen sich seit längerem als Digitalisate nutzen. Geringe interpretatorische Verzeichnungen des Hg. in seinen insgesamt überzeugenden biographischen Skizzen wären zu diskutieren, nicht jedoch die Behauptung, mit Wolff lasse sich die Interpretation von Christopher Clark stützen. In keiner Veröffentlichung von Wolff und im Nachlass (Bundesarchiv Koblenz) finden sich Belege für diese Behauptung. Da sich das Buch aber offensichtlich nicht an Fachwissenschaftler, sondern an historisch interessierte Laien richtet, bietet die Kompilation dieser Lesergruppe letztlich einen akzeptablen Überblick zu Wolffs öffentlichem Wirken und zu seiner Einschätzung des von deutschen und österreich-ungarischen Politikern und Militärs leichtfertig herbeigeführten und bewusst nicht verhinderten Krieges. BERND SÖSEMANN, BERLIN
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Münch, Roger (Hg.): Euphorie und Untergang. Im Trommelfeuer der Schlagzeilen. Der Erste Weltkrieg. Katalog zur Ausstellung des Deutschen Zeitungsmuseums 5. Juli bis 19. Oktober 2014. Wadgassen: Deutsches Zeitungsmuseum 2014, 192 S. Der Rolle der Presse vor und im Ersten Weltkrieg wendet sich ein Ausstellungskatalog des Zeitungsmuseums Wadgassen zu, der die These »Vom Hurrageschrei zur Sprachlosigkeit« kolportiert und unter pauschalen Urteilen leidet, wenn der Herausgeber etwa feststellt, dass »die deutsche Presse das aggressive Vorgehen Österreich-Ungarns gegen Serbien, welches den Ersten Weltkrieg nach dem Attentat von Sarajewo ursächlich auslöste, nicht in Frage stellte, auch die liberalen Zeitungen nicht.« Dass die sozialdemokratische Presse an dieser Stelle gar keine Erwähnung findet, in der genau dies geschah, aber behauptet wird, die Arbeiter hätten anders als die Schriftsteller »schlicht« keine Möglichkeit gehabt, sich Gehör zu schaffen, lässt so wenig Vertrauen entstehen wie die sich sogleich anschließende Schlussfolgerung, es treffe der pauschale Vorwurf nicht zu, die deutsche Presse hätte durch Kriegshetze eine Mitverantwortung am Kriegsausbruch zu tragen. (S. 15–23) Auch der den Weg in den Krieg behandelnde Teil des Katalogs »Der Weg in die Dunkelheit. Schlagzeilen der Julikrise und des beginnenden Krieges« (S. 27–61) scheut trotz einer nur sehr kleinen Auswahl von Zeitungen – im Mittelpunkt ›Berliner Tageblatt‹ und ›Vossische Zeitung‹, unberücksichtigt bleiben auch hier die kriegshetzenden rechten Zeitungen und die Arbeiterpresse – vor Urteilen nicht zurück. Unerwähnt bleibt das eigentliche Problem der Zensur, angesichts des »Burgfriedens« den sozialdemokratischen Zeitungen, die nun ja sogar an die Front versandt werden durften, einen gewissen Spielraum belassen zu müssen, der in einigen Blättern zu einer erstaunlich kriegskritischen Haltung führte. Auch im Fazit zu diesem Beitrag heißt es stets nur ganz unzulässig die Presse, die Presse, ein Urteil, das gerade für ein Zeitungsmuseum und dessen Katalog ganz unzulässig ist.
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Einen interessanten Überblick zur Rolle der Intellektuellen im Weltkrieg bietet der Beitrag von Bernd Philippi, der allerdings vorwiegend Bekanntes zusammenstellt, dieses aber gut präsentiert. (S. 63–99) Wirklich verdienstvoll in einem solchen Katalog ist die Präsentation der deutschen Schützengrabenzeitungen, in der auch Redaktion, Vertrieb und Vermarktung nicht zu kurz kommen sowie die Gründung und Tätigkeit der Feldpressestelle im Jahre 1916 behandelt wird, die dafür sorgte, dass der zunächst oft individuelle Charakter der Schützengrabenzeitungen sich immer stärker dem der Armeezeitungen annäherte. (S. 103–137) Trotz der schrecklichen Verhältnisse an der Front, so muss die Autorin feststellen, seien kritische Stimmen gegen den militärischen Kurs des Deutschen Reichs kaum vorhanden. (S. 132) Ein eigener Katalogbeitrag behandelt sodann noch die Kriegserinnerungen des Bergmanns Heinrich Gehring, die zahlreiche Details des Schützengrabenalltags und des alltäglichen Sterbens anschaulich werden lassen. (S. 141) »Karikaturen des Grauens« zeigt der letzte Beitrag, sie waren ein wichtiges propagandistisches Mittel, doch gelang es der deutschen Propaganda nie, die ansonsten stets behauptete edle Gesinnung des deutschen Kulturvolkes und seines Kampfes für die gerechte Sache angemessen mit den Möglichkeiten, welche die Karikatur bietet, ins Bild zu setzen. Mehr als abwertende Darstellungen des Gegners kamen dabei nicht heraus. HOLGER BÖNING, BREMEN Schaar, Sebastian: Wahrnehmungen des Weltkrieges. Selbstzeugnisse Königlich Sächsischer Offiziere 1914 bis 1918. Paderborn: Schöningh 2015 (= Zeitalter der Weltkriege, Bd. 11), 333 S. Über die Traumata, die Kriege auslösen, kann sich niemand, der nicht das Grauen selbst erlebt hat, angemessene Vorstellungen machen. Um die eigenen Erfahrungen zu verarbeiten, griff schon im Ersten Weltkrieg mancher Teilnehmer zur Feder. Anfangs mochte noch der Impetus, eine »große Zeit« zu dokumentieren, eine Rolle gespielt haben.
Bei Offizieren, in der Regel aus »besseren Kreisen« stammend, jedenfalls ein nicht seltenes Motiv. Wenngleich die Ego-Dokumente der ausgewählten Gruppe kaum repräsentativ für das »kulturelle Gedächtnis« der Kriegsgeneration gelten dürfen, so ermöglicht das Buch doch interessante Einblicke in die Mentalitätsgeschichte der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Es wäre allerdings an der einen oder anderen Stelle sinnvoll gewesen, die quellenkritischen Bemerkungen, die zu Überlieferung, späterer Bearbeitung einzelner Aufzeichnungen etc. bei der Interpretation der ansonsten gut strukturierten Aufarbeitung der Selbstzeugnisse erneut aufzugreifen. RUDOLF STÖBER, BAMBERG Schmidt, Siegfried: »2000 Jahre katholisches Schrifttum«. Die Katholische Sonderschau auf der Kölner PRESSA 1928. Köln: Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek mit Bibliothek St. Albertus Magnus 2014 (= Libelli Rhenani, Bd. 52), 252 S. Schon ein Blick in das Literaturverzeichnis der Monografie zur Katholischen Sonderschau auf der Kölner »PRESSA - Internationale Presseausstellung Köln 1928« zeigt, wie stiefmütterlich die von den Zeitgenossen in Deutschland und im Ausland begeistert gefeierte Ausstellung von der historischen und kommunikationswissenschaftlichen Forschung bisher behandelt worden ist: Weniger als 20 Titel sind verzeichnet, die sich im weiteren Sinne mit der Geschichte der PRESSA befassen; davon stammen alleine fünf aus dem von Susanne Marten-Finnis und Michael Nagel herausgegebenen Bremer Tagungsband Die PRESSA. Internationale Presseausstellung Köln 1928 und der jüdische Beitrag zum modernen Journalismus (2 Bde., Bremen: edition lumière, 2012; Besprechung von Stefanie Averbeck-Lietz im Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 16 (2014), S. 227). Der überwiegende Anteil des Literaturverzeichnisses besteht aus Nachschlagewerken, biografischen Studien, Arbeiten zum rheinischen Katholizismus sowie einer enormen Fülle an zeitgenössische Publikationen zur PRESSA. Der Verfasser hebt zu Recht den »große(n)
Buchbesprechungen Kontrast zwischen der zeitgenössisch außerordentlich hohen Resonanz und dem heute nur sehr geringen Bekanntheitsgrad einer der größten und publikumswirksamsten Ausstellungen der Weimarer Jahre« hervor; die »für die Presse- und Mediengeschichte außerordentlich bedeutsame PRESSA« sei bis heute allenfalls punktuell untersucht und wissenschaftlich aufgearbeitet worden. (S. 9) 2000 Jahre katholisches Schrifttum ist deshalb ein willkommener und – dies sei gleich vorweg gesagt – ein gelungener Beitrag zur Erforschung dieser bis heute einmaligen Gesamtschau der internationalen Presse, die Konrad Adenauer als Kölner Oberbürgermeister an den Rhein holte. Bis heute ist die PRESSA die größte und umfassendste Ausstellung zum historischen und modernen Journalismus und seinen vielfältigen kulturellen, technischen, wirtschaftlichen und internationalen Verflechtungen geblieben. 5 Millionen Besucher strömten zwischen Mai und Oktober 1928 auf das Kölner Messegelände, um die Pavillons und Exponate der 1500 Aussteller aus 43 Ländern sowie des Völkerbunds zu besichtigen. Auf der PRESSA präsentierten auch die beiden christlichen Konfessionen sowie die jüdische Gemeinschaft ihre Publizistik. Mit 2000 Jahre katholisches Schrifttum legt Schmidt nunmehr die erste umfassende Würdigung der »Katholischen Sonderschau« vor: In drei Hauptkapiteln analysiert er – basierend auf einer beeindruckenden Vielzahl unveröffentlichter Quellen sowie zeitgenössischer Publikationen – Vorgeschichte und Konzeption der Ausstellung und geht der Frage nach, wie sich Katholizismus und katholische Kirche damals im Kontext der säkularen Publizistik präsentierten.(S. 16) Eine wichtige, bisher unbekannte Quelle bildet das vom Verfasser in der Kölner Diözesan- und Dombibliothek entdeckte Fotoalbum zur bildlichen Dokumentation der Räume der »Katholischen Sonderschau«; darin finden sich u.a. 25 großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien des bedeutenden Kölner Fotografen August Sander (1876–1964). (S. 9–10, 17 u. Fn. 15) Im ersten Kapitel – »Einleitung« – resü-
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miert Schmidt anhand zeitgenössischer und wissenschaftlicher Veröffentlichungen die Ereignisgeschichte der PRESSA und stellt die weltanschaulichen Sonderschauen auf der PRESSA vor. Dazu gehörten neben den drei religiösen Sonderschauen – der Evangelischen, der Katholischen sowie der Jüdischen Sonderschau – auch das »Haus der Arbeiterpresse« als politisch-weltanschaulich intendierte Sonderschau. (S. 40–47) Im zweiten Kapitel – »Planung und Vorbereitung der Katholischen Sonderschau« – werden die Entstehungsgeschichte dieser Sonderschau im Detail nachgezeichnet und die Akteure und Netzwerke vorgestellt, die maßgeblich mit der Organisation, Finanzierung und Realisierung der Ausstellungskonzeption befasst waren, namentlich das eigens zu diesem Zweck gegründete »Internationale Katholische Comité für die Pressa 1928« um Bernhard Marschall. Das dritte Kapitel – »Die Katholische Sonderschau »2000 Jahre katholisches Schrifttum« in der alten Deutzer Benediktinerabtei« – ist der inhaltlichen Gliederung, museumsdidaktischen Aufbereitung und künstlerischen Ausgestaltung der Ausstellung gewidmet. Anders als die Evangelische und Jüdische Sonderschau sowie das Haus der Arbeiterpresse, die in enger Nachbarschaft zueinander am Auenweg, der sogenannten »Zeitungsstraße«, auf dem Messegelände untergebracht waren, (S. 41) nutzte die Katholische Sonderschau die ehemalige Benediktinerabtei in Deutz, die südlich der Hohenzollernbrücke und des eigentlichen Messegeländes am rechten Rheinufer gelegen war. (S. 21–23, 126–31) Die Katholische Sonderschau befasste sich nicht nur mit der katholischen Tagespresse im Inund Ausland, sondern mit dem gesamten Spektrum des katholischen Schriftwesens: von der Bibel und spätgotischen Handschriften über die theologische Wissenschaft, Predigtund Erbauungsliteratur bis hin zum Missionarsschrifttum und vielem mehr. Im abschließenden »Resümee: Die Katholische Sonderschau – Ausdruck eines modernen, selbstbewussten und gesellschaftlich vernetzten rheinischen Laienkatholizismus?« kommt Schmidt zu dem Schluss, dass die Schau, die
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schon von ihrer Größe her fast als eine »Ausstellung in der Ausstellung« zu betrachten war, (S. 229) auch nichtkatholischen Besucherinnen und Besuchern die kulturhistorische Bedeutung und Leistung der Katholischen Kirche auf dem Gebiet des Buch- und Schriftwesens sowie die Vielfalt der modernen katholischen Presse vor Augen geführt habe: »Selbstbewusst präsentierte sich hier ein die Grenzen des eigenen Milieus verlassender Katholizismus«. (S. 229) Kritisch merkt Schmidt jedoch an, dass in der Sonderausstellung ein eurozentrisches Kirchenbild entworfen wurde, in welchem weite Teile der Welt als Missionsgebiete dargestellt wurden, obwohl sie, wie etwa Lateinamerika, bereits auf eine mehr als 400jährige katholische Tradition zurückblicken konnten und die koloniale Abhängigkeit längst überwunden hatten. (S. 231) Schmidt leistet einen wichtigen Beitrag nicht nur zur Geschichte des katholischen Buch- und Pressewesens, sondern zur Geschichte der PRESSA insgesamt. Zahlreiche Abbildungen, z.T. in Farbe, aus Archivbeständen und zeitgenössischen Publikationen vermitteln einen Eindruck von der damaligen Ausstellung. Ein zwanzigseitiges Quellen- und Literaturverzeichnis schließt den Band ab. Kritisch anzumerken ist lediglich, dass dem Werk kein Personen- und Sachregister beigefügt wurde. Auch fallen einige falsch zitierte Literaturtitel und Autorennamen negativ ins Auge. Dies schmälert jedoch nicht das Verdienst dieser ersten umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung der Katholischen Sonderschau. Es ist zu wünschen, dass dieser Studie viele weitere zu einzelnen Ausstellern und Länderpavillons sowie zur Gesamtgeschichte der PRESSA folgen mögen. STEPHANIE SEUL, BREMEN Wein, Susanne: Antisemitismus im Reichstag. Judenfeindliche Sprache in Politik und Gesellschaft der Weimarer Republik. Frankfurt a.M. u.a.: Peter Lang Verlag 2014. 524 S., 21 Abb. Das Werk gehört zu jenen historischen Studien, die anschaulich vor Augen führen, dass die Nationalsozialisten für ihren mörderischen Rassismus und Nationalismus wenig
selbst erfinden mussten, sondern zurückgreifen konnten auf ideologische Konstrukte, die in den deutschnationalen und christlich-sozialen politischen Lagern entstanden und von ihnen populär gemacht worden waren. Das gilt auch und besonders für den Antisemitismus und die während der Jahre der Weimarer Republik zunehmend verrohenden Umgangsformen im Reichstag. Es ist erstaunlich, dass es vor der hier nun vorliegenden Studie kaum größere Arbeiten zum offenen und latenten Antisemitismus im deutschen Parlament zwischen 1918 und 1933 gibt, wobei die Autorin sich auf die vier ersten Wahlperioden des Reichstages von 1920 bis 1930 konzentriert. In einem eigenen Kapitel zeichnet die Autorin dieser perspektivenreichen und gründlichen Studie die Haltung der Weimarer Parteien zur »Jüdischen Frage« nach. Am deutlichsten ist die Kontinuitätslinie des Antisemitismus über den gesamten Zeitraum bei der deutschnationalen Volkspartei festzustellen, wohingegen sich das Zentrum vor allem bei der Zurückweisung von antisemitischen Schmähungen zurückgehalten habe. In einem weiteren der drei Kapitel werden die Debatten im Reichstag untersucht, die Stereotypisierung »Des Ostjuden« etwa, die Reden von jüdischer Weltverschwörung, die Propaganda gegen jüdische Abgeordnete. Der Antisemitismus, so ein nun gut belegtes Ergebnis der Arbeit, stellte in der Weimarer Republik und in dessen Parlament eine feste Größe und ein wichtiges Deutungsmuster dar. HOLGER BÖNING, BREMEN Hoffrogge, Ralf: Werner Scholem. Eine politische Biographie (1895–1940). Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2014, 495 S. Zadoff, Mirjam: Der rote Hiob. Das Leben des Werner Scholem. München: Hanser Verlag 2014, 383 S. Es ist außergewöhnlich, dass zeitgleich gleich zwei Biographien eines doppelt Verfemten erscheinen, die jeweils auf ihre Art die dreifache Vertreibung eines deutschen Juden schildern, nämlich zunächst aus der stalinistischen KPD, für die der 1895 geborene Werner Scholem Reichstagabgeordneter
Buchbesprechungen war, sodann 1933 aus der deutschen Gesellschaft, endend mit der Ermordung am 17. Juli 1940 in Buchenwald, und endlich nach 1945 aus der Erinnerung sowohl der Bundesrepublik Deutschland als auch der DDR. Erhielten in dem einen Teildeutschland Kommunisten nicht einmal Entschädigungen für die von 1933 bis 1945 erlittenen Qualen, so blieben in dem anderen Trotzkisten und Linksabweichler von jedem Gedenken ausgeschlossen. Die Erinnerung konnte erst beginnen, als spätestens 1989 die großen Ideologien und Utopien der Moderne in der Krise steckten. (Hoffrogge, S. 12) Bedenkt man noch das Schicksal des zwei Jahre jüngeren, als Religionshistoriker und Erforscher der jüdischen Mystik berühmten Bruders Gerhard, später Gershom Scholem, mit, dann wird man auch in dessen Auswanderung 1923 nach Palästina Momente der Vertreibung entdecken können. Die Brüder entstammen einer weitgehend assimilierten Berliner Druckerfamilie. Sie fühlten sich beide wenig heimisch in jenem deutschen Vaterland, dem der autoritäre Vater so sehr anhing, dass er seine beiden Söhne 1914 aufforderte, sich freiwillig zum Soldatendienst zu melden. Beide neigten zu zionistisch-sozialistischen Vorstellungen. Da für die Jahre bis 1918 der Briefwechsel zwischen Gerhard und Werner Scholem die Hauptquelle darstellt, an Hand derer die Lebensgeschichte des eigentlichen Helden dieser Biographien erzählt wird, sind für diesen Zeitraum Doppelbiographien entstanden, die bei den beiden so unterschiedliche Lebenswege gehenden Brüdern sehr ähnliche Anstöße und Motive für das zionistische und kommunistische Engagement erkennen lassen. Einig waren sie sich in ihrer Skepsis gegenüber der Assimilation sowie in ihrem Hass auf den Krieg von dessen Beginn an und den mörderischen Nationalismus im Kaiserreich. »Schickt doch die alten Greise in den Krieg; daß die sich totschlagen«, schrieb Gerhard in sein Tagebuch. (Zadoff, S. 53) Werner erlebte eine Anklage wegen Landesverrats, die ihm eine Zuchthausstrafe einbrachte und ihn endgültig mit dem Vater
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entzweite. Beide setzten schon im Dezember 1914 große Hoffnungen auf Karl Liebknecht, der mit seiner Verweigerung weiterer Kriegskredite großes Aufsehen erregte, Werner vertrat die Auffassung, jeder denkende Jude werde zwangsläufig Sozialist. Erlitt Werner Scholem Verwundung und traumatisierende Fronterfahrungen, so wehrte sich der Bruder gegen die Teilnahme am Völkermorden, indem es ihm gelang, als geisteskrank aus dem Kriegsdienst entlassen zu werden. Mit der Radikalisierung Werners, die erkennbar eine Folge des Weltkrieges und der Erfahrung von »fürchterlichem Judenhass« selbst an der Front war, trennen die beiden Biographien sich, nachdem beide noch an der Jugendzeitschrift »Die Blau-Weiße Brille« beteiligt waren, ohne dass in den folgenden Jahren der gegenseitige Austausch ganz aufhörte. Werner Scholem begann seine politische Karriere in der USPD als Redakteur verschiedener Parteizeitungen, bis er zur KPD ging und Redakteur der »Roten Fahne« wurde und sich mehrere Anklagen wegen Hoch- und Landesverrat einhandelte. Als Organisationsleiter der KPD in Berlin wird er 1924 schließlich Reichsorganisationsleiter und Mitglied des Politbüros. Maßgeblich beteiligt an Zentralisierung und »Bolschewisierung« dieser Partei, wird er selbst Opfer dieser Entwicklung, nachdem er die »Erklärung der 700« gegen die Unterdrückung der Vereinigten Linken Opposition in der Sowjetunion mitorganisiert hatte. Im November 1926 wurde er aus der KPD ausgeschlossen, blieb aber als Mitglied der »Linken Kommunisten« Mitglied des Reichstages, um 1928 zum Mitbegründer des »Leninbundes« zu werden. Eine seiner Haupterfahrungen im Reichstag war, dass er von seinen politischen Gegnern nicht als Politiker wahrgenommen wurde, sondern als Paradevertreter eines als »Moses-Republik« diffamierten Staates. (Zadoff, S. 169) Im selben Jahr zog er sich, weiterhin mit der linken Opposition gegen die KPD sympathisierend, aus der aktiven Politik zurück und absolvierte ein Jurastudium. Den Abschluss des Referendariats verhinderte die Machtübergabe an die NSDAP. Scholem war der Überzeugung, dass ihm als Frontsoldat
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des Weltkrieges nicht viel geschehen könne, doch schon im Februar 1933 wurde er verhaftet und ihm der Prozess vor dem neu gebildeten Volksgerichtshof gemacht. Dieser endete zwar mit einem Freispruch, doch während an einigen Gerichten noch letzte Reste von Rechtsstaatlichkeit zu finden waren, hatte sich parallel dazu längst ein willkürliches Terrorregime etabliert, dessen Existenz die deutsche Berufsrichterschaft geflissentlich ignorierte. Für Scholem hatte dies zur Konsequenz, dass er direkt von der Untersuchungshaft an die Geheime Staatspolizei und in verschiedene Konzentrationslager weitergeleitet wurde, bis er nach sechs Jahren auf seiner letzten Station in Buchenwald von einem SSMann erschossen wurde. Alle Emanzipationsversprechen des bürgerlichen Zeitalters waren inzwischen aufgekündigt. (Hoffrogge, S. 435) Eindringlich schildern die Biographien, wie schwer es Werner Scholem in den Lagern als Jude und Kommunist hatte, während sich in diesen Jahren seine gesamte Familie auf der ganzen Welt zerstreute. Als Trotzkist und linker Abweichler war er zusätzlich isoliert, weil ihm manche seiner ehemaligen Genossen aus der KPD die Solidarität verweigerten. Gershom Scholem betrachtete seinen Bruder wie seinen Freund als Opfer eines »säkularen Messianismus«, (Zadoff, S. 304) zugleich galten ihm diese Schicksale als Bestätigung seiner These, dass ein deutsch-jüdischer Dialog vor 1911 nicht stattgefunden hatte, nicht stattfinden konnte. (Hoffrogge, S. 9) Beide Biographien haben ihre Vorzüge, beide zeigen viel Sympathie für ihren Helden, wobei das Werk Hoffrogges dadurch überzeugt, dass es auf gründlicher und breiter Quellenarbeit basiert. Als Leser weiß man stets genau, worauf Thesen und Vermutungen sich stützen, wohingegen Zadoff durchaus auch einmal zur Spekulation neigt. Führt Hoffrogge sehr viel detaillierter in die Genese und Ausformung des politischen Denkens Scholems ein, hat Zadoffs Werk seine Stärke besonders in der Darstellung der Leidenszeit von 1933 bis 1940. Beide Biographien erwecken den Wunsch nach einer Biographie auch von Scholems Ehefrau Emmy, die, von
ihrem Schwiegervater als Nichtjüdin vehement abgelehnt, als außerordentlich kluge und tatkräftige Frau eine überaus wichtige Rolle in Scholems Leben spielte. Aus einem Arbeiterhaushalt in Hannover-Linden kommend, nutzte sie die Arbeiterbewegung, um ihren unbändigen Bildungshunger zu stillen, war wie ihr Mann in der KPD tätig, wurde 1933 ebenfalls verhaftet, doch gelang es ihr, sich dem Prozess durch die Flucht zu entziehen, die sie über Prag nach England führte. In den 1950er Jahren kam sie zurück nach Deutschland und gewann schnell die Überzeugung, dass man in diesem Land nur in einer jüdischen Gemeinschaft leben könne. (Hoffrogge, S. 459) Endlich konvertierte sie zum Judentum und wurde 1979 auf dem jüdischen Friedhof in Hannover beigesetzt. War von Werner Scholem bis zu den beiden Biographien nur wenig Verlässliches bekannt, so hatte er als literarische Figur bereits eine abenteuerliche Karriere hinter sich. Romane und Erzählungen von Arkadij Maslow, Franz Jung, Alexander Kluge und Hans Magnus Enzensberger thematisieren Scholems Verhaftung 1933 und seinen Prozess vor dem Volksgerichtshof mit einer Anklage, die auf »Zersetzung der Reichswehr« lautete. In der literarischen Fiktion erscheint Scholem als sowjetischer Spion, dem es gelang, Marie Luise von Hammerstein, die Tochter des obersten Generals der Reichswehr, zu verführen und ihr Dienstgeheimnisse ihres Vaters zu entlocken. Tatsächlich fand sich in russischen Archiven Hitlers berühmte Rede vor führenden Militärs, in der dieser im Februar 1933 in von Hammersteins Wohnung seine Kriegspläne darlegte. Vor allem Hoffrogge kann zeigen, dass Scholem sicher nicht für den militärischen Nachrichtendienst der KPD arbeitete, sondern es der später in Russland ermordete deutsche Kommunist Leo Roth war, der das brisante Material nach Moskau lieferte, das Stalin keinerlei Zweifel belassen konnte, dass ein deutscher Ausrottungskrieg im Osten geplant war. HOLGER BÖNING, BREMEN Ackermann, Astrid: Film und Filmrecht zwischen 1919 und 1939. Als die Bilder laufen lernten.
Buchbesprechungen Baden-Baden: Nomos 2013 (= Schriftenreihe zu Medienrecht, Medienproduktion und Medienökonomie, Bd. 27), 100 S. Ein dünnes Buch über die Entwicklung des Filmrechts in der Zwischenkriegszeit sei knapp angezeigt. Auf 72 Seiten plus 26 Seiten Dokumentation des Weimarer sowie des NSLichtspielgesetzes wird das Thema angerissen. In der Hauptsache werden die Bestimmungen der Lichtspielgesetze nacherzählt. Zwei Seiten Literaturverzeichnis stützen die Argumentation. Die Qualifikationsarbeit (?) wurde von bekannten Medienrechtlern (Dieter Doerr und Johannes Kreile) betreut. Sie hätten die Autorin vielleicht darauf hinweisen können, dass die Bücher von Klaus Petersen schon vor mehr als zehn Jahren profunde Einblicke in das Thema lieferten, die besser berücksichtigt worden wären. RUDOLF STÖBER, BAMBERG Taylor, Frederick: Inflation. Der Untergang des Geldes in der Weimarer Republik und die Geburt eines deutschen Traumas. München: Siedler 2013, 400 S. Die deutsche Hyperinflation ist ein bleibendes Trauma der deutschen Kollektivpsyche. Bis in die Gegenwart bestimmt es die praktische Politik. Mit dem Thema Inflation verbinden sich Abstiegsängste, die Einschätzung, dass am Ende immer der »kleine Mann« die Zeche zahle und – vielleicht – der Lerneffekt, dass sich Kriege nicht lohnen. In absoluten Zahlen kostete der Erste Weltkrieg das Deutsche Reich 1,54 Pfennige, soweit nur die aufgehäuften Kriegsanleihen, mit Einführung der Goldmark im November 1923 nahezu auf Null gesetzt, Berücksichtigung finden. Die tatsächlichen Kosten beglich der deutsche Sparer, dessen Grundvertrauen in »General Dr. von Staat« (Thomas Mann) nachhaltig erschüttert wurde. Der renommierte britische Historiker Frederick Taylor fasst in seinem Sachbuch die harten Fakten, die Befindlichkeiten der absoluten und relativen Verlierer, die unmittelbaren Effekte und die langfristigen (sozial-)psychologischen und politischen Folgen konzise zusammen, ohne revolutionär neue Einsich-
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ten bieten zu können. Gleichwohl ist das Buch empfehlenswert, wenn man sich eine Übersicht über ein basso ostinato der öffentlichen Stimmung Deutschlands im 20. Jahrhundert verschaffen will. RUDOLF STÖBER, BAMBERG Vierling, Birgit: Kommunikation als Mittel politischer Mobilisierung. Die Sudetendeutsche Partei (SdP) auf ihrem Weg zur Einheitsbewegung in der Ersten Tschechoslowakischen Republik (1933-1938). Marburg: Verlag Herder-Institut 2014. (= Studien zur Ostmitteleuropaforschung, Bd. 27), 592 S. Als Ergebnis des Ersten Weltkriegs entstand die Tschechoslowakei (CSR) aus Teilen der untergegangen österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie. Hier lebten Mitte der 1920er Jahre bei einer Gesamtbevölkerung von rund 14 Millionen rund sieben Millionen Tschechen und rund zwei Millionen Slowaken als Staatsvolk der CSR, aber auch mehr als drei Millionen Deutsche vor allem in den Grenzgebieten der Landesteile Böhmen und Mähren und weitere Minderheiten wie Ungarn und Ukrainer. Wie kompliziert das politische (Zusammen-)Leben sich in diesem Vielvölkerstaat gestaltete, zeigt 1929 das Ergebnis der Wahlen zur Nationalversammlung, in der 16 Parteien, darunter fünf deutsche, vertreten waren. Die anfängliche, wenn auch zögerliche Kooperation von Teilen der deutschen Bevölkerung mit diesem Staat ging im Zuge der Weltwirtschaftskrise in eine Konfrontation über. Dafür sorgte der Turnlehrer Konrad Henlein, der im September 1933 den Sudetendeutschen Heimatbund gründete und seine Vereinigung – inzwischen umbenannt in Sudetendeutsche Partei (SdP) – in anderthalb Jahren zur größten deutschen politischen Gruppierung führte, die bei den Kommunalwahlen von 1938 mehr als 75 Prozent der Stimmen der deutschsprachigen Bevölkerung erhielt. Vor diesem Hintergrund befasst sich Birgit Vierling mit dem atemberaubenden Aufstieg der SdP und ihren eigenständigen ideologischen und organisatorischen Wurzeln,
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die erst ab 1935 für das nationalsozialistische Deutschland interessant wurden, sich aber 1938 durch ihr Bekenntnis zum Nationalsozialismus mit der NSDAP gleichschalten ließ. Neben den strukturellen, personellen und politischen Entwicklungen interessiert die Autorin vor allem, auf welchen kommunikativen Wegen Inhalte, Programmatik und politische der Ziele der Sudetendeutschen Partei vermittelt worden sind. Sie beleuchtet dabei in ihrem längsten von sechs Kapiteln die Kommunikatorperspektive, beschreibt das Werbeamt und die Pressearbeit der Partei, die Gründung und Verbreitung ihrer Wochenund ihrer Tageszeitung, Schriftenreihen und Broschüren, Flugblätter und Plakate. Einen besonderen Stellenwert zur Popularierung ihrer Vorstellungen nahmen zu Großkundgebungen aufgeblasene Parteiveranstaltungen der SdP ein. Im Vergleich dazu spielte der staatliche Rundfunk, der zwar seit Mitte der 20er Jahre auch ein deutschsprachiges Fenster geöffnet hatte, kaum eine Rolle – abgesehen wenige Monate vor dem Abschluss des Münchener Abkommens, der das Ende der CSR besiegelte. Die Autorin hat für ihre Untersuchung neben Periodika und Einzelveröffentlichungen auch das Archiv der SdP im Prager Nationalarchiv ausgewertet. Ihr gelingt der Nachweis, mit welchen Kommunikationsformen die Sudetendeutsche Partei in kurzer Zeit das Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in der CSR schier unmöglich erscheinen ließ. ANSGAR DILLER, HOCHHEIM AM MAIN Jenss, Harro / Reinicke, Peter (Hg.): Der Arzt Hermann Strauß 1868–1944. Autobiografische Notizen und Aufzeichnungen aus dem Ghetto Theresienstadt. Berlin: Hentrich und Hentrich Verlag 2014, 168 S. Beeindruckende Aufzeichnungen eines bedeutenden Arztes und Wissenschaftlers, der, 1868 geboren, einen ganz typischen Lebenslauf nimmt, das Gymnasium besuchte, in Würzburg Medizin studierte, um danach nach Berlin zu gehen. Zunächst in der Charité tätig, verschlägt es ihn nach 1933 an das
Berliner Jüdische Krankenhaus. Strauß gehörte zu denen, die von der deutschen Ärzteschaft und ihren Standesorganisationen als unliebsame Konkurrenten schon vor 1933 diffamiert und sofort nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten aus ihrem Beruf gedrängt und schließlich ermordet wurden. Geschrieben hat Strauß seine Autobiographie für seine Enkel. In Theresienstadt gehörte er zu jenen Ärzten, Krankenschwestern und -pflegern, die ihren Schicksalsgenossen mit großer Kraft zur Seite standen, auch hielt er zahlreiche medizinische Vorträge, schließlich wurde er in den Ältestenrat berufen, ein höchst belastendes Amt. Besonders zu schaffen machten ihm die ständigen Deportationen in den Osten, die ihm auch die medizinischen Mitarbeiter raubten. Am 17. Oktober 1944 hielt sein Herz den mörderischen Bedingungen nicht mehr stand, Seine Frau Elsa erlebte die Befreiung durch russische Truppen, hatte aber nicht mehr die Kraft, nach Berlin zurückzukehren, sie starb am 13. Juni 1945. HOLGER BÖNING, BREMEN Matthäus, Jürgen / Bajohr, Frank (Hg.): Alfred Rosenberg. Die Tagebücher von 1934 bis 1944. Frankfurt a.M.: S. Fischer 2015, 650 S. Die Publikation bietet erstmals die überlieferten Teile des Alfred Rosenberg-Diariums zusammen mit 23 »ergänzenden Dokumenten«. Sie stellt eine Gemeinschaftsleistung dar; beteiligt waren das Jack, Joseph and Morton Mandel Center for Advanced Holocaust Studies des United States Holocaust Memorial Museum in Washington, D.C., und das Institut für Zeitgeschichte in München. Die 100 Seiten umfassende »Einleitung« skizziert das Leben, politische und literarische Tätigkeiten von Rosenberg und sein Tagebuch. Sie schildert ausführlich den Verbleib der Aufzeichnungen seit 1945 und konzentriert sich auf jüdische Themen, die »Judenfrage«, Verfolgungen, den Genozid sowie auf die »Endlösung«. Die »Editorische Vorbemerkung« umfasst nicht einmal 13 Zeilen, beschränkt sich weitgehend auf Formalia, ohne auf editionswissenschaftlich bedeutende Einzelheiten angemessen einzugehen. Ab-
Buchbesprechungen schließend findet sich dort noch Überflüssiges zu der überholten älteren Dokumentation, die durch die vorliegende vollständig ersetzt wird und in jeder Beziehung ignoriert werden kann. Matthäus und Bajohr beseitigen mit ihrer Publikation ein Desiderat der NS-Forschung weitgehend, denn die vor 59 Jahren von dem verstorbenen Göttinger Wissenschaftler Hans-Günther Seraphim veranstaltete Ausgabe beruht auf Kopien, bietet nicht einmal das damals Bekannte und ist voller Transkriptionsfehler, die der Arbeit an schlechten Kopien geschuldet ist. Das hohe Verdienst der Herausgeber kann übrigens auch der Tatbestand nicht schmälern, dass die vorliegende Ausgabe in dem berücksichtigten Jahrzehnt nicht geringe Lücken aufweist. Es fehlen aus unklar bleibenden Gründen – mit Rosenbergs »Schreibfaulheit« lässt sich vermutlich nicht alles erklären – mehr als fünfzig Monate. Die Aufzeichnungen bestätigen, dass Rosenberg im »völkischen Führerreich« eine eher marginale Rolle gespielt hat, wenn man von seiner »Rauborganisation« für Kulturgüter einmal absieht. Diese Einschätzung gilt selbst für die Zeit nach dem Frühjahr 1941, als Hitler den »Beauftragten des Führers für die gesamte weltanschauliche Schulung und Erziehung der NSDAP« (1934) im »Großdeutschen Reich« zu seiner zweiten Langnahmen-Aufgabe verhalf und ihn zum »Beauftragten für die zentrale Bearbeitung der Fragen des osteuropäischen Raumes« ernannte. Das Material enthüllt Rosenbergs ideologischen Konstruktionen und Verstiegenheiten, seinen Rigorismus, aber auch seinen, heute noch in vielen NS-Darstellungen unterschätzten Machtwillen, seine Neidkomplexe, die Rivalitätskämpfe und die damit verbundene starke Neigung zu Selbstmitleid und Selbsterhöhung. Der »Kirchenvater des Nationalsozialismus« (Hitler) hatte von den meisten Planungen seines »Führers« und sogar von den meisten der zentralen innen- und außenpolitischen Vorgänge wenig bis keine Kenntnis. Die Herausgeber vergleichen Rosenbergs Aufzeichnungen mit den Notizen und Diktaten von Goebbels, die der Propa-
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gandaminister geschickt und mit der Hilfe seiner Mitarbeiter zusammenstellte und in denen er seine und Hitlers Politik zu legitimieren versucht. Doch dieses Vorhaben vermag nicht einmal in engen Grenzen zu überzeugen, denn allzu unterschiedlich sind die Entstehungssituationen, Formen und Inhalte, Intentionen und Zielsetzungen der Dokumente. Diese Einschätzung gilt auch für das Tätigkeitsfeld, über das die Herausgeber in missglückter Formulierung meinen, ihr Protagonist könne sich als »Vordenker und Mitverantwortlicher der ›Endlösung‹ durchaus sehen lassen« (S. 21). Der »Tagebuch«-Begriff und die Reflexionen der Herausgeber über die Ursachen der von ihnen bei NS-Funktionären beobachteten Abstinenz gegenüber dem diaristischen Genre lässt Erstaunen, da die kulturgeschichts-, sozial-, mentalitäts- und literaturwissenschaftliche Forschung hierzu seit Langem eine Fülle von Erkenntnissen publiziert hat. Matthäus und Bajohr behaupten, dass es »extrem selten« Diarien aus der NS-Zeit gebe, »in denen sich die subjektive Perspektive führender Nationalsozialisten auf das ›Dritte Reich‹« widerspiegelt (S. 16). Auf die sich daraus ergebenden Folgen und weitere Einzelheiten kann hier aus Raumgründen nicht eingegangen werden. Es müssen jedoch Anmerkungen aus editionswissenschaftlicher Sicht folgen. Die textkritischen Fußnoten sind durchgehend »unbeholfen« formuliert (Beispiel: S. 196). Dass sie dem Leser nicht von den Sacherläuterungen getrennt geboten werden, könnte auf einer Vorgabe des Verlags beruhen. Grundsätzlich sei aber darauf hingewiesen, dass sich auch in den Editionsreihen zu zeitgeschichtlichen Themen inzwischen ein formal und sprachlich präziseres Verfahren längst durchgesetzt hat. Es sei hier statt einer längeren Auflistung von Details exemplarisch auf die jüngeren Bände der Editionsreihe »Akten der Reichskanzlei. Die Regierung Hitler« verwiesen, die zu Recht als vorbildhaft gelten. Die Sachkommentierung der Rosenbergschen Notizen lässt nicht nur dort Wünsche offen, wo sie als eine knappe »Lesehilfe« konzipiert
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ist. Dass sie auffallend ungleichmäßig ausgefallen ist, könnte an der nicht geringe Zahl der am Kommentar Beteiligten gelegen haben. Nicht einmal die biographischen Angaben liegen auf einem vergleichbar-einheitlichen Niveau. Sie sind viel zu knapp geraten: 2 Zahlen und 4 Worte zu Schleicher, aber 4 Zeilen zu Papen und ebenso viele zum Ort Altenesch. Bedeutsames wird verzerrt oder sogar unterschlagen, wenn Gottfried Feder als »Finanzexperte« und nicht als Wortführer der NSDAP in Wirtschaftsfragen vorgestellt wird. Feders Veröffentlichung des Parteiprogramms berücksichtigt übrigens weder der Kommentar noch findet es sich in der Literaturliste, die nur unwesentlich länger als das Abkürzungsverzeichnis ist. Die bibliographischen Nachweise sind unvollständig, mitunter kenntnisarm formuliert. Zitate aus dem »Völkischen Beobachter« bleiben durchgehend ohne Nennung der Nummer und Ausgabe, weil den Kommentatoren das halbe Dutzend der mitunter inhaltlich signifikant voneinander abweichenden VB-Ausgaben unbekannt ist. Das fehlende Sachregister stellt bei jeder Edition von Korrespondenzen und Tagebüchern ein gravierendes, also grundsätzliches Defizit dar. Im vorliegenden Fall ist das Versäumnis unverständlich, denn beide Herausgeber verfügen über einschlägige Erfahrungen und stützten sich auf einen großen Mitarbeiterkreis. Im Fall der vorliegenden einbändigen Rosenberg-Dokumentation darf eher auf Nachbesserungen in einer zweiten, editionswissenschaftliche Kriterien berücksichtigende Neuausgabe gehofft werden, als bei der gut 30-bändigen textkritisch unzulänglichen und auf einen Sachkommentar völlig verzichtenden Goebbels-Dokumentation. BERND SÖSEMANN, BERLIN Friedmann-Wolf, Sonja: Im roten Eis. Schicksalswege meiner Familie. Hg. von Reinhard Müller und Ingo Way. Berlin: Aufbau Verlag 2013, 460 S. Die beiden Ärzte Martha Ruben-Wolf und Lothar Wolf gehören zu den gesundheitspolitisch aktivsten Publizisten der Weimarer Republik, sie treten engagiert gegen
den § 218, den sogenannten »Zuchthausparagraphen« auf und führen in ihrer eigenen Praxis in einem Berliner Arbeiterviertel tausende illegale Abtreibungen durch. In der Broschüre »Abtreibung oder Verhütung«, die von der KPD in einer Auflage von 250.000 Exemplaren vertrieben wurde, stellten sie die Verhältnisse in der Sowjetunion als vorbildlich dar, habe man dort doch »den Unsegen der schrankenlosen Fortpflanzung in das Glück der gewollten, geregelten Fortpflanzung verwandelt«. (S. 407) Zwischen 1925 und 1930 besuchen sie viermal die Sowjetunion und publizieren mehrfach mehr als wohlwollende Reiseberichte, die von der Überlegenheit der neuen Ordnung zeugen sollen. Im Berliner Schutzverband deutscher Schriftsteller gehören sie der kommunistischen Fraktion an. Wegen ihrer Abtreibungspraxis, als Juden und Kommunisten dreifach gefährdet, emigrieren sie bereits im Februar 1933, um mit der Erlaubnis ihrer Partei schließlich ein Jahr später in Moskau anzulangen. Die vorliegende Autobiographie der 1923 geborenen Tochter Sonja schildert die fast ein Vierteljahrhundert dauernde Leidensgeschichte der Familie, an deren Ende der bis zuletzt enthusiastisch Kommunismus und Sowjetunion preisende Vater Opfer absurder Anschuldigungen und einer Kugel von Staatssicherheitsschergen wird. Sogleich danach erhält der Ermordete von seinen ihn gut kennenden Genossen der »Kleinen Kommission« der KPD – ihr gehört neben Wilhelm Pieck auch Herbert Wehner an – durch Ausschluss aus der Partei einen zusätzlichen Fußstoß. Allein der bulgarische Kommunist Georgi Dimitroff und Lion Feuchtwanger unterstützen die Familie bei ihren Bemühungen um Freilassung des längst nicht mehr Lebenden. Kurz darauf setzt Martha Ruben-Wolf ihrem Leben selbst ein Ende, der Bruder Walter fällt im Krieg gegen Deutschland und die Autorin geht den Weg so vieler Deutscher in die Verbannung nach Karaganda, bis es ihr 1958 gelingt, in die DDR auszureisen, von dort nach Westberlin zu flüchten, um dann nach Israel zu gelangen. Bemerkenswert, dass die höchst eindrucksvolle und durch ihre lite-
Buchbesprechungen rarische Qualität bestechende Autobiographie in den 1960er Jahren keinen Verleger fand, gar zu phantastisch mag der geschilderte Weg durch eine Hölle der Recht- und Gesetzlosigkeit sowie besonders der grausamen Desillusionierung angesichts der Realität dessen, was aus einem Menschheitstraum entstanden war, seinerzeit angemutet haben. HOLGER BÖNING, BREMEN Noll, Chaim: Der Schmuggel über die Zeitgrenze. Erinnerung. Berlin: Verbrecher Verlag 2014, 483 S. Diese Erinnerungen verdanken ihren Titel einem Medien- und Zensursystem, dessen Dirigenten bis in das kleinste Detail wussten, was sie den Leserinnen und Lesern ihres Landes zumuten durften und was nicht. Sie sind davon in einem Maße geprägt, das diese autobiographischen Aufzeichnungen zu einer wichtigen Quelle für die Verhältnisse der DDR bis kurz vor ihrem Ende macht. Da die Erfahrungen und Reflektionen von Chaim Noll keine Chance hatten, in der DDR gedruckt zu werden, schmuggelte er seine Manuskripte über die (Zeit)Grenze nach Westberlin. Diese Erinnerungen gehören zu den Geschichten, »die man ausführlich, in Ruhe, erzählen und hören muss«. (S. 388) Der Autor wird in eine Familie mit jüdischen Vorfahren geboren. Da er auch so aussieht, wie dies geläufigen Vorstellungen entspricht, macht er früh Erfahrungen der Fremdheit und des Außenseitertums in einem Land, das den Antifaschismus auf seine Fahnen geschrieben hat, sich den Debatten, welche die Ermordung der Juden durch so große Teile des deutschen Volkes hätte provozieren müssen, aber nicht nur entzieht, sondern sogar systematisch dafür sorgt, dass sich nach der Vernichtung neues jüdisches Leben nicht entfalten kann. (S. 479) Hinzu kommt die Keule der Zionismus- und Israelkritik, die bequeme Entlastung vom Vorwurf der Perpetuierung des Antisemitismus bedeutete und zugleich die wenigen Juden, die in der DDR verblieben waren, unter ständigen Druck setzte. Chaim Noll spricht davon, aufgewachsen zu sein, unter Menschen, »die in ihrem
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Denken und Fühlen von der Nazizeit geprägt waren, die redeten wie Nazis, schwiegen und lachten wie Nazis. Die zu einem nicht geringen Teil schlicht und einfach Nazis waren.« (S. 87) »Mann, du siehst aus wie’n Jude«, hört er von einem Mann namens Wolf, der erschrocken sich sogleich entschuldigt: »Jude erwies sich in Deutschland noch immer als negativ konnotiertes Wort. Das war so, als Wolf jung war und man dieses Wort unbedenklich aussprechen durfte, als Vorwurf, Anklage, Ausdruck der Verachtung. Und war immer noch so, auf andere Weise, da man sich für das Wort entschuldigen musste.« (S. 347) Der Autor ist Sohn des Schriftstellers Dieter Noll, der es mit seinem einfühlsamen, zwei Millionen Mal verkauften Roman Die Abenteuer des Werner Holt in die Nomenklatura der DDR geschafft und seine jüdischen Wurzeln mehr oder weniger gekappt hatte. Dem Leser wird sehr deutlich, wie eng dieses System der Begünstigungen war, dem Privilegierte in diesem Land ausgesetzt waren. Von Sybille Havemann bis Nina Hagen lernt Chaim Noll schon als Schüler einer entsprechenden Oberschule alle diejenigen kennen, deren Namen später als Auswanderer und Dissidenten bekannt werden sollten. In seinen Stasi-Akten, zu denen er kluge Gedanken äußert, sieht er sich noch einmal konfrontiert mit jener mörderischen Kleinbürgerbösartigkeit, die jede Abweichung bestraft, handele es sich um ungewöhnlich lange Haare oder ungewöhnliche Arbeitszeiten, um sensibles Reagieren auf Unrecht oder eigene Meinungen: »Die Verfasser waren weit davon entfernt, sich das Atavistische ihrer Empfindungswelt einzugestehen.« (S. 460f.) Die Wiedergabe von Denunziationen geschieht »im Ton einer falschen Indifferenz und Scheinobjektivitität, wie etwa heute das Nebeneinander von Nachricht und Desinformation in den Zeitungen. Eine Vorwegnahme der deprimierenden Beliebigkeit der Mediengesellschaft, nur im Geheimen?« (S. 465f.) Ein Buch, dessen Lektüre sehr zu empfehlen ist, schade nur, dass es so schlecht Korrektur gelesen wurde. HOLGER BÖNING, BREMEN
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Meyen, Michael; Fiedler, Anke: Wer jung ist, liest die ›Junge Welt‹. Die Geschichte der auflagenstärksten DDR-Zeitung. Berlin: Ch. Links Verlag 2013, 280 S. Mit dieser Monographie zur meistgelesenen und vielleicht beliebtesten DDR-Zeitung haben die Autoren einen weiteren wichtigen Beitrag zur Pressegeschichte der DDR vorgelegt. Die Historiker, so die Autoren, interessierten sich immer noch nicht wirklich für die Massenmedien und noch weniger für das, was die DDR auf diesem Gebiet vollbracht habe. Stattdessen beherrsche ein Einheitsbrei von Vorstellungen das Urteil über eintönige und langweilige Zeitungen, in denen Parolen und Phrasen dominiert hätten, nichts aber von dem zu finden gewesen sei, was die Menschen wirklich interessiert habe, meilenweit entfernt also von den Erfahrungen, die der Alltag in der DDR mit sich gebracht habe. Die Forschungsliteratur habe auch die ›Junge Welt‹ allein unter solchen Gesichtspunkten in eine Schublade gesteckt, ohne genauer hinzuschauen, eine systematische wissenschaftliche Studie zur Geschichte und Berichterstattung war bis zu der hier vorliegenden Arbeit Fehlanzeige. Es ist höchst spannend, wie hier die Geschichte der ›Jungen Welt‹ nachgezeichnet wird, wobei es stets zugleich um den Journalismus in der DDR geht, vor allem auch Fragen danach gestellt werden, was für Menschen in den Redaktionen gearbeitet haben, was ihre Motive waren und wie ihr Arbeitsalltag ausgesehen hat, vor allem aber auch, wie die Leser auf dieses Blatt reagierten, wie viel Stasi in dem Blatt steckte und wie diese Zeitung sich in den Jahrzehnten ihrer Existenz veränderte. Lebendig wird die Erzählung nicht zuletzt dadurch, dass handelnde Akteure selbst zu Wort kommen. Entstanden ist die Biographie einer Zeitung, sie ist zugleich mehr: ein wichtiger Beitrag zur Pressegeschichte eines untergegangenen Landes. HOLGER BÖNING, BREMEN Tolsdorff, Tim: Von der Stern-schnuppe zum Fix-stern. Zwei deutsche Illustrierte und ihre gemeinsame Geschichte vor und nach 1945. Köln: von Halem 2014, 560 S.
Das Werk hat zum Ziel, die »Dekonstruktion des Mythos Stern« (S.69) zu betreiben. Anknüpfungspunkt sind Henry Nannen als Schöpfer der Illustrierten ›Stern‹ sowie die kurzzeitig bestehende NS-Filmillustrierte ›Stern‹. In einem häufig recht aufmerksamkeitsheischenden Duktus will der Autor auch »Erkenntnisse über den Einfluss erfolgreicher NS-Propagandisten bei der Gründung des neuen ›Stern‹ gewinnen«. (S. 32) Hierzu wird das journalistische Personal des ›Stern‹ durchleuchtet und werden Inhalte und formale Gestaltung der beiden Titel verglichen. Die Gründungsgeschichte des »neuen« ›Stern‹ steht also im Zentrum, und der Autor wird nicht müde zu betonen: Es ist eminent wichtig, sie zu klären, weil sie systematisch geheim gehalten wurde, um Nannen nicht zu beschädigen: »Eines hat Henri Nannen jedoch immer verschwiegen: Als publizistische Marke besteht der Stern nicht erst seit 1948, sondern bereits seit 1938.« Im Werk finden sich diverse Anwürfe Richtung Verlag und Nannen, auch Tadel gegenüber Biographen und Forschern, die frühere Illustrierte ›Stern‹ nicht genannt oder aufgefunden zu haben. Aber ist das so wichtig und – ist das auch richtig? Gründungsmythen gibt es einige im Verlagswesen, und Nannen war eitel und ein begnadeter Geschichtenerzähler, auch autobiographisch. Peter de Mendelsohn bringt in seinem Werk Zeitungsstadt Berlin ein Foto des alten ›Stern‹ und nennt ihn »eine läppische Filmzeitschrift«. Erich Kuby weist schon 1983 einem zweiten Journalisten eine Schlüsselrolle bei der Neugründung zu: »Einer der Profis, die aus ›Zick-Zack‹ eine Zeitschrift für Erwachsene zu machen entschlossen waren, hieß Karl Beckmeier«. Und Nannens Biograph Hermann Schreiber formuliert zur Erfindung des ›Stern‹: »Aber vielleicht ist ja auch sie nur eine von seinen schönen Geschichten«. Schließlich der ›Stern‹-Jubiläumssonderdruck vom 25.12.1978, S.4: »Nun waren in den letzten Wochen einige neue Leute […] eingezogen. Alte Hasen, Ullstein-Profis. […] Da diese Leute immerzu von ihrer Ullsteinzeit redeten […], könnte es durchaus sein, daß dieser oder jener einmal wähnte, er habe ein Artikelchen geschrieben
Buchbesprechungen für eine Filmzeitschrift, die ›Stern‹ hieß. Hat da jemand ›Stern‹ gesagt? Kein anderer als Nannen hat STERN gesagt, und dabei blieb’s.« Von diesen Zitaten erfahren die Leser des Werkes leider nichts – trotz 554 Seiten. Insofern hätte es gut getan, eine unaufgeregtere Analyse zu lesen. Im Werk ist die Pressepolitik der NS-Zeit und der Lizenzzeit gut zusammengetragen, auch die Biographien zu den Beteiligten sind weitgehend sorgfältig recherchiert. Weiterhin stört aber ein penetranter Enthüllungs-Duktus. Dass es auch anders geht, hat 2006 Christian Sonntag in seinem lesenswerten Werk Medienkarieren bewiesen. Schließlich: Trotz ausführlicher Vergleiche bleibt offen, wie weit die Gruppe um Nannen Anregungen aus ›Der Stern‹ oder aber allgemein aus IllustriertenVorbildern in den USA und Deutschland bezogen haben. ANDREAS VOGEL, KÖLN Ruge, Wolfgang: Gelobtes Land. Meine Jahre in Stalins Sowjetunion. Reinbek: Rowohlt Verlag 2014, 496 S. Die erschütternde Lebensgeschichte eines deutschen Historikers, der als Jungkommunist – ein KPD-Wahlplakat zeigt ihn als strammen jungen Kämpfer – im August 1933 in die Sowjetunion emigriert, in der ihm als Deutschem die Deportation und 15 Jahre Arbeitslager widerfahren. Den Stalinismus erkennt er als »Sackgasse im Labyrinth der Geschichte« (S. 450f.), seine nach 1989 im ›Neuen Deutschland‹ publizierten Glossen regen die ehemaligen Genossen so auf, dass er Beschimpfungen und Morddrohungen erfährt. Ruge gibt umfassend Auskunft über die Deportation deutschstämmiger Menschen in der Sowjetunion und ihre Mobilisierung in die sogenannte Arbeitsarmee, die er als Teil einer verbrecherischen Nationalitätenpolitik begreift, die Millionen das Leben kostete. Es geht ihm um die unverblümte Wahrheit, die nach 1989 endlich gesagt werden kann, nun aber nur noch begrenztes Interesse findet. (Nachwort des Herausgebers, S. 451) Beeindruckend ist der Lebenswille Ruges unter mörderischen Arbeitsbedingungen bei unvorstellbarem Hunger und unter Lebensbedingungen voll-
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ständiger Willkür und Rechtlosigkeit, in denen ein Menschenleben nichts zählt. Als »Freier«, der in seinen Bewegungs- und Lebensmöglichkeiten aber weiterhin höchst eingeschränkt ist, gelingt ihm ein Fernstudium der Geschichte – eine eindrückliche Bildungsgeschichte. Nur ahnen kann man den Zeitpunkt, zu dem Ruge Abschied nimmt von seinen Hoffnungen, die einst mit der Sowjetunion als Utopie einer besseren Gesellschaft verbunden waren. »Wenngleich für ihn feststeht«, so schreibt sein Sohn Eugen Ruge in seinem Nachwort, »dass der Stalinismus ein verbrecherisches System war, hat er den Glauben bewahrt an eine Gesellschaft ohne Konkurrenz, ohne erniedrigende Ungleichheit, ohne die Herrschaft des Geldes.« HOLGER BÖNING, BREMEN Roos, Daniel: Julius Streicher und ›Der Stürmer‹ 1923–1945. Paderborn: Ferdinand Schöningh 2014, 535 S., 62 Ill. Kaum ein Zeitgenosse kannte ihn nicht, den »Frankenführer« Julius Streicher. Streicher war ein Mann, der aus dem Rahmen fiel: Hauptlehrer aus schwäbisch-katholischem Elternhaus, Demagoge und »Judenfresser« aus Überzeugung, vierschrötig, stiernackig und kahlköpfig von Gestalt, vor Publikum redegewaltig, doch sprunghaft, cholerisch, unflätig und ordinär. Nürnberg huldigte seinem Gauleiter, dem Landsknechtsgebaren und manch pikanter Eskapade zum Trotz. Hitler stützte ihn und ignorierte die Klagen über Korruption und Amtsmissbrauch; am Ende, 1940, war die Demission dennoch unvermeidlich. In der NSDAP schieden sich die Geister, Goebbels nannte ihn einen »Berserker«, ein Monstrum, anstößig und abstoßend, aber fähig, die Massen zu mobilisieren. So genoss Streicher zwar hohe Popularität, er war ein regionaler Potentat mit starker Hausmacht, aber zur NSElite zählte er nicht; wann immer Partei und Staat Entscheidungen trafen, stand er abseits. Nicht minder bekannt war ›Der Stürmer‹, den Streicher 1923 gründete und bis 1945 führte. Der Antisemit Streicher formte ihn zu einem Kampf- und Skandalblatt, das seine Kunden nicht mit Nachrichten, sondern mit einer kruden Rassenideologie bediente ‒ mo-
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nothematisch, laut, lärmend, vulgär, voyeuristisch. Das Konzept fand begeisterte Anhänger, und es war billig: Die Rezipienten selbst lieferten dem ›Stürmer‹ antijüdische Ressentiments, Gräuelberichte und Denunziationen frei Haus, die nach der »Machtergreifung« jedes Heft zur Hälfte ausfüllten. Wie groß die Zahl der Leser war, die das Blatt erreichte, liegt im Dunkeln. In den Anfangsjahren war der Verkauf mit 6.000 Exemplaren klein, nach 1933 stieg er in sechsstellige Höhen. Mehr noch sorgten die ›Stürmer‹-Schaukästen für Verbreitung, die landauf, landab an Rathäusern, Postämtern, Bahnhöfen oder Polizeiposten errichtet wurden, um Passanten die kostenlose Lektüre zu ermöglichen. Indes war der ›Stürmer‹ nie Parteiorgan, sondern eine private, kommerziell betriebene Wochenzeitung; Verleger Streicher brachte es mit ihr zum Millionär. Insofern liegt es nahe, dass Daniel Roos in seiner Würzburger Dissertation zum Stilmittel der »Doppelbiografie« greift: hier die Zeitung, dort ihr Schöpfer und Eigentümer, beide untrennbar miteinander verwoben. Roos selbst äußert sein Verwundern, dass ein solches Werk nicht längst geschrieben wurde. Denn die Quellenlage ist komfortabel: Streichers Militär-, Personal-, Polizei- und Gerichtsakten sind erhalten, ebenso seine Korrespondenzen, Tagebücher und Erinnerungen; es fehlt nicht an Zeitzeugen, die ihr Wissen zu Protokoll gegeben haben; der ›Stürmer‹ und das ›Stürmer‹-Archiv sind überliefert; nicht zuletzt war die Forschung nicht untätig. Nun hat Roos die Lücke geschlossen. Er bietet ein detailreiches, anschaulich-lesbares Buch, das der dichten Beschreibung zumeist den Vorzug gibt vor der (allzu flinken) Analyse. ALEXANDER HESSE, SIEGEN Mann, Thomas: Die große Originalton-Edition. München: Der Hörverlag 2015. 17 CD, Gesamtlaufzeit 17 Stunden, 10 Minuten Thomas Mann war ein Dichter, der die Öffentlichkeit suchte, ja man kann ihn als ersten Medienstar unter den bedeutenderen deutschen Autoren bezeichnen. Ein halbes Jahrhundert unternahm er regelmäßig Lese-
reisen und hielt Vorträge, die ihre Zuhörer faszinierten, sein Werk popularisierten und ihn selbst vielen Menschen nahebrachten. Das Vorlesen – wie bekannt regelmäßiges Ereignis im Familienkreis – war für sein Schreiben von größter Wichtigkeit, es galt ihm als Probe aufs Exempel, wenn er um die Wirkung seiner Texte rang. Wem dieser Schriftsteller als unnahbar und kalt gilt, wem der Zugang zum Werk verstellt ist durch das, was oft als kalte Perfektion bezeichnet wurde, der muss ihn lesen hören, und das gilt auch für den, der von Bewunderung zu Sympathie finden möchte. Vieles aus dem großen Werk mutet an, als sei es recht eigentlich dazu geschaffen, vom Mund zum Ohr zu gehen. Die Möglichkeit zu solchem Hören bietet nicht erst diese »große Originalton-Edion«, die im Grunde die Wiederholung einer schon vorliegenden ist, doch wenn sie dazu dient, erneut auf den großen Vorleser aufmerksam zu machen, dann hat sie ihren Zweck erfüllt. Gekonnt phrasierend genießt Thomas Mann seine Pointen, manches wirkt anrührend, was beim Lesen nicht so leicht zu bewegen vermochte. Beeindruckend erneut seine zornig-traurigen »Deutschen Ansprachen«, seine Radio-Reden, mit denen er sich an seine Landsleute wandte, die ihre verbrecherische Regierung gewähren ließen. Viele Beiträge auf den hier vorgelegten CD’s zeigen Thomas Mann als Bürger, der bürgerlichen Anstand und bürgerliche Werte ernst nahm, als einen der großen deutschen Kämpfer gegen den Faschismus. Wunderbar auf der anderen Seite, wenn der Dichter in einer Rundfunksendung seine Lieblingsmusik vorstellt. Es muss allerdings auch gesagt werden, dass sich die hier vorliegende Edition nicht auf dem qualitativen Stand befindet, zu dem die historisch-kritische Große Frankfurter Ausgabe gefunden hat. Leider hat man die Chance vertan, tatsächlich zu der großen Originalton-Edition zu gelangen, denn Ernst Loewy hat schon 1974 zahlreiche weitere erhaltene Tonaufnahmen katalogisiert und deren Standorte genannt, gerne hätte man die Erzählungen »Der Kleiderschrank« oder »Das Wunderkind« gehört, die Reden auf Goethe im Jahre 1949 und Gerhart Hauptmann drei
Buchbesprechungen Jahre später, auch den »Versuch über Schiller« von 1955. HOLGER BÖNING, BREMEN Berg, Matthias: Karl Alexander von Müller. Historiker für den Nationalsozialismus. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2014, 572 S. Karl Alexander von Müller repräsentiert eine sehr deutsche Karriere, die trotz eher dürftiger Forschungsleistungen in der Schriftleitung der ›Historischen Zeitschrift‹ von 1935 bis 1945 und die Präsidentschaft der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mündete. In der Weimarer Republik brillierte er als rechtsradikaler Publizist, als Hochschullehrer promovierte er 228 Doktoranden, was zu einem Netzwerk führte, zu dem nicht nur die Spitzen nationalsozialistischer Politiker gehörten, sondern auch solche Persönlichkeiten, die in der Bundesrepublik für eine weitgehend ungehinderte Fortsetzung seiner Karriere verantwortlich wurden, darunter natürlich auch bekannte Historiker. Mit seinen 1951 und 1954 erscheinenden Erinnerungen wurde er zum erfolgreichen Interpreten seiner selbst und bestimmte lange das in der Geschichtswissenschaft vorherrschende Bild seiner Person. Seine Kollegen verhielten sich, um das so auszudrücken, höchst loyal ihm gegenüber. Nachdem diese Generation von Historikern aus den Universitäten verschwunden und zumeist inzwischen verstorben ist, ist eine überaus gründliche Studie – eine Dissertation an der Humboldt Univrsität Berlin – zu diesem beispielhaft opportunistischen und machtbewussten Universitätslehrer erschienen, im Grunde mehr als ein halbes Jahrhundert zu spät, was natürlich in keiner Weise Schuld des tüchtigen Autors ist, der erstmals in einer größeren wissenschaftlichen Arbeit gekonnt und mustergültig nachzeichnet, was eine solche Karriere, wie wir sie ja auch in der Publizistikwissenschaft kennen, ermöglicht hat, ein Aufstieg, der selbst durch den verspäteten Eintritt in die NSDAP erst im August 1933 nicht aufzuhalten war, vielleicht, weil er wett gemacht wurde durch freudige Zustimmung zum Ausschluss von Juden und Demokraten aus den deutschen Universitäten. Stets stand von Müller im Zentrum
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seiner Zunft, auf die Lehrer-Schüler-Kontinuitäten konnte er sich während seines ganzen Lebens stets verlassen, eine Solidarität wurde ihm entgegengebracht, die, wie von dem Autor referierte Stellungnahmen zeigen, von Kollegen und Schülern bis heute nicht aufgekündigt wurde. Den Loyalitätskonflikten, denen sich seine Schüler ausgesetzt oder vielleicht auch nicht ausgesetzt fühlten, widmet der Autor seine besondere Aufmerksamkeit. Für ihn kann man nur hoffen, dass eine solch mustergültige Studie heute nicht mehr karrierevernichtend ist. HOLGER BÖNING, BREMEN Kuchler, Christian (Hg.): NS-Propaganda im 21. Jahrhundert. Zwischen Verbot und öffentlicher Auseinandersetzung. Wien u.a.: Böhlau 2014, 238 S. Dem Herausgeber ist es nicht nur weitgehend gelungen, einen Kreis von jüngeren und älteren Wissenschaftlern zur Bearbeitung des Themas zu finden (Tagung der RWTH Aachen), sondern auch die Beiträge seiner Autoren an seinen Fragestellungen auszurichten. Sie betreffen die Inhalte, Bedeutungen und Wirkungen des aktuellen Umgangs mit propagandistischen Überlieferungen der NS-Diktatur, quellen- und editionswissenschaftliche Einzelprobleme, den Stellenwert der Propaganda im Kontext der nationalsozialistischen Bemühungen, die Gesellschaft neu zu gestalten und in der formierten Volksgemeinschaft einen »neuen Menschen« zu schaffen, die Phasen, Gründe und Folgen der bundesrepublikanischen Verbotspolitik nach 1945 sowie pädagogisch-didaktische Dimensionen der schulischen und musealen Vermittlung. Peter Longerich, Christian Kuchler und Christian Bunnenberg betonen den hohen Quellenwert der Tageszeitung bzw. der NSPublizistik. Es überrascht dabei die Behauptung, dass die Tagespresse von der Forschung bislang »relativ wenig herangezogen« worden sei. Im Gegenteil: Der hohe Stellenwert publizistischer Quellen wurde früh erkannt. Doch gravierende Mängel bestehen bis heute darin, dass zumeist die bequemer zugänglichen großen, reichsweit verbreiteten Blätter und in einem ungleich geringeren Umfang die
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Regional- und Lokalpresse beachtet wurden; dass ein relativ kleiner Kreis von prominenten Zeitschriften wiederholt bearbeitet wurde und nicht die Vielfalt von populären Periodika und dass die Fülle der Quellengattung Presse oftmals als »Steinbruch« selektiv und unkritisch genutzt wurde. Außerdem ist gemeinhin der Tatbestand unbefriedigend, dass kommunikationshistorischen Kontextualisierungen – Verleger, Finanzierung, Kommunikatoren, publizistische Merkmale, Intentionen, Zielgruppen, Wirkungen – in unzureichendem Umfang vorgenommen werden. Es unterbleibt bei den vielen EinzelblattAnalysen der kritische Blick auf das engere Medienspektrum und fast durchgehend eine differenzierte Einordnung des jeweiligen Untersuchungsobjekts in den gesamten oder zumindest den größeren Medienverbund. Ein derartiges Vorgehen ist unabdingbar, weil auch zwischen 1933 und 1945 jeder Rezipient Teil eines propagierenden Systems zur Stabilisierung der Herrschaft war, zur Kontrolle der Öffentlichkeit und Ausrichtung der »Volksgenossen« in einer Gemeinschaft, die das repressive Regime idealiter ohne scharfe (nachträgliche) Zensur zu steuern anstrebte. Der Sammelband legt einen starken Akzent auf die Behandlung von »Mein Kampf« (Thomas Vordermayer, Ulrich Baumgärtner, Marc van Berkel) und die kritische Untersuchung von Bildern aller Art sowie von filmischen Quellen in der Forschung, im Unterricht und deren öffentlichen Wirkungen (Clemens Zimmermann, Benjamin Städter). Die beiden Themenkreis verdienen auch zukünftig große Aufmerksamkeit, weil Hitlers Werk von 2016 an – das Urheberrecht endet 2015 – eine größere Aufmerksamkeit auch außerhalb der Fachöffentlichkeit erhalten dürfte und weil der Beitrag von René Schlott u.a. wieder einmal zu Recht auf die Aussagenambivalenz des Hitler-Films von Joachim C. Fest verweist, der weithin unkritisch gelobt worden ist. Die schulische Vermittlung und die sogenannte Erinnerungskultur behandeln Stefanie Paufler-Gerlach, Silke Peters, Moshe Zimmermann und Helmut König. BERND SÖSEMANN, BERLIN
Schäfers, Anja: Mehr als Rock ‚n’ Roll. Der Radiosender AFN bis Mitte der sechziger Jahre. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2014. (= Transatlantische Historische Studien, Bd. 52), 454 S. The American Forces Network (AFN) kam mit der amerikanischen Besatzungsarmee 1945 nach Deutschland. Der Sender errichtete seine deutsche Zentrale in Frankfurt am Main und unterhielt weitere Studios in München, Stuttgart, Bremen und Berlin. Entstanden aus einem Bedürfnis der in Großbritannien stationierten US-amerikanischen Soldaten nach heimatlicher Unterhaltung, da das Programm der BBC ihren Hörgewohnheiten nicht entsprach, ging AFN aber schon 1943 auf Sendung. Anja Schäfers hat sich zum Ziel gesetzt, die Rolle des Radiosenders als Teil der Geschichte Deutschlands nach 1945 während zweier Jahrzehnte nachzuzeichnen. Sie stellt fest, dass die AFN-Programme ein weit größeres Publikum unter deutschen Gast- bzw. Mithörern fanden als unter der eigentlichen Zielgruppe, den amerikanischen Militärangehörigen und Zivilisten. Sie räumt mit einigen Klischees auf, dass das Programmangebot von AFN ausschließlich aus seichter U-Musik bestand und dass ganze Generationen von jungen Deutschen AFN hörten. Klarzustellen ist: Es gab auch Hörspiele, Nachrichtensendungen und Bildungsprogramme, Beiträge für Frauen und Kinder; im Vergleich zu den deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten blieb das deutsche Hörerpublikum von AFN immer nur im einstelligen Prozentbereich. In vier Kapiteln, unterteilt in jeweils drei Abschnitte, breitet Anja Schäfers ihre in jahrelanger Forschungsarbeit gewonnenen Einsichten aus. In den beiden ersten widmet sie sich der Organisationsgeschichte (»Die vierziger Jahre«; »Die fünfziger und sechziger Jahre«), eines ist dem Programm und ein weiteres der Hörerschaft – differenziert in amerikanisches und deutsches Publikum – vorbehalten. Zum Schluss versucht sich der längste Abschnitt des Buches als Teil des Hörerkapitels an einer Deutung des Einflus-
Buchbesprechungen ses von AFN, bezeichnenderweise überschrieben mit »Zwischen ›Ami-Mist‹ und ›unofficial ambassador‹«. In ihrer Einleitung berichtet Anja Schäfers über die Schwierigkeit, auf aussagekräftiges Material für ihr Thema zurückzugreifen, da Archive des AFN nicht existieren. Lücken ließen sich nur über die Auswertung von Ersatzüberlieferungen auch in deutschen Rundfunkanstalten schließen. Dabei benutzte sie auch Bestände »eines Rundfunksenders, der ungenannt bleiben will«. (S. 21) Hat er etwas zu verbergen? ANSGAR DILLER, HOCHHEIM AM MAIN Raddatz, Fritz J.: Tagebücher. I: Jahre 1982– 2001. II: Jahre 2002–2012. Reinbek: Rowohlt 2010, 2014, 941, 719 S. Hat man erst einmal begriffen, dass es sich um Tagebücher eines in Kindheit und Jugend zutiefst traumatisierten Autors handelt, dann fällt eine Lektüre leichter; dann nimmt man diese Notate mit Gewinn als Quelle für die literarisch-publizistischen Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland seit den 1980er Jahren zur Kenntnis, die kaum jemand intimer kannte als er. Da ist man zunächst einmal verwundert, wie viel Hohn und Spott Raddatz sich stets und besonders nach seinem von ihm als schmählich empfundenen Ende bei der ›ZEIT‹ gefallen lassen musste, gehörte er doch zu denen, die diese Verhältnisse mit Eifer und höchst wirkungsvoll mitgestalteten, eine Persönlichkeit, der so mancher manches zu verdanken hatte. 1958 von der DDR in die Bundesrepublik übersiedelt, wurde er 1960 für fast ein Jahrzehnt Cheflektor und stellvertretender Verlagsleiter bei Rowohlt, ab 1976 bis 1985 dann Leiter des Feuilletons der Wochenzeitung ›Die ZEIT‹. Gar zu viele, so darf man vermuten, die ihm nach seinem tiefen Fall offene Missachtung zollten, hatten wohl in den Jahrzehnten zuvor vergeblich bei ihm angeklopft, um ihm ein Buchmanuskript oder ein Feuilleton anzudienen. Raddatz bemüht sich in seinen Tagebüchern nie, seine Verachtung zu verbergen, die er für diejenigen empfand, die er auf einem
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Karussell der Eitelkeiten kreisen sah, ein Kreisen, in dem er selbst unrettbar gefangen war. Verachtung zeigt er nicht nur denen, die nach 1945 behaupteten, nichts von dem gewusst zu haben, was ein Erwachsener nicht übersehen konnte, oder die sich gar als Widerständler erfanden, sondern insgesamt denen, in deren Mitte er lebt: »Was für ein Volk«, schreibt er, nachdem er Roman Polanskis Film ›Der Pianist‹ gesehen hat, »Erst bringen sie Millionen um – dann stehen sie vorm Kino Schlange, um drin über ihre BlutTat zu weinen.« (II, S. 48) Einen künftigen Medienhistoriker werden vielleicht einmal die ständigen Klagen über die »Verlags- und Zeitungsverkommenheit« (nur besonders prägnante Beispiele: I, S. 336, 387, II., S. 108, 340, 383, 613) irritieren, über Journalisten der bedeutendsten deutschen Zeitungen, die »nur noch von unwichtigsten Terminen gehetzten Menschen«, vor Eitelkeit und im Bewusstsein eigener Wichtigkeit ständig kurz vorm Platzen, sich »in falschem Deutsch und mit fehlerhaften Metaphern« zu Tode schuftend, aber schweigend, wenn in ihren Redaktionen über die Hälfte der Mitarbeiter wegrationalisiert wird (II., S. 169), eine Eitelkeit, die nur noch getoppt wird von den Schriftstellerkollegen, bei denen Raddatz stets unsicher bleibt, ob er, der selber doch auch Literat war, der Romane geschrieben hat, mit ihnen, den Grass, Rühmkorf, Hochhuth und Kempowski, von gleich zu gleich verkehren kann – immer fühlt er sich ungenügend geachtet. Bemerkenswert seine Beobachtung, wie alles kriecht vor den Gewaltigen des deutschen Journalismus, die als Besitzer von Zeitungen und Journalen das Sagen haben, Redakteure, die bei eigener Feigheit »über die Feigheit der Brechts und Seghers usw. perorieren« (II, S. 176). Freiheit des Journalismus und der Meinungen sind eine Illusion, wenn man Raddatz folgt, der sich mit dieser Überzeugung selbst auf einen Joachim Fest berufen kann, mit dem er gepflegt nicht nur über ungedruckt gebliebene Meinungsäußerungen, sondern auch über Speer und Hitler parliert (II, S. 240).
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Es sei nicht verschwiegen, dass die Schärfe, mit der Raddatz auch mit Freunden ins Gericht geht, oft amüsant ist, den Voyeur erfreut und Lesevergnügen bereitet, mit dem Schimpfen auf »Journalistengesocks« und »geschwätzigen Spiegel-Bübchen« aber auch Beklommenheit zurücklässt, wenn er von der »Hurenhaftigkeit dieses Berufs« spricht, von »Flegeljournalismus«, »Fernsehfuzzis« und angesichts von Talkveranstaltungen von einem Oral-Puff, in dem man sich erleichtert (I, S. 401, 472, 882): »Schade, daß ich nie mein Stück ›Die Journalisten‹ geschrieben habe – sie wollen die ganze Welt belehren und sind doch (meist) selber ganz kleine Leute. Sie rufen ›Herr Kohl darf nicht...‹ oder ›Präsident Chrirac muß...‹ – und haben Angst, auf die Straße gesetzt zu werden. Nimmt man ihnen die verliehene Macht, sind sie kümmerlich und bangen um die Rate, das Reihenhaus abzubezahlen. Die verliehene Macht – die kommt immer vom Inhaber; also vom Geld.« (I, S. 695) HOLGER BÖNING (BREMEN) Ahbe, Thomas / Hofmann, Michael / Stiehler, Volker (Hg.): Redefreiheit. Öffentliche Debatten der Bevölkerung im Herbst 1989. Problemwahrnehmungen und Lösungsvorstellungen aus der Mitte der Gesellschaft. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2014, 751 S. Ein tolles Buch. Ein Buch, das die Leipziger Atmosphäre vor einem Vierteljahrhundert einfängt und die Veränderungen in der DDR zwischen dem 2. Oktober und dem 12. November 1989. Die Herausgeber haben zwölf Wortlautprotokolle von öffentlichen Diskussionen zusammengetragen – auf der Straße, im Studentenklub Moritzbastei, im Gewandhaus und im academixer-Keller. Dass diese Protokolle zu einer phantastischen Quelle werden für den Wandel der Öffentlichkeit, hat auch mit dem editorischen Aufwand zu tun. Neben Einführungen in jede Diskussion, umfangreichen Sachwort- und Personenverzeichnissen (insgesamt 100 Seiten) und schönen Illustrationen gibt es zwei längere Texte, die die Dokumentation rahmen. Am Anfang zeichnet Thomas Ahbe akribisch und mit Liebe zum Detail das »Erlebnis
des 9. Oktober 1989 als Auslöser für die öffentlichen Debatten in Leipzig« nach, und am Ende wagen Thomas Ahbe und Michael Hofmann eine erste Analyse des Materials – von den Links zu den Kommunikationsmustern der DDR über den Teilnehmerkreis bis hin zu Verschränkungen der Öffentlichkeitsebenen. Da das Buch zugleich zentrale Medientexte und öffentlich zugängliche Erklärungen festhält und viele der Sprecher immer wieder die Strukturen der DDR-Öffentlichkeit thematisieren, liegt hier sein größtes Potenzial. Über fünf Jahre haben sie an der Sammlung gearbeitet, schreiben die Herausgeber im Vorwort, um dann erst am Druckkostenzuschuss zu verzweifeln (im »Wert eines Mittelklassewagens«) und schließlich doch noch einen Leipziger Verlag zu finden und spendable Bürger. So oder so ist dieses Buch ein Geschenk der Leipziger für die Kommunikationsgeschichtsschreibung. MICHAEL MEYEN, MÜNCHEN Hoins, Katharina: Zeitungen. Medien als Material der Kunst. Berlin: Reimer 2015, 320 S. Eine Art Boule-Kugel ziert den Titel: das Kunstwerk »Le Monde, 24. Janvier 2009«. Albrecht Schäfer hat dafür eine Ausgabe der Pariser Tageszeitung in kleine Stücke zerrissen und mit Tapetenkleister zu einem Ball mit sieben Zentimetern Durchmesser geformt: Zeitung als Material der Kunst. Weit mehr als hundert weitere Gemälde, Verfremdungen, Assamblagen, Installationen von dutzenden Künstlern werden in dem reich bebilderten Buch genannt, eingeordnet, analysiert – allesamt, wie die Autorin ihre Auswahl begründet, »Kristallisationspunkte [der] Zeitungskunstgeschichte im westlichen Europa und den USA«. (S. 11) Eine beeindruckende Materialsammlung wird so in der am Fachbereich Kulturgeschichte und Kulturkunde der Universität Hamburg als Dissertation angenommenen Untersuchung ausgebreitet, ein Panoptikum der Kunst des Zwanzigsten Jahrhunderts, ein Sammelsurium, gegliedert in vier mit »Verbinden und Ablösen«, »Sehen und Fühlen«, »Informieren, Wegwerfen, Aufbewahren« und
Buchbesprechungen »Montieren, Kommentieren, Einschreiben« vage überschriebenen Hauptkapiteln. Stehen bei den dadaistischen Collagen etwa von Hannah Höch und George Grosz noch Zitate, Aussagen aus den Zeitungen, spezifische Medienrealitäten im Blickpunkt, werden Ausrisse aus den Blättern bei Schwitters, Braque, Picasso vor allem Bildmaterial; sind bei Willem de Kooning oder Franz Kline allenfalls noch Buchstaben zu erkennen, so wirkt das Zeitungspapier bei den Übermalungen z.B. von Robert Rauschenberg, Mark Rothko oder Jasper Johns wesentlich nur mehr als ein Farbträger, ein Rohstoff. In Installationen von Mario Merz stehen oft eingesetzte Zeitungsstapel für »den Fluss der Zeit« (S. 150), bei Joseph Beuys werden sie zu »Zeitungsbatterien« als Zeichen sowohl der »Veränderung als auch der Bewahrung« (S. 196) und On Kawara transformiert Zeitungsausschnitte zu »Monument[en] des Tages« (S. 190f.). Abstraktion, Übertragung, Dekonstruktion und neue Sinnstiftung stehen meist im Vordergrund – doch auch konkrete Zeitund Medienkritik ist geboten, bis hin zu Klaus Staecks und Günther Wallraffs plakativer Bildzeitungskritik: »KILLT. Wer etwas Ehrgefühl hat, sollte dieses Lügenblatt nicht kaufen«. Drei Analysedimensionen, drei Schlüsselbegriffe stehen im Mittelpunkt der Analyse: Materialität (also der physische Aspekt der Zeitung), Medialität (als »Art und Weise, auf die dieses spezifische Medium Inhalt vermittelt«, (S. 16) und Semantizität (womit die Funktion der Zeitung gemeint ist, »über Sprachund Bildzeichen etwas mitzuteilen«. (S. 18) Ziel ist es »Bedeutungsdimensionen heraus[zuarbeiten], die sich im Zusammenspiel von gesellschaftlichen Zuschreibungsprozessen und künstlerischem Handeln formen und historisch verändern«. (S. 11) Trotz der fast übervielen Beispiele bleibt das oft abstrakt, für den Kommunikationswissenschaftler zu kunstwissenschaftlich, sehr werkimmanent, wenngleich auch viele Zeitbezüge und manche medienwissenschaftliche Anknüpfungspunkte, etwa von Marshall McLuhan zur Popart, aufgezeigt werden. Ein interessanter, neu-
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er und inspirierend anderer Zugang zum Medium Zeitung ist es allemal. MARKUS BEHMER, BAMBERG Bukow, Gerhard Chr. / Fromme, Johannes / Jörissen, Benjamin (Hg.): Raum, Zeit, Medienbildung. Untersuchungen zu medialen Veränderungen unseres Verhältnisses zu Raum und Zeit. Wiesbaden: Springer VS 2012, 299 S. Der Sammelband ist eine der wenigen Einlösungen dessen, was der Begriff »Spatial Turn« seit dem Ende der 1990er Jahre postuliert, nämlich die Wiederentdeckung des Raums als Kategorie in den Kultur- und Sozialwissenschaften. Die Beiträge gehen zurück auf Vorträge im Rahmen des Magdeburger Theorieforums sowie einer Vorlesungsreihe an der dortigen Universität. Das Buch gliedert sie in drei Themenschwerpunkte, im ersten geht es um »Veränderungen unseres Verhältnisses zur Zeit«, im zweiten analog zum Raum und im letzten um »Mediale Raum-Zeit-Modulationen«. Im ersten Teil bietet Thorsten Lorenz einen interessanten Einstieg, in dem er medienimmanente Zeitverschwendung und Informationsleere behandelt. Weitere Beiträge beziehen die Bedingungen medialer Beschleunigung auf Bildungsprozesse (Horst Niesyto) oder allgemeiner auf Moralvorstellungen und Erwartungshaltungen (Karin-Gratiana Wurm). Manuel Zahn analysiert die eigentümliche Erzählstruktur des Films ›Memento‹. Drei Aufsätze im zweiten Teil beschäftigen sich mit Computerspielen, darunter eine aufschlussreiche Darstellung der Praxis des »Game Moddings«, bei der Nutzer digitale Spielewelten umgestalten (Alexander Knorr), eine Reflexion über veränderte Normalitätserwartungen in Exklusionsräumen wie z.B. Computerspielen (Udo Thiedeke) und eine Analyse der Motive von Jugendlichen, warum sie virtuelle Spiel-Räume aufsuchen (Christina Schachtner). Die Brücke zwischen physischem und virtuellem Raum schlägt Corinna Pape, die ein Augmented Reality-Projekt im Bereich »Mobiles Lernen« für Schüler in Amsterdam vorstellt. Kai Hamburger et al. untersuchen experimentell die kognitiven
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Prozesse, die der menschlichen Navigationsfähigkeit zugrunde liegen. Im dritten Teil analysiert Karin Bruns den Verlust des bewussten Zeiterlebens anhand von Film- und Computerspielsequenzen. Alexander Unger untersucht die Modulation in Form des Remix eines Musikvideos von U2. Nur wenige Bezüge zum Thema des Sammelbandes weist der letzte Aufsatz von Stefan Höltgen auf, der unterhaltsam die Kulturgeschichte computervermittelter Liebesbeziehungen in Literatur, Film, Fernsehen und Popsongs erzählt. Als Sammlung von Beispielen, wie Raum und/oder Zeit als Analysekategorien für mediale Veränderungen genutzt werden, bietet der Band eine große thematische, theoretische und perspektivische Vielfalt. Da jedoch implizit unterschiedlichste Zeit- und Raumkonzepte (z.B. ästhetische, virtuelle, soziale und physische R.) behandelt werden, fehlt ihnen der verbindende »rote Faden«. Wer also einen ersten Zugang zum und gut strukturierten Überblick über das Raumparadigma sucht, ist mit den Sammelbänden von Döring/Thielmann (2008) oder Dünne/ Günzel (2006) besser beraten. FLORIAN L. MAYER, BAMBERG Gendolla, Peter / Schulte, Dietmar (Hg.): Was ist die Zeit? Paderborn: Fink 2012 (= Heinz Nixdorf MuseumsForum, Bd. 2012), 238 S. Sich mit der Zeit zu beschäftigen ist kommunikationshistorisch ebenso wichtig wie mit der Semiologie: Es ist nicht nötig, in jeder Publikation auf Grundsätzliches einzugehen, es hilft aber ungemein, sich der konstituierenden Grundfaktoren sozialer Kommunikation bewusst zu sein. In diesem Sinne haben die Herausgeber eine Reihe von instruktiven Beiträgen versammelt, die von kommunikationshistorisch weniger wichtigen Aspekten, z.B. den physikalischen, zu sehr zentralen, z.B. den kulturellen Überformungen der Zeit reichen. Letztere, von Jan Assmann zu den ägyptischen und von Peter Pörtner zu den japanischen Zeitvorstellungen, machen besonders deutlich, dass es sinnvoll ist, Selbstverständliches zu
hinterfragen. Der Sammelband beruht auf einer Vortragsreihe; die durchweg verständlich geschriebenen Beiträge sind ansprechend illustriert. RUDOLF STÖBER, BAMBERG Merkel, Johannes: Hören, Sehen, Staunen. Kulturgeschichte des mündlichen Erzählens. Hildesheim: Olms 2015, 576 S. In der Geschichte – und auch noch Gegenwart – der Kommunikation kommt dem Mündlichen Erzählen eine kaum zu überschätzende Bedeutung zu. Aus der unmittelbaren persönlichen Übermittlung von Geschichten mittels Wort, Geste und ggf. auch Körperausdruck erwuchsen im Abendland Prosa und Drama; selbst der Film in seiner Schnitttechnik ist näher am mündlichen als am schriftlichen Erzählen. Im privaten Zusammenhang wie im öffentlichen Raum ist der mündlichen Erzählung, die von spezifischen kommunikativen, teils rituellen Signalen zwischen Erzähler und Publikum eingeleitet und begleitet wird, eine besondere Faszination zu eigen, aus der sich ihr Weiterleben und ihre heutige Renaissance im westlichen Kulturkreis erklärt. In manchen außereuropäischen Kulturen, beispielsweise in Afrika und Indien, ist die Tradition der Erzählweisen noch nicht abgerissen, lediglich die Inhalte sind mitunter hier und da der Gegenwart angepasst. Der vorliegende Band stellt die Quintessenz einer mehr als dreißig Jahre währenden akademischen Lehr- und vor allem Forschungstätigkeit sowie der eigenen Praxis als Erzähler dar. Er bietet, unter mannigfachem Bezug vor allem auf ethnologische, folkloristische und Reiseliteratur aus dem deutschen, englischen, französischen und spanischen Sprachraum, einen weit gefächerten, fast global zu nennenden Überblick von Verfahren, Anlässen bzw. sozialen Funktionen und auch Inhalten des mündlichen Erzählens beispielsweise bei den Indianern Nordamerikas, in afrikanischen Kulturen, in Mittelasien und auf dem Balkan, in Indien und im Orient, in Ostasien und im Europa der Neuzeit. Die über neun topographisch gegliederte Kapitel verteilte geschichtliche Rückschau
Buchbesprechungen verbindet sich am Ende – und folgerichtig – mit der Gegenwart über das Schlusskapitel »Zur Wiederbelebung einer alten Kunst. Erzählen in der Mediengesellschaft«: Hier werden einerseits die heutigen vorwiegend elektronisch betriebenen Apparate zur Vermittlung von Geschichten für Groß und Klein in ihrer Nähe und auch Ferne zum traditionellen persönlich-individuellen Erzählen betrachtet, andererseits wird der Anteil, ja die Notwendigkeit der ursprünglichen Kommunikationsform für eine erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung und Spracherziehung plausibel begründet. Und auch hier weiß der Autor aus erster Hand, wovon er spricht, hat er doch bis in die Gegenwart hinein in verschiedenen deutschen Städten eine Reihe von Erzähl-Projekten zur Sprachförderung im schulischen und außerschulischen Bereich initiiert, mitveranstaltet und ausgewertet. Die vorgelegte Übersicht historischer und gegenwärtiger Erzählkulturen kann man, ohne zu übertreiben, als eine Welt-Neuheit bezeichnen, denn Ähnliches wurde bislang nicht vorgelegt. Anne Pellowskis World of Storytelling (New York 1977) verfolgt einen anderen, viel schmaleren Ansatz. Ohnehin muss es, angesichts der universalen Bedeutung des Themas, erstaunen, wie wenig Aufmerksamkeit ihm in der Forschung im deutschen Sprachraum zuteil wird. Selbst die jüngst abgeschlossene Enzyklopädie des Märchens bringt nur einen einzelnen Artikel zum »Erzählen« selber – der allerdings, profund geschrieben, von der großen ungarischen Forscherin Linda Dégh (1920–2014) stammt, der Nestorin dieses Themas, die nach der eigenen bahnbrechenden Studie zu Funktionen und Formen des mündlichen Erzählens im noch halb-agrarischen ländlichen Ungarn (Berlin 1962) später am Folklore-Institute der Indiana University in Bloomington wichtige weitere einschlägige Arbeiten angestoßen und begleitet hat. Die hier vorlegte akademische Kulturgeschichte einer alten und doch immer wieder neuen Kunst, ausgeübt von Spezialisten wie von jedermann, zeichnet sich aus durch analytische Perspektive, wohlüberlegte Strukturierung und, nicht zuletzt dank der vielen hier
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aufgenommenen traditionellen Erzählungen, auch durch vergnügliche Unterhaltsamkeit. MICHAEL NAGEL, BREMEN Kinnebrock, Susanne / Schwarzenegger, Christan / Birkner, Thomas (Hg.): Theorien des Medienwandels. Köln: von Halem 2015 (= Öffentlichkeit und Geschichte 8), 325 S. Untersucht man Medienwandel, so erscheint es selbstverständlich, eine historische Perspektive einzunehmen, da ein aktueller mit einem vergangenen Zustand verglichen werden muss. Die Herausgeber des Bandes weisen aber darauf hin, dass in kommunikationswissenschaftlichen Arbeiten das »Vorher« »vergleichsweise selten« zum Thema werde. Allzu oft analysiere man das vermeintlich Neueste und setze es dann schlichtweg als Innovation, Revolution oder als Bruch, als Ergebnis einer Evolution, Transformation oder einer Entwicklung. Die hier versammelten Autoren wollen nun auf die Bedeutung der historischen Perspektive und des diachronen Vergleichs für Studien hinweisen, die den Medienwandel in den Blick nehmen, und zur Weiterentwicklung und Schärfung des methodischen und begrifflichen Rüstzeugs beitragen. Zu Beginn des Bandes gibt Jürgen Wilke einen Überblick über Theorien aus den Nachbardisziplinen, die eine Erklärung für den Medienwandel anbieten. Rudolf Stöber, Andreas Ziemann und Michael Latzer beschreiben hingegen in ihren evolutionstheoretischen Ansätzen Wandel als immanenten Prozess des medialen Feldes. Friedrich Krotz, Andreas Hepp und die Autorengruppe aus Michael Meyen, Steffi Strenger und Markus Thieroff nehmen unter den Stichworten der »Mediatisierung« und »Medialisierung« die Wechselwirkungen von gesellschaftlichem und medialem Wandel in den Blick. Eine dritte Gruppe präsentiert historische Fallstudien, die die Auswirkungen des Medienwandels auf das Nutzerverhalten (Erik Koenen), die Muster in den Diskussionen, die Medieninnovationen begleiten (Nelson Ribeiro), und die Beziehung von »alten« zu »neuen« Medien (Gabriele Balbi) untersuchen. Die abschließenden Beiträge reflektieren über vorliegende Versuche,
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die Kommunikationsgeschichte des Wandels zu schreiben. Stefanie Averbeck-Lietz weist unter anderem auf die starke Orientierung am medientechnologischen Fortschritt hin, Andreas Fickers plädiert dafür, auch Kontinuitäten stärker in den Blick zu nehmen, und Siegfried J. Schmidt arbeitet den Zusammenhang von Geschichtsmodellen und der Mediengeschichtsschreibung heraus. Obwohl einige Artikel in ähnlicher oder gleicher Form bereits in anderen Zusammenhängen veröffentlicht wurden, zeichnet sich der Sammelband durch eine vergleichsweise hohe Konsistenz aus. Er gibt einen gelungenen Überblick über die Theorien, die mit dem Begriff des Medienwandels operieren, er trägt dazu bei, Medienwandel in seinen Facetten auszuleuchten, und er weist auf Verengungen in kommunikationswissenschaftlichen und -geschichtlichen Ansätzen hin. PATRICK MERZIGER, LEIPZIG Fleischhacker, Michael: Die Zeitung. Ein Nachruf. Wien: Christian Brandstätter Verlag 2014, 208 S. Zunächst einmal: dies ist ein anregendes Buch, dessen Grundthese lautet, dass ein Blick nach vorne ein Blick zurück sein müsse. Sein Autor geht zu diesem Zweck mit ernsthaftem Bemühen daran, eine Biographie der Zeitung zu skizzieren, eine Biographie, an der, obwohl sie wesentlich auf den Mediengeschichten von Frank Bösch und Werner Faulstich beruht, hier nicht beckmesserisch mit dem Blick des Spezialisten auf einzelne, wenn auch fundamentale Unrichtigkeiten reagiert werden soll, beispielweise der, die Zeitung sei aus dem kaufmännischen Briefwesen entstanden, wissen wir doch seit der Erschließung der Fugger-Zeitungen sowie den Arbeiten von Cornel Zwierlein und Oswald Bauer, dass die periodische handschriftliche und die aus ihr entstehende gedruckte Zeitung ein Kind des diplomatischen Briefverkehrs und Berichtswesens ist, die Evolution von handschriftlichen Verbreitungsmedien bereits im 16. Jahrhunderts ausgehend von Norditalien mit der Entstehung einer staatlich kaum noch kontrollierba-
ren Öffentlichkeit und der Herausbildung eines frühneuzeitlichen Gegenwartshorizonts verbunden ist. Gleichwohl: es ist eine erfreuliche Erscheinung, dass ein Journalist, der sich mit Gegenwart und Zukunft seines Berufes und der Zeitung befasst, den Blick auf die Vergangenheit richtet, um dort Antworten für die Zukunft zu gewinnen. Und die zentrale Antwort leuchtet völlig ein, dass nämlich das »Prinzip Zeitung« als ökonomisches und technologisches Gefäß für die dauerhafte Konservierung des »Prinzips Journalismus« aus der Mitte der neuen Möglichkeiten und den Rahmenbedingungen der digitalen Welt entwickelt werden müsse und dabei aus dem Blick zurück zu lernen sei, dass entscheidend für die Zukunft des Journalismus eine Grundhaltung sei, die zu allen Zeiten Voraussetzung für den Erfolg von publizistischen Produkten gewesen sei, nämlich möglichst rasch auf die sich ändernden Informationsbedürfnisse des Publikums zu reagieren und diese Bedürfnisse in der erwarteten Qualität und zu Kosten zu befriedigen, die durch den Verkauf der daraus entstehenden Produkte zumindest gedeckt werden können. (S. 138f.) Die heutige Krise der professionellen journalistischen Medienproduktion, habe, so meint Fleischhacker, auch damit zu tun, dass sich unter den Journalisten ein Selbstverständnis entwickelt habe, das dazu neige, die Konsumenten davon zu überzeugen, dass mit ihren Bedürfnissen etwas nicht stimme. Überwinden werde diese Krise sich nur lassen, wenn jener unternehmerische Journalismus wieder zu Ehren komme, der von den ersten Wochenzeitungsproduzenten an für Dynamik gesorgt habe. Wie gesagt: ein anregendes Buch, das darüber hinaus auch deutlich werden lässt, dass die historische Kommunikations- und Presseforschung noch einiges tun muss, um in der Öffentlichkeit und in der aktuellen Diskussion über die Zukunft von Zeitung und Journalismus präsenter zu werden. HOLGER BÖNING, BREMEN Zykova, Antonina: Zaren, Bären und Barbaren. Das mediale deutsche Russlandbild am Anfang des 21. Jahrhunderts und seine histori-
Buchbesprechungen schen Wurzeln. Herne: Gabriele Schäfer Verlag 2014, 353 S. Kommunikationshistorisch interessant an dieser auf breiter Quellenbasis erarbeiteten Studie sind die Fragen, wie sich frühere Vorstellungen von Russland in den deutschen Medien im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts niederschlagen und woher diese Bilder kommen, die wir heute als so selbstverständlich gegeben empfinden. Die vorliegende Untersuchung will deutlich machen, wie unser Verständnis des östlichen Nachbarn durch die überlieferten Wahrnehmungsmuster geprägt wird, die in ihren Ursprüngen bis ins 16. Jahrhundert hinein reichen. Die Autorin zeigt sehr detailliert und einleuchtend, welch ungeheure Bedeutung die historischen Russlandbilder für die aktuelle Wahrnehmung haben und wie leicht – und wie selbstverständlich – die alten Schreckbilder aktivierbar sind. Die konstanten Elemente des deutschen Russlandbildes entstammen zwar aus verschiedenen Epochen, aber ihre Entwicklung, so die Autorin, war mit dem Ende des 19. Jahrhunderts abgeschlossen. Die deutschen Journalisten, so ein Ergebnis dieser Arbeit, lassen auch heute noch deutlich ihr Selbstverständnis und ihre Vorurteile in ihre Berichte eingehen, die oft sehr ähnliche Defizite in Bezug auf Russlandkenntnisse aufweisen, wie sie bereits für Russlandautoren seit dem 16. Jahrhundert bestimmend waren. Simplifizierungen, Stereotypen, Eindeutigkeit der Feindbilder, Eindimensionalität, Emotionalisierung und Negativität der Berichterstattung und nicht zuletzt Indienststellung des Journalismus für die politischen Ziele des eigenen Landes. Eine Pflichtlektüre für jeden Russlandberichterstatter und Journalisten sollte man meinen, doch ob Aufklärung auf diesem Felde wirklich hilfreich sein könnte, bleibt nach der Lektüre dieser anregenden Arbeit mit ihren vielen historischen Darstellungen doch zweifelhaft. HOLGER BÖNING, BREMEN Birkner, Thomas: Mann des gedruckten Wortes. Helmut Schmidt und die Medien. Bremen: Edition Temmen 2014, 156 S., 44 Abb. Dieser Band ist in einer Reihe von Stu-
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dien der Helmut und Loki Schmidt-Stiftung erschienen und widmet sich dem Verhältnis des Altbundeskanzlers zu den Medien. Das erste Kapitel beschreibt die ersten publizistischen Gehversuche nach dem Kriege, mit denen Schmidt Presse und Öffentlichkeit gezielt nutzte, um als Bundestagsabgeordneter oder Hamburger Innensenator gezielt ihm wichtige politische Themen zu platzieren. Das zweite Kapitel ist der Frage gewidmet, ob Schmidt als Medienkanzler bezeichnet werden kann, das Abschlusskapitel zeigt ihn als in der Presse sehr präsenten elder statesman und Medienkritiker. Dieses durchaus informative Buch zeigt allerdings einmal mehr, dass man vielleicht nicht über Lebende schreiben sollte, stellt sich da doch stets das Problem hinreichender kritischer Distanz. HOLGER BÖNING, BREMEN Lucius, Robert von: Zwischen Weser und Weltraum. Streifzüge durch Bremen. Halle: Mitteldeutscher Verlag 2015, 173 S. Das hübsche Bändchen bietet die Sicht eines lange Jahre für die FAZ aus Bremen berichtenden Journalisten auf die Hansestadt. Es verwundert nicht, dass die Medien in diesem Band eine wichtige Rolle spielen, das modernste Funkhaus Europas beispielsweise, das Radio Bremen sein eigen nennt, aber auch eine Einrichtung, die sich der Erforschung der historischen Presse verschrieben hat. Bremen sei wirklich anders als alles andere in Deutschland, so der Autor, und so bedauert er es, dass das älteste Institut der Universität Bremen, die Deutsche Presseforschung, zugleich das einzige deutsche Universitätsinstitut, das sich mit der historischen deutschen Presse befasst und das die Erforschung der deutsch-jüdischen Presse zu seinem Forschungsthema gemacht und zu diesen Themen in den vergangenen 15 Jahren mehr als hundert Bücher publiziert hat, sich nicht der Sorgfalt der Bremer Stadtmütter und -väter erfreut, die dieses traditionsreiche Institut mit seiner einmaligen Forschungsinfrastruktur, aufgebaut aus öffentlichen Mitteln, verdient hätte. HOLGER BÖNING, BREMEN
Bibliografie Wilbert Ubbens
Kommunikationshistorische Aufsätze in Zeitschriften des Jahres 2014 (mit Nachträgen und Korrekturen für die Jahre 1998–2013) In Fortsetzung der bibliografischen Berichterstattung in diesem Jahrbuch (vgl. 1 (1999) S. 289–310, 2 (2000) S. 280–306, 3 (2001) S. 281–315, 4 (2002) S. 302–335, 5 (2003) S. 265–293, 6 (2004) S. 307–334, 7 (2005) S. 289–320, 8 (2006) S. 303–342, 9 (2007) S. 299–352, 10 (2008) S. 218–292, 11 (2009) S. 249–331, 12 (2010) S. 245–320, 13 (2011) S. 247–337, 14 (2012) S. 243–337, 15 (2013) S. 243–337 und 16 (2014) S. 246–336) werden im Folgenden wissenschaftliche Beiträge zu kommunikationshistorischen Themen in Zeitschriften verzeichnet, deren Erscheinungsjahr von den Verlagen mit 2014 deklariert wird. Nachgetragen werden Aufsätze aus den Jahren 1998 bis 2013, die bisher übersehen wurden oder nicht erreichbar waren. Der wachsende Umfang der Bibliografie und die große Zahl an Nachträgen in den letzten Ausgaben und auch in dieser Ausgabe beruhen vor allem darauf, dass im Nachgang eine Vielzahl von historischen und literaturwissenschaftlichen Zeitschriften mit einigem Erfolg durchgesehen worden ist, dass Zeitschriften inzwischen auch in älteren Jahrgängen über das Internet zugänglich sind und dass vermehrt neue, nur im Internet zugängliche Zeitschriften publiziert werden, die mir nicht sofort bekannt sind. Fast alle Titelangaben werden wieder durch kurze inhaltliche Hinweise präzisiert oder erläutert; lediglich in den Fällen, in denen die Titel ausreichend für sich sprechen, und in den (wenigen) Fällen, in denen ich mich allein auf bibliographische Hinweise oder auf im Internet angebotene Inhaltsverzeichnisse von Zeitschriften (ohne Zugang zum Volltext) verlassen musste, wurden solche Zusätze fortgelassen.
Hinweise auf hier vermisste Aufsätze oder übersehene und nicht ausgewertete Zeitschriften werden gern entgegen genommen. Nach Möglichkeit sollen sie in der nächsten Jahresübersicht berücksichtigt und nachgetragen werden. Die Liste der in den letzten Jahren mit Erfolg durchgesehenen Zeitschriften folgt am Schluss der Bibliografie. Alle bisherigen Bibliografien können auf der Homepage des Jahrbuchs http://www.steinerverlag.de/JbKG eingesehen werden. Die zuletzt nicht vollständig abgedruckte Titelgruppe 10.2 »Einzelne Personen« ist mit vollzähligen Angaben unter der URL http://www.pressefor schung.uni-bremen.de/persbibl .html jahresweise und kumuliert einsehbar. Redaktionsschluss für die Bibliografie: 30.6.2015. GLIEDERUNG: 1. Theorie und Methode, Wissenschaft, Institutionen 2. Geschichte der Kommunikationswissenschaft 3. Allgemeine und vergleichende Kommunikationsgeschichte 4. Presse, Druckmedien 5. Film 6. Elektronische Medien (Hörfunk, Fernsehen, Internet) 7. Übrige Medien 8. Werbung, Public Relations 9. Propaganda, Kommunikationspolitik, Recht 10. Kommunikatoren 10.1. Allgemein 10.2. Einzelne Personen 11. Rezipienten
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Journalismus
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19 (2014) 1, S. 24-42. [Über die Figur des Sherlock Holmes in den Romanen von Conan Doyle insbes. in »The Man With the Twisted Lips« 1891 als Verkörperung des typischen britischen Zeitungslesers] Zubayr, Camille u. Heinz Gerhard: Tendenzen im Zuschauerverhalten. Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2012. In: Media Perspektiven (2013) 3, S. 130142. [Für Deutschland mit Vergleichsdaten seit 1992 und 2001] Zubayr, Camille u. Heinz Gerhard: Tendenzen im Zuschauerverhalten. Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2013. In: Media Perspektiven (2014) 3, S. 145158. [Für Deutschland mit Vergleichsdaten seit 1992 und 2001] Die Liste der ausgewerteten Zeitschriften muss aus Platzgründen entfallen; sie kann beim Bearbeiter gern erbeten werden. Korrespondenzanschrift Wilbert Ubbens, Mendestr.25, 28203 Bremen Email: [email protected]
Register der im Textteil der Aufsätze behandelten wichtigsten Personen und Sachen Alldeutscher Verband 125 Allgemeine Zeitung 137 Allgemeine Zeitung des Judenthums 136–138 Amann, Max 40f., 52 Ansichtskarten 93 Antisemitismus 136–138, 140, 148–151, 155 Anzeigenblätter 23 Aufklärung 167–193 Aufklärung, jüdische 134f. Auflagen jüdischer Presse 143 Augusterlebnis 89 Auslandskorrespondenten 45f. Aviso. Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente. Durch Europa und andere Teile der Welt 7, 13–15 Bahr, Richard 46f. Barkai, Avraham 161 Bayerische Zeitung 42 Berchtold, Leopold von 105, 107, 115 Berliner jüdisches Gemeindeblatt 138 Berliner Lokal-Anzeiger 113, 121 Berliner Tageblatt 90, 122 Bernhardi, Friedrich von 118, 127 Bethmann Hollweg, Theobald von 105–110, 114– 116, 124, 128 Bismarck, Otto von 102f., 110f. Boas, Jacob 145 Bremer Bürger-Zeitung 121f. Bremer Gemeindeblatt 148, 150 Bremer Nachrichten 148 Bremer Tageblatt 120 Bremm, Klaus-Jürgen 90– 93
Breslauer General-Anzeiger 35, 52 Breslauer Neueste Nachrichten 35, 52 Brief 87 Bülow, Bernhard von 118, 126 Burgfriedenpolitik 87, 90– 92 Buttersack, Felix 34, 44 Caprivi 103f. Centralverein Deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens 136, 138f. Chamberlain, Neville 123 Churchill, Winston 106 Clark, Christopher 86, 91, 95–126 Correspondente von und für Deutschland 51 Cotta, Johann Friedrich 137 CV-Zeitung 136, 138f., 141, 143, 145, 151, 154, 159 Danziger Jüdisches Gemeindeblatt 159f. Deutsches Armeeblatt 120 deutsch-jüdische Presse 131–166 Diehl, Katrin 143f. Dolchstoßlegende 124 Dovifat, Emil 164 Dresdner Neueste Nachrichten 39, 41f., 55–59 Dyhernfurter privilegirte Zeitung 134 Ebert, Friedrich 124 Eichmann, Adolf 151 Erster Weltkrieg, Presseberichterstattung 39 Erster Weltkrieg, Ursache 86–126 Eulenburg-Hertefeld, Philipp Fürst zu 110 Extrablätter 87, 113
Falkenhayn, Erich von 114 Fechter, Paul 48 Feldzeitungen 93 Filies, Fritz 47 Film 87 Fischer, Fritz 95, 117 Flugschriften 93 Fränkel, David 135f. Frankfurter Nachrichten und Intelligenz-Blatt 54 Frankfurter Zeitung 20f. Franz Ferdinand (öst. Thronfolger) 99, 116f., 121 Franz Joseph I. 97, 102, 115 Frauen als Zeitungsleser 55 Freeden, Herbert 143 Freiburger Zeitung 88 Fuchs, Gustav 53 Gebrauchsgraphik 50 Gelehrte Artikel 10 Gemeindeblatt der jüdischen Gemeinde zu Berlin 155–157, 164 Gemeindeblätter, jüdische 138 Generalanzeiger (diverse, hier nicht einzeln aufgeführte Titel) 30–85 General-Anzeiger für Nürnberg-Fürth 51 George, Lloyd 111 Giesl, Wladimir, Freiherr von Gieslingen 107 Girardet (Verlegerfamilie Essen) 31, 41 Goebbels, Joseph 146, 148, 153 Goldberg, Fritz 164 Goldstein, Moritz 140 Goltz, Rüdiger von der 41 Gombrich, Ernst 132 Grau, Wilhelm 155 Gräuelpropaganda 87, 92 Grey, Edward 106 Gustav 148
Register ha aretz 141 Hajnt 141 Hallische Nachrichten 41f. Hannoversche Anzeiger 46 Haußmann, Conrad 116 Heimatfront 86f. Herbert, Ulrich 86, 118, 125–129 Hermes, Maria 94f. Herzberg, Arno 145, 150– 153, 156 Hinkel, Hans 149–151 Hitler, Adolf 39f., 153 Holländer, Ludwig 139 Hötzendorf, Conrad von 98f., 105 Huck (Verlegerfamilie, Mitglieder nicht einzeln aufgeführt) 30–85 Hugenberg, Alfred 40f. Im Deutschen Reich 136 Ippen, Dirk 44 Israelit, Der 132, 156 Israelitisches Familienblatt 143, 145 Jäckel, Eberhard 144 Jagow, Gottlieb von 110, 113 Jewish Telegraphic Agency 145, 150–154 Journale, gelehrte 167–193 Jüdische Rundschau 143, 145–147, 149, 154, 156, 159–161 Jüdische Telegraphenagentur 145, 150–154 Jüdische Zeitung für Ostdeutschland 154 Jüdisches Archiv: Mitteilungen des Komitees »Jüdisches Kriegsarchiv« 138 Jüdisches Nachrichtenblatt 143, 161–164 Julikrise 87, 105, 113–123 Kalender 64, 81 Kalender und Jahrbücher, deutsch-jüdische 144 Kanzleisprache 12–29
Kaplan, Thomas Pegelow 150 Karikaturen 93 Kaufmann, Stefan 86 Keuten, Alla 95 Kinder-Rundschau 156 Kissinger, Henry 106 Koch, Ferdinand 52f. Koch, Lars 86 Kohelet Mussar 133f. Kölnische Volkszeitung 122 Kramer, Alan 111, 117 Kraulidat, August 38 Kriegbaum, Friedrich 37 Kriegs- und Hofberichterstattung 18 Kriegsberichterstattung, Erster Weltkrieg 87 Kriegspropaganda 86f., 90–93, 96f., 100, 111f. Kriegssammlungen deutscher Bibliotheken 93– 95 Krüger (Verlegerfamilie Dortmund) 31 Krumeich, Gerd 95, 98, 110 Kulka, Otto Dov 144 Kunst, Die 50 Kunstwart, Der 140 Lehmann, John 53 Leonhard, Jörn 118 Leonhardt (Verlegerfamilie Leipzig) 31 Lichnowsky, Karl Max von 105, 116 Lizenzpresse 43 Lokalberichterstattung 55 Londoner Times 87 Luther, Martin 22 Machtübergabe an Nationalsozialisten 131–166 Madsack, August 46 Madsack. August 53 Mann, Thomas 138 Massenpresse, illustrierte 87 Medien im Ersten Weltkrieg 87–126
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Medienereignis Weltkriegsbeginn 95 Mendelssohn, Moses 133 Merkel, Angela 124 Militärzensur 39 Miller, Ignaz 86, 122–124 Minjon (Verlegerfamilie) 54 Mitteilungsblatt der Hitachduth Olej Germania 156 Moltke, Helmuth von 103, 112, 114f. 128 Moment, Der 141 Mosse, Rudolf 31f. Müller, Georg Alexander von 110, 115 Münchener Zeitung 41f. Münchner Merkur 31f., 34, 44 Nachrichtenwesen 5–27 Nees, Peter Johann 36 Neue Züricher Zeitung 87 Nürnberger Zeitung 51 Öffentlichkeit 39, 140 Öffentlichkeit vor und während des Ersten Weltkriegs 88f., 110, 118–123 Öffentlichkeit, gelehrte 167–193 Öffentlichkeit, jüdische 140, 159 Ostmarkenverein 125 Pantheon 50 Peine, Friedrich 116 Periodika der Aufklärung 167–193 Philippson, Ludwig 136 Photographie 87, 93 Plakat 87 Postkarte 87, 93 Prediger der Sitten 133f. Presse, deutsch-jüdische 131–166 Presse, Internationale Erster Weltkrieg 87f. Pressepolitik, deutsche 119 Pressepropaganda 123, 125 Princip, Gavrilo 96
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Register
Provinz- und Lokalpresse, Erster Weltkrieg 89f.
Strauss, Ilse 160 Stürmer, Der 158
Quellen für Kriegsstimmung 88f. Quellenwert jüdischer Presse 142, 163
Süddeutsche Monatshefte 140 Sulamith 132, 135 Szécsen, Nikolaus 107
Rassismus 126 Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten 154 Reichskulturkammer 148 Reichskulturkammergesetz 40f. Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda 40, 148f. Reichspressekammer 148 Reinhardt, Max 32, 36 Rezensionswesen während der Aufklärung 167–193 Rienhardt, Rolf 40–42 Riezler, Kurt 111 Rudhard, Philipp 36
Tägliche Rundschau 122 Telefon 49 Thomasius, Christian 16 Tschirschky, Heinrich von 107
Sammler, Der 134f. Samter, Hermann 160, 164f. Scherl, August Hugo Friedrich 31f. Schild, Der. Zeitschrift des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten 138 Schlieffenplan 104, 112 Schriftleitergesetz 40 Seedorf, Henry 95 Sösemann, Bernd 61, 72, 75 Sozialdemokratische Presse, Erster Weltkrieg 87, 88–90, 99–101, 114–117, 119, 121 Spandel, Erich 51 Sprachgeschichte 7–29 Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten 7–29 Steinbrück, Peer 124 Stinnes, Hugo 54
Ullstein, Leopold 31f. Unterhaltung in Zeitung 55 Vera GmbH 40f., 52, 54f. Verband Bayerischer Zeitungsverleger 36 Versailler Vertrag 124 Vogl, Ludwig 44 Völkische Beobachter, Der 158 Vorwärts 122 Vorzensur 146, 151 Vossische Zeitung 54, 88, 90 Weber, Max 123 Weimarer Republik 124 Weise, Christian 16 Weltkriegshistoriographie als Medienereignis 95 Weltsch, Robert 146, 149, 154, 161 Wendel, Hermann 101 Werbeanzeigen 22–29 Werber, Niels 86 Weser-Zeitung 120 Wiener Reichspost 120f. Wiesner, Friedrich von 99 Wilhelm II. dt. Kaiser 105, 109f., 126 Winkler, Max 40 Wolff, Christian 16 Wolff’sches Telegraphisches Bureau 45, 109 Wollf, Julius Ferdinand 58f. yediot achronot 141
Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland 155 Zeitschrift zur Beförderung der Cultur und Humanität unter den Israeliten 135f. Zeitschriften der Aufklärung 167–193 Zeitung als sprachgeschichtliche Quelle 7–29 Zeitungen 7–29, 30–85 Zeitungen als historische Quelle 163 Zeitungen, gelehrte 167– 193 Zeitunglesen 158 Zeitungsanzeigen – Verhältnis zum Text 61f. Zeitungsanzeigen 22–29 Zeitungsarchive 31f. Zeitungsauflagen 40, 67–84 Zeitungsbeilage 57 Zeitungsberichterstattung in Julikrise 87, 113, 116, 118, 123 Zeitungsberichterstattung, Wandel im 18. Jh. 7–29 Zeitungsdigitalisierung 9f., 122 Zeitungsgestaltung 58f. Zeitungskette 45f., 66 Zeitungspreise 55 Zeitungsschlagzeilen 63 Zeitungssparten 62f. Zeitungssprache 7–29 Zeitungswerbung 55f. Zeitungswissenschaftliche Vereinigung an der Universität München 139 Zensur 139, 145, 151–154 Zimmermann, Arthur 105, 110 Zimmermann, Moshe 145 zionistische Presse 137f.
Aufsätze
britt-Marie schuster / Manuel Wille (Paderborn): Von der Kanzlei- zur Bürgerspache? Textsortengeschichtliche Betrachtungen zur ›Staats- und gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten‹ im 18. Jahrhundert
7
Yvonne graf (regensburg): Die Verleger Huck und der Erfolg ihrer Generalanzeiger
30
holger böning (breMen): Der Marsch in den Ersten Weltkrieg: Einige Gedanken zum Zentenarium des Weltkriegsbeginns und zu einigen Neuerscheinungen aus kommunikationshistorischer Sicht
86
Michael nagel (breMen): 1933 als Zäsur? Zu Erscheinungsbedingungen und Funktionen der deutsch-jüdischen Presse vor und nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten
131
JbKG www.steiner-verlag.de
Franz Steiner Verlag Miszellen stefan dietzel / Maja eilhaMMer (göttingen / München): Gelehrte Journale und Zeitungen als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung. Ein Langzeitprojekt der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (2011–2025)
167
Buchbesprechungen
194
ISSN 1438-4485
Bibliografie
Wilbert ubbens (breMen)
260
Register
356
ISBN 978-3-515-11263-5