Homerische Studien [Die Vorlage enth. insgesamt 2 Werke, Reprint 2022 ed.] 9783112680964


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German Pages 41 [44] Year 1883

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Mischungen des Peisistratos
Mißverständnisse von Interpolatoren
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Homerische Studien [Die Vorlage enth. insgesamt 2 Werke, Reprint 2022 ed.]
 9783112680964

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Homerische Studien von

Dr. Aö. Jaust.

Inhalt: 1.

Fälschungen des Peisistratos.

2.

Mißverständnisse von Interpolatoren.

Straßburg.

In Commission bei Karl I. Trübn er. 1882.

Mischungen des Peisistratos. Es wird uns bezeugt, daß der Tyrann Peisistratos den Athenern zu Liebe ihren Nationalhelden Theseus in die home­

rischen Gesänge eingeschmuggelt habe.1

Ebenso

soll

er

oder

Solon, um sich auf Homer berufen zu können, daß die Insel Salamis von jeher Eigenthum der Athener war, einen Vers in

den Schiffskatalog eingeschoben haben.2

nachweisen,

In folgendem werde ich

daß Peisistratos durch Anbringung geschickter Fäl­

schungen die homerischen Epen seinen dynastischen Interessen dienst­

bar zu machen gewußt.

/ 31 ff.

(F

llvXtwv dvdgddv dyvglv ts xai zdoag, 8v&' dga Neotcoq tjoto tFvv vldviv, J’ etiucjoi darr’ lvrvvdf.t8voi xgtaT (uimov dXXa r dnagov. oi d’ (bg ovv ^elvovg itiov, ddgooi TjXOov anavrtg, XtQGtv t )](57ta£ovTO xai s&MaaG&ai dvwyov. 35

1 plut. Thes. C. 20.

JTeiöLrtTQaTOV cprjacv 'Hgeag o Meya^evg e^ßaXelv

£l; TZjV 'Oprj^ov vtxviav to „färjaea IIeiql&oov te &ewv

vergl. außerdem A 265 2 Strab. 1. IX C. I § 10 xat tpaatv ot juev

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vqag“ elrjg touto .,71’ avTMv (ye/ovrog) xai oi ditryi

Köönov re xai IHei.av&ov

und ytvovg Mv tmv Koöf>tStöv heißt.

Die Wahl dieser Aus-

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(JTeiaifiTQaTog)

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(JIsKJcaTQaTog)

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Mtlav^og

I ,1

Koö^og

29 drücke läßt darauf schließen, daß Solon ein direkter Nachkomme des Kodros

war, während die Peisistratiden nur der Linie

Neleus-Melanthos (Kodros) angehörten,

womit durchaus nicht

gesagt ist, daß sie von Kodros selbst, sondern nur daß sie von

Verwandten derselben Linie abstammten und daß sie also im

Falle des Erlöschens

oder einer Verzichtleistung der direkten

Kodriden die Ansprüche dieser billig aufnehmen konnten.

Dem

Peisistratos war es demnach in der Aufnahme des Peisistratos

in die homerischen Gedichte nur darum zu thun, durch Kund­

gabe eines ihm gleichnamigen Neleiden seine eigene Abstammung

von Neleus einzuschärfen,

auf welcher Grundlage er seine Zu­

gehörigkeit zu den Kodriden und sein Anrecht auf den attischen

Königsthron aufbauen konnte.

Aber könnte man einwenden:

weshalb hat, was ja viel natürlicher wäre, Peisistratos nicht einen direkten ihm gleichnamigen Vorfahren in die homerischen Gedichte ausgenommen? Dieser Einwand erledigt sich leicht: dem

Peisistratos wurde keine Gelegenheit geboten, in die homerischen Gedichte einen Neleiden der peisistrateischen Linie Neleus-Kodros

aufzunehmen, während sich in drei Büchern für einen Nestoriden Peisistratos, der als naher Blutsverwandter der Peisistratiden

dieselben Dienste thun mußte, reiche Verwendung fand, welche in der ausgedehntesten Weise benutzt wurde. Peisistratos mit diesen

durch

Der Zweck, den

die homerischen Fälschungen in

weite Kreise getragenen genealogischen Nachweisen verfolgte, wird vornehmlich durch einen Briest, den Diog. Laert. I 53 als

von Peisistratos an Solon gerichtet mittheilt, außer aller Frage gesetzt. In diesem Briefe legt Peisistratos das Hauptgewicht auf die Legitimität seiner Herrschaft:

er ist kein Usurpator,

sondern nimmt sich nur das wieder, was seine Vorfahren be­ sessen und ihnen wider alles Recht von den Athenern entrissen

war.

Hält man mit diesem Bestreben an das alte Königthum

1

oute

uot ytvovQ dvTt

etie^e/u^v

(Uovog

Tuoavvtöi

Ttov Kod()idcüv>

avE^aßov yotfj

Tta^ELV KÖ(J()(ü TE xca TO) EXEIvOU yEVEl atpEL^OVTO’

oute

wc

ou

a ouoaavTEg

Ttqooqxdv

30

wieder anzuknüpfen

und dasselbe wieder aufleben zu lassen die

Art und Weise und die Umstände zusammen, unter denen er

sich die Tyrannis angemaßt,

so ergibt dies einen Contrast, der

wohl von dem Komiker Eupolis verwerthet wurde, wie man daß Peisistratos in einer seiner

nämlich daraus schließen kann, Komödien ßaoitevis).

geradezu

den Titel ßaoiXevg

Hier ist das Bestreben des

Worte genau angegeben;

führte (cf. Suid.

Peisistratos in

s.

einem

er wollte ein ßaoiXsvc im Sinne der er selbst das Wort in dem

homerischen Zeit sein, wenngleich

Briefe- an Solon vorsichtigerweise mied.

Bei der Umwandlung

der Tvpawig in eine ßaoiXsta sollten ihm vor allem die home­

rischen Gesänge gute Dienste thun;

In der Verherrlichung

Gesänge.

daher sein Eifer für diese

dieser Poesie sollte das alt­

ehrwürdige Königthum wieder im Herzen des Volkes den Boden

gewinnen,

der seinen Plänen das Gedeihen sicherte.

Daneben

sollten sie in der Person des Nestoriden Peisistratos das athenische

Volk stets an das Anrecht des Peisistratos auf den Königsthron mahnen.

Diesem Zwecke gemäß wird die Homer-Commission zu­

sammengesetzt gewesen sein, stand doch an ihrer Spitze Onomakritos, den später Hipparch wegen Interpolationen in die Orakelsprüche

des Musaios verbannte, vielleicht gegen seinen Willen zu ver­

bannen genöthigt war; denn das persönliche Zerwürfnis; scheint nicht sehr stark gewesen zu sein; wenigstens finden wir, nachdem

die Peisistratiden dem Onomakritos in die Verbannung

folgen müssen,

nach­

sie in bestem Einvernehmen beisammen, nachdem

zwar die Feindschaft

darin bestanden hatte,

angeblich

beigelegt war,

die

wohl nur

daß die Peisistratiden den Onomakritos

in den Augen der Welt hatten fallen lassen müssen, nachdem er von Lasos

in flagranti als

war (vgl. Her. VII 6).

Interpolator ertappt worden

Von diesem Onomakritos wird auch

erwähnt ’, er habe 2 Verse nämlich X 602, 603 in die Odyssee

eingeschoben und die gewöhnlich dem Peisistratos zugeschriebenen interpolierten Verse A 265, X 631 dürften wohl auch auf des

1

Schol. Vind. 56

ovtoi

a&fTOUVTat, xat

ÄsyovTai ’Ovopaxqtrou

- 31

-

Onomakritos Rechnung zu setzen sein.

Wenn sich nun Ono-

makritos nicht scheute, Verse in den Homer aufzunehmen, die

für Peisistratos von ganz geringem Interesse waren, so wird er sich auch bereit gefunden haben, umfangreichere Partien auf­ zunehmen, die für die Sicherstellnng der peisistrateischen Tyrannis

auf dem Boden des legitimen

waren.

Königthums

eine Lebensfrage

Mißverständnisse von Interpolatoren. An einigen Belegen ist folgende höchst interessante Art von Interpolationen in den homerischen Gedichten nachweisbar:

ein

Passus kehrt niehr oder weniger wörtlich wieder, an zweiter Stelle jedoch in solcher grammatischen Umformung, daß er auch

bezüglich der Interpretation der ersten Stelle nicht den mindesten Zweifel aufkommen läßt.

Diese Interpretation ist jedoch, falls

man genauer zusieht, für die erste Stelle grundfalsch.

Man

sieht deutlich, nur ein oberflächlicher Leser konnte die Stelle so verstanden haben und hat dann seine Weisheit bei sich dar­ bietender Gelegenheit ausgekramt, wodurch er zweierlei erreichte:

erstens hat er den Fortgang einer Handlung, wie dieselbe von

dem Dichter in einem Guß hingeworfen war, durch einen freniden

Zusatz unterbrochen, und zweitens hat dieser Zusatz, in welchem

man die unumstößlichste Autorität zu haben glaubte, die Inter­

pretation der echten Originalstelle auf falsche Fährte geleitet und hat Gedanken, die in der Richtung sich bewegten, daß sie zu dem dem Sinne nach so naheliegenden richtigen Verständniß ge­

führt hätten, sofort im Keime erstickt.

Die Prüfung einer von

zwei mehr oder weniger wörtlich übereinstimmenden Stellen ohne

Rücksicht auf die andere führt so einigemal zu den überraschendsten Resultaten, erstens nämlich zu der richtigen Interpretation der

einen Stelle und zweitens zu dem Auffinden einer Art Inter­ polationen, die unzweifelhaft sicher sind.

Den Nachweis eröffne

ich mit einer Stelle aus der Rede der Athena im ersten Buche der Odyssee, in der das Sätzchen xai dvioi iirtrtoa äovvai be-

33 reit§ viel besprochen und die Gelehrten nicht umhin konnten, hier den Dichter mit den

stärksten Vorwürfen

— Kirchhoff

Homerische Odyssee S. 251 gebraucht den Ausdruck „völlige Gedankenlosigkeit", Kammer Einheit der Odyssee S. 259 den

Ausdruck „Blödsinn" — zu überhäufen. Od. « 274 ff.

/LivqGiijgag /lisv eiti ocpsTsga GxldvaG&at dvwy&i, /irqTEga h oi &v/Ltog scpog/LtaTat ya^itstoSat, oAp ltü) Eg ptlyagov naTgog /nsya dvva/tisvoio * di ö'i ydfiov tevSovgl Kai dgTvvsovGt seövü noXXd paX', oGGa Eoins (plX^g etil natdog ETitaO'at. Goi i)’ avTco TiDKivcog vno&^oo/nai, ai xe Tti&rjar vrj1 dgoag sgET^Giv eeIxogiv, Tyctg dgtGVfy 8Q/80

7t8V(jb/Ll8V0g

275

280

TWTQOg Ö?)V olyO/LlEVOlO,

?jv Ttg toi 8i7tT]Oi ßgoTwv, rj oGGav axovGflg ex Zlibg^ TjTS [laktnra (psgst xXsog dv&gdmoiGt. TiQMTa /LiEv Eg HvXov eX^e xai dtgso NsGToga dTov, xeTxXev 5e ^TtdgTTjvÖE nagd %av&6v IVLsviXaov' 6g ydg ötvravog qX&sv \Ayaid)v yaXxoyiTomov. sl [Ar xEv naTgog ßioTOv xai vogtov dxovGrg, T) r’ dv Tovyofievog nsg etl rXafyg eviuvtov ' sl Ö8 xe TS&vqcüTog dxovGrg er’ sbvTog, voGTTjGag 4-) ETisira cplXqv Eg naTgida yatav Gijftd Ts ol ysvat xai sni XTsgsa XTsgEb^ai noXXd uaXOGGa soixe, xai dvsgi /u/qTsga dovvat. ai)Tag Eivqv TavTa TEXEVT^Grjg te xai SQ^r/g, (pgd^EG&ai Jt; snsiTa xard tpgsva xai xaTa &v/u,bv, 6n7tcog xe /LtvyGTrjgag svi f,uydgoiGt teoIgi XTEtvyig qs 6oX(p iq d/Licpuddv '

285

290

295

In dieser Rede der Athena fällt V. 292 xai dvsgi ^qisga dovvat ganz aus dem Zusammenhang und ist voller Widersprüche. Athena gibt in scharf abgegränzten Abschnitten dem Telemach Verhaltungsmahregeln, erstlich für seine Mutter V. 275—278, dann für ihn selbst V. 278 ff.

In letzterem Abschnitte soll

nun Athena in V. 292 wieder auf Penelope zu sprechen kommen, 3

34 und, was sehr befremdet,

sie soll sich über die Verheirathung

derselben in ganz anderer Weise aussprechen,

als kurz vorher!

Die Mutter soll, so heißt es an erster Stelle, falls ihr Sinn zum Heirathen steht, in das Haus ihres Vaters zurückkehren,

der für die Ausstattung zu sorgen habe.

5 Verse später wird

dem Telemach von derselben Athena kategorisch befohlen, seine

Mutter einem Manne zu geben, als ob der Sohn über die Hand seiner Mutter verfügen könne und als ob eine nochmalige Verheirathung der Penelope in der Absicht der Athena liege! Wie schön sind beide Ungereimtheiten an erster Stelle vermieden!

Penelope soll selbst das Haus verlassen,

der Sohn darf sie

nicht aus dem Hause weisen (vgl. ß 130 ff.), geschweige denn verheirathen; ferner soll sie das Haus nur verlassen, falls ihr Sinn zum Heirathen steht, was aber, wie die Göttin Athena

weiß, nicht der Fall ist.

ein noch stärkerer:

Zu diesem Widerspruch gesellt sich

wenn Telemach seine Mutter verheirathet

habe, soll er die Freitr tobten, also nach der Verheirathung noch

Freier!! man vergleiche hiermit, was Antinoos im Namen der Freier ß 123 ff. ausspricht

royya yap ovv ßlorov ys rsov zai zrtjuar’ sdovrai, ocpga X6 XEtvij rovrov s/j"; voov, ovriva oi vvv sv OT>j&saai Ti&sioi tJsoi. In sprachlicher Hinsicht wende ich gegen y.ai dvtioi /uyrsQa äovvat ein, daß das bloße dvigi abrupt dasteht; das Sätzchen

hat im Sinne der epischen Diction etwas unfertiges; mindestens müßte etwa

*)'i Js fiiv •ya/.tsso&ai rw otsw ts ziÄsrai zai ävädvsi aitfj. Die fragliche Stelle läßt nun aber eine gänzlich verschiedene

Interpretation zu: man streiche nur das Komma nach eotxs und alle Widersprüche und Ungereimtheiten sind beseitigt: „bringe dem Vater Todtenopfer dar gar viele, wie viele auch die Mutter ihrem Manne geben muß",

oooa (i. e. xrepe«) T)Q als Ehemann ist durch X 327, \p 101, T 295, r 140, S 504 auch für Homer schon gesichert. Für die aufgestellte Erklärung spricht vor allem, daß oaoa sotxs kaum absolut stehen kann, vielmehr verlangt der epische Stil eine epepegetische Er­

klärung durch einen Inf. oder Acc. c. Inf.; so steht kurz vor­ her V. 278 noXXd (tdX\ oaoa sotxs (plXxig sni Ttaidög snfa&ai^ ß 206 f. oi) ös /list dXXag sgyo(ts&\ dg siustxsg önvtspsv stixiv sxdorco, T 21 f. (trjxsg 8(trj, xd (,i8v onXa ^sög nögsv, dt siuuxsg sgy' 8(t8v d^avdxtov, ip 50 f. vXtjv t a^/Lttvai nagd xs oystv^ ood1 smHxsg vsxgdv syovxa vssa&at vnö ^dcpov rjsgosvta U. s. w.

Allein die für oaoa sotxs xai dvtgt /a^xsga öovvat gegebene

Erklärung steht im Widerspruch mit dem letzten Verse folgender

aus dem zweiten Buche mitgetheilten Stelle D. 208 ff.

xöv ö1 av TrjXspayog nsnvvfzsvog dvvlov Tjvda' Evgv(iay rjds xai dXXoi, oaot (tv^oxijg^g dyavoi, xavxa (i8v ovy v/uiag sxt Xloooptat ovö' dyogsvo). ydg xd toaot &soi xai ndvxtg Ayatol. dXX1 tt/L (tot öox8 vrja &o?jv xai sixod* sraigoug,

210

dl xt (not sv&a xai iv&a Stang^ocoiot xtXsv&ov. 8b(u ydg 8g 2ndgxqv X8 xai 8g ElvXov 7](ta&ösvxa,

215

vdöxov 7UDo6(Li8vog Ttaxgög diyv olyofAvoto, ijv xig (tot sinkest ßgoxäjv r] dooav dxovao) 8X Atdg^ ijx8 (taXtora q/tgtt xXsog dv&gorrcoustv. d (i8v X8v naxgög ßloxov xai voaxov axovdo), t’ dv xgvyoptsvdg tuq sxi xXafyv svtavxov* sl ÖS X8 Tt&vqdixog dxOVGO) (tTjS1 ex* sövxog, voax^oag 4-/ snstxa (f lXxjv sg naxglöa yatav otj(td X8 oi ysvo) xai sni xxsgsa xxsgsb^co TioXXd (idX\ Sooa sotxs, xai dvsgt (iiycsga JcJacu.

220

3*

36

Bei Zurechtbestehen von xal ävsoi /.rqrsQa dto'öd) ist die für « 292 gegebene Erklärung hinfällig, und wird man mit Nothwendigkeit auf die allgemein gegebene Erklärung der Stelle

mit all ihren unsinnigen Ungereimtheiten und tollen Widersprüchen

zurückverwiesen.

Nun ist jedoch die Stelle des zweiten Buchs

sehr anfechtbar.

Cobet hat die Verse 214—223 wohl, weil sie

in der Venediger Handschrift M mit Diplen versehen sind, für unrecht erklärt, ebenso Hennings.

zu roett, gegangen;

Dies scheint mir allerdings

wenn Telemach von der Versammlung ein

Schiff zur Verfügung gestellt haben will, so mutz er den Zweck

seiner Reise billig angeben.

Daß er aber sein ganzes Programm,

was er, falls er von der Rückkehr seines Vaters Kunde erhält, und was er im Falle des Todes seines Vaters thun werde,

mittheilen soll, insbesondere daß er in Gegenwart der Freier sagen soll:

nun ein Jahr lasse ich mir das Treiben noch ge­

fallen, das ist ganz undenkbar.

Es sind dies Verhaltungsmaß­

regeln, die Athena a 287 — 292 gegeben und die nur für Telemach allein

bestimmt sind.

Mit Düntzer und

Adam verwerfe ich

daher V. 218—223 als wörtlich aus der Rede der Athena ge­ nommen.

Jedenfalls ist die Stelle des zweiten Buchs so be­

stritten und anfechtbar, daß man sie nicht als ein Ausschlag gebendes Moment für die Auffassung von « 292 anführen kann; vielmehr stellt sie sich durch eigene Unhaltbarkeit und namentlich,

wenn man « 292 so versteht, wie dies überhaupt einzig möglich, als eine Herübernahme aus dem ersten Buch von Seiten eines

Dichterlings

dar,

der die erste Stelle gründlich mißverstanden

hat. —

Eine andere Stelle, die im Alterthum schon falsch aufgefaßt und in dieser falschen Auffassung in einer Interpolation breit

getreten wurde, findet sich in folgendem Abschnitte B 455 ff.

’Hvts TTiio u.i5rp>.ov (TtKf /.tyei amt stov vXtjv oi'gsoq sv xogiHprig, sxa&sv ds rs tpalvsrat avyrj, to; rätv tg/o/MVW ano /tdzoü Otcmtoioio

37 atyX^ TiafLicpavocoGa J/ al&SQog ovgavbv ixsv. Tü)V d)GT OOVL^hüV 7lSTST]VC0V S&VSa TloXXd, yryviov T) yspdvcov /; xdxvcüv öovXiyodslQWv, 460 \4glo) sv Xsi/acuvi KavoTQLOv dpxpi QSS&Qa sv&a xai sv&a noTfuvTai dyaXXb^isva nTs^vysGGi, xXayy^öov npoxadt^ovTaiv, G/LtagaysX ös ts Xsip,dv^ dg Ttuv s&vsa noXXd vscov ano xai xXiGidwv Sg Tisdlov 71QO/8OVTO ^Xa/LldvÖgiOV * (WTO-Q V/LlO /Oxov 465 G/usydaXsov xovdßi^s tloöcuv avTCov ts xai cItujuov. soTav (T sv Xsi/lkovi ^xa^tavÖQUo dv&s^bsvTi /LtvQLOiy oöoa TS rpvXXa xai dv&sa yiyvsTai coqk]. jHvts p/vidoiv döivdcov s&vsa noXXd, dl Tt xard GTa&piov 7toi/Lcv?}iov yXaGxovGiv 470 Üqt] sv siaoivrj, ots ts yXdyog dyysa dsvst, toggoi sni Tqcosggl xd,QT) xo/aoMvrsg \4%aioi

sv Tisölü) sGtavro öiaggaiGat /LtsptacoTsg. D. 471 wgrj sv slaQivfj, ots ts yXdyog dyysa dsvsi ver­

steht man: füllt".

„zur Frühlingszeit, wenn die Milch die Melkeimer

Ganz unmöglich ist hier dsvsi am Platze; ferner ist

beachtenswerth, daß das gangbare ydXa vermieden.

Der Vers,

abgesehen von dem Zusammenhang, in dem er vorkömmt, gibt nur gebe man dyyog die Bedeutung, die

einen guten Sinn:

allerdings nur das weitergebildete dyysXov hat „zur Frühlings­

zeit, wenn der neue Saft die Gefäße anfeuchtet d. h. in die

Gefäße tritt". ist ferner

Bei dieser Auffassung ist ösvsi am Platze und

ersichtlich,

yXdyog ersetzt ist.

weshalb ydXa dnrch

das

hier passende

Auch ein Zeugniß des Alterthums kann ich

für die aufgestellte Erklärung beibringen: die Glossen des Hesych

dyyog dyys'tov, dyysa dyysXa, die sich, wenigstens letztere sicher, auf unsere Stelle beziehen.

Ein Vers „zur Frühlingszeit, wenn

sich der neue Saft regt" ist eine characteristische Bestimmung

der beliebtesten Jahreszeit in so ansprechender Form, daß man nur bedauern kann, daß er an so wenig passender Stelle sich

befindet; er ist an seiner Stelle zur bloßen Zeitbestimmung ver­

blaßt und saQog (T smyiyvsTat ioqt} oder wqt] sv slagivfi genügten,

38

ja selbst eine solche kürzere Zeitbestimmung ist für das vorliegende Bild unwesentlich und überflüssig.

Dagegen bekömmt in dem

Verse wgfl sv liaoivrj. ors tu yXäyoq ayyea äevei jedes Wort, ich möchte sagen Fleisch und Blut, falls man ihn 2 Verse vor­ schiebt.

Das mit /.tvQioi, öaoa re qt] sv

da^irtj, ort re

yXuyoQ äyyta dein seinen Abschluß: nicht allein, insofern hier

die Angabe der Zeit „im Frühling" wesentlich ist, sondern auch

insofern der ausschmückende Zusatz „wenn der neue Saft sich

regt" hier recht bedeutsam heroortritt und das Bild abrundet. Wenn man die sich darbietenden Möglichkeiten einer Emendation

prüft, so wird man sehen, daß nur die Annahme einer Athetese

der Verse 469, 470 fördert, ja ganz überraschend viel bringt. Die Stelle ist mit Gleichnissen übersättigt; es sind deren nicht

weniger als 4, die uns den An- und Aufmarsch des Heeres

bildlich vorführen.

Die durch Streichung der Verse 469, 470

auf 3 reducierten sind als sehr gelungen zu bezeichnen, indem sie 3 verschiedene Stadien des heranrückenden Heeres veranschaulichen;

das eine setzt in der Schilderung da ein, wo das vorhergehende Das erste Gleichniß — ein ferner Waldbrand

dieselbe gelassen.

— veranschaulicht uns den Waffenglanz, den man zuerst wahr­

nimmt;

noch ist keine Bewegung erkennbar, die Entfernung ist

noch zu groß.

Das zweite Bild — Schwärme fliegender Vögel

— veranschaulicht uns die geräuschvolle Bewegung und zwar

die Bewegung in geordnetem Zuge (Kraniche).

Das dritte Gleich-

niß besagt, daß es, als sie halt gemacht, ihrer so viele waren,

wie Blätter und Blüthen im Frühjahr, sich regt.

wenn der neue Saft

Ich sehe in diesem Vergleich nicht allein die unabseh­

bare Menge Krieger, sondern auch zugleich ihr präcises Still­ stehen ausgemalt.

Noch ein drittes dürfte in dem Bilde liegen:

in den Blättern dürfte man das Gros der Krieger erkennen,

während man die im Waffenglanz prächtig schillernden Führer in den Blüthen wiederfindet.

Die Wirkung dieser 3 meisterhaft

gelungenen Gleichnisse soll nun durch ein 4. zerstört werden!

Hier haben wir bei einem minder gelungenen Hinweis auf eine

große Menge insofern einen Rückschritt zu verzeichnen,

als sich

39 der bis zum Aufmarsch geführte Anmarsch wieder in eine Be­

wegung und zwar eine ungeordnete Bewegung auflöst. Aber nicht allein wird mit Tilgung der Verse 469, 470 eine Verun­ staltung der Schilderung ausgemerzt, sondern auch hinsichtlich des Inhaltes und des formellen Ausdrucks

eng zusammenge­

höriges wieder vereinigt:

torav d" ei/ Xsiui'in 2x(/.uav7j Klxovtg Z/JVCIT öuLiäouvTfq A/aiovg '

D. 51 stimmt off« ifvA.a xai av&ia ylyvtrai üQfl wörtlich mit B 468.

In B ist das Gleichniß äußerst zutreffend, hier

hinkt es, insofern hier von einer anrückenden OyASw) Truppen­ macht die Rede, während wir B in dem präcisen Stillstehen

(sarav) das wesentlichste Moment des Vergleichs finden mußten. Ferner ist nach der für B 468 ff. gegebenen Emendation « 51

nunmehr als einzige Stelle,

die Bedeutung

an der für

„Frühling" anzusetzen, übrig geblieben.

V. 54, 55, die fast

wörtlich aus S 533, 34 herübergenommen, sind hier zu streichen

(vgl. Kirchhoff Homerische Odyssee S. 313). V. 56 ist — © 66, A 84; V. 58 = II 779. Ein solcher Thatbestand

legt die Annahme einer Interpolation nahe. solchen nach

Die Größe einer

den äußersten Anhaltspunkten (V. 51, 59), die

man für dieselbe hat, bemessen, erhält man einen Text, bei dem inhaltlich nichts vermißt wird.

Jedenfalls hat sich auch hier

die Frage so zugespitzt, daß man nicht aus V. 51 ein

in

der Bedeutung „Frühling" folgern kann, sondern daß das Unge­

wöhnliche dieser Bedeutung die Bedenken gegen die Echtheit der

Stelle vermehrt.