Californiens Gegenwart und Zukunft [Die Vorlage enth. insgesamt 3 Werke. Reprint 2020 ed.] 9783111500164, 9783111134116


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German Pages 159 [168] Year 1849

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Californiens Gegenwart und Zukunft [Die Vorlage enth. insgesamt 3 Werke. Reprint 2020 ed.]
 9783111500164, 9783111134116

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Californiens G e g e n w a r t und Z u k u n f t von

J. Hoppe.

Nebst Beiträgen von

A. Erman U e b e r d i e Klimatologie v o n Californien and

U e b e r die g e o g r a p h i s c h e

V e r b r e i t u n g d e s Goldes.

H i e r z u z w e i K a r t e n : 1) Californien von J. Hoppe. 2) Die bis 1849 bekannt gewordenen Golddistrikte Ton A. Erman.

B e r l i n , Verlag von G . Reimer.

1849.

V

Die

o

r

w

o

r

t

.

vorliegende Arbeit ist eine Gelegenheitsschrift. Als ich mich in den ersten Monaten dieses Jahres

vergeblich um die Mittel zu einer Studienreise nach Californien bemühte, hatte ich vielleicht mehr als andere Gelegenheit, die nach allen Seiten hin ausschweifenden Beu r t e i l u n g e n jenes Landes sogar in Kreisen zu vernehmen, wo man billig Besseres hätte voraussetzen dürfen.

Dies

b e w o g mich zunächst Herrn Professor Erman im Interesse der allgemeinen Belehrung

aufzufordern, seine

Studien

über das Gold auch dem nicht exclusiv wissenschaftlich beschäftigten Publicum in einer kleinen Schrift vorzulegen, und ich w u r d e dadurch die zufällige Veranlassung, dafs Herr Erman (der den vor einigen Monaten erschienenen dritten Theil seiner „ Reise um die Erde etc. Berlin bei G. Reimer" mit Kamtschatka abgeschlossen hatte) sein Tagebuch über Californien nach längerer Ruhe aufschlug, und darin zu unserem nicht geringen Erstaunen die merkwürdige, hier Seite 98 und 99 angeführte, Stelle fand.

Als nun unter meinen Händen, wegen der Vorar-

beiten zu der damals

noch nicht

aufgegebenen Reise,

XV

das Material über Californien immer mehT schwoll, and ich vergebens auf das Erscheinen irgend einer Schrift wartete, welche aus guten Studien hervorgegaogen dem gröfseren Publicum in angemessener Form eine richtige Anschauung des noch ziemlich unbekannten Landes gäbe, entschloss ich mich selbst eine solche zu verfassen. Sie erscheint hiemit und enthält eine geographische und historische Abtheilung über Californien, mit einer Climatologie von Herrn Erman, sodann von demselben eine geognostische und historische Abhandlung über das Vorkommen des Goldes, und schliefst mit einer Betrachtung über die Bedeutung Californiens. Die Quellen, nach welchen ich arbeitete mufsten durchgängig älter sein, als die Auffindung des Goldes, da man gegen neuere alle Ursache hatte mifstrauisch zu sein; auch erschienen solche nicht, denn die in den ersten Monaten d. J. auf Speculation von Buchhändlern oder als Köder für Passagiere von Rhedern veranstalteten Veröffentlichungen waren wohl selbst für unsere auswanderungslustigen Schwarzwäldler zu schlecht. Mit mehr Prätension trat ein „Neuer praktischer Wegweiser für Auswanderer nach Nord-Amerika" vom Capt. B. Schmölder auf, welcher in einem besonderen Theile von Californien handelt. Es ist dieses ein so stattliches Buch als je für Geld aus Papier und Pappe zusammengeleimt wurde, aber das ist leider auch das Beste, was sich davon sagen läfst, da das wenige dem Titel Entsprechende in der Masse des Oberflächlichen untergeht, und von diesem auf

V

sehr nachtheilige Weise afficirt wird.

Mir standen dem-

nach als Hauptquelien zu Gebote: Duflot de Mofras, Exploration de l'Oregon, des Californies et de la Mer Yermeille etc. Paris 1814, II. 8. nebst einem Atlas. Fremont, Narrative of the exploring Expedition to the Rocky Mountains in the year 1842, and the Oregon and California in the years 1843 — 44. London 1846. Life in California, during a residence of several years in that territory, by an American. New-York 1846. Forbes, A History London 1832.

of Upper and Lower California.

Aufserdem mehrere Bücher, in denen Californien nebenbei besprochen war, Aufsätze in geographischen und andern Zeitschriften,

und für die Geschichte

der

letzten

fünf Jahre die Zeitungen. Die

Schriftsteller über

Californien

lassen

sich

in

zwei Classen (heilen, in solche die die Küste, und in solche die das Binnenland besucht haben.

Jene ist schon

seit Ende der zwanziger Jahre vom engl. Capt, Beechey gründlich untersucht und genau bekannt geworden; die neueste Untersuchung hat Commodore Wilkes

gleichzei-

tig mit Fremonts Land-Expedition und wie dieser im Auftrage der Regierung der Vereinigten Staaten vorgenommen, doch meines Wissens noch nicht der OefFentlichkeit übergeben.

Durchgängig mangelhaft ist aber noch unsere

Kenntnifs des Binnenlandes von Californien, da selbst Fremont nur den der Küste nächsten und schon sonst b e -

VI

kannten Theil davon bereist hat, und seine

Aufmerksam-

keit mehr auf das O r e g o n Gebiet, und die Hin- und Rückw e g e , als auf Californien selbst gerichtet geführte „ L i f e in California"

wurde

Wissenschaftlichkeit g e s c h r i e b e n ,

war.

Das

an-

ohne A n s p r ü c h e

auf

und v o n

dem w a s

der

V e r f a s s e r in seiner Touristen-Manier mittheilt, konnte

ich

für meinen Z w e c k nur \\ enig brauchen.

D e r einzige R e i -

sende, w e l c h e r im Stande g e w e s e n w ä r e

e t w a s Vollständi-

g e s zu liefern, ist Duflot d e Mofras; allein für d a s s c h w e r e Geld w e l c h e s d i e s e r ultramontane A u g e n d i e n e r

orleanisti-

scher Creaturen Frankreich gekostet, ist er nichts als schlechte

Abschreiber

un\ erstandener

Werke

der

Anderer.

D e n n o c h kann man diesen ameisenartigen F r e i b e u t e r übergehen. — werden, nur

die

dafs

Hiernach der

Grundlage

In d e m s e l b e n

mufs

das Geständnifs

topographische künftiger

wurde

aber

Theil

das

abgelegt

dieser

Verbesserungen Bestreben

nicht

Schrift

sein

kann.

festgehalten,

aus d e m bunten W i r r w a r der Berichte das Z u v e r l ä s s i g s t e zu ermitteln.

E b e n s o prätendirt die b e i g e g e b e n e Karte in

B e z i e h u n g auf manche o r o g r a p h i s c h e und h y d r o g r a p h i s c h e Verhältnisse nicht mehr als Andeutungen und Vermuthungen, w i e auch im T e x t e an d e n betreffenden Stellen sagt ist; ich glaube dennoch die Concurrenz aushalten zu können, Bestimmungen

auf ihr

möchte ich nicht

da

alle

bekannten

sorgfältig

mit Andern

geographischen

eingetragen

mehr v e r s p r e c h e n , als

ge-

sind,

nur

zu halten

mög-

Abhandlung

über

lich ist. Die

episodische

Einflechtung

der

VII

das Gold könnte vielleicht manchen Leser befremden ; ich aber glaubte, dafs die trotz besserer Wissenschaft über diesen Gegenstand noch so irrigen Ansichten bei jeder Gelegenheit berichtigt werden müssen, und freue mich den in Ermans gediegener Manier geschriebenen Aufsatz, nebst der dazu gelieferten Karte, als den besten Theil dieser Schrift mittheilen zu können. In dem letzten Abschnitte meines Buches ging ich von dem Grundgedanken aus, dafs Californien nur insofern von Interesse sei, als es die Basis der Colonisation der Westküste von Nord-Amerika bildet, und es auf dieses weltgeschichtliche Ereigniss eigentlich ankomme.

Da ich

bei den Urtheilen über Californien diesen Hauptpunkt so gewöhnlich aufser Acht gelassen fand, so glaubte ich ihn hervorheben zu müssen, nachdem ich dem Leser hinlängliche Data gegeben

hatte um meiner Beurlheilung des

Landes selbst Schritt für Schritt nachgehen zu können. Was ich in diesem letzten Abschnitte zu viel oder zu wenig gethan habe, mufs ich dahin gestellt sein lassen. Wenn man aber die Ueberzeugung theilt, dafs bei einem Urtheile über einen so complicirten Gegenstand mehr zu berücksichtigen ist als etwa bei einem Landgute, und wenn man zugiebt, dafs in weiten Kreisen die Vorstellungen über die Verhältnisse des Geldes, des Welthandels, Amerikas u. s. w. durch Entstellung oder Unwissenheit noch sehr verwirrt sind, so wird man mir auch die Schwierigkeiten einräumen, welche ich bei Begrenzung meiner Arbeit hatte.

Als

eine Gelegenheitsschrift hatte dieselbe möglichst starke

Vili

Verbreitung zu beanspruchen, und es liefsen sich deshalb manche Sätze der ökonomischen und politischen Wissenschaften nicht nackt hinstellen, sondern, um fafslicher zu werden, Als ob

nur aus Vordersätzen endlich

folgern und

anwenden.

an diesen inneren Schwierigkeiten

bei

einer so kleinen Arbeit noch nicht genug gewesen wäre, legte sich die berliner Belagerungs-Polizei gleich nach dem Anfange des Druckes (nämlich dieser auch im Manuscripte erst angefangenen Bogen) mit einer sehr störenden und verzögernden zweimonatlichen Verbannung in das Mittel. Sie konnte nicht begreifen, dafs auch ein nicht vom Staate besoldeter Mensch sich durch wissenschaftliche Arbeiten ehrlich zu ernähren vermöge.

Eine so erhahene Mitar-

beiterin durfte ich nicht unerwähnt lassen, denn — Ehre dem Ehre gebührt! Das zuletzt erwähnte Mifsgeschick hat einen so nachtheiligen Einflufs auf die Correctur gehabt, dafs dem verehrten Leser eine gründliche Nachhilfe derselben zugemuthet werden kann;

der

dennoch

kaum

ausgeworfenen

Druckfehler sind deshalb nur wenige, und solche die geradezu Irrthtimer veranlassen

könnten.

Für die

ortho-

graphischen Fehler, die sich namentlich bei den spanischen Artikeln und Endungen eingeschlichen haben, hofle ich um so eher Nachsicht zu erhalten, als sie sich meistentheils durch Wiederholung selber corrigiren. Berlin, den 22. Juni 1849.

J. Hoppe.

J J ie beiden Hälften des amerikanischen Conlinenles werden, wie bekannt, von N . nach S. von den Cordilleren durchzogen, welche auch die Verbindug von N o r d - und Süd-Amerika bilden. D e r Continenl von Nord-Amerika wird durch diesen Gebirgszug höchst auffallend in zwei wesentlich von einander verschiedene Theile getrennt, die, ihrem Flächen-Inhalte nach sich etwa wie 1 zu 3 verhaltend, jeder einen e i g e n t ü m l i c h e n Organismus zeigen. W i r nehmen ähnliche Erscheinungen in Asien und Europa w a h r , indessen folgt in diesen Erdtheilen die Hauptrichtung der trennenden Gebirgszüge den BreitenKreisen, während sie sich in N o r d - A m e r i k a den Meridianen anschliefst, so dafs hier die klimatische und organische V e r schiedenheit beider Glieder nicht nach dem Abstand vom Aequalor zu bestimmen ist. Die Cordilleren, in hohen Breiten sich e r h e b e n d , setzen sich in ziemlich gleichmäfsiger Richtung nach S.O. fort bis zum Busen von Tehuantepec, wo sie plötzlich eine starke W e n d u n g nach Osten machen. Nehmen wir diesen Endpunkt, etwa 17° N.b., als den Abschlufs des Haupt-Gebirgszuges für Nord-Amer. an, so sehen wir im 0 . davon ein vielfach gegliedertes Ländergebiet in den ungefähren Umrissen eines Trapezes liegen, dessen längste Seile von den Cordilleren gebildet wird. Dieser ungeheure Ländercomplex von annähernd 250000 Q.M. Flächeninhalt, zeigt verhältnifsinäfsig nur geringe Erhebungen; sein Hauptcharakter besteht in ungeheuren E b e n e n , welche von Strömen ersten Ranges durchzogen w e r d e n , in deren Grunde sich grofse Seen angesammelt h a b e n , deren Küsten mehreremal vom Ocean tief eingeschnitten w e r d e n , und in 1

2 denen

die

Temperatur,

im

Vergleich

mit

Deutschland,

schon unter kleinen Breitengraden sehr gering ist. E i n e durchaus westwärts

davon

verschiedene

von den Cordilleren

(im

Gestaltung

G e b i e t der

hat

das

Vereinigten

S t a a t e n die Felsgebirge genannt) g e l e g e n e Land.

E s hat fast

die F o r m eines Kreisabschnittes, dessen S e h n e die Cordilleren bilden und w e l c h e r von 1 7 — 4 9 ° N . B r .

ziemlich

regelmäfsig

ausgebildet ist; bei 4 9 ° N . B r . wird die N.O.liche

Kiistenrich-

lung N . W J i c h

und

sie fährt von hier in dieser W e n d u n g so

prononcirt fort, dafs, im G e g e n s a t z zu der darunter liegenden Landstrecke, hier das Meer einen kreisförmigen Einschnitt bilW e n n man den bei 17° N . B . angefangenen Kreisabschnitt

det.

vollenden w o l l t e , so müfsle man das fehlende S t ü c k von N . B . an, in der R i c h t u n g der K ü s t e fortziehen bei 5 5 °

N.Br.

wieder

mit

dem

Gebirge

49°

und würde so

zusammentreffen.

Hierzu wird eine naheliegende V e r a n l a s s u n g durch die Natur selbst g e g e b e n ,

indem über dem zuletzt angegebenen

Punkte

eine wesentlich verschiedene R e g i o n anhebt. D i e s e r in so rohen Umrissen vom übrigen N o r d - A m e r i k a abgetrennte T h e i l , von circa 1 0 0 0 0 0 Q . M . Flächen-Inhalt, fällt mit seinem

Südende noch innerhalb

des W e n d e k r e i s e s ;

die

N a t u r desselben ist überwiegend tropisch, sie wird aber durch hohe Gebirgszüge sehr gemäfsigt, und vereinigt dadurch gleichsam verschiedene Z o n e n Mexikaner seinen

unter denselben Breilegraden.

unterscheidet dieselben

Wahrnehmungen

auch

Der

ganz bestimmt nach

an der T e m p e r a t u r

und Vegetation,

er nennt die Tiefebenen seines Vaterlandes die T i e r r a calienle, die Hochebenen die T i e r r a fria und die Abdachngen von den einen zu den andern geben ihm die gemäfsigte Zone, diu T i e r r a lemplada. B i s zu 3 2 ° N . B . behält Mexiko ungefähr denselben rakter,

dort aber, im N . des Golfs von Californien

Mündung

des mit

dem R i o

trennt sich die Natur

Gila

fast eigensinnig

und einen unfruchtbaren T h e i l . rikanische

Wiistc

vereinigten

bildend,

in

Rio

einen

und

Chader

Colorado,

fruchtbaren

D e r letztere, die grofse A m e -

folgt

den Cordilleren

norJwärts

3 mil wenig Unterbrechungen vom Fufse derselben nach sandiges

Gebiet

etwa

bis zum 4 2 .

Breitengrade,

Westen ein dürres,

darstellend,

das

nur

felsiges

spärlich

und

von Flüssen

durchzogen wird, einige Salzseen einschliefst, und defshalb auf seiner ganzen

Fläche,

welche stellenweise 2 0

einnimmt, von Thieren

und Menschen

Längengrade

wenig besucht wird.

Sie findet bei 4 2 ° N . B . ihre westliche Grenze, e t w a 2 3 8 ° v. P a r i s ,

O.

w o die Sierra Nevada sich erhebt und fast parallel

mit den Cordilleren sich nach S.O. wendet, bis sie sich unter 3 2 ° N . B . mit den californischen Küstenbergen vereinigt, v o m Fesllande absetzt, und einen 10 Breitengrade langen Ausläufer in den Ocean hineinschickt, welcher bei dem

Cap S . L u c a s

endet, und die unter dem Namen All-Californien bekannte unfruchtbare Halbinsel bildet.

Das diesem C a p

gegenüber lie"

gende C. Corrientes, an der Westküste von Mexico, scheint den natürlichen Anschliefsungspunkt für die Sierra Nevada bilden zu sollen, welche aber hier von dem lief in das Land hinauf gehenden californischen

Golf unterbrochen

wir einen engeren Kreisabschnitt Schnee-Gebirge

in zwei

nördliche unter

wird.

So

die

politische als natürliche Grenze un-

Theile

den Namen

gelheilt w i r d ,

von denen

des O r e g o n - G e b i e t e s ,

und

südliche unter dem von Neu-Califbrnien bekannt ist. Westen

haben

dessen Sehne

von 4 9 ° bis zu 3 2 ° N . B . bilden und dessen

Fläche durch eine mehr ter 4 2 ° N . B .

erhalten,

den Schneegebirgen vorliegende Land ist

der der

Das im prächtiges

Cuiturland, welchcs sich an seiner breitesten Stelle bis gegen CO Meilen B r e i t e erweitert und sich, bevor es die Küste e r reicht,

noch zweimal

erhebt; die Höhenzüge,

Erhebungen bilden, sind in der Geographie nem anerkannten

Collectiv-Namen

welche diese

noch unter kei-

aufgeführt,

wir

nennen

deshalb den östlichsten derselben, mehreren Vorgängern

fol-

gend, die californischen B e r g e , während die der Küste zunächst liegenden verschiedene Lokalnamen führen. Indem

wir

durch

das

Vorhergehende

Californien

von

dein übrigen Amerikanischen Continente abgetrennt haben, so wie die Natur uns selbst dazu die Anleitung gab, wenden wir 1 *

4 uns nun der Beschreibung dieses interessanten Gliedes von Nord-Amerika ausschlieislich zu; da wir die Absicht haben von demselben in seiner Nalurwüchsigkeit zu sprechen, so möge es vergönnt sein, die politischen Grenzen desselben nach allen Seiten zu überspringen, wo es uns scheint dafs der Gang der Entvvickelung sie früher oder später niederwerfen wird. Das mexikanische Californien war bis zur Beendigung des letzten Krieges durch den 42. Breitengrad im Norden bezeichnet, von wo ab sich das Oregon-Gebiet bis zum 49. Brei*tengrade erstreckte, worauf dann die englischen Besitzungen in Neu-Caledonien bis zum 54. Breitengrade folgten, und was nördlich davon lag den Russen überliefsen. Ebenso wie jetzt die Scheidewand des 42. Bre tengrades zwischen den Besitzungen der Mexikaner und Amerikaner weggefallen ist und Californien sich mit dem Oregon-Gebiete verschmolzen hat, eben so werden nach derselben Notwendigkeit mehrere politische Grenzen an der Westküste von Nord-Amerika verschwinden; wenn wir deshalb an die Beschreibung Californiens gehen, so werden wir auch die Halbinsel All-Californien mit hinein ziehen, obgleich sie noch nicht- zum Landergebiel der vereinigten Staaten gehört. Als die Spanier, 1533 und in den darauf folgenden Jahren, die Westküste von Nord-Amerika zuerst kennen lernten, waren sie mit dem Namen Californien ebenso freigebig, wie andere seefahrende Nationen auf der Oslküsle mit den Namen Florida, Virginien und Akadien; Californien hatte hei ihnen nur einen Anfang und kein Ende. Von dieser endlosen Ausdehnung ist in der neuesten Zeit blos die Strecke vom Cap S. Lucas bis zum 42. Breitengrade mit demselben N a men übrig geblieben, voraussichtlich wird aber in der nächsten Zeit auch noch das Gebiet nördlich davon bis zu 46° 20' N.B. darunter begriffen werden, wo der Columbia- oder Oregon-Flufs eine natürliche Grenze bildet. Dieser 350 Meilen lange Landstrich zerfällt in sich wiederum in zwei fast selbstständige Giieder, deren südlichstes durch die Halbinsel

5 Alt-Californien

gebildet

wird,

und

deren

Festlande mit dem Namen Neu-Californien Die Grenzen von All-Californien Californien

nördlichstes

deiu

zugehört.

sind: im Norden

bei 3 2 ° N . B . , iirt N.O. der Rio Colorado,

Neuim O.

der Meerbusen von Californien (span. Mar Rojo, Mar V e r m e j o ) im S . und W . der stille Ocean.

Den südlichsten Punkt die-

ser Halbinsel bildet das C a p S . L u c a s unter 2 2 ° 5 2 ' 2 8 " N . B . und 2 4 7 ° 4 9 ' 2 2 " 0 . v. P . ; nau angegeben,

die Nordgränze ist nicht so g e -

sie beginnt an der W u r z e l der Halbinsel da,

w o das Culturlnnd anfängt; als ihre geographisch ten Punkte werden aber gewöhnlich

genannt:

bestimm-

im Osten

die

Ityündung des Rio Colorado, welche sich an der nördlichsten Spitze des Meerbusens

befindet, und im VV. der Hafen von

San Diego unter 32 3 9 ' 3 0 " N . B . und 2 4 0 » 2 2 ' 4 7 " O. v. Paris. Die Topographie

von Nieder - Californien ist

fach; die mit den Schneegebirgen

zu

sehr

einem Grate

ten kalifornischen B e r g e bilden den vorherrschenden

ein-

vereinigCharak-

ter des Landes und stürzen nach allen Seiten in steilen Caps in das Meer. wird

D e r Eingang zur Halbinsel vom Fesllande her

bis zuin Cap

San Buonaventura

durch einige

Sümpfe

gebildet, welche aber bald den Felsen unbestritten Platz m a c h e n ; diese erheben sich an der Ostküsle im Cerro de la Giganla bis zu 4 4 2 0 F . als dem höchsten Punkte auf der Halbinsel, nahe bei L o r e l o ,

der ehemaligen

Hauptstadt

von Nie-

der-Californien, welche unter 2 5 ° 5 9 ' N . B . und 2 4 6 ° 4 0 ' O. v. P . liegt.

Gleichfalls an der Oslküste befindet sich am Cap

de las Virgenes *) unter 2 8 ° N . B . der einzige in ganz

Cali-

fornien bekannte V u l k a n , welcher aber seit 1 7 4 6 nicht mehr * ) Die geistige Armut Ii der Spanier zeigt sieb anffallend in der Namengebung;

nicht nar dafs die meisten Nainen

dem Legendenbuch oder

der Bibel entnommen sind, sondern sie wiederholen sich auch sehr oft, wie wir hier ein fiir allemal zu bemerken gezwungen sind.

Kinen

starken Gegensatz dazu bilden die Nordamerikaner, welche ihre g e o graphischen Namen ineist nach sinnlichen Wahrnehmungen geben, die den Gegenstand charakterisiren sollen.

6 thälig gewesen ist — Bei dem aus solchen Terrain-Verhältnissen entstehenden Mangel an Ebenen kann sich unmöglich ein Reichlhum der Natur oder der Civilisalion auf der H a l b insel entfalten, die wenigen Biichc durchlaufen einen zu kurzen Raum, als dafs sie Anspruch auf den Namen von Flüssen innchen könnten; die Wasserhildung ist aber bei dem steiniB o d e n , bei den s c h n e e - und baumiosen Bergen so gering, dafs der Reisende sich an vielen Stellen auf zwei T a g e mit Wasservorrath versehen muss. Ueberhaupt ist das Reisen auf der Halbinsel höchst beschwerlich, denn bei der Hitze des S o m m e r s verschwindet selbst ein Theil der sonst rinnenden Bäche, und die Pflanzen verdorren auch mit wenigen Ausnahm e n ; dabei giebt es ganz regenlose Gegenden in N i e d c r - C a lifornien, wo die wunderbare Klarheit der Atmosphäre fast nie durch Wolken getrübt wird. Wo dagegen eine regelmäfsige Regenzeit eintritt, gehl sie mit den gewaltigen Erscheinungen der Tropen vorüber; heftige G e w i t t e r , S t ü r m e und W a s s e r hosen treten in grellem Conlrast zu den Sommer. Als Theile von Nieder-Californien sind jedenfalls noch die vielen Inseln des Golfes aufzuzählen, von denen aber nur eine bis jetzt bleibend bewohnt ist, nämlich die Insel T i b u r ó n ; ohne Zweifel werden sich auf andern Inseln allmiilig auch Ansiedelungen einGnden, wozu die Schifffahrt die nächste Veranlassung geben wird, indem sie in dem an Klippen und Inseln reichen Golfe der L o l s e n , L e u c h t t ü r m e und anderer Hülfsmiltel bei steigender Lebhaftigkeit nicht entbehren kann. Ueberdem werden hier den Schilfen bequeme Stationen in einer Menge mehr oder weniger guter Ankerplätze dargebot e n , wo sie die im Golf gemachte Beute an W a l - und Polfischen, an Robben, Ottern und andern Seelhieren sogleich verarbeiten können, wenn sich nicht, was sehr wahrscheinlich ist, Kolonien zurBelreibung des Fanges niederlassen, von denen die fertige W a a r e nur in Empfang genommen zu werden braucht. Der Reichthum an Seelhieren im Golf ist erstaunlich; die Phokenarlen haben ganze Inseln in Beschlag genommen, der Wallfisch gehl gerne dahin, weil er die ihm zur Nahrung

7 dienenden Mollusken in Menge vorfindet, der Haifisch f n d e t reichen Raub und ist ein gefährlicher Feind der Perlenfischer. Die letzleren führten früher ein ausgedehntes G e w e r b e , die Fischerei beschäftigte an 800 Yaquis - Indianer, und eine eigene Flolille kleiner Schiffe, welche in dem californischen Hafen La P a z und den Häfen der gegenüber liegenden Küste von Mexiko ausgerüstet w u r d e ; gegenwärtig aber ist dieser Gewerbszweig bis auf seinen -vierten Theil vermindert, und durch die geringem Sorten sehr verschlechtert. Indianer und Unternehmer haben sich von der K ü s t e zurückgezogen, und der bei den Bewohnern von Mittel- und Südamerika zur g e wohnten Liebhaberei gewordene Perlschmuck wird zum groisen Tlieil mit Glasperlen deutscher Fabrik befriedigt. Wir kehren nach diesem Ausfluge auf den Golf, noch einmal nach der Halbinsel z u r ü c k , um ihre Productionskraft zu betrachten. D e m was über den Boden und das Klima gesagt ist, entsprechen natürlich auch die Erscheinungen des vegetabilischen und animalischen L e b e n s ; Pinus-, Cactus- und A k a c i e n - A r t e n sind bei weitem vorherrschend, eine bessere Flora entfaltet sich nur an den wenigen O r t e n , die durch eine glückliche Lage vor den Unbilden der Temperatur geschützt sind, und auf die ein wohlwollendes Geschick ein Bächlein herabführle. Mehr braucht es allerdings auch nicht, um sogleich eine erfreuliche Oase mitten unter den Felsen zu erzeugen, wie die an beiden Küsten angelegten Missionen und Pueblos beweisen, welche in ihren Gärten nicht nur ihre Bedürfnisse an O b s t , G e m ü s e , Getreide, T a b a k und Wein selbst g e w a n n e n , sondern selbst Zucker und Baumwolle lohnend b a u t e n ; es blieb sogar von diesen Erzeugnissen noch genug übrig, um einerseits die Schiffe damit zu versehen, welche in den Häfen von Nieder-Californien a n l e g t e n , und andererseits in eigener Küslenschifffahrt nach der Westküste von Mexiko für Käse, trockenes Fleisch, B u t l e r , Orangen, Dallein, Trauben und gedörrte Früchte, Mehl und W a a r e n einzutauschen. — Ebenso wie die Kulturpflanzen gedeihen an fruchtbaren Stellen Nieder-Californiens auch sämmlliche

8 H a u s - und Z u c h l t h i e r e , und vermehren sich schnell, so weit dieses die Vegetation zuläfst. Als heimisch finden sich in N i e d e r - C a l i f o r n i e n alle Vierfüfsler der T r o p e n , welche dort ihr Auskommen h a b e n , es begegnen die Repräsentanten des Kalzengeschlechtes dem Präriewolf, den Hirsch-, Z i e g e n - und Antilopenarten, und obgleich wir keine Fauna dieses Landes h a b e n , so läfst sich doch an Mannigfaltigkeit der Säugethiere weniger zweifeln, als an ihrer Vielheit. Dasselbe ist von Reptilen, Insekten und Vögeln zu s a g e n ; die letzteren theilen sich in die Inseln des Golfes mit den Seelhieren, und haben m e h r e r e derselben ausschliefslich in Besitz genommen. Seinen gröfslen Reichlhum besitzt N i e d e r - C a l i f o r n i e n aber olTenbar iin Mineralreiche, denn es ist mit Grund zu v e r m u t h e n , dafs seine geologischen Verhältnisse mit denen von Mexiko ganz analog sind; wenn wir den Umfang dieser Schätze bisher noch nicht genauer kennen, oder w e n n sie noch nicht genug benutzt sind, so liegt dieses an den S c h w i e rigkeiten, welche das Land der dünnen Bevölkerung entgegenstellt, die, aus keiner unternehmenden Nation hervorgeg a n g e n , und zum grofsen Theil aus schwächlichen Indianern bestehend, in Folge ihrer Absonderung von grofsen Verkehrsw e g e n , zur Production nicht angetrieben wurde. So wie sich dieses in der nächsten Zeit ändern w i r d , wild w a h r scheinlich Nieder-Californien mehr und mehr von Europäern und Nordamerikanern besetzt w e r d e n , welche schon seit Jahren die Spanier von den Küslenplätzen v e r d r ä n g e n , die von diesen verlassenen Arbeiten fortsetzen, oder n e u e aufnehmen. Unter ihren Händen läfst sich nicht nur eine reichere Ausbeute der Silberminen bei Moleje und Real San Antonio, sondern auch die Entdeckung neuer e r w a r t e n ; ebenso dürfte es mit den Goldwäschereien gehen, w e l c h e bisher nur zufällig von einigen glücklichen Entdeckern benutzt w u r d e n . Ob die Kupfer- und Bleierze, Schwefel und Salpeter, ihre Ausbeutung lohnen werden, läfst sich noch nicht übersehen, aber reiche Proben sind davon vorhanden; der Asphalt wird liiit geringer Mühe und in hinreichender Menge g e f u n d e n , uin zu

9 vielen Z w e c k e n im Lande mit Vorlheil verbraucht zu Werden. Aber einen unerschöpflichen E r l r a g verspricht Nieder-Californien an Salz zu liefern, da sich Solquellen auf der Halbinsel, wie auf den nahe liegenden Inseln in Masse finden; bisher w u r d e n diese so wenig benutzt, dafs das Saiz zum Einsalzen der H ä u t e , so wie zum Bedarf der Wallfischfänger und der Schiffe, aus den Vereinigten Staaten nach den vortrefflichen Häfen Californiens gebracht werden mufsle. Dafs das Z u sammentreffen so günstiger Umstünde die allein fehlende Arbeitskraft nicht herbeiziehen sollte, um diese reichen N a t u r schätze nutzbar zu m a c h e n , ist u n d e n k b a r , es ist im G e g e n theil anzunehmen, dafs sich mannigfaltige in einander greifende Thäligkeilen entwickeln w e r d e n , und dafs eine bessere B e völkerung Consumenten für das Getreide und das Vieh OberCaliforniens erzeugen, und P r o d u k t e des Bergbaues, der S a linen und der Fischerei dahin ausführen wird. Es liegt in dieser Voraussicht so wenig Illusion, dafs n u r die Frage übrig bleibt, wann der Zeitpunkt eintreten w i r d , indem es lohnend i s t , die angegebenen Arbeiten in Nieder-Californien zu betreiben; wie viel Einflufs auf dessen Beschleunigung die Anlegung von Slrafsen auf und durch den Isthmus haben wird, brauchen wir n u r zu erwähnen. W i r verlassen jetzt das Felsenland, um bei der Krtstenbeschreibung und der Geschichte von Californien auf dasselbe z u r ü c k z u k o m m e n , und begeben uns nach N e u - oder O b e r Californien. Nieder-Californien nimmt von der Bai von S. Francisco *) unter 30° 22' N.B. einen freundlichem C h a r a k t e r an, so dafs die nördlich davon liegenden Missionen dem Ackerbau schon gröfsere Flächen darbieten; ungefähr unter derselben Breite b e k o m m t man auch die ersten mit S c h n e e bedeckten B e r g gipfel zu Gesicht. Die eigentliche Grenze beider Californien liegt zwischen dem 3 t . und 32. Breitengrade, wo sich in der Richtung von San Diego nach der Mündung des Colorado ") N i c h t zu verwechseln mit der gleichnamigen Bai in Ober-Californicn.

10 eine 4 0 g. Meilen lange Linie am Fufse eines Plateaus hinzieht, w e l c h e s von den Spaniern den N a m e n Mesas de Juan Goinez bekommen

hat.

sich w e g e n

Die

Ostgrenze

von

Ober-Californien

mangelhafter Kenntnifs des Innern nicht

a n g e b e n , indessen ist mit ziemlicher Gewifsheit dafs v o m Stromgebiet des

anzunehmen,

Colorado nichts m e h r ,

ein sehr geringer T h e i l , dazu g e h ö r t ,

läfst genau

oder nuf

und dafs die S c h n e e -

gebirge gleich nördlich v o m Golf die S c h e i d e z w i s c h e n Californien und der grofsen W ü s t e bilden; diese setzen sich in der Richtung v o n N . N . W , fort, w o sie der

Columbia-Flufs

bei 4 5 ° 3 0 ' N . B . und 236» 0 . v. P . unterbricht, nachdem sie sich kurz zuvor im B e r g e H o o d bis zu 1 5 4 8 0 P . F. H ö h e erhoben haben.

Hier haben die S c h n e e g e b i r g e von den j a g e n -

den und wandernden Amerikanern den N a m e n der K a s k a d e n von den Fällen b e k o m m e n , zu w e l c h e n sie den

berge

Co-

lumbia z w i n g e n , der, erst westlich dann nordwestlich fliefscnd, sich unter 46® 2 0 ' N . B . und 2 3 3 ° 4 5 ' 0 . v. P . in das Meer ergiefst, und die natürliche N o r d g r e n z e von Ober-Californien bildet.

Im W e s t e n umspült der stille Ocean das so begrenzte

Land. Betrachten wir nun zunächst

den Rahmen

des

Landes

g e n a u e r , den wir in dem zu Anfange und so eben G e s a g t e n erhallen haben, so w e r d e n wir nicht umhin können, ihn vielversprechend für den Inhalt z u

finden.

Die

haben gerechte Ansprüche auf ihren N a m e n , fast auf ihrem ganzen K a m m e mit S c h n e e

Schneegebirge denn

sie

sind

bedeckt; die H ö h e

ihres Endpunktes am Columbia haben wir bereits a n g e g e b e n , e s ist kein höherer B e r g als der H o o d in d i e s e m T h e i l e d e s L a n d e s bekannt, doch wird die H ö h e verschiedener andrer Gipfel nahe an 9G00 P . F. geschätzt.

Wegen

der Seltenheit der

wissenschaftlichen B e s u c h e r in diesem T h e i l e von N o r d - A m e rika herrscht s o w o h l in der B e n e n n u n g ,

als in der

Höhen-

angabe der B e r g e n o c h e i n e grofse Verwirrung, deren L ö s u n g wir

erst zu erwarten h a b e n ; jedoch steht so viel f e s t , dafs

S c h n e e g i p f e l schon im südlichsten Theile von nien

vorkommen,

und dafs die Erhebung

Ober-Califor-

von S ü d e n

nach

1! Norden zunimmt. Das groise Längenthal, welches dem Fufse dieses östlichsten Gebirgszuges folgt, erweitert sich bis zu 15 und 2 0 Meilen Breite, ehe es im Westen von den californisehen Bergen begrenzt wird.- Diese Berge erheben sich bis zu 3 und 4 0 0 0 Par. Fufs Höhe, indem sie nach Westen convex der Krümmung der Küste nachgehen, und die Sierra de los Bolbones bis zur Bai von S . Francisco in O b e r - C a l i fornien vorschicken, wo die Spitze des Monte del Diablo Angesichts der Bai 1100' hoch über dem Meeresspiegel steht. Dieser Gebirgszug ist nur selten im Winter wenige T a g e lang mit Schnee bedeckt, sein gewöhnliches Ansehen verdankt er üppigen Waldungen von Eichen, Platanen, Königslorbeeren, Sycomoren und der sogenannten rothen Ceder, welche nicht selten Bäume von 3 0 0 F. Höhe und 2 0 F . Umfang bildet, und, wenn hohl, selbst civilisirlen Einwanderern provisorisch Raum zu einer gemülhlichen Wohnung darbietet. Die Botanik hat in Kalifornien noch reiche Entdeckungen zu machen, denn wenn auch pflanzenkundige Reisende, wie Chamisso u.a dahin k a m e n , so hielten sie sich doch entweder nicht lange genug auf, oder drangen nicht tief genug in das Land ein, so dals sie uns L e i t e r nichts meldeten, als dafs sie sich in einer unbekannten Baumwelt befanden. Westlich von den californischen Bergen zeigt sich ein zweites Langenthal parallel dem ersten, doch viel enger, von kleineren Höhenzügen häufig durchbrochen, und von der Küste durch die eigentlichen Küslenberge getrennt, welche derselben ihren Charakter als Steilküste geben, zahlreiche Vorgebirge bildeil, und eine grofse Mannigfaltigkeit von Häfen, Baien u. Buchten hervorbringen. Als Sierra de San Gabriel, S. Fernando, Sla. Ines, del Buchon, Sta. L u c i a , Sta. Cruz, S . Bruno schieben sich diese kleinen Bergrücken von S . nach N. bisweilen wie Kulissen vor, welche nach N . W . geöffnet sind;, und kleine Thäler naeih dem Meere zu erschließen, auf deren Sohle ein Flüfschen in den Ocean rinnt. Die Bai von S . Francisco unterbricht die Höhenzüge, denen sie zum Theil ihre Bildung verdankt. Die Sierra dt Sta. Cruz hebt von der Bai von Monlerey landein -

12 wärts einen e t w a 1500 P . F. hohen Gipfel empor, w e l c h e r dein Schiffer weithin auf dem Meere ein Wegweiser zur Einfahrt in den Hafen ist. Sie geht alsdann in die Sierra de S. Bruno ü b e r , welche in abwechselnder E r h e b u n g bis zu 1000 F. und darüber den Stock der Halbinsel bildet, die der Bai von S. Francisco im Westen vorliegt; diese Halbinsel, in ihrem n ö r d lichen Thcile und an der W e s t k ü s t e weniger fruchtbar, ist es um so inehr in ihrem I n n e r n , wo sich durch einen zweiten Höhenzug, von Sta. Cruz nach der Südspitze der Bai und durch die inneren Küsten derselben eingeschlossen, ein fruchtbares Dreieck ausdehnt. Verfolgen wir die Höhenzüge im N. und 0 . der Bai von S. Francisco weiter, so finden wir zuerst an ihrem östlichsten Theile eine E r h e b u n g , welche als eine Fortsetzung der Bolbones anzusehen ist, die nur dem S. Joaquim einen D u r c h gangspafs öffneten; sie streicht in N.O. Richtung den S c h n e e gebirgen zu, wo diese sich 8761 Pariser Fufs hoch an der Stelle erheben, welche Capitain F r e m o n t auf seiner Expedition im J a h r e 1843 zu betreten gezwungen w a r , um in das T h a l des Sacramenlo zu gelangen, der von der zuletzt erwähnten Erhebung einen Theil seiner Gewässer bekommt. D a s Thal des Sacramenlo wird im W e s t e n durch einen andren Höhenzug begrenzt, der gleichfalls Nebenflüsse zu dem Hauptslrome herabschickl, und dessen Knotenpunkt im Norden der Bai von S. Francisco ist, von wo er sich in der Richtung von N.O. dem Innern des Landes z u w e n d e t , bis er etwa unter 41° N.B. durch einen Q u e r z u g , die S a s t e s - B e r g e , abgeschlossen wird. In einem Winkel von ungefähr 3 0 ° zieht sich von dem angegebenen Knotenpunkte das eigentliche Küstengebirge (coast ränge nennen es die Amerikaner im N. und im ä . der Bai) hin, die Küste selber bildend, zu welcher es sich schnell abstürzt, so dafs sie hier wenig Abwechselung darbietet. Wie alle Bergzüge in Californien, so nimmt auch der zuletzt genannte nach N. an Höhe zu, und bildet bei dein C. ¡\Iendocino eine 9000 F. hohe Wellerscheide, die schirmend vor den nördlichen Ebe-

13 nen Californiens sieht; das Cap Mendocino ist der Fufs dieser Erhebung und zugleich der westlichste Punkt der Küste von Californien, an welchen sich unter 40» 29' N.B. und 233° 18' 3 0 " 0 . v. P. die von N. und S. kommenden Strömungen begegnen, so data die Schiller bei minder genauer Kenntnifs ehemals diesem gefürchteten Punkte weit nach der hohen S e e auswichen. W e r die Küste nördlich von der Bai von S. Francisco zu Gesichte bekommt, der staunt vor der P r a c h t der majestätischen Fichlenwaldungen, welche sie in ihrer ganzen L ä n g e einfassen. Unter 4 1 ° 4 6 ' N . B . u. 233° 1 6 ' 4 5 " O . v . P . liegt das Cap S. Sebastian vor der Bai von St. G e o r g e , in welche der T l a m a k oder Klamak mündet, der aus Z u s a m m e n flüssen zu entstehen scheint, die von den Sastesbergen herabkommend sich in dem T l a m a k - S e e s a m m e l n ; diese bilden in den angegebenen Breiten einen Queerzug von Osten nach W e s t e n , wo sie bisher als die natürliche Grenze von OberCalifornien galten. Von ihnen breitet sich, nach Süden einen Winkel bildend, eine Ebene in Form eines Dreieckes, bis zum Nordende der Bai v o n S . Francisco au9, welche bis jetzt in ihrem Innern von den Eingebornen fast unbestritten bewohnt wird, und deren fruchtbarer Boden mit Wäldern, Prärien und Culturpflanzen bedeckt ist. Fast denselben Charakter, wie die so eben verlassenen Gegenden, bietet der Distrikt dar, welcher im S. von den S a stesbergen, im 0 . von den Kaskadenbergen, im N. von dem Columbiaflusse und im W . vom Ocean eingefafst wird; nur dafs hier das Küslengebirge vom Cap Mendocino an im Abnehmen bleibt, während die Kaskadenberge zu ihrem höchsten bekannten Pics emporwachsen. An verbindenden Absenkern fehlt es auch hier nicht, so dafs wir keine wesentlich neue Natur erwarten dürfen, obgleich wir nur einen kleinen Theil vom Innern dieses Landstriches kennen. Mit derselben Willkühr mil welcher wir Californien bis zum Columbia in das sogenannte O r e g o n - T e r i t o r i u m hinein ausgedehnt haben, könnten wir auch noch über diese Grenze hinausgehen; aber wir würden keine so guten Gründe dafür

14 Gnden, da wir dann wegen einer natürlichen Grenze in V e r legenheit kommen möchten, und die vom Himmel herabgeholten auf Erden schlecht respeclirl w e r d e n . Die Strafse von Juan de Fuca könnte vielleicht eine physische Gebietstrennung bezeichnen, wenn sie nicht im Verhältnifs zu dem dahinterliegenden Conlinenle zu winzig wiire; deshalb können wir sie auch als solche nicht ansehen, obgleich sie nach dem V e r lrage von 1846 den zwischen der Union und A l t - E n g l a n d dem 49. Breitengrade entlang gezogenen Grenze als Ausgangspunkt dient, vielmehr wenden wir uns vom Columbia wieder südlich, um zu dein bisher kennen gelernten Bergskelelt die Adern aufzusuchen. Zunächst gilt theilweise auch f ü r O b e r - C a l i f o r n i e n , was von Nieder-Californien in derselben Beziehung gesagt ist, dafs nämlich für gröfsere Flüsse kein Platz ist; indessen ist die Gelegenheit zur Wasserbildung durchgängig günstiger, da auf dem ganzen Boden ein kräftiger Pflanzenwuchs vorkommt, und die starke Abkühlung während der Nächte viel Niederschlag hervorbringt. Deshalb sind auch die Bäche zahlreich, w e l c h e von den Küstenbergen in das Meer herabfallen, und bisweilen sogar in ihren Mündungen Schiffe aufnehmen können. So finden wir schon im Hafen von S. Diego einen gleichnamigen Flufs, welcher leider dadurch wichtig wird, dafs er den Hafen besonders in der Regenzeit versandet, was die hier angesiedelten Mönche ehemals durch Ableitung des Flüsschens unschädlich zu machen wussten. W i e grofs die Z a h l der kleinen Küslenfliisse von S. Diego bis zum Hafen von Monlerey ist, vermögen wir nicht anzugeben, auch möchLe es nicht der Mühe lohnen die bekannten a n z u f ü h r e n , von so hoher Wichtigkeit sie auch für das Land sind, dessen kleine T h ä l e r sie zu Gärten machen, welche die spanischen Ansiedler zur Errichtung ihrer Missionen und Pueblos anlockten, die dann F l u s s , T h a l , O l l , Alles mit langen Heiligennamen benannten, die sich, wie in allen ihren Besitzungen, so auch hier sehr oft wiederholen. Bei der politischen Geographie werden wir Gelegenheit haben auf die lokale Hydrographie

15 zurückzukommen; hier ist über den Küstenstrich nur noch zu erwähnen dafs sich in dem etwas gröfseren Langenthal el C a iion, zwischen der Sierra de Sta. Lucia und dem Küstengebirge südlich vom Hafen von Monlerey, aus verschiedenen Bachen sogleich der kleine Flufs ßuenaVentura s a m m e l t , ein Beweis wie eifrig die N a t u r ist, an jeder Stelle Californiens sogleich ihren Reichlhum zu entfalten. D e r hohe S o m m e r vermindert allerdings die Zahl der Gewässer bedeutend, doch bleiben deren genug für den Bedarf der Menschen und T h i e r e übrig, wenn auch die Vegetation während dieser Zeit zum Pausiren gezwungen wird. Bei der Mission de San Fernando R e y de Espana, nördlich vom Hafen von S. Pedro, also e t w a unter dem 34. B r e i tengrade, gestatten die Berge einen Durchgang nach dem inneren Theile von Ober-Californien, und der Reisende erblickt hier zum erstenmale das grofse östliche Längenthal, welchcs sich beinahe bis zu 4 1 ° N.B. fortsetzt, dessen Hälfte d u r c h die in das Land einschneidende Bai von S. Francisco bezeichnet wird, und welches in seinem südlichen Theile vom Joaqiiim, im nördlichen vom Sacramento durchströmt wird. Die Quellen des Rio de San Joaquim sind noch nicht aufgesucht w o r d e n , sie können aber nicht sehr entfernt liegen, da der Fluss trotz seiner Arme von YV. und 0 . nur eine geringe W a s s e r m a s s e führt; dieses kann auch zugleich als Beweis dienen, dafs sich die Schneegebirge nicht weil in das Binnen* land hineinerstrecken, und dafs sie an dieser Stelle nicht sehr hoch w e r d e n , denn wir sind trotz der Reise des Capt. F r e mont, und trolz der alljährlich diesen W e g gehenden K a r a vanen über beide P u n k t e nicht genau unterrichtet, da dieser Theii Californiens von Weifsen noch gar nicht bewohnt wird, und die W a n d e r e r nur die gewohnten Strafsen und Pässe be» treten. D e r Joaquim durchströmt das an 60 Meilen lange und 15 Meilen breite Thal etwa auf zwei Drittel seiner Länge bis er sich in den östlichsten Theil der Bai von S. Francisco ergiefst; er nimmt von beiden Seilen kleine Zuflüsse auf, die

16 ihrerseits a u s Slurzbächen entstehen, und bildet auf seinem W e g e die T u l a r e s - S e e n , so genannt von ihrem Binsen-Reichihum. E r ist im S o m m e r an mehr Stellen zu durchwaten, als zu b e f a h r e n , und noch drohen die vielen in seinem B e t t e stecken gebliebenen B a u m s t ä m m e den C a n o e s G e f a h r ; i n d e s sen ist nicht zu bezweifeln, dafs er einst ein sehr brauchbarer Flufs werden k a n n , da eine natürliche Kanalverbindung mit dem S a c r a m e n t o schon durch einen Nebentluss des letzteren vorbereitet ist, der auch W a s s e r genug giebl um den J o a q u i m fahrbar zu machen. W ä h r e n d der Regenzeit tritt der J o a quim über seine Ufer, w e l c h e , noch jungfräulich, Zeit g e n u g gehabt h a b e n , sich mit einer H u m u s l a g e von erstaunlicher Productivität zu bedecken. D e m J o a q u i m k o m m t von N. der Rio del S a c r a m e n t o entgegen, der aber mit einem ganz andern Charakter auftritt. E r entspringt in den Kaskadengebigen unter 4 2 ° 5 1 ' 2 6 " N . B . u. 2 3 8 ° 3 9 ' 1 9 " 0 . v . P . und wühlt sich alsbald ein tiefes Bette, welches reichliches W a s s e r aus einem Dutzend Nebenflüsse v o n O . , und halb so viel von W . bekommt, von denen namentlich die ersten ihren Ursprung auf hohen B e r g e n durch G e fälle und T i e f e verrathen. D a h e r kommt es denn a u c h dafs der S a c r a m e n t o , in seinem gegenwärtigen Zustande, bis auf 3 0 Meilen von seinem Ausflusse für gröfsere Fahrzeuge zu benutzen i s t , und dafs selbst Seeschiffe so weit stromaufw ä r t s können, wo ohngeachtet der grofsen Entfernung vom Ocean E b b e und Flulh sich noch bemerklich machen. Auch die Hindernisse, welche jetzt einer nördlicheren Benutzung des F l u s s e s im W e g e stehen, sind keinesweges unüberwindlich, vielmehr ist zu hoffen dafs sie sehr bald dem Bedürfnisse der sich mehrenden Ansiedlungen Platz machen w e r d e n ; alsdann w e r d e n sich auch mehre von den N e b e n f l ü s s e n , wie der D r y - , der F e d e r - , der Aineiikanerflufs, der SchiO'fahrt erschliefsen, in welchen jetzt die Indianer ihre F a n g d ä m m e zur Erbeulung einer Masse von Lachsen angelegt haben, die von hier nach den S a n d w i c h s - Inseln ausgeführt w e r d e n . — Auch hier hiilt lins wieder Mangel an Special - Kennlnifs von

17 einer genauem Beschreibung der Nebenflüsse ab, in deren Benennung eine grofse Verwirrung herrscht, welche sich auch durch eine Vergleichung der besten Reiseberichte nicht beseitigen läfst; wir beschränken uns daher im Obigen, wie im weiteren VerfoJge, auf das Zuverlässige. Der American-Fork*), oder Amerikanerflufs fliefst etwa 17 Meilen vor der Mündung des Sacramento in diesen ein, mit welchem er gemeinschaftlich Neu-Helvetien, die Niederlassung des Capitän Sutler, bespült; am Amerikanerflufs war es auch, wo die ersten Goldwäscher in dieser Gegend im Sommer des Jahres 1848 arbeiteten, an dem sie sich aufwärts hinzogen, und von wo aus sie sich nördlich und östlich nach den Bergen verbreiteten. Nördlich von diesem Arm des Sacramento ist noch der Federfluss seines ¡Namens wegen bemerkenswert!!, welchen er der grofsen Menge von Wasservögeln verdankt, die hier mausernd seine Ufer mit ihrem Gefieder überschütten. Südlich vom Amerikanerflufs erhält der Sacramento noch einen Arm aus S.O., durch welchen eine Binnenverbindung mit dem Joaquim möglich wird, wenn es die Schifffahrt vorziehen sollte, eine solche statt der Fahrt über die Bai zu benutzen ; endlich trennt sich der Sacramento noch in zwei Arme und bildet ein höchst fruchtbares Delta. — Weniger bedeutend sind die Nebenflüsse auf dem rechten Ufer des Sacramento , und statt des mifslichen Versuches einer Beschreibung derselben zu machen, lassen wir lieber eine Schilderung des Sacramento-Thales von Duflol de Mofras folgen, um unsere Vorstellung von diesem Flusse und seine Umgebungen in ein Bild zusammenzufassen. „Der Rio de! Sacramento fliefst durch die herrlichste Ebene, die man sich denken kann. Im N. ist die Aussicht durch die Gebirge begränzt, welche sich von O. nach dem Meere ziehen, und die kalten Winde von derselben abhalten; *) F o r k , Gabel, nennen die nordamerikanischen Wanderer und J ä g e r j e d e F l u s s b i l d u n g , welche durch ihre Verzweigung dazu Anlass g i e b t , so dafs dieses Wort iin westlichen Tlieile von N o r d - A m e r i k a synonym mit „kleiner Fliiss" ist.

18 im O. bietet sich die Sierra Nevada mit ihrem ewigen Schnee dar; im W . sind die californischen Berge, mit Wäldern bekränzt; südlich breitet sich dem Lauf des Flusses gegenüber der S. Joaquim und dessen tausend Zuflüsse aus. Die Wässer steigen nach dem Schneeschmelzen um drei Métrés, wie der Schlamm anzeigt, der die Baumstämme einhüllt, und verleihen der Vegetation nach ihrem Zurücktreten neue Kraft. Eichen, Weiden, Königslorbeeren, Nadelholz, Sycomoren, Lianen, wilder Wein, Banden von wilden Pferden, ungeheure Rinderheerden, Hirsche und Antilopen schmücken die Landschaft. Die Indianer bewohnen in die Erde gegrabene Hütten, die mit Zweigen bedeckt sind; obgleich sie allé Fischer sind, so besitzen sie doch Rinder und Pferde, einige von ihnen, Flüchtlinge aus den Missionen, treiben selbst Ackerbau. Das einzige in den weiten Prärien zu fürchtende Thier ist der graue Bär (ursus lerribilis), den man häufig auf den Eichen sitzend antrifft, wie er seinen Jungen süfse Eicheln zuwirft*)." „Kein Fluss ist mehr als der Sacrnmenlo zur Dampfschifffahrt geeignet; unmittelbar am Ufer ist unerschöpfliches Gehölz, und es unterliegt keinem Zweifel, dafs dieser Fluss, der einen jungfräulichen Boden durchströmt, und sich in einen der schönsten Häfen der Well ergiefst, eine grofse Bedeutung erlangen wird, sobald Californien seinen Herrn wechselt, und dieser Augenblick ist nicht mehr fern." Um die Flusskarle von Californien zu vollenden, begeben wir uns noch einmal an die Küste, dieselbe in nördlicher Richtung von der Bai von S. Francisco verfolgend. Nach dem was über das Küstengebirge zu sagen w a r , läfst sich voraussehen, dafs wir keine Ströme von Bedeutung finden werden. Zunächst sind vier kleine Fliifschen dadurch bemer*) Dr. Culter war so glücklich bei seinem Besuche in Francisco mit dem besten Jäger Californiens eine Bärenjagd mit zu machen. Er referirt in seiner Jagdgeschichte, dafs er mit seinen Gefährten 15 Kugeln an das Thier verwendet, und dafs erst der Tomahawk des A m e rikaners das Werk vollendet habe. Es folgt darans aber nicht mehr als dass man oft vorbei schoss!

19 kensyrerth, dafs sie das ehemalige russische Gebiet in Californien bezeichnen; da sie im Sommer zum Theil austrockenen, so haben sie nur ökonomischen Werth. Sie sind von S. nach N. der Awatscha, span. Rio S. Ignacio, welcher in den Hafen Bodega mündet; die Slawjanka oder Rio S. Sebastian, der Ross und der Kostromitinow. Nachdem wir mehre ähnliche Küstenflüsse unberührt gelassen haben, treffen wir unter 41® 33' N.B. und 233® 47' 3 6 " O. v. P. die Mündung des Klamak, der nebst den Sastesbergen, die physische Grenze von Ober-Californien bezeichnet; er kommt tiefer aus dem Lande, aus einem gleichnamigen See, durchschneidet die Küstenberge, und wird mehrere Meilen aufwärts von Fahrzeugen der Hudsonsbay-Compagnie mit 7 bis 8 P. F. Tiefgang zum Zweck des Pelzhandels befahren. Seine Mündung wird durch eine Barre gesperrt, welche die Ginfahrt erschwert, und gröfseren Schiffen den Zugang unmöglich macht. Gleichen Rang mit dem vorigen nehmen bis zur Mündung des Columbia noch folgende zwei Flüsse ein: der Tutunis oder Diebsfluss unter 42® 2 6 ' ; der Umzqua unter 43° 50'. Mehrere kleine Flüsse, welche theil» zwischen den genannten, theils nördlich von denselben bis zur Mündung des Columbia in den Ocean fliefsen, nehmen zur Zeit des Schneeschmelzens und der Regen ein bedeutenderes Ansehen an, verschwinden aber in der trockenen Jahreszeit fast ganz. Der Punkt an welchem der Columbia in den zu beschreibenden Landstrich eintritt, ist bereits oben angegeben; das ganze umfangreiche Gebiet dieses gröfsten Flusses an Amerikas Westküste zu schildern, kann nicht Aufgabe einer Monographie von Californien sein, es möge vielmehr genügen zu sagen, dafs dieser an den verschiedenartigsten Naturerscheinungen so überaus reiche Strom mit seinen Nebenflüssen ein dankbares Field für jahrelange Forschungen darbietet, und dafs eine vollkommene Kennlnifs seines Gebietes für alle Fächer der Erdkunde höchst befruchtend sein mufs. Wir haben es nur mit der langen Strecke des Columbia oder Oregon zu thun, welche zu einer natürlichen Begrenzung Californiens bestimmt 2 *

20 zu sein scheint. Wo er die Schnee- oder Kaskadenberge durchbricht befindet sich sein letzter Fall, der „erste" von den stromaufwärts handelnden Hudsons-Leuten genannt; gleich unterhalb desselben ist auf dem nördlichen Ufer das Fort Vancouver angelegt, wo der Fluss bei ungefähr 3800 Fufs Breite, 5 bis 8 Faden Tiefe hat, so dafs bis zu dieser Stelle Schiffe von 400 Tonnen nahe bei den Ufern anlegen können. Dieses hindert aber nicht, dafs Sandbänke, Inseln und ungeheure Baumstämme den Lauf des Flusses hemmen, welcher 2 und 5 englische Meilen unterhalb von Vancouver den Wallamet in zwei Mündungen von Süden, dann den Cowlit von Norden aufnimmt, und endlich zwischen dem südlichen Cap Adams und dem nördlichen Disappointement mit einer Breite von l ' / x Meilen in das Meer fällt. Die Felsenbildung des Bodens, die Macht des Stromes, sein Gefälle, die vielen überwundenen Hindernisse lassen erwarten'^ dafs die Erscheinungen bei dem Eintritt des Columbia in den Ocean den beiden Kräften entsprechen, die sich hier bekämpfend vereinigen. In der That übersteigt die furchtbare Grofsartigkeit des Schauspiels in der umgebenden Scenerie, nach den Berichten der Besucher, alles Aehnliche. Der Schiffer muäs seinen Lauf nach der nördlichen Küste nehmen, wo ihm das Cap Disappointement 700 F. hoch entgegen starrt und über welchem sich der ewige Schnee des St. Helens zeigt, der 11918 F. Höhe hat, während sich die Sattelberge südlich in 3 Spitzen bis zu 9500 F . erheben. Wenn zur Zeit der Ebbe ein Seewind die Wellen des Ocean gegen die des Columbia treibt, der dann eine Geschwindigkeit von 6 — 7 Seemeilen in der Stunde hat, so erhebt sieb die schon immer starke Brandung auf der ganzen Breite der Mündung zu furchtbar hohen Wellen deren weifser Schaum als Wolke in die Höhe spritzt, und die mit einem Getöse gegen einander, gegen die Felsen und Vorgebirge schlagen, welches meilenweit zu hören ist, und in welchen die Nothschüsse scheiternder Schiffe ungehört verhallen.. Darin mischt sich das heisere Geschrei unzähliger Schwärme von Wasservögeln, des Kormoran und Albatros, die sich bald»

21 wie den geängstigten Schiffer zum Hohn, von den V e r d e r b e n drohenden Wolken tragen lassen, bald zu den hohen Felsen auffliegend sich bequem in deren Schutz auf Riesenfichlen schaukeln, und das Grelle des Conlrasles sinnverwirrend steigern. Aber viele v o n den Zeugen dieser fürchterlich grofsortigen N a t u r haben ihr Leben bei deren Anblick verloren^ die Zahl der gescheiterten und gestrandeten Schiffe ist im Verhältnils zu den einfahrenden sehr grofs und selten gelingt es der Mannschaft sich zu retten; ohne Opfer kommt sie nie fort. D e r bekannten T r a g ö d i e , welche Washington Irving in seiner Astoria vorträgt, lassen sich viele noch schrecklichere xur Seite setzen. Dieses ist kein Wunder wenn man bedenkt, dafs das F a h r w a s s e r zum Hafen nur ^ Seemeile breit ist, und nur 4 l / t Faden Tiefe h a t , dafs es sich verändert, dafs während des gröfsesten Theiles des J a h r e s N o r d w e s t w i n d e die Schiffe den klippenreichen Südküsten zutreiben, dafs j e d e etwas hochgehende See die niedrigeren Klippen und Untiefen unsichtbar m a c h t , und dafs die Rückkehr zur hohen S e e aus diesen Schrecknissen oft ebenso unmöglich ist, als die Einfahrt in den Hafen. W i r haben Beispiele, dafs Schiffe zwei Monate lang vor der Mündung des Columbia gekreuzt haben, ehe sie einlaufen konnten, und oft werden sie genöthigt Schutz, R u h e und Erfrischung in den kleinen Nachbarhäfen zu suchcn. — Dem Columbia diese Schrecknisse zu nehmen, die Hindernisse wegzuräumen, welche seine innere Benutzung erschweren, und ihn menschlichen Z w e c k e n dienstbar zu m a chen, ist eine A u f g a b e , an deren Lösung sich die Unendlichkeit unseres Erfindungsgeistes in der Mechanik prüfen kann. Wir kehren zu einem Bilde ländlichen Stilllebens zurück, indem wir die Quellen des Wallamet aufsuchen, und den Lauf dieses letzten Flusses auf californischen Gebiet verfolgen, der keine Ahnung hat welch fürchterlichem Kampfe seine Wellen aus dem friedlichen Californien entgegenrollen. Seinen U r sprung hat e r , wie wir freilich nur aus den Terrainverhältnissen schliefsen können, wahrscheinlich auf dem nördlichen Abhänge der Saslesberge, wozu Quellen von der Westseite

22 der Schneeberge kommen; indem er seinen vielleicht 25 Meilen weiten Lauf vollendet, nimmt er, ganz ähnlich den südlichem Flüssen von Californien, einige Nebenflüsse auf und bildet ein langes fruchtbares Flussthal, welches aber bis jetzt nur an seinem Ausgange von Weifsen bewohnt wird, die meist nach ihrem Austritte aus dem Dienst der HudsonsbayCompagnie sich hier ansiedelten, und als s e l b s t ä n d i g e Kolonisten reichlich lohnenden Ackerbau treiben. In seinem oberen Laufe für Canoes fahrbar, bildet der Wallamet 7 Meilen vor seinem Ausflusse einen Fall von 127 F. Höhe über Basallfelsen, welcher sich in drei Fälle theilt, wenn der Sommer die Wässer schwinden macht; gleich unterhalb dieser Stelle können Schiffe von 200 Tonnen unmittelbar am rechten Ufer in einen Strom von 1200 F. Breite anlegen, der die niedrige, zur Zeit dier hohen Wasser überschwemmte Insel Wappatoo oder Multonomah zwischen seinen beiden Mündungen läfst. Nach der Schilderung des Innern von Ober-Californien wie wir sie im Obigen versucht haben, müssen wir noch einmal an den Anfang dieser Arbeit erinnern, um im weiteren Verfolge die Plastik des Landes vor Augen zu behalten. Es ist mit einem ungeheuren Continente verbunden, und doch wieder so deutlich von demselben abgetrennt, dafs es die Vortheile des Zusammenhanges mit denen derlsolirung theilt. Was zunächst letztere betrifft, so verdankt Californien derselben seine ganz eigenthümliche Natur, durch welche es NordAmerika physisch um eine Seite bereichert, die hier kaum erwartet werden konnte, und welche zu Neu-England undVirginien einen neuen Typus hinzufügen wird, der nach seinen materiellen und geistigen Elementen bestimmt ist in politischer und socialer Beziehung einen sehr bedeutenden Einflufs auf das junge Reich der Mitte, den Eindringling zwischen die alte Welt, auszuüben. Californien ist so isolirt, dafs strategische Männer bereits bemerkt haben, wie leicht sich dieses Land vertheidigen liefse, indem nur ein einziger enger Pafs im N. einer Occupations-Armee zugänglich sei; wir theilen diese scharfsinnige Bemerkung mit der gebührenden Bewunderung

23 mit, wünschen dem schönen Lande jedoch von Herzen', dafs ihm die Zeit für immer vorüber sei, in der man solcher strategischen Männer bedarf, die ohnehin aus unserer weisen Hemisphäre nur mit Abscheu aui die unritterlichen Yankees blicken können. — Andrerseits ist die Scheidung Caiiforniens vom übrigen Amerika nicht so grofs, dafs sie nicht schon seit vielen Jahren der Reihe nach von Jägern, Handelsleuten und Kolonisten überwunden würde; auch ist das ungeheure bis jetzt noch öde Hinterland von Californien nicht so unfruchtbar, um nicht später an den Stellen angebaut zu werden, wo es jetzt den Auswanderern Stationen darbietet. Die Verschiedenartigkeit der staatlichen und bürgerlichen Entwickelung, welche namentlich den nördlich und nordöstlich Von Californien gelegenen Landesstrecken vorbehalten ist, die natürliche Theilung in die Ausbeute des Bodens, wodurch diesem Theile von Nord-Amerika ausschliesslich der Westen, wie dem andern der Osten anheimfallen mufs, das nach Asien gekehrte Gesicht, die Vermehrung der Reichthümer durch gegenseitige Vermannigfaltigung der Bedürfnisse zwischen einem Binnenlande und einem fruchtbaren Küstenlande, die felativ gröbere Bereicherung des letzteren, wenn es gute Häfen besitzt — Alles dieses würde Californien entbehren, wenn seine italischen Ebenen wie Italien, oder auch die ostindischen Halbinseln auf dem gröfsesten Theile seiner Grenzen vom Ocean umflossen wärfe. Beschränken wir unsere Blicke auf das so situirte Land, so finden wir ein nicht minder merkwürdiges Zusammentreffen von Verhältnissen, die sich einander vielseitig limitiren. Die Gebirgszüge verflachen sich nach S. und erschließen dadurch ein in der gemafsigten Zone gelegenes Land tropischen Einflüssen, während die gewaltigen Erhebungen im N. die polaren und conlinentalen Einwirkungen abstumpfen. Indem der Hauptgebirgszug ganz nach Osten geschoben ist, ein anderer den Westen einfafst, und eine grofse Anzahl untergeordneter Querzüge von dem einen zu dem andern hinüberstreichen, entsteht ein Schweizerland, zwar mit wenig abwechselnden Hauptfor-

24 men, aber mit einer desto gröfseren Reichhaltigkeit der untergeordneten Erscheinungen. Die jähen Abstürze hoher Berge, die aus der unmittelbaren Nachbarschaft solcher entstehenden ßergkessel, mit allen daher kommenden, die Cultur erschwerenden Umständen, können sich wegen: der Entfernung der beiden Hauptgebirgszüge nicht bilden; solche Erscheinungen finden sich nur in den Schneebergen, und auch da kommen sie mehr an den unter dem Namen der blauen Berge bekannten Ostseite, als am Westabhange vor. In den Küstengebirgen sind mannigfache Anfänge zu solchen Bildungen, doch halten wir sie oben nur als anmuthige Einsenkungen zwischen niedrigen bewaldeten Sierras zu erwähnen, deren günstige Lage den eingeschlossenen Thälern nur von Vortheil ist. Wo sich der westliche Gebirgszug am Cap Mendocino zu einem hohen Berge erhebt, da wendet er dem schmalen Raum an der Küste seine gefährlichste Seite zu, während er sich nach dem Binnenlande mit den Sastesbergen zu einem bewohnbaren Plateau vereinigt. Mit geringen Ausnahmen ist so das ganze Land zur Benutzung des Bodens sehr bequem gelegen, wenn sich Landwirtschaft, Bergbau, Forstnutzung uird Städteanlagen darin theilen; aufserdem produciren die sich kreuzenden Höhenzüge in ihren Bergbächen einen grofsen Reichlhum an Nalurkraft, welcher auf alle Arten vonFabriklhätigkeit und Maschinen fast umsonst zu benutzen ist. Endlich dürfte es auch nicht geringe anzuschlagen sein, dafs das im Allgemeinen höchst gesunde Land jeder menschlichen Constitution eine grofse Auswahl von Orten in sanitarischer Beziehung darbietet, indem auch hier wie in Mexiko, aber unter günstigeren Bedingungen, maritimes und territoriales Klima, warme und kalte Temperatur unter kleinen Entfernungen bei einander liegen. Um das innere Relief zu vollenden, ist noch an die Bildung von gröfseren und kleineren Ebenen zu erinnern, von deren Einhegung durch Berge oder Flüsse oben zu sprechen w a r ; es ist noch hinzuzufügen, dafs die weiteste Ebene Californiens den Theil einnimmt, welcher westlich von dem Sa-

25 cramento und Joaquim in einem stumpfen Winkel begrenzt wird, im N. durch einen H ö h e n z u g von den zuletzt genannten Flüssen getrennt ist, und sich östlich bis an den Fufs der Schneeberge a u s d e h n t S o wenigstens müssen wir uns diesen Theil von Californien vorstellen, welcher bis jetzt von Reisenden noch nicht beschrieben ist, und den sich die Eingebornen am unversehrtesten bewahrten. W i r verlassen nach diesem R e s u m é das Binnenland, dessen Topographie zu vielfältig ist, als dafe wir sie erschöpfen könnten; auch genügt das Gesagte, um die lokalen Verschiedenheiten erklären und begreifen zu können, wenn man sich das Bild nach entsprechenden Erscheinungen aus eigener E r fahrung ausmalen will. W i r begeben uns zur Küste, deren Vorhandensein schon an sich höchst bedeutend ist, auch w e n n sie weniger vortrefflich, oder im Verhältnifs zum bespülten Lande kleiner w ä r e ; wir hallen eine Beschreibung derselben an dieser Stelle für nolhwendig, weil sich das Klima im allgemeinen wohl aus der N ä h e des Meeres begreifen läfst, in seinen Einwirkungen auf vegetabilisches und animalisches Leben aber liäuGg zu individuell isl, um ohne genauere K ü stenkenntnifs erklärbar zu sein. Die Mündung des Colorado ( welcher nicht zu v e r w e c h seln ist mit dem Rio Colorado de T e x a s ) trennt die m e x i kanische Küste von der californischen. Von jener sind, so weit sie zum Golf von Californien gehört, drei Häfen den mit transatlantischem Handel beschäftigten Nationen wohl bekannt: S. Blas, Mazatlan und Guaymas. Namentlich ist es Mazatlan, welches die meisten ausländischen Schiffe und Kaufleute sieht, weil günstigere Zollbedingungen und der lebhaftere Geldverkehr (als Folge von den dahinter liegenden, an edlen Metallen reichen Distrikten), den Umsatz von Waaren an diesem Platze leicht und vortheilhaft machen; es bestehen hier auch, wegen des regeren Verkehrs, Niederlagen von den Producten der Küste, welche aber aufser Brasilienholz und Cacao nicht viel anzubieten h a t , weshalb die nach Mazatlan bestimmten Schiffe vollständige Retouren meistentheils in den südameri-

26 konischen Hafen der OsL- und Westküste zu suchen pflegen. Den besten Häfen hat unter den drei genannten Orlen Guaym a s , ehe es aber mit Mazallan als Markt konkurriren kann, mufs sich die Industrie im Golf von Californien bedeutend h e b e n , und auch dann steht ihm wegen seiner nördlicheren L a g e eine mehr lokale als universelle Handeiswichligkeit bevor. — Der übrige Theil dieser Küste ist durch seinen Reichlhum an Häfen zur Küstenschifffahrt sehr geeignet; erst bei 3 0 ° N.B. verflacht sie sich zunehmend, bis sie in der Nähe des Colorado durch Flugsand, B a u m - und Wassermangel den Charakter der nördlich davon gelegenen Wüste zeigt. geograph. Meile Die Mündung des Colorado ist etwa breit, und wird durch die davor liegenden Inseln de los tres Reyes in drei Kanäle getheilt; sie ist flach und mit Sandbänken besetzt, wie denn der Fluss in seinem unteren Laufe überhaupt viel Sand fühl t, so dafs er nur für flache Fahrzeuge brauchbar ist. Die Ostküste von Nieder-Californien ist in ihrem nördlichen Theile ebenso einförmig, wie die gegenüber liegenden mexikanischen, sie zeigt erst bei 3 0 ° 20' N.B. eine gröfsere Mannigfaltigkeit der Formen, und nimmt darin nach S . constant zu. Auf einer detaillirten Beschreibung dieser Küste müssen wir aber leider aus mangelhafter Kenntnifs verzichten; was die Spanier, die einzige Nation welche dabei unmittelbar inetressirt war, darüber wissen, ist uns nicht zugänglich, und wahrscheinlich, da es auf älteren Beobachtungen beruht, auch nicht mehr brauchbar, weil der Meeresgrund sich ändert und die nautischen Wissenschaften in der neuesten Zeit bedeutend fortgeschritten sind. Zum Besuch aus Handelszwecken hat diese Küste zu wenig Anlafs geboten, als dafs wir gelegentliche Beschreibungen gebildeter Reisenden von ihr besäfsen, und für rein wissenschaftliche Expeditionen war sie zu entlegen, ihre Untersuchung zu zeitraubend und kostspielig. Der einzige Reisende welcher Mittel und Zeit gehabt hätte diese Lücke in unserer Kenntnifs auszufüllen, wäre Duflot de Mofras gewesen, der seinem Buche wahrhaftig nicht

27 durch diesen einen originalen Theil geschadet haben wurde; allein sein Geschick dazu scheint auch hier mit seinem wissenschaftlichen Interesse auf gleicher Stufe zu stehen, obgleich ihm die Arbeit durch eine gute Bibliothek, durch amerikanische, französische und spanische Archive, und durch Manuscripte (deren er viele benutzt zu haben vorgiebt), bei seinen sonstigen Mitteln um vieles hätte erleichtert werden müssen. Es bleibt uns sonach zur Lösung unserer Aufgabe nichts anderes übrig als auf die Karte zu verweiseil, wo die Orts-Namen, die wir hier aufzuzählen uns demnach wohl ent« heben können, so zuverlässig aufgezeichnet stehen, als es bei den Mangel guter Quellen möglich ist. — Besonders hervorzuheben sind Stadt und Hafen Real de Loreto. Die Stadt liegt 25°59'N.B. und 246" 39' 13" O.v.P., sie war ehemals die Hauptstadt eines besonderen Distriktes, und die Residenz der obersten Behörden von Nieder-Californien, und besafs dieser Würde angemessene Anlagen, unter denen sich namentlich die von den Jesuiten errichteten Gebäude für die Geistlichkeit und die Kirche auszeichneten; gegenwärtig aber sind Mission und Presidio gleich verlassen, und was, noch von aller Herrlichkeit übrig ist, steht unter der Verwaltung eines Missionars. Der Jungfrau zu Loreto in Nieder-Californien wurde dieselbe Achtung gezollt, wie ihren Schwestern überall unter den Gläubigen; ihre Kirche war mit Gemälden reichlich ausgestattet, ihr Altar mit kostbaren Gefäfsen besetzt, und ihr Kleid mit dem Tribut an Perlen geschmückt, welche die Indianer mit Lebensgefahr an der nahen Küste vom Meeresgrunde heraufholen; noch soll die Kirche viele Denkmäler so frommer Verehrung aufweisen, und obgleich sie durch keine weltliche Macht mehr geschützt ist, so läfst Ehrfurcht vor dem heiligen Orte sie dennoch unversehrt. Ehemals war Loreto durch ein monatliches Paquetbot in steter Verbindung mit Guaymas, und expedirte die Korrespondenz über das Terrain beider Californien; aber diese regelmäfsige Verbindung ist längst durch die mexikanischen Bewegungen gestört, in diesem Theile von Californien durch Verödung auch fast

28 überflüssig g e w o r d e n , während sie für die nördlichen Theile und die W e s t k ü s t e durch einen nordamerikanischen P o s t d a m pfer besorgt wird. D e r Ankerplatz bei der Mission Loreto ist vom Meere aus durch den sich in gleicher Breite erhebenden Giganta kenntlich, er hat an der Küste 4 Faden Tiefe, und ist den N o r d - , den N o r d o s t - u n d S ü d o s t - W i n d e n geöffn e t ; vor den Nordost winden finden die Schiffe Schutz unter der zwischen V / t und 2 g. M. nördlich gelegenen Insel C o ronados, bei heftigen Winden müssen sie das hohe Meer s u chen, und wenn sie klein sind, können sie stürmisches W e t ter in den 8 g. M. südlich gelegenen Hafen. Escondido a b warten. Die Insel Carmen, gegenüber von Loreto, hat unter Wind 15 bis 18 Faden Tiefe. Südlich von dieser Insel befinden sich, zwischen einer Menge kleiner Inseln, P e r l e n bänke. — Die Bucht la P a z oder Hafen Pichilingua, ist der Hafen für die Stadt la P a z 24» 10' N.B. und 247° 40' O. v. P., wo Ferdinand Cortez im J . 1535 zum erstenmale in Californien landete, und w o er die Ueberbleibsel einer zwei J a h r e älteren Expedition fand, auf welcher, nach mancherlei anderen Schicksalen, der Steuermann Ximenez, der Mörder seines C a pitäns, mit 2 3 Gefährten von den Eingebornen erschlagen war. Das F a h r w a s s e r geht in gleicher Entfernung von der Insel Espiritu Santo und dem Cap S. Lorenzo hindurch nach der Ostseite der Insel S. Juan Nepomuceno, bis auf l , 2 g e o g . M. von den W o h n u n g e n , wo 5 bis 10 Faden Tiefe sind; für gröfsere Fahrzeuge ist die weitere Annäherung an das Land gefährlich. Die einige hundert E i n w o h n e r zählende Bevölkerung von la P a z besteht zu ihrem gröfsten Theile in ausländischen Matrosen, welche den Handel des Ortes ( g e g e n wärtig den lebhaftesten an dieser K ü s t e ) nach Guaymas, Mazatlan und S. Blas betreiben; die Gegenstände desselben sind hauptsächlich Schildkrötenschalen, wovon der Centner mit 16 bis 18 Piaster bezahlt wird, und Perlmultermuscheln, 100 P f u n d zu 6 Piaster. La P a z ist auch Haupthafen für P e r l e n fischerei, da die Perlenmuscheln hauptsächlich an der Kiistc

29 »wischen Loreto und la Pas gefunden werden; wie schon oben erwähnt, ist diese Fischerei gegen früher sehr gesunken und liefert schlechtere Waare. Im Jahre 1827 hatte sich zu London eine „General pearl and coral fishery Association" gebildet, welche auch einige mifslungene Versuche im Golf von Californien machte, da sie auf Fischen mit Taucherglocken eingerichtet war; es fand sich aber dafs die Perlenmuscheln nicht auf Banken, sondern fest an unterseeischen Klippen und in deren Spalten sitzen, wo sie von indianischen Tauchern in Tiefen bis zu 10 und 12 Faden mit Instrumenten gebrochen werden müssen. Die Zahl der Schiffe, welche jetzt in dieser Industrie beschäftigt sind, giebt Duflot auf 8 bis 10 mit einem Gehalt bis zu 40 Tonnen an; sie arbeiten vom Mai bis zum October mit 200 indianischen. Tauchern, welche für die Dauer ihres Engagements mit allem Nothwendigen versorgt werden müssen, und aufserdem einen Antheil an der Beute erhalten. Die Perlen werden im Pfunde mit 1500 bis 1800 Piaster bezahlt, das in ihre Gewinnung gesteckte Kapital wird auf 10000 Piaster, und der Reinertrag für die Unternehmer auf 12 —14000 Piaster veranschlagt. Einen besonderen Grund für die Verschlechterung derPerlen in Quantität und Qualität finden wir nicht angeführt, »vielleicht trägt auch dazu der Umstand bei, dafs die Haifische ihr Wesen jetzt ungestörter als früher im Golf treiben können, und dafs der zu dem gefährlichen Geschäfte nothwendige Muth bei den Indianern in demselben Verhältnisse abgenommen hat, als sich die Zahl der Opfer vermehrt. Südlich von la P a z , wo sich der Bergrücken zu einem fruchtbaren Plateau ausbreitet, liegt Real San Antonio, die gegenwärtige Hauptstadt von Nieder-Californien mit etwa 800 Einwohnern. Auf demselben Plateau finden sich noch die Missionen Santiago de los Coras, Todos los Santos und San Jose. Die Caps Palma, Porfia und S. Lucas bezeichnen die Südküste von Nieder- Californien; das zuletzt genannte Cap dient den nach der mexikanischen Küste segelnden Schiifen zur Peilung, sein Ankerplatz ist schlecht, eben so der Anker-

30 grund, und die wenigen Ansiedelungen an und um das C a p werden meistentheiis nur von Walfischjägern besucht, welche hier Holz nach Belieben, Ochsenfleisch sehr wohlfeil, auch wohl Käse und Gemüse bekommen können. Das südwestlichste Vorgebirge der Weslküsle von Californien ist das Cap Falso, dessen Name schon die Gefahr anzeigt in welche es dem Schiffer, durch Verwechselung mit Cap S . Lucas, selzt. Die Mission T o d o s los Santos, 2 3 ° 26' N.B. hat einen kleinen Hafen, der als Erfrischungsslalion besucht wird. Bei 2 4 ° N.B. tritt das Vorgebirge Mesas de Narvaez in das Meer, so genannt von drei abgeplatteten Gipfeln, welche sich charakleristisch über demselben erheben; im N. davon liegt der kleine Hafen Marques, gebildet durch eine kleine Wendung der Küste, deren äufserster Punkt an dieser Stelle zu dem ersten von den ungeheuren Häfen führt, an denen die Küsle von Californien so reich isl. E s ist dieses die Bai der Magdalena, welche gebildet wird durch die Insel Margarila und durch zwei Buchten des Festlandes; die Einfahrt von S . wird bezeichnet durch einen Hügel, welcher auf der Insel liegt, sie ist zwei Seemeilen breit, und fast durchgängig für die gröfsesten Schiffe tief genug. Die Bai wird durch einen Vorsprung des Festlandes gegen ihre Mitte, in zwei besonderen Häfen getrennt, sie bietet au* fserdem einen drillen an der Ostseile der Insel dar; dieser heifst Almejas und deckt die Schiffe gegen Südwinde; der südliche Landhafen heifst die Bai S . Marino, der nördliche ist die eigentliche Magdalenenbai. Diese wird im N. durch die Funta Delgada abgeschlossen, welche, obgleich ein sehr niedriges Vorgebirge, dennoch im innern Hafen einen guten Schutz gegen die Nordwinde darbietet; er bildet in seinem nordöstlichsten Theile eine L a g u n e , welche unter dem N a men Canal de las Ballenas (Walfisch-Canal) bekannt ist. L a g e der Bai: 2 4 ° 36' N.B. und 2 4 5 ° 35' 0 . v. P. F a s t müsste man bedauern, dafs ein so ungeheurer und so günstiger Hafen in einem so wenig bevorzugten Lande liegt, denn die Küste isl ringsum felsig und öde, sie bietet weder Wasser noch

31 Hole, und die einige Meilen landeinwärts gelegenen Niederlassungen stehen jetzt verödet; dennoch wird die Bai aus zwei Ursachen besucht. Die Walfischfänger haben auf der Insel Stationen, um ihr Oel zu bereiten, was wahrscheinlich nicht der Fall sein würde, wenn die Regierungen der südamerikanischen Staaten und Mexikos ihnen gestatteten, sich südlichere Häfen für ihre Zwecke auszuwählen; wenn sie in dieser national sein sollenden Politik verharren, so werden sie zu den natürlichen Gründen für eine, schnellere Colonisation Californiens auch noch politische hinzufügen. Ein bleibender Grund zum Besuch der Magdalenenbai ist deren Reichthum an Schildkröten, ven denen eine Art wegen ihres sehr schmackhaften Fleisches, eine andere wegen ihres vorzüglichen Schildpattes aufgesucht wird, welches zu den besten gehört die verarbeitet werden. Bei 24° 47' N.B. liegt der Berg S. Lazaro an der Küste und bildet ein Cap, welches mit der südlich gelegnen Punta Delgada die unbedeutende Bai Sta. Maria einschliefst. Die Küste macht nördlich vom Cap Lorenzo eine Biegung nach 0 . und zeigt einen 3 5 g . M . breiten E i n s c h n i t t in die Halbinsel, der auch diese bezeichnende, Benennung mit dem Namen des Entdeckers führt: er heifst Ensenada Grande de- Sebastian Vizcaino; einen Hauptabschnitt in der Ensenada bildet die Punta de San Domingo unter 26° N.B., und ihr Ende findet sie bei der Punta Abreojos bei 20° 59' 30" N.B. und 243° 52' 57" 0 . v. P . Die Küste ist auf dieser ganzen Strecke gesund und für die gröfsesten Schiffe zugänglich, und behält diese Eigenschaften auch nordwärts von den Abreojos bei; noch liegen einige untergeordnete Puntas in der Ensenada. Die Punta Abreojos („Mach' die Augen auf!") ist der südwestlichste Punkt einer Erweiterung der Gebirge vonNieder-Californien, ihre Annäherung ist den Schiffen durch zahlreiche Klippen gefährlich; der nordwestlichste Punkt derselben Erweiterung ist das Cap S. Eugenio. Die Entfernung beider Caps von einander beträgt 25 g. M., in gerader Linie; die Küste ist hier mannigfach gegliedert, Vorgebirge springen

32 in das Meer, Inseln erheben sich aus demselben, und unter den dadurch gebildeten Baien und Buchten tritt der bedeutendere Hafen S . Bartolome hervor, dessen L a g e 2 7 ° 40' N . B . u. 2 4 2 ° 48' 2 0 " 0 . v. P. ist. Die grofse Insel Cedros wurde ehemals stark wegen Seeoltern und Phoken besucht; die letzteren Thiere Gnden sich noch zahlreich vor, aber die Ottern sind fast gänzlich vertilgt, da die J a g d nach ihnen so heftig betrieben wurde, dafs ein amerikanisches Schiff während zweimonatlichen Aufenthalts bei Cedros im Jahre 1839 allein 300 Otter-Felle sammelte. Nördlich vom Cap S . Eugenio verengert sich die Halbinsel bei einem abermaligen Einschnitt des Meeres und setzt sich von hier ab, in ziemlich gleichmäfsiger B r e i t e , bis an ihre Wurzel fort; die gröfseste Breiten der Halbinsel von Cap S . Eugenio bis Cap de los Angelos an der Oslküste beträgt 33 g. M., die schmalsle Stelle nördlich von den beiden genannten Caps mifst 9 g. M. — Wir können uns hier der weiteren Special-Beschreibung der Kiislc bis zur Bai von S . Francisco in Nieder-Californien enthalten, da sie nur Aehnlichkeilen und keine wesentlichen Verschiedenheiten von der bisher verfolgten Strecke im N. der Magdalenenbai aufweist; sie macht die Schifffahrt durch ihre Felsenbildungen nahe am Ufer möglich, und ist reich an Zufluchtsorten. Leider verhindern dieselben Ursachen welche die Küste vortrefflich machen, nämlich die B e r g e , jede grüfsere Ansiedelung, so dafs nur die für eine lebhaftere und regelmäfsige SchiiTfahrt nothwendigen Küstenapparate hier einige schwache Kolonien herbeiziehen dürften. Die Punta de las Virgenes unter 3 0 ° 2 2 ' N . B . und 2 4 1 ° 43' 3 " 0 . v. P. bezeichnet die Einfahrt zur Bai von S . Francisco de Borja in Nieder-Californien, welcher von den Vorzügen ihrer nördlicher gelegenen Schwester die Gröfse und die Fruchtbarkeit der nächsten Umgebung abgeht, deren Einfahrt aber freier ist. Dieser Hafen hat bei gutem Ankergrunde hinlänglich Tiefe und Raum für die gröfseslen Schiffe, und zeigt eine an der californischen Küste mehrfach wiederholte vorteilhafte Bildung, indem die südliche Küste

33 sich in eine kleine Halbinsel verlängert, und die nördliche durch ein s ü d - oder westwärts vorspringendes Cap die Kraft des aussen tobenden Meeres bricht. So liegen die Schiffe im Hafen von Francisco, wie in ähnlichen, durch die natürliche Bildung desselben vor allen Winden und der stürmischen S e e mehr geschützt, als dies oft durch grofsen A u f w a n d von Kunst, Geld und Arbeit an andern Küsten geschieht. Dieser Hafen verläugnet das Land nicht zu welchem er gehört, statt T r i n k wasser entquellen seinem Boden Solquellen, und wo Holz in der N ä h e der Küste zu haben ist, da steht es auf fast unzugänglichen B e r g e n ; indessen wird der Boden ein wenig tiefer im Innern besser, und liefert den Schiffen aus der Mission Nuestra Sefiora delKosario die nöthigen Bedürfnisse. — W e i ler setzt sich die Küste nördlich von Francisco in der bisherigen Weise fort, in Entfernungen von wenigen Meilen immer neue Häfen bildend, unter denen nur der von Quintin zu bemerken ist, weil wir bei ihm ebenfalls sehr concenlrirle Solquellen kennen. D e r nördlichste Abschnitt der Küste von Nieder-Californien beginnt mit dem Cap Grajero oder T o d o s los Santos, welches die Südspilze des Hafens von T o d o s los Santos bildet, den letzten der Halbinsel, bei welchem der fruchtbarere Boden schon zahlreichere Niederlassungen zur Z e i t der S p a nier herbeizog. Die geographische Lage des Hafens S. Diego, des nächsten dem wir an der Küste begegnen, ist bereits angegeben, auch seine Eigenschaft als Grenzhafen von O b e r Californien. Seine Bildung ist ähnlich der von Francisco de Borja, doch zeigt sie sich hier in ihrer gröfsten Vollkommenheit. Die Küste verlängert sich von S . nach N . in eine L a n d z u n g e , deren Spitze die P u n t a Guijarro ist, bei welcher das Meer in eine schmale, namentlich an der Westseite liefe, e t w a 1 g. M. lange Bucht eintritt; die Ostküste dieser Bucht b e schreibt nördlich von der Punta Guijarro einen Bogen bis sie die P u n t a de la Loma westlich vor die Einfahrt in den H a fen gelegt und dadurch eine breite, tiefe und geschützte Strafse gebildet hat. Die P u n t a de la L o m a ist ein Hügel,

3

34 welcher auf einige Meilen seewärts sichtbar, dem Schiffe die Richlnng des Hafens angiebt; ihr Ufer ist gesund und u n g e fährlich, n u r einige Felsen an dem S ü d w e s t e n d e desselben verbieten die Annäherung auf l / t Seemeile, während sich der Schiffer bei der Einfahrt am sichersten dicht am Südostufer hält und dieses bis in den inneren Hafen verfolgt, wo der Ankerplatz unterhalb der Punla Guijarro ist. Bei der Einfahrt bezeichnet die Brandung eine Seemeile östlich vorn Fahrwasser die Zunigabank, welche nur 3 Fufs Tiefe hat. Die Kennzeichen des Hafens sind die Mesas de J u a n Gomez, deren wir bei der Orograjihie E r w ä h n u n g thaten, und zwanzig Seemeilen südlich von der Loma Coronados. — D e r innere Hafen ist für Schiffe von 4 0 0 Tonnen mit 20 F. Tiefgang zugänglich und hat Raum für eine zahlreiche Handelsflotte; an seinem Südende und an derOslküsle wird das Ufer flacher, wozu die Erdmengen beitragen, die der D i e g o - F l u s s während der Regenzeit mit sich führt. Die Schiffe haben in diesem Hafen w e d e r S t ü r m e noch hohe See zu fürchten, wie eine Vergegenwärligung der Lage desselben zeigt, die zugleich strategisch so vortheilhaft ist, dafs jeder Versuch die Einfahrt zu forciren mit geringen Mitteln unmöglich gemacht werden kann. Die nächste U m g e b u n g des Hafens bietet der Kolonisation wenig Hülfsmiltel, und selbst Holz und Wasser müssen für die Schiffe aus einiger Entfernung herbeigeholt w e r d e n ; die nächsten Quellen an der Küste sind sehr salzreich, und warten nur auf industrielle Hände. Dem Laufe des Flusses entlang nimmt aber die Fruchtbarkeit schnell zu, auch bew o g dies die Franciscaner im J a h r e 1769 am Ufer desselben in einem durch H ü g e l gebildeten Thale ihre erste Mission in O b e r - C a l i f o r n i e n , einige Meilen von der Küste, anzulegen, welche dann als Mullermission angesehen wurde. Diese Kolonie halte ein schnelles Gedeihen, und w u r d e reich von dem E r t r a g e des Landes. Die nächste Umgebung derselben besieht aus P r ä r i e n , in denen fast kein ß a u m w u c h s ist, welcher erst mehrere Meilen landeinwärts mit aller Pracht beginnt. Als die Mönche noch mit 2500 geknechteten Indianern

35 ihre Felder und ihre Gärten bestellten, gewannen sie 6 0 0 0 Fanegas (47618 Pr. Scheffeln) Korn und ebensoviel Mais, neben Baumwolle, Hanf und Flachs, woraus sie die zum eigenen Verbrauch nöthigen W a a r e n und T a u w e r k f ü r die Schiffe bereiteten; in ihren Gärten zogen sie Oliven, Datteln, Bananen, Feigen, alle europäischen Obstarten, und namentlich w u r d e ihr Wein als der beste in Cnlifornien geschätzt, da sie R e b e n aus dem spanischen Mutterlande mit gutem Erfolge hierher versetzt hatten. Ihre Versuche mit dem Z u c k e r r o h r scheiterten an der zu grofsen Trockenheit des Bodens. Desto lohnender wurde, wie in ganz Oberkalifornien, ein andrer Z w e i g der L a n d w i r t s c h a f t , nämlich die Viehzucht; aus der Zeit der Blülhe von S. Diego ( w e l c h e nur sehr kurz gewesen sein k a n n , da die Mönchsherrschaft wenig über ein halbes J a h r hundert dauerte) zählt Duflot auf, dafs 14000 Stück R i n d vieh 1500 Pferde und 32000 Schafe auf dem umliegenden Ranchos verlheill waren. Auch die hieraus entspringenden G e w e r b e wurden betrieben, namentlich die Gerberei und Seifenfabrikation, zu welcher die Strandgewächse genügende Mengen von Soda lieferten. D e r zu S. Diego destillirte Branntwein w a r gröfslentheils zur Ausfuhr bestimmt, da die Mönche die Indianer von diesem Getränke fern zu halten suchten. Um S. Diego waren bis tief in das Land hinein, wo die Waldungen beginnen und die Sierra de Nevada ihre weifsen Gipfel zeigte, Ranchos und I n d i a n e r - D ö r f e r entstanden, auf welchen die Kolonisten theils frei, theils von der Mission abhängig, denselben Beschäftigungen oblagen, welche die Mönche hier eingeführt hatten und welche sie leiteten. — Am unteren Laufe des Flüsschens befand sich noch das Präsidio von S . Diego del R e y , der Silz der Militairmacht, und noch n ä her der Küste der Pueblo, wo Justiz- und Administralivbehörden die Geschäfte der Regierung besorgten. Schon vor der Occupalion durch die S t a a t e n w a r von mexikanischen Behörden in Diego w e n i g zu b e m e r k e n , die weltliche Macht w a r zugleich mit der geistlichen m a c h t « und fast spurlos geworden, die nicht mehr von Soldaten beschötz3 •

36 t e n , von Beamten und P a d r e s regierten Spagnolen verliefsen vor den Raubzügen der dreister gewordenen Indianer voin Rio Colorado ihren so lange besessenen Boden, und damit den gröfslen Theil ihres Reichthums und seiner Quellen, die in einer verschwenderischen Benutzung der Prärieen und in oberflächlichem Ackerbau bestanden hatten, und begaben sich näher an die K ü s t e , wo es gröfserer Anstrengungen bedurfte um den Verlust durch Gewinn in Handel und Industrie zu ersetzen. N u r wenige von ihnen verstanden es und waren Ihälig genug sich hierauf zu legen. Amerikaner und Engländer betrieben Handel, Hafengesclüifte und das Einsalzen von H ä u ten, und bekamen leicht in allen Dingen das Uebergewicht über die ersten Kolonisten. Wir folgen wieder der Küste nordwärts von D i e g o , und finden 8 Seemeilen davon den sogenannten falschen Hafen, dessen äufsere Gestalt schon manche Schiffe um so mehr betrogen hat, als in demselben vom Meere aus im Gegensatze zum rechten Hafen, Häuser erblickt w e r d e n , welche sich bei näherer Untersuchung als die Ruinen des Forts und als Magazine für Häute ausweisen; dieser P u e r t o falso wird durch eine Barre und durch Brandungen gefährlich. In ihm w a r ehemals der Erde führende Rio Diego abgeleitet. D e r Ankerplatz von S. Juan Capistrano liegt unter 33° 27 ; N.B. und 239° 58' 3 6 " 0 . v. P., er ist zwar nur klein, aber die Küste ist gut und gewährt Schulz gegen die östlichen und nördlichen Winde; in ihn fällt ein kleiner Bach, der niemals versiegt und an welchem in einer fruchtbaren Ebene eine kleine Meile vor dem Ausflusse die Mission von S. J u a n C a pistrano liegt. Sie ist von Diego aus bei der Ebbe auf dem Strandwege erreichbar, doch f ü h r t auch ein guter Landweg durch gleichförmige Prärieen dahin, und dann beträgt die Entfernung 16 g. M. Auch hier stöfst der Reisende jetzt a'uf mehr Ruinen als L e b e n , doch haben sich die Ansiedelungen der Kolonisten j e weiter nach N., desto besser erhalten, denn sie sind den Raubzügen der Indianer weniger ausgesetzt. Nördlich von S. J u a n Capislrano liegt die P u n t a Lasuen,

37 welche die Grenze der Tremblores-Bai bezeichnet, deren südlichster Punkt die Punta de la L o m a ist, und von welchcn der Hafen von S . Juan Capistrano einen Theil ausmacht. Von der Punta Lasuen bis zum Cap S . Pedro öffnet sich eine 15 Seemeilen breite Bai, welche unter dem bescheidenen Namen des Hafens von S . Pedro bekannt ist; ihre L a g e ist 3 3 ° 43' N.B. und 2 3 9 ° 26' O. v. P. Die Ankerstelle westlich vom Cap S . Pedro ist nur im Sommer zuverlässig, wenn die Nordvvcstwinde vorherrschen; sie ist eine halbe Seemeile vom Ufer, wo der Anker bei 4 bis 5 Faden Tiefe einen festen Halt findet. Bei hoher S e e und widrigen Winden muss sich das Schiff ein bis zwei Meilen vom Ufer entfernen. Im Innern der Bai dringt eine Lagune in das Land ein, welche Fahrzeuge bis zu 8 Fufs Tiefgang aufnehmen kann, wenn die Einfahrt über die davorliegende Sandbank bewerkstelligt wird, welches keine grofse Schwierigkeit haben soll; ausserdem fallen zwei kleine Fiiisse innerhalb der Bai ins Meer, der S . Gabriel und der Porciuncula, auch de los Angelos oder S . Pedro genannt. Auf die Wichtigkeit dieser Bai, als Hafen eines üppig reichen Hinterlandes, werden wir noch Gelegenheit haben zurückzukommen; hier ist nur zu erwähnen dafs um 1834 die jährliche Ausfuhr an Häuten allein zu S . Pedro 100 —120000 Stück betrug, an T a l g wurden zu derselben Zeit 1500 Centner und ausserdem noch Wein, Branntwein und Seife ausgeführt. Die Preise dieser Producle betrugen: die Haut 2 bis 2 l / s Piaster, die Seife pro Centner 10 Piaster, das F a s s Wein oder Branntwein zu 80 Flaschen 20 Piaster. — Gin neuer selbstständiger Theil der Küste fängt oberhalb von Cap S . Pedro an und schliefst in gerader Entfernung von 27 g. M. mit Cap Concepción ab. E r zerfällt in zwei kleinere Theilen, von denen der südliche bis Punta de la Convercion den Namen der Bai S . Fernando nach der im Innern gelegenen gleichnamigen Mission führt. Auch diese B a i , wie die von S . Pedro, hat eine gute Küste, die hier wie dort den Absatz eines an Natur-Erzeugnissen reichen Landstriches erleichtert; doch ist sie etwas weniger dadurch begünstigt, dafs

38 die Flüsse nicht in diesen Theil des Meeres, sondern nördlich von der Punta ausmünden. P u n t a Convercion und Punla Concepcion sind die E n d p u n k t e des Barbara- Canals, in welchem zunächst ein kleinerer Hafen nördlich von Convercion die Flüsse ß u e n a v e n l u r a und Clara aufnimmt, nachdem sie die Felder gleichnamiger Missionen bewässert haben. D e r eigentliche Canal wird g e bildet durch das Festland und die Insel S t a . C r u z , zwischen welchen die S t r ö m u n g von N. nach S. der Richtung der K ü s t e folgt, indem sie eine schwärzliche harzigölige Oberfläche zeigt, welche von einigen Asphaltquellen h e r r ü h r t , die ihren Ausfluss in den Canal h a b e n , und sich durch F ä r b u n g des W a s s e r s und Mittheilung des Geruches einige Meilen in S e e bemerklich machen. Innerhalb der Bai liegt der Hafen von S t a . Barbara unter 3 4 ° 24' 4 0 " N.B. und 237° 39' 30» 0 . v. P . , welcher vom Meere aus mit Leichtigkeit daran zu erkennen ist, dafs der mit der Küste von Norden her parallel streichende horizontale Gebirgskamm plötzlich abbricht und sich nach einem Zwischenräume von 4 S e e m . in einigen zerrissenen Pics wieder erhebt; bei der Annäherung an das Land w e r d e n ferner die Façade und die beiden Glockenthürme der Mission von Sta. Barbara sichtbar, und endlich bezeichnet ein grofses Leder-Magazin den Ankerplatz. Dieser befindet sich eine halbe Seemeile vom Ufer, er hat bis 4 Faden Tiefe, der Grund ist harter S a n d , aber so voll F u c u s - A r t e n , dafs das H e b e n der Anker dadurch bisweilen erschwert wird. Noch befinden sich im Canal zwei Ankerplätze nördlich vom Hafen: el Refugio und el Cojo. Die Asphaltquellen haben ihren U r sprung in den östlich von Pueblo Sta. Barbara gelegenen P o zas fumezolas und in deren U m g e b u n g e n ; diese Pozas bezeichnen den niedrigen Krater eines ehemaligen Vulkans, aus dem noch zuweilen Schwefeldämpfe hervorbrechen, an dessen Abhängen Schwefelquellen fast mit Siedehitze entspringen, und deren ganzes Terrain viel Schwefel enthält. — Das P r e sidio und der Pueblo von Sta. Barbara liegen eine Seemeile vom Ufer. Von dem ersteren sind nur noch Ruinen vorhan-

39 den, der l e t z l e r e hat eine zahlreiche weifse B e v ö l k e r u n g , von w e l c h e die M e x i k a n e r den A c k e r b a u , A m e r i k a n e r , E n g l ä n d e r und F r a n z o s e n

den Handel betrieben.

der E i n w o h n e r

haben

gegeben, kommt;

als ihm

diesem

eigentlich

Orle

L a g e , Z a h l und

eine gröfsere

als Hauptort des Distriktes

er hat immer ein bedeutendes

Art

Bedeutung zu-

W o r t in der Politik

Californiens mitgesprochen, und von ihm ging in einer J u n t a beider Californien

im J u n i 1846 die letzte U n a b h ä n g i g k e i l s -

Erkliirung g e g e n Mexiko aus.

D i e Mission

liegt eine kleine Meile von der K ü s t e , einer w e n i g fruchtbaren

Gegend.

von S l a . B a r b a r a

östlich

von P u e b l o in

Bemerkenswert

ist

aber,

dafs der B o d e n sich in allmähliger Abdachung von der S i e r r a so verlieft, dafs der P u e b l o einige Fufs niedriger als der M e e resspiegel l i e g t ,

w a s allerdings gefährlich i s t , wenn

nachbarten P o z a s einmal

die

be-

wieder kräftiger zu arbeiten anfan-

gen sollten, und der kleine Küslendamin durch eine E r s c h ü t terung zerrisse. E h e w i r der K ü s t e weiter nach N. folgen,

ist noch der

Inseln zu erwähnen, w e l c h e als T h e i l e der T r e m b l o r e s b a i und des B a r b a r a c a n a l s anzusehen sind.

S . Clemento und Sta. C a -

talina sind die südlichsten Inseln dieser Hauplgruppe Californ i e n s , die den W e r t h erhöht;

der Küste

und des Landes

sie haben steile Küsten und hohe U f e r ,

D u r c h f a h r t zwischen

ihnen und

las und S t a . B a r b a r a

leicht

bedeutend so dafs die

den Nachbarinseln

und sicher i s t ,

anlegenden Schiffen S c h u t z gewähren.

S.

Nico-

und dafs sie den

S t a . Catilina hat von

0 . nach W . 3 , 4 g. M. L ä n g e und 1,8 B r e i t e ; an beiden E n d punkten der Länge erhöht, m a c h t sie eine starke Einsenkung, in

deren

det,

Milte sich

an der W e s t s e i t e ein Ankerplatz

w e l c h e r Holz und W a s s e r

Einsalzen der Häute dient.

liefert

Etwas

und

befin-

als Station

zum

gröfser als die vorige ist

S . d e m e n t e , w e l c h e s seinen Hafen an der Ostseite

hat.

Die

gröfseste dieser Inseln ist S t a . Cruz, mit einem Hafen an d e r Westküste, bewaldet

und einen kleinen F I u s s ; sie ist auf den

und hat gute W e i d e n

in den

besitzt einen Hafen an seiner N . W . S e i t e .

Ebenen.

Höhen

S . Miguel

Denselben

Charak-

40 ler wie die genannten Inseln, tragen auch die kleineren, sie waren ehemals sämmtlich von Indianern b e w o h n t , die sich aber vor den Misshandlungen der Weifsen auf das feste Land zurückzogen, seit diese sich hier niederzulassen a n g e fangen -haben, und seil die Fischer des Oceans die Inseln besuchen, auch ein lebhafter Schmuggelhandel von da aus nach der Küsle beirieben wird. Die nördlich vom Barbaracanal bis zum Hafen von Monle-Rey gelegenen Strecke der Küsle zeigt wenig Abwechselung und nur untergeordnete H ä f e n , die N a t u r hat hier ihren Reichlhum an fruchtbaren Feldern ausschliefslich nach dem Inneren entfallet. Die nächste Punla in Morden von P u n l a Concepcion, und nahe bei ihr, ist die von Arguello, bei welcher die Küstenberge sich mit ihrer steilen Seile nach dem Meere hin abzusenken anfangen und nur in kleinen Z w i schenräumen fruchtbare F e l d e r , kleine Bäche und einige Ansiedelungen erblicken lassen. Bei Punla Sal öffnet sich eine acht Seemeilen breite Bai bis zur Punla S. L u i z , in deren Innern sich der kleine Hafen der Mission von S. Luiz Obispo de Tolosa de Francia befindet, welche zwei kleine Meilen vom U f e r entfernt ist. D e r Hafen ist bezeichnet durch den kegelförmigen Berg Buchon, und durch eine kleine Insel in seinem I n n e r n ; die Ankerstelle ist eine Seemeile vom Lande, wo die Schiffer einen guten Ankergrund bei 5 bis 8 Faden Tiefe find e n , und gegen N o r d w e s t - und Ostwinde geschützt liegen. D e r kleine Höhenzug, zu welchem der vereinzelte Buchon geh ö r t , zieht sich allmählig ansteigend 3 Seemeilen südwärts mit seiner steilen Seile der Küste zugewendet und wird dann vom Flüsschen S. Luiz unterbrochen. — Nördlich von Punta S. Luiz liegt die Punla de los Esteros ( L a g u n e n ) mit der Bai gleichen N a m e n s , welche unwirlhbar ist, und salzhaltige Quellen hat. — Die Punla Simeon mil einem kleinen gleichnamigen H a f e n , die Punta de Lobos oder del Carmelo und die Punta de Cipress, w e l c h e letztere beide die Carmelbai einschliefsen, sind die letzten welche noch vor dem Hafen von Monle-Rey zu erwähnen sind. Die Carmelbai ist durch

41 viele Klippen gefährlich, und wird verderblich bei der leichten Verwechselung mit dem benachbarten so vorzüglichen Hafen von Monte - R e y . — Im übrigen ist die so eben beschriebene Strecke der Küste noch mit vielen untergeordneten Puntas besetzt, welche weder besondere Häfen bilden, noch sonst eine allgemeine Wichtigkeit haben; aber sie werden eine bedeutende örtliche erlangen, wenn erst der Holzreichlhum der Sierras Sta. Lucia, del ßuchon und Sta. Ines ausgebeutet wird. In ihrer Gesammtlänge von 3 6 g. M. aeigen sie bald wellenförmige Conturen, bald steile Pics wie den Buchon, bald B r e c h e n ; nach der Breite bilden sie Terrassen auf einen Raum von 6 bis 7 Meilen. Dieses ganze Terrain ist mit Eichen, Fichten, Eschen, Platanen, Cedern, Cypressen, zum Theil noch in Urwaldungen besetzt, die von zahlreichen Bären bevölkert werden, welche sich in ihren bisher ungestörten Aufenthaltsorten als echte Autochthonen gegen das Vordringen der Civilisation zur W e h r e setzen. In nordöstlicher Richtung von der Punla de Cipreses giebt die Punla Pinos unter 3 6 ° 3 7 ' 1 5 " N . B . die südliche Einfahrt in den Hafen von S . Carlos de M o n t e - R e y an, der sich bis zu seiner nördlichen Einfahrt in einer Länge von 21 Seemeilen gegen den Ocean öffnet, und mit einer entsprechenden Tiefe fast einen Halbkreis bildet. Cap Pinos ist von einigen Klippen umgeben, die aber steil, und durch die schäumenden Wellen kenntlich, dem Schiffer wenig Gefahr bringen, wenn er nahe an ihnen vorbei den Ankerplatz östlich vom Cap, nordöstlich vom Presidio bei sechs Seemeilen vom Ufer aufsucht, wo er mit 6 bis 9 Faden Tiefe einen festen Ankergrund findet; näher der östlichen Küste bezeichnet ein üppiger Fucus-Wuchs eine Bank, welche aber noch an ihren nächsten Stellen 4 Faden, an ihren Seitenwänden 7 bis 8 Faden Tiefe hat. T r o t z der so freien Lage befinden sich die Schiffe hier dennoch vollkommen vor Winden, Strömungen und wilder S e e geschützt. Die Landwinde werden durch die, die ganze Bai umgebenden, Sierras aufgefangen, die Südwinde verlieren ihre Kraft an der Ostseite des Cap Pinos; von den Puntas

42 del Ano nuevo und Sla. Cruz im N . prallen die Strömungen ab, und gegen das böseste W e t t e r brauchen Schiffe ersten Ranges keine andere Vorsichlsmafsregeln als einen zweiten Anker anzuwenden, der sie vor jeder Gefahr sichert. — E s giebt aufser diesen noch andere Ankerplätze in derselben Bai, da aber der von Monle-Rey als solcher den Vorzug vor den übrigen h a t , so mögen wir diesen einen Theil der Bai zunächst ausschliefslich in das Auge fassen. D e r kleine Fluss Monterey ergiefst sich östlich von Cap P i n o s zunächst in die Bai, an ihm liegen tiefer iin Lande einige Meiereien, an der Küste die Stadt M o n t e - R e y , östlich davon das Presidio und westlich das Castillo; die beiden zuletzt genannten ; Punkte bildeten ehemals die V e r t e i d i g u n g des Hafens, doch w a r e n sie schon im J . 1819 so lief gesunken, dafs ein s ü d a m e r i k a nischer Pirat das umliegende Land ungestraft, und kaum bedroht, plünderte. W a s jetzt an ihre Stelle getreten ist, wissen wir nicht zu sagen. Der Rio de Monterey ist ein spärlicher Bach, welcher im Sommer verschwindet; die Brunnen, welche in der N ä h e des Hafens sind, trocknen entweder wegen der geringen Tiefe gleichfalls a u s , oder sie werden salzig vom Meerwasser, oder sie sind durch Seife von den W ä s c h e rinnen verunreinigt. Dadurch ist das Einnehmen frischen W a s s e r s hier oft kaum möglich, und es mufs für theures Arbeitslohn von anderen Orten der Bai, oder aus dem Innern hergeholt w e r d e n ; doch soll diesem Uebelstande durch bessere Brunnenanlagen, oder durch Wasserleitung von der Sierra Sla. Lucia leicht abzuhelfen sein. An Holz aller Art ist dagegen grofser Ueberfluss, es ist bequem und wohlfeil zu haben. Z u r Zeit als M o n l e - R e y noch Sitz der höchsten Behörden von Ober-Californien w a r , wurde es vielfach von Kauffahrern und Walfischfängern b e s u c h t , die sich hier mit frischem Fleisch, Cerealien, Mehl, G e m ü s e , Obst, Wein und Branntwein versorgen k o n n t e n , und allein in diesem Hafen von ganz Nordwest-Amerika T a u und Segelwerk, Anker, Ketten und dergl. für theures Geld b e k a m e n , da diese Sachen aus Europa oder Nordamerika hierher geschafft werden muss-

43 t e n ; bis zu welcher Dürftigkeil der Ort und das Land seitdem herabgesunken sind, das geht aus der B e m e r k u n g Duflots h e r vor, wonach er innerhalb eines jährigen Aufenthaltes im L a n d e nur ein Dutzend Häuser fand, wo es Brod gab, w ä h r e n d der gröfsle Theil der weifsen Bevölkerung von Ochsen und H a m melfleisch, von Bohnen und Maiskuchen lebte, wie die Indianer. Z u jener Zeit (im J a h r 1841) mufslen die Schiffe durch Boten in den entfernteren Ansiedelungen ihre Bedürfnisse bestellen lassen, und m e h r e r e T a g e aut ihre Ablieferung warten. Auch dieses m a g sich seitdem verbessert haben. Dennoch w a r der Hafen von Monte-Rey als Silz der Zollbehörde und wegen des Fischreichlhums der Bai stets b e s u c h t ; im Herbst des genannten J a h r e s hat der Saphir von Boston daselbst vor Anker in einem T a g e 3 Walfische durch seine Schalupen e r legen lassen. Die Stadt entstand erst im J a h r 1827, zu w e l cher Zeit ein Engländer das erste Haus bei dem Presidio e r baute, zu grofser Ausdehnung ist sie noch nicht gelangt, und führt ihre Benennung mit U n r e c h t ; allein die L a g e ain g r o fsen Ocean auf der Westküste von Nord-Amerika, W i n d e und S t r ö m u n g e n , die weite Bai, der vortreffliche H a f e n , bestimmt ganze Flotten aufzunehmen, die zu Bauten durch reiches Material und Lage vorzüglich geeignete Stelle, die zu vielen Industrieen in der N ä h e befindliche Wasserkraft, die malerische, einladende U m g e b u n g — kurz Alles wird hier bald eine specifische Handelsstadt ersten Ranges hervorrufen, welche in Schönheit der N a t u r mit Neapel rivalisiren, in allen anderen Beziehungen es übertreffen wird. D e r zwischen der Sierra Sta. Lucia und d e m Rio Monte R e y gelegenen Strich Landes ist fruchtbar, der im S. und 0 . von der Stadt gelegene Theil ist einige Meilen weit sandig und enthält Solquellen, auch sind die übrigen Orte an der Bai wegen einiger S ü m p f e und Flussmündungen auf dem S t r a n d w e g e nicht zu erreichen. D e r L a n d w e g folgt dem Rio Monte-Rey einige Meilen aufwärts an mehreren Ranchos v o r ü b e r , unter denen eine Silbererz und Galmei liefert. Die nächste Mission an der Oslküsle der Bai ist S. J u a n Bautista,

44 g. M. von Monle-Rey und gegen 3 M. landeinwärts gelegen; sie n i m m t den Raum eines fruchtbaren Plateaus ein, an dessen Fufse der im S o m m e r trockene Rio P a j a r o vorbei und in die Bai fliefst. Nördlich von dieser ist der kleine Hafen O t a s , der wegen seines vortrefflichen Holzes aufgesucht wird. Im N . der Bai befindet sich ein Pueblo, genannt Villa de Branciforte, welcher meistentheils von Holzschlägern bewohnt w i r d , die hier auch zugleich Sagemühlen angelegt haben. Hier liefsen sich zuerst Auswanderer aus N o r d - A m e rika in Gesellschaften nieder und bildeten die gegen die mexikanischen Behörden in M o n l e - R e y alle Zeit schlagfertigen Emissäre der Union. Eine kleine Meile nordwestlich davon liegt, oder lag vielmehr die Mission de la Sla. Cruz, die wie die meisten zerfallen, und in Meiereien vertheilt ist, und aus deren Gebäude zum Theil die Häuser erbaut wurden, welche sich bis Branciforte ausdehnen, und die hier schon den Platz einer zweiten grofsen Stadt an der Bai von Monte-Rey bezeichnen, deren Lage und Aussicht ebenfalls als sehr schön geschildert werden. Branciforte und Sta. Cruz haben beide Ankerplätze, das letztere wird namentlich als derjenige Ort der Bai aufgesucht, an welchen am leichtesten Proviant z u b e k o m m e n ist. Von P u n l a del Ano nuevo läuft die Küste bis P u n t a de los Lobos gerade n o r d w ä r t s ; einige Meilen westwärts davon liegen zwei kleine Inselgruppen, die zusammen unter dem Namen los Farallones de los Frayles begriffen werden. Sie sind wichtig für die Schifffahrt, weil sie wegen der Einfahrt in den Hafen von S. Francisco genau gepeilt werden müssen. Die Hauplinsel der Südgruppe liegt unter 37° 40' 5 5 " N.B. und 234° 41' 8 " 0 . v. P , um sie herum liegen einige kleinere Inseln und Klippen, an denen sich die Wellen brechen, und durch eine Brandung von der Nordgruppe in der Richtung des Hafens die Einfahrt zu demselben bei klarem W e t ter anzeigen: w e g e n der häufigen Nebel aber an dieser Küste ist grofse Vorsicht bei ihrer Annäherung zu beobachten. Die Inseln selbst sind b ä u m - und wasserlos und dienen Vogels c h w ä r m e n und Phoken zum Aufenthalt; um die letzteren zu

45. jagen legten die Russen auf der Hauptinsel 1825 eine Station an, welche mit solchem Erfolge gearbeitet hat, dafs der Posten seit einigen Jahren als nicht mehr ergiebig verlassen werden musste. Die übrigen Kennzeichen des Hafens sind im IN. die Punta de los Reyes und der an 9 5 0 P . F. hohe Tafelberg; im S. der C l a r a - B e r g , und etwas nördlicher der schon oben angeführte Berg in der Sierra de S . Bruno. 8 Y t Seemeile vor der Einfahrt liegt eine Sandbank in südöstlicher R i c h tung, deren flachste Stellen sich an ihrer Westseite befinden; am leichtesten wird sie an ihrem Südende auf einer geraden Linie passirt, die den grofsen Farallon und das Fort unter 3 7 ° 4 8 ' 3 0 " IN.B. und 235» 11' 2 6 " 0 . v. P . trifft, wo das Fahrwasser nicht unter 7 Faden tief ist, während am Nordende, wo eine sehr heftige Strömung und starke Brandung ist, die Tiefe bis zu l'/t Faden abnimmt. D e r Einfahrts-Canal behält eine ziemlich gleichmäfsige B r e i t e , seine engste Stelle bei dem Fort beträgt 5 1 0 0 P . F . ; wenn ihn das Schiff erreicht h a t , so setzt es seinen Lauf am besten in der Mitte fort, wo die Strömung minder stark als an den Ufern ist. B e i widrigen Winden ist die Richtung nach der Südküste vorzuziehen, wo die Strömung weniger stark ist und wo überdem keine Gefahren unter der Oberfläche zu fürchten sind Besondere Vorsicht ist bei der Einfahrt auf die Segel zu verwenden, da Wirbel, Flulh und plötzliche Windstöfse das Fahrzeug der Gewalt des Steuermanns zu entreifsen suchen, auch läfst ihn der Wind oft im wichtigsten Augenblicke im Stich, und auf seine Anker kann er sich bei 4 0 bis 5 0 Faden Tiefe nicht verlassen. In solchen Fällen muss das Schiff einen von den beiden Zufluchtsörtern zu erreichen suchen, welche difc Punta de los Lobos und der Felsen des Forts darbieten, wo bei gutem Ankergrunde und mehr als genügender Tiefe Flulh und Wind abgewartet werden können. Die Gefahren sind überstanden sobald die Punta Boneta dublirt ist, wobei in g e rader östlicher Richtung auf einen mit Fichten bewachsenen B e r g zu halten i s t , welcher sich an der Ostküsle der Bai 1900 P . F . über dem Meeresspiegel erhebt, und hinter

46 welchem der Monte del Diablo mit 3 6 6 0 P . F . absoluter Höhe s t e h t ' ) . Das nördliche Ufer ist höher und steiler als das südliche, so dafs es dieses beherrscht, und dais beide, in V e r bindung mit der noch zu erwähnenden Insel .de los Angeles, die Bai gegen jede Macht verlheidigen können. Zwei Hafen bieten sich zunächst in der so eröffneten und verschlossenen Bai an. Der nächste liegt an der Nordküstc bei der Punta del Saüsalito, er führt bei den Spaniern denselben Namen wie die Punta; die Engländer und Amerikaner nennen ihn the Whalers Harbour. E r ist gut, lief und vor allen Winden vollkommen geschützt, hat viele bequeme Landungsplätze auch sind Holz und Wasser Jeicht zu haben. Weniger gut ist der Hafen von Yerba B u e n a , welcher an der Nordost-Spitze der Landzunge liegt, die die Bai von S . F r a n cisco bildet; seinen Namen hat er von dem auf der Halbinsel gelegenen Pueblo, und der, anderthalb Seemeilen davon entfernlen, Insel gleiches Namens, welche ihre Benennung der Fülle von medicinischen Kräutern verdankt, die auf ihr wuchern. Grund und Tiefe sind auch hier den gröfsesten Schiffen günstig, allein das Ufer ist kahl, W a s s e r , Holz und L e bensmittel müssen vom nördlichen Theil der Bai hergeholt werden; ausserdem linden die Nordwestwinde zu diesem Hafen Zugang, und die S e e ist hier bisweilen so unruhig, dafs die Seemeile von der Küste liegenden Schiffe acht T a g e lang kein Boot aussetzen können. Eigentliche Gefahr ist jedoch auch hier nicht vorhanden. Deutlich ist in diesem Hafen zu empfinden welchen Einfluss die Nordwestwinde auf das Land haben würden, wenn sie es ungehindert bestreichen könnten; Saüsalito, nur 5 Seemeilen von Yerba Buena entfernt, vor jenen Winden aber gänzlich geschützt, hat bei ihrem W e hen eine 9 — 1 0 ° R. höhere Temperatur als Yerba Buena, so dafs man am letzteren Orte geheizte Zimmer aufsucht, während man an ersterem mit Behagen badet. — Im Innern der Bai liegt nordöstlich von der Einfahrt, gegenüber von Saüsa*) Danach ist die frühere Höllenangabe dieses B e r g e s umzuändern.

47 lito, die Insel de los Angeles; sie ist die gröfste der Bai, fast rund und hat einen Durchmesser von l ' / 2 Seemeile; sie hat einen bewaldeten B e r g , Weiden, eine Quelle, und an ihrer Ostseite einen vorzüglichen Hafen. Ihr zunächst tauchen in südöstlicher Richtung einige Felsen aus dem Meere auf, und weiter die kleine und niedrige Felsen-Insel de los Alcatraces; diese so wie jene haben ein weisses Ansehen von der Menge der E x c r e m e n t e welche zahlreiche Vogelschwärme darauf zurücklassen. Südöstlich von dem Alcatraces ist der sehr g e fährliche Blossom-Felsen; da aber seine Lage seit 1827 durch Beechey genau bestimmt ist, so ist diese einzige submarine Gefahr in der Bai leicht zu vermeiden. Die Insel Y e r b a Buena endlich hat 3 Seemeilen U m f a n g , eine Anhöhe von 350 P a r . F . , etwas W a s s e r , ist mit medicinischen Kräutern (wahrscheinlich Mentha) bewachsen, und bietet an der Ostseile eine kleine Bucht mit 4 bis 5 Faden Tiefe dar. Werfen wir jetzt einen Blick auf das Ganze der B a i , so n e h m e n wir in ihrer Bildung eine nicht geringe Aehnlichkeit mit unserer Ostsee wahr,- die sie in kleineren Dimensionen nachahmt. Von Yerba Buena dehnt sich nach S.O. die eigentliche Bai von S. Francisco in einer Länge von 3 0 Seemeilen a u s ; im N. verengert sie sich zu einem Canal, an welchen sich der östliche Theil der Bai in einen Winkel von ungefähr 5 0 ° an den südlichen anfügt, und in sich wieder in zwei Theile zerfällt. D e r erste davon ist die Bai von S. P a b l o , der zweite die de los Carquines oder die Suissoon-Bai. Oberhalb vom Hafen Sausalito und der Insel de los Angeles behält die Küste eine nördliche Richtung, welche mit mehreren Puntas besetzt die Westseite der Pablo-Bai einnimmt; dem südlichen Theil dieser Küste gegenüber dehnt sich ein breiter Vorsprung des gegenüber liegenden Festlandes a u s , dessen nördlichster und äufsersler P u n k t als C a p S. Pablo mit dem gegenüber liegenden Cap S. P e d r o die Einfahrt in die P a b l o - B a i bildet. Im S. von Cap S. Pablo liegt die kleine Felseninsel Moiate, mit einigen über dem Meere hervorragenden Klippen in ihrer

48 Nähe. Die Enge ist lief genug für grofse Kauffahrer, und hat durchschnittlich l'/t Seemeile Breite; die sich hinter ihr ausdehnende fast runde Bai misst, bei 5 M.Länge, 3'/t M.Breite. Sie hat an ihrer Südküsle durchgängig 5 bis 6 Faden Tiefe und mehrere Buchten, während sich die Nordküsle bis zu kaum 1 Faden Tiefe verflacht. Aus dieser Bai führt die Strafse de los Carquines in die hinterste Bai, welche der vorigen ganz analoge Verhältnisse und Dimensionen zeigt, und in ihrem innersten Theile den Sacramento und den Joaquim empfängt. — Bis hierher, und, wie oben bemerkt, noch 30 Meilen den Sacramento aufwärts, dringt die Fluth, auf welche der Schiffer bei seiner Ein- und Ausfahrt in die Bai ein sorgsames Auge haben muss, da sie nach dem Ocean zu, wegen der Tiefe und der mehrfachen Verengungen des Beckens, immer stärkere Strömungen erzeugt. Die Erhebungen des Meeresgrundes innerhalb der Bai kommen sämmllich an den Oslund Nordküslen vor, während die W e s t - und Südküsten durchgängig steil sind; die eigentliche Francisco-Bai ist an der westlichen Seile bis zu ihrem Südende für Kauffahrer ersten Ranges zugänglich, und bildet dort noch tiefe Lagunen mit bequemen Landungsslellen für die Schaluppen, während ihre Oslseile mit Muschel- und Austerbänken besetzt ist. Bei einer Untersuchung des Umlandes der Bai gehen wir am besten vom Fort und dem benachbarten Presidio S. Francisco aus, dessen Lage bereits angegeben ist. Die Spanier erkannten die forlificalorische Wichtigkeit dieses Punktes, wären jedoch kaum jemals im Stande gewesen ihn gegen einen ernstlichen Angriff zu behaupten, so spärlich hatten sie ihn ausgerüstet; ihre schwachen Vertheidigungswerke sind in Ruinen verfallen, und die von den verfaulten Lafetten herabgesunkenen Geschütze verwittern und verrosten im Sande. Von dem Pueblo Yerba Buena und der Dürftigkeit seiner Umgebungen ist bereits gesprochen. Einige Meilen südlich davon liegt, poch im obersten Theile der Halbinsel, die Mission de los Dolores de San F r a n c i s c o d e Assis, gleichfalls auf wenig fruchtbarem Boden; sie ist im Verhältnifs zu den anderen Missio-

49 nen in Ober-Californien vielleicht die ärmste gewesen, wenngleich nicht absolut a r m , da sie die Weiden und Felder auf der andern Seile der Bai benutzte. Erst südlich von dieser Mission, wo die Halbinsel sich erweitert, bedeckt sich der Felsboden mit fruchtbarer Erde, welche von den beiden kleinen Flüssen S. Francisco und S. Mateo bewässert wird. Die bisher vorherrschenden Zwergeichen hören auf, die Prärieen beginnen wieder, und grofse Eichen und Lorbeeren bilden die Waldung. Die Küste der Bai verfolgend treffen wir, einige Meilen von ihrem südlichsten Ende, zunächst auf die Mission de Sla. Clara; sie liegt schon wieder in einer jener kleinen Ebenen, an denen Californien so reich ist; die rauhen Nordwest-Winde haben hier schon ihre Kraft verloren, und vor allen andern Winden ist Sta. Clara durch seine Lage so geschützt, dafs es mit seinen Gärten, Feldern, Prärieen und dem Rio de Sta. Clara, welcher einen bequemen Landungsplatz darbietet, eine kleine Welt für sich bildet. Anmuthige und vortheilhafte Lage und Fruchtbarkeit des Ortes haben auch hier zahlreichere Ansiedelungen herbeigelockt, welche an dieser Stelle eine entstehende Stadt bezeichnen, worin man den verschiedenen Gewerben der Industrie, des Handels, der Schifffahrt, der Fischerei u. s. w. ihre Plätze nach den natürlichen Ortsbedingungen zum Voraus anweisen könnte. — Von Sta. Clara führt der Landweg in kleiner Entfernung nach dem bedeutenden Pueblo de S. Jose, welcher vom Südende der Bai von S. Francisco etwa ebenso weit entfernt ist, wie Sla. Clara vom Südostende. An diesem Pueblo vorüber geht der Rio de Guadelupe in die Bai; die Cultur-Bedingungen von San Jose entsprechen denen von Sta. Clara, dort wie hier, und nordwärts an der Oslküste der Bai haben frühere und spätere Einwanderer sich vorzugsweise, niedergelassen. Unter ihnen entwickeln besonders Agenten der HudsonsbaiCompagnie> eine grofse Thäligkeit im Interesse ihrer Gesellschaft. Die Mission de San Jose de Guadelupe liegt einige Meilen nordöstlich vom Pueblo, schon im Fluss-Gebiete des Joaquim und an der Ostseite der Bolbones. Sie war überhaupt

4

50 die östlichste Niederlassung der Mönche in Californien. S ü d westlich von ihr (liefst der Rio de Calvaros in die Bai, dessen Mündung von den schon erwähnten L a g u n e n umgeben ist. Oberhalb dieses Flusses folgt ein niedriger Bergrücken von etwa 3 — 4 0 0 P. F. Höhe, in einer Entfernung bis zu 2 g. M. der Küste, und bildet durch die P u n t a de S. Pablo deren nördlichste S p i t z e ; der höchste Gipfel dieses Bergrückens ist derselbe welcher bei der Einfahrt in die Bai sichtbar wird, und wie dieser Gipfel ist der ganze Z u g mit der Californien eigenthümlichen rothen Ceder besetzt, welche ihre genauere botanische Bestimmung noch erwartet. Die Südküste der beiden Baien von S. Pablo und C a r quines, so wie die Ost- und Nordküste der letzteren, sind bis jetzt noch spärlich bewohnt und kultivirt, wovon aber wohl mehr der Mangel an Menschen, als der Boden die Schuld tragen mag. An dem Nordostende der P a b l o - B a i greift eine gröfsere Lagune in das Land ein, und von hierab haben die Dominikaner erst in späterer Z e i t einige Niederlassungen aus Eifersucht gegen die Russen vorgeschoben. Die östlichste davon ist der Pueblo Sonoma, welcher aber fast nur von Indianern bewohnt wird. Mit ihm in derselben fruchtbaren Ebene liegt die Mission de S. Francisco Solano und nördlich davon w u r d é im J. 1827 die Anlage der Mission de Sla. Rosa angefangen, doch w u r d e sie wegen erneueter Eingriffe der mexikanischen Regierung in das Vermögen der Geistlichkeit halb fertig verlassen. An die Stelle der Mönche sind jetzt auch in dieser Gegend amerikanische und englische Ansiedler getreten, welche sich hier auf einem Gebiete befinden, das durch seine Lage der E r w e i t e r u n g der Ansiedelungen zu einer Stadt sehr günstig ist. Die Kenntnifs welche die Bewohner dieses Theiles der Küste von der Bai h a b e n , kommt den Schiffen sehr zu stalten, welche dieselbe jetzt besuchen. Mit der Mission de S. Rafael haben wir den W e g um die Bai vollendet, denn sie liegt S. Francisco gegenüber nördlich vom Hafen von Sausalito; auch sie verdankt der Furcht vor der Vergröfserung des russischen Gebietes ihr Entstehen; sie

51 nimmt aber eine so vortheilhafle Stelle ein, dafs andere Gründe ihr bald eine höhere Bedeutung verschaffen werden, und dafs sie den Kranz der Städte abschiiefsen wird, zu deren B e g r ü n d u n g die Ufer der Bai einladen. B e g e b e n wir uns um die Punla Boneta und die Punta de los Reyos wieder an die äufsere Küste, so ist der nächste Hafen n o r d w ä r t s der von Bodega unter 3 8 ° 18' 3 0 " N.B. u. 234° 35' 4 0 " 0 . v. P. Der Hafen ist ganz offen und g e w ä h r t gegen S t ü r m e und hohe See wenig S c h u l z , zumal gröfsere Schiffe auf der Rhede bleiben m ü s s e n ; in ihr mündet der Awatscha. Bodega w a r der Hafen der russischen Niederlassungen auf der californischen Küste, aber seine W a h l zeigte w e n i g Umsicht, in einem Lande wo man fast nur die Hand auszustrecken brauchte, um das Vorzüglichste zu bekommen ; jetzt wo Russland seine Colonie in jenen G e g e n den aufgegeben hat, wird Bodega immer eine Rolle unter den californischen Lokal-Häfen spielen, doch dürfte es wenig Schiffe entfernterer Nationen mehr sehen. Bis nördlich vom Cap Mendocino kommt kein eigentlicher Hafen v o r , doch können an diesem Theile der Küste, Schiffe ihre Zuflucht unter den vielen P u n t a s n e h m e n , welche vom Küstengebirge in das Aleer fallen. Eine davon, die Punla Barra de Arrena, w e l che als die N o r d - G r ä n z e der russischen Besitzungen angesehen w u r d e , warnt freilich schon durch ihren Namen vor der A n n ä h e r u n g ; aber Cap Vizcaino und P u n l a Delgada haben ungefährliche Küsten. D e r Hafen T r i n i d a d , im N . vom Cap Mendocino, bei 41° 7' N.B. und 233° 24' 2 3 " 0 . v. P., ist eine kleine offene Bai, gegen N o r d w e s t - W i n d e durch Caps und kleine Inseln geschützt, lief genug für mittlere Fahrzeuge, mit g u t e m Ankergrunde, und W a s s e r und Holz. — Nördlich von Trinidad behält die Küste, bis zur Mündung des Columbia, durchgängig einen gleichen C h a r a k t e r , und wir müfsten uns bei einer Special-Beschreibung derselben stets wiederholen; in ihren Hauplformen sehr einfach, bildet sie eine grofse Mannigfaltigkeit von Caps und Ankerplatzen, die Bedeutung f ü r die Kiistenschifffahrt bekommen w e r d e n , w e n n das zum 4 *

52 Schiffbau vortreffliche Holz erst mehr gesucht werden wird. Doch werden sie sich wenig darüber erheben, da man ihr Binnenland bequemer von Süden, Osten und Morden erreicht — Von der Mündung des Columbia, und von der Bedeutung dieses Flusses für die Westküste von Nord-Amerika ist bereits oben das Nölhige gesagt worden. W i r glauben hiermit für die Schilderung des Bodens von Californien genug gethan zu haben, um nun auf die des Klimas übergehen zu können. Es ist in dem Bisherigen schon manches anticipirt worden, was eigentlich an andere Orte gehörte, doch wollten wir nicht so gewaltsam bei der Sonderung der Materie verfahren, dafs wir örtlich Zusammengehöriges auseinanderrissen; was dabei noch unverständlich geblieben ist, möge seine Erklärung im historischen Theile finden, wo noch Mehreres nachzuholen ist. Hier schalten wir zunächst ein, was uns Hr. Professor Erman unter der (Jeberschrift: I Z u r K l i m a t o l o g i e von für unsere Abhandlung mittheilte:

Californien.

Vierjährige thermomelrische Beobachtungen in R o s s , welches bei 38« 3 4 ' Breite und 2 3 3 ° 4 1 ' 0 . v. P. nur um 4 5 ' nördlich und 1° 3 4 ' westlich von S a n F r a n c i s c o liegt, haben gezeigt dafs dieser Ort die mittlere oder jährliche T e m peratur von -{- 9°,267 besitzt *). Von Punkten die in Beziehung auf dieses Element mit ROM übereinstimmen oder, mit andern Worten, mit ihm zu einerlei Isotherme gehören, findet sich keiner so südlich wieRoss selbst. E s ist mithin nirgends auf der Erde eine Gegend bekannt in welcher, bei gleicher Breite (38° 34') so niedrige Jahrestemperaturen wie in OberCalifornien herrschten. Zum nähern Nachweiss dieser T h a l Sache folgen hier einige Punkte der angegebenen Isotherme: Die Milleltemperatur von -j- 9°,267 findet sich im Westlichen Europa bei 5 ° 0 ' 0 . v. P . in 47« 4 9 ' Breite Europ. Russland bei 2 5 ° 0 ' —- — in 4 5 ° 15' — desgleichen bei 3 5 ° 0 ' — — in 43« 3 1 ' — * ) Diese und alle hier folgenden Temperaturen sind nach der 80theiligen oder Reaumnrschen Skale angegeben.

53 Oestlichen Asien bei 1 2 7 °

0 ' 0 . v. P . * ) i n 40® 2 5 ' B r e i t e

Ober-Californien bei 2 3 3 ° 4 1 ' Innern

von Amerika bei 2 6 3 ° 2 4 '

Oesllichen Selbst Breiten

als

— auf

bei 2 8 5 ° denjenigen

0'





in 3 8 ° 3 4 '





in 4 1 °



—")

Meridianen

die

die kältesten bekannt s i n d ,



10'



40° 27'



in

den

höheren

herrscht also die in

R e d e stehende T e m p e r a t u r erst beträchtlich nördlich von dem Parallelkreis von R o s s :

so namentlich erst nahe an 2 8 g e o g .

Meilen nördlich von diesem B r e i t e n k r e i s e unter dem Meridian von J a k u z k in Nordasien, und 2 8 , 4 g e o g . Meilen nördlich von Ross ston!

unter den Meridianen —

von N e w Y o r k

Auch erleidet hier die B e h a u p t u n g :

und von

Bo-

dafs

bei

es

gleicher B r e i t e an allen W e s t k ü s t e n der Continente kälter sei als an deren Ostküsten, eine b e m e r k e n s w e r t e Ausnahme.



Man würde sich indessen in diesem F a l l e , wie in vielen a n deren die früher falsch beurtheilt wurden, aufs A e u s s e r s t e i r ren, wenn man die Productivität lemperatur

desselben

abhängig

weit höherem Maafse durch den einzelnen Jahreszeiten

des L a n d e s von der M i l t e l hielte.

Sie

ist

vielmehr in

die Verlheilung der W ä r m e

in

bedingt.

E s ist w a h r dafs Ross sowohl als das mit ihm in seinen Wärmeverhältnissen aufs nächste übereinstimmende S a n F r a n c i s c o * * ' ) , nach j ä h r l i c h e m Durchschnitt, nur eine um 2 ° , 9 h ö h e r e T e m p e r a t u r besitzen GOtlingen

als B e r l i n

und eine mit der von

(die durch Kalkboden und durch geschützte L a g e

anomal erhöht ist) v o l l k o m m e n

gleiche.

Während

aber

an diesen beiden Europäischen Orten vom wärmsten bis z u m kältesten T a g e eine T e m p e r a t u r a b n a h m e von respektive

16°,5

und 2 1 ° , 0 stattfindet, hat der entsprechende W e c h s e l für R o s s und S a n F r a n c i s c o nur den, ausserhalb der W e n d e k r e i s e u n *) Es ist dieser der Meridian von J a k u z k

und somit in höheren B r e i -

ten sehr nahe der k ä l t e s t e des alten Continentes. •*) In bolleren Breiten ist dieser, nahe der kälteste von Amerika. •**) Die südlichere L a g e

des letzteren Ortes dessen Abstand von

Ross

nur 2 1 , 7 Meilen gegen 0 . 3 l ° S . beträgt, wird in Beziehung auf T e m peratur durch eine etwas gröfsereEntfernnng von der Küste compensirt.

54 e r h ö r t kleinen W e r t h von 4°,76 und es herrschen somit d a selbst, in der vierwöchentlichen U m g e b u n g : des k ä l t e s t e n T a g e s (Febr. 4) eine mittlere T e m p e r a t u r von + 6o,92 und des w ä r m s t e n T a g e s (Aug. 4) eine mittlere T e m p e r a t u r von -{-II0,68 Ein Schneefall zeigt sich hierdurch selbst für die n ö r d lichsten Californischen Orte aufs äufserste unwahrscheinlich; ein winterlicher Stillstand der Vegetation aber völlig u n m ö g lich, indem die beiden kältesten Monate an denselben, grade ebenso w a r m sind, wie die zweite Hälfte des A p r i l und die erste des M a i für B e r l i n . Auch ist dann in der T h a t bei S . F r a n c i s c o , in R o s s und an den landeinwärts bis zum San Joaquim gelegenen Ranchos, der S c h n e e nur durch den Anblick der Californischen Berge bekannt, a u f w e i c h e n er an denjenigen T a g e n zu erscheinen anfängt, an denen im T h a l e die Regenzeit beginnt. An der Meeresküste sinkt dagegen die T e m p e r a t u r selbst in den Winternächten nicht unter - | - 3 0 , w o nach man daselbst vor Reif gänzlich sicher ist. Erst gegen zwei Meilen östlich von der Küste erkaltet der Boden bei heilerem Himmel bisweilen auf — 1 ° bis — 1 ° , 5 , und bedeckt sich demnächst mit einem, sehr bald nach Sonnenaufgang wieder verschwindenden Reife. Solchem Zustand der Gränzen zwischen denen sich die Lufttemperaturen im nördlichen Californien b e w e g e n , entspricht auch ihre V e r k e i l u n g durch die sogenannten Jahreszeiten. Wenn man, hergebrachter Weise, die Monate D e c e m b e r , J a n u a r und Februar als Winter und die folgenden je dreimonatlichen Jahresabschnilte als Frühjahr, S o m m e r und Herbst bezeichnet, so erhält man für R o s s und und S. F r a n c i s c o die Wintertemperatur -}- 7°,52 Frühjahrs — + 8°,51 Sommer — + 1 1 ° , 31 Herbst — +10°,00 Die erstere liegt zwischen den Wintertertemperaturen von N e a p e l und von P a l e r m o , welche respektive -f-6°>26 und

55 -f 8°,20 betragen *) und es finden dagegen die übrigen Californischen Jahreszeiten ihre Europäischen Vergleichungspunkle: das F r ü h j a h r zwischen P a r i s und N a n c y , wo die Friihjahrstemperatur respektive zu -j-8°,27 und 8°,73 beobachtet i s t " ) , der S o m m e r zwischen C a r l i s l e u n d E x e t e r an der Westküste von England, indem die Sommertemperatur an ersterem Punkte -f 11°,28 und an dem andern + 1 1 ° , 4 0 betragen f ) , und der H e r b s t zwischen denen von B o u l o g n e und von N a n t e s , welche respektive die Temperatur -|-9 0 ,96 und + 10», 18 besitzen f f ) . Ein S i c i l i s c h e r Winter und das Frühjahr des m i t t l e r e n F r a n k r e i c h sind demnach, selbst im nördlichsten Californien, so lange wir nur die thermischen Eigentümlichkeiten dieses Landes berücksichtigen, mit einem West-Englischen Sommer und mit dem Herbst der Französischen Küsten verbunden. In Amerika selbst sind ähnliche Climale nicht unerhört. Man findet sie namentlich weit nordwärts von Californien bis zu 58° Breite an der Westküste des Continenls. So ist auch noch auf S i t c h a und bei dessen Hauptniederlassung N e u A r c h a n g e l s k , bei 57° 2' 44" Br. und 222° 1 4 ' 2 0 " O . v . P . , der Winter so milde, dafs die Eingebornen nicht aufhören mit nackten Schenkeln zu gehen und sich im Meere zu baden und die Mitteltemperatur (-f-5°,7) nur um 3°,5 geringer als die von R o « s , d. h. mit Rücksicht auf die Breite bei der sie *) Nördlich von N e a p e l ist überall in Kuropa der Winter kälter als in Ober-Californien. **) In Deutschland sowohl als in England ist das Frühjahr überall kälter als bei S. F r a n c i s c o und bei R o s s , f ) In Frankreich und in Dentschland haben selbst die nördlichsten Orte w ä r m e r e Sommer als bei S. Francisco, f f ) Selbst an den wärmsten Punkten in Deutschland sowohl als ia E n g land ist der Herbst weit k ä l t e r als in Ober-Californien.

66 vorkömmt, eben so auffallend h o c h , als uns die letztere n i e d r i g erscheint. Andrerseits bieten aber mitten in der tropi* sehen Zone, bei 19° 25' Breite, die Wärmeverhältnisse von M e x i c o einen wichtigen Vergleichungspunkt f ü r die Californischen. D e r Einfluss den eine Höhe von 6700 P a r . F. auf die Temperaturen ausübt, steht dem einer Breitenzunahme um 19 Grade bei gleichzeitiger Nähe des Meeres, in allen J a h r e s zeiten so nahe, dafs in M e x i c o der W i n t e r nur um 2°, 14 das F r ü h j a h r — 5 ° , 4 5 der S o m m e r — 3°,46 und der Herbst — 2°,50 w ä r m e r sind als bei R o s s — wodurch denn auch die Mitteltemperdtur des tropischen Ortes die des nördlichsten Californischen nur um 3°,45 übertrifft *). U e b e r das thermische Clima der Südspilze von Californien durfte man, in E r m a n g e lung direkter Aufschlüsse, eine angenäherte Vorstellung zu erhalten hofTen, wenn man die dortige Mitteltemperatur ebensoviel u n t e r der bei gleicher Breite und bei einer um 48° bis 5 0 ° gröfseren Länge vorkommenden a n n a h m , wie man die Mittellemperatur von Ross unter der zu d e m Parallelkreise dieses Ortes und zu dem zuletzt genannten Meridiane gehörigen, gefunden hat — und wenn man ausserdem auch die Differenzen zwischen der Mittellemperatur u n d den T e m p e r a t u r e n der einzelnen Jahreszeiten, bei gleichem Fortschritt gegen W e s t e n , auf dem südlichem Paralellkreis in demselben V e r h ä l t n i s s wie auf dem nördlichen vermindert voraussetzte. Man erhält alsdann für 23°,5 Breite in C a l i f o r n i e n : die J a h r e s t e m p e r a t u r -f 15°,4 die Winter — +14°,9 die Frühjahr — +15°,3 die S o m m e r — -f-16°,l die Herbst — -f 15°,8 *) Man vergleiche die yon J. B u r k a r t ausgeführten Beobachtungen in: A u f e n t h a l t u n d R e i s e n i n M e x i c o . Stuttgart 1836.8. Bd.I.S.252.

57 wobei die Beobachtungen in San Fernando, Havannah und letanzas für den südlichen und in Norfolk und Philadelphia iur den nördlichen Parallelkreis als Vergleichungspunkte gedient haben. E s darf indessen gegen diese Schätzung nicht unerwähnt bleiben, dafs eine jede der angeführten Temperaturen selbst von denjen : gen beträchtlich übertroffen wird, welche ich bei gleicher Breite für die Luft über dem o f f e n e n M e e r e , nach meinen Beobachtungen auf dem g r o f s e n und auf dem a t l a n t i s c h e n Ocean, gültig gefunden habe, denn nach diesen beträgt daselbst auf dem Parallelkreis von - f 2 3 ° , 5 die Jahrestemperatur 18°,72 die Winter — +15°,42 die Frühjahr — +20»,46 die Sommer — -j-20°,76 die Herbst — +18°,23 Auf die organischen Producte einer Gegend wird aber bekanntlich ein eben so mächtiger Einfluss wie durch die Wärme, auch von der Menge der wassrigen Niederschläge ausgeübt und durch deren Vertheilung in den einzelnen J a h reszeiten. Ober-Californien ist auch in dieser Beziehung vor den meisten Europäischen Ländern auf das merkwürdigste ausgezeichnet, denn drei volle Monate: der J u l i , der August und der September, sind daselbst durchaus ohne Regen. Sie finden ihren stärksten Gegensatz im Januar, in welchem etwas mehr als der j e d r i t t e T a g (0,36 von der gesammtenDauer des Monats) unaufhörlichen Regen bringen. Von den übrigen hygrologischen Verhältnissen der in Rede siehenden Gegend erhält man aber ein ziemlich richtiges Bild, wenn man von dem zuletzt genannten Extreme bis zum erstem nach beiden Seiten hin einen conlinuirlichen Uebergang annimmt *)

*) Die Regentage nehmen namentlich von der Dauer des g a n z e n J a h r e s sehr nahe % (genauer 0,129) e i n , and eine g r o f s e r e als diese Aliquote von der letzten Hälfte des N o v e m b e r so wie von dem D e c e m b e r , J a n u a r , F e b r u a r , M ä r z , A p r i l nnd von der ersten Hälfte des M a i ; eine k l e i n e r e dagegen, die während der drei oben

68 Dieselbe Abhängigkeit der Niederschläge von den Jahreszeiten herrscht, nach zuverlässigen Berichten, bis zu den südlichsten Distrikten von Californien. Es zeigt sich demnach dieser E r d strich noch einmal mit den tropischen Ländern in einer sehr w e sentlichen Beziehung übereinstimmend. Statt des Europäischen Winters ünden wir auch hier eine Regenzeit, welche gegen die drei Monate lang ungetrübte Heiterkeit des Himmels aufs grellste absticht. Es ist wohl nur der Menge des T h a u e s , die durch Nähe des Meeres und vielleicht auch durch die mineralogische Beschaffenheit des Bodens begünstigt w i r d , zuzuschreiben, dafs der Regenmangel während der S o m m e r - und Spätsommer-zeit auf Culturpflanzen in Ober-Californien bei weitem nicht so verderblich einwirkt wie in gewissen tropischen Gegenden. An wildwachsenden Pflanzen wird er aber doch bemerklich genug um manchen Landschaften im August und im September das Ansehen unserer Winterlandschaften, in schneelosen Gegenden oder Jahren, zu erlheile». Viele Sträucher und alle Krautgewächse welche offene oder sonnige Standorte lieben, sind dann iheils entlaubt, theils bis auf die Wurzel verwelkt. Auf den nach N. und N . W . gerichteten Bergabhängen, auf höheren Ebenen, mit Ausnahme der von strauchartigen und sehr dicht stehenden Eichen eingenommenen, und selbst an dem Ursprünge mancher Schluchten, deren schwache Wasserläufe dann versiegen, kommt ein ausgedörrter Thonboden zum Vorschein und auf diesem gelbgrauen Hinlergrunde zeigen sich nur noch wie Oasen einige Wiesen und deren Einfassung mit Lorbeeren und anderen immergrünen Sträuchern, an den Seen und Lagunen der Niederungen. — Die Walddistrikte des nördlichen Californien erleiden freilich einen ähnlichen Einfluss des Sommers nur in ungleich geringerein Maafse, indem die riesigen Stämme in denselben, von denen viele zu den breilblältrigsten und schattigsten geh ö r e n , und ein dicht verwebtes U n t e r h o l z , den Boden vor

genannten Monate bis auf Null hinabsinkt, von der ü b r i g e n des

Jahres.

Hälfte

59 Austrocknung schützen und ausserdem zur Vermehrung des Thaues ebenso und in noch anschaulicherer Weise beitragen, wie das t i e f e P f l ü g e n a u f d e n A e c k e r n , nach der Versicherung der R a n c h e r o s . Ich habe endlich, theils als Folge, theils als Ursachen dieser klimatischen Eigentümlichkeiten des in Rede stehenden Landes, die dort überwiegenden Luftströmungen zu erwähnen. In dem Distrikte von S. F r a n c i s c o und überall bis an das Nord-Ende des Golfes ist, während der heiteren oder sommerlichen Jahreszeit, namentlich aber von der Milte des Mai bis in die Milte desOctober, der N.W.-Wind aufs entschiedendste vorherrschend. Er schwächt die Erfolge der Sonnenstralen, denn ein beträchtlicher Antheil ihrer Wärme, die dem Boden tu Gute kommen würde, wird zur Verdampfung des Was» lers verwendet welches diese zuströmende Seeluft enthält. Erst gegen Ende des genannten Zeitraumes weht bisweilen ein N.O.- oder O.N.O.-Wind, der dann seine Herkunft aus der Milte des Continents durch ungewöhnlich hohe Temperatur und durch eine sa ausserordentliche Trockenheit bekundet, dafs sich während desselben das Hoizwerk und die Lehmwände sogar an alten Gebäuden noch bis zur Zerreissung zusammenziehen*). In der Regenzeit herrschen Winde aus dem südlichen Viertel (von S.W. über S. bis S.O.), aus denen sich ein Theil des Wassergehaltes niederschlägt den sie näher am Asquator erlangt haben. Nur sehr selten tritt ein reiner und noch wasserreicherer Seewind aus W. an die Stelle der südlichen, und nur mit diesem wiederholen sich an der Californiaehen Küste die elektrischen Hagelwetter, die während des Winters auf S i t c h a und an anderen nördlichen Punkten der amerikanischen Westküste so häufig sind. Bei ROM hat man in v i e r Jahren nur l l m a l Blitz und Donner und 9 Hagel-

') Ebenso wie an der Ostasiatiscben Küste bei K a n t o n etwas südlich von dein Wendekreise, während des N. -Windes der im October beginnt. Vergl. E r m a n , Reise um die Erde u. s. w. Histor. Bericht. Bd. II. S. 68.

60 schauer erlebt, und es fielen von diesen nur 1 Hagelschauer in den J u n i und 4 Gewitter in den A u g u s t . Alle übrigen ereigneten sich während der winterlichen Regenzeit. — Fassen wir das Gesagte zusammen so zeigen sich in dem Californischen Klima viele E i g e n t ü m l i c h k e i t e n der tropischen und subtropischen Z o n e , mit andern der gemäfsigten und sogar der kälteren Klimate vereinigt. Wie wirkt nun eine so seltene Verbindung auf die Pflanzen- und Thierwelt und wie entscheidet dieselbe über die Gränzen die der Erzielung von vegetabilischen und animalischen Produkten in diesem Lande gesteckt sind? Die Wichtigkeit dieser Fragen leuchtet ein, indem sie mit der andern nach der Ausdehnung des G o l d f ü h r e n d e n G r ü n s t e i n - S c h u t t e s in Californien, schon in der nächsten Zukunft wetteifern, in späterer Zeit aber ansialt ihrer alleinherrschend auftreten dürften. Von vorne herein könnte man einen ungewöhnlichen Mangel oder einen ungewöhnlichen Reichlhum an organischen Erzeugnissen, in Folge der klimatischen Momente mil elwa gleichem Rechte e r w a r t e n , je nachdem man bei der Auswahl dieser Momente aus den Klimaten verschiedener Zonen, das für deren Thier- und Pflanzenwelt Förderliche ausgeschlossen oder beibehalten glaubte. Die E r f a h r u n g entscheidet aber sehr bestimmt für das letztere, indem sie uns eine grofse Anzahl von O r g a nismen kennen lehrt die in Californien ebenso wohl gedeihen als an ihren, theils weit südlich, theils weit nördlich von diesem Lande gelegnen, gewöhnlicheren Wohnorten. Aus einem Verzeichniss der e i n h e i m i s c h e n Thiere und Pflanzen würde diese wichtige Thatsache am Klarsten hervorgehen. Die Fauna und die Flora von Californien sind aber noch so unvollständig b e k a n n t , dafs ich es vorziehe hier nur einige der auffallenderen Gegensätze anzudeuten, die sich in denselben v e r einigen. Auch dürften sich für manche dieser T h i e r e und Pflanzen diejenigen Begünstigungen namentlich n a c h weisen lassen, durch welche sie sich hier, weit ausserhalb ihres gewöhnlichen Verbreitungsbezirkes und somit fern von den Gränzen erhalten, an welche sie in der Mehrheit der Fälle

61 gebunden schienen. Es würde uns aber dann durch sie ein Blick in den ursachlichen Zusammenhang dieser Erscheinung gewährt sein, welcher immer am geeignetsten ist um, nach einzelnen Erfahrungen, über eine weit gröfsere Zahl von Fragpunkten zu entscheiden. Ein von Norden kommender Jäger der im December bei San Francisco landet sieht seine kühnsten Erwartungen übertroflen durch die unsägliche Menge und Mannichfaltigkeit von Schnepfen, Enten, Kampfhähnen, Säbelschnablern, Reihern (Arden) Pelicanen u. a., welche alle Lagunen und die Buchten des Strandes im muntersten Gewirre bevölkern, und doch findet er, wenn er sich endlich von diesen getrennt hat, eine noch weit slaunenswürdigere Menge von Gänsen, welche auf den Feldern beim Presidio mit den gezähmten Individuen ihrer Gattung verkehren. Erst nach mehreren Schüssen pflegen sich unter diesen die hochfliegenden freien einigermafsen von den unbehülflichen einheimischen zu sondern. Man überzeugt sich dennoch sehr bald dafs sowohl die meisten der genannten Arten von Vögeln, als auch ein grofser Theil der Individuen, dieselben sind die man, noch vor wenigen Monaten auf Kamtschatka oder an den nördlichsten Punkten der Amerikanischen Westküste, meist auf eine täuschend ähnliche Weise, beschäftigt gesehen h a t ; auch begreift man dafs sie die hiesigen Gewässer suchen, denn diese bieten ihnen jetzt an Mollusken und Quallen eben so reichliche Beule und bei eben so behaglichen Temperaturen wie damals die Umgebungen ihrer Brülstellen. — Der Reisende selbst wird es niemals bereuen, wenn er sein Tagewerk in San Francisco im December oder Januar mit einem Seebade beschliefst oder in einem der Landseen bei der Mission, welche er dann — wiederum genau so wie die Nordischen im Sommer — von Deutschen Wasserhühnern ( F u l i c a a t r a . L i n n . ) belebt sieht. Zwei O r i o l u s Arten, die in ungeheuren Schwärmen zugleich mit diesen Schwimmvögeln b e i S a n F r a n c i s c o verweilen, erinnern dagegen an ihre südliche Abstammung schon durch prachtvolle Färbung und ebenso ein äusserst zierlicher Colibri ( T r o c h i -

62 I i i s r u f u s L. Gm.) der sich im Sommer sogar bis zu den blumenreichen Blöken der Nadelwälder auf S i l c h a verfliegt, in Ober-Californien aber an ähnlichen Stellen das ganze Jahr über gesehn wird. Manche ähnliche Contrasie mögen einfach auf einen Trieb nach constanlen Temperaturen zu deuten sein, dem dann die beweglichen Luflbewohner au!s leichteste genügen. Sie scheinen aber unter den Säugethieren mit denen man es in C a l i f o r n i e n zu thun hat, nicht minder häufig. D e r S e e o t t e r n , von denen man einst in der Bai von San Francisco eben so viele wie bei den K u r i l i s c h e n und A l e u t i s c h e n I n s e l n erlegt hat, und der nordischen Arten nicht zu gedenken, die unter den CalifornischenPhoken vorkommen, so halten sich doch hier auch, neben dem Löwen und dem Tiger (Felis concolor u. F.onca) die bis in den Tropenzonen des Amerikanischen Continenles herrschen, und neben dem Schakal ( d e m c o y o t o der Californier), den man selbst am Tage mit so seltener Dreistigkeit hinter den Schafherden ziehen sieht, zwei Bären-Arten ( U r s u s g u l a r i s G e o f f . und U. f e r o x L e w . e t C l a r c k e ) aus ungleich kälteren Gegenden. Merkwürdigerweise können diese doch nur etwa an einigen Stellen des Gebirges in den W i n t e r s c h l a f verfallen, den die Physiologie für ihrem Geschlechle unerlässlich erklärt hat, denn ringsum in den Wäldern der Ebene herrschen selbst dann eine Temperatur und eine Ueppigkeit der Vegetation, durch welche die uns genauer bekannten Bärenarten in eifrigster Thäligkeit erhallen werden. B e e c h e y s Angabe von R e n n t h i e r e n auf den Californischen Bergen beruht ganz sicher auf einer Verwechselung. Sie ist aber doch auf eine der stärkeren Nordischen Hirscharien und am wahrscheinlichsten auf das r e d d e e r der Canadier ( C e r v u s w a p i t i M i t c h i l i , und C. c a n a d e n s i s B r i s s o n ) zu deuten, während ein Dammhirsch den ich von S. Francisco gebracht habe (C. a n I e u c u r u s ( ? ) D o u g l . ) , wiederum den Südamerikanischen Arten am nächsten steht.*) *) Vergl. E r m a n R e i s e um die E r d e u.s.w. Natarhist. Atlaj. S. 22.

63 Der Rindvieh , der Schaf- und der Pferdezucht in Californien würde man nach diesen wenigen Erfahrungen ein günstiges Prognosticon gestellt haben, wenn auch nicht deren glänzendste Erfolge selbst dem arbeitsscheuen Spanier schon langst zu Theil, und demnächst allgemein bekannt geworden wären Eine besondere Bemerkung verdient es etwa noch daf9 die hiesigen Pferde, unter dem Einfluss der Naturverhältnisse denen man sie bis zur Verwilderung überlässt, von der ausgezeichneten Höhe und dem feinen Bau ihrer Europäischen Stammältern noch immer Nichts eingebüßt haben, während doch dieselbe Race in den Südamerikanischen Pampas beträchtlich entartete. Unter den Pflanzen-Culturen die theils an sich selbst von Wichtigkeit, theils ein Maats zu geben scheinen für das was das Clima erlaubt, ist der Californische Weinbau besonders erwähnenswerth. Er geschieht neben wildwachsenden Reben und somit in einer von der Natur für angemessen erklärten Gegend. Seine nördliche Gränze (bei 38° bis 39° Br.) liegt dem Aequator um 10° bis 13° oder um 150 bis 195 geogr. Meilen riäher als die des Europäischen Weinbaues und dennoch ist es in gewisser Beziehung zu verwundern dafs er nur einmal bis zu dieser noch gelinge. Die Mitteltemperatur von R o s s würde zwar auch in E u r o p a noch für ausreichend tum Weinbau gelten, indem sie diejenigen welche in D e u t s c h l a n d , in F r a n k r e i c h und in I t a l i e n , theils bei den nördlichsten, theils bei den 'am höchsten stehenden Reben vorkommen um 0*,5 bis 2°,0 übertrifft — aber die S o m m e r temperatur ist im nördlichen Californien beträchtlich kleiner als bei jenen Europäischen Gränzen und namentlich um 4° kleiner als für die nördlichsten unter den U n g a r i s c h e n Weingärten und um 1®,5 kleiner als bei den höchst gelegenen Reben auf den Sicilischen Bergen. Es ist gar nicht zu bezweifeln, dafs das Nord-Californische Frühjahr und vor allem ein bedeutender Theii des dortigen Winters, welche respektive um 1° und um 5°,3 wärmer sind als an den Europäischen Gränzen des Weinbaues, den Reben einen ausrei-

64 eilenden Ersatz gewähren für das w a s ihnen nn S o m m e r w ä r m e abgeht. Anstalt einer Bestätigung der Regel die man aus einer zu kleinen Zahl von beobachteten Fällen abstrahirt h a t t e , lernen wir also hier eine E r w e i t e r u n g der Gränzen kennen, innerhalb denen sich eine Pfinnzenart zu verschiedenen klimatischen Bedingungen bequemt. Andeutungen dieses wichtigen Verhältnisses waren frcilich schon f r ü h e r , wiewohl in weit geringerem Maafse, aus der o b e r e n Gränze des Weinbaues auf den Canarischen Inseln zu entnehmen, indem auch diese bei k l e i n e r e n Sommerlemperaluren und, wie zum Ersätze, bei weit h ö h e r e n Mittel- und Wintertemperaturen liegt, wie in Europa. D e r Zustand der Vegetation bei San Francisco während der kältesten Monate veranschaulicht aber noch etwas näher deren eigenthümliche Abhängigkeit von der Vertheilung der Elemente aus denen sich die Miltelteinperatur zusammensetzt. So sieht man im D e c e m b e r sowohl in den Gehölzen mehrere wildwachsende R o s e n - A r t e n , als auch in den Gärten die cultivirten Cenlifolien in voller Blüthe, w ä h r e n d in der Waldung auf den S ü d w ä r t s gekehrten Abhängen des N o r d - U f e r s der Bai, die Eichen, die Lorbeern, die Sycomoren, die Castanien (Castanea chrysophylla), und einige noch näher zu bestimmende Arten von A e s c u l u s und von P a v i a aufs üppigste belaubt sind, und seit dem Beginn der Regenzeil der neuen Fruchtbildung conlinuirlich entgegen gehen. Die Weinslöcke selbst sind aber dann in so starkem Treiben, dafs sie etwa sechs Wochen später, zu Anfang des Februar, d. h. grade an den kältesten Tagen des Jahres, schon verschnitten w e r d e n müssen. Ihre Trauben reifen im September. Ich halte es f ü r ein Vorurtheil, zu welchem Spanische Colonisten nur durch ihren Mangel an Industrie veranlasst haben, dafs der Amerikanische Weinbau im Meeresniveau, seine Aequatorial Gränze schon in dem südlichsten Distrikte von N e u - C a l i f o r n i e n bei S a n D i e g o in 32° 39' Br. erreiche. Sein Verbreitungsbezirk nähme dann hier in der Richtung der Meridiane nur 100 D. Meilen ein, w ä h r e n d er sich auf dem alten Continente in derselben Richtung zu 300 bis 350 D .

65 Meilen ausdehnt, auch müssle in C a l i f o r n i e n die Sonnenwirkung von Norden gegen Süden auf eine unerhört schnelle Weise zunehmen, wenn sie kaum 6 ° südlich von San Francisco, für die Reben schon zu mächtig und eben so grofs sein sollte wie in Persien bei A b u s c h i r ("29° 2 ' B r e i t e ) , wo der Weinbau nur unter künstlicher Beschattung gelingt. Es fehlt zwar noch an Beobachtungen, durch welche sich die nur a n genäherten Gränzwerthe ersetzen liefsen die ich oben ( S . 56) für die Milleltemperaluren der einzelnen Jahreszeiten an der äussersten Südspitze von A l t - C a l i f o r n . i e n angeführt haben« Da aber in diesem Theile des Landes den Sommer über dieselben N . W . - W i n d e herrschen, welche die niedrige T e m peratur von S a n F r a n c i s c o erklären, so wird die Unwahrscheinlichkeit jener Behauptung noch aufs äusserste erhöht, und es scheint dagegen dem Vorkommen einer dem Weinbau äusserst zuträglichen Sommerlemperalur von 16° bis 18° bei S a n D i e g o , bis jetzt keine Thatsache entgegen zu stehen. Zu ähnlichen Schlüssen veranlassen demnächst auch das faktische Gedeihen desOelbaums und der Orangen bei allen Niederlassungen in Californien, so wie einiger Palmen-Arien und der Baumwolle an vielen Stellen des Landes. In Frankreich ist das sogenannte P r o v e n e a l e K l i m a * ) nicht blofs nach seiner Sommerwärme, wie für denWeinstock, sondern auch s e i n e r M i t t e l t e m p e r a t u r n a c h , für O l e a E u r o p a günstiger zu erklären als O b e r - C a l i f o r n i e n , denn diese ( - } - l l 0 , 8 ) übertrifft die MiUeltemperatur von R o s a und S a n F r a n c i s c o um - f 2 ° > 5 und dennoch haben Oliven und Olivenöl seit lange einen der wichtigeren Ausfuhrartikel aus allen Californischen Häfen ausgemacht, während deren Gewinnung im mittäglichen Frankreich für unbedeutend und unsicher gilt. E s ist erwiesen dafs dieser Vorzug des Amerikanischen Landes nur allein durch dessen günstigere Temperaturen während des *) Vergl. Cli. M a r t i n s , in: P a t r i a on la F r a n c e m o r a le et m a t é rielle. Pari«. Dubochet Kdit.

5

66 Winters bedingt wird. Im dreimonatlichen Durchschnitt ü b e r treffen diese die entsprechenden Provfencalen z w a r nur um -j-2°,7, dagegen aber um + 6 0 bis -}"10 0 an denjenigen einzelnen T a g e n , welche, a n e r k a n n t e r m a ß e n , die in R e d e stehende Cullur in Frankreich beeinträchligen. DieOelbäuine erfrieren daselbst 6 bis 7mal in jedem J a h r h u n d e r t , weit die Luft eben so oft bis unter — 6 ° erkaltet und mithin eben um die g e nannte Quantität unter dem Gefrierpunkt, der zugleich das Minimum aller in den Californischen Ebenen vorkommenden T e m p e r a t u r e n bezeichnet. Von den C i t r u s - A r t e n gilt ganz dasselbe in noch entschiedenerem Maafse. Sie gehören u r sprünglich denjenigen Gegenden der E r d e in denen keine Entlaubung durch Teinperalurverhällnisse vorkömmt. Der Winter und ein Theil des Frühjahres sind ihnen nun aber, grade in dieser Beziehung, selbst im nördlichsten Californien ebenso günstig wie in S i c i l i e n . Sie bleiben hier völlig g e sichert vor dem Froste welcher ihre Cullur in Europa, bei Sommertemperaturen die dort zu den höchsten gehören, theils niemals versuchen, theils in neueren Zeiten völlig aufgeben liefs. So fehlen die Orangen bei M a i l a n d , P a v i a , V e r o n a , T u r i n und B o l o g n a , durchaus nur wegen der strengen W i n t e r und es ist anerkannt dafs deren Gewinnung bei M a r s e i l l e , die, wegen mangelhafter Handelsverbindungen mit Sicilien, im 16. und 17. Jahrhundert mit vielem Eifer betrieben wurde, doch zu den unsichersten Erwerbszweigen gehörte. Selbst von C i t r u s a u r a n t i u m , welches am unempfindlichsten g e gen die Kälte ist, starben dort alle Bäume bis auf die W u r zel, und man blieb demnach für eine lange Reihe von J a h r e n durchaus ohne F r ü c h t e , sobald die L u f t - T e m p e r a t u r nur an einem T a g e b i s — 8 ° gesunken war. Dafs dagegen die OrangenCultur nur einer sehr mäfsigen S o m m e r w ä r m e bedürfe, das konnte man auch f r ü h e r schon aus deren Gelingen b e i F u n c h a l auf M a d e i r a , bei L a g u n a auf T e n e r i f f a und auf der Ebene von M e x i c o schliefsen. Von den zwei Palmen-Al len die jetzt auf Californien vorkommen, ist die eine ( O r e o d o x a r e g i a ) dem Amerikanischen

67 Festlande eigentümlich, die andre die Dattelpalme ( P h o e n i x d a e t y l i f e r a ) aus der tropischen und subtropischen Zone des alten Continentes eingeführt. Man hatte schon früher bemerkt dafs die Palmen, im Vergleiche mit dem Clima ihrer eigentlichen Heimalh in -den Niederungen der heifsen Zone, eine stärkere Abnahme der Mitteltemperatur ertragen, wenn dieselbe durch Höhe des Standortes als wenn sie f e r n v o n d e n M e e r e s k ü s t e n nur aliein durch gröfsere Breite desselben veranlafst wird. Den Grund dieses Verhältnisses konnte man nur darin finden, dafs im ersleren Falle zu jener niedrigen Mitteltemperatur eine geringere annuelle Variation, d. h. wärmere Winter bei kälteren Sommern gehören als im andren, und es findet nun diese Annahme eine entscheidende Bestätigung in der niedrigen Jahrestemperatur bei welcher die Palmen in dem Californischen Clima gedeihen, denn grade dieses ist ja durch geringe Variabilität noch in höherem Maafse wie das Clima der hochgelegenen Ebenen zwischen den Wendekreisen ausgezeichnet. Die D a t t e l p a l m e lieferte namentlich noch bei der Mission von S a n A n t o n i o di P a d u a , d.i. bei 36° Breite, nur 20 bis 25Meilen südlich von S a n F r a n c i s c o , einen reichen Ertrag, ebenso wie die Baumwollsträuche die an demselben Orte cultivirt werden. Die dortige Pflanzung liegt freilich in einem durch zwei bewaldete Bergzüge begränzten Längenthal (ei canon), in weichein, weil es gegen die N.W.Winde geschützt ist, die Wirkung der Sonnenstralen im Sommer wohl etwas stärker als gewöhnlich hervortreten dürfte. Es kann aber dieser lokale Wärmezuwachs doch in keinem Falle gröfser sein, als deijenige der, in vielen andren Distrikten von Ober- und Unter-Californien, durch beträchtlich kleinere Polhöhen bedingt wird und für weichen wir oben im Vergleich mit San Frannisco einen Gränzwerth von -f-6° bis -(-8° gefunden haben. Es ist aber dann, nach jenen Erfahrungen bei 36° Br. auch nicht eben zu bewundern, dafs man bei den südlichem Missionen neben den genannten Palmenarten auch noch Bananen ( M u s a e S p e c . ) , Zuckerrohr, Indigpflanzen ( I n d i g o f e r a e S p e c . ) und andre eigentlich tropische Gewächse 5 •

58 mit ebenso gutem Erfolge cultivirt hat, w i e jetzt in allen übrigen Garten des Landes die F e i g e n - , Pfirsich-, Pflaumen-, A e p f e l - und Birnbäume. Diese Europäische Obstzucht soll hier erst seit La Perouses Anwesenheit und demnach w o h l weit später als die aus Mexico übertragene tropische in Aufnahme gekommen sein. W e n n wir bisher einige Pflanzen anführten welche f ü r die s t a r k e S o m m e r w ä r m e , deren man sie bedürftig hielt, a n ihren californischen Standorten Ersatz finden in einer w e i t g e r i n g e r e n v o n u n u n t e r b r o c h e n e r D a u e r , so fehlt es andererseits nicht an Beispielen für die ausserordentliche Begünstigung welche Pflanzen der kälteren Climate in diesem Lande erfahren. Es würde in dieser Beziehung genügen an den ungeheuren W u c h s zu erinnern den verschiedene Nadelhölzer (wie P i n u s C e d r u $ , P. r i g i d a , P . L a m b e r l i a n a , P . S a b i n i u v. a.), nicht blofs in der Umgegend von San Francisco erreichen — indem man noch in der W a l d u n g bei B o d e g a , in der L a u r u s r e g i a und L. C a m p h o r a vorkommen, 3 0 0 F u f s hohe Stämme von P . L a m b e r l i a n a gefunden hat — sondern auch zugleich mit E i c h e n , E s c h e n und P l a t a n e n bei S a n A n t o n i o an den Abhängen derselben H ö h e n z ü g e , welche die D a t t e l - ur.d Baumwollenpflanzungen dieser Niederlassung umgeben. Es sind darunter P i n u s - A r ten die man schon an weit nördlicheren P u n k t e n der Amerikanischen Westküste, und namentlich auf S i t e h a und den umliegenden Inseln als Liebhaber der Seeluft und eines feuchten Strandbodens kennen gelernt hat und f ü r diese wird es anschaulich wie ihnen das Californische Ciima nach seinen hervorragendsten E i g e n t ü m l i c h k e i t e n zusagt, und trotz des Mangels einiger andern Bedingungen, die sie an kälteren Standorten finden. An eben diese Erfahrung schliefst sich dann aber endlich auch die merkwürdige Thalsache, dafs der Feldbau bei allen zwischen R o s s und S. Diego (bei 32° Br.) gelegnen Missionen von den Gelreidearten der gemäfsiglen und der kälteren Europäischen Climate (und namentlich von W a i zen, Gerste und Hafer) ebenso erstaunlich reiche Aerndte g e -

69 liefert hat, wie von dem vorzugsweise cullivirlen M a i s . In Europa gehört dieser bekanntlich kaum nördlich von Italien zu den lohnenden Feldfrüchten und man hat daher neben ihm den Waitzen nur selten, Gerste und Hafer aber niemals mit Vorlheil, gebaut. Im nördlichsten Californien werden die Europäischen Getraidearlen im D e c e m b e r oder spätestens im J a n u a r gesäel und theils im Juni, theils iin Juli geschnitten. Den Mais säet man dagegen, zugleich mit Bohn e n , Kürbissen, Melonen, Wassermelonen u. e. a., erst im März und schneidet ihn im September, während die äusserst beliebten Kichererbsen ( g o r b a n s o s ) , theils im Winter, theils im F r ü h j a h r und S o m m e r der Erde anvertraut w e r d e n , um dann in jeder der entsprechenden Jahreszeiten eine etwa gleich reiche Aerndle zu liefern." Indem wir nun zur Geschichte von Californien übergehen, um aus der Vergangenheit die Gegenwart begreifen, und mit dem w a s über die Physik des Landes gesagt ist, Schlüsse auf die Z u k u n f t machen zu k ö n n e n , werden wir über die frühere Zeit nur einige Hauptlineamente anzuführen haben, da hier nicht das fortdauernde Leben einer in sich abgeschlossenen Individualität zu verfolgen ist, sondern nur ein Stiick eines dem Lande fremden Mechanisfous, welches verrottend wenig von seinem Dasein auf die neue Zeit übertrügt. Die neue Zeil ist es a b e r , welcher vorbehalten bleibt den oben beschriebenen Körper mit wirklichem historischem Leben zu erfüllen, ihn zu einem echten Organismus, d. h. zu einem solchen zu machen, der sich aus sich selbst verjüngt, und der die P h a s e n seiner Existenz nicht durch absolute Vernichtung seiner Vergangenheit bezeichnet, wie es gegenwärtig in Californien auf der Grenze der spanischen und der amerikanischen Geschichte geschieht. Von diesem Gesichtspunkte aus ist die nachfolgende historische Skizze entworfen. Im J a h r e 1533 sendete Ferdinand Cortez zum zweitenmale Entdeckungs-Expeditionen auf den stillen Ocean aus, von denen eine Nieder-Californien b e r ü h r t e , wie bereits bei

70 la P a z erwähnt ist; 1539 — 4 0 besuchte Ferdinand de Ullop die Küsten der Halbinsel auf beiden Seiten bis zum 30 Breitengrade, 1542 entdeckte Cabrillo den Hafen von Monte-Rey, 1543 erreichte eine Expedition unter Ferrelo C a p Mendocino. Damit war die Existenz Californiens der spanischen Regierung bekannt geworden, allein diese, mit Süd- und Mittel-Amerika beschäftigt, zog von ihren nördlichen Entdeckungen lange Zeit keinen Nutzen, so dafs namentlich die Häfen von NiederCalifornien den Flibustiern zur Zuflucht dienen konnten, wenn sie nicht zwischen Acapulco und den Philippinen J a g d auf die spanischen Goldschiffe machten, oder sich vor einem überlegenen Gegner zurückziehen mussten. — Erst im Jahre 1642 wurde der Anfang mit der Colonisation von Nieder-Californien gemacht, als der Herzog von Escalona, Vicekönig von Mexico, unter dem Gouverneur von Sinaloa eine Expedition mit allen nöthigen Mitteln, und mit einer Anzahl Jesuiten dahin absendete, denen das eigentliche Colonisationsgeschäft übertragen wurde. S i e liefsen sich zunächst auf dein südlichen Theile der Halbinsel nieder, wo sie sich durch militärische Gewalt gegen die Eingebornen behaupteten, und sie durch Christenthum soweit unterwarfen, dafs sie sich derselben zur Bearbeitung des Bodens und zum Betriebe einiger angelernten Gewerbe bedienen konnten. Regel war es bei den Jesuiten, so wie bei den ihnen nachfolgenden Franciscanern und Dominicanern, die Indianer so wenig als möglich mit Weissen in Berührung kommen zu lassen, sie wiesen ihnen als Neophylen oder sogenannte Parienles Wohnungen in ihrer unmittelbaren Nähe an, behielten sie unter steter Aufsicht, und verlheillen an sie die nöthigen Lebensbedürfnisse in Waaren und Nahrungsmitteln. Ihre Grundsätze hierbei fassten sie in dem Dogma zusammen: paler est tutor ad bona Indiorum. 1683 bekamen die Jesuiten ein ausschliessliches Patent auf den Besitz von Californien unter spanischer Oberhoheit, woneben sie noch lange Zeit Unterstützungen vom Multerlande beanspruchten, so wenig Vorlheil zogen sie, oder gaben sie v o r , aus ihrer Erwerbung zu ziehen; im Anfange

71 des 18. Jahrhunderls bewilligte ihnen Philipp V. ein Geschenk von 13000 schweren Piastern (etwa 300000 preuss. Thaler), und fuhr in seinen Schenkungen bis 1735 fort. Unterdessen waren sie auch durch Privatschenkungen bereichert worden, und mufslen nun ihrerseits zum Unterhalte der nölhigen Militärmacht in Californien beisteuern. Doch nicht lange sollten die Jesuiten mehr ihres Besitzes froh werden, denn nach der Vertreibung ihres Ordens aus dem Mutterlande mussten sie sich auch aus den Colonieen zurückziehen, und dieses Schicksal traf sie in Californien 1767. Von hier ab beginnt die zweite Epoche in der Geschichte Californiens. An die Stelle der Jesuiten traten die Franciscaner aus dem königlichen Coilegium zu S. Fernando in Mexico, doch nicht mehr in derselben Unumschränktheit wie ihre Vorgänger. Die neuen Herren gingen rüslig an ihr Werk, und sie waren es welche ihr Augen werk zuerst, und im Einklänge mit der Regierung auf Ober-Californien richteteten. Sie wussten sich dasselbe auch zu erhalten, als «die Dominicaner sich im Jahre 1771 durch eine königliche Ordre Ansprüche auf Anlegung einiger Missionen neben ihren glücklichern Brüdern verschafft halten, indem sie es vorzogen unbestritten im Besitze Ober-Californiens zu bleiben, und den Dominicanern Nieder - Californien ebenso selbstständig zu überlassen, wozu sich diese auch in einem Pakte bereit erklärten. So waren die Dominikaner in den frohen Besitz eines schon kultivirten Landes mit fertigen Einrichtungen gekommen, während die Franciscaner von den ersten Fundamenten bis zu solchem Ziele durch alle Mühseligkeiten vorrücken sollten. Wir werden sehen wie sie den besseren Theil erwählt halten. Im Jahre 1768 wurden auf königlichen Befehl von Mexico aus eine Expedition unter der Leitung des Don Jose de Galvez, Generai-Visitator des Vicekönigreichs, nach Ober-Californien geschickt, welchem der Vater Junípero im Auftrage des Ordens vom heiligen Franz beigegeben war. Sie bezeichneten zunächst die Grenzpunkte des zu occupirenden Gebie-

72 tes durch die Anlage des Presidio und der Mission von San Diego im Jahre 1 7 6 9 , und des Presidio und der Mission von M o n t e - R e y im darauf folgenden J a h r e ; die Mission von Monte- R e y wurde aber wegen des Wassermangels und des Sandbodens an der Küste bald verlegt und in die von San Carmelo umgewandelt. Es folgten sich nun in kurzen Z w i schenräumen bald mehrere Wasser- und Landexpeditionen, um jenen Theil der Küsle des stillen Oceans für Spanien nutzbar zu machen, wozu der Impuls mehr durch die Regierung als durch die Mönche gegeben wurde, da die erhöhte Thätigkeit des'Mutterlandes zu jener Z e i t , wo man nach allen Mitteln aus war um dem heruntergekommenen Valerlande wieder aufzuhelfen, sich auch über die Colonien ausdehnte. Vater Junipero verstand seine Mission, die „ C o n q u i s l a " war sein Feld, er nannte sich „Chef der seraphischen und apostolischen Schwadron, beauftragt die Seelen der armen Indianer zu erobern," und wurde in den 16 Jahren seines Wirkens der B e gründer von 9 Missionen. D e r Widersland, welchen die Rolhhäule den Weissen in Californien entgegensetzten, war zu unbedeutend, als dafs er irgend wie in Betracht kommen konnte; durch Umgang mit den Weissen schon an diese und ihre Bedürfnisse gewöhnt, durch Pocken und Branntwein entkräftet, konnte von einem nationalen Verteidigungskriege nicht die Rede sein. Die californischen Indianer sind, namentlich an der Küste, ein schwaches Geschlecht, welches unvort e i l h a f t gegen den oft schönen Menschenschlag im höheren Norden abslicht. Mehr als über sie können und müssen wir hier sagen, über das Wesen und die Art der spanischen Colonisalion in Californien. Das Christenthum, und specifisch das römisch-katholische, und von diesem wieder eben die äufsersten Aeufserlichkeiten in Dogmen und Ceremonien, waren ein n o t w e n d i g e s Requisit der spanischen Colonisirung; in seinen leicht ausgesproc h e n e n , wenn auch schwer verstandenen und unverfänglich scheinenden Elementen, liefs es sich leicht überall anheften, und dann darauf weiter bauen, auch vertrugen sich in dieser

73 Gestalt somit sehr wohl die bekannten Blularbeiten, welche einst die Spanier gegen die Indianer: ad majorem dei gloriam vollführten. Solchen Gründen, wenn auch nicht mehr in ihrer ersten Krassheit, verdankten die Franciscaner ihre Einführung auf das Gebiet von Ober-Californien, welches sie keineswegs zum Geschenk erhalten hallen. Sie sollten vielmehr zur Gewalt des Schwertes die Milde der Sitte fügen, und beide im Vereine halten die Aufgabe aus Californien eine für Kirche und Staat (welche der neuen Stütze sehr bedürftig-waren), gleich nützliche Domäne zu machen. Die Thäligkeil beider Gewalten war von einander geschieden, doch unterstützten sie sich wechselseitig. Missionen hiefsen die Niederlassungen der Geistlichen, für welche, ebenso wie für die Etablissements der weltlichen Macht, eine bestimmte Norm feststand, die sich immer wiederholte. Der Hauptsitz einer Mission bestand aus einem Quadrat von aneinanderhängenden Gebäuden, dessen Seiten an 500 F. mafsen. Die vordere Seite war den Wohnungen der Geistlichen und den gemeinschaftlichen Räumen für Wirthschaftszwecke und für Erholung bestimmt; sie hatten eine nach aussen offene Säulenhalle, in welche die Gemächer mündeten, und wurde auf einem Ende von der Kirche abgeschlossen. In den Seitenreihen befanden sich die Schule, die Werkstätten, das Monasterio, das Lazarelh und die Magazine, der von ihnen eingeschlossene Hof war mit Bäumen bepflanzt und enthielt die Brunnen. Aufserdem war meist, bei Anlegung des Ganzen, auf mögliche Verteidigung Rücksicht genommen, wozu aber dann die bloise Anwesenheit eines Fähnrichs mit höchstens 9 Mann genügte; im schlimmsten Falle kam es darauf an die Mission bis zum Entsalze vom Presidio und von dem zum Militärdienste verpflichteten Rancheros und Pobladores zu halten. — In den Schulen wurden die Kinder der Indianer mit denen der Weissen zusammen unterrichtet; der Unterricht war meistenlheils religiöser Art, und neben den dazu nölhi'gen Elementarkenntnissen wurde Musik gelehrt, in welcher die Indianer solche Fortschritte machten, dafs manche

74 Mission eine vollständige Kapelle besafs. — In den W e r k stätten wurden diejenigen Industrieen betrieben, auf welche sich jede Mission gerade besonders legte. Die nach solchen Kolonieen geschickte Mönche, schon in Mexiko für einzeln^ Gewerbszweige eingeübt, unterrichteten die Indianer in ihrer Kunst, und vervollkommneten sie nicht seilen durch eigene Strebsamkeit; Werkzeuge und Maschinen wurden aus dem Multerhause geliefert. So wurden aufser den gewöhnlichen Holz- und Metallarbeilen wollene und baumwollene Stoffe gefertigt, woneben sich manche individuelle Kunstfertigkeit für besondere Zweige ausbildete; dennoch aber blieb die ganze Gewerblhäligkeit Californiens in sehr primitiven Zuständen. Die Arbeit in den Werkstätten war so vertheilt, dafs sich drei Arbeiter-Schwadronen bei denselben ablösten; die Unteraufsicht führte dabei ein Alcalde, welcher gewöhnlich ein in seinem Handwerk vorgeschrittener Indianer war. Im Monasterio waren die indianischen Mädchen mit Spinnen und andern weiblichen Arbeiten unter der Aufsicht von Matronen ihrerRace beschäftigt; sie wurden in dasselbe beim Eintritt ihrer Bildungsiähigkeit aufgenommen, und blieben darin vor den Einflüssen des indianischen Lebens bewahrt, abwechselnd mit Arbeilen und religiösen Uebungen beschäftigt, bis zu ihrer Verheirat u n g . — Das Lazareth der Mission nahm gewöhnlich die vierte Seile des Quadrates, der Hauplfront gegenüber, ein. Das Klima sorgte dafür, dafs es hier nicht zu viel zu thun gab, und wo dennoch anhaltende innere Behandlung nölhig war, da verstanden die Mönche die natürlichen Hülfsmillel des Landes, als Orlsveränderung, Benutzung von Quellen u. dergl. wohl anzuwenden. — So die innere Verwaltung einer Mission, welcher in der Regel zwei Mönche vorstanden, denen der Franziscanirorden einen jährlichen Gehalt von 400 Piastern bezahlte, während die Dominicaner ihre Priester in NiederCalifornien mit 600 Piastern besoldeten. Es ist schon oben erwähnt, dafs alle andre Weissen so viel als möglich von deq Missionen entfernt gehalten wurden, wodurch die Mönche sich um so ruhiger in ihrem Besitz erhielten, und nicht mit den

75 Lastern der Civilisation zu kämpfen hatten. Ihre Gebäude w a ren aus lufttrockenen Bausteinen aufgeführt, zu denen sie fast überall in Californien das nöthige Material fanden. — Nach aufsen hin war die Residenz der Missionäre der Mittelpunkt einer ausgedehnten L a n d w i r t s c h a f t ; von ihr aus wurden die nächstliegenden Feldmarken durch Indianer bestellt, welche der Leitung und Aufsicht eines verständigen Landwirthes anvertraut waren. S i e bewohnten nebst den Fabrik-Indianern (wenn es erlaubt ist sie so zu nennen) Hütten, die entweder aus P i s e - B a u wie Missionen und Presidios, oder auch nur aus Stangen und belaubten ßaumzweigen vor der Hauptfront des Missionsgebäudes aufgeführt waren, und wurden nach ihren Beschäftigungen eingetheilt, die vorzüglich in Viehzucht und Ackerbau zerfielen. E s war schon oben Gelegenheit erstaunliche Zahlen über den Reichthum einiger Missionen anzuführen, es ist daraus erklärlich, dafs ein Mittelpunkt nicht genügte um das Ganze zu übersehen, und zu leiten; um dieses Geschäft zu erleichtern war der Hauptsilz der Mission in einem Umkreise bis zu IQ und 12 g. M. mit Meiereien (Ranchos) umgeben, weiche ein Ranchero mit den nöthigen Indianern bewirthschaftele. Ebenfalls begreift es sich leicht, warum die dem Feldbau gewidmeten Ranchos von den Vieh züchtenden getrennt waren, wenn wir nachstehende Angaben als Beispiele folgen lassen. Die Zession S . Luiz besafs im Jahre 1834: 8 0 0 0 0 Stück Rindvieh und 1 0 0 0 0 0 Schafe, sie beschäftigte 3 5 0 0 Parientes (so wurden euphemistisch die indianischen Knechte genannt) und producirlen 1 4 0 0 0 Fanegas Getraide; dabei besafs sie ungeheure Salinen. Die reichste Mission war wohl die von S . Gabriel Archangel, sie liegt am gleichnamigen Flüsschen, der in die Pedro-Bai fliefst, und mit de los Angeles , der gröf6len Stadl Californiens, in derselben E b e n e ; sie besafs auf 17 Ranchos mit 3 0 0 0 Indianern, 105000 Stück Rindvieh, 4 0 0 0 0 Schafe, 2 0 0 0 0 Pferde, dazu producirte sie 2 0 0 0 0 JFanegas Getreide und hatte es bis auf zwei Kornund eine Sägemühle g e b r a c h t Die Vermehrung des Viehslandes war so s t a r k , dafs zu S . Gabriel die Pferde getödtet

76 wurden, um dem Rindvieh die W e i d e nicht zu sehr zu s c h m ä lern, und dieses schätzte man wiederum nur wegen der Haut» denn Fleisch, Knochen, Blut und T a l g liefs man umkommen, da es an G e w e r b e n fehlte diese Nebenprodukte zu v e r b r a u chen, und an Händen sie zum Absatz zu conserviren. Dieses gesegnete S. Gabriel besitzt zum Ueberflusse noch auf dem gebirgigen Tlieil seines Gebietes metallreiche Gänge und w a r m e Schwefelquellen. Weniger wegen ihres Reichthums als wegen ihrer Lieblichkeit möge zuletzt noch die Mission S. Antonio di Padua erwähnt w e r d e n , welche im W e s t e n der Sierra de Sancta Lucia von drei Hügeirreihen eingeschlossen am S ü d e n d e eines Thaies (el C a n o n ) liegt. Geschützte Lage und Natur des Landes erhöhen hier die T e m peratur so sehr dafs S. Antonio die Nordgrenze der P a l m e n und Orangen i s t , die ohne solche Bedingungen schon südlicher zu gedeihen aufhören. D a s genannte Thal setzt sich von San Antonio bis zum S ü d e n d e der Bai von S. Francisco zwischen Hügeln fort, eine mehr als 20 g. Meilen lange horizontale, sehr fruchtbare Ebene darstellend, der im Culturzuslande eine reiche Zukunft vorbehalten scheint. W e n n wir nun einen Schlufs aus diesen P r o b e n von dem Bodenreichthum Californiens zieheil wollen, so müssen wir dabei noch veranschlagen, dafs keine künstliche Zubereitung des Bodens nölhig war, um vom Weizen das hundertste Korn zu erhalten, dafs die Bestellung des Ackers inil dem unvollkommensten Gerälhe g e schah, dafs das Ausdreschen durch Pferde die man die Garben zertreten liefs bewerkstelligt w u r d e , und dafs auf 1000 Bund Garben 100 Pferde, und 20 Indianer zum Helzen derselben, gerechnet wurden. Man konnte dabei die Thiere w e d e r schonen noch pflegen, sondern mifshandelte sie so, dafs auf dem Platze bleibende Todte nicht seilen waren. Diese Methode w a r bei allen spanischen Ansiedlern Californiens gebräuchlich, weshalb wir sie hier ein für allemal erwähnt haben, und •nun noch einmal zur V e r w a l t u n g der Missionen zurückkehren. Nach der Ernte wurden diejenigen Indianer in ihre Heimath entlassen, welche solchen Urlaub w ü n s c h t e n , um dort als

77 Emissäre zu wirken. Nicht immer kehrten sie wieder, und nicht immer brachten sie Neophyten mit, und ihre Stellen musslen dann durch andere ersetzt w e r d e n , welche ausgesandle Soldaten mit dem Lpzo einfingen, Die Folge hiervon w a r , dafs sich die Eingebornen aus einer Nachbarschaft zurückzogen, deren väterlich-aufdringliches Beglückungssystem sie gar nicht zu begreifen vermochten. — Ihre geistliche T h ä ligkeit üblen die Padres theils im Missions Haupthause aus, theils in Capellen, welche sie auf ihrem Gebiete errichtet hatten; auch blieben noch den Missionären die Soldaten in den Presidios, und die Pobladores in den Pueblos mit geistlichem Tröste zu versorgen. Wir) kommen zu den Presidios, deren sieben in Californien bestanden und ebenso viele Distrikte bezeichneten. Sie waren in Nieder-Californien: La Paa, S. Loreto und S. Vin-. cenle; in Ober-Californien: S. Diego, Sta. Barbara, Monte Rey und S. Francisco. Der Hauptlheil des Presidio war eine Art Festung, in Umfang und Gestalt dem oben beschriebenen Musler einer Mission ähnlich, doch dicker in den Mauern und bisweilen mit einem liefen Graben umgeben*); Wohnungen Kirche, Magazine, Kasernen, Ställe, Schmiede, Brunnen waren die Haupt-Erfordernisse eines Presidio. Die oberste militärische Behörde für Californien war früher der Vicekönig in Mexico; seit 1777 war eine „General-Capitanerie der inneren Provinzen" eingerichtet, wozu auch Californien zählte, und endlich wurde ein Gouverneur von den Präsidenten der Republik Mexico eingesetzt. Unter spanischer Herrschaft hatte ein Gouverneur von Californien mit Oberst-Lieutenant-Rang sein Quartier zu S. Diego, unter seinen Befehlen standen die Truppen des Landes. Zu jedem Presidio gehörten ein Lieutenant, ein Fähndrich und sechzig Mann, von denen Abiheilungen in entferntere Orle delachirl waren. Eine solche Besatzung hiefs eine Compania de la Cuera von ihrer hirschle*) Beim Presidio von S. Francisco war doch bis 1830 nichts dergleichen za sehen. E.

78 fernen Kleidung, welche sie nebst Helmen und Schilden aus demselben Stoff vor den eigenen Waffen der Indianer wirksam schützte, sie war mit gleichfalls Jeder-bepanierten Pferden beritten, und mufste dieses in einem Lande sein, wo es fast keine Fufsgänger giebt. Die Wälle des Presidio waren mit 8 Stück Geschützen besetzt; Geschütze vertheidigten auch die Castillos, welche aus leichten Erdwerken errichtete Forts weit mehr um einem Gesetz der Befestigung zu genügen, als zur wirksamen Verlheidigung vorgeschoben waren. Aufser ihnen war noch ein Stück Acker- und Weideland als n o t wendiges Pertinenz jedem Presidio angewiesen. Es hiefs el Rancho del Rey und sollte das Futter fiir die Pferde liefern. Wir kommen nun zur dritten Weise der Colonisalion in Californien, zu den Pueblos. Ein Pueblo ist nach der Art seiner Entstehung, und meistentheils auch nach seiner Gröfse, einem Burgflecken zu vergleichen; in Californien tritt er an die Stelle einer Stadt. Die Pueblos waren die Niederlassungen spanischer Unterthanen unter dem Schutz der Presidios; der Gouverneur wählte dazu den Platz und den Boden aus, und wies jedem Poblador eine Baustelle und 4 Sitios Land ( = 6,3 Morgen) a n , die Weide war gemeinschaftlich. Bei seiner Ansiedelung erhielt jeder Kolonist eine Raiion an Lebensmitteln und Futter für ein J a h r , 120 Piaster Geld, Vieh, Geräthe und Kleidungsstücke; in den folgenden drei Jahren j e 60 Piaster Geld. Er war dafür verpflichtet 7 Pferde, beim Aufruf des Gouverneurs auch sich selbst bewaffnet, zum Militairdienst bereit zu halten. Er mufste ferner den Ertrag seiner Aerndle, nach Abzug der zum Verbrauche für seine Wirthschaft auf ein Jahr, und zur Aussaat nölhigen Quote, zu dem von der Regierung festgesetzten Preise an ein Presidio verkaufen. Die Häuser einer solchen Stadt bestanden aus einstöckigen, von lufttrockenen Steinen errichteten, Gebäuden; den Holzbau fährten ausser den Russen bei Ros« zuerst Amerikaner am Ende der 20er Jahre ein, die auch durch Schiffsbau die erstaunten Spagnolen merken liefsen, welche Reichthümer ihnen zu benutzen bisher nicht eingefallen war. Durch die

79 Zahl Wirer Einwohner erhoben sich die Pueblos nach unseren Begriffen nicht über den Rang eines Dorfes, da selbst von der bedeutendsten Stallt nur bekannt ist, dafs sie 2000 Einw. zählte. Es war dieses der Pueblo de Naeslra Seriora la Reyna de los Angelfes an der Bai von S. Pedro, dessen schon oben Erwähnung gethan ist. Hierher kamen zur Winterzeit jährliche Karawanen von Santa F^ aus Neu-Mexiko am linken Ufer des Rio Brave oder Grande del Norte, die ein« direkte, wenn auch schwache Verbindung der Vereinigten Staaten und Mexicos mit dem südlichen Theile von Ober - Californien unterhielten, da der Karawanenzug sich einerseits von Sla. Fe nach Indepence am Missouri, und dadurch mit dem N. und S. der Union, andrerseits dem Laufe des Rio del Norte folgend nach Mexiko fortsetzte. Die Strafse von Sla. Fe nach de los Angeles ist den Amerikanern unter dem Namen „Spanish Trail" bekannt. Ihr Weg durch die Wüste wird verschieden angegeben; es scheint sogar als ob es einen südlichen und einen nördlichen gäbe, doch wird nur ein Pass nach Californien von den Karawanen benutzt. Es ist der bei 34® 27*03'1' N.B. und 242° 47' ü . v. P., wo Capt. Fremont das JoiaqUiaiThal bei der Rückkehr von seiner Expedition verliefs und sich darauf vom spanish trail in nördlicher Richtung entfernte. Auf diesem Wege wurden europäische und amerikanische Waaren nach Californien gebracht und Pferde und Maulesel zurückgeführt, denn jene wie diese waren wegen ihrer Dauerhaftigkeit, Kraft und Gewandheit sehr gesucht. De los Angeles versammelte auch durch Einwanderung, theils über Land, theils von der Küste, die Abkömmlinge vieler Nationen, wodurch es sich faktisch neben Sta. Barbara zur Höhe einer Hauptstadt erhoben hat; die Goldlager in der Nähe erhöhen jetzt die Bedeutsamkeit des Ortes. Wir verlassen hiermit die planmäfsig angelegten Colonieen um uns den freieren zuzuwenden, welche zum Theil auf und aus den Trümmern jener auferbaut, und die in demselben Verhältnifs steigen als jene in Verfall gerathen. Schon früh hat es auch in Californien freie Ansiedelungen Einzelner gegeben,

80 welche die Wohlthaten der Regierung nicht beanspruchten und die Freiheit hatten sich ihre Felder an jedem nicht schon von Weissen besessenen Orten auszuwählen; ihre Zahl nahm fnit der Zeit immer mehr zu, doch weniger an Inländern als an Fremden, die mit jenen auf gleichem Fafse behandelt wurden. Zunächst blieben in den Küstenorten häufig Matrosen zufällig und absichtlich zurück, und gewannen das Land bald so lieb, dafs sie es nicht mehr zu verlassen begehrten; meistenteils waren es Engländer und Franzosen, seilen Nord-Amerikaner, bisweilen auch Deutsche von fremden Schiffen. Diese Leute beschäftigten sich weniger mit Ackerbau, sie betrieben vielmehr irgend ein Handwerk oder erwarben sich durch Tagearbeit einen hohen Lohn. Später liefsen sich, gleichfalls an den Küslenorten, Kaufleute nieder, die entweder Commanditen auswärtiger Häuser führten, oder eigene Firmen begründeten, nachdem sie das Land als Supercargos kennen gelernt halten; unter ihnen wurden auch Mexicaner angetroffen. Sie waren es auch welche bisweilen irgend eine einfache Industrie einführten, namentlich Gerbereien, Holz- oder Mehlmühlen, Branntweindestillation und dergleichen. Auf demselben Wege kamen allmälig auch immer mehr Agenten und Commis, der namentlich in den letzten Jahren sehr umsichtig geleiteten, Hudsons-Bai-Compagnie nach Californien, die sich durch Kauf und Schenkung an allen bedeutenden Orten des Landes ansässig machten; sie waren die denV. Staaten gefährlichsten Gegner. Ein anderer, wenn auch nur schwacher Zuschuss an Einwanderern kam mit der jährlichen Carawane von Sta. Fe nach los Angeles und verbreitete sich von da in der ganzen Umgegend. Bald nach 1830, und von da ab in jährlicher Zunahme, mehrte sich die Einwanderung von Nord-Amerika nach dem nördlichen Theile von Ober-Californien. Trapper und Squalter (Biberjäger und Hinterwäldler) hatten das Land auf ihren Streifzügen kennen gelernt nnd die Nachricht von seiner Fruchtbarkeit in die Vorposten nordamerikanischer Civilisation gebracht, von wo sich, je näher ihnen diese von Osten rückte, ihre Genossen

81 aufmachten um ihre Aufgabe zu erfüllen, indem sie, die Cultur fliehend, ihr n e u e Bahnen brachen. Ihr W e g folgte dem der Pelzhändler von La Platte nach dem Columbia in das O r e g o n - G e b i e t , von w o sie dann auf verschiedenen W e g e n über die blauen Berge in das S a c r a m e n l o - T h a l zu kommen suchten; sie inussten sich dabei, wegen der T e r r a i n - S c h w i e rigkeiten und wegen der feindlichen Indianerslämme, in Gesellschaften aneinanderschliefsen, und trugen dadurch, wider ihren Willen den Keim derselben Civilisation mit sich, welcher sie zu entkommen strebten. D e r Willamette, die Bai von S. Francisco, der S a c r a m e n l o , der nördliche Theil der Bai von M o n t e - R e y wurden die Hauptsitze dieser Eindringlinge, welche die Mexikaner mit ebensowenig Respekt behandelten wie die Indianer, und auf dem geschenkten Boden bald die Rolle der Herrn des Landes spielten. Arn Sacramenlo entstand noch unter mexicanischer Herrschaft das Etablissement des Capilän Suller, welches schon in wenigen Jahren und inil Recht die Eifersucht des Gouverneurs von Californien erregte. Der B a denser S u i t e r verliefs Frankreich 1830 als die Juli-Revolution die Schweizergarde, bei welcher er stand, aufgelöst halle; nach mehreren Versuchen auf dem allen Conlinenle sein Glück zu inachen, w a n d e r t e er 1834 nach Amerika aus und liefs sich in Missouri nieder. Als auch hier seine Hoffnungen nicht in Erfüllung gingen, machte er sich auf den W e g um sich in Californien anzubauen, w u r d e aber genölhigt einen U m w e g über die S a n d w i c h s - I n s e l n zu n e h m e n , so dafs er erst 1839 das Ziel seiner Reise erreichte. Er erbat sich und erhielt vom mexikanischen Gouverneur Alvarado die Erlaubnifs sich Land zu einer Ansiedelung auszuwählen, und ging, der erste Weisse, weit östlich in das Land hinein, wo er seine W a h l so traf, dafs die 11 bewilligten Q u a d r a t - S i tios ein durch den S a c r a m e n l o , den F e d e r - und den Amerikanerfluss abgeschlossenes Gebiet bildeten, über welches die W e g e der Einwanderer aus den Vereiniglen Staaten führten, und welches vom Hafen Bodega, mit Umgehung der Douane zu S. Francisco, zugänglich war. Diesen Grant befestigte

6

82 S u l l e r mit Hülfe einiger G e f ä h r t e n n a c h allen d u r c h die U m s t ä n d e g e b o t e n e n Regeln d e r K u n s t , z o g M a n n s c h a f t an sich, schaffte W a f f e n u n d setzte sich d u r c h einige H e l d e n t h a t e n g e g e n die I n d i a n e r bei diesen in R e s p e k t ; O e k o n o m i e - G e b ä u d e , G e r b e r e i , B r e n n e r e i , Mühlen e n t s t a n d e n , nebst den B a u l i c h keiten f ü r die gesellschaftlichen B e d ü r f n i s s e , s p ä t e r mit H ü l f e von E i n w a n d e r e r n (denen S u l l e r a n g e m e s s e n e Vorlheile bot), u n d von freien indianischen Arbeitern, die S u i t e r , n a c h d e m sie seine Macht e m p f u n d e n , d u r c h h u m a n e B e h a n d l u n g besser zu z ü g e l n w u s s l e , als die Missionäre, w e l c h e d e r h a r t e n S t r a f e n nicht e n l r a l h e n k o n n t e n . Mofras giebt den V i e h s t a n d S u l l e r s auf 4 0 0 0 Ochsen, 1500 P l e r d e u n d Maulesel, 2 0 0 0 S c h a f e und 1200 Milchkühe a n ; S c h m ö l d e r r e c h n e t e s u m m a r i s c h 2 0 0 0 0 S t ü c k . D i e s e r berichtet, dafs S u t t e r seit 1841 seine Viehzucht in der Colonie H a r m o n i a g e t r e n n t von d e r A c k e r w i r t h s c h a f t in N e u - H e l v e l i e n b e t r e i b e n liifsl; successive ist an S u l l e r a u c h die b e n a c h b a r t e russische C o l o n i e zu Ross vollständig u n d mit allem l n v e n l a r i u m (selbst G e s c h ü t z e n und Schiffen) ü b e r g e g a n g e n , so dafs dieser Mann j e l z t sein B c s i t z l h u m fürstlich n e n n e n k a n n , u n d dafs er schon 1841 die u n b e r u f e n e n E i n m i s c h u n g s v e r s u c h e des m e x i c a n i s c h e n G o u v e r n e u r s in seine A n g e l e g e n h e i t e n mit der D r o h u n g z u r ü c k w i e f s , er w e r d e G e w a l t mit G e w a l t zu e r w i d e r n w i s s e n . N o c h isl der Vollständigkeit w e g e n der G e r i c h t s - V e r w a l t u n g von Californien zu g e d e n k e n . Ein o b e r s t e r Gerichtshof h a l l e seinen Silz in D i e g o , u n d v e r w a l l e l e ebensoviel G e r i c h l s s p r e n g e l als Presidios vorhanden w a r e n ; die o b e r s t e I n stanz w a r natürlich Madrid, s p ä t e r Mexico. D i e Alkalden mit f r i e d e n s r i c h l e r l i c h e n F u n c t i o n e n w u r d e n von den G e m e i n d e n g e w ä h l t und bestätigt S u l l e r w a r für N e u - H e l v e l i e n Alkalde. U n l e r w e l c h e n politischen E r e i g n i s s e n sich die Colonisation in der a n g e g e b e n e n W e i s e in Californien e n t w i c k e l t e haben w i r in der n a c h f o l g e n d e n chronologischen G e s c h i c h t s - E r z ä h lung anzugeben. Einen e i g e n e n Abschnitt darin bildet die

83 G e s c h i c h t e d e r r u s s i s c h e n N i e d e r l a s s u n g , w e l c h e isolirl v o m ü b r i g e n Californien, zu d e r s e l b e n Z e i t begann als d e r U m s t u r z d e r bisherigen Z u s t ä n d e Mexikos. Die R u s s i s c h - A m e r i k a n i s c h e C o u i p a g n i e hat (wie die O s t indische in E n g l a n d bis 1814) ein Monopol f ü r die r u s s i s c h e n B e s i t z u n g e n in Amerika, und m a c h t direkt und d u r c h T a u s c h mit C h i n e s e n s e h r g u t e G e s c h ä f t e in F e l l e n . S i e besafs auf californischem G e b i e t e die Colonie Rosa in der N a c h b a r s c h a f t v o m Hafen S. F r a n c i s c o ; dafs ihr eigener H a f e n B o d e g a , s e h r u n b e d e u t e n d w a r , u n d dafs die L a g e v. R o s s auf der W . S e i l e des C o a s t r ä n g e g e g e n das f r u c h t b a r e Binnenland s e h r a b s t a c h , zeigt ein Blick auf die K a r t e . T r o t z d e m a b e r hatten alle B e s u c h c r in R o s s ( d a r u n t e r a u c h K o l z e b u e ) von dieser Colonie die Mein u n g , dafs sie s o w o h l f ü r die russische R e g i e r u n g als f ü r die Z u k u n f t der W e s t s e i t e des C o n t i n e n t e s von N o r d - A m e r i k a von der g r ö f s e s l e n B e d e u t u n g s e i , u n d n a m e n t l i c h hoben französische R e i s e n d e deren Vortrefflichkeit h e r v o r , w e n n es sich d a r u m h a n d e l t e ihre R e g i e r u n g zu E r w e r b u n g e n am stillen O c e a n a u f z u f o r d e r n . Diese M e i n u n g scheint n u r von der R u s s i s c h - A m e r i k a n i s c h e n C o m p a g n i e selbst, nicht gelheilt w o r d e n zu sein, wie sie d u r c h das Verlassen der C o l o n i e , noch m e h r nber d u r c h einen R e c h e n s c h a f t s b e r i c h t bewiesen h a t , der in der „ N o r d i s c h e n B i e n e " vom 22. F e b r u a r 1848 veröffentlicht ist. S o w i l l k o m m e n a u c h sonst j e d e r authentische B e r i c h t sein muss, so r e c h t f e r t i g t dieser durch eine Menge i n n e r e r W i d e r s p r ü c h e doch so s e h r ein Misslrauen in seine Richtigkeit, dafs er die K e n n l n i s s von der Colonie R o s s n u r v e r w i r r t , anstatt sie a u f z u k l ä r e n . Z u n ä c h s t ist es s c h o n höchst auffallend, dafs d e r s e l b e u m 8 J a h r zu s p ä t k o m m t , denn so l a n g e ist R o s s schon v e r l a s s e n und so lange ist vergeblich über dasselbe auf den g e w ö h n l i c h e n J a h r e s b e r i c h t g e w a r t e t w o r d e n . Auch j e t z t n i m m t die G e n e r a l - V e r w a l t u n g d e r C o m p a g n i e w i e sie selbst sagt, n u r a u s d e r E n t d e c k u n g des Goldes in C a l i f o r n i e n , V e r a n l a s s u n g ihren B e r i c h t a b z u s t a t t e n , der einen r e c h t f e r t i g e n d e n C h a r a k t e r über ihr V e r f a h r e n in Californien trägL Sie wirft d a b e i einen Blick auf die G e s c h i c h t e von ROSÄ, theilt dieselbe a b e r so 6*

84 m i t , dafs w i r a n d e r e n Q u e l l e n weit m e h r als diesem B e r i c h t e trauen müssen. In n o c h h ö h e r e m G r a d e a b e r n i m m t d i e s e s D o c u m e n l d u r c h die Art, w i e er das V e r l a s s e n der C o l o n i e zu motiviren s u c h t , g e g e n sich ein. D e r e r s t e Anstois zur N i e d e r l a s s u n g der R u s s e n in Californien w u r d e bei G e l e g e n h e i t der v e r u n g l ü c k t e n G e s a n d t schaft R j e s a n o w s n a c h J a p a n vor 1808 g e g e b e n ; der B c r i c h t d e r G e n e r a l - V e r w a l t u n g f ü g t h i n z u , dafs R j e s a n o w von den Alcutischen Inseln eine F a h r t nach der Bai von S . F r a n c i s c o m a c h t e , „ u m den u n b e s e t z t e n Landstrich zu besichtigen, w e l c h e r sich von dem C a p D r a k e n o r d w ä r t s bis z u m N u l k a S u n d e b e f a n d . " N a c h einer genauei n U n t e r s u c h u n g der K ü s t e h a t dann der C o m p a g n i e - V e r w a l t e r A. A. K u s k o w 1812 die E r b a u u n g von R o s s b e g a n n e n , in der Absicht in dieser C o l o nie f ü r die R u s s i s c h e n Inseln und K ü s t e n b e s i l z u n g e n in Amerika G e l r a i d e zu g e w i n n e n und Vieh zu z ü c h t e n . An einer a n d e r n Stelle klagt der Bericht ü b e r die U n f r u c h t b a r k e i t d e r Colonie, und h e b t zugleich die Vorzüglichkeit b e n a c h b a r t e r L ä n d e r e i e n h e r v o r ; n a c h d e m er zuvor mitgetheilt hat, dafs zu Ross u n d B o d e g a bis 1817 O t t e r n f a n g bis zur V e r t i l g u n g d e r T h i e r e b e t r i e b e n , und dafs dann von 1817 bis 1824 vier B r i g g s f ü r den Dienst der C o m p a g n i e e r b a u t w o r d e n seien, dafs m a n a b e r auch damit h a b e a u f h ö r e n müssen, weil das californische Eichenholz sich zu weich zum Schiffsbau e r w i e s e n habe. E r s t n a c h d e m zuletzt g e n a n n t e n J a h r e seien A c k e r b a u und Viehzucht m e h r in den V o r d e r g r u n d getreten, d o c h a u c h n u r in v e r u n g l ü c k t e n V e r s u c h e n ! — D e r Vielistand wird im J a h r e 1837 auf 4 4 5 P f e r d e , 2 3 M a u l e s e l , 9 5 0 O c h s e n u n d K ü h e , 2 9 8 B ö c k e und 8 4 3 S c h a f e a n g e g e b e n ; finden A c k e r b a u blieben n a c h Abzug des W e i d e l a n d e s an C u l t u r b o d e n n u r noch 3 7 3 P r . Morg. Land übrig, w o r a u f g e g e n 3 7 3 P r . S c h i l l . G e r s t e u . W e i z e n a u s g e s ä e t w u r d e n , die n u r „ b i s w e i l e n " das a c h t z e h n t e K o r n lieferten, „ w e g e n des R o s t e s , der d u r c h die S e e n e b e l ( ! ) in das G e t r e i d e g e k o m m e n w a r " . — W e i l e r w i r d a n g e g e b e n , dafs 1835 von der H a u p t v e r w a l t u n g der Compagnie unter E r l a u b n i s ihrer Regierung Unterhand-

85 l u n g e n mit Mexico

wegen U e b e r n a h m e f r u c h t b a r e r e r

Gegen-

den gepflogen sind, die aber „ w e g e n b e s o n d e r e r Gründe, w e l che nicht von

der Compagnie abhingen,

mussten."

allen

Zu

aufgegeben

werden

diesen Umsländen kam noch die zuneh-

m e n d e E i n w i r k u n g der Vereinigten S l a a l e n rika auf Californien, das Zurückführen

von

Nord-Ame-

der Aleulischen

Was-

s e r j ä g e r nach Kadjak zu ihrer bessern V e r w e n d u n g , und m e h rere

andere

Gründe,

welche

die C o m p a g n i e

Antrage

bei ihrer R e g i e r u n g v e r a n l a s s t e ,

dürfen.

Nach

1841

hierzu erhaltener

1 8 3 9 zu

dem

R o s s aufgeben

Genehmigung

wurde

zu

Ross

verlassen. So

viel von

Compagnie.

dem Bericht

Wie

kann

einer Colonie k l a g e n ,

sie

der

aber

Russisch-amerikanischen über die

deren Plalz sie nach

Unfruchtbarkeit „genauer

Unter-

s u c h u n g " des „unbesetzten L a n d s t r i c h e s " mit der Absicht A k kerbau zu treiben, selbst ausgewählt h a l l e ?

W i e stimmt

mit

dieser Absicht überein, dafs zuerst W a s s e r j a g d , dann Schiffbau, und nur zuletzt erst Ackerbau gelrieben wurde ? W a r sie in dem „ u n b e s e t z t e n L a n d e " an

die eine S t e l l e g e b u n d e n , und

wie

konnte sie ( w e n n

sie die Absichl halle ihrer Regierung eine

bleibende

in

Colonie

der Nordamerikaner da überhaupt erst

Californien

zu e r w e r b e n )

den Einfluss

dort so ungehindert aufkommen

durch

J a k o b Astors V e r s u c h e

lassen,

im J .

andere als russische Handelsunlernehmungen nach der

1811 West-

K ü s l e von Nord-Amerika gezogen w u r d e n , und da doch erst l a n g e nachher Vereinigten

und sehr allmälig

Staaten

nach

die Einwanderung

Californien

stall

fand?

aus den Warum

konnte sie sich nicht, wie die H u d s o n s - B a i - C o m p a g n i e , das ganze Land

verbreilen?



Alle diese

Fragen

über

werden

durch den B e r i c h t keineswegs beantwortet, es geht aus d e m selben vielmehr entschieden h e r v o r , dafs die kanische

Compagnie

nicht

die Mittel

in

Russisch-ameri-

Bewegung

h a t , w e l c h e ihr zu bessern Resultaten verhelfen tadeln ist dabei n u r ,

dafs dieses blos die

geselzt

konnten;

zu

Widersprüche

ihres B e r i c h t e s zugestehen, während doch der löbliche Grund ganz ausreichend g e w e s e n w ä r e , dafs sie ihre Kräfte zusam-

86 menhalten wollte. Auch die russische Regierung hat das Aufgeben von Ross nicht zu bereuen, da sie noch in ihren übrigen Besitzungen Land genug zu culliviren h a t , und sie ihre Macht durch weitere Niederlassungen auf anderen Conlinenlen über alles Mafs zersplittern würde. D a r u m bedarf es aucli keiner Entschuldigung, dafs die Compagnie nicht das Gold in Californien gewonnen hat, höchstens können deren Actionäreden entgangenen Gewinn bereuen. W e n n aber die G e n e r a l - V e r waltung behauptet, dafs Ross zu fern von der Goldregion gelegen hätte, wenn sie diese bis an den giofsen Salz-See verlegt, und wenn sie keine Spur von Gold in ihren Besitzungen erkannt haben will, so liifst sich e r w i d e r n : dafs der C o m pagnie das Vordringen nach dem S a c r a m e n t o - T h a l e doch mindestens hätte eben so leicht werden müssen, als dem P r i vat-Rlanne Sutter, und dafs der W e g dazu gebahnt war durch Ansiedelungen einzelner Russen, welche tiefer im Lande wohnten, wie z.B. Hr. Tschernych, dem wir die climatologischen Beobachtungen verdanken, dessen aber in dem Berichte gar nicht gedacht wird; dafs die Berichte dieses und des vorigen J a h r e s aus Californien das V o r k o m m e n d e s Goldes auf der Westseile der Sierra Nevada auf das Unzweideutigste dart h u n ; dafs Herr Professor Erman auf die Wahrscheinlichkeit des Goldvorkommens grade aus dem Gestein von Ross und San Francisco nach den Erfahrungen schlofs, die er so eben in Sibirien, also da gemacht hatte, wo Reisende der Compagnie zwischen deren festen Stationen stets unterwegs sind, und dass endlich Herr Erman einen Compagniebeamten zu Gold - W a s c h v e r s u c h e n an Ort und Stelle aufgefordert hat. Lassen wir daher nun jenen russischen Bericht gradezu bei Seite um durch fremde eine richtigere und günstigere Vorstellung von Ross zu bekommen. Als 1812 diese Niederlassung begründet wurde, gab ohne Zweifel der Reichthum der Küste an Ottern dazu die nächste Veranlassung, wie auch daraus hervorgeht, dafs man Eingeborne von den Aleutischen Inseln dorthin brachte, die wohl in der W a s serjagd eine aufserordentliche Geschicklichkeit besitzen, aber

87 n i e m a l s von A c k e r b a u g e h ö r t halten. Als die O t t e r n an d e n K ü s t e n u m 1817 a u s g e r o t t e t w a r e n , s u c h t e m a n sie w e i t e r im Meere a u f , u n d detachirte endlich ( w o v o n der B e r i c h t g a n z s c h w e i g t ) 1825 eine J ä g e r - C o l o n i e nach d e m grofsen F a r o l l o n , vor d e m Hafen von S . F r a n c i s c o ; dafs a u c h hier d e r F a n g , trotz der u n g e h e u r e n M e n g e der T h i e r e , in w e n i g e n J a h r e n b e e n d e t w a r , ist schon g e s a g t . E s b e g r e i f t sich, dnfs d i e C o m p a g n i e bei s o l c h e m V e r n i c h t u n g s k r i e g e die K o s t e n d e r Colonie mit d e m H a n d e l von Fellen d e c k t e , und dafs diese M e t h o d e des G e w i n n e n s leicht und w e n i g kostspielig w a r . U n t e r d e s s e n w a r a u c h mit d e m A c k e r h a u u n d der Viehzucht der Anfang g e m a c h t , und endlich die E i f e r s u c h t des spanischen G o u v e r n e u r s e r w e c k t w o r d e n ; indessen blieben seine D r o h u n g e n l e e r e P h r a s e n , so dafs das Land wirklich so g u t w i e h e r r e n l o s w a r , w e s h a l b a u c h nicht e i n z u s e h e n ist, w a r u m die G e n e r a l - V e r w a l t u n g der C o m p a g n i e auf d e m s e l b e n Blatte, w o sie das m i l t h e i l t , ü b e r Mangel an s t a a t s r e c h t l i c h e n V e r t r ä g e n klagen k a n n , o d e r w a r u m sie so s p ä t erst U n t e r h a n d l u n g e n a n k n ü p f t e , u m f r u c h t b a r e r e s L a n d zu bekommen. D e r einzige Ihälige G e g n e r der C o m p a g n i e w a r der F r a n c i s c a n e r - 0 ; d e n , von dessen friedlichem E n t g e g e n w i r ken schon bei der T o p o g r a p h i e g e s p r o c h e n ist. Sonst war Russland an der W e s t k ü s t e von Nord A m e r i k a g e f ü r c h t e t , u n d stand in so g r o f s e m A n s e h e n , dafs Astor selbst u n d d u r c h s e i n e R e g i e r u n g w e g e n seiner U n t e r n e h m u n g e n nur mit R u s s land v e r h a n d e l t e , dafs er d e r R u s s i s c h - a m e r i k a n i s c h e n C o m p a g n i e b e d e u t e n d e Vortheile bot, u m mit i h r e r U n t e r s t ü t z u n g erfolgreicher gegen englische Concurrenz-Compagnieen anzuk ä m p f e n , und dafs m a n ihre A u s b r e i t u n g auf den d a m a l s n o c h f r e m d e n INachbaigebiete zu einer Z e i t gewifs nicht u n g e r n g e s e h e n haben w ü r d e , w o die S t a a t e n in K r i e g v e r w i c k e l t , jenen G e g e n d e n bei der erst w a c h s e n d e n Marine nicht die g e h ö r i g e A u f m e r k s a m k e i t s c h e n k e n k o n n t e n , und w o es einer i h r e r reichsten und u n t e r n e h m e n d s t e n B ü r g e r allein mit z w e i m ä c h t i g e n und älteren Gesellschaften des g e h a f s t e n E n g l a n d s a u f n a h m ; 1829 f ü r c h t e t e n dieCalifornier (wie sie H e r r n E r m a n

88 sagten) gleich nach ihrer Unabhängigkeils-Revolution von zwei russischen Schiffen im Hafen von S. Francisco, der Kriegscorvetle Krolkoi und dem Compagnie-Schiff Helena , die Occupation ihres ganzen Landes; die französischen Reisenden Morin e a u , D u h a u l - C i l l y und Duflot de Mofras können in iiirein veröffentlichten Berichten über Californien nicht genug Lob für Ross finden, und knüpften alle Hoffnung für französische Schiffahrt auf dem stillen Ocean, an dessen Bestehen. Freilich giebt ihnen der angeführte Bericht jetzt ein arges Dementie. Es wird ihnen gesagt dass Ross sie wahrscheinlich wegen des freilich nichtssagenden Abslandes gegen die spanischen Niederlassungen , zu sehr bestochen habe, oder dafs sie sich durch russische Gastfreiheit, durch eigene Sympathieen, oder durch diplomatische Courtoisie verblenden liefsen; ganz sonderbar aber scheint e s , dafs Mofras erzählt wie Ross 2500 Fanegas Getreide producirte, wie es im S e p t e m b e r 1841 3500 Stück Hornvieh an Sutler verkauft hat, und dafs dennoch er, der also noch nicht nach Hause zurückgekehrt war als die Colonie schon ganz einging, hiervon keine Ahndung h a l t e ! W e r ist hier der Gelauschte? W i r verlassen hiermit Ross, indem wir zugeben, dafs für Russland und für Amerika der Rückzug der R u s s i s c h - A m e rikanischen Compagnie aus Californien v o r t e i l h a f t ist — aber freilich aus ganz anderen als den von ihr angegebenen Gründen. Die Unabhiingigkeits-Revolution begann in Mexico im J a h r e 1810, kam jedoch erst 1822 zum Abschlufs, als Ilurbide sein kurzes Kaiserreich begann. In Californien wirkten die Bewegungen Mexicos fast immer gleichzeitig; schon im J a h r e 1812 fand eine Militär-Revolution stall, deren Ursache das Ausbleiben des Soldes w a r . Die übrige Bevölkerung halle zu w e n i g Anhänglichkeil an das Mutterland, um den Regierungsbeamten zur Unterdrückung der Revolution behülflich zu sein, und war selbst zu unzufrieden mit den Gouverneuren, welche sich an den Landes-Einnahmen bereicherten, und mit den Missionären, welche die besten Plätze im Lande inne hat-

89 ten. Es trat zunächst eine Besserung in der Lage der Soldaten ein, und es erhielt sich ein spanischer Gouverneur bis 1822. In diesem J a h r e erklärten die Californier ihr Gebiet für ein Territorium von Mexico, und setzten sich einen (Areolen zum inlermislischen Gouverneur ein. Dieser zog bald darauf als Depulirter zum Congress nach Mexico, und nun w u r d e von dort aus ein definitiver Gouverneur bestellt. Die Klagen der Californier, namentlich aber der Soldaten, wurden damit keinesweges beseitigt, denn die Reihe von U m w ä l z u n g e n , welche jetzt in Mexico begann, liefs w e d e r die Mittel noch die Männer für eine gute oder auch nur regelmäfsige Verwaltung finden; wie bei allen Militair-Revolulionen, so g e schah es auch in Mexico, dafs die zur Arbeit unlusligen Söldlinge aus eigenem Bedürfnifs die Urheber immer neuer U m wälzungen w u r d e n , und dals das Bürgerlhum täglich mehr unter die Fiiise kam. In 25 J a h r e n halle Mexico einen Kaiser und 15 P r ä s i d e n t e n , die fast alle durch Soldatcn-Aufslände in ihre Aemter kamen. Die Mittel welche diese Männer anwenden mufsten um sich zu erhalten, kosteten natürlich dem Lande seine besten K r ä f t e ; die Slaals-Ausgaben wurden bald gröfser als die Einnahmen, und konnten nicht mehr durch eingezogene Krön- und Geistlichkeilsgüler gedeckt w e r den. Ein scheufsliches Kaub , Pliinderungs- und Gnadensyslem griff vom obersten Würdenträger des Slaals bis zum gemeinen Soldaten um sich; die Vertreibung der Spanier enlzog der Industrie uud dem Handel bedeutende Arbeits- und Geldk r ä f t e , und Acker- und Bergbau kamen immer mehr ins Stocken. Natürlich waren solche Zustände nicht die den Californiern erwünschten, und 1829 kam Herr Professor Erman unmittelbar nach einer abermaligen Revolution nach S. F r a n cisco, in welchen ein UnterofGcier mit lächerlich geringen Mitteln, die amerikanischen Beamten abgesetzt und Californien unabhängig erklärt halle. Unterdessen waren auch die F r a n ciscaner in ihrer Ruhe geslört w o r d e n ; die frommen Stiftungen waren gröfstentheils zum Vorlheil des Slaates eingezogen, viele ihrer Güter sequeslrirt, und 1827 w u r d e n ihnen 87000

90 P i a s t e r m i t Beschlng b e l e g t , w e l c h e sie in m e x i k a n i s c h e n M ü n z s t ä t t e n liegen h a t t e n . S i e k o n n t e n sich in Californien u m so w e n i g e r w o h l f ü h l e n , als sie,, w e i l m e i s t e n t e i l s S p a nier, d e m R a ^ e n h a f s d e r C r e o l e n a u s g e s e t z t w a r e n , u n d v o n den Soldaten w e d e r g e g e n diese ordentlich g e s c h ü t z t w u r d e n , n o c h ohne d e r e n Hülfe die u n t e r w o r f e n e n Indianer im Z a u n e h a l l e n oder n e u e einfangen k o n n t e n ; erklärlich ist es d a h e r , dafs sie j e d e G e l e g e n h e i t zur F l a c h t w a h r n a h m e n , w o b e i die t u l o r e s ad bona Indiorum nicht vergafsen, von ihren M ü n d e l n eine unfreiwillige V e r g ü t i g u n g f ü r ihre christliche M ü h w a l t u n g m i t z u n e h m e n . Eine n e u e G e f a h r d r o h t e ihnen d u r c h die C o m p a n i a C o s m o p o l i t a n a , w e l c h e den a u s g e s p r o c h e n e n Z w e c k h a l t e die u n b e b a u t e n T h e i l e des S t a a t e s Mexico zu cultiviren, eigentlich a b e r u n t e r den Auspicien d e s u n f ä h i g e n P r ä s i d e n t e n G o m e z F a r i a s die Mönche aus Californien v e r d r ä n g e n sollte. D i e in dieser Absicht a b g e s e n d e t e n C o l o n i s t e n , f r e i g e l a s s e n e Sträflinge, k a m e n a b e r erst im L a n d e a n , als S a n t a A n n a den F a r i a s a b g e s e t z t u n d den Befehl nach Californien g e s c h i c k t h a l t e , die Cosmopoliten nicht a u f z u n e h m e n . S i e z e r s l r e u l e n sich im Lande, w o sie vielleicht noch m a n c h e n Spiefsgesellen f a n d e n , e n t l a u f e n von e i n e r , vor einigen J a h r e n auf der Insel S l a . C r u z mit ä h n l i c h e m Gelichter v e r s u c h t e n Colonie. Dafs die Unabhängigkeit Californiens im J a h r e 18'29 kein e n Bestand halle, können w i r bei d e m Mangel a n d r e r N a c h richten n u r d a r a u s schliefsen, dafs 1836 schon w i e d e r eine U n a b h ä n g i g k e i t s - Revolution stallfand. S i e w u r d e von d e m californischen C r e o l e n Don Juan Bautisla Alvarado geleitet, u n t e r dessen G e f o l g e z u m e r s t e n m a l e in der G e s c h i c h t e von Californien Riflemen ( n o r d a m e r i k a n i s c h e S c h ü t z e n ) a u f t r a t e n ; a b e r auch j e t z t n o c h h a l t e die S t u n d e der bleibenden T r e n n u n g von Mexico nicht geschlagen, denn als Alvarado ernstliche Anstallen sah ihn zu züchtigen, ging e r lieber auf einen V e r gleich ein, d u r c h w e l c h e n er zum G o u v e r n e u r von Californien e r n a n n t w u r d e . E r hatte bald die B e g ü n s t i g u n g d e r Riflemen zu büfsen, denn diese conspirirten g e g e n ihn zu G u n s t e n ein e s Anschlusses an die Vereinigten S t a a t e n , u n d als e r die

91 durch V e r r a l h G e f a n g e n e n ohne hinlängliche B e w e i s e nach Mexico schickte, mutete der S t a a t bedeutende E n t s c h ä d i g u n g s gelder für die darunter befindlichen Amerikaner und E n g l ä n der zahlen. Alvarado blieb in seinem Amte bis 1 8 4 2 , w o General Micheltorrena die politisch wichtiger g e w o r d e n e Stelle einnahm. D i e erhöhte B e d e u t u n g derselben kam d a h e r , dafs die Vereinigten Staaten mit immer schnelleren Schritten dem Ziele entgegen g i n g e n , welches sie seit beinahe vierzig J a h ren im A u g e gehabt hatten. Schon mit Spanien nämlich halle die R e g i e r u n g zu Washington w e g e n Abtretung derjenigen Landstriche Unterhandlungen angeknüpft, die sie in den letzten J a h r e n , mit Einschluss von T e x a s , erworben h a t , — ein B e w e i s g e g e n diejenigen, welche einfälliger W e i s e , den letzten K r i e g blos dem u n g e m e s s e n e n Ehrgeize P o l k s und seiner P a r tei zuschreiben wollen. D i e E r w e r b u n g von Californien durch alle Mitlel w u r d e eine immer unabweisbarere N o t w e n d i g k e i t für die U n i o n , da die interne wie die e x l e r n e Bedeutung des L a n d e s denjenigen Staaten wohl bekannt war, welche zu d e m Muthe berechtigt waren es zu occupiren und mit V o r iheil zu behaupten. Unter ihnen nahm England die erste S t e l l e ein; England dessen R e g i e r u n g schon so lange und so hartnäckig die Ansprüche auf das O r e g o n - G e b i e t versucht, dessen asiatischer Handel durch Beselzung der Westküste N o r d - A m e r i k a s von den Nordamerikanern bedroht ist, dessen C o m p a g n i e e n und Privaten, mit dem V e r l a n g e n nach einer nationalen N i e d e r l a s s u n g , schon lange in jenen Strichen speculirten, und dessen Banquiers sich mit der Regierung von Mexico so lief in Geldangelegenheiten eingelassen hallen, dafs sie Californien als Ersatz begehrten. D i e Vereinigten S t a a t e n von N o r d - A m e r i k a aber hatten alle V e r a n l a s s u n g , das Uebergehen von Californien aus der schwachen Hand Mexicos in eine mächtigere zu verhindern, und sich selbst mit der beschränkten und ungünstigen Kiistens l r e c k e am O r e g o n - G e b i e t zu begnügen. Wir werden a m S c h l ü s s e die Gründe hierfür entwickeln, hier ist nur anzufüh-

92 r e n , dafs B ü r g e r d e r V e r e i n i g t e n S t a a t e n gleichfalls mit b e d e u t e n d e n S u m m e n in Mexico, und mit grofsen H a n d e l s u n l e r n e h m u n g e n im slilleu O c e a n i n t e r e s s i r t w a r e n . P o l k theilt in seiner B o t s c h a f t v o m 12. Juli 1848 m i t , dafs 7 0 0 n o r d a m e r i k a n i s c h e F a h r z e u g e den W a l f i s c h f a n g im stillen O c e a n b e i r e i b e n , w o b e i 20U00 S e e l e u t e beschäftigt sind, und w e l c h e ein Capital von 4 0 0 0 0 0 0 0 D o l l a r s in B e w e g u n g s e t z e n ; auf d e m W e g e e i n e r gleichen A u s d e h n u n g befindet sich d e r H a n del mit der O s l k ü s t e von Asien, der f ü r die mit R i e s e n s c h r i t ten w a c h s e n d e Industrie d e r Union eine Lebensbeding u n g ist. Liefs also die R e g i e r u n g zu W a s h i n g t o n dem d u r c h die N a t u r g e b o t e n e n S t r e b e n i h r e r B ü r g e r nach dem W e s t e n ein künstliches Hindernifs daselbst e r w a c h s e n und erstarken, so hätte es s p ä t e r grofser, z e i t r a u b e n d e r u n d kostspieliger A n s t r e n g u n g e n b e d u r f t u m das natürliche Verhältnifs w i e d e r h e r zustellen. E s ist d a h e r erklärlich, dafs ein allgemeiner S c h r e i d e r E n t r ü s t u n g d u r c h die S t a a t e n ging, als sich 1842 das G e r ü c h t v e r b r e i t e t e , E n g l a n d h a b e festen Fufs in Californien g e f a f s t , u n d dafs die d a d u r c h a u f g e r e g t e n G e m ü t h e r sich erst bei der N a c h r i c h t b e r u h i g t e n , C o m m o d o r e C a t e s b y - J o n e s halte M o n t e - R e y besetzt. D a s letztere w a r wirklich d u r c h einen H a n d s t r e i c h g e s c h e h e n , den d e r a m e r i k a n i s c h e S e e m a n n , auf eigene V e r a n t w o r t u n g h i n , bei dem G e r ü c h t eines zwischen N o r d - A m e r i k a und E n g l a n d a u s g e b r o c h e n e n Krieges, a u s g e f ü h r t h a l t e ; als m a n ihn von der U n w a h r h e i t des G e r ü c h t e s ü b e r z e u g t e , g a b er seine B e u l e w i e d e r h e r a u s , ü b e r deren leichten G e w i n n m a n sich nicht weiler w u n d e r n darf. In F o l g e davon fand es aber S a n t a A n n a , zum z w e i t e n m a l e Präsident, gerathen, Verstärkungen n a c h Californien zu senden. N e u e V e r ä n d e r u n g e n w a r e n u n t e r d e s s e n a u c h mit der Geistlichkeit in Californien v o r g e g a n g e n . S i e halte u n t e r s p a nischer H e r r s c h a f t ziemlich u n a b h ä n g i g von der weltlichen R e g i e r u n g da g e s t a n d e n , und w a r mit d e m päbstlichen S t u h l e d u r c h einen apostolischen P r ä f e c l e n in V e r b i n d u n g g e w e s e n . N a c h der m e x i c a n i s c h e n R e v o l u t i o n w u r d e n sie a b e r von der

93 neuen Regierung dem Bisthum Mexico zugeordnet, und mussle sich, aus Mangel an Mitteln zum W i d e r s l a n d e , der unliebsamen Mafsregel unterwerfen. Nach langen Unterhandlungen mit Rom w u r d e endlich im J a h r e 1810 durch eine Bulle Gregor X V I . ein Bisthum Californien gestiftet, und 1842 ging F r a n cisco Garcia Diego als erster Bischof dahin a b , ohne aber fürs erste in ganz Californien einen Ort zu finden, der ihm würdig seiner Residenz geschienen hätte. W i e w e i l es ihm gelungen isl die schon in Massen aus den Staaten nach Californien gedrungenen Kelzereien zu bannen, vermögen wir nicht zu melden, aber sie war in Verbindung mit den übrigen Veränderungen ein Grund g e w e s e n , dafs sich die aus der Zeil der Blülhe ihres Ordens in Californien übrig gebliebenen und all gewordenen Missionäre nach den wärmeren Theilen von Ober-Californien wie auf Ruhesilze zurückzogen, wo sie aber viel von den Launen übermiilhig gewordenen Diener zu leiden halten. 1844 verkaufte Santa Anna sämmlliche Güter der Missionen für 200000000 Dollars an das Haus Borrajo und Gebrüder Rubio, die in der Effecluirung ihres Geschäftes durch anderweitige Verwickelungen geslörl w u r d e n . D u r c h den V e r l r a g vom 12. April 1844 halle Mexico T e xas an die Vereinigten Staaten abgetreten, und bald darauf begannen die Unterhandlungen wegen Ankauf von Californien durch die Union. D e r neue Präsident H e r r e i a begünstigte diesen in richtiger Auffassung der Verhältnisse, allein er war nicht im Stande sich in seiner Stelle zu hallen, und als zu Anfang des Jahres 1846 der nordamerikanische Gesandte Slidell von ihm eingeladen unterwegs war, um die Punkte des Vertrags festzustellen, halle sich der General P a r e d e s durch eine Revolution an seine Stelle gesetzt. Slidell w u r d e schnöde abgewiesen , und alle Versuche zur W i e d e r a u f n a h m e der Verhandlungen scheiterten, ja die kriegsbedürlligen Soldaten Mexicos griffen zuerst den General T a y l o r a n , welcher aus T e xas an den Rio del Norte vorgerückt w a r , um den W o r t e n des Gesandten mehr Nachdruck zu geben, oder selbst um der von renommistischen Hidalgos gedrohten W i e d e r e r o b e r u n g von

94 T e x a s einen D a m m entgegenzusetzen. S o w a r denn d e r K r i e g entbrannt, welcher die langjährigen W ü n s c h e alier echten Yankees krönen sollte. Von Seiten Mexicos leitete ihn anfangs Purcdes selbst, doch mit so entschiedenem Unglücke, dafs auch er sich nur bis zum September 1846 hallen konnte. Während der Dauer seiner Präsidentschaft gingen allerlei Gerüchte: er wolle einen spanischen oder französischen P r i n zen zum König der constilulionellen Monarchie Mexico m a c h e n ; namentlich soll der grofse Staatsmann Guizot einein solchen Plane günstig gewesen sein. Allein die W e l t g e schichte ist um dieses Meisterstück weiser Staatskunst g e kommen, denn Santa Anna entsetzte leicht seinen ehemaligen Cumpan und den Beförderer seiner Gröfse. Z u Washington glaubte man vergeblich diese Veränderung in den mexicanischen Verhältnissen zu Friedensunterhandlungen benutzen zu können, da der neue Präsident sich nur auf die Soldateska stützte, die des Krieges ebenso wie ihr Herr bedurfte, um einen legalen Vorwand für ihr Plünderungssystem zu haben. Im J a nuar 1847 bewilligte auch schon der unterthänige Congrefs zu Mexico den Verkauf von Gütern der Geistlichkeit bis zu 15000000 Piaster an W e r t h , wovon sich der Rückschlag im März in einer blutigen Revolution der Hauptstadt zeigte, welche von den Geistlichen angeschürt und von der NationalGarde unterhalten w a r ; sie wurde unterdrückt und Santa Anna die Diclalur übertragen. D e r Krieg w a r mittlerweile von N o r d - A m e r i k a mit erneuerter Kraft aufgenommen. Polk liefs sich durch kein B e denken, durch keinen Parteilärm stören, er konnte sich auf seine Partei verlassen und der Anerkennung seiner Handlungsweise durch die ganze Nation in kurzer Zeil gewifs sein; darum entwickelte er in dieser Angelegenheit auch eine Energie, die des Erfolges sicher war. Jeden Augenblick zum Frieden unter den mäfsigslen Bedingungen bereit, w a r er bis zum Ende unablässig b e m ü h t , die Miltel zum Kriege in Profusion herbeizuschaffen. Man fürchtete damals, dafs die T r u p p e n der Union sich gegen die kriegsgewohnten Mexicaner nicht w ü r -

95 den halten können, doch handeile die Nalion im Einklänge mit dem Präsidenten, denn nicht nur stellte sich bei dem ersten Aufrufe mehr als die verlangte Zahl von Freiwilligen, sondern sie bestanden auch auf ungünstigem Terrain und bei noch ungünstigerem Clima, alle Schlachten siegreich gegen die mexicanische Uebermacht. — Gleich zu Anfang des Krieges ging der Ruf durch die Staaten: „ d i e mexicanischen Rattenfänger aus Californien zu v e r j a g e n , " denn das Streben nach jenem gelobten Lande w a r schon damals weil verbreitet. Zu N e w - Y o r k w u r d e ein Regiment von Handwerkern und gelernten Ackerbauern zu einer Land-Expedition ausgerüstet und mit allem Nöthigen versehen (auch die unvermeidliche Presse nebsl Zeitungsschreibern fehlte nicht, den Charakter nordamerikanischer Eroberungskriege bezeichnend), um der zerstörenden Tliätigkeil des Krieges sogleich die schaffende des Friedens folgen zu lassen. Zum Kriege kamen sie zu spät nach Californien, ebenso wie das im F r ü h j a h r 1846 abgesendete Geschwader. Schon in der Mille des Juni desselben Jahres w a r zu Sla. Barbara eine Junla beider Californien zu einer neuen Unabhängigkeits-Erklärung unter dem Gouverneur Pico zusammengetreten; der mexicanische Gouverneur Castro erklärte das Land in Kriegszustand, doch besafs er nicht die Mittel die Phrase zur T h a t werden zu lassen. Schon einen Monat später nahinen Commodore Sloat Monle-Rey und Oberst Fremont Sonoina, im N. der Bai von S. Francisco, in Besitz, und musslen fast ungestört darin gelassen werden. Nach den verlorenen Schlachten von Malamoras und B u e n a - V i s l a , nach der mexicanischen aber blulig gerächten Vesper zu T a o s , nach der Einnahme von M o n l e - R e y , T a m pico, Vera-Cruz, St. Juan de Ulloa und Mexico und nach der Vertreibung Santa Annas, fanden endlich die so oft und vergeblich wiederholten Friedens vorschlage von N o r d - A m e r i k a Gehör, und die Besiegten konnten sich zu dem grofsmülhigen Sieger gratuliren. Der Verlrag wurde am 11. März 1848 zu Washington ratiGcirt, er bestimmte als künftige Grenze der beiden Staaten eine Linie, welche von der Mitte des Rio del

96 Norte nach den Quellen des Rio Gila geht, dann diesem bis zur Mündung des Colorado folgt und westlich bei S. Diego endet. D i e Union dagegen verpflichtete sich gegen Mexico zur Auszahlung einer Abfindungssumme von 12000000 Dollars in Vierlel-Raten innerhalb vier J a h r e n , und zur Bezahlung von 3000000 Dollars Schuldforderungen, welche nordamerikanische Bürger an die Republik Mexico hallen. So hat denn die Union seit 1803, wo sie Louisiana e r w a r b , die gröfste Z u nahme ihres Gebietes erlebt. Ihre Schuld war es nicht, dafs es auf blutigem W e g e geschehen mufsle; die finanziellen Opfer die sie dafür gebracht, hat sie nicht zu bereuen, wenngleich der Krieg ausser den angeführten S u m m e n , und ausser dem gewöhnlichen ( g e g e n europäische Verhältnisse sehr bescheid e n e n ) Etat des Kriegsbudgets, 48000000 Dollars gekostet halle. Ein sonderbares Geschick hat es zudem gewollt, dafs der Goldreichthum in Californien erst nach der Besetzung des Landes durch die Nordamerikaner allgemein bekannt w u r d e , und hat dasselbe dadurch jedenfalls vor dem traurigen , doch unabänderlichen Lose eines Hesperidenapfels bewahrt, um dessen Besitz sich Russland, Mexico, England und Nord-Amerika gestritten haben würden, wogegen es jelzt den Amerikanern gleichsam ihre baare Auslage in klingender Münze ersetzt. Ein Streit ist nicht mehr gut möglich, nachdem Russland seine Ansprüche freiwillig, Mexico die seinigen gezwungen aufgegeben h a t , und nachdem auch England w e gen des Oregongebietes befriedigt ist. Bis zum Ausbruche des mexicanischen Krieges war die Erbitterung zwischen England und N o r d - A m e r i k a im Streite über das Oregon Gebiet, durch willkürliche Auslegungen der oft undefinirbaren privat-, slaalsund völkerrechtlichen Vertrüge, durch Gereiztheit der beiderseitigen Staatsmänner, durch Nationalitäls-Dünkel, durch Eifersucht der beiden Mächte, und durch ihre convenlionell sogenannte Ehre, auf das Höchste gestiegen; allein kurz vor Aufkündigung des bis dahin bestandenen V e r t r a g e s , zu welcher Polk vom Congress bereits ermächtigt w a r , gelang es der Gewandheit des englischen Gesandten zu Washington, im

97 F r ü h j a h r des Jahres 1846 einen definitiven Vertrag zu Stande zu bringen, und allem Streite damit ein Ende zu m a c h e n . Auch hierbei befolgte die Regierung von N o r d - A m e r i k a das Princip der Mäfsigung und der Billigkeit, der Zeil überlassend sie für die dargebrachten Opfer durch desto reichere F r ü c h t e zu entschädigen. Der am 18. Juni 1846 zu Washington ratificirte Oregon-Vertrag setzt nämlich fest, dafs die Nord-Grenze der Vereinigten Staaten im Westen der grofsen Seeen bis zum F u c a - S u n d e durch den 49. Breitengrad bezeichnet werden soll, dafs die V a n c o u v e r - I n s e l zu den englischen Besitzungen gehört, dafs der Hudsonsbai-Compagnie der ungehinderte B e trieb ihrer Geschäfte auf dem vom 49° südlich gelegenen G e biet bis 1856 bleibt, und dafs jede Regierung die Bürger der andern zu entschädigen h a t , welche sich aus den in diesem Vertrag abgegrenzten Landstrichen nach solchen ihrer Nation übersiedeln wollen. (Es ist dabei zu bemerken, dafs England fast gar keine, Amerika s e h r bedeutende Entschädigungsforderungen zu erwarten hat). Dafs die durch diesen Vertrag gewährte Sicherheit den Besitz von Californien für die Vereinigten Staaten bedeutend erhöht ist unleugbar; gleichfalls läfst sich danach ein klarerer Blick in die Zukunlt des L a n des werfen. — Da es in der neuesten Zeit die allgemeine Aufmerksamkeit zumeist durch seine Goldlager auf sich gezogen hat, so dürfte es angemessen sein hier zuerst von Californien als Goidland zu reden, und dabei noch die so sehr unklaren Begriffe über das Gold in geognoslischer, cullurhislorischer und mercanliler Beziehung mit einigen Worten aufzuklären. Den folgenden Beitrag hierzu liefert Herr Professor Erinan.

7

58 „Die geognostische Beschaffenheit von Californien ist jetzt von zweien Seiten ein Gegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit geworden. Beide stehen aber mit dem vielbesprochenen Goldvorkommen in diesem Lande in Beziehung und resumiren sich in den zwei F r a g e n : 1) was lehrt uns dasselbe über d a s , noch keineswegs g e löste. wissenschaftliche Problem von der Entstehung der goldhaltigen Gebirgstheile und von deren Z e r t r ü m m e r u n g zu Gold-Schutt oder Gold-Seifen? und 2) welche sind für Californien die wahrscheinliche Gröfse des Reichthums an edlen Metallen und die wahrscheinliche Ausdehnung und D a u e r seines Einflusses auf die Geschicke dieses L a n d e s ? Ich habe hier die erste dieser Fragen dahin zu beantworten, dafs sich auch das n e u e D o r a d o , durch die Beschaffenheit seiner Gesteine, der grofsen Zahl von goldreichen Ländern anschliefst, welche bisher d u r c h L i e b e r e i n s t i m m u n g in e i n e m i h n e n e i g e n t ü m l i c h e n geognoslischen H a b i t u s auffielen. Zugleich mit dem Beweise dieses nicht unwichtigen Satzes, wird dann aber auch die andre F r a g e insoweit erledigt sein, als Californiens fossile Schätze auf soziale und politische Verhältnisse aller Wahrscheinlichkeit nach nicht spezifisch anders einwirken w e r d e n , als die ihnen durchaus ähnlichen welche im Laufe der J a h r h u n d e r t e abwechselnd bald auf dein allen, bald auf dem neuen Conlinenle, aufgeschlossen worden sind. Als Erinnerung an den ersten E i n d r u c k , den jenes vielversprechende Ansehn der Californischen Gesteine auf mich gemacht h a t — z u einer Zeit w o dessen thatsächliche Anerkenn u n g noch fern lag — möge hier eine Stelle aus meinem T a g e buche stehen, welche ich bei San Francisco am 8. D e c e i n h e r 1829 geschrieben und bei der Nachricht von dem S u t terschen Funde am S a c r a m e n t o mehreren Freunden nicht ohne einige Genugthuung gezeigt habe*). „ D i e durch V e r *) Es ist darauf später in einein Aufsatz über Californien angespielt

99 „Witterung in eine gelbe erdige Masse übergehenden Talk» „Gesteine und der hier so häufige M a g n e t - S a n d erinnern an „das Vorkommen des Goldes am U r a l , und wenn man noch „die d u r c h s e t z e n d e n Quarz-Gänge und Stöcke hinzunimmt, so „wird die Analogie der Verhältnisse noch bedeutender und „verdiente wenigstens einen Waschversuch. Ich schlug an Ca„pit. Chramtschenko *) vor einen solchen zu veranlassen, denn „da man wohl sicher auf Uebereinstimmung der geognosti„schen Beschaffenheit zwischen San Francisco und dem ben a c h b a r t e n Rosa rechnen könne, so würde die Auffindung „des Goldes für die Russ.-Amerikanische Compagnie von dir e k t e s t e m Nutzen sein." — D e r Abhang welchen das Feslungskap an der Südseite des Eingangs in die Bai und die höhere Ebene um (has P r e sidio und die Mission von San Francisco, gegen die Küste bilden, besteht theils aus einem an seiner Oberfläche stark zersetzten Serpentine, theils aus Jaspis und Quarzmassen von verschiedener Färbung. Alis dem Serpentin hat sich ein bald hellgrüner bald rothgrüner Topfslein ausgeschieden, der GangSchnüre und bisweilen auch etwas mächtigere Lager, einnimmt und von dem sich die feinsplittrige oder erdige Hauptmasse auch dadurch unterscheidet, dafs in dieser überall D i a H a g e , theils in einzelnen Kryslallen, theils in Zusammenhäufungen von 6 bis 8 Linien im Durchmesser liegen. Dieser krystaliinische ßeslandlheil des Gesteines behält seinen blättrigen Bruch und seinen metallischen Glanz auch noch in dem zersetzten Ausgehenden desselben, welches ich südlich von der Mission noch zwei Meilen weit bis zu dem Rancho von S a n B r u n o vorherrschend gefunden habe. Zwischen dem Presidio und der worden der sich in einer Nro. des P r e u s s . S t a a t s - A n z e i g e r s vom März 1849 befindet. •) Einem Beamten der Russ. -Amerikanischen Handels - Compagnie, der damals die dieser Gesellschaft gehörige Corvette Helena auf ihrer Reise um die Erde führte, und von San Francisco, wo er mit uns vor Anker Jag, den Colonisten in R o s s verschiedene Aufträge und Instructionen übersandte.

7*

100 Mission ist das Gestein an verschiedenen Stellen in Bänke oder Schichten getheilt, die nahe h o r a 6 streichen und steil nach N. fallen. Die Hauptmasse ist hier schwärzlich, zugleich aber durch Schieferung und blättrige Textur ein wahrer Chloritschiefer. Die D i a l l a g e Krystalle sind indessen in dieser Abänderung des Serpenlines ebenso deutlich geblieben wie in den übrigen und man findet dann auch ganz nahe neben ihr wieder Massen die man dem G a b b r o zurechnen möchte, wenn nicht das gelbe erdige Mittel zwischen den Krystallen eine solche Benennung durch seine Weichheit widerlegte, und durch den Talkerdegehalt, den es vor dem Löthrohre deutlich verräth. Die mächtigen kiesligen Stöcke und Zwischenlager, welche aus dem Küstenabhange hervorragen, bestehen aus einem theils grünen und P r a s e m ähnlichen, theils dunkelroth gefärbten J a s p i s , der aber in beid«n Fällen mit unzähligen äufserst feinen Gängen von krystallisirten Quarz durchsetzt ist. Diese liegen so nahe bei einander, dafs man sie sogar auf Handstücken wie die Fäden eines Netzes sieht, die sich in scharfwinklichen Maschen durchschneiden. Trotz ihres kleineren Maafsstabes ist diese Erscheinung doch offenbar im Zusammenhange mit einer grofsartigen, die sich weiter landeinwärts zeigt. Zwischen der Mission von S a n F r a n c i s c o und dem R a n c h o de S a n B r u n o , findet man nämlich, in den grünen, jaspisähnlichen Massen die, in Folge ihrer Härte, zwischen dem Serpentin wie selbstständige Hügel hervorragen, immer mächtigere Gänge oder Ausscheidungen von reinem Quarz, bis dafs endlich auch die ganz nahe bei dem letzteren Orte gelegene R o c c a d e l d i a i n a n t e als ein solcher erscheint. Den vornehmen Namen unter dem man mir diesen Felsen im Presidio empfohlen hatte, konnte ich freilich nicht bestätigen. Er zeigte sich aber als ein grofsartiger Stock von reinem Quarz, der auf Kluftflächen auskrystaliisirt ist *) und *) Don Luis di Arguelo, ein patriotischer Californier der wegen seiner hervorragenden Kenntnisse den Beinamen el f i l o s o f o führte, tröstete

101 an dessen Fufs, wahrscheinlich als Besieg gegen die u m gebende Serpentinformation, ein Lager von zerfressenem Quarz mit Halbopal und reinerem weifsen Opal vorkommt. Auch liegt auf Klüften dieser Masse ein feinfasriges Gemenge von Amianth mit Magnesit oder kohlensaurem Talk *). In dem Fettquarz der an diesem äufsersten Theil des Stockes angränzt, liegen unmagnetisches, auf dem Bruche stark glänzendes, C h r o m e i s e n und t i t a n f r e i e s M a g n e t e i s e n in äufserst kleinen aber sehr häufigen Körnern. beide lassen sich aus der harten Hauptmasse nur mit einiger Mühe herausschlagen, demnächt aber durch ihr Verhallen vor dem Lüthrohr aufs bestimmteste unterscheiden und erkennen. Die Serpentin- oder auch Euphotid-Formalion in Californien wird bei der Frage nach ihrem Metallgehalte noch einmal zu erwähnen sein. Jetzt mögen aber in dieser Uebersicht nach einander 1) die ausgemacht plutonischen Gesteine und 2) die entschiedenen Niederschlags-Gesteine, welche an dieselben grenzen, aufgezählt werden. Ich habe die mir vorliegenden Hand-Stücke der ersteren von einem in Ro*« ansässigen Manne mit genauer Angabe der Fundorte erhalten — von den andern aber, ebenso wie von den bisher beschriebenen Gesteinen, die Lagerungsverhältnisse in möglichster Ausdehnung an Ort und Stelle und die mineralogische Beschaffenheit an einer genügenden Zahl von Probestücken die ich von dort mitgenommen habe untersucht. sieb übrigens als wir seinen Glauben an Juwelen in jenem Felsen störten, mit der Bemerkung, dafs der Bergkrystall doch l a m a d r e d e l d i a m a n t e sei. Kr schien stark auf eine zukünftige Veredlung dieses Geschlechtes zu hoffen. *) Dieses wird vor dem Löthrolvr in starkem Feuer durch Kobaltsolution rothgefärbt, von Phosphorsalz unter Eisenreaction mit s t a r k e m B r a u se n aufgelöst und ebenso von etwas erwärmter Salzsäure, in welcher der gröfste Theil des Fossiles in biegsamen, schneeweifsen Fasern zurückbleibt die bei stärkster Erwärmung vor dem Löthrohre nur an den Kanten zu einem w e i s s e n S c h m e l z zusammensintern.

102 Bei der B u c h t von B o d e g a , 7 Meilen N . N . W . l i c h von der Einfahrt in die Bai von S a n F r a n c i s c o , bestehen die felsigen B e r g e die sich hart an der K ü s t e erheben, aus einem granitisch körnigen Gemenge aus grofsen AlbitKrystallen, mit k l e i n e r e n von s c h w a r z e r Hornb l e n d e und s e l t e n e n k l e i n e n Q u a r z k ö r n e r n . S c h w a r zer G l i m m e r l i e g t nur s t e l l e n w e i s e , w i e ein zuf ä l l i g e r G e m e n g l h e i l , i n d i e s e m G e s t e i n e . S o w o h l seiner Z u s a m m e n s e t z u n g , als auch und noch mehr seinem G e s a m m t ansehen nach, ist dasselbe wohl kauin noch als S y e n i t zu bezeichnen, sondern vielmehr denjenigen D i o r i t e n hinzuzurechnen w e l c h e am Ural und in den meisten Nord-Asiatischen Gebirgen den Hauptrepräsentanten der Grünsleinformalion oder der Feldspathigen Hornblendgesleine ausmachen. Noch mehr bestätigt sich aber diese Ansicht durch die Massen welche N . O . - l i c h und 0 . - l i e h von diesem Punkte anstehen. E s sind diese bei R O Ä S ein aphanitischer Griinslein-Schiefer und etwas aufwärts an der S l a w j a n k a ein e b e n f a l l s g e s c h i c h t e t e s G e m e n g e v o n g r a s g r ü n e m, f e i n k ö r n i g e m G l a s i g e n - S t r a h l s l e i n m i t d u n k e l r o t h e m G r a n a t , in w e i c h e m n a h e b e i e i n ander etwas gröfsere Kryslalle von schwarzer starkglänzender Hornblende und g e l b e r Eiseno c h e r in v i e l e n k l e i n e n und m e i s t nur h a l b a u s g e füllten N e s t e r n liegen. — S o g a r der Granat der hier noch als ein wesentlicher G e mengtheil des Hornblendgesleines erscheint, wird näher zum S a c r a m e n t o , an der oberen S l a w j a n k a s e l t e n e r , denn a u s dieser G e g e n d habe ich nur S t ü c k e von g e g e n zwei Zoll starken B ä n k e n erhallen, welche gänzlich aus länglichen und zum Theil gekreuzt liegenden Kryslallen von glasglänzender, s m a r a g d g r ü n e r Hornblende ( K a V e n t h i n ) bestehen. Ohne Z w e i f e l nehmen eben diese krystallinischen G e steine auch noch den H ö h e n z u g ein, der die Q u e l l e der S l a wjanka von dem T h a l e des S a c r a m e n t o trennt und mithin die linke W a n d des letzteren a u s m a c h t . G e g e n S ü d e n ist d a g e gen dem O s t - E n d e derselben wahrscheinlich unmittelbar die

103 Serpenlin - Formalion angelagert, von welcher Neptunische Schichten ihr westliches Ende an der Meeresküste trennen. Das Erslere ist bis jetzt freilich nur aus dem Vorkommen von rothen und grünen Jaspisfelsen zu schliefsen, welche, ebenso wie die früher erwähnten Stöcke iin Serpenlin, von Gängen krystallinischen Quarzes durchschnitten sind. Diese ßnden sich nördlich von der Mission S a n R a f a e l . Die N e p t u n i schen Massen habe ich dagegen an der N o r d - S e i t e der Einfahrt in die Bai von San Francisco, in der Umgegend des Ankerplatzes von S a u s a l i t o und von dort nach beiden Seiten längs der K ü s t e , anstehend gefunden. Es sind gegen zwei Fufs mächtige Bänke eines feinkörnigen Sandsteines, welche hier mit ziemlich starkem nördlichen Fallen, dem Abhänge gegen das Meer ihr Ausgehendes zu kehren. D a s theils thonige, theils kieselige Bindemittel derselben ist gelblich grau gefärbt und die, meist eng bei .einander liegenden und stets kleinen T r ü m m e r die es umschliefst, zeigen sich mit auffallender Beständigkeit als e i n g r a n i t i s c h e r D e tritus, aus g r a u e m meist glanzlosen Feldspalh, glasgliinzendem Quarz und (durch Verwitterung?) weissgewordenen Glimmer. N u r der Feldspalh fehlt stellenw e i s e , während Glimmerschuppen selbst in den Bänken vorkommen, in denen die Quarzkörner am meisten überwiegen, in andern aber so vorherrschen und, zugleich mit dem Quarz, so fein zerrieben sind, dafs sie das Gestein fast zu einem w a h ren Thonschiefer machen. Besonders auszeichnend sind aber für diese Schichten viele Gangtrümmer von Quarz, von erdigem kohlensauren Eisen, von Kalkspath, in senkrecht auf den Kluflflächen stehenden Fasern, und von F a s e r g y p s , welche sämmtlich, nach ihrer geringen Ausdehnung, durch Einwirkungen entstanden scheinen, die das Gestein schon vor seiner E r härtung erfahren hat. So sieht man oft nahe bei den Klüften die mit kleinen Bergkrystallen besetzt sind, r u n d u m a b g e schlossene Nester eines gemeinen Quarzes, der den blättrigen Bruch nach den Rhomboederflächen auffallend deutlich zeigt. Die geschlossenen Enden der Kalkspathschnüre liegen meist

104 nur w e n i g e Zoll von

einander,

Sphaerosiderit ist auch

und neben

das thonige

den Gängen

Bindemitlei

so fein

von mit

kohlensaurem E i s e n durchdrungen, dafs man dasselbe nur n o c h durch sein B r a u s e n mit S ä u r e n Organische

Einschlüsse,

erkennt.

welcke

direkt

über das

Alter

dieser Formation entschieden hätten, habe ich in ihr vergebens gesucht.

Die

Ansicht

dafs

man

sie

zur

Grauwacken-

g r u p p e zu rechnen habe, wird aber einerseits durch i h r e m i neralogische B e s c h a f f e n h e i t :

die Kleinheit

eingeschlossenen

die

Trümmer,

dem

und die Natur der

ältesten

Thonschiefer

überall nahe stehende N a t u r ihres B i n d e m i t t e l s , fen. sodann aber und vor Allem kommen

der

Grauwacke

in

durch

den

hervorgeru-

das gleichartige

nördlichen

Vor-

Distrikten

des

W e s t - A m e r i k a n i s c h e n K ü s t e n s t r i c h e s , der sich auch in dieser Beziehung j e m e h r und mehr Asiatischen

Festlandes

in

mit der

Oslkiisle

Uebereinslimmung

des

Nord-

zeigt *).

Man

darf auch die in R e d e stehenden C a l i f o m i s c h e n

Schichten,

ebenso wie die S ü d - K a n i t s c h a l i s c h e n mit denen sie von gleic h e m Alter erscheinen, nicht ohne ihre U e b e r g a n g e Verbindungen mit

den an sie angränzenden

und ihre

metamorphischen

und plutonischen b e t r a c h t e n , und e b e n d a n n erkennt man beide für diejenige innige V e r s c h m e l z u n g

von

Transilionsgesleinen

mit talkigen und kiesligen plutonischen M a s s e n ,

w e l c h e einst

die der W e r n e r s c h e n S c h u l e noch näher stehenden Geognosten mit vollem R e c h t e als einen eignen

T y p u s der

Grauwacken-

bildung zu beschreiben pflegten **). *) E s ist dieses zunächst auf S i t c b a ( 5 7 ° — 5 S " B r . ) vollständig erwiesen, so wie auch aufserst wahrscheinlich gemacht für die zwischen 6 1 ° und 6 5 " B r . an dem N o r t o n - S u n d e gelegnen Gegenden und f ü r ' d i e Umgegend

des C o l u m b i a ,

deren Flötzgesteine

von S t e i n k oh I e n soll i c h t c n bedeckt sind. u. s. w. Ahth. 1. Bd. 3 . S. 9 , 315. hältnisse von N o r d - A s i e n

weiter landeinwärts

Vergl. E r m a n

Reise

Ueber die geognostischen V e r -

in Archiv für wissenschaftliche Kunde von

Russland Bd. III. S . 169 u. f . , so wie 'über die Nord-Ainerikanischen Erscheinungen a. a. O. Bd. VI. S . 6 7 4 n. f., so wie S . 2 2 9 u. 234. **) Humboldt, Essai sur le gisement des roches etc. p. 104 seq. Reise u. s. w. Abthl. I. Bd. 3. S . 5 5 5 .

Erman

105 Einer künftigen umfassenderen Beschreibung der Gebirgsverhältnisse in Californien bleibt es überlassen, die Verbindung zwischen einigen Thatsachen über j ü n g e r e dortige Bildungen aufzuGnden — welche unterdessen selbst in ihrer Vereinzelung hier genannt werden. Es gehören dahin namentlich ein T e r t i ä r g e s t e i n bei Sta. Cruz an der Bai von M o n t e r e y , d. h. ein sehr fester grünlich grauer und etwas sandiger Kalkstein, in welchem viele ganz unzersetzte Schalen von Muscheln aus den Gattungen C a r d i u m , P e c t u n c u l u s , C e n t Iii u m , C y c l o s t o m a u. a. liegen, und sodann: die Produkte eines eigentlichen, d. i. in die jetzige Periode der Erdbildung übergreifenden, Vulkanismus. Im nördlichen Californien sollen (bis jetzt freilich n u r nach Herrn D u f l o t d e M o f r a s Z e u g niss, der über geognoslische Dinge nie wie aus eigener Anschauung spricht, und nicht selten mit hervorleuchlendslem Mangel an Vorkenntnissen) die kleinen und fast nur klippenartigen F a r a l l o n e s ( 3 7 ° , 7 0 B r . 5 Meilen von dem Eingang in die Bucht von San Francisco) „ a u s L a v e n u n d S c h l a c k e n b l ö c k e n " besLehen. — Weiter südwärts findet man aber, nach sicheren Nachrichten, bei dem unfern von S a n t a B a r b a r a gelegnen R a n c h o d e l a s P o z a s (34°,6 Breite und etwa 4 Meilen vom Meere) einen Schwefel aushauchenden Krater und die oben erwähnten Asphaltquellen (S. 38) von einem Kalk umgeben, der durch seine Muschelversteinerungen auffällt und wahrscheinlich mit dem tertiären von Sta. Cruz übereinstimmt; auch sollen zwischen dieser Gegend und 30° B r . , noch an mehreren Bergen „ l a vi s e h e M a s s e n " vorkommen und endlich auf der Halbinsel, bei 27°,9 Br., der Volcano de las Virgenes, der noch 1746 eine Lavenerruption gehabt hat. Von selbst Gesehenem habe ich in dieser Beziehung nur die mir vorliegenden O b s i d i a n e n e n G e räthe (Pfeilspitzen) zu erwähnen, die bei den Indianern in der N ä h e von San Francisco in Gebrauch w a r e n , deren Fundort ich aber eben so wenig erfahren konnte, wie den einer hellgrauen gleichmäfsig porösen und sehr festen L a v a , welche die spanischen Creolen zur Zerreibung des Maismehles an-

106 w e n d e t e n * ) . Auch h i e r s c h e i n t , w i e es fest s t e h t f ü r S i t c h a (57° bis 5 8 ° Br.) und für den h ö h e r e n N o r d e n der A m e r i k a n i s c h e n W e s t k ü s t e und w i e es j e t z t a u c h f ü r die M ü n d u n g des F r a s e r f l u s s e s und des G o l f e s v o n G e o r g i e n ( 4 7 ° bis 5 0 ° Br.) b e h a u p t e t w i r d , eine bis in die G e g e n w a r t b e s i e h e n d e vulkanische S p a l t u n g , die Inseln o d e r das h a r t an d e r K ü s t e g e l e g e n e L a n d betroffen zu h a b e n , nicht a b e r die h o h e n B e r g k e t t e n in d e r Mitle des C o n t i n e n t e s , w i e die C o r d i i l e r e n im tropischen u n d südlichen Amerika. Z u den Gesteinen des C a l i f o r n i s c h e n Golddislriktes z u r ü c k k e h r e n d , haben w i r sie n a c h sicheren E r f a h r u n g e n als e i n e G r ü n s t e i n f o r m a t i o n , d. h. eine Reihenfolge von k r y s t a l linischen Gesteinen a u s H o r n b l e n d e und F e l d s p a t h zu b e z e i c h n e n , die mit S e r p e n l i n e n und mit Q u a r z g ä n g e n v e r b u n d e n u n d mit d e r G r a u w a c k e , die von ihr d u r c h b r o c h e n ist, in g e n e t i s c h e m Z u s a m m e n h a n g e erscheint. Es ist in ihnen bis j e t z t n u r bei 3 4 ° , 8 Br. (bei Franzisquito) ein B e r g b a u auf fein e i n g e s p r e n g t e s G o l d , in B e g l e i t u n g von a n d e r n nicht n a h e r b e z e i c h n e t e n Erzen, gelrieben w o r d e n ; und auf einem d u r c h das S a c r a m e n l o l h a l gerichteten Streifen, der g e g e n N. schon ü b e r 4 0 ° Breite hinausreicht, die A u s w a s c h u n g von G o l d - S c h u p p e n , G o l d - K ö r n e r n u n d - K l u m p e n aus d e m S c h u l t oder zerfallenden G e s t e i n e , w e l c h e s d o r l , w i e überall auf d e r E r d e in felsigen G e g e n d e n , die s a n f t e r e n A b h ä n g e und die N i e d e r u n g e n bedeckt. N a c h blofser A e n d e r u n g der O r t s n a m e n sieht m a n nun a b e r in d e m eben G e s a g t e n dieselben W o r t e mit denen ich f r ü h e r s e h r a u s f ü h r l i c h e geognostische B e o b a c h t u n g e n an den G o l d u n d P l a t i n r e i c h e n B e r g a b h ä n g e n zu r e s u m i r e n h a l l e , w e l c h e den U r a l z w i s c h e n 5 3 ° und 6 2 ° B r e i t e a u s m a c h e n , so w i e a u c h die ebenso zahlreichen E r f a h r u n g e n an den ü b r i g e n N o r d - A s i a t i s c h e n Lagerställen derselben Metalle, für w e l c h e m a n schon jelzl keine e n g e r e n G r ä n z e n a n z u g e b e n

*) U e b e r fliese e r h i e l t ich n u r sogar

die seltsam

bis an Hie Cordilleren

„deII1 o d r a banda"

erhalte.

unbestimmte

auszudehnende

Angabe,

und

vielleicht

dafs m a n sie

107 hat, als a l l e G e b i r g s z ü g e , die zwischen 75° und 135° 0 . v. P. bei 4 6 ° bis 6 3 ° Breite mit einiger Aufmerksamkeit u n tersucht sind *). Eine schon so merkwürdig ausgedehnte Uebereinstimmung wird aber endlich noch weiter hervorgehoben durch den U m s t a n d , dafs es wiederum Grünsteine und Grünsleinporphyr, so wie Quarzgänge sind die mit ihnen zugleich die ältesten Niederschlagsgesleine durchsetzen, bei den Goldwäschen in beiden C a r o 1 i n a s und in anderen von den A l l e g h a n i s d u r c h z o g e n e n S t a t e n , in einemTheile der M e x i k anlaschen Cordilleren, vorzüglich aber in S o n o r a , auf H a i t i , in C o l u m b i a und in einer grofsen Zahl von E u r o p ä i s c h e n D i s t r i k t e n , deren ähnliche Reichlhümer nicht zu bezweifeln, w e n n auch jetzt fast in Vergessenheit gerathen sind. Eben diese geognoslische Analogie zwischen dem neuen A m e r i k a n i s c h e n Goldlande und zwischen der Mehrheit der übrigen veranlassten, wie schon am Eingang dieses Aufsalzes angedeutet wurde, die gewünschten Aufschlüsse über die Z u kunft Californiens, aus der Vergangenheit und Gegenwart jener anderen mit ihm unter gleichen Bedingungen stehenden Gegenden zu entnehmen. Ich habe diesen Versuch auf einer allgemeineren Arbeit: ü b e r d i e g e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g d e s G o l d e s , und die davon abhängige Geschichte seiner Förderung b e g r ü n d e t , von welcher die hier beigegebene Karte der Erdoberfläche und der zu ihr gehörige T e x t einige Resultate darstellen. Diese dürfen aber nur als der Ausdruck eines M i n i m u m - W e r t h e s für die Anzahl der fraglichen Gegenden gellen, denn halte man dabei die schon von Gahm gemachte Bemerkung des Goldgehaltes zu Grunde gelegl, der fast jedem Eisenkies, d. h. einer in gröfserer oder geringerer Menge durch alle Gesteine verbreiteten Verbindung von Schwefel und Eisen e i g e n t ü m l i c h ist, so w ä r e die gesuchteste Substanz

*) Vergl. meine Abhandlung nn