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German Pages 493 [496] Year 1992
Series Maior
LEXICOGRAPHICA Series Maior Supplementary Volumes to the International Annual for Lexicography Suppléments à la Revue Internationale de Lexicographie Supplementbände zum Internationalen Jahrbuch für Lexikographie
Edited by Sture Allén, Pierre Corbin, Reinhard R. K. Hartmann, Franz Josef Hausmann, Hans-Peder Kromann, Oskar Reichmann, Ladislav Zgusta
46
Published in cooperation with the Dictionary Society of North America (DSNA] and the European Association for Lexicography (EURALEX)
Christine Tauchmann
Hochsprache und Mundart in den großen Wörterbüchern der Barock- und Aufklärungszeit
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1992
Meinen
Eltern
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Tauchmann, Christine : Hochsprache und Mundart in den grossen Wörterbüchern der Barock- und Aufklärungszeit / Christine Tauchmann. - Tübingen : Niemeyer, 1992 (Lexicographica : Series maior ; 46) NE: Lexicographica / Series maior ISBN 3-484-30946-6
ISSN 0175-9264
(D 16 Neuphilologische Fakultät) © Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1992 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Hugo Nädele, Nehren
Inhalt
Vorwort
XI
Einleitung
1
Methode und Terminologie
5
I.
Die Berücksichtigung der Mundarten in den Wörterbuchprogrammen des 17. und 18. Jahrhunderts; das Verhältnis der Theoretiker der Lexikographie zu den Mundarten
11
1. I.1.
Programm eines Stammwörterbuches Justus Georg Schottelius
11 14
2. 2.1. 2.2. 2.3. 2.4.
Programm eines Gesamtwörterbuches Johann Bödiker Gottfried Wilhelm Leibniz Daniel Ernst Jablonski Johann Leonhard Frisch
18 19 20 24 25
3.
Programm eines literatursprachbezogenen Wörterbuches
27
4.
Programm einer Sammlung landschaftlicher Idiotika in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts 32
II.
Ziele der Kodifikation
37
1.
Kaspar Stieler
37
2.
Matthias Krämer
40
3.
Christoph Ernst Steinbach
42
4.
Johann Leonhard Frisch
45
5.
Johann Christoph Adelung
48
VI III. 1. 1.1.
Die Berücksichtigung der Mundarten in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts: analytischer Teil
57
Kaspar Stieler Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen mit diatopischer Markierung
57
1.1.1. 1.1.2. 1.1.3. 1.1.4.
Wörter Phonologische Varianten Wortbildungsmorphologische Varianten Bedeutungen
58 59 61 62
1.1.5. 1.2.
62
1.4.
Fazit Mundartliche Wörter, phonologische und wortbildungsmorphologische Varianten und Wortbedeutungen, die als hochsprachlich behandelt sind Wörter Phonologische Varianten Wortbildungsmorphologische Varianten Wortbedeutungen Fazit Mundartliche phonologische und wortbildungsmorphologische Varianten, die anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sind Zusammenfassung
2. 2.1. 2.1.1. 2.1.2.
Matthias Kramer Das Hoch-Nider-Teutsch Dictionarium (1719) Wörter Phonologische Varianten
2.1.3. 2.1.4.
Wortbildungsmorphologische Varianten Bedeutungen
98 100
2.1.5. 2.2.
Fazit Vergleich der ersten und zweiten Auflage des
102
2.3.
Kramerschen Wörterbuches Die dritte und vierte Auflage
104 106
3. 3.1. 3.1.1.
Christoph Ernst Steinbach Das Vollständige Deutsche Wörterbuch (1734) Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische
115 115
3.1.1.1. 3.1.1.2. 3.1.1.3.
Varianten und Bedeutungen mit diatopischer Markierung Wörter Phonologische Varianten Wortbildungsmorphologische Varianten
115 116 119 120
1.2.1. 1.2.2. 1.2.3. 1.2.4. 1.2.5. 1.3.
57
64 65 72 77 82 85 89 90 91 91 91 95
vn 3.1.1.4. 3.1.1.5. 3.1.2. 3.1.2.1. 3.1.2.2. 3.1.2.3. 3.1.2.4. 3.1.2.5. 3.1.3.
3.1.3.1. 3.1.3.2. 3.1.3.3. 3.1.3.4. 3.2. 4. 4.1.
4.1.1. 4.1.2. 4.1.3. 4.1.4. 4.1.5. 4.2.
4.2.1. 4.2.2. 4.2.3. 4.2.4. 4.2.5. 4.3. 4.3.1.
Bedeutungen Fazit Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die als hochsprachlich angesetzt sind Wörter Phonologische Varianten Wortbildungsmorphologische Varianten Bedeutungen Fazit Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sich Wörter Phonologische Varianten Wortbildungsmorphologische Varianten Bedeutungen Vergleich des Vollständige[n] Deutsche[n] Wörter-Buches mit dem Deutsche[n] Wörterbuch aus dem Jahre 1725 Johann Leonhard Frisch Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die durch ein Sternchen und/oder durch verbale Zusätze markiert sind Wörter Phonologische Varianten Wortbildungsmorphologische Varianten Bedeutungen Fazit Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die nur mit einer Quellenangabe versehen sind Wörter Phonologische Varianten Wortbildungsmorphologische Varianten Bedeutungen Fazit Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die als hochsprachlich angesetzt sind Wörter
120 121 122 123 127 131 134 136
139 139 141 142 143 143 145
145 145 151 152 152 153
155 155 159 160 160 161 162 162
VIII 4.3.2.
Phonologische Varianten
165
4.3.3. 4.3.4. 4.3.5. 4.4.
166 167 169
4.4.1. 4.4.2.
Wortbildungsmorphologische Varianten Bedeutungen Fazit Mundartliche Wörter, phonologische und wortbildungsmorphologische Varianten, die anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sind Wörter Phonologische Varianten
4.4.3.
Wortbildungsmorphologische Varianten
172
5.
Johann Christoph Adelung
173
5.1.
Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches Der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen (1774ff.) Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen mit diatopischer Markierung Wörter Phonologische Varianten
5.1.1. 5.1.1.1. 5.1.1.2. 5.1.1.3. 5.1.1.4. 5.1.1.5. 5.1.2.
170 171 172
173 173 174 184
5.1.2.1. 5.1.2.2. 5.1.2.3. 5.1.2.4.
Wortbildungsmorphologische Varianten Bedeutungen Fazit Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die als hochsprachlich angesetzt sind Wörter Phonologische Varianten Wortbildungsmorphologische Varianten Bedeutungen
192 193 194 195 196
5.1.2.5.
Fazit
198
5.1.3.
Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sind Mundartliche Wörter, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen mit der Kennzeichnung im gemeinen Leben
199
5.1.3.1.
bzw. in den gemeinen Sprecharten 5.1.3.1.1. Wörter 5.1.3.1.2. Wortbildungsmorphologische Varianten 5.1.3.1.3. Bedeutungen 5.1.3.2. Mundartliche Wörter und Bedeutungen mit sozialschichtiger Kennzeichnung
185 185 191
200 200 202 202 204
IX 5.1.3.2.1. Wörter 204 5.1.3.2.2. Bedeutungen 204 5.1.3.3. Mundartliche Wörter, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen mit diatechnischer Markierung 205 5.1.3.3.1. Wörter 205 5.1.3.3.2. Wortbildungsmorphologische Varianten 206 5.1.3.3.3. Bedeutungen 206 5.1.3.4. Mundartliche Wörter und Bedeutungen mit diachronischer Markierung... 207 5.1.3.4.1. Wörter 207 5.1.3.4.2. Bedeutungen 207 5.1.3.5. Mundartliche Wörter und Bedeutungen, die aus der Hochsprache ausgeschlossen, aber keinen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sind 209 5.1.3.5.1. Wörter 209 5.1.3.5.2. Bedeutungen 210 5.2. Vergleich der ersten und zweiten Auflage 210 6.
Zusammenfassung; Ausblick, auch unter dem Aspekt der landschaftlichen Grundlage der neuhochdeutschen Schriftsprache 215
IV.
Die Berücksichtigung der Mundarten in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts: dokumentarischer Teil
227
Erläuterung der Listen
227
Mundartliche Wörter Mundartliche Wörter, die in Idiotika des 18. Jahrhunderts
231
verzeichnet sind
342
2.
Mundartliche phonologische Varianten
347
3.
Mundartliche wortbildungsmorphologische Varianten
391
4.
Mundartliche Bedeutungen
427
1.
Summary
471
Résumé
474
Literatur
477
1.
Wörterbücher
477
2.
Sonstige Literatur
479
Vorwort
Am Zustandekommen der hier vorgelegten Arbeit haben mehrere Personen Anteil, denen ich an dieser Stelle meinen herzlichen Dank aussprechen möchte. Vor allem Herrn Professor Oskar Reichmann, der mich zur Bearbeitung dieses Themas anregte und der die Arbeit in den verschiedenen Stadien mit konstruktiver Kritik begleitete. Weiterhin Herrn Professor Klaus J. Mattheier, der mir manche wertvolle Hinweise gab. Zu Dank verpflichtet bin ich auch Hartmut Laser und Bernd Kreissig vom Lehrstuhl für Computerlinguistik, die mir bei der drucktechnischen Gestaltung der Arbeit behilflich waren. Mein Dank gilt ferner Jochen Bär für seine bereitwillige Mithilfe bei den Korrekturarbeiten sowie Martina Schrack und Michel Lefövre für die Übersetzung des Summarys ins Englische und Französische. Den Herausgebern, insbesondere Herrn Professor Franz Josef Hausmann, danke ich schließlich für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe Lexicographica. Series Maior. Heidelberg, im März 1992
Christine Tauchmann
Einleitung
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts setzt die Diskussion um die lexikographische Erschließung der sich in dieser Zeit endgültig herausbildenden neuhochdeutschen Gemeinsprache ein.1 H. Henne bezeichnet das 17. und 18. Jahrhundert als die Epoche, "die das große deutsche Wörterbuch anstrebt, in dem das vorbildliche Hochdeutsch kodifiziert werden soll"2. Eröffnet wurde diese von Mitgliedern der Fruchtbringenden Gesellschaft-, vor allem Justus Georg Schottelius, ihr bedeutendster Theoretiker, machte auf die Notwenigkeit eines deutschen Wörterbuches aufmerksam (vgl. I.I.). Er regte damit das intensive lexikographische Planen und Gestalten der nächsten Jahrzehnte an.3 Die Teutsche HaubtSprache oder das Hochteutsche mußte zunächst funktional, sozial und areal bestimmt werden. Dabei stellte sich die Frage, ob die deutsche Hochsprache die Sprache einer einzigen Landschaft, und wenn ja, dann welcher, oder das Produkt des Besten aus verschiedenen deutschen Mundarten sei.4 Doch unabhängig davon, welche Auffassung vom Hochdeutschen der einzelne Lexikograph vertrat, mußte er in seiner lexikographischen Praxis in vielen Einzelfällen darüber befinden, ob eine sprachliche Einheit zur Hochsprache gehörte oder nicht; entweder er nahm diese dann in sein Wörterbuch auf oder er ließ sie weg; häufig wurden jedoch auch als mundartlich gekennzeichnete Einheiten verzeichnet.5 In der vorliegenden Arbeit soll nun zum einen untersucht werden, inwieweit die Dokumentation der deutschen Sprache im 17. und 18. Jahrhundert unter normativen Gesichtspunkten erfolgte. Die Arbeit soll zeigen, ob und in welchem Umfang die Lexikographen auf verschiedenen sprachlichen Ebenen neben den hochsprachlichen Einheiten auch mundartliche berücksichtigten und welche Mundarten es sind, deren Einheiten sie bewußt verzeichneten. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, aus welchen Gründen die Lexikographen mundartliches Sprachgut in ihre Wörterbücher aufnahmen.
1
2 3 4 5
Vgl. Kühn, Püschel, 1990, a.a.O. S. 2051. Der Gedanke, den Wortschatz der deutschen Sprache zu erfassen, findet sich bereits im Zeitalter des Humanismus (vgl. dazu Grubmüller, 1990, a.a.O. S. 203749). Trotz der Bemühungen Josua Maalers (Die Teütsch spraach, 1561) und Georg Henischs (Teutsche Sprach und Weißheit, 1616) kam in dieser Zeit jedoch kein Wörterbuch zustande, das mit vollem Recht als deutsches Wörterbuch bezeichnet werden könnte. Henne, 1980, a.a.O. S. 782; ders. 1977, a.a.O. S. 15. Powitz, 1959, a.a.O. S. 12/13. Kühn, Püschel, 1983, a.a.O. S. 1370; Henne, 1977, a.a.O. S. 16. Kühn, Püschel, 1983, a.a.O. S. 1370.
2 Zum anderen soll geprüft werden, inwieweit die Lexikographen des 17. und 18. Jahrhunderts tatsächlich die neuhochdeutsche Gemeinsprache kodifizierten. Es soll herausgefunden werden, ob wirklich alle als hochsprachlich angesetzten sprachlichen Einheiten der Hochsprache angehören oder ob es sich bei diesen nicht zum Teil um mundartliche Einheiten handelt. Die Untersuchung der geographischen Verbreitung der als hochsprachlich angesetzten, also unbewußt gebuchten mundartlichen Einheiten gibt Aufschluß darüber, welchen Sprachlandschaften bzw. Sprachlandschaftskombinationen die Lexikographen im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache eine besondere bzw. nur eine geringe oder gar keine Bedeutung zuerkannten. Es existiert bisher keine diesbezügliche Untersuchung. In den zu einzelnen Wörterbüchern der Barock- und Aufklärungszeit erschienenen Monographien (Ising 1956; Powitz 1959; Schröter 1970) wurde auf die Berücksichtigung der Mundarten nur am Rande eingegangen. Es wurden immer nur Beispiele mundartlicher Wörter herausgegriffen, die Beispiele haben aber keinerlei statistische Signifikanz. Auch in den Aufsätzen Püschels (1982) und Bergmanns/Wittkowskis (1984) über die Berücksichtigung mundartlicher Lexik in Johann Christoph Adelungs Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der Hochdeutschen Mundart wurden nur wenige Beispiele angeführt. Eine systematische Untersuchung über eine relevante Strecke des Wörterbuches fehlt gänzlich. Außerdem wurde in den genannten Arbeiten in der Regel nur auf Wörter eingegangen, andere hierarchische Ebenen der Sprache sowie die Inhaltsseite des Wortschatzes wurden bisher kaum in den Blick genommen. 6 Die vorliegende Arbeit versucht, diese Lücke zu schließen. Es konnten nicht alle Wörterbücher des 17. und 18. Jahrhunderts untersucht werden, sondern es mußte eine Auswahl getroffen werden. Behandelt werden in dieser Arbeit die drei großen einsprachigen Wörterbücher des 17. und 18. Jahrhunderts, in denen nach den Vorreden der Verfasser (vgl. II.l., 3. und 5.) in erster Linie das vorbildliche Hochdeutsch kodifiziert werden sollte, nämlich Kaspar Stielers Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder teutscher Sprachschatz aus dem Jahre 1691, Christoph Ernst Steinbachs Vollständiges Deutsches Wörter=Buch aus dem Jahre 1734 sowie Johann Christoph Adelungs Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen von 1774ff., ferner ein zweisprachiges Wörterbuch, das beim Erlernen der deutschen Sprache behilflich sein und als Nachschlagewerk dienen sollte (vgl. II.2.), nämlich Matthias Kramers Königliches Hoch-Nider-Teutsch Dictionarium aus dem Jahre 1719 6
Nur Bergmann/Wittkowski bezogen auch die Inhaltsseite des Wortschatzes in ihre Untersuchung ein.
3 und schließlich das auf eine Gesamtdarstellung der deutschen Sprache abzielende Teutsch-Lateinische Wörterbuch Johann Leonhard Frischs aus dem Jahre 1741 (vgl. 11.4.). Spätere Auflagen dieser Wörterbücher (von Kramers Wörterbuch gibt es eine zweite Auflage aus dem Jahre 1759, eine dritte aus dem Jahre 1768 und eine vierte aus dem Jahre 1787; zu Adelungs Wörterbuch erschien 1793ff. eine zweite Auflage) werden zum Vergleich herangezogen. Das Vollständige Deutsche Wörter=Buch wird mit Steinbachs Wörterbuch aus dem Jahre 1725, dem Deutschen Wörterbuch, verglichen. Untersucht werden verschiedene hierarchische Ebenen der Sprache sowie innerhalb der lexikalischen Ebene auch die Inhaltsseite: 1.) in der Position des Lemmas angesetzte mundartliche Wörter, also Wörter, die in Mundarten vorkommen und nicht in die Hochsprache eingegangen sind wie z.B. labet, mümpfeln (lexikalische Ebene) 2.) in der Position des Lemmas gebuchte mundartliche phonologische Varianten hochsprachlicher Wörter, das heißt in Mundarten übliche Varianten zu Lautungen, die in der Hochsprache auftreten (phonologische Ebene); berücksichtigt werden dabei phonologische Erscheinungen wie zum Beispiel Rundungen (lüderlich/liederlich), Entrundungen (nichtern/nüchtern), Monophthongierungen (Z/c/if/leicht), Hebungen (lidern/ledern), Senkungen (Marzepan/Marzipan), Kontraktionen (Letze!Lektion) oder Dissimilationen (Masein/Masern)7 3.) in der Position des Lemmas angeführte mundartliche wortbildungsmorphologische Varianten hochsprachlicher Wörter, das heißt in Mundarten auftretende Varianten zu Bildungen, die zur Hochsprache gehören wie z.B. laulich (lau), lähmig (lahm), Mutmaß (Mutmaßung), Mörsner (Mörser), der Lock (Locke) (wortbildungsmorphologische Ebene) 4.) im erklärenden Teil des Wörterbuchartikels verzeichnete mundartliche Bedeutungen hochsprachlicher Wörter, also in Mundarten gebräuchliche Bedeutungen, die nicht in die Hochsprache übernommen wurden wie z.B. Materie: > Eiter junges Schwein < (Ebene der Wortbedeutungen) 8 Durchgesehen wurde die Wörterbuchstrecke L bis P (Stieler, Krämer, Steinbach) bzw. L/M (Frisch, Adelung)9. Diese Wörterbuchstrecke wurde ausgewählt, da in dieser weitgehend der Simplexwortschatz anzutreffen ist. Die Untersuchung zum Beispiel der a-Strecke hätte aufgrund der in dieser sehr zahlreich begegnenden Komposita (man 7 8 9
Zu den phonologischen Eigenschaften deutscher Dialekte vgl. Dialektologie, 1983, Bd. 1.1., a.a.O. Art. 54-67. Um der Deutlichkeit willen werden die Wortbedeutungen in dieser Arbeit nicht zur lexikalischen Ebene gezählt, sondern als eine eigene Ebene angesetzt; zur lexikalischen Ebene werden also nur Wörter gerechnet. Aufgrund der Menge des in den Wörterbüchern Frischs und Adelungs verzeichneten Sprachmaterials wurde die Untersuchung auf die Wörterbuchstrecke L/M beschränkt.
4 denke an die vielen ab-, an-, auf- und aus-Bildungen) kein objektives Bild über die Berücksichtigung der mundartlichen sprachlichen Einheiten geboten.
Methode und Terminologie
Die vorliegende Untersuchung basiert auf einer Gegenüberstellung des in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts kodifizierten Sprachmaterials mit dem Material moderner Mundartwörterbücher. Dabei wurde wie folgt vorgegangen: Es wurde zunächst festgestellt, welche der in den jeweiligen Wörterbuchstrecken der Wörterbücher des 17. und 18. Jahrhunderts verzeichneten Wörter, Lautungen, Formen und Bedeutungen - und zwar unabhängig davon, ob sie in diesen als mundartlich, sozialschichtig etc. markiert oder als hochsprachlich behandelt sind - heute nicht zur Standardsprache gehören, das heißt nicht in Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in sechs Bänden und Brockhaus Wahrig. Deutsches Wörterbuch in sechs Blinden als standardsprachlich verzeichnet oder aber in diesen Wörterbüchern zwar gebucht, aber explizit als landschaftlich gekennzeichnet sind.10 Alle Einheiten, die in Duden und Wahrig nicht kodifiziert oder zwar verzeichnet, aber ausdrücklich als landschaftlich markiert sind, wurden in sämtlichen für die Wörterbuchstrecke L bis P bzw. L/M zur Verfügung stehenden Mundartwörterbüchern überprüft. Es wurden verwendet: a) für den oberdeutschen Sprachraum: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Bearb. von Friedrich Staub und Ludwig Tobler. 15 Bde., Frauenfeld 188 lff. Schwäbisches Wörterbuch. Bearb. von Hermann Fischer. 7 Bde. Tübingen 1904ff. Bayerisches Wörterbuch von Andreas Johann Schmeller. Bde. 1/1, 1/2, 2/1, 2/2. Oldenburg 1985. [Sonderausgabe der von G. Karl Frommann bearbeiteten 2. Ausgabe München 1872-1877. Mit der wissenschaftlichen Einleitung zur Ausgabe Leipzig 1939 von Otto Maußer]. Wörterbuch der Elsässischen Mundarten. Bearb. von E. Martin und H. Lienhart. 2 Bde. Strassburg 1899; 1904. Badisches Wörterbuch.Bearb. von Ernst Ochs. 3 Bde. Lahr (Schwarzwald) 1925-1940; 1942-1974; 1975ff. n 10
11
Beide Wörterbücher erheben Anspruch darauf, die deutsche Standardsprache vollständig erfaßt zu haben (vgl. Duden, Bd. 1, Vorwort S. 3; Wahrig, Bd.l Vorwort S. V). Nicht verwendet wurde das Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache, hrsg. v. Ruth Klappenbach und Wolfgang Steinitz, da in diesem ausschließlich die Sprache der "bildungstragenden Schicht der Gegenwart" (Bd. 1, Vorwort S. 4) kodifziert ist. Dieses Wörterbuch steht allerdings nur bis leuchten und für die Wörterbuchstrecke P zur Verfügung.
6 b) für den mitteldeutschen Sprachraum: Rheinisches Wörterbuch. Bearb. u. hrsg. von Josef Müller. 9 Bde. Bonn 1928ff. Pfälzisches Wörterbuch. Begr. von Ernst Christmann. Bearb. von Julius Krämer. 5 Bde. Wiesbaden 1965-1968; 1969-1975; 1976-1980; 1981-1986; 1987ff. Hessisch-Nassa,uisches Volkswörterbuch. Ausgewählt und bearbeitet von Luise Berthold. 3 Bde. Marburg (Lahn) 1943; 1927; 1983ff. Südhessisches Wörterbuch. Begr. von Friedrich Maurer. Bearb. von Rudolf Mulch. 5 Bde. Marburg 1965-1968; 1969-1972; 1973-1977; 1978-1985; 1986ff. Frankfurter Wörterbuch. Hrsg. von Wolfgang Brückner. 6 Bde. Frankfurt 1988. Oberhessisches Wörterbuch. Bearb. von Wilhelm Crecelius. 2 Bde. Darmstadt 1890; 1899. Thüringisches Wörterbuch. Bearb. von Karl Spangenberg. 3 Bde. Berlin 1966; 1982; 1983ff. Wörterbuch der obersächsischen und erzgebirgischen Mundarten von Karl Müller-Fraureuth. 2 Bde. Dresden 1911; 1914. Schlesisches Wörterbuch von Walther Mitzka. 3 Bde. Berlin 1963; 1964; 1965. c) für den niederdeutschen Sprachraum: Mecklenburgisches Wörterbuch. Hrsg. von Richard Wossidlo und Hermann Teuchert. 7 Bde. Neumünster 1942ff. Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch. Hrsg. von Otto Mensing. 5 Bde. Neumünster 1927ff. Wörterbuch der Westfälischen Mundart von Friedrich Woeste. Neu bearb. und hrsg. von Erich Nörrenberg. Nachdruck der Ausgabe von 1930. Wiesbaden 1966. Preussisches Wörterbuch. Hrsg. von Erhard Riemann. 4 Bde. Neumünster 1974ff. Brandenburgisch-Berlinisches Wörterbuch. Bearb. von Joachim Wiese. 3 Bde. 1976ff. Nicht verwendet werden konnten das Wörterbuch der Bairischen Mundarten in Österreich (hrsg. von Eberhard Kranzmeyer, Wien 1970ff), das Niedersächsische Wörterbuch (hrsg. von Wolfgang Jungandreas, Neumünster 1965ff.) und das Westfälische Wörterbuch (hrsg. von Jan Goossens, Neumünster 1973ff.), da diese noch nicht bis zu den in dieser Arbeit untersuchten Buchstaben fertiggestellt sind.12 Es wurde ferner festgestellt, in welcher Zeit die Einheiten in den jeweiligen Mundartwörterbüchern belegt sind; besonders wurde darauf geachtet, ob sie in der hier interessierenden Zeit bezeugt sind, ob sie also in den Mundarten im 17./18. Jahrhundert noch lebendig waren. 12
Das Wörterbuch der Bairischen Mundarten in Österreich ist von A-tattern (d), das Niedersächsische Wörterbuch von A bis Düvel und das Westfälische Wörterbuch von A bis Brambiere fertiggestellt.
7
Daß die Einheiten im 17./18. Jahrhundert in den Mundartwörterbüchern in Gebrauch waren, besagt allerdings nicht, daß sie in dieser Zeit als mundartlich aufgefaßt wurden. Ideal wäre es natürlich gewesen, die Einheiten in "Mundartwörterbüchern" des 17./18.Jahrhunderts zu überprüfen. Es entstanden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zwar eine Reihe landschaftlicher Idiotika, diese konnten jedoch aus folgenden Gründen nicht zur Bestimmung der geographischen Verbreitung der Einheiten benutzt werden: 1.) Es stehen nicht für alle Mundarten landschaftliche Idiotika zur Verfugung. 2.) Sie sind in der Regel nicht sehr umfangreich, enthalten also bei weitem nicht das gesamte Lexikon einer Landschaft. 3.) Sie berücksichtigen in der Regel nur mundartliche Wörter und Bedeutungen; mundartliche Einheiten anderer sprachlicher Ebenen können also in ihnen nicht oder kaum überprüft werden. Um die geographische Verbreitung der Einheiten festzustellen, müssen daher moderne Mundartwörterbücher benutzt werden. Mundartwörter wurden dennoch in den Idiotika überprüft; im Materialteil findet sich eine Liste, in der aufgeführt ist, welche Mundartwörter in welchen Idiotika nachweisbar sind. Dahinter steht lediglich die Absicht zu dokumentieren, daß sie im 18. Jahrhundert als landschaftlich empfunden wurden; Schlüsse in bezug auf ihre areale Verbreitung lassen sich daraus nicht ziehen. Es muß allerdings zugestanden werden, daß sich die geographische Verbreitung der Einheiten auch durch die Überprüfung in modernen Mundartwörterbüchern nicht ganz genau bestimmen läßt. Es gibt auch hierbei Schwachstellen, die allerdings in Kauf genommen werden müssen, da diese Methode der einzige Weg ist, etwas über die Berücksichtigung der Mundarten in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts herauszufinden. Die einzige Alternative wäre, auf eine derartige Untersuchung ganz zu verzichten. So sind nicht alle Sprachräume in gleicher Weise durch Mundartwörterbücher abgedeckt. Während für weitgehend alle ober- und mitteldeutschen Mundarten Wörterbücher existieren, sind die Mundarten des niederdeutschen Sprachraumes lexikographisch bisher nur schlecht erfaßt: vollständig liegen nur das Mecklenburgische Wörterbuch und das Schleswig-Holsteinische Wörterbuch vor; die Bearbeitung des Preussischen Wörterbuches und des Brandenburgisch-Berlinischen Wörterbuches ist noch nicht abgeschlossen (beide Wörterbücher konnten jedoch für den größten Teil der in dieser Arbeit untersuchten Wörterbuchstrecke herangezogen werden); die Bearbeitung des Niedersächsischen Wörterbuches und des Westfälischen Wörterbuches steckt, wie bereits erwähnt wurde, noch in den Anfängen; für das Westfälische steht für das ganze Alphabet nur das
8 nicht sehr umfangreiche und fragmentarische Werk Woeste/Nörrenbergs zur Verfügung; das Ostfälische ist lexikographisch nicht erschlossen. Weiter unterscheiden sich die Mundartwörterbücher in bezug auf Umfang und Qualität erheblich. Es bedarf keiner Erklärung, daß die Sprache einer Gegend in einem 15bändigen Werk zu jeweils etwa 1300-1500 Spalten pro Band (Schweizerisches Idiotikon) erschöpfender erfaßt ist als in einem zweibändigen Werk zu jeweils 500 bis 800 Seiten pro Band (Wörterbuch der obersächsischen und erzgebirgischen Mundarten). Ein Nachteil gerade für diese Arbeit ist es, daß die ältere Sprache in den Mundartwörterbüchern nicht in gleichem Maße berücksichtigt ist. Während zum Beispiel im Schweizerischen Idiotikon, im Schwäbischen Wörterbuch und im Mecklenburgischen Wörterbuch die ältere Sprache in großem Umfang einbezogen ist13, treten z.B. im Preussischen Wörterbuch "die historischen Schichten der Mundart [...] nur in begrenztem Umfang in Erscheinung. Historische Belege werden erst etwa ab 1750 gebucht"14; im Thüringischen Wörterbuch ist historisches Sprachmaterial nur verzeichnet, wenn es "die Wortgeschichte erhellt, mundartnahe ist oder den bäuerlichen Lebenskreis betrifft" 15 ; im Südhessischen Wörterbuch ist historisches Material "nur in besonderen Fällen" 16 verwendet; das Rheinische Wörterbuch enthält nur die Wörter, die "im 19. Jahrhundert bis heute in der Mundart geläufig waren oder noch sind"17. Es ist durchaus möglich, daß einige Einheiten in manchen Mundarten in älterer Zeit vorkamen, in den entsprechenden Mundartwörterbüchern jedoch nicht gebucht sind, da für diese historisches Sprachmaterial nicht systematisch oder nur vereinzelt ausgewertet wurde. Was das historische Sprachgut betrifft, das ausschließlich schriftlich überliefert ist, so wies schon Hermann Fischer, der Bearbeiter des Schwäbischen Wörterbuches darauf hin, daß "in der alten Litteratur [...] sicher manches [steht], was nie bei uns volkstümlich war, sondern gewissen gesellschaftlichen Conventionen, literarischen Traditionen oder auch individueller Schriftstellerwillkür entspringt. Aber hier ist Volkstümliches und Unpopuläres weit schwerer zu scheiden, weil uns hier weitaus das meiste eben in literarischem Satzzusammenhang vorliegt"18. Durch die Auswertung von Chroniken, Urkunden etc. gelangte ohne Zweifel Sprachgut in die Mundartwörterbücher, das nie im engeren Sinne mundartlich war, sondern in kanzleisprachlichen oder sonstigen, in jedem Fall sozialschichtig gehobenen Texten vorkam. Als Beispiel führte Fischer den nur in Würt-
13 14 15 16 17 18
Vgl. Schweizerisches Idiotikon, Bd. 1, Vorwort Sp. V; Schwäbisches Wörterbuch, Bd. 1, Vorwort S. IX/X; Mecklenburgisches Wörterbuch, Bd. 1, Vorwort S. X. Preussisches Wörterbuch, Bd. 1, Vorwort S. 18. Thüringisches Wörterbuch, Bd. 4, Einführung S. III. Südhessisches Wörterbuch, Bd. 1, Vorwort S. XIX/XX. Rheinisches Wörterbuch, Bd. 1, Vorwort S. V. Schwäbisches Wörterbuch, Bd. 1, Vorwort S. X.
9 temberg und Hohenzollern üblichen Ausdruck Oberämter an, der ohne Zweifel aus der Kanzlei stammte, aber dennoch zur "Statistik der Lokalsprache"19 gehört. Auch in dieser Arbeit werden hin und wieder Einheiten anzutreffen sein, die sicher nicht der Mundart im engeren Sinne angehörten, die aber dennoch in Mundartwörterbüchern nachgewiesen werden konnten (z.B. das Wort Leckasie) und in dieser Arbeit als mundartlich bezeichnet werden. Als mundartlich behandelt werden auch Wörter fremder Herkunft (z. B. labet aus franz. la bête), wenn sie nicht Bestandteil der Hochsprache sind und nur in einigen Gegenden vorkommen. Damit stellt sich die Frage, was unter Mundart bzw. Dialekt in der vorliegenden Arbeit zu verstehen ist. Angesichts der Tatsache, daß es hier nicht um die Auffassung von Mundart im 17. und 18. Jahrhundert geht, sondern daß es das primäre Anliegen dieser Arbeit ist, die geographische Verbreitung sprachlicher Einheiten, die in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts verzeichnet sind, zu bestimmen, kann auf eine Diskussion des Dialektbegriffs verzichtet werden.20 Es soll nur erläutert werden, in welchem Sinne die Termini Mundart bzw. Dialekt (beide werden synonym gebraucht) in dieser Arbeit verwendet werden. Mundart wird hier als eine rein territoriale Größe betrachtet. Als mundartlich/dialektal/landschaftlich, als Provinzialismen werden im folgenden alle sprachlichen Einheiten bezeichnet, deren Verwendungsgebiet regional begrenzt ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Einheiten der an die bäuerliche Grundschicht eines Ortes gebundenen Sprache (Sozialdialekt) oder der regionalen mittel- bis oberschichtigen Sprechweise angehörten. Das einzige den Dialektbegriff in dieser Arbeit bestimmende Kriterium ist regionale Begrenztheit. Die soziale Höhenlage der Einheiten muß ausgeklammert werden; um diese zu bestimmen, hätte die soziale Höhenlage sämtlicher Texte, in denen die Einheiten in den Mundarten belegt sind, festgestellt werden müssen, was im Rahmen dieser Arbeit nicht zu leisten war. Unter Hoch-, Schrift-, Gemein-, Einheitssprache oder dem Hochdeutschen (die Termini werden synonym verwendet) wird in dieser Arbeit die überregionale, räumlich nicht begrenzte, nicht landschaftsspezifische Sprache verstanden. Nicht verwendet wird für die sich vom 16. bis 18. Jahrhundert herausbildende deutsche Einheitssprache im Anschluß an Besch (1983) der Terminus Standardsprache.21
19 20 21
A.a.O. S. X. Zu den wichtigsten den Dialekt bestimmenden Kriterien vgl. Löffler 1980 und 1982 sowie auch Mattheier 1980. Als Kriterium für die Standardsprache nennt Besch Polyvalenz. Darunter versteht er, daß die Sprache in allen B e r e i t e n des Lebens verwendet wird, unter anderem Ubernimmt sie auch sprechsprachliche Funktionen. Dies war vom 16. bis 18. Jahrhundert nicht der Fall; die sprachliche Einigung vollzog sich nahezu ausschließlich in der Schrift.
10
Die Arbeit ist in vier Teile gegliedert: Der erste Teil beschäftigt sich mit der Berücksichtigung der Mundarten in Wörterbuchprogrammen des 17. und 18. Jahrhundert; nach Möglichkeit wird dabei auch auf das Verhältnis der Theoretiker der Lexikographie zu den Mundarten eingegangen. Im zweiten Teil werden die Kodifikationsziele der einzelnen Lexikographen einer genaueren Betrachtung unterzogen, das heißt, es wird untersucht, welche Varietäten die Lexikographen nach den Vorreden zu ihren Wörterbüchern schwerpunktmäßig kodifizieren wollten. So weit dies möglich ist, wird dabei auch der Frage nachgegangen, welche Auffassung vom Hochdeutschen sie vertraten. Im dritten Teil wird analysiert, in welchem Umfang die Lexikographen auf den verschiedenen sprachlichen Ebenen mundartliche Einheiten in ihren Wörterbüchern verzeichneten und welche Mundarten es sind, deren sprachliche Einheiten sie bewußt und unbewußt in ihre Wörterbücher aufnahmen. Teil IV umfaßt schließlich die Materialdokumentation.
I.
Die Berücksichtigung der Mundarten in den Wörterbuchprogrammen des 17. und 18. Jahrhunderts; das Verhältnis der Theoretiker der Lexikographie zu den Mundarten
1.
Programm eines Stammwörterbuches
Die Entwicklung und Diskussion des Programms eines Stammwörterbuches der deutschen Sprache erfolgte in der Zeit zwischen 1641 und 1663. Daran beteiligt waren vor allem Christian Gueintz, Justus Georg Schottelius, Georg Philipp Harsdörffer und Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen, das Oberhaupt der 1617 in Weimar ins Leben gerufenen Fruchtbringenden Gesellschaft.1 Als erster hatte Christian Gueintz im Jahre 1640 ein Wörterbuch und ein Redensartbuch2 gefordert. 1641 gab Justus Georg Schottelius in seiner Teutschen Sprachkunst bekannt, daß er an einem anderen Ort darauf eingehen werde, wie ein deutschen Wörterbuch zu verfertigen sei.3 Dieser andere Ort war allerdings erst die im Jahre 1651 erschienene zweite Auflage der Teutschen Sprachkunst, in der er einen unmaasgeblichen Bericht / wie ein völliges Lexicon in Teutscher Sprache zu verfertigen* [sei], unterbreitete; dieser Bericht wurde in der Ausßhrlichefn] Arbeit Von der Teutschen HaubtSprache aus dem Jahre 1663 nochmals abgedruckt.5 Zuvor hatte jedoch Georg Philipp Harsdörffer 1648 den ersten in sich geschlossenen Plan eines Stammwörterbuches der deutschen Sprache vorgelegt.6 Die zentrale sprachtheoretische Voraussetzung des Programms eines Stammwörterbuches der deutschen Sprache ist die "Auffassung vom Stammwort"7, die kurz skizziert werden soll: Als Hauptsprache besitzt das Deutsche die sogenannten Stammwörter; gerade dadurch unterscheidet es sich von anderen, vor allem von den auf dem Lateinischen basierenden und daher als abgeleitet geltenden Sprachen.8
1 2 3 4 5 6 7 8
Reichmann, 1989, a.a.O. S. 231; Henne, 1977, a.a.O. S. 27. Krause, 1973, a.a.O. S. 245. Schottelius, 1641, a.a.O. S. 172. Schottelius, 1651, a.a.O. S. 293ff. Schottelius, 1663, a.a.O. S. 159/60. Krause, 1973, a.a.O. S. 387ff.; vgl. zu diesem Abschnitt auch Henne, 1968, a.a.O. S. 93ff.; dens. 1977, a.a.O. S. 27. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 231. A.a.O. S. 232.
12
Ein Merkmal dieser Stammwörter ist ihr hohes Alter; ihr Ursprung reicht in sehr frühe geschichtliche Zeit, möglicherweise bis in die Zeit der babylonischen Sprachverwirrung oder sogar in das Paradies zurück. Eine weitere Eigenschaft der Stammwörter ist ihre Wirklichkeitsgemäßheit; sie gewährleisten eine direkte Erkenntnis der Realität. Sie sind ferner in einer solchen Anzahl vorhanden, daß der Tendenz nach für jede Gegebenheit der Realität ein eigener Ausdruck zur Verfügung steht; der deutsche Wortschatz gilt daher als reich. Sofern er sich aus Stammwörtern zusammensetzt, wird ihm als weitere Qualität Reinheit zugeschrieben.9 Die Stammwörter stellen in ihrer Gesamtheit eine Copia, das heißt ein Inventar an Bezeichnungsmöglichkeiten, dar. Jede einzelne Einheit dieser Copia kann grundsätzlich - entsprechend den Kompositions- oder Doppelungsregeln des Deutschen - mit jeder anderen Einheit zu Komposita sowie mit Affixen - und zwar ebenfalls nach den besonderen Regeln des Deutschen - zu Derivata (Ableitungen) verbunden werden. Neben diesen Kompositions- und Ableitungsregeln, kurz: Wortbildungsregeln, existieren syntaktische Regeln, denen jedoch im Vergleich zu den Wortbildungsregeln eine geringere Bedeutung zukommt. Wortbildungs- und syntaktische Regeln bewirken die Grundrichtigkeit/Kunstfüglichkeit/Lehrrichtigkeit der deutschen Sprache - eine Qualität, durch die sich das Deutsche seit Urzeiten auszeichnet.10 Diese Voraussetzungen prägten das lexikographische Planen der Barockzeit. 11 Die Aufgabe des geplanten Wörterbuches war es, das hohe Alter, den Reichtum und die Grundrichtigkeit der deutschen Sprache erkennbar zu machen. Zum Beweis des Reichtums des Deutschen sollte das vorgesehene Wörterbuch die Stammwörter in vollständiger Zahl enthalten. 12 Diese waren gemäß ihrem Uraltertum etymologisch, aus dem Grunde Teutscher Deutung13 zu erklären; genauere Erläuterungen dazu wurden nicht gegeben. 14 Der Grundrichtigkeit der deutschen Sprache sollte dadurch Rechnung getragen werden, daß die Stammwörter - entsprechend den Regeln der Wortbildung - in ihrer Kompositions- und Ableitungsfähigkeit beschrieben wurden. Konkret bedeutete dies: zu jedem Stammwort waren Beispielreihen analog gebildeter Ableitungen und Komposita anzuführen. 15 Dabei spielte es keine Rolle, ob diese in der Sprachwirklichkeit vorkamen 9 10 11 12 13 14 15
A.a.O. S. 232. A.a.O. S. 232. A.a.O. S. 232; vgl. auch Powitz, 1959, a.a.O. S. 13. Schottel, 1663, a.a.O. S. 159 (1); vgl. auch Reichmann, 1989, a.a.O. S. 232. Schottel, 1663, a.a.O. S. 160 (7). Reichmann, 1989, a.a.O. S. 232. Krause, 1973, a.a.O. S. 389; Schottel, 1663, a.a.O. S. 159/60 (3), (4). Es sei darauf hingewiesen, daß die grammatische Analyse des verzeichneten Wortschatzes in Schottels Wörterbuchplan noch stärker im Vordergrund stand als in Harsdörffers Programm: weitere zwei Punkte, (2) und (6), betreffen die Flexion; Punkt (5) nimmt auf die Präpositionen Bezug, deren Darstellung in ihren syntaktischen Funktionen Schottel forderte (vgl. dazu Ising, 1956, a.a.O. S. 49-51).
13 oder nicht; es sollten die Möglichkeiten der Wortbildung demonstriert werden. 16 Gerade in diesem Punkt kommt das rationale und systemgerichtete Denken der Barockzeit zum Ausdruck. 17 Kodifiziert werden sollte in erster Linie die sich allmählich herausbildende deutsche Hochsprache, wie sie in den Reichstagsabschieden, in den Werken Martin Luthers, bei Melchior Goldast sowie bei den Poeten greifbar war. 18 Mundarten standen die Theoretiker der Stammwortlexikographie prinzipiell ablehnend gegenüber. Dabei ging es ihnen nicht um die Abweichungen im Laut-, Formen- und Wortbestand einzelner Mundarten, sondern um den Gegensatz des Mundartlichen schlechthin zur entstehenden deutschen Hochsprache: sie sahen in der Mannigfaltigkeit sowie in der (vermeintlichen) Regellosigkeit der Mundarten eine Gefahr für ihre Bemühungen um eine auf festen grammatischen Regeln beruhende, einheitliche deutsche Sprache. 19 Mundarten waren für sie Entartungen, Verfälschungen des ursprünglichen Sprachzustandes20; sie zeugten ihrer Meinung nach von einem Verfall, dem die uralte, einst vollkommene und zu dieser Vollkommenheit zurückzuführende deutsche Hauptsprache in früher geschichtlicher Zeit anheimgefallen sein sollte. 21 So urteilte Schottelius: Wie dann diese Zeit annoch / aus dem uhralten alhier beschriebenen Landverderblichen Sprach = Unwesen viel Unlautfoermiges annoch behalten und behelt: Dan wer kan leugnen / wie an etzlichen Oerteren in Schwaben / Bairen / in der Schweitz und sonsten / sonderlich auf dem Lande und unter den gemeinen Leuten solche braitgeslieffene / waite und braite Wörter annoch ausgesprochen werden / daß man darauf kegelen und bosselen mochte. [...] Was das gemeine Volk nach mancherlei Mundart ausknarret / bleibt und ist zwar Teutsch / aber das Echt= und Rechtsein / Zier / Grund und Wollaut ist darunter nicht sonderlich verhanden.22
Dennoch ist bei ihm bereits eine bedingte Anerkennung der Mundart festzustellen, wie im folgenden gezeigt werden soll.23 16 17 18
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23
Vgl. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 233; Holly, 1986, a.a.O. S. 198; Schröter, 1985, a.a.O. S. 1522; Stötzel, 1970, a.a.O. S. 6; Henne, 1968, a.a.O. S. 96. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 233; vgl. auch Henne, 1968, a.a.O. S. 87. Krause, 1973, a.a.O. S. 387/88; vgl. auch Kühn, Püschel, 1990, a.a.O. S. 2052; Powitz, 1959, a.a.O. S. 14/15; Reichmann, 1989, a.a.O. S. 232. Daneben sollten noch Fachwortschätze berücksichtigt werden (vgl. Krause, 1973, a.a.O. S. 388; Schottel, 1663, a.a.O. S. 160 (8)). Powitz, 1959, a.a.O. S. 50. So charakterisierte Schottel, 1673, a.a.O. S. 88 die Sprache Otfrids als ein durch Unart und Unacht / der Mund =Arten bestaubertfes] und eifrSndet[es] [= entfremdetes] Deutsch. Vgl. auch Socin 1888. Powitz, 1959, a.a.O. S. 50; vgl. dazu die Ausführungen Schottels, 1673, a.a.O. S. 85-90. Schottel. 1673, a.a.O. S. 90. Nach Auffassung Schottels hatten unter anderem die Mund= oder Landarten Teulscher Sprache die Stammwörter, die Wurzeln der deutschen Sprache, am Ausspruche und Schreibung vielfSitig verändert (1663, a.a.O. S. 42), zum Teil bis zur Unkenntlichkeit ausdrucksseitig deformiert (1673, a.a.O. S. 85). Man kann nun folgern: waren die Stammwörter nicht mehr zu erkennen, konnten auch die Wortbildungsregeln nicht mehr funktionieren; die Grundrichtigkeit war damit nicht mehr gegeben (vgl. auch Fricke, 1943, a.a.O. S. 85). Vgl. Powitz, 1959, a.a.O. S. 51.
14 1.1. Justus Georg Schottelius Justus Georg Schottelius erkannte der Mundart dann einen Wert zu, wenn sie dazu beitrug, das 'Urbild' der deutschen Sprache aufzudecken. 24 So besaß sie für ihn eine Bedeutung, wenn es darum ging, den Stammwortbestand des Deutschen vollständig zu erschließen 25 : Musten demnach (1.) aufgesuchet / und alle in jhrem Stamme oder Stamletteren gesetzet werden / die unmangelbare Zahl aller Teutschen Stamworter: [...]. Dabey aber viele gute uhralte Teutsche Stamworter / ob dieselbe schon in Ober=Teutschland nicht bekant / sonderen nur in Niederland und Niedersachsen von alters her / und annoch Sblich / nicht würden kSnnen ubergangen werden / f...].26 Sie war für ihn weiter wichtig, wenn sie half, etymologisch oder semantisch nicht mehr durchschaubares Wortgut der Gemeinsprache zu erklären 27 : Ja viel Worter in der hochteutschen Mundart selbst / mSssen jhre Ankunft und Erklärung in dem Niedersichsischen suchen [...].28 Besonders wertvoll waren für ihn dabei die niederdeutschen Mundarten, da er in diesen Ursprüngliches und historisch Ältestes bewahrt sah 2 9 : ^
ff
^
Die Niedersachsische / wie auch Niederländische Mundart / komt dem rechten Grunde / und Uhrsprunglichem Wesen oft naher / als das Hochteutsche / ist auch fast an wSrteren reicher und nicht weniger lieblich.30 Auffällig ist, daß Schottel das Niederländische als eine Mundart des Deutschen betrachtete. Es hatte für ihn noch nicht den Status einer eigenen Sprache. Schließlich ist bereits bei Schottel das Bestreben zu konstatieren, Lücken im Wortschatz der Gemeinsprache durch die Übernahme mundartlicher Bezeichnungen zu füllen, die Gemeinsprache durch mundartliche Wörter zu bereichern 31 ; er dachte dabei vor allem an mundartliche Fachwörter: £
Wan ein Lexicon ex fundamenis Lingue Germanicas, davon bald ausfuhrliche Meldung geschehen wird / sol verfertiget werden / im fall die Sprache darin jhre v8llige Behfütnis finden sol / werden zwar viele Niederteutsche oder Niedersfchsische Stammwörter / worin die Sprache die rechte alte Ansprache und Aussprache annoch thut / nohtwendig deshalber müssen behalten und bekant gemacht werden / weil solche gute / teutsche / reine Stammworter / eines auf teutsch bekanten Dinges uhrankiTnftliche Andeutungen / und dennoch im Hochteutschen nicht allerdings bekant seyn: Die alten Franken / woher der Hochteutsche 24 25 26 27 28 29 30 31
Powitz, 1959, a.a.O. S. 51. A.a.O. S. 51. Schottel, 1663, a.a.O. S. 159. Powitz, 1959, a.a.O. S. 51. Schottel, 1663, a.a.O. S. 176. Powitz, 1959, a.a.O. S. 51. Schottel, 1959, a.a.O. S. 174. Powitz, 1959, a.a.O. S. 51.
15 Ausspruch eigentlich rfiiret / sind mit vielen Handelen / so die alten Sachsen sonderlich im Schifwesen getrieben / unbem&iet gesewesen / und sind dahero viele teutsche Worter im Hochteutschen unbekant.32 Schottel war also keineswegs ein "entschiedener Verächter aller 'Landrede"'33. Man muß allerdings einräumen, daß es ihm nicht um die Erforschung der Mundart um ihrer selbst, sondern ausschließlich um der Hochsprache willen ging. Einen Eigenwert besaß die Mundart für ihn nicht.34 Er hob auch ausdrücklich hervor, daß die niederdeutschen Mundarten, auch wenn sie einige Vorzüge boten, keinesfalls eine Konkurrenz zur hochteutschen Sprache darstellten; Grundrichtigkeit, Zier, Pracht und Vollkommenheit waren allein dieser vorbehalten: Ob auch wol in Niedersfchsischer Mundart viel liebliches und angenehmes wol kan beschrieben werden: Auch wie gnugsam aus dem Catzio und Heinsio / Stevino und anderen vornehmen Niederlandischen Authoren bekant / die Hollandische Mundart jhre fast liebliche bequeme Eigenschaft darzeiget / so halten wir dennoch mit fuge dafifr / daß die rechte vollkommene untadelhafte Zier / nach aller Eigenschaft der Rede / das bestirnte Glukk unserer Teutschen Sprache / zuvoderst dem Hochteutschen verliehen; Also daß / wie unter den Griechschen Mundarten die Attische die beste geblieben / und die Oberstelle erworben / unter den alten Lateinischen Mundarten / endlich die Römische den Preiß behalten / und allen Schmuk / Zier und Gewisheit in und auf sich gebracht hat / gleicher massen auch in der weiten und raumigen Teutschen Hauptsprache / die mehrgemelte Hochteutsche Mundart die jenige eintzig seyn wird / kan / und muß / darin die Grundrichtigkeit gepflantzet / kunstmessige Ausübung gesetzet / und alle wahre Zier / Kunst / Lob / Pracht und Vollkommenheit gesuchet / gefunden / behalten und fortgepflantzet werden muß.[...].35 Was den Ausdruck hochteutsche Sprache bzw. hochteutsche Mundart betrifft, so ist zu beobachten, daß Schottel diesen in doppeltem Sinne gebrauchte. Er verwendete ihn, wie aus obigem Zitat ersichtlich wird, zum einen im Sinne des "normativen, richtungweisenden Überbegriffs"36, nämlich zur Bezeichnung der von den Mundarten grundsätzlich verschiedenen, allgemein gültigen Schriftsprache, wie sie in den Reichstagsabschieden, in den Kanzleien, Gerichten und Druckereien anzutreffen war: Es wird aber bey diesem unserm itzigen Vorhaben zum Ziel gesetzet die Hochteutsche Sprache / oder die rechte Hochteutsche Mundart / welche die Teutschen / sonderlich aber £
das Teutsche Reich selbst / in den Abschieden / in den Canzeleyen / Gerichten und Trukkereyen bishero von Jahren zu Jahren angenommen und gebraucht hat: [...].37
32 33 34 35 36 37
Schottel, 1663, a.a.O. S. 158. Schulenburg, 1937, a.a.O. S. 13. Powitz, 1959, a.a.O. S. 51. Schottel, 1663, a.a.O. S. 175. Sonderegger, 1968, a.a.O. S. 12. Schottel, 1663, a.a.O. S. 174.
16 Zum anderen gebrauchte er ihn im sprachgeographischen Sinne zur Bezeichnung der Gesamtheit der ober- und mitteldeutschen Mundarten (im Gegensatz zum Niederdeutschen): [...] und rtíhren noch jetzund daher alle in unserer Teutschen Sprache verhandene dialecti oder Mundarten / daß nemlich die Sprache / qvö ad dialectös, haubtsachlich in die HochTeutsche und NiederTeutsche oder NiederSfchsische (vormals ward es genant in die Frfnkische und Sächsische) werde geteihlet. Die NiederTeutsche oder NiederSfchsische Sprache hat hinwieder mancherley Dialectos oder Mundarten / als die Hollfndische / Brabandische / Frieslfndische / Westphalische / Braunschweigische / Hollsteinische / Mekelburgische / Pommerische / ec. Die Hochteutsche Sprache hat nicht weniger jhre unterschiedene Mundarten und Dialectos, Als: Die Meißnische / Thüringische / Hessische / Frfnkische / Schwabische / Beiersche / Oesterreichsche / Schlesische / Schweitzerische / 38
Nach den Ausführungen in der Vorrede zu der Ausßhrliche[n] Arbeit Von der Teutschen HaubtSprache hatte sich von den beiden Hauptmundarten, dem Fränkischen und Sächsischen, schon in sehr früher Zeit das Fränkische hervorgetan. In dieser "Mundart" wurden die Reichstagsabschiede aufgezeichnet; diese hatten dann die kaiserliche sowie auch kurfürstliche, fürstliche und andere Kanzleien übernommen, wo sie noch im 17. Jahrhundert in Gebrauch war. Die hochteutsche Sprache im sprachgeographischen Sinne war also zur allgemeinen Schriftsprache avanciert. Anders ausgedrückt: die in ganz Deutschland gültige Schriftsprache beruhte auf der hochteutschen Sprache im sprachgeographischen Sinne, also auf den ober- und mitteldeutschen Mundarten.39 Man kann daher sagen, daß Schottel, wenn er von der hochteutschen Sprache als der allgemeinen Schriftsprache sprach, zugleich auch die hochteutsche Sprache im sprachgeographischen Sinne meinte. Erwähnt werden soll noch, daß Schottel den Anspruch des Meißnischen auf Normgültigkeit entschieden zurückwies40: Es ist sonst fast lächerlich / daß ein und ander / sonderlich aus Meissen / jhnen einbilden dürfen / der Hochteutschen Sprache / jhrer Mundart halber / Richter und Schlichter zu seyn / ja so gar sich erkfihnen / nach jhrem Horinstrument, und wie sie nach beliebter Einbildung jhre Ausrede dehnen / schlenken / schSbelen und kneiffen / die Hochteutsche Sprache / auch in jhrer naturlichen unstreitigen Grundrichtigkeit zuenderen / und solches als grosse MeisterstSkke öffentlich als was köstliches und nötiges hervorzugeben / wodurch das rechte hSchstlSbliche Sprachwesen (so viel die Ausrede / Bildung und Rechtschreibung der Wörter betrift) auf ein lauter ungewisses und Triebsand wolte gesetzet werden: [...].41
38 39 40 41
A.a.O. S. 152. Vgl. Sonderegger, 1968, a.a.O. S. 12; Henzen, 1938, a.a.O. S. 120/21. Vgl. dazu Josten, 1976, a.a.O. S. 34; Henzen, 1938,a.a.O. S. 120/121. Schottel, 1663, a.a.O. S. 158.
17
Er gestand allerdings zu, daß die Aussprache sozial höherstehender Schichten in den meißnischen Städten dem Hochteutschen sehr nahekomme 42 : Die rechte Meißnische Ausrede / wie sie zu Leipzig / Merseburg / Wittenberg / Dresden Sblich / ist lieblich und wollautend / und hat in vielen Werteren das Hochteutsche sich wol darauf gezogen / wie breit und verzogen aber der Meisnische Dialectus auf dem Lande und unter den Bauren sey / ist nicht unbewust.43
Zusammenfassend kann man sagen, daß für die Theoretiker der Stammwortlexikographie die normierende Aufgabe des geplanten Wörterbuches eindeutig im Vordergrund stand: gefordert wurde ein Wörterbuch der neuhochdeutschen Gemeinsprache, das die grundrichtige Verfassung der deutschen Sprache garantierte. Das Streben, das Wesen der deutschen Sprache besser zu verstehen, das Bemühen, ihren Reichtum und ihr hohes Alter aufzuzeigen, schufen jedoch bereits die Voraussetzungen für eine allseitige Erfassung des deutschen Wortschatzes, unter anderem auch des mundartlichen. Mit der Forderung nach Aufnahme niederländischer und niedersächsischer Stammwörter finden sich im Programm eines Stammwörterbuches der deutschen Sprache erste Ansätze einer Berücksichtigung der Mundarten. 44 Daß sich mit der Forderung, die Stammwörter des Deutschen vollständig zu sammeln, "die Frage nach der Berücksichtigung der einzelnen Varietäten der Gesamtsprache Deutsch stellt"45, scheint den Theoretikern der Stammwortlexikographie erst allmählich bewußt geworden zu sein. So hatte zwar schon Harsdörffer 1644 gefordert, daß man alle Stammworter in ein vollständiges Wortbuch samle46, allerdings nicht die Konsequenz daraus gezogen, daß dann auch die in anderen Varietäten, unter anderem auch in den Mundarten, vorhandenen Stammwörter berücksichtigt werden mußten. Auch Schottel war sich anfangs offensichtlich nicht darüber im klaren, was man daraus schließen kann, daß in dem Wörterbuchplan aus dem Jahre 1651 zwar die Forderung nach Erfassung aller Stammwörter des Deutschen erhoben wurde, von einer Einbeziehung der in den Mundarten vorhandenen Stammwörter jedoch in diesem noch keine Rede ist.
42 43 44 45 46
Vgl. Josten, 1976, a.a.O. S. 34. Schottel, 1663, a.a.O. S. 159. Vgl. auch Powitz, 1959, a.a.O. S. 60. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 232. Harsdörffer, 1644, a.a.O. S. 362.
18 2.
Programm eines Gesamtwörterbuches
Die Entwicklung und Diskussion des Programmes eines gesamtsprachbezogenen Wörterbuches fand in der Zeit zwischen 1690 und einem nicht genau bestimmbaren Datum in den zwanziger/dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts statt. 47 Den ersten Plan eines gesamtsprachbezogenen Wörterbuches legte im Jahre 1690 Johann Bödiker in der Vorrede zu seinen Grund-S&ze[n] Der Deutschen Sprachen im Reden und Schreiben vor. 48 Ihm folgte im Jahre 1697 Johann Gottfried Leibniz mit einem Programm in den Unvorgreiffliche[n] Gedancken.49 Wörterbuchprogramme unterbreiteten schließlich noch Daniel Ernst Jablonski im Jahre 17II 50 und Johann Leonhard Frisch im Jahre 172351; eine nur wenig geänderte Fassung des Wörterbuchplanes Jablonskis druckte Gottsched 1738 in seinen Beytrdgen ab. 52 Eine zentrale sprachtheoretische Voraussetzung, wie sie die "Auffassung vom Stammwort" für das Programm eines Stammwörterbuches der deutschen Sprache darstellte (vgl. I.I.), gab es für das Programm eines gesamtsprachbezogenen Wörterbuches nicht. 53 Allgemein kann man sagen, daß es den Theoretikern dieser Phase der Wörterbuchdiskussion um eine vollständige Erfassung des Gesamtwortschatzes der deutschen Sprache, nicht mehr nur eines Teilwortschatzes wie zum Beispiel der Copia aller Stammwörter, ging. Die Frage, wie sich Gesamtwortschatz und Stammwortschatz in der Praxis unterscheiden, ist bisweilen nur schwer zu beantworten, da in einigen Wörterbuchprogrammen, wie zu sehen sein wird, nach wie vor von einer Erfassung aller Stammwörter die Rede ist.54 Es wird jedoch schon am Beispiel der Berücksichtigung der Mundarten in den einzelnen Wörterbuchprogrammen, die im folgenden einer genaueren Betrachtung unterzogen werden soll, deutlich werden, daß der Erfassungsbereich des Gesamtwörterbuches erheblich weiter ist als der des Stammwörterbuches.55
47 48 49 50 51 52
53 54 55
Reichmann, 1989, a.a.O. S. 233. Vgl. Bödiker, 1690, a.a.O. a8r - b3r. Vgl. Leibniz, 1697, a.a.O. §32ff. Vgl. Harnack, 1900, a.a.O. S. 223ff. Vgl. Frisch, 1723, a.a.O. S. 402ff. Vgl. Beytrffge Zur Critischen Historie Der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, 1738, Bd. 5, 19. Stück, a.a.O. S. 480-488. Vgl. zu diesem Abschnitt auch Henne, 1968, a.a.O. S. 99ff.; dens. 1977, a.a.O. S. 28ff.; Reichmann, 1989, a.a.O. S. 233. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 233. A.a.O. S. 234. Zur Berücksichtigung anderer Wortschatzteile im Programm eines gesamtsprachbezogenen Wörterbuches vgl. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 234/35.
19 2.1. Johann Bödiker Ganz im Sinne Schottels schwebte Bödiker in erster Linie ein Wörterbuch der neuhochdeutschen Gemeinsprache vor, das der Grundrichtigkeit der deutschen Sprache Rechnung trug. 56 Es sollte dazu beitragen, daß die itzt äbliche Haupt = und Helden = Sprache in ihre kunstrichtige Verfassung /in ihre grundmaßige Wortschreibung /und in ihren hSchsten Ehrenstand gebracht und vSllig eingerichtet werde51. Nach seiner Meinung war es nicht länger zu dulden, daß die Deutsche Red = und Schreib =Art / wie bisher geschehen / auf eine eigenthatige / blinde / tollkühne Einbildung oder auff eine schlüpfrige wanckende Gewohnheit / als ein ungewisses zerrüttetes Wesen / aufgebauet werde; sondern wie sie in die Wurtzeln der Natur gepflantzet / also muß sie auf gewissen unfehlbaren Gründen nunmehr beruhen58. Das geplante Wörterbuch sollte daher die gewisse unwanckelbare Stamworter / darauf das gantze Wesen beruhet59 enthalten; diese waren - entsprechend den Regeln der Wortbildung - in ihrer Kompositions- und Ableitungsfähigkeit zu beschreiben. 60 Dabei findet man auch bei Bödiker den Gedanken, die Mundarten, und zwar nicht nur die niederdeutschen, sondern auch die oberländischen, zur vollständigen Erschließung des Stammwortbestandes heranzuziehen: Ist kein Hochdeutsches Stammwort vorhanden: so muß er nicht vorbeygehen die Alt = Celtische / Niederländische / Niedersachsische / Oberlfndische Sprache.61
Daß sich Bödiker nicht auf die Kodifikation der neuhochdeutschen Gemeinsprache beschränken, sondern auch andere Varietäten, unter anderem mundartliche, in das geplante Wörterbuch aufnehmen wollte, geht aus anderen Teilen des Wörterbuchplanes noch deutlicher hervor. 62 Als erster Theoretiker der Lexikographie forderte er, daß neben der hochdeutschen Sprache (im soziologischen Sinne) auch sämtliche deutsche Mundarten berücksichtigt werden sollten: Wer ein Deutsches recht brauchbares Lexicon / das ist Wort= und Sprachen=Buch schreiben will / der muß acht haben. 1. Auf den Vorraht. [...] I. Im Vorraht / da muß er die Deutsche Sprache unterscheiden kennen in fSnf Haupt=Arten und Außsprachen / und muß sie alle fSnf wol verstehen. [...] 3. Die Niedersachsische Sprache / der sich schier halb Deutschland gebrauchet. (15) Und die am n?hesten kommt der alten Sprache. 4. Die Oberlandische Sprache / die auch schier halb Deutschland hSren lasset / an den OberSachsen / Francken / Schwabe"/ Schweitzern / Rheinlandern / Bayeren / Oesterreichern u.s.w. 5. Die Hochdeut-
56 57 58 59 60 61 62
Vgl. Henne, 1977, a.a.O. S. 28; dens. 1968, a.a.O. S. 99; Powitz, 1959, a.a.O. S. 62. Bödiker, 1690, a.a.O. a5v. A.a.O. a6r. A.a.O. b2v. Vgl. a.a.O. b2v. A.a.O. b2v. Powitz, 1959, a.a.O. S. 62.
20 sehe Sprache / die durch angewandten Fleiß der Gelahrten nunmehr auß den vorigen Arten erwachsen / und welcher das gutige Verhangniß die rechte Macht und Zierde g£nnet. 63 In bezug auf den Ausdruck hochdeutsch
ist bei Bödiker eine Monosemierung gegenüber
Schottel festzustellen: er gebrauchte diesen nur im axiologischen, nicht im sprachgeographischen Sinne. 6 4 D i e Gesamtheit der ober- und mitteldeutschen Mundarten bezeichnete er, wie aus obigen Zitaten hervorgeht, als oberlandische Was die Bestimmung der hochdeutschen
Sprache.65
Sprache betrifft, so betonte Bödiker in der
Nachfolge Schottels, daß sie nicht die Mund =Art eines einigen Volcks oder Nation Deutschen / sondern auß allen durch Fleiß der Gelahrten zu solcher Zierde erwachsen und in ganz Deutschland
/
üblich66 sei. Auch er gestand allerdings zu, daß ihr die Meißner
und OberSachsen am nechsten mit reinlicher Außsprache
2.2.
der
kommen67.
Gottfried Wilhelm Leibniz
Gottfried Wilhelm Leibniz plante eine Gesamtdarstellung des deutschen Wortschatzes in drei getrennten Wörterbüchern: ihm schwebte ein Wörterbuch der Gemeinsprache, ein Wörterbuch der Fachsprachen und ein Wörterbuch der Mundarten und des historischen Wortgutes vor 68 : Nun wäre zwar freylich hierunter ein grosser Unterscheid zu machen, mithin was durchgehends in Schrifften und Reden wackerer Leute üblich, von den Kunst- und Land-Worten, auch fremden und veralteten zu unterscheiden. Ander Manchfeltigkeiten des gebräuchlichen selbst anietzo zu geschweigen, wären derowegen besondere Wercke nöthig, nehmlich ein eigen Buch vor durchgehende Worte, ein anders vor Kunst-Worte, und letzlich eines vor alte und Land-Worte, und solche Dinge, so zu Untersuchung des Ursprungs und Grundes die-
63 A.a.O. b2v. 64 Vgl. Jellinek, 1913, a.a.O. S. 216; Sonderegger, 1968, a.a.O. S. 12. 65 Zu Bödikers Einteilung der deutschen Mundarten vgl. folgende Ausführung 1690, a.a.O. S. 181/82: Ich theile die Deutsche Sprache / (daß ich itzt von der Altdeutschen und auch Niederlandischen nicht sage) inner Deutschland ab: 1. in die Nieder=Sachsische. 2. OberlSndische und 3. Hochdeutsche. 1. Zum Nieder =Sachsen / was die Sprache belanget / gehSren die 1. Brandenburger / 2. Anhalter / 3. Hartzlinder / 4. Braunschweiger / 5. Luneburger / 6. Westphaler / 7. NiederRheinldhder / 8. J&licher / 9. Clever /10. Frisen /11. Oldenburger /12. Bremer /13. NiederElber /14. Holsteiner /15. Meckelburger/16. Pommern /17. Preussen /18. LieflShder/19. CurlSnder/20. Ehsten / u.a.m. 2. Zu den Oberländern werden gerechnet 1. Die OberSachsen / 2. Meißner / 3. Lausnitzer / 4. Schlesier / 5. Mehrer / 6. Österreicher / 7. Deutsche Ungern und Siebenb5rger / 8. Tyroler / 9. Steyrer /10. Kamdter /11. Bayrer /12. Schwaben / 13. Schweitzer /14. Elsaßer /15. OberRheinmder /16. Francken /17. Hessen /18. Vogtlinder /19. ThSringer / 20. Deutsche Böhmen u.a.m. 66 A.a.O. S. 182; vgl. dazu auch Henne, 1968, a.a.O. S. 99; Pietsch, 1883, a.a.O. S. 96. 67 Bödiker, 1690, a.a.O. S. 182. 68 Vgl. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 235; Henne, 1977, a.a.O. S. 28f.; dens. 1968, a.a.O. S. 99; Powitz, 1959, a.a.O. S. 66.
21 nen, deren erstes man Sprachbrauch, auff Lateinisch Lexicon; das andere Sprach-Schatz, oder cornu copiae; das dritte Glossarium, oder Sprachquell nennen möchte.®' Auch wenn die drei Wörterbücher in obigem Zitat scheinbar gleichberechtigt nebeneinander stehen, so ist der Tatsache, daß Leibniz in den folgenden Ausführungen auf das Wörterbuch der Gemeinsprache viel ausführlicher eingeht als auf die beiden anderen Wörterbücher, zu entnehmen, daß es auch ihm in erster Linie um das Wörterbuch der Gemeinsprache zu tun war. Die Aufgabe dieses Wörterbuches war es, Reichtum, Reinigkeit und Glanz70 der deutschen Sprache zu fördern, die Gemeinsprache zu einem leistungsfähigen Verständigungsmittel auszubilden, das der Nation zum Ruhm gereichte. 71 Es sollte einerseits die Reinigkeit (im varietätenpuristischen Sinne) des gemeinsprachlichen Wortschatzes erhöhen, indem es unter anderem vor mundartlichen Wörtern warnte72: Was die Wort und Weisen zu reden betrifft, so muss man sich hüten vor Unanständigen, Ohnvernehmlichen und Fremden oder Unteutschen. [...] Dahin gehören die unzeitig angebrachte Verba Provincialia, oder LandWorte gewisser Provintzen Teutschlandes, als das Schmecken an statt Riechen, wie es bey einigen Teutschen gebraucht wird, von denen man desswegen sagt, sie haben nur vier Sinne; item der Kretschmar in Schlesien, der so viel als Krug in Niedersachsen; von welcher Art auch die Meissner selbst nicht wenig haben, und sich deren zumal im Schreiben enthalten müssen, als wann sie sagen, der Zeiger schlägt, oder wann sie den Rock einen Peltz nennen, welches ihm nicht zukommt, als wann er gefüttert, und was dergleichen mehr. 73 Auch Leibniz verfolgte durchaus sprachkritische Intentionen. Das Wörterbuch sollte andererseits zur Förderung des Reichtums der deutschen Sprache beitragen, indem es unter anderem mundartliche Wörter einbürgerte.74 So meinte er, nachdem er sich dafür ausgesprochen hatte, bequeme und passende Wörter einer fremden Sprache, nämlich des Holländischen, dem Hochdeutschen einzuverleiben: Dergleichen auch von den PlattTeutschen und andern Mund-Arten zu verstehen. Wie dann zum Exempel, der PlattTeutsche Schlump; da man sagt, er ist nur ein Schlump, oder was die Frantzosen Nazard nennen, offt nicht übel anzubringen.7^
69 70 71 72 73 74 75
Leibniz, 1697, a.a.O. §33. A.a.O. §56. Powitz, 1959, a.a.O. S. 67. A.a.O. S. 67. Leibniz, 1697, a.a.O. §81, 84. Vgl. Powitz, 1959, a.a.O. S. 67; Knoop, 1982, a.a.O. S. 6. Leibniz, 1697, a.a.O. §71.
22 V o n großer Bedeutung war für ihn aber auch das Wörterbuch des mundartlichen und historischen Wortgutes. Dabei ging es ihm u m die Erfassung des Wortgutes sämtlicher deutscher Mundarten 7 6 : Der Grund und Boden einer Sprache, so zu reden, sind die Worte, darauff die Redens-Arten gleichsam als Früchte herfür wachsen. Woher dann folget, dass eine der Haupt-Arbeiten, deren die Teutsche Haupt-Sprache bedarff, seyn würde, eine Musterung und Untersuchung aller Teutschen Worte, welche, dafern sie vollkommen, nicht nur auf diejenige gehen soll, so jederman brauchet, sondern auch auf die so gewissen Lebens-Arten und Künsten eigen; und nicht nur auf die so man Hochteutsch nennet, und die im Schreiben anietzo allein herrschen, sondern auch auff Plat-Teutsch, Märckisch, Ober-Sächsisch, Fränckisch, Bäyrisch, Oesterreichisch, Schwäbisch, oder was sonst hin und wieder bey dem Landtmann mehr als in den Städten bräuchlich; [...].77 D e n Mundarten galt Leibnizens besonderes Interesse. Immer wieder wies er auf ihren Wert hin und rief zur Sammlung ihrer besonderen Ausdrücke auf. 7 8 Dabei richtete er sein Augenmerk nicht nur auf mundartliche Wörter, sondern auch auf mundartliche Lautungen, Formen, den Satzbau und Redensarten. Wiederholt wies er die Forscher an, auf das gesprochene Wort zu achten und die mundartlichen Lautungen nicht ihrer R e d e anzugleichen. So schrieb er im Jahre 1697 in einem Brief an Johann Fabricius (er dachte dabei an die Sachsen in Siebenbürgen) 7 9 : Itaque specimina quaedam haberi optem, ut a plebeiis hominibus pronunciantur, indicemque vocabulorum provincialium, quae etsi Germanica, tarnen omnibus Germanis nota non sunt. [...]: optandum foret, Dictionariolum Germanicae Transsylvanorum Plebeiorum linguae haberi, precesque aut alia specimina adjungi, non ad nostrum sermonem accommodata, sed genuina.8® Auch in einem Brief an den kaiserlichen Dolmetscher Podesta begegnet diese Aufforderung 81 :
76 Dadurch unterscheidet sich der Wörterbuchplan Leibnizens grundlegend von dem Schottels, der nur die Berücksichtigung niederdeutscher Wörter in dem geplanten Wörterbuch gefordert hatte. Vgl. dazu Schmarsow, 1877, a.a.O. S. 21ff., der die These aufgestellt hatte, daß der Wörterbuchplan Leibnizens auch in bezug auf die Berücksichtigung der Mundarten - nur eine Wiederholung dessen sei, was Schottel vorgeschlagen hatte. Widerlegt wurde diese These bereits von Schulenburg, 1973, a.a.O. S. i36ff. 77 Leibniz, 1697, a.a.O. §32. 78 Vgl. dazu Schulenburg, 1937, a.a.O. S. 5ff.; Leibniz lobte Ludwig Praschs Glossarium Bavaricum und wünschte, es gäbe derartige Sammlungen auch für andere Mundarten: Gratias etiam ago pro jocularibus Ulis in Bavaros compositionibus Talia mihi placent dialectorum provincialium specimina. Audio Dn. Praschium olim Ratisbonae edidisse Glossarium Bavaricum vocabulorum Bavaris propriorum, id nunquam nancisci potui. Vellern similiter Franconicum & Suevicum & aliarum Germaniae partium haberemus. (Dutens, 1768, a.a.O. V, S. 272). Ebd. erläuterte Leibniz auch, wie er sich die Sammlung mundartlicher Ausdrücke vorstellte: Landpastoren sollten verpflichtet werden, eine bestimmte Anzahl von Wörtern, die in anderen Gegenden nicht verstanden wurden, zu sammeln und abzuliefern. 79 Schulenburg, 1937, a.a.O. S. 5ff.; vgl. auch Leibniz, 1697, a.a.O. §32. 80 Dutens, 1768, V, a.a.O. S. 224/25. 81 Schulenburg, 1937, a.a.O. S. 6.
23 Desideratur specimen vocabulorum, & modorum loquendi peculiarium Saxonibus Transylvaniae, id est, non ut loquuntur homines cultiores, sed ut loquitur plebs, ut comparari possint cum lingua plebeja nostrorum Saxonum.82 Leibnizens Bemühungen um die Erforschung der Mundarten sind Teil seiner Bestrebungen, die Gemeinsprache zu einem leistungsfähigen Verständigungsmittel zu entwikkeln. Wie bereits erläutert wurde, dienten mundartliche Wörter zum einen der Bereicherung des gemeinsprachlichen Wortschatzes. Z u m anderen gaben sie Aufschluß über die Etymologie von Wortfamilien und ließen Zusammenhänge erkennen, die aus der Gemeinsprache des 17. Jahrhunderts nicht mehr hervorgingen. Leibniz wußte, daß nur mit Hilfe der Mundarten die ursprüngliche Bedeutung vieler Wörter aufgedeckt werden konnte 8 3 : ""Itaque operae pretium foret variarum Germaniae dialectorum vocabula colligi etiamsi rusticis solis usitata. Qua ratione origines multae alias ignorandae patebunt. 8 4 In einem Brief führte er zum Beispiel aus, wie ihm die Mundarten zu einem besseren Verständnis der gemeinsprachlichen Wörter schalten und Schaltjahr verhalfen: er habe gehört, wie ein Elsässer das, was sonst als Schubfenster bezeichnet werde, einen Schalter nannte. Er habe daraufhin Nachforschungen angestellt und erfahren, daß schalten in jenen Gegenden (etwas auf dem Boden Liegendes) fortrücken, rücken bedeutete. Ihm sei so klar geworden, daß Schaltjahr von einrücken komme und die Bedeutung eingerücktes Jahr habe. 8 5 In den Unvorgreiffliche[n] Gedancken erläuterte er, wie die mundartliche Aussprache die Bedeutung des Wortes Habsburg erhellte: Denn anders zu den wahren Ursprüngen nicht zu gelangen, welche offt die gemeinen Leute mit ihrer Aussprache zeigen, und sagt man, es habe dem Käyser Maximilian dem I. einsmahls sonderlich wohl gefallen, als er aus der Aussprache der Schweitzer vernommen, dass Habsburg nichts anders als Habichtsburg sagen wolle. Dabei waren für ihn alle Mundarten gleichermaßen wertvoll. Im Gegensatz zu Schottel war er jedoch der Auffassung, daß die Ursprünge vieler Wörter aus den oberdeutschen Dialekten besser hervortreten als aus den niederdeutschen 8 7 : Malim sine discrimine Dialectorum corrogari Germanicas voces. Puto, quasdam origines ex superioribus Dialectis melius apparituras.88 82 83 84 85 86 87 88
Dutens, 1768, VI.2, a.a.O. S. 228. Schulenburg, 1973, a.a.O. S. 244. Zitiert nach Schulenburg, 1937, a.a.O. S. 8 Anm. 4. Dutens, 1768, VI.l, a.a.O. S. 106; vgl. dazu auch Schulenburg, 1937, a.a.O. S. 7/8. Leibniz, 1697, a.a.O. §32. Schulenburg, 1937, a.a.O. S. 14/15. Dutens, 1768, VI.2, a.a.O. S. 155.
24 Von der Erforschung der Mundarten zusammen mit der Erforschung der alten Sprache, wie sie in Schriftdenkmälern erhalten war, erwartete Leibniz ein besseres Verständnis der Gemeinsprache seiner Zeit. Das bessere Verständnis sollte wiederum einen besseren Gebrauch zur Folge haben.89 Hinter Leibnizens Bemühungen um die Erforschung der Mundarten stand ferner ein ethnologisches Interesse: nach seiner Auffassung konnten die Mundarten Auskunft über Herkunft und Verwandtschaft der Völker und Volksstämme geben.90 Schließlich ist anzunehmen, daß auch die Freude und das Interesse an der Mannigfaltigkeit und dem Reichtum der Mundarten sowie der Wille, diese Mannigfaltigkeit und diesen Reichtum zu bewahren, ein Motiv für sein unablässiges Dringen auf das Sammeln mundartlicher Ausdrücke war. S. v. d. Schulenburg bemerkte bereits, daß Leibniz "in der Mannigfaltigkeit der Mundarten wohl einen ebenso selbständigen Wert gesehen [hat] wie in der Mannigfaltigkeit der Sprachen überhaupt"91.92
2.3. Daniel Ernst Jablonski Jablonski ging von dem Vorschlag einer Gesamtdarstellung des deutschen Wortschatzes in drei getrennten Wörterbüchern aus, ohne Leibniz dabei zu nennen. Das Lexicon etymologicum und das Lexicon technicum lehnte er zwar nicht ab, er stellte diese jedoch zunächst zurück, da sie nur schwer zu erstellen und außerdem nur einem kleinen Kreis von Benutzern, nämlich Gelehrten und Kunstverständigen, dienlich seien. Vordringlich war für ihn das Lexicon usuale, das Wörterbuch der Gemeinsprache der Gegenwart.93 Er forderte eine normative Darstellung, ein Wörterbuch, durch das die Grundrichtigkeit [der deutschen Sprache] erforschet, verbessert und bevestiget, und ein beständig bleibender Sprachschaz zusammengetragen werden könte94. Auch am Ende des Wörterbuchplanes hob Jablonski die normierende Aufgabe des geplanten Wörterbuches noch einmal ausdrücklich hervor: es sei darauf zu achten, daß auch die Schreibrichtigkeit, das heißt die Rechtschreibung, nach dem Urteil und Gutbefinden der spracherfahrensten Meister auf einen gewissen Grund gebracht und demselben genau gefolget werde, damit das Werk auch in diesem nötigen Stück als eine zuverlässige Richtschnur gelten und angenommen werden möge95.
89 90 91 92 93 94 95
Schulenburg, 1937, a.a.O: 6. A.a.O. S. 6; vgl. dazu Leibniz, 1697, a.a.O. §42ff. Schulenburg, 1937, a.a.O. S. 6. A.a.O. S.6ff. Harnack, 1900, a.a.O. S. 223; vgl. auch Powitz, 1959, a.a.O. S. 24; Henne, 1968, a.a.O. S. 100/01. Harnack, 1900, a.a.O. S. 223; vgl. Powitz, 1959, a.a.O. S. 24. Harnack, 1900, a.a.O. S. 225; vgl. Henne, 1968, a.a.O. S. 101; Powitz, 1959, a.a.O. S. 24.
25 Das geplante Wörterbuch sollte alle gute, reine, übliche und bekannte teutsche Stammund Wurzelwörtei96 enthalten; diese waren in ihrer Kompositions- und Ableitungsfähigkeit zu beschreiben.97 Entnommen werden sollte der Stoff des Wörterbuches bewürfen und solchen Schriften, die ingemein zum Muster und Urbild unserer Sprache angenommen sintß8. Doch selbst in dem Wörterbuch der Gemeinsprache waren mundartliche Wörter zu berücksichtigen. Sie waren unter der Voraussetzung in dieses aufzunehmen, daß sie den Ursprung ihrer noch gebräuchlichen abstammenden anzuzeigen dienen99 oder sonst in der Bedeutung oder Nachdruck einen merkwürdigen Gebrauch haben, daraus der Sprache ein sonderbares nüzliches Licht entstehen fem100.101 Die mundartlichen Wörter mußten jedoch durch Worte oder Zeichen als solche markiert und deutlich vom gemeinsprachlichen Wortschatz abgesetzt werden.102 Die Tatsache, daß Gottsched diesen Wörterbuchplan in seinen BeytrSgen abdruckte, läßt darauf schließen, daß er mit der Grundkonzeption einverstanden war: auch sein vorrangiges lexikographisches Anliegen war die normative Fixierung des Sprachgebrauchs.103
2.4. Johann Leonhard Frisch Frisch griff die Vorschläge Leibnizens auf, erweiterte und modifizierte diese jedoch. Der Hauptunterschied zu dem Wörterbuchplan Leibnizens besteht darin, daß Frisch die Gesamtdarstellung des deutschen Wortschatzes in einem einzigen Wörterbuch plante.104 Das geplante Wörterbuch sollte enthalten: I. Die Hoch-Teutsche WcTrter / Redens-Arten / und Bedeutungen derselben / die im Reden allgemeinen Gebrauchs / und in allerlei Schreib-Arten durchgehends gangbar sind. II. Die Hoch-Teutschen W&ter / Redens-Arten und derselben Bedeutungen / die eines besondern Gebrauchs / und nur in einigen Landern und Oertern / oder nur bei einigen Leuten / und ihren Wissenschafften oder K&isten und Verrichtungen gewöhnlich sind / und in Schrifften gefunden oder gesetzt werden kennen. III. Alte / oder gar veraltete Wörter / die in allerlei Öffentlichen Schrifften gefunden werden.
96 97 98 99 100 101 102 103 104
Harnack, 1900, a.a.O. S. 223. A.a.O. S. 223/24. A.a.O. S. 224. A.a.O. S. 224. A.a.O. S. 224. Vgl. auch Reichmann, 1989, a.a.O. S. 234. Harnack, 1900, a.a.O. S. 224. Vgl. Henne, 1977, a.a.O. S. 34; dens. 1968, a.a.O. S. 101. Vgl. Henne, 1977, a.a.O. S. 30; dens. 1968, a.a.O. S. 99/100; Powitz, 1959, a.a.O. S. 69/70.
26 Mit Die Die Die
kurzen Terminis nenne ich 1. Abteilung das Usuale generale. 2. das Usuale speciale oder Technicum. 3. das Archaeologum. 1 ^
sowie IV. Die eigenen Namen (Nomina Propria) aller Teutschen Linder / Stfdte / Dorfer / und anderer Oerter / die in der Geographie vorkommen: [...]. V. Den Ursprung der Worter / oder / wo derselbe unnSthig / oder mir nicht möglich zu finden ist / doch die Verwandtschafft derselben mit andern Sprachen. VI. Untersuchungen und Anmerkungen bei iedem Wort / und was etwan zur Teutschen Philologie / bey solcher Gelegenheit gehört. Die kfirzeren Benennungen dieser Abteilungen sind 4. das Eponymologicum 5. das Etymologicum 6. das Criticum.106
Für Frisch war die Kodifikation des gemeinsprachlichen Wortschatzes nach diesen Ausführungen nicht vorrangig; die Erfassung des Wortschatzes anderer Gebrauchsdimensionen, unter anderem mundartlicher, war für ihn von ebenso großer Bedeutung. In bezug auf die Berücksichtigung der Mundarten unterscheidet sich der Wörterbuchplan Frischs von dem Leibnizens dadurch, daß das mundartliche Wortgut aus dem Etymologicum herausgelöst und dem Usuale speciale oder Technicum zugeordnet ist. Daraus kann man schließen, daß es Frisch nicht um die Erfassung mundartlichen Wortgutes zum Zwecke etymologischer Deutung, sondern um seiner selbst willen ging.107 Zusammenfassend kann man sagen, daß - mit Ausnahme des Wörterbuchplanes Frischs - auch im Programm eines Gesamtwörterbuches das Schwergewicht auf der Kodifikation der Hochsprache lag. Aber auch den Mundarten kam eine besondere Bedeutung zu: sie sollten entweder in einem besonderen Wörterbuch (Leibniz), oder zusammen mit der Gemeinsprache in einem einzigen Wörterbuch (Bödiker, Frisch) erfaßt werden. Sogar in das gemeinsprachliche Wörterbuch sollten mundartliche Wörter unter bestimmten Voraussetzungen aufgenommen werden (Jablonski).
105 Frisch, 1723, a.a.O. S. 402. 106 A.a.O. S. 402/3. 107 Powitz, 1959, a.a.O. S. 70.
27 3.
Programm eines literatursprachbezogenen Wörterbuches
Das Programm eines literatursprachbezogenen Wörterbuches kann nicht direkt mit den bisher behandelten Wörterbuchentwürfen verglichen werden. Es handelt sich dabei nicht um ein lexikographisches Programm, das wenigstens die Auswahl der Lemmata und Artikelpositionen beschreibt, sondern eher um eine Forderung bedeutender Schriftsteller der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, nämlich Lessings, Klopstocks und Wielands. 108 Mit dieser Forderung wandten sich die oben genannten Schriftsteller hauptsächlich gegen die von Johann Christoph Gottsched und Johann Christoph Adelung vertretene rationalistisch-kritische Sprachauffassung, weniger gegen deren lexikographische Vorstellungen und Werke (das letztere trifft nur auf Adelung zu). Es ist daher kennzeichnend, daß der wichtigste Beitrag zu diesem Thema, Christoph Martin Wielands Aufsatz im Teutschen Merkur aus dem Jahre 1782, einen Titel trägt, der nicht speziell auf die Lexikographie bezogen ist, nämlich Was ist Hochdeutsch? und einige damit verwandte Gegenstände.109 In bezug auf das geforderte literatursprachbezogene Wörterbuch lassen sich folgende Feststellungen treffen: 1.) Die vor allem von Gottsched vertretene Auffassung, daß die Sprache ein System sei, dessen Einheiten und Regeln durch Generationen kritischer Auseinandersetzung von Grammatikern und Lexikographen in ihrer Anzahl und in ihrem Inhalt vollständig und endgültig beschrieben und für alle Zeiten festgesetzt werden können 110 , sowie die Meinung, daß die deutsche Sprache bereits einen solchen Grad der Vollkommenheit erreicht habe, daß sie in Regeln verwandelt und ein für allemal fixiert werden könne 111 , lehnten Klopstock und vor allem Wieland entschieden ab. 112 Nach Ansicht Klopstocks konnte eine lebende Sprache niemals ganz festgesetzt werden:
108 109 110 111
Reichmann, 1989, a.a.O. S. 236; vgl. auch Henne, 1977, a.a.O. S. 34. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 236. Vgl. Gottsched, 1758; 1768; s. dazu auch Blackall, 1966, a.a.O. S. 90. Vgl. z.B. folgende Äußerung Gottscheds, 1768, a.a.O. S. 55/56: Aus dieser Ursache nun wSre es zu Ansehen, daß unsere Sprache bey der itzigen Art, sie zu reden und zu schreiben, erhalten werden kSnnte: weil sie, allem Ansehen nach, denjenigen Grad der Vollkommenheit erreichet zu haben scheint, worinnen sie zu allen Vorfallen und Absichten einer ausgearbeiteten und artigen Sprache, geschickt und bequem ist. Die Regierung zweener allerdurchlauchtigsten Auguste in Sachsen, verdienet billig das goldne Alter derselben genennet zu werden: wenn man gleich schon die erste merkliche Verbesserung derselben, von Opitzens und Flemmings Zeiten anheben muß. Die Festsetzung der heutigen hochdeutschen Mundart aber kann nicht anders, als durch eine gute Sprachlehre geschehen; die den itzigen besten Gebrauch im Reden, in Regeln verwandelt, und den Nachkommen anpreist. 112 Reichmann, 1989, a.a.O. S. 236.
28 Diejenigen, die Wörterbücher schreiben, sollen ja die Sprache festsetzen. Festsetzen? Als wenn die unsrige nicht schon beinah' durchgehends festgesetzt wäre? und es eine lebende Sprache jemals ganz würde? Und dann sollten es vier, fünf, zehn, zwölf Männer thun können? Seit wann haben denn die Nationen aufgehört ihre Sprachen festzusetzen? 113 Im Gegensatz zu Gottsched, für den die Sprache vollkommen war, in der jedes Wort genau eine Bedeutung hat, in der zwischen der Wort- und Begriffscopia ein l:l-Verhältnis bestand, so daß keine durch Polysemie verursachten Verständigungsprobleme auftraten 114 , insistierte Klopstock auf der Bedeutungsvielfalt eines Wortes und forderte in dieser Hinsicht einen Krieg der Lexikographen, und zwar Allergegen
Alle115.
Bei Wieland findet sich zwar die rationalistische Auffassung, daß sich die Sprache ständig aufwärtsentwickelt, daß sie aus dem Zustande der Barbarey bis zu einem gewissen Grade der Vollkommenheit emporsteigt116: Die Schriftsprache einer großen Nazion, die aus dem Stande der rohen Natur durch alle Grade der Barbarey sich langsam, und bloß durch Nachahmung anderer, zu immer höhern Stufen von Kultur empor hebt, hat eine Reihe von Jahrhunderten nöthig, bis sie nur zu einigem Grade von Vollkommenheit ausgearbeitet ist. 117 Die Sprache war für ihn jedoch eine Tochter des Bedürfnisses und ein Pflegekind der Geselligkeit; ihre Bildung und Bereicherung das Werk der Zeit; ihre Verschönerung die Arbeit des Geschmacks118. Der Geschmack war nicht an eine Hauptstadt, oder an die blühendste Provinz gebunden119; er war in irgend einem unbekannten Winkel120 ebenso anzutreffen wie mitten in der feinsten und elegantesten Weltgesellschaft121 Daraus folgt, daß es für ihn niemals einen Zeitpunkt geben konnte, in dem die Sprache als fertig anzusehen war 122 : Aber wenn es wahr ist, daß jede lebende Sprache, so vollkommen sie auch seyn mag, niemahls für ganz vollendet angesehen werden kann, so lange noch ein höherer Grad von Aufklärung und Politur bey der Nazion möglich ist, so lange noch neue Ideen erworben, neue Empfindungen entwickelt, neue Schattierungen (nuances) der einen oder andern gemacht werden, und also hierzu entweder neue Wörter, oder neue Redensarten, ungewöhnliche Metaphern, Figuren und Konstrukzionen nöthig seyn können, um wie vielmehr muß Alles dieß nöthig seyn, wenn eine Sprache noch kaum vor wenig Jahrzehenden mit Geschmack geschrieben zu werden angefangen hat, wenn ihre schöne Litteratur erst noch im Wachsen be-
113 Klopstock, 1774, a.a.O. S. 231/32. 114 Vgl. BeytrSge, 1732, a.a.O. S. 56-57; Gottsched, 1758, a.a.O. S. 40/41; s. auch Reichmann, 1989, a.a.O. S. 238. 115 Klopstock, 1774, a.a.O. S. 231; vgl. auch Henne, 1977, a.a.O. S. 35; dens. 1968, a.a.O. S. 103. 116 Reichmann, 1989, a.a.O. S. 236. 117 Wieland, 1782, a.a.O. S. 419. 118 A.a.O. S. 419. 119 A.a.O. S. 419. 120 A.a.O. S. 419. 121 A.a.O. S. 419. 122 Reichmann, 1989, a.a.O. S. 236.
29 griffen ist, und wenn es ihr noch in verschiedenen wichtigen Fächern an einer hinlänglichen Anzahl wahrer Meisterstücke fehlt? 123 Wieland vertrat vielmehr die These, daß der Sprachgebrauch und damit auch der Wortschatz prinzipiell offen sind in den sozialen, geographischen und pragmatischen Raum sowie in die Geschichte hinein. 124 Da die Schriftsprache für ihn immer im Wachsen war, konnte sie jederzeit weitere Wörter und Redensarten aufnehmen, unter anderem auch mundartliche: [...] ihre Schriftsprache ist doch immer erst im Wachsen begriffen, sie ist noch unvollendet, sie kann noch neue Wörter und Redensarten aufnehmen, veraltete wieder ins Leben zurückrufen; der ganze Schatz der Sprache von mehreren Jahrhunderten her, steht ihr offen; die Mundarten aller Provinzen gehören ihr zu, und sie kann daraus nehmen und gleichsam • -IOC in ihren eigenen Boden verpflanzen, was sie benöthigt ist, und was darin fortkommt. Die Voraussetzung dafür, daß mundartliche Wörter in die Schriftsprache aufgenommen wurden, war allerdings, daß keine allgemein verständlichen schriftsprachlichen Wörter für diese zur Verfügung standen, und daß sie schicklich und passend waren. Eine Vermischung der Schriftsprache mit den Mundarten lehnte Wieland ab: So wenig ich ein unreinliches Gemengsei aller Mundarten, oder die Einmischung solcher Provinzialwörter, die in der allgemeinen Deutschen Schriftsprache bisher nie üblich gewesen, und für welche sich in derselben bereits gleichbedeutende allgemein verständliche Wörter finden, gut heißen kann: so wenig kann ich zu einer unbedingten Verdammung aller veralteten und Provinzialwörter meine Stimme geben; [...] Indessen gilt auch hier die allgemeine Regel Quintilians: "alle Wörter (diejenigen, welche die Schamhaftigkeit beleidigen, ausgenommen) sind irgend wo die besten: denn zuweilen hat man auch niedrige und gemeine, (solche die sonst nur das gemeine Volk braucht) vonnöthen; und Wörter, die an einem andern Platze unanständig seyn würden, werden schicklich und eigentlich, sobald sie an ihrem rechten Orte stehen. 126 An eine Bereicherung der Schriftsprache durch mundartliche Wörter dachte auch Lessing. 127 Er setzte sich mehrfach für die Sammlung und Erforschung mundartlicher Wörter ein. 128 Eine besondere Aufmerksamkeit verdiente seiner Meinung nach die schlesische Mundart 129 : Die Schlesische Mundart ist deswegen einer kritischen Aufmerksamkeit, vor allen andern Mundarten, würdig, weil wir in ihr die ersten guten Dichter bekommen haben. Die Vor123 124 125 126 127 128
Wieland, 1782, a.a.O. S. 409. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 236. Wieland, 1782, a.a.O. S. 419. A.a.O. S. 420/21. Vgl. dazu Hübner, 1940, a.a.O. S. 241. So bemerkte er z.B. im 14. Litteraturbrief (Lessings sämtliche Schriften, Bd. 8, a.a.O. S. 32): Wenn uns Herr Wieland statt jener französischen Wörter, so viel gute Wörter aus dem schweitzerischen Dialekte gerettet hätte; er würde Dank verdienet haben. 129 Vgl. dazu auch Blackall, 1966, a.a.O. S. 268.
30 theile, welche diese Männer an eigenen Wörtern, Verbindungsarten und Wendungen darinn haben, verdienen, wo nicht für allgemeine Vortheile der Sprache angenommen, doch wenigstens gekannt und geprüft zu werden. 130
2.) Die Regeln, nach denen Sprache gebraucht wird bzw. gebraucht werden soll, sind nicht als generelle Regeln für die Sprache überhaupt zu betrachten, sondern sie sind der pragmatischen Varianz unterworfen. Wieland nahm in der folgenden Äußerung bereits wesentliche Punkte der modernen Varietätenlinguistik vorweg131: Die guten Schriftsteller in jeder Schreibart entscheiden alsdann was Hochdeutsch in der höhern Redner= und Dichtersprache, was Hochdeutsch in der komischen Sprache, [...] was Hochdeutsch in der Sprache der Wissenschaften und Künste, und was Hochdeutsch in der täglichen Gesellschaftssprache der obern Klassen ist. Jeder dieser Sprach=Distrikte (wenn ich so sagen darf) hat wieder sein eigenes Gebiet, seine eigene Verfassung, Gesetze und Gerechtsame, so wie seine eignen Grenzen: und nur aus ihnen allen zusammengenommen besteht die Schriftsprache einer durch Künste und Wissenschaften gebildeten Nazion. 132
3.) Die in Punkt (1) genannte Offenheit der Sprache gewährleisteten die Gelehrten, unter diesen wiederum die Schriftsteller von Genie, Talenten und Geschmack, ihre Dichter, Redner, Geschichtsschreiber und populäre Filosofen133 Man könnte nun den Schluß ziehen, daß das literatursprachbezogene Wörterbuch in erster Linie den Wortschatz der Literatursprache im engeren Sinne enthalten wird; der Grund hierfür wäre weniger ihre soziale Höhenlage, sondern vor allem ihre Offenheit. 134 Aufgrund der Offenheit dieser unter anderem zu den Mundarten hin, würden auch mundartliche Wörter in das Wörterbuch gelangen. 4.) Nicht zufällig hat die von Lessing vorgelegte lexikographische Arbeit die Sprache eines Dichters, nämlich Friedrich von Logaus, zum Gegenstand; dieser Dichter übte aufgrund der Varianz seiner Sprache eine große Faszination auf Lessing aus. 135 Lessings Bemerkung, ähnliche Wörterbücher über alle unsere guten Schriftsteller würden, ohne Zweifel, der erste nähere Schritt zu einem allgemeinen Wörterbuche unsrer Sprache136 sein, spricht für die in (3) aufgestellte Hypothese, daß in dem geforderten Wörterbuch in erster Linie die Literatursprache im engeren Sinne kodifiziert sein wird. 5.) Aus obigen Ausführungen folgt, daß eine Gleichsetzung der Schriftsprache mit der Sprache der oberen Klassen einer Provinz, wie sie - wenn auch mit vielen Differenzie130 131 132 133 134 135
Lessing, 1759, a.a.O. S. 354. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 237. Wieland, 1782, a.a.O. S. 419/20. A.a.O. S. 419. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 237. Lessing, 1759, a.a.O. S. 352: Seine [Logaus] Worte sind überall der Sprache angemessen: nachdrücklich und kömicht, wenn er lehrt; pathetisch und vollklingend, wenn er straft; sanft, einschmeichelnd, angenehm, tändelnd, wenn er von Liebe spricht; komisch-naiv, wenn er spottet; possierlich und launisch, wenn er bloß Lachen zu erregen sucht. 136 A.a.O. S. 131.
31
rungen - Adelung vornahm (vgl. II..5.), für die Theoretiker eines literatursprachbezogenen Wörterbuches nicht in Frage kam. Die Schriftsprache bestand für sie vielmehr "aus der Gesamtheit der Varietäten aller Künste und Wissenschaften betreibenden sozialen und räumlichen Schichten bzw. Gruppen einer Nation" 137
137 Reichmann, 1989, a.a.O. S. 237.
32 4.
Programm einer Sammlung landschaftlicher Idiotika in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Zur gleichen Zeit, als darüber diskutiert wurde, was Hochdeutsch sei und wie - je nachdem, welche Auffassung vom Hochdeutschen vertreten wurde - ein deutsches Wörterbuch gestaltet werden solle, wurde in vielen deutschen Gegenden die Forderung nach landschaftlichen Idiotika erhoben. Diese wurden hinsichtlich ihres Zweckes, des zu verzeichnenden Wortschatzes und der Artikelpositionen erläutert. Es wurden auch mehrere landschaftliche Idiotika verfaßt, die sich allerdings in bezug auf Umfang - er reicht von wenigen Seiten (z. B. Bock 1759) bis zu mehreren Bänden (z. B. Tiling 1767ff.) - und Qualität erheblich unterscheiden. Das allgemeine Idiotikon als Zusammenfassung aller Einzelidiotika, zu dessen Schaffung die Verfasser der Einzelidiotika mit ihren Werken einen Beitrag leisten wollten, wurde allerdings nicht realisiert, auch wenn es einzelne Versuche einer Zusammenfassung gab (z. B. Fulda 1788).138 Inhaltlich finden sich im Idiotikenprogramm Gedanken der Stammwörterbuch- und der Gesamtwörterbuchdiskussion sowie auch Punkte der Diskussion eines literatursprachbezogenen Wörterbuches. 139 Bei Idiotika handelt es sich um Sammlungen von Idiotismen. Idiotismen sind Wörter und Wortbedeutungen mit regional beschränkter Gültigkeit, die in der Schriftsprache nicht allgemein bekannt [sind], und mit einer Erklärung für jedermann belegt werden [müssen]140. Im folgenden werden die zentralen Punkte des Idiotikenprogramms aufgelistet: 1.) Die Sprache der oberen Klassen der südlichen kursächsischen Lande besaß zwar auch für die Verfasser landschaftlicher Idiotika ein besonderes Prestige 141 , die extreme £ Auffassung, daß alle Worter, die der Gebrauch in Sachsen nicht gestempelt hat, von hochteutschen Schriften ganzlich ausgemerzet142 werden sollten, wie sie in dieser Schärfe von den Vertretern der Obersachsen-These (Gottsched, Adelung) allerdings nie formuliert worden war (zu Adelung vgl. II.5.), wurde jedoch entschieden abgelehnt. 143 Die deutsche Sprache wurde vielmehr als ein ausgebreiteter Baum angesehen, der einen weiten Schatten um sich wirft, und dessen Wurzeln aus jeder Provinz ihre Nahrung
138 Reichmann, 1989, a.a.O. S. 222. 139 A.a.O. S. 222. 140 Fulda, 1788, a.a.O. A 3r; ähnlich auch Richey, 1755, a.a.O. S. XXXIII; von Klein, 1792, a.a.O. *3; Reinwald, 1793, a.a.O. a2v; vgl. auch Reichmann, 1989, a.a.O. S. 237; Scholz, 1933, a.a.O. S. 41ff. 141 So gestand Berndt, 1787, a.a.O. S. XXIV zu, daß die Aussprache in Obersachsen der hochdeutschen Sprache am nächsten komme: Pflanzet seinen Stamm nach Ober=Sachsen, und rSumt diesem Lande das Vorrecht ein, daß der größte Theil seiner Einwohner eine Sprache rede, die der hochdeutschen schriftstellerisch am nächsten komme. 142 Fulda, 1788, a.a.O. A 2v. 143 Reichmann, 1989, a.a.O. S. 237/38.
33 ziehen144. Bei Fulda begegnet die These vom Reichtum der deutschen Sprache, an dem auch die Mundarten beteiligt sind145: Die hochteutsche Sprache, welche von der feinen und gelehrten Welt öffentlich geschrieben und gedruckt, und nach diesen Schriften in Gesellschaften gesprochen und auf diese Weise von dem H&er und Leser verstanden und gelernt und geibet wird, ist an sich in ihrem Umfang unermeßlich, und ungleich reicher, als alle andere Europfische Sprachen. Denn ein jedes teutsche Wort von guter, richtiger und ehrbarer Bedeutung hat ein Recht daran, sobald es von seiner Provinzialaussprache gereiniget, und in die gehörige Form gegossen, oder nach der gewonlichen hochteutschen Art und Mode gekleidet wird. 146 Erst die Sammlung aller Provinzialismen würde den Reichtum der deutschen Sprache aufzeigen und zu Vollkommenheit und Vollständigkeit147 führen. Fulda verstand unter Vollkommenheit also etwas anderes als Gottsched (vgl. 1.3.).148 Diesen Reichtum galt es zu nutzen. Mundarten sollten zur Bereicherung und Verbesserung der hochteutschen Sprache herangezogen werden: Damit Öffnen sich der hochteutschen Sprache reiche Quellen, woraus sie tfglich und ins Unendliche hinein schöpfen kann, wie es dem öffentlichen Sprachgebrauche nach und nach belieben wird.14^ 2.) Ein weiterer Grund für die Sammlung von Idiotismen war, daß Sprecher anderer Dialekte oder Ausländer diese nicht verstanden.150 So findet man zum Beispiel bei Popowitsch die Bemerkung: [...] wie nothwendig wfre ein solches Wörterbuch [der Mundarten] fSr jene, die in ein Land kommen, wo eine ihnen unbekannte Mundart herrschet, wo sie weder andere verstehen, noch von andern verstanden werden? 151 Idiotika galten daher als nützliche Belehrungsbücher.152 Schließlich wurden Provinzialismen gesammelt, um das Verständnis historischer Texte, speziell von Urkunden, zu erleichtern153: Ich will des fusserlichen Vortheils nicht erwehnen, den diese Arbeit in Erlfuterung der Geschichte, und Verstfndniß der Urkunden schaffet, worin sich, bey so mancherley Volckern
144 145 146 147 148 149 150 151
152 153
Berndt, 1787, a.a.O. S. XXIV. Püschel, 1987, a.a.O. S. 58. Fulda, 1788, a.a.O. A 2r. A.a.O. A4r. Vgl. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 237. Fulda, 1788, a.a.O. A 3r; ähnlich auch Popowitsch, 1780, )(2v (vgl. dazu auch Kühn, 1987, a.a.O. S. 88/89). Reichmann, 1989, a.a.O. S. 237. Popowitsch, 1780, a.a.O. )(3v; ähnlich auch Zaupser, 1789; Richey, 1755, a.a.O. S. XXXIII; im Idioticon Austriacum, 1824, a.a.O. *2 ist darauf hingewiesen, daß Ausländer Probleme hätten, Provinzialismen zu verstehen. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 237; vgl. Idiotikon Austriacum, 1824, a.a.O. *2. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 237.
34 und Mund=Arten, zu allen Zeiten etwas findet, wozu ein Idioticon den Schlifssel geben muß. 154
3.) In einigen Vorwörtern sind Hinweise auf den dialektvergleichenden Wert der Idiotika anzutreffen: Provinzialismen treten nicht nur in einer, sondern in mehreren Landschaften auf. Ihre Erfassung vermag den internen Zusammenhang der Dialekte des Deutschen zu erhellen; ein Integral aller Idiotika hätte dementsprechend ein gesamtdialektbezogenes Wörterbuch dargestellt. 155 So führte Fulda aus: Diese und alle andere Idiotika sind wie eine zerstreute Heerde Schafe, die gleichsam wild umher weiden, und einer Auszeichnung bedürftig sind. Viele wurden immer von Idiotikern verschiedener Gegenden angefangen, und ihrer Meinung nach erstmals bemerkt, die bei einer gemeinschaftlichen Vergleichung ein und eben dasselbe Stifck und Individuum sind, welches schon in andern Gegenden, oder auch im Altertum, bereits langst bekannt und gebräuchlich, oder wenigstens von diesem oder jenem Beobachter angegeben worden ist. Auf diese Weise liest man öfters einerlei Wörter in mehreren Idiotiken zugleich; und jeder Sammler halt es, so lange er es nicht besser weiß, für ein privatives Gut seines Landes, und f§r seinen ganz eigenen Fund. [...] Wenigstens diese vielen vergebliche Muhe zu ersparen, £
kann eme gemeine Idiotikensammlung so frühzeitig und so unvollkommen sie auch noch ist, nicht für unnStzlich gehalten werden. 156
Der dialektvergleichende Aspekt ist allerdings offen zum etymologischen: auch historische Varietäten des Deutschen sowie anderer germanischer Sprachen sollen in den Vergleich einbezogen werden. 157 4.) Es kann festgestellt werden, daß dem Idiotikenprogramm eine gewisse Höherbewertung von Provinzialismen zugrundeliegt als den meisten der bisher behandelten Wörterbuchprogrammen. 158 So erkärte Fulda: Provinziell zu sein hSrt als ein Vorwurf endlich auf, und erhSlt sein Recht wieder, nicht mit dem Pöbelhaften ffr einerlei zu gelten. 159
Für Berndt waren Provinzialismen anständig, ehrw&dig und analogisch160; von Klein g spricht von der Menge kernhafter Worter, die sich nur in dem Munde des Landvolkes erhalten haben161. Das Wort mit regional beschränkter Gültigkeit erfährt also nicht zugleich eine soziale Abwertung; ihm wird vielmehr ein Platz in einem eigenen System zuerkannt, das wie die Hochsprache analogisch aufgebaut ist. Vereinzelt ist damit eine Aufwertung des Volkes als des Trägers von Provinzialismen verbunden. 162 Bei Schmid 154 155 156 157 158 159 160 161 162
Richey, 1755, a.a.O. S. V; vgl. auch Tiling, 1767, a.a.O. 2r/v. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 238. Fulda, 1788, a.a.O. A 3v. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 238. A.a.O. S. 238. Fulda, 1788, a.a.O. A 3r. Berndt, 1787, a.a.O. S. XXVII. von Klein, 1792, a.a.O. *3. So bei von Klein, 1792, a.a.O. S. 1/2.
35 begegnet sogar die Umkehrung, daß die allgemeine Schriftsprache durch Kultur nach und nach so glatt, so charakter= und prSglos [wird], daß sie [...], nicht nur ihre Rauhheit, sondern mit derselben auch ihre unterscheidende Eigenheit verliert163. Dieser Gedanke gehört weder in die Barock- noch in die Aufklärungszeit, sondern in die frühe Romantik. 164 5.) Der Wert des Provinzialismus wird dadurch erhöht, daß ihm - wie dem Stammwort hin und wieder geschichtliches Alter zuerkannt wurde. 165 Vor allem in der Barockzeit hieß dies "nationale Solidarisierung durch das Wort" 166 . Auch der Provinzialismus wurde hierfür herangezogen, allerdings auf provinzieller Ebene. Diese kleinräumlichen Solidarisierungen stellten jedoch keine Bedrohung für die nationale Solidarisierung dar; sie sollten diese - im Gegenteil - fördern. 167 6.) Auch wenn dem Provinzialismus, wie in den Punkten (4) und (5) erläutert wurde, insgesamt ein höherer Wert zukam als in den bisher behandelten Wörterbuchprogrammen, so wurden doch gewisse Bedingungen in bezug auf seine soziale Höhenlage gestellt. Die Tatsache, daß Provinzialismen als edel16& und umgekehrt als pöbelhaft169 170
verdorben
und
bezeichnet wurden, läßt darauf schließen, daß nur solche Wörter in die
Idiotika aufgenommen wurden, die einer Schicht zwischen den Sozialdialekten einerseits und der Hochsprache andererseits angehören mußten. Über die genaue Höhe dieser Schicht werden jedoch keine Aussagen gemacht. 171
163 164 165 166 167 168 169 170 171
Schmid, 1795, a.a.O. S. 1/2. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 238. Z. B. Berndt, 1787, a.a.O. S. XXIX. Reichmann, 1989, a.a.O. 238; vgl. auch dens. 19Tg. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 238. Berndt, 1787, a.a.O. S. XXVII. Fulda, 1788, a.a.O. S. 2. von Klein, 1792, a.a.O. S. VI. Reichmann, 1989, a.a.O. S. 238; vgl. hierzu Berndt, 1787, a.a.O. S. XXVII: Freylich alle Provinzialismen sind des edlen Styls nicht werth, wie nicht jede schlechte Weinsorte auf vornehme Tafeln gesetzt zu werden verdient; manche sind im Munde des PSbels zu sehr herabgesetzt worden.
II.
Ziele der Kodifikation
1.
Kaspar Stieler
Wie dem Titel des Wörterbuches, Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs / oder Teutscher Sprachschatz / Worinnen alle und iede teutsche Wurzeln oder Stammwörter / so viel deren annoch bekant und ietzo im Gebrauch seyn / nebst ihrer Ankunft / abgeleiteten / duppelungen / und vomemsten Redarten / mit guter lateinischen Tolmetschung und kunstgegrSndeten Anmerkungen befindlich zu entnehmen ist, schwebte Stieler ganz im Sinne Schottels, von dem er nach eigener Aussage die Anregungen zu seinem lexikographischen Werk erhalten hatte 1 , ein Wörterbuch vor, das die Grundrichtigkeit der deutschen Sprache garantierte. Das Wörterbuch sollte den Wortschatz einer Kunstrede enthalten, dessen sich Gelehrte bedienen konnten: Da gehöret zu einer Kunstrede ein reicher Wortvorraht / eine kluge Wahl auserlesener / wolklingender Redarten / eine ungezwungene / leichtfließende Deutlichkeit in Ausdrifckung hoher Gedancken / samt einer mannigfaltigen Durchschießung geschicklicher Worte / und ist ie einem Gelehrten allerdings unverantwortlich und hSchstnachteilig /wann er mit der Sprache / so ihm angeboren / beßer nicht / als der gemeine Pofel / umzugehen gelernet hat.2
Es sollte dazu beitragen, daß dieses Kunstgebeude [unser hochwehrtes Teutsch] nicht nur taglich mehr erhoben / sondern auch auf das zierlichste ausgebutzet und verschönert werden mSge3.
In bezug auf die entstehende neuhochdeutsche Sprachnorm bezog Stieler unterschiedliche Positionen. In der Kurze[n] Lehrschrift Von der Hochteutschen Sprachkunst bestimmte er das Hochteutsche als eine über den Mundarten stehende, von diesen grundsätzlich verschiedene Sprache, die auf Reichstagen, in Kanzleien, Gerichten, Kirchen, Schulen und Universitäten gebraucht wurde 4 : 1
2 3 4
Vgl .Zuschrift )()()(: Denn dem Bucherreichesten teutschen Pergamus / nemlich WolfenbSttel / und dem wackem Suchenden /habe ich diese meine Arbeit vomemlich zudanken / und besagten stattlichen Mannes Schriften beyzumeßen £ daß ich mich einer Sache underwimden / welche Er,/ nebst andern Sprachliebhabem / so heftig gewunschet / sich aber derselben / wegen der abergroßen Muhe / nicht underzogen haben. (Schottel trug den Gesellschaftsnamen der Suchende; vgl. Der Fruchtbringenden Gesellschaft geöffneter Erzschrein,, 1985, a.a.O. S. 466-68). Vorrede, in: Stieler, 1691, a.a.O.)( ) ( ) ( . A.a.O. )00(v. Stieler beschrieb die tatsächlichen Sprachverhältnisse hierbei wohl nicht ganz zutreffend. Auch wenn sich der schriftliche Gebrauch gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch eine gewisse Einheitlichkeit
38 Ich sage Hochteutsch / dieweil die andere teutsche Mundarten / sie seyen Niederländisch / Slchsisch / Schweizerisch / Oestereichisch / Schwibisch / Frankisch / ja so gar Meißnisch. Diese hochteutsche Sprache / welche das Teutsche Reich auf Reichstigen / in Kanzeleyen und Gerichten / so wol die Geistlichkeit in der Kirche / auf Sffendlichen Kanzeln und im Beichtstul / wie nicht weniger die Gelehrte in Schriften / und münniglich in Briefen / Handel und Wandel gebrauchen / nicht ist / noch zu einer durchgehenden Kunstrichtigkeit vor sich und besonders gelangen kan / in dem / wie der berfimte Suchende recht urteilet. Omnibus dialectis aliquid vitiosi inest, quod locum regulae in lingva ipsa habere nequit. Dahero wir uns die teusche Sprache allhier nicht / als eine teutsche Mundart/ sondern / als eine durchgehende ReichsHaubtsprache / vorstellen / als wie etwa hiebevor die Griegische Haubtsprache / darunder weder Attisches / noch Dorisches / noch Eolisches / noch Ionisches Mundwesen gemenget / oder die Römische Sprache in der Lateiner Lande geredet und geschrieben worden / oder / wie jezo die Franzoische Hofsprache / la langve de la cour, genant / seyn mochte. Sintemal das Hochteutsche nunmehro in ganz Teutschland den Preis erlanget / worinnen der Teutschen Rede Zierde / Kunst und Vollkommenheit allein undersuchet / erlernet und fortgepflanzet werden muß.-* In der Zuschrift setzte er es hingegen mit der Sprache Obersachsens gleich. Er führte aus, Luther habe in Wittenberg den Grund zur hochteutschen Sprache gelegt; diese habe sich dann in den berühmten meißnischen Städten weiter herausgebildet und dort auch ihren höchsten Entwicklungsstand erreicht: [...] / in dem Eu. Churfurstl. Durchl. von GOtt dem Allmächtigen / [...] / den unschätzbaren Segen erlanget / daß Sie ein Herrscher 5ber solche Stfdte und Festungen seyn / worinnen die hochteutsche Sprache glücklich geboren / glücklicher erzogen / und aufs glucklichste ausgezieret und geschmucket worden / auch noch tfglich einen erneuerten und mehr lieblichen Glanz empfahet; Ich meine das prachtige Dreßden / das heilige Wittenberg / und das Süßeste aller Städte / Leipzig / welches auch von ihrem Sprachenzucker / dem sonst salzichten Halle solch eine milde Beysteur verehret / daß es sich seiner Lehrlingschaft zuschlmen nimmermehr Ursach finden wird. In diesen trefflichen StSdten regiret und triumfiret die hochteutsche Sprache: Uber die erste drey regiren Eu. Churfurstl. Durchl. gegenwfrtig / gleichwie Dero Hohes Blut nur kurzlich in Halle regiret / und ihm den niesattzurSmenden reinen Sprachhonig eingefloßet und mitgeteilet. Diese treffliche Städte nun sind die Richtschnur der Hochteutschen Sprache / gleichwie Wittenberg insonderheit / vor nunmehro 170. Jahren zu derselben den Grund / durch Verteutschung des großen GOttesbuches / der Bibel / geleget hat. 6 D. Josten führt diese Gleichsetzung der hochteutschen Sprache mit der Sprache Obersachsens auf die "Laudatio-Situation" zurück.7
5 6 7
auszeichnete, so wurde doch in der mündlichen Rede, wie sie im Beichtstuhl und auf der Kanzel üblich war, noch lange die Mundart verwendet, wenn auch möglicherweise in abgeschwächter Form (vgl. Eggers, 1986, a.a.O. S. 249). Wiesinger, 1985, a.a.O. S. 1634 wies bereits darauf hin, daß im 17. und 18. Jahrhundert vielfach nicht klar unterschieden wurde zwischen der Schriftsprache und der mündlichen Hochsprache Kurze Lehrschrift Von der Hochteutschen Sprachkunst, 1691, a.a.O. :S. 1/2. Zuschrift )(üj / )( )(. Josten, 1976, a.a.O. 188.
39 Stielers 'Stammbaum' sollte neben dem Wortschatz einer kunstmäßig aufbereiteten Hochsprache aber auch den Wortschatz anderer Gebrauchsdimensionen, unter anderem räumlicher, enthalten: Allein auf ein solches vollkommenes Werk ist bishero viel Jahr lang vergeblich gewartet und gehoffet worden / scheinet auch eines einzigen Menschen Arbeit nicht wol zu seyn / indem alle die vorgeschriebene Erforderungen Sber die Kundigkeit des teutschen Altertums / aller darzu gehörigen alter Schriften / Briefschaften und Urkunden / der Kantnßß / sowol der mannigfaltigen Hoch= und Niederteutschen Mundarten / als auch der Niederlandischen / EngelShdischen / FranzSischen / Welschen / Lateinischen / Griegischen und HebrSischen / insonderheit aber derer Nordischen Sprachen / einen Mann erfordern / [,..]8 Er bedauerte, daß es ihm nicht möglich war, den Wortschatz sämtlicher deutscher Mundarten in sein Wörterbuch aufzunehmen: Zumal / da allhier noch eine große Anzahl der Schiffart = Berg= Salz= und Handwerks = jSgerey = Tier= Kreuter = Bau= Kriegs = Befestigungs= Meß= Wapen= Zergliederungs = Scheide = und vieler andern Künste / sowol auch der Teutschen Sprichwörter unzehlicher und mannigfaltiger Mundarten / wie solche nicht allein in der Schweiz und in Siebenbürgen / denen Keiserlichen Erblahdern und im Reiche / sondern auch in Westfalen / Niedersachsen / Hollstein / Pommern und Preußen befindlich / ermangelt: [...]9 Ihm schwebte also zugleich ein "gesamtsprachbezogenes"10 Wörterbuch vor. Über die soziale Höhenlage der mundartlichen Wörter, die er in sein Wörterbuch aufnehmen wollte, äußerte er sich nicht, es ist jedoch nicht anzunehmen, daß er dabei an Einheiten der an die bäuerlichen Grundschicht eines Ortes gebundenen Sprache dachte. Unklar war sich Stieler offensichtlich über den Status des Niederländischen: während er es in der 'Lehrschrift' (s.o.) als Mundart des Deutschen bezeichnet hatte, betrachtete er es in der Vorrede seines Wörterbuches als eine eigene Sprache und stellte es auf eine Stufe mit dem Englischen, Französischen und anderen Sprachen.
8 9 10
Vorrede, 1691, a.a.O.)( )( )(ij. A.a.O. )()()(ij. Zu dem Terminus "gesamtsprachbezogen" vgl. Reichmann, 1990, a.a.O. S. 1391-1416.
40 2. Matthias Kramer Da das Hoch-Nider-Teutsch Dictionarium (nur dieser Teil des Wörterbuches ist Gegenstand der Untersuchung) Niederländern bei der Erlernung der hochteutschen Sprache behilflich sein sollte, konzentrierte sich Kramer ganz auf die Erfassung des Wortschatzes der hochteutschen Sprache. Sein Wörterbuch sollte [...] alle / und jede reine Nider- und Hoch- / wie auch Hoch- / und Nider-Teutsche W&ter / und dero hauptsachlichste Redensarten [...] / die im allgemeinen Umgang mit allerhand ehrbaren Leuten / nicht nur zur Noht; son = auch zur Zier / und zum Schertz gang und gebe seynd 11 enthalten. Kramer erläuterte die Ausdrücke im allgemeinen Umgang und ehrbare Leute zwar nicht, es besteht jedoch kaum ein Zweifel daran, daß er unter Hochteutsch die in ganz Deutschland gültige, vorwiegend mündlich gebrauchte, gehobene Sprache verstand. 12 Eine Dokumentation des Reichtums der deutschen Sprache über den hochsprachlichen Wortschatz hinaus war nicht seine Absicht; Wörter anderer Gebrauchsdimensionen sollten in seinem Wörterbuch nicht verzeichnet werden. So wurden nicht aufgenommen: (1.) Die / denen hohen Wissenschaften / it. allerhand / so freyen / als Handwercks-kunsten / und Gewerben eigene Worter / und so genannte Termini Artis, oder technici; wie auch / dero Gemfche / und Manufacturen selbsten; [...]. (2.) Die / allzu hoch figurirte / als welche fast nie in ungebundener Prosa; sondern nur in Reim-gedichten / und in poetischen / romanischen* / und Tragoedien-stylo üblich / und aus keinem Dictionario zu erlernen seyn.(3.) Fast alle Nom. propriae (eigene Namen) der Menschen / der fremden / bey uns in Europa meistens unbekannten Thiere / Fische / vSgel / KrSuter / Materialien ec. it. der fremden Lander / Flusse / Berge / Städte ec. (4.) Alle frantzSsisch- / italifnisch- / latinische ec. Worter / welche man / nach der heutigen Welt-mode zu verhoch- / oder zu verniderteutschen / und unter die Muttersprach zu mische pflegt; [...] (5.) [...] alle garstige / canailleuse / fromme Hertzen argerende / und unzSchtige Einbildungen und Begirden erregende Worte / und Reden. 13 Mundartliches Wortgut wurde nicht ausdrücklich von der Aufnahme in das Wörterbuch ausgeschlossen. Es war für Kramer wohl selbstverständlich, daß Wörter, die nur in bestimmten Sprachlandschaften, also nicht im allgemeinen Umgang, vorkamen bzw. vorkommen, nicht gebucht wurden. Schließlich sollten die Niederländer nicht mundartliche, sondern hochteutsche Wörter lernen.
11 12 13
Vorrede an den Leser, in: Krämer, 1719, a.a.O. a2v; vgl. dazu auch Vooys, 1947, a.a.O. S. 265. Ähnlich auch Ising (1982, a.a.O. S. 5) über den in Kramers Teutsch-Itattänischem Dictionarium erfaßten Wortschatz. Vorrede, 1719, a.a.O. a3.
41 Die im Titel behauptete 'Vollständigkeit'14 des Wörterbuches bezieht sich nur auf die im allgemeinen Umgang mit allerhand ehrbaren Leuten gebräuchlichen Wörter. Nach Auffassung Kramers waren in seinem Wörterbuch alle / zu wissen nohtige [...] Woher 15 zu finden, das heißt alle Wörter, die der Niederländer beherrschen mußte, um sich überall in Deutschland ohne Schwierigkeiten verständigen zu können. Es verdient Beachtung, daß Kramer das Niederländische - im Gegensatz zu Stieler (vgl. II.1.) - nicht dem Deutschen zurechnete, sondern es als eigene Kultursprache behandelte. Er bezeichnete es zwar als Niderteutsch, er betrachtete es jedoch nicht als eine Mundart des Deutschen. Für ihn waren die Holländer eine Nation mit einer eigenen Haupt = / und
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Grund=Sprache.
Der Untertitel des Wörterbuches lautet: Ein Neu- / Vollständig- / und mit ungemeinem Fleiß ausgeführtes Werck. Dergleichen bereits vorlangst von beiden Nationen gewünscht; aber bißhero noch nie zum Vorschein kommen ist. Bereichert mit allem /was an wSrtern / Terminis, und dero eigentlichen Redensarten /Application, und regel-richtigen Fugungen Rein- /und Artiges /von denen neuest- und bewehrtesten wSrter-buch-Schreibem unserer Zeit festgestellt; und zugleich / von dero AfSneeln / und Fehlem / (so viel es mSglich war) befreyet. Benebenst dem Kern der geist-reichsten Sinn-Sprachen / und land-ublichsten Spruch Worten / die man aus den Wercken des Hoch-Edlen Herrn Jacob Catz /Ritters sei.; und aus andern berühmten HollShdischen Scribenten heraus zu ziehen /und gehöriger Orten einzuschalten gut befunden hat. Vorrede, 1719, a.a.O. a3.
42 3.
Christoph Ernst Steinbach
Christoph Ernst Steinbach wollte in seinem Vollständige[n] Deutsche[n] Wörter-Buch zum einen die in ganz Deutschland gültige Sprache kodifizieren. In der Vorrede seines Wörterbuches ist nur von unserer Muttersprache16 die Rede, der die mancherley Aussprache verschiedener Volcker in Deutschland}1 entgegengesetzt ist, ohne daß der Begriff 'Muttersprache' erläutert wird. In seinem Werk sind jedoch implizit Auffassungen enthalten, die erkennen lassen, daß er darunter die deutsche Einheitssprache verstand. 18 Der deutlichste Hinweis darauf ist das System der diakritischen Zeichen, das in der Praefatio eingeführt wird.19 Gerade daran zeigt sich Steinbachs Bemühen, lenkend und normierend auf die Herausbildung des neuhochdeutschen Wortschatzes Einfluß zu nehmen: indem Wörter anderer Gebrauchsdimensionen, unter anderem auch landschaftlicher, durch vorgesetzte Sternchen, Kreuze und andere Zeichen gekennzeichnet und vom hochsprachlichen Wortschatz abgesetzt wurden, erreichte Steinbach, daß dieser deutlich herausgestellt wurde: Si voces signo quodam notatas invenies vel in loco primitivi literis majusculis non scriptas, aut sine explicatione latina, eas non optimae & ab earum usu abstinendum esse existimes velim; characteres vero vocum hi sunt & denotant 4 vocem non ubique usitatam + vocem obsoletam "vocem ratione derivationis solum annotatam 4 vocem plebejam, quae in scriptis non adhibetur * vocem corruptam
Bestätigt wird diese Annahme weiter durch die Tatsache, daß Steinbach sein Wörter£
buch nicht nur seinem Landesherrn, sondern Dem Allerdurchlauchtigsten Großmachtigsten Fürsten und Herrn, HERRN Carl dem Sechsten, Erwählten RSmischen Kayser, [...]. Wie auch Denen Hoch würdigsten und Durchlauchtigsten Chur=Fürsten, Fürsten, und gesummten hochstansehnlichen Des Heil R§mischen Reiches Ständen widmete. Diese Reichsvertreter bat er um Unterstützung seines Werkes, welches durch seine Befoderung und Verbesserung den Ruhm und die Ehre der gantzen Deutschen Volcker zum Endzwecke hat21. Dies macht deutlich, welche geographisch-politische Dimension Steinbach bezüglich seines Wörterbuches vor Augen hatte. 22 16 17 18 19 21 22
Vorrede des Verfassers **2. A.a.O. " 2 . Schröter, 1973, a.a.O. S. XVIII. Schröter, 1973, a.a.O. S. XVIII. Praefatio. Steinbach, 1734, a.a.O. S. 4. Schröter, 1970, S. 21.
43 Als "Richtschnur" der hochdeutschen Sprache betrachtete Steinbach das Schlesische mit seiner bis dahin geltenden Dichtertradition.23 Ähnlich wie bei Adelung (vgl. II.5.) ist auch bei Steinbach zu beobachten, daß er seine Auffassung vom Hochdeutschen im Laufe der Auseinandersetzung mit den Leipzigern ('Güntherstreit'24 ) verschärfte. In der Vorrede seines Wörterbuches vertrat Steinbach in der Frage des Hochdeutschen noch eine recht liberale Position. Zwar findet man bereits hier die Wendung bey uns in Schlesien2S. Auch zog er hauptsächlich schlesische Dichter zum Zwecke der literarischen Belegung des hochsprachlichen Wortschatzes heran, woraus hervorgeht, daß er deren Sprache für vorbildlich hielt26; Henne bemerkte daher richtig, daß "die schlesischen Poeten des 17. Jahrhunderts [...] eine späte Wirkung im normativen Wörterbuch [entfalteten]"27. Daß diese "Richtschnur" 1734 jedoch noch nicht unbestritten war, zeigt folgende Äußerung, in der er auch die Sachsen, Niedersachsen, Märker und Preußen aufforderte, Belegstellen aus ihren Dichtern herbeizubringen28: Will man sonst gewisse Dinge nach ihrem Werthe schätzen, so legt man sie auf eine Wage und untersucht ihre Schwere; haben wir aber nicht auch eine Wage das Gewichte der Deutschen Worter zu untersuchen? ich meine wir kannten sie haben: ich habe was weniges von Schlesischen Gedichten bey gefugt, andere aus andern Deutschen Ländern dazu auf zu muntern, die ihrer Landesleute Schriften auch untersuchen und eintragen mSgen. Meine Herren Sachsen, habt ihr nicht Vorrath an gebundener und ungebundener Rede genung? nehmt doch nur den Herrn Mencke zur Hand; Ihr werdet aus seinen zierlichen und netten Schriften so viel finden, als ihr werdet euer Lebtage zu thun haben wollen. Was soll ich von den Herren Niedersachsen, Möckern und Preußen sagen? die sichs, die Deutsche Sprache empor zu bringen, bisher ziemlich lassen angelegen seyn; Helfft nur hier auch in einem wichtigen Wercke zu gleich Hand an legen, so werden wir eine richtige Wage bekommen, womit wir werden prüfen können, ob diß oder jenes Deutsche Wort in iedem Lande von Deutschland wichtig und giltig ist. [...]; ich wurde oft nimmermehr auf diß oder jenes Wort, hStte mir Gunther oder der Herr von Hofmannswaldau nicht dazu Gelegenheit gegeben, gedacht haben: [...]".29 23 24 25 26
27 28
29
Schröter, 1970, a.a.O. S. 87; Henne, 1968, a.a.O. S. 113. Schröter, 1970, a.a.O. S. 208-219. Vorrede des Verfassers. Bis auf den Niederdeutschen Rachel waren alle genannten Dichter Schlesien Unterdessen als ich diesen und jenen Dichter als Opitzen, Lohenstein, Rachelium und mehrere durchlas, merckte ich eine und andere Redensart daraus in meinem wSterbuche an, ließ aber aus Günthers Gedichten und Herrn von Hofmannswaldaus Heldenbriefen gantze Stucke, und zwar aus letzterem die HÜlfte der Briefe, von Worte zu Worte auf meine Unkosten eintragen, [...]. (Vorrede des Verfassers). Henne, 1968, a.a.O. S. 113. Nach Auffassung Schröters, 1970, a.a.O. S. 182/3 klingt dieser Aufruf "nach abwehrender Kritik". Aus der Tatsache, daß Steinbach nicht ausschließlich schlesische Poeten, sondern auch einen niederdeutschen Dichter (vgl. Anm. 26) ausgewertet hatte, geht jedoch hervor, daß er prinzipiell bereit war, auch Schriftsteller anderer Sprachräume zu berücksichtigen. Es ist daher durchaus denkbar, daß er diesen Aufruf nicht nur in die Vorrede setzte, um Kritik vorzubeugen, sondern weil er überzeugt war, daß auch Dichter anderer Sprachlandschaften herangezogen werden müßten. Vorrede des Verfassers.
44 Eine unnachgiebigere Haltung nahm Steinbach erst in der Vorrede der 1738 unter dem Pseudonym Karl Ehrenfried Siebrand veröffentlichten Lebensbeschreibung Günthers ein.30 Dies ist jedoch wohl als Reaktion auf die Rezension der Ausgabe Güntherscher Gedichte zu werten, die 1736 in den BeytrSgen erschienen war 31 , und die Steinbach offensichtlich als gegen Schlesien und seine poetische Tradition gerichtet empfunden hatte. Man muß Steinbach dabei allerdings zugutehalten, daß das Schlesische als hochdeutsche Provinz galt bzw. gilt.32 Die Tatsache, daß Steinbach für landschaftliche, nichtschriftsprachliche und veraltete Wörter besondere Kategorien einrichtete und sie nicht einfach wegließ, zeigt, daß er zum anderen auch den Wortschatz anderer Gebrauchsdimensionen in sein Wörterbuch aufnehmen wollte. Wie Stieler schwebte also auch ihm zugleich ein "gesamtsprachbezogenes" Wörterbuch vor, das neben dem Wortschatz der Hochsprache auch Wörter anderer Gebrauchsdimensionen enthalten sollte.
30
31 32
Vgl. z.B. folgende Äußerungen in: Siebrand, 1738, )(3v: Doch kan ich noch sagen, daß diese Critic nicht so gar hannbuchen, als die im 14. Stucke Sber Günthers Gedichte aufgesetzt, denn da redet der Verfasser von lauter Schimpffe und Schande, welche die Gedichte Günthern, öSnther aber uns Schlesiem mit seiner Arbeit bringen soll, [...]; )(8r: Ich bin aber nicht der, so alle Gedichte von Günthern dem Inhalte nach loben will, vielweniger, daß ich ein Gefallen an dem getragen, woran sich Gunther in seiner Aufführung vergangen, ob ich gleich einiges, welches GSnthem nicht eben zu grossem Lobe gereicht, mit angefuret habe, so wird der Leser daraus meine Aufrichtigkeit sehen, daß ich nicht geschmeichelt, und ihn etwa bereden wollen, keiner von den Schlesiem hatte einigen Fehler [...]. Beytrige Zur Critischen Historie Der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, 1736, 14. Stück, a.a.O. S. 169-190. Schröter, 1973, a.a.O. S. XX.
45 4.
Johann Leonhard Frisch
Wie bereits aus dem Specimen Lexici Germcmici (vgl. 1.2.4.) ersichtlich wurde, schwebte Johann Leonhard Frisch ein Gesamtwörterbuch vor, das den Wortschatz der deutschen Sprache in weitestem Umfang enthalten sollte. Im Gegensatz zu den anderen in dieser Arbeit behandelten Lexikographen war die Kodifikation der Gemeinsprache nicht sein vorrangiges Anliegen. Dem weitläufigen programmatischen Untertitel des Teutsch= Lateinische[n]
W&terbuch[es]
ist zu ent-
nehmen, daß es ihm ebenso um die Erfassung fachsprachlichen Wortgutes, vor allem aber um die semantische Erläuterung und etymologische Deutung veralteter Wörter ging": Teutsch = Lateinisches Wörter=Buch, Darinnen Nicht nur die ursprünglichen, nebst denen davon hergeleiteten und zusammengesetzten allgemein gebrfuchlichen wSrter; sondern auch die bey den meisten K&isten und Handwerken, bey Berg= und Saltz= werken, Fischereyen, Jagd= Forst = und Hauß = Wesen, u.a.m. gewöhnliche Teutsche Benennungen befindlich, Vor allem, Was noch in keinem Wörter=Buch geschehen, Denen Einheimischen und Auslindern, so die in den mittlem Zeiten geschriebenen Historien, Chroniken, Ubersetzungen, Reimen u.d.g. mit ihren veralteten Wörtern und Ausdrifckungen verstehen wollen, möglichst zu dienen, Mit Sberall beygesetzter nSthigen Anfuhrung der Stellen, wo dergleichen in den Buchern zu finden, Samt angehlngter Theils versicherten, theils muthmaßlichen Etymologie und critischen Anmerkungen [...]. Da diese Wörter hauptsächlich aus Quellen des 15. bis 17. Jahrhunderts stammten, handelte es sich dabei nicht nur um veraltete, sondern in der Regel zugleich auch um mundartliche Wörter. Frisch machte im Vorbericht des Wörterbuches selbst darauf aufmerksam 34 : Indem es [Des Herrn Schilters Glossarium Teutonicum] aber nur bis an Zeiten reicht, die man noch recht dunkel nennen kan, nemlich kurz vor= und kurz nach der Erfindung des Buchdruckens, darinnen man Historien und Chroniken findet, wo auf allen Seiten Worter stehen, die dem Leser am Verstand solcher Schrifften hinderlich fallen; so ist dadurch Gelegenheit gegeben worden, in diesem gegenwartigen Worter=Buch die Hand an eine schone
33 34
Kühn/Püschel, 1983, a.a.O. S. 1371. A.a.O. S. 1371.
46 Aerndte zu legen, davon keiner sagen kan, es sey in eine fremde geschehen. Es hat sich in solchen Schrifften ein jeder in die damahlige Zeit gerichtet, in welchen man sich des Dialectes seines Volks, und der gemeinsten Leute unter demselben, bedienet, und das bis zur Zeit £
der grossen Kirchen = Reformation, da unter uns das jetzt in Schrifften gebrauchliche Teutsche, welches man in Ansehen der pSbel = Sprach, Hochteutsch nennet, noch nicht zum Stand gebracht gewesen: daher sind viel Worter und Ausdrifckungen in solchen Büchern, die man nicht mehr verstehet, dann je pSbelhaffter einer damahls geredet und geschrieben, je angenehmer ist er gewesen. Geschweige der Namen, welche samt den Sachen vSllig abgekommen, oder durch neue Namen sind verdrenget worden. Zu welchen allen aber noch kein Buch zum Aufsuchen solcher Worter bisher ist zu finden gewesen. Beabsichtigt war also die Bedeutungserläuterung veralteter und zugleich mundartlicher Wörter.36 Besonders berücksichtigt wurden dabei
Schriften des
oberdeutschen
Sprachraumes: Die Ausländer und inländische Leser haben bisher ein Wörter = Buch gesucht, darinnen man €
gewisse veraltete, und halb oder ganz in Abgang gekommene Worter der mittlem Zeiten finden konnte, welche in den nSthigen alten Historien, Chroniken und Sammlungen der Autoren alter Teutschen Schrifften, der Diplomatum, die Teutsch mit einmengen, und anderer verjährten Nachrichten, angetroffen wurden. Sonderlich sind die Bucher, so im Oberteutschen Dialect ehmahl geschrieben £ sind, hier eine Mitursach gewesen. Diese Oberteutsche Art zu sprechen pflegt hier zum offtern der Allemannische Dialect genennt zu werden. Darunter sind die meisten die Schweitzerischen alten Chroniken, als des Etterleins, Tschudi, Stettiers, Stumpfens, und die wenigem die Ober = Rheinischen, SchwSbischen, Bayerischen, Oesterreichischen, ec.37 Frisch erläuterte zwar nicht, was er unter dem Oberteutschen verstand, es deutet jedoch einiges darauf hin, daß der von ihm als oberteutsch bezeichnete Sprachraum nicht nur das Alemannische, Oberrheinische, Schwäbische, Bairische und Österreichische, sondern auch die nordoberdeutschen und mitteldeutschen Mundarten umfaßte. So weist das am Ende der Aufzählung der oberteutschen Dialekte stehende ec darauf hin, daß zum Oberteutschen noch weitere Dialekte gehören. Vor allem aber spricht die Tatsache, daß Frisch unter dem Stichwort Teutsch in seinem Wörterbuch das Deutsche in das Ober- und Niederdeutsche zweiteilte, das Mitteldeutsche also nicht als eigenen Sprachraum ansetzte, für die Annahme, daß er die mitteldeutschen Mundarten zum Oberteutschen zählte.38 Der Grund dafür, daß er im Vorbericht nur die südlicheren Mundarten des oberdeutschen Sprachraumes ausdrücklich nannte, ist wohl, daß er schwerpunktmäßig Quellen
35 36 37 38
Vorbericht, in: Frisch, 1741, a.a.O. )(2. Kühn, Püschel, 1983, a.a.O. S. 1371. A.a.O. )(3v. Vgl. Teil 2, S. 370: die Teutsche Sprach, lingua Germanica, die Ober=Teutsche, lingua Germaniae superioris. die Nieder= Teutsche, lingua Germaniae inferioris.
47 dieser Mundarten, vor allem - wie er bemerkte - der alemannischen, auswertete, weniger jedoch Schriften des Nordoberdeutschen und Mitteldeutschen. Frisch betonte jedoch, daß er diese Wörter keinesfalls zum Zwecke der Bereicherung der Hochsprache seiner Zeit in das Wörterbuch aufgenommen habe 39 : £
Das ist aber keine Vermehrung der Worter unsrer Sprach zum jezigen Gebrauch, sondern sie sind als nun ungebräuchlich mit einem Sternlein gezeichnet, oder es ist sonst dabey be£
merkt, daß sie veraltet, und nur vor die, welche sie in alten Buchern finden, daß sie wissen, was sie bedeuten, und nicht eben in den Schuliibungen der Ubersetzungen aufeuwfrmen, oder sonsten einzuführen sind.40 Daran zeigt sich, daß auch Frisch sprachkritische Intentionen hatte: diese Wörter mußten durch ein diakritisches Zeichen oder durch verbale Zusätze deutlich vom gemeinsprachlichen Wortschatz abgesetzt werden.
39 40
Kühn/Püschel, 1983, a.a.O. S. 1371. Vorbericht, 1741, a.a.O. )(3v/)(4r.
48 5. Johann Christoph Adelung Johann Christoph Adelung wollte in seinem Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches Der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen aus den Jahren 1774 bis 1786 in erster Linie die hochdeutsche Mundart, wie er die deutsche Hochsprache nannte, kodifizieren: Dieses W&terbuch ist hauptsfchlich der Hochdeutschen Mundart gewidmet, welche seit zweyen Jahrhunderten an einigen deutschen H&en, vornehmlich aber in den Schriften, durch einen bloßen Zufall die herrschende geworden ist, und daher diese Aufmerksamkeit vor andern verdienet. 41
Diese bestimmte er in arealer Hinsicht als eine Form des Ostmitteldeutschen, als meißnische oder obersächsische Mundart42 oder als Sprachgebrauch der südlichen chursächsischen Lande43, und in sozialer Hinsicht als die Sprache des höhern Adels und des gehobenen Bürgertums, der obem Classeri14 oder der obem Stände45.46 Dabei ist zu beobachten, daß Adelung seine Auffassung von der hochdeutschen Mundart im Laufe der Auseinandersetzung mit seinen Gegnern verschärfte. 47 In der Vorrede zum ersten Band seines Wörterbuches aus dem Jahre 1774 nahm Adelung in der Frage der hochdeutschen Mundart noch eine recht offene Haltung ein. 48 Er setzte diese zwar bereits hier mit einer sozialschichtig gehobenen Form des Obersächsischen gleich, er räumte jedoch ein, daß sie durch Schriftsteller aller Mundarten verändert worden sei49: Allein im engern und gewöhnlichsten Verstände bezeichnet dieses Wort die meißnische oder obersfchsische Mundart, so fern sie seit der Reformation die Hofsprache der Gelehrsamkeit geworden ist, und durch die Schriftsteller aller Mundarten theils viele Erweiterungen, theils aber auch manche EinschrSnkungen erfahren hat. In diesem Verstände ist gegenwfrtiges Wörterbuch ein WÄterbuch der hochdeutschen Mundart.50
Damit gestand er zu, daß an der Herausbildung der deutschen Hochsprache auch andere Sprachlandschaften beteiligt sind. Wie noch zu sehen sein wird, trug Adelung dieser Tatsache auch in den weiteren Ausführungen der Vorrede mehrfach Rechnung.
41 42 43 44 45 46 47 48 49 50
Vorrede, in: Adelung, 1774, a.a.O. Bd. 1, S. VI. A.a.O. S. VI. Adelung, Johann Christoph, 1782,a.a.O. Bd. 1, S. LX. A.a.O. S. LX. Adelung, 1796, Bd. 2, a.a.O. Sp. 1223. Vgl. Püschel, 1982, a.a.O. S. 28; Henne, 1970, a.a.O., S. IV*. Vgl. Nerius, 1967, a.a.O. S. 64; Püschel, 1982, a.a.O. S. 29. Vgl. Nerius, 1967, a.a.O. S. 64; Püschel, 1982, a.a.O. S. 29/30; Müller, 1903, a.a.O. S. 6; Jellinek, 1913, a.a.O. S. 363/64. Nerius, 1967, a.a.O. S. 64; Müller, 1903, a.a.O. S. 6. Vorrede, a.a.O. S. VI.
49 D a das Schwergewicht hinsichtlich der funktionalen Bestimmung der Mundart,
hochdeutschen
wie aus obigen Zitaten ersichtlich wird, 1774 auf der geschriebenen, nicht je-
doch auf der gesprochenen Sprache lag 5 1 , halte ich es für wenig wahrscheinlich, daß Adelung d e n Ausdruck 'hochdeutsche Mundart'
als Bezeichnung für die Hochsprache
ursprünglich gewählt hatte, u m besonders auf die gesprochene Variante der Hochsprache aufmerksam zu m a c h e n . 5 2 Es ist wohl eher Jellineks These zuzustimmen, daß er sich bei der Wahl dieses Ausdrucks an einen traditionellen Sprachgebrauch gehalten hatte. 5 3 Sowohl an der Verwendung des Begriffes Mundart deren Gleichsetzung
mit d e m
Obersächsischen
für die Hochsprache als auch an entzündete
sich heftige
Kritik. 54
Adelung fühlte sich dadurch wohl in die Defensive gedrängt und genötigt, seinen Standpunkt in der Frage der hochdeutschen
Mundart immer unnachgiebiger zu behaup-
ten. In seinen Schriften aus den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts setzte er die sche Mundart
hochdeut-
völlig und ausschließlich mit d e m Sprachgebrauch der oberen Klassen
Obersachsens gleich. 5 5 Dieser galt fortan als alleiniges Kriterium der Sprachrichtigkeit 51
52 53 54
55
Zu Adelungs ungenügender Differenzierung zwischen den verschiedenen Existenzformen der Sprache vgl. Henne, 1968, a.a.O. S. 120/21: "Fehler Nr. 1: Adelung unterscheidet nicht scharf zwischen geschriebener und gesprochener Sprache, zwischen Sprechsprache und Schreibsprache. Fehler Nr. 2: Er differenziert deshalb auch nicht zwischen gehobener Umgangssprache in gesprochener und geschriebener Form, "Gesellschaftssprache" in seiner Terminologie, und Schriftsprache als der idealen Norm. Fehler Nr. 3: Er unterscheidet außerdem nicht zwischen der Sprache der Dichtung, also der Literatursprache, und der Schrift- und Hochsprache. Fehler Nr. 4: Er unterscheidet nicht - was die Kontroversliteratur im wesentlichen bemängelt - zwischen der gehobenen Umgangssprache und der Literatursprache." Diese Meinung vertreten Müller, 1903, a.a.O. S. 5 und von Polenz, 1978, a.a.O. S. 113; auch Kühn/Püschel, 1990, a.a.O. S. 2055 übersetzen den Ausdruck hochdeutsche Mundart als "gehobene Sprechsprache". Jellinek, 1913, a.a.O. S. 363; auch Schottelius (vgl. 1.1.) und Gottsched hatten den Ausdruck hochdeutsche Mundart als Bezeichnung für die Hochsprache verwendet. Vgl. z. B. Rüdiger, J. C. C., 1783, a.a.O. S. 21/22: So ist nun jetzt unstreitig das Hochteutsche die überall geltende Buchersprache Teuschlands, und fitr diese ist die Benennung einer Mundart unschicklich und entehrend. Noch kein anderes Volk hat je seine ßSchersprache so genannt und noch kein Sprachlehrer hat, soviel ich weiß, das Hochteutsche so herabgewürdigt. Herr Adelung ist der erste und es machte mir eine wiedrige Empfindung, daß er sein vortreffliches Wörterbuch von einer Mundart benannte. Seine Theorie giebt zwar den Schlüssel dazu, weil er das Hochteutsche von der obersSchsischen Mundart herleitet und damit ftfr einerley hSlt. [...] Das Hochteutsche mag entstanden seyn wie und woraus es will. Nach dem Besitzstand ist es jetzt in ganz Teutschland in Schriften und dem feinem Umgange gfiltig. Folglich ist es Sprache und nicht Mundart, /.../; ebd. S. 54/55: Wie kann denn nun Hochteutsch und Obersachsisch einerley seyn, und wie kann man jene Sprache mit dem Namen dieser Mundart belegen, ohne sie zu entehren? Herr Adelung sucht sich vergebens mit einer feinen Unterscheidung aus dem Widerspruch zu helfen. Er meint, das Hochteutsche sey nicht die Sprache des gemeinen Volkes in Obersachsen und Meißen, sondern das üblichste und allgemeinste der obem Classen. Aber welch eine überfeine sich selbst widerlegende Unterscheidung? Die guten Schriftsteller und oberen Classen der feinen Welt haben eigentlich nirgends die Sprache der Provinz oder die Mundart. In allen Provinzen Teutschlands gebrauchen sie das Hochteutsche, und so konnte man wieder auf die Weise den Sitz des Hochteutschen nach Belieben in jeder Provinz annehmen [...]. Nerius, 1967, a.a.O. S. 64; vgl. Adelung, 1782, a.a.O. S. LIX/LX: Was also gut und richtig Hochdeutsch ist, kann so wenig aus allgemeinen Grundsätzen, als aus den befolgten Analogien einer andern Mundart
50 und -reinheit. 56 In funktionaler Hinsicht bestimmte die hochdeutsche Mundart nun in erster Linie gesprochene Sprache des gesellschaftlichen Umganges51. Schriftstellern anderer Sprachlandschaften wurde keinerlei Recht auf Mitbestimmung des
hochdeutschen
Sprachgebrauchs mehr zuerkannt. 58 Adelung wollte in seinem Wörterbuch aber auch den Reichtum der deutschen Sprache aufzeigen: Es wate schon eine große Erleichterung gewesen, wenn ich auch nur den nSthigen Vorrath von Wortern bey meinen Vorgangern angetroffen hftte. Allein, da sich diese nur auf die B§chersprache ihrer Zeit eingeschrahket, und auch diese nicht einmal erschöpfet haben, ungeachtet sie nur den kleinsten Theil des großen Reichthumes unserer Sprache ausmacht, so sähe ich mich in die sehr unangenehme und abschreckende Notwendigkeit versetzet, die Worter aus tausend Schriften allerley Art, aus den verschiedenen Lebensarten und dem taglichen Umgange selbst aufzusuchen, um den Reichthum unserer Sprache auf eine vollständigere Art darzustellen, als bisher geschehen ist."59 Dies bedeutete, daß er auch das Wortgut anderer Gebrauchsdimensionen, unter anderem räumlicher, berücksichtigen mußte. Als erster der in dieser Arbeit behandelten Lexikographen äußerte sich Adelung ausführlich über die Gründe für die Aufnahme mundartlicher Einheiten. So ist der Vorrede zum einen zu entnehmen, daß Adelung ober- und niederdeutsche Ausdrucksvarianten hochsprachlicher Wörter in seinem Wörterbuch verzeichnete, um seine These zu beweisen, daß die hochdeutsche Mundart ein durch das Niederdeutsche gemildertes Oberdeutsch ist. 60
bestimmt werden, weil sonst aller Unterschied unter Sprachen und Mundarten außören müßte; sondern allein aus dem Hochdeutschen Sprachgebrauche, d.i. aus dem Sprachgebrauche der südlichen Chursächsischen Lande, welche das Vaterland der Hochdeutschen Mundart sind, wo sie (verstehet sich von selbst unter den obem Classen,) noch so rein gesprochen wird, als sie von den besten Schriftstellern nur ge-
schrieben werden kann. Magazin für die Deutsche Sprache, 1783, Ersten Jahrganges viertes Stück, a.a.O. I. Bd., 4. Stück, S. 83: Unser gegenwärtiges Hochdeutsch, d.i. diejenige Mundart, deren sich alle Deutsche Schriftsteller von Geschmack in ihren Schriften bedienen, ist nichts anders, als die gewöhnliche Gesellschaftssprache Obersachsens in den obem Classen, welche von hier zu den Schriftstellern ausgegangen ist [...].
56
Nerius, 1967, a.a.O. S. 64/65; vgl. auch Zitate Anm. 55 sowie Magazin für die Deutsche Sprache, 1782, Ersten Jahrganges Drittes Stück a.a.O. S. 47: [...] daß unsere Deutsche Schriftsprache nicht unter den Schriftstellern allein lebt, sondern die gewöhnliche Mundart Obersachsens, und zwar in den obem Classen in ihrer größten Feinheit und Reinigkeit ist, und erst von hierzu den Schriftstellern ausgegangen ist.
57 58
Adelung, 1782, a.a.O. Bd. 1, S. 83; vgl. auch Zitate Anm. 55. Jellinek, 1913, a.a.O. S. 363 bemerkte, daß Adelung der Name hochdeutsche Mundart nun "als terminologischer Ausdruck seiner Überzeugungen willkommen war". Nerius, 1967, a.a.O. S. 65; vgl. Magazin für die Deutsche Sprache, 1782, Ersten Jahrganges erstes Stück a.a.O. S. 30/31: Es ist daher noch etwas mehr als sonderbar, wenn Schriftsteller aus den Provinzen den Hochdeutschen Sprachgebrauch, welchen sie oft nicht anders als äußerst unvollkommen kennen, oder was gut Hochdeutsch ist, oder nicht, bestimmen wollen.
59 60
Vorrede, 1774, a.a.O. S. V/VI. Püschel, 1982, a.a.O. S. 32.
51 sten in das ursprünglich von Wenden besiedelte Obersachsen mitgebracht hatten, und die durch Einwirkung der Sprache der Wenden verändert worden war. 61 Da die fränkische und thüringische Mundart auf der Grenze zwischen dem Ober- und Niederdeutschen liegen, nahm Adelung an, daß beyde Mundarten [die ober- und niederdeutsche] in derselben zusammenfließen, oder vielmehr, daß eine durch die andere gemildert worden; doch so, daß die frankische sich mehr der oberdeutschen, die thüringische aber, besonders in den nordlichen Gegenden, sich mehr der niederdeutschen Mundart nShert62. Aus dieser Perspektive mußte nach seiner Ansicht auch die hochdeutsche Mundart betrachtet werden, die von der fränkischen abstammte. Wie er in seinem Wörterbuch belegen wollte, korrespondierte ihre areale Mittellage mit einer sprachlichen Mittellage 63 : Sie [die hochdeutsche Mundart] halt das Mittel zwischen der stolzen, rauhen, weitschweifi0 6 gen, mit lauter eingebildeten Nachdrucken überladenen Sprache des hauchenden und zisehenden Oberdeutschen, und der gar zu weichen, schlüpfrigen und kurzen Sprache des g
Niederdeutschen. Was der achte Oberdeutsche trochchen, Zohl, zeuchen, räumen, Arbeißen, Hous, huaten u.s.f. spricht, heißt bey dem Hochdeutschen trocken, Zoll, ziehen, räumen, Erbsen, Haus, hüten, und bey dem Niedersachsen drSge, Toll, tehen, rumen, Arften oder Arten, Hus, hoden. Man nehme noch dazu die langen und ohne Noth mehrmals zusammen gesetzten Wörter, die HSufung der Partikeln, kurz die Begierde mit vielen Buch€
Stäben, Sylben und Wortern im Grunde wenig zu sagen, von welchem allen die niederdeutsche Mundart das Gegentheil ist, so wird man finden, daß auch hier der Hochdeutsche mit seiner Sprache die Mittelstraße gehet. Seine Sprache ist nichts anders, als eine durch das Niederdeutsche gemilderte oberdeutsche Mundart. Beweise kommen in dem folgenden W&terbuche zu tausenden vor. 64 Die hochdeutsche Mundart war für ihn eigentlich - von ihrer geschichtlichen Entwicklung her betrachtet - eine Vermischung5 der ober- und niederdeutschen Mundart. Auch damit trug er der Tatsache in gewisser Weise Rechnung, daß an der Herausbildung der deutschen Hochsprache mehrere Sprachlandschaften beteiligt sind. 66 61 62 63 64 65 66
A.a.O. S. IX; vgl. auch Jellinek, 1913, a.a.O. S. 3 . A.a.O. S. IX. Püschel, 1982, a.a.O. S. 32-34; Kühn, Püschel, 1983, a.a.O. S. 1374/75. Vorrede, 1774, a.a.O. S. IX. Vorrede, 1774, a.a.O. S. XIV. Von der These, daß in der hochdeutschen Mundart ursprünglich das Ober- und Niederdeutsche zusammenflössen, rückte Adelung auch später - nach Verschärfung seiner Auffassung von der hochdeutschen Mundart - nie ab. Vgl. z.B. Umständliches Lehrgebäude, 1782, Bd.2, a.a.O. S. 682: [...] allein das Hochdeutsche lernen beyde [Ober- und Niederdeutsche] sehr bald und ohne viele Mühe verstehen, weil es gewisser Mafien aus beyden zusammengesetzt ist, und das Übertriebene in beyden gleich sehr mildert. Im Magazin für die Deutsche Sprache 2, 2, S. 33 Anm. 15 entwickelte Adelung sogar die Vorstellung, daß die hochdeutsche Mundart durch eine Aushebung des Besten und Allgemeinsten aus den Mundarten entstanden sei - ein Gedanke, den er an anderen Stellen (z.B. Umständliches Lehrgebäude, 1782, a.a.O. 1, S. LVII/LVIII) strikt zurückgewiesen hatte: In unserer heutigen Schriftsprache sind die Ober= und Niederdeutsche Mundart zusammen geflossen, [...]. Daß diese Zusammenschmelzung wenigstens schon von dem 13ten Jahrhunderte an geschehen, ist jetzt auch gewiß, allein wie sie geschehen, ist schwer
52 Zum anderen geht aus der Vorrede hervor, daß er landschaftliche Wörter zur "kommunikativ buchte.
notwendigen
Wortschatzbereicherung"67
der
hochdeutschen
Mundart
68
Auch wenn diese aufgrund ihrer Mittelstellung einen unstreitigen Vorzug vor ihren Schwestern [dem Ober- und Niederdeutschen]" 69 genoß, so hatte sie doch auch einige Mängel. Unter anderem wurde sie in bezug auf den Ausbau des Wortschatzes von der £
oberdeutschen Mundart weit übertroffen. Da diese viele Jahrhunderte eine blühende und durch K&nste und Wissenschaften ausgebildete Sprache gewesen [ist], als sie [die hochdeutsche Mundart] noch die Mundart eines kleinen unbedeutenden
Volkes war, welches wenig
Bedurfnisse, folglich auch wenig Begriffe, Worter und Verbindungen hatte70, besaß sie einen reich entwickelten Wortschatz, der die Erfüllung vieler kommunikativer Anforderungen ermöglichte, die nun an die hochdeutsche Mundart gestellt wurden. Solchen Anforderungen konnte deren Wortschatz jedoch nicht genügen, da er - verglichen mit dem der oberdeutschen Mundart - arm an Wörtern und an Wortbedeutungen war 71 : Aus dieser Jugend fließet, 3. ihre Armuth. Sie ist arm an Wortern, arm an Bedeutungen der vorhandenen Worter, arm an Wortfügungen, Beugungen und Verbindungen, einen Begriff nach allen seinen Schattierungen geschickt auszudrucken; alles, weil sie ein bloßes Fragment der oberdeutschen Mundart ist, von welcher sie in diesen StScken sehr weit Sbertroffen wird. Ihre Armuth an Wortern ward vornehmlich zu der Zeit merklich, als man anfieng, die £ £ Künste und Wissenschaften in derselben vorzutragen. Der Mangel an Ausdrucken machte, daß man damals die meisten Kunstworter nicht anders, als durch Hülfe fremder Sprachen ausdrucken konnte, [...]; Kunstwörter, für welche die oberdeutsche Mundart schon viele Jahrhunderte die geschicktesten Benennungen gehabt hatte. Aber auch alsdann, wenn die hochdeutsche Mundart keinen Mangel an Wortern hat, die Sache selbst auszudrucken, so fehlt es ihr doch nur gar zu oft an Ausdrucken, eine und eben dieselbe Sache nach allen Schattierungen, welche das Verhfltniß des Redenden, oder die Wichtigkeit der Sache erfordert, zu bezeichnen. Die oberdeutsche Mundart ist Sberaus reich an dergleichen Wortern. [...] Eine andere Art der Armuth der hochdeutschen Mundart betrifft die Bedeutungen der Worter. Da sie ein bloßes Fragment der oberdeutschen ist, so sind viele Bedeutungen durch
67 68 69 70 71
zu bestimmen. So viel siehet man wohl, wenn man dem Gange der Meißnischen Mundart in den obem Classen von ihrem Entstehen an nachspüret, daß sie sehr langsam geschehen, und zwar mit Aushebung des allgemeinsten, anständigsten, schicklichsten und würdigsten, mit Weglassung alles dessen, was ein provinzielles Ansehen hatte, d.i. den Geist und Ausdruck des niedrigen Volkes in der und jenen Provinz athmete [...]; kurz darauf sprach er von der ausgehobenen Schriftsprache. Vgl. auch Buch Ueber den Deutschen Styl, Erster Theil, 1785, S. 50ff. In einigen Schriften (Umständliches Lehrgebäude, 1782, Bd. 1, S. 81; Magazin für die Deutsche Sprache 1, 1, S. 19) stellte Adelung zusätzlich einen Zusammenhang mit der alten Schriftsprache her: danach war die hochdeutsche Mundart eine durch das Obersächsische verfeinerte alte oberdeutsche Mundart, also wiederum eine Mischsprache. Bergmann, Wittkowski, 1984, a.a.O. S. 239. Püschel, 1982, a.a.O. S. 34-36; Kühn/Püschel, 1983, a.a.O. S. 1375. Vorrede, 1774, a.a.O. S. X. A.a.O. S. X. Püschel, 1982, a.a.O. S. 36.
53 einen bloßen Zufall, durch unterlassenen Gebrauch veraltet, die in der oberdeutschen gange und gebe sind. 72
Wegen dieser Armut waren hochdeutsche Hofe und Kanzelleyen alsdann genothiget [...], ihre Zuflucht zu der oberdeutschen Mundart zu nehmen73. Aus der Tatsache, daß Adelung diejenigen, die über solche Anleihen spotteten, als kurzsichtige Pedanten74 bezeichnete, und Unverständnis über jenen hochdeutschen Sprachlehrer äußerte, der über Wortbedeutungen lachte, die seine Mundart aus Nachlaßigkeit und Unwissenheit hat veralten lassen75, kann man schließen, daß er die Übernahme oberdeutscher Wörter und Wortbedeutungen in die hochdeutsche Mundart befürwortete. Das Faktum, daß Adelung bereits im Titel des Wörterbuches von der hochdeutschen Mundart einerseits und den übrigen Mundarten andererseits sprach, weist darauf hin, daß er den Ausdruck Mundart für verschiedenartige Varietäten gebrauchte, die eine unterschiedliche kommunikative Funktion und Reichweite aufweisen. 76 Untersucht man die Ausführungen zum Lemma Mundart (Bd. 3, Sp. 608/9), so kann man feststellen, daß er den Begriff nicht genau bestimmte. Er definierte Mundarten zwar hauptsächlich als "regional begrenzte Varietäten mit beschränkter kommunikativer Funktion"77, nämlich als die besondere Art zu reden, wodurch sich die Einwohner einer Gegend von den Einwohnern anderer Gegenden unterscheiden, die Abweichungen einzeler Gegenden in der gemeinschaftlichen Sprache; wohin also nicht nur die Abweichungen in der Aussprache, sondern auch in der Bildung, der Bedeutung und dem Gebrauche der Wörter gehöret; mit einem griechischen Kunstworte der Dialekt.
Er bemerkte aber, daß der Begriff auch als Bezeichnung für die Gemeinsprache verwendet werden könne; er rechtfertigte diese Verwendungsweise, indem er sich auf das Arbitraritätsprinzip und die Konvention bezog78: Auf der andern Seite kann man auch mehrere dem Anscheine nach verschiedene Sprachen als bloße Mundarten ansehen, je nachdem der Begriff ist, welchen man mit dem Worte Sprache und Hauptsprache verbindet. Freylich ist der Ausdruck Mundart, wie schon Frisch erinnert, nicht so bequem als Sprechart, weil das Wort Mund für Sprache nicht üblich ist; indessen ist es allgemein, und wenn nur der Begriff bestimmt und bekannt ist, welchen man mit einem Worte verbindet, so mag es übrigens mit dem letztern seyn wie es will.
72 73 74 75 76 77 78
Vorrede, 1774, a.a.O. X/XI. A.a.O. S. XI. A.a.O. S. XI. A.a.O. S. XI. Püschel, 1982, a.a.O. S. 31. A.a.O. S. 31. A.a.O. S. 31.
54 Probleme bereitet die unscharfe Begriffsbestimmung immer dann, wenn von der oberdeutschen Mundart oder dem Oberdeutschen die Rede ist. Wie Püschel bereits herausarbeitete, verstand Adelung darunter nämlich sowohl die ober- und mitteldeutschen mundartlichen Varietäten im areallinguisitischen Sinne79 als auch jene sozialschichtig gehobene Varietät, deren Geltungsgebiet zwar wohl ebenfalls auf den ober- und mitteldeutschen Sprachraum beschränkt war, die seiner Meinung nach jedoch bis zur Reformation die herrschende Hof= und Buchersprache80 war und eine "Vor- oder Durchgangsstufe in der Entwicklung der deutschen Standardsprache"81 darstellte. Da Adelung die oberdeutsche Mundart im obigen Falle eine durch Künste und Wissenschaften ausgebildete Sprache nannte, welche lange Zeit die Muttersprache eines ginnenden und machtigen Hofes gewesen ist82, und ihren Reichtum an erhabenen Ausdrucken und Wortfügungen83 rühmte, ist die Annahme wohl berechtigt, daß er hauptsächlich an eine Bereicherung der hochdeutschen Mundart durch Wörter und Wortbedeutungen jener Varietät dachte, die er ihrer Funktion nach als Vorgängerin der hochdeutschen Mundart betrachtete. Ein weiterer Grund für die Aufnahme mundartlichen Wortgutes war die Erhellung der hochdeutschen Mundart84 Da Adelung diese, wie bereits erwähnt wurde, als eine Vermischung der ober= und niederdeutschen [Mundart], oder vielmehr nur [als] ein Fragment von beyden85 betrach£
tete, war es seiner Meinung nach nicht möglich, jene grundlich zu beurtheilen, ohne bestandig ein Auge auf diese zu haben86; eine besondere Bedeutung maß er dabei der oberdeutschen Mundart zu. Daraus erklärt sich der Hinweis im Titel des Wörterbuches, es sei £
£
mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen verfaßt.87 Bei dieser Vergleichung ging es um die Klärung von Fragen der Orthographie und Grammatik sowie um die Festlegung von Bedeutungen88: 79 80
81
82 83 84 85 86 87 88
Adelung teilte das Deutsche in zwei Hauptmundarten, das Ober- und Niederdeutsche (vgl. Vorrede, 1774, a.a.O. S. VI). Das Mitteldeutsche rechnete er dabei dem Oberdeutschen zu. Nach Auffassung Adelungs (Vorrede, 1774, a.a.O. S. VIII) war von den Mundarten zu allen iZeiten eine die herrschende [...], nachdem die Kaiser aus dieser oder jener Provinz geb&rtig waren, oder auch, nachdem die xSnsle und Wissenschaften in einem Theile Deutschlandes mehr bluheten, als in dem andern. Bis zu den Zeiten der Reformation war die oberdeutsche Mundart die herrschende Hof= und ßSchersprache. Püschel, 1982, a.a.O. S. 31/32; Püschel deutet die Vorstellung Adelungs von einer Varietät, die vor der hochdeutschen Mundart als Hochsprache fungierte, als "Reflex der Wiener Kanzleisprache und des "Gemeinen Deutsch" in Süddeutschland". Vorrede, 1774, a.a.O. S. X/XI. A.a.O. S. XI. Püschel, 1982, a.a.O. S. 34-36; Kühn/Püschel, 1983, a.a.O. S. Vorrede, 1774, a.a.O. S. XIII/XIV. A.a.O. S. XIV. Vgl. Püschel, 1982, a.a.O. S. 35. Püschel, 1982, a.a.O. S. 35; Kühn/Püschel, 1983, a.a.O. S. 1376.
55 Desto häufiger habe ich die im Hochdeutschen veralteten Worter sowohl, als die provinziellen zur Aufklarung der hochdeutschen gebraucht. [...] Man wird es an unzfhligen Orten des Wörterbuches selbst finden, wie vieles Licht die Rechtschreibung, Bedeutung und Wortfügung der hochdeutschen Worter aus diesen Mundarten erhalt.89
Das Ziel dieser Vergleichung war also die Bestimmung der Sprachrichtigkeit. Wichtig ist, daß Adelung dabei nicht normativ vorging, das heißt, seine Entscheidungen darüber, was richtig und was falsch ist, nicht nach einmal gesetzten Regeln richtete, sondern sich an das Prinzip hielt 90 : Es ist bisher in der deutschen Sprache nur zu viel entschieden worden; es ist Zeit, daß man einmal anfange, zu prüfen und zu untersuchen.91
Unter der Vergleichung verstand Adelung genau das Prüfen und Untersuchen, das seiner Meinung nach ohne Berücksichtigung der Mundarten nicht möglich war. 92 Daß Adelung landschaftliches Wortgut zum Zwecke der Bereicherung und der Erhellung der hochdeutschen Mundart heranzog, zeigt, daß er sich der Bedeutung der Mundarten für die Hochsprache durchaus bewußt war. Auch damit gestand er indirekt zu, daß die deutsche Hochsprache nicht mit der Sprache einer Provinz, nämlich Obersachsens, identisch ist, sondern daß ihre Herausbildung unter Beteiligung mehrerer Sprachlandschaften erfolgte. 93 Ferner wurden mundartliche Wörter gebucht, weil sie in Schriften vorkamen und daher erläutert werden mußten. 94 Dabei zielte er vor allem auf die Kunstwörter ab, das heißt, auf Wörter, die sich durch einen regional begrenzten fach- bzw. gruppenspezifischen Gebrauch auszeichneten und in hochdeutschen Schriften anzutreffen waren: Besonders habe ich mir angelegen seyn lassen, die Kunstworter aus allen Lebensarten, sten und Wissenschaften zu sammeln, weil viele derselben selbst eingebohrnen Deutschen unverstfndlich£ und fremd sind. Unter die Kunstwörter rechne ich auch die Namen aller besondern Gebrauche, Rechte, obrigkeitlichen Aemter u.s.f. wenn sie gleich nur in dieser oder jenen Provinz allein üblich sind, weil sie doch in hochdeutschen Buchern mehrmals vorkommen, und von keinem Hochdeutschen vermieden werden kSnnen, wenn er von diesen oder jenen Dingen reden oder schreiben muß.9^
Außerdem wollte er solche mundartliche Wörter berücksichtigen, die in älteren, aber noch täglich gelesenen Schriften begegneten: Allein, da verschiedene ältere Schriften noch tiglich gelesen werden, so habe ich auch die in c c denselben vorkommenden veralteten oder provinziellen Worter, Bedeutungen und Wortfu89 90 91 92 93 94 95
Vorrede, 1774, a.a.O. S. XIII/XIV. Püschel, 1982, a.a.O. S. 35/36. Vorrede, 1774, a.a.O. S. XIII. Püschel, 1982, a.a.O. S. 36. A.a.O. S. 36/39. A.a.O. S. 41/42; Kühn/Püschel, 1983, a.a.O. S. 1376. Vorrede, 1774, a.a.O. S. XIII.
56 gungen mit aufgefuhret, sollte es auch nur geschehen seyn, um den unkundigen oder auslandischen Leser zu warnen. Dahin gehören die veralteten oder provinziellen Worter, welche in Lutheri Uebersetzung der heiligen Schrift, in Opitzens, Logaus, Flemmings und anderer schlesischen Dichter Schriften vorkommen.96
Im letzten Zitat klingt ein weiteres Motiv für die Aufnahme mundartlicher Wörter in das Wörterbuch an: echte Provinzialismen, das heißt, Wörter, die in ihrem Gebrauch auf untere Bevölkerungsschichten eines Ortes oder einer Gegend beschränkt waren bzw. sind, wurden zu antibarbaristischen Zwecken verzeichnet; sie wurden gebucht, um vor ihrem Gebrauch in der hochsprachlichen Kommunikation zu warnen. Sie sollten aus der Hochsprache ausgeschlossen werden oder anders ausgedrückt: sie sollten die hochdeutsche Mundart ab- und eingrenzen. 97 Adelung war damit der erste Lexikograph, der in der Vorrede zu seinem Wörterbuch darauf hinwies, daß er mundartliche Einheiten unterschiedlicher sozialer Höhenlage zu unterschiedlichen Zwecken in seinem Wörterbuch verzeichnete. Schließlich deutete Adelung noch ah, zu hochdeutschen Wörtern mundartliche Synonyme angeführt zu haben, um den Reichtum und die Differenziertheit des mundartlichen Wortschatzes aufzuzeigen 98 : Ueberdieß habe ich gesucht, bey jedem hochdeutschen Worte dessen Synonima aus den 5brigen Mundarten beyzufugen, wenn sie anders Ausdrucke haben, die von den übrigen verschieden sind.99
Er bedauerte, daß ihm dies nicht im gewünschten Maße möglich war: Ist solches nicht allenthalben geschehen, so rShret solches daher, weil die Mundarten, besonders die oberdeutschen, noch so sehr unbekannt sind, und wir noch von keiner derselben ein so schönes Worterbuch haben, als das Bremisch = Niederslchsische in seiner Art ist. 100
A.a.O. S. XIV. Püschel, 1982, a.a.O. S. 39/40; Kühn/Püschel, 1983, a.a.O. S. 1376; ausführlicher ring Adelung auf die Abgrenzungsproblematik nur in bezug auf die niedrigen, die ganz pöbelhaften Wärter ein, die nicht in das Wörterbuch aufgenommen werden sollten: Die ganz pöbelhafte [Sprechart] ist tief unter dem Horizonte des Sprachforschers, daher man sie hier nicht suchen darf, außer wenn einige besondere Umstünde eine Ausnahme nSthig machten. (Vorrede, 1774, a.a.O. S. XIV). 98 Püschel, 1982, a.a.O. S. 42/43; Kühn/Püschel, 1983, a.a.O. S. 99 Vorrede, 1774, a.a.O. S. XIV. 100 A.a.O. S. XIV.
% 97
III. Die Berücksichtigung der Mundarten in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts: analytischer Teil
1.
Kaspar Stieler
Die Untersuchung der in Kaspar Stielers Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz aus dem Jahre 1691 in der Wörterbuchstrecke L bis P verzeichneten landschaftlichen Wörter, phonologischen, wortbildungsmorphologischen Varianten und Bedeutungen führt zu folgenden Hypothesen, die in der anschließenden Darstellung bewiesen werden sollen: 1) Stieler verfolgte in erster Linie normative Ziele, indem er die in ganz Deutschland gültige Sprache in Abgrenzung von den Regionalsprachen in seinem Wörterbuch kodifizieren wollte. Dabei hatte er noch große Schwierigkeiten, die hochsprachlichen Wörter, Lautungen, Formen und Bedeutungen von den landschaftlichen abzugrenzen. Sein Wörterbuch ist daher ein Zeugnis dafür, wie stark die deutsche Sprache auf allen behandelten sprachlichen Ebenen gegen Ende des 17. Jahrhunderts noch in regionalen Unterschieden verhaftet war. 2) Er zielte aber auch auf eine möglichst umfassende und differenzierte Erfassung der deutschen Sprache, einschließlich der Mundarten, ab. Dabei ging es ihm nicht nur um landschaftliche Wörter, sondern auch um landschaftliche Lautungen, Formen und Bedeutungen hochsprachlicher Wörter. Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs stellt daher den ersten Versuch eines "gesamtsprachbezogenen" Wörterbuches dar.
1.1. Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen mit diatopischer Markierung Wie aus der Materialdokumentation (Teil IV) ersichtlich wird, ist nur ein kleiner Teil der in der Wörterbuchstrecke L bis P verzeichneten landschaftlichen Wörter, Laut- und Wortbildungsvarianten und Bedeutungen diatopisch markiert. Diese sind zum Teil bestimmten Sprachräumen zugeordnet, zum Teil nur allgemein als landschaftlich charakterisiert. Im folgenden soll nun untersucht werden, inwieweit die Angaben zur arealen Verteilung zutreffen bzw. welche geographische Verbreitung die nur allgemein als landschaftlich bezeichneten Einheiten aufweisen. Dies wird Aufschluß darüber geben, wel-
58 che Sprachlandschaften bzw. Sprachlandschaftskombinationen es sind, deren sprachliche Einheiten Stieler auf den einzelnen Ebenen bewußt berücksichtigte. I.1.1.
Wörter
Von den insgesamt 144 (145) in der Wörterbuchstrecke L bis P lemmatisierten landschaftlichen Wörtern sind nur 12 als solche gekennzeichnet, nämlich (in der runden Klammer wird - auch im folgenden - immer die Nummer des jeweiligen Wortes in der Materialliste in Teil IV angegeben) Lobbe (1), Laken (13), laet (32), laustem (39), lugen (101)1, Mag (124)2, Mod/Mott (237), muffeln (255), praten (368)3, Pütt (376)4, Flabbe (378), gnauen (394). Von diesen sind Labbe, Mag und Pütt dem Niedersächsischen (jar.) zugeordnet. Laken und praten wies Stieler dem Niederländischen (belg.) zu, das er, auch wenn er sich in seinen theoretischen Schriften widersprüchlich über dessen Status geäußert hatte (vgl. II.l.), in seiner lexikographischen Praxis durchgehend als Mundart des Deutschen behandelte. Bei laet handelte es sich nach seiner Auffassung um ein im Niedersächsischen und Niederländischen gebräuchliches Wort. Für lugen gab er die Verbreitung in Sveviä, Bavariä, Helvetiä & alibi an. Die übrigen Wörter sind mit der unspezifischen Markierung aliä dialectö versehen. Wie die Überprüfung der Wörter in den Mundartwörterbüchern ergab, sind Stielers Angaben zur geographischen Verbreitung nur im Falle von Pütt und lugen richtig: Pütt ist ausschließlich im Niederdeutschen bezeugt; lugen begegnet im gesamten oberdeutschen Sprachraum, also auch in Schwaben, Bayern und der Schweiz, und - wie er unbestimmt formulierte - anderswo, nämlich verbreitet im Mitteldeutschen. Die übrigen Zuordnungen erwiesen sich als nicht vollständig bzw. als nicht ganz zutreffend. So ist Mag zwar verbreitet im Niederdeutschen belegt, das Wort war bzw. ist aber auch im gesamten ober- und vereinzelt im westmitteldeutschen Sprachraum in Gebrauch. Labbe konnte zwar vereinzelt im Niederdeutschen nachgewiesen werden, das Wort war bzw. ist jedoch schwerpunktmäßig im mitteldeutschen Sprachraum verbreitet. Laken und praten kamen bzw. kommen zwar im Niederländischen vor, Laken findet sich aber überdies verstreut im mittel- sowie im gesamten niederdeutschen Sprachraum und praten vereinzelt im westmittel- und verstreut im niederdeutschen Sprachraum. Laet ist nur verbreitet im Niederdeutschen, nicht jedoch im Niederländischen nachweisbar.
1 2 3 4
Dieses Wort charakterisierte Stieler zusätzlich als 'sehr alt'. Vgl. Anm. 1. Vgl. Anm. 1. Vgl. Anm. 1.
59
Die nur allgemein als landschaftlich charakterisierten Wörter weisen folgende areale Verteilung auf: laustem: gesamtobd./verbreitet md./verbreitet nd. Mod/Mott: verstreut obd./verstreut md./verbreitet nd. müffeln: gesamtobd./verbreitet md./verbreitet nd. Flabbe: verstreut md./gesamtnd. gnauen: vereinzelt nd. [Von diesen Wörtern sind Labbe und Pütt in den Mundarten nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; für die übrigen Wörter bieten folgende Mundartwörterbücher u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Laken: Mecklenb.(17. u. 18. Jh.) laet: Mecklenb., Br.-Berl.(18. Jh.) laustem: Schweiz., Bair., Eis., Schles.(17. Jh.); Schwäb.(17. u. 18. Jh.); Thür., Schlesw.-Holst. (18. Jh.) lugen: Schweiz., Schles.(17. Jh.) Mag: Bair.(17. Jh.); Schweiz.(17. u. 18. Jh.) Mod/Mott: Osächs.(17. Jh.); Mecklenb.(18. Jh.) müffeln: Schwäb.(17. Jh.); Schweiz.(17. u. 18. Jh.); Schles.(18. Jh.) praten: Mecklenb.(17. u. 18. Jh.) Flabbe: Mecklenb., Br.-Berl.(18. Jh.) ptauen: Br.-Berl.(18. Jh.)]
Allgemein als landschaftlich (aliä dialectö) qualifiziert sind ferner die heute als standardsprachlich geltenden Wörter Flanke (1, 1070)5, locker (1, 1101)6, mürbe (2, 1291/92)7; Mangel(2, 1228/29)8 und nuckeln (1, 1184)9. Als niederländisch und niedersächsisch eingestuft ist schließlich noch das heute ebenfalls zur Standardsprache zählende Verb prickeln (2,1479)10.
1.1.2.
Phonologische Varianten
Von den in der Wörterbuchstrecke L bis P in der Position des Lemmas angeführten landschaftlichen phonologischen Varianten hochsprachlicher Wörter weisen folgende eine diatopische Markierung auf:
5
6 7 8 9 10
Die Angabe in der Klammer bezieht sich auf die Stelle, an der das Wort in Stielers 'Stammbaum' gebucht ist; Lank/die/pl. Lunken/ qvod tarnen aliä dialectó Flanken dicitur, vgl. Duden 2, 855; Wahrig 2, rri. Luck/ & Luck/ & aliä dialectó Locker, vgl. Duden 4,1692; Wahrig 4,508/9. Mors/&MUTS/aliä dialectó Mehr/& Mürbe-, vgl. Duden 4,1831; Wahrig 4,746. Vgl. Duden 4,1729; Wahrig 4,575. Lulk/lulken/gelulket/& aliä dialectó Nulken/Nolken/& Nukelen; vgl. Duden 4,1900; Wahrig 4,870. Vgl. Duden 5,2041; Wahrig 4,870.
60 laeten 'lassen' (2), Leer 'Leder' (16), lopen 'laufen' (40), Malen 'Milbe' (55), mehr 'mürbe' (68), Merch 'Mähre' (72), Naber 'Nachbar' (104), Nachbauer 'Nachbar' (105), not 'naß' (111), Nefel (115), nibeln 'nebeln' (119), Ovel 'Übel' (133), Pal 'Pfahl' (135), Pape 'Pfaffe' (136), Pfacht 'Pacht' (145), pflistern (152), Pfute 'Pfote' (156), pipen (158), Punt (175), Befelch (\11), fispern (178), Wonde 'Wunde' (184), Wonder 'Wunder' (185). Von diesen sind laeten, lopen, Naber, not, Nefel, Pal, pipen und Punt als niedersächsisch (sar.) qualifiziert. Leer, Ovel, Pape, Wonde und Wonder hielt Stieler für niederländische (belg.) Ausdrucksvarianten. Malen und Pfute wies er dem Thüringischen zu. Die anderen Lautvarianten sind nur allgemein als landschaftlich (aliä dialectö) bewertet. Überprüft man diese phonologischen Varianten in den Mundartwörterbüchern, so kann man feststellen, daß die Angabe der geographischen Verbreitung im Falle von lopen, Naber, Nefel, pipen, laeten und nat zutreffend ist: alle Lautvarianten kamen bzw. kommen ausschließlich im Niederdeutschen vor. Das Verbreitungsgebiet der übrigen Lautungen bestimmte Stieler jedoch nicht vollständig bzw. nicht ganz richtig. So sind Pal und Punt zwar verbreitet im Niederdeutschen belegt, das Verwendungsgebiet dieser beiden Lautvarianten war bzw. ist jedoch nicht auf diesen Sprachraum beschränkt: Pal ist überdies verstreut im Mitteldeutschen und Punt vereinzelt im Ober- sowie im Westmitteldeutschen anzutreffen. Auch Leer, Pape, Wonde und Wonder sind zwar im Niederländischen bezeugt, das Verbreitungsgebiet dieser Lautvariante reichte bzw. reicht jedoch über diesen Sprachraum hinaus. Leer war bzw. ist überdies vereinzelt im Niederdeutschen üblich. Pape wurde bzw. wird auch verstreut im Ober- und Niederdeutschen sowie vereinzelt im Mitteldeutschen verwendet. Wonde und Wonder traten bzw. treten außerdem verstreut bzw. vereinzelt im Oberdeutschen und jeweils vereinzelt im Mitteldeutschen auf. Auch Malen und Pfute waren bzw. sind zwar im Thüringischen in Gebrauch, die phonologischen Varianten sind aber auch in anderen Mundarten anzutreffen: Malen ist überdies für das Rheinische sowie für das Brandenburgisch-Berlinische belegt; Pfute kam bzw. kommt ebenfalls im Rheinischen sowie außerdem im Hessisch-Nassauischen und Südhessischen vor. Ovel begegnet verstreut im Niederdeutschen, nicht jedoch im Niederländischen. Für die geographisch nicht genauer eingeordneten Wörter konnte folgendes Verwendungsgebiet ausgemacht werden: Nachbauer, nibeln: vereinzelt obd. mehr, verstreut md./verstreut nd. Merch: verstreut ob./vereinzelt omd. Pfacht: verstreut obd./vereinzelt wmd. pflistern: vereinzelt obd.
61
Befelch: verstreut obd./verstreut md. fispern: vereinzelt obd./verstreut md./vereinzelt nd. [Leer, Mälen,pflistem, Pfute,pipen,fispem und Wonde sind in den Mundarten nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; Wonder ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den anderen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für Nachbauer sind im Schwäbischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800 verzeichnet; für die übrigen Lautvarianten findet man in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: lopen: Mecklenb.(17. Jh.); Schlesw.-Holst.(1800) laeten, mehr. Pal, Punf. Mecklenb.(18. Jh.) Merch: Schles.(17. Jh.) Naber. Br.-Berl.(17. u. 18. Jh.) Nefel: Mecklenb.(17. Jh.) nibeln: Schweiz.(17. Jh.) nat, Pape: Schlesw.-Holst.(1800) Pfachv. Pfälz., Hess.-Nass.(17. Jh.) Befelch: Schwäb., Pfalz., Ohess.(17. u. 18. Jh.) Ovel: Mecklenb. (17. u. 18. Jh.)]
Allgemein als landschaftlich (aliä dialectö) bezeichnet sind weiter die heute zur Standardsprache gehörenden Lautungen Lab (1, 1099)11 und Markt (2, 1244/45)12; die heute ebenfalls zur Standardsprache zählende Lautung nicht (2, 1357)13 ordnete Stieler dem Thüringischen zu.
1.1.3.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Landschaftliche wortbildungsmorphologische Varianten hochsprachlicher Wörter, die als solche gekennzeichnet sind, findet man in der Wörterbuchstrecke L bis P nur zwei, nämlich gnagen 'nagen* (160) und Mäder 'Mäher' (57). Beide sind nur unspezifisch (aliä dialectö) markiert. Sowohl gnagen als auch Mäder konnten im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum nachgewiesen werden, und zwar verbreitet/verstreut/verbreitet bzw. gesamt/gesamt/vereinzelt. 11 12 13
In der Klammer wird die Stelle angegeben, an der die jeweilige Lautung in Stielers 'Stammbaum' verzeichnet ist; Leb/& alibi Lab/der, vgl. Duden 4,1614; Wahrig 4,371. Mark/&alicubiMarkt/der/pl. Mfrkte/& M&ke-, vgl. Duden 4,1739; Wahrig 4, 592/93. Niet / olim & hodie Nit / qvod Misnici & Thuringi mei unä cum lingvä communi efferunt Nicht; vgl. Duden 4,1881; Wahrig 4, 838/39.
62 [Für diese sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. angeführt: gnagen: Mecklenb.(18. Jh.) Mäder. Bair., Pfälz.(17. u. 18. Jh.); Thür., Osächs., Schles.(18. Jh.)]
Als landschaftlich (aliä dialectö) qualifiziert ist ferner die heute zur Standardsprache zählende Form niedrig (2,1347 ) 14 . Die dem Niederländischen zugewiesene Wortbildungsvariante Mant (2, 1250) des Wortes Mat ist weder in Duden und Wahrig noch in einem Mundartwörterbuch nachweisbar.
1.1.4.
Bedeutungen
Von den in der Wörterbuchstrecke L bis P verzeichneten landschaftlichen Bedeutungen ist nur eine diatopisch markiert, nämlich die Bedeutung 'gewiß, sicher' des Adjektivs plan (133).
Stieler ordnete diese richtig dem Thüringischen zu: sie ist nur in dieser Mundart bezeugt. [Für diese findet sich im Thüringischen Wörterbuch ein Beleg aus dem 18. Jh.]
1.1.5.
Fazit
Wie zu sehen war, ist der größte Teil der Wörter und phonologischen Varianten, deren geographische Verbreitung Stieler genauer bestimmte, dem Niedersächsischen und Niederländischen zugeordnet. Auch wenn diese Zuordnungen nicht immer ganz vollständig bzw. richtig sind, so kann man doch sagen, daß er Wörter und Lautvarianten des niederdeutschen Sprachraumes besser als solche erkannte als Wörter und phonologische Varianten anderer Sprachräume. Dies gestattet die Hypothese, daß das Niederdeutsche gegen Ende des 17. Jahrhunderts den Status eines Dialekts hatte. Die Tatsache, daß das Verwendungsgebiet mehrerer Wörter und phonologischer Varianten nicht vollständig bzw. nicht ganz richtig angegeben ist, macht deutlich, wie schwierig es für Stieler war, die areale Verteilung einzelner landschaftlicher lexikalischer und phonologischer Einheiten präzise zu bestimmen. Die Frage, weshalb Stieler einige Wörter und phonologische Varianten sowie die beiden wortbildungsmorphologischen Varianten nicht genauer lokalisierte, sondern mit der unspezifischen Markierung aliä dialectö versah, kann nicht sicher beantwortet werden. 14
Vgl. Duden 4,1886; Wahrig 4,847.
63 Denkbar wäre, daß er er sich über das genaue Verwendungsgebiet dieser nicht im klaren war, daß er sie also geographisch nicht genauer einordnen konnte. Es wäre aber auch möglich, daß er diese Markierung für solche sprachlichen Einheiten der einzelnen Ebenen gebrauchte, die er zwar als nicht hochsprachlich identifizierte und um deren regional begrenzte Gültigkeit er wußte, die er jedoch nicht für eigentlich mundartlich hielt, sondern die seiner Meinung nach einer zwischen der Hochsprache und der Mundart liegenden Sprachschicht, der regionalen mittel- bis oberschichtigen Sprechweise, angehörten. Da Stieler jedoch weder erläuterte, was er unter Dialekt verstand, noch, wie bereits ausgeführt wurde (vgl. Einleitung), die sozialschichtige Dimension einzelner landschaftlicher Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen im Rahmen dieser Arbeit untersucht werden kann (konkret bedeutet dies: da nicht geprüft werden kann, ob Wörter, Lautungen und Formen mit der Markierung aliä dialectö in höheren Sozialschichten in Gebrauch waren bzw. sind, als Wörter, Lautungen und Formen mit spezieller Lokalisierung), muß diese Frage offenbleiben. Doch unabhängig davon, ob Stieler ein Wort, eine Laut-, Wortbildungsvariante oder eine Bedeutung nur allgemein als landschaftlich charakterisierte oder ob er sie bestimmten Sprachräumen zuordnete und ob diese Zuordnungen genau zutreffen oder nicht, wichtig ist zum einen, daß er sich auf allen behandelten Ebenen um eine klare Abgrenzung der Hochsprache von den Regionalsprachen bemühte. Die landschaftlichen Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen mußten als solche gekennzeichnet und deutlich von den hochsprachlichen abgesetzt werden. Mit Hilfe verbaler Zusätze versuchte er auf den verschiedenen Ebenen, normierend und lenkend auf den Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache einzuwirken. Welche Probleme die Trennung der Hochsprache von den Regionalsprachen für Stieler noch aufwarf, deutet die Tatsache an, daß er mehrere heute als standardsprachlich geltende Wörter und Lautungen sowie eine heute zur Standardsprache gehörende Form als landschaftlich qualifizierte. Zum anderen ist es von Bedeutung, daß er grundsätzlich bereit war, landschaftliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, allerdings als solche gekennzeichnet, in sein Wörterbuch aufzunehmen. Wie die Untersuchung zeigte, ging es ihm dabei nicht um die Sprache einer bestimmten Landschaft, sondern prinzipiell wollte er Wörter, Lautungen, Formen und Bedeutungen sämtlicher deutscher Sprachlandschaften und Sprachlandschaftskombinationen buchen. 15 Daß in der Wörterbuchstrecke L bis P drei ausdrücklich als thüringisch eingestufte Lautungen 15
Daß es sich bei der einzigen landschaftlichen Bedeutung mit diatopischer Markierung, die in der Wörterbuchstrecke L bis P ausfindig gemacht werden konnte, gerade um eine thüringische handelt, ist wohl Zufall. Es ist anzunehmen, daß Stieler grundsätzlich bereit war, auch auf der Ebene der Wortbedeutung Einheiten aller deutschen Sprachräume zu berücksichtigen.
64 (einschließlich der heute als standardsprachlich geltenden) sowie eine als thüringisch qualifizierte Bedeutung anzutreffen sind, weist darauf hin, daß Stieler unter anderem auch Sprachmaterial seiner thüringischen Heimat in sein Wörterbuch aufnehmen wollte. Mit der Aufnahme landschaftlicher Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen verfolgte Stieler ohne Zweifel die Absicht, den Reichtum und die Differenziertheit der deutschen Sprache über den hochsprachlichen Bestand an Wörtern, Lautungen, Formen und Bedeutungen hinaus wenigstens ansatzweise zu dokumentieren. Dies gilt im übrigen auch für das niedersächsische und niederländische Wortgut, das keineswegs "nur aus Gründen etymologischer Herleitung"16 aufgenommen wurde; keines der in 1.1.1. genannten, als niedersächsisch und/oder niederländisch bezeichneten Wörter diente etymologischen Zwecken.
1.2. Mundartliche Wörter, phonologische und wortbildungsmorphologische Varianten und Wortbedeutungen, die als hochsprachlich behandelt sind Die überwiegende Mehrzahl der landschaftlichen Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen, die man in der Wörterbuchstrecke L bis P findet, sind jedoch nicht diatopisch markiert, sondern als hochsprachlich angesetzt.17 Stieler war sich ihres landschaftlichen Charakters also nicht bewußt. Daraus wird ersichtlich, welche Schwierigkeiten ihm die Abgrenzung hochsprachlicher Einheiten der verschiedenen Ebenen von den landschaftlichen bereitete. Der Prozeß der Herausbildung einer gemeinsprachlichen Norm war Ende des 17. Jahrhunderts auf allen behandelten Ebenen noch voll im Gange. Im folgenden soll nun geprüft werden, welche Sprachlandschaften bzw. Sprachlandschaftskombinationen es sind, deren Einheiten Stieler als hochsprachlich ansetzte. Dies gibt Aufschluß darüber, welche Sprachlandschaften bzw. Sprachlandschaftskombinationen für ihn auf den einzelnen Ebenen im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache eine besondere bzw. nur eine geringe Rolle spielten. Die Untersuchung soll unter anderem auch zeigen, inwieweit die in der Forschung immer wieder aufgestellte These, Stieler habe in großem Umfang Wortgut seiner thüringischen Heimatmundart verzeichnet, zutrifft. 18 Zu diesem Zweck werden in der fol16 17
18
Ising, 1968, a.a.O. S. XV; Kühn, Püschel, 1983, a.a.O. S. 1272. Wie in der Materialdokumentation zu sehen war, ist ein Großteil der landschaftlichen phonologischen und wortbildungsmorphologischen Varianten in der Position des Lemmas zusätzlich zur heute als hochsprachlich geltenden Lautung bzw. Form angesetzt. Offensichtlich konnte sich Stieler nicht entscheiden, welche Lautung bzw. Form die hochsprachliche war, so daß er einfach beide in der Position des Lemmas anführte. Vgl. Kürsten, 1935, a.a.O. S. 42ff.; Ising, 1968, a.a.O. S. XV; Kühn, Püschel, 1983, a.a.O. S. 1373; bereits Jacob Grimm hatte zu Stielers Wörterbuch bemerkt: auch hat es durch die auffassung des thüringi-
65 genden Darstellung alle im Thüringischen bezeugten Wörter mit einem Sternchen markiert.
1.2.1.
Wörter
Wie die Überprüfung in den Mundartwörterbüchern ergab, lemmatisierte Stieler hauptsächlich solche landschaftlichen Wörter als hochsprachlich, die im ober- und mitteldeutschen Sprachraum gebräuchlich waren bzw. sind (die Angaben in der eckigen Klammer beziehen sich - auch im folgenden - auf die Sprachräume in der zuvor genannten Reihenfolge): IGemächte (383a) [verbreitet/verstreut] 19 IGemerk (386a, b) [verbreitet/verstreut] IGemümmel (388) [vereinzelt/verstreut wmd.] *Lerpe (67) [vereinzelt/vereinzelt] *luck/lück (97) [gesamt/verbreitet] *lumm (104) [verstreut/verbreitet] mahnen (129) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] marken (156) [vereinzelt/verbreitet omd.] Maut (187) [verbreitet/verstreut] Mautner (188) [vereinzelt/verstreut wmd.] *Metze (214) [verstreut/verbreitet] *Metzgerei (219) [verstreut/verbreitet] *Miste (232) [verstreut/verbreitet] *Mutz (288a) [vereinzelt/verstreut] *Mutz (288b) [verbreitet/verstreut] *Mutz (288d) [verstreut/verstreut] *mutzen (289a) [gesamt/verstreut] mutzen (290) [vereinzelt/gesamtwmd.] * Mutzen/Motzen (288f) [verbreitet/verbreitet] mutzig (292) [verstreut/vereinzelt] Nachen (293) [vereinzelt/verbreitet wmd.] *nährlich (297) [verstreut/verstreut] *Neber (300) [gesamt/verstreut]
19
sehen dialects noch besondere Wichtigkeit (Vorrede, in: Deutsches Wörterbuch, 1854, a.a.O. Bd. 1, Sp. XXII). Von den mit Fragezeichen versehenen Wörtern kann nicht gesagt werden, ob sie im Thüringischen in Gebrauch waren bzw. sind, da Spangenbergs Thüringisches Wörterbuch noch nicht bis zum Anfangsbuchstaben dieser Wörter fertiggestellt ist.
66 *Nestel (302) [verbreitet/verbreitet] *Nos (309) [verbreitet/verstreut] *partieren (320) [vereinzelt/verstreut] *Pfänder (331) [verbreitet/verbreitet] pfarren (333) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] *pfetzen/pfitzen
(336) [gesamt/verbreitet]
pfundig (338) [verbreitet/vereinzelt] pisten (345) [verstreut/vereinzelt] *Plunze (361) [verbreitet/verbreitet] *preis (370) [gesamt/verstreut] *pritschen (371) [gesamt/verbreitet] *schlaunen (402) [vereinzelt/gesamtomd.] *schmauchen
(405) [vereinzelt/verstreut]
[Von diesen sind Lerpe, marken, Metzgerei, Mutz (a), mutzen und Nachen in den Mundarten nur im 19. und 20. Jh. nachweisbar; für partieren sind im Bairischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; für Mutz (d) sind im Schweizerischen Idiotikon und im Bayerischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600 und im Hessisch-Nassauischen Wörterbuch sowie im Thüringischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit nach 1800 angeführt; pfarren ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600, im Rheinischen nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; Gemümmel ist im Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; die anderen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. bezeugt: Gemachte: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Gemerk(a): Eis., Frankf. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) Gemerk(b): Schweiz. (18. Jh.) lagerhaft: Schwäb. (17. Jh.) luck/lück: Schwäb., Eis. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Frankf.(18. Jh.) lumm, MutzQa): Schwäb.(18. Jh.) mahnen: Bair. (17. u. 18. Jh.) Maut: Bair. (17. Jh.); Frankf. (18. Jh.) Metze: Schwäb. (17. Jh.); Schles. (17. Jh.;1801) Miste, mutzen: Schwäb.(17. Jh.) Mutzen/Motzen: Bair., Eis., Shess. (17. Jh.); Schwäb., Pfälz., Frankf. (17. u. 18. Jh.); Thür. (18. Jh.) mutzig: Schweiz. (1801) nährlich: Bair., Schwäb., Schles. (17. Jh.) Neber. Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.) Nestel: Bair., Schwäb., Frankf. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) niedem: Schweiz., Schwäb. (18. Jh.) Nos: Schweiz. (17. Jh.); Thür. (18. Jh.)
67 Pfänder. Bad. (17. Jh.) pfetzen/pfitzen: Pfälz. (17. Jh.); Schweiz., Eis (17. u. 18. Jh.) pßndig: Schwäb. (17. Jh.) pisten: Osächs. (17. u. 18. Jh.) Plunze: Schwäb. (18. Jh.) preis: Schweiz., Schwäb., Bad. (17. Jh.); Pfälz., Thür. (18. Jh.) pritschen: Schweiz., Bair. (17. Jh.) schlaunen: Bair., Thür. (17. Jh.) schmauchen: Schweiz. (18. Jh.)]
Eine fast ebenso große Anzahl von Wörtern weist die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch auf: 1 Grummet/Gromat (395) [verbreitet/verbreitet/verbreitet] IKneif/Kneip (399) [gesamt/verbreitet/gesamt] *läge (9a) [verbreitet/verbreitet/verbreitet] Läge (10) [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] *Lägel (11) [gesamt/verbreitet/verbreitet] Happen (24a) [vereinzelt/verbreitet/verbreitet] *Lase (30) [vereinzelt/gesamtomd./vereinzelt] *lebem (41) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] 'leibig (51a) [gesamt/verstreut/vereinzelt] *Leilach (57) [gesamt/verbreitet/verbreitet] *lüstern (114) [vereinzelt/verstreut/verstreut] *Mad (123a) [verbreitet/verstreut/verstreut] Mond (140) [vereinzelt/verbreitet wmd./vereinzelt] marren (160) [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] Matte (174) [verbreitet/vereinzelt wmd./vereinzelt] *Mauser (184) [verstreut/verstreut/verstreut] *Metzger (218) [gesamt/verbreitet/verstreut] *milchen (227) [vereinzelt/verstreut/verbreitet] *Morschelle (245) [vereinzelt/verstreut/vereinzelt] *müffen (256) [verstreut/verbreitet/verstreut] Mummel (264) [vereinzelt/vereinzelt?/vereinzelt] *mummeln (266a) [gesamt/verbreitet/verbreitet] *mümmeln (266c) [vereinzelt/verbreitet/gesamt] *mümpfeln (267) [gesamt/verbreitet/vereinzelt] *Nickel (303) [vereinzelt/verstreut/verstreut] *nutschen (313) [verbreitet/verbreitet/vereinzelt] *Pennal (328) [vereinzelt/verstreut/verstreut]
68 *Pfarre (332a) [verbreitet/verbreitet/vereinzelt] *pichen (339) [verbreitet/verstreut/verstreut] *Pips (343) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] *pispem (344) [verbreitet/gesamt/vereinzelt] *Profei (372) [gesamt/vereinzelt/vereinzelt] *purren/porren
(375) [verstreut/verbreitet/verbreitet]
*schlampampen
(400) [verbreitet/verbreitet/verbreitet]
*Schlampamper
(401) [vereinzelt/verbreitet omd./verbreitet]
[Für milchen sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh. angeführt; lüstern und mummeln sind im Schwäbischen jeweils nur in der Zeit vor 1600 und in den übrigen Mundarten jeweils nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für Mummel findet man im Mecklenburgischen nur einen Beleg aus der Zeit nach 1800; in welcher Zeit das Wort im Bairischen in Gebrauch war, ist der Angabe Schmellers nicht zu entnehmen; die anderen Wörter konnten in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachgewiesen werden: Grummet/Gromat: Schwab., Ohess. (17. Jh.); Br.-Berl. (17. u. 18. Jh.); Pfalz. (18. Jh.) Kneif/Kneip: Eis. (17. Jh.); Schweiz., Schwab. (17. u. 18. Jh.); Frankf., Br.-Berl. (18. Jh.); Schlesw.-Holst. (1800) läge: Schweiz., Schwab. (17. Jh.); Bad., Mecklenb. (18. Jh.) Läge, Lock: Schweiz. (17. Jh.) Lägel: Pfälz. (17. Jh.); Schweiz., Schwab., Mecklenb., Br.-Berl. (17. u. 18. Jh.) läppen: Schwab., Mecklenb. (17. Jh.) Läse-. Schles. (17. Jh.); Osächs. (18. Jh.) lebem: Osächs. (17. Jh.) leibig-. Schwäb. (17. Jh.) Leilach: Eis., Schles. (17. Jh.); Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) Mad: Schwäb. (18. Jh.); Schweiz. (1801) Mond: Pfälz. (17. Jh.) marren: Schwab., Mecklenb. (18. Jh.) Matte: Schweiz., Schwäb., Pfälz. (17. u. 18. Jh.); Eis. (17. Jh.) Mauser. Schwäb. (18. Jh.) Metzger. Schweiz., Schwäb., Frankf. (17. u. 18. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) Morschelle: Schlesw.-Holst. (1800) muffen: Schwäb. (18. Jh.) mummeln: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) mümpfeln, nutschen: Schles. (18. Jh.) Nickel: Schlesw.-Holst. (1800); Osächs. (18. Jh.) Pennal: Frankf. (17. Jh.) Pfarre: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) pichen: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Pips: Mecklenb. (18. Jh.) pispem: Osächs. (18. Jh.) Profei: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.)
69 purren/porren: Schles. (17. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) schlampampen: Thür., Schles. (18. Jh.) Schlampamper. Osächs. (17. Jh.); Mecklenb. (17. u. 18. Jh.); Schweiz. (18. Jh.)]
29 Wörter sind ausschließlich im Oberdeutschen anzutreffen: geniet (391) [verbreitet] immittels (396) [vereinzelt] Laffe (7b) [verbreitet] Lederer (43) [verbreitet] Leihung (56) [vereinzelt] Lemung (66) [verstreut] Liberey (73) [vereinzelt] luppen (110b) [vereinzelt] lurtschen (112) [gesamt] lustigen (115) [vereinzelt] magern (127) [verbreitet] männerig (148) [vereinzelt] Meit (201) [verstreut] müßigen (281b) [verstreut] nachten (294) [verbreitet] nauen (298) [vereinzelt] naupen (299) [vereinzelt] Neser (301) [vereinzelt?] nieten (305) [verbreitet] nollen (308) [verbreitet] Notel (310) [verstreut] Partek (318) [verstreut] Pfebe (334) [verbreitet] pfeisen (335) [gesamt] plagerisch (346) [vereinzelt] Plantsche (348) [verbreitet] prachten (366) [verstreut] psallieren (373) [vereinzelt] Spazierung (407) [vereinzelt] [Von diesen sind geniet, immittels, Leihung, Lemung, luppen, lustigen, Neser, Notel, psallieren und Spaziemng in den Mundartwörterbüchern nur in der Zeit vor 1600 bezeugt, wobei bei Neser überhaupt fraglich ist, ob das im Schwäbischen Wörterbuch verzeichnete Wort die gleiche Bedeutung hat wie das in Stielers
70 'Stammbaum' gebuchte (vgl. IV.l.); prachten ist im Schweizerischen nur für die Zeit vor 1600, im Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600 und nach 1800 belegt; für magern finden sich im Elsässischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; Lemer ist im Schwäbischen nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; in welcher Zeit das Wort im Bairischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor; für männerig, nauen, nollen undplagerisch bieten die Mundartwörterbücher nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Laffe: Bair. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) Lederer. Schweiz., Bair. (17. Jh.) Liberey: Bair. (17. Jh.) lurtschen: Schwäb. (18. Jh.) Meit: Bair., Schwäb. (17. Jh.) müßigen: Schwäb. (18. Jh.) nachten: Schweiz. (17. Jh.) naupen: Schwäb. (18. Jh.) nieten: Bair., Schwäb. (17. Jh.) Partek: Bair. (17. Jh.) Pfebe: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) pfeisen: Bair., Schwäb., Eis. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Plantsche: Bair., Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
20 Wörter kamen bzw. kommen im Mitteldeutschen vor: IGelehne (379) [vereinzelt wmd.] 'Laffe (7a) [thüringisch] 'lehne (47a) [verstreut] *Leich (52a) [thüringisch] *Leide (53) [thüringisch] * Luppe (109a) [verstreut] *luppen (110a) [thüringisch] *märmern (147) [thüringisch] *Märte (162) [gesamtomd.] *meksen (192) [thüringisch] *murkeln (273) [gesamtomd.] müßigen (281a) [vereinzelt omd] Mutschierung (284) [vereinzelt omd.] Nuppe (311) [vereinzelt wmd.] paßirlich (321) [verstreut wmd.] *Pfarre (332b) [verstreut]
71 'Plötz (358) [gesamtomd.] *Schmauch
(403) [verstreut]
*Schmauch
(404) [verbreitet omd.]
*schmeuchen
(406) [verbreitet omd.]
[Von diesen konnten Gelehne, Laffe, Leich, Luppe(i), luppen, männem, Märte, meksen, müßigen, Nuppe, paßirtich, Pfarre, Schmauch(n) und (b) sowie schmeuchen in den Mundarten nur im 19. und 20. Jh. nachgewiesen werden; für die anderen Wörter bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: lehne: Hess.-Nass., Osächs. (18. Jh.) Leide-, Thür. (17. Jh.) Luppe (b): Schles. (18. Jh.) murkeln: Osächs. (18. Jh.) Mutschierung. Schles. (18. Jh.) Plötz-. Schles. (17. u. 18. Jh.)]
Bei Mutz (288c), das man nur im Thüringischen
Wörterbuch findet, muß offenbleiben, ob
es sich u m eine genuin thüringische Bedeutung des Wortes handelt, da Spangenberg Stielers 'Stammbaum' als einzigen B e l e g für das Wort in dieser Bedeutung anführte. 2 0 Wörter anderer Sprachlandschaftskombinationen bzw. Sprachlandschaften begegnen in der Wörterbuchstrecke L bis P in erheblich geringerer Anzahl bzw. kaum noch. So findet man nur neun Wörter der sprachgeographischen Konstellation mitteldeutsch/niederdeutsch: *Lanke (20a) [verstreut/verbreitet] *Lehde (45) [gesamtomd./vereinzelt] *man (139) [verbreitet/verbreitet] *mang (142) [verbreitet/gesamt] nistein (307) [vereinzelt omd/vereinzelt]
20
Spangenberg ließ sich offensichtlich hin und wieder von der allgemein verbreiteten Meinung, Stieler habe in großem Umfang thüringisches Wortgut in seinem Wörterbuch verzeichnet (vgl. Anm. 18), dazu verleiten, Wörter (und auch Wortbedeutungen), die nur in Stielers 'Stammbaum' und keiner anderen Quelle seines Quellenkorpus bezeugt sind, als thüringisch in sein Wörterbuch aufzunehmen. Wie bereits zu sehen war und noch weiter zu sehen sein wird, buchte Stieler jedoch auch eine große Anzahl landschaftlicher Wörter (und Bedeutungen), die im Thüringischen nicht vorkamen bzw. vorkommen, so daß keineswegs davon ausgegangen werden kann, daß es sich bei nahezu jedem in Stielers Wörterbuch verzeichnetem Wort (und bei jeder Bedeutung) um ein ausschließlich oder wenigstens unter anderem im Thüringischen übliches Wort (bzw. eine Bedeutung) handelt. Es soll nun zwar nicht ausgeschlossen werden, daß die Wörter (und Bedeutungen), für die Spangenberg nur Stielers 'Stammbaum' als Beleg anführte, im Thüringischen in Gebrauch waren (in der heutigen Mundart kommen sie wohl nicht mehr vor), solange nicht das Gegenteil bewiesen ist. Stielers Buchtung reicht jedoch nicht aus, um ein Wort (bzw. eine Bedeutung) als sicher im Thüringischen bezeugt betrachten zu können. Es wird in solchen Fällen daher immer offengelassen, ob die Wörter (bzw. Bedeutungen) im Thüringischen auftraten oder nicht.
72 *Padde (315) [verstreut/vereinzelt] *parten (319) [verstreut/vereinzelt] *Pracher (364) [verbreitet/gesamt] *prachern (365) [verstreut/gesamt] [Von diesen ist parten im Mecklenburgischen nur in der Zeit vor 1600 und in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für nistein sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 angeführt; für die übrigen Wörter finden sich in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Lehde: Osächs., Br.-Berl. (18. Jh.) man-. Thür. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) mang: Schles. (17. Jh.); Mecklenb., Preuß., Br.-Berl. (18. Jh.) Padde: Mecklenb. (18. Jh.) Pracher. Schles. (17. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.); Schlesw.-Holst. (1800) prachern: Osächs. (17. Jh.)]
Zwei Wörter sind jeweils vereinzelt im Niederdeutschen bezeugt: Maue (181) und pflichtig (337). [Maue ist im Preussischen Wörterbuch nur im 19. und 20. Jh. nachweisbar; für pflichtig findet sich im Mecklenburgischen ein Beleg aus dem 18. Jh.]
Nur ein Wort, nämlich Magschaft (128), trat bzw. tritt schließlich verbreitet im oberdeutschen und vereinzelt im niederdeutschen Sprachraum auf. [Für dieses sind im Schweizerischen Idiotikon, im Schwäbischen Wörterbuch und im Mecklenburgischen Wörterbuch u. a. Belege aus dem 17. und 18. Jh. vorhanden]
1.2.2.
Phonologische Varianten
Auch auf phonologischer Ebene behandelte Stieler vor allem Einheiten der Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch als hochsprachlich: Laufer (9) [verstreut/vereinzelt] lechen 'lecken' (15) [verbreitet/verbreitet] leinen 'lehnen' (22) [gesamt/vereinzelt omd.] Leu 'Löwe' (28) [verstreut/vereinzelt wmd.] Leumd 'Leumund' (29) [verbreitet/vereinzelt omd.]
73 leunisch 'launisch' (30) [verstreut/vereinzelt omd.]21 lidem 'ledern' (33) [verstreut/verstreut] lüftig (43) [verstreut/verbreitet] Lusche 'Lausche' (48) [verstreut/vereinzelt omd.] Magen 'Mohn' (52) [gesamt/verstreut] manich 'manch' (56) [verstreut/verbreitet] Märterer 'Märtyrer' (58) [gesamt/vereinzelt wmd.] Maurer (65) [vereinzelt/verbreitet] Mennig (71) [verstreut/verstreut wmd.] Mertel 'Mörtel' (73) [verstreut/verstreut] Mörsel/Mörschel (88) [gesamt/verbreitet] mügen 'mögen' (95) [verstreut/verstreut] müglich (96) [verbreitet/verbreitet omd.] muntieren 'montieren' (100) [verstreut/verstreut wmd.] Pensei (142) [gesamt/verstreut] pfachten 'pachten' (146) [verstreut/vereinzelt wmd.] pflocken 'pflücken' (154) [vereinzelt/verstreut] Plahen 'Plane' (163) [verbreitet/verbreitet] porzein (170) [vereinzelt/verbreitet] schlirpen 'schlürfen' (183) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] [Von diesen sind leunisch und porzein in den Mundarten nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; lechen ist im Bairischen nur für die Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; Lusche konnte im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600, im Thüringischen nur in der Zeit nach 1800 nachgewiesen werden; in welcher Zeit die Lautvariante im Bairischen in Gebrauch war, ist der Angabe Schmellers nicht zu entnehmen; für manich findet man im Schwäbischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, im Pfälzischen, Thüringischen und Rheinischen nur Belege aus der Zeit nach 1800; wann die Lautvariante im Bairischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schnieders wiederum nicht hervor; Mennig ist im Elsässischen nur in der Zeit vor 1600, im Rheinischen, Südhessischen und Preußischen nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; in welcher Zeit die phonologische Variante im Schwäbischen üblich war, wird aus der Angabe Fischers nicht deutlich; für die übrigen phonologischen Varianten sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Laufer. Schwab. (1800); Pfälz. (18. Jh.) leinen: Schwab. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Osächs. (18. Jh.) Leu: Schweiz. (17. Jh.) Leumd: Bair. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) 21
Stieler wies darauf hin, daß leunisch häufiger vorkomme als die heute zur Standardsprache gehörende Lautung launisch, die er ebenfalls in der Position des Lemmas anführte.
74 lüfig: Schwab. (17. Jh.); Thür. (18. Jh.) //dem: Schwab. (17. u. 18. Jh.); Bair. (E. 18./A. 19. Jh.) Magen: Schweiz. (18. Jh.) Märterer, Mertel, mügen: Schwäb. (17. Jh.) Maurer. Pfälz. (1600); Frankf., Osächs. (17. u. 18. Jh.) Mörsel/Mörschel: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Frankf. (18. Jh.) müglich: Schwäb. (17. Jh.); Osächs. (18. Jh.) muntieren: Schweiz., Schwäb. (17. Jh.) Pensei: Schweiz., Schwab., Eis. (17. Jh.); Frankf. (18. Jh.) pfachten: Bair., Hess.-Nass. (17. Jh.) pflocken: Schles. (17. Jh.) Plahen: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) schlirpen: Schweiz. (18. Jh.)]
Ferner weist auch auf dieser Ebene eine größere Anzahl von Einheiten die sprachgeographische Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch auf: Läger 'Lager' (1) [verbreitet/verstreut/vereinzelt]22 Lärm 'Lärm' (7) [vereinzelt/verstreut/verbreitet] Leffel (17) [verbreitet/gesamt/gesamt] leffeln (18) [vereinzelt/verstreut/verbreitet] Lege 'Lage' (19) [verbreitet/verstreut] leschen (25) [gesamt/verbreitet/verstreut] luschen 'lauschen' (49) [vereinzelt/verstreut/vereinzelt] Mark 'Markt' (57) [verbreitet/verbreitet/verstreut] Mon 'Mond' (85) [gesamt/verbreitet/vereinzelt] Mucke (92) [verbreitet/verstreut/vereinzelt] Münch 'Mönch' (99) [gesamt/verstreut wmd./vereinzelt] nacket (107) [gesamt/verstreut/vereinzelt] nit 'nicht' (122) [verbreitet/verbreitet/vereinzelt] nu 'nun' (123) [verbreitet/verbreitet/gesamt] Obs 'Obst' (129) [gesamt/vereinzelt wmd./vereinzelt] Pulster 'Polster' (173) [vereinzelt/verstreut/verstreut] [Von diesen sind leffeln und Pulster in den Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; leschen ist im Elsässischen und Pfälzischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für Lege finden sich im Schweizerischen und Schwäbischen nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundsuten nur Belege aus der Zeit nach 1800; 22
Stieler bemerkte, daß die (ebenfalls in der Position des Lemmas angesetzte) heute als standardsprachlich geltende Lautung Lager gebräuchlicher sei als die Lautvariante Lager.
75 für die übrigen Lautvarianten bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Läger. Bair., Schwäb., Bad., Pfalz. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Shess. (18. Jh.) Larm: Mecklenb. (18. Jh.) Leffel: Schwäb. (17. Jh.); Schlesw.-Holst., Mecklenb. (18. Jh.) tuschen: Schles. (18. Jh.) Mark: Pfälz., Frankf., (17. Jh.); Osächs. (17. u. 18. Jh.) Mon: Bair., Schwäb., Eis. (17. Jh.) Mucke: Eis. (17. Jh.) Münch: Bair. (17. Jh.) nacket: Eis., Osächs. (17. Jh.) nit: Schwäb. (17. u. 18. Jh.) nu: Schwäb. (17. Jh.); Frankf., Mecklenb. (18. Jh.) Obs: Schwäb. (17. u. 18. Jh.)
Zehn Lautvarianten wurden bzw. werden im mittel- und niederdeutschen Sprachraum verwendet: lappisch (6) [vereinzelt/vereinzelt] Latter 'Laterne' (8) [vereinzelt omd./vereinzelt] Mäkler 'Makler' (53) [verstreut/verstreut] Molle 'Mulde' (82) [verbreitet/verbreitet] müffig (94) [verbreitet/verstreut] Mulle 'Mulde' (97) [verbreitet/vereinzelt] Müllner 'Müller' (98) [verstreut/vereinzelt] Napp 'Napf (108) [verbreitet/gesamt] Oster 'Auster' (132) [vereinzelt wmd./verstreut] platschern (165) [verbreitet/gesamt] [Für lappisch, müffig und platschern sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 verzeichnet; Müllner ist im Pfälzischen und Mecklenburgischen nur in der Zeit vor 1600, im Schlesischen nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; wann die Lautung im Hessisch-Nassauischen und im Oberhessischen auftrat, wird aus den Angaben in den entsprechenden Mundartwörterbüchern nicht ersichtlich; Latter ist im Thüringischen nur für die Zeit vor 1600 und nach 1800, im Preußischen nur für die Zeit nach 1800 belegt; Mulle ist im Preußischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die anderen phonologischen Varianten sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. angeführt: Mäkler. Mecklenb. (18. Jh.) Napp: Mecklenb. (17. Jh.); Br.-Berl. (1810) Oster. Frankf. (17. Jh.); Schlesw.-Holst. (17. u. 18. Jh.) Molle: Mecklenb. (18. Jh.)]
76 Acht sind ausschließlich für das Oberdeutschen belegt: Gemurmel (179) [vereinzelt] Masein 'Masern' (61) [vereinzelt] Mörter 'Mörtel' (90) [verstreut] Nehrung 'Nahrung' (116) [vereinzelt]23 nehrhaft (117) [verstreut] nipfen 'nippen' (121) [vereinzelt] Pacht 'Pakt' (134) [verstreut] Purper (176) [vereinzelt] [Für Mörter, Nehrung, Pakt, Purper und Gemurmel finden sich in den Mundarten nur Belege aus der Zeit vor 1600; nipfen ist im Bairischen nur für die Zeit nach 1800 belegt; in welcher Zeit Masein im Bairischen verwendet wurde, wird aus der Angabe Schmellers nicht ersichtlich; nehrhaft konnte im Schweizerischen u. a. im 17. Jh. nachgewiesen werden]
Vier waren bzw. sind im Mitteldeutschen üblich: Lunz 'Lünse' (46) [thüringisch] Matte 'Motte' (63) [vereinzelt omd.] nupfen 'nippen' (126) [verstreut] pischen 'pissen' (159) [verstreut] [Für alle Lautvariante bieten die Mundartwörterbücher nur Belege aus der Zeit nach 1800]
Leb 'Lab' (13) war bzw. ist schließlich vereinzelt im Niederdeutschen in Gebrauch. [Für diese phonologische Variante ist im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch u. a. ein Beleg aus dem Jahre 1800 angeführt]
23
Stieler wies darauf hin, daß die (ebenfalls in der Position des Lemmas verzeichnete) heute zur Standardsprache gehörende Lautung Nahrung häufiger gebraucht werde als die Lautvariante Nehrung.
77
1.2.3.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Auf wortbildungsmorphologischer Ebene erhält man in bezug auf die geographische Verbreitung der Einheiten ein etwas anderes Bild: Die überwältigende Mehrheit der als hochsprachlich lemmatisierten landschaftlichen wortbildungsmorphologischen Varianten ist im Oberdeutschen nachweisbar: empörisch 'empörerisch' (154) [vereinzelt] lähmig 'lahm' (1) [vereinzelt] langsamlich (4) [vereinzelt] lauig 'lau' (8) [vereinzelt] Laun 'Laune' (10) [verbreitet] lauterlich (12) [vereinzelt] läutern 'erläutern' (13) [verbreitet] Leichterung 'Erleichterung' (20) [vereinzelt] leslich (25) [verstreut] liebsam 'lieblich' (29) [verstreut] lindiglich (32) [vereinzelt] listiglich 'listig' (35) [vereinzelt] Lobung 'Lob' (37) [vereinzelt] Lock (39) [verbreitet] lügenhaftiglich (47) [vereinzelt] lüstig 'gelüstig' (50) [vereinzelt] mächtiglich (55) [vereinzelt] mangelbar 'mangelhaft' (64) [vereinzelt] mangelsam 'mangelhaft' (65) [vereinzelt]24 mannhaft 'männlich' (66) [vereinzelt] mäßiglich (68) [vereinzelt] matten 'ermatten' (70) [vereinzelt]25 meuteniren 'meutern' (80) [vereinzelt] Meutenirer 'Meuterer' (81) [verstreut] Müdigkeit (83) [vereinzelt] mördlich 'mörderisch' (91) [verstreut] müßiglich (103) [vereinzelt] Mutigkeit 'Mut' (104) [vereinzelt] nächtig 'nächtlich' (107) [vereinzelt] Nährung 'Ernährung' (112) [vereinzelt] 24 25
Stieler bemerkte, daß diese Form nur selten in Gebrauch sei. Vgl. Anm. 24.
78 naßhaft 'naß' (118) [vereinzelt] Neigung 'Verneigung' (122) [vereinzelt] neinen Verneinen' (123) [vereinzelt]26 Neinung 'Verneinung' (124) [vereinzelt]27 Netzung 'Benetzung' (125) [vereinzelt] niedrigen 'erniedrigen' (130) [vereinzelt] Nötigkeit 'Not' (133) [vereinzelt] ordnen Verordnen' (137) [verbreitet] päpstisch 'päpstlich' (139) [vereinzelt] pomesisch 'pompös' (147) [vereinzelt] pompisch 'pompös' (148) [vereinzelt] prächtiglich (149) [vereinzelt] Schmeichelung 'Schmeichelei' (162) [vereinzelt] wunden Verwunden' (165) [vereinzelt]28 wunderbarlich (166) [vereinzelt] [Von diesen sind empörisch, lähmig, Leihung, Lemung, Lobung, lügenhaftiglich, lüstig, mächtiglich, mangelsam, mäßiglich, matten, Müdigkeit, müßiglich, Mutigkeit, Nährung, Neigung, neinen, Neinung, Netzung, niedrigen, Nießung, Nötigkeit, päpstisch, Schmeichelung, wunden und wunderbarlich in den Mundarten nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; liebsam ist im Schweizerischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, im Schwäbischen nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; Läuterung und mördlich sind im Schwäbischen jeweils nur für die Zeit vor 1600 belegt; in welcher Zeit die Wortbildungsvarianten im Bairischen verwendet wurden, ist den Angaben Schmellers nicht zu entnehmen; für gelindsam, lauig, mangelbar und naßhafit findet man in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.; wann Leichterung und lindiglich im Schwäbischen in Gebrauch waren bzw. ob sie in dieser Mundart noch heute üblich sind, geht aus den Angaben Fischers nicht hervor; in welcher Zeit langsamlich im Elsässischen gebräuchlich war, ist aus der Angabe Martin/Lienhardts nicht ersichtlich; für die übrigen Wortbildungsvarianten sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. angeführt: Laun: Bair. (17. Jh.); Schwäb. (18. Jh.) leslich, Meutenirer. Schweiz., Schwäb. (17. Jh.) läutern, listiglich, meuteniren,pompisch,prächtiglich-. Schwäb. (17. Jh.) lauterlich, nächtig: Schwäb. (18. Jh.) Lock: Schwäb. (17. Jh.) mannhaft: Schwäb. (17. u. 18. Jh.) 26 27 28
Es ist bemerkt, daß die (ebenfalls in der Position des Lemmas angeführte) heute zur Standardsprache zählende Wortbildungsvariante häufiger vorkomme. Vgl. Anm. 26. Vgl. Anm. 26.
79 ordnen: Schweiz., Bair., Schwab. (17. Jh.) pompesisch: Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Eine größere Anzahl wortbildungsmorphologischer Varianten weist die sprachgeographische Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch auf: Breme 'Bremse' (153) [gesamt/verstreut] langem Verlängern' (3) [verbreitet/verstreut] Lasse 'Aderlaß' (5) [verbreitet/vereinzelt wmd.] Laube 'Erlaubnis' (7) [verstreut/verstreut wmd.] leblich 'lebhaft' (16) [verstreut/vereinzelt wmd.] leichtem 'erleichtern' (19) [verstreut/verstreut wmd.]29 Löser 'Erlöser' (44) [vereinzelt/vereinzelt?] lügenhaftig (46) [verstreut/vereinzelt omd.] lügerlich (48) [vereinzelt/vereinzelt omd.] Monge 'Mangel' (62) [vereinzelt/verstreut] mangen 'mangeln' (63) [vereinzelt/verstreut] mausen 'mausern' (73) [verstreut/verbreitet] mittein Vermitteln' (87) [vereinzelt/verstreut] Morche (89) [verstreut/vereinzelt omd.] müden 'ermüden' (94) [verstreut/vereinzelt wmd.] Muffel 'Muff (96) [verstreut/vereinzelt] muffen 'muffeln' (97) [verbreitet/verstreut] namsen 'benamsen' (114) [verstreut/verstreut] 30 Narrerei 'Narretei' (115) [vereinzelt/verstreut wmd.] niedem 'erniedrigen' (129) [verbreitet/verstreut] nöten 'nötigen' (132) [gesamt/verstreut] öden Veröden' (135) [verstreut/vereinzelt wmd.]31 örtem 'erörtern' (138) [verstreut/vereinzelt omd.] pestilenzisch 'pestilenzialisch' (141) [verbreitet/vereinzelt omd.] Überlei "übrig' (164) [verstreut/verbreitet omd.] [Von diesen ist lügerlich im Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600, im Thüringischen nur für die Zeit nach 1800 belegt; müden ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 und im Rheinischen nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; wann die Wortbildungsvariante im Bairischen vorkam, ist aus der Angabe Schmellers nicht ersichtlich; 29 30 31
Vgl. Arnn. 26. Vgl. Anm. 26. Vgl. Anm. 26.
80 für Löser ist im Schweizerischen nur ein Beleg aus der Zeit vor 1600 vorhanden; öden konnte im Schweizerischen nur in der Zeit nach 1800 nachgewiesen werden; in welcher Zeit die Form im Bairischen und im Oberhessischen verwendet wurde, geht aus den Angaben Schmellers und Crecelius' nicht hervor; für Narrerei findet man im Schwäbischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; für Lasse sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit vor 1600 angeführt; für die anderen Wortbildungsvarianten sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: Breme: Schwäb., Eis. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) längern, mittein: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) leichtern, leblich, nöten: Schweiz. (17. Jh.) lügenhaßg: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Monge: Schwäb. (17. u. 18. Jh.) mangen: Schwäb. (17. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) mausen: Bair. (18. Jh.) Morche: Schwäb. (17. u. 18. Jh.) Muffel: Schwäb. (17. Jh.) muffen: Bair. (17. Jh.) namsen: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) niedem: Schwäb. (18. Jh.) örtern: Schles. (18. Jh.) pestilenzisch: Schweiz. (1600) Überlei: Osächs. (17. u. 18. Jh.); Schweiz. (18. Jh.)]
14 kamen bzw. k o m m e n im Mitteldeutschen vor: lasterhaft (6) [vereinzelt wmd.] lebhaftig (15) [vereinzelt omd.] Leerigkeit (17) [vereinzelt wmd.] letzen Verletzen' (26) [vereinzelt omd.] 3 2 lieferig 'lieferbar' (30) [vereinzelt wmd.] löchern 'lochen' (38) [thüringisch] mänteln 'bemänteln' (67) [vereinzelt wmd.] mättlich 'matt' (72) [verstreut] meeken 'meckern' (74) [verstreut] meuten 'meutern' (79) [vereinzelt omd.] mörderlich
'mörderisch' (90) [vereinzelt wmd.]
Näßung 'Nässe' (119) [verstreut] patschein
'patschen' (140) [verstreut]
Spaßerei (163) [verstreut] 32
Vgl.Anm.26.
81 [Für lasterhaft, lebhaßg, lieferig, löchern, mättlich, mänteln, Näßung, patschein und Spaßerei bieten die Mundartwörterbücher nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.; für die übrigen wortbildungsmorphologischen Varianten finden sich in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: letzen: Schles. (17. Jh.) meeken: Frankf. (17. Jh.) meuten: Schles. (18. Jh.)]
Wortbildungsvarianten anderer Sprachlandschaften bzw. Sprachlandschaftskombinationen sind in der Wörterbuchstrecke L bis P kaum anzutreffen. So konnten nur sieben Wortbildungsvarianten der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch ausfindig gemacht werden: Knätze/Gnätze 'Krätze' (161) [vereinzelt/verstreut/vereinzelt] laulich 'lau' (9) [verstreut/verbreitet/verstreut] mächtigen '(sich) bemächtigen' (54) [verstreut/vereinzelt wmd./vereinzelt]33 Mästung 'Mast' (69) [verstreut/vereinzelt/vereinzelt] mausen 'mausern' (73) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] nackend 'nackt' (108) [verstreut/verbreitet/verbreitet] nau 'genau' (120) [vereinzelt/verstreut/verbreitet] [Für mächtigen sind im Schweizerischen, Schwäbischen und Mecklenburgischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, im Pfälzischen nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; Mästung ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die anderen Wortbildungsvarianten bieten folgende Mundartwörterbücher u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Knätze/Grätze: Schwäb. (17. Jh.) laulich: Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Frankf. (18. Jh.) mausen: Br.-Berl. (17. Jh.); Bair. (18. Jh.) nackend: Ohess. (17. Jh.); Frankf. (18. Jh.) nau: Schlesw.-Holst. (18. Jh.)]
Vier Wortbildungsvarianten waren bzw. sind im Mittel- und Niederdeutschen in Gebrauch: mächlich 'gemächlich' (53) [verstreut wmd./vereinzelt] mattig 'matt' (71) [verstreut/vereinzelt] munstern 'mustern' (101) [verstreut/verstreut] ohnig 'ohne' (136) [verstreut wmd./verstreut] 33
Vgl. Anm. 26.
82 [Für munstern sind im Mecklenburgischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundartwörterbttchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 verzeichnet; die anderen Wortbildungsvarianten sind in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar]
Zwei, Münde 'Mündung' (100) und narrhaft (116), sind schließlich jeweils vereinzelt für das Niederdeutsche belegt. [Narrhaft ist in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für Münde ist im Mecklenburgischen u. a. ein Beleg aus dem 17. Jh. vorhanden]
Predikant 'Prediger' (151) trat bzw. tritt schließlich verstreut im ober- und vereinzelt im niederdeutschen Sprachraum auf. [Diese Wortbildungsvariante ist im Schwäbischen u. a. für das 17. Jh., im Schweizerischen u. a. für das 17. und 18. Jh. belegt]
1.2.4.
Wortbedeutungen
Auf der Ebene der Wortbedeutungen sind die meisten der als hochsprachlich angesetzten landschaftlichen Bedeutungen im Ober, Mittel- und Niederdeutschen bezeugt: 'gering, knapp': genau (142a) [verbreitet/verstreut/vereinzelt] 'sparsam, geizig': genau (142b) [verstreut/verbreitet/verbreitet] 'plumper Kerl': Knebel (144a) [verstreut/verstreut/verstreut] 'Knöchel': Knebel (144b) [vereinzelt/verbreitet omd./vereinzelt] 'aussehen, kleiden': lassen (14a) [vereinzelt/verstreut/verbreitet] 'ausgelassener Mensch': Lecker (38) [verbreitet/verstreut/verstreut] 'leer': ledig (41a) [verbreitet/verbreitet/verbreitet] 'Deckel': Lid (72) [gesamt/verbreitet/verbreitet] 'Begräbnis': Leiche (48) [verbreitet/gesamt/verbreitet] 'Kleiderborte': Leiste (60b) [vereinzelt/verstreut/vereinzelt] 'Schlemmerei': Luder (84a) [vereinzelt/verbreitet omd./vereinzelt] 'mit Läusen behaftet': lausig (31a) [verstreut/verstreut/verbreitet] 'geizig': lausig (31b) [verstreut/vereinzelt omd./vereinzelt] 'Abschied nehmen': letzen (68) [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] 'Mäuse fangen': mausen (99) [verstreut/verbreitet/verbreitet] 'Lohn, Gabe': Miete (109) [verbreitet/vereinzelt omd./verstreut] 'Art Insekt': Müller (118) [verbreitet/verbreitet/vereinzelt] 'Gewürznelke': Nägelein (122) [gesamt/verbreitet/vereinzelt]
83 'schwatzen': platzen (136) [vereinzelt/verstreut/vereinzelt] 'zürnen, schlagen': pochen (137a) [verbreitet/verstreut/verstreut] [Für die Bedeutungen der Wörter Miete und Müller bieten die Mundartwörterbücher nur Belege aus der Zeit nach 1800; für die Bedeutung des Substantivs Leiste findet man im Schwäbischen und Pfälzischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, im Preußischen nur Belege aus der Zeit nach 1800; für die Bedeutungen der übrigen Wörter sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: Knebel(b): Osächs. (17. Jh.); Schlesw.-Holst. (1800) laßen, ledig: Schwäb., Mecklenb. (18. Jh.) lausig(a): Schwäb. (17. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) lausigfb), genau (a,b), Knebel(a): Schwäb. (17. Jh.) Ucker. Mecklenb. (17. Jh.); Schwäb. (17. u. 18. Jh.) Leiche: Schweiz., Eis. (17. Jh.); Schwäb., Frankf. (17. u. 18. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) letzen: Schles. (18. Jh.) Lid: Schweiz., Schwäb. (17. Jh.); Eis., Mecklenb. (18. Jh.) Luder. Schwäb., Schles. (17. Jh.) mausen: Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) Nägelein: Schweiz., Mecklenb. (17. Jh.); Frankf. (17. u. 18. Jh.) platzen: Schwäb. (18. Jh.) pochen: Schlesw.-Holst. (1800); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Mecklen
Eine nicht viel kleinere Anzahl von Bedeutungen konnte im ober- und mitteldeutschen Sprachraum nachgewiesen werden: 'matt, kraftlos': läppisch (12) [vereinzelt/verbreitet] 'frei': lediglich (42) [vereinzelt/vereinzelt] 'traurig': leidig (55a) [verbreitet/verbreitet wmd.] 'lehren': lernen (64) [verbreitet/verbreitet] 'Stiche im Kartenspiel': Lese (66) [vereinzelt/verstreut] 'hinten ausschlagen': locken (79) [verstreut/verbreitet] 'Fetzen': Lümmel (86) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] 'Hure, liederliche Frau': Mähre (90) [verbreitet/verstreut] 'Landkarte': Mappe (92) [verstreut/vereinzelt omd.] 'Molke': Matte (97a) [vereinzelt/verbreitet] 'elend, arm': mühselig (116) [vereinzelt/verstreut wmd.] 'teuer machen': pfeffern (128) [verstreut/verbreitet wmd.] 'düngen': pferchen (129) [verstreut/verbreitet] 'ein Handwerk heimlich ausüben': pfuschen (131) [vereinzelt/vereinzelt omd.] 'außerhalb der Zunft stehender Handwerker': Pfuscher (132) [verstreut/vereinzelt omd.]
84
'Druckpapier leimen': planieren (134) [vereinzelt/vereinzelt omd.] 'Schwelgerei': Praß (138) [verbreitet/vereinzelt omd.] [Die Bedeutungen der Wörter läppisch, Lese, Lümmel, Matte, pfeffern, pfuschen und planieren sind in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; die Bedeutung von Mähre ist im Schweizerischen nur in der Zeit vor 1600, im Elsässischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die Bedeutung des Wortes lediglich findet man in den Mundarten nur Belege aus der Zeit vor 1600; für die Bedeutung des Wortes Praß sind im Schweizerischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, im Thüringischen nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; in welcher Zeit die Bedeutung im Bairischen und Schwäbischen in Gebrauch war, geht aus den Angaben Schmellers und Fischers nicht hervor; für die Bedeutungen der übrigen Wörter sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: lernen: Schweiz. (17. Jh.); Schwäb., Frankf. (17. u. 18. Jh.); Br.-Berl. (18. Jh.) leidig-. Schwäb., Bair., Eis. (17. Jh.) locken-, Osächs. (17. Jh.) Mappe-, Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) mühselig-, Bair. (17. Jh.) pferchen: Thür. (18. Jh.) Pfuscher. Schweiz., Schwäb. (18. Jh.)]
Bedeutungen anderer Sprachlandschaftskombinationen sowie Bedeutungen, die nur in einem Sprachraum gebräuchlich waren bzw. sind, sind in erheblich geringerer Anzahl als hochsprachlich angesetzt. So begegnen in der Wörterbuchstrecke L bis P nur sieben im Mitteldeutschen übliche Bedeutungen: 'Schwiele': Leiste (60a) [thüringisch] 'Eingeweide': Lappen (10b) [thüringisch] 'Geländer': Lehne (44b) [thüringisch] 'den Geldwert abschätzen': loben (78) [verstreut wmd.] 'betrügerisch': mausig (100) [verstreut] 'nörgeln': näseln (123) [verbreitet wmd.] 'Geflügel mästen': pfropfen (130) [verstreut] [Für die Bedeutungen der Wörter Laffe, Lappen, Lehne, Leiste, loben, mausig und näseln sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 verzeichnet; für die Bedeutung des Verbs pfropfen findet sich im Obersächsischen u. a. ein Beleg aus dem 18. Jh.]
Die Bedeutung 'Pflanze, die zwar blüht, aber keine Frucht bringt' des Wortes Mönch (113a) ist zwar ebenfalls nur im Thüringischen Wörterbuch verzeichnet, da Stielers
85
'Stammbaum' jedoch der einzige Beleg für diese Bedeutung ist, muß wiederum offenbleiben, ob diese tatsächlich im Thüringischen gebräuchlich war (vgl. Anm. 20). Drei Bedeutungen sind schließlich für das Oberdeutsche belegt: 'Lehijunge': Lemer (65) [verstreut] 'Zeugungskraft': Mannschaft (91) [verstreut] 'Menstruation': Monat (112) [vereinzelt] [Die Bedeutung von Monat konnte im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 nachgewiesen werden; für die Bedeutung des Wortes Lemer sind im Schwäbischen nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; wann die Bedeutung im Bairischen vorkam, ist der Angabe Schmellers nicht zu entnehmen; für die Bedeutung des Wortes Mannschaft findet sich im Schwäbischen u. a. ein Beleg aus dem 17. Jh.]
Die Bedeutung 'Wunde, Grind' des Substantivs Lasche (15) begegnet schließlich verbreitet im ostmittel- und vereinzelt im niederdeutschen Sprachraum. [Sie ist im Obersächsischen u. a. im 18. Jh. bezeugt]
1.2.5.
Fazit
Wie die Untersuchung zeigte, setzte Stieler auf lexikalischer und phonologischer Ebene sowie auf der Ebene der Wortbedeutungen hauptsächlich solche Einheiten als hochsprachlich an, die in mehreren Sprachlandschaften vorkamen bzw. vorkommen. So sind 81 der insgesamt 132(133)34 Wörter, 51 der 63 phonologischen Varianten und 38 der 48 (49)35 Bedeutungen in mehreren Sprachlandschaften bezeugt. Es bereitete ihm also größere Schwierigkeiten, solche landschaftlichen Wörter, Lautungen und Bedeutungen vom jeweiligen hochsprachlichen Bestand abzugrenzen, die in weiten Gebieten des deutschen Sprachraumes verbreitet waren bzw. sind, als solche, die nur in einem Sprachraum auftraten bzw. auftreten. Eine Ausnahme stellt die wortbildungsmorphologische Ebene dar: von den insgesamt 98 als hochsprachlich lemmatisierten landschaftlichen Wortbildungsvarianten konnten nur 37 in mehreren Sprachräumen nachgewiesen werden; die überwiegende Mehrheit ist nur für einen Sprachraum belegt. In bezug auf die Rangordnung der Sprachlandschaftskombinationen auf den einzelnen Ebenen führte die Untersuchung zu folgenden Ergebnissen: 1) Auf lexikalischer, phonologischer und wortbildungsmorphologischer Ebene ist eine Dominanz der Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch zu konstatieren; sie nimmt auf diesen in der Rangordnung der Sprachlandschaftskombinationen den 34 35
Die Zahl in der Klammer bezieht die nicht sicher im Thüringischen bezeugte Einheit mit ein. Vgl. Anm. 34.
86 ersten Platz ein. Daraus kann man schließen, daß sie für Stieler im Prozeß der Herausbildung des neuhochdeutschen Bestandes an Wörtern, Lautungen und Formen eine große Bedeutung besaß. Wörter, Laut- und Wortbildungsvarianten der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch galten für ihn eher als hochsprachlich als Wörter, Laut- und Wortbildungsvarianten anderer sprachgeographischer Konstellationen. Besonders stark tritt sie auf wortbildungsmorphologischer Ebene hervor: 67,56% der in mehreren Sprachräumen bezeugten Einheiten sind im Ober- und Mitteldeutschen nachweisbar. Zum Vergleich: auf der lexikalischen Ebene beträgt der Anteil ober- und mitteldeutscher Einheiten an der Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen vorkommenden Einheiten 44,44% und auf phonologischer Ebene 49.01%. Auf der Ebene der Wortbedeutungen steht sie in der Rangfolge der Sprachlandschaftskombinationen mit einem Anteil von 44,73% an der Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen bezeugten Einheiten an zweiter Stelle hinter der auf dem ersten Platz befindlichen Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch. 2) Die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch rangiert, wie soeben erwähnt wurde, auf der Ebene der Wortbedeutungen mit einem Anteil von 52,63% an der Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen bezeugten Einheiten in der Rangordnung der Sprachlandschaftskombinationen auf dem ersten Platz. Auf den anderen Ebenen ist sie auf dem zweiten Platz anzutreffen. Dabei ist jedoch zu beobachten, daß sie auf den einzelnen Ebenen - bezogen auf die jeweilige Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen nachweisbaren Einheiten - ein unterschiedliches Gewicht besaß: sie schlägt auf lexikalischer Ebene mit einem Anteil von 43,2% stärker zu Buche als auf phonologischer Ebene, auf der der Anteil ober-/mittel/niederdeutscher Einheiten 31,37% beträgt; auf dieser wiederum fällt sie stärker ins Gewicht als auf wortbildungsmorphologischer Ebene, auf der der Anteil ober-/mittel/niederdeutscher Einheiten 18,91% ausmacht. 3) Die Sprachlandschaftskombination mitteldeutsch/niederdeutsch begegnet auf allen Ebenen in der Rangfolge der Sprachlandschaftskombinationen auf dem dritten Platz. Der Anteil mittel-/niederdeutscher Einheiten an der Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen vorkommenden Einheiten ist auf allen Ebenen gering: er beträgt auf phonologischer Ebene 19,6%, auf lexikalischer Ebene 11,11%, auf wortbildungsmorphologischer Ebene 10,81% und auf der Ebene der Wortbedeutungen nur 2,63%. Diese Sprachlandschaftskombination spielte bei Stieler also auf allen behandelten Ebenen im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache nur eine geringe bzw. so gut wie keine Rolle. 4) Die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/niederdeutsch kommt auf lexikalischer und wortbildungsmorphologischer Ebene in der Rangfolge der Sprachlandschafts-
87 kombinationen jeweils an vierter und damit letzter Stelle. Der Anteil ober/niederdeutscher Einheiten an der jeweiligen Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen belegten Einheiten ist mit 1,23% bzw. 2,7% jedoch verschwindend gering, so daß sich sagen läßt, daß diese sprachgeographische Konstellation auf diesen Ebenen bedeutungslos war. Auf phonologischer Ebene und auf der Ebene der Wortbedeutungen ist sie nicht nachweisbar. Dies läßt den Schluß zu, daß sie auf dieser Ebene am Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache nicht mehr beteiligt war. Hinsichtlich der Rangordnung der Einzelsprachräume auf den einzelnen Ebenen lassen sich folgende Feststellungen treffen (dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß die Einzelsprachräume auf phonologischer Ebene und auf der Ebene der Wortbedeutungen, wie bereits erläutert wurde, insgesamt nur wenig hervortreten; die folgenden Aussagen besitzen für diese Ebenen daher nur eine relative Gültigkeit): 1) Auf lexikalischer, phonologischer und wortbildungsmorphologischer Ebene fällt die beherrschende Stellung des Oberdeutschen auf; es ist auf allen drei Ebenen in der Rangordnung der Sprachlandschaften auf dem ersten Platz anzutreffen. Offensichtlich maß Stieler diesem Sprachraum im Prozeß der Herausbildung des neuhochdeutschen Bestandes an Wörtern, Lautungen und Formen eine besondere Bedeutung zu. Besonders ausgeprägt ist die Dominanz des Oberdeutschen dabei auf wortbildungsmorphologischer Ebene: 73,77% der nur in einem Sprachraum vorkommenden Wortbildungsvarianten sind ausschließlich im Oberdeutschen bezeugt. Aber auch auf lexikalischer und phonologischer Ebene sind 56,86%, bzw. 61,53%, also über die Hälfte der in einem Sprachraum üblichen Einheiten, für das Oberdeutsche belegt. Auf der Ebene der Wortbedeutungen steht es an zweiter Stelle hinter dem an erster Stelle befindlichen Mitteldeutschen. Der Anteil oberdeutscher Einheiten an der Gesamtzahl der nur in einem Sprachraum nachweisbaren Einheiten ist mit 30% auf dieser Ebene erheblich geringer als auf den anderen Ebenen. 2) Das Mitteldeutsche dominiert auf der Ebene der Wortbedeutungen: wie bereits angedeutet wurde, nimmt es auf dieser in der Rangfolge der Sprachlandschaften den ersten Platz ein. Auf den übrigen Ebenen rangiert es auf dem zweiten Platz. Es besaß allerdings auf lexikalischer Ebene mit einem Anteil von 39,21% an der Gesamtzahl der in einem Sprachraum üblichen Einheiten ein größeres Gewicht als auf phonologischer Ebene, auf der der Anteil mitteldeutscher Einheiten 30,76% beträgt; auf dieser kam ihm wiederum eine größere Bedeutung zu als auf wortbildungsmorphologischer Ebene, auf der der Anteil mitteldeutscher Einheiten 22,95% ausmacht. 3) Das Niederdeutsche begegnet auf lexikalischer, phonologischer und wortbildungsmorphologischer Ebene in der Rangordnung der Sprachlandschaften an dritter und da-
88 mit letzter Stelle. Es ist auf phonologischer Ebene durch eine Einheit, auf lexikalischer und wortbildungsmorphologischer Ebene durch jeweils zwei Einheiten vertreten; der Anteil niederdeutscher Einheiten an der jeweiligen Gesamtzahl der nur in einem Sprachraum nachweisbaren Einheiten ist also auf allen drei Ebenen äußerst gering. Dies deutet darauf hin, daß das Niederdeutsche auf diesen Ebenen aus dem Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache weitgehend ausgeschieden war. Auf der Ebene der Wortbedeutungen ist es nicht nachweisbar. Offensichtlich bereitete Stieler die Abgrenzung niederdeutscher Bedeutungen vom hochsprachlichen Bestand keinerlei Probleme mehr; das Niederdeutsche war am Prozeß der Herausbildung des neuhochdeutschen Bestandes an Wortbedeutungen nicht mehr beteiligt. Durch die Tatsache, daß niederdeutsche Einheiten auf allen behandelten Ebenen so gut wie nicht bzw. nicht in Erscheinung treten, erfährt die in 1.1.5. aufgestellte Hypothese, daß das Niederdeutsche gegen Ende des 17. Jahrhunderts als Dialekt galt, eine Bestätigung. Die immer wieder aufgestellte Behauptung, Stieler habe in großem Umfang Wortgut seiner thüringischen Heimatmundart in seinem Wörterbuch verzeichnet (vgl. Anm. 18), kann nach der vorliegenden Untersuchung in dieser Weise nicht länger aufrechterhalten werden. Wie in 1.2.1. zu sehen war, sind zwar die meisten der als hochsprachlich lemmatisierten landschaftlichen Wörter im Thüringischen bezeugt. Stieler hatte also größere Probleme, solche landschaftlichen Wörter vom hochsprachlichen Wortschatz abzugrenzen, die er aus seiner heimatlichen Mundart kannte, als solche, die ihm aus dieser nicht geläufig waren. Anders formuliert: er neigte eher dazu, solche landschaftlichen Wörter der Hochsprache zuzurechnen, die ihm aus seiner Heimatmundart vertraut waren, als solche, die ihm aus dieser unbekannt waren. Allerdings nahm er nicht wähl- und kritiklos irgendwelche thüringischen Wörter in sein Wörterbuch auf. Wie ebenfalls aus 1.2.1. ersichtlich wurde, begegnet in der Wörterbuchstrecke L bis P eine im Verhältnis zur Gesamtzahl der als hochsprachlich lemmatisierten landschaftlichen Wörter nur sehr geringe Anzahl genuin thüringischer, das heißt nur im Thüringischen und in keiner anderen Mundart nachweisbarer Wörter, nämlich sechs bzw. sieben. Man kann vielmehr sagen, daß sich Stieler seiner Mundart gegenüber kritisch verhielt, indem er in der Regel nur solche Wörter seiner Heimatmundart als hochsprachlich lemmatisierte, die wenigstens auch in anderen mitteldeutschen Mundarten, in der überwiegenden Mehrzahl aber auch in Mundarten anderer Sprachräume vorkamen bzw. vorkommen; eindeutige Priorität wurde dabei Wörtern eingeräumt, die im ober- und mitteldeutschen und im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum in Gebrauch waren bzw. sind. Erst die Tatsache, daß ein im Thüringischen gebräuchliches Wort in
89 weiten Gebieten des deutschen Sprachraumes verbreitet war bzw. ist, war für ihn offensichtlich die Gewähr dafür, daß es sich um ein überregionales und damit seiner Meinung nach hochsprachliches Wort handelte.36 Daraus sowie auch aus der Tatsache, daß Stieler eine größere Anzahl landschaftlicher Wörter als hochsprachlich buchte, die nicht im Thüringischen belegt sind, geht hervor, daß Stielers 'Stammbaum' keineswegs eine so zuverlässige Quelle für die Erschließung echt thüringischen Wortgutes ist, wie vielfach angenommen wurde. Dies muß bei künftigen Untersuchungen zur thüringischen Mundart berücksichtigt werden. Nebenbei sei bemerkt: auch auf den anderen Ebenen tritt das Thüringische kaum hervor. Wie in den vorangehenden Kapiteln zu sehen ist, sind in der Wörterbuchstrecke L bis P jeweils nur zwei thüringische Laut- und Wortbildungsvarianten und vier bzw. fünf thüringische Bedeutungen verzeichnet. Was Stielers Auffassung vom Hochdeutschen betrifft, so ist der Tatsache, daß er Wörter, Lautungen, Formen und Bedeutungen verschiedener Sprachlandschaften und Sprachlandschaftskombinationen als hochsprachlich ansetzte, zu entnehmen, daß er wußte, daß die deutsche Hochsprache nicht mit der Sprache einer Provinz, etwa Meißens, identisch war, sondern daß an ihrer Herausbildung - und zwar auf allen Ebenen - mehrere Sprachlandschaften und Sprachlandschaftskombinationen beteiligt sind. Einen besonderen Anteil hatte daran auf allen behandelten Ebenen, wie zu sehen war, die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch und auf fast allen Ebenen das Oberdeutsche.
1.3. Mundartliche phonologische und wortbildungsmorphologische Varianten, die anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sind Schließlich findet man in der Wörterbuchstrecke L bis P noch jeweils eine landschaftliche Laut- und eine Wortbildungsvariante, die Stieler nicht als solche erkannt und anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet hatte. Daran zeigt sich, wie schwierig es für ihn noch war, die Gebrauchsdimensionen einzelner nicht hochsprachlicher Einheiten verschiedener Ebenen richtig zu bestimmen. So ist die vereinzelt im ober- und im gesamten westmitteldeutschen Sprachraum übliche Lautvariante Pool 'Pfahl' (168) unzutreffend als veraltet bezeichnet: sie ist in einigen Mundarten noch heute in Gebrauch.
36
Die Wörter belfern, Lock, Märde, müffen und Mutz, die O. Kürsten (1935, a.a.O. S. 45) als speziell thüringisch bezeichnet und als Beispiele für das in Stielers 'Stammbaum' angeblich in reichem Maße gebuchte thüringische Wortgut anführte, konnten alle auch in anderen Mundarten nachgewiesen werden.
90 [Sie ist in den Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt]
Die verstreut im Oberdeutschen auftretende Wortbildungsvariante mundbar 'mündig' (99) ist ebenfalls nicht richtig als veraltet qualifiziert: sie ist im Bairischen noch im 17. Jahrhundert belegt. Erwähnt werden müssen schließlich noch die Formvarianten pflichten Verpflichten' (142) und namen 'benamen' (113), die nach Stieler ungebräuchlich waren (in usu non est). Pflichten kam bzw. kommt vereinzelt im Oberdeutschen und namen vereinzelt im Niederdeutschen vor. [In welcher Zeit diese beiden Wortbildungsvarianten in den Mundarten verwendet wurden bzw. ob sie in diesen noch heute verwendet werden, ist den Angaben der Mundartwörterbücher nicht zu entnehmen]
1.4. Zusammenfassung Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz ist zwar in seiner Anlage, in bezug auf die Darstellung und Anordnung des Wortschatzes unübersehbar von den sprachtheoretischen und lexikographischen Auffassungen der Barockzeit, wie sie von Harsdörffer und vor allem von Schottelius vertreten wurden, geprägt37, Stieler beschränkte sich jedoch nicht darauf, die Systemmöglichkeiten zu beschreiben. Es ging ihm ebenso sehr darum, die Einheiten der deutschen Sprache auf den einzelnen Ebenen möglichst breit zu erfassen. Auch hinsichtlich der bewußten Berücksichtigung der Mundarten ging Stieler zum einen dadurch weit über Schottels Forderungen hinaus, daß er nicht nur niederdeutsche Wörter in sein Wörterbuch aufnahm, sondern Wörter aller Sprachlandschaften und Sprachlandschaftskombinationen verzeichnete; zum anderen griff er über diese hinaus, indem er sich nicht mit der Buchung landschaftlicher Wörter begnügte, sondern auch landschaftliche Lautungen, Formen und Bedeutungen - zumindest ansatzweise - in sein Wörterbuch einbezog.
37
Entsprechend der Stammbaum-Theorie ist der Wortschatz um die Stammwörter angeordnet, die in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt sind; von diesen gehen die einzelnen Wortgruppen aus, deren Zusammenfassung nach Art der Wortbildung erfolgte (vgl. Ising, 1956, a.a.O. S. 52; dens. 1968, a.a.O. S. IX/X).
91
2.
Matthias Kramer
2.1. Das Hoch-Nider-Teutsch Dictionarium (1719) Wie aus der Materialdokumentation (IV.) ersichtlich wird, sind in der Wörterbuchstrecke L bis P des Hoch-Nider-Teutsch Dictionarium keine landschaftlichen Wörter, phonologischen, wortbildungsmorphologischen Varianten und Wortbedeutungen mit diatopischer Markierung verzeichnet. Dies bestätigt die in II.2. aufgestellte Hypothese, daß Matthias Krämer prinzipiell keine landschaftlichen Einheiten in sein Wörterbuch aufnehmen wollte. Es ging ihm ausschließlich um die Kodifikation der Gemeinsprache. Auch Krämer bereitete es jedoch Schwierigkeiten, die gemeinsprachlichen Wörter, Lautungen, Formen und Bedeutungen von den landschaftlichen abzugrenzen, sonst hätte er nicht eine größere Anzahl landschaftlicher Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen als gemeinsprachlich angesetzt. Auch zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte sich die Gemeinsprache auf den einzelnen Ebenen offensichtlich noch nicht vollständig herausgebildet. Im folgenden soll untersucht werden, welche Sprachlandschaften bzw. Sprachlandschaftskombinationen es sind, deren Wörter, Lautungen, Formen und Bedeutungen Kramer als gemeinsprachlich behandelte.
2.1.1.
Wörter
Die Überprüfung in den Mundartwörterbüchern zeigte, daß Kramer vor allem Wörter der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch als hochsprachlich lemmatisierte: leidmütig (54) [vereinzelt/verbreitet wmd.] lötig (93) [verstreut/vereinzelt omd.] lotter (95) [verbreitet/verbreitet] luck/lück (97) [gesamt/verbreitet] Ludel (98a) [verstreut/verstreut] ludein (99) [vereinzelt/verstreut] Marille (154) [verstreut/vereinzelt] Maut (187) [verbreitet/verstreut] Mautz (189) [verstreut/verbreitet] Memme (203a) [vereinzelt/verbreitet] Metzig (220) [gesamt/verstreut] Mostart (248) [vereinzelt/verstreut wmd.]
92 Mutzen/Motzen (288f) [verbreitet/verbreitet] Neber (300) [gesamt/verstreut omd.] Nestel (302) [verbreitet/verbreitet] nieden (304) [gesamt/verbreitet] pfetzen/pfitzen (336) [gesamt/verbreitet] Pletz/Bletz (354) [gesamt/vereinzelt wmd.] pletzen/bletzen (355) [gesamt/vereinzelt wmd.] plotzen (359) [verstreut/verbreitet wmd.] pregeln (369) [verbreitet/verbreitet omd.] preis (370) [gesamt/verstreut] Privet/Profei (372) [gesamt/vereinzelt omd.] [Von diesen Wörtern sind ludein, Mautz, Mostart und plotzen in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. belegt; Marille ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600, im Schlesischen nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; wann das Wort im Bairischen gebräuchlich war, ist der Angabe Schmellers nicht zu entnehmen; für Maut findet man im Schwäbischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800; nieden ist im Schweizerischen, Elsässischen und Oberhessischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 nachweisbar, im Bairischen, Schwäbischen und Südhessischen nur in der Zeit vor 1600 und in den anderen erwähnten Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh.; die übrigen Wörter konnten in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachgewiesen werden: leidmütig: Schwäb. (17. Jh.) lötig-. Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) lotter. Bair. (17. Jh.) luck/lück: Schwäb., Eis. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Frankf. (18. Jh.) Ludet-, Schwäb. (18. Jh.); Thür. (1801) Memme: Thür. (1801) Metzig: Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Schles. (18. Jh.) Neber. Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.) Nestel: Bair., Schwäb., Frankf. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) pfetzen/pfitzen: Pfälz. (17. Jh.); Schweiz., Eis. (17. u. 18. Jh.) Pletz/Bletz: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) pletzen/bletzen: Schweiz., Bad. (17. Jh.) pregeln: Schweiz. (17. u. 18. Jh.; Bair., Osächs., Schles. (18. Jh.) preis: Schweiz., Schwäb., Bad. (17. Jh.); Pfälz., Thür. (18. Jh.) Privet/Profei: Schwäb., Eis. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.)]
93 Eine ebenfalls größere Anzahl von Wörtern weist die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch /mitteldeutsch/niederdeutsch auf: läppen (24a) [vereinzelt/verbreitet wmd./verbreitet] laustem (39) [gesamt/verbreitet/verbreitet] leibig (51a) [gesamt/verstreut/vereinzelt] Leilach (57) [gesamt/verbreitet/verbreitet] lüstern (114) [vereinzelt/verstreut/verstreut] Mand/Mann (140) [vereinzelt/verbreitet wmd./vereinzelt] marren (160) [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] Matte (174) [verbreitet/vereinzelt/vereinzelt] Memme (203b) [vereinzelt/verbreitet/verstreut] Metzger (218) [gesamt/verbreitet/verstreut] muffen (256) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] mummeln (266a) [gesamt/verbreitet/verbreitet] mümpfeln (267) [gesamt/verbreitet/vereinzelt] pelfern (324) [vereinzelt/verstreut/vereinzelt] Pfarre (332a) [verbreitet/verbreitet/vereinzelt] pispem (344) [verbreitet/gesamt/vereinzelt]
[Von diesen sind pelfem und Memme in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; für lüstern findet man im Schwäbischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: läppen: Schwab., Mecklenb. (17. Jh.) laustem: Schweiz., Bair., Eis., Schles. (17. Jh.); Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Thür., Schlesw.-Holst. (18. Jh.) leibig: Schwäb. (17. Jh.) Leilach: Eis., Schles. (17. Jh.); Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) Mand/Mann: Pfälz. (17. Jh.) marren: Schwab., Mecklenb. (18. Jh.) Matte: Eis. (17. Jh.); Schweiz., Schwab., Pfälz. (17. u. 18. Jh.) Metzger. Pfälz. (17. Jh.); Schweiz., Schwäb., Frankf. (17. u. 18. Jh.) muffen: Schwäb. (18. Jh.) mummeln: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) mümpfeln: Schles. (18. Jh.) Pfarre: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) pispem: Frankf., Osächs. (18. Jh.)]
Wörter anderer Sprachlandschaftskombinationen sowie Wörter, die nur in einem Sprachraum vorkamen bzw. vorkommen, sind in der Wörterbuchstrecke L bis P kaum anzutreffen.
94 So konnten nur vier ausschließlich im Oberdeutschen auftretende Wörter ausfindig gemacht werden: Lederer (43) [verbreitet] Liberey (73) [vereinzelt] männerig (148) [vereinzelt] Pfebe (334) [verbreitet] [Von diesen Wörtern ist männerig im Elsässischen nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Lederer. Schweiz., Bair. (17. Jh.) Liberey: Bair. (17. Jh.) Pfebe: Schwab. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Drei waren bzw. sind im mittel- und niederdeutschen Sprachraum in Gebrauch: leidsam (55) [vereinzelt wmd./vereinzelt] platten (349) [verstreut/verstreut] Prahl (367) [verstreut/verstreut] [Prahl ist im Mecklenburgischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 belegt; für die anderen Wörter sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh. angeführt.]
Ebenfalls drei Wörter wurden bzw. werden im Mitteldeutschen verwendet: hincken (105) [vereinzelt wmd.] männem (147) [vereinzelt omd.] Plumpert (360) [vereinzelt wmd.] [Alle Wörter sind in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. nachweisbar.]
Lehner (50b), ist schließlich verstreut im Ober- und vereinzelt im Niederdeutschen bezeugt. [Für das Substantiv sind im Mecklenburgischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 verzeichnet.]
95 Pelzer (326) findet sich vereinzelt im Niederdeutschen. [Für das Wort ist im Mecklenburgischen u. a. ein Beleg aus dem 17. Jh. vorhanden]
2.1.2.
Phonologische Varianten
Auch auf dieser Ebene sind hauptsächlich Einheiten der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch als hochsprachlich angesetzt: Letze 'Lektion' (27) [verbreitet/verbreitet wmd.] lüftig (43) [verstreut/verbreitet] Märterer 'Märtyrer' (58) [gesamt/vereinzelt wmd.] Maurer 'Maurer' (65) [vereinzelt/verstreut] Mespel (75) [vereinzelt/verstreut] Mörsel/Mörschel (88) [gesamt/verbreitet] müglich (96) [verbreitet/verbreitet omd.] nassen (110) [vereinzelt/vereinzelt omd.] nutzlich (127) [verstreut/vereinzelt wmd.] Omeis 'Ameise' (130) [verstreut/verstreut wmd.] Paruck 'Perücke' (138) [verbreitet/verbreitet omd.] pecken 'picken' (140) [vereinzelt/verbreitet] Pensei (142) [gesamt/verbreitet] Perment 'Pergament' (143) [verbreitet/verstreut wmd.] Pf ersieh (148) [verbreitet/verstreut] pflocken 'pflücken' (154) [verstreut/verbreitet] Pilgram (157) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] Pitschaft (160) [verbreitet/verstreut wmd.] Pitschier (161) [verbreitet/vereinzelt wmd.] Pöfel (166) [verbreitet/verbreitet] [Nutzlich und Perment sind im Schweizerischen nur für die Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; Omeis ist im Elsässischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für Pilgram sind im Rheinischen nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; wann die Lautvariante im Bairischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor; pecken ist in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die anderen phonologischen Varianten bieten folgende Mundartwörterbücher u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Letze: Eis. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.)
96 lüftig: Schwäb. (17. Jh.); Thür. (18. Jh.) Märterer. Schwäb. (17. Jh.) Maurer. Pfalz. (1600); Frankf., Osächs. (17. u. 18. Jh.) Mespel: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Mörsel/Mörschel: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Frankf. (18. Jh.) müglich: Schwäb. (17. Jh.); Osächs. (18. Jh.) nassen: Thür. (18. Jh.) Parnck: Bad. (17. Jh.); Schweiz., Osächs. (18. Jh.) Pensei: Schweiz., Schwab., Eis. (17. Jh.); Frankf. (18. Jh.) Pfersich: Schwäb. (17. Jh.) pflocken: Schles. (17. Jh.) Pitschaft: Bad. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Pitschier. Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Pöfel: Schwäb., Thür. (17. Jh.); Shess. (18. Jh.)]
Ferner konnte auch auf dieser Ebene eine größere Anzahl von Einheiten im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum nachgewiesen werden: lech (14) [verbreitet/verbreitet/vereinzelt] Leffel (17) [verbreitet/gesamt/gesamt] leschen (25) [gesamt/verbreitet/verstreut] Lewe (31) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] lucker 'locker'(41) [vereinzelt/verbreitet/verstreut] Maan 'Mohn' (51) [vereinzelt/verstreut/verstreut] Marzepan (59) [vereinzelt/verstreut/verbreitet] Melodey (70) [verstreut/verstreut wmd./vereinzelt] Mucke (92) [verbreitet/verstreut/vereinzelt] Münch 'Mönch' (99) [gesamt/verstreut wmd./vereinzelt] nacket (107) [gesamt/verstreut/vereinzelt] Poppe 'Puppe' (169) [verbreitet/verbreitet/verstreut]
[Von diesen ist leschen im Elsässischen und Pfälzischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den anderen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar-, Maan ist im Thüringischen nur für die Zeit vor 1600 und nach 1800 belegt, in den anderen Mundarten nur für die Zeit nach 1800; für Lewe sind im Bairischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; für lucker, Poppe und Melodey sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh. verzeichnet; für die übrigen Lautvarianten sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. angeführt: lech: Schweiz. (17. Jh.)
97 Leffel: Schwäb. (17. Jh.); Schlesw.-Holst., Mecklenb. (18. Jh.) Mucke: Eis. (17. Jh.) nacket: Eis., Osächs. (17. Jh.) Marzepan: Mecklenb. (18. Jh.)]
Einheiten anderer Sprachlandschaftskombinationen sowie Einheiten, die nur in einem Sprachraum üblich waren bzw. sind, findet man auch auf dieser Ebene kaum. So sind nur fünf ausschließlich für das Oberdeutsche belegt: Luge 'Lüge' (44) [verbreitet] Melancholey (69) [verbreitet] Nachbauer 'Nachbar' (105) [vereinzelt] Nehrung 'Nahrung' (116) [vereinzelt] Paßement (139) [verbreitet]
[Von diesen ist Nachbauer im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 bezeugt; Nehrung konnte im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 nachgewiesen werden; für die übrigen Lautvarianten bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Luge\ Bair. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) Melancholey, Paßement-. Schweiz. (17. Jh.)]
Vier traten bzw. treten im Mitteldeutschen auf: Lepard 'Leopard' (23) [verstreut wmd.] Liter 'Letter' (38) [vereinzelt wmd.] Lunz 'Lünse' (46) [vereinzelt] nupfen 'nippen' (126) [verstreut] [Für alle Lautvarianten sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 verzeichnet]
Drei kamen bzw. kommen im mittel- und niederdeutschen Sprachraum vor: Mäkler (53) [verstreut/verstreut] mürrisch (101) [verstreut wmd./vereinzelt] plätschern (165) [verstreut/verstreut] [Von diesen ist plätschern in den Mundarten nur für das 19. und 20. Jh. belegt; Mäkler ist im Mecklenburgischen u. a. im 18. Jh. und mürrisch im Hessisch-Nassauischen u. a. im 17. und 18. Jh. nachweisbar]
98
Pipen (158) begegnet schließlich im gesamten niederdeutschen Sprachraum. [Für die Lautvariante bieten die Mundartwörterbücher nur Belege aus der Zeit nach 1800]
2.1.3.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Auch auf wortbildungsmorphologischer Ebene sind die meisten Einheiten im ober- und mitteldeutschen Sprachraum nachweisbar: langem Verlängern' (3) [verbreitet/verstreut] leidentlich 'leidlich' (23) [verbreitet/vereinzelt wmd.] Lohne 'Lünse' (40) [verbreitet/verbreitet] Lünne/Lünne 'Lünse' (49) [verstreut/verbreitet] Monge (62) [vereinzelt/verstreut] mangert (63) [vereinzelt/verstreut] merksam (77) [verstreut/vereinzelt] mildiglich (84) [verstreut/vereinzelt omd.] Morche (89) [vereinzelt/vereinzelt omd.] nöthen 'nötigen' (132) [gesamt/verstreut wmd.] pestilenzisch (141) [verbreitet/vereinzelt omd.] [Von diesen ist mildiglich in den Mundarten nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; für Lünne/Lünne findet man in den Mundarten nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.; die übrigen wortbildungsmorphologischen Varianten konnten in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachgewiesen werden: längern: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) leidentlich: Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Schwab., Eis. (18. Jh.) Lohne: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) Monge: Schwäb. (17. u. 18. Jh.) mangen: Schwäb. (17. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) merksam: Bair. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) Morche: Schwäb. (17. u. 18. Jh.) nöthen: Schweiz. (17. Jh.) pestilenzisch: Schweiz. (1600)]
Sieben wortbildungsmorphologische Varianten sind im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum bezeugt: Gemeine (159) [gesamt/verbreitet/verstreut] laulich 'lau' (9) [verstreut/verbreitet/verstreut] mächtigen 'bemächtigen' (54) [verstreut/vereinzelt wmd./vereinzelt]
99 Mäder 'Mäher' (57) [gesamt/gesamt/vereinzelt] mausen 'mausern' (73) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] nieder (128) [gesamt/verbreitet/verstreut] platschen 'plätschern' (144) [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] [Von diesen ist mächtigen im Schweizerischen, Schwäbischen und Mecklenburgischen nur für die Zeit vor 1600, im Pfälzischen nur für die Zeit nach 1800 belegt; für platschen findet man in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800; für die anderen wortbildungsmorphologischen Varianten bieten folgende Mundartwörterbücher u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Gemeine: Bair., Schwab., Pfälz. (17. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) laulich: Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Frankf. (18. Jh.) mausen: Br.-Berl. (17. Jh.) nieder. Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.)]
Fünf waren bzw. sind ausschließlich im Oberdeutschen gebräuchlich: leslich 'leserlich' (25) [verstreut] meuteniren 'meutern' (80) [vereinzelt] Müdigkeit (83) [vereinzelt] Mutigkeit (104) [vereinzelt] Nötigkeit (133) [vereinzelt] [Für Müdigkeit, Mutigkeit und Nötigkeit sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit vor 1600 verzeichnet; für die übrigen Wortbildungsvarianten finden sich in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: leslich: Schweiz., Schwäb. (17. Jh.) meuteniren: Schwäb. (17. Jh.)]
Drei wurden bzw. werden nur im Mitteldeutschen verwendet: Meuten 'meutern' (79) [schlesisch] Mörschner/Mörßner 'Mörser' (92) [vereinzelt] Nährer 'Ernährer' (110) [vereinzelt] [Für Mörschner/Mörßner und Nährer sind im Thüringischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit nach 1800 angeführt; Meuten ist im Schlesischen im 18. Jh. nachweisbar]
100 Bei der Wortbildungsvariante Lor 'Lorbeer' (41), die im Schlesischen Wörterbuch nachweisbar ist, muß aufgrund der Tatsache, daß Mitzka nur Steinbachs Wörterbuch als Beleg anführte, offenbleiben, ob es sich wirklich um eine schlesische wortbildungsmorpholgische Variante handelt (vgl. dazu III.3.).
2.1.4.
Bedeutungen
Auf der Ebene der Wortbedeutungen sind in überwiegender Mehrheit Einheiten der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch als hochsprachlich angesetzt: 'Truhe': Lade (2a) [verbreitet/verbreitet/verstreut] 'geil (von Menschen)': läufig (28) [verbreitet/verbreitet/vereinzelt] 'mit Läusen behaftet': lausig (31a) [verbreitet/verstreut/verbreitet] 'geizig': lausig (31b) [verstreut/vereinzelt/vereinzelt] 'mutwilliger Mensch': Lecker (38) [verbreitet/verstreut/verstreut] 'leer': ledig (41) [verbreitet/verbreitet/verbreitet] 'Abschied nehmen': letzen (68) [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] 'Schwelgerei': Luder (84a) [vereinzelt/verbreitet omd./vereinzelt] 'Jungfrau': Magd (89a) [verbreitet/verstreut/vereinzelt] 'Spezereiwarenhändler': Materialist (95) [verstreut/verstreut/verstreut] 'Mäuse fangen': mausen (99) [verstreut/verbreitet/verbreitet] [Für die Bedeutungen dieser Wörter bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Lade: Schweiz., Schwäb., Schles. (17. u. 18. Jh.); Br.-Berl. (18. Jh.) läufig: Br.-Berl. (1804) lausig: Schwäb. (17. Jh.) Lecker. Mecklenb. (17. Jh.); Schwäb. (17. u. 18. Jh.) ledig: Schwäb., Mecklenb. (18. Jh.) letzen: Schles. (18. Jh.) Luder. Schwäb., Schles. (17. Jh.) Magd: Schweiz., Bair. (17. Jh.); Thür. (18. Jh.) Materialist: Br.-Berl. (17. Jh.); Schwab., Frankf. (17. u. 18. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) mausen: Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.)]
Bedeutungen anderer Sprachlandschaftskombinationen sowie nur in Einzelsprachräumen auftretende Einheiten sind nur in geringer Anzahl verzeichnet.
101 So findet man nur vier Bedeutungen der Sprachlandschaftskombination oberdeutsch / mitteldeutsch: 'schlürfen': läppern (11) [verbreitet/verbreitet] 'dünn, wässrig': leer (43) [vereinzelt/verstreut wmd.] 'hinten ausschlagen': locken (79) [verstreut/verbreitet] 'dünner Kuchen': Platz (135) [verbreitet/verbreitet] [In welcher Zeit die Bedeutung des Verbs läppem im Bairischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor; im Elsässischen ist sie nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; in welcher Zeit die Bedeutung des Wortes leer im Bairischen vorkam, ist der Angabe Schmellers wiederum nicht zu entnehmen; im Pfälzischen und Südhessischen ist sie nur für die Zeit nach 1800 belegt; für die Bedeutungen der übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: lecken: Osächs. (17. Jh.) Platz-. Schwäb. (17. Jh.); Thür. (17. u. 18. Jh.); Schles. (18. Jh.)]
Zwei kamen bzw. kommen im mittel- und niederdeutschen Sprachraum vor: 'segeln': lavieren (35) [vereinzelt/verstreut] 'dingen': mieten (110) [verstreut/verstreut] [Die Bedeutung des Verbs mieten ist in den Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; für die Bedeutung des Verbs lavieren ist im Mecklenburgischen u. a. ein Beleg aus dem 17. Jh. vorhanden]
Ebenfalls zwei traten bzw. treten im Oberdeutschen auf: 'Hure': Läuferin (27) [verbreitet] 'Trinkgeld': Letze (67) [verbreitet] [Für die Bedeutung des Wortes Läuferin sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 verzeichnet; die Bedeutung des Wortes Letze konnte im Schwäbischen u. a. im 17. Jh., im Schweizerischen u. a. im 17. und 18. Jh. nachgewiesen werden]
Die Bedeutung 'den Geldwert abschätzen' des Verbs loben (78) war bzw. ist schließlich nur im Mitteldeutschen in Gebrauch. [Sie ist in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar]
102 2.1.5.
Fazit
Wie zu sehen war, behandelte Kramer auf allen untersuchten Ebenen in überwiegender Mehrzahl solche landschaftlichen Einheiten als hochsprachlich, die in mehreren Sprachräumen vorkamen bzw. vorkommen: 43 der insgesamt 51 Wörter, 35 der 45 phonologischen Varianten, 18 der 26 (27) 1 wortbildungsmorphologischen Varianten und 17 der 20 Bedeutungen sind in mehreren Sprachräumen nachweisbar. Krämer hatte also fast nur Schwierigkeiten, solche landschaftlichen Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen von den hochsprachlichen zu trennen, deren Verbreitungsgebiet sich über weite Teile des deutschen Sprachraumes erstreckte bzw. erstreckt. Umgekehrt formuliert: die Abgrenzung solcher landschaftlicher Einheiten, die nur in einem Sprachraum gebräuchlich waren bzw. sind, von den hochsprachlichen war für ihn kaum problematisch. In bezug auf die Rangordnung der Sprachlandschaftskombinationen auf den einzelnen Ebenen läßt sich festhalten: 1) Auf lexikalischer, phonologischer und wortbildungsmorphologischer Ebene sticht die Dominanz der Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch ins Auge; sie rangiert auf allen drei Ebenen in der Rangfolge der Sprachlandschaftskombinationen jeweils auf dem ersten Platz. Dabei fällt auf, daß jeweils über die Hälfte der in mehreren Sprachräumen vorkommenden Einheiten diese sprachgeographische Konstellation aufweist: auf lexikalischer Ebene beträgt der Anteil ober-/mitteldeutscher Einheiten an der Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen bezeugten Einheiten 53,48%, auf phonologischer Ebene 57,14% und auf wortbildungsmorphologischer Ebene 61,11%. Auf der Ebene der Wortbedeutungen befindet sich die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch an zweiter Stelle hinter der an erster Stelle kommenden Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch; der Anteil ober-/mitteldeutscher Einheiten an der Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen üblichen Einheiten ist mit 23,52% auf dieser Ebene nicht sehr groß. 2) Die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch nimmt, wie bereits erwähnt wurde, auf der Ebene der Wortbedeutungen in der Rangordnung der Sprachlandschaftskombinationen den ersten Platz ein. Offensichtlich erkannt Kramer ihr auf dieser Ebene eine besondere Bedeutung zu. Auf den anderen Ebenen steht sie jeweils an zweiter Stelle. Der Anteil ober-/mittel/niederdeutscher Einheiten an der Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen bezeugten Einheiten ist auf allen drei Ebenen etwa gleich groß: er beträgt auf wortbildungsmorphologischer Ebene 38,88%, auf lexikalischer Ebene 37,2% und auf phonologischer Ebene 34,28%. 1
Die Zahl in der Klammer schließt die nicht sicher im Schlesischen bezeugte Einheit mit ein.
103
3) Die Sprachlandschaftskombinationen mitteldeutsch/niederdeutsch ist auf lexikalischer und phonologischer Ebene sowie auf der Ebene der Wortbedeutungen in der Rangordnung der Sprachlandschaftskombinationen auf dem dritten Platz anzutreffen. Sie ist auf lexikalischer und phonologischer Ebene durch jeweils drei Einheiten, auf der Ebene der Wortbedeutungen durch zwei Einheiten vertreten; der Anteil mittel/niederdeutscher Einheiten an der Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen üblichen Einheiten ist also auf allen drei Ebenen äußerst gering. Man kann daher sagen, daß sie auf diesen am Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache kaum noch Anteil hatte. Der Tatsache, daß man auf wortbildungsmorphologischer Ebene nicht eine Einheit der sprachgeographischen Konstellation mitteldeutsch/niederdeutsch findet, ist zu entnehmen, daß sie auf dieser aus dem Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache ganz ausgeschieden war. 4) Die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/niederdeutsch begegnet auf lexikalischer Ebene in der Rangfolge der Sprachlandschaftskombinationen auf dem vierten und damit letzten Platz. Aus der Tatsache, daß nur ein Wort dieser sprachgeographischen Konstellation nachgewiesen werden konnte, geht hervor, daß sie im Prozeß der Herausbildung der neuhochdeutschen Lexik so gut wie keine Rolle mehr spielte. Auf den anderen Ebenen ist sie nicht belegt; auf diesen kam ihr also keinerlei Bedeutung mehr zu. Was die Einzelsprachräume betrifft, so wurde bereits darauf hingewiesen, daß sie auf allen behandelten Ebenen kaum in Erscheinung treten. Wie gezeigt wurde, sind in der Wörterbuchstrecke L bis P nur vier Wörter, je fünf Laut- und Wortbildungsvarianten und zwei Bedeutungen des oberdeutschen Sprachraumes verzeichnet; mitteldeutsche Einheiten findet man auf phonologischer Ebene vier, auf lexikalischer Ebene drei, auf wortbildungsmorphologischer Ebene drei bzw. vier und auf der Ebene der Wortbedeutungen eine. Sowohl der oberdeutsche als auch der mitteldeutsche Sprachraum waren auf allen Ebenen am Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache kaum noch beteiligt. Das Niederdeutsche ist auf lexikalischer und phonologischer Ebene durch jeweils eine Einheit vertreten, auf wortbildungsmorphologischer Ebene sowie auf der Ebene der Wortbedeutungen ist es nicht nachweisbar. Es hatte am Prozeß der Herausbildung des neuhochdeutschen Bestandes an Wörtern, Lautungen, Formen und Bedeutungen nahezu bzw. gar keinen Anteil mehr.
104
2.2. Vergleich der ersten und zweiten Auflage des Kramerschen Wörterbuches Für Joh. Daniel Titius, den Bearbeiter der zweiten Auflage des Kramerschen Wörterbuches, des Hoog-Neder-Duitsch Woordenboek, oder Neuefn] [...] deutsch-holländische[n] Wörterbuch [es] aus dem Jahre 1759, war das ganze kramersche Wörterbuch ein Sammelplatz von schlechten, selbstgemachten, ungebräuchlichen und unverständlichen, deutschen Wörtern, die größtenteils alle wider den Gebrauch zu reden liefen2. Er hatte es sich zum Ziel gesetzt, die unnütze Weitläuftigkeit des Werkes abzukürzen3 und nur das stehenzulassen bzw. neu aufzunehmen, was wirklich im allgemeinen Umgang üblich war bzw. ist. Dieser Abkürzung des Werkes fielen zahlreiche der als hochsprachlich behandelten landschaftlichen Wörter zum Opfer. So sind in der zweiten Auflage in der Wörterbuchstrecke L bis P - 14 der insgesamt 23 Wörter der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch (leidmütig, lotter, luck/lück, ludein, Mautz, Memme, Metzig, Mostart, Mutzen/Motzen, Neber, Pletz/Bletz, pletzen/bletzen, plotzen und preis) - fünf der 16 im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum auftretenden Wörter (läppen, laustem, Leilach, Mand/Mann, pelfern) - zwei der vier oberdeutschen Wörter {Lederer, männerig) - alle mitteldeutschen Wörter - zwei der drei im Mittel- und Niederdeutschen gebräuchlichen Wörter (leidsam, Prahl) - das im Ober- und Niederdeutschen nachweisbare Lehner - das niederdeutsche Wort Pelzer nicht mehr gebucht. Aber auch ein Großteil der in der ersten Auflage als hochsprachlich lemmatisierten landschaftlichen phonologischen und wortbildungsmorphologischen Varianten wurde nicht in die zweite Auflage übernommen.4 So wurden auf phonologischer Ebene in der Wörterbuchstrecke L bis P - 15 der 20 ober-/mitteldeutschen Einheiten (Letze, Märterer, Maurer, Mespel, müglich, nassen, nutzlich, Omeis, Pensei, Perment, pflocken, Pilgram, Pitschaft, Pitschier, Pöfel) • sechs der 12 Einheiten der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch ( L e f f e l , leschen, Lewe, Maan, Mucke, Münch) - drei der vier mitteldeutschen Einheiten (Lepard, Liter, Lunz) - alle oberdeutschen Einheiten 2 3 4
Vorrede zu dieser neuen Ausgabe, in: Kramer, 1759, a.a.O. S. 6. A.a.O. S. 5. Wie in IV. 2. und 3. zu sehen ist, hatte Kramer in der Position des Lemmas in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle mehrere Laut- und Wortbildungsvarianten angegeben, unter anderem häufig auch die hochsprachliche. Der Bearbeiter der zweiten Auflage ließ in der Regel nur noch eine Lautung bzw. Form stehen, und zwar meist die hochsprachliche.
105
- eine der drei mittel-/niederdeutschen Einheiten (platschen) nicht in die zweite Auflage übernommen. Auf wortbildungsmorphologischer Ebene fielen - sieben der elf ober-/mitteldeutschen Einheiten ('längern, leidentlich, Lohne, Monge, mengen, Morche, nöten) - fünf der sieben Einheiten der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch (laulich, mächtigen, mausen, nieder, platschen) - alle mitteldeutschen Einheiten - vier der fünf oberdeutschen Einheiten {leslich, meutenieren, Mildigkeit, Nötigkeit) in der zweiten Auflage weg. Die Zahl der im Rahmen der Überarbeitung in der zweiten Auflage neu hinzukommenden Einheiten ist auf lexikalischer und phonologischer Ebene minimal; auf wortbildungsmorphologischer Ebene sind in der zweiten Auflage keine neuen Einheiten nachweisbar; So kamen in der zweiten Auflage in der Wörterbuchstrecke L bis P nur drei landschaftliche Wörter neu hinzu. Von diesen sind zwei im Ober- und Mitteldeutschen bezeugt: Nachen (293) [vereinzelt/verbreitet] pfändig (338) [verbreitet/vereinzelt wmd.] Das dritte, Lägel (11), konnte im gesamten ober- und jeweils verbreitet im mittel- und niederdeutschen Sprachraum nachgewiesen werden. [Für Nachen findet man im Schwäbischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; für die anderen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Lägel: Pfälz. (17. Jh.); Schweiz., Schwäb., Mecklenb., Br.-Berl. (17. u. 18. Jh.) pßndig: Schwäb. (17. Jh.)]
Auf phonologischer Ebene wurde in der zweiten Auflage nur die vereinzelt für das Oberdeutsche belegte Lautvariante Obrister 'Oberster' (128) neu aufgenommen. [Diese ist im Schwäbischen im 17. und 18. Jh. bezeugt]
Im Vergleich zur ersten Auflage ist in der zweiten Auflage auf lexikalischer, phonologischer und wortbildungsmorphologischer Ebene also eine deutliche Abnahme der Landschaftlichkeit der verzeichneten Einheiten zu konstatieren. Man kann daher sagen, daß der Prozeß der Herausbildung des neuhochdeutschen Bestandes an Wörtern, Lautungen und Formen in den zwischen der ersten und zweiten Auflage liegenden 40 Jahren erhebliche Fortschritte gemacht hatte.
106 Auffällig ist, daß auf allen drei Ebenen jeweils die Hälfte der ober-/mitteldeutschen Einheiten weggelassen wurde. Offensichtlich hatte die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts erheblich an Ansehen eingebüßt. Kaum eine Abnahme der Landschaftlichkeit ist hingegen auf der Ebene der Wortbedeutungen feststellbar; von den in der Wörterbuchstrecke L bis P als hochsprachlich angesetzten landschaftlichen Bedeutungen wurden in der zweiten Auflage nur wenige gestrichen. So sind von den im ober-/mittel-/niederdeutschen Bedeutungen nur die Bedeutungen 'leer' {ledig), 'mit Läusen behaftet' (lausig) und 'Jungfrau' {Magd) nicht mehr verzeichnet. Von den ober-/mitteldeutschen Bedeutungen findet man nur 'dünn, wässrig' {leer) nicht mehr. Nicht in die zweite Auflage übernommen wurde schließlich die oberdeutsche Bedeutung 'Trinkgeld' {Letze). Der Prozeß der Herausbildung des neuhochdeutschen Bestandes an Wortbedeutungen war in der zwischen der ersten und zweiten Auflage liegenden Zeit offensichtlich nicht fortgeschritten.
2.3. Die dritte und vierte Auflage Der Bearbeiter der dritten und vierten Auflage des Kramerschen Wörterbuches aus den Jahren 1768 und 1787, der Niederländer Adam Abrahamsz von Moerbeek, hielt den deutschen Teil des Wörterbuches für so mangelhaft und unzulänglich, daß das Nachschlagen, [...] bey den meisten Wörtern, immer vergeblich war5. Seine Absicht war es, dieses Kramerische Wörterbuch zu einem der vollständigsten zu machen6, Kramer also in puncto Quantität zu überrunden. 7 So hob er in den Vorreden beider Auflagen hervor, das Wörterbuch um jeweils einige tausend Wörter vermehrt zu haben. 8 Wie er ausführte, nahm er alle Wörter, die ihm vorkamen, und die Kramer nicht verzeichnet hatte, in sein Wörterbuch auf.9 Dabei spielte es für ihn offensichtlich keine Rolle, welcher Varietät diese angehörten, ob sie in ganz Deutschland üblich waren oder 5 6 7 8
9
Vorrede, in: Kramer, 1768, a.a.O. S. 2. Vorbericht, in: Krämer, 1787, a.a.O. Unklar ist allerdings, auf welche Auflage des Kramerschen Wörterbuches sich von Moerbeek bezog. Vgl. Vorrede, 1768, a.a.O. S. 2v: Ich habe [...] die Zahl derselben [Wörter] mit mehr als vierzigtausend ursprünglich guten deutschen Wörtern, außer den in Menge beygeßgten Redensarten, vermehret; Vorbericht, 1787, a.a.O.:[...] ich habe diese vierte Auflage, wiederum, mit beynahe fünfzehn tausend deutschen Wörtern vermehret, wodurch sodann meine vorige und jetzige Vermehrung dieses Kramerischen Wörterbuchs, zusammen eine Anzahl von ßnf und fünfzig tausend guten deutschen Wörtern ausmacht. Vorrede, 1768, a.a.O. S. 2.
107
nur in bestimmten Gegenden; unter anderem erwähnte er, ein Bayerisches Wörterbuch eingearbeitet zu haben, ohne allerdings Angaben zu Verfasser sowie zu Erscheinungsort und -jähr zu machen. 10 Mit der allgemeinen Vermehrung des Wortmaterials ging daher auch eine Vermehrung des landschaftlichen Wortgutes einher, das jedoch nicht als solches gekennzeichnet ist. Wie aus Abb.l (S. 112) hervorgeht, sind in der dritten und vierten Auflage des Kramerschen Wörterbuches wesentlich mehr landschaftliche Wörter verzeichnet als in der ersten und erst recht als in der zweiten Auflage. 11 Mit Ausnahme des Verbs ludein, das man nur in der ersten Auflage findet, treten alle landschaftlichen Wörter, die in der ersten Auflage gebucht sind, die der Bearbeiter der zweiten Auflage jedoch gestrichen hatte, in der dritten und vierten Auflage wieder in Erscheinung, nämlich läppen (24a), laustem, Lederer, Lehner, leidsam, Leilach, lotter und luck/lück. Überdies wurde in die dritte und vierte Auflage eine Reihe landschaftlicher Wörter neu aufgenommen, die in den Auflagen aus den Jahren 1719 und 1759 nicht kodifiziert sind, nämlich: labet [verstreut obd./verbreitet md./vereinzelt nd.] läge [verbreitet obd./verbreitet md./verbreitet nd.] Laken [verstreut md./gesamtnd.] läppen (25) [verbreitet obd./verbreitet md./vereinzelt nd.] Lanne [vereinzelt obd./vereinzelt md./vereinzelt md.] ledigen [verbreitet obd./verstreut md./vereinzelt nd.] Lehde [gesamtomd./vereinzelt nd.] Leihung [vereinzelt obd.] Leite [verstreut obd./verstreut md./verstreut nd.] Liberey [verbreitet obd./vereinzelt nd.] lurgken [vereinzelt obd.] lurtschen [gesamtobd.] lützel [gesamtobd./verstreut wmd.] [Von diesen ist labet in den Mundarten nur im 19. und 20. Jh. nachweisbar; Leihung ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; 10
11
A.a.O. S. 2; Schmellers Bayerisches Wörterbuch sowie auch Andreas Zaupsers Versuch eines bäuerischen und oberpfälzischen Idioticons erschienen erst nach Veröffentlichung der dritten und vierten Auflage des Kramerschen Wörterbuches, nämlich 1827-37 bzw. 1789, und können daher nicht gemeint sein. Daß von Moerbeek darunter Ludwig Praschs Glossarium Bavaricum aus dem Jahre 1689 verstanden haben könnte, ist aufgrund dessen äußerst geringen Umfanges unwahrscheinlich; viele Wörter hätte er diesem nicht entnehmen können. Wegen der Menge des in der dritten und vierten Auflage verzeichneten Wortmaterials wurde die Untersuchung auf die in der Wörterbuchstrecke L lemmatisierten landschaftlichen Wörter beschränkt.
108 Lonne ist im Bairischen nur für die Zeit vor 1600, im Mecklenburgischen nur für die Zeit vor 1600 und nach 1800 und im Thüringischen nur für die Zeit nach 1800 belegt; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: läge: Schweiz. (17. Jh.); Bad., Mecklenb. (18. Jh.) Laken: Mecklenb. (17. u. 18. Jh.) läppen-. Schwab. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) ledigen: Schweiz., Ohess. (17. Jh.); Schwäb. (18. Jh.) Lehde: Osächs., Br.-Berl. (18. Jh.) Leite: Thür. (17. Jh.); Osächs. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) Liberey, lurgken: Bair. (17. Jh.) lurtschen: Schwäb. (18. Jh.) lützel: Schweiz. (17. Jh.); Schwäb. (17. u. 18. Jh.)]
Daß ein Wort in der zweiten, dritten und vierten Auflage gebucht ist, nicht jedoch in der ersten, ist nur bei dem im gesamten ober- und verbreitet im mittel- und niederdeutschen Sprachraum vorkommenden Lägel der Fall. [Das Wort konnte im Pfälz. im 17. Jh., im Schweiz., Schwäb., Mecklenb. und Br.-Berl. im 17. und 18. Jh. nachgewiesen werden]
Die dritte und vierte Auflage unterscheiden sich in bezug auf das verzeichnete landschaftliche Wortgut nicht. Von Moerbeek hatte in den Vorreden zwar nur davon gesprochen, das Kramersche Wörterbuch um Wörter vermehrt zu haben, seiner lexikographischen Praxis ist jedoch zu entnehmen, daß er auch auf eine Vermehrung des Bestandes an Lautungen, Formen und Bedeutungen abzielte. Offensichtlich nahm er auch sämtliche Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen, die ihm begegneten, in sein Wörterbuch auf, und zwar ebenfalls unabhängig davon, ob sie in ganz Deutschland oder nur in einigen Gegenden verwendet wurden bzw. werden. Auch auf phonologischer und wortbildungsmorphologischer Ebene sowie auf der Ebene der Wortbedeutungen war die allgemeine Vermehrung der Einheiten mit einer Vermehrung landschaftlicher Einheiten verbunden; wie aus den Abb. 2, 3 und 4 (S. 113 und 114) ersichtlich wird, findet man auch auf diesen Ebenen in der dritten und vierten Auflage eine größere Zahl landschaftlicher Einheiten als in der ersten und erst recht als in der zweiten Auflage. 12 So tauchen in der dritten und vierten Auflage alle landschaftlichen Lautvarianten, die in der ersten Auflage kodifiziert sind, die der Bearbeiter der zweiten Auflage jedoch gestrichen hatte, wieder auf, nämlich lech, Leffel, leschen, lucker, lüftig und Lunz. Neu auf12
Wegen der Menge des Materials wurde die Untersuchung auch auf diesen Ebenen auf die Wörterbuchstrecke L beschränkt.
109 genommen wurden in die dritte und vierte Auflage folgende landschaftliche phonologische Varianten: lecken [verbreitet obd./verbreitet md.] Lege [verbreitet obd./verstreut md./verstreut nd.] leschen [gesamtobd./verbreitet md./verstreut nd.] Leu [verstreut obd./vereinzelt wmd.] Leumd [verbreitet obd./vereinzelt omd.] Lilge [verbreitet obd./vereinzelt wmd./verbreitet nd.] lucker [vereinzelt obd./verbreitet md./verstreut nd.] lüderlich [vereinzelt obd./vereinzelt nd.] [Von diesen ist lechen im Bairischen nur in der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; wann Lege im Bairischen verwendet wurde, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor; im Schweizerischen und Schwäbischen ist die Lautvariante nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für leschen fmdet man im Elsässischen und Pfälzischen nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; lüderlich ist in den Mundarten nur für die Zeit vor 1600 belegt; für lucker sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der zeit nach 1800 angeführt: Leu: Schweiz. (17. Jh.) Leumd: Bair. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Lilge: Mecklenb. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.)]
Mit Ausnahme von Lor treten in der dritten und vierten Auflage auch wieder alle landschaftlichen wortbildungsmorphologischen Varianten, die Kramer als hochsprachlich lemmatisiert hatte, die vom Bearbeiter der Zweiten Auflage jedoch weggelassen worden waren, in der dritten und vierten Auflage wieder in Erscheinung, nämlich längern, laulich, Laun, leidentlich, leslich und Lohne. Neu hinzukamen auf dieser Ebene in der dritten und vierten Auflage: lügenhaftig [verstreut obd./vereinzelt omd./verstreut nd.] leichtern [verstreut obd./verstreut wmd.] Lasse [verbreitet obd./vereinzelt wmd.] lästerhaft [vereinzelt wmd.] Leichterung, Leuchel (vierte Auflage), lindiglich, listiglich, Lobung [vereinzelt obd.] lautmer [verstreut obd.] [Für lästerhaft sind im Rheinischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; Lobung ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 nachweisbar;
110 in welcher Zeit Leichterung und lindiglich im Schwäbischen gebräuchlich waren, wird aus den Angaben Fischers nicht deutlich; in welcher Zeit Lässe im Bairischen verwendet wurde, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor, in den übrigen Mundarten ist die Formvariante nur in der Zeit vor 1600 belegt; für lautmerfindetsich im Schwäbischen nur ein Beleg aus der Zeit vor 1600; wann die Form im Bairischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor; für die übrigen Wortbildungsvarianten sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: leichtem: Schweiz. (17. Jh.) lügenhaftig, listiglich: Schwab. (17. Jh.) Leuchel: Schwäb. (18. Jh.)]
Schließlich wurden in der dritten und vierten Auflage auch einige landschaftliche Bedeutungen neu gebucht: 'Segel': Lappen [vereinzelt nd.] 'ausgetreten': latschig [vereinzelt wmd.] 'küssen': lecken [vereinzelt obd./verbreitet md./vereinzelt nd.] 'traurig': leidig [verbreitet obd./verbreitet wmd.] 'Stiche': Lese [vereinzelt obd./verstreut md.] 'Mond': Licht [vereinzelt obd./verstreut md./verstreut nd.] 'leise reden': lispeln [vereinzelt omd.] [Die Bedeutungen der Wörter Lappen, latschig, Lappen, Lese und lispeln sind in den Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; die Bedeutungen der übrigen Wörter konnten in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachgewiesen werden: lecken: Frankf. (18. Jh.) leidig: Bair., Schwab., Eis. (17. Jh.) Licht: Schweiz., Pfalz. (18. Jh.)]
Nicht in die dritte und vierte Auflage übernommen wurden die Bedeutungen der Wörter lausig, Letze, leer und ledig, die nur in der ersten Auflage begegnen, sowie die Bedeutung des Verbs lavieren, die in den ersten beiden Auflagen anzutreffen ist. Von Moerbeek verkannte dabei völlig Kramers Absicht, nur die im allgemeinen Umgang mit allerhand ehrbaren Leuten gebräuchlichen Wörter (man kann hinzufügen: sowie Lautungen, Formen und Bedeutungen) zu kodifizieren, Wörter (sowie auch Lautungen, Formen und Bedeutungen), die in ihrem Gebrauch auf bestimmte Sprachlandschaften beschränkt waren bzw. sind, jedoch nicht zu buchen. Die Tatsache, daß er bewußt mundartliche Einheiten verzeichnete, ohne diese jedoch als solche zu markieren, daß er auf den verschiedenen Ebenen hochsprachliche und
111 landschaftliche Einheiten als gleichgewichtig und gleichwertig behandelte, zeigt, wie wenig er mit der sprachgeschichtlichen und -soziologischen Situation in Deutschland vertraut war. Er verhielt sich, als existierten noch immer "ohne Überdachung durch eine anerkannte Leitvarietät mehrere Varietäten ohne oder mit nur geringem Prestigegefälle nebeneinander" 13 .
13
Hartweg, Wegera, 1989, a.a.O. S. 152.
112
1719 labet (3a) läge (9a) Lägel (11) Laken (13) Lanne (21) läppen (24a) läppen (25) laustem (39) Lederer (43) ledigen (44) Lehde (45) Lehner(50b) leibig (51a) leidsam (55) Leihung (56) Leilach (57) Leite (64) Liberey (72) Liberey (73) lötig (93) lotter (95) luck/lück (97) Ludel (98a) ludein (99) lurgken (111) lurtschen (112) lüstern (114) lützel (116) Abb. 1:
1759
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Mundartliche Wörter, die in den vier Auflagen des Kramerschen Wörterbuches in der Wörterbuchstrecke L als Lemmata angesetzt sind
113 1719
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Leu'Löwe'(28)
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Leumd 'Leumund'(29)
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Ulge 'Lilie' (35)
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lech 'leck' (14) lechen (15) Leffel (17) Lege 'Lage' (19) leschen (25)
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lucker (41)
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lüderlich (42)
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lüftig (43)
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Lunz 'Lünse' (46)
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Abb. 2:
Mundartliche phonologische Varianten, die in den vier Auflagen des Kramerschen Wörterbuches als hochsprachlich lemmatisiert sind
längern "verlängern'^)
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Läße 'Aderlaß' (5) lästerhaft (6)
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laulich (9)
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Laun (10)
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lautmer 'lautbar' (14)
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leichtern (19)
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Leichterung (20) leidentlich (23)
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leslich (25)
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Leuchel'Lauch'(27) lindiglich (32)
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listiglich (35) Lobung(37) Lohne 'Lünse' (40)
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Lor'Lorbeer'(41)
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lügenhaftig (46) Lünne/Lünne (49) Abb. 3:
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Mundartliche wortbildungsmorphologische Varianten, die in den vier Auflagen des Kramerschen Wörterbuches als hochsprachlich lemmatisiert sind
114
1719 'Kiste': Lade (2) 'Segel': Lappen (10) 'mit kleinen Schlücken trinken': läppern (11) 'ausgetreten': latschig (22) 'Hure': Läuferin (27) 'geil': läufig (28) 'mit Läusen behaftet': lausig (31a) 'geizig': lausig (31b) 'segeln': lavieren (35) 'junger Mensch': Lecker (38) 'leer': ledig (41) 'dünn, wässrig': leer (43) 'traurig': leidig (55a) 'Stiche im Kartenspiel': Lese (66) 'Trinkgeld': Letze (67) 'Abschied nehmen': letzen (68) 'Mond': Licht (71) 'leise reden': lispeln (77) 'Ware schätzen': loben (78) 'Schwelgerei': Luder (84a) Abb. 4:
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1759 +
1787 +
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Mundartliche Bedeutungen, die in den vier Auflagen des Kramerschen Wörterbuches als hochsprachlich angesetzt sind
115
3.
Christoph Ernst Steinbach
3.1. Das Vollständige Deutsche Wörterbuch (1734) Die Untersuchung der in Christoph Ernst Steinbachs Vollständige[m] Deutsche[n] Wörter =Buch in der Wörterbuchstrecke L bis P verzeichneten landschaftlichen Wörter, phonologischen, wortbildungsmorphologischen Varianten und Bedeutungen führt zu folgenden Hypothesen, für die in der anschließenden Darstellung der Beweis erbracht werden soll: 1.) Steinbachs Hauptanliegen war die Kodifikation der deutschen Gemeinsprache in Abgrenzung von anderen Gebrauchsdimensionen, unter anderem landschaftlichen. Dabei hatte auch er Probleme mit der Trennung gemeinsprachlicher Wörter, Lautungen, Formen und Bedeutungen von den landschaftlichen. 2.) Es ging ihm aber auch um eine möglichst umfassende Darstellung der deutschen Sprache, einschließlich der Mundarten. Dabei beschränkte er sich nicht auf die Buchung landschaftlicher Wörter, sondern er nahm auch landschaftliche Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen in sein Wörterbuch auf. Das Vollständige Deutsche Wörter =Buch weist daher auch Züge eines "gesamtsprachbezogenen" Wörterbuches auf. Schwierigkeiten bereitete Steinbach die Klassifizierung einzelner nicht gemeinsprachlicher Wörter, Lautungen, Formen und Bedeutungen.
3.1.1.
Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen mit diatopischer Markierung
Wie der Materialdokumentation zu entnehmen ist, sind nur wenige der in der Wörterbuchstrecke L bis P gebuchten landschaftlichen Wörter, phonologischen, wortbildungsmorphologischen Varianten und Bedeutungen als solche gekennzeichnet. Diese sind in der Regel mit einem diakritischen Zeichen vox non ubique usitata) versehen; nur in Ausnahmefällen machte Steinbach genauere Angaben zur geographischen Verbreitung. Im Folgenden wird wiederum geprüft, welche Sprachlandschaften bzw. Sprachlandschaftskombinationen es sind, deren Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen Steinbach bewußt in sein Wörterbuch aufgenommen hatte.
116 3.1.1.1.
Wörter
Folgende der in der Wörterbuchstrecke L bis P lemmatisierten mundartlichen Wörter weisen eine diatopische Markierung auf: geliegen (380), gelosen (381), Gelunge (382), läge (9a), Lägel (11), Laken (13), latsch (33), man (139), Märte (162), Maut (187), Metzger (218), Mummel (264), Neber (300), Nestel (302), Niftel (306), Plaut (352), Plautze (353), Plintze (356), Ploster (357), Posel (362), Pott (363), Putz (377a,b,c,d), Unmuß (408). Die Überprüfung in den Mundartwörterbüchern ergab, daß die meisten dieser Einheiten im ober- und mitteldeutschen Sprachraum nachweisbar sind: Gelunge [vereinzelt/vereinzelt omd.] Maut [verbreitet/verstreut] Neber [gesamt/verstreut omd.] Nestel [verbreitet/verbreitet] Putz (a) [verbreitet/vereinzelt omd.] Putz (c) [verbreitet/vereinzelt wmd.] Unmuß [gesamt/verstreut] [Gelunge ist in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; für die übrigen Wörter findet man in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Maut: Bair. (17. Jh.); Frankf. (18. Jh.) Neber. Schweiz., Schwab. (17. u. 18. Jh.) Putz (a,c): Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Unmuß: Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Fünf begegnen im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum: Lägel [gesamt/verbreitet/verbreitet] läge [verbreitet/verbreitet/verbreitet] Metzger [gesamt/verbreitet/verstreut] Mummel [vereinzelt/vereinzelt(?)/vereinzelt] Pott [vereinzelt/verbreitet/gesamt] [Für Mummel sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Gegenwart verzeichnet; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Lägel: Pfalz. (17. Jh.); Schweiz., Schwab., Mecklenb., Berl.-Br. (17. u. 18. Jh.) läge: Schweiz. (17. Jh.); Bad., Mecklenb. (18. Jh.) Metzger. Pfalz. (17. Jh.); Schweiz., Schwab., Frankf. (17. u. 18. Jh.) Pott: Mecklenb. (17. u. 18. Jh.); Osächs., Schlesw.-Host. (18. Jh.)]
117 Vier sind für das Oberdeutsche belegt: geliegen [verstreut] Niftel [vereinzelt] Plaut [verbreitet] Putz (d) [verstreut]
[Für Niftel ist im Bayerischen Wörterbuch nur ein Beleg aus der Zeit vor 1600 angeführt; Putz ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 und im Elsässischen nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; die übrigen Wörter konnten in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachgewiesen werden: geliegen: Schwab. (17. Jh.) Plaut: Bad. (17. Jh.); Schweiz., Schwab. (17. u. 18. Jh.)]
Eine ebenso große Anzahl trat bzw. tritt im mittel- und niederdeutschen Sprachraum auf: gelosen Laken
[vereinzelt/vereinzelt] [verstreut/gesamt]
man [verbreitet/verbreitet] Plintze
[gesamtomd./vereinzelt]
[Für Plintze findet man in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Gegenwart; die beiden anderen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. bezeugt: gelosen: Schles. (17. Jh.); Preuß. (18. Jh.) Laken: Mecklenb. (17. u. 18. Jh.) man: Thür. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.)]
Drei kamen bzw. k o m m e n im Mitteldeutschen vor: Märte [gesamtomd.] Plautze
[verstreut] 1
Ploster [schlesisch] 2
[Ploster ist im Schlesischen nur für die Zeit nach 1800 belegt; für die beiden anderen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Märte: Thür. (1801) Plautze: Schles. (17. u. 18. Jh.)]
1 2
Das Wort ist zusätzlich als plebejisch bezeichnet. Dieses Wort ist nur verbal als landschaftlich bezeichnet; das diakritische Zeichen fehlt.
118 D i e Wörter latsch
und Posel konnten nur im Schlesischen Wörterbuch nachgewiesen
werden; da Steinbachs Volbtändiges
Deutsches
Wörter=Buch
jedoch der einzige Beleg
für diese ist, muß offenbleiben, ob sie im Schlesischen in Gebrauch waren oder nicht. 3 V o n diesen als landschaftlich gekennzeichneten Wörtern weisen nur Plautze,
Ploster,
unmahr und Gelunge genauere Angaben zur geographischen Verbreitung auf:
Plautze,
Ploster und unmahr sind d e m Schlesischen und Gelunge ist d e m Schwäbischen zugeordnet. W i e zu sehen war, ist die Zuordnung nur im Falle von Ploster richtig. Im Falle von Plautze und unmahr ist das Verwendungsgebiet nicht vollständig bestimmt: beide Wörter sind zwar im Schlesischen nachweisbar, sie sind jedoch auch in anderen Mundarten anzutreffen. Nicht zutreffend ist die geographische Einordnung des Wortes Gelunge : das Substantiv ist im Schwäbischen nicht bezeugt, es findet sich jedoch im Badischen sowie in Steinbachs schlesischer Heimatmundart. Als nicht
überall
gebräuchlich
markiert
sind weiter
folgende
heute
als
stan-
4
dardsprachlich geltende Wörter : Lache (1, 955) 5 , Lauer (1, 990), Urlaub (1, 991), Leere (1, 1038), Gelehrtheit belisten (1, 1060), überlisten (1, 1060), Mahr (2, 26), ausmerzen Meuchler 3
4
5
(2, 60), Moor (2, 74/75), munkeln
(2, 82), Muße
(1, 1040),
(2, 52), Steinmetz
(2, 60),
(2, 87), bemüßigen
(2, 87),
Walther Mitzka hielt das Vollständige Deutsche Wörter-Buch wohl aufgrund der allgemein verbreiteten Auffassung, Steinbach habe sehr viel schlesisches Wortgut gebucht (vgl. dazu Anm. 11), für eine zuverlässige Quelle für die Erschließung schlesischer Wörter (vgl. folgende Bemerkung Mitzkas in einem Brief vom 15.7.1965 an W. Schröter: ""Steinbachs braves Wb. 1734 steht hier bereit."", zitiert nach Schröter, 1970, a.a.O. S. 222). Er nahm daher eine größere Anzahl von Wörtern (sowie auch einige Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen) in sein Schlesisches Wörterbuch auf, die nur in Steinbachs Wörterbuch und in keiner anderen Quelle seines Quellenkorpus belegt sind. Wie die Untersuchung bereits zeigte bzw. noch zeigen wird, verzeichnete Steinbach jedoch auch - und zwar sowohl bewußt als auch unbewußt - eine größere Anzahl landschaftlicher Wörter (sowie auch Lautungen, Formen und Bedeutungen), die im Schlesischen nicht nachweisbar sind. Man kann also nicht davon ausgehen, daß jedes nicht gemeinsprachliche Wort (sowie auch jede nicht gemeinsprachliche Laut-, Wortbildungsvariante und Bedeutung) in Steinbachs Wörterbuch im Schlesischen vorkam. Es ist zwar möglich, daß die Wörter (sowie auch die Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen), für die Mitzka nur Steinbachs Wörterbuch als Beleg anführte, im 17./18. Jahrhundert oder früher (in der heutigen Mundart sind sie wohl nicht mehr üblich) im Schlesischen in Gebrauch waren; Steinbachs Buchung genügt jedoch nicht, um sie als sicher im Schlesischen bezeugt betrachten zu können. Vgl. Lache: Duden 4, 1616; Wahrig 4, 374; Lauer. Duden 4, 1638; Wahrig 4, 414; Urlaub: Duden 6, 2719; Wahrig 6, 447; Leere-. Duden 4, 1651; Wahrig 4, 436; Gelehrtheit: Duden 3, 983; Wahrig 3, 127; belisten: Duden Wahrig 1, 597; überlisten: Duden 6, 2657; Wahrig 6, 343; Mahr. Duden 4, 1721; Wahrig 4, 436; ausmerzen: Duden 1, 265; Wahrig 1, 436; Steinmetz: Duden 6, 2489; Wahrig 6, 45; Meuchler. Duden 4, 1779; Wahrig 4, 663; Moor. Duden 4, 1816; Wahrig 4, 724; munkeln: Duden 4, 1830; Wahrig 4,745; Muße: Duden 4,1834; Wahrig 4,751/52; bemüßigen: Duden 1,349; Wahrig 1, 600; zornmütig: Duden 6, 2949; Wahrig 6, 852; Nagler. Duden --; Wahrig 4, 783; Nößel: Duden 4, 1895; Wahrig 4, 862; Pfründe: Duden 5,1987; Wahrig 5,117/18; Pisse: Duden 5, 2001; Wahrig 5,141; pissen: Duden 5, 2001; Wahrig 5, 141; Pocken: Duden 5, 2013; Wahrig 5, 161; Puppe: Duden 5, 2070; Wahrig, 5,245. In Klammern wird jeweils die Stelle angegeben, an der man die Wörter in Steinbachs Wörterbuch findet.
119
zornmütig (2, 92), Nagler (2, 101), Nößel (2, 139), Pfründe (2, 185), Pisse (2, 187), pissen (2, 187), Poeten (2,193), Puppe (2, 205). Von diesen sind Mahr und Moor überdies als niedersächsisch qualifiziert. Schließlich sind noch die ebenfalls als nicht überall gebräuchlich gekennzeichneten Wörter Gelaß (1, 979) 6 und Lohr (1, 1071) zu erwähnen, die in der in Steinbachs Wörterbuch angegebenen Bedeutung7 weder in Duden und Wahrig noch in einem Mundartwörterbuch verzeichnet sind.
3.1.1.2.
Phonologische Varianten
Von den in der Wörterbuchstrecke L bis P lemmatisierten landschaftlichen phonologischen Varianten, sind lech 'leck' (14), Leimt 'Leinwand' (21), licht 'leicht' (32), mayen 'mähen' (66), nit 'nicht' (122) und platschern (164) diatopisch gekennzeichnet. 8 Diese weisen folgende geographische Verbreitung auf: lech, nit: verbreitet obd./verbreitet md./vereinzelt nd. mayen: verbreitet obd./verbreitet md./verstreut nd. licht: verstreut obd./gesamtnd. platschern: verstreut md./verstreut nd. Leimt: schlesisch [Plätschern und Leimt sind in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die anderen Lautvarianten sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. angeführt: lech: Schweiz. (17. Jh.); Schles. (18. Jh.) licht: Mecklenb. (18. Jh.) mayen: Schwäb. (17. Jh.); Schles. (18. Jh.) nit: Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Frankf. (18. Jh.)]
Von diesen sind nur Leimt und nit geographisch genauer eingeordnet. Leimt ist richtig dem Schlesischen zugewiesen. Bei nit handelte es sich nach Steinbach um eine österrei-
6 7 8
Die Angabe in der Klammer bezieht sich auf die Stelle, an der die Wörter in Steinbachs Wörterbuch zu finden sind. Gelaß (das) commissura, soboles, progenies und Lohr. Helmlöhr (Helmbinde) teenia. Es ist nicht immer klar, ob mittels des diakritischen Zeichens die Lautung oder das ganze Wort als landschaftlich gekennzeichnet ist. Im Falle von licht und nit wies Steinbach ausdrücklich darauf hin, daß es sich um landschaftliche Lautungen handelt. Im Falle von lech und mayen ist anzunehmen, daß sich das diakritische Zeichen auf die Lautung bezieht, da die hochsprachlichen Entsprechungen an anderen Stellen des Wörterbuches verzeichnet sind. Die hochsprachliche Entsprechung von plätschern findet man dagegen nicht; es ist daher durchaus möglich, daß Steinbach das Wort als ganzes für landschaftlich hielt.
120 chische Lautvariante; wie die Überprüfung in den Mundartwörterbüchern ergab, ist die Angabe der geographischen Verbreitung in diesem Fall jedoch nicht vollständig9: die Lautung begegnet auch in anderen oberdeutschen sowie in mitteldeutschen Mundarten und sogar in einer niederdeutschen Mundart.
3.1.1.3. Wortbildungsmorphologische Varianten Von den landschaftlichen wortbildungsmorphologischen Varianten sind Mäder (57) und geleben (155) mittels eines diakritischen Zeichens als solche gekennzeichnet. Mäder konnte im gesamten ober- und mitteldeutschen und vereinzelt im niederdeutschen Sprachraum, geleben verbreitet im ober- und vereinzelt im ostmitteldeutschen Sprachraum nachgewiesen werden. [Für diese sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: geleben: Schwäb. (17. Jh.) Mäder. Schwab., Pfalz. (17. u. 18. Jh.); Thür., Schles., Osächs. (18. Jh.)]
Mit diakritischen Zeichen versehen und überdies als schlesisch bewertet ist schließlich noch die heute zur Standardsprache zählende Form Mangel (2, 21).
3.1.1.4.
Bedeutungen
Folgende der in der Wörterbuchstrecke L bis P gebuchten landschaftlichen Bedeutungen sind als solche gekennzeichnet: 'gebären': genesen (143), 'Abschied nehmen': letzen (68), 'Feuermann': Leuchter (70), 'Rathaus': Pfalz (127), 'ein Gewerbe heimlich ausüben': pfuschen (131), 'außerhalb der Zunft stehender Handwerker': Pfuscher (132), 'den Kopf abhauen': putzen (139), 'Unreinigkeit': Unlust (145). Von diesen sind vier im Ober- und Mitteldeutschen nachweisbar: 'ein Gewerbe heimlich ausüben': pfuschen [vereinzelt/vereinzelt omd.] 'außerhalb der Zunft stehender Handwerker': Pfuscher [verstreut/vereinzelt omd.] 'Unreinigkeit': Unlust [verbreitet/verstreut] 'den Kopf abhauen': putzen [verbreitet/verstreut] 9
Da das Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich noch nicht bis zum Buchstaben N fertiggestellt ist, kann nicht überprüft werden , ob die Lautvariante im Österreichischen gebräuchlich war bzw. ist. Die Tatsache, daß sie verbreitet im oberdeutschen Sprachraum auftrat bzw. auftritt, legt jedoch die Vermutung nahe, daß sie auch im Österreichischen vorkam bzw. vorkommt.
121 [Die Bedeutung des Verbs pfuschen ist in den Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; für die Bedeutungen der übrigen Wörter finden sich in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Pfuscher. Schweiz., Schwab. (18. Jh.) Unlust: Schweiz., Thür. (17. Jh.); Schwab., Frankf. (17. u. 18. Jh.) putzen: Schweiz. (17. Jh.)]
Zwei Bedeutungen waren bzw. sind im Oberdeutschen in Gebrauch: 'gebären': genesen [vereinzelt] 'Rathaus': Pfalz [verstreut] [Für die Bedeutung des Wortes Pfalz bieten die Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; die Bedeutung des Verbs genesen ist im Schwäbischen u. a. im 18. Jh. nachweisbar]
Die Bedeutung 'Abschied nehmen' des Verbs letzen war bzw. ist jeweils vereinzelt im ober-, ostmittel- und niederdeutschen Sprachraum üblich. [Für diese findet man im Schlesischen Wörterbuch einen Beleg aus dem 18. Jh.)]
Alle Bedeutungen sind durch das diakritische Zeichen als landschaftlich markiert. Die Bedeutung 'Feuermann' des Wortes Leuchter, die Steinbach ausdrücklich als schlesisch charakterisiert hatte, ist zwar im Schlesischen Wörterbuch verzeichnet, da Mitzka Steinbachs Wörterbuch jedoch als einzigen Beleg für diese anführte, kann wiederum nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob sie tatsächlich im Schlesischen verwendet wurde (vgl. Anm.3).
3.1.1.5. Fazit Die Tatsache, daß einige landschaftliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen als solche gekennzeichnet sind, zeugt von Steinbachs normativen Absichten: landschaftliche Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen mußten deutlich von den gemeinsprachlichen abgesetzt werden. Welche Probleme die Trennung der Gemeinsprache von den Regionalsprachen auch für Steinbach noch aufwarf, zeigt sich daran, daß er eine größere Anzahl heute zur Standardsprache gehörender Wörter als nicht überall gebräuchlich markierte. Wie zu sehen war, kennzeichnete er unter anderem Wörter wie Gelehrtheit und zornmütig (letzteres gilt heute laut Duden und Wahrig als 'gehoben') als landschaftlich. Dies
122 Wie zu sehen war, kennzeichnete er unter anderem Wörter wie Gelehrtheit und zornmütig (letzteres gilt heute laut Duden und Wahrig als 'gehoben') als landschaftlich. Dies ist wohl auf ein Versehen Steinbachs zurückzuführen; es ist kaum anzunehmen, daß er solche Wörter ernsthaft für landschaftlich gehalten haben könnte. Auch die Annahme, Steinbach könnte die Formulierung vox non ubique usitata auch im Sinne von nicht in allen Schichten gebräuchlich gemeint haben, scheidet als Erklärungsmöglichkeit aus, da sich für die schichtensoziologische Verwendung des lateinischen Adverbs ubique keine Grundlage findet; es wurde immer nur im räumlichen Sinne gebraucht. Außerdem ist das Faktum, daß Steinbach einige Wörter (unter anderem zwei der heute zur Standardsprache zählende) ausdrücklich bestimmten Mundarten, keines jedoch bestimmten Schichten zuordnete (im Falle von Plautze - s. Anm. 1 - erfolgte die sozialschichtige Einordnung nur zusätzlich zur geographischen), ein Hinweis darauf, daß vox non ubique usitata im Sinne von nicht in allen Landschaften gebräuchlich zu verstehen ist. Daß die landschaftlichen Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten gebucht und nicht einfach weggelassen wurden, beweist, daß Steinbach Provinzialismen, allerdings als solche gekennzeichnet, grundsätzlich in sein Wörterbuch aufnehmen wollte. Wie die Untersuchung zeigte, ging es ihm dabei um Einheiten verschiedener Sprachlandschaften und Sprachlandschaftskombinationen. Daß drei Wörter, eine Lautvariante, eine Bedeutung sowie auch die heute zur Standardsprache zählende Form Mangel ausdrücklich als schlesisch charakterisiert sind, ist ein Hinweis darauf, daß er unter anderem bewußt Sprachgut seiner schlesischen Heimatmundart in sein Wörterbuch aufgenommen hatte, daß er mit seinem Wörterbuch auch einen Beitrag zur Mundartpflege seiner Heimat leisten wollte.10 Auch Steinbach verfolgte mit der Aufnahme landschaftlicher Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen ohne Zweifel die Absicht, den Reichtum des Deutschen an Wörtern, Lautungen, Formen und Bedeutungen über den hochsprachlichen Bestand hinaus in seinem Wörterbuch wenigstens ansatzweise aufzuzeigen.
3.1.2.
Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die als hochsprachlich angesetzt sind
Die überwiegende Mehrzahl der und Bedeutungen, die Steinbach solche gekennzeichnet, sondern wie schwer es auch Steinbach 10
Schröter, 1970, a.a.O. 87.
landschaftlichen Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten in der Wörterbuchstrecke L bis P buchte, sind nicht als als hochsprachlich angesetzt. Daraus wird ersichtlich, fiel, die hochsprachlichen Einheiten von den land-
123 Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache auf den einzelnen sprachlichen Ebenen keineswegs abgeschlossen. Im folgenden soll die geographische Verbreitung dieser Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen einer genaueren Betrachtung unterzogen werden. Die Untersuchung soll unter anderem Aufschluß darüber geben, inwieweit die schon zu Lebzeiten Steinbachs von Sprachkritikern aufgestellte Behauptung, Steinbach habe in großem Umfang Wortgut seiner schlesischen Heimatmundart verzeichnet 11 , richtig ist. Es werden daher in der folgenden Darstellung alle im Schlesischen bezeugten Wörter mit einem Sternchen gekennzeichnet.
3.1.2.1.
Wörter
Die Überprüfung der als hochsprachlich lemmatisierten landschaftlichen Wörter in den Mundartwörterbüchern führte zu dem Ergebnis, daß Steinbach - wie bereits Stieler und Kramer - vor allem Wörter der Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch als hochsprachlich behandelte: *Gemachte *gemäntelt IGemerk
(384) [vereinzelt/vereinzelt] (386a) [verbreitet/verstreut(?)] 12
*Genäsche *Genieß
(383a) [verbreitet/verstreut]
(389) [verbreitet/vereinzelt] (390) [verbreitet/verstreut]
kalmäusem
(397) [vereinzelt/verstreut]
* Leiste (62) [vereinzelt/vereinzelt?] 11
Vgl. folgende Rezension des Steinbachschen Wörterbuches in den Beytragen Zur Critischen Historie Der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, 1736, 14. Stück, a.a.O. S. 201/2: Wir sprechen ihn zwar von dem Vorwurfe einer gar zu grossen Neigung neue wSrter zu backen gShzlichfrey,[...]; doch können wir eben dasselbe nicht in Ansehung der Liebe zu seinem Vaterlande thun. Uns d&nkt, wir dürfen von dem Hn. Verfasser behaupten, was Hr. ßSdiker von dem sei. D. Luther sagte: Er habe in der Uebersetzung der Bibel einige Provinzialworter, den Obersachsen und seinen Eislebem zu Ehren, in Schwang bringen wollen. Denn wäre nicht die Liebe zu seinen Schlesiem und deren Redensarten bey ihm so stark gewesen: So wurde er nicht ungemein viele uns unbekannte wSrter ohne Zeichen, als gut und gangbar, hingesetzet haben. Dahin rechnen wir z.E. die Almer, an statt eines Beh<nisses oder Schrankes; femer Baffen, der Hund bafft; Dunsen, aufgeschwollen seyn, ich dinse, ich dans, duns, und die Abgeleiteten der Danst, ich danße; der Lug, an statt Läge; ¡allstem, heraus husten; krimmem, jucken; die Thrune, an statt die Kiste; fitzen für runzeln; ein frather Mensch, homo aälis, und noch viele andere mehr. [...] Wir glauben, man thSte nicht unrecht, wenn man dieses Werk ein vollständiges Schlesisch = deutsches Worterbuch nennte: So gar viel Schlesisches trifft man darinnen an, das zwar zum Theil angemerkt, vielmals aber auch als gut Deutsch ausgeleget ist. Auch Jacob Grimm bemerkte, Steinbach habe viel schlesisches Sprachgut verzeichnet: Christoph Emst Steinbachs vollständiges deutsches Wörterbuch vel laäcon germanicolatinum Breslau 1734 in zwei octavbänden von 1086 und 1134 Seiten, gewährt manches löbliche und brauchbare, mit reichen zumal aus der schlesischen spräche entnommenen belegen. (Vorrede, in: Deutsches Wörterbuch, 1854, a.a.O. Bd. 1, Sp. XXII). 12 Die mit Fragezeichen versehenen Wörtern können nicht als sicher im Schlesischen bezeugt betrachtet werden, da Mitzka Steinbachs Wörterbuch als einzigen Beleg für diese anführte (vgl. Anm. 3).
124 *Leiste (62) [vereinzelt/vereinzelt?] lötig (93) [verstreut/vereinzelt omd.] flotter (95) [verbreitet/verbreitet(?)] *Marille (154) [verstreut/vereinzelt] *Merle (208) [verstreut/verbreitet] Nachen (293) [vereinzelt/verbreitet wmd.] *nachten (295) [vereinzelt/verbreitet] nieden (304) [gesamt/verbreitet] *Örte/Ürte
(314) [gesamt/verstreut]
*paußen (323) [verbreitet/vereinzelt] pengeln (327) [verbreitet/ verstreut wmd.] pßndig
(338) [verbreitet/vereinzelt]
*pregeln (369) [verbreitet/verbreitet omd.] preis (370) [gesamt/verstreut]
[Für kalmäusem, Nachen und pengeln sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Gegenwart verzeichnet; Genäsche ist im Schlesischen nur in der Zeit nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; wann Leiste im Bairischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor; nieden ist im Bairischen, Schwäbischen und Südhessischen nur in der Zeit vor 1600, im Schweizerischen, Elsäßischen und Oberhessischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 und im Rheinischen, Hessisch-Nassauischen und Thüringischen nur im 19. und 20. Jh. nachweisbar; für Marille sind im Schwäbischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, im Schlesischen nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; wann das Wort im Bairischen verwendet wurde, ist der Angabe Schmellers nicht zu entnehmen; die übrigen Wörter konnten in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachgewiesen werden: Gemachte: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Gemerk: Eis., Frankf. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) Genieß: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) lötig-. Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) lotter. Bair. (17. Jh.) Merie: Schles. (17. Jh.) nächten: Schles. (17. u. 18. Jh.) Örte/Ürte: Bair., Eis., Osächs. (17. Jh.); Schweiz., Schles. (17. u. 18. Jh.) paußen: Schweiz., Schles. (17. u. 18. Jh.) pßndig: Schwäb. (17. Jh.) pregeln: Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Bair., Osächs., Schles. (18. Jh.) preis: Schweiz., Schwäb., Bad. (17. Jh.); Pfalz., Thür. (18. Jh.)]
125
Wörter anderer Sprachlandschaftskombinationen sowie auch in Einzelsprachräumen auftretende Wörter sind in erheblich geringerer Anzahl als hochsprachlich behandelt. So findet man in der Wörterbuchstrecke L bis P nur zehn Wörter der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch: *Gemachte (383b) [verbreitet/verbreitet/verbreitet] *Gemülle (387) [verbreitet/verstreut/verstreut] *Läse (30) [vereinzelt/gesamtomd./vereinzelt] *Leilach (57) [gesamt/verbreitet/verbreitet] *Leise (60) [verbreitet/verbreitet(?)/verstreut] *mastig (169) [gesamt/gesamt(?)/verbreitet] *Mauser (184) [verstreut/verstreut/verstreut] *mummeln (266a) [gesamt/verbreitet/verbreitet] *pelfem (324) [vereinzelt/verstreut/vereinzelt] pichen (339) [verbreitet/verstreut/verstreut] [Von diesen Wörtern ist pelfem in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; für die übrigen sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Gemälle: Schles. (17. u. 18. Jh.) Lose: Schles. (17. Jh.); Osächs. (18. Jh.) Leilach: Eis., Schles. (17. Jh.); Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) Leise: Schwäb. (17. Jh.); Br.-Berl. (18. Jh.) mastig: Bair., Schwäb. (17. Jh.); Schweiz., Br.-Berl. (17. u. 18. Jh.); Thür., Osächs. (18. Jh.) Mauser. Schwäb. (18. Jh.) mummeln: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) pichen: Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Neun Wörter waren bzw. sind ausschließlich im Mitteldeutschen gebräuchlich: *Gepläutze (393) [schlesisch] läppschen (28) [verbreitet] *tätscheln (35) [schlesisch] *müffinzen (257) [schlesisch] *Palancke (316) [schlesisch]13 Pantsch (317) [verstreut] *pinseln (340) [verstreut] *Pinsler (341) [schlesisch] *Pulst (374) [schlesisch] 13
Für dieses Wort ist im Schlesischen Wörterbuch zwar nur Steinbachs Wörterbuch als Belegstelle angeführt, da man jedoch im DWb. 13,1409 dafür ein Zitat aus Günther findet, kann man wohl annehmen, daß es sich um ein schlesisches Wort handelt.
126 [Für tätscheln, läppschen, Pantsch und Pinsler sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 angeführt; für Palancke ist im DWb. (s. Anm. 13) ein Beleg aus dem 18. Jh. verzeichnet; pinseln ist im Thüringischen und in der Frankfurter Mundart im 18. Jh. bezeugt; für die übrigen Wörter bietet das Schlesische Wörterbuch u. a. Belege aus dem 18. Jh.]
Sieben Wörter sind für das Oberdeutsche belegt: Liberey (73) [vereinzelt] mäuserig (186) [verstreut] müßigen (281b) [verstreut] Nürtz (312) [vereinzelt] Peitschen
(325) [verstreut]
Pfebe (334) [verbreitet] Plattner (350) [verbreitet]
[Für mäuserig und Peitschen sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Gegenwart angeführt; Plattner ist im Bairischen nur in der Zeit vor 1600, im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 und im Badischen nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; die übrigen Wörter konnten in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachgewiesen werden: Liberey: Bair. (17. Jh.) müßigen: Schwäb. (18. Jh.) Nürtz: Bair. (17. Jh.) Pfebe: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Drei Wörter, Gepausche schen
Wörterbuch
(362), pauschen
(324) und Peps (329), konnten nur im Schlesi-
nachgewiesen werden; da Mitzka für diese jedoch nur Steinbachs
Wörterbuch als Belegstelle angab, ist fraglich, ob sie tatsächlich im Schlesischen verwendet wurden (vgl. Anm. 3). Drei Wörter weisen die Sprachlandschaftskombination mitteldeutsch/niederdeutsch auf: *Mengsei (206) [verbreitet/verstreut] 1 4 nistein (307) [vereinzelt omd./vereinzelt] platten 14
(349) [verstreut/verstreut]
Zu diesem Wort führte Steinbach ein Zitat aus Hofmannswaldau an; offensichtlich hatte ihn die poetische Verwendung dieses Wortes in einer als hochdeutsch geltenden Dichtung darin bestärkt, es als hochsprachlich zu buchen. Daraus wird ersichtlich, wie über die Exzerption dichterischer Werke des 17./18. Jahrhunderts mitunter landschaftliches Wortgut in das Wörterbuch gelangte (zum landschaftlichen - schlesischen? - Wortschatz in den Werken schlesischer Dichter der Barockzeit vgl. Henne, 1966, a.a.O. S. 88-108; ob es sich bei den von Henne als mundartlich-umgangssprachlich identifizierten Wörtern um ausschließlich oder nur unter anderem im Schlesischen gebräuchliche Wörter handelt, müßte erst eine systematische Überprüfung dieser in Wörterbüchern anderer Mundarten zeigen.).
127 [Nistein und platten sind in den Mundarten nur im 19. und 20. Jh. nachweisbar; Mengsei ist im Preußischen u. a. für das 18. Jh. belegt]
Pfaffenpint (330) ist schließlich vereinzelt im Ober- und Niederdeutschen anzutreffen. [Für dieses Wort ist im Schwäbischen Wörterbuch nur ein Beleg aus der Zeit vor 1600 angeführt, im Mecklenburgischen ist es nur im 19. und 20. Jh. bezeugt.]
3.1.2.2.
Phonologische Varianten
Auch auf phonologischer Ebene sind hauptsächlich Einheiten der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch als hochsprachlich angesetzt: landen 'landen' (5) [verbreitet/vereinzelt omd.] läusig (11) [vereinzelt/verstreut wind.] Leu 'Löwe' (28) [verstreut/vereinzelt wmd.] Märterer 'Märtyrer' (58) [gesamt/vereinzelt wmd.] mäulen (64) [vereinzelt/verstreut] Maurer (65) [vereinzelt/verbreitet] Mebe 'Möwe' (67) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] Mespel (75) [vereinzelt/verstreut] Mörsel (88) [gesamt/verbreitet] Maal 'Molch' (50) [vereinzelt/vereinzelt?] müglich (96) [verbreitet/verbreitet omd.] nassen (110) [vereinzelt/vereinzelt omd.] naus 'hinaus' (113) [verstreut/verstreut] nunter 'hinunter' (125) [verbreitet/verstreut] Omeis 'Ameise' (130) [verstreut/verstreut wmd.] Peller 'Böller' (141) [verstreut/vereinzelt wmd.] Pfersich (148) [verbreitet/verstreut] Pflaum 'Flaum' (150) [gesamt/verbreitet] Pflocken 'Flocken' (153) [vereinzelt/vereinzelt omd.] pflücken 'pflücken' (155) [vereinzelt/verbreitet omd.] Pilgram (157) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] Pitschaft (160) [verbreitet/verstreut wmd.] Pitschier (161) [verbreitet/vereinzelt wmd.] pitschieren (162) [verbreitet/verstreut wmd.] Plisch 'Plüsch' (165) [verstreut/verbreitet wmd.] Pöfel 'Pöbel' (166) [verbreitet/verbreitet]
128 Pompe 'Pumpe' (167) [verstreut/verbreitet] pülvem (174) [verstreut/verstreut wmd.] [Von diesen sind läusig, naus, nunter, Peller, Pflaum,pflücken und Plisch in den Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; Maal ist im Schweizerischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 bezeugt; Omeis ist im Eisässischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für pulvern findet man im Schweizerischen und Badischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, im Rheinischen und Hessisch-Nassauischen nur Belege aus der Zeit nach 1800; für Pilgram sind im Rheinischen nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; wann die Lautvariante im Bairischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor; für die übrigen Lautvarianten sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: länden: Schweiz., Schles. (17. u. 18. Jh.) Leu: Schweiz. (17. Jh.) Märterer, Pfersich: Schwab. (17. Jh.) mäulen, nässen: Thür. (18. Jh.) Mäurer. Pfalz. (1600); Frankf., Osächs. (17. u. 18. Jh.) Mebe: Bair. (17. Jh.) Mespel,pitschieren: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) müglich: Schwäb. (17. Jh.); Osächs. (18. Jh.) Pflocken: Osächs. (17. Jh.) Pitschaft: Bad. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Pitschier. Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Pcifel: Schwäb., Thür. (17. Jh.); Shess. (18. Jh.) Pompe: Schwäb. (17. Jh.); Frankf. (1801)]
Eine ebenfalls größere Anzahl phonologischer Varianten konnte im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum nachgewiesen werden: leppsch 'läppisch' (24) [vereinzelt/verbreitet/vereinzelt] leschen 'löschen' (25) [gesamt/verbreitet/verstreut] Letter 'Leiter' (26) [vereinzelt/verbreitet/verbreitet] Lilge 'Lilie' (35) [verbreitet/vereinzelt/verbreitet] Lirehe 'Lerche' (37) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] lucker (41) [vereinzelt/verbreitet/verstreut] Maan 'Mohn' (51) [vereinzelt/verstreut/verstreut] Mag 'Mohn' (52) [gesamt/verstreut/vereinzelt] Maschke 'Maske' (60) [vereinzelt/verstreut/vereinzelt] Meve 'Möwe' (77) [vereinzelt/verbreitet/verbreitet] Meyran 'Majoran' (78) [vereinzelt/verbreitet/verstreut]
129
Münch 'Mönch' (99) [gesamt/verstreut wmd./vereinzelt] Nachtegall (106) [verstreut/verstreut/verstreut] nauf 'hinauf (112) [verstreut/verstreut/vereinzelt] ne 'nein' (114) [verstreut/verbreitet/verbreitet] nichtern 'nüchtern' (120) [verbreitet/verbreitet/vereinzelt] nüber 'hinüber' (124) [verbreitet/verstreut/vereinzelt] Obs 'Obst' (129) [gesamt/vereinzelt wmd./vereinzelt] Papegey (137) [verbreitet/verbreitet/verstreut] Pfleget 'Flegel' (151) [verbreitet/vereinzelt omd./vereinzelt] Poppe 'Puppe' (169) [verbreitet/verbreitet/verstreut] Proviser (171) [vereinzelt/verbreitet wmd./vereinzelt] Pulsier 'Polster' (173) [vereinzelt/verstreut/verstreut] [Von diesen sind leppsch, Letter, Lirche, lucker, nauf, nichtem, num, Poppe, Proviser und Pulsier in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; leschen ist im Elsässischen und Pfälzischen nur für die Zeit vor 1600 und nach 1800, in den anderen Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; für Maan findet man im Thüringischen nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den anderen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; wann die Lautvariante im Bairischen in Gebrauch war, wird aus der Angabe Schmellers nicht ersichtlich; für Meyran sind im Elsässischen nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den anderen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; Nachtegall konnte im Bairischen und Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600, in den anderen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachgewiesen werden; für nüber sind im Frankfurter Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600 angeführt, in den anderen Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800; Papegey ist im Elsässischen und Thüringischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, im Mecklenburgischen nur in der Zeit vor 1600, in den anderen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für die übrigen Lautvarianten bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Lilge: Mecklenb. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) Mag: Schweiz. (18. Jh.) Maschke: Osächs. (17. Jh.) Meve: Mecklenb. (17. u. 18. Jh.) Münch: Bair. (17. Jh.) ne: Schlesw.-Holst. (1800) Obs: Schwäb. (17. u. 18. Jh.) Pfleget Schweiz., Schwäb. (17. Jh.)]
Lautvarianten anderer Sprachlandschaftskombinationen sowie Lautvarianten, die nur in einem Sprachraum vorkamen bzw. vorkommen, findet man nur in erheblich geringerer Anzahl.
130 So sind nur sieben für das Oberdeutsche belegt: laugnen (10) [verbreitet] Möllen 'Melten' (84) [vereinzelt] Prug 'Brücke' (172) [gesamt] Purper (176) [vereinzelt] Scharmitzel (181) [vereinzelt] scharmitzeln (182) [vereinzelt] Obrister (128) [vereinzelt] [Für Purper und Scharmitzel gibt es in den Mundarten nur Belege aus der Zeit vor 1600; für die übrigen Lautvarianten sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. gebucht: laugnen: Bair. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Schwäb. (18. Jh.) Motten: Bair. (18. Jh.) Prug: Eis., Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) scharmitzeln: Schwäb. (17. Jh.) Obrister. Schwäb. (17. u. 18. Jh.)]
Ebenso viele waren bzw. sind im Mitteldeutschen in Gebrauch: lehen 'leihen' (20) [verstreut] Matte 'Motte' (63) [vereinzelt omd.] Morchen 'Morgen' (87) [verstreut] Moh 'Mohn' (81) [verbreitet] naschein 'nuscheln' (109) [verstreut] Pferschke/Pfirschke 'Pfirsich' (147) [verbreitet omd.] pfipen (149) [schlesisch] [Lehen, Matte, Morchen, naschein, Pferschke/Pfirschke und pfipen sind in den Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; Moh konnte im Schlesischen u. a. im 17. Jh. nachgewiesen werden]
Weiter konnten fünf Lautvarianten der Sprachlandschaftskombination deutsch/niederdeutsch ausfindig gemacht werden: Mäkler (53) [verstreut/verstreut] Mese 'Meise' (74) [verbreitet/verbreitet] Mörscher 'Mörser' (89) [verbreitet/vereinzelt] mürrisch (101) [verstreut wmd./vereinzelt] Persich 'Pfirsich' (144) [verstreut wmd./vereinzelt]
mittel-
131 [Von diesen ist Persich im Mecklenburgischen nur in der Zeit vor 1600, in den anderen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für Mese und Mörscher sind in den Mundartwörterbttchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 verzeichnet; für die beiden anderen Lautvarianten gibt es in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. Belege: Mäkler. Mecklenb. (18. Jh.) mürrisch: Hess.-Nass. (17. u. 18. Jh.)]
Eine phonologische Variante, Ossel 'Assel' (131), trat bzw. tritt schließlich vereinzelt im Niederdeutschen auf. [Für diese finden sich in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.]
3.1.2.3.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Auf wortbildungsmorphologischer Ebene erhält man in bezug auf die geographische Verbreitung der Einheiten ein etwas anderes Ergebnis: Die meisten Einheiten dieser Ebene sind nur im Oberdeutschen bezeugt: Icaigsamlich (4) [vereinzelt] lauterlich 'lauter' (12) [verstreut] leichtlich 'leicht' (22) [verbreitet] leslich (25) [verstreut] mangelbar lmangelhaft'(64) [vereinzelt] mäßiglich (68) [vereinzelt] müßiglich (103) [vereinzelt] mutiglich 'mutig' (105) [vereinzelt] Mutigkeit 'Mut' (104) [vereinzelt] Nassel 'Assel' (117) [vereinzelt] Neidung 'Neid' (121) [vereinzelt] niedrigen 'erniedrigen' (130) [vereinzelt] [Lauterlich, mäßiglich, müßiglich, Mutigkeit, mutiglich, Neidung und niedrigen sind in den Mundarten nur in der Zeit vor 1600 nachweisbar; für Nassel und mangelbar sind in den Mundartwörterüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 gebucht; in welcher Zeit langsamlich im Elsässischen in Gebrauch war, ist der Angabe Martin/Lienhardts nicht zu entnehmen; für die übrigen Wortbildungsvarianten sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: leichtlich: Schweiz., Eis. (17. Jh.)
132 leslich: Schweiz., Schwab. (17. Jh.) mutiglich: Schwab. (17. Jh.)]
Einheiten anderer Einzelsprachräume sowie auch in mehreren Sprachräumen gebräuchliche Einheiten begegnen in der Wörterbuchstrecke L bis P nur in geringerer Anzahl. So wurden bzw. werden nur zehn Wortbildungsvarianten im Ober- und Mitteldeutschen verwendet: längern Verlängern' (3) [verbreitet/verstreut] Ling (33) [verstreut/vereinzelt] Lohne 'Lünse' (40) [verbreitet/verbreitet] Löser 'Erlöser' (44) [vereinzelt/vereinzelt?] merksam 'aufmerksam' (77) [verstreut/vereinzelt wmd.] mildiglich (84) [verstreut/vereinzelt omd.] Moll (88) [verbreitet/verbreitet] namsen 'benamsen' (114) [verstreut/verstreut] pestilenzisch (141) [verbreitet/vereinzelt omd.] Überlei 'übrig' (164) [verstreut/verstreut] [Mildiglich ist im Bairischen und Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; wann die Wortbildungsvariante im Obersächsischen in Gebrauch war bzw. ob sie in dieser Mundart heute noch üblich ist, ist der Angabe Müller-Fraureuths nicht zu entnehmen; Ling ist im Schweizerischen Idiotikon nur in der Zeit nach 1800 belegt; im Bairischen kam die Form nach Schmeller nur in der älteren Sprache vor; Löser ist im Schweizerischen nur für die Zeit vor 1600 belegt; für die übrigen wortbildungsmorphologischen Varianten fmdet man in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: geleben: Schwäb. (17. Jh.) langem: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Lohne: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) merksam: Bair. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) Moll: Schwäb., Schles. (17. Jh.) namsen: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) pestilenzisch: Schweiz. (1600) Überlei: Osächs. (17. u. 18. Jh.); Schweiz. (18. Jh.)]
Sechs weisen die Sprachlandschaftskombination
oberdeutsch/mitteldeutsch/nieder-
deutsch auf: gelieben 'belieben' (156) [verbreitet/verstreut wmd./vereinzelt] Gemeine 'Gemeinde' (159) [gesamt/verbreitet/verstreut]
133 laulich (9) [verstreut/verbreitet/verstreut] lägenhaftig (46) [verstreut/vereinzelt/verstreut] mausen 'mausern' (73) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] min 'minder' (85) [vereinzelt/verstreut/verstreut] [Für diese sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. angeführt: gelieben: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Gemeine: Bair., Schwäb., Pfalz. (17. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) laulich: Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Frankf. (18. Jh.) lägenhaftig: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) mausen: Br.-Berl. (17. Jh.); Bair. (18. Jh.) min: Schlesw.-Holst. (1800)]
Vier traten bzw. treten im Mittel- und Niederdeutschen auf: mächlich 'gemächlich' (53) [verstreut/vereinzelt] mählich 'allmählich' (59) [vereinzelt/verstreut] nahrhaftig 'nahrhaft' (111) [verstreut/vereinzelt] Plumpe 'Pumpe' (145) [verstreut/vereinzelt] [Von diesen ist Plumpe im Obersächsischen und Schlesischen u. a. im 18. Jh. bezeugt; für die anderen Wortbildungsvarianten bieten die Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800]
Drei sind für das Mitteldeutsche belegt: leimten 'leinen' (24) [schlesisch] Losch (43) [schlesisch?] plumpen 'pumpen' (146) [gesamtomd.] prahlhaftig 'prahlerisch' (150) [vereinzelt omd.] [Alle sind in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar]
Für Losch (43) ist im Schlesischen Wörterbuch nur Steinbachs Wörterbuch als Beleg angeführt (vgl. Anm. 3).
134 3.1.2.4.
Bedeutungen
Auf der Ebene der Wortbedeutungen ergibt sich wiederum ein etwas anderes Bild: Die überwiegende Mehrzahl der Einheiten dieser Ebene konnte im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum nachgewiesen werden: 'Truhe': Lade (2a) [verbreitet/verbreitet/verstreut] 'gut aussehen': lassen (14) [vereinzelt/verstreut/verbreitet] 'oberer Mühlstein': Läufer (26b) [verbreitet/verbreitet/verbreitet] 'Fußbote': Läufer (26e) [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] 'leer': ledig (41) [verstreut/verbreitet/verbreitet] 'Muster': Lehre (45a) [verbreitet/verstreut/vereinzelt] 'Begräbnis': Leiche (48) [verbreitet/gesamt/verbreitet] 'traurig': leidig (55a) [verbreitet/verbreitet wmd./vereinzelt] 'Deckel': Lid (72) [gesamt/verbreitet/verbreitet] 'Schwelgerei': Luder (84a) [vereinzelt/verbreitet omd./vereinzelt] 'Mäuse fangen': mausen (99) [verstreut/verbreitet/verbreitet] 'neulich': nächst (121) [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] 'Ende': Ort (125) [verbreitet/verbreitet/verstreut] 'Malve': Pappel (126) [verbreitet/verstreut/vereinzelt] 'prügeln; zürnen': pochen (137a) [verbreitet/verstreut/verstreut] [Für die Bedeutungen dieser Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: Lade: Schweiz., Schwab., Schles. (17. u. 18. Jh.); Br.-Berl. (18. Jh.) lassen, ledig: Schwäb., Mecklenb. (18. Jh.) Läufer (b): Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Pfalz. (18. Jh.) Läufer (f): Schweiz., Mecklenb. (17. u. 18. Jh.) Lehre: Schwäb. (17. Jh.) Leiche: Schweiz., Eis. (17. Jh.); Schwäb., Frankf. (17. u. 18. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) leidig: Bair., Schwäb., Eis. (17. Jh.) Lid: Schweiz., Schwäb. (17. Jh.); Eis., Mecklenb. (18. Jh.) Luder. Schwäb., Schles. (17. Jh.) mausen: Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) nächst: Schles. (18. Jh.) Ort: Schles. (17. Jh.); Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Schlesw.-Holst. (1800); Osächs. (18. Jh.) Pappel: Mecklenb. (17. u. 18. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) pochen: Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Schlesw.-Holst. (1800); Schles., Mecklenb. (18. Jh.)]
135 Einheiten anderer Sprachlandschaftskombinationen sowie in Einzelsprachräumen auftretende Einheiten sind nur in kleinerem Umfang bzw. kaum noch als hochsprachlich behandelt. So waren bzw. sind nur fünf Bedeutungen im mitteldeutschen Sprachraum gebräuchlich: 'Leben': Licht (71a) [verstreut wmd.] 'Vogel': Magd (89b) [schlesisch] 'Molke': Matte (97) [verbreitet] 'Küßchen': Mäulchen (98) [schlesisch] 'großes Vertrauen haben': pochen (137b) [thüringisch] [Für die Bedeutung des Wortes pochen sind im Thüringischen nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; für die Bedeutungen der übrigen Wörter konnten in folgenden Mundarten u.a Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. ausfindig gemacht werden: Licht: Pfalz. (18. Jh.) Magd: Schles. (17. Jh.) Matte, Mäulchen: Schles. (18. Jh.)]
Ebenfalls fünf begegnen im Ober- und Mitteldeutschen: 'schlürfen': läppern (11) [verbreitet/verbreitet] 'Auge': Licht (71b) [verstreut/verbreitet wmd.] 'Landkarte': Mappe (92) [verstreut/vereinzelt omd.] 'Frauenzimmer': Muster (119) [verbreitet/verstreut] 'Haken': Nuß (124) [verstreut/vereinzelt wmd.]
[Die Bedeutung des Verbs läppern ist im Elsässischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; die Bedeutung des Wortes Licht ist im Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; die Bedeutung des Substantivs Nuß ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600, im Schweizerischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 nachweisbar; wann sie im Oberhessischen vorkam, ist der Angabe Crecelius' nicht zu entnehmen; für die Bedeutung des Wortes Muster bieten die Mundartwörterbücher nur Belege aus der Zeit nach 1800; für die Bedeutung des Wortes Mappe findet man im Schwäbischen u. a. einen Beleg aus dem 17. Jh. und im Schweizerischen u. a. einen Beleg aus dem 18. Jh.]
Vier sind im Oberdeutschen anzutreffen: 'Brei': Gemüse (141) [verbreitet]
136 'Folterwerkzeug': Leiter (62) [verstreut] 'herrisch': meisterhaft (105) [verstreut] 'Herrschaft, Gewalt': Meisterschaft (106a) [verbreitet] [Die Bedeutung des Wortes Leiter ist in den Mundarten nur in der Zeit vor 1600 nachweisbar; für die Bedeutungen der übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Gemüse: Schweiz., Schwäb. (17. Jh.) meisterhaft: Schweiz. (17. Jh.) Meisterschaft: Schweiz. (18. Jh.)]
Die Bedeutung 'Wunde, Grind' des Substantivs Lasche (15) findet sich jeweils vereinzelt im Ostmittel- und Niederdeutschen. [Für diese ist im Wörterbuch der obersächsischen Mundarten u. a. ein Beleg aus dem 18. Jh. angeführt]
Die Bedeutung 'Reibestein' des Wortes Läufer (26c) kam bzw. kommt schließlich vereinzelt im Niederdeutschen vor. [Für diese sind im Mecklenburgischen nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden]
3.1.2.5.
Fazit
Auch Steinbach behandelte auf allen Ebenen vor allem solche landschaftlichen Einheiten als hochsprachlich, die in mehreren Sprachräumen in Gebrauch waren bzw. sind: 34 der 50(53)15, 56 der 71 phonologischen Varianten, 20 der 35(36)16 wortbildungsmorphologischen Varianten und 21 der 31 Bedeutungen konnten in mehreren Sprachräumen nachgewiesen werden. Nur in Einzelsprachräumen auftretenden Einheiten kam auch bei Steinbach auf allen Ebenen nur eine geringe Bedeutung zu. In bezug auf die Rangordnung der Sprachlandschaftskombinationen auf den einzelnen Ebenen lassen sich folgende Feststellungen treffen (dabei muß allerdings beachtet werden, daß die Zahl der in mehreren Sprachräumen bezeugten Einheiten auf wortbildungsmorphologischer Ebene sowie auf der Ebene der Wortbedeutungen, wie aus obigen Ausführungen hervorgeht, nicht sehr groß ist; die folgenden Aussagen haben daher für diese beiden Ebenen nur relative Gültigkeit):
15 16
Die Zahl in der Klammer bezieht die nicht sicher im Schlesischen bezeugten Einheiten ein. Vgl. Anm. 15.
137 1.) Die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch befindet sich auf lexikalischer, phonologischer und wortbildungsmorphologischer Ebene in der Rangordnung der Sprachlandschaftskombinationen auf dem ersten Platz. Dabei fällt sie - bezogen auf die jeweilige Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen nachweisbaren Einheiten - auf lexikalischer Ebene mit einem Anteil von 58,82% stärker ins Gewicht als auf phonologischer und wortbildungsmorphologischer Ebene, auf der der Anteil ober-/mitteldeutscher Einheiten jeweils 50% beträgt. Auf der Ebene der Wortbedeutungen steht sie auf dem zweiten Platz hinter der auf den ersten Platz kommenden Sprachlandschaftskombination
oberdeutsch/mittel-
deutsch/niederdeutsch. Der Anteil ober-/mitteldeutscher Einheiten an der Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen bezeugten Einheiten ist mit 23,8% auf dieser Ebene nicht sehr groß. 2.) Die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch nimmt auf der Ebene der Wortbedeutungen, wie soeben erwähnt wurde, in der Rangordnung der Sprachlandschaftskombinationen den ersten Platz ein. Auf den anderen Ebenen rangiert sie jeweils auf dem zweiten Platz. Dabei kommt ihr auf phonologischer Ebene mit einem Anteil von 41,07% - als Bezugsgröße liegt wiederum die Gesamtzahl der in mehreren Sprachräumen auftretenden Einheiten zugrunde - eine größere Bedeutung zu als auf wortbildungsmorphologischer Ebene, auf der
der
Anteil
ober-/mittel-/niederdeutscher
Einheiten
30%
ausmacht;
auf
wortbildungsmorphologischer Ebene schlägt sie wiederum stärker zu Buche als auf lexikalischer Ebene, auf der 29,41% der in mehreren Sprachräumen gebräuchlichen Einheiten im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum in Gebrauch waren bzw. sind. 3.) Die Sprachlandschaftskombination mitteldeutsch/niederdeutsch ist auf allen Ebenen in der Rangfolge der Sprachlandschaftskombinationen auf dem dritten Platz anzutreffen. Der Tatsache, daß man auf lexikalischer Ebene drei, auf phonologischer Ebene fünf, auf wortbildungsmorphologischer Ebene vier Einheiten und auf der Ebene der Wortbedeutungen eine Einheit der sprachgeographischen Konstellation mitteldeutsch/niederdeutsch findet, ist zu entnehmen, daß sie auf allen Ebenen im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache kaum noch eine Rolle spielte. 4.) Die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/niederdeutsch begegnet auf lexikalischer Ebene in der Rangfolge der Sprachlandschaftskombinationen auf dem vierten und damit letzten Platz. Ihr Anteil an der Gesamtheit der in mehreren Sprachräumen bezeugten Einheiten ist mit 2,94% verschwindend gering; sie war aus dem Prozeß der Herausbildung der neuhochdeutschen Lexik so gut wie ausgeschieden.
138 Auf den anderen Ebenen konnte sie nicht nachgewiesen werden; offensichtlich besaß sie auf diesen im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache keinerlei Bedeutung mehr. Die Zahl der in Einzelsprachräumen auftretenden Einheiten ist, wie bereits erläutert wurde, auf allen Ebenen nicht sehr groß; es kann daher darauf verzichtet werden, eine Rangordnung der Einzelsprachräume zu erstellen. In bezug auf die Einzelsprachräume ist folgendes zu konstatieren: 1.) Das Oberdeutsche tritt auf wortbildungsmorphologischer Ebene mit 12 Einheiten noch etwas stärker in Erscheinung; offensichtlich besaß es für Steinbach auf dieser Ebene noch eine gewisse Bedeutung. Auf lexikalischer und phonologischer Ebene ist es durch sieben und auf der Ebene der Wortbedeutungen durch vier Einheiten vertreten; auf diesen spielte es im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache also nur noch eine geringe bis sehr geringe Rolle. 2.) Mitteldeutsche Einheiten begegnen auf lexikalischer Ebene 9 Einheiten, auf der Ebene der Wortbedeutungen fünf, auf phonologischer Ebene sieben und auf wortbildungsmorphologischer Ebene drei. Daraus kann man schließen, daß dem Mitteldeutschen auf allen Ebenen im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache nur noch eine geringe bis sehr geringe Bedeutung zukam. 3.) Das Niederdeutsche ist auf phonologischer Ebene und auf der Ebene der Wortbedeutungen mit jeweils einer Einheit nachweisbar; auf den anderen Ebenen ist es gar nicht anzutreffen. Es hatte auf allen Ebenen am Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache so gut wie keinen bzw. keinen Anteil. Wie in 3.1.2.1. zu sehen war, ist die Behauptung, Steinbach habe in großem Umfang schlesisches Wortgut in seinem Wörterbuch verzeichnet (vgl. Anm. 11), in dieser Weise nicht zutreffend. Steinbach setzte zwar hauptsächlich solche landschaftlichen Wörter als hochsprachlich an, die er aus seiner Heimatmundart kannte, es handelt sich dabei jedoch nur zu einem geringen Teil um genuin schlesische Wörter; sicher ausschließlich im Schlesischen bezeugt sind in der Wörterbuchstrecke L bis P nur sechs Wörter. Ähnlich wie Stieler behandelte auch Steinbach vielmehr in überwiegender Mehrzahl solche Wörter, die ihm aus seiner heimatlichen Mundart vertraut waren, als hochsprachlich, die auch in anderen mitteldeutschen Mundarten sowie in Mundarten anderer Sprachräume vorkamen bzw. vorkommen; Priorität wurde dabei Wörtern eingeräumt, die in ober- und mitteldeutschen Mundarten in Gebrauch waren bzw. sind. Auch Steinbach bestärkte offensichtlich in der Regel erst die Tatsache, daß ein im Schlesischen geläufiges Wort auch in anderen Mundarten verwendet wurde bzw. wird, in der Mei-
139
nung, daß es zur Hochsprache gehörte. Steinbachs Wörterbuch ist also keinesfalls eine zuverlässige Quelle für die Erschließung echt schlesischen Wortgutes. Auch für die Erschließung unter anderem im Schlesischen gebräuchlichen Wortgutes ist Steinbachs Wörterbuch keine sichere Quelle: die Tatsache, daß Steinbach auch landschaftliche Wörter buchte, die nicht für das Schlesische belegt sind, zeigt, daß man auch nicht davon ausgehen kann, daß jedes nicht gemeinsprachliche Wort in Steinbachs Wörterbuch wenigstens unter anderem im Schlesischen gebräuchlich war. Erwähnt werden soll noch, daß das Schlesische auch auf den anderen Ebenen kaum in Erscheinung tritt: wie zu sehen war, findet man in der Wörterbuchstrecke L bis P nur jeweils eine Laut- und Wortbildungsvariante sowie drei Bedeutungen, die ausschließlich im Schlesischen nachweisbar sind. Was Steinbachs Auffassung vom Hochdeutschen betrifft, so geht aus der Tatsache, daß Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen verschiedener Sprachlandschaften und Sprachlandschaftskombinationen als hochsprachlich angesetzt sind, hervor, daß sich Steinbach darüber im klaren war, daß die deutsche Hochsprache- nicht mit der Sprache einer Provinz, in diesem Falle Schlesiens, gleichgesetzt werden kann, sondern daß an ihrer Herausbildung - und zwar auf allen hierarchischen Ebenen - mehrere Sprachlandschaften bzw. Sprachlandschaftskombinationen Anteil haben; eine besondere Bedeutung kam dabei auf fast allen Ebenen der Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch zu. Dies bestätigt die in II.3. aufgestellte Hypothese, daß Steinbach in bezug auf seine Auffassung vom Hochdeutschen 1734 nicht auf das Schlesische fixiert war.
3.1.3.
Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sind
Schließlich konnten in der Wörterbuchstrecke L bis P noch einige landschaftliche Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen ausfindig gemacht werden, deren landschaftlichen Charakter Steinbach nicht erkannt und die er anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet hatte. Dies beweist, wie schwierig die Klassifikation nicht gemeinsprachlicher Einheiten einzelner Ebenen für Steinbach war.
3.1.3.1.
Wörter
In der Wörterbuchstrecke L bis P sind folgende landschaftliche Wörter als "nichtschriftsprachlich" ( vox plebeja, quae in scriptis non adhibetur) gekennzeichnet: Langvel (19), Lätschel (34), Memme (203b,c), müffen (256), Mutz (288b) und plampem (347).
140
Diese weisen folgende geographische Verbreitung auf: MemmeQo): vereinzelt obd./verbreitet md./verstreut nd. Memme(c): verstreut obd./verbreitet md./verstreut nd. müffen: verstreut obd./verbreitet md./vereinzelt nd. Mutz: verbreitet obd./verstreut md. Langyel: vereinzelt omd. Lätschel, plampem: schlesisch [Latsche!, Memme und plampem sind in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. belegt; die übrigen Wörter konnten in folgenden Mundarten im 18. Jh. nachgewiesen werden: Langtet-. Osächs. (18. Jh.) müffen, Mutz-. Schwäb. (18. Jh.)]
Da niedrige Wörter in dieser Zeit gewöhnlich zugleich mundartlich waren, war es für den Lexikographen allerdings auch nicht einfach, Wörter dieser beiden Varietäten auseinanderzuhalten. Die Tatsache, daß Steinbach zwei schlesische Wörter als nichtschriftsprachlich aus dem hochsprachlichen Wortschatz aussonderte, beweist, daß er sich um ein kritisches Verhalten auch gegenüber seiner eigenen Mundart bemühte. Weiter sind einige landschaftliche Wörter als "veraltet" ( f v o x obsoletä) markiert, nämlich Mag (124), mayn (191) und Pint (342). Diese konnten in folgenden Sprachräumen nachgewiesen werden: Mag: gesamtobd./vereinzelt wmd./verbreitet nd. mayn: verstreut obd. Pint: verstreut md. und nd. [Mayn ist im Bairischen und Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; für Pint findet man in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Mag-, Bair. (17. Jh); Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Bis auf mayn, das zur Zeit Steinbachs offensichtlich tatsächlich bereits veraltet war, sind alle Wörter in einigen Mundarten bis heute erhalten. Folgende Wörter sind der Kategorie der "nur wegen ihrer Ableitung notierten" Wörter (**vox ratione derivationis solum annotatä) zugeordnet: mind (228), müßigen (281a) und platz (351). Diese sind in folgenden Sprachräumen bezeugt: mind: vereinzelt obd.
141
müßigen: schlesisch niedern: verbreitet obd./verstreut md. platz\ vereinzelt obd. [Von diesen Wörtern ist mind im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; für müßigen und platz bieten die Mundartwörterbücher nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.; für niedern ist im Schwäbischen Wörterbuch u. a. ein Beleg aus dem 18. Jh. verzeichnet.]
Die ebenfalls der Kategorie der nur wegen ihrer Ableitung notierten Wörter leibig (51b) und letz (68) konnten zwar im Schlesischen Wörterbuch nachgewiesen werden, da Mitzka jedoch nur Steinbachs Wörterbuch als Beleg für diese anführte, ist wiederum fraglich, ob sie tatsächlich im Schlesischen üblich waren (vgl. Anm. 3). Schließlich konnte auch in der Kategorie jener Wörter, "von denen nur eine Restform übrig war" (*vox corrupta) ein landschaftliches Wort, nämlich Nähter (296), ausfindig gemacht werden. Es trat bzw. tritt verbreitet im Oberdeutschen auf; ob es im Schlesischen gebräuchlich war, kann nicht mit Sicherheit behauptet werden (vgl. Anm. 3). [Das Wort ist im Schweizerischen, Bairischen und Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 und im Oberhessischen nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar.]
3.1.3.2.
Phonologische Varianten
Zwei der in der Wörterbuchstrecke L bis P lemmatisierten landschaftlichen phonologischen Varianten sind als veraltet gekennzeichnet, nämlich Lahre 'Lehre' (3) und Lamb 'Lamm' (4). Lahre war bzw. ist verstreut im mittel- und vereinzelt im niederdeutschen Sprachraum in Gebrauch. Lamb kam bzw. kommt verbreitet im Ober- und verstreut im Mitteldeutschen vor. Die Zuordnung ist in beiden Fällen nicht zutreffend: beide Lautungen sind in einigen Mundarten noch im 19. und 20. Jahrhundert bezeugt. Der Kategorie der nur um der Ableitung willen notiert[en] Einheiten ist Leumd 'Leumund' (29) zugeordnet. Die Lautvarianten konnte im ober- und mitteldeutschen Sprachraum nachgewiesen werden, und zwar verbreitet/vereinzelt. [Für diese finden sich im Bairischen u. a. Belege aus dem 17. Jh. und im Schweizerischen u. a. Belege aus dem 17. und 18. Jh.]
142 3.1.3.3.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Eine größere Anzahl landschaftlicher wortbildungsmorphologischer Varianten ist mit der Kennzeichnung nur um der Ableitung willen notiert versehen, nämlich lähmig 'lahm' (1), Lähmigkeit 'Lahmheit' (2), Lasse 'Aderlaß' (5), leichtig 'leicht' (21), lehrig 'gelehrig' (18), losig 'lose' (45), mächtigen 'bemächtigen' (54), magrig 'mager' (58), mattig 'matt' (71), Mutmaß 'Mutmaßung' (106), meuchel 'meuchlerisch' (78), mildig (82), müdig (95), neuig 'neu' (126), Nick 'Genick' (127), nützig (134), ohnig 'ohne' (136),gelindig (157) und wunden Verwunden' (165) Für diese konnte folgende areale Verbreitung ausgemacht werden: mächtigem verstreut obd./vereinzelt wmd./vereinzelt nd. Lasse: verbreitet obd./vereinzelt wmd. Nick: vereinzelt obd./vereinzelt wmd. ohnig: verstreut wmd./verstreut nd. mattig: verstreut md./vereinzelt nd. lehrig: vereinzelt obd./vereinzelt nd. lähmig, leichtig, Mutmaß, neuig, wunden: vereinzelt obd. magrig, meuchel, müdig: vereinzelt wmd. gelindig, nützig: verstreut md. Lähmigkeit: vereinzelt nd. [Von diesen sind lähmig, leichtig, Mutmaß, neuig und wunden im Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600 belegt; für gelindig, Lähmigkeit, magrig, mattig, meuchel, müdig, Nick, nützig und ohnig sind in den Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; mächtigen ist im Schweizerischen, Schwäbischen und Mecklenburgischen nur in der Zeit vor 1600, im Pfälzischen nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; wann Lässe im Bairischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor; in den übrigen Mundarten ist die Wortbildungsvariante nur in der Zeit vor 1600 nachweisbar; für lehrig findet man im Schleswig-Holsteinischen einen Beleg aus dem 18. Jh.]
Die ebenfalls die Kennzeichnung nur um der Ableitung willen notiert aufweisenden Wortbildungsvarianten losig 'lose' (45) und mildig 'mild' (82) konnten im Schlesischen Wörterbuch nachgewiesen werden; da Mitzka Steinbachs Wörterbuch als einzigen Beleg für diese anführte, muß jedoch wiederum offenbleiben, ob diese tatsächlich im Schlesischen in Gebrauch waren oder nicht (vgl. Anm. 3). Die verbreitet im Ostmittel- und vereinzelt im Niederdeutschen vorkommende Formvariante Plack 'Plage' (143) ist unzutreffend als veraltet gekennzeichnet; sie ist im Thüringischen und Obersächsischen für das 19. und 20. Jahrhundert bezeugt.
143 3.1.3.4.
Bedeutungen
Der Kategorie der nur um der Ableitung willen notiert[en] Einheiten ist die verbreitet im ober- und vereinzelt im westmitteldeutschen Sprachraum übliche Bedeutung 'schwer' des Wortes lästig (21) zugewiesen. [Die Bedeutung ist im Schweizerischen für das 17. Jh. belegt]
Die verstreut im Ober- und verbreitet im Mitteldeutschen vorkommende Bedeutung 'hinten ausschlagen' des Wortes locken (79) ist nicht zutreffend als veraltet eingestuft: sie ist im Obersächsischen im 17. Jahrhundert nachweisbar; in einigen Mundarten ist sie noch heute in Gebrauch.
3.2. Vergleich des Vollständige[n] Deutsche[n] Wörter-Buches mit dem Deutschefn] Wörterbuch aus dem Jahre 1725 Steinbach hatte selbst darauf hingewiesen, daß es sich bei seinem Wörterbuch von 1734 um eine Vermehrung des Wörterbuches, so im Jahre 1725. heraus kommen ist17 handelt. Mit der allgemeinen Vermehrung des Sprachmaterials war auch eine Vermehrung des landschaftlichen Sprachmaterials verbunden. Vergleicht man die jeweils in der Wörterbuchstrecke L bis P der beiden Wörterbücher verzeichneten landschaftlichen Wörter, phonologischen, wortbildungsmorphologischen Varianten und Bedeutungen, so kann man feststellen, daß im Deutsche[n] Wörterbuch nur ein Bruchteil der landschaftlichen Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen verzeichnet ist, die man im Vollständige[n] Deutschen Wörter=Buch findet. So sind auf lexikalischer Ebene im Wörterbuch aus dem Jahre 1725 nur folgende Einheiten anzutreffen: Gemächte (a), Gemerk (a), Lägel, Läse, Liberey, mastig, nächten, pfundig und platz. Auf phonologischer Ebene stößt man lediglich auf die Einheiten läusig, leschen, Leumd, lucker, Mäkler, Märterer, Maschke, Mörsel/Mörschel, mürrisch, nit, Omeis, Papegey, Pf ersieh, Pflegel, Pilgram, Pitschier, pülvern und Purper. Von den landschaftlichen wortbildungsmorhologischen Varianten sind in dem Wörterbuch aus dem Jahre 1725 nur Gemeine, Lasse, laulich, leslich, lügenhaft, mächlich, Muffer, Plumpe und plumpen gebucht.
17
Vorrede des Verfassers.
144 Von den landschaftlichen Wortbedeutungen sind im Wörterbuch von 1725 nur folgende verzeichnet: 'Truhe' (Lade), 'mit Läusen behaftet' (lausig), 'leer' (ledig), 'Begräbnis' (Leiche), 'Deckel' (Lid), 'buhlen' (löffeln), 'Schwelgerei' (Luder), 'Mäuse fangen' (mausen), 'Herrschaft' (Meisterschaft), 'herrisch' (meisterhaft), 'Malve' (Pappel), 'klagen' (pinseln) und 'Unreinigkeit' (Unlust). Steinbach hatte sich zwar bereits 1725 grundsätzlich für die Aufnahme mundartlicher Wörter in das Wörterbuch ausgesprochen: Hernach wird es einen grossen Nutzen geben, wenn unterschiedene Landsleute ihrem Lande eigene Worter zugleich mit aufmercken, weil ich viele Wörter bemercke, derer Grund-Wort heute zu Tage nicht gebräuchlich (wie ich meine,) seyn soll; vieleicht ist es in andern Mund=Arten noch fiblich, welches man bemercken kan.18
In der Wörterbuchstrecke L bis P begegnet jedoch nicht ein einziges landschaftliches Wort (sowie auch keine landschaftliche phonologische, wortbildungsmorphologische Variante und Bedeutung) mit diatopischer Markierung. Alle oben genannten Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen sind als hochsprachlich angesetzt. Die Tatsache, daß das Wort Lägel, die Lautvariante nit sowie die Bedeutungen 'buhlen' (löffeln) und 'Unreinigkeit' (Unlust) 1734 als nicht überall gebräuchlich markiert sind, das Wort platz, die Lautvariante Leumd und die Wortbildungsvariante Lasse 1734 als nur um der Ableitung willen notiert gekennzeichnet sind, zeigt, daß Steinbachs kritisches Bewußtsein gegenüber seinem Sprachmaterial in der zwischen dem Deutsche[n]Wörterbuch und dem Vollständige[n] Deutschen Wörter=Buch liegenden Zeit zugenommen hatte.
18
Vorrede, in: Steinbach, 1725, a.a.O.
145 4.
Johann Leonhard Frisch
Untersucht man die in der Wörterbuchstrecke L/M des Teutsch-Lateinischefn] Wörterbuches]
verzeichneten landschaftlichen Wörter, phonologischen, wortbildungsmor-
phologischen Varianten und Bedeutungen, so kann man sagen, daß Frisch auf eine möglichst breite Dokumentation der deutschen Sprache abzielte. Es ging zwar auch ihm um die Kodifikation der deutschen Gemeinsprache, diese war jedoch - wie bereits aus seinem Wörterbuchplan und aus dem Vorbericht zu seinem Wörterbuch hervorgeht (vgl. I.2.4.; 11.4.) - nicht sein vorrangiges Anliegen; genauso wichtig war für ihn die Erfassung anderer Varietäten, unter anderem landschaftlicher. Sein Interesse galt vor allem landschaftlichen Wörtern, er berücksichtigte aber auch ansatzweise landschaftliche Lautungen, Formen und Bedeutungen. Das Teutsch-Lateinische Wörterbuch ist daher als "erster zielstrebiger Versuch einer Gesamtdarstellung des deutschen Wortschatzes"1 zu bezeichnen.
4.1. Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die durch ein Sternchen und/oder durch verbale Zusätze markiert sind Wie aus Teil IV der Arbeit hervorgeht, sind ein großer Teil der landschaftlichen Wörter sowie auch einige landschaftliche phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die in der Wörterbuchstrecke L/M anzutreffen sind, durch ein Sternchen und/oder durch verbale Zusätze als solche gekennzeichnet. Es soll nun geprüft werden, welche geographische Verbreitung diese aufweisen; falls sie mit genaueren Angaben zur geographischen Verbreitung versehen sind, wird sich herausstellen, inwieweit diese zutreffen.
4.1.1.
Wörter
Wie die Überprüfung in den Mundartwörterbüchern zeigte, waren bzw. sind die meisten Wörter im Oberdeutschen gebräuchlich: Lederer (43) [verbreitet] lenden (65) [verstreut] Lösch (88) [verstreut] Löslein (92) [vereinzelt] 1
Powitz, 1977, a.a.O. S. XIV*.'
146 lumlecht (102) [vereinzelt] Lunden (106) [vereinzelt] luppen (110b) [vereinzelt] Lüzzekeit (118) [verbreitet] Magdtum (125) [verstreut] Maien (131a) [gesamt] Maieten (132) [vereinzelt] Männler (150) [verstreut] mattächtig (173) [verstreut] Maugel (182) [vereinzelt] Mauwe (190) [vereinzelt] Meide (197) [verstreut] Melber/Melwer (202) [verbreitet] mitz (235) [vereinzelt] mönchen/münchen (241) [verstreut] murmurieren (274) [vereinzelt] mütem (283) [vereinzelt] [Von diesen Wörtern sind Lösch, Löslein, luppen, Melber/Melwer, lumlecht, Lunden, Lüzzekeit, Magdtum, Männler, Maugel, murmurieren und mütem in den Mundartwörterbüchern nur für die Zeit vor 1600 belegt; für mitz sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 verzeichnet; mattcichtig ist im Schweizerischen nur für die Zeit vor 1600 und im Schwäbischen nur für die Zeit nach 1800 nachweisbar; für Meide findet man umgekehrt im Schweizerischen nur Belege aus der Zeit nach 1800 und im Schwäbischen nur Belege aus der Zeit vor 1600; für mönchen/münchen ist im Schwäbischen Wörterbuch nur ein Beleg aus der Zeit vor 1600 angeführt; wann das Verb im Bairischen üblich war bzw. ob es im 19. Jh. noch in dieser Mundart in Gebrauch war, ist der Angabe Schmellers nicht zu entnehmen; die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u.a. im 17. und/oder im 18. Jh. bezeugt: Lederer. Schweiz., Bair. (17Jh.) lenden: Schweiz. (17Jh.) Maien: Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Bair. (18. Jh.) Maieten, Mauwe: Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Zu Löslein gab Frisch richtig die Verbreitung in Nürnberg an. Magdtum ist unzutreffend als ein niedersächsisches Wort bezeichnet. Die übrigen Wörter sind nur mittels eines Sternchens als nun ungebräuchlich markiert. Eine ebenfalls größere Anzahl von Wörtern konnte im ober- und mitteldeutschen Sprachraum nachgewiesen werden: letz (69) [gesamt/verstreut]
147 lotter (95) [verbreitet/verbreitet] luck/liíck (97) [gesamt/verbreitet] lugen (101) [gesamt/verbreitet] lützel (116) [gesamt/verstreut wmd.] mahnen (129) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] männiglich (149) [verstreut/vereinzelt wmd.] Maut (187) [verbreitet/verstreut] Mautner (188) [vereinzelt/verstreut wmd.] Merle (208) [verstreut/verbreitet] mönchen/münchen (241) [verbreitet/verstreut] marken (156) [vereinzelt/verbreitet omd.] mauchen/mäucheln
(180) [gesamt/verstreut wmd.]
mäuseln (183) [verstreut/verstreut] Medeyen (193) [vereinzelt/vereinzelt omd.] mücheln (250) [verbreitet/verstreut] Mutt (285a) [verbreitet/verstreut] Mutzen/Motzen (288f) [verbreitet/verbreitet]2
[Für marken und Mautner sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh. vorhanden; mönchen/münchen ist im Schweizerischen und im Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600 und nach 1800 und in den übrigen Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; mäuseln ist im Schweizerischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für die übrigen Wörter finden sich in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: mauchen/mäucheln: Schweiz. (17. Jh.) letz: Schwab., Eis. (17. Jh.); Pfälz., Schweiz. (18. Jh.) luck/lück: Schwäb., Eis. (17. Jh.); Schweiz.(17. u. 18. Jh.); Frankf. (18. Jh.) lugen: Schweiz., Schles. (17. Jh.) lotter, Medeyen: Bair. (17. Jh.) lützel: Schweiz. (17. Jh.); Schwäb. (17. u. 18. Jh.) Maut: Bair. (17. Jh.); Frankf. (18. Jh.) mähnen: Bair. (17. u. 18. Jh.) männiglich: Schwäb. (17. Jh.) Merle: Schles. (17. Jh.) mücheln: Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Thür. (1801) Mutt: Schweiz. (18. Jh.) Mutzen/Motzen: Bair., Eis., Shess. (17. Jh.); Schwäb., Pfälz., Frankf. (17.u.,18. Jh.); Thür. (18. Jh.)] 2
Dieses Wort ist zusätzlich mit einer sozialschichtigen Kennzeichnung versehen: [...] ist vulg. noch gewöhnlich in Ober= Teutschland.
148
Von diesen sind leblich, lotter, luck/lück, männiglich, marken, mauchen/mäucheln, seln, Medeyen, Merle und mönchen/münchen nur mit einem Sternchen versehen.
mäu-
Mücheln, Mutt und Mutzen/Motzen sind als oberdeutsch eingestuft. Da der von Frisch als oberteutsch bezeichnete Sprachraum, wie bereits erläutert wurde (vgl. 11.4.), auch die mitteldeutschen Mundarten umfaßte, sind diese Zuordnungen aus seiner Sicht richtig. Bei den übrigen Wörtern findet man speziellere Lokalisierungen. So war letz war nach Auffassung Frischs im Elsässischen und (nicht weiter spezifizierten) benachbarten Dialecten in Gebrauch. Lugen kam seiner Meinung nach im Schwäbischen sowie in alemannischen Gegenden vor. Zu lützel gab er als Verbreitungsgebiet das Ober=Elsaß an. Maut und Mautner hielt er für österreichische Wörter. Das Verbreitungsgebiet von mähnen war seiner Ansicht nach auf Franken beschränkt. Die Wörter sind zwar alle in den jeweils genannten Dialekten bzw. Gegenden bezeugt, ihr Verwendungsgebiet war bzw. ist jedoch keineswegs auf diese beschränkt; sie traten bzw. treten auch in anderen Mundarten bzw. Gegenden des oberdeutschen Sprachraumes als in den von Frisch erwähnten sowie auch im Mitteldeutschen auf. Die Angaben zur arealen Verteilung sind also nicht vollständig. Einige Wörter kamen bzw. kommen ausschließlich im Niederdeutschen vor: laet (32) [verbreitet] Lemke (20b) [verstreut]3 Lüchtnis (96) [vereinzelt] malk (136) [verbreitet] Mäkeldie (134) [vereinzelt] Moräne (153) [verbreitet] Maresse (155) [vereinzelt] Mattier (176) [vereinzelt] Maue (181) [vereinzelt] Mager (126) [vereinzelt] [Von diesen Wörtern sind Lanke, Lüchtnis, Mager und Maue in den Mundarten nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; für malk findet man im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch sowie im Westfälischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit nach 1800 und im Mecklenburgischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: laet: Mecklenb., Br.-Berl. (18. Jh.) Mäkeldie: Mecklenb. (18. Jh.) Maräne: Mecklenb. (17. u. 18. Jh.); Br.-Berl. (18. Jh.)
3
Das Wort ist zusätzlich mit einer fachspezifischen Charakteristik versehen: es war nach Frisch bei den MÜrkischen Fischern in Gebrauch.
149 Maresse-. Br.-Berl. (17. Jh.) Mattier. Mecklenb. (17. Jh.)]
Bis auf Mager, das nur mit einem Sternchen markiert ist, sind alle Wörter genauer lokalisiert. So sind laet, Lüchtnis, Mäkeldie, malk, Mattier und Maue richtig dem Niederdeutschen zugeordnet. Zu Maresse gab Frisch zutreffend die Verbreitung in Brandenburg an. Im Falle von Maräne und Lemke ist die Angabe zur geographischen Verbreitung nicht vollständig: beide Wörter kamen bzw. kommen nicht, wie Frisch glaubte, ausschließlich in Brandenburg vor, sondern sie begegnen auch in anderen niederdeutschen Mundarten. Weiter weisen einige Wörter die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch auf: Läse (30) [vereinzelt/gesamtomd./vereinzelt] laffen (8) [verstreut/verstreut/verstreut] ledigen (44) [verbreitet/verstreut/vereinzelt] Markolf (158) [vereinzelt/verbreitet/vereinzelt] Meste (211a) [vereinzelt/gesamtomd./vereinzelt] Möge (238) [verstreut/verstreut/vereinzelt] Mor (244) [verbreitet/verstreut/vereinzelt] [Für Markolf sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh. verzeichnet; laffen ist im Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundartwörterbüchem u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. angeführt: Lose: Schles. (17. Jh.); Osächs. (18. Jh.) ledigen: Schweiz., Ohess. (17. Jh.); Schwab. (18. Jh.) Mor. Schweiz., Eis., Schles. (17. Jh.); Pfalz. (17. u. 18. Jh.) Meste: Schles. (17. u. 18. Jh.); Osächs., Br.-Berl. (18. Jh.) Möge: Bair. (17. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.)]
Von diesen sind Läse, laffen und Möge nur mit einem Sternchen gekennzeichnet. Zu Markolf und Meste bemerkte Frisch nur, daß sie in einigen Dialekten vorkommen. Bei ledigen handelte es sich nach seiner Auffassung um ein niedersächsisches Wort. Dies ist jedoch nicht ganz richtig: das Wort ist zwar vereinzelt im Niederdeutschen bezeugt, sein Hauptverbreitungsgebiet waren bzw. sind jedoch der ober- und mitteldeutsche Sprachraum. Im Falle von Mor bestimmte Frisch das Verbreitungsgebiet nicht vollständig: das Wort wurde bzw. wird nicht, wie Frisch annahm, nur im Elsaß und in der Schweiz ver-
150 wendet, sondern es begegnet auch in anderen oberdeutschen sowie in einigen mitteldeutschen Gegenden und auch im Westfälischen. Eine fast ebenso große Anzahl lexikalischer Einheiten begegnet im mittel- und niederdeutschen Sprachraum: Laken (13) [verstreut/gesamt] Lehde (45) [gesamtomd./vereinzelt] miegen (222) [vereinzelt/verbreitet] Miere (223) [verstreut/verbreitet] Mummelack (265) [vereinzelt omd./vereinzelt] Müsch (277) [verstreut wmd./vereinzelt] [Für miegen, Miere und Müsch sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh. verzeichnet; die anderen Wörter konnten in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachgewiesen werden: Laken: Mecklenb. (17. u. 18. Jh.) Lehde: Osächs., Br.-Berl. (18. Jh.) Mummelack: Br.-Berl. (18. Jh.)]
Von diesen weisen Lehde und miegen nur ein Sternchen auf. Mummelack und Müsch sind nur allgemein als landschaftlich charakterisiert.4 Im Falle von Laken ist die Angabe zur arealen Verteilung nicht vollständig: Frisch stufte das Wort nur als niederdeutsch ein; daß es auch in einigen Mundarten des von ihm oberteutsch genannten Sprachraumes auftrat bzw. auftritt, war ihm offensichtlich nicht bekannt. Auch das Verwendungsgebiet von Miere ist nicht, wie Frisch glaubte, auf Brandenburg begrenzt; das Wort wurde bzw. wird auch in anderen niederdeutschen sowie in einigen mitteldeutschen Gegenden verwendet. Vier Wörter sind schließlich im mitteldeutschen Sprachraum bezeugt: Limbel (78) [vereinzelt wmd.] Lind (79) [vereinzelt wmd.] maßen (168) [vereinzelt wmd.] Metter/Mettram (213) [vereinzelt omd.] [Limbel und maßen sind in den Mundartwörterbüchern nur für das 19. und 20. Jh. belegt; Lind ist im Oberhessischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 nachweisbar; für Metter/Mettram ist im Schlesischen Wörterbuch ein Beleg aus dem 17. Jh. angeführt] 4
Müsch war nach Frisch bei einigen anzutreffen. Es kann nicht mit Sicherheit behauptet werden, daß es sich dabei um eine landschaftliche Markierung handelt; es wäre auch denkbar, daß mit einigen Angehörige einer bestimmten Berufsgruppe, Sozialschicht etc. gemeint sind.
151
Von diesen sind Lind, maßen und Metter/Mettram nur mittels eines Sternchens vom hochsprachlichen Wortschatz abgesetzt. Limbel qualifizierte Frisch als oberteutsch. Da der von ihm als oberteutsch bezeichnete Sprachraum, wie bereits erwähnt wurde, auch das Mitteldeutsche einschloß, ist die Bewertung aus seiner Perspektive richtig.
4.1.2.
Phonologische Varianten
Von den insgesamt vier landschaftlichen phonologischen Varianten mit diatopischer Markierung konnten drei im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum nachgewiesen werden: luschen 'lauschen' (49) [vereinzelt/verstreut/vereinzelt] mästen 'mästen' (62) [vereinzelt/vereinzelt wmd./verstreut] Mucke (92) [verbreitet/verstreut/vereinzelt] [Für diese bieten folgende Mundartwörterbücher u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: luschen: Schles. (18. Jh.) mästen: Bair. (17. Jh.) Mucke: Eis. (17. Jh.)]
Von diesen ist luschen mit einem Sternchen gekennzeichnet. Mucke ist als oberteutsch qualifiziert; da die Lautvariante schwerpunktmäßig in dem von Frisch als oberteutsch bezeichneten Sprachraum und nur vereinzelt im Niederdeutschen vorkam bzw. vorkommt, kann man die Zuordnung als weitgehend richtig betrachten. Masten war nach Frisch bei einigen in Gebrauch (zu dieser Markierung vgl. Anm. 4). Die durch ein Sternchen markierte phonologische Variante Müder 'Mieder' (159) ist verstreut im ober- und vereinzelt im ostmitteldeutschen Sprachraum anzutreffen. [Für diese finden sich im Schwäbischen u. a. Belege aus dem 17. und 18. Jh.)]
Als niederdeutsch eingestuft ist ferner die heute zur Standardsprache gehörende Lautung Mücke (1,671) 5 .
5
Die Angabe in der runden Klammer bezieht sich auf die Stelle, an der die Lautung in Frischs Wörterbuch verzeichnet ist; vgl. Duden 4,1824; Wahrig 4, 736.
152 4.1.3.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Von den als landschaftlich gekennzeichneten Wortbildungsvarianten konnten fünf im Oberdeutschen nachgewiesen werden: lautmer 'lautbar' (14) [verstreut], Linde 'Gelindigkeit' (31) [vereinzelt], lutbrecht 'lautbar' (52) [verbreitet], matten 'ermatten' (70) [vereinzelt] und meineidiglich (75) [vereinzelt]. [Lautmer, Linde und matten sind in den Mundarten nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; für die übrigen Formen finden sich in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: meineidiglich : Schwab. (17. Jh.) lutbrecht: Bair. (17. Jh.)]
Eine, laussen 'lauschen' (11), trat bzw. tritt im Ober- und Mitteldeutschen auf. [Für diese Form ist im Thüringischen ein Beleg aus dem 18. Jh. vorhanden.]
Sie sind alle mit einem Sternchen markiert. Mit einem Sternchen gekennzeichnet ist schließlich noch die heute zur Standardsprache gehörende Form Mangel.
4.1.4.
Bedeutungen
Drei der landschaftlichen Bedeutungen mit diatopischer Markierung traten bzw. treten im Oberdeutschen auf: 'Hurerei': Leckerei (39) [vereinzelt] 'leicht': liederlich (74) [verbreitet] 'Stimmenmehrheit': das Mehr (101) [verstreut] [Die Bedeutung des Wortes Leckerei ist im Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600 belegt; für die Bedeutungen der beiden anderen Wörter sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: liederlich: Schweiz., Schwab. (17. Jh.) Mehr. Schweiz., Schwab. (17. u. 18. Jh.)]
Alle weisen ein Sternchen auf.
153
Zwei Bedeutungen sind im Ober- und Mitteldeutschen nachweisbar: 'schwer': lästig (21) [verbreitet/vereinzelt wmd.] 'Landkarte': Mappe (92) [verstreut/vereinzelt omd.] [Für die Bedeutung 'Landkarte' findet man im Schwäbischen u. a. einen Beleg aus dem 17. Jh. und im Schweizerischen u. a. ein Beleg aus dem 18. Jh.; die Bedeutung 'schwer' ist im Schweizerischen u. a. im 17. Jh. bezeugt]
Von diesen ist die Bedeutung 'schwer' des Wortes lästig mit einem Sternchen versehen. Die Bedeutung 'Landkarte' des Substantivs Mappe kam nach Frisch bei einigen vor (vgl. Anm. 4). Die Bedeutung 'Dienstverhältnis bei den Schäfern' des Wortes Gemenge (140) ist schließlich verstreut im Niederdeutschen bezeugt. [Für diese sind im Mecklenburgischen u. a. Belege aus dem 17. und 18. Jh., im Brandenburgisch-Berlinischen u. a. Belege aus dem 18. Jh. vorhanden]
Das Verbreitungsgebiet dieser Bedeutung ist nicht, wie Frisch meinte, auf die Mark Brandenburg beschränkt; sie war bzw. ist auch im Mecklenburgischen bekannt.
4.1.5.
Fazit
Die Tatsache, daß man in der Wörterbuchstrecke L/M des Teutsch-Lateinische[n] Wörterbuchf es J eine große Anzahl landschaftlicher Wörter sowie auch einige landschaftliche phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen findet, die als solche gekennzeichnet sind, beweist, daß sich Frisch um eine umfangreiche Aufnahme landschaftlichen Wortgutes sowie auch ansatzweise um die Erfassung landschaftlicher Lautungen, Formen und Bedeutungen bemühte. Wie in der Untersuchung zu sehen war, war er bestrebt, Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen sämtlicher Sprachlandschaften und Sprachlandschaftskombinationen zu verzeichnen. Daß die landschaftlichen Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen als solche gekennzeichnet sind, zeigt, daß Frisch auch normative Ziele verfolgte: sie mußten deutlich vom gemeinsprachlichen Bestand an Wörtern, Lautungen, Formen und Bedeutungen abgesetzt werden. Während Frisch gemeinsprachliches Wortgut prinzipiell nicht mit Herkunftsnachweisen versah, war es für ihn Grundsatz, bei nicht gemeinsprachlichen Wörtern, die er
154
gedruckten Quellen entnahm, auf die Fundstelle hinzuweisen.6 Bereits im Untertitel des Wörterbuches bemerkte er, Wörter, die aus Chroniken, Historien etc. der mittlem Zeiten stammten, Mit uberall beygesetzter nothigen Anfuhrung der Stellen, wo dergleichen in den Buchern zu finden verzeichnet zu haben. Auch in dem Programm eines märkischen Mundartenwörterbuches aus dem Jahre 1734 hatte Frisch schon die Forderung erhoben, daß zu landschaftlichen Wörtern, die in gedruckten Quellen begegneten, die Quelle angegeben werden müsse7: Sollten sie [mundartliche Wörter] aber gedruckt zu finden seyn, muss man dazusetzen, wo es geschehen, als: Siehe Brandenburgische Schäfer-Ordnung oder Fischer-Ordnung von Anno cap. - §. — und dergleichen. Wann sie aber in alten oder neuen Briefschafften oder Schrifften, sonderlich in Amts-Protocollen, Inventaríen, Contracten oder Bestellungen etc. gefunden werden, könte nur das Jahr dazugesetzt werden und der Ort.8
Aus seiner lexikographischen Praxis geht hervor, daß dieser Grundsatz auch für landschaftliche Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen, die aus gedruckten Quellen stammten, galt. Wenn sich nun bei einigen landschaftlichen Wörtern, nämlich Lanke, Lase, Lederer, lumlecht, lotter, luppen, Magdtum, männiglich, marken, Maräne, Mattier, Maugel, Mautner, Melber/Melwer, Meste, Metter/Mettram, Miere, mücheln und Mummelack, bei den Lautvarianten mästen und Müder, der Wortbildungsvariante Linde und bei der Bedeutung 'Landkarte' des Wortes Mappe keine Hinweise auf die Fundstelle finden 9 , so ist dies ein Anzeichen dafür, daß Frisch diese nicht durch die Exzerption frühneuhochdeutscher Quellen gewonnen, sondern aus eigener Sprachkenntnis und Sprachbeobachtung hinzugefügt hatte. 10 Daß in der Wörterbuchstrecke L/M mehrere als brandenburgisch oder märkisch bezeichnete Wörter sowie eine als brandenburgisch charakterisierte Bedeutung gebucht sind, spricht für Powitzens Vermutung, daß Frisch seine Sammlungen für ein märkisches Glossar 11 in das Teutsch-Lateinische Wörter-Buch eingearbeitet hatte. 12 6 7 8 9 10 11
12
Vgl. Powitz, 1959, a.a.O. S. 113/14. A.a.O. S. 114. Fischer, 1976, a.a.O. S. 61. Frischs lexikographischer Praxis ist zu entnehmen, daß er sich streng an das Prinzip hielt, die Herkunft nicht gemeinsprachlicher Wörter nachzuweisen. Daß er etwa vergessen hatte, die Quelle anzugeben, ist daher nur in Ausnahmefällen anzunehmen, nicht jedoch bei so vielen Wörtern. Powitz, 1977, a.a.O. S. XIII* hatte bereits darauf hingewiesen, daß Frisch auch die Mundarten seiner Zeit gut kannte. Frisch erwähnte erstmals in einem Brief vom 9. Nov. 1709 an Leibniz, daß er mit Sammlungen für ein Glossarium Marchicum beschäftigt war: Mein Glossarium Marchicum vermehrt sich auch immerzu, da dann freylich viel vom platteutschen überhaupt mit einläuft, aber auch einige Wörter bleiben, die sonst kein Niederteutscher versteht (in: Fischer, 1976, a.a.O. S. 24). In einem Brief an Leibniz vom 30. Jan. 1710 (ebd. S. 25) findet sich ein Auszug aus seinen Sammlungen für das märkische Glossar. Vgl. Powitz, 1977, a.a.O. S. XIII'; dens. 1959, a.a.O. S. 53/54.
155
4.2. Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die nur mit einer Quellenangabe versehen sind Auch wenn Frisch im Vorbericht betonte, er habe die Wörter (man kann hinzufügen: auch die Lautungen, Formen und Bedeutungen), die er frühneuhochdeutschen Quellen entnommen hatte, mit einem Sternchen oder durch verbale Zusätze als nun ungebräuchlich markiert (vgl. 11.4.), so hielt er in seiner lexikographischen Praxis diesen Grundsatz doch nicht streng ein. In der Wörterbuchstrecke L/M begegnet eine größere Anzahl von Wörtern sowie auch einige Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen, die mit Herkunftsnachweisen versehen und damit indirekt als nicht gemeinsprachlich ausgewiesen sind13, die Frisch jedoch weder durch ein Sternchen noch durch verbale Zusätze deutlich vom gemeinsprachlichen Bestand an Wörtern, Lautungen, Formen und Bedeutungen absetzte.14 Da es sich bei diesen Wörtern (sowie auch bei den Lautungen, Formen und Bedeutungen), wie bereits erläutert wurde, in der Regel um mundartliche Wörter (bzw. Lautungen, Formen und Bedeutungen) handelte, konnte ein großer Teil in Mundartwörterbüchern nachgewiesen werden.
4.2.1.
Wörter
Die meisten Wörter, die mit einer Quellenangabe versehen sind, findet man im Oberdeutschen: laichen (14) [vereinzelt] lehenbar (46) [vereinzelt] Liberey (73) [vereinzelt] Locat (82) [verstreut] lören (85) [vereinzelt] Ludern (100) [verstreut] Luntsch (108) [verbreitet] lurgken (111) [vereinzelt] 13
14
Da Frisch zum Wortgut des Usuale speciale, des Archaeologum, Eponymologjcum und Etymologicum (sofern es gedruckten Quellen entnommen wurde) grundsätzlich, zum Wortgut des Usuale generale jedoch nie Quellen anführte, "erhält die Quellenangabe im Wörterbuch Frischs eine über den Nachweischarakter hinausgehende unterscheidende Funktion: sie trennt das nicht gemeinsprachliche Wortgut von dem des Usuale generale." (Powitz, 1959, a.a.O. S. 113). Man muß allerdings hinzufügen, daß eine Klassifizierung sämtlicher Wörter, die aus frühneuhochdeutschen Quellen stammten, angesichts der Masse des verzeichneten Wortmaterials von einem einzelnen Menschen nicht zu leisten gewesen wäre, ganz zu schweigen davon, daß der Stand der Wortforschung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts dies auch gar nicht zugelassen hätte.
156
lüzzen (119) [vereinzelt] mägem (127) [verbreitet] Main (133) [verstreut] masig (166) [vereinzelt] mattächtig (173) [verstreut] Maugel (182) [vereinzelt] mayn (191) [verstreut] gemeit (385) [verstreut] Meng (204) [vereinzelt] Merch (207) [verstreut] Mettel (212) [vereinzelt] mundbar (269) [vereinzelt] müttig (287) [vereinzelt] [Von diesen Wörtern sind lälchen, lehenbar, Ludern, lüzzen, Main, mayn und Meng in den Mundartwörterbüchern nur für die Zeit vor 1600 belegt; lören ist in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für Luntsch findet man im Schwäbischen und Schweizerischen nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800 und im Elsässischen nur Belege aus der Zeit nach 1800; für masig sind im Schwäbischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800 angeführt; für mägem sind im Schweizerischen Idiotikon und im Schwäbischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit nach 1800, im Wörterbuch der elsässischen Mundart nur Belege aus der Zeit vor 1600 verzeichnet; müttig ist im Schweizerischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 nachweisbar; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Liberey, Locat, lurgken, gemeit, mundbar. Bair. (17. Jh.) Maugen: Schweiz. (17. Jh.) Merch: Eis. (17. Jh.) Mettel: Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Eine ebenfalls größere Anzahl von Wörtern weist die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch auf: läppen (25) Lamel (15) Lonne (21) leibig (51a)
[verbreitet/verbreitet/vereinzelt] [gesamt/verstreut/verbreitet] [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] [gesamt/verstreut/vereinzelt]
Leilach (57) [gesamt/verbreitet/verbreitet] Loh (84) [verbreitet/verbreitet/verstreut] Mand/Mann (140) [vereinzelt/verbreitet/vereinzelt] Malm (137) [verstreut/verstreut/verbreitet] Möge (238) [verstreut/verstreut/vereinzelt]
157 muffeln (255) [gesamt/verbreitet/verbreitet] muffen (256) [verstreut/verbreitet/verstreut] mümpfeln (267) [gesamt/verbreitet/vereinzelt] mutzen (289b) [gesamt/vereinzelt wind/vereinzelt] Macheier (120) [verstreut/vereinzelt/verstreut] Mume (261) [verstreut/verstreut/verstreut] [Lonne ist im Bairischen nur in der Zeit vor 1600, im Mecklenburgischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 und im Thüringischen nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für Malm findet man im Bairischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; die anderen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. für das 17. und/oder 18. Jh. belegt: läppen: Schwab. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Lamel: Schlesw.-Holst. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) leibig: Schwab. (17. Jh.) Leilach: Eis., Schles. (17. Jh.); Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Pfalz. (18. Jh.) Loh: Bair. (17. Jh.); Schwäb. (17. u. 18. Jh.) Mond/Mann: Pfalz. (17. Jh.) Möge: Bair. (17. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) müffeln: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Schles. (18. Jh.) muffen: Schwäb. (18. Jh.) mümpfeln: Schles. (18. Jh.) mutzen: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Macheier. Schweiz., Schwäb. (17. Jh.) Mume: Schweiz. (17. Jh.)]
Fast ebenso viele sind im Ober- und Mitteldeutschen nachweisbar: läppen (24b) [verbreitet/verstreut wmd.] Lavor (40) [verbreitet/verbreitet] Loos (91) [gesamt/verstreut] lötig (93) [verstreut/vereinzelt] lumlen (103) [gesamt/verstreut] luyeti (117) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] Mose (165) [verbreitet/verstreut wmd.] Mesner (210) [verbreitet/verstreut] mutzen (289a) [gesamt/verstreut] Mundat (268) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] malazig/malzig (135) [verstreut/vereinzelt wmd.] minniglich (231) [verstreut/vereinzelt] Mocke/Mucke (236) [verstreut/verbreitet]
158 Münk (271) [vereinzelt/vereinzelt omd.] [Für läppen und Münk finden sich in den Mundarten nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.; für luyen gibt es im Bairischen nur Belege aus der Zeit vor 1600 und im Rheinischen nur Belege aus der Zeit nach 1800; für malazig/malzig sind im Bayerischen Wörterbuch und im Schwäbischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600, im Rheinischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit nach 1800 verzeichnet; minniglich ist im Bairischen und Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600, in der Frankfurter Mundart nur für die Zeit nach 1800 belegt; die übrigen Wörter konnten in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachgewiesen werden: Lavor. Schwäb. (17. Jh.); Frankf. (17. u. 18. Jh.) Loos: Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.) lötig-. Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17.u .18. Jh.) lumlen, Medeyen: Bair. (17. Jh.) Mose: Eis. (17. Jh.); Pfalz. (1700); Schweiz., Bair. (17. u. 18. Jh.) Mesner. Bair. (17. Jh.); Schwäb. (17. u. 18. Jh.) mutzen: Schwäb. (17. Jh.) Mundat: Schwäb., Pfalz. (18. Jh.) Mocke/Mucke: Schwäb., Pfälz. (18. Jh.)]
Fünf sind für das Niederdeutsche belegt: Lastadie (31) [verstreut] Licent (75) [verstreut] Lobbe (81) [verstreut] Mager (126) [vereinzelt] moten (249) [verstreut] [Von diesen Wörtern ist Lobbe im Mecklenburgischen nur für die Zeit vor 1600, im Westfälischen nur für die Zeit nach 1800 nachweisbar; für Magerfindensich im Schleswig-Holsteinischen nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Lastadie: Mecklenb. (17. Jh.) Licent: Mecklenb. (18. Jh.) moten: Mecklenb. (18. Jh.)]
Fünf waren bzw. sind im Mitteldeutschen üblich: Leite (63) [thüringisch] Märte (162) [gesamtomd.] Mingel (229) [vereinzelt wmd.] müchenzen (251) [verbreitet omd.] Murk (272) [thüringisch]
159 [Für Leite, maßen, Mingel und Murk sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 angeführt; für die beiden übrigen Wörter finden sich in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Märte: Thür. (1801) müchenzen: Osächs. (18. Jh.)]
Die beiden folgenden zeigen schließlich die sprachgeographische Konstellation mitteldeutsch/niederdeutsch Marunke (164a) [verstreut/vereinzelt] Maskopey (167) [vereinzelt omd./verbreitet] [Von diesen ist Marunke im Schlesischen und im Brandenburgisch-Berlinischen u. a. im 17. Jh. nachweisbar; Maskopey ist im Mecklenburgischen u. a. im 17. und 18. Jh. bezeugt]
4.2.2.
Phonologische Varianten
Die meisten phonologischen Varianten mit Quellenangabe waren bzw. sind im oberund mitteldeutschen Sprachraum gebräuchlich: Maal 'Molch' (50) [vereinzelt/vereinzelt?] landen 'landen' (5) [verbreitet/vereinzelt] Milthau (79) [verstreut/verbreitet] [Von diesen ist Maal im Schweizerischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 belegt; für die beiden anderen Lautvarianten finden sich in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: länden: Schweiz., Schles. (17. u. 18. Jh.) Milthau: Schwäb. (17. Jh.)]
Zwei kamen bzw. kommen im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum vor: lucker 'locker' (41) [vereinzelt/verbreitet/verstreut] Marzepan (59) [vereinzelt/verstreut/verbreitet] [Lucker ist in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für Marzepan ist im Mecklenburgischen u. a. ein Beleg aus dem 18. Jh. vorhanden]
160
Eine Lautvariante, Möschen 'Maschen' (93), begegnet verbreitet im Mitteldeutschen. [Die Lautung ist in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar]
Maseln 'Masern' (61) trat bzw. tritt vereinzelt im Oberdeutschen auf. [Wann die Lautung im Bairischen in Gebrauch war, ist der Angabe Schmellers nicht zu entnehmen]
4.2.3.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Von den Wortbildungsvarianten mit Quellenangabe sind Lohne 'Lünse' (40) und lingen 'gelingen' (34) im Ober- und Mitteldeutschen nachweisbar, und zwar verbreitet/verbreitet bzw. verstreut/vereinzelt, und Moll 'Molch' (88) verbreitet im Ober- und Mitteldeutschen. [Für diese sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: lingen, Lohne: Schwab. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) Moll: Schwäb., Schles. (17. Jh.)]
Maledeyung 'Vermaledeiung' (61) kam bzw. kommt vereinzelt im Oberdeutschen vor. [Die Wortbildungsvariante ist im Schweizerischen nur für die Zeit vor 1600 belegt]
Gemäldnis 'Gemälde' (158) findet sich schließlich vereinzelt im Niederdeutschen. [Die Formvariante konnte im Preußischen nur in der Zeit nach 1800 nachgewiesen werden]
4.2.4.
Bedeutungen
Von den landschaftlichen Bedeutungen mit Quellenangabe sind drei im ober-, mittelund niederdeutschen Sprachraum anzutreffen: 'Deckel': Lid (72) [gesamt/verbreitet/verbreitet] 'Schwelgerei': Luder (84a) [vereinzelt/verbreitet omd./vereinzelt] 'Lohn, Gabe': Miete (109) [verbreitet/vereinzelt/verstreut]
161 [Für die Bedeutungen dieser Wörter findet man in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Lid: Schweiz., Schwäb. (17. Jh.); Eis., Mecklenb. (18. Jh.) Luder. Schwäb., Schles. (17. Jh.) Miete: Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Zwei begegnen im ober- und mitteldeutschen Sprachraum: 'hinten ausschlagen': locken (79) [verstreut/verbreitet] 'kastriertes Pferd': Mönch (113c) [vereinzelt/verstreut wmd.] [Für die Bedeutung des Verbs lockert ist im Obersächsischen und für die Bedeutung des Wortes Mönch im Schwäbischen u. a. ein Beleg aus dem 17. Jh. vorhanden]
Ebenfalls zwei waren bzw. sind im Oberdeutschen in Gebrauch: 'gütlich': lieblich (73) [verstreut] 'Spiel': Luder (84b) [vereinzelt] [Die Bedeutung des Wortes Luder ist im Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600 belegt; die Bedeutung des Wortes lieblich ist im Schweizerischen u. a. im 17. Jh. bezeugt]
Die Bedeutung 'den Geldwert abschätzen' des Verbs loben (78) konnte verstreut im Westmitteldeutschen nachgewiesen werden. [Für diese sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 verzeichnet]
Die Bedeutung 'Gewichtsmaß' des Substantivs Last (16a) kam bzw. kommt schließlich verstreut im Ober- und verbreitet im Niederdeutschen vor. [Für diese sind im Brandenburgisch-Berlinischen Wörterbuch u. a. Belege aus dem 17. und 18. Jh. angeführt]
4.2.5.
Fazit
Die Tatsache, daß die meisten dieser Wörter im Oberdeutschen bezeugt sind, bestätigt die in 11.4. aufgestellte Hypothese, daß Frisch schwerpunktmäßig Quellen des südlicheren Teils des von ihm als oberteutsch bezeichneten Sprachraumes ausgewertet hatte. Wie die Untersuchung zeigte, gelangten über die Exzerption frühneuhochdeutscher Quellen keinesfalls nur veraltete Wörter, Lautungen, Formen und Bedeutungen in das
162 Wörterbuch: ein großer Teil der Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen ist für das 17. und/oder 18. Jahrhundert belegt; viele sind in einigen Mundarten noch heute in Gebrauch.
4.3. Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die als hochsprachlich angesetzt sind Weiter stößt man auch im Teutsch-Lateinische[n] Wörterbuch auf einige landschaftliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die als hochsprachlich angesetzt sind. Auch Frisch hatte also hin und wieder Probleme, gemeinsprachliche Wörter, Lautungen, Formen und Bedeutungen von den landschaftlichen abzugrenzen. Insgesamt sind jedoch in seinem Wörterbuch erheblich weniger landschaftliche sprachliche Einheiten als hochsprachlich angesetzt als in den Wörterbüchern Stielers, Krämers und Steinbachs. Man kann daher sagen, daß der Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache bis in die 40er Jahre auf allen sprachlichen Ebenen weiter fortgeschritten war. Im folgenden soll nun wieder die geographische Verbreitung dieser Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen einer genaueren Betrachtung unterzogen werden.
4.3.1.
Wörter
Die Mehrzahl der als hochsprachlich lemmatisierten landschaftlichen Wörter konnte im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum nachgewiesen werden: labet (3a) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] Lägel (11) [gesamt/verbreitet]verbreitet] läge (9a) [verbreitet/verbreitet/verbreitet] Lami (16) [verstreut/verstreut omd./vereinzelt] lebem (41) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] Leite (63) [verstreut/verstreut/verstreut] Mad (123b) [verbreitet/verbreitet/verstreut] Mcmger/Menger (145) [verstreut/verstreut/vereinzelt] marren (160) [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] Memme (206b) [vereinzelt/verbreitet/verstreut] Gemachte (391b) [verbreitet/verbreitet/verbreitet]
163 [Von diesen Wörtern sind Memme und labet in den Mundarten nur für das 19. und 20. Jh. belegt; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: Lägel: Pfalz. (17. Jh.); Schweiz., Schwäb., Mecklenb., Br.-Berl. (17. u. 18. Jh.) läge: Schweiz. (17. Jh.); Bad., Mecklenb. (18. Jh.) Lami: Schwäb. (1820) lebem: Osächs. (18. Jh.) Leite: Thür. (17. Jh.); Osächs. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) Mad: Bair., Pfalz., Osächs. (18. Jh.) Gemachte: Bair., Schles. (17. Jh.); Schwäb. (1700; 18. Jh.) Manger/Menger. Frankf. (17./18. Jh.) marren: Schwäb., Mecklenb. (18. Jh.)]
Acht Wörter weisen die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch auf: Ludel (98a) [verstreut/verstreut] Maien (131b) [gesamt/verbreitet] Marille (154a) [verstreut/vereinzelt omd.] märkeln (156) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] Marställer (161) [vereinzelt/vereinzelt wmd.] Meisterei (200b) [vereinzelt/vereinzelt omd.] Mistler (233) [verstreut/vereinzelt omd.] Unmuß (407) [gesamt/verstreut] [Von diesen Wörtern ist Marille im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600, in den anderen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Ludel: Schwäb. (18. Jh.) Meisterei: Thür. (18. Jh.) Marställer. Schwäb. (17. u. 18. Jh.) märkeln: Bair. (17. Jh.) Mistler. Schles. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Maien: Schles. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Pfälz., Osächs. (18. Jh.) Unmuß: Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Sechs kamen bzw. kommen im Oberdeutschen vor: Gemachte (383c) [vereinzelt] Merzler (209) [verbreitet] metzen (216) [vereinzelt] Minner (230) [vereinzelt] Möncherei (242) [vereinzelt]
164 Mützer (291) [verbreitet] [Von diesen Wörtern sind Möncherei, Gemfchte, metzen und Minner in den Mundarten nur für die Zeit vor 1600 belegt; für Gemarre sind im Schwäbischen Wörterbuch nur Belege aus dem 19. und 20. Jh. verzeichnet; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. angeführt: Merz/er. Schwab. (17. Jh.) Mützer. Bair. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Fünf Wörter waren bzw. sind im mittel- und niederdeutschen Sprachraum in Gebrauch: leidsam (55) [vereinzelt/vereinzelt] Lemke (20a) [verstreut/verbreitet] medizinierert (194) [vereinzelt wmd./vereinzelt] Mengsei (206) [verbreitet/verstreut] muddig (253) [vereinzelt wmd./verbreitet] [Für leidsam und medizinieren sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh. angeführt; die anderen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. bezeugt: Lanke: Mecklenb. (18. Jh.) Mengsei: Preuß. (18. Jh.) muddig: Mecklenb., Br.-Berl. (18. Jh.)]
Zwei waren bzw. sind im im Niederdeutschen üblich: läge (9c) [verbreitet] Lorke (87) [verbreitet] [Von diesen Wörtern ist Lorke in den Mundarten nur für das 19. und 20. Jh. belegt; läge ist im Mecklenburgischen u. a. im 18. Jh. nachweisbar]
Ein Wort, Meisterei (200a), trat bzw. tritt schließlich verstreut im Mitteldeutschen auf. [Für dieses Wort findet man in den Mundarten nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.]
165 4.3.2.
Phonologische Varianten
Die meisten Einheiten der phonologischen Ebene sind im ober- und mitteldeutschen Sprachraum nachweisbar: lechen 'lecken' (15) [verbreitet/verbreitet] lidig 'ledig' (34) [verstreut/verstreut] Märterer 'Märtyrer' (58) [gesamt/vereinzelt wmd.] Mespel (75) [vereinzelt/verstreut] Mörsel (88) [gesamt/verbreitet] mursch 'morsch' (102) [verbreitet/verbreitet] [Von diesen ist lechen im Bairischen nur in der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; wann tidig im Schwäbischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Fischers nicht hervor; im Elsässischen ist sie nur für die Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; für die anderen Lautvarianten sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. angeführt: Märterer. Schwab. (17. Jh.) Mespel: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Mörsel: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Frankf. (18. Jh.) mursch: Schweiz. (18. Jh.)]
Vier phonologische Varianten weisen die Sprachlandschaftskombination deutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch auf: lech 'leck' (14) [verbreitet/verbreitet/vereinzelt] leschen (25) [gesamt/verbreitet/verstreut] Meve 'Möwe' (77) [vereinzelt/verbreitet/verbreitet] Melodey (70) [verstreut/verstreut wmd./vereinzelt]
ober-
[Leschen ist im Pfälzischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 bezeugt; für Melodey findet man in den Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; für die beiden restlichen Lautvarianten bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: lech: Schweiz. (17. Jh.); Schles. (18. Jh.) Meve: Mecklenb. (17. u. 18. Jh.)]
Ebenfalls vier Lautvarianten kamen bzw. kommen im mittel- und niederdeutschen Sprachraum vor: Linse 'Lünse' (36) [verstreut/vereinzelt] Mäkler (53) [verstreut/verstreut]
166 müffig (94) [verbreitet/verstreut] mürrisch (101) [verstreut wmd./vereinzelt] [Für müffig sind in den Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; für die übrigen Lautvarianten sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: Linse: Br.-Berl. (18. Jh.) Mäkler. Mecklenb. (18. Jh.) mürrisch-. Hess.-Nass. (17. u. 18. Jh.)]
Eine, nämlich laugnen 'leugnen' (10), trat bzw. tritt schließlich verbreitet im Oberdeutschen auf. [Diese konnte im Bairischen u. a. im 17. Jh., im Schweizerischen im 17. und 18. Jh. und im Schwäbischen im 18. Jh. nachgewiesen werden]
4.3.3.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Auf wortbildungsmorphologischer Ebene sind die meisten Einheiten im Oberdeutschen nachweisbar: leslich (25) [verstreut] listiglich (35) [vereinzelt] mächtiglich (55) [vereinzelt] Mächtnis 'Vermächtnis' (56) [vereinzelt] mäßiglich (68) [vereinzelt] Meutenirer 'Meuterer' (81) [verstreut] mostein 'mosten' (93) [vereinzelt] [Von diesen ist Mächtnis im Schweizerischen nur für die Zeit vor 1600 und nach 1800 belegt; für mächtiglich, mäßiglich und mostein finden sich in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800; für die übrigen Wortbildungsvarianten sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: leslich, Meutenirer. Schweiz., Schwäb. (17. Jh.) listiglich-. Schwäb. (17. Jh.)]
Fünf begegnen im Ober- und Mitteldeutschen: maledeyen Vermaledeien' (60) [vereinzelt/vereinzelt] Monge (62) [vereinzelt/verstreut]
167 mangen (63) [vereinzelt/vereinzelt] merksam 'aufmerksam' (77) [verstreut/vereinzelt] Morche 'Morchel' (89) [verstreut/vereinzelt] [Für diese bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Monge: Schwab. (17. u. 18. Jh.) mangen: Schwab. (17. Jh.); Pfalz. (18. Jh.) maledeyen: Schles. (18. Jh.) merksam-. Bair. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) Morche: Schwäb. (17. u. 18. Jh.)]
Drei wortbildungsmorphologische Varianten sind im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum anzutreffen: Mäder 'Mäher' (57) [gesamt/gesamt/vereinzelt] Mästung 'Mast' (69) [verstreut/vereinzelt/vereinzelt] mausen 'mausern' (73) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] [Für Mästung finden sich im Schwäbischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; die übrigen konnten in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachgewiesen werden: Mäder. Schwäb., Pfälz. (17. u. 18. Jh.); Thür., Osächs., Schles. (18. Jh.) mausen: Br.-Berl. (17. Jh.); Bair. (18. Jh.)]
Vereinzelt im Niederdeutschen ist die Form Münde 'Mündung' (100) bezeugt. [Sie ist im Mecklenburgischen u. a. für das 17. Jh. belegt]
4.3.4.
Bedeutungen
Auf der Ebene der Wortbedeutungen sind wiederum hauptsächlich Einheiten der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch als hochsprachlich angesetzt: 'leer': ledig (41a) [verstreut/verbreitet/verbreitet] 'betrübt': leidig (55a) [verbreitet/verbreitet wmd./vereinzelt] 'Mäuse fangen': mausen (99) [verstreut/verbreitet/verbreitet] 'Muster': Lehre (45a) [verbreitet/verstreut/vereinzelt] 'Gesicht': Larve (13) [verbreitet/verbreitet/verstreut] 'mit Läusen behaftet': lausig (31a) [verbreitet/verstreut/verbreitet]
168 'Eiter': Materie (94) [gesamt/verbreitet/verbreitet] 'Spezereiwarenhändler': Materialist (95) [verstreut/verstreut/verstreut] [Für die Bedeutungen dieser Wörter sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. gebucht: ledig-, Schwab., Mecklenb. (18. Jh.) leidig: Bair., Schwäb., Eis. (17. Jh.) mausen: Schwäb. (17. u. 18. Jh.), Mecklenb. (18. Jh.) Lehre: Schwäb. (17. Jh.) Larve: Frankf. (18. Jh.) lausig: Schwäb. (17. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) Materie: Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Pfälz. (1800); Br.-Berl. (18. Jh.) Materialist: Br.-Berl. (17. Jh.); Schweiz., Frankf. (17. u. 18. Jh.); Schweiz. (18. Jh.)]
Eine nicht viel kleinere Anzahl von Einheiten weist die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch auf: Trauerkleid': Leid (53a) [verstreut/verstreut] 'Begräbnis': Leid (53b) [verbreitet/verstreut] 'Stiche im Kartenspiel': Lese (66) [vereinzelt/verstreut] 'Molke': Matte (97a) [vereinzelt/verbreitet] 'Bodensatz': Mutter (120) [verstreut/verbreitet] [Für die Bedeutung des Wortes Lese sind in den Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; die Bedeutungen der übrigen Wörter lassen sich in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachweisen: Leid (a,b): Schweiz. (18. Jh.) löffeln: Schwäb. (17. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) Matte: Osächs. (17. Jh.) Mutter. Schweiz. (17. Jh.)]
Zwei Bedeutungen traten bzw. treten im Oberdeutschen auf: 'Hinterhalt': Lage (3) [vereinzelt] 'Leiden Christi': Marter (93) [verstreut] [Für die bedeutung des Wortes Lage findet man im Bairischen nur Belege aus der Zeit vor 1600; die Bedeutung des Substantivs Marter ist im Schweizerischen im 17. Jh. bezeugt]
169
Die Bedeutung 'Grasmücke' des Wortes Mönch (113b) konnte verstreut im mittel- und vereinzelt im niederdeutschen Sprachraum nachgewiesen werden. [Für diese ist im Schlesischen Wörterbuch ein Beleg aus dem 17. Jh. verzeichnet]
Die Bedeutung 'ausgetreten' des Wortes latschig (22) begegnet schließlich vereinzelt im Westmitteldeutschen. [Diese ist im Rheinischen nur für die Zeit nach 1800 belegt]
4.3.5.
Fazit
Wie die Untersuchung zeigte, sind auf lexikalischer und phonologischer Ebene sowie auf der Ebene der Wortbedeutungen in überwiegender Mehrzahl solche Einheiten als hochsprachlich behandelt, die in mehreren Sprachräumen auftraten bzw. auftreten: so konnten 24 der 33 Wörter, 14 der 15 phonologischen Varianten und 14 der 17 Bedeutungen in mehreren Sprachräumen nachgewiesen werden. Lediglich auf wortbildungsmorphologischer Ebene konnten genauso viele in Einzelsprachräumen wie in mehreren Sprachräumen vorkommende Einheiten, nämlich jeweils acht, ausfindig gemacht werden. Da die Zahl der landschaftlichen Einheiten, wie aus obigen Ausführungen hervorgeht, auf allen Ebenen nicht sehr groß ist, ist es nicht sinnvoll, von einer Rangordnung der Sprachlandschaftskombinationen sowie der Einzelsprachräume zu sprechen. In bezug auf die Sprachlandschaftskombinationen lassen sich lediglich folgende Feststellungen treffen: 1.) Die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch tritt auf lexikalischer Ebene mit 11 Einheiten noch etwas stärker hervor. Auf der Ebene der Wortbedeutungen sowie auf phonologischer und wortbildungsmorphologischer Ebene, auf denen sie mit acht bzw. vier bzw. drei Einheiten vertreten ist, kam ihr im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache nur eine geringe bis sehr geringe Bedeutung zu. 2.) Der Tatsache, daß auf lexikalischer Ebene acht, auf phonologischer Ebene sechs und auf wortbildungsmorphologischer Ebene sowie auf der Ebene der Wortbedeutungen jeweils fünf im Ober- und Mitteldeutschen übliche Einheiten begegnen, ist zu entnehmen, daß die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch bei Frisch auf allen Ebenen im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache nur eine geringe bis sehr geringe Rolle spielte.
170 3.) Aus der Tatsache, daß man in der Wörterbuchstrecke L/M nur fünf Wörter, vier Lautvarianten und eine Bedeutung findet, die im Mittel- und Niederdeutschen gebräuchlich waren bzw. sind, geht hervor, daß die Sprachlandschaftskombination mitteldeutsch/niederdeutsch auf lexikalischer und phonologischer Ebene sowie auf der Ebene der Wortbedeutungen kaum noch Anteil am Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache hatte. Aus diesem völlig ausgeschieden war sie offensichtlich auf wortbildungsmorphologischer Ebene: sie ist auf dieser nicht nachweisbar. Was die Einzelsprachräume betrifft, so ist zu konstatieren: 1.) Das Oberdeutsche, das auf lexikalischer Ebene mit sechs, auf wortbildungsmorphologischer Ebene mit sieben, auf der Ebene der Wortbedeutungen mit zwei Einheiten und auf phonologischer Ebene mit einer Einheit in Erscheinung tritt, besaß im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache auf lexikalischer und wortbildungsmorphologischer Ebene im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache nur eine geringe, auf phonologischer Ebene sowie auf der Ebene der Wortbedeutungen so gut wie keine Bedeutung mehr. 2.) Das Mitteldeutsche, das nur auf lexikalischer Ebene und auf der Ebene der Wortbedeutungen vertreten ist, und zwar durch jeweils eine Einheit, war am Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache auf allen Ebenen so gut wie nicht mehr bzw. nicht mehr beteiligt. 3.) Das Niederdeutsche war auf lexikalischer und wortbildungsmorphologischer Ebene aus dem Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache weitgehend ausgeschieden, was man daraus schließen kann, daß auf diesen nur zwei Einheiten bzw. eine Einheit dieses Sprachraumes nachgewiesen werden konnten. Auf den anderen Ebenen ist es nicht belegt; auf diesen hatte es am Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache offensichtlich keinen Anteil mehr.
4.4. Mundartliche Wörter, phonologische und wortbildungsmorphologische Varianten, die anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sind Schließlich begegnen in der Wörterbuchstrecke L/M noch einige landschaftliche Wörter, phonologische, und wortbildungsmorphologische Varianten, die nur als veraltet, fachsprachlich oder sozialschichtig eingestuft sind, auf deren Landschaftlichkeit jedoch nicht hingewiesen ist. Daraus wird ersichtlich, daß es auch für Frisch schwierig war, die Gebrauchsdimensionen einzelner nicht gemeinsprachlicher Einheiten einzelner Ebenen richtig bzw. vollständig zu bestimmen.
171
4.4.1.
Wörter
Folgende landschaftliche Wörter sind als veraltet charakterisiert: mänteln (152), manschen (163), michel (221) und Morschnitz (246). Diese weisen folgende geographische Verbreitung auf: mänteln: vereinzelt wmd. manschen: vereinzelt obd. michel: verstreut obd. Morschnitz: vereinzelt obd. Von diesen waren michel und Morschnitz zur Zeit Frischs wohl tatsächlich veraltet (sie sind in den Mundarten nur für die Zeit vor 1600 belegt), mänteln und martschen dagegen werden in einigen Mundarten noch heute verwendet und waren dann wohl auch im 18. Jahrhundert in Gebrauch. Ferner weisen drei landschaftliche Wörter nur eine fach- bzw. gruppenspezifische Charakterisitk auf: Lotten (94) war nach Auffassung Frischs in den Bergwerken üblich; mundieren (270) bezeichnete er als Fachterminus der Juristen; Morselle (245) kam seiner Meinung nach in den Apotheken vor. Diese sind in folgenden Sprachräumen nachweisbar: Morsellen: vereinzelt obd./verstreut md./vereinzelt nd. Lotten: vereinzelt omd. mundieren: vereinzelt obd. [Lotten ist im Thüringischen nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; für mundieren findet man im Schwäbischen Wörterbuch nur einen Beleg aus der Zeit vor 1600; für Morschelle ist im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch u. a. ein Beleg aus dem Jahre 1800 verzeichnet]
Es kann im Rahmen dieser Arbeit nicht überprüft werden, ob die fach- bzw. gruppenspezifische Charakteristik der einzelnen Wörter zutrifft; wichtig ist in diesem Zusammenhang nur, daß Frisch ihren (zusätzlichen) landschaftlichen Charakter nicht erkannte. Nur als sozialschichtig eingestuft sind schließlich das vereinzelt im Ober- und verstreut im Mitteldeutschen auftretende mähren (130) sowie das verstreut im Mitteldeutschen vorkommende muttern (286). [Muttern ist in den Mundarten nur für das 19. und 20. Jh. belegt; mähren ist im Schlesischen u. a. im 17. Jh. und im Obersächsischen u. a. im 17. und 18. Jh. nachweisbar]
172 4.4.2.
Phonologische Varianten
Nicht zutreffend als veraltet qualifiziert sind die vereinzelt im Oberdeutschen gebräuchliche Lautvariante Milte 'Melte' (80) sowie die verstreut im Ober- und Mitteldeutschen vorkommende Lautvariante lidem 'ledern' (33)15: beide sind in den Mundarten für das 17 und 18. Jh., in einigen Mundarten sogar noch für das 19 und 20. Jh. belegt.
4.4.3.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Nicht richtig als veraltet qualifiziert sind die folgenden landschaftlichen Wortbildungsvarianten: leblich 'lebhaft' (16) [verstreut obd./vereinzelt md.] letzen Verletzen' (26) [vereinzelt omd.] lobsam 'löblich' (36) [vereinzelt obd.] lustlich 'lustig' (51) [vereinzelt obd.] min 'minder' (85) [vereinzelt obd./verstreut md./verstreut nd.] mischein (86) [verbreitet obd./verbreitet md./vereinzelt nd.]. Alle Formen sind in den Mundarten im 17. und/oder 18. Jahrhundert, einige sogar im 19. und 20. Jahrhundert bezeugt.
15
Dieses Wort ist zusätzlich mit einem Sternchen markiert.
173
5.
Johann Christoph Adelung
5.1. Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches Der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen (1774ff.) Untersucht man die in Johann Christoph Adelungs Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches Der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen aus dem Jahre 1777 in der Wörterbuchstrecke L/M verzeichneten landschaftlichen Wörter, phonologischen, wortbildungsmorphologischen Varianten und Bedeutungen, so kann man sagen, daß Adelung auf eine Gesamtdarstellung der deutschen Sprache abzielte. Er war bestrebt, neben den hochsprachlichen Einheiten der verschiedenen Ebenen auch in großem Umfang landschaftliche zu erfassen. Das Wörterbuch ist daher - entgegen Adelungs eigentlicher Absicht (vgl. II.5.) - in erster Linie deskriptiv.1 Große Schwierigkeiten bereitete ihm die Klassifizierung einzelner nicht hochsprachlicher Einheiten der einzelnen Ebenen.
5.1.1.
Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen mit diatopischer Markierung
Wie man in der Materialdokumentation (Teil IV) sehen kann, ist ein großer Teil der in der Wörterbuchstrecke L/M gebuchten landschaftlichen Wörter, phonologischen, wortbildungsmorphologischen Varianten und Bedeutungen diatopisch markiert. Einige sind mit der unspezifischen Markierung in einigen Gegenden versehen, bei vielen finden sich jedoch genauere Angaben zur geographischen Verbreitung. Eine größere Anzahl der Einheiten weist zusätzlich zur diatopischen Markierung die Kennzeichnung im gemeinen
1
Vgl. auch Bergmann, Wittkowski, 1984, a.a.O. S. 244. Von Polenz (1978, a.a.O. S. 113) bezeichnete Adelung als den "letzten der normativen Sprachgelehrten"; zu dieser Einschätzung kam er wohl durch Untersuchung der theoretischen Schriften Adelungs, nicht jedoch durch Prüfung des lexikographischen Werkes, also der sprachpraktischen Arbeit Adelungs.
174 Leben bzw. in den gemeinen Sprecharten2, eine sozialschichtige oder fachspezifische Charakteristik auf. Es wird nun geprüft, welche Sprachlandschaften bzw. Sprachlandschaftskombinationen es sind, deren Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen Adelung bewußt in seinem Wörterbuch verzeichnete. Falls die Einheiten bestimmten Sprachräumen zugeordnet sind, wird sich zeigen, inwieweit diese Zuordnungen zutreffen.
5.1.1.1.
Wörter
Von den in der Wörterbuchstrecke L/M lemmatisierten landschaftlichen Wörtern sind folgende diatopisch markiert: lächern (4)3, Lädi (5), läge (9a)4, läge (9b,c), Laken (13), Lampsel (17), Lanste (22), läppen (24a), Lastadie (31), Lauge (36), Lavor (40)5, lebern (41 )6, Lehde (45)7, Lehne (48), Lehne (49), lehne (47b)8, Lehrter (50), Leich (52a, b, c), Leilach (57)9, leinen (58)10, Leite (63), Leite (64)11, Liene (77), Lintels (80)12, Loh (84), Lorke (87), lugen (101), Luppe (109a,b), Mad (123c)13, Mag (124), Malm (137)14, maltem (138)15, Mond (140), mandeln 2
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Da Adelung unter gemein sowohl > allgemein, alltäglich < als auch > niedrig < verstand (vgl. Definition Bd. 2, Sp. 543-45), muß offenbleiben, ob es sich bei Einheiten mit diesen Kennzeichnungen um Einheiten handelt, "die im alltäglichen (mündlichen) Sprachgebrauch vorkommen und allgemein üblich sind" (Ludwig, 1991, a.a.O. S.65) oder um Einheiten, die "im Alltag einer niedrigen Bevölkerungsschicht" (Wiegand, 1979, a.a.O. S. 187; ähnlich auch Bergmann, Wittkowski, 1984, a.a.O. S. 244) anzutreffen sind. Daß sich die Kennzeichnungen sowohl auf die Dimension der Gebrauchshäufigkeit als auch auf die sozialschichtige Dimension der Einheiten beziehen können, geht auch aus dem Folgenden hervor: Adelung definierte den Ausdruck gemeines Leben unter dem Stichwort gemein zwar einerseits als die am häufigsten vorkommenden Verhältnisse und Umstände des menschlichen Lebens, führte ihn jedoch andererseits als Verwendungsbeispiel für diejenige eigentliche Bedeutung des Wortes gemein an, wo sich oft der Begriff des Gewöhnlichen mit einschleicht und oft auch etwas von dem Begriffe der Niedrigkeit. Den Ausdruck gemeine Sprechart erläuterte er zum einen als die Sprechart des großen Haufens, zum anderen gab er ihn als Verwendungsbeispiel für die figürliche Bedeutung des Wortes gemein an, die er folgendermaßen erläuterte: was dem größten Theile unter den Dingen einer Art zukommt, bey denselben angetroffen wird. Bei diesem Wort findet man die zusätzliche Kennzeichnung im gemeinen Leben bzw. in den gemeinen Sprecharten. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Dieses Wort ist zusätzlich als in der Landwirtschaft üblich bezeichnet. Vgl. Anm. 7. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Das Wort ist zusätzlich als bei den Nähterinnen üblich charakterisiert. Vgl. Anm. 7. Vgl. Anm. 3.
175
(141b)16, mannen (146), männiglich (149), Mannsen (151)17, Maresse (155), Markolf (158)18, Märte (162)19, Mose (165), masig (166), Maskopey (167), Matätsche (170), Matschaft (172), Mattier (176), Maut (187), Mautner (188), Meiß (198)20, Meisterei (200a, b), Merle (208), Merch (207), Mesner (210), Meste (211a, b), metzgen (217), Metzger (218), Metzig (220), Mittle (234), Mod/Mott (237)21, molsch/mulsch (240)22, mönchen/münchen (241), Mosche/Motsche (247)13, Mostrich (248), Muff (254), Mull (259)24, Mumme (262), mummeln (266a)25, mummeln (266b)26, mümpfeln (267), Mundat (268), Murre (275), Muschel (278), müßigen (281b, c), Mutt (285a, b), muize« (289a)27, muize« (289c). Die überwiegende Mehrzahl dieser ist im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum belegt: lächern [verbreitet/verbreitet/verstreut] läge (a) [verbreitet/verbreitet/verbreitet] läppen [vereinzelt/verbreitet/verbreitet] lebern [verstreut/verbreitet/vereinzelt] Leilach [gesamt/verbreitet/verbreitet] Leite (b) [verstreut/verstreut/verstreut] Loh [verbreitet/verbreitet/verstreut] Mag [gesamt/vereinzelt/verbreitet] Malm [verstreut/verstreut/verbreitet] Mand [vereinzelt/verbreitet wmd./vereinzelt] Markolf [vereinzelt/verbreitet/vereinzelt] Merch [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] Meste [vereinzelt/gesamtomd./vereinzelt] Metzger [gesamt/verbreitet/verstreut] Mod/Mott [verstreut/verstreut/verbreitet] molsch/mulsch [verbreitet/verstreut/verbreitet] Mosche/Motsche [verstreut/gesamtomd./vereinzelt] Mull [verstreut/verbreitet/verbreitet] mummeln (a) [gesamt/verbreitet/verbreitet] 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27
Dieses Verb weist die zusätzliche Kennzeichnung bei den Hammerwerkem, Kohlenbrennern u.s.f. auf. Vgl. Anm. 3. Dieses Wort ist zusätzlich sozialschichtig markiert. Vgl. Arnn. 3. Vgl. Anm. 3. Dieses Wort ist mit der zusätzlichen Kennzeichnung in der Forstwirtschaft versehen. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3.
176 mummeln (c) [vereinzelt/verbreitet/gesamt] mümpfebi [gesamt/verbreitet/vereinzelt] mutzen [gesamt/vereinzelt wmd./vereinzelt] [Von diesen Wörtern sind lächern, Markolf und molsch/mulsch in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; für mummeln (133) findet man im Schweibischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundartwörterbüchern nur aus der Zeit nach 1800; Malm ist im Bayerischen Wörterbuch nur in der Zeit vor 1600, im Thüringischen Wörterbuch nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 und in den restlichen Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. belegt; Mull konnte im Mecklenburgischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachgewiesen werden; für die anderen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: läge: Schweiz. (17. Jh.); Bad., Mecklenb. (18. Jh.) läppen: Schwäb., Mecklenb. (17. Jh.) lebem: Osächs. (18. Jh.) Leilach: Eis., Schles. (17. Jh.); Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) Leite: Thür. (17. Jh.); Osächs. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.) Loh: Bair. (17. Jh.); Schwäb. (17. u. 18. Jh.) Mag. Bair. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Mond: Pfälz. (17. Jh.) Merch: Eis., Schles. (17. Jh.) Meste: Schles. (17. u. 18. Jh.); Osächs., Br.-Berl. (18. Jh.) Metzger. Pfälz. (17. Jh.); Schweiz., Schwäb., Frankf. (17. u. 18. Jh.) mümpfeln: Schles. (18. Jh.) Mod/Mott: Osächs. (17. Jh.); Mecklemb. (18. Jh.) Mosche/Motsche: Schwäb., Schles. (18. Jh.) mummeln: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.)] mutzen: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Von diesen sind löchern, lebem, Lehne, Loh, Malm, Markolf, Mensch, und Meste unspezifisch {in einigen Gegenden) markiert. Zu läppen, mummeln (a) und mutzen gab Adelung richtig die Verbreitung in Ober= und Niederdeutschland an. Mummeln (c) ist ebenfalls richtig als ein im Niedersächsischen und anderen Gegenden übliches Wort charakterisiert. Mosche/Mutsche kam nach Adelung besonders in Meissen und der Lausitz vor. Diese Einordnung ist als weitgehend richtig anzusehen: das Wort war bzw. ist hauptsächlich im Ostmitteldeutschen gebräuchlich. Bei Mod/Mott findet man die zutreffende Kennzeichnung in einigen Gegenden, z.B. Meissens: das Wort ist unter anderem im Obersächsischen bezeugt.
177 Im Falle von Metzger und mümpfeln lag Adelung mit der Markierung besonders im Oberdeutschen richtig: beide Wörter konnten in mehr Mundarten des von ihm als oberdeutsch bezeichneten Sprachraumes, also des ober- und mitteldeutschen (vgl. II.5.), nachgewiesen werden, als in Mundarten des niederdeutschen Sprachraumes. Das Verwendungsgebiet der übrigen Wörter ist nicht vollständig bzw. nicht zutreffend bestimmt. Leilach und Leite waren nach Auffassung Adelungs in einigen Gegenden, besonders Oberdeutschlandes in Gebrauch. Wie gezeigt wurde, kamen bzw. kommen diese Wörter jedoch nicht schwerpunktmäßig in dem von ihm als oberdeutsch umschriebenen Sprachraum vor, sondern sie finden sich auch in mehreren Mundarten des niederdeutschen Sprachraumes. Läge und Mull betrachtete Adelung umgekehrt als besonders in Niedersachsen übliche Wörter. Wie zu sehen war, traten bzw. treten diese keineswegs konzentriert im Niederdeutschen auf, sondern sie sind auch für mehrere ober- und mitteldeutsche Mundarten belegt. Merch und Muff waren nach Auffassung Adelungs nur im Oberdeutschen verbreitet. Beide Wörter sind zwar in einzelnen Mundarten des von ihm als oberdeutsch bezeichneten Sprachraumes bezeugt, sie begegnen jedoch auch vereinzelt im Niederdeutschen. Mond war nach Ansicht Adelungs nur im Niederdeutschen, ungleichen am Nieder=Rheine, und um den Main anzutreffen. Das Wort war bzw. ist zwar schwerpunktmäßig im Westmitteldeutschen und vereinzelt im Niederdeutschen gebräuchlich, es findet sich jedoch auch vereinzelt im Oberdeutschen. Mag ist mit der Markierung in einigen niedersächsischen Gegenden versehen. Das Wort ist zwar verbreitet im Niederdeutschen nachweisbar, es trat bzw. tritt aber auch in mehreren Mundarten des von Adelung oberdeutsch genannten Sprachraumes auf. Molsch/mulsch weist die Kennzeichnung in einigen Gegenden, besonders Ober= und Niedersachsens auf. Das Wort ist im Obersächsischen nicht nachweisbar; für das Niederdeutsche ist es zwar verbreitet belegt, es kam bzw. kommt jedoch nicht schwerpunktmäßig in diesem Sprachraum vor, es begegnet auch in mehreren ober- und mitteldeutschen Mundarten. Eine ebenfalls gößere Anzahl von Wörtern war bzw. ist im Ober- und Mitteldeutschen in Gebrauch: Lampsel [vereinzelt/vereinzelt omd.] Lavor [verbreitet/verbreitet] leinen [vereinzelt/verstreut] Liene [verstreut/verstreut wmd.] lugen [gesamt/verbreitet] mannen [verstreut/vereinzelt omd.]
178 männiglich [verstreut/vereinzelt wmd.] Mose [verbreitet/verstreut wmd.] Maut [verbreitet/verstreut] Mautner [vereinzelt/verstreut wmd.] Meisteret (b) [vereinzelt/vereinzelt omd.] Merle [verstreut/verbreitet] Mesner [verbreitet/verstreut] metzgen [gesamt/vereinzelt wmd.] Metzig [gesamt/verstreut] mönchen/münchen
[verbreitet/verstreut]
Mundat [vereinzelt/vereinzelt wmd.] Mutt (a) [verbreitet/verstreut] mutzen (a) [gesamt/verstreut]
[Von diesen Wörtern sind Lampsel und Mautner in den Mundartwörterbüchern nur in der Zeit nach 1800 belegt; für Liene findet man in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800; mönchen/münchen ist im Schweizerischen Idiotikon und im Schwäbischen Wörterbuch nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Wörterbüchern nur nach 1800 bezeugt; wann leinen im Bairischen in Gebrauch war, wird aus der Angabe Schmellers nicht deutlich; in den übrigen Mundarten sind für das Verb nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; die anderen Wörter konnten in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachgewiesen werden: Lavor. Schwab., Frankf. (17. u. 18. Jh.) lugen: Schweiz., Schles. (17. Jh.) mannen: Schwab. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) männiglich: Schwab. (17. Jh.) Mose: Eis. (17. Jh.); Pfalz. (1700); Schweiz., Schwab. (17. u. 18. Jh.) Maut: Bair. (17. Jh.); Frankf. (18. Jh.) Meisterei: Thür. (18. Jh.) Merle: Schles. (17. Jh.) Mesner. Bair. (17. Jh.); Schwab. (17. u. 18. Jh.) metzgen: Bair., Schwab. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Metzig: Schweiz., Schwab. (17. u. 18. Jh.); Schles. (18. Jh.) Mundat: Schwäb., Pfalz. (18. Jh.) Mutt: Schweiz. (18. Jh.) mutzen: Schwäb. (17. Jh.)]
Von diesen weisen Lavor, Liene, Luft, Meisterei, Mesner und mönchen/münchen
die un-
spezifische Markierung in einigen Gegenden auf. Mannen, männiglich, Mase, Mautner, metzgen und Metzig waren nach Adelung im Oberdeutschen üblich.
179 Da der von Adelung als oberdeutsch bezeichnete Sprachraum, wie bereits mehrfach erläutert wurde, das Ober- und Mitteldeutsche umfaßte, sind die Zuordnungen aus der Sicht Adelungs richtig. Da die sozialschichtige Dimension der Einheiten, wie ebenfalls schon mehrmals ausgeführt wurde, im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht werden kann, muß - auch im folgenden - allerdings offenbleiben, ob es sich dabei um eigentlich mundartliche Wörter handelt oder um Wörter jener Varietät, die bis zur Reformation die herrschende Hof= und Buchersprache war (vgl. H.5.). Bei leinen, lugen und mutzen findet man die Angabe in einigen oberdeutschen Gegenden bzw. Mundarten; auch diese Angabe ist aus der Sicht Adelungs zutreffend. Zu Maut gab Adelung ebenfalls zutreffend die Verbreitung im Oberdeutschen, besonders aber in Österreich und Baiern an. Nicht ganz vollständig ist die Angabe des Verwendungsgebietes im Falle von Lampsel: das Wort kam nicht, wie Adelung meinte, nur in Meissen vor, sondern es konnte auch im Bairischen nachgewiesen werden. Nicht ganz zutreffend ist die Arealbezeichnung im Falle von Mutt. Nach Adelung trat das Wort im Oberdeutschen und in einigen niedersächsischen Gegenden auf, es ist im Niederdeutschen jedoch nicht bezeugt. Folgende Wörter sind ausschließlich im Mitteldeutschen nachweisbar: lehne [vereinzelt] Leich (a,b,c) [thüringisch] Leite [vereinzelt] Luppe (a,b) [verstreut md. bzw. gesamtomd.] maltern [verstreut] Märte [gesamtomd.] Matätsche [schlesisch] Meisterei (a) [verstreut] Meste (b) [schlesisch] [Für Leich (b und c), Leite, Luppe (a), mattem und Meisterei findet man in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.; die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. bezeugt: lehne: Osächs. (18. Jh.) Leich (a): Thür. (1801) Luppe (b): Schles. (18. Jh.) Märte: Thür. (1801) Matätsche: Schles. (18. Jh.) Meste: Schles. (17. u. 18. Jh.)]
180 Bei Leite, maltem, Märte und Meisteret findet man die unspezifische Markierung in einigen Gegenden. Zu Matätsche und Meste gab Adelung richtig die Verbreitung in Schlesien an: beide Wörter sind ausschließlich für das Schlesische belegt. Auch lehne lokalisierte er richtig in Obersachsen: das Wort ist nur im Obersächsischen nachweisbar. Leich (a, b) sind zutreffend dem Thüringischen zugewiesen: das Wort ist in beiden Bedeutungen nur im Thüringischen bezeugt. Luppe (a und b) sind aus der Perspektive Adelungs zutreffend dem Oberdeutschen zugeordnet (s.o.). Die Bedeutung (c) des Wortes Leich kam nach Meinung Adelungs im Thüringischen und Fränkischen vor. Sie ist im Thüringischen anzutreffen, nicht jedoch im Fränkischen. Ausschließlich im Oberdeutschen begegnen folgende Wörter: Lädi [verbreitet] Lehner [verstreut] Mad [verbreitet] masig [vereinzelt] Meiß [verstreut] Mittle [verstreut] Murre (288) [vereinzelt] müßigen (137b,c) [verstreut bzw. verbreitet] Mutt (302b) [vereinzelt] [Masig ist im Schwäbischen Wörterbuch nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800 bezeugt; für Mutt findet man im Schweizerischen Idiotikon nur einen Beleg aus der Zeit vor 1600; Murre ist im Bairischen nur für die Zeit vor 1600 und nach 1800 belegt; Meiß ist in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. nachweisbar: Lädi: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) Lehner. Bair. (17. Jh.); Schwab. (18. Jh.) Mad: Schweiz., Schwab. (17. u. 18. Jh.) Mittle: Schwab. (17. u. 18. Jh.) müßigen (b): Schwäb. (18. Jh.) müßigen (c): Schwäb. (17. Jh.)]
Bei Lehne, Lehner, Mad und Meiß findet man die Kennzeichnung in einigen Gegenden. Lauge, masig und müßigen (b und c) sind richtig dem Oberdeutschen zugeordnet. Aus der Tatsache, daß bei müßigen (b) in der zweiten Auflage des Wörterbuches zusätzlich auf den Kanzleigebrauch verwiesen ist, kann man schließen, daß Adelung unter dem Oberdeutschen in diesem Fall jene Varietät verstand, die bis zur Reformation die Funk-
181
tion der Hochsprache innehatte; kanzleisprachliche Wörter waren ganz sicher keine eigentlich mundartlichen Wörter. Zu Mittle gab er zutreffend die Verbreitung in einigen oberdeutschen Gegenden, z.B. in Ulm an. Mutt lokalisierte er richtig in der Schweiz; das Wort ist nur im Schweizerischen Idiotikon belegt. Ob es sich bei Murre um ein - wie Adelung meinte - in Tirol übliches Wort handelt, konnte nicht überprüft werden, da das Wörterbuch der Bairischen Mundarten in Österreich noch nicht bis zum Buchstaben M fertiggestellt ist; es ist jedoch im Bayerischen Wörterbuch verzeichnet. Lädi ist schließlich durch die Bedeutungserläuterung eine Art Schiffe auf dem Bodensee indirekt als oberdeutsch charakterisiert: wenn die Sache nur im Bodenseegebiet vorkam, dann war wohl auch die Bezeichnung nur in diesem Gebiet, also in oberdeutschen Mundarten, in Gebrauch. Im Niederdeutschen waren bzw. sind in Gebrauch: läge (c) [verbreitet] Lernte [Schlesw.-Holst.] Lastadie [verstreut] Lintels [vereinzelt] Lorke (b) [verbreitet] Maresse [br.-berl.] Matschaft [verstreut] Mattier [vereinzelt] Mumme [vereinzelt] [Bei Mumme findet man im Mecklenburgischen Wörterbuch die Bemerkung, daß es in der alten Sprache vorkam und dickes und starkes Bier bedeutete, das im 16. und 17. Jh. in Wismar gebraut wurde; Belege sind jedoch nicht angeführt; für Lorke und Lintels bieten die Mundartwörterbücher nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.; Lanste ist im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch als ausgestorben bezeichnet, es sind jedoch keine Angaben darüber gemacht, in welcher Zeit das Wort verwendet worden war; die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. bezeugt: läge: Mecklenb. (18. Jh.) Lastadie: Mecklenb. (17. Jh.) Maresse: Br.-Berl. (17. Jh.) Matschaft: Schlesw.-Holst. (1800) Mattier. Mecklenb. (17. Jh.)]
Von diesen sind läge, Lintels, Lorke und Matschaft zutreffend als niederdeutsch qualifiziert. Zu Lanste gab Adelung richtig die Verbreitung in Schleswig und zu Maresse
182 ebenfalls richtig die Verbreitung in Brandenburg an: beide Wörter sind ausschließlich in den genannten Gegenden bezeugt. Mattier und Mumme kamen seiner Meinung nach in Braunschweig vor; beide Wörter sind jedoch nur im Mecklenburgischen nachweisbar. Lastadie war nach Adelung z.B. in Stettin üblich. Einige Wörter weisen schließlich die Sprachlandschaftskombination mitteldeutsch/niederdeutsch auf: läge (b) [vereinzelt omd./verbreitet] Laken [verstreut/gesamt] mandeln [vereinzelt/vereinzelt] Mannsen [verstreut/vereinzelt] Maskopey [vereinzelt omd./verbreitet] Mengel [vereinzelt wmd./vereinzelt] Meste [verbreitet/vereinzelt] Mostrich [verstreut/verstreut] Muschel [vereinzelt/vereinzelt] [Von diesen Wörtern sind mandeln, Mengel und Mostrich in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; Mannsen ist im Thüringischen nur in der Zeit vor 1600 und in der Zeit nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 belegt: für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: läge'. Mecklenb. (18. Jh.) Laken: Mecklenb. (17. u. 18. Jh.) Maskopey: Mecklenb. (17. u. 18. Jh.) Meste: Frankf. (17. Jh.); Schles. (17. u. 18. Jh.) Muschel: Schles. (18. Jh.)]
Von diesen kam Meste nach Auffassung Adelungs in Frankfurt vor; das Wort ist zwar für die Frankfurter Mundart belegt, es begegnet jedoch auch in anderen mitteldeutschen Gegenden sowie vereinzelt im niederdeutschen Sprachraum. Zu Muschel gab Adelung richtig die Verbreitung in einigen Gegenden, z.B. in der Lausitz an. Mannsen ist zutreffend als in einigen Gegenden, besonders Meissens üblich charakterisiert. Die übrigen Wörter sind alle als niedersächsisch bewertet; offensichtlich wußte Adelung nicht, daß sie auch in Teilen des von ihm als oberdeutsch bezeichneten Sprachraumes auftraten bzw. auftreten.
183
Diatopisch markiert sind ferner folgende heute zur Standardsprache gehörende Wörter 28 : Lasse (3, 59)29, läßlich (3, 65), Lattich (3, 73), leck (3, III) 3 0 , Leck (3, 111), Lefze (3, 117), libeln (3, 207), Lolch (3, 249), Lug (3, 278), Mahr (3, 325), Märker (3, 368), Marsch (3, 376), Merlan (3, 479), Mett (3, 489) 31 und Münster (3, 613)32. Bei diesen machte Adelung folgende Angaben zur arealen Verteilung: Lasse, Lattich, Lolch, Merlan, Mett, Münster: in einigen Gegenden Marsch, Leck: in Niederdeutschland läßlich, Lefze: im Oberdeutschen leck: besonders bei den Niedersachsen Mahr: besonders in den niedersächsischen und mitternächtigen Gegenden libeln: besonders bey den schlesischen Dichtern des vorigen Jahrhunderts Schließlich müssen noch jene diatopisch markierten Wörter erwähnt werden, die weder in Duden und Wahrig noch in einem Mundartwörterbuch nachgewiesen werden konnten: Limpf3 (3, 220)34, Löf (3, 241), Mahrte (3, 327), Maslieben (3, 388), Memel (3, 469)35, Menerle (3, 4Ö9)36, derMilitz (3, 507), Minsel (3, 5II) 3 7 , Muffel (3, 59Ö)38, mulsicht/mulsig (3, 604)39, der Mutter (3, 640)40. Diese sind in folgender Weise diatopisch markiert: Maßlieben, Menerle, Militz, Muffel, mulsicht/mulsig: in einigen Gegenden Memel: besonders Niedersachsen Minsel: in einigen Gegenden, z.B. in der Lausitz Mahrte: niedersächsisch Löf: nur in Lief = und Curland der Mutter, besonders Niederdeutschland 28
29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40
Vgl. Lasse: Duden --; Wahrig 4, 407; läßlich: Duden 4, 1634; Wahrig 4, 408; Lattich: Duden 4, 1637; Wahrig 4, 413; leck: Duden 4, 1649; Wahrig 4, 433; Leck: Duden 4, 1649; Wahrig 4, 433; Lefze: Duden 4,1651; Wahrig 4, 437; libeln: Duden --; Wahrig 4, 479; Lolch: Duden 4, 1696; Wahrig 4, 516; Lug: Duden --; Wahrig 4, 535; Mahr. Duden 4, 1721; Wahrig 4, 563; Märker. Duden 4, 1739; Wahrig 4, 591; Marsch: Duden 4, 1741; Wahrig 4, 5%; Merlan: Duden 4, 1772; Wahrig 4, 651; Mett: Duden 4, 1779; Wahrig 4, 662; Münster. Duden 4,1830; Wahrig 4,1830. In der Klammer werden jeweils Band und Spalte, in denen das betreffende Wort in Adelungs Wörterbuch verzeichnet ist, angegeben. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Das Wort weist die zusätzliche Markierung in dem Forstwesen auf. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 3.
184
5.1.1.2.
Phonologische Varianten
Von den in der Wörterbuchstrecke L/M lemmatisierten landschaftlichen phonologischen Varianten sind folgende räumlich gekennzeichnet: Lutwine 'Lawine' (12)41, leinen 'lehnen' (22), Lusche 'Lausche' (48)42, Mäkler 'Makler' (53), Matte 'Motte' (63) 43 und Münch 'Mönch' (99). Diese waren bzw. sind in folgenden Sprachräumen gebräuchlich: Lusche: verstreut obd./vereinzelt omd. Münch: verstreut obd./verstreut md. leinen-, gesamtobd./vereinzelt omd. Mäkler, verstreut md./verstreut nd. Matte: vereinzelt omd. [Von diesen ist Lusche im Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600, im Thüringischen nur für die Zeit nach 1800 belegt; wann die Lautvariante im Bairischen in Gebrauch war, ist der Angabe Schmellers nicht zu entnehmen; Matte ist im Obersächsischen nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die übrigen Lautungen finden sich in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Lauwine: Schweiz. (17. u. 18. Jh.) leinen-. Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Osächs. (18. Jh.) Mäkler. Mecklenb. (18. Jh.) Münch: Bair. (17. Jh.)]
Matte ist mit der unspezifischen Markierung in einigen Gegenden versehen. Lauwine (vgl. Anm. 41) ist richtig als in den Schweizerischen Alpengegenden üblich bezeichnet: die Lautvariante ist nur im Schweizerischen bezeugt. Leinen und Münch sind aus der Sicht Adelungs ebenfalls richtig dem Oberdeutschen zugeordnet. Zu der Lautvariante Lusche bemerkte Adelung zutreffend, daß sie z.B. in Thüringen verbreitet war: sie ist unter anderem im Thüringischen belegt. Nicht ganz zutreffend ist die Angabe des Verwendungsgebietes im Falle von Mäkler: nach Adelung kam die Lautung in einigen, besonders niedersächsischen Handelsstädten vor. Wie zu sehen war, trat bzw. tritt sie zwar im Niederdeutschen auf, jedoch nicht schwerpunktmäßig.
41 42 43
Adelung kennzeichnete allerdings das Wort - nicht die Lautung! - als landschaftlich. Bei dieser Einheit findet man die zusätzliche Kennzeichnung im gemeinen Leben bzw. in den gemeinen Sprecharten. Vgl. Anm. 42.
185
5.1.1.3. Wortbildungsmorphologische Varianten Räumlich markiert sind die landschaftlichen wortbildungsmorphologischen Varianten leidentlich 'leidlich' (23), Monge 'Mangel' (62) und mildiglich (84). Diese weisen folgende areale Verbreitung auf: leidentlich: verbreitet obd./vereinzelt wmd. Monge: vereinzelt obd./verstreut md. mildiglich: verstreut obd./vereinzelt omd. [Mildiglich ist im Bairischen und Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600, im Obersächsischen nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die beiden anderen Wortbildungsvarianten sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: leidentlich: Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Schwäb., Eis. (18. Jh.) Monge: Schwäb. (17. u. 18. Jh.)]
Von diesen ist Monge nur allgemein (in einigen Gegenden) als landschaftlich charakterisiert. Leidentlich und mildiglich sind aus der Perspektive Adelungs richtig dem Oberdeutschen zugewiesen.
5.1.1.4.
Bedeutungen
Eine diatopische Markierung weisen folgende der in der Wörterbuchstrecke L/M verzeichneten landschaftlichen Bedeutungen auf: Vierter Magen': Lab (1), 'Kasse': Lade (2b), 'Nachstellung': Lage (3), 'spät': langsam (9)44, 'Segel': Lappen (10), 'Anteil an einem Gut': Laub (23a), 'Fußbote': Läufer (26e), 'Inhalt einer Rede': Laut (32), 'glänzend, hell': lauter (34), 'nichtswürdiges Betragen': Leckerei (39), 'müßig': ledig (41b), 'abhängige Seite eines Berges': Lehne (44a), 'Begräbnis': Leiche (48), 'menschlicher Leib (allg.)': Leichnam (49), 'leichtsinnig': leicht (50)45, 'ohne Anstrengung': leichtfertig (51a), 'leicht': leichtfertig (51b), 'Trauerkleid': Leid (53a)46, 'Begräbnis': Leid (53b), 'häßlich': leidig (55c)47, 'arglistig': leidig (55c), 'betrübt': leidig (55a), 'Butterfaß': Leier (56)^, 'langsam': leise (59a)49, 'schwach gebak-
44 45 46 47 48 49
Diese Einheit ist mit der zusätzlichen Kennzeichnung im gemeinen Leben bzw. in den gemeinen Sprecharten versehen. Vgl. Anm. 44. Vgl. Anm. 44. Vgl. Anm. 44. Vgl. Anm. 44. Vgl. Anm. 44.
186 ken': leise (59b)50, 'Schwiele': Leiste (60a), 'Blattern im Gesicht': Linse (76), 'den Geldwert schätzen': loben (78)51, 'Lappen': Lode (80), 'leicht (von Geld)': lose (82a)52, 'den Sinnen angenehm': lustig (88a), 'Molke': Matte (97)53, 'Kuß': Maul (98), 'Stimmenmehrheit': das Mehr (101), 'Bezirk eines Beamten': Meierei (103a), 'Bauergut': Meierei (103b), 'Nebel': Mist (III) 5 4 und 'kastriertes Pferd': Mönch (113c). Von diesen sind die meisten für das Mitteldeutsche belegt: Vierter Magen': Lab [vereinzelt omd.] 'spät': langsam [gesamtomd.] 'das Flicken': Lapperei [vereinzelt omd.] 'müßig': ledig [vereinzelt wmd.] 'häßlich': leidig [verbreitet] 'Schwiele': Leiste [vereinzelt omd.] 'den Geldwert schätzen': loben [verstreut] 'leicht (vom Geld)': lose [vereinzelt omd.] 'Molke': Matte [verbreitet] [Wann die Bedeutung des Wortes leidig im Hessisch-Nassauischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Bertholds nicht hervor; in den übrigen Mundarten ist sie nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für die Bedeutungen der Wörter Lab, Lapperei, ledig, Leiste, loben und lose bieten die Mundartwörterbücher nur Belege aus der Zeit nach 1800; für die Bedeutung des Wortes langsam ist im Thüringischen u. a. ein Beleg aus dem 18. Jh. vorhanden; für die Bedeutung des Wortes Maul findet sich im Schlesischen ein Beleg aus dem 18. Jh.]
Die Bedeutungen der Wörter Lab, leidig, lose und Matte sind nur allgemein als landschaftlich (in einigen Gegenden) charakterisiert. Die Bedeutungen der Wörter Leiste und Maul kamen nach Adelung in einigen oberdeutschen Gegenden bzw. besonders in Oberdeutschland vor, beide sind jedoch jeweils nur in einer Mundart des von ihm als oberdeutsch bezeichneten Sprachraumes, nämlich im Thüringischen bzw. im Schlesischen, bezeugt. Nicht ganz zutreffend ist die geographische Einordnung im Falle der Bedeutung des Verbs loben. Diese trat nach Meinung Adelungs in Ober= und Niederdeutschland auf, konnte im Niederdeutschen jedoch nicht nachgewiesen werden. Die Bedeutungen der Wörter langsam, Lapperei und ledig sind unzutreffend als niedersächsisch qualifiziert.
50 51 52 53 54
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Anm Anm. Anm. Anm. Anm.
44. 44. 44. 44. 44.
187 Folgende Bedeutungen kamen bzw. kommen im Ober- und Mitteldeutschen vor: 'Kasse': Lade [vereinzelt/vereinzelt wmd.] 'glänzend': lauter [verbreitet/vereinzelt wmd.] 'Vorsteckkeil': Lehre [vereinzelt/vereinzelt] 'Trauerkleid': Leid (a) [verstreut/verstreut] 'Begräbnis': Leid (b) [verbreitet/verstreut] 'betrübt': leidig [verbreitet/verstreut] 'Butterfaß': Leier [vereinzelt/verstreut] 'Bahn, Gleis': Leiste [vereinzelt/vereinzelt] 'buhlen': löffeln [verstreut/verstreut] [In welcher Zeit die Bedeutung des Wortes Leiste im Bairischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor; die Bedeutungen der Wörter Lade, Lehre und Leier sind in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für die Bedeutungen der übrigen Wörter finden sich in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: lauter. Pfälz. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) Leid (a,b): Schweiz. (18. Jh.) leidig: Bair., Schwab., Eis. (17. Jh.) löffeln-. Schwäb. (17. Jh.); Pfälz. (18. Jh.)]
Die Bedeutung (b) des Wortes Leid sowie die Bedeutungen der Wörter Lehre und Mönch sind mit der unspezifischen Markierung in einigen Gegenden versehen. Die Bedeutungen der Wörter lauter und löffeln sind aus der Sicht Adelungs richtig dem Oberdeutschen zugeordnet. Zu der Bedeutung des Substantivs Leiste gab Adelung aus seiner Perspektive ebenfalls richtig die Verbreitung in vielen Gegenden Oberdeutschlandes an. Das Verwendungsgebiet des Wortes Leier ist nicht vollständig bestimmt: nach Adelung trat sie in der Schweiz auf, sie ist jedoch außer im Schweizerischen auch in mitteldeutschen Mundarten nachweisbar. Die Bedeutung (a) des Wortes Leid sowie die Bedeutung des Wortes leidig waren nach Adelung in Ober= und Niederdeutschland gebräuchlich, beide sind jedoch im Niederdeutschen nicht bezeugt. Die Bedeutung des Substantivs Lade ist unzutreffend als niedersächsisch bewertet. Im Oberdeutschen sind anzutreffen: 'Nachstellung': Lage [verstreut] 'Anteil an einem Gut': Laub [vereinzelt] 'nichtswürdiges Betragen': Leckerei [vereinzelt]
188
'arglistig': leidig [vereinzelt] 'langsam': leise [vereinzelt] 'den Sinnen angenehm': lustig [verbreitet] [Für die Bedeutung der Wörter Laub und Leckerei sind in den Mundarten nur Belege aus der Zeit vor 1600 vorhanden; die Bedeutung des Wortes leidig ist in den Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; für die Bedeutungen der beiden übrigen Wörter bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Lage: Schwäb. (17. Jh.) leise: Schweiz. (17. Jh.) lustig: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
Die Bedeutungen der Wörter Laub, Leckerei, leise, lustig und Mehr sind zutreffend dem Oberdeutschen zugewiesen. Die Bedeutung des Wortes leidig kam nach Adelung in Ober= und Niederdeutschland vor, sie ist im Niederdeutschen jedoch nicht bezeugt. Die Bedeutungen der Wörter Lage und Meierei sind falsch als im Niedersächsischen bzw. in einigen niederdeutschen Gegenden üblich charakterisiert. Die sprachgeographische Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch weisen folgende Bedeutungen auf: 'Fußbote': Läufer [vereinzelt/verstreut/vereinzelt] 'Begräbnis': Leiche [verbreitet/gesamt/verbreitet] 'menschlicher Leib': Leichnam [verbreitet/verstreut/vereinzelt] 'leichtsinnig': leicht [verbreitet/verbreitet/verstreut] 'Blattern im Gesicht': Linse [verstreut/verbreitet/vereinzelt] [Die Bedeutungen der Wörter leicht und Linse sind in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die Bedeutungen der übrigen Wörter sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. angeführt: Läufer. Schweiz., Mecklenb. (17. u. 18. Jh.) Leiche: Schweiz., Eis. (17. Jh.); Schwab., Frankf. (17. u. 18. Jh.); Pfalz. (18. Jh.) Leichnam: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.)]
Die Bedeutung des Substantivs Leiche ist als in einigen Gegenden üblich charakterisiert. Die Bedeutungen der Wörter Läufer und Linse waren nach Adelung im Oberdeutschen anzutreffen: da beide schwerpunktmäßig in dem von Adelung als oberdeutsch bezeichneten Sprachraum und nur vereinzelt im Niederdeutschen in Gebrauch waren bzw.
189 sind, können die Zuordnungen als weitgehend richtig angesehen werden. Auch die geographische Einordnung der Bedeutung des Wortes Leichnam - sie kam nach Adelung in einigen hochdeutschen Gegenden, worunter er wohl oberdeutsche Gegenden verstand, vor - ist als weitgehend richtig zu betrachten, da sie konzentriert in dem von Adelung als oberdeutsch umschriebenen Sprachraum und nur vereinzelt im Niederdeutschen begegnet. Die Bedeutung des Substantivs Miete, die nach Auffassung Adelungs in einigen oberdeutschen Gegenden auftrat, war bzw. ist zwar in mehreren Mundarten des von Adelung oberdeutsch genannten Sprachraumes in Gebrauch, man findet sie aber auch in mehreren niederdeutschen Mundarten. Die Bedeutung des Adjektivs leicht ist nur als niedersächsisch qualifiziert; über ihr verbreitetes Auftreten im oberdeutschen Sprachraum war Adelung wohl nicht informiert. Im mittel- und niederdeutschen Sprachraum waren bzw. sind folgende Bedeutungen üblich: 'abhängige Seite': Lehne [verbreitet/vereinzelt] 'ohne Anstrengung': leichtfertig (a) [vereinzelt wmd./vereinzelt] 'leicht': leichtfertig (b) [verstreut wmd./vereinzelt] 'Bauergut': Meierei [verstreut/vereinzelt] [Wann die Bedeutung des Wortes Lehne im Obersächsischen und Schlesischen verwendet wurde bzw. ob sie in diesen Mundarten noch heute verwendet wird, ist den Angaben in den entsprechenden Mundartwörterbüchern nicht zu entnehmen; in den übrigen Mundarten ist sie nur für die Zeit nach 1800 belegt: für die Bedeutung (a) des Wortes leichtfertig findet man in den Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; die Bedeutung (b) des Wortes leichtfertig ist im Mecklenburgischen u. a. im 18. Jh. nachweisbar; die Bedeutung des Substantivs Meierei ist im Pfälzischen und Mecklenburgischen u. a. im 18. Jh. bezeugt.]
Die Bedeutung des Wortes Lehre ist unspezifisch (in einigen Gegenden) gekennzeichnet. Das Verbreitungsgebiet der übrigen Wörter ist nicht vollständig angegeben: So begegneten die Bedeutungen des Wortes leichtfertig und die Bedeutung des Substantivs Meierei nach Meinung Adelungs im Niedersächsischen', offensichtlich war ihm nicht bekannt, daß diese auch in Mundarten des von ihm als oberdeutsch bezeichneten Sprachraumes üblich waren bzw. sind; die Bedeutung (b) des Wortes leichtfertig sowie die Bedeutung des Substantivs Meierei sind sogar für mehr oberdeutsche als für niederdeutsche Mundarten belegt.
190
Drei Bedeutungen konnten im Ober- und Niederdeutschen ausfindig gemacht werden: 'Inhalt einer Rede': Laut [verbreitet/vereinzelt] 'schwach gebacken': leise [verstreut/vereinzelt] 'Lappen': Lode [vereinzelt/vereinzelt] [In welcher Zeit die Bedeutung des Wortes Laut im Bairischen üblich war, ist aus der Angabe Schmellers nicht ersichtlich; in den übrigen Mundarten konnte sie nur in der Zeit vor 1600 nachgewiesen werden; die Bedeutung des Wortes leise ist im Elsässischen nur in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; die Bedeutung des Substantivs Lode ist im Schwäbischen u. a. für das 17. Jh. belegt]
Die Bedeutungen der Wörter Laut und leise sind dem Oberdeutschen zugeordnet. Da beide schwerpunktmäßig in dem von Adelung als oberdeutsch umschriebenen Sprachraum vorkamen bzw. vorkommen und nur vereinzelt im Niederdeutschen, sind diese Zuordnungen als weitgehend richtig zu betrachten. Die Tatsache, daß Adelung bei der Bedeutung des Wortes Laut zusätzlich auf den Kanzleigebrauch verwies, läßt darauf schließen, daß er in diesem Fall jene Varietät des Oberdeutschen meinte, die bis zur Reformation als Hochsprache fungiert hatte. Bei der Bedeutung des Substantivs Lode findet man die Bemerkung in einigen, vor allem oberdeutschen Gegenden. Wie zu sehen war, ist sie nicht in mehr oberdeutschen als niederdeutschen Mundarten nachweisbar. Im Niederdeutschen sind schließlich zwei Bedeutungen bezeugt: 'Segel': Lappen [vereinzelt] 'Nebel': Mist [verbreitet] [Für beide sind in den Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden]
Die Bedeutung des Substantivs Mist war nach Adelung in Ober= und Niederdeutschland in Gebrauch, sie trat bzw. tritt jedoch nicht im Oberdeutschen auf. Zu der Bedeutung des Wortes Lappen gab Adelung falsch die Verbreitung im Elsaß an. Diatopisch markiert sind weiter folgende Bedeutungen, die weder in Duden und Wahrig noch in einem Mundartwörterbuch zu finden sind: 'Bienenstöcke': Lage (3, 17)55 'Stück Leder': Lappen (a)(3,54/55)
55
In Klammern werden Band und Spalte angegeben, in denen die jeweilige Bedeutimg in Adelungs Wörterbuch verzeichnet ist.
191
'unbesonnener Mensch': Lappen (b)(3, 54) 56 'Streifen, Zwicke': Lasche (3, 58) 'Auftrag, Befehl': Last (3, 65-67) 'Schimpfwort auf schändliche Person': Laster (3, 67(68)57 'Anhöhe': Leber (3,106/7) 'teilen': mehren (3, 444) 'Milbe': Motte (3, 591) Bei diesen sind folgende Angaben zur geographischen Verbreitung anzutreffen: Laster, mehren, Motte: in einigen Gegenden Lappen (a), Leber: im Oberdeutschen Lage: niedersächsisch Lappen (b), Last: in Ober = und Niederdeutschland Als landschaftlich gekennzeichnet (im gemeinen Leben einiger Gegenden) ist schließlich noch die heute zur Standardsprache zählende Bedeutung 'Zwickel' des Wortes Lasche (3, 58) 58 .
5.1.1.5.
Fazit
Die Tatsache, daß man in der Wörterbuchstrecke L/M auf eine große Anzahl landschaftlicher Wörter und Bedeutungen mit diatopischer Markierung stößt, beweist, daß Adelung bestrebt war, in möglichst großem Umfang mundartliche Einheiten in sein Wörterbuch aufzunehmen. Wie die Untersuchung zeigte, bezog er dabei alle deutschen Sprachlandschaften und Sprachlandschaftskombinationen ein. Daß nur wenige landschaftliche phonologische und wortbildungsmorphologische Varianten mit räumlicher Kennzeichnung ausfindig gemacht werden konnten, liegt nicht etwa daran, daß Adelung diese nur am Rande berücksichtigte. Ein Blick in das Wörterbuch genügt, um zu sehen, daß auch landschaftliche Laut- und Wortbildungsvarianten mit diatopischer Markierung in großer Anzahl gebucht sind, allerdings nur in Ausnahmefällen in der - in dieser Arbeit untersuchten - Position des Lemmas; Adelung führte sie vielmehr in der Regel im erklärenden Teil des Wörterbuchartikels an. Daß die landschaftlichen Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen als solche gekennzeichnet sind, macht deutlich, daß Adelung auch sprachkritische Intentionen verfolgte: die landschaftlichen Einheiten mußten klar von den hochsprachlichen abgesetzt sein. Wie zu sehen war, hatte auch er Probleme, das Verwendungsgebiet der Einheiten vollständig und richtig zu bestimmen. 56 57 58
Vgl. Anm. 44. Vgl. Anm. 44. Vgl. Duden 4,1633; Wahrig 4, 406.
192
Auch Adelung hatte hin und wieder Schwierigkeiten, die Hochsprache von den Regionalsprachen zu trennen, sonst hätte er nicht mehrere heute zur Standardsprache zählende Einheiten als mundartlich in seinem Wörterbuch verzeichnet. Die Tatsache, daß mehrere landschaftliche Einheiten der verschiedenen Ebenen mit der zusätzlichen Kennzeichnung im gemeinen Leben bzw. in den gemeinen Sprecharten, mit einer sozialschichtigen oder fachspezifischen Charakteristik versehen sind, zeugt von Adelungs Bemühungen um eine möglichst genaue und vollständige Angabe der Gebrauchsdimensionen einzelner nicht hochsprachlicher Einheiten. Es ist in der Regel nicht möglich, Gründe für die Buchung einzelner landschaftlicher Einheiten zu nennen. Es ist kaum möglich, zu entscheiden, ob sie zum Zwecke der Abgrenzung von der Hochsprache oder - im Gegenteil - zum Zwecke ihrer Bereicherung in das Wörterbuch aufgenommen wurden, ob sie verzeichnet wurden, weil sie in Schriften vorkamen und daher der Erläuterung bedurften, oder ob hinter ihrer Aufnahme die Absicht stand, die Differenziertheit der deutschen Sprache über den hochsprachlichen Bestand an Wörtern, Lautungen, Formen und Bedeutungen hinaus zu dokumentieren. Nur im Falle der Wörter lugen, Luppe (a, b), männiglich und Mose sowie der Bedeutungen 'glänzend' (lauter), 'fleischiger Teil des Tierkörpers' (Leben), 'den Sinnen angenehm' (lustig), 'Stimmenmehrheit' (Mehr), 'lieben' (meinen) und 'Lohn' (Miete), die als im Hochdeutschen veraltet, unbekannt oder fremd, im Oberdeutschen aber als gangbar bezeichnet sind, kann man wohl sagen, daß es sich um Einheiten handelt, die zum Zwecke der Bereicherung der hochdeutschen Mundart gebucht wurden. Nach den Ausführungen in der Vorrede (vgl. II.5.) sind Bemerkungen dieser Art nämlich als Aufforderung zu verstehen, diese Wörter und Bedeutungen in der hochsprachlichen Kommunikation zu verwenden bzw. sie ins Hochdeutsche (wieder) einzuführen. Es ist aber nicht auszuschließen, daß auch andere landschaftliche Wörter und Bedeutungen, bei denen sich keine Hinweise darauf finden, daß sie im Hochdeutschen nicht oder nicht mehr in Gebrauch sind, zum Zwecke der Bereicherung der hochdeutschen Mundart in das Wörterbuch aufgenommen wurden.
5.1.2.
Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die als hochsprachlich angesetzt sind
Als hochsprachlich angesetzt sind bei Adelung nur wenige landschaftliche sprachliche Einheiten. Adelung bereitete also die Abgrenzung landschaftlicher sprachlicher Einheiten von den hochsprachlichen kaum Schwierigkeiten. Offensichtlich war der Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache auf den einzelnen Ebenen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weitgehend abgeschlossen. Lediglich auf der Ebene der
193 Wortbedeutungen begegnet noch eine etwas größere Anzahl landschaftlicher Einheiten. Im Folgenden wird nun wieder die geographische Verbreitung dieser Wörter, Lautungen, Formen und Bedeutungen einer genaueren Betrachtung unterzogen.
5.1.2.1.
Wörter
Von den insgesamt 14 als hochsprachlich lemmatisierten landschaftlichen Wörtern weisen sechs die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch auf: labet (3a) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] Lägel (11) [gesamt/verbreitet/verbreitet] Lami (16) [verstreut/verbreitet omd./vereinzelt] Läse (30) [vereinzelt/gesamtomd./vereinzelt] leinwanden (59) [vereinzelt/vereinzelt omd./vereinzelt] lüstern (114) [vereinzelt/verstreut/verstreut] [Von diesen Wörtern ist labet in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. belegt; für Lami sind im Mecklenburgischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit vor 1800 verzeichnet; lüstern ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 und in den anderen Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Läget: Pfalz. (17. Jh.); Schweiz., Schwab., Mecklenb., Br.-Berl. (17. u. 18. Jh.) Lose: Schles. (17. Jh.); Osächs. (18. Jh.) leinwanden: Schwäb. (17. u. 18. Jh.)]
Zwei waren bzw. sind im ober- und mitteldeutschen Sprachraum gebräuchlich: lötig (93) [verstreut/vereinzelt omd.] Marille (154a) [verstreut/vereinzelt omd.] [Für Marille sind im Schwäbischen nur Belege aus der Zeit vor 1600 und im Schlesischen nur Belege aus dem 19. und 20. Jh. vorhanden; in welcher Zeit das Wort im Bairischen verwendet wurde, ist der Angabe Schmellers im Bayerischen Wörterbuch nicht zu entnehmen; für lötig findet man im Schwäbischen u. a. einen Beleg aus dem 17. Jh. und im Schweizerischen Belege aus dem 17. und 18. Jh.]
194
Zwei sind im Niederdeutschen bezeugt: Moräne (153) [verbreitet] mietig (226) [verstreut] [Mietig ist in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. nachweisbar; Maräne konnte im Mecklenburgischen im 17. und 18. Jh., im Brandenburgisch-Berlinischen im 18. Jh. nachgewiesen werden.]
Ein Wort, lehenbar (46), ist vereinzelt im Oberdeutschen anzutreffen. [Dieses ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 bezeugt]
Ebenfalls ein Wort, Mengsei (206), ist verbreitet im mittel- und verstreut im niederdeutschen Sprachraum belegt. [Für dieses ist im Preussischen Wörterbuch u. a. ein Beleg aus dem 18. Jh. angeführt.]
Marelle/Marille (154b) war bzw. ist schließlich vereinzelt im Mitteldeutschen in Gebrauch. [Für dieses Wort findet man im Rheinischen Wörterbuch nur Belege aus dem 19. und 20. Jh.]
5.1.2.2.
Phonologische Varianten
Von den insgesamt fünf als hochsprachlich lemmatisierten landschaftlichen phonologischen Varianten begegnen drei im ober- und mitteldeutschen Sprachraum: Märterer 'Märtyrer' (58) [gesamt/vereinzelt] Maurer 'Maurer' (65) [vereinzelt/verbreitet] Mörsel (88) [gesamt/verbreitet] [Für diese sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Märterer. Schwäb. (17. Jh.) Maurer. Pfälz. (1600); Frankf., Osächs. (17. u. 18. Jh.) Mörsel: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Frankf. (18. Jh.)]
195 Eine, Mewe 'Möwe' (77), ist vereinzelt im ober- sowie jeweils verbreitet im mittel- und niederdeutschen Sprachraum bezeugt. [Diese ist im Mecklenburgischen u. a. im 17. und 18. Jh. nachweisbar]
Ebenfalls eine Lautvariante, mutem 'mausern' (103), trat bzw. tritt schließlich verbreitet im Niederdeutschen auf. [Für diese sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 angeführt]
5.1.2.3.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Auf wortbildungsmorphologischer Ebene konnten drei der insgesamt sechs als hochsprachlich lemmatisierten Einheiten im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum nachgewiesen werden: laulich 'lau' (9) [verstreut/verbreitet/verstreut] Mästung 'Mast' (69) [verstreut/vereinzelt/vereinzelt] mausen 'mausern' (73) [verstreut/verbreitet/vereinzelt] [Für Mästung findet man im Schwäbischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; für die beiden anderen Wortbildungsvarianten sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: laulich-, Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Frankf. (18. Jh.) mausen: Br.-Berl. (17. Jh.); Bair. (18. Jh.)]
Zwei wurden bzw. werden im Oberdeutschen verwendet: leslich 'leserlich' (25) [verstreut] mördlich 'mörderisch' (91) [verstreut] [Mördlich ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; wann die Formvariante im Bairischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor; leslich ist im Schweizerischen und Schwäbischen u. a. im 17. Jh. nachweisbar]
Mörderlich 'mörderisch' (90) ist schließlich vereinzelt im Westmitteldeutschen anzutreffen.
196
5.1.2.4.
Bedeutungen
Auf der Ebene der Wortbedeutungen ergibt sich folgendes Bild: Sechs der insgesamt 24 als hochsprachlich behandelten landschaftlichen Bedeutungen weisen die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch auf: 'stehen': lassen (14a) [vereinzelt/verstreut/verbreitet] 'Truhe': Lade (2a) [verbreitet/verbreitet/verstreut] 'Gesicht': Larve (13) [verbreitet/verbreitet/verstreut] 'oberer Mühlstein': Läufer (26b) [verbreitet/verbreitet/verbreitet] 'Spezereiwarenhändler': Materialist (95) [verstreut/verstreut/verstreut] 'Mäuse fangen': mausen (99) [verstreut/verbreitet/verbreitet] [Für die Bedeutungen dieser Wörter sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. angeführt: Lade: Schweiz., Schwäb., Schles. (17. u. 18. Jh.); Br.-Berl. (18. Jh.) Larve: Frankf. (18. Jh.) lassen: Schwäb., Mecklenb. (18. Jh.) Läufer. Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) Materialist: Br.-Berl. (17. Jh.); Schwab., Frankf. (17. u. 18. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) mausern: Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Mecklenb. (18. Jh.)]
Fünf kamen bzw. kommen nur im Oberdeutschen vor: 'Werkzeug zur Folterung': Leiter (62) [verstreut] 'zu Lehen geben': leihen (58) [verbreitet] 'Seil': Linie (75) [vereinzelt] 'Abgabe': Losung (83) [vereinzelt] 'durch Lockspeise anlocken': ludern (85) [vereinzelt] [In welcher Zeit die Bedeutung des Wortes Losung im Bairischen in Gebrauch war, ist der Angabe Schmellers nicht zu entnehmen; die Bedeutung des Wortes Leiter ist in den Mundarten nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; die Bedeutung des Substantivs Linie ist in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die Bedeutungen der übrigen Wörter bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: leihen, ludern: Schwäb. (18. Jh.)]
197 Ebenso viele finden sich im Ober- und Mitteldeutschen: 'allzu beweglich': lahm (4) [vereinzelt/vereinzelt] 'Grenzstein': Läufer (26d) [verstreut/vereinzelt] 'Stiche im Kartenspiel': Lese (66) [vereinzelt/verstreut] Vom Geschmack': matt (96) [vereinzelt/vereinzelt] 'Bodensatz': Mutter (120) [verstreut/verbreitet] [Die Bedeutungen der Wörter lahm, Lese und matt sind in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die Bedeutungen der übrigen Wörter sind in folgenden Mundartwörterbüchern Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. verzeichnet: Läufer. Schwab. (17. u. 18. Jh.); Pfalz. (18. Jh.) Mutter. Schweiz. (17. Jh.)]
Vier Bedeutungen begegnen im Mitteldeutschen: 'Dorffleischer': Lästerer (18) [verbreitet omd.] 'Leben': Licht (71a) [verstreut wmd.] 'leise reden': lispeln (77) [vereinzelt omd.] 'Geschenk': Messe (108) [verstreut] [Die Bedeutung des Verbs lispeln ist im Thüringischen nur für die Zeit nach 1800 belegt; für die Bedeutungen der anderen Wörter findet man in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Lästerer. Thür. (18. Jh.) Licht: Pfalz. (18. Jh.) Messe: Frankf. (17. Jh.); Thür., Osächs. (18. Jh.)]
Zwei sind im Ober- und Niederdeutschen anzutreffen: 'Gewichtsmaß': Last (16a) [verstreut/verbreitet] 'begatten': laufen (25) [vereinzelt/vereinzelt] [Für die Bedeutungen dieser Wörter bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Last: Schwäb., Br.-Berl. (17. u. 18. Jh.) Läufer. Schweiz. (17. u. 18. Jh.)]
198
Die Bedeutung 'kleiner beweglicher Stein' des Substantivs Läufer (26c) ist vereinzelt im Niederdeutschen anzutreffen. [Für diese sind im Mecklenburgischen nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden]
Die Bedeutung 'dingen' des Verbs mieten (109) ist schließlich im mittel- und niederdeutschen Sprachraum bezeugt. [Diese ist in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar]
5.1.2.5.
Fazit
In bezug auf die Rolle der Sprachlandschaftskombinationen auf den einzelnen Ebenen läßt sich feststellen: 1.) Die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch tritt auf lexikalischer Ebene und auf der Ebene der Wortbedeutungen mit sechs, auf wortbildungsmorphologischer Ebene mit drei und auf phonologischer Ebene mit einer Einheit in Erscheinung. Man kann daher sagen, daß sie auf allen Ebenen im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache kaum noch eine bzw. so gut wie keine Rolle mehr spielte. 2.) Die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch ist auf der Ebene der Wortbedeutungen durch fünf, auf phonologischer Ebene durch drei und auf lexikalischer Ebene durch zwei Einheiten vertreten; sie hatte auf diesen also kaum noch Anteil am Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache. Der Tatsache, daß man auf wortbildungsmorphologischer Ebene keine Einheit dieser sprachgeographischen Konstellation findet, ist zu entnehmen, daß sie auf dieser aus dem Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache ausgeschieden war. 3.) Die Sprachlandschaftskombination mitteldeutsch/niederdeutsch ist auf lexikalischer Ebene und auf der Ebene der Wortbedeutungen mit einer Einheit nachweisbar, auf den anderen Ebenen begegnet sie gar nicht. Sie war also auf allen Ebenen am Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache so gut wie bzw. gar nicht mehr beteiligt. 4.) Die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/niederdeutsch ist nur auf der Ebene der Wortbedeutungen anzutreffen, und zwar mit zwei Einheiten. Ihr kam auf dieser Ebene im Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache so gut wie keine, auf den anderen Ebenen keine Bedeutung zu.
199
Zur Bedeutung der Einzelsprachräume auf den einzelnen Ebenen ist zu sagen: 1.) Das Oberdeutsche tritt auf der Ebene der Wortbedeutungen mit fünf, auf wortbildungsmorphologischer Ebene mit zwei Einheiten und auf lexikalischer Ebene mit einer Einheit hervor; es spielte auf diesen also nur noch eine sehr geringe bzw. so gut wie keine Rolle mehr. Aus der Tatsache, daß es auf phonologischer Ebene nicht nachgewiesen werden konnte, ist zu schließen, daß es aus dem Prozeß der Herausbildung des neuhochdeutschen Bestandes an Bedeutungen ausgeschieden war. 2.) Das Faktum, daß auf der Ebene der Wortbedeutungen vier Einheiten und auf lexiklaischer sowie auf wortbildungsmorphologischer Ebene jeweils eine Einheit des mitteldeutschen Sprachraumes anzutreffen ist, zeigt, daß dem Mitteldeutschen im Prozeß der Herausbildung des neuhochdeutschen Bestandes an Wortbedeutungen, Wörtern und Formen kaum noch eine bzw. so gut wie keine Bedeutung mehr zukam. Auf phonologischer Ebene war es am Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache nicht mehr beteiligt, was daraus hervorgeht, daß man auf dieser keine mitteldeutsche Einheit findet. 3.) Das Niederdeutsche ist auf lexikalischer Ebene durch zwei Einheiten, auf der Ebene der Wortbedeutungen und auf phonologischer Ebene durch jeweils eine Einheit vertreten; auf wortbildungsmorphologischer Ebene konnte es nicht nachgewiesen werden. Es hatte auf allen Ebenen am Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache so gut wie keinen bzw. keinen Anteil mehr. Die Tatsache, daß Adelung Wörter, Laut-, Wortbildungsvarianten und Bedeutungen verschiedener Sprachlandschaften bzw. Sprachlandschaftskombinationen als hochsprachlich behandelte, bestätigt die in II.5. aufgestellte Hypothese, er habe gewußt, daß die deutsche Hochsprache nicht mit der Sprache einer Provinz, nämlich Obersachsens, identisch ist, sondern daß an ihrer Herausbildung - und zwar auf allen hierarchischen Ebenen - mehrere Sprachräume beteiligt sind. 5.1.3.
Mundartliche Wörter, phonologische, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen, die anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sind
Schließlich begegnet in der Wörterbuchstrecke L/M noch eine größere Anzahl landschaftlicher Wörter und Bedeutungen sowie zwei landschaftliche wortbildungsmorphologische Varianten, deren landschaftlichen Charakter Adelung nicht erkannt und die er anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet hatte. 59 Daraus wird ersichtlich, welche Schwierigkeiten es ihm noch bereitete, die Gebrauchsdimensionen einzelner nicht 59
Landschaftliche phonologische Varianten, die anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sind, findet man in der Wörterbuchstrecke L/M nicht.
200 hochsprachlicher Einheiten verschiedener Ebenen richtig bzw. vollständig zu bestimmen. 60 Einige landschaftliche Wörter und Bedeutungen sind nur als im Hochdeutschen fremd/unbekannt/ungewöhnlich bezeichnet, jedoch keinen Gebrauchsdimensionen zugeordnet. 5.1.3.1.
Mundartliche Wörter, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen mit der Kennzeichnung im gemeinen Leben bzw. in den gemeinen Sprecharten
5.1.3.1.1.
Wörter
Nur mit der Kennzeichnung im gemeinen Leben bzw. in den gemeinen Sprecharten versehen sind folgende landschaftliche Wörter: labet (3b), lehne (47a), leibig (51a), Lorke (86), Ludel (98a), Macherei (121), Marunke (164a,b), materien (171), Mauser (184), Memme (203b), mönig (243a), mücheln (250), muckisch (252), mummeln (266b), musig (280), Mutz (288b,e). Die meisten von diesen waren bzw. sind im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum gebräuchlich: labet [verbreitet/verbreitet/verbreitet] leibig [gesamt/verstreut/vereinzelt] Mauser [verstreut/verstreut/verstreut] Memme [vereinzelt/verbreitet/verstreut] muckisch [vereinzelt/verstreut/verbreitet] mummeln [vereinzelt/verbreitet omd./verstreut] musig [verbreitet/vereinzelt omd./vereinzelt] materien [verstreut/verstreut wmd./verbreitet] [Labet, Memme und materien sind in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. belegt; für musig findet man im Bayerischen Wörterbuch nur Belege aus der Zeit vor 1600 und in den übrigen Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800; die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. im 17. und/oder 18. Jh. bezeugt: leibig-. Schwäb. (17. Jh.) Mauser. Schwäb. (18. Jh.) muckisch: Bair. (17. Jh.) mummeln: Mecklenb. (17. Jh.)]
60
Ob Adelungs Zuordnungen auch zutreffen, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht überprüft werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang nur, daß der landschaftliche Charakter der Einheiten nicht erkannt wurde.
201 Folgende Wörter konnten im ober- und mitteldeutschen Sprachraum nachgewiesen werden: mönig [verstreut/vereinzelt wmd.] mücheln [verbreitet/verstreut] Mutz (b) [verbreitet/verstreut] Mutz (e) [vereinzelt/verbreitet omd.] [Mutz (e) ist in den Mundartwörterbüchern nur im 19. und 20. Jh. bezeugt; für die anderen Wörter bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: mönig: Frankf. (17. Jh.); Schweiz. (18. Jh.) mücheln: Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Thür. (1801) Mutz (b): Schwäb.(18. Jh.)]
Drei traten bzw. treten im mittel- und niederdeutschen Sprachraum auf: Lorke [verstreut/vereinzelt] Macherei [verstreut/vereinzelt] Marunke (a) [verstreut/vereinzelt] [Für Macherei sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus dem 19. und 20. Jh. angeführt; für die beiden übrigen Wörter findet man in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Lorke: Osächs., Br.-Berl. (18. Jh.) Marunke: Schles., Br.-Berl. (17. Jh.)]
Eine ebenso große Anzahl ist schließlich im Mitteldeutschen bezeugt: lehne [verstreut] Ludel [verstreut] Marunke (b) [schlesisch] [Für diese Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: lehne: Hess.-Nass., Osächs. (18. Jh.) Ludel: Thür. (1801) Marunke: Schles. (18. Jh.)]
202 5.1.3.1.2.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Als in den gemeinen Sprecharten üblich gekennzeichnet ist die vereinzelt im Oberdeutschen vorkommende Wortbildungsvariante mostein 'mosten' (93). [Diese ist im Schwäbischen nur in der Zeit nach 1800 bezeugt]
5.1.3.1.3.
Bedeutungen
Mit der Kennzeichnung im gemeinen Leben bzw. in den gemeinen Sprecharten versehen sind folgende landschaftliche Bedeutungen: 'leer': ledig (41), 'lehren': lernen (64), 'Kätzchen': Lämmerchen (5), 'zäh': lang (6b), 'hinlänglich': lange (7b), 'schwärmen': lassen (14b), 'Menge': Last (16b), 'schändlich': lästerlich (19), 'Krankheit': Laune (29), 'im Bette liegen': lauschen (30), 'fleischiger Teil des tierischen Körpers': Leben (36), 'Oberschenkel': Lende (63), 'blitzen': leuchten (69), 'saumselig sein': leiem (57), 'Mond': Licht (71c), 'einen als verächtlichen Menschen behandeln': lumpen (87), 'Eiter': Materie (94) Die überwiegende Mehrzahl von diesen ist im ober-, mittel- und niederdeutschen Sprachraum bezeugt: 'leer': ledig [verstreut/verbreitet/verbreitet] 'lehren': lernen [verbreitet/verbreitet/vereinzelt] 'Kätzchen': Lämmerchen [vereinzelt/verbreitet/verstreut] 'schwärmen': lassen [vereinzelt/vereinzelt/verstreut] 'schändlich': lästerlich [verbreitet/vereinzelt/vereinzelt] 'fleischiger Teil': Leben [vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt] . 'Mond': Licht [vereinzelt/verstreut/verstreut] 'Eiter': Materie [gesamt/verbreitet/verbreitet] [Für die Bedeutungen der Wörter Lämmerchen, lassen und Leben sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 angeführt; für die Bedeutungen der übrigen Wörter findet man in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: lästerlich-. Schwab. (17. Jh.) ledig-, Schwab., Mecklenb. (18. Jh.) lernen: Schweiz. (17. Jh.); Schwab., Frankf. (17. u. 18. Jh.); Br.-Berl. (18. Jh.) Licht-, Schweiz., Pfälz. (18. Jh.) Materie: Schweiz., Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Pfälz. (1800); Br.-Berl. (18. Jh.)]
203 Folgende konnten im Ober- und Mitteldeutschen nachgewiesen werden: 'spielen': laichen [verstreut/verstreut] 'Menge': Last [verbreitet/verbreitet] 'saumselig sein': leiern [verbreitet/verbreitet] 'einen als verächtlichen Menschen behandeln': lumpen [verstreut/verstreut] [Die Bedeutung des Verbs lumpen ist in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für die Bedeutungen der übrigen Wörter bieten folgende Mundartwörterbücher u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: laichen: Schwäb. (17. u. 18. Jh.) Last: Schweiz., Schwäb. (18. Jh.) leiern: Schweiz. (17. Jh.); Pfalz. (18. Jh.)]
Zwei Bedeutungen weisen die sprachgeographische deutsch/niederdeutsch auf: 'zäh': lang [verbreitet wmd./verstreut nd.] 'im Bette liegen': lauschen [vereinzelt/vereinzelt]
Konstellation
mittel-
[Beide sind in den Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt]
Ebenfalls zwei waren bzw. sind im Mitteldeutschen gebräuchlich: 'hinlänglich': lange [verstreut] 'Krankheit': Laune [verbreitet omd.] [Die Bedeutung des Wortes lange ist in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die Bedeutung des Substantivs Laune findet man im Obersächsischen u. a. einen Beleg aus dem 18. Jh.]
Die Bedeutung 'blitzen' des Verbes leuchten ist vereinzelt für den ober- und verbreitet für den mitteldeutschen Sprachraum belegt. [Für diese ist im Mecklenburgischen u. a. ein Beleg aus dem 18. Jh. vorhanden]
Die Bedeutung 'täuschen, betrügen' des Verbes laichen kam bzw. kommt verbreitet im Oberdeutschen vor. [Diese ist im Schwäbischen nur in der Zeit nach 1800, im Badischen nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; wann sie im Baltischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor]
204 Die Bedeutung 'Oberschenkel' des Wortes Lende begegnet schließlich verstreut im Niederdeutschen. [Sie ist im Mecklenburgischen u. a. im 17. Jh. nachweisbar]
5.1.3.2. 5.1.3.2.1.
Mundartliche Wörter und Bedeutungen mit sozialschichtiger Kennzeichnung Wörter
Eine sozialschichtige Kennzeichnung weisen folgende landschaftliche Wörter auf: lapp (23), Ludel (98b), Mack (122), mähren (130), männem (147), Memme (203c). Für diese konnte folgende geographische Verbreitung ausgemacht werden: Memme: verstreut obd./verbreitet md./verstreut nd. Mack: verstreut wmd./verbreitet nd. lapp: verstreut obd./verstreut md. mähren: vereinzelt obd./verstreut md. Ludel: vereinzelt wmd. männem: vereinzelt omd. [Für lapp, Ludel, männem und Memme sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 verzeichnet; für die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: mähren: Schles. (17. Jh.); Osächs. (17. u. 18. Jh.) Mach Mecklenb. (18. Jh.) Frankf., Osächs., Schles. (18. Jh.)]
5.1.3.2.2.
Bedeutungen
Nur als sozialschichtig eingestuft sind die Bedeutungen 'mit Läusen behaftet' lausig (31a), 'geizig': lausig (31b), 'küssen': lecken (37), 'prügeln': ledern (40), 'Schwelgerei': Luder (84a), 'lebendes Fleisch': Luder (84b). Diese weisen folgende geographische Verbreitung auf: 'Schwelgerei' (Luder): vereinzelt obd./verbreitet omd./vereinzelt nd. 'mit Läusen behaftet' (lausig): verbreitet obd./verstreut md./verbreitet nd. 'geizig' (lausig): verstreut obd./vereinzelt omd./vereinzelt nd. 'küssen' (lecken): vereinzelt obd./verbreitet md./vereinzelt nd. 'prügeln' (ledern): verbreitet obd./verbreitet md./vereinzelt nd. 'lebendes Fleisch' (Luder): verbreitet obd./verstreut md./verstreut nd.
205 'prügeln' (ilaschen): verbreitet md. 'langsam sein' {lausen): vereinzelt nd [Für die Bedeutungen der Wörter laschen und lausen sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 angeführt; für die Bedeutungen der übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: lausig (a): Schwäb. (17. Jh.); Meckelnb. (18. Jh.) lausig (b): Schwäb. (17. Jh.) lecken: Frankf. (18. Jh.) ledern: Osächs. (18. Jh.) Luder (a): Schwäb., Schles. (17. Jh.) Luder (b): Schwäb. (17. u. 18. Jh.); Pfalz. (18. Jh.)]
5.1.3.3.
Mundartliche Wörter, wortbildungsmorphologische Varianten und Bedeutungen mit diatechnischer Markierung
5.1.3.3.1.
Wörter
Eine fach- bzw. gruppenspezifische Charakteristik findet man bei folgenden landschaftlichen Wörtern: Leckasie (42) 61 , Mad (123a,b)62, Mager (126) 63 , mandeln (141a) 64 , Meissel (199) 65 , Morschelle (245) 60 und Mute (282) 67 . Diese konnten in folgenden Sprachräumen nachgewiesen werden: Mad (a): verbreitet obd./verstreut md./verstreut nd. Mad (b): verbreitet obd./verbreitet md./verstreut nd. Morschelle: vereinzelt obd./verstreut md./vereinzelt nd. mandeln: gesamtomd./verstreut nd. Leckasie, Mager: vereinzelt nd. Meissel: vereinzelt obd. Mute: vereinzelt omd. [Für Leckasie und Mager sind in den Mundartwörterbüchern nur Belege aus der Zeit nach 1800 angeführt; in welcher Zeit Mute im Thüringischen in Gebrauch war bzw. ob das Wort in dieser Mundart noch heute
61 62 63 64 65 66 67
Dieses Wort kam nach Adelung in der Schiffahrt vor. Beide Bedeutungen dieses Wortes ordnete Adelung der Landwirtschaft zu. Hierbei handelte es sich nach Adelung um ein in der Gärtnerei übliches Wort. Vgl. Anm. 62. Das Wort ist als bey den Wundärzten üblich bezeichnet. Dieses Wort ist mit der Kennzeichnung in den Apotheken versehen. Bei diesem Wort findet man die Markierung bey den Handwerkern.
206 vorkommt, ist der Angabe Spangenbergs nicht zu entnehmen; die übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. für das 17. und/oder 18. Jh. belegt: Mad (a): Schwab. (18. Jh.) Mad (b): Bair., Pfalz., Osächs. (18. Jh.) Morschelle: Schlesw.-Holst. (1800) mandeln: Br.-Berl. (17. u. 18. Jh.) Meissel: Schwäb. (17. Jh.)]
5.1.3.3.2.
Wortbildungsmorphologische Varianten
Nur als in der Landwirtschaft üblich bezeichnet ist die im gesamten ober- und mittelund vereinzelt im niederdeutschen Sprachraum bezeugte Wortbildungsvariante Mäder 'Mäher' (57). [Diese ist im Schwäbischen und Pfälzischen u. a. im 17. und 18. Jh., im Thüringischen, Obersächsischen und Schlesischen u. a. im 18. Jh. nachweisbar]
5.1.3.3.3.
Bedeutungen
Mit einer fachspezifischen Charakterisitik versehen sind die landschaftlichen Bedeutungen Viel Flüssigkeit enthaltend': lang (6a)68, 'Zeit, in der die Bäume Laub bekommen': Laub (23a)69, 'junges Schwein': Läufer (26a)70, 'Muster': Lehre (45a)71, 'Bogengerüst': Lehre (45c)72, 'Blech': Lehre (45b)73, 'boshaft': leichtfertig (51c)74. Diese weisen folgende geographische Verbreitung auf: 'Muster' (Lehre): verbreitet obd./verstreut md./vereinzelt nd. Viel Flüssigkeit enthaltend' (lang): verstreut obd./verstreut md./verstreut nd. 'junges Schwein' (Läufer): verbreitet obd./verstreut md./verstreut nd. 'Zeit, in der Bäume Laub bekommen' (Laub): vereinzelt omd. 'Blech', 'Bogengerüst' (Lehre), 'boshaft' (leichtfertig): verstreut bzw. vereinzelt bzw. vereinzelt obd. [Die Bedeutungen der Wörter lang und Lehre (c) sind in den Mundarten nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; die Bedeutung des Wortes Lehre (b) ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600, im Schweizerischen nur 68 69 70 71 72 73 74
Diese Bedeutung ist den Küchen zugeordnet. Hierbei handelte es sich nach Adelung um eine in der Forstwirtschaft übliche Bedeutung. Diese Bedeutung trägt die Kennzeichnung in der Landwirtschaft. Diese Bedeutung kam nach Adelung bey den Handwerkern und Künstlern vor. Diese Bedeutung verwendeten nach Adelung die Maurer. Bei dieser Bedeutung ist die Markierung bey den Feuerwerkern anzutreffen. Diese Bedeutung begegnete nach Adelung im Gericht.
207 in der Zeit vor 1600 und nach 1800 bezeugt; wann die Bedeutung des Wortes leichtfertig im Bairischen in Gebrauch war, wird aus der Angabe Schmellers nicht ersichtlich; für die Bedeutungen der übrigen Wörter finden sich in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Lehre (a): Schwab. (17. Jh.) Laub: Thür. (1800) Läufer. Schwab. (17. u. 18. Jh.)]
5.1.3.4.
Mundartliche Wörter und Bedeutungen mit diachronischer Markierung
5.1.3.4.1. Wörter Als veraltet sind die Wörter ledigen (44), Liberey (72), mönig (243b) und Mumme (263) bezeichnet. Diese sind in folgenden Sprachräumen nachweisbar: ledigen: verbreitet obd./verstreut md./vereinzelt nd. Liberey: verbreitet obd./vereinzelt nd. mönig". verbreitet obd./vereinzelt wmd. Mumme: verstreut obd. [Von diesen ist Mumme im Elsässischen nur in der Zeit vor 1600 bezeugt; in welcher Zeit das Wort im Bairischen in Gebrauch war, geht aus der Angabe Schmellers nicht hervor; für die übrigen Wörter bieten folgende Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: ledigen: Schweiz., Ohess. (17. Jh.); Schwäb. (18. Jh.) Liberey, mönig: Bair. (17. Jh.)]
Mit Ausnahme von Mumme sind alle Wörter in einigen Mundarten für das 17. und/oder 18. Jahrhundert belegt; in manchen Mundarten werden sie noch heute verwendet. Adelungs Zuordnungen sind also nicht richtig. 5.1.3.4.2.
Bedeutungen
Folgende landschaftliche Bedeutungen sind als veraltet markiert: 'Verstümmelung': Laster (17a), 'Schande, Schimpf: Laster (17b), Verstümmeln': lästern (20), 'einzelnes Blatt': Laub (23b), 'laut': lautbar (33), 'junger Mensch': Lecker (38), 'lernen': lehren (46), 'Leben': Leib (47), 'ekelhaft': leid (52), 'geduldig sein': leiden (54), 'Einfaßband': Leiste (60b), 'sich als Bürge stellen': leisten (61), 'Abschied nehmen': letzen (68), 'Auge': Licht (71b), 'leicht': liederlich (74), 'hinten ausschlagen': locken (79), 'Spiel': Luder (84b), 'Jungfrau': Magd (89c), 'Herrschaft': Meisterschaft (106a), 'Würde eines
208 Meisters': Meisterschaft (106b), 'mehrere Meister': Meisterschaft (106c), 'Monat': Mond (114). Von diesen waren bzw. sind die meisten im Oberdeutschen gebräuchlich: 'Verstümmelung' (Laster a): vereinzelt 'Schande, Schimpf (Laster b): verbreitet 'einzelnes Blatt' (Laub): verbreitet 'laut' (lautbar): vereinzelt 'sich als Bürge stellen' (leisten): verbreitet 'Spiel' (Luder): vereinzelt 'Herrschaft' (Meisterschaft a): verbreitet 'Würde eines Meisters' (Meisterschaft b): vereinzelt 'mehrere Meister' (Meisterschaft c): vereinzelt [Die Bedeutungen der Wörter laut, Luder und Meisterschaft (c) sind in den Mundarten nur für die Zeit vor 1600 belegt; die Bedeutung (a) des Substantivs Laster ist im Schweizerischen nur in der Zeit nach 1800 nachweisbar; für die Bedeutungen der übrigen Wörter sind in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh. vorhanden: Laster (b): Schweiz., Bair. (17. Jh.) Laub: Schwäb. (17. u. 18. Jh.) leisten: Schweiz. (17. Jh.) Meisterschaft (a): Schweiz. (18. Jh.) Meisterschaft (b): Schwäb. (17. Jh.)]
Im Ober- und Mitteldeutschen kamen bzw. kommen vor: Verstümmeln' (lästern): vereinzelt/verbreitet omd. 'ekelhaft' (leid): verstreut/verstreut] 'geduldig sein' (leiden): verstreut/verstreut 'Auge' (Licht): verstreut/verbreitet wmd. 'leicht' (liederlich): verbreitet/vereinzelt wmd. 'hinten ausschlagen' (locken): verstreut/verbreitet 'Monat' (Mond): vereinzelt/verbreitet
[Die Bedeutung des Wortes Licht ist im Schwäbischen nur für die Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur für die Zeit nach 1800 belegt; die Bedeutung des Verbs leiden ist im Schwäbischen nur in der Zeit vor 1600, im Hessisch-Nassauischen in der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten in der Zeit nach 1800 bezeugt; für die Bedeutung des Wortes Mond findet man im Schwäbischen nur Belege aus der Zeit vor 1600 und nach 1800, in den übrigen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; für die Bedeutungen der übrigen Wörter sind in folgenden Mundartwörterbüchern u. a. Belege aus dem
209 17. und/oder 18. Jh. angeführt: lästern: Osächs. (18. Jh.) leid-. Schweiz., Schwäb. (17. Jh.) liederlich: Schwäb. (17. Jh.) locken: Osächs. (17. Jh.)]
Folgende weisen schließlich die Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch auf: 'junger Mann' (Lecker): verbreitet/verstreut/verstreut 'lernen' (lehren): verbreitet/verbreitet/verbreitet 'Leben' (Leib): verbreitet/verbreitet/verstreut 'Einfaßband' (Leiste): vereinzelt/verstreut?/vereinzelt 'Abschied nehmen' (letzen): vereinzelt/vereinzelt/vereinzelt 'Jungfrau' (Magd): verbreitet/verstreut/vereinzelt [Die Bedeutung des Wortes Leiste ist im Schwäbischen und Pfälzischen nur in der Zeit vor 1600 und im Preußischen nur in der Zeit nach 1800 bezeugt; für die Bedeutungen der übrigen Wörter findet man in folgenden Mundarten u. a. Belege aus dem 17. und/oder 18. Jh.: Lecker. Mecklenb. (17. Jh.); Schwäb. (17. u. 18. Jh.) lehren: Schwäb. (17. Jh.); Schweiz. (17. u. 18. Jh.); Pfälz. (18. Jh.) Leib: Schweiz., Mecklenb. (17. Jh.) Magd: Schweiz., Bair. (17. Jh.); Thür. (18. Jh.)]
Auch auf der Ebene der Wortbedeutungen ist festzustellen, daß ein großer Teil der Einheiten für das 17. und/oder 18. Jh. belegt ist; viele sind in einigen Mundarten noch heute in Gebrauch. Tatsächlich veraltet waren zur Zeit Adelungs nur die Bedeutungen der Wörter laut, Luder und die Bedeutung (c) des Wortes Meisterschaft.
5.1.3.5.
Mundartliche Wörter und Bedeutungen, die aus der Hochsprache ausgeschlossen, aber keinen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sind
5.1.3.5.1.
Wörter
Nur als im Hochdeutschen fremd/ungewöhnlich/unbekannt bezeichnet sind die Wörter Lehner (50), leidsam (55), lören (85) und Löser (90).
210 Diese begegnen in folgenden Sprachräumen: leidsam: vereinzelt wmd./vereinzelt nd. Lehner. verstreut obd./vereinzelt nd. lören, Löser. vereinzelt obd. [Für Lehner sind im Mecklenburgischen nur Belege aus der Zeit vor 1600, in den übrigen Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800 vorhanden; für leidsam und lören findet man in den Mundarten nur Belege aus der Zeit nach 1800; Löser ist im Schwäbischen u. a. im 17. Jh. bezeugt]
5.1.3.5.2.
Bedeutungen
Als im Hochdeutschen ungewöhnlich eingestuft sind die vereinzelt im Oberdeutschen auftretende Bedeutung 'Begattung der Tiere' des Substantivs Lauf (24) und die verbreitet im Ober- und verstreut im Mittel- und Niederdeutschen belegte Bedeutung 'Lust habend' des Wortes lustig (88b). [Die Bedeutung des Wortes Lauf ist im Schwäbischen im 17. Jh., die Bedeutung des Wortes lustig ist im Schweizerischen und Schwäbischen im 17. Jh. bezeugt]
5.2. Vergleich der ersten und zweiten Auflage In der Vorrede zum ersten Band der zweiten Auflage des Wörterbuches aus dem Jahre 1793 betonte Adelung zwar, nur die hochdeutsche Mundart kodifiziert, Wörter anderer Gebrauchsdimensionen, unter anderem auch räumlicher, von der Aufnahme in das Wörterbuch jedoch ausgeschlossen zu haben: Es war dieses Werk weder zu einem Glossarium, noch zu einem allgemeinen Deutschen W§rterbuche bestimmt, sondern zu einem Wotterbuche der Hochdeutschen Mundart, so wie sie noch jetzt in Schriften üblich ist. Es fielen also alle veraltete, alle provinzielle, und alle niedrige, bloß dem Volke eigene Worter und Ausdrucke der Regel nach von selbst weg.^
Er räumte aber ein, daß er Ausnahmen machen mußte: Manche provinzielle oder unrichtig gebildete w8rter kommen bey sonst guten Schriftstellern vor, und konnten daher nicht Sbergangen werden, wäre es auch nur, ihre Mingel zu zei-
75 76
Vorrede, )(2. A.a.O. )(2.
211
Außerdem bemerkte er an anderer Stelle, daß die Einrichtung des Werkes [...] aus der ersten Ausgabe bekannt genug11 sei und nicht noch einmal erläutert werden müsse. Aus dieser Äußerung kann man schließen, daß die Ziele der Kodifikation und die Bearbeitungsgrundsätze 1793 noch die gleichen waren wie 1774, daß also auch in der zweiten Auflage landschaftliches Wortgut zu verschiedenen Zwecken berücksichtigt wurde. 78 Vergleicht man die jeweils in der Wörterbuchstrecke L/M der ersten und zweiten Auflage verzeichneten landschaftlichen Wörter und Bedeutungen mit diatopischer Markierung79, so bestätigt sich diese Annahme: mit Ausnahme von Lädi und Lehner und der Bedeutungen 'Nachstellung' (Lage) und 'Butterfaß' (Leier) wurden alle Wörter und Bedeutungen, die in der ersten Auflage verzeichnet sind, in die zweite Auflage übernommen, einschließlich der heute als standardsprachlich geltenden und der weder in Duden und Wahrig noch in einem Mundartwörterbuch nachweisbaren. Auch in der zweiten Auflage ist in großem Umfang Sprachgut sämtlicher deutscher Sprachlandschaften und Sprachlandschaftskombinationen gebucht. Von einem "Haß gegen 'Provinzialismen'"80 ist auch in der zweiten Auflage des Adelungschen Wörterbuches nichts zu spüren. Es sind nach wie vor landschaftliche Wörter und Wortbedeutungen zu verschiedenen Zwecken, unter anderem zur Bereicherung der hochdeutschen Mundart, gebucht. Püschel stellte bereits fest, daß Adelung "in seiner lexikographischen Praxis die Berücksichtigung der mundartlichen Lexik nicht seinen wechselnden Standpunkten bei der Bestimmung der hochdeutschen Mundart angepaßt hat"81; auch nach der Verschärfung seiner Auffassung von der hochdeutschen Mundart (vgl. II.5.) reduzierte Adelung den Anteil landschaftlichen Sprachgutes in seinem Wörterbuch nicht. In bezug auf die Markierungen nahm er nur geringfügige Änderungen vor. So wurde bei Leite, das in der ersten Auflage mit der Kennzeichnung im gemeinen Leben einiger Gegenden versehen ist, in der zweiten Auflage die Markierung im gemeinen Leben weggelassen, so daß das Wort nur noch als landschaftlich qualifiziert ist. Bei müßigen ist in der zweiten Auflage, wie bereits erwähnt wurde (vgl. 5.1.1.1.), zusätzlich zur Bewertung als oberdeutsch auf den Kanzleigebrauch verwiesen. Weiter findet man in der zweiten Auflage auch alle landschaftlichen Wörter und Bedeutungen, die in der ersten Auflage als hochsprachlich angesetzt sind. Auch in der zweiten Auflage sind sie als hochsprachlich behandelt. Auf lexikalischer Ebene kam in der zweiten Auflage in dieser Kategorie eine Einheit neu hinzu, nämlich das im ober-,
77 78 79
80 81
A.a.O. )(2. Vgl. auch Püschel, 1982, a.a.O. S. 44-48. Da in der Position des Lemmas nur wenige landschaftliche phonologische und wortbildungsmorphologische Varianten mit diatopischer Markierung verzeichnet sind (vgl. 5.1.), wurden diese nicht in den Vergleich einbezogen. Sickel, 1933, a.a.O. S. 83. Püschel, 1982, a.a.O. S. 48.
212 mittel- und niederdeutschen Sprachraum bezeugte labet (lb), das in der ersten Auflage noch mit der Kennzeichnung im gemeinen Leben versehen ist (vgl. 5.1.3.1.1.). Die Tatsache, daß Adelung auch in der zweiten Auflage Wörter und Wortbedeutungen verschiedener Sprachlandschaften und Sprachlandschaftskombinationen als hochsprachlich behandelte, beweist, daß er nach wie vor davon überzeugt war, daß an der Herausbildung der deutschen Hochsprache mehrere Sprachräume beteiligt sind. Schließlich begegnen in der zweiten Auflage auch alle landschaftlichen Wörter und fast alle Wortbedeutungen wieder, die in der ersten Auflage anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet sind; lediglich die als im gemeinen Leben üblich charakterisierte Bedeutung 'saumselig sein' (leiern) und die als veraltet eingestufte Bedeutung 'laut' (lautbar) wurden nicht in die zweite Auflage übernommen. Auch in der zweiten Auflage sind sie nicht als landschaftlich qualifiziert und anderen Gebrauchsdimensionen zugeordnet. Die Tatsache, daß alle landschaftlichen Wörter, die in der ersten Auflage nicht als solche bewertet sind, auch in der zweiten Auflage nicht als solche identifiziert sind, macht deutlich, daß Adelungs kritisches Bewußtsein gegenüber seinem Sprachmaterial in der zwischen der ersten und zweiten Auflage liegenden Zeit nicht zugenommen hatte. Um nicht hochsprachliche Einheiten auf den ersten Blick sichtbar von der Hochsprache abzusetzen, gebrauchte Adelung in der zweiten Auflage zusätzlich zur verbalen Kennzeichnung zwei diakritische Zeichen, die in der Vorrede zum ersten Band des^iujzug[es] aus dem grammatisch-kritischen Wörterbuche der Hochdeutschen Mundart (Leipzig 1793) eingeführt wurden: Die wenigen veralteten, oder nur in besonderen Fällen üblichen Wörter sind gleich zu Anfange mit einem *, so wie die niedrigen mit einem + bezeichnet worden, um ihren Werth sogleich ohne viele Worte sichtbar zu machen.
Zu den nur in besonderen Fällen üblichen Wörtern zählten wohl unter anderem auch landschaftliche Wörter. Allerdings scheint Adelung diese Zeichen recht willkürlich und unsystematisch verteilt zu haben; es sind bei weitem nicht alle als veraltet oder nur in besonderen Fällen üblich charakterisierte Wörter (und Bedeutungen) mit einem Sternchen und bei weitem nicht alle als niedrig qualifizierten Wörter und Bedeutungen mit einem Kreuz versehen. 8 2 So weisen nur folgende der als landschaftlich bewerteten Wörter ein Sternchen auf: läge, Laken, Leich, lugen, Mag, Mand, mannen, männiglich, Matätsche, Mengel, metzgen, Metzig, Mod/Mott, Mosche/Motsche, Mundat, mutzen, müßigen, ferner auch die heute zur
82
Für die Vermutung Kühn/Püschels, 1983, a.a.O. S. 1376, bei den mit Sternchen gekennzeichneten Wörtern handle es sich um Lexeme, die Adelung zum Zwecke der Bereicherung der hochdeutschen Mundart in sein Wörterbuch aufgenommen hatte, finden sich keine Anhaltspunkte.
213 Standardsprache gehörenden Wörter libeln (2, 2058) 83 , Lug (2, 2126) sowie die weder in Duden und Wahrig noch in einem Mundartwörterbuch nachweisbaren Menerle (3, 174)84, der Militz (3, 211), mulsicht/mulsig (3, 306) und der Mutter (3, 341) (vgl. 5.1.1.1.). Das als landschaftlich und zugleich als niedrig eingestufte Memmen ist in der zweiten Auflage mit einem Kreuz gekennzeichnet; Adelung wies mit Hilfe des diakritischen Zeichens also nur auf die sozialschichtige Dimension des Wortes hin, nicht jedoch auf die räumliche. Von den als landschaftlich bewerteten Bedeutungen sind nur 'glänzend' (lauter), 'menschlicher Leib' (Leichnam),
'leicht' und 'ohne Anstrengung' (leichtfertig), 'betrübt'
(leidig), 'den Sinnen angenehm' (lustig), 'Bezirk eines Beamten' (Meierei), 'Gabe' (Miete) sowie die weder in Duden und Wahrig noch in einem Mundartwörterbuch nachweisbaren 'Anhöhe' (Leber) (2, 1958) 85 und 'teilen' (mehren) (3, 150) 86 mit einem Sternchen markiert. 87
83 84 85 86 87
Vgl. Anm. 28. Vgl. Anm. 29. Nach Adelung kam die Bedeutung bei den alten oberdeutschen Schriftstellern vor. Adelung wies darauf hin, daß die Bedeutung im Hochdeutschen veraltet sei, aber noch in einigen Gegenden vorkomme. Welche der landschaftlichen Wörter und Bedeutungen, die anderen Gcbrauchsdimensionen zugeordnet sind, mit einem Sternchen oder einem Kreuz markiert sind, ist der Materialliste (Teil IV) zu entnehmen.
215 6.
Zusammenfassung; Ausblick, auch unter dem Aspekt der landschaftlichen Grundlage der neuhochdeutschen Schriftsprache
Die Theoretiker der Lexikographie und die Lexikographen der Barock- und Aufklärungszeit zielten in überwiegender Mehrheit vorrangig auf die Kodifikation der Hochsprache ab, sie bezogen aber auch die Mundarten in ihre Pläne bzw. Werke ein. Sie trugen damit der Tatsache Rechnung, daß zwischen der Hochsprache und den Mundarten "ein Netz vielfältiger diachroner und synchroner Beziehungen"1 besteht und daß die Mundarten bei der Kodifikation der Hochsprache nicht einfach übergangen werden können. Wie gezeigt wurde, finden sich schon im Programm eines Stammwörterbuches der deutschen Sprache Ansätze einer Berücksichtigung der Mundarten. Trotz prinzipieller Ablehnung der Mundarten als Verfälschungen und Entartungen der ursprünglich reinen und "grundrichtigen" Sprache wollte Schottel diese in das geplante Wörterbuch aufnehmen, wenn es darum ging, den Stammwortbestand des Deutschen vollständig zu erschließen, etymologisch oder semantisch nicht mehr identifizierbares Wortgut zu erklären oder den hochsprachlichen Wortschatz zu bereichern. Eine besondere Bedeutung maß er dabei den niederdeutschen Mundarten zu. Im Programm eines Gesamtwörterbuches der deutschen Sprache wurde erstmals die Forderung erhoben, die Wörter sämtlicher deutscher Mundarten zu erfassen. Leibniz forderte darüber hinaus, auch auf mundartliche Lautungen und Formen zu achten. Die mundartlichen Wörter sollten entweder mit dem gemeinsprachlichen Wortschatz in einem Wörterbuch (Bödiker, Frisch) oder zusammen mit veraltetem Wortgut in einem besonderen Wörterbuch (Leibniz) verzeichnet werden. Der überwiegenden Mehrheit der Theoretiker dieser Phase der Wörterbuchdiskussion ging es allerdings nicht um die Erfassung der Mundarten um ihrer selbst, sondern um der Hochsprache willen: Die Mundarten sollten zur Bereicherung und zum besseren Verständnis der Gemeinsprache beitragen. Im Programm eines literatursprachbezogenen Wörterbuches spielten die Mundarten insofern eine Rolle, als sie die Schriftsprache bereichern, ihr "neues Leben" zuführen konnten. Eine deutliche Höherbewertung der Mundart ist schließlich im Programm einer Sammlung landschaftlicher Idiotika festzustellen. In diesem tritt der Gedanke, daß die Mundarten zum "Reichtum" der deutschen Sprache beitragen, daß erst die Sammlung aller Provinzialismen zu "Vollkommenheit" und "Vollständigkeit" führt, als programmkonstituierend hervor. Der Mundart wurde ein fester Platz im System der Varietäten 1
Kühn/Püschel, 1983, a.a.O. S. 1368.
216 eingeräumt. Deutlicher als bisher wurde auch die soziale Höhenlage der mundartlichen Wörter in die Betrachtungen mit einbezogen: in die Idiotika sollten nur solche Wörter aufgenommen werden, die einer nicht näher bestimmten Sprachschicht zwischen den Sozialdialekten einerseits und der Hochsprache andererseits angehörten. Auch in den allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts wurden die Mundarten von Anfang an berücksichtigt. Wie zu sehen war, verzeichneten Stieler und Steinbach ansatzweise, Frisch und Adelung in großem Umfang landschaftliches Sprachgut; bei Adelung trat die normative Zielsetzung bezüglich seines Wörterbuches während der sprachpraktischen Arbeit weitgehend in den Hintergrund. Die überwiegende Mehrzahl der landschaftlichen Einheiten findet man in allen behandelten Wörterbüchern auf der lexikalischen Ebene; aber auch auf phonologischer und wortbildungsmorphologischer Ebene sowie auf der Ebene der Wortbedeutungen wurden landschaftliche Einzheiten in Ansätzen gebucht. Grundsätzlich nahmen die Lexikographen Wörter, Bedeutungen, Lautungen und Formen sämtlicher deutscher Sprachlandschaften und Sprachlandschaftskombinationen in ihre Wörterbücher auf. Die landschaftlichen Einheiten sind zum Teil unspezifisch (aliä dialectö; in einigen Gegenden; mittels diakritischer Zeichen), zum Teil spezifisch markiert. Es ist anzunehmen, daß die Lexikographen des 17. und 18. Jahrhunderts bei der diatopischen Markierung ähnlich verfuhren wie die heutigen Lexikographen: waren sie sich über die Zuordnung zu einem Sprachgebiet sicher, dann gaben sie dieses an; konnten sie das Sprachgebiet nicht genau abgrenzen oder erstreckte sich die Verbreitung über ein größeres Gebiet, wichen sie auf eine unspezifische Markierung aus.2 In bezug auf die spezifischen Markierungen konnte folgendes festgestellt werden: bei Stieler sind die meisten sprachlichen Einheiten dem Niederdeutschen und/oder dem Niederländischen zugeordnet. Auch wenn nicht alle diese Einheiten (ausschließlich) im Niederdeutschen und/oder Niederländischen vorkamen bzw. vorkommen, so kann man doch sagen, daß Stieler niederdeutsche sprachliche Einheiten leicht als solche erkennen konnte. Dies wiederum läßt den Schluß zu, daß das Niederdeutsche Ende des 17. Jahrhunderts den Status eines Dialekts hatte. Andere Markierungsprädikate sind bei Stieler kaum anzutreffen: Nur zwei Einheiten sind dem Thüringischen zugewiesen und eine Einheit ist mit der Bemerkung in Sveviä, Bavariä, Helvetiä & alibi versehen. Bei Frisch und Adelung begegnet eine breite Palette spezifischer diatopischer Markierungen. Dabei ist zu beobachten, daß die Angaben zur geographischen Verbreitung immer präziser wurden. Eine große Anzahl von Einheiten ist mit der Kennzeichnung im Oberdeutschen bzw. in Oberdeutschland oder im Niederdeutschen bzw. in Niederdeutschland versehen; die Lexikographen erläuterten die verwendeten Arealbezeichnungen in den Vorreden ihrer Wörterbücher zwar nicht, es konnte jedoch erschlossen werden, daß 2
Vgl. Duden, 1976, Bd. 1, a.a.O. S. 15/16.
217 beide unter dem Oberdeutschen die Gesamtheit der ober- und mitteldeutschen Dialekte (im Gegensatz zum Niederdeutschen) verstanden. Einige Einheiten sind bestimmten Mundarten zugewiesen (z. B. im Schwäbischen oder im Elsässischen und benachbarten Dialekten), viele weisen schließlich Lokalisierungen wie z. B. in Tirol, in Brandenburg oder in Nürnberg auf. Adelung führte häufig an, wo eine Einheit schwerpunktmäßig verbreitet war bzw. ist (z. B. besonders im Oberdeutschen). Adelung bemühte sich nicht nur, die geographische Verbreitung möglichst genau anzugeben, sondern er war darüber hinaus auch bestrebt, die Gebrauchsdimensionen einzelner sprachlicher Einheiten möglichst vollständig zu erfassen. Er war der erste Lexikograph, der in größerem Umfang sprachliche Einheiten zusätzlich zur diatopischen Markierung mit einer sozialschichtigen Kennzeichnung, mit einer fachsprachlichen Charakterisitik oder mit der Bemerkung im gemeinen Leben bzw. in den gemeinen Sprecharten versah. Wie nachgewiesen werden konnte, sind die Zuordnungen zu bestimmten (Sprach)räumen und Mundarten nicht immer ganz richtig bzw. vollständig, was jedoch angesichts der Tatsache, daß die Erforschung und Beschreibung der Mundarten zu dieser Zeit noch in den Anfängen steckte und die Lexikographen sich weitgehend auf ihre eigene Sprachkenntnis und auf ihr Sprachgefühl stützen mußten, nicht verwunderlich ist. Aus welchem Grund einzelne landschaftliche sprachliche Einheiten verzeichnet wurden, läßt sich nicht feststellen. Man kann wohl davon ausgehen, daß die Buchung einer landschaftlichen Einheit in der Regel aus mehreren Gründen gleichzeitig erfolgte. Ein Motiv für die Aufnahme landschaftlicher Wörter war, daß sie in Schriften vorkamen und daher erläutert werden mußten (Adelung). Landschaftliche Wörter und Wortbedeutungen wurden ferner zum Zwecke der Bereicherung der Hochsprache verzeichnet (Adelung). Die Buchung landschaftlicher Laut- und Wortbildungsvarianten diente unter anderem dem Beweis sprachtheoretischer Positionen (Adelung). Ein nicht weiter bewußt gewordener Grund für die Aufnahme landschaftlicher sprachlicher Einheiten lag auch darin, daß die Lexikographen die Mundart ihrer eigenen Landschaft im Wörterbuch festhalten wollten (Stieler, Steinbach). Schließlich stand hinter der Buchung landschaftlicher Einheiten auch die Absicht, die Hochsprache ab- und einzugrenzen und die Differenziertheit der deutschen Sprache über den hochsprachlichen Bestand an Wörtern, Wortbedeutungen, Lautungen und Formen hinaus aufzuzeigen. In den Wörterbüchern Stielers und Steinbachs ist die überwiegende Mehrheit der auf den einzelnen sprachlichen Ebenen verzeichneten landschaftlichen Einheiten nicht als solche gekennzeichnet, sondern als hochsprachlich angesetzt. Dies macht deutlich, wie stark die deutsche Sprache bis in die 30er Jahre des 18. Jahrhunderts in landschaftlichen Unterschieden verhaftet war. Auch Matthias Kramer, der in seinem deutsch-holländischen Wörterbuch nur die Hochsprache kodifizieren wollte, konnte es nicht vermeiden,
218
eine größere Anzahl landschaftlicher Einheiten als hochsprachlich zu behandeln. Erst seit den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts vollzog sich - und zwar auf allen sprachlichen Ebenen - allmählich ein Ausgleich: Frisch behandelte nur noch wenige landschaftliche Einheiten als hochsprachlich. Ende des 18. Jahrhunderts war der Prozeß der Herausbildung der neuhochdeutschen Schriftsprache schließlich weitgehend abgeschlossen, was daraus hervorgeht, daß man bei Adelung nur noch ganz vereinzelt auf landschaftliche sprachliche Einheiten stößt, die als hochsprachlich angesetzt sind; lediglich auf der Ebene der Wortbedeutungen findet sich bei ihm noch eine etwas größere Zahl landschaftlicher Einheiten, die als hochsprachlich behandelt sind. Hinsichtlich der Frage, welche Sprachlandschaften es waren, deren Einheiten Stieler, Krämer und Steinbach als hochsprachlich behandelten, führte die vorliegende Arbeit zu folgenden Ergebnissen3 (vgl. hierzu auch die Abbildungen 5 bis 8 am Ende des Kapitels): Die Lexikographen setzten auf nahezu allen sprachlichen Ebenen überwiegend solche Einheiten als hochsprachlich an, die in mehreren Sprachräumen vorkamen bzw. vorkommen. Dabei kam der Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch eine besondere Bedeutung zu: sie nimmt bei allen Lexikographen auf lexikalischer und phonologischer Ebene den ersten Platz in der Rangfolge der Sprachlandschaftskombinationen ein; bei Stieler steht sie überdies auf wortbildungsmorphologischer Ebene auf Platz eins.4 Auf der Ebene der Wortbedeutungen war sie insgesamt weniger bedeutend; sie tritt auf dieser nur bei Stieler noch etwas stärker hervor, rangiert allerdings auf Platz zwei hinter der Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch. Eine größere Rolle spielte ferner die sprachgeographische Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch/niederdeutsch: sie ist auf der Ebene der Wortbedeutungen bei allen Lexikographen auf dem ersten Platz in der Rangfolge der Sprachlandschaftskombinationen anzutreffen. Auf lexikalischer und phonologischer Ebene befindet sie sich bei Stieler, Kramer und Steinbach auf Platz zwei hinter der Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/mitteldeutsch. 5 Andere Sprachlandschaftskombinationen waren im 17. und 18. Jahrhundert aus dem Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache weitgehend bzw. völlig ausgeschieden: Wie den Abbildungen zu entnehmen ist, setzten die Lexikographen auf allen untersuchten sprachlichen Ebenen kaum Einheiten der Sprachlandschaftskombination
3 4 5
Die Wörterbücher Frischs und Adelungs werden im folgenden aufgrund der geringen Anzahl der als hochsprachlich angesetzten landschaftlichen Einheiten nicht mit einbezogen. Bei Krämer und Steinbach tritt sie auf wortbildungsmorphologischer Ebene kaum noch in Erscheinung. Auf wortbildungsmorphologischer Ebene war sie in allen Wörterbüchern nahezu bedeutungslos.
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mitteldeutsch/niederdeutsch und so gut wie keine Einheiten der Sprachlandschaftskombination oberdeutsch/niederdeutsch als hochsprachlich an. Einzelsprachräumen kam nur bei Stieler, und zwar auf lexikalischer und wortbildungsmorphologischer Ebene, noch ein größeres Gewicht zu. Von besonderer Bedeutung war dabei das Oberdeutsche: wie man in den Abbildungen 5 und 7 sehen kann, ist die überwiegende Mehrzahl der nur in einem Sprachraum üblichen Wörter und Wortbildungsvarianten im oberdeutschen Sprachraum bezeugt. Etwas stärker hervor tritt bei ihm auf diesen beiden Ebenen ferner das Mitteldeutsche, es rangiert in der Rangliste der Einzelsprachräume allerdings weit hinter dem Oberdeutschen. Das Niederdeutsche spielte auf beiden Ebenen so gut wie keine Rolle, was die oben aufgestellte Hypothese bestätigt, daß es Ende des 17. Jahrhunderts als Dialekt galt. Auf phonologischer Ebene und auf der Ebene der Wortbedeutungen traten die Einzelsprachräume bei ihm so gut wie nicht mehr in Erscheinung. Bei Krämer und Steinbach waren sie schließlich auf allen behandelten sprachlichen Ebenen aus dem Prozeß der Herausbildung der deutschen Hochsprache weitgehend ausgeschlossen. Die vorliegenden Ergebnisse haben einen gewissen Aussagewert für einige Fragestellungen, die mit der Sprachgeschichte des Neuhochdeutschen, v. a. mit der Herausbildung der neuhochdeutschen Schriftsprache, zu tun haben: zum einen mit dem Vertikalisierungskonzept, zum anderen mit den Theorien zur Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache. Sie tragen dazu bei, daß das Bild bezüglich der Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache etwas differenzierter geworden ist. Unter der Vertikalisierung versteht man die "alles umfassende sprachsoziologische Umschichtung der bis ins 16. Jh. auf annähernd gleicher Wertebene horizontal nebeneinander stehenden Vielheit von Varietäten zu einem spätestens seit dem Frühbarock vertikal organisierten, von oben nach unten geschichteten Übereinander"6. Während die Varietäten noch im 15. Jahrhundert weitgehend gleichberechtigt und gleichwertig nebeneinanderstanden, bildete sich seit dem 16. Jahrhundert eine Varietät heraus, die alle anderen Varietäten an Prestige weit übertraf und auf die sich die anderen Varietäten hin orientierten, nämlich die kaum noch regionale Merkmale aufweisende, soziologisch an Mittel- bis Oberschichten gebundene, einheitliche Sprache, die Hochsprache. Das Überregionale und den gehobenen Varietäten Zugehörige galt fortan tendenziell als richtig, das Raumgebundene tendenziell als falsch.7 Die Vertikalisierung stellt sich als ein Prozeß dar, in dem grundsätzlich jede sprachliche Einheit von den Sprecher- und Schreibergruppen des 16./17. Jahrhunderts bewertet wurde. "Bewertung" ist dabei zum Teil als eine bewußte sprachkulturelle Handlung zu sehen, zum wohl größeren Teil resultiert sie aus dem Sprachgebrauch der Sprecher- und 6 7
Reichmann, 1988, a.a.O. S. 175. A.a.O. S. 174/175.
220 Schreibergruppen der Zeit. Konkret muß man sich dies so vorstellen, daß diejenigen Wörter, Wortbedeutungen, Lautungen und Formen kaum Aussicht hatten, in die Hochsprache übernommen zu werden, die eine starke Raumbindung sowie eine starke Bindung an untere soziale Schichten und an die Mündlichkeit aufwiesen. Umgekehrt hatten diejenigen sprachlichen Einheiten eine große Chance, in die Hochsprache einzugehen, die von Sprecher- und Schreibergruppen gebraucht wurden, deren Sprache über ein großes Prestige verfügte und Vorbildcharakter hatte. 8 In bezug auf die Frage, welche Sprachlandschaften die Träger dieser Vertikalisierung waren, wurde in der Forschung bisher allgemein der ostmitteldeutsche Sprachraum angenommen. Es liegen jedoch keine Hinweise darauf vor, daß der ostmitteldeutsche Raum in der lexikographischen Praxis die herausragende Rolle spielte, die ihm in den meisten der bisher vorgelegten Theorien zur Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache zugeschrieben wurde. So enthält schon die Lutherthese, nach der Martin Luther der Schöpfer der neuhochdeutschen Schriftsprache ist9, implizit eine Gewichtung: da Luther nach der sächsischen Kanzlei schrieb, kommt dem obersächsischen Raum eine besondere Bedeutung zu. Nach Auffassung Karl Müllenhoffs wurde die deutsche Schriftsprache von Kaiserhaus zu Kaiserhaus tradiert und entwickelte sich kontinuierlich vom 9. bis 16. Jahrhundert. Diese Entwicklung läßt sich in fünf Etappen beschreiben. 10 In diesem Zusammenhang wichtig ist die fünfte Etappe: Um die Wende des 15./16. Jahrhunderts fand eine schreibsprachliche Annäherung der habsburgischen und sächsischen Kanzlei statt, womit die Schriftsprache in ihr letztes Stadium eingetreten war: Martin Luther schrieb nach der sächsischen Kanzlei und sorgte für die Durchsetzung dieser Sprache im gesamten deutschen Sprachgebiet. 11
8 9
10 11
A.a.O. S. 175/176. Diese These wurde z. B. von Jacob Grimm vertreten: Luthers spräche, deren grammatik gleichwohl eigentlich dargestellt zu werden verdiente, gehört nicht in diesen kreis, sie muß ihrer edlen, fast wunderbaren reinheit, auch ihres gewaltigen einflußes halber, fiir kern und grundlage der neuhochdeutschen sprachniedersetzung gehalten werden, wovon bis auf den heutigen tag nur sehr unbedeutend, meistens zum schaden der kraft und des ausdrucks abgewichen worden ist. Man darf das neuhochdeutsche in der that als den protestantischen dialect bezeichnen, dessen freiheitathmende natur längst schon, ihnen unbewußt, dichter und Schriftsteller des katholischen glaubens überwältigte. Unsere spräche ist, nach dem unaufhaltbaren laufe aller dinge, in lautverhältnissen und formen gesunken, [...]; was aber ihren geist und leib genährt, verjüngt, was endlich blüthen neuer poesie getrieben hat, verdanken wir keinem mehr, als Luthem (Deutsche Grammatik, 1870, a.a.O. Vorrede S. XI). Vgl. Besch, 1985, a.a.O. S. 1784. Besch, 1985, a.a.O. S. 1786; vgl. Müllenhoff, 1892, Bd. 1, a.a.O. S. XXXV (auch in: Wegera, 1986, a.a.O. S. 19): durch Luther und die reformation emporgehoben ward sie [die mitteldeutsche mundart] im sechszehnten Jahrhundert die massgebende spräche, die die reichssprache in sich aufnahm und bis in den anfang des XVII jh. [...] die dialekte und mundarten überall aus der litteratur und dem schriftgebrauch verdrängte, wir besitzen seitdem [...] ein gemeines hochdeutsch, das von den volksmundarten fast in jeder landschaft gleichweit absteht [...].
221 Für Theodor Frings ging die Entwicklung der neuhochdeutschen Schriftsprache von Anfang an vom ostmitteldeutschen Sprachraum aus. Ansatzpunkt seiner Überlegungen war die Besiedlung Obersachsens und Schlesiens vom 11. bis 13. Jahrhundert: Drei Siedlungsbahnen, und zwar aus dem Südwesten, dem Westen und dem Nordwesten, waren insgesamt auf dieses Gebiet gerichtet. Mundartsprecher der drei großen Sprachräume begegneten sich also. Sie mußten zusammenleben und miteinander kommunizieren. Die Folge davon war, daß grobe Mundartmerkmale abgeschliffen wurden und sich eine koloniale Ausgleichssprache herausbildete, die sich im 12. und 13. Jahrhundert v. a. in Obersachsen durchsetzte.12 Über diese koloniale Ausgleichssprache legte sich im ausgehenden Mittelalter mündlich eine Verkehrssprache und schriftlich eine Geschäftssprache. Luther schließlich fußte auf der Kanzleisprache Meißens und der Wettiner; er ist damit "ein Erbe und wird beerbt in der neueren deutschen Schriftsprache, die sich erst in der klassischen Zeit des 18. Jhs. vollendet"13. Für Frings führte "ein übersehbarer Weg [...] von der Sprache der Siedler zur Sprache der Schreiber, zu Luther und zur neuhochdeutschen Schriftsprache"14. In der von M. Guchmann vertretenen These der osteuropäischen Nationalsprachenforschung trat der ostmitteldeutsche Raum erstmals infolge der Reformation hervor, erlangte aber seine führende Rolle dann erst im 17. und 18. Jahrhundert. Nach Guchmann hatten die Reformation und die Tätigkeit Luthers zur Folge, daß sich die ostmitteldeutsche Variante der Literatursprache in allen niederdeutschen Gebieten durchsetzte. Dieser Sieg wiederum führte dazu, daß sich die "ostmitteldeutsche literatursprachliche Variante über die anderen konkurrierenden Varianten erhob, daß sie sich aus einer landschaftlich begrenzten Literatursprache in eine gesamtnationale Literatursprache zu verwandeln begann"15. Der endgültige Sieg dieser literatursprachlichen Variante über die Tradition Südostdeutschlands, also ihre Ausbreitung auf das gesamte deutsche Sprachgebiet, ist nach Guchmann jedoch erst auf die bedeutende Rolle zurückzuführen, die Ostmitteldeutschland im 17. und 18. Jahrhundert im kulturellen Leben Deutschlands spielte. Es wurde hervorgehoben, daß nahezu alle wichtigen Schriften über die Norm, die wichtigsten Grammatiken und Wörterbücher mit diesem Raum in Verbindung standen: entweder stammten die Verfasser aus diesem Gebiet oder sie waren in diesem tätig. Genannt wurden u.a. Schlesier wie Lohenstein, Fleming, Gryphius, 12
13 14 15
Besch, 1985, a.a.O. S. 1887; vgl. Frings, 1956, a.a.O. S.19/20 (auch in: Wegera, 1986, a.a.O. S. 102/103): In der Mark Meißen entstand in der Mischung zunächst von Mitte und Norden eine koloniale Ausgleichssprache. [...] Für den Osten und darüber hinaus für die Geschichte der deutschen Sprache war es dann von entscheidender Bedeutung, daß der Raum, in dem sich diese Ausgleichssprache bildete, gleichzeitig zum politischen Kräftefeld wuchs. [...] Mit der einheitlichen politischen Füllung des obersächsisch-thüringischen Raumes beiderseits der Saale [...] war der kolonialen meißnischen Ausgleichssprache seit dem 13. Jahrhundert ein weites mitteldeutsches Entwicklungsfeld gesetzt. A.a.O. S. 5 (Wegera, 1986, a.a.O. S. 197). A.a.O. S. 5 (Wegera, 1986, a.a.O. S. 197). Guchmann, 1969, a.a.O. S. 166.
222 Zesen und Opitz, ferner Gottsched und Geliert sowie die Philosophen Thomasius, Wolff und Kant. Es wurde weiter darauf hingewiesen, daß sich die bedeutendsten Dichter Deutschlands, u. a. Goethe, in Weimar und Jena versammelten. Auch die Tatsache, daß die meisten periodischen Presseerzeugnisse in ostmitteldeutschen Städten herausgegeben wurden, wurde als ein Beweis für die kulturelle Führungsrolle Ostmitteldeutschlands gewertet. Dies alles bewirkte, daß sich "die Herausbildung der Einheit der Literatursprache und die Entwicklung eines Systems allgemeinverbindlicher Normen [...] in den Traditionen der ostmitteldeutschen literatursprachlichen Variante"16 vollzog.17. Die in der Forschung immer wieder vertretene Auffassung, daß der ostmitteldeutsche Raum im Prozeß der Herausbildung der neuhochdeutschen Schriftsprache "der" Prestigeraum war, beruht ohne Zweifel zum großen Teil darauf, daß das Ostmitteldeutsche, speziell das Meißnische, von den Sprachtheoretikern des 17. und 18. Jahrhunderts immer wieder als vorbildliche Sprache hervorgehoben wurde und (implizit) die Grundlage ihrer Bemühungen um die Erstellung sprachlicher Normen bildete. Wie die vorliegende Arbeit zeigte, bestand zwischen der Sprachtheorie und der Sprachpraxis im 17. und 18. Jahrhundert jedoch eine erhebliche Diskrepanz: Während in der Sprachtheorie das Ostmitteldeutsche, speziell das Meißnische, als "die" Prestigevarietät galt, ragte in der lexikographischen Praxis das Prestige des Oberdeutschen noch in die Barock- und sogar in die Aufklärungszeit hinein. Die Tatsache, daß Stieler auf lexikalischer und wortbildungsmorphologischer Ebene eine große Anzahl oberdeutscher, aber nur eine kleine Anzahl (ost)mitteldeutscher Einheiten als hochsprachlich behandelte, läßt den Schluß zu, daß das Oberdeutsche für ihn unbewußt noch die "als Prestigenorm anerkannte Leitvarietät"18 war. Das "zentrale Sprachwertsystem"19 lag Ende des 17. Jahrhunderts, was den lexikalischen und den wortbildungsmorphologischen Bereich betrifft, im Oberdeutschen, nicht im Ostmitteldeutschen. Im (Ost)mitteldeutschen vorkommende sprachliche Einheiten hatten - übrigens auch noch im 18. Jahrhundert - in der Regel nur dann eine Chance, als hochsprachlich angesetzt zu werden, wenn sie auch im Oberdeutschen gebräuchlich waren. Von den von Besch herausgearbeiteten Regulatoren der schreibsprachlichen Ausgleichsvorgänge besitzen nur die Prinzipien "Geltungsareal" und "Landschaftskombinatorik" für die vorliegende Arbeit eine gewisse Relevanz. Die Tatsache, daß die Lexikographen hauptsächlich solche Einheiten als hochsprachlich ansetzten, die in mehreren Sprachräumen vorkamen bzw. vorkommen, bestätigt die von Besch aufgestellte These, daß sprachliche Einheiten, die über eine große Fläche verbreitet waren, eine große Chance hatten, in die Hochsprache einzugehen. Daß die Lexikographen bis in die 30er 16 17 18 19
A.a.O. S. 188. A.a.O. S. 166-188. Mattheier, 1979, in:Wegera, 1986, a.a.O. S. 269. A.a.O. S. 292.
223 Jahre des 18. Jahrhunderts bevorzugt Einheiten der sprachgeographischen Konstellation oberdeutsch/mitteldeutsch als hochsprachlich behandelten, spricht für die von Besch festgestellte Bedeutung des ostoberdeutsch-ostmitteldeutschen Sprachraumes im Prozeß der Herausbildung der neuhochdeutschen Schriftsprache.20
20
Vgl. Besch, 1985, a.a.O. S. 1790-1797 und dens. 1967, a.a.O. S. 340-363.
224
obd./md. obd./md./nd. md./nd. obd./nd. obd.
35 9 1 29 20 2
md. nd. Abb. 5:
Stiel. 36
Kra.
Steinb.
Frisch
23 16 3
20 10 3 1
8 11 5 -
-
7 9 _
6 1 2
1 1
1 4 3 1
Ad. 2 6 1
2
Mundartliche Wörter, die in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jhs. als hochsprachlich angesetzt sind
obd./md. obd./md./nd. md./nd. obd./nd. obd. md. nd. Abb. 6:
Stiel.
Kra.
25
20 12
16 10
3
-
-
8 4
5 4
1
1
Steinb. 28 23 5
Frisch 6 4 4
Ad 3 1 -
-
-
-
7 7 1
1
-
-
-
_
1
Mundartliche phonologische Varianten, die in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jhs. als hochsprachlich angesetzt sind
Stiel. 25
Kra. 11
Steinb. 10
Frisch
Ad.
5
-
obd./md./nd.
7
7
3
3
md./nd.
4
-
6 4
-
-
obd./nd. obd. md.
1
-
-
-
-
45 14
2
nd.
2
obd./md.
Abb. 7:
5
12
7
3
3
-
1
1 _
Mundartliche wortbildungsmorphologische Varianten, die in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jhs. als hochsprachlich angesetzt sind
225 Stiel. obd./md. obd./md./nd. md./nd. obd./nd. obd. md. nd. Abb. 8:
17 20 1 -
3 7
Kra. 4 11 2 -
2 1
Steinb.
Frisch
Ad.
5 15 1
5 8 1
5 6 1
-
-
2
4
2 1
5 4
-
1
5 1
Mundartliche Bedeutungen, die in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jhs. als hochsprachlich angesetzt sind
IV. Die Berücksichtigung der Mundarten in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts: dokumentarischer Teil
Erläuterung der Listen Die in den Wörterbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts in der Position des Lemmas verzeichneten landschaftlichen Wörter, phonologischen und wortbildungsmorphologischen Varianten und die im erklärenden Teil des Wörterbuchartikels gebuchten landschaftlichen Bedeutungen werden in der Form von Listen dargeboten. Diese sind folgendermaßen aufgebaut: In der Liste der Mundartwörter wird zunächst das Wort (fett gedruckt) angegeben, dahinter in spitzen Klammern seine Bedeutung: z. B. Lägel: > hölzernes Faß für Getränke, Weinkrug lieben 1436; Bad.: 3, 347/48( )*
Verbr.: verbreitet obd.
6.) lafern: > schwätzen < Stiel.. Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 - 5 : Frisch: 1, 563*
I. II „
Schweiz.: 3, 1 1 0 8 " + ( 1 7 1 8 > * ; Eis.: 1, 564"*; Bad.: 3, 350* Thür.: 4, 6 Preuß.: 3, 730
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt omd. und nd.
7.) die Laffe: a) >Mund< Kra. 1 - 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 ' 2 : -Stiel.: 1,1060
II.
Thür.: 4, 25
III. Verbr.: vereinzelt omd.
4 5 6
Das Wort ist in Duden 4, 1617 als 'landschaftlich' bezeichnet, in Wahrig 4, 375 dagegen als standardsprachliches Wort angesetzt. Adelung bemerkte, daß das Wort nur unpersönlich gebraucht wird, und nur im gemeinen Leben üblich ist, aber in einigen Gegenden auch als ein thätiges Zeitwort mit der vierten Endung gebräuchlich sei. Durch die Angabe "auf dem Bodensee" ist das Wort indirekt als oberdeutsch gekennzeichnet.
235 b) > Ruderblatt < Kra. 1 - 2 ' 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Stiel.: 1,1060
I.
n.
Schweiz.: 3 , 1 1 0 7 + W ; Bair.: I 2 , 1447" Schwab.: 4, 919( + )"; Bad.: 3,45/46*
m
Verbr.: verbreitet obd.
8.)laffen: >lecken< Stiel.. Kra.1-2-3'4, Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 ' 2 : -
I.
Frisch: 1,563/64*
11
n
Schweiz.: 3, 1106/07*; Schwäb.: 4, 919( + )" Rhein.: 5, 37*; Hess.-Nass.: 2,10*; Thür.: 4, 26* Mecklenb.: 4, 804; Schlesw.-Holst.: 3,412 7
Verbr.: verstreut obd., md. und nd.
9.) läge: a) > flach, niedrig, sanft ansteigend < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : -
I.
Stiel.: 1 1111 Steinb. 2 :1,1010 1 Frisch: 1, 564 Kra. 3 - 4 : 197; 266 Ad. 1 : 3,118 1 (v.a. nd.) 8 2 Ad. :2,1969* 1 (v.a. nd.)
II. III.
Schweiz.: 3,1166 + ( 1 7 J h >*; Bair.: I 2 ,1452: Schwäb.: 4, 920" +( >*; Bad.: 3, 3 5 1 + ( 1 8 J h " Rhein.: 5,38/39*; Pfälz.: 4,735*; Shess.: 4, 90*; Thür.: 4,26/27* 9 ; Schles.: 2, 801* Mecklenb.: 4, 875-77" + ( 18Jh >*; Schlesw.-Holst.: 4,436-38; Preuß.: 3, 746/47*
Verbr.: verbreitet obd., md. und nd.
b) > kraftlos, unschmackhaft, kränklich < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, I. Frisch: — II. 1
Ad. :3,118 1 (v.a. nd.) Ad. 2 : 2, 1969* 1 (v.a. nd.)
m.
Thür.: 4,26/27* Mecklenb.: 4,875-77 + < 1 8 J h )*; Schlesw.-Holst.: 4, 436-38*; WfäL: 158/59*
Verbr.: vereinzelt omd.; verbreitet nd.
7 8 9
Im Schleswig-Holsteinischen ist die phonologjsche Variante läppen üblich. Adelung wies in beiden Auflagen des Wörterbuches darauf hin, daß dieses Wort in den genteinen Mundarten vor allem Niederdeutschlandes gebräuchlich sei. Im Thüringischen ist das Wort in dieser Bedeutung nur in bezug auf den Wasserstand üblich.
236 c) > s c h l i m m , b ö s e , v e r ä c h t l i c h < Stiel., Kra. 1 A 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 : -Frisch: 1 , 5 6 4 1 0 Ad. 1 : 3, 118 1 (v.a. nd.) Ad. 2 : 2,1969* 1 (v.a. nd.)
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 875-77 + < 1 8 J h >*; Schlesw.-Holst.: 4,436-38*; Wfäl.: 158/59*
Verbr.: verbreitet nd.
10.) die Läge: > Abschüssigkeit, Niedrigkeit < Kra. 1 Ä 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Stiel.: 1, 1111
I.
Schweiz.: 3,1166 + < 1 7 J h )* 1 1
II.
Shess.: 4, 90* 1 2
III.
Preuß.: 3, 747* 1 3
Verbr.: vereinzelt obd., wmd. und nd.
11.) der/das Lägel14: >hölzernes Faß für Getränke, Weinkrug< Kra.
I.
Stiel.: 1 1121 Steinb. 1 : 196 Steinb. 2 : 1, 1011 1 Frisch: 1,565 Kra. 2 , 3 ' 4 : 280; 197; 266 Ad. 1 - 2 : 3 , 1 7 / 1 8 ; 2,1869
II.
III.
Schweiz.: iweiz.: 3, 1 1 6 7 / 6 8 " + ( 1 7 " 1 8 J h ) * : Bair.: I 2 , 53"; Schwab.: 4, 9 2 1 / 2 2 " + ( 1 7 - l 8 J h > * ; Eis.: 1, 1453"; Sc 571*; Bad.: 3, 3 5 2 + ( ' 1 8 J h - ) * Pfalz.: 4, 736/37" + < 1 7 J h >*; Hess.-Nass.: 2, 11*; Frankf.: 3,1692*; Thür.: 4,27* 1 5 ; Schles.: 2, 784* Mecklenb.: 4, 8 6 5 " + ( 1 7 ' 1 8 J h >*: Schlesw.-Holst.: 3 , 4 2 3 / 2 4 1 6 ; Preuß.: 3, 747/48 ; Br.-Berl.: 3, 59/60"+(17-18Jh>*
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md. und nd.
12.) laichen: a) > spielen, scherzen (auch wollüstig) < Stiel., Kra. 1 - 2 ^ 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: — Ad. 1 - 2 : 3,150; 2, 2001 l 1 7
I.
Schwab.: 4, 928-30+(17.18.)*.
II. III.
Rhein.: 5, 53*; Pfalz.: 4, 742*
B a d
. 3 > 354/55*
Verbr.: verstreut obd. und md.
10 11 12 13 14 15 16 17
In Frischs Wörterbuch findet man das Wort in dieser Bedeutung nur in der Verbindung einen läg halten > verächtlich tractiren Abhang, schiefe Ebene < verzeichnet. Vgl. Anm. 11. Vgl. Anm. 11. Das Wort ist in Duden 4,1620 als 'veraltet, noch landschaftlich' markiert, in Wahrig 4,380 dagegen als standardsprachliches Wort angesetzt. Das Wort ist im Thüringischen Wörterbuch als 'veraltend' bezeichnet. Im Schleswig-Hosteinischen Wörterbuch findet man die Bemerkung 'früher allgemein bekannt, stirbt aber mit der Sache aus'. Nach Adelung kam das Wort in einigen gemeinen Mundarten vor.
237 b) > täuschen, betrügen < Stiel., Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: — Ad. 1 , 2 :3,150; 2,2001 l 1 8
I.
Bair.: I 2 , 1418; Schwab.: 4, 928-30*; Bad.: 3, 354/55( + )"
II. III. Verbr.: verbreitet obd.
13.) das Laken: > Bettuch < Kra. 1 ' 2 - 3 , Steinb. 1 ' 2 : -Stiel.: 1,1061/62 1 (belg.) Steinb. 2 : 1, 958 1 Frisch: 1,566 1 9 1 (nd.) Ad. 1 : 3, 23 1 (ns.) Kra. 4 : 267 Ad. 2 : 2,1874* 1 (ns.)
I. II. III.
Rhein.: 5, 55/56*-Hess.-Nass.: 2, 13*; Ohess.: 2, 532*; Thür.: 4, 33 Mecklenb.: 4 , 8 0 9 - i r + ( 1 7 ' 1 8 J h > * ; Schlesw.Holst.: 3, 400/01*; Wfäl.: 155*; Preuß.: 3, 752/53*; Br.-Berl.: 3,19*; van Dale: 1075/76
Verbr.: verstreut md.; gesamtnd. 2 0
14.) lälchen: > ausschlagen (von Flammen) < Stiel.. Kra. 1 ' 2 ' 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 - 4 :
I. II.
Schweiz.: 3, 1263" ..
Frisch: 1, 566 Verbr.:
vereinzelt obd.
15.)Lamel: > Messerklinge < Stiel.. Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 ,
I.
Frisch: 1, 566
TT
II
Schweiz.: 3,1266"*; Bair.: I 2 ,1430"; Schwäb.: 4, 937*; Eis.: 1, 586*; Bad.: 3, 356* Pfälz.: 4, 745*; Schles.: 2, 785* Mecklenb.: 4 8 9 7 + ( 1 8 J h >; Schlesw.-Holst.: 3, 22 451 +(l7.,l8Jh.)* ; w f ä l . 156*21. Br.-Berl.: 3, 94*
Verbr.: gesamtobd.; verstreut md.; verbreitet nd.
18 19 20 21 22
Adelung bewertete das Wort als in einigen gemeinen Mundarten gebräuchlich. In Frischs Wörterbuch ist die Variante Lake als Lemma angesetzt. Vgl. auch den Deutschen Wortatlas, Bd. 22 (1980), Karte 5. In dieser Mundart war bzw. ist die phonologische Variante Lemmel/Lämmel üblich. Vgl. Anm. 21.
238 16.) das Lami: > Wehklagen, Klageton < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2: -I. II.
Frisch: 1, 566 Ad. 1 ' 2 : 3, 24; 2, 1875
III.
Schwäb.: 4, 938** 1820 ) 23 ; Bad.: 3,35Ö* 24 Osächs.: 2,132( + ); Schles.: 2,785* Mecklenb.: 4, 812" 25
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet omd.; vereinzelt nd.
17.) das Lampsel: > eine Art Bi Stiel., Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: Ad. 1 - 2 : 3,25; 2,1877 (Meißen)
1
I. II. III.
Bair.: I 2 , 1 4 7 4 2 6 Osächs.: 2, 133* 27
Verbr.: vereinzelt obd. und omd.
18.) langen: > lang werden < Stiel., Kra. 1 - 2 ' 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: — Ad. 1 - 2 : 3,50; 2,1901/2 1 (obd.)
I. II.
III.
Schweiz.: 3,1326-28 + < 17 >*; Bair.: I 2 , 1490/91; Schwäb.: 4, 982/83*; Bad.: 3,369 Pfalz.: 4, 766/67*; Hess.-Nass.: 2, 27/28*; Shess.: 4,121-23*; Frankf.: 3,1710*; Thür.: 4, 56/57*; Schles.: 2, 787 Preuß.: 3, 770*; Br.-Berl.: 3, 29
Verbr.: verbreitet obd. und md.; verstreut nd.
19.) die Langvel: > Nachbier < Stiel.. Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 , Ad. 1 '*: Steinb. 2 : 1, 975 Frisch: 1,57Ö 28
s 1
I. II. III.
Osächs.: 2 , 1 3 6 ( + ) + ( 1 8 J h )
Verbr.: obersächsisch
23 In dieser Mundart ist das Wort nur in der Bedeutung > Streit < belegt. 24 Vgl. Anm. 23. 25 Im Mecklenburgischen Wörterbuch wird darauf hingewiesen, daß das Substantiv nur in der älteren Sprache in Gebrauch war. 26 In dieser Mundart ist das Wort nur in der Formvariante Lampel, also ohne s, bezeugt. 27 Vgl. Anm. 26. 28 Frisch lemmatisierte die phonologische Variante Langweil.
239 20.) die Lanke: a) > seitliche Weichteile des Menschen- oder Tierkörpers < Kra.1-2-3-4, Steinb.1'2: -
I. II.
Stiel.: 1,1070 AHU^1'^ z • '
HI.
s
Rhein.: 5,117*; Hess.-Nass.: 2, 33*; Thür.: 4, 64* Mecklenb.: 4, 837; Schlesw.-Holst.: 3, 411; Wfäl.: 156*
Verbr.: verstreut md; verbreitet nd.
b) > Seite des Wassers, wo man fi 1 2 34
12
Stiel., Kra. - - ' , Steinb. ' :-Frisch: 1, 576 1 (märk.),fspr.(Fischer) Ad.1-2: 3, 53; 2, 1 (brandenb.),fspr.(Fischer)
en darf < I. II. III.
Mecklenb.: 4, 837; Br.-Berl.: 3, 32*
Verbr.: verstreut nd.
21.) Lanne: > Gürtel aus Metallblech < Stiel. Kra.1'2, Steinb.1'2, I. Bair.: I 2 , 1476"31 Ad l ' •" II. Thür.: 4,31* 32 IIL Frisch: 1,576 Mecklenb, 4,838-*» Kra.3'4: 197; 26630 Verbr.: vereinzelt obd., md. und nd.
22.) der Lanste: > Bauer, der Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1'2: 3, 53; 2, 1905 1 (Schleswig)
29 30 31 32 33 34
Güter zu Lehen besitzt < I. II. III.
Schlesw.-Holst.: 3, 411 34
Verbr.: Schleswig Holstein
Man findet in der Position des Lemmas folgende Angabe: Lank /die /pl. Lanken / qvod tarnen aliä dialecto Flanken dicitur. In der vierten Auflage des Kramerschen Wörterbuches ist das Wort in der phonologisclien Variante Lahn aufgeführt. Nach Auskunft Schmellers ist das Wort nur in der älteren Sprache bezeugt. Im Thüringischen ist nur die phonologische Variante Lahne belegt. Im Mecklenburgischen Wörterbuch ist das Wort der alten Sprache zugeordnet. Nach Auskunft des Schleswig-Holsteinischen Wörterbuches ist das Wort heute ausgestorben.
240 23.)Iapp: > schlaff, träge < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 ' 2 , Frisch: Ad. 1 ' 2 : 3, 54; 2, 1906
s
I. II. III.
Schweiz.: 3,1348* 3 5 ; Bad.: 3 , 3 7 3 3 0 Rhein.: 5,118*; Osächs.: 2,137*
Verbr.: verstreut obd. und md.
24.) läppen: a) > Lappen aufsetzen, flicken < Steinb. 1 ' 2 Frisch, Kra. 2 : -S t i e l ^ 1070 A d " 2 : 3 ; 5 5 ? 2 ! 1902769 1 (obd, ns.)
I. II.
Schwäb.: 4 , 9 9 2 + ( 1 7 J h > Rhein.: 5,126-28*; Hess.-Nass.:2,35"*; Shess.: 4, 137/38*; Ohess.: 2,536*; Thür.: 4, 69"
IIL
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B r
"
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md. und nd.
b ) > herunterhängen < Stiel.. Kra. 1 ' 2,3 ' 4 , Steinb.1-2, Ad. 1 '*:--
I. II.
Frisch: 1, 576
TTT
Schweiz.: 3,1349*; Eis.: 1, 601*; Bad.: 3,374* Rhein.: 5, 126/27*; Hess.-Nass.: 2, 35*; Ohess.: 2, 536*
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut wmd.
25.) läppen: >mit der Zunge trinken < Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 ,
AdA~
Frisch: 1, 576/77 Kra. 3 ' 4 :199; 269
I. II. III.
Schweiz.: 3, 1348 + ( 1 7 " 1 8 J h ) * ; Bair.: I 2 , 1496; Schwab.: 4, 992( ) + ( 1 7 J h ) ; Bad.: 3, 374* Pfalz.: 4, 780*; Hess.-Nass.: 2, 35*; Shess.: 4, 137/38*; Frankf.: 3, 1714*; Ohess.: 2, 535/36*; Osächs.: 2, 137*; Schles.: 2, 789* Schlesw.-Holst.: 3, 394*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; vereinzelt nd.
35
In dieser Mundart ist das Adjektiv nur in der übertragenen Bedeutung > nicht frisch, schal, abgestanden (von Getränken) < üblich. 36 Vgl. Anm. 35.
241 26.) der Lappen: > tölpelhafter, dummer Mensch < Stiel.. Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 - 2 : -
I.
Frisch: 1, 577
n.
Schweiz.: 3 , 1 3 4 9 " + ( 1 7 1 8 ) ; Bair.: I 2 ,1496; Schwab.: 4, 991/92" + ( 1 7 > ; Eis.: 1,602( + )"; Bad.: 3,373/74 Rhein.: 5,120-24*; Pfalz.: 4,778-80*; Hess.Nass.: 2, 34/35*; Shess.: 4, 133-36*; Ohess.: 2, 536*; Thür.: 4, 66-69*; Osächs.: 2,137*
III. Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.
27.) die Lapperei: >das Flicken < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 - 2 , Frisch: Ad. 1 : 3 , 5 5 l(ns.) Ad. 2 : 2, 1907* 1 (ns.)
II. III.
Thür.: 4, 72*
Verbr.: vereinzelt omd.
28.)
läppschen: > läppisch, kindisch sein; läppisches Z e u g r e d e n ; spielen
im Wasser spielen, planschen, mit Wasser spritzen < verzeichnet.
242 30.) die Läse: > krugähnliches Gefäß mit Henkel und Ausgußöffnung < Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 : -TO
Stiel.: 1 1072 < N > 3 8 Steinb. 1 ' 2 : 188:1,977 Frisch: 1 , 5 7 9 * Ad. 1 - 2 : 3,58; 2,1910
I.
Schwab.: 4,998"
II.
Thür.: 4.79*: Osächs.: 2, 1 4 0 + ( 1 8 J h )*; Schles.: 2 79i+^Jh.V T,' « , , Br Berl : 3 36 " '
TTT IIL
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; gesamtomd.
31.) die Lastadie: >Ort, wo die Waren in die Schiffe ein- und ausgeladen werden; Schiffswerft < Stiel., Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 : Frisch: 1,581 4 0 Ad. 1 - 2 : 3, 67; 2, 1919 Stettin)
1 (z.B.
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 849 + < 17Jh >* 41 ; Preuß.: 3 , 7 8 3 4 2
Verbr.: verstreut nd.
32.) Iaet: >spät< Kra. 1,2,3 ' 4 , Steinb. 1,2 , Ad. 1,2 : — Fri, Y Ä Frisch: 1,582
7
f ^ f "sax) l(nd.)
I. III.
Mecklenb, 4, 8+ 510 U/ h5 1 + W 4 4 ; Wfäl.: 157* 45 ; Br.-Berl.: 3,40 < * >*46
Verbr.: verbreitet nd.
33.) latsch: > langsam < Stiel.. Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 ' 2 : -Steinb. 2 :1, 989
1
II. III.
Schles.: 2, 793(?)
Verbr.: schlesisch?
38 Stieler ordnete das Wort etymologisch falsch dem Verb "lassen" zu und führte es als Nischenlemma in der Form L&ße unter dem Hauptlemma Laßung/L&ße/die/& das Laßen an. 39 Frisch setzte die Form Lasse als Lemma an. 40 In Frischs Wörterbuch ist zusätzlich die Formvariante Lastagie in der Position des Lemmas angeführt. 41 Im Mecklenburgischen Wörterbuch findet man die Bemerkung, daß das Wort nur in der alten Sprache belegt ist. 42 Im Preußischen Wörterbuch ist das Wort als 'veraltet' bezeichnet. 43 Frisch setzte die phonologische Variante lat als Lemma an. 44 In dieser Mundart ist die phonologische Variante lat gebräuchlich. 45 Im Westfälischen Wörterbuchfindetman die Formvariante läte. 46 Vgl. Anm 44.
243 34.) der Lätschel: > nachlässiger, schlaffer Mensch; ungehobelter, schlampiger Kerl < Stiel Kra.1-2-3-4, Steinb.1, Frisch, I. Ad.1' : — Steinb.2: 1,989
n.
s
Schles.:2,793*(1815)
IIL
Verbr.: schlesisch
35.) lätscheln: > herumlümmeln, sich faul, ungesittet aufführen < Stiel.. Kra.1-2-3-4, Steinb.1, Frisch, I. Ad i; - •" II. Schles.: 2,793* III. Steinb.2: 1, 989 Verbr.: schlesisch
36.) die Lauge: >eine Art Weißfische < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1,2, I. Frisch: II. Ad.1-2: 3, 87/88; 2,1939 1 (obd.) III.
Schweiz.: 3, 1172"+(17 )47; Bair.: I2,1453; Schwab.: 4,1043; Bad.: 3,397*
Verbr.: verbreitet obd. 37.) La um: > Dampf < Stiel.. Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, Ad.1-*: -
I. II.
Els.: 1,586/87*; Bad.: 3, 397*
Frisch: 1,587
III.
Mecklenb.: 4, 9Ö7*48
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt nd. 38.) lausen: > langsam sein < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, Frisch: Ad.1: 3, 94 s Ad.2: 2,1945+ s
47 48 49
I. II. III.
Preuß.: 3, 815 »49
Verbr.: vereinzelt nd.
In dieser Mundart ist die Form Laugele bezeugt. Im Mecklenburgischen Wörterbuch ist die phonologische Variante Lom verzeichnet. In dieser Mundart ist die Formvariante lausem belegt.
244 39.) laustem: > lauschen < Steint). 1,2 , Kra. 2 , Ad. 1 - 2 : Stiel.: 1.1091 1 Kra. 1 - 3 - 4 : 133; 201; 271 Frisch: 1, 589
II. III.
Schweiz.: 3, 1480/81" + ( 1 7 ) *; Bair.: I 2 . + 17i8 >*; Eis.: 1 5 2 4 +(17)-Schwab.: 4,1055/56" ( + 17 1, 621 < ->*; Bad.: 3, 401/2 Rhein.: 5,233/34*; Pfälz.: 4,834"*; Hess.-Nass.: 2, 62/65*; Shess.: 4,200/1*; Ohess.: 2, 542/43*; Thür.: 4,144 + < 1 8 )*; Schles.: 2,798 + < l 7 >* Mecklenb.: 4 1042*; Schlesw.-Holst.: 3, 551/52 + ( 1 8 > ; Wfäl.: 167*
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md. und nd.
40.) das Lavor: > Waschbecken < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1,2 : --
I.
Frisch: 1,587 Kra. 3,4 : 200; 270 Ad. 1 , 2 : 3,100; 2, 1952 l 5 0
II.
Schweiz.: 3 1110*; Schwäb.: 4,1067 + < 1 7 J h >*; Eis.: 1, 564 ; Bad.: 3, 405* Rhein.: 5, 250*; Pfälz.: 4, 842/43*; Hess.-Nass.: 2, 67*; Shess.: 4 207*; Frankf.: 3, 9 7Q8* 1 749 + (17.,18.Jh.) ;. Schles.: S r h lp.s • 2, 798
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
41.) Iebern: > gerinnen (von Milch) < Kra.1,2,3'4, Steinb.1,2: -Stiel.: 1, 1099 Frisch: 1, 592 5 1 Ad. 1 , 2 : 3, 109; 2, 1960
II
Bair.: I 2 ,1414" 5 3 ; Schwab.: 4,1215* 5 4 Rhein.: 5, 429* 55 ; Pfälz.: 4, 967*; Hess.-Nass.: 2, 138*; Shess.: 4, 323*; Thür.: 4, 255/56* 5 6 ; Osächs.: 2, i7i+(l8Jh)*57. Schles.: 2, 799* 58
TT
Mecklenb.: 4, 863* 59
I.
l52
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.; vereinzelt nd.
50 51 52 53 54 55 56 57 58 59
Adelung kennzeichnete das Wort als im gemeinen lieben einiger Gegenden gebräuchlich. In Frischs Wörterbuch findet man das Wort nur in der Verbindung gelebirt Blut. Vgl. Anm. 50. Nach Schmeller war das Wort im Bairischen nur in der älteren Sprache üblich. Im Schwäbischen ist das Wort nur reflexiv gebräuchlich. In diesem Wörterbuch ist das Verb in der phonologischen Variante libern als Lemma angesetzt; es ist in dieser Mundart aber auch lebem gebräuchlich. Vgl. Anm. 55. Vgl. Anm. 55. Im Schlesischen ist nur die wortbildungsmorphologische Variante leben belegt. Im Mecklenburgischen ist die phonologische Variante läwem in Gebrauch.
245 42.) die Leckasie: >der Schaden, den man bei flüssigen Waren durch das Auslecken erleidet < Stiel., Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 ; Steinb. 1 ' 2 Frisch: ~ Ad. 1 ' 2 : 3, 111; 2, 1962 fspr.(Schiffahrt)
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 866* 60
Verbr.: vereinzelt nd.
43.) der Lederer: > Gerber < Steinb. 1 ' 2 , Kra. 2 , Ad. 1 ' 2 : --
I.
Stiel.: 1, 1107 Kra. 1 :134 Frisch: 1, 593* Kra. 3 - 4 : 202; 272
TTT 11L
Schweiz.: 3, 1074 + i 1 7 Jh >; Bair.: I 2 , 1440" +(17Jh.). S c h w ä b . : 4, 1088"; Bad.: 3, 413*
n
Verbr.: verbreitet obd.
44.) ledigen: >frei-, losmachen; befreien; leeren < Kra. 1,2 , Steinb. 1 : -
I.
Stiel.: 1 1108 Steinb. 2 : 1, 962 1 Frisch: 1, 593 6 1 1 (ns.) Kra. 3 ' 4 : 202; 272 Ad. 1 ' 2 : 3, 116; 2, 1967 (a)162
II. III.
Schweiz.: 3 , 1 0 7 9 ' + ( 1 7 J h )*: Bair.: I 2 ,1438-40; Schwäb.: 4, 1094/95" + ( 1 8 J h > Pfalz.: 4, 867( +)"; Hess.-Nass.: 2, 76* 63 : Frankf.: 3,1763"; Ohess.: 2,546" + ( 1 7 J h ) Preuß.: 3, 843*
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.; vereinzelt nd.
45.) die Lehde: > wüstes, unbebautes Stück Land; Brachacker < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : Stiel.: 1,1111 < N > S S M • 266 Ad. 1 - 2 : 3,122; 2, 1973 l,fspr.(Landw.)
I. II. IIL
Thür.: 4, 179/80*; Osächs.: 2, 158 + < 1 8 J h >*; Schles.: 2, 800"* B r
-Bed:
3
'
69+(18 Jh )
Verbr.: gesamtomd.; vereinzelt nd.
60 Im Mecklenburgischen Wörterbuch ist das Wort in der Formvariante Leckaasch gebucht. 61 In Frischs Wörterbuch ist das Verb als Reflexivum, sich ledigen, und zwar in der speziellen Bedeutung >sich von der Klage und Beschuldigung loß machen, oder von andern gerichtlichen proceduren befreyen< verzeichnet. 62 Adelung wies darauf hin, daß das Verb zu seiner Zeit nur noch in den Zusammensetzungen erledigen und entledigen üblich war; damit kennzeichnete er das Simplex indirekt als veraltet. 63 Im Hessisch-Nassauischen hat das Wort die spezielle Bedeutung >die Nachgeburt abstoßen (von Kühen) fähig, ein Lehen Stiel., Kra. - - ' , Steinb. ' : 1 2 3 4
1 2
Frisch: 1, 597 Ad. 1 ' 2 : 3, 123; 2,1974
bekommen < I.
Schwab.: 4,1105( + )"
n. m. Verbr.: vereinzelt obd.
47.) lehne: a) > sanft ansteigend, leicht geneigt < Kra. 1 , Steinb.1-2, Frisch: -Stiel : l 1055 Kra. 2 ^- 4 :198; 202; 267 Ad.1-2: 3,128; 2,1980 6 5
I. II.
Hess.-Nass.: 2, 8 4 + ( 1 8 J h ) * ; Shess.: 4, 95* 6 0 ; Thür.: 4,186/87*; Osächs.: 2 , 1 5 9 + ( i f U h > *
m m -
Verbr.: verstreut md.
b) > etwas feucht, halbtrocken (vom Weizen vor seiner völligen Reife, wenn er geschnitten und in die Banse gelegt wird) < Stiel., Kra. 1 A 3 - 4 , Steinb.1'2, Frisch:
Ad. 1 ' 2 :3, 128; 2, 1980 1 (osächs.), fspr.(Landw.)
I. II.
Osächs.: 2 , 1 5 9 + ( 1 8 J h >
IIL
Verbr.: obersächsisch
48.) die Lehne: > e i n e Art des Ahorns oder Maßholders < Stiel., Kra.1-2^-4, Steinb.1-2, Frisch:
~
Ad.1-2: 3, 129; 2,1980 1
I.
Schwäb.: 4,1174*
n.
Thür.: 4,316* 6 7
111
i J S ^ } ® « ^
^
3
'
Verbr.: vereinzelt obd. und omd.; verbreitet nd.
65 66 67 68 69
Nach Adelung war dieses Wort in den gemeinen Sprecharten üblich. Im Sfidhessischen ist die phonologische Variante lohn gebräuchlich. In dieser Mundart findet man die Lautvariante Löne. In dieser Mundart ist die Form der Lein bezeugt. Vgl. Anm. 68.
^
247 49.) die Lehne: > wildes Schwein < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 ' 2 , Frisch: —
I. II. III.
Ad. 1 - 2 : 3,129; 2,1980 1
Schwäb.: 4,1243( + ) " + ( 1 7 ) 7 0
Verbr.: vereinzelt obd.
50.) der Lehner: a) >eine Person, die eine Sache von einer anderen zu Lehen trägt < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 2 : — , Ad. 1 : 3, 124
I.
Bair.: I 2 1463/64" + ( 1 7 J h ); Schwab.: 4,1106" + 18Jh ( )'
II. m
Verbr.: verstreut obd.
b) > derjenige, der einem anderen etwas leiht < Stiel., Steinb. 1 - 2 , Frisch, Kra. 2 : -,,, A d ^
l S i
2
^ ^
I. II. ra
"
Pfalz.: 4, 881* 72 ; Osächs.: 2,163* Mecklenb.: 4 , 8 8 2 *
2
Ad! : 2, 1983* Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt nd.
51.) leibig: a) > wohlgenährt, beleibt, dick< Steinb.1,2: I. Schweiz.: 3, 981*; Bair.: I 2 , 1411-13"; Schwab.: 4, Stiel.: 1 1133 Kra. 1 - 2 '*' 4 :134; 289; 203; 274 Frisch: 1, 600 Ad. 1 : 3 , 1 4 5 7 4 Ad. 2 :2,1996*
II. III.
1125-+*; Eis.: 1, 543'* Rhein.: 5,330*; Hess.-Nass.: 2, 89*; Thür.: 4, 195/96* Preuß.: 3,858*
Verbr.: gesamtobd.; verstreut md.; vereinzelt nd.
b) > körperlich < Stiel.. Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 '*: -Steinb. 2 : 1,1027**
I. II. III.
Schles.: 2, 802(?)
Verbr.: schlesisch? 70 71 72 73 74
In dieser Mundart ist die Lautvariante Liene bezeugt. Adelung wies in beiden Auflagen darauf hin, daß das Wort im Hochdeutschen ungewöhnlich sei. In dieser Mundart ist das Wort nur in der speziellen Bedeutung > Geldverleiher < bezeugt. Vgl.Anm.72. Adelung bemerkte in beiden Auflagen des Wörterbuches, daß das Wort nur im gemeinen Leben vorkomme.
248 52.) das Leich: a) > ebener Platz, Spielplatz, Kegelbahn < Kra.1'2-3'4, Steinb.1-2, Frisch: -I. II. Thür.: 4,197/98*(1801> Stiel.: 1,1122 7 5 III. Ad.1: 3,148 1 (thür.) 2 Ad. : 2,1999* 1 (thür.) Verbr.: thüringisch
b) > Straßen-, Flurname < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, Frisch: — Ad.1: 3,148 1 (thür.) Ad.2: 2,1999* 1 (thür.)
II. III.
Thür.: 4,197/98*
Verbr.: thüringisch
c) > Mal, Ruheplatz bei Kinderspielen, Ziel< Stiel, Kra.1'2-3'4, Steinb.1'2, I. Frisch: II. Thür.: 4, 197/98* Ad.1: 3,148 1 (thür,fränk.)76 Ad.2:2,1999* 1 (thür,fränk.)
53.) die Leide: > Trauerkleid < Kra.1'2-3-4, Steinb.1'2, Frisch, Ad.1-2: -Stiel.: 1,1136
IIL
Verbr.: thüringisch
II. III.
Thür.: 4, 210+
Verbr.: thüringisch
54.) leidmütig: .> trauernd < Stiel.. Steinb.1,2, Frisch, Kra.2, Ad.1'*:--
I. II.
Kra.1-3'4: 135; 204; 275
TTT
Schwab.: 4,1145 +(17 )* Rhein.: 5,349*; Pfalz.: 4, 910; Hess.-Nass.: 2, 102; Shess.: 4,269; Frankf.: 3,1784
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet wmd.
75 Es handelt sich hierbei um eine falsche Etymologisierung Stielers, der das Wort Laich, laichen zuordnete. 76 Adelung wies in beiden Auflagen des Wörterbuches zusätzlich darauf hin, daß das Wort im gemeinen Leben gebräuchlich sei.
249 55.) leidsam: > etwas (v.a. ein Übel) mit Geduld ertragend, zum Dulden geneigt < Stiel., Steinb.1'2, Kra2: -I. II. III.
Kra. 1 - 3 - 4 :135; 204; 275 Frisch: 1,6Q1 Ad. 1 :3,160 Ad. 2 : 2,2011*
Ohess.: 2, 553 Br.-Berl.: 3, 83*
Verbr.: vereinzelt wmd. und nd.
56.) die Leihung: >das Leihen < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : -
I. II. III.
Stiel.: 1, 1124 Kra. 3 - 4 : 204; 275
Schwab.: 4,1148(+)"
Verbr.: vereinzelt obd.
57.) Leilach: > Bettuch < Steinb. 1 , Kra. 2 : -Stiel.: 1 1061/62 78 Kra. 1 - 3 ' 4 : 135; 204; 275 Steinb. 2 : 1, 1030 Frisch: 1,561/62 Ad. 1 - 2 : 3, 162; 2, 2013 79 obd.) 8 0
1 (v.a.
I.
Schweiz.: 3,1004/05- + ( 1 7 ' 1 8 J h >*; Bair.: I 2 , 1417": Schwab.: 4, n48- + ( 1 7 -. 1 8 J h >* ; Eis.: 1, 546" •(17JK.)*; Bad.: 3, 355*
II.
Pfalz.: 4, 9i5-+tt8.Jh.)*; S h e s s . 4> 274"*; Ohess.: 2, 532*; Thür.: 4, 218"; Schles.: 2, 804" + ( 1 7 J h ) Mecklenb.: 4, 894* 81 ; Schlesw.-Holst.: 3,450 8 2 ; Preuß.: 3, 872•83
in.
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md. und nd.
77 Man findet in beiden Auflagen des Adelungschen Wörterbuches die Bemerkung, daß das Wort im Hochdeutschen fremd sei. 78 Man findet in Stielers Stammbaum in der Position des Lemmas folgende Angabe: Lak/& Laken/das/Belg. est, olim Lach/unde Leilach/quasi LeinLaken. 79 Adelung setzte in beiden Auflagen die FormVariante Leinlaken als Lemma an. 80 Adelung wies darauf hin, daß das Wort nur im gemeinen Leben, vor allem Oberdeutschlandes vorkomme. 81 In diesem Mundartwörterbuch ist die Formvariante Leilaken verzeichnet. 82 Vgl. Anm. 81; nach Auskunft des Schleswig-Holsteinischen Wörterbuches ist das Wort im Volksmund heute nicht mehr gebräuchlich. 83 Vgl. Anm. 81.
250 58.) leinen: > auftauen < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2: Frisch: 1, 603 Ad.1: 3,166 1 (obd.)84 Ad.2: 2, 2017* 1 (obd.)
I. II. III.
Bair.: I 2 ,1480 Pfalz.: 4, 923*; Thür.: 4, 129*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
59.) leinwanden: > aus Leinengewebe bestehend, leinen < Stiel., Kra.1-2^4, Steinb.1-2, Frisch: ~
I. II.
Schwab.: 4,1158 + ( 1 7 - 1 8 J h ) 8 5 Thür.: 4,225*
Ad.1,2: 3, 168; 2, 2019
III.
Preuß.: 3, 880*
Verbr.: vereinzelt obd., omd. und nd.
60.) die Leise: > Gleis, Wagenspur < Stiel.. Kra.1'2-3-4, Steinb.1, Frisch, Ad.1*:
I.
-
, Steinb.2: 1, 1031
II. III.
Schweiz.: 3, 1420/21"*; Bair.: I 2 , 1511; Schwäb.: 4,1160/6r + < 17Jf, ->*; Eis.: 1, 613( )" Rhein.: 5, 374*; Pfälz.^4, 926( + )'; Hess.-Nass.: 2, 116*; Ohess.: 2, 555*; Thür.: 4, 226*; Schles.: 2, 805(?) Preuß.: 2, 407/08*; Br.-Berl.: 3, 102 + ( 1 8 J h )*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; verstreut nd.
61.) Leiste: > Geschwulst an der Fessel des Pferdes < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1-2, Frisch: -
I. JJ
Ad.1-2:3, 169/70; 2,2019-21
IIL
Schwab.: 4, 1163"; Bad.: 3,437 + < 18 )
Verbr.: vereinzelt obd.
62.) Leiste: >Bahn, Gleis < Stiel., Kra.1'2-3-4, Steinb.1, Frisch: — Steinb.2: 1, 1032 Ad.1-2: 3, 169/70; 2, 2019-21 1 (obd.)86
84 85 86
I. II. III.
Bair.: I 2 ,1524 Schles.: 2,805(?)
Verbr.: vereinzelt obd. (und md.?)
Nach Adelung begegnete dieses Wort nur in den gemeinen oberdeutschen Mundarten. Im Schwäbischen Wörterbuch ist die Formvariante leinwaten lemmatisiert. Nach Adelung kam das Wort in vielen Gegenden Oberdeutschlandes vor.
251 63.) die Leite: > langes, nicht sehr dickes Faß< Stiel., Kra. 1A3>4 ( Steinb.1'2: -Frisch: 1,605 Ad. 1 :3,172 Ad. 2 : 2,2023
I. n.
Thür.: 4,229*
m m
l87 1
"
Verbr.: thüringisch
64.) die Leite: > abhängige Seite eines Berges oder Hügels; Bergabhang < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2: Frisch: 1, 604 88 Kra. 3 ' 4 : 204; 276 Ad.1-2: 3,172; 2,2023 obd.) 89
1 (v.a.
I. II. in.
Bair.: I2,1534"; Schwäb.: 4,1166/67" Hess.-Nass.: 2,117*; Thür.: 4,229 + ( 1 7 J h >; Osächs.: 2, i66 + ( 1 7 - 1 8 J h >*; Schles.: 2, 805"* Mecklenb.: 4, 948+(18Jh-)*; Schlesw.-Holst.: 3, 489/90*
Verbr.: verstreut obd., md. und nd.
65.) lenden: >auf etwas zielen < Stiel., K r a . w ' 4 , Steinb.1'2, Ad. 1 ' : -Frisch: 1, 606*
Schweiz.: 3,1308/09" + ( 17Jh >; Schwab.: 4, 950/51"
I. II TT
Verbr.: verstreut obd.
66.) die Lernung: >das Lernen < Kra.1-2-3'4, Steinb.1-2, Frisch, Ad. 1 ' 2 : --
I.
Stiel.: 1,11
m
Bair.: I 2 ,1502" 90 ; Schwäb.: 4,1188(+)"
IL
"
Verbr.: verstreut obd.
87 In der ersten Auflage wies Adelung zusätzlich darauf hin, daß das Wort im gemeinen Leben üblich sei. 88 In Frischs Wörterbuch findet man in der Position des Lemmas die Angabe die Leit oder Leiten. 89 Nach Adelung handelte es sich hierbei um ein in den gemeinen Mundarten, besonders Oberdeutschlandes sehr bekanntes Wort. 90 Schmeller wies darauf hin, daß das Wort nur in der älteren Sprache Üblich war.
252 67.) die Lerpe: > verzogener Mund Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Stiel.: 1, 1055
I. II. III.
Schweiz.: 3,1385* 9 1 Thür.: 4,240*
Verbr.: vereinzelt obd. und omd.
68.) letz: > langsam < Stiel.. Kra. 1 - 2 ' 3 ' 4 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 *: -2
Steinb. : 1,1045**
I. II. III.
Schles.: 2,808(?)
Verbr.: schlesisch?
69.) letz: > links, umgewandt < Stiel., Kra. 1 - 2 ' 3 ' 4 , Steinb. 2 ,
Ad.1-1: --
Steinb. 1 :204 9 2 Frisch: 1, 590* 1 (eis. u. benachbarte Dialekte)
I.
n
Schweiz.: 3,1549-55" + < 18Jh >*; Bair.: I 2 , 1546/47; Schwäb.: 4,1193-95" + ( 1 7 J h >; Eis.: 1, 634/35-+( 1 7 J h >* Rhein.: 5, 407*; Pfalz.: 4, 945-47 + ( 1 8 J h >*; Shess.: 4, 307*; Frankf.: 3, 1800*
TT
Verbr.: gesamtobd.; verstreut md.
70.) die Letze: > befestigte Grenze oder Linie eines Stück Landes < Stiel., Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 : --
I.
Frisch: 1, 610 Ad. 1 ' 2 : 3,184; 2,
n
1 (obd.) 9 3
Schweiz.: 3,1558-62" + ( 1 7 1 8 >*; Schwab.: 4,119598"; Bad.: 3, 446( + )" Pfalz.: 4, 947( +V; Shess.: 4, 307( +); Frankf.: 3, 1800
III. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
91 Im Schweizerischen Idiotikon ist das Wort in der Bedeutung >Hängemaul< verzeichnet. 92 Aus Steinbachs Bemerkung quibusdam est adjectivum fehlen, verkehrt handeln< Stiel.. Kra.1-2-3-4, Steinb.1'2 Ad.1-2: --
I.
Frisch: 1,610*
IIL
Schweiz.: 3, 1555" + ( 1 7 1 8 >*; Schwab.: 4, 1199*
IL
Verbr.: verstreut obd.
72.) die Liberey: > Bibliothek < Stiel., Kra.1,2, Steinb.1-2: -Frisch: 1, 611 Kra.3-4: 206; 277 Ad.1: 3,194 a Ad.2: 2, 2044* a
73.) Liberey: > Abzeichen an Ad. 1 ' 2 :Stiel.: 1, 112395 Kra. 1 - 2 ^ 4 : 136; 293; 206; 277 Steinb.1-2: 204; 1, 1052 Frisch: 1,611
Bair.: I 2 , 1413"+; Schwab.: 4, 1214"; Eis.: 1,544(+)' II. III.
Mecklenb.: 4, 904'94
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt nd.
Kleidung < I. II. III.
Bair.: I 2 , l413" + ( 1 7 J h >
Verbr.: vereinzelt obd.
74.) lichten: a) >in die Höhe Stiel., Kra.1'2-3-4, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1-2: 3, 202; 2, 20521 (ns.), fspr.(Seef.)
I. II. III.
Hess.-Nass.: 2,141* Schlesw.-Holst.: 3,470
Verbr.: vereinzelt wmd. und nd.
b) > leichter machen < Stiel, Kra.1'2-3'4, Steinb.1-2, Frisch: — Ad.1-2: 3, 202; 2, 20521 (ns.), fspr.(Seef.)
94 95
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 909*
Verbr.: vereinzelt nd.
Im Mecklenburgischen Wörterbuch ist das Wort der alten Sprache zugeordnet. Stieler setzte die phonologische Variante Lieferey als Lemma an, wies jedoch darauf hin, daß das Wort zu seiner Zeit Lieberey geschrieben wurde.
254
75.) der Licent: > Warensteuer, Zollabgabe, Akzise < Stiel., Kra. 1 - 2 - 3,4 , Steinb. 1 ' 2 : -Frisch: 1, 611 Ad. 1 - 2 : 3, 194; 2, 2044/45 9 6
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 9 5 0 + ( 1 8 J h > ; Preuß.: 3, 956 *(182l)97
Verbr.: verstreut nd.
76.) liefern: > gerinnen < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 : Steinb. 2 :1,1055 Frisch: 1, 613* Ad. 1 - 2 :3,215; 2,
I. II. III.
Thür.: 4, 255/56
Verbr.: vereinzelt omd.
77.) die Liene(n): > Waldrebe (clematis vitalba) < Stiel., Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Fnsch: -
I. n.
Ad. 1 - 2 :3,218; 2,2069
IIL
1
Bair.: I 2 ,1481; Schwab.: 4,1243" Rhein.: 5,466* 9 8 ; Shess.: 4,345*
Verbr.: verstreut obd. und wmd.
78.) Limbel: >Saum< Stiel.. Kra. 1 Ä 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Ad.1-*: -Frisch: 1,615
l(obd.)
II. m.
Pfalz.: 4, 990*
Verbr.: vereinzelt wmd.
79.) das Lind: > Lindenbast < Stiel., Kra. 1 A 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 - 2 : Frisch: 1, 616*
n. in.
Ohess.: 2,561"*
Verbr.: vereinzelt wmd.
96 In beiden Auflagen charakterisierte Adelung das Wort als in vielen Ländern üblich. 97 Das Substantiv ist im Preussischen Wörterbuch als veraltet bezeichnet. 98 Im Rheinischen ist das Wort nur in der Zusammensetzung Lien-hecke belegt.
255 80.) das Lintels: >Band aus Leinen, das vorn an die Ärmel der Hemden gesetzt wird; Bund< Stiel., Kra. 1 A 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: — Ad. 1 , 2 : 3, 227; 2, 2077/781 (ns.), fspr.(Nähterinnen)
I. II. III.
Mecklenb.: 4 , 9 4 5 * "
Verbr.: vereinzelt nd.
81.) Lobbe: > Halskrause < Stiel.. Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 - 2 ,
Ad1*-
Frisch: 1, 618
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 950 1 0 0 ; Wfäl.: 162*
Verbr.: verstreut nd.
82.) Locat: > Gehilfe des Schulmeisters, Unterlehrer < Stiel.. Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 - 2 : -
I.
Frisch: 1,618
n L
n
Bair.: I 2 , 1469 + (17.Jh.); Schwäb.: 4,1278/79( )" .
Verbr.: verstreut obd.
83.)
löffeln: > b u h l e n < 1 2
Kra. - : -Stiel.: 1,1061 Steinb. 1 - 2 : 208; 1,1069 1 Frisch: 1, 619 Kra. 3 - 4 :208; 280 Ad. 1 - 2 : 3, 16; 2, 1867/68 1 (obd.)
I. II.
Schwab.: 4,1276 + ( 1 7 >; Eis.: 1,569( + )" Rhein.: 5, 527*; Pfälz.: 4,1017 + < 1 8 >; Ohess.: 2, 547*
III. Verbr.: verstreut obd. und md.
99 Im Mecklenburgischen Wörterbuch ist das Wort in der Bedeutung >Rock-, Schürzenbund < verzeichnet. 100 Das Wort ist im Mecklenburgischen nur in der älteren und alten Sprache bezeugt.
256 84.) das Loh: > sumpfige Gegend, Morast < Stiel, Kra.1-2'3-4, Steinb.1'2: -I. Schweiz.: 3, 951 *101; Bair.: I2, 1466/67+(i7Jh-)102; Schwab.: 4, 1276-78" +(17,'l8 Jh.)*103 Frisch: 1, 620 Ad.1'2: 3, 243; 2,2093 1 II. Rhein.: 5, 528*- Pfälz.: 4,1018"*; Ohess.: 2,56 Thür.: 4, 312*104; Osächs.: 2,181"*105 III. Schlesw.-Holst.: 3, 501/02*106; Wfäl.: 162107 Verbr.: verbreitet obd. und md.; verstreut nd.
85.) lören: >ein Geschrei machen, heulen < Stiel, Kra.1-2'3'4, Steinb.1-2: -I. Schweiz.: 3, 1375* II. Frisch: 1, 621 TTT IIL Ad.1:3,248108 " 2 Ad. : 2, 2098* Verbr.: vereinzelt obd.
86.) die Lorke: > geschmackloses, trübes Getränk < Stiel, Kra.1-2'3'4, Steinb.1-2, I. Frisch: 12
"
Ad. - : 3, 250; 2, 2100«»
II. m
Rhein.: 5, 541*; Thür.: 4, 318*-Osächs.: 2, B r .. B e r l : 3> 1 3 4 + (l8Jh r
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
101 In dieser Mundart ist das Wort in der Bedeutung >Wald, Gehölz, Waldlichtung, Gebüsch < bekannt, die im weiteren Sinne zu der in Frischs und Adelungs Wörterbuch angegebenen gezählt werden kann. 102 VgLAnm. 101. 103 VgLAnm. 101. 104 VgLAnm. 101. 105 VgLAnm. 101. 106 VgLAnm. 101. 107 VgLAnm. 101. 108 Adelung wies in beiden Auflagen darauf hin, daß das Wort im Hochdeutschen unbekannt sei. 109 Das Wort wurde bereits 3,79 bzw. 2,1930 als im gemeinen Leben verderbte Form des Wortes Lauer bezeichnet.
257 87.) die Lorke: > Kröte < Stiel., Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 : --
I. II.
IdMß.'S2,2100
IIL
1 (ns.) 1 1 0
^ ^ i Ä -
978
* ; Schlesw.-Holst, 3 , 5 1 l ' ;
Verbr.: verbreitet nd.
88.) Lösch: > eine Art Leders < Stiel., Kra. 1 - 2 ' 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 , A d . 1 ' . --
I. n.
Frisch: 1, 620*
111
Bair.: I 2 , 1521/22" 1 1 2 ; Schwäb.: 4, 1292( + )"
Verbr.: verstreut obd.
89.) losen: > los werden < Stiel, Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: —
I. II. III.
Ad. : 3, 258 a Ad. 2 : 2, 2107* a 1
Preuß.: 3, 984*
Verbr.: vereinzelt nd.
90.) der Löser: a) > Befreier < Stiel.. Kra. 1 - 2 ' 3 - 4 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 ' : --
I. II.
Schles.: 2, 821(?)
III.
Steinb. 2 :1,1077
Verbr.: schlesisch?
b) > derjenige, der eine Schuld Stiel, Kra. - ' ' , Steinb. ' , Frisch: 1 2 3 4
Ad. 1 : 3, 2 6 0 / 6 1 1 1 3 Ad.2:2,2109/10*
1 2
>-, einlöst < I.
Schwäb.: 4 , 1 2 9 7 / 9 8 " + ( 1 7 J h >
II. III. Verbr.: vereinzelt obd.
110 Adelung bemerkte, daß dieses Wort im gemeinen Leben eine Art Wasserkröten bedeutete, daß aber im Niedersächsischen auch eine jede Kröte Lork genannt werde. 111 Im Westfälischen Wörterbuch ist dieflexionsmorphologischeVariante der Lork verzeichnet; ferner wird darauf hingewiesen, daß das Wort als Scheltwort gebraucht wurde bzw. wird. 112 Laut Schmeller war das Wort nur in der älteren Sprache gebräuchlich. 113 Adelung wies in beiden Auflagen darauf hin, daß das Wort im Hochdeutschen ungebräuchlich sei.
258 91.) Loos: > weibliches Schwein < Stiel., Kra.1-2'3'4, Steinb.1'2, Ad.1' : —
I.
Frisch: 1, 621
H. III.
Schweiz.: 3, 1425/26+(17.,l8Jh.)\ B a i r . j2
Schwab.: 4,1293/94"+ (17.,18Jh.) . E l s . ^ 615 ( + )" Rhein.: 5, 556*; Pfälz.: 4, 1029'*; Shess.: 4, 387/88"*
1516;
Verbr.: gesamtobd.; verstreut md.
92.) Löslein: > eine Art Semmel < Stiel.. Kra.1-2-3-4, Steinb.1'2, Ad.1' : Frisch: 1, 622 1 (Nürnb.)
I. II. III.
Bair.: I2, 1515/16" (Thür.: 4,328* 114 )
Verbr.: vereinzelt obd. (und omd.)
93.) lötig: > ein Lot wiegend; vollwichtig (von Edelmetallen) < Stiel., Steinb.1:--
I.
Kra.1'2;3'4: 138; 298; 209; 282 Steinb.2:1,1080 Frisch: 1, 624 Ad.1'2: 3,264/65; 2,2113
n
.
Schweiz.: 3, 1502/03" +(17 , 1 8 J h >* 1 1 5 ; Schwäb.: 4, - (17JA.)
1304 +
Thür.: 4,332"
TTT
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
94.) Lotten: > viereckige, von vier Brettern zusammengeschlagene Kästen, die man ineinander steckt, die Luft darin fortzuführen < Stiel.. Kra.1-2'3'4, Steinb.1-2, Ad
--
Frisch: 1,624/25
I. II.
fspr.(Bergw.)
Thür.: 4,333*
IIL
Verbr.: vereinzelt omd.
114 Im Thüringischen Wörterbuch ist das Wort in der Bedeutung > vorgeformter Abschnitt einer Semmel < belegt. 115 In der heutigen schweizerischen Mundart ist das Wort nur noch im Sinne von > völlig, baar, lauter < gebräuchlich.
259 95.) lotter: >locker< Stiel., Steinb. 1 , Ad. 1 - 2 : -K r a . 1 A 3 - 4 : 1 3 8 ; 298; 209; 282 Steinb. 2 : 1,1081 Frisch: 1, 625*
I. n
Bair.: I 2 , 1 5 4 0 + ( 1 7 J h ) * ; Schwäb.: 4,1305"*; Eis.: 1, 625* Pfälz.: 4,1040*; Hess.-Nass.: 2,172*; Shess.: 4, 400/01*; Ohess.: 2,564/65*; Thür.: 4,334*; Schles.: 2, 822(?)
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
96.) Lüchtnis: > Beleuchtung < Stiel.. Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Ad.1-*:Frisch: 1,609*
1 (ns.)
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 1001
Verbr.: vereinzelt nd.
97.) luck/lück: > locker
*; Bair.: I 2 , 1462/63"; Schwab.: 4, 1326'*; Eis.: 1, 577'* Rhein.: 5,586/87*; Pfalz.: 4,1053"*; Shess.: 4, 419/20*; Thür.: 4, 354*; Schles.: 2, 824 + < 17 J h '*
III. Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.
102.) lumlecht: >lummernd, hängend < Stiel.. Kra. 1 ' 2 ' 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 ' : ~ Frisch: 1,628*
I. IL
Schwäb.: 4, 1333/34( + )" -
IIL
Verbr.: vereinzelt obd. 124 Schmeller wies darauf hin, daß das Wort nur in der älteren Sprache üblich war. 125 Stieler bezeichnete das Wort als antiquissimum Germanicum vocabulum und gab die Verbreitung in Sveviä, Bavariä, Helvetiä, & alibi an. 126 Adelung machte in beiden Auflagen darauf aufmerksam, daß das Wort im Hochdeutschen unbekannt, aber noch in einigen oberdeutschen Gegenden üblich sei.
261 103.) lumlen: > schlaff hängen < Stiel.. Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 -*: -Frisch: 1, 6 2 7 / 2 8
I. II „
Schweiz.: 3, 1269"* 127 ; Bair.: I 2 , 1 4 7 3 + ( 1 7 J h ) ; Schwäb.: 4,1334"*; Eis.: 1, 588( + )" Rhein.: 5, 601*; Osächs.: 2, 190( + )
Verbr.: gesamtobd.; verstreut md.
104.)lumm: > weich, locker < Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 ' 2 : -
I. „
Stiel.: 1, 1185
TI
Schweiz.: 3, 1269*; Schwab.: 4, 1 3 3 3 + < 1 8 J h > Rhein.: 5, 600/01*; Pfalz.: 4, 1059* 1 2 8 ; Hess.Nass.: 2, 183*; Ohess.: 2, 566*; Thür.: 4, 362/63*
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.
105.) luncken: > s c h a u e n , s e h e n < Stiel.. Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Kra. 2 ' 3 ' 4 , Ad. 1 ' 2 : -1
Kra. : 139
I. II.
Rhein.: 5, 620*
III. Verbr.: vereinzelt wmd.
106.) L u n d e n : > e i n e A r t Z i m m e r h o l z < Stiel.. Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 , 2 : Frisch: 1,628*
I. IL
Schwab.: 4 , 1 3 4 1 ' 1 2 9 ..
111
Verbr.: vereinzelt obd.
127 Im Schweizerischen Idiotikon ist das Wort in der Formvariante lummen verzeichnet. 128 Im Pfälzischen Wörterbuch findet man die Formvariante lummer. 129 In Frischs Wörterbuch wie auch im Schwäbischen Wörterbuch findet man Fronsperg als einzigen Beleg für das Wort.
262 107.) lunschen/lunsen/lunzen: > leicht schlafen < Kra.1A3,4, Steinb.1-2, Frisch, I. Schweiz.: 3,1347*; Bair.: I2,1495/96' 1 2 Ad. - :-II. Rhein.: 5,622*130; Pfalz.: 4,1072*; Hess.-Nass.: 2,192*; Shess.: 4,445/46*; Frankf.: 4,1876*131; + 18 ih Stiel.: 1,1055 Ohess.: 2,567*; Thür.: 4,382/83 ( - >; Schles.: 2, 827* III. Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.
108.) die Luntsch: > ein faules Weib < Stiel., Kra.1,2*3,4, Steinb.1-2, I. Ad.1-2: -II Frisch: 1, 628 TT
Schweiz.: 3, 1345/46"*; Schwäb.: 4, 1344"*; Eis.: 1, 609/10*
Verbr.: verbreitet obd.
109.) die Luppe: a) > liederliche Frau< Kra.1-2-3'4, Steinb.1,2, Frisch: -I. II. Hess.-Nass.: 2, 193*; Thür.: 4, 384* Stiel.: 1,1088 12 mm Ad. - : 3.285/86; 2,2133/34 1 " (obd.)13 Verbr.: verstreut md.
b) > Hündin < Kra.1'2-3-4, Steinb.1-2, Frisch: Stiel.: 1,1088 Ad.1'2:^285/86; 2, 2133/34 1 (obd.)
II.
Thür.: 4, 384 • Osächs.: 2, 192( )'; Schles.: 2,
III. Verbr.: omd.
130 Im Rheinischen Wörterbuch ist die phonologische Variante lunschen gebucht. 131 Im Frankfurter Wörterbuch sind die Formvarianten lunzen und lunschen verzeichnet. 132 Adelung wies in beiden Auflagen darauf hin, daß das Wort im Hochdeutschen unbekannt, im Oberdeutschen aber gangbar sei. 133 Auch diese Bedeutung des Wortes bezeichnete Adelung in beiden Auflagen als im Hochdeutschen unbekannt, im Oberdeutschen aber gangbar. 134 Im Schlesischen ist das Wort im 18. Jh. in der Bedeutung > Wölfin < belegt.
263 110.) luppen: a) > huren, lüstern, begierlich sein (in sexueller Hinsicht) < Kra.1'2-3'4, Steinb.1'2 Frisch, ~
I. II.
Stiel.: 1,1088
IIL
Ad-1,2;
Thür.: 4,385*
Verbr.: thüringisch
b ) > behexen, verzaubern < Kra. 1 - 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 ' 2 : --
Stiel.: 1,1088 Frisch: 1, 628*
I. II. III.
Bair.: I 2 ,1497" 135
Verbr.: vereinzelt obd.
111.) lurgken: >beim Reden Kra.1'2,
Stiel.. Ad.1'2: --
Steinb.1-2,
Frisch: 1,628 Kra.3'4: 210; 283
it der Zunge anstoßen < I. II. III.
Bair.: I2, 1501 + ( 17Jh >
Verbr.: vereinzelt obd.
112.) lurtschen: > schleppend, schlürfend gehen < Kra.1'2, Steinb.1'2, Frisch, Ad.1'2: -Stiel.: 1,1185 Kra.3-4:210; 283
I.
Schweiz.: 3, 1388*; Bair.: I2, 1502; Schwab.: 4, 1347 +(i8.Jh.) ; E l s . 609*
II. TTT m '
Verbr.: gesamtobd.
113.) die Lusche: > Hündin < Stiel.. Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Ad.1'*: -Frisch: 1, 628
I. II. III.
Schwab.: 4, 1347/48 + ( 1 8 ) Thür.: 4, 386/87*
Verbr.: vereinzelt obd. und omd.
135 Schmeller wies darauf hin, daß das Wort nur in der älteren Sprache vorkam.
264 114.) lüstern: > lüstern sein, Gelüste empfinden < Steinb.1'2, Frisch: --
I.
Schwab.: 4, 1351"
II.
Pfalz.: 4, 1075*: Shess.: 4, 453*; Thür.: 4, 388*; Osächs.: 2 , 1 9 3
HI.
Mecklenb.: 4, 1033*; Preuß.: 3, 1025/26* 1 3 6 ; Br.-Berl.: 3, 164*
Stiel :
i 2^ 41190
Ad.
oloVn?™10' . 3, 288, 2, 2136
284
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut m d . u n d nd.
115.) lustigen: > Vergnügen bereiten < Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad-1'2:-
I. II.
Stiel.: 1, 1 1 8 8 / 8 9 1 3 7
IIL
Schwab.: 4 , 1 3 5 2 " 1 3 8 ..
Verbr.: vereinzelt obd.
116.) ltttzel: > klein; wenig < 1 3 9 Stiel., Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 '*: --
Schweiz.: 3, 1 5 7 0 / 7 r + ( 1 7 J h > * ; Bair.: I 2 ,1548"; Schwab.: 4, 1355/56"+ (17.,18Jh.)*. E l s . 636-* II.
Frisch: 1, 629 1 Kra. 3 ' 4 : 210; 284
Shess.: 4, 457*; Ohess.: 2, 569*
III. Verbr.: gesamtobd.; verstreut w m d .
117.)luyen: > schreien (vom 1 2 3 4
1 2
Stiel., Kra. - ' ' , Steinb. ' , Ad. 1 ' : Frisch: 1, 6 2 9
140
i des Rindviehs) < I.
Bair.: I 2 , 1402' 1 4 1
II.
Rhein.: 5, 597*
III. Verbr.: vereinzelt obd. und wmd.
136 137 138 139 140 141
Im Preußischen Wörterbuch ist die phonologische Variante lustern verzeichnet. Stieler bemerkte zu diesem Wort in usu non est. Das Wort ist im Schwäbischen nur reflexiv (sich vergnügen) im Sinne von >sich vergnügen < bezeugt. Zum Wandel von mhd. lützel > nhd. klein vgl. Stanforth, 1967, a.a.O. S. 129ff. Frisch bezeichnete das Verb als ein Onomatopoeia. Vgl.Anm. 134.
265 118.) Lüzzekeit: > geringe Anzahl < Stiel.. Kra.1'2-3'4, Steinb.1-2, Ad.1'2: --
I. n.
Frisch: 1,629*
IIL
Schwäb.: 4,1356( + )"142
Verbr.: vereinzelt obd.
119.) lüzzen: > verkleinern, herabsetzen < Stiel Kra.1-2'3'4, Steinb.1'2 I. Ad.1-*: -n Frisch: 1,629
Schwab.: 4, 1356( + )~
IIL
Verbr.: vereinzelt obd.
120.) Macheier: >eine Stoffart < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2, Ad.1'1: --
I.
Schweiz.: 4, 56"+(17>; Schwäb.: 4, 1359/60( + )"
Frisch: 1, 630
II TT
Frankf.: 4,1881* Mecklenb.: 4,1047'143; Preuß.: 3,1032*
Verbr.: verstreut obd. und nd.; vereinzelt wmd.
121.) die Macherei: >das gemachte Werk, die Arbeit < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2, I. Frisch: ~ II. Hess.-Nass.: 2,207/08*145; Thür.: 4, ,, 406/07*146; Osächs.: 2, 196* 1/M Ad. • : 3, 298; 3 6/7 m. B r,Berl, 3,175* Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
142 143 144 145
Im Schwäbischen Wörterbuch findet man die wortbildungsmorphologische Variante Lützelkeit. Wossidlo/Teuchert wiesen darauf hin, daß das Wort nur in der alten Sprache gebräuchlich war. Nach Adelung kam das Wort im gemeinen Leben vor. Das Wort ist in dieser Mundart nur in der speziellen Bedeutung > schlechte, liederliche, unbefriedigende Arbeit < belegt. 146 Vgl.Anm. 145.
266 122.) Mack: (in der Verbindung 'Hack und Mack') > Pöbel, Gesindel < Stiel, Kra.1'2, Steinb.1'2, I. Frisch: " II. Rhein.: 5, 692*; Shess.: 4,469* . ,, III. Mecklenb.: 3, 343/44 + ( lfUh )*; Schlesw.-Holst.: A . 12 Ad. . 3, 302; 3,11 s 3> 5 6 5 ; w f ö l . 1 6 g f B r . B e r l : ^ 465/66 *(i806) Verbr.: verstreut wmd.; verbreitet nd.
123.) die Mad: a) >das Mähen < Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch: -Stiel.: 2,1208 Ad.1-2: 3,310/11; 3,19 fspr.(Landw.)
I. n
„
Schweiz.: 4, 71-73* eine Wiese < Stiel, Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch: 1o Ad.1-2: 3,310/11; 3,19 fspr.(Landw.)
I.
Schweiz.: 4,7i.73-+(i7,i8Jh.)*; Bair.: I21567/68; Schwab.: 4, 1372-74"+(17,18Jh.)«
II. ffl
Verbr.: verbreitet obd.
147 Im Bairischeil ist nur die flexionsmorphologische Variante das Mad bezeugt. 148 Im Schwäbischen Wörterbuch ist das Genus nicht angegeben. 149 Im Preußischen Wörterbuch ist das Wort nur in der weiteren Bedeutung >Heu-, Getreideernte < verzeichnet.
267 124.) der Mag: > Blutsverwandter < Kra.1'2, Steinb.1, Frisch: --
I.
Stiel.: 2 1208/09 a,l (sax.) Steinb.2: 2 , 1 0 1 5 0 a,l (sax.),fspr. Ad. 1 :3,306/07 1 (ns.) Ad.2: 3,15* 1 (ns.)
Schweiz.: 4,96/97" + i 1 7 ' 1 8 J h > ; Bair.: I 2 ,1574" +(l7Jh.)151. S c h w ä b . : 4,1383"; Eis.: 1,655( + )
II. III.
Ohess.: 2, 572 1 5 2 Mecklenb.: 4,1056" 1 5 3 ; Schlesw.-Holst.: 3,555*; Br.-Berl.: 3, 180"
Verbr.: gesamtobd.; vereinzelt wmd.; verbreitet nd.
125.) das Magdtum: > Jungfrauschaft < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, Ad. 1, : -
I.
Bair.: I 2 ,1579" 1 5 4 ; Schwab.: 4,1387(+)"
Frisch: 1,633 1 (ns.)
IIL
n
Verbr.: verstreut obd.
126.) der Mager: > eine Krankheit der Bäume < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2: -Frisch: 1, 633* Ad.1-2: 3, 309; 3, 17/18 fspr.(Gärtner)
I. II. III.
Schlesw.-Holst.: 3, 834
Verbr.: vereinzelt nd.
127.)mägern: > mager machen < Kra.1-2, Steinb.1-2, Ad. 1 ' 2 : Stiel.: 2,1249 Frisch: 1,633
I.
n.
Schweiz.: 4,103*; Schwab.: 4,1391*; Eis.: 1, 656"
m
m
'
Verbr.: verbreitet obd.
150 151 152 153 154
In Steinbachs Wörterbuchfindetman in der Position des Lemmas die Formvariante Magen. Nach Schmeller kam das Wort nur in der älteren Sprache vor. Im Oberhessischen Wörterbuch ist das Wort als 'veraltet' bezeichnet. Nach Auskunft Wossidlos/Teucherts war das Wort nur in der alten Sprache gebräuchlich. Schmeller wies ausdrücklich darauf hin, daß das Wort nur in der alten Sprache gebräuchlich war.
268 128.) die Magschaft: > Verwandtschaft < Kra.1-2, Steinb.1'2 Frisch, Ad.1-2:Stiel.: 2,1209
I.
Schweiz.: 4, 98"H17-.liUh-)*; Bair.: I2, 1574"; Schwab.: 4, 1393/94"+
II.
a
m
Mecklenb.: 4, i058"+jeder < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2, Ad.1'*: -Frisch: 1, 640 1 (ns.)
I.
II. III.
Mecklenb.: 4,1083'157; Schlesw.-Holst.: 3, 581*; Wfäl.: 169*
Verbr.: verbreitet nd.
155 Nach Schmeller trat das Wort nur in der alten Sprache auf. 156 Im Rheinischen ist das Wort in der Lautvariante malätzig und in der Bedeutung > malad, kränklich, elend < bezeugt. 157 Wossidlo/Teuchert wiesen darauf hin, daß das Wort nur in der alten Sprache üblich war.
270 137.) der Malm: > zerriebener, zu Pulver gemachter Körper, Staub, Gries < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 : Frisch: 1,637 Ad. 1 ' 2 : 3,'331; 3 , 3 9
1158
I. II. m
Schwab.: 4,1425/26*; Bair.: I 2 ,1593" 1 5 9 Rhein.: 5,793*; Thür.: 4, 601"* 160 Schlesw.-Holst.: 3, 627* 161 ; Wfäl.: 173* 162 ; Mecklenb.: 4,1170* 1 6 3
Verbr.: verstreut obd. und md.; verbreitet nd. 138.) maltern: > H o l z in M a l t e r setzen, aufschichten < Stiel., Kra. 1,2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: — 1 2
Ad. ' : 3, 332; 3, 40
I. II. III.
Hess.-Nass.: 2,236*; Thür.: 4,455*
Verbr.: verstreut md. 139.) man: > n u r < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 , Ad. 1 - 2 :-Stiel.: 2 1224 Steinb. 2 : 2 , 1 8 1 Frisch: 1,638 1 (ns.)
I. II. III.
Rhein.: 5.806 ; Hess.-Nass.: 2,241 ; Thür.: 4 Qsächs.: 2, 203*; Schles.: 2, 842
458 +(17.18.)* ;
Mecklenb.: 4,1087"+*; Schlesw.-Holst.: 3, 583; Preuß.: 3,1086*; Br.-Berl.: 3,196/7*
Verbr.: verbreitet md. und nd.
140.) der Mand/Mann: >Korb< Steinb.1'2, Kra.2: ~ Stiel.: 2,1225/26 a 1 6 4 Kra. 1 :140 Frisch: 1, 641 Ad. 1 : 3, 337/38 1 (nd.:Niederrhein;Main) Ad. 2 : 3, 45* 1 (nd.;Niederrhein;Main)
I. II.
in.
Schwab.: 4,1435" 1 6 5 Rhein.: 5, 806-809* 166 ; Pfalz.: 4,1154i + )" +(17Jh.)167. H ess.-Nass.: 2, 241/42* 1 6 8 ; Shess.: 4, 518* 1 6 9 Mecklenb.: 4,1104*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verbreitet wmd.
158 Nach Adelung begegnete das Wort im gemeinen Leben einiger Gegenden. 159 Nach Auskunft Schmellers war das Wort nur in der alten Sprache und in der phonologischen Variante Melm gebräuchlich. 160 Das Wort ist in dieser Mundart nur in der phonologischen Variante Melm belegt. 161 VgLAnm. 160. 162 VgLAnm. 160. 163 VgLAnm. 160. 164 Stieler bezeichnete das Wort als vetustissima vox Celtica. 165 In dieser Mundart findet man die Formen Mond und Mann. 166 VgLAnm. 165. 167 Vgl.Anm.165. 168 VgLAnm. 165. 169 Vgl.Anm.165.
271 141.) mandeln: a) >die Garben in Mandeln setzen < Stiel., Kra.1,2, Steinb.1'2, I. Frisch: — II. Thür.: 4,463*; Osächs.: 2,203*; Schles.: 2, 842* III. Preuß.: 3,1091*; Br.-Berl.: 3,198-+ zwischen, (in)mitten, unter < Kra.1,2, Steinb.1'2, Frisch, I. Ad U: - " II. Rhein.: 5, 812*; Hess.-Nass.: 2,242*; Thür.: 4, 464*; Osächs.: 2, 203/04*; Schles.: 2, Stiel.: 2,1268 843+'(17Jh.)* III.
Mecklenb.: 4,1094/95- +(18Jh) *; Schlesw.Holst.: 3,585*; Wfäl.: 169*; Preuß.: 3. 1091/92+*; Br.-Berl.: 3, i98 + ( 18Jh >*
Verbr.: verbreitet md.; gesamtnd.
143.) mangeln: > ringen < Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1-2, Ad.1-2: Frisch: 1, 638
I. II. III.
Rhein.: 5, 815*; Thür.: 4,467"
Verbr.: verstreut md.
170 Nach Adelung kam das Wort im gemeinen Leben einiger Gegenden vor.
272 144.) Mangen: > Geschmack < Stiel.. Kra.1-2, Steint».1,2, Ad.1-2: Frisch: 1, 639
I. II. III.
Schweiz.: 4,325/26"+*
Verbr.: vereinzelt obd.
145.) Manger/Menger: > Händler < Stiel Kra.1-2, Steinb.1'2, Ad.1-2: -Frisch: 1,639
I. n TT
Bair.: I2, 1625/26"171; Schwab.: 4, 1437"172 Frankf.: 4, 2002+(17-/18.). . 4> 4 6 8 *. Osächs.: 2,232* Mecklenb.: 4,1170/71*
Verbr.: verstreut obd. und md.; vereinzelt nd.
146.) mannen: > heiraten < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1,2, Frisch: — Ad. 1 :3,352 Ad. 2 :3,60*
1 (obd.),a173 1 (obd.),a
I. !!
Schweiz.: 4, 290/9r + < 17 " 18Jlv) *; Schwäb.: 4, 1448/49"H 17Jh r Schles.: 2, 844*
11
Verbr.: verstreut obd.: vereinzelt omd.
147.) männern: > mannstoll sein < Steinb.1,2, Kra.2, Frisch: -Stiel.: 2,1239 Kra.1:140 Ad.1: 3,352 s Ad.2: 3, 60+ s
I. II. III.
Thür.: 4,480/81*
Verbr.: thüringisch
148.) männerig: > mannstoll < Steinb.1-2, Kra.2, Frisch, Ad.1-2: -Stiel.: 2,1239 Kra.1:140
I. II. III.
Eis.: 1,686*
Verbr.: vereinzelt obd.
171 Laut Schindler war das Wort nur in der alten Sprache üblich. 172 Im Schwäbischen ist die Formvariante der Mäng(e) bezeugt. 173 Adelung bemerkte in beiden Auflagen, daß das Wort für sich allein im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. Im Oberdeutschen bedeutete es ehedem heiraten.
273 149.) männiglich: > jedermann < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 : -Frisch: 1, 640* Ad.1:3,354 l(obd.)174 Ad. 2 : 3,62* 1 (obd.)
I. II. TTT m
"
Schwab.: 4, 1450( + ) " + ( 1 7 J h >; Bair.: I 2 ,1604" 1 7 5 Pfälz.: 4, 1166( + )" ""
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
150.) Männler: >Päderast< Bair.: I 2 ,1604" 1 7 6 ; Schwab.: 4, 1451( + )"
Stiel. Kra. 1,2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 ' 1 : -
I.
Frisch: 1, 640*
111
n
.
Verbr.: verstreut obd.
151.) das Mannsen: > e i n M a n n < Stiel., Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: S
f
I. H. *
Hess.-Nass.: 2,248*; Thür.: 4, 483"*; Osächs.: 2, 205 Br Berl.: 3,204*
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
152.) mänteln: > verstecken, v e r b e r g e n , v e r h e i m l i c h e n < Stiel. Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 , -Frisch: 1,641
I. II.
a
Shess.: 4,533*
IIL
Verbr.: vereinzelt wmd.
174 Adelung wies in beiden Auflagen darauf hin, daß es sich hierbei um ein im Hochdeutschen veraltetes unabänderliches Fürwort ßr jedermann, welches noch im Oberdeutschen üblich ist handelt. 175 Schmeller ordnete das Wort der Kanzleisprache zu. 176 Nach Schmeller kam das Wort nur in der alten Sprache vor. 177 Nach Adelung handelte es sich um ein nur in den niedrigen Sprecharten einiger Gegenden, besonders Meissens, übliches Wort.
274 153.) die Maräne178: >eine Art Weißfische < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2: I. II. ah^^1'^2?'8(br-berl ) III. Mecklenb.: 4, 1106+(17-18Jh)*; Schlesw.-Holst, • j, JOX, J, 08 3 5 8 g . P r e u ß . 3 1108* B r _ B e r l . 3 206/07 ' + (18Jh.)* Verbr.: verbreitet nd.
154.) Marelle/Marille: a) > Aprikose < Stiel., Steinb.1: -I. Bair.: I2,1637; Schwäb.: 4,1476" II. Schles.: 2, 848* Kra.1-2:141; 304 III. Frisch: 1, 642 Ad.1-2: 3, 365; 3, 72 Steinb.2:2,28 Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
b) > eine Art Kirschen < Stiel., Kra.1,2, Steinb.1,2, Frisch: — 1 2
Ad. - : 3, 362/65; 3, 69/72
I. II. III.
Rhein.: 5, 856*
Verbr.: vereinzelt wmd.
155.) die Maresse: > Klebgarne Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2: -Frisch: 1, 642 1 (brandenb.) Ad.1-2:3,362; 3,691 (brandenb.)
Fischer < I. II. III.
Br.-Berl.: 3, 207"+(17Jh->
Verbr.: brandenburgisch-berlinisch
178 Das Wort ist in Duden 4, 1736 als 'nordostdeutsch' bezeichnet, in Wahrig 4, 585 jedoch als standardsprachlich angesetzt. 179 Frisch lemmatisierte die Lautvariante Muräne.
275 156.) marken/märkeln: > feilschen, handeln< Stiel Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 ,
I.
Bair.: I 2 ,1652" + ( 1 7 > 1 8 2
A d
II.
Pfalz.:J a 1188* 1 8 3 ; Osächs.: 2, 210* 184 ; Schles.: 2, 849* 1 0 5
--
Stiel. :2,1245 1 8 0 Frisch: 1, 645; 645* 1 8 1
m
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
157.) der Marker: > Feldmesser < Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad.1-*: Frisch: 1, 643
I. II. III.
Schwab.: 4 , 1 4 7 9 ( + ) - + ( 1 7 )
Verbr.: vereinzelt obd.
158.) der Markolf: > ein Name des Hähers < Stiel., Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 : Frisch: 1, 641 1 Ad. 1 ' 2 : 3, 370; 3, 77 l 1 8 6
I. II.
III.
Bair.: I 2 ,1651 Rhein.: 5,886*; Hess.-Nass.: 2,258*; Shess.: 4, 544*; Ohess.: 2, 578/79*; Frankf.: 4,1951*; Thür.: 4,508* Wfäl.: 170*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verbreitet m d . 1 8 7
159.) Marner: > Schiffer < Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 - 2 : Frisch: 1,645*
I. II. III.
Bair.: I 2 ,1654" Preuß.:3,1129*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.
180 181 182 183 184 185 186 187
Stieler lemmatisierte die Form marken. Die Form marken ist mit einem Sternchen versehen. Im Bairischen sind beide Formen bezeugt. In dieser Mundart ist die Form marken belegt. In dieser Mundart ist die Form märkeln nachweisbar. Vgl.Anm. 184. Nach Adelung kam das Wort im gemeinen Leben einiger Gegenden vor. Vgl. auch den Deutschen Wortatlas, Bd. 3 (1954), Karte 1 sowie Bd. 15 (1966), Karte 1.
276 160.) marren: > knurren < Kra.1'2, Steinb.1'2, Ad.1-2: -Stiel.: 2,1246 Frisch: 1, 645
I. II. III.
Schwab.: 4, 1493/94"
Verbr.: vereinzelt obd.
161.) Marställer: > Stallmeister < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2, A d 1 * -Frisch: 1, 642
I. II. III.
Schwab.: 4, 1496( + )" + ( 1718 ) Shess.: 4, 550"
Verbr.: vereinzelt obd. und wmd.
162.) Märte: > Kaltschale < Kra.1'2, Steinb.1: Stiel.: 2 1244 Steinb.2: 2, 52 1 Frisch: 1, 646 Ad.1-2: 3, 327; 3, 351 188
II.
Thür.: 4, 518*(1801>; Osächs.: 2, 210/11*; Schles.: 2, 850*
III. Verbr.: omd.
163.) martschen: >im Spiele matt machen < Stiele Kra.1'2, Steinb.1'2, Ad.^: Frisch: 1, 646
a
I. II. III.
Bair.: I2, 1657*
Verbr.: vereinzelt obd.
164.) die Marunke: a) >eine Art Pflaumen < Stiel, Kra.1'2, Steinb.1-2: -Frisch: 1, 646 Ad.1-2: 3, 382; 3, 89 189
I. II. III.
Hess.-Nass.: 2,264*; Thür.: 4,524 ; Osächs.: 2, 212*; Schles.: 2, 851 + ( 17 J h )* Br.-Berl.: 3, 220 + ( 1 7 J h )*
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
188 VgLAnm. 186. 189 Vgl. Anm. 186.
III b) > eine Art Aprikosen < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: —
Schles.:2,851+(18Jh)*
II. III.
Ad. 1 - 2 : 3, 382; 3, 89
Verbr.: schlesisch
165.) die Mase: > Mal, Narbe < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : --
Schweiz.: 4, 4 3 4 / 3 5 " + ( 1 7 ' 1 8 J h ) * ; Bair.: I 2 , 1658; Schwab.: 4, 1 5 1 1 / 1 2 " + ( 1 7 - 1 8 J h > ; Eis.: 1,716" +(17.Jh.)*
I.
Frisch: 1, 647 Ad. 1 - 2 : 3, 385; 3, 92 1 ( o b d . ) 1 9 0
Pfälz.: 4, 1206( ) + ( 1 7 0 0 ) ; Shess.: 4, 558*
n
III. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut wmd.
166.) masig: > Narben, Flecken im Gesicht habend < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 : --
I.
Schwab.: 4, 1513"'
II.
Frisch: 1, 647 Ad. 1 ' 2 : 3, 387; 3, 94 1 ( o b d . ) 1 9 1
m 111
'
Verbr.: vereinzelt obd.
167.) die Maskopey: > Gesellschaft; speziell: Handelsgesellschaft < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : --
I. II.
A d U ^ ' i ? ? - , Q4 , / n Q x JÖ/ 3 V4 " ' Uns-;
ffl.
Thür.: 4, 530* 1 9 2 Mecklenb.: 4, 1046 + ( 1 7 ' 1 8 J h ); Schlesw.-Holst.: 3 , 5 9 8 ; P r e u ß . : 3, 1141
Verbr.: vereinzelt omd.; verbreitet nd.
190 Adelung charakterisierte das Lexem in beiden Auflagen als ein im Hochdeutschen seltenes Wort, welches im Oberdeutschen am üblichsten ist. 191 Laut Adelung war dies ein größtenteils nur im Oberdeutschen übliches Wort. 192 Im Thüringischen Wörterbuch fmdet man die phonologische Variante Maskope in der Bedeutung > verächtlich: Gesellschaft, Bande paßen (besonders von Kleidungsstücken) < StieL Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 ,
I.
-"
II.
Frisch: 1,630*
IIL
A d
Rhein.: 5,930/31*
Verbr.: vereinzelt wmd.
169.) mastig: > dick, korpulent < Stiel Kra. 1 , 2 , Steinb. 1 , Frisch,
Ad. 1 '. -
Steinb. 2 : 2 , 3 0
I.
n
III.
Schweiz.: 4 , 5 i o - + ( 1 7 - 1 8 J h ) * ; Bair.: I 2 1 6 8 2 + ( 1 7 J h ) ; . Schwab.: 4 , 1 5 2 3 + ( 1 7 J h > ; Eis.: 1, 732* Rhein.: 5, 936/37*; Pfalz.: 4,1214*; Hess.-Nass.: 2,271/72*; Shess.: 4,563/64*; Frankf.: 4,1963*; Ohess.: 2,580*: Thür.: 4, 5 3 6 + ( 1 8 J h ) ; Osächs.: 2,213(+)+^ Schles.: 2, 852(?) Mecklenb.: 4,1132*; Wfäl.: 171* 1 9 3 ; Br.-Berl.: 3, 225+(17,18.Jh.)*
Verbr.: gesamtobd. und -md.; verbreitet nd.
170.) die Matätsche: > Holzflöße < Stiel., Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: — Ad. 1 : 3 , 4 0 0 / 0 1 1 (schlesisch) Ad. 2 : 3 , 1 0 7 * 1 (schlesisch)
I. II.
Schles.: 2, 8 5 3 + ( 1 8 J h ) *
III. Verbr.: schlesisch
171.) materien: > eitern < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : -Frisch: Ad. 1 - 2 :'3, 401/02; 3, 1 0 3 1 9 4
I. II 11
Schweiz.: 4,553*; Schwäb.: 4,1525* Rhein.: 5, 939*; Pfälz.: 4, 1215* Mecklenb.: 4, 1134/35*; Schlesw.-Holst.: 3, 599*; Preuß.: 3,1151*
Verbr.: verstreut obd. und wmd.; verbreitet nd.
193 Im Westfälischen war bzw. ist die phonologische Variante mästig gebräuchlich. 194 Vgl.Anm. 186.
279 172.) die Matschaft: > Kameradschaft, Genossenschaft < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2, I. Frisch: — II. , .12 i 403; AM i i nn \T A\ Ad. ' . 3, 3, 109 I (nd.)
HI.
Mecklenb.: 4,' 1046 ; Schlesw.-Holst.: 3,
564+(i800)*
Verbr.: verstreut nd.
173.) mattächtig: > halbfaul < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, AdM Frisch: 1, 648/49*
I. II. III.
Schweiz.: 4, 551"; Schwab.: 4, 1526*
Verbr.: verstreut obd.
174.) die Matte: > Wiese < Steinb.1'2, Ad.1'2: -Stiel.: 2,1208 Kra.1'2: 142; 306 Frisch: 1, 649
I. n TTT 111
Schweiz.: 4, 548- +(1718) *: Schwab.: 4, 1372-74" +(17.18.)*. gj s . l j 7 3 5- + (lt)Pfalz.: 4, 1217/18"+(1718 ) Schlesw.-Holst.: 3, 567
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt wmd. und nd.
175.) die Matte: > was von Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, Ad.1'*: Frisch: 1, 649
Flächen etwas einwärts geht < I. Schweiz.: 4, 551* II. III. Verbr.: vereinzelt obd.
176.) der Mattier: > Scheidemünze < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2: -I. ^ i ' ä ? , 11,1 (,nS ) Ad.' . 3, 406; 3, 113 1 (Braunschw.)
III.
Mecklenb.: 4,1141^7Jh.)
Verbr.: vereinzelt nd.
280 177.) Matz: > Keule < Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1'2, Ad.1, : — Frisch: 1, 652*
I. II. III.
Schweiz.: 4, 610/11"+(17)*
Verbr.: vereinzelt obd.
178.) die Matze: > Aufruhr der gemeinen Leute gegen einige Vornehmen < Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1-2, I. Schweiz.: 4, 610/11" Ad.1-*: -n Frisch: 1,652/53 1 (Schweiz)
IIL
Verbr.: vereinzelt obd.
179.) die Matze: > Decke aus Stroh oder Binsen < Stiel., Kra.1,2 Steinb.1-2, I. Schweiz.: 4,610"+(1718)*; Eis.: 1,742" 1 Ad. '*: -II. .. Frisch: 1,652
IIL
Verbr.: verstreut obd.
180.) mauchen/maucheln: > heimlich etwas tun< Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2, I. Schweiz.: 4, 63 + ( 17 > n95 ; Bair.: I2, 1560196; 14 Ad. ' : -Schwab.: 4, 1529/30( + )"197; Eis.: 1, 648/49* II. Pfälz.: 4, 1226*199; Ohess.: 2, 582"*200 Frisch: 1, 649* ffl Verbr.: gesamtobd.; verstreut wmd.
195 196 197 198 199 200
In dieser Mundart ist die Formvariante maucheln bezeugt. In dieser Mundart ist die Formvariante manchen belegt. Vgl.Anm. 195. Vgl.Anm. 195. Vgl.Anm. 196. VgLAnm. 195.
281 181.) die Maue: >Muff, Handschuh aus Pelz< Kra.1-2, Steinb.1'2, Ad.1,2: -I. II. Stiel.: 2, 1252/53 Preuß • 3 1156*201 111 Frisch: 1,649* l(ns.) iTeuü.. i, 1150 Verbr.: vereinzelt nd.
182.) Maugel: > Dämmerung < Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1-2, Ad.1-5: Frisch: 1, 649*
I. II. III.
Schweiz.: 4, 113
Verbr.: vereinzelt obd.
183.) mäuseln: > in besonderer Weise schmecken (von Weinen) < Stiel., Kra.1'2, Steinb.1'2, I. Schweiz.: 4,481"*; Bair.: I2,1666* Ad.1, : II. Rhein.: 5, 1005*; Shess.: 4, 594*; Schles.: 2, 859* III. Frisch: 1, 651* Verbr.: verstreut obd. und md.
184.) der Mauser: >Dieb< Kra.1,2, Steinb.1, Frisch: Stiel.: 2, 1258 Steinb.2: 2,34 Ad.1-2: 3, 420; 3,126 202
I. II. III.
Schwäb.: 4,1564/65+( 18Jh ); Eis.: 1,726* Hess.-Nass.: 2,295*; Shess.: 4,594/95*; Thür.: 4, 569*; Schles.: 2, 860*(1820> Mecklenb.: 4,1308*203; Br.-Berl.: 3,242*
Verbr.: verstreut obd., md. und nd.
185.) die Mauserei: > das Stehlen < Kra.1'2, Steinb.1'2, Frisch, I. Ad. 1 ' 2 :II. III. Stiel.: 2, 1258
Schweiz.: 4, 479/80+ Thür.: 4, 570*
Verbr.: vereinzelt obd und omd.
201 Im Preußischen Wörterbuch ist die Verkleinerungsform Mauchen angeführt. 202 Nach Adelung war dieses Wort im gemeinen Leben anzutreffen. 203 Im Mecklenburgischen Wörterbuch fmdet man die Formvariante Musert.
282 186.) mäuserig: > unwohl, traurig < Stiel.. Kra.1,2, Steinb.1, Frisch, Ad.1-2: -Steinb. 2 :2,34
I. II. III.
Schwab.: 4,1565*; Eis.: 1, 726*
Verbr.: verstreut obd.
187.) die Maut: >Zoll< Steinb.1: --
I.
Stiel.: 2,1259 Kra.1-2: 142; 307 Steinb.2: 2, 35 Frisch: 1, 651 1 (österr.) Ad.1-2: 3, 421; 3,127 1 (obd.,v.a. Österr., Baiern)
II.
Schweiz.: 4, 554*; Bair.: I2,1686/89"+(17Jh.). Schwab.: 4,1569/70"* Pfalz.: 4,1255*; Frankf.: 4, 1984+(18Jh>*; Ohess.: 2, 584*; Schles.: 2, 860"*
III. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
188.) der Mautner: > Zolleinnehmer < Kra.1-2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2, 1259 Frisch: 1, 651 1 (österr.) Ad.1'2: 3, 421; 3, 128 1 (obd.)
I. II.
Bair.: I 2 , 1686/87 Hess.-Nass.: 2, 297*; Ohess.: 2, 585; Frankf.: 4, 1985*
III. Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut wmd.
189.) Mautz: >Katze< Stiel Steinb.1-2, Frisch, Kra.2, Ad.1' : —
I. n
Kra.1: 164
Schwab.: 4, 1551; Bair.: I 2 , 1702 Rhein.: 5,1015*; Pfalz.: 4, 1255*; Hess.-Nass.: 2, 298*; Shess.: 4, 597*; Schles.: 2, 861*
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.
190.) Mauwe: > Stück Fleisch 12
12
Stiel.. Kra. ' , Steinb. ' , Ad.1, : -Frisch: 1, 651*
Knochen< I. II. III.
Schweiz.: 4, 608" + ( 1 7 1 8 )
Verbr.: vereinzelt obd.
283 191.) mayn: > falsch, betrügerisch < Stiel, Kra.1-2, Steinb.1, Ad.1'2: -Steinb.2: 2,35 Frisch: 1, 636
a
I. II. III.
Bair.: I 2 , 1611/12"; Schwäb.: 4,1575"
Verbr.: verstreut obd.
192.) mecksen: > stöhnen, ächzen < Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch, Ad.1-2: Stiel.: 2,1260
I. n. III.
Thür.: 4,573*
Verbr.: thüringisch
193.) Medeyen: > Kleinod < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, Ad.1-2: -Frisch: 1,653*
I. II. III.
Bair.: I 2 , 1570"+(17 ) Schles.: 2, 862*
Verbr.: vereinzelt obd. und omd.
194.) medizinieren: > Arznei einnehmen < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2, Ad.1' : — Frisch: 1, 653
I. II. III.
Rhein.: 5,1026 Preuß.: 3,1195*
Verbr.: vereinzelt wmd. und nd.
195.) mehr: >aber, sondern < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, Ad.1'2: -
I.
Frisch: 1, 654*
II. III.
Schweiz.: 4,362-68"; Bair.: I2,1638"; Schwab.: 4, 1611-15 Wfäl.: 174*
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt nd.
284 196.) mehrenteils: >zum größten Teil< Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2, I. Frisch: ~ jj 12
Ad. ' : 3, 445; 3, 151
Pfalz.: 4,1276*; Hess.-Nass.: 2,303*; Shess.: 4, 610*; Frankf.: 4,1990*; Thür.: 4,586*; Osächs.: 2, 226*
III.
Schlesw.-Holst.: 3, 615*; Preuß.: 3,1203*; Br.Berl.: 3, 250*
Verbr.: verbreitet md. und nd.
197.) Meide: > eine Art Pferde < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2 Ad.1, : --
I.
Frisch: 1, 655*
11
Schweiz.: 4, 84*; Schwab.: 4, 1572/73( + )"
n
Verbr.: verstreut obd.
198.) der Meiß: >ein Hau, Schlag im Forst < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2, I. Schweiz.: 4,465*; Schwab.: 4, 1582* Frisch: JJ Ad.1-2:3,458; 3,164 l,fspr.(Forstw.)
111
Verbr.: verstreut obd.
199.) die Meissel: > Bäuschlein, das in Wunden gelegt wird < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2, I. Schwäb.: 4, 1582/83"+(17 J h )* Frisch: ~ jj Ad.1'2: 3, 458/59; 3, 164 fspr.(Wundärzte)
IIL
Verbr.: vereinzelt obd.
200.) die Meisterei: a) > Abdeckerei < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2: -I. II. Frisch: 1, 657 m 1 2 m Ad. - :3,462; 3, 167 1 "
Hess.-Nass.: 2, 309*; Thür.: 4,596*
Verbr.: verstreut md.
285 b) > Wohnung des Addeckers < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2: -Frisch: 1, 657 Ad.1'2: 3, 462; 3, 167 1
I. II. III.
Schwab.: 4, 1587* Thür.:4,596 + ( 18Jh '>
Verbr.: vereinzelt obd. und omd.
201.)Meit: > das Geringste < Kra.1'2, Steinb.1-2, Frisch, Ad. 1 - 2 :Stiel.: 2,1262
I.
Bair.: I 2 1690"+(17J h )204 ; Schwab.: 4, 1591" + (17Jh.)205
II TT
Verbr.: verstreut obd.
202.) der Melber/Melwer: > Mehlverkäufer < Stiel. Kra.1'2, Steinb.1'2, Ad.1'2: -Frisch: 1, 653*
I.
Schweiz.: 4, 223"; Bair.: I2, 1587"; Schwab.: 4, 1593/94"
II. TTT
Verbr.: verbreitet obd.
203.) die Memme: a) > weibliche Brust < Steinb.1-2, Kra.2, Frisch, Ad.1-2: --
I.
Stiel.: 1,40 206 Kra.1:140
IL
III.
Bair.: I2, 1598; Schweiz.: 4, 225/26* Rhein.: 5,1071*; Pfälz.: 4, 1151*; Hess.-Nass.: 2, 236*; Shess.: 4, 514/15"*; Frankf.: 4, 1931*; Ohess.: 2, 587"; Thür.: 4, 602* nicht das Geringste < bezeugt.
205 Vgl.Anm.204.
206 Stieler verzeichnete das Wort in der phonologischen Variante Mamme.
286 b) > Feigling < Steinb.1: -Stiel.: 1, 40 Kra. 1 , 2 :140; 302 Steinb. 2 : 2,44 s Frisch: 1, 678 Ad. 1 ' 2 : 3, 334; 3, 4 2 2 0 7
I. II. III.
Schwäb.: 4,1600 Pfalz.: 4,1292^Shess.: 4, 626*; Thür.: 4, 602*; Osächs.: 2, 231 ; Schles.: 2, 868* Preuß.: 3,1217*; Br.-Berl.: 3, 257*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md.; verstreut nd.
c) > Mutter < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: Ad. 1 - 2 : 3, 334; 3, 42
I. ¡j
s III.
Schweiz.: 4, 225/26*; Eis.: 1, 679* 2 0 8 Rhein.: 5, 797-99*; Pfalz.: 4,1150/51*: Hess.Nass.: 2 236/39*; Shess.: 4,514/15* 2 0 9 ; Ohess. 2,587* ; Frankf.: 4,1931 + < 1 8 , h >*; Thür.: 4, 602 + ( 1 8 J h >* Schlesw.-Holst.: 3, 627/28*; Br.-Berl.: 3,257*
Verbr.: verstreut obd. und nd.; verbreitet md.
204.) Meng: > ein Kraut < Stiel.. Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 '*: Frisch: 1, 658
I. II. III.
Schweiz.: 4,329'
Verbr.: vereinzelt obd.
205.) das Mengel: >Maß flüssiger Dinge < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: "
I. II.
Rhein.: 5,1072*
Ad.1:3,470 Ad. 2 : 3,175*
IIL
W f ä l : 173
1 (z.B.Bremen) 1 (z.B.Bremen)
*
Verbr.: vereinzelt wmd. und nd.
207 208 209 210
Nach Adelung kam das Wort im gemeinen Leben vor. In dieser Mundart wird das Wort in dieser Bedeutung nur von jüdischen Kindern gebraucht. Vgl.Anm.208. Vgl.Anm.208.
287
206.) das Mengsei: > Gemisch < Stiel., Kra.1'2, Steinb.1: , Steinb.2: 2, 45 Frisch: 1, 658 Ad.1-2: 3,471; 3, 176
I. II TT 11
Rhein.: 5,1076*; Hess.-Nass.: 2,312*; Shess.: 4, 628*211; Thür.: 4, 604*; Schles.: 2, 869* Preuß.: 3, 1218+*; Br.-Berl.: 3, 259*
Verbr.: verbreitet md.; verstreut nd. 207.) der Merch: > eine Art Taucher < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2: -I. II. Frisch: 1, 659 TTT 1 2 m Ad. - :3,477; 3,181 1 (obd.) '
Bair.: I2,1641; Eis.: 1, 705( + ) + ( 1 7 J h )
Verbr.: verstreut obd. 208.) die Merle: > Amsel < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1: -, Steinb. : 2,52 212 Frisch: 1,659* Ad.1'2: 3, 479; 3, 184 1 (obd.)
I. II „
Schweiz.: 4, 417'*; Bair.: I2, 1652 Rhein.: 5,1088-93*; Pfälz.: 4, 1301*; Hess.Nass.: 2, 315*; Shess.: 4, 635/36*; Schles.: 2, 8 7 0 + (l7Jh.)*
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md. 209.) der Merzler: > Kleinkrämer < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2, I. Ad.1-*: II Frisch: 1, 659 TT
Schweiz.: 4,432"; Bair.: I2,1657"; Schwab.: 4, 1625"+(17')
Verbr.: verbreitet obd.
211 Im Südhessischen Wörterbuch ist das Wort in der speziellen Bedeutung > Mischfutter für das Vieh< verzeichnet. 212 Frisch lemmatisierte die Formvariante Merling.
288 210.) der Mesner213: > Küster, Kirchendiener < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 : --
I.
Schweiz.: 4, 464/65-*; Bair.: I 2 , 1668/69" + (17.Jh.). S c h w ä ^ : 4 ; 1 6 3 6 / 3 7 - + (17., 18Jh.)*
Frisch: 1, 660 Ad. 1 - 2 : 3, 485; 3, 190 1
n
Shess
TTT
.4
6 3 7 -* ;
Schles.: 2, 872*
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
211.) die Meste: a) >eine Art von Gefäßen < Stiel, Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : -Frisch: 1, 661* 1 Ad. 1 - 2 : 3, 486; 3, 191 1
I. II. III.
Bair.: I 2 ,1684 Thür.: 4,617/18*: Osächs.: 2,235 + < 1 8 J h )*; Schles.: 2, 8 7 2 + < ^ ' 1 8 J h >* Br.-Berl.:3,266 + ( l f U h ->*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; gesamtomd.
b ) > Schachtel < Stiel, Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 : -Frisch: 1, 661* Ad. 1 ' 2 :3,486; 3, 191 1 (Schlesien)
I. II. ... m '
Schles.: 2 , 8 7 2 + ( 1 7 - 1 8 J h ) *
Verbr.: schlesisch
c) > ein Maß < Stiel, Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: —
I. II.
1 2
Ad. - : 3,486; 3,191 1 (Frankf.) III.
Rhein.: 5,1106*; Hess.-Nass.: 2,317/18*; Shess.: 4.643*; Ohess.: 2,590'*; Frankf.: 4, 2 0 1 4 - + ^ J h > * ; Schles.: 2, 872 + < 1 7 ' 1 8 J h >* Wfäl.: 174
Verbr.: verbreitet md.; vereinzelt nd.
212.)Mettel: > Regenwurm < Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 - 2 : -Frisch: 1, 661
I. II. III.
Schweiz.: 4, 5 5 5 + ( 1 7 1 8 >*
Verbr.: vereinzelt obd. 2 1 4 213 Das Wort ist in Duden 4, 1773 als landschaftlich bezeichnet, in Wahrig 4, 652 jedoch als standardsprachlich angesetzt. 214 Vgl. auch den Deutschen Wortatlas, Bd. 13 (1963), Karte 7.
289 213.) Metter/Mettram: > ein Kraut < Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1'2, Ad.1-2: -Frisch: 1, 661*
I. II. III.
Schles.:2,873 + ( 17 )
Verbr.: schlesisch
214.) die Metze: >ein Maß< Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch, Ad.1-2: --
I. IL
Stiel.: 2,1285
Bair.: I2, 1704"*; Schwäb.: 4,1643-45" + ( 17 )* Rhein.: 5, 1110*; Pfalz.: 4, 1310*; Hess.-Nass.: 2, 318/19"*; Shess.: 4, 645"*; Frankf.j 4,2015*; Thür.: 4, 620-22*; Osächs.: 2, 237*; Schles.: 2, 873+(17.1801)*
III. Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.
215.) die Metze: > Geschütz < Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1'2, Ad.1-2: ~ Frisch: 1, 662
I. II. III.
Bair.: I 2 , 1705"; Schwäb.: 4, 1645/46( + )" Frankf.: 4, 2015"
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
216.) metzen: >die Metze von den Säcken nehmen < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2, Ad.1'*:--
I. „.
Frisch: 1, 662
IIL
Bair.: I2, 1705' ..
Verbr.: vereinzelt obd.
217.) metzgen: > schlachten < Stiel, Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1: 3, 491 1 (obd.) Ad.2: 3, 196* 1 (obd.)
I. n
„
Schweiz.: 4, 624-26" +(17 , 1 8 J h >*; Bair.: I 2 , 170204+(17Jh.). S c h w ä b . 4 ) i648/49" + ( 1 7 J h >*; Eis.: 1, 743* Pfalz.: 4, 1313( )"
Verbr.: gesamtobd.; vereinzelt wmd.
290 218.) der Metzger: > Fleischer < Steinb. 1 , Frisch: --
I.
Stiel.: 2, 1251 Kra. 1 - 2 : 144; 311 Steinb. 2 : 2, 60 Ad. 1 ' 2 : 3, 491/92; 3, 196 1 (v.a.obd.)
n
TT
Schweiz.: 4, 627/28" + ( 1 7 ' 1 8 J h >*: Bair.: I 2 ,170204"; Schwab.: 4 , 1 6 4 9 / 5 0 " + ( 1 7 - l 8 J h ) * ; Eis.: 1, 743"* Rhein.: 5, 1113*; Pfalz.: 4, 1313/14" + ( 1 7 J h >*; Hess.-Nass.: 2, 322*; Shess.: 4,646/47"*; Frankf.: 4, 2016/17" + ( 1 7 ' 1 8 J h >*; Thür.: 4, 623* Preuß.: 3,1242*; Br.-Berl.: 3,268*
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.; verstreut n d . ^
219.) die Metzgerei: > Fleischerei < Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Stiel.: 2, 1251
I. n
Bair.: I 2 , 1702-04; Schwab.: 4, 1650/51* Rhern.: 5, 1114*; Pfalz.: 4, 1314*; Hess.-Nass.: 2, 322*; Shess.: 4, 647*; Thür.: 4, 623*
TT
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.
220.) die Metzig: > Fleischbank < Stiel., Kra. 2 , Steinb. 1,2 , Frisch: ~ Kra. 1 : 144 Ad. 1 : 3, 492 1 (obd.) Ad. 2 : 3,196* 1 (obd.)
I.
n
Schweiz.: 4, 623/24" + ( 1 7 - 1 8 J h >*; Bair.: I 2 , 170204; Schwab.: 4, 1647/48"+ (17.,18Jh.)*. E l s . ^ 743"* Pfalz.: 4,1310()"; Shess.: 4, 646"; Schles.: 2, 8 7 3 +(l8ih.)
III. Verbr.: gesamtobd.; verstreut md.
221.) michel: >groß< Stiel. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 ' 2 : -
I.
Frisch: 1,662*
111
a
Bair.: I 2 ,1561/62" 2 1 6 ; Schwäb.: 4,1655/56( + )"
n
Verbr.: verstreut obd.
215 Vgl. auch den Deutschen Wortatlas, Bd. 9 (1959), Karte 4. 211 Schmeller wies ausdrücklich darauf hin, daß das Wort nur in der alten Sprache gebräuchlich war.
291 222.)miegen: > harnen, Wasser laßen < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2, I. A d * -
II.
Frisch: 1, 662*
111
Hess.-Nass.: 2, 325* Mecklenb.: 4,1197*; Schlesw.-Holst.: 3,644*; Wfäl.: 176*; Br.-Berl.: 3,272*
Verbr.: vereinzelt md.; verbreitet nd.
223.) Miere: > Ameise < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2, Ad T,i. Frisch: 1,662*
1 (brandenb.)
I. II. III.
Rhein.: 5,1128 ; Schles.: 2, 875 Mecklenb.: 4, 1196*; Schlesw.-Holst.: 3, 649*; Wfäl.: 176*; Br.-Berl.: 3, 272*
Verbr.: verstreut md.; verbreitet nd.
224.) die Miete: >ein Haufen Garben auf dem Feld< Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2, Ad.1' : -
I. II.
Frisch: 1,665* 1 (Pommern),a III.
Schwab.: 4,1662 Rhein.: 5, 1196*; Pfälz.: 4, 1321*; Hess.-Nass.: 2, 326; Shess.: 4, 655/56*: Thür.: 4, 633*; Osächs.: 2, 238*; Schles.: 2, 876 Mecklenb.: 4,1215/16*; Schlesw.-Holst.: 3, 650*; Wfäl.: 176*; Preuß.: 3,1149*; Br.-Berl.: 3, 278*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md.; gesamtnd.
225.) die Miete: >eine Art kleiner Würmer < Stiele Kra.1-2, Steinb.1-2,
AdA
-
. , ,
c Fnsch:1
'665
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 1 2 1 6 + W ; Schlesw.-Holst: 3, 650*; Wfäl.: 176*
Verbr.: verbreitet nd.
226.) mietig: > voller Maden; Milben enthaltend < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch: —
I. JJ
Ad.1-2: 3, 499; 3, 203
IIL
Preuß
" 3'
125Br
Verbr.: verstreut nd.
- - B e r l - : 3>
278
*
292 227.) milchen: > Milch geben, Milch bekommen < Kra.1-2, Steinb. 1 ' 2 , Frisch, '2; "
I. II.
Stiel.: 2, 1266
m
Adl
Schwab.: 4,1669* Pfälz.: 4, 1325* 2 1 7 ; Hess.-Nass.: 2,333* 2 1 8 ; Shess.: 4, 662*; Thür.: 4, 641/42* M e c k l e n b . 4 > 1 1 6 4 ' 2 1 9 . p r e u ß . 3 > i 2 55/56*; Br.-Berl.: 3,282*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.; verbreitet nd.
228.) mind: > klein < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb.1, Frisch, Ad. 1 '*: -Steinb. 2 : 2 , 6 2 * *
I. II. III.
Schwäb.: 4, 1676-78"
Verbr.: vereinzelt obd.
229.) Mingel: > ein Maß < Stiel.. Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad.1-*: Frisch: 1, 664
I. II. III.
Rhein.: 5,1157* 2 2 0
Verbr.: vereinzelt wmd.
230.) der Minner: > Liebhaber Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb.1-2, Ad. 1 ' : Frisch: 1, 664
I. II. III.
Schwab.: 4, 1681( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
231.) minniglich: > lieblich, freundlich < Stiel Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad-1, : " Frisch: 1, 664
I. II.
Bair.: I 2 , 1619" 221 ; Schwab.: 4, 1681( + )" Frankf.: 4,2030*
IIL
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt md. 217 218 219 220 221
In dieser Mundart ist das Wort in der Bedeutung > guten Milchertrag bewirken < belegt. Vgl.Anm.217. Im Mecklenburgischen ist die phonologische Variante melken gebräuchlich. Im Rheinischen ist die Formvariante Mingelen bezeugt. Nach Schindler war das Wort nur in der alten Sprache üblich.
293 232.) die Miste: > Düngerstätte, Misthaufen < Kra.1'2, Steinb.1'2, Frisch, A d l,2; "
I. II.
Stiel.: 2, 1274
Bair.: I 2 ,1684"; Schwäb.: 4, 1694/95' +{17Jh )* Rhein.: 5,1180*; Pfalz.: 4,1347/48"*; Hess.Nass.: 2, 340*; Shess.: 4, 685/86*; Thür.: 4, 657*(1801)
III. Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.
233.) Mistler: > Mistdrossel < Stiel Kra.1-2, Steinb.1-2, Ad. 1 ' 2 :--
I. H.
Frisch: 1, 665
IIL
Schweiz.: 4,541" + ( 1 7 1 8 ) *; Schwab.: 4, 1698( + )" Schles.:2,882 + ( 1 7 )
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
234.) das Mittle: > Getreidemaß < Stiel, Kra.1'2, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1'2: 3, 547; 3, 251 1 (obd., z.B. Ulm)
I. II
Schwab.: 4, 1847/48- + ( 17 ' 18Jh) *; Bair.: I 2 ; 1694
IIL
Verbr.: verstreut obd.
235.)mitz: > mitten < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, Ad.1-4: Frisch: 1, 667*
I. II. III.
Eis.: 1, 743/44*
Verbr.: vereinzelt obd.
294 236.) die Mocke/Mucke: > Zuchtschwein < Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , - :"
Ad
I. II.
Frisch: 1,667
Bair.: I 2 ,1567" 2 2 2 ; Schwäb.: 4,1721 +( 1 8 )* 2 2 3 Rhein.: 5.1240* 2 2 4 : Pfalz.: 4, 1388 + ( 18 >*/1437* 225 ; Hess.-Nass.: 2, 375/76* 2 2 6 -Shess.: 4,727V785/86 2 2 7 ; Frankf.: 4, 2073^74" 228 ; Ohess.: 2, 605" 229 ; Schles.: 2,
III. Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.
237.) der Mod/Mott: > schlammige Erde, Sumpf, Morast < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: -Stiel.: 2, 1292 Ad. 1 : 3,591 Meissen) 2 3 1 Ad. 2 : 3,294* Meissen)
1 1 (z.B.
I. II. III.
1 (z.B.
Bair.: I 2 ,1693; Schwab.: 4,1773( )" Thür.: 4, 7 1 8 \ O s ä c h s . : 2,251/52 + < 1 7 J h >*; Schles.: 2, 896* Mecklenb.: 4,1221 + ( 1 8 J h ) * ; Schlesw.-Holst.: 3, 698*; WfäL: 178*
Verbr.: verstreut obd. und md.; verbreitet nd.
238.) die Möge: > Macht, Gewalt < Stiel.. Kra. 1,2 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 • --
I. II.
Bair.: I 2 ,1578' + ( 1 7 >; Schwab.: 4,1727(+)~ Pfälz.: 4, 1383( +)"; Ohess.: 2, 598"
. . , Frisch: 1,667
III.
Mecklenb.: 4, 1222 + ( 18 >* '
c
Verbr.: verstreut obd. und md.; vereinzelt nd.
239.) der Mohr: > ein gewisser Zeug; Seide < Stiel, Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 , Frisch: -, Steinb. 2 :2,74
I. II.
Schweiz.: 4,381*; Schwab.: 4,1747 + ( 1 8 > Thür.: 4,689*
m
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
222 223 224 225 226 227 228 229 230 231
In dieser Mundart sind beide Lautungen bezeugt. Für diese Mundart ist nur die phonologische Variante Mocke belegt. Vgl. Anm. 223. Vgl. Anm. 222. Vgl. Anm. 222. Vgl. Anm. 222. Vgl. Anm. 222. Vgl. Anm. 222. Vgl. Anm. 222. In beiden Auflagen bemerkte Adelung im gemeinen Leben einiger Gegenden, z.B. Meissens.
295 240.) molsch/mulsch: > weich; überreif (vom Obst) < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2 I. Schwei?.: 4, 213*233; Bair.: I2,1593234; Eis.: 1, Frisch: 678* II. Rhein.: 5, 1249*236: Hess.-Nass.: 2, 358*237; Ad.1'. 3,562: 3, 264/65 1 Schles.: 2, 891/903 2 3 8 (osächs-.ns.)232 III. Mecklenb.: 4,1285*239; Schlesw.-Holst.: 3, 704*240reuß.: 3, 1303/06241; Br.-Berl.: 3, 353/54 Verbr.: verbreitet obd. und nd.; verstreut md.
241.) mönchen/münchen: a) > kastrieren, verschneiden < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2: --
I.
Frisch: 1, 668* Ad.1-2: 3, 567/607; 3, 269/309
IL ffl
Schweiz.: 4.319"*243; Schwab.: 4,1737"*244; Eis.: 1, 692 2 4 5 Rhein.: 5, 1262*246; Schles.: 2, 891*247
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
b) > zum Mönchen machen, ins Kloster tun < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, I. Bair.: I2,1620248; Schwab.: 4,1736/37( + )" 1, Ad. . — IL Frisch: 1,668*
IIL
Verbr.: verstreut obd.
232 Nach Adelung handelte es sich hierbei um ein nur in den gemeinen Sprecharten einiger Gegenden, besonders Ober- und Niedersachsens übliches Wort; außerdem wies er darauf hin, daß es in einigen Gegenden die phonologische Variante mulsch gebräuchlich sei. 233 In dieser Mundart ist die phonologische Variante molsch belegt. 234 Im Bairischen ist die Formvariante molschet bezeugt. 235 Vgl.Anm.233. 236 Vgl.Anm.233. 237 Vgl.Anm.233. 238 In dieser Mundart sind beide Varianten in Gebrauch. 239 Im Mecklenburgischen Wörterbuch ist nur die phonologische Variante mulsch verzeichnet. 240 Im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch fmdet man nur die wortbildungsmorphologische Variante mulschig. 241 Vgl.Anm.238. 242 Vgl.Anm.238. 243 In dieser Mundart ist die phonologische Variante münchen belegt. 244 In dieser Mundart war bzw. ist die phonologische Variante mönchen gebräuchlich. 245 Vgl.Anm.243. 246 Vgl.Anm.244. 247 Vgl.Anm.244. 248 Im Bairischen ist das Verb nur reflexiv (sich mönchen) bezeugt.
296 242.) d i e Möncherei: > d a s M ö n c h s l e b e n < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 : --
I.
Schwäb.: 4,1737(+)" 2 4 9
Frisch: 1, 668 Ad. 1 ' 2 :3,567; 3,269
TTT m
II. '
Verbr.: vereinzelt obd.
243.) mönig: a) > mondblind (von Pferden) < Stiel, Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch:-, ,«-n Ad. 1 : 3, 572/73 2 5 0 2 Ad. : 3, 274*
I. II.
Schweiz.: 4, 238/39" + < 1 8 J h )*; Schwäb.: 4, 1743( + )" Frankf.:4,2053+(17Jh>
m
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
b) > mondsüchtig < Stiel, Kra. 1,2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: Ad. 1 : 3, 572/72 Ad. 2 : 3, 274*
a a
I. II. III.
Schweiz.: 4, 238/39"*; Bair.: I 2 , 1606-08" + ( 1 7 J h >; Schwab.: 4, 1743"* Frankf.: 4,2053
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt wmd.
244.) dieMor: >Sau< Stiel.. Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 ' 2 : -Frisch: 1, 669 1 (Eis, Schweiz)
I. II. III.
Schweiz.: 4,377/78" + ( 1 7 >*; Schwab.: 4,1747*; Eis.: 1, 702/3" + ' 1 7 ')* Rhein.: 5,1291/92*: Pfalz.: 4,1421/22" + ( 1 7 1 8 >*; Hess.-Nass.: 2, 363 ; Schles.: 2, 893 + ( 1 7 > WfäL: 177/78*
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.; vereinzelt nd.
249 Im Schwäbischen war das Wort in der Bedeutung > mönchisches Leben < in Gebrauch. 250 Adelung bezeichnete das Wort in beiden Auflagen in den gemeinen Sprecharten üblich.
297 245.) die Morschelle: > Tablette < Kra.1'2, Steinb.1-2: --
I. II. ffl.
Stiel.: 2,1293 Frisch: 1, 670 fspr. (Apotheke) Ad. 1 5 : 3, 586; 3, 291 fspr. (Apotheke)
Bair.: I 2 , 1654"251 Frankf.: 4, 2067*; Thür.: 4, 715252 Schlesw.-Holst.: 3, 678 + ^ 1800 ^ 253
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verstreut md.
246.) Morschnitz: > Sterbekittel < Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1-2, Ad. 1 5 : -Frisch: 1, 670*
a
I. II. III.
Bair.: I 2 ,1655" 254
Verbr.: vereinzelt obd.
247.) die Mosche/Motsche: > eine Kuh < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch: -Ad.1: 3,588/89(591} 1 (Meißen,Lausitz)'" Ad.2: 3, 292/93(294)* 1 (Meißen,Lausitz)
I. II. TTT
Iii.
Schwab.: 4 1845/46+(l8Jh.)*256. E l s . 741/42* 257 258 Thür.: 4, 766/67* ; Osächs.: 2, 263*259; Schles.: 2, 8 9 5 + ( 1 8 J h ) , 2 6 ° d r i i ü r tierL: ' * Sii
Verbr.: verstreut obd.; gesamtomd.; vereinzelt nd.
251 Im Bairischen ist die Formvariante Marschelle bezeugt. 252 Im Thüringischen Wörterbuch ist Stielers 'Stammbaum' der einzige Nachweis für das Wort in der Bedeutung > Tablette Zuckerbackwerk < belegt. 253 Im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch ist das Wort ebenfalls in der Bedeutung > Zuckerplätzchen < bezeugt. 254 Im Bairischen ist das Wort in der phonologischen Variante Murschnitz und zwar in der Bedeutung >eine Art Frauenkleid < bezeugt; Schmeller wies ausdrücklich darauf hin, daß das Wort nur in der älteren Sprache begegnet. 255 In beiden Auflagen wies Adelung darauf hin, daß das Wort besonders in den gemeinen Sprecharten Meissens und der Lausitz gebräuchlich war. 256 In dieser Mundart war bzw. ist die Formvariante Motsche gebräuchlich. 257 Vgl.Anm.256. 258 Vgl.Anm.256. 259 Vgl.Anm.256. 260 Im Schlesischen ist die Formvariante Mosche in Gebrauch.
298 248.) Mostard/Möstrich: >Senf< Stiel., Steinb.1'2, Kra.2, Ad.1-2: -Kra.1:148261 Ad.1-2: 3, 591; 3, 293/94202 1
I. H
Bair.: I2,1685263; Rhein.: 5, 1309-11*264: Pfalz.: 4,1435*265: Hess.-Nass.: 2. 373*260; Shess.: 4, 779/80 267 ; Thür.: 4, 718*268 Preuß.: 3,1320*269; Br.-Berl.: 3, 331/32*270
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md.; verstreut nd.
249.)moten: > begegnen < Stiel.. Kra.1,2, Steinb.1'2, Ad.1'*: -Frisch: 1, 671
I.
II. III.
Mecklenb.: 4,1263"+(18 )271. Schlesw.-Holst.: 3, Ó94/95*272
Verbr.: verstreut nd.
250.) mücheln: >nach Schimmel riechen < Stiel., Kra.1'2, Steinb.1'2: -I. Schweiz.: 4 7i+(17.,18.Jh.)*274. B a i r : 1562; Eis.: 1, 648 2 7 5 Ohess.: 2, 605*276; Thür.: 4, 7 2r( 1801 > 277 ; Schles.: 2, 897*278 III. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
261 Kramer lemmatisierte die Formvariante Mostart. 262 Adelung lemmatisierte in beiden Auflagen die Formvariante Mostrich. 263 Im Bairischen fmdet man die Formvariante Mostart; Schmeller wies darauf hin, daß das Wort nur in der älteren Sprache vorkam. 264 In dieser Mundart ist die Formvariante Mostard bezeugt. 265 In dieser Mundart ist die Formvariante Mostrich belegt. 266 Vgl.Anm.265. 267 Vgl.Anm.265. 268 Vgl.Anm.265. 269 Vgl.Anm.265. 270 Vgl.Anm.265. 271 Das Wort ist in dieser Mundart in der Lautvariante möten bekannt. 272 Vgl.Anm.271. 273 Adelung bemerkte in beiden Auflagen, daß das Wort nur in den gemeinen Sprecharten üblich war. 274 Im Schweizerischen Idiotikon ist die wortbildungsmorphologische Variante müechtelen verzeichnet. 275 Im Wörterbuch der elsässischen Mundart findet man die phonologische Variante muchelen. 276 In dieser Mundart ist die Formvariante mächen belegt. 277 Nach Adelung kam das Wort im gemeinen Leben vor. 278 Im Schlesischen sind die Formen muchen und milchen bezeugt.
299 251.) müchenzen: > schimmlig riechen < Stiel.. Kra.1,2, Steinb.1'2, Ad.1-2:--
I. II.
Frisch: 1,671
m
Osächs.: 2,252 + < 18 )*; Schles.: 2,897* 279
'
Verbr.: verbreitet omd.
252.) muckisch: > mißvergnügt, übelgelaunt < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2, I. Bair.: I 2 ,1566" + < 17Jh > Frisch:
~
, -i cqc. o 9Q728O oen AH .1,2. . J, o « ,
&/
II. In
Shess.: 4,793*; Thür.: 4,725*; Osächs.: 2, 253/54*; Schles.: 2,899 ' » * Mecklenb.: 4,1266 ; Schlesw.-Holst.: 3,697 ; Preuß.: 3,1327*; Br.-Berl.: 3, 338*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.; verbreitet nd.
253.) muddig: > moderig < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2: Frisch: 1,680 Ad.1: 3, 595 1 (ns.)281 Ad.2: 3,297* l(ns.)
I.
II. III.
Rhein.: 5,1345* Mecklenb.: 4,1269/70 + ( 18Jh ->*; Schlesw.-Holst.: 3, 698*; WfäL: 178 ; Br.-Berl.: 3,339/40*
Verbr.: vereinzelt wmd.; verbreitet nd.
254.) Muff: > Schimmel < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch: — Ad.1-2:3,596;
1 (obd.)
I. II. III.
Schwab.: 4,1783 Hess.-Nass.: 2,382*; Ohess.: 2,607; Thür.: 4, 727/28* Schlesw.-Holst.: 3, 694*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.; vereinzelt nd.
279 Im Schlesischett Wörterbuch findet man die Lautvariante müchinzen. 280 Adelung bemerkte in beiden Auflagen, daß das Wort nur im gemeinen Leben vorkam. 281 Adelung wies in beiden Auflagen darauf hin, daß das Wort in den gemeinen Sprecharten, besonders Niedersachsens auftrat.
300 255.) müffeln 282 : > mühsam, mit zahnlosem Mund essen < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 - 2 : -Stiel.: 2, 1305/06 Frisch: 1, 673
1 II.
III.
Schweiz.: 4. 95+(17.,18Jh.)'. B a i r . j2 1 5 7 3 / 7 4 2 8 3 ; Schwäb.: 4, 1 7 8 3 + ( 1 7 J h > " 2 8 4 ; Eis.: 1, 6 5 4 - , 2 S 5 Rhein.: 5, 1353*; Pfalz.: 4, 1447*286- Hess.Nass.: 2, 383*; Shess.: 4, 7 9 8 / 9 9 * 2 8 7 ; Ohess.: 2, 608* 2 8 8 ; Thür.: 4, 7 2 8 / 2 9 * ( l ä 0 1 ) - O s ä c h s . : 2, 254*289;Schles.:2,900+(18Jh)*!290 Schlesw.-Holst.: 3, 699*; Wfäl.: 182* 2 9 1 ; Preuß.: 3, 1328* ; Br.-Berl.: 3, 344*
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md. und nd.
256.) müfTen: > ü b e l r i e c h e n , s t i n k e n < Steinb. 1 , Ad. 1 - 2 : -Stiel.: 2 , 1 2 9 6 Kra. 1 ' 2 : 148; 3 1 9 2 9 3 Steinb. 2 : 2, 79 s Frisch: 1, 671
I. II. III.
Schweiz.: 4, 94*; Schwäb.: 4, 1 7 8 4 + < 1 8 J h ) * 2 9 4 Rhein.: 5, 1355*; Hess.-Nass.: 2, 383*; Ohess.: 2, 607*; Thür.: 4, 729*; Schles.: 2, 900*< 1820 ) Br.-Berl.: 3, 344*; Wfäl.: 180*
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.; verstreut nd.
257.) m ü f f i n z e n : > faulig riechen, stinken < Stiel Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 , : --
I. „.
Steinb.2:2,79
IIL
Schles.: 2 , 9 0 0 + ( 1 8 J h )*
Verbr.: schlesisch
282 Die phonologische Variante muffeln in der Bedeutung > ständig (mit sehr vollem Mund) kauen, essen < ist in Duden 4,1825 als umgangssprachlich charakterisiert. 283 In dieser Mundart ist das Verb in der phonologischen Variante muffeln bezeugt. 284 Vgl.Anm.283. 285 Vgl.Anm.283. 286 Vgl.Anm.283. 287 Vgl.Anm.283. 288 Vgl.Anm.283. 289 Vgl.Anm.283. 290 Vgl.Anm.283. 291 Vgl.Anm.283. 292 Vgl.Anm.283. 293 In der zweiten Auflage des Kramerschen Wörterbuches ist das Verb in der Formvariante mufften gebucht. 294 Im Schwäbischen Wörterbuch ist die phonologische Variante muffen lemmatisiert.
301
258.) mühlen: > mahlen < Stiel.. Kra. 1,2 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 - 1 : Steinb. 2 :2,17**
I. II.
Bair.: I 2 , 1590/91* 295 ; Schwäb.: 4, 1790( + )' Rhein.: 5.1366*; Hess.-Nass.: 2,386 < 2 9 6 ; Thür.: 4, 738* ; Osächs.: 2,199 + < 1 8 >
III. Verbr.: verstreut obd. und md.
259.) das Mull: > lockere Erde, Staub, Kehricht < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: "
I. II. 298
Ad.
: 3, 603; 3, 305 1 (ns.)
m
Schweiz.: 4, 184*; Schwab.: 4, 1793/94* Rhein.: 5,1378/79*; Pfalz.: 4, 1456* 299 ; Shess.: 4, 809*; Thür.: 4, 738* 300 ; Schles.: 2, 902* Mecklenb.: 4, 1281"*; Schlesw.-Holst.: 3, 701*; Wfäl.: ISO* 301
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md. und nd.
260.) der Multon/Multum Stiel., Kra. 1,2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: — Ad. 1 - 2 : 3, 604; 3, 306
: > dicker Zeug von Wolle < I. II. III.
Thür.: 4, 743* 3 0 3
Verbr.: thüringisch
261.) die Mume: > Schwester des Vaters oder der Mutter < Stiel., Steinb. 1 - 2 , Kra. 2 , Ad. 1 ' 2 : -Kra. 1 : 148 Frisch: 1, 673
I. II. III.
Schweiz.: 4,230" + ( 1 7 )*; Schwab.: 4 , 1 8 0 4 ( + ) Pfalz.: 4, 1454( + )'; Thür.: 4, 735/36*; Osächs.: 2, 255*; Schles.: 2, 901* Preuß.: 3,1338/39*; Br.-Berl.: 3, 347*
Verbr.: verstreut obd., md. und nd.
295 In dieser Mundart ist die Lautung müllen bezeugt. 296 Im Hessisch-Nassauischen Wörterbuch ist die Bedeutung mahlen mit einem Fragezeichen versehen, das heißt, es steht nicht fest, ob mühlen in dieser Mundart auch mahlen bedeutete. 297 Vgl.Anm.290. 298 Nach Adelung handelte es sich um ein nur in den gemeinen Sprecharten, besonders Niedersachsens übliches Wort. 299 In dieser Mundart ist das Wort männlichen Geschlechts. 300 Vgl.Anm.299. 301 Im Westfälischen war bzw. ist die phonologische Variante Müll üblich. 302 Adelung setzte in beiden Auflagen Multon als Lemma an, wies aber darauf hin, daß im gemeinen Leben Multum gebräuchlich war. 303 Im Thüringischen Wörterbuch ist allerdings nur das Kompositum Multumflanell verzeichnet.
302 262.) die Mumme: > dickes, starkes Bier< Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch: — Ad.1-2: 3, 604; 3, 3071 (Braunschw.)
I. II. III.
¡>304
Verbr.: vereinzelt nd.
263.) die Mumme: > Larve, Maske < Stiel., Kra.1-2, Steint».1-2, Frisch: —
I. JJ
Ad.1-2:3,605; 3,307 a
111
Bair.: I2,1598; Eis.: 1, 680305
Verbr.: verstreut obd.
264.) der Mummel: > Vielfraß, Kinderschreck < Kra.1,2, Steinb.1, Frisch: -Stiel.: 2.1305 Steinb. : 2,82 1 Ad.1'2: 3, 605/6; 3, 307/8 306
I. n. TTT IIL
Bair.: I2,1598 Schles.: 2, 904(?) . , ,, , . . ' « Mecklenb.: 4,1288
Verbr.: vereinzelt obd., omd.? und nd.
265.) Mummelack: > Schreckgestalt für Kinder < Stiel., Steinb.1'2, Kra.2, Ad.1'2: -1
Frisch: 1,673
1
I. II.
Schles.: 2,904*
111
Br.-Berl, 3, 356+W*
Verbr.: vereinzelt omd. und nd.
304 Wossidlo/Teuchert wiesen darauf hin, daß das Wort in der alten Sprache vorkam und dickes und starkes Bier bedeutete, das im 16. und 17. Jahrhundert in Wismar gebraut wurde. 305 In dieser Mundart ist das Wort nur in der Zusammensetzung Mehlmumme bezeugt. 306 Adelung kennzeichnete das Wort als im gemeinen Leben üblich.
303 266.) mummeln: a) > leise, undeutlich sprechen, murmeln < Steinb.1, Frisch: — Stiel.: 2,1305 Kra.1-2: 148; 320 Steinb. 2 :2,82 Ad.1-2: 3, 606; 3,309 1 (obd-.nd.) 307
II. III.
Schweiz.: 4, 2 2 8 - + ( 1 7 ' 1 8 J h > * : Bair.: I 2 ,1598/99; Schwab.: 4 , 1 8 0 6 / 0 7 ' + ( 1 7 J h ^ * ; Eis.: 1,680* Rhein.: 5,1395/96*; Pfalz.: 4,1462*; Hess.Nass.: 2 390*; Shess.: 4,815*; Ohess.: 2, 609/10 ; Thür.: 4, 744*; Schles.: 2, 904* Mecklenb.: 4,1289 + < 1 8 J h >*; Schlesw.-Holst.: 3, 704*; Wfäl.: 180*; Br.-Berl.: 3,356*
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md. und nd.
b) > verhüllen < Stiel, Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch: Ad.1-2: 3, 606; 3, 309 3 0 8
I. II. III.
Schwab.: 4,1806/07* Thür.: 4, 744*; Osächs.: 2, 257* Mecklenb.: 4, 1289; Preuß.: 3,134*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet omd.; verstreut nd.
c) > m i t zahnlosem Mund kauen < Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch: -Stiel.: 2,1305/06 Ad. 1,2 : 3, 606; 3 , 3 0 9 3 0 9 1 (u.a. ns.) 3 1 0
I. II „
Schwab.: 4,1806/07"* 3 1 1 Rhein.: 5,1395/96*; Pfalz.: 4,1462* 3 1 2 ; Hess.Nass.: 2,390*; Thür.: 4, 744*; Schles.: 2, 904* Mecklenb.: 4,1289*; Schlesw.-Holst.: 3,704* 3 1 3 ; Wfäl.: 180*; Preuß.: 3,1347*; Br.-Berl.: 3,356*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md.; gesamtnd.
307 Man findet in beiden Auflagen die zusätzliche Bemerkung, daß es sich um ein nur in den gemeinen Sprecharten übliches Wort handelte. 308 Adelung bezeichnete das Wort in beiden Auflagen als nur in den gemeinen Sprecharten üblich. 309 Adelung lemmatisierte in beiden Auflagen die phonologische Variante mummeln. 310 Adelung wies in beiden Auflagen zusätzlich darauf hin, daß das Wort nur in den gemeinen Sprecharten gebräuchlich war. 311 In dieser Mundart ist die phonologische Variante mummeln belegt. 312 Vgl.Anm.311. 313 Im Schleswig-Holsteinischen ist das Verb nur in der Bedeutung > träge kauen < bezeugt.
304 267.) mümpfeln: >mit zahnlosem Mund kauen < Steinb. 1 ' 2 : -
I.
Stiel.: 2,1305/06 Kra. 1 - 2 : 148; 320 Frsch: 1,673 Ad. 1 - 2 : 3,607; 3, 309 3 1 4 1 (obd.)
II.
III.
Schweiz.: 4, 233*; Bair.: I 2 , 1 6 0 0 3 1 5 ; Schwab.: 4, 1808; Eis.: 1, 682* 3 1 6 Rhein.: 5,1398*; Hess.-Nass.: 2,390*; Shess.: 4, 816*; Thür.: 4, 745* 317 ; Osächs.: 2, 257* 318 ; Schles.:2,904+(18Jh>319 Preuß.: 3, 1347* 320
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.; vereinzelt nd.
268.) die Mundat: > ein(e) von der ordentlichen Gerichtsbarkeit oder auf andere Art befreite(r) Ort oder Gegend < Stiel, Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 : Frisch: 1, 674 Ad.1:3,609 1 Ad. 2 : 3,311* 1
I. II. TTT 11L
Schwäb.: 4,1810( )-+(l8-Jh-)* Pfalz.: 4, 1464/65( ) " + ( 1 8 J h ) ""
Verbr.: vereinzelt obd. und wmd.
269.) mundbar: > keiner Schutzherrschaft unterworfen < Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 ' 2 : -
Bair.: I 2 ,1624" + ( 1 7 >
I. n
.
Frisch: 1, 674 Verbr.: vereinzelt obd.
270.) mundiren: >ins Reine schreiben < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 ' 2 : -
I.
Frisch: 1,674
111
fspr.(Jur.)
Schwäb.: 4,1812"
IL
Verbr.: vereinzelt obd.
314 315 316 317 318 319 320
Adelung lemmatisierte in beiden Auflagen die phonologische Variante mumpfeln. In dieser Mundart ist nur die phonologische Variante mumpfeln nachweisbar. Vgl.Anm.315. Vgl.Anm.315. Vgl.Anm.315. Im Schlesischen Wörterbuch ist die Formvariante mumpfen verzeichnet. Im Preussischen Wörterbuch ist die phonologische Variante mumpeln gebucht.
305 271.) Münk: > finsterer, verschlossener Mensch < Stiel Kra. 1 ' 2 , Steint».1-2, Ad. 1 '*: --
I. II.
Frisch: 1,674
IIL
Schwab.: 4, 1814* 321 Thür.: 4,747*
Verbr.: vereinzelt obd. und omd.
272.) Murk: > Brocken < Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 ' : Frisch: 1, 675
II. III.
Thür.: 4, 750*
Verbr.: thüringisch
273.) murkeln: > zerschneiden, zerreißen < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 ,, Frisch, Ad. 1 ' 2 : -Stiel.: 2,1294
I. II.
Thür.: 4,750* 3 2 2 : Osächs.: 2, 259/60 + ( 1 8 J h -)* 3 i 3 ; Schles.: 2, 906* 3 2 4
m
Verbr.: gesamtomd.
274.) murmurieren: > murmeln < Stiel.. Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 - 2 , A d A Frisch: 1,675*
I. II. III.
Schwab.: 4,1822( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
275.) die Murre: >eine Art Lawine aus Sand oder Stein < Stiel., Kra. 1,2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: —
I. H
Ad. 1 ' 2 :3,619; 3,321
IIL
1 (Tirol)
Bair.: I 2 , 1642"*
Verbr.: vereinzelt obd.
321 322 323 324
Im Schwäbischen ist die Form Munke nachweisbar. Das Verb ist in dieser Mundart in der Bedeutung > ungeschickt schneiden, schnippeln < bezeugt. Vgl.Anm.322. Vgl.Anm.322.
306 276.) Mus: > Panzer < Stiel., Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 '*: Frisch: 1, 676*
I. II. III.
Wfäl.: 180
Verbr.: vereinzelt nd.
277.) die Müsch: > Sperling < Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Ad.1-*: Frisch: 1, 676
1325
I. II. III.
Rhein.: 5,1437-42* 326 ; Hess.-Nass.: 2,396* Wfäl.: 180*
Verbr.: verstreut wmd.; vereinzelt n d . 3 2 7
278.) die Muschel: >von Bast geflochtener Sack< Stiel, Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: -Ad. 1 ' 2 :3,621;
1 (z.B. Lausitz)
I. IL 111
S chles.:
2,908
Br.-Berl, 3,365*
Verbr.: vereinzelt omd. und nd.
279.) der Musel: >ein abgehauenes oder abgeschrotenes Stück; ein Schrot < Stiel, Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch:«
I.
Schweiz.: 4,486/87* 3 2 9 ; Schwab.: 4,1828/29" + 18Jh ( >*
Ad. 1 - 2 :3,623; 3,324 l 3 2 8
jjj
~~
Verbr.: verstreut obd.
325 326 327 328
Nach Frisch war dieses Wort bei einigen in Gebrauch. In dieser Mundart ist die Form Müsche belegt. Vgl. auch den Deutschen Wortatlas, Bd. 2 (1953), Karte 71. Adelung bemerkte in beiden Auflagen, faß das Wort in den gemeinen Sprecharten einiger Gegenden in Gebrauch war. 329 Im Schweizerischen ist nur die phonologische Variante Müsel bezeugt.
307 280.) musig: > einem Brei ähnlich < Stiel, Kra.1,2, Steinb.1'2, I. Frisch: " II.
Bair.: I2,1676"; Schwab.: 4,1830*; Eis.: 1, 728* Thür.: 4,759*
Ad.1-2: 3, 623; 3,324330
Preuß.: 3,1359*
III.
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt omd. und nd. 281.) müßigen: a) >müßig, untätig sein< Kra.1-2, Steinb.1, Frisch, Ad.1-2: I. ,331 ,, II. Stiel.: 2.1312 TTT m Steinb.2: 2,87** "
Schles.: 2,909*
Verbr.: schlesisch b) > nötigen, zwingen < Kra.1-2, Steinb.1, Frisch: Stiel.: 2. 1314 Steinb.2: 2, 87 Ad.1-2: 3 628; 3, 329/30 1 (obd.)332 c) >sich einer Sache enthalten < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch: -. Ad.12: 3, 628 1 (obd.) Ad. : 3, 329* 1 (obd.)
I. II.
Schweiz.: 4, 501"*; Schwab.: 4, 1898-+
m m
"
Verbr .: verstreut obd.
I.
Schweiz.: 4,499*333- Bair.: I2,1677/78; Schwab.: 4,1838-+ Anhalten eines Gesellen um förmliche Erteilung des Meisterrechts < Stiel., Kra.1'2, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1'2: 3, 635/36; 3, 337 fspr.(Handw.)
I. II. III.
Thür.: 4, 766 334
Verbr.: thüringisch
283.) mfitern: >ein Kind säugen < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2, Ad.1-2: -Frisch: 1, 679*
I. II. III.
Bair.: I 2 ,1699" 335
Verbr.: vereinzelt obd.
284.) Mutschierung: > Landesteilung < Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch, I. Ad 1,2: " II. Stiel.: 2, 1250/51
Schles.: 2,909 +(18 >
IIL
Verbr.: schlesisch
285.) das Mutt: a) >ein Maß für Getreide und andere trockene Körper < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2: -Frisch: 1,679 l(obd.) Ad.1'2: 3, 633/34; 3, 335 1 (obd., ns.)
I.
Schweiz.: 4, 574+(l8Jh.)*336. B a i r . ^ 1 6 9 4 ; Eis.: 1,738( + ) Hess.-Nass.: 2,401"*337; Shess.: 4, 842*338
n m
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
334 Im Thüringischen Wörterbuch findet man das Wort in der Bedeutung > Probezeit, die ein Handwerksgeselle in Erfurt arbeiten mußte, bevor er sich dort als Meister selbständig machen durfte Maß für Wein < Stiel, Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1-2: 3, 633/34; 3, 335 1 (Schweiz)
I. II. III.
Schweiz.: 4,574"
Verbr.: schweizerisch
286.) muttern: >der Mutter nacharten < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, Ad.1-*: Frisch: 1, 679
s
I. II.
Pfalz.: 4, 1497/98 ; Hess.-Nass.: 2, 403 ; Shess.: 4, 849*; Schles.: 2, 910*
III. Verbr.: verstreut md.
287.) mfittig: > ein Mutt fassend < Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1-2, Ad.1' : -Frisch: 1, 679
I. II. III.
Schweiz.: 4, 575"*
Verbr.: vereinzelt obd.
288.) der Mutz: a) > Stumpf, Stummel, etwas Verstümmeltes (allgemein) < Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch, -U: " „„ Stiel.: 2, 1315339 Ad
I. II.
Schweiz.: 4,616-18* Hess.-Nass.: 2,404/05*; Thür.: 4, 774/75*340; Osächs.: 2, 264
m
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
b) > Tier mit gestutztem Schwanz < Kra.1'2, Steinb.1, Frisch: ~
I.
Stiel.: 2. 1315 Steinb.2: 2, 95 s Ad.1-2: 3, 650; 3, 350 341
n.
Schweiz.: 4, 616-18*; Bair.: I2, 1706; Schwab.: 4, 1857/58- + ^ Jh >* Hess.-Nass.: 2, 404/05*; Thür.: 4, 774/75*; Osächs.: 2, 264*; Schles.: 2, 911"*
m
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md. 339 Stieler führte in der Position des Lemmas auch die phonologische Variante Motz an. 340 Im Thüringischen ist auch die phonologische Variante Motz gebräuchlich. 341 Nach Adelung begegnete das Wort in den gemeinen Sprecharten.
310 c) > Pferd mit gestutzten Ohren und Haaren < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1,2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : -Stiel.: 2,1315
I. II.
Thür.: 4, 774/75(?)
in. Verbr.: thüringisch?
d) > weibliche Scham < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1,2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Stiel.: 2,1315
I. II. III.
Schweiz.: 4, 621"; Bair.: I 2 , 1706" Hess.-Nass.: 2, 405*; Thür.: 4, 776*
Verbr.: verstreut obd. und md.
e) > ungewöhnlich kleine Person < Stiel, Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: — Ad. 1 - 2 : 3, 650; 3, 350 3 4 2
I. II. III.
Schweiz.: 4, 616-18* Thür.: 4,774/75*; Schles.: 2, 911*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet omd.
f.) > Jacke, Überrock, Wams< Steinb. 1 - 2 , Kra. 2 , Ad. 1 - 2 : --
I.
Bair.: I 2 , 1 7 0 6 + < 1 7 J h > 3 4 6 ; Schwäb.: 4.1858/59" + (17.,18jti.)*347. E l s . j 745 -+(17Jh.)348
Stiel.: 2 , 1 3 1 5 3 4 3 Kra. 1 :149 c V : » 3 4 4 Frisch: 1, 680 3 4 5 1 (obd.), s
II.
Rhein.: 5,1495* 3 4 9 ; Pfalz.: 4,1500-02" +(17.,18Jh.)'350 H e s s _ N a s s . 2> 406*331.
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355
Shess
4 , 8 5 1 / 5 2 + ( 1 7 j h ) * 3 5 2 ; Frankf.: 4, / 2099+ (17. > 18Jh.)'353 Q h e s s . 2 615*354 ^ 777 +(18Jh.)*355
Vgl.Anm.341. Stieler setzte Motzen als Lemma an. Kramer lemmatisierte die phonologische Variante Mutzen. Frisch setzte die Formvariante Mutz als Lemma an. In dieser Mundart ist nur die phonologische Variante Mutzen nachweisbar. Vgl.Anm.346. Vgl.Anm.346. In dieser Mundart sind die Formen Mutzen und Motzen bezeugt. Vgl.Anm.346. Vgl.Anm.346. Vgl.Anm.346. Vgl.Anm.346. Vgl.Anm.346. Vgl.Anm.346.
,
.
4
311
289.) mutzen: a) > stutzen, verkürzen, abschneiden < Kra. 1 ' 2 , Steint».1'2: --
I.
Schweiz.: 4 619/20 ; Bair.: I 2 , 1706; Schwab.: 4, 1859 -+(17Jfi.) ; E l s . 744*
Stiel.: 2,1314 Frisch: 1,680 Ad. 1 :3, 651 1 (v.a.obd.) 3 5 6 Ad. 2 : 3, 351* 1 (v.a.obd.)
II. III.
Rhein.: 5,1489*; Thür.: 4,777*
Verbr.: gesamtobd.; verstreut md.
b) > sich zieren, putzen < Stiel., Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 : -Frisch: 1, 680 Ad. 1 :3, 651 1 (obd.,nd.) Ad. 2 :3,351* 1 (obd,nd.)
I.
n
„
Schweiz.: 4, 619/20" + < 17 ' 1 8 J h >*; Bair.: I 2 , 1706/08"; Schwab.: 4, 1859/60" + ( 1 7 J h ); Eis.: 1, 745" Rhein.: 5,1495/96* Mecklenb.: 4, 1321*
Verbr.: gesamtobd.; vereinzelt wmd. und nd.
290.) mutzen: > zürnen, maulen, mürrisch sein< Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, -U: "
Ad
I. II.
Stiel.: 2,1314
Schweiz.: 4,619/20* 3 5 7 Rhein.: 5,1497*; Pfalz.: 4, 1503*; Hess.-Nass.: 2, 406*; Shess.: 4 852/53*; Frankf.: 4, 2072*; Ohess.: 2, 615
III. Verbr.: vereinzelt obd.; gesamtwmd.
291.) Mützer: > eine Art Mäuse < Stiel.. Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 ' 2 : -
I.
Frisch: 1,680
II. III.
Schweiz.: 4 622" + ( 1 7 1 8 )*; Bair.: I 2 , 1706 +(17.)358. E l s . 1( 7 4 6 -
Verbr.: verbreitet obd.
356 Nach Adelung findet sich das Wort nur in den gemeinen Sprecharten, besonders Oberdeutschlandes. 357 Im Schweizerischen Idiotikon ist das Verb in der Bedeutung > verspotten, abfällig beurteilen < verzeichnet. 358 Im Bairischen ist die Form der Mutzen bezeugt.
312 292.) mutzig: > gestutzt < Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 Frisch, '
I. II.
Stiel.: 2,1315
IIL
Adl 2:
Schweiz.: 4, 621/22*( 1801 >; Eis.: 1,744* Osächs.: 2,265*
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
293.) der Nachen359: >Kahn< Kra. 1 , Steinb. 1 : -Stiel.: 2 1321 Steinb. 2 : 2, 97 Kra. 2 : 324
I. II.
Schwab.: 4, 1879" Rhein.: 6, 13/14*; Pfalz.: 5, 8*; Hess.-Nass.: 2, 411*; Shess.: 4, 864*
III. Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet wmd.
294.) nachten360: > Abend werden < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : --
I.
Stiel.: 2, 1322/23
n
Schweiz.: 4, 6 6 2 " ^ >; Bair.: I 2 , 1715-18; Schwab.: 4, 1906* .
III. Verbr.: verbreitet obd.
295.) nächten: > gestern abend < Stiel., Kra. 1 - 2 : -,, Steinb. 1 - 2 : 231; 2, 98
I. II.
Eis.: 1,756* Rhein.: 6, 26*; Hess.-Nass.: 2,418/19*; Ohess.: 361 ; Thür.: 4, 798*; Osächs.: 2, 268*; 2 , 617-19 Schles.: 2, 914 +(17 '> 18J h >*
III. Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet m d . 3 6 2
359 Das Wort ist in Duden 4,1842 als 'dichterisch', in Wahrig 4, 766 jedoch als 'poetisch und zugleich landschaftlich' charakterisiert. 360 Das Verb ist in Duden 4,1851 als 'schweizerisch, sonst dichterisch' bezeichnet. 361 Im Oberhessischen ist die Formvariante necht belegt. 362 Vgl. auch den Deutschen Wortatlas, Bd. 16 (1968), Karte 2.
313
296.) der Nähter: > Schneider < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1: -
I.
Steinb.2:2,103*
n.
in.
Schweiz.: 4, 849"; Bair.: I2, 1768/69"363; Schwab.: 4, 1969(+)"364 Ohess.: 2,621*; Schles.: 2, 918(?)
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt (verstreut?) md.
297.) nährlich: > kümmerlich, ärmlich, bescheiden, dürftig, gering; knapp, kaum< Kra.1-2, Steinb.1-2: -I. Bair.: I2 1752'+(17Jh ); Schwab.: 4, 1943/44" +(17 Jh.)*'
Stiel.: 2,1320
Hess.-Nass.: 2, 432/33*; Shess.: 4, 908*; Thür.: 4, 815"*; Schles.: 2,918 + i 17Jh )
n
III. Verbr.: verstreut obd. und md.
298.) nauen: >jn. quälen, jm. Unglück bringen < Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2,1336
I. II.
Schwab.: 4,1974*
ffl
Verbr.: vereinzelt obd.
299.)naupen: > schlagen, stoßen < Kra.1-2, Steinb.1-2: Stiel.: 2,1336
I. II.
Schwab.: 4,1975+(18Jh>
ffl
Verbr.: vereinzelt obd.
363 Im Bairischen ist das Wort in der speziellen Bedeutung > Seidennäher < bezeugt. 364 Im Schwäbischen war das Wort in der speziellen Bedeutung > Kürschner < gebräuchlich.
314 300.) der Neber/Nebger/Nepper: > Bohrer < Steinb. 1 , Kra. 2 : -
I.
+ 17 18Jh 365 Schweiz.: 4, 77r ( ' )* : Bair.: I 2 , 1713" ^ S ^ w ä b . : 4, 1863" + ( 17 -. 18Jh J"367. E l s . ^
Stiel.: 2, 1322/23 Kra. 1 :153 Steinb. 2 : 2,115 1
n.
Thür.: 4,7S2* 3 6 9 ; Schles.: 2,924(?) u. 917 3 7 0
in.
Verbr.: gesamtobd.; verstreut omd.
301.) der Neser: > Geldbeutel < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : -Stiel.: 2,1356
I. II. III.
Schwab.: 4, 1998"(?) 371
Verbr.: vereinzelt obd.?
302.) d e r / d i e Nestel: > R i e m e n , B ä n d c h e n z u m S c h n ü r e n < Steinb. 1 : --
I.
Stiel.: 2, 1342 (der) Kra. 1 , 2 :153; 332 (der) Steinb. 2 : 2,119 (die) 1
II.
Schweiz.: 4, 841/42(derV + < 1 7 - 1 8 J H )*; Bair.: I 2 , 1767/68(der,die,das)- + < 1 7 J h >; Schwab.: 4, 2000/01(der,die)-+(l7JH) Rhein.: 6, 158(die)*; Pfälz.: 5, 115(der,die,das); Shess.: 4, 962(die) ; Frankf.: 4, 2148(der,die)" +(17Jh.). Thür - 4> 855(der,die)*
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
365 366 367 368 369 370
In dieser Mundart ist die Form Näpper belegt. In dieser Mundart findet man die Formen Näbiger, Näher, Neber und Nepper. In dieser Mundart ist die Form Näber bezeugt. Vgl.Anm.367. Vgl.Anm.367. Im Schlesischen Wörterbuch ist S. 924 die Form Neber aufgeführt, allerdings ist Steinbachs Wörterbuch der einzige Beleg für diese Form, so daß nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, daß diese im Schlesischen üblich war; S. 917 ist die Form Nebeger verzeichnet. 371 Aus dem im Schwäbischen Wörterbuch angeführten Belegbeispiel (Man liest von ... schwarzen N. (vielleicht Weser) mit gelben Knöpfchen als Bestandteil der Frauenldeidung) geht nicht eindeutig hervor, ob das im Schwäbischen bezeugte Wort die Bedeutung hatte, in der es in Stielers 'Stammbaum' verzeichnet ist.
315 303.) Nickel: > Hure; liederliche Frau < Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 : -Stiel.: 2 , 1 3 4 6 < N >
I.
Bair.: I 2 , 1 7 2 2
II.
Rhein.: 6 , 1 9 4 / 9 5 * ; Shess.: 4 , 9 8 3 * : Thür.: 4, 874/75*; Osächs.: 2 , 2 8 4 ( + ) + < 1 8 )
III.
Mecklenb.: 5 , 1 0 0 / 1 * ; Schlesw.-Holst.: 3, 7 9 1 +(1800)»
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md. und nd.
304.)nieden: > unten < Stiel., Steinb. 1 : -Kra. 1 - 2 :154; 334 Steinb. 2 : 2 , 1 2 4
I. n
Schweiz.: 4,669/70"*; Bair.: I 2 , 1 7 2 7 " 3 7 2 ; Schwab.: 4, 2029( + )"; Eis.: 1,759"* Rhein.: 6,199*; Hess.-Nass.: 2, 463*; Shess.: 4, 985(+)"; Ohess.: 2, 628"*; Thür.: 4, 876*
III. Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.
305.) nieten: >sich anstrengen, abmühen < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: --
I.
Stiel.: 2 , 1 3 3 9
Schweiz.: 4,852/53": Bair.: I 2 , 1 7 7 0 " + ( i r > ; Schwab.: 4, 2 0 4 7 " + ( 1 7 > *
III. Verbr.: verbreitet obd.
306.) die Nittel: > Enkelin < Stiel, Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : -Steinb. 2 : 2 , 1 2 4 1
I.
Bair.: I 2 , 1 7 3 1 " 3 7 3
II. III. Verbr.: vereinzelt obd.
372 Nach Schindler war dieses Wort nur in der älteren Sprache in Gebrauch. 373 Vgl. Anm. 372.
316
307.) nistein: > ein Nest machen, 1 2
1
Kra. - , Steinb. : -Stiel.: 2. 1341 Steinb.2: 2, 118374
Nest tragen < I. II. III.
Osächs.: 2, 289( + ) Schlesw.-Holst.: 3, 804*375
Verbr.: vereinzelt omd. und nd.
308.) nollen: > schlagen, stoßen, zerschlagen, erschüttern, aufrütteln < Kra.1'2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2,1367
I.
Schweiz.: 4 716*376; Bair.: I2, 1737*; Schwab.: 4, 2055/56
IL
III. Verbr.: verbreitet obd.
309.) das Nos: > Vieh, Kleinvieh < Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2, 1353
I. n
Schweiz.: 4. 818/19" + ( 17Jh) *; Bair.: I 2 , 1763/64 + ( 18Jh >; Schwäb.: 4, 2061* Hess.-Nass.: 2, 477 377 ; Frankf.: 4, 2178"; Ohess.: 2, 631/32*; Thür.: 4, 897 + ( 18Jh >*
III. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
310.) die Notel: > schriftliche Aufzeichnung < Kra.1-2, Steinb.1'2: --
I.
Stiel.: 2,
II
Schweiz.: 4, 866"; Bair.: I 2 , 1774'; Schwab.: 4, 2067( + )"
III. Verbr.: verbreitet obd.
374 Steinbach gab jedoch die spezielle Bedeutung >aves in aedificando nido imitor< an. 375 Im Schleswig-Holsteinischen ist die Formvariante nisseln bezeugt. 376 Auch die im Schweizerischen Idiotikon verzeichnete Bedeutung > ungeschickt zu Werke gehen, etwas plump angreifen < kann im weitesten Sinne zu der in Stielers 'Stammbaum' angegebenen gezählt werden. 377 Nach Auskunft Bertholds kam das Wort häufig in der alten Sprache vor.
317 311.) die Nuppe: >was vom Essen übrig bleibt, Speiserest< Kra.1-2, Steinb.1'2: --
I.
Stiel.: 2,1328
II. III.
Hess.-Nass.: 2, 483/84*378
Verbr.: vereinzelt wmd. 312.) Nürtz: > Otter < Stiel, Kra.1-2, Steinb.1: -Steinb.2: 2,144
I. II. III.
Bair.: I2, 1757 + ( 17Jh )
Verbr.: vereinzelt obd. 313.) nutschen: > saugen < Kra.1'2, Steinb.1'2: --
I.
Stiel.: 2, 1356
II.
III.
Schweiz.: 4, 878*; Bair.: I2, 1775379; Schwab.: 4, 2094* Rhein.: 6,303*(1808>; Pfalz.: 5,187*- Hess.Nass.: 2 489*380; Shess.: 4,1033*381; Ohess.: 2, Ö32/33*382; Thür.: 4, 923/24*; Osächs.: 2, 296/97*; Schles.: 2, 940+ Zeche, Wirtsrechnung < Stiel, Kra.1-2, Steinb.1: --
I.
2
Steinb. : 2, 161 II.
Schweiz.: 1,488-94"+ (17,18Jh.)*383. B a i r . jl 152/53"+i1' J h )384; Schwäb.: 61, 307385; Eis.: 1, 70/71"+(17Jh-)*386 Frankf.: 6,3327/2S387: Ohess.: 2, 642"* m 390 Osächs.: 2, 309- + ( 1 7 J h )* m9; Sohl« 1 Schles.:• 3,1448
III. Verbr.: gesamtobd.; verstreut md.
378 Im Hessisch-Nassauischen Wörterbuch findet man die spezielle Bedeutung > kleine verwelkte Grasbüschel, die das Weidevieh verschmäht Frosch, Kröte < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 : --
I.
Stiel.: 2, 1417 < N >
II. III.
Rhein.: 6, 461-63*; Thür.: 4, 990* Mecklenb.: 5 , 2 7 9 + ( 1 8 ) *
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
316.) die Palancke: > durch Pfeiler geschützter Ort< Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : -, Steinb. 2 : 2, 164
I. II.
Schles.: 2,960(?)
m
Verbr.: schlesisch?
317.) d e r Pantsch: > S c h l a m m , D r e c k < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : , Steinb/: 2,164
I. II.
Pfälz.: 1, 559* 391 ; Schles.: 2, 963/64*
TT1
Verbr.: verstreut md.
318.) das Partek: > Almosen, Gabe< Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 : -Stiel.: 2,1414
I. II
Bair.: I 1 , 4 0 6 " + ( 1 7 J h ) ; Schwab.: 1, 656" 392
TT
Verbr.: verstreut obd.
319.) parten: > teilen, einteilen, zuteilen < Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 - 2 : -StieL:2
'
1412
I. II. III.
Thür.: 4,1012*; Schles.: 2,969* Mecklenb, 5,322" 3 9 3
Verbr.: verbreitet omd.; vereinzelt nd.
391 Im Pfälzischen Wörterbuch ist das Wort in der Bedeutung > Lehmbrei < verzeichnet. 392 Im Schwäbischen ist das Wort weiblichen Geschlechts. 393 Laut Wossidlo/Teuchert wurde das Verb nur in der alten Sprache verwendet.
319
320.) partieren: > betrügen < Kra.1'2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2,1414
I. II. III.
Bair.: I 1 ,407" Ohess.: 2,647*; Thür.: 4,1013; Osächs.: 1,66*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
321.) paßirlich: > hinreichend < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : -Stiel.: 2, 1419 < N >
I. II.
Hess.-Nass.: 2,551*; Shess.: 1, 601*
m
Verbr.: verstreut wmd.
322.) pauschen: > anschwellen, geschwollen s e i n < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : -, Steinb. 2 : 2,170
I. II.
Schles.: 2,975(?)
ffl
Verbr.: schlesisch?
323.) paußen: > anschwellen, geschwollen s e i n < Stiel., Kra. 1,2 , Steinb. 1 : --
I.
Steinb. 2 : 2,170
IL
Schweiz.: 4, 1746/47"+(17.,18Jh.)*. Schwab.: 1, 733* Schles.: 2, 9 7 5 + ( 1 7 ' 1 8 J h ) *
III.
--
Bair
. 11> 409.
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt omd.
324.) pelfern: > bellen, z a n k e n , schelten, schreien < Steinb. 1 , Kra. 2 : -
I. II.
Bad.: 1,143* Pfalz.: 1, 687 ; Osächs.: 1, 84 ; Schles.: 1, 112
Kra' 1 - 3 3 1 3 2
IIL
Mecklenb.: 1,752
Steinb. 2 : 2 , 1 7 1 3 9 4 Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verstreut md.
394 Bei pelfem wird auf belfern verwiesen, wo die Bedeutung erläutert wird.
320 325.) Peitschen: > ein Gewächs < Stiel., Kra.1,2, Steinb.1: -Steinb.2: 2, 171
I. II. III.
Schwab.: 1, 838*; Eis.: 2, 42*
Verbr.: verstreut obd.
326.) der Pelzer: > Kürschner < Stiel., Kra.2, Steinb.1-2: Kra.1: 159
I. II. III.
Mecklenb.: 5, 354" +(17 )
Verbr.: vereinzelt nd.
327.) pengeln: >mit einem Stock schlagen < Stiel, Kra.1-2, Steinb.1: -, Steinb.2: 2, 172
I. II.
Schweiz.: 4,1373-75*; Eis.: 2, 62*; Bad.: 1, 147* Rhein.: 1, 614*; Pfälz.: 1, 697/98*; Shess.: 1, 692
TTT
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut wmd.
328.) Pennal: > Federkasten < Kra.1,2, Steinb.1-2: Stiel.: 2, 1424/25
I. n. III.
Schwäb.: 1, 849* Hess.-Nass.: 2 i 569*; Frankf.: 4, 2274+; Thür.: 4,1046 Mecklenb.: 5,355; Schlesw.-Holst.: 3, 981*395
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md. und nd.
329.) der Peps: > Knospe, Mittelpunkt der Obstfrucht < Stiel, Kra.1'2, Steinb.1: -, Steinb.2: 2,172
I. II.
Schles.: 2,979(?)
m
Verbr.: schlesisch?
395 Nach Mensing ist das Wort in der heutigen Mundart veraltet.
321 330.) Pfaffenpint: > ein Gewächs < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1: --
I.
Schwäb.: 1, 1002"
Steinb 2:2 187
HI.
Mecklenb.: 5,306*
-
'
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.
331.) der Pfänder: > Pfandnehmer; Gerichtsvollzieher < Kra.1, Steinb.1'2: -Stiel: 2,1432 - :348
I. IL
&a
Schweiz.: 5, 1144/45"; Schwäb.: 1,1009"*; Bad.: 1, 187 Rhein.: 6, 663*; Pfalz.: 1, 791*; Hess.-Nass.: 2, 577*-Shess.: 1, 770*; Frankf.: 4, 2288*; Thür.: 4, 1064 ; Schles.: 2, 983*
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
332.) die Pfarre 396 : a) > Sprengel, Parochie< Steinb.1-2: --
I.
Stiel: 2, 1406 Kra. - : 160; 349
IL
III.
Schweiz.: 5,1169/70"+ (17.,18Jh.)*. B a i r . ^ 4 4 0 - ; Schwab.: 1,1013/14"+i17Jh>*; Bad.: 1,189" Rhein.: 6, 677*; Pfalz.: 1,795/96"*; Hess.-Nass.: 2, 580*; Shess.: 1, 774"; Ohess.: 2, 655"; Thür.: 4, 1069* Mecklenb.: 5,319"*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; vereinzelt nd.
b) > Pfarrhaus < Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2, 1406
I. II.
Hess.-Nass.: 2,580*; Thür.: 4,1069*; Osächs.: 1, g5'
III. Verbr.: verstreut md.
396 Das Wort ist in Duden 5,1980 als 'landschaftlich, sonst veraltet' bezeichnet, in Wahrig 5, 105 jedoch als standardsprachlich angesetzt.
322 333.) pfarren: > zu einer Pfarrei gehören < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 : -Stiel.: 2,1406
I. II. III.
Schwäb.: 1,1014( + )~ Rhein.: 6, 678*
Verbr.: vereinzelt obd. und wmd. 334.) d i e Pfebe: > M e l o n e < Steinb. 1 : -Stiel.: 2, 1435 Kra. 1 - 2 : 160; 349 Steinb. 2 : 2,176
Schweiz.: 5 , 1 0 4 8 / 4 9 " + ( 1 7 - 1 8 J h ) : Bair.: I 1 , 417/18"*; Schwäb.: 1, 1022- + < 17jrh >; Bad.: 1, 192' 3 9 7 II. III. Verbr.: verbreitet obd.
335.) pfeisen: > zischen < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : --
Schweiz.: 5, 1184/85" + ( 1 7 ' 1 8 J h ) *; Bair.: I 1 , i031/32" + ( 1 7 J h >*; Eis.: 442 +(17Jh.). S c h w ä b . + 17Jh 2, 139/40" ( )*; Bad.: 1,196*
Stiel.: 2, 1438/39 II. III.
Verbr.: gesamtobd.
336.) pfetzen/pfitzen: > zwicken, kneifen < Steinb.1'2: -
I.
Stiel.: 2,1442/43 Kra. 1 ' 2 : 160; 349
Schweiz.: 5, 1206/07" + ( 1 7 ' 1 8 J h )* 3 9 8 ; Bair.: I 1 , 446 3 9 9 : Schwäb.: 1,1040/41"* 400 : Eis.: 2,142" +(17.,lff_Jh.)*401. B a d . ^ 199/200 ^
II.
Pfälz.: 1 8 3 0 / 3 1 + ( 1 7 J h ) * 4 0 3 ; Hess.-Nass.: 2, 601-05* ; Shess.: 1, 753/54* 4 0 5 ; Frankf.: 4, 2284*406 Qhess.: 2, 65T 401; Thür.: 4, 1119/20 4 0 8
III. Verbr.: gesamtobd.; verbreitet m d . 4 0 9
397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409
Nach Ochs ist das Wort im der heutigen Mundart veraltet. In dieser Mundart ist die phonologische Variante pfetzen belegt. In dieser Mundart sind beide Formvarianten, also pfetzen und pfitzen, nachweisbar. Vgl. Anm. 398. Vgl. Anm. 398. Vgl. Anm. 398. Vgl. Anm. 398. Vgl. Anm. 398. Vgl. Anm. 398. Vgl. Anm. 398. Vgl. Anm. 398. Vgl. Anm. 399. Vgl. auch den Deutschen Wortatlas, Bd. 19 (1972), Karte 6.
323 337.) pflichtig: > verpflichtet < Kra.1'2, Steinb.1'2: --
I.
Stiel.: 2,1448
II. III.
Mecklenb.:5,494-+(18)
Verbr.: vereinzelt nd.
338.) pfundig: > ein Pfund schwer < Kra.1: -Stiel.: 2 1452 Steinb.1-2: 248; 2, 186 Kra.2:351
I.
Schweiz.: 5 1160"*; Bair.: I 1 ,435; Schwäb.: 1, 1086" + ( 17Jfl >; Bad.: 1, 218* Rhein.: 6,802*
IL m m
"
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt wmd.
339.) pichen410: >mit Pech bestreichen < Kra.1-2, Steinb.1, Frisch, Ad.1-2: -Stiel.: 2 1422 Steinb.2:2,170
I. n
III.
Schweiz.: 4, 968" + ( 1718 >; Bair.: I1, 379/80"; Schwäb.: 4,1094* Rhein.: 6, 805/6*; Shess.: 1, 823"*; Thür.: 4, 1173*; Osächs.: 1, 103* Mecklenb.: 5,374 411 ; Schlesw.-Holst.: 3, 1004
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md. und nd.
340.) pinseln: >über etwas Geringes klagen < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1: -. , Steinb. : 2,187
I. II. III.
Rhein.: 6,863/64* 413 : Frankf.: 4,2318 + < 18 >; Thür. 4> n95 +(l8.)414. 0s ächs.: 1,110*; Schles.: 2,1003*
Verbr.: verstreut md.
410 Das Wort ist in Duden 5,1994 als landschaftlich bezeichnet, in Wahrig 5,133 als standardsprachlich angesetzt. 411 In dieser Mundart ist die Lautvariante picken bezeugt. 412 Vgl.Anm.411. 413 In dieser Mundart ist die Bedeutung > zimperlich benehmen < belegt. 414 In dieser Mundart hat das Wort die Bedeutung > unbegründet ängstlich sein Mensch, der immer klagt < Stiel., Kra.1'2, Steinb.1: -I. ,2 II. Schles.: 2, 1003* Steinb. : 2,187 m Verbr.: vereinzelt omd.
342.) der Pint: > männliches Glied < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1: -I. , II. Steinb.2: 2, 187 a III.
Hess.-Nass.: 2, 636*; Shess.: 1, 859*; Schles.: 2, 1003* Mecklenb.: 5,424*; Schlesw.-Holst.: 3,1026*
Verbr.: verstreut md. und nd.
343.) Pips: > Krankheit der Hühner < Steinb.1,2: -I. II. Stiel.: 2,1438 12 Kra. ' : 161; III.
Schwab.: 1, 1049/50*415; Eis.: 2, 73* Rhein.: 6, 875/76*; Pfalz.: 1, 928*; Hess.-Nass.: 2, 637/38*; Shess.: 1, 862/63*; Frankf.: 4, 2319*; Thür.: 4, 1196* Mecklenb.: 5,433"+(18Jh>*
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.; vereinzelt nd. 344.) pispern416: > flüstern < Steinb.1'2: -Stiel.: 2, 1455 Kra.1'2: 160; 350
I. II.
III.
Schwab.: 1,1139*; Eis.: 2, 109*; Bad.: 1,238* Rhein.: 6, 883/84*; Pfalz.: 1, 940/41*; Hess.N a s s . 2,639*; Shess.: 1, 871*; Frankf.: 4, 2319 + ( liuh )*; Ohess, 1. 165/66*; Thür.: 4, 1199*; Osächs.: 1, lll + < 18Jh '*; Schles.: 2,1004* Schlesw.-Holst.: 3,1036*
Verbr.: verbreitet obd.; gesamtmd.; vereinzelt nd.
415 In dieser Mundart ist das Wort in der Formvariante Pfipfis belegt. 416 Das Verb ist in Duden 5, 2001 als landschaftlich charakterisiert, in Wahrig 5,141 jedoch als standardsprachlich eingestuft.
325 345.) pisten: >psst! rufen < Kra.1'2, Steint».1'2: -Stiel.: 2,1455
I. II. III.
Bair.: I1, 412; Schwab.: 1, 1141* Osächs.: 1, H2 + ( 17 - 18Jh )
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
346.) plagerisch: > quälerisch < Kra.1'2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2, 1459
I. II.
Eis.: 2,155*
m
Verbr.: vereinzelt obd.
347.) plampern: > unvorsichtig reden < Stiel., Kra.1'2, Steinb.1: -I. -2 II. Steinb. : 2,188 s III.
Schles.: 2, 1007*417
Verbr.: schlesisch
348.) die Plantsche: > Metallscheibe, -platte < Kra.1'2, Steinb.1-2: -I. Schweiz.: 5, 123/24"+(17-18Jh>;+ Bair.: I1, 17Jh > 459+(l7Jh.); Schwab.: 1, 1155 ( Stiel.: 2, 1461 fspr. n III. Verbr.: verbreitet obd.
349.) platten: > glatt machen; bügeln < Stiel., Steinb.1: -I. II. 12 41g IIL St^ b ' ' ^ ' m
Rhein.: 6,957*419; Thür.: 4, 1220* - 5- 463*; Schlesw.-Holst.: 3,1050*420
Mecklenb
Verbr.: verstreut md. und nd.
417 Das Verb ist im Schlesischen in der Bedeutung > albern reden < bezeugt. 418 Kramer lemmatisierte in beiden Auflagen die phonologische Variante plätten. 419 Im Rheinischen Wörterbuch ist das Verb in den speziellen Bedeutungen >das Eisen flach schmieden < und >ein besäetes Gartenbeet mit einem beschwerten Brett platt klopfen < verzeichnet. 420 Im Schleswig-Holsteinischen ist nur die phonologische Variante plätten bezeugt.
326 350.) der Plattner: > Harnischmacher < Stiel., Kra.1,2, Steinb.1: -I. Steinb.2: 2,189
Bair.: I1,462/63"; Schwab.: 1,1176'*; Bad.: 1, 253*
n
in. Verbr.: verbreitet obd.
351.) platz: > plötzlich < Stiel., Kra.1-2: Steinb.1:250421 Steinb.2: 2,190**
I.
Schwab.: 1, 1178*
!!' Verbr.: vereinzelt obd.
352.) Plaut: > großer, breiter Degen < Stiel., Kra.1*2, Steinb.1: -I. Steinb.2:2,191
1
Schweiz.: 5, 218/19+; Schwab.: 1, 1185/86+(i7"18jh-)*; Bad.: 1, 2 57 + < 17Jh ) 412
n
III. Verbr.: verbreitet obd.
353.) die Plautze: > Lunge < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1: Steinb.2: 2,191
1 (schles.),s423
I. II.
Hess.-Nass.: 2,661 ; Thür.: 4 1236 ; Osächs.: 1, 118*; Schles.: 2,1013+(17»18Jh>*
III. Verbr.: verstreut md.
421 Steinbach bemerkte zu diesem Wort adj. non est in usu, in voce: Platzregen, adhuc adhibetur. 422 Im Badischen ist das Wort in der Bedeutung > breites Seitengewehr < belegt. 423 Steinbach bemerkte zu diesem Wort silesiaca plebeja vor.
327 354.) Pletz/Bletz: >Zeug, Stück Stoff, Flicken < Stiel., Steinb. 1 ' 2 , Kra. 2 : --
I.
Kra. 1 : 162 II.
Schweiz.: 5 , 2 6 4 - 7 4 " + ( 1 7 - 1 8 J h )*; Bair.: I 1 , 464/65"; Schwab.: 1,1196/97"; Eis.: 2, 174"*; Bad.: 1, 261/62* Pfalz.: 1, 1014/15*
III. Verbr.: gesamtobd.; vereinzelt wmd.
355.) p l e t z e n / b l e t z e n : > f l i c k e n < Stiel., Steinb. 1 - 2 , Kra. 2 : --
I.
Kra.1:162 II.
Schweiz.: 5, 285-88" + ( 1 7 J h )*; Bair.: I 1 ,465"; Schwab.: 1, 1198"; Eis.: 1, 174"*; Bad.: 1, 2 6 2 + < 1 7 J h )* Pfalz.: 1, 1015( + )"
III. Verbr.: gesamtobd.; vereinzelt wmd.
356.) d i e Plintze: > G e b ä c k < Stiel., Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 : , Steinb. 2 : 2 , 1 9 2 1
I. II. III.
Thür.: 4, 1240*; Osächs.: 1, 121*; Schles.: 2, 1016* Mecklenb.: 5,497*
Verbr.: gesamtomd.; vereinzelt nd.
357.) d a s Ploster: > d ü n n e s H ä u t c h e n , B l a s e n h a u t < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : -Steinb.2:2,192
1 (schles.),s 4 2 4
I. II.
Schles.: 2, 1018* 425
III. Verbr.: schlesisch
424 Bei diesem Wort findet man die Bemerkung silesiaca vax & quidem vulgaris. 425 Als Beleg aus dem 18. Jh. führte Mitzka nur Steinbachs Wörterbuch an; die übrigen Belege für dieses Wort stammen aus dem 19. und 20. Jh.
328 358.) der Plötz: (in der Wendung 'auf den Plötz') > plötzlich, unerwartet < Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2,1462/63
I. II.
Thür.: 4,1241*; Osächs.: 1,123*; Schles.: 2, 1019+(l}.,l8.Jh.)'*
III. Verbr.: gesamtomd.
359.) plotzen: > fallen < Stiel, Steinb.1-2, Kra.2: -
I.
1 Kra. 1 :162
n.
Eis.: 2, 176*; Bad.: 1, 268* Pfalz.: 1,1027/28*; Hess.-Nass.: 2, 664*; Shess.: 1, 954*; Frankf.: 4,2334*; Ohess.: 1,180
III. Verbr.: verstreut obd.; verbreitet wmd.
360.) Plumpert: > plumper Mensch < Stiel, Steinb.1-2, Kra.2: -, Kra.1: 162
I. II.
Rhein.: 6,991*
Verbr.: vereinzelt wmd.
361.) Plunze: > Blutwurst < Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2,1461
I. n
Schweiz.: 5, 126*; Bair.: I 1 , 459; Schwab.: 1, 1226 + < 18Jh >*; Bad.: 1, 272 Rhein.: 6, 996* 426 ; Pfalz.: 1,1038*; Hess.-Nass.: 2, 666/67*; Shess.: 1, 962*; Frankf.: 4, 2337*; Thür.: 4, 1245*; Schles.: 2, 1021*
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
362.) die Posel: > Kegel < Stiel, Kra.1,2, Steinb.1: -Steinb.2: 2, 195
1
I. II. III.
Schles.: 2, 1031(?)
Verbr.: schlesisch?
426 Im Rheinischen ist nur die Formvariante Plunzert nachweisbar.
329 363.) der Pott: >Topf< Stiel, Kra.1-2, Steinb.1: -,2
Steinb. : 2, 196 1
I. n.
m.
Schweiz.: 4,1906* Rhein.: 6,1050-55*; Hess.-Nass.: 2, 679/80*; Shess.: 1, 1048*; Thür.: 4, 1272*: Osächs.: 1, 42 140+(18Jh.)V schles.:2, 1032* ^ + 17 18Jh) Mecklenb.: 5, 557-62" ( ' *; Schlesw.Holst.: 3, l099+(18Jh>*; WM: 204*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md; gesamtnd.
364.) der Pracher: > Bettler < Kra.1-2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2,1468
I. n n
Thür.: 4,1274*; Schles.: 2, 1034"+(17Jh>* Mecklenb.: 5,571"+(18Jh>*; Schlesw.-Holst.: 3, 1104/05+(18ö°)*; WM.: 204*
Verbr.: verbreitet omd.; gesamtnd.
365.) prachern/prachen: >betteln, dringend verlangen, fordern< Kra.1-2, Steinb.1,2: -I. n. Hess.-Nass.: 2, 681*429: Thür.: 4, 1274*430-5 432 Stiel.: 2, 1468 Osächs.: 1, 141+("^31. Schles.: 2, 1034 " m. Mecklenb.: 5,572*433: Schlesw.-Holst.: 3, 1106*434; WM.: 204* 435
Verbr.: verstreut md.; gesamtnd.
366.) prachten: > prunken < Kra.1-2, Steinb.1,2: ~ Stiel.: 2, 1475
I. II.
Schweiz.: 5,392"; Schwab.: 1,1336"*
m
Verbr.: verstreut obd.
427 428 429 430 431 432 433 434 435
Im Schlesischen Wörterbuch ist das Wort in der speziellen Bedeutung >Futterkübel< verzeichnet. Vgl. auch den Deutschen Wortatlas, Bd. 8 (1958), Karte 9. In dieser Mundart ist die Formvariante prachen belegt. In dieser Mundart war bzw. ist die Formvariante prachern gebräuchlich. Vgl.Anm.430. Vgl.Anm.430. Vgl.Anm.430. Vgl.Anm.429. Vgl.Anm.430.
330 367.) Prahl: > P r u n k , P r a c h t < Stiel, Steinb. 1 ' 2 , Kra. 2 : --
I. Hess.-Nass.: 2, 681/82 4 3 6 ; Thür.: 4,1274* 4 3 7 Mecklenb.: 5,575"*; Schlesw.-Holst.: 3, 1106/07* 438
1 1
11
Kra. : 163
Verbr.: verstreut md. und nd. 368.) praten: > r e d e n , schwatzen, p l a u d e r n < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : -StieL: 2, 1469 1 ( b e l g . ) , a ^
I. II. ffl>
Rhein.: 6,1073/74* Mecklenb ;5
581/82+(l7.,l8Jh.)-.
Schlesw,
Holst.: 3,1104*; van Dale 1570 Verbr.: vereinzelt wmd.; verstreut nd.; niederländisch 369.) pregeln: > b a c k e n , r ö s t e n < Stiel, Steinb. 1 : --
I.
Kra. 1 ' 2 : 162; 355 Steinb. 2 : 2,199
n
Schweiz.: 5, 512-15' + < 1 7 ' 1 8 J h >*; Bair.: I 1 352" +(18Jh.). S c h w ä b . i t 1341-*; Eis.; 2,183" Osächs.: 1. i42 + ( 1 8 J h -)*; Schles.: 2, 1034 + ( 1 )*
III. Verbr.: verbreitet obd. und omd. 370.) preis: > z u m N e h m e n frei < Steinb. 1 , Kra. 2 : -Stiel.: 2, 1477 Kra. 1 : 163 Steinb. 2 : 2, 199
II.
Schweiz.: 5 , 7 9 5 / 9 6 " + ( 1 7 J h > 4 4 0 ; Bair.: I 1 . 471 4 4 1 : Schwab.: 1, 1 3 8 8 / 8 9 ( J - + ( 1 7 J h ) 4 4 2 ; Eis.: 2,197" ; Bad.: 1, s i ^ ^ H 4 3 Rhein.: 6, 1094; Pfalz.: 1, n 8 8 + ( 1 8 J h ) * 4 4 4 ; Thür.: 4, 1 2 8 3 J h ) 4 4 5
III. Verbr.: gesamtobd.; verstreut md.
436 437 438 439 440 441 442 443 444 445
Im Hessisch-Nassauischen ist das Wort nur in der Wendung auf Prahl > zur Schau stellen < bezeugt. Im Thüringischen ist das Wort nur in der Wendung Prahl machen > prunken, angeben < nachweisbar. Im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuchfindetman das Wort nur in der Bedeutung > Geprahl schlagen < Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 : --
I.
Stiel.: 2,1480
n
.
Schweiz.: 5 1 0 2 3 / 2 4 + ( i r > * ; Bair.: I 1 , 374/75 + ( l 7 >; Schwab.: 1,1426"*; Eis.: 2, 207"* Rhein.: 6,1116/17*; Hess.-Nass.: 2 692*; Shess.: 1,1122/23*; Thür.: 4,1293
m. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
372.) Privet/Profei: > Abtritt, Kloake < Steinb. 1 - 2 : --
I.
Stiel.: 2 , 1 4 8 1 4 4 7 Kra. 1 - 2 : 163; 356 4 4 8
Schweiz.: 5 , 5 0 3 + ( 1 8 J h > 4 4 9 ; Bair.: I 1 ,473" 4 5 0 ; Schwäb.: 1,1426/27" + < 1 7 J h > 4 5 1 ; Eis.: 2 , 1 8 2 ( + ) ' +(17Jh.)452. ß a d ( 333^53
II.
Rhein.: 4 5 4 : Hess.-Nass.: 4 5 5 : Shess.: 4 5 6 : Frankf.: 4 5 7 ; Thür.: 4,1294" 4 5 8 ; Schles.: 4 5 9 Mecklenb.: 5, 602" 460
in.
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.; vereinzelt nd.
373.) psallieren: > P s a l m e singen < Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 - 2 : Stiel.: 2,1483/84 < N >
I.
n.
Schwab.: 1,1482( + )~
ffl
Verbr.: vereinzelt obd.
446 Das Verb ist in Duden 5, 204 als landschaftlich bezeichnet, in Wahrig 5, 208 als standardsprachlich angesetzt. 447 Stieler setzte die Formvariante Profei als Lemma an. 448 In beiden Auflagen ist die Formvariante Privet lemmatisiert. 449 In dieser Mundart sind die Formen Privet und Provei belegt. 450 In dieser Mundart sind die Formen Privet und Prophei bezeugt. 451 In dieser Mundart findet sich die Form Privet. 452 In dieser Mundart sind die Formen Prefet und Profey nachweisbar. 453 Vgl.Anm.450. 454 In dieser Mundart ist die Form Privet üblich. 455 In dieser Mundart sind die Formen Privet und Profeit bezeugt. 456 Vgl.Anm.454. 457 Vgl.Anm.454. 458 Vgl.Anm.454. 459 Vgl.Anm.454. 460 In dieser Mundart sind die Formen Privet und Profat belegt.
332 374.) der Pulst: > das Anschlagen der Glocken, Geläute < Stiel, Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 : -,
I. II.
Steinb. 2 : 2, 204
m
Schles.: 2, 1045*
Verbr.: schlesisch
375.) purren/porren: > bewegen, antreiben, Anlaß geben, reizen; murren < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : --
I. II.
Stiel.: 2,1466
Schweiz.: 4, 1527/28 4 6 1 ; Schwab.: 1 , 1 5 4 6 4 6 2 Rhein.: 6, 1030* 4 6 3 ; Pfalz.: 1, 1376* 4 6 4 ; Hess.. 2 > 709* 4 6 5 ; Thür.: 4, 1321* 4 6 6 ; Schles.: 2, 1030/1048+(17Jh')*467
Nass
III.
Mecklenb.: 5, 6 5 6 + < 1 8 J h > * 4 6 8 ; Schlesw.-Holst.: 3, 1148* 4 6 9 ; Wfäl.: 2 0 7 * 4 7 0
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md. und nd.
376.) der Pütt: > Brunnen < Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : -Stiel.: 2, 1485 1 (sax.),a
I. II. III.
Wfäl.: 207*
Verbr.: vereinzelt nd.
377.) der Putz: a) > Kerzendocht < Stiel, Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : -Steinb. 2 :2,206
1
I. n
Schweiz.: 4 , 2 0 0 3 - 7 + < 1 7 1 8 > * ; Schwab.: 1,156971*; Eis.: 2, 129* Schles.: 2,1052*
III. Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt omd.
461 462 463 464 465 466 467 468 469 470
In dieser Mundart ist die Lautvariante punen bezeugt. Vgl. Anm. 461. In dieser Mundart waren bzw. sind purren undporren gebräuchlich. Vgl. Anm. 463. Vgl. Anm. 461. Vgl. Anm. 463. Vgl. Anm. 463. Vgl. Anm. 461. Vgl. Anm. 463. Vgl. Anm. 461.
333
b) > Blütennarbe beim Apfel oder bei der Birne < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : -, 2
Steinb. : 2,206
1
I. II.
Schles.: 2,1052*
m
Verbr.: schlesisch
c) > getrockneter Nasenschleim < Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : -Steinb. 2 : 2, 206 1
I. n
Schweiz.: 4, 2003-7"+(17.18.). S c hwäb.: 1, 1569/70"*; Eis.: 2, 129* Shess.: 1,1267/68*
III. Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt wmd.
d) > Eiter in den Augen < Stiel., Kra. 1,2 , Steinb. 1 : -Steinb. 2 : 2,206 1
I. II. III.
Schwab.: 1,1569-71'; Eis.: 2,129*
Verbr.: verstreut obd.
378.) die Flabbe: >Mund, Lippe < Stiel.: 1,1060 1
I. II. III.
Pfälz.: 2,1424*; Osächs.: 1,339*; Schles.: 1,316* Mecklenb.: 2, 940/41 + ( 1 8 J h >*471; Wfäl.: 301*472; Preuß.: 2, 48*; Br.-Berl.: 2, 1 0 9 / 1 0 + (18Jh.)>
Verbr.: verbreitet nd.; md.
379.) Gelehne: > Geländer < Stiel.: 1,1054/55
I. II. III.
Rhein.: 5, 310*
Verbr.: vereinzelt wmd.
471 Nach Wossidlo/Teuchert war das Wort nur in der älteren Sprache üblich. 472 Im Westfälischen Wörterbuch ist die phonologische Variante Fläbbe verzeichnet.
334
380.) geliegen: > niederkommen, gebären Steinb. 2 : 1,1025
1
I. II. III.
Bair.: I 2 , 1460/61"; Schwab.: 3, 2 9 3 ' + ( 1 7 J h )*
Verbr.: verstreut obd.
381.) gelosen: >befreit werden, los werden< Steinb.2: 1,1077 1 I. II. III.
Schles.: 1, 392" + ( 1 7 J h )* Preuß.: 2, 329+(18-Jh.)473
Verbr.: omd.; vereinzelt nd.
382.) das Gelunge: > Eingeweide < Steinb. 2 : 1,1083 1 (schwäb.)
I. II. III.
Bad.: 2,357* 4 7 4 Schles.: 1, 393* 4 7 5
Verbr.: vereinzelt obd.; omd.
383.) das Gemachte: a) > Machwerk, Werk< Stiel.: 1 1195/96 Steinb. 2 : 2, 6
I. II.
Schweiz.: 4,69" + ( 1 7 - 1 8 J h >*; Bair.: I 2 1556-59"; Schwäb.: 3,312-15; Eis.: 1, 646( )"* 476 Pfalz.: 3, 185( )"; Shess.: 2, 1234*; Osächs.: 1, 402*; Schles.: 1, 394*
III. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
473 Im Preussischen Wörterbuch wird darauf verwiesen, daß das Wort häufig in der älteren Sprache bis in das 17. Jh. belegt ist. 474 Im Badischen Wörterbuch ist die phonologische Variante Gelänge angegeben. 475 Im Schlesischen Wörterbuch findet man die phonologischen Varianten Gelänge und Gelinge. 476 Das Wort ist in der Bedeutung > Schöpfung, Geschöpf < in diesem Wörterbuch als veraltet markiert; dies gilt jedoch nicht für die Bedeutung > Arbeit Genitalien < Frisch: 1, 631 Steinb.2: 2, 6
I.
Schweiz.: 4,66*; Bair.: I 2 , 1564"+ während, inzwischen, unterdessen < Stiel.: 2, 1289
I. II. III.
Schwab.: 4,38( + )" 4 9 6
Verbr.: vereinzelt obd.
481 In Stielers 'Stammbaum' findet man die Angabe: Gromat/hodie Grummet-, daraus geht hervor, daß er die Formvariante Gromat als veraltet betrachtete. 482 In dieser Mundart ist die Form Grummet belegt. 483 Vgl.Anm.482. 484 In dieser Mundart waren bzw. sind beide Formen, also Grumet und Gromat, gebräuchlich. 485 Vgl.Anm.482. 486 In dieser Mundart sind die Formen Grumet und Gromet bezeugt. 487 Vgl.Anm.482. 488 Vgl.Anm.482. 489 Vgl.Anm.482. 490 Vgl.Anm.482. 491 Vgl.Anm.482. 492 Vgl.Anm.482. 493 Vgl.Anm.482. 494 Vgl.Anm.482. 495 Vgl. auch den Deutschen Wortatlas, Bd. 3 (1954), Karte 15 sowie Bd. 14 (1965), Karte 1; zur Synonymik des Wortes und zu lautlichen Abweichungen in verschiedenen Gegenden vgl. Ruppenthal 1950. 496 Im Schwäbischen Wörterbuch findet man die Form immittelst.
339 397.) kalmäusern: > sparen, geizen < Steinb. 2 :2,34
I. II. III.
Els.: 1,435* Pfälz.: 4, 28*; Osächs.: 2, 8/9*
Verbr.: vereinzelt obd.; md.
398.) der Kneif/Kneip: > Messer < Stiel.: 2, 1339/40 4 9 7
I.
II.
III.
Schweiz.: 2, 669- + ( 1 8 J h )* 498 ; Bair.: I 2 1349, 1352 499 : Schwab.: 4, 53r+(lXl8Jh.)*5Ö0 E l s , 5 0 5 - + (ltlh.)'501. B a d , 2 ; ig3*502
x
Rhein.: 4, 913-15* 503 ; Pfalz.: 4, 347* 5 0 4 : Shess.: 3,1488/89* : Frankf.: 3, i5ir+(i8Jh.)*506. Osächs.: 2, 62* Mecklenb.: 4,455* 5 0 8 ; Schlesw.-Holst.: +(1800)*509. W f ö l . 135*510. p r e u ß . 3> 383*511. Br.-Berl.: 2, 1063/64 + < 1 8 J f l >* 5 1 2
Verbr.: gesamtobd. und -nd.; md.
399.) schlampampen513: > schwelgen, in Stiel.: 2,1466 I. II. III.
is und Braus leben < Schweiz.: 9,555"*; Bair.: 2 1 ,523/24; Schwab.: 5, 888 Rhein.: 1 1232*; Hess.-Nass.: 3,199*; Thür.: 5, 636 +(l8Jfi.)* osächs.: 2,434; Schles.: 3, 1 2 0 3 + (i8Jh.)* Mecklenb.: 6,328*; Schlesw.-Holst.: 3,523; Wfäl.: 239*
Verbr.: verbreitet obd; md. und nd. 497 498 499 500 501 502 503 504 505 506 507 508 509 510 511 512 513
In Stielers 'Stammbaum' findet man in der Position des Lemmas die Angabe Kneif/& Kneip/ der. In dieser Mundart ist die Formvariante Gnip belegt. Schmeller führte in Sp. 1349 die Form Kneif, in Sp. 1352 die Form Kneip an. In dieser Mundart ist die phonologische Variante Kneip nachweisbar. In dieser Mundart war bzw. ist die Formvariante Knipp gebräuchlich. Vgl.Anm.501. In dieser Mundart sind beide Lautungen bezeugt. Vgl.Anm.500. Vgl.Anm.500. Vgl. Anm. 500. In dieser Mundart ist die phonologische Variante Kneif bezeugt. In dieser Mundart findet man die Form Knip. Im Schleswig-Holsteinischen war bzw. ist die Form Knief in Gebrauch. Im Westfälischen Wörterbuch ist die phonologische Variante Knip angeführt. Im Preussischen Wörterbuch ist die phonologische Variante Kniep verzeichnet. Im Brandenburgisch-Berlinischen Wörterbuch findet man die Formvarianten Knief, Kneif, Kniep, Kneip. Das Verb ist in Duden 5, 2270 als landschaftlich bezeichnet, in Wahrig 5, 570 jedoch als standardsprachlich angesetzt.
340 400.) der Schlampamper: > Schlemmer < Kra.1'2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2,1466
I. II. TTT
Schweiz.: 9, 555 + ( 1 8 J h > Thür.: 5, 636*; Osächs.: 2, 434 + ( 17Jh >* Mecklenb.: 6,328 +(17 ' 18 J h >; Schlesw.-Holst.: 3, 523; (Wfäl.: 239) 514
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet omd.; nd.
401.) schlaunen: > rasch vonstatten gehen, vorangehen, gelingen < Bair.:2 1 ,525- + ( 17Jh ) Stiel.: 1,1089 I. Thür.: 5, 677+* 515 ; Osächs.: 2, 436*; II. Schles.: 3, 1206* III. Verbr.: vereinzelt obd.; gesamtomd.
402.) der Schmauch: > falscher, durchtriebener Mensch < Stiel.: 2, 1253
I. II. III.
Hess.-Nass.: 3,281*; Thür.: 5, 742*
Verbr.: verstreut md.
403.) Schmauch: > dicker Rauch < Stiel.: 2, 1253
I. II. III.
Thür.: 5, 741*; Schles.: 3,1220
Verbr.: verbreitet omd.
514 Der Angabe des Woeste/Norrenbergs ist nicht zu entnehmen, welche Bedeutung das Wort im Westfälischen hatte bzw. hat. 515 Im Thüringischen ist die phonologische Variante schleunen bezeugt.
341 404.) schmauchen: > auf boshafte Weise etwas vorschützen, heucheln; verbergen, im Geheimen etwas tun/treiben; unvermutet überfallen < Stiel.: 2, 1253 I. Schweiz.: 9,841/42"+(18Jh>* II. Rhein.: 7,1447516; Thür.: 5,742/43*; Osächs.: 2,449(+) III. Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
405.) schmeuchen: > durch Rauch ersticken, verbrennen, anbrennen < Stiel.: 2,1253 I. II. Thür.: 5, 742*; Osächs.: 2, 449* III. Verbr.: verbreitet omd.
406.) Spazierung: > das Spazieren < Stiel.: 2,1420 I. II. III.
Schwab.: 5,1494( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
407.)Unmuß: > Beschäftigung, Arbeit < Steinb.2: 2, 87 1 I. II.
Schweiz.: 4,497/98"+*; Bair.: I2, 1677/78"; Schwab.: 61, 203/04; Eis.: 1, 729"* Rhein.: 5,1453*; Hess.-Nass.: 4,246*; Ohess.: 2, 847'*; Schles.: 3, 1442
III. Verbr.: gesamtobd.; verstreut md.
516 Im Rheinischen Wörterbuch ist das Verb nur in der Bedeutung > verprügeln < gebucht.
342 Mundartliche Wörter, die in Idiotika des 18. Jahrhunderts verzeichnet sind:
läg (schlimm, böse): Richey, 1755, 149; Tiling, 3, 1768, 35/36; Strodtmann, 1736, 123; Fulda, 1788,248 läg (niedrig, flach): Richey, 1755, 149; Tiling, 3, 1768, 35/36; Fulda, 1787, 248; Schmid, 86 Lägel:Tiling, 3,1768,36; Fulda, 1788,256; v. Klein, 1792,270 Laken:Tiling, 3,1768,5; v. Klein, 1792, 271 Lamel:Richey, 1755,147; Tiling 3,1768,9 (jeweils Lammet) Lami: Fulda, 1788,250; Schmid, 1795, 87 Lampfel: Fulda, 1788,250 Lanke: Tiling, 3,1768,14 Lanste: Fulda, 1788,251 Läse: Fulda, 1788,252 laet: Richey, 1755,145 (laat), Fulda, 1788,247; v. Klein, 1792, 273 Lätschel: Fulda, 1788,248 laustem: Tiling, 3, 1768, 105 {lüstern)-, Strodtmann, 1756, 130 (lüstern)-, Schmidt, 1800, 102; v. Klein, 1792,274; Reinwald, 1793, 94 Leilach: v. Klein, 1792,278; Schmid, 1795, 89 leinen: Zaupser, 1789,47; Fulda, 1788,259; v. Klein, 1792,269; Schmid, 1795,89 letz: v. Klein, 1792,281 Loh: Zaupser, 1789,48 lören: Fulda, 1788,268 Lork: Tüing, 3,1768, 87; Fulda, 1788,268; v. Klein, 1792, 285 Iuck/lfick: Schmidt, 1800,105; v. Klein, 1792,287; Schmid, 1795,91 Ludel (Pfeife): v. Klein, 1792,287 Ludel (Saughorn): Fulda, 1788, 272 Iudeln: Fulda, 1788,273 lugen: Fulda, 1788,273; v. Klein, 1792,288 lumm: Fulda, 1788,275; Schmid, 1795, 91 lunzen: Schmidt, 1800,105; Reinwald, 1793,99 Luppe: Fulda, 1788,271 lurtschen: Schmid, 1795,92 Lusche (Hündin): v. Klein, 1792,290; Schmid, 1795, 92 Lusche (Hure): Fulda, 1788, 277; v. Klein, 1792, 290; Schmid, 1795, 92; Reinwald, 1793, 99 lützel: Fulda, 1788,277; Schmid, 1795,92
343
Mad (Gras): Schmidt, 1800,106 Mad (Wiese): Fulda, 1788,281 Mage: Tiling, 3, 1768,109; Strodtmann, 1756, 132; Beradt, 1787, 82; Fulda, 1788, 279 Magschaft: Tiling, 3,1768,109; Berndt, 1787, 83; Fulda, 1788, 279 mägern: Fulda, 1788,280 mähren: Fulda, 1788, 289 Maie: Reinwald, 1793,101 Maien: v. Klein, 1792,11 Malm: Fulda, 1788, 284 man: Richey, 1755,160; Tiling, 3,1768,121 Mand: Tiling, 3, 1768, 125; Fulda, 1788, 287; v. Klein, 1792, 5 mandeln: Fulda, 1788,287 mank: Fulda, 1788,286; v. Klein, 1792, 6 männern: Fulda, 1788,285 Markolf: Fulda, 1788, 288 Marille: Popowitsch, 1780, 352; Zaupser, 1789, 50; v. Klein, 1792, 7; Id. Austriacum, 1824, 94 Marner: Fulda, 1788,288 marren: Schmidt, 1800, 109; Schmid, 1795, 94 Märte: Fulda, 1788,289 Mase: Zaupser, 1789,50; Fulda, 1788,291; v. Klein, 1792,3; Schmid, 1795,94 Maskopey: Richey, 1755, 158; Tiling, 3, 1768 (Maatskuppije, Maskuppije), 136; Fulda, 1788, 291 mastig: v. Klein, 1792, 8 mattächtig: Fulda, 1788, 282; Schmid, 1795,92 Matte: Fulda, 1788,282; v. Klein, 1792,8 Mau: Fulda, 1788,292 maucheln: Fulda, 1788, 292 Maut: Prasch, 1686, 29; Fulda, 1788, 292; v. Klein, 1792, 11 Meisterei: Reinwald, 1793,101 Melber: Zaupser, 1789,51; Fulda, 1788,295; v. Klein, 1792,13; Schmid, 1795, 95 Merle: Fulda, 1788,296 Merzler: v. Klein, 1792,14 Meßner: Zaupser, 1789,51; Fulda, 1788,298; v. Klein, 1792,14 Metzig: Berndt, 1787, 86; Fulda, 1788,298; v. Klein, 1792,15; Schmid, 1795,95 michel: Fulda, 1788, 299 Miere: Richey, 1755,162; Tiling, 3,1768,165 migen: Fulda, 1788,299
344 minniglich: Berndt, 1787,87 Mistler: Fulda, 1788,301 Mite (Haufen Stroh): Tiling, 3,1768,168 Mite (Milbe): Tiling, 3,1768,168; Fulda, 1788,299 Möge: Tiling, 3,1768,177; Fulda, 1788,302 molsch/mulsch: Bock, 1759,35; Fulda, 1788,303 mönig: Fulda, 1788,305; Schmid, 1795, 97 Morene: Popowitsch, 1780,391 Morschelle: Zaupser, 1789, 50; v. Klein, 1792, 8 Mosche/Musche: v. Klein, 1792,20 Mostert/Mostrich: Strodtmann, 1756,142; Fulda, 1788,307 moten: Tiling, 3,1768,190 Mock: v. Klein, 1792,20; Schmid, 1795,96 muddig: Richey, 1755,167; Tiling, 3,1768,194 muffeln: Tiling, 3,1768,194; Fulda, 1788,309; Reinwald, 1793,104 müffen: Zaupser, 1789,53; v. Klein, 1792,21 Mull: Richey, 1755,167 Mulm: Tiling, 3,1768,198; Fulda, 1788, 312 Multon: Popowitsch, 1780,382 Mummel: Fulda, 1788,313 mummeln (murmeln): Fulda, 1788, 312; Schmidt, 1800, 118; v. Klein, 1792, 22; Schmid, 1795, 98 mümmeln: Tiling, 3,1768,201; Reinwald, 1793,104 mummeln (verhüllen): Tiling, 3,1768, 201; Fulda, 1788, 313 mümpfeln: Berndt, 1787,89 Mutschierung: Berndt, 1787, 88 Mutz ( etwas Verstümmeltes): Fulda, 1788,317 Mutz (weibliche Scham): Fulda, 1788,317 mutzen: Fulda, 1788,317 Mutzen: v. Klein, 1792,25; Reinwald, 1793,102 nachten: Fulda, 1788,318 nächten: Zaupser, 1789, 53; Berndt, 1787, 89; Fulda, 1788, 318; v. Klein, 1792, 26; Schmid, 1795, 99; Reinwald, 1793,107 Nagler: Fulda, 1788, 319 nährlich: Schmidt, 1800,120; Reinwald, 1793,107 Neber: Zaupser, 1789, 53; Fulda, 1788, 318; Schmidt, 1800, 120; v. Klein, 1792, 25; Schmid, 1795, 99 Pelzer: Strodtmann, 1756,158
345 Pfebe: Fulda, 1788,345 pfetzen: v. Klein, 1792,50 pfiesen: v. Klein, 1792,50 Pint: Fulda, 1788,344 pispern: v. Klein, 1792,55 pisten: Fulda, 1788,344 Plantsche: Fulda, 1788,356 bletzen: Fulda, 1788,351 Plinze: Fulda, 1788,352 Plunze: v. Klein, 1792, 61 Pott: Tiling, 3,1768,355; Strodtmann, 1756,167; Fulda, 1788,354; v. Klein, 1792, 64 Pracher: Richey, 1755,192; Tiling, 3,1768,356; Fulda, 1788,357 prachern: Richey, 1755,192; Tiling, 3,1768,357; Fulda, 1788,357 prägein: Fulda, 1788,357; Schmid, 1795,35 praten: Tiling, 3,1768,359 Pritschen: Schmidt, 1800,146 Flabbe: Tiling, 1,1767,400; Bock, 1759,11 Gemachte (Genitalien): Fulda, 1788,278 Grummet: Popowitsch, 1780,165; Reinwald, 1793,55 Kneif/Kneip: Popowitsch, 1780,262 Schlampamp: v. Klein, 1792,116 schlampampen: v. Klein, 1792,116 schlaunen: v. Klein, 1792,118 Schmauch: Fulda, 1788,452 schmauchen: Berndt, 1787,122; v. Klein, 1792,127
2. Mundartliche phonologische Varianten
349 1.) das Läger (Lager) Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steint».1-2, Frisch, Ad. 1 - 2 : -Stiel.: 1,1112
I.
n
.
III.
Schweiz.: 3, 1169/70"+(1718.). B a i r . 1459+ 17 ( >: Schwab.: 4, 923/24" + ( i 7 ); Bad.: 3, 352 + fr 7 ')* Pfalz.: 4, 738/39" + ( 1 7 )*; Hess.-Nass.: 2, 11*; Shess.: 4, 9 1 + ( 1 8 ) * Mecklenb.: 4, 806"*1
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.; vereinzelt nd.
2.) laeten (lassen) Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 ' 2 : -Stiel.: 1, 1074
l(sax.)
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 851-54" + < 18 )* 2 : Schlesw.-Holst.: 3, 414-16 3 ; Preuß.: 3, 780-82 + < i8 )*; Br.-Berl.: 3, 36-39* 4
Verbr.: verbreitet nd.
3.) die Lahre (Lehre) Stiel.. Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 , Frisch,
I.
Ad. 1 ' : -
II.
Steinb. 2 : 1,976
a
TTT
Hess.-Nass.: 2, 85; Ohess.: 2, 548*; Thür.: 4, 188 5 Wfäl.: 157*
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
4.) das Lamb (Lamm) Stiel.. Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 , 2 : , Steinb. 2 : 1, 964 a
I.
Schweiz.: 3, 1271"; Bair.: I 2 , 1470"; Schwab.: 4, 939 -+(17.)
II.
Rhein.: 5, 64-66*; Pfalz.: 4, 746/47"*; Hess.Nass.: 2, 15-17*
III. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut wmd.
1 2 3 4 5
Wossidlo/Teuchert wiesen darauf hin, daß diese Lautvariante nur in der älteren Sprache üblich war. In dieser Mundart ist die Lautvariante laten bezeugt. Vgl. Anm. 2. In dieser Mundart sind die Lautvarianten loaten und laten belegt. Nach Spangenberg ist die Lautvariante in der heutigen Mundart veraltet; aus der Angabe im Thüringischen Wörterbuch geht jedoch nicht hervor, in welcher Zeit sie gebräuchlich war.
350 5.) landen (landen) Stiel.. Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 , Ad. 1 ' : Steinb. 2 :1, 968 Frisch: 1,567
I. II. III.
Schweiz.: 3, 1308/9" + ( 1 7 1 8 )*: Bair.: I 2 , I486*; Schwab.: 4, 950; Bad.: 3, 360 Schles.:2,806+(1718)
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt omd.
6.) lappisch (läppisch) Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Stiel.: 1,1071
I. II. III.
Thür.: 4, 74* Mecklenb.: 4, 844*
Verbr.: vereinzelt omd. und nd.
7.) der Larm (Lärm) Kra. 1 ' 2,3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : --
I. H.
Stiel.: 1, 1147 6
111
Bad.: 3, 376* Shess.: 4, 147*; Thür.: 4, 76* Mecklenb.: 4,845 + < 1 8 )*; Schlesw.-Holst.: 3, 412/13*; Preuß.: 3, 778*; Br.-Berl.: 3, 35*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.; verbreitet nd.
8.) die Latter (Laterne) Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad.1'2:StieL: 1,1121 7
II. in.
Thür.: 4, 86/87"* Preuß.: 3,785*
Verbr.: vereinzelt omd. und nd.
9.) der Laufer (Läufer) Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1,2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : --
I.
Stiel.: 1, 1081®
111
n.
Schwäb.: 4,1038/39 + ( 1 8 0 0 >; Els.: 1,567* Pfalz.: 4, 8 2 2 / 2 3 + ( 1 8 )
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
6 7 8
Stieler führte in der Position des Lemmas folgende Formen an: Lernt /& Larm /der/it. das Lernen. Man findet in der Position des Lemmas folgende Angabe: Latem /die / & freqventius Latter / pl. Lottern /& Laternen. Stieler lemmatisierte die Lautvarianten Lauf er / sive Leufer.
351
10.) laugnen (läugnen) Stiel.. Kra. 1 ' 2,3 ' 4 , Steinb. 1 , Ad. 1 , : —
I.
Schweiz.: 3, 1172" + ( 1 7 1 8 ) ; Bair.: I 2 , 1454" + ( 17 >*; Schwab.: 4, 1045" +(18 )*
II. III.
Steinb. 2 : 1,1000 Frisch: 1, 587
Verbr.: verbreitet obd.
11.) läusig (lausig) Stiel.. Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Frisch, Ad}*: Steinb. 1 ' 2 : 194; 1,1001
I. II.
Bad.: 3, 400 Hess.-Nass.: 2, 61*; Shess.: 4, 197*; Frankf.: 3, 1746*
III. Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
12.) die Lauwine (Lawine) Stiel, Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 - 2 , Frisch: Ad. 1 ' 2 : 3, 99/100; 2,
l9
I. II. III.
Schweiz.: 3, 1539-41" + ( 1 7 1 8 )*
Verbr.: vereinzelt obd.
13.) das Leb (Lab) Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 ' 2 : -Stiel.: 1,1099 1 0
I. II. III.
Schlesw.-Holst.: 3, 419 + ( 1 8 0 0 )
Verbr.: vereinzelt nd.
14.) lech (leck) Stiel, Steinb. 1 , Ad. 1 - 2 : -Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 : 133; 287; 201; 272 Steinb. 2 : 1, 1007/8 1 Frisch: 1,592
I. n
III.
Schweiz.: 3,1008 + ( 1 7 >*; Schwab.: 4,1081*; Bad.: 3, 411* Rhein.: 5, 268/69*; Pfalz.: 4, 858*; Hess.-Nass.: 2, 72*; Shess.: 4, 223/24: Ohess.: 2, 545*; Thür.: 4, 163*; Schles.: 2, 7 9 9 ) Preuß.: 3, 831*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; vereinzelt nd.
9
In der ersten Auflage ist das Wort - nicht die Lautung! - als im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich bezeichnet; in der zweiten Auflage ist die Markierung im gemeinen Leben weggelassen. 10 Stieler lemmatisierte die Ausdrucksvarianten Leb / & alibi Lab / der.
352 15.) lechen (lecken) Kra. 1 - 2 , Steint».1-2, Ad. 1 ' 2 :-Stiel.: 1, 1100 11 Frisch: 1, 562 Kra. 3 ' 4 : 201; 272 1 2
I. n
Schweiz.: 3,1008*; Bair.: I 2 ,1421"; Schwab.: 4, 1082*; Bad.: 3, 411* Rhein.: 5, 269*; Pfalz.: 4, 858*; Hess.-Nass.: 2, 72/73*; Shess.: 4, 224*; Ohess.: 2, 545*; Thür.: 4, 163*
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
16.) das Leer (Leder) Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 :Stiel.: 1,1106
l(belg.)
I. II. III.
Wfäl.: 158*; van Dale: 1092
Verbr.: vereinzelt nd.; niederl.
17.) der Leffel (Löffel) Steinb. 1 - 2 , Frisch, Kra. 2 , Ad. 1 ' 2 : Stiel.: 1.1060/61 Kra. 1 - 3 - 4 : 134; 202; 272
I. n
III.
Bair.: I 2 ,1450/51*; Schwäb.: 4,1273-75" + ( 1 7 '*; Eis.: 1,568* Rhein.: 5,523-26*; Pfalz.: 4,1015-17"*; Hess.Nass.: 2,160/61*; Shess.: 4,373-75*; Frankf.: 4, 1840*; Ohess.: 2, 547*; Thür.: 4, 309/10*; Osächs.: 2,180/181*; Schles.: 2,817 Mecklenb.: 4. 838-41 + ( 18 -)* 13 ; Schlesw.-Holst.: 3,454-56 + ( 1 8 ö 0 ; 1 8 >*14; Wfäl.: 158*; Preuß.: 3, 967-69*; Br.-Berl.: 3,130*
Verbr.: verbreitet obd.; gesamtmd. und -nd.
18.) leffeln (löffeln) Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : -
I.
Stiel.: 1,1061
11
n
Schwab.: 4,1276* Pfalz.: 4,1017*; Shess.: 4,376*; Thür.: 4,311* Mecklenb.: 4, 842* 15 ; Schlesw.-Holst.: 3,456* 1 6 ; Br.-Berl.: 3,131* 1 7
Verbr. vereinzelt obd.; verstreut md.; verbreitet nd.
11 In der Position des Lemmas sind die Ausdrucksvarianten Lech / Leck / & Lick / Lechen / Litken angeführt. 12 Van Moerbeek lemmatisierte in beiden Auflagen die Lautvarianten Lechen, Lecken. 13 In dieser Mundart ist die phonologische Variante Lepel bezeugt. 14 Vgl. Anm. 13. 15 In dieser Mundart ist die Lautvariante lepeln nachweisbar. 16 Vgl. Anm. 15. 17 Vgl. Anm. 15.
Lecken/&
353 19.) die Lege (Lage) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Stiel.: 1,1110 Kra. 3 - 4 : 203; 273
I. II TT
Schweiz.: 3,1196^97"*; Bair.: I 2 ,1454-58; Schwab.: 4,1097" Rhein.: 5,302*; Pfalz.: 4,871/72*; Hess.-Nass.: 2, 79*; Shess.: 4, 237* Mecklenb.: 4,878*; Schlesw.-Holst.: 3,441*
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md. und nd.
20.) lehen (leihen) Stiel.. Kra. 1 - 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 - 2 : --
I. II.
Steinb. 2 : 1,1026
III.
Hess.-Nass.: 2, 111*; Schles.: 2, 801*
Verbr.: verstreut md.
21.) Leimt (Leinwand) Stiel.. Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 ' 2 : 2
Steinb. :1,1031 l(schles.)
II.
Schles.: 2, 804*
III. Verbr.: schlesisch
22.) leinen (lehnen) Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: ~ Stiel.: 1, 1054 1 8 Ad. 1 - 2 : 3,166; 2,2017 l(obd.) 1 9
I.
n
Schweiz.: 3,1283" + ( 1 7 1 8 >*; Bair.: I 2 ,1477"*; Schwab.: 4, 1154/55" + ( 1 7 >; Eis.: 1, 591'; Bad.: 3, 435* Osächs.: 2,159( + ) + ( 1 8 >
III. Verbr.: gesamtobd.; vereinzelt omd.
23.) Lepard (Leopard) Stiel.. Kra. 2 , 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : -
I.
Kra. 1 :135
III.
II.
Pfälz.: 4, 935*; Shess.: 4, 294*
Verbr.: verstreut wmd.
18 Stieler lemmatisierte die Lautvarianten L&i/l&ten /gelSnet / & leinen /geleinet. 19 Man findet in beiden Auflagen die Bemerkung in einigen oberdeutschen Mundarten für lehnen üblich.
354 24.) leppsch (läppisch) Stiel.. Kra.1A3'4, Steinb.1, Frisch, Ad.1, : —
I. „.
Steinb.2: 1, 1038 III.
Bad.: 3, 375* Rhein.: 5, 130/31*; Pfalz.: 4, 782*; Hess.-Nass.: 2, 37*; Shess.: 4, 144/45*; Frankf.: 3,1719*; Thür.: 4,74*; Osächs.: 2,138/39*; Schles.: 2, 790* Preuß.: 3, 777*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verbreitet md. 25.) leschen (löschen) Steinb.1, Kra.2, Ad.1,2: -Stiel.: 1 1147/48 Kra.1-3'4: 136; 205; 276 Steinb.2: 1,1042 Frisch: 1, 608
I. n TT 11
Schweiz.: 3, 1460*; Bair.: I2,1521*; Schwab.: 4, 1292/93*; Eis.: 1, 618"* Rhein.: 5, 544/45*- Pfälz.: 4, 1028"*; Shess.: 4, 386*; Thür.: 4, 321 ; Osächs.: 2, 184* Preuß.: 3, 982*; Br.-Berl.: 3,137*
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.; verstreut nd. 26.) die Letter (Leiter) Stiel.. Kra.1'2-3-4, Steinb.1, Frisch, Ad 1 *:-
I. II.
Steinb.2: 1,1045 III.
Bad.: 3, 438/39* Rhein.: 5, 382-84*; Hess.-Nass.: 2,117/18*; Shess.: 4, 286*; Osächs.: 2, 166/67*; Schles.: 2, 805* Mecklenb.: 4, 869*; Schlesw.-Holst.: 3, 429/30*; Wfäl.: 158*; Br.-Berl.: 3, 91/92*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md. und nd. 27.) Letze (Lektion) Stiel.. Steinb.1-2, Kra.2-3-4, Frisch, AdM Kra.11:138
I. n. III.
Schweiz.: 3, 1572-74"+(17.18.)*. B a i r . ^ 1546 - ; Schwäb.: 4,1199"; Eis.: 1, 635(+)+ Rhein.: 5, 407/8*; Pfälz.: 4, 948+; Schwäb.: 4, 1205" Thür.: 4, 25l* 2 2
TT
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt omd.
30.) leunisch (launisch) Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Stiel.: 1,1089 2 3
I. II. III.
Schwab.: 4,1046*; Bad.: 3, 398* Osächs.: 2,150*
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
31.) Lewe (Löwe) Stiel.. Kra. 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, A d . 1 ' . --
I. n
Kra. 1 :138 III.
Bair.: I 2 ,1544"; Schwäb.: 4, 1309/10* Rhein.: 5,566/67*; Pfalz.: 4,1042*; Hess.-Nass.: 2,173*; Shess.: 4, 404*; Frankf.: 4,1857*; Thür.: 4, 336/37* Preuß.: 3, 998*
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.; vereinzelt nd.
20 Stieler lemmatisierte die Lautvarianten LSw/& LSwe/it. Leu /der/plur. L&wen /& Leuen. 21 In der Position des Lemmas sind folgende Formvarianten angegeben: Leumd / der / & die Leumde / alias etiam Leumut / & olim qvoq. Liumund. 22 In dieser Mundart ist die phonologische Variante Laimd belegt. 23 Man findet in der Position des Lemmas folgende Angabe: Launisch/¿¿freqventius Leunisch.
356 32.) licht (leicht) Stiel.. Kra.1-2-3-4, Steinb.1, Frisch, Ad.1-*: Steinb.2: 1,1052 1
I. II. III.
Eis.: 1, 554*; Bad.: 3, 429* Mecklenb.: 4, 904+*; Schlesw.-Holst.: 3, 469/70*; Wfäl.: 160*; Preuß.: 3, 866-68*; Br.Berl.: 3,81*
Verbr.: verstreut obd.; gesamtnd.
33.) lidern (ledern) Kra.1-2-3'4, Steinb.1-2, Ad.1-2: Stiel.: 1, 1107 Frisch: 1,593*
I. n
Bair.: I 2 ,1440 + < E 1 8 / A 1 9 >; Schwab.: 4,1087" +(17.18.)*
Pfalz.: 4, 864"; Ohess.: 2, 546"; Osächs.: 2, 156(+)
III. Verbr.: verstreut obd. und md.
34.) lidig (ledig) Stiel.. Kra.1'2'3'4, Steinb.1'2, Ad.1'*:--
I. „
Frisch: 1, 612
TT
Schwab.: 4, 1090-9524; Eis.: 1, 559"* Rhein.: 5, 284-89*; Pfalz.: 4, 866/67; Hess.Nass.: 2, 76*; Thür.: 4, 171/72*
Verbr.: verstreut obd. und md.
35.) die Lilge (Lilie) Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1, Frisch, Ad.1-*: , 2 Steinb. : 1, 1057 Kra.3'4: 207; 279
I. II „ 11
Schweiz.: 3, 1263+ (18.); Bair.: I2, 1469"*; Schwab.: 4,17/18" Rhein.: 5, 471-73* Mecklenb.: 4, 935+*; Schlesw.-Holst.: 3, 491/92*; Wfäl.: 161*
Verbr.: verbreitet obd. und nd.; vereinzelt md.
24
Fischer bemerkte, daß diese Lautvariante 'alt' sei.
357 36.) Linse (Lünse) Stiel.. Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2,
I.
Ad1, :
II.
Frisch: 1,599
IIL
Hess.-Nass.: 2,191*; Thür.: 4,379* Br.-Berl, 3, 1 6 0 / 6 1 W
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
37.) die Lirche (Lerche) Stiel.. Kra.1'2-3-4, Steinb.1, Frisch, Ad. 1 '. -
I. II.
Steinb.2: 1, 1059 III.
Schwab.: 4, 1179/80 ; Bad.: 3,442 Rhein.: 5, 395-400*; Pfalz.: 4, 935/36*; Hess.Nass.: 2, 125*; Shess.: 4, 294/95*; Ohess.: 2, 556*; Osächs.: 2, 167* Preuß.: 3, 887-90*
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.; vereinzelt nd.
38.) Liter (Letter) Stiel. Steinb.1'2, Kra.2, Frisch, Ad.1' : 1 34
Kra. - ' : 138; 207; 279
I. II. III.
Rhein.: 5, 406/7*
Verbr.: vereinzelt wmd. 39.) die Litter (Leiter) Stiel.. Kra.1'2'3-4, Steinb.1, Frisch, Ad.1'*: Steinb.2: 1,1060 s
II. III.
Thür.: 4, 230*;t0sächs.: 2, 166/67+(18)*; Schles.: 2, 805* Preuß.: 3, 883/84*; Br.-Berl.: 3, 91/92*
Verbr.: gesamtomd.; verstreut nd.
40.) lopen (laufen) Kra.1'2'3'4, Steinb.1'2, Frisch, Ad. 1 ' 2 :-
I. „
Stiel.: 1, 1081
11
l(sax.)
Mecklenb.: 4, 971-74+*; Schlesw.-Holst.: 3, 508-10+(1800)*; wfäl.: 163/64*; Preuß.: 3, 79296*; Br.-Berl.: 3, 46-48*
Verbr.: gesamtnd.
358 41.) lucker (locker) Stiel, Ad.1,2: -Kra.1'2-3'4: 13825; 298; ; 282 Steinb.1,2: 211; 1,1081 Frisch: 1,626*
I. II. III.
Bair.: I2, 1463* Rhein.: 5, 572*; Pfälz.: 4,1014*; Hess.-Nass.: 2, 160*; Shess.: 4, 409*; Thür.: 4, 307*; Osächs.: 2, 180* Mecklenb.: 4, 1002*; Br.-Berl.: 3, 129*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md.; verstreut nd. 42.) lüderlich (liederlich) Stiel, Kra.1'2, Steinb.2, Frisch: Steinb.1:211 Kra.3-4: 209; 282 Ad.1'2: 3, 272; 2, 2121
I. II. III.
Schwab.: 4, 1240-42" Mecklenb.: 4, 917"
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.
43.) lüftig (luftig) Steinb.1'2, Frisch, Kra.3-4, Ad.1-2: -Stiel.: 1,1183 Kra.1-2: 138; 299
I. II.
Schwäb.: 4, 1323+(17 )*; Els.: 1, 570* Rhein.: 5, 584/85*; Pfalz.: 4, 1050*; Hess.-Nass.: 2, 177*; Shess.: 4, 417*; Frankf.: 4 1862*; Ohess.: 2,565*; Thür.: 4, 351+(18>*
III. Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.
44.) Luge (Lüge) Stiel.. Steinb.1'2, Kra.2-3-4, Frisch, Ad.1' : —
I.
Kra.1i: 138
11
Schweiz.: 3, 1218+(18>*; Bair.: I2, 1461/62" + 17 < -); Schwab.: 4, 1326"; Els.: 1, 577*
Verbr.: gesamtobd. 45.) der Lulch (Lolch) Stiel, Steinb.1-2, Ad.1-2: Kra.1'2-3'4: 139; 29920; 209; 283 Frisch: 1, 627
I. II. III.
Schwab.: 4, 1279+(18 >
Verbr.: vereinzelt obd.
25 26
In der ersten Auflage findet man in der Position des Lemmas Lucker / locker / luck; in den späteren Auflagen ist nur noch lucker lemmatisiert. In der zweiten Auflage sind die Lautungen Lulch, Lolch lemmatisiert.
359 4 6 . ) die L u n z ( L ü n s e ) Steinb. 1 - 2 , Frisch, Kra. 2 , Ad. 1 - 2 : Stiel.: 1 1055 2 7 Kra. 1 - 3 - 4 : 139 2 8 ; 209; 283
II.
Thür.: 4, 379*
III. Verbr.: vereinzelt omd.
47.) luppen (lüpfen) Stiel., Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 , : — Frisch: 1, 628
I. n
„
Els.: 1, 603* Rhein.: 5,633*; Pfälz.: 4 , 1 0 7 2 ; Shess.: 4,446*; Frankf.: 4,1877*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
48.) die Lusche (Lausche) Kra. 1 - 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: Stiel.: 1, 1091 2 9 Ad. 1 : 3, 286 l(z.B. Thür.) 3 0 Ad. 2 : 2, 2134* l(z.B. Thür.)
I.
Bair.: I 2 , 1512; Schwab.: 4, 1051"
II.
Thür.: 4, 134*
III. Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
49.) luschen (lauschen) Kra. 1 - 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad.1'2:-
I. „
Bad.: 3, 400*
Stiel.: 1 , 1 0 9 1 3 1
TT
Br.-Berl.: 3, 51*
Hess.-Nass.: 2, 59*; Thür.: 4 , 1 3 4 / 3 5 * ; Schles.: 2, 8 2 9 + (18.)
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verstreut md.
(
27 28 29
£
Stieler lemmatisierte die Formen Lunz /Lünne & Lünne /die. Kramer führte in der Position des Lemmas die Formen Lüne /Lonne /L&ne /Luntze an. In der Position des Lemmas begegnet folgende Angabe: Lauschung / Lausterung / it. Lausche / & Lusche /die. 30 Man findet in beiden Auflagen die Bemerkung in den gemeinen Sprecharten einiger Gegenden, z.B. Thüringens. 31 In der Position des Lemmas ist folgende Angabe anzutreffen: Lauschen / Luschen/ & aliä dialectö Laustem /Belg. Luysteren.
360 50.) der Maal (Molch) Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 , Ad. 1 - 2 : -Steinb. 2 : 2 , 1 2 Frisch: 1, 6 3 7 * 3 2
I.
Schweiz.: 4, 172/73"*
II.
Schles.: 2, 834(?)
III. Verbr.: vereinzelt obd.; schlesisch?
51.) der Maan (Mohn) Stiel Steinb. 1 , Kra. 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Kra. 1 : 147 3 3 Steinb. 2 : 2 , 1 7
I. XX TT 11
Bair.: I 2 , 1606-8 Pfalz.: 4,1386*; Thür.: 4, 685/86"*; Schles.: 2, 886* Preuß.: 3,1296*; Br.-Berl.: 3 , 3 0 9 / 1 0 *
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md. u n d nd.
52.) der Magen (Mohn) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad.1'2:™ Stiel.: 2 , 1 2 1 1 3 4
I. II
Schweiz.: 4, i 0 4 " + ( 1 8 ) * 3 5 ; Bair.: I 2 , 1575; Schwäb.: 4, 1387"; Els.: 1, 655* Pfalz.: 4,1107*; Schles.: 2, 886
TT
Verbr.: gesamtobd.; verstreut m d .
53.) der Mäkler (Makler) Stiel.: 2 , 1 2 1 7 / 1 8 Kra. 1 - 2 : 139; 301 Steinb. 1 - 2 : 214; 2 , 1 0 Frisch: 1, 636 Ad. 1 - 2 : 3 , 3 3 0 ; 3 , 3 7 / 3 8 l(v.a.ns.)
I. II.
Rhein.: 5,780*; Pfälz.: 4,1140*; Shess.: 4, 506*; Thür.: 4,448*
III.
Mecklenb.: 4, 1079/80" + ( 1 8 >; Preuß.: 3, 1080*
Verbr.: verstreut m d und nd.
32 33 34
Frisch lemmatisierte die Formvariante Malen. Kramer lemmatisierte die Lautvarianten Mohn/Mahn. Man findet in der Position des Lemmas folgende Angabe: Magen / & Mag / aliaq. dialectö Man & Mohn. 35 Im Schweizerischen ist die Lautvariante Map bezeugt.
361
54.) die Malazei (Malazie) Stiel., Kra. 1,2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 - 4 : -
I.
Schweiz.: 4, 166 36 ; Bair.: I 2 , 1597 + < 1 7 ) 3 7 ; Schwab.: 4,1418( + )'; Eis.: 1,679" + ( 17 >
II
Frisch: 1, 637*
TT
Verbr.: gesamtobd.
55.) die Mälen (Milbe) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : -Stiel.: 2,1302
l(thür.)
II. III.
Rhein.: 5, 1132/33*; Thür.: 4, 635/36* Br.-Berl.: 3, 280 '38
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
56.) manich (manch) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad.1'2:Stiel.: 2,1224 3 9
I. IL TTT
Bair.: I 2 , 1604/5; Schwab.: 4, 1433/34" Rhein.: 5,836*; Pfalz.: 4,1153*; Thür.: 4,459*; Shess.: 4,517* Br.-Berl.: 3,197* 4 0
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.; vereinzelt nd.
57.) der Mark (Markt) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: -Stiel.: 2, 1244/45 4 1 Ad. 1 - 2 : 3,365; 3
I. n
III.
Bair.: I 2 ,1652*; Schwab.: 4,1482-85"*; Eis.: 1, 710* Rhein.: 5,886-89*; Pfälz.: 4,1191/92"*( 17 )*; Shess.: 4,545/46*; Frankf.: 4,1951/52' + < 17: »*; Thür.: 4, 509-11*; Osächs.: 2,209/10"< 1 7 1 8 >* Mecklenb.: 4,1114/15*; Schlesw.-Holst.: 3,594*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; verstreut nd.
36 37 38 39 40 41
Im Schweizerischen Idiotikon ist bemerkt, daß das Wort (und damit auch seine verschiedenen Lautungen) in der älteren Literatur belegt sind; in welcher Zeit das Wort und seine verschiedenen Lautvarianten genau gebräuchlich waren, geht aus der Angabe nicht hervor. Im Bairischen ist die Lautvariante Malzey bezeugt. In dieser Mundart ist die phonologische Variante Mellen bezeugt. Stieler lemmatisierte: Mannich / & Mannicher/ per syncopen Mancher / der / manche / die / & manches / das. In dieser Mundart sind die Lautungen männig, mennich belegt. Stieler verzeichnete in der Position des Lemmas die Lautvarianten Mark /& alicubi Markt /der/pl. MÜriae/& Menke.
362 58.) der Märterer (Märtyrer) Kra. 2 : -Stiel.: 2, 1244 Kra. 1 : 141 Steinb. 1,2 : 218: 2, 29 Frisch: 1, 646 4 2 Ad. 1 ' 2 : 3, 380; 3,
II. III.
ß ::B a i r . : I 2 ,1655/56* 4 4 ; Schweiz.: 4, 426*43 Eis.: 1,713/14* Schwäb.: 4, 1498 Pfälz.: 4,1200"
Verbr.: gesamtobd.; vereinzelt wmd.
59.) das Marzepan (Marzipan) Stiel, Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 ' 2 : --
I.
17 Kra. 1 - 2 : 141; 305 Frisch: 1, 647
11
TT
Schwäb.: 4, 1510"* Rhein.: 5, 920*; Shess.: 4, 555*; Frankf.: 4, 1957*; Osächs.: 2, 212* Mecklenb.: 4, 1128' + ( 1 8 )*; Preuß.: 3, 1137/38*; Br.-Berl.: 3, 221*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.; verbreitet nd.
60.) die Maschke (Maske) Stiel, Kra. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : --
I.
Steinb. 1 - 2 : 218; 2, 30 III.
Schweiz.: 4, 508* Pfalz.: 4, 1206*; Hess.-Nass.: 2 269*; Thür.: 4, 529/30*; Osächs.: 2, 2 1 3 + ( i r ) Preuß.: 3, 1141*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verstreut md.
61.) die Masein (Masern) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 ' 2 : -Stiel.: 2,1218 4 5 Frisch: 1, 647
I. II. III.
Bair.: I 2 ,1658
Verbr.: vereinzelt obd.
42 43 44 45
Frisch setzte die phonologische Variante Marterer als Lemma an. In dieser Mundart ist die phonologische Variante Marterer bezeugt. Vgl. Anm. 43. In der Position des Lemmas findet man folgende Angabe: Masern /Masein /& Musein /die.
363
62.) mästen (mästen) Stiel Steinb.1'2, Kra.1,2, Ad.1-*: Frisch: 1, 648
(1?)'46
I. II. III.
Bair.: I2,1682"+(17> Rhein.: 5,935/36* Schlesw.-Holst.: 3, 599*; Preuß.: 3, 1145*
Verbr.: vereinzelt obd. und wmd.; verstreut nd.
63.) die Matte47 (Motte) Kra.1,2, Steinb.1, Frisch: -Stiel.: 2,1207 Steinb. 2 :2,31 Ad.1'2: 3, 405; 3,
l48
I. II. III.
Osächs.: 2,252*
Verbr.: vereinzelt omd.
64.) mäulen (maulen) Stiel. Kra.1'2, Steinb.1, Frisch, Ad.1-2: Steinb.2: 2, 34
I. II.
Bair.: I2,1586" Hess.-Nass.: 2, 284*; Thür.: 4, 553+ Preuß.: 3, 1064*; Br.-Berl.: 3, 182*
Verbr: verbreitet obd. und md.; verstreut nd.
67.) die Mebe (Möwe) Stiel.. Kra.1,2, Steinb.1, Frisch, Ad.1'*: Steinb.2: 2, 35
I. II. III.
Bair.: I2, 1700+; Bair.: I2, 1587"51; Schwab.: 4,1593"
Verbr.: verbreitet obd.
49 50 51
In der Position des Lemmas ist folgende Angabe anzutreffen: Mors / & Murs / aliä dialecto Mehr / & M&rbe. In dieser Mundart ist die phonologische Variante mör belegt. Schmeller wies darauf hin, daß die Lautvariante nur in der älteren Sprache vorkam.
365 70.) die Melodey (Melodie) Stiel., Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 - 2 : -Kra. 1 - 2 : 143; 309 Frisch: 1, 658
I.
Schwab.: 4,1598; Els.: 1, 669
II.
Rhein.: 5, 1070*; Frankf.: 4, 2001*
III.
Preuß.: 3, 1217*
Verbr.: verstreut obd. und wmd.; vereinzelt nd.
71.) der Mennig (Menning) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1,2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Stiel: 2, 1269
I. II.
Schwab.: 4,1604; Els.: 1, 688( + )" Rhein.: 5, 1076*; Shess.: 4, 628*
III.
Preuß.: 3, 1218*
Verbr.: verstreut obd und wmd.; vereinzelt nd.
72.) die Merch ( M ä h r e ) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad.1'2:-
I.
Schweiz.: 4, 394" 5 2 ; Schwäb.: 4, 1467/68"*
IL
Schles.: 2, 8 7 0 + ( 1 7 >
Stiel.: 2 , 1 2 5 0
111
1
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
73.) der Mertel (Mörtel) Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad.1'2:Stiel.: 2 , 1 2 9 3 / 9 4 5 3
I. n
„
Schwab.: 4, 1766" + ( 1 7 >*; Els.: 1, 714* Rhein.: 5,1304*; Pfälz.: 4,1431*; Shess.: 4, 774*; Thür.: 4, 716*
Verbr.: verstreut obd. und md.
74.) die Mese ( M e i s e ) Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 - 2 : -
I. n
Steinb. 2 : 2, 52 III.
Rhein.: 5,1051/52*; Pfälz.: 4,1282/83*; Shess.: 4, 617*; Thür.: 4, 592/93*; Osächs.: 2, 229*; Schles.: 2, 866* Schlesw.-Holst.: 3, 611*: Wfäl.: 174*; Preuß.: 3, 1209*; Br.-Berl.: 3, 253
Verbr.: verbreitet md. und nd.
52 53
Im Schweizerischen Idiotikon ist bemerkt, daß die Lautvariante nur in der älteren Literatur vorkommt. Stieler führte in der Position des Lemmas die Ausdrucksvarianten NlSrtel/Mertel/& Morter an.
366 75.) die Mespel (Mispel) Stiel., Steinb.1, Kra.2:-, C4 Kra.1: 144J 2 Steinb. : 2,52 Frisch: 1, 659 Ad.1'2: 3, 479; 3,184
I. II.
Schweiz.: 4, 509 + ( 1718 )* Rhein.: 5, 1170/71*; Pfalz.: 4, 1341*; Thür.: 4, 553*
11L
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
76.) messingisch (missingsch) Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch: — 1
Ad. : 3, 485 l(nd.) Ad.2: 3,189* l(nd.)
I. II. III.
Rhein.: 5, 1106* Wfäl.: 174*
Verbr.: vereinzelt wmd. und nd.
77.) die Meve (Möwe) Stiel, Kra.1-2, Steinb.1: -, Steinb.2: 2, 60 Frisch: 1, 661 Ad.1-2: 3, 493; 3, 197/8
I. II „
11
Bair.: I2, 1700* Rhein.: 5, 1317*; Pfalz.: 4, 1437*; Shess.: 4, 782/83*; Frankf.: 4, 2072/73*; Thür.: 4, 720* Mecklenb.: 4, 1159/60 + ( 1718 )*; Schlesw.-Holst.: 3, 695*; Wfäl.: 175 ; Preuß.: 3, 1321/22*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md. und nd.
78.) der Meyran (Majoran) Stiel Kra.1-2, Steinb.1, Frisch, Ad.1, : --
I. IL
Steinb.2: 2, 60 III.
Eis.: 1, 658'* Rhein.: 5, 776*; Pfalz.: 4, 1138/39*; Hess.-Nass.: 2, 232* ; Shess.: 4, 503/4*; Thür.: 4, 447*; Osächs.: 2, 201* Preuß.: 3,1079*; Br.-Berl.: 3,188*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md.; verstreut nd.
54 Man findet in der Position des Lemmas folgende Angabe: Mespel / Mispel /Nespel. 55 In dieser Mundart ist die phonologische Variante Mairon bezeugt.
367 79.) der Milthau (Mehltau) Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Ad. 1 ' 2 : -Frisch: 1, 663
I.
Bair.^1 2 , 1588/89"; Schwab.: 4,1599/1600"
II.
Rhein.: 5,1071*; Pfälz.: 4,1271/72*; Hess.Nass.: 2,310*; Shess.: 4, 609*; Frankf.: 4,1991*; Ohess.: 2, 592*; Schles.: 2, 879*
III. Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.
80.) die Milte (Melde) Stiel., Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 '*: Frisch: 1, 663
a
I.
Schweiz.: 4, 2 1 5 + ( 1 7 1 8 )
II. III. Verbr.: vereinzelt obd.
81.) der Moh (Mohn) Stiel Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 ' 2 : Steinb. 2 : 2, 72
I. n
TTT
Pfalz.: 4,1386*; Hess.-Nass.: 2,353*; Ohess.: 2 598*; Osächs.: 2, 244/45*; Schles.: 2, 886" + < 1 7 )
Verbr.: verbreitet md.
82.) die Molle (Mulde) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad.1-2:-
I. II.
Stiel.: 2 , 1 3 0 5 5 6 III.
Rhein.: 5, 1373-75*; Hess.-Nass.: 2, 386/87 ; Ohess.: 2, 608*; Thür.: 4, 736-38*; Osächs.: 2, 255/56* Mecklenb.: 4, 1244/45" + ( 1 8 >*; Wfäl.: 177*; Preuß.: 3,1339*; Br.-Berl.: 3, 348-50*
Verbr.: verbreitet md. und nd.
56
In der Position des Lemmas sind folgende Lautvarianten angeführt: Mulle /Molle /Mulde /Muhe Multe /die.
/&
368
83.) das Molt (Malz) Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1'2, Ad.1, : — Frisch: 1, 638
l(ns.)
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 1249/50" + ( 1718 )*
Verbr.: vereinzelt nd.
84.) Molten (Melten) Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1, Frisch, Ad.1-2: -Steinb.2: 2, 73
I. II. III.
Bair.: I2,1595"+"; Bair.: I 2 , 1654*; Schwäb.: 4 , 1 7 6 5 ' + ( 1 7 )*; Eis.: 1,713"* Rhein.: 5, 1303*; Hess.-Nass.: 2, 372*; Shess.: 4, 773*; Frankf.: 4, 2067 + < 18 )*; Ohess.: 2, 604"*; Thür.: 4, 715*; Osächs.: 2, 251*; Schles.: 2, 895*
III. Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.
89.) der Mörscher (Mörser) Stiel Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 - 2 : -Steinb. 2 : 2, 77
I. n TT
Pfalz.: 4, 1430*; Hess.-Nass.: 2, 372*; Shess.: 4, 773/74*; Thür.: 4, 715/16*; Schles.: 2, 895* Br.-Berl.: 3, 329*
Verbr.: verbreitet md.; vereinzelt nd.
90.) der Mörter (Mörtel) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Stiel.: 2, 1293/94 6 4
I. II. III.
Bair.: I 2 ,1657"; Schwab.: 4,1766'
Verbr.: verstreut obd.
91.) die Möschen (Maschen) Stiel Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , •"
A d
Frisch: 1,671
I. II.
Rhein/. 5,920/21*; Pfalz.: 4, 1204*; Hess.-Nass.: 2, 267 ; Shess.: 4, 556 ; Thür.: 4, 527/28
III. Verbr.: verbreitet md.
59 Stieler führte an: M&rser/&MSrsel/der. 60 Kramer lemmatisierte die Formvarianten Morßer/M§rschner/MSrßner/MSrsel. 61 In der zweiten Auflage findet man in der Position des Lemmas nur noch die Lautvarianten Morser, Morsel. 62 Bei Frisch begegnet in der Position des Lemmas die Angabe MSrsel oder MSrser. 63 Adelung machte in beiden Auflagen die Angabe Der Mörser oder Mörsel. 64 Vgl. Anm. 53.
370 92.) die Mucke (Mücke) Steinb. 1 ' 2 , Kra. 2 , Ad. 1 , 2 : -
I.
Stiel.: 2, 1260/61 6 5 Kra. 1 : 148 Frisch: 1, 671 l(obd.)
II.
Bair.: I 2 1567*; Schwab.: 4,1775-77*; Els.: 1, 662"
III.
Rhein.: 5, 1327-30*; Pfälz.: 4 1437-39*; Shess.: 4, 786/87*; Thür.: 4, 722/23 Wfäl.: 179* 66
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.; vereinzelt n d . ^
93.) das Müder (Mieder) Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , AdA Frisch: 1, 671*
I. II. III.
Bair.: I 2 , 1572/73"; Schwab.: 4, 1781 + ( 1 7 1 8 >* Thür.: 4, 628/29*
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
94.) mttffig (muffig) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad. 1 - 2 : Stiel.: 2, 1296 Frisch: 1, 671
I. II TT
Rhein.: 5, 1356*; Hess.-Nass.: 2, 383/84*; Thür.: 4, 730*; Osächs.: 2, 254*; Schles.: 2, 900* Mecklenb.: 4, 1272*; Br.-Berl.: 3, 344*
Verbr.: verbreitet md.; verstreut nd.
95.) mügen (mögen) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : Stiel.: 2, 1201 68
I. II. III.
Bair.: I 2 , 1576-78"*; Schwab.: 4, 1727-29" + ( 17 )* Hess.-Nass.: 2, 353*; Frankf.: 4, 2045/46*
Verbr.: verstreut obd. und md.
65 Stieler führte in der Position des Lemmas folgende phonologische Varianten an: Afficke / die/ & Mucke /plur. Mucken /& Mucken. 66 Im Westfälischen ist die Lautvariante nur in Zusammensetzungen belegt. 67 Vgl. auch den Deutschen Wortatlas, Bd. 1 (1951), Karte 34. 68 Stieler lemmatisierte folgende Lautvarianten: Mag/& M$g/Magert /& Mugen.
371 96.) müglich (möglich) Steinb.1, Kra.2, Frisch, Ad.1,2: -Stiel.: 2,1202 Yro 1. 1/17 Steinb. 2 :2,79
I. n
Schweiz.: 4, 115*; Schwab.: 4,1730"+(17 >; Eis.: 1, 657* Thür.: 4, 685*; Osächs.: 2, 244+*; Schlesw.-Holst.: 3, 953*; Wfäl.: 193*
Verbr.: verstreut md.; verbreitet nd.
136.) der Pape (Pfaffe) Kra.1-2, Steinb.1'2: --
I.
Stiel.: 2,1404/5 l(belg.)
!|
Bair.: I1,1419-21"; Schwab.: 1,999/1000" Hess.-Nass.: 2,574/75* Schlesw.-Holst.: 3. 944-46+(1800)*. w f ö l . 195*. van Dale: 1460100
Verbr.: verstreut obd. und nd.; vereinzelt wmd.
98 Stieler lemmatisierte: Oster/seu Auster/die /pl. Ostern /seu Austern. 99 In dieser Mundart ist die phonologische Variante Öfel belegt. 100 Im Niederländischen war bzw. ist die phonologische Variante paap gebräuchlich.
380 137.) der Papegey (Papagei) Stiel., Kra. 1 - 2 : -Steinb. 1 ' 2 : 244; 2, 165
I. n
III.
Schweiz.: 4, 1415*; Schwab.: 1, 625*; Eis.: 2, 67" *; Bad.: 1, 116* Rhein.: 6,494*; Wälz.: 1,562*; Hess.-Nass.: 2, 544*; Shess.: 1, 571/72*; Frankf.: 4, 2248*; Thür.: 4, 999"* Mecklenb.: 5, 302" 101 ; Schlesw.-Holst.: 3, 964*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; verstreut nd.
138.) die Paruck (Perücke) Stiel., Steinb. 1 - 2 : -Kra. 1 - 2 : 141; 346
I. n
Schweiz.: 4, 1446 + < 18 >*; Schwab.: 1, 651*; Bad.: 1, 154 + ( 17 -) Thür.: 4, 1051/52*;
III. Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt omd.
139.) das Paßement (Posament) Steinb. 1 - 2 , Kra. 2 : -Stiel.: 2,1416 Kra. 1 : 159 1 0 2
1
I.
Schweiz.: 4,1661 +; Bair.: I 1 ,408"*; Schwab.: 1, 667"; Bad.: 1, 296
n
III. Verbr.: verbreitet obd.
140.) pecken (picken) Stiel., Steinb. 1 ' 2 , Kra. 2 : --
I.
1 Kra. 1 : 161
n.
Eis.: 2, 26* Rhein.: 6, 816-18*; Pfalz.: 1,886*; Hess.-Nass.: 2, 630*; Shess.: 4, 825*; Thür.: 4,1176*
III. Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md.
101 Wossidlo/Teuchert wiesen darauf hin, daß die phonologische Variante nur in der alten Sprache vorkam. 102 Kramer lemmatisierte die Form Passamenten.
381 141.) der Peller (Böller) Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : -Steinb. 2 : 2,171
I. II. III.
Schweiz.: 4,1180*; Schwab.: 1,1277* Shess.: 1,1006*
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
142.) der Pensei (Pinsel) Steinb. 1 - 2 , Kra. 2 : -Stiel.: 2, 1425 1 0 3 Kra. 1 : 159
I.
n
Schweiz.: 4, 1393- + ( 17 )*; Bair.: I 1 , 393" 104 ; Schwab.: 1, 844/45 + ( 1 7 >*; Eis.: 2, 64" + ( 17 )*; Bad.: 1, 147/48 Rhein.: 6, 863*; Pfalz.: 1, 923/24*; Hess.-Nass.: 2, 636*: Shess.: 1, 857/58*; Frankf.: 4, 2 3 1 7 + f l 8 r ; Thür.: 4, 1195*
III. Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.
143.) Perment (Pergament) Stiel., Steinb. 1,2 , Kra. 2 : --
I.
Kra. 1 :159
II. III.
Schweiz.: 4, 1565" + ( 1 7 1 8 J h >*; Bair.: I 1 , 404"; Schwab.: 1, 869"; Eis.: 2, 86( + )
Verbr.: verbreitet obd.
144.) der Persich (Pfirsich) Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : -Steinb. 2 : 2,172
I. II. III.
Rhein.: 6,756/57*; Frankf.: 4,2302* Mecklenb.: 5, 363"
Verbr.: verstreut wmd.; vereinzelt nd.
145.) die Pfacht (Pacht) Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 - 2 : Stiel.: 2, 1406/7
l105
I. II. III.
Schwab.: 1, 997*; Bad.: 1,182* Pfalz.: 1, 507 + < 17 ) 1 0 6 ; Hess.-Nass.: 2, 534 + ( 1 7 >
Verbr.: verstreut obd. und wmd.
103 Es ist angesetzt: Pensei / & Pinsel /der / pl. Pinsel. 104 Im Bairischeil ist die Lautvariante Pemsel bezeugt. 105 Bei Stieler ist das Wort allerdings männlichen Geschlechts: Pacht / der / & multis in locis Pfacht /plur. Pachte/& Pfachten. 106 Im Pfälzischen ist die phonologische Variante Pfocht belegt.
382 146.) pfachten (pachten) Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 : --
I.
Stiel.: 2, 1407 1 0 7
!!
Bair.: I 1 , 418/19 + < 1 7 > 108 ; Schwäb.: 1, 997/98* Hess.-Nass.: 2,534 + ( 1 7 >
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
147.) der Pferschke/Pfirschke (Pfirsich) Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : , 2
Steinb. : 2, 178
I. II.
Osächs.: 1,99*; Schles.: 2,990*
ffl
Verbr.: verbreitet omd.
148.) der Pfersich (Pfirsich) Stiel.: -Kra.1'2:160109;349110 Steinb. 1 - 2 : 247; 2,178
I. n
Schweiz.: 5,1183'*; Schwab.: 1, 1039/40 + ( 1 7 ) *; Eis.: 2, 139 Rhein.: 6,756/57*; Shess.: 1,798/99*; Thür.: 4, 1117*
m. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
149.) pfipen (pfeifen) Stiel., Kra. 1,2 , Steinb. 1 : -Steinb. 2 : 2,179
I. II. III.
Schles.: 2, 990*
Verbr.: schlesisch
150.) der Pflaum (Flaum) Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 : -
I.
Steinb. 2 : 2,181
H
Schweiz.: 5,1247*: Bair.: I 1 ,450*; Schwab.: 1, 1060*; Eis.: 2,145 ; Bad.: 2,170* Rhein.: 6, 761*; Pfalz.: 2, 1433/34*; Hess.-Nass.: 2, 616; Osächs.: 1,340*; Schles.: 2,991*
in. Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.
107 108 109 110
Stieler lemmatisierte die Lautvarianten Pachten / & fachten. Schmeller machte darauf aufmerksam, daß die Lautvariante nur in der älteren Sprache üblich war. Kramer lemmatisierte die Lautungen Pfersch/Pfersich /Pßrsing. In der zweiten Auflage ist nur noch die Lautvariante Pfersich als hochsprachlich angesetzt.
383 151.) der Pflegel (Flegel) Stiel., Kra.1,2:--
I.
Steinb.1-2:247; 2,181
IL
III.
Schweiz.: 5, 1239-41"+(17>*; Schwäb.: 2, 1555/56"+*; Eis.: 2, 144"*; Bad.: 2, 173* Schles.: 2,992* Schlesw.-Holst.: 3, 1051*111
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt omd. und nd.
152.) pflistern (flüstern) Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2,1455
I. II. III.
Schwab.: 1,1068*
Verbr.: vereinzelt obd.
153.) die Pflocken (Flocken) Stiel., Kra.1'2, Steinb.1: Steinb.2:2,181
I. II. III.
Bad.: 2, 180* Osächs.: 1,100+(17>*
Verbr.: vereinzelt obd. und omd.
154.) pflocken (pflücken) Steinb.1'2, Kra.2: -Stiel.: 2,1448112 Kra. 1 :161 m
I. II.
Eis.: 2, 144*; Bad.: 1,211* Rhein.: 6, 763-66*; Pfälz.: 1, 859/60*; Thür.: 4, 1134*; Osächs.: 1,100*; Schles.: 2,992+(17>*
III. Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.
155.) pflücken (plücken) Stiel., Kra.1,2, Steinb.1: -Steinb.2: 2,184
I. II. III.
Eis.: 2,144* Thür.: 4, 1134*; Schles.: 2, 992/93*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet omd.
111 Im Schleswig-Holsteinischen ist die Lautvariante Plegel bezeugt. 112 Man findet in der Position des Lemmas die Angabe: Pflock / pflocken / gepflocket / & pflück / pflSkken / gepflicket. 113 Kramer lemmatisierte die Lautungen Pfl&cken/pflocken.
384 156.) die Pfute (Pfote) Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 : -Stiel.: 2,1417 l(thür.)
I. II.
Rhein.: 6, 791-93 1 1 4 : Hess.-Nass.: 2, 6 2 2 * m ; 1, 810/11* 1 1 0 ; Thür.: 4, 1153/54*
S hess.:
III. Verbr.: verstreut md.
157.) der Pilgram (Pilgrim) Stiel., Kra. 2 : -Kra. 1 : 161 1 1 7 Steinb. 1 ' 2 : 248; 2,187
I.
Bair.: I 1 , 3 8 5
II.
Rhein.: 6,835*
III. Verbr.: vereinzelt obd. und wmd.
158.) pipen (pfeifen) Steinb. 1 - 2 : --
I. II.
^ le \ : ,2 2 'A 4 1 3 ll^ 3 3 52 1 i S 19 X -)
III.
Mecklenb.: 5,427/28*; Schlesw.-Holst.: 3, 1018/19 ; WfäL: 199
Verbr.: gesamtnd.
159.) pischen (pissen) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 : -10n
Stiel.: 2 , 1 4 5 4 1 2 0
I. II.
Pfälz.: 1,939*; Hess.-Nass.: 2, 638*; Thür.: 4, ! 1 9 8 « . Schles.: 2,1004*
III. Verbr.: verstreut md.
114 115 116 117 118 119 120
In dieser Mundart ist die phonologjsche Variante Pute bezeugt. Vgl.Anm. 113. Vgl.Anm. 113. Kramer lemmatisierte die Formen Pilgrim /Pilgram. Kramer gab die Lautungen pipen /pippen /pfeifen an. In der zweiten Auflage ist nur noch die Lautvariante pipen lemmatisiert. Man findet in der Position des Lemmas die Lautungen Piß /pißen /& pischen / gepißet / & gepischet.
385 160.) die Pitschaft (Petschaft) Stiel., Steinb.1, Kra.2: --
I.
Kra.1:161121 Steinb.2: 2,187
TT
n
Schweiz.: 4, 193r +(1718 >*; Schwab.: 1,1143"; Bad.: 1, 240+(17>* Rhein.: 6, 641*; Shess.: 1, 738*
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut wmd.
161.) das Pitschier (Petschier) Stiel., Kra.2: --
I.
Kra.1:161122 Steinb.1-2: 249; 2, 187
TT
n
Schweiz.: 4,1932 + < 1718 >*; Schwäb.: 1,1143" + 17 ( >; Els.: 2,124" Pfälz.: 1,750"
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt wmd.
162.) pitschieren (petschieren) Stiel., Kra.1-2, Steinb.1: -
I.
Steinb.2: 2,188
H.
Schweiz.: 4 1932 + ( 1718 )*: Schwäb.: 1,1143*; Els.: 2, 124 ; Bad.: 1, 240 Shess.: 1,738*; Frankf.: 4,2283*
III. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut wmd.
163.) Plahen (Plane) Kra.1'2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2,1461
I. n
Schweiz.: 5,46-48" + ( m8 )*; Bair.: I1,325/26"; Schwab.: 1, 1151/52"+(17)* Rhein.: 1,740*; Shess.: 1,887*; Frankf.: 1,330*; Ohess.: 1,168*; Osächs.: 1,113*
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
121 In der Position des Lemmas begegnet folgende Angabe: Pitschaft 122 VgLAnm. 121.
/Pitschier/Petschaft.
386 164.) plätschern (plätschern) Steinb.1, Kra.2: -Stiel.: 2,1463 Kra.1:161 Steinb.2: 2,189 1
II.
Hess.-Nass.: 2, 650 ; Thür.: 4,1217 ; Schles.: 2, 1010*
in.
Mecklenb.: 5, 461*; Schlesw.-Holst.: 3, 1047*
Verbr.: verstreut md. und nd.
165.) der Plisch (Plüsch) Stiel., Kra.1'2, Steinb.1: ,2
Steinb. : 2,192
I. II.
Eis.: 2,167*; Bad.: 1,272* Rhein.: 6, 997*; Pfalz.: 1,1038*; Shess.: 1,962*; Frankf.: 4,2337*
III. Verbr.: verstreut obd.; verbreitet wmd.
166.) der Pöfel (Pöbel) Stiel., Steinb.1, Kra.2: -Kra.1:162123 Steinb.2: 2,193
I. n
Bair.: I1, 384; Schwab.: 1, 1239"+; Bad.: 1, 275* Rhein.: 6.1003*; Pfalz.: 1,1055*124; Shess.: 1, 973/74+*; Thür.: 4,1246+(17>; Schles.: 2, 1024*125
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
167.) die Pompe (Pumpe) Stiel., Kra.1-2, Steinb.1: , Steinb.2: 2,194
I. II.
Schwab.: 1,1518+; Eis.: 2,49* Rhein.: 6,1193/94*; Pfälz.: 1,1345/46*; Hess.Nass.: 2,704*; Frankf.: 4,2384+*; Schwäb.: 4,1078" Rhein.: 5, 262*
11
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
17.) Leerigkeit (Leere) Kra. 1 - 2 ' 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1,2 : Stiel.: 1, 1107/8
I. II. III.
Ohess.: 2, 556'
Verbr.: vereinzelt wmd.
18.) lehrig (gelehrig) Stiel.. Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 '*: Steinb. 2 : 1 , 1 0 4 0 "
I. II. III.
Bad.: 3, 429* 11 Schlesw.-Holst.: 3,446/47 + < 1 8 >*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.
19.) leichtern (erleichtern) Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : -Stiel.: 1,1134
1?
I. II
Schweiz.: 3, 1049( + ) + ( 1 7 ) 1 3 ; Schwäb.: 4, 1137(+) Pfalz.: 4, 903*; Ohess.: 2, 550"
TT
Verbr.: verstreut obd. und wmd.
20.) Leichterung (Erleichterung) Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 1 ' 2 : Stiel.: 1,1134 1 4
I. II. III.
Schwab.: 4, 1137/38
Verbr.: vereinzelt obd.
11 12 13 14
Im Badischen ist die Wortbildungsvariante allerdings nur in der Zusammensetzung leichtlehrig bezeugt. Stieler lemmatisierte die Formen Leichten /leichteren /& freqventius erleichteren. Im Schweizerischen Idiotikon ist die Lautvariante lichteren verzeichnet; es ist ferner bemerkt, daß die Form in der Literatur des 17. Jahrhunderts häufig belegt ist. Stieler lemmatisierte die Formen Leichterung /& Erleichterung.
397 21.) leichtig (leicht) Stiel.. Kra.1-2'3-4, Steinb.1, Frisch, Ad.1' : -Steinb.2: 1,1030"
I. II. III.
Schwäb.: 4,1138"
Verbr.: vereinzelt obd.
22.) leichtlich (leicht) Stiel.. Kra.1A3-4, Steinb.1, Frisch, Ad.1,2: -
I.
Steinb.2:1,1030
II. III.
Schweiz.: 3, 1050"+(17>*; Schwäb.: 4, 1138(+)"; Els.: 1, 554( + ) + ( 1 7 ) ; Bad.: 3, 429*
Verbr.: verbreitet obd.
23.) leidentlich (leidlich) Stiel., Steinb.1-2, Kra.2, Frisch: --
I.
Kra.1-3'4: 13515; ; 275 Ad.1-2: 3,159; 2, 2009 l(obd.)16
„
n
Schweiz.: 3,1092"+(1718 ); Schwab.: 4,1142/43" + 18 ( >*;Els.:l,560(+) + ( 18 ) Frankf.: 3, 1783
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt wmd.
24.) leimten (leinen) Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1, Frisch, Ad.1-*: 2
Steinb. : 1, 1031
I.
II. III.
Schles.: 2,804*
Verbr.: schlesisch
25.) leslich (leserlich) Kra.1-2, Steinb.1: -
I.
Stiel.: 1.1165/6617 Steinb.2: 1, 1043 Frisch: 1, 608 Kra.3-4: 205; 277 Ad.1-2: 3,184; 2, 2034
II. III.
15 16 17
Schweiz.: 3.1420+*; Schwab.: 4, 1191(+) +(17)
Verbr.: verstreut obd.
In der ersten Auflage sind die Formen leidlich /leidentlich /erleidlich lemmatisiert. Die Formvariante ist 3,160 bzw. 2,2011 als im gemeinen Leben üblich bezeichnet. In Stielers 'Stammbaum' sind folgende Formen in der Position des Lemmas angesetzt: Leserlich /Leslich / Lesehaft/&Lesbar.
398 26.) letzen (verletzen) Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb.1-2, Frisch, Ad. 1 " 2 :-Stiel.: 1,1058 1 8
I. II. III.
Schles.: 2, 8 0 2 + ( 1 7 ) *
Verbr.: vereinzelt omd.
27.) Leuchel (Lauch) Stiel., Kra. 1 - 2 , Steinb.1-2, Frisch: Kra. 3 - 4 :205; 270 Ad. 1 ' 2 : 3, 186; 2, 2037
I. II.
Schwäb.: 4,1028" + ( 1 8 )*
in. Verbr.: vereinzelt obd.
28.) Leuterung (Erläuterung) Kra. 1 ' 2 ' 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad.1'2:-
I. „
Stiel.: 1,1055/56 1 9
11
Bair.: I 2 ,1531/32; Schwab.: 4,1064( + )"
Verbr.: verstreut obd.
29.) liebsam (lieblich) Kra. 1 ' 2 ^' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad.1'2:Stiel.: 1,1158/59 2 0
I. II.
Schweiz.: 3, 993"*; Schwäb.: 4,1238*
in. Verbr.: verstreut obd.
30.) lieferig (lieferbar) Kra. 1 ' 2 ' 3 ' 4 , Steinb.1-2, Frisch, Ad. 1 ' 2 : Stiel.: 1,1123
I. II.
m.
Rhein.: 5,458*
Verbr.: vereinzelt wmd.
18 19 20
Stieler lemmatisierte die Formen Letzen /& usitatius Verletzen. In der Position des Lemmas begegnet die Angabe Leuterung/ Steinb. 1 ' 2 :212; 2 , 1
n. III.
Rhein.: 5, 688*; Pfälz.: 4,1092* Preuß.: 3,1667*
Verbr.: verstreut wmd.; vereinzelt nd.
54.) mächtigen (bemächtigen) Steinb. 1 - 2 , Kra. 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : --
I.
Schweiz.: 4, 68"; Schwäb.: 4,1369( + )"
~
II.
Pfälz.: 4,1093*
ITI
Mecklenb
2 5 :
-
-:
4 1048
'
"
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd. und nd.
32 33 34 35 36 37
In dieser Mundart ist die phonologische Variante lautbrecht belegt. Vgl. Anm. 32. Im Badischen ist nur das Verb lautbrechten >bekanntgeben, -machen< bezeugt; es ist jedoch anzunehmen, daß in früherer Zeit auch das Adjektiv lautbrecht gebräuchlich war. Stieler lemmatisierte die Lautvariante machlich. Man findet folgende Angabe: MSchtigen /& freqventius sich bemächtigen. Kramer lemmatisierte die Formen mSchtigen/bemSthtigen.
404 55.) mächtiglich (mächtig) Stiel.. Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 Ad.1-*: Frisch: 1,632
I. II. III.
Schweiz.: 4, 69'
Verbr.: vereinzelt obd.
56.) Mächtnis (Vermächtnis) Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Ad.1-*: -Frisch: 1, 631
I. II. III.
Schweiz.: 4, 70"*
Verbr.: vereinzelt obd.
57.) Mäder (Mäher) Stiel.: 2, 1208 1 Kra. 1 ' 2 : 140 38 Steinb. 1 ' 2 : ; 2, 10 1 Frisch: 1,634 Ad. 1 - 2 : 3,311; 3, fspr.(Landw.)
I. II.
III.
Schweiz.: 4 75*-Bair.: I 2 , 1567/68*; Schwab.: 4, 1375/76- + i 1 7 1 8 ^*; Els.: 1, 650" Rhein.: 5, 738*; Pfalz.: 4 , 1 1 1 7 / 1 8 " + ( 1 7 1 8 Hess.-Nass.: 2,217*; Shess.: 4, 486'*; Frankf.: 4, 1902*; Ohess.: 2,573*; Thür.: 4 , 4 2 5 + ( 1 8 )*; Osächs.: 2, 199 + < 18 )*; Schles.: 2, 832 + < 1 8 ) WfäL: 172*
Verbr.: gesamtobd. und -md.; vereinzelt nd.
58.) magrig (mager) Stiel.. Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 ' 2 : Steinb. 2 : 2, 11**
I. II. III.
Rhein.: 5, 733*
Verbr.: vereinzelt wmd.
38 39
In beiden Auflagen des Kramerschen Wörterbuches findet man in der Position des Lemmas die Formen AiSher, Melder. Nach Auffassung Adelungs kam die heute als standardsprachlich geltende Form Mäher noch in einigen oberdeutschen Gegenden vor.
405 59.) mählich (allmählich) Stiel.. Kra.1,2, Steinb.1, Frisch, Ad.1-2: 2
Steinb. : 2,12
II. III.
Schles.: 2,835* Preuß.: 3, 1067*; Br.-Berl.: 3, 183*
Verbr.: vereinzelt omd.; verstreut nd.
60.) maledeyen (vermaledeien) Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1'2, Ad.1'5: -Frisch: 1,637
I. II. III.
Schweiz.: 4, 167* Schles.: 2, 840+(18 >
Verbr.: vereinzelt obd. und omd.
61.) Maledeyung (Vermaledeiung) Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, Ad.1-2: Frisch: 1, 637
I. II. III.
Schweiz.: 4, 167'
Verbr.: vereinzelt obd.
62.) Mange (Mangel) Steinb.1'2 Kra.2: ^ 40 Stiel.: 2, 1269
Kra.1: 140 Frisch: 1, 638 Ad.1-2: 3, 341; 3, 49 1
I. II.
Schwab.: 4, 1437"+(1718>* Hess.-Nass.: 2, 243*: Shess.: 4, 520*; Frankf.: 4, 1936*: Thür.: 4.464*
m
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
63.) mangen (mangeln) Steinb.1'2, Kra.2: .. Stiel:1 2, 1269 Kra. : 140 Frisch: 1, 638 Ad.1'2: 3, 343; 3, 50 l 42
40 41 42
I. II.
Schwab.: 4, 1438"+(17 )* Pfälz.: 4,1157 +(18 >; Hess.-Nass.: 2,244*; Thür.: 4> 4 6 8 '
TTT 11L
Verbr.:
vereinzelt obd.; verstreut md.
Stieler lemmatisierte die Formen: Mange / die /prelum, & die Mangel. Stieler lemmatisierte die Formen Mangen / & mangelen. Adelung verwies bei mandeln (= Wäsche glätten) darauf, daß man in anderen Gegenden mangen sagt.
406 64.) mangelbar (mangelhaft) Kra.1,2, Steinb.1,2, Frisch, Ad.1-2: -Stiel.: 2,123243
I. II. III.
Schweiz.: 4, 326/27*
Verbr.: vereinzelt obd.
65.) mangelsam (mangelhaft) Kra.1,2, Steinb.1-2, Frisch, Ad.1,2: — Stiel.: 2,123244
I. II. III.
Schweiz.: 4, 327"
Verbr.: vereinzelt obd.
66.) mannhaft (männlich) Kra.1-2, Steinb.1,2, Frisch, Ad.1,2:— Stiel.: 2, 1238/39
I. II. III.
Schwab.: 4,1450"+*
Verbr.: vereinzelt obd.
67.) mänteln (bemänteln) Kra.1,2, Steinb.1,2, Frisch, Ad U: - ~ Stiel.: 2,1227
I. II.
Shess.: 4,533*
IIL
Verbr.: vereinzelt wmd.
68.) mäßiglich (mäßig) Kra.1'2, Steinb.1, Ad.1'2: Stiel.: 2 1284 Steinb.2:2,56 Frisch: 1, 630
43 44
I. II. III.
Schwab.: 4, 1520( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
In der Position des Lemmas begegnet folgende Angabe: Mangelhaft / adj. & adv. raro dicitur Mangelsam /Mangelbar /& Mangelicht. Vgl. Anm. 43.
407 69.) Mästung (Mast) Kra.1'2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2, 1274 Frisch: 1,648 Ad.1-2: 3,400; 3, 107
I. II. ITTT IL
Schweiz.: 4,510*; Schwab.: 4, 1523" Thür.: 4, 536* DP r e u ßß 3- ,1,1 ,4c*45 5 " >
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd. und nd.
70.) matten (ab-, ermatten) Kra.1-2, Steinb.1-2: Stiel.: 2, 1248/4946 Frisch: 1,648/49* Ad.1-2:3,406; 3, 11247
I. II. III.
Schwäb.: 4, 1527"
Verbr.: vereinzelt obd.
71.) mattig (matt) Kra.1'2, Steinb.1, Frisch, Ad.1'2: --
I. II.
2 9
Steinb^-2 3 1**
111
Hess.-Nass.: 2, 278*; Osächs.: 2, 215* Schlesw.-Holst.: 3,600*
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
72.) mättlich (matt) Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch,
I.
Ad
II.
-
U:
Stiel.: 2,1249
Rhein.: 5, 945*; Thür.: 4, 541*; Osächs.: 2, 215*
111
Verbr.: verstreut md.
73.) mausen (mausern) Kra.1-2, Steinb.1'2: Stiel.: 2,1258 Frisch: 1,651 Ad.1'2: 3, 418; 3, 125
I. II TT 11
Bair.: I2, 1666/67"+; Schwab.: 4, 1563/64"* Pfalz.: 4, 1253*; Hess.-Nass.: 2, 294/95*; Shess.: 4, 594/95*; Thür.: 4, 569*; Schles.: 2, 859 Br.-Berl.:3,241 + ( 17 )* 48
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.; vereinzelt nd.
45 46 47 48
Die Wortbildungsvariante ist im Preussischen Wörterbuch als 'veraltet' bezeichnet. Man findet die Angabe: Matten / verbum simplex in usu vix est, sed composita, qvalia sunt Abmatten / ausmatten /ermatten /zermatten. Adelung bemerkte, daß die Form nur in den Zusammensetzungen abmatten und ermatten üblich sei. In dieser Mundart ist die Lautvariante muten bezeugt.
408 74.) mecken (meckern) Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch,
I.
A d l 2;
II.
Stiel.: 2,1260
IIL
' "
Rhein.: 5,1024*; Frankf.: 4,1986/87 + ( 17 >
Verbr.: verstreut wmd.
75.) meineidiglich (meineidig) Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, Ad.1-2: Frisch: 1, 636*
I. II. III.
Schwab.: 4,1577 + ( n >
Verbr.: vereinzelt obd.
76.) mengeln/menkeln (mengen) Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch, Ad. 1 - 2 :-
I.
Stiel.: 2, 1268
11
n
Schweiz.: 4, 330*; Eis.: 1, 693(+)" Rhein.: 5, 1076*; Thür.: 4, 603*; Schles.: 2, 868* Preuß.: 3, 1218*
Verbr.: verstreut obd. und md.; vereinzelt nd.
77.) merksam (aufmerksam) Stiel., Steinb.1, Ad.1-2: ,, Kra.1'2: 144; 310 Steinb.2: 2,50 Frisch: 1, 659
I. II.
Schweiz.: 4, 409"+(18 >; Bair.: I 2 , 1651/52+ Frisch: 1, 661
II. III.
Schweiz.: 4,580" + < 1 7 ) 4 9 ; Schwäb. 1653(+) + ( l 7 -> 5 0
Verbr.: verstreut obd.
82.) mildig (mild) Stiel Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 , Frisch,
I.
Ad1,
II.
:
"
Steinb. 2 :2,62**
Schles.: 2,879(?)
111
Verbr.: schlesisch?
83.) Müdigkeit (Milde) Kra. 1 - 2 , Steinb. 1,2 , Frisch, Ad.1'2:Stiel.: 2 , 1 2 7 6 5 1
I. II. III.
Schwab.: 4,1675(+)"
Verbr.: vereinzelt obd.
49 50 51
Im Schweizerischen ist die Lautvariante Mutinirer bezeugt. Im Schwäbischen ist die Lautvariante Meutinierer belegt. Stieler lemmatisierte die Formen Milde /Müdigkeit /die /& das Mildeseyn.
410
84.) mildiglich (mild) Stiel., Steinb.1, Frisch: Kra.1'2: 144; 312 Steinb.2: 2, 62 Ad.1: 3, 507 l(obd.)52 Ad.2: 3, 211* l(obd.)
I. II. III.
Bair.: I2, 1592"; Schwab.: 4, 1675" Osächs.: 2, 240*
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
85.) min (minder) Kra.1-2, Steinb.1, Ad.1-2: „ Stiel.: 2 127753 2 Steinb. : 2, 63 Frisch: 1, 663 a
I. II n
Schwab.: 4, 1676-78" Rhein.: 5, 1153/54*; Frank!: 4, 2029"54; Thür.: 4, 649*55 Mecklenb.: 4, 1203/4"*; Schlesw.-Holst.: 3, 652+(i800)*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md. und nd.
86.) mischeln (mischen) Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2: --
I.
Frisch: 1,664 a A d . u : 3, 512; 3, 216 l 56
jj III.
Schweiz.: 4, 504"+(17')*; Schwab.: 4, 1683"*; Eis.: 1, 730* Rhein.: 5,1167*; Pfälz.: 4,1339*; Hess.-Nass.: 2, 338*; Shess.: 4, 677*; Thür.: 4, 652*; Osächs.: 2, 240* Preuß.: 3, 1264*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; vereinzelt nd.
87.) mitteln (vermitteln) Kra.1-2, Steinb.1,2, Frisch, Ad.1-2: --
I.
Stiel.: 2, 1288/8957
111
n
Schweiz.: 4, 564"+(17.18.)» Ohess.: 2, 597; Osächs.: 2, 242"; Schles.: 2, 884
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
52 53 54 55 56 57
Nach Adelung war die Wortbildungsvariante im Hochdeutschen veraltet, aber noch im Oberdeutschen gangbar. Stieler führte in der Position des Lemmas folgende Formen an: Min / sive minder / mindester. T n dieser Mundart ist nur der Superlativ minst bezeugt. Vgl. Anm. 54. Nach Auffassung Adelungs war die Formvariante nur im gemeinen Leben einiger Gegenden am meisten im verächtlichen Verstände üblich. Stieler setzte in der Position des Lemmas die Formen Mittelen /& Vermittelen.
411
88.) Moll (Molch) Stiel., Kra.1-2, Steinb.1, Ad.1-2: Steinb.2:2,73 Frisch: 1,668
I. II: m.
Schweiz.: 4,172/73"*; Schwäb.: 4,1732"+(17)*; Els.: 1,676/77* Rhein.: 5,1248*; Hess.-Nass.: 2,355*: Ohess.: 2, 600*; Thür.: 4, 696*; Schles.: 2, 891+(17)
Verbr.: verbreitet obd. und md. 89.) Morche (Morchel) Steinb.1'2, Kra.2, Ad.1-2: Stiel.:1 2,1294 Kra. :14758 Frisch: 1,669
90.) mörderlich (mörderisch) Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch: -59
Stiel.: 2,1291 Ad.1-2: 3, 578; 3,283
I. ü. III.
Schwäb.: 4,1748/49"+(1718)*; Els.: 1,705/6* Thür.: 4, 709*
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
I. n. ffl.
Shess.: 4,759 --
Verbr.: vereinzelt wmd. 91.) mördlich (mörderisch) Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch, Ad.2: -¿n Stiel.: 2,1291"" 1 Ad. :3,579
I.
Bair.: I2,164661; Schwäb.: 4,1753( + )"
HTTT m
'
Verbr.: verstreut obd. 92.) Mörschner/Mörßner (Mörser) Stiel., Kra.2, Steinb.1,2, Frisch, I. 1 Ad. -*: -H. 1 III. Kra. :147
Thür.: 4,716*
Verbr.: thüringisch 58 59 60 61
Kramer lemmatisierte die Formen Morche / Morchel / Morache. Stieler setzte in der Position des Lemmas die Formen M$rdlich / mSrderlich /mSrderisch / &. mSrderhaft an. Vgl. Anm. 59. Im Bairischen findet sich nur die phonologische Variante mordlich.
412 93.) mostein (mosten) Kra.1-2, Steinb.1'2: -Frisch: 1, 671 Ad.1-2: 3, 590; 3, 293
I. II. III.
Schwab.: 4, 1771/72*
Verbr.: vereinzelt obd.
94.) müden (ermüden) Kra.1-2, Steinb.1,2, Frisch, Ad.1-2: Stiel.: 2,1298 62
I. II. III.
Bair.: I 2 ,1572 63 ; Schwab.: 4,1781( + )" Rhein.: 5,1348*
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
95.) müdig (müde) Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1, Frisch, Ad.1-2: -2
Steinb. : 2, 78**
II. III.
Rhein.: 5, 1348*
Verbr.: vereinzelt wmd.
96.) Muffel (Muff) Kra.1,2, Steinb.1-2, Frisch, - '-"
I. II.
Stiel.: 2, 1296 < N > m
IIL
Ad 1,2
Schwab.: 4,1783 +(17 >; Eis.: 1, 654( + ) + ( 1 8 ) Schles.: 2,900 65
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
97.) muffen (muffeln) Kra.1'2, Steinb.1-2, Frisch, Ad. 1 ' 2 : -Stiel.: 2, 1296
I. II.
Schweiz.: 4, 94*; Bair.: I 2 , 1573/74 +(17 ) ; Schwab.: 4, 1784"* Rhein.: 5,1353/54*; Hess.-Nass.: 2, 383*; Thür.: 4, 729*
III. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
62 63 64 65
Stieler lemmatisierte die Formen Miden /& Ermüden. Schmeller wies darauf hin, daß die Formvariante nur in der älteren Sprache üblich war. Stieler gab die Formen Muff / ; Schwab.: 4,1810( + )"
Verbr.: verstreut obd.
100.) Münde (Mündung) Kra.1'2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2, 1308 Frisch: 1, 674 Ad.1'2: 3, 609; 3, 312
101.) munstern (mustern) Kra.1,2, Steinb.1-2, Frisch, Ad.1'2: Stiel.: 2,1214/15
I. II. III.
Mecklenb.:4, 1291+(17')
Verbr.: vereinzelt nd.
I. II. III.
Rhein.: 5,1413*; Frankf.: 4,2088* Mecklenb.: 4,1293"*; Schlesw.-Holst.: 3, 707*
Verbr.: verstreut wmd. und nd.
102.) der Muß (Muße) Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1, Frisch, Ad.1-2: -Steinb.2: 2,87 1
I. II. III.
Bair.: I2, 1677/78"+(17>
Verbr.: vereinzelt obd.
414 103.) müßiglich (müßig) Kra.1'2, Steinb.1, Frisch, Ad.1-2: -Stiel.: 2 1311 Steinb.2: 2,87
I. II. III.
Schwab.: 4,1838( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
104.) Mutigkeit (Mut) Steinb.1, Frisch, Ad.1,2: -Stiel.: 2,1301 Kra.1'2: 149; 322 Steinb.2: 2, 92
105.) mutiglich (mutig) Stiel.. Kra.1,2, Steinb.1, Frisch, Ad.1-*: -Steinb.2: 2, 91
I. II. III.
Schwab.: 4, 1844( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
I. II. III.
Schwab.: 4, 1844( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
106.) Mutmaß (Mutmaßung) Stiel. Kra.1-2, Steinb.1, Frisch, Ad.1'2: Steinb.2: 2,53**
I. II. III.
Schwäb.: 4,1845( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
107.) nächtig (nächtlich) Kra.1'2, Steinb.1'2:-Stiel.: 2,1323
I. II.
Schwab.: 4,1908(+) +(18 )
TTT
Verbr.: vereinzelt obd.
415 108.) nackend (nackt) Kra.1-2, Steinb.1: -Stiel.: 2. 1346/47 6 6 Steinb. : 2, 99
I. II. III.
Schweiz.: 4,713*; Schwab.: 4,1918/19" Hess.-Nass.: 2,426*; Shess.: 4,896*; Frankf.: 4, 2 1 1 5 -+(18.)*. Qhess.: 2, 619/20- + ( i r >; Osächs.: 2, 619/20* Schlesw.-Holst.: 3, 729/30*; Wfäl.: 183*; Preuß.: 4,30*
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md. und nd. 109.) nackig (nackt) Kra.1-2, Steinb. 1 ' 2 : -Stiel.: 2, 1346/47 6 7
I. II.
III.
Schwäb.: 4,1918/19*; Els.: 1,765* Rhein.: 6, 31-33*; Pfälz.: 5, 41*; Hess.-Nass.: 2 426*; Shess.: 4, 896/97*; Frankf.:/, 2115 + ( 1 8 > ; Ohess.: 2, 619/20*; Thür.: 4, 806*; Osächs.: 2, 269* Wfäl.: 183*; Preuß.: 4,30*
Verbr.: verstreut obd. und nd.; verbreitet md. 110.) Nährer (Ernährer) Stiel, Kra. 2 , Steinb.1-2: -Kra. 1 : 153 68
I. II. III.
Rhein.: 6, 65*
Verbr.: vereinzelt wmd. 111.) nahrhaftig (nahrhaft) Stiel, Kra.1-2, Steinb.1: Steinb.2: 2, 109
I. II. III.
Shess.: 4, 908*; Thür.: 4, 815* Br.-Berl.: 3,402*
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd. 112.) Nährang (Ernährung) Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2,1340/41 6 9
I. II. III.
Schwäb.: 4, 1958/59( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
66 67 68 69
Stieler lemmatisierte die Formen Nackt / Nacket / Nackicht / & Nackend. Vgl. Anm. 66. Kramer lemmatisierte die Formen Nehrer / Emehrer. In der Position des Lemmas begegnet folgende Angabe: Nehrung / Emehmng / & freqventissime Nahrung/die.
416 113.) namen (benamen) Kra.1'2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2, 132670
I. II. III.
Mecklenb.: 5,58
Verbr.: vereinzelt nd.
114.) namsen (benamsen) Kra.1-2, Steinb.1: -
I.
Schweiz.: 4, 755' + ( 1718 )* ; Schwab.: 4,1940" +(17.)*
Stiel.: 2,1327 71
II. III.
Rhein.: 5, 76*; Pfalz.: 5, 64*; Osächs.: 2, 272*
Verbr.: verstreut obd. und md.
115.) Narrerei (Narretei) Kra.1,2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2,1331
I. II. III.
Schwab.: 4,1956( + )~ Rhein.: 6, 84*; Shess.: 4, 920*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut wmd.
116.) narrhaft (närrisch) Kra.1-2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2,1331
I. II. III.
Mecklenb.: 5, 62*
Verbr.: vereinzelt nd.
117.) Nassel (Assel) Stiel., Kra.1,2, Steinb.1: Steinb.2: 2,113
I. II. III.
Bair.: I 2 ,1758*
Verbr.: vereinzelt obd.
70 71
Manfindetdie Angabe: Nähmen /simplex in usu non est, sed Benahmen. Stieler machte folgende Angabe: Nahmsen /&freqventius Benahmsen.
417 118.) naßhaft (naß) Kra.1-2, Steinb.1-2: Stiel.: 2, 1335
I. II.
Schweiz.: 4,793*
ffl
Verbr.: vereinzelt obd.
119.) Näßung (Nässe) Kra.1'2, Steinb.1-2: 79
Stiel.: 2,1335'
I.
II-
Hess.-Nass.: 2, 440*; Shess.: 4, 935*; Thür.: 4, 836*
III. Verbr.: verstreut md.
120.) nau (genau) Kra.1-2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2,1335/36;73
I. II. III.
Schwab.: 4, 1973" Rhein.: 6, 113-15*; Hess.-Nass.: 2, 441*; Ohess.: 2, 623* Mecklenb.: 5, 75/76*; Schlesw.-Holst.: 3, 759/60 + ( 18 ) ; Wfäl.: 183*; Preuß.: 3, 7*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet wmd. und nd.
121.) Neidung (Neid) Stiel., Kra.1'2, Steinb.1: Steinb.2: 2, 116
I. II. III.
Schwab.: 4,1988(+)"
Verbr.: vereinzelt obd.
122.) Neigung (Verneigung) Kra.1-2, Steinb.1'2: Stiel.: 2,1345
I. II.
Schwab.: 4,1989/90(+)"
Verbr.: vereinzelt obd.
72 73
Lemmatisiert sind die Formen Naße/& NÜßung/die. Stieler machte folgende Angabe: Nau / & freqventius Genau /genauer
/genauester.
418 123.) neinen (verneinen) Kra.1,2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2,1348/49 74
I. II. III.
Schwab.: 4,1990( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
124.) Neinung (Verneinung) Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2, 134975
I. II. III.
Schwab.: 4,1990( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
125.) Netzung (Benetzung) Kra.1'2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2, 1335
I. II. III.
Schwab.: 4, 2004( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
126.) neuig (neu) Stiel., Kra.1'2, Steinb.1: , Steinb.2: 2,120**
I. II.
Schwab.: 4,2011( + )"76
TTT
Verbr.: vereinzelt obd.
127.) Nick (Genick) Stiel., Kra.1'2, Steinb.1: -Steinb.2: 2,123**
I. II. III.
Schwab.: 4,2027* Rhein.: 6, 193*
Verbr.: vereinzelt obd. und wmd.
74 75 76
Es begegnet die Angabe Neinen /erst kürzlich < belegt.
419 128.) nieder (niedrig) Steinb.1'2 Kra.2: --
I.
III.
Schweiz.: 4, 670/71"+(18)*: Bair.: I2, 1727/28*; Schwab.: 4,2029-31"+(17> ; Eis.: 1,759'* Rhein.: 6,199/200*; Pfalz.: 5,147/48"*; Shess.: 4, 985/86*; Thür.: 4, 876/77*; Osächs.: 2, 285* Sclilesw.-Holst.: 3, 767*78; Preuß.: 4,123*
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.; verstreut nd. 129.) niedern (erniedrigen) Kra.1-2, Steinb.1-2: --
I.
Stiel.: 2, 1347/4879
II. III.
Schweiz.: 4, 672"*; Schwäb.: 4, 2031/32( + )" + 18 < -); Eis.: 1, 760" Rhein.: 6, 203*; Schles.: 2, 930
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md. 130.) niedrigen (erniedrigen) Kra.1-2, Steinb.1: Stiel.: 2. 1347/4880 Steinb.2: 2,124
I. II. III.
Schwab.: 4,2039( + )"
Verbr.: vereinzelt obd. 131.) nießen (genießen) Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2, 135281
I. n
Schweiz.: 4, 816*; Bair.: I2, 1761/62"*; Schwab.: 4, 2045/46(+)" Ohess.: 2, 630"+(17 ) 8 2
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt wmd. 132.) nöten (nötigen) Steinb.1,2, Kra.2: --
I.
Stiel.: 2,1338 83 Kra.1:15584
II. III.
Schweiz.: 4, 864-66"+(17)*; Bair.: I2,1774"*; Schwab.: 4,2067-69"*; Eis.: 1,794* Rhein.: 6, 250/51*; Ohess.: 2, 632"
Verbr.: gesamtobd.; verstreut wmd.
77 78 79 80 81 82 83 84
Kramer lemmatisierte die Formen nieder /niedrig. In dieser Mundart ist die Lautvariante nedder bezeugt. Stieler führte folgende Formen an: Niederen /Niedrigen /& Compos. Erniedrigen. Vgl. Anm. 79. Stieler lemmatisierte: Neuß /nießen /pro qyo tarnen magis in itsu est geneuß /genießen. Crecelius wies darauf hin, daß die Form seit dem 18. Jh. von dem zusammengesetzten genießen verdrängt wurde. Stieler setzte an: NSlcn /& NStigen. Man findet die Angabe: Nöthen / nSthigen.
420 133.) Nötigkeit (Not) Kra.1'2, Steinb.1'2: -Stiel.: 2,1339 85
I. II. III.
Schwab.: 4, 2071/72( + )"86
Verbr.: vereinzelt obd.
134.) nützig (nütze) Stiel., Kra.1-2, Steinb.1: , Steinb.2: 2, 146**
I. II.
Rhein.: 6, 308*; Hess.-Nass.: 2, 490*; Thür.: 4,
92 6*
III. Verbr.: verstreut md.
135.) öden (veröden) Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2, 138087
I. II. III.
Schweiz.: 1, 96*; Bair.: I 1 , 39 Ohess.: 2, 638
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
136.) ohnig (ohne) Kra.1'2, Steinb.1: -Stiel.: 2. 1385 Steinb.2: 2, 156**
I. II. III.
Pfalz.: 5, 236*; Shess.: 4,1074* Schlesw.-Holst.: 3, 830*; Preuß.: 4,200* 88
Verbr.: verstreut wmd. und nd.
137.) ordnen (an-, verordnen) Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2, 1397/98
I. n.
Schweiz.: 1,440" +(17 )*; Bair.: I 1 ,140 + ( 1 7 ^; Schwäb.: 5,75" + ( 1 7 )
III. Verbr.: verbreitet obd.
85 86 87 88
Es ist angesetzt: NSthigkeit / die / id. est qvod Not. Im Schwäbischen war die Lautvariante Notigkeit in Gebrauch. Stieler lemmatisierte: Oeden/&freqventius VerSden / 4 aliä dialectö Vergeuden. Im Preussischen Wörterbuch ist die Formvariante als in der heutigen Mundart veraltet bezeichnet.
421 138.) örtern (erörtern) Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 ' 2 : -
I. II. III.
Stiel.: 2, 1396
Bair.: I 1 , 152"; Schwab.: 5, 87( + )" Schles.:2,953 + ( 1 8 >
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
139.) päpstisch (päpstlich) Kra.1-2, Steinb.1-2: --
I. II. III.
Stiel.: 2,1404
Schweiz.: 4, 1428"
Verbr.: vereinzelt obd.
140.) patschein (patschen) Kra.1-2, Steinb.1-2: -on
Stiel.: 2, 1417 < N > 8 9
I. II.
Hess.-Nass.: 2, 559*; Shess.: 1, 607*; Thür.: 4, 1 0 28*
III. Verbr.: verstreut md.
141.) pestilenzisch (pestilenzialisch) Steinb.1: -Stiel : 2,142s 9 0 Kra. 1 ' 2 : 160; 348 Steinb. 2 :2,173
I. IL
Schweiz.: 4, 1792- + ( 1 6 0 0 ) ; Schwab.: 1,941( + )"; Bad.: 1,165* Thür.: 4, 1053* 91
ITT 111
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt omd.
142.) pflichten (verpflichten) Kra. 1 ' 2 , Steinb.1-2: -Stiel.: 2, 1447 92
I. II. III.
Schweiz.: 5, 1215/16
Verbr.: vereinzelt obd.
89 90 91 92
Es ist angeführt: Patschen/&Patschelen. Es begegnet die Angabe: Pestilenzisch /pestilenzialisch. Im Thüringischen ist die Formvariante in der Bedeutung > schrecklich < bezeugt. Stieler gab an: Pflichten /simplex in usu non est, sed compos. Verpflichten.
422 143.) der Plack (Plage) Stiel., Kra. 1,2 , Steinb.1: -Steinb.2: 2, 188 a
II. III.
Thür.: 4,1203*; Osächs.: 1, 112* Schlesw.-Holst.: 3,1041 + ( 1800 >
Verbr.: verbreitet omd.; vereinzelt nd.
144.) platschen (plätschern) Stiel, Steinb.1-2, Kra.2:-Kra.1: 161
I. II. III.
Eis.: 2, 173* Rhein.: 6,938-41* Mecklenb.: 5,461*
Verbr.: vereinzelt obd, wmd. und nd.
145.) Plumpe (Pumpe) Stiel, Kra.1-2: Steinb.1-2: 250; 2,192
I. II. III.
Frankf.: 4,2384 ; Thür.: 4,1243 ; Osächs.: 1, 124 + ( 1 8 >* ; schles.:2,1020 + ( 1 8 >* Mecklenb.: 5,639-41*
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
146.) plumpen (pumpen) Stiel, Kra.1'2: ~ ,, Steinb.1-2: 250; 2,192
I. II.
Thür.: 4,1243*; Osächs.: 1,124*; Schles.: 2, 1 0 20*
in. Verbr.: gesamtomd.
147.) pompesisch (pompös) Kra.1-2, Steinb.1-2: Stiel.: 2,1466
I. II. III.
Schweiz.: 4 , 1 2 6 2 + ( 1 7 1 8 >
Verbr.: vereinzelt obd.
423 148.) pompisch (pompös) Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2,1466
I. II. III.
Schwäb.: 1, 1286( + ) + < 17 -)
Verbr.: vereinzelt obd.
149.) prächtiglich (prächtig) Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2, 1475 93
I. II. III.
Schwab.: 1,1337( + ) + ( 1 7 )
Verbr.: vereinzelt obd.
150.) prahlhaftig (prahlerisch) Stiel., Kra. 1 ' 2 , Steinb.1: Steinb.2: 2, 197
I. II. III.
Osächs.: 1,142*
Verbr.: vereinzelt omd.
151.) Predikant (Prediger) Kra.1-2, Steinb. 1 ' 2 : --
I.
Stiel.: 2,1470 < N >
n
Schweiz.: 5,408/9" + ( 1 7 1 8 >*; Schwab.: 1,1385" +(17.)* ' .
III.
Mecklenb.: 5, 584"
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt nd.
152.) Prüfe (Prüfung) Stiel., Steinb.1, Kra. 1 ' 2 : Steinb.2: 2,203
I. II. III.
Schles.: 2,1042*
Verbr.: schlesisch
93
Manfindetdie Angabe: Prächtig / & PrSchtiglich.
424 153.) Breme (Bremse) Kra.1-2, Steinb.1,2: --
I.
Stiel.: 2,1450 n.
Schweiz.: 5,603-5"+(17.18.)*. B a i r : 356 -. Schwab.: 1, 1394/95"+ Schles.: 1, 391
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt omd. 156.) gelieben (belieben) Steinb.2:1,1051
I. II. III.
Schweiz.: 3,990/91"+*; Schwab.: 3,328-333"*; Eis.: 1,689" + 17 < )*; Bad.: 2,359/60* Rhein.: 5,1044/45*; Pfälz.: 3,189/90"+*; Shess.: 2,1237 ; Frankf.: 2, Osächs.: 1, 403*; Schles.: 2, 395* Mecklenb.: 3,128+(18>*; Schlesw.-Holst.: 2, 350*; Preuß.: 2, 331*; Br.-Berl.: 2, 302/3*
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md. und nd.
160.) gnagen (nagen) Stiel.: 2,1323/24 1
I.
n. III.
Bair.: I2,1731*; Schwab.: 3,353*; Bad.: 2,440* Rhein.: 4, 842/43*; Shess.: 3,1458* Mecklenb.: 3,203/4"+(18 >*; Wfäl.: 133*; Preuß.: 3,433/34*
Verbr.: verbreitet obd. und nd.; verstreut wmd.
161.) Knätze/Gnätze (Krätze) Stiel.: 2,1324
I.
n. ffl.
Schwäb.: 4,523+(17> Rhein.: 4,876*94; Shess.: 3,1475*95; Schles.: 1, 433 Schlesw.-Holst.: 3,204*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verstreut md.
94 95 96
In dieser Mundart ist die phonologische Variante Knatz bezeugt. Vgl. Anm. 94. Vgl. Anm. 94.
426 162.) Schmeichelung (Schmeichelei) Stiel.: 2, 1854
I. II. III.
Schweiz.: 9, 846"
Verbr.: vereinzelt obd.
163.) Spaßerei (Spaß) Stiel.: 2,1420
I. II. III.
Hess.-Nass.: 1, 644 ; Thür.: 5,1322
Verbr.: verstreut md.
164.) überlei (übrig) Stiel.: 2, 137497
I. II. III.
Schweiz.: 3, 948+; Bair.: I 1 ,19-21* Thür.: 6,348*; Osächs.: 2,593+(17-18-)*
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet omd.
165.) wunden (verwunden) Stiel.: 2, 1389/90 98
I. II. III.
Schwab.: 6 1 ,971( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
166.) wunderbarlich (wunderbar) Stiel.: 2,1392
I. II. III.
Schwäb.: 6 1 ,974""
Verbr.: vereinzelt obd.
97 98 99
Stieler lemmatisierte: Übrig /& Uberley. Es ist angesetzt: Wunden /& potius Verwunden. Fischer wies darauf hin, daß die Formvariante in der alten Sprache gebräuchlich war.
4. Mundartliche Bedeutungen
429 1.) das Lab: > der vierte Magen widerkäuender Tiere < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steint».1'2, Frisch: --
I. II.
Ad.1-2:3, 1/2; 2, 1853 1
111
Thür.: 4,1/3
Verbr.: thüringisch
2.) die Lade: a) > Truhe, Kiste < Stiel., Steinb.1, Frisch: -Kra.1'2-3-4: 130; 297; 197; 266 Steinb.2: 1, 961 Ad.1'2: 3, 11/12; 2, 1862/63
I. n
Schweiz.: 3, 1057/58"+(1718)*: Schwab.: 4, 912/13"+(1 •)*; Eis.: 1, 556" ; Bad.: 3, 347* Rhein.: 5,25-28*; Pfälz.: 4,728/29"*; Hess.Nass.: 2,6*; Shess.: 4,83(+)*; Frankf.: 3,1688*; Ohess.: 2. 531*; Thür.: 4, 16/17"*; Schles.: 2, 784+ (17.lS.)*
III.
Mecklenb.: 4, 800/01"*; Br.-Berl.: 3, 14/15+ Kasse < Stiel, Kra.1-2-3-4, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1-2: 3,11/12; 2,1862/63 l(ns.)
I. II. III.
Eis.: 1,556* Rhein.: 5,25-28*
Verbr.: vereinzelt obd. und wmd.
3.) die Lage: > Nachstellung, Hinterhalt < Stiel, Kra.1-2-3'4, Steinb.1-2, Ad.2: Frisch: 1,564 Ad. 1 :3,17 l(nd.)
4.) lahm: > allzu beweglich < Stiel, Kra.1'2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: ~ Ad.1'2: 3,21; 2,1872/73
I. H.
Bair.: I2,1453"; Schwäb.: 4, 920/21( + )"+(17) _
Verbr.: verstreut obd.
I. II.
Bad.: 3,352/53 Shess.: 4,93/94*
IIL
Verbr.: vereinzelt obd. und wmd.
430 5.) die Lämmerchen: > Kätzchen am Haselstrauch < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 ' 2 , Frisch: " ,, , Ad. 1 - 2 : 3, 24; 2,1875/76 1
I. II.
Schweiz.: 3,1267* 2 Rhein.: 5,64-66*; Pfälz.: 4,746/47*; Hess.Nass.: 2,15-17*; Shess.: 4,101/02*; Ohess.: 2, 532*; Thür.: 4, 37/38*
III.
Preuß.: 3, 756; Br.-Berl.: 3,20/21*
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md.; verstreut nd.
6.) lang: a) > (von Brühen) viel Flüssigkeit und wenig Konsistenz < Stiel., Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: Ad. 1 - 2 : 3, 46-48; 2,1898-1900 fspr.(Küchen)
I. II. III.
Schweiz.: 3,1321-25*; Bad.: 3,365/66* Rhein.: 5, 87-95*; Thür.: 4, 48-52* Schlesw.-Holst.: 3, 405/06; Br.-Berl.: 3, 26-28*
Verbr.: verstreut obd., md. und nd.
b) >zäh< Stiel., Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 : Frisch: 1,575 Ad. 1 ' 2 : 3, 46-48; 2,1898-1900 3
I. II. III.
Rhein.: 5,87-95*; Hess.-Nass.: 2,23/24*; Shess.: 4, 114-120*; Frankf.: 3, 1704-08* Mecklenb.: 4, 828-30*; Schlesw.-Holst.: 3, 405/06
Verbr.: verbreitet wmd.; verstreut nd.
7.) lange: a) > (eine Art von Versicherung) sicher, gewiß < Stiel., Kra. 1 A 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch:"
I. II.
Ad. 1 - 2 : 3, 48/49; 2,1900/01 4
IIL
Thür.: 4,52-55*
Verbr.: thüringisch
1 2 3 4
Adelung wies in beiden Auflagen darauf hin, daß diese Bedeutung nur im gemeinen Leben vorkomme. Im Schweizerischen begegnet die Form Lämeli. Adelung bemerkte in beiden Auflagen, daß die Bedeutung im gemeinen Leben vorkomme. Adelung kennzeichnete die Bedeutung in beiden Auflagen als nur im gemeinen Leben und in der vertraulichen Sprechart üblich.
431 b) > hinlänglich < Stiel., Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 Frisch: "
I. II.
Ad.1-2: 3, 48/49; 2, 1900/15
Hess.-Nass.: 2, 24*; Shess.: 4, 114-120*; Thür.: 4, 52-55*; Osächs.: 2,134/35
III. Verbr.: verstreut md.
8.) die Länge: > langes Seil < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, Frisch: Ad.1-2: 3, 49; 2, 1901 l(ns.)
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 830/31
Verbr.: vereinzelt nd.
9.) langsam: > s p ä t < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: " Ad.1-2: 3, 51/52; 2, 1903 l(ns.)
I. II. m
Thür.: 4, 60 + < 18 >*; Osächs.: 2,136; Schles.: 2, 788
Verbr.: gesamtomd.
10.) der Lappen: a) > Segel < Stiel., Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb.1'2, Frisch: Ad.1-2: 3,54; 2,1906/7 nd.) 6
l(obd.,
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 842/43*
Verbr.: vereinzelt nd.
b) > Eingeweide < Kra. 1 A 3 - 4 , Steinb.1-2, Frisch, Ad.1-2: Stiel.: 1,1071
I. II. III.
Thür.: 4, 66-69*
Verbr.: thüringisch
5 6
Vgl. Anm. 3. Adelung bemerkte in beiden Auflagen, daß diese Bedeutung nur im gemeinen Leben Ober= und Nie-
der =Deutschlandes üblich sei.
432 11.) läppern: > schlürfen < Stiel., Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 , 2 : --
I.
Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 : 136; 202; 199; 269 Steinb. 2 : 1, 976
Bair.: I 2 , 1496; Schwab.: 4, 993*; Eis.: 1, 602'*; Bad.: 3, 374/75*
II.
Rhein.: 5,128/29*; Pfälz.: 4, 780/81*; Hess.Nass.: 2, 36*; Shess.: 4, 141-43*; Frankf.: 3, 1717*; Thür.: 4 , 7 3 * ; Osächs.: 2 , 1 3 8 * ; Schles.: 2, 790*
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
12.) läppisch: >matt, kraftlos, schlaff, welk< Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch, A d U :
I.
Eis.: 1, 601*; Bad.: 3, 375*
~
II.
Pfälz.: 4, 782*; Hess.-Nass.: 2, 37*; Shess.: 4,
'1071
III.
Br.-Berl.: 3 , 3 5 *
144/45*; Frankf.: 3, 1719*; Thür.: 4, 74* StieL:1
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.; vereinzelt nd.
13.) die Larve: > (schönes) Gesicht < 7 Stiel., Kra. 1 ' 2 , 3 ' 4 Steinb. 1 - 2 : -
I.
Frisch: 1, 577 Ad. 1 - 2 : 3, 57/58;
H III.
Schweiz.: 3, 1381*; Schwäb.: 4, 997/98*; Eis.: 1, 609*; Bad.: 3, 376/77* Rhein.: 5,135*; Pfalz.: 4, 785*; Shess.: 4,148*; Frankf.: 3 , 1 7 2 1 + ( 1 8 > * ; Thür.: 4 , 7 7 * Preuß.: 3, 779*; Br.-Berl.: 3, 35/36*
Verbr.: verbreitet obd.und md.; verstreut nd.
14.) lassen: a) > stehen, gut aussehen (von Kleidern) < Kra. 1 ' 2 ^ 4 , Steinb. 1 , Frisch: ~ Stiel.:
1074
A H ^ N « E ? 1911 Ad. . 3V/0U, ¿, i y i i
I.
Schwäb.: 4,1000-5" + < 1 8 )*
II.
Rhein.: 5,137-142*; Hess.-Nass.: 2,39/40*; ITiür.: 4,79-82*
IIL
Mecklenb.: 4, 851-54 + < 1 8 )*; Preuß.: 3,780-82*; Br.-Berl.: 3, 36-39
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.; verbreitet nd.
7
Diese Bedeutung ist in Duden 4,1633 als "veraltet, noch landschaftlich' bezeichnet, in Wahrig 4,406 dagegen als standardsprachlich angesetzt.
433 b) > schwärmen (von Bienen) < Stiel., Kra.1-2^4, Steinb.1-2, Frisch: —
I. jj
Ad.1-2: 3, 60-64; 2, 1912-168
111
Schwäb.: 4,1000-5* Rhein.: 5, 137-142* Mecklenb.: 4, 851-54*; Schlesw.-Holst.: 3, 41416
Verbr.: vereinzelt obd. und wmd.; verstreut nd.
15.) die Lasche: > Wunde, Grind < Kra.1-2-3-4, Steinb.1, Frisch, ' ~
I.
A d l 2;
II.
Thür.: 4, 78*; Osächs.: 2, 139/40"+*
Stiel.: 1,1057 Steinb.2: 1, 977
IIL
Br.-Berl, 3,36*
Verbr.: verbreitet omd.; vereinzelt nd.
16.) die Last: a) > Gewichtsmaß < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2: -
I.
Frisch: 1,581 Ad. : 3, 65-67; 2,1917-19
h
Schweiz.: 3.1462/63"; Schwäb.: 4,10068
m
( + )+(17.18.)
Schlesw.-Holst.: 3, 782/83+ ( l 7 1 8 Preuß.: 3, 782/83*; Br.-Berl.: 3, 39/40"
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet nd.
b) > eine Menge < Stiel., Kra.1-2^-4, Steinb.1-2, Frisch: — ,, Ad.1-2:3, 65-67; 2,1917-19
I. II
Schweiz.: 3,1462/63 + < 18 )*; Bair.: I 2 ,1522*; Schwab.: 4,1006-8 + ( 18 >*; Bad.: 3,380/81 Rhein.: 5, 148/49*; Pfälz.: 4, 791/92*; Hess.Nass.: 2,40*; Shess.: 4,153-55*; Frankf.: 3, 1724-26 ; Ohess.: 2, 537*; Thür.: 4, 83*; Osächs.: 2,141
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
8
Adelung qualifizierte diese Bedeutung in beiden Auflagen als im gemeinen Leben üblich.
434 17.) das Laster: a) > Verstümmelung; grobe körperliche Verletzung < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: —
I. ¡j
Ad. 1 :3,67/68 a Ad.2:2, 1919/20* a
111
Schweiz.: 3, 1465/66*
Verbr.: vereinzelt obd.
b) > Schande, Schimpf < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, Frisch: — 1 Ad. 1 :3,67/68 a Ad.2: 2, 1919/20* a
I.
Schweiz.: 3,1465/66"+ Schimpfwort auf schändliche Person < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, Frisch: "
I. II.
Bad.: 3,381* Pfalz.: 4, 793*; Shess.: 4,155*
Ad. 1 :3,67/68 l9 Ad. 2 :2,1919/20* 1
IIL
"
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut wmd.
18.) der Lästerer: > Dorffleischer < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, Frisch: — Ad.1-2: 3, 68/69; 2, 1920
I. II. III.
Thür.: 4, 84 + ( 1 7 ) *; Osächs.: 2,141/42
Verbr.: verbreitet omd.
19.) lästerlich: > schändlich < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, Frisch: —
I.
Ad.1-2: 3, 69; 2, 192110
!!
Schweiz.: 3,1466/67"; Bair.: I2,1522/23"; Schwab.: 4,1009"+(17-); Bad.: 3,381( + )" Ohess.: 2,537" Mecklenb.: 4,850*
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt wmd. und nd.
9 10
Adelung markierte diese Bedeutung in beiden Auflagen als im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich. Adelung kennzeichnete diese Bedeutung in beiden Auflagen als noch im gemeinen Leben gebräuchlich.
435
20.) lästern: > verstümmeln, zerfetzen < Stiel, Kra.1'2'3'4, Steinb.1'2, I. Frisch: II. Ad.21:3,69 a Ad. :2, 1921* a
Bair.: I2,1522/23 Thür.: 4,84*; Osächs.: 2,141/42( +)
IIL
Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet omd.
21.) lästig: > schwer < Stiel.. Kra.1-2^4, Steinb.1, 1 Ad * , Steinb.2:1, 961** Frisch: 1,581*11
I. II
Schweiz.: 3,1464"+das einzelne Blatt < Stiel, Kra.1'2,3'4, Steinb.1'2, Frisch: Ad.1'2: 3, 74/75; 2, 1926/27
I. a
Schweiz.: 3, 954-56*; Bair.: I2,1404/5*; + 1718 Schwäb.: 4, 1020-22" ( >*
II. III. Verbr.: verbreitet obd.
11
In Frischs Wörterbuch findet man die Lautvariante lastig.
436 c) >Zeit, in welcher die Bäume frisches Laub bekommen < Stiel., Kra.1'2'3'4, Steinb.1'2, Frisch: " 1 2
Ad. - : 3, 74/75; 2, 1926/27 fspr.(Forstw.)
I. II.
Thür.: 4,100/1
IIL
Verbr.: vereinzelt omd.
24.) der Lauf: > Begattung der Tiere; Zeit, wenn sie sich zu begatten pflegen < Stiel, Kra.1'2-3,4, Steinb.1-2, Frisch: —
I. jj
Ad.1: 3, 80/81 12 Ad.2: 2, 1931-33*
IIL
Schwab.: 4,1030/31(+) +
Verbr.: vereinzelt obd.
25.) laufen: > begatten < Stiel, Kra.1-2-3-4, Steinb.1,2, Frisch: — Ad.1-2: 3, 82-84; 2, 1933-35
I. II. III.
Schweiz.: 3, 1120-25-+(1718> Br.-Berl.: 3, 46-48*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd. 26.) der Läufer: a) > junges entwöhntes Schwein < Stiel, Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: • Ad.1'2: 3, 84/5; 2,1935/36 fspr.(Landw.)
I. II. III.
Schwab.: 4,1038/39+(17.18.)*. E l s . 1( 567 *. B a d . 3, 395/96 Rhein.: 5, 205/6*; Pfälz.: 4, 822/23*; Hess.Nass.: 2,55*; Shess.: 4,186/87 ; Thür.: 4,118*; Osächs.: 2,149 Preuß.: 3, 796/97*; Br.-Berl.: 3, 48/49*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; verstreut nd. b) > der obere Mühlstein < Stiel, Kra.1-2^-4, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1'2: 3, 84/5; 2, 1935/36
I. II.
Schweiz.: 3,1142 ; Schwab.: 4,1038/39" +(17.18.)*. B'ad.: 3,395/96* Rhein.: 5, 205/6*; Pfalz.: 4, 822/23+(18>*; Hess.-Nass.: 2,55*; Shess.: 4,186/87*; Thür.: 4, 118*
III.
Mecklenb.: 4, 974/75*; Preuß.: 3, 796/97*; Br.Berl.: 3, 48/49*
Verbr.: verbreitet obd, md. und nd.
12
Adelung wies in beiden Auflagen darauf hin, daß dies eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Bedeutung war.
437 c) > kleiner beweglicher Stein in Gestalt eines Kegels, mit welchem die Farbe auf dem Reibesteine zerrieben wird < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: Ad.1'2: 3, 84/85; 2, 1935/36
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 974/75*
Verbr.: vereinzelt nd.
d) > unter den Grenzsteinen derjenige, der zwischen dem Haupt- und Eckstein steht < Stiel., Kra.1'2'3'4, Steinb.1'2, I. Bair.: I2, 1447-50; Schwab.: 4, 1038/39+(17.18.)» Frisch: " II. Pfalz.: 4, 822/23(+) + Ad.1-2: 3, 84/5; 2,1935/36
IIL
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
e) > Fußbote < Stiel., Kra.1'2'3'4, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1-2: 3, 84/5; 2, 1935/6 l(obd.)
I. II. III.
Schweiz.: 3, 1145/46" +(1718) * Pfalz.: 4, 822/23*; Thür.: 4, 118* Mecklenb.: 4, 974/75" + ( 1718 >*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verstreut md.
27.) Läuferin: > H u r e < Stiel.. Steinb.1'2, Frisch, Kra.2, Ad lX
I.
Kra.1-3'4:132; 200; 270
II. III.
Schweiz.: 3, 1147*: Schwab.: 4, 1040; Eis.: 1, 567*; Bad.: 3, 396
Verbr.: verbreitet obd.
28.) läufig: >geil (von Frauen) < Stiel., Steinb.1'2, Frisch, Ad.1-2: -
I.
Kra.1'2-3'4:133; 285; 200; 270
n.
III.
Schweiz.: 3, 1147/48*; Eis.: 1, 567*; Bad.: 3, 396* Rhein.: 5,207*; Pfalz.: 4, 824*; Shess.: 4,188*; Thür.: 4, 120/21*; Osächs.: 2, 149* Br,Berl.:3,50 + ( 1804 >*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; vereinzelt nd.
438 29.) die Laune: > epidemische Krankheiten geringerer Art< Stiel., Kra. 1A3 ' 4 , Steinb.1'2
I.
Frisch: --
H.
Ad.1'2: 3, 90/91; 2, 1942/4313
IIL
Thür.: 4,128/29*; Osächs.: 2,149
Verbr.: verbreitet omd.
30.) lauschen: >im Bette liegen und der stillen Ruhe pflegen < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2 Frisch:
Ad.1'2: 3, 92/93; 2, 1944/4514
I. II.
Osächs.: 2,151
IIL
Br
"Berl" 3'
51*
Verbr.: vereinzelt omd. und nd.
31.) lausig: a) >mit Läusen behaftet < Kra.2: --
I.
Stiel.: 1. 1092/93 Kra.1-3,4: 133;201; 271 Steinb.1-2: 194; 1,1001 15 Frisch: 1,588 Ad.1: 3, 94 s Ad.2: 2, 1945( + ) s
II. III.
Schwäb.: 4,1053" + ( 17 )*; Eis.: 1, 617* 16 ; Bad.: 3, 400* Pfalz.: 4, 831*; Hess.-Nass.: 2, 61*; Shess.: 4, 197*; Thür.: 4,142/43* Mecklenb.: 4,1030/31 + ( 18 >*; Schlesw.-Holst.: 3, 540 ; Preuß.: 3, 815/16*; Br.-Berl.: 3,54*
Verbr.: verbreitet obd. und nd.; verstreut md.
b) > geizig < Steinb.1'2 Frisch: --
Ad. 1 :3,94
s Ad.2: 2,1945(+) s
13 14 15 16 17 18
201; 271
I. II.
Schweiz.: 3,1455* 18 ; Schwäb.: 4,1053 + ( 17 > Thür.: 4, 142/43*
IIL
Preuß': 3'
^
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd und nd.
Adelung wies darauf hin, daß die Bedeutung im gemeinen Leben vorkomme. Adelung wies in beiden Auflagen darauf hin, daß diese Bedeutung den gemeinen Mundarten nicht fremd sei. Steinbach lemmatisierte die Lautvariante läusig. In dieser Mundart ist die Lautvariante lusig belegt. Vgl. Anm. 16. Vgl. Anm. 16.
439 32.) der Laut: > Inhalt einer Rede oder Schrift < Stiel., Kra.1'2'3'4, Steinb.1'2 Frisch: 11 Ad. 1 - 2 :3.95; 2, 1946/47 l(obd )
I. II. HI-
TTI
Bair.: I2, 1530/31; Schwab.: 4, 1056( + )"; Eis.: 1, 626"; Bad.: 3, 402( + )" ,, , . Mecklenb.: 4, 1034
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt nd.
33.) lautbar: >laut, dem Gehöre merkbar < Stiel., Kra.1-2'3-4, Steinb.1-2, Frisch, Ad.2: -
I. H
Ad. 1 :3,95/6
IIL
a
Schwab.: 4,1057( + )"
Verbr.: vereinzelt obd.
34.) lauter: > glänzend, hell < Stiel, Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: — Ad. 1 :3,97/98 ^obd.)20 Ad.2: 2, 1949/50* l(obd.)
I. !!
Schweiz.: 3,1513-15" +(18 )*; Bair.: I 2 ,1531/32; Eis.: 1, 627 Pfälz.: 4, 839( + )-+ segeln < Stiel Steinb.1-2, Kra.3-4, Frisch, A d l' : " Kra 1-2- 133- 286
I. II. IIL
Rhein.: 5,250* Mecklenb.: 4, 864 + < 17 ); Preuß.: 3, 819*
Verbr.: vereinzelt wmd; verstreut nd. 36.) das Leben: > fleischiger, empfindlicher Teil am tierischen Körper < Stiel., Kra.1'2-3'4, Steinb.1'2, Frisch:"
I. II.
Bad.: 3,406/07* Osächs.: 2,152/53
Ad.1-2: 3, 102-4; 2,1954-55 21
IIL
B r " B e r L : 3>56"58'
Verbr.: vereinzelt obd., omd. und nd.
19 20 21
Adelung bemerkte, daß die Bedeutung in den Kanzleien anzutreffen war. Adelung wies in beiden Auflagen darauf hin, daß es sich dabei um eine im Hochdeutschen ungewöhnlich gewordene Bedeutung, welche aber noch im Oberdeutschen gangbar ist handle. Adelung bemerkte, daß es sich um eine im Hochdeutschen ungewöhnlich gewordene Bedeutung, welche aber noch im Oberdeutschen ganfjbar ist handle.
440 37.) lecken: > küssen < Stiel., Kra.1,2, Steinb.1'2, Frisch: — Kra.3'4: 202; 272 Ad.1,2: 3, 111/12; 2, 1963 s
I. II. m
Schweiz.: 3,1246* Rhein.: 5, 270/74*; Frankf.: 3, 1759/60+(18>; Thür.: 4,165/66*; Osächs.: 2,155; Schles.: 2, 799 Preuß.: 3, 833-35*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verbreitet md.
38.) der Lecker: > ausgelassener, mutwilliger (junger) Mensch < Steinb.2, Frisch: --
I.
Stiel.: 1, 1104 Kra. ' : 134; 287; 202; 272
n.
A ^ i m / 1 3 - , 2, 1963/64
IIL
Schweiz.: 3, 1246/47*; Schwäb.: 4, 1083/84" +(17.18.)»; E1S.: 581(+)Pfalz.: 4, 860*; Frankf.: 3,1760/61"; Osächs.: 2, 1 5 6 ( + ) ; Sc hles.: 2, 799 Meddenb
" : 4> 8
6 7
^^
Br BerL: 3
-
> 61 *
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md. und nd.
39.) die Leckerei: > nichtswürdiges Betragen; Hurerei; Liederlichkeit < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1-2: -Frisch: 1, 592* Ad.1'2: 3, 113; 2, 1964 l(obd.)
I. II.
Schwäb.: 4,1084(+)"
IIT
Verbr.: vereinzelt obd.
40.) ledern: > prügeln < Stiel., Kra.1'2'3'4, Steinb.1-2, Frisch: ~ Ad.1-2: 3, 114; 2, 1965 s
n.
Schweiz.: 3,1074*; Bair.: I2,1440; Schwäb.: 4, 1087/88*; Eis.: 1, 559"*; Bad.: 3, 413* Rhein.: 5,284*; Pfalz.: 4, 864/65*; Hess.-Nass.: 2, 75/76*; Frankf.: 3,1762*; Ohess.: 2, 546*; Thür.: 4, 170/71*; Osächs.: 2, 156/57; Schles.: 2,
III.
Schlesw.-Holst.: 4, 429
I.
800
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.; vereinzelt nd.
441 41.) ledig: a) >leer< Steinb.1, Kra.2: --
I.
Schweiz.: 3,1076-79"; Schwäb.: 4,1090-95(+)" V
Stiel.: 1. 1108 Kra.1-3-4:132; 202; 272 Steinb.2: 1, 961/62 Frisch: 1,593 Ad.1'2: 3, 114/15; 2,1965-6722
II.
Rhein.: 5,284-89*; Pfälz.: 4, 866/67*; Hess.Nass.: 2, 76*; Shess.: 4, 233/34(+)"; Frankf.: 3, 1763"; Ohess.: 2,546*; Thür.: 4,171/72"*; Osächs.: 2,157 Mecklenb.: 4, 873 +(18) *; Schlesw.-Holst.: 3, 430; Preuß.: 3, 842/43*; Br.-Berl.: 3, 63/64"*
III.
+ (18.)
'
Verbr.: verbreitet obd., md. und nd.
b) > müßig < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, Frisch: —
II. III.
1 2
Ad. - : 3,114/15; 2,1965-67 l(ns.)
Rhein.: 5,284-89*
Verbr.: vereinzelt wmd.
42.) lediglich: >frei, ohne Einschränkung < Kra.1-2-3-4, Steinb.1'2, Frisch: ~ Stiel.: 1,1108 Ad.1'2: 3, 116; 2, 1967 l(obd.),a
I. n.
Schwäb.: 4,1095(+)" Pfälz.: 4, 867/68(+)"
TTT 111
Verbr.: vereinzelt obd. und wmd.
43.) leer: >dünn, wässrig< Stiel., Steinb.1,2, KraP abhängige Seite eines Berges oder Hügels < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, Frisch: " ,, 1 2 Ad. - :3,129/30; 2,1980/81
I. II. 1
ffl
Shess.: 4,243*; Thür.: 4,185/86*; Osächs.: 2, 158/59; Schles.: 2, 801 Br.-Berl, 3,71*
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd. 22
Nach Adelung war diese Bedeutung nur noch in einigen Fällen, besonders des gemeinen Lebens üblich.
442 b) > Geländer < Kra.1'2-3'4, Steinb.1'2 Frisch, Ad.1-2: Stiel.: 1, 1054/55
II. III.
Thür.: 4, 185/86'*
Verbr.: thüringisch
45.) die Lehre: a) > Muster (allgemein) < Stiel., Kra.1'2'3'4, Steinb.1: --
I.
Steinb.2: 1, 1039 Frisch: 1, 599 Ad.1'2: 3, 133-135; 2, fspr.(Handw., Künstler)
II. III.
Schweiz.: 3. 1366*; Schwab.: 4, 1181/82"+(17>*; Eis.: 1, 605 Shess.: 4, 245/46*; Thür.: 4, 188* Mecklenb.: 4, 926/27*23
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.; vereinzelt nd.
b) > eisernes Blech, worin die Größe der Kugeln ausgeschnitten ist, ihren Durchmesser danach zu bestimmen < Stiel., Kra.1'2"3'4, Steinb.1'2, Frisch: Ad.1'2: 3,133-35; 2, fspr.(Feuerw.)
I. II. III.
Schweiz.: 3, 1366"*; Schwab.: 4,1181/82( + )"
Verbr.: verstreut obd.
c) > Bogengerüst, Gewölbe und Bögen darüber aufzuführen < Stiel., Kra.1'2'3'4, Steinb.1-2, Frisch: Ad.1-2: 3,133-35; 2, fspr.(Maurer)
I. II. III.
Schweiz.: 3, 1366*
Verbr.: vereinzelt obd.
46.) lehren: > lernen < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: ™ Ad.1: 3, 135-37 Ad.2: 2, 1986-88*
I. II. III.
Schweiz.: 3, 1 3 6 7 - 6 9 " S c h w ä b . : 4, 1182/83"+(17 >*; Eis.: 1, 605"*; Bad.: 3, 422/23* Rhein.: 5, 315-19*; Pfalz.: 4, 883/84"+/18>; Hess.-Nass.: 2, 85/86*; Shess.: 4,246*; Ohess.: 2, 548*; Thür.: 4, 188* Mecklenb.: 4, 927"*; Preuß.: 3, 849-51*; Br.Berl.: 3, 73*
Verbr.: verbreitet obd., md. und nd. 23 24
In dieser Mundart findet man die phonologische Variante Lihr. Adelung bemerkte in beiden Auflagen, daß diese Bedeutung in der reinen und anständigen Schreibart nunmehr veraltet [ist], ob sie gleich im gemeinen Leben noch häufig genug vorkommt.
443 47.) der Leib: > Leben < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2, Frisch: — Ad.1:3, 139-142 Ad.2: 2,1990-33*
a a
I. n
III.
Schweiz.: 3, 977-80"+(17>*; Bair.: I2,1411-13"; Schwäb.: 4,1113-18"*; Eis.: 1,543*; Bad.: 3, 424/25(+)" Rhein.: 5, 324-28*; Pfälz.: 4, 886-89(+)'; Hess.Nass.: 2, 87*; Shess.: 4, 249-52*; Ohess.: 2, 548" Mecklenb.: 4, 920-22'+; Br.-Berl.: 3,74-77'*
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.; verstreut nd. 48.) die Leiche: > Begräbnis < Kra.1'2*3'4, Steinb.1, Frisch: Stiel.: 1 1121/22 Steinb.2: 1,1028 Ad.1-2: 3,149/50; 2,2000 1
I.
Schweiz.: 3. 1013-15"+ Trauerkleidung < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1'2: -Frisch: 1, 602 Ad.1'2: 3, 156/57; 2, 2007/8 l(obd.,nd.)33
Schweiz.: 3,1081-83'+ geduldig sein< Stiel., Kra.1-2-5-4, Steinb.1-2, Frisch: —
I. JJ
Ad.1: 3, 157/5835 Ad.2: 2, 2008/09*
m 111
Schweiz.: 3, 1089/90*; Schwab.: 4, 1140-42" Rhein.: 5,352-54*: Hess.-Nass.: 2, 101/02"*; Ohess.: 2,551/52
Verbr.: verstreut obd. und md.
55.) leidig: a) > traurig, betrübt < Kra.1-2, Steinb.1: --
I.
Stiel.: 1 1136/37 Steinb.2: 1, 1054 Frisch: 1, 602 Kra.3-4:204; 275 Ad.1: 3,159/60 l(obd.,nd.) 36 Ad.2: 2,2010/11* l(obd.,nd.)
II.
33 34 35 36
III.
Bair.: I 2 ,1437/38" + ( 17 >; Schwäb.: 4, 1144"; Eis.: 1, 561(+) + ( 1 7 ) ; Bad.: 3, 431* Rhein.: 5, 351*; Pfalz.: 4, 908*; Hess.-Nass.: 2, 102*; Shess.: 4, 267/68* Mecklenb.: 4, 886*
Verbr.: verbreitet obd. und wmd.; vereinzelt nd.
Adelung stufte diese Bedeutung als nur im gemeinen Leben, sowohl Ober= als Niederdeutschlandes üblich ein. Die Bedeutung kam nach Adelung nur im gemeinen Leben einiger Gegenden vor. Adelung bemerkte in beiden Auflagen, daß diese Bedeutung im Hochdeutschen veraltet sei. Adelung charakterisierte die Bedeutung als im Hochdeutschen veraltet
446 b) > arglistig, boshaft < Stiel., Kra. 1 A 3 - 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: — Ad. 1 : 3,159/60 l(obd.,nd.) Ad. 2 : 2,2010/11* l(obd.,nd.)
I. II. III.
Bad.: 3, 431*
Verbr.: vereinzelt obd.
c) > häßlich, abscheulich < Stiel., Kra. 1 - 2 ^' 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: — Ad. 1 , 2 : 3, 159/60; 2, 2010/11 l 3 7
I. JJ
Rhein.: 5,351*; Hess.-Nass.: 2,102; Shess.: 4, 267/68*; Frankf.: 3,1783*; Ohess.: 2,552*
m
Verbr.: verbreitet wmd.
56.) die Leier: > eine Art Butterfaß < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 2 : —
I. ¡1
Ad. 1 : 3 , 1 9 2 / 9 3 1 (Schweiz) 38
Schweiz.: 3,1369/70* Rhein.: 5, 359/60*- Hess.-Nass.: 2, 106-8*; Shess.: 4, 271/72* 39 ; Thür.: 4, 213/14*
m
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
57.) leiern: > saumselig sein, z a u d e r n < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 - 2 , Frisch, Ad. 2 : ~
I.
Ad ,1:3,19340
IL
Schweiz.: 3,1370/71" + ( 1 7 )*; Eis.: 1, 606*; Bad.: 3,432* Rhein.: 5,361/62*; ( Pfälz.: 4, 914/15 + < 18 >*; Hess.-Nass.: 2,109*; Shess.: 4, 273/74; Ohess.: 2,553*; Thür.: 4,214/15*; Osächs.: 2,163; Schles.: 2, 801
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
37 38 39 40
Adelung charakterisierte die Bedeutung in beiden Auflagen als im gemeinen Leben einiger Gegenden gebräuchlich. Diese Bedeutung ist zusätzlich als im gemeinen Leben üblich eingestuft. In dieser Mundart begegnet die Bedeutung nur in der Zusammensetzung Butterleier. Adelung markierte diese Bedeutung als im gemeinen Leben üblich.
447 58.) leihen: > zu Lehen geben < Stiel., Kra.1'2'3'4, Steinb.1'2, Frisch: --
I.
Ad.1'2: 3, 161/62; 2, 2012
II. III.
Schweiz.: 3,1241/42"*; Schwab.: 4,1146-48" +(18) ; Bad.: 3,432/33( + )'
Verbr.: verbreitet obd. 59.) leise: a) > langsam < Stiel., Kra.1'2'3,4, Steinb.1-2, Frisch: — Ad.1-2: 3, 168; 2, 2019 1 (obd.)41
I. II. III.
Verbr.: vereinzelt obd.
b) > schwach gebacken (vom Brot) < Stiel, Kra.1'2-3'4, Steinb.1'2, I. Frisch: — n. Ad.1'2: 3, 168; 2, 2019 1 (obd.)42
Schweiz.: 3, 1422"+(17 >*
IIL
Schwab.: 4,1161/62*; Eis.: 1,613" ^uB.: 3, 881*
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt nd. 60.) die Leiste: a) > Schwiele < Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: -Stiel.: 1, 1143 Ad.1'2:433, 169/70; 2, 2019-211 (obd.)
b) > Einfaßband, Kleiderborte < Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: -Stiel.: 1, 1143 Ad.1'2: 3,169/70; 2, 2019-21 a
I. II. III.
Thür.: 4,227*
Verbr.: thüringisch
I. II. III.
Schwäb.: 4,1163" Pfalz.: 4, 927(+)"; Thür.: 4, 227 Preuß.: 3, 882*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verstreut md. 41 42 43
Nach Adelung (beide Auflagen) war diese Bedeutung in manchen Fällen des genteinen Lebens, besonders Oberdeutschlandes gebräuchlich. Adelung bemerkte, daß die Bedeutung in manchen Fällen des gemeinen Lebens, besonders Oberdeutschlandes gebraucht werde. Nach Adelung kam diese Bedeutung in einigen oberdeutschen Gegenden vor.
448
61.) leisten: >sich als Bürge oder Geisel persönlich stellen < Stiel, Kra. 1 ' 2 ^ 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: -
I.
17 Ad. 1 ' 2 : 3, 171; 2, 2022
n.
Schweiz.: 3, 1470/71" + ( 1 7 ); Bair.: I 2 , 1523/24" 44 ; Schwab.: 4,1164/65(+)"
m
Verbr.: verbreitet obd.
62.) die Leiter: > Werkzeug zur Folterung < Stiel, Kra.1-2-3-4, Steinb. 1 , Frisch: —
I. Ij
Steinb. 2 : 1, 1033 Ad. 1 - 2 : 3, 174; 2, 2024/25
IIL
Schweiz.: 3,1497"; Schwab.: 4,1167/68"
Verbr.: verstreut obd.
63.) die Lende: >das ganze Dickbein (Oberschenkel) < Stiel, Kra. 1 ' 2 ' 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: —
I. jj
Ad. 1 - 2 : 3, 176; 2, 2026/27 4 5
III.
Mecklenb.: 4, 898+*; Br.-Berl.: 3, 95/96*
Verbr.: verstreut nd.
64.) lernen: > lehren < Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: Stiel.: 1, 1128/29 Ad. 1 - 2 : 3, 180/81; 2, 2030-32 a46
I. n
III.
Schweiz.: 3,1384" + < 17 >*-Bair.: I 2 , 1502*; Schwab.: 4, 1186/87"+(17.18.)*. B a d . 3> 4 4 2 ' Rhein.: 5, 401*; Pfälz.: 4, 936-39*; Hess.-Nass.: 2,125/26*: Shess.: 4,296-98*; Frankf.: 3, 1796/97 + ( 1 7 1 8 )*; Ohess.: 2, 557*; Thür.: 4, 239/40*; Schles.: 2, 807 Br.-Berl.: 3, 97/98 + ( 1 8 >*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; vereinzelt nd.
44 45 46
Schmeller bemerkte, daß diese Bedeutung nur in der älteren Rechtssprache belegt ist. Adelung bezeichnete diese Bedeutung in beiden Auflagen als im gemeinen Leben üblich. Nach Adelung war diese Bedeutung in der anständigen Schreib = und Sprechart veraltet (...), im gemeinen Leben aber noch häufig.
65.) Lerner: > Lehrjunge < Kra. 1 - 2 ' 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 , 2 : — Stiel.: 1, 1129
I. II. III.
Bair.: I 2 , 1502; Schwab.: 4, 1187*
Verbr.: verstreut obd.
66.) die Lese: >die meisten Stiche (im Kartenspiel) < Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: -Stiel.: 1,1166 Frisch: 1, 608 Kra. 3 ' 4 : 205; 276 Ad. 1 , 2 : 3, 181; 2, 2032
I. II.
Eis.: 1,612* Ohess.: 2,557*; Thür.: 4,240*
m U1
"
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md.
67.) die Letze: > Trinkgeld < Stiel.. Kra. 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch, Ad. 1 - 2 : -Kra. 1 , 3 ' 4 :136; 205; 276
Schweiz.: 3,1558-62" + < 1 7 1 8 ); Bair.: I 2 , 1546"; Schwäb.: 4,1195-98" + < 17 >; Bad.: 3,446( + )" II. III. Verbr.: verbreitet obd.
68.) letzen: > Abschied nehmen < Steinb. 1 , Frisch: — Stiel.: 1.1057 Kra. 1 - 2 ' 3 ' 4 : 136; 292; 205; 277 Steinb. 2 :1,1046 1 Ad. 1 ' 2 : 3,185; 2,2038 a 4 7
I. II. III.
Schwab.: 4,1198/99(+)" 4 8 Schles.:2,808 + ( 1 8 ) Preuß.: 3, 894*
Verbr.: vereinzelt obd., md. und nd.
69.) leuchten: > blitzen < Stiel., Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: — Ad. 1 ' 2 : 3, 187; 2, 2038 4 9
I. II. III.
Bad.: 3, 448 Mecklenb.: 4, 999" + < 18 >*; Br.-Berl.: 3,101*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut nd.
47 48 49
Nach Adelung war dies ein in dem gemeinen Sprachgebrauche der Hochdeutschen veraltetes Wort. Im Schwäbischen war bzw. ist das Reflexivuni sich letzen bezeugt. Nach Adelung kam diese Bedeutung im gemeinen Leben vor.
450 70.) der Leuchter: > Feuermann < StieL Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 , : 2
Steinb. : 1, 1066 1 (schles.)
I. II. III.
Schles.: 2,809(?)
Verbr.: schlesisch?
71.) das Licht: a) > Leben < Stiel., Kra. 1 ' 2 ^ 4 , Steinb. 1 , Frisch: Steinb. 2 : 1,1064/65 Ad. 1 - 2 : 3, 199-201; 2, 2049-52
I. II. III.
Pfalz.: 4, 967-70 + ( 1 8 )*; Shess.: 4, 323-26*
Verbr.: verstreut wmd. b) > A u g e < Stiel., Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 , Frisch: Ad. 1 , 2 : 3, 199-201; 2, 2049-52 a
I. II.
Schweiz.: 3,1050-53 ; Schwab.: 4,1216-20(+)' Rhein.: 5 430-33* 50 ; Pfalz.: 4, 967-70* 51 ; Shess.: 4, 323-26 5 2 ; Frankf.: 3, 1809-11*
III. Verbr.: verstreut obd.; verbreitet wmd.
c) >Mond< Stiel., Kra. 1 - 2 - 3 ' 4 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: —
I. jj
Ad. 1 - 2 : 3, 199-201; 2, 2049-52 53
TTT
Schweiz.: 3,1050-53 + ( 1 8 >* Pfalz.: 4, 967-70 + ( 18 ')*; Hess.-Nass.: 2, 139/40*; Shess.: 4,323-26* Preuß.: 3,902-7*; Br.-Berl.: 3,107/8*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut md. und nd. 72.) das Lid: > Deckel, T ü r e < Kra.1-2-3-4, Ad. 1 - 2 : -
I.
Stiel.: 1.1121 < N > Steinb. 1 ' 2 : 206; 1,1043 Frisch: 1,612
n
III.
Schweiz.: 3,1088" + ( 1 7 ): Bair.: I 2 , 1441/42"; Schwäb.: 4,1228- + ( 1 7 -)'; Eis.: 1, 5 6 r + ( k > * Rhein.: 5, 443/44*; Hess.-Nass.: 2, 144*; Shess.: 4,330*; Frankf.: 3,1813*; Ohess.: 2,559*; Thür.: 4,265/66*; Osächs.: 2,173/74: Schles.: 2, 811 Mecklenb.: 4,914/15" + ( 1 8 )*; Schlesw.-Holst.: 3, 472; Br.-Berl.: 3,109/10"
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md. und nd.
50 51 52 53
Im Rheinischen ist die Bedeutung > Pupille < bezeugt. In dieser Mundart ist die spezielle Bedeutung >Auge des Jagdhundes < belegt. Vgl. Anm. 51. Adelung charakterisierte diese Bedeutung als im gemeinen Leben gebräuchlich.
451 73.) lieblich: > gütlich, friedlich < Stiel.. Kra.1-2'3,4, Steinb.1-2, Ad.1'*:--
I. II.
Frisch: 1,612
111
Schweiz.: 3, 992/93" + ( 17 >; Schwab.: 4, 1237( + )"
Verbr.: verstreut obd.
74.) liederlich: > leicht < Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1-2: Frisch: 1,625* Ad.1'2: 3, 214; 2, 2064/65
a
I. n
„
Schweiz.: 3,1099/1100"*-Bair.: I 2 , 1443/44; Schwab.: 4, 1240-43"+(17 '* Rhein.: 5,444/45*
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt wmd.
75.) die Linie: > Seil < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1-2: 3,224/25; 2,2075
I. II. III.
Schweiz.: 3, 1285*54
Verbr.: vereinzelt obd.
76.) die Linse: > kleine erhabene flache Blattern im Gesicht < Stiel., Kra.1'2,3'4, Steinb.1'2, Frisch: " ,, Ad.1-2: 3, 227; 2,2077 l(obd.)
I. II.
Schwab.: 4,1255/56*; Eis.: 1,598/99* Rhein.: 5, 486/87*; Pfalz.: 4, 996/99*; Hess.Nass.: 2, 155/56*; Shess.: 4, 354/55*; Thür.: 4, 293-95*
III.
Br.-Berl.: 3,123*
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.; vereinzelt nd.
77.) lispeln: > leise reden < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch: — Kra.3'4: 207; 280 Ad.1'2: 3, 228; 2, 2078/79 55
54 55
I. II. III.
Thür.: 4, 296
Verbr.: vereinzelt omd.
Im Schweizerischen ist die spezielle Bedeutung > Angelschnur < nachweisbar. Nach Adelung begegnete diese Bedeutung in der edlem und dichterischen Schreibart.
452
78.) loben: >(den Geldwert) abschätzen; (eine Ware) ausbieten < Steinb. 1 ' 2 : --
I. II.
Stiel.: 1.1171 Kra. 1 ' 2 - 3 ' 4 : 137; 296; 202; 272 Frisch: 1,618 Ad. 1 ' 2 : 3,232/33; 2, 2082/831 (obd-.nd.) 56
Thür.: 4, 227
m 1 1
Verbr.: thüringisch
79.) locken: > hinten ausschlagen < Steinb. 1 , Kra. 2 : --
I. II.
Stiel: 1 1103/4 Kra. 1 - 3 - 4 : 134; 202; 272 Steinb. 2 : 1, 1008 a Frisch: 1, 562 Ad.1:3,9/10 a Ad. 2 : 2,1861* a
m 1U
"
Bair.: I 2 , 1433; Schwab.: 4, 1083 Hess.-Nass.: 2, 74*; Ohess.: 2. 54*; Thür.: 4, + 17 3 0 6 * . Osächs.: 2, 1 5 5 / 5 6 ( ' ; Schles.: 2, 799(?) u '
Verbr .: verstreut obd.; verbreitet md.
80.) die Lode: > Lappen, Lumpen < Stiel, Kra. 1 - 2 ' 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: -
I. U
Schwab.: 4,1272 + ( 1 7 >*
Ad. 1 - 2 : 3,240; 2,2090 l ( o b d . ) 5 7
IIL
Mecklenb.: 4, 955* 58
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.
81.) lohnen: > Ertrag bringen (von Getreide) < Stiel., Kra. 1 ' 2 - 3 - 4 , Steinb. 1 - 2 , Frisch; Ad. 1 : —
I. ¡j
Ad. 2 : 2, 2096/97 fspr. (Landw.)
IIL
Mecklenb, 4, 964*; P r e u ß , 3, 973*; Br.-Berl, 3,
Verbr.: verbreitet nd.
82.) lose: > leicht (von Geld, 12 3 4
1 2
Stiel, Kra. ' - - , Steinb. - , Frisch: Ad. 1 : 3, 256-58 l59 Ad. 2 : 2, 2106/7* 1
zwar auf eine f e h l e r h a f t e A r t ) < I. II. III.
Thür.: 4, 322/23
Verbr.: thüringisch
56 57 58 59
Die Bedeutung ist als noch im gemeinen Leben, sowohl Ober= als Nieder=Deutschlandes üblich bezeichnet. Nach Adelung kam diese Bedeutung in einigen, besonders oberdeutschen Gegenden vor. Im Mecklenburgischen ist die flexionsmorphologische Variante der Lode Bezeugt. Adelung kennzeichnete diese Bedeutung als im gemeinen Leben einiger Gegenden Üblich.
83.) die Losung: > in Geld bestehende Abgabe an die Obrigkeit < Stiel., Kra.1'2'3'4, Steinb.1'2, Frisch: -
I. H
Ad.1-2: 3, 261/62; 2, 2110/11
IIL
Bair.: I2, 1518/19
Verbr.: vereinzelt obd.
84.) das Luder: a) > Schwelgerei, Gelage < Steinb.1:-^ V . i . i / ä . 298; 209; Steinb.2: 1, 1081 Frisch: 1, 626 Ad.1: 3, 271 s Ad.2: 2, 2119/20( + ) s
282
I. II. HI.
Schwab.: 4, 1316-18( + )" + ( 17 ) Osächs.: 2, 186-88*; Schles.: 2, 823"+(17') Mecklenb.: 4, 1005*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verbreitet omd.
b) > Spiel < Stiel., Kra.1-2'3-4, Steinb.1'2, Frisch: Ad.1: 3, 271 a Ad.2: 2, 2119* a
I. II. III.
Bair.: I2, 1446/47"60
Verbr.: vereinzelt obd.
c) > lebendes Fleisch < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2, Frisch: Ad.1'2: 3, 271/72; 2,
s
I. II. III.
Pfalz.: 4, 1046/47+ (18 >; Ohess.: 2, 564/65* Osächs.: 2, 186-88 Mecklenb.: 4, 1005*; Preuß.: 3, 1004*
Verbr.: verstreut md. und nd.
85.) ludern: > durch Lockspeise anlocken < Stiel., Kra.1,2'3'4, Steinb.1'2, Frisch: -
I. H
Ad.1'2: 3, 272; 2, 2121
IIL
Schwab.: 4,1318( + )"+
Verbr.: vereinzelt obd.
60
Schmeller wies darauf hin, daß die Bedeutung nur in der älteren Sprache vorkam.
454 86.) der Lümmel: > Fetzen, Lumpen < Kra.1-2-3'4, Steinb.1-2, Frisch,
I. II.
Ad l'2;"
Stiel.: 1, 1140
Schwab.: 4, 1333* Rhein.: 5,601*
IIL
Verbr.: vereinzelt obd. und wmd. 87.) lumpen: > einen als verächtlichen, armseligen Menschen behandeln < Stiel., Kra.1'2-3-4, Steinb.1-2, Frisch:
"
Ad. 1 - 2 :3,282; 2,2130 6 1
I.
Schweiz.: 3,1281*; Schwab.: 4, 1337*
II.
Ohess.: 2,566*; Schles.: 2, 826
111
Verbr.: verstreut obd. und md. 88.) lustig: a) den Sinnen angenehm < Stiel., Kra.1-2'3'4, Steinb.1'2, Frisch: 1 Ad. 1 :3,289/90 Ad. 2 :2,2137/38*
I. M
1 (obd.) 62 1 (obd.)
Schweiz.: 3, 1478/79"+; Schwab.: 4, 52-+C17.). H s . 620/21"* 1351/52
II.
TTT m"
Verbr.: verbreitet obd. b) >Lust, Neigung, sinnliches Verlangen nach einer Sache habend, begierig < Stiel., Kra.1-2-3'4, Steinb.1'2: --
I.
Frisch: 1,629* Ad.1'2: 3, 289/90; 2, 2137/38«
n
Schweiz.: 3,1478/79"+; Bair.: I 2 ,1525/26" Schwäb.: 4,1351/52( + ) " + ( 1 7 ) Rhein.: 5, 648/49*; Schles.: 2, 829/30 ffl ; 4 533; Br..Berl, ^ 164/65*
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md. und nd. 89.) die Magd: a) > Jungfrau < Stiel., Steinb.1-2, Kra. 2 :-
I.
Schweiz.: 4, H7" + ( 1 7 ) 6 5 ; Bair.: I 2 ,1578/79" +(17.)66. S c h w ä b . : 4, 1383-85"
Kra1:140 Frisch: 1,632
II.
Pfalz.: 4,1104-6"; Ohess.: 2,572*; Thür.: 4, 41719-+(18.)'*67
a
Ad 2 : 3[ 12-14* 3 a
111
M e c k l e n b - 4>
1043/44"
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.; vereinzelt nd.
61 62 63 64 65 66 67
Adelung markierte das Wort als nur im gemeinen Leben üblich. Nach Adelung handelte es sich hierbei um eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung in welcher dieses Wort im Oberdeutschen sehr häufig ist. Adelung bezeichnete diese Bedeutung als im Hochdeutschen ungewöhnlich. Schmeller wies darauf hin, daß diese Bedeutung nur in der älteren Sprache in Gebrauch war. Im Schweizerischen Idiotikon ist bemerkt, daß diese Bedeutung nur in der älteren Sprache vorkam. Schmeller wies darauf hin, daß die Bedeutung nur in der älteren Sprache üblich war. Spangenberg machte darauf aufmerksam, daß diese Bedeutung in der heutigen Mundart veraltet ist.
455 b) > ein Vogel < Stiel Kra.1'2-3-4, Steinb.1, Frisch, 1,
I.
Ad. : —
IL
Steinb.2: 2, 11/12
IIL
Schles.:2,833 + ( 17 )*
Verbr.: schlesisch 90.) die Mähre: > Hure; liederliche Frau < Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch, Ad.1'2: --
I. II.
Stiel.: 2, 1250
Schweiz.: 4,394"08; Schwab.: 4,1467/68*; Eis.: 1, 700"* Rhein.: 5, 748/49*; Pfalz.: 4,1123/24*69; Thür.: 4 432*
III. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md. 91.) die Mannschaft: > männliche Zeugungskraft < Kra.1'2, Steinb.1'2, Frisch, Ad. 1 ' 2 :-Stiel.: 2, 1238/39
I.
Schweiz.: 4,350" +(18) ; Schwäb.: 4, 1454/55( + ) + ( 1 7 )
II. ffl
Verbr.: verstreut obd. 92.) die Mappe: > Landkarte < Kra.1-2, Steinb.1, Ad.1-2: Stiel.: 2 1242 Steinb.2: 2,26 Frisch: 1,641
I. n
l70
Schweiz.: 4. 350"+
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd. 93.) die Marter: > Leiden Christi < Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1'2, Ad.1-2: -
I. n.
Frisch: 1, 646
IIL
Schweiz.: 4, 425/26" + ( 17) ; Schwab.: 4, 1496/97" -
Verbr.: verstreut obd.
68 69 70
Vgl. Anm. 65. In dieser Mundart ist die Bedeutung > ältere Frau, die noch einmal beiratet oder sich jugendlich putzt < belegt. Nach Frisch war diese Bedeutung bei einigen in Gebrauch.
456 94.) die Materie: > Eiter < Stiel., Steinb. 1 ' 2 : --
I.
Kra. 1 , 2 : 142; 306 Frisch: 1, 648 Ad. 1 ' 2 : 3 , 4 0 1 ; 3, 1 0 7 / 8 7 1
n
III.
Schweiz.: 4, 552/53+( 1 7 1 8 -)*- Bair.: I 2 , 1685"; Schwäb.: 4, 1524/25" + < 1 7 1 8 >*; Eis.: 1, 736* Rhein.: 5, 938/39* ; < Pfälz.: 4, 1214/15+( 1 8 0 0 )* ; Hess.-Nass.: 2, 272*; Shess.: 4, 564*; Ohess.: 2, 580*; Thür.: 4, 537*; Osächs.: 2, 214; Schles.: 2, 853* Mecklenb.: 4, 1135* 72 ; Schlesw.-Holst.: 3, 599*73. P r e u ß . 3> H 4 6 / 5 1 * ; Br.-BerL: 3, 225/26+(18>*
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md. u n d nd.
95.) der Materialist: > Spezereiwarenhändler, Drogist < Stiel, Steinb. 1 ' 2 : --
I.
Schweiz.: 4,553 + < 1 8 >*; Schwab.: 4, 1 5 2 4 + ( 1 7 1 8 )*
, , Kra. 1 - 2 : 142; 306
II.
Rhein.: 5, 939*: Frankf.: 4 , 1 9 6 3 / 6 4 + ( 1 7 1 8 - ) * ; Osächs.: 2,214^
AdS^Ol
8
IIL
; 3, 107
P r e u ß
"
3
'
1146
*;
Br
" B e r l - : 3 ' 225 + ( 1 7 ')*
Verbr.: verstreut o b d , d. u n d nd.
96.) matt: > kraftlos (vom Geschmack) < Stiel., Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 , 2 ,
I.
Schweiz.: 4,551*
F r i s c h :
II.
Thür.: 4,540*
"
Ad. 1 - 2 : 3, 404; 3, 110/11
IIL
Verbr.: vereinzelt obd. und o m d .
97.) die Matte: > Molke, Q u a r k < Kra. 1 ' 2 , Steinb. 1 : -Stiel.: 2 1249 Steinb. 2 : 2, 31 Frisch: 1, 649 Ad. 1 ' 2 : 3, 408; 3, 111
l74
I.
Bair.: I 2 , 1 6 8 5 *
II.
Rhein.: 5, 946*; Pfälz.: 4, 1218*; Hess.-Nass.: 2, 276*; Shess.: 4, 568"*; Ohess.: 2, 581*; Osächs.: 2,215+Küßchen< Stiel., Kra.1-2-3-4, Steinb.1, Frisch:-Steinb.2: 2, 33 Ad.1'2:!. 412; 3,117/18 l(obd.)75
II. III.
Schles.: 2, 857 + ( 18 >
Verbr.: schlesisch
99.) mausen: > Mäuse fangen < Steinb.1: -Stiel.: 2,1258 Kra.1'2: 142; 307 Steinb.2: 2,35 Frisch: 1, 651 Ad.1'2: 3, 419; 3, 125/126
I. n
TT 11
Schweiz.: 4, 479/80"76; Schwab.: 4, 1563" +(17.18.)* ' Rhein.: 5, 1005*; Pfalz.: 4, 1253*; Hess.-Nass.: 2, 294*; Shess.: 4, 594/95*; Ohess.: 2, 584*; Thür.: 4, 568/69*; Schles.: 2, 859* Mecklenb.: 4, 1308+ betrügerisch < Kra.1'2, Steinb.1'2, Frisch, Ad. 1 ' 2 :-
I.
n.
Stiel.: 2, 1258/59
Hess.-Nass.: 2, 296*; Shess.: 4, 596/97; Osächs.: 2, 224*
m
Verbr.: verstreut md.
101.) das Mehr: > Stimmenmehrheit < Stiel, Kra.1-2, Steinb.1-2: --
I.
Frisch: 1, 654* Ad. 1,2: 3,444; 3,150 l(obd.)78
JJ „
Schweiz.: 4, 369-7r + ( 1 7 1 8 )*; Schwab.: 4,1611-
Verbr.: verstreut obd.
75 76 77 78
Nach Adelung kam diese Bedeutung nur in der harten und groben Sprechart, besonders Oberdeutschlandes vor. In dieser Mundart ist die Lautvariante müsen bezeugt. In dieser Mundart ist die phonologische Variante musen nachweisbar. Nach Adelung war diese Bedeutung im Hochdeutschen ungewöhnlich, im Oberdeutschen aber noch gebräuchlich.
458 102.) Meier: > Besitzer unfreier Bauerngüter < Stiel, Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 ' 2 , Frisch: —
I. jj
Ad. 1,2 : 3, 448; 3, 153/54 70 l(ns.,westphäl.)
IIL
Meddenb
' : 4' 153/54-
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
104.) meinen: > lieben; geneigt sein < Stiel, Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 - 2 , Frisch: -
I. ¡j
Ad. 1 : 3,455 l(obd.) 8 2 Ad. 2 : 3,159-61* l(obd.)
111
Bair.: I 2 ,1610/11"; Schwab.: 4, 1577-79" + ( 17 >
Verbr.: verstreut obd.
105.) meisterhaft: > herrisch, tyrannisch < Stiel Kra. 1 - 2 , Steinb. 1 , Frisch, Ad. 1 - 2 : -Steinb. 2 : 2 , 4 2
I. II. III.
Schweiz.: 4, 537" + ( 1 7 )*; Schwab.: 4, 1588"
Verbr.: verstreut obd. 79 80 81 82
Nach Adelung war diese Bedeutung in vielen Gegenden, besonders Niedersachsens und Westphalens üblich. Adelung bemerkte: im Hoch- und Oberdeutschen kommt es in dieser Bedeutung nicht mehr vor, wohl aber in einigen niederdeutschen Gegenden, und besonders in Brabant. Nach Adelung kam diese Bedeutung besonders in einigen niedersächsischen Gegenden vor. Adelung bezeichnete diese Bedeutung als ein im Hochdeutschen veralteter Gebrauch, der doch in den vorigen Jahrhunderten, besonders bey den oberdeutschen Schriftstellern, sehr häufig ist.
459 106.) die Meisterschaft: a) > Herrschaft, Gewalt < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1, Frisch: I. Schweiz.: 4,538+(18)*83; Schwab.: 4,1589/90"; Eis.: 1, 733 8 4 2 Steinb. :2,42 H Ad.1-2:3,464; 3,169/70 a m ~ Verbr.: verbreitet obd.
b) > Würde eines Meisters < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch: Ad.1-2:3,464; 3,169/70 a
I. II.
Schwab.: 4, 1589/90"+(17>*
in. Verbr.: vereinzelt obd.
c) > mehrere Meister < Stiel, Kra.1-2, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1'2: 3, 464; 3, 169/70 a
I. II. III.
Schwäb.: 4, 1589/90"
Verbr.: vereinzelt obd.
107.) die Melkerei: > Viehhof < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, A d M -Frisch: 1, 658
I. n. III.
Schwab.: 4,1597+; Eis.: 1, 678* Pfalz.: 4, 1290*
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
108.) Messe: > Geschenk < Stiel, Kra.1'2, Steinb.1'2, Frisch: — Ad.1'2: 3, 481; 3,184/85
I. II.
Hess.-Nass.: 2,316*; Frankf.: 4,2010+*; Thür.: 4, 611+(18>; Osächs.: 2,235+*
m. Verbr.: verstreut md.
83 84
In dieser Mundart ist die Bedeutung > Dienstherrschaft < bezeugt. In dieser Mundart ist die spezielle Bedeutung > Oberbefehl im Bauemhof < belegt.
460 109.) die Miete: > Lohn, Vergeltung, Geschenk < Kra.1'2, Steinb.1'2: --
I.
Stiel.: 2, 1275 85
Ad^VlÄ^iVbd.) Ad.2: 3^ 201/2*'a, L(obd.)
n. IIL
Schweiz.: 4, 565/66"+(17.18.)*. B a i r : ^ Schwab.: 4, 1661/62( + )" Thür.: 4,633/34* Mecklenb:4
1692 -86.
> 1153"87; Br.-Berl.: 3,277/78*
Verbr.: verbreitet obd.; vereinzelt omd; verstreut nd.
110.) mieten: > dingen (eine Magd/einen Knecht) < Stiel., Steinb.1,2, Frisch: -12
A d ^ Ä f s ! 202/3
I. II. III.
Rhein.: 5, 1129*; Thür.: 4, 634*; Schles.: 2, 876* Preuß.: 3, 1250*; Br.-Berl.: 3, 278*
Verbr.: verstreut md. und nd.
111.) Mist: > Nebel < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1,2, Frisch: — Ad.1-2: 3, 524; 3, 228/29 Kobd^d.) 88
I. II. III.
Mecklenb.: 4, 1214*; Preuß.: 3, 1266-71*; Br.Berl.: 3, 277*
Verbr.: verbreitet nd.
112.) der Monat: > Menstruation < Kra.1'2, Steinb.1'2, Frisch, Ad.1-2: Stiel.: 2, 1290
I. II. III.
Schwab.: 4,1734/35"
Verbr.: vereinzelt obd.
85 86 87 88
Nach Adelung handelte es sich hierbei um ein veraltetes Wort, welches nur noch in einigen oberdeutschen Gegenden üblich ist. Schmeller wies darauf hin, daß diese Bedeutung in der älteren Sprache üblich war. In dieser Mundart ist die phonologische Variante Meid bezeugt; Wossidlo/Teuchert wiesen daruaf hin, daß die Bedeutung nur in der älteren Sprache vorkam. Nach Adelung kam diese Bedeutung nur in den gemeinen Sprecharten, sowohl Ober- als Niederdeutschlandes vor.
461 113.) der Mönch: a) > Pflanze, die zwar blüht, aber keine Frucht bringt < Kra.1'2, Steinb.1-2, Frisch, Ad.1'2: --
I. II.
Stiel.: 2, 1225
111
Thür.: 4,698(?)
Verbr.: thüringisch?
b) > eine Art Grasmücke < Stiel.. Kra.1-2, Steinb.1-2, Ad.1' : -
II. III.
Frisch: 1, 668
Rhein.: 5,1259-61*; Schles.: 2, 891+* Mecklenb.: 4,1252"*89
Verbr.: verstreut md.; vereinzelt nd.
c) > kastriertes Pferd < Stiel., Kra.1'2, Steinb.1-2: •
I. II. III.
Frisch: 1, 668 Ad.1-2: 3, 566; 3, 268 1
Schwab.: 4, 1736/37"+* Rhein.: 5, 1259-61*; Pfalz.: 4, 1399*
Verbr.: vereinzelt obd.; verstreut wmd.
114.) Mond: > Monat < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch: Ad.1'2: 3, 569; 3, 270-72
I. II. a
Schwab.: 4, 1738-41(4-)" Rhein.: 5, 1262-68*; Hess.-Nass.: 2, 361/62*; Shess.: 4, 741-43*; Ohess.: 2, 602; Thür.: 4, 699701"*; Schles.: 2, 892*
III. Verbr.: vereinzelt obd.; verbreitet md.
115.) mühen: > plagen, quälen, verdrießen < Stiel.. Kra.1'2, Steinb.1'2, Ad.1-2: Frisch: 1,672
a
I.
Schweiz.: 4, 138"*; Bair.: I2,1555"; Schwäb.: 4, 1782"; Eis.: 1, 659"
II. m
Verbr.: gesamtobd.
89
In dieser Mundart ist die Lautvariante Mönk belegt.
462 116.) mühselig: > elend, arm, unglücklich < Kra.1,2, Steinb.1'2, Frisch, I. Bair.: I2,1555/56+(17.)90 Ad 1,2: ~ II. Rhein.: 5, 1357*; Thür.: 4, 736* Stiel, 2,1297
IH
Preuß.: 3,1339*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verstreut md.
117.) die Mulde: > Kübel, Trog< Kra.1'2, Steinb.1-2, Frisch, Ad.1'2: -
I.
Schweiz.: 4, 215/16 + ( 1718 >"; Bair.: I2, 1596" +(17.18.) S c h w ä b . 4 1786/87"; Eis.: 1,677" +(18.)* '
Stiel.: 2, 1305
n.
Rhein.: 5,1373-75*; Pfalz.: 4, 1455/56"+(17>*; Hess.-Nass.: 2, 386/87*; Shess.: 4, 807/8*; Frankf.: 4, 2083*; Ohess.: 2, 608*; Thür.: 4, 73638"* Preuß.: 3, 1339/40*; Br.-Berl.: 3, 348-50"+(17>*
III.
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.; verstreut nd.
118.) Müller: >eine Art Insekt < Kra.1,2, Steinb.1-2, Frisch, Ad. 1 ' 2 :Stiel.: 2,1303
I. II. III.
Schweiz.: 4, 184-86*; Schwäb.: 4,1794/95*; Eis.: 1, 675* Rhein.: 5,1385-89*; Hess.-Nass.: 2, 387/88*; Shess.: 4, 810/11*; Ohess.: 2, 608*; Thür.: 4, 739*; Osächs.: 2, 256*; Schles.: 2, 902* Br.-Berl.: 3, 351/52*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; vereinzelt nd.
119.) das Muster: > altes häßliches Frauenzimmer < Stiel.. Kra.1-2-3'4, Steinb.1, Frisch, I. Schweiz.: 4,544/45*; Schwäb.: 4,1839*; Eis.: 1, Ad.1'2: 734* II. Pfalz.: 4, 1484*; Hess.-Nass.: 2,399*; Osächs.: 2, , Steinb.2: 2, 88 262*
in. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
90
In dieser Mundart ist die Bedeutung > gebrechlich, mit einer bleibenden Krankheit behaftet < bezeugt.
463 120.) die Mutter: > Bodensatz < Stiel., Kra.1'2, Steinb.1'2: -Frisch: 1, 679 Ad.1-2: 3, 640; 3, 341
I. II.
Schweiz.: 4,589-91"+; Eis.: 1, 741* Rhein.: 5,1473-79*; Pfalz.: 4, 1488-92*; Hess.Nass.: 2,401/2*; Shess.: 4, 842-46*; Ohess.: 2, 614/15*; Thür.: 4, 770*
III. Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md.
121.) nächst: > neulich, jüngst < Stiel, Kra.1-2-3'4, Steinb.1: Steinb.2: 2, 104/5
I. II. III.
Bair.: I2,1735/36" Schles.: 2, 914 +(18 >* Br.-Berl.: 3,392*
Verbr.: vereinzelt obd., omd. und nd.
122.) Nägelein: > Gewürznelke < Kra.1-2, Steinb.1-2: -
I.
Stiel.: 2, 1325
n.
III.
Schweiz.: 4, 692/93"+(17>*; Schwab.: 4,1928/29" *; Eis.: 1, 762' Rhein.: 5,48/51*; Pfalz.: 5, 48/49"*; Hess.Nass.: 2,430 : Shess.: 4, 902*; Frankf.: 4, 2117+(17./18.)*; ohess.: 2, 620*; Thür.: 4, 810* Mecklenb.: 5,20/21 + ( 17 >*
Verbr.: gesamtobd.; verbreitet md.; vereinzelt nd.
123.) näseln: > nörgeln < Kra.1-2, Steinb.1-2, Frisch: Stiel.: 2, 1333/34
I. II.
Rhein.: 6,102*; Pfalz.: 5, 80*; Shess.: 4, 929*; Ohess.: 2, 623*
III. Verbr.: verbreitet wmd.
124.) die Nuß: > Haken (an einem Bogen) Stiel, Kra.1-2, Steinb.1: -
I.
. , Steinb.2: 2,144
II.
Schweiz.: 4, 825-27"*; Schwab.: 4, 2088-90" Ohess.: 2, 634
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt wmd.
464 125.) der Ort: >Ende< Stiel., Kra.1'2, Steinb.1: --
I.
Steinb.2: 2,161
II.
Schweiz.: 1,480-86"+ (17.18.)* B a i r . ji 1 5 1 , 5 T *91; Schwab.: 5, 82-86-+(171^)* Rhein.: 6, 419-2392; Hess.-Nass.: 2, 526*; Thür.: 4, 971/72*; Osächs.: 2, 308/9 + < 18 >; Schles.: 2, 953+(i7.)*
III.
Schlesw.-Holst.: 3, 903-05+; Br.-Berl.: 3, 495*
Verbr.: verbreitet obd. und md.; verstreut nd.
126.) die Pappel: > Malve < Stiel., Steinb.1: ~
I.
Kra.1-2: 159; 346 Steinb.2: 2, 165
n
III.
Schweiz.: 4,1415/16"+; Bair.: I 1 ,399; Schwab.: 1, 627"; Bad.: 1,116* Shess.: 1, 575*93; Osächs.: 1, 61*; Schles.: 2, 965* Mecklenb.: 5, 541/42"+(1718>
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md; vereinzelt nd.
127.) die Pfalz: > Rathaus < Stiel., Kra.1-2, Steinb.1: Steinb.2: 2, 174
1
I. II. III.
Schweiz.: 5, 1102*94; Eis.: 2, 135(+)*
Verbr.: verstreut obd.
128.) pfeffern: >zu hohe Preise verlangen; teuer machen < Kra.1-2, Steinb.1-2: ~ Stiel.: 2,1436
I. II.
Schweiz.: 5, 1068*; Eis.: 2, 133*; Bad.: 1, 194* Rhein.: 6, 684/85*; Shess.: 1, 784*; Frankf.: 4, 2295* '
III. Verbr.: verstreut obd. und md.
91 92 93 94
In dieser Mundart ist die flexionsmorphologische Variante das Ort bezeugt. Vgl. Anm. 91. Im Südhessischen ist diese Bedeutung nur in den Komposita Hasen-, Käse-, Kuhpappel bezeugt. In dieser Mundart ist die Bedeutung > kantonales Regierungsgebäude < bezeugt.
465 129.) pferchen: > düngen < Kra.1-2, Steinb.1-2: Stiel.: 2,1442
I. II.
Schwab.: 1, 1037*; Eis.: 2, 138*; Bad.: 1, 198* Rhein.: 6, 708*; Hess.-Nass.: 2, 592/93*; Shess.: 1, 792*; Ohess.: 2, 656*; Thür.: 4,1092
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
130.) pfropfen: > Geflügel mästen < Kra.1-2, Steinb.1-2: -Stiel.: 2, 1450
I. II.
Shess.: 1, 812*95; Thür.: 4, 1158*; Osächs.: 1, 101 +
(18.)'96
III. Verbr.: verstreut md.
131.) pfuschen: >ein Gewerbe heimlich ausüben; außerhalb der Zunft ein Handwerk betreiben < Kra.1'2, Steinb.1: -Stiel.: 2 1452 Steinb.2: 2,186 1
I. II. III.
Schwäb.: 1, 1088* Thür.: 4, 1167*
Verbr.: vereinzelt obd. und omd.
132.) der Pfuscher: > außerhalb der Zunft stehender Handwerker < Kra.1-2, Steinb.1: -Stiel.: 22 1453 Steinb. : 2,186
1
I. II.
Schweiz.: 5, 1193 + ( 18 >; Schwab.: 1, 1088 + ' 18 ) Thür.: 4,1167*
TTT 111
Verbr.: verstreut obd.; vereinzelt omd.
133.) plan: > sicher, gewiß < Kra.1-2, Steinb.1'2: Stiel.: 2,1460
1 (thür.)
I. II. III.
Thür.: 4, 1207 + ( 18 )
Verbr.: thüringisch
95 96
In dieser Mundart ist die allgemeinere Bedeutung > mit Speise vollstopfen < belegt. Vgl. Anm. 95.
466 134.) planieren: > Druckpapier, Kra.1-2, Steinb.1'2: Stiel.: 2,1460/61
ler leimen < I. Schwab.: 1, 1154* II. Thür.: 4,1209* III. Verbr.: vereinzelt obd. und omd.
135.) der Platz: > dünner Kuchen < Stiel., Steinb.1-2,: -I. Kra.1-2: 161; 353
n.
Bair.: I2, 464*; Schwab.: 1, 1178"+*; Eis.: 2, 174*; Bad.: 1, 253* Rhein.: 6, 960/61*; Pfalz.: 1, 989/90"*; Hess.Nass.: 2,656/57; Shess.: 1,920*: Frankf.: 4, 2330*; Thür.: 4,1224/25"+(1718>*; Osächs.: 1, 117*; Schles.: 2,1011+*
III. Verbr.: verbreitet obd. und md.
136.) platzen: > schwatzen, plaudern < Kra.1-2, Steinb.1-2: -I. II. Stiel.: 2, 1461/62 III.
Schwäb.: 1, 1179+(18) Hess.-Nass.: 2, 658/59*; Frankf.: 4, 2331*; Thür.: 4,1228/29* Mecklenb.: 5, 466*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verstreut md.
137.) pochen: a) > zürnen, grollen; prügeln < Kra.1-2, Steinb.1: -I. Schweiz.: 4, 969-7r+*; Schwäb.: 1,1240"; Eis.: 2,8/9" Stiel.: 2, 1463/64 Hess.-Nass.: 2, 667*; Frankf.: 4, 2337*; Thür.: 4, n. + 18 Steinb.2: 2,193 1 2 4 7 * ; Schles.: 2,1023 < > III. Mecklenb.: 5, 524"+(18)*97; Schlesw.-Holst.: 3, 1079+(i8OO) Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md. und nd.
97
In dieser Mundart findet man die Lautvarianten poken und pöken.
b) >ein großes Vertrauen zu etwas haben < Stiel, Kra.1-2, Steinb.1: -I. ,2 II. Thür.: 4, 1247* Steinb. : 2, 193 m Verbr.: thüringisch 138.) der Praß: > Schlemmerei, Schwelgerei < Kra.1-2, Steinb.1-2: I. Schweiz.: 5,777"; Bair.: I1, 470; Schwäb.: 1, 1353( + )" Stiel.: 2, 1475/76 n III. Verbr.: verbreitet obd. 139.) putzen: > einem den Kopf abhauen; den Feind besiegen < Stiel, Kra.1'2, Steinb.1: -I. Schweiz.: 4,2012-18+(17>*; Schwab.: 1,1531 33*; Eis.: 2, 129/30*; Bad.: 1, 390/91* Steinb.2:2,206 1 Rhein.: 6,1254*; Osächs.: 1,17998 IL III. Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md. 140.) Gemenge: > Dienstverhältnis bei den Schäfern < Frisch: 1, 658/59 l(br.), I. fspr. (Schäfer) JJ III. Mecklenb.: 3,129+(17-18.)*. Br.-Berl.: 3, 303/4+ dicker Brei < Steinb.2: 2, 87
Schweiz.: 4,496"+(17); Bair.: I2,1675/76"; Schwäb.: 3,349"+(17> II. III. Verbr.: verbreitet obd.
98
Im Obersächsischen ist die Bedeutung > runterputzen < belegt.
468 142.) genau: a) > gering, knapp < Stiel.: 2, 1335/36
I. II. III.
Schweiz.: 4, 879" + ( 1718 )*; Bair.: I 2 , 1709; Schwab.: 3, 355"+(17 > Rhein.: 6, 113-115*; Ohess.: 2, 623*; Schles.: 2, 397 Mecklenb.: 5, 75/76*
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.; vereinzelt nd.
b) > sparsam, geizig < Stiel.: 2, 1335/36
I. II. III.
Schwab.: 3, 355"+(17 >*; Eis.: 1, 747* Rhein.: 6,113-15*; Hess.-Nass.: 2,441*"; Shess.: 2, 1247*; Ohess.: 1, 410*; Osächs.: 1, 404; Schles.: 2, 397 Mecklenb.: 3, 130*; Schlesw.-Holst.: 3, 759/60; Preuß.: 2, 334*; Br.-Berl.: 2, 306*
Verbr.: verstreut obd.; verbreitet md. und nd.
143.) genesen: > gebären, niederkommen < Steinb.2:2, 118 1
I. II. III.
Schwab.: 3, 359"+
Verbr.: vereinzelt obd.
144.) der Knebel: a) > plumper, derber Kerl< Stiel.: 2, 1340
I. II.
Schweiz.: 3,713-15*; Schwab.: 4,527( + )" + ( 1 7 ) Rhein.: 6, 708*; Hess.-Nass.: 2, 592/93*; Shess.: 1, 792*; Ohess.: 2, 656*; Thür.: 4, 1092+ Knöchel am Finger < Stiel.: 2, 1340
I. II. III.
Schwab.: 4,527* Osächs.: 2, 66 + ( 17 )*; Schles.: 2, 687* Schlesw.-Holst.: 3, 208+(1800)*
Verbr.: vereinzelt obd. und nd.; verbreitet omd.
99
In dieser Mundart ist die Formvariante nau bezeugt.
469 145.) Unlust: > Unreinigkeit < Steinb.2: 1, 1085 1
I. II. III.
Schweiz.: 3, 1475"+(17>: Bair.: I2,1525"; Schwab.: 6 , 201"+^17' Frankf.: 6,331 l/12" + i 1718 Thür.: 6,410+(17>
Verbr.: verbreitet obd.; verstreut md.
Summary
This thesis deals with the question of whether and to what extent dialects were considered in select German dictionaries during the period of the Baroque and the Enlightenment. Generally speaking, the 17th and 18th century is considered to be an era in which lexicographers aimed at producing the first comprehensive German dictionary that paid tribute to the standard language that had finally developed by that time. However, since the standard language and the dialects are interrelated in a variety of ways, not only from a diachronic but also from a synchronic point of view, the latter could not simply be ignored in the process of codifying a German standard language. In particular, the thesis deals with the two following questions: Firstly, it aims at examining to what extent the German language was codified under a normative point of view in the dictionaries of the 17th and 18th century. The thesis seeks to investigate if and to what extent dialects - together with the standard language were included in the dictionaries of that time and more particularly, what dialects lexicographers recorded in their dictionaries. Secondly, the thesis aims at answering the question as to what extent lexicographers did actually codify the German standard language. It seeks to examine whether all the linguistic units that were classified as standard language were rightly considered as such, or, on the contrary, belonged to one or the other regional dialect, and if so what dialects lexicographers considered as forming part of the standard language. This latter aspect is particularly interesting with regard to the question as to what linguistic regions played a decisive role in the process of codifying a German standard language. The findings presented in the thesis are based on the material found in the dictionaries by Kaspar Stieler, Matthias Kramer, Christoph Ernst Steinbach, Johann Leonhard Frisch, and Johann Christoph Adelung. The first part of the thesis (Chapter I) deals with the role dialects play in the dictionary programmes of the 17th and 18th century. The theorists in the field of lexicography have always taken dialects into account, although they were not so much interested in the recording of dialects as an end in itself as they were interested in documenting the influence dialects had on the standard language. In their opinion, dialects were to enrich and facilitate the understanding of the standard language. It was only in the programme
472 of a collection of special dialect dictionaries that dialects were recognized as having some value in themselves and it is in this collection that we find the idea of dialects contributing to the richness of the German language as an integral part of the programme. The second part of the thesis (Chapter II) deals with the codification objectives the various lexicographers pursued in their work. Stieler, Steinbach and Adelung first and foremost aimed at codifying a standard language. However, they also intended to record the dialectal heritage in their dictionaries. Frisch did not consider the codification of the standard language to be his main objective; the recording of dialects was equally important to him. Kramer, whose German-Dutch dictionary was intended to help foreigners learn the German language, was only interested in recording standard German. The third part of the thesis (Chapter III) is an analysis of the regional linguistic heritage as deliberate or undeliberately documented in the various dictionaries on the lexical, semantic, phonetic or morphological level. Among the various authors of general monolingual dictionaries, Stieler and Steinbach were the ones who hardly included any geographical dialects in their dictionaries, whereas Frisch and Adelung consciously recorded a great deal of dialectal elements. In Adelung's practical linguistic work, however, the normative objective he had claimed to pursue became less and less important. The lexicographers first and foremost recorded regional lexemes, however, they also partly included regional phonetic and morphological forms and lexical meanings in their dictionaries. Generally speaking, they recorded linguistic units of all geographical areas and their various combinations. In Kramer's dictionary the reader does not find any linguistic units specifically marked as being regional - a fact that has to be seen in connection with the objective he pursued. The vast majority of geographical linguistic units recorded in Stieler's and Steinbach's dictionaries are not specifically marked as such, but are classified as standard. Also, in Kramer's dictionary there are a number of regional linguistic units that are not marked as such, but treated as standard language. Obviously, the lexicograpers were unaware of the regional character of these units. This shows to what extent the German language until the third decade of the 18th century was still marked by regional differences. Usually lexicographers regarded those linguistic units as forming part of the standard language which could be found in different geographical areas. In this context, the regional linguistic combination Upper/Central German was particularly important. In Stieler's dictionary one can find strong Upper German influences on the lexical and morphological level.
473 In Frisch's and Adelung's dictionaries there are hardly any regional linguistic units that are recorded as standard language. Starting with the forth decade of the 18th century the linguistic adjustment finally seems to become effective on all linguistic levels. The fourth part of the thesis (Chapter IV) includes the documentation of the material used. The dialectal lexemes, phonetic and morphological forms and lexical meanings recorded in the dictionaries of the 17th and 18th century are documented in the form of lists, the layout of which is as follows. The list of dialectal lexemes includes the lexeme (bold print) followed by its lexical meaning in pointed brackets (e.g. labet: >matt, müde, erschöpft lieben matt, müde, erschöpft