Geschichte der schwäbischen Mundart im Mittelalter und in der Neuzeit: Mit Textproben und einer Geschichte der Schriftsprache in Schwaben [Reprint 2020 ed.]
 9783112331262, 9783112331255

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

GESCHICHTE DER

SCHWÄBISCHEN MUNDART IM

MITTELALTER UND IN DER NEUZEIT

MIT T E X T P R O B E N UND EINER

G E S C H I C H T E D E R S C H R I F T S P R A C H E IN SCHWABEN

DARGESTELLT

VON

D R FRIEDRICH KAUFFMANN P R I V A T D O Z E N T AN DER

UNIVERSITÄT

MARBURG.

STRASSBURG. VERLAG

V O N K A R L J. T R Ü B N E R . 1890.

G. O t t o ' s Hof-Buchdruckerei in Darmstadt.

EDUARD SIEVERS IN

FREUNDSCHAFT

UND

GEWIDMET.

DANKBARKEIT

VORWORT.

Salve dulcis patria •Suavis Suevorum Sucvia ! Wohl werden auch Sie, hochverehrter Freund, wenn Sie die geschichte unserer mundart entgegennehmen wollen, gerne des schönen landes und treuen volkes gedenken, in dessen mitte Sie kurze aber fruchtbare jähre gewirkt haben. Mit dem gruss an die heimat verknüpft sich mir so die erinnerung an die Tübinger lehrzeit, die erinnerung an jene im leben des einzelnen so wichtigen augenblicke, wo mit einem schlage die auffassung der thatsachen sich verändert und der sichere hört des wissens sich zu sammeln beginnt. Die allgemeinen kategorien der denkthätigkeit lassen sich bekanntermassen nicht wie das a-b-c an den fingern herzählen, sie sind in steter entwicklung; der fortschritt des individuums wie der Wissenschaft kommt nicht sowohl in ihrer erfassung als vielmehr wesentlich in der klarheit über die einordnung der Vorstellungen in die verschiedenen kategorien zum ausdruck. So genügt es also keineswegs dem ruf der masse nach konstatirung der erfahrungsthatsachen zu gehorchen, so lange das ergebniss neuer beobachtung nicht a l l s e i t i g in Wechselbeziehung zum bereits erworbenen gesetzt wird, kann von wissenschaftlicher leistung nicht die rede sein. In diesem sinne ist die folgende darstellung gedacht. Ich habe es mir angelegen

Till

VORWORT.

sein lassen, unbekanntes oder versäumtes material zur veranschaulichung meiner behauptungen herbeizuschaffen, ich habe mich bemüht, jede einzelnheit erfahrungsgemäss sicher zu stellen und in den richtigen Zusammenhang einzuordnen: bei der arbeit ist mir mehr und mehr jede einzelne form ein symbol des gesammtlebens geworden. So möchte ich meine geschichte der schwäbischen mundart gerne als beitrag zur historischen anthropologie Schwabens betrachtet wissen. Die spräche mit den äusserungen ihrer lebensformen, von Wortschöpfung, Wortbildung, Wortschatz u. s. w. ganz abgesehen, ist eine ausserordentlich ergiebige quelle für die erkenntniss der untergegangenen menschheit. Durch die psychologische begründung des sprachlebens, wie sie uns von H e r m a n n P a u l gegeben worden ist, sind uns unsere ahnen viel vertrauter, ihr Seelenleben ansprechender geworden. Wie der kreislauf des blutes auch durch ihre körper seinen gesetzmässigen weg gegangen, so hat der luftstrom in ihren schallbildenden organen sich zum sprachlaute gebrochen, so hat die sprechthätigkeit ihre phantasie angeregt und so haben auch ihre anschauungen und Vorstellungen in der mechanik des selbstbewusstseins ihr wundersames spiel getrieben („analogiebildung") und das dunkle rätsei der. umsetzung des gedankens in die schallbewegung des lautes hat auch in den vergangenen jahrhunderten bestanden. Die Übereinstimmung der elementaren lebenskräfte ist für den geschichtschreiber nicht bloss methodologisch fruchtbar. Nach dem bilde, das meine darstellung von der entwicklungsgeschichte des schwäbischen lautbestandes gibt, werden die ansichten der principienwissenschaft über die allgemeinen faktoren des lautwandels wesentlich zu modificiren sein. P a u l sieht die eigentliche Ursache der Veränderung in der gewöhnlichen sprechthätigkeit, bei welcher dem einzelnen immer ein bestimmtes mass individueller freiheit bleibe. Die bethätigung dieser individuellen freiheit wirke zurück auf den psychischen Organismus des sprechenden, zugleich aber auch auf den Organismus des

VORWORT.

IX

hörenden. Durch die summirung einer reihe minimalster Verschiebungen in den einzelnen Organismen ergibt sich dann als gesammtresultat die Verschiebung der usuellen lautbildung. Diese Verschiebung könne aber nicht wohl zu stände kommen, ohne dass das individuum beeinflussung von andern individuen erfahre. Die hauptperiode dieser beeinflussung sei die zeit der Spracherlernung im kindlichen alter, die Vorgänge bei der S p r a c h e r l e r n u n g seien die wichtigsten Ursachen für die sprach V e r ä n d e r u n g . Der akt der Sprachübertragung von einer generation auf die andere, nächstfolgende, wird für die lautverschiebung verantwortlich gemacht. Die consequenz ist eine immerwährende ununterbrochene kleine und kleinste Veränderung in der erzeugung der mundartlichen laute; nach generationen summiren sich diese kleinsten grossen zu einer akustisch und psychisch fassbaren Umwandlung. Eine solche auffassung ist fremdartig, schon deswegen, weil sie die einzelnen Vorgänge isolirt und die lauterzeugung zu sehr in das interesse des individuums rückt. Die lauterzeugung ist ein psychophysischer Vorgang. Sie ist allein abhängig von der function der sprachorgane und deren Wechselbeziehung zum bewusstsein. Übereinstimmung der lauterzeugung oder mit andern Worten eine in sich überstimmende bei allen angehörigen gleichmässige mundart ist nur denkbar bei identischem bau und identischer f u n c t i o n d e r o r g a n e . Da nun aber so viel wir wissen, die sprachorgane des homo sapiens auf der ganzen erde ein und dieselben sind, kann die Verschiedenheit der sprachen nur auf Verschiedenheit der f u n c t i o n derselben beruhen, kurz d i e V e r s c h i e d e n h e i t d e r m u s k e l - u n d n e r v e n t h ä t i g k e i t i n v o l v i r t die u n t e r s c h i e d e der m u n d a r t e n n a c h i h r e r r e i n l a u t l i c h e n s e i t e . Wir können nur behaupten, identische lauterzeugung hänge von identischer function der die schallbildenden und schallmodificirenden körper beherrschenden organe (muskeln) ab. Soweit die identität der muskelfunction reicht, ziehen wir die grenzen einer mundart, eine lautveränderung ist nur denkbar, wenn in den f u n c t i o n s o r g a n e n eine Veränderung

Vili

VORWORT.

sein lassen, unbekanntes oder versäumtes material zur veranschaulichung meiner behauptungen herbeizuschaffen, ich habe mich bemüht, jede einzelnheit erfahrungsgemäss sicher zu stellen und in den richtigen Zusammenhang einzuordnen: bei der arbeit ist mir mehr und mehr jede einzelne form ein symbol des gesammtlebens geworden. So möchte ich meine geschichte der schwäbischen mundart gerne als beitrag zur historischen anthropologie Schwabens betrachtet wissen. Die spräche mit den äusserungen ihrer lebensformen, von Wortschöpfung, Wortbildung, Wortschatz u. s. w. ganz abgesehen, ist eine ausserordentlich ergiebige quelle für die erkenntniss der untergegangenen menschheit. Durch die psychologische begründung des sprachlebens, wie sie uns von H e r m a n n P a u l gegeben worden ist, sind uns unsere ahnen viel vertrauter, ihr Seelenleben ansprechender geworden. Wie der kreislauf des blutes auch durch ihre körper seinen gesetzmässigen weg gegangen, so hat der luftstrom in ihren schallbildenden organen sich zum sprachlaute gebrochen, so hat die sprechthätigkeit ihre phantasie angeregt und so haben auch ihre anschauungen und Vorstellungen in der mechanik des selbstbewusstseins ihr wundersames spiel getrieben („analogiebildung") und das dunkle rätsei der. Umsetzung des gedankens in die schallbewegung des lautes hat auch in den vergangenen jahrhunderten bestanden. Die Übereinstimmung der elementaren lebenskräfte ist für den geschichtschreiber nicht bloss methodologisch fruchtbar. Nach dem bilde, das meine darstellung von der entwicklungsgeschichte des schwäbischen lautbestandes gibt, werden die ansichten der principienwissenschaft über die allgemeinen faktoren des lautwandels wesentlich zu modificiren sein. P a u l sieht die eigentliche Ursache der Veränderung in der gewöhnlichen sprechthätigkeit, bei welcher dem einzelnen immer ein bestimmtes mass individueller freiheit bleibe. Die bethätigung dieser individuellen freiheit wirke zurück auf den psychischen Organismus des sprechenden, zugleich aber auch auf den Organismus des

TORWORT.

IX

hörenden. Durch die summirung einer reihe minimalster Verschiebungen in den einzelnen Organismen ergibt sich dann als gesammtresultat die Verschiebung der usuellen lautbildung. Diese Verschiebung könne aber nicht wohl zu stände kommen, ohne dass das individuum beeinflussung von andern individuen erfahre. Die hauptperiode dieser beeinflussung sei die zeit der Spracherlernung im kindlichen alter, die Vorgänge bei der S p r a c h e r l e r n u n g seien die wichtigsten Ursachen für die sprach V e r ä n d e r u n g . Der akt der Sprachübertragung von einer generation auf die andere, nächstfolgende, wird für die lautverschiebung verantwortlich gemacht. Die consequenz ist eine immerwährende ununterbrochene kleine und kleinste Veränderung in der erzeugung der mundartlichen laute; nach generationen summiren sich diese kleinsten grossen zu einer akustisch und psychisch fassbaren Umwandlung. Eine solche auffassung ist fremdartig, schon deswegen, weil sie die einzelnen Vorgänge isolirt und die lauterzeugung zu sehr in das interesse des individuums rückt. Die lauterzeugung ist ein psychophysischer Vorgang. Sie ist allein abhängig von der function der sprachorgane und deren Wechselbeziehung zum bewusstsein. Ubereinstimmung der lauterzeugung oder mit andern Worten eine in sich überstimmende bei allen angehörigen gleichmässige mundart ist nur denkbar bei identischem bau und identischer f u n c t i o n d e r o r g a n e . Da nun aber so viel wir wissen, die sprachorgane des homo sapiens auf der ganzen erde ein und dieselben sind, kann die Verschiedenheit der sprachen nur auf Verschiedenheit der f u n c t i o n derselben beruhen, kurz d i e V e r s c h i e d e n h e i t d e r m u s k e l - u n d n e r v e n t h ä t i g k e i t i n v o l v i r t die u n t e r s c h i e d e der m u n d a r t e n n a c h i h r e r r e i n l a u t l i c h e n s e i t e . Wir können nur behaupten, identische lauterzeugung hänge von identischer function der die schallbildenden und schallmodificirenden körper beherrschenden organe (muskeln) ab. Soweit die identität der muskelfunction reicht, ziehen wir die grenzen einer mundart, eine lautveränderung ist nur denkbar, wenn in den f u n c t i o n s o r g a n e n eine Veränderung

X

VORWORT.

eintritt. Weiter darf meiner meinung nach die vorsichtige abstracte deduction nicht gehen, die beobachtung des thatsächlichen sprachlebens hat das letzte wort. Fernere bestätigung oder Widerlegung e r w a r t e n d , wage ich die auf meinem arbeitsfeld gewonnenen resultate auszubeuten, in der hoffnung, damit auf andern dialectgebieten die beobachtung anzuregen. Ich habe §§ 141. 193 in chronologischen tabellen zusammengestellt, wie sich die (nach der schriftlichen Überlieferung) vollzogenen lautveränderungen auf die jahrhunderte verteilen. Die betr. zahlen kann ich samt und sonders nicht als der datirung der thatsächlichen ereignisse entsprechend halten, sondern glaube nicht bloss, dass die ansätze um grössere Zeiträume zu spät, sondern auch, dass die verschiedenen lautveränderungen einander noch viel näher zu rücken sind, so dass in einer reihe von jahrhunderten eine allmähliche aber radicale Umwandlung der lauterzfeugung sich vollzogen hätte, die sowohl f ü r consonantismus als vocalismus eine Verschiebung der articulationsstellen und articulationsarten mit sich gebracht. Die Ursache hiefür haben wir nach dem vorhin bemerkten in einer Veränderung der muskel- (und nerven- V) function zu suchen. Einzelne muskeln, vormals wahrscheinlich mit strafferer energie thätig, haben an intensität der Spannung verloren, andere gewonnen, muskelstränge, die vordem in activität gewesen, sind ausser dienst gesetzt und haben ihre function an andere abgegeben, folglich sind die passiven organe wie kehlkopf, zunge, kiefer und lippen anders dirigirt worden. In solchen Vorgängen spielt sich die lautgeschichte a b , sie bringt weder fortschritt noch v e r f a l l , naturgesetze können durch culturbegriife nicht einmal e r l ä u t e r t , geschweige definirt werden. Nun geht aus §§ 141. 193 hervor, dass seit dem 14. jh. überhaupt keine Veränderung der lautbildung nachgewiesen werden k a n n , mit andern worten, dass s e i t 5 J a h r h u n d e r t e n d e r s c h w ä b i s c h e l a u t s t a n d sich ü b e r h a u p t nicht mehr v e r ä n d e r t hat; und ich bezweifle nicht, dass die Stabilität desselben in noch ältere zeiten zurückreicht. Dieses merkwürdige er-

VORWORT.

XI

eigniss der Sprachveränderung darf nun aber nicht isolirt gehalten, sondern muss in den Zusammenhang der stammesgeschichte gestellt werden. Wir wissen, dass der Schwabenstamm im dritten jahrhundert aus seinen nördlichen Wohnsitzen in die Neckargegenden eingewandert ist. Was liegt näher als mit dieser Veränderung des Wohnsitzes die Veränderung der mundart zu combiniren ? So meine ich denn und wage zu behaupten: unter dem veränderten himmel, bei verändertem luftdruck, unter gänzlich anderen boden- und lebensverhältnissen hat sich (in Darwinschem sinne) die physikalische function der sprachorgane den neuen Verhältnissen im lauf der jahrhunderte a n g e p a s s t , soweit, in strengster auifassung, identische function der betr. organe vordem vorhanden gewesen, soweit dieselben äusseren factoren gewirkt haben, hat sich dann auch dieselbe mundart von der nachbarschaft abgesondert. Ins detail diese hypothese zu verfolgen, ist nicht möglich, für mein begrenztes wissen steht derselben nichts im wege und ich betrachte sie vorerst als eine schöne bestätigung der weltansicht von der entstehung der arten (mundart, stamm). So l a n g e die ä u s s e r e n bedingungen f ü r unser volksieben dies e l b e n s i n d und b l e i b e n i s t n i c h t e i n z u s e h e n , d a s s die m u n d a r t sich v e r ä n d e r n , die f u n c t i o n der a u s ü b e n d e n o r g a n e w e c h s e l n k ö n n t e . Die ansieht von der fortwährenden Verschiebung der lautbildung bei der Übertragung der lautform von generation zu generation hat vorerst die erfahrung gegen sich. Möchte doch meine darlegung der lautveränderung und ihrer Ursachen recht eindringlich an weiteren mundarten geprüft werden. Sicher ist jedenfalls auch für den strengsten schriftgläubigen, dass seit jahrhunderten die articulations s t e i l e n eingenommen sind, welche die mundart heute zeigt, meine darstellung bringt hiefür mathematisch zuverlässige Zeugnisse in menge. Fraglich • könnte nur noch sein, ob auch die articulations a r t von heute seit jahrhunderten existirt, die zweifei können aber schon deswegen nicht bestehen, weil ich gerade die innersten merkmale der articulationsarten (wie verlust des stimmtons, accent, melodie) im

XII

TORWORT.

Zusammenhang uralter Veränderungen habe feststellen können. Im ganzen ist der nachweis des alters der mundart wohl der erste im Zusammenhang gegebene, doch vgl. Germ. 25,¡17. Noreen, Grundriss der germ. philologie I, 481. Weinhold, Die deutschen in Schlesien s. 214, von den anschauungen Adelungs Wörterb. d. hd. mundart. s. VI. YIII. Magazin II, 2, 32 nicht zu reden. Die mechanische erklärung der lautverschiebung schliesst in sich eine mechanische deutung der l a u t g e s e t z e . In der Verständigung über diesen begriff hat es seitdem immer an ausreichendem, thatsächlich beobachtetem material gefehlt. Namentlich ist durch einen schon in sich unmöglichen kosmopolitischen Standpunkt Verwirrung gestiftet worden. Ich lege jetzt in meiner darstellung eine reihe von sog. lautgesetzen vor, die für jeden unbefangenen klarheit in das problem bringen werden. Die schwäbische nasalirung ist ein Vorgang, der sämtliche in betracht kommende fälle betroffen hat, ein lautgesetz, für welches keine einzige ausnähme beizubringen ist, in allen (bekannten) fällen ist, wie ich annehme im 12. jh,, in der Verbindung von vocal und nasal nasenresonanz des vocals eingetreten. Es ist mir auch gelungen § 16 dieses gesetzes in seinen folgen auf die Ursache zurückzuführen. Wenn ich mit der annahme recht habe, dass die nasalirung der vocale auf einer historisch eingetretenen contraction des musculus glossopalatinus beruht, kann vernünftiger weise kein mensch an der ausnahmslosigkeit des gesetzes und seiner mechanischen deutung zweifeln. Genau dasselbe gilt von dem wegfall der lippenrundung bei ö und ii (§ 140,1), von dem quantitäts- (§ 122) und dem assimilationsgesetz (§ 192), die beiden letzteren aufs engste zusammengehörig. Aber wenn in diesen beiden fällen die historischen belege für die gesetzmässigkeit stark decimirt sind, lässt sich an ihnen besonders instructiv lernen, dass im sprachleben nicht bloss mechanische kraft und Wirkung sondern auch psychische bewegungen sich damit zu unlöslicher einheit verbinden. Vermöge des mechanischen Vorgangs der muskelbewegung constituirt sich ein lautgesetz aus allen

VORWORT.

XIII

lautformen, bei deren erzeugung die betr. muskelbewegung beteiligt ist. Diese beteiligung setzt aber v o l l s t ä n d i g e i d e n t i t ä t s ä m m t l i c h e r S p r a c h e l e m e n t e voraus, wo diese identität nicht vorhanden, darf von vornherein der eintritt des lautgesetzes überhaupt nicht erwartet werden. So entstehen vielfach, selbst bei einem und demselben wort nicht bloss sogenannte satzdoubletten, sondern eine vielleicht unendliche reihe verschiedener formen, durch deren existenz der statistische nachweis des lautgesetzes insofern gefährdet ist, als durch die concurrenz des bewusstseins und der gedächtnisskraft nicht alle formen gleich lebenskräftig sind. Die sog. analogiebildung besagt folglich nichts anderes, als dass im verlauf der sprechthätigkeit die menge des gedächtnissstoffes reducirt und ohne erkennbare regel bald die eine bald die andere form von dem günstigen loos der erhaltung betroffen wird. Die mechanische gesetzmässigkeit der lautbildung und lautveränderung (lautgesetz) kann nicht streng genug von den sekundären bewusstseinsfunctionen geschieden werden, aber einem durch innere und äussere gründe gewährleisteten lautgesetz seinen gesetzmässig mechanischen charakter bestreiten zu wollen, weil eine bald grössere bald geringere masse von wortformen dagegen zu sprechen scheint, nur weil man die Verschiedenheit der bedingungen nicht bedacht hat, heisst die grundlagen des sprachlebens verkennen. Die sog. hd. lautverschiebung möge zur illustration dieser ansichten beigezogen werden. Im voraus sei bemerkt, dass dieser process nur provinciell verfolgt werden kann, dass jede einzelne mundart denselben selbständig und eigenartig durchgemacht hat. Es trägt durchaus nicht zur klarheit bei, wenn man sich hierzu des bildes von der Wellenbewegung bedient. Um zum verständniss dieser erscheinung zu gelangen, wäre in erster linie erforderlich, die constitutiven sprachfactoren derjenigen periode zu kennen, die als mutterschoos der folgenden zu betrachten ist. Zweitens ist es unzulässig, wo es sich um die erklärung handelt, die Verschiebung einer geringen zahl von consonanten zu isoliren oder gar jeden einzelnen consonanten für sich

XIV

VORWORT.

zu betrachten. Schon die gleichzeitigkeit der belege z. b. f ü r die ahd. monophthongirung und anderer vocalischer erscheinungen sollte daran gemahnt haben, dass in jenen grauen zeiten Veränderungen über die hd. stamme hingegangen sind, deren Zusammenhang nicht auf ein p a a r consonanten eingeschrumpft werden darf. Methodologisch empfiehlt es sich daher, den bereich eines sog. lautgesetzes von vornherein möglichst umfassend zu nehmen (z. b. assimilation § 126. § 194), und die schicksale einzelner laute auf die t r i e b k r a f t einer wurzel zurückzuführen, deren safte sich mannigfach am lebensbaum der spräche verzweigen. Die Veränderung in der activität z. b. der zungenmuskulatur involviert nicht bloss eine Verschiebung in der articulation der consonanten sondern auch der vocale. Beim heutigen stand unseres wissens ist es völlig ausgeschlossen, dass wir in die geheimnisse der phonetischen processe eindringen, welche zur radicalen umwälzung unserer hd. m u t t e r s p r a c h e g e f ü h r t haben, aber es kann uns vorerst auch genügen, den w e g , der zum ziele f ü h r t , in der perspective zu haben. Besonders wichtig scheint nun aber schliesslich, was ich § 168 über a c c e s s o r i s c h e Wirkungen (sandhierscheinungen; pf- aus / - ) behauptet habe. E s bedarf also vielfach eindringender Voruntersuchungen, dass wir gewisse e l e m e n t e e r s t a b z i e h e n m ü s s e n , u m d i e p r o d u c t e zu e r h a l t e n , d i e als d i r e c t e s c h ö s s l i n g e d e s l a u t g e s e t z e s zu b e t r a c h t e n s i n d . Ausser diesen hypothetischen erörterungen, die ich als unwillkürliche reflexbilder meiner arbeit g e b e , habe ich wenig hinzuzufügen. In der behandlung des quellenmaterials w a r es besonders interessant in den ältesten denkmälern, den glossensammlungen des 10.—12. j a h r hunderts zu verfolgen, wie sich verschiedene schichten sprachlicher ablagerungen über einander geschoben haben. Die chronologische sonde wird, auf weiteren gebieten v e r folgt, viel zur klarheit in der auffassung der überlieferten ahd. sprachformen beitragen. Die auswahl des handschriftlichen materials ist eine zufällige. Ich habe ausgenützt, w a s mir atif der S t u t t g a r t e r öffentlichen bibliothek an sicheren

YOKWORT.

XV

schwäbischen texten des mittelalters zur hand war; manche verdienten eingehendere besprechung, zu der ich hoffentlich bald müsse finde. Die urkunden des Stuttgarter Staatsarchivs habe ich, wie man meinen könnte, stiefmütterlich bebandelt — die rechtfertigung wird meine darstellung selbst bringen. Die zusammenhängenden denkmäler localer herkunft liefern weit wertvolleres material als die früh in der formel erstarrten schriftstücke der kanzleien, eine erfahrung, die sich seit einiger zeit auch bezüglich anderer probleme geltend gemacht hat. Dass ich mich stets mit peinlicher strenge an die überlieferten formen gehalten, braucht nicht erst bemerkt zu werden; bezüglich der urkunden war für mich Paul, Germ. XX, 86 massgebend. An neueren dialectformen habe ich gesammelt, was ich erreichen konnte, und gebe mich der hoffnung hin, alle lautschattirungen der schwäbischen mundart sei es an diesem oder jenem orte verzeichnet zu haben. Einzelne Unebenheiten der darstellung, die vielfach sehr schwierig gewesen ist, bitte ich zu entschuldigen. Was ich über flexionserscheinungen und thatsachen der Wortbildung gesammelt habe, ist in die lautstatistik verwoben, ich glaube nicht, dass ich eine wissenswerte thatsache aus diesen gebieten versäumt habe. In diesem sinne habe ich mir erlaubt meine darstellung als geschichte der schwäbischen mundart zu bezeichnen, wenn ich auch mundart vorwiegend in dem specifischen sinne des wortes genommen habe und sehr viel mehr darunter verstehe als mein buch bringt. Soweit flexionslehre und Wortbildung in das gebiet der syntax fallen, bin ich an ihnen vorübergegangen, weil es für die probleme des satzbaues und der satzfügung an den grundlegenden principien der geschichtlichen entwicklung fehlt, auf die mein augenmerk stets gerichtet war. Ich kann aber auch nicht verschweigen, dass, so viele texte ich gelesen habe, es mir unmöglich wäre, ein einziges datum z. b. für den verlust des einfachen Präteritums beizubringen. Unter herzlichem dank an E. S i e v e r s , dessen umsichtige Sorgfalt ich bei der correctur zur seite haben

XVI

VORWORT.

durfte, sowie an die beamten der kgl. öffentlichen bibliothek und meinen stets willigen freund, herrn Archivassessor Dr. E. S c h n e i d e r in Stuttgart, schliesse ich mit dem dringenden wünsch, dass von seiten der fachgenossen auf andern dialectgebieten ähnliche Studien zur geschichte unserer muttersprache angeregt und unterstützt werden möchten. M a r b u r g i. H., November 1889.

Friedrich Kaufmann.

Q U E L L E N .

Kautimüiui, Fr., Geschichtc d. Schwab. M u n d a r t .

II

W i r t e m b e r g i 8 c h e s U r k u n d e n b u c h herausgeg. von dem kgl. Staatsarchiv in Stuttgart. Stuttgart 1849—1889. 5 Bde. F ü r s t e n b e r g i s c h e s U r k u n d e n b u c h . Tübingen 1877— 85. 5 Bde. U r k u n d e n b u c h d e r s t a d t A u g s b u r g herausgeg. von Chr. Meyer. Augsburg 1874—78. 2 Bde. U l m i s c h e s U r k u n d e n b u c h im auftrag der stadt Ulm herausgeg. von F. Pressel. Erster Bd. Stuttgart 1873. U r k u n d e n v o n B e b e n h a u s e n in der Zeitschrift f. gesch. des Oberrheins 14, 205. 15, 85. U r k u n d e n v o n E n g e l t h a l ebenda 16,122. 17,85. 18,110. S a m m l u n g al t w ü r 1 1 e m b e r g i s c h e r S t a t u t a r - R e c h t e herausgeg. von A. L. Reyscher. Tübingen 1834 (Alpirsbach, Anhausen, Balingen, Bebenhausen, Blaubeuren, Böblingen u. a.). A l e m a n i a , Zeitschrift für Sprache, Litteratur und Volkskunde des Elsaszes, Oberrheins und Schwabens herausgeg. von Dr. A. Birlinger. Bd. I—XVII, 1. 2. Bonn 1874—89. Enthält texte aus den verschiedensten Zeiträumen. P a c t u s e t L e x A l a m a n n o r u m Mon. Germ. Leg. V, 1 ed. K. Lehmann. Hannov. 1888. Die deutschen Wörter s. 169 f. und bei Graff, Diutiska I, 334 ff. hss. 8 . - 9 . jh. D e u t s c h e g l o s s e n a u s W e i n g a r t e n (A) ed. Graff, Diutiska I I j 40 f. 8 . - 9 . jh. A u g s b u r g e r g l o s s e n Ahd. gl. I. II. Germ. XXI, 1 ff. Ende des 10. jh. P r u d e n t i u s g l o s s e n (A) aus Augsburg ed. Steinmeyer Zsfda. 16, 3. 79 ff. Ahd. gl. II, 478 ff. a. 1012-1014. S c h e n k u n g s u r k u n d e v o n A u g s b u r g ed. Massmann, Die deutschen abschwörungs-, glaubens-, beicht- und betformeln vom 8. bis 12. jh. Quedlinburg und Leipzig 1839. s. 62. 189. a. 1070. Z w i e f a l t e r g l o s s e n Ahd. gl. I, 299 ff.; I I , 49. hs. 11. jh. S c h l e t t s t ä d t e r g l o s s e n ed. "Wackernagel Zsfda. V, 318 ff. Ahd gl. I. II. hs. aus dem ersten viertel des 12. jh. " W e i n g a r t e r R e i s e s e g e n MSD S s. 11. 282. hs. 12. jh.

XX

QUELLEN.

P r u d e n t i u s g l o s s e n (B) aus S t u t t g a r t Ahd. gl. II, 489 ff. hs. 12 jh. M e i n l o h v o n S e y e l i n g e n (bei Ulm) MSF. s. 11 ff. 2. hälfte des 12. jh. H e i n r i c h v o n R u g g e (bei Blaubeuren) MSF. s. 96 ff. urk. a. 1175 bis 1178. Er. Schmidt: Reinmar von Hagenau und Heinrich von Rugge. (QF. IY.) Strassburg 1874. H. Paul Beitr. II, 487 ff. St. U l r i c h s L e b e n ums jähr 1200 in deutsche reime gebracht von Albertus, herausgeg. von J. A. Schmeller. München 1844. (Augsburg). G o t t f r i e d v o n N e i f e n ed. M. Haupt: Die lieder Gottfrieds von Neifen. Leipzig 1851. - W. Uhl: Unechtes bei Neifen. Göttinger Beiträge zur deutschen Philologie IY. Paderborn 1888. Urk. a. 1234-1255. U l r i c h v o n W i n t e r B t e t t e n (bei Biberach) ed. J. Minor: Die leiohe und lieder des schenken Ulrich von WinterBtetten. Wien 1882. Urk. a. 1239 (1241). S c h w ä b i s c h e s V e r l ö b n i s s MSD2 s. 246. 622 ff. hs. 13. jh. (Augsburg). Z w i e f a l t e r B e n e d i c t i n e r r e g e l (ZBR) cod. theol. et phil. 230 in 4° der kgl. öff. Bibliothek in Stuttgart, hs. 13. jh. D e u t s c h e P r e d i g t e n d e s 13. j h . herausgeg. von F. K. Grieshaber. Stuttgart 1844. s. 83—91. hs. mitte des 13. jh.; vgl. Beitr. XIV, 518. D a s S t a d t b u c h von A u g s b u r g , insbesondere das stadtrecht vom jähre 1276, herausgeg. von Ch. Meyer. Augsburg 1872. D e r S c h u l m e i s t e r v o n E s s l i n g e n MSH. I I , 137-140. Urk. a. 1279—81. Germ. XXXIII, 51. A l b r e c h t v o n H a i g e r l o c h MSH. I, 63. a. 1295 erschlagen. D e u t s o h e F r a n c i s k a n e r r e g e l des 13. jh. herausgeg. von A. Birlinger. Germ. 18, 186 ff. (?). W e i n g a r t e r P r e d i g t e n cod. ascet. 86 in 4° der kgl. Hofbibliothek in Stuttgart. Ygl. Mone, Anz. VII, 393. Wackernagel: Altdeutsche predigten s. 258 ff. F. Pfeiffer: Altdeutsches Übungsbuch s. 182 ff. Die hs. enthält ferner: de signis misse, de tribus impedimentis. sermo de raortuis. über die sieben todsünden. 14. jh. N o t a d e r s t a t t zu H o r u w h e r k o m m e n ed. L. Schmid: Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen. Tübingen 1853. Urkundenbuch s. 247 ff. mitte bis ende des 14. jh. Ebenda s. 499 ff. H e r r e n b e r g e r E r n e u e r u n g a. 1383. L e h e n b u c h , Graf Eberhard des Greiners von "Wirtemberg ed. Schneider, Vierteljahrshefte 1885 s. 113 ff. a. 1363—1392. D e u t s c h e R e i c h s t a g s a k t e n ed. Jul. Weizsäcker u. a. Bd. I - I X . a. 1376-1431.

QUELLEN.

XXI

C o d . t h e o l . e t p h i l . 54 in 4° der kgl. öff. bibl. in Stuttgart a. 1391 im kloster Reute geschrieben, enthält: 1) Dis sint du zehen gebott die der ewig gott gebotten ha v t. 2) Hie vahet an ain tractat von dem erwirdigen hohen sacrament des fronliches. 3) Stammtafel der priester und könige de9 alten Testaments bis auf Christus. C o d . t h e o l . e t p h i l . 72 in 4 0 1 : Hie vahet an Adams buch. a. 1400. Von derselben hand : C o d . t h e o l . e t p h i l . 74 in 4°: Hie vahet an das buch von den hailigen altvàtern. T r i s t r a n d t s G e s c h i c h t e cod. palat. 346 fol. in Heidelberg. "Wahrscheinlich a. 1403 geschrieben. Lichtenstein, Eilhart von Oberge. (QF. X I X ) s. X I f. C o d . b i b l . 28 in 4° der kgl. Hofbibliothek, enthält ein Deutsches Psalterium (voran geht eine underwysuuge geistlicher menschen), a. 1417 in Reutlingen geschrieben. C o d . t h e o l . e t p h i l . 45 in 4° enthält: 1) Dis buch saget von den zehen botten gottes. 1423 finitus est iste liber. Cappellanus altaris sancte anne in ecclesia parrochiali bóblingen siti, qui me scribebat iohannes flótzer nome» habebat nacionis de malmshaim. 2) betrachtung vor der non. 3) ain nütz lere. 4) auslegung des auszugs nach Egypten. 5) Merkent hie vsserlesnun gaistlichun warnung: Betli schulmaister in der samlung ze Rutlingen. E i n s c h o e n a l t L i e d v o n G r a v e F r i z v o n Z o l r e dem Oettinger und der Belagerung von Hohen Zolren (herausgeg. von Lassberg 1842). a. 1423 geschrieben, verf. Conrad Silberdrat aus Rottweil. Cod. b i b l . 33 fol. Hie vahet an die ordenunge mit episteln vnd ewangelien durch das iar. "Wer diss buch findet sol es pfaff petern von wyle geben, a. 1426. Cod. t h e o l . e t p h i 1. 144 fol. Die X X I V alten oder der guldin tron der minnenden sei ains dem&tigen br&der otten von passówe. Scriptus est liber iste per me petrum rappen vel rumellin de herrenberg. a. 1427. Cod. p o e t , e t p h i l . 23 fol. Vocabularius latino-germanicus scripsit F. "Victor Migri de Yeldkirch Mon. "Wibling. a. 1442. Vgl. hiezu c o d . p o e t , e t p h i l . 27 (Spengler scolaris Stutgardia). Cod. t h e o l . e t p h i l . 17. Incipit historia ecclesiastica. Bondorf scripsit hunc librum. a. 1445. 1

Daniel de

So lange nichts bemerkt, befinden sich die handschriften auf der kgl. öff. bibliothek in Stuttgart.

XXII

QUELLEN.

D i e C h r o n i k e n d e r s c h w ä b i s c h e n s t ä d t e , Augsburg 2 bde. ( = Die Chroniken der deutschen städte 4. u. 5. bd.). Leipzig 1865. 1866. Glossare von M. Lexer. C o d . b r e v i a r . 55 in 4° gebete von verschiedenen händen a. 1447. C o d . p o e t , e t p h i l . 29 fol. Yocabularius (deutsch lateinisch) des J a c o bus Troinger. Completus est liber iste scilicet vocabularius seu abcdarius per me Johannem "Werner de Urach ordin scti Bened i c t in Zwifelten. a. 1448. C o d . t h e o l . e t p h i l . 18 in 8° a. 1448 enthält 1) gespräch zwischen raei8ter und jünger 2) von dem sacrament des frohnleichnams 3) leben der altväter. D a s g o l d e n e S p i e l v o n M e i s t e r I n g o l d lierausg. von E. Schröder. Strassburg 1882 (Elsäss. Litteraturdenkm. III), hs. a. 1450 in Augsburg geschrieben. C o d . b i b l . 35 fol. D e u t s c h e s P l e n a r i u m aus Ulm stammend, auf der innenseite des deckels der e i n t r a g : mein sun kristofel Zeller ward geboren . . 1450 . mein tochter petternella Zellerin . . 1452. Ausser dem plenarium enthält der starke band vielerlei erbauliches ; am ende von zweiter hand einen p s a l t e r mit gebeten. Cod. b r e v i a r . 51 in 4° "Wildberg. a. 1454? enthält 1) passion 2) gebete von verschiedenen händen. C o d . b i b l . 18 in 4°: deutscher p s a l t e r ; geschrieben von Math. Böblinger a. 1455. H e r m a n n v o n S a c h s e n h e i m : Mörin, der goldene Tempel, Jesus der arzt herausgeg. von E. Martin (Lit. Yer. no. 137) Tübingen 1878. Sprachliche Sammlungen s. 40—45. O t t o R u l a n d s H a n d l u n g s b u c h (Ulm 1442—1464) herausgeg. von K. D. Hassler (Lit. Ver. no. I, 4) Stuttgart 1843. C o d . h e r m . 24 fol. der kgl. Hofbibliotheck in Stuttgart: Nicolaus de L y r a psalterium Germanice; "Weingarten 1470. L i e d e r b u c h d e r C l a r a H ä t z l e r i n (a. 1471 zu Augsburg geschrieben) herausg. von C. Haltaus. Quedlinburg und Leipzig 1840. H e i n r i c h M y n s i n g e r : von den Palken, P f e r d e n und Hunden, herausgeg. von K. D. Hassler (Lit. "Ver. no. 71). Stuttgart 1863. a. 1473 von der Clara Hätzlerin goschrieben. E i n S p i e l v o n St. G e o r g herausgeg. von B. Greiff. Germ. I, 165 ff. Augsburg 1473? C o d . m e d . 15 fol.: de naturis rerum. Petrus königschlacher rector scholarum et prothon'r opidi wallsee transtulit hunc librum de latino, a. 1475. C o d . b r e v i a r . 12 in 4°: gebete (aus der familie "Waldburg-Kirchberg stammend) vgl. Uhland, Volkslieder s. 1035. a. 1476. C o d . t h e o l . e t p h i l . 63 fol.: Von den XXIV alten . geschrieben von

QUELLEN.

XXIII

jörg wölffiin von r¿Ittenbach seinem „besondern guten gündern peter rieder von Oberndorff". a. 1477. N i c l a s v o n " W y l e Translazion (von K. F y n e r Esslingen 1478 gedr.) herausgeg. von A. v. Keller (Lit. Ver. no. 57) Stuttgart 1861. "Weiteres in cod. palat. germ. 101 zu Heidelberg. H. Hohl: Die spräche des Nielaus von Wyle. Heidelberg, diss. 1887. Hans

S c h n e i d e r s historisches Gedicht auf die Hinrichtung des Augsburger Bürgermeisters Schwarz a. 1478, herausg. von C. Hofmann, Sitzungsber. d. Münch. Akademie 1870, I, 500 ff. Ebenda weiteres von v. Liliencron. Vgl. f e r n e r : A l t e h o c h - u n d n i e d e r d e u t s c h e " V o l k s l i e d e r herausgeg. Stuttgart und Tübingen 1844. (u. a. Val. von L. Uhland. Holl's hs.) D i e h i s t o r i s c h e n V o l k s l i e d e r der Deutschen vom 13.—16. jh. gesammelt und erläutert von R. v. Liliencron. 4 bde. Leipzig 1865 — 1869; vgl. auch Deutsches Leben im Volkslied um 1530. Stuttgart 1885 ( = Deutsche Nationallitteratur hrsg. von J. Kürschner, 13. bd.). C o d . p o e t . g e r m . 3 fol. der kgl. Hofbibliothek in Stuttgart enthält: 1) Pontus und Sidonia (bl. 88 beginnt ein zweiter Schreiber, der sich am ende Johannes gegenschriber zu Geislingen de Ulma nennt). 2) Friedrich von Schwaben. Am schluss die reime : Das buch nam ain endt D a man zalt die zit behenndt Von Cristj geburt MCCCC vnd L X X V I I I j a r Da ward das buch vollent gar An dem pfingstaubent das geschach D a man den monat mayen scheinen sach In der nünden stund Hab ich gerett mit meinem mund Johannes Lebzelter gegenschriber am zell zu geislingen. H e i n r i c h S t a i n h ö w e l : Aesop (ca. 1480 von Joh. Zainer in Ulm gedr.) herausgeg. von H. Österley (Lit. Ver. no. 117) Stuttgart 1873. Vgl. H. K a r g : Die spräche H. Steinhöwels. Heidelberg, diss. 1884. D e s s c h w ä b i s c h e n R i t t e r s G e o r g v o n E h i n g e n Reisen nach der Ritterschaft herausgeg. von F. Pfeiffer (Lit. Ver. no. I, 2) Stuttgart 1842. C o d . t h e o l . e t p h i l . 284 fol. enthält die „geschichten vnd Offenbarungen der säligen junckfrowen sant Mechthilt" a. 1487. C o d . c a m e r a 1. 1 fol.: von den puren geschifften von beger des hochgebornen hern her E b e r h a r t e n grauen zu "Wiertemberg vnd zu Mimppelgartt etc. des eitern gar schlecht getutscht durch den

QUELLEN.

XXIV

erwirdigen hninrichen Apte des gotzhus Scliussenrieth ordes von premonstranr gaistlicher recht lerer, a. 1491. C o d . t h e o l . e t p h i l . 148 in 8°: deutsche Benedictinerregel. Voraus geht ein kalender. a. 1500. 1 O r d n u n g d e r S c h m i d z u n f t zu Ulm vom j ä h r 1505 ed. Seuffer Vieteljahrsh. 1884 g. 265. 1885 s. 59. A. v. K e l l e r : Erzählungen aus altdeutschen Handschriften (Lit. Ver_ no. 51) s. 204. 222. 324. Stuttgart 1855. O. S c h a d e : Satiren und Pasquillen aus der Reformationszeit. 2. ausg. Hannover 1863 (bd. I no. 5. a. 1525. bd. I I no. 14 a. 1521). 1

Weitere undatirte, dem 15. jh. angehörige hss., welche ich benützt habe, sind: c o d . t h e o l . e t p h i l . 50 in 4°: „die allerschÖnste rede yon wirdinkait des hailigen sacramentz". c o d . t h e o l . e t p h i l . 66 in 4° regeln über den verlauf des gottesdienstes. c o d . t h e o l . e t p h i l . 68 in 4° auslegung des buches Hiöb; am schluss: Ich starb denn / ich wayss nit wen / ich fär / ich wayss nit war /. c o d . t h e o l . e t p h i l . 11 fol. arzneiregeln; erbauliche tractate. c o d . b i b l . 22 in 4°: deutsches evangeliarium. c o d . t h e o l . e t p h i l . 184 fol.: Die X X I I I I alten. Desgl. no. 286 fol. c o d . t h e o l . e t p h i l . 195 fol. 1) das buch genant der Beleal. 2) Hanns von Montauilla. c o d . t h e o l . e t p h i l . 236 in 4°: deutsche Benedictinerregel. c o d . m e d . 5. fol.: inventorium oder collectorium cyrurgie. c o d . m e d . e t p h y s . 29 fol.: von ausgebrantten wassern und kreuttern. von dem harm u. a. c o d . b r e v i a r . 56 in 4°: gebete an Maria. c o d . t h e o l . e t p h i l . 19 in 8° enthält geistliche stücke, bl. 27 b ff. von ainem gaistlichen krutgä-rtlin; vgl. auch Uhland Volkslieder 8. 1038. c o d . b r e v i a r . 27 in 8° gebetbuch. c o d . p o e t . e t p h i l . 30 fol. deutsch-latein. vocabularius. Vgl. no. 49 in 4°. c o d . p o e t . e t p h i l . 69 in 4°: deutscher psalter; Eiblin von Eselsberk (d. i. Hermann von Sachsenheim?), c o d . t h e o l . e t p h i l . 5 in 8° erbauliche tractate. o o d . t h e o l . e t p h i l . 11 in 8°: Von den siben letsten worten vnsers lieben h e r r e n ; gebete. c o d . a s c e t . 207 in 4° der kgl. Hofbibliothek in S t u t t g a r t : episteln. p r e d i g t e n ; eine zweite h a n d : von wa v ren tugenden. von der beichte; unterschritt: schwester Irene von O'gelspiiren. c o d . a s c e t . 78 fol. der kgl. Hofbibliothek in Stuttgart: sermones materna lingua.

QUELLEN.

XXV

C o d . a s c e t . 87 in 8° der kgl. Hofbibliothek in Stuttgart enthält einen gesundheitskalender; regel der schwester sant Ciaren; erbauliche stücke, a. 1522. U r k u n d e n z u r G e s c h i c h t e d e s s c h w ä b i s c h e n B u n d e s 1488 bis 1533 herausg. von K. Klüpfel (Lit. Ver. no. 14. 31) Stuttgart 1846. 1853. R o t w e i l e r s t a d t r o c h t a. 1545, vgl. A. Birlinger, Sitzungsber. d Münch. Akademie 1865, II (anhang). Herrig's Archiv 38, 307. 312. 40, 223. Z i m m e r i s c h e C h r o n i k herausg. von K. A. Barack. 2. verb. aufl. Freiburg i. B. und Tübingen 1882. a. 1566 abgeschlossen. Über die spräche bd. IV, 340 ff. Alem. XV, 79 ff. R e i m c h r o n i k Herzog Ulrich's von Württemberg und seiner nächsten Nachfolger (bis 1571 reichend) zum ersten mal herausg. von E. v. Seckendorff (Lit. Ver. no. 74). Stuttgart 1863. H. J . B r e u n i n g ' s von Buchenbach Relation über seine Sendung nach England im J a h r 1595, mitgeteilt von A. Schlossberger (Lit. Ver. no. 81). Stuttgart 1865. H e i n r i c h J u l i u s Herzog von Braunschweig: Dramen herausg. von L. Holland (Lit. Ver. no. 36) Stuttgart 1855. s. 74. 138. 304. 455. 747. D e r W i n c k a l h e y r a t h ed. A. Bartsch Alem. XVII, 69. 184. ende des 16. jh. c o d . a s c e t . 66 in 4°. Die hs. stammt aus dem Kloster St. Peter in Weilheim (sub Castro Teck) und enthält zu anfang eine deutsche chronik des klosters, dann lateinische stücke und schliesslich eine deutsche Benedictinerregel. a. 1595. R e i s e n u n d G e f a n g e n s c h a f t H a n s U l r i c h K r a f f t s , aus der Originalhandschrift (1616 vollendet) herausg. von K. D. Hassler (Lit. Ver. no. 61). Stuttgart 1861. S c h w ä b i s o h e E i n l a d u n g z u e i n e m F a s t n a c h t s a oh e r z a. 1617 DM V I I , 488. Alem. XI, 49. Dazu „ein schwäbisches lied der schwäbischen bauren bei einem fürstlichen aufzug von G. R. "Weckherlin vgl. Gödeke's ausg. s. 327 f ; ebenda „Von dem Schwaben Hans Lätzen". C o m ö d i e n v o n J . R. F i s c h e r : Letste Weltsucht vn Teuffelsbruot Ulm 1623. Des Teuffels Tochter die h. zahlwuoherey. Kempten 1624. Vgl. Bolte, Alem. X V , 97 (Der schwäbische dialect auf dor bühne). Z w e i a l t e L i e d e r i n o b e r s c h w ä b i s c h e r M u n d a r t aus einem um 1633 gedruckten flugblatt, mitgeteilt von F. Stark. DM IV, 86—114. Vgl. ferner VI, 232. Uhland, Volkslieder s. 990. Alem. X I I ,' 177. i

XXVI

QUELLEN.

G e i s t l i c h e s "V o l k s s c h a u s p i e l im S c h w a r z w a l d e (Schiltach a. 1654), herausg. von E. v. Kausler Germ. X I I , 206 ff. Beachte auch die schauspiele von J. M. Gall (1658 1672), von denen Bolte Zsfda. X X X I I , 5 ff. berichtet. S c h w ä b i s c h e s H o c h z e i t s g e d i c h t aus Augsburg stammend Alem. VIII, 84. (Origines Pomeranicae von M. Rango, Colb. 1684). K l a g e i n e s s c h w ä b i s c h e n B a u r e n ed. Bolte, Alem. XVI, 33. ende des 17. jh. "Weiteres Alem. I I , 159. 265. I X , 118. X V I , 239. DM VII, 411. Dialectproben finden sich ferner in A d e l u n g s Mithridates (1809). Radlof'B spräche der Germanen (1817). F i r m e n i c h s Völkerstimmen. P r o m m a n n s Deutschen mundarten und anderen Sammlungen. An dialectdichtern kommen in B e t r a c h t : J . V. Sailer (1714—1777), K. B. Weitzmann (1767—1828), G. F. W a g n e r (1774—1839), J . Nefflen (1789—1858), Dreizier, R a p p , Seuffer, Knapp, Grimminger, IC und R. W e i t b r e c h t ; vgl. F. Pfeiffer, Zur Litteratur der schwäbischen mundart DM I, 242 ff. H. F i s c h e r : Über den schwäbischen dialect und schwäbische dialectdichtung. Vierteljahrsh. 1884 s. 130 ff. Altere schwäbische Literatur hat v. S t ä l i n , Wirtembergische geschichte I, 617. II, 756 ff. III, 754 zusammengestellt. Vgl. f e r n e r : P h . S t r a u c h : Pfalzgräfin Mechthild in ihren literarischen beziehungen. Ein bild aus der schwäbischen Literaturgeschichte. Tübingen 1883.

I N H A L T .

I. P h o n e t i k . Allgemeines § 1 — 10. . . . Phonetische Beschreibung der Einzellaute § 1 1 - 2 7 . . . A. Die Sonoren § 12 -22. 1) Die Yocale. a) mit Nasenverschluss§ 1 2 - 1 5 b) Nasalvocale § 16—18 . . 2) Halbvocal j § 29 . 3) Die Liquiden § 20 bis 21 4) Die Nasale § 22 . B. Die Geräuschlaute § 23—27. 1) Labiale § 25 . . 2) Dentale § 26 . . 3) Gutturale § 27 . . Vooaltabelle Consonantentabelle . . . . C. Diphthonge § 2 8 - 3 0 . Die Einzellaute als Satzelemente § 31—42 . . . . Articulationsbasis § 32 . Ein- und absatz § 33—34 Quantität § 35—37 . . Accentuirung § 38—40 . Satzmelodie und Sprechtempo § 41 . . . . Silbentrennung § 42 . . Constitutive Factoren § 43 .

Seite

1 4

4 8 9 9 10

12 12 13 14 15 15 17 17 17 19 20 22 23 24

II. Stammheitliche Vorbemerkungen. Seite Stammgrenze § 44 . . . . Stammname § 45—48 . . . Schwäbische Sprache (alem.

25 26

gruppe) § 49—51 . . . . Merkmale aus den Nachbardialecten § 52 Gliederung der Schwab. Ma. § 53 Grammatische Vorarbeiten § 54

30 33 36 38

III. Lautstatistik. Erster Teil: V o c a l i s m u s . Die Vocale der Mundart § 55 41 Quellen § 56 41 Cap. I : Die Vocale der Stammsilben § 57—88. mhd. a, ä § 5 8 - 6 1 . . . 42 mhd. e, e § 62—72 . . . 49 mhd. i, 1 § 73—77 . . . 63 mhd. o, S § 78—80 . . . 69 mhd. u, ü § 81—83 . . . 74 mhd. ö, ö § 84. 85 . . . 78 mhd. ü, iu § 86—88 . . . 80 Cap. I I : Die Diphthonge § 89 bis 98. mhd. ai § 91—93 . . . . 87 mhd. ou § 94 92 mhd. öü § 95 95 mhd. ie § 96 97 mhd. uo § 97 98

XXVIII

mhd. üe § 98 Übersicht der Entsprechungen § 99 Cap. I I I : Die Vocale der Nebensilben § 100—122. 1) In der "Wortcomposition § 101. 102 2) Ablautserscheinungen in Stammsilben § 103 . . 3) Die Ableitungs- u. Flexionsvocale § 104- 110 -i § 105 -e § 1 0 6 - 1 0 8 . . . -e § 109 -9 § 110 (Svarabhakti) 4) Die Endsilbenvocale der alid. und mhd. Periode § 111-117 5) Syncope § 118 — 122 .

INHALT.

101 103

105 106 109 109 112 115 116

121 | 136 I

Cap. I V : Die Geschichte des Vocalismus § 122 - 141 . 146 1) Umlaut § 123 126. . 146 2) Quantität § 127—132 . 153 3) Nasalirung § 133—135. 160 4) Diphthongirung § 136 bis 139 165 5) Qualitätsveränderung § 140 170 6) Chronologie § 141 . . 171 Zweiter Teil: C o n s o n a n ti smus. Allgemeines § 142 . . . . Cap. I : Statistik der Geräuschlaute § 143—158. 1) Labiale § 144 148 b § 144 p § 145 ph § 146 f § 147 pf § 148 . . . . .'

173

174 176 179 180 181

| i

j 1

2) Dentale § 149-153. d § 149 t § 150 th § 151 s § 152 s § 153 3) Gutturale § 154—158. g § 154 k § 155 kh § 156 eh, h § 157. 158 . . Cap. I I : Die Lautverschiebung § 159 - 179. I. Die Dentalen § 1 6 0 - 1 6 6 a) Tenuis § 1 6 0 - 1 6 1 b) Media § 162 . . c) Reibelaut f § 163 II. Die Labialen § 167 — 172 a) Tenuis § 167—170 b) Media § 171—172. III. Die Gutturalen § 173— 179 a) Tenuis § 1731175— b) Media § 174/ 179 Cap. I I I : Statistik der Sonorlaute § 180—191. j § 180- 182 . . . w § 183 1 § 184. 185. . . . r § 186—188 . . . m § 189 n § 190. 191. . . . Consonantenassimilation . . Chronologie der Consonanten Schlussbemerkung . . . . A n h a n g . Die Schriftsprache Textproben Heutige Mundart. . . . Nachträge Register

183 186 18