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German Pages [657] Year 2010
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525516935 — ISBN E-Book: 9783647516936
Grundrisse zum Alten Testament Das Alte Testament Deutsch, Ergänzungsreihe herausgegeben von Hermann Spieckermann und Reinhard Gregor Kratz
Band 10
Vandenhoeck & Ruprecht
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Historisches Textbuch zum Alten Testament von
Manfred Weippert
Mit Beiträgen von Joachim Friedrich Quack, Bernd Ulrich Schipper und Stefan Jakob Wimmer
Vandenhoeck & Ruprecht
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-525-51693-5 ISBN der elektronischen Ausgabe: 978-3-647-51693-6
© 2010, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen/ Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Oakville, CT, U.S.A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke. Printed in Germany. Druck und Bindung: b Hubert & Co, Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
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Herbert Donner dem Mentor, Kollegen und Freund zu seinem 80. Geburtstag am 16. Februar 2010 in Dankbarkeit
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Vorwort vEgw. de. peri. me.n tou,twn ouvk e;rcomai evre,wn w`j ou[tw h' a;llwj kwj tau/ta evge,neto. Hdt 1,51
Das Historische Textbuch zum Alten Testament steht in einer Reihe mit älteren und zeitgenössischen Textsammlungen, die alle von dem Gemeinplatz ausgehen, dass die Geschichte des antiken „Israel“ (d. h. historisch, Israel und Juda) auf Grund des Alten Testaments allein nicht geschrieben und nicht verstanden werden kann. Deshalb ist es notwendig, Quellen zu erschließen, die eine Art Außenperspektive ermöglichen, mittels derer die Aussagen des Alten Testaments der Welt, auf die sie sich beziehen oder zu beziehen scheinen, zugeordnet werden können. Insofern ist der Satz W.F. Albrights aus dem Jahr 1939, there must always be external evidence,2 theoretisch annehmbar, auch wenn man den juristischen Begriff evidence („Beweis, Beweismittel“) nicht allzu sehr pressen sollte. Auf Grund der wissenschaftlichen Erschließung des alten Orients und seiner Sprachen seit den letzten zweieinhalb Jahrhunderten stehen dafür im Wesentlichen zwei Materialgruppen zur Verfügung: Altorientalische Texte und Ergebnisse archäologischer Arbeit. Beide dürfen allerdings nicht als „Quellen“ missverstanden werden; es handelt sich um „Material“, das methodisch interpretiert werden muss, so dass es zu uns spricht und damit zur Quelle wird.3 Das vorliegende Werk bietet eine Auswahl aus der Materialgruppe „Texte“ und konzentriert sich dabei auf solche Schriftdokumente, die sich direkt oder indirekt auf Verhältnisse und Ereignisse im Zusammenhang mit Kanaan/Palästina, Israel und Juda beziehen. Die übersetzten Texte wurden im Einklang mit dem oben als Motto angeführten Prinzip Herodots ausgewählt; die eigene Meinung der Bearbeiter kommt aber in den Einleitungen und Kommentaren in gewissem Umfang zur Sprache, ohne dass damit abweichende Interpretationen von Seiten der Leser(innen) präjudiziert werden sollen. Die Mehrzahl der Texte wurde vom Unterzeichneten übersetzt und kommentiert. Um das Erscheinen des Buches aber nicht ad Kalendas Graecas hinauszuschieben, wurden die meisten ägyptischen Texte von Kollegen bearbeitet, deren ägyptologische Kompetenz anders als die meine außer Frage steht: Joachim Friedrich Quack in Heidelberg, Bernd Ulrich Schipper in Berlin und Stefan Jakob Wimmer in München. Ihre Beiträge sind mit ihren Namen gekennzeichnet; darin enthaltene und mit den Initialen M.W. markierte Zusätze (in Gestalt von Fußnoten) fallen nicht unter ihre Verantwortung. Den genannten Mitarbeitern bin ich zu größtem Dank für das verbunden, was sie zum Gelingen des Projekts beigetragen haben, nicht nur durch ihre Textbearbeitungen, sondern auch durch Beantwortung meiner Fragen und Hinweise auf mir entgangene Texte, Bücher und Aufsätze. 1
„Ich selbst will nicht entscheiden, ob es so oder anders gewesen ist.“ ALBRIGHT 1939, 12. 3 S. zu den hier angesprochenen Fragen ausführlicher M. WEIPPERT 1993, v.a. S. 71–85. 2
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Vorwort
Da der größte Teil meines Anteils am Manuskript in Villeperdrix fern von wissenschaftlichen Bibliotheken ausgearbeitet wurde, war die Literaturbeschaffung nicht immer einfach. So habe ich einer Reihe von wissenschaftlichen Einrichtungen und vielen Freunden und Kollegen sehr herzlich für die Hilfe, die sie mir gewährt haben, zu danken. Unter den Institutionen ist vor allem die Universitätsbibliothek Heidelberg zu nennen, deren Leihstelle Altstadt ein- oder zweimal im Jahr kurzfristig große Mengen meiner Bestellungen zu bewältigen hatte, und deren Dokumentlieferdienst (Heidelberg Electronic Document Delivery) mir im Laufe der Zeit sicher mehr als tausend Zeitschriftenaufsätze als PDF-Dateien zugänglich gemacht hat. Ohne den Einsatz ihrer Mitarbeiter(innen) wäre die Ausarbeitung des HTAT nicht möglich gewesen. Die Universitätsbibliotheken von Göttingen und Tübingen sprangen dankenswerterweise ein, wenn eine Zeitschrift in Heidelberg nicht vorhanden war. Von Freunden und Kollegen, die das HTAT durch die Zusendung ihrer Publikationen und von Kopien von Veröffentlichungen anderer, durch Hinweise auf neue Funde und Literatur, durch die Beantwortung von Fragen oder auch durch vielfache Ermunterung gefördert haben, seien dankbar erwähnt Angelika Berlejung in Leipzig, Peter James Brand in Memphis, TN, Paul-Eugène Dion in Waterloo, Ontario, János Everling in Pécs, George M. Grena in Redondo Beach, CA, Hani Hayajneh in Irbid, Ulrich Hübner in Kiel, Michael Jursa in Wien, Ernst Axel Knauf in Bern, André Lemaire in Paris, Joachim Marzahn in Berlin, Hans-Peter Mathys in Basel, Ludwig D. Morenz in Leipzig, Michael Hermann Niemann in Rostock, Ursula Rößler-Köhler in Bonn, Robert Rollinger in Innsbruck, Jack M. Sasson in Nashville, TE, Hanspeter Schaudig in Heidelberg, Thomas Schneider in Vancouver, Dirk Schwiderski in Heidelberg, Friederike Seyfried in Berlin, Dietrich Sürenhagen in Heidelberg und Manfred Ullmann in Tübingen. Ein besonderer Dank geht dabei an Jack M. Sasson für seine nicht abreißende Kette von eMails im Rahmen der [agade]Liste, ohne die viele neue Funde und Veröffentlichungen nie zu meiner Kenntnis gelangt wären. In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Monographien und Zeitschriften, die online zugänglich gemacht worden sind, sehr vermehrt; auch von dieser Möglichkeit, sonst schwer Erreichbares zu konsultieren, wurde dankbar Gebrauch gemacht. Die Ausarbeitung des HTAT wurde mir vor vielen Jahren von Arndt Ruprecht und Walter Beyerlin angetragen. Ihnen und ihren Nachfolgern Reinhilde Ruprecht und Jörg Persch im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Reinhard Gregor Kratz und Hermann Spieckermann als Herausgebern der Reihe Grundrisse zum Alten Testament sei für ihr Vertrauen und ihre beinahe übermenschliche Geduld sehr herzlich gedankt. Schließlich danke ich meiner Frau, Helga Weippert, die sich in vielerlei Weise nicht nur um das Manuskript verdient gemacht hat. Das Buch ist Herbert Donner zu seinem 80. Geburtstag am 16. Februar 2010 gewidmet, der mir den Weg in die Wissenschaft geebnet hat und mich seit einem halben Jahrhundert als Mentor, Kollege und Freund begleitet. Villeperdrix (Drôme), 1. Dezember 2009
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Manfred Weippert
Inhalt Textnummern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Allgemeine Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11 21 25
A. KANAAN IM 2. JAHRTAUSEND . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 1. Ägyptische Nachrichten über Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2. Hazor: Aus dem Leben eines mittel- und spätbronzezeitlichen Stadtstaats in Palästina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3. Palästina unter der Herrschaft der 18. ägyptischen Dynastie . . . . . . . . . 84 4. Palästina in der Ramessidenzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 5. Nomaden in Palästina und seinen Nachbargebieten 179 in der Spätbronzezeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Die Philister und andere „Seevölker“ an der Grenze Ägyptens . . . . . . . . 199 B. KANAAN IM ÜBERGANG VOM 2. ZUM 1. JAHRTAUSEND . . . . . . . . . . . . . 1. Die Expedition des Wen-Amûn (1071?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Das landwirtschaftliche Jahr nach dem „Bauernkalender“ von Geser (10. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Der Palästina-Feldzug des Pharaos Šošenq I. (um 925) . . . . . . . . . . . . . . C. PALÄSTINA UND SEINE NACHBARN IN DER ZEIT DER „NATIONAL-STAATEN“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Mesa von Moab im Kampf mit Israel und Juda (9. Jahrhundert) . . . . . . 2. Erfolg und Ende der syrischen Koalition gegen Salmanassar III. von Assyrien (858–824) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Hasael von Aram (842/1–?) – die Erfolgsgeschichte eines Usurpators zwischen Assyrien, Israel und Juda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Syrien und Palästina zur Zeit Adadnararis III. (810/09–782) und Salmanassars IV. (782–773) von Assyrien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Wein- und Öllieferungen an den Palast in Samaria (frühes 8. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Syrien und Palästina im Schatten Tiglathpilesers III. von Assyrien (745–728) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Die Eroberung Samarias und andere Aktivitäten Sargons II. von Assyrien (722–705) in Palästina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Israel nach Israel: Die assyrischen Provinzen und die Deportierten (8./7. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Juda und seine Nachbarn zur Zeit Hiskias von Juda und Sanheribs von Assyrien (705–681) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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214 214 224 228
242 242 249 266 271 278 285 296 310 326
10
Inhalt
10. Palästina zur Zeit Manasses von Juda, Asarhaddons (681–669) und Assurbanipals (669–627?) von Assyrien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Judäische Tribute an Assyrien (8./7. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Dokumente aus der judäischen Militärverwaltung im Negeb (8.–6. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Dokumente des Alltagslebens in Israel und Juda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14. Das ägyptische Zwischenspiel (7./6. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. PALÄSTINA UND SEINE NACHBARN IN DER NEUBABYLONISCHEN UND ACHÄMENIDISCHEN ZEIT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Nebukadnezar II. von Babylon und das Ende des Reiches Juda (7./6. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Juda nach Juda: Babylonische Texte über den König Jojachin von Juda (586~570) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Nabonids Westfeldzüge und der Aufstieg des Perserreiches unter Kyros II. (6. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Urkunden der Achämenidenzeit aus Babylonien, Phönizien, Ägypten, Samaria, Yhûd und Idumäa (6.–4. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
338 348 352 365 397
403 403 425 431 457
Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643
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Textnummern Nicht gezeichnete Textbearbeitungen von Manfred Weippert, gezeichnete von Joachim Friedrich Quack (J.F.Q.), Bernd Ulrich Schipper (B.U.S.) oder Stefan Jakob Wimmer (S.J.W.). A.1
A.2
A.3
Ägyptische Nachrichten über Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit 001 Der Feldzug Sesostris’ III. gegen Sichem (S.J.W.) 002 Das Formular der Ächtungstexte (S.J.W.) 003 Die in den Ächtungstexten vorkommenden asiatischen Namen 004 Die Geschichte von Sinuhe (S.J.W.) Hazor: Aus dem Leben eines mittel- und spätbronzezeitlichen Stadtstaats in Palästina 005 Ein Brief Samsi-Adads von Assur (?), gefunden in Hazor 006 Gesandte aus Hazor auf dem Rückweg vom mittleren Euphrat über Qatna 007 Missgeschick eines Kunsthandwerkers, der in Hazor Geschäfte gemacht hatte, in Emar 008 Gesandte auf der Durchreise in Mari 009 Gesandtenverkehr zwischen Hazor, Qatna, Mari und Babylon 010 Musiker aus Hazor auf dem Weg nach Mari 011 Musikerinnen aus Mari für Hazor 012 Versorgung einer Gesandtschaft aus Hazor in Mari 013 Ausgabe von Silber an Gesandte verschiedener Staaten, darunter Hazors 014 Gespräch beim Wein zwischen dem König und Gesandten 015 Zinnhandel u.a. zwischen Mari und Hazor 016 Geschenke Zimri-Lîms während seiner Reise nach Ugarit, darunter an den König von Hazor 017 Geschenke aus Qatna und Hazor für Zimri-Lîm 018 Eine Goldschale aus Hazor für den königlichen Schatz 019 Buchungsvermerke der Palastverwaltung von Mari über einund ausgegangene Waren 020 Gesandte von Hazor in Babylon 021 Ein Geschenk Zimri-Lîms für den König von Karanâ 022 Königliches Urteil in einem Prozess um Liegenschaften 023 Brief an den König von Hazor 024 Liste von Silberzuteilungen an verschiedene Empfänger aus Hazor 025 Brief des Königs Abdirši von Hazor an den Pharao 026 Brief des Königs von Hazor an den Pharao 027 Brief des Königs Ayyâb von Astaroth an den Pharao 028 Brief des Königs Abî-Milku von Tyrus an den Pharao 029 Ein in Hazor gefundener Brief Palästina unter der Herrschaft der 18. ägyptischen Dynastie 030 Die Eroberung von Auaris und Saruhen durch den König Ahmose 031 Die Eroberung von Megiddo durch Thutmosis III.: Der Bericht der Annalen (J.F.Q.)
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Textnummern 032
A.4
Die Eroberung von Megiddo durch Thutmosis III.: Die GebelBarkal-Stele (J.F.Q.) 033 Die Eroberung von Megiddo durch Thutmosis III.: Die Stele aus Armant (1458) (J.F.Q.) 034 Die Eroberung von Megiddo durch Thutmosis III.: Inschrift auf der nördlichen Verlängerung des 6. Pylons im Tempel des Amûn in Karnak (J.F.Q.) 035 Anekdotische Erzählung über die Eroberung von Joppe unter Thutmosis III. (J.F.Q.) 036 Brief eines Ehli-Teššub an den König von Thaanach 037 Brief des Ahiyami, Königs von Rehob, an den König von Thaanach 038 Brief eines Amenophis an den König von Thaanach 039 Brief eines Amenophis an den König von Thaanach 040 Eine Personenliste aus Thaanach 041 Die Steleninschriften über die Feldzüge Amenophis’ II. aus Karnak und Memphis (J.F.Q.) 042 Rationen für palästinische Gesandte in Ägypten 043 Brief des Mut-Bali, Königs von Pella, an den Pharao 044 Brief des Biridiya, Königs von Megiddo, an den Pharao 045 Brief des Biridiya, Königs von Megiddo, an den Pharao 046 Brief des Biridiya, Königs von Megiddo, an den Pharao 047 Brief des Biridiya, Königs von Megiddo, an den Pharao 048 Brief des Tagi, Königs von Ginti-Kirmil (?), an den Pharao 049 Brief des Labaya, Königs von Sichem, an den Pharao 050 Brief des Šuwardata, Königs von Gath (?), an den Pharao 051 Brief des Šuwardata, Königs von Gath (?), an den Pharao 052 Brief des Milki-Ili, Königs von Geser, an den Pharao 053 Brief des IŠKUR.DI.KUD, Königs von Geser, an den Pharao 054 Brief des Yapahu, Königs von Geser, an den Pharao 055 Brief des Yahtiru an den Pharao 056 Brief des Sidqi-Ili (?) an den Pharao 057 Brief des Abdu-Heba, Königs von Jerusalem, an den Pharao 058 Brief des Abdu-Heba, Königs von Jerusalem, an den Pharao 059 Brief des Abdu-Heba, Königs von Jerusalem, an den Pharao 060 Brief des Abdu-Heba, Königs von Jerusalem, an den Pharao 061 Fragment eines Briefes an den Pharao 062 Brief des IŠKUR.UR.SAG an den Pharao Palästina in der Ramessidenzeit 063 Stele Sethos’ I. aus Beth-Sean (wohl 1290) (J.F.Q.) 064 Stele Sethos’ I. aus Beth-Sean (J.F.Q.) 065 Das „Tagebuch eines Grenzbeamten“ 066 Die sog. „Israel-Stele“ des Pharao Merenptah 067 Ankunft einer Gruppe edomitischer Šœw bei der Grenzfestung von Tkw 068 Ein ägyptischer Tempel in Gaza (B.U.S.) 069 Votivschale vom Tell eš-Šerîa (isr. Tel Úçra) (S.J.W.) 070 Votivschale aus Lachis (Tell ed-Duwçr/Tel Lâkîš) (S.J.W.) 071 Fragmentarische Scherbe vom Tell AbuHurera (isr. Tel Hãror) (S.J.W.)
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Textnummern 072 A.5
A.6
B.1
B.2 B.3
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Ägyptische Schrift – lokale Schreibtechnik: Gefäßinschrift aus Gath (Tell es-Sâfî/Tçl Sâfît) (S.J.W.) Nomaden in Palästina und seinen Nachbargebieten in der Spätbronzezeit 073 Kämpfe gegen Šœw unter Thutmosis II. 074 Auseinandersetzungen mit Šœw auf dem 14. Feldzug Thutmosis’ III. 075 Liste von Šœw-Ländern aus dem Tempel Amenophis’ III. in Soleb (Nubien) 076 Die Kämpfe Sethos’ I. mit den Šœw 077 Kämpfe Sethos I. mit den Šœw zwischen Sile und Gaza 078 Šœw in Mittelsyrien in einem Bericht Ramses’ II. über die Schlacht bei Qadeš 079 Enkomium auf Ramses II. in Abû Simbel 080 Enkomium auf Ramses II. als Sieger über die Šœw 081 Titulatur Ramses’ II. mit Nennung des Šœw-Landes 082 Šœw im Papyrus Anastasi I 083 Feldzug Ramses’ III. gegen die Šœw von Seir 084 Die Sutäer als Feinde eines mittelsyrischen Stadtkönigs 085 Sutäer im Heer des Biryawaza von Damaskus 086 Ein Sohn des Aziru von Amurru über Sutäer als Söldner im eigenen Heer 087 Ein Attentat von sutäischen Söldnern auf Šerdân(Sarden)Söldner in Byblos 088 Yapahu von Geser über seine Ohnmacht gegenüber den Sutäern Die Philister und andere „Seevölker“ an der Grenze Ägyptens 089 Stele Ramses’ II. aus Tanis (Stele II) (S.J.W.) 090 Sarden in einem Bericht Ramses’ II. über die Schlacht bei Qadeš (S.J.W.) 091 Wandinschrift über einen Krieg Merenptahs gegen Libyen, Karnak (Auszüge) (S.J.W.) 092 Wandinschrift über einen Krieg Ramses’ III. gegen Libyen in seinem 5. Regierungsjahr (1182) (S.J.W.) 093 Wandinschrift über den Krieg Ramses’ III. gegen die „Seevölker“ in seinem 8. Regierungsjahr (1179) (S.J.W.) 094 Die „Seevölker“ im Papyrus Harris I (S.J.W.) 095 Brief Šuppiluliamas von Hatti an den Gouverneur von Ugarit 096 Brief an Ammurapi, König von Ugarit 097 Brief des Königs von Ugarit an den König von Alašia 098 Brief des Ešuwaru, Generalgouverneurs von Alašia, an den König von Ugarit 099 Archivkopie von Statueninschriften Tuthalias IV. und Šuppiluliamas von Hatti Die Expedition des Wen-Amûn (1071?) 100 Eine Reise nach Byblos im 11. Jahrhundert: Die Erzählung des Wen-Amûn (B.U.S.) Das landwirtschaftliche Jahr nach dem „Bauernkalender“ von Geser (10. Jahrhundert) 101 Der „Bauernkalender“ von Geser Der Palästina-Feldzug des Pharao Šošenq I. (um 925) 102 Die Palästinaliste Šošenqs I. (um 925)
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Textnummern 103 104
C.1 C.2
C.3
C.4
C.5
Mumienkartonage des Hrw (um 925) (B.U.S.) Pediese, Gesandter von Gaza in Ägypten (10./9. Jahrhundert?) (B.U.S.) Mesa von Moab im Kampf mit Israel und Juda (9. Jahrhundert) 105 Die Inschrift der Stele Mošis von Moab aus Dibon Erfolg und Ende der syrischen Koalition gegen Salmanassar III. von Assyrien (858–824) 106 Die Schlacht bei Qarqar im Jahr 6 Salmanassars III. (853), ausführlicher Bericht 107 Die Schlacht bei Qarqar im Jahr 6 Salmanassars III. (853), kürzere Berichte 108 Die Schlacht gegen die südsyrische Koalition im Jahr 10 Salmanassars III. (849) 109 Die Schlacht gegen die südsyrische Koalition im Jahr 11 Salmanassars III. (848) 110 Die Schlacht gegen die südsyrische Koalition im Jahr 14 Salmanassars III. (845) 111 Die Thronbesteigung Hasaels in Damaskus (842 oder 841) 112 Der Feldzug gegen Damaskus im Jahr 18 Salmanassars III. und der Tribut Jehus (841) 113 Tribut Jehus im Jahr 18 Salmanassars III. (841) 114 Die Feldzüge gegen Damaskus in den Jahren 21 und 22 Salmanassars III. (838 und 837) 115 Beute aus Malaha, Jahr 21 Salmanassars III. (838) Hasael von Aram (842/41–?) – die Erfolgsgeschichte eines Usurpators zwischen Assyrien, Israel und Juda 116 Altaramäische Orthostateninschrift Hasaels aus Tell elQadî /Tel Dan 117 Zwei altaramäische Inventarvermerke auf Teilen von Pferdezaumzeug 118 Inventarvermerk auf einem Elfenbeinplättchen 119 Fragmentarische Steleninschrift aus Âfis, die vielleicht Hasael nennt Syrien und Palästina zur Zeit Adadnararis III. (810/09–782) und Salmanassars IV. (782–773) von Assyrien 120 Die Eponymenchronik für die Regierungszeit Adadnararis III. 121 Die Feldzüge Adadnararis III. im Überblick 122 Die Feldzüge Adadnararis III. nach dem Westen 123 Die Feldzüge Adadnararis III. nach dem Westen 124 Der Feldzug Salmanassars IV. gegen Damaskus Wein- und Öllieferungen an den Palast in Samaria (frühes 8. Jahrhundert) 125 Beleg für Wein 126 Beleg für Wein 127 Beleg für Wein 128 Beleg für Wein 129 Beleg für Wein 130 Beleg für eine unspezifizierte Ware (Wein?) 131 Beleg für Öl 132 Beleg für Öl 133 Beleg für Öl 134 Beleg für Wein 135 Beleg für eine unspezifizierte Ware
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Textnummern
C.6
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C.8
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136 Beleg für eine unspezifizierte Ware 137 Beleg für eine unspezifizierte Ware 138 Beleg für eine unspezifizierte Ware Syrien und Palästina im Schatten Tiglathpilesers III. von Assyrien (745–728) 139 Die Eponymenchronik für die Regierungszeit Tiglathpilesers III. 140 Listen der westländischen Vasallen 141 Überblick über die Eroberungen Tiglathpilesers III. bis 737 142 Der Feldzug gegen Philistäa (Gaza, 734) 143 Der Feldzug gegen Aram-Damaskus (733) 144 Deportationen in Galiläa, Thronwechsel in Askalon (732) 145 Die Annexion von Aram-Damaskus (732) 146 Die Annexion von Aram-Damaskus (732), Variante 147 Königswechsel in Israel (732) 148 Königswechsel in Israel (732), Variante 149 Der Feldzug gegen Israel, Thronbesteigung und Tribut Hoseas (732) Die Eroberung Samarias und andere Aktivitäten Sargons II. von Assyrien (722–705) in Palästina 150 Die Eroberung Samarias durch Salmanassar V. und die Akzession Sargons II. in der Babylonischen Chronik 151 Die Eroberung Samarias nach Sargon II., ausführliche Version 152 Die Eroberung von Samaria, Kurzfassung 153 Der syrische Aufstand im 2. Jahr Sargons II. (720/19) nach dem „Assur-Freibrief“ 154 Der syrische Aufstand im 2. Jahr Sargons II. (720/19) nach den Annalen aus Dur-Šarruken (Horsabad) 155 Das Ende des Reiches von Hamath nach der Stele Sargons II. aus Larnaka (Zypern) 156 Das Ende des Reiches von Hamath nach der Stele Sargons II. der Sammlung Borowski 157 Sargon II. an der ägyptischen Grenze 158 Ansiedlung von Arabern in Samaria nach den Annalen Sargons II. aus Dur-Šarruken (Horsâbâd) 159 Kurze Erwähnung desselben Sachverhalts in der Zylinderinschrift Sargons II. aus Dur-Šarruken (Horsâbâd) 160 Der Feldzug gegen Asdod, lange Version 161 Der Feldzug gegen Asdod, ausführlichste Version 162 Die Eroberung von Asdod, kurze Version 163 Die Eroberung von Asdod, kurze Version Israel nach Israel: Die assyrischen Provinzen und die Deportierten (8./7. Jahrhundert) 164 Grundstückkaufvertrag assyrischen Rechts aus Geser (Tell elGazarî) (651) 165 Grundstückkaufvertrag assyrischen Rechts aus Geser (Tell elGazarî) (649) 166 Obligationsurkunde assyrischen Rechts mit Pfand aus elHadîta (Tel Hadîd) (664) 167 Gerichtliche Verfügung assyrischen Rechts aus Samaria (Sebastye) 168 Sklavenkaufurkunde aus Nineve (Quyungîq), möglicherweise in Samaria ausgestellt
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16
Textnummern 169
C.9
C.10
C.11
In Nineve (Quyungîq) gefundener Brief über Baumaßnahmen in Šamirîna und Magidû 170 In Nineve (Quyungîq) gefundener Brief u.a. über Wasserprobleme bei der Stadt Samaria 171 In Nineve (Quyungîq) gefundener Brief über die Besteuerung der Samarier 172 Auszug aus einer Sammeltafel aus Kalhu (Nimrûd) mit listenartigen Notizen über die Lieferung unterschiedlicher Materialien (Abgaben?) (Terminus post quem: 720) 173 Wirtschaftsurkunde (Buchungstafel) unbekannter Herkunft 174 Sklavenkaufurkunde aus Nineve (Quyungîq) (709) 175 Sklavenfreikaufurkunde aus Nineve (Quyungîq) (700) 176 Liste von Offizieren einer samarischen Streitwagenabteilung im assyrischen Heer 177 Brief aus Nineve (Quyungîq) mit Erwähnung samarischer Truppen im assyrischen Heer 178 Brief aus Nineve (Quyungîq) über Vergehen und Intrigen in der Provinz (Guzana), an denen auch Träger israelitischer Namen beteiligt waren 179 Grundstückkaufurkunde aus Dur-Katlimmu (Tell eš-Šeh Hamad am Habur) (Ende 603) Juda und seine Nachbarn zur Zeit Hiskias von Juda und Sanheribs von Assyrien (705– 681) 180 Die Bauinschrift des Siloahtunnels 181 Sanheribs „3. Feldzug“ (701), ausführliche Darstellung 182 Sanheribs „3. Feldzug“ (701) kürzere Darstellung 183 Die Beute von Lachis (701) 184 Die Verschwörung gegen Sanherib nach einem Brief an Asarhaddon 185 Die Ermordung Sanheribs nach der Babylonischen Chronik 186 Mögliche epigraphische Bezeugung des Königs Sidqâ von Askalon 187 Das sog. „Aseka-Fragment“ Palästina zur Zeit Manasses von Juda, Asarhaddons (681–669) und Assurbanipals (669–627?) von Assyrien 188 Die westländischen Vasallen Asarhaddons beim Bau des Zeughauses von Nineve 189 Vertrag zwischen Asarhaddon von Assyrien und Baal von Tyrus (676?) 190 Der Tod Asarhaddons und die Thronbesteigung Assurbanipals (668) 191 Die westländischen Vasallen während des 1. Feldzugs Assurbanipals 192 Epigraphische Bezeugung des Königs „Ikauš“ von Ekron 193 Die Eroberung von Usû und Akko durch Assurbanipal Judäische Tribute an Assyrien (8./7. Jahrhundert) 194 Ankunft westländischer Gesandter in Kalhu 195 Verköstigung von Gesandten durch die Verwaltung in Kalhu 196 Liste westländischer Tribute 197 Geschenke an Gesandte
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Textnummern C.12
C.13
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Dokumente aus der judäischen Militärverwaltung im Negeb (8.–6. Jahrhundert) 198 Brief von Gmaryahu und Nhemyahu an ihren Vorgesetzen Malkýyahu 199 Truppenbewegungen vor einem befürchteten edomitischen Angriff 200 Rationen für kittäische Truppen 201 Rationen für kittäische Truppen 202 Rationen für kittäische Truppen 203 Rationen für kittäische Truppen 204 Öl für Ziph 205 Proviant für Beerseba 206 20 Sekel Silber für die Söhne des Galyahu 207 Rationen und eine Personenangelegenheit 208 Liste von Personennamen mit Zahlen 209 Liste von Personen- und Familiennamen mit Zahlen und Zeichen 210 Namenliste 211 Weizenrationen für Einzelpersonen 212 Liste von narým 213 Gerstelieferungen aus verschiedenen Orten, wahrscheinlich nach Arad 214 Proklamation der Thronbesteigung eines Königs 215 Ein edomitischer Brief aus Hirbet Gazze Dokumente aus dem Alltagsleben in Israel und Juda 216 Schreibübung: Präskript eines Briefes 217 Schreibübung: Präskript eines Briefes 218 Brieffragment 219 Grabinschrift des Opay aus Hirbet el-Kom 220 Grabinschrift des Urýyahu aus Hirbet el-Kom 221 Ostrakon aus Tell el-Qasýle 222 Ostrakon aus Tell el-Qasýle 223 Inschriften des Grabs eines judäischen Beamten in Silwân 224 Register von Eingängen von Silber 225 Petition eines Erntearbeiters aus Msad Hašavyahu 226 Abdruck des Siegels des Königs Qausgabar von Edom aus Umm el-Biyâra in Petra auf einer Bulle 227 Abdruck des Siegels des Prinzen Galyâhû auf einer Bulle 228 Siegel des Šçma, Dieners des Yârobâm 229 Abdruck des Siegels des Šbanyâhû, Dieners des Königs, auf einer Bulle 230 Siegel des Yaãzanyâhû, Dieners des Königs 231 Abdruck des Siegels des Majordomus Gdalyâhû auf einer Bulle 232 Abdrücke des Siegels des Ĕlyâqîm, Verwalters des Yôkîn, auf Krughenkeln 233 lmlk-Stempel: Hebrôn (Hebron) 234 lmlk-Stempel: Mmšt 235 lmlk-Stempel: Sôkô (Socho) 236 lmlk-Stempel: Zîp (Siph) 237 Siegel des Âsâp (Asaph)
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Textnummern 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248
C.14
D.1
D.2
D.3
Siegel des Hãmôn Abdrücke des Siegels des/der Immâdîyô auf Krughenkeln Abdrücke des Siegels des Zkaryô auf Krughenkeln Siegel des Yôâb (Joab) Siegel des Ãhîmçlek, Sohnes des Sâmâk Siegel der Hãmîôhel, Tochter des Mnahçm (Menahem) Siegel des Haggî, Sohnes des Šbanyâhû Siegel des Mattanyâhû, Sohnes des Ãzaryâhû Siegel des Špatyâhû, Sohnes des Ãœâyâhû Siegel des Ûrîyâhû, Sohnes des Ãzaryâhû Abdruck des Siegels des Eprôah, Sohnes des Ãhîyâhû, auf zwei Bullen 249 Abdruck des Siegels des Yaãzanyâhû, Sohnes des Maãœçyâhû, auf einer Bulle 250 Abdruck des Siegels des Ydayâhû, Sohnes des Mšullâm, auf einer Bulle 251 Abdrücke dreier Siegel des Mnahçm (Menahem), Sohnes des Y(h)ôbânâ, auf Krughenkeln 252 Siegel des Yišmâçl (Ismael), Sohnes des Nçrîyâhû 253 Siegel des Hânân, Sohnes des Škwy 254 Abdrücke des Siegels des Yirmyâhû, Sohnes des Spanyâhû, Sohnes des Nby, auf zwei Bullen 255 Siegel des Bçrekyâhû, Sohnes des […yâ]hû, Sohnes des Šçlemyâhû Das ägyptische Zwischenspiel (7./6. Jahrhundert) 256 Der Palästina-Feldzug Psammetichs I. (J.F.Q.) 257 Der Palästina-Feldzug Psammetichs II. (J.F.Q.) Nebukadnezar II. von Babylon und das Ende des Reiches Juda (7./6. Jahrhundert) 258 Die Babylonische Chronik über die Jahre 626–594 259 Nebukadnezar II. im Libanon 260 Der Vormarsch Nebukadnezars II. in Palästina (November/Dezember 604) 261 Höflichkeitsschreiben eines Untergebenen an seinen Vorgesetzten 262 Brief von Hôšayâhû an seinen Vorgesetzten Yâuš 263 Brief eines Untergebenen an seinen Vorgesetzten 264 Brief eines Untergebenen an seinen Vorgesetzten Yâuš Juda nach Juda: Babylonische Texte über den König Jojachin von Juda (586~570) 265 Rationenliste aus dem Palast von Babylon 266 Rationenliste aus dem Palast von Babylon 267 Weitere Erwähnungen König Jojachins und seiner Umgebung aus Babylon Nabonids Westfeldzüge und der Aufstieg des Perserreiches unter Kyros II. (6. Jahrhundert) 268 Die Nabonid-Chronik 269 Nabonids Zug nach Arabien 270 Nabonids Zug nach Arabien, seine Rückkehr nach Babylon und der Wiederaufbau des Ehulhul in Harrân 271 Nabonid in Taymâ, Erwähnungen in taymanischen Inschriften
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Textnummern
D.4
19
272 Die Restauration des Ehulhul in Harrân 273 Der Kyros-Zylinder Urkunden der Achämenidenzeit aus Babylonien, Phönizien, Ägypten, Samaria, Yhûd und Idumäa (6.–4. Jahrhundert) 274 Steuerquittung 275 Urkunde über den Verkauf eines Rindes 276 Pachtvertrag über einen Kanal und Grundstücke 277 Pachtvertrag über einen Kanal und Grundstücke 278 Arbeitsvertrag in Form eines Pachtvertrags 279 Verpflichtungsschein 280 Steuerquittung 281 Steuerquittung 282 Inschriften des Sarkophags Ešmûnazôrs II., Königs von Sidon 283 Verfügung über die Feier des Passa- und Mazzotfestes in Elephantine 284 Petition an den Satrapen Aršâma (?) wegen des Wiederaufbaus des Yahô-Tempels in Elephantine 285 Petition an den Statthalter von Yhûd wegen des Wiederaufbaus des Yahô-Tempels in Elephantine 286 Aktennotiz über die Erlaubnis, den Yahô-Tempel von Elephantine wieder aufzubauen 287 Verpflichtungsschein im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau des Yahô-Tempels in Elephantine 288 Steuerregister des Yahô-Tempels in Elephantine 289 Abstandsurkunde, umstrittenes Eigentum betreffend 290 Abstandsurkunde über ein Grundstück in Elephantine 291 Urkunde über eine Landschenkung Mahsçyâs an seine Tochter Mibtahyâ 292 Urkunde über Nießbrauch des Grundstücks von 291 293 Ehevertrag Mibtahyâs zwischen Mahsçyâ und Eshôr 294 Erbteilungsvertrag zwischen den Söhnen Mibtahyâs 295 Sklavenkaufurkunde 296 Notiz über Öl und Gerste 297 Notiz über Gerste und Weizen 298 Notiz über Weizen 299 Notiz über Gerste 300 Notiz über Weizen 301 Notiz über Gerste 302 Notiz über Mehl 303 Notiz über eine unbekannte Ware 304 Notiz über Weizen 305 Notiz über Gerste 306 Notiz über Weizen 307 Notiz über Weizen 308 Notiz über ein Pferd und Gerste 309 Anordnung über die Lieferung von Gerste 310 Notiz über Grütze 311 Notiz über Esel und Gerste 312 Notiz über ein Kamel, mehrere Esel und Gerste 313 Notiz über Weizen
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Textnummern 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338
Notiz über Weizen Notiz über Weizen Notiz über Weizen Notiz über Weizen Notiz über Weizen Notiz über Gerste Notiz über Gerste Notiz über Weizenmehl Notiz über Gerstenmehl Notiz über Mehl Notiz über Mehl Notiz über Graupen Notiz über Grütze Notiz über Grütze Notiz über Wein Notiz über Wein Notiz über Wein Notiz über Öl Notiz über Öl Notiz über Öl Notiz über Naturalsteuer (Öl) Notiz über Öl Notiz über Öl Notiz über Schafe Liste von Grundstücken mit Erwähnung dreier Tempel
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Vorbemerkungen 1. Aufbau Das Historische Textbuch zum Alten Testament (HTAT) lehnt sich im Titel und in seiner Gestaltung lose an das von Walter Beyerlin herausgegebene Religionsgeschichtliche Textbuch zum Alten Testament (BEYERLIN 1985) an. Anders als in diesem werden jedoch die in Übersetzung dargebotenen Texte nicht nach den originalen Sprachen, sondern nach den historischen Perioden, aus denen sie stammen, oder auf die sie sich beziehen, oder nach Sachgruppen angeordnet. Periodisierungen, die aus dem Alten Testament erschlossen werden könnten – wie „Patriarchenzeit“, „Aufenthalt in Ägypten“, „Auszug aus Ägypten“, „Landnahmezeit“, „Königszeit“ u.ä. –, spielen dabei keine Rolle. Unterschieden werden vier historische Perioden, die mit den Großbuchstaben A-D bezeichnet werden: Kanaan im 2. Jahrtausend (A), d.h. die Mittel- und Spätbronzezeit; Kanaan im Übergang vom 2. zum 1. Jahrtausend (B), d.h. die Eisenzeit I, Palästina und seine Nachbarn in der Zeit der „Nationalstaaten“ (C), d.h. die frühe und mittlere Eisenzeit II, und Palästina und seine Nachbarn in der neubabylonischen und achämenidischen Zeit (D), d.h. die späte Eisenzeit II (zuweilen „Eisenzeit III“ genannt). Schlusspunkt ist das Ende der Perserzeit, wie es sich in Dokumenten aus Palästina abzeichnet. Das bedeutet nicht, dass ein Historisches Textbuch zum Alten Testament nicht auch die Hellenistische Zeit abdecken könnte, zumal ein Teil der Wissenschaft mit hellenistischer Entstehung von Teilen des hebräisch-aramäischen Alten Testaments oder des Gesamtwerks rechnet und dessen griechische Form der Hellenistischen Periode angehört. Doch veränderte sich mit der Hellenisierung des Vorderen Orients die Quellenlage grundlegend, so dass diese Zeit zusammen mit der römischen von dafür kompetenten Autoren in einem eignen Werk bearbeitet werden sollte. Die genannten historischen Abschnitte werden in einzelne thematische „Kapitel“ unterteilt. Diese werden mit dem Buchstaben der Perioden und einer laufenden Nummer bezeichnet, so dass etwa C.4, Syrien und Palästinas zur Zeit Adadnararis III. (810/09–782) und Salmanassars IV. (782–773) von Assyrien, das 4. Kapitel innerhalb des Abschnitts C, Palästina und seine Nachbarn in der Zeit der „Nationalstaaten“, angibt. Jedes Kapitel ist mit einer Einleitung versehen, durch die die übersetzten Dokumente in ihren historischen Kontext eingeordnet werden. Die einzelnen übersetzten Texte bzw. Textabschnitte tragen fortlaufende dreistellige Nummern, die halbfett ausgezeichnet und von der Einteilung in Abschnitte und Kapitel unabhängig sind. Empfohlen wird, nach diesen zu zitieren, also z.B. mit „HTAT 020“ den Text 020, Gesandte von Hazor in Babylon. Bei den bibliographischen Angaben, die auf Textnummer und Überschrift folgen, bedeutet „Text“ die zu Grunde gelegte(n) offizielle(n) und/oder maßgebende(n) Publikation(en) des Originals, „Bearbeitung“ eine Umschrift des Textes, meist mit Übersetzung und Kommentar; mit „vgl.“ wird Sekundärliteratur eingeführt. Wo möglich oder
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Vorbemerkungen
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Defektiv- und Pleneschreibung werden in der vokalisierten Umschrift nicht unterschieden. Für das ugaritische Keilschriftalphabet gilt folgende Transliteration: a b g h d h w z h t y k š l m d n z s p s q r T g t ý u s Die arabischen Schriften erscheinen in folgender Form: b t T gh h d D r z s š s d t z gf q k l m n h w y Für die Wiedergabe der syllabischen Keilschrift ist BORGER/ELLERMEIER 1978 zu Grunde gelegt. Semogramme (Ideo-, Logogramme) werden durchgängig sumerisch mit KLEINEN KAPITÄLCHEN umschrieben und, wo nötig, in einem nachgesetzten Klammerausdruck aufgelöst. Bei den Amarna-Briefen bezeichnet ein halbhoch gesetzter Punkt () den sog. „Glossenkeil“. Die keilschriftlich überlieferten anatolischen Sprachen sowie das Hurritische, Urartäische und Elamische werden analog zum Akkadischen behandelt. Das Hieroglyphen-Luwische ist in Anlehnung an HAWKINS 2000, 23–37, transliteriert (mit lateinischer Wiedergabe der Semogramme). Wo Zeichennummern erforderlich waren, stammen sie aus LAROCHE 1960. Für die arabischen Ortsnamen aus dem Iraq, Syrien, Libanon, Palästina und Ägypten sind traditionell Pseudo-Dialektformen in Gebrauch, die wenig über die genaue lokale Aussprache aussagen. So lautet z. B. das Toponym, das wir Kâmid elLôz schreiben, an Ort und Stelle Kâmd il-Lauz. Diese Namen sind trotzdem als einmal eingeführt hier beibehalten, zumal es schwierig wäre, in jedem Fall die örtliche(n) Realisierung(en) zu ermitteln. Anderseits würden pseudo-hocharabische Namensformen (also etwa Kâmid al-Lauz oder gar Kâmidu l-Lauzi), die es in Wirklichkeit nicht gibt, das Problem nicht lösen. Für Palästina werden neben den arabischen die israelischen Ortsnamen angegeben, allerdings nicht für die seit 1967 von Israel besetzt gehaltenen Gebiete.
3. Bibliographie Für die bibliographischen Angaben ist eine Variante des sog. „Harvard-Systems“ nach dem Schema VERFASSERNAME + Jahreszahl verwendet. Publikationen eines Verfassers aus demselben Jahr werden durch die Indizes a, b, c… unterschieden. Seitenzahlen stehen in der Regel nach einem Komma.4 Textausgaben können auch mit Hilfe einer Abkürzung angegeben werden. Diese Siglen wie auch die für Zeitschriften und Reihen finden sich auf S. 515–522. Alle nach dem „Harvard-System“ zitierten Publikationen sind mit den vollständigen bibliographischen Angaben auf S. 523–642 unter der Überschrift „Titel“ zu finden. Diese Zitationsweise bringt für 3 4
In ägyptisch-arabischen Namen g. Ausnahmen (z.B. bei den Siglen ANET, AOT², TGI) sind wohl unschwer zu erkennen.
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Vorbemerkungen
die Benutzer(innen) des Buches gewisse Unbequemlichkeiten mit sich, war aber aus Gründen der Platzersparnis nicht zu umgehen. In den Literaturangaben am Kopf eines jeden Kapitels sind zunächst die einschlägigen Seiten aus den beiden in der Reihe Grundrisse zum Alten Testament verfügbaren Geschichtsdarstellungen, d.h. DONNER 1995 und VEENHOF 2001, angeführt, danach ausgewählte weitere Arbeiten zum Thema. Nicht erwähnt werden andere Gesamtbearbeitungen der „Geschichte Israels“, die natürlich ebenfalls beigezogen werden können. Zur Erleichterung des Nachschlagens in der Bibliographie sind diese Literaturangaben konsequent alphabetisch angeordnet; doch lässt sich an den Jahreszahlen auch ihre relative zeitliche Position ablesen, die für die Publikations- und Forschungsgeschichte relevant sein kann. In den Fußnoten ist hingegen in der Regel die chronologische Reihenfolge der zitierten Bücher und Aufsätze gewählt.
4. Sonstiges Alle Jahrtausend-, Jahrhundert- und Jahresangaben, hinter denen nicht „n.Chr.“ (= „nach Christus“) steht, sind als Daten „v.Chr.“ (= „vor Christus“) aufzufassen.
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Allgemeine Abkürzungen aakk. a.a.O. aaram. aass. abab. Abb. acc. äg. äth. akk. amorit. ana. Anm. apers. arab. aram. asa. ass. bab. bes. bibl.-aram. bibl.-hebr. byz. bzw. c. ca. c.obl. cs. D(-Stamm) demot. d.h. d.i. dt. dto. du. Dyn. ebd. eig. elam. epigr. etc.
altakkadisch am angegebenen Ort altaramäisch altassyrisch altbabylonisch Abbildung(en) Akkusativ ägyptisch äthiopisch akkadisch amoritisch altnordarabisch Anmerkung(en) altpersisch arabisch aramäisch altsüdarabisch assyrisch babylonisch besonders biblisch-aramäisch biblisch-hebräisch byzantinisch beziehungsweise communis circa casus obliquus constructus Doppelungsstamm demotisch das heißt das ist deutsch dito, dasselbe, ebenso Dual Dynastie ebenda eigentlich elamisch epigraphisch et cetera
Ex. f. ff. franz. Frg(g). G(-Stamm) 1 * gen. gent. GN
griech. Gt Gtn H H. hebr. hell. heth. hurr. iran. isr. i.S.v. ital. jaram. Jh. Jt. jud. jüd.-aram. K kan. KN
Kol. kopt. l lat. li. lihy. Lit. l.Rd. luw.
Exemplar femininum; folgende (Seite) folgende (Seiten) französisch Fragment(e) Grundstamm Septuaginta ursprüngliche Septuaginta2 Genitiv Gentilizium Gottesname griechisch G-Stamm mit t-Infix G-Stamm mit tan-Prä/Infix Stamm mit h-Präfix Hälfte (in Datumsangaben) hebräisch hellenistisch hethitisch hurritisch iranisch israelitisch, israelisch im Sinne von italienisch jüdisch-aramäisch Jahrhundert Jahrtausend judäisch jüdisch-aramäisch Ktîb kanaanäisch Königsname Kolumne koptisch Liter lateinisch links lihyanisch Literatur linker Rand luwisch
1 Im Unterschied zur Biblia Hebraica Quinta sind im HTAT für die antiken Versionen des Alten Testaments die Siglen der Biblia Hebraica Stuttgartensia beibehalten, um Verwechslungen mit anderen Abkürzungen zu vermeiden. 2 Lesart in Septuaginta-Handschriften, die im Unterschied zu anderen Lesarten an derselben Stelle keine Spur einer hexaplarischen „Korrektur“ nach dem Hebräischen zeigt.
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26 m. m.Anm. mas. Mat. mbab. m.E. med. mhebr. moab. mp m.W. N nab. nass. nbab. n.Chr. N.N. nom. nordsyr. Nr. o.ä. ON
o.Rd. palm. par. pass. pers. pf. phön. pl. pl.emph. PN
pt. pun. Q Rd. re. Reg.-Nr. Rez. röm. r.Rd. Rs. S. s. sab.
Allgemeine Abkürzungen maskulinum Masoretischer Text mit Anmerkung masoretisch Material mittelbabylonisch meines Erachtens medisch mittelhebräisch moabitisch mille/milia passuum meines Wissens Stamm mit n-Präfix nabatäisch neuassyrisch neubabylonisch nach Christus unbekannter Name Nominativ nordsyrisch Nummer(n) oder ähnlich Ortsname oberer Rand palmyrenisch parallel Passiv persisch Perfekt phönizisch Plural emphatischer Plural Personenname Partizip punisch Qrç Rand rechts Registernummer Rezension römisch rechter Rand Rückseite Seite siehe (am Satzanfang: S.) Pšittâ Samaritanischer Pentateuch sabäisch
sam.-hebr. sc(il). s.d. sem. sg. skr. s.o. sog. Sp. spbab. S.Rd. St st. st.abs. st.cs. st.emph. s.u. südsyr. s.v. s.vv. syll. syr. Taf. tD türk. u.a. u.ä. u.a.m. ug. u.o. u.ö. u.Rd. usf. usw. u.Verw. V. v.a. var. v.Chr. vent. vgl. Vs. vs. wsem. Z. z.B. z.St. z.T.
samaritanisch-hebräisch scilicet, nämlich siehe dort semitisch Singular Sanskrit siehe oben sogenannt Spalte spätbabylonisch Seitenrand S-Stamm mit t-Infix Stativ status absolutus status constructus status emphaticus siehe unten südsyrisch sub voce sub vocibus syllabisch syrisch Tafel D-Stamm mit t-Präfix türkisch unter anderem, und andere und ähnlich und anderes mehr ugaritisch und oft und öfter unterer Rand und so fort und so weiter und Verwandte Vers vor allem Variante vor Christus Ventiv vergleiche Vorderseite verso (Blattrückseite) westsemitisch Zeile(n) zum Beispiel zur Stelle zum Teil
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Allgemeine Abkürzungen
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Zeichen → Nr. – ~ ~(~) °
+
Verweis auf Text Nr. n zwischen Jahreszahlen : „von … bis …“ vor Jahreszahlen: „ungefähr …“ zwischen Jahreszahlen: „ungefähr von … bis …“ in der Bibliographie: Wiederholungszeichen für den im Kopf des Eintrags stehenden Verfassernamen bei der Umschrift von Keilschriftzeichen: Beschädigung, die sich nicht mit ganzen oder halben eckigen Klammern ausdrücken lässt bei sonstiegen Umschriften: Platzhalter für weggelassenen Text im Register vor Fußnotennummern Äquivalent für „(Seite n1) m.Anm. n2“
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A. KANAAN IM 2. JAHRTAUSEND
A.1. Ägyptische Nachrichten über Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit VEENHOF 2001, 130–134. – BIETAK 1991b; 2002; BROSHI/GOPHNA 1986; BURKE 2008; DEVER 1987; GERSTENBLITH 1983; ILAN 1995; KEMPINSKI 1983; H. WEIPPERT 1988, 200– 255.
Die Mittelbronzezeit (ca. 2000–1550) ist die Periode der Geschichte Palästinas, in der neben den archäologischen Befunden zum ersten Mal eine nennenswerte Anzahl von Texten zur Verfügung steht,1 die schlaglichtartig gesellschaftliche Verhältnisse, Verbindungen zu Regionen außerhalb des Landes und Ereignisse aufscheinen lassen und Namen nennen – solche von Ländern und Städten und solche von Menschen. Bei letzteren handelt es sich meistens um Herrscher, daneben aber auch um Privatleute in alltäglichen Geschäften. In den Texten, teilweise auch im archäologischen Befund, zeichnet sich eine geographische Zweiteilung des Landes ab. Der Norden ist weitgehend nach Syrien und Mesopotamien orientiert und in die Welt der amoritischen Königreiche integriert.2 Aus Texten lässt sich das gegenwärtig jedoch nur am Beispiel Hazor3 festmachen, das im Netzwerk der mesopotamisch-syrischen Staatenwelt eine gewisse Rolle spielte, vor allem im Handel. Der Süden hingegen stand in einer schwer zu definierenden Verbindung mit Ägypten. Es ist umstritten, ob er während des Mittleren Reiches, insbesondere unter der 12. Dynastie, von Ägypten beherrscht und verwaltet wurde, oder nicht. Die Skarabäen mit ägyptischen Königs- und Beamtennamen, die in Palästina ge-
1 Für die Zeit vorher, die des ägyptischen Alten Reiches (in Palästina die Frühbronzezeit) wäre nur das Folgende zu nennen: (1) Die (Horus-)Namen einiger ägyptischer Könige der 1. Dynastie (ca. 3000–2800), eingeritzt auf Scherben ägyptischer Keramik und in Siegelabrollungen auf Gefäßverschlüssen im südlichen Palästina (s. den Überblick bei H. WEIPPERT 1988, 146–148.174f. [Lit.]; SCHULMAN 1994), in der Regel als Zeugnisse für Handelsbeziehungen gedeutet (zweifelnd MITTMANN 1981b, 8*, der in den Funden „vielleicht doch mehr als nur ein verstärktes ägyptisches Handelsübereinkommen“ reflektiert sieht; s. auch BRAUN 2009 zu Narmer); s. auch die Abrollung eines thinitischen Bildsiegels aus Geser (Tell el-Gazarî), MACALISTER 1912 II, 346; III, Taf. 214:27; s. dazu BRL² 274b (M. Weippert); A. BEN-TOR 1978, 11a Nr. IIIA-1. Abb. 9:58; (2) die Flottenexpedition des Uni (Wnj) unter Pepi I. (6. Dynastie; 2316–2284) nach der „(Berg-)Nase des Gazellenkopfes“ (šr.t tp ghœ), die er in seiner Grabinschrift aus Abydos Z. 29-32 beschreibt; Text: Urk. I 104:10–105:4; Übersetzungen: ANET 228a (J.A. Wilson); BAR I § 315. Die „Nase des Gazellenkopfes“ (zur Lesung der Bezeichnung s. EDEL 1981) wird gewöhnlich mit dem Karmel identifiziert. 2 S. H. WEIPPERT 1988, 206–211.220f.224. Nördliche Elemente gab es jedoch bereits in der (Ersten) Nichturbanen Zwischenzeit („Mittelbronzezeit I“): ebd., 190–197. 3 S. Kapitel A.2.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
funden worden sind,4 werden häufig als Indizien für ersteres gewertet. Sie können aber auch als Zeugnisse für diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen zwischen dem Land am Nil und den Stadtstaaten5 Palästinas vor allem in der südlichen Küstenebene angesehen werden. Es ist nicht bekannt, was Sesostris III. (1837–1818), den fünften König der 12. Dynastie, dazu veranlasste, einen Feldzug nach Palästina zu unternehmen, auf dem er bis nach Sichem gelangte (→ 001). Die Nachricht darüber in der Inschrift der Grabstele des Hw-Úbk aus Abydos ist äußerst knapp, da es in dem Text in erster Linie um die persönliche Tapferkeit des Grabherrn und seine Belohnung durch den König geht. Sichem wird als eine Region bezeichnet6 – damit ist m.E. das Territorium des Stadtstaats gemeint – und es ist nicht einmal sicher, ob die namengebende Hauptstadt von Sesostris überhaupt erobert wurde. Jedenfalls scheint das Unternehmen ohne nachhaltige politische Wirkung geblieben zu sein. Dass die Ägypter indessen Syrien-Palästina recht gut kannten, geht aus den sog. „Ächtungstexten“ (→ 002.003) aus der Spätzeit der 12. Dynastie (1. H. 18 Jh.) hervor, die zahlreiche Länder, Städte und Bevölkerungsgruppen auflisten, deren Herrscher potentiell die Weltordnung stören und damit auch Ägypten gefährlich werden könnten, und die daher rituell „getötet“ werden. Diese Texte setzen für den Bereich nördlich von Ägypten bis hin nach Yamhad, dem amoritischen Königreich von Aleppo, größtenteils sesshafte Verhältnisse in Gestalt von Stadtstaaten7 voraus. Wo für ein Gemeinwesen mehrere Herrscher genannt werden, handelt es sich m.E. nicht um kollektive Regierung oder Teilherrschaften; vielmehr dürften die Verfasser der Texte pleonastisch alle ihnen zu einem Land oder Ort oder einer Bevölkerungsgruppe bekannten Namen von Fürsten verzeichnet haben, auch wenn diese nicht gleichzeitig regiert haben,8 um jedes Risiko bei der Gefahrenabwehr auszuschließen. Beachtet man das, können die „Ächtungstexte“ als wichtige historische Quellen für die Mittelbronzezeit IIB in Palästina und seinen Nachbarterritorien verwendet werden.9 Sie liefern Namen von Orten, die oft auch später noch eine Rolle spielen, und lassen erkennen, dass die Namen der Herrscher, so weit sie analysiert werden können, sprachlich westsemitisch, d.h. amoritisch, sind. 4 S. GIVEON 1974; D. BEN-TOR 1994. Mehrfach belegt sind Skarabäen von Trägern des Titels „Schatzmeister des unterägyptischen Königs“ (œdwtj bjtj), deren Tätigkeit in Palästina (?) aber nicht eindeutig bestimmt werden kann (Steuer/Tributerhebung? Handel? Diplomatische Missionen?). 5 S. Anm. 7. 6 Zum Text s.u. S. 32 Anm. 19. 7 Das Konzept „Stadtstaat“ ist in letzter Zeit kontrovers diskutiert worden. Entgegen der apodiktischen Ablehnung des Begriffs etwa bei BURKE 2008, 119–122, wird er hier beibehalten. S. dazu BUCCELLATI 1967, 22–68 (und die Zusammenfassung bei M. WEIPPERT 1973b, 86f.), und aus der neueren Diskussion z.B. HANSEN 2000; GAT 2002; A. WESTENHOLZ 2002. Wichtig ist, dass man im Alten Orient nicht nach Äquivalenten der griechischen Polis (des vermeintlich idealtypischen Stadtstaats) suchen darf, und dass außenpolitische Souveränität kein Charakteristikum des altorientalischen Stadtstaats sein muss. 8 Vgl. H. WEIPPERT 1988, 232. 9 Die These von A. BEN-TOR 2006, dass die Ächtungstexte des Mittleren von solchen des Alten Reichs kopiert seien und daher die Siedlungsstruktur Palästinas und seiner Nachbarn in der Frühbronzezeit, nicht die der Mittelbronzezeit IIA widerspiegelten, überzeugt mich nicht. Sie beruht im Wesentlichen auf der Annahme, dass die Ortsnamen allesamt befestigte Städte bezeichnen müssten, und auf der Analyse der Archäologie einiger palästinischer Ortslagen, wobei die Texte kaum eine Rolle spielen.
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
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Ganz anderer Art ist die Sinuhe-Geschichte (→ 004). Es handelt sich dabei um Fiktion, die allerdings an historische Ereignisse – vor allem den wahrscheinlich gewaltsamen Tod Amenemhets I. (1938–1909) – anknüpft, also um eine Art „historischen Roman“. Der Gattung nach handelt es sich um eine Parodie der traditionellen Autobiographien, die das zu Grunde liegende Genre anekdotisch überdehnt und zugleich auf den Kopf stellt – statt der üblichen Darstellung einer erfolgreichen Absolvierung des cursus honorum der ägyptischen Bürokratie wird eine Unheilsgeschichte – trotz des erfolgreichen Wirkens Sinuhes im Ausland – geboten, die sich aber schließlich durch das Eingreifen Sesostris’ I. (1909–1875) zum Guten wendet. Die Komplexität der Erzählung muss hier nicht im Detail beschrieben werden.10 Im Rahmen des HTAT ist wichtig, dass die SinuheGeschichte die Verhältnisse in Ober-RTnw, d.h. wohl in Mittelsyrien, so schildert, wie man sie sich in Ägypten in der Frühzeit der 12. Dynastie vorstellte. Bei der Bevölkerung werden ÚT.tjw (auch Út.tjw geschrieben) „Asiaten“, wahrscheinlich Nomaden, von den hq.w hœ.wt, den „Herrschern der Fremdländer“, wahrscheinlich den Fürsten von Staaten Sesshafter, unterschieden. Die ÚT.tjw stehen zu letzteren in einem antagonistischen Verhältnis. Ambivalent ist die Beschreibung des Milieus, in dem Sinuhe sich bewegt. Er hält sich nach seiner Flucht, die ihn über Byblos hinaus führte, bei Ammu-nenši (?), dem oder einem „Herrscher von (Ober-)RTnw“, auf, also vielleicht einem der genannten hq.w hœ.wt. Doch besitzt er ein Zelt (ým), was auf Nomadismus deuten könnte, neben Viehherden aber auch Öl- und Feigenbäume, Weinstöcke und Getreidefelder, was eher zu einer sesshaften Existenz passte.11 Vielleicht erklärt sich das so, dass man von einem „Literaten“ des frühen Mittleren Reichs nicht die von uns gewünschte Präzision erwarten kann, dass hier vielmehr als typisch für die „Sand bewohnenden“ Asiaten geltende Elemente zu einem uns widersprüchlich erscheinenden Ganzen vereinigt worden sind.
1. Ein ägyptischer Feldzug nach Palästina während der 12. Dynastie (19. Jahrhundert) 001. Der Feldzug Sesostris’ III. gegen Sichem Steleninschrift des Hw-Úbk, Z. 13´–17´; etwa 3. Viertel des 19. Jahrhunderts.12 Text: NEWBERRY 1901 mit Taf. IV links unten.V; PEET 1914; SETHE 1928, 82f. Nr. 22. – Übersetzungen: ANET 230 (J.A. Wilson); BAR I §§ 676–687. – Vgl. BAINES 1987. Die kleine Kalksteinstele (Maße: 44 x 25 cm) wurde um 1900 in Abydos gefunden. Sie befindet sich heute im Manchester Museum (Inv. Nr. 3306). Im oberen Drittel enthält sie die für private Totenstelen übliche Opferformel, die der Versorgung des Toten im Jenseits dienen soll, und eine einfache Darstellung, die den Verstorbenen sitzend vor einem Opfertisch mit einigen Familienangehörigen zeigt. Darunter steht seine Autobiographie, verteilt auf 12 Spal10
S. die Charakterisierung der Erzählung bei BLUMENTHAL 1984, 54–60. Kritisch zu „Nomadismus“ z.B. MILEVSKY 2007. Doch erscheint mir eine eindeutige bzw. einseitige Festlegung nicht möglich. 12 Bearbeitet von S.J. Wimmer. 11
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
ten im unteren Teil und dann fünf über den Spalten angebrachten Zeilen.13 Darstellung und Beschriftung sind in der einfachen und wenig anspruchsvollen Technik ausgeführt, die für die zahlreichen abydenischen Privatdenkmäler der Zeit durchaus kennezeichnend ist. Die Stele weist kleinere Beschädigungen auf; die dadurch entstandenen Lakunen im Text lassen sich gut rekonstruieren. Hw-Úbk, dessen Name vermutlich als „(Der Krokodilsgott) Úobek beschütze mich“ zu verstehen ist,14 war ein hoher Beamter unter Sesostris III. (1837–1818) Er listet in seiner Biographie militärische Verdienste auf, die er bei Feldzügen des Königs zunächst nach Nubien, dann nach Vorderasien, erwarb. Ungewöhnlich ist die relative Ausführlichkeit, mit denen er seine Erlebnisse bei den Kämpfen um Sichem15 schildert. Damit gehört die dennoch insgesamt kurze Passage zu den seltenen Texten, die uns reales Kampfgeschehen nicht aus der hochoffiziellen Pharaonenperspektive, sondern aus der unmittelbaren Sicht eines beteiligten Offiziers überliefern. In den fünf Zeilen, die den Asienfeldzugsbericht enthalten, wird zudem der Name des Königs (Ún-wœr.t = Sesostris) ohne Kartusche und Titulatur gesetzt. Die Gewichtung der Stele für die Politik Ägyptens gegenüber der Levanteregion wird kontrovers diskutiert.16 Militärische Kampagnen nach Vorderasien sind für das Mittlere Reich sonst kaum belegt.17 Der Vorstoß Sesostris’ nach Sichem im palästinischen Bergland resultierte sicherlich nicht in einer dauerhaften ägyptischen Kontrolle der Region, wie sie erst im Neuen Reich etabliert wurde. 13Seine
Majestät fuhr nach Norden, um die MnTw18 von ÚT.t niederzuwerfen. Seine Majestät erreichte eine Extremregion19, Sichem (Úk-m-m = **akmum) war ihr Name. 14Seine Majestät zeigte sich erfolgreich beim Einziehen in die Residenz von Leben, Heil, Gesundheit.20
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Der übersetzte Ausschnitt umfasst die horizontalen Zeilen. GOEDICKE 1998, 33 Anm. 3. In der älteren Literatur wird der Name meist Úbk-hw gelesen. 15 An der Identifizierung des Úkmm geschriebenen Toponyms mit der in der Mittleren Bronzezeit wichtigsten Stadt auf dem mittelpalästinischen Bergrücken kann kaum ein Zweifel bestehen. Auch in den etwa zeitgleichen Ächtungstexten (→ 003 E06) wird Úkmm (S-k-m--m- genannt (von GOEDICKE 1998, 34 Anm. 15, anscheinend übersehen oder nicht anerkannt). Heute Tell Balâta östlich von Nâblus. 16 SETHE 1927, 133–136; HELCK 1971, 42f.; WEINSTEIN 1975; BAINES 1987; GUNDLACH 1994, 164– 167.171–173; GÖRG 1997a, 15f.; GOEDICKE 1998; COHEN 2002, 46f. 17 Eine Stele des Generals Nœ-MnTw (Nesmonth) erwähnt Kämpfe unter Amenemhet I. gegen die „MnTw, die in ihren Zelten auf dem Sand wohnen“, also Nomaden, die allerdings ebenso in der Ostwüste Ägyptens wie im Sinai oder weiter nördlich anzutreffen waren (SETHE 1927, 81f.; M. BÁRTA 2003, 103– 105). Von Amenemhet II. sind Fragmente einer Annaleninschrift erhalten, die den Ertrag von Kriegszügen nach Libanon, Sinai, und gegen nicht identifizierte Städte in „Asien“ (Út.t) auflistet (ALTENMÜLLER/MOUSSA 1991); nach anderer Deutung sind die Unternehmungen allerdings gegen Kilikien und Zypern gerichtet (QUACK 1996a, 79; vgl. E.S. MARCUS 2007) (freundlicher Hinweis von J.F. Quack). 18 MnTw ist eine allgemeine Bezeichnung für die nomadische Bevölkerung von Syrien-Palästina (s.u. S. 180 Anm. 9), die aber auf Grund des traditionellen Weltbilds der Ägypter auch dann verwendet werden kann, wenn es sich nach unseren Begriffen um Sesshafte handelt. ÚT.t ist eine Bezeichnung für „Asien“. 19 An dieser Stelle steht nicht hœ.t ( ), „Fremdland“, wie fälschlich in SETHE 1928, 83, und von da in einige Übersetzungen eingeflossen, sondern (NEWBERRY 1901, Taf. V; PEET 1914, Taf. If.), das D („Randzone“), smj.t („Wüste“) oder œp.t („Region“) gelesen werden kann. Offenbar wird auf die aus ägyptischer Sicht abgelegene Berglage der Stadt angespielt, deren Erreichen eine Ausweitung pharaonischen Vordringens bedeutete. Dazu ausführlicher WIMMER 2003. 20 Der idiomatische Ausdruck lautet wörtlich „Seine Majestät gab einen guten Kopf/eine gute Spitze“. Der Vorstoß nach und die Einnahme von Sichem gereichte Pharao zum Triumph bei der Rückkehr in seine Residenz. Ein ganz konträres Szenarium zeichnet GOEDICKE 1998, 35: “His Majesty’s giving the start in proceeding to the Residence, when Skmm withstood – it and Rtnw will fall – while I was doing the rear of 14
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
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Sichem nämlich fiel zusammen mit dem elenden RTnw21. 15Während ich die Nachhut bildete, sammelten sich die Truppen, um mit den Asiaten (m.w) zu kämpfen. Ich 16schlug einen Asiaten (m). Ich ließ ihm von zwei gemeinen Soldaten seine Waffen abnehmen, ohne dass ich vom Kampf abließ, mein Gesicht (dem Kampfgeschehen) zugekehrt, meinen Rücken überließ ich keinem Asiaten (m). So wahr Sesostris (S-n-wœr.t) lebt: 17ich habe wahr gesprochen! Er gab mir eine Auszeichnung22 in (Form von) Elektrum in die Hand: eine Dolchscheide mit einem Lohndolch(?)23 aus Elektrum und seine Waffen.24
2. Die Ächtungstexte der 12./13. Dynastie (19./18. Jahrhundert) KŒNIG 1990; POSENER 1940; RAINEY 1972, 381–388; RITNER 1993, 136–190; SEIDLMAYER 2001; SETHE 1926.25 Ächtungstexte waren im Bereich ritueller Magie vom späten Alten Reich bis zum Ende der pharaonischen Geschichte üblich.26 Sie listen Faktoren auf, die ägyptischen Vorstellungen von einer intakten Welt im Wege stehen, die als potentiell gefährlich oder böse galten. Dazu gehören Begriffe wie „böse Absichten, Taten, Träume“, die Geister Verstorbener, die Namen von als gefährlich eingestuften Individuen und ausländische Mächte. Die ausführlichsten Textformulare stammen aus dem Mittleren Reich und enthalten Listen von Orten und Fürsten der Ägypten benachbarten Regionen im Süden (Nubien), Westen (Libyen) und – besonders zahlreich – Nordosten (Syrien-Palästina).27 Palästinische und syrische Toponyme sind in drei Textgruppen belegt: 1. Zum einen handelt es sich um rund 300 Scherben von beschrifteten Tonschalen, die 1925 in Luxor erworben wurden und sich im Ägyptischen Museum und in der Papyrussammlung in Berlin befinden.28 Sie werden heute in die spätere 12. Dynastie datiert, d.h. ins späte 19. oder frühe 18. Jahrhundert,29 und enthalten 19 asiatische Toponyme.30
troops.” Dass der Text einen Abbruch der Kampagne durch den König dokumentiere, erscheint jedoch kaum vorstellbar. 21 Zu RTnw s.u. S. 53f. Anm. 173. 22 Liest man mit Baines u.a. sTs, ergäbe sich: „Er gab mir einen Stab aus Elektrum in die Hand“. Es ist aber eindeutig sTn geschrieben (s. BAINES 1987, Taf. 1), „erhöhen, auszeichnen“. 23 Mtpn.t mit Baines „Dolchscheide“, dann wohl bgœw-bk, „ein Dolch der Arbeitsleistung/des Lohnes“(?), also ein Ehrendolch als Auszeichnung für die Verdienste. 24 Das letzte Wort ist ganz an den Rand der Stele, neben die 12. Kolumne, gedrückt und sehr schwer lesbar. Baines und Goedicke denken an einen weiteren, (nicht genau belegten) Bestandteil des Dolches. Nach Newberry ist das Wort fast identisch mit hw-f in Z. 16 geschrieben: „seine Waffen“, nämlich die des ge- oder erschlagenen m, die Hw-Úbk nun als Trophäen vom König ausgehändigt bekommt. 25 Einleitung und Bearbeitung von 002 von S.J. Wimmer, von 003 von M. Weippert. 26 Für eine Auflistung der bekannten Textgruppen s. WIMMER 1993a, 90–92; ergänze QUACK 2002a. S. auch MUHLESTEIN 2008. 27 Vgl. dazu die Drohworte Zephanias über die Philister (Westen), Moab und Ammon (Osten), Kusch (Süden) und Assur (Norden), gefolgt von den Abtrünniguen unter den „Fürsten, Richtern, Propheten, Priestern“ Jerusalems, Zeph 2; 3,1–8. 28 Vollständig publiziert durch SETHE 1926; Berichtigungen dazu von B. van de Walle bei POSENER 1940, 97–109. 29 Nach SEIDLMAYER 2001. 30 Zählung nach HELCK 1971, 46–49.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend 2. Ihnen vergleichbar ist ein umfangreiches Depot von zerschlagenen Gefäßen, das 1962 in situ bei der ägyptischen Grenzfestung Mirgissa in Nubien gefunden wurde.31 Es datiert in die Mitte der 12. Dynastie und umfasst mehrere Tausend Scherben, dazu Objekte aus Nilschlamm, beschriftete Gefangenenfigürchen aus Kalkstein sowie einen menschlichen Schädel auf einer Schale.32 An asiatischen Toponymen nennen die Texte, die auf Scherben und Figuren identisch sind, nur fünf Namen, die alle auch in den Berliner Texten vertreten sind. 3. Schematische Figuren von gefesselten Gefangenen aus luftgetrocknetem Nilschlamm, die auf der glatten Brustseite beschriftet wurden, stammen aus der Nekropole von Saqqâra.33 Zwölf größere, und ca. 100 kleinere Figuren befinden sich im Musée du Cinquantennaire, Brüssel. Sie sind offenbar geringfügig jüngeren Datums als die so genannten Berliner Ächtungstexte (späte 12. oder frühe 13. Dynastie, d.h. grob 18. Jahrhundert) und liefern mit 69 asiatischen Ortsnamen34 ein erheblich erweitertes Inventar.
Fast alle Ächtungstexte wurden auf solche, häufig sehr stark reduziert dargestellte Feindfiguren geschrieben. Aus Ritualanweisungen wissen wir, dass die Figurinen zumeist aus Wachs hergestellt und verbrannt, manchmal auch vergraben wurden. Die beschrifteten Tongefäße wurden zertrümmert.35 Neben einer ganzen Reihe von Ortsnamen, die bisher nicht identifiziert werden konnten, sind auch bekannte biblische Toponyme belegt. Für Palästina sind dies die ersten urkundlichen Erwähnungen u.a. von Jerusalem und Sichem, Askalon, Aphek, Megiddo36, Pella, Hazor, Akko, weiterhin Byblos und (als nördlichstes Toponym) Yamhad (Aleppo)37. Man hat versucht, teilweise weit reichende Schlussfolgerungen für die politische und soziogeographische Geschichte Palästinas auf den Texten aufzubauen.38 Ihr „Sitz im Leben“ ist jedoch ein rituell religiöser. Sie waren dazu bestimmt, auf magische Weise reale oder auch potentielle Gefahren gegen das pharaonische Konzept von kosmischer Harmonie zu bannen. Aus der Nennung von Orts- und Personennamen lässt sich nicht mehr ableiten, als dass sie in Ägypten namentlich bekannt waren. Ähnlich wie die späteren Ortsnamenlisten auf Tempelwänden dokumentieren sie enzyklopädieartig geographisches Wissen. Als Quelle für eine tatsächliche oder angestrebte politische Kontrolle solcher Gebiete können sie nicht dienen.
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Ausführlich beschrieben in VILA 1963; POSENER 1966; KŒNIG 1990. Zu diesem für Ägypten singulären Beleg eines Menschenopfers s. RITNER 1993, 162f. 33 Sie wurden vorveröffentlicht durch POSENER 1940; die darin angekündigte eigentliche Edition der Texte ist nie erfolgt. Gänzlich unpubliziert sind einige der großen Figuren im Ägyptischen Museum Kairo. 34 Zählung nach HELCK 1971, 50–61. 35 Zu den Riten s. JAMBON 2009, zu dem Ritual des „Zerbrechens der roten Töpfe“ RITNER 1993, 144– 153; auf einen neuen Beleg in der thebanischen Nekropole macht POLZ 1993, 237, aufmerksam. – Vgl. dazu Ps 2,9; Jer 19,10f.; 48,38 – Möglicherweise wurden auch in der ramessidischen Garnison von BethSean Ächtungsriten vollzogen; s. WIMMER 1993b. 36 Nach GÖRG 1976a mit Nachtrag GÖRG 1997b, 16 Anm. 38. – Aber s.u. S. 37 Anm. 48. M.W. 37 Nach QUACK 1992 ist Ymwr (e07) = keilschriftlich Yamhad, Bezeichnung des „Reiches von Aleppo“. S.J.W. – Zu der Möglichkeit, dass die Ächtungstexte in H-s-œw-m F06 einen weiteren nordsyrischen Ortsnamen, nämlich Haššum, aufweisen, s.u. S. 44f. m.Anm. 99. M.W. 38 Für verschiedene Ansätze, mit Diskussion der Ortsnamenbelege, s. u.a. DUSSAUD 1927 und 1940; ALT 1941c = 1959c, 57–71; HELCK 1971, 44-65; RAINEY 1972, 381–388.401–408; THOMPSON 1974, 98– 117; REDFORD 1992, 87–93; GÖRG 1997b, und → 003. 32
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
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002. Das Formular der Ächtungstexte Text: SETHE = SETHE 1926, 43–59 = 1976, 223–239; POSENER = POSENER 1940, 62–96; Mirgissa = KŒNIG 1990, 118–121.124f.; vgl. ebd., 111 (danach die Nummerierung); POSENER 1966, 285–287. Die folgende Übersetzung zeigt das ausführliche Formular der Berliner Texte. Das der Mirgissa-Texte ist identisch; in den Brüsseler Texten sind die Passagen, die nicht Ausländer betreffen, erheblich erweitert. „ON“ steht für einen Ortsnamen, „PN“ für einen Personennamen (PNm = männlich, PNf = weiblich). Die mit Kapitälchen ausgezeichneten Passagen werden jeweils listenartig für die verschiedenen Namen wiederholt, wobei im ersten Abschnitt nubische, im zweiten Abschnitt palästinische und syrische Fürsten und Länder, sowie weiter unten ägyptische Individuen aufgezählt werden. Die eingeklammerten Buchstaben (a)-(p) geben die von Sethe eingeführten Bezeichnungen der einzelnen Abschnitte wieder. Für die Brüsseler Texte verwendet man nach Poseners Vorgang die entsprechenden Großbuchstaben. Die von Kœnig für die Texte aus Mirgissa gebrauchten Großbuchstaben weichen davon ab (e/E = Kœnig F, f/F = G, g = H und I, h = J).
(a) DER HERRSCHER VON ON: PN, DEN PNf GEBAR, GEBOREN DEM PNm, UND ALLE GESCHLAGENEN, DIE BEI IHM SIND, (b) alle Nubier (Nhœ.w) VON ON, die Nubier (Jwnt.w) in Nubien (St.t), (c) ihre Starken, ihre Läufer, ihre Verbände, ihre Verbündeten,39 (d) die rebellieren, konspirieren, kämpfen werden, die zu kämpfen und zu rebellieren planen, in diesem ganzen Land; (e) DER HERRSCHER VON ON: PN,40 UND ALLE GESCHLAGENEN, DIE BEI IHM SIND, (f) alle Asiaten (m.w) VON ON41, (g) ihre Starken, ihre Läufer, ihre Verbände, ihre Verbündeten, die Asiaten (Mnt.w) in Asien (Út.t), (h) die rebellieren, konspirieren, kämpfen werden, die zu kämpfen und zu rebellieren planen, in diesem ganzen Land; (i) die Libyer (Htj.w-) von Libyen (§hnw), alle Libyer (§mh.w) und ihre Herrscher, (k) ihre Starken, ihre Läufer, ihre Verbände, ihre Verbündeten, (l) die rebellieren, konspirieren, kämpfen werden, die zu kämpfen und zu rebellieren planen, in diesem ganzen Land; 39
Zu solchen Aufzählungen feindlicher Eliten vgl. Jer 50, 35–37; Am 2,14–16. Nur in den Mirgissa-Texten steht hier gelegentlich eine Filiationsangabe wie bei den nubischen Herrschern. Für „Herrscher“ wird durchweg hqgebraucht. Die Brüsseler Texte haben als Variante gelegentlich wr „Großer, Fürst“; s.u. S. 45. 41 Die Namen sind in 003 aufgelistet. 40
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
(m) alle Menschen, alle Patrizier, alle Untertanen, alle Männer, alle Eunuchen, alle Frauen, alle Würdenträger, (n) die rebellieren, konspirieren, kämpfen werden, die zu kämpfen und zu rebellieren planen, in diesem ganzen Land; (o) DER TOTE42 PN, DEN PNf GESÄUGT HAT, DEN PNf GROSSGEZOGEN HAT, DER TOTE PN, DEN PNf GEBAR, GEBOREN DEM PNm; (p) jedes böse Wort, jede böse Rede, jede böse Lästerung, jeder böse Gedanke, jede böse Verschwörung, jeder böse Kampf, jeder böse Tumult, jeder böse Plan, jede böse Sache, jeder böse Traum in jedem bösen Schlaf.
003. Die in den Ächtungstexten vorkommenden asiatischen Namen ALBRIGHT 1928; 1941, 34–36; ALT 1927a = 1959c, 49–56; 1941c = 1959c, 57–71; DUSSAUD 1927; 1940; GOETZE 1958; 1959; HELCK 1971, 44–67; HUFFMON 1965, passim; JIRKU 1964; MORAN 1957; NOTH 1942; RAINEY 1972, 395–408 (Ortsnamen); RÖSSLER 1966. Im Folgenden werden die geographischen Namen, die in 002 in den Abschnitten e und f vorkommen, und die Personennamen, die den Orts- und Landschaftsnamen aus Abschnitt e zugeordnet sind, aufgelistet. Zugleich wird der Versuch unternommen, dort, wo es möglich erscheint, aus den ägyptischen Schreibungen die semitischen Namensformen zu rekonstruieren, bei den geographischen Bezeichnungen ihre Überlieferungsgeschichte nachzuzeichnen und ihre Haftorte zu bestimmen, und die Personennamen in ihren sprachlichen Kontext einzuordnen. Es ergibt sich, dass die Ächtungstexte geographisch Palästina, die Levanteküste und das südliche Syrien im Blick haben und nur im Falle von Yamad (e07 und Mirgissa F05) nach dem binnenländischen Nordsyrien ausgreifen, wahrscheinlich wegen der Bedeutung von Aleppo als Handelsplatz und Zentrum des Karawanenverkehrs. Die Ortsnamen lassen erkennen, dass die Ächtungstexte nicht eine nomadische, sondern eine städtische Gesellschaft reflektieren.43 Die Anthroponyme haben schon R. Dussaud und W.F. Albright nach der Veröffentlichung der Sethe-Gruppe den sog. „amoritischen“ Personennamen zugeordnet, die seit dem 3. Jahrtausend in Keilschrifttexten aus Mesopotamien und Syrien und schließlich auch in Palästina als ihrer südwestlichsten „Provinz“ auftauchen; sie gehören nach Etymologie, Syntax und Form zum Westsemitischen. Die Interpretation des Namenmaterials wurde anfangs dadurch erschwert, dass das ältere ägyptische Umschriftsystem für semitische Wörter in Texten des Mittleren Reiches erst allmählich erschlossen wurde. Es weicht von dem im Neuen Reich gebräuchlichen charakteristisch ab. Deshalb sind viele Namensdeutungen der älteren Literatur zu den Ächtungstexten heute überholt. Das heutige Verständnis des Systems beruht vor allem auf den Forschungen
42 Hier wurde von Sethe übersetzt „Sterben soll ...“. Aus zahlreichen anderen Ächtungstexten wissen wir inzwischen, dass es sich nicht um eine prospektive Verbform, sondern um ein qualifizierendes Nomen handelt. Eine eigentliche Fluch- oder Verwünschungsformel sprechen die Ächtungstexte nicht aus. 43 S. RAINEY 1972, 381–388.
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
37
von O. Rössler, deren Ergebnisse im Folgenden konsequent auf die Ächtungstexte angewandt werden. Die wichtigsten Entsprechungen sind die folgenden: äg. ( ) = sem. r und l; äg. ý/j ( ) = sem. (äg. und [Umschrift: y] = sem. y); äg. r ( ) = sem. d; äg. n ( ) = sem. n, in einigen Fällen auch l; äg. T ( ) = sem. s; äg. D ( ) = sem. s, z, s, z, d44. a) Geographische Namen in Abschnitt e Diese Namen sind in der in 002 Abschnitt (e) behandelten Formel enthalten. SETHE
e23–24 e13–15
-œ-q--nw -œ-n-nw
POSENER
E01 E02 E03 E04 E05
H--m -œ-q-- -œ-n-nw H--mw M-k-t-r-y
Mirgissa
Rekonstruktion/ Identifikation …45 *ATqalâ(nu)/Askalon46 *ATanu oder *ATânu47 … *Magidây/Megiddo48
44 Vgl. dazu RÖSSLER 1966 und 1971 passim; SASS 1991, 4-27; TH. SCHNEIDER 2003. Eine Tabelle der Äquivalente findet sich bei RÖSSLER 1966, 225. – Die Kritik von OSING 1997 an Teilen der Rössler’schen Aufstellungen kann hier nicht diskutiert werden; sie hat mich jedoch nicht überzeugt. 45 Möglicherweise identisch mit dem ungefähr gleichzeitig belegten H-m-, dem Herkunftsort von Asiaten, die an einer Sinai-Expedition Amenemhets III. (1818–1773) teilgenommen haben (GARDINER/PEET 1917, Taf. XXXVI 110); vgl. ALT 1941c, 32 Anm. 9 = 1959b, 66 Anm. 7; HELCK 1971, 50. Ob dieser Ort oder einer dieser Orte auch dem Hormâ des 1. Jahrtausends (Num 14,45 u.ö.) entspricht, ist nicht ausgeschlossen, aber auch nicht beweisbar (die Etymologie in Num 21,3; Ri 1,17 ist m.E. aus dem Toponym herausgesponnen). S. KNAUF 1988a, 115 mit Anm. 518 (identifiziert Horma mit Tell el-Milh/Tçl Malhãtâ). S. auch RAINEY 1972, 395.402, und u. S. 352f. m.Anm. 3 und 4. 46 Die Varianten *ATqalânu und *ATqalâ sind gleichwertig; das Wortbildungsmorphem -â (jünger -ô) ist bei altwestsemitischen Personen- und Ortsnamen Allomorph des Morphems -ân(u) (jünger -ôn). S. auch RAINEY 1972, 395.402; GÖRG 1974, 45. – Askalon heute der Tell von Asqelân (isr. Tçl Ašqlôn). 47 Nach B. MAZAR 1962b, 12; vgl. AHARONI 1967, 133; GÖRG 1974, 66–69, identisch mit (Beth-)Sean. Mit einigem Recht moniert YEIVIN 1962b, 21f., jedoch das Fehlen des Namenselements Bçt von Bçt Šân und identifiziert den Ort mit einem der beiden Ašnâ in der judäischen Schephela (Jos 15,33.43). Vgl. auch YEIVIN 1959a, 161. (Bei Yeivins Hypothese müsste der judäische Ortsname nach der Schreibung der Ächtungstexte aber wahrscheinlich *Ašnô lauten.) Diese Erklärungsversuche sind jedoch obsolet, da der Sibilant in (Beth-)Sean ein echtes /š/ (/s1/) ist, das ägyptisch nicht durch œ wiedergegeben werden kann (RAINEY 1972, 384 Anm. 83). 48 Die auf den ersten Blick naheliegende Deutung von M-k-t-r-y als *Magdal (hebr. Migdôl) (POSENER 1940, 67; ALBRIGHT 1941, 33; ALT 1941c, 36 Anm. 1 = 1959b, 69 Anm. 1) entspricht zwar annähernd Schreibungen dieses Toponyms im Neuen Reich (z.B. M-k-t-r bei Thutmosis III., SIMONS 1937 I 71c), lässt sich aber mit der Transkriptionsweise der Ächtungstexte nicht vereinbaren. Die Interpretation des Namens als „Megiddo“ beruht darauf, dass das Zeichen r auf jeden Fall den semitischen Dental [d] – eventuell dazu auch den Vokal [a] – wiedergibt, die Gruppe °-t-r-y nach -k-y E49 = *Akkây (hebr. Akkô) sem. -dây (hebr. -dô). Äg. k für sem. g und t für d ist unproblematisch. Ähnlich bereits RÖSSLER 1966, 224; dagegen GÖRG 1997b, 16 Anm. 38, aber ohne ausreichende Begründung. GÖRG 1974, 142–145; 1976a findet Megiddo hingegen in M-k-y E37.62 (-y = ) mit den möglichen Varianten M-k-y( )-w und M-k-/w (s. POSENER 1940, 83). Er muss allerdings annehmen, dass die in den von Posener herausgegebenen Texten ungewöhnliche Gruppe auf einem Schreibfehler für ursprüngliches * (t) zurückgeht (das ist möglich und kommt auch vor), so dass M-k-*t gelesen werden kann. Dies könnte eventuell als *Magida aufgefasst werden, entspräche aber nicht dem zu erwartenden *Magidây. – Zu Megiddo s.u. S. 97 Anm. 94.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
e11–12
--h-b-w
E06 E07 E08 E09 E10 E11 E12 E13 E14 E15 E16 E17 E18 E19
S-k-m--m- K-n- P--h-w-m -p-q-w-m -n-y -k-s-p- -œ--p-54 M-š--- --h-b-w H-D-w-(-) x x-š- §--p-w-m -y-nw +---m
*§akmum/Sichem49 … *Pahilum/Pella50 *Apiqum/Aphek51 …52 *AkTapa/Achsaph53 … *Mašala/Miseal55 *Arhubu/Rehob56 *Hasôr(a)/Hazor57 … … *Ayânu/Ijon58 *Sirrum oder *Surrum59
49 S. auch Úk-m-m 001,13.14 und den „*Berg von Sichem (Ú-k--m)“ Pap. Anastasi I 21,6, GARDINER 1911, 66; FISCHER-ELFERT 1992, 133 (vgl. Übersetzung und Kommentar bei FISCHER-ELFERT 1986, 175.178f.). „Berg“ ist mit dem Zeichen hœ.t „Berg-, Fremdland“ geschrieben, muss aber nach dem männlichen Artikel p und dem Determinativ wohl zu *Dw „Berg“ emendiert werden (so Gardiner). Sein Territorium wird in 058,23 KUR(mât) Ša-ak-mi geschrieben; im AT heißt die Stadt Škem. Heute Tell Balâta bei Nâblus. 50 S.u. S. 157f. Anm. 67. 51 Im Alten Testament gibt es vier Orte namens Aphek; nach dem Kontext hier kommen nur das westgaliläische von Jos 19,30; Ri 1,31 (heute vielleicht Tell Kerdâne) oder das im nördlichen Ostjodanland von 1 Kön 20,26.30; 2 Kön 13,17 (heute Fîq) in Frage. Vgl. GÖRG 1974, 33–42. 52 Vielleicht identisch mit dem -n-ï Thutmosis’ III. (SIMONS 1937 I 86) in Galiläa oder im nördlichen Ostjordanland. 53 Stadt in der Ebene von Akko, im Neuen Reich bei Thutmosis III. als -k-sp (SIMONS 1937 I 40), unter Amenophis II. als Y-k-œ-p-w (zu emendieren zu *-k-œ-p-w?, GÖRG 1974, 27f.; Pap. Ermitage 1116 A Rs. 70. I 187 → 042), im Pap. Anastasi I 21,4 (GARDINER 1911, 33:3; FISCHER-ELFERT 1992, 132;) als -k-œ-pw und in den Amarna-Briefen als uruAk-ša-pa (gen.; EA 366,23; 367,1) belegt, im Alten Testament Akšâp Jos 11,1; 12,20; 19,25, heute wohl Tell Kçsân. S. M. WEIPPERT 1967a, 42 Anm. 1; GÖRG 1974, 24–32. 54 Zu angeblichem *Y-œ--p- e31 s. B. van de Walle bei POSENER 1940, 108; POSENER 1966, 283. 55 Bei Thutmosis III. M-š--r SIMONS 1937 I 39, im Pap. Ermitage 1116 A Rs. 73 (→ 042) [M-]š---r, im Alten Testament Mišâl Jos 19,26; 21,30. Genaue Lage in Westgaliläa unbekannt. 56 Entweder in der Ebene von Akko (Jos 19,28; 21,31; Ri 1,31; 1 Ch 6,60; nicht identifiziert) oder, so RAINEY 1972, 395, in der Bucht von Beth-Sean (heute Tell es-Sârem/Tçl Rhôv mit dem den alten Namen überliefernden Heiligtum des Šçh Rihâb). Das letztere wird im Neuen Reich R-h-b-w (Thutmosis III., SIMONS 1937 I 87; FAKHRY 1937, 50 Abb. 8:4´; Amenophis III., Soleb IV 3 a 1, GIVEON 1964, 242; Ramses II., Amâra West 77, KRI II, 217; vgl. EDEL 1980, 67.77) und R-hw-b-w (Sethos I., → 063,18), bei Šošenq I. Rw-h-b-- (→ 102,17) geschrieben. S. auch f08. 57 S. Kap. A.2. 58 Bei Thutmosis III. -y-n-, SIMONS 1937 I 46.96 (nach dem jeweiligen Kontext zweimal erwähnt), im Alten Testament Iyyôn 1 Kön 15,20; 2 Kön 15,29; 2 Ch 16,4, heute Tell Dibbîn im MergAyyûn (der den Namen überliefert). 59 Für die Identifikation des Ortsnamens E19 gibt es mindestens zwei Möglichkeiten: 1. *Sirrum. Dies wäre der mittelbronzezeitliche Vorläufer der in den Amarnabriefen als uruSí-ri-ba-ša-ni „Sirru-von-Basan“ (EA 201,4) belegten Stadt. Derselbe Name begegnet in ägyptischer Umschrift auf der Stele des königlichen Truchsesses R-msw-œw-m-pr-R (mit semitischem Namen B-n-w-T-n-= *Bn-s/sn/l o. ä. = ?) aus Abydos als ©-r-b-œ-n- (MARIETTE 1880a, Taf. 50, 3. Register, Z. 4; 1880b, 422f.; vgl. POSENER 1940, 75; GIVEON 1965, 200–202 [die Etymologie des Namens B-nw-w-T-n- scheitert daran, dass wsem. /dn/ ägyptisch mit einem d-haltigen Zeichen geschrieben sein müsste]; BERLANDINI-GRENIER 1974, 12; SCHULMAN 1976, 120f.). Die Datierung der Stele ist schwierig, vielleicht Zeit Ramses’ III. (trotz der Kartuschen Merenptahs; s. SCHULMAN 1976, 121). Der Ort wäre auf Grund der Näherbestimmung „von Basan“ im nördlichen Ostjordanland zu suchen (nicht lokalisiert); das passte gut zu der Umgebung, in der E19 steht. Auszu-
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit E20 E21 E22 E23 E24
e29
-h-m-t
E25 E26 E27
B-q--tm ---ï K-m-r-ï Mr-D-h-k-ï rœw.t Mr-D-h-k-ï mh.t ?-s-t?--tm -h-w-m-t B-w-D--nw
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*Baqatum60 …61 *Kumida (??)62 Südliches …63 Nördliches … *ATtarâtum/Astaroth64 … *Busrônu/Bozra65
schließen ist die Gleichsetzung mit dem Sçr von Jos 19,35, das einem fehlerhaften Textzusatz sein Dasein verdankt (ALT 1927b, 72 Anm. 2; FRITZ 1994, 196 Textanm. 35a). – 2. *Surrum = Tyrus. Dieses wird gewöhnlich mit +-w--w-y E35 identifiziert (POSENER 1940, 82; DUSSAUD 1940, 175; HELCK 1971, 56); doch hat bereits ALBRIGHT 1941, 34, die Schwierigkeit des auslautenden -y erkannt und den Namen als Gentilizium „Tyrier“ interpretiert (mit der Rekonstruktion *Surrûyu, m.E. einer Unform). Allerdings kommt sonst in der gesamten E-Reihe kein Gentilizium vor. Zahlreiche ägyptische Belege für Tyrus stammen aus dem Neuen Reich und der Ramessidenzeit. Der Name wird nun mehrheitlich ©-r geschrieben (Amenophis III., Soleb IV 10 B 2, FAIRMAN 1940, 166; GIVEON 1964, 251; vgl. EDEL 1980, 66; Sethos I., SIMONS 1937 XV 21; Ramses II., Amâra West 22, KRI II, 216; Liste aus Akša 22, KRI II, 211; Unamûn 1,28/3,6, GARDINER 1932, 63; SCHIPPER 2005, 52 [→ 100, u. S. 217]); Varianten sind ©-w-r (Sethos I., SIMONS 1937 XIII 57; XIV 59; Ramses II., SIMONS 1937 XXI 6), ©-rw (Sethos I., SIMONS 1937 XVI b 3), ©-ï-r (Pap. Anastati I 21,1, GARDINER 1911, 64; FISCHER-ELFERT 1992, 131) und ©-w-r (Ramses III., SIMONS 1937 XXVII 121). Phön. Sr, hebr. Sôr. Heute Sûr, wo auch Stelenfragmente Sethos’ I. (CHÉHAB 1969, 32 u. Taf. VIII 3) und Ramses’ II. ([1] CHÉHAB 1969, 33 u. Taf. VIII 4; [2] CHÉHAB 1975, 15 [Ramses II., nicht Sethos I.!]; LOFFET 1998) gefunden worden sind. Das Toponym ©--w-n-ï auf einem Türrahmenfragment des Mittleren Reiches aus Karnak (REDFORD 1979a, 272 Abb. 2,4´; LE SAOUT 1987, 336 = Taf. 1,4´) ist nach der Schreibung nicht Tyrus (gegen GÖRG 1981, 26f.; LE SAOUT 1987, 330f.). Sonst s. zu Tyrus u. S. 339 Anm. 9. 60 Vielleicht kein Ortsname, sondern Bezeichnung der Landschaft Beqâ zwischen Libanon und Antilibanus, die im Alten Testament Biqat hal-Lbânôn (Jos 11,17; 12,7) heißt. Vgl. Bqt (genaue Schreibung unbekannt) bei Amenophis III., Soleb IV N 3 b 1, GIVEON 1964, 243; vgl. EDEL 1980, 68. 61 Vgl. RAINEY 1972, 395.401. Dies kann das -r Thutmosis’ III. (SIMONS 1937 I 134so!) sein; dessen Identität mit dem heutigen Maarret en-Nomân ist jedoch ausgeschlossen. Das in Syrien mehrfach vorkommende Ortsnamenselement maarra geht auf syr. marrTâ „Höhle“ zurück (WILD 1973, 38.301), das möglicherweise von einer Wurzelvariante /grr/ zu /gur/ (davon hebr. mârâ, arab. magâr, magâra) stammt. Das semitische /g/ kann aber nicht durch das ägyptische wiedergegeben werden 62 Wenn das Zeichen kals [ku] gelesen werden könnte (Kumidi EA 116,75; 129,85; 132,49; 197,38; 198,5; heute Kâmid el-Lôz im libanesischen Biqâ; s. zu den Ausgrabungen H. WEIPPERT 1998). Doch sind auch die Lesungen [kVr], [kVl], [gVr] und [gVl] möglich. *Galmada wäre semitisch verständlich; vgl. arab. galmad „Fels“ (als Ortsname wenig sinnvoll ist hebr. *galmûd „unfruchtbar“, von Frauen); doch ist ein solches Toponym, das etwa „steinig(er Ort)“ bedeuten könnte, nicht belegt. 63 Unwahrscheinliches zu dem Namen Mr-D-h-k-ï bei RAINEY 1972, 396. 64 Die Lesung ist nicht ganz sicher, aber sehr wahrscheinlich. In Ortslisten des Neuen Reiches erscheint Astaroth bei Thutmosis III. als -s-t-r-t-w (bzw. -œ-t-r-t-w) SIMONS 1937 I 28; Sphinx im Diokletianspalast in Split, JÉQUIER 1910, Taf. XXIV li. 8, bei Amenophis III., OTA BN li. 9, und bei Ramses II. (KRI II 217:13 Nr. 102). In den Amarna-Briefen uruAš-tar-te/ti EA 192,10; 256,21, ugaritisch Ttrt CAT 1.100,41 (Lokativ-Terminativ-Adverbialis Ttrth); 1.107,17, assyrisch uruAs-tar-tu (Tiglathpileser III., ITP Misc. II 2), im Alten Testament Aštârôt (Dtn 1,4; Jos 9,10; 12,4; 13,12.31; 1 Ch 6,55), in Gen 14,5 Aštrôt Qarnayim (hier ist Qarnayim der Name der Provinz Qarnîni und hat nichts mit einer angeblichen „zweigehörnten Astarte“ zu tun). Heute Tell Aštara südlich von Nawâ im Gôlân. Vgl. GALIL 1998; KELLERMANN 1981. 65 Bozra im Haurân, heute Bosrâ š-Šâm (oder Bosrâ eski Šâm). In Listen des Neuen Reiches belegt als BD-rw-n- bei Thutmosis III. (SIMONS 1937 I 23), korrigiert nach B-D-rw-n- bei Amenophis III. (Kôm elHçtân BN re. 5, EDEL 1966, 12), in den Amarna-Briefen uruBu-us-ru-na (gen.) EA 197,13; uruBu-us-ru-n[i?] (gen.) 199,13. Seine größte Bedeutung erreichte Bozra als Metropole der Arabia Petraea in der römisch-
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend E28 E29 E30 E31 E32 E33
e01–03
Y--n-q
… M-š- Š?-y?-nw Rw-b-y Q-n-y -p-w-m rœw.t
E34 -p-w-m mh.t E35 +-w--w-y E3670 Y--n-q-
F0103
Y-n-q71
… … … *Dûbây66 *Qanây67 Südliches *Âpum (Damaszene)68 Nördliches *Âpum (dto.) …69 *Yanuq(a)/~*Enak72
byzantinischen Zeit. Die jüngeren Namensformen, nab. u. palm. Bsr, griech. Bostra, mhebr. Bsrh, arab. Bosrâ (Busrâ) (Belege: THOMSEN 1907, 44f.; AVI-YONAH 1976, 43b), gehen auf sem. *Busrô < *Busrôn- zurück (s. die Analogie o. S. 37 Anm. 46). 66 Identisch mit dem Ortsnamen T-w-b-y im nördlichen Ostjordanland bei Thutmosis III. (SIMONS 1937 I 22) und vielleicht auch mit dem uruDu-bu von EA 205,3 (RÖSSLER 1966, 224). Die ägyptischen Schreibungen schließen – für die ägyptisch überlieferten Namensformen – die Rekonstruktion *Tûbu bzw. *Tôbu auf Grund des Orts- und/oder Landschaftsnamens Tôb des Alten Testaments (Ri 11,3.5; auch îš Tôb 2 Sam 10,6.8) aus (anders GesD 420a; GÖRG 1974, 119–125; MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 441.603). uruDu-bu könnte allerdings auch uruTù-bu gelesen werden; dann wären die ägyptischen Namen nicht vergleichbar. Sollte auch Tw-n-b-w in OTA BN re. 7 (Gleichsetzung mit Tunip unwahrscheinlich) denselben Ort bezeichnen, wäre das Toponym als *Dunbô/Dubbô zu rekonstruieren. Heute vielleicht der bronzezeitliche Tell edDubbe (Tell Dubbet Ibrçke) ca. 7 km südwestlich von Šuhba (Philippopolis) am Rande von Legâ und Gebel edDrûz (s. über den Tell ALT 1933, 23). 67 Wahrscheinlich identisch mit dem Q---n-Thutmosis’ III. (SIMONS 1937 I 26) und dem Q--n-w Amenophis’ III. (OTA BN re. 6) und Ramses’ II. (Amâra West N 7, KRI II, 211; Akša N 7, KRI II, 215; nach EDEL 1980, 69f., verschrieben aus T--n-p-w = Tunip in Soleb IV 5 b 2) und mit uruQa-nu-ú EA 204,4. Auch *Qanâ(y)/ *Qanô ist im nördlichen Ostjordanland zu suchen und nicht mit dem Qâna südöstlich von Tyrus identisch (so indessen ALT 1941c, 32 = 1959b, 66); der Kontext spricht bei allen ägyptischen Belegen dagegen. Heute vielleicht el-Kerak in der Nuqra. 68 Die Wiedergabe von *Âpum durch „Damaszene“ ist approximativ. Dass es sich um die Bezeichnung einer Region handelt, ergibt sich daraus, dass ein südliches und ein nördliches *Âpum unterschieden werden. In ägyptischen Texten erscheint die Landschaft erst wieder in der Ramessidenzeit in der sterotypen Schreibung -w-p, die sem. *Ôb/pu (mit Übergang [â] > [ô]) entspricht: Pap. Anastasi I 18,7; 22,6 (GARDINER 1911, 30:14.34:3; FISCHER-ELFERT 1992, 124.136); III 1,10 (GARDINER 1937, 21:7); IV 16,11 (GARDINER 1937, 53:9). Die Amarna-Briefe kennen sowohl die Form KUR(mât) A-bi/pí (EA 197,34.42) als auch KUR(mât) Ú-be/pè (EA 53,27.28.37.57.59.62.63) bzw. KUR(mât) Ú-bi/pí (EA 189 Rs. 12), ähnlich die akkadischen und hethitischen Texte aus Boðazköy KUR A-ba/pá (KBo 8,38 Rs. 5´; KUB 21,17 Vs. 17.18.20), KUR A-bi/pí-na (KBo 1,1 Vs. 40.43.44), KUR A-be/pè-na (KBo 1,2 Vs. 22´), KUR U-bi/pí (KUB III 57 Rs. 4) und KUR Ú-up-pa (KBo 1,4 II 43). Unklar ist, ob in dem Namen der Bilabial als [b] oder [p] anzusetzen ist, da alle Schreibungen beide Möglichkeiten zulassen (für [b] könnten eventuell die hethitischen Wiedergaben sprechen). Auch die ägyptischen Namensformen sind nicht entscheidend, da äg. p sowohl sem. [b] als auch [p] abdecken kann (anders ALBRIGHT 1941, 35, der auf Grund von E33.34 die Lautung mit [p] für die richtige hält). Die alte Gleichsetzung mit dem Hôbâ von Gen 14,15 (GesB17 216b) scheitert an dem anlautenden Aleph der ägyptischen und keilschriftlichen Namensformen (so schon W.M. Müller bei GesB17 a.a.O.; KRAELING 1924/25, 193, liest *Rhôbâ). S. HELCK 1986a; PITARD 1987, 10–12.27–80; M.P. STRECK 2003–05a. S. auch u. S. 257 Anm. 42. 69 M.E. Tyrus; s.o. S. 38f. Anm. 59 zu E19. 70 S. E64. 71 In Mirgissa wird der Name hier und in F06.G04 (u. S. 43f.) konsequent ohne geschrieben. 72 *Yanuqa ist augenscheinlich eine „Imperfekt“(Präteritum)-Form eines Verbums NQ unbekannter Bedeutung (die homonymen jaram., mhebr. und arab. Verben sind m.E. alle von *a/unq- „Hals, Halsschmuck“ denominiert; so auch ALBRIGHT 1928, 237f.). Dass eine wie auch immer geartete Beziehung dieses Namens zu dem der alttestamentlichen Enakiter (meist Bnç/Ylîdç ha-Ãnâq, Ãnâqîm, s. GesD 993f.
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
e08–10
Q-h-r-mw
E37 E38 E39
e08–10
Q-h-r-mw
E40 E41
e27–28
E42 E43 E44 w-š-m-m E45 E46 E47 E48 E49 E50
M-k-y … x-y-nw Q-h-r-mw rœw.t Q-h-r-mw mh.t §?-w-? -wd?-nw74 -f--x- Y-b-y R-y-t?- w-š-m-m(-) Km-x--y b-w-m -œ-n-w-œ -k-y why.t n.t K-w-š-w
41
…73 … Südliches … Nördliches … … … … *Dâyata75 *Rûšalimum/Jerusalem76 … …77 … *Akkây/Akko78 „Stämme“79 von *Kûšu80
[Lit.]) besteht, ist wahrscheinlich (SETHE 1926, 45 = 1976, 225; ALT 1927a, 41f. = 1959b, 52; ALBRIGHT 1928, 237). Das Schwanken von Eigennamen zwischen einer substantivierten Verbalform des „Imperfekts“ und einer nominalen Form kommt auch sonst vor; vgl. M. WEIPPERT 1971a, 245 zu hebr. Ãqân neben Yaãqân (lies *Yaãqôn?) u.ä. Dies könnte bedeuten, dass die pseudo-ethnographischen Notizen in den Büchern Numeri-Josua über die vorisraelitischen Enakiter in Südpalästina zumindest hinsichtlich des Namens Ãnâq etc. auf alter, vielleicht sagenhafter Tradition beruhen. Anders freilich, wenn auch nicht überzeugend, RAINEY 1972, 396, der *Yanuqa nördlich von Qadeš in Mittelsyrien sucht. 73 S.o. S. 37 Anm. 48 zu E05. 74 Oder §?-w-q? -w-d?-nw. 75 So RÖSSLER 1966, 224, der sprachlich den im Alten Testament belegten Ortsnamen Dôtân/Dôtayin (Gen 37,17; 2 Kön 6,13), heute Tell DôTâ, vergleicht. Man ist versucht, E44 wegen der Nachbarschaft zu Jerusalem (E45) mit Dothan zu identifizieren. In Frage käme aber auch der bei Thutmosis III. als T-w-t-y-n (SIMONS 1937 I 9), bei Amenophis III. als D-w-T-ï-n- (OTA CN li. 13) belegte Ort, der nicht mit dem biblischen Dothan identisch, sondern im Beqâ zu suchen ist (M. WEIPPERT 1970, 261–263). Rössler stellt hebr. Dôtân zu mhebr. dôt „gemauerte Zisterne“. 76 An der Identifikation ist m.E. kein Zweifel möglich; die alternativen Hypothesen von JIRKU 1964, 355–357 (liest *Rôš-Lîmim „Hügel des [Gottes] Lîm“), und NAAMAN 1992b, 278f. (liest *Rôš-ramem), sind nicht überzeugend.. Die Namensform erklärt sich wie bei *Yanuqa/Ãnâq etc. (s.o. Anm. 72). 77 Nach RAINEY 1972, 395.401, ein *Abilum (vgl. hebr. âbçl in Ortsnamen). 78 Im Neuen Reich und in der Ramessidenzeit bei Thutmosis III. -k (SIMONS 1937 I 47), bei Sethos I. und Ramses II. -k- (SIMONS 1937 XIII 54; XV 13; XXIV 31), im Pap. Anastasi I 21,4 -k{-n}- (GARDINER 1911, 66; FISCHER-ELFERT 1992, 132). In den Amarna-Briefen lautet der Name durchgängig Akka (uruAk-ka(ki), d.h. wohl *Akkâ, EA 8,19; 88,46; 111,22; 232,4; 233,5; 234,3.28; 236,2; 366,22), ugaritisch ky (CAT 2.38,25; 2.82,4; nach E. Lipiñski, zitiert bei BORDREUIL/CAQUOT 1980, 359, = uruA-gi/ki(-i)-e(ki) in Alalah– sehr unwahrscheinlich), phönizisch ebenso ky (CROSS 1993, 542 Nr. 14 = DEUTSCH/HELTZER 1995, 24 Nr. 1 [Lit.], falls bn ky „aus Akko gebürtig“ bedeutet), assyrisch bei Sanherib, Asarhaddon und Assurbanipal Akkû (PARPOLA 1970, 11; → 181 II 43; 189 Rs. III 19´; 193 IX 122), im Alten Testament Akkô (Ri 1,31), griechisch :Akh/VAkh, (< phön.; aber Akcw), in hellenistischer Zeit seit Ptolemäus II. Ptolemai?j. Heute Tell el-Fuhhâr und Akkâ/Akkô. S. zu Akko M. WEIPPERT 1965; KIPPENBERG 1975. 79 Äg. why.t, gewöhnlich, aber meist ungenau, mit „Stamm“ übersetzt, bezeichnet Personengruppen nichturbaner Lebensweise, die sich auch als Verwandtschaftsgruppen verstehen können – daher „Familie, Sippe, Stamm“ – und ihre Siedlungen (why.t mit Determinativ STADT = „Dorf“). Im Einzelfall kann nicht immer festgestellt werden, was – nach unseren Kategorien – gemeint ist. M.E. bedeutet why.wt (Plural von why.t) hier und in E51.61.63 so viel wie „Bevölkerung“, wenn nicht überhaupt „Dörfer“.
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42
A. Kanaan im 2. Jahrtausend E51
e04–06 e04–06 e22
Šw-t-w Šw-t-w -q-tm
E52 E53 E54 E55 E56 E57
why.t n.t K-w-š-w Šw-t-w hr.t Šw-t-w Xr.t -q-t-m Š-mw--nw Q--q--m Šw?-œw
E58 E59 E60
q?--y w-œ-ï B-w-t-š-m-š-w
„Stämme“ von *Kûšu F04 F04
Šw-t-w Šw-t-w
(Oberes) *Šûtu/Seth81 (Unteres) *Šûtu/Seth *Irqatum82 *Šamânu83 *Qarqârum84 …85 … *LawiTa/Lais86 *Bayt-Šamšu/Beth-Semes87
80 *Kûšû Nubien (Kusch), sondern eine Landschaft oder eine Personengruppe in Palästina/Syrien. Im Alten Testament finden sich nur problematische Erwähnungen von Kûš oder Kûšân, so weit es sich nicht um Nubien handelt; s. KNAUF 1988a, 52 Anm. 262. 81 Šûtu könte mit dem (archaistisch verwendeten) Namen der (Bnç) Šçt als Äquivalent von „Moab“ in Num 24,17 identisch sein; s. ALBRIGHT 1941, 34 Anm. 8; 1944b, 220 Anm. 89. Zu den Versuchen, Šûtu auch mit der akk. Nomadenbezeichnung Sutû zu identifizieren, s.u. S. 181 m.Anm. 19. 82 M.E. identisch mit -q-t E61. – Im Neuen Reich bei Thutmosis III. -r-q--t-w (Urk. IV 729,8, Annalen Jahr 42), bei Amenophis III. -r-q-[-t]-w (OTA CN re. 13), in den Amarna-Briefen uruIr-qat(ki) und uruIrqa-ta (viele Belege; s. MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 599), hethitisch uruIr-ga-ta (KBo 9,96 I 11´), im 1. Jahrtausend bei Salmanassar III. Gentilizium kurIr-qa-na-ta-a-a (106 Rs. 92), sonst uruAr-qa-a (ITP Ann. 13*,6; Summ. 5 II 17) bzw. KUR(mât) Ar-qa-a (ITP Summ. 6,22), im Alten Testament Gentilizium Arqî (Gen 10,17; 1 Ch 1,15). Heute Tell Arqâ. S. auch u. S. 257f. Anm. 47. 83 Selten erwähnter Ort in Galiläa, bei Thutmosis III. Š-m--n- (SIMONS 1937 I 35), im Pap. Erm. 1116 A Rs. 71.188 (→ 042, Zeit Amenophis’ II.) Š-m--w-n- (Komposittext aus beiden Stellen), bei Amenophis III. Š-m--w-n- (OTA CN li. 15). In den Amarna-Briefen uruŠa-am-hu-na EA 225,4. Die Schreibungen bei Amenophis II. und III. und in dem Amarna-Brief deuten darauf hin, dass der Ortsname im 15. Jahrhundert *Šamôn- lautete.Heute wahrscheinlich Hirbet Simûnîye (isr. Tçl Šimrôn) ca. 7,5 km westlich von Nazareth, deren Name die spätantike Form Simwnia,j (Jos. vita 24 § 115 usf.) fortsetzt. S. dazu RAINEY 1976 und zur Schreibung dens. 1972, 396. 84 In Syrien-Palästina sind drei Orte dieses Namens belegt: 1. Qarqâr am Nordende des Gâb im unteren Orontes-Tal, erwähnt von Salmanassar III. und Sargon II., aram. Qrqr, heute wahrscheinlich Tell Qarqûr mit allerdings nur schwachen Spuren der Mittelbrozezeit; s.u. S. 253 Anm. 21 und DORNEMANN 2006–08; M. WEIPPERT 2005/06, 397f.; 2006–08a. – 2. Qarqôr (< *Qarqâr-; Ri 8,10) im nördlichen Ostjordanland, wahrscheinlich nordöstlich von Ammân, aber nicht sicher lokalisierbar. (Dies könnte eventuell das *Qarqârum von E56 sein.) – 3. Wâdî/Sçl Qarqûr südlich und westlich von Busçra (Bozra) in Edom (MUSIL 1907, 12.320f.; BIENKOWSKI 2002, 37–39; vgl. CLERMONT-GANNEAU 1906, 424f.), das aber entgegen GesB17 730b s.v. geographisch nichts mit Nr. 2 Qarqôr zu tun haben kann. 85 Wegen der Schreibung (falls richtig gelesen) Šœ.w (zu diesen s. Kap. A.5). 86 Bei Thutmosis III. R-w-ï-œ SIMONS 1937 I 31; II 26; hebr. Layiš (später Dân, heute Tell el-Qâdî/Tçl Dân). Nicht mit Lais/Dan identisch ist hingegen der Ort La-PI-ši-imki (gen.) in dem Mari-Text A. 1270 (jetzt ARM 23,556 → 016) Z. 21, den G. Dossin La-ií-ši-im las und mit Layiš/Lais identifizierte (DOSSIN 1970, 98.102; vgl. MALAMAT 1971b, 35f.; RAINEY 1972, 395); ein weiterer Beleg lieferte jedoch die Schreibung La-PI(ia8)-aški (ARM 23,535 IV 27, gen.), so dass auch in ARMT 23,556,21 La-ia8-ši-im zu lesen ist. Zugleich ergab sich aus ARM 23,535, dass der Ort im nördlichen Syrien lag (s. P. Villard, ARM 23, S. 466f. m.Anm. 25; 1986, 397f.). 87 Die naheliegende Interpetation von B-w-t-š-m-š-w als *Bayt-Šamšu (hebr. Bçt Šçmeš) wird durch die ägyptische Schreibung b-w-t für postuliertes semitisches [bait] in Frage gestellt, da sie nach den Regeln nur [bût], [bôt] oder [baut] wiedergeben kann (eine Spekulation zur Schreibung bei RAINEY 1972, 395). ALBRIGHT 1941, 34 mit Anm. 9, schlug daher vor, statt der hieratischen Gruppe b-w vielmehr g und den Namen *G-t-š-mš-w = *Gitti-Šamšu (hebr. *Gat-Šçmeš) zu lesen und mit der bei Thutmosis III. belegten Stadt K-t-š[…] (SIMONS 1937 I 249) zu identifizieren. So weit ohne Einsicht der Originale ein Urteil möglich ist, halte ich die Emendation für wenig wahrscheinlich. Sollte es sich ungeachtet der problematischen Schrei-
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit E61 E62 E63 e01–03 e07
Y--n-q Y-m--rw
e16–19 e20–21 e25 e26 e30
n-h-- -q-h- … M-t-- --h-nw
E64
why.t n.t -q-t M-k-y why.t n.t K-b-n-ï Y--n-q-
43
„Stämme“ von *Irqata88
F06 F05
Y-n-q Y-mw-rw
…89 „Stämme“ von *Gubla/ Byblos90 *Yanuq(a)/~*Enak91 *Yamadu92 … … … … …
b) Geographische Namen in Abschnitt f Diese Namen sind in der Formel m.w nb.w n.w LN/ON „alle Asiaten von …“ (Text 002 Abschnitt f) enthalten. Nur die in Abschnitt e/E nicht enthaltenen Toponyme werden kommentiert.
bung um ein *Bayt-Šamšu handeln, käme das galiläische Bçt-Šçmeš von Jos 19,22.38; Ri 1,33 in Frage, das von A. Alt (ALT 1926a, 51) mit el-Abçdîye (el-Obçdîye) am Jordan ca. 3 km südlich des Sees Genezareth, von W.F. Albright (ALBRIGHT 1926a, 233) mit Hirbet Šemsîn ca. 4 km westlich von el-Abçdîye identifiziert wurde. 88 S.o. S. 42 Anm. 82 zu E54. 89 S.o. S. 37 Anm. 48 zu E05. Mky ist, wenn es sich nicht um eine Verschreibung für Megiddo handelt, unidentifiziert. 90 Byblos (äg. alt Kbn, jünger Kp-n-ï; s. HELCK 1975a [Belege]), im Neuen Reich Kp-n-ï (Amenophis III., Soleb IV 10 b 4, LECLANT 1965, Abb. 10; Ramses II., Amâra West N 24, KRI II, 216; Akša N 24, KRI II, 215 [< Soleb a.a.O.]; vgl. EDEL 1980, 66) und Kp-w-n- (Pap. Anastasi I 20,7, GARDINER 1911, 64; FISCHERELFERT 1992, 130), sum. (Ur III) Ku-ub-laki (SOLLBERGER 1959/60, 120:19. 122:24f.). Byblos war seit ältesten Zeiten (mindestens seit der 2. Dynastie) die Anlaufstelle der Ägypter für Bauholz aus dem Libanon. Wahrscheinlich wurde die Stadt während des Alten und des Mittleren Reiches als ägyptisch, ihr Herrscher als ägyptischer Beamter betrachtet, der während des Mittleren Reiches den Titel htj- (etwa „Bürgermeister“; s. dazu FLAMMINI 1998 [Lit.]) führte. Die enge Verbindung zwischen Ägypten und Byblos wird auch durch zahlreiche ägyptische Monumente dokumentiert, die die Ausgrabungen dort zu Tage gefördert haben. Anderseits wird in zwei sumerischen Wirtschaftstexten der Ur III-Zeit aus Drçhem (Puzriš-Dagan?) ein Gesandter des Ib-Dadi von Ku-ub-laki erwähnt (Belege s.o.). Der Herrscher trägt den Titel énsi „Stadtfürst“; daraus lässt sich jedoch nicht ohne weiteres schließen, dass Byblos damals zum Reich von Ur (III) gehört habe (vgl. D.O. Edzard bei EDZARD/SZABÓ 1972–75, 337). Jüngere keilschriftliche Erwähnungen von Byblos: abab. (Mari) Gu-ub-la(-a)ki (GRONEBERG 1980, 81), häufig in den Amarna-Briefen Gubla u.ä. (Schreibungen und Belege: WEBER/EBELING 1915, 1574; RAINEY 1978, 105), vor allem wegen der zahlreichen Hilferufe seines Herrschers Rîb-Hadda an den Pharao, ass. bei Tiglathpileser I. KUR(mât) Gu-bal (RIM A.0.87.3,20; 4,27; 10,32), später Gublu u.ä. (PARPOLA 1970, 135; Gentilizium auch ITP Stele III A 7). Die Stadt Gublu (uruGub-li gen.) von ITP Stele II B 23´ ist m.E. aber nicht Byblos, sondern das heutige Geble (antik Gabala). Ugaritisch (CTA 2.44,3.8; 4.338,13.15) und in phönizischen Inschriften lautet der Name der Stadt Gbl (KAI III, 60), im Alten Testament Gbal (Ez 27,9; Gentilizium *Giblî < /Gublî-/ Jos 13,5; wohl auch 1 Kön 5,32; zur hebräischen Namensform s. WAGNER 1966, 38 Nr. 51). Heute Gebçl. Praktischer Überblick über die Geschichte von Byblos (mit vielen Abbildungen): JIDEJIAN 1971a.1977, für Byblos im 8.–4. Jahrhundert ELAYI 2009. 91 S.o. S. 40f. Anm. 72 zu E36. 92 QUACK 1992. *Yamad (keilschriftlich Yamhad) war der Name eines Reichs mit der Hauptstadt Aleppo (arab. Halab). Altbabylonische Belege: GRONEBERG 1980, 122. Zur Stadt Aleppo s.u. S. 252 Anm. 17.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend SETHE
f02 f03 f04 f05 f06 f07 f08 f09 f10 f11 f12 f13 f14 f15 f16 f17 f18 f19 f20 f21
Kp-n-ï -w--T(-) Y(-n-q Šw-t-w Y-mw--rw Q-h-r()-mw --h-b-w Y--m-t95 n-h-- -q-h(-) -q-tm Y--m-t97 -œ--nw -œ-q--nw D-m-tw M-t-- w-š-m-m -h-m-t -h-nw Y-œ--p-
POSENER
F02
w--T-
F03
-m-t
F04
-q-h-
F05
D-m-tw
F06
H-s-œw-m
Mirgissa G02 G03 G04 G05 G06
K-b-n-ï93 -w--T- Y-n-q Šw-t-w Y-mw--rw
Rek./Ident. *Gubla/Byblos *llas(s)a94 *Ya()nuq/*Enak *Šûtu/Seth *Yamadu … *Arhubu/Rehob *Yarimût96 … … *Irqatum *Yarimût98 *ATanu/*ATânu *ATqalânu/Askalon … … *Rûšalimum/Jerusalem … … … …99
93
Variante: Kp-n-ï. Im Neuen Reich erscheint Ullas(s)a (in der Literatur meist als Ullaza wiedergegeben) mehrfach in Ortslisten, bei Thutmosis III. als wn-r-ï-T(SIMONS 1937 I 166), später stets als wn-n-rT (Sethos I., SIMONS 1937 XIII 56; XIV 58; XV 19; Ramses II., SIMONS 1937 XXIV 40 [korrigiert nach Photographie]), als wn-r-T-w in den Annalen Thutmosis’ III., Jahr 31 (Urk. IV 690:17; Eroberung und Plünderung). Die Kombination n+r in diesen Belegen gibt [l] wieder. Die Amarna-Briefe schreiben uruUl-la-sà (EA 60,23 [Amurru]; 104,9.30.41; 105,23.41.84; 109,*15; 117,42 [Byblos]) bzw. uruUl-la-às-sà (61,*3 [Amurru]; 140,19 [Byblos]). Zu Ullas(s)a in den Amarna-Briefen s. NOTH 1937, 228–239 = 1971b, 36–44. Der Ort ist noch nicht exakt lokalisiert, wahrscheinlich aber in der Ebene von Akkâr oder in ihrem Umkreis zwischen Tripolis (Tarâbulus) und Arwad (Ruâd) zu suchen (nach NOTH 1937, 218–226 = 1971b, 29–31, freilich viel südlicher, d.h. zwischen Tyrus und dem Râs el-Abyad). 95 Fehlerhafte Varianten: Y--m-m-t, -y-m-t und -m-t F03. 96 Unklar ist, ob der Ort Y--m-t hier und der gleich geschriebene in f13 identisch sind, da auch der Kontext jeweils relativ unklar ist. Immerhin könnte man annehmen, dass es sich bei f09/F03 wegen *Arhubu/Rehob f08, wenn das mit dem Tell es-Sârem identisch sein sollte (s.o. S. 38 Anm. 56), um das im Alten Testament belegte Yarmût in Issachar (Jos 21,29) handelt, für das auch die Namensvarianten Rçmet (Jos 19,21) und Râmôt (1 Ch 6,58, geschrieben Rmwt) vorkommen, die an die in Anm. 95 als fehlerhaft eingestuften Formen ohne anlautendes y erinnern. Folgt man diesem Prinzip, dann wäre das Y--m-t von f13 mit *Irqatum zu verbinden und an der Levanteküste zu suchen. Die Amarna-Briefe kennen in der Tat ein Land Yar(i)m(m)ûta (MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 603f.), das man von Byblos aus zu Schiff erreichen konnte und von dem die Byblier Getreide und Textilien bezogen, bis die Seeverbindung dorthin durch die Expansion Amurrus abgeschnitten wurde. Wo dieses Land gelegen hat, ist unklar, sicher nicht im Nildelta (WEBER/EBELING 1915, 1153), sondern eher in der Ebene von Akkâr oder im Bereich der Orontes-Mündung. Die in Inschriften Sargons von Akkad genannte gleichnamige Stadt Yarmûti(um) (EDZARD/FARBER/SOLLBERGER 1977, 76) hat damit nichts zu tun (KUPPER 1949, 85f.). 97 Vorherrschende, jedoch fehlerhafte Variante : -y-m-t. 98 Zur Identifikation s. Anm. 96. 99 Das altbabylonische Haššum (GRONEBERG 1980, 94), heth. Haššuwa- (ERTEM 1973, 45) könnte lautlich passen (/Hattum/?). Doch lässt seine ungeklärte Lokalisierung westlich oder östlich des Euphrat in 94
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
45
c) Herrschernamen in Abschnitt e Die Herrschernamen aus der unter Text 002 Abschnitt e/E behandelten Formel „Der Herrscher von … (namens) … usw.“ sind meist mit dem für ausländische Fürsten gebräuchlichen Titel hq bezeichnet, einige wenige (E50.51.62) als wr „Großer“. Ortsnamen
Stellen ägyptisch
*ATa/ânu
E01 e23 e24 E02 e13
H--mw *Magidây/Megiddo **akmum/Sichem K-n- *Pahilum/Pella Apiqum/Aphek -n-y
e14 e15 E03 E04 E05 E06 E07 E08 E09 E10
H--m *ATqalânu/Askalon
-t-m-b- H-y-k?--m H-k-T-nw Mw-r- mw-t, Sohn des Y-k-w-D-d- -w-Dw-š-mw M---m-t N-q-mw-p-- Y-t-n-h-d-d-w b---f- b-œ-h-d-d-w -T-p-h-d-d-w -p-r-w--nw Y-n-k-y--w -t---mw
Herrschernamen Rekonstruktion *Âtamar-abî100 … … … *Ammûtâ (?)101, *Yaksur102 … … *Niqmûpa103 *Yattin-Haddu104 *Abî-rapi105 *…-Haddu *…-Haddu *Abdu-Anu106 *…-Ilu *Atri-ummu (?)107
Nordsyrien eine sichere Identifikation nicht zu. Wäre die Gleichung möglich, wäre es neben das ebenfalls nordsyrische Yamhad (s.o. S. 43 m.Anm. 92 zu e07, Mirgissa F05) zu stellen. 100 „Ich habe meinen Vater gesehen“ (MORAN 1957, 341f.; vgl. HUFFMON 1965, 168) oder permutativ „Ich sehe (gerade) meinen Vater“ (das Kind ist als sprechend gedacht; dazu STAMM 1955, 112–115 = 1980, 16–19). 101 Möglicherweise eine Kurzform zu *Ammûtâr(a) (s. E22) (NOTH 1942, 23 Anm. 5), oder -tâ ist überhaupt eine hypokoristische Endung, wofür das von GOETZE 1958, 28–31, gesammelte Material sprechen könnte. 102 Zur Schreibung s. RÖSSLER 1966, 220 Anm. 4; SETHE 1926, 50. Bedeutung: „Er (ein Gott) hat verborgen“ (= im Mutterleib [?] geschützt). 103 „Rache/Genugtuung (des Gottes) Yapa“. Die Gottesbezeichnung erscheint in den amoritischen Personennamen in Mesopotamien unter den Formen Yapuh und Epuh, beide < *Yapu(Präteritum eines Verbums IP „strahlen, strahlend sein“), im Westen vorherrschend als Epa < *Yapa. Die Identität von *Yapu und *Yapa (konsonantisch in Ugarit -p) ergibt sich daraus, dass der Name des Königs Niqmepa von Alalah in Texten aus AlalahVII INi-iq-mé-pa, auf seinem Siegel aber INi-iq-mé-e-pu-uh geschrieben wird (s. HUFFMON 1965, 213 [weiteres Mat.]). Ob es eine Kurzform *Pa dieses Namens gegeben hat, halte ich für nicht gesichert. Ich habe für N-q-mw-p-- daher *Niqmûpa < *Niqmu-Ypa < *Niqmu+Yapa angesetzt. Ob das stimmt, ist unklar, zumal auch noch das auslautende der ägyptischen Schreibung einer Erklärung harrt. Die Genitivverbindung „Genugtuung (des Gottes) Yapa“ steht für „(Der Gott) Yapa hat Genugtuung bewirkt“. 104 „Haddu (der „Wettergott“) hat gegeben“; Vergleichsmaterial bei HUFFMON 1965, 244. 105 „Mein Vater (Gottesepitheton) ist Heiler/heilend“; vgl. HUFFMON 1965, 264. 106 Zur Erklärung des im Folgenden noch öfter vorkommenden Namenselements -p-r-w als sem. *abdu „Diener“ (hebr. çbed etc.) s. RÖSSLER 1966, 222f.; TH. SCHNEIDER 1987, 258–261, zum Gott Anu HUFFMON 1965, 199. Der Name bdn, der E08 entspricht, ist in Ugarit belegt (CAT 4.75 V 23). 107 Von DUSSAUD 1940, 172, mit „Atalim“ wiedergegeben und mit hebr. *Atlay verglichen, wobei -(i)m anscheinend die Mimation darstellen soll. Diese wird jedoch nicht -mw, sondern -m geschrieben. Zum Ele-
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46 *AkTapa/Achsaph -œ--p- *Mašala/Miseal *Arhubu/Rehob
*Hasôr(a)/Hazor x-x-š- *--p-w-m *Ayânu/Ijon *Sirrum/*Surrum *Baqatum ---ï *Kumida (?)
A. Kanaan im 2. Jahrtausend E11 E12 E13 e11 e12 E14 E15 E16 E17 E18 E19 E20 E21 E22
Y--p-nw -p-r-w--œ--p- Y-rw--w -p-r-w-h-t *Y-m-n--mw111 Y-k-m-T--mw G-T- *-b-w-h-d-d-w H-w-n-w-b-w-m K-š--h-b- Y-n-D-m-h-d-d-w Sm-h-r(-) w--h-d-d- -mw-t--
… *Abdu-…108 *Yadûru109 *Abdu-Haddu110 *…-Ammu *Yakmis-Ammu112 *Gissu (?)113 *Zabûlu-Haddu114 *Hawrânu-abum115 … … *©imri-Hadda116 *Lawî-la-Hadda117 *Ammûtara118
ment atri- (oder atrî-) unbekannter Bedeutung s. HUFFMON 1965, 206f. In Analogie zu dem Namen IA-biat-ri aus Alalah IV (AlT 286,16, WISEMAN 1954, 24; 1959,80; Wiseman liest allerdings nach seiner Kopie IA-bi-zé-ri) habe ich das Element --mw als *ummu „Mutter“ angesetzt. 108 Das erste Element dieses Namens ist klar, das zweite entspricht dem Ortsnamen. M.E. liegt hier ein Fehler vor, da kaum anzunehmen ist, dass der Herrscher einen (Thron-?)Namen führt, der ihn als „(ersten) Diener“ seiner Stadt ausweist. 109 Hypokoristikon von Namen der Form *Yadûr-GN „GN hat sich als beständig erwiesen“ o.ä.; vgl. HUFFMON 1965, 183. 110 Zur Schreibung des Gottesnamens Haddu als -Ht (so m.E. statt -hq zu lesen) statt des sonst üblichen -H-d-d-w s. RÖSSLER 1966, 222. 111 Rekonstruierte Form, die auf der Annahme beruht, dass in der Schreibung Y-m-n--w-mw w Fehler für m ist. Die Variante Y--m--n-mw weist mehrere Verschreibungen auf: Die Gruppe --m- geht wohl auf m-„“ (= m)-, die Gruppe --n- auf -n-- zurück; die Vorlage dürfte *Y-m-n--mw gehabt haben. Vgl. SETHE 1926, 49 = 1976, 229; ALBRIGHT 1928, 242. Nach ZADOK 1996a, 100, ist vielleicht y-m-n- als Form von /mn/ „schützen“ o. ä. zu isolieren; der Rest des Namens -w-mw entzieht sich jedoch der Deutung als theophores Element. 112 „Der Vatersbruder hat verborgen“ (= geschützt, wahrscheinlich das Kind im Mutterleib); vgl. DUSSAUD 1940, 173; MORAN 1957, 342. Zum Verbum KMS s. GesD 552b s.v. . 113 Nach RÖSSLER 1966, 223, *Gâzî „Sieger“ (vgl. arab. gâzî „Anführer eines Raub/Kriegszugs“); eher unwahrscheinlich. Vielleicht aber kann man den „amoritischen“ (?) Personennamen Gi/KI-IZ-ZI GELB 1980, 131 (= *Gissi, *Gissi oder *Gizzi), vergleichen, dessen Bedeutung freilich unbekannt ist. 114 „Fürst ist Haddu“; zu *zabûl- „Fürst“ s. HELD 1968, 91f., und vgl. V. SODEN 1972b (Mari zubultum ist [zbultum] < [zbûltum] < *zabûl+tum durch Reduktion der nunmehrigen Antepänultima zu Šwâ, das durch die Nachbarschaft mit dem Labial [b] und dem Tonvokal [u:] gegen [u] hin verfärbt ist). S. *Zabûlânu e06. 115 „Hawrânu ist Vater“ (DUSSAUD 1940, 173; ALBRIGHT 1941, 34; NOTH 1942, 25 m.Anm. 2). Zum Gott Hawrân- (hebr. Hôrôn in Namen) s. RÜTERSWÖRDEN 1995 (Lit.). S. auch *Hawrânu-abî „H. ist mein Vater“ in E59. 116 RÖSSLER 1966, 221. Bedeutung vielleicht „Schutz Haddus“ i.S.v. „Haddu hat geschützt“. Zur Verbalwurzel /dmr/ s. HUFFMON 1965, 187f. Ich habe allerdings den Eindruck, dass in den westsemitischen Sprachen einschließlich des Altsüd- und Nordarabischen die spezielle Bedeutung „schützen“ sekundär ist als Resultat aus Kraftäußerungen wie „erregen, aufstacheln, anspornen, drängen, hartnäckig bestehen auf“ u.ä. (s. LANE 1863–93, 977f.; BEESTON/GHUL/MÜLLER/RYCKMANS 1982, 39; vgl. auch TAIRAN 1992, 118; HAYAJNEH 1998, 141). Deutlich ist, dass die Auswahl aus dem Bedeutungsspektrum von /dmr/ in der Regel subjektiv vorgenommen wird, um für die Personennamen einen einleuchtenden Sinn zu eruieren. Aber vielleicht ist „schützen“ tatsächlich richtig. 117 „Klient des (Gottes) Haddu“ (MORAN 1957, 342f.; HUFFMON 1965, 225f.; KELLERMANN 1984, 505f.). Man könnte auch *Lawû-la-Hadda vokalisieren (Moran). Das Namenselement *lawî liegt auch dem alttextamentlichen Stammesnamen und der Priesterbezeichnung lçwî „Levit“ zu Grunde (M. WEIPPERT 1967a, 48f. Anm. 8; KELLERMANN a.a.O.).
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit Mr-D-h-k-ï rœw.t Mr-D-h-k-ï mh.t *ATtarâtum/Astaroth -h-m-t -h-w-m-t *Busrônu/Bozra … M-š- Š-y-nw *Dûbây *Qanây Südliches *Âpum Nördliches *Âpum ©-w--w-y Y-()-n-q
M-k-y [M]-y-nw Q-h-r-mw
E23 E24 E25 e29 E26 E27 E28 E29 E30 E31 E32 E33 E34 E35 e01 e02 e03 E36 F01 (Mirgissa) F02 (Mirgissa) F03 (Mirgissa) E37 E38 e08 e09 e10
*?-k-y--w R--n-n- (?) Y-x--w [x-]k-œ-m-m K--w-rw Y-mw-rw [p]r-r-n-y S-q-- -p-r-w-y[…]-m-t -p-r-w[…] -p-r-w-(y-)-b[-…] […] -h-w-k-b-k-b Sm?-h-r?-w -m b-y-m-m-w -k--m […-] Ú--nm
… … … … … *Yamuddu119 … … … *Abdu[-…] … … *Ahu-Kabkab (?)120 *©imri-Haddu121 … *Abî-Yammu122 *Agirum123 … …124
b-y-m-m-w
*Abî-Yammu125
--k-
…126
Š-m-š[-w-…] … -mw--t127 H-m-T-nw -mw-y-k-n
*Šamš[u-…] … *Ammu-atar128 … *Ammu-yakûn129
47
118 Der Name wird analog geschrieben wie keilschriftliches IHammûtar in Mari (HUFFMON 1965, 35) und ist m.E. aus *ammu+yatar entstanden. Bedeutung: „Der Vatersbruder ist sehr groß“. 119 Kurzform von Namen wie Yamudd-Wçrum oder Yamudd-Lîm (HUFFMON 1965, 229); Bedeutung nach Huffmon: „(Die Gottheit) N.N. hat geholfen“ o. ä. Das zugrundeliegende Verbum ist MDD, nicht MR (so MORAN 1957, 341 Anm. 8). 120 Nach POSENER 1940, 81f., ist -h-w-k--k- zu lesen, das zweite Namenselement mit hebr. Kalkôl (1 Kön 5,11; 1 Ch 2,6) zu vergleichen. Hier ist das erste Element als Schreibung für *ahu „Bruder“ aufgefasst, das zweite als -k-b-k-b gelesen (nach POSNER 82 möglich). Vgl. ALBRIGHT 1941, 34; HUFFMON 1965, 220. Kbkb „Stern“ ist Gottesepitheton; der Name bedeutet also wohl: „Bruder ist der Stern“. 121 S.o. S. 46 Anm. 116 zu E20. 122 „Mein Vater ist (der Meergott) Yammu“; vgl. JIRKU 1964, 354 (keine Mimation!). Die Vorschläge von DUSSAUD 1927, 220; ALBRIGHT 1928, 238; MORAN 1957, 340; GOETZE 1959, 197; HUFFMON 1965, 211, sind sämtlich schwer zu verifizieren. Material und Literatur zu Yammu: HUFFMON 1965, 210. Derselbe Name: Mirgissa F02. 123 RÖSSLER 1966, 223, nach Mari Hagirum HUFFMON 1965, 32.190; vgl. DUSSAUD 1927, 220 (eventuell *Akirum nach TH. BAUER 1926, 12) Über die Bedeutung kann man nur spekulieren, vielleicht „Großer“ oder „Dicker“ o. ä. (vgl. syr. agrâ). S. auch S. 50 Anm. 148. 124 Vgl. ZADOK 1996a, 99 (?). 125 Derselbe Name: e02; s. Anm. 122. 126 Vgl. ZADOK 1996a, 99 (?). 127 Variante: -mw-t. 128 Wohl für *Ammu-yatar, die Variante (Anm. 127) = *Ammûtar (s. zu E22 Anm. 118). Bedeutung: „Der Vatersbruder ist sehr groß“.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
(Q-h-r-mw rœw.t) (Q-h-r-mw mht) *?-w-?-w-d?-nw -f--x- Y-b-y R-y-t?- *Rûšalimum/Jerusalem
Km-x-y b-w-m -œ-n-w-œ *Akkây/Akko „Stämme“ von *K-w-š-w Šw-t-w
E39 E40 E41 E42 E43 E44 e27 e28 E45 E46 E47 E48 E49 E50 E51 e04 e05
H-m?-y Y-T--r-k-n- -mw---w-b-w -mw[-…] Š-m-š-w--p-r-m [N-q-mw-]p-- Y-q---mw Ú-T--nw [x-]b[-…] […-]h-d-d-w […] T-h-r-s133 T--mw […-]y … j-b-m K-w-š-r(-)
… *…-Dagâna130 *Ammu-… *Ammu[-…] *Šamšu-… *[Niqmu]pa131 *Yaqar-Ammu132 … … *[…-]Haddu […] … *Tir-Ammu134 […]… … *Ayyâbum135 …136
129 DUSSAUD 1927, 223; ALBRIGHT 1928, 241 (mit überholter Erklärung); HUFFMON 1965, 221. Bedeutung etwa: „Der Vatersbruder hat sich als beständig erwiesen“. Bei den keilschriftlichen Namen mit -yakûn steht dieses Element immer an erster Stelle. 130 Dass das zweite Namenselement -r-k-n- lautet, hat RÖSSLER 1966, 223, erkannt und als den Gottesnamen Dagân gedeutet. Das erste Element ist unklar, ein Schreibfehler für y-T-- (Rössler) nicht ausgeschlossen. Es ergäbe sich dann der Personenname *Yazra-Dagâna „Dagan hat fruchtbar gemacht“ (NOTH 1928, 213). Vgl. IIz-ra-ah-dDa-gan, TH. BAUER 1926, 81b. Zur Endung -a des Theonyms s. TROPPER 2001, 84–88. Die Deutung des Namens bei GOETZE 1958, 32; 1959, 197, geht von unzutreffenden Voraussetzungen aus. Unklar ist, ob der Gottesname als Dagan- oder Dagân- anzusetzen ist; die masoretische Form Dâgôn spricht eventuell für letzteres. Zu Dagân s. FELIU 2003 (zur Etymologie ebd., 278–287). 131 S.o. S. 45 Anm. 103 zu E03. 132 „Geehrt ist der Vatersbruder“, vgl. IIa-qar-DINGIR(ilu) RANKE 1905, 114a ; HUFFMON 1965, 89.214. 133 Eventuell M--h-r-s zu lesen (Posener). 134 Wenn so zu rekonstruieren, kürzere Form von *Yitir-Ammu „Der Vatersbruder hat sich als sehr groß erwiesen“ (das erste Element ist *[Ytir] < *[Yatir]); vgl. HUFFMON 1965, 218. Zu solchen Kürzungen s.o. S. 40f. m.Anm. 72. Ähnliche Auffassung (*Tar-Ammu): DUSSAUD 1940, 176; MORAN 1957, 344. Möglich wäre auch die Deutung *Tûra-Ammu „Kehr zurück (= wende dich wieder zu), Vatersbruder!“ (NOTH 1942, 23 Anm. 6); vgl. ITûra-Dagân (TH. BAUER 1926, 40). 135 „Wo ist der Vater?“, hebr. Iyyôb „Hiob“. S. ALBRIGHT 1928, 239; 1941, 34. Vergleichsmaterial bei HUFFMON 1965, 153. 136 RÖSSLER 1966, 224f.: *Kušdî „Mein Wunsch“. Die Rekonstruktion des Konsonantenbestands dürfte richtig sein (anders DUSSAUD 1927, 21, der von /kšr/, GOETZE 1958, 28, der von dem Gottesnamen KôTar ausgeht; doch ist das äg. r in den Ächtungstexten kein sem. [r], äg. š kein sem. [t]), die Interpretation jedoch ist fraglich. Eine Wurzel /kšd/ (= /ks1d/) ist im Westsemitischen nur in dem ugaritischen Hapax legomenon tkšd CAT 1.5 I 16 „Ziel, Sehnsucht“ (?) und in sab. KS1D „unwiderruflich machen“ (D-Stamm?) und ks1d „Schwäche (des Körpers)“ (BEESTON/GHUL/MÜLLER/RYCKMANS 1982, 79) belegt, vielleicht auch in arab. KSD „stockend sein, keinen Absatz finden“ und seinen nominalen Ableitungen (WKAS I, 175–177; falls nicht /ks3d/); in der Namenbildung kommt es nicht vor. Breit belegt ist hingegen kašâdu „erreichen, ankommen; erobern, gefangennehmen“ im Akkadischen, wo es, vor allem auf den älteren Sprachstufen, auch als Element von Personennamen auftritt: (1) Mit einer Gottesbezeichnung als Subjekt. GN-kâšid bereits aakk. (GELB 1957, 154, z.B. dEN.ZU(Suen)-kà-si-id), auch abab. (RANKE 1905, 145.160), aass. (AHw 460b s.v. kašâdu(m) G 8d = HIRSCH 1961/1972, 12a.42a), aber auch noch nass. (z.B. IAššûr-kâšid APN 41a). Bedeutung wahrscheinlich: „(Der Gott) N.N. nimmt gefangen“. Nur jung belegt ist ein dreigliedriger Name, der angibt, wen die Gottheit „gefangennimmt“ – die Feinde (Šamaš-kâšid-ayyabî MILLARD 1994, 118, Eponym von 669); es ist unklar, ob die älteren -kâšid-Namen entsprechend als Kurzformen interpretiert werden dürfen. (2) Mit dem Namensträger (Kind) als Subjekt. Hier bedeutet das Verbum KŠD
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
(Šw-t-w hr.t) (Šw-t-w Xr.t)
*Arqatum *Šamânu *Qarqârum Šw?-œw -q?--y w-œ-ï B-w-t-š-mš-w „Stämme“ von *Arqata M-k-y „Stämme“ von Byblos *Yamadu
e06 E52 E53 F04 (Mirgissa) F05 (Mirgissa) e22 E54 E55 E56 E57 E58 E59 E60 E61 E62 E63 e07
*-b-nw Š-mw-b-w Y-k-m-T--mw ©-w-p-
*Zabûlânu137 *Šumu-abu138 *Yakmis-Ammu139 …140
-
-
--w-m-q-h-t -mw-h-y? b(-w)-r-h-n- b-w-[…-] Y-k-m-T--mw Y--p---w H-w-n-ï-b- Y--p---w H-w-b-h
*Ilu(-m)-…141 … …142 *Abu[-…]… *Yakmis-Ammu143 *Yarpa-Ilu144 *Hawrânu-abî145 *Yarpa-Ilu (?)146 *Hâlu-barih147
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„ankommen“: aakk. Iksussinat „Er ist bei ihnen (f.) angekommen“, MDP 2,16,2; v.a. abab. und Nuzi Baltukašid „Ein lebendes (Kind) ist angekommen“ (NPN 111.307a; STAMM 1939, 127). Wie sich *Kušdî dazu verhält, ist unklar (vielleicht „Meine Ankunft“ = „Ich bin angekommen“?); der Name müsste jedenfalls akkadisch sein, nicht amoritisch, was im Kontext der Ächtungstexte auffällig wäre. 137 Zu Recht haben SETHE 1926, 47 = 1976, 227; DUSSAUD 1927, 221; ALBRIGHT 1928, 239, und HUFFMON 1965, 186, in *-b-nw das Äquivalent des alttestamentlichen Stammesnamens Sebulon (Zbûlûn) erkannt. Es handelt sich um ein Hypokoristikon von theophoren Namen, deren erstes Element zabûl- lautet; s.o. S. 46 *Zabûlu-Haddu E16 und Anm. 114. Das masoretische Zbûlûn bietet auffälligerweise wahrscheinlich die israelitisch-phönizische Namensform, in der das Morphem -ôn (< *-ân-) zu -ûn geworden ist; die judäische Vokalisation könnte durch Saboulwn repräsentiert sein (falls w nicht [û] wiedergibt). Den Einwand in GesD 293f., dass die Gleichsetzung von *-b-nw und Zbûlûn „phon(etisch) unhaltbar“ sei, verstehe ich nicht. 138 „Der Sohn/Nachkomme ist (wie) der Vater“; vgl. z.B. IŠumu-abum TH. BAUER 1926, 38. Vgl. DUSSAUD 1940, 176; NOTH 1942, 24; HUFFMON 1965, 249. 139 S.o. S. 46 E14 m.Anm. 112. 140 Vgl. ZADOK 1996a, 99 (?). 141 Das erste Element dieses Namens ist sicher *ilu oder *ilum (mit Mimation) (DUSSAUD 1927, 226; ALBRIGHT 1928, 245). Unklar ist das zweite Element, möglicherweise zu einer Wurzel /qht/ gehörend, die auch zur Bildung des ugaritischen Personennamens Aqht (im Epos; DIETRICH/LORETZ 1996, 11b) und der alttestamentlichen Namen Qhat (Gen 46,11 u.ö.) und Toqhat (2 Ch 34,22) gedient haben könnte. Die Bedeutung der Wurzel, falls sie existiert, ist unbekannt. 142 Nach DUSSAUD 1940, 177; ALBRIGHT 1941, 34 m.Anm. 13, dissimilierte Form von „Abraham“ (mas. Abrâhâm); dagegen NOTH 1941, 24 Anm. 5. Die Interpretation Dussauds und Albrights scheitert daran, dass das zweite Namenselement semitisch die Konsonanten *-dhn (eventuell auch *-dhl) = ? aufweist. 143 S.o. S. 46 E14 m.Anm. 112. 144 „Gott/El hat geheilt“; s. NOTH 1942, 21 Anm. 6. Vgl. auch IIa-ar-pa-dIŠKUR(Addu) HUFFMON 1965, 46.264. Wohl auch in E60. 145 Vgl. E17; hier „Hawrânu/Hôrôn ist mein Vater“. 146 POSENER 1940, 93, las mit Vorbehalt Y-t?-p-- (bisher unerklärt). Im Lichte von E58 könnte man vermuten, dass das angenommene t ein schlecht geschriebenes oder schlecht erhaltenes ist. Zum Namen selbst s.o. Anm. 144. 147 „Der Muttersbruder ist strahlend“. Zu hâlu s. HUFFMON 1965, 194f., zu *barih akk. barhu (< *barihu) in Personennamen wie dNabû-barhu-ilâni „Nabû ist der Strahlend(st)e der Götter“ oder dSîn-barhi-šamê „Sîn ist der am Himmel Strahlende“ (AHw 107a s.v. barhu). Die Lesung des zweiten Elements als *-Balîh (Fluss
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n-h--
-q-h- … M-t-- --h-nw
A. Kanaan im 2. Jahrtausend F05 (Mirgissa) e16 e17 e18 e19 e20 e21 e25 e26 e30
Hb-
…
!-k--m K-m--m -q-h-m Y-p--nw Y-q--D-mw Š-m-š-w-r--m … Mn-T-m Y-m----w
*Agirum148 *Gamirum149 … *Yapânu150 …151 *Šamšu-Adam(a?)152 … …153 …154
als Gottheit, GOETZE 1958, 28) scheitert daran, dass der dritte Konsonant von Balîh ein /h/, nicht ein /h/ ist (der Fluss heißt noch heute Balîh). 148 Lesung -k--m nach RÖSSLER 1966, 223, und Kopie (SETHE 1926/1976, Taf. 17). Zu dem Namen s.o. e03 S. 47 m.Anm. 123. – SETHE 1926, 50 = 1976, 230, las allerdings M-m. Dies wurde von DUSSAUD 1927, 224, als *Milkî-râm, von ALBRIGHT 1928, 243, als *Malikum interpretiert. NOTH 1942, 25f., vermutete in --m den Gottesnamen *Lîm; s. auch MORAN 1957, 340f. Der Name *Malik-Lîm bedeutete dann „König ist (der Gott) Lîm“. Zu Lîm s. SEOW 1995 (Lit.). 149 RÖSSLER 1966, 224, Kurzform eines Namens der Form Gamir-GN „(Die Gottheit) N.N. hat (es) vollbracht“ (NOTH 1928, 175); vgl. ug. IGamiraddu (< *Gamir-Haddu) GRÖNDAHL 1967, 332a. 150 Hypokoristikon auf -ânu eines mit dem Verbum YP gebildeten Namens; s. ALBRIGHT 1928, 244; NOTH 1942, 22 Anm. 7; HUFFMON 1965, 213. 151 Das erste Element dieses Namens ist wahrscheinlich *yaqar- (DUSSAUD 1927, 225f.; ALBRIGHT 1928, 244f.; NOTH 1942, 22 Anm. 1; HUFFMON 1965, 214). Das theophore Element -D-mw ist unklar ( Damu [Dussaud]), eine Emendation zu *--mw, obwohl verführerisch, weder phonetisch noch graphisch wahrscheinlich. 152 Die Deutung dieses Namens durch DUSSAUD 1927, 226; ALBRIGHT 1928, 245, und noch HELCK 1971, 51, als *Šamšu-ilîma hat NOTH 1942, 22 Anm. 5, widerlegt. Die nächste Parallele ist vielmehr ein nordpalästinischer (so AHARONI 1960, 177–181) oder syrischer Ortsname, der bei Thutmosis III. Š-m-š-t(-w)-m (SIMONS 1937 I 51; V 22 [Fehler bei Simons; s. aber W.M. MÜLLER 1910, 66 Abb. 10; EDEL 1953, 147f. Anm. 52]; FAKHRY 1937, 48 Abb. 6:3´), bei Amenophis II. Š-m-š-t-w-m (Stele aus Memphis Z. 3f., BADAWY 1943, Taf. I; EDEL 1953, Taf. 3) bzw. Š-m-š-w-t-w-m (Stele aus Theben Z. 3, ursprünglicher Zustand, EDEL 1953, Taf. 7) geschrieben wird (→ 041 u. S. 116 m.Anm. 200). Das erste Namenselement ist *šamšu- „Sonne“, das zweite der Name einer Göttin Adam(m)a. Diese ist als Gemahlin des Rašap (Rescheph) bereits gegen Ende des 3. Jahrtausends in Ebla belegt (POMPONIO 1993; POMPONIO/XELLA 1997, 10–15.145) und erscheint in derselben Rolle auch in dem magischen Pap. Leiden I 343+345 Vs. V 6f. (MASSART 1954, 17) aus der Ramessidenzeit in der Schreibung -t-w-m. Weitere Belege finden sich im 2. Jahrtausend bei den Hurritern, in Emar und in Ugarit (HAAS 1994, 239.406f.546.568.874; POMPONIO/XELLA 1997, 15; XELLA 1999; Einzeheiten s. d.), schließlich in dem alttestamentlichen Personennamen Ôbçd-Ĕdôm (2 Sam 6,10-12 u.ö.; mas. ôbçd lautet nach vormasoretisch *abd-), in dem ihr Name wie der der Landschaft Edom (Ĕdôm) vokalisiert ist, und in dem punischen Namen bddm CIS I 295 (aus Karthago). S. M. WEIPPERT 1971a, 669f. Anm. 1358; L.D. MORENZ 1999. 153 Von NOTH 1942, 25, mit Manasuma (TH. BAUER 1926, 34), gleichgesetzt; dagegen ALBRIGHT 1928, 247. 154 Das zweite Namenselement ist *-ilu, das erste kann y-m-- (so MORAN 1957, 341) oder y-m- (so ALBRIGHT 1928, 249, der hebr. Ymûçl vergleicht) gelesen werden.
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
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3. Sinuhe: Das mittelbronzezeitliche Rtnw literarisch 004. Die Geschichte von Sinuhe155 Text: R. KOCH 1990 (hieroglyphische Transkription). – Übersetzungen: ANET 18–22 (J.A. Wilson); BLUMENTHAL 1984, 5–26; BURKARD/THISSEN 2003, 110–119; PARKINSON 1997, 21–53; TGI2.3 1–12 Nr. 1 (E. Edel); TUAT III, 884–891 (E. Blumenthal). – Vgl. M. BÁRTA 2003; BLUMENTHAL 1998; GRAPOW 1952; MILEVSKY 2007; MOERS 2001, 251–263; RAINEY 1972. – Bibliographie: LÜSCHER 2005. Die Geschichte von Sinuhe gehört zu den klassischen Werken der altägyptischen Literatur. Jahrhunderte lang wurde der Text in Ägypten gelesen und verbreitet; wer zum Stand gebildeter Schreiber gehörte, wusste aus ihm zu zitieren. Nicht weniger als acht Papyri und rund 25 Ostraka sind bekannt, die den Text bzw. Auszüge davon überliefern.156 Selbst in die moderne Literatur hat der Held der Erzählung Eingang gefunden als Inspiration für Mika Waltaris Roman „Sinuhe der Ägypter“.157 Innerhalb der Ägyptologie gehört Sinuhe zu den am häufigsten bearbeiteten Themen. Dementsprechend hat die Sekundärliteratur einen unüberschaubaren Umfang angenommen. Sie wurde jüngst über eine online bereitgestellte Bibliographie, die über 200 Einzelbeiträge sammelt, erfasst und erschlossen.158 Je nach Standpunkt des Bearbeiters lässt sich die Geschichte als erbauliche oder lehrhafte Erzählung, als literarische Autobiographie, als Reisebericht, als politische Propagandaschrift oder auch als Schelmenroman einordnen. Als echte Autobiographie kann der Text – entgegen gelegentlichen Versuchen159 – sicher nicht gelten, schon weil seine Form von den in Gräbern zahlreich erhaltenen Beispielen weitgehend abweicht.160 Davon unbenommen sind die Informationen, die uns die Einbettung der Erzählung in das Palästina des späten 20./frühen 19. Jahrhunderts bietet, in ihrer Anschaulichkeit von einzigartigem Wert. Die Geschichte spielt in der Zeit der 12. Dynastie. Sinuhe – der Name S-nh.t bedeutet „Sykomorensohn“ – war ein Höfling am Harem Amenemhets I. (1938-1909). Als er von einer Verschwörung gegen den König erfährt, entschließt er sich spontan zur Flucht aus Ägypten. Ähnlich, wie es später von Mose erzählt wird, gelangt er auf der Sinai-Halbinsel in die Obhut von Nomaden. Später holt ihn ein kanaanäischer Lokalfürst zu sich, dessen Tochter er zur Frau bekommt und in dessen Dienst er sich verdingt und so zu hohem Ansehen und Wohlstand gelangt. Die Episode vom Zweikampf gegen einen scheinbar überlegenen Herausforderer, den „Starken von RTnw“, erinnert an das David-Goliath-Motiv.161 Doch gegen Ende seines erfolgreichen Lebens im Exil zieht es Sinuhe zurück in die ägyptische Heimat. Der neue König Sesostris I. (1919-1875) nimmt ihn wieder am Hof auf und stiftet ihm ein „Haus für die Ewigkeit“ in der Nekropole. Die prononcierte Sorge, fern vom „Geliebten Land“ begraben zu werden, war für Ägypter mit der Furcht vor dem Verlust der jenseitigen Existenz verbunden. Die Zeilenzählung der Übersetzung folgt den Berliner Papyri 10499 („R“) und 3022 („B“) in Zehnerintervallen. 155
Bearbeitet von S.J. Wimmer. S. die neue synoptische Textausgabe von R. KOCH 1990. 157 MIKA WALTARI, Sinuhe, egyptiläinen: viisitoista kirjaa lääkäri Sinuhen elämästä n. 1390–1335 e.Kr. (Helsinki/Porvoo 1945); deutsch: Sinuhe, der Ägypter: Fünfzehn Bücher aus dem Leben des Arztes Sinuhe, ungefähr 1390–1335 v.Chr. (Bern 1948). Viele Ausgaben und Auflagen in zahlreichen Sprachen. M.W. 158 LÜSCHER 2005. 159 Zuletzt KITCHEN 1996b. 160 S. auch o. S. 31. 161 S. dazu KUNZ 2003. 156
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
R1Der
Graf und Fürst, der Siegler des Königs von Unterägypten, der Einzige Freund, Richter, Verwalter der Gutsbezirke des Herrschers in den Ländern der St.tjw (Asiaten), echter Vetrauter des Königs, den er liebt, der Gefolgsmann Sinuhe (S-nh.t), er sagt: Ich war ein Gefolgsmann, der seinem Herrn folgte, ein Diener des königlichen Harems der Erbprinzessin, groß an Gunst, der Königsgemahlin des Sn-wœr.t (Sesostris) in £nm-œ.wt162, der Königstochter des Imn-m-h.t (Amenemhet) in Qnfr.w163, der ehrenvollen Nfrw (Neferu). Regierungsjahr 30, III. Monat der Überschwemmungsjahreszeit, Tag 7: Aufstieg des Gottes zu seinem Horizont. Der König von Ober- und Unterägypten, Úhtp-ýbR164, er flog auf zum Himmel, vereint mit der Sonnenscheibe, dem Leib Gottes, verbunden mit dem, der ihn erschaffen hatte. Die Residenz war in Schweigen, die Herzen waren in Kummer, das Große Doppeltor war geschlossen, R10der Hofstaat hatte den Kopf auf dem Knie, die Adligen waren in Trauer. Nun, es hatte Seine Majestät eine Armee gegen das Land der Tmhj.w (Libyer) gesandt, (mit) seinem ältesten Sohn als dessen Befehlshaber, dem vollkommenen Gott Sn-wœr.t (Sesostris). Er war gesandt worden, um die Fremdländer zu besiegen, um die Bewohner von *hnw (Libyen) zu schlagen. Er kam nun (zurück) und brachte Gefangene aus *hnw (Libyen) und unbegrenzt Vieh aller Art. Die Höflinge des Palastes, sie sandten zur westlichen Grenze, um den Königssohn die Angelegenheit wissen zu lassen, die sich am Hof165 zugetragen hatte. R20Die Boten trafen auf ihn unterwegs. Sie erreichten ihn zur Abendzeit. Er zögerte keinen Augenblick, der Falke, er flog los zusammen mit seinem Gefolge, ohne seine Armee davon wissen zu lassen. Nun war auch geschickt worden nach den (weiteren) Königskindern, die in seiner Gefolgschaft in dieser Armee waren. B1Einem davon wurde zugerufen, während ich dabei war. Ich konnte seine Stimme hören, während er sprach, indem ich in geringer Entfernung war.166 Mein Herz wurde verwirrt, meine Arme spreizten sich, ein Zittern befiel all meine Glieder. Ich entfernte mich springend, um ein Versteck für mich zu suchen, und begab mich zwischen zwei Büsche, um den Weg dem, der darauf ging, zu überlassen. Ich machte mich auf den Weg nach Süden, ohne daran zu denken, zur Residenz zu gelangen. Dies, (weil) ich befürchtete, dass ein Aufstand entstehen würde, und ich rechnete nicht damit, ihn zu überleben.
162
Name der Pyramidenstadt Sesostris’ I. in Lischt (el-Lišt), ca. 50 km südlich von Kairo. Name der Pyramidenstadt Amenemhets I., ebenfalls in el-Lišt. 164 Thronname Amenemhets I. 165 Manche übersetzen Xnwtj mit „Palast“, andere mit „Audienzhalle“ und vermuten eine Anspielung darauf, dass sich dort konkret das Attentat auf Amenemhet zugetragen habe. Der Begriff steht jedoch wohl als pars pro toto für den Palast, etwa im Sinne von “the Oval Office” für „das Weiße Haus“. 166 Wörtlich „in entfernter Nähe“. Die merkwürdige Formulierung nährt den Verdacht, dass hier wieder zwischen den Zeilen zu lesen ist. Gleichlautend mit w „entfernt“ ist ein Begriff für „Verschwörung“, so dass auch gemeint sein könnte: „so dass ich in die Nähe der Verschwörung geriet“. J.F. Quack (freundlicher Hinweis) versteht die Stelle anders: „Eher ist gemeint, dass Sinuhe so weit weg war, dass die Redenden sich unbelauscht wähnten, tatsächlich aber noch in Hörweite war.“ 163
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
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Ich fuhr über das „M.tj-Gewässer“ in der Umgebung der „Sykomore“167, kam zur „Insel des Únfrw (Snofru)“, verbrachte den Tag am Rand des B10Fruchtlands. Ich brach auf, als es tagte, und traf einen Mann, der an der Öffnung des Weges stand. Er grüßte mich; denn (auch) er fürchtete sich. Es kam die Zeit des Abendessens, und ich näherte mich der „Rinderstadt“. Ich setzte über in einem Kahn, der kein Steuer hatte, mit Hilfe einer Westbrise. Ich zog östlich an Ikw vorbei und über die Höhe der Herrin des „Roten Berges“. Ich schlug die Richtung flussabwärts ein, und erreichte die „Mauern des Herrschers“, die errichtet worden waren, um die St.tjw (Asiaten) abzuwehren und die, die den Sand durchziehen168, zu zertrampeln. Ich kauerte mich in ein Gebüsch, aus Angst, dass die Dienst tuenden Wachen auf der Mauer mich sähen. Ich brach (erst) B20zur Abendzeit auf. Als es hell wurde, erreichte ich Ptn und ließ mich nieder auf der Insel des „Großen Schwarzen“. Ein Durstanfall ereilte mich und ich verdurstete (fast), meine Kehle war trocken. Ich sagte (mir): „Das ist der Geschmack des Todes.“ Ich nahm mich zusammen169 und raffte meine Glieder auf, als ich das Geräusch von Viehrufen hörte. Ich erblickte ÚT.tjw (Asiaten). Ihr Wegführer erkannte mich dort, weil er in Km.t (Ägypten) gewesen war. Da gab er mir Wasser und kochte mir Milch. Ich folgte ihm zu seinem Stamm und gut war, was sie für mich taten. (Dann) gab mich Fremdland an Fremdland (weiter). Ich brach auf nach Kpn (Byblos) und kehrte um nach Qdm (Qedem).170 Dort171 verbrachte ich B30eineinhalb Jahre. mw s-Nnšj (Amu, der Sohn des Nenši172), der der Herrscher des Oberen RTnw (Retjenu)173 war, nahm mich auf. Er sagte zu mir: „Gut sollst du 167 Die Stationen des Fluchtwegs können nur zum Teil identifiziert werden. Bei der „Sykomore“ wird es sich um ein Baumheiligtum bei den Pyramiden von Gîza handeln, bei der „Insel des Snofru“ wohl um das weiter südlich gelegene Dahšûr mit den Pyramiden dieses Königs. Auf der Ostseite des Nils passiert Sinuhe östlich des heutigen Kairo ein Steinbruchgebiet und ein Heiligtum der Göttin Hathor am „Roten Berg“, dessen Name sich als Gebel Ahmar bis heute bewahrt hat. Das Wâdî Tumîlât mit einem Nilkanal schuf die Verbindung zur Ostgrenze bei den Bitterseen, am Rand der Sinai-Halbinsel. 168 Ein ebenso gängiger wie zweifellos abschätziger Begriff für „Nomaden“. S. auch S. 180 Anm. 9. 169 Wörtlich „Ich erhob mein Herz“. 170 „Qedem“ heißt semitisch allgemein „Osten, Ostland“, aber auch „vorne“; vielleicht liegt hier ein subtiles Wortspiel vor: „und kehrte um nach ‚Vorwärts’“, das die Richtungslosigkeit von Sinuhes Odyssee in Vorderasien unterstreichen soll. TH. SCHNEIDER 2002 schlägt hier und B219/Ashmolean-Ostrakon 30 die Lesung Qd-nw-m (Qatanum = Qatna, mit Mimation) vor. Zumindest für die Schreibung in B219 ist die Ansetzung schwierig. Gleichwohl würde sie sowohl geographisch wie auch mit Blick auf die Bedeutung des Reichs von Qatna zur Zeit des Mittleren Reiches einleuchten. 171 Oder: „Damit“. 172 Der Name wird entweder mit oder ohne „Sohn des“ gelesen. Die Filiation kann auch umgekehrt verstanden werden: „des Amu Sohn, Nenši“. Ausgeschrieben ist die Filiation (s) nur in der Quelle B. Literatur zu den verschiedenen Lesungen des Namens bei LÜSCHER 2005 zu B30. Die Tendenz der Interpretation geht heute dahin, das Element s „Sohn“ als sekundäre Einfügung zu betrachten und einen amoritischen Personennamen -mw-nn-š- „Ammu-nenši“ (= ? M.W.) anzunehmen; s. zuletzt L.D. MORENZ 1997, 4–7. 173 RTnw, jünger auch Rtnw, ist eine ägyptische Bezeichnung für Palästina, wohl unter Einschluss des südlichen Syrien, die eventuell in der Form Rtnnw bereits im Alten Reich auftaucht (FISCHER 1977, 160f. Anm. 27; freundlicher Hinweis von J.F. Quack), sicher aber in Texten des Mittleren Reiches belegt ist, häufig jedoch vor allem in solchen des Neuen Reiches vorkommt. Der Sprachgebrauch gilt als ziemlich vage; doch könnte sich der Titel [hq n R]Tnw, den auf einem Skarabäus aus einem Grab in Tell ed-Daba ein gewisser Dý-Úbk-m-h.t führt (G.T. MARTIN 1998), auf ein konkretes Territorium beziehen (falls die Ergänzung des Titels zutrifft). Zudem kommt das „Obere“ RTnw (RT/tnw hr.t) neben dem „Unteren“ (RTnw hr.t)
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
es bei mir haben174, denn du wirst die Sprache von Km.t (Ägypten) hören!“ Er sagte das, weil er meinen Charakter kannte und von meiner Weisheit gehört hatte; denn Ägypter, die dort bei ihm waren, hatten für mich Zeugnis abgelegt. Dann sagte er zu mir: „Warum bist du hierher gekommen? Ist etwas passiert in der Residenz?“ Darauf sagte ich zu ihm: „Der König von Ober- und Unterägypten Úhtp-ýb-R (Amenemhet I.) hat sich zum Horizont begeben.175 Man weiß nicht, was deswegen passieren wird.“ Als Behauptung sagte ich dann: „Ich kam mit einer Armee zum Land der Tmh.w (Libyer); da berichtete man (es) mir. Mein Denken wurde schwach, mein Gemüt nicht (mehr) froh in meinem Körper. Es brachte B40mich auf den Weg der Flucht. (Dabei) wurde ich nicht verleumdet, man spie mir nicht ins Gesicht, kein Vorwurf (gegen mich) war zu hören, mein Name wurde nicht gehört aus dem Mund eines Berichterstatters. Ich weiß nicht, was mich in dieses Fremdland gebracht hat. Es war wie der Plan eines Gottes, wie wenn sich ein Delta-Bewohner in Elephantine wiederfindet, ein Mann des Sumpfes im Land Stj (Nubien).“ Darauf sagte er zu mir: „Wie ergeht es nun jenem Land ohne ihn, diesen vortrefflichen Gott, vor dem die Furcht in den Fremdländern verbreitet war, wie (vor der Göttin) Úhm.t (Sachmet176) im Pestjahr?“ Ich erzählte ihm und antwortete: „Sicherlich hat sein Sohn den Palast betreten und das Erbe seines Vaters übernommen. Ein Gott ist er tatsächlich ohne seinesgleichen, ohne dass ihm ein anderer etwas voraus hätte. Sein ist die Weisheit, sind ausgezeichnete Pläne und vortreffliche Befehle. Nach seinem Befehl B50zieht man aus und ein. Er war es, der die Fremdländer bezwang, während sein Vater im Inneren seines Palastes weilte, und er meldete das, was ihm aufgetragen war, als vollzogen. Ein Sieger ist er, indem er handelt mit seinem starken Arm, zupackend ohne seinesgleichen. (So) sieht man ihn, wenn er über die Bogenleute177 herfällt und sich ins Kampfgetümmel stürzt. Ein Niederdrücker des Horns und Schwächer der Hände ist er, so dass seine Feinde die Schlachtreihen nicht (mehr) ordnen können. Ein Rächer ist er, der die Scheitel spaltet, in dessen Nähe man nicht standhalten kann. Weiten Schritts ist er beim Vernichten des Flüchtenden. Der ihm den Rücken kehrt, kommt nicht an. Standhaften Herzens ist er in der Zeit des Abwehrens. Er kommt wieder und kehrt seinen Rücken nicht. Starkherzig ist er, wenn er viele sieht. Er lässt keine Schwäche über sein Herz kommen. B60Eifrig ist er, wenn er über die Östlichen herfällt, erfreut, wenn er sich auf die Bogenleute stürzt. Er ergreift seinen Schild und tritt (schon) nieder. Er muss nicht wiederholen beim Töten. Es gibt niemanden, der seinen Pfeil schießen, der seinen Bogen spannen könnte. Die Bogenleute fliehen vor ihm wie vor dem Machterweis der ‚Großen‘ (Göttin). Er kämpft ohne Ende, ohne zu zögern, restlos. des Öfteren noch in „konventionellen“ Namenreihen des Neuen Reiches vor (NOTH 1937, 200 = 1971b, 16). S. zu RTnw POSENER 1949; GARDINER 1947 I, 142*–149* (dazu EDGERTON 1950, 298); M. WEIPPERT 1967a, 17f. Anm. 6. Die These von A. Alt, dass RTnw in den Texten des Mittleren Reiches ein „Reich von Lydda (Lod)“ meine (ALT 1924a; 1941a, 25–49), ist schon auf Grund der ägyptischen Schreibungen nicht zu halten; s. M. WEIPPERT a.a.O. M.W. 174 Wörtlich „Du bist gut mit/bei mir.“ 175 „Politisch (und theologisch) korrekte“ Umschreibung für „ist gestorben“. 176 Löwenköpfige Kriegsgöttin. 177 Ein Ausdruck für Ausländer oder Nomaden der Wüste.
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
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Sein ist die Beliebtheit; denn groß an Huld ist er. Seine Liebe hat (alle) gepackt178, seine Stadt liebt ihn mehr als sich selbst, sie jubeln über ihn mehr als über ihren Gott. Männer und Frauen ziehen vorüber in Jubel über ihn. Er ist König! (Schon) im Ei hat er erobert, darauf war sein Gesicht gerichtet, seit er geboren wurde. Er ist es, der die bereichert, die mit ihm geboren wurden. B70Der Einzige ist er, den Gott gab. Wie freut sich dieses Land, dass er (nun) herrscht! Er ist es, der die Grenzen erweitert. Er wird die südlichen Länder erobern, und über die nördlichen Länder nicht (lang) nachdenken. Er wurde geschaffen, um die ÚT.tjw zu schlagen und die Sandfahrer179 zu zertrampeln. Schicke zu ihm und lass ihn deinen Namen wissen! Verhalte dich nicht fern von Seiner Majestät, damit er (auch) dir tut, was sein Vater getan hat. Er wird nicht fehlen, Gutes an einem Fremdland zu tun, das ihm treu bleibt180.“ Darauf entgegnete er mir: „Sicher, Km.t (Ägypten) hat es gut, da es weiß, dass er beständig ist. Du aber bist (jetzt) hier bei mir, und gut ist das, was ich für dich tun werde.“ Er setzte mich an die Spitze seiner Kinder. Er verheiratete mich mit seiner ältesten Tochter. Er ließ mich von seinem Land auswählen, B80vom Erlesensten von dem, was er hatte, an der Grenze zu einem anderen Fremdland. Schön war das Land, I181 sein Name.182 Es gab Feigen in ihm und Weintrauben. Es gab darin mehr Wein als Wasser. Viel war sein Honig, reichlich sein Moringaöl183. Alle Arten von Früchten waren auf seinen Bäumen. Gerste gab es dort und Emmer, und grenzenlos Vieh aller Art. Groß war überhaupt, was mir begegnete als Folge meiner Beliebtheit. Er machte mich zum Herrscher über den erlesensten Stamm seines Landes. Brot wurde mir gemacht zum Bier184, und Wein (wurde mir gemacht), zum täglichen Bedarf, gekochtes Fleisch und gebratenes Geflügel, außerdem Wild der Wüste. Man jagte B90für mich und fischte für mich185, außer dem, was meine Hunde erbeuteten. Reichlich Datteln186 wurden für mich produziert und Milchprodukte aller Art. Ich verbrachte dort viele Jahre, während meine Kinder zu starken Helden wurden, von denen jeder Mann über seinen eigenen Stamm herrschte. Der Bote, der nach Norden oder nach Süden zur Residenz unterwegs war, machte bei mir Rast; ich ließ jeden Menschen rasten. Ich gab dem Durstigen Wasser, ich brachte den Verirrten auf den (richtigen) Weg, ich rettete den Beraubten. 178
Wörtlich „ergriffen hat er durch Liebe“. Nomaden. S. auch S. 180 Anm. 9. 180 Wörtlich „das auf seinem Wasser bleibt“ (dazu s.u. S. 98 Anm. 95). 181 Die ägyptische Schreibung des Toponyms gibt zeitgenössisch die semitischen Konsonaten *-r/l-r/l wieder. Trotz etlicher Vorschläge entzieht sich der Name einer zuverlässigen Identifizierung und ist vielleicht sogar fiktiv. Zur Literatur s. LÜSCHER 2005 zu B81 (auch M. WEIPPERT 1969, 36 Anm. 15). 182 Das Ashmolean-Ostrakon fügt hier noch an: „Ein vergleichbares Land gab es nicht.“ 183 bq, ein aus dem Moringabaum (Moringa oleifera) gewonnenes Öl für Salben und Parfum, aber auch zum Kochen. Diese Baumart kommt in Afrika, nicht aber in Syrien-Palästina vor. Vielleicht gebraucht der Autor hier den botanisch nicht korrekten, aber bekannteren Namen für die in Ägypten nicht heimischen Ölbäume bzw. das Olivenöl. 184 mj(n).t, ein berauschendes Getränk. Möglich wäre auch „Brot ... als tägliche Kost“. Es geht jedoch nicht um „Brot und Wein“, sondern es werden den üblichen Getränken Bier und Wein die dann folgenden Speisen gegenübergestellt. 185 So die Ostraka. B hat hier „und legte mir (das Gejagte vor?)“. 186 Oder „Süßspeisen“. 179
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
Die St.tjw schickten sich an, sich zu erheben und die Herrscher der Fremdländer abzuwehren, B100da beriet ich ihre Schritte.187 Dieser Herrscher von RTnw machte mich für viele Jahre zum Kommandanten seiner Armee. Jedes Fremdland, gegen das ich zog, indem ich einen Angriff dort durchführte, es wurde vertrieben von seinen Feldern und Brunnen. Ich erbeutete sein Vieh, ich deportierte seine Bewohner und nahm ihre Nahrung weg. Ich tötete in ihm die Menschen durch meinen Kraftarm, durch meinen Bogen, durch meine Märsche und durch meine trefflichen Pläne. Begünstigung für mich war in seinem Herzen, denn er liebte mich und wusste, wie mutig ich war. Er setzte mich an die Spitze seiner Kinder, weil er die Tüchtigkeit meiner beiden Arme sah. Da kam ein Starker von (?) Rtnw188 und forderte B110mich heraus in meinem Zelt. Ein Held war er, nicht gab es seinesgleichen. Er bezwang es189 vollständig. Er plante190, mit mir zu kämpfen, er beabsichtigte, mich zu töten, er gedachte, mein Vieh zu erbeuten, auf Geheiß seines Stammes. Jener Herrscher besprach sich mit mir. Ich sagte: „Ich kenne ihn nicht, und ich bin gewiss nicht sein Verbündeter, dass ich in seinem Lagerplatz einherginge. Habe ich etwa seine Tür geöffnet oder seine Umzäunung überschritten? Es ist Böswilligkeit, weil er mich sieht beim Ausführen deiner Aufträge. Ich bin nämlich wie ein Stier für das Vieh inmitten einer anderen Herde. Der Stier der (anderen) Herde greift ihn an, B120der Langhornstier packt ihn. Gibt es einen Geringen, der geliebt wird in der Eigenschaft eines Oberhauptes? Es gibt keinen Bogenmann, der sich zu einem Deltabewohner gesellt. Wie soll man eine Papyruspflanze mit einem Berg zusammenbringen? Liebt (nicht) ein Stier den Kampf? Ein Kampfstier, kehrt er (etwa) gern den Rücken in Furcht einem zu, der ihm gleichkommt? Wenn sein Herz auf Kampf aus ist, dann lass ihn seinen Herzenswunsch aussprechen! Weiß Gott (etwa) nicht, was ihm bestimmt ist? Was weiß man (selbst) schon?“ Ich verbrachte die Nacht damit, meinen Bogen zu spannen, ich schoss meine Pfeile, ich schärfte (?) meinen Dolch, ich polierte B130meine Waffen. Bei Morgengrauen kam Rtnw, als es seine Stämme versammelte, Fremdländer von seinen beiden Seiten zusammenkommen ließ. Es wollte diesen Kampf.191 Da kam der Starke von Rtnw.192 Er kam zu mir, während ich stehen blieb. (Dann) näherte ich mich ihm. Jedes Herz brannte für mich. Die Frauen der Ehemänner zitterten. Jedes 187 QUACK 1993, 63 Nr. 5 (freundlicher Hinweis des Verf.), stellt hier ein anderes Verständnis zur Diskussion: „Die Asiaten, die ‚fern davon waren‘ zu verleumden (d.h. die verleumdeten), sich in Opposition zu den Herrschern der Fremdländer zu stellen, ich durchkreuzte ihr Manöver.“ Vgl. generell zur Verwendung des Verbs wj + r „fern sein von“ zur Tabuisierung des Gegenteils der Aussage QUACK 1993. 188 nht n Rtnw; so nach der Quelle R. In B ist verschrieben: nht Ntnw (sic). Das Ashmolean-Ostrakon hat hingegen: nht r Rtnw, was ebenfalls eine Verschreibung sein könnte, zumal dieselbe Quelle weiter unten (s.u. Anm. 192) nht n Rtnw schreibt. So, wie es dasteht, heißt es: „Da kam ein Starker gegen Rtnw“. Damit würde es weniger um die Herausforderung eines Lokalpotentaten (des „Starken“) gegen einen anderen (Sinuhe) gehen, sondern um eine Agression gegen das Land bzw. seinen Herrscher. Die Episode stünde dann als Beispiel für die nützlichen Dienste, die Sinuhe dem „Herrscher von Rtnw“ leistete, und stünde der DavidGoliath-Erzählung noch näher. 189 „Es“ ist Rtnw, was die Variante, wonach der Starke „gegen Rtnw“ zog, unterstützt. 190 Wörtlich „er sagte“. Auf die terminologische Ähnlichkeit der Passage mit dem Formular der Ächtungstexte (→ 002) hat FISCHER-ELFERT 1996 aufmerksam gemacht. 191 Oder: „Es hatte diesen Kampf geplant“. 192 Dieser eigentlich zwingende kurze Satz steht nur im Ashmolean-Ostrakon (R. KOCH 1990, 50:5).
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
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Herz war krank193 um mich. Sie sagten: „Gibt es (etwa) einen anderen Starken, der gegen ihn kämpfen könnte?“ Sein Schild, sein Beil, sein Bündel an Speeren fielen. Nachdem ich seine Waffen hatte herausgeben lassen,194 ließ ich seine Pfeile an mir umsonst vorübergehen, einen nach dem anderen. Da machte er [...]195 gegen mich. Er beabsichtigte, mich zu töten. Er kam auf mich zu, und ich schoss auf ihn. Mein Pfeil blieb in seinem Hals stecken. Er schrie auf und fiel auf seine Nase. Ich tötete B140ihn mit seinem Beil.196 Ich stieß einen Kampfschrei aus auf seinem Rücken; da schrie (auch) jeder Asiat (m). Ich gab Lobpreis (dem Gott) Month (Mntw)197. Seine Untergebenen trauerten um ihn. Dieser Herrscher Amu, Sohn des Nenši, nahm mich in seine Umarmung.198 Darauf holte ich (alle) seine Sachen, ich erbeutete sein Vieh. Wie er gedacht hatte, mir zu tun, so tat ich ihm. Ich nahm, was ihn seinem Zelt war, ich plünderte seinen Lagerplatz, und wurde groß dadurch. Ich wurde wohlhabend an meinen Gütern, reichlich war mein Vieh. So zeigte Gott Gnade einem, den er getadelt hatte, den er in ein anderes Land abirren ließ. Sein Herz war nicht sauber.199 Ein Flüchtling floh B150wegen (der Umstände) seiner Zeit - mein Landepflock aber ist in der Residenz! Ein Schleichender schlich davon vor Hunger – ich aber gebe Brot den Nächsten! Ein Mann verließ sein Land aus Nacktheit – ich aber habe weiße Leinenkleidung! Ein Mann rannte aus Mangel an einem, den er schicken könnte – ich aber habe viele Untergebene! Mein Haus ist schön und mein Platz ist weit. Man denkt an mich im Palast. „Welcher Gott auch immer diese Flucht bestimmt hat: erbarme dich und bring mich (zurück) zur Residenz! Sicherlich wirst du mich sehen lassen den Ort, an dem mein Herz verweilt. Was wäre größer, als dass mein Leichnam vereint würde mit dem Land, in dem B160ich geboren bin? Ein ‚Komm zu Hilfe‘ ist es, damit das Gute eintritt. Möge Gott Gnade geben, und das Entsprechende tun, um das Ende dessen, den er gestraft hatte, wohlgefällig zu machen; sein Herz sei krank200 wegen dem, den er gedrängt hatte, in einem Fremdland zu leben. Heute ist er gnädig! Möge er das Gebet dessen, der fern ist, hören! Möge er den, den er in dem Land, in dem er ist, geschlagen hat, abwenden von dem Ort, an den er ihn gebracht hat. [...]201 Möge mir (auch) der König von Km.t (Ägypten) gnädig sein, damit ich in seiner Gnade lebe, damit ich die Herrin des Landes grüßen kann, die in seinem Palast ist, und damit ich die Aufträge ihrer Kinder höre! Oh, mögen sich meine 193 Der Ausdruck bedeutet so etwas wie „traurig sein“ oder „Mitleid haben“ (ebenso unten B162). Vgl. GRAPOW 1924, 141. 194 Der Hergang ist schwer zu verstehen. Hatte Sinuhe, als der Herausgeforderte, die Wahl der Waffen? Der „Starke“ hätte demnach alle Waffen außer Pfeil (und Bogen) vor dem Kampf abgelegt. - Nach R und Ashmolean-Ostrakon ließe sich auch so übersetzen: „Nachdem ich aus seinen Waffen herausgekommen war, ...“, i.S.v. „Nachdem ich seine Waffen überstanden hatte“, indem er sie alle „zu Fall“ gebracht hatte. 195 Hier ist in den beiden Quellen, die die Stelle umfassen, R und Ashmolean-Ostrakon, eine Lakune. 196 Ashmolean-Ostrakon hat: „mit meinem Beil“. 197 Kriegsgott. 198 Ashmolean-Ostrakon hat: „Da küsste und umarmte er mich“. 199 Wörtlich „nicht gewaschen“, d.h. „sein Verlangen war nicht gestillt“. Im Gegensatz zum Ashmolean-Ostrakon und zu Ostrakon DM 6 hat die Quelle B hier mjn, „heute“ anstelle der Verneinung nn: „Heute ist sein Herz sauber/ist sein Verlangen gestillt“. Das Verständnis ist davon abhängig, ob Sinuhe noch seinen Zustand im Exil beschreibt, oder – wie in den folgenden Zeilen – das Happy End vorwegnimmt. 200 S. zu diesem Ausdruck o. Anm. 193. 201 In der Quelle R folgt eine Zeile, die nur lückenhaft erhalten ist.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
Glieder verjüngen; denn Alter hat mich befallen, Schwäche hat mich überkommen. Meine Augen sind schwer, meine Arme schwach, B170meine Füße können nicht mehr folgen. Mein Herz ist müde, ich habe mich dem Hinscheiden genähert. Sie werden mich geleiten zu den Städten der Ewigkeit, so dass ich der Allherrin folgen kann. Oh, sie möge mir vom Wohl ihrer Kinder künden, und sie möge die Ewigkeit über mir verbringen!“ Nun wurde der Majestät des Königs von Ober- und Unterägypten Hpr-kR(Sesotris I.), gerechtfertigt, von diesem Zustand, in dem ich mich befand, berichtet. Da schickte Seine Majestät mit königlichen Geschenken zu mir und erfreute das Herz des Dieners da wie den Herrscher irgendeines Fremdlandes. Die Königskinder, die in seinem Palast waren, ließen mich ihre Botschaft hören. Kopie des Briefes, der dem Diener da gebracht wurde betreffend seine Rückkehr nach Km.t (Ägypten): „Horus: Geburten-Leben, die beiden Herrinnen: Geburten-Leben, König von Ober- und Unterägypten: B180Hpr-k-R, Sohn des Rç: Sesostris (Sn-wœr.t), der immer und ewig lebe! Brief des Königs an den Gefolgsmann Sinuhe (S-nh.t): Siehe, dieser Brief des Königs wird dir gebracht, um dich Folgendes wissen zu lassen: Du hast die Fremdländer durchzogen, bist von Qdm ausgezogen nach Rtnw. Fremdland gab dich an Fremdland (weiter) auf den Rat deines Herzens an dich (selbst). Was hattest du (denn) getan, dass man gegen dich (etwas) tun würde? Du hattest nicht gelästert, so dass man gegen deine Worte vorgegangen wäre. Du hattest nicht im Rat der Beamten gesprochen, so dass man sich deinen Ausprüchen widersetzt hätte. Dieser Plan, der dein Herz (weg)gebracht hat, er bestand nicht in meinem Herzen gegen dich. Dieser dein Himmel, der im Palast ist,202 ist heute (noch) dauernd und fest. Ihr Haupt ist bedeckt mit dem Königtum des Landes, ihre Kinder sind am Hof. Du wirst die Herrlichkeiten aufhäufen, die sie dir geben, und du wirst leben von ihren Gaben. Unternimm die Rückkehr nach Km.t (Ägypten), damit du die Residenz (wieder)siehst, in der du entstanden bist, damit du die Erde küsst am Großen Doppeltor, und damit du dich zu den Höflingen gesellst! Heute hast du (schon) begonnen, B190alt zu werden, und hast an Manneskraft verloren. Gedenke des Tages des Begräbnisses, an dem man zur Seligkeit geleitet wird. Man wird dich nachts mit Salböl versorgen und mit Binden aus den Händen der (Göttin) Ty.t203. Man wird dir ein Trauergeleit machen am Tag der Beerdigung, (mit) einer Mumienhülle aus Gold, mit Lapislazuli belegt, dem Himmel über dir, wenn du auf den Sargschlitten gelegt wirst. Rinder ziehen dich, Sänger gehen voran. Man wird den ‚Tanz der Müden‘ vor deinem Grabeingang vollziehen. Man wird die Opferliste für dich rezitieren. Man wird vor deinem Opferaltar schlachten. Deine Säulen werden aus weißem Stein erbaut sein, in der Umgebung (der Gräber) der Königskinder.
202 203
Die Königin. Webegöttin, die die Mumienbinden liefert.
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A.1. Palästina und Südsyrien in der Mittelbronzezeit
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Nicht sollst du im Fremdland sterben, keine Asiaten (m.w) sollen dich begraben, du sollst nicht in einem Schafsfell ins Grab kommen.204 Diese (Dinge) sind wichtiger, als die Erde zu treten (zu durchwandern). Denk an deinen Leichnam und komm!“ Dieser Brief erreichte mich, als ich mich inmitten B200meines Stammes befand. Er wurde mir vorgelesen. Ich warf mich nieder, mit dem Bauch auf die Erde,205 und streute sie auf meine Brust. Ich umkreiste meinen Lagerplatz und jubelte: „Wie handelt man für einen Diener, den sein Herz fehlgeleitet hat in wildfremde Länder? Nun, gut ist die Milde dessen, der mich vor dem Tod errettet. Dein Ka wird mir geben, dass ich das Ende erlebe, indem mein Leib in der Residenz ist.“ Kopie der Antwort auf diesen Brief: „Der Diener des Palastes Sinuhe (S-nh.t) sagt: Vielmals in gutem Frieden! Betreffs der Sache dieser Flucht, die der Diener da in seiner Unwissenheit begangen hat: Es ist dein Ka, vollkommener Gott, Herr beider Länder, den Rça (R) liebt und Month (Mntw), der Herr von Theben (Wœ.t), begünstigt und (ebenso) Amûn (Imn), der Herr der Throne beider Länder, Úobek-Rç (Úbk-R), Horus (Hr), Hathor (Hw.t-Hr)206, Atum (Tm) mit seiner Götterneunheit, Úopdu (Úpdw), Nefer-bau (Nfr-b.w), Úemœeru (Úmœrw), Hr-ýb.tj (der östliche Horus)207, die Herrin von Imet (Im.t)208, möge sie sich mit deinem Haupt verbinden, das Götterkollegium über den Urwassern209, Min-Horus (Mn-Hr) inmitten der Fremdländer, Wereret (Wrr.t), die Herrin von B210Punt (Pwn.t), Nut (Nw.t), Haroeris-Rç (Hr-wr-R)210, alle Götter des Geliebten Landes (Ägyptens)211 und der Inseln des Meeres – mögen sie Leben und Macht an deine Nase geben, dir ihre Gaben zukommen lassen, dir Ewigkeit ohne Ende und Zeitlosigkeit ohne Grenze geben! Möge die Furcht vor dir in den Ländern und Fremdländern verkündet werden, und dir unterworfen werden, was die Sonne umkreist! Das ist die Bitte des Dieners da für seinen Herrn, der (ihn) im Westen errettet. Der Herr des Erkennens, der (seine) Untertanen erkennt, er hat in der Majestät des Palastes erkannt, dass der Diener da sich fürchtete, es zu sagen. Es ist eine große Sache, es wiederzugeben. Ein großer Gott, Rç (R) gleich, macht 204 Wörtlich „Nicht soll man dich geben in die Haut eines Schafes/Widders, (wenn) dein Dr gemacht wird“ (Quelle B). Das Ashmolean-Ostrakon hat „Nicht soll man dich geben in das Fell eines Schafes/Böckchens, nicht soll dein Drj gemacht werden“. ©r(j) meint ein Grab, das – wie die beschriebene Bestattung im Tierfell – nicht den ägyptischen Riten entspricht. Das Wort kann eine Umfassungsmauer bezeichnen, aber eventuell auch eine Anhäufung von Steinen, einen ruðm (Grabhügel) oder Dolmen. 205 Wörtlich „Ich begab mich auf den Bauch, berührte den Boden“. 206 Ashmolean-Ostrakon fügt hier ein: „alle Götter des Geliebten Landes (Ägyptens)“. 207 Hier hat Ashmolean-Ostrakon einen Zusatz: „der östliche Horus in den Zöpfen der Mntj.w (Beduinen)“. 208 Eine Lokalgöttin im Ostdelta, die – wie die vier vorhergehenden Götter – als Schutzgottheit für die Grenz- und Wüstenregionen angerufen wird, und zugleich als Kronengöttin fungiert. Ashmolean-Ostrakon hat stattdessen nb.t h .t „die Herrin des Palastes“. 209 Ashmolean-Ostrakon: „über dem Meer (jm)“. 210 Die verschiedenen aufgezählten Götter können hier nicht im Einzelnen besprochen werden; s. die einschlägigen Artikel in H. BONNET 1952 und LÄ und E. Blumenthal, TUAT III, 903 Anm. zu § 29,6–15. M.W. 211 Ashmolean-Ostrakon hat hier stattdessen: „alle Götter des Geweihten Landes (= der Nekropole)“.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
selbst den, der ihm dient, verständig. Der Diener da ist in der Hand dessen, der sich nach ihm erkundigt, (er, der) seinem Plan untersteht. Deine Majestät ist Horus (Hr) der Eroberer. Stark sind deine Arme gegen alle Länder. B220Möge deine Majestät nun befehlen, dass (zu) ihm gebracht werden Mkj aus Qdm, Hntj-Jwš212 aus Hnt-Kšw, Mnwœ aus den beidensic! Ländern der Fnh.w213. Herrscher mit gut beleumdeten Namen sind es, die in deiner Liebe großgeworden sind – nicht zu vergessen Rtnw, das für dich da ist wie deine Hunde. Nun, diese Flucht, die der Diener (da) unternommen hat, war nicht überlegt Sie kam nicht aus meinem Herzen, ich habe sie nicht geplant. Ich weiß nicht, was mich weggebracht hat von meinem Platz. Es war wie die Führung durch einen Traum, wie wenn sich ein Delta-Bewohner in Elephantine wiederfindet, ein Mann des Sumpfes im Land Stj (Nubien). Ich hatte keine Furcht, man verfolgte mich nicht, ich hörte keine Vorwürfe, mein Name wurde nicht gehört aus dem Mund eines Berichterstatters. Dennoch ließ etwas meine Glieder zittern, meine Füße liefen (davon). Mein Herz leitete mich, und ein Gott, der diese Flucht bestimmt hatte, B230zog mich (fort). Ich war nicht geraden Rückens vor der Furcht eines Mannes, der sein Land kennt. Rç( R) hat Furcht vor dir auf der Erde verbreitet, Schrecken (vor dir) in jedem Fremdland. Ob ich in der Residenz bin, ob ich an diesem Ort bin, du bist es, der diesen Horizont bekleidet, indem die Sonne aufgeht aus Liebe zu dir, das Wasser im Fluss getrunken wird durch deine Gunst, und die Luft des Himmels geatmet wird, wenn du es sagst. Der Diener da wird seinem Nachwuchs hinterlassen(?), was der Diener da an diesem Ort gemacht hat. Man ist zu dem Diener da gekommen. (Nun) tue deine Majestät wie ihr beliebt. Man lebt von der Luft, die du gibst. Mögen Rç (R), Horus (Hr), Hathor (Hw.t-Hr) diese deine edle Nase lieben, von der Month (Mntw), der Herr von Theben (Wœ.t) will, dass sie ewig lebe.“ Man ließ mich (noch) den Tag in I verbringen und meinen Kindern meinen Besitz vermachen. Mein ältester Sohn war nun für meinen B240Stamm verantwortlich, mein Stamm und mein ganzer Besitz in seiner Hand, meine Hörigen, all mein Vieh, meine Früchte und all meine Dattelbäume. Nach Süden reiste der Diener da. Ich hielt an den Horuswegen214. Der Kommandant dort, der die Grenztruppe befehligte, schickte einen Boten zur Residenz, um mitzuteilen(, dass ich kam). Seine Majestät ließ einen renommierten Vorsteher des Landvolks von der königlichen Domäne kommen, hinter ihm beladene Schiffe mit Geschenken des Königs für die Út.tjw, die in meinem Gefolge gekommen waren, um mich bis zu den Horuswegen zu begleiten. Ich nannte jeden von ihnen beim Namen. Alle Bedienten taten ihre Pflicht, man knetete (Brotteig) und braute 212
Ashmolean-Ostrakon: Hntj-I (wie das Land I geschrieben). Ashmolean-Ostrakon: Hntj-I (wie das Land I geschrieben) aus Hntj-Kšj beim Durchsetzen deiner Führung in den Ländern der Fnh.w. Zu Fnh.w s.u. S. 87 mit Anm. 22; 106 Anm. 152. 214 „Horuswege“ (Ww.t Hr) heißt der nördliche Landweg über den Isthmus von Suez nach Palästina (Gaza) und die ägyptische Grenzfestung an seinem Anfang. Letztere ist hier gemeint. – S. zu den „Horuswegen“ GARDINER 1920; CAVILLIER 2001 und u. S. 90 Anm. 37. 213
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(Bier)215 an meiner Seite. Ich brach auf und setzte das Segel, bis ich die Stadt ITj(t.wj)216 erreichte. Als es hell wurde, ganz früh, kam man und rief nach mir. 10 Mann kamen und 10 Mann gingen, um mich zum Palast zu geleiten. Ich berührte mit der Stirn den Boden zwischen den Sphingen, B250als die Königskinder, die in der Torlaibung standen, mir entgegen traten. Die Höflinge, die zur Empfangshalle eskortieren, brachten mich auf den Weg zur Audienzhalle. Ich fand Seine Majestät auf einem großen Thron in einer Nische aus Elektron. Während ich ausgestreckt auf meinem Bauch lag, war ich (wie) bewusstlos vor ihm. Dieser Gott217 sprach mich freundlich an. Ich aber war wie ein Mann, den Dämmerung umfasst, meine Seele war vergangen, meine Glieder ermattet, mein Herz, es war nicht in meinem Körper, ich konnte nicht Leben von Tod unterscheiden. Seine Majestät sagte zu einem dieser Höflinge: „Heb ihn auf, lass ihn zu mir sprechen!“ Seine Majestät sagte: „Nun bist du also da!218 Du hast Fremdländer durchwandert, nachdem du eine Flucht begangen hattest, (bis) dich Altersschwäche überkommen hat, das Alter dich erreicht hat. Nichts Geringes ist die Bestattung deines Körpers. Keine ‚Bogenleute’ werden dich begraben. Schweig nicht, schweig nicht! Du sprichst nicht, B260wenn dein Name genannt wird, weil du Zurückweisung fürchtest?“ Ich antwortete darauf, wie ein Furchtsamer antwortet: „Was hat mein Herr gesagt? Meine Antwort darauf – es ist nicht aus mir, sondern das Wirken eines Gottes ist es, und der Schrecken in meinem Leib, wie der, der meine Flucht bestimmte. Sieh mich vor dir! Dein ist das Leben! Möge Deine Majestät handeln, wie er beliebt!“ Die Königskinder wurden hinzugeholt. Seine Majestät sagte zur Königsgemahlin: „Sieh, Sinuhe (S-nh.t) ist gekommen als ein m, ein Geschöpf der Út.tjw!“ Sie stieß einen sehr heftigen Schrei aus, und die Königskinder waren ein einziges Geschrei. Sie sagten zu Seiner Majestät: „Er ist es nicht wirklich219, o Fürst, mein Herr!“ Seine Majestät sagte: „Er ist es wirklich!“ Dann nahmen sie ihre Ketten, Rasseln und Sistren zur Hand und reichten sie Seiner Majestät (und sangen): „Deine Hände hin B270zur Schönen, dauernder König, zum Schmuck der Herrin des Himmels! Die Goldene gebe Leben an deine Nase! Die Herrin der Sterne vereinige sich mit dir! Die Südkrone fahre nach Norden, nach Süden die Nordkrone, vereint und gemeinsam im Mund Deiner Majestät! (Die Uräusgöttin) WD(.t) werde an deine Stirn gesetzt, die dir die Niederen in (ihrer) Bosheit fernhält! Den Frieden des Rç (R) dir, dem Herrn der beiden Länder, Heil dir wie der Allherrin! Löse dein Horn und leg ab deinen Pfeil! Gib Luft dem, der erstickt! Gib uns dieses Festgeschenk im Guten, nämlich diesen Pfadfin215 Andere Übersetzungen: „man knetete und seihte“ (Brot backen und Bier brauen; TGI².3, 10); „man maischte (und) seihte“ (Bier brauen; vgl.TUAT III, 906). 216 Oder: „die Stadt des Eroberers (der beiden Länder)“. ITj-t.wj ist der Name der Residenzstadt der 12. Dynastie, gegründet von Amenemhet I., nahe den Pyramiden von el-Lišt. -t.wj fehlt in der Quelle B, ist aber im Ashmolean-Ostrakon vorhanden. 217 D.h., der König. 218 Wörtlich: „Siehe, du bist gekommen!“. 219 Ashmolean-Ostrakon: „Ist er es wirklich?“.
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der220, den Sohn des Nordwinds221, den im Geliebten Land (Ägypten) geborenen Bogenmann! Er hat die Flucht begangen aus Furcht vor dir, er hat das Land verlassen aus Schrecken vor dir. Nicht soll erbleichen das Gesicht, das dich sieht, nicht soll sich fürchten das Auge, das dich anblickt!“ Seine Majestät sagte: „Er soll sich nicht fürchten, B280er soll nicht in Schrecken fallen(?)! Er soll ein Höfling unter den Beamten werden, er soll in den Kreis des Hofstaats aufgenommen werden. Begebt euch in das Morgengemach, um ihn herzurichten!“ Ich trat aus dem Inneren der Audienzhalle heraus, und die Königskinder gaben (mir) ihre Hand. Wir gingen dann zum Großen Doppeltor. Ich wurde in das Haus eines Königssohnes gebracht. Herrliches war darin: ein Badezimmer war darin, und Götterbilder aus dem Horizont (Tempel) und Schmuck waren darin aus dem Schatzhaus. Kleider aus Königsleinen, Myrrhe und Öle des Königs und der Beamten, die er liebt, waren in jedem B290Raum. Jeder Bediente tat seine Pflicht. Die Jahre wurden entfernt von meinem Leib, ich wurde rasiert, mein Haar gekämmt. Eine Last wurde (von mir genommen und) der Wüste gegeben, die Kleider derer, die den Sand durchziehen. Ich wurde in feines Leinen gekleidet, ich wurde mit Öl gesalbt, ich ruhte auf einem (richtigen) Bett. Ich hatte den Sand denen (zurück)gegeben, die hinein gehören, und das Baumöl denen, die sich damit beschmieren. Das Haus eines Gartenherrn wurde mir als der Besitz eines Beamten gegeben. Viele Handwerker bauten daran, jeder seiner Bäume wurde neu gepflanzt. Mahlzeiten wurden mir gebracht aus dem Palast, drei-, viermal am Tag, zusätzlich zu dem, was die Königskinder gaben. Das wurde zu keiner Zeit B300unterbrochen. Eine Pyramide aus Stein wurde mir gebaut im Pyramidenbezirk. Die Nekropolenarbeiter, die (den Grund für) Pyramiden aushauen, hatten ihren Grund bereitet. Der Vorsteher der Malschreiber malte in ihr. Der Vorsteher der Bildhauer arbeitete in ihr. Der Vorsteher (aller) Arbeiten in der Nekropole gab sein Bestes für sie(?)222. Die ganze Ausstattung, die in eine Grabkammer gehört, ihre Anforderungen wurden erfüllt. Ka-Priester wurden mir zugeteilt. Ein Grabgarten wurde für mich angelegt, mit Beeten darin, außerhalb des Ortes(?), wie es für einen obersten Höfling gemacht wird. Meine Statue wurde vergoldet, ihr Schurz aus Elektron (angefertigt). Es war Seine Majestät, der sie herstellen ließ. Für keinem Geringen ist (jemals) Vergleichbares getan worden. So war ich in B310der Gunst des Königs, bis der Tag des Landens223 kam. Es ist von seinem Anfang bis zu seinem Ende gekommen, wie es gefunden wurde in der Schrift(vorlage).224
220 Mtn, oft ganz anachronistisch mit „Scheich“ übersetzt. Derselbe Begriff steht für den „Wegführer“ der Beduinen zu Anfang der Erzählung. Hier liegt wohl auch ein Wortspiel mit dem sem. mtn, „Geschenk“, vor. 221 Wieder ein Wortspiel: „Sohn des Nordwinds“, s mh.t statt „Sohn der Sykomore“, s nh.t (Sinuhe). 222 Wörtlich: „durchfuhr das Land für sie“. 223 Gemeint: des Todes. 224 Abschreibernotiz.
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A.2. Hazor: Aus dem Leben eines mittel- und spätbronzezeitlichen Stadtstaats in Palästina DURAND 2006b; JOSEPHSON HESSE 2006; MAEIR 2000 (Lit.); MALAMAT 1989, 55–69; 1993 = 1998b, 45–50; YADIN 1972.
In den jüngeren ägyptischen Ächtungstexten (→ 003 E15; 1. H. 18. Jh.) findet sich die erste Erwähnung der Stadt Hazor.1 Als ihr Herrscher wird G-T- genannt, über den die Texte, ihrer Gattung gemäß, nichts als seinen Namen mitteilen. Es kann sein, dass G-T- und seine Stadt einen Abschnitt des in den Ausgrabungen festgestellten Urbanisierungsprozesses der Mittelbronzezeit II A widerspiegeln.2 In der Mittelbronzezeit II B ist Hazor dann – mit einem ummauerten Areal von ca. 80 ha – die mit Abstand größte Stadt Palästinas. Dies zeichnet sich auch in schriftlichen Quellen ab. Hazor ist die einzige palästinische Stadt, die in den Keilschrifttexten von Mari erwähnt wird,3 und hat darüber hinaus selbst einige altbabylonische Texte4 geliefert. Bei letzteren handelt es sich allerdings um Streufunde, die sich nicht zu einem privaten oder staatlichen Archiv zusammenfügen lassen. Die Texte aus Mari zeigen, dass Hazor im 18. Jahrhundert, d.h. in der Mittelbronzezeit II B, fest in das damalige mesopotamisch-ostmediterrane Staatensystem integriert war5 und am diplomatischen Verkehr und dem Fernhandel nicht anders teilnahm als Babylon unter Hammurapi, Mari unter Yasmah-Addu und Zimri-Lîm, Yamhad unter Yarîm-Lîm, Qatna unter Išhi-Addu und andere Staaten der „amoritischen“ Welt einschließlich Elams (Susa). Ein wichtiger Aspekt des Handels, zu dem letztlich auch der Austausch von wertvollen diplomatischen „Geschenken“ zwischen den Königen gehörte, war die Versorgung der einzelnen Wirtschaften 1 Im Alten Testament Hâsôr Jos 19,36; 2 Kön 15,29 u.ö.; äg. H-D-w-(-) (003 E15), Hw-D-r (Thutmosis III., Amenophis II.), Hw-D-w-r (Thutmosis III., Amenophis II. [→ 042 Rs. I 77. II 187], Sethos I., Ramses III.) und Hw-D-rw (Pap. An. I 21,7, GARDINER 1911, 33; FISCHER-ELFERT 1992, 133), s. GÖRG 1974, 107-118; abab. Ha-sú-ra(-a)ki (s.u. passim), gent. Ha-sú-ra-iúki (007,7; 014,*9; 020,25; gen. Ha-sú-ra-a-iíki 006,6), in Hazor uruHa-sú-ra (022, 5); mbab. uruHa-sú-ra (027,18), uruHa-sú-raki (025,15.23; 026,3), uruHa-sú-riki (gen., Text 026,3.*21; zu Z. 21 s.u. S. 80 Anm. 97) und Ha-sú-ra (025,4), im „Traumbuch“ (OPPENHEIM 1956, 312:x+9. 313:14) Ha-sú-ur (die neuassyrische Variante Ha-sur reflektiert die Auffassung der älteren Schreibung mit ZU [= sú/sú/zu] als Ha-sú-ur), in physiognomischen Omina LÚ Ha-sú-úr CT 51,147 Vs. 28´ (nass.). Zu der Stelle des „Traumbuchs“ s. LANDSBERGER 1954, 115 Anm. 233 ( Hazor); OPPENHEIM 1956, 260; GOETZE 1957, 23; GELB 1961, 43f. 2 S. YADIN 1972, 121f.; H. WEIPPERT 1988, 110. 3 Die These von M.C. Astour (ASTOUR 1991), dass das Hasûrâ der Mari-Texte nicht mit dem galiläischen Hazor, sondern mit dem heutigen Hâsûr 24 km südlich von Masyâf (im mittleren Syrien) identisch sei, wird durch den Fundort von 005 widerlegt. S. auch MALAMAT 1998b, 5. 4 Vereinzelte altbabylonische Keilschrifttexte wurden auch in Beth-Sean (Tell el-Hisn bei Bçsân/Tçl BçtŠân; CC 47f. Beth Shean 1, Rollsiegel), Hebron (Gebel er-Rumçde in el-Halîl/Hebron; CC 88–91 Hebron 1), Sichem (Tell Balâta; CC 121–123 Shechem 1, Brief), Tell Gemme (CC 95 Tel Jemmeh 1; Rollsiegel) und Tell Bçt Mirsim (CC 46 Tel Beth Mirsim 1; Rollsiegel) gefunden. 5 Aus 005 kann man schließen, dass Beziehungen zwischen Mari und Hazor bereits vor der Eroberung Maris durch Samsi-Adad von Assyrien bestanden.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
mit Zinn, das man zur Herstellung von Bronze für Waffen, Gerätschaften und Kunstgegenstände benötigte. Zeitgenosse der genannten Herrscher war in Hazor Ibni-Addu, dessen Name, anders als der seines entfernten Vorgängers G-T-6, eindeutig „amoritischen“ Charakter trägt.7 Die in Hazor selbst gefundenen Texte beleuchten einige Aspekte des Alltagslebens. In der Spätbronzezeit ist es mit der Teilnahme Hazors an der Weltpolitik vorbei, spätestens wahrscheinlich seit dem 1. Feldzug Thutmosis’ III. (1458/57 → Kap. A.3.2). Die Stadt gehörte nun zur ägyptischen Provinz Kanaan. Das bedeutet, dass ihr Wohl und Wehe vom Pharao und von Konstellationen innerhalb seines Herrschaftsbereichs abhing. Die Herrscher von Hazor verhielten sich nun wie die übrigen Vasallenfürsten, schickten Gesandte an den ägyptischen Hof, gaben die geforderten schriftlichen Loyalitätsbekundungen ab (→ 025.026), waren aber auch in Konflikte mit ihren Nachbarn verwickelt (→ 028,23–40) und wurden von diesen als Rebellen gegen den Pharao denunziert (→ 028,41–47). Es mag sein, dass das Bewusstsein vergangenen Glanzes noch in der ungewöhnlichen Selbstbezeichnung eines Königs von Hazor gegenüber dem Pharao als „König“ in 026,3 aufblitzt.8 Als Herrscher in dieser Zeit ist durch einen Amarna-Brief Abdirši belegt (→ 025,3f.); ob er auch der Verfasser von 026 ist, wissen wir nicht.9 Aus der Ramessidenzeit (wahrscheinlich der Regierung Ramses’ II.) stammt ein ägyptisches Statuenfragment aus Hazor, das den Aufenthalt eines hohen Beamten des Pharao in der Stadt bezeugt.10 Das spätbronzezeitliche Hazor fand nach dem Ergebnis der Ausgrabungen ein gewaltsames Ende, wie Spuren von Vandalismus11 und eine deutliche Brandschicht bezeugen. Gerne hat man diese Katastrophe mit der in Jos 11,10-15 erwähnten Eroberung und Zerstörung Hazors durch die einwandernden „Israeliten“ in Zusammenhang gebracht;12 dieser Text ist aber reine Konstruktion.13 So hat man auch an andere Verursacher gedacht, z.B. die „Seevölker“ (→ Kap. A.6)14; doch das ist Spekulation. Auffällig ist nur, dass in Jos 11,10 über Hazor gesagt wird: lepânîm hî rôš kol-hammamlâkôt haçllç „es war früher das Haupt all dieser Königreiche“. Das bezieht sich im Zusammenhang auf die mit Jabin, seinem König, verbündeten Nachbarkönige oder, wenn man die Ausweitung des Horizonts der 6
Zu diesem Namen, der „amoritisch“ sein könnte, s.o. S. 46 m.Anm. 113. Er erscheint in den Texten in babylonischer Schreibung; „amoritisch“ geschrieben müsste er *YabniAddu „Addu hat (ihn/das Kind) geschaffen“ lauten. 8 In 028,25.40f. nennt Abî-Milki von Tyrus die Herrscher von Sidon und Hazor, in 027,18 Ayyâb von Astaroth den von Hazor „König“, wohl auf Grund des Selbstverständisses der kanaanäischen Aristokratie; für die Ägypter waren sie wohl eher „Bürgermeister“ (die daher auch als hazannu bezeichnet wurden); s.u. S. 92. 9 ARNAUD 1998 hat vorgeschlagen, den Ortsnamen am Ende von RS 20.225,2´ (Ug 5, 131f.394) als *uruHa-sú-raki zu lesen, wodurch sich ein Beleg für Hazor aus Ugarit ergäbe. S. dagegen jedoch DURAND 2006a. 10 ALLEN 2001; KITCHEN 2003. Kitchen denkt an ein Monument des unter Ramses II. amtierenden Wesirs Parahotep (P-R-htp) B. Zu den beiden unter Ramses II. bezeugten Wesiren dieses Namens s. DE MEULENAERE 1966; ALTENMÜLLER 1975. 11 Z.B. YADIN 1972, 92. 12 Einige bibliographische Angaben dazu bei M. WEIPPERT 1967a, 53 Anm. 8. 13 FRITZ 1994, 118–123. 14 FRITZ 1973. 7
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A.2. Hazor
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Koalition in V. 3f. einbezieht, auf ganz Kanaan. Könnte nicht auch das ein ganz entfernter Reflex der alten Größe dieser Stadt sein?15
1. Hazor als Teil der altbabylonischen Welt der Mittelbronzezeit (18. Jahrhundert) 005. Ein Brief Samsi-Adads von Assur (?), gefunden in Hazor IAA Hazor 1997–3305; Hazor, 18. Jahrhundert. Text: HOROWITZ/WASSERMAN 2000a. – Weitere Gesamtbearbeitung: CC 83–85 Hazor 12. – Vgl. GOREN 2000, 36(.39–41); HOROWITZ/WASSERMAN 2000b; ZIEGLER/CHARPIN 2004. Der fragmentarische Text wurde 1996 bei den Ausgrabungen in Hazor gefunden. Anfang und Ende des Briefes fehlen, so dass Absender und Empfänger (mehrere Adressaten nach Z. 26´) unbekannt sind. Inhaltlich bietet der Text eine lange Liste von Textilien und einigen anderen Waren, die der Verfasser in großen Mengen bei den Empfängern des Briefes „bestellt“ und nach Mari geschickt haben will, das er soeben eingenommen habe oder in Kürze einzunehmen gedenke (Z. 22´). Die Angaben über Mari zeigen nach N. Ziegler und D. Charpin, dass der Absender Samsi-Adad in Person ist, der nach der Eroberung von Mari eine Art Tribut von den westländischen Königen (den Handelspartnern von Mari?) zu erheben versucht. Vs. 1´(Spuren) 2´60
[große Staa]ts[gewänder];16 feine Stoffe erster Qualität; 120 feine Stoffe zweiter Qualität; 4´60 sakkum-Stoffe erster Qualität; 120 sakku[m] -Stoffe zweiter Qualität; 5´60 zakûm(glänzende?)-Stoffe erster Qualität; 120 zakûm(glänzende?)-Stoffe zweiter Qualität; 6´10 Pracht-Leinengewänder; 30 sakkum-Stoffe für Matratzen; 7´10 Leinengewänder; 10 lange17 Leinengewänder; 8´20 lamahuššû-Stoffe für Matratzen; 9´20 verfeinerte sakkum-Stoffe; 20 halûm-Leinengewänder; 10´60 halûm-Stoffe; 120 utublum-Stoffe; 3´60
15 Die Aussage könnte aber auch aus der Größe des Tells im Vergleich zu der Kleinheit der eisenzeitlichen Siedlungen auf ihm abgeleitet sein. 16 Die Textilbezeichnungen sind im Folgenden im Wesentlichen nach DURAND 2009, 25–186 passim, wiedergegeben (s. dort). Angesichts dessen, dass es in vielen Fällen nicht möglich ist, präzise deutsche Äquivalente der termini technici zu finden, mussten oft Pseudo-Übersetzungen wie „sakkum-Stoffe“ oder „gizzum-Gewänder“ etc. gewählt werden. Vgl. auch CC 12 und J.-M. Durand, ARMT 21, S. 393–427. 17 Nach 10 tugki-te-tim folgt in der Kopie, wie es scheint, ein weiteres TIM, das man als Dittographie erklärt. DURAND 2009, 159, liest jedoch überzeugender GÍD „lang“.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend 11´180
gewöhnliche Stoffe erster Qualität; 120 gizzum-Gewänder; 12´300 gewöhnliche Stoffe zweiter Qualität; 1000 Kleider aus grobem Stoff; u.Rd. 13´300 lange Hemden mit Besatz; 14´300 Hemden mit Perlenbesatz;18 15´180 Hemden aus grobem Stoff; Rs. 16´1000 Kopftücher mit Bändern?; 17´5000 Mützen; 3000 Silbernadeln; 18´1000 Goldnadeln; 19´2000 Bogen; 2000 … aus Bronze 20´möge man mir eilends nach Mari schicken.19 21´… 22´Nachdem meine Hand Mari eingenommen hat20, 25´habe ich 23´die Absicht, nach Ekallâtum (zu gehen), 24´um Opfer und Feste 25´zu veranstalten. 26´Bei der Bereitstellung seid nicht nachlässig! 27´[…]… möge man beachte[n]! (abgebrochen)
006. Gesandte aus Hazor auf dem Rückweg vom mittleren Euphrat über Qatna Brief Samsi-Addus von Assur an seinen Sohn Yasmah-Addu, König von Mari. ARM HC A.2760; Mari, 18. Jahrhundert. Text: BONECHI 1991, 10 (Umschrift, Übersetzung). 22 (Kopie). – Vgl. FALES 2002b, 92. 1Zu
Yasmah-Addu 2sprich: 3Folgendermaßen 4dein Vater 3Samsi-Addu: Gesandten 6des „Mannes“ von Hazor 7und die 8 Gesandten der vier amoritischen Könige 10zu dir entlassen. 11Diese Gesandten 14vertraue 12der Hand Yasîm-Dagâns, des Gesandten 13Išhi-Addus, des Königs von Qatna21, 14an, damit 17er sie 15nach Qatna 16zu Išhi-Addu 17begleite. 5Gerade 10hat 9Išar-Lîm 5die
18
S. DALLEY 2000. Z. 1´–20´ sind ein einziger Satz. 20 Im Akkadischen wie im Deutschen ist beides möglich: Tatsachenfeststellung (Mari ist schon erobert) oder Futurum exactum (die Stadt wird bald erobert sein). Die Übersetzung “after I have arrived at the city of Mari” in CC 85 scheitert m.E. am appositionellen Subjekt qâtî „meine Hand“ von iktašdu. Qâtu + Personalsuffix bildet im Akkadischen häufig zusammen mit einer Form von kašâdu ein Syntagma mit der Bedeutung „erobern, fangen, gefangennehmen“. 21 Zu einem Siegel Išhi-Addus, von dem zahlreiche Abdrücke bei den Ausgrabungen von Qatna (elMišrife) gefunden worden sind, s. MORANDI BONACOSSI/EIDEM 2006 und dazu DURAND 2006c. 19
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A.2. Hazor
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007. Missgeschick eines Kunsthandwerkers, der in Hazor Geschäfte gemacht hatte, in Emar Mari, TH 72–16. Mari, Anfang der Regierung Zimri-Lîms, 18. Jahrhundert.22 Text: DURAND 1990, 63 Anm. 129 (Umschrift); vgl. MALAMAT 1982, 71f.; 1983, 170. – Weitere Übersetzungen: DURAND 1990, 63f.; MALAMAT 1982, 72f.; 1983, 170; 1989, 63. – Vgl. MALAMAT 1982; 1983; 1989, 62–66; DURAND 1990, 63. 1-4Zu
Yarîm-Lîm sprich: Folgendermaßen Zimri-Lîm, dein [Sohn]: hast mir wegen eines Kunsthandwerkers23 folgendermaßen geschrie[b]en: „Dieser Mann 8hat 7in Hazor, Silber, Gold und einen Edel8stein genommen und ist zu dir gekommen. Und die Leute von Hazor halten (nun) Esel und Leute fest, die um Handel (zu treiben) hinaufziehen, indem sie sagen: ‚Ein Kunsthandwerker hat Silber, Gold und einen Edelstein genommen (und) ist zu Zimri-Lîm gegangen.‘“ Das hast du mir geschrieben. 15-25Dieser Mann hat überhaupt kein Silber, Gold noch einen Edelstein zu mir gebracht. Diesen Mann hat man in Emar ergriffen (und) schlecht behandelt. Und alles, was er bei sich trug, hat man ihm weggenommen. Die gesiegelte Urkunde24 (über) das, was dieser Mann für Silber gekauft hatte, hat man ihm abgenommen, und dieser Mann ist in Todesgefahr25 zu mir entkommen. 25-35Nun hat mein Vater mir wegen diesem Mann geschrieben, der – wie ein flüchtiger Vogel, der irgendwohin vor einem Falken geflohen ist – bei mir Zuflucht gesucht hat. Und [die]sen Mann soll ich wegschicken? Und wenn ich diesen Mann wegschicke und man (es) danach erfährt – wie soll [er] dann bei der „Segnenden“ Zuflucht finden?26 5-14Du
22 Die approximative relative Datierung dieses und der folgenden Mari-Texte aus der Regierungszeit Zimri-Lîms nach BONECHI 1991, 21. Die Reihenfolge der Jahresnamen Zimri-Lîms (grundlegend: DOSSIN 1950; s. auch BIROT 1978) ist noch nicht gesichert (Liste: http://www.cdli.ucla.edu/tools/year-names/ HTML/T18K5.htm); daher die Bezeichnungen „Jahr 1´, 2´“ etc. 23 In Z. 5 und 11 steht das Logogramm luSIMUG.A (oder luDÉ.A), das von Durand als Schreibung für nappâhum „Schmied“ (gewöhnlich luSIMUG) interpretiert wird. Nach den Waren, die dieser „Schmied“ „genommen“ hat, handelt es sich wohl nicht um einen Grobschmied; daher ist allgemein „Kunsthandwerker“ (wie hebr. hârâš) übersetzt (auch „Juwelier“ wäre möglich). Malamat anderseits liest luDÉ.A und sieht in dem Mann einen „Mundschenken“ (šâqûm; MALAMAT 1982, 73f.; 1983, 171; vgl. 1989, 63); der Einkauf von Rohmaterialien der genannten Art wäre aber doch wohl eher Aufgabe eines Handwerkers. 24 Kunukkum kann „Siegel“ (Durand, Malamat) und „gesiegelte Urkunde“ bedeuten. Letztere Bedeutung wird hier angenommen (mit MALAMAT 1983, 169c; 1989, 64 m. Anm. 134) unter der wohl auch von ZimriLîm gemachten Voraussetzung, dass „dieser Mann“ Silber, Gold und Edelstein legal in Hazor erworben und nicht gestohlen hat. In diesem Fall war ein Kaufvertrag in Gestalt eines gesiegelten Dokuments aufzusetzen, der ihm in Emar zusammen mit den gekauften Gütern abgenommen wurde. In Hazor scheint man die Dinge anders gesehen oder dargestellt zu haben. Deshalb wurde dort eine Handelskarawane aus Yamhad in Gewahrsam genommen, um Yarîm-Lîm zum Eingreifen zu veranlassen. Möglicherweise geht die Festsetzung des Kunsthandwerkers in Emar – im Gebiet von Yamhad! – auf eine Anordnung YarîmLîms zurück. 25 S. DURAND 1990, 63 Anm. 131. 26 Wiedergabe des syntaktisch schwierigen Passus Z. 25–35 in Anlehung an DURAND 1990, 63f. m. Anm. 132–134. Die Bedeutung des Adjektivs hasiptum und der Verben HS P (in Z. 30 st. D) und QTI (nach Durand QTI ) ist geraten; s. DURAND ebd., 63 Anm. 132. 64 Anm. 134. „Segnende“ (kâribtum) ist nach DURAND ebd., 64 Anm. 137, Bezeichnung einer (Schutz-)Göttin.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend 35Wenn
es meinem Vater gefällt, möge er diesen [Mann] nicht anfordern. Das Eigentum dieses Mannes, alles, was er in Hazor genommen27 hat, wird in Emar festgehalten. Mein Vater möge [nach] Emar schreiben, dass man [das Eigen]tum dieses Mannes vor meinen Vater bringe.
008. Gesandte auf der Durchreise in Mari Brief des Majordomus Bahdi-Lîm an Zimri-Lîm, König von Mari. Mari, 18. Jahrhundert. Text: ARM 6,23. – Gesamtbearbeitung: ARMT 6,23. – Vgl. FALES 2002b, 103. Vs. 1[Zu]
mei[nem Herrn 2spr]ich: 3[Folgendermaßen] Bahdi-Lîm, 4dein Diener. Stadt Mari, der Palast und die Provinz [si]nd wohlbehalten. 6[S]o wie mein Herr mir Auftrag gegeben hat, 8sind [wir], 7ich und Yasîm-Sûmû, in Mari 8eingetro[ff]en und haben die Zuweisung des Grases vorgenommen. 9Beim Einbringen der Ernte gab es keine [N]achlässigkeit. 10[V]ie[l]leicht wird mein Herr so denken: 11‚Beim Einbringen der Ernte 12gab es [Nachlässig]keit.‘ 12(Ich versichere jedoch:) Irgendeine Nachlässigkeit ga[b] es nicht. Rd. 13[Jetz]t nun 16habe ich 13Napsi-Erah, den Die[ner meines Herrn, Rs. 14und den Gesand]ten des Išme-Dagân, 15seinen [Beglei]ter, 16[zu] meinem [Her]rn geschickt. 17[… Ges]andte …[… 18…]…[…]. 19[Ferner: Die Gesandt]en auf der Durchreise 20[von Ba]bylon, Ešnunna, Ekallâtum, 21Karanâ, Qabrâ 22und Arraphum, die nach Y[am]had, 23[Q]atna, Hazor und …28 24gesandt wurden (und) hier ankommen – 25soll ich sie weiterreisen lassen (oder) festhalten? 26Und wenn die Gesandten von Yamhad 27…[…]… und Karkemiš 28[… Arr]aphum abgebrochen 5Die
009. Gesandtenverkehr zwischen Hazor, Qatna, Mari und Babylon Brief des Majordomus Bahdi-Lîm an Zimri-Lîm, König von Mari. Mari, 18. Jahrhundert. Text: ARM 6,78. – Übersetzung: ARMT 6,78. – Vgl. MALAMAT 1960, 13f. 1[Zu]
meinem Herrn 2[sp]rich: 3[Folgendermaßen] Ba[hdi-L]îm, 4[dein Diener]: Gruppe von Gesandten von Haz]or 6[und Qatna ist] hier [eingetrof]fen. 7[…8…, 9Diener mei[nes Her]rn, 10[und ein Mann aus Ha]zor 11[als ihr Be]gleiter, 12(sind auf dem Weg) [z]u mei[nem] Herrn. 5[Eine
27 Zimri-Lîm verwendet wie die Leute von Hazor und Yarîm-Lîm das Verbum wabâlum „nehmen“; nach der hier vertretenen Interpretation der Situation und wegen der Verwendung des Begriffs bâšîtum „Besitz, Eigentum“ kann es aber nur im Sinne von „erwerben“ gebraucht sein. 28 Spuren eines weiteren Ortsnamens, den BURKE 2008, 127 Anm. 30, [Aš]-qà-[lu-na]ki = Askalon lesen möchte. Nach der Kopie ist das aber ausgeschlossen.
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A.2. Hazor
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13Zwei
Gesandte von Baby[lon], 14die sich lange in Haz[o]r aufgehalten haben, ein Mann von Hazor 16als ihrem [Be]gleiter, 17sind auf der Durchreise 16nach Babylon. 18[Und] Lawi-Ila, der Diener meines Herrn, 19 [und Habdu-Bahla, ein Mann aus Qatna, 20als seinem [Be]gleiter, (sind auf dem Weg) zu meinem Herrn. 21[x Gesa]ndte aus Babylon, 22[und ein Mann] aus Qatna 23als ihrem [Beg]leiter 24sind durchgereist [nach Ba]bylon. 15und
010. Musiker aus Hazor auf dem Weg nach Mari Brief des wedûm Manatân an Zimri-Lîm. ARM HC M.5117; Mari, 18. Jahrhundert. Text: OZAN 1997, 296f. Text 143 (Kopie, Umschrift, Übersetzung). – Vgl. MALAMAT 2003; ZIEGLER 2007, 20 m.Anm. 88. 48 m.Anm. 190. Vs. 1[Zu]
meinem [Herr]n 2[spric]h: 3[Folgendermaßen Man]atân, 4[dei]n [Diener]: Stadt Mari,] der Palast, 6[die Tempel der Götter, die Werk]stätt[en], 7[und] meine [Wach]en sind wohlbehalten. 8[Eine Gesandtschaft a]us Hazor 9[ist angekom]men, Rd. 10[Ibn]i-Addu, 11[der Diener] meines [Her]rn, (und) 12Habdi-Erah, Rs. 13[ein] Mann aus Hazor, 14sein [Beg]leiter, 15[und] drei [amo]ritische Musiker29 16[m]it ihm (auf dem Weg) zu meinem Herrn. 17Auch Yarpa-Addu 18und Kibsi-Addu, 19zwei Männer aus Qatna, 20sind in Mari angekommen. 5[Die
011. Musikerinnen aus Mari für Hazor Brief des „Hofkapellmeisters“ Warad-ilîšu30 an Zimri-Lîm. ARM HC M.14663; Mari, 2. Hälfte der Regierungszeit Zimri-Lîms, 18. Jahrhundert. Text: ZIEGLER 2007, 186–188. Vs. 1[Zu
meinem Herrn 2sprich: 3Folgen]derma[ßen Wa]rad-ilîšu, 4dein Diener. einer jungen Musikerin 6hat mir 5Habdu-Malik 6geschrieben: „Gib eine 31 junge Musikerin!“ 7Ein Gesandter von … (Hazor?) 8…9[…]…[…10…11…Rd. 12… Mit ihm (?)] möge sie weggehen und 13[…]. Lücke Rs. 1´folgendermaßen: „[… junge Musikerinnen] haben die šeb]îtum32 gelernt, 2´und unter [dies]en jun[gen Mu]sikerinnen sind drei junge aštalîtum(-Musikerinnen)33. 5Wegen
29 luNAR.MEŠ(nârû) [MA]R.DÚ(Amurrim) „amoritische Musiker“ bedeutet hier wohl „westländische Musiker“; s. OZAN 1997, 297; MALAMAT 2003, 356; etwas anders (zugleich eine geographische und eine sprachliche Qualifikation) ZIEGLER 2007, 19f. 30 S. zu Warad-ilîšu ZIEGLER 2007, 165–179. Die Bezeichnung „Hofkapellmeister“ deckt nicht den gesamten Tätigkeitsbereich Warad-ilîšus ab und ist etwas anachronistisch. 31 Nach Ziegler bedeutet das: „une apprentie musicienne“, d.h., eine Musikerin in Ausbildung.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
4´Nun
aber 5´hat sie 4´mein Herr Hazor 5´zugesagt. 6´-8´Doch [wird sich] wohl, wenn man unter diesen jungen Frauen [(auch nur) eíne jun]ge Frau anfordert, das Orchester [auf]lösen.34 Nu[n, (wenn es) der Wunsch] 9´meines [Herrn] (ist), 10´jenes [Orche]ster 9´bis nach Mi[šlân (?) 10´[…]…11´[…]…[…]
012. Versorgung einer Gesandtschaft aus Hazor in Mari Liste von Rationen für Gesandtschaften, andere Personen(gruppen) und Bestimmungen. Mari, Zimri-Lîm, Jahr 2´, 18. Jahrhundert. Text: ARM 12,747. – Übersetzung: ARMT 12,747. Wiedergegeben werden nur die Z. 1–13, die, abgesehen von Z. 10 und 12, Rationen für Gesandtschaften35 auflisten. Vs. 1Stücke 21 31 42 51 61 71 81 91 102 111 122 131
von Schafen36: die von Babylon; die von Hazor; die von Yamhad; die von Karkemiš; die von Eluhat; die von Arzuhinum; die von Nihriya; die von Emar; die Sänger; die von Mušta?; die Handwerker; die von Ešnunna.
013. Ausgabe von Silber an Gesandte verschiedener Staaten, darunter Hazors ARM HC M.10539; Mari, Zimri-Lîm, Jahr 7´, 18. Jahrhundert. Text: BONECHI 1991, 14f. (Umschrift, Kopie).
32 Ein Musikinstrument, nach seinem sumerischen Äquivalent GIŠ.BALAG.TUR wohl eine kleine Harfe oder Leier; vgl. CAD S 4a s. v. sabîtu. 33 Zu aštalûm (auch eštalûm), f. aštalîtum (auch eštalîtum) s. ZIEGLER 2007, 16f. 34 Vgl. den ähnlichen Fall in einem Brief des assyrischen Königs Samsi-Adad an seinen Sohn YasmahAddu, König von Mari, in ARM 1,83,5ff. 35 Die Herkunft der Gesandtschaften wird durch Gentilizia angegeben, die ich wegen des Fehlens der Mimation als pluralisch auffasse (ARM: sg.) und nicht auf einzelne Gesandte, sondern auf Gesandtschaften (aus mehreren Personen) beziehe. 36 Text: „Schafe, (nämlich) Stücke“ (Badal-Apposition; vgl. 10 mal(l)akû ša immerî „zehn ‚Stücke‘ von Schafen“ ARM 23,349,1; 2 mal(l)akû ša alpî „zwei ‚Stücke‘ von Rindern“ ebd. 348,1). Mit „Stücke“ übersetze ich uzumal(l)akû; es handelt sich wahrscheinlich um die (zehn) Stücke, in die ein geschlachtetes Schaf zerteilt wurde; s. J.-M. Durand, ARM 21, S. 66–71.
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A.2. Hazor
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Vs. 110
Sekel Silber: …[… (PN)] 2aus Hazo[r]; Sekel: Ayyâma-G[N … (Titel)] 4der Gašera; 53 Sekel: Kannurum 6aus Nihriya; 71 Sekel: Ehlipadal 8aus Haburâtum;37 92 Sekel: Mutiya 10aus Yahurra; Rd. 115 Sekel: Tulpiya 12aus Tupham; 132 Sekel: [Y]ansibum Rs. 14aus Ahunâ; 152 Sekel: Y[ant]inum 16aus Susâ; 173 Sekel: Kizzunni 18aus Šunâ. 35
19Summe: 21Monat
½ Mine 3 Sekel [Silber], 20Ausgabe an [die Gesandten]. Urâhum, [Tag x], 22Jahr, da Zimri-L[îm] 23die Statue des Hatta 24stifte[te].
014. Gespräch beim Wein zwischen dem König und Gesandten Buchungsvermerk für Wein, der für Beratungen Zimri-Lîms mit fremden Gesandten bzw. eigenen Amtsträgern bereitgestellt wurde. Mari, 18. Jahrhundert. Text: ARM 24,75. – Übersetzung: ebd. S. 45. Vs. 13
Krüge Wein zweiter Qualität 2vom Wein, den Zunanim 3gebracht hat, 4für die Ständer38, 5als die Gesandten Rd. 7von Babylon, 8Ya[mha]d, 9Ha[zo]r (und) Rs. 10…[…]… 11vor dem König im zakânum39 (saßen). 122 Krüge Rotwein 13für die Ständer, 14als Zu-Hatni, 15Yamras-Ilu Rd. 16und die wçdûtum40 17vor dem König im Schlafgemach 18saßen. S.Rd. 19Monat Urâhum, Tag 7. …
015. Zinnhandel u.a. zwischen Mari und Hazor Liste. Mari, Zimri-Lîm, Jahr 9´, 18. Jahrhundert. Text: ARM 25,16+7,236+25,632. – Teilübersetzung: ARMT 7,236. – Vgl. D. Charpin, ARM 26, S. 58 Anm. b (erwähnt den „Join“ von J.-M.Durand). Die Übersetzung beruht auf einer provisorischen Rekonstruktion auf Grund der drei bekannten Fragmente. Da ARM 25 keine Kopien enthält und in der Umschrift auf den Layout des Textes keine Rücksicht genommen ist, können Einzelheiten der Wiedergabe inkorrekt sein. 37
S. zu ihm LACAMBRE 2004 (Lit.). Die „Ständer“ (giskannum) waren hölzerne Gestelle, in denen Amphoren, die wegen ihres spitz oder ovoid zulaufenden Bodens nicht frei stehen konnten, für das Servieren ihres Inhalts aufgestellt wurden. Vgl. aus verschiedenen Perioden und Regionen z.B. ANEP 157.158; WISEMAN/FORMAN 1958, Nr. 24.51.90; HROUDA 1965, 67 u. Taf. 13:9–12. 39 Wahrscheinlich ein Gebäude oder ein besonderer Raum (in anderen Texten auch bît zakânim). 40 Nicht genauer bestimmbare Funktions- oder Standesbezeichnung. 38
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
Vs. 1´[…]
Lieferung [von …] Barren Zinn, den Qišti[-GN gebracht hat,] 3´als er aus Elam kam. Rs. 4´Von den drei Barren Zinn, 5´die Inneri aus Elam gebra[cht hat,] 6´davon: 1 Barren Zinn für die Lieferung von Mu?[…]41. 7´Vorher: 8´[… 1] Barren als Sendung nach Ursum42; 9´[1 Barr]en für die Lieferung von Mukanni[šum]. 10´[…] beim zweiten Mal. Lücke? 11´+x[… S]pä[t]e[r …] 12´+x[Vo]n den 2 Minen Silber, die für den K[a]u[f von Zinn (bestimmt waren und)] 13´+xdie Yatar-Addu gegeben worden waren, 14´+xdavon: 1 Mine Zinn für …43 15´+xunter Siegel des Königs. 16´+x[x +] 10 Minen Zinn für Hazor. Verantwortlich: Šadî-Addu. 17´+x18 (oder 19) Minen 2 Sekel Zinn für Yarîm-Lîm. 18´+xVerantwortlich: LarîmBahli. 19´+xErste [Rei]se. 20´+x[Von den 6 Bar]ren Zinn, die Kâyâya44 gebracht hat, 21´+xdavon: 3 Barren für [Y]arîm-Lîm; 22´+xverantwortlich: Larîm-Bahli; 23´+x1 Barren für den Diener des wedûm45 24´+xvon Ursum; 25´+x2 Barren (für den) Bestand. 26´+x4 Barren, (die) Kâyâya gebracht hat: 27´+xDritte Reise. 28´+x[x M]inen Silber des Palasts. Rest abgebrochen r.Rd.Bestand. Rd. 2´1
016. Geschenke Zimri-Lîms während seiner Reise nach Ugarit, darunter an den König von Hazor Liste. Mari, Zimri-Lîm, Jahr 9´, 18. Jahrhundert. Text: DOSSIN 1970, 97–103; ARM 23,556. – Übersetzung: DOSSIN 1970, 100f. – Vgl. MALAMAT 1998a, 413–415 = 1998b, 34–36. Zur Reise Zimri-Lîms nach Ugarit s. ARMT 23, S. 457–475 (P. Villard); VILLARD 1986.
41 Falls die Lesung MU?[-…] zutrifft, könnte eventuell nach Z. 9´ der Personenname Mu[kannišim] (gen.) ergänzt werden. 42 Stadt im „Oberen Land“; s. EDZARD/FARBER 1974, 225 (Lit.); GRONEBERG 1980, 250 (Lit.). 43 Ana bilat bušîm unklar. 44 Ein Elamer. 45 H. Limet (in ARM 25) liest Pi-di-im (gen.) und denkt anscheinend an einen Personennamen; nach den mariotischen Orthographieregeln liegt aber die Auffassung als we-di-im (Beamtentitel wedûm; s.o. S. 71 m.Anm. 40) näher.
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A.2. Hazor
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114
Talente 30 Minen Zinn, 2das aus Mari (stammt); 31 Talent Zinn, das Hammurapi, König von Babylon, 4nach Aleppo sandte; 520 Minen Zinn der Sendung Šeplarpaks46; 620 Minen Zinn des Geschenks Išhi-Dagâns 7und Yatar-Addus47 8in Ugarit – 9insgesamt: 16 Talente 10 Minen Zinn Bestand48. 10Davon: 112/3 Minen Zinn an Samsi-Addu; 119 Talente 27½ Minen 8 Sekel Zinn 12Yarîm-Lîm; 131 Talent ½ Mine 7 Sekel Zinn Gašera; 1430 Minen Zinn Hammurapi49; 15162/3 Minen Zinn Tâb-balâtî50; 168 Minen Zinn Sîn-abûšu 17in Aleppo; 1810 Minen Zin[n] Sumu-*Erah51 19in Muzunnum; 2081/3 Minen Zinn Ewritalma 21in Layašum52; 2230 Minen Zinn Ibni-Addu, König von Hazor;53 23verantwortlich: Addi-Addu in Hazazar; 24beim ersten Mal;54 2520 Minen Z[inn] Amud-pî-Il55; 2620 [Mi]nen Zinn Ibn[i]-Addu; 27[beim] zweiten Mal; 28[x] Minen Zinn für den Kaphtoriter56; 291/2/3 [Min]e Zinn für den Dolmetscher, 30Obmann der k[a]phtoritischen [Kaufleu]te 31in Ugarit;57 46 König von Anšan (LUGAL An-ša-an[ki] (ARM 23,342,24) bzw. „Regent“ von Elam (SUKKAL E-lam{ti}-tim ARM 23,355,3), elam. Siwe-palar-huhpak (in seinen eigenen Inschriften Si20-we(PI)-pa-la-ar-hu-uh-pa-ak EKI 3,3.17; spätere Varianten: EKI S. 214a). Zu der komplizierten Herrschaftsstruktur in Elam s. HINZ 1964, 73–75, zu Siwe-palar-huhpak dens. ebd., 79. 47 Išhi-Dagân war ein Kaufmann, der, wie es scheint, vor allem im Zinnhandel tätig war (ARM 21,218,4; 23,355,12; in anderer Funktion: ARM 23,37,4); s. zu ihm B. Lafont, ARM 23 S. 284f. Auch Yatar-Addu hatte u.a. mit dem Zinnhandel zu tun (ARM 7,236,3´). – Der Lederarbeiter (aškappum) Išhi-Dagân (ARM 23,143,7; 406,5) ist mit dem Kaufmann nicht identisch. 48 Šçp makkûrim; approximative Wiedergabe. 49 Yarîm-Lîm ist der König von Yamhad (Aleppo), Gašera seine Gemahlin, Hammurapi beider Sohn. 50 Nach ARM 23,448,10 der „Wesir“ (lúSUKKAL/sukkallu) Yarîm-Lîms von Yamhad; s. D. Soubeyran, ARM 23, S. 397. 51 Text: Su-mu-BA-ra-ah; stillschweigende Emendation von G. Dossin, vielleicht nach Su-mu-e-ra-[a]h ARM 8,94,7. 52 Muzunnum und Layašum sind Städte in Nordsyrien zwischen Aleppo und Ugarit. Da Layašum auch Layišum oder Lawišum gelesen werden kann, wurde es von DOSSIN 1970, 102, gefolgt von MALAMAT 1971b, 35f., mit dem biblischen Lais (hebr. Layiš, Ri 18,7.14.27.29), dem späteren Dan, identifiziert und auch Muzunnum in dessen Nähe lokalisiert; das stellte sich jedoch als unzutreffend heraus (s.o. S. 42 Anm. 86). Zu letzterem, das noch in ARM 23,535 IV 27 belegt ist, s. ASTOUR 1973, 73f.; P. Villard, ARM 23 S. 466f. 53 Ib-ni-dIŠKUR(Addu) LUGAL(šar) Ha-sú-ra-aki. Außer hier und in Z. 26f.32 kommt der König von Hazor mit und ohne Titel noch öfter in den Texten aus Mari vor (s. die folgenden Texte). 54 Nach Z. 26f.32 hat Ibni-Addu noch zwei weitere Lieferungen von Zinn erhalten. 55 König von Qatna.; s. 017,7. 56 D.h. wohl: Kreter. – Zu Kaphtor s. VERCOUTTER 1956; M. WEIPPERT 1980–83b; QUACK 1996a (Lit.).
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
32[x
22
Minen Zinn]
Talente Zinn
[I]bni-Addu beim dritten Mal; Mehrere fragmentarische Zeilen Rd. 1in x[…] […] 3in Dûr-Sumu-Epuh.
017. Geschenke aus Qatna und Hazor für Zimri-Lîm Buchungsvermerk über Geschenke aus Gold und Silber, die Zimri-Lîm in Ugarit übergeben wurden. Mari, Zimri-Lîm, Jahr 9´, 18. Jahrhundert. Text: ARM 25,43 (Umschrift). – Übersetzung: ebd. S. 15. Vs. 11
Schale gullu aus Gold 2von 1/3 Mine 92/3 Sekel Gewicht; 31 Schale kirru aus Silber, 41 Schale bahiltum, 5daran: 1 sugûnu, 2 Henkelringe, 6von 5/6 Mine 11/3 Sekel Gewicht – 7Sendung Amud-pî-ilas, Rd. 8Königs von Qatna. Rs. 91 Halsring aus Gold 10von 1/3 Mine 9 2/3 Sekel Gewicht; 113 Schalen kirru aus Silber 12von 1 Mine 1 Sekel Gewicht – 13Sendung Ibni-Addus, 14Königs von Hazor. 15In Ugarit, 16Monat Lahum, Tag 7.
018. Eine Goldschale aus Hazor für den königlichen Schatz Buchungsvermerk. Mari, Zimri-Lîm, Jahr 9´, 18. Jahrhundert. Text: ARM 25,103 (Umschrift). – Übersetzung: ARM 25 S. 33. Vs. 11
Schale gullu aus Gold 2von ½ Mine 1¼ Sekel Gewicht – 3Sendung IbniAddus, 4Königs von Ha[zor]. 5Überweisung 6an den „Kasten“ des Königs 7in Mahra[…]a. 8Monat Abum, 9Tag 1, 10Jahr, (da) Zimri-Lîm 11einen großen Thron für Addu 12von Mahânum 13stiftete.
019. Buchungsvermerke der Palastverwaltung von Mari über ein- und ausgegangene Waren Mari, Zimri-Lîm, Jahre 9´ und 10´, 18. Jahrhundert. Text: ARM 23,541 (Umschrift). Vs. 1´1
[…]; 2´1 […-]Gewand; 3´1 …[…] – 4´Sendung [an Ibni-Addu], 5´König von Ha[zor]. Verantwortlich: Yawi[.…] 7´in Hazazar. 57
Das Syntagma UGULA(wakil) [DAM.GÀ]R(tamkârî) K[a]p-ta!-ra-i ist m.E. appositionelles Attribut von Z. 29. Die Aufassung als genitivisches Attribut „Dolmetscher des Obmanns…“ ist wegen der Mimation an lutargamannim nicht möglich. Danach war der Dolmetscher zugleich der Obmann der kretischen Kaufleute in Ugarit. S. auch C. BONNET 1995b und dazu GUICHARD 1999. lutargamannim
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A.2. Hazor
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8´Am
16. 9´[1] raqq[atum]-Gewand; 10´[1] utublu-Gewand; 11´[1] raqq[atum]-Halstuch; utuplu-Halstuch; 13´[1 Kom]positbogen58 – 14´Sendung an […]. 15´[Verantwort]lich: Šunuhr[ahalu] 16´[in …]. Lücke Rs. 1´Verantwortlich: Dâri[š-libûr] 2´in [T]erqa. 3´Jahr, da Zi[imri-L]îm 4´Baby[lon] 3´zu Hi[lfe] 4´ka[m]. 5´1 Lein[en]gewand; 6´1 [mar]datum-Gewand/[Te]ppich; 7´3 …[…]59; 8´1 […-]Schurz – Eingang von Seiten Ib[ni-Addus]. Lücke l.Rd. 1´Jahr, da Zimri-Lîm einen großen Thron f[ür Adad] 2´von Mahanum stif[tete]. 3´[…4´…] 5´Monat Hibi[rtum, Tag x,] 6´Jahr der Hilfe für Ba[bylon]. 12´[1]
020. Gesandte von Hazor in Babylon Brief des Yarîm-Addu an Zimri-Lîm, König von Mari. Mari, Zimri-Lîm, Anfang von Jahr 11´, 18. Jahrhundert. Text: ARM 26,375. – Übersetzung: ARM 26 S. 186 (D.Charpin). Yarîm-Addu war, wie es scheint, während der Regierungsjahre 9´-11´ Zimri-Lîms Sondergesandter bei Hammurapi von Babylon.60 Nach diesem Brief ist er anscheinend beauftragt, einen Sohn Hammurapis (zur Erziehung an einem ausländischen Hof) nach Mari zu bringen, wo sich schon dessen älterer Bruder aufhält. Welche „Anweisung“ die fremden Gesandten, die bei Yarîm-Addu sind, darunter der von Hazor, von wem erhalten haben, geht aus dem Brief nicht hervor. Vs. 1Zu
meinem Herrn 2sprich: 3Folgendermaßen Yarîm-A[ddu, dein Diener]: Sohn Mutu-numahâ 5zu meinem Herrn [geschickt] 6und so an meinen Herrn geschrieben – 7folgendermaßen (sagt) er: ‚Früher (schon) 8habe ich 7meinen größeren Knaben 8zu dir geschickt 9(und) er hält sich bei dir auf. Jetzt nun 10schicke ich dir (hiermit) seinen Bruder. 11[…]…, nicht zus[amm]en zu wohnen, 12[…]… Rd. 13[…]… 14[Nimm] ihn auf! Oder aber 18schicke 17diesen Knaben Rs. 15[sei] es nach Yamhad, 16sei es nach Qatna, 17wohin es dir gut erscheint.‘ 19Dies 20hat 19Hammurapi 20an meinen Herrn geschrieben. 21Der gerseqqûm61 Mannûm 22wird 21mit diesem Knaben 22gehen. Dadiya, der Sohn des Damiq-ilîšu, 23wird mein Geleitsmann sein. Und die Gesandten des „Mannes“62 von Kurda, 24von Andarig, von Karanâ, 25von Qatna und von Hazor, 26die bei mir sind, haben Anweisung erhalten. 4Hammurapi 5[hat] 4seinen
Zu gisILLURU(tilpânum) „Kompositbogen“ s. GRONEBERG 1987; POSTGATE 2003–05, 457a. Nach dem Determinativ Gewänder aus Leinen. 60 S. D. Charpin, ARM 26, S. 160. 61 Ein Beamtentitel, dessen genaue Bedeutung nicht bekannt ist. 62 Zu dieser Herrscherbezeichung s.u. S. 79 Anm. 89. 58 59
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend 27Wenn
Rd. 28in
ich zu meinem Herrn gekommen bin, 29werde ich vor meinem Herrn vollem Umfang Bericht 29erstatte[n].
021. Ein Geschenk Zimri-Lîms für den König von Karanâ Buchungsvermerk. Mari, Zimri-Lîm, Jahr 12´, 18. Jahrhundert. Text: ARM 25,119; – Übersetzung: ARM 25 S. 40. Vs. 11
Halsring von Hazor, 2Gold von ½ Mine Gewicht, 3für Aškur-Addu, 4König von Karanâ, Rd .5in Šunâ. 6Ausgabe, Rs. 7zur Verfügung von Dâriš-libûr. 8Monat Lahum, Tag 23, 9Jahr, da Zimri-Lîm 10Ašlakkâ zum zweiten Mal Rd. 11er[ob]erte.
2. Altbabylonische Keilschrifttexte aus Hazor (ca. 18. Jahrhundert) 022. Königliches Urteil in einem Prozess um Liegenschaften IM 75–240; Hazor, ca. 18. Jahrhundert. Text: HALLO/TADMOR 1977. – Weitere Gesamtbearbeitung: CC 69–72 Hazor 5. – Vgl. ANBAR/NAAMAN 1986/87, 8–10. Vs. 1Bin-Hanûta63 3strengte 1zusammen
mit Irpa-Addu 2und Sum-Hanûta, den Söhnen Prozess mit Sumu-lâ-ilum65 4an um ein Haus und 5 einen Garten in Hazor und einen Garten in 6Giladu66. Vor den König 7traten sie hin67. Der König 8urteilte 7(zugunsten von) Sumu-lâ-ilum. seiner?
Schwester64, 3einen
63 Zu den Namen Bin-Hanûta und Sum-Hanûta (Z. 2) s. HALLO/TADMOR 1977, 4f. Es besteht m.E. kein Grund, ihre Deutung des Namenselements Hanûta als *Anôta (Name der Göttin Anât mit *[â] > [ô] und Genitivendung [?] -a) anzuzweifeln (wie z.B. ZADOK 1996a, 105; zu Naaman s. sogleich). Beide Namen bedeuten „Sohn der Anât“ (Parallelen bei HALLO/TADMOR a.a.O.; zu Bn-nt auf früheisenzeitlichen Pfeilspitzen s. DEUTSCH/HELTZER 1995, 31). Statt als bin- könnte DUMU auch als bun- aufgelöst werden (s.u. zu 024,20´). Die hurritische Interpretation von Hanûta bei ANBAR/NAAMAN 1986/87, 11; NAAMAN 1994a, 176b, wie sie bereits von HALLO/TADMOR 1977, 4, erwogen und verworfen worden war, ergibt im Zusammenhang keinen Sinn. 64 Am Ende von Z. 2 folge ich dem Vorschlag in CC 72, DUMU.*MEŠ statt des unverständlichen DUMU.HA (si vera est lectio) zu lesen. Statt šal-šu erscheint mir die Lesung NIN (= ahâti) „Schwester“ möglich. Das Suffix -šu, das dann aus Gründen der Klarheit nicht fehlen sollte, könnte durch Haplographie nach NIN ausgefallen sein. NAAMAN 2004b, 92 Anm. 2, schlägt die Emendation DUMU.MEŠ DUMU.MUNUS-šu “his daughter’s sons” vor. 65 Die Beklagte Sumu-la-ilum ist eine Frau; ihr Verhältnis zu den Klägern ergibt sich aus der Urkunde nicht. 66 Oder: Giladûma. Der Vergleich mit dem Landschafts- und Ortsnamen Gilead (hebr. Gilâd < *Galad-) wird zu Recht (das [] ist nicht ausgedrückt, der Vokal der Pänultima inkorrekt) generell abgelehnt. Es handelt sich wohl um einen Ort in der Nähe von Hazor. 67 Zu îribû (statt îrubû) vgl. GAG §§ 87c. 97u.
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A.2. Hazor
77
8Wer
(also) künftig einen Prozess gegen Sumu-lâ-ilum 9[anstre]ngt, zahlt 200 (Sekel) Silber. VS. 10-RS. 3´ u.Rd.Zeugenliste (schlecht erhalten)68
023. Brief an den König von Hazor IAA 1997–3304; Hazor, ca. 18. Jahrhundert. Text: HOROWITZ/SHAFFER 1992b. – Weitere Gesamtbearbeitung: CC 77f. Hazor 8. – Vgl. NAAMAN 2004b, 92. 1Zu
Ib[ni-Addu, meinem Herrn, sprich]: 2Folgenermaßen Irp[a-Addu, dein Diener]:69 3Wegen 4der Rückführung 3der jungen Frau70 in der Ob[hu]t [des …71] 4… 6hat 5eine Frau (namens) Aba[-…] 6Einspruch erh[oben] 7folgendermaßen: ‚Bis …[…]‘, 8sagte sie zu mir. […] 9…
024. Liste von Silberzuteilungen an verschiedene Empfänger aus Hazor IAA 1997–3303; Hazor, ca. 18. Jahrhundert. Text: HOROWITZ/SHAFFER 1992a (Ergänzungen und Korrekturen: HOROWITZ/SHAFFER 1992c). – Weitere Gesamtbearbeitung: CC 74–77 Hazor 7. – Vgl. ZADOK 1996a, 104f. Die Liste, deren Anlass unbekannt ist, vermittelt einen kleinen Einblick in die Namengebung im altbabylonischen/mittelbronzezeitlichen Hazor. Die Personennamen sind mehrheitlich amoritisch; doch ist – wie auch außerhalb Hazors häufig – unklar, ob sich hinter akkadisch aussehenden oder akkadisierenden Anthroponymen amoritische verbergen, ob also z.B. Iš-meDINGIR (Vs. 5´) als akk. *Išme-ilum oder amor. als *Yasma-ila (sonst geschrieben IasmahDINGIR) „Gott/El hat erhört“ aufzufassen ist. Die im Folgenden gebotenen Namendeutungen sind nicht alle sicher und sollten mit Vorsicht betrachtet werden. Vs. 1´½
Se[kel Silber: … ]; Sekel Silber: [ … ]; 3´½ Sekel Silber: …[…]; 4´½ Sekel Silber: Ilu-kânum72; 2´½
68 Von den Zeugennamen sind nur die Filiationen [DUM]U(mâr) IIa-ah-zi-ra-d[a] Vs. 10 und DUMU(mâr) [I]Ab-di-ia-du Rs. 2´ lesbar. 69 Die Ergänzungen in Z. 1f. sind rein hypothetisch. Ib[ni-Addu] könnte der aus Mari (016,22.26.32; 017,13f.; 018,3f.; 019 Vs. *1´f. Rs. 8´) bekannte König von Hazor sein; ein Irpa()-Addu kommt in 022,1 vor, muss aber natürlich nicht dieselbe Person sein. Der Ergänzungsvorschlag von HOROWITZ/SHAFFER 1992b, 166 (vgl. CC 78), weicht von dem hier gegebenen leicht ab. 70 Zu suhâru, f. suhârtu, s. zuletzt NAAMAN 2004b. 71 Ramû D wird mit ana konstruiert. Deshalb kann ina qât [PN] nur bedeuten, dass die junge Frau sich „in der Hand“ jemandes befand, nicht ihm übergeben wurde. So auch NAAMAN 2004b, 92. 72 HOROWITZ/SHAFFER 1992a, 26f., und CC 76 lösen die Schreibung IDINGIR-ka-a-num als IIlukayyânum auf; doch vgl. amorit. Ilum(DINGIR)-kân(um) und El-kà(GA)-nu-um GELB 1980, 303 unten. Bedeutung: „Gott ist beständig/treu“.
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78
A. Kanaan im 2. Jahrtausend 5´½
Sekel Silber: Išme-Ilum; Sekel Silber: Iahtuq-Addu73; 7´½ Sekel Silber: Hinni-Ila74; 8´½ Sekel Silber: Išnidu75; 9´½ Sekel Silber: Ziblidu76; 10´½ Sekel Silber: Išput-Addu77; 11´[½ Se]kel Silber: Habdadu78; Rd. 12´½ Sekel Silber: Abi-rapi79; 13´ 1/3 Sekel Silber: Yansur-Addu80; Rs. 14´1/3 Sekel Silber: Intçdu81, Schmied; 15´1/3 Sekel Silber: Intçdu-Addu/Adad; 16´1/3 Sekel Silber: Iblutadu82; 17´1/3 Sekel Silber: Abî-Erah; 18´1/3 Sekel Silber: Šumupah84; 19´1/3 Sekel Silber: Iblut-Il; 20´1/3 Sekel Silber: Bunûmânu85; 6´½
73 Amorit. *Yatuq-Hadda, vielleicht „Haddu ist vorangegangen“ (als Helfer bei der Geburt). Das Verbum TQ weist in den semitischen Sprachen unterschiedliche Wurzelvokale auf: -i- im Akkadischen (etçqu, prät. çtiq) und teilweise im Arabischen, -a- im Hebräischen und Aramäischen, -u- (auf Grund dieses Namens) im Amoritischen und teilweise im Arabischen. S. zur Schreibung HOROWITZ/SHAFFER 1992a, 27f. 74 Amorit. *Hinn-Ila „Freundlichkeit Els“ i.S.v. „El ist freundlich“ (vgl. hebr. Hãnan-Çl). 75 Akkadisierend für amorit. *YaTnçddu < *YaTni-Haddu „Haddu hat (es) wieder getan“ (wohl: wieder ein Kind geschenkt); vgl. HOROWITZ/SHAFFER 1992a, 28. 76 M.E. amorit. *Ziblçddu < *Zibl-Haddu < *Zibl-Hadda „Herrschaft Haddus“ i.S.v. „Haddu herrscht“; vgl. amorit. Ziblânu(m) HUFFMON 1965, 186. HOROWITZ/SHAFFER 1992a, 28, lesen Sí-ib-li-du und stellen es zu sibl- „Last“ (hebr. sçbel): „O my burden (siblî), Addu“. 77 Im Anlaut akkadisierend für amorit. *YaTput-Haddu „Haddu hat entschieden“ (der Wurzelvokal von TP T ist amorit. -u- wie im Westsemitischen, z.B. hebr. yišpôt; anders akk. -i-). 78 Amorit. *Abdaddu < *Abd-Haddu < *Abd-Hadda „Diener Haddus“. 79 Amorit. *Abî-râpi „Mein Vater (Gottesbezeichnung) ist Heiler“. 80 Lesung nach CC 75 und Photographie (anders HOROWITZ/SHAFFER 1992a, 28; doch s. dies. 1992c): Amorit. *Yansur-Haddu (oder *Yanzur-Haddu) „Haddu hat bewacht/behütet“. 81 Wahrscheinlich akk. Name, vor allem, wenn HOROWITZ/SHAFFER 1992a, 29f., mit ihrer Auffassung Recht hätten, dass es sich um die 3.m.pl. Gt von miâdum „viel sein/werden“ handelt, also Intçdû < *Imtçdû: „They (wahrscheinlich die Kinder) have become very many“. Intçdû wäre Hypokoristikon eines Namens wie Intçdû-Addu/Adad “They have become very many, o Addu” Z. 15´. Allerdings werden von dem Verbum miâdum sonst keine Personennamen gebildet. 82 Akk. mit der amoritischen Form des Gottesnamens *Iblut-Addu „Er ist ins Leben getreten, o Addu“. Analog Z. 19´ Ib-lu-ut-DINGIR(il) „Er ist ins Leben getreten, o Gott/El“. 83 Zur Auflösung von A-bi-30 als *Abî-Erah „Mein Vater ist (der Mondgott) Erah“ s. HOROWITZ/SHAFFER 1992a, 30f. 84 Wohl amorit. *Šumu + *epah (= *yapa), nach HOROWITZ/SHAFFER 1992a, 31, „der Erbe (oder: Sohn) ist erschienen“. 85 Amoritisches Hypokoristikon auf -ânu(m) eines Namens des Typs *Bunu-ma-GN „Sohn fürwahr der Gottheit N.N.“. Zu bunu „Sohn“ s. bu-ú-nu : MIN (= mâru) „Sohn“ in der Synonymenliste Explicit Malku : šarru 174h, KILMER 1963, 436 (ob wirklich *bûnu zu verstehen ist, erscheint mir aus etymologischen Gründen fraglich), f. bu-na-tum : MIN (= mârtum) „Tochter“ ebd. 206 (KILMER a.a.O., 437; buntu CAD B 319). Allerdings gibt die Liste nicht an, welcher Sprache die beiden Lemmata angehören. Daneben kennt Malku : šarru I 150 auch bi-in-nu : ma-ru (KILMER a.a.O., 427) und I 161 bi-in-tum : MIN (= mârtum) (KILMER ebd.; so auch Expl. Malku : šarru 207, KILMER a.a.O., 437), wobei binnu wohl für *binu steht (augenscheinlich ist den Schreibungen der Liste nicht ganz zu trauen).
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A.2. Hazor
79
Silber: Iadada; abgebrochen r.Rd. 1[ … ]… Habadu87. l.Rd.Zahlen 21´1/3 Sekel
3. Spätbronzezeitliche Briefe aus el-Amârna und Hazor (14. Jahrhundert) 025. Brief des Königs Abdirši von Hazor an den Pharao BM 29831 (alt 88–10–13,65); EA 228; el-Amârna, 14. Jahrhundert. Text: BEZOLD/BUDGE 1892, 98f. Nr. 48. – Gesamtbearbeitung: KNUDTZON 1915, 768f. Nr. 228. – Übersetzung: MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 456. 1Zum
König, meinem Herrn, 2sprich: 3Folgendermaßen Abdirši88, 4der Mann89 von Hazor, dein Diener. 5Zu den Füßen des Königs, meines Herrn, 9falle ich 7sieben- und (noch einmal) siebenmal90 9nieder91. 10Siehe, ich bin ein 11treuer 10Diener 12des Königs, meines Herrn. Und 13nun 14schütze ich 15Hazor 16zusammen mit seinen Städten92, 17(die Städte) des Königs, meines Herrn. 18Und 20der König, mein Herr, 18möge sich erinnern93 21an alles, was 23Hazor, 24deiner Stadt, und 25deinem Diener 22angetan worden ist.
86 Nach HOROWITZ/SHAFFER 1992a, 31, amorit. *Yadadda < *Yada-Adda „Addu weiß“ (eher: „hat erkannt“?). Vgl. Ia-da-DINGIR(Il) ARM 7,189,7 und dazu HUFFMON 1965, 209. 87 Unklarer amoritischer Name, der sicher das Element -Addu enthält. Die Deutung von HOROWITZ/SHAFFER 1992a, 31, „Sounds of endearment of Addu“ geht wahrscheinlich von akk. habîbu(m) „Freudengemurmel“ o.ä. (AHw 305a) aus, erscheint mir aber wenig gesichert. 88 Gewöhnlich IÌR(Abdi)-tir-ši „Diener des Tiršu“ gelesen (z.B. ALBRIGHT 1955, 18; 1969, 14f. Anm. 36. 46). Nach ug. bdrš (CAT 4.31,1) und ÌR-TI-ir-ši (lies mit J. Nougayrol ÌRdì-ir-ši) (RS 16.257 IV 8, PRU III, 203) ist der Name m.E. IÌR-dir4-ši zu umschreiben und als *Abdi-rši oder *Abdi-irši zu analysieren. S. M. WEIPPERT 1966, 321f., wo das Namenselement -(i)rši als apokopierte Form des Gottesnamens Rašpu „Reschef“ erklärt wird (?). Auch der Dynastenname ÌR(Abdi)-ri-ša EA 363,3 könnte vergleichbar sein (anders M. WEIPPERT 1966, 322 Anm. 239; 1970, 268 Anm. 37). 89 Bezeichnung der Stadtfürsten (in den Amarna-Briefen in EA 141,4; 155,67.68; 162,1; 182,2; 183,3f.; 184,4; 185,3; 187,3; 191,2; 198,5; 201,4;203,4; 204,4; 205,3; 206,4; 218,4; 220,3; 225,3f.; 228,4 → 025; 232,4; 233,5; 234,3; 241,4; 242,4; 272,*2f.; 298,4f. [LÚ ša ON → 054]; 299,4 [ebenso]; 300,4f.; 314,4; 315,3; 319,5; 320,5f.; 321,5f.; 322,4f.; 328,5; 332,3; 367,1; 369,1; 370,1; 378,4) wie häufig auch in Mari (→z.B. 020,23) und Alalah. Nach AHw 90b s.v. awîlum B 2b handelt es sich um „Slang“; ob das zutrifft, ist mir fraglich. 90 Hier folgt in Z. 8 auf Grund einer Dittographie noch einmal „Zu den Füßen des Königs, meines Herrn“. 91 Das Präteritum amqut(-mi) ist m.E. permutativ aufzufassen – der Verfasser vollzieht, bevor er den Brief zu diktieren beginnt, fiktiv vor dem Empfänger die dem Pharao geschuldete Proskynese (so auch in 026 und 027.028 und auch sonst häufig in den Amarna-Briefen). S. auch EDZARD 1972, 124; dagegen RAINEY 1974, 205. 92 Die Ortschaften des Territoriums von Hazor. 93 In Z. 19 kanaanäische Glosse zu lihšuš-mi „er möge sich erinnern“ gleicher Bedeutung: yazkur-mi (vgl. hebr. yizkôr).
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80
A. Kanaan im 2. Jahrtausend
026. Brief des Königs von Hazor an den Pharao BM 29830 (alt 88–10–13,27); EA 227; el-Amârna, 14. Jahrhundert. Text: BEZOLD/BUDGE 1892, 96 Nr. 47. – Gesamtbearbeitung: KNUDTZON 1915, 766–769 Nr. 227. – Übersetzung: MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 455f. – Vgl. NAAMAN 1996. Vs. 1Zum
König, meinem Herrn, 2sprich: 3Folgendermaßen der König94 von Hazor: den Füßen meines Herrn falle ich nieder. 5Siehe, ich schütze die Stä6dte des Königs, meines Herrn, 7bis der König, mein Herr, bei mi[r] eintrifft. 8Und nachdem ich 9diese 8deine Worte gehört habe, ging für mi[ch] die Sonne auf 10und so habe ich mich gefreut. Ich ging mit mir [zu Rate] 11und mein Jubel brach heraus. Es war in Ordnung, 12und (auch) die Götter blickten 13mich (freundlich) 12an.95 13Und nun habe ich 14alles 13vorbereitet, bis der König, mein Herr, eintrifft. 15Siehe, wenn 16[Han]î96, dein Gesandter, 15eintrifft, 17[so freu]t sich mein Herz sehr. 18[In] meinem Herzen ist die Freude [groß]… (Rest fragmentarisch und nicht zusammenhängend übersetzbar)97 4Zu
027. Brief des Königs Ayyâb von Astaroth an den Pharao Musée du Louvre, Paris, AO 7094; EA 364 ; el-Amârna, 14. Jahrhundert. Text: THUREAU-DANGIN 1922, 96f.104. – Gesamtbearbeitung: RAINEY 1978, 26f. – Übersetzung: MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 559f. – Vgl. GALIL 1998, 373f. Die Identifikation des Ayyâb als König von Astaroth (Aštartu)98 ist eine Vermutung auf Grund von EA 256, wo er in Z. 6 und 13, Aštartu in Z. 21 namentlich erwähnt werden. 1An
den König, meinen Herrn: 2Folgendermaßen Ayyâb, 3dein Diener. Zu 4den Füßen meines Herrn 6falle ich 5sieben- und (noch einmal) siebenmal 6nieder. Ich bin der Diener 7des Königs, meines Herrn, 8der Staub99 9seiner Füße. 10Ich habe die Botschaft 11des Königs, meines Herrn, 12an mich 13durch Atahmaya100 10gehört. 14Ich bewache weiterhin 15gar sehr 16[die Städt]e101 des Königs, [meines] Herrn.
94 Die Selbstbezeichnung eines syrisch-palästinischen Stadtfürsten gegenüber dem Pharao als LUGAL/ šarru „König“ kommt in den Amarna-Briefen nur hier vor (indirekt auch in 027,18; EA 256,8) und ist ein grober protokollarischer Fehler. S.u. S. 92. 95 Zu Z. 8-13 s. RAINEY 1975b, 421f.; MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 456. Anders NAAMAN 1996. 96 In den Amarna-Briefen öfter genannt; s. WEBER/EBELING 1915, 1561; RAINEY 1978, 101. 97 Z. 21 „Hazo[r]; Z. 26 „Ferner, siehe […]; Z. 27f. „Und wenn [ … ] 28mit [Bogen]truppen? [ … ]. 98 S.o. S. 39 Anm. 64. Heute Tell Aštara im nördlichen Ostjordanland. 99 Dazu kanaanäische Glosse: aparu „Staub“ (vgl. hebr. âpâr). 100 Ägyptischer Beamter, sonst Tahmašši genannt (Belege MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 587). Sein Name, äg. Pth-mœ (RANKE 1935, 140:9), bedeutet „(Der Gott) Ptah ist geboren“, Atahmaya (Pth-mj, RANKE ebd., 140:6) ist ein Hypokoristikon dazu (s. RANKE 1952, 140). 101 Moran; Rainey: „[die Länd]er“. S. MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 560, Textanm. 2.
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A.2. Hazor
81
17Ferner:
Siehe, 18der König von Hazor 19hat 20mir drei Städte 19weggenommen. ich (das) hörte und zur Kenntnis nahm, 22habe ich Feindseligkeiten 23gegen ihn 22aufgenommen. 24Ja, 25der König, mein Herr, 24möge (es) erfahren, 25und der König, mein Herr, 28möge seinem Diener Anweisung geben. 21Sobald
028. Brief des Königs Abî-Milku von Tyrus an den Pharao Kairo, Ägyptisches Museum, 4765; EA 148; el-Amârna, 14. Jahrhundert. Text: WINCKLER/ABEL 1889/90, Nr. 99. – Gesamtbearbeitung: KNUDTZON 1915, Nr. 148. – Übersetzung: MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 380f. – Vgl. GALIL 1998, 374. Vs. 1An
den König, meinen Herrn, meinen Gott, meine Sonne: 2Folgendermaßen Abî-Milku, dein Diener: 3Sieben- und (noch einmal) sieben(mal) falle ich zu Füßen des Königs, meines Herrn, nieder. 4Der König, mein Herr, hat 5wegen Rohglas102 4geschrieben. 5Was 6bei mir 5vorhanden ist, 6gebe ich (hiermit) 7dem König, meinem Herrn – 8100 (Einheiten) an Gewicht. Und 9es möge der König, mein Herr, 10sein Angesicht auf seinen Diener 9richten 11und (die Stadt) Usû103 12seinem Diener geben – eine Wasserkanne104, 13damit er (daraus) trinken kann. 14Der König, mein Herr, 13möge 14zehn Fußsoldat(en)105 13geben, 15um 16seine Stadt 15zu schützen, 16damit ich eintreten 17und das Angesicht des Königs, meines
102
S. OPPENHEIM 1973a, 260f.; CAD M2, 7. Zu Usû s.u. S. 330 Anm. 28. 104 Text: DUG(karpat) a-ku-ni mé-ma. In diesem Ausdruck ist a-ku-ni ägyptische Glosse zu karpat (äg. ýkn n mw „Becher Wasser“ Pap. Prisse 1,5, GARDINER 1946, Taf. XIV; bei Thutmosis III. mit der Bedeutung „Krug, Amphore“ syllabisch geschrieben: -k-n- Urk. IV 665,16; 717,16), mçma kanaanäischer Plural des Wortes für „Wasser“ (vgl. hebr. mayim). Mit Knudtzon halte ich das Syntagma für eine Metapher für Usû (anders MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 380, wo Z. 12f. so wiedergegeben wird: „qu’il puisse boire une cruche … d’eau“). Nach dem Zusammenhang hier handelt es sich eher um eine Schöpfkanne (äg. ýkn „[Wasser] schöpfen“) oder eine Amphore (aus der man schöpft) als um „a … mixing-cauldron“ (REDFORD 2003, 37.88, nach HOCH 1994, 42f. Nr. 36). Sachlich handelt es sich darum, dass der Besitz von Usû die Versorgung der Inselstadt Tyrus mit frischem Wasser und anderen Gütern vom Festland sicherstellte (s. Z. 30–34). 105 Das Logogramm lúGÌR kommt nur in drei Briefen des Abî-Milku von Tyrus vor: hier noch in Z. 26.38.44 und in EA 149,18.21.93; 151,69. Moran (MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 381 Anm. 1), gefolgt von CAD Š 2, 307a, interpretiert lúGÌR als Kurzschreibung für lúGÌR.SIG5/6.GA (akk. gerseqqû), Bezeichnung einer Person in dienender Funktion (bei Moran „serviteur du palais“; s.o. S. 75 Anm. 61). Es ist allerdings nicht recht vorstellbar, dass zehn oder zwanzig serviteurs du palais geeignet wären, bei Abwesenheit des Königs dessen Stadt zu verteidigen (Z. 15–17; EA 149,18–20). M.E. handelt es sich um ein aus dem Ausdruck ÉRIN.MEŠ GÌR(.MEŠ), akk. sâb(û) šçpî/šçpi „Fußsoldaten“ (EA 71,24; 149,62; 170,22) herausgesponnenes (Pseudo-)Logogramm mit der Bedeutung „Fußsoldat(en)“, das der Schreiber ohne Unterschied für den Singular und den Plural verwendet. Wahrscheinlich unterscheiden sich diese „Fußsoldaten“ von den ÉRIN.MEŠ(sâb) pitâti, die von den Stadtkönigen sonst in vergleichbaren Situationen angefordert werden; bei diesen handelt es sich um eine ägyptische Truppengattung (äg. pD.tjw), die mit Bogen (äg. pD.t) ausgerüstete Infanterie (im HTAT mit „Bogentruppen“ übersetzt). Abî-Milku hingegen spricht von seinen lúGÌR; das spricht eher für nichtägyptische Truppen, wohl Söldner (für deren Unterhalt vielleicht der Pharao aufkommen soll, daher „geben“). 103
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82
A. Kanaan im 2. Jahrtausend
Herrn, sehen kann.106 18Angenehm sei mein Angesicht gegenRs. 19über dem König, meinem Herrn, 20wie (damals), als 21der König, mein Herr, mich beauftragt hat, 22seine Stadt zu schützen. 23Und ich schreibe (hiermit) an den König, meinen Herrn, 24weil täglich 25der König von Sidon 26meine Fußsoldat(en) 25(gefangen)nimmt. 27Der König 28möge 27sein Antlitz auf seinen Diener 26richten 28und 29seinen Kommissar 28beauftragen, 30dass er (die Stadt) Usû 32seinem Diener 30gebe, 32um 30Holz 32zu holen, 33für Stroh 34(und) für Ton. Weil 35er107 Feindschaft übt, 36hat er (da) nicht 37den Eid verletzt? 38Es gibt hier keine weiteren Fußsoldat(en)! 39Der das Land des Königs angegriffen hat, 40ist der König von Sidon! 41Der König von Hazor Rd. 42hat sein Haus verlassen und sich 43auf die Seite der Apirû108 42gestellt. 44Der König 43möge (es) wissen! 44Den Fußsoldat(en) sind diese feindlich109. Und110 45er hat das Land des Königs zu Apirû gemacht. 46Der König möge seinen Kommissar fragen, der 47das Land Kanaan 46kennt!
029. Ein in Hazor gefundener Brief IAA 1997–3307, Hazor 16455; Hazor, Datierung (15.~13. Jahrhundert) unklar. Text: HOROWITZ 2000, 17-25. – Weitere Gesamtbearbeitung: CC 80-82 Hazor 10. – Vgl. NAAMAN 2004b, 95f. Nach Z. 6 ist der Empfänger des Briefes, Buratburta, ein König, nach NAAMAN 2004b, 96, „wahrscheinlich“ der von Hazor. 1Zu
Buratburta111 2sprich: 3Folgendermaßen Addu-išme112: 4El113 und Šamaš dein Wohl 5(und) das Wohl deines Hauses, deiner Söhne114 6(und) deines Landes besorgt sein. 6mögen 4um
106
D.h., zur Audienz bei Pharao nach Ägypten reisen kann. Nach dem Zusammenhang der König von Sidon. 108 Zu den Apirû s.u. S. 93f. 109 Emendation *sa-ru-ti für NI-ru-ti. 110 Wohl der König von Hazor. 111 Undeutbarer Name, nach HOROWITZ 2000, 23f., vielleicht kassitisch. 112 Die Lesung des Namens ist unsicher. HOROWITZ 2000, 24, liest IAd-du-ap-di, interpretiert als *Addu-yapdi „Adad hat befreit“, NAAMAN 2004b, 95, IAd-du-um-mi „Adad ist (wie?) meine Mutter“. Allerdings ist das vorletzte Zeichen eher AB als UM (es fehlt nach Analogie des sicheren UM in Z. 3.15 ein waagrechter Keil), während das letzte durchaus MI sein könnte; *-abmi gibt aber keinen Sinn. Doch könnte man AB auch IŠ7 lesen; dieser Lautwert ist z.B. in Mari und Alalah belegt. Dann handelte es sich um einen „amoritischen“ Namen Addu-išme (-iš7-mé) „Addu hat erhört“. Freilich steht bei solchen Namen das verbale Element im Präteritum in der Regel vor der Gottesbezeichnung. 113 Diese Wiedergabe von DINGIR.MEŠ ist sehr hypothetisch. Sie beruht zunächst darauf, dass „die Götter“ und „Šamaš“ (der Sonnengott) nebeneinander kaum sinnvoll sind. HOROWITZ 2000, 18, fasst deshalb dUTU als „die Sonne“, d.h. als Bezeichnung für den/einen König auf. In den Amarna-Briefen wird jedoch DINGIR.MEŠ an einigen Stellen sicher singularisch gebraucht, so in EA 198,2; 366,2; 378,1.6 als Epitheton des Pharao und, wegen der singularischen Verbalform, in den Segenswünschen in EA 96,4; 97,3. S. dazu zuletzt NAAMAN 1990b, 255, mit weiteren Stellen, für die sich die singularische Deutung von DINGIR.MEŠ aber nicht ohne Weiteres nahe legt (das kann hier nicht weiter ausgeführt werden). Die Frage ist, ob man das Logogramm DINGIR.MEŠ in den sicheren Fällen immer als ilânu auflösen muss, trotz der Analogien von hebr. elôhîm und phön. lm, und nicht auch ilu lesen kann. Wäre das möglich, könnte das Logogramm dort 107
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A.2. Hazor
83
7Du
hast 8mir durch 9Iyarîma115 7geschrieben: 10„Gib die Frauen 11der jungen Männer 10frei 11und 12alles, was ihnen gehört!“ 13Und ich sagte: 14„Ich gebe (sie) frei.“ 15Und nun – 16Iyarîma 17frage! Nun 18aber sind sie weggezogen116 19… 20f.und haben sich zerstreut117, 22(und) die Götter sind bei ihnen.118
eventuell auch für den Gottesnamen El (Ilu) stehen (am ehesten in EA 96,4; 97,3), und das gälte dann auch für unsere Stelle. Man beachte aber den Potentialis in dieser Aussage! 114 Oder: Kinder. 115 Vielleicht für *Yarîmâ, Kurzform eines mit yarîm- zusammengesetzten „amoritischen“ Namens; s. HOROWITZ 2000, 24f. Die Schreibung wäre allerdings ungewöhnlich. 116 In. Z. 19 westsemitische Glosse ähnlicher Bedeutung: he-te-qú (zu TQ, vielleicht im D-Stamm). 117 In Z. 21 erläuternde Glosse ähnlicher Bedeutung: ša-hat-tú-ni (akk. šahâtu, u.a. „entkommen“). 118 Lesung und Interpretation von Z. 18–22 nach NAAMAN 2004b, 95f. Z. 22 bedeutet, dass die Flüchtigen ihre Götter(statuen) mitgenommen haben, und das heißt wohl, dass sie nicht mehr zurückkommen wollen.
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A.3. Palästina unter der Herrschaft der 18. ägyptischen Dynastie DONNER 1995, 39–45; VEENHOF 2001, 91–97.142-157. – Hyksos: BOOTH 2005; HARVEY 1998; HELCK 1971, 89–106; OREN 1997 (Sammelband); POLZ 1998; QUIRKE 2007. – 18. Dynastie: LALOUETTE 1995; POLZ 2007; VANDERSLEYEN 1971. – Palästina unter der 18. Dynastie: HELCK 1971, 107–188.
Mit dem König Ahmose (äg. Ih-mœw, griech. :Amwsij; 1539–1514) beginnt nach einem Teil der Überlieferung der Aivguptiaka, des Manetho1 die 18. ägyptische Dynastie und damit für uns zugleich das Neue Reich. Der Einsatzpunkt, der keinen Wechsel der in Theben regierenden Familie markiert, ist gewählt, weil Ahmose durch die Beseitigung der Herrschaft der Hyksos-Dynastie in Mittel- und Unterägypten das Land geeinigt und damit die Zweite Zwischenzeit2 beendet hat. Dies war die Voraussetzung des raschen Aufstiegs Ägyptens zur Großmacht. Dass Palästina und Syrien davon in starkem Maße betroffen sein würden, deutete sich schon unter Ahmose an, der nach dem Bericht von Teilnehmern an den Kämpfen nach der Eroberung der Hyksos-Hauptstadt Auaris die Stadt Saruhen in Palästina belagerte, einnahm (→ 030) und wahrscheinlich mit einer Garnison belegte3 und vielleicht auch darüber hinaus auf (Süd?-)Palästina ausgriff. Die vermutete Verbindung der Hyksos mit der Geschichte „Israels“ hat Historiker und Theologen schon in der Antike beschäftigt. Den Bericht Manethos benutzte bereits Josephus zum Beweis des Alters des jüdischen Volkes (ge,noj) und als Zeugnis für die Übersiedlung der Jakob-Sippe nach Ägypten und für den Exodus. Dass Manetho das Auftreten der Hyksos als kampflose Eroberung mit nachfolgender Gewaltherrschaft, ihr Ende als Vertreibung aus dem Lande schilderte, spielte dabei keine große Rolle. Wichtig war für Josephus, dass Manetho die Hyksos als ein Volk (e;qnoj) unbekannter Herkunft schilderte, das aus dem Osten in Ägypten eingebrochen sei. Den Namen ~Uksw,j4 deutete Manetho nichtsdestowe1 Frg. 53 (a), WADDELL 1964, 114 (aus Syncellus): o` prw,toj th/j prokeime,nhj ih´ dunastei/aj „der erste König dieser 18. Dynastie“; vgl. Frg. 53 (b), ebd., 116 (armenische Übersetzung der Chronik des Euseb von Caesarea). 2 Unter der Zweiten Zwischenzeit versteht man die Periode nach dem Ende der 12. Dynastie, die durch Instabilität und das Nebeneinander mehrerer Dynastien gekennzeichnet ist. Die meist nur kurz regierenden Könige der 13. Dynastie herrschten zunächst über ganz Ägypten (Hauptstadt el-Lišt), wurden aber mit der Zeit auf Oberägypten beschränkt. In Unterägypten zerfiel des Reich in zahlreiche Lokalherrschaften, deren Könige bei Manetho als „14. Dynastie“ zusammengefasst werden. In Memphis etablierte sich um 1630 die 15. Dynastie der „Hyksos“, die später nach Auaris „umzog“. Sie beanspruchte die Herrschaft über ganz Ägypten und übte sie teilweise auch aus, ließ aber lokale (die 16. Dynastie der „kleinen Hyksos“ in Unterägypten) und regionale (die 17. Dynastie in Theben) Fürstentümer unter ihrer Suzeränität bestehen. So weit die traditionelle Sicht. Nach BENNETT 2002 hat sich die 17. Dynastie in Theben von der 13. unabhängig gemacht und z.T. parallel zu ihr regiert. Die Schwächung der 13. Dynastie hätte die Machtübernahme der 15. im Norden erleichtert. – Die Zweite Zwischenzeit endete mit der Beseitigung der Hyksos-Herrschaft durch Ahmose. S.v. BECKERATH 1965; RYHOLT 1997. 3 S.u. S. 95 Anm. 68. 4 Euseb hat immer ~Ukoussw,j.
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A.3. Palästina unter der 18. ägyptischen Dynastie
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niger als eine Zusammensetzung von äg. u`k „König“ (basileu/j)5 und swj „Hirte“ (poimh,n)6, d.h. als „Hirtenkönige“ (basilei/j poime,nej) – für Josephus ein Indiz dafür, dass es sich um seine Vorfahren gehandelt hatte. Trotz des Widerspruchs zwischen „Königen“ und „Volk“ bei Manetho beherrschte die Vorstellung von einem „Volk“ der Hyksos geraume Zeit die moderne wissenschaftliche Diskussion, bis man herausfand, dass dem griechen Begriff ~Uksw,j das altägyptische hq(.w) hœ.wt „Herrscher der Fremdländer“ entsprach, einem seit dem Mittleren Reich belegten Titel für ausländische, insbesondere asiatische Fürsten. Damit war klar, dass „Hyksos“ nur eine Dynastie bezeichnete, und zwar die 15.7 Die Tendenz der Forschung geht heute dahin, diese Gruppe von Herrschern aus friedlich in das östliche Nildelta eingewanderten Semiten8 abzuleiten, die im 17./16. Jahrhundert die Herrschaft über Unterägypten und einen Teil Mittelägyptens übernahm, zeitweise (unter Hayrân9 und Apophis) auch ganz Ägypten beherrschte. Die „kanaanäisch“ geprägte materielle Kultur des Ostdeltas lässt sich archäologisch nachweisen und beschreiben. Von den Geburtsnamen der Könige der 15. Dynastie können die meisten semitisch gedeutet werden – z.B. der des Yaqub-Haddu (geschrieben Yqb-Hr)10, der Josephus, hätte er ihn gekannt, ein gutes Argument für seine Gleichsetzung der Hyksos mit der Jakob-Sippe hätte liefern können.11 Auch unter den Kleinkönigen der 16. Dynastie findet sich einer mit dem sicher semitischen Namen Anât-Hadda („Erhörung Haddus“, geschrieben nt-Hr)12, der auf 5
Äg. hq „Herrscher“. Äg. šœw, kopt. šôs „Hirten, Nomaden“ (s. Kap. A.5). 7 Allerdings nennt Manetho auch die 16. (Frg. 45, WADDELL 1964, 92) und die 17. Dynastie (Frgg. 47.48 (ab).49, WADDELL 1964, 94.96.98) „Hirten(könige)“. Seine „17. Dynastie“ zerfällt aber in Thebaner und Diospoliten, und nur die letzteren sind gemeint. – S. auch die klare Kurzdarstellung des „Hyksos“Problems bei KEMPINSKI 1983, 2–6 (Lit.). 8 Nach HELCK 1979, 89–106, waren die Hyksos jedoch Hurriter; doch ist diese These in der Wissenschaft nicht akzeptiert worden. 9 Geschrieben H-y--n, daher oft als „Chian“, „Hayân“ o.ä. wiedergegeben. Nach der älteren Fremdnamenschreibung (s. Anm. 10) steht das Zeichen aber für [r] (oder [l]), so dass sich am ehesten *Hayrân(auch *Haylân- wäre möglich) ergibt; s. TH. SCHNEIDER 1998, 39f. 10 Bei den Hyksos-Namen gilt noch das ältere ägyptische Umschriftsystem für semitische Wörter; s.o. S. 36f.; TH. SCHNEIDER 1998, 35f. Zu den Namen der Könige der 15. Dynastie („Hyksos“) s. die überzeugenden Analysen bei SCHNEIDER ebd., 31–56. Danach sind alle semitisch (d.h. amoritisch) außer Ššj (SCHNEIDER ebd., 141; der 16. Dynastie zugeordnet) und Ipp(j) (SCHNEIDER ebd., 36–39, der :Apwfij, Manetho Frg. 42, WADDELL 1964, 82), bei denen es sich um ägyptische Kosenamen handelt. Zu Ššj vgl. aber auch IŠe-ša-a-a, munusŠe-ša/šá-a-a NPN 132a und ebd. 256b s.v. šeš; ug. Ššy CAT 4.313,7 (= PRU 2,82,7); hebr. Šçšay Num 13,22; Jos 15,14; Ri 1,10, die von FEILER 1939, 225; GRÖNDAHL 1967, 250; LIPINS KI 1974, 45 Anm. 4, für hurritisch gehalten werden, was aber zumindest für äg. Ššj und ug. Ššy wegen der Schreibung mit š nicht zutreffen kann. Das Element -hr (Gottesname) in Yqb-hr und nt-Hr (s. sogleich) ist nicht sem. harr- (hebr. har) „Berg“ (ALBRIGHT 1932b, 10; YEIVIN 1959b, 16f.; REDFORD 1997, 20 passim. 32 Anm. 227), sondern Hadd- „Hadad“; s. RÖSSLER 1966, 221 m.Anm. 1 (dagegen ausdrücklich REDFORD ebd., 32 Anm. 227); SCHNEIDER a.a.O., 41f. Die Behandlung des „Hyksos-Onomastikons“ bei REDFORD a.a.O., 20f., ist selektiv und in vielfacher Hinsicht problematisch. – Nach HELCK 1993, 61 Anm. 7, gehört Yaqub-Haddu nicht zu den „großen Hyksos“. 11 In Wirklichkeit ist es kein „gutes“ Argument, da Formen des Verbums QB in der westsemitischen Namengebung relativ häufig Verwendung finden. Der bekannteste Träger eines solchen Namens ist freilich der biblische Jakob (hebr. Yaãqôb, Kurzform eines theophoren Namens der Form *Yaqub-GN). 12 Nach REDFORD 1997, 20 Nr. 12, freilich „Anath ist (mein) Berg (= Schutz)“, aber die Interpretation ist sicher nicht richtig. 6
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
dem ihn bezeugenden Skarabäus13 als hq hœ.wt „Herrscher der Fremdländer“, d.h. als „Hyksos“, bezeichnet wird. Wann die militärischen Auseinandersetzungen der Herrscher der 17. Dynastie in Theben mit den Hyksos begannen, kann mangels Quellen nicht festgestellt werden. Spannungen zwischen dem König Apophis in Auaris und seinem Vasallen Úqnj-n-R (Tao II., um 1560/50) in Theben reflektiert vielleicht die märchenhafte Erzählung des Papyrus Sallier I14, einer Schülerhandschrift aus der Zeit Merenptahs, in der der König (nj-œw.t) Apophis eine provozierende Forderung an den Fürsten (wr) Úqnj-n-R richtet. Leider hat der Schreiber den Schluss der Erzählung nicht mitgeteilt, so dass über den Ausgang der Sache nichts bekannt ist.15 Es ist aber möglich, dass bereits Úqnj-n-R den Kampf mit den Hyksos aufgenommen hat. Gewöhnlich deutet man die schweren Kopfverletzungen der Mumie des Herrschers, die vor allem von Schlagwaffen herrühren und sicher tödlich waren, darauf, dass er in einer Militäraktion gegen Apophis gefallen sei – das ist allerdings Spekulation. Sicher ist hingegen, dass sein Nachfolger Kamose (K-mœw, 15431539) in seinem 3. Regierungsjahr entschlossen gegen Apophis vorging und bis unter die Mauern von Auaris gelangte, ohne die Stadt jedoch einnehmen zu können.16 Dies gelang erst seinem Bruder Ahmose (1539–1514), der die HyksosHerrschaft beendete (→ 030). Nach der ersten Steleninschrift des Kamose lag die Grenze des Herrschaftsgebiets seines Gegners, des Hyksos Apophis, bei Qôs (äg. Qjœ)17 bzw. Hermopolis Magna18 in Oberägypten. Ob das Territorium der „asiatischen“ Dynastie über Unterägypten hinaus auch nach Palästina oder gar Syrien reichte, ist umstritten. Häufig nimmt man die in Palästina gefundenen Skarabäen von Königen und ägyptischen Beamten aus der Zeit der 15. Dynastie19 für eine solche Erstreckung des Reiches und eine ägyptische Verwaltung in Anspruch. Ihre Verbreitung vor allem südlich der geographischen Breite von Megiddo (Tell el-Mutesellim/Tçl Mgiddô) lässt sich aber auch durch Handelsbeziehungen und Geschenke an dortige Herrscher und durch einheimische Produktion von „Hyksos-Skarabäen“ erklären.20 13
NEWBERRY 1906, Taf. 23:11. Text in hieroglyphischer Umschrift: GARDINER 1932, 85–89 (Lit.). Übersetzungen: GUNN/GARDINER 1918, 40–42 (mit Kommentar ebd., 42–45); ERMAN 1923, 214-216; ANET 231f. (J.A. Simpson); REDFORD 1997, 17f. Nr. 74. 15 Wahrscheinlich hat, den Regeln der Gattung Märchen gemäß, Úqnj-n-R,einer seiner Gefolgsleute oder ein externer Helfer einen ingeniösen Ausweg aus der schwierigen Situation gefunden. 16 Die Aktionen sind geschildert auf zwei Stelen Kamoses und der sog. Carnarvon-Tafel (Duplikat zu Stele I), bequem zugänglich in „Partitur“-Anordnung der Textzeugen bei HELCK 1983, 82–97. Übersetzungen: ANET 232f.554f. (J.A. Wilson); TUAT I, 525–534 (U. Kaplony-Heckel); REDFORD 1997, 13–15 Nr. 68f. 17 S. BEINLICH 1984; die Gleichsetzung mit dem heutigen el-Qûsîye ist lautgesetzlich schwierig (arab. s für äg. œ, kopt. s) und ohne archäologische Grundlage. 18 El-Ašmûnçn. 19 GIVEON 1974; D. BEN-TOR 1994. Mehrfach belegt sind Skarabäen von Trägern des Titels „Schatzmeister des unterägyptischen Königs“ (œdwtj bjtj), deren Tätigkeit in Palästina (?) aber nicht eindeutig bestimmt werden kann (Steuer/Tributerhebung? Handel? Diplomatische Missionen?). 20 S. zuletzt D. BEN-TOR 2009. – Zwei Fragmente einer Steinplatte, die vielleicht ein Türsturz, jedenfalls ein Architekturteil, gewesen sein wird, von denen eines auf der Hirbet Duhçše (oder Hirbet el-Aggûrî) ca. 1 km südlich des heute zerstörten Dorfes el-Qubçbe und ca. 2 km nordöstlich von Yibnâ in der palästinischen 14
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A.3. Palästina unter der 18. ägyptischen Dynastie
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Demnach ist unklar, ob sich, wie des Öfteren vermutet, die Eroberung Saruhens durch Ahmose innerhalb des Hyksos-Reiches abgespielt hat. Ob er außer der von ihm wohl mit einer Garnison versehen Stadt21 größere Gebiete in Asien unter ägyptische Verwaltung gestellt hat, ist ebenso unsicher.22 Von den Nachfolgern Ahmoses wird zunächst die von ihm begonnene Wiederherstellung der ägyptischen Herrschaft in Nubien fortgeführt. Im Norden scheint man sich unter seinem Sohn Amenophis I. (1514–1493) mit der Grenze bei Saruhen begnügt zu haben, die das Vorfeld Ägyptens und zugleich die ägyptischen Interessen im Sinai absicherte. Jedenfalls ist von ihm ein Asien-Feldzug nicht sicher nachgewiesen.23 Das änderte sich unter seinem Nachfolger Thutmosis I. (1493– 1458), der wohl einer Seitenlinie des Königshauses entstammte. Allerdings wissen wir von ihm nur, dass er irgendwann in seiner Regierungszeit nach Nahrîna24 zog, Küstenebene, das andere in el-Qubçbe selbst gefunden wurde, wurden von ROWE 1936, 293, LEIBOVITCH 1957, 208f., und KEMPINSKI 1983, 58f. u. 251 Abb. A, in die „Hyksos-Zeit“ datiert. Die hieroglyphischen Textreste auf der Platte bestehen (1) aus dem Endstück einer Kartusche mit dem Königsepitheton „der immer und ewig lebt“ und (2) der Gottesbezeichnung „[… (Herr?) der Göt]ter, Seth“ (das Epitheton sollte aber hinter dem Gottesnamen stehen). Leider ist der Königsname, der in der Kartusche gestanden hat, nicht erhalten. Sollte diese Datierung richtig sein, wären die Fragmente ein Hinweis darauf, dass die Hyksos zumindest zeitweilig die südpalästinische Küstenebene beherrscht hätten. Doch sprechen das Königsepitheton nhD.t nhh (statt dj nh D.t [mj R]) und die Schreibung des Wortes nhh eher für eine Datierung in das Neue Reich (Vermutung von Th. Schneider, brieflich). Wenn das zuträfe, wäre wohl am ehesten an die frühe Ramessidenzeit zu denken (so GOLDWASSER 1992), in der die Ägypter in Palästina viel gebaut haben; s. dazu u. S. 154. – HELCK 1971, 114, vermutete, dass das Reich der Hyksos sich bis nach Aleppo und Karkemiš, vielleicht auch bis in „die Stammesgebiete der Hurriter“ jenseits des Euphrats erstreckte. Dafür müssten freilich konkrete dokumentarische Belege angeführt werden können, die jedoch, wie es scheint, völlig fehlen. 21 S.u. S. 97. 22 Nach HELCK 1971, 114, hat Ahmose spät in seiner Regierungzeit die Kämpfe in Asien wieder aufgenommen. Darauf bezieht er eine Stelle aus der Grabinschrift des Ahmose gen. Pen-Nehbet (Dhï; Urk. IV 35:15–17; Übersetzung: BAR II § 20) und die Erwähnung von Rindern aus „den Ländern von Fnhw“ (s. S. 106 Anm. 152), die beim Transport von Steinen eingesetzt waren, in zwei Felsstelen des Oberschatzmeisters Nefer-peret in den Steinbrüchen von el-Masara südlich von Kairo aus dem 22. Regierungsjahr Ahmoses (Urk. IV 25:12; vgl. BAR II § 27; J.A. Wilson, ANET 234 Anm. 18). In der bildlichen Darstellung des Transports (LD III 5a) werden die Tiere, wie es scheint, von Asiaten angetrieben (K. Sethe, Urk. IV 25 Anm.). Sowohl Dhï als auch Fnhw sind jedoch relativ vage Begriffe, so dass aus diesen Notizen keine konkreten historischen Schlüsse gezogen werden können. Unsicher ist, ob die Fragmente eines Steingefäßes aus dem Grab Amenophis’ I., in dessen nur teilweise erhaltener Inschrift ohne Kontext das Fremdland Qdm genannt ist (CARTER 1916, Taf. XXI 4), Ahmose zuzuschreiben sind (vom Eigennamen des Königs ist nur [...]-mœ-s erhalten, eine Schreibung, die allerdings bei Ahmose vorkommt, vom Thronnamen nichts). 23 Man könnte eventuell aus einer Inschrift des unter Ahmose und Amenophis I. lebenden Oberastronomen Amenemhat in seinem Grab in ŠçhAbd el-Qurna (BORCHARDT 1920, Taf. 18 Z. 1´f.; PM I 191) schließen, dass bereits Amenophis I. in Kämpfe mit dem Land Mitanni (M-t-n-ï, Z. 1´) verwickelt war. S. zu diesem Text BORCHARDT 1920, 60-63; BRUNNER 1956; HELCK 1969, 301f.; 1971, 115f.; ASTOUR 1972, 104. Ferner hat REDFORD 1979a Fragmente eines Tores, die in der cachette des Amûn-Tempels von Karnak (so! LE SAOUT 1987, 325) gefunden worden sind, und dessen Inschriften im erhaltenen Text die Fremdländer Qdm, Tunip (T-w-n-p-) und +--w-n-ï (nach GÖRG 1981, 26f.; LE SAOUT 1987, 330f., = Tyrus, nach GILULA 1985 = Zion [!]; ohne Identifikation bei REDFORD 1979, 272f., aber = Berg Ziwana- KUB 38,32 Vs. passim [!], 2003, 186 Anm. 4) als Tributbringer, daneben noch das „Gottesland“ (tnTr, vielleicht = Libanon) und RTnw nennen, Amenophis I. (bei REDFORD 2003, 185f. Anm. 4, möglicherweise auch Thutmosis I.) zugewiesen. Nach LE SAOUT 1987 gehören die Fragmente aber in das Mittlere Reich (bestritten von REDFORD a.a.O.). Die zahlreichen Unsicherheiten erlauben vorerst keine historische Auswertung des Monuments. 24 S.u. S. 140 Anm. 392.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
den dortigen König, d.h. den Herrscher des aufstrebenden Mitanni-Reiches, in Kämpfe verwickelte25 und eine Stele am Euphrat aufrichtete26. Aus einer fragmentarischen Inschrift in Dçr el-Bahrî, die wohl Stiftungen Hatschepsuts an Amûn-Rç aus der Beute dieses Feldzugs ihres Vaters auflistet, kann man schließen, dass Thutmosis I., wohl auf dem Rückweg, bei der Stadt Niya Elefanten jagte,27 wie es nach ihm auch Thutmosis III. und die assyrischen Könige getan haben. Die knappen Notizen über das Unternehmen nennen nur dessen Endpunkt; was sich dabei zwischen Ägypten und dem Euphrat abspielte, bleibt – abgesehen von der Elefantenjagd – im Dunkeln. Aus der kurzen Regierungszeit seines Sohns und Nachfolgers Thutmosis II. (1482–1479), des Gemahls der Hatschepsut, sind nur Kämpfe mit Šœw bekannt (→ Text 073), von denen wir nicht wissen, ob es sich um eine begrenzte Strafexpedition oder um ein Ereignis auf einem – sonst nicht belegten – Asienfeldzug handelte. Nach dem Tod Thutmosis’ II. führte seine Witwe Hatschepsut28 (1479–1458) die Regierungsgeschäfte für ihren unmündigen Stiefsohn Thutmosis III. (1479– 1426), ließ sich aber, wahrscheinlich in ihrem und seinem29 7. Jahr30, selbst als Pharao krönen und hinderte ihn damit praktisch daran, das Königtum selbständig auszuüben. Hatschepsut verfolgte keine agressive Außenpolitik, so dass von ihr keine Feldzüge nach Nubien oder Asien bekannt sind. Statt dessen wurden die Handelsfahrten nach Punt (wahrscheinlich an der ostafrikanischen Küste) wieder aufgenommen,31 durch die exotische Güter wie Myrrhe, Weihrauch, Augenschminke, Edelhölzer, Gold, Affen, Hunde etc. nach Ägypten kamen. Der Tod Hatschepsuts im 21. Jahr (1459) machte Thutmosis III. zum Alleinherrscher. Dadurch in die Lage versetzt, eine eigenständige (oder überhaupt eine) Außenpolitik zu betreiben, brach Thutmosis III. gegen Ende seines 22. Jahrs (1458) zu einem Feldzug nach Asien auf. Diese Kampagne markiert eine neue Qualität in den Beziehungen Ägyptens zu den Ländern der Levante. Hatten sich die Könige des Mittleren Reiches und die unmittelbaren Vorgänger Thutmosis’ III., Ahmose 25 Bekannt aus den Biographien des Ahmose, Sohnes der Abana, Z. 36–39 (Urk. IV 9:8–10:3; Übersetzungen: BAR IV § 81; AOT² 82 [H. Ranke]; ANET 234 [J.A. Wilson]), und des Ahmose, gen. Pen-Nehbet, Z. 8f. (Urk. IV 36:9–12; Übersetzung: BAR II § 85). 26 Erwähnt von Thutmosis III., Ann. V 19f.; Urk. IV 697:5; REDFORD 2003, Abb. 33; Übersetzungen: BAR IV § 478; REDFORD 2003, 74. Die Existenz dieser Stele ist wohl der Hintergrund der Aussage in der Felsstele von Tombos Z. 13 (Urk. IV 8:13f.; Übersetzung: BAR IV § 73), dass die Nordgrenze des Reiches Thutmosis’ I. am Euphrat lag, obwohl man sich über ihren Realitätsbezug keine Illusionen machen sollte. Interessant ist noch, dass der Euphrat nicht mit seinem einheimischen Namen bezeichnet wird (der in ägyptischen Texten generell nicht vorkommt), sondern als „das Wasser, das stromabwärts geht, wenn man stromaufwärts geht“. Bezugsgröße ist der Lauf des Nils, so dass „stromabwärts“ so viel wie „nach Norden“ bedeutet, während der Ausdruck „stromaufwärts“ ohne Bezug auf den Nil bedeutet, was er sagt. 27 Urk. IV 103–105 (104:2 „Elefant[en]“; 104:7 „[Fremdland] von N-ï-y“). Vgl. SETHE 1896, 40f.102 (hier noch Thutmosis II. zugeschrieben). Übersetzungen: BAR IV § 125 (Thutmosis II., korrigiert in BAR V, IXf.); AOT² 82 (H. Ranke: Thutmosis II.). 28 S. SEIPEL 1977; SCHNITTGER 2008 (Lit., Abb.). 29 Thutmosis III. zählte seine Regierungsjahre wie Hatschepsut vom Tod Thutmosis’ II. an. 30 Zum Jahr des Ereignisses s. SEIPEL 1977, 1045 mit 1049 Anm. 17. 31 Dargestellt in ihrem Totentempel in Dçr el-Bahrî, datiert auf Jahr 9 (1471), NAVILLE 1898, Taf. LXIX– LXXXVI; s. auch W.S. SMITH 1962, 61. Die Lage von Punt (äg. Pwn.t) ist umstritten; aus der neueren Literatur s. z.B. für Ostafrika PHILLIPS 1997 (Lit.), für Westarabien MEEKS 2003. Der Ausgangshafen am Roten Meer war wahrscheinlich Marsâ Gawâsis; s. dazu BARD 2007; BARD/FATTOVICH 2010.
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A.3. Palästina unter der 18. ägyptischen Dynastie
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und Thutmosis I., vielleicht auch Amenophis I.32, mit Machtdemonstrationen, Grenzsicherung und Raubzügen begnügt, dürfte das Ziel Thutmosis’ III., wohl von Anfang an, die Unterstellung der eroberten Gebiete unter ägyptische Verwaltung gewesen sein. Er wurde so zum Gründer des ägyptischen Großreiches, das – wenn auch mit allerhand Schwankungen der Intensität und des Bereichs der Herrschaft – bis in die Zeit Ramses’ III. hinein und vielleicht auch darüber hinaus Bestand hatte.33 Das entscheidende Ereignis des 1. Feldzugs Thutmosis’ III. war zu Beginn seines 23. Regierungsjahrs (1457) die Schlacht bei Megiddo, die er mit seiner Armee den Truppen einer syrisch-palästinischen Koalition unter Führung des Königs von Qadeš am Orontes lieferte. Sie wird in seinen Annalen (→ 031) plastisch und mit einiger Ironie geschildert und auch sonst mehrfach erwähnt (→ 032–034). Sie endete mit der Niederlage der Koalitionstruppen und der Belagerung von Megiddo, das nach 032,20 nach sieben Monaten kapitulierte.34 Über den Anlass des Feldzugs sprechen die Annalen zunächst auf konventionelle Weise: Alle Fremdländer (des Nordens) bis an den Rand der Welt seien in Aufruhr gegen den Pharao gewesen mit der Folge, dass dort Unordnung eingerissen sei (031,9f.). Es ist eine ägyptische Grundvorstellung, dass die Außenwelt sich immer in Rebellion und Chaos befindet, bis sie durch den ägyptischen König befriedet wird. Dies geschieht hier dadurch, dass „jener elende Feind niedergeworfen“ und „die Grenzen Ägyptens erweitert“ werden (Z.16f.). Der „elende Feind“ wird erst in Z. 19f. identifiziert: Es handelt sich um den König von Qadeš, der sich bereits in Megiddo befindet, aber nicht allein, sondern zusammen mit „den Großen [aller] Fremdländer … bis hin nach Nahrîna…, Syrern (und) Leuten aus Qode, ihren Pferden, Armeen, [Leuten]“ (Z. 21-23). In dieser Erstreckungsangabe bezeichnet Nahrîn, d.h. Mitanni, das nördliche Ende des Rekrutierungsbereichs der Koalition; das südliche wird durch die palästinische Stadt Yursa in Z. 12 markiert. Beschrieben wird das so eingegrenzte Gebiet zugleich mit Hilfe des „menschlichen Faktors“ – einerseits der Fürsten (wr.w „Großen“) der einzelnen Stadt- und Territorialstaaten, die sich darin befinden, anderseits der Bevölkerungen, die in „Syrer“ und „Leute aus Qode (Qadi)“ eingeteilt werden. Das Gentilizium H-rw (für *Hr(j).w) darf nicht mit „Hurriter“ wiedergegeben werden, sondern bezeichnet die Bewohner von H-rw (Hurru), d.h. (Süd-)Syrien-Palästinas. Die Qd(j).w sind die Leute eines Landes, das hier zum ersten Mal in ägyptischen Texten auftaucht und in der Ramessidenzeit gewöhnlich Qd-ï geschrieben wird.35 Es handelt sich um ein Territorium im Umkreis von Ugarit, das in ugaritischen Texten als Qt belegt ist. Es kann noch nicht genauer lokalisiert werden,36 scheint aber für die Ägypter außerhalb von Hurru gelegen zu haben und ihnen daher als allgemeine Bezeichnung Nordsyriens geeignet erschienen zu sein. Von den „Großen“ der 32
S.o. S. 87f. m.Anm. 23–27. Zum Ende der ägyptischen Herrschaft in Asien s.u. S. 154. 34 Die Darstellung der Annalen suggeriert hingegen, dass Megiddo unmittelbar nach Aufnahme der Belagerung durch die Ägypter kapituliert habe. Welche Aussage realistischer ist, lässt sich nicht entscheiden. 35 Alle Belege: M. WEIPPERT 1969, 35–39. 36 Nach DIETRICH/LORETZ 1980 ist Qt „das östliche/südöstliche Nachbarland von Ugarit im Orontesbecken“. 33
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
Fremdländer sagt Thutmosis III., dass „sie auf dem Wasser Ägyptens“, d.h., gegenüber Ägypten loyal waren. Das kann sich nur auf frühere Verhältnisse beziehen, vielleicht nur auf das imaginierte Ergebnis des Asienfeldzugs Thutmosis’ I. Wie weit die Beschreibung der Feinde insgesamt der historischen Realität entspricht, lässt sich nicht feststellen. Vermutet wird, dass hinter dem König von Qadeš als sein Oberherr der König von Mitanni stand. Wie aber war es möglich, dass die Schlacht bei Megiddo überhaupt stattfand? Thutmosis III. benötigte mit seinem Heer von der ägyptischen Grenzfestung Sile (*rw) über den „Horusweg“37, d.h. die Küstenstraße zwischen dem Nildelta und Palästina (Kanaan), nach Gaza und von dort durch die palästinische Küstenebene und den Karmel in die Nähe von Megiddo etwa drei Wochen.38 Ob diese Zeit für den König von Qadeš gereicht hätte, um ad hoc die Truppen zur Abwehr der Ägypter zusammenzuziehen, steht dahin. Eine andere Möglichkeit wäre, dass man in Palästina von den Feldzugsvorbereitungen Thutmosis’ Kenntnis bekommen und rechtzeitig Vorkehrungen getroffen hätte. Denkbar wäre auch, dass die Truppen der asiatischen Koalition selbst auf dem Weg nach Süden, vielleicht sogar nach Ägypten, waren39 und auf Grund des Erscheinens Thutmosis’ III. in Palästina ihren Vormarsch einstellten und das Heer des Pharao an der taktisch günstigen Stelle in der Ebene Jesreel unmittelbar hinter den Karmelpässen erwarteten. Wie dem auch sei – nach der Schlacht und der Beseitigung von einzelnen Widerstandsnestern war zumindest ganz Palästina in der Hand Thutmosis’ III. Die besiegten Fürsten mussten einen Loyalitätseid (œDf-try.t) ablegen40, wurden in ihren Ämtern bestätigt (oder neu eingesetzt)41 und zur Zahlung von Tribut verpflichtet. Alle übrigen Asien-Feldzüge Thutmosis’ III. – vielleicht mit Ausnahme des 2. in seinem 24. Regierungsjahr – führten in Regionen nördlich von Palästina. Es ging nun in Auseinandersetzung mit dem Mitanni-Reich um die Hegemonie und den Ausbau der ägyptischen Herrschaft in Syrien.42 Diese beruhte auch auf der Beherrschung der wichtigsten Häfen am Mittelmeer, um Truppen auf dem Seeweg verschieben, Tribute und Abgaben, insbesondere auch Bauholz aus dem Libanon, abtransportieren zu können. Amenophis II. konnte auf den Erfolgen seines Vaters aufbauen. Nach einem Feldzug gegen das mittelsyrische Land Tahsi noch zu Lebzeiten Thutmosis’ III. 37 Belegt seit dem Alten Reich (w.t Hr, Pyramidentexte, SETHE 1908, 326 § 607a), in der Ramessidenzeit mit kleinen Festungen und befestigten Brunnenstationen versehen; s. dazu GARDINER 1920; CAVILLIER 2001 und o. S. 60 Anm. 214. 38 S. REDFORD 2003, 202f. 39 HELCK 1971, 118f. 40 S.u. 032,24 und die dort genannte Lit. (u. S. 140 m.Anm. 147). 41 Annalen (031) Z. 95f. (das ist wohl vorausgesetzt, da die Fürsten abziehen durften). 42 Wichtig ist vor allem der 8. Feldzug (1447; Urk. IV 696:13–702:2; Übersetzungen: BAR II §§ 477– 485; ANET 239f. [J.A. Wilson]), auf dem Thutmosis III. den Euphrat überschritt und seine Stele neben der seines Vaters Thutmosis II. aufstellte, bei Niya Elefanten jagte (Stele vom Gebel Barkal Z. 16f., REISNER/REISNER 1933, 30; Urk. IV 1233/12–1234:4; Übersetzungen: REISNER/REISNER 1933, 30f.; ANEP 240b [J.A. Wilson]; Grabinschrift des Amenemhab Z. 23–25, Urk. IV 893:14–894:3; Übersetzungen: ANET 241a [J.A. Wilson]; BAR II § 588) und Qadeš eroberte (Grabinschrift des Amenemhab Z. 14f.30f., Urk. IV 892:8. 893:14–894:3; Übersetzungen: BAR II §§ 585.590; AOT² 89 [H. Ranke]; ANET 241 [J.A. Wilson]). Zur Elefantenjagd vgl. BEYLAGE 2002, 188f.; KLUG 2002, 198. Die Einnahme von Qadeš bedeutete, dass Mitannis Zugang zu Südsyrien und Palästina vorerst blockiert wurde.
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A.3. Palästina unter der 18. ägyptischen Dynastie
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oder zu Beginn seiner Alleinherrschaft43 zog er in seinem 7. Regierungsjahr (1420) nach Palästina und Syrien – zunächst auf einer westlichen Route über ŠamšuAdam und Niya bis nach Ugarit44 und von dort auf einer östlicheren über das Land Zalhu, Qadeš, Hašabu (im Beqâ) und die palästinische Küstenebene (Saron) zurück nach Memphis (041,1–17). Deutlich ist, dass es über Palästina nichts zu berichten gab – außer, dass der König auf dem Rückweg in der Saron-Ebene einen Boten des Königs von Mitanni mit einem Keilschriftbrief45 antraf und gefangen nahm. Anders ist die Lage im 9. Regierungsjahr (1418; 041,17–32), in dem Amenophis II. in der nördlichen palästinischen Küstenebene und im Bereich der Ebene Jesreel Militäraktionen durchführte. Anlass waren wohl Aufstände, aber auch Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Stadtstaaten, an deren Unterdrückung dem Pharao gelegen war. Den normalen Gesandtenverkehr zwischen einer Anzahl von palästinischen Städten und dem Hof des Pharao, wohl zur Tributleistung, zeigt zehn Jahre später Pap. Eremitage 1116 A (→ 042). Unter dem Sohn und Nachfolger Amenophis’ II., Thutmosis IV. (1400–1390), sah sich Artatama, der König von Mitanni unter verstärktem hethitischen Druck veranlasst, sich mit Ägypten zu einigen. Wahrscheinlich wurde vertraglich der status quo in Syrien festgeschrieben und die Übereinkunft mit einer diplomatischen Heirat besiegelt46. Auch Amenophis III. (1390–1353) heiratete zwei mitannische Prinzessinnen.47 Durch die Eroberung des Mitanni-Reichs durch den hethitischen König Šuppiluliuma I. ~135048 veränderte sich die Situation für die ägyptische Herrschaft in 43 LD III 65a,16–20; Urk. IV 1296:13–1298:14 (mit Duplikat aus Elephantine); Übersetzungen: BAR II § 797; AOT² 92 (H. Ranke); ANET 248a (J.A. Wilson). Datiert in Regierungsjahr 3. Vgl. BEYLAGE 2002, 176–279; KLUG 2002, 290. 44 S. aber auch u. S. 117 Anm. 219. 45 An wen dieser Brief gerichtet war, sagt der Text nicht. 46 S. EA 29,16–18 (Brief Tušrattas von Mitanni an Amenophis IV.). In der Darstellung Tušrattas war Thutmosis IV. der Bittsteller, dem die Tochter Artatamas erst nach siebenmaliger Werbung gewährt wurde. Wahrscheinlicher ist mir aber, dass die sieben Briefe/Gesandtschaften Thutmosis’ IV., die Tušratta erwähnt, der Aushandlung der Mitgift der Braut dienten. 47 Die beiden Prinzessinnen sind: 1. Keluheba (meist „Giluheba“ genannt; munusKé-lu-hé-bá, äg. K-ï-r-g-ïp), Tochter Šuttarnas und Schwester Tušrattas von Mitanni (EA 17,5.41; Gedenkskarabäen Amenophis’ III.: BLANKENBERG-VAN DELDEN 1969, 18.129–133 u. Taf. XXIX; 1976, 78f. u. Taf. XIII 2; GOLDWASSER 2002); 2. Taduheba, Tochter Tušrattas (verschiedene Schreibungen, s. HESS 1993, 152; Belege s. dort und bei MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 586). Über die Werbung Amenophis’ III. um Taduheba s. EA 19,17–24, über ihre Mitgift EA 22 (vielleicht auch EA 25); Ankündigung der Sendung Taduhebas nach Ägypten: EA 20,8–32; Glückwünsche Tušrattas: EA 21,13–23. – Amenophis III. hatte auch eine Tochter des babylonischen Königs Kurigalzu I. in seinem Harem (EA 1,12–51) und strebte wohl auch die Ehe mit einer Tochter Kadašman-Ellils I. an (EA 1,11; 2,6–11 [fragmentarisch]; 3,7–12). Ob sie und die beabsichtigte Heirat mit einer Tochter des Königs Tarhundaradu von Arzawa (im westlichen Kleinasien) (EA 31f. = VBoT 1f. = LI. ROST 1956, 328–340; HAWKINS 2009a, 76f.82f.) zu Stande kamen, ist wegen Unvollständigkeit der Quellen ungewiss. S. zu den „Arzawa-Briefen“ des Amarna-Archivs HAWKINS 2009a. 48 S. dazu HELCK 1971, 168–183; KLENGEL 1999, 155–167. – Dass sich die Witwe Tutanchamûns (s. zuletzt EDEL 1994b, 23 Anm. 1), Anchesenamûn, ausgerechnet an Šuppiluliuma I. wandte mit dem Vorschlag, einen seiner Söhne zu heiraten und damit zum König von Ägypten zu machen, ist nach den Worten Muršilis II. in der „Biographie“ seines Vaters bei den Hethitern zunächst mit ungläubigem Staunen und großem Misstrauen aufgenommen worden. Der nach Klärung der Umstände schließlich entsandte Prinz Zannanza wurde jedoch auf dem Weg ermordet, was das Verhältnis Hattu : Ägypten weiter belastete. Texte: GÜTERBOCK 1956, 94–98.107f.; KBo 28,51 (Originalbrief der Königin an Šuppiluliuma, EDEL 1994a, 14f.; 1994b, 22–26). Die ägyptische Königin heißt bei Muršili Dahamunzu; das ist nicht ihr Eigenname,
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
Syrien auf bedrohliche Weise, da einige Vasallenstaaten (Ugarit, Amurru) sich freiwillig oder gezwungen den Hethitern unterwarfen. Aus den letzten Jahren der 18. Dynastie sind Grenzkämpfe im Bereich zwischen Qadeš und dem Biqâ bekannt, die allerdings keinen grundlegenden Wandel der Lage herbeiführten.49 Wohl bald nach der Schlacht bei Megiddo begannen die Ägypter damit, in den eroberten Gebieten ihre Verwaltung einzurichten.50 Dabei gingen sie so vor, dass die vorgefundenen Strukturen weitgehend erhalten blieben und das administrative Grundniveau bildeten. Das bedeutete, dass die meisten Stadtstaaten weiterbestanden. Ihre Herrscher, die dem Pharao den Treueeid geleistet hatten, konnten ihren Untertanen gegenüber weiterhin als Könige auftreten. Ihr Königtum war erblich; doch musste die Thronfolge vom ägyptischen König genehmigt werden, wenn er sie nicht ändern wollte. Aus ägyptischer Sicht war ein kanaanäischer König jedoch „Bürgermeister“ (äg. htj-,akk. hazannu) seiner Stadt, der der Aufsicht der Bürokratie der Provinz und des Hofes unterstand. Einige Städte wie Gaza, Joppe oder Beth-Sean wurden nach Beseitigung der lokalen Herrschaft in direkte ägyptische Verwaltung übernommen. Zu ihrem (militärischen) Schutz wurden aber neben den dort stationierten Garnisonen auch die Fürsten benachbarter Städte herangezogen. Einzelne Territorien konnten vom Pharao auch ägyptischen Tempeln im Mutterland oder in Kanaan überschrieben werden.51 Das administrative Basisniveau kann man als eine Art home rule bezeichnen. Es wurde überlagert durch die ägyptische Provinzialverwaltung. Nach traditioneller Sicht wurde der ägyptische Herrschaftsbereich in Asien in drei Provinzen aufgeteilt: Kanaan (mit der Hauptstadt Gaza), Upe (mit der Hauptstadt Damaskus oder Kumidu) und Amurru (eventuell mit der Hauptstadt Simyra/Sumur). An ihrer Spitze stand jeweils ein Gouverneur, der in den Amarna-Briefen den akkadischen Titel râbisu führte und gegenüber den Stadtfürsten weisungsberechtigt war. Allerdings ist die Bezeichung râbisu in den Quellen nicht eindeutig: Neben (bzw. unter) dem Gouverneur gab es anscheinend noch andere Beamte, die in den AmarnaBriefen râbisu genannt wurden. Ihnen unterstanden einzelne Städte bzw. Städtegruppen; auch sie waren gegenüber den Königen weisungsbefugt, durften Menschen in Gewahrsam nehmen und ägyptische „Garnisonen“ (kleine Kontingente von ägyptischen Infanteristen) einrichten oder abziehen. (Ihre Funktion mag ins-
sondern der Titel t-hm.t-nœw „die Königin“ (aus dem Präskript ihres Briefes entnommen), der als Name missverstanden wurde. S. dazu FEDERN 1960 und vgl. M. WEIPPERT 1971a, 301.633–635 Anm. 1063. 49 Einen Feldzug Haremhebs (1319–1292) von Byblos bis „zum Land des elenden Großen von Karkemiš“ vor oder in seinem 16. Jahr (das wäre bereits in der Regierungszeit des hethitischen Königs Muršili II., des Sohnes Šuppiluliumas I.) erwähnt die Inschrift einer Steinschale eines Stallobersten Ún-nfr unbekannter Herkunft (REDFORD 1973; Übersetzung: TUAT I 540f. [U. Kaplony-Heckel]). Ihre Authentizität wird aber von MURNANE 1990, 30f.; V. BECKERATH 1995, 37, bezweifelt. KITCHEN 1982, 15 (eingeschränkt S. 247), und KLENGEL 1999, 197 m.Anm. 271. 204 m.Anm. 356, benutzen sie jedoch als historische Quelle. Die „geographische“ Liste Haremhebs SIMONS 1937 XI, verzeichnet, so weit erhalten, nur traditionelle Namen (XII gehört nicht Haremheb, sondern Amenophis III.). 50 Zur ägyptischen Verwaltung in Asien s. S. 139 Anm. 384 und ALT 1959a, 97–113; 1950 = 1959c, 107–140; MOHAMMAD 1959; HELCK 1960; 1971, 246–255; C. KÜHNE 1963; LIVERANI 1967. 51 ALT 1944/45a = 1959a, 216-230; UEHLINGER 1990.
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A.3. Palästina unter der 18. ägyptischen Dynastie
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gesamt der des späteren assyrischen qçpu52 entsprochen haben.) Die verschiedenen Arten von râbisû(tu) sind in den Texten nicht immer unterscheidbar.53 Steuern und Abgaben wurden in Naturalien wohl zunächst an die Provinzialverwaltung gezahlt, die Vorratshäuser („Scheunen“, äg. šnw.t [sg.], keilschriftlich É.MEŠ šu-nu-ti 056,22 [pl.]) im Lande unterhielt. Daneben wurden „Tribute“ auch direkt durch die Stadtherren in persona oder durch ihre Gesandten (→ 042) in Ägypten abgeliefert, ähnlich wohl auch Sonderforderungen des Pharao. Die ägyptische Verwaltung mischte sich in die internen Angelegenheiten der Stadtstaaten im Wesentlichen nur ein, wenn sie dringend zu Hilfe gerufen wurde oder ihre eigenen Interessen bedroht sah. So Amenophis II. wohl in seinem 9. Regierungsjahr, während Amenophis III. und IV. eher einem Laissez-faire huldigten. Doch war Ägypten auch während der Amarna-Zeit durchaus aktiv in Kanaan engagiert. Der Eindruck chaotischer Zustände, des Kampfes aller gegen alle und der Abwesenheit der ägyptischen Macht vor und während der Amarna-Zeit beruht vor allem darauf, dass die Briefe der kanaanäischen Könige an den Pharao und seinen Hof deren subjektive Sicht und Propaganda widerspiegeln, durch die sie Vorteile bei dem Suzerän zu erlangen und auch ihre eigenen Aktionen zu verschleiern suchten.54 Deshalb bezeichnen bei den Auseinandersetzungen zwischen den Stadtstaaten (Tendenz: Vergrößerung des Territoriums – Beispiel Lab’âya55) die Gegner einander gegenüber dem Pharao gern als Apiru. Der Begriff56, der ursprünglich so etwas wie outcast (marginalisierte Person) bedeutete,57 wurde dabei zu einem Synonym von „Rebell“. Der ursprüngliche Begriff kommt zwar mehrfach in ägyptischen Texten58, aber nur ganz vereinzelt59 in den Amarna-Briefen vor (→ 084,10–1260; 085,27). Apiru ist demnach in letzteren keine Bezeichnung für eine 52
S.u. S. 294 Anm. 66; 343 Anm. 40. S. dazu HELCK 1960, 5–9; 1971, 247f.; W. Moran in MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 34f. 54 S. LIVERANI 1971, 268 = 1979a, 13. Liverani nennt die vorherrschende Situation eine von anormalità permanente/permanent abnormality (freundlicher Hinweis von Peter J. Brand). 55 S.u. S. 127 Anm. 306. 56 In akkadischen und hethitischen Keilschrifttexten meist ha-BI-ru (d.h. ha-bi-ru oder ha-pí-ru) u.ä., logographisch SA.GAZ u.ä. geschrieben, in ugaritischer Keilschrift prm (pl.), ägyptisch pr (pl. pr.w). Heute unvollständige Belegsammlungen: BOTTÉRO 1954, 1–156; 1972–75, 15–21; GREENBERG 1955, 15–58. Der spektakulärste Fund der letzten Jahre ist ein vierseitiges Prisma unbekannter Herkunft aus dem späten 17. oder dem frühen 16. Jahrhundert, das unter dem Titel sâbî ha-BI-ri „Apiru-Truppen/Leute“ (I 1) die Namen von 438 männlichen Personen verzeichnet, die zusammen mit einem Aufseher (UGULA/waklum) jeweils Zehnergruppen bilden (SALVINI 1996). Ihre Namen sind großenteils hurritisch. – Die genaue Lautgestalt und die Etymologie des Begriffs Apiru sind nicht abschließend geklärt. Sicher ist nur, dass der 1. Konsonant //, der 3. /r/ ist. An der Frage, ob der 2. als /b/ oder als /p/ anzusetzen ist, scheiden sich die Geister (s. M. WEIPPERT 1967a, 76–84; BOTTÉRO 1972–75, 22; LORETZ 1984, 235–243). Ich halte auf Grund der oben erwähnten ugaritischen Wortform an der Lesung Apiru fest (die ägyptische ist für die Fragestellung irrelevant, da äg. p sem. /p/ und /b/ wiedergeben kann); über die Vokalquantität ist keine Aussage möglich (s. M. WEIPPERT 1967a, 82–84). 57 M. WEIPPERT 1967a, 69 (outcast ist, weil vielseitiger anwendbar, vielleicht besser als outlaw); BOTTÉRO 1972–75, 27. In vielen Fällen dürften die in den Texten vorkommenden Apiru (politische oder ökonomische) Flüchtlinge gewesen sein. Zu Flüchtlingen s. LIVERANI 1965. Vgl. auch BOTTÉRO 1980. 58 G. Posener bei BOTTÉRO 1954, 165–175; GREENBERG 1955, 81f.; BOTTÉRO 1972–75, 21; GIVEON 1977b. Hier → 035,1,5; 041,30. Vgl. LORETZ 1984, 35–44. 59 Nach LIVERANI 1965, 270–273 = 1979a, 16–18, rekrutierten sich die Apiru der Amarna-Briefe generell aus den Flüchtlingen (?). 60 S.u. S. 194 m.Anm. 111. 53
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
soziologisch oder gar ethnisch abgrenzbare Gruppe, sondern ein Kampfbegriff, durch den Stadtkönige ihre Widersacher beim Pharao denunzieren oder desavouieren wollten.61 Dies erschwert vielleicht nicht die verbreitete Meinung, dass das hebräische Ethnikon ibrî „Hebräer“ von Apiru abgeleitet sei,62 wohl aber, dass es konkret mit den Apiru der Amarna-Briefe zu tun habe. Möglicherweise haben die letzten Jahre der 18. Dynastie mit ihren rasch aufeinanderfolgenden Herrscherwechseln und den internen Schwierigkeiten Ägyptens eine gewisse Lockerung des ägyptischen Griffs zur Folge gehabt; doch wurden die Zügel von der 19. Dynastie (s. Kap. A.4), beginnend mit der Regierung Sethos’ I., rasch wieder angezogen. Liste der Könige der 18. Dynastie mit wahrscheinlichen Regierungsdaten63 Ahmose Amenophis I. Thutmosis I. Thutmosis II. Hatschepsut Thutmosis III. Amenophis II. Thutmosis IV. Amenophis III. Amenophis IV. (Echnaton) Semenchkarç Tutanchamûn Aja Haremheb
1539–1514 1514–1493 1493–1482 1482–1479 1479–1458 1479–1426 1426–1400 1400–1390 1390–1353 1353–1336 1336–1333 1333–1323 1323–1319 1319–1292
1. Die Beendigung der Hyksos-Herrschaft in Ägypten (um 1527) 030. Die Eroberung von Auaris und Saruhen durch den König Ahmose Auszug aus der Biographie des Kapitäns Ahmose, Sohnes der Abana (Z. 13–16); Zeit Thutmosis’ I. (1493–1482)64. Text: Urk. IV 4:10–5:2.65 – Übersetzungen: ANET 233f. (J.A. Wilson); AOT² 82 (H. Ranke); BAR II §§ 12f.; BEYLAGE 2002, 9266; GUNN/GARDINER 1918, 49; REDFORD 1997, 15 Nr. 70. – Vgl. LORTON 1974, 53-59 u. passim.
61
M. WEIPPERT 1967a, 74–76. S. die umfassende Darstellung des Problems durch LORETZ 1984. 63 Nach HORNUNG 2006; vgl. 2008, 171. 64 Nach GOEDICKE 1974, 31f., Zeit Thutmosis’ III. Richtig? 65 In der Übersetzung sind die Zeilenzahlen der Inschrift, nicht die der Edition angegeben. 66 Die Wiedergabe des Ortsnamens in Z. 15 als „S-r-n“ bzw. „Scharuna“ (S. 84.91f.) muss ein Versehen sein. 62
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A.3. Palästina unter der 18. ägyptischen Dynastie
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Ahmose (Ih-mœw), der während der Regierungszeit der ersten Könige der 18. Dynastie – Ahmose, Amenophis I., Thutmosis I. – aktiv war, nahm in verschiedenen Funktionen an den Kämpfen des Königs Ahmose um die Hyksos-Hauptstadt Auaris (Hw.t-Wr.t)67 teil und zählt in seinem Grab bei el-Kâb jeweils die von ihm gemachte Beute und seine Auszeichnungen auf. Übersetzt sind die beiden letzten Episoden seines Berichts über die Regierungszeit Ahmoses. Daraus geht hervor, dass der Pharao nach der Eroberung von Auaris einen Vorstoß nach Palästina unternahm und die Stadt Saruhen (Š-r-h-n-)68 eroberte. Auf einen Feldzug Ahmoses nach Palästina (Dhï) spielt auch ein weiterer Ahmose mit Beinamen Pen-Nehbet an.69 13Man 14eroberte
Auaris. Ich machte dort Beute70, einen Mann und drei Frauen – insgesamt vier Personen. Seine Majestät gab sie mir als Sklaven. 15Man belagerte Saruhen in drei Jahren71 (und) Seine Majestät eroberte es. Da machte ich dort dreifach Beute – zwei Frauen (und) eine Hand72. 16Man gab mir das Gold der Tapferkeit73; dazu die erbeuteten (Personen) als Sklaven. 2. Die Eroberung Palästinas durch Thutmosis III. (1458/57)74 031. Die Eroberung von Megiddo durch Thutmosis III.: Der Bericht der Annalen Text: Urk IV, 645:7–756:15 (K. Sethe); REDFORD 2003, 1–98 (mit Übersetzung und Kommentar). – Übersetzungen: ANET 234–238 (J.A. Wilson); BAR II §§ 407–437; FAULKNER 1942; GOEDICKE 2000; LICHTHEIM 1976, 29–35; REDFORD 2003 (s. „Text“); TGI 14-20 Nr. 4 (E. Edel); TUAT NF II, 212-220 (H. Sternberg-el Hotabi). – Vgl. GOEDICKE 1980; GRAPOW 67 Bei Manetho (Frg. 42, WADDELL 1964, 80.86.88; Frg. 54, WADDELL ebd., 124.126.128.136) Au;arij. Heute Tell ed-Daba; zusammenfassende Darstellung: BIETAK 1996. Die Eroberung von Auaris wird auch in der Steleninschrift des Emhab (M-hb) Z. 14–16 aus Edfu (ÈERNÝ 1969; neuere Übersetzungen: REDFORD 1997, 12 Nr. 61: L.D. MORENZ 2006, 172-175) erwähnt; s. MORENZ ebd., 175f. (Lit.; nach Èerný hat Emhab jedoch an den Kämpfen um Auaris unter Kamose [s.o.] teilgenommen). – Relieffragmente in Abydos, die sich, wie es scheint, auf Ahmoses Kämpfe um Auaris beziehen, bei HARVEY 2001. 68 Bei Thutmosis III. Š-r-h-n (031,12), identisch mit Šârûhen Jos 19,6 und wohl auch mit Šilhîm Jos 15,32, das eventuell eine jüngere (?) Form von Šârûhen darstellt (vgl. Š-r-h-m bei Šošenq I., 102,125?) oder durch dieses zu ersetzen ist. Der Ort ist wahrscheinlich auf dem heutigen Tell el-Aðûl zu lokalisieren; s. KEMPINSKI 1974; vgl. BURKE 2008, 230–233. (Zur Eroberung von Saruhen s. auch SHEA 1979, 2f., der aber nach Albright und anderen Tell el-Fâra Süd mit Saruhen identifiziert.) Wahrscheinlich wurde Saruhen als ägyptischer Stützpunkt ausgebaut, da Thutmosis III. am Beginn seines Berichts über den 1. Feldzug (Jahr 22) die dortige Garnison (ýw.t) erwähnt, die „zu Zeiten anderer entstanden“ sei (031,11f.). Bezieht sich das vage „andere“ (kýwï) auf Ahmose? (Zu kýwï s.u. S. 97 Anm. 84.) S. auch GUNN/GARDINER 1918, 54; REDFORD 1979a, 274. 69 Urk. IV 35:16f.; Übersetzungen: BAR II § 20; AOT² 82 (H. Ranke); vgl. GUNN/GARDINER 1918, 54. 70 Zu den Derivaten der Wurzel /hq/ in dieser Inschrift s. LORTON 1974, passim. „Beute“ gibt Lortons “plunder” wieder. Auf die Städte Auaris und Saruhen angewandt, ist das Verbum hq abweichend von Lorton aber mit „erobern“ übersetzt. 71 S. J.A. WILSON 1951, 165; GOEDICKE 1974, 40f. Gemeint ist, dass der Pharao in (m) drei verschiedenen Jahren Versuche unternahm, Saruhen zu erobern, bis es ihm beim dritten Anlauf gelang. 72 Die abgehauene Hand eines getöteten Gegners als Erfolgsbeleg; s. GALÁN 2002 und vgl. auch BERLEJUNG 2009, 213 m.Anm. 69 (Lit.). S.u. S. 101 Anm. 129; 119 Anm. 235. 73 Nach V. DEINES 1954 ist „Gold der Tapferkeit“ eine Abbreviatur für „Gold der Belohnung für Tapferkeit“, also keine militärische Auszeichnung; s. auch VERGOTE 1959, 121–135. 74 031-035 bearbeitet von J.F. Quack.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
1949; HELCK 1971, 119–136; 1972; MURNANE 1989; NELSON 1913; NOTH 1943 = 1971b, 119–132; RAINEY 1981; REDFORD 1979a; 2006; SETHE 1910; SPALINGER 1974; 1979b; 1982, 134–142; 1987; 2005, 83–109. Die Inschrift der Annalen Thutmosis’ III. befindet sich im Tempel von Karnak im nach ihr benannten „Annalensaal“. Diesen Raum schmückten früher Dekorationen der Hatschepsut, die beseitigt wurden. Oberhalb des vorderen Teils der Annalen ist eine Darstellung angebracht, die zeigt, wie der König, gefolgt von sistrumtragenden Frauen, Amûn wertvolle Gaben weiht. Die Inschrift ist teilweise erheblich beschädigt; manche Passagen, die von frühen Forschern noch kopiert werden konnten, sind heute verloren. Der Text geht im Kern mutmaßlich auf ein stetig geführtes Tagebuch der königlichen Unternehmungen zurück75, auch wenn manche der ausführlicher geschilderten Passagen erst später ausgearbeitet wurden. Insgesamt sind wenigstens sechzehn verschiedene Feldzüge, vom Jahr 22 bis zum Jahr 48 Thutmosis’ III., behandelt, von denen allerdings die späteren oft wenig mehr als eine knappe Liste der Beute und Tribute enthalten.76 Hier übersetzt ist der besonders detaillierte Bericht über den ersten Feldzug, der in der Schlacht und anschließenden Belagerung von Megiddo gipfelt. 1Horus
„Starker Stier, erschienen in Theben“, [die beiden Herrinnen „Dauernd an Königtum wie Rç im Himmel“, Goldhorus „Mächtig an Stärke, mit heiligen Diademen“], König von Ober- und Unterägypten, Herr der beiden Länder MenCheper-Rç, Sohn des Rç [Thutmosis ...77, beschenkt mit Leben.] Befehl Seiner Majestät, zu veranlassen, dass [die Siege, die ihm sein Vater Amûn gab, auf] einer Stele im Tempel aufgezeichnet würden. Seine Majestät hat für [seinen Vater Amûn] gehandelt78 [in dem Wunsche, dass der] 5jeweilige Feldzug mit der Beute, die [Seine Majestät als Abgabe(?)79 aus] jedem [Fremdland] holte, die ihm sein Vater Rç gab, [verewigt würde]. JAHR 22, 4. MONAT DER AUSSAAT-ZEIT, TAG 2580. [Nun war Seine Majestät in] Sile81 beim ersten Feldzug des Sieges, [...]82 die Grenzen Ägyptens mit Stärke, mit [Kraft und mit Rechtfertigung]. Nun war es eine lange Zeit an Jahren so, dass [...] 75 Der Tagebuchstil ist z.B. noch an den genauen Datierungen und an „Sätzen“ zu erkennen, in denen das fientische Verbum im Infinitiv steht. S. dazu GRAPOW 1949, 46–54. 76 S.o. S. 90 m.Anm. 42. 77 Dem verfügbaren Raum nach muss hier noch ein Epitheton gestanden haben. 78 Ich sehe diesen Satz als selbständigen Hauptsatz mit objektlosem ýrj n „handeln zugunsten von“ an. Gegen die übliche Auffassung „im Tempel, den seine Majestät gemacht hat“ spricht die fehlende Kongruenz (es sollte *ýrj-tn heißen). 79 Die Ergänzung der Lücke ist nicht ganz sicher. Sethe ergänzt den Satz zu „die [Seine Majestät aus ihm] holte“ und lässt dann mit „[Abgabe] aller [Fremdländer], die ihm sein Vater Rç gab“ eine Art Überschrift folgen. REDFORD 2003, 8, übersetzt „[which His Majesty] brou[ght back in victory from] every [foreign land] which his father Re had granted to him.“ Allerdings ist zu beachten, dass die maskuline Relativform rdj-n sich nicht auf feminines hœ.t nb.t beziehen sollte (allerdings ist die Orthographie der Inschrift in dieser Hinsicht nicht mehr absolut verlässlich), in der Lücke also ein angemessenes maskulines Bezugswort ergänzt werden müsste. 80 Das Tagesdatum nach Champollion; schon zu Sethes Zeiten war es zerstört. 81 Äg. Tr.w, Grenzstadt oder Region Ägyptens im Ostdelta, vermutlich der heutige Tell el-Hebwa und seine weitere Umgebung am pelusischen Nilarm. Dazu s. zuletzt ABD EL-MAKSOUD/VALBELLE 2005; HOFFMEIER/BULL 2005. Zu Details s.u. S. 166 Anm. 122. 82 Sethe ergänzt „[um die abzuwehren, welche] die Grenzen Ägyptens [angriffen]“, REDFORD 2003, 8, „[which his father Amûn had granted him, in order to extend] the frontiers of Egypt“. Gegen Redfords Vorschlag spricht, dass der verfügbare Platz nicht reicht.
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A.3. Palästina unter der 18. ägyptischen Dynastie
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10plündern;
jedermann ...83 [...] Denn es entstand zu den Zeiten anderer84 die Garnison85, die dort in der Stadt Saruhen86 ist. Nun war es beginnend mit Yursa87 bis zu den Endmarschen der Welt in Rebellion gegen seine Majestät. REGIERUNGSJAHR 23, ERSTER MONAT DES SOMMERS, TAG 4. Tag des Festes des Erscheinens des Königs88. Bei89 der Stadt-der-Eroberung-des-Herrschers, Gaza90 nennt [man sie auf syrisch. REGIERUNGSJAHR 23]91, 15ERSTER MONAT DES SOMMERS, TAG 5. Auszug von diesem Platz mit Stärke, [Sieg,] Kraft und Rechtfertigung, um jenen elenden Feind niederzuwerfen, um die Grenzen Ägyptens zu erweitern, so wie sein Vater Amûn Stärke und Sieg zugewiesen hatte, damit er erobere. REGIERUNGSJAHR 23, ERSTER MONAT DES SOMMERS, TAG 16. Bei der Stadt Yaham92. Befehl [Seiner Majestät], sich mit seiner Armee des Sieges zu beraten, mit den Worten: „Jener [elende] Feind 20von Qadeš93 ist gekommen und in Megiddo94 eingezogen. Er ist [dort] in diesem Augenblick, nachdem er die Großen
83 Sethe will bk lesen, REDFORD 2003, 9, dagegen ýTj. Gegen letzteres spricht, dass dieses Verb im syntaktisch hier vorliegenden Infinitiv eine t-Endung annehmen müßte; zudem passt die Rektion mit der Präposition r schlecht. 84 Da kýwý vor dem zugehörigen Substantiv stehen muss, ist REDFORDs Übersetzung (2003, 9) „later times“ nicht möglich; REDFORD 1986a, 139 Anm. 55, worauf er sich beruft, geht auf die sprachlichen Fragen nicht ein. Der Vorschlag von Sternberg-el Hotabi, TUAT NF II, 214 Anm. 10, kýwý auf das nachfolgende ýw.t zu beziehen, ist wegen der Genus-Differenz ausgeschlossen. – Zur Garnison in Saruhen s.o. S. 87. 85 Das Wort ist schlecht erhalten. 86 S.o. S. 95 Anm. 68. 87 Y-r-D, eine Stadt in Südpalästina, die in den Listen Thutmosis’ III. als Y-r()-D, SIMONS 1937 I 60; Split li. 39, JÉQUIER 1910, Taf. XXIV (vgl. SIMONS 1937 II 14; V 11), und in EA 314,4; 315,3 als uruIú(PI)ur-saki erwähnt wird; möglicherweise mit Tell Gemme, ca. 13 km südlich von Gaza, zu identifizieren. Zur Identifikation s. MAISLER 1952. M.W. 88 D.h. Jahrestag der Thronbesteigung. 89 In der Forschung ist umstritten, ob r in Einträgen dieses Typs „bei“ oder „zu“ bedeutet; für letzteres s. zuletzt RAINEY 2004, 554f. Die Konstruktion in Kol. 72 spricht für erstere Lösung, ebenso die Tatsache, dass in Kol. 57 ein derartiger Eintrag steht, bevor der Marsch an sich beschrieben wird. 90 G--D-t-w, im Thaanach-Brief 6,13 (HROZNY 1905, Taf. I.III; → 039) und in den Amarna-Briefen uruHa-za-ti(ki) (058,17.33.40; einmal uruAz-za-ti 055,32, in allen Fällen gen.), im Alten Testament Azzâ, griech. Ga,za, heute Gazze (die moderne Stadt steht auf dem Tell). Der Name kommt in ägyptischen Texten nur selten vor (Q--D-t Pap. Anast. I 27,8, GARDINER 1911, 39; FISCHER-ELFERT 1992, 153; G-- D-y [lies *G-- D-t] Pap. Anast. III Rs. 6,1 (→ 065) und G--q--t- [lies *G-- D-t-] Rs. 6,6, GARDINER 1937, 31 (→ 065); G--D-t On. Am. 4,5 Nr. 264, GARDINER 1947, 191*; Ostr. Michaelides 85,8, GRDSELOFF 1942, 57 u. Taf. VIIf.; GOEDICKE/WENTE 1962, Taf. XCIII; vgl. 071), da man die Stadt als Verwaltungssitz der Provinz Kanaan gewöhnlich p Knn „das Kanaan“ nannte. Vgl. GIVEON 1977a. M.W. 91 Die in den Details unterschiedlichen Lesungs- und Ergänzungsvorschläge von Sethe und REDFORD, 2003, 13, laufen in der Sache weitgehend auf dasselbe hinaus, nur dass Redfords Lösung so nicht stimmen kann, da zum einen Hrw, nicht nur einfaches H, für „Syrien“ zu verlangen wäre (wofür der Platz aber offensichtlich nicht ausreicht), zum anderen bei Nennung des Monats auch das Jahr vorher genannt sein sollte (so Z. 18.56). 92 Y-hm, heute Hirbet Yemmâ ca. 6,5 km nördlich von Tûl Karm. 93 Qd-š-w, Qadeš am Orontes, heute Tell Nebî Mend; s. S. 187 Anm. 59. 94 Belegt seit den ägyptischen Ächtungstexten (→ 003 a E05 M-k-t-r-y; s.o. S. 37 m.Anm. 48), später äg. meist M-k-t (Var. M-k-t-y, M-k-T, in 102,27 M-k-d-; Belege: GÖRG 1974, 138f.), in Thaanach (038,14) und den Amarna-Briefen (MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 600; Schreibung „Maggida“ Fehler) Magid(d)a, ass. Magadû/Magidû(nu) (PARPOLA 1970, 233), im Alten Testament Mgiddô(n) (GesD 625f.). S. zur Geschichte und Archäologie COGAN und WRIGHT 1993–97; HALPERN 2000. M.W.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
aller Fremdländer um sich versammelt hat, die (früher) loyal zu Ägypten waren95, sowie bis nach Naharîn96 hin [...]97, Syrer und Leute aus Qode98, ihre Pferde, ihre Armeen, [ihre Leute]99; denn er sagt – so heißt es –: ‚Ich werde dastehen, um [mit Seiner Majestät zu kämpfen] 25in Megiddo‘. Sagt mir nun [eure Meinung darüber].“ Sie sagten Seiner Majestät: „Wie was ist es, [auf] diesem [W]eg zu gehen, der gefährlich eng ist100, während man [hört(?)]101, dass die Feinde dort auf [...] stehen und gefährlich zahlreich sind. Wird nicht Pferd hinter [Pferd] laufen, [die Armee] 30und die Leute ebenso? Wird nicht die Vorhut von uns schon kämpfen, während die [Nachhut] hier in Arûna102 steht, ohne dass sie kämpfen? Doch seht! Es gibt hier zwei Wege. Ein Weg, siehe, er ist [geeignet für unseren Herren(?)], so dass er in Richtung Thaanach103 herauskommt104. Ein anderer, siehe er führt zum nördlichen Weg von ©-f-t105, so dass wir 35im Norden Megiddos herauskommen. So möge unser Herr siegreich ausziehen auf dem von ihnen, den er [wünscht]106. Lass uns nicht auf jenem schwierigen Weg gehen!“ Da wurden Botschaften [gebracht ... jenen]107 Plan, den sie vorher sagten. Was in der Majestät des Palastes gesagt wurde: „[So wahr ich lebe], 40Rç liebt mich und mein Vater Amûn begünstigt mich, und meine Nase ist frisch in Leben und Stärke, Meine Majestät zieht auf diesem Weg von Arûna aus108! Lasst den unter euch, 95 Wörtlich „die auf dem Wasser“ Ägyptens waren. Zu dieser idiomatischen Wendung s.o. S. 55 m.Anm. 180 und GRIFFITH 1996; VITTMANN 1999, 137–141. 96 Bezeichnung von Obermesopotamien, eventuell konkret des Mitanni-Reiches. 97 REDFORDs Ergänzung (2003, 14) „– dogs at his heels!“ scheint zu lang für die Lücke. 98 Ein Nachbarstaat von Ugarit in Nordsyrien, ug. Qt; s. M. WEIPPERT 1969; DIETRICH/LORETZ 1980. Die beliebte Identifikation mit Kizzuwatna (in Kilikien) wird durch das Nebeneinander von Kizzuwatna und Qd-ï in einer der Listen der Teilnehmer an der Qadeš-Schlacht auf hethitischer Seite in Frage gestellt: KUENTZ 1928, 226f. poème 43-47 = KRI II, 17–18 (so auch REDFORD 2003, 16.) M.W. 99 So ergänzt mit FAULKNER 1942, 3 u. 4f. Anm. a und d. 100 Wörtlich „der fern davon ist, eng zu sein“. Es handelt sich um eine typische Umschreibung für den Ägyptern unangenehme Sachverhalte, s. z.St. QUACK 1993, 69 Nr. 28. 101 Die Ergänzung ist unsicher, aber ýw-tw [hr œmý.t r] Dd „während man meldet, dass“ (Sethe, Urk.) scheint zu lang für die Lücke; es wird von REDFORD 2003, 14, zwar auch so übersetzt, aber aus gutem Grund nicht in Hieroglyphen umgesetzt. In jedem Fall ist ýw-tw im Sprachgebrauch dieses Textes Einleitung eines Umstandsatzes. 102 -rw-n-(bei Šosenq I. -r-n-, → 102,32), heute der Tell von (Hirbet) Âra auf der Nordseite des Wâdî Âra. Thutmosis III. wählt den Weg durch das Wâdî l-Âra. M.W. 103 T---n--k-, in der großen Liste Thutmosis’ III. T---n--k SIMONS 1937 I 42, bei Šošenq I. T---nk--102,14, in den Amarna-Briefen wahrscheinlich uruTa-ah-n[a-k]a EA 248,14 (s. MORAN/HAAS/WILHELM 1987, 473 Anm. 1), im Alten Testament Tanak Jos 17,11; 21,25; Ri 1,27; 5,19; 1 Kön 4,12; 1 Ch 7,29, heute Tell Taannek am Südrand der Jesreel-Ebene. S. auch u. S. 110–114. M.W. 104 Mit GOEDICKE 2000, 37, ist das Suffix -f auf den König, nicht auf den Weg zu beziehen. Die obige Übersetzung folgt Sethes Ergänzung in Urk. IV 650, 9. Redfords Ergänzung und Übersetzung (2003, 15) „one of the roads is really [good for us as it debouches at]“ ist problematisch, da prj im Ägyptischen nicht von Wegen gebraucht wird. Zudem kann nichtgeminierendes prj nicht einfach als Generalis „it debouches“ übersetzt werden. 105 Nach AHARONI 1959b ein sem. *Spt (hebr. *Spat), von ihm mit Hirbet es-Sitt Layla ca. 7 km nördlich des den Eingang des Wâdî Âra kontrollierenden Tell el-Asâwir identifiziert. M.W. 106 Ob hr [mrj]-f ým[-sn] zu ergänzen ? Redfords sachlich ähnliche Ergänzung (REDFORD 2003, 15) wirkt sprachlich unkorrekt, da bei ihm ým[-sn] gleichzeitig partitiv und von ntý ýb-f abhängig wäre. 107 REDFORD 2003, 15, ergänzt „[... that weighty] council“. 108 Das ýw ist gegen REDFORD, 2003, 17 Anm. 106, keineswegs zu korrigieren und als emphatisches ý.œDm-f zu verstehen, sondern einfach die in der Eidesformel im Frühneuägyptischen übliche Einleitung des
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A.3. Palästina unter der 18. ägyptischen Dynastie
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dessen Wunsch es ist, auf den Wegen gehen, die ihr genannt habt! Lasst den unter euch, dessen Wunsch es ist, im Gefolge Meiner Majestät kommen! Siehe, die 45Feinde, der Abscheu des Rç werden sagen: ‚Ist Seine Majestät auf einem anderen Weg gezogen, weil er Angst vor uns hat?’ – so werden sie sagen.“ Man sagte angesichts Seiner Majestät: „Möge dein Vater Amûn-Rç, der Herr der Throne der beiden Länder, der an der Spitze von Karnak ist, [nach deinem Wunsch] handeln! Siehe, wir sind im Gefolge Deiner Majestät an jedem Ort, zu dem Deine Majestät hinzieht! Ein Diener soll hinter [seinem] Herrn sein!“ [Befehl Seiner Majestät, es] 50der gesamten Armee aufzutragen: „[... Wir werden auf] jenem Weg [gehen], der gefährlich e[ng ist ...] einen Eid mit den Worten: ‚Ich werde nicht zulassen, dass [meine siegreiche Armee] vor Meiner Majestät an [diesem Platz] herauskommt.’ [Denn es war der Wunsch Seiner Majestät], dass er selbst vor seiner Armee herauskomme. Man ließ [jedermann] 55seine Stellung beim Zug wissen, Pferd hinter Pferd, wobei [Seine Majestät] an der Spitze seiner Armee war. JAHR 23, ERSTER MONAT DES SOMMERS, TAG 19. Erwachen im [Leben] im Zelt von Leben, Heil und Gesundheit. Bei der Stadt Arûna. Ausziehen nach Norden seitens Meiner Majestät mit meinem Vater Amûn-Rç, dem Herrn von Karnak, [damit er] vor mir [die Wege öffnet]109, und Rç-Harachte [...], 60mein Vater Month(?) stärkt die Kraft [... bereitet Schutz] über Meiner Majestät. Auszug seitens [Seiner] Majestät [an der Spitze] seiner [Armee, angeordnet] in vielen Schlachtreihen. [...] einen110. [Ihre] südliche Flanke111 war in Thaanach, [während ihre] nördliche Flanke in der südlichen Ecke [des Tals des Qina112 war. Da] 65rief Seine Majestät dagegen113 auf [diesem] W[eg ...]114, wobei sie niederfielen. Nun war jener [elende] Feind [...] für sich(?) [...]115 .[.].[.]116 ...[...] Amûn [...]...117 70[Da pries(?)] die Armee Seine Majestät wegen der Größe seiner Kraft [...] der beschworenen Sachverhalts mit ýw, vgl. z.B. Urk.. IV, 366,13.16 (Obeliskeninschrift der Hatschepsut). – Beschreibungen des Passes von Arûna in seinem vormodernen Zustand: ALT 1914, 79–84; 1931, 34–39; 1932, 35f.; DALMAN 1914, 34f. 109 So mit Sethes Ergänzung, Urk. IV, 652:16. REDFORD 2003, 22, ergänzt hier den Eigennamen des Gottes Upaut (der Wegöffner). 110 Redfords Versuch (REDFORD 2003, 17), „isolated“ zu übersetzen, würde bei orthographisch korrekter Ausschreibung als [m] w.w] so viel Platz beanspruchen, dass für den unbedingt zu erwartenden Artikel kein Raum bliebe. Sethe ergänzt zu „[ohne daß er] einen [Feind finden konnte].“ 111 Wörtlich „Horn“. 112 Q-ï-n(), Name eines Tales (ýn.t) bzw. Baches (hnw), nur in den Annalen Thutmosis’ III. und in der Inschrift der Stele vom Gebel Barkal (→ 032,19) belegt. Nicht mit dem Kison identisch, sondern mit Wâdî sSitt und Wâdî Leððûn, isr. Nahal Qçnî; zur Lage s. die Karte bei SCHUMACHER 1908, Taf. I. M.W. 113 Mit dem femininen (bzw. neutrisch gebrauchten) Suffix -s wird hier und im Folgenden mehrfach ganz knapp auf die gegnerische Armee verwiesen. 114 REDFORDs Ergänzung (2003, 23) „His majesty issued a challenge on [this] ro[ad: ‚Draw up the bat]tle-lines!‘ And they were discomfitted“ halte ich für unwahrscheinlich. 115 REDFORDs Lesung und Ergänzung (2003, 23) hn mit Pluralstrichen, aber ohne Determinativ, macht einen wenig plausiblen Eindruck, das angebliche œ[w]h wäre orthographisch singulär; es sollte korrekt œwhj oder allenfalls œwh lauten. 116 Da bnrw nur mit vorangehenden Präpositionen adverbial, aber nicht als Adjektiv konstruiert wird, kann REDFORDs Übersetzung (2003,23) “the outer road” nicht zutreffen. 117 REDFORDs verbalisierte Angabe der Spuren (2003, 23 Anm. 138) als Pluralendung, dý und Spuren von hr (?) steht in eklatantem Gegensatz zu seiner Zeichnung (Abb. 3), wo Plural, f und n eingetragen sind.
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A. Kanaan im 2. Jahrtausend
Armee seiner Majestät in Arûna. Nun war die Nachhut der siegreichen Armee seiner Majestät bei [...] von Arûna, während die Vorhut zum Tal des Qina herausgekommen war und die Ebene118 dieses Tals gefüllt hatte. Da sagten sie zu Seiner Majestät: 75„Siehe, Seine Majestät ist ausgezogen mit seiner Armee des Sieges, und sie haben das Tal gefüllt. Lass unseren starken Herrn diesmal auf uns hören! Lass unseren Herrn auf die Nachhut seiner Armee und seiner Leute warten119, so dass für uns die Nachhut der Armee nach vorne herauskommen kann! Dann wollen wir gegen diese Fremdvölker kämpfen, dann werden wir nicht um 80unsere Nachhut besorgt sein!“ Haltmachen seitens Seiner Majestät draußen, und sich niederlas[sen] dort, indem er auf die Nachhut seiner Armee des Sieges wartete. Nun war der [...] der Spuren angekommen. Herauskommen auf diesem Weg, als der Schatten sich umgewendet hatte120. Ankommen Seiner Majestät im Süden von Megiddo am Ufer des Qina-Baches, als sieben Stunden vom Tag sich umwandten121. Da wurde dort ein Lager für Seine Majestät aufgeschlagen, und es wurde der ganzen Armee aufgetragen: „Rüstet euch! Macht eure Waffen bereit, denn man wird morgen früh zum Kampf mit jenem elenden Feind aufeinandertreffen, weil man [...]. Ruhen122 im Lager von Leben, Heil und Gesundheit. Versorgen der Großen, proviantieren der Gefolgsleute. Ausbreiten von Wachen der Armee, ihnen sagen: „Seid beharrlich, seid beharrlich! Seid wachsam, seid wachsam!“ Erwachen im Leben im Zelt von Leben, Heil und Gesundheit. Kommen, um Seiner Majestät zu melden: „Das Feld ist heil, die südliche und nördliche Garnison ebenso.“ JAHR 23, ERSTER MONAT DES SOMMERS, TAG 21. Tag des Festes des exakt mondlosen Tages123. Erscheinen des Königs am Morgen. Nun war es der ganzen Armee aufgetragen worden, sich auszubreiten [in Schlachtordnung(?)]. 85Auszug Seiner Majestät auf dem Streitwagen aus Weißgold, ausgerüstet mit seinem Schmuck des Kampfes wie Horus mit starkem Arm, Herr des Rituals, wie Month von Theben. Sein Vater Amûn verlieh seinen Armen Kraft. Die südliche Flanke der Armee Seiner Majestät war am südlichen Berg [des Tals des] Qina, die nördliche Flanke im Nordwesten von Megiddo, während Seine Majestät in ihrer Mitte war. Amûn war der Schutz seiner Glieder im Kampf, die Kraft des [Seth durchzog] seine Glieder. Dann überwand Seine Majestät es124 an der Spitze seiner Armee. Sie sahen, wie Seine Majestät es überwand, und sie liefen davon als loser Haufen [nach] Megiddo mit erschreckten Gesichtern. Sie ließen ihre Pferde und ihre Wagen aus Gold und Silber zurück. Man zog sie in einem Hieven (?)125 an 118
Zur Bedeutung des Wortes pg s. VERHOEVEN/DERCHAIN 1985, 49f. Anm. cc. Gegen die meisten Übersetzungen liegt hier sw „langsam gehen, warten“, nicht sw „bewachen“ vor. 120 D.h. nach der Mittagstunde. 121 Also eine Stunde nach Mittag. 122 REDFORDs Ergänzungsvorschlag (2003, 24) „One [now(?) will(?)] rest“ ist syntaktisch ausgeschlossen; beim Futur würde man ýw-tw, nicht tw-tw erwarten. 123 Der erste Tag des Mondmonats nach dem ägyptischen Kalendersystem, der regulär als Festtag begangen wurde. 124 Mit dem einfachen Suffix -s wird wohl erneut die gegnerische Armee bezeichnet. 125 Zur Bedeutung vgl. M. SMITH 1987, 86. 119
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ihren Kleidern in diese Stadt; denn die Leute dieser Stadt hatten zugesperrt vor ihnen, und sie [...] ihre Kleider, um sie nach oben in diese Stadt zu hieven. Hätte nun die Armee Seiner Majestät ihr Herz nicht daran gesetzt, die Besitztümer der Feinde zu plündern! Dann wären sie sofort [nach] Megiddo [eingedrungen]126. Nun wurden der elende Feind von Qades und der elende Feind von dieser Stadt hastig (?) hochgezogen, um sie in ihre Stadt hineinzubringen, während die Furcht vor Seiner Majestät [in ihre Glieder] drang und ihre Arme matt waren, [und es] bemächtigte sich sein Uräus ihrer. Dann wurden ihre Pferde, ihre Wagen aus Gold und Silber geplündert und zur Eile[beute]127 gemacht. Ihre [Truppen]128 lagen auf dem Rücken ausgestreckt wie Fische in der Ecke eines Netzes. Die starke Armee Seiner Majestät zählte deren Besitz. Es wurde auch das Zelt [jenes] elenden [Feindes] erbeutet, das [mit Silber] verarbeitet war. [...] Daraufhin jubelte die ganze Armee und gab Amûn Lobpreis wegen des Sieges, den er seinem Sohn [an diesem Tag] gegeben hatte, [und sie priesen] Seine Majestät, indem sie seine Siegesmacht hochlobten. Dann brachten sie die Beute herbei, die sie gemacht hatten an Händen129 und Kriegsgefangenen, an Pferden und Streitwagen aus Gold und Silber und und[ekorierten130 90...]. [Dann be]fahl [Seine Majestät] seiner Armee mit den Worten: „Möget ihr [kräftig zupacken, oh meine] siegreiche [Armee]! Siehe, [mir wurde diese Stadt] gegeben [auf Befehl] des Rç an diesem Tag, denn jeder Fürst eines jeden [nördlichen] rebellischen Fremdlands ist in ihr; denn die Eroberung der Stadt Megiddo ist die Eroberung von tausend Städten. Möget ihr sehr fest zugreifen! Seht, das [Fremd]land(?) [...]“ [... die Vorsteher(?)] der Truppen, um [ihre Soldaten(?)] anzuweisen, [um] jeder[mann seinen] Platz [bekanntzumachen]. Sie vermaßen [diese] Stadt, umgeben mit Gräben, umringt mit frischem Holz von all ihren Obstbäumen131. Nun war Seine Majestät selbst bei der östlichen Kontrollfestung die[ser] Stadt [und wa]chte [Tag und Nacht über sie ...] umringt mit einem Wall von der Dicke [...] in seiner Dicke. Sein Name wurde als „Mn-hpr-R, der die Asiaten einschließt“ festgelegt. Wachleute wurden über dem Lager Seiner Majestät eingesetzt. Ihnen wurde gesagt: „Seid standhaft, seid standhaft! Seid wachsam, seid wachsam!“ 126 Die genaue Ergänzung ist unsicher. Sethe gibt die Ergänzung „geplündert“. „Eindringen“ ist Redfords Auffassung (REDFORD 2003, 30 Anm. 178), die aber im Gegensatz zu seiner eigenen Zeichnung des Hieroglyphentextes steht. 127 Mit dem ägyptischen Idiom ýs hq „leichte, schnelle Beute“ (eigentlich zwei Imperative „geh, erbeute!“) vergleicht HUMBERT 1932 den „prophetischen“ Namen Mahçr šâlâl hâš baz Jes 8,1.3, den Martin Luther kongenial mit „Raubebald, Eilebeute“ wiedergegeben hat. S. auch S. MORENZ 1949. M.W. 128 Gegen REDFORDs Ergänzung (2003, 30 Anm. 179) „weapons“ spricht, dass der Ausdruck œDr m œTs.w spezifisch von Personen gebraucht wird; vgl. dazu BREASTED 1930, 352f. 129 Die abgeschnittenen Hände der gefallenen Feinde haben die Ägypter nach der Schlacht eingesammelt und gezählt. Sie dienten als Tapferkeitsnachweis für die Soldaten, die sie herbeibrachten, s. GALÁN 2002. S.o. S. 95 Anm. 72; 119 Anm. 235. 130 Wörtlich „glatt“. Zur Bedeutung von n vgl. QUACK 1994, 93 Anm. 31. 131 Das Fällen der Obstbaumpflanzungen diente nicht nur zur Beschaffung von Nutzholz, sondern sollte die Feinde auch nachhaltig ökonomisch schwächen. – Auch die Assyrer bedienten sich dieser Taktik, während sie im alttestamentlichen Gesetz (Dtn 20,19f.) verboten war. M.W.
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Nun hatte Seine Majestät [... er ließ kei]nen von ihnen herauskommen aus diesem Wall, ausgenommen, um zu ...132 am Tor ihrer Festung, denn alles, was Seine Majestät gegen diese Stadt sowie gegen jenen elenden Feind und seine elende Armee machte, wurde an selbigem Tag festgesetzt, mit dem Namen des Zuges und mit dem Namen der Truppenkommandeure [... es ist zu zahlreich, um es schriftlich auf diesem Denkstein zu verewigen; es ist] festgehalten auf einer Lederrolle im Tempel des Amûn am heutigen Tag. Nun kamen die Großen dieses Fremdlandes auf ihren Bäuchen, um die Erde vor der Macht Seiner Majestät zu küssen, um Atem für ihre Nasen zu erbitten, wegen der Größe seiner Kraft, wegen des Ausmaßes der Macht des Amûn [über alle] Fremdländer 95[...] Fremdland. [Nun] wurden [alle] Großen wegen der Macht seiner Majestät mit ihren Lieferungen von Silber, Gold, Lapislazuli und Türkis herbeigebracht, wobei sie Getreide, Wein, Rinder und Kleinvieh für die Armee seiner Majestät trugen; eine Truppe von ihnen kam mit Lieferungen nach Süden. Nun setzte Seine Majestät von neuem für [jede Stadt] Große ein [...] [Liste der Beute, welche die Armee Seiner Majestät in der Stadt von] Megiddo [erbeutet hat:] Kriegsgefangene: 340; Hände: 83; Pferde: 2041; Fohlen: 191; Hengste: 6; Jährlinge(?) [...]; ein Streitwagen jenes Feindes, mit Gold verarbeitet, die ... aus Gold; ein schöner Streitwagen des Großen von [Megiddo(?)], mit Gold verarbeitet; [...]133; Streitwagen seiner elenden Armee: 892; Summe 924; ein gutes Kampfhemd134 jenes Feindes aus Bronze, ein gutes Kampfhemd des Großen von Meg[iddo ...] aus Bronze; Kampfhemden seiner elenden Armee: 200; Bogen: 502; Wacholderholz(?)135, Säulen, mit Silber bearbeitet, vom Zelt jenes Feindes: 7. Nun hatte die Armee [seiner Majestät das Vieh dieser Stadt] herbeigebracht[...] 387; Rinder: 1929; Kleinvieh, Ziegen: 2000; Kleinvieh, Schafe: 20500. Liste dessen, was hinterher durch den König vom Besitz des Hauses jenes Feindes geholt wurde, das [in Ye]noam, in Nuhasse und in Halkur ist136, sowie die 132
Das Wort bb ist ein Hapax legomenon; WÄS I 178 rät auf „klopfen“. In der Lücke dürften 30 Streitwagen seiner Elitekrieger erwähnt sein. 134 D.h. ein Schuppenpanzer. Vgl. Funde von Originalfragmenten aus den spätbronzezeitlichen Palastbereichen in Kamid el-Loz und Hazor; dazu H. WEIPPERT 1998, 17 m.Anm. 40 = 2006, 148 m.Anm. 40. 135 Zur botanischen Bestimmung von mrj/mrw nicht als Zeder vgl. zuletzt W.V. DAVIES 1995. 136 Von den drei geographischen Namen ist Yenoam ([Y]-nw--mw) der einer Stadt, die einmal in dem Amarna-Brief EA 197,8 als uruIa8-nu-am-ma, und unter Amenophis III., Sethos I., Ramses II. und Merenptah mehrfach in ägyptischen Ortslisten belegt ist (Y-nw--mw Amenophis III., OTA BN r. 2; Sethos I., SIMONS 1937 XIV 54; XV 17; Ramses II., KITCHEN 1965, Taf. III.X l. 18; Y-nw--mw Sethos I., SIMONS 1937 XXIV 29; Y-nw--mSIMONS 1937 XVI a 1 nach MARIETTE 1869, Taf. 28:f [falls die Kopie korrekt ist]; sonst s. Ynw--mw Thutmosis III., Ann. VIII 9, Urk. IV 744:5; Y-nw--m Sethos I., Stele aus Beth-Sean, ROWE 1930, 27 Abb. 5 u. Taf. 41, Z. 21 → 063); Y-nw--m Merenptah, „Israel-Stele“ (→ 066) Z. 27. Die Lokalisation der Stadt – im östlichen Galiläa oder im nördlichen Ostjordanland? – ist umstritten, vielleicht = Tell enNâam; s. HASEL 1998, 146–150. – Nw(-n--w)-g-œ ist bei Thutmosis III. die übliche Schreibung für das Land, das keilschriftlich Nuhašše (ug. NgT, aaram. Lš) genannt wird; s. Urk. IV, 704:[1.]6 (Nw-g--œ); 716:15.17; 717:5. Da eine Lokalisation als Stadt in Nordpalästina oder Transjordanien bisher nicht gelungen ist, wird vermutet, dass die Nennung von Nuhašše hier auf den 9. und/oder 13. Feldzug Thutmosis’ III. Bezug nimmt (im Lichte von Ann. VIII 9 [s.u.] fraglich). Zum Land Nuhašše s. KLENGEL 1998–2001. – Halkur (Hw-l(r-n)-k-rw, ebenso in Ann. VIII 9 [s.u.]) ist unbekannt, falls es nicht mit dem H-r-k-r in der großen Ortsliste Thutmosis’ III. (SIMONS 1937 I 101) identisch ist, was mir trotz Redfords Einspruch (REDFORD 1982a, 63; 2003, 40) möglich erscheint. Redfords Identifikation von H-r-k-r mit el-Kerak in Moab ist wenig wahrscheinlich; m.E. könnte der Ort im nördlichenTransjordanien zu suchen sein. – Nach 133
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Besitztümer der Städte, die sich mit ihnen verbündet hatten, welche durch [die Macht Seiner Majestät] geholt wurden [...; die Frauen jenes Feindes sowie der Großen, die mit ihm waren ...; die] ihnen zugehörigen [Mariannu137]: 38; die Kinder jenes Feindes sowie der Großen, die mit ihnen waren: 87; die ihnen zugehörigen Mariannu: 5; Diener und Dienerinnen von ihren Kindern: 1796; Friedfertige, die aus Hunger vor jenem Feind desertiert waren: 103 Mann; Summe: 2503; zusätzlich zu Schalen aus Edelsteinen und Gold; vermischte Gefäße 100[...]; ein großer Schöpfbecher in syrischer Arbeit; Becher, Schalen; Henkelschalen; vermischte Trinkgefäße; große Kessel; Messer: [.]28+x; macht 1784 Deben; Goldstaub, der bei den Handwerkern gefunden wurde, sowie sehr viel Silberpulver, 966 Deben und 1 Kite; Silber, eine Statue in Treibarbeit [... eine Statue jenes Feindes, der] dort(?) war, der Kopf aus Gold. Stäbe mit Menschengesicht: 3. Elfenbein, Ebenholz, œœnDm-Holz, mit Gold bearbeitet, Tragsessel jenes Feindes: 6; dazu gehörende Fußschemel: 6; Elfenbein und œœnDm-Holz, großer Opfertisch: 6; œœnDm-Holz, mit Gold und allen Edelsteinen bearbeitet, 1 Bett in der Art des ... jenes Feindes, ganz mit Gold bearbeitet; Ebenholz, mit Gold bearbeitet, die Statue jenes Feindes, der dort war, ihr Kopf aus La[pislazuli ... des Feindes von] dieser Stadt. Gefäße aus Bronze; viele Gewänder jenes Feindes. Nun wurden die Äcker zu Domänen gemacht und Verwaltern des Königshauses zugewiesen, um ihren Getreideertrag zu ernten. Auflistung der Ernte, die Seiner Majestät aus den Domänen von Megiddo gebracht wurde: Weizen (in vierfachHekat): 207300[+x]138 Sack, zusätzlich zu dem, was von der Armee seiner Majestät beim Requirieren abgeschnitten wurde [...]139.
032. Die Eroberung von Megiddo durch Thutmosis III.: Die Gebel-Barkal-Stele Boston MFA 23.733, 18–27. Thutmosis III., Jahr 47 (1443). Text: REISNER/REISNER 1933 mit Taf. III–V; Urk IV, 1227–1243 (W. Helck). Kollationen: LEPROHON 1981, 139–143 (Photos unbrauchbar verkleinert). – Bearbeitungen und Übersetzungen: ANET 238 (J.A. Wilson); REDFORD 2003, 103–119; REISNER/REISNER 1933, 24–39; TGI 20f. Nr. 5 (E. Edel);. – Vgl. BEYLAGE 2002, 171–203; FAULKNER 1942, 13f.; GOEDICKE 2000, 126–130; KLUG 2002, 193–208 u. 515f. (Lit.); SHIRUN-GRUMACH 1982; YEIVIN 1934. Die Granitstele wurde im äußeren Hof des Amûn-Tempels (B550) in Gebel Barkal (Napata) gefunden, der aus der Zeit des Pharaos Taharqo stammt. Mutmaßlich stand sie zuerst in einem anderen Tempel am Ort (B300), den Thutmosis III. hatte erbauen lassen. Die Stele ist in das 47. Regierungsjahr Thutmosis’ III. (1443) datiert. In der Lünette ist rechts und links jeweils der König beim Weinopfer vor Amûn dargestellt, der Gott ist später ausgemeißelt worden. Die Steleninschrift feiert in poetischer Sprache u.a. den hier behandelten 1. Feldzug Thutmosis’ III. in seinem 22./23. Regierungsjahr, der zur Eroberung von Megiddo führte (Z. Ann. VIII 9, Urk. IV 744:3–8, wurden die drei Städte nach dem 1. Feldzug Amûn, d.h. dem Amûn-Tempel von Karnak, übereignet. M.W. 137 Eine spätbronzezeitliche Kriegerklasse in Syrien, von Hause aus Streitwagenkämpfer, von hohem sozialen Status; s. WILHELM 1987–90. 138 Es dürfte noch Platz für 2-3 Hunderter, Zehner oder Einer sein. 139 Es folgen Listen über Tribute und Geschenke der Regierungsjahre 40 und 24.
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18–27), und den 8. des 33. Jahrs (1452) gegen Nahrîna (Mitanni), der durch eine Elefantenjagd bei der mittelsyrischen Stadt Niya abgeschlossen wurde (Z. 8–18)140 als Zeichen der unwiderstehlichen Stärke des Königs, die ihm die Weltherrschaft einbrachte.141
… Ich will euch nun wiederholen: Hört, ihr Menschen! 19Er (Amûn) bestimmte mir die Fremdländer von Retenu beim ersten Feldzug, die kamen, um mit Meiner Majestät in Konflikt zu treten mit Millionen Mann und Hunderttausenden von den Erlesensten142 aller Fremdländer, die auf ihren Gespannen standen mit Hunderten und zig143 Anführern, ein jeder mit seiner Armee. Nun waren sie im Tal von Qina, vorbereitet 20dagegen an der Engstelle. Ein erfolgreicher Fall geschah bei mir gegen sie: Meine Majestät warf sie nieder. Da flohen sie auf der Stelle, gefallen in einem Haufen, sie betraten Megiddo. Meine Majestät schloss sie ein für die Dauer von 7 Monaten, bevor sie 21herauskamen, indem sie zu meiner Majestät flehten, sagend: „Gib uns deinen Odem, oh unser Herr! Die Fremdländer von Retenu werden nicht nochmals wieder rebellieren.“ Dann schickte jener Feind und die Fürsten, die mit ihm waren, hinaus zu Meiner Majestät: Ihre Kinder 22insgesamt mit vielen Gaben von Gold und Silber, all ihre Pferde, die bei ihnen waren, ihre großen Streitwagen aus Gold und Silber, sowie die undekorierten144, alle ihre Kampfhemden, ihre Bogen und 23ihre Pfeile, all ihre Kriegsgeräte; das sind die, mit denen sie kamen, um gegen Meine Majestät zu kämpfen145. Da brachten sie sie als Gaben zu Meiner Majestät. Nun standen sie auf ihren Mauern und gaben Meiner Majestät Lobpreis, indem sie ersuchten, dass ihnen der Odem des Lebens gegeben werde146. 24Da ließ Meine Majestät ihnen einen œDf-try.t-Eid147 auferlegen mit dem Wortlaut: 140
S.o. S. 90 Anm. 42. Historisch betrachtet ist diese „Weltherrschaft“ ein theologisches Postulat. 142 Wörtlich „Köpfen“. 143 Wahrscheinlich ist hier eher eine solche allgemeine Wendung gemeint als eine konkrete Zahl 330; vgl. etwa Edfou I2, 555, 18; Edfou VI, 94, 1–2; wahrscheinlich auch Edfou IV, 247, 3. 144 S.o. S. 101 m.Anm. 130. 145 Wörtlich „um zu kämpfen fern von Meiner Majestät“. Zur euphemistischen Umschreibung an dieser Stelle s. QUACK 1993, 70. 146 Eine typische Unterwerfungsgeste, die in Ägypten oft auch bildlich dargestellt wird; s. dazu KEEL 1990; DONOHUE 1992. 147 Ein spezieller Eid, der wohl Loyalität und künftige Befolgung der Verpflichtungen beinhaltet; in sämtlichen gegenwärtig bekannten Belegen hat er promissorischen Wert. Vgl. zuletzt MORSCHAUSER 1988; MACDOWELL 1990; ZEIDLER 1999, 81; LAISNEY 2007, 192. 141
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„Wir werden nichts Böses wiederholen gegen Mn-hpr-R, er lebe ewig, unseren Herrn, in unserer Zeit des Lebens; denn wir haben seine Macht gesehen. Er hat uns Atem gegeben, wie er wollte.“ Es ist mein Vater, 25der es machte, [Amûn-Rç, Herr von Karnak]. Es ist kein Werk von Menschen. Dann ließ Meine Majestät ihnen den Weg zu ihren Städten freigeben. Sie zogen alle auf ihren Eseln, während ich ihre Pferde nahm. Ich erbeutete die Stadtbewohner davon für Ägypten, ebenso all ihren Besitz. Es ist mein Vater, der es mir gab, 26[Amûn-Rç, Herr von Karnak], der wirkmächtige Gott mit erfolgreichen Plänen, dessen Pläne nie fehlgegangen sind, der Meine Majestät geleitete, um alle Flachländer und Hügelländer insgesamt zu ergreifen. Ich warf sie nieder gemäß dem, was er befohlen hatte, auf dem Weg, den er erschuf. Er ließ mich alle Fremdländer schlagen, ohne eines, das sich mir entgegenstellen 27konnte. Meine Keule ist es, welche die Asiaten niederstreckt, mein Szepter, welches die Neunbogen schlägt. Meine Majestät hat jedes Land unterworfen, Retenu ist unter meinen Sohlen, Nubien ist ein Höriger Meiner Majestät.
033. Die Eroberung von Megiddo durch Thutmosis III.: Die Stele aus Armant (1458) Text: MOND/MYERS 1940, 182–184 u. Taf. 11:5. 88:8. 103; Urk. IV, 1243–1247 (W. Helck). – Bearbeitungen und Übersetzungen: ANET 234 (J.A. Wilson); REDFORD 2003, 153–159. – Vgl. ALT 1954, bes. 33–39; FAULKNER 1942, 14. Reste einer großen Stele aus Rosengranit wurden in Armant (20 km südlich von Luxor auf dem Westufer des Nils) im Fußboden eines koptischen Hauses wiederverbaut gefunden. Teilbereiche, insbesondere die untere Hälfte, sind heute verloren. Die Stele zeigt in der Lünette Thutmosis III. jeweils vor dem Gott Month. Der König wird auf der einen Seite von Tenenet, auf der anderen von Iunet begleitet, also von zwei regionalen Göttinnen des thebanischen Raums, die gerade auch in Armant verehrt wurden. Der Text ist ins Jahr 22 (1458), zweiter Monat des Winters, Tag 10 datiert und enthält eine Zusammenfassung der Höhepunkte der Taten Thutmosis’ III., die nördlichen Feldzüge mit Überquerung des Euphrat und die Elephantenjagd in Niya ebenso wie die Jagd auf ein Nashorn in Nubien. Nur der Abschnitt, der Palästina betrifft, wird hier in Übersetzung wiedergegeben. 9…
Seine Majestät zögerte nicht, ins Land 10Djahi zu ziehen, um die Widersacher zu töten, die dort waren, um dem Besitz zu geben, der ihm loyal ist, als Leuten mit
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bezeugtem Namen148 [...] alles [...] zu seiner Zeit. Und zwar kommt Seine Majestät bei jedem Mal, wobei sein Ansturm mit Kraft und Sieg geschah, damit er Ägypten in seinem Zustand sein lasse, wie Rç in ihm war als König [...] aus Memphis, um die Fremdländer des elenden Retenu zu töten 11bei seinem ersten siegreichen Feldzug. Es war Seine Majestät, die seinen Weg eröffnete und jeden seiner Pfade für seine Armee aufbrach, nachdem es gemacht wurde v[on ... Megi]ddo. Seine Majestät trat über es auf jenem Weg, 12der sehr gefährlich eng war, an der Spitze seiner ganzen Armee, während alle Fremdländer für es versammelt waren und an seinem Tor bereitstanden [... die Fürsten (o.ä.)] 13fielen und ermatteten und flohen in Hast zu ihren Städten mit dem Fürsten, der in [...] 14für sich im Flehen, während ihre Besitztümer auf ihrem Rücken waren. Seine Majestät kam frohen Herzens, da dieses Fremdland ganz sein Höriger geworden war. ...149
034. Die Eroberung von Megiddo durch Thutmosis III.: Inschrift auf der nördlichen Verlängerung des 6. Pylons im Tempel des Amûn in Karnak Text: Urk. IV, 757–760 (K. Sethe). – Übersetzung: REDFORD 2003, 149f. (mit Kommentar). Auf der Westseite der nördlichen Verlängerung des 6. Pylons ist der König mit seinem Ka bei der Darbringung von Opfergaben abgebildet; auf derselben Seite des Pylons befindet sich die bekannte Darstellung Thutmosis’ III. beim Erschlagen von Feinden, die mit zahlreichen Ortsnamen verbunden ist (Urk. IV 779–786150).
[Darbringen von Opfergaben durch den König selbst für seinen Vater] Amûn-Rç, Herrn der Throne der beiden Länder, als er das elende Retenu niederwarf.151 1[Der König selbst sagt: ... Meine Majestät hat Opfergaben] neu [eingesetzt] für meinen Vater Amûn, [den Herrn der Throne der beiden Länder an der Spitze von Karnak, 2als Meine Majestät vom ersten Feldzug des Sieges zurückkam (...) beim Beseitigen derer, die gegen Meine Majestät rebellierten in den] Ländern der Fnh.w152, die meine Grenzen attackiert hatten. 3[...] Er [bildete] eine Schlachtreihe gegen die, welche Meine Majestät hassen. Dann fielen sie auf ihr Antlitz 4[... Stad]t Megiddo. Darauf schloss Meine Majestät sie mit einer Mauer ein, dick gemacht 5 [...] und sie konnten den Lebensodem nicht mehr atmen, eingeschürt in einem Gefängnis, das sie erbaut hatten. 6[... die Asia]ten aller Fremdländer, die mit gesenktem Kopf kamen, niedergebeugt vor der Macht Meiner Majestät. 7[...] Dann [kamen] diese Fremdvölker, die im elenden Megiddo waren 8[..., um bei Meiner Majestät Gnade zu erbitten, und sie sagten: „Heil dir, König, Herrscher,] groß an Macht, Mn-hpr148 Der Text scheint von einer Formulierung der Sinuhe-Erzählung (B 221; → 004, oben S. 60) inspiriert zu sein (andernfalls von nicht erhaltenen Feldzugstexten des Mittleren Reiches, die ihrerseits dem Sinuhe-Autor als Vorbild gedient haben mögen). 149 In den sehr fragmentarisch erhaltenen letzten beiden Zeilen, die keine zusammenhängende Übersetzung lohnen, ist noch ein Datum Jahr 29 (1451), vierter Monat der Aussaat-Zeit erkennbar. 150 SIMONS 1937 I 1–119. 151 Diese Passage steht als Titel vor dem die Opfergaben darbringenden König. 152 Eine der ägyptischen Bezeichnungen für Bewohner Syriens, bereits im Alten Reich (vgl. LECLANT 1984, bes. 458–460), später oft, z.B. in Sinuhe (→ 004) B221, belegt; s.o. S. 60 m.Anm. 213.
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R, [Sohn des Amûn], verzeih unseren Fehler! Wir wollen Deiner Majestät unsere Abgaben darbringen 9[zum Schatzhaus ... Kein König hat getan,] was Deine Majestät in diesem Land getan hat in Ewigkeit.“ Da befahl Meine Majestät, ihnen den Lebensodem zu geben. 10[...] all ihre Gefäße mit [...]153.
035. Anekdotische Erzählung über die Eroberung von Joppe unter Thutmosis III. Pap. Harris 500 vs. 1,1–3,14. Text: Hieratischer Text: BUDGE 1923, Taf. XLVII; hieroglyphische Transkription: GARDINER 1932, 82–86. – Übersetzungen: ANET 22f. (J.A. Wilson); BLOK 1925, 1–66; BRUNNER-TRAUT 1965, 147–149.286f.; ERMAN 1923, 216–218; GOEDICKE 1968; LEFEBVRE 1949, 125–130; MASPÉRO 1911, 115–122; PEET 1925; SIMPSON 2003, 72–74.574 (E.F. Wente); TUAT Erg., 143–146 (F. Junge); WIEDEMANN 1906, 112–117. Auszüge: BOTTÉRO 1954, 168f. (G. Posener); TGI S. 35 Nr. 12C (E. Edel). – Vgl. BRUNNER 1986, 77; BURKARD/THISSEN 2003, 62– 64; HELCK 1971, 136; LEFEBVRE 1943; LORETZ 1984, 38; REDFORD 1992, 233; REEVES 1993; YOYOTTE 1981. Der Text ist auf dem Verso des Papyrus Harris 500 (BM 10060) überliefert, der aus der frühen 19. Dynastie stammt. Auf die Erzählung von der Einnahme von Joppe154 folgt in der Handschrift direkt die Erzählung vom verwunschenen Prinzen (deren Ende verloren ist). Auf der Vorderseite des Papyrus (Recto) sind Liebeslieber überliefert, darunter auch das bekannte Harfnerlied, das angesichts des unausweichlichen Todes zum Lebensgenuss auffordert. Die Textzusammenstellung deutet am ehesten darauf hin, dass die Sammlung Unterhaltungszwecken, wohl im Zusammenhang von Banketten, diente, wo die Texte den Anwesenden laut vorgetragen werden konnten. Der Anfang des Papyrus, und mit ihm der Anfang der vorliegenden Erzählung, ist in unbekanntem Umfang verloren. Die Hinweise im noch erhaltenen Teil sprechen dafür, dass der ägyptische Held namens Djehutii sich bemüht, die Stadt Joppe zu erobern, die sich gegen Ägypten gestellt hat. Anscheinend täuscht er zu diesem Zweck vor, dass er mit seiner Familie und seinen persönlichen Gefolgsleuten zum Feind überlaufen will. Er ködert den Fürsten der Stadt (der ägyptischem Brauch gegenüber gegnerischen Mächten gemäß immer als „der Feind von Joppe“ bezeichnet wird) möglicherweise mit dem Angebot, ihm die Prunkkeule des Kö153 Der Rest des Textes ist so fragmentarisch, dass sich eine Übersetzung nicht lohnt, er dürfte vor allem eine Beuteliste enthalten haben. 154 Die Hafenstadt Joppe, deutsch auch Jaffa genannt (< arab. Yâfâ), wird wie hier (1,8.*12.13; 2,3.11; 3,9) auch in drei Ortslisten Thutmosis’ III. als Y-p-w aufgeführt (SIMONS 1937 I 62; II 16; FAKHRY 1937, 50 Abb. 7:1´). Sie begegnet in derselben Schreibung ferner im Pap.An. I 25,2 (GARDINER 1911, 36; FISCHERELFERT 1992, 145) in der Beschreibung eines potentiellen erotischen Abenteuers eines ägyptischen Königsboten in der Stadt (übersetzt z.B. in ANET 478a [J.A. Wilson]; FISCHER-ELFERT 1986, 212). Keilschriftlich [ur]uIa-ap-[p]u-ú in einem in Geser (Tell el-Ðazarî) gefundenen Brieffragment der frühen Spätbronzezeit (CC 54.208 Gezer 2,10´) und als uruIa-pu in zwei Amarna-Briefen (055,33; 056,20; die Belege für uruIa(-a)-puki EA 138,6; 047,26 beziehen sich auf Japhia in Galiläa [Jos 19,12], ebenso KUR.MEŠ Ia-pu „die Länder von J.“ 138,85). Zur Zeit des 3. Feldzugs Sanheribs gehört uruIa(-ap)-pu-ú zu Askalon (→ 181 II 69); in der Perserzeit wird es zu Sidon geschlagen (→ 282,19; phönizische Schreibung: Ypy). Zu Israel/Juda hat die Stadt; die im Alten Testament Yâpô genannt wird (Ypw Jos 19,46; Jon 1,3; 2 Ch 2,15; Ypw Es 3,7), nie gehört. Nach den ägyptischen und keilschriftlichen Schreibungen hieß die Stadt schon in der Mitte des 2. Jahrtausends *Yapâ oder *Yapô. Die phönizische Namensform Ypy deutet hingegen auf *Yôpç (woher?) > griech. Io,p(p)h. Die arabische Namensform Yâfâ knüpft jedoch an die vorphönizische Lautung an. Die heutige Altstadt von Yâfâ/Yâfô steht auf dem Tell. M.W.
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nigs Mn-hpr-R (Thronname Thutmosis’ III.) zu zeigen. So kommt dieser in das Lager des Djehutii vor der Stadt und begeht dort mit ihm ein Fest. Hier setzt der erhaltene Text ein. Nachdem die Leute von Joppe berauscht sind, nutzt Djehutii die Gelegenheit, den gegnerischen Fürsten bewusstlos zu schlagen. Er tarnt einen Teil seiner Leute in Körben, die als Tributlieferungen deklariert und deshalb in die Stadt gelassen werden. Sie nehmen dann die Bevölkerung gefangen. Diese Kriegslist hat seit jeher Vergleiche mit der Geschichte von Ali Baba und den vierzig Räubern aus Tausendundeiner Nacht hervorgerufen (auch wenn dort der betreffende Plan misslingt). Der Held der Erzählung kann mit einem Schreiber namens Djehuti identifiziert werden, der tatsächlich zur Zeit Thutmosis’ III. lebte. Sein Grab ist zwar noch nicht von Archäologen aufgefunden worden; doch stammen Alabastergefäße, ein Satz Kanopenkrüge, zwei Paletten, ein Herzskarabäus, ein Dolch, eine silberne und eine goldene Schale, die über den Kunsthandel auf verschiedene Museen verteilt sind, mutmaßlich von dort.155 Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann dieses Grab im Bereich der Nekropole von Saqqâra angesetzt werden. Ein im Kunsthandel gesichtetes Fragment einer Schreiberstatue mit seinem Namen soll angeblich aus Syrien stammen. Die Inschriften der betreffenden Objekte (Urk. IV 999–1002) zeigen Titel und Wendungen, die hervorragend zu den Eroberungen im syrisch-palästinischen Bereich passen, die ihm in der Erzählung zugeschrieben werden. So ist er „Vertrauter des Königs in allen Fremdländern und den Inseln inmitten des Meeres“, „Vorsteher der Fremdländer“ bzw. „Vorsteher der nördlichen Fremdländer“, „Vertrauter des Königs im Gottesland“, „Vorsteher der Armee“, „Vorsteher der Garnison“, „der dem König in allen Fremdländern folgt“. Der fragmentarische Text der angeblich aus Syrien stammenden Statue spricht davon, daß er Abgaben zählt, die aus Vorderasien (Rtnw) kommen und jährlich fällig sind; sie war offenbar als Weihung für Hathor, Herrin von Byblos, aufgestellt. Zu beachten ist, daß der Name in den zeitgenössischen Denkmälern immer Djehuti (+hwtï) geschrieben wird156, während er im vorliegenden Papyrustext mit einer ausgeschriebenen Hypokoristikon-Endung als Djehutii (+hwtïj) erscheint. Insgesamt ist der Text als „historischer Roman“ zu verstehen, also als Fall davon, dass historische Gestalten in ihrem approximativen Umfeld situiert bleiben, die Details der Handlung aber in einer Art behandelt werden, die es schwer macht, historische Realität und literarische Fiktion zu trennen. Dieses Medium dürfte in Ägypten zu allen Zeiten dasjenige gewesen sein, durch das reale und vermeintliche geschichtliche Ereignisse am meisten in der generellen Erinnerung lebendig geblieben sind. Beispiele sind etwa die im Papyrus Westcar überlieferte Erzählung vom Übergang der Herrschaft von der vierten auf die fünfte Dynastie, der Streit zwischen Apophis und Seqenenrç im Papyrus Sallier 1157, vor allem aber zahlreiche demotische Erzählungen. Unter diesen bilden gerade die Erzählungen des Inaros-Zyklus als Berichte über militärische Heldentaten ein besonders gutes Vergleichsobjekt. Aber auch Texte über König Djoser und seine Auseinandersetzungen mit den Assyrern oder über Prinz Sesostris im Kampf gegen Nubier und Araber sind in demotischen Papyri erhalten und können als Anschauungsmaterial dienen, wie historische Zusammenhänge tendenziell erhalten, aber bei zunehmendem Verblassen der Erinnerung auch ganz unkorrekt modifiziert werden können. Im vorliegenden Fall liegen zwischen der Zeit der konkreten Ereignisse und der aktuellen Niederschrift des Textes etwa 150 Jahre, was noch eine gewisse Nähe zu den Ereignissen bedeutet – vor allem spricht die Situierung des Helden der Erzählung in die Zeit Thutmosis’ III., in der er realiter nachweisbar ist, für einen historischen Kern. Man kann also mutmaßen, daß Djehuti verdienstvoll an der Eroberung der Stadt Joppe beteiligt war, die sich 155
Kritische Besprechung der Denkmäler: LILYQUIST 1988; REEVES 1993. D.h., wie der Name des Gottes Thot (+hwtï). Der Personenname ist Kurzform eines mit dem Gottesnamen gebildeten längeren Namens. 157 S.o. S. 86. 156
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für die ägyptischen Truppen (wohl wegen ihrer Befestigung) als schwer zu überwindendes Hindernis erwiesen hatte. Ob er aber tatsächlich die im Text geschilderte Kriegslist angewandt oder seinen Erfolg mit anderen Mitteln erzielt hat, wird sich ohne neue Quellen schwer entscheiden lassen. Unabhängig vom Grad historischer Zuverlässigkeit ist der Text aber ein gutes Zeugnis dafür, wie sich die Ereignisse im Umkreis der vorderasiatischen Feldzüge Thutmosis’ III. in das ägyptische Gedächtnis eingeprägt haben und dort verarbeitet worden sind.158 1,1[…]
120(?) Mari[annu159, während] ihr […] in der Art von Körben war [……] für Djehutii. Laß ihm 100(?) [… geben] von der Garnison des Pharao [……] auf ihnen. Kurz darauf waren sie betrunken und Djehutii sagte zu [… „……] mich und meine Frau und Kinder in160 deiner eigenen Stadt! Laß die Ma[riyannu-Krieger die Pferde] hineinführen 1,5[und] man [soll] ihnen Futter [geben], oder ein Apiru161 wird vorbeigehen162 […“ …] ihre […] und man sicherte die Pferde und gab ihnen Futter, und […… des] Königs Mn-hpr-R. Man kam und meldete (es) Djehutii. Darauf sagte [der Feind von Jo]ppe zu Djehutii: „Ich wünsche die große Keule des Königs Mn-hpr-R zu sehen. [Siehe diese Sklavin,] deren Name Tiut-Neferet ist!163 Beim Ka des Königs Mn-hpr-R! Sie soll dir heute gehören, 1,10[wenn du mir den Ge]fallen [tust] und sie (die Keule) mir holst.“ Er handelte genau so und holte die große Keule des Königs Mn-hpr-R [… aus] seinem Mantel, erhob sich in seiner ganzen Höhe(?) und sagte: „Schau auf mich, oh Feind von Jo[ppe! Siehe], König Mn-hpr-R, der grimmige Löwe, der Sohn der Sachmet, nachdem ihm Amûn sein […]164gegeben hat.“ Er erhob seine Hand(?), schlug auf die Schläfe des Feindes von Joppe, und der fiel 2,1zu Boden und bildete [einen Haufen] vor ihm. Er legte ihn in Hand[schellen …] durch(?) den Lederriemen. Er [ergriff(?) ……] Kupferstück, das [er hatte machen lassen(?), und er(?)] verdammte(?) den Feind von Joppe, und man setzte das Stück Kupfer von 4 Nemset165 Gewicht an seine Füße. Er ließ die 200166 Körbe167 holen, die er hatte 158
Eine andere Komposition, in der Thutmosis III. als Held erscheint, dürfte stilistisch und inhaltlich dem Gedicht über die Qadeš-Schlacht Ramses’ II. ähnlich gewesen sein; s. BOTTI 1955; BUCHBERGER 1993, 558f. Das Foto bei EGGEBRECHT 1987, 192, zeigt den Papyrus mit einem zusätzlich angejointen weiteren Fragment. 159 S.o. S. 103 Anm. 137. 160 Die Präposition ist im Text ausgelassen. 161 S.o. S. 93f. 162 Statt des Verbs „vorbeigehen“ wäre prinzipiell auch das Substantiv „Streitwagenkämpfer“ möglich (allerdings weniger wahrscheinlich). Wenn man sich für das Verb entscheidet, wäre eine denkbare Ergänzung „und er wird sie (die Pferde) stehlen.“ 163 Die hier vorgeschlagene Rekonstruktion dieser Passage weicht erheblich von bisherigen Lösungen (ausgenommen die von Wente und Burkard/Thissen) ab. Ausschlaggebend sind folgende Überlegungen: Da in Z. 1,9 das Determinativ der Frau steht, sollte es sich eher um einen Frauennamen als um den Namen der Keule handeln (zudem ist in Ägypten nicht belegt, daß Keulen Eigennamen haben). Sprecher in dieser ganzen Passage ist der Fürst von Joppe, der aber kaum die Keule dem Djehutii versprechen könnte, eher schon eine Frau, und, da Djehutii bereits verheiratet ist, eher eine Dienerin als (an sich auch erwägenswert) seine Tochter zur Frau. 164 Möglicherweise ist „seine [Stärke]“ zu ergänzen. 165 Zu nmœ.t als Bezeichnung für eine Art Barren bzw. auch als Gewichtseinheit (in Alltagstexten kaum belegt) s. CAMINOS 1954, 218f.
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machen lassen, und ließ die 200 Soldaten 2,5in sie hineingehen. Man gab ihnen Stricke und Handschellen in den Schoß, verschloss sie mit einem Siegel, versah sie mit ihren „Sandalen“ und ihren Tragstangen …168, und man ließ jeden guten Soldaten sie tragen, insgesamt 500 Mann. Man sagte ihnen: „Sobald ihr in die Stadt hereinkommt, sollt ihr eure Gefährten freimachen, und ihr sollt alle Leute in dieser Stadt ergreifen und sie sogleich in Fesseln legen.“ 2,10Man kam heraus und sagte zum Wagenlenker des Feindes von Joppe: „So spricht dein Herr: ‚Geh, sagt deiner Herrin: ‚Sei froh! Seth169 hat uns Djehutii, seine Frau und seine Kinder gegeben. Siehe den Anfang seines Tributs’ – so sollst du170 zu ihr über die 200 Körbe sagen!’’“ (die voll von Männern mit Handschellen und Stricken sind).171 Da ging er vor ihnen her, um das Herz seiner Herrin mit der Nachricht zu erfreuen: „Wir haben Djehutii gefangen.“ Man öffnete die Festungen der Stadt vor den Soldaten, 3,1sie betraten die Stadt [und] machten ihre Gefährten frei und ergriffen [die] Stadt vom Kleinsten bis zum Größten. Sie legten sie sogleich in Fesseln und Handschellen. Der starke Arm 3,5des Pharao172 eroberte die Stadt. Djehutii verbrachte die Nacht, nachdem er nach Ägypten zum König Mn-hprR, seinem Herrn geschickt hatte mit den Worten: „Sei froh! Amûn, dein guter Vater hat dir den Feind von Joppe und alle seine Leute gegeben, ebenso seine 3,10Stadt. Lass Leute aus Ägypten kommen, um sie als Beute mitzunehmen, so dass du das Haus deines Vaters Amûn-Re, König der Götter, mit Sklaven und Sklavinnen füllst, die in alle Ewigkeit unter deine Füße gefallen sind!“ Es ist gut zu Ende gekommen für den Ka des Schreibers mit trefflichen Fingern, des Armeeschreibers […]173
3. Keilschrifttexte aus Thaanach (Mitte des 15. Jahrhunderts) Bei den Ausgrabungen in Thaanach (Tell Taannek am Südrand der Ebene Jesreel) wurden fünfzehn babylonische Keilschrifttexte gefunden. Sie stammen aus der Spätbronzezeit und sind etwas älter als die Amarna-Briefe – etwa aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Es handelt sich um Briefe und Listen von Personennamen. Gefunden wurde auch ein babylonisch beschriftetes Rollsiegel174 und ein kurzer Text in alphabetischer Keilschrift aus dem 12. Jahr166
Zur Lesung der Zahl s. ÈERNÝ 1937, 58f. Thbœ (syllabisch geschrieben: t-h-b-w-œ{}): Wohl ein hurritisches Fremdwort (tahapšu), das auch in das Semitische übernommen worden ist; s. WARD 1989; HOCH 1994, 362f. 168 trr (syllabisch geschrieben: -t-w-rw-rw, mit Pluralzeichen) ist ein unbekanntes Wort; s. HOCH a.a.O., 43. Es könnte mit älterem (ebenfalls unklarem) ýtrwn in der Kamose-Stele zusammenhängen, s. QUACK 1996b, 509. 169 Der ägyptische Seth wird hier mutmaßlich als sachliche Entsprechung eines vorderasiatischen Gottes wie etwa Bal gebraucht. 170 Das Personalsuffix ist im Text ausgelassen. 171 Obgleich dieser Satz normal im Textfluss steht, kann es sich realiter nur um eine Parenthese des Erzählers handeln, die dem Wagenlenker nicht mit übermittelt wurde. 172 Typische Ausdrucksweise, wenn nicht Pharao die Armee leitet, sondern Eroberungen von seinen selbständig agierenden Offizieren vollbracht werden; s. GÖRG 1986. 173 Schlussvermerk des Abschreibers, dessen Name auf dem Papyrus unlesbar ist. 174 SELLIN 1904, 27f.; CC 149 Taanach 13. 167
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hundert175. Im Folgenden werden die vier am besten erhaltenen Briefe und eine Liste wiedergegeben.
036. Brief eines Ehli-Teššub an den König von Thaanach Ýstanbul, Arkeoloji Müzeler, Fi. 1, Eª 2788. Text: HROZNÝ 1904, 113f. u. Taf. X. – Weitere Gesamtbearbeitungen: ALBRIGHT 1944a, 16–20; CC 130–132.218.235 Taanach 1. – Übersetzungen: ANEP 490 (W.F. Albright); AOT² 371 (E. Ebeling); GLOCK 1983, 59f.; HOROWITZ/OSHIMA/KREUZER 2006, 87f.; TUAT NF III, 231f. (A. Berlejung). – Vgl. RAINEY 1977b, 36.39.41.43f.51.55–57.59.61f. 1[Z]u
Talwašur 2sprich: 3Folgendermaßen Ehli-Teššub176: 4Lebe glücklich! 5Die Götter mögen 6um dein Wohl (und) das 7deines Hauses (und) deiner Kinder/Söhne 5besorgt sein! 8Du hast 9mir wegen Silber177 8geschrieben, 10und nun werde ich 1150 (Sekel?) Silber 10abgeben. Wie sollte ich (es) nicht tun? Rd. 12Ferner: Warum 13sendest du 14m[ir] 13nicht 14(Nachricht von) deinem Befinden? 15Und alles, 16was du 17von dort178 16hörst, 18schreib mir! 19Ferner: Und wenn 20ein wenig179 21Weihrauch (?) 22und Myrrhe180 20vorhanden ist, 23so gib (sie) mir! 175 HILLERS 1964 (Reg.-Nr. TT 433); vgl. CAT 4.767 (Umschrift). Weitere Bearbeitungen: M. WEIPPERT 1966, 311f. (dazu: 1967b); CROSS 1968a; DIETRICH/LORETZ/SANMARTÍN 1974; DIJKSTRA 1986, 122 Anm. 7; DIETRICH/LORETZ 1988, 246–258; HOROWITZ/OSHIMA/KREUZER 2006, 97-99; CC 161f. Taanach 15. Der Text ist in der „kurzen“ Form der alphabetischen Keilschrift geschrieben (s. dazu DIETRICH/LORETZ 1988, 145–275); Lesung und Interpretation – Wirtschaftsurkunde? Rechtsurkunde? Medizinisches Rezept? Schreibübung? – sind umstritten. 176 Der Personenname IEh-li-dIŠKUR ist, wenn man ihn Ehli-Teššub liest, hurritisch (Berlejung zieht die Lesung Ehli-Addu, eine hybride hurritisch-westsemitische Bildung, vor), ebenso wahrscheinlich Talwašur. Zur Interpretationsgeschichte des letzteren Namens s. GÖRG 1988a; CC 131f. m.Anm. 14; PRUZSINSZKY 2006, 106f. Freilich ist dessen Lesung nicht gesichert, da das nach dem Personendeterminativ stehende erste Zeichen RI ri, re und tal, das mittlere PI pi, pe, ia8, ií, iú, wa, wi, wu u.a. m. gelesen werden kann. Immerhin legt der asiatische Name T-w-r-w-œ-r in Ostr. Leipzig 495 Rs. 7 (STEINDORFF 1900, 17) die Lesung Talwa/wi/wu-šur nahe (GÖRG a.a.O., 16f.; TH. SCHNEIDER 1992, 236 Nr. 503). NAAMAN 1988b, 178, möchte hingegen Riwašur lesen, „since scribes from three different places consistently employed only one sign rather than two“, so dass „the transcription ri was preferred“. Für -wašur verweist Naaman auf GRÖNDAHL 1967, 298; danach wäre der Name als indoarisch einzustufen (?). 177 Nach CC steht vor „Silber“ das Zahlzeichen für „50“ (fünf Winkelhaken, s. Z. 11). In den vorhandenen Photographien und Kopien ist dies jedoch nicht zu erkennen. 178 Vom Standpunkt des Ehli-Teššub aus der Ort des Adressaten, d.h. Thaanach. 179 Wörtlich: „Finger“. „Finger(breite)“ (ubânu) ist ein Längenmaß, 1/30 Elle. Da man Myrrhe aber wohl kaum nach ihrer Länge misst, düfte ubânu hier allgemein für ein kleine Menge, „ein wenig“, gebraucht sein (wie 037,7). Adverbiell „um Fingersbreite, um ein Haar, beinahe“ in den Amarna-Briefen (EA 264,8.12 → 048; 273,22; 287,73). 180 Das Wort gišzarninnu (oder gišzarnînu) ist nur hier belegt. Parallel zu „Myrrhe“ (murru) könnte es eine Substanz zum Räuchern bezeichnen, vielleicht eine Weihrauchart. Das Determinativ GIŠ „Holz“ spricht nicht dagegen, weil auch murru „Myrrhe“ öfter mit GIŠ determiniert wird. Da Weihrauch und Myrrhe aus Südarabien und Ostafrika kommen, die „Weihrauchstraße“ im 15. Jahrhundert aber noch nicht existierte, ist zu vermuten, dass die Substanzen auf dem Seeweg nach Ägypten gebracht und von dort weitervertrieben wurden (s.o. S. 88 m.Anm. 31 zur Punt-Expedition der Hatschepsut). Nach NAAMAN 1994a, 177a, handelt es sich um ein hurritisches Wort.
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