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German Pages 2382 [576] Year 1982
von Lricn n von (üonra^ ^ i
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ie Der cier k^r8tc1ruc^e aller Zielen I'eile animeibioßrapliie (1698-1745) rnit einem ^er^ßezc^icl^tlicnen ^nlianß 6er Variarireri uri6 ^lßänxurißen aus äen späteren
von
Vierter Land:
Teil VII (1745) Veri285er: ^onann (üonracl rnit 6ern K e l t e r un6 6ern ^verl(ße8cnicnt1icn-e6it0ri8cnen
I^siemever Verlaß lükin^en 1982
mir kür 6ie lreun6Iicne ^ikerla88uriß 6er Orißinal6rucl^e 6anl^en ^vir 6er l_Iniver8itätzl)it)Iicitnelc l^rlanßen Cleil I), 6er ^taat^ibliotnek . Xulturlie8i^, Leriin Cleile II, III, V I un6 VII), cler 5ta6tl)i' Lraunzcriiveiß Cleil IV) unä 6er I.2ri6e8i)il,Ii«tlie^ V^ie^a-
6en Cleil V).
29/1 1«1e I-III (1698-1701) 29/2 'leile IV unä V (1716/1717) Olsiemever Verlaß ^ül)irißeii 1982 ?rinte6 in Druclc: : ?Ieinr.
VII (1745) e8 Ver1e^er8, Vorrede; ,,I^i8torien" von VII,1: /o/?Hnne5 ^«/e^ (3. 1). VII,2: T^ama- let/?-«H von F/« vom 2 l . 12. 1731 an (^l^l dazimil van ül)«l ciie 3tucü
Historie der
üdergebohrm/ Oder
Cxempel gottseliger / so bekannb und benannt-als unbekannt-und nnbenannter
hriften/ Männlichen und Weiblichen Geschlechts, In
.
Allerlei) Wi«Standen/
Dieselbe erst von G O T T gezogen und
belehret, und nach vielen Kümpffm uny Amgsttn, durch GOnes Geist und W o « , l«m Vlaub«, und Ruh ihres Gewissen« M bracht seynd.
vli. Theil.
bey Ioh. Jacob Hang. »745.
Der
Hochgebohrnen Reichs Gräfin undFrauen/
FRAUEN Regierenden Grafin zu Sayn und Wittgenstein/ Frauen zu Homburg, Valendar, Reumagen und Neuen-Hems-
bach«.^.
GebohmenGrafinzuIsenburgund Büdingen«.«. Meiner Gnädigsten Reichs-Gräfin und Frauen.
Hochgebohrne Reichs. Gräfin/ Gräfin und Frau. U l y ungemeine und sonderbare Exrmpel tugendhaffter und gott< ftliger Personen haben jederzeit das Mick gehabt/ daßsiefowol in der Sitten-Lehre im gemei« nen Wesen/ als auch in der christlichen Kirche/ im wahren thä
«ö/,», der Hauptstadt in Irrland, im Jahr Christi 1580 aus einem berühmten Geschlecht. Seine vortreffliche Gemütks-Gaben, und insonderheit seine ungefärbte Gottseligkeit, und sein heiliges Leben und Wandel, darin er dem H E r r n IEsu und seinen Aposteln treulich nachgefolgee und zimlich gleichförmig worden, machten daß er als ein Licht im ganhen Lande leuchtete. Seine Eltern waren angesehene Leute, sowol in Ansehung ihres vornehmen Geschlechts, als auch wegen
ihres christlichen Lebens und Wandels. Hahero
»ich
94 Siebendet Kheil der Historie liessen sie es auch bey 0er Auferziehung dieses ihres Sohnes an gutem Unterricht und heylsamer Zucht nicht ermangeln, weil er ohnedem ein Kind guter Art war, daß das rechtschaffene Wesen, als das beste Erbgm der Voreltern, auf ihn sorrgepfiantzt werden, und die väterliche Gottseligkeit und T u gend in dem Sohn wieder aufleben mögte. Ganh änderst als es insgemein geschicht, da man die Kinder nur sucht hoch ans Brett zu bringen, ihnen Ehre, Reichthum und Güter zu verschaffen, die Gottesfurcht aber als ein Neben-Werck und ja nicht höher treibt, als so fern sie zu Erlangung jenes Zwecks mit dienen kan; dadurch denn so viele Unmenschen in allen Ständen die Oberhand bekommen, und das Reich des Teufels unter der Larve einer äusserlichen Gottesfurcht immer mehr und mehr im Hertzen und Leben bevestiget wird. Denn wo die wahre Gott" seligkeit, und die Beförderung der Ehre GOttes und des Reichs IEsu Christi, nicht lamerlich zum wahren ersten und einzigen Hauptgrund bey der Erziehung der Kinder geleget wird, und das SchalcksAug der Eltern und Lehrmeister, bey allem V o r wand der Gottesfurcht, doch heimlich mehr auf die zeitlichen und vergänglichen Vinge siehst als auf die Besserung desHerhens und des Inwendigen; da werden eitel Mißgeburten erzogen, deren rechtes Aug beständig nur auf die Erhaltung des eigenen Lebens gerichtet bleibt, das lincke aber seitwärts schielt, und sieht wie fern es sich will thun lassen, daß es doch ein Ansehen habe, wie man auch das Gute liebe und befördere, und sich Hoffnung machen könne, mit ln das Reich Christi hinein zu kommen. Nieser Gräuel ist offenbarlich mehr als zu gemein, baher auch das Reich GOttes so gar keinen Fortgang
der wiedergebohrnen. 95 zang hät an solchen Orten und bey solchen Leuten, wo der Name I E s u Christi auf solche Weise verunehretwird. D a s Vuchstabiren und liefen hat unser kleiner zacob in seiner Rindheir von zweyen Tanten oder msen/ die seines Baters Schwestern und alle beyde blind waren, gelernet. Als er ein Nnabe war / nahm er/ unter Anführung geschickter Lehrmeister/ in gelehrten Wissenschafften dermassen zu, daß er unter den ftühzeieiZen Gelehrten nicht den geringsten Platz verdienet/ sintemal er in seinem vierzehenden Jahr schon aus eigenem Fleiß Zeits oder Geschieht - Bücher (!il)ro5 ckronologico«) zu schreiben anfieng/ ilnsiebenzehendenaber Laccalaurcu5 wurde. E r mästete sich aber seiner Geschicklichkeit und Gelehrsamkeit keinesweges an zu eigener Gefälligkeit und Erhebung/ sondern erkannte es alles für ein göttliches Gnaden - Geschenck / und verehrte darunter die Vorsehung GOttes/ welche ihm solches aus lauterer Güte ohne sein Verdienst mitgetheilet. J a er erkannte es gar bald in seiner zartesten Jugend/ wie alle Gelehrsamkeit höchstschadlich und gefahrlich sey/ wosienicht die wahre Weißheit von oben zum Grund/ und die Gottseligkeit/ Heiligkeuund Unschuld des Wandels/ zu Gefährten hätte. Dannenhero ließ er sich solche mit höchstem Fleiß angelegen seyn / und bestrebte sich aus allen Kräfften oarnach/ wie er sich/ nach dem Exempel seines Heylandes/ denen Menschen beliebt, seinen Eltern umenhänig/ und GOtt angenehm, erweisen mögts. E r war kaum zehen Jahr alt/ da ihm jchon bie Worte des Apostels / Röm. 12/1. welcher ermahnet durch die hertzliche Barmherhigkeit GOttes, daß man seinenl>«id heZeben solle 3UM
96 Siebender Iheil der Historie znm vpffer/ das da lebendig/ heilig und V V t t wolgeftUig se? / daß man dem HlLrrn einen vernunfftigen GHttesdienli erzeigen/ und filv nicke dieser lvelrglelchstellen solle/ einen solchen tiefen Eindruck in sein Hertz gegeben haben, daß er von der Zeit an, bey allem Zunehmen in denWift senschafften, sich vor allen Dingen eines rechtschaffenen Lebens nach allem Vermögen beflissen hat. Hiezu diente ihm zu selbiger Zeit als ein sonderliches Hülffs-Mittel die Heiligung des Sonntages. Benn als ereinsmals den berühmten peeckin predigen gehört, wie man den Sonntag, anstatt des eingerissenen Müssggangs und allerhand Bosheiten und Eitelkeiten, womit die Menschen mehrencheils diesen Tag, zu ihrer noch grisern Mrdammniß, so sündlicher weise hinbrächten, zum Gebät und Betrachtung des göttlichen W o n s , und also GOtt zu Ehren und zur Besserung seines Hertzens und Lebens, anwenden sollte, hat er von der Zeit an solcher Predigt eiferig nachgelebt, und sich den ganhen Sonntag, von allen anderen Vingen und Geschafften frey, recht wol zu Nutzen gemacht. Er ergabsichalso von seiner zarten Kindheit an dem Dienst des HErrn, und suchte einzig und allein seinem GOtt zu gefallen. Sein «.eben in der I u , gend war ganh unsträfflich, er war allem Pracht, Stolh und Uebermaß feind, lebte ordentlich, still und eingezogen, also daß mall ihn hin und wieder anderen jungen Leuten zum Exempel eines rechtschaffenen und wolgeordneten Lebens vorstellen, dadurch denn auch manche ihm nachzueifern gereitzet wurden. Es sähe aber der alte Feind des menschlichen Ge-
dem Ernst und Wachsthum diesesjuni>en
der Wied«rgeb»hmen. 9, gen Menschen, daß er mit der Zeit einen starcken Widersacher an ihm haben würde; darum suchte er ihn lnit allerhand Schrecken/ sowol de? l a g alA de? Nacht/ von seinem guten Borsah abzubringen, oder wenigstens in seinem muntern Lauf aufzuhalten/ und die Funcken der göttlichen Liebe in seinem annoch zarten Hertzen auszulöschen. Aber er richtete nichts aus: denn der Jüngling wurde dadurch nur desto eiferiger und inbrünstiger im Gebät, löschte alle feurige Pfeile des Bösewichts durch den Beystand der göttlichen Gnade aus, und faßte nur desto grlsern Much, auf dem guten Weg unver? rückt zu beharren. Alsaber der aleeDrach mit seinem Heur^hieyenl nichts erhalten konte, versuchte ers auf andere Itzßise, zog die Schlangenhaur an, worin er unsere erste Eltern verführet, und blies ihm ein, wie ein junger Mensch sich nicht eben so gar streng angreiften mtzßte/ sondern gar n>ol diese und jene (vermeyme) t.uft und Vergnügung der Jugend mitnehmen und dych dabev ftom« se?n ksnte; wenn man den Vygen allzuharv spannet«/ so zerbräche er bald; man wößes dem Gemsth zuweilen eine erlaubte r e c « « ^ vergFnnen/ ren und besondere Thmen zu thun. Und wie wir kein Exempel der Nachfolge daraus zu machen/ so haben wirs auch nicht mit widrigen Urcheilen zu verdammen. D u werthes Licht! gib uns deinen Schein, Daß wir, was VOttts Wille mag seyn. Allezeit erkennen, in allen Dingen, Und denselben eehorsamlich vollbringen. Kyrie Eleison!
Sechste Historie/ das Leben
Hn. Heinrich Julius Elers,
gewesenen Buchsiihrers bey den A
stalten des Waisenhauses zu Glaucha de, Halle. er sel. Hr. Elers ist gebohren den 28. Iun. 1667. zu Bardewick, ohnweit Lüneburg. S Hr. Bater war Hr. Christian lLlers/ des dafigen malten Hochfürstl. Braunschw. Lüneb.
Stiffts 8enir und^kel2l,r2riu5, der dem Seligen
A. 1693. im 5?sten Jahr seines Alters in die Ewigkeit vorgegangen ist. Seine Fr. Mutter war Fr. Sophia «Elisabeth/ gebohrne Fechtin/ weiland Hn. Johann Heckrens/ wolverdienten P2üf. Francken geklagt, hat derselbe ihn nicht allein mitprivat-Zuspruch aufgerichtet, sondern auch vornehmlich ihm zu Liebe die p»« rzrnctlsche lcHion gehalten, die unter dem Titel:
Anweisung zur apostolischen i L r k e n n r n i ß I ^ s sn thristz / nachmals gedruckt worden; daneben er chn auf des sel. Lutheri Auslegung der Epistel an die Galater und des 53stenCap.Esajä gewiesen. Welches alles denn GOtt an seiner Seele dermassen gesegnet, daß sein Hertz an einem ersten Ostenage, da er auch am Leibe schwach gewesen, zu einer überfchwünglichen Erkenmmß der Gnade GOnes in Christo IEsu gebracht worden, so daß er das Osterlieo. Christ lag ln Todes - Vanden zc. selbigen Tag fast unzahlige mal nmderholt,und immer neuen Gelchmack und Süssigkeü darin gefunden. Und in dieser Erkenntniß des Evangelii und lebendigem Geschmack desselben ist er denn beständig bis an sein K 4 Ende
!5 2 Siebender I h e l l de» Historie Ende fortgegangen; darin suchte er seine Speise und Nahrung; das gab ihm immer neue Krafft und neuen Muth/ und aus diesem lautern Grunde führte er allen Fleiß und Ernst der Heiligung her. Beyläuffig ist hiebey noch zu geoencken, wie der sel. ltlers mit dem sel. pcof. Francken vor anderen in gar besonderer Vertraulichkeit gestanden. Da< her er nicht allein/ da derselbe noch beym Waysenhaus gewohnet, täglich nach der Abend-Mahlzeit/ oder auch sonst/ um ihn zu seyN/ und ihm in seinen Geschafften zu «lMiren pfiegte; sonoern auch/ nachdem derselbe in die Stadt zur Ulrichs-Kirche gezogen/ alle Abend/ sowol Winters als Sommers, bis in das letzte Jahr vor seinem Tod/ zu ihm in die Stadt gekommen/ und nachdem er ihm/.sowol Abends als Morgens/ hülffliche Hand geleistet/ an fein ordentliches Geschafft im Buchladen wieder hinaus gegangen/ welches er allemal mit dergrös sien Freude und Munterkeit gechan/ unddabey dem seligen Mann zu einer gar besvndern Erquickung und Stärckung allemal gedienet. Sonsten war sein gantzeS Bemühen dahin gerichtet/ nachdem er einmal eine kindliche und evangelische Freudigkeit zu GOtt erlanget/ daß er fein Hertz in derselben/ unter aller seiner Arbeit/ bestall big erhalten, uno sich in solchem kindlichen Geiste in der Gegenwart GOttes bewahren mögte, wie man ihn denn auch/ bey der grosen Zerstreuung der mannigfaltigen Geschaffte/ kaum iemals in anderer Fassung gefunden. Sein besonderer Vorcheil/ den er dabey gebrauchet/ und auch andern zu recommen. tlnen pflegte/ bestund darin/ daß er täglich nach dem Morgett-Gebat einen kräffngen Spruch aus
H . Schlifft vest in sein Hertz eindruckte, und nachmals
de» wledergebohmen. 15 3 mals den ganhen Tag damit umzugehen, und sich daran als an einen Stab zu halten suchte; dadurch er denn auch immerdar mit neuerKrafft also gestarckt worden, daß stäts eine rechte Erweckung in G O t t an ihm zu spüren lvar. M a n har auch nach seinem Tode gefunden, daß er diese seine Gewohnheit so vest gehalten, daß er auch die also erwählten KrafftSprüche von mehrern Jahren her in den Calenoer zu schreiben pflegen; unter welchen Lie kurh vor seiner Kranckheit eingezeichnete drey lehtern gewesen: i ) Freuet euch/ daß eure N a m e n lm Himmel angeschrieben sind/ Luc. i o , 20. 2) T h u e di« T h n e auf/ daß htminache das gerechte Volck/ das den Glauben bewahret/ Esa. 26,». 3) K.as