Herrn Benjamin Schmolckens Past. Prim. und Inspect. der Evangelischen Kirchen und Schulen vor Schweidnitz Gott geheiligte Morgen- und Abend-Andachten: samt dessen Lebens-Beschreibung, und beygefügten Wetter-Gebeten [Die Vorlage enthält insgesamt 2 Werke, Reprint 2022 ed.] 9783112630389


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Herrn Benjamin Schmolckens Past. Prim. und Inspect. der Evangelischen Kirchen und Schulen vor Schweidnitz Gott geheiligte Morgen- und Abend-Andachten: samt dessen Lebens-Beschreibung, und beygefügten Wetter-Gebeten [Die Vorlage enthält insgesamt 2 Werke, Reprint 2022 ed.]
 9783112630389

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Herrn Benjamin Schmolckens Paft. Prim, und Infpefl. der Evangelischen Kirchen und Schulen vor Schweidnitz

GOtt geheiligte

Morgen-und Abend-

Andüchlen samt dessen

Lebens-Beschreibung, und beygefügten

Wetter- Gebeten.

Berlin, gedruckt bey Christian Ludewig Kunst, 1768.

Vorrede. JESUS unsere Hülfe! und in demselben

Hertzlich-geliebtester Leser! besondere Hochachtung, so ich vor den M Herrn Inspector Gchmolcken, und ftme Geist- und Seelen - erqu i memorker recititen ließ, am ersten bekannt, und von der Zeit an sind auch dieselbe allda von jedermanniglich, hohen und nie­ drigen Standes beliebt, und zum täglichen HandLucb nicht ohne göttlichen Segen gebraucht wor­ den. Ich gestehe, .daß mir dergleichen Art zu be­ ten vor andern gefalle, weil der Eindruck in die Herhen beym Gebet in Versen fast kräftiger, als in ungebundener Rede, welches von den Scbmolckischeu Andachten man um so vielmehr sagen kan, je mit mehrern Geist, Kraft und Nachdruck alle Worte darinnen gesetzt sind. 4« Eines andächtigen Heryens Schmuck und Astve, oder neue Sammlung allerhand Freudr und Trauer Lieder, ed Breßiau u. Liegnitz 1716. in länglich - 2. wovon dasJahr darauf 1717. auch schon die andere Auflage ans Licht kommen.

5. Geist«

Vorrede. Geistlicher Wander-Grab des Sionirifchen pilarims, ed Schweidnitz und Jauer 1718. in länglicht 12.

6. Freuden - Del in Traurigkeit, oder gesammlete Klag- und Trost-Lieder, ed. in Breßlau und Liegnitz 1720, in länglicht 12. 7« Säitenspiel des Heryens am Tage des HErrn, ed Breßlau und Liegnitz 1720. in 12.

8. Andächtiger Heryen Bet-Altar zur Allerheilig: sten Dreyfalcigkeir, ed. Hirschberg 1720. in länglicht i2. (d) welches Geist-und Andachts­ volle Gebet-Buch zwar in profa geschrieben, aber viele untermengte kurtze Reimen und Lieder hat, doch sind die Lieder abermals aus obigen Collectionibus entlehnet, und befinden wir darunter keine neue, ausser diese zwey: Erl ebe meme Geel den HErrn. GOTT Lob! ich habe rvieder. Deme zu Ende das Schweidnitzer Gesang-Buch ed. Hirschberg 1710. annoch mit beygefüget ist. 9. Die stböne Kleiber vor einen betrübten Geist, Breßlau undLiegnitz 172z. in länglicht 12.in der )( 5 Vor(d) Diesen Bet-2lltar hat der Buchbinder In Culmbach, Lumscher, Anno 1718, unter folgenden Titul von Wort j» Wor r Nachdrucke» lassen: Gläubiger Lhristen angenehmer Tugeird.Schmnck, samt einen Gejang-Buch in länglichc r:>

Vorrede. Vorrede verspricht der Herr Autor abermahls die Epistel- Paßton - und Tugend-Lieder.

10. GVtt geheiligtes Buß - Opfer Christlicher Lommunicanren aus denen Schmolckischen Schriften zusammen getragen, in länglicht 12, Nürnberg und Altdorf bey Johann Daniel Tau­ bers seel Erben 172z- Andere Auflage Anno 1724. Dritte Auflage Anno 1727. die Vierdte Anno i7zc>.unddieFünfte 1732. Mir Rönigl. poln. und Lhurfl. Sachs, allergn. Privilegio. 11. Mara und Manna, oder neue Sammlung von Lreutz # und Trost - Rlage - und Freuden-Liedern, i2. Breßlau 1726. 12.

Sinnreiche Trost- und Trauer-Schriften, nebst Jacob Sraalkopfs Vorrede von denen Eigen­ schaften und Kenn-Zeichen eines guten Buchs, 8- Wißmar 172$. !?• Sinnreicher Trost - und Trauer - Schriften, zweyter Theil, 8. Breßlau 172z.

14. Trost-und Trauer-Schriften, dritter Theil, in Leich - Gedichten bestehend, 8. Breßlau und Liegnitz 1730.

-5. Das Namen - Buch Christi und seiner Christen, in länglich i2. Liegnitz 1726. i§. Heili-

Vorrede.

w

i6. Heiliger Schau-Play der Liebe bey dem Grabe JESU, in länglich i2. Breßlau und Liegnitz

1730. »7« Der geistreiche Riechen, Gefährte, oder Gebet und Lieder vor diejenigen, die in die Kirche reisen/ in länglicht i2. Schweidnitz 1732.

iS. Rleine Harfe von zweimal zehen Saite», zu täglichem Gebrauch andächtiger Hrrtzen gestimmet, und zum zweytenmahl ausgefertiget in is; Schweidnitz 1732.

19. GVtt-geheiligke PdflTons-Andachten, aus denen Gchmolckifchen Schriften zusammen getra­ gen, und an das Licht gestellet, in länglicht 12. Hamburg 173329« Herrn Benjamin Schmolckens rc. GOtt- gei heiligte Morgen- und Abend-Andachten, sammt dessen Lebens-Beschreibung, erster und zweyter Theil, vermehrte zwölfte Auflage in 8. 1742.

Als der dritte T heil zu denen Schmolckischen Mor». gen- und Abend-Andachren ist auch zu haben:

D. Job. Habermanns Kern aller Morgen, und Abend-Seegen, in gebundener Rede entworftn durch

Vorrede. durch KI. Christoph Pfeifer; Samt einer Vor­ rede Herrn Benjamin Schmolckens rc. 8. Nürnberg und Altdorf, bey Johann Daniel Taubers fiel. Erben, auf Druck Papier 15 Kreutzer, aus Schreib-Papier 20 Kreutzer.

Aus diesen jetzt-erzehlten tzchmolckischen Schriften werden bereits viele Lieder bey feinen (GOtt gebe noch langen . Lebzeiten, in denen meisten Evangelischen Kirchen gesungen; gleichwie zu feiner Zeit die Ristischen, deren in Herrn Johann Caspar Wezelo, Diaconi in Römhild, zweyten Theil der Hymnöpreogr. p. Z;8- & seqq. gedacht wird, das Glück gehabt haben, deswegen wir Herrn tocbnioltfcn oben nicht unbillig dem tröstlichen Lieder-Dichter Johann Risten verglichen haben; wie denn auch dißfalls das Riedcrische Paragramma auf den Gchmolckischen Namen und Lieder sehr wohl gerathen, welches wir den geneigten Leser annoch communiciten, und die Schmolckstche Le­ bens-Historie endigen wollen.

Herr Benjamin Schmolck, Pastor Primarius und Inspe­ ktor der Evangelischen Kirchen und Schulen zu Schweidnitz. facit 8097.

Psalm

Ps. 96. v. *♦ 2»

Singet dem HErrn ein neues Lied, singet -em HErrn alle Welt, singet dem HErrn, un­ lodet seinen Namen, prediget einen Tag am andern sein Hey!, facit 8097.

sehr beweglicher und holder Lieder~ Dichter Du GOttes-Priester Du, mein auserwehlrer Schmolck, Du weidest nicht allein Dein Dir vertrau­ tes Volck, Du machest ausserhalb auch viele SeelenLichter, Du zündest so viel Aeur in unsern Hertzen an. Daß unsre Zunge das nicht sattsam rüh­ men kam Du

Du lieferst uns mit Lust viel herrliche Ge sänge, Du singst noch immerzu dem HErrn eir neues Lied, Ich zweifle fast, ob man bey jetzgen Zeiter sieht Solch einen reichen Schatz, solch eine grosse Menge Von einer erntzgenSand. GOTT sieb Dir ferner bey, Das alles, was Du thust, in Ihm geseg net sey.

Heilige

Heilige Vorbereitung zum

Gebet, auf alle Tage im Jahr.

Err höre, HErr erhöre, breit deines ItabmensEhre an allen Orten / aus ; behüte die drey Stande durch Cd deiner Allmacht Hande, beschütze Kirch und Haus.. Ach laß dein Wort un­ allen, noch ferner reichlich schallen, zu unse­ rer Seelen Nutz. Bewahr für allen Rotten, die deiner Wahrheit spotten, beut allen Fein­ den Trotz. Gieb du getreue Lehrer, und unverdroßne Hörer, die beydes Thäter seyn. Auf Pflantzen ündBegieffrn, laß dein Geoeyen fliessen, und erndte reichlich ein. Gieb unserm König Glücke, laß seme GnadenBücke auf unser Zion gehn: Schütz chn auf seinem Throne, und lasse seine Crone m votemGlantze stehn. Laß alle die regieren, ihr Amt getreulich führen, schaff jedermann sein Recht: Daß Fried und Treu sich müssen in mserm Lande küssen, ja segne Herrn und A Knecht-

L

Benjamin Schmolckens

Knecht. Wend ab in allen Gnaden, so Feurals Wasser - Schaden: treib Sturm und Hagel ab, bewahr des Landes Früchte, und mache nicht zunichte, was deine Hand uns gab. Gieb uns den lieben Friede, mach alle Feinde müde, verleih' gesunde Luft. Laß kei­ theureZeiten auf unsreGi außen schreiten, da man nach Brodre ruft. Die Hungrigen erquicke, und bringe die zurücke, die tonst ver­ irret seyn: die Wittwen und die Waysen, wollst du mit Troste speisen, wann sie um Hülfe schrey'n. Sey Vater aller Kinder, der Schwangeren Entbinder, der Saugen­ den Gedeyh'n. Zeuch unsre zarte Jugend zur Frömmigkeit und Tugend, daß sich die Eltern freu'n. Komm als ein Artzt der Kram cken, und die im Glauben wancken, laß nicht zu Grunde gehn. Die Alten heb und trage, auf daß sie ihre Plage gedultig überfteh'n. Bleib der verfolgten Stütze, die Reisende beschütze, die Sterbende begleit mit deinen Engel-Schaaren, daß sie im Friede fahren, zu ZionS Herrlichkeit. Nun HERR, dn wirst erfüllen, was wir nach deinem Willen in Demuth jetzt begehrt. Wir sprechen nun das Amen, in unsers JEsu Nahmen. So ist der Wunsch gewahrt.

ne

Allge-

alkgemLineö Morgen - Gebet.

3

Allgemeines Morgen-Gebet. $uf aüe Tage in der Wochen. DancksagunA A eilige Dreyfaltigkelr, ick steh auf in bei# •y . nem Namen. Vater, Sohn und seliger Geist, sprich zu meinen Seufzern Amen. Diese Nacht ist nun vergangen, und det Tag giebt uns fein Lickt; Werde munter mein Gemüthe, und ge# denck an deine Psiichc. Groster Schöpfer dicstr Welt, du allein bist groß zu nennen, Weil, dich Erd und Himmel nur als den rechten Meister kennen. BeydeS Lickt und Finsternisse, Zeit und Stunden Tag und Nacht, Hast du uns zu Ruy erschaffen, und Ordnung auch gebracht. 0 wie leichte war es dock die vergangne Nacht geschehen, Daß ich meine letzte Nackt und den TodesScklas gesehen, Daß sich jemand von den Meinen plötz­ lich aus der Welt gemacht, A 2 Oder

4

Benjamin Schmolckrns________

Oder sonsten böse Leute mich in. Unfall hätten bracht. Aber du, mein Wachter, haft muh mit Hülf und Schutz umgeben, Daß mein weniges noch da, und die Meini­ gen noch leben; Ja daß ich noch selbst vorhanden, das kömmt alles, HErr, von dir; Du schreibst alle meine Tage mir in dei­ nem Buche für. Darum ehr ich deine Macht, darum rühm ich deine Güte, Weiser, starcker, treuer GOtt, dich erhebet mein Gemüthe? Sey gepreist für alles Gute, daß mich diese Nacht erfreut, Daß du auch mein gestrigs Beten mit Erhörung benedeyt. Du hast mir vergnügten Schlaf und gantz .sichre Ruh gegeben, Du hast mich gesund erweckt, lässest mich den Tag erleben, . Deine liebe Sonne scheinen, und die Mei­ nen wieder seh'n, Das ist alles aus Genaden, HERR, von dir allein, gescheh'» Habe Danck, daß du von mir so viel Böses abgetrieben; Unter

allgemeines Morgen-Gebet. $ Unter deiner Äugen-Wacht bin ich unver­ sehrt geblieben; Unter deiner Hande Schirmen fand ich ungestörte Ruh; Unter deiner Engel Beystand schloß ich sanft die Augen zu. Da mich Finsterniß umfieng, mußte mich dein Llchc umfassen; Deine Huld verließ mich nicht, ob gleich Menschen mich verlassen; Da ich von mir selbst nichts wüste, war ich dir doch wohl bewust; Da ich gleichsam tod gelegen, lebtest du in meiner Brust. Mächtig hast du mich beschützt, daß mich Sünde nicht beflecket; Daß kein Schrecken, kein Verlust, keine Krankheit mich erwecket; Gnädig hast du mich beschirmet, daß deS Satans seine List, Und der bösen Menschen Tücke gantz zu Schanden worden ist. Diese Morgen - Stunde soll aller deiner Wohlthat dencken, Und ein danckbarlicheS Hertz für so viele Treue schencken. Die du mir Zeit meines Lebens aus der treuen Vater Hand, A 3 Ob

Ob ich eS gleich nicht verdienet, doch so reichlich zugewandt! Wie du mich erschaffen hast, da ich vor­ mahls nicht gewesen: Wie du mich erlöset hast, da ich doch zum Zorn erlesen; Wie du ferner mich geheiligt, da ich war verkehrt im Sinn Und mich bis auf heut erhalten, da ichs doch nicht würdig bin. Alles, alles ist von dir, und aus deinem Schooß genommen. Well ich diesen Morgen nun alles neu gestbenckt bekommen, Und auch selber gantz von neuem gleich­ sam lebend worden bin, Ach so nimm zu einem Opfer alles, was ich habe hin. Ich will heut und allezeit dch bekennen, an dich dencken; Liebe, Lob und Ehren Preiß dir mit Mund und Hertzen schencken. Seele, Leib, und was ich habe, stehet dir zu Dienst bereit. Ich will deine Güte rühm n hier und dort in Ewigkeit. Bitte.

Bitte. (Liehe, mein GOtt, dieser Tag ist nun abermahl erblicket, Und du weift, daß jeden Tag seine neue Plage drücket; Za du weist, daß ich noch sündlich, dürftig und beladen sey, Und mein Elend, wie du kennest, wird auch alle Morgen neu. Drum so lasse diesen Lag deine Güte nicht verschwinden. Straf mich nickt, verwirf mich nicht, und verlaß mid? nickt in Sünden. Hilf, daß! auck der Feind der Seelen keine Macht an mir erhält, Und, mit seinen Höllen-Stricken mich nickt gar zu Boden fallt, Ach vergieb, wenn ich mein Hertz schnöden Lüsten eingeraumet, Wann ich sündlickes gedacht, wann mir schändliches geträumet, Meine Lagerstatt beflecket, mein Gewis­ sen sehr verletzt, Meinen Nächsten nackgestellet, und mich wider dich gesetzt. Frommer GOtt, verhänge nicht, daß der Tag, der mir erschienen, Ms ein unglückseel'ger Tag mir zum Falle möge dienen Deine

8

Benjamin Schmslckens_________

Derne Gnade zu verscherzen, in verstock­ tem Sinn zu gehn, Und also von deinem Himmel ewiglich getrennt zu sehn. Der du Vater bist M Lichts, ach erwecke mein Gewissen, Daß eS diesen Tag nickt schläft, weil die Augen wachen müssen: Laß mich heute nichts VkMhrteSdencken, reden, oder thun, Deinen Zorn und mein Bei derben nicht für meiner Thüre ruhn. Laß die Macht der Finsterniß mit der Nacht sich von mir kehren; Laß mich nicht mein Brodt umsonst nur mit Müssrggkhn verzehren: Hilf, daß ich den Tag nicht brauche, wie ein Kind der Finsterniß,' Noch das Licht von deiner Sonne mei­ nen Sünden scheinen müß. Faulheit, Unbedachtramkeit und unordent­ liches Wesen, Heisse ferner von mir seyn. Was du mir zu thun erlesen, Laß mich ungehindert schaffen, daß ich diesen gantzen Tag, In Geschäften des Berufes, keine Träg­ heit zeigen mag. Hilf

allgemeines Morgen-Gebet.

s

Hilf, daß ich nicht unterlaß, nichts vergesse, nichts verschiede, Nichts zur Unzeit nehme für, oder sonst Versäum niß liebe; Daß die Nacht nicht wird zum Tage und der Tag zur Nacht gemacht, Noch mein Leib durch schnödes Sorgen, vor derZeic ins Grab gebracht. Treib durch deinen Schutz von mir böse Menschen, böse Thiere; Laß nicht zu, daß mich mein Gang anf'Verführungs-Wege führe, Daß ich nicht Gesellschaft finde, die auf mein Verderben sieht, Oder sonsten wohin gehe, da meinUngelücke blüht: Soll ich endlich diesen Tag noch auf Erden überleben, Wollest du in Fried und Ruh einen Feyer­ abend geben, Daß ich alsdann nicht gekränckter und betrübter schlafen geh, . Als ich jetzt an diesem Morgen, HErr, für deinen Augen steh. Und in Summa, nunm hinweg alles, was mich sonst betrübet, Hindre alles gnädiglich, was nur etwan Schaden giebet.

A 5

Soll

io

Benjamin Schmslckens

'"Soll der Tag mein letzter heissen, o so steh mir endlich bey, Daß mein Ende nicht unselig, und mein Tod nicht böse sey. Gebet. Water dessen Güt und Treu alle Morgen «=O neu gebohren, Hör auch jetzund mein Gebet mit Genaden­ reichen Ohren; Gieb mir, HErr, nach deinem Willen, was ich diesen gantzen Tag, Sowohl in dem Christenthum, als im Leben brauchen mag. Friste meine Lebens-Zeit, und bewahre mein Gesichte, Gieb den Gliedern neue Kraft, mach es im Verstände lichte, Und erhalte die Gesundheit, mache mich geschickt dazu, Daß ich, was du mir befohlen, und was dir gefällig, thu, Gieb daß ich im Lichte Licht, dein Erkanntniß mag erblicken; Deine Gnade müsse mich wie ein MorgenThau, erquicken; Hilf, daß ich mit meinen KleidernIEsum Christum an mich zieh. Und als wie ein Kind des Lichtes in dem Guten mich bemüh. Laß

allgemeines Morgen-Gebet. Laß Gedancken, Wort und Wercke gegen Gott und Menschen spühren, Gottesfurcht und Erbarkeit, und was sonst vor Gaben zieren; Gieb das ich gerecht, treu, redlich, klug, bescheiden, nüchtern sey, Und mich deines jüngstenTages stets bey gutem Wandel freu. O HERR ZESU, sey bey mir, ich will alle meine Sachen, Was ich dencke, red und thu, nur in deinem Namen machen; Mache du den Anfang frölich, stche mir mit Segen bey, Das das Mittel ungehindert, und das . Ende glücklich sey. Gieb mir Kräfte dem Beruf wohl und treulich fürzuftehen: Laß die Tages-Stunden mich recht vertheilen wohl begehen; Gieb Gelegenheit zu würcken, das, was deines Namens Ehr, Andrer Wohlfahrt, wie auch meinen und der Meinen Nutz vermehr. Zst mirs gut, so laß den Tag enden, wie ee angehoben, Gieb mir heut mein täglich Brodt, segne du mein Thun von oben: Mache

Mache leicht, was schwer, und andre, was Gefahr erwecken mag; Daß ich auch an diesem Tage mttGedult die Last ertrag. Seilige Dreifaltigkeit, dir ergeb ich be­ ster massen, Leib und Seele, Haab und Gut, Wissen, Wollen, Thun und Lassen? Reden, Schweigen, Sitzen, Liegen, Ste­ hen, G-hen aus und ein, Ja mein Leben und mein Sterben laß dir, HErr, befohlen seyn. Wie du mich versorgen willst, stell ich gantz in dein Gefallen: Laß mich heut und auch hinfort nur in dei­ ner Gnade wallen. Gieb mir deinen guten Engel, daß er mich begleitet für; Don dem Morgen bis zum Abend sey und bleibe stets ben mir. erde munter meinGemü-h, eh derLeib Err, Du Hüter Israel ! welchem aller Schlaf verborgen, Wollest auch in dieser Nacht für die lieben Meinen sorgen, Ja für alle Menschen-Kinder sorge heut und Morgen früh, Laß dein Auge für sie wachen, deine Hand bedecke sie. Höre gnädig und erhör, wenn die Frommen jetzund beten! Scho-

allgemeines Abend - Gebet.

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Schone der Beleidiger, die dir heut zu nah getreten. Trag Gedult mit deinen Sündern, die bey Dieser finstern Nacht, Nur auf Fressen, Sausten, Huren und Berauben sind bedacht. Reiß die Trunckenen nicht hin, wenn sie noch in Sünden stehen; Laß die Sonne nicht im Zorn bey denZänckern untergeben; Und erbarme dich auch derer, die sich jetzund zwar gelegt, Aber dich durch kein Gebete zur Versöhn­ lichkeit bewegt. Laß die Müden wohl erquickt ihr gehabtes Werck beschlüssen; Stärcke die, so in Der Nacht noch aus Noth arbeiten müssen; Gieb,daß niemand in dem Finstern seinen Fall und Schaden find; Hilf den Reifenden zurechte, Die noch auf der Strasse sind; Schaffe denen einen Ort, die noch keine Blei­ bung haben; Welche hungrig schlafen gehn, wollest du mit Stärcke laben; Wache selbften bey den Krancken, nimm die Kinder wohl in Acht: B 4 Denen

24

Benjamin Schmolckens

Dmen, die nicht schlafen können, kürtze du die lange Nacht. Steh mit deinem Troste bey allen, die in Nöthen stecken, Die sich heut mit Angst und Schmertz, und mit lauter Kummer decken: Mache die elenden Nächte Helle durch den Gnaden-Schein, Und laß ihre Last erträglich auf dem Jammer-Lager seyn. Endlich lasse Stadt und Land unter deinem Schutze stehen, Lermen, Aufruhr und Gewalt ferne von den Grentzen gehen; Rauben, Stehlen, Mord und Todschlag, Waffers-Noth und Yeners Glut, Treib genadigtich zurücke, daß uns gar nichts schaden thut. Laß die Wachter aut der Hut treulich vor uns alle wachen , Und erhalt in Fried und Ruh einem jeden seme Sachen, Bis wir aus dem Finsternisse zu dem grossen Tage gehn, Und alsdenn laß uns im Lichte ewiglich erfreuet stehn. AMEN.

Mor-

Morgen - Seegen am Sonntage. illkommen, lieber Tag, Tag über alle Tage! Du bist des HErren Tag, den Er hat selbst gemacht. Mein Herze schläget schon bey deinem Glo­ cken- Schlage, und giebt der Finsterniß nut Freuden gute Nacht. Wie schöne siebst du aus, du angenehmer Morgen, da deiner Sonnen < Glanz mir in die Augen lacht, doch lieget unter dir ein grösser Licht verbor­ gen, das mir ins Herze scheint und einen Sonntag macht. Mein JEsu, du bist eS, du heissest meine Sonne, dich bet ich nur allein an diesem Morgen an. Geh in der Seelen auf mit reiner Lust und Wonne, daß ich durch dich das Licht im Lichte sehen kan. Zch grüsse deinen Tag, als einen Tag der Wunder, weil deine Wunder-Hand ihn ost gezeichnet hat; O, lege Du in mir den wahren Glaubens-Zunder, so fangt mein Herze Glut durch deine Wunder-That. Das war dein Oster-Tag, an welchem Du erstanden: Ach laß 'mich heute doch aus meinem Grabe gehn, befreye meinen Fuß von allen Todes-Banden, und würcke selbst in mir ein geistlichS Auferftehn. B 5 Geuß

26 ______ Eeuß deinen Geist auf mich, itnö mache heute Pfingsten, wie weyland dieser Tag dadurch geheiligt ward: Dein Wort er­ leuchte mich, daß ich nicht im geringsten von diesem weichen mag, was du mir offen­ bart. Gieb Augen, welche dich und deinen Sohn erkennen; Gieb Ohren welche dir be­ gierigst offen stehn: Gieb Lippen, die voll Geists in deinem Lobe brennen, gieb Füs­ se, Hie mit Lust in deinen Dorhof gehn. Vor allem gieb ein Hertz, das, gleich dem guten Lande, in Glauben und Gedult viel hundert Früchte bringt: Behüte mei­ nen Sinn für allem Mißverstände, damit das gute Merck bey mir sehr wohl gelingt. Mein. Hirte weide mich auf deiner grünen Aue; und führe mich, dein Schaaf, zum fri­ schen Wasser hin; Schleuß deinen Him­ mel auf, daß er mir Manna thaue, laß mir Vergiß mein nicht in deinem Worte blühn. Mich hungert, lasse, mich mit LebensBrodte speisen, mich dürstet, trancke mich vom Brünnlkin Israel; Gieb deinen Die­ nern Kraft, daß sie mich unterweisen, aus lhrem Munde geuß die reine LebensQuell. Dein Weinberg ist für mich, ach! laß mich Trauben bringen, und keine Heerlinge an meinem Stocke stehn; Erwecke Saft

Morgen-Seeyen am Sonntage.

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Saft und Kraft, die bis zur Wurtzel drin­ gen, daß deine Wercke bald bey mir in£

Leben gehn. Laß mich mein AnMy nicht im Spiegel so beschauen, wie einer dcr ver­ gißt, wie. er gestaltet war; Ein jedes Wort, daß du mir lass st arwmraucn, stell als ein Denckmahl mir im gantzen Le­ ben dar. So bald mich dein Gesttz mit stinem Hammer troffen, so bald ley auch mein Hertz zermalmet und zerknirscht: Dein Evangelium steh mir auch wieder of­ fen, wenn der geangste Geist nach deinem Worte dürst. Laß einen Tempel mich in dei­ nen Tempel bringen; Mem Hertz dein Predigtstuhl, dre Lippen dein Altar; dcrWeyhrauch mein Gebet, das Opfer, Flehn und Smgen; Du aber stell dich selbst zu meinem Priester dar. Go geh ich in dein Hauß, auf deine grosse Güte und setze mich getrost zu deinen Füssn hin: verbiege mich allhier in dejn Gezeit und Hütte, daß ich gantz ungestört in deinem Dienste bin. Ach HErr, wie lieblich sind die Wohnungen zu nennen? Wie freuet sich mein Geist auf Zions Heiligthum? dort seh ich Licht und Recht auf deinem Heerde brennen? dort predigt man dein Heil und deines Namens Ruhm. So wollst du nun mein Hertz beym einigen

28

Benjamin Schmolckens

einigen erhalten, daß deinen Namen ich mit Ernste fürchten mag; ja lasse deinen Gent in meiner Seelen walten, so wird dein Sonn-Tag mir ein rechter Sonnen-Tag. Die Welt mag ihre Lust nach eitelm Sinne pflegen, ich roili, GOTT helff es mir! kein Sabbaths Schänder seyn, und diese Wor­ te mir tier in mein Hcrtze prägen; Stellt euch der Welt nicht gleich, dient eurem GOtt allein. Bet ich, so schleuß mir auf dein Herz und deinen Himmel ; sing ich, so spiele du m meiner Seelen drein; Mach es ganz still in mir, laß alles Welt-Getümmel das sonst die Andacht stört, von mir ver­ bannet seyn. Kein Schlaf verschliesse mir die Augen und die Sinnen, kein Nachbar irre mich mir seiner Plauderey; ja laß mich seldsten nichts, noch reden noch beginnen, was deines Wortes Lauf in mir zuwider sey. Gieb, daß dein guttrGeist auf alleSeelen fal­ le, die heute, HErr, für dir, in deinem Tem­ pel stehn; damit das Wort nicht nur in ih­ ren Ohren schalle, so lasse seine Kraft durch ihre Herzen gehn. Erhör hie Betenden und die, vor die wir beten, laß auch in ihrer Noth nicht ohne Hülfe stehn; Gieb, daß dieBeichtenden mit Reue vor dich treten, mit Glau­ ben würdiglich zu deiner Tafel gehn. Die allge-

Morgen, Geegen am Sonntage.

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allgemeine Noth laß dir zu Hertzen gehen, nimm deiner Kirchen dich und ihrer Glie­ der an; daß wir im Geiste hier verknüpft beysammen stehen, und keines Feindes Macht dein Haustein stürtzen kan. Wohl­ an, du ruffest mich. So will ich mit dem Hauffen zum Hause wallen gehn, wo dein Gedächtniß ist; Bewahre meinen Fuß, und laß mich also lauffen, daß du mir Warheit, Weg, und auch das Leben bist. Laß, mich nicht ohne dich alsdenn zurücke Zehen, wenn ich gelehrt, vermahnt, gewarnt, getrö­ stet bin. Laß einen Brand m mir nach deinem Wort entstehen, wie dorten bey Emaus der Jünger HeryeN glühn. So ehr ich deinen Tag, 0! du Dreyeinigs Wesen GOTT Vater, Sohn und Geist als dein geweyhtes Fest, und werde diese Sckrilt an allen Wanden lesen: Geoenck des Sabbathes, daß du ihn herligest!

Morgen-Lied. Mel. Meinen ILsum laß ich nicht, t vom Licht, erleuchte mich, bey dem neuen Ta** ges Lichte Gnaden Sonne, stelle dich vor mein munters Angesichte; wohne mir mit Glantze bey, daß mein Sabbath lustig sey 2. Brunn-Quell aller Süßigkeit, laß mir deine Ströhme fliessen! Mache Mund und Herz bereit

3o

Benjamin Scbmolckens

dich in Andacht recht zu küssen. Streu das Wort mit Segen ein, laß es hundertftüchrig seyn. 3. Zünde selbst das Opfer au, das auf meinen Lippen lieget: Sey mir Weißheit, Licht und Bahn, daß kein Irrthum mich betrüget, und kein fremdes Feuer brennt, welches dein Altar nicht keimt. 4. Laß mich heut und allezeit, Heilig,Heilig, Hei­ lig fingen, und mich in die'Ewigkeit mit des Geistes Flügel schwingen. Gib mir einen Vorschmack ein, wie es werd im Himmel seyn. 5. Nuh in mir, und ich in dir, bau ein Paradieß msHertze Offenbahre dich doch mir, und geuß meiner Andacht-Kertze immer neues Oele zu., 0 du Liebes-Flamme du. 6. Dieser Tag sey dir geweyht. Weg mit allen Eitelkeiten. Ich will deiner Herrlichkeit einen Tem­ pel zubereiten, nichts sonst wollen, nichts sonst thun, als in deiner Liebe ruhn. 7. Du bist mehr, als Salomon, laß mich deine Weißheit hören, ich will deinen Gnaden-Thron, mit gebeugten Knien ehren, bis mir deine Sonne lacht, und den schönsten Sonntag macht.

Abend-Seegen am Sonntage.

UM

wie öfters ist der Vorsatz schon gebrochen, die Sünde will nur stets vor meiner Thüre ruhn. Jetzt schrdcket mich dein Zorn, jetzt weckt mich mein Gewissen, wo soll ich aber hin vor deinemAntlitz gehn? Hier wind ich armer Wurm mich, HErr, vor deinen Küss ftn laß Gnade gehn vor Recht, sonst kan ich nicht bestehn. Mein Hirte, suche doch das arme Schaflein wieder, nimm das verlohrne Kind du lieber Vater auf: Laß deinen Gnaden-Stuhl zu meinen Seufzern nieder, hingegen meine hoch für deinen Thron hin­ auf- Ach hast du noch ein Hertz, so laß eS jetzo wallen, hast du noch einen Trost, so ruf ihn mir doch zu; es darf ein Wörtlein mir aus deinem Munde schallen , das von der Gnade spricht, so geb ich mich zur Ruh. Wohlan! ich zweifle nicht, mein Glaube Heist mich hoffen, der Friede zwischen uns ist wiederum gemacht: Dein Sohn hat dm Vergleich mit seinem Blut getroffen, so geh ich künftig nun den Sünden gute Nacht. Du wirst in mir, o GOtt, ein reines Hertze geben, und einen neuen Geist durch deine Kraft verleihn, ich will dir nimmermehr mit Bosheit widerstreben, und ein gehor­ sam Kind vor deinen Augen seyn. DaWollen ist bereit, gieb du nur das Vollbrin­

gen,

Abend-Seegett am Dienstage.

5z

gen, und mache morgen mich zur neuen Creatur, so will ich dir, mein GOtt, ein neues Danck-Lied singen, und mein Gelübde thun, das dir mein Hcrtze schwuhr. Ich gehe nun versöhnt mit dir, mein GOtt zu Bette, ich führe dich zu mir in meine Kammer ein, und wenn ich sonsten nichts zu meinem Lager hatte, so soll dein Gnaden-Schoos die sanfte Ruh-Statt seyn. Du Hüter Israel, ich werffe meinen Kummer auf deinen Rücken hin, der alles tragen kan: Komm, lege mei­ nen Leid in einen süssen Schlummer, doch schauet dich mein Geist auch in dem Dunckeln an. Solls aber anders seyn, daß sich nach deinemWillen, die letzte Lagerstatt in einem Sarg verkehrt, so sterb ich auf dein Wort, und ruhe gantz im Stillen, weil meines ZEsu Blut den Schlaf-Trunck mir gewahrt. O! welch ein Morgen wird, in Zion dort erschei­ nen, dort wird kein Dienstag nicht, ein rech­ ter Freytag seyn: Egypten gute Nacht! GOtt führt zuletzt die Semen, da, wo kein Dienst-Hauß ist, zur Himmels-Freyheit ein. Indessen schlaf ich nun sey du bey Groß und Kleinen, sie sey hier oder da, mit deiner Vater-Huth, du wirst es treu mit uns, wie wir mir dir es meynen. Versiegle -iß Gebet mir deines Sohnes Blut. D 3 Abend-

54______ Benjamin tzchmolckens

Abend- Ped. Mel, Christ, der du bist der helle Tag. fi?tn Lag geht nach dem andern hin, da ich noch stets im Leben bin; die Zeit verlattfft, und ich mir ihr, nur du mein GOtt bist stets bey mir. Du giebest, daß ich manchen Tag mit'Seegey hinterlegen mag; Und wenn mich eine Last gedrückt, so bist du es, der mich erquickt. Hingegen ist mein Wandel nicht, nach deinem Willen emgericht. Ich bin nicht werth, daß dein? Gnad so lange mich verschonet hat. 4 Doch trau ich fest auf deine Huld, die grösser ist, als meine Schuld. Ich halte dich, und laß dich nicht, bis mir dein Mund den Sergen spricht, 5 Ach segne, Vater, meine Ruh, und gieb mir dein Geleire zu, so schlaf ich wie ein Jacob ein, weil Mahanaim um mich sinn. 6. Getreuer JEsu, steh mir bey, und tritt des Satans Kopf enrzwey, daß, wenn mich deine List bekriegt. er bald zu meinen Füssen liegt, 7. Gieb, gurer Gecst, daß mir dein Licht auch in dem Duy ckeln nicht gebricht; Verleih mir einen fo(# chen Sinn, daß ich im Schlaff auch wachend bin, 8 Du heilige Dreyfaltigkeit, dein bin und bleib ich all'zeit- soll riese Nacht die letzte seyn, so leb und sterb ,ch dir allein.

Morgen - Seegcn am Mittwoche. ein GOtt, cs kommet hier, bey frühen Morgenröthen, ein Jacob, der mit dir im

54______ Benjamin tzchmolckens

Abend- Ped. Mel, Christ, der du bist der helle Tag. fi?tn Lag geht nach dem andern hin, da ich noch stets im Leben bin; die Zeit verlattfft, und ich mir ihr, nur du mein GOtt bist stets bey mir. Du giebest, daß ich manchen Tag mit'Seegey hinterlegen mag; Und wenn mich eine Last gedrückt, so bist du es, der mich erquickt. Hingegen ist mein Wandel nicht, nach deinem Willen emgericht. Ich bin nicht werth, daß dein? Gnad so lange mich verschonet hat. 4 Doch trau ich fest auf deine Huld, die grösser ist, als meine Schuld. Ich halte dich, und laß dich nicht, bis mir dein Mund den Sergen spricht, 5 Ach segne, Vater, meine Ruh, und gieb mir dein Geleire zu, so schlaf ich wie ein Jacob ein, weil Mahanaim um mich sinn. 6. Getreuer JEsu, steh mir bey, und tritt des Satans Kopf enrzwey, daß, wenn mich deine List bekriegt. er bald zu meinen Füssen liegt, 7. Gieb, gurer Gecst, daß mir dein Licht auch in dem Duy ckeln nicht gebricht; Verleih mir einen fo(# chen Sinn, daß ich im Schlaff auch wachend bin, 8 Du heilige Dreyfaltigkeit, dein bin und bleib ich all'zeit- soll riese Nacht die letzte seyn, so leb und sterb ,ch dir allein.

Morgen - Seegcn am Mittwoche. ein GOtt, cs kommet hier, bey frühen Morgenröthen, ein Jacob, der mit dir im

Morgen # Seegen am Mittwoche.

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im Glauben ringen will, es hat mich diese Nacht kein Esau können tödten; Denn deine stürcke Hand war aller Feinde Ziel. Ich preise dich davor mit aufgehalmen Handen, mein Mund und auch mein Hertz erhebet deine Macht; Es soll sich Leib und Seel zur Danckoarkeit verpfänden, dieweil du beydes hast so väterlich bewacht. Doch Etau lebet noch, der Feind «st noch vorhan­ den, der mein im Tage so, wie in der Nacht, begehrt. Bewahr auch heute mich vor den gelegten Banden, und gieb, daß Pfeil und Lm oey mir vorüber fahrt. Ich taffe dich nun nicht, bis du mich, HErr, gesegnet, ich hab und halte dich, bis mir die Sonne lachr; So fürcht ich keinen Feind, der heu­ te mir begegnet, ich hadeGOtt besiegt, trotz aller Feinde Macht! Die MorgemStunde trägt sonst lauter Gold im Munde ich aber trage GOtt in meinem Hertzen ein, so hab ich mehr als Gold, und kan mit guten Grun­ de bey deiner Daker-Huld reich und geseg­ net seyn. Nun bin ich heut ein Mensch, gleich wie die andern Tage, ich kan was Mensch­ liches erfahren und begehn; drum brauch ich deinen Geist, der sich ms Mittel schlage, daß ich der Sünde kan mit Ernste widerstehn» Durch diesen führe mich auf der gebahnten D 4 Straf-

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Benjamin Schmolckens

Strasse, die man die richtige vor allen an­ dern beist, und leite meinen Gang nach dei­ nes Wortes Maasse, daß mich kein Sün­ den-Fall so leicht zu Boden reist. Rechst dem werf ich mein Netz m deines Sohnes Namen mit allen Freuden aus, wie du befoblen hast: Gieb einen Seegens Zug, wie dorr in Petn Hamen und wenn mirs sauer wird, so mache Lust aus Last. Es lebt nie­ mand davon, daß er viel Güter heget, der grosse Reichthum ist nur die Vergnüglichkeit. Hast du nur dielen Schatz im Hertzen bevgeleaer so trag ich nicht darnach, was andrer Hertz rrfn ut. Du weist, was ich bedarf, ich w'U dick lassen sorgen, weil du so lange Zerr itbon Hau6 gehalten hast: Giebst du mir heute was, so giebst du es auch morgen, denn mein bescheiden Theil haft du schon abgelast. Laß mich vernünftig seyn bey al­ len meinen Wercken, auch nichts zur Unzeit thun, auch nichts versäumet seyn, giebt sich ein Fehler an, so laß mich ihn bald mercken und ..ieb nur Bessrung zu meinem Besten ein. Du wirst mich h. Ute wobt des Creutzes nicht verschonen, es sey groß oder klein, so bring eS immer her! Wer ohne Dornen will in dieser Wüsten wohnen, der ist kein rechter Cynst, und alles Trostes leer. Sind meine

Morgen-Sergen am Mittwoche.

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meine Schultern schwach, du haft den brei­ ten Rücken, der aller Frommen Creutz und Trübsal übertragt: Drückst du, so wirft du auch zu rechter Zeit erquicken, du heilft mit einer Hand, wenn gleich die andre schlagt. Und weil so in der Welt die LebensZeit vergehet, wann immerfort ein Tag den andern adgelöst, so gieb, daß auch der Tod wir ftets vor Augen stehet, der uns nach al­ ler Noth mit sanfter Ruhe tröst. Wer weiß, ob ich den Tag zum Ende bringen werde? Du weist es wohl, mein GOtt, drum mache mich geschickt: Ich bin dock­ weiter nichts als eine Hand voll Erde, wohl mir, wenn deine Hand mein Auge zu­ gedrückt. Doch bin ich dir, mein GOtt, noch m der Welt was nütze, so flösse heute mir ein neues Leben ein, erhalte, kräftige, versorge, leite, schütze, mich als dein Ei­ genthum, ich will dir danckbar seyn. Leib, Seele, Freund und Feind, die Deinen und die Meinen, Kirch, Regiment undHauß be­ fehl ich deiner Hand: Laß allen überall dein Gnaden-Antlitz scheinen, mach fruchtbar unser Hertz, und auch das liebe Land. So bleibe denn bey uns auch mitten in derWochen, auch mitten im Beruf, auch mitten in der Noth. Du wirft es alles thun, der D 5 Mitt-

Benjamin Scbmslckens

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Mittler hats versprochen, zuletzt bist du bey uns auch mitten in dem Tod.

Morgen - Lied. Mel. Aus ineines Her-yens Grunde, rc. Anfang aus der Höhe, du Glantz der Herr**'■' lichkeit; Durch deine Gnade gehe ich aus der Dunckelheit, den Hellen Tag zu sehn. Ach! lasse sei­ ne Strahlen, mir recht vor Augen mahlen, wie wohl mir ist geschehn. r> Ich lag in sanften Schlummer, in der ver­ gangnen Nacht, und dacht an keinen Kummer, der andre traurig macht. Jetzt da das Licht erblickt, so leb ich gleichsam wieder, und habe meine Glieder mit neuer Kraft erquickt. 3. Nun HErr! von deinem Sorgen kommt alles Wohiergehn; Der Abend und der Morgen muß deinen Ruhm erhöhn. Ach halte ferner an. Daß mein B'.ruffö-Ge'chaffte der neuen Lebens-Kraffte auch wohl geniessen hin. 4. Erfüll mit deiner Gnade, meinHertze früh und spach, daß mir kein Unfall schade; Gieb beydes Rach und That. Erhalt in Lieb und Leid ein ruhiges Ge« wissen, soll ich mein Leben schliessen? Ach komm! ich

bin bereit.

Abend Sergen am Mittwoche. gsif Nackt ist wrcher da, mein Bette rmr mich wieder, doch rurt mich auch mein GOtt vorher zur Danckdarkeit, drum werf

Benjamin Scbmslckens

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Mittler hats versprochen, zuletzt bist du bey uns auch mitten in dem Tod.

Morgen - Lied. Mel. Aus ineines Her-yens Grunde, rc. Anfang aus der Höhe, du Glantz der Herr**'■' lichkeit; Durch deine Gnade gehe ich aus der Dunckelheit, den Hellen Tag zu sehn. Ach! lasse sei­ ne Strahlen, mir recht vor Augen mahlen, wie wohl mir ist geschehn. r> Ich lag in sanften Schlummer, in der ver­ gangnen Nacht, und dacht an keinen Kummer, der andre traurig macht. Jetzt da das Licht erblickt, so leb ich gleichsam wieder, und habe meine Glieder mit neuer Kraft erquickt. 3. Nun HErr! von deinem Sorgen kommt alles Wohiergehn; Der Abend und der Morgen muß deinen Ruhm erhöhn. Ach halte ferner an. Daß mein B'.ruffö-Ge'chaffte der neuen Lebens-Kraffte auch wohl geniessen hin. 4. Erfüll mit deiner Gnade, meinHertze früh und spach, daß mir kein Unfall schade; Gieb beydes Rach und That. Erhalt in Lieb und Leid ein ruhiges Ge« wissen, soll ich mein Leben schliessen? Ach komm! ich

bin bereit.

Abend Sergen am Mittwoche. gsif Nackt ist wrcher da, mein Bette rmr mich wieder, doch rurt mich auch mein GOtt vorher zur Danckdarkeit, drum werf

Abend, Seegen am Mittwoche.

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werf ich mich allhier, vor seinem Throne nieder, und habe Hertz und Hand zur An­ dacht ihm geweyht; Allein wre darf sich wohl ein Sünder unterstehen, vor den ge­ rechten GOtt so ungerecht zu gehn; ES donnert ja sein Grimm vor den entbrann­ ten Höhen, kein Missethäter kan für seinem Wttttr stehn. Ach ja! mein Hertze will mrch leider selbst verdammen, der Satan z- iget nur der Sünden - Handschrift für, mich ftbröckkt G Ottes Zorn, wie auch der Höllen-Flammen, ach wo verberg ich mich? nrein GQtt ich ssieh zu dir. Die Mittwoch lasset mich wohl mitten in der Sünde; Ich seh, wohin ich will, so ist nichts recht gethan; doch dieses ist mein Trost, daß'tch den Mittler finde, der mitten in dem Zorn, dich Vater, stillen kan.' Bin ich es gleich nicht werth, doch hals dein Sohn verdienet, daß du noch gnädig bist, wenn man zum Crcutze kriecht; der hat mich durch sein Blut bey dir schon ausgesöhnet, weil er gerichtet ward so fürcht ich kein Gericht. Bedecke meine Schuld mit seinem Purpur-Kleide, und zeich mir sein Verdienst als einen Schlaf» Rock an; Mein Hirte lasse nicht das Schaflssn deiner Weyde, daß mir der Höllen-Wolf kein Schrecken bringen kan. Mein

Go

Benjamin Schmslckens_______

Mein Glaube sagt es mir, du willst mich nicht verschmähen, es läst eS deine Huld und Christi Tod nicht zu: Drum will ich nur getrost auf deine Güte sehen, in der allein besteht ihr allerbeste Ruh. Doch weil ich noch an mir den Leib der Sünden trage, so lehre künftig mich dem fletsche widerstehn, daß kein Gewissens-Wurm an meinem Hertzen nage, und meine Füsse stets auf dei­ nen Wegen gehn. Ich will, vollbringe, du; und soll ich morgen leben, so würcke selbst in mir rechtschaffne Besserung: Mein gantzer Wandel sey nur dir allein ergeben, ich leb und sterbe dir so hab ich schon genung. Kein süsser Wort kan mir, in meinen Ohren schallen als wenn du mir versprichst: Ich bin bey drr in Noth: Ob tausend und noch mehr zur Recht und Lincken fallen, so steh ich dennoch fest bey dir, HErrZebaoth. Be­ sonders laß die Nacht mich überall erfah­ ren du eben seyst der GOtt, der unser Zu­ flucht ist, wo deine Hand mich nur will de­ cken und bewahren, so frag ich nicht ein Haar nach aller Feinde List. An Davids Bette stund: Ich lieg und schlaf im Friede, denn du, HErr! hilffest mir, auf daß ich sicher wohn: O tröste doch auch mich mit diesem Abend-Liede, ich lege mich mit dir, sey

_____ Abend-Seegen am Mittwoche.

6r

sey du mein Schild tmD Lohn. Sey, ZEsu, du mein Licht bey diesen Finsternissen, sey meine Sonne mir auch mitten in der Nacht: Laß deiner Engel Schaar den Feind an Ketten schliessen, der wie ein Löwe mir auf mein Verderben wacht. Dein Name sey das Schloß, die Liebe sey das Zeichen, so mir als ein Panier an meinem Bette steht: Ich will dein theures Blut an Haus und Hertze streichen, damit des Wür­ gers Schwerdt umsonst vorüber geht- Hilff, daß kein Raub noch Brand, noch anders Ungewitter,, uns von dem Schlaft weckt, und unsre Ruhe stört; sey auch der Men. en Schutz und gnädiger Behüter, daß kei­ nen wer sie ftyn, ein Ungemach v-rfthrtTräumt uns, so bilde dich in unsere Gedancken, und leg uns unvermerckt, die JacobsLeiter an: Sey bey den Traurigen, Vei fotgeten und Krancken, daß jeder seine Noth bey dir vergessen kan. Laß den verblichuen Tag mir diese Lehre geben, wie er als Mitt­ woch hie der Wochen Mittel sey, so sey ich Sterblicher auch mitten in dem Leben, mit Noth und Tod umringt, und nie vom Ster­ ben frey. Soll heute nun mein Schlaf sich mit dem Tode küssen, so nehm ich deinen Tod O ZEsu! mit ins Grab, der kan die Bitter­ keit

6r______Benjamin Schmolckens

feit im Tode mir versüßen; O selig, wer so stirbt, der scheibet frölich ab.

Abend-Lied. Ml. wer nur den lieben (Bott löst walren suche dich, in meinem Bette, holdseligster ImErr Zebaoth, dein Ruhm verdient, daß er ie schwarhe Nacht zieht ihren Flor um unser **■' Schlaf-Gemach; der Himmel führt das Ster* »en-Chor den blassen Monden nach. 2. Nur du, meinJEsu, bleibest licht, wenn alles runckel ist; deinGnaden-Glantz verfinstert nicht, ist gleich die Sonn zu Rüst. z. Ach aber, was vor Finsterniß erblick ich doch in mir, mein sündlichs Hertze stellt gewiß die schwärtzte Nacht mir für.

4- So oft ich diesen Tag vollbracht, was dich be­ trüben kan: so ofte ficht der Höllen-Nacht mich im Gewissen an. 5- Doch weiche darum nicht von mir, du Gna­ den-Sonne du. Ich sage dir mein GOtt hinfür ein neues Leben zu. 6. Die Abend-Röche weiset mich auf dein vergoßnes Blut, dis bring ich, HErr, mit Reu vor dich, das machet alles gut. 7. Schleuß mich in deinen Armen ein, dein Her­ laß meinen Pfühl, dein Auge meine Decke seyn, wen» ich mich legen will. 8. Schaff, daß mein Hertze zu dir wacht, wenn sich das Auge schließt; daß dich memGeistdiegantze Nacht in süssen Träumen küßt. G 4

9. Gieb

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Benjamin Schmslckens

9. Gieb, Daß die Morgenröthe mich frisch und ge­ sund erweckt, damit mein Hertz von neuem dich in dei­ ner Güte schmeckt. 10. So geh ich aufmein Bette zri/wer weiß, wenn in das Grad; drum hilf, daß id) die letzte Ruh stets y» Gedancken hab. iT. Ihr Engel kommt/ deckt meinen Ort mit eu­ rer Flügel-Wachc; Ich schlafe sä)vn, doch noch ein Wort: Mein JEsu gute Nacht.

Muntre Früh-Stunde. in Auge schließ id) nun in GOttes Namen auf, der ausgeruhte Leib, befördert feinen Lauf, weiß aber nicht, ob'ich den Abend möcht erleben, es tönte mich vielleicht der Tod noch heut umgeben. 2. Drum saa ich dir, 0 GOtt, von Herhen Lob und Prciß, weil deine Güt und Treu bey mir kein Ende weiß. Du hast mich diese Nacht so väterlich bedecket, daß mich kein Ung'lückin meiner Ruh erschrecket. 3.. Du hast desSatansGrimm genädig abgekehrt, der Fürst der Fimierniß hat mir kein Haar versehrt; beschütz and) diesen Tag mich,HErr/aufmeinen We­ gen, laß deinen Engel mir die Hand selbst unterlegen. 4. Regiere mein Gemüth und rid)tes gantz ;u dir, daß keine böse Lustzur Sünde mich verführ; Gieb daß ich den Beruf mit allen Freuden treibe, und auch in meinem Schweiß nicht ohne Seegen bleibe. 5. Also wenn fid) der Tag zu seinem Ende neigt, verheiß ich dir, ein Lob, daß nach dem Himmel steigt. Nimm alle Sorgen selbst aufdeinen Vater-Rücken, mach alles Creutze leicht, so du wirst überschicken

6. Und

Morgen- und Abend-Lieder._____ 105 6. Und so ja dieser Tag mein letzter Tag soll seyn, so richte meinen Gang in solchen ndel ein, auf daß ich wohl bereit im wahren Glauben ftehe, und alödenn' voller Glantz zum grossen Tage gehe.

Gott-geherligre Nacht-Stunde, (schlaf ein, mein Hertz, und singe dem Schöpffct aller Dinge zuvor ein Lied von Busse, fall ihm betrübt zu Fusse. 2. Wie sehr haft du betrübet, den der dick hat geliebet, den Geber aller Güter,Den frommer» MenschenHücer

3. Sind das nicht Sünden-Schatten, die dich umgeben hatten; du hast dich nicht gewehret, da Sa­ tan dein begehret. 4. GOtt will ein Ovfer haben, drum bringe deine Gaben; dein Weyrauch und dein Widder seyn deine Thränen-Lieder. 5. Ach seufze: HErr, genädig;> mach mich von Schulden ledig, um Christi Blutes willen laß deinen Zorn doch stillen. 6. Gieb daß die Dunckelheiten, mirnicht ein Grab bereiten, eh ich in meinen Sünden kan Buß und Gnade finden. 7. Sprich doch: Mein Kind, nun liege, trotz dem. Der dich betrüge; schlaf wohl, laß Dir nicht grauen. Dein GOtt will auf dich schauen. 8. Will gleich der Satan brüllen, so laß ihm nicht den Willen: daß ich kan sanfte schlaffen, bey deiner Engel Waffen. 9. BedeckeHErrchieMeinen,verlaße heute keinen, daß sie in deinem Seegen, sich alle niederlegen. G 5 10. Unti

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Benjamin Schmolckens

io. Und laß mich endlich morgen, befreyt von allen Sorgen, aus meinem Bette gehen, so will ich dich erhöhen. 11 Schlaf nun mein Hertz und ruhe, und glaube, daß GOtt thue,was deine Seufzer bitten; du schläfst, GOtt will behüten.

Morgen-Lied. Mel. Was ie Nacht ist hin, wach auf mein Hertz, du sollst ein Opfer bringen, laß deine Flügel Himmel« warts sich nach den Wolcken schwingen: Denn GOttes Treu ist wieder neu, er hat dir Licht und Leben von neuem itzt gegeben. 2. Ihr Seufzer bringet Wohlgeruch vor eures Schöpfers Throne, kommt bittet Seegen vor den Fluch in Christo seinem Sohne, die Gnaden-Thür ist offen hier, drum lasset euer Beten zu GOttes Hertzen treten. 3. Du Sonne der Gerechtigkeit, vertteib die Nacht cer Sünden, und laß an diesem Morgen heut viel Gnaden Thau mich finden. Hast du die Nacht mich wohl bewacht, so sey auch nun am Tage ein Schutz für alle Plage. 4. Das Gute wende du zu mir, das Böse laß mich fucnen, und deine Hand mich für und für nur nach dem Himmel ziehen. Gieb Rath und That, so früh als spat, zu allen meinen Wercken, laß dei­ nen Geist mich störcken. 5. Ich werfe meine Last auf dich, ach hilf sie treulich tragen: Machs wunderlich , nur seliglich.

Morgen- und Abend - Lieder.

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ich will es auf dich wagen. Kein Creutz ist mir so schwer bey Dir! es thut mir deine Ruthe auch heute was zu gute. 6. Du bist mein GOtt, das weiß ich wol, laß mich nur deine bleiben , und was ich heute wnrcken soll, zu deinen Ehren treiben. Dein Seegen blüh durch meine Müh, daß, wenn ich Schweiß vergiesse, er lucht umsonst-; fliesse. 7. Laß auch die Meinen diesen Tag, dein Gnaden-Auge leiten, und Mil ich gar nicht wissen mag, das Ende meiner Zeiten: so gieb, daß ich mich stetig« lich des letzten Tages freue, und meine Schuld bereue.

Abend-Lied. Mel. 3(1 die vorige. Tag ist hin, ich lebe noch, mein Schöpfer sey gepreiset: Sich was vor Wohlthat hast du doch von neuem mir erweiset. Dein Gnaden-Strahl hat überall, mit Seegen mich geschmückst, ja Leib und Seel erquicket. 2. Hingegen hab ich dich betrübt, viel Missethat begangen; doch weil sich IEsus vor mich giebt, so laß mich Gnad erlangen! sein theures Blut rnacht alles gut, drum will ich meine Sünden, auf seinen Rücken binden. 3. In deine.Wunden bett ich mir, ach laß mich sanfte liegen. Ist deine Liebe mein Panier, jo schlaf ich mir Vergnügen. Dein Schatten macht, daß diese Nacht, ohn eintzige Beschwerden, mir muß zum Tage werden. 4. Komm

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Benjamin Schmolckens

4. Komm drücke mir die Augen zu: Doch laß mein Herhe wachen, damit nicht des Leibes-Ruh, zur Sünde möge machen. Träumt etwan mir, so seyS von dir, damit dich meine Sinnen, auch schlaffend lieb gewinnen. 5. Die Starcken Salomons gieb mir, zur Rech­ ten und zur Lincken, auf daß sie um mein Bette hier wieDothans Lager blincken: so wird der Feind, der arges meint, mit seinen Finsternissen, von dannen flie­ hen müssen 6. Mein Weib und Kind, (Leib und Seel) mein Haab und Gut, befehl ich deinen Handen, laß sich Beraubung, Mord und Gut von unserm Haupte wenden, deckun(re Ruh mit Scegen zu, baß unS kein Feind erschrecke, auch Kranckheit nicht er­ wecke. 7. Soll aber diese Nacht der Tod des Schlafes Bruder werden, so mache mir nach aller Noth, ein Bettlein in der Erden. Auf Christi Blut entschläft sichs gut, drum laß mich dis erwerben, ihm leben und auch sterben.

Geistliche Früh-Wache. Mel. wach auf mein Hery und Singe rc.

angenehmer Morgen, dein Gruß vertreibt die Sorgen, dein Glantz verschlingt die Schatten, die mich umhüllet hatten. 2. Komm, bringe Licht ins Herze, daß deine Sonmn-Kertze, mich nicht in Sünden finde, und wieder so verschwinde. 3« Du

Morgen- und Abend-Lieder.

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3. Du Anfang aus der Höhe, schau wie ich vor dir stehe, und dich, du Morgen-Sterne, von neuem kennen lerne. 4. Du hast die Nacht vertrieben, du bist bey mir geblieben, du lagst an meiner Seite, du weckest mich auch heute. 5. So nimm nun Danck und Lieder, ich lebe heute wieder: Doch dieses neue Leben sey dir allein gegeben. 6. Sey du mein GOtt auch heute, daß mich dein Auge leite, dein Hertz mein Herhe rühre, und deine Hand mich führe. 7. Laß Schweiß und Fleiß gelingen, und solche Früchte bringen, die deinen Namen ehren, und mei­ nen Nutz vermehren. 8. Gieb ein vergnügtes Herhe, in Lust und auch in Schmerhe; soll ich in Kummer leben, so gieb Gedult darneben. 9. Bleib mir und meinen Lieben mit Liebe znge« schrieben: Ja deine Gnaden-Sonne sey Mer Men­ schen Wonne. 10. Ich hab es dir befohlen, willst du mich heute holen, so seys nach deinem Willen, nur selig und im Stillen.

Geistliche Nacht-Wache. Nach eigener Melodie. bend, Heller als der Morgen, weil mein JEsuS bey mir ist; gute Nacht ihr müden Sorgen, sanfte Liebe sey gegrüßt. Weil mich GOttes Flügel decket, und sein Auge für mich wacht, ach so werd ich nicht erschrecket, von der sonst betrübten Nacht,

a

s. Kommt

iio

Benjamin Scbmolckens

2. Kommt ihr angenehmen Scharten,wieget meine Glieder ein, daß sie ihre Kräft erstatten, wann sie wie gestorben seyn. Deckt ihr schwartzen Finsternisse, dieses Tages Fehler zu, und wenn ich mein Bette grüsse, so befördert meine Ruh. ' 3. Aber du, mein Herhe wache, denn dein JEfus klopfet an, daß er sich ein Lager mache, wo er bey dir ruhen kan. Laß die Glaubens-Ampel brennen, geuß das Oel der Andachr ein, so wirst du den Freund erkennen, der will dir zur Seiten seyn. 4. Laß mein Opfer dir gefallen, ewiger GenadenThron, höre meines Mundes Lallen, und der Lippen schwachen Thon; ach durchstreich mit deinem Blute des vergangnen Tages-Schuld, schone meiner mit der Ruthe, und erzeige wir Gedult. 5. Treuer Hirte, deiner Schaafe, Wächter mitten in der Nacht, decke mich in meinem Schlafe, gieb mir deiner Engel Wacht. Sey dl« meine Feuer-Säule, daß der arge Feind erschrickt, wenn er die vergiften Pfeile auf mem schlafend Herhe drückt6. Deine Wagenburg umschliesse, alles was mir angehört, daß man nichts von Grauen wisse, welches sonft die Ruh verftöhrt, laß an unser Bette schreiben:

GVrreo Binder schlafen hier, und GOrc wird bey ihnen bleiben: d> wie sanfte schlafen wir.

Mit GOtt zur Arbeit. Mel. Von GOtt will ich nicht lassen rc. gewagt in JEsus Namen, so ist es wohl gewagt, denn das Heist Ja und Amen, was er uns zuge­ sagt.

Morgen- und Abend-Lieder.

in

sagt. Der Held in Israel kan uns kein Wort nicht lügen, drum muß er uns vergnügen, am Leib und an der Seel. 3. Von ihm kommt aller Seegen, aus seiner treuen Hand; gehn wir auf unsern Wegen, nach Pflicht, Beruf und Stand, so fallt sein Gnaden-Thau auf unser Thun und Wercke, er giebst Kraft und Stärke zu unserm Kummer - Bau. 3. Oft will es sauer werden; doch weil es GOtt gefällt, daß wir auf dieser Erden zur Arbeit sind be­ stellt, so lassen wir den Schweiß vom Angesichte stiessen, weil wir den Trost schon wissen, GOtt segne Müh und Fleiß. 4. Der Fluch wachst zwar aufErden, der Dom und Disteln trägt; doch wenn man die Beschwer­ den mit GOtt nur überlegt, kan seine Gnaden-Hand die Disteln leicht verkehren, und Rosen drauf gewäh­ ren, das hat man oft erkannt. 5. Drum gehen wir mit Freuden an unser Amt und Pflicht, GOtt hat uns viel bescheiden, ein Fau­ ler erndtet nicht. Gebet und Arbeit nutzt, nur frisch daran gegangen, der wird den Schah erlangen, der hier gedultig schwitzt. 6.0 seelig ist zu schätzen, der sich mit GOtt ver­ gnügt, kein New mag ihn verletzen, weil er den Seegen kriegt, den niemand wehren kann. Wohlan, GOtt wird ihn geben, denn unsre Hände heben in ZEsus Nahmen an.

Morgen-

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Benjamin Schmolckens

Morgen den-Thür nicht selber mir verschrencken: Ja gieb mir die Begier zu wachen und zu beten, weil ich nicht wis­ sen kan, wann ich muß vor dich treten auf schwartzer Todten-Bahn. 5. Beweise deine Güte auch diese Nacht an mir; Dein Schirm sey meine Hüte, dein Name mein

H

Panier.

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Benjamin Schmolckens

Panier. Treib du mit deinem Schilde des Feindes Pfeil zurück, und gieb, daß ich im Bilde dein Antlitz stets erblick. 6. Halt du dem alten Drachen den schwartzen Rachen zu, und laß die Engel wachen bey deiner Kinder Ruh; was in dem finstern schleichet, das laß vorüber gehn, daß, wenn die Nacht entweichet, wir alle vor dir stehn. 7. Doch, HErr, nach deinem Willen; denn sollt ich diese Nacht ins Leichen-Tuch mich hüllen, so laß mein Lcbens-Tacht in Christi Blut genchet, als wie ein Licht vergehn, den Geist zu dir versehet, in lauter Lichte stehn.

Tägliches Gebet um ein seliges Ende. GOtt, ich lebe wohl, doch weiß vvV jch nicht wie lange, mein Tod ist gantz gewiß nur seine Stunde nicht, und daß mein Leben nur an einem Faden hange bezeigt mein siecher Leib, der alle Stunden bricht. Ich habe manchen schon zum Grabe helfen tragen der jünger war als ich; ge­ sunder war, als ich: Ach sollte nicht dabey mein schwaches Hcry mir schlagen, denn eS sft ausgemacht, die Reih kömmt auch an mich. Und dennoch denck ich doch so selten an mein Ende, als wenn der Tod mit mir gar einen Bund gemacht: Er aber faßt vielleicht denPfesi schon in die Hände, und

Morgen- und Abend - Andachten.

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ist auf meinem Fall und auf mein Grab be­ dacht. Was bild ich mir wohl ein, daß ich so sicher lebe? Was hab ich auf der Welt? vielleicht die göldne Zeit? Ist meine ude nicht wie eine Spinnenw be, unb die ge­ ringste Lust vermengt mit Blltcrk^t?'Wie bitter wird der Tod , wenn man bey guten Tagen so wenig an ihm beiseit z und wie entsetzt man sich, wenn er uns unv rhoft die Worte lasset sagen: Bestelle du dein Hauß, die ist kein Raum vor dich. Ach mein GOtt, stelle mir mein Ende stets vor Augen, weil nichts aew'ssers doch einmahl erfolgen kan, eb mir der Tod die Kraft be­ ginnet auszusaugen, so führe fleißig mich die letzte Todes-Bahn. Es ist mir Iahe und Tag und Augenblick verborgen, der Tod mahnt seine Schuld oft unversehens ein, drum laß, 0 liebster GOtt, von auen meinen Sorgen, die gröst- und wichtigste die Todes-Sorge seyn. Es ist nickt Rath, daß ick die Buffe wollte spahren, bis auf den letzten Punct, die späte Reu ist schwer; wie übel würd ich doch in meine Grube fahren,

wenn in der Eil kein Raum zu meiner Busse war. Da kommt die Sunde denn mit Haufen vor das Bette, der Satan leget unS ein schwartz Register für, die Hölle schnavt H 2

nach

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Benjamin Schmolckens

nach uns , man wünschet, daß man hätte mcht in der Welt gelebt, als so gesündigt hier. Das aües lerne mich im Leden wohl erwegen, weil es noch heute helft, so laß mich Buffe thun. Verleih mir deine Kraft, die Sünden abzulegen, ich wurde sonften schwer auf diesen Küssen ruhn. Wer frölich fterben will, muß sterben, eh er stirbet, ft» sterbe denn mein Hertz der Sünden zeit­ lich ad; gieb daß in mir die Welt mit ihrer Lust verdirbet, und zeige stündlich mir der Eitelkeiten Grab. Ach reiß das Hertze loß von dem, was irrdisch heisset: Befreue meinen Sinn der an der Erden klebt: denn wer sich allzusehr aufs Zeitliche befleisset, vergißt das Ewige, und stirbt schon, weil er lebt. Betäube Fleisch und Blut, und tödte meine Glieder, damit die Sünde nicht darinnen herrschen kan; denn wirft muh diese Last aufs Krancken-Bette nieder, so seh ich meinen Tod als eine Marter an. Ein gut Gewissen kan das Ende leichte machen: Gieb, daß ich diesen Schatz stets rein bey mir bewahr; denn wenn er erst beginnt im Sterben aufzuwachen, und Satan bla­ set zu, so steht man in Gefahr. Laß mich des Lebens-Wort mit Lust und Andacht hö­ ren, weil ich noch bin gesund ; das giebt im Tode

Msrgen- und Abend < Andachten.

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Tode Kraft: Man har den Vorschmack schon in solchen Himmels-Lehren, was uns vor Süßigkeit das andre Leben schafft. In Liebe laß mich auch mit meinem Näch­ sten leben, denn dort im Himmel wird nur lauter Liebe seyn: Und wenn ich denn der Welt die gute Nacht soll geben, so schleuß vor allem mich in IEsus Wunden ein. Gieb, daß ich in den Tod, als auf den Kampf-Platz gehe, darauf dein eigner Sohn für mich gerungen hat, und daß ich wie ein Held im Glauben feste stehe, je nä­ her sich der Tod zu meinem Hertzen naht. Vergeht mir alle Kraft, die Zunge kan nicht sprechen, die Hände werden laß, die Süsse kaltes Eiß, das Ohr verstopfet stch, die müden Augen brechen, durch meinen ganzen Leib laufft kalter Todes-Schweiß. Mein Angestcht verfällt, es starren alle Sinnen, die Kraft zerfleußt wie Wachs, der letzte Groß ist da, alsdenn so weiche doch, mein JEsu, nicht von hinnen, und zeige mir im Geist dein blutigs Golgatha. Hilf, daß ich als ein Christ auf deine Wunden sterbe, und daß der letzte Blick in deine Seite flieht, im Tode zeige mir das schöne Himmels-Er­ be, wie dort ein Stephanus den offnen Him­ mel fleht. Dein rother Purpur soll mein H 3 Ster-

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Benjamin Schmslckens

Sterbe-Kittel werden, der Lippen letzter Hauch dem tüffer ZEsus Nahm. Alsdenn so kommt mein Leib, die Erde, zu der Erden, der Geist zu dir, mein GOtt, von dem er erstlich kam. Nun ich befehle dir mein Le­ den und mein Sterben, leb ich, so leb ich dir, fiert !ch, w sterb ich dir; dein Sterben laßt mich auch tm Steeden nrcht verderben, und weil du ewig lebst, so lebst du auch in mir. Indessen laste mich das Ende stets bedenken, das Ende meiner Noth, das Ende meiner Zeit! Und wenn sich Leib und Geist zu ih­ rem Ursprung lencken: So führe Mich erlößt zur süssen Ewigkeit. Amen.

Täglicher Blick in das Grab. Mel. Wer nur den lieben GOtt läßt walten rc. Grab ist da! hier fteht mein Bette, ba ich ***' Den Tod umarmen soll; Ach wer sich wohl gebettet hätte, der schliefe sanft und ruhte wohl; man dencket gar zu wenig dran, daß man so leicht­ lich sterben kan. 2. Das Grab ist da! so heißt es immer, wir gehen ein, und gehen aus: Die Welt ist wohl ein schönes Zimmer, doch aber ein geborgtes Haus. Bequemt man sich am besten hier, so weiset uns der Tod die Thür. z. Das Grab ist da! oft bey der Wiegen, wie manches Kind grüst kaum die Welt, so muß es schon

Morgen- und Abend-Andachten,

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schon im Sarge liegen, dieweil der Tod nicht Ord­ nung hält, und alles ohn Erbarmen bricht, die Frucht sey zeitig oder nicht.

4. Das Grab ist da! die besten Jahre, sind auch des blassen Todes Raub, der wirft den Stärcksten auf die Bahre, und legtdenSchönsten in den Staub! Ein jeder Schritt, den man vollbracht, naht sich mit uns zur Grabes-Nacht. 5. Das Grab ist da! so bald «mv älter, so gehn wir auf den Kirch-Hof zu. Die Glieder werden immer kälter, und sehnen selbst sich nach der Ruh: denn Sterben ist der feste Schluß, der Junge kan, der Alre muß.

6 Das Grab ist da! was solt ich wähnen, daß es noch ferne von mir sey? Denn man begräbt ja den und jenen, und jeder muß an diese Reih, wie man­ chen legt man auf die Vahr, der jünger und gesün­ der war. 7. Das Grab ist da! ich will mit Busse dahin stets meine Wohlfahrt thun. Ich falle dir, mein GOtt, zu Fusse, ach laß mich nicht in Sünden ruhn. Wer Sünde mit sich nimmt ins Grab, stirbt dir und auch dem Himmel ab. 8. Das Grab ist da! wo michs soll laben, so muß ich auch im Glauben mich in meines JEsu Wunden graben, mein Heyland ich umfasse dich. Denn du bist meines Todes Tod, steh mir bey in der letzten Noth. 9. Dao Grab ist da! mein kurhes Leben, soll künftig desto frömmer seyn, und nicht nach Pracht und Reichthum streben, das ist ein kahler LeichenH 4 Stein.

rrs

Benjamin Gchmolckens

Stein. .Die Grabschrift, die die Tugend gräbt, macht daß man auch im Tode lebt. 10. Das (Dct wird nach feinem Rarh mich leiten, und endlich nehmen an mit Freuden. 11. Sein Rath ist wunderbar, doch herrlich, obS gleich vom Anfang widrig scheint; es end sich glück­ lich, was gefährlich man oft zu seyn zu erst gemeint; was aber man vor Glück gehalten, gieng oft auf grosses Unglück aus: Drum laß ich meinen Va­ ter walten, und sag in allem Trübsals-Strauß: (S Inspektor berEvangelischrnKirchtN und Schulen vor Schweidnitz,

GOtt geheiligte

Morgen - und Abend-

Andachten. Nebst M. §hristian Scrivers GOtt geheiligtem

Bet-Altar Frommer Christen. Zweyter Theil.

Anno »768,

Benjamin Gchmolckens Vorrede.

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Andächtiger Beter! habe lange angestanden, mit meiner wenigen Arbeit die Menge der Gebet- Bücher zu vermehren. Ob ich Zwak ° II

davor halte, daß das beste Ge­ bet-Buch in dem Hertzen eines gläubigen Anrufers sey; so bin ich doch auch überredet, daß die gekstreichen Gebet- Bücher gar nützliche Gefässe des Heiligthums sind. Da aber von denenselben schon e«x geleg­ nerer Vorrarh vorhanden ist, batte ich gewünscher, daß die wenigen Bo­ gen, die ich vor wenigen Jahren allbe­ reit einer Person zur Liebe verfertiget, im Verborgenen geblieben waren. Allein das gütige Verlangen ande­ rer, die gerne mit mir beten wolten, hat mich zu Fortsetzung solcher AnK L dach-

148

Benjamin Schinolckens

dachten aufgemunterr. Hier stehet nun mein Bkt-Altar X Du siehest, daß er einem unbekandten GOrt ge­ widmet ist. Was Paulus zu Athen gefunden, daß muß man nicht in Zion anrreffen. Was ich zu deiner Andacht amgebauet, führet die Überschrift:

Zur Heiligen Dreyfaltigkeit. Du findest hier Gelegenheit, wie du dich zu einer jedweden Person mit besondern Seufzern wenden kanst. Das war schon eine Weise der ersten Kirche, und so wenig dieselbe sich an die darwider lasterenden ANÜNtk

und Macedonianer kehrte, eben so wenig fragen die heutigen Beter dar­ nach, was einSüNdMß undWlsthon ihnen noch vor gottlose Einwen­ dungen machen. Opfere deine Ga­ be ungehindert auf diesem Altare. Bringe * Äoraüs diese Morgen- und Abendandachten entlehnet sind.

Bringe her die Farren deiner Lippen Schurre hier aus die güldene Scha­ len deines Räuchwerckö, auch die Fülle deiner Thränen. Je kleiner dieser Bkt-Mtüv ist, dmo leichter

kanst du ihn für deinen Scherf an­ schaffen. Ein reicher D6ci) C'dl)M mag sich eine gantze Bundes-Lade in sein Haus holen, du aber nimm vor­ lieb mit diesem kleinen Bet-Tische.

Die Steine darzu sind in dem geistlichen Jordan gesammlet, das Holtz darauf aus dem Wal­ de Zions gehoblet, die Kohlen. aus den Seufzern der Heili­ gen genommen. In der StiftSHlltkc und Tempel war ein Altar mit Golde überzogen. Opfere GOtt ein Hertz voller Glau­ ben und Liebe, so wird dein AlK3 tar

ijo

Benjamin Schmolckens

tar gülden, dMllmächtige selb' Ken drin Gold seyn. Bitte vor dem Höchsten, daß sein Feuer und Hcerd unter uns bleibe# und derHimme! sechsten unsere Flammen anzünden möge. Der HERR rieche den lieblichen Geruch deines Opfers, uyd das Lamm, welches sich selbsten ohne Wandel geopfert hat, besprenget das­ selbe mit dem Blute des Bundes, daß es ein gerader Rauch gen Himmel sey.

Deine Trübsal sey kein Wasser, sondern Oel in deine Flammen, und der Srmm des Unglücks blase sie nicht aus, sondern auf. Kurtz: Dein Bkt'Altar werde allemahl zu einem Danck- Altar, bis Du dermahleins ewiges Feuer opfern wirst auf einem Altar der Nicht mit Handen gemacht ist.

GOTT

Ui

GOLT erhöre Und vermehre Deiner Andacht heisse Gluth. Laß die Flammen Nur zusammen, Geuß darein die ThränenFluth. Das heißt Oel ins Feuer schütten, Du wirst nicht vergebens bitten, Dein Gebete, Flehn und Schreyn, Das wird Abels Opfer seyn. Amen. Komm und bet in JESUS Nahmen!

Heilige Vorbereitung t u m

Gebet. GOTT Vater, Sohn und Geist verleih, Daß mein Gebet crhörlich sey.

Hör Vater, und vertritt mich Sohn, Geist des Gebetes gieb den Thon.

ckD^VTT Vater, mein Vater! 13) Ich, dein Kind, erscheine vor deinem Angesichte, und klopfe mit einem brünstigen Abda an Dein väterli­ ches Hertze. Ich will beten, denn mich lo­ cket Deine Barmhertzigkeit. Ich soll beten, so erfordert es meine Dürftigkeit. Wie kan ich aber beten, ohne deines Geistes Be. redsamkeit? Darum laß mir denselben in meiner Schwachheit aufhelfen. Haft Du mich gerufen, daß ich zu Dir kommen soll, so rufe ich jetzund Dich, daß Du zu mir kommen mögest. Ich weiß wohl, daß ich

Heilige Vorbereitung zum Gebet.

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nicht wcrth bin, dein Kind zu heissen. Aber ich weiß auch, daß Du Dich über mich erbarmest, wie ein Vater über fr in Kind. Ach so erzeige mir deine Gnade, und verbirge dein Angesicht nicht vor mir. Laß Dir Wohlgefallen die Rede meines Mun­ des, und das Gespräche memeS Hertzens. Neige dein Ohr, gönne mir deinen Blick, öfne mir dein Hertz. O wie fröhlich werde ich seyn über deiner Hülfe, wenn Du mein Gebet wirst erhöret und meine Thränen gesehen haben. GE>TT Sohn, mein Erlöser! löse meine Zunge mir deinem Ringer deiner Allmacht. Thue auf den Mund zum Lo­ de, das Herye zum Gebete. Laß dein Blut heute reden vor mich, daß ich mit Freudigkeit hinzu trete zum GnadenStuhl, und Hülfe suche zur Zeit, da es noth ist. Zerreiß den Himmel über mir, daß mein Gebet hindurch dringe. Zeige mir durch deine Wunden das brünstige Hertz demeS himmlischen Dakers. Mache es weich in deinem Blute, daß es gegen mir breche und daran dencke, was Er ir geredt hat. Za wo ich nicht beten kan K 5 so

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Benjamin Schmolckens

so sey du selbst mein Vorsprecher, und ver­ tritt mich zur Rechten GOttes. Mache mich frey von der Sünde, damit ich desto freyer mit GOtt reden möge. Schweige den Satan, bedräue die Welt, tödte Fleisch und Blut, daß mein Gebet im Glauben desto lebendiger, in der Liebe desto himmli­ scher, in der Versuchung, desto sieghafter sey. Du wirfts wohl machen. GOTT heiliger Geist, mein Trö­ ster! Ach seufze in meinem Hertzen, und schreye m meinem Munde. Ohne dich kan ich meinen JESUM keinen HErrn heissen. Odne dich habe ich kein Zeug­ niß der Göttlichen Kindfchaft. Ohne Dich kan ich nichts thun. Ach so würcke doch in mir jetzo, Du Geist des Ge­ betes. Lege alle Worte auf meine Lip­ pen. Presse alle Seufzer aus meiner Seelen. Gieb in mir eine heilige Stille, reinige d»e Sinnen von aller titeln Ab­ sicht. Erleuchte den Verstand, heilige den Willen, bevestige den Vorsatz, ver­ mehre das Vertrauen gründe die Hoff­ nung, erwecke die Gedült. Mein Hertz sey dein Bet-Haus. Meine Seele dein Sela.

Heilige Vorbereitung zum Gebet.

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Sela Laß mich also beten, damit ich nicht die Antwort hören möge: Ihr wis­ set nicht, was ihr bittet. (D Heilige Dreifaltigkeit! Erhöre mich! Erhöre mich! Erhöre mich! Ich bete an zu deinem Kuß - Schemel. Ich liege vor Dir auf deine Barmhertzigkeu. Heiliger GOTT! Barmhertziger GOTT! Wahrhaftiger GOTT! Ich halte Drr vor deine Allmacht. Ich berufe mich auf deine Liebe. Ich gründe mich auf alle deine Verheissungen. Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn. Sprich nur ein Wort, so heißt es Amen, in deinem alterglorwürdlgsten Nahmen, Amen! Du hochgepriesne Majestät,

Erhör mein sehnliches Gebete, Daß es von Hertz zu Hertzen geht.

Und da ich jetzund vor Dich trete, So sieh auf mich von deiner Höh,

Bis ich mit Amen von Dir geh.

Morgen-

TT Sohn, mein Heyland! die­ ser Tag ist deine. An dem bist du aufer­ standen. Ach lasse mich heute aufstehen vom Irrthum zur Wahrheit, von der Sünde zur Heiligkeit, von Trauren zu der Zufriedenheit. Du b:st der Weg die Wahrheit und das Leven- Ach rede h- ute in deinem Heiligthum, so bin ich froh. Ich lege mich an deine Brust. Träncke mrch mit der Milch des lautern Evangelii. Du aber lege Dich durch dein Wort in mein Hertz, daß ich reichen Trost von dernem Hause habe. Erhalte mein Hertz bey dem Einigen, daß ich demen Nahmen fürchte. Baue dieses Land und wassere es. Denn deine Brünnlein haben Was­ sers die Fülle. Streue deinen Saamen auf ein gutes Feld, daß es hundertfäl­ tige Früchte bringe. Laß dein Wort seyn mein Licht auf dem Wege, meinen Weg zum

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Benjamin Schmolckrns

zum Himmel, meinen Himmel im Hertzen. So werde ich Luft an deinen Zeugmsten, und ftlost einen luftigen Saovath Haven. GVTT ^eiliger Geist! mein Tröster! Der Tag i|i auch dein Tag, an welchem Du sichtbarlich bist ausgkgossen worden. Ergiesse Dich heute über mich, giesse Dich heute in mich Zeige mir an diesem Sonntage die Sonne der Gerech­ tigkeit, und Heyl unter ihren Flügeln. Falle Du auf mich, wenn ich das Wort höre. Lasse mirs durch die Ohren ins Hertze ge­ hen. Schreibe es durch deinen Finger in meinem Sinn. Reinige mich m der Busse. Befestige mich im Glauben. Er­ baue mich in der Liede. Bessere mich im Leben. Tröste mich in der Anfechtung. Bereite mich zu einem seligen Sterben. So werde ich nicht nur ein Hörer, son­ dern auch ein Tharcr senn. Du aber wirst geben das Wollen und Vollbrin­ gen, und die gute Beylage in mir bewah­ ren, ja versiegeln bis auf den Tag memer Erlösung.

Heilige

Morgen«Andacht am Sonnta ge.

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heilige Dreyfaltigkeir! Heilige mich heute durch und durch. Sey du alles m mir, so vermag ich alles durch dich. Ma­ che Dir einen Tempel in meinem Hertzen, so wird meinem Hause heute Heyl wiederfahren. Wohne nicht nur bey mir, sondern bleibe auch in mir. Die Gemeine der. Gläubigen sey an tiefem Tag ein Hertz und eine Seele. Niemand diene Dir mit falschem Hertzen. Behalte alle Frommen in einer heiligen Ruhe, bis wir noch eine Ruhe linden, welche demDolck GOTTcs vorhanden ist. Dort werden wir mit allen Auserwählten einen Sab­ bath nach dem andern halten. Amen! Mein Hertz ist willig und bereit,

Dir, Heilige Dreyfalrigkeit,

Ein Heiligthum in sich zu bauen.

Ach kehre gnädig bey mir ein, Und laß mich deinen Sonnen-Schein

Bis auf den späten Abend schauen.

Abend-

Abend - Andacht am Heiligen Sonntage. Mein GOtt, die Sonne geht zur Ruh, Komm drücke mir die Augen zu. Doch lasse meinen Geist dich schauen, Sv darf mir vor der Nacht nicht grauen.

/F* Pater! mein Wächter! IJ) Du Hüter Israel. Ich nehme meine Zuflucht an diesem Abend zu deinen offenen Augen. Du schlafest noch schlummerst nicht. Ich aber muß beydeS thun, daß der müde Leib erqui­ cket werde» Erleuchte demnach meine Augen, daß ich nicht im Tode einschla^e. Ich habe heute die Wunder in deinem Gesetze gesehen. Wie deutlich hast Du mich gelchret, wie väterlich vermahnet, wie treulich gewarnet, wie hertzlich ge­ tröstet. Aber ich erschrecke, wenn ich dagegen auf mich sehe. Wie sparsam hab ich Dick gehöret, wie laulicht Dich gelieber, wie ungerne Dir gefolget, wie muthwtllig deinen Zug verachtet. Ach laß mich daS Wort, welches ich verach­ tet habe, nicht richten an jenem Tage. Laß nicht die Sonne über meme Bos­ heit

Abend - Andacht am Sonntage.

i6
Sey auch in der Finsterniß mein Licht, daß ich morgen zu einem neuen Lichte Und Wandel auferstehe.

GOTT Sohn, mein Hirte! Mache Mir i tzo «n deinem Blute eine schöne AVeNdRöthe. Dein Schastcin leget sich in dei­ nen GchöoA Dein Hühnlein ivirft sich vntek deine Flügel. Dein Junget, (deine JüNgennn) Kbmieget sich an deine Brust. Pewahre Mich wie deinen Äug- Apfel. Setze Mich wie ein Segel aufdemen Arm. Halte mich wie einen Ring an deinem Fin­ ger. Laß deine Liebe Meinen Traum, und dein Worr daS Gespräche Meines HertzenS auf meinem Läger seyn. Deine Lmcke lege sich unter Mein Haupt > Und deine Rechte hertze mich; Kleide mich aus von den heutigen Sünden, und kleide mich an Mit deM Purpur deines Verdienstes. In diesem Schlaf-Kleide werde ich iüsse ruhen, bis der Tag anbricht, und der Morgen-Stern aufgehet in meinem Hektzem

L

GOTT

i6r

Benjamin Schme-lckens^_______

GVTT perliger Geist, mein Bey­ stand! Versiegle in mir, was ich diesen Tag gehöret habe. Du hast nur Him­ mel und Hölle vorgestelt, Seegen und Fluch angekündiget, Leben und Tod zur Wahl gegeben. Laß mich also wal len, daß ich daS Beste und Einige erwählen möge. Sey mir ein Brunn des leben­ digen Wassers das ins ewige Leben quillt. Zertheile in mir die angebohrne Amsterniß durch dein himmlisches Licht, lösche dagegen die Liebe der Welt in meinem Hertzen aus. Laß mich diese bevorste­ hende Nacht in deiner Liebe einschlafen, nndj in derselben auch wiederum fröhlich erwachen. Ermuntere meine Seele durch heilige Bewegungen, daß sie stets zu Dir wache, ob gleich der Leib schlafet. Zeige mir auch im Bette meinen Sarg, und in meinem Schlafe den Tod, daß mich der letzte Schlaf nicht übereilen, sondern wachend und betend finden möge. Tröste die Betrübten, beruhige die Unru­ higen, bekehre die Boshastigen. Heilige

Andacht am Sonntage»

i6z

heilige Dreyfalrigkeit, meiner Vä­ ter GOTT'. Erbarme Dich der Meinen und aller Menschen. Laß deinen heiligen Sonntag überall Strahlen der Liebe und Gnade zurück lassen. Deine Sonne gehe keinen unter, der Dich nur kennet und liebet. Niemand ist gut, denn Du einiger GOTT. Laß uns von Dir nichts trennen. O Du unzertrennliches Wesen- bis wir zu dem ewigen Sabbath kommen, und das Dreymahl Heilig un­ aufhörlich rufen werden.

Amen.

Schleuß dich, o HerhenS- Tempel zu, Denn GOTT hat in dir seine Ruh, Die Ueberschrift steht an der Thür: GOtt Vater, Sohn und Geist ist hier.



Morgen«

,64

Benjamin Gckmslckens

Morgen - Andacht am Montage. Mein GOTT, erwecke Hertz und Mund,

Erneure deinen Gnaden-Bund-

Daß dieser Wochen erster Tag

In dir gesegnet heissen mag.

Vater, mein HERN, das ist dein Nahme, denn Du wilst deine Ehre keinem andern geben. In diesem allerheillgsten Nahmen stehe ich jetzuud auf, und bringe Dir am ersten Wochen-Tage die Erstlinge meiner Lip­ pen. Ich preise dich, Vater und HErr Himmels und der Erden, daß Du mich die abgewichene Nacht mit deiner Gna­ de bedecket, mit deiner Liebe überschattet, und mit deiner Allmacht umgeben hast. Gey gelobet, o Du verborgener GOTT, daß Du mich so wohl verbirgest, und jetzo aus dem Verborgenen Wiederum ans Licht hervor treten lassest. Fülle mich nun auch frühe mit deiner Gnade, frü­ he wollest Du meine Stimme hören, frü­ he will ick mich zu Dir schicken, und dar­ auf mercken. Ich komme heute zum An-

Morgen-Andacht am Montage.

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Anfänge der neuen Woche. Im Nahmen unsers GOttes werfe ich mein Panier auf. Ich rufe Dich, daß Du mir beystehest m dem worzu Du mich gerufen hast. Du bist der Brunn-Quell alles Gu­ ten, laß deine Brünnlein reichlich auf mich fliessen. Du bist meine Kraft, kräftige mein Leib und Seele. Du bist mein Licht, sende deine Weisheit herab von deinem hei­ ligen Himmel, daß sie bey mir sey, und mit mir arbeite, damit ich erkenne, was Pix wohlgefallt, GE>TT Sohn, mein A und O! Du tust der Erste und der Letzte. Mit Dir trete ich in die neue Woche, vertritt mich mit deiner kräftigen Vorbitte, daß jch in deinem süssesten JESUS-Nah­ men viel Seegen erbitte. Der Tag füh­ ret den Nahmen von dem Monden, der Monden hat ftin Licht von der Sonne. Du bist das wahre LM, und der Glantz d-r Herrlichkeit. Ertheile mir nur ein Füncklein von dem Lichte deiner Gnaden, so werde ich Heller seyn, als der Monden. Der Mond nimmt ab und zu. Laß mich im Bösen ab - und im Guten hinL z gegen

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Benjamin Schmolckeirs

gegen zunehmen. Und solte heut der Tag kommen an welchem Sonn, Mond und Sterne sich verfinstern werden, so mache mch lheithatk'g deines ewigen Lichts, daß ich m deinem Reiche leuchte, wie des Him­ mels Gtantzi wie die Sternen immer und ewiglich Indessen ftgne mich, so lange ick in dieser Hutten wohne. Segne alle Trute, die ich auf meinen Wegen thue. Segne alle Worte die von meinen Lippen gehen. Segne alle Wercke, die ich in mei­ nem Beruf treibe. Segne alle Bissen, die ich in meinen Mund stecke. Segne alle Menschen, mit denen ich umgehe. Segne auch alles Creutze, daß es zu meinem Beft'.’n diene. GOTT heiliger Geist, mein Pfle­ ger! Pflege meiner mit Geist und Gnade. Mache in der neuen Woche aus mir einen nein n Menschen, und laß mich in einem neuen Leben wandeln. Gieb mir Gaben, daß ich dieselben GOtt und meinen Näch­ sten wi vergeben kan. Erwecke in mir Luck und Fleiß zu den Wercken meines Be­ rufes, und beraube hingegen mein Fleisch und Blut, welches zu lauter Trägheit ge­ neigt ist. Mache meinen Verstand weise aufS

- Andacht am Montage.

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aufs Gute, meinen Willen begierig zum Guten, mein Hertz beständig im Guten. Guter Geist, führe mich auf ebener Bahn. Führe auch alle meine Lieben, und behüte uns und alle Frommen vor Unsegen. heilige Dreyfaltigkeit! Du bist reich von Barmhertzigkeit. Erbarme Dich unser. Du bist die Liebe selbst, ach so liebe uns je und je, und zeuch uns zu Dir aus lauter Güte. Gieb Friede im Lande, segne einen jeden in seinem Stande. Laß unser Hertz und Haus deines Ruhmes voll werden. Wenn die Tage uwerS Leidens werden ein Ende haben, so laß uns einen Tag anbrechen in deinen Vorhöfen, der besser ist, denn sonst tausend. Indessen rufen wir: Gelobet sey der täglich! Amen. GOtt Lob! der Anfang ist gemacht. Ich habe mein Gebet vollbracht, Und gehe nun an den Beruf, GOtt, der die Welt und mich erschuf. Wird Kraft von oben mir verleihn, Der Anfang und das Ende seyn.

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Abend-

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Benjamin Gchnrolckens _______

Aden- - Andacht am Montage. HErr Zebaoth, dein Ruhm verdient, Daß er in meinem Hertzcn gzünt, Daß es ein Lag dem andern Tage, Und eine Nacht der andern sage.

Drum nimm auch diesen Abend an. Was deinen Ruhm vermehren kan.

OTT Vater, meine Starke| Danck sey Dir, daß Du mich ftarck gemacht, des Tages Last und Hrtze zu ertragen. Lob sey Dir, daß Du ein väterliches Aufsehen auf mich gkhadt, und in meinem Beruf man« nigmttig gesegnet hast. Groß sind dei« ne Wunder und deine Wohllhaten, Ich will sie verkündigen, und davon sagen, wiewohl sie lucht zu zehlen sind- Du haft mir heute viel Gutes gethan, aUein ich habe Drr leid r viel Böfts davor erwie­ sen Mein Gewissen zeiget mir mehr Al-cken als der Mo.tde in seinem Lich­ te. Ja der Montag überzeuget mich einer grossn Finsterniß meines Hertzens. Man Mund beklaget es. Mein Hertz bereuet

Abend. Andacht am Montage.

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bereuet!s. Ach richte, HERR, dein Ar-gesicht nicht wider mich, sondern auf mich. Sey mir Sünder gnädig. Er­ rette mich von der Obrigkeit der Finsterniß, und laß mich nicht im Schatten des Todes sitzen. Ueberschatte mich aber mit deiner Rechten in der gegenwärtigen Nacht, und laste meine Zuversicht unter deinen Flü­ geln seyn. Sey mir eine feurige Mauer, nifin Schild wider alles Schröcken, mei­ ne Ruhe in der Unruhe, mein Leben, wenn ich als ein Todter liegen werde. Sohn, mein Heyl? Ach nimm doch alles Unheil von mir, wel­ ches meine Sünde heute angexichtet. Heile die Wunden meine- Gewissens, daß ich nicht heulen dürfte vor Unruh meines Hertzens. Streich dein Blut an die Pfosten meiner Kammer, daß der Würg r Engel vorüber gehe. Ich will mein Hertze mit deinem theuren Nah­ men versiegeln. Laß dieses meine Lo­ sung, laß dieses mein Zeichen seyn, daß ich dir ^«gehöre, und der Satan kein Theil an mir habe. Bleibe bey mir, dann es will Abend werden, und der Tag hat L 5 sich

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Benjamin Schmolckens

sich geneigt. Sehe ich um mein Lager nichts als ein finsteres Egypten, so laß doch ein lichtes Gosen durch deinen Glantz in mei­ nem Hertzen seyn. Denn auch Finsterniß ist nicht finster bey dir, und die Nacht leuch­ tet wie der Tag, wo du bist o du Licht vom Lichte. Himmlischer Salomon, stelle deine Starcken um mein Bett, und laß mich mit Augen des Geistes sehen, daß de­ rer, mehr die bey mir sind, als derer, die wider mich sind. Du Engel des grossen Raths, laß mich nicht der Engel mangeln, sondcrn berathe Leib und Seele mit diesen heiligen Wachtern, daß ich bey deinem Schutz sicher ruhen möge.

GDTT heiliger Geist, mein Trost! Haoe Denck, daß Du viel Gutes heute in mir gewürcket hast. Sey geprerset, daß Du viel Böses heute in mir verhindert hast. Es ist Deine, was ich Löbliches gethan habe, meine aber, was gefehltt und versehen ist. Habe ich heute den Tempel meines HertzenS verunrei­ niget, ach so weiche darum nicht von mir. Heilige und reinige ihn wiederum in dem Blüte des Lammes. Setze das Sie-

Abend-Andacht am Montage.

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Siege! wieder auf mein Hertze, welches ich durch meine Sünde abgerissen. Ueberschatte mich heute, Du Kraft des Höchsten. Bezeuge in mir die göttliche Kindschaft, zeige mir im Schlafe die himmlische Erb­ schaft, und bereite muh durch Erblickung des Todes zu meines Lebens seliger End­ schaft. Zellige Dreyfaltigkeir! von Dir sind alle Dinge, und wir in Dir. O Du umrforschliche Tiefe des Reichthums, er­ barme dich heute über Reich und Arm! Habe dein Aufsehen auf deine Auserwähl­ ten. Behüte Verwandte und Bekandte. Schütze Einheimische und Fremde. Segne Freund und Feinde. Sey aller Nothlei­ denden GOTT, aller Betrübten Trost, aller Schlafenden Hüter und Wächter. Niemand ist gut, als Du einiger GDrr. Also verleihe auch uns allen in Dir eine gute Nacht. Amen! Zu guter Nacht mein JEsus wacht, Daß mir die Nacht kein Grauen macht. Jetzt schließt die Ruh mein Auge zu." Mein GOtt ist mein und ich bin sein Das soll die letzte Losung seyn.

Morgen-

Morgen - Andacht am Dienstage, Du alter GOtt, machst deine Treu

An diesem Morgen wieder neu. So komm ich auch von neuen hier, Nnd trage dir mein Hertze für.

OTT Vater, mein Erhalter! Der Dienstag erfordert einen neuen Dienst von mir. Ach sey geprerftt vor -einen gnädigen Schutz, der mich die vergangene Nacht umgeben hat. Im Schlafe war ich ausser mir« aber Du wärest in mir. Der arge Kerngedacdte es döse mt mir zu macken, aber Du, GOTT, hast es gut gemacht, wio es jetzt am Tage ist. O du aUergctrcue« fhr Memckcn-Hüker, wie groß ist deine Güte, daß Menschen untrr dem Schat­ ten deiner Flügel trauen. Habe Dastck, daß Du meines Angesichtes Hülfe und mein GOLT bist. Laß aber auch diesen Morgen mit dem neuen Lickte dein Antlitz auks neue über mich stuckten, daß mein Leib mid Seele genese. Hat ein jeglicher Tag seine eigene Plage, so laß auch einen jcgli-

©

Morgen-Andacht am Dienstage.

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jeglichen Tag seinen Sergen finden. Gey nur heute wie ein Thau, der das Land de« feuchtet. Laß mich nicht nur im Schweisse meines Angesichtes, sondern auch im Preiß deiner Göttlichen Güte mein Brod essen. Deine Hand sey mit mir im Wercke, daß ich mit meinen Handen etwas Gu­ tes schaffe. Willst du mich züchtigen, ach fb thue es nicht im Grimm, daß du mich Nicht ausreibess

GOTT Sohn, mein Immanuel, GOLT mir uns! Gey auch heute mit mir. Mache an diesem Tage ein Gelaß deiner Gnade und Ehre aus mir. Bey Drr allein ist Gnade und viel Erlösung. Sündige ich, ach so behalte meine Süede nicht, Falle ich, so laß mich nicht liegen. Schreibe meine Schulden nicht auf, son­ dern ab. Tilge meinen Nahmen ^ichk aus dem Buche der Lebendigen. Laß mich an diesem Dienstage nicht dienen der Sünde, denn sie lohnet mit lauter Reue; mcht dienen der Welt, denn-sie bezahlet uns mir unserm eigenen Ver­ derben; nicht dienendem Satan, denn sein Lohn ist in dem Pfuhle. Gieb, daß

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Benjamin

ich Dir diene in Heiligkeit und Ge­ rechtigkeit, welche Dir gefällig ist. Und alsdann sey auch mein Schild, und mein sehr grosser Lohn, ich will vor Dir wandeln und fromm seynLaß mich deinen Geist unter den vielfältigen Ver­ suchungen in alle Wahrheit führen. Un­ ter den mancherley Trübsalen aber gieb mir ein Hertz nach deinem Willen. Schla­ gest Du, so verbinde auch. Betrübest Du, so erfreue auch. Soll ich mit Thränen säen, so laß mich auch mit Freuden erndten. Ich will des Morgens deine Gnade, und des Nachts deine Wahrheit verkün­ digen. GDCT Zeitiger Geist, mein Gna­ dmr Gessr! Laß mich auch heute wan­ deln im Geiste, und die Lüste des Flei­ sches nicht vollbringen. Erleuchte die Au­ gen meines Verstandes, daß ich erkennen möge, welches da sey die Hofnung mei­ nes Berufes. Verleihe das Wollen würcke das Vollbringen. Du bist der Finger GOTTes, schreibe JESUM Christum in mein Hertz. Erneuere mich an dem inwendigen Menschen. Herr-

Andacht am Dienstage.

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fche in allen meinen Gliedern. Gieb mir Einfalt des HertzenS und Lauterkeit des Mundes» Würcke alles in allem nach deinem Wohlgefallen. Laß mich jeder­ zeit prüfen, welches das Beste sey, und erfülle tnich mit Früchten der Gereckt-gke»c, die durch ZEsirm CHnstum gesche­ hen zur Ehre und Lobe GOttes. Be­ wahre den theuren Schatz, den ich in ei­ nem irrdischcn Gl fasse trage. Und solle heut mein letztes Stündlem kommen, so bewahre und erhalte mich zum ewigen Leben. .t, daß sie heilig würden. Ich härte Dir allein dienen sollen, denn niemand hm zweyen Herren dienen Ader 10 hwe lch dem Geschöpfe mehr gedlemt, als dem Schöpfer. Ich bin d»r SündenKnecht (Magd) worden, und bade sie lassen herrschen in memem sterdl-chen Leide ihr Gehorsam zu leisten in ihren Lüsten. Was habe ich nun zu der Zeit vor Frucht derer ick mich schämen muß, denn das Ende derselben ist d»r Tod. Ach Vater! strafe mich nicht, wie ich verdienet habe. Laß auch an bi fern Dienst-Tage das Verdienst deines Loh­ nes gelten vor alle meine Sünden. Weil es dunckel wird, so stelle meine Gür de nicht ins Licht für deinem Angesichte, son­ dern laß sie in den Wunden Jesu vergra­ ben seyn. GOTT Sohn, mein HERR und mein GOTT! Du bist unter m«6 wie ein Diener gewesen, und hast KnechtsGestalt an dick genommen, daß Du uns von der Sünden Kuechtjchatt bc« M freyen,

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Berstamin Schmollens _______

freyen, und zur himmlischen Freyheit der Kmder GOtteS bringen möchtest. Ach befreye mich auch heute von dem Dienst der Ungerechtigkeit, daß ich hinfort der Sün­ den nickt mehr dime. Greb mir deine dienstbare Geister zm die um deinen Thron ftehen. Steure, o du Löwe vom Stamm Juda, dem brüllenden Löwen, der mich Zu verschlingen suchet. Haft Du mich heu­ te mit deinen Augen geleitet, so drücke auch nun selber meine müden Augen zu. Be­ wahre mich und das Meinige, denn es ist das Deinige. Wende ab Wassers- und Feuers-Noth, denn Du bist der Nothhelffer. Behüte vor Grauen und Erschrecken, deine Hand kan alles andern. Du hast mir heute viel Gretes erwiesen, ach setze noch dieses hinzu, daß ich ein mit Dir ver­ söhntes Hertze zur Ruhe bringen möge. Soll etwan das Bette zu meinem Grabe werden, so laß mich an dein Grab gebenckm, und meiner Seelen in deinen Wun­ den betten, GVTC heiliger Geist! mein Lickt vom Luvte! Laß mir dein GnadenLicht nicht mit der Sonne zurücke gehen. Schlaf-

am Dienstage. 179 Schlafen die Äugen, so laß doch mein Gewissen wachen. Laß mich mein Laaer lieber mit Thränen als mit Sünden beste­ cken. Behüte mich vor ärgerlichen und entsetzlichen Träumen. Mache mein Hertze zu deinem Heiligthum, und heilige es in meiner Ruhe durch deine süsse Regun­ gen. Befreye mein Gemüthe von der Last aller irrdischen Sorgen, und laß mich keine als menschliche Versuchung betreten. So oft ich einen Dienst-Tag beschliesse, so oft gieb mir zu bedencken, däß dieses Leven mir ein Dienst-Haus sey, damit ich mich freue, den Dienst der Ei­ telkeit abzulegen, und mich stets bereite, Dir dermalem- im ewigen Lichte zu die­ nen. Erhalte mich in deinem Dienst ge­ treu, bis in den Tod, auf daß, wo mein JEsuS ist, auch alsdann ich, fein Diener, (seme Dienerin) seyn möge. heilige Dreifaltigkeit! offenbare deine Herrlichkeit auch diese Nacht an mir und an allen Menschen, die deiner Macht vertrauen, deine Gnade suchen, deines SchuyeS bedürfen. Gedencke an deine Verheissung: Ich will dich nicht verMs lassen

igö

Benjamin Gchmolckens

lasten noch versäumen. Sey Du grosser GVTT bey deinem kleinen Muflein, Du reicher GC)tt bey de­ nen Schwachen, Du Nater des Tro­ stes bey denen Betrübten, Du Artzt Israel bey denen Rrancken, Du ewi­ ges Leben bey denen Sterbenden. Verhilf uns allen endlich dahin, wo keine Nacht mehr ist, sondern lauter Llcht im­ mer und ewiglich, Amen. Komm süsser Schlaf erquicke mich, Mm müder Leib begehret dich.

Wirf meine Glieder sanfte hin,

Laß alles Schrecken von mir fiiehn,

Bis daß die Nacht ihr Ende finde. G9tt selbsten ruft: Nun schlaf mein Kind.

Morgen

am Mittwoche, igr

Morgen - Andacht am Mittwoche. Brich an gewünschte Morgen-Stunde, Du trägest lauter Gold im Munde.

In meinem Munde soll allein.

Mein GOtt, mein Gold, mein Alles seyn.

OTT Datei*, mein Erbarmet! mein Hertz ist bereit, GOtt mein Hertz ist bereit, ich will singen lind tickten. Deine Barmhertzigkeit ist es, daß td) nicht gar aus bin. Der an­ dreckende Tag leuchte mir nickt so sehr in die Augen, als deine Güte und Treue, die alle Morgen bey mir neu ist. O wie soll ick Dich gnugsam preisen, daß Du so wohl an mir thust. Mitten in der Woche, mitten in dem Leben, mit dem Tode umfangen. Ich lag, als war ich begraben. Wie leicht hätte mich der Schlaf seinem Bruder, dem Tod über­ antworten können? Aber in deiner Kraft stehe ich gesund von meinem Lager auf. Du hast durch Dein Aufsehen meinen Odem bewahret, ich will Dich preisen, so lange ein Odem in mir ist. Du hast Mz mich

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Bens-min Schmolcken»______

mich behütet wie einen Äug-Äpfel, mein Auge soll dafür auf den HErrn sehen. Du hast meine müde Hande gestärcket, ich breite sie au- zu Dir. Du hast mein H^rtz erquicket, ich werfe es dafür als ein Opffer m deinen Schoost. Mein gantzes Le­ ben siy D r ergeben, weil Du mich leben­ dig erhalten hast. Geber cke auch heute meiner im Besten. Behüte den Leib vor Kranckheit, die Seele vor Verführung, Laß Drr alles mein Thun und Lassen in deine Hache befohlen seyn» GOTT Sohn, mein Mittler! laß mir alle Tage ein Mttwoche seyn. Tritt mitten ein, bey mir und den Mei­ nen, wie bey deinen Jüngern durch den Kuß des Friedens, Mttte alle- heute zu meiner Seligkeit« Segne in meinem Thun, Anfang, Mittel und Ende. Sey bey mir nrtttn in der Arbeit, und erleid)# tere mir die Last meines Berufes. Sey bey mir mitten im Creutze, und versuche Mich nicht über mein Vermögen. Wenn ich mitten in der Angst wandele, so erqui­ cke mich« Sündige ich, so tritt mitten -wischen mich und den erzürnten Vater,

am Mittwoche

rSz

mir dem Räuchwerck deiner Hohen-Prie­ sterlichen Vorbitte, damit der Plage gewchret werde. Laß mich auch die Mitt­ woche erinnern, wie Du mich in deinen Weinberg gemiethet, daß ich nicht müßig stehe; an dem Marckt dieser Welt, son­ dern als ein treuer Arbeiter in demselben erfunden werde. Soll ich heute seyn als eine Rose mitten unter den Dornen, als ein Schaaf mitten unter den Wölfen; ach so verlaß mich nicht mit deinem Troste, denn mit Dir kan ich alles überwinden.

GVTT Sciliger Geist, mein Füh­ rer! Führe mrch auch an diesem Tage nach deinem Wort meines GOlteS, daß ich als ein Kind GOtteS sey ohne Tadel, lauter und unsträflich mitten unter dem unartigen und argen Geschlechte. Machr meinen Gang gewiß auf deinem Fußsteige. Zaume meine Zunge, halte meine Augen, betäube meine Ohren, binde meine Hande und Füsse, bedeute mein Hertz, wann böse Gedancken, Worte und Wercke hervorbre­ chen wollen. Behüte mich vor meinem eigenen Willen, und gieb mir ein Hertz nach deinem Willen. Reiß die Welt aus M 4 mei-

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Benjamin Schmollen»________

memer Brust, und pflantze hingegen in derselben daß Dich GO LT es. Laß mech alle meine Berufs- Geschäfte im Glauben ohne Zweifel anfangen, in der L'ene ohne Hrud rmß fortsttzen, in der Hoffnung ehnr Unsegen vollenden. Ma­ che mrch tüchtig, wo ich untüchtig; ma­ che muv erleuchtet, wo ich thöricht; ma­ che ni d) getrost, wo ich betrübet bin. Oh­ ne Dich kan ich nichts, durch Dich will ich alles thun. tjtiUqe Dreifaltigkeit! Sey an diesem Mittwoche mit uns, unter uns, in uns. Wenn alle Berge mitten ins Meer sinckm, und die Wüt unterginge, so laß uns dennoch erfahren, daß Du mitten unter Israel, und daß Du der HERR U'-ser GOTT seyst. Wie Du, o starcker GOEL! dem Volck mitten durchs rothe M er führtest, so führe auch uns mitten durch alle Angst - Fluchen hindurch. Er­ halte uns mitten in der Anfechtung, wie d"e frommen Männer mitten im feurigen O en. Endlich bringe uns mitten durch Noth und Tod hindurch ins ewige Leben, so wollen wir Dir mitten in der Gemeine lobstn-

185 lobsingen, die bey Dir im Himmel ist. Amen. Abend-Andacht am Mittwoche.

Es wolle mich nun segnen, GVrc Varer,

Sohn und Geist,

So kan mir nichts begegnen, Was Noth und Uebel Heist.

Es muß mir alles Nutzen geben,

Lieb oder Leid, Tod oder Leben.

Abend - Andacht am Mittwoche. Die Last ist aus, nun kommt die Lust,

Die mir in sanfter Ruh bewust.

Mein JEsu wach und schlaf ich ein. Wie solt ich denn nicht fröhlich seyn?

OTT Vater, mein Erretter! Ich will Dir abermal ein FreudenOpfer thun, und deinem Nahmen dancken, daß er so tröstlich ist. Du erret­ test mich aus aller meiner Noth. Je mehr ich Tage hinter mich lege, je mehr erfahr ich deine Treue, je mehr geniesse ich deine Liebe, je mehr schmecke ich deine FreundM 5 lich.

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Denj«min Schnrolckens

lichkeit, je näher aber komme ich auch dem Tag?, der allen meinen Tagen ein Ende machet. Ach daß ich doch einen jeden, und also auch den heutigen Tag also zuqebracht hatte, daß deine Liebe nicht wäre beleidiget, deine Gerechtigkeit nicht gereiyet, mein Gewissen nicht beschweret, meine Strafe Nicht gehauftt worden. Ach ich erkenne die Finsterniß meines HertzenS bey diesem dunckeln Abend. Die Mittwoche zeiget mir eine Mitternacht meiner Sünde. Wo soll ich h'ngehen vor deinem Angesichte, Solte mich nicht dein Fluch treffen, daß meine Leuchte verlösche mitten in Finster­ niß? Ach mein ©Ott, züchtige mich nicht nach deiner Gerechtigkeit. Verwandele deinen Richter-Stuhl in einen GnadenStuhl. Laß meine Sünde wohl ferne von mir seyn, Du aber sey nicht ferne von mir. Vergieb und vergiß meine Schuld, gedencke aber an deine Huld, und sey auch in der zukünftigen Nacht mein ©Ott, der sich über mich erbarmet. GD TT Sohn, mein Fürsprecher! tilge aus die Handschrift, so wieder mich ist. Thue aus dem Mtttl, was ich an dieser

am Mittwoche. i87 dieser Mittwoche gesundiget habe. Du Baum de- Lebens mitten un Paradiese GOttes, laß mich heute unter deinem Schatten ruhen. Ich suche auch deS Nachts Dich, den meine Seele liebet. Ruhe bey mir, so schlafe ich sicher. Ruhe in mir, so schlafe ich selig. Wo ja meine Feinde nicht ruhen, so widerstehe ihn mit deinem Ann. Liege ich mitten unter den Löwen, so laß mich auch mitten unter den Engeln liegen, die ihren Rachen zuhalten. Bin ick wie ein Mensch, der mitten im Meer schlafet, so gieb mir dennoch eine Stille in meinem Hertzcn, daß meine See­ le nicht unruhig seyn dürfe. Verbiege mich heimlich in deinem Gezelt, welches die Losung hat: Die Liebe ist fein panier über mir. GDTT Zeitiger Geist, mein Red­ ner! Laß Mich diesen Feyerabend mit feu­ rigem Gebete machen. Bin ich heute kalt­ sinnig gewesen in meinem Christenthume, so entzünde deine brünstige Liebe in mir, und laß das Füncklein meines Glaubens nicht in der Asche ersticken. Habe ich ge­ wandelt nach dem Fletsche, so erneure mich im

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Benjamin Gcknislckens

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im Geist. Lege ick meine Kleider ab, so ziehe mir IEstrm Christum an. Schliesse ich meine Augen zu, so erwecke Du mein Gewissen. Seufze ich in der Nacht, so schreye Du sechsten das Abba vor mich. Rede ich mit meinem Hertzen auf meinem Lager, so laß den Innhalt meines Ge­ spräches nichts als meinem JEsum seyn. Will mich eine Furcht ankommen, so hal­ te mir vor, daß ich nrcht einen knechtischen, sondern einen kindlichen Geist empfangen habe, und mich also nicht fürchten dürfte. heilige Dreyfaltigkeit! auf deine Gnade lege ich mich, mit deiner Barmhertzigkeit decke ich mich, hinter deine Allmacht verberge ich mich. Verriegle mein Haus, versiegle mein Hertz mit deinem Schutz. Sey bey mir zur Reckten und Lincken. Sey meiner Freunde Freund. Erquicke alle Mühselige und Beladene. Gieb uns auf eine geruhige Nacht einen fröhlichen Morgen. Bis endlich keine Mittwoche mehr seyn wird, und wir alle dort ver­ sammlet werden, wo das Lamm mitten auf dem Stuhl uns weiden wird. Dir sey Ehre in Zeit und Ewigkeit.

Morgen-Andacht am Donnerstage. 189 So bin ich nun in GOttes Hand,

Die alles Grauen hat verbannt, Ich furchte weder Noth noch Tod;

Denn wo ich bin, da ist mein GOtt. Mit JEsu will ich schlafen gehen. Mit JEsu wieder auferstehen.

Morgen - Andacht am Donnerstage. Mein GOtt, du schaffest dieses Licht, Das jetzund durch die Wolcken bricht.

Laß es auch lichte bey mir werden, Gieb einen Himmel auf der Erden.

OTT Vater, mein Versorger! Meine erste Sorge an diesem Morgen ist das Lob deiner unaus­ sprechlichen Güte. Der Donnerstag ist nun auch erlebet, und ick lebe noch. Da­ vor bringe td> Dir bas Opfer meiner Lip­ pen, und bezahle Dir da? Gelübde meines Hertzens. Ich sage mit Jacov, da er auf­ wachte: warlich ist der ZERR an diesem Orte. Um mein Bette finde ich die Kußstapfen deiner Liebe. Die hat meine

©

»Za

Benjamin Gchmalckens

meine Wache bestellet, die hat meine Ru« he gewürcket, die hat mich jetzo sanft wie« dermn au^gewecket. Ach, wer bin ich, HERR, daß Du Dich meiner so hcrtzlch angenommen? Du hast mein Lager nicht zur Todten-Bahre noch im in Haus zur Mörder-Grube werden lassen. Unter deinen Schirm verlachte ich den Sturm der Gottlosen. Deine Macht widerstund der Macht der Fmsterniß. Nun haben flch meine Kräfte versammlet, meine Glieder erquicket, und ich stehe gesund vor deinen Augen. Ach Vater! nimm Mich auch heute deines Kindes an. Laß deine Barm« hertzigkeik Herfür brechen wie die Morgen­ röthe, und deine Gnade wie ein Thau, der das Land befeuchtet. Gieb, daß alle meine Trttte von Seegen triefen, die ich auf deinen Wegen thun werde. Schlecht und Recht behüte m-ch, denn ich harre dein, erlöse mich aus aller meiner Noth. GO C T Sohn, mein König! laß mich auch an diesem Morgen den Scepter deiner Gnade küssen. Wenn dein Ange«

sichte freundlich ist< so ists mein Leben, raß auch au diesem Donnerstage dasselbe leuch«

am Donnerstage. leuchten, daß meine Seele genese. SetMir freundlich, und fördere das Wrrck meiner Hande. Gölte ick ja heute eia verirrtes und verlohrnes Schäflein wer­ den, ach so suche deinen Knecht. Bekehre Du mich, HERR, so werd ich dekehret, hilf Du mir, HERR, so ist mir geholfen. Behüte mich vor Sicherheit des HertzenS, und vor Gottlosigkeit des Wandels. Zei­ ge mir deine Fußstapfen, daß ich nicht mir, noch der Welt, oder dem Satan folgen möge. Zeuch mich Dir nach, so laufe ich, und wo Du mir ein menschliches Joch aufle­ gest, so laß mich doch dabey den gantzenTag in den Seilen der Liebe gehen. Gieb daß dieser und ein jeder Tag, den ich noch zu le­ ben habe, mein Donnerstag sey, daß ich mich erinnere des letzten Gerichts-Don­ ners, erschrecke vor dem gegenwärtigen Gesetz-Donner, und also täglich in wahrer Büste erfunden werde. West ich nicht weiß, wenn das letzte Stündlein kommt, so laß mich alle Stunden bereit seyn, Dir, meinem König entgegen zu gehen.

GOTT heiliger Geist, meine Stakcke! sey auch m nur Schwachen heute mäch­ tig.

i)2

Benjamin Scbmolckens

tig. Laß mich diesen Tag also leben, daß cs mich auf den Abend nicht reuen möge, gelebet zu haben. Zünde mir ein Licht an in dem Verstände, und baue Dir ein Heiligthum in meinem Willen. Laß mich in dem Rathe der Frommen wandeln. Meine Seele komme nicht m den Rath der Gottlosen. Mein Fuß trete nicht auf den Wege der Sünder. Lege meinen sündlichen Neigungen Zaum und Gebiß an, daß sie in dem Gehorsam des Reichs CHristi behalten werde. Beruhige mein Gewissen, daß Gerechtigkeit und Frie­ de sich in meiner Seele küssen. Ver­ wandele alle Bitterkeit des Creutzes in eine Artznev, und bringe das Licht des Trostes mitten auS der Finsterniß der Trübsalen herfür. Gieb mrr ein ver­ gnügtes Hertz bey meinem bescheidenen Theile. Laß mich nicht begierig seyn nach Gütern die uns eitel machen, son­ dern pflantze in mir eine Sehnsucht nach den wahren Schätzen, die eine beständige Vergnügung geben, und die ich auch im Sterben mttnehmen kan.

Zeitige

am Donnerstage. 193

Zellige Dreifaltigkeit! Ich hetlige D»r heute mein Leid und Seele, Ach laß mein Leben und Weben ein stetes Lob deiner Herrlichkeit seyn. Wende Dich auch zum Gebete der Verlassenen. Erbarme Dich deines Erbes. Seegne dein Volck. Laß die Meinen nicht aus deinen Augen, noch aus deinem Hertzen. Leite uns nach deinem Rath, und nimm uns endlich mit Ehren an. Ehre sey Dir, GOTT in der Höhe, Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohl­ gefallen. Amen.

So zieh, ich meine Kleider an, Und bin mit ZEsu angethan. Der kan den rechten Schmuck mir schencken. Jedoch bey allem, was ich thu, Will ich auch an di« letzte Ruh, Und an den Sterbe-Kittel drucken.

N

Abend»

194

Benjamin Schmolckens

Abend-Andacht am Donnerstage» Danck und Ruhm sey Dir bereit, O Du HErr der Herrlichkeit, Daß ich wieder einen Tag, Fröhlich hinterlegen mag.

/DjOTT Vater, mein Höchtes Gut! lyj Wie gut haft Du eS übermahl den XV vergangenen Tag mit mir ge­ macht. Deine Güte ift besser demr Leben. Wenn ich meine Unwürdigkeit mit der Grösse deiner Barmhertzigkert vergleiche, so muß ich mit Zacob sagen: Ich bin dessen nicht werth, was Du an mir gethan hast. Mit was vor väterlicher Vorsorge haft Du mich berathen? Mit waS vor getreuer Wachsamkeit haft Du mich so viel tausend Gefährlichkeiten ent­ rissen? Mit was vor Langmuth haft Du mich in meinen Sünden vertragen? Mit was vor Gedult und Liebe haft Du mich zur Busse geleitet. Ach gib mir doch eine rechte Empfindung von der Grösse dessen, was ich Dir schuldig bin. Aber wie erschreck ich

am Donnerstage.

19 $

ich auch, wenn ich bey allem diesem Guten in meinem Fleische nichts Gutes finde. Du haii mich wohl mit Wohllhaten über« schürtet, aber ich habe deiner Gnade und Gabe mißbrauchet. Drese Serie der Lie­ be Hüde tch zerrissen. Meine Sünde iss jetzo für mir, dein Zorn über mir, die Angst der Höllen in mir. O Vater der Barmhertzigkeit, wie sündlich ick auch bin, so neh­ me ich dennoch meine Zuflucht zu Dir. Bey dir ist die Vergebung, daß man Dich fürchte. Ach HErr! vergieb nach deinee Liebe, die Du fest zu mir trägest.

GDTT Sohn, meine eintzige Zuflucht! Zu Dir flieh ich, verstosse mich nicht. Ich höre wohl an diesem Don­ nerstage dein Gesetz donnern, aber auch dein süsses Evangelium Friede und Ge­ rechtigkeit predigen. Habe ich schon grosse Ursache traurig zu seyn über meine Sün­ de, so hab ich doch noch viel grössere Ursache mich zu erfreuen über deine Liebe, die mich nicht will lassen verlohren gehen. Verwandele durch diese Lie­ be den Zorn deines himmlischen Vaters in lauter Gnade; die Finsterniß der N 2 gegen

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Denjanlin Schmolckens.________

gegenwärtigen Nacht in lauter Licht, ia mei­ nen Tod, wenn er heute erfolgen sollte, in lauter Leben. Hast Du nichts o GeelenFreund, wo Du dein Haupt hinlegest, ach lege eS heute auf mein Hertz, so werde ich in dir ruhen, und Du in mir. Ich will dich halten und nicht lassen, bis ich Dich in meine Kammer bringe. Ach! bist Du bey mir darinnen, so werde ich wohl bleiben. GOTT heiliger Geist, mein Pfand und Siegel! versiegle mich auch heute mir dem Zeichen der göttlichen Kindschaft. Er­ innere mich meines Tauf-Bundes, damit ich in Bündlein der Lebendigen eingebun­ den bleibe. Baue dir auch im Schlafe einen Tempel m mein Hertz, und erfülle dasselbe mit fassen Träumen. Verlaß mich nicht wenn mich alle Menfthen ver­ lassen. Wenn ich von mir selbst nichts weiß, so dencke du an mich. Befreye meinen Geist von der Last aller irrdischen Sorgen, welche mir oft die Nacht zum Tage machen. Verbanne aus meinen Ge­ danken alle unreine Lüste, aus meinen Ohren alle böse Zeitungen, aus meinen Augen alle Schreck-Bilder der Höllen. Wecke

Abend, Andacht am Donnerstage. 197

Wecke mich wieder zu einer glückseligen Stunde. Zft aber mein letztes Stündlein vor der Thüre, so laß meinen letzten Blick in die Wunden IEfu gehen. Nur selig, ob gleich plötzlich. Auf Christum ist es am besten schlafen gehen. heilige Dreyfalrigkeir, Laß auch heute die Meinigen dieses Siegel haben: Der -ZERR kennet die Seinen. Mache zu nichte den Rath der Gottlosen. Heilige die Ruhe aller Frommen. Schütze die Wohnungen Jacobs. Gieb uns die­ jenigen zu, die um deinen Thron stehen, so wollen wir uns Morgen vor diesem Throne bücken, und sagen: Der GOtt Israelis ist mit uns, der GOtt Zacob schützet uns. In deinem Namen spechen wir indessen Amen. In JEsus Namen schlaf ich ein'.

Der Feind mag lauter Donner speyn, Ich werde darum nicht erwachen.

GOtt wendet einen jeden Schlag, Und kann auf einen Donnerstag Die angenehmste Stille machen.

N

3

Mor-

Morgen - Andacht am Freyrage. Gieb JEsu, daß die Morgenröthe Die Macht der Finsternissen todte,

Zn deinem Blute stelle mir Den rechten Himmels-Purpur für.

0CC Vater, meine Freude! So ftehe ich wieder auf zu deinem Lobe. Wache auf, meine Ehre. Das Hertze mein Psalter, die Sippen meine Harfen, klingen von deinem Ruh­ me. Dieser Freytag, mein Freytag. Mein Auge frey von der Finsterniß; mein Ohr frey von Schrecken; meine Füsse frey vom Strick des Jagers; mein Hertze frey von allem Grauen der Nacht. O herrliche Freyheit! Das Auge sichet es, der Mund rühmet es, die Seele erkennet es. Fahre fort, O allgütigster Vater, in solcher Freyheit mich zu befestigen. Befreye mich von allem, was mir schädlich und dir miß­ fällig ist Ziehe meinem Fuß aus dem Ne­ tze, daS mir Welt und Satan gestellet bat. Zer-

©

am Feeytaye.

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Zerschneide alle Bande der Eitelkeit, die mich feste an die Erde heften, rmd vom Himmel loß reissen. Laß meine Begier­ de nicht ruhen auf Dingen, die keine Ruhe hahen. Schütte in mir aus deine Gnade und gieb mir keinen geringern Reichthum, als Dich selbst. Mache mich in meinem Beruf emsig und ver­ gnügt. Deine Liede und dein Segen versüffe mirs, was mir zu sauer wird. Frey vom Creutze will ich an diesem Frey­ tage nicht seyn, ich werde auch leider! nicht frey von der Sünde bleiben. Dort aber laß mich deinen Trost, und hier dei­ ne Gnade finden, wann ich sie suchen wer­ de. Laß mich im Creutze nicht verzagt, in der Sünde nicht verstockt seyn, in jenem Linderung, in dieser aber Vergebung er­ halten. Gey mein GOTT, der mir hilft, und meine Hülfe, die mich in kei­ ner Noth verkäst.

GOTT Sohn, meine Freyheit! Der Freytag war dein Sterbe-Tag. Durch deinen Tod hast Du mich frey gemacht vom ewigen Tode. Hast Du Sohn GOTTeö mich frey gemacht, so 91 4 bin

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Benjamin Gchmolckena

bin ich recht frey. Gieb daß dieser Tag mir heute und nimmer aus dem Gedächt­ niß komme. Heute bin ich mit Israel aus dem Dienst «Hause gegangen, heute hast Du meine Seele aus dem Kercker ge-. führet, das dancke ich deinem Nahmen. Ach laß mich die herrliche Freyheit, die Du mit deinen Banden erworben hast, nicht brauchen zum Deck-Mantel der Bos? heit, daß deine Gnade in mir nicht ver­ gebens sey. Gieb vielmehr, daß ich eine Dienstbarkeit mit der andern verwechsele, die Dienstbarkeit der Sünden, mit der Dienstbarkeit der Gerechtigkeit. Du hast mich theuer erkauft, laß mich heute und künftig dein eigen seyn, damit ich mich nicht wiederum das knechtische Joch fan­ gen lasse. Pflantze heute dem Ereutz in mein Hertze. Drücke deine Dornen in mein Fleisch, daß es nicht geil werde. Hefte mich an Dich mit Nageln der Liebe. Zeige mir durch die geöffnete Brust, dein im Blute waltendes Hertze, als meine eintzigeFreystadt, wenn die Seelein Aengsten ist. Gieb Balsam her aus deinen geheiligten Wunden, vor mein geängstetes Gewißen. Dein im Tod geneigtes Haupt

_____ Abend-Andacht am Freyrage,

20r

laß mich heute küssen, wo ich nach deinem Willen dem Tode begegnen sollte. Das sey meine Losung an diesem Tage: Jesir meine Liede, ist gecreutziger. GOTT heiliger Geist; mein Freund! Bewahre mich heute vor aller Sünde, welche ist eine Feindschaft wider GOTT. Laß mich der Welt Feind, und Gottes Freund seyn, und alsdenn auch schmecken und sehen, wie freundlich der HErr ist. O was für Freyheit wer­ de ich an diesem Frey-Tage besitzen, wann ich meinen Verstand und Willen Dir völ­ lig unterwerfen werde. Denn wo dec Geist des HERRN ist, da ist Freyheit. Gieb, daß ich dem Fleische nicht Raum gebe, noch mich lasse den eiteln Wahn der Welt gefangen nehmen. Reiß mich je mehr und mehr loß von dem, was irrdisch ist, und zeige mir bey allen Trübsalen, haß auch dermahleinS die Creatur frey wird vom Dienst der Eitelkeit, zur herr­ lichen Freyheit der Kinder GOtteS. Wir sind Kinder der Freyen, und warten auf Jerusalem, das droben ist, das ist die Freye, die unser aller Mutter ist. Da wer? N 5 den

sor

Benjamin Gchmolckens

den wir vollkommen frey seyn. Unsere Seele aus dem Tode gerissen, unser Auge frey von Thränen, unser Fuß frey vom Gleiten. Eya waren wir da! heilige Dreyfaltigkeir! sey heute nicht ferne von einem jeglichen unter uns, in Dir leben, weben, und sind wir, Israel hoffet auf dich, laß unsere Hoff­ nung nicht zu schänden werden, denn Du bist unser GOTT. Erhebe über uns das Licht deines Antlitzes. Vermehre dein Reich in uns. Bleibe mit deiner Wahrheit bey uns. Laß uns muthig glauben, heilig leben, geduldig leiden, selig sterben, wir lassen Dich nicht. Du segnest uns denn. Amen. Ich bitte, JESU, Dich, Dein Blut komm über mich,

Doch aber in Genaden; So kan mir keine Noth,

Kein Elend und kein Tod, Auch gar kein Teufel schaden.

Abend-

Albend-Andacht am Freytage.

2yz

Abend-Andacht am Freytagc. Ihr Ich So Und

blutige Wunden der leidenden Liebe, lege mein Hertze mit Glauben in euch. hab ich ein Bette dem Salamon gleich, fürchte nicht daß mich ein Unfall betrübe.

OTT Vater, mein Geber al« les Guten! Was gebe ich Dir wieder vor alle deine Gaben, die ich diesen verflossenen Tag von Dir em­ pfangen habe. Ich bin ein Kind des Zorns, und dennoch hast Du mir deine Gnade so reichlich erwiesen. Da ich nichts verdienet, so hast Du mir alles gegeben, was mir noth ist. Alle Wohlthaten die du über mich ausgeschüttet, sind Früchte deiner erbarmenden Liebe. Alles Creutze das Du mir zugeschicket, ist eine Würkung deiner väterlichen Neigung. Und diesen Augenblick muß ich sagen: Bis hieher har mir der ^Err geholfen. Ach wa­ rum habe ich nicht Engel-Zungen, deine Treue und Barmhertzigkeit nach Wür­ den

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Benjamin Gcbmslckens

den zu erbeben? Allem wie beschämt mich meine Sünde für deinem Angesichte, daß ich mich fürchten muß, mein Danck-Opffer werde Dir nicht gefällig seyn. Es ist wahr, daß der Sünder vor Dir nicht be­ stehen kan, aber das ist auch gewiß, daß Du den Sünder in seiner Buffe nicht ver­ stossen willst. Zch will deine heilige Ver­ heissungen ergreifen, daß wer an ZEsum Christum glaubt, soll nicht verlohren wer­ den. In diesem Glauben rechtfertige mich; In dieser Gerechtigkeit absolvire mich. Sey mir um Christi willen gnädig und barmhertzig. Finsterniß bedecken nun das Erdreich, Du aber decke mich mit dei­ ner allergetreuesten Liebe. Sende mir dei­ ne Nacht-Wache bis zur fröhlichen Mor­ gen-Wache.

GDTT Sohn, mein Alles in Al­ lem ! Jedermann dencket jetzund an seine Ruhe. Ich aber dencke an meine Sün­ de. Ach meine Gedancken sind heute nicht allemahl deine Gedancken, und meine Wege nicht immer deine Wege gewesen. Ich weiß aber, daß Du nicht Gedancken des Leibes, sondern Gedan-

Abend»Andacht am Freyrage.

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dancken des Friedens über mich hast. O so dencke an mich in deiner Barmhertzigkeir, wie Du am Creutze des armen Scha­ chers gedacht hast. Wirf meine Sünde in die Tiefe des Meers, daß ihrer nim­ mermehr gedacht werde. Gebencke, O HERR, der schweren Zeit, darinn der Leid gemngen leit. Dre Seele, die du hast erlöst, der gliebHERR JESU, deinen Trost. Tröste mich m dieser Nacht durch das Andencken deiner Wun­ den. Weil Du mich in derselben von der Obrigkeit der Finsterniß errettet haft, so laß Mich auch jetzo vor des Satans Grau­ en und Klauen sicher ruhen. Dein letztes Wort sey auch mein Wort: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände. Sollte ich diese Nacht mein Haupt neiden müssen, so laß es Dir auf deine blutrün­ stige Brust fallen. Soll mir mein Hertze brechen, ach so breche es in deiner qeöfneten Seite. Das sey mein Weg ins Paradeiß. Ich küsse deine Hohepriesterliebe Wunden, und sage: Dir leb ich/ Dir sterb ich, dein bin ich todt und lebendig.

GOTL

2c6

Benjamin Gchmolkens

GVTT perliger Geist, mein Vers tretet! Beschleuß meine Seufzer mit deinem Abba. Besprenge sie mit dem Blute des unschuldigen Lammes. Ver­ siegelt sie mit dem letzten Angst Geschrey meines sterbenden IEsu. Wenn ich jetzt mein Licht auslöschen werde, so sey das Licht in meinem Hertzen. Wenn ich meine Kleider ablege, so zeuch mich an mit Kraft aus der Höhe, daß ich wider alle listige An­ laufe des Satans bestehen möge. Wenn ich die matten Glieder auf mein Lager werfe, so versichere meine Seele , daß ich in den Wunden meines JESU ruhe. Laß auch mein Bette mir von meinem Grabe predigen, daß ich nicht in Sicher­ heit schlafe, wie die Jünger am Oelberge, sondern alle Augenblicke meines En­ des erwarte. Stecke das Creutz meines Erlösers als ein Sieges-Zeichen vor mein Bette; Das soll meine Ruhe, das soll meine Ehre seyn. Bekehre auch alle Feinde des Creutzes Christi, daß sie sich unter dieses Panier sammle», und der Verdammniß entgehen mögen. Ver­ siegele auch mit diesem Gnaden-Zeichen die Ruhe der Meinigen, und laß keinen verloh-

Abend-Andacht am Feeytüge. 207 verkehren gehen, den^)u damit bezeich­ net haft. heilige Dreifaltigkeit! Deine Gna­ de sey unser Licht im Finstern. Deine Kraft sey unsere Stärke in der Schwach­ heit Dein Schutz sey unser Schild in der Gefahr. So wird keine Plage zu unserer Hütten nahen. Sey mit uns, O Vater, in deinem Sohne, mit dei­ nem Geifte. Laß diese Schrift an un­ ser Hauß und Herk geschrieben senn: Zier ist der ^ERR. Ist GOTT für uns, wer will wider uns seyn. Amen. So ist bet Freytag nun vorbey

Und Du, mem JEsu, machst mich frey, Daß ich in deinen tiefen Wunden

Der Kinder GOttes Freyheit funden. Gib auch nunmehr durch deine Macht, Zum Freytag eine freye Nacht.

Morgen

Abend - Andacht am Sonnabend. Mein JLsu sey mein Morgen-Thau, Erquicke meines Hertzens-Au, Und laß mich heute fruchtbar seyn, Mit Früchten, welche dich erfreun.

VTT Vater, meine Hülfe! BrS hieher hast Du abermahlS geholfen. Du hast Großes an mir gethan, deß bin ich fröhlich. Groß war die Gefahr darinnen ich diese ver­ gangene Nacht schwebete. Groß die Macht und List der Feinde, die auf mei­ ne Seele lauerten. Noch viel grösser aber deine Kraft, die mich wider aueS machtiglich beschützet hat. Darum will ich des Morgens deine Güte, und des Abends deine Wahrheit verkündigen. Wie soll ich Dir aber deine Wohlthaten vergelten, ich, der ich nichts habe, was nicht dein ist. Ich will Dir alles wie­ der geben, was Dir gehöret. Ich hei­ lige Dir meinen Leib zu einem lebendigen Opfer, und meine Seele zu einem immer-

Sonnabend,

so­

währenden Eigenthum. Mein Hertz soll Dich lieben, mein Mund soll Dich loben, alle meine Gliedmassen sollen Dir dienen, alle meine Ginnen Dir gehorchen. Ich bitte aber auch vor diesen Tag, daß Du den­ selben mit deinem Segen heiligen wollest. Laß mich wandeln wie sichs gebühret in meinem Beruf, darinn ich berufen bin. Negiere die Zufalle meines Lebens nach deiner Weisheu, ich will dir in allem stille haltet?. Du kannst mir mehr geben, alSich bitte. Du kanst mir etwas beffers geben, als ich begehre. Ich bitte aber nichts mehr als dieses: HERB, dein Wille geschehe. Du wirst, Du kanst, Du wüst nicht Böses über mich wollen. Dein Wille ist der beste.

GVTTSohn, meinHoherpriester! Ich bringe Dir diesen Morgen ein Lamm zum Opfer. Wgs könnte ich Dir wohl angcnehmers bringen, als Dich selber? Ich richte mich jetzo auf in deinen Wunden, in welchen ich gestern zu Bette ging. Lasse dieses die Brunnen seyn, aus welchen mir heute alles Heil zuflieffet. Lasse dieses die Fenster seyn, durch welche mir heute dein O himm-

2io

Benjamin Sckmslckens

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himmlischen Vater die Gnaden-Blicke zu­ werfe. Lasse dieses die Felsen-Ritzen seyn, in welche ich mich heute bey aller Gefahr als ein schüchternes Täublein verbergen könne. Lasse dieses die Lippen seyn, welche heute mich bey GOtt vertreten, wenn ich in Sünde und Strafe fallen sollte. Ra­ the mir heute nach deinem Hertzen, daß ich nicht auf Abwege gcrathe. Bey dir ist Rath und That, du kannst mir geben was mein Hertz.wünschet. Rüste mich mitKraft aus der Höhe, und mache meine Wege oh­ ne Wandel. Ich hoffe darauf, daß drl so gnädig bist, mein Hertze freuet sich, daß du so gerne hissest. Breite deine Güte über die, so dick kennen, und deine Gerechtigkeit über die Frommen. Laß mich den letzten Tag in dieser Wochen also zubringen, daß wenn eS der letzte meines Lebens seyn sollte, ich in dir sanft und selig beschliessen möge. GDTT heiliger Geist, mein LeitStern! Leite mich heute aufrechterBahn. Schaffe daß ich mich übe ein gutes Ge­ wissen zu haben, damit dasselbe mich nicht beissen möge meines ganzen Lebens hal­ ber. Bewahre mich wieder die Ver­ führungen. Erhalte mich in den Ver­ suchung

- Andacht am Sonnabend» i ri suchungen, stärcke mich wieder die Verfol­ gungen. Sey mein Rathgeber, wenn ich zweifele. Sey mein Geleits-Mann, wenn ich wandele. Stärcke mich bey dem Elende dieses mühseligen Lebens nut der Hofnung eines bessern und ewigen Lebens. Herrsche über alle meine Neigungen» Ge­ biete übt r alle meine Wercke, mache allen memen Wandel zu einem guten Geruch vor ©Ott. Befriedige mein Hertz durch deine heilige Verordnungen, daß es aller unordentlichen Sorge müßig gehe, und deiner Göttlichen Vorsehung keinen Eintrag thue. Laß mich zuförderst daß Reich GOttes su­ chen, lind alsdenn versichert seyn, daß mir daS andere alles zufallen werde. Und nach allen deinen Gaben giebst du Dich mir sel­ ber, wie ich an meiner Seiten wünsche, Dir gantz und gar ergeben zu seyn. Zeilige Dreyfalttzkeit! vollende da­ gute Wcrck in mir beym Ende dieser Wo­ che. Mache an diesem Tage gut, waS ich in den übrigen böse gemacht. Schütze und errette deine arme Christenheit bis an das Ende der Welt. Gieb uns des Glaubens Beständigkeit, Gedulk im Creutz und Wiederwärtigkeit, Giebunsern O 2 Grän-

2ir

Beiijsn'.m Scbmolckens

Geäntzen Friede, unsern Häusern Segen, unsern Angehörigen Leben und volle Genü­ ge. Erlöse uns, so lange wir leben. Amen! Nun JESU, sprich den Segen, Auf allen meinen Wegen, Und stecke selbst das Ziel; So wird das W erck voliführet. Wie mir zu thun gebühret, Und deine Ehr es haben will.

Abend-Andacht am Sonnabend. Die Sonne geht zu rüste, Bleib bey mir JEfu Christe, So hab ich Licht und Leben, Wenn mich die Nacht umgeben.

Vater, mein Anfang und 1 Ende in allen meinen Dingen! Wie ' ich diese Woche mit deiner Gnade angefangen, also habe ich sie auch durch dieselbe zu Ende gebracht. Ach was vor Danckbarkeit, was vor Liebe bin ich dir, mei­ nem GOtt, schuldig vor so viel unaussprech­ liche Wohlthaten, daß ich zwischen diesem Anfänge und Ende genoffen habe. Du haft mir so viel Liebes erwiesen, da ich dich doch beleidiget habe. Du bist so nahe bey mir gewe-

Abend»Andacht am Sonnabend.

21z

gewesen, da ich doch meine Augen so oft von Dir abqewendet. Du hast Gutes ich Bö­ ses gehaufet. Ach ich kau die Grösse dei­ ner Liebe nicht gnugfam begreifen, aber auch leider! die Menge meiner Uebertretung nicht übersehen. Jedoch, O barmhertziger Vater! nehme ich meineZuflucht zu deinen theuren Verheissungen. Wo meine Sünde mächtig ist, da ist deine Gna­ de noch viel mächtiger. Ach HERR, der Du das Werk deiner Hande nicht ver­ schmähest, was erwartest Du anders von mir armen Sünder, als ein zerknirschtes Hertz, welches sich von ganzem Hertzen zu Dir bekehr t, und von deiner Gerechtigkeit zu deiner Barmherzigkeit seine Zuflucht nimmt. Laß doch heute deine Gnade seyn wie ein Avend»Regen. So ferne der Morgen ist vom Abend, so ferne laß auch meine Sünde an diesem Sonnabende vor mir seyn. Gieb, daß ich das Ende dieser Woche also mache, daß ich nicht ein Ende nehme mit Schrecken, wie die Gottlosen, der Ende ist die Verdammniß. Sondern laß mich aus Gnaden davon bringen das Ende des Glaubens, welches ist der Seelen Seligkeit.

O 3

©Ott

5i4

Benjamin Schmeckens______

GVTT Sohn, meine Gerechtig­ keit! Du bist des Gesetzes Ende, wer an dich glaubet, der wird gerecht. Ich schliesse mich beym Schlüsse dieser Wochen in deine Wunden. Stelle mich deinem himmlischen Vater für in deinem Blute. Bekleide mich mit deiner Gerechtigkeit. Tilge meine Sünde durch deine ewige Lie­ be. Ich befehle Dir Leib und Seele, Du hast beydes erlöset, Du getreuer GOTT. Zeichne mich in deine durchbohrte Hande. La ß heute dein Haupt über mir voll Thau­ es, und deine Locken voller Nacht-Tropfen seyn. Gieb auch, daß ich allezeit unter den klugen Jungfrauen erfunden werde, und wenn Du um Mitternacht kommest, mit dem Oel des Glaubens dir entgegen gehen möge. Weil ich auch unter denen bin, aus welche das Ende der Welt kommen ist, so lasse mich beym Ende dieser Wo­ chen auf eine selige Bereitschaft bedacht seyn, deine Zukunft mit Freuden zu er­ warten. Wie Du die Deinen bis ans Ende geliebet, so bleibe auch bey uns bis ans Ende der Welt, nach deiner allergetreuesten Verheissung. Gieb uns BeMüdigkeit des Glaubens in der Liehe und

Abend »Andacht am Sonnabend.

215

und erfülle endlich dein Wort an uns: Wer beharret bis ans Ende, der soll selig werden. So wollen wir dich oh­ ne Ende rühmen, dort wo deines Kö­ nigreichs wird kein Ende seyn. GVTT perliger Geist, mein Leh­ rer! Lehre nuch heure inbrünstig beten: ^err, lehre mich bedencken, daß. es ein Ende mit mir haben muß, daß mein Leben ein Ziel har, und ich da­ von muß. Bereue mich alle Abende zum Tode, und lasse mich niemahls in Sicherheit, zu Bette gehen. Gieb, daß ich allezeit warte auf die Offenbahrung JEsu CHriPL, welcher auch mich wird fest behalten bis ans Ende, daß ich unstrastich sey auf den Tag seiner Zukunft. Soll ich moraen leben, so erwecke mich zu einem geistlichen Leben. Morgen ist des HErrn Fest. Bereite mich dazu in hei­ liger Furcht. Indessen versiegele meine Ruhe heure mit der Gnade und Liebe meines JEsu. Breite deine Flügel über alle meine Angehörige. Sey der Trau­ rigen Leuchte in der Finsterniß. Erleich­ tere die Last aller Müden. Schaffe, daß bey denen Ereutz - Tragern die DerfuO 4 chung

»i6

Benjamin Gchmolckens._______

chung so ein Endegewinne, daß sie es ertra­ gen können. Laß heute alle Menschen an ihr Ende gedencken, so werden sie nimmer­ mehr Uebels thun.

heilige Dreyfaltigkeit, Deine Jahre nehmen kein Ende, aber bey uns, ist nahe kommen daS Ende aller Dinge. Ach laß es nicht gar aus seyn mit uns, sondern deine Barmhertzigkcit kein Ende haben. Und wann sich daS Ende unsers Lebens herzu nahen sollte, so lasse uns kommen zum Anfänge der grossen himmlischen Wo­ che, die Du deinem Erbe vorlangsten ver­ heissen hast. Lasse uns'sterben des Todes der Gerechten, und unser Ende seyn, wie das Ende der Frommen, so heisset es: En­ de gut# alles gut. Amen. So ist die Woche nun beschlossen. Und auch zugleich der Tag verflossen. Wer weiß wie nah mein Ende sey. Nimm Jesu mich in deine Hände, So komme wenn du witst, mein Ende, Ich warte dessen ohne Scheu. Denn was mein Ende hier auf Erden, Daß muß mir dort der Anfang werden.

M. §hri-

M. Christian Scrivers GOtt geheiligter

B e t - A l t (i r Frommer Christe»/ darauf sie

ihr tägliches

Haus - Lpfer mit brennendem Feuer der Liebe zu Gott bringen.

Zur Erweckung

wahrer Hertzens-Andacht von neuem aufgerichtet.

Tägliches

Haus- und HertzensOpfer frommer Christen

damit sie GOTT für geist- und leidliche Wohlthaten dancken, um Glück und Segen bit­ ten, auch ferner sich und die lieben Ihrigen, samt der gantzen Christenheit, dem grossen GOtt und

Vater in Demuth empfehlen.

llmachtiger, ewiger, gütigster GOTT, Vater unsers HErrn JEsu Christi, Du GOtt aller Gnaden, Du Vater der Barmdertzigkeit, und GOTT alles Trostes, mein lieber Barer und gnädiger GOtt in LHristo JEsur Mein HErr JEsu Christe, Du ewiger eingebohrner Sohn GOtttS,

Tägliches Hauß, und Heryens^Opfer. siz

tes, Du Heiland der Welt, mein theurester Erlöser, getreuester Hirte, liebreichster Mittler, ewiger Hoher Priester und Seligmacher.

GOTT Heiliger Geist, Du süsser Tröster aller Betrübten, Du Kraft der Schwachen, Du Licht der Irrenden, Du Lehrer der Unwissen­ den, Du Beystand der Bethenden, mein bester Freund, meine Kraft, mein Leben, mein Licht und mein Heil! Du einiger, ewiger, wahrer GHtt, hochgelobet in Ewigkeit! Zch armer sündhafter Mensch komme für dein allerheiligstes Angesicht, daß ich für Dir beten will, wie es dein Befehl, und meine Noth und Schuldigkeit erfor­ dert; weil ich mich aber hierzu unwürdig und untüchtig befinde: so bitte ich an­ fangs hertzlich und demüthig, daß Du mir meine Sünde, nach deiner grossen Barmherzigkeit, vergeben, in meinem Hertzen kindliche Furcht und Andacht er* wecken

220

M. Christian Scrivers

wecken, allen fremden flatternden, sündlichen Grdancken fteuren, und mir die Gna­ de geben wollest, Dich im Geist und in der Wahrheit anzurufen: Laß Dir auch mein armes Gebet in Gnaden wohlgefallen, und erhöre es um dein selbst wlllen, Amen.

SftXfo EMtt und Vater, ich dancke Dir erst billig für. alle deine geist­ liche und leibliche Wohlthaten, die du mir mein Lebenlang erwiesen, und noch täg­ lich erweisest, ich dancke dir, daß Du mich zu der Zeit die dir beliebet, hast erschaf­ fen, das Leben und Wesen mir gegeben, mit einer feinen vernünftigen Seelen, und einem wohlgcstallten gesunden Leibe begäbet, mich aus Mutter-Leibe gezogen, und gesund und wohl ans Licht der Welt gebracht hast; Ich dancke Dir, daß Du mich in deiner rechtalaubigen Evangelischen Kirchen von C h r i st l i ch e n, ehr­ lichen, gottseligen Eltern hast lassen gebohs ren, und mich der vernünftigen lautern Milch des Evangelii, zu aller Gottse­ ligkeit lassen angewiesen und erzogen wer­ den. Ich dancke Dir auch insonderheit, daß Du mich durch die Heilige Taufe wie-

Tägliches Hauß- und ^eryens Vpfer. 221 wiedergebohren zu einer lebendigen Hofnung, mir die Herrlichkeit deiner Kind­ schaft geschencket, mich von der Obrig­ keit der Finsterniß errettet, und in daS Gnaden-Reich deines beben SohnS JEfu Christi versetzet, und darinne wieder des Teufels Macht und List, und aller Welt Aergerniß und Boßheit erhalten hast; Ich dancke Dir, daß du von solcher Zeit an mich stets als dein liebes Kmd erhalten, mich hertzlich gelle bet, väter­ lich versorget, macht i gl ich beschützet, mich wunderlich doch seliglich geführct, deine Göttliche Langmuth an mir reichlich erzeiget, aus mancher Noth und Gefahr Leibes und der Seelen errettet, und mich bis hieher erhalten hast; Ich dancke Dir für das tägliche Brod und den zeitlichen Segen, den Du mir über alles mein Vermuthen, ohn alles mein Verdienst und Würdigkeit, nach deiner Güte überflüssig und reichlich gegeben, also daß ich Ursach habe mit dem Ertz-Vater Jacob von Hkryen zu sagen: Jd) bin 511 gering, mein GVTT! aller 25a im bergig feit und Treue Cie Du an mir gethan hast! Ueber-

S22

M. Christian Gcrlvers

,

Ueber alles abrr dancke ich Dir, daß Da mir auch deinen allerliebsten Sohn IEfum CHristum zum Hcyland geschencket, und zum Gnaden-Stuhl in seinem Blut fürgestcüet hast, daß ich mich im Glauben an ihn halten, und in ihm die Gerechtigkeit, das Leben, und volles Genügen haben soll: Wie auch, daß Du mir die Mittel der Se­ ligkeit, dein heiliges Wort, und die hock» würdigen Sakramenten gegeben, und mich dadurch zu deinem seligen Erkanntniß ge­ bracht, in deinem Lichte geleitet, und in deiner Gnade bishero bewahret und erhal­ ten hast. dancke Dir, mein *5 JEGR Christe, mein allerliebster Erlöser, daß Du in die Welt kommen bist, nebst andern auch mich Sünder selig zu machen. Du hast mich auch geliebet. Dick selbst für mich dahin gegeben und mich Dir zum Eigenthum, nicht mit vergänglichem Silber oder Gold, son­ dern mit deinem göttlichen theuren Blut erkaufet, Du hast mich in deine selige Gemeinschaft ausgenommen, dein gantzeS heiliges Verdienst, deine Berechtig-

Tägliches Hauß-und Heryens-Opfer.

22z

keit, und deine Seligkeit mir in der hei­ ligen Taufe geschencket; hast mich auch mein Lebenlang, als ein getreuer Hirt, behütet, bist mir auf allen meinen We­ gen mit deiner Güte nachgefolget; haft, wenn ich mich verirret, mich gesucket und zurechte gebracht; haft es mir nie an ir­ gend einem Gute ermangeln lassen, mich wieder Teufel und Welt geschützet, mich bey deinem ewigen lieben Vater vertre­ ten, mich stets in deine Liebe und Gnade eingeschlossen, und mit deiner Güte um­ fangen.

Ich dancke Dir, GVTT heiliger Geist, daß Du mich durchs Wort und die Sacramenta geheiliget, zur Ge­ meinschaft JElu Christi und feiner Kir­ chen mit berufen, den Glauben in mir erwecket, und ob er gleich manchmal ei­ nem glimmenden Dockt ähnlich gewesen, wieder des Teufels Macht und List in meinem Hertzen erhalten: Du hast dich meiner Seelen jederzeit hertzlich ange­ nommen, mich in Trübsal getröstet, in Schwachheiten gestärcket, in Kranckheiten erquicket, im Zweifel mir gerathen, und

224

M- Christian Scrivers

und durch dein innerliches kräftiges Zeug­ niß mich meiner Kindschaft bey GOrt und des himmlischen ewigen Erbes versichert, und dadurch manchmahl mein Hertz mit Friede und Freude erfüllet.

Nun memGDTT! mein Vater! mein Erlöser! mein Lröster! Ichdancke dir von Hertzen, für diese und alle an­ dere deine Wohlthaten, die Du mir in mei­ nem gantzen Leben erwiesen, ich lege mich deswegen zu deinen allerheiligften Füssen, opfere und ergebe mich Dir mit Leib und Seel, zu einem Opfer, das lebendig, hei­ lig und dir wohlgefällig sey, mache mich zu einem solchen Opfer, laß deinen glorwürdigsten Nahmen durch mich auch geheiliget, verherrlichet, gepreisct, dein Reich auch durch mich erbauet, fortgepflantzet und erhalten, und dein heiliger Wille an mir, in mir, und durch mich, in Zeit und in Ewigkeit vollbracht werden! Gelobet sey GOTT, der HERR, der GOTT Isra­ el, der allein Wunder thut! Und gelobet sey sein herrlicher Nahme ewiglich, und alle Lande müssen seiner Ehre voll werden, Amen, Amen! Ach

Tägliches Haus- und Heryens-Opfer.

225

Ach HERR! nimm vorlieb mit mei­ nem schlechten Lob- und Danck-Opfer, so gut ichs Dir in dieser Sterblichkeit bringen kan, hilf mir zum Himmel, und bringe mich zu der Menge deiner Auserwahlten, daß wir Dich, unsern GOTT, voUkömmlich, heilig, und ewiglich prei­ sen mögen. Amen! Hiernechft, mein GOtt, erinnere ich mich auch, und mein Gewißen überzeu­ get mich, daß ich deine mannigfaltige Gü­ te, welche Du so reichlich an mir erzeiget, nicht allezeit wie ich gesollt, erkannt. Dich nicht so hertzlich geliebet, so kindlich ge­ fürchtet, so verglich vertrauet, und so heiliglich und eiferig gedienet, wie es deine Hoheit, deine Liebe, dein Gebot, und mein Tauf-Bund erforder, sondern ich habe mit Worten, Wercken und Gedancken, mit Unterlassung des Guten, mit Vollbringung des Bösen, wissentlich und unwissentlich von meiner Kindheit an, biß auf diese Stunde darwieder gesündigec, und damit deinen gerechten Zorn, zeitliche und ewige Strafen verdienet. Weil Du aber, Du gnädiger und barmhertziger HERR, nicht wilt den Tod P des

226______ M. Christian Sctl'vers_________ des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe; und Du, mein allerliebster HErrJEsu, bist in dieWelt kommen, die Sünder selig zu machen, Du auch mein Tröster, GOtt heiliger Geist, durch das Wort der Gnaden die Sünder zur Busse rufest, und ihnen Vergebung der Sün­ den in Christo verheissest; So verlaß ich mich gänzlich auf deine Gnade und Barmhertzigkeit, und bitte im hertzlichen Ver­ trauen auf das theure Verdienst und ver­ gossene Blut des Sohns GOttes, daß Du mir alle meine Sünde vergeben, mich sol­ cher Gnade versichern, mein Gewissen be­ ruhigen, meinHertz mitFriede und Freu­ de im Heiligen Geist erfüllen, mich auch von Tage zu Tage mehr und mehr erneuren, erleuchten, heiligen, segnen, und Dir in Heiligkeit und Gerechtigkeit zu dienen bereit und tüchtig machen wollest.

Hierauferneure ich den Bund meiner heiligen Taufe, ich fage ab den Teufel, und allen seinen Wercken, und allen sei­ nen Wesen, der gottlosen bösen Welt, und meinem simdlichen Fleisch und Blut: Ich ergebe mich aber Dir, GOTT Va-

Tägliches Haus/und Heegens,Opfer. 227

Baker, Sohn und Heiliger Geist, mit Leib und Seel: Ich empfehle Dir mein und der lieben Meinigen zeitliche und ewige Wohlfarth; Ich überlaste mich willig dei­ ner Vorsorge, Barmherzigkeit,Liebe und Treue, GOtt Vater! ich wickle mich ein in d«ine selige Gemeinschaft, indem Ver­ dienst, Gerechtigkeit,Blut,Tod und Wunden, HErr IEsu, mein Heiland! Ich er­ gebe mich gantzlich in deiner Regierung, Leitung, Licht) Trost und Bewahrung, GOtt Heiliger Geist! So bist du nun wein, und ich bin dein, Du bist mein Va­ ter, ich bin dein Kind, Du bist mein Hirte, ich bin dein Schäflein, Du bist mein HERR, ich bin dein Eigenthum!

Ach GOTT! gnädigster und gütig­ ster GOTT! Wie kann ich Dir anung dancken, daß Du mich armen sündhaften Menschen solcher hohen Gnade gewürdiget, und mich in solchen seligen Stand gesetzet hast? Ach! erhalte mich darinn bis an mein seliges Ende; Vermehre in mir dein seliges Erkenntniß, bewahre in mir den Glauben, und laß dieses Licht in mir nimmermehr verlöschen! Gib auch P 2 daß

228

Kt. Christian Scrivers

daß mein Glaube durch die Liebe thätig sey, daß ich dich meinen GOTT, von gantzemHertzen, von gantzer Seelen, und von allen Kräften lieben, Dich kindlich fürchten, Dir veftiglich vertrauen, in kind­ lichem Gehorsam für Dir wandeln, Dich stets für Augen und im Hertzen haben, aus reiner Liebe zu Dir, allem sündlichen Wesen von Hertzen feind seyn, und Dich nimmermehr mit Wissen und Wil­ len beleidigen möge. Erneure, erleuch­ te, bekehre, heilige und segne mich in geist­ lichen Gütern, je mehr und mehr; Gib mir Christliche Demuth, Sanftmuth, Liebe, Freundlichkeit, Friedfertigkeit, Ver­ söhnlichkeit, Gutthatigkeit; Weise mir gottselige und fromme Armen zu,die,HErr JEfu, deine wahre Glieder sind, und lencke sodenn mein Hertz, daß ich ihnen, als Dir selbst, mit fröhlichem Hertzen Gutes thue, und von dem Segen, den Du mir gegeben hast, ihnen mildiglich mit ein­ fältiger Seele mittheile! Gib mir auch ein reines, keusches, nüchtern und mäsiges Hertz; Bewahre mich für Geitz und Ungerechtigkeit; Gib , daß ich mein Hertz an das Zeitliche und Vergängliche

Tägliches Haus- und Heryens-Opfer. 229 nicht hänge, sondern Dich, und deine geistliche und himmlische Güter, für mei­ nen höchsten Schatz, und die Gottselig­ keit und Genügsamkeit für meinen grösten Gewinn halte; Lehre mich je mehr und mehr mich selbst verlaugnen, die Welt, und was darinnen ist, verschmähen, und nach dem Himmlischen und Ewigen mich sehnen.

Ach! mein GOTT! Du hast nach deinem Wohlgefallen, ein Wunder deiner Güte an mir erwiesen, indem Du mich da ich arm und elend war, (und als ich in diese Stadt kam, nichts hatte, als etwa einen Stab) Herfür gezogen, mich in mei­ ner Handelschaft und Gewerbe mit einem ungemein, reichen und grossen Segen überschüttet hast; von Dir, mein liebster himmlischer Vater! ist alles kommen, von deiner Hand habe ichs empfangen, und es ist alles dein, Gib mir Gnade, und zeige mir Gelegenheit, daß ichs zu deinen Ehren im Dienst deiner Kirchen, und in der liebe meines Nächsten anwenden, und im übrigen einer von denen seyn möge, P 3 von

szo

M. Christian Germers

von welchem dein heiliger Apostel sagetdaßsiesichfreuen, als freueten sie sich nichtdaß sie kaufen- als besassen sie esnichtdaß sie der Welt zwar brauchen- jedoch ih­ rer nicht mißbrauchen- weil sie wissen, daß das Wesen dieser Welt vergehet. Gieb mir auch ein stilles gedultiges, Dir erge­ benes und gelassenes Hertz, daß ich in Lieb und Leid, im Glück und Unglück, mit dei­ nem heiligen Witten zufrieden sey, Dich stets für meinen Schatz,Trost und Starcke hakte, und in kindlichem, willigem, um verrückten Gehorsam Dir nachwandele.

Als Du auch mein lieber GOTT und Vater mich durch deinen heiligen Beruf zur Gemeinschaft deiner ÄuserwahltenHeitigen und Geliebten, in deiner Kir­ chen auf Erden gebracht hast, also, daß sie mit mir, und ich mich ihnen imGlauben, Liebe und Hoffnung zu Dir- HERR JESU- durch deinen, Geist vereiniget ftyn ; So bitte ich Dich hertzlich, daß Du alle meine liebe Mit-Brüder und MitSchwestern an allen ihren und unsern Orten wollest segnen, heiligen, erneurenschutzen, versorgen, trösten, und sie durch deine

Tägliches Haus-- und Heryens-Vpfer. 231

deine Macht zur Seeligkeit bewahren und erhalten; HErr! Du allwissenderGOTT, Dir ist ihrer aller Zustand, Anliegen, Nothund Gefahr nicht unbekandt, hilf ihnen allen und jeden, wie wo und wann sie deiner Hülfe bedürftig und begierig sind. Tröste alle Betrübte, starcke die Schwachen, hilf den Gefallenen wie­ der auf, bringe die Irrige und Verführ­ te zurecht, und heilige sie in deiner Wahrhert, dein Wort ist die Wahrheit; Er­ quicke die Krancken, und sey ihr Labsal, Trost, Arm, und Pfleger; Ernähre die Amren und Dürftigen; Versorge und schütze die Wittwen und Waisen; Sey eine Zuflucht aller Flüchtigen und Ver­ jagten, die um deines Nahmens und der Wahrheit willen Verfolgung gelit­ ten haben, und noch leiden, die in har­ tem Bedrängn iß und Gefängniß le­ ben; Bekehre auch die Sünder und Gottlosen, errette ihre Seelen aus den Stricken des Satans; Erdfne ihnen ihre Augen, daß sie ihr Elend erkennen, und sich von gantzem Hertzen zu Dir be­ kehren mögen; Bewahre sie durch deine Barmhertzigkeit und Langmuth für dem P 4 ewi-

2zr

M. Christian Scrivers

ewigen Verderben; Bringe auch die Un­ gläubigen in der Welt, die blinden Hey­ den, Türken, Juden, zudemErkänntniß deines lieben Sohnes JEsu CHrifti, und erbarme Dich aller Menschen! Segne und erhalte deine Evangelische Kirche, die kleine Heerde, das verlassene trostlose elende Haustein, welches jetzo al­ lenthalben bedränget wird, beyder hunmlischen Wahrheit deines Worts, und dem Gebrauch deiner heiligen Sacramenten, schütze sie wieder des Teufels Macht und Lift, und aller Welt Bosheit, und erhalte sie bis ans Ende der Welt, erhebe und er­ weitere sie, und steure denen, die deinem Wort seinen Lauf, durch Macht und Lift, zu wehren, sich unterstehen; Mache ihre gefährliche Anschläge zu nichte, brich ihren Hochmuth, mache ihre Macht zur Ohn­ macht, laß ihre Weißheit zur Thorheit, und ihren Rath zu nichte werden! gieh ihnen einen Meister, daß sie erkennen müssen, daß sie Menschen sind, und wie­ der dein Volck, daß Du Dir erwählet hast, und das sich auf Dich allein verlässet, nichts vermögen.

. Tägliches Haus-und Heryens-Opfer

233

Versorge auch uns und alle Gemeinen jederzeit mit gottseligen, geistreichen, er­ leuchteten und treuen Hirten, Lehrern, und Predigern, rüste sie mit Gaben und Kraft vom Himmel aus , segne ihre Ar­ beit, und laste sie denen ihnen anvertrau­ ten Seelen zum gründlichen Uns erricht, zum lebendigen Glauben, zum kräftigem Trost, und seliger Erbauung gedeyen: Gib ihnen Muth und Freudigkeit, und schütze sie wieder Teufel und Welt! er­ halte sie in deiner Wahrheit, und gieb daß sie ihr HeiligesAmt mit einem heiligen und unsträflichen Wandel allezeit zieren und sich selbst, und die sie hören, durch dein Wort und deinem Geist, selig machen. Gib uns auch aller Orten fromme, friedfertige, väterlich gesinnte, gewissen­ hafte, gerechte Regenten, gib ihnen den Geist der Weißheit und des Verstandes, des Raths und der Stärke, und deiner heiligen Furcht; Segne Du ihre Re­ gierung, und richte dieselbe zu deines allerheilichften Nahmens Ehre, deiner Kir­ chen Schutz und Trost und aller from­ men und treuen Unterthanen zeitliches, P 5 seist-

r;4

kl. Christian Scrivers

geistliches und ewiges Wohlergehen; Erhalte bey uns und in unserm gelieb­ ten Vaterland, ja in der ganzen Christen­ heit, den edlen Frieden; Laß um unser Sünde willen nicht zu, daß der Satan und seine Werkzeuge neue Kriegs-Ge­ fahr und Unruhe, Blut-Vergießen und Verwüstung anrichte, mache zunichte die Anschläge der Völker, die da gerne krie­ gen; Laß uns unsere Lebens-Zeit in Frie­ de und Ruhe, und in aller Gottseligkeit, und Crbarkeit hinbringen; Bewahre uns für der sch r e ck l i ch e n Seuche der Pestilentz, und andern anfälligen Krankhei­ ten, für schrecklichem, schweren Ungewitter, für Hunger und theurer Zeit, für Feuer - und Waffers-Noth, für einem dösen schnellen und dem ewigen Tod; Er­ halte auch mich, und liebsten Meini­ gen im Glauben, Liebe und Hoffnung; Bewahre uns, daß wir in das gottlose Wesen der letzten Zeit nicht eingeflochten werden, auch in Se e l e n - verderblichen Irrthum nicht verfallen; Verleihe uns in Gnaden, daß wir unter denen seyn, die deine letzte Zukunft zum Gericht, nach deinemWört, von Hertzenglauben,deineEvschei-

Tägliches Haus«und Heryens Opfer. 235 Meinung lieb haben, und sich täglich darzu bereiten! Bereite Du uns, HErrJEsu, so sind wir bereitet! Eile mit dem lieben Jüngsten Tage! Mache bald aller Sun­ den und Schanden, und alles Elendes auf Erden einEnde! Erlöse uns, und alle deine Auserwehlten aus allem Uebel, und hilf ms aus zu deinem himmlischen Reich, daß wir dich sehen, und in alle Ewigkeit preisen mögen. Amen.

Ferner befehle ich Dir, mein GOTT, mein Leib und Seele heut und allezeit in deine Lieb-und Gnadenreiche Regie­ rung, in deinen mächtigen Schutz, in dei­ ne väterliche Aufsicht, Fürsorge und Treue: Laß mir hellte kein Uebels begeg­ nen und keine Plage zu meinem Haus sich nahen; Laß mich und die lieben Mei­ nigen, deine heilige Engel auf allen un­ sern Wegen begleiten! Laß uns deinen heiligen Geist kräftiglich regieren, und unser Hertz zum kindlichen Gehorsam lencken, daß wir von den Wegen der wahren Gottseligkeit nicht abweichem Laß den Satan und die böse Welt keine Macht, uns an Leib oder Seele, an Gut

oder Ehre zu schaden an uns finden; Segne mich heute an Leib und Seele! Segne meinen Ausgang und Eingang! Segne meine Haushaltung und Nah­ rung! Laß mir in allen meinen Geschäf­ ten und Fürnehmen dein himmlisches Licht leuchten, deine Kraft mich starcken, deine Liebe mich dringen, deine Furcht mir beywohnen, daß ich in Ge­ rechtigkeit wandele, meinen Tauf-Bund stets für Augen habe, meinen Nächsten mit aufrichtiger Liebe, mit Sanftmuth, Demuth, Freundlichkeit, Dienftwilligkeit und Wahrheit begegne, und deine Worte im Hertzen habe: Wie ihr wol­ let, daß euch die Leute thun sollen, also thut ihnen gleich auch ihr! Erhalte mich bey Gesundheit Leibes und Gemüthes, so lange ich hier wallen soll. Gib, daß ich die Zeit, so ich noch au leben habe, wohl und Christlich annehme, zu deines glorwürdigsten Nahmens Ehre, meines Nächsten Dienst, und mein selbst Beste, rung! Gib mir auch die Gnade, daß ich mich meiner Sterblichkeit stets erinnere, und meine Gedancken alle­ zeit

Tägliches Haus- und Hertzens-Opfer. 237 zerr aus dem Zeitlichen in das himm­ lische und Ewige richte! Und wann ich dann meinen Lauf vollendet, und das Ziel, so Du mir in Gnaden gesetzer, erreichet habe, so verleihe mir nach deiner grossen Barmherzigkeit, um ^Esu Christi willen, ein sanf­ tes, fröliches erbauliches und seliges Ende! Laß mich mein Gott und Va­ ter in der Versicherung deiner Liebe, und des himmlischen ewigen Erbes; in deiner Gemeinschaft, HErrJEsu, durch wah­ ren Glauben; m deinem Trost, GOTT Heiliger Geist, sanft und selig einschlafftn! Mein allerliebster HErr JEsu, Du hast für uns alle den Tod geschmecket, ich bitte Dich um Deines blutigen Schweisses und heftigen Todes-Angst willen, stehe mir bey, und hilf mir in meiner letz­ ten Noth! Lindre mir, und hilf über­ winden alle Angst und Schmertzen! Be­ wahre mich für schweren Anfechtungen des Satans, und laß ihm nicht zu, daß er meine Seele in ihrem Abschied verunruhige und betrübe; Behüte mich für Ungedult und Ungeberde; Gib mir die Gnade

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M. Christian Scrivers

Gnade, daß ich alles Jrrdische willig und fröhlich verlassen, und nun bey dir, mein JESU, zu seyn, mit Luft abscheiden möge; Erfülle in mir alsdann deine theure Verheissung, da Du versprochen, Du wollest deinen Schaflein, die deine Stim­ me hören, und Dir folgen, daß ewige Le­ ben geben, sie sollen nimmermehr umkom­ men, und niemand solle sie Dir aus dei­ ner Hand reissen. Ach! so laß mich dann weder Engel nochFürftenthum, noch Ge­ walt, weder Gegenwärtiges noch Zukünf­ tiges, weder Hohes noch Tiefes, noch kei­ ne andere Creatur, von Dir und deiner Liebe scheiden, Amen, O HERN JESU! Amen.

Ich befehle Dir auch, mein GOTT I Meine wehrthefte Ehe-Genoßin, dancks Dir von Hertzen, daß durch deine gnä­ dige Vorsehung Du sie mir zugeführet, unsere Hertzen in keuscher, treuer Liebe verbunden, uns in Friede und Ruhe er­ halten, und in wahrendem Ehestand Viel Segen gegeben, und uns viel Gutes att Seel und Leib erwiesen haft; Ach! laß

Tägliches Haus- und Heryens Opfer. 239 sie nebfl mir in deinem Erkanntniß, lndeiner Liebe und in aller Gottseligkeit immer wachsen; Segne, bewahre, ftarcke und erhalte sie bey guter Gesundheit, und im Leben, weil ich lebe; Laßsie ferner meine getreue Gehülfin und liebreiche Pflegerin seyn, bls an mein seliges Ende; und wann sie auch ihr Lebens-Ziel, nach deinem Rath, erreichet hat, so nimm ihre liebe Seel auf in die ewige Ruhe, daß wir für deinem Angesicht in himmlischer Liebe bey einander ewig leben mögen.

Ich dancke Dir auch, mein GOTT, daß Du unser keusches Ehe-Bette ge­ segnet, und uns unterschiedene liebe, ge­ sunde und wohlgeftallte Kinder gegeben, Du haft sie uns, mein Vater gegeben, und wir haben sie Dir wieder gegeben, wir opfern, heiligen, und übergeben sie Dir von Hertzen; Laß sie dein seyn und bleiben in Zeit und Ewigkeit! Du haft sie mein GOTT, in der heiligen Taufe wiedergebohren, die Herrlichkeit deiner Kindschaft ihnen geschencket, und sie zu Erben des ewigen Lebens verordnet: Sie sind deine Schaflein, HErr ZEsu! die

240

M. Christian Scrivers

die Du mit deinem theuren Blut Dir erkaufet haft: Sie sind dein Tempel und Eigenthum, GOTT Heiliger Geist! Ach erhalte sie in solcher Gnade allezeit! Segne, heilige, erneure, erleuchte sie je mehr und mehr, dampfe die Erb-Sunde in ihnen, bewahre sie für des Satans Trug und Lift, für der Welt Aergerniß und Verführung, für Sünden und allem Unheil! Laß sie in allen Christlichen Tu­ genden und feinen Sitten aufwachsen, und was redliches und nützliches ler­ nen, damit sie Dir, deiner Kirchen und ihren Nächsten künftighin dienen kön­ nen? Mache aus ihnen rechtschaffene, tüchtige, gottselige Leute, Werckzeuge deiner Gnaden-Gefaste, deiner Ehren, und endlich Erben des Himmels und der ewigen Seligkeit. Ich befehle Dir end­ lich auch mein Gesinde, und sämtliche Haus-Genossen, dancke Dir von Hertzen, daß Du mich, der ich weyland an­ dern dienete, nunmehr gewürdiget haft, von andern meinen Mit-Christen be­ dienet zu werden; Ich danke Dir füralle Ehre, Liebe, Treue und Aufwartung, die sie mir täglich erweisen; erhalte

Tägliches ^aus,und ^eryens-Opfer. 241 sie in deiner heiligen Furcht und Liebe durch die Regierung des Heiligen Geistesbewahre sie, daß sie nicht vom Teufelder Welt und ihrem Fleisch und Blutzum Ungehorsam, Widerspenstigkeit, zu Untreu,Unzucht, und andern groben Sünden'sich verführen lassen; Gieb daß sie mit Wohlthaten gegen Dir, unserm GOttund dem Nächsten, mir treulich dienenihnen selbst eine gute Stufe zur zeitlichen Wohlfarth erwerben! Sorge für sie väter­ lich, und versorge sie, ein jegliches, wie Du es zu deinen Ehren, und ihrer Ses ligkeit gut befindest. Dieses altes- und was sonst mir nütz und selig ist, bitte ich von dir mein GOTT! im Nahmen deines lieben Sohnes IEsu CHristi, um des willen Du mir geben- und mein Ges bet erhören wollest- nach deiner Verheiss sung, deinem allerheilichsten Nahmen sey Lob, Preiß, Ehre und Dank, jetzt und rn Ewigkeit, Amen.

O

Hierauf

644 M. Christian Scrivers Haus-Vpfer. Hieraufkan man sprechen dieLitaney, «nd nächst dem Vater Unser mit folgenden Worten beschliessen:

f^Err GOtt Vater im Himmel, •y Du Sckövftr aller Dinge! erbarme Dich über uns, und erhöre UNS! HErr GOtt Sohn. DuHeyland aller Welt! Erbarme Dich über uns, und bitte für uns; HErr GOtt Heiliger Geist, Du Tröster in aller Noch! Erbarme Dlch über uns, und seufze in unS! O Du heilige, heilige, heilige, hochgelobte Dreyeinigkeit! Erbar­ me Dich über uns, und sey uns ar­ men Sündern gnädig! vergiebuns unsere Sünde, erhalte uns dein rei­ nes seligmachendes Wort, biß ans Ende der Welt, und schencke uns dei­ nen zeitlichen und ewigen Frie­ den. Amen.

Morgen«

Morgen, und Abend-Andachten

24z

Morgen. Andachten eines Reisenden Mein HErr und GOkt, HEtr JEsu CHrist, Der Du Weq, Wakrbeit, Leben bist, In deinem Nahmen will ich reisen, Wirst Du in Gnaden mit mir seyn, Und meine Reise benederm, So soll dich Mund und Hertze preisen» Vater, mein Schutz! deine 131 Gnade bricht über mich herfür, wie die schöne Morgenröthe, Du giebest einen Hellen Schein in mein Hertz von deiner erbarmenden Liebe» In dei­ nem Lichte sehe ich das Licht. Gelobt sey dafür dein herrlicher Nahme, vom Auf­ gang der Sonnen, bis zum Niedergänge. Sey mir aber auch heute ein Licht auf meinem Wege, den ich ziehen sott. Ich bin beyde dein Pilgrim und auch dein Bürger, wie alle meine Väter. Wo Du mich nicht leitest, so irre ich; Wo Du mich nicht trägest, so falle ich; wo Du mich nicht schützest, so leide ich Gefahr Und Un­ glück» Drum leite mich mit deinen Au­ gen, führe mich an deinen Handen, be­ decke mich unter deinen Flügeln. Zch O 2 sitze

«44_____ Benjamin Scbmolckens

______

sitze oder stehe auf, so weist Du es. Ich gehe oder liege, so bist Du um mich, und siehest alle meine Wege. Behüte mich vor vösen Menschen, bewahre mich vor gefährlichen Orten. Dein Stecken und Stab tröste mich. Sey in der Noth mein GOtt.

GOTT Sohn, mein Trutz! Mik Dir trotze ich allen Gefährlichkeiten, die mir heute begegnen können. Schreibe mir einen Paß zu meiner Reise mit dei­ nem Blute, und sprich wieder alle meine geistliche und leibliche Feinde: Lasset die­ sen gehen. Du heissest Immanuel. Sey auch GOtt mit mir. Wo ich gehe und stehe, lasse deine süsse Verheissung überall in meinen Ohren schallen: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöset, ich habe dich bey deinem Nahmen gerufen, du bist mein. Soll ich demnach durchs Wasser gehen, so laß mich die Ströme nicht ersaufen! Soll ich durchs Feuer gehen, so laß mich die Flamme nicht anzunden. Unter dei­ nen Schirmen, sey ich für den Stürmen aller Feinde frey. Begegnet mir der höllische Efau, so sey du auch bey mir, wie

Morgen Andacht eines Reifenden.

245

wie bey den verlassenen Jacob, und erlöse mich, wie denselben, aus allem Uebel. Deine Begleitung sey mir eine Feuerund Wolcken-Säule, wie Israel in der Wüsten. Wann ich wie ein Schiff auf den Wellen des Unglücks schwebe, so be­ suche mich, wie deine Jünger auf dem Meer. Wo ich meinen Fuß nur werde hinsetzen, da laß einenjedenOrtdenNahmen führen: warlich ist der an diesem Vrre.

GVrr HeiK-er Geist, mein Trost! Tröste mich auf meinem heutigen Wege mit deiner gnädigen Beywohnung. Werde ich müde, so sey meine Kraft; werde ich furchtsam, so sey meine Freu­ digkeit: werde ich einsam , so sey mein Gefährte; werde ich mit Finsterniß um­ geben, so sey mein Licht: werde ich von Feinden verfolget, so versichere mich in meinem Hertzen, daß derer mehr sind, die bey mir als bey ihnen seyn. Behüte den LeibvorKranckheit; bewahre die Seele vor Verführung; befreye das Ge­ wissen vor Verletzung. Geselle mich zu frommen Leuten, sey Du aber selbst mein

246

Benjamin Gchmolckens

getreuester Gefährde und mein besterWegweifer. Laß mich das Meine wohl zu rathe halten, meine Zunge bedachtsam re­ den, meine Augen vorsichtig seyn, und mei­ nen Fuß nicht gleiten, damit ich nicht zu Fall komme. Bringe mich gesund und ungehindert an Ort und Stelle, wo ich zu schaffen habe, und segne meine Ver­ richtungen, daß ich fröhlich zurück kehre, woher ich kommen bin. Breite indessen deine Flügel über die Meinigen. Sey Du Haus-und Schutz - HErr bey den Ver­ lassenen.. Verleihe uns unter deinen Auf­ fehen ein erfreutes Wiedersehen. Sollen wir aber auf der Welt durch dieses Schei­ den geschieden werden, so laß uns deswe­ gen nicht von Dir geschieden seyn, und dort im Himmel einander wieder finden. Unser Wandel ist im Himmel, er wird auch zum Himmel seyn.

SeiligeDreyfaKittkeit! jo erhebe dann über mich das Licht deines Antlitzes. In deinem Nahmen mache ich mich auf den Weg. Laß mich für Dir wandeln und fromm seyn. Sey Du mein Schild und mein sehr grosser Lohn. Wirst Hu mit yrch

___ Abend-Andacht eines Reifenden.

247

mir seyn aufdiesem Wege so soll derHErr mein GOtt seyn. Ich will Dir einen Al­ tar bauen in deinem Hause und in meinem Sertzen, und das soll mein Halleluja seyn: elobet sey der HErr täglich. Amen! Seqne JESU! wie ich bitte, Alle Tritte, alle Schritte, Aus - und E ngang segne Du, Leib und Seele wollst Du segnen, Und mir überall begegnen, Wo ich etwas schaff und thu. So reis' ich mit JEsu gar ftölich davon, Sv bleibet auch JEsus mein Schild und mein , Lohn.

Abend Andacht eines Reisenden.

Mein JESU! kehre mit mir ein. Der Tag hat sich nunmehr geneiget, Laß deinen Schoos mein Lager seyn, Wenn Nacht und Feind mir Grauen zeiget. Wo deine Huld die Wache halt, Da ist die Herberg wohl bestellt. Du bist der Hirte bey den Schafen, Ach laß dein Schäflein sicher schlafen.

OTT Vater, meine Hülfe! Bis hieher hast Du geholfen. Q 4 Du

L4H Benjamin Scbmotckens Du. hist der POTT, der alle Hülfe thE so auf Erden geschicht. Das erkenne ich mit meinem Hertzen, und preise es mit meinem Munde. Du hast mich heute auf meinen Wegen treulich geführet, väterlich v e r sorg et, mächtig beschützet, und überall in dm Seilen deiner Liebe ge­ hen lassen. Zeige mir auch hier nun einen sichern Ort, wo ich die matten Glieder erauicken, und meine Kräfte wieder sammlen kam Ich schwebe zwischen Noth und Tod.. Allein ich vertraue Dir, Du Hü­ ter Israel. Aus deiner Hand kann mich nichts reissen. Du wirst meinen Fuß aus dem Netze ziehen, daß ich errettet gantz frölich rühmen könne. Hadere mit mei­ nen Haderern, streite wieder meine Bestreiter.. Sprich zu meiner Seelen: Ich bin deine Hülfe^ Sey bey mir wie bey einem Jacob auf seinem harten Lager, wie bey einem David in dersinsternHöhle, wie hey einem Paulo in den Fahrlichkeiten zu Wasser und Lande, wie bey einem Petro in dem Gefängnisse. Wenn meine Pilgrimmfchaft dermahleins zu Ende, so gieb meinem Leibe eine stille Herberge im Grabe, meiner Seelen aber

Abend Andacht eines Reifenden.

249

aber die Einkehr in den Wunden meines JESU,

GDrr Sohn, mein Begleiter! Du hast mich heute begleitet zur Rechten und Lincken. Lege nun auch deine Lincke un­ ter mein Haupt, und schütze mich durch die Rechte deiner Gerechtigkeit. Laß mich die Bürdeder Sünden von meinen Schul­ tern werfen, die mich diesen Tag über gedrücket hat, daß sie nicht zu einem har­ ten Stern unter meinem Haupte werde. Schaffe, daß ich mich lagere, und lagere auch deine Engel um mich her, daß sie mir aushelfen. Laß keine List der Gottlo­ sen unter derDecke der Finsterniß an mich kommen, und bedecke mich in deiner Hüt­ ten, verbirgt mich heimlich in deinem Gezelt. Die Erde ist allenthalben dein; ich bin an allen Orten unter GOTT; der Himmel ist überall offen über mir. Du wirst mich nicht verlassen noch versäumen. Du bist der Schild für mich, der mich zu Ehren setzet, und mein Haupt aufrichtet. Du hast alle meine Hart ein auf dem Haupte gezahlet, Du wirst derselben kei­ nes lassen verlohren gehen. In solchem

250

Benjamin Schnislckens.________

Vertrauen werft ich mein Haupt in deinen Schoos, und sage: wer will mich von I Esu scheiden. GC>TT heiliger Geist, mein Bey­ stand ! Zeichne mich heute in die Hande meines gecreutzigten JCsu. Ich dencke wohl: O möchte ich bis morgen leben! Aber ich lebe und weiß nicht, ob ich das Tage-Licht wieder sehen werde. Wie bald könnte sich die Herberge in eine Mör­ der-Grube, und meine Lager-Stadt in eine Wahlstatt verwandeln. Ach so wei­ che nicht von mir, Du Geist des Raths, der Kraft und Starcke. Starcke mich wider alle Anfechtungen dessen der, ein Mörder von Anfang ist. Waffne mich mit Glauben und Gebete wider alleBosheit feiner Schuppen. Treibe alles Un­ glück hinter mich. Warne mich, wie die Weisen aus Morgenland, wenn Gefahr vorhanden. Solle aber auch an diesem Orte derGrantz-Stein aller meiner Wallfarth seyn, so sichre mich durch die Wun­ den JEsu aus dem fremden ins Vater­ land, von Jericho nach Jerusalem, aus der Pilgrimschaft zur himmlischen Bür­ gerschafft.

Heilige

Abend-Andacht eines Reisenden.

251

heilige Dreyfalttgkeit! Das Ver-

langen der Elenden hörest Du, mein Hertz ist gewiß, daß Dein Ohr darauf mercket. Wende dich auch zum Gebete meiner Verlassenen, und verschmähe an diesem Abende ihr Gebet nicht. Breite deine Güte über sie. Sey ihr Licht und Heil, daß sie sich nicht furchten dürfen. Gieb sie nicht in den Willen ihrer Feinde. So sott unsere fröhliche und gesunde Zu­ sammenkunft deines Ruhmes voll wer­ den. Ich aber schlafe nun, Du wirft, wachen, Du Aug und Wachter Israel,

Amen, Und so schlaf ich nun im Friede, Von der Reise matt und müde, GOtteS Engel steht bey mir; Ja mein JEfuS ruht im Hertzen, Also fürcht ich keine Schmertzen, Jacobs Leiter lieget hier. Und wenn mir gleich solle vom Tode was träumen. Go werd ich den Himmel nicht drüber ver« säumen-

Morgen-

Morgen-Andacht eines Krancken oder andern KreutzLragerS. Betrübte Nacht, weich nun dem Tage, Du aber JZfu, sey das Acht, Wenn auch der Tag mir wird zur Plage, Daß mirs am Troste nicht gebricht. Ich leide, weil du selbst gelitten. Nur gib Gedulk, das ist mein Bitten.

Ort Vater, mein Erbarmet! Q wie groß ist deine Barmherzig­ keit, die mich Aermesten auch in dieser elenden Nacht erhalten hat. Wenn diese nicht gewesen, so wäre ich vergangen in meinem Elende Deine Güte ist es, daß ich nicht gar aus bin. Meine Augen wurden gehalten, daß sie nicht schlaf­ fen tonten. Der Schmertz gieng durch alle meine Gliedmassen. Meine Seele war voll Jammers, und mein Leben gleichsam nahe bey der Hölle. Ich suchte Ruhe, und fand sie nicht. O hatte ich bald gedacht: Ist der HErr mit mir, warum tst mir solches alles wiederfahren? Doch Du hast Dich meiner Seelen hertzlich angenommen, daß sie nicht verdürbe. Die Last hat mich wohl drücken, aber nicht unter-

Morgen-Andacht eines Rranken.

153;

unterdrücken können. Du haft mich wohl gezüchtiget, aber dem Tode nicht gegeben. Drum preise ich Dich auch jetzo in meinen Thränen. Du HErr verflössest nicht ewig­ lich, Du betrübest wohl, aber Du erbarmeft Dich auch wieder nach deiner grossen Güte. Ich weiß aber auch, daßdiejerTag wird seine Plage haben. Das Creutz lie­ get schon bey meinem Bette, das ich heute auf meine Schultern nehmen soll. Laß Du aber auch den Jucker deiner Liebe in den Wermuth-Kelch fallen, den Du mir eingeschenket haft, wenn es ja nicht möglich ift, daß er bey mir fürüber gehe. Laß mich nicht versuchet werden über mein Vermögen, sondern schasse, daß die Ver­ suchung so ein Ende gewinne, daß ichs er­ tragen könne. Wenn Du mich schon tödten wilft, so will ich doch aufDich hoffen. GDTT Sohn, mein Vorgänger! Ich bin dein Jünger, (deine Jüngerin,) Du mein Haupt, ich ein Glied deines Lei­ bes, wie kan mirs besser gehen als Dir. Welche eine elende Nacht hattest Du um meiner Sünde willen. Solle ich mich deiner blutigen Fußtapfen schämen, die Du

254

DenjanM Gchttiotcketts

Du so willig getreten hast? Sollte ich wünschen auf Rosen zu ruhen, da Du mein König mit Dörnern gekrönet bist. Du hast alles mein Leiden geheiliget, wie sollte es mir nicht zum besten dienen. Deine Mal-Zeichen sind meine SiegesZeichen. Besser ist es mit Dir leben, als mit der Welt ohne Dich in Freuden leben. Ach so laß mir nach der Nacht-Traurig­ keit die Sonne deines Trostes an diesem Morgen aufgehen. Du bist der Artzt des Leibes. Wenn weder Kraut noch Pflaster hilft, so ist dein Wort, HErr, welches alles heilet. Heile Du mich, HErr, so werde ich heil, hilf Du mir, HErr, so wird mir geholfen. Du bist der Artzt der Seelen. Heile Du mein ver-^ wundetes Gewissen. Vergieb mir alle! meine Sünde. Reinige mich vom Aus­ satze der todten Wercke. Nimm vor mrr die Blindheit des Verstandes. Lös« meine Zunge von den Banden des fast len Geschwätzes. Oeffene meine Ohm von deiner Buß-Stimme. Brich mein Hertz durch deine göttliche Traurigkeit Reiß mich aus den Klauen des Satans Siehe hinein in die Tiefe meines Gest

____ Morgen Andacht eines Rranken.

255

des. Ich rufe an die Tiefe deiner Barmhertzigkeit. Doch HERR, nicht wie ich will, sondern wie Du wilft. Ich will ger­ ne deinen Zorn tragen, denn ich habe wi­ der Dich gesündiget. Ist mir dieses Creutze (diese Krankheit) seliger, ach so un­ terwerfe ich mich derselben geduldig, und sage: ich will schweigen, Du wirfts wohl machen. GD TT Heiliger Geist, mein Trö­ ster! Ich dachte wohl mein Bette sollte mich trösten, aber um Trost war mir sehr hange. Ich heulete, und meine Hülfe war doch ferne. Wiewol mein Jammer wie groß er ist, hat er mich doch mcht die Empfindung deines Trostes rauben kön­ nen. Du bist in der Schwachheit meine Starcke, in der Nacht mein Licht, im Tode mein Leben gewesen. Ach Du gött­ liche Kraft, ohne Dich werde ich auch die heutigen Trübsalen nicht ertragen kön­ nen. Ach gieb mir zuförderst eine heil­ same Erkanntniß der Liebe Gottes wel­ che sich in meinem Creutze offenbahret. Je lieber Kind je scharfer Ruthe. Würcke in meiner Seelen heilige Gedult und Hoffnung, welche köstlich sind vor GOtt. Laß

2s6

Benjamin ^cbmolckens_______

Laß mein Creutz die selige Kraft haben, mich von der Welt loß zu reissen, und ans Creutz Christi zu heften. Segne geistliche und leibliche Artzeney zu einer heilsamen Genesung. Zeige mir aufdem Bodendes bittern Kelchs deine Hülfe. Tröste mich in aller Trübsal mit der Herrlichkeit, die dermahleins an mir soll offenbahret wer­ den. Bringe endlich mein Jammer und Elende zu einem seligen Ende. SeiligeDrepfalrigkeit, ich opfere Dir mein betrübtes Hertze. Ich weiß, daß du am allermeisten Lust hast, in solchen Hertzen zu wohnen. Starcker GOtt, starke mich. Gnädiger GOtt, heile mich. Trost­ reicher GOtt, tröste mich. Es seh zum Leben oder zum Sterben. Dein Wille ist der beste. Erlöse mich endlich von allein Uebel. Indessen sey heut und allezeit mit mir. MitDir ins Creutze, durchs Creutze, aus dem Creutze, Amen. Das Creuhe beut Mir. guten Morgen, Ich heiß es auch willkommen seyn. Und lasse meinen JEsum sorgen, Der mich mit Troste wird erfreu'», Daß auch der allerschlimste Tag Bey mir ein guter heissen mag.

Abend-

Abend-Andacht eines Rrancken.

257

Abcnd-Andacht eines Kranckm oder andern §reutz-Tragers.

-

Des Tages Last ist wohl dahin. Da ich doch noch am Creutze bin, Wer weiß, ob mehr Noth die Nacht Nicht auch zu einem Tage mache. Jedoch es geh mir wie GOee will, Gederlt und Hofnung sind mein Ziel.

OTT Nater, mein Licht imb Heil! Wie traurig siehet d»e ge­ genwärtige Nacht alls. Aber viel trauriger ist mein Hertz, unter demCreutz, das mich noch immer brückt. Der Tag ist wohl zu Ende, aber nicht mein Leiden. Du weist es besser als ichs erzehlen kan. Ich kan und will mich nicht unschuldig machen, als obich solches nicht verdienet hatte. Wer wider seinen Schöpfer sündiget, der muß demArßtin dieHande fallen. Es ist meiner Bosheit Schuld, daß ich also gestaupet wer­ de. Aber ich weiß auch, daß Du denjenigen lieb hast, die Du strafest und züchtigest. Al­ so will ichDeineZucht nicht verwerfen, und nicht ungeduldig seyn unter deiner Strafe. R Legest

2?8

Benjamin Gcbmolckens

Legest Du mir diese Last auf, ach so hilf wir auch. In Deinem Zorn hast Du mich geschlagen, aber nach Deiner Gnade erbarme Dich wieder über mich. Verbin­ de, was Du verletzet hast, Deine Hand heile wieder, was sie geschlagen hat. Be­ ruhige mich auch mitten in der Unruhe der gegenwärtigen Nacht, und laß mich durch Stilleseyn und Hoffen ftarck wer­ den. Verlassest Du mich einen kleinen Augenblick, so sammle mich auch wieder mit grosser Barmhertzigkeit. GOTT Sohn, mein Licht und Leben! Du hattest ein hartes Lager dort am Oelberge bey Deiner anbrechenden Creutzes-Nacht. Ich lege mich, und weiß wol, daß ich auch heute mein Lager mit Thränen netzen werde. Aber Du Trost aller Träungen, deine heilige Thränen Dein ausgepreßter Angst-Schweiß, und Deine geronnene Bluts-Tropfen, sollen mein mattes Hertz bespritzen und erqui­ cken. Ich will in diefer Nacht gerne mit betrübten Jammer - Stunden vorlieb nehmen, verkürtze mir nur die Zeit mit Deiner fo geduldig leidendenLiebe. Tröste mein

Abmd-Andacht eines T^rancken.

25-

mein erschrockenes Gewissen, daß ich in Die Friede habe. Wann ich gedencke, ich sey von Deinen Augen verstossen, so sprich ztt meiner Seelen: JchbindeineHülffe. In DeinerHand stehetLeben und Tod. Sprich nur ein Wort, so wird dein Knecht (deine Magd) gesund, Soll ich aber sterben, ach so laß von mir ab, daß ich mich erquicke ehe ich hinfahre. Du bist mein Leben, Ster­ ben ist mein Gewinn. In Deine Hande beschlich meinen Geist, Du hast mich erlö­ set, HErr, Du getreuer GOtt.

GOtt heiliger Geist! mein Licht und Trost! Was soll ich für Freude ha­ ben, der ich hier im Finstern sitze. HErr, weß soll ich mich mm trösten: Ich hoffe üufDich. Laß das zerstossene Rohr nicht zubrechen, und das glimmende Tocht nicht auslöschen. Furcht und Zittern ist mich ankommen, und Grauen hat mich überfallen. Ich winsele wie ein Kranichs und girre wie eine Taube. Ich leide Noth, lindre mirs. Thue nicht von mir deine Gnaden-Hand ab. Habe Gedult mit meiner Schwachheit. Erquicke Mich Mit Deinen Tröstungen. Wann ich müde R 2 voll

26o

Benjamin Schmeckens _ _____ _

von Seufzen bin, so seufze Du in mei­ nem Hertzen. Steh bey mir, getreuster Beystand, und wollten mir diese Nacht meine Augen verdunckeln, so erleuchte mein Hertz mit der Klarheit meines JEsu. Ich bitte Dich durch Christi Blut, mach nur mein letztes Ende gut. Thue mir die Himmels-Thüre weit auf, wenn ich beschließ meines Lebens-Lauf. Soll ich aber noch langer unter dieser Ruthe blei­ ben, ach so würcke Gedult in meiner See­ le. Vielleicht heißt es auch: Des HErrn Zorn währet einen Augenblick, und Er hast Lust zum Leben. Den Abend lang wahret das Weinen, aber des Morgens die Freude. heilige Dreifaltigkeit! Herrscher über Tod und Leben! Ich bin bereit. Komm heut oder Morgen: Mitten im Leben mit dem Tode umpfangen. Heili­ ger HERR GOTT, heiliger starker GOTT, heiliger barmherziger Heyland, Du ewiger GOTT. Laß mich nicht verstncken in der bittern TodesNoth! Laß mich nicht verzagen für der tiefen Höllen-Glut! Laß mich nicht ent-

Vorbereitung zum Tode.

2§i

entfallen von des rechten Glaubens Trost. Zndessenzeige mir aufmeinemCreutz-Bette den Schoos Abrahams, und in meiner Trübsal des Himmels Labsal. Amen. Nun mag ich schlafen oder wachen. Mein GOrt wird es erträglich machen. Ich werfe meine Noth auf ihn. Und sollt ich gar im Creuhe sterben. So muß ich doch den Himmel erben. Weil ich ein Kind des Höchsten bin. Die längste Nacht muß doch verschwinden, Die gröste Noth ein Ende finden.

Tägliche Vorbereitung zum Tode. Der Tod ist wohl gewiß, Doch ungewiß die Stunde, Mein GOtt, verleih mir diß, Daß ich von Hevheus - Grunde E t-rs um ein ftlaes Ende bete. Dem Grabe täglich näher trete.

OTT Vater, Du hast mir Leib und Seele gegeben, doch also daß ich Dir beydes einmal wie­ der geben muß. Der Tag, da ich sterben R 3 muß,

26s

Benjamin Gchniokckens

Mllß, wird so gewißkommen, als -er heu­ tige, und ich bin keinen Augenblick sicher,, ob er nicht der letzte sey. Ich gehe aus. mememHause, und weiß nicht, ob ich wie­ der darein gehen werde. Ich fange ein Werck an, und weiß nicht, ob ich es vollenden werde. Ich setze mich zu Ti­ sche, und weiß nicht, ob vielleicht derTod in den Töpffen sey. Ich lege mich schlaf­ fen, und weiß nicht ob ich wieder auf­ stehen werde. Der Tod folget mir auf allen Schritten, er isset mit mir aus der Schüssel , er lieget bey mir im Bette, ich trage ihn in meinen Busen. Ich bin gebohren Wn Tode, unkwerde ftiner nicht loß bis ich begraben bin. Da nun mein Tod so unvermeidlich, die Stunde aber meines Todes so ungewiß ist, so erinnere mich täglich meines Abschiedes, -aß mich, dieser Fall-Strick nicht übereilen möge. Habe ich kein Theil auf der Welt, so laß mich bey Zeiten allem Jrrdischen entsa­ gen. Reisse aus meinem Hertzen alle Sorgen dieses Lebens, und gieb, daß ich mich um nichts mehr bekümmere, als wie ich dir gefallen möge. Schaffe, daß ich MM

Vorbereitung zum Tode.

26z

mein Gewissen reinige von den todten Wercken, und mich der Tod in keinen herrschenden Sünden finden möge. Laß mich Busse thun im Staub und Asche, ehe Du mich, in den Staub legest, daß wenn mein Grab vor mir ist, auch meine Sünde immer vor mir sey, und ich mich ernstlich bemühen möge, mich dem Leibe dieses Todes zu entreissen» Ich befehle Dir meinen Geist immer in deine Hande, weil ich nicht weiß zu welcher Zeit, an welchem Orte, und auf was für Art und Weise der Tod mir begegnen wird, so stelle ich alles deiner heiligen Vorsicht heim. Siehe hier bin ich, mache es mit mir im Leben und Sterben, wie es Dir gefällig und mir selig ist. Dein bin ich todt und lebendig.

GOTT Sohn! Du hast mich er­ löset, Du getreuer ©Ott, auch vom To­ de, doch also, daß ich gleichwohl sterben muß. Wohl mir aber, daß Du auch vor mir und für mich gestorben bist. O laß mich täglich deines Todes gedencken, so werde ich meines Todes nicht vergesftn. Laß mich unter deinem Creutze R 4 recht

264

Benjamin Gchmolckens

recht sterben lernen. Creutzige mein Fleisch, und laß mich auch der Welt gecreutziget seyn, daß ich nicht im Fleische lebe, sondern durch den Geist des Flei­ sches Geschäfte tödte, daß ich mich nicht in die Welt verliebe, sondern verleugne was in der Welt ist. Oeffne mir deine Wunden zu allen Stunden, daß mich der Tod sonst nirgends finde, wenn er mich suchen wird. Hefte mich mit Na­ geln der Liebe an dem Creutz, daß mich auch der Tod davon nicht reisten möge. Erwecke in mir einen inbrünstigen Durst nach meiner Seligkeit und nach deiner Herrlichkeit, daß mich keine Bitterkeit des Todes schrecken möge. Dein Blut sey im­ mer das Zeichen an meiner Stirne, und die Beylage in meinem Hertzen, daß Du mich kennen mögest, wenn mich der Tod für dein Gerichte stellt. Laß mein letztes Wort deinen süssen Namen seyn, meinen letzten Blick in deine ofne Seite gehen, so werde ich auch den Himmel offen finden, wenn ich die Welt gesegnen werde.

GVTT heiliger Geist! durch Dich bin ich zum geistlichen Leben kom­ men,

Vorbereitung zum Tode

26;

men, daß ich des ewigen Lebens theilhaftig würde. Aber lehre mich bedenken, was für ein Elend Ding es um mein na­ türliches Leben sey. Das letzte ist doch der Tod. Laß aber den Tod immer das Erste in meinen Gedanken seyn. Gieb, daß ich täglich sterbe! ob ich gleich noch im Leibe walle, so laß mich doch immer mit meinem Geist im Himmel seyn. Ich bin hier ein Fremoer, erwecke in mir eine sehnliche Begierde nach dem himmlischen Vater­ lande. Ich habe für mir eine schwere Rei­ se, laß mich bey Zeiten dieBürdederSünden abwerfen. Durch den Tod ist die Sünde in die Welt kommen, aber wehe mir, wenn ich mit der Sünde in den Tod gehen wollte. Zerknirsche mein Hertze täg­ lich, daß es zumTode mürbeweroe. Zeuch mir durch wahre Busse die Sünden-Kleider ab, und kleide mich in den Rock der Gerechtigkeit Christi, das wird ein schöner Sterbe-Kittel seyn, darinnen werde ich bestehen, wenn ich vor GOtt tteten soll. Erhalte mich in einem heiligen Wandel, und laß mich sterben des Todes der Ge­ rechten. R 5

heilige

Benjamin Sckmokckens

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heilige LK epfalrigkeir! Du lassest die Menschen sterben, und sprichst; Kommet wieder ihr Menschen-Kinder. Laß lmch Dir leben, so werde ich auch Dir sterben. Ja lebe Du in mir, so werde ich nicht ster­ ben. Du bist mein Leben, und Sterben wird alsdenn mein Gewinn seyn. Amen!■ An einem kleinen Augenblicke Hängt ewigs Wohl unP ewigs Weh. Hilff GOtt, daß, wo ich geb und steh. Ich stets mein Grab vor mir erblicke, Wohl dem, der rägiich sterben kan, Der trifft im Tod Pas Leben an.

Gebet eines KranckeL HErr, heile mich in Gnaden, Denn ich bin schwach und kranck, Und lindre meinen Schaden, So opffre td) Pir Danck, Hilff mir so wie mirs selig ist. Dich hab ich mir zum Acht rrkießt.

VTT Vaters ich fühle deine Ruthe. Kein Wunder, daß Du ein ungehorsames Kind züchti­ gest. Es ist meiner Bosheit Schuld, daß ich also gestaupet werde. Ware ich mei-

®

Gebet eines Arancken.

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meinem Schöpfer nicht ungehorsam ge­ wesen, so dürfte ich nicht dem Artzt in die Hände falten. Die Sünde ist der Leute Verderben. Es ist nichts gesundes an meinemLeibe für deinem Dräuen, und ist kein Friede in meinen Gebeinen vor mei­ ner Sünde. Wo soll ich Hülfe suchen, da ich dich meinen GOtt erzürnet habe? Aber ich küsse deine Ruthe. Es ist mir lieb HErr, daßdu mich gedemüthiget hast, daß ich deine Rechte lerne. Nun mein GOtt, züchtige mlch, doch mit Massen, das Du mich nicht gar aufreibest. Wenn Du mich gleich todten wollest, so will ich doch auf Dich hoffen. Heile Du mich, HErr, so werde ich heil, hilff Du mir, HErr, so ist mir geholffen. Erquicke mich unter die­ ser meiner Last, und laß mich wieder Lust an deiner Gnade sehen. Heilet mich weder Kraut noch Pflaster, so ist ja dein Wort, welches alles heilet. Doch alles nach dei­ nem Willen! Dein bin ich frisch und kranck, laß mir beydes zum besten dienen,

GDTT Sohn! fürwahr Du trugest unsere Kranckheiten. Du bist auch der Artzt Israel. So nehme ich meine Hm

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BenjamLn Scbmolckens

Zuflucht zu deiner Liebe und Barmhertzigkeit. Du kanft verwunden, aber auch verbinden; tödten aber auch lebendig ma­ chen. So du willst, kanst du mich wohl heilen. JEsu! Lieber Meister, erbarme Dich meiner. Um deiner Schmertzen willen lindre meine Schmertzen. Dein Name, wenn ich ihn aurufe, sey mir eine ausgeschüttete Salbe. Dein Wort, wenn ich mich damit tröste ergötze meine Seele. Sey mir nicht schrecklich, meine Zuversicht in der Noth. Weiche nicht von mir, starcke mich, hilf mir aus durch die Rechte deiner Gerechtigkeit. Vergieb inir alle meine Sunden, heile alle meine Gebrechen, errette mein Leben vom Verderben. Aröne mich mit Gnade und Barmher­ zigkeit. Soll ich langer leben, so will ich Dir leben, und deinen Namen loben, und deine Rechte lieben.

GDTT heiliger Geist, sey durch deine Krafft in mir Schwachen mächtig ! Vertritt mich in meinem Hertzen mit unaussprechlichen Seufzen Bewahre meine Seele für aller Ungedult. Laß Mich Nicht hinweg gerafft werden mit dm Sün-

Gebet ei »es Rrancken. 269 Sündern. Leide ich am Fleische, sostarcke mich im Geist. Befördere durch des Leibes Kranckheit die Gesundheit der Seelen. Jage mich durch dieses Creutze zu GOTT. Lerne mich in dieser Noth beten. Führe mich durch diese Schwachheit zum Erkanntniß mei­ ner selbst. Mache mir durch diesen Creutz-Kelch die Sünde zuwider. Verbittere mir durch dieses Elend die Welt. Ist meine Krankheit nicht zum Tode, so sey sie zur Ehre GO TT es, zu meiner Besserung, zu seiner Ver­ herrlichung. Durch Stilleseyn und Hossen laß mich indessen starck seyn bis Dein gnädiger Wille an mir wird er­ füllet seyn.

heilige Dreyfaltigkeit Ich erge­ be mich in deinem heiligen Willen. Von Dir habe ich das Leben, wilst Du mir das­ selbe fristen, so sollst Du mein GOtt seyn, und ich will Dir dienen mein Lebenlang. Willst Du mir aber auch dasselbe wieder nehmen, so will ich mit Hiob sagen: Der HErr hat es gegeben, derHErr hat es ge­ nommen. Der Name des HErrn sey ge­ lobet.

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Benjamin Schmolckens

lobet. Weil ich doch ein besser Leben, dä ich nicht mehr sterben werde, finde» Amen!

Andre, JEsa meine Schmertzen, Und nimm meine Noth zu Hertzen,, Hilf mir wie du rei ft und weißt, Daß es gut und selig heißt.

Gebet bey harter und langwietiger Kranckheit. Ach haft du mein vergessen! Mein GOtt! hörftDu mich nicht; Mein Hertz vor Aengften bricht. Und will nur Thränen pressen. Ach geh doch einmahl drein. Erhör der Armen Schrey'n» Dateri hast Du dentt vkr» Hessen ein Vater zu seyn, der sich über seineKittder erbarmet? Will Dem Hertze nicht mehr brechen, da mein Hertz für Angst zerbricht. Hier lieg ich auf meinen Ktancken-Bett, und btt legest eine harteHand aufmich. Mein Sasst ist ver­ trockne^ meine Krafft hat mich verlassen, ich bin ausgeschüttet wie Wassere mein Hertz ist in meinem Leibe verzehret» Ich heule, aber meine Hülffe ist ferne. Ich ruffe,

Gebet eines Rrancken.

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rufe, und Du antwortest nicht. Deine Pfeile stecken in mir, deine Hand drücket mich. Ach! Du HErr, wie lange. Wen­ de Dich doch, und errette mich. Nach Dir, HErr, verlanget mich,mein GOtt! ich hof­ fe auf Dich. Habe ich Deinen Zorn gereitzet durch meine grosse Sünden, so laß Dich doch zur Gnade bewegen, Deine übergros­ se Barmhertzigkeit. Leide ich billig, weil ich Dich beleidiget habe, so hat ja Dein Sohn unschuldig gelitten, daß Du wieder versöhnet würdest. Erbarme Dich, er­ barme Dich, GOtt mein Erbarmer über mich. Was bin ich denn,ein armer Wurm, und wird Deine Barmhertzigkeit nicht überschwenglicher seyn , wenn Du mich schonest, als Deine Gerechtigkeit, wenn Du mich zertreten wollest? Laß von mir abe, daß ich mich erquicke ehe ich hinfahre. Und soll ich unter dieser Last erliegen, so laß mich doch auch Lust an Deiner Gnade sehen. Wilst Du mir nicht Besserung verleihen, ach! so vergönne mir doch nur Linderung! Soll ich nicht wieder gesund werden, ach! so laß mich doch nur bald erlöset werden. Doch DeinWille gesche­ he, der ist der beste. GOtt

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Benjamin Schmeckens

GOTT Sohn! willst Du das Girren Deiner Taube, meiner geängste­ ten Seele nicht hören? Du hast ja noch ein Bruder-Hertz, willst Du Deines Fleisches und Blutes vergessen? Der elenden Nachte sind mir viel worden, wenn wird der Tag des Heils kommen? Mein Gebein klebet an meinem Fleische vor Heulen und Seufzen, wenn willst Du meine Noth lindern? Ich stimme mit Dir an Deinem Creutze an: Mein GOTT! Mein GOTT! warum hast Du mich verlassen? Verlaß imch doch nicht, HERR mein GOTT! Sey nicht ferne von mir. Eile mir beyzustehen, HERR, meine Hülffe. Ist kein Pflaster in Giliad, so ist ja Balsam in Deinen Wunden. Ist keine Hülfe bey Menschen, so bist Du ja der Trost Israelis und mein Nothhelfer. Sprich doch nur ein Wort, so wird Dein Knecht (Deine Magd) gesund. Ich lege mich in meinem Creutz auf Dein Creutz. Ich werfe mich an Dein treues Hertz, wie ich von Mutter-Leibe auf Dlch geworfen bin. HERR ich lasse Dich mcht, Du segnest mich denn! Laß mich doch dio Stim-

Gebet eines Rrancken.

27^

Stimme hören: Ich will dich nicht vertaffen noch versaunren. Nun ich hoffe auf Dich. Du wirft, Du wilst, Du muft mich hören. Aber ich will auch nicht anders erhöret seyn, alswiees deine Ehre und mein Bestes ist. Soll ich die­ sen Creutz-Kelch noch langer tkincken, versüffe ihn mit deiner Liebe, weil auch die kranck liegen, die du liebeft. Ja, gieb mir Christliche Gedult, daß ich es wohl fühle, wenn Du mich schlagest, aber nicht murre wider Dich. Daß ich mit Beten anhalte, und endlich erhalte, was Du über mich zu meiner Seeligkeit beschlossen hast.

GGTT heiliger Geist! ach sey mit meinem Geiste, der in mir geängstet ist. In dem Leibe dieses Todes weiß ich nicht, wessen ich mich trösten soll. Die Angst meines Hertzens ist groß, führe mich aus meinen Nöthen. Siehe an meinen Jammer und Elend, und vergieb mir alle meine Sünde. Ach' die Sünde ists frey­ lich, die ein Mord in meinen Beinen ist. Mein Gewissen sagt es mir, ich habe nicht nur die zeitliche, sondern auch ewige Strafe verdienet. Du solltest mir in die S Hölle

274

Benjamin Schmollens

Hölle betten, und mich ewiglich von deinem Angesichte verstossen. Aber ich schwemme mein Bette diegantze Nacht, und netze mit Thränen meinLager. Meine begangene Sünden reuen mich, der Gnade GOttes tröste ich mich. Zürne Du nicht ewiglich. Laß die Gebeine frölich werden, die Du zerschlagen hast. Verbirge Dein Antlitz von meiner Sunde, nicht aber von meinen Thränen. Versichere mich nur der Gna­ de GOttes, alsdenn schlage so lange Du wilst. Mache mein Creutz zu einem Zei­ chen Deiner Liebe, so trage ichs mit Gedult. Segne alle heilsame Mittel, so rüh­ me ich Dich in deinem Wercken. Richte mich auf, wo es in Deinem Rathe beschlos­ sen ist. Nimm mich aber auch weg, wo es mir rathsam ist. Der Tod ist besser als ein sieches Leben. Lieber heute, als morgen, so bin ich ewig gesund,

perlige Dreyeinigkeit! aus der Tiefe meines Elendes russe ich in den Ab­ grund Deiner Barmhertzigkeit an. Hilf mir HERN, um Deines Namens willen. Errette mich aus der Noth um Deiner Güte willen! ich werffe mein Anliegen auf

aufDich, Du wirst es wohl machen. Soll ich hier das Elend noch langer bauen, Dtt wirst meine Kraft seyn. Soll ich aber durch diesen Creutz-Weg aus der Welk gehen, so wirst Du imHimel meinTheil seyn. Amen» Reiche deine Hand inir Schwachen, Starcker GOtt, erquicke mich, Meine Seele heffr auf Dich, Du wirft alles besser machen. Wird es auch nicht besser hier, Ist das beste dort bey Dir.

Gebet eines Krancken zum

Code.

Genug, mein GOTT, ich sehne Mich, Nunmehr nach einem bessern Leben, Ich will mich willig drein ergeben, Mein JEsu, warum säumst du dich! Zerreisse doch des Elends Kette, Mein Siech - Bett werd ein Sieges - Bette.

DTT Vater! ich mercke es wohl, dein Kind soll ins Vater­ land kommen. Es stehet ein har­ ter Böthe vor meinem Bette. Meine Kranckheit wird sich nicht eher, als mit S 2 einem

sy6

Nenjamin Schmolckens

einem seligen Tode enden. Der Tod wird mein bester Artztseyn. Will ich doch gerne mit ihm fort, je langer hier, je spä­ ter dort. Aber sterben ist nicht Rosen bre­ chen. So ftärcke mich doch mit deiner Krafft, daß ich mit diesem letzten Feind alle andere überwinden möge. Es wird nicht nur der Schmertzen grösser, da der Tod ans Hertze kommt. Meine Seele ist auch betrübet bis in den Tod. Nun dencke ich an die Menge meiner Sünden, aber dencke Du an die Grösse deiner Barmhertzigkeit. Mein Glaube ist ein kleines Tocht, aber lasse du es nicht auslöschen. Der Satan will mich wie den Waitzen sichten, aber stopff' du ihm seinen Ra­ chen. Der Tag will mir zu einem Köni­ ge des Schreckens werden, aber tritt Du ihn unter meine Füsse. Die Thränen meiner Verlassenen wollen mir das Hertze brechen, aber sorge Du vor sie. Laß mich mm nicht entfallen von des rechten Glaubens-Trost. Ich glaube festiglich, daß ich nach deiner Verheissung bald sehen werde das Gute des HErrn, im Lande der Lebendigen. Eja! wäre ich schon da. GOTT

Gebet eines Txrancken.

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GOTT Sohn! Denckemman mich in deinem Reiche. Jetzt liege ich noch am Oelberge, dein Blut-Schweiß versüße meinen Todes-Schweiß. Dein TodesKampf helffe mir ritterlich ringen. Dein Angft-Geschrey öffne meinen letzten Seuf­ zern den Himmel. Oeffnenm das Pa­ radeis in deinenWunden, entbindemeine Seele mit deinen Banden^ Vertritt mich mit deinem Seuffzerr. Lade mich mit deinem Durfte. Mache mir dei­ nen Eßig-Trunck zu einem Vor­ schmack des ewigen Ledens. Nimm meine Seele in deine Hände. Dein Nahme fey mein letztes Wort. Nun nichts mehr als JESUS. JESUS meiner Augen-Licht im Schatten des Todes. JESUS meines Hertzens Theil, auch wenn Leib und Seele ver­ schmachten. Nur JESUS, meinJEsus, HErr JEsu, Dir leb ich! HErr JEfu, Dir fterb ich! HErr JEsu, Dein bin ich todt und lebendig. HErr JESU, in Dir bin. ich gerecht und selig. Amen! ja komm, HErr JEsu!

S 3

GOTT

Benjamin Sckmolckens GVET heiliger Geist! mein Trost im Leben! Mein Trost nun auch im Sterben! Bewahre meinen Glauben, bis ans Ende. Erleuchte meine Augen, wenn ich auch im.Tode entschlafe. Versiegele in meinem Hertzen Jesum, wenn es bre­ chen wird. Mache mir des Todes Ange­ sichte lieblich, meine Geberden, sonderlich mein letztes Wort und Seufzer erhörlich. Scheine in meinem Hertzen wenn ich nicht mehr schreyen kan, und wenn aller mensch­ licher Trost verschwindet, so tröste ich mich innerlich mit deiner Krafft. Neige ich mein Haupt, so neige Du den Himmel zu mir, und wenn der letzte Augenblick vor­ handen ist, so laß die Engel meine erlößte Seele in Abrahams-Schoos bringen. Er­ quicke sie alsdenn bey den reinen Geistern mit ewiger Freude, mit süssem Friede. Sprich auch zu meinem Leibe, ruhe von deiner Arbeit, und lasse am jenem Tage beyde vordem Stuhle des Lammes, aufs allerherrlichste vereiniget werden. -78

heilige Dreyeinigkeit! segne mei­ nen Ausgang aus der Welt! Segne mei­ nen Eingang in den Himmel! Von Dir habe

Gebet eines Rrancken.

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habe ich Leib und Seele, Dir gebe ich sie wieder. Gieb mir ans Gnaden, was Du mir verheissen hast, den Himmel. So fah­ re ich aus dem Leide zur Freude. So komm ich zu meinem GOtt, der mich erschaffen, der mich erlöset, mich geheiliget hat. Hei­ liger HErreGOtt ! Heiliger starckerGOtt! Heiliger barmhertziger Heyland, du ewi­ ger GOtt! laß mich nicht versincken in der letzten Todes-Noth. Kyne Eleison! Christe Eleison! Kyrie Eleison. Amen! Amen! Amen! Amen! GOTT erhöre mich. Nun ist mir nichts hinderlich, Welt! dir sag ich gute Nacht; Denn mein Lauffist nun vollbracht Eiie liebe Seele fort,. Aus den Thränen an den Port. Nun mag Aug und Hertze brechen. Ich will nur noch JEsus! JEsuS! JEsus! sprechen.

äße

Benjamin Schmolckens

Gebet der ÜÄchcnden vor einem Sterbenden, wenn er nicht mehr beten kan. HErr! Ach HErr! erbarme Dich, Ueber Dein Kind in Genaden! Laß den Tod seliglich. Es von aller Noth entladen. Ach verkürh ihm alle Pein, Laß es doch bald bey Dir seyn.

OTT Vater! Wir deine Kin­ der, legen diesen sterbenden Men­ schen an dein väterliches Mensch! bedenck die letzten Dinge, Was Tod und Auferstehung bringe. Fürchte GOtt und sein Gericht, _ Himmel, Höll, ist kein Gedicht,_ _ _ _ _ _ _ _ _

Eine andere tägliche GewissensPrüfung. Mch mein GOtt! lehre mich stets meine Tagezah** len, auf daß ich geistlich klug, nicht mög aus Irrthum fehlen, ein Theil ist wieder heut von mei­ nem Lehen hin, da deinem Richter-Stuhl, ich soviel näher bin, 2. Allwo ich Rechenschaft von meinem gantzen Leben, wann du in Wolcken kommst, dir dermal« einst muß geben, ach hilf! daß meine Seel, zur Fördrung meiner Ruh, vorher aus Buß und Reu^ dir heur noch Rechnung thu, z. Komm, meine Seele, komm! wir wollen, selbst uns richten, auf alles unser Thun recht eifrig drucken, dichten. Schon deiner sechsten nicht, durch­ suche dich mir Fleiß, bedenck, daß alles GOtt und dein Gewissen weiß. T $ 4« Fang

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Tägliche

4. Fang von dem Morgen an, vom Tage bis zur Nachte, daß deine Prüfung wohl diß folgende betrachte : Ob du auch mit Gebet begangen hast den Tag, gelobet deinen GOtt bey jedem Glocken« Schlag. 5. Ob du hast heut gedanckt für Christi Tod und Leiden, an Tauf-Bund oft gedacht mit inner­ lichen Freuden, GOtt allermeist geliebt, den Näch­ sten auch als dich, ob du bist fromm gewest, und niemand ärgerlich. 6. Ob du kein faul Geschwätz, kein Fluchen an« gefangen, wo du gewesen bist, mit wem du umgegangen? Ob du geliebt, gehört, gelesen GOttes Wort, und dich darnach gericht stets und an jedem Ort! 7. Ob, als für GOttes Aug, im Glauben du gewandelt, mit Wiß- und Willen ihm zuwider nie gehandelt? ob auch der alte Mensch in dir ist ab­ gelebt, daß du mit keiner Lust ihm ferner nachge­ strebt ? 8. Ob du heut ohne Danck haft GOttes Gab empfangen, dem Geitz und eitler Ehr unbillig nach­ gehangen, die dir GOtt fürqeseht, geliebt und so geehrt, daß du auch ihre Fehl zum besten haft gekehrt? 9. Ob du dem Nächsten hast gestrebt mit List zu schaden, mit feinem Gut und Blut dich sündlich nie beladen, auch feinen Nutz gesucht, ihn fälsch­ lich nie gericht, den Armen wohl gethan, kraft de» ner Christen-Pflicht? i o. Ob du bist keusch gewest im Wort-Gedanckund Wrrcken, in Eß'nundTrincken dich stets mäs, fig

Gewissens r Prüfungen.

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siq kaffen mercken? £>b du Gedult erzeigt, wann Creutz dich hat betrübt, nur GOlteS Ehr gesucht, und Billigkeit gekiebt? 11. Ob du bey GOttes Rath gehorsam still ge­ sessen, auch seine Güt und Treu nach deinem Glück gemessen, und endlich so gelebt, daß du dabey gewolt, daß dich dein GOtt so fänd, wann er jetzt kommen sollt. 12. Die Prüfung ist geschehn, da leyder! ich be­ funden, es sey der grosse GOtt beleidigt alle Stundeu die Zeit war mißgebraucht, am Tod gedacht ich nicht, nicht viel an GOttes Wort, noch an sein letzt Gericht »3. Wer kau der Sünden Art, und ihre Meng erzehlen? wer weiß, ach HErr! werweiß, wie oft er pflegtzu fehlen? Weil Augen, Mund und Hand voll Sund und Frevel steckt, und mir, wann ichs bedenck, das Hertz, im Leib erschreckt. 14. Nun nimmer, nimmer thun, das ist die beste Busse, dem ich gesündigt hab, dem falle ich zu Fusse, ich schlag an meine Brust, und glaub ay dich, 0 GOtt schau mich in Gnaden an, durch Christi theuren Tod. 15. Dann fei) getroste mich bloß deines Gna« den-Thrones, ach wasch, 0 Vater! mich imBlute deines Sohnes: Dis, womit er gebüßt, ist was ich dir bezahl, womit ich Rechnung thu vorjetztund allemahl. 16. Laß JEsu! mich und dich, ich bitte durch dein Leiden, die Sünde, die uns scheibt, fortan nicht wieder scheiden, durch deines Geistes Krafft sag ich nun

nun bis ins Grab Die treue Folge zu, und allen Sünden ab. 17. Lehre nun, oHErr! mich thun nach deinem Wohlgefallen, daß ich nie wissentlich in Sünden möge fallen: Regier und führ mein Herl;, daß ich in Glück und Roth, dich fürcht aus allem Ernst, Md halte Dein Gebot. ig, Nun Christi Blut hat mir die SündenSchuld durchstrichen , mit GOtt dem Vater mich auf ewig gantz verglichn, die Rechnung gut ge­ macht durch seine Todes,Pein, wie wird die Ruh, so sanft nach dieser Arbeit seyn. iK. Wie leicht ist nun mein Hertz, ich leb auch oder sterbe, getrost ich mich, daß ich mir meinem Heyland erbe: Muß ich gleich offenbar für seinem Richt - Stuhl seyn: weiß ich doch, daß darauf ich geh zum Leben ein.

TäglichesGkbeteines frommen Khrifien, nach jedem Morgen-und Abend-Segen, um gute Vorbereitung zum Tode zu sprechen.

) lieber GOtt und HErr! Ich lebe aber ich ivetN nicht wie lange: Ich muß sterben, und weiß nicht wo, oder wann: Du mein himmlischer Vater! weisses. Wohl­ an! soll dieses Stündlein, oder dieser Tag, rtwan der letzte Tag (die letzte Nacht) mei­ nes

r

Gewissens - Prüfung.

301

nes Leben seyn, HErr! dein Wille ge­ schehe, der ist allein der beste: Nach dem­ selben bin ich bereit, in wahrem Glauben an Christum meinen Erlöser, zu leben und zu sterben: Allein lieber GOtt! gewah­ re mir nur diese Bitte, daß ich nicht möge plötzlich in meinen Sünden sterben und verderben. Gieb mir rechtschaffene Erkanntmß, Reu und Leid über meine began­ gene Sünde, und stelle sie mir noch in die­ sem Leben unter Augen, damit stemir nicht am Jüngsten Tage unter Augen gestellet, und ich dadurch für Engel und Menschen zu Schanden werden möchte; sondern verleihe mir so viel Zeit und Raum zur Busse, daß ich meine Übertretung von Hertzen erkennen, bekennen, und derselben Ver­ gebung und Trost aus deinem seligma­ chenden Wort erlangen möge. Ach! barmhertziger Vater, verlaß mich nicht und nimm ia deinen Heiligen Geist nicht von mir! Mein Hertz und meines Hertzens Zuversicht, ist dir, 0 HertzenS Kündiger! wohl bekannt, in derselben erhalte mich zum ewigen Leben! Laß mich ster­ ben, wenn, wie und wo du wrlt, verleihe mir nur ein vernünftiges, sanftes und seli-

zsr

Tätliche

seliges Ende! Amen! HErrJEsu! nimm meine Seel in deine Hände, und laß sie dir befohlen seyn. Amen! HErr JEsii Christ, du höchstes Gut, Ich bitt dich durch dein theures Blut, Mach mir mein letztes Ende gut! Obgleich daselbst ist wunderlich, So laß es nur seynseliglich.

«rd) getreuer und barmhertziger GOtt! VI Behüte mich für langwieriger schmerz licher Kranckhcit, und vor einem bösen schnellen Tod: Laß mich ja nicht in uner­ kannten Sünden übereilet, ohne wahre Busse sterben; Gieb mir ein vernünfti­ ges, stilles, sanftes und seliges Ende, ohne Furcht und Schrecken, Angst und Schmertzen, und laß mich bey guter Vernunft, mit gutem Bedacht, ein gutes Christliches und seliges Ende nehmen. Jedoch ich dich nicht lehren will, Noch dir mein End beschreiben; Sondern dir allweg halten still, Bey deinem Wort zu bleiben,' Und glauben, baß du, als ein Fürst Des Lebens mich erhalten wirst, Ich sterb gleich wo ich wolle. Derhalben ich in meinem Sinn Mich dir thu ganh ergeben:

Denn

Gewissens - Prüfung.

303

Denn sieh der Tod ist mein Gewinn, Du aber bist mein Leben, Und wirst mein'n Leib ohn alle Klag, Das weiß ich g'w-.ß am Jüngsten Tag, Zum Leben auferwecken.

Deinen Nahmen laß mich bis zum letzten Seufzer frey bekennen und anrufen, oder wo ich ja nicht mehr reden kan, solchen in meinem Hertzen habest, und meine Seele in deine Hande hertzlich befehlen. Das verleihe nun mein lieber GOtt und Vater, um deines Sohnes JEsu Christi Blut und Todes willen, in Kraft des Heiligen Gei­ stes. Amen!

Thoma von Kempis

Todes-Betrachtung, Zur Erinnerung der Sterblichkeit

einer bußfertigen Seele. Diese geistreiche Betrachrnna kan gesungen werden nach der Melodie des bekannten Liedes. Treuer GDrr ich muß dir klagen.

Öder: Zion klage mit Augst und Gchmeryen. geneset doch, ihrMenschen-Kinder, an den Letzten *'•' Todes-Tag! Dencket doch ihr frechen Sünder, an den letzten Seiger-Schlag! Heute sind wir frisch und starck, morgen füllen wir den Sarg

go4

Thomä von Rempis.

Sarg, und Vie Ehre, die wir haben, wird zugleich mit uns begraben.

2. Doch wir tummen Menschen sehen nur was in die Augen fällt: Was nach diesem soll gesche­ hen, bleibt an seinem Ort gestellt:' an der Erde kleben wir, leider! über die Gebühr, aber nach dem andern Leben will der Geist sich nicht erheben. 3« Wo ihr euch nicht selber hasset, ach! so legt die Thorheit ab: Was ihr thut, und was ihr las­ set, so gedenckt an euer Grab: Ewig Glück und Unglück hängran einem Augenblick. Niemand kan uns Bürgen geben, daß wir noch bis mor­ gen leben. 4. Ungewissenhafte Leute zittern bot der TodesPein: Gute Christen wollen heute lieber aufgelö. set seyn. Dann sie wissen, daß der Tod ist ein Ausgang ihrer Noth: Und gemahlte Tvdken-Köpfe sehen sie als Blumen-Töpfe. Vor der Sünde soll man zittern, weil sie Gottes Zorn enrzündt; aber nicht vor Leichen-Bittern, welches gute Boten sind: Einmal müssen wir daran, lieber balddarzu gethan: Heute laß uns lernen sterben, baß wir morgen nicht verderben. 6. Was hilft doch ein langes Leben, ohne Buß und Besserung! Wer nicht will nach Tugend streben, Ach so sterbe lieber jung! Unsre Boßhcit nimmt nicht ab sondern mehrt sich bis ins Grab; Fre» von Sünden wird man nimmer, mancher wird ja täglich schlimmer. 7- Daß

_________ Todes-Derrachrang.______ 30; 7. Das doch nur ein Tag des Lebens möchte stey von Lastern seyn! Doch mein Wünschen ist verge­ bens, unter uns ist niemand rein: Man bleibt sündig

von Natur, bey der neuen Creatur. Viele pflegen Schcrtz zu treiben, wann sie sich an GOtt ver­ schreiben. 8. Langes Leben, grosse Sünde', grosse Sünde, schwerer Tod! Lerner das an einem Kinde, dem iss Sterben keine Noth: Seelig, wer bey guter Zeit sich auf seinen Tod bereit, und so oft die Glocke schlägstseines Lebens Ziel erweget.

9. Jede Patienten-Stube kan euch eine Schule seyn: Fahrt einander in die Grube, warlich, iht müßt auch hinein-. Steht ihr auf, so sprecht zu GOtt: heute kommt vielleicht der Todt! Legt ihr euch, fl> führt im Munde: Heute kommt vielleicht die Stunde!

10. Stündlich sprecht: In deine Hände, HErrbefehl ich meinen Geist! daß euch nicht em schnelles Ende unverhofft von hinnen reißt. Seelig, wer sein HaUß bestellt! GOtt kommt oft unangemeldt: Und des Menschen Sohn erscheinet zu der Zeit, da maus dicht Mchnet. 11. Das Gewissen schlafft im Leben, doch im Tode wacht es auf: Da sieht man vor Augen schweben seinen ganzen Lebens-Lauf.- Alle seine Kostbarkeit gäbe man zur selben Zeit, wenn man nur geschehnSachen ungeschehen könnte machen.

12. Darum brauchet eure Gaben dergestalt in dieser Zeit, wie ihr wünscht gethan zu haben, wenn sich Leib und Seele scheidt: Sterben ist kein Kin«

U

der-

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Thomä von Rempis.

der-Spiel, wer im HErren sterben will, der muß erstlich darnach streben, wie man soll im HErren leben. | 13. Diese Welt geringe schätzen, allen La­ stern widerstehn; an der Tugend sich ergötzen, willig GOttes Wege gehn; wahre LebensBesserung, stete Fleisches-Züchtigungs sich verläugnen, und mit Freuden Schmach um Christi willen leiden. 14. Das sind Reguln vor Gesunde, da man Zeit und Kräfte hat., In der letzten Todes-Stunde ist es insgemein zu spat: Kranckhetr gleicht der Pilgrimschaft, keines giebt dem Geiste Kraft: BeydeS macht die Glieder müde, und verstöhrt den See­ len-Friede» 15. Suchet GOtt stets zu versöhnen, greiffet selbst Nach Christi Blut! Kein Gebete wird euch Dienen, das Man nur zur Fröhne thut: Denckt ihr selber in der Zeit nicht an eure Sterblichkeit, warsich, in des Grabes-Höle sorgt kein Mensch fütf eure Seele»

16. Zetzund ist der Tag des Heiles, und die an­ genehme Zeit: Aber leider! meistentheiles lebt die Welk in Sicherheit. Täglich nist der treue GOtt; Doch die Welt treibt ihren Spott. Ach die Stun­ de wird verstiessen, und GOtt wird den Himmel schliessen. 17. Da wird mancher erst nach Oele bey des Bräutgams Ankunft gehn: Und da wird die arme Seele vor der Thüre müssen stehn: Darum haltet euch bereit, füllt die Lampen in der Zeit, sonst erschallt

Todes - Betrachtung.

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erschallt das Lied vom Ende: weicht von mir, ihr Höllen, Brande. 18. In dem gantzen Bibel-Buche kommt mir nichts so schrecklich für; als die Morte von dem Spruche: Idr Vctflticbrtn, wctcbt von mip! Seelig, wer davor erschrickt, eh er noch den Tod erblickt; Furchrund Zittern hier auf Erden, schäft daß wir dort selig werden.

. 79. Hier in lauter Freuden schweben, macht im Tode lauter Noth: Aber auf ein traurig Leben folgt ein Freudenreicher Tod. Drum mit dieser Welt hinweg, achtet sie furKoth und Dreck,* undnhebet eure Sinnen, daß sie Christum lieb gewinnen. *Phil. 3- v. 8. 20. Todter eure böse Glieder, creuhigt euer Fleisch und Blut: Drückt die böse Lust darnieder, brecht dem Willen seinen Muth: Werdet JEsu Christo gleich; nehmt sein Creutz und Joch auf.euch- daran wird euch Christus kennen, und euch seine Jünger

nennen. 21. Auf ein langes Leben harren, da man täglich sterben tun, das gehört vor einen Narren, nicht vor einen klugen Mann. Mancher spricht bey Geld und Gut, liebes Hertz, sey wohlgemut!), und in vier und zwantzig Stunden ist Die i^eele schon verschwunden. 22. Ach, wie ofte hört man sagen, daß ein Mensch entleibet sey: Ach wie mancher wird erschlagen, oder bricht den Hals entzwei), einem andern rührt der Schlag wohl im Sauf - und Spiel - Gelag: Mancher schlummert ohne Sorgen- und erlebet nicht den Morgen. U 2 23. Feuer

308

Thomä von Renipls._________

23. Feuer, Wasser, Luft und Erden, Blitz und Donner, Krieg und Pest, müssen unsre Mörder wer« den, wenn es GOtt geschehen laßt: Niemand ist vom Tode frey, nur die Art ist mancherley! Ins­ gemein sind unsre Stunden einem Schatten gleich verschwunden. 24. Nach Verfliessung dieses Lebens hält GOtt keine Gnaden Wahl: Jener Reiche rief vergebens in der Pein und in der Quaal: Fremdes Bitten hilft euch nicht, und wer weiß, obs auch geschicht; Also fallt in wahrer Busse eurem GOtte selbst zu Fusse.

2$. Sammlet euch durch wahren Glauben einen Schatz, der ewig währt, welchen euch kein Dieb kan rauben, und den auch kein Rost verzehrt. Nichts ist

Lhre, nichts ist Geld, nichts ist Wollust, nichts ist Welt: Alles Trachten, alles Tichten muß man auf die Seele richten: 26. Freunde machet euch in Zeiten mit dem Mam­ mon, den ihr habt; lasset von bedrängtenLeuten keinen Menschen unbegabt: Christus nimmt die Wohlthat an, gleich als wär es ihm gethan: Und der armen Bettler Bitten hilft euch in des Himmels Hütten. 27. Euer Wandel sey im Himmel, da ist euer Bürger-Recht; Lebt in diesem Welt - Getümmel, unbekannt gerecht und schlecht: Flieht vor aller Sclaverey, machet eure Seele frey, daß sie sich zu GOtt erhebe, und hier als ein Fremdling lebe. 28. Diese Gnade zu erlangen, sparet das Gebete nicht: Netzt mit Thränen eure Wangen, bis daß GOtt sein Hertze bricht; Rufet JEsu Christo nach,

Vctcc nimm an meinem Ende meine Geel in deine Hände!

wie er dort am Creutze sprach:

Erbau-

Todes # Betrachtung.

Z09

Erbauliche

Zett- und WochenAndacht, Im

Anfang,

Fortgang und AuSgang jeder Wochen heilsamlich zu gebrauchen, in

etlichen Liedern verfasset

»on einem

Christen*Hirten An Der Äons-Heerde. * Anno Christi 1714.

f^Esus sprach weinende: Wenn du es wüßtest, so O würdest du auch bedencken, zu dieser deiner

Zeit, was zu deinem Frieden dienet - - Weh aber U 3

wenn

* Christian Hirsts), Ardjt Diaconus Zu Hetfprutf. Nach­ her wohkverorbneter Diaconus in Nürnberg an der Haupt Kirche $u St. Sebald. Von dem Leben dieses in GOtt eifrigen Predigers findet der geneigte Leser meh­ rere Nachricht in Herrn Joh. Caspar Wetzels, Diac. zu Römhild, historischer Lebens-. Beschreibung der berühm­ testen Lieder-Dichtrr, rvo. Erster Theil, pag. 4Zl.

3to

Chr. pirschens_________________

wenn du nicht erkennet hast Vie Zeit, darinnen du Heimgesuchetbist. Luc. 19. v.42-44. HErr, lehre uns unsere Tage reckt zählen, (anwenden) auf daß wir klug werden. Psalm 90. V 13. juxta Hebt.

Zum Anfang jeder Wochen. Mel. HLrrILsu Christ, ich weiß gar wohl, fängt sich heute Sonntags an, HErr, wieder eine iVocb.-, meinWerck sey drinn in dir ge­ than, auch unter deinem Joche: Gieb, daß ich drinneu ai!e Tag dem, dem du feind bist, gar absag, und mich dir gantz ergebe.

9. Geh, Sonne der Gerechtigkeit, heut auf in mei« ner Seelen, treib' Finsterniß der Sünden weit, laß mich dein Licht erwählen, daß ich wie eine (Sonnen# 5? lum, mich als dein kostbars Eigenthum, nach dir beständig richte. 3. Laß mich das Monden - gleiche Glück am Mon rag wohl bedcncken, daß sich mein Hertz dar­ ein nicht Dr cf, noch den Verlust laß kräncken; viel­ mehr mach mir den Unbestand des Zeitlichen recht wohl bekannt, das Ewige zu suchen. 7. 8 6 mich am Di-ntkag dienen dir in unge« fä'schrr Treue, und alles machen nach Gebühr, so daß es wohl gedeye: Dann du bist ja mein HErr und >Dtt, der semen Dienern hilft aus Noth, und gnädig sie belohnet.

5. Tritt,

5. Tritt Mirrwochs, JEsu, mitten ein, zu uns mit Gnad und Seegen, laß uns in dir beysammen seyn, dich suchen allerwegen; sey bey uns mitten in der Noth, und reiß uns endlich aus dem Tod gar mitten aus dem Rachen. 6. Gieb deinem Donner starcke Kraft am Donnerstag im Worte, der in der Seel viel Früchte schäft, und treibt zur Himmels-Pforte. Laß der Gerichte Dom erschlag die Furcht des HErren ma» chen reg, daß wir uns vor dir scheuen. 7. Mach uns am jieytug gcifdid) frey von unsern Sünden-Banden, und so von Satans Tyranney, von Strafen, Fluch und Schanden; Gieb, daß wir m der Seel erneut, als die der Sohn hat recht befreyt, zum Danck stets heilig leben. 8. Laß am Sonnabend untergehn ja nicht die Sonn der Gnaden, uns feyren nicht noch stille stehn im Christenthum mit Schaden: Hörc wieder eine Woche auf, jo saß der andern ihren Lauf auch wieher wohl ayfangen. 9 So sey ün Anfang, Mittel, End die woch von dir gesegnet; Laß drinn dieWercke unsrer Händ mit Gnade seyn beregnet; Bis endlich unsre LebensTag sich ende, und dann kommen mög die Zeit ohn Täg und Wochen.

Auf alle Tage in der Wochen zu gebrauchen. Mel. HErr IEsa Christ meins Lebens rc.

zis

Christian Hirschens

fernst in die Ewigkeit: O weh, wer solches Gut veyi schwenvt, und übel seine Zeit anwendt. 2. Man denck, daß jeder Augenblick dahin zwav geh,und bleib zurück, doch muß man einst vor GOt* tes Tbron genaue Rechnung thun davon. 3. Genaue Rechnung, wie man sie hab zugebracht im Leben hie, ob jede Stunde und Minur verbracht sey übel oder gut. . 4. Zudem oft plötzlich und geschwind sich ein dis letzte Stunden find, die einen rittst hin aus der Welt,

und vor den strengen Richter stellt. 5- Wehl wann sie einen find beym Spiel, wem aus beym Sehmauß das Lebens-Ziel; wen sie im Zorn, Geitz, Schertz wegraft, und wenn man sonst was fleischlichs schäft. s.AchHErrl der du das Leben giebst, und einen. Allgen Wandel liebst, gieb, daß ich meine Lebeno« Zeit zubring in wahrer Heiligkeit. 7. Gieb, daß ich jeden Augenblick mich, dir getreu zu dienen schick, daß alle meine Aederlein gericht zu deinem Dienste ftyn. 8 Daß kein Moment in Sund mich sih; ich nie auf üblen Wegen geh; daß ich nicht den Verderb der 3eit bejammern darf in Ewigkeit9. Laß alle Tröpfiein meines Bluts seyn voll deL dir ergebnen Muths, die nur bezielen deine Ehr uni) wie des Nächsten Heil ich mehr« 10, Daß jeden und den letzten Tag ich wohl zu* bring und schliessen mag, und wenn verstossen meim Zeit, geh in dje seelge Ewigkeit«

Beym

Beym Ausgang jeder Wochen. Melodie: wer weiß, wie nahe mir mein Ende.

ßtDtt Lob! die Woche ist verfloßen, und sieben

Tage gehn zu End, darinn ich deine Güt genos­ sen, die du mir reichlich zugewandt: Drum mach ich nun vergnügt den Schluß, mit dir, du Gnaden

Ueberfluß. 2 Es hat am Sonntag mir geschienen die WahrHeits-Sonn in deinem Wort, die muste mir zur Leuchte dienen, zu reisen hin zur Himmels-Pfort: Laß dieser Sonnen Wärm und Schein zum SeelenWachsthum fördrend seyn.

3. DerMonrag kund am Mond mir stellen den Wechsel des Geschickes für, das bald ist finster, bald von Hellen, bald wenig hell und dunckel hier: Ach laß im Christenthum mich rein, und niemal unbe­ ständig seyn. 4. Am Dienstag hast du mir gedienet mit deiner Gnad und reichen Güt, die mir zu meinem Wohl gegrünet, ob gleich mein Dienst dir schlecht geblüht: Gieb, daß ein jeder Tag mir sey ein Dienstag dir zu dienen treu.

5. Am Mittwoch mitten in der Wochen warst du auch mitten unter uns mit Seegen, der uns ange­ brochen, auch in der Mitte unsers Thuns; Laß mich, hier gehen mitten ein, wo Fromme, dort, woSeelg.o seyn.. 6. Du U 5

314

Christian pirschens

6. Du ließst am Donnerstag nicht rollen, als einen Donner deinen Zorn, der mich hätt billig treffen sol­ len, als Sünder, daß ich würd verlvhrn; Laß mich, statt dessen, jedes Orts, recht rührn den Donner dei­ nes Worts. 7. Am F'reycag hast du mich befreyet von vielerley Gefahr und Noth; Dein ^>ohn sey dran gebcnedeyer, der mich befreyk, von Sund und Tod; Gieb, daß ich in der Freyheit leb, mich nie in SündenKnechtschaft geb. 8. Nun der rin Feyerabend men , wie du so Lebens-Sonn,

Sonnabend ist gekommen, der mir ist; so rühin ich nun mit allen From­ gut gewesen bist; Geht unter meine so laß mir aufgehn ewge Wonn.

9. Dis denckund bitt ich nun, zum Schlüsse, mit Dank, da diese Woche hin, und flehe dir in wahrer Buffe, vergieb, was ich gesündigt drinn; gieb in der neuen Wochen mir ein neu Hertz, das ergeben dir.

i o. Laß deine Sonn mir ferner scheinen, laß mich nicht andern wie der Mond, laß mich dir dienen mit den Meinen, stets mitten wo dein Name wohnt, mach von dem Unglücks-Donner mich frey am Feyerabend ewiglich.

315

Wochen, Andachten.

Die verworfene Welt-und erwählte Lhristen - Freude. In einem andächtigem Lied vorgesteket van eben diesem Autore. Mel. Straf mich nicht in deinem Zorn. F^as ist meine Freude nicht, was die Welt hoch c'**' achtet, daß sie gantz darauf verpicht, nur nach eitlen trachtet: Aber GOtt Zebaoth haben stets zur Weide, das ist meine Freude. 2. Das ist meine Freude nicht, Herren-Gunst auf Erden; ach der Grossen Augen-Licht kau bald finster werden: GOtt zum »Freund, und vereint ha­ ben stets zur Seite, das ist meine Freude. 3. Das ist meine Freude nicht, mit den Kleidern, prangen, und mit stoltzem Angesicht kommen hergegangen: IEsu Blut ist mir gut, und das beste Kleide, das »st meine Freude.

4. Das ist meine Freude nicht, in Welt-Gü» tern sitzen, und sie, als zur Zuversicht, eine Zeitlang nützen: EwigsGut macht recht Muth, mitten auch im Leide, das ist meine Freude. 5. Das ist meine Freude nicht, mit der Welt wohl leben, und nach niedlichem Oericht guter Bissen streben: Ach! es weiß bessre Speiß der Gebenedeyte, das ist meine Freude.

6. Das

z 16

Chr Hirschen- Wochen • Andachten.

6. Das ist meineFreude nicht, volle Gläser lee­ ren, uüd mit solchem Trinck-Gewicht Leib und Seel beschweren: In dem Moost von der Kost JEsu thun Bescheide: das ist meine Freude.

7. Das ist meine Freude nicht, Hüpfen, Tan­ ten, Springen, und so nach der Music-Pflicht seine Lust vollbringen: Das gelingt, wenn man springt, wie die Himmels-Leute, das ist meine Freude. 8. Dao ist meine Freude nicht, eitel Musiciren, wie die Welt es eingericht, Instrumenten rühren: Musicirt man, und rührt GOttes Harfen-Saite, das ist meine Freude,

9. Das ist meine Freude nicht, für die Langweil spielen, oder wie es meist geschieht, auf Gewinnste zielen Mein Gewinn, Lust und Sinn, geht zum Stern-Gebäude, das ist meine Freude. 10. Das ist meineFreude nicht, schwätzen und vexiren, lächerliche Welt-Geschicht nur zum Spaß anfuhren : Das Gespräch, das den Weg bahnt zur Seelen-Weide, das ist meine Freude.

11. Das ist meine Freude nicht, an Geschöpfen hangen, und des Meisters edle Frücht, wie ihn selbst umfangen: Er allein muß es seyn, von dem ich nicht scheide, das ist meine Freude. 12. Das ist meine Freude nicht, kurtz davon zu sagen, was nicht auf den HErrn gericht, noch ihm fti» behagen:. Aber was zielt auf das, das ihn giebt zur Beuce, das ist meine. Freude.

Georg

G Lhkist Münzens Lieder»

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Georg Christoph Müntz, Rester. Daö ist meine Freude, daß ich mich zu GOtt halte, und meine Zuver­ sicht setze ich auf den HErrn HErrn, daß ich verkündige all sein Thun, Ps. 73- v. 28. In eigener Melodie.

hin, 0 Welt, dein Schein-Vergnügen. *'*' Wohlan, ich theile mit dir ab: Wahl du das Leben; ich das Grab. Erhebe dich; ich will erlie­ gen. Nimm Gold; ich Armuth an. Sey ftölich; laß mich weinen. Was mein ist/ heisset GOtt; erquick dich an dem Deinen. 2. Du wunderst dich, daß ich nicht wähle, was treflich in die Augen fällt? Ach! was dein Sinn für lieblich hält, erquickt den Leib, doch nicht die Seele. Was du hier stehen siehst, das wird ein Sag verwehen: Was jetzt unsichtbar ist, das werd ich ewig sehen. 3. Wie schlüpfrig bist du doch gestellet? Dein Fuß glitscht nur auf dünnem Eis; wo der, der deine Tritte weiß, dich ungefehr zu Boden fället. Du liegst in einem Traum, und eh du kanst erwachen, wird GOtt von deinem Pracht ein End wie Schrecken machen.. 4. Drum brüste dich nicht so vermessen, ich strauchle doch deswegen nicht. Ich hab noch nie den Unterricht aus GOttes Heiligthum vergessen; Ich merekte auf daö End und sah, daß siche hier scheide:

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G id) zu führen Himmel an. GOtt will nach dem Jammer-Leben, Friede, Freud und Wonne geben. Seele! so bedencke doch: Lebt doch unser Htzrr GOtt noch.

Das

Wetter-Gebeter.

36t

Das siebende Gebet, roßmächtiger GOtt! deinen Na­ men sollen alle Gewaltige aufErden Ehre bringen, und dich, ewiger Gott,anbeten in deinem heiligen Schmuck; denn du bist der HErr im höchsten Thron, du beweisest deine Kraft an allen Orten. Die Stimme des HErrn geht auf den gros­ sen Wassern. Der GOtt der Ehren don­ nert, Die Stimme des HErrn gehet herr­ lich und mit Macht. Die Erde bebet und wird bewegt, und die Grund-Veste der Berge regen sich. Dampf gehet aus von deiner Nasen, und verzehrend Feuer von heinem Munde, daß es darvon blitzet. Dein Gezelt um dich her ist finster, und schwache dicke Wolcken, darinnen du ver­ borgen bist, und Dunckel ist unter deinen Füssen. Vom Glantz vor dir trennen sich die Wolcken. Der HErr donnert im Him­ mel, und der Höchste lässet seinen Donner aus. Du bringest hervor die Winde aus deinen verborgenen Löchern, und treibest sie wieder an ihren Ort, wann sie deinen Befehl ausgerichtet haben. Es ist dir al­ les unterworfen, alle Dinge erkennen dich für ihren Schöpfer, und zittern für deiner göttlichen Majestät. Die hohen Berge, 3 5 und

z6r

Geistreiche und andächtige

und die Abgründe der Tieffen erschrecken, wann du zornig bist, der gantze Erdboden zittert,MeerundWaffer fliehen vor deinen Zorn. Die Stimme oesHErrn hauet wie Feuer-Flammen. Die Stimme desHErrn erreget die Wüsten. DerHErr bleibetKönig in Ewigkeit. Er wird seinemVolkKraft geben. Der HErr wird sein Volk seegnen mitFrieden. OgütigerGOtt! behüteuns für deinem grimmigen Zorn, der unerträg­ lich ist, undvergiebunsunsereSünde. Er­ leuchte dein Antlitz über uns, und sey uns gnädig. Verschone unser, daß dieses vorste­ hend, zornig, ungestüm, grausam und sehr schwereWetter, ohn allen Schaden ab- und vorüber gehe. Bewahre unser Leib und Le­ ben, Haus und Hof, für Entzündung des Wetters, für Schiessung der Strahlen,für Donnerschlage und allemVerderben. Des­ gleichen beschütze die Früchte auf dem Felde für Schlossen und Hagel, für grosserWasserfluth, und für allem Schaden. O heili­ ger Gott! behüte uns für einem bösen Tod. GOtt der Vater, der seinen Sohn des Creutzes Pein für mich hat lassen leiden, er­ halte mich. Jesus von Nazareth, einKönig oer Jüden, für mich gestorben, bewahre mich. Der Heilige Geist, der mich gezeich­ net

Wetter-Gebeter.

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nethatmit der Salbung, und mitdem Zei­ chen des heiligen Creutzes, beschirme mich, daß mir kein Unfall wiederfahre, Amen, i. grosser GOtt von Macht, und reich vonGütigkeit, wilt du das gantze Land strafen mit Grimmigkeit? Vielleicht möchten noch Fromme seyn, die thäten nach dem Willen dein, der wollest du verschonen, nicht nach den Wercken lohnen. 2. .0 grosser GOtt von Ehr, diß ferne sey von dir, daß Böß und Fromm zugleich die strenge Straf berühr, der möchten etwa fünfzig seyn, die thäten nad) dem Willen dein, drum wollest du verscho, neu, nicht nach den Wercken lohnen. Z, O grosser GOtt von Rath, laß die Bannherhigkeit ergehen, und halt inn mit der Gerechtig­ keit, der möchten fünf und vierhig seyn, die thäten nad) dem Willen dein, drum wollest du verschonen, nicht nach den Wercken lohnen. 4. 0 grosser GOtt von Starck, schau an da­ arme Land, und wende von der Straf dein ausge­ streckte Hand, Vermöchten etwa vierhigseyn, die thäten nach dem Willen dein, drum wollest du verschonen, nicht nach den Wercken lohnen. 5. O grosser GOtt von Krafft, laß doch erwei­ chen dich, weil das elend Gebet so oft erholet sich, der möchten etwa dreyßig seyn, die thäten nach dem Willen dein, drum wollest du verschonen, nicht nad) den Wercken lohnen. 6. O grosser SOtt von Gnad, erhör auch diese Stimm, und in dein'm hoher» Thron das Seufzen tief vernimm, der möchten etwa zwanzig seyn, die thäten

364

Geistreiche und andächtige

thäten nach Den Willen dein, drum wollest du verschonen, nicht nach den Wercken lohnen. 7. O grosser GOtt von That, schau wie die arme Erd von deiner Müdigkeit, nach einen Wunsch begehrt, der möchten etwa zehen seyn, die thäten nach dem Willen dein, drum wollest du verschonen, nicht nad) den Wercken lohnen. 8- O grosser GOtt von Lob, wann ja das Maas erfüllt der Sünden, und aus Zorn uns gar verderben wilt, so möchten dock) die Kinderlein thun nach dem rechten Willem dein, der wollest du verschonen, uns nicht nach Sünden lohnen. 9. O grosser GOtt von Treu, weil für dir nie­ mand gilt, als dein Sohn JEsuS Christ, der deinen Zorn gestillt, so sieh dod) an die Wunden sein, sein Marter, Angst und schwere Pein, um feinet willen schone, und nicht nach Sünden lohne, i o. So wollen wir dein Macht und reid)e Gütig­ keit, dein Rath,Ehr Stärck und Kraft, Gtvd, That, Lob, Treu allzeit preisen, und nach dem MUen dein, dir immerdar gehorsam seyn, und ftey von allen Plagen, dir ewiglid) Danck sagen.

DaS achte Gebet, wann das Werrer lang anhälc.

H Allmächtiger, ewiger GOtt, barmherziger, lieber Vater, der du gewaltig, schrecklich und herrlich, wenn du dei­ ne Macht in den Wolcken hören lassest! wir arme,schwache, furchtsame und blöde Creaturen erkennen deine Gewalt, und grosse Herr-

Wetter-Gebeker.

36$

herrlicheMacht: Du bewegestdieErde,daß sie bebet von deinem Donner, und die Grundveste der Berge regen sich; vom Glantz vor dir her trennen sich die Wolcken, denn derHErr donnert im Himmel, und der Höchste lastet seinen Donner aus, deine Blitzen leuchten auf dem Erdboden, dasErdrerch siehets und erschricket. Berge zerschmelzen wie Wachs für demHErren, für dem Herrscher des ganzen Erdbodens, HErr,vondeinemSchelten,vondemOdem und Schnauben deiner Nasen. HErr! wir sehen und hören deine Gewalt, starck ist dein Arm, und hoch ist deine Rechte, wir lo­ ben, preisen und fürchten dieselbige, und er­ schrecken billig vor deiner Macht und für deinem Zorn, erkennen auch, daß wir mit unsern Sünden wohl verdienet hatten, daß du uns mit deinem Grimm verderbest und zuschmetterst: Mer weil wir dein armes Geschöpfund Kinder seyn, und sonsten nir­ gend für deinem Zorn hinfliehen können, denn zu deiner grundlosen, holdseligen, vä­ terlichen Gnade und Barmhertzigkeit, so rufen wir aus diesem Elende und Jammer­ thal zu dir in den Himmel, und bitten um Hülfe und Gnade, durch deinen lieben SohnJEsumChristum. AchHErrGOtt! der du bist ein Vater der Barmhertzigkeit,

und

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Geistreiche und andächtige

und GOtt alles Trostes, strafe uns nicht in deinem Zorn, und züchtige uns nicht in deinem Grimm, laß uns deine Blitzen, so da schrecklich leuchten, nicht beschädigen, unser Hauß und Hof mcht anzünden, noch die harten Donnerschläae zuschmettern, sey du oey uns in der Noth, und behüte uns für einem bösen schnellen Tod. Tröste, stärcke und erhalte uns im wahren Glauben und hkrtzlicher kindlicher Zuversicht und Ver­ trauen aufdeine grosse Gnade und Barmhertzigkeit. Bedecke mit deiner allmächti­ gen Hand unser Leib und Leben, Hauß und Hof, Vieh und Früchte auf dem Felde, und alles, was wirhaben, beschirme dieselbigen für Schloffen, Hagel und Wasser-Fluthen. Bedecke uns mit deinen Gnaden-Flügeln, dis dein Zorn und das schreckliche Ungewit­ ter fürüber gehe. Ach HErr! es muß ja Donner und Blitz, Feur und Wasser, Ha­ gel und Sturm-Winde deinen Befehl ausrichten, aber sey uns gnädig und schone unser. Ach HErr! wer ist dir gleich? der so herrlich, löblich, heilig, schrecklich und wunderthätig ist: Beweise an uns, daß du der rechte Nothhelfer bist, ein Schutz zur Zeit der Noth, und laß uns dein Va­ ter-Hertz wieder sehen, durch deinen hei­ ligen

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Wetter-Gebeter.

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ligen und starken Nahmen Jesum Chri­ stum, welchem mit dir und dem Heiligen Geiste sey Ehre und Herrlichkeit, Lob und Preiß in alle Ewigkeit, Amen. Ein anders. «Allmächtiger, ewiger, gewaltiger und ’A schrecklicher GOtt,wir sehenaus gegen­ wärtigem Wetter, wie heftig du über uns erzürnet bist, daß du auch deinem Firma­ ment schon befohlen Hafk, sich wider uns zu setzen,und um unserer Sünde willen uns zu strafen, weil ein grausamer Blitz und Donnerschlaa aufden andern folget,alsodaß wir in Gefahr Leibes und Lebens stehen, wo du uns nicht väterlich beschützest. Darum, 0 HErr! sey nicht ferne von uns, denn Angst ist nahe, und hier ist kein Helfer. Ach lieber HErr und GOtt! verschone unser; behüte uns und die lieben Früchte auf dem Felde, davon wir unsere leibliche Unterhaltung haben. Sey uns gnädig und erbarme dich unser, verleihe uns allezeit hie zeitlich deine Gnade und Barmhertzigkeit, und nach diesem Leben die ewig immerwährende Seligkeit, Amen. Seufzer bey harten Donnerfchlägen. Abba mein GOttundVarer im Himmel! erhöre unser ängstlich Gebet und Flehen, und hilfuns in dieser Noth, da keine Creatur uns helfen kann. Laß dein

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Geistreiche und andächtige

dein liebreiches Hertz über uns deine Kinder brechen, und nach dem trüben Unglücks Wetter bald die Sonne deiner Gnaden wieder scheinen. HErrJEsu! sey uns gnädig, und laß deine heili« ge Wunden und alle theure Bluts-Tropfen für uns bitten. Bedecke uns mit deinen Schutz und Gnaden-Flügeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügeln beschürmek, und gieb, daß dieses Zorn-Wetter bald fürüber gehe. O Heiliger Geist! vertritt uns mit unaussprechl!» chen Seufzen für dem Throne der göttlichen Maie« stät im Himmel, und tröste unsere erschrockene Herr zen, daß sie nicht für Angst verzagen, sondern sich auf GOtkes Gnade und Barmherzigkeit gewiß verlassen. Ach Herr, du dreyeiniger GOtt! sey uns armen Sündern gnädig, so wollen wir dich los ben, und deinem Namen dancken hier zeitlich und dort ewiglich, Amen.

Gebet, wann das Wetter Schaden gethan. allmächtiger/ barmhertziger GOtt und Vater unsers lieben HErrn JEsu Christi! du hast uns lewer! in diesem schädlichen Wetter erschrecklich heiinaesuchet/Und mit Strahl/ Hagel und Waster-Fluth demenZornüber uns ausge­ schüttet/ darüber mit uns/ Laub und Gras, Aecker und Weinberge/ und andere unsere Feldgüter trauren. Denn das Feld ist ver­ wüstet.

Werter »Gebeter

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wüstet, die Aecker stehen jämmerlich, das Ge» trayde ist zerschlagen, so sehen auch die Wemberge kläglich, und die Baume aufdem Felde sind verdorret,dasErdgewachse ist verderbet, und sonst viel Schaden und Jammer gesche­ hen. Nun unser GOtt, du bist gerecht in al­ lem, daß du uns jetzt gethan haft; alle deine Wercke sind rechtschaffen, und alle deineGerichte sind unsträflich: Denn wir haben übel gethan damit,daß wir männiglich von dir ab­ gewichen, und dir bisher ungehorsam gewe­ sen sind. Zwar du haft uns ein hartes verse­ tzet, und daS Brod, Wein und die Nahrung von unserm Maul hinweg genommen, aber du haft dennoch in deinen Zorn um deines Namens willen uns als dein Volck nicht gar verstossen, noch deine Barmhertzigkeit von uns genommen, sondern uns in dieser Trübsal die Gnade erzeiget, daß wir an Leib und Leben, an unserm Haus und Hof unver, fehret geblieben sind, und nochetllchesFeldeS Verschonetworden. Daran ist,oHErr!dei­

ne Güte schuld, das wir nicht gar aus seyn. Dafür wir auch von Hertzen Danck sagen. Wir bitten dich aber, hertzlieber Pater! demüthiglich, und kommen für dich mit zer­ schlagenem betrübtem Geist, du wollest unS .in unserm Creutz und Elend durch deinen Aa Heil.

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Geistreiche und andächtige

Heil. Geist trösten und lehren, daß wir nicht wider dich und deine Creaturen, sondern vielmehr wieder unsereSünden, mit welchen wir noch wohl gröffcrn Fluch verdienet hät­ ten, murren, solchen zugefügten Schaden für eine väterliche Züchtigung mit Gedult erkennen und tragen, und hinführo unser sündliches Leben bessern. Dieweil aber dei­ ne Hand nicht zu kurtz ist; noch dir schwer, durch viel oder wenig zu helfen, so wollest du, o treuer GOtt! uns das wenige, so in demWetter aufdemFelde überblieben, desto reichlicher segnen, deine Kinder zu dieser bö­ sen Zeit speisen und ernähren, und für gros­ sem Unfall hinführo väterlich behüten. Er­ halte uns doch noch länger bey deinem heil. Wort in guten beständigen Frieden! Gieb uns gesunden Leib, und pflantze in unser Hertz die brüderliche Liebe, daß einer stch deS' andern in unserm Trübsal von Hertzen an­ nehme und erbarme: Und wollest nach dei­ nem väterlichen Willen diesen Abgang und Verlust künftig in andere Wege gnädig er­ statten , auch nach diesem elenden mühseligen Leben uns allen geben die himmlische Freude und ewige Seligkeit, durch ZEsum Christum unsern einigen Seligmacher, in Krafft des Heiligen Geistes, Amen. Danck-

Dancksagunq, wann das Wetter glücklich Abgängen. er Donner höret auf: Ach GOtt und Varer, laß den Donner deines ZornS auch aufhören gegen uns! Das Bli­ tzen lässet nach: Ach hilf HSrrIEsu! daß wir immerdar gedencken an deine letzte Zu­ kunft, welche wird schnell kommen wie der Blitz. DaSDonnern und Blitzenhat, uns erschreckt: Ach edler Tröster, heiliger Geist, tröste uns wieder, jetzt und allezeit, daß wir unserm GOtt getrost vertrauen, auf seine grosse Macht festiqlich bauen, und immerzu ihm in den Himmel schauen. Nun ist das Wetter fürüber und hat sich gewendet: Darum solle sich keiner verdries­ sen lassen, sich mit einem schönen DanckPsalmen, zu GOtt im Himmel zu wenden. Weil wir im Werck erfahren, daß GOtt unser m Gnaden gedacht, unsern Wunsch wegen väterlicher Erlösung erfüllet, sollen wir billig auch seiner mit einer schuldigen Dancksagung gedencken. Alsdann sind wir rechtgläubig, wann wir das, so wir mit Worten versprochen, im Werck erfüllen. Dann wer seine Augen in kindlichem Ver­ trauen zu GOtt im Himmel erhebt, denselbiAa r gen

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Geistreiche uud andächtige_______

gen schauet er hinwiederum väterlich an: Wer fieißigGOtt, seinem Wohlthäter und Beschützer für aües dancket, an den gebencket er auch mit Wohlthun und Schutz je lan­ ger je mehr. Darum so lasset uns mit unftrer Dancksagung mit früiichem Gemüth für GOtt kommen, weil er uns aus dieser Noth geholfen hat. Ihme gebühret hier­ über Ehre, weil er den Donner heisset kom­ men und wieder aufhören: Ihme gebühret Preiß und Würde, weil die Blitzen nach fei­ nem Befehl sich wieder begeben haben in ihre Hütten: Die Wetter-Stimm deSHErren hat sich aufunser Gebet gelegt, darum sollen wir nun auch unsere Stimm zu sei­ nem Lob erheben: Des Donners Grau­ samkeit hat er verwandelt in eine stille Lieblichkeit zu vernehmen unsere schuldige Danckbarkeit. Darum sollen wir uns auch hören laffen, GOtt mit gebührender Danck­ sagung zu verehren, daß er uns zur andern Zeit wiederum erhöre, und aufunser demüthigeS Flehen gnädige Hülfbeschere. Dann es solle ein Unterscheid seyn unter uns Chri­ sten, und dem gottlosenWelthaufen, welche, wie das unvernünftige Vieh der Gaben und Gutthaten GOtteS ohn alles Nachdencken geniessen, aufihre Seele hinfreffen, nie an GOttgedencken, alle seine HülfundRet­ tung

___________ Wetter, Gebe ter. _____ 373 tung lnÄZmd schlagen,ja wohl nie zllGemirch führen, daß dieErrettung vonGOtr komme, und sie deswegen, wann sie einem grossenUnglück undGkfahrentgangeN/ihme zu dancken schuldig seyn; Daher findet man immer 9* oder mehr Undanckbare, bis sich nur ein Danckbarer findet. Von diesen sollen wir uns absondern, und eS mit denen halten, de­ ren gröfte Freude ist, wann sie GOtt ohne Unterlaß mit frölichem Schall loben sollen. Dann, wie GOtt dem HErrn nichts so sehr mißfallt als der Undanck, welchen er seinem Volck oft mit harten Drauworten hat lassen fürwerfen, und durch Salomon gesagt: Ei­ nes Undanckbaren Hofnung wird wie ein Reiff im Winter zergehen, und wie ein unnüyWasser verfliessen: Also laßt er ihme die Danckbarkeit über alles gefallen, darum sagt er selber: Opfere GOtt Danck, und bezahle dem Höchsten deine Gelübde. Und David sagt: Ich will den Namen GOttes loden mit einem Lied, und will ihn hoch ehren mit Danck, daß wird dem HErrn bas gefal­ len, dann ein Farr, der Hörner und Klauen hat: 3n allen Gutthaten des HErrn un­ sers GOttes, in allem Trost, in aller Züch­ tigung, in aller Verzeihung, da er uns nicht gestraft hat, wie wir es verdienet haben, soll Aa 3 unsere

374

Geistreiche und andächtige

unsere Seel den HErrn loben, sagt Augu­ stinus. Dann der ist würdig noch grössere Gutthaten zu empfahen, der da beweiset, daß er der vorigen in seinem Hertzen nicht vergessen hat, sagtCassiodoruS. WasGOtt den Danckbaren giebt, nimmt er den Undanckdaren, sagt Augustinus. Und so fteucr, Hage!, Schnee, Dampf und Sturmwind, aufihreWcise, GOrtloben: Velmehrfollen wir Christen dieses thun. So auch wir Dancksagen sollen für alles, GOtt und dem Vater in dem Namen JElu Christi: Also sollen wir rhme insonderheit dafür dancken, wann er ein gefährliches, schreckliches Wet­ ter ohn allen Schaden gnädiglich abgehen lasten, und seine gerechte Rach an uns nicht geübet hat: Dann es ist ein köstlich Ding dem HErrn dancken, und seinem Namen lobstngen, des Morgens seine Gnade, und des Nachts seine Wahrheit verkündigen,

Ein anders. H Allmächtiger ©Ott, himmlischer VagJI ter! der du uns gesagt hast: Rufe mich an in der Zeit der Noth, so will ich dich erretten, so solt du mich preisen. Wir sagen dir von Grund unserer Hertzen

Loh undDanck, daß du unser Gebet gnadiz.

big erhöret, und diß zornige Wetter Also hast vergehen lassen, daß uns dadurch an Leid und Guth kein Schaden geschehen ist. Damit hast du «dermal dein getreues Vater-Hertz zu erkennen gegeben, daß du nicht mit uns handeln wollest nach unsern Sün­ den, und uns nicht vergelten nach unsern Missethaten. Verleihe nur, barmhertzigxr Vater, um deines eingebohrnen Sohnes JEsu Christi willen, daß wir uns aufsolche deine ernstliche Warnungen beständiglich bessern, in deiner Furcht hinführo leben, und auf die Zukunft deines lieben SohneS uns bereit machen, damit wir ihm mit Freu­ den entgegen ziehen, den neuen Himmel, in welchem Gerechtigkeit wohnet, mit Jauch­ zen und Frolocken einnehmen, und mit dir in seiner seeligenAnschauung ewiglich besizen mögen, durch denselben deinen lieben Sohn unsern HErrn imdHeyland, IEsum Chri­ stum, Amen, Amen. Noch ein anders. Ctffö HErr allmächtiger GOtt! der du das Seufzen der Elenden nicht verschmähest, noch verachtest das Ver­ langen der betrübten Hertzen, sondern gnä­ dig und barmhertzig bist? wir arme sündi­ ge Menschen jassen in Furcht und SckreAa 4 cken,

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Geistreiche und andächtige

cken, und wüsten nicht, wie es mit deinem er­ schrecklichen Donnern und Blitzen ablaufen möchte: Darum haben wir deinen heiligen Nahmen angerufen, und du hast uns erret­ tet. Dieses grausame Wetter ist nun vorbey, die düstern Wolcken sind durch deinen allmächtigenArm zertrieben, und deine getreue Vorsorge hat uns »»beschädiget beym Leben erhalten. Dafür opfern wir dir nun die Farren unserer Lippen, loben, preisen und rühmen dick, daß du unser Leib und Leben, Haab und Güter, Hauß und Hof, samtallen was wir haben, mit deinen Gnaden-Flügeln bedecket und beschützet hast. AchHErr! deine Güte erfüllet alle Himmel, und deineWahr« heit reichet, so weit die Wolcken gehen. Du lassest nach dem Regen die Sonne wieder scheinen,nach demSchrecken überschüttest du uns mit Freuden, und machest frölich alles, was da lebet- Du hast auch mitten in deinem Grimm unserer Seelen tröstlich zugespro­ chen: Fürchte dick nicht. Du bist mit uns nicht nach deinen Zorn verfahren, noch unS vergolten nach unserer Missethat, sondern dein Vater-Hertz über uns geöfnet: Denn deineBarmhertzigkeit, gegen uns deine arme Creaturen, war viel zu brünstig, das du uns nicht verderben tontest. Solches erkennen wir

wir nun billig,neigen unsereHertzen,dancken deiner grossenMajeftat,und rühmen:HErr! du bist würdig zu nehmen Preiß, Ehre und Krafft: Denn du hast alle Dinge geschaffen: durch deinen Willen haben sie das Wesen, und werden erhalten. Wir befehlen uns aber noch ferner in deinen allmächtigen Sckutz, und bitten deine unergründliche Barmhertzigkeit: Seegne die Früchte des Landes, kröne das Jahr mit deinem Gut, und laß uns erkennen deine Wercke; auf daß wir uns in rechtem Ernst zu dir bekeh­ ren und stetig werden. Erhalte uns bis an unser Ende im rechten Glauben, und bereite uns auf die Zukunft JEsu Christi; damit wir dermaleinst an jenem herrlichen Tag deinem lieben Sohn mit Freuden entgegen gehen; den neuen Himmel, in welchem Ge­ rechtigkeit und Friede herrschen, frölich ein­ nehmen, und samt allen Heiligen und AuSerwahlten die seelige Anschauung GOtteS beständig geniessen mögen, Amen.

Gebet um fruchtbare Zeit durch das gantzeJahr.

Du suchest das Land heim und wässerst es, und machest es sehr reich: GOtteS Brünnlein hat Wassers die Füll«, du lässest ihr Geträyde wohl gerathen, .dannalso bauest du das Land- Du Aa r trän«

tränckest seine Furchen, und feuchtest sein Gepflüg­ tes : mit Regen machest du es weich, und segnest sein Gewächse: Du krönest dasJahrmitdeinem Gut, und deine Fußstapfen trieften von Fette. Ps 65,V. IO--- 12. Gieb Rorn, Getraid, Zu rechter Zeit, Such das Land heim und die Erde, Daß sie reich und trächtig werde. HErr allmächtiger GOtt, ein Herr­ scher Himmels und der Erden! Der du durch deine grosse Güte den gantzen Erdboden mit allerley Früchten zierest, erfüllest und segnest, davon Menschen und Vieh ihre Nahrung haben, und deiner Ga­ ben geniessen: Wir, als deine arme, und dürftige Creaturen, bitten dich demüthiglich, du wollest unser Land segnen, und ein gnädiges fruchtbares Gewitter geben, daß alle Früchte der Erden ohne Hinderniß wachsen, und dieBaume wohl tragen: Wol­ lest sie auch für Schloffen und Hagel, für Platzregen, Raupen, Ungeziefer, Brand, Milthau, und allem, was ihnen schädlich ist, väterlich behüten; auch allen Saamen und alle Früchte des Feldes, in Frost, Kalte, Eis, Schnee, Hitz und Dürre, in starckem Regen und allem fürfallendem Wetter, gnädiglich erhalten, daß sie nicht Schaden

Wetter-Gebeten

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nehmen, und wir also durch deine väterliche Zürsorg vor Mißwachs, Theurung, Hun­ ger und Kummer mächtiglich beschützet, und Menschen und Vieh mit deinem reichen Segen erfüllet werden. Ach HErr! straf uns nidit in deinem Zorn! und laß das Land nlcht feyren in deinem Grimm, daß es nicht wüst liege und unfruchtbar bleibe. Schliesse den Himmel nicht zu, um unserer Sünden willen, daß er nicht werde wie Ei­ sen, und die Erde wie Ertz: Sondern thue uns Gutes, gieb Regen und fruchtbare Zei­ ten, und erfülle unsere Hertzen mit Speiß und Freuden; thue deine Hand auf, und sät­ tige alles, was lebt, mit Wohlgefallen. Ach HErr! verlaß uns nicht mit zeitlicher Nah­ rung, sondern versorge uns reichlich; gieb uns unsern bescheidenen Theil Speiß, und unser tägliches Auskommen: Auf daß wir in allen Dingen deine Göttliche Krafft und milde Hand mit Dancksagung erkennen, und dich immerdar loben und preisen; der du uns reichlichernehren an Leibund Seel, hie zeitlich und dort ewiglich, Amen! Aerr GOtt, weil du die Erd sezieret, Daß man an allen Orten spühret, Dein Güte, Treu und Vater-Hand, Und machest sie in allem Land

Genug bekannt. Des

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Geistreiche und andächtige

Des Feldes Früchte hievon zeugen, DaS Gras, Vie Blümlein, und die Zweigen, Darum sich unser Hertz erfreut, Und rühmet deine Gütigkeit, Zu jeder Zeit. Uns diese Augen «Luft bewahre, Daß ihm kein Unfall wiederfahre, Gut fruchtbar Wetter auch bescher, Was jetzt für Augen, täglich mehr, Dem Fresser wehr. Durch Hagel, Frost laß nichts verderben, Und keinen Menschen Hunger sterben, Gieb, was zu diesem Leben noth, Und dort bey dir das Himmel-Brod, Du frommer GOtt.

Geber bey Pflügen, Ackern, Säen undPflantzen.

ieber himmlischer Vater! ich bin hier an meiner Arbeit, das Feld nach dei­ ner Ordnung und Anweisung mei­ nes Beruft zu bauen. Weil aber alle mei­ ne Mühe vergebens, wo du nicht selber das Land bauest, und krönest das ^)ahr mit dei­ nem Gut, so bitte ich dich demüthiglich, du wollest diese meine Arbeit seegnen, mir Kraft und Gesundheit verleihen, zu meinem Pflantzen und Begiessen dein Göttliches Gedeyen geben, damit das Getrayde wohl gerathe, und ich und die Meinigen davon unsere

unsere Nahrung haben können. AchHErr! gieb Früh- und Spat-Regen zu rechterZeit, und behüte unser Feld für Mißwachs, Hagel Ungewitter, Ungeziefer, und allem Scha­ den. Laß uns bekennen, daß wir alles von deiner milden Hand haben, auch deines Seegens recht gebrauchen, zu deinen Ehren, unsers Nächsten Wohlfahrt und Nutzen, um JEsu Christi willen, Amen.

Dancksagung für eine reiche Erndte. Aller Augen warten aufdich, und du giebest ihnen ihre Speise zu seiner Zeit: Du thust deine Hand auf, und erfüllest alles, was lebet, mit Wohlgefallen. Pf. 145. t). 15.16.

Durch deine Hand, HErr, hat das Land Reichlich dieses Iaht getragen, Drum wir billig dir Danck sagen.

reicher, milder, gütiger und gnädi­ ger GOtt und Vater unsers HErren ZEsu Christi! der du bist der rechte Vater über alles, das da Kinder heis­ set, im Himmel und aufCrden: Du machest frölich, was da webet, beydes des Morgens und des Abends: Du lassest dich nicht unbezeuget, thust uns vtelGuts,und giebst vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten. Du lässest

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Geistreiche und andächtige,

lässest das Getraide wohl gerathen, bauest das Land, segnest seine Gewächse, krönest das Jahr mit deinem Gut. Wir, deine Kinder, dancken dir von Grund unserer Hektzen, daß du auch dieses Jahr unser Land heimgesucht, es reich gemacht, und das Getraid wohl lassen gerathen, und diß Jahr mit deinem Gut gekrönet, daß du unS geben Früh-und Spath-Regen zu rechter Zeit, unser Erndte treulich behütet, und die­ ses Jahr einen reichen Feld-Seegen von al­ lerley Früchten beschehrct hast. Ach HErr! wer sind wir, daß du unser so gcdenckest, und dich unser so getreulich annimmest? Wir haben den Fluch verdienet, und du giebcft unS den Seegen? Wir haben deiner Gaben und Güter mißbraucht, und du schenckest uns dennoch voll ein Gutes und Barmhertzigkeit. Ach HErr! wie können wir solches genugsam rühmen und preisen ! Wir erkennen hieran deine väterliche Güte, rühmen , loben und preisen dieselbige; und bitten dich hertzlich, du wollest sie, um un­ sers UndanckS willen, nicht von uns wen­ den , sondern uns noch ferner segnen, und zu dem, was du unS beschehrct, auch dein Göttliches Gedeyen geben, daß wir dieses Jahr unser nothdürftiges Auskommen da­ von haben: Auch zu deines Namens Lob und

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und Chr, und zu unserer, und unsers Näch­ sten Wohlfarth ersprießlich gebrauchen und anlegen mögen. Und weil wir jetzt an der Arbeit sind, das Feld auf das künftige zu bestellen, und zu besaamen, so wollest du auch drtrzu gutes, geschlachtes, warmes und trockenes Wetter, und zu unseremPflantzen und Begiessen, dein Göttliches Gedeyen ge­ ben, das gantze Jahr über das Gesaete für allem Schaden behüten, damit wir auch auf das künftige Jahr unsere Speiß aus deiner milden Hand empfangen mögen. Dancket dem HErrn, denn er ist freundlich, und seine Güte wahret ewiglich, der allem Fleisch seine Speise gibt: Es sollen dir dancken, HErr, alledeine Wercke, und deine Heiligen dich loben: Mein Mund soll des HErren Lob sagen, und alles Fleisch lobe seinen hei­ ligen Namen immer und ewiglich, Amen! Amen.

Lob-und Danck-Licd. Mel. Lobt GOtt, ihr Christen rc. £Oun dancket all, und bringet Ehr, ihr Menschen in derWelt, dem dessenLob derEngelHeer,imHimmel stets vermeldt. 2. Ermuntert euch, und singt mit Schall, GOtt unserm höchsten Gut, der seine Wunder überall, und grosse Dinge thut. 3. Der

z.DerunsvottMutter-Leibean,ftischundgrsund erhält, und wo kein Mensch mehr helfen kann, sich selbst zum Helfer stellt. 4. Der, ob wir ihn gleichKoch betrübt, doch bleibet gutesMuthS, die Straferläße die Schuld vergiebt, und thut uns alles Guts. 5. Er gebe uns ein frölichs Hertz, erfrische Geist und Sinn, und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmertz, ins Meexes Tiefe hin. 6. Er lasse seinen Frieden ruhn, in Israelis Land, er gebe Glück zu unserm Thun, und Heil zu allem Stand. 7. Er lasse seine Lieb und Güt, um, bey und mit uns gehn; was aber ängstet und bemüth, gar ferne von uns stehn. 8. So lange dieses Leben währt, sey er stets unser Heil, und wan wir scheiden von der Erd, verbleib er unser Theil. 9. Er drücke, wann das Herhe bricht, uns unsre Augen zu, und zeig uns drauf sein Angesicht dort in der «wgen Ruh.

E R D C.