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German Pages 788 [792] Year 1993
T E X T E ZUR GESCHICHTE DES PIETISMUS ABT. III, BAND 5
TEXTE ZUR GESCHICHTE DES PIETISMUS IM AUFTRAG DER HISTORISCHEN KOMMISSION ZUR ERFORSCHUNG DES PIETISMUS HERAUSGEGEBEN VON K. A L A N D • E. PESCHKE · G. SCHÄFER
ABT. III
AUGUST HERMANN FRANCKE HANDSCHRIFTLICHER NACHLASS HERAUSGEGEBEN VON KURT ALAND
BAND 5
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_G WALTER D E G R U Y T E R · BERLIN · N E W Y O R K 1993
DIE KORRESPONDENZ HEINRICH MELCHIOR MÜHLENBERGS AUS DER ANFANGSZEIT DES DEUTSCHEN LUTHERTUMS IN NORDAMERIKA BAND IV: 1769-1776 Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen Halle von K U R T ALAND in Verbindung mit BEATE KÖSTER und K A R L - O T T O STROHMIDEL
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G_ WALTER DE G R U Y T E R · BERLIN · NEW YORK 1993
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
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Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Texte zur Geschichte des Pietismus / im Auftr. der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus hrsg. von K. Aland ... — Berlin ; New York : de Gruyter. Abt. 3, Handschriftlicher Nachlass / August Hermann Francke. Hrsg. von Kurt Aland. NE: Aland, Kurt [Hrsg.]; Francke, August Hermann: Handschriftlicher Nachlass Bd. 5. Mühlenberg, Heinrich Melchior: Die Korrespondenz Heinrich Melchior Mühlenbergs aus der Anfangszeit des deutschen Luthertums in Nordamerika. Bd. 4. 1769 - 1776. - 1993
Mühlenberg, Heinrich Melchior: Die Korrespondenz Heinrich Melchior Mühlenbergs aus der Anfangszeit des deutschen Luthertums in Nordamerika / hrsg. in Verbindung mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Archiv der Franckeschen Stiftungen von Kurt Aland ... — Berlin ; New York : de Gruyter. NE: Aland, Kurt [Hrsg.]; Mühlenberg, Heinrich Melchior: [Sammlung] Bd. 4. 1769 — 1776 / hrsg. in Zusammenarbeit mit dem Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen Halle von Kurt Aland in Verbindung mit Beate Köster und Karl-Otto Strohmidel. — 1993 (Texte zur Geschichte des Pietismus : Abt. 3, Handschriftlicher Nachlass / August Hermann Francke ; Bd. 5) ISBN 3-11-012842-X
© Copyright 1993 by Walter de Gruyter & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, D-10785 Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer, D-10963 Berlin
In joyful celebration of the 250th Anniversary of Henry Melchior Muhlenberg's 1742 arrival in America, this volume is underwritten by: Dr. Betty Jane and Frank H. Reisner, and Lutheran Brotherhood, and is presented in appreciation of the efforts of Jonathan C. Messerli President of Muhlenberg College 1984-1992.
Vorwort Der vorliegende vierte Band bietet die Briefe Mühlenbergs aus den Jahren 1769 —1776, und zwar aus diesen acht Jahren im ganzen 229, das heißt mehr als in den vorangegangenen Bänden. (Aber auch hier klaffen Lücken: 17 Monate sind nicht repräsentiert: März 1770, August 1771, Mai/Juni, August 1772, September 1773, August und Dezember 1774, Februar, April/Mai und November 1775, Februar, April, Juli/August und November 1776.) Alle erhaltenen Briefe aus dieser Zeit sind abgedruckt. Die dazwischen liegenden nicht erhaltenen sind in den Anmerkungen mit allen über ihren Inhalt bekannten Informationen verzeichnet, so daß sich eine vollständige Übersicht ergibt. Auch die „Begleitkorrespondenz" ist noch stärker ausgewertet, als dies selbst in Band III geschah (vgl. das Archivalienverzeichnis dort S. 687ff.). Dabei ergaben sich auch Texte, die bei den in Betracht kommenden dokumentarischen Publikationen als unbekannt bzw. vermißt galten, ζ. B. der Synodalbericht für 1771 (24. — 26. 9. Synode in Philadelphia) und das Tagebuch Mühlenbergs vom 3 . - 1 5 . 10. 1771. Z u m Synodalbericht vgl. „Documentary History", S. 128, zum Tagebuch die „Journals of Henry Melchior Muhlenberg". Die Ausgabe von Tappert und Doberstein ist 1 9 8 2 in einem Reprint durch Η.T. Lehmann und J . W . Kleiner erneuert worden. Hier sind in Bd. 2, S. 7 7 3 - 8 0 8 die später gefundenen Tagebücher v o m M a i 1 7 7 2 und Juli/August 1773 veröffentlicht worden. Der vorliegende Band bietet das Tagebuch von der Reise 1771 nach New Jersey zu den Gemeinden von New G e r m a n t o w n und Bedminster. (Die beiden Texte finden sich notwendigerweise in den Anmerkungen, vgl. A n m . 1 zu Nr. 568, S. 3 6 3 —366 und Anm. 2 zu Nr. 570, S. 3 6 7 - 3 7 7 . )
Wenn die Namen von Beate Köster und Karl-Otto Strohmidel auf dem Titelblatt erscheinen, so entspricht das ihrem Arbeitsanteil. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat auch diesen Band ermöglicht. Hermann Wellenreuther/Göttingen hat wieder das Manuskript zu diesem Band kritisch durchgesehen, ihm wie der DFG gebührt der aufrichtige Dank des Unterzeichneten wie aller an der Geschichte des deutschen Luthertums in Nordamerika wie der USA im 18. Jahrhundert Interessierten. Das Blatt mit der Widmung an Jonathan C. Messerli bringt das stellvertretend zum Ausdruck. Münster/Westf., den 30. Juni 1992
Kurt Aland
Inhaltsverzeichnis Vorwort Einleitung 450. 451. 452. 453. 454. 455. 456. 457. 458. 459. 460. 461. 462. 463. 464. 465. 466. 467. 468. 469. 470. 471. 472. 473. 474. 475. 476. 477.
J . C. Stöver an M . , Lebanon 7. 1. 1769 An R . Peters, Philadelphia 7. 1. 1769 An G. W. Schilling, Philadelphia 10. 1. 1769 An J . Groß, Philadelphia 14. 1. 1769 An J . C. Stöver, Philadelphia 16. 1. 1769 An die Gemeinde in Barren Hill, Philadelphia 11. 2. 1769 G . W . Schilling an M . , Boston 17. 2. 1769 An A. Göranson, Philadelphia 27. 2. 1769 An J . Söbötker, Philadelphia 8. 3. 1769 An G . W . Schilling, Philadelphia 15. 3. 1769 G . W . Schilling an M „ Boston 22. 3. 1769 An G . W . Schilling, Philadelphia 4. 4. 1769 F. K. Darnmann an M . , Brandenburg 14. 4. 1769 An G. A. Francke und F. M . Ziegenhagen, Philadelphia 15. 4. 1769 An J . A. Weygand und die niederdeutsche Gemeinde in New York, Lancaster 1. 5. 1769 An J . S. Gerock und die hochdeutsche Gemeinde in New York, Philadelphia 27. 5. 1769 An J . A. Weygand und die niederdeutsche Gemeinde in New York, Philadelphia 27. 5. 1769 An F. W. Pasche, Philadelphia 29. 5. 1769 An A. Göranson, Philadelphia 1. 6. 1769 M . u. a. an R . Peters, Philadelphia 10. 6. 1769 An Ch. E. Schultze, Älteste, Vorsteher und Korporation der Gemeinde in Philadelphia, Philadelphia 16. 6. 1769 An R . Peters, W. Smith und das College von Philadelphia, Philadelphia 22. 6. 1769 An W. Stringer, Philadelphia 22. 6. 1769 An J . Ewing, J . Sproat, M . Edwards und die protestantischen englischen Gemeinden in Philadelphia, Philadelphia 22. 6. 1769 . . An Jones, Philadelphia 22. 6. 1769 An J . Dickinson, Philadelphia 23. 6. 1769 An A. Prevost, Philadelphia 24. 6. 1769 An Buhl, Philadelphia 17. 7. 1769
VII 1 29 30 31 33 34 36 37 40 41 42 46 48 49 51 70 73 74 75 78 79 81 82 83 83 84 85 86 87
χ
Inhaltsverzeichnis
478. An die niederdeutsche Gemeinde in New York, Philadelphia 2. 8. 1769 479. An F. W. Pasche, Philadelphia 12. 8. 1769 480. An G. A. Francke und F. M . Ziegenhagen, Philadelphia 23. 8. 1769 481. B. Hubele an M., Lancaster 20. 9. 1769 482. J. G. Knapp an M., Halle 2. 10. 1769 483. J. N. Kurz an M., Tulpehocken 7. 10. 1769 484. An J. J. Plitt, Philadelphia 18.10. 1769 485. An J. Gmelin, Philadelphia 18.10. 1769 486. An F. W. Pasche, Philadelphia 25. 10. 1769 487. An die Ältesten und Diakone der niederdeutschen Gemeinde in New York, Philadelphia November 1769 488. J. G. Knapp an M., Halle 21. 11. 1769 489. J. G. Knapp an M., Halle 25.11. 1769 490. An F.W. Pasche, Philadelphia 26. 11. 1769 491. An Eichelberger, Philadelphia 6. 12. 1769 492. An F. W. Pasche, Philadelphia 2. 1. 1770 493. An den Kirchenrat der niederdeutschen Gemeinde in New York, Philadelphia 12. 1. 1770 494. An J. S. Gerock, Philadelphia 7. 2. 1770 495. An die Ältesten und Vorsteher in Easton, Greenwich und Williams Township, Philadelphia 2. 4. 1770 496. J. G. Knapp an M., Halle 14. 5. 1770 497. J. G. Knapp an M., Halle 14. 5. 1770 498. An F. W. Pasche, Philadelphia 24. 5. 1770 499. An den Magistrat in Rothenburg ob der Tauber, Philadelphia 24./ 25. 5. 1770 500. An J. G. Knapp und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 7./8. 6. 1770 501. An F.W. Pasche, Philadelphia 8. 6. 1770 502. An die Ältesten und Vorsteher in Frederick Town, Philadelphia 12. 6. 1770 503. An K. F. Wildbahn, Philadelphia 18. 7. 1770 504. An J. H. Ch. Helmuth, Philadelphia 15. 8. 1770 505. An J. H. Ch. Helmuth, Philadelphia 22. 8. 1770 506. J. L. Voigt an M., New Hanover 31. 8. 1770 507. An A. Wartmann, Philadelphia 10. 9. 1770 508. An J. Th. Engelland, Philadelphia 18. 9. 1770 509. An B. Chew, Philadelphia 20. 9. 1770 510. B. Chew an M., Philadelphia 21. 9. 1770 511. An C. F. Wiesenthal, Philadelphia 24. 9. 1770 512. An J. S. Gerock, Philadelphia 1. 10. 1770 513. An S. Shoemaker, Philadelphia 6. 10. 1770 514. S. Shoemaker an M., Philadelphia 6. 10. 1770 515. An Ch. F. Triebner, Philadelphia 12. 10. 1770
88 89 96 103 105 106 109 115 118 126 132 135 136 139 143 146 149 151 153 156 157 159 161 165 168 170 171 173 175 176 178 181 182 183 190 192 192 193
Inhaltsverzeichnis
516. An J. White, Philadelphia 15. 10. 1770 517. An einen unbekannten Empfänger, Philadelphia 15. 10. 1770 . . . . 518. Die Ältesten von Tulpehocken u. a. an M., Tulpehocken 22. 10. 1770 519. Ch. E. Schultze an M., Philadelphia 13. 11. 1770 520. Ein unbekannter Absender an M., Barren Hill 26. 11. 1770 521. Die Ältesten und Vorsteher von Tulpehocken an die Prediger, Ältesten und Vorsteher von Philadelphia, Tulpehocken 2./3. 12. 1770 522. An J. G. Knapp und F. M . Ziegenhagen, Philadelphia 10. 12. 1770 523. An J. S. Gerock, Philadelphia 12. 12. 1770 524. J. F. Schmidt an M., Germantown 20. 12. 1770 525. An J. Fischer und J. Bauer, Philadelphia 29. 12. 1770 526. 527. 528. 529. 530. 531. 532. 533. 534. 535. 536. 537. 538. 539. 540. 541. 542. 543. 544. 545. 546. 547. 548. 549. 550. 551. 552. 553. 554.
An J. Galloway, Philadelphia 11. 1. 1771 An Ch. E. Schultze, Philadelphia 15. 1. 1771 Ch. E. Schultze an M., Philadelphia 16. 1. 1771 An Ch. E. Schultze, Philadelphia 19. 1. 1771 An J. H. Keppele, Philadelphia 20. 1. 1771 Ch. E. Schultze an M., Philadelphia 20. 1. 1771 Ch. E. Schultze an M., Philadelphia 20. 1. 1771 An J. A. Krug, Philadelphia 22. 1. 1771 An J. A. Krugs Partei in Reading, Philadelphia 22. 1. 1771 An die Gemeinde in Boston, Philadelphia 22. 1. 1771 An J. L. Helmschmidt, Philadelphia 7. 2. 1771 An J. Shoemaker, Η. Chrest und Ch. Witman, Philadelphia 15. 2. 1771 An J. G. Knapp und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 16. 2. 1771 An J. J. Plitt, Philadelphia 21. 2. 1771 An J. A. Krugs Partei in Reading, Philadelphia 25. 2. 1771 P. Grimm u. a. an M., New York 27. 2. 1771 An J. G. Knapp und F. M . Ziegenhagen, Philadelphia 1. 3. 1771 . An J. S. Gerock, Philadelphia 9. 3. 1771 An P. Grimm u. a., Philadelphia 9. 3. 1771 An die Gemeinde in Lebanon, Philadelphia 9. 3. 1771 An J. G. Knapp und F. M . Ziegenhagen, Philadelphia 20. 3. 1771 An L. Clotz, Philadelphia 27. 3. 1771 An die Gemeinden in Macungie, Saccum, Upper Milford und Salisbury, Philadelphia 5. 4. 1771 An L. Clotz, Philadelphia 5. 4. 1771 An die Gemeinde in Reading, Philadelphia 11. 4. 1771 An die Ältesten und Vorsteher in Lebanon, Philadelphia 20. 4. 1771 An F. W. Pasche, Philadelphia 24. 4. 1771 J. G. Knapp an M „ Halle 26. 4. 1771 An H. Chrest, Philadelphia 1./2. 5. 1771
XI 195 197 197 200 201
205 211 220 224 225 229 230 232 233 236 236 237 237 240 242 246 247 249 257 268 276 276 285 286 296 299 300 302 303 304 306 307 309 315
XII
Inhaltsverzeichnis
555. Μ . und die Gemeinde von Philadelphia an J. Penn, Philadelphia 2 . 5 . 1771 556. An die Gemeinde in Lunenburg, Philadelphia 22. 5. 1771 557. An F.? Weiser, Philadelphia 28.5. 1771 558. An einen Vertreter der Gegenpartei in Reading, Philadelphia 30. 5. 1771 559. An J. L. Voigt, Philadelphia 12. 6. 1771 560. An die Partei des Ministeriums in Lebanon, Philadelphia 24. 6. 1771 561. An F.W. Pasche, Philadelphia 5. 7. 1771 562. F. A. C. Mühlenberg an M . und Α. M. Mühlenberg, Schaefferstown 6 . 7 . 1771 563. An Ch. E. und Ε. E. Schultze, Philadelphia 16. 7. 1771 564. An die Partei des Ministeriums in Reading, Philadelphia 31.7. 1771 565. An die Gemeinde in Reading, Philadelphia 31. 7. 1771 566. An J. G. Knapp und F. M . Ziegenhagen, Philadelphia 18. 9. 1771 567. An die Gemeinden in New Germantown und Bedminster, Philadelphia 22. 9. 1771 568. An die Gemeinde in Peikstown, Philadelphia 24. 9. 1771 569. M . und J. F. Schmidt an die Gemeinde in Reading, Philadelphia 25. 9. 1771 570. An die Partei des Ministeriums in Lebanon, Philadelphia 25. 9. 1771 571. M. u. a. an R. Penn, Philadelphia 19. 10. 1771 572. An F. W. Pasche, Philadelphia 30. 10. 1771 573. An die Gemeinde in Lunenburg, Philadelphia 15. 11. 1771 574. F. A. C. Mühlenberg an M., Heidelberg, Lebanon County, nach dem 25. 11. 1771 575. G. Η. E. Mühlenberg an M., New Germantown 4. 12. 1771 576. 577. 578. 579. 580. 581. 582. 583. 584. 585. 586. 587.
G. Η. E. Mühlenberg an M., New Germantown 6. 1. 1772 An F. W. Pasche, Philadelphia 18. 2. 1772 G. Η. E. Mühlenberg an M., Easton 22. 2. 1772 An F. W. Pasche, Philadelphia 23. 2. 1772 An F. W. Pasche, Philadelphia 21. 4. 1772 S. A. Fabricius an M., Halle 4. 7. 1772 J. A. Krug an M., Frederick Town 27. 7. 1772 An die Korporation in New Germantown und Bedminster, Philadelphia 2. 9. 1772 G. A. Freylinghausen an M., Halle 4. 9. 1772 F. Schultze an M., Halifax 23.10. 1772 An die Gemeinden in Tewksbury und Bedminster, Philadelphia 26. 10. 1772 An die Gemeinden in Tewksbury und Bedminster, Philadelphia 4. 11. 1772
316 318 319 320 322 333 337 344 352 353 356 357 360 362 366 366 377 378 385 388 394 405 408 412 417 428 430 432 436 438 442 443 445
Inhaltsverzeichnis
XIII
An F.W. Pasche, Philadelphia 6. 11. 1772 J. S. Gerock an M., New Brunswick 9. 11. 1772 J. N. Kurz an M., York 10. 11. 1772 An F.W. Pasche, Philadelphia 12. 11. 1772 An F. Schultze, Philadelphia 18. 11. 1772 An G. A. Freylinghausen und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 1. 12. 1772 An F.W. Pasche, Philadelphia 1./5. 12. 1772 An J. S. Gerock, Philadelphia 4. 12. 1772 J. F. Schmidt an M., Germantown 6. 12. 1772 An W. Allen?, Philadelphia 10. 12. 1772 An B. Chew? Philadelphia 16. 12. 1772 F. A. C. Mühlenberg an M., Heidelberg, Lebanon County 31. 12. 1772
445 450 452 453 455
600. J. Η. Ch. Helmuth an Μ., Lancaster 18. 1. 1773 601. J. A. Urlsperger und F. Μ. Ziegenhagen an Μ., Augsburg 2. 2. 1773/Kensington 15. 7. 1773 602. J. N. Kurz an M., York 21. 2. 1773 603. An G. A. Freylinghausen und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 1. 3. 1773 604. An S. A. Fabricius, Philadelphia 1. 3. 1773 605. An Ch. A. Erhardt, Philadelphia 18. 3. 1773 606. An G. A. Freylinghausen und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 29./ 30. 3. 1773 607. J. A. Krug an M., Frederick Town 19. 4. 1773 608. An J. J. Plitt, Philadelphia Mai/Juni 1773 609. An G. A. Freylinghausen und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia Mai/Juni 1773 610. An die Gemeinde in Albany, Philadelphia 21. 6. 1773 611. An St. Millen, Philadelphia 26. 6. 1773 612. An die Gemeinde in Albany, Philadelphia 12. 7. 1773 613. An B. Meyerle, Philadelphia 25./26. 8. 1773 614. Ch. E. Schultze an M., J. Ch. Kunze und die Korporation der Michaelis- und Zionskirche, Tulpehocken 7. 10. 1773 615. An M. Beronius und das Konsistorium in Uppsala, Philadelphia 27. 10. 1773 616. An J. F. Schmidt, Philadelphia 22. 11. 1773 617. An J. L. Voigt, Philadelphia 7. 12. 1773 618. An die Gemeinde in Bedminster, Philadelphia 9. 12. 1773 619. An die Ältesten und Vorsteher in Neu- und Altgoschehoppen, Philadelphia 10. 12. 1773
477
588. 589. 590. 591. 592. 593. 594. 595. 596. 597. 598. 599.
620. An die Gemeinde in Reading, Philadelphia 25. 1. 1774 621. An Ch. E. Schultze, Philadelphia 26. 1. 1774
456 463 464 465 466 467 469
479 483 484 500 508 516 524 526 528 534 536 537 544 548 551 552 554 556 557 561 562
XIV
Inhaltsverzeichnis
622. 623. 624. 625. 626.
An J. Ph. Grotz, Philadelphia 4. 2. 1774 An den Kirchenrat in Germantown, Philadelphia 10. 2. 1774 . . . . G. Η. E. Mühlenberg an M., New Germantown Februar/April 1774 L. Weiss an M., Philadelphia März 1774 F. A. C. Mühlenberg an M . und Α. M. Mühlenberg, New York 9.4. 1774 An die Gemeinde in Loonenburg, Philadelphia 16. 4. 1774 An J. Ph. Grotz, Philadelphia 20. 4. 1774 Der Kirchenrat von Loonenburg an M., Loonenburg 1. 5. 1774 . . An die Korporation in New Germantown, Philadelphia 6. 5. 1774 F. A. C. und C. Mühlenberg an M . und Α. M. Mühlenberg, New York 25. 5. 1774 An den Kirchenrat in Charleston, Philadelphia 13. 6. 1774 Älteste und Diakone von Loonenburg und Claverack an M., Loonenburg 13. 6. 1774 An die Partei Dasers in Charleston, Philadelphia 14. 6. 1774 . . . . An G. A. Freylinghausen und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 20. 6. 1774 J. A. Krug an M., Frederick Town 23. 6. 1774 An I. M. Heinzelmann, Philadelphia 3. 7. 1774 J. Ph. Grotz an M „ Reading 14. 7. 1774 An F. W. Pasche, Philadelphia 20. 7. 1774 J. A. Neidhard an M „ Wertheim 21. 9. 1774 An F. W. Pasche, Charleston 6. 10. 1774 An Ch. F. Triebner und Ch. Rabenhorst, Savannah 28. 10. 1774 . Ch. Rabenhorst an M., Ebenezer 29. 10. 1774 An J. A. Treutlen, Savannah 1. 11. 1774 An J. C. Wertsch, Savannah 1. 11. 1774 Ch. F. Triebner an M., Ebenezer 4. 11. 1774 An Ch. F. Triebner, Savannah 5. 11. 1774 An Ch. Rabenhorst, Savannah 5. 11. 1774 Ch. Rabenhorst an M., Ebenezer 5. 11. 1774 Die Partei Rabenhorsts an M., Ebenezer 5. 11. 1774 Ch. F. Triebner und seine Partei an M., Ebenezer 7. 11. 1774 . . . . An Ch. F. Triebner, Ebenezer 16. 11. 1774
627. 628. 629. 630. 631. 632. 633. 634. 635. 636. 637. 638. 639. 640. 641. 642. 643. 644. 645. 646. 647. 648. 649. 650. 651. 652.
653. An J. Wright, Ebenezer 31. 1. 1775 654. M., J. N. Kurz, J. Ch. Kunze und G. Η. E. Mühlenberg an G. A. Freylinghausen und F. M. Ziegenhagen, York 1. 3. 1775 655. An Ch. E. und Ε. E. Schultze, Philadelphia 10. 3. 1775 656. An F. W. Pasche, Philadelphia 27./29. 3. 1775 657. Die Vorsteher von Ebenezer an M., J. A. Urlsperger und F. M. Ziegenhagen, Ebenezer 16. 6. 1775 658. An J. A. Urlsperger und F. M. Ziegenhagen, Philadelphia 21. 7. 1775
564 566 569 572 573 576 578 579 580 581 583 585 587 590 613 615 617 618 624 625 631 632 633 635 637 640 640 641 643 645 648 655 658 663 664 674 678
Inhaltsverzeichnis
659. 660. 661. 662. 663. 664. 665.
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An Α. Mölich, Philadelphia 16. 8. 1775 An F.W. Pasche, Philadelphia 30./31. 8. 1775 An J. N. Kurz, Philadelphia 18. 9. 1775 An J. Penn, Philadelphia 29. 9. 1775 An J. Tilghman, Philadelphia 7. 10. 1775 An J. Tilghman, Philadelphia 12. 10. 1775 An die Ältesten und Vorsteher in New Germantown und Bedminster, Philadelphia 8. 12. 1775 666. An einen unbekannten Empfänger, Philadelphia 26. 12. 1775 . . . .
684 686 694 702 703 704
667. 668. 669. 670. 671. 672. 673. 674. 675. 676. 677.
J. L. Voigt an M., New Hanover 10. 1. 1776 An J. Eppele, Philadelphia 12. 1. 1776 An J. L. Voigt, Philadelphia 12./13. 1. 1776 An Ch. E. und Ε. E. Schultze, Philadelphia 7. 3. 1776 An E. Physick, Philadelphia 10. 3. 1776 An J. L. Voigt, Providence 20. 3. 1776 An J. L. Voigt, Philadelphia 28. 3. 1776 F. W. Pasche an M., Kensington 6. 5. 1776 G. A. Freylinghausen an M., Halle 1. 6. 1776 An J. L. Voigt, Providence 9. 9. 1776 Μ. und C. D. Weyberg an den Verfassungskonvent von Pennsylvania, Philadelphia 17. 9. 1776 678. An Ch. E. Schultze, Providence 2. 10. 1776 679. An Ch. F. Martins, Providence 6. 12. 1776
713 714 715 717 719 721 724 726 730 735
Verzeichnis der Abkürzungen
749
Briefregister
752
Personen- und Ortsregister
755
707 708
736 739 745
Einleitung In Band I dieser Ausgabe spiegeln sich in den Briefen die ersten Anfänge der organisierten lutherischen Kirche in Pennsylvanien mit all ihren Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen. Dort wird dargestellt, wie Mühlenberg es in einem Rückblick 1766 (Bd. III, Nr. 388, S. 472) formuliert, „wie unsere erste Gemeinde (d. h. Philadelphia, Neu-Hannover, Providence) einigermaßen aus dem Chaos entwickelt" wurde. Band II stellt dar, wie nicht nur diese ersten Gemeinden ein stürmisches Wachstum erfahren — in Philadelphia muß ζ. B. neben der Michaeliskirche trotz aller finanzieller Probleme der Bau einer zweiten großen Kirche, der Zionskirche, geplant werden —, sondern wie sich um dieses Zentrum überall im Land Gemeinden zum Vorstadium einer organisierten lutherischen Kirche sammeln. 1764 kann Mühlenberg bereits von einem „united German Lutheran Ministry of Pennsylvania, New=York, Jerseys and Maryland" mit 60 großen und kleinen Gemeinden sprechen, die von 21 „Labourers" betreut werden (Bd. III, Nr. 303, S. 181, 183). Die — nach erheblichen Auseinandersetzungen — angenommene Kirchenordnung von 1762 gibt den äußeren und inneren Rahmen für die weitere Entwicklung. Wenn die Annahme dieser Kirchenordnung das wichtigste Ereignis darstellt, von dem Band II spricht, so ist das für Band III die Erlangung einer Charter für die Michaelisgemeinde in Philadelphia, d. h. die amtliche Anerkennung dieser Kirchenordnung, die Erhebung nicht nur dieser Gemeinde zu einer „Anstalt öffentlichen Rechts", sondern auch aller derer, die diese Kirchenordnung übernehmen. Damit war das Fundament gelegt. Die Briefe des Bandes IV führen uns in eine neue Epoche, die der Verselbständigung der amerikanischen lutherischen Kirche. Sie wird, zu Mühlenbergs Trauer, durch den Verlust von zwei seiner wichtigsten Partner und Stützen eingeleitet. Bereits in Band III wurde (S. 18 f.) berichtet, welche Bedeutung der schwedische Propst Wrangel und die Unterstützung durch die schwedische Kirche für die Arbeit Mühlenbergs gehabt haben. 1760 kann sogar von einem „Evangelisch-Lutherischen Ministerium Schwedisch» und Hochdeutscher Nation" gesprochen werden. Aber diese enge Zusammenarbeit machte Wrangel verdächtig: „wenn mans kurtz nimmt, so ist der redliche D r von seinen hiesigen Amts Brüdern und einer heimlich feindseel. Rotte beym Consist: und Kön: sehr verklagt und unter andern auch des Pietismi und Crim[inis] laesfae] Maj[estatis] beschuldiget worden", schreibt Mühlenberg am 7. 11. 1767 (Bd. III, Nr. 413, S. 558). Die Anklage hatte Erfolg gehabt, Wrangel war abberufen worden mit der Weisung, beim Eintreffen seines Nachfolgers sogleich nach Schweden zurückzukehren, um sich zu ver-
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antworten. Als Mühlenberg den zitierten Brief schreibt, ist Göranson bereits im Lande, aber Wrangel bleibt noch ein Jahr lang in Amerika, seine Gemeinden waren — anscheinend energisch, wenn auch ohne Erfolg — für ihn eingetreten. „Es siehet aber dabey finster aus für Hn. D. Wrangel", hatte Mühlenberg gemeint, aber aus der Korrespondenz mit Wrangel von 1784 (vgl. Bd. V) erfahren wir, daß Wrangel, statt den von Mühlenberg befürchteten tiefen Fall zu tun, nicht nur rehabilitiert, sondern sogar zum Oberhofprediger befördert wurde. Seinen Nachfolger Göranson (1768 —1779 Pastor in Wicaco) nennt Mühlenberg zwar einen „ehrlichen M a n n " (fügt jedoch hinzu, er sei „fremd und schwach"), aber die bisherige enge Verbindung zur schwedischen Kirche ist beendet (vgl. Bd. III, Nr. 442, S. 644): Die erhaltenen Briefe lassen jedenfalls nichts davon erkennen, sie haben lediglich offiziell-formalen Charakter. Der Schaden war nicht allzu groß, denn die deutsche lutherische Kirche in Amerika war inzwischen so weit erstarkt, daß sie ohne die schwedische Unterstützung auskommen konnte. Eine ganz andere Gefahr für sie bedeutete jedoch der Wechsel in der Leitung der Halleschen Anstalten, der damals eintrat. Denn am 2. September 1769 war Gotthilf August Francke gestorben. Über 25 Jahre lang hatte er die Geschicke der Lutheraner in Amerika bestimmt, und zwar bis in die Kleinigkeiten hinein, die deren Gemeinden beschäftigten. Mühlenberg hat ihm, den er (vgl. Bd. III, S. 17 f.) als seinen „Vorgesetzten" betrachtete, über alle Vorfälle hier berichtet, die wichtigen und die unwichtigen, und hat seinen Rat bzw. seine Weisungen getreulich befolgt. Z w a r gingen seine Berichte an Francke zugleich an Ziegenhagen, daß dieser aber im allgemeinen eine sekundäre Rolle spielte, geht aus der Korrespondenz mit einiger Deutlichkeit hervor. Die ersten Pfarrer für die Gemeinden waren durch Halle angeworben worden (vgl. Bd. III, S. 4), die von Halle ausgehenden „Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinen in Nord-America, absonderlich in Pensylvanien" hatten Mühlenbergs Berichten eine weite Verbreitung gegeben und die Voraussetzungen für die aus Deutschland kommenden Spenden geschaffen. Auf Gotthilf August Francke ging die Aussendung Mühlenbergs nach Amerika zurück, die Gemeinden dort lagen ihm auf besondere Weise am Herzen. Wie würde es nach seinem Tode in Halle weitergehen? Würde der neue Leiter in seine Fußtapfen treten oder andere Akzente setzen? Am 20. Dezember 1768 hat Francke das letzte Mal an Mühlenberg geschrieben (vgl. Bd. III, Nr. 448). Der Brief schließt: „Was sonst nöthig ist muß iezt bis auf ein andermal versparen, empfehle Sie in den Schutz des Herrn und wünsche von Herzen, daß Sie der Herr stärken und zum Besten der Gemeinen noch lange erhalten, auch durch vielen Segen von Ihrer unermüdeten Arbeit reichlich erquicken und erfreuen wolle. N e b s t mein und meiner Frauen herzlichen Gruß an Ihre werteste Frau Liebste verharre mit aller Liebe und Ergebenheit. Ew r ."
Am 15. April 1769 schreibt Mühlenberg (Bd. IV, Nr. 463) an Francke, ohne Bezugnahme darauf (offensichtlich hat Franckes Schreiben ihn damals noch nicht erreicht), um ihm aus aktuellem Anlaß über die finanzielle Situation der Gemeinden und deren soziale Struktur zu berichten, wobei wie üblich Perso-
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nalfragen diskutiert werden — und wieder einmal die Frage einer „Anstalt oder Seminarium, worin tüchtige Schulmeister, Catecheten und Landprediger erzogen werden solten" (S. 57). Hier hatte er — angesichts der soeben erfolgten Ankunft der beiden neuen, von Halle vermittelten, Pfarrer Helmuth und Schmidt — geschrieben: „so wird nun wol auf ein Zeitlang keine neue Beruffung so hoch nöthig sein, weil ich gern ein und andere Vacantzen offen sehe, damit man Raum behalte, ein und andern Mitbruder, welchen die Gemeinen mißbrauchen mögten, zu versetzen etc." Dieser Satz, den er „unvorsichtiger Weise mit einfließen" hatte lassen, beunruhigte ihn zunehmend, so daß er am 23. August 1769 einen Brief hinterherschickte (Nr. 480), der diesen Satz richtigstellen sollte (unter gleichzeitiger Mitteilung, daß Helmuth in Lancaster „schon einen Anfang von einem Seminario gemacht, maßen er täglich in seiner Pfarr Wohnung 6 junge Söhne aus der Gemeine, die schon was Latein in der Engl. Schule gelernet, in des sei. Freylingshausen Grundlegung der Theologie und im Griechischen Ante mer: von 6 bis 8 Uhr unterrichtet etc.", ein Hinweis darauf, wie wichtig ihm dieses Thema war, wovon wir noch zu sprechen haben werden, vgl. u. S. 11 ff.). Beide Briefe haben Francke nicht mehr erreicht. Die erste Nachricht aus Halle stammt vom 2. Oktober 1769 von seinem Nachfolger Johann Georg Knapp (1705 —1771), dem bisherigen langjährigen Kondirektor der Stiftungen (Nr. 482). Wann dieser Brief bei Mühlenberg eintraf, wissen wir nicht, auf jeden Fall war er über den Tod Franckes damals schon unterrichtet. Denn am 27. Dezember 1769 hatte er einen Brief von Pfarrer Schwerdtfeger erhalten, der aus London kam und ihm die Nachricht übermittelte. Eindrücklich ist, was er daraufhin an Pasche schreibt (Nr. 492): „Die Krone unsers Haupts ist abgefallen: ο wehe daß wir so gesündiget haben! Ich habe einen Vater, den mir Gott verliehen, der mich seit 1738 bis 1769 am Hertzen getragen, verloren! ... Ich muß offenhertzig bekennen, seitdem die annoch unvermuthete Nachricht empfangen, ist mir alles zu enge in der Welt, alles ekelhaft, alles finster wo hinsehe, gehe, liege oder stehe. Was ist eine Laterne ohne Licht? ein Gehirn ohne Lebens-Geister? ein Rumpf ohne Haupt? Was kann ich länger nutzen in dieser Welt? Meinem Gott und mir selbst zur Last seyn? Komm ο Tod du Schlafes Bruder! Komm und führe mich nur fort, löse meines Schiffleins Ruder etc! Es sey ferne, daß dem theuren Gottes M a n n ich seine erlangte Ruhe, vollkommene Freude, Herrlichkeit, unverwelcklich Erbe und Krone mißgönnen solte. Es war eine höchst unverdiente Gnade, daß der gnädigste Gott ihn so lange, so viele Jahre, in seinem Gnaden=Reich hienieden gelaßen, und wir können die große Wohlthat in Ewigkeit nicht genug verdancken".
Der erste Brief Knapps an Mühlenberg (Nr. 482) vom 2. Oktober 1769 macht einen geschäftsmäßig zurückhaltenden Eindruck. Er verweist im Eingangsabsatz auf das beiliegende Zirkular (das über den Tod Franckes berichtet) und wendet sich sogleich dem Sachthema zu. Aber dieses gibt dem Brief einen anderen Charakter. Denn es handelt sich um die Mitteilung einer Spende von 13000 Gulden für die Gemeinden in Pennsylvania. Knapp hat bereits die notwendigen Schritte eingeleitet, damit sie an die in großen Finanznöten befindlichen Adressaten gelangt. Sie hat ihn als „Beweiß, daß der Herr noch in Gnaden an uns denket, ungemein gestärkt", so habe er „doch diese Nachricht zu Ihrem Trost vorläufig melden wollen. Alle andere Specialia aber werde
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nächstens nachholen, weil ich iezt zu sehr ocoupirt bin". Francke ist erst vor vier Wochen gestorben, sein Nachfolger ist dementsprechend eingespannt. Der nächste Brief Knapps (Nr. 488) vom 21. November 1769 bestätigt die vorgetragene Interpretation des ersten Schreibens. Knapp hat offensichtlich die größten Probleme der Amtsübernahme überwunden. Er habe sich (anscheinend auf dem an Mühlenberg gegangenen Exemplar des Zirkulars) „erkläret, daß ich mich der Pensilvanischen Gemeinen nach allem Vermögen, so der Herr darreichen wird, gerne annehmen wollen" (S. 132). Der vorige Brief sei „vorläufig" gewesen; so geht er jetzt auf die Stiftung des Grafen Solms-Rödelheim von 13000 Gulden, ihre Transferierung und vor allem ihre Verwendung ausführlicher ein und wendet sich dann den letzten Briefen Mühlenbergs an Francke zu, die kurz nach dessen Tod in Halle eintrafen. Besonders wichtig ist, was er auf Mühlenbergs Brief vom 23. August 1769 (Nr. 480) schreibt. Hier hatte Mühlenberg seinen stolzen Verzicht auf weitere Übermittlung von Pastoren widerrufen. Knapp antwortet: „Weil Sie denn auch Ihre vormaligen Gedanken, daß nicht so bald wieder nöthig sein würde, mehr Prediger zu schicken, wieder zurück nemen und einen neuen geschickten Arbeiter für Philadelphia verlangen; ich auch allerdings erkenne, daß solches absonderlich um der Zukunft willen nöthig sei zumal auch dermalen des H. Kurzen Gemeine in Tulpehokem vacant werden soll: so werde, unter herzlichem Gebet, mich ernstlich bemühen, so bald nur immer möglich, einen auszufinden und zu überschicken. Der Herr zeige nur selbst das rechte Subiectum an da ich freilich gerne auf ein solches Subiectum sehen wolte, welches Ihnen und Ihrem H. Collegen recht zur Erleichterung iezt und künftig gereichen könte".
Tatsächlich kann Knapp am 14. Mai 1770 (Nr. 496) berichten, daß J. Ch. Kunze für eine Wirksamkeit in Pennsylvanien gewonnen und auf dem Weg dorthin sei. Mit außerordentlicher Sorgfalt, so wie beim Solms-Rödelheimschen Legat, hat er alle Einzelheiten geregelt, ganz auf die Bedürfnisse der amerikanischen Lutheraner bedacht. Alle folgenden Briefe Knapps (vgl. das Register) und Mühlenbergs sind in Inhalt und Form denen aus der Zeit Franckes gleich, der Übergang von der ersten zur zweiten Generation hat sich lückenlos vollzogen. Vielleicht kann man sagen, daß die Briefe Knapps herz licher gehalten sind („verharre in herzlicher Liebe", so der Briefschluß in Nr. 482, „verharre mit aller herzlicher Liebe", Nr. 496). Daß die Briefe Mühlenbergs jetzt an Knapp und Ziegenhagen gerichtet sind, versteht sich; auffällig ist, daß sich in diesem Band kein Brief Ziegenhagens findet (mit Ausnahme der Zustimmung zur Vollmacht für Mühlenbergs Entsendung nach Ebenezer zur Schlichtung der dortigen Streitigkeiten). Mühlenbergs Briefpartner in England ist F. W. Pasche, Lektor an der Hofkapelle und Gehilfe Ziegenhagens (vgl. das Register), von diesem kommen die Antworten bzw. Stellungnahmen (wobei natürlich die Frage ist, wieweit Pasche aus Eigenem handelt oder nur die Anweisungen Ziegenhagens ausführt). N u r kurze Zeit, weniger als zwei Jahre, ist Knapp Direktor der Halleschen Anstalten gewesen. Er starb am 30. Juli 1771, im Alter von 65 Jahren. Am 18. September 1771 (6 Wochen nach dem Tode Knapps!, Brief Nr. 566) hatte Mühlenberg seine Besorgnis wegen der „abmattenden Krankheit" Knapps
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geäußert (unser „aus großer Barmherzigkeit von Gott verliehener hoch geschätzter Vater Knapp"), und zwar im Gedenken an Franckes Tod vor einem Jahr (richtig: vor zwei Jahren). Am 30. Oktober 1771 (Brief Nr. 572) hat Mühlenberg die Todesnachricht erhalten (aus London, auf dem Umschlag eines Briefes, also unmittelbar nach Eintreffen der Nachricht dort geschrieben). Am selben Tage noch schreibt er an Pasche; wie er von der Nachricht betroffen war, zeigt, daß er den Brief mit dem Eingehen darauf beginnt, ebenso wie er damit endet: „Ich kann noch nicht aufhören, mein Herz ist zu voll von Wehmuth über den unvermutheten Verlust unsers so theuer gewesenen Vater Knapps" (S. 382). Auf Knapp folgte als Direktor der Halleschen Stiftungen Gottlieb Anastasius Freylinghausen, der bei Knapps Ernennung Kondirektor geworden war. Knapp schrieb damals an Mühlenberg (Brief Nr. 488, 21. 11. 1769): „Über die Anstalten des Waisenhauses hat der Herr dann auch seine H a n d gehalten, daß dieselbe in ihrer Verfassung unverändert fortgeführet und sein Werk nach wie vor unter seinem Beistand und Segen erhalten werden kann. Indem des Königs May[estät] auf meinen Allerunt[er]th[änig]st[en] Vorschlag den werten H e r r n Professor Freylinghausen als meinen Mit Directorem confirmiret, von dessen redlichen und treuen Gesinnung ich und alle Arbeiter am Waisenhause überzeuget und versichert sind, daß er nicht das Seine, sondern das, was Jesu Christi ist von ganzem Herzen suche. Ich erkenne also darunter eine grosse Hülfe des Herrn für sein Werk so wohl in den hiesigen Anstalten als bey allem w a s mit denselben in Connexion stehet. Helfen Sie dann ferner den Herrn um seinen Beistand und Segen anrufen".
Wenn Mühlenberg daraus die Hoffnung auf Fortdauer der herzlichen Beziehungen geschöpft haben sollte, so wurde er enttäuscht. In Knapps nicht einmal zweijähriger Amtszeit erhielt er von diesem sechs persönliche Briefe, in den 4 lA Jahren der Amtszeit Freylinghausens, über die der vorliegende Band berichtet, nur drei. Der erste stammt vom 21. November 1771 und war nicht, wie gewohnt, an Mühlenberg, sondern an das Gesamtministerium gerichtet. Mühlenberg konnte erst nach einem Jahr antworten (Nr. 593), denn erst auf der Synode zu Lancaster am 28. September 1772 konnte er die Voraussetzung der Mitteilung an das Gesamtministerium erfüllen. „Gebürend langsam und laut" hatte er das Schreiben verlesen (das er nach Eingang sogleich den Amtsbrüdern in seiner Nähe bekannt gemacht hatte), das mit „großer Aufmerksamkeit und Hertzens=Bewegung angehöret wurde". Einmütig wurde beschlossen, daß Mühlenberg als Präses „im Namen des Ministerii unsere schuldige Danckbegierde gegen unser von Gott verliehene Directores und Väter ehrerbietig bezeugen sollte". Er sei der „ungeschickt- und untüchtigste" dazu, erklärt Mühlenberg (was er am Schluß des Briefes noch einmal ausführlich begründet: er könne „nicht nach dem neuen Geschmack schreiben", S. 459). Etwa den Schlußsatz des Briefes: „Der Herr vergelte alle Mühe, Liebe und Gedult welche theils vollendete, theils noch Creutz tragende Hochw: Väter gegen mich und meine Mitbrüder seit 30 Jaren her bewiesen, und laße Sie nicht müde werden, Gutes zu thun", hat Freylinghausen möglicherweise nicht mit großer Begeisterung gelesen, jedenfalls ist eine Antwort von ihm nicht erhalten. Das nächste Schreiben aus Halle stammt aus dem September 1772:
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„Anmerkungen. Wegen der Pensilvanischen Rechnung" (Nr. 584). Es enthält keine Anrede, keine Einleitung oder irgendwelche persönliche Bemerkung, sondern beginnt sofort mit Ausführungen zu Finanzfragen. M a n kann sich eine solche Zuschrift eigentlich nicht ohne Begleitschreiben vorstellen, das möglicherweise dem Ganzen ein anderes Vorzeichen geben würde, aber es ist nicht erhalten. Mühlenberg redet in seiner Antwort (Nr. 603, S. 493) von den „Anmerkungen" zwar als „hochgeneigt väterlich treuhertzig Schreiben ... worauf demütig zu erwiedern" und spricht davon, es stamme von Freylinghausen und seinem Kondirektor Schulze, aber uns steht nur der Entwurf aus dem Hauptarchiv in Halle zur Verfügung; vielleicht enthielt das Original handschriftliche Zusätze (vielleicht aber auch nur die Unterschriften). Jedenfalls beginnt der Antwortbrief Mühlenbergs vom 1. M ä r z 1773 (Nr. 603) nach der vorschriftsmäßig formulierten Adresse ohne Anrede mit der Überschrift „Gemeine Anmerckungen pro M e m o r i a " und in § 1 mit Auszügen aus dem Protokoll der Sitzungen des Kirchenrats der Michaelis-Gemeinde. Und der Brief Mühlenbergs vom 20. Juni 1774 (Nr. 635) fängt an: „ O b ich wol die Freiheit nam zu Ausgange des 1773 Jares Hochwürdige Väter zu belästigen mit Reise Journals Protocoll von unserer Synodal Versamlung, und Rechnungen etc. und von Sr: Wohl E h r w : Herrn Pasche benachrichtiget, daß solche Briefschafften in einer Schachtel angekommen, und ich ein paar Zeilen von H o c h w : Vätern zum väterlichen Rath und Z u r e c h t Weisung erwartete; so vernam doch von meinem theuresten Gönner und Bruder Pasche, daß H o c h w : Väter noch nähere Nachrichten von mir erwarteten, bis eine Antwort erfolgen könte. Ich hätte auch meiner Schuldigkeit gemäß damit auf warten sollen, aber meine 2 malige Kranckheiten im vorigen Herbst und Winter, und mein Allein seyn mit Η . P: Kuntze in der weitläufftigen Philad: Gemeine und mühsame Correspond: mit den hiesigen Gemeinen, haben es unmöglich g e m a c h t " .
Der Brief (einer der ausführlichsten in diesem Bande, denn Mühlenberg geht auf alle Einzelheiten in den Gemeinden ein) schließt: „Meine Schwachheit läßet dismal nicht mehr zu als in tiefster Ehrfurcht noch zu bezeugen, daß ich ersterbe Hochwürdige Herren Directores und verehrungs würdigste Väter — Dero m ü h s a m e r unnützer Knecht, Heinrich Mühlenberg der ältere".
Im Schreiben vom 29./30. M ä r z 1773 (Nr. 606) findet sich am Schluß eine noch weitergehende Ergebenheitsbezeugung: „Hochw. Väter und Directores geruhen daß im Geiste Dero Hände küßen dürffe, der unnütze Knecht Heinrich Mühlenberg" (S. 523). Hier findet sich zwar eine Anrede, aber der nächste Brief (Nr. 609 vom M a i / J u n i 1773) verlegt alle Epitheta in die Adresse und beginnt ohne Anrede direkt mit der sachlichen Erörterung der Probleme in den Gemeinden von New Germantown und Bedminster. Wenn oben gesagt wurde (vgl. S. 4), daß die Ära Francke nahtlos in die Knapps übergeht, so wird jetzt der Übergang zur zweiten Generation sichtbar. Unter Freylinghausen wird in den hier wiedergegebenen Briefen bis Ende 1776 deutlich, daß man in Halle zwar nach wie vor die Verantwortung für die lutherischen Gemeinden in Nordamerika empfindet, aber das geschieht doch mehr in Distanz, in der Wahrnehmung von Leitungs- und Aufsichtsfunktionen. Charakteristisch ist, daß Freylinghausen sich bei seinem Amtsantritt in einem (wenn auch an Mühlenberg adressierten) Rundbrief an alle Geistlichen wendet (er hat das
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1773 noch einmal getan, dieser auf der Synode in Philadelphia verlesene ist bedauerlicherweise nicht erhalten). Nur einmal hat Freylinghausen in unserer Berichtsperiode einen Brief geschrieben — soweit wir das nach den erhaltenen Materialien beurteilen können —, der an die Knapps und Franckes erinnert: an Mühlenberg gerichtet und auf die persönlichen Verhältnisse auch der anderen Pastoren teilnehmend eingehend (Nr. 675). Aber dieses Schreiben ist am 1. Juni 1776 in den Anfängen des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges verfaßt und steht in dem Verdacht, daß er um der Ermahnung willen geschrieben ist: „Mich hat es gefreuet, daß ich aus den letzten Briefen, die ich von dem werthen Η . P. Kunze und Η . P. Helmuth erhalten, ersehen, daß die Herrn Prediger (denn ich schliesse von diesen beyden auf alle mit ihnen in Einem Geiste verbundene Knechte Gottes) bey diesen bürgerlichen Unruhen in den Schranken evangelischer Prediger bleiben und Busse und Glauben predigen, ohne sich in den Krieg zu meliren, so nicht ihres Amts ist, wie ich denn solches ohne dem a priori von Ihnen allen versichert gewesen bin und nicht zweifele, Sie werden auch in Z u k u n f t bey dieser Weise bleiben".
Darauf ist bei der Erörterung der Haltung Mühlenbergs in den politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen der Zeit einzugehen (vgl. u. S. 20 ff.). Um der Gerechtigkeit willen sei jedoch zitiert, was Mühlenberg über einen Brief Freylinghausens in der Ebenezer-Affäre schreibt (vgl. S. 687): „Sr: Hochw: Hn: Dir: Freylinghausen Schreiben ist nach meiner schwachen Einsicht und Gefül ein Cornu Copiae, ein Horn des Heils von Wein und Öhl zur Reinigung und Heilung solcher Wunden, die nach wahrer Buße und Rechtfertigung übrig sind, oder leider! entstehen, wo man nicht wachet. Wo aber die Grundveste des unerforschlich tief verderbten Hertzens noch nie zerbrochen und zerschlagen, da will der beste Balsam den Kieselstein nur an der Superficie berüren. Gott der Herr kan nicht genug gepriesen werden, daß Er uns an dem Hn: Director einen solchen Theologum stricte sie dictum verliehen hat! Er, der aller gütigste Gott, wolle die noch wenigen übrigen aus Gnade und Barmhertzigkeit erhalten! Das soll unser demütigstes Bitten und Flehen seyn!"
Hier sei zum Abschluß der Behandlung der Epoche Freylinghausen (die ja bis 1785 reicht) nur noch auf das Schreiben Mühlenbergs an ihn vom 1. März 1775 eingegangen (Brief Nr. 654), in dem dieser (zusammen mit anderen Geistlichen) auf eindrückliche Weise, geradezu hilfeflehend, um Entsendung von Pastoren aus Deutschland bittet, den Notstand in Amerika durch Beispiele demonstrierend. Nicht einmal eine Antwort darauf ist erhalten, geschweige denn die Nachricht über das Eintreffen eines neuen Pastors oder von Bemühungen darum. In Knapps Amtszeit waren Helmuth (1769), Schmidt (1769) und Kunze (1770) gewonnen worden. Sie sind die letzten deutschen Theologen, die von Halle aus nach Amerika geschickt wurden. Nach ihnen sind nur Jung (Katechet 1769, ordiniert 1770) und Crelle (1775) zu nennen, aber sie kamen beide durch Vermittlung von G. A. Wachsei, dem Prediger an der St. GeorgenKirche in London. Alle anderen im Berichtszeitraum als Pastoren in den lutherischen Gemeinden Eintretenden sind „Amerikaner": D. Kuhn (Katechet 1 7 6 9 - 7 0 ) , Streit (Katechet 1769, ordiniert 1770), Roller (1771), Grotz (1774), Leps (1774), Möller (Katechet 1774, ordiniert 1775?), Goering (Predigttätigkeit 1775, ordiniert 1776), Frank (1775), Lehmann (Predigttätigkeit 1775, ordiniert
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1778). N u n ist die Bezeichnung „Amerikaner" eingeschränkt zu gebrauchen: Lehmann ist in Straßburg geboren, Leps in Dänemark, Möller wahrscheinlich in Hamburg. Roller hat sein Studium in Erlangen absolviert, Leps sogar in Halle, auch Grotz hat — angeblich — seine Ausbildung in Europa empfangen. Aber sie sind doch in das „Lutherische Ministerium" von außen hineingekommen und durch Amerika geprägt. D a s ist eine Entwicklung, die schon viel früher beginnt (vgl. Bd. III S. 4). Sie ist bereits 1768 verhältnismäßig weit fortgeschritten, die Ansätze zur „zweiten Generation" gehen weit zurück. Aber daß sie jetzt endgültig einsetzt, wird unübersehbar deutlich, wenn man bedenkt, daß unter die aufgeführten Namen noch die der drei Söhne Mühlenbergs gehören. Seine Söhne: Peter (Johann Peter Gabriel, 1746 — 1807), Friedrich (Friedrich August Conrad, 1750 — 1801), Heinrich (Gotthilf Heinrich Ernst, 1759—1815) sind Pastoren und Mitglieder des „Vereinigten Lutherischen Ministeriums" gewesen. Peter Mühlenbergs Weg dorthin ging über Umwege. Als Mühlenberg seine drei Söhne im Frühjahr 1763 nach Halle schickte (vgl. dazu die Register in Band III), waren die beiden jüngeren, Friedrich und Heinrich, für eine Universitätsausbildung und in letzter Konsequenz für das geistliche Amt vorgesehen, der damals 16jährige Peter aber dazu bestimmt, „die Chirurgie oder sonst ein ehrliches Handwerk" zu lernen (vgl. Mühlenberg an Ziegenhagen, Bd. II, Nr. 226, 10. Januar 1762, S. 538). Bereits wenige Wochen nach der Ankunft in Halle wurde mit dem „Materialist, Kauf- und Handelsmann in Lübeck" Niemeyer „im Namen der heiligen Dreieinigkeit" ein Lehrvertrag geschlossen, der für sechs Jahre gelten sollte und der mit seinen engen und strengen Bestimmungen das Bemühen Mühlenbergs (und Franckes) zeigt, Peter auf dem rechten Wege zu halten, hatte sein Vater doch die Befürchtung, daß er „ins Wilde gerathen sollte" (Bd. II S. 538). Hier war von vornherein von falschen Voraussetzungen ausgegangen worden. Der N a m e Niemeyer (ein Verwandter war Substitut Franckes im Archidiakonat an der Marienkirche und sein Gehilfe bei der Verwaltung der Halleschen Anstalten) wie Lübeck hatte bei Francke (wie den Mühlenbergs) die Vorstellung erweckt, es handele sich um ein „erstes H a u s " (so Pasche), in dem Peter die Kaufmannschaft in vollem Umfang erlernen könne. Tatsächlich war es eine „ K r a m b u d e " (so die Formulierung des Vertrages), in der man in vier Wochen alles lernen könne, was zu lernen sei. Von irgendwelcher Ausbildung über das Niveau eines Kolonialwarenladens hinaus könne man nicht reden, von einer Ausbildung in Buchführung, kaufmännischer Korrespondenz usw. könne erst recht nicht die Rede sein, außerdem seien die Lebensbedingungen höchst mangelhaft (so Mühlenberg am 14. Oktober 1765 an Pasche auf Mitteilungen Dritter hin, vgl. Brief Nr. 347, Bd. III S. 334 f.). Das stellte sich als richtig heraus, mit viel Mühe (und Abfindungszahlung) wurde die Kürzung der Lehrzeit um zweieinhalb Jahre erreicht. Aber ein halbes Jahr vor diesem Termin floh Peter aus dem Niemeyerschen Hause und verpflichtete sich in dem damals in Lübeck liegenden englischen Regiment bei Kapitän Fiser als Rekrut (bald Sergeant bzw. Regimentsschreiber). Brief Nr. 392 an Francke, Bd. III, S. 484 - vom 9.
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Dezember 1766 — zeigt die entsetzte Reaktion des Vaters. Am 29. März 1767 (Bd. III, Nr. 398, S. 501 ff.) kann Mühlenberg an Pasche berichten, daß Peters Regiment in New York eingetroffen und er aus ihm ausscheiden konnte. Der Vater schickte ihn in eine englische Privatschule, wo er das in Lübeck Versäumte nachholen sollte. Aber nach einem Jahr erfahren wir, daß die Situation sich grundlegend geändert hat (Brief Nr. 430 vom 8. Juni 1768, an Francke und Ziegenhagen, Bd. III, S. 6 0 2 f f . ) : Peter befindet sich im Haus von Propst Wrangel und erhält bei diesem eine theologische wie allgemeine Ausbildung. Der Erfolg ist erheblich, so daß Wrangel Peter in seiner Gemeinde Wicaco wie in denen des Umlandes predigen läßt, „welches großen Zulauf und Applausum von Freunden verursachte". Mühlenberg, dem das zunächst „fürchterlich und ängstlich" war, ließ ihn schließlich auch in kleinen Gemeinden der Umgegend predigen, die ohne geistliche Versorgung waren, die daraufhin baten, das möchte wiederholt werden. Er habe bisher keine seiner Predigten angehört, „aber allemal seine Compositionen geprüfft, wogegen nichts ein zu wenden gefunden, weil er mit Dr: Wr: seinem Kalbe pflüget". Selbst in der Michaeliskirche durfte Peter schließlich predigen. Er tat es unter größtem Zustrom und Beifall. Danach kamen die Ältesten zu Mühlenberg (der sich von dem Gottesdienst am Karfreitagabend ferngehalten hatte) ins Haus und beglückwünschten ihn zur Predigt seines Sohnes. Mühlenbergs — verständlicher — Wunsch ist nun, daß Peter zum Katecheten bestellt werden möchte. Das geschah 1769 nach einer 3 Vistündigen Prüfung (zusammen mit Streit) auf der Synode zu Philadelphia. Als er den R u f als Pfarrer nach Woodstock in Virginia erhielt, begab er sich 1772 nach London, um dort die anglikanische Ordination zu erhalten (was ihm Ziegenhagen übelnahm). Woodstock wurde künftig der Mittelpunkt seiner Existenz, auch nachdem er von 1774 ab durch den sich anbahnenden Unabhängigkeitskrieg unter ein anderes Vorzeichen gestellt wurde. Wenn Mühlenberg seine drei Söhne 1763 Halle unterstellte (von den sechs Söhnen unter seinen elf Kindern überlebten nur sie die frühe Kindheit), so deshalb, weil er sich nicht in der Lage fühlte, sie ordnungsgemäß zu erziehen und vor den Versuchungen der Umwelt, wie er sie verstand, zu bewahren. Richtig war, daß er einfach nicht die Zeit hatte, sich seiner Familie ausreichend zu widmen. Immer wieder war er unterwegs, sei es um Streitigkeiten in anderen Gemeinden zu schlichten, sei es, um Gemeinden ohne ausreichende geistliche Versorgung mit Predigten und Amtshandlungen zu betreuen, sei es, um einzelnen auswärtigen und nicht selten weitab wohnenden Gemeindemitgliedern das Abendmahl zu spenden oder ihnen seelsorgerlich zuzusprechen — und das alles unter den anstrengendsten Umständen (vgl. ζ. B. seinen Reisebericht Bd. III, S. 4 —6). Wenn er zu Haus war, wurde er von den Gliedern der eigenen Gemeinde und von Auswärtigen überlaufen, bzw. mußte er die Streitigkeiten, von denen diese Bände überaus viele Beispiele bieten, in komplizierten Verhandlungen zu schlichten versuchen. Zu seiner Korrespondenz und der Niederschrift seiner Tagebücher kam er erst zur Nachtzeit. Wenn er oft über seine schwindende Gesundheit klagt, so ist das nicht Hypochondrie, sondern es
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kann nur verwundern bzw. man kann es nur bewundern, daß er das nicht häufiger tut — er muß eine außerordentliche Konstitution besessen haben. Dazu kam, daß seine Frau Epileptikerin war, bei der jede besondere Belastung einen Anfall auslöste. Von Peter ist bereits gesprochen. Friedrich war bei der Ankunft in Halle dreizehn, Heinrich zehn Jahre alt, so daß sie zunächst das normale Schulsystem durchliefen. Als sie 1770 nach Nordamerika zurückkehrten (20 bzw. 17 Jahre alt), hatten sie das Studienalter erreicht. Das Gutachten Knapps (Nr. 496) vom 14. M a i 1770 ist charakteristisch, wenn er die Rückkehr der Brüder nach Nordamerika deswegen begrüßt, „weil ich wegen ihrer Gemüter besorget bin, ob sie nicht hier mehr auf Ausschweifung gerathen und Principia einsaugen möchten, die unter dem Schein grosser Gelehrsamkeit divulgiret werden (gemeint ist offensichtlich Semler, vgl. Nr. 579), aber vielen Schaden thun können. Junge Leute fallen gerne auf neue Sachen und je mehr man sie warnet, desto begieriger pflegen sie zu werden" (S. 155). Das ist kennzeichnend (auch für Knapp und die Halleschen Anstalten), ebenso wie die Beurteilung der Brüder: „Er [der Jüngere, Heinrich] hat sonst ein unvergleichliches Genie, gleichwie es dem altern auch nicht daran fehlet. Dieser hat von Natur ein geschmeidigeres Wesen, so daß ich eben nicht sagen kann, daß er seinen Vorgesetzten N o t h gemacht habe. M a n hat aber doch bisher bei beiden noch keinen wahren Ernst bemerket, sondern vielmehr aus ihrer Gesellschaft und d[er]g[leichen] geschlossen, daß ihre Gemüter noch leichtsinnig seyen. Ew. W. können nun leicht selbst erachten, daß bey diesen Umständen mir es noch nicht möglich gewesen, dahin zu votiren, daß einer von ihnen zum Predigtamte tüchtig sey, da noch kein Anfang einer reellen Herzens=Änderung bey ihnen angetroffen, wenn man auch den Mangel einer hinlänglichen Erkenntniß übersehen wolte."
Aber sie haben „schon in der Schule und bisher gehörten Collegiis so vielen Grund geleget, daß sie durch Lesung guter Bücher sich selbst helfen können. Und wenn Gott ihre gute natürliche Gaben heiliget; so können sie brauchbar werden". Sie könnten ihrem Vater nach der Rückkehr hilfreich „im Schreiben" sein, auch in der Schule könnten sie nützliche Dienste tun. Aber: „Wenn sie auch sonst sich gut verhalten; so werden sie wohl bald zuweilen eine Predigt abnemen können wie es dann nicht schaden könte, wenn sie auf Barrenhill oder an andern Orten, wo nicht alle Sonntage Predigt seyn kan, die andern Sonntage zuweilen predigten".
„Wirklich aber eine Gemeine ihnen anzuvertrauen, ehe sie zu einem mehrern Ernst erwecket würden, wolte und könte ich nicht rathen", schließt das Gutachten. Trotzdem wurden beide wegen des Erfolges ihrer Arbeit bereits 1770 zum Diakon ordiniert, und zwar zusammen in Reading am 25. Oktober, und wirkten, anscheinend in raschem Wechsel, in verschiedenen Gemeinden, bis Heinrich schließlich Pfarrer in Philadelphia wurde (unter erheblichen Auseinandersetzungen und unter Verdächtigungen seines Vaters, vgl. die Briefe Nr. 625 und 635) und dann 1780 einen Ruf nach Lancaster annahm, wo er 35 Jahre lang blieb (von 1780 bis 1815). Friedrich versorgte zunächst kleinere Gemeinden, bis er 1773 die deutschsprachige Gemeinde in New York übernahm, von wo er 1776 vor der heranrückenden britischen Eroberungsarmee nach Pennsylvania zurückkehrte. Glücklicherweise haben wir von beiden Briefe
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aus der Anfangszeit (von Friedrich Nr. 562, 574, 599, 626, von Heinrich Nr. 575, 576, 578, 624), die uns einen Einblick nicht nur in die äußeren Schwierigkeiten ihrer Wirksamkeit und den Eifer ihres Einsatzes geben, sondern auch in deren inneren Charakter (vgl. die Berichte ζ. B. über die Predigten) — aber auch über das nahe Verhältnis zu ihrem Vater (vgl. die Anreden und Schlüsse der Briefe). Leider brechen die erhaltenen Briefe der Brüder 1774 ab, so daß man sich für Weiteres auf die aus dem Personenregister zu erschließenden Erwähnungen beschränken muß. Das gilt vor allem für Peter, für den aus unserem Berichtszeitraum kein einziger Brief erhalten ist. Aber er ist offensichtlich kein großer Briefschreiber gewesen, selbst die Familie klagt darüber, daß von ihm keine Nachricht käme (vgl. Brief Nr. 631). Charakteristisch ist sein Tagebuch über den Aufenthalt in London anläßlich seiner Ordination (abgedruckt in Lutheran Church Review, 3, 1884, S. 2 9 4 —300), das im Stil eines Terminkalenders nüchtern die Fakten des Tagesablaufs aufzählt: wann er wen besucht hat, aber nicht einmal etwas über den Inhalt der Gespräche mit der von ihm besuchten Prominenz usw. berichtet. Selbst über die Verhandlungen mit Ziegenhagen heißt es lediglich: „I dined with him, and answered some objections he made to my ordination by the Bishop. He was very kind, and considering his age extremely pleasant" (S. 297 f.). Peter wandte sich 1774 der Politik zu und wurde 1776 Soldat (Oberst des Eighth Virginia Regiment, später Brigadegeneral der Kontinentalarmee und schließlich Generalmajor der Miliz). Nach Kriegsende lehnte er die Einladung seiner Gemeinde, in sein Pfarramt zurückzukehren, ab: „it would never do to mount the parson after the soldier". Friedrich wandte sich 1779 der Politik zu, wobei er es bis zum Sprecher des Kongresses über viele Jahre hin brachte. Lediglich Heinrich blieb bis zum Ende seines Lebens im Pastorenamt, sich dabei aber umfangreichen botanischen Studien zuwendend, so daß man von ihm als „American Linaeus" sprach. Das alles bedeutet kein Argument gegen die Echtheit des theologischen und pfarramtlichen Engagements der Söhne Mühlenbergs (wovon in Band V zu sprechen sein wird), sondern bestenfalls einen Hinweis auf die „Amerikanisierung" dieser zweiten Generation des amerikanischen Luthertums. Ihre Entwicklung ist hier zu beschreiben versucht worden, wie sie sich tatsächlich vollzogen hat. Sie wäre wahrscheinlich anders verlaufen, wenn Mühlenbergs Vorschläge und Pläne hätten verwirklicht werden können. Schon ganz früh (am 18. Februar 1752, Bd. I, Brief Nr. 112) trägt er Ziegenhagen und Francke einen bis ins Detail entwickelten Plan vor zu einem „Seminarium, woraus sie (die Gemeinden) mit tüchtigen Predigern und Schuldienern versehen würden" (S. 487), und wiederholt ihn in der Folgezeit immer wieder (vgl. ζ. B. Brief Nr. 463 vom 15. 4. 1769 und Nr. 606 vom 29./30. M ä r z 1773; in Nr. 603 Anm. 23 eine Zusammenstellung der früheren Briefe. Lediglich Knapp gibt Nr. 553 vom 26. 4. 1771 eine verhaltene grundsätzliche Zustimmung zu erkennen), immer wieder wird er sonst aus Halle abgewiesen, weil die Zeit dafür noch nicht reif sei, demütig beugt er sich der „überlegenen Weisheit" (vgl. Brief Nr. 463, vgl. auch Nr. 561). Als Zwischenlösung schlug Mühlenberg vor,
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daß die Ausbildung künftiger Theologen „vor O r t " vollzogen werden sollte. Geeignete Kandidaten sollten ihre Ausbildung — und zwar die theologischtheoretische wie die praktische — durch Zuordnung zu Pastoren im Amt erhalten (vgl. Brief Nr. 480 vom 23. 8. 1769). Aber auch das wird abgelehnt, setzt sich jedoch in der zweiten Generation zwangsläufig durch, vgl. die Ausbildung, die Peter Mühlenberg durch Propst Wrangel erfuhr (vgl. S. 9), oder die Bemühungen Helmuths (vgl. S. 3 und Nr. 464 Anm. 4). Natürlich waren die lutherischen Gemeinden auf ein entwickeltes Schulwesen bedacht — auf den Bau einer Kirche in den Gemeinden erfolgte alsbald der einer Schule bzw. ging ihm sogar voraus, aber über den Grundunterricht in Lesen, Schreiben, Rechnen, Bibel, Katechismuskunde ging der Lehrbetrieb nicht hinaus. Eine solche Schule war auch in Philadelphia begründet worden, sie gewann bald Vorbildcharakter. Aber bis zu einem Seminar, bis zur Ausbildung von künftigen Pastoren und Lehrern war noch ein weiter Weg. Mit der Ankunft Kunzes 1770 ergaben sich neue Perspektiven. Unter seinem Einfluß und dem von Heinrich Mühlenberg jun. (damals Pfarrer in Philadelphia, vgl. S. 10) beschloß der Kirchenrat der Michaeliskirche (das Protokoll der Sitzung im Brief Nr. 603 vom 1. M ä r z 1773), daß die bestehende Schule künftig „in Absicht auf die Bezalung eine vollkommene Freischule" sein sollte, deren Kosten von der Kirchengemeinde aufgebracht wurden: „Dabei soll auf die Errichtung einer neuen Klaße gesehen, und darin ein Vorschmack von Wißenschaften vorgetragen werden /: weil ein Studiosus juris aus dem Brandenburgischen, der in Halle studirt hat, hier vor kurtzem angekommen [Leps], welcher der Professor ordinär: in den höhern Klaße werden solte, und welchem meine 2 H h . Collegen K. und M . als Prof: extraord: in der Klaße beistehen wolten".
Diese lebhaft vorgetragenen Vorschläge fanden vollen Beifall und „erweckten in der Versamlung schon Freude zum voraus, und überstimten mich beinahe, so daß sie auch schon nächsten Sontag in beiden Kirchen publicirt werden solten". N u r mit M ü h e gelang es Mühlenberg unter detaillierter Darlegung der Schulden und regelmäßigen Verpflichtungen der Gemeinde einerseits und ihrer beschränkten finanziellen Möglichkeiten andererseits, den Plan zu Fall zu bringen („bis man einstens von den Schulden entladen"). Aber Kunze ließ sich nicht entmutigen. Er „geriet auf einen höhern und beßern Plan zu einem Instituto, wo von viele Jare her geredet und geschrieben worden. Er errichtete eine Societaet von 24 wolmeinenden und guthertzigen Gliedern aus unserer Gemeine". Ein Schulraum wurde gemietet, die äußeren Bedingungen für Leps wurden geregelt und der Öffentlichkeit durch die Presse Nachricht von der Neugründung, dem „ersten Versuch einer amerikanischen Hochschule", gegeben, und zwar unter Bekanntgabe des Lehrplanes bis in die Einzelheiten (der Titel des Protokollbuches lautet: „Protocoll der Amerikanischen Gesellschaft zur Beförderung des Christentums und der Erkenntnis unter den Teutschen in Amerika"). Auch die Halleschen Anstalten sind aus den kleinsten Anfängen zu ihrer jetzigen Größe erwachsen, fügt Mühlenberg seinem offiziellen Bericht hinzu: „Der Fortgang oder Ausgang wird es deutlicher zeigen, ob es Gottes Finger oder Menschen Hände planirt haben", „den Plan
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selbst nach seinem gantzen Umfange, wird Η . P: Kuntze wol mit erster Gelegenheit Hochwürdigsten Vätern und Hh. Directoribus untertänig vorlegen". Das „Deutsche Seminarium" (über seine Arbeit im einzelnen vgl. C. F. Haussmann, Kunze's Seminarium and the Society for the Propagation of Christianity and Useful Knowledge among the Germans in America, Philadelphia 1917, hier S. 89 —138 der Abdruck von Kunzes Protokollbuch) hat zu Anfang 41 Studenten aufgewiesen, im Jahre 1775 waren es noch 20, danach traten noch 12 ein, im Ganzen kann man wohl mit einem durchschnittlichen Besuch von 20 - 25 rechnen (Haussmann S. 56). Inzwischen hatte Kunze die Leitung übernommen, anstelle des ausscheidenden Leps (der 1774 als Pfarrer nach Loonenburg berufen worden war) waren andere mit der Funktion des Assistenten eingetreten, bis 1777 die britische Besetzung von Philadelphia der Existenz des Seminars ein Ende machte. Das dauerte bis 1778, Kunze war während dieser Zeit in der Stadt geblieben. Nach dem Abzug der Engländer ging man an die Einrichtung einer Universität in Philadelphia, Kunze wurde hier zum Professor für Griechisch und Hebräisch ernannt, das Seminarium ging als „German Institute" in der Universität auf. Als er 1784 an die Columbia University berufen wurde, als erster theologischer Professor, wurde Helmuth sein Nachfolger. Sehr glänzend ist das alles nicht, man muß aber berücksichtigen, daß die 1753 in Philadelphia unter Mitwirkung von Benjamin Franklin begründete „Academy" nichts weiter als eine Schule war. Auch als sie 1755 zum College erhoben wurde, mit dem Recht der Verleihung akademischer Grade, und 1779 schließlich zur Universität, war sie immer noch in einem Zustand, daß Kunze nach der Übersiedlung nach New York schrieb, Columbia sei im Vergleich dazu eine „richtige Universität" (obwohl auch hier erst 1784 eine „Volluniversität" entstand). Wenn Mühlenberg 1773 (Brief Nr. 606) schreibt: „Wir haben hier in America der gleichen große Englische Anstalten Academ: Colleges oder Universit: wo järlich gantze Heerden junger Herren zu Baccalaureis, Magistris, Licentiatis, Doctor: juris, Medicinae etc. etc. feierlich creirt und aus gelaßen werden", so ist das formal zwar richtig, die reale Situation wird aber erst durch den Folgesatz deutlich: „Die armen Schluckers lauffen hernach in die Kreutz und quer, haben ihr bißel Vermögen angewandt, können nicht von Gütern leben, schämen sich zu betteln und mögen auch nicht graben etc. und werden bis weilen leider inutilia rei publicae pondera". Erst allmählich hob sich der Status der Universitäten wie ihrer Absolventen, bis zur Bildung regulärer Theologischer Fakultäten bzw. Seminare dauerte es in Pennsylvania — und anderswo — noch lange. In Band III ist in der Einleitung S. 1 f. der — allerdings nur halboffizielle — Bericht Mühlenbergs über die Zahl, den Stand und die Versorgung der Gemeinden des „Vereinigten Lutherischen Ministeriums" für 1764 gegeben worden. In Fortsetzung davon folgt hier die Übersicht, die Mühlenberg am 1. März 1771 — diesmal offiziell — an Knapp und Ziegenhagen gesandt hat. Sie ist im vorliegenden Band selbstverständlich abgedruckt (Nr. 542), aber hier
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noch einmal wiedergegeben, damit der Benutzer von vornherein eine schnelle und bequeme Übersicht erhält: „Die hiesigen Evangelischen Gemeinen und Filiale welche gegenwärtig mit den Gnaden=Mitteln bedienet und von so genanten Vereinigten Arbeitern versehen werden sind folgende: 1) Philadelphia und ihre Filiale a) Whitemarsh oder St: Peters Kirche auf Barrenhill b) Franckfurt: c) Cohenzy. Prediger: Mühlenberg und H. Kuntze, Catechet Henrich Mühlenberg jun: In der Schule zwischen 2 und 300 Kinder, 2 Deutsche und 1 englischer Schulmeister. 2) Bey der Germantowner Gemeine H. Schmidt, und ein fleissiger Schulmeister. 3) Die 3 Gemeinen in Neuhannover, Providence und Peikestown versiehet H.P. Voigt mit Mühe und Fleiß. 4) Die Gemeine in dem Städtlein Reading an der Schulkiel und ein Filial in Bern bey 8 Meilen ab hat Η. P: Krug bis her bedient, wird aber wol nach Ostern g[eliebts] G[ott] seinen neuen Beruf zu folge, nach Friedrichstown in Maryland ziehen. 5) In den Gegenden von Tolpehaken, bedienen Η. P: Schultze und Collaborater Friedrich Mühlenberg 9 Gemeinen. 6) Weiter hinauf in der Gegend an den Flüßen Swatara, Libanon etc. versiehet der alte H. Pfrr: Stöber 4 bis 5 Gemeinen. 6) [!] Noch weiter nach der Susquehana zu, bedienet der Catechet H. Enderlein 5 Gemeinlein. 7) Die große Gemeine in Lancaster wird vom Η. P. Helmuth besorgt. 8) H.Pfrr. Kurtz junior wohnet in Earltownship, und hat 5 bis 6 Gemeinen zu versehen. 9) An der Nord Ost und Nord West Seite dießeit den blauen Bergen bedienen a) H. Diac: Streit: Die Gemeinen in Easttown, Wilhelmstown und Greenwich und noch ein Filial Pequest genant, wie auch Pawlingskiel b) H. Diac: Friderici 2 Gemeinlein c) H. Diac von Buskerk die Gemeinen in Macunshy, Saccum, Uppermillford und Salisbury. d) H. Diac: Jung 4 Gemeinen in Whitehall am Jordan etc. e) H. Pfrr: Schaum 4 Gemeinen in Rockling, Mesillum etc. f) H. Pfrr: Schwertfeger 4 Gemeinen in Weißenburg, Albany und Rosenthal. 10) H. Pfrr: Kurtz senior stehet bey der großen Gemeine in Yorktown über der Susquehana und besuchet auch ein paar Filiale von da aus. 11) H. Pfrr Bager hat ein paar Gemeinen weiter in Canewage 12) H. Collaborat: Wildban bedienet 5 bis 6 Gemeinen an den Pennsylvanisch=Marylandisch= und Virginianischen Grentzen. 13) In Virginien versiehet der Landprediger H. Schwarbach 4 bis 5 weit von einander entfernte Gemeinen 14) In der Province Neujersey bedienet der Diac: Peter Mühlenberg die Gemeinen in Neugermantown, Bedminster und Roxburg oder Valley, und besucht auch die Filiale in Amwil und Brunswic dann und wann 15) Am äusern Ende von Jersey hat H. Gräfe die Niederdeutsch=Lutherischen Gemeinen in Hackinsack und Remmersbach, wie auch ein paar Filiale zu bestreiten 16) In der Stadt Neuyork stehet der H.P. und Mag: Gerock an der Hochdeutschen Gemeine bey der Christ=Kirche. Dieses sind die mir gegenwärtig bekante Arbeiter 25 an der Zahl, welche etwa bey 76 theils große, theils kleine Gemeinen bedienen und dann und wann auf einer Synodal-Versamlung sich einfinden, wenn es ihre Gesundheit, Kräffte, Armuth, Umstände, Zeit, Wege, Witterung und guter Wille unter Gottes Beystand zu laßen".
Im Vergleich mit dem Bericht für 1764 ist die Zahl der Gemeinden von 60 auf 76 gestiegen und die der Mitarbeiter von 21 auf 25. Das ist für einen Zeitraum von sieben Jahren nicht viel (vgl. den Bericht an J. J. Plitt vom 21. Febr. 1771, Nr. 539, wo die Zahl zwar auf 81 Gemeinden gestiegen, die Zahl
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der Mitarbeiter jedoch konstant geblieben ist). Die Zeit der stürmischen Zunahme in der ersten Generation ist offensichtlich vorbei. Die lutherischen Gemeinden in der zweiten Generation befinden sich im Zustand der Konsolidierung und des inneren Wachstums: die Gemeinde zu Philadelphia zählt zum Beispiel im Oktober 1775 über 600 eingetragene Gemeindemitglieder, d. h. praktisch Familien. D a s heißt nun nicht, daß die Mißstände der ersten Generation voll beseitigt sind. Nicht umsonst spricht Mühlenberg auch jetzt noch von Amerika immer wieder als von der „Abendwüste", vom „verwilderten Weinberg" (Mai/Juni 1773, Nr. 608, S. 526f.). Z w a r muß er nicht mehr damit rechnen, daß die Gemeinden mehrheitlich in der Hand von selbsternannten Pastoren ohne Ausbildung sind, aber es kommt doch vor. Im Brief nach Boston (Nr. 535, 22. 1. 1771) wütet Mühlenberg gegen Schmettau, der von Pennsylvanien bis nach New York die Gemeinden verwüste und sich trotz aller theologischen und charakterlichen Mängel (er sei ein weggelaufener Husar) als der „zweite Whitefield" bezeichne. In Indianfield habe die jüngere Generation einen „foreign Vagabond", „a man of the blackest moral Character" zum Pfarrer in Opposition gegen die Repräsentanten des Vereinigten Lutherischen Ministeriums gewählt (Nr. 477, 17. 7. 1769) usw. Eklatant ist nach wie vor der Pfarrermangel. J . N . Kurtz berichtet ζ. B. nach seiner Reise jenseits der Susquehanna: Nach seiner Predigt erwartete ihn vor seinem Quartier die Mehrzahl der Ältesten und Kirchenvorsteher und klagte ihm, der gegenwärtige Pfarrer „sei zu leicht und nachläßig. Er müßte abgelöst werden, am besten durch ihn". In Friedrichstown, seinem nächsten Aufenthaltsort, kam er in der Nacht an. Schon am frühen Morgen besuchten ihn „etliche Vorsteher von der Gemeinde" und baten ihn um eine Predigt. Über ein Vierteljahr sei ihr Pfarrer nicht mehr am Ort. Wo es ihm möglich war, predigte er in den weiteren Aufenthaltsorten, überall war das Verlangen nach einem „richtigen Pfarrer" das Hauptgesprächsthema (Nr. 483). Wer der „richtige Pfarrer sei", darüber entstanden alsbald Meinungsverschiedenheiten, aus denen sich oft erbitterte Streitigkeiten entwickelten. Dafür könnten eindrückliche (und abschreckende) Beispiele angeführt werden. Stellvertretend für sie mag ein Bericht über Ebenezer stehen, über einen Skandal, der seine Wellen bis nach England und Deutschland schlug, diesmal nicht in einer der Gemeinden des „Vereinigten Lutherischen Ministeriums" (in der Provinz Pennsylvania und den angrenzenden Provinzen New York, New Jersey, Maryland und mittelbar auch Virginia), sondern in Ebenezer in Georgia. Grundsätzlich mag zu diesem und den anderen unerfreulichen Gegenständen, die immer wieder in der Mühlenberg-Korrespondenz vorkommen, bemerkt werden: das erklärt sich aus dem Naturgesetz, das Mühlenberg einem Vater in Deutschland, der über das Ausbleiben von Briefen seines Sohnes aus Amerika klagt, folgendermaßen beschreibt (Nr. 604 [S. 504]): „ D e r liebe Vater m a g sich indeßen mit mir trösten: wenn es meinen Herren Amts=Brüdern zum Teil wol gehet, so b e k o m m e ich keine Zeile, ja nicht einmal einen Gruß von ihnen. S o bald sie aber w a s zu sagen, zu klagen und zu fragen haben, so k o m t Brief auf Brief, mit zärtlich»
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reitzender Überschrifft: als H o c h Ehrwürdiger Vater, Senior und d[er] G l e i c h e n ] : Er kan daraus sicher schließen, daß es seinem Sohne wol gehen müße, wenn er nicht schreibt".
Mühlenberg ist in den nordamerikanischen lutherischen Gemeinden das unbestrittene, man kann ruhig sagen: Oberhaupt, mindestens die oberste Autorität. An ihn wendet man sich mit der Bitte um R a t und Hilfe, wenn es irgendwo Schwierigkeiten und Streit gibt, und von ihm erwartet man, daß er den Problemen abhilft (wenn möglich, in persönlicher Anwesenheit). Mühlenberg hat mit gutem Grund auf die regelmäßige Zusammenkunft der Pastoren in einer Synode gedrängt, um die Last der Verantwortung auf möglichst viele Schultern zu verlagern, aber im Endeffekt verblieb sie doch bei ihm. Selbst als er aus dem Amt wegen Überlastung und Überanstrengung ausgeschieden war, blieb seine zentrale Stellung unangefochten. Die Sendung nach Ebenezer wird ihm von Ziegenhagen und Urlsperger aufgetragen, als er schon zwei Jahre vorher das Präsesamt abgegeben hatte. (1771 war an seiner Stelle Kurz gewählt worden. 1773 wurde Mühlenberg wiedergewählt, mit Rücksicht auf seine Reise nach Georgia bittet er Kurz, seine Vertretung zu übernehmen. Dieser hat das Amt von da ab seit 1781 innegehabt, danach folgen Jüngere.) Daß Mühlenberg angesichts seiner Stellung und seines Einflusses nicht ohne Neid und Verleumdung blieb, versteht sich. Er diene stets als Zielscheibe der Gemeinden und der Amtsbrüder, hat er gelegentlich mit bitterem Humor gesagt. Die hohen Spenden, die aus Europa kämen, verwende er für Philadelphia (bzw. für sich), die anderen Gemeinden bekämen nichts davon ab. Seine Stellenbesetzungspolitik sei eigensüchtig, ζ. B. um seine drei Söhne zu versorgen usw. usw. Im Brief nach Albany (Nr. 612 vom 12. Juli 1773) setzt er sich mit Hartwich (neben dem eine ganze Reihe anderer Gegner genannt werden könnte) auseinander. Hier k o m m t die Gegnerschaft aus der Einbildung, Mühlenberg habe ihn in seiner Laufbahn behindert - Mühlenberg beschränkt sich auf die Behandlung dieses T h e m a s , er hätte zweifelsohne noch andere finden können. Die Schlußaussage von Hartwich faßt dessen (allerdings isolierte) Meinung zusammen: „Uberhaupt ist ... ,die gantze Evangel. Kirch Verfaßung in America nicht auf dem rechten Fuß, und wird auch nicht dazu kommen, w o nicht der alte M b stirbt, und aus dem Wege geräumt wird'."
Das Ebenezer-Abenteuer, anders kann man es im Hinblick auf seine voraussichtliche Dauer und Schwierigkeit wohl nicht nennen, begann für Mühlenberg mit einer von J . A. Urlsperger und Ziegenhagen am 2. 2. bzw. 10. 7. 1773 unterschriebenen Vollmacht, besser wohl gesagt Auftrag (Nr. 601). O b dem Vorverhandlungen bzw. -Informationen vorausgingen, wissen wir nicht, es scheint aber nicht so, denn die Ausführungen Urlspergers in den näheren Einzelanweisungen vom 20. 12. 1772 und 10. 2. 1773 (Nr. 601 Anm. 9) gehören unmittelbar zur Vollmacht. Auf jeden Fall leistete Mühlenberg keinen Widerstand; daß er sich mit Frau und Tochter erst am 27. August 1774 einschiffte, hatte seinen Grund in Krankheit und schwerer heimatlicher Beanspruchung in den Monaten davor. Mühlenberg war in der Vollmacht „mit gleichem Ansehen
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und Würckung, als wenn er selbst (Ziegenhagen) gegenwärtig wäre", ausgestattet, er hatte sich außerdem durch John Penn mit einer Vollmacht des Gouverneurs ausgerüstet. Seine erste Zwischenstation war Charleston, aber die Kunde von seinem Kommen war schon nach Ebenezer gelangt. Ein Sendbote überbrachte die neuesten Nachrichten: Vor drei Wochen habe eine Vollversammlung der Gemeinde mit den beiden Geistlichen stattgefunden, um die Streitigkeiten zu schlichten, aber ohne Erfolg, Triebner habe Rabenhorst des Diebstahls bezichtigt und ihn einen Lügner genannt. Als Triebner das leugnete und Rabenhorst es durch Zeugen beweisen konnte, hatten die Kirchenvorsteher Triebner aufgefordert, Abbitte zu tun und sich mit Rabenhorst zu versöhnen, er habe aber nur darüber gelacht. Die Kirchenvorsteher hätten ihn daraufhin aufgefordert, seine Behauptungen zu beweisen oder aber zur Beseitigung des öffentlichen Ärgernisses sich mit seinem Amtsbruder zu versöhnen. Wenn er das nicht wolle, dürfe er die Kanzel nicht betreten. Als Triebner das verweigerte, hätten die Vorsteher vor dem Gottesdienst die Kanzeltreppe besetzt, woraufhin Triebner diesen in einem Ladenlokal gehalten habe. Mühlenberg nimmt das zwar zur Kenntnis, verfährt aber sehr vorsichtig. Zunächst bittet er beide Kontrahenten um Besuch und Aussprache, dann ersucht er die einflußreichen Wortführer der Laien beider Parteien um Stellungnahme und schließlich Rabenhorst und Triebner um schriftliche Darlegung ihrer Klagepunkte (die er jeweils dem anderen zugänglich macht). Das geschieht ausführlich. Dabei stellt sich heraus, daß es sich um Rangfragen, um Finanzund Wirtschaftsfragen — und um verschiedene theologische wie menschliche Grundpositionen handelt, wie die Vergleichung der Berichte der Gegner (Nr. 6 4 9 - 6 5 1 ) ergibt. Z w a r waren beide durch Halle „durchgegangen", aber eben in verschiedenen Epochen der Anstalten — und sie waren beide menschlich verschieden konstruiert. Pasche hat zwar gemeint, Mühlenberg sei bei seinen Berichten zu positiv für Rabenhorst gestimmt, aber in der Grundhaltung wird man diesem m. E. zustimmen müssen, Triebner fällt dagegen ab, vor allem wenn man den Fortgang in Betracht zieht. Nun sind die Ereignisse in Ebenezer nicht die in einer beliebigen Gemeinde, wie sich schon aus dem Bemühen von Ziegenhagen und Urlsperger ergibt, sondern sie werden in ganz Georgia und darüber hinaus beachtet. Das wird nicht durch die relative Unansehnlichkeit der Gemeinde eingeschränkt. „Die ganze Ebenezerische Gemeine nemlich in dem Städtlein, auf den Plantagen und so genannten Bethanien, besteht etwa aus hundert und etlichen Familien und Häuptern, kaum so zahlreich als eine mittelmässige Land=Gemeine", wird sie von Mühlenberg beschrieben (Nr. 656, 27./29. 3. 1775). Sondern von den Anfängen an steht sie im Licht der Öffentlichkeit. Denn das Schicksal der vom Salzburger Erzbischof 1731 aus ihrer Heimat vertriebenen Protestanten erregte Anteilnahme in ganz Europa. 1734 ließ sich ihre erste Gruppe in Ebenezer nieder. Martin Boltzius war zu ihrem Pfarrer, Christian Gronau zum Katecheten bestellt worden. Ihr Gehalt wurde von der anglikanisch bestimmten Society for Promoting Christian Knowledge gezahlt, die auch alle anderen Unkosten übernommen, der Gemeinschaft aber ihren lutherischen Charakter ausdrück-
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lieh garantiert hatte. Urlsperger sorgte durch seine Publikationen dafür, daß die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erhalten blieb, so daß die Salzburger bald Nachfolger fanden. Der dritte Transport brachte 1752 als Reiseprediger Chr. Rabenhorst mit sich. Die vergrößerte Gemeinde, der sich außerdem Filialgemeinden in der Umgegend angeschlossen hatten, reichte mit den beiden ihr zur Verfügung stehenden Theologen nicht aus, so wurde Rabenhorst zum dritten Pfarrer bestellt. D a die SPCK nur zwei Pfarrergehälter zahlte, mußte anderweitig für ihn gesorgt werden — die Quelle vielen Übels —, insbesondere aus den Einkünften der sog. „3. Pfarrerplantage" sowie durch von Augsburg zugesagte Spenden. Als Boltzius 1765 starb, wurde seine Stelle nicht offiziell wiederbesetzt, als 1768 auch der Pfarrverweser Lemke starb, wurde auf Veranlassung Urlspergers Triebner berufen, und zwar in die zweite Pfarrstelle, während Rabenhorst die erste, d. h. die Nachfolge von Boltzius übergeben wurde. Es dauerte nicht lange, bis es zwischen Rabenhorst und Triebner zum Zusammenstoß kam. Rabenhorst sah sich zu Recht als dienstältester und schon von daher erster Pfarrer mit allen damals dazu gehörigen Rechten (ganz abgesehen von der Nachfolge in der Stelle von Boltzius), und Triebner dachte nicht daran, sich diesem Anspruch zu beugen. Alsbald waren mit den sich daraus ergebenden, immer schärferen Spannungen Finanzfragen verbunden. Rabenhorst hatte vor Triebners Kommen die Organisation der Gemeindemühlen verändert, die mit einem hauptamtlichen Müller arbeiteten und ständig ein Defizit machten. Er entließ den bisherigen Müller und verpachtete die Mühlen, die daraufhin Gewinn brachten. Über Boltzius und Lemke waren die notwendigen Vollmachten an ihn gekommen, alle Abmachungen waren vom Friedensrichter geprüft und gebilligt worden. Triebner steckte sich hinter Urlsperger, der sich von seiner (mit den Urkunden nicht übereinstimmenden) Darstellung — um es vorsichtig zu sagen — einwickeln ließ und Rabenhorsts Maßnahmen rückgängig machte bzw. abänderte. Triebner trug den Streit auf die Kanzel, Rabenhorst blieb die Antwort nicht schuldig, die Parteien wandten sich beide an Ziegenhagen und Urlsperger — mit dem im Schreiben an Mühlenberg beschriebenen Resultat. Am 11. November 1774 gelang es Mühlenberg als erstes, die beiden Streitenden in einer Zusammenkunft zu dritt persönlich miteinander zu versöhnen. „Es ist Friede unter uns beiden", hat Rabenhorst danach öffentlich erklärt. Eine Woche später fanden dann die Verhandlungen über die sachlichen Streitpunkte unter Teilnahme aller Betroffenen wie von Sachverständigen statt. In den Rechts- wie in den Finanzfragen ergab die Überprüfung, daß die Darstellung, die Triebner bisher gegeben hatte, nicht zutreffend und Riabenhorsts Handeln gerechtfertigt war. Der neue Kirchenvorstand, der aus Anhängern Rabenhorsts bestand und mehrheitlich gewählt war, sollte im Amt bleiben, während die bisherige Sperrung der Jerusalemkirche für Triebner aufgehoben werden sollte. Um künftige Probleme zu vermeiden, sollte Mühlenberg eine Kirchenordnung für die Gemeinde als Grundlage für alles Handeln ausarbeiten. Am 28. Dezember wurde sie im Gottesdienst feierlich verlesen und von den
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Kirchenvorstehern und einigen Gemeindegliedern als verpflichtende Urkunde unterzeichnet. Nachdem am 12. Januar die Geistlichen, Trustees und Kirchenvorsteher zusammen getagt hatten, wurden am 31. Januar 1775 alle Streitfragen noch einmal in einer Sitzung des Kirchenvorstandes abschließend besprochen und beigelegt. Mühlenberg hatte das Menschenmögliche getan, vor allem hatte er — woran ihm am meisten lag — eine allgemein angenommene Kirchenordnung zustandegebracht, die das kirchliche Leben in eine geordnete Bahn lenken sollte. So reiste er am 6. Februar 1775 ab und kam nach halbjähriger Abwesenheit am 6. März wieder in Philadelphia an. Gewiß war er seiner Sache in bezug auf die Triebner-Partei nicht völlig sicher: am 23. November 1774 hatte einer ihrer Wortführer mitten in den erfreulich fortschreitenden Verhandlungen „eine neue Klage=Schrifft auf die Tafel von seiner Partei gegen die andern (vorgelegt) und begehrt, daß solche vorgenommen werden solte". Und als am 23. Januar eine „Declaration of Trust" entworfen wurde, leitete Mühlenberg diese an Triebner weiter: „Es schiene aber, daß ich seinen Sinn, Absicht und Zweck nicht getroffen, weil altum silentium erfolgte" (Nr. 652 Anm. 11, 13). Aber das Schreiben der Kirchenvorsteher von Ebenezer vom 16. Juni 1775 (Nr. 657) übertraf doch ohne Zweifel alles von ihm für möglich gehaltene. Um es kurz zu fassen (die Einzelheiten können in Nr. 657 nachgelesen werden, ebenso wie Mühlenbergs Kommentar in Nr. 658): die Tochter des verstorbenen Pfarrers Lemke und Schwägerin Triebners hatte im Mai 1775 ein uneheliches Kind geboren, nach Meinung der Gemeinde sprachen die Indizien dafür, daß Triebner der Vater sei. Das Pfingstabendmahl stand vor der Tür. Am Pfingstsonntag, vor Beginn des Nachmittagsgottesdienstes und der Beichthandlung, traten die Abendmahlsteilnehmer Rabenhorst in den Weg: nur wenn er das Abendmahl allein, ohne Mitwirkung von Triebner austeilen würde, könnten sie es nehmen. Das Ärgernis wäre zu groß, lieber sollte man die Handlung aufschieben. So geschah es. In einer Gemeindeversammlung wurde das Motiv dafür dargelegt, anscheinend mit Einzelheiten. Am Nachmittag des Tages versammelte sich der Kirchenrat und ließ Triebner durch Rabenhorst mitteilen, „daß man seine Verantwortung gerne hören möchte", Triebner verweigerte das. Daraufhin wurde Triebner vorläufig von seinem Amt suspendiert: „Wohl Ehrwürdiger Herr: Ew. Wohl Erw: haben wir hiemit Nachricht geben sollen, daß heute ein großer Theil der Gemeine ihren Grund des Verdachts öffentlich dargeleget, wegen der Schwängerung Ihrer Schwägerin. Der Gemein Rath hat nebst Zuziehung unparteyischer und verständiger Männer aus der Gemeine Ihre Gegenverantwortung darüber hören wollen. Sie aber haben sich gewegert solche zu ertheilen. Zufolge dem haben sie den Schluß gefaßet, daß Sie von Ihrem Amte als Lehrer unter uns suspendirt seyn sollen, bis die völlige Entscheidung der Sache von unsern Hochwürdigen Vätern und Directoribus eingeholet werden kan. Wir wünschen von Herzen, daß dieses zur Beruhigung und Beßerung der Gemeine, und zu Ihrem eigenen Seelen=Besten ausschlagen möge. Eben Ezer Junii 8. 1775" (Nr. 657).
Selbstverständlich beugte sich Triebner dieser Entscheidung nicht. Von jetzt ab gab es in Ebenezer drei „Gemeinden": die um Rabenhorst, der den größten
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und angesehensten Teil der Gemeindeglieder um sich sammelte, die wichtigsten Mitglieder der ehemaligen Triebnerschen Partei, die sich vollständig isolierten, und schließlich einen kleinen Kreis, der sich in Triebners Haus um ihn sammelte (Nr. 658 S. 682). Das ist die traurige Geschichte der Gemeinde Ebenezer im Ausgang des 18. Jahrhunderts. Rabenhorst starb im Dezember 1776. O b die Situation in Ebenezer sich dadurch gebessert hat, ist die Frage. Triebner jedenfalls blieb in Ebenezer bis 1781. Damals räumten die englischen Truppen nach wechselndem Hin und Her Ebenezer, Triebner ging mit ihnen. Anscheinend hatte er sich politisch exponiert, denn bei Todesstrafe wurde ihm die Rückkehr nach Georgia verboten. In Nassau auf den Bahamas ließ er sich nieder. Schließlich ging er 1786 nach London zurück als Pastor an St. Mary's Church in the Savoy, etwa 10 Jahre später nach Kingston bei Hull, 1818 starb er. Der „Fall Triebner", so kann man ihn wohl nennen, hat damals größere Reichweite gehabt, als man von heute aus gesehen wohl meinen möchte. Ebenezer ist damals „die Stadt auf dem Berge" (Mt 5,14), wie Mühlenberg sagt. Nicht nur in Georgia, sondern weit darüber hinaus wurde er kolportiert, teils mit Häme, teils mit Trauer, teils mit Verwirrung. Nur wenn man sich vorstellt, was die Fehde zwischen zwei Pastoren von der Kanzel aus für eine Gemeinde bedeutet, deren Gründer um ihres Glaubens willen die Heimat verlassen hatten, um am anderen Ende der Welt unter schwierigsten Umständen ein neues Leben zu beginnen, modern gesprochen: mit fundamentalistischer Grundhaltung, schlichtem Gemüt wie geringem Bildungsgrad, dann kann man zu einem ungefähr treffenden Urteil gelangen. Und nur, wenn man verfolgt, welche Anstrengungen der alte und kranke Mühlenberg klaglos auf Geheiß der „Hochwürdigen Väter" auf sich nimmt, um den Schaden am Leibe der amerikanischen lutherischen Kirche zu heilen — und welche Sorgfalt und seelsorgerliche Weisheit er dabei aufbringt —, gewinnt man ein vollständiges Bild von Η. M . Mühlenberg. Mühlenberg gehört ohne Zweifel zum orthodoxen Flügel des Luthertums im 18. Jahrhundert. Das beweist seine ständige Hervorhebung der „ungeänderten Augsburgischen Konfession" als Grundlage des „vereinigten lutherischen Ministeriums". Und dazu gehört die Ergebenheit unter „die von Gott gesetzte Obrigkeit". Charakteristisch ist der Brief, den Freylinghausen am 1. Juni 1776 schreibt (Nr. 675, S. 730), ein Jahr nachdem bereits schwere Gefechte zwischen englischen und amerikanischen Truppen stattgefunden haben. Er spricht angesichts dessen zunächst noch von „bürgerlichen Unruhen". Die Geistlichen werden dann von der höchsten Autorität der deutschen amerikanischen Lutheraner aufgefordert: „in den Schranken evangelischer Prediger (zu) bleiben und Busse und Glauben (zu) predigen, ohne sich in den Krieg zu meliren, so nicht ihres Amts ist". Charakteristisch ist aber auch die Dankpredigt, die Mühlenberg nach Aufhebung der Stamp Act 1766 gehalten hat, und die er sogar hat drucken lassen (vgl. Bd. III, S. 13 — 16). „Wir wohnen unter dem Schirm und Schatten des besten Königs und mildreichsten Regierung, deren väterlich zärtliche Neigung auf die Wohlfahrt aller ihrer Unterthanen
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zielet", erklärt er hier. Die Deutschen werden gelobt, daß sie sich an Unruhen nicht beteiligt haben. Die englischen Maßnahmen bedeuteten eine Zuchtrute Gottes. Bei der Aufhebung der Stamp Act hat „Gnade für Recht und Barmherzigkeit statt des Gerichts" gewaltet, „nun sind wir schuldig, Dank= und Gedenkmahl zu stiften" (Bd. III, S. 15). Dabei gehört die Stamp Act durchaus in die Reihe der kurzsichtigen (und ihre realen Möglichkeiten überschätzenden) Maßnahmen der britischen Regierung bzw. des Parlaments, die das Vorfeld des Befreiungskrieges bereiten. Schon 1763 werden die „Currency Act" und die „Sugar Act" erlassen, 1767 folgen die „Townshend Duties". Als eine Versammlung in Massachusetts ihre Aufhebung verlangt und es in Boston zu Tumulten kommt, werden Truppen dort stationiert, 1770 kommt es zum Blutvergießen bei einem Tumult. Die „Tea Act" monopolisiert die Tee-Einfuhr, die Reaktion darauf ist die „Boston Tea Party" vom 16. Dezember 1773, bei der die Ladungen englischer Teeschiffe in den Bostoner Hafen geworfen werden. 1774 kommt es dann in rascher Folge zu einer Fülle von repressiven Maßnahmen: der Hafen von Boston wird geschlossen, die Zahlung einer Entschädigung wird verlangt, die Rechte der Provinzialverwaltungen werden mehrfach empfindlich eingeschränkt und das Siedlungsgebiet westlich der Appalachen und nördlich des Ohio wird Kanada zugeschlagen. In Massachusetts und in Virginia haben bereits 1768 und 1769 „Kongresse" (wenn man so will) stattgefunden, in denen die Aufhebung der Steuergesetze und ein Handelsboykott gegen England verlangt wird. Im September/Oktober 1774 tritt dann in Philadelphia der erste Kontinentalkongreß zusammen, der den Zusammenschluß der Provinzen und ihren Handelsboykott gegen England fordert. Damit ist die Schwelle zum Unabhängigkeitskrieg überschritten. Im April 1775 kommt es zur ersten bewaffneten Auseinandersetzung. Der zweite Kontinentalkongreß, der im Mai 1775 (wieder in Philadelphia) zusammentritt, hat den Aufbau einer Kontinentalarmee beschlossen und Washington zu ihrem Befehlshaber ernannt. Die erste Schlacht des Krieges (Battle of Bunker Hill) im Juni geht für die Engländer nicht wie erwartet aus, dennoch richtet der Kontinentalkongreß an den englischen König Georg III. eine Treueerklärung und bittet nur um Beendigung der Unterdrückungsmaßnahmen. Aber der König geht auf nichts ein und ruft vielmehr am 23. August 1775 zur Unterdrückung der amerikanischen Rebellion auf. Damit hat der Krieg auch formell begonnen. Erst jetzt, seit dem Frühjahr 1775, finden sich Äußerungen zu den Ereignissen in Mühlenbergs Korrespondenz. Sie sind außerdem selten. Das ist nichts Ungewöhnliches. Bei den Indianeraufständen, ja selbst beim englisch-französischen Krieg 1754 —1763 ist es nicht anders: bei den Indianeraufständen ist es das Schicksal der Siedler, das Mühlenberg zu gelegentlichen Mitteilungen veranlaßt, für den French and Indian War fällt er als Nachrichtenquelle vollständig aus. Ende März 1775 spricht er Pasche gegenüber noch von dem „jetzigen Streit" (Nr. 656, S. 669). Noch hatte ja das erste Gefecht bei Lexington und Concord (19./20. 4.) nicht stattgefunden. Aber bald wird der Ton sehr
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viel ernster, ein englisches Kriegsschiff hat in der Nacht New York beschossen, Mühlenberg schreibt jetzt (Brief Nr. 660): „Es scheinet Nord America sey in bedencklicher Crisi. Gott der Herr hat uns die vielen Jare her durch seine große Güte zur Buße locken und leiten wollen; aber es heißt: Ihr habt nicht gewolt. Der gröste Hauffe hat Gottes Güte, Gedult und Langmut gemisbraucht und auf Mutwillen gezogen. Einer hatte einen Acker gekauft, der andere Ochsen und Vieh, der dritte ein Weib genommen. Sie verachteten die oft wiederholte Einladung, und giengen ihre eigene Wege, einer auf seinen Acker, der andere zu seiner Handthierung (vgl. Lk 1 4 , 1 6 - 2 4 ) . Etliche griffen seine Boten, höneten, schmäheten, verjagten, oder wiesen sie ab (vgl. Lk 20,9— 16). Was Wunder denn, wenn der Herr Zebaoth seine Heere ausschicket oder los läßet, daß Menschen Kinder umkommen und ihre Städte verbrandt werden? Die Gefahr breitet sich von Tage zu Tage weiter aus und komt näher herzu".
Das klingt beinahe wie Mühlenbergs Ausführungen anläßlich der Stamp Act: der Krieg als Strafe Gottes dafür, daß die Menschen seinem Ruf nicht folgten. Der Brief schließt: „Ich bitte und hoffe Hochwürdige Väter, Gönner und Wohlwünscher in Europa, wollen und werden der americanischen Umstände vor dem Gnaden=Trone gedencken, damit sie den seligen Ausgang gewinnen, daß der große Name Gottes recht erkant und geheiliget, des Satans Reich zerstöret, und des Welt Heilandes Reich völliger komme, und Gottes Wille auf Erden erfüllet werde!"
Mühlenberg ist offensichtlich tief betroffen. Als er in Philadelphia mit den dortigen Autoritäten wegen der Anlage eines neuen Friedhofs verhandeln muß, erklärt er: „times may come, where in we may have the more need of an extensive burial Place" (Nr. 664, 1 2 . 1 0 . 1775, S. 705). Als es um die Bezahlung des Grund und Bodens geht, drängt er darauf, daß das binnen Jahresfrist geschehe, „weil man in den verworrenen Krieges Zeiten noch nicht weiß, wer Koch oder Keiner seyn oder bleiben werde, damit mans nicht etwa 2 mal bezalen dürffte" (Nr. 671, 10. 3. 1776, S. 721). Und nun folgt das Eigentliche: „Wer heut zu Tage mit Leuten aus der sogenannten großen Welt und ihrem erhöheten Geschmack was zu schaffen haben muß, der findet noch eben solche moralische Beschaffenheit wie Jeremias zu seiner Zeit Cap: 5,4 = 6. ,Der arme Hauffe ist unverständig — Die Gewaltigen haben das Joch der höhern Religion zerbrochen und die Seile der natürlichen zerrißen. Die Folgen stehen im 6ten Vers. Darum wird sie auch der Löwe etc.' (der aus dem Walde kommt, zerreißen, und der Wolf aus der Wüste wird sie verderben, und der Parder wird um ihre Städte lauern; alle, die daselbst herausgehen, wird er fressen. Denn ihrer Sünden sind zuviel, und sie bleiben verstockt in ihrem Ungehorsam)".
Hatten sich die Kampfhandlungen zunächst auf New York konzentriert, wobei die Kontinentalarmee sich nicht behaupten konnte, so verlagerten sie sich allmählich auf Philadelphia, die größte Stadt und außerdem Sitz des Kontinentalkongresses (wie Mühlenberg es schon 1775 vorhergesagt hatte, vgl. Nr. 660, S. 690 und Nr. 664 Anm. 9, S. 706). Die englische Flotte, die den Delaware herauffuhr, konnte beim Angriff eingesetzt werden. Am 26. September 1777 marschierten schließlich die englischen Truppen in die Stadt ein — aber das liegt jenseits der Zeitgrenze dieses Bandes, in dem die Briefe Mühlenbergs von März 1776 ab nicht mehr aus Philadelphia kommen, sondern aus Providence, wo Mühlenberg bereits am 1 . 1 . 1776 ein Haus als Ruhesitz
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erworben und wohin er sich mit seinem Sohn Friedrich und dessen Familie zurückgezogen hatte. Nur ein Brief stammt noch aus Philadelphia, auf ihn muß wegen seines Inhalts ausführlicher eingegangen werden. Die militärischen und politischen Ereignisse von 1776 werden von Mühlenberg nicht erwähnt, mit Ausnahme der Schlacht bei Trenton (vgl. Nr. 679 Anm. 10, 9, S. 748), obwohl sie wichtig genug sind (ζ. B. Niederlage der Kontinentalarmee im August in der Schlacht von Long Island). Die Bemerkungen Mühlenbergs zu den Ereignissen von 1776 können kurz wiedergegeben werden. Für Mühlenbergs Verhältnisse sind es ziemlich viele. Ist es Zufall, daß nur amerikanische Siege und nicht die Niederlagen behandelt werden (ζ. B. die Kämpfe um Long Island)? Es findet sich ja im Brief an die Familie Schultze sogar der bemerkenswerte Satz (im Anschluß an die Erwähnung eines Besuches): „Die Jungen Leute thun recht, daß sie für ihre von Gott verliehene und angeborne Freiheit streiten wollen" (Nr. 670, 7. 3. 1776, S. 718). Auch als Streit Militärgeistlicher werden will, trifft das bei Mühlenberg auf keinen Widerstand, sondern offensichtlich auf Unterstützung. Für den Übergang Washingtons über den Delaware und die Schlacht von Trenton liefert Mühlenberg sogar einen Bericht mit Details über die Kämpfe. Und gleich anschließend meldet er, daß Fort Lee, Newark und Hackensack, und zwar jeweils mit beträchtlicher Beute, zurückerobert worden seien (Nr. 679, Anm. 10, 9). Der Versuch der von Lord Dunmore befehligten Flotte, Virginia zurückzugewinnen, sei gescheitert, auch von Charleston habe die Flotte sich zurückziehen müssen (Nr. 678, Anm. 15). Ist in Mühlenberg allmählich der amerikanische Patriotismus erwacht? Er hat ja schließlich auch einen Sohn als Oberst bei der amerikanischen Armee. Z w a r ist von ihm in den Briefen durchaus die Rede, aber er figuriert nur als „der Peter" (vgl. ζ. B. Nr. 670, S. 717), ohne Eingehen auf seine Kriegserlebnisse. Der Vater schreibt auch mehrfach an den Sohn (verloren), aber ein Brief von diesem ist aus unserem Berichtszeitraum ebenfalls nicht erhalten. Der Kommentar Mühlenbergs zur Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 sei vollständig wiedergegeben (Nr. 678, Anm. 15, S. 742f.): „ H e u t e hat der vestländische Congress die vereinigten Provintzen von N o r d America öffentlich für freie und Independente Staaten erklären laßen, worüber verschiedene tiefsinnige und in die Ferne sehende Melancholici die K ö p f f e hängen und viele sanguinische Miopes [Kurzsichtige] jauchzen und frolocken. In fine videbitur cuius toni. Es bleibet Gläubigen dieses zu einer Beruhigung, daß einer am Ruder sitzet, und dem Plan des Gantzen vor sich hat, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden übergeben, und der noch niemals w a s versehn in seinem Regiment! Der nicht schläft noch schlummert, und seinem Volck geboten hat zu beten: Dein N a m e werde geheiliget, dein Reich k o m m e , dein Wille geschehe".
D a s klingt ziemlich zurückhaltend, und wenn Mühlenberg am 8. Juli die Notiz anschließt, daß die nordamerikanischen Provinzen „vom State House independent proclamirt worden" seien, und Psalm 127,1 anführt („Wenn der Herr nicht das H a u s baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen"), so weiß man nicht, wie man das interpretieren soll. Überschäumende Begeisterung scheint daraus nicht zu sprechen.
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Wenn er jedenfalls Religion und Kirche gefährdet sah, versuchte Mühlenberg empörte Gegenwehr. Der Verfassungskonvent von Pennsylvania hatte in den Verfassungsentwurf in Section 47 hineingeschrieben: „ L a w s for the Encouragement of Virtue and Prevention of Vice and Immorality shall be made and constantly kept in force, and Provision shall be made for their due E x e c u t i o n " .
Zusammen mit dem reformierten Geistlichen reichte Mühlenberg eine Petition (Nr. 677, 17. 9. 1776) ein: dieser Satz möchte durch folgenden ergänzt werden: „and all religious Societies and Bodies of M e n heretofore united and incorporated for the Advancement o f Virtue and Learning and for other pious and charitable Purposes, shall be encouraged and protected in the Enjoyment of the Privileges, Immunities and Estate, which they were accustomed to enjoy and might or could o f Right have enjoyed under the L a w s and former Constitution o f this State".
Diese Petition war höflich, kurz und klar, ohne die Deklamationen, in die Kirchenvertreter in solchen Zusammenhängen für gewöhnlich ausbrechen. In Wirklichkeit war Mühlenberg keineswegs so zurückhaltend. Er rief die Geistlichen aller Kirchen Philadelphias zusammen (Nr. 678): „ich sagte, es wäre freilich dem erhöheten Geschmack der jetzigen Zeit wol angemeßen, denn es könten auf die Weise die Teufel mit in die Regierung kommen weil sie einen Gott glaubten und zitterten (vgl. Jak 2 , 1 9 ) , Ja und O x e n und Esel, weil sie ihren Herrn und die Krippe Ihres Herrn kenneten etc." (vgl. Jes 1,3). „ . . . man kan aus dieser kleinen Probe mercken, daß ein heßlich Tier dahinter steckt, das seine Hörner schon weiset, und ärger handeln wird als die babylonische H u r e auf den W a ß e r n " (vgl. Apk 17,15). „Was Wunder, wenn die Waffen der A m e r i k a n e r ] nicht siegen, wenn N [ e w ] Y [ o r k ] und dergl. über gehet, und wir damit gezüchtiget werden, womit wir gesündiget h a b e n . "
Das sind nur einige Proben. M a n vergaß aber das Handeln nicht. Nachdem der Text der Eingabe einmütig beschlossen war, wandte man sich an Franklin, den Vorsitzenden der Convention, mit der Bitte, die Versammlung der Geistlichen zu empfangen. Daraufhin kam Franklin zu ihnen und versprach ihnen, ihr Anliegen vorzutragen. Vorsichtshalber hatte Mühlenberg noch einen Kirchenvorsteher — und zwar geschickterweise einen vom radikalen Flügel der Convention — alarmiert, der sich des Antrags annehmen sollte. So wurde er angenommen. Ja, es geschah noch mehr, eigentlich nicht zu Erwartendes. Mühlenberg berichtet, daß zusätzlich zur Zufügung in Section 47 auch in Section 10 eine positive Änderung erfolgt sei: „In der 10 t e " Section ist die Gelobung der Treue, welche die Glieder der neuen Regierung thun sollen, verändert und also gesetzt: ,Ich glaube an einen Gott, den Schöpfer und Regierer der gantzen Welt, den Beloner des Guten und Bestrafer der Bösen. Und ich erkenne die Schriften des alten und neuen Testaments gegeben durch göttliche Inspiration.'"
Trotz dieses Erfolges war Mühlenberg tief deprimiert. Seine Stimmung ergibt sich aus der vollständigen Lektüre von Nr. 678, woraus nur einige kurze Zitate angeführt wurden, und seine Grundhaltung aus dem erbitterten Kommentar zu der eben zitierten Formulierung in Section 47 (Nr. 677,5, S. 738). Was uns (mit Ausnahme, daß Jesus Christus fehlt) in einer Staatsverfassung
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außerordentlich erscheint, war ihm völlig unzureichend. So ist seine Stimmung deprimiert, ja resigniert (Nr. 678, 2. 10. 1776, S. 739): „Ich hatte bei allen jetzigen Krieges=Unruhen immer die Zuversicht, daß der am Ruder sitzende Erlöser, es so aus füren würde, daß des Vaters Name und Anstalt in America beßer erkant, bekennet, im Geist und Warheit verehret, des Teufels Reich zerstöret, das G n a d e n r e i c h erweitert und sein höchst heiliger und bester Wille volbracht werden mögte. Als ich aber in dem neuen Plan sähe, daß ein so zalreiches, wenigstens dem Namen nach Christen Volck von solchen Personen regieret etc. werden solte, die zur äusersten Noth noch ein Oberwesen mit dem Munde bekennen; so entfiel mir der Muth, und bejammerte, daß sich unter so vielen Gelehrten und der Englischen Sprache mächtigen Bekennern, nicht Jemand vor den Riß stellete und dem honsprechenden Goliath die Schleuder zeigte! Ich wandte mich im Kämmerlein zu Jesu dem allmächtigen Gott=Menschen als Eigenthums Herrn, klagte Ihm mein gäntzlich Unvermögen in dieser Sache, und anderer geschickten Werckzeuge Menschenfurcht oder Schläfrigkeit, und flehete, Er mögte doch seiner Sache unmittelbar oder mittelbar helffen! Wege hast du aller wegen, an Mitteln fehlt dirs nicht".
Das ist der Mühlenberg am Ausgang unseres Berichtszeitraumes, so weit er sich aus den erhaltenen Unterlagen rekonstruieren läßt.
Die Briefe des Jahres 1769
450. ]. C. Stöver an M.
Lebanon,
7. 1. 1769
W[ohl] E[hrwiirdiger] H[erzlich] gel[iebter] Sen[ior] Ew. W. E. berichte hiemit, daß die Antwort von den hindern Gemeinden, auf Dero unterm 19 Nov: anni praet[eriti] an sie abgelaßene Schreiben1 erst den 9 Dec: drauf an mich gebracht worden, und ich nicht eher als vom 26 Dec: an, bis zu Ausgang des Jahrs, den Besuch habe verrichten auch dabey ihr Verlangen nach einem Prediger erfahren können. Der gegenwärtig vaccanten Gemeinden, wormit gesprochen sind 5, neml. Maytown in Ropho, bey Simon Bischoff, Middeltown, Hummelstown und aufm Berge, eine jede hat pro certo 10 Pf[und] versprochen, zusamen 50 Pf[und] mit der Zusagen, wenn noch mehr /: wie sie hoffen:/ fiele, solte noch als eine Zugabe auch bey gelegt werden. Meinem Düncken nach könte sich ein Anfänger damit betragen, zumahl da es könte so eingerichtet werden, daß wann mans nicht zu commode haben will, alle Sontage 2 Gemeinden zugleich bedienet werden können, die Gemeinden auch zufrieden seyn, wanns in 4 Wochen doch Sontags an 2 komt. Konten noch die Gemeinden in weiß Eichen Land, 2 und eine andere Woche bey Manheim, welche von dem jungen Η Kurtz 3 bedienet werden, und ihm doch zu beschwerlich sind, darzu kommen, so wäre Arbeit und auch Brod genug vor einen vergnügsamen Prediger. Die 5 ersten Gemeinden sind auch sehr wohl zufrieden, daß H. Jung 4 bey mir logiren, und ich, so lange er nicht geordiniret bey ihnen Sacra administriren solte, doch haben sie zugleich auch ausgehalten, daß wenn er ihnen innerhalb JahrsZeit wohl anstünde, daß man ihn nicht wieder wegnehmen solte. Wann demnach Ihro W. E. den H. Candidaten Jung noch in Händen hätten, und ihn bey Gelegenheit /:vielleicht weiß H. Stiegel 5 einen Rath zu geben:/ mir zuschicken wolten, wozu meine Frau auch consentirt, sofern sich H. Jung mit unserer Haus=Kost contentiren wolte; so wäre willig ihn in die Gemeinden anzuweisen, auch sonsten nach meiner Wenigkeit mit Rath und That an die Hand zu gehen. Ob, und wie fern dieselben ihrem H. Jungen in Casualibus wolten Licence geben, überlaße Dero höhern Judicio, erwartende von Demselben ehesten bey Gelegenheit des H. Stiegels eine beliebige Antwort, 6 und verharre unter hertzl. Gruß an ihn und Dero Fam: etc. etc. Lebanon d 7 Jan: 1769
Abschrift 1
von Mühlenbergs
Joh: Caspar Stöver
Hand in Ρ Μ 95 Ζ 8 S. 71.
Nicht erhalten. Zur Sache vgl. den Synodalbericht zum 6. 11. 1768 (PM 95 Ζ 8 S. 23; AFrSt IV C 13:43 S. 351 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 9 S. 351 f.; Documentary History S. 91 f.; Tappert II S. 366), die Tagebucheintragung zum 30. 4. 1769 in PM 95 Ζ 8 S. 125 - 1 2 7 (AFrSt
30
Die Briefe des Jahres 1769 IV C 14:5 S. 6 9 - 7 1 ; L C Abt. Η IV F a c h Ε Nr. 11 S. 6 9 - 7 1 und T a p p e n II S. 3 8 7 f.) sowie Bd. III Nr. 4 2 8 Anm. 13.
2
White Oaks, Warwick Township; vgl. Glatfelter I S. 327.
3
Johann Wilhelm Kurz, Pastor in Earltown.
4
Johann Georg Jung; vgl. Bd. III Nr. 4 3 9 Anm. 1 S. 634.
5
Henry William (Baron) Stiegel.
6
= Nr. 454.
4SI. An [R. Peters]
Philadelphia,
7. 1. 1769
Most worthy and Revd Sir, 1 Since I had the honor to wait on You last, 2 and heard the Answer of that truly great Patriot His Exc. G[eneral] J[ohnson] B[aronet] 3 the following Considerations occured in my Mind: 1, First of all a Missionary in them Regions 4 is wanted and necessary as a Basis or foundation for a Superstructure. 2, Such a Missionary should be a Man, a Christian and Divine of Experience, Spirit and Talents for the purpose. 3, I humbly believe, Dr: Wrangel5 might be the Man and Instrument and by Your Recommendation be appointed for such an Important Institution, because he is a single Man, a Zealous Christian and Divine of Experience and Talents in the English, german etc: Languages and apt to learn the Indian Tongues, is at present in Europ near the fountain, and his Intention seemed always hearty for an Institution of such a Nature and Extent. 4, Under his Inspection, Instruction and Tuition, our young Saplings could by the Blessing of God grow, be trimmed and prepared for the weighty Intent and purpose. 5, Our young Man [!] or striplings may at present have some Superficial Impressions of religious Zeal, but not theorie and practise to resist the Temptations of the flesh, the World and evil Spirits, and to discern the stratagemes of the old fellow or Diabolus, because they have as yet no sufficient Learning and Experience in Divinity and where and how should they get it? if no Missionary is there? 6, His Exc: G. J. B: would surely be a tender and indulging Parent to the young people and next to God the best protector for them, but they want to have a Spiritual father, Teacher and Director also, to get them to Work, other wise they might by degrees go astray, and turn sooner Indians, instead of turning them Christians and faithful Subiects. Ex[empli] g[ratia]: A father and Son went once in Company through a forest seing a fox running across. The father said: run my Son, You are swift enough to catch him. The Son ran after, but the fox jumped into a small Hole. The Son put his hand into the Hole and stuck fast. The father called out: have You catched him? No said the Son, he has catched me.
Nr. 450/451/452
7. 1./7. 1./10. 1. 1769
31
7, If the Revd commissary Peters or Dr: Wrangel or any like experienced father were stationed there, I should not have the least fear to offer all my Sons, and any hopeful Youth for so important an Essay, tending to promote the Glory of our highest Benefactor and the Kingdom of Christ. 8, The first setting out in so important an Essay or Institution requireth very much Circumspection and Judgment as your Reverency was pleased once to say, when Dr: Wrangel and I had the pleasure to conferr with You about a certain Affair. If I should impose any thing upon my best and most benevolent Patriots and thereby cause a Miscarridge, Grief and Anxiety would kill me! Be pleased therefor most Worthy and Reverend Sir to consider these my lines at Leisure according to Your riper Judgment and penetrating Spirit and most tender Regard for the Glory of God and the Kingdom of Christ ut festinemus lente, 6 and condescendently permit to remain Your unworthy and unprofitable Servant Philadelphia d 7 Jan: 1769.
Abschrift 1
2
3
4
5
6
von Mühlenbergs
Η. M:
Hand in PM Ζ 8 S. 65 f .
Wahrscheinlich Richard Peters; vgl. das Postskriptum zu Nr. 463 S. 67 sowie Bd. III S. 669 - 672, 674 f. Wegen der lückenhaften Tagebuchaufzeichnungen von N o v e m b e r 1768 bis Februar 1769 lassen sich Person und Anlaß nicht genau ermitteln. Sir William Johnson, Superintendent of Indian affairs for the N o r t h e r n D e p a r t m e n t , Leiter der Verhandlungen von Fort Stanwix; vgl. Bd. III Nr. 447 S. 6 6 9 - 6 7 2 , 674 f. Im Indianergebiet; vgl. Mühlenbergs K o m m e n t a r zu den Verhandlungen von Fort Stanwix in Bd. III Nr. 447 S. 6 6 9 - 6 7 2 , 674 f. Carolus M a g n u s von Wrangel, 1 7 5 9 - 1768 Propst der schwedischen Gemeinden in N o r d a m e rika und enger Vertrauter Mühlenbergs; er hatte am 1. 9. 1768 seine Rückreise angetreten (vgl. Bd. III Nr. 435 Anm. 4). D a m i t wir gelassen eilen. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 776 f.
452. An G. W. Schilling
Philadelphia,
10. 1. 1769
Viro Nobilissimo atque Doctissimo G[eorgio] W[ilhelmo] Schillingio Fautori suo, observantia colendo s[alutem] p[lurimam] d[icit] H[enricus] Mühlenberg. Angoribus conficiebar Vir nobilissime et animus meus inter spem metumque tenebatur suspensus quum famam audirem TE forsan esse Imperatorem Borus[sicum] omnibus ignotum proficiscentem, et Frid[ericus] Martinus Maniceps 1 tuus progressum Itineris Tui e domo sua ita exponeret: egressus est Vir magni corporis et animi cum vehiculo debili auro caelato, caballoque parvo, albo an atro, per varios casus, per tot discrimina rerum! 2 quo tendebat?
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Die Briefe des Jahres 1769
Bostonii? [ = Bostonium?] ab ovo usque ad mala 3 sive pomarium septo circumdato sento. Litteris autem Tuis acceptis, 4 iisque valde jucundis, collegi me, gaudio gavisus sum, et satis est inquam, postquam vivit adhuc Fautor meus a Deo benignissimo largitus Schillingius! Desiderium T E iterum videndi me tenet, si fieri potest, antequam moriar, ut apud T E , familiaritate Tua suavissima fruerer, quia consuetudo Tua vitaeque ratio mihi pergratae sunt. Nihil habes Fautor optime quod de meis erga T E beneficiis quasi collatis gratias agas. Civilitas sive humanitas mea, eaque humilis erga T E , dum coram versabamur, tanta temporis exiguitate haud commemoratu digna sit existimo. Si negatoribus Christi non, mihi profecto satis fecisti. Vir clarissime, quod in hisce desertis americanis sic dictis a Religione genuina pene remotis, fidem Christo datam nondum denegaveris, et sine ulla dubitatione spero fore ut in posterum armatura divina etiam per dies vitae pro aris et focis dimicaturus sis. 5 Ex ista caussa sive argumentatione amicitiam meam ac debitam Venerationem facilius conciliasti. Tua enim Eruditio, vera fides, vitae ratio, moderatio atque abstinentia singularis sacris litteris accomodatae faciunt favorem, colligunt gratiam, et dignitatem amplificant, apud homines virtute praeditos, et praesertim Christianos sive Christo deditos. Quid vero multa Fautor colende, recte de Religione sentiens! quanam parte terrarum Orbis commorandi Tibi placebit; Si Deus 0 [ p t i m u s ] M[aximus] per cognitionem Christi, eximiis maximisque promissis ad vitam et pietatem pertinentibus Te beavit, ita ut per ea factus sis divinae particeps naturae et mundanam cupiditatis corruptelam effugere perges, et sanctitatis studio quotidie incumbes, uberrime abundabunt etiam in fide Tua virtus, Scientia, temperantia, patientia, pietas, amor fraternus et Caritas, 6 ex unctione Spiritus Sancti; et tandem praeclaro certamine certato, cursuque absoluto pervenies disiunctissimis terris peragratis ad illas oras, ubi placidissima quies et sempiterna vita vigent, ubi justitiae corona reservatur, omnibusque redditur, qui Christi Adventum amaverint. 7 De novis ad rempublicam spectantibus, nihil habeo notatu dignum nisi quod praedium Frid: Martini eiusque bona manu praetoria nuper sint detenta, quia aes alienum, usuris multiplicandis crescens, haud exsolverat. Fortuna eius nunc inclinata et prope jacens est. 8 Uxor Petri Haussii aequo animo post morbum lentum mortem obiit. Exstructio templi nostri primarii Sionis sic dicti Philadelphiae pene finita est, et proximo verni tempore auxiliante Deo dedicabitur. 9 Utinam ut et Tu fautor optime tunc praesto esse posses! 1 0 non solum ad multiplicandam stipis collectionem, sed et praesertim ut recrearemur per utrorumque fidem, Tuam et nostram in Christo vere fidelium Deliciis, ut et Caritas abundaret erga tale Institutum, in Ecclesia colligenda valde necessarium. Si T i b i fautor colende autem placeret via recta ad patriam amoenam revertendi, fasciculum quendam litterarum mearum ad T E mittendum Tecum ferre ne recuses, rogo quaesoque, et nostrum comparatum, quanquam adhuc exiguum, de meliore commendare velis. Caeterum devotis votis Tuis, in litteris ad me missis ex pio pectore conceptis, annuat Ille, qui omnia vult et potest praestare
Nr. 452/453
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10. 1./14. 1. 1769
suis! Cura ut valeas, et Ecclesiae Evangelicae ornamentum, Reipublicae Amplificator, Litteraturae Maecenas, Maiorum Tuorum Monumentum dignitatis et Christo fidelissimus ad mortem usque permaneas! Domus mea omnesque Amici s[alutem] plur[imam] d[icunt] et commendant sese Tuo favori et Amori christiano! Dabam Philadelphiae in America Septentrionali die X m o Januarii A.D. MDCCLXIX.
Abschrift
von Mühlenbergs
Hand in PM 95 Ζ 8 S.
67-69.
' = Manceps = Aufkäufer. — Gemeint ist Christian Friedrich M a r t i n s , dem Miihlenberg sein W o h n h a u s in Providence verkaufte, als er im O k t o b e r 1761 nach Philadelphia zog. 2 Vgl. Vergil, Aeneis 1,204: Durch wie viele Wechselfälle, durch so viele gefährliche Situationen hindurch; zum Kontext auch Aeneis 1,205. 3 Vgl. H o r a z , Satiren 1,3,6: Vom Ei bis zum Obst, d. h. vom ersten bis zum letzten G a n g eines Mahles. Der folgende Halbsatz geht auf Columella, De re rustica 1,6,24 zurück. 4 Vgl. Bd. III Nr. 445. 5 Sprichwörtlich nach Livius, Ab urbe condita 10,44,8: „Für H e r d und Altar k ä m p f e n . " Vgl. Wander Bd. 2 Sp. 528. 6 Vgl. 2 Petr 1 , 3 - 7 . 7 Vgl. 2 T i m 4,7 f. 8 Wegen der Zahlungsunfähigkeit von M a r t i n s d r o h t e die öffentliche Versteigerung des Hausbesitzes, und M ü h l e n b e r g befürchtete, in diesem Fall den ausstehenden Rest der Kaufsumme zu verlieren; vgl. Bd. III Nr. 447 S. 664 und Nr. 454 A n m . 10(1). 9 Die Zionskirche w u r d e am 25. 6. 1769 feierlich eingeweiht; vgl. Nr. 464 Anm. 3. 10 Das war nicht möglich, da Schilling schon vorher nach E u r o p a abgereist war; vgl. Nr. 459 und Nr. 460.
453. An J. Groß
Philadelphia,
14. 1. 1769
Philad: d 14 Jan: 1769 Mstr: Johannes Groß, Valentin Scherer, sein Nachbar hat am lOten Januar: a[nni] c[urrentis] bey mir unterschriebenen vor Zeugen angebracht, daß Er, John Groß gesagt, die Lutheraner, die Vorsteher und Prediger wären Schelme und Betrieger und besonders der Pfr: Voigt. 1 Der Valentin solte nur hinüber sehen auf meinen ehemaligen Platz. 2 Valentin Scherer erbiethet sich die Außage vor der Obrigkeit zu bezeugen. Es thut mir leid Mr: Groß, wenn ich einen einzigen Menschen Unruhe, Kosten oder Schaden ohne Noth verursachen solte. Kan Er seine Außage beweisen und gut machen, so müßen wir für bewiesene Schelmerey und Betriegerey gestrafft werden und leiden was recht ist. 3 Kan Ers nicht beweisen; so muß Er leiden was recht ist. Er kan mirs also nicht übel nehmen, wenn ich einen Writ 4 für Ihn ausnehme for an Action of Scandal, Damage 5
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Die Briefe des Jahres 1769
oder dergleichen. Ich gebe Ihm 14 Tage Zeit von heute dato an. Innerhalb der Zeit wird Er sich erklären, und mir durch Valentin Scherer schrifftlich wißen laßen, ob Er Satisfaction leisten kan und will? Wenn innerhalb 14 Tagen nichts erfolget; so ist man genöthiget die Obrigkeit und das Recht zu gebrauchen, weil selbige von Gott verordnet sind das Böse zu bestraffen, und das Gute zu unterstützen. 6 Wenn nur noch einige Furcht vor Gott, noch einiger Funcke von Christenthum, oder nur bürgerliche Ehrbarkeit, oder vernünfftig Gefühl vom deutschen Geblüte in mannichen Menschen übrig wäre; so würden sie ihre Zungen beßer im Zaum halten, und sich nicht selber in Schaden bringen. Laß einen Jeden, wer er ist; so bleibst du auch, wer du bist. 7 Ich verlange den zu sehen, der mir und Mr: Voigt die geringste Schelmerey und Betriegerey mit Recht Schuld geben und beweisen kan! So viel von seinem Freund Η: M: 8
Abschrift 1 2 3 4 5 6 7 8
von Mühlenbergs
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 70.
Johann Ludwig Voigt, Pastor in New Hanover und Providence. Mühlenbergs Haus und Grundstück in Providence; vgl. Nr. 452 Anm. 1 und 8. Vgl. Weish 19,13. = gerichtliche Vorladung. = Verleumdungs- bzw. Schadenersatzklage. Vgl. Rom 1 3 , 1 - 5 . Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1796. Im Anschluß an den Brief notiert Mühlenberg: „N[ota] b[ene] auf obiges sandte Mr: Gross eine Antwort in repenting terms vom 21 Jan: 1769. und ich ließ ihm mündlich sagen, daß aquiesciren wolte."
454. An ]. C. Stöver
Philadelphia,
16. 1. 1769
Wohl Ehrw: H. Pastor, Werther H. Amts=Bruder, Aus Ew. W[ohl] E[hrwürden] geliebten vom 7 Jan: a[nni] clurrentis] 1 durch Herrn Stiegel ist mir Dero und werthen Familien Wohlseyn erfreulich zu vernehmen. Der Herr, der rechte Liebhaber der Menschen Kinder, die Ihm vertrauen und gehorsamen, wolle Sie, und die Ihrigen aus seiner Fülle 2 sättigen, mit allerley geistlichen Segen in himlischen Gütern, und Ihr Amt und Stand mit reicher Gnade krönen! 3 Was die Sache mit dem Candidat H. Jung betrifft; so ist er gegenwärtig nicht in Philadelphia, sondern auf ein Zeitlang in die Gemeinleins über Macunshy, nemlich am Jordan, Heidelberg, Egypten und Lintown erlaßen. 4 Die Sache verhält sich in Zusammenhange also: 1, Ich brachte ihn mit hinauf nach Hannover zur Conferentz, 5 so daß meine ältern Herren Amts=Brüder Gelegenheit hatten ihn einigermaßen zu prüfen, ob, und wie fern und wo er nach des Hn: Dr: Wachseis 6 Wunsch und Recommendation gebraucht werden mögte?
Nr. 4 5 3 / 4 5 4
14. 1./16. 1. 1769
35
2, Meine Werthe Herren Confratres machten vernünfftige Einwendungen, warum sie nichts gewißes bestimmen und versprechen könten, weil die Umstände der vacanten Gemeinleins erst untersucht, und die lieben Gehülffinnen auch erst um Genehmhaltung, wie billig, gefragt werden müsten. 3, Mein mir aufgetragen Schreiben an die Gemeinleins 7 erforderte etwas Zeit, wegen der weiten Entfernung, wenigen Kräffte, und überhaufften Geschaffte. Ew. Wohl Ehrw: Reisen und Untersuchung zu, und in den Gemeinen, erforderte auch Zeit, und bey alle dem blieb es doch nur eine Muthmaßung, oder Ungewißheit für H . Jung, ob J a , oder Nein erfolgen dürffte. 4, Die Fracht hatte ich schon baar für ihn bezahlt, 8 sein Boarding in Philadelphia war schon zu 4 £ gestiegen, mir konte er nichts nutzen, die Gemeinleins in Heidelberg, Jordan etc. hatten schon bis ins 2te Jahr um Hülffe flehentlich angehalten, und schiene bey ihnen periculum in mora 9 zu seyn, die Vorsteher von besagten Gemeinen lamentirten und in solchen Umständen ließ sichs H. Jung gefallen in den Winter Monathen bis auf weitern Bescheid, einen Versuch in den Gemeinleins zu machen, mit gehörigen Adminiculis im Predigen und catechisiren sich zu üben, und in hoc casu necessitatis zu tauffen, bis auf weitere Ordre. Die Leute holeten ihn kurtz vor dem Christtage ab, bezahlten an den M a n n , wo er logirt hatte für Boarding; und so bleibt mir denn noch übrig, daß Ew. Wohl Ehrw[ürden] Schreiben vom 7 J a n : a.c. mit Gelegenheit an den H. Jung schicke, damit er sehe, wie weit sich die Umstände durch Ew: W. E: Untersuchung aufgeklärt, und ich ins künfftige von beyden Seiten weitere Nachricht erlangen möge. M i t hertzl. E m p f e h l u n g ] und Gr[uß] an W[erthe] Fam[ilie] verbleibe Ew. W[ohlehrwürden] zur Liebe und Dienst verbundener Diener Philadelphia d 16 Jan: 1769 1 0
Abschrift
von Mühlenbergs
H:M.
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 72 f.
= Nr. 450. Vgl. Joh 1,16; Kol 1,19; 2,9. 3 Vgl. Ps 5,13; 103,4. 4 Vgl. Bd. III Nr. 449. s Die Synodalversammlung vom 6 . / 7 . 11. 1768 in New Hanover. 6 Gustav Anton Wachsei, Pastor der St. Georgengemeinde in London, hatte Jung nach Amerika vermittelt; vgl. Bd. III Nr. 439 S. 630. 7 Nicht erhalten; vgl. Nr. 450 Anm. 1. 8 Vgl. Bd. III Nr. 4 3 9 S. 630 und Nr. 4 4 7 S. 667 f. ' Gefahr (liegt) im Verzug; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1410. 10 Für die Zeit bis zum 1 1 . 2 . 1769 ( = Nr. 455) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „d 18 Jan: Beantwortete des Dr: Martins Brief und sagte daß, wenn er innerhalb 4 oder 6 Wochen noch den H. Kurtz i.e. durch seine Freunde dem Η. K: Versicherung gäbe, und Η. K: 1
2
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Die Briefe des Jahres 1769 Wort schickte so solte das Attachement [Pfändung] aufgehoben werden, und ich wolte die Unkosten wegen des Writs [Urkunde] bezahlen." ( P M 95 Ζ 8 S. 7 3 ; vgl. Tappert II S. 378) (2) „1) Anno 1769 A m 19 Januarii empfieng durch M r : Bertram einen Brief von Sr: Η . H . Dr: Wrangel aus Bristol, datirt d 20sten Octobr 1768 und eingeschloßen a) Ein Tractät[lein] von einem selig verstorbenen Kinde b) Minutes von einer Conferentz der so genanten Methodisten c) eine Sermon wegen Expuls[ion] der jungen Methodisten aus O x f o r t . 2) Ein Paquet by the Susanna Capt: Wollman Sutton von London enthielt a) ein Schreiben v o m H. W" 1 Pasche datirt Kensington d 2 0 O c t o b e r 1768 b) ein Brieflein an die Frau Handschue. c) Ein Brief von M r : Joh: Philip Christoph Schwencke Candidato Th[eologiae] aus Cülte im Fürstenthum Waldeck dat d 27 M a r t : 1768 mit Bitte den mitgesandten Brief an seinen Vetter zu senden To M r : George Goette, Overseer at M r : Robert Philips Plantation Combahee South Carolina." ( P M 95 Ζ 8 S. [183]; vgl. Tappert II S. 3 7 8 )
455. An [die Gemeinde
in Barren Hill]
Philadelphia,
11. 2. 1769
Philad: d 11 Febr: 1769 Geliebte Mitbrüder, Älteste und Vorsteher: Ihr wißet, daß ich um meiner Weichhertzigkeit und Gutwilligkeit wegen mit Eurer Peters Kirche in große trouble und Last gekommen bin, und auch den guthertzigen M r : Keppele mit hinein gezogen habe. 1 Bios deswegen, weil wir ein größer Übel, Gefahr und Schaden abwenden, und die 2 ungeschickten und untüchtigen Collectanten nicht auf unsern Credit auch nicht in unsern Namen hinaus laßen wolten. 2 Seit der Zeit hat sich kein Ältester, kein Vorsteher, noch Gemein=Glied um die Sache bekümmert, und man hat die gantze Last auf mir und M r : Keppele liegen laßen. Als die Brüder Henrich Katz und Andreas Köth unter des Sheriffs Händen waren, hüben wir sie heraus und nahmen ihre Last auf uns. Wir veranstalteten auf der Ältesten und Vorsteher Begehren von Barrenhill, daß die gantze Rechnung durch geschickte Männer muste untersucht, und gesetzmäßig beurtheilet werden. Ich bezahlte schon vor etlichen Jahren an Mr: Hägy für sein Band 3 112 £ Capital und Interesse; bezahlte ferner für des Raps und George Rabens Bande das Capital, Interesse und Gerichts=Kosten, und erlösete damit diejenigen Brüder Ludwig Kolb, Henrich Katz und Andreas Köth, welche in den Banden verbunden waren. Ich besorgte, daß die Gemeine an der Peters Kirche auf ein Jahr alle 14 Tage mit Gottes=Dienst versehen wurde, welches mir gewiß mehr kostet, als die 30 £ welche sie versprochen, und erst eine Hälffte, nemlich 15 £ gegeben haben. Ich bat die Germantowner, sie mögten mit Barrenhill anstehen, und ihren Prediger alle 14 Tage Gottes=Dienst halten laßen. 4 Sie haben mir aber 2mal abgeschlagen. Ich gedachte meinen Sohn für Barrenhill zu widmen, wenn er ihnen anstünde, oder auch einen wackern Prediger von denen neuen zu bestimmen, die wir nun mit dem nächsten Schiffe von London erwarten. Aber es ist keiner von Euch lieben Ältesten und Vorstehern, der nur nachfraget. Nein, es scheinet sie schlafen und sind ruhig, 5 oder haben nicht Lust, daß das trostreiche Evangelium unter ihnen soll fort gepflantzet werden. Ich habe
Nr. 454/455/456
16. l . / l l . 2./17. 2. 1769
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kürtzlich noch müßen 14 £ und etl[iche] Schillings an Mr: David Däschler für Barrenhiller Kirche bezahlen. Und in dieser Woche müßen ohnfehlbar 18 £ Interesse für 300 £ auf ein Bond bezahlt werden, worin sich M r : Keppele nebst andern verbürget hat für die Peters Kirche. Ich habe schon offt gebeten, der Kirchen Rath von Barrenhill mögte doch nur die Allmosen, und Collecten herein schicken, welche sie nun Jahre und Tage bey dem Gottes=Dienst gesammelt haben, aber nein: es scheinet, sie wollen mich und M r : Keppele gar im Stiche laßen. Ist das Christlich? Ist das Brüderlich? Habe ich das verdient? Stehet es nicht in ihrer eigenen Kirchen=Ordnung, daß die Ältesten und Vorsteher, die Allmosen an die verbundenen Trustees abliefern sollen? Ich erwarte ohnfehlbar, daß sie in dieser Woche alles herein schicken, was sie haben, und ein receivt d a f ü r empfangen. Nächst früh Jahr g[eliebts] G[ott] sollen sie alles sehen, wie es hanget und langet. 6 So viel von Ihrem geplagten Mühlenberg.
Abschrift 1
2 3 4 5 6
von Mühlenbergs
Hand in Ρ Μ 95 Ζ 8 S. 74 f .
Mühlenberg, Keppele und Wrangel hatten am 13. 3. 1765 die Bürgschaft für die Barrenhiller Peterskirche ü b e r n o m m e n ; vgl. Bd. III Nr. 323. Vgl. Bd. III Nr. 321 Anm. 21 und Nr. 323. Von engl, b o n d , Schuldverschreibung. Vgl. Bd. III Nr. 397. Vgl. M k 14,41; M t 26,45. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 347.
456. [G. W. Schilling] an M.
Boston, 17. 2. 1769
Copie: Vir honoratissime! Comes tuus continuus sit Jesus Christus. In vita mea umbratili; qua divina d e m e n t i a gaudeo, iucundissimae, quamvis primae lineae certe jocosae epistolarum t u a r u m 1 , cumulum mihi gaudii attulerunt, et grato animo perlegi. Itaque me iam non poenitebat, intercapedinem scribendi fecisse, sed potius laetabar. At quid tibi dicam Vir optime? Tu vides in me, q u a m inepte plebs judicat, et quod proverbium sit verum /: quantum quisque sua n u m m o r u m servat in area, tantum habet et fidei :/ 2 persolveris hisce lineolis, qui modo auro existimant. Tibi autem gratias ago, ne salem et mensam praetereas; notum tibi est, filios Recabi 3 paucis contentos esse; nec me ecruciam, an placuisse m u n d o nam si placeas Christo, facilis iactura portenda [ = -tanda] est. Latius imperium Caesare Christus habet. Fructum enim magnum exhortationis Tuae capiebam, tanto Viro placuisse, gratum mihi fuit et suffecit. Faxit etiam hoc Deus, me talem, qualem tu me fingis; quidem q u a n t u m in me est, d a b o operam, ut gratiam nostri Redemtoris acquiram. Nihil autem possumus sine eo. Pulveris cinerisque sumus, quin eius benignitate [ + careamus o. ä.] omnibus, tamque mundanis, q u a m q u e aeternis bonis. Caret aliquando quidem bonis Christianus prioris [ = prioribus], sed eo magis certior
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Die Briefe des Jahres 1769
est de ultimis. Nam in rebus humanis sine mixtura calamitatis est nulla perfecta felicitas. Sed cur? Vir doctissime, me tarn alte attollas? Desine quaeso rogo abs te. Conscius enim sum pertenuitatis meae eruditionis! Argumentum poscis; ipsae [ = ipsius?] meae epistolae, ne dicam fragosae, ruditatem (-tas) et imperitiam (-a) tibi pro testimoniis ignorantiae meae sunt. Afficior pudoricolore, et nescio tibi respondere. Palmam majoris studii libenter tibi, sed non sine rubore attribuo. Reditus, ut fieri posset opto; sed vereor ne ad graecas calendas, 4 [ + differatur o . a . ] nisi forsitan Amicus, quem e [ + provincia] Surinamense expecto, quam citissime scribit, ut veniret. Attamen etsi familiaritate tua me oportet carere, nec eo minus Amicitia tua, suavitateque [ = suavitasque], qua frueri [ = frui] licita fuerit mihi, semper in mente manebit. Sane ex mero pudore oblitus sum abs Te Vir optime rogare; ergo non dubitabis, quin illud fasciculum litterarum tuarum magno cum gaudio acciperem, et ut ut possim dabo operam, nec minus ad tua, quam ad mea negotia, et faciam tibi [ = te] certiorem, quando reditus meus ad patriam erit fixus. Interea autem peto abs te, ne desinas, quam saepissime mihi [ = me] honorare gratissimis tuis litteris, tanquam testimoniis amicitiae nostrae, et si me amas, meque (mihique) magis magisque placere velis, impensas curri (-rus) ordinarii transferre ad me. Miseret me officiosi Viri Dom. Martini, 5 magisque adhuc ne in potestate mea sit, ut voluissem, si res meas (-ae) in hisce regionibus essent, ad eum sublevandum. Meminisset sibi autem Vir officiosus: ne sutor ultra crepidam. 6 Tarnen vero adhuc felix est, quod habet artem, et quam quisque norit debet exercere. 7 Pergratum mihi feceris, ut gratiam pro me agas (-ges) ob sua officia pro me; et si aliqua (-quae) negotia haberet in patriam nisi fallor, sicut mihi dixit bona ei relinquere (-icta) ibi, quam citissime laborarem, ut illa haberet. Nisi me ipsum, Amicos (-i), parentesque mihi sunt, quoque fratrem habeo Berolini, qui pro me, magno cum gaudio ad sua [ = eius] negotia opera (-am) dabunt. Quod scribis de libro, 8 Vir suavissime, miror sane hominis ineptitudinem et incogitantiam, quem neque novi, neque audivi, unquam in tota mea vita [ + num] talis nominis homo in orbe terrarum viverit [ = vixerit] et quod Uli caussae maxime est alienum, ne dicat quo loco ille mihi hunc dedit, nec quale(m) titulum, et in qua Scientia, sic etiam in qua lingua, Celeberrimus Boerhavius 9 enim in variis partibus, rebus et Scientiis medicis libros edidit et composuit, quos omnes possideo mecumque e provincia Surinamense attuli: Si avidius [ = -dus oder -dior] fuissem suifer{r)e [ = tollere?] librum, quem non habeo, Lexicon, anglicana=germanaque lingua, quod scis, rogassem ab Dn: Strippero certe mecum attulisse(m) [ = abstulissem?]. Hospes enim meus tuusque vicinus Francke, 10 an ne eo die, quo profectus, iussi [ = a me iussus est] ad eum transferre. Tu etiam Vir optime scis, quantam operam mihi, ut haberem illud (-lum) librum, dedi. Non potest esse aliud (-iter) quin me pro alio habe(a)i. Itaque si tibi videtur, ostenda eum [ = ei] litteras inclusas germanicas, 11 [ + quibus demonstratur, me] non solum paratum esse librum centuplo pretio solvere, nec [ = sed etiam] me dignum amicitia(e) tua(e) habes 12 quae mihi carior est quam centenos (-ni) libros (-ri) quippe pre maxissimo facinore habeo, praesertim Hospiti, quid [ = quod] aliquid rogat, quod non
Nr. 456
17. 2. 1769
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reddidere [ = reddidisse] accusaretur. Sed quid opus est verbis; mihi sufficit innocentia! Non sine impatientiam (-ia) expectant (-to) eius argumenta Pergratum tibi (tu) in me vehementer feceris Vir reverendissime, si tu mihi [ = me] aliquid de statu Reverendi pastoris Oele possis certiorem facere, una cum aliquid [ = aliquo] de rebus ecclesiasticis, ut haberem quid [ = quod, + ad], venerandum senem avum meum maternum perscribere possim, quia id me rogat. Vir suavissime, si mea paupertas [ + potest] tibi esse in aliqua re utilis, noli dubitare, quin iucundissimo animo facerem. Oblitus etiam sum Reverendum Generem [ = Generum] tuum Dn: Schulzium 13 interrogare an non ignorasse[t], Medicum Hallensem aliquem nomine Oetting? 1 4 Fuit enim in Orphanotrophio Hallensi Medicus. Ille est nunc in Surinam. Videtur non alioqui ignobili genere aut educatione, nec non eruditione. Valde gratum mihi erit, si Vir Reverendus me aliquid de eo certiorem potest facere. Palmam tu Vir reverendissime diligentiae curaeque tuae acceperis non solum ob exstructionem templi TZionis, 1 5 ex solo lapidibusque coctis, sed magis tanquam exstructorem et fundatorem [ex-tor et f-tor] Spiritual^s] Christi ecclesiae inter barbaros in hisce novis desertis. Palma honoris semper lateri tuo adhaerebit, et coronam beatitudinis aeternae Christus ob fructus tuae fidei sincerae vere ex gratia adiudicabit. Ego autem hoc opto, ut exeat prodeatque doctrina et verbum Jehovae per os tuum e novo Zione, quo repleantur cum Spiritu Sancto omnes tuos (-ui) auditores. Quanquam forsitan absens ero, tamen me non exclusum ab Ecclesia Christi fore existimo; ideoque me non detrahere velim quantum mea paupertas liceret, antequam ad patriam ibo, aliquid attribuere; nisi me [ = mihi], me adhuc revertendi et tibi (te) videndi fruen ( — ui) felicitati [ = -te] licet. Verum etiam amoenitatuum (-tes) [ + in] hisce regionibus non admodum placuerunt; solum hoc laetatus sum, ne leges Lacedemonum institutae hie fuerint; nam [ = scilicet?] ob hyemis duritatem. Sinque me in patria melius delectabunt, quam citissime post absolutas peregrinationes et studia tevertebar [ = revertar]. Ego enim autumo, quod non sint comparanda [ + haec loca] cum terris calidis, quae videbantur tanquam paradisum [-us]. Valetudinem tuam cura diligenter, meque in tuis precibus involvere velis, nec vota mea tanto Viro [ = tum virum] relinquere velint. Charissimis tuis die salutem rogo. Vale et fave Dabam Bostoni d. 17. Iduum Februarii 1 6
M.DCCLXIX
Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 Ζ 8 S. 85-87. Zur Datierung vgl. Anm. 16. Die den Text zum Teil unverstehbar machenden schweren Verstöße gegen die Grammatik sind hier, wie bei den anderen Briefen Schillings (Nr. 460; Bd. III Nr. 444), Bestandteil der Vorlage. Die in runden Klammern stehenden Korrekturen sowie die Unterstreichungen (Kursiv) stammen von Mühlenberg; in eckigen Klammern werden gelegentlich Vorschläge zum Verständnis hinzugefügt. Da der Sachverhalt aber keineswegs immer klar ist, sind sie mit Vorsicht aufzunehmen.
40 1 2 3 4 5 6
7
8 9 10 11 12
13 14
ls 16
Die Briefe des Jahres 1769 = Nr. 452. Sprichwörtlich: Wieviel Geld einer in seiner Kasse aufbewahrt, soviel Kredit hat er. Vgl. Jer 35. = Nimmerleinstag; nach Sueton, Augustus 87,1. Vgl. Nr. 452 Anm. 1 und 8. Der Schuster soll nicht über den Schuh hinaus (urteilen). Sprichwörtlich; vgl. Plinius, Naturalis historia 35,85 sowie Wander Bd. 4 Sp. 398 f. Nach Cicero, Tusculanae disputationes 1,18,41: „Quam quisque norit artem, in hac se exerceat." Vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1713: „Jeder soll die Kunst treiben, die er gelernt." Vgl. auch Horaz, Epistulae 1,14,44 und Properz 2,1,46. In Nr. 452 nicht erwähnt; ein anderer Brief war nicht zu ermitteln. Hermann Boerhaave (1666 — 1738); seit 1709 Professor der Medizin in Leiden. Wahrscheinlich Jacob Frank, Schulmeister in Philadelphia. Nicht zu ermitteln. Zwischen „habes" und „quae" läßt Mühlenberg in seiner Abschrift eine Lücke von etwa 7 Buchstaben. Vermutlich konnte er hier etwas nicht lesen. Christoph Emanuel Schultze, Schwiegersohn und Stellvertreter Mühlenbergs in Philadelphia. Ferdinand Christoph Oetinger (1719 — 1772); studierte u. a. in Halle Medizin, seit 1760 Professor der Medizin. Die Zionskirche in Philadelphia. Unregelmäßige Datierung Schillings. Mühlenberg bezieht sich in seiner Antwort (vgl. Nr. 459 S. 42) auf diesen Brief mit der klassischen lateinischen Datumsangabe, nämlich dem 13. vor den Kaienden des März ( = 17. 2.).
457. An [A. Göranson]
[Philadelphia],
27. 2.
[1769]
Rev d Sir and Brother in the Lord. The Widow Robeson, now departed, an old Acquaintance of me and my family many years hence, asked a favour of me, when I administer'd the holy Sacrament unto her on her Sick bed viz: wether I would perform the Cerimony or Service of the Order for her Burial at Wicacoa? I answer'd, with all my heart, if it could be done with Consent and permission of the present Rev d Missionary, by benevolent Brother Mr: Georgeson [I],1 as it had been permitted to me in former times in some Instances by the Rev d Antecessors. And whereas the said deceased Widow is to be buried to Morrow after noon at Wicacoa, and the Request repeated to me, I humbly ask therefore, wether You will be pleased Rev d Sir and Brother to give me Your Consent Leave and permission so to do? In Case You comply with the said Request, I hope it will be no hurt nor preiudice, and You will be so kind and brotherly as to do the same service in our Churches and Church yard when required, because we profess one and the same Doctrine and Articles etc. Please to send me by the Bearer hereof a few lines, for an Answer, 2 that I may Know how to act, or to acquiesce, which will very much oblige Rev d Sir and Brother. Your humble servant Februar: the 27 th: a[nni] c[urrentis] 3
Η:
M:
Nr. 456/457/458 Abschrift
von Mühlenbergs
17. 2./27. 2./8. 3 . 1 7 6 9
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Hand in PM 95 Ζ 8 S. 84.
' Anders Göranson, Nachfolger Wrangeis, von 1768 bis 1779 Pastor in Wicaco und Propst der schwedischen Gemeinden in Nordamerika (ab 1773). 2 Im Anschluß an den Brieftext notiert Mühlenberg: „H. Past: Girelius war von Wilmington in Wicacoa angekommen um der Leiche mit beyzuwohnen. H. Georgeson war noch nicht von Uppermerion zurückgekommen, folglich konte er die obigen Zeilen nicht beantworten. Heute d 28 Febr: ward die Witwe Robeson in der Kirche auf Wicacoa begraben. Von der Clerisey giengen vor der Leiche the Rev d Richard Peters, Dr: Allison, Mb:, Duchee und Girelius. Mb: verrichtete die Cerimonien, oder Burial Service." (PM 95 Ζ 8 S. 84; vgl. Tappert II S. 382) 3 Für die Zeit bis zum 8. 3. 1769 ( = Nr. 458) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1)„Am 28sten Februar empfieng einen Brief via Newyork p[er] Paquet Boat, Postgeld 5 Sh: 3 d. von Sr: W. Ε: H. W m Pasche d[e] d[ato] d[es] 5"" Decembr. 1768, mit der Nachricht, daß H. Dr: Wrangel am 27sten Octobr: a[nni] pr[aeteriti] schon in London, und mit Dr. Wachsei Mess" Helmuth und Schmid bey der Introduction des Η. P. Burgmans in die Savoyer Gemeine gewesen, und an die Hh. Helmuth und Schmid mein Paquet mit 16 Bogen zur Bestellung an Sr: Hochw: H. Ziegenhagen gegeben. * Beygeschloßen war ein Brief von Revdls Hh. Helmuth und Schmid, auch datirt Kensington d 5 decembr: 1768." (PM 95 Ζ 8 S. [182]; vgl. Tappert II S. 382) (2) „Mart: 3. kam ein Gentleman zu mir und brachte einen Brief von H. Pfr. Weygand, besagter Gentl. ist ein Däne von S: Croix: sein Titul: Kammer=Rath, spricht gut deutsch." (PM 95 Ζ 8 S. 84 f.; vgl. Tappert II S. 382)
4S8. An ]. Söbötker
Philadelphia, 8. 3. 1769
To the Hono ble John Söbötker 1 Esq. His Danish Majestys Counsellor at St: Croix 2 Vir praeclare, observantia colende Accepi litteras tuas jocosas, una cum specimine quodam Essentiae dulcis ex Charlataneria abs Te sic dicta seu Arte circulatoria die 7 m o Martii A[nni] C[urrentis] ad me missas. 3 Pecunia hac numerata parem gratiam tibi refero. Duplex omnino est jocandi genus. Unum illiberale, petulans, scurrile plebeium, inter homines profligatos usitatum: Alterum elegans, urbanum facetum, ex Civium more honestorum. Priori, istoque rudi Tibi placuit uti: Nescio Vir, alias perite, an inopia, aetas decrepita, sive limes aequinoctialis, sive Invidia, seu inanis quaedam garriendi profluentia, cerebellum Tuum infirmum et mentem e sede sua et statu dimoverint? Aut an nimiae Te artes ad insaniam redegerint? An non Tibi, Tuisque utilius esset, Vir docte, si consuetudinem tuam, eamque inhumanam, nempe dicteria in omnes dicendi, sensim minuere posses? Circulos tuos me nunquam perturbasse existimo, et invidiam tuam libenter vellem lenire obsequio. Parum vero abest, quin tu pumilus audax alias Vir erudite, sub Imperio Magnae Britaniae tanquam advena leges inauditas de Monopolio, re militari, Monachis, Caelibatu, Pharmacopol(i)is Circumforaneis etc: sancire audeas. Cavea quaeso Amice, ne nimium credas colori, et
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Die Briefe des Jahres 1769
ex tuo ingenio quanquam exiguo, caeteros judices Sycophantas, et cura ut valeas. Id quod precatur. Tuus Amicus Η: Μ. Philadelphiae die 8 vo Mart: Μ . DCC L X I X . Ps. Nihil habeo quod Auctioni proscriptae tradere possem, quum Media ex officina Halensi accepta, abs Te circumforanea dicta, prope sint exhausta. In posterum Charlataneriae, sive artis circumlatoriae, uti tibi placuit dicendi, tarn Artifices quam opifices Essentiae tuae dulci genuinae et Benevolentiae commendabo. Vale et fave tuo quondam Amico.
Abschrift 1 2 3
von Mühlenbergs
Hand in Ρ Μ 95 Ζ 8 S. 85.
Vgl. Nr. 457 Anm. 3(2). Eine der Jungferninseln. Nicht erhalten.
459. An G. W. Schilling
Philadelphia,
15. 3. 1769
Viro nobilissimo, atque doctissimo G . W . Schillingio Fautori suo observantia colendo Sjalutem] p[lurimam] d[icit] Η: M. Accepi Vir Nobilissime, legi et perlegi magna cum voluptate Tuas litteras Bostoni die ΧΙΙΓ'° calendarum Martii A[nni] c[urrentis] 1 datas. Duplex omnino est jocandi genus. Unum illiberale et petulans, alterum urbanum facetumque. Intendebam modo animi relaxandi caussa, multa odiosa adversaque itinere extra dulcem patriam occurrentia, leniendi atque delicate faciendi. Sed haec hactenus. In Tuis oculis, ore vultuque acquiesco. Cui enim potest esse vita Vitalis, qui non in Amici mutua benevolentia conquiescat? Certe filii Rechabi 2 paucis erant contend sub vita umbratili. Quanto magis Christo fideles ex Ejus abundantia gratiam pro gratia sumentes, 3 sobrii esse et vigilare debent, ne forte obruantur animi eorum crapula ac ebrietate 4 huiusque vitae curis, sed ut magis magisque veterem hominem sive carnem supercrescentem crucifigant, una cum libidinibus, 5 praebeantque sese hostiam viventem sacram, Redemtori generis hominum Clementissimo acceptam; qui sit cultus eorum rationalis, neve similes huic saeculo se praestent sed mentis renovatione transfigurentur. 6 Bene simul admonuisti Vir praeclare si Christo placemus, caeteris a Christi cultu alienis displicemus. Seimus enim mundum in malo morali jacere, 7 et qui vult amicus esse mundi, inimicus efficitur Christi. 8 Libere monendo ex me quaeris Fautor optime, cur Te tarn alte attollo? At liceatne mihi arborem ex suo fruetu cognoscendi? Sive caussam investigandi ab Effectu? Ex spinis uva non colligitur, nec ficus ex tribulis. 9 Cuiusvis arboris
Nr. 458/459
8. 3./15. 3. 1769
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bonae fructus vel veri Christiani characteres sine dubio sunt Pax cum Deo per Christum, 1 0 Animi requies, Caritas, benignitas, Continentia, pietas, patientia, Lenitas, temperantia, fidelitas et quae sunt reliquae Virtutes. Noli itaque me interpolari, si dico quod res est. Sponsae regiae Splendor est intimus, veste auro se mentata. Ubicumque spiritus fructum invenio, ibidem arboris bonae praestantiam jure rato extollo. Effectus enim testatur de caussa. 1 1 Recte conscii simus pertenuitatis nostrae, nec minus plenitudinis gratiae Christi, qui venit, ut oves suae, non solum vitam sed et largius habeant; et quo quis doctior eo est humanior. Nullus dubito Amice suavissime, quin pro tua in me magna benevolentia fasciculum quendam litterarum mearum accepturus sis ac apportaturus ad patriam revertens, quem mittendi mihi licebit de Reditu tuo certior facto. 1 2 Ad Chirurgiae practicum M[artinum] quod attinet, gratias egi de Te et declaravi ei tuum dolorem de eius rebus adversis. Non inficior Vir praeclare Te recte judicasse et rem ipsam acu tetigisse, ne sutor ultra crepidam 1 3 sapienti sat. 1 4 Homines in rebus maritimis exercitati, plenisque velis mari navigantes clamare solent. Look well out before you, et populi Belgii ajunt: Oppassen is de Loosinge. Interim quaevis artem terra alit, Si orare et laborare volumus. 1 5 Litteris prioribus de libro quodam Autoris Boerhavii feceram mentionem. 1 6 Poenitet me praecipitantiae. Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare. 1 7 Civis noster agnoscit vehementer se errasse circa personam, et veniam delicti abs te petit, quod tu, Vir nobilissime, ne recuses velim, quia et tu, non solum homo, sed etiam Christianus es, nihilque et /: Celeb[errimus] Gesnerus 1 8 praelectionibus suis quondam observabat: Adiectivum Humani hac phrasi, haud intelligendum esse sensu theologico, sed ethnico et denotare Urbanum, politum, temperatum etc :/ humani et fidei christianae alienum a te esse puto. 1 9 De statu Reverendi pastoris Oele, 2 0 quo latet? Utrum inter vivos, aut obdormientes etc. sit, nihil habeo adhuc, quod in medium afferre possim. Operam vero dabo, et de eo diligenter inquirere haud desinam, eoque invento, certiorem te faciam ad mutuam nostram delectationem. Paupertas tua, si genuinam, intelligis fautor optime, et tibi et mihi valde utilis esse potest. Beati enim pauperes Spiritu, quia eorutn est caeleste regnum. 2 1 Filii Dei ad d o m u m Christi pertinentes, sunt quasi dolentes, et tarnen semper gaudentes, quasi pauperes, quum multos locupletent, quasi nihil habentes, et tarnen omnia tenentes. 2 2 Q u a n t a varietas saporis, dissimilitudo gustus, et distantia morum inter Christi imitatores et terrae gigantes! Illis reservatur justitiae corona; 2 1 hi, divites ditatosque se esse, nec ulla re indigere fingunt, intelligendo non intelligunt, quod revera sint aerumnosi, miseri, pauperes, caeci et nudi! Habeant sibi: Collaudet anima nostra J o v a m 2 4 per Christum, qui haec sapientes celare et infantibus patefacere voluit. 2 5 N o n multos Sciolorum et potentium quod ad carnem attinet, sed mundi stultissima, atque infirmissima Deus elegit, ut quae aliquid extra Redemtorem esse malunt, confutaret ac aboleret, ne quis mortalium glorietur apud Deum. 2 6 Ofptimum] M f a x i m u m ] Reverendum Schultzium interrogavi de Medico commemorato Dn: Oetting, 2 7 nunc civitatem Paramaribo colente. Vidit, novitque quendam Oettingium de forma, artis medicae peritum, non in
44
Die Briefe des Jahres 1769
officio, sed altera [!] pede claudicantem, qui suo tempore clarus fuit fama, et valetudini pupillorum et Laboratorum Curotrophii Halensis inserviit. Ulterius vero de Viro dicere nequit. Ast quantum Maecenas! In litteris tuis vere jucundis ter palmam mihi attribuisti, 28 nempe Majoris eruditionis, templi exstructionis honorisque caussa. Libentius honorem accipiam, si palmam manus intelligere tibi placet, et me depalmandum esse existimas. Nam quum omnia mihi mandata fecissem, quid tum postea? Inutilis servus.29 Pro dolor! Ο Jova, si vitia observaveris, quis mortalium stabit? 30 Neve in Jus mecum qui tuus inutilissimus servus sum venito. Per fiduciam, fidelitatem et perseverantiam in Christo usque ad mortem, palmam, vitaeque coronam tanquam donum divitis Dei beneficentiae obtinebimus 31 idque non ex factis, ne quis se jactet. 32 Gratias interim tibi ago per quas maximas pro tuis piis desideriis, votisque optatis, ex amore Christiano, eoque tenerrimo erga me indignum conceptis, atque humillime precor, ut Deus benignissimus per Christum respondeat petitionibus cordis tui, ad gloriam Christi redemtoris nostri et hominum hisce desertis americanis, tanquam ovium errantium, palantiumque aeternam salutem. Atat! In quae tempora Jova summe adorandus nos reservavit!33 Una miseria vix est praeterita, quum Ventura sit altera ponderis majoris! 34 Post nubila phoebus splendebat, at post phoebum nubila tumescent. 35 Audimus iam bella, bellorumque rumores 36 ab Oriente usque ad reliquas piagas. Ne formidemus Amice suavissime, eos, qui corpus modo interficiunt, sed animam in nihilum redigere nequeunt. 37 Si Deus a Nobis est, quis contra nos?38 Oportet omnia fieri, quae a Dei vatibus sunt scripta. His autem fieri incipientibus, suspicitote dicit Christus 39 suis fidelibus, et capita attollitote, quoniam vestra instabit liberatio. Me non detrahere velim aliquid attribuere quantum mea paupertas liceret antequam etc. sunt verba fautoris. Tarn diu Vir amande, tua paupertas et Christi plenitudo perdurabunt, neque mors, nec vita — nec ulla alia rerum natura, potuerit te ab amore in Christo divellere40 nec minus te excludere ab Ecclesia sua. Ex isto amore ad misericordiam inductus, aliquid, quantum paupertati tuae beatae licebit, antequam ibis ad patriam templo Zionis attribues. Audio vocem Christi iam sonantem, nec poculum aquae frigidae nomine meo deditum, frustratum erit mercede sua. 41 Angustia temporis et spatii prohibet quo minus pergam. Vale et fave tuo ex intimis amico. Dabam Philadelphiae die XV t o Iduum Martii M. D CC. L X I X . Domus mea et praecipue Reverendus Schultzius S. pi: d. Allucinatus sum litteris prioribus 42 circa uxorem hospitis tui. Franckii uxor adhuc in vivis est, et Hausii mortem obiit. 43 Memoria mea labilis fit per dissipationes spirituum vitalium. To George William Schilling Esq. M[edical] D[octor] in Boston. 44
Nr. 459 Abschrift von Mühlenbergs
15. 3.1769
Hand in PM 95 Ζ 8 S.
45
88-91.
' = Nr. 456. Vgl. Jer 35. Vgl. Joh 1,16. 4 Vgl. 1 Thess 5,6 f. 5 Vgl. Gal 5,24; Röm 6,6. 6 Vgl. Röm 12,1 f. 7 Vgl. 1 Joh 5,19. 8 Vgl. Jak 4,4. 9 Vgl. Mt 7,6. 10 Vgl. Röm 5,1. 11 Sprichwörtlich: Die Wirkung läßt auf die Ursache schließen. 12 Mühlenberg schickte die Postsendung schließlich doch direkt nach Europa; vgl. Nr. 461 S. 48 f. und Nr. 463 Anm. 84(1). 13 Vgl. Nr. 456 Anm. 6. M Dem Verständigen (ist) genug (gesagt). Nach Plautus, Persa 729 und Terenz, Phormio 541. 15 Nach dem (in der Regel nur sinngemäß enthaltenen) Leitspruch der Benediktiner. 16 Vgl. Nr. 456 Anm. 8 und 9. 17 Vgl. Cicero, Phillipicae 12,5. 18 Johann Matthias Gesner (1691 — 1761); Professor der Beredsamkeit an der neu gegründeten Universität Göttingen, Lehrer Mühlenbergs. Vgl. Selbstbiographie S. 5. " Sprichwörtlich nach Terenz, Heautontimorumenos 77: „Homo sum: humani nil a me alienum puto." Mensch bin ich, nichts Menschliches achte ich mir fremd. 20 Vgl. Nr. 456 S. 39. 21 M t 5,3. 22 Vgl. 2 Kor 6,10. 23 Vgl. 2 Tim 4,8. 24 Vgl. Ps 103,1 u. ö. 25 Vgl. 1 Kor 1,21. 26 1 Kor 1 , 2 6 - 2 9 . 27 Vgl. Nr. 456 Anm. 13 und 14. 28 Vgl. Nr. 456 S. 38. 29 Vgl. Lk 17,10. 30 Vgl. Ps 130,3. 31 Vgl. Apk 2,10. 32 Vgl. 1 Kor 1 , 2 9 - 3 1 ; 4,7. 33 Vgl. Ps 140,5 u. ö. 34 Kaum ist ein Unglück vorbei, kommt schon ein anderes, schlimmeres. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 besonders Sp. 1441 f. 35 Sprichwörtlich: Nach den Wolken erstrahlte die Sonne und nach der Sonne türmen sich wieder die Wolken. Vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1575 und 1578 f. 36 Vgl. Mk 13,7par, mit Anspielung auf die Auswirkungen der Townshend Acts (vgl. Bd. III Nr. 440 Anm. 2). 37 Vgl. Mt 10,28. 38 Vgl. Röm 8,31. 39 Vgl. Lk 21,28. 40 Vgl. Röm 8,38 f. 41 Vgl. Mt 10,42. 42 Nicht alle erhalten; vgl. Bd. III Nr. 444 sowie Nr. 456. 43 Vgl. Nr. 452 S. 32. 44 Für die Zeit bis zum 22. 3. 1769 ( = Nr. 460) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mart: d 31. Empfieng ein Schreiben aus Yorktown von H. Pfarr George Bager und 14 2 3
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Die Briefe des Jahres 1769 Ältesten und Vorstehern unterschrieben, worin sie um einen tüchtigen Mitarbeiter oder Amts« Bruder anhalten dat: d 10 Mart: 1769. eodem dato: antwortete kurtz darauf, und meldete, daß wir kurtz nach Pfingsten eine Synodal Versamlung g[eliebts] G[ott] zu halten hoffeten." (PM 95 Ζ 8 S. 92; vgl. Tappert II S. 382) (2) „Anno 1769. Am 2ten April Sontags kamen die 2 neue liebe Brüder Missionairs Mess™ Helmuth und Schmid bey uns durch Gottes Gnade und Güte wohlbewahret in Philadelphia an, und brachten mit 1) Ein Schreiben von Sr: W. Ε: H. W m Pasche von 3 datis a) d 29sten Decembr: 1768, b) d 20sten Januar: 1769 c) d 28 Jan: 1769. 2) Von Sr: Hochw: H. Consist: Rath Francken a) Pro Memoria d[e] d[ato] 21 Julii 1768 [ = Bd. III Nr. 433] b) d d 20 Aug: 1768 [ = Bd. III Nr. 434], c) d d 20sten Dec: 1768 [ = Bd. III Nr. 448]. d) Meine bis 1766 ausgesandte Cassen=Rechnung, welche von Sr: Η: H. Cons. Fr: agnosciret und unterschrieben zurück gesandt [vgl. Bd. III Nr. 434 Anm. 4], 3) Ein treuhertzig Schreiben von Sr: Hochw: D. Johann Jacob Plitt des Evangel. Ministerii zu Franckfurt am Mayn Seniorn d d Franckfurt d 7 tcn Novembr 1768. als eine Antwort auf meine 2 Briefe [ = Bd. III Nr. 388 und Nr. 410]. Beygeschloßen der Abdruck von meinen 2 Briefen. 4) Die Hall. Relationen d Annis 1765 - 1 7 6 7 . 5) Von Sr: HochEhrw: Hn. Johann Gustav Burgmann Pastor an der Savoy G[e]m[einde] ein Schreiben mit 6 piecen seiner Anzugspredigt und Vermeidung, daß 68 £ strl. mit dem Vermächtnis des sei. Hn. P. Pittius gerechnet, collectirt und an Sr: Hochw: Hofpr: Ziegenhagen übergeben worden. 6) Ein Englisch Schreiben von Sr: Hochw: Hn: Dr: Wrangel aus London d.d. d 29 Novembr: auf dem Couvert stehet: The Bearer of this has received 16 £ 16 Sh. st. Cash for the Benefit of the Swedish Lutheran Church in Kings Essing town the County of Philadelphia, which he is to deliver to the Revd: Mr: Muhlenberg. M. Hamel. 7) Von meinen 2 Söhnen Friedrich und Henrich aus Halle d d 10"n Julii 1768 item von Friedrich einen an Johann Peter d d 10 Julii 1768. 8) Von Sr: Excellence dem Hochgebornen Graf Christian Ernst Graf zu Stolberg, datirt Wernigerode d 4 Aug: 1768. 9) Vom Herrn Senator J C von Lüden aus Hannover d 30 Not/: 1768. 10) Noch ein P:S. von Sr: Hochw: H. Consist: Francken wegen Joh: Peter d d 20 dec: 1768 [ = Bd. III Nr. 448 Postskriptum]. 11) Vom H. Schwertfeger aus London d 14 Januar: 1769. und einer eingeschloßen an H. Friedrich Dannwolff Glaßer in Friedrichstown Maryland zu bestellen. 12) Von m[einem] Br[uder] Christian] Mb und Schwester B[arbara] auch wegen Hohenschilds." (PM 95 Ζ 8 S. [182 f.]; vgl. Tappert II S. 382 f.)
460. G. W. Schilling an M.
Boston, 22. 3. 1769
Viro Revferendo] Doct[issimo] ac celeberrimo A m i c o suo, non magis venerando q u a m colendo S[alutem] pl[urimam] d[icit] G : W : Schillingius Domine Revd: Q u i a Spes m e a d e A m i c o e x p e c t a n d o , i t a q u e a d T e r e d e u n d u m in n i h i l u m r e c e d i t , e a c a u s s a n o n m o r a r i v e l i m , ut tibi [ = te] h o c q u a m p r i m u m c e r t i o r e m facerem,
etiamque
itinerem
[ = iter] p r o p e esse a d p a t r i a m , d i e m
quidem
c e r t a m , q u a [ m ] a p o r t u s o l v e m u s n o n p o s s u m a d h u c d i c e r e sed p r a e f e c t u s
Nr. 459/460
15. 3-/22. 3. 1769
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navis, cuius nomen est Scott, dixit mihi circiter quindecim diebus. Ergo promissis pro paucitate mea tibi mitto hisce inclusis; 1 Sed precor nol[u]is tam ad pretium stipis, quam ad voluntatem et animum respicere. Confido ut Deus benignissimus etiam plures animos ad hoc resuscitare et addere velit, ut ecclesia sua in his desertis de die in diem per indefessa et inemta studia tua cresceret et exstruetur. 2 Quanquam mea Libertas nec verbis digna sit, tamen ex pio corde et animo exita est. Nolis dubitare, grato animo plura fecissem, nisi pietas patris patruumque senes, qui in ultimo bello 3 hostium extra vagantia et crudelitate omnia perdiderunt et pene spoliati, simulque ad litteras persequendas mihi curae esset. Nunc Vir Rev de peto abs te et si tibi placet ut litteras gratissimas tuas, 4 quam primum ad me mittere velis. Quem ad modum ea sint, quae ex publicis narrantur audivist, spero sin quod spes perpauca sit allevationis vectigalorum [ = -lium]. Ergo nervum rerum gerendarum ex Industria, parsimonia frugalitateque formicarum, nec non sinceritate et fidelitate Columbarum quaerendum esse autumno [ = -umo] sicut tu Vir optime bene observasti. Satis sunt fertiles regiones, quantum Ego ipse illas perspexi [ = quas Ego ipse perspexi], Sed veterum Germanorum parsimonia et frugalitas cum fermento Pharisaeorum in Anglicanos mixtum et partim in Germanos iam infectum esse puto. Itaque discordiae, tanquam prima principia vindictae omniperspicientis Dei mittuntur. Nihil habeo quod porro scriberem; tantum addo ut memor sis mei, et me in tuis quotidianis ardentibus precibus includere velis rogo. Nam tua erga me officia et amicitia semper grato animo recordor. Vera enim amicitia etiam absens nunquam deletur. Seit tamen Deus fortis explorator animorum et rerum, 5 ut nihil aliud magis optam [ = -tem] quam te salvum et incolumem aliquando in patria videre. Fac ergo si lubet et potest sine detrimento tuo fieri, ut exemplo meo sequaris. Nunc Vir dulcissime, vale etiam vale salve lacrimis tibi [ = cum 1. te] dissavior, et domum tuam totam etiam salutem carissimis tuis, omnibusque sinceris Amicis die rogo, et si lubet, vehementer id mihi erit gratum. Dabam Bostoni a[nte] d[iem] XI Calend[as] Aprilis M. D. CCLXIX. P.S. Non dubito ut litterae inclusae cambii ob commoditatem missae, statim solverentur.
Abschrift 1
von Mühlenbergs
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 92 f .
Ein Beitrag zum Bau der Zionskirche in Philadelphia.
2
Die Zionskirche wurde am 25. 6. 1769 feierlich eingeweiht; vgl. Nr. 464 Anm. 3.
3
Der Siebenjährige Krieg (French and Indian War), 17(54)/56 —1763.
4
Vgl. das Postskriptum zu Nr. 461.
5
Vgl. Jer 17,10; Ps 7,10; Apk 2,23.
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461. An G. W. Schilling
Die Briefe des Jahres 1769
Philadelphia, 4. 4. 1769
Viro praenobili atque doctissimo G : W. Schillingio Fautori suo observantia colendo, S[alutem] pflurimam] d[icit] Η: M . Litterae Tuae 1 Vir Honoratissime, proh dolor! valedictoriae! Die X I m o Calend. Aprilis A[nni] C[urrentis] Bostoni datae, una cum cambio pro Sione, cursu publico sunt advectae. Stipis pretium, ex pio animo, ac amore christiano largitum, ratione quantitatis et qualitatis vere munificum, humillima cum gratiarum actione ponderamus atque aestimamus idque in annalibus nostris exaratum ferreoque stilo saxo americano=Septentrionali in perpetuum permane bit insculptum. Haud immemor fautor benigne sum verborum Redemtoris nostri summe adorandi, qui dare quam accipere dixit esse beatius. 2 Profecto Vir amande exemplum tanquam genuini filii Rechabi 3 sive Christo dediti praebuisti, qui eum in finem abstemii sunt, ut convivium celebrare et pauperes, mutilos, claudos, caecosque vocare possint. Felix faustusque igitur eris, quoniam Te renumerari nequeant; reddetur enim Tibi; tuisque maxime venerandis in resurrectione justorum. 4 Nam haec Christus, testis fidus et verus inter alia dicet: M E , quum hospes essem, accepistis quum nudus vestivistis; quum aeger, visitastis — adeste beati patris mei, possidete paratum vobis regnum ab orbe condito! 5 At heu! Amice suavissime, vix credere possis existimo quam maxime abitus tuus animam meam deprimit. Ore presso obmutesco! 6 Gemibundus Supplico! Ut Jova de Te, suis mandare velit angelis, ut te, quocunque perges tueantur, qui te manibus sive alis sustineant, ne pedem ad lapides ostendas [ = offendas]! 7 Pax divina, omnem mentem exsuperans, Tuum animum et cogitationes in Christo Jesu custodiet! 8 Tempus mei discessus etiam instat: lam tandem auferas animam meam J o v a ! 9 Neque enim ego melior, sed peior sum meis majoribus. Si occasionem arripere non possem Te iterum hisce regionibus videndi; spero fore ut Te visurus sim in M o n t e Sionis altiori, urbe Dei viventis, Hierosolyma Caelesti, conventu Coetuque primo genitorum in caelis conscriptorum, inter Angelorum legiones et Spiritus Justorum perfectorum 1 0 una cum Majoribus Tuis Christo Fidelibus iisque maxime venerandis coram Solio Dei et Agni, adoratu dignissimi palmas gestantibus. 11 Caeterum vale Fautor optime in lustrali sanguine Redemtoris, meliora loquente Sanguine Abelis! 1 2 Salutes de me indigno, Dornum tuam maxime Reverendam, caeterosque Christum amantes ex intimo Cordis recessu rogo petoque! Plenitudo amoris nostri Jesu Christi semper adsit vobis omnibus et praedipue Tibi sit praesidium et abunde magnum praemium 1 3 amen! Dabam Philadelphiae, die pridie Nonarum Aprilis Ad: M : D C C L X I X . P.S. haesitabam fasciculum quendam litterarum ad Bostonum mittendum, 1 4 quum spatium temporis quindecim dierum, a gubernatore navis praefinitum existimarem praeterlapsum, extra cursum publicum nulla occasio adesset, ac intra duas hebdomades, praefectus Navis nominis Falconer abhinc vela ventis dare intendat. Si Deus volet et nos vivemus 15 et T i b i fautor amande placebit ex patria per litteras mecum colloqui, eas mihi pergratas, Viro summe Reve-
Nr. 461/462
4. 4./14. 4. 1769
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rendo D. G: A: Franckio commendes, qui Academiae Fridericianae, Halae in Saxonia praeest, et nos commercii litterarum condescendens dignatur: Exinde etiam adnimadversiones impressas de rebus ad Ecclesiam evangelicam pertinentibus e pensylvania etc: obtinere posses, si placeret.
Abschrift 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
15
von Mühlenbergs
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 95 f .
= N r . 460. Vgl. Apg 20,32. Vgl. Jer 35. Vgl. Lk 1 4 , 1 2 - 1 4 . Vgl. M t 2 5 , 3 1 - 4 6 . Vgl. Ps 39,10. Vgl. M t 4,6; Lk 4 , 9 - 11. Phil 4,7. Vgl. Ps 6,5 u. ö. Vgl. H e b r 12,22 f. Vgl. Apk 7,9 f. Vgl. H e b r 12,24. Vgl. 1 M o s 15,1. M ü h l e n b e r g hatte Schilling ursprünglich gebeten, eine Postsendung nach E u r o p a mitzunehmen; vgl. N r . 459 S. 43; zum Inhalt der Sendung Nr. 463 Anm. 84 (1). Jak 4,15.
462. F. K. Darnmann
an M.
Brandenburg,
14. 4. 1769
Donation Hn. Magister Darnemanns zu Brandenburg an die Evangel. Lutherischen Gemeinden in Pensylvanien b e t r e f f e n d ] . Extract: eines Schreibens vom H . D a r n m a n n 1 an den Hern Pastor Mühlenberg zu Philadelphia. Haben Sie Danck, mein Wahrer Gönner und treuer Hertzens Freund, haben Sie hertzl[ichen] und vielfältigen Danck für die mir a u s f ü h r l i c h ] gemeldete erbaul[iche] Feier des Sterbe=Gedächtniß=Tages meiner seifigen] Wohlthäterin. 2 Gott thue dafür Ihnen und Ihren treuen H : Special Collegen, wie auch den ehrenwerthen Herrn Kirchen Vorstehern und Aeltesten, ia sämtlichen Gemeinde Gliedern, göttliches] Wohl an Leib und Seele in Zeit und Ewigkeit u m des Willen, der uns alles leib und geistl: zeitl: und ewige Wohl erworben hat, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heil [igen] theuren Blut und mit seinem unschuldigen bittern Leiden und Sterben! 3 Dero erleuchtetem Gutbefinden und weisen Einrichtung überlaße ichs nun unter der allwaltenden Ober=Direction unsers gottmenschl[ichen] Oberhaupts,
50
Die Briefe des Jahres 1769
wie hinführo jegl[ichen] Michaelis Tage die Ehre des unerschafenen allerheiligsten Michaels, von dem alle Engel und ErzEngel, alle Selige und Auserwählte mit heiligen Erstaunen ohn Unterlaß ausrufen: Wer ist Ihm gleich? 4 und die Erbauungen seiner Gemeinde in dortiger Michaelis Kirche und Schule alljährl: solle befördert werden. Ich schicke zu solcher Beförderung hierbey nicht nur die versprochnen 200 Rthl. an vollwichtig 5 und 10 Rthl. Stücken, sondern lege zu dem Capital auch noch zu 50. Rthl. an erst erwähnter goldner Münze. Meine Absicht bei dieser Zulage ist folgende. Die Intresse von solchen 50 Rthl. soll halbiret und die eine Hälfte dem HErrn Prediger gegeben werden, der meiner seifigen] Erblaßerin und ihres Erben gute Absicht bey der kleinen Stiftung in der Predigt jährl: erwähnet; die andere Hälfte, meine ich, könne wiedergetheilet und der eine Haupttheil dem andern H: Prediger, des andern Haupttheils 2. kleine Neben-Theile aber etwa dem H: Vorsänger und Küster zugetheilet werden. Es sind freilich gar zu kleine Theile; aber auch Kleinigkeiten, die von Hertzen kommen, gehn ia wieder zu Hertzen. 5 Der Hertzens Kündiger 6 kennet mein Hertz, und weiß, wie hertzl: gut diese Kleinigkeiten gemeinet sind, die ich vor der Hand gewiß meinem Leibe entziehe, indem ich zu mir nöthiger Kleidung bestimmt gewesenes Geld dazu nehme. Wolte Gott, ich könnte die gantze schwere Schul=Last der dortigen lieben Kirche und Gemeinde abnehmen. Vt desint vires tarnen est laudanda voluntas. 7 Facimus quod possumus; Gott aber kann überschwengl: mehr thun als wir bitten und verstehen: 8 oremus ergo! Es thut mir leid, daß meine kleine Stiftung zu einigen nicht kleinen Verdrüßlichkeiten und Beschwerden Anlaß gegeben, indem sich zu dem kleinen Vorrath ein größerer Haufe, als befriediget werden können, gemeldet. Ich überlaße es Euer HochEhrwürden und Deroselben treuen Gehülfen weisen Überlegung und vorsichtigen Einrichtung, wie beschwerl: An= und Uberlauf bey dieser Gelegenheit auf immerdar am füglichsten könne vorgebeuget werden. Das eine mir in der Eil beifällige Mittel wäre, wenn die Intereße von den 200 Rthl. Capital nur den armen SchuI=Kindern gewidmet und ihnen, den bedürftigsten nemlich, etwa nöthige Bücher dafür geschenckt würden. Freylich aber weiß ich aus täglicher Erfahrung, was für drückende Noth bey Hauß= Armen, zumal wenn sie kranck sind, an zutreffen sey; daher ich denn gern sehe, daß diesen einige Erquickungstropfen am MichaeIis=Tage aus dem kleinen brandenburg[ischen] Gieß=Kännlein mit zugeträufelt werden. In diesem Fall nun, dencke ich, wäre nur eine gewiße Anzahl der Bedürftigsten einige Tage vorher dazu auszuersehen, und an dem Austheilungstage zu bestimmen, zu bestellen und zu begaben; ein und andere kleine Portion aber doch auf etwa allzu drengende und jämmerlichen] Anlauf hinten nach zurück und gleichsam zur kleinen Reserve innezubehalten. Die Einrichtung des Documents oder Instruments über das kleine Legatum oder die donationem inter vivos (in verbis enim simus faciles) ä 250 Rthl. Capital an Golde überlaße Euer HochEhrwürden völlig. Sie haben sich darüber in Ihrem, wenn nicht irre, vorletztem Schreiben 9 dergestalt erkläret, daß nichts da wieder einzuwenden, sondern vielmehr Wohlgefallen daran befand, (kann aber in der Geschwindig-
Nr. 462/463
51
14. 4./15. 4. 1769
keit daßelbe Schreiben nicht aussuchen). Sie werden es demnach mit Gottes Hülfe wohlmachen. So lange ich elender Mensch nach göttlicher] Langmuth in der Gnadenzeit etwa noch walle, so lange gedencke ich jährl: aus einer kleinen schriftlichen] oder aber aus der gedruckten öffentl: Nachricht zu ersehen, daß die von hier dorthin gesandten Körnlein nach meinem (unser HErr Jesus, der den seinen verheisen hat, bey ihnen zu seyn, bis an der Welt Ende, 10 verleihe immerdar auch noch Seinem) Sinne wohl ausgesträuet worden. Dafür gedencke Ihn zu loben in Zeit und Ewigkeit Amen. Brandenburg d. 14 April, 1769.
Euer HochEhrwürden aufrichtiger und treuer Diener Darnmann.
P.S. Ich weiß nicht anders, als daß vorm Jahre um Michaelis Zeit schon die 10 Rthl. welche Mich: 1769 in Philadelphia sollen aus getheilet werden, mit nach Halle gesandt habe. Wenn nun die hierbey gehenden 250 Rthl. Capital noch vor oder gleich nach Mich: a[nni] c[urrentis] dort ankommen; so brauche keine andre Intresse als die von 50. Rthl. mit zusenden; ich sende aber zu diesen 2 r. [Reichstaler] 12 g. [Groschen] annoch Vi jährige Zinsen von 250 r. Capit[al] nemlich 6 r. 6 g. Summa 258 r. 18 g.
Abschrift
von Mühlenbergs
Hand in AFrSt IV F 4:1; 7 Seiten,
nicht
paginiert.
' Friedrich Konrad Darnmann ( 1 7 1 0 - 1 7 8 2 ) , Pfarrer an St. Pauli in Brandenburg; vgl. Bd. III Nr. 374 Anm. 28. 2 Maria Sabina Darnmann; zur Sache vgl. Bd. III Nr. 438 Anm. 4(3). 3 Vgl. 1 Petr 1,18 f. 4 Michael (hebr.) = Wer ist wie Gott; vgl. Dan 10, 13.28; 12,1; Jud 9; Apk 12,7 und außerkanonische Apokalypsen. 5 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 612. ' Vgl. Apg 15,8. 7 Wenn auch die Kräfte fehlen, so ist doch der Wille zu loben; Ovid, Epistulae ex Ponto, 3,4,79. Im folgenden: „Wir tun, was wir können" und „Laßet uns also beten". " Vgl. Eph 3,20. 9 Nicht erhalten; vgl. Bd. III Nr. 438 Anm. 4(2). 10 Vgl. Mt 28,20.
463. An [G. A. Francke
und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia,
15. 4. 1769
Hochwürdigste, in Christo hertzlich zu verehrende theuereste Väter, geist= und leibliche Wohlthäter Ew: Ew: Hochwürden Hochwürden wollen väterlich herablaßend geruhen, daß Dero venerable graues Alter noch einmal mit einem offenhertzigen mühsamen Schreiben beschweren und mein privat Anliegen vorlegen dürffe!
52
Die Briefe des Jahres 1769
Anlangend unsern schweren und kostbaren Zions=Bau so habe zwar, ehe der Anfang gemacht, die Nothwendigkeit eingesehen, weil Philadelphia gleichsam der Mittelpunckt ist, wo die meisten zerstreuet= arme deutsche Lutheraner in Nord America und Insuln, die noch ein Füncklein von Religion übrig haben, nächst Gott, ihre Augen und Ohren hinrichten, und von daher Beystand erwarten, und wo auch die haupt Anfurt, oder Hafen ist, wo eigentlich und am ersten die deutsche Emigration von J a h r zu Jahre ihren Zug hingethan und noch thut, 1 ihre erste Lagerstatt aufschlägt, und von da sich weiter aus breitet etc. etc. bin aber sehr schwermüthig zur Einwilligung gegangen, weil die vielerley Gefar, Anfechtungen und Versuchungen, wodurch ein solches Werck, absonderlich in diesem Theil der Welt, in dieser Provintz und Stadt gehen muß voraus gesehen, und des wegen im Verborgenen geseufzet und gerungen, daß der Allwißende und gütigste Erbarmer es verhindern und nicht zulaßen mögte, wenn es nicht zu seiner Ehre und der armen Schafe Besten gereichen solte. Er hat es aber nicht verhindert, sondern uns anfangen laßen, und müßen jede, die nicht blind sind, gestehen, daß vom Anfange bis hieher eine verborgene gnädige Aufsicht über das Werck gewaltet und Schutz gehalten! Die trüben Wolcken und finstern Stunden, welche bereits darunter empfunden, sind nicht nöthig, noch nützlich zu beschreiben. Satans Methoden und Stratagemata gegen das kleine Werck sind sehr kunstreich, theils handgreiflich, theils wie tieffe Geheimniße der Boßheit; 2 und wenn nicht eine unsichtbare und überwiegende Macht» und Schutzhand darüber gehalten, so wäre das Böcklein schon längst in der Mutter=Milch getödtet. 3 Dahero ist noch immer mein einzig Flehen, der allvermögende und alles regierende Vater in Christo, wolle es doch als eine Waisen=Sache 4 ansehen und gantz zu seinem Werck machen! Anfangs hatten die Glieder wol nahe zu zwey tausend Pfund verschrieben, sind aber manniche nicht im Stande gewesen ihr Versprechen nach Wunsch und Willen zu erfüllen. Man gedachte, die Englischen Mitbürger würden ein erkleckliches beysteuern, aber weit gefehlt. Des heimlichen Neides gegen den Anwachs der Deutschen zu geschweigen; so hatten sich die reichen Quäker fast durch gängig vereinigt und beredt, nichts bey zu steuern, ohne was ein oder ander heimlich gethan. Die Presbyterianer waren und sind selber noch in Bau und Schulden, und haben des wegen von der Landes Assemblee Erlaubniß zu einer Lotterie erhalten. Die von der Hoch=Kirche thaten etwas, sind aber auch noch in Schulden wegen ihres Kirchbaues und Orgeln; und so gieng es mit allen übrigen; ja so gar auch die deutsch reform: konten großent e i l s ihren Neid und Misgunst nicht bergen, befürchtende die Lutheraner mögten ihnen zuvorkommen. Demohngeachtet half der gnädig= und barmhertzige Herr, daß wir das Gebäude im ersten Jahre [1766] unter Dach kriegten und Credit behielten. Das Mauerwerck kam bey guter Witterung zustande; als aber das Zimmerwerck auf geschlagen werden solte, war es schon spät im Jahre und gab etliche Wochen starck= und kalten Regen, so daß es schiene, als ob das Dach=Werck nicht darauf kommen solte, welches dem Mauer=Werck große Gefar androhete, und schon etliche Neidhammel frolockend machte. Wir nahmen unsere Zuflucht in geheimen und öffentl. Gebet zu Gott der
Nr. 463
15. 4. 1769
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Quelle aller guten Gaben, und siehe! der Herr verliehe noch 3 Wochen liebliche Witterung, so daß das Dachwerck und die M a u r e n am Giebel Ende fertig wurden, und in dem sie die letzten Schindeln aufschlugen, brach auch der Winter auf einmal herein, und das Gebäude stund Gottlob im trucknen. Im 2ten Jahre [1767] ward der Boden und Gewölbe unter Gottes Schutz und Beystand fertig. Die gantze Schuld vom alten und neuen w a r aber auch schon über 5 tausend und etliche hundert Pfund gestiegen, nemlich 13 hundert noch von alter Schuld, 15 hundert und 40 Pfund vom neuen Kirchen Grund, und das übrige für Bauen. Nun konten wir wohl einsehen, daß der Bau so nichts einbrächte und die Interessen auflieffen. Weil aber der Baumeister nach seinem Überschlag eingab, daß die völlige Ausbauung noch zwischen 2 und 3 tausend Pfund kosten würde; so sahen wir keine Möglichkeit fort zu fahren und stunden in Ambiguo. Just um die Zeit empfieng ein Hochgeneigt väterlich Schreiben von Sr: Hochwürden dem theuresten Herrn Dr: Consistorial=Rath Francken, worin reiflich angemerckt „daß es beßer und nützlicher wäre, wenn man den Bau zu vollenden trachtete etc." 5 Dieses gab der Corporation gleichsam einen electrischen Puff 6 und nota bene! so daß in der Gemeine ein Versuch gemacht wurde, wie viel ein jedes etwas vermögendes Glied darzu lehnen, und das erste Jahr ohne Interesse laßen wolte? Es wurden ohngefehr 13 bis 14 hundert Pfund dazu versprochen, und wir wagten es und giengen im Früh Jahr 1768 zu Werck. Indeßen da uns durch eine wunderlich=confuse Regierung der Handels» ja fast Nahrungs=Faden abgeschnitten; 7 so fallen große Bäume durcheinander nieder /: werden banckerupt :/ brechen und zerquetschen das niedrige Gebüsche, und der Geld=Mangel ist so groß, daß wir von den 13 hundert versprochenen kaum 7 hundert haben gelehnt bekommen können. Es fehlt den wohlmeinenden Gliedern nicht am guten Willen, sondern an Vermögen. Die Stühle und empor Kirchen sind meist fertig, und die Fenster auch zum Theil eingesetzt, können aber wol nicht eher einziehen bis nächsten Sommer g[eliebts] G[ott] und wers erlebt. Wenn die gar zu große Handels lose und Geld mangelnde Zeit nicht darzwischen gekommen, so hätte es wol weniger Gefar und Schwierigkeit gehabt; So lange eine Societaet einig bleibt, und den Werth für Schulden hat, will es noch wol angehen. Doch komt auch nichts von ohngefehr. 8 Mitten in diesen beschwerlichen Umständen und unter meiner übrig=weitläuftigcn Amts=Last, betraf mich eine neue Versuchung mit der St: Peters Kirche in Whitemarsh, dergleichen noch nicht erfahren hatte, neml[ich] wie schon berichtet, so hatten vor etlichen Jahren H. Keppele, Dr: Wrangel und ich, um aus zweyen M a l i s das kleinere zu erwählen, 9 unser Wort schriftlich gegeben, daß wir die 550 £ Schulden auf uns nehmen wolten. H. Dr: Wr: w a r d selber wegen Kirchbau in seinen Gemeinen verwickelt und unvermögend: Η. K: stack schon mit in dem Zions Bau und andern großen Schwierigkeiten wegen der Handellosen Zeit, und ich hoffte auf etwas Hülffe aus Europa, und verließ mich im Nothfall auf den noch ausstehenden kleinen Rest von meiner Costa: 1 0 hatte keinen Arbeiter bey der Hand, um die Gemeine in Whitemarsh zu sammeln. Die Schuld lief von J a h r zu Jahre auf Interesse und wuchs wie
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Die Briefe des Jahres 1769
Unkraut. Ehe mans versähe, wurden 2 bis 3 Obligationen von den Creditoren in der Advocaten Hände gegeben und zum gerichtlichen Process angesponnen, um nach hiesiger Art Arreste entweder auf Haab und Gut des Schuldners, wenn was da ist, oder in Ermangelung deßen auf die Person zu legen. Als ein vornehmer Engelländer, der auch 300 £ zu besagten Kirch=Bau auf unsere Obligation geliehen, hörete daß die kleinern Hunde belleten, 1 1 fieng er auch an und wolte Capital und Interesse ohne Verzug haben oder arrestiren. Nun wurde mir ausnehmend bange, daß es einen Einfluß auf die Schulden des Zions Baues haben mögte. Wenn ich die Noth und Gefahr dem H. Dr: Wr: vorstellete, so wurde Ihm auch bange, bruch lieber ab von der unangenehmen Materie und kam auf angenehmere exegetische Vorwürffe [Gegenstände] zu sprechen. Den Η . K. konte auch nicht ohne Mitleiden ansehen oder sprechen, weil er gar offt von Spöttern das gemeine Sprichwort hören muß: „wer nichts hat zu schaffen, der bemenge sich mit Kirchen und Pfaffen", 1 2 und doch war periculum in mora. 1 3 Ich rückte endlich mit den noch übrigen Obligationen, von meiner Frauen Erbschafft heimlich heraus, und gebrauchte solche zum Aufschub der gerichtlichen Execution, und Η. K. half auch an seinem Theil, so gut er konte. Als meine Frau und Kinder solches gewahr wurden, so erfolgten da passiones histericae und wunderliche Motus, welche mich noch banger machten, zumal wenn man mich mit Gottes Wort in die Enge zu treiben sucht ex[empli] gr[atia] wer die Seinen nicht versorget etc. 1 4 sondern auch das noch weg giebt etc. Wir hatten vorher schon mannichmal recht harmonisch und lieblich gesungen: nehmen sie uns den Leib, Gut, Ehr' Kind und Weib, laß fahren 1 5 — aber nur an einem Ende, mit dem andern will mans doch vest halten, damit es nicht zu weit dahin fahren mögte. Fand auch hier aus, daß Theorie und Praxis unterschieden, und dachte wie gut es wäre, wenn man in Ecclesia colligenda ohne Appendix seyn könte. Ich flehete zu erst vor dem Gnaden=Throne im Verborgenen, und nahm nächst dem meine Zuflucht zu Hochwürdigsten Vätern, die Gott um Christi willen mir verliehen, ob Hochgedacht Dieselben zwar offt genug mit meinen Ausschweiffungen betrübt, und zu gering bin etc. und klagte meine Noth sub rosa. Und siehe! mein Brief 1 6 war wol kaum erst halb weges, so kam schon die Hoch geneigte, väterlich herablaßende, von Leutseligkeit und Trost fließende Zuschrifft Sr: Hochw: Herrn Dr: und Consistorial Rath G: A: Francken d[e] d[ato] Halle d. 18ten Januar: 1768. 1 7 Ferner erfolgte die Hertzstärckende Nachricht, daß Hochwürdigste Väter nach vieler Hertzbeklemmung, Gebet und M ü h e 2 neue Arbeiter ausgefunden! 1 8 Nach derselben arrivirte die H[allische] Arzeney, 1 9 mit beygelegter Seelen Weide von der Mission aus Ostindien; und endlich so gar auch eine Vollmacht, daß unverzüglich auf Sr: H o c h w : den theuresten Herrn Hofprediger Ziegenhagen einen Wechsel von 100 £ st[e]rl[ing] ziehen, und damit die Noth bestreiten solte! 2 0 Das war Gottes Finger! 2 1 und dabey vergaß nicht den Herrn zu dancken Ps: 145, 8, 9 der gütig ist gegen alle, und sich aller seiner Wercke erbarmet! Konte auch den Meinigen wieder Sprüche auf zu rathen geben.
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15. 4. 1769
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Vermöge der gütigsten Ordre von Sr: Hochw: Herrn Dr: und Consistorial Rath solte von der Arzeney, die auf 60 £ sterl. erlaßen, 40 £ sterl. an den hiesigen Zions Bau verliehen seyn. Das konte nicht geändert werden, und dienete auch zu gantz besondern Trost und Aufmunterung, wie der bey gelegte Schein 2 2 von 60 £ curr[ency] in Schwachheit aus dem Protocoll bezeuget. Und weil H . Keppele und ich, die nächsten zur Execution reiffen Schulden wegen Barrenhill zusamen gebracht, und die Gefar damit abgehalten; so war wol zuerst nöthig, solche zu remediren. Dahero nahm die noch übrige 20 £ sterl. von der Arzeney, nemlich an hiesiger Curr: 30 £ und den Wechsel von 100 £ sterl. der an Curr[ency] pr[o] Cfentum] 165 £ trug, und 14 £ 17 shfilling] 4 d. [pence] aus der alten Brunnh[olz] und Handsch[uh] Bücher Cassa welche H. Pfr: Schultz in Verwaltung hat, nahm, sage ich, die 209 £ 17 sh: 4 d. Curr: und legte von dem Meinigen so viel zu, als die äuserste Noth erfoderte, und die bey gelegte Rechnung 2 3 zeiget; so daß die St: Peters Kirche nun aus der hiesigen Cassa empfangen hat 286 £ 12 sh: 6 d. mit meinem Zuschuß, und über dem in allem noch schuldig bleibet 300 Pfund curr, wofür Η . K. und ich verbunden stehen und jährlich mit 18 £ verintereßirt werden müßen, welche von der armen Gemeine noch eher bestritten werden können, als wenn das gantze Capital von 586 £ 12 s[hilling] 6 d. auf Interesse geblieben wäre, wenn anders die Gemeine künfftig versammelt und mit den Gnaden=Mitteln ordentlicher versehen werden kan. Solcher gestalt, wenn die Gemeine in beßere Umstände käme, hoffe wol nach und nach 1 Hundert Pfund durch Contribution von den Gliedern aufzubringen, und an dem Capital ab zu legen, und wenn gar durch Gottes Segen und Beystand das Capital der Schuld von 3 oder 2 hundert Pfund aus der Cassa für Versicherung und 4 Pfund p[ro] C[entum] Interesse geliehen werden könte; so wäre das Capital noch leichter nach und nach abzutragen, maßen 6 £ Int: p C. auch schwer fält, und man immer in Gefar schwebet, daß das Capital auf gekündiget werde, so lange es bey privat Personen stehet. Eins liegt mir nun noch schirer an bey dieser Sache nemlich: a) Da schon vor etlichen Jahren wegen der St Peters Kirche auf Barrenhill, und zwar ehe noch der Zions=Bau angieng, an Hochwürdigste Väter supplicirt, und publicirt worden: 2 4 b) o b nun auch von den Liebes=Gaben aus Deutschland und Liebes Collecten in London von Hochwürdigsten Vätern so viel bestimmet werden mögte als die 286 £ 12 s. 6 d: curr: aus machen, die wir für St: Peters Kirche bezahlt haben? ob besagte Summe nun dürffte als eine G a b e mit einer Danckschrifft agnoscirt und bescheiniget werden? oder ob sie nur auf Interesse geliehen? Das erstere, als eine Gabe und Beysteuer würde mir, Dr: Wr[angel] und H. K[eppele] zu großer Erleichterung, und der armen Gemeine in Whitemarsh zur beßern Fortpflantzung dienen. Das letztere aber Schwierigkeiten geben, weil ohne dem noch 300 £ zurück auf Intereße 6 £ p C. stehen, welche noch Noth genug verursachen können. Die Cassa behielte des wegen doch einen Halt an den 280 £ etc. Denn als die Schulden Last auf mich und M r : Κ. fiel, so sorgte ich mit vieler Mühe, und auf meine eigene Kosten, daß das Grundstücke, worauf die Peters Kirche und Begräbniß Platz ist, noch einmal gemeßen, und ein neuer Kaufbrief gemacht, und also Land, Kirche und
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Kirchhof an die St. Michaelis Corporation in Philadelphia nach den hiesigen L a n d e s r e c h t e n verkaufft wurde, 2 5 damit keine andere Verfaßung Episcop: Presbyterial etc. oder privat Person Recht daran kriegen, sondern es für eine deutsch=Evangelisch=Lutherische Vereinigte Gemeine und Filial von St. Michaelis etc. erhalten werden mögte. Solcher gestalt kan die Michaels Corporation das Land und Kirche zwar nicht verkauffen, aber doch versetzen für eine Summe Geldes, und die Gemeine die Interessen bezahlen machen, wenn die Gemeine die Kirche brauchen und nutzen will. Wenn demnach die Cassa so reich wäre und der Peters Kirche 2 oder 300 £ liehe; so müste die Corporation den Kaufbrief zur Hypothec an die hohen Directores der Cassa geben. Wäre die Michaelis Corporation nicht selber unter der schweren Bau= und S c h u l d e n l a s t gewesen und noch, so hätte sie mit leichter Mühe die Schulden ihres Filials übernehmen, und mich, den ohnedem genug geplagten mit solcher Bürgschafft verschonen, und meiner alten abgematteten Last= und Creutzträgerin der Sorge überheben können. Das Vermächtniß der Christlich erhabenen Dame von Br[edow] stehet hier an der St: Michaelis und Zions=Kirche, und soll nach der Bestimmung von der Interesse jährlich eine Gegend, oder Gemeine, die keinen Prediger hat, besucht werden. 2 6 Mein H. Collega Schultz und ich, haben jährlich der Bestimmung gemäß, solche Gegenden und zerstreuete Schafe besucht, und unserer armen Gemeine und Kirchen die Interessen geschenckt. So stehet auch bey unsern Kirchen in Philadelphia das geheiligte Vermächtniß des Hohen Standes Wohlthäters aus dem Reiche, 2 7 nebst zu gefügten Wohlthaten von mehrern Kindern Gottes zur Verbeßerung der Schul=Anstalt von 123 £ Curr[ency] oder 492 rthl. auf Interesse. Da aber solche hohe Gaben noch nicht zureichend, eine solche hochnöthige Schul=Anstalt oder Seminarium zu stände zu bringen; so sind für die Interessen jährlich arme Kinder zur Schule frey gehalten, und die Corporation thut jährlich noch einmal so viel aus der Cassa hinzu, ja ich habe alle die Jahre her von meiner Nothdurfft 6, 7, bis 8 £ zugeschoßen für Schulgeld armer Kinder, weil derselben so viele sind die kein Schulgeld aufbringen können, und gantz verwildern müsten, wenn ihnen nicht geholffen würde. Die recht väterlich=reiffen und weitersehenden Gedancken Sr: Hochw: theuresten Herrn Dr: Constistorial Raths von einem nöthigen Seminario konte anfangs nicht gleich durchsehen, weil ich sehr langsam in den obern= und geschwind mit den untern Seelen Kräfften bin und gern fliegen wolte, ehe die Flügel gewachsen etc. 2 8 Ich sehe es nun schon etwas weiter ein, und dancke Gott! daß es so, und nicht anders ist. Beßer stuffen weise, a facilioribus ad difficiliora. Deus nobiscum loquitur per circumstantias. Bey den dermaligen Umständen in der philadelphischen Gemeine und Schule scheinet mirs noch inpracticable. Es ist kein Dr: Wr[angel] mehr auf Wicacoa, der die geringste Hand leisten könte. Und wenn auch 2 starcke Prediger in der philad[elphischen] Gemeine wären, so haben sie doch wenig oder keine Zeit übrig zur Schul= Arbeit etc. absonderlich wenn ein oder ander davon noch gar die Correspon-
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dence zwischen den Vereinigten Gemeinen in Nord America, und zwischen hier und Europa unterhalten solte etc. Eine dergleichen Anstalt oder Seminarium, worin tüchtige Schulmeister, Catecheten und Landprediger erzogen werden solten, wäre freylich wohl nöthig und zu wünschen, denn 1) die Beruffung der Arbeiter aus Europa ist, und wird immer schwerer, mühsamer und kostbarer für Hochwürdigste Väter und ist viel gewagt 2) die liebwürdigen gelehrten Arbeiter aus Europa, sind anfangs wie unmündige Kinder, wenn sie in diesen Theil der Welt und hohe Schule kommen und gleichsam etliche Jahre wie blind, ehe sie die hiesigen Umstände nur ein wenig kennen und sich schicken lernen. 3) Es kostet viele Verleugnung für redliche Europaeische Söhne ihr Vaterland, Freundschafft und Connection zu verlaßen, als Frembdlinge hier in der Wüste zu wallen, allein auf Posten zu stehen, und mit tausenderley unbekant= und ungewöhnlichen Versuchungen von außen und innen umgeben zu seyn, wo von man in der vaterländischen Ecclesia plantata nichts weiß und unter Subordination stehet, oder wie ein Rad in der Uhr im Zusamenhang fort getrieben und activ gehalten wird, und ist auch der Sinnlichkeit schwer wenn man hier bey aller Mühe und Arbeit seinen Unterhalt in gesunden und krancken Tagen, von allerley Art Menschen, denen man die Wahrheit sagen soll, erwarten muß. Und wohin sollen die armen Würmer nächst Gott, ihre mittelbare Zuflucht nehmen? wenn sie verfolgt, unwerth, unbrauchbar, gebrechlich oder kranck werden. Sie haben als Frembdlinge keine sonderliche Connection mit den Einheimischen. Wollen sie ihren Zustand durch Heyrathen vollkomner machen; so treffen sie selten das Ziel, müßen von der niedrigsten Sorte nehmen, wo bis weilen Erziehung und Christenthum zugleich fehlet, vermehren dadurch ihre leibliche Armuth, werden den jungen und armen Gemeinen mehr zur Last als Lust, und desto eher zum Überdruß, werden mit Kindern gesegnet, können sie nicht erziehen, und verursachen auch damit nicht selten übele Eindrücke und Ärgerniße etc. Bleiben sie ledig, so giebt es auf der andern Seite stratagemata etc. Als ich noch in der Providence wohnete, mein eigen räumlich Haus und Land hatte, 2 9 wüsten die armen Brüder doch einigermaßen eine kleine mittelbare Zuflucht, wo sie sich in Schwachheit ein wenig erholen, in Ermüdung auf etliche Tage verschnaufen, in Anfechtung berathen, in Traurigkeit trösten, in Schläfrigkeit aufmuntern, in vielerley Gewißens=Fällen besprechen, und ihres HertzensAnliegen gemeinschafftlich ohngchindert vor dem Gnaden=Throne ausschütten konten etc. In unsern Tagen haben nicht viele den Grad der Apostolischen Freudigkeit im Glauben den Wanderstab getrost zu ergreiffen und den Staub abzuschütteln, 3 0 und kommen gern damit zu früh oder zu spät. Seit dem ich aber in der Stadt wohne, auf dem theuren Pflaster, wo man alles vor Geld kauffen muß, so kan kaum einen armen Bruder etliche Nächte beherbergen, noch weniger Zeit gewinnen, mich mit ihm zu besprechen, bin eingeschränckt und nicht im Stande Liebes=Dienste nach Wunsch zu erweisen. Solte aber einmal unter Gottes Segen und Beystand eine solche Anstalt in, oder auf dem Lande zu Stande kommen; so mögte es auch in der Absicht etwas tröstlicher und heimlicher für die lieben Brüder werden. Nach dem wir nun durch Gottes
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erbarmende Liebe und Güte, und durch Hochwürdigster Väter ernstlich Gebet, Mühe, Sorgfalt und Kosten 2 neue Arbeiter am 2ten April 1769 umarmen und bewillkommen können; 3 1 so wird nun wol auf ein Zeitlang keine neue Beruffung so hoch nöthig seyn, weil ich gern ein und andere Vacantzen offen sehe, damit man Raum behalte, ein und andern Mitbruder, welchen die Gemeine mißbrauchen mögten, zu versetzen etc. Weil Hochwürdigste Väter nur einen generalen Plan für die 2 neue Missionarien zu ertheilen, und keine besondere Bestimmung zu geben geruhet; so müßen wir bitten, auf die Umstände sehen, und gemeinschafftlich überlegen und acht geben, wie uns die Gnädigste Providence den Wege eröfnet. Das übrige was Hochwürdigste Väter vorzuschreiben und näher zu bestimmen geruhet, werde in Schwacheit und vieler Zerstreuung, so viel durch Gottes Gnade möglich, zu beobachten und zu erfüllen suchen. Ich hätte gern nach Hochväterlicher Erinnerung eine nähere Beschreibung von den gesamten Kosten und Schulden der philadelphischen Kirchen zur Beschleunigung der 10ten Fortsetzung Americanischer Nachrichten 3 2 übersandt, wenn nicht etwas befürchtet, nemlich die gedruckten Nachrichten, werden von den hiesig reformierten] Predigern] verschrieben, und auch durch die so genanten Neuländer mit gebracht, wie nicht weniger von ein und andern neidischen Orthodox außer unserer Connection erhalbet [!], wol mehr aus Neid und Misgunst, als Liebe zur Erbauung. Wenn denn etwa die Summe der Schulden hoch und fürchterlich lauten dürffte; so wären wol unsere Nachbarn und andere Neidhardten nicht ungeneigt unsere Creditores aufzureitzen und ihnen zu insinuiren, daß sie in Gefar stünden ihr Geliehenes zu verlieren, wenn sie es nicht bey Zeiten suchten etc. In deßen wenn der gütigst und barmhertzige Gott den Bau bewahren, die Gemeine bey Einigkeit erhalten und die Armuth nicht allzu groß werden solte, so hoffen wir die Interessen guten theils jährlich mit dem Stuhl Gelde zu bestreiten. Es hanget blos von der Gnade und Erbarmung deßen, der alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat, und dem Beystande seiner Kinder ab. Werden wir glauben und Gnade finden vor dem Herrn; so wird Er uns erhalten und seine Herrlichkeit sehen laßen. 33 Spricht Er aber, Ich habe nicht Lust zu Euch, siehe, hie sind wir. Er mache es mit uns, wie es Ihm gefält, und sey uns Gnädig und barmhertzig um Christi unsers Mitlers willen! 34 Es hat bis hieher weder Rector, noch einig Glied der Corporation oder Gemeine nöthig gehabt seine Person und Kinder, oder Haab und Gut für Zion zu verpfänden, wie in vorigen Zeiten geschähe, ehe sie ein Charter und Corporation hatten. 35 Was geliehen ist, und wird, dafür giebt die Corporation jedem Creditor eine Obligation für sich und ihre Successores, daß sie aus der Kirchen Cassa bezahlt werden sollen mit Interesse. Wenn jemand sein Capital wieder haben will, so muß ers einige Zeit vorher aufkündigen. Ist es nicht da, so kan er keinen Arrest auf die Glieder der Corporation oder Ihre personelle Habseligkeiten legen, sondern muß die Casse exequiren, welche ihren Zufluß hat a) von der Klinge Beutel Samlung b) von einer quartal Collecte c) vom Stuhl=Gelde d) und Grabgelde, welches mehr oder weniger einträgt, je nach dem der Applausus und die Handels^ und Nahrungs Zeiten
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und Umstände sich befinden, welches letztere aber ziemlich kranck zu Boden liegt. Mit der Fracht wegen des vom H. Dr: Wachsei ans hiesige Ministerium recommendirten Candidati Mr: George Jung, konte mir fast nicht änderst helffen, als sie aus der Cassa zu bezahlen. 36 Ich habe von ihm des fals eine Obligation genommen, daß ers mit der Zeit wieder in die Cassa bezahlen solle, wenn, und wie er kan. Er scheinet ein natürlich ehrlich und aufrichtig Gemüth zu haben, ist eines Predigers Sohn vom Lande im Zweybrückischen, etwa 27 Jahr alt, robust und starck gewachsen, nicht hypocondrisch, sondern von dauerhaffter Lunge, Miltz und Magen, und wohl gebauet für einen Land= Prediger, wie H. Kurtz senior: nicht ungeschickt in philologicis und hat den so genanten cursum theologicum in Tübingen und Gießen absolvirt. Ich habe mit seinem Vater vor etwa 30 Jahren in Göttingen die Mathesin gehöret und viele Heffte gemacht. Der Vater hat diesen seinen Sohn selber so weit in humanioribus gebracht, daß er die Universitaeten beziehen konte. Als er ausgelernt heim kam, wüste sein Vater ihm nicht weiter zu helffen. Zum Informator konte er ihn nicht anbringen, weil wie es heißt, in dem Amte nur 3 bis 4 Herren waren, die Informatores hielten, als ex[empli] gr[atia] der H. Inspector, Amts=Vogt, Schultheiß und Müller, und schon mit Candidatis versehen. Und da in der gantzen Grafschafft nur 32 Dienste zu vergeben seyn sollen von S[eine]r H[och] E[hrwürden] dem H. Inspector bis zu dem Substituten zu rechnen, und die Officianten in den bergichten Gegenden sich ziemlich gesund und starck befunden, auch schon 15 Candidaten auf der Anwartschafft gelegen; so habe es seinem Vater nicht wahrscheinlich geschienen, daß sein Sohn die Zeit einer Beförderung erleben würde, und ihm des wegen das Uhrmacher Handwerck gelernet etc. Unser Ministerium hatte bey der letzten Synodal Versamlung in Philadelphia einen Catecheten aus Virginia auf Anhalten der Gemeinen examinirt und zum Land=Prediger verordnet. 37 Selbiger hatte nach her an den alten H. Pfr: Jung als seinen sehr guten Freund geschrieben und den Mangel an Arbeitern in Virginia berichtet. Worauf der Candidat einen vernünfftigen Trieb bekommen, sich nach Virginia zu begeben. Demnach erließ ihn der Vater mit gutem Wunsch, denn Geld konte er ihm nur wenig auf die Reise geben. In London ist er zum Hn: Dr: W[achsel] gekommen, bey ihm ein paar Wochen geblieben, und in seinen privat Erbauungs=Stunden gerühret, erwecket und zum Nachdencken gebracht worden. Herr Dr: W: hat ihm gerathen, daß er bey Sr: Hochw: H: Hofpr: Ziegenhagen sich melden solte; war auch in Kensington und hatte das Vergnügen W[ohl] Ehrw[ürden] Herrn Pasche 38 zu sprechen. Bald darauf ist er mit einem erweckten Zucker=Becker von H. Dr: W: Gemeine namens Albrecht auf Capt: Gills Schif gegangen, und kam d. 1 Octobr: 1768 bey Philadelphia mit einem Paquet Briefen von dem H. Dr: W: und Recommendation an. Ich ließ den Kaufman des Schiffes einen Quaker fragen, ob er ihn ohne meine Bürgschafft ans Land zu kommen erlauben wolte? Als aber der Kaufman trotzig antwortete, und dräuete, daß er ihn zur Dienstbarkeit verkauffen, wenn ich ihn nicht frey machen wolte, so nöthigten mich die Umstände ihn los zu machen und auf
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zunehmen, und zu prepariren. Kurtz vor Weyhnacht wurde er von uns erlaßen in 3, von vagabundis sehr verwahrlosete Gemeinleins an den blauen Bergen zur Probe, welche schon bey 2 Jahre um Hülffe gebeten hatten. Er war zwar auf der letzten Conferentz vom Novembr 1768 in Hannover in Gemeinleins über Lancaster hypothetice bestimmet; weil aber H. Pfr: St[över] etwas zulange verzog, so nahmen ihn die blauen Berger 3 9 vor der Hand weg. Ich habe Hofnung, daß er mit göttlicher Hülffe ein brauchbar Werckzeug werden mögte. Wie vernommen, so hat M r : Schwertfeger bey Sr: W. Ε: Η. P: Burgman 4 0 in London seine Anmerckung über die Collecten für die Gemeinen in Pennsylvania etc. besonders in Philadelphia ergehen laßen, und geurtheilet, daß die weit entfernten nichts, und die Philadelphier alles bekämen, da doch in Philad: reiche Glieder, und der Zions Bau viele unnöthige kostbare Zierrathen etc. hätte. 4 1 So ist man mit adoptirten Amts=Brüdern, die kein einfältig Auge haben, oder nur halb sehend und engebrüstig sind, geplagt. Der M a n n kam vor verschiedenen Jahren ohne Beruf nach America und landete erst in Maryland. Die Gemeine in Yorktown war damals zerfallen mit H. Schaum, und deßen starcke Gegen=Parthey, rief den H. Schwertfeger nach Yorktown; und konten zuletzt beyde nicht da bestehen. Wir nahmen Hr: Schaum von da weg. H. Schwertfeger ließ sich endlich von orthodoxen Predigern außer unserer Vereinigung ordiniren, und nahm Gemeinen in Earltown, wo nun der junge J[ohann Wilhelm] Kurtz stehet an: heyrathete eines wolhabenden Ältesten Tochter von seiner Gemeine. Darauf versuchten seine Freunde, ob er nicht mögte als ein Glied ins Vereinigte Ministerium aufgenommen werden? Als 1760 die erste Conferentz wieder in Providence gehalten wurde, gab er eine Schrifft ein, und zu verstehen, daß er auf genommen werden mögte. 4 2 Es erfolgte aber kein Schluß, sondern blieb ausgesetzt, bis auf weitere Einsicht seines Verhaltens. Mitler weile muß er an das Hochwürdige Consistorium im Bareutischen seinem Vaterlande supplicirt haben, maßen von bemeldten H. W. Consistoria eine lateinische Recommendation seinent wegen ergieng, und die Copie davon durch Sr: Hochwürden Herrn Hofprediger Ziegenhagen, als acht und gleich lautend mit dem Original, mit Namens Unterschrifft bescheiniget, mir vorgezeiget wurde. Worauf er bey einer Synodal Versamlung zu Philadelphia 1762 nach vorhergegangenem Examine als ein Glied des Vereinigten Ministerii aufgenommen ward, 4 3 und durch Vermittelung des Η. P. Gerocks von Lancaster mit Genehmhaltung des Ministerii als Prediger der Gemeine zu Friedrichs Town in Maryland zu stehen kam, und hernach unsern Synoden, so viel seine Kräffte und die weite Entfernung erlauben wolten, beywohnete. Seit dem er mit uns in Bekantschafft und Vereinigung gewesen, habe nie über seine Lehre und Ehrbaren Wandel klagen gehört. Wie es aber hier in America gehet: wenn ein Mann nicht besondere Amts=Gaben hat, und nicht vorlieb nehmen, nicht nach Christi Art leiden und streiten will etc. etc. so wird man den Gemeinen bisweilen zum Überdruß und Eckel etc. Es erhub sich Streit und Wiederwärtigkeit in seiner Gemeine, welche wegen eines reform: Predigers von der Rev: Synode aus Holland gesandt der Ecclesiolam in Ecclesia
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sua durch so genante sinnliche Rührungen und Erweckungen auf zurichten suchet. 4 4 H . Schwertfeger verhielt sich so gut er konte in so fern es seine Gemeine mit betraf, meldete mir auch die Umstände schrifftlich. 4 5 Der Nodus gordeus konte aber nicht entwickelt, und auch nicht mit dem Schwert» oder Schwertfeger entschieden werden. Daher mögte er sich vorstellen, daß er seinen Zustand verbeßern könte, wenn er eine Reise nach Deutschland vornähme etc. Ich wieder rieth es ihm schrifftlich und mündlich, und bat, er mögte lieber in die vacanten Gemeinen in Pennsylvania ziehen 46 ex[empli] gr[atia] Barrenhill, Peikstown, Macunshy, Jordan, Heidelberg etc. etc. Es wolte sich aber nicht für ihn und seine Familie schicken, wie er meynete. Dahero muste acquiesciren, und ihm ein Testimonium geben, so gut es die Wahrheit und Liebe erstatten wolte. Er that demnach seine Abschieds Predigt in der Gemeine, und der Kirchen=Rath von Friedrichstown schrieb 2 bis 3 mal an mich 4 7 /: den so genanten praeses: :/ und frugen, ob sie nicht gleich einen andern Prediger, der sich für ihre Gemeine schickte, haben könten? weil H. Schwertfeger die Gemeine auf gegeben. Ich konte ihnen weder rathen, noch helffen, und wie ich höre, so hat H . Pfr: Hartwig seinen Weg dahin genommen, und sich daselbst gesetzet. Was nun die Collecten betrifft, so heißt es freylich in den Nachrichten: 4 8 für die Pensylvanischen etc. Gemeinen, oder dergl[eichen]. Ich weiß nicht, ob je andere Gemeinen von 1730 bis hieher, als Philadelphia, Providence, Hannover, Barrenhill und Germantown um Collecten supplicirt haben? Allen 4 oder 5 Gemeinen wurden Anfangs Prediger zur Seelen Weide und liebes Collecten oder Beysteuren zu ihren Kirch=Gebäuden verliehen. Und da immer mehrere Gemeinen um Hülffe gebeten; so sind nach und nach auch mehrere Seelsorger zum nöthigsten Zweck von Liebes Collecten frey herein gesandt worden. Und nach dem wir in neues Gedränge wegen nöthigen Baues in Philadelphia und Barrenhill gekommen, so haben wir bey der Mutter Kirche in Europa um neue Hülffe supplicirt und die Örter und in Noth schwebende Gemeinen aus drücklich benamt ex: gr: wir haben unser Anliegen dem Deutsch» Evangelischen Zion in London, dem Hoch Edl[en] Rath in Danzig und in Franckfurt am Mayn, Sr: Hochw: Herrn General Superint. Struensee im Holsteinischen vorgelegt, 4 9 und von London gute Vertröstung, 5 0 von Dantzig und Franckfurt abschlägige, 5 1 und aus Holstein noch keine Antwort bekommen, wie wol der theure Herr Dr: und Senior Plitt aus Franckfurt berichtet, daß Sie aus besonderer Liebe eine privat Collection gütigst veranstaltet. Gesetzt nun es kommen von London, Franckfurt etc. auf unser Bitten und Flehen Liebes=Beysteuern zusamen, können denn wol Gemeinen in Virginia, Maryland, Pensylvania, Jersey, wenn sie auch vereinigt heißen, teil an solchen Collecten mit Recht oder Billigkeit fodern? wenn sie derselben nicht so sehr bedürfftig sind, und auch nicht darum supplicirt haben? Z u dem sind die Collecten zweyerley Art. Hält man an mannichen Orten, wo der haupt Sitz der Lutherischen Mutter Kirche seyn solte, um Beysteuer an; so wird es abgeschlagen. Lieset man die Vorreden von den Orientalisch* und Occidentalischen Missionen; 5 2 so bemercket man nicht ohne Hertzens=Bewegung und Thränen einen Ausschuß, einen Selectum, einen heiligen Saamen und Kern, ja
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ein königlich Priesterthum ein Volck des Eigenthums 5 3 des großen Welt Heilandes 5 4 in unserer gegenwärtigen Christenheit allerley Standes, und Würden, bewährter, gläubiger und Liebthätiger großmüthiger Seelen! Diese von oben gesalbte Braut des Lammes 5 5 achtet und hält Sr: Sr: Hochw: Hochw: und mehrere treue Knechte Gottes in Halle, London, Franckfurt etc. als Haushalter; 5 6 Vormünder und Agenten über die Missionen im Creutzes=Reiche Christi; sie schicken ihre große und kleine Liebes=Gaben und Scherfleins, bey Hochgedacht Denselben ein, und bestimmen solche mehr oder weniger, allgemein und besonders. Die haupt Absicht aller solcher theuren Seelen ist wol fürnehmlich die Ausbreitung des Reiches Jesu Christi, die Errettung der verirret und verlornen Schafe und Lämmer, die dem Eigenthums Herrn sein eigen Blut gekostet haben. 5 7 Die nimmer genug zu liebende Vormünder disponiren die geheiligten Liebes=Gaben und Scherfleins, unter unbeschreiblicher Mühe und Sorgfalt nach besten Wißen und Gewißen zum bestirnten Zweck, suchen bittend und flehend, so viel nur möglich, treue Arbeiter und senden sie in die verwüsteten Weinberge, 5 8 verordnen auch das übrige zu Beysteuern für Schul= und Kirch=Gebäude weil man ohne äusere Rüstung kein Haus bauen, ohne Schale kein Ey aus brüten, und ohne Schüßel oder einig Gefäß keine Speise auftischen kan. Die armen beruffenen Missionarien verlassen ihr Vaterland, Freundschafft und Connection, kommen in diese annoch rauhe Abendwüste unter Dorn und Hecken, 5 9 auf Kampfplätze, wo sie mit ausgelernten sicht= und unsichtbaren groben und rafinirten Feinden um himlische Gegenstände zu streiten haben, werden von keiner Societaet, aus keinem fundo salarirt, kriegen nichts von den Liebes=Collecten, weil die zur Rüstung noch nicht hinreichend sind, und sie gerne wolten, daß Zion gebauet, und ihre Steine und Kalck zugerichtet würden, 6 0 bestreiten ihre leibliche Nothdurfft mit den Liebes» Gaben wohlmeinender Gemein=Glieder, /: denn Menschen die nur eine natürliche Seele und keinen Geist haben, sind wol so witzig, 6 1 daß sie nicht noch was zu geben, wenn man ihnen die Wahrheit sagt :/ und schicken sich in die Zeit. Nun siehet zwar der sich selbst recht fertigende Priester und Levite aus den Nachrichten, daß der verreisete Mitmensch unter die Mörder gefallen und in seinem Blute hülflos liegt, wie auch daß der Samariter sich äuserst bemühet den Patienten zu verbinden, und sich fast aus dem Othem hebt, um sein Mitgeschöpffe auf sein Thier zu bringen, ja er bemercket, daß der liebthätige Samariter sogar noch 2 Groschen an den Wirth zur fernem Verpflegung giebt. 6 2 Dieses alles kan Herr Simon Neidhard in Europa lesen, hören und bemercken ohne die geringste menschliche, geschweige denn Christliche Barmhertzigkeit und Gefühl. Er giebt selber nicht einen kalten Trunck Waßer 6 3 dazu, und beurtheilet doch den Patienten und liebthätigen Samariter; Ja er besorget seufzend, o b auch der Wirth die 2 Groschen recht anwenden, und den Patienten orthodox verpflegen werde! Wohl mogte Judas sagen: wozu dienet dieser Unrath? Er trug den Beutel etc. 6 4 Ebener maßen verhält sichs fast mit solchen Americanischen Predigern, die kein einfältig Auge 6 5 haben, sich selbst, Christum, seine Schafe und das Creutzes Reich nicht kennen, vielweniger die Sache
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in Zusamenhang verstehen. Sie hören und lesen, daß so viele Liebes=Gaben für die Americanischen Gemeinen eingesandt werden, stellen sich vor, daß die von Halle gesandten, und vorzüglich der alte M[ühlen]b[erg] in Philadelphia reichlich davon salarirt werden, sie aber, weil sie weit ab sind, müßen darben, und heißen doch mit Vereinigte! Da sie doch beßer wißen könten und solten, daß wir von den Liebes=Gaben unserer Gemeinen die Nothdurfft haben, und ich insonderheit der Meinigen Zugehöriges mit dran wenden müßen. Was H. Schw[erdtfeger] oder andere von dem unnöthigen Zions Bau von den unnöthigen Kosten wegen Zierrathen und reichen Gemein=Gliedern in Philadelphia sagen mögen das komt mir und andern, die in Loco sind, unverständig und kindisch vor. Wenn wir die armen deutschen Lutheraner hätten gern unter allerley Secten zerstreuet sehen wollen; so wäre gar keine Evangelische Kirche und Schulhaus nöthig, oder doch wenigstens eine über flüßig hinreichend gewesen. M a n mag alle Bauverständige aus Philadelphia, Neuyork etc. etc. zusamen nehmen, und urtheilen laßen, ob der Zions Bau an Zierrathen vor andern Kirch=Gebäuden in der Stadt voraus haben? So werden sie, wenn sie unpartheyisch sind, sagen müßen, daß unsere nichts voraus habe; es wäre denn, daß sie die Pfeiler inwendig voraus rechnen wolten. Auch dieses kan nichts voraus gelten, denn die Englische Episcopal Kirche hat auch Pfeiler. Und wir haben die Pfeiler nach Gründen für nöthig erachtet; weil das Mauer= Werck in Philadelphia an Kirchen, Häusern und Küchen von Backensteinen gemacht, ein Dachwerck, wie auf Zion 108 Fuß lang und 80 breit, ein weit Extensum macht, wir schon die Zeit erlebet, daß im Monath Martii 2 bis 3 Fuß hoch Schnee auf den Dächern gelegen, daß hier nicht selten die aller grausamsten Windstürme und Erschütterung entstanden, ja schon etliche mal Erdbeben erlebt, und vermuthlich noch mehr erleben dürfften etc. etc. Wer könte also die Pfeiler für unnöthig und unnütz erachten? Wolte man etwa das für unnöthig erachten, daß wir ein Fundament zu einem Kirchthurn gelegt, und so weit aufgeführt als die Kirch=Mauer geht; so urtheilete man auch nicht recht. Denn wir haben 3 Glocken auf dem Schulhause, deren Erschütterung dem Gebäude nicht günstig ist. Zu dem ist das Geläute in allen Theilen der Welt bey der Evangelischen Kirche gebräuchlich nützlich und certo respectu nöthig, wo die Evangelische Religion nicht suppressa, sondern frey ist; und so dienet auch das untere Theil vom T h u m zu dem stärcksten Pfeiler des gantzen Gebäudes, weil der Grund in der Mitte einer langen Mauerseite auf geführet ist. Freylich mögten einige Leute vom Lande, die es nicht verstehen, sagen: man hätte sollen wie eine Scheuer von Holtz bauen, oder wie ein Brauhaus, oder Waaren Lager etc. So wenig sich solche Formen für ein Gottes Haus schicken, so kostbar sind sie dennoch. Solche Urtheile haben was ähnliches mit dem was mir einstens ein alter wohlmeinender Quäker seufzend klagte, nemlich: Die Kirchen Leute würden numehro bey den Krieges Zeiten so ausnehmend verschwenderisch, stoltz und übermüthig, daß die Welt bald untergehen müste etc. Als ich nach Beweiß und Erklährung frug; so w a r es die rothe Farbe, die gesponnen Knopf Löcher und Knöpffe, wollene Borten um die Hüte, und gekräuselte Vorermeln etc. etc. Da ich ihm aber wieß, wie
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sein Habit aus dem 12 ten saeculo und seine Platform 6 6 noch wol 5 mal so viel als der andern kostete, und daß Gott aufs Hertze vornehmlich, und seine Augen nach dem Glauben schaueten; so brach er ab. Die Reichen und armen Glieder in der philadelphischen Gemeine solte ich nach meiner geringen Einsicht von 27 Jahren her wol eben so gut oder beßer kennen, als einer der ein oder ander mal nur durch reiset, oder hieselbst als ein Gast geherberget. M a n mögte etwa ein 40 oder 50 Familien finden, die etwas mehr als die Nothdurfft erfodert, besitzen. Solche haben gewiß das Äuserste nach ihrem Vermögen redlich gethan, und thuns noch. Sie geben und Lehnen, wie sie können. Unter den übrigen etlichen hundert Familien, sind viele die sich und ihre Angehörigen so eben mit harter Mühe ehrlich durchschleppen, und doch gern ihr Scherflein aus der Nahrung mit beylegen. Der gröste Theil bestehet aus Armen, die auf gelehnten Landplätzgens und Gärten wohnen, hohe Pachten geben, und sich äuserst angreiffen und wehren müßen, wenn sie das liebe Brod, nothdürfftige Kleidung und das Pachtgeld erobern wollen, so giebt es auch eine ziemliche Anzahl von hülflosen alten Witwen und Dienstboten, die für ihre See=Fracht dienen müßen. Sie mögen nun reich oder arm seyn; so thun sie doch gerne was sie vermögen wenn sie Lust an Gottes Wort haben. Bey Leichen, Betstunden, Kinder=Lehren und öffentlichen Gottes=Diensten, legen sie ihre Scherfleins in den Gottes=Kasten. 6 7 Alle Viertheljahre wird eine Collecte bey Endigung des öffentlichen Gottes Dienstes gesammelt und komt bis weilen, wie die Zeiten eben sind 20, 30, ja wol 40 bis 50 £ zusamen. Sie bezahlen jährlich etwas für ihre Stühle oder Sitze in der Kirche, für eines Kindes Grab auf dem Kirchhofe 5 shill: für eines Jünglings 10 bis 15 shilling] für eines Alten 20 shill. für ein jedes Kind zur Schule in den Winter quartalen 6 shill: und in den Sommer quart: 5 sh: Wenn das Jahr am Ende ist, legen die Familien welche vermögend und willig sind, ihre Gaben und Scherfleins zu samen für den nothdürfftigen Unterhalt ihrer Prediger etc. und haben über das noch allerley onera, als Provintz, Land, Stadt, Straßen, Lampen und armen Taxen, das Jahr durch abzutragen. Wenn denn die Gemeine in Philadelphia nach ihrem äusersten Vermögen gethan hat und noch thut um das heilige und trostreiche Evangelium in diesem annoch finstern Theil der Welt fortzupflantzen, und durch Hochwürdige Väter alle Kinder Gottes und liebthätige Seelen in der Europaeischen Mutter Kirche nur um Beyhülffe in ihren jetztigen schweren und hart drückenden Umständen anruffen; so wird hoffentlich kein vernünfftiger Christen Mensch solches beneiden und unnöthig urtheilen. Denn gesetzt die Liebthätigen Kinder Gottes in Europa legten etwa 400 rthl. zusamen für die Vereinigten Pensylvanischen etc. Gemeinen, das wäre nach hiesiger Currente 100 £ . Wenn diese nun solten unter die Vereinigten Gemeinen, deren wol zwischen 40 und 50 zu zählen seyn mögten, in gleiche Theile vertheilt werden, was würde einer jeden damit gedienet seyn? Und wie soll einem was zu Theil werden, das er nicht begehret, und auch nicht so nöthig hat? 1) Unsere 3 bis 4 Vereinigte Gemeinen in Virginia, sind vor vielen Jahren mit ansehnlichen Beysteuern und Gaben aus der Europaeischen Mutter=Kirchen
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gesegnet worden. 2) Die Gemeine zu Winchester in Virginia hat zu ihrem Kirchbau aus Philadelphia etc. Beyhülffe gehabt. 3) Die Gemeinen in, und um Friedrichstown in Maryland haben Kirchen gebauet aus ihrem eigenen Vermögen, weil das Bauen im Lande wol 10 mal wohlfeiler als in den großen Städten ist. 4) Die Gemeinen in Canawage haben Kirchen, und auch zum Theil Beyhülffen von der Philadelphischen bekommen. 5) Die Vereinigte Gemeine in Yorktown hat eine schöne Kirche aus ihren Mitteln gebauet. Warum? weil viele wohlhabende Glieder daselbst wohnen. 6) Die große Gemeine in Lancaster hat eine von den ansehnlichsten Kirchen im Lande von Backen=Steinen, die etliche 1000 £ gekostet und sind nur noch etliche 100 £ darauf schuldig. Was machts? weil die meisten Glieder der zahlreichen Gemeine wohlhabend und eifrig in der Religion sind. 7) Die Gemeine in Earltown hat eine schöne dauerhaffte Kirche, und sich mit einer Lotterie geholffen. 8) Die Gemeinen in Tulpehaken etc. haben hinreichende Kirchen und Schulhäuser aus ihren Mitteln gebauet, weil sie es konten, in der vergangenen nahrhafften Zeit. 9) Die Gemeinen in Libanon, Heidelberg, Readingtown, Mesillum, Weitenthal, Macunshy, Jordan etc. etc. Providence, Peikstown, Upperdoublin, Germantown, Neugermantown, Bedminster, Hackinsack, Remmerspach in Jersey etc. Alle diese und übrige Gegenden haben die äusere Rüstung, und sind theils nichts, theils nicht mehr drauf schuldig, als sie selber bestreiten können. Ich weiß wohl daß alle diese Gemeinen bey unserm Ministerio um treue Lehrer und Seelsorger angehalten, welches auch von Zeit zu Zeit wehmüthig an Hochwürdigste Väter in Europa berichtet, und erhöret, und von den Liebes Gaben manniche Arbeiter frey hereingesandt worden. Kan mich aber nicht besinnen, ob mir eine von den Gemeinen Commission an die Europaeische Mutter Kirche für Collecten zum Bau gegeben, außer Philadelphia und Barrenhill, und etwa Neuhannover durch Η. P. Voigt, welche aber auch nicht in so großer Gefar sind als Philadelphia und Barrenhill. Und was machet die Sache in Philadelphia so schwer? Ich kan nicht davor, daß das Bauen daselbst so kostbar, der Hauffe so groß und unvermögend, und so große und räumliche Gebäude zum Gottes=Dienst nöthig hat. Wenn wir etwa die 40 oder 50 mittelmäßig vermögende Familien hätten aussondern, und die andern armen Schafe verstoßen können; so wäre uns die St: Michaelis Kirche räumlich und groß genug gewesen, wir hätten weniger Arbeit und beßer Auskommen gehabt. Aber wer kan ohne Höllen=Angst solches auch nur dencken! Ich stelle mir die Vereinigten Gemeinen in Pensylvania, Neuyork, Jersey, Maryland und Virginia als einen Menschen vor, der eine gefährliche Kranckheit, und kräfftige Arzeney nöthig hat. Philadelphia mag der Magen seyn, und der beste Medicus mag urtheilen, wo die kräfftige Essencen und Lebens=Pulver hingehören. Der Empiricus wird vielleicht rathen man solle sie erst auf den rechten Daum und lincken Zeh appliciren, oder die Extrema erst genesen etc. Der verständige Artzt wird sagen, sie gehören zu erst in den Magen, und von da wird sie die Natur schon weiter ausbreiten in alle übrigen Theile. Es ist von meinem theuren Hertzens Freunde Sr: W. E: Herrn Pasche wohlmeinend und liebreich erinnert worden, als ob ich in meinen 2 letzten
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Die Briefe des Jahres 1769
Antwort Schreiben an H. Dr: W[achsel] durch Flatterie oder Loben der Sache Gottes geschadet hätte. 6 8 Es ist mir leid daß keine Copie von den 2 Briefen nehmen, und auch jetzt wegen Mangel der Zeit, die Copie von H. Dr: W : Zuschrifften 6 9 nicht übersenden können. Der Gerechte straffe mich freundlich. D a ß wird mir so wohl thun etc. 7 0 Das erste was von H. Dr: W. in meinem Leben vernahm, war eine Beschreibung in den hiesigen Englisch» und Deutschen Zeitungen, von dem berühmten Werck der Barmhertzigkeit, das er an den Verlaßenen in äuserster Noth seyenden deutschen Emigranten bey London solte gethan haben. 7 1 Diese publique Nachricht machte einen tieffen Eindruck bey Englischen und Deutschen allhier. Die zweyte gute Beschreibung von ihm, machte der Schwedische AdiunCtus Heggeblad, der dem H. Dr: Wrangel zu Hülffe gesandt, und in London mit H. W: conversirt hatte. Die 3te Christlich lautende empfieng von Messrs. Voigt und Krug. Die 4te von dem H. Pfr: Schultz, der eine Erklährung hin zu setzte, nemlich daß er bey seinem Guten, noch viele Hitze und Natur Feuer hätte. Nun freuete ich mich über das Gute, und dachte, die Jünger Jesu, welche bey ihrem Guten, auch noch frugen: Herr, sollen wir Feuer von Himmel etc. wurden des wegen nicht weg geworffen. 7 2 Wie er die seinen von Anfang geliebt hatte etc. 7 3 Von seinem ersten Briefe 7 4 habe die Copie übersandt, worin unter andern die Ausdrücke daß er die Schrifften des Wohlsei. Herrn Prof: Francken läse und für seine nahrhafftigsten schätzte und gebrauchte, mich sehr erfreueten und die beste Hofnung gaben. Zumal da er in allen seinen Briefen an mich, eine recht kindliche Hochachtung gegen Sr: Hochw: Herrn Hofprediger Ziegenhagen äuserte, und hochged[acht] Denselben mit den zartesten Epithetis seinen Vater nante. Nicht weniger erzehlten mir Messrs. Jung und der erweckte Zuckerbecker Albrecht 7 5 besondern Amts=Segen an armen Seelen in seiner Gemeine durch private Erbauungen oder Stunden, und beschrieben seine Opponenten als eingefleischte Werckzeuge wieder das thätige Christenthum. Aus seinen gedruckten Streitschrifften stellete mir vor, als ob die gute Parthey in der Savoyer Gemeine mit Herrn Pastor Burgman, von der größern losen und ihren Miethlingen unter getreten und zuerst durch öffentlichen Druck attaquirt worden, und daß er des wegen aus Liebe und Eifer für die Sache Gottes defendens seyn müßen /: doch nicht wie Petrus mit dem Schwert :/. 7 6 Den Versuch zu einer Kirchen=Ordnung in seiner Gemeine, konte meines geringen Erachtens nicht änderst beantworten; 7 7 ob die Antwort aber recht verstanden worden, das weiß ich nicht. Ich schreibe bis weilen sehr undeutlich, weil wenig Zeit und viele Zerstreuung, und auch in meinen jüngern Jahren die hebraeische Grammatic gelernt habe, wo man offt das praesens braucht, und das futurum darunter verstehet. Wäre mir nur einiger maßen der Streit in Zusamenhange von einem unpartheyischen Wahrheit liebenden Freunde zu vor berichtet worden; so hätte mich in meinen Antworten vorsichtiger ausdrücken können. Doch werffe auch nicht gern was weg, so lange die Hofnung habe, daß was vom Gnaden Werck zu Grunde sey. Herr Dr: Wrangel machte in seinem letzten Schreiben an mich d[e] d[ato] 29. Nov: a[nni] p[raeteriti] 7 8 folgende Anmerckungen „I have had the unspeakable pleasure to see and converse with dear Father Ziegenhagen! His conversation
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is improving and delightful! But Dr: W[a]ch[sel] fine preacher as he is, appears to have a zeal not according to knowledge. His Congregation is all in flames, and I fear, he will bring Reproach upon the cause of Religion by his Imprudence — " . Meine 2 Söhne 7 9 in den gesegneten Anstalten haben geschrieben und auch durch Hn: Br: Helmuth mündlich bitten laßen, daß sie nun gern die studia academica anfangen mögten, wenn Sr: Hochw: Herr Dir: und ConsistoriaL· Rath Dero hoch=väterl: Genehmhaltung dazu zu geben geruhen würden. Ich überlaße es gäntzlich der höhern und beßern Einsicht Hochwürdigster Väter, nur mit demüthigstem Vorbehalt, daß sie nicht in die Stadt ziehen, sondern in den Anstalten bleiben mögten. Ich und mein Weib wollen hertzlich gern alles bezahlen, welches wir desto beßer können, wenn wir aus der Barrenhiller Sache nach und nach entwickelt werden. Bey Philadelphia sind keine Indianer, wie es in den Zeitungen gelautet; k o m t vielleicht daher, weil etliche Nationen beym General Johnson um eine Schul=Anstalt angehalten. 8 0 In vorigen Herbst Monathen hatten die Herren Gouverneurs etc. 8 1 Hier muß abbrechen, weil zu sehr überhäufft bin, und es heißt, daß das Schiff fort wolle, und anderhalb Bogen beylegen 8 2 welche im Winter geschrieben, aber nicht Gelegenheit gehabt ab zu senden. Bitte nur noch demüthigst, Hoch würdige Väter wollen geruhen meine große Schwachheit zu übersehen, weil nicht Zeit und Kräffte gehabt dieses gantze, ins reine zu schreiben und nach Würde und Anständigkeit zu formiren, wie es meine kindliche Hochachtung und Pflicht erfoderte. Philadelphia d. 15. April 1769.
Dero unterthäniger unnützer Knecht Henrich Mühlenberg
Des Rev: Peters Vorschlag wegen Streit und Peter, habe mit guter Manier gäntzlich abgelehnt, 8 3 weil es auf Incorporation der Episcop: Kirche abzielte. 8 4
Reinschrift in AFrSt IV C 14:2 S. 34-55; LC Abt Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 34-55. Auch in HD S. 2625 — 2669. Mühlenbergs Angaben über die Kosten der Zionskirche in Philadelphia und der St. Peterskirche in Barrenhill sind abgedruckt in ΗΝ 1 S. 1248-1250 bzw. HN 2 Bd. 2 S. 624 - 626. Bis S. 59 f. entspricht der Brief einer überarbeiteten und gekürzten Fassung des Entwurfs von Bd. III Nr. 447. 1
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Nach dem Siebenjährigen Krieg (French and Indian War) setzte die deutsche Einwanderung nach Pennsylvania wieder ein und erreichte bis zum Ausbruch des Revolutionskrieges in den Jahren 1764, 1767 und 1773 noch einmal einen Höhepunkt, auch wenn die Zahlen deutlich unter denen der Jahre 1749 —1754 lagen. Vgl. die Übersicht bei Marianne Wokeck, The Flow and the Composition of German Immigration to Philadelphia, 1727 - 1 7 7 5 , in: Pennsylvania Magazine of History and Biography, 105 (1981), S. 2 6 0 f. Vgl. 2 Thess 2,7. Vgl. 2 Mos 23,19; 34,26; 5 Mos 14,21. Vgl. Ps 10,14; 68,6.
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Die Briefe des Jahres 1769 Vgl. Bd. III Nr. 406 Punkt (4) S . 5 3 2 f . Für Mühlenberg ein naheliegender Vergleich: seit Anfang der 1750er Jahre hatten Benjamin Franklin und andere in Philadelphia mit ihren elektrischen Experimenten internationale wissenschaftliche Anerkennung gefunden (1752 Erfindung des Blitzableiters). Gemeint sind die Auswirkungen der Townshend Acts (1767) und zuvor der Stamp Act (1765); vgl. Bd. III Nr. 440 Anm. 2; Nr. 331 Anm. 1; Nr. 348 Anm. 18; Nr. 384 Anm. 18 sowie Graeff S. 232 — 237 und Peter D. G. Thomas, The Townshend Duties Crisis. The Second Phase of the American Revolution, Oxford 1987. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 1782: „Nichts ist von ungefähr, von Gott kommt alles her." Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1385, zur Sache Bd. III Nr. 323. Dt. „Rippe"; scherzhaft für Ehefrau. Vgl. 1 M o s 2 , 2 1 - 2 3 . Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 851. Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 74. = Gefahr (liegt) im Verzug; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1410. Vgl. 1 Tim 5,8. Vgl. die vierte Strophe des Kirchenliedes „Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther. = Bd. III Nr. 430. = Bd. III Nr. 423; Mühlenberg erhielt den Brief am 21. 6. 1768 (vgl. Nr. 431 Anm. 8). Vgl. Bd. III Nr. 434. Am 21. 9. 1768. Vgl. Bd. III Nr. 438 Anm. 4(2). Vgl. Bd. III Nr. 442 S. 641. Vgl. 2 M o s 8,15. Nicht erhalten. Zur Sache vgl. Bd. III Nr. 423 S. 588 Anm. 7. Erhalten in AFrSt IV G 6 S. 174. Erstfassung im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 im Anhang S. 1 f. Vgl. Bd. III Nr. 323 und ΗΝ 1 den Vorbericht zur Neunten Fortsetzung unter § IX; H N 2 Bd. 2 S. 237. Dies geschah im Oktober 1766; vgl. Mühlenbergs Bericht über den Kirchenbau in Barrenhill in PM 95 Ζ 6 S. 4 7 - 4 9 (AFrSt F 8 S. lOOv, 101). Vgl. Bd. III Nr. 355 Anm. 18. Vgl. Bd. III Nr. 355 Anm. 17. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1070, zur Sache Bd. III Nr. 380 und Nr. 407 sowie Mühlenbergs Anregung in Nr. 364, zum Ganzen Nr. 603 Anm. 23. Bis 1761; vgl. Nr. 452 Anm. 1 und 8. Vgl. M k 6,11 par.; Apg 13,51. Vgl. Nr. 459 Anm. 44(2). Die seit 1744 in Fortsetzungen erschienenen und dann in ΗΝ 1 (sowie HN 2) gesammelt veröffentlichten „Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinen in Nord-America, absonderlich in Pensylvanien". — Zur Sache vgl. Bd. III Nr. 406 unter Punkt (5.) S. 533 f. Vgl. M t 28,20 und Joh 11,40. Vgl. 2 Sam 15,26 und 1 Tim 2,5. Am 25. 9. 1765 verliehen; vgl. Bd. III Nr. 345. Vgl. auch zum folgenden Bd. III Nr. 439 S. 630 und Nr. 447 S. 667 f. Johannes Schwarbach; vgl. Bd. III Nr. 366. Friedrich Wilhelm Pasche, Lektor an der deutschen Hofkapelle in London, Mitarbeiter und später Nachfolger Ziegenhagens. D. h. die Gemeinden Jordan, Heidelberg, Lintown und Egypten; vgl. Nr. 450 und Nr. 454 sowie Bd. III Nr. 449. Johann Gustav Burgmann ( 1 7 4 4 - 1 7 9 5 ) ; 1768 Nachfolger von Johann Reinhard Pittius an der Marienkirche (in der Savoy) in London. Aus dem nicht erhaltenen Brief Burgmanns zitierte Mühlenberg am 2 4 . 4 . 1769 vor der Michaeliskorporation: „wie daß H. Schwertfeger auf seiner Durchreise bey Η: E: Gönnern sich beschweret, als ob die Philadelphische Gemeine, die in Engelland und Deutschland
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gesammelte Collecten und Beyträge allein empfiengen, zu ihrem eigenen Nutzen verwendeten, und den entfernten Gemeinen nichts davon zufließen ließen, da sie doch derselben wegen ihrer reichen Glieder nicht eben bedürfftig wären etc." (AFrSt IV C 14:4 S. 62; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 62; vgl. Tappert II S. 383 f.). Vgl. Nr. 459 Anm. 44(2) unter 5). Im Tagebuch zitiert er folgenden Abschnitt: „Memorand: Ex litteris Viri plur: Rev dl Burgmanni apparet: folgendes ,auch hatte Gelegenheit mit dem americanischen Lehrer dem H. Schwerdtfeger zu sprechen. Selbiger schiene mit seinem Posten unzufrieden zu seyn. Er beschwerte sich, daß die Gemeine zu Philadelphia solche ansehnliche Collecten aus Engelland und Deutschland empfienge, ohne davon den entfernten Gemeinen etwas zufließen zu laßen. Ich habe ihn zwar, so viel mir bekant gewesen ist, seine Vorwürffe zu nichte zu machen gesucht, inzwischen doch dem theuren H. Hofprediger Ziegenhagen davon Nachricht gegeben, damit seine unbedachtsamen Ausdrücke, und deren Folgen in Deutschland mögte vorgebeuget werden. Mein hertzl. Wunsch ist, daß der Herr ihm, und allen, welche in seinem Dienst arbeiten, rechte Lauterkeit des Sinnes möge schencken auf daß wir stets den Hauptzweck unserer Arbeit, nemlich die Errettung der Seelen, so wie die Verherrlichung seines großen Namens in Christo Jesu mögen vor Augen haben'." (PM 95 Ζ 8 S. 97) Im Anschluß (bis S. 117) folgt die vor der Corporation als Rechtfertigung abgegebene Stellungnahme Mühlenbergs. 42
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Vgl. den Synodalbericht zum 20. 10. 1760 in P M 95 A Nr. 5 1760 - 62; Documentary History S. 56; Tappert I S. 450. Vgl. den Synodalbericht zum 28. 6. 1762 in AFrSt IV C 12:27 S. 208; Η Ν 1 S. 956; H N 2 Bd. 2 S. 432; Documentary History S. 62; Tappert I S. 530. Gemeint ist Philipp Wilhelm Otterbein; vgl. Bd. III Nr. 404 und Nr. 426. Nicht erhalten; vgl. Mühlenbergs Antwort in Bd. III Nr. 404. Vgl. ebd. und Nr. 429 mit Anm. 6. Keiner der Briefe ist erhalten. Siehe Anm. 32. Vgl. Bd. III Nr. 411 und Nr. 412; Nr. 419; Nr. 388 und Nr. 410; Nr. 414 und Nr. 415. Vgl. Bd. III Nr. 323 Anm. 16; Nr. 390 Anm. 1; Nr. 410 Anm. 32. In einem Sitzungsprotokoll der Michaeliskorporation heißt es dazu: „Ferner ward vorgelesen aus einem hochgeneigten Schreiben von Sr: H[ochwürden] Hn: Dr: und Senior Plitt aus Franckfurt, daß der Hoch Edle Rath daselbst unsere Petition wegen einer Collecte zwar abgeschlagen, Sr: H: Dr: Plitt aber meine 2 zugesandte Briefe drucken laßen, und Erlaubniß bekommen in der Stille oder privatim f ü r unsere Gemeinen zu collectiren: Ferner gemeldet, daß der Hoch Edle Rath in Danzig sich geweigert eine Collecte f ü r uns zu erlauben, wegen der Umstände in Polen etc." (AFrSt IV C 14:4 S. 62; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 62; vgl. Protokollbuch S. 148 f.; Tappert II S. 384). Die „Halleschen Berichte" (1713 ff.) über die Mission in Ostindien und die „Halleschen Nachrichten" (1744 ff.) über Nordamerika. Vgl. 1 Petr 2,9. Vgl. 1 Joh 4,14. Vgl. Apk 19,7; 21,9. Vgl. 1 Kor 4,1 f.; 1 Petr 4,10. Vgl. Joh 1,11; 1 Petr 1,18 f. Vgl. M t 20,1 - 16. Vgl. Jes 7 , 2 3 - 2 5 . Vgl. Ps 102,15. = gewitzt, klug. Vgl. (auch zum folgenden) Lk 10,25 - 37. Vgl. M t 10,42. Vgl. M t 26,8 (in der ursprünglichen Übersetzung Luthers); Joh 12,6. Vgl. M t 6,22; Lk 11,34. Z u ergänzen: shoes; Schuhe mit hohen Sohlen (und Schnallen). Vgl. Mk 12,41 —44; Lk 2 1 , 1 - 4 . Hierzu hat Pasche am Rand vermerkt: „Dis ist wohl nicht mein Ausdruck gewesen Pasche." Gemeint sind Bd. III Nr. 439 und Nr. 440.
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Die Briefe des Jahres 1769 In Bd. III Nr. 438 Anm. 4(5) aufgeführt. Vgl. Ps 141,5. Vgl. auch zum folgenden Bd. III Nr. 372 S. 401 sowie Nr. 321 Anm. 11. Vgl. Lk 9 , 5 2 - 5 6 . Vgl. Joh 13,1. = Bd. III Nr. 353. Michael Albrecht, Reisebegleiter Jungs; vgl. Bd. III Nr. 442 S. 640. Vgl. Joh 18,10. - Nach dem Tod von Pittius war es an der Marienkirche (in der Savoy) zu einer Doppelwahl gekommen. Vgl. Burckhardt S. 93. Vgl. Bd. III Nr. 438 Anm. 4(5); Nr. 439 und Nr. 440. Nicht erhalten; vgl. Nr. 459 Anm. 44(2) unter 6). Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst, seit 1763 zur Ausbildung in den Halleschen Anstalten. Dies zur Antwort auf Franckes Frage im Brief vom 20. 12. 1768; vgl. Bd. III Nr. 448 S. 677. Z u r Fortführung vgl. Bd. III Nr. 447 S. 668 - 672, 674 f. Der als Reinschrift erhaltene Schlußteil des Briefes vom 16. 12. 1768 (Bd. III Nr. 447). Da Nr. 463 in Teilen eine überarbeitete Fassung von Nr. 447 darstellt, wurde wahrscheinlich von Mühlenberg selbst oder — wie (irrtümlich?) auf dem Manuskript vermerkt - in London der größere Teil von Nr. 447 zurückbehalten; vgl. Bd. III Nr. 447 Anm. 53. Christian Streit und Johann Peter Gabriel Mühlenberg hätten als Missionare der anglikanischen Kirche unter den Indianern arbeiten sollen; vgl. Nr. 451 und Bd. III Nr. 447 S. 670 — 672. Für die Zeit bis zum 1.5. 1769 ( = Nr. 464) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Anno 1769 Am 15ten April gab ein Paquet Briefe auf Capt: Falconers Schiff nach London worin enthalten 1) ein halber Bogen an H . W m Pasche, agnoscirt seine letzten Briefe vom Octobr und 5 decembr: 1768 wie auch die Ankunfft der Missionairs M " H[elmuth] und Schm[idt] 2) 6 Bogen und 'Λ an Hochw: Väter Z[iegenhagen] u: Fr[ancke] worin alles nöthige beantwortet [ = Nr. 463], Ferner 6 Bogen Protocoll von der Einweihung der Emanuels Kirche und Prediger Conferentz im November 1768 zu Neuhannover [ = AFrSt IV C 13:43 S. 3 4 5 - 3 7 3 ] ; wie auch einen Empfang Schein von der Corporation wegen der 60 £ von der Artzeney, die Cassen Rechnung [AFrSt IV G 6 S. 174; vgl. PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 im Anhang S. 1 f.] und Briefe von Mess" Helmuth und Schmidt. Das Schiff soll abgegangen seyn am Montage d 17 Apr. 1769." (PM 95 Ζ 8 S. [184]; vgl. Tappert II S. 383) (2) „April d 26. 1769 Empfieng ein Schreiben vom H . Collaborator Schwarbach aus Culpeper in Virginia, durch Johannes Marbes, mit 5 £ an H. Candidat Junge seiner Fracht ab, und auch einen Brief an H. Jung, welchen gleich dem B e n j a m i n ] Weiser mit nach Macunshy gab." (PM 95 Ζ 8 S. [184]; vgl. Tappert II S. 385)
464. An ]. A. Weygand
und die niederdeutsche
Gemeinde
in New York Lancaster, 1 . 5 . 1769
WohlEhrw: Domine, Ehrsame und achtbare Herren Älteste und Vorsteher der ersten Evangel. Gemeine in Neuyork, Hochgeehrter Kirchen=Rath und geliebte Mitbrüder, Da ein geehrter Kirchen=Rath der obbesagten lieben Gemeine im Jahre 1751 sich an das vereinigte Evangelische Ministerium in Pennsylvania wandte, und von mir /:Mühlenberg:/ in den Jahren 1751 und 1752 ein Zeitlang bedienet
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und gesammelt wurde, 1 und her nach mit Genehmhaltung des Ministerii Sr: W. Ε. H. Weygand zum Seelsorger berief, welcher bis dato die Gemeine in Besorgung gehabt, und besagter Domine Weygand theils mündlich, theils schrifftlich bey uns um einen Helffer oder Assistenten, und absonderlich um den jungen H. Kuhn, als einen unserer hiesig erzogenen Candidaten der Theologie anhielte; so konten wir uns nicht änderst helffen, als daß wir des Η. P. Weygands Briefe in dem letzten Coetu zu N[ew] Han[over] 6-7-8 Nov: 1768 vorlegten. 2 Und da eben Esq Kuhn, der H. Vater des Candidati als Deputirter mit gegenwärtig war, so baten wir denselben, ob er die Bitte gewähren und seinen Sohn auf ein Zeitlang hergeben und einen Versuch machen laßen wolte? Esq. Κ. dem die Erhaltung unserer Evangelischen Kirche am Hertzen liegt, verwilligte es auf etliche Monathe zum Versuch, und Mr: Daniel Kuhn unser junger Mitbruder hat uns zu vernehmen ergeben, daß er die Zeit seines dasigen Aufenthalts von verständigen Gliedern des Ehrsamen Raths und der Gemeine geliebet und werth gehalten worden, welches wir mit schuldigem Danck hiedurch erkennen, und es annehmen, als ob es uns selber geschehen wäre. In dem es aber nunmehro die äuserste Nothwendigkeit erfodert daß Dan: Kuhn unser Mitbruder je eher je beßer heim kommen mögte, weil g[eliebts] G[ott] im nächsten Monath Junii eine große Synodal Versamlung in Philadelphia gehalten werden soll, 3 und Mr. Kuhn nothwendig sich ein Zeitlang vorher auf das Examen einer weitern Promovirung zu dem heil. Amte prepariren und anschicken muß, und auch über das eine hülfliche Hand zur Aufrichtung eines Seminarii oder Pflantz Schule in Lancaster zu leisten ersuchet wird; 4 so hoffen wir, daß der Ehrsame Kirchen=Rath unserm und des H. Vaters Verlangen ein Genüge leisten, ihn nicht aufhalten, sondern zur Heim=Reise beförderlich seyn werde, die weil es fürs allgemeine Beste unserer Gemeinen und seine Person nöthig und nützlich erachtet wird. Der Mangel an treuen Arbeitern in unsern Vereinigten Gemeinen, ist dermalen noch sehr groß, und des wegen muß ein jeder alter Prediger in seinen Gemeinen, sein Bestes thun, und die Last tragen, so gut er mit göttlicher Hülffe kan und will, bis mehrere Hülffe bescheret, bereitet und erbeten wird. Solte in deßen die liebe Gemeine zu Neuyork in größer Gedränge kommen, so daß Η. P: Weygand gar unbrauchbar würde, welches der Herr in Gnaden verhüten wolle, oder daß er eine Reise vornehmen müste, oder gar einen Beruf nach Westindien oder zur Ewigkeit bekäme; so hat ja der geehrte Kirchen» Rath völlige Freiheit an einig Consistorium in Europa um Hülffe und Beystand zu Suppliciren; wenn Sie aber eine Liebe und Vertrauen zu unserm vereinigten Ministerio tragen, und wie schon gemeldet, in N o t h wegen Hülffe an der Gemeine gerathen solten, und der Geehrte Kirchen=Rath solches ordentlich an unser vereinigt Ministerium berichten und Hülffe verlangen solte, so werden wir, so viel in unserer Schwachheit möglich ist, mit Rath und That beyzuspringen suchen, und ich zweifele nicht, der junge Mr: Kuhn würde einen ordentlichen Beruf mit der Zeit annehmen, wenn er seine Studia in der Gottes Gelahr[t]heit vollendet, von dem Rev: Ministerio geprüfft und geordinirt worden. Und weil gegenwärtig sich eine gute Gelegenheit zu beyden allhier
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Die Briefe des Jahres 1769
zeiget; so ist es nöthig und billig, dieselbe zu ergreiffen, und nicht zu versäumen, sondern je eher je lieber heim zu kommen. Ich bin froh daß Esq. Kuhn aus Liebe und Regard [Achtung] für unsere Evangelische Kirche in America seinen Sohn hat widmen, und auch auf ein Zeitlang in der Noth nach Neuyork erlauben wollen, wie er denn keine Kosten bis hieher an ihm, gesparet, und daß der H. Sohn auch einen Trieb empfindet dem Eigenthums Herrn und Erlöser in seinem Weinberge zu dienen, 5 und so muß nun auch aller Fleiß angewendet werden, daß er unter Gottes Beystand und Segen und Mitwürkkung des heil: Geistes noch vollends zu dem wichtigen Amt und Dienste zu bereitet werde: Nebst Vermeidung meines hertzlichen Respects an den gesamten Werthen Kirchen=Rath verbleibe Dero in Liebe verbundener Freund und Wohlwünscher Lancaster d 1 Maii 1769. 6
Abschrift
von Mühlenbergs
Η: M: p[ro] t[empore] Senior.
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 119 f.
1
Im Anschluß an die Abspaltung der hochdeutschen Gemeinde versorgte Mühlenberg von M a i bis August 1751 und 1752 die niederdeutsche Gemeinde in N e w York; vgl. Bd. I Nr. 84; Nr. 86; Nr. 90; Nr. 95; Nr. 96; Nr. 97 Anm. 1; Nr. 100; Nr. 105; Nr. 108; Nr. 109; Nr. I l l ; Nr. 120; Nr. 124 S. 5 3 3 - 5 3 6 .
2
Vgl. den Synodalbericht (Nr. 4 5 0 Anm. 1) zum 6. 11. 1768 unter Punkt 7. Vom 25. bis 27. Juni 1769. Der Synodalbericht ist erhalten in P M 95 Ζ 8 S. 160 - [179] und P M 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 3 - 8 ; AFrSt C 14:7 S. 9 1 - 1 3 4 ; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 91 - 1 3 4 ; H D S. 2 3 4 1 - 2 3 7 2 ; Documentary History S. 1 0 4 - 120; Tappert II S. 3 9 9 - 4 1 2 . Ein Auszug über die Einweihung der Zionskirche ist in Η Ν 1 S. 1245 — 1248 und H N 2 S. 622 — 624 abgedruckt.
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Während einer Visitationsreise nach Lancaster Ende August 1769 vermerkt Mühlenberg im Tagebuch: „Donnerstags d 31 Aug: Frühe von 6 bis 8 Uhr übte des H . Pfr: Helmuth seine 6 Seminaristen oder Schüler in des sei. Η . P. Freylinghausens Grundlegung der Theologie [1703, 14 Auflagen] und im griechischen Lesen." (AFrSt IV C 14:10 S. 157; vgl. L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 157; Tappert II S. 415). Auf der Synode im Juni 1769 wurde „von einem aufzurichtenden Seminario ... beschloßen, daß ein jedes Glied seine Gedanken von der besten Methode deßelben schrifftlich aufsetzen und einsenden mögte." Vgl. den Synodalbericht (Anm. 3) zum 27. 6. unter Punkt 12. Konkrete Hoffnung auf eine zukünftige Verwirklichung des Projekts bestand seit der Sitzung der Michaeliskorporation am 24. 4. 1769. Im Protokoll heißt es: „Stellete der Rector vor, wie daß Sr: Sr: H o c h w : H o c h w : Herr D r : und Consistorial Rath Francke in Halle, und H : Oberhofprediger Ziegenhagen in London Hochgeneigt schrifftlich vernehmen laßen, künfftig hin die bey Ihnen einkommende Liebes=Beyträge und Vermächtniße, zu einer Evangelischen höhern Schul=Anstalt in Pennsylvania auf einen Fundum zu legen, und der besagten incorporirten St. Michaelis und Zions=Gemeine, so viel Hochgedacht Denenselben beliebig und gut deuchte, zu lehnen und creditiren, nemlich ein jedes Hundert £ für vier £ jährliche Interesse, so lange bis das Capital zu einer solchen zu bestimmenden höhern Schul» Anstalt von hochgedacht Denenselben gefodert, oder die Interessen zu besagter Anstalt näher bestimmet würden; mit dem Beding, wenn die besagte St: Michaelis und Zions Corporation denen Hochgedachten Herren Francken und Ziegenhagen Versicherung für das Capital und 4 £ p[ro] C[entum] Int[e]r[esse] geben wolten. 3) Die Corporation machte den einmüthigen Schluß, daß sie solches liebreiche Anerbiethen mit hertzlichem D a n c k annehmen, Corporations Bande und Versicherung für Capital und 4 £ Interesse p. C. an Hochwürdigste Väter und Dero Assigns stellen wolten, und baten, daß der
Nr. 464/465
5 6
1. 5./27. 5. 1769
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Rector solchen Schluß berichten mögte." (AFrSt IV C 14:4 S. 63; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 63; Protokollbuch S. 1 4 8 - 1 5 2 ; HD S. 2 6 6 9 - 2 6 7 0 ; Tappert II S. 384). - Vgl. Bd. III Nr. 448. Vgl. Joh 1,11 und M t 2 0 , 1 - 1 6 . Für die Zeit bis zum 27. 5. 1769 ( = Nr. 465) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „1769: den 3 ten Maii schrieb eine kleine Antwort auf Η Pfr: Krug seinen Brief datirt Reading d 28 April: 1769." (PM 95 Ζ 8 S. 117). (2) „Freytags d 5 Maii ... Abends schrieb einen Brief an Sr: W: H. Pfr: St[över] unsern lieben Mitbruder." (PM 95 Ζ 8 S. 133; vgl. Tappert II S. 391). (3) „Freytags den 12ten Maii empfieng einen Brief von dem Η. P. Schultz aus Philadelphia d. d: 8 Maii: worin der Kirchen=Rath von Philadelphia begehrte, ich solte den H. Mich: Groß fragen um 8 Fuß Land von seinem zur Zions Kirche." (PM 95 Ζ 8 S. 136; vgl. Tappert II S. 393). (4) „Sambstags d 13 Maii Vormittags sprach mit H. Groß wegen des Landes. Er wolte es aber nicht versprechen; nicht ja, nicht nein sagen mit der Zwischen Mauer mögte es aber noch etwas Aufschub leiden. ... Abends spät schrieb einen Brief an die Meinigen nach Philadelphia." (PM 95 Ζ 8 S. 136f.; vgl. Tappert II S. 393). (5) „Freytags d. 19 Maii ... H. Lucas Rauss sandte mir auch einen Brief zu, worin er berichtet, daß er heute ins Land gereiset, und sich sehr feindlich beschwehret, daß ich ihm Verfolgung verursachet hätte weil auf seine gegen mich schrifftliche Verläumbdung von 6 Bogen, bey den Hh. Arbitratoren eingegeben vor 7 oder 8 Jahren eine abgenöthigte Apologie geschrieben [ = Bd. II Nr. 216], worin ich ihm soll unrecht gethan haben. Er dräuet mich bey der Mutter Kirche in Europa zu verklagen, und in der Absicht eine Reise nach Europa zu thun, bezeigt sich auch in diesem Briefe Panduren gemäß grob, wünschet mir aber doch am Ende des Briefes die Buße und Bekehrung an, welches mir allemal angenehm, wenn es nach Gottes heiligem Worte und der ungeändert Augspurgischen Confession gemeynet, und nicht nach seiner Praxi zu verstehen ist." (PM 95 Ζ 8 S. 140 f.; vgl. Tappert II S. 395). (6) „Maii d 27sten 1769 schrieb 2 Bogen voll an Sr: Hochw: Hn: Dr: Wrangel, datirte sie vom 27 Maii, Schloß die Engl. Leich-Rede wegen des weil[and] H. Van der Spiegel gehalten, und kurtz gefaßten Lebens=Lauf, wie auch die Briefe der erweckten jungen Leute mit bey, und wolte das Paquet mit Capt: Sparks Schiffe absenden. Die verordnete Address ist: To the Care of the Hon blc Malte Ramel at Mr: Cran's, Cabinet Maker in Glanville Street, Rathbone Place, Soho in London." (PM 95 Ζ 8 S. [184]; vgl. Tappert II S. 398).
465. An [J. S. Gerock] und die hochdeutsche Gemeinde in New York Philadelphia, 27. 5. 1769 Philad: d 27 Maii 1769. Hochwohl Ehrw: H. Pastor, Ehrsame Hh. Älteste und Vorsteher der hochdeutsch=Evangel[ischen] Gemeinde in Neuyork, Werthe Gönner und Glaubens Verwandten: Durch diese Zeilen habe vom Kirchen=Rath der Evangel. Gemeinde in Philadelphia an wohl gedacht dieselben einen freundschafftlich=hertzlichen Gruß bestellen, aus der Fülle Jesu 1 Heil und Segen anwünschen und ersuchen sollen, ob sie so geneigt seyn und die Einweihung der Zions Kirche g[eliebts] G[ott] am 25 Junii a[nni] c[urrentis] neml[ich] am Sontage nach Johannis Feste mit Ihrer liebreichen Gegenwart helffen zieren mögten. 2 Wir wißen zwar wohl, daß solche Reisen, wegen der weiten Entfernung vieler Beschwerlichkeit, Mühe
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Die Briefe des Jahres 1769
und Kosten unterworffen, solten uns aber desto mehr freuen, wenn Liebe und Vermögen alle Schwierigkeit überwinden könte, und unsere dismalige intendirte Versammlung durch D e r o Beystand, Gebät und Rath erbauet würde! In Hofnung einer geneigten Willfährung unserer Bitte, habe die Ehre zu seyn Hochwohl Ehrw: H. Pastor und Ehrsame Kirchen=Räthe Dero Diener Η: M: Abschrift 1 2
von Mühlenbergs
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 150.
Vgl. J o h 1,16. Die feierliche Einweihung der Zionskirche wird als Teil des Synodalberichts überliefert (Nr. 4 6 4 A n m . 3). Gerock war weder bei der Einweihung noch bei der Predigerversammlung zugegen.
466. An [J. A. Weygand] und die niederdeutsche
Gemeinde in New York Philadelphia, 27. 5. 1769
WohlEhrw: Herr Pastor, Wohlachtbare Hh. Älteste und Diaconi der ersten Evangel, deutschen Gemeinde in Neuyork, Werthe Gönner und Glaubens=Genoßen! Durch diese Zeilen habe vom Kirchen=Rath der Evangel. Gemeinde in Philadelphia an wohlgedacht dieselben einen freundschafftlich=hertzlichen Gruß ablegen, aus der Gnadenfülle 1 Christi Heil und Segen an wünschen und berichten sollen, daß wir gewillet sind, wenns Gott beliebt, am 25sten Junii a[nni] cjurrentis] i[d] e[st] am Sontage nach Johannis Feste, unsere Zions» Kirche in Philadelphia einzuweihen und am 26= und 27sten Junii drauf einen Synod zu halten. 2 Weil wir nun von Hertzen wünschen und bitten, daß beyderseits Lehrer der Gemeinde und Deputirte von Dero Ehrsamen Kirchen» Rath mit beywohnen und mit Gebät und gutem Rath beystehen, und die Versamlung zieren und erbauen mögten; so ergehet unser Ansuchen an dieselben um geneigte Willfährung unserer Bitte. 3 W i r wißen zwar wohl, daß solche Reisen wegen der weiten Entfernung, vieler Mühe und Kosten unterworffen sind; hoffen aber doch die gemeinschafftliche Liebe werde alle Schwierigkeit überwinden, und uns mit Dero Beystand erfreuen und trösten. In Hofnung deßen habe die Ehre zu seyn: WohlEhrw: H. Pastor, Werther Diacone, und Ehrsamer Kirchen=Rath, Dero verbundener Diener Philad: d 27 Mail 1769: Abschrift
von Mühlenbergs
Η: M: Hand in PM 95 Ζ 8 S. 150.
' Vgl. J o h 1,16. Vgl. den Synodalbericht (Nr. 4 6 4 A n m . 3). ' Weygand befand sich auf einer Reise nach Albany und erhielt die Einladung daher nicht rechtzeitig; vgl. den Synodalbericht zum 27. 6. 1769.
2
Nr. 465/466/467
27. S./27. 5./29. 5. 1769
467. An F. W. Pasche
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Philadelphia, 29. 5. 1769
Extract Schreibens des Hn. P. Mühlenberg an Pasche d[e] d[ato] Philadelphia den 29 s t e n Maii 1769. Am 2 ten April traten die lieben Brüder HJelmuth] und S[chmidt] durch Gottes Erbarmung in meine Wohnung ein. 1 Nun ward meine Sorge, Arbeit und Zerstreuung wieder verdoppelt. Wenn meine Brüder Gottlob! sanft schliefen, so wandte ich die Nächte auf schreiben, und sandte am 17 ten April ρ [er] Capt. Falconer — 2 G o t t verleihe, daß das Paquet richtig an: und zu Hand und Hertz gelangen möge! 3 Seit der Zeit mußte mit H. Helmuth eine Reise nach Lancaster antreten, worauf beynahe 4 Wochen gegangen, wie das beygelegte zusammen geraspelte J o u r n a l , 4 welches H. Bruder Schmidt, so wie es war, abgeschrieben, zeiget. Weil denn indeßen Capt: Sparker angekommen, und tröstliche Briefe an meine neuen Mitbrüder mit Ew. angenehmen begleitet, mit gebracht, 5 und balde wieder fort gedencket: so wolte die Gelegenheit nicht versäumen, sondern folgendes zur gütigen Bestellung mit senden 1) Ein Paquetgen an den theuren Hn. P. Burgman, unversiegelt, mit demüthiger Bitte, solches erst ohnbeschwer durchzusehen, hernach zu versiegeln und mit sicherer Gelegenheit zu bestellen 6 2) An hochwürdigste Väter a) Extract: Protocolli b) Journal von der Lancaster» Reise c) ein Corporations-Bond mit Anmerckungen. 7 H. Schultz ist gegenwärtig zum Besuch in den Gemeinen zu Neugermantown Bedminster etc. in Jersey, wo Peter M[ühlenberg] diaconirt und den jungen Streit bey sich hat. H. Schmidt hilft mir derweile wie er kann in Philadelphia und Barrenhill. Es ist nun beschloßen, wenns Gott dem Allmächtigen beliebt, die ZionsKirche am nächsten 25 s t e n Junii a[nni] c[urrentis] einzuweihen, ob sie gleich noch nicht gantz fertig werden kann, und am 26, 27, 28 s t e n Junii eine SynodalConference zu halten, 8 welches mich fast in unendlichen Kleinigkeiten versencket, und eine neue Marterwoche giebet, wenn so lange lebe. Der arme elende im vorigen Herbst mit den Neuländern hereingekommene Prediger, davon einige Meldung that, 9 ist vor etlichen Wochen außer Philadelphia todt gefunden worden, worüber allerley Partheyen Maulwascherey haben, und sagen: so sind die hiesigen lutherschen Prediger und ihre Anhänger, daß sie ihres gleichen Geschlechts verderben und umkommen laßen. Ich legte Anfangs meine Scherflein mit bey, um seine Blöße zu bedecken, und die deutsche Gesellschaft 1 0 that auch etwas. Als er wieder auf die Füße kam, gieng er in der Stadt unter unsern Leuten zum Spectacul betteln mit seinem schwartzen R o c k , und wegen seines Alters und Habitus im starcken Geträncke zitternd. Der Kaufman wolte ihn wieder zurück schicken auf seinem Schiff, deßen er sich aber weigerte, sich ins Land machte, und vacante Gemeinen suchte, verschiedene Gegenden durchstrich, und sagte, der Mühlberger hätte ihn
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Die Briefe des Jahres 1769
gesandt etc. Endlich ist er wieder zur Stadt voll Ungeziefer etc. gekommen und hat ein solch Ende genommen. Der Satan ist noch immer insond[erheit] gegen unsre arme Evangelische Verfassung, und versuchet von innen und außen Schaden zu thun. Ew. haben die Gütigkeit gehabt in Dero letzterm wehrten an Mess. Hfelmuth] und S [ c h m i d t ] n zu melden, wie hoch sich die Collecten belaufen, und in den vorhergehenden anzumercken, daß ich etwa auf 5 0 £ st[erling] einen Wechsel auf den von Sr. Hochw. zu venerirenden Herrn Dr. Consist. Raths bestimmten Plan ziehen dürfte. 1 2 Ich habe denn auch nach dem Plan den Compas angesetzt, wie die beyliegende Blätter vom Protocoll und Obligations-Form zeigen. Wenn aber nun in der jetzigen Crisi unser Credit aus der Balance seyn und die Noth ein größer Remedium erfordern solte: so bin doch übel dran, weil nicht weiß, ob hochwürdigste Väter mit solcher Obligation von der Corporation zufrieden seyn werden, und ich auf solchen Fuß den Wechsel auf mehr als 50 £ st. ziehen dürfe. Der Weg ist weit und die Zeit währet lang, ehe man Andwort bekommen kann, und was hilfts den Stall beßern wenn die Kuh todt ist? 1 3 Ich habe wohl hinreichende Praemissa aus Sr. Hochwürden des theuresten Hn. Dr. Consistorial Raths letztern Hochgeneigten Zuschriften, ob aber eine richtige Conclusion daraus treffen möchte das weiß ich nicht, weil meiner Schwäche bewußt. Etc. Mühlenberg. P.S. Ich konnte nicht so gleich auf das bestimmte einen Wechsel ziehen, weil den Plan von Hochw. Vätern noch nicht mit der Corporation überlegt und auch noch nicht weiß, wie hochwürdigste Väter die Versicherungs-Bande oder Obligation von der Corporation, davon nun erst eine Probe beygeschlossen, beurtheilen würden. Solte unsre Corporation in jetziger Crisi in die äußerste Noth kommen, so würde und dürfte mich doch wohl unterstehen, auf die eingesandte Notification von der Summa der Collecten in Ew. letzten Geehrten an Mess. H. u. S. einen Wechsel zu ziehen, und eines der stärcksten Bonds wie die beyliegende Probe zeigt, von der Corporation dafür zu nehmen? Wiewohl die Wechsel nicht so ergiebig sind als in vorigen Zeiten, da Handel und Wandel nicht verstopft und zwischen der histerischen Mutter 1 4 und ihren Kindern noch Ruhe und gut Verständniß war. Tempora mutantur etc. 1 5 Was Ew. von den Gaben und Exterieur sub rosa anzumercken beliebten, 1 6 ist mehr als zu wahr. Wenn solche neue Gesandten zum ersten mahl predigen, so laufen alle Arten von fremden Partheyen herzu, hören, und geben ungefordert ihre Urtheile, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Unsere gutmeinende sind als denn voller Angst und Bangigkeit, und sitzen duckend wünschende: Ο daß es doch gut abgehen möge! Es sind fast immer in Philadelphia Reisende aus den benachbarten Provintzen und von allerhand Gegenden aus dem Lande etc. Solche hören auch die neuen Prediger, und bringen ihre Urtheile und Anmerckungen heim, so daß das Gerüchte davon sich innerhalb wenig Wochen in America ausbreitet. Von H. H[elmuth] hieß es unter andern: Das Knäbelein
Nr. 4 6 7
29. 5 . 1769
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schicket sich für America, das wird ein wacker, nutzbarer Prediger werden, wenn er zu Jahren kommt, oder mannbar wird; der wird den H. Schultz noch übertreffen in Predigen; der muß in Philadelphia bleiben, 3 haben Arbeit genug; der alte muß Erleichterung bekommen etc. Von H . S[chmidt] hieß es unter andern: Er ist auch ein wackerer Jüngling, kommt aber dem Hn. H. nicht bey; Er stehet auf der Cantzel wie ein Stock, rühret keine Hand wie ein Schüler, der seine Lection aufsagen soll und sich fürchtet vor Schlägen, wenn ers nicht recht memorirt hat; Er trift das Hertz nicht; ist trucken; hat einen eckelhaften Singe Ton, wie H. Handsch: und H. Krug; man schläft dabey ein, oder kann sich des Gähnens nicht enthalten etc. Ich hätte Hn. S. gern mitgenommen nach Lancaster, durfte aber nicht, weil schon etliche Ältesten von daher in Philadelphia gewesen, und beyde gehöret haben, die Lancaster sehen besonders mit auf die Gabe und Geschicklichkeit zum catechisiren, und darin hat H. S. wie es scheinet, noch gar keine Übung gehabt. So weit sub rosa.
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt C 14:6 S. 88 - 90; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 88 - 90. Auch in HD S. 2337-2341. ' Vgl. Nr. 4 5 9 A n m . 4 4 ( 2 ) . Justus Heinrich Christian Helmuth und J o h a n n Friedrich Schmidt hatten 1768 die Berufung nach Pennsylvania a n g e n o m m e n ; vgl. Bd. III Nr. 4 3 3 A n m . 1 und 2. 2
Von Pasche weggelassen; der Inhalt der Sendung ist in A n m . 84(1) zu Nr. 4 6 3 aufgeführt.
1
Hier ergänzt Pasche: „(Ist a n g e k o m m e n ) " .
4
Erhalten in P M 95 Ζ 8 S. 121 - 1 4 9 ; AFrSt IV C 14:5 S. 6 6 - 8 7 ; L C A b t . Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 66 - 87; Tappert II S. 3 8 5 - 3 9 8 . Die Reise dauerte v o m 27. 4 . bis zum 2 3 . 5. 1 7 6 9 .
5
Ein Brief Pasches an M ü h l e n b e r g ist nicht erhalten. Z u der erwähnten Postsendung vgl. die Tagebucheintragung vom 20. 5 . 1769: „H. Brfuder] H e l m u t h war indeßen mit Briefen aus E u r o p a erfreuet w o r d e n , nemlich von Sr: W. Ε . H . Pasche, von seiner Fr[au] M u t t e r und mehrern Hertzens=Freunden in C h r i s t o , ja so gar auch von meinem Sohn H e n r i c h , der unter andern zu meinem T r o s t berichtete, wie das nemlich die Bearbeitung des guten Geistes Gottes einen Anfang an seiner Seele g e n o m m e n . " ( P M 95 Ζ 8 S. 142; vgl. AFrSt I V C 14:5 S. 83; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 83; Tappert II S. 395).
6
Nicht erhalten; vgl. Nr. 4 6 8 A n m . 7 unter 5 ) .
7
Der Protokollauszug ist erhalten in AFrSt I V C 14:4 S. 6 2 - 6 5 ; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 6 2 - 6 5 ; H D S. 2 6 6 9 - 2 6 7 3 ; Tappert II S. 3 8 3 - 3 8 5 . Z u m Reisetagebuch siehe A n m . 4 . Die Schuldverschreibung der C o r p o r a t i o n ist nicht erhalten; zur Sache siehe Nr. 4 6 4 A n m . 4 .
* Z u r Überlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 4 6 4 A n m . 3. 9 10
Nicht zu ermitteln; vgl. Bd. III Nr. 4 4 2 S. 6 4 0 f. „Die Teutsche Gesellschaft zu Philadelphia in der Provintz von Pennsylvanien"; 1764 gegründet. Vgl. Bd. III Nr. 3 1 8 .
"
Nicht erhalten; siehe A n m . 5 .
12
N i c h t erhalten; vgl. Nr. 4 5 9 A n m . 4 4 ( 2 ) unter 1).
u
Sprichwörtlich; vgl. W a n d e r B d . 4 Sp. 7 6 7 .
14
England als M u t t e r l a n d der amerikanischen Kolonien.
15
T e m p o r a mutantur, nos et m u t a m u r in illis. Die Zeiten ändern sich, und wir uns mit ihnen. Vgl. Wander Bd. 5 Sp. 5 3 4 . — Hier fügt Pasche ein: „(Bei dem folgenden Absatz ist am R a n d e vermerkt:) Sub r o s a " .
16
W o h l im R a h m e n der zuletzt eingegangenen Korrespondenz; siehe A n m . 5 .
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Die Briefe des Jahres 1769
468. An [A. Göranson]
Philadelphia,
1. 6. 1769
Worthy and Rev d Sir, Dear Brother in Christ, There has been in times past a lovely and edifying Harmony between the Revd Missionaries of the ancient Swedish, and the Infant German Evangelical Church in this remote part of the World, so that they used to assist and comfort one an other in solemn public Acts and performances to their mutual Edification and Blessing. I remember the happy periods, when the most Worthy and Reverend Commissaries and Pastors Tranberg, 1 Sandin, 2 Acrelius, 3 Parlin, 4 Dr: Wrangel 5 etc: honour'd us with their Presence at the yearly Conventions, and laying of Corner Stones for Lutheran Churches a[nd] s[o] f[orth]. And since it has pleased G o d Almighty to support us under a heavy Burden of Building a new Church in Philadelphia, which we intend, if God willing, to open and dedicate unto Him on the 25 th day of June next i[d] e[st] Domfinica] V t o post T r i n i t a t i s ] or the last Sunday in June ajnni] cjurrentis] 6 and heartily wish to partake of the comfortable Presence o f the present Rev d Swedish Ministry; I humbly entreat and beg therefore, Your Reverency might be pleased to comply with our humble Request and to invite the Rest of the Reverend Swedish Consistory, in order to come at the appointed time and to join in prayers and praises to God Almighty, to W h o m alone is due all Honour and Glory! In so doing Reverend Sir and Dear Brother, you will lay under the strongest Obligation for mutual Love and Assistance, the german Lutheran Ministry and Congregations, and especially Your very humble servant Philadelphia June the 1st 1769. 7
Abschrift
von Mühlenbergs
Η Μ : p[ro] tjempore] praeses and Rector.
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 151.
1
Peter Tranberg war von 1726 bis 1741 Pfarrer der schwedisch-lutherischen Gemeinden zu Pennsneck und Raccoon und danach bis zu seinem Tod 1748 Pfarrer in Christina (heute: Wilmington). Vgl. Acrelius S. 2 9 4 - 2 9 9 und 3 2 7 - 3 2 9 sowie Bd. I passim.
2
Johann Sandin starb 1748, ein halbes Jahr nach seiner Amtseinführung als Pfarrer von Pennsneck und Raccoon. Vgl. Acrelius S. 3 3 6 - 3 3 8 sowie Bd. I und Bd. II passim.
3
Israel Acrelius war von 1749 bis 1756 Pfarrer in Wilmington und Propst der schwedischlutherischen Gemeinden in Nordamerika. Vgl. Acrelius S. 300 —313 sowie Bd. I und Bd. II passim. N a c h seiner Rückkehr aus Amerika verfaßte er die „Geschichte von Neu=Schweden oder der Niederlassungen am Delaware" (siehe Bd. I Nr. 80 Anm. 1).
4
Olaf Parlin war von 1750 bis zu seinem Tod 1757 Pfarrer an der Gloria Dei Kirche in Wicaco. Vgl. Acrelius S. 2 5 5 - 2 6 1 sowie Bd. I und Bd. II passim.
5
Carl Magnus von Wrangel war von 1759 — 1768 Propst der schwedischen Gemeinden in Nordamerika und enger Vertrauter Mühlenbergs. Zur Überlieferung des Protokolls der Einweihung vgl. Nr. 4 6 4 Anm. 3; am 26. 6. 1769 vermerkt Mühlenberg: „Die noch übrige 3 Prediger von der Schwedischen Kirche konten nicht bey wohnen, weil sie eben um diese Zeit selber eine Convention im Lande hielten, und der Verständigste unter ihnen hatte etliche Tage zuvor sich schrifftlich und mündlich entschuldiget."
6
Nr. 468/469 7
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1. 6./10. 6. 1769
Für die Zeit bis zum 10. 6. 1769 ( = Nr. 469) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „1769. Am 2 Junii sandte ein Paquet Briefe zum Coffeehause um mit Capt: Sparks nach London zu promoviren. Darin waren enthalten 1) 1 Ά Bogen an Sr: W Ehrw: H. W m Pasche dat: d 29 Maii: 1769. [ = Nr. 467] 2) Ein Journal von 5 Bogen wegen der Reise mit H. Br: Helmuth nach Lancaster. [AFrSt IV C 14:5 S. 6 6 - 8 7 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 6 6 - 8 7 ] 3) Eine Copie von einem Corporation Bond mit Anmerckungen 1 Bogen. 4) Copie vom Protocoll aus dem Vestry Book pag: 148 sequ: 1 Bogen. [AFrSt IV C 14:4 S. 6 2 - 6 5 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 6 2 - 6 5 ] 5) Ein Paquet an Sr: Η. Ε: Η. P: Burgmann, an der Savoy, enthaltend a) 1 voll an ihn selbst, b) 5 Bogen Anmerckungen wegen H. Schwertfegers Klagen, unversiegelt zum durchsehen. [Vgl. Nr. 463 Anm. 41] 6) Ein versiegelt Paquet von Christian Krieger an den Kaufmann H . Henrich Mosz in Hamburg. 7) Einen Bogen voll English an meine Söhne Friedr: August und Henrich Ernest in Halle, unversiegelt, worin Ordre gab, daß H. Fabricius 1 Luisd'or an H. Kaiser auf meine Rechnung zum douceur geben mögte. dat: d 1 Junii 1769. *) Mit Capt: Sparks Schiffe habe ein Arzeney Kistgen an Sr: W. Ε. H. W m Pasche gesandt, worin enthalten a) Pfirschen Schnitze, etwas weniges Pfirschen und Sassafras Blüte b) ein kleiner Schuncken [!] und 1 trucken Stück Beef, ein paar Engl. Zeitungen." (PM 95 Ζ 8 S. [184 f.]; vgl. Tappert II S. 398 f.).
469. M. u. a. an [R. Peters]
Philadelphia,
10. 6. 1769
Most worthy and Rev d ' Commissary of the Church, and Hon ble President of the College in Philad: Whereas Your Reverency and Honor were, upon our humble Invitation, out of peculiar noble hearted Christian principles for the Glory of God and Enlargement of the Church of Christ, so condescending Kind, as to honour and edify our german Lutheran or Evangelical Congregation in, and near the City of Philad: with Your comfortable presence, when said Congregation in the 6 th year of his Majesty's Reign Annoque Dom[ini] 1766 by her deputies laid the Corner stones for a german evangelical building, named Zion Church, 1 according to the invariated Augustan Confession, and You yourself stooped so far down as to lay one Corner Stone, and generously added a precious charitable Gift; These are therefore by order of the Ministers, Wardens and Vestrymen of the said Congregation obediently to acquaint Your Reverency and Honor that, though under heavy and almost intolerable Burdens and Expences, yet by a merciful Auspice and smile of the most High, and under the hitherto peaceably enjoyed Liberty of Conscience of the inestimable and ever memorable tolerating brittish Constitution, have upon Credit been enabled, mostly to finish the building so far, that we intend if God willing, to open the same on the 25 Day on this instant June, being the 5 th Sunday after Trinity a[nni] c[urrentis]. 2 And well convinced, that in this part of the Globe, in the brittish American Empire, all his Majesty's loyal Subiects, and especially all true and faithful
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Die Briefe des Jahres 1769
Confessors of sound and saving evangelical Doctrine and exemplary life and Conversation, have need to join as close as possible in harmony and Union of faith, brotherly Love and Charity, and to become of one Heart and Mind, in order to promote and convey the ever blessed Gospel and holy Ordinances to our growing posterity; And even well by proofs assured that your christian patriotic Spirit and Mind, is always enlarged and bent for that blessed Scope and End; we earnestly and humbly entreat, that it may please the Reverend and Hon b l e Commissary and president to perform the first english divine Worship in our said Zion Church on the 26 day of June in the forenoon, being Monday, and to deliver the first english Sermon or cause and order one to be deliverd, suitable for the holy purpose. 3 M o r e over, it is the humble Request, if it might please Your Reverency to invite the Revd Dr: and provost Smith, and as many of the Rev d and much respected Divines and Missionaries of the Church as can be reached, and especially to invite by a coupple of Lines His H o n o r our munificent Governor, 4 the Hon b l e Council, the chief families, particularly the worshipful Wardens and vestries of the united Church, and whosoever are Members of and Wellwishers to the Church of Christ, condescendingly to adorn the divine Worship and edify the said Convention on the 26 day of June forenoon with their devote presence in Zion! We should not trouble Your Reverency with the Burden of Invitation, but Knowing Your Invitation by few Words in Writing, is of more Weight and Moment, we humbly crave this particular favor undeservedly. T h e reason, why we request the first english Service in Zion on Monday forenoon June the 26, is our being conscious, that Your Reverency and the rest of the Rev d Divines can not easily be spared on a Sunday, and the large Building might be too small, if both Nations should meet together on Sunday the 25 o f June, since we have invited Deputies of all our united german Congregations in Pennsylvania etc. One thing, we humbly hope, will not be offensive or dis'agreable to your Reverency and the Hon b I e Wellwishers to Church and State viz: it is an old Custom and usual in our Congregations, that at such solemn Acts and Conventions, the Wardens, whilst the Congregation is a singing Psalms, go about with small black velvet bags on sticks, and gather Mites and when divine service is done, our Vestry men stand at the Doors of the Church with plates and receive charitable Gifts either in Cash or Notes o f hand writing for the benefit of the poor Church as a freewilling offering, and the Rev d speaker useth to recommend Charity at the Close of the sermon. We would fain omit, this old Custom on the 26 of June, when the Rev d Fathers, Hon b l e Children and Wellwishers of the Church as we humbly hope shall be in Zion, but groaning at present under heavy Burdens of Debts, we can hardly omit the old fashion, but must leave R o o m and Opening for the bent of the munificent and charitable disposition of our first born brethren of the Church. 5 In heartly desire and hopeful Expectation, our humble request may, if possible, be granted and a step farther advanced towards that long wished for closer Union in faith and Love for the Glory of Jesus Christ and the prosperity of his Church, we remain with due Veneration
Nr. 469/470
10. 6./16. 6. 1769
81
Rev d and Hon ble Sir, your most humble servants Η: M. by Order and in the name of the Wardens and Vestrymen of the incorporated S! Michaels Congregation Philad: June the 10 th 1769
Abschrift von fremder
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 152
-154.
' Am 16. 5. 1766; vgl. Bd. III Nr. 361. 2
Zur Überlieferung des Protokolls der Einweihung vgl. Nr. 464 Anm. 3.
3
Peters ließ seine Predigt später drucken. Vgl. Nr. 490 Anm. 14 und 15 sowie das Protokoll zum 26. 6. 1769.
4
John Penn ( 1 7 2 9 - 1 7 9 5 ) , Enkel William Penns, 1 7 6 3 - 1 7 7 1 und 1 7 7 3 - 1 7 7 6 Lieutenant Governor von Pennsylvania. Im Synodalbericht nach Halle (Nr. 464 Anm. 3) heißt es dazu am Schluß unter Punkt 7: „Der regierende Gouverneur und oberste Richter [William Allen], konten nicht beywohnen, weil sie abwesend in der Brunnen=Cur waren."
5
Zum Schluß des Synodalberichts nach Halle (Nr. 464 Anm. 3) zitiert Mühlenberg diesen Abschnitt und führt anschließend dazu aus: „Über diesen Paragraphum frugen die Rev: Commiss: [Richard Peters] und Prorector [William Smith] am 25 Junii Abends meine nähere Erklärung, nemlich: O b unser Verlangen wäre, daß die etablirte Mutter Kirche, die Schulden mit auf sich nehmen und abtragen helffen solte? Antwort: Nein, das könte man nicht aus dem Paragrapho heraus bringen, und wäre auch unsere Meinung nicht. Denn die meisten Creditores wären deutsche Protestanten, und wir hätten auch eine Mutter in Europa, die uns nächst Gott nicht verlaßen würde, noch ihres Söhnleins vergeßen könte. Wenn der Gottes=Dienst fort gesetzet und die Gemeine in Einigkeit erhalten werden könte; so würde es keine Noth haben. Sie wunderten sich sehr, wie es möglich, daß die Deutschen den Bau auf Credit vollenden mögen!"
470. An [Ch. E. Schultze], in Philadelphia
Älteste, Vorsteher
und Korporation der Gemeinde Philadelphia, 16. 6. 1769
HochwohlEhrw: H. Pastor, Ehr= und achtbare Hh. Älteste und Vorsteher: Hochgeehrte Corporation der respective deutsch=protestantische ersten Gemeinde in Philadelphia, Werthe Gönner und Freunde! Ew. HochwohlEhrw: und geehrten Rathen habe hiedurch im Namen der Michaelis Corporation gehorsamlich zu berichten, daß wir entschloßen, wenns Gott beliebt, am 25sten dieses Monaths Junii a[nni] c[urrentis] als am 5ten Sontage nach Trinit: unsere Zions Kirche mit Gottes Wort und Gebät dem Höchsten zu widmen, 1 und wohl gedacht dieselben dienstfreundlich ersuchen sollen, ob Sie aus Christlicher Liebe und nachbarlicher Gewogenheit g[eliebts] G[ott] am besagten 25sten Junii vormittags mit Dero Gegenwart unsere Versamlung beehren und begünstigen, und bey zu wohnen belieben mögten! In
82
Die Briefe des Jahres 1 7 6 9
Hofnung und Zuversicht einer geneigten Willfährung unserer demüthigen Bitte, habe die Ehre zu seyn: H. W. Ε. H. Pastor hochgeehrte Corporation etc. Dero zur Gegenliebe und Dienst verbundener Diener Η Μ. im Namen und auf Verlangen der übrigen Glieder.
Philadelphia d. 16 Junii 1769. Abschrift 1
von Mühlenbergs
Hand
in PM 95 Ζ 8 S. 155.
Z u r Überlieferung des Protokolls der Einweihung vgl. N r . 464 Anm. 3.
471. An [R. Peters, W. Smithj und das College von
Philadelphia Philadelphia,
22. 6. 1769
To the most Worthy, Reverend, Honorable and Worshipful Provost 1 and Vice provost 2 DD. DD. Professors and Masters of Sciences of the learned Faculties in the College at Philadelphia, the Address of the Ministers, Wardens and Vestry Men of the incorporated S: Michaels Church most humbly sheweth that: Whereas by divine Providence and Support they have been enabled to finish their new building called Zion Church so far as to open and dedicate the same to God Almighty on Sunday next the 25 of June for divine Service in the German, and on Monday following the 26 of June ante Meridiem about Eleven o' Clock for divine Worship in the English Language, 3 and remembring with a grateful sense the condecending Benevolence, the Revd and Hon[ora]ble Patriots of the College pleased to display in being present when the Corner Stones were laid for the said Building; 4 They humbly beg therefore the Continuance of Kindness entreating wether it may please the Revd and Hon[ora]ble Board of the College to adornate the English Convention with their devote and edifying presence about the appointed time in Zion. Which undeserved and condescending favor would shew, that, not with standing the divers languages and Orders, there subsist a catholic spirit, social Benevolence and lovely harmony between Christians, Neighbours and His Majesty's faithful Subiects, and be recorded in our Annals for a pattern to posterity, and especially oblige Your Reverencies and Honors most humble servants Philadelphia June the 22d 1769.
Η: M. by desire and in the name of St: Michaels Corporation.
Nr. 4 7 0 / 4 7 1 / 4 7 2 / 4 7 3 Abschrift 1 2
3 4
von Mühlenbergs
16. 6 . / 2 2 . 6 . / 2 2 . 6 . / 2 2 . 6 1769
83
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 156.
Richard Peters, als Kommissar der Hochkirche Präsident des College von Philadelphia. William Smith, Prorektor des College. Auf Drängen von Richard Peters besuchte Mühlenberg Smith am 25. Juni, um ihn persönlich einzuladen und zu bitten, beim Gottesdienst in englischer Sprache am folgenden Tag wenigstens ein Gebet zu sprechen, da er als Prediger zugunsten von Richard Peters übergangen worden war. Vgl. den Synodalbericht (Nr. 464 Anm. 3). Z u r Überlieferung des Protokolls der Einweihung vgl. Nr. 4 6 4 Anm. 3. Am 16. 5. 1766; vgl. Bd. III Nr. 361.
472. An [W. Stringer]
Philadelphia, 22. 6. 1769
Worthy and Rev[eren]d Sir, T h e Ministers, Wardens and Vestrymen of the German evangelical Congregation of St. Michaels Church do hereby send their humble service and hearty Greeting, acquainting Your Reverency, that we intend if God willing, to open and dedicate our new built Church, called Zion on Sunday next, the 25 of June with divine service in the German, and on Monday following the 26 of June in the fore noon with divine Worship in the English Language to be performed by the Rev d Mr. Peters, Rector of Christ's and St: Peters Churches, about eleven o'Clock, and should count it a particular favor, if Your Reverency would be pleased to honor the English Convention on monday with Your benevolent and wellwishing presence! 1 A condescending Comply ance, if matters of weightier M o m e n t in your Office or holy function do not interfere, with our humble Request, will very much oblige Worthy and Rev? Sir, your humble servants Η: M . by desire and in N a m e of St. Michaels Corporation. Philad: June the 22 d 1769. Abschrift
von Mühlenbergs
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 157.
' Z u r Überlieferung des Protokolls der Einweihung vgl. Nr. 464 Anm. 3; zum 26. 6. 1769 vermerkt Mühlenberg: „Ein Englischer Prediger von S: Pauls Kirche [William Stringer] entschuldigte sich gleichfalls in einem Briefe, daß er nicht kommen könte; weil außerordentliche Hinderniße vorgefallen."
473. An ]. Ewing, ]. Sproat, M. Edwards und die protestantischen englischen Gemeinden in Philadelphia Philadelphia, 22. 6. 1769 T o the Worthy and Reverend Ministers and Pastors of the Protestant English Churches and Congregations in Philadelphia especially M e s s " Ewing 1 A[rtium] M[agister] Sprout, 2 Edward 3 etc.
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Die Briefe des Jahres 1769
The Ministers Wardens and Vestrymen of the german Evangelical Congregations in Philadelphia do send their humble Service and acquaint that, if God Willing, they intend to open their new built Church called Zion that Sunday the 25 th of June with prayers and sermons in the German Tongue and on Monday following the 26 th of June ante meridiem about Eleven o'Clock with an English Sermon by the Reverend Mr. Peters and humbly entreat that it may please the Reverend Gentelmen to honour and favour the intended Convention on Monday in Zion, 4 with their devote & edifying Presence. A Christian, benevolent and condescending Complyance with our humble request shall be counted a Catholic Noble hearted Act by Your Reverencies humble & obedient Revd Η. M. by desire and in the Name of the St. Michaels Corporation
Philadelphia June the 22d 1769 Abschrift
von fremder
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 157 f.
' John Ewing (1732 - 1 8 0 2 ) ; von 1759 bis zu seinem Tod Pastor der First Presbyterian Church of Philadelphia. Außerdem trat er als akademischer Lehrer hervor, wurde 1779 zum Provost der University of the State of Pennsylvania ernannt und nach der Vereinigung mit dem College of Philadelphia 1791 Provost der University o f Pennsylvania.
3
James Sproat (1722—1793); von 1768 bis zu seinem Tod als Nachfolger Gilbert Tennents Pastor der Second Presbyterian Church of Philadelphia and Chaplain of Hospitals. Morgan Edwards (1722 - 1795); von 1761 bis 1771 Prediger der Baptistenkirche in Philadelphia. Nach der Trennung von seiner Gemeinde betätigte er sich als Historiograph seiner Denomination.
4
Z u r Uberlieferung des Protokolls der Einweihung vgl. Nr. 464 Anm. 3.
2
474. An Jones
Philadelphia, 22. 6. 1769
To the Honourable and Worshipfull Esq[uire] Jones Major of the City of Philadelphia The Address of the Ministers Wardens and Vestrymen of the German evangelical Church in Philadelphia most humbly sheweth, that whereas by Divine Providence and Support they have been enabled to finish their New Building called Zion, so far as to open the same if God Willing on Sunday next the 25 th of June for Divine Service in the German and on Monday following the 26 about Eleven o'Clock ante meridiem for the first Time Divine Worships in the English Language to be performed by the Rev[eren]d Mr. Peters. 1 And being convinced of Your Worships benevolent munificent and patriotic Spirit and Mind, rejoycing in any Promising Advantage for the Wellfare of State and Religion we want humbly entreat therefore whether it may please
Nr. 473/474/475
22. 6722. 6723. 6. 1769
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Your Worship to honor and favor the intended Convention on Monday with Your Presence in Zion. A Condescending undeserved Compliance with Your Petitioners Request would be rememberd for ever. Honor[a]ble & Worshipfull Sir by Your most Obedient Servant Η. M.
Philad. June the 22 d 1769. Abschrift 1
von fremder
Hand in PM 95 Ζ 8 S. IS8.
Zur Überlieferung des Protokolls der Einweihung vgl. Nr. 464 Anm. 3; zum 26. 6. 1769 vermerkt Mühlenberg: „Der H. Stadt Mayor sandte ein Schreiben bey mir ein und entschuldigte sich höflich, daß er wegen dringender Geschaffte nicht bey wohnen könte, und wünschte Glück und Heil zu Zion."
475. An ]. Dickinson
Philadelphia, 23. 6. 1769
Honor'd and Worshipful Sir By the Support and Blessing of God Allmighty we prove advanced so far upon Credit as to finish the Building called Zion Church, whereof Your Worship have been a Benefactor and munificent Contributor, and intending if God Willing to open the same on the 25 th of June for Divine Service in the German and on the 26 th of June about Eleven ο Clock ante merid[iem] for Divine Worship in the English Language to be performed by the Rev d Mr. Peters, 1 our Corporation the Ministers Wardens and Vestrymen, most humbly entreat therefore whether it might please Your Worship to honour and favour the said Convention on either Day with Your Benevolent and Comfortable presence in Zion which patriotic favour and Act of condescending kindness would be recorded in our Annals for Posterity and infinitely Oblige.
Philad. June 23 d 1769.
To John Dickinson 2 Esq. Abschrift 1 2
von fremder
Your Worships most humble & Obedient Serv[an]t Η. M. R[ector] by order and in the Name of St. Michaels Corporation.
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 159.
Zur Überlieferung des Protokolls der Einweihung vgl. Nr. 464 Anm. 3. 1732 - 1 8 0 8 ; führender Politiker in Pennsylvania. Seine konservativ-kritische Haltung machte ihm vor allem auch in den eigenen Reihen immer wieder Schwierigkeiten. Er war Gegenspieler Benjamin Franklins in dessen Kampagne für eine königliche Verwaltung der Kolonie, führte
86
Die Briefe des Jahres 1769 jedoch die Opposition gegen die Stempelakte mit an, widersetzte sich allerdings jeglicher Gewaltanwendung. Als Reaktion auf die Townshend Acts verbreitete er seine Ansichten in den „Letters from a Farmer in Pennsylvania to the Inhabitants of the British Colonies" (1767/ 1768). Auch in der Revolutionszeit setzte er sich bei allem aktiven Einsatz für die Interessen der Kolonien bis zuletzt für eine ausgleichende Lösung des Konflikts ein. Er selbst stimmte gegen die Unabhängigkeitserklärung, zögerte aber nicht, den Beschluß auch in die Tat umzusetzen. Als Delegierter von Delaware nahm er 1787 noch am Verfassungskonvent teil, danach verzichtete er auf öffentliche Ämter.
476. An A. Prevost
Philadelphia, 24. 6. 1769
To Colonell Prevost 1 Esq[uire] May it please Your Hono'r The German evangelical Protestants have by the Assistance of God and some Support of Wellwishers and Benefactors to Christian Religion and State erected and mostly finished a new Church called Zion and being intended if God Willing to open the same tomorrow on the 25 th of June about 9 ο Clock forenoon, for Divine Service in the German and on Monday following the 26 th of June about Eleven ο Clock ante merid[iem] for Divine Worship in the English Language 2 and knowing that Your Honor reside in this City we thought it our Duty, most humbly to intreat whether it might please Your Hono'r, Wellwisher, Patriot and promoter of state and sound Religion to honour and favour the intended Convention on either day with Your, munificent Presence in Zion which Act of condescending Kindness would be rememberd to our Posterity and infinitely Oblige Philad. June the 24 th 1769
Your Hono'rs most humble Servants Η.
M.3
by order and in the Name of St. Michaels Corporation. Abschrift 1
2 3
von fremder
Hand in PM 95 Ζ 8 S. 159 f.
Augustin Prevost; er hatte Johann Peter Gabriel Mühlenberg nach Amerika gebracht, nachdem dieser sich aus seinem Lehrverhältnis in Lübeck entfernt und von einem englischen Regiment hatte anwerben lassen (vgl. Bd. III Nr. 394). Zur Überlieferung des Protokolls der Einweihung vgl. Nr. 464 Anm. 3. Am 25. 6. 1769 verschickte Mühlenberg noch eine verspätete Einladung: „... wolte doch nicht gern einen Schein der Undanckbarkeit geben, weil die Herren der Academie oder Collegii uns bey 3 Jahren her ihre Kirche zum Gottes Dienste umsonst verliehen und damit eine große Wohlthat in der Not erzeiget hatten. Suchte also den Fehler zu verbeßern und sandte auch noch vor Nacht eine schrifftliche Einladung an die Herren Officiers [des Royal Regiment] etc." (PM 95 Ζ 8 S. 167; vgl. AFrSt IV C 14:7 S. 107; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 107; HD S. 2346; Documentary History S. 108; Tappert II S. 402).
Nr. 475/476/477
87
22. 6./24. 6./17. 7. 1769
Für die Zeit bis zum 17. 7. 1769 ( = Nr. 477) erhalten wir aus dem Synodalbericht folgende Informationen über Mühlenbergs Korrespondenz: (1) „Montags den 26 Junii ... Zwey Schreiben von dem Kirchen=Rath der Evangel. Gemeine in Yorktown über der Susquehana d[urc]h Praesidem vorgelesen, worin sie um einen erfahrenen treuen Seelsorger und namentlich um H. Pfr: Kurtz Sen: anhalten und seinentwegen einen Beruf an das Rev: Ministerium gesteh." (PM 95 Ζ 8 S. 170; vgl. AFrSt IV C 14:7 S. 107; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 107; HD S. 2350; Documentary History S. I l l ; Tappert II S. 404). (2) „Vom 27 Junii ... 6 ,ens las Praeses einen Brief aus Reading vor, welcher von 24 Haus Vätern unterschrieben, und deren Bitte an das Rev: Ministerium war, daß sie doch eine Versetzung zuwege bringen, nemlich den W. Ε: P: Kr[ug] in andre Gemeinen, und einen neuen vom Ministerio in seinen Platz nach Readingtown verordnen mögten, damit sie wieder zur Kirche und Gemeine halten, und die Gemeine gäntzlich vereinigt werden könte. Ferner las Praeses auch einen Brief von den Vorstehern, Ältesten und ordentlichen Gliedern der Gemeine in Reading in allem von 106 Personen unterschrieben vor, worin die Gemeine anhält: das Ministerium mögte doch ihren Lehrer und Seelsorger H. Pfr: Krug noch nicht wegnehmen." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 5; vgl. AFrSt IV C 14:7 S. 128; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 128; HD S. 2366f.; Documentary History S. 118; Tappert II S. 409f.). (3) „... 10) Wurde ein Brief von Weissenburg vorgelesen worin das Ministerium ersucht worden, daß H. Jung noch ein Gemeinlein mehr zu den 4 aufnehmen und bedienen dürffte, wenn das Jahr zum Ende. Antw: H. Jung mögte dieses mit den übrigen Gemeinen verabreden." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 7; vgl. AFrSt IV C 14:7 S. 129; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 129; Documentary History S. 119; Tappert II S. 411). (4) „Diejenigen Prediger, welche mit eingeladen, aber zurückgeblieben, waren folgende: 1) Der Land=Prediger aus Virginia H. Schwfarbach]. Ich hatte ihm etliche Monate zuvor berichtet, daß die Zusammenkunfft g[eliebts] G[ott] im Monath Junii geschehen würde, konte aber die Tage nicht bestimmen, sondern meinete, es würde eine Woche vorm Johannisfest seyn." (AFrSt IV C 14:7 S. 131; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 131; HD S. 2369; Tappert II S. 411).
477. An Buhl
Philadelphia,
17. 7.
1769
T o E s q B u h l o r a n y o f H i s M a j e s t y ' s J u s t i c e s o f t h e p e a c e in t h e C o u n t y of P h i l a d e l p h i a , m a y it p l e a s e t h e H o n r d G e n t l e m e n , It is a c c o r d i n g t o m y K n o w l e d g e b e t w e e n 2 0 a n d 3 0 t h y [!] y e a r s , o r t h e r e a b o u t , w h e n s o m e o f the g e r m a n Settlers a n d free h o l d e r s in F r a n c o n y t o w n s h i p P h i l a d e l p h i a C o u n t y , c o m m o n l y called lndienfield
did build a C h u r c h f o r the
Use o f t h e E v a n g e l i c a l L u t h e r a n D o c t r i n e , D i s c i p l i n e a n d S o c i e t y o f t h a t N a m e a n d p e r s w a s i o n . 1 T h e o l d Setlers a n d b e g i n n e r s , w h o built t h e said C h u r c h being p a r t l y d e c e a s e d , a n d t h e S u r v i v o r s r e d u c e d t o t h e N u m b e r o f a b o u t 16 o r 1 7 h e a d s o f families, w h o h a v e t h e T i t l e s o r D e e d f o r t h e S p o t o f G r o u n d , w h e r e t h e said C h u r c h s t a n d s u p o n ; b u t t h e r e is a n o t h e r G e n e r a t i o n c o n s i s t i n g o f y o u n g p e o p l e , N e w c o m e r s , T e n n e n t s , S e r v a n t s , B o y s , a n d s u c h like, w h o h a v e n e i t h e r built, t h e said C h u r c h , n o r c o n t r i b u t e d a n y t h i n g t o w a r d s the building o r r e p a i r i n g o f t h e said C h u r c h . T h i s n e w G e n e r a t i o n m a y p e r h a p s m u s t e r a n d m a k e u p a l a r g e r N u m b e r t h e n t h e o l d Settlers a n d p r o p r i e t o r s of t h e said C h u r c h , h a v e h i r e d a V a g a b o n d f o r a M i n i s t e r n a m e d L e y z e l , 2 a M a n o f t h e b l a c k e s t m o r a l C h a r a c t e r , w i t h o u t a n y O r d e r s a n d C r e d e n t i a l s a n d the
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Die Briefe des Jahres 1769
old settlers and freeholders viz: Mess rs Wambolds, George Cresman etc: have also a Minister 3 of our united Lutheran Ministry, w h o is examined and licenced for the Ministry according to the Rules of our Lutheran Church, a man of a pious and virtuous Character. The old Settlers and Owners of the said Church seem too indulging, and w a n t to have only divine Service on every Second Sunday in the forenoon, but the opposite party will allow them only the After noon of the Second Sundays, which doeth not at all suit for the old Settlers and Owners. It seems very strange and impertinent to me, that a Set of disorderly people should introduce a foreign Vagabond and vicious stroller, w h o has neither orders, nor so much as a Character of a sober and honest M a n , and should dare to keep out the old settlers and Owners of their property! But being unable to give proper advice and Counsel I entreat therefore Your Worships humbly as Magistrates heartily desiring and hoping, You will please to give Advice Assistance and Support to the oppressed old honest Settlers and Owners of the Church for the peaceable Enjoyment of their property. If any of my little Assistance should be required, I could recommend the old settlers to all our Superiors in Philadelphia, but I hope there may be no Occasion for it; for Your Authority goeth a great Length among the Germans. A Warning or such like frome your Worships to the opposite party will intimidate their Chimney Lawyers and their insolent and wicked proceedings, and very much oblige Your Worships humble servant H : M : p[ro] t[empore] p r e s i d e n t ] of the united Luth: Ministry and Rect[or] of St. M[ichaelis] and Z[ion] C o r p o r a t i o n ] , Philadelphia Julii the 17th 1769. Abschrift 1 2
3
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 A Nr. 12 1769-71
S. 13 f .
Z u r Entwicklung der Gemeinde von Indianfield vgl. Glatfelter I S. 371 - 3 7 3 . J o h a n n Wolfgang Leitzel (ca. 1 7 2 3 - 1 7 8 4 ) ; k a m 1753 nach Pennsylvania und versorgte seit 1760 mehrere Gemeinden, ohne Anschluß an das Ministerium zu suchen. Vgl. Glatfelter I S. 81 f. Johann Michael Enderlein, Katechet in Tohickon. Er versorgte auch Indianfield und andere benachbarte Gemeinden; vgl. Bd. III Nr. 381.
478. An [die niederdeutsche
Gemeinde in New York] Philadelphia,
2. 8. 1769
Philad: d 2 Aug: 1769 Geehrte H h . und Mitbrüder: Ihre angeehrte Zuschrifften vom 19 und 26 Julii a[nni] cfurrentis] 1 sind mir richtig zu H ä n d e n gekommen. Bedaure von Hertzen, d a ß wegen Leibes= Schwachheiten, wegen Haus= und Gemein Umständen nicht los, noch weniger zu Ihnen k o m m e n kan. Es ist mir für dieses mal und zu dieser Zeit gantz
Nr. 477/478/479
89
17. 7./2. 8./12. 8. 1769
unmöglich, also bin ich vor G o t t entschuldiget, und sie werden mich auch entschuldigen. Sie haben mir nicht geschrieben, wie die Streitsache 2 zusamen hängt, sonst hätte vielleicht meinen einfältigen Rath und Meinung ertheilen können. Ich glaube fast, sie stehen in Gefahr Ihre Kirche, und die noch übrigen Kirchen Güter zu verlieren, denn weil sie kein Charter haben, so stehet es nur auf einem losen und wanckenden Fuße. Hüten sie sich ja, und nehmen sich in Acht, daß die Sache nicht vor die Law komt, sonst gehet es nicht gut ab. Mit der Law und Process gewinnen sie nicht, sondern verlieren. Ich rathe Ihnen aufrichtig: thun sie als ob kein Streit gewesen. Laßen sie den gantzen Kirchen Rath in der Stille an einem gelegenen Orte zusamen kommen und bitten den H. Dom[ine] Weygand auch dazu, halten sie ihm seine Fehler, wenn sie welche wißen vor, und erkennen Ihre Fehler auch, wenn sie sich übereilet haben, und machen diesmal Ihren Streit, so viel als möglich, in der Stille und Liebe aus. H. D o m : Weygand wird vielleicht auch des Lebens in York müde seyn, und kan vielleicht beßer in andern Gemeinden thun, und wenn sie freundlich und liebreich miteinander zu Werck gehen, und accordiren, so wird es viel beßer ausgehen. Wenn sie aber hitzig und unvorsichtig angehen, so wird es vor die Law kommen, da wird dem D o m : sein Unterhalt zuerkant, so lange noch was von den Kirchen Gütern übrig ist, oder die Kirche komt in frembde Hände, und wenn der Process aus ist, so gewinnet die Gemeinde die eine Hälfte von der Auster Schale, der D o m : die andere Hälfte von der Schale, und die Auster selbst geht auf für die Unkosten. Und so kan es ein Ende mit Schrecken nehmen und zum Spott, und Hohngelächter in der Welt werden. Mein Hertz weinet! Suchet Friede und jaget ihm nach. 3 So wünschet Ihr alter Freund HM. Abschrift 1 2
3
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S. 15.
Beide nicht erhalten. Wegen nachlassender Gesundheit hatte Weygand bei Mühlenberg um einen Gehilfen nachgesucht und vorübergehend Daniel Kuhn erhalten. Er fiel schließlich in einen Zustand geistiger Umnachtung und starb im Frühjahr 1770. Auch seine finanziellen Probleme mögen den Streit mitverursacht haben. Vgl. Bd. III Nr. 442 S. 644 mit Anm. 32 sowie Nr. 464; Nr. 487; Nr. 493 und Nr. 498 S. 158. Vgl. 1 Petr 3,11.
479. An F. W. Pasche
Philadelphia, 12. 8. 1769
Copie Schreibens des H. Past. Mühlenberg an Pasche dat. Philadelphia d. 12 ten Aug. 1769. Tfitulus] Ich vermuthete nicht, daß noch einmahl an E[uer] W[ohlehrwürden] hätte schreiben können, weil in diesem Sommer eine merckliche Abnahme an Leibes*
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und Gemüths=Kräften verspüre, dergleichen noch nie zuvor gemerckt. Wiederwärtigkeit und Trübsal vermehret sich in der Familie und Gemein-Sachen. Meine Frau ist mit den hysterischen Paßionen so sehr geplagt, daß sie oft niedergefallen, und epileptische Convulsionen über ein 2 Stunden gehabt. Ich habe die kundigsten Doctores und selber eine Quantitaet von der besten hallischen Medicin gebraucht; aber alles ohne Besserung. Die Doctores sagen, es hülfe alles nicht wenn sie nicht ins Land zu wohnen etc. käme. Ich bin gebunden an Philadelphia. Soll ich meine Haushaltung dividiren, das kann auch nicht: denn es sind noch 2 unerwachsene Kinder 1 da, die Pflege und Zucht gebrauchen, und 2 erwachsene Mägdchens 2 haben auch Aufsicht nöthig, und mein Vermögen leidet nicht 2 Haushaltungen, eine in der Stadt und eine im Lande zu versorgen. Und wie kann ich eine krancke Frau in solchen Umständen mit kleinen Kindern alleine laßen? H. Pfr. Schultz wohnet im nächsten Hause am Pfarrhause bey mir. Er selber ist in diesem Sommer wieder so schwach und unpäslich, daß er nicht viel mehr als die Sontags-Arbeit verrichten kann, also habe ich von der Seite wenig oder gar keine Unterstützung, sondern behalte den täglichen Anlauf von allen Seiten. Sein Töchterlein 3 ist an den Blattern gestorben, und seine Frau 4 kränckelt auch und hat Symptomata zur Auszehrung. Im Frühjahre ist der Mann, der meine ehemahlige Plantage in Providence gekauft hatte, und mir noch 200 £ schuldig war, banquerot, der Platz und sein übriges durch den Sheriff versteigert worden, und ich habe 140 £ verlohren, weil es nicht weiter zureichte. 5 Ich hatte noch immer Hofnung, daß meine allzuviele Last und Zerstreuung durch die Ankunft der neuen Arbeiter erleichtert und vermindert werden dürfte; finde aber das Gegentheil und noch mehrern Zuwachs. Wenn H. Schulz Land-Reisen thut, und hie und da Gemeinen besucht, so ist er frisch und munter, kommt gesund und starck wieder heim; wenn er aber etliche Wochen oder Monathe wieder in Philadelphia ist, so verlieret er seinen Appetit, wird matt und kräncklich. Ich habe deßwegen nebst andern Gründen, auch gern das Filial auf Barrenhill mit beybehalten, damit solches den zweyten Sontag von Philadelphia aus bedienet werden solte, und H. Schultz Motion haben könnte. Denn in den Frühlings- Sommer- und Herbst-Tagen kann einer des Morgens dahin reiten, und Nachmittags oder gegen Abend bey guter Zeit wieder zurück kommen. Wer aber als denn von beyden in Philadelphia bleibet, der muß vor= und nachmittags die Sontags-Arbeit alleine thun. H. Schultz hätte gar zu gerne den Beruf nach Lancaster angenommen; aber die Corporation in Philadelphia protestirte sehr dawieder; und er sagt noch immer davon, daß er lieber in Land-Gemeinen seyn möchte, weil es seiner Gesundheit zuträglicher wäre, wie er meinet. Es schickte sich freylich beßer für Philadelphia, wenn wenigstens ein munterer junger Arbeiter bey einem schwächern seyn könte. Wenn aber 2 Krächzende [Stöhnende] beysammen sind, so geschieht im gantzen nichts rechts, oder einer muß überladen werden. Im Monathe Februarii a[nni] c[urrentis] hatte ich eine sehr beschwerliche Reise nach Neugermantown und Bedminster in Jersey; 6 im Mart: den Unterricht am Tage mit den jungen Leuten zur Confirmation, und abends die
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erwachsenen Versäumten. Im April und Maii die schwere Reise mit Hn. Helmuth nach Lancaster etc. etc. 7 Kaum war wieder zu Hause, so mußte H. Schultz wieder nach den Gemeinen in Jersey, weil dieselben das heil. Abendmahl verlangten, und da giengen wieder bey 4 Wochen drauf, just in der Zeit, wo ich am nöthigsten Hülfe zur Vorbereitung auf die Einweihung der Kirche und Synodal-Versammlung 8 gebraucht hätte. Des Schreibens von deutsch» und englischen Einladungen an Prediger, Gemeinen, publique und Privat-Personen etc. 9 und andere Sachen ist fast kein Ende gewesen; und ich wüste keinen Amts-Bruder, der mir im geringsten Hülfe geleistet (ohne Hn. Schmidt, der mir etliche Bogen abcopirt) noch weniger aber im Englischen. So nöthig auch das Englische in diesem Lande ist: so finde doch nicht, daß meine Hn. Amts-Brüder sich darauf legen. Es ist freylich natürlich, daß man gerne des Nachts ruhet, wenn man etwa am Tage Amts-Verrichtungen gehabt, und man auch gerne was lernen möchte, wenn man es ohne Mühe und öftere Wiederholung erlangen könnte. Eben so schwer hält es mit dem Schreiben, womit und wodurch man einander aufmuntern solte. Die weiland Hn. Brunholz 10 und Heinzelmann 1 1 waren sehr embsig und fleißig in deutsch» und englischen Brief-Schreiben neben ihrer schweren Amts-Last. Der weil[and] Η. P. Handschu 1 2 deßgleichen. Übrigens habe dieses für ein ziemlich Merckmahl, nemlich: wenn es meinen Hn. Amts-Brüdern wohl oder erträglich gehet, so schreiben sie nicht. Wenn es aber was zu fragen, zu klagen etc. giebt, so schreiben sie fleißig. H. Helmuth hoffe ich, wird ein fleißiger Schreiber werden, und auch das Englische nach gerade erlernen. Indeßen kann man die lieben Brüder und Arbeiter keiner Trägheit oder Nachläßigkeit mit Recht beschuldigen. Denn die hiesigen Amts-Geschäfte sind so, daß sie jedem wenig oder keine Zeit zu Parergis übrig laßen, sondern Leibes» und Seelen=Kräfte angreifen; und es hat nicht ein jeder, zumahl in den deutschen Land-Gegenden, Gelegenheit Englisch zu profitiren, ob es wohl in mancherley Absicht unentbehrlich ist. Was mir gegenwärtig Furcht und Bangigkeit verursachet, ist dieses: 1) Wenn ich keine Erleichterung bekomme, so muß natürlicher Weise zum Grabe. Denn neben und über den vielerley Gemein» und Familien=Druck, Beschwerden, Zerstreuungen und Troubles, muß nun auch Sontags in der neuen Kirche predigen, welches meine Brust ungemein angreifet, und die übrigen wenigen Kräfte vollends verzehret. 2) Ich wäre von Hertzen froh, wenn der barmhertzige Gott mich balde aus spannen wolte. Wie sich sehnt ein Wanders-Mann daß sein Weg ein End mög han etc. 13 Aber fürchterlich für die Gemein-Umstände, weil es für den lieben Hn. Schultz unmöglich ist, die Last auch nur auf eine kurtze Zeit allein zu tragen, und der Sache vorzustehen; und unter allen übrigen Amts-Brüdern wüßte keinen, der sich für Philadelphia schickte, und von seinem Platz gemißet werden könnte. So müßte nicht weniger eine hülflose krancke Witwe mit noch unerzogenen Kindern hinterlaßen, die freylich unter so vielerley neidischen Partheyen etc. Versuchungen, Anfechtungen etc. in große Gefahr gerathen könnten. H. Helmuth wäre meines geringen Erachtens noch der einzige Mann, der sich wegen seines lebhaften Temperaments, Stimme
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und übrigen Gaben für den zweyten Prediger und Seelsorger in Philadelphia schicken möchte; alsdenn wäre aber der großen Gemeine in Lancaster übel gerathen, und sie würden ihn gewiß nicht mit guten Willen loslaßen. Ich wüßte aber nicht, wie H . Pfarr. Schultz nur allein die Zeit und Kräfte erfordernde Correspondence bestreiten könnte! Genes. 22. Hier ist Feuer, Meßer und Holtz, wo ist aber das Schaaf zum Brandopfer? Der Herr Herr wolle in Gnade und Barmhertzigkeit balde Eins ersehen und senden! 14 Ich empfehle die Sache mit demüthigem Gebet und Seufzen dem großen Hirten 1 5 und Eigenthums Herrn 1 6 der verlohrnen Schaafe, und zur gütigen Besorgung unserer Hochwürdigsten Väter. Denn ein geschickter Arbeiter ist sehr nöthig für Philadelphia und das Gantze. Die Vereinigung zwischen unsern Arbeitern und Gemeinen ließe sich durch Gottes Beystand wohl unterhalten und fortsetzen; aber es muß auch mittelbarer weise ein Fuhrmann dabey seyn, der es in Demuth, Liebe und Geduld regieren, und als ein Servus Servorum stricte sie dictus menagiren kann: sonst bleiben Pferd und Wagen stehen, oder werden gar scheu und zerreißen alles entzwey. Es ist gar keine Kunst, ein Praeses Consistorii oder Ministerii zu seyn, wo das Feld mit dem Jure Canonico umzäunet und Corpore Juris romano geflochten, und vom Brachio seculari bepfählet ist. Unser alter Drucker Mr Sauer 17 pflegte oft in seinen publiquen Schriften dis Sprichwort zu führen: Kein Pfäfflein ist so klein, es steckt in ihm ein Päbstelein. Eine Kleinigkeit, die mich betrift, kann meinem theuer geschätzten H. Bruder nicht verbergen, nemlich: Ein paar Wochen vor der Einweihung der Zions-Kirche wurde mir ein Brief ins Haus geworfen, 1 8 welcher versiegelt war, aber keine Nahmens-Unterschrift hatte. In dem Briefe stund unter andern: Er (der Autor) wäre zu des sei [igen] H. Brunholtz Zeiten ein Glied der Philadelphischen Gemeine, verschiedene Jahre hernach ein Glied in den Land-Gemeinen gewesen, und nun wieder bey die Stadt gezogen, hätte 9 lebendige Kinder, welche ihm zum Theil getauft, müßte sich [mit] seiner Hände Arbeit säuerlich nähren, wäre aber sehr wohl mit seinem Stande zufrieden, weil ihn Gott der Herr durch die Gnaden Mittel erleuchtet, bekehret und zu seinem Kinde aufgenommen. Er wäre furchtsam, mündlich mit mir zu sprechen, und müßte schriftlich melden, was ihm der Herr auf eine besondere Weise meinetwegen geoffenbarete (die Art und Weise der Offenbarung ist nicht gemeldet) 1) Meine Lebenszeit wäre schon vor verschiedenen Jahren aus gewesen. Weil aber Kinder Gottes in Europa und hier in America für mich gebeten, und noch einige Seelen vorhanden, die durch meinen Dienst errettet werden möchten etc. so hätte Gott mein Leben verlängert. Ich müßte demnach noch allen Fleiß anwenden, 1 9 mit Thränen an Christus stat bitten, 20 ermahnen, meine Stimme wie eine Posaune erheben, 2 1 weil die Zeit kurtz. 2) Ich würde die Einweihung der neuen Kirche noch erleben und verrichten, bald aber hernach stufenweise abnehmen und zur ewigen Ruhe gehen. Wie es hernach ergehen würde, wäre ihm auch in einer Reihe vorgestellet worden, das wolte er aber lieber mündlich sagen, weil er mich noch vor meinem Abschiede zu sprechen hoffete etc. — In Glaubens-Sachen kann uns kein Engel vom Himmel noch einige Creatur ein ander Evangelium verkündigen ohne was Christus selbst und seine Apostel
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geprediget und hinterlaßen haben. 2 2 Was aber Neben-Sachen sind, die kann man auch wohl nicht so platterdings verwerfen, παντα δοκιμάζετε. 2 3 Durch die Ankunft der 2 neuen Arbeiter hat sich unsre Gemein-Sache in so weit vermehret a) daß durch H. Helmuth das weitläuftige Feld in und um Lancaster einigermaßen versehen b) daß H. Buskerk von Germantown weg und in die 4 vacanten Gemeinen Macunshy etc. ziehet, 24 und H. Br. Schmidt einen Beruf vom Germant[owner] Kirchen-Rath bekommen hat, und nächsten 12ten Sontag nach Trinitatis] seine Anzugs-Predigt daselbst g[eliebts] G[ott] halten wird. Die Germantowner hätten lieber ihren H. Buskerk behalten c) durch den Candidat H. Jung noch 4 andre vacante Gemeinen über Macunshy versehen werden, und H. Buskerk sein Nachbar wird, weil die 8 Gemeinen in einer Gegend liegen, wo wir noch keine Mitarbeiter gehabt haben, d) Die Gemeinen zu Neugermantown und Bedminster versiehet Peter Mühlenberg mit deutsch» und englischen Gottesdienst als geprüft und berufener Diaconus; und die angräntzenden Filials als Greenwich Amweil, Bronswig und Pawlings Kiel der junge Mag.Streit, e) Und weil H. Kurtz Senior bestimmet ist die Gemeine in Yorktown zu bedienen: so wird das große Tolpehaker-Feld leer, und wäre Schade, wenn die alten Gemeinen verlaßen und zerrißen werden solten. Meine Frau hätte groß Verlangen dahin, als zu ihrer ersten Heimath 2 5 und meinet, ihre 2 Knaben Friederich und Henrich könnten mit der Zeit ihrem alten Vater in der Gegend unterstützen, wenn er noch ein Jahr oder was leben, und sich daselbst sammlen und erholen dürfte. H o m o proponit Deus disponit: 26 habe aber in Berufs-Sachen nicht gern was mit der Weiber Rath zu schaffen. Übrigens verlange sehr sehnlich nach einer hochväterlich geneigten Andwort auf meine 2 von hier gesandte Paquete nemlich 1. vom 15ten April a.c. — 6 lA Bogen an hochwürdigste Väter. 6 Bogen Protocoll von der Einweihung der Emanuels Kirche und Prediger-Conference in Nov. 1768 zu Neuhannover, wie auch einen Empfangs-Schein von der Corporation wegen der 60 £ von der Artzney. Die Cassen-Rechnung etc. 27 2. vom 29ten Maii — Ein Journal von 5 Bogen wegen der Reise mit H. Helmuth nach Lancaster. Copie von einem Corporations-Bond mit Anmerckungen. Copie vom Protocoll aus dem Vestryen Book etc. etc. 28 Es gehen nun gar selten Schiffe hinüber und herüber, weil unsre Kaufleute den Handel aufgegeben, und lieber Hunger leiden, bis die hysterische Mutter wieder freundlich wird. 29 Dahero wolte recht sehr bitten, wenn etwa eine hochväterlich geneigte Andwort fertig wäre, daß Ε W. belieben möchten, solche auf das Neuyorker Packet Boat zu senden. Es mag mir auch kosten was es will, so will lieber das Porto von dem Meinigen bezahlen als die Andwort mißen, weil Periculum in mora ist. Der junge Mag. Kuhn ist gegenwärtig bey seinen Hn. Vater in Lancaster, studiret und besuchet dann und wann die vacanten Gemeinleins in Warwick, Maytown, Donnegal, Middletown etc. Ich habe mich übereilet in dem Schreiben vom April an hochwürdigste Väter, 30 weil zu verstehen gab, daß wir vor der Hand nun wohl keine neuen Arbeiter nöthig hätten etc. weil es eben schien, als wenn wir Hn. Krug von
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Reading wegnehmen müßten, wie auch in Lancaster schon Motiones durch etliche entstanden, welche mit H . Gerock in Connection waren, und vermuthIich auf seine Instigation ihn von Neuyork nach Lancaster zurück haben wolten, da ihnen unsre Hülfe zu lange aus blieb, und wir in etlichen Monathen keinen Besuch dahin gethan, und H. Schmidt auch schiene übrig zu seyn, und weder für Philadelphia noch für die vacanten rauhen Gemeinen im Lande paßte. Ο wenn doch ein einig Subiectum zuerst für Philadelphia zu finden wäre! Die übrigen Land-Gegenden sind zur N o t h versehen. Gott wolle etc. etc. Henrich Mühlenberg P.S. Wenn etwa wieder eine Nachricht solte gedruckt werden, 3 1 möchte bitten, daß nichts v o m Pfr. Hausile gemeldet würde. E r ist ein gefährlicher M a n n , und könnte mir schaden. 3 2 Nächste Woche g.G. wenn kann, muß wieder eine Reise nach Lancaster antreten auf ihr vieles Anhalten, weil sie noch keine Kirchen=Ordnung etc. etc. haben. H . Helmuth muß derweile herunter, und meine Vices in Philadelphia vertreten. 3 3
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C14.-8 S. 135-141; S. 135-141. Auch in HD S. 2373 - 2382.
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' Maria Salome (Sally, geb. 18. 7. 1766) und Emanuel Samuel (geb. 11. 7. 1769, gest. 24. 12. 1769). Vgl. die autobiographischen Notizen in PM 95 Ζ 26. 2 Margretha Henrietta (Peggy, geb. 17. 9. 1751) und Maria Catharina (Polly, geb. 4. 11. 1755). Vgl. ebd. 3 Ende August 1767 geboren; vgl. Bd. III Nr. 409 S. 544. 4 Eva Elisabeth (Betsey), älteste Tochter Mühlenbergs (geb. 29. 1. 1748), seit dem 23. 9. 1766 mit Schultze verheiratet. 5 Zu Mühlenbergs Versuch, dies abzuwenden, vgl. Nr. 454 Anm. 9(1); zur Vorgeschichte Bd. III Nr. 447 S. 664. 6 Vom 14. bis zum 2 2 . 2 . 1769; vgl. das Tagebuch in PM 95 Ζ 8 S. 77 - 83 und Tappert II S. 3 7 8 - 3 8 2 . 7 Vom 27. 4. bis zum 23. 5. 1769; vgl. Nr. 467 Anm. 4. 8 Zur Uberlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 464 Anm. 3. 9 Vgl. Nr. 468 - 476. 10 Peter Brunnholz; der erste ordinierte Prediger, der zur Unterstützung Mühlenbergs von Halle nach Amerika gesandt wurde (1744/45). Er starb am 5. 7. 1757. Vgl. Bd. I und II passim. " Johann Dietrich Heinzelmann; neben Brunnholz zweiter Pastor in Philadelphia. Er starb am 9. 2. 1756. Vgl. Bd. I und II passim. 12 Johann Friedrich Handschuh; zuletzt Amtskollege Mühlenbergs in Philadelphia. Er starb am 9. 10. 1764. Vgl. Bd. III Nr. 308 Anm. 20(25) und Nr. 309. 13 Vgl. die zweite Strophe des Kirchenliedes „Freu dich sehr ο meine Seele". Verfasser unbekannt, bearbeitet von Simon Graff ( 1 6 0 3 - 1 6 5 9 ) . 14 Vgl. Gen 22,7 f. , s Vgl. Hebr 13,20. 16 Vgl. Joh 1,11.
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Christoph Sauer sen. ( 1 6 9 3 - 1 7 5 8 ) ; seit 1738 Drucker in Germantown. Z u m Sprichwort vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1242. Nicht erhalten. Das Tagebuch liefert keine weiteren Aufschlüsse. Vgl. 2 Petr 1,5. Vgl. 2 Kor 5,20. Vgl. Jes 58,1. Vgl. Gal 1,8 ff. Vgl. 1 Thess 5,21. Die Gemeinde hatte bereits auf der Synode im November 1768 um einen Prediger angehalten; vgl. Bd. III Nr. 445. Auf der Synode im Juni 1769 erklärte Buskerk sich bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, und bat Mühlenberg, eine Berufungsurkunde aufzusetzen. Vgl. P M Ζ 8 S. 117 f.: „Im Namen des drey Einigen Gottes amen! Kund und Z u w i ß e n sey hiemit Jederman, des [!] es angehet, gethan, daß Wir, die unterschriebene regierende Vorsteher und Ältesten der vereinigt deutsch=evangelischen Gemeinden in M a c u n s h y an der kleinen Lechay, in Upper Milford, Salisbury und Saccum, Northampton County in der Province Pennsylvania zu wiederholten malen bey dem Vereinigt»Evangelischen Rev: Ministerio, um einen ordentlichen treuen Prediger und Seelsorger für unsere bemeldte Gemeinden flehentlich angehalten, und für seinen hinlänglich=leiblichen Unterhalt zu sorgen, schrifft= und mündlich versprochen haben. Da nun besagtes Ministerium auf ihrem letztern Coetu a m 26 und 27 Junii 1769 zu Philadelphia unser abermalig Ansuchen erhöret und der Ehrw: H. Pfr: Jacobus van Buskerck, als ein Mitglied des Ministerii und bis hieher beliebten Prediger an der Germantowner Gemeinde darzu bestimmet hat; so beruffen Wir, die unten benamten Vorsteher und Ältesten der 4 Gemeinden hiemit den Ehrw: H. Jacobus van Buskerk zu unserm Pfarrer und Seelsorger und z w a r auf folgende Bedingungen 1) d a ß Er unser Pfarrer verbunden sey, Gottes Wort, nach dem Grunde der Apostel und Propheten, der ungeändert Augspurgischen Confession etc. gemäß; lauter und rein zu lehren, die heiligen Sacramenta aus zu theilen, und übrige Amtsverrichtungen nach bestem Vermögen zu thun, und die Lehre mit erbaulichem Wandel zu zieren 2) und im Fall /: so Gott in Gnaden verhüte :/ der Prediger wieder die Gemeinden, oder die Gemeinden wieder den Prediger, wichtigern Klagen haben solten als zwischen den Pfarrer, Vorstehern und Ältesten der 4 Gemeinden geschlichtet werden könten, daß als dann weder die eine, noch die andere Parthey ihr eigener Richter seyn, und noch viel weniger die Civil Obrigkeit mit ihren Kirchlichen Streitigkeiten anlauffen und beschweren, sondern die Klagen von dem Ehrw: Coetu, mit Zuziehung der Ältesten von den vereinigten Gemeinden in ordentlichen Zusamen Künfften, oder durch Committees untersuchen und entscheiden laßen, und bey deren A w a r d oder End Urtheil beruhen sollen; damit der Prediger nicht M a c h t habe, seine Gemeinden willkürlich zu verlaßen, und so auch die Gemeinden oder Partheyen in denselben nicht Fug, noch Recht haben ihren Prediger unverhörter Sache, oder ohne Ursachen zu vertreiben, oder sein Amt schwerer zu machen 3) versprechen wir hiedurch dem Ehrw: H. Jacobus van Buskerk als unserm Prediger und Seelsorger zu seinem leiblichen Unterhalt hinlänglich freye Wohnung, nöthig Brennholtz, mit allem Kirchen=Lande, w a s zu einer oder andern Kirche in unsern besagten Gemeinden gehöret, zu seiner, und seiner Familie freyen Wohnung, Gebrauch und Genuß, und Jährlich hundert Pfund pennsylvanischer Currency und z w a r so, d a ß ihm am Beschluß eines jeden halben Jahres die Hälffte davon gereichet werden soll, so lange er unserer Gemeinden Pfarrer ist und bleibet. Was die Accidentien betrifft, so soll es damit wie üblich, oder so gehalten werden, wie es die Vorsteher und Ältesten in den Gemeinden bestimmen und beschließen, und im Kirchen=Rath zur Regel machen; diesen obigen Beruf und deßen gantzen Innhalt bekräfftigen wir mit beyderseitig eigener Hand und Namens=Unterschrifft: So geschehen im Versammelten Kirchen=Rath der obbesagten Gemeinden zu ... dem ... Julii 1769." = Tulpehocken; vgl. Nr. 486 S. 124. Sprichwort biblischen Ursprungs; vgl. Spr 16,9 und Wander Bd. 3 Sp. 593: „Der Mensch denkt, Gott lenkt." Vgl. Nr. 463 Anm. 84(1). Vgl. Nr. 467 mit Anm. 7. Mühlenberg bezieht sich auf die Boykottmaßnahmen der amerikanischen Kaufleute als Reaktion auf die Townshend Acts (vgl. Bd. III Nr. 440 Anm. 2), die mit Ausnahme des Teezolls
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Die Briefe des Jahres 1769 im Frühjahr 1770 aufgehoben wurden. Vgl. die Debatte im Unterhaus am 5. 3. und 9. 4. 1 7 7 0 in: Proceedings and Debates III S. 2 0 9 - 242, 2 4 9 - 251 und Gipson X I S. 256.
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= Nr. 4 6 3 ; vgl. S. 58. Die seit 1744 in Fortsetzungen erschienenen und dann in Η Ν 1 (und H N 2) gesammelt veröffentlichten „Nachrichten von den vereinigten Deutschen EvangelischsLutherischen Gemeinen in Nord=America, absonderlich in Pensylvanien".
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Hausihl hatte im Sommer 1 7 6 5 versucht, eine zweite lutherische Gemeinde in Philadelphia zu etablieren, und w a r daraufhin vom Ministerium ausgeschlossen worden; vgl. insbesondere Bd. III Nr. 3 4 6 und Nr. 3 7 2 S. 4 0 8 - 4 1 0 mit Anm. 75.
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Helmuth k a m a m 22. 8. 1 7 6 9 in Philadelphia an, Mühlenberg brach zwei Tage später nach Lancaster auf und kehrte am 30. 9. 1769 nach Philadelphia zurück. Der Bericht seiner Reise ist erhalten in AFrSt IV C 1 4 : 1 0 S. 150 - 202; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 1 5 0 - 2 0 2 ; Tappert II S. 4 1 3 - 4 2 9 .
480. An [G. A. Francke und F. M. Ziegenhagen] Pro Memoria.
Philadelphia,
23. 8. 1769
Philadelphia August d. 23sten 1769.
Hochwürdigste, in Christo theureste Väter! Weil es hier hieß, Capt: Friend wolte gleich abfahren, so machte mein Paquet gleich fertig und übergabs. 1 Nun er aber noch länger verzogen, und die Gelegenheiten in gegenwärtigen Zeiten sehr rar sind; so erkühne mich diese Zeilen noch mitzugeben, in demüthiger Hofnung die alte herablaßende väterliche Liebe und Langmuth werde geruhen es zu entschuldigen. 1) Unsere Corporation ist bey 3 Wochen her beschäfftig gewesen und noch, um die Sitze in der Zions Kirche ein» und auszutheilen. Ich habe nicht viel dabey thun können, und dem H. Pfr: Schultz die Direction überlaßen, und derweile die häuffigen Amts=Geschäffte etc. versehen, welche wegen vorfallenden Kranckheiten und fast alltägigen Leichen fast mehr als eines Menschen Kräffte erfodern. Das Ein= und Austheilen der Sitze, ist eine critique und mühsame Sache, und der alte Diabolus hat sich sehr bemühet bey der Gelegenheit im Trüben zu fischen. Denn in einem so großen Gebäude will gern jederman zunächst dem Predigt=Stuhl sitzen, und viele klagen, daß sie harthörig [schwerhörig] wären, und des wegen nahe sitzen mögten, welches wol nicht ohne Grund, wenn mans in sensu morali und nicht physico nimt. Und bey solcher Bewegung unter einem so großen Hauffen deßen Individua unter allerley Nationen und Perswasionen wohnen, ist der Satan durch seine Werckzeuge sehr beschäfftig eine Fermentation zu verursachen; was maßen ein und ander Seba gleich ins Horn bließ und aus rief: 2 Was habt Ihr Leute nöthig in
der Kirche entfernte Sitze zu nehmen: in der deutsch reformiertenj Kirche, in der Mährischen, in den Englischen etc. ist Platz genug etc. Am besten, Ihr haltet zusamen und kauffet die halb erbauete neue reform: Streit Kirche,3 welche feil ist, und laßet der Corporation die Zions Kirche allein etc. oder nehmet einen Prediger für Euch selber, und laßet Euch in der alten Michaelis Kirche bedienen. Die Angst und Bangigkeit trieb mich ins Kämmerlein im
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Verborgenen zu flehen und zu ringen, 4 und auch die Fußstapfen des noch lebenden und waltenden liebreichen und getreuen Gottes etc.s zu lesen, und fand, daß Anfechtung lehre aufs Wort mercken, 6 und den Glauben stärcken, wenn man von dem Großen aufs kleine schließet. Und da in einer Nacht meine vielfältige Fehler und Unwürdigkeit mich fast übermannen, verzagt machen, und in die Flucht jagen wolten; so bat in Einfalt, der Herr mögte aus überwiegender Barmhertzigkeit, mir noch einen Spruch mit geben, und bekam aus des theuren H. von B[ogatzky] Schatzkästlein pag: 104. vom 14 April. Für wahr du bist ein verborgner Gott etc.7 In einer andern Nacht bekam pag: 76 vom 16 Mart: Du bist mein Felß etc.8 Das dritte mal pag: 309 vom 5 Nov: Der Mann /: Jesus :/ wird nicht ruhen etc.9 Ich habe auch bishieher noch eine göttliche alles überwiegende Hand gespühret, welche aus Gnaden decket und schützet. 2) Es giebt aber nun eine unvermuthete neue Noth, nemlich wir finden, daß die neue Kirche nicht hinreichend ist alle alte Glieder, noch weniger die zahlreiche Jugend zu faßen. Es sind ja alle Jahre her fast 100 junge Leute von der Gemeine unterrichtet und confirmiret worden. Dahero sind wir gedrungen die erste St: Michaelis Kirche wieder zuhülffe zu nehmen, und die Sitze daselbst auszutheilen; und solcher Gestalt wenigstens alle Sontage vormittags in beyden Kirchen Gottes=Dienst zu halten; und da fält eine große Schwierigkeit vor, nemlich einer von uns beyden muß alle 14 Tage oder den 2ten Sontag vormittags das Filial versehen, nemlich in der St: Peters Kirche auf Barrenhill Gottes=Dienst halten, und haben keine Hülffe! Ich hoffete immer, etwas Erleichterung zu bekommen, aber die Last wird von Tage zu Tage schwerer, meine Kräffte vergehen, und Herr Schultz ist auch nur schwach und nicht sicher. Die Arbeit in der neuen Kirche ist für meine Pulmones 10 zu schwer, und muß doch dran, es mag halten oder brechen. Gerne will mich vollends aufopfern, wenn der Sache nur etwas damit geholffen wäre! Die neue Kirche erfodert eine discant Stimme wie der H. Dr: Wrangel hatte, oder eine Alt Stimme, wie H. Schultz hat, oder auch eine egale Tenor Stimme. Eine Baßstimme ist gar nicht verständlich darinnen. Ich ließ vorige Woche durch H. Pfr: Schultz der Corporation vorstellen, daß weil ein Schiff gienge und periculum in mora, so mögten sie eine Supplique an Hochwürdigste Väter erlaßen und einen Beruf für einen Adiunctum senden. Aber H. Schultz wolte gern erst wißen, wo von der Dritte leben solte? welche allzugenaue Sorge mir gegen Glauben und Vertrauen in Göttliche Vorsehung, anstößig vorkomt. Er hat noch keine Kinder zu versorgen, 11 bekomt die Hälffte von allen Accidentien, und könte wohl einen Bruder in Kost und Logis halten, und das übrige würde auch zufallen, und meine Zeit ist ja vorbey, so könte ja der Adiunctus zweyter Prediger seyn, da zu mal H. Schultz schon zum Rector an meine Stelle bestimmet ist. Ich sagte, um dieser Sache abzuhelffen wolte ich den Adiunctum mit Tisch, Logis, und Wäsche versehen, und entweder ihm meine Hälffte Accidentien oder Salarii überlaßen, und denn könte er auch jährlich 30 £ salarii von dem Barrenhiller Dienst haben, weil die Philadelphier gegenwärtig im Gedränge sind, und man ihnen nicht mehr aufbürden dürffte. Was hat den
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Fortgang und Segen in den Glauchischen Anstalten [in Halle] am meisten befördert? Weil die Väter solche Männer und Mitarbeiter hatten, die ein Hertz, eine Seele und einen Augen Punckt für die Ehre Gottes und die Errettung der Seelen besaßen, sich selbst verläugneten, knap behalffen, um der Sache Gottes willen lidten, stritten, glaubten, rungen, und ohne einigen Gedancken für ihr eigen Interesse, alle ihre Seelen= und Leibes=Kräffte, Leben, Schweiß und Blut auf die Sache Gottes concentrirten. Die Glieder der Corporation wünschen und wolten ungemein gern, daß ein dritter Arbeiter in möglichster Eil zu Hülffe gesandt werden mögte, sind aber furchtsam und verlegen, weil sie nicht wißen, wie sie bey gegenwärtigen Umständen das Salarium bestimmen, aufbringen oder voraus sehen können: haben auch heimlich zu verstehen gegeben, daß wenn ein Dritter käme, denn der alte M b : weg ziehen und sie verlaßen mögte etc. Mein Sinn war, und habe es auch offt dem H . Schultz und übrigen gesagt, nemlich ich wolte nicht von Philadelphia weg, bis es Gott der Herr und Hochw: Väter für gut befänden. D a ich aber nach einiger Erleichterung seufzete; so wolte ich ein H a u s oder Plätzlein nahe bey der Stadt außer dem Geräusche miethen, damit ich meine arme krancke abgemattete histerische Frau 1 2 samt den Kindern nur etwas in die Stille und beßere Verpflegung, wie ein M a n n und Vater schuldig ist, brächte, und Herr Schultz solte mit seiner Frau und M a g t in das räumliche Pfarrhaus ziehen, wo er mit leichter Mühe und Bequemlichkeit einen Adiunctum logiren und in brüderlicher Einigkeit, das Amt versehen und mit einem Hertzen und einer Seele arbeiten etc. könte. Ich wolte denn lieber so viel möglich, noch etwas Schul=Arbeit auf mich nehmen, und damit meine äuserste Nothdurfft zu bestreiten suchen, und lieber die Sontags Arbeit in der Michaelis Kirche versehen, allwo doch die zahlreiche Jugend und alte Harthörige etc. etc. die in der neuen Kirche nicht Platz haben, bedienet werden müßen wenns Gott beliebte und ich noch ein paar Tage zu bleiben haben solte. Auch diese Vorstellung hören sie an, zucken die Achseln und schweigen stille. Wenn ich denn sage, ich sey verbunden für mich und meine Familie eine Erleichterung im Lande zu suchen, wenn meine Vorstellungen auf keine Weise Gehör und Platz finden, so antwortet H . Schultz, dann wolte er auch ins Land ziehen etc. und so gehts im Circle herum und ich bleibe im Gedränge. H . Schultz meinet, er getraue sich nicht mit einem neuen Arbeiter in diesen intricaten Landes Umständen durchzukommen, weil die neuen Arbeiter so leicht durch Satans listige Räncke auf gestifftet würden, wie er aus eigener Erfahrung wüste, wie listig er das erste Jahr gegen mich gereitzet und aufgestifftet worden etc. Antwort: Er solte nur gegen einen neuen Arbeiter thun, wie ich gegen ihn gethan; so würde der Satan durch seine Werckzeuge nichts ausrichten. M a n hat unter andern auch wol von gut meinenden Gliedern und Amts=Brüdern verstanden, ob es nicht rathsam den August Friedrich M[ühlen]b[erg] zum Adiuncto auszubitten, und Hochwürdigster Väter Gutachten und reifsten Rath darüber zu suchen. Solcher müste vorlieb nehmen und sich von seinem Vater und Schwager ziehen und weisen laßen etc. Relata refero und stelle es dem großen Hirten der Schafe und Hochwürdigsten Vätern
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zur gütigsten Direction und beßern Beurtheilung anheim. Die Zeit läufft schnell, der Brief Wechsel in so weiter Distance gehet langsam, die Noth wachset, und bis weilen will man den Stall aus beßern, wenn die Kuhe tod ist. 1 3 Der Herr ist und bleibet Regente 1 4 in seinem Eigenthum. 1 5 Er hat noch niemals was versehn in seinem Regiment. 1 6 M i r ist bange bey den Jungens. Sie haben in den gesegneten Anstalten wol so viel in Humanioribus gethan, daß sie in America mit den Gelehrten aufkommen können, haben die schönste Gelegenheit gehabt, die Substance und Quintessence von der Theologie zu hören und zu genießen, haben die besten Exempel und Ordnung gesehen, mögen auch wol einen Anfang in dem Gnaden Werck an ihren Seelen empfinden, wie die letztern Nachrichten gelautet. 1 7 Aber wie vieler Gefahr sind die armen Jünglinge aus gesetzt, wenn sie wieder in die Americanische freye und schwärmerische Lufft kommen solten! Ich sehe es an mir und den altern Brüdern, die ja den Cursum theologicum gantz absolvirt und in Europa für Knechte und Kinder Gottes paßirt, wie viel noch fehlt, den Versuchungen zu wiederstehen und aufrecht zubleiben. Wenn die prima stamina des ächten Christenthums in Europa wohl geschaffen, so hats keine Noth, wenn auch noch so viele Veränderungen vorgehen und sich die frembden Theile verlieren. Wenn aber die Bekehrung nur superficiel und als übersilbertes oder ein vergüldetes Metal ist, so reibt sichs in diesem Climate durch die viele veränderliche Witterung bald ab, und gilt nicht mehr als es in seiner Natur werth ist. Giebt es gleich in America nicht so viel ächte Christen als man wünschte; so giebt es doch desto mehr theoretische Spectatores die scharffe Augen und feindselige Hertzen haben, und wohl wißen was zum wahren Christenthum gehöret, ob sie es gleich selber noch nicht mit dem Finger anzurühren begehren. Buch der Weish: cap: 2, 1 bis 17. Wenn kein beßerer Rath noch andere Hülffe zu finden, und etwa der Aug[ust] Fried[rich] geopffert werden müste; so wäre meines demüthigst= und unmaß geblichsten Erachtens, wol nöthig zu versuchen, ob der Aug: Fried: allein kommen und der jüngere Henrich Ernst noch da bleiben mögte. Denn einen wolte doch gern in den gesegneten Anstalten reif werden laßen. Einestheils ists bedencklich und kümmerlich, wenn man wie ein armer Bauer aus Noth ein 2 jährig Füllen schon in den Pflug spannen muß. Es wird zu balde steif und bleibt verputtet [verkrüppelt]. Andern theils ists auch gut, wenn junge Leute frühzeitig unter Aufsicht und Anweisung in Arbeit kommen, so vergehet ihnen der Muthwille eher. Wenn es Gottes gnädiger Wille wäre und nach meinem Wunsche gienge, so hätte wol lieber gesehen, daß beyde Knaben in Europa geblieben, und daselbst nützlich werden mögten. Denn ich kan nicht genug beschreiben, wie listig und unermüdet der Satan hinter meinen Kindern her ist, um dadurch mir einen Kleck [Schandfleck] anzuhängen und den heiligen Namen Gottes und sein Wort zu verunehren, und meine ohnedem schon geringe Amts=Arbeit zu vernichten. Meine Frau ist wegen ihrer histerischen Passionen untüchtig zur Aufsicht und Erziehung, das Pfarr Haus hat vornen, hinten und auf der Seite 4 bis 5 Zugänge und Thüren, und wenn ich mannichmal von Menschen und Geschäfften in einer Stube umringet und wie bey den Haaren gehalten
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werde; so ists als ob der Satan und sein Gesindel es riechen könten, und finden sich vor den übrigen Thüren ein, und suchen, ob sie meinen Kindern oder Gesinde nicht etwa eine schädliche Versuchung insinuiren mögen. Solches bewegte mich auch zum seufzen, daß etwas Erleichterung hätte erlangen, und meinem eigenen H a u s e beßer vorstehen mögen. Wo der Herr nicht das H a u s bewachet etc. 1 8 Ach ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe des Todes! 1 9 Es war wol nicht ohne Gottes gnädige Vorsicht, sondern aus beßerer Einsicht in die hiesige Umstände, daß Hochw: Väter in Dero letztern höchst angenehmen väterlichen Zuschrifften 2 0 unter andern zu berichten geruheten, daß Hochgedacht Dieselben bemühet wären noch ein oder andere Arbeiter nach zu senden. Ich verstund den göttlichen Winck nicht so gleich unter den vielen Zerstreuungen und Reisen, welche mir durch die Ankunfft der H. H[elmuth] und S[chmidt] zu wuchsen, und ließ in meinem Schreiben vom Monath April unvorsichtiger Weise mit einfließen, als ob vor der H a n d noch nicht mehrere Arbeiter nöthig wären. 2 1 Wolte Gott! daß nun oder balde einer da wäre, der sich für die Philadelphischen Gemein=Umstände paßete. Der liebe H. Helmuth paßete und fügte sich gleich in die vacante und in Gefahr stehende wichtige Gemeine in Lancaster. Er arbeitet da im Segen, nimt sich insonderheit der Schule an, die sehr verfallen war etc. H a t schöne reitzende Gaben zum Predigen, ist lebhafft und erbaulich in Umgange, nicht geitzig oder knickerich, Tag und Nacht beschäfftiget in seinem Amt, wird schon bewundert und beliebt bey andern Partheyen, und hat auch schon einen Anfang von einem Seminario gemacht, maßen er täglich in seiner Pfarr Wohnung 6 junge Söhne aus der Gemeine, die schon was Latein in der Engl. Schule gelernet, in des seifigen] Freylingshausen Grundlegung der Theologie, und im Griechischen Ante mer: von 6 bis 8 Uhr unterrichtet etc. 2 2 Der Satanas wird freylich seine Methoden und Räncke gegen ihn anwenden. Der allmächtige und Gütigste Gott wolle ihn als seinen Augapffel bewahren, 2 3 daß er nicht Schaden leide, sondern in der Macht seiner göttlichen Stärcke das Feld und den Sieg behalte! 2 4 Er /: Η Helmuth :/ ist gegenwärtig bey mir, und soll meinen Dienst so lange versehen, weil ich auf vieles Anhalten des Kirchen=Raths noch einmal nach Lancaster reisen und erst eine Kirchen=Ordnung machen und einführen soll, 2 5 welches auch eine krickliche 2 6 Arbeit ist, weil es immer Aufstiffter giebt, die den Leuten insinuiren, als ob sie ihre Freiheit und Gerechtigkeit verlören, wenn sie eine Kirchen=Ordnung unterschrieben. Ο wäre der liebe Bruder Schmid, dem es an hinlänglicher Gelehrsamkeit für die hiesige Umstände nicht fehlet, auch mit solcher Lebhafftigkeit und Mutterkeit [!] wie H. Helmuth und mit einer beßern Stimme und Fertigkeit zum Predigen und catechisiren begabt, so wäre mir eine erwünschte Hülffe und Erleichterung angediehen! Wenn Fertigkeit und erhabene Stimme zum Predigen und Catechisiren fehlen, so ist fast nicht durch zu kommen. Denn da hier in America alle ersinnliche Arten von Secten oder Perswasionen sind, welche sich um die Wette und aus Emulation [Nachahmung] bemühen, solche Prediger auf zu stellen, die reitzende äuserliche Gaben haben, und Applausum erwerben, und wie Nachtigale einander herunter
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singen, so ist es schwer wenn dergleichen fehlen. Man findet es ja auch auf hohen Schulen und in Städten in Europa, daß der Applausus mehr den äuserlich reitzenden Gaben, als der Gründlichkeit und Gnade nach läufft, geschweige denn hier, wo so vielerley verschiedene Religions=Partheyen bey, durch» und unter einander wohnen. H. Helmuth war nur etwa einen Monath bey mir in der leiblichen Versorgung, H. Schmidt aber 3 Monathe, bis es göttliche Direction durch die Umstände so fügte, daß H. Buskerk von Germantown nach den 4 vacanten Gemeinen in Macunshy etc. beruffen, und Herr Schmidt in seine Stelle nach Germantown vocirt wurde. 27 Ich sehe nun mit sehnlichem Verlangen, nach seiner Hochgeneigt väterlichen Antwort auf meine weitläufftig und beschwerliche Briefe etc. von den Monathen April, Maii oder Junii a[nni] c[urrentis] 28 aus, weil es wichtige und nöthige Sachen betrifft, die ich gerne noch in Richtigkeit bringen mögte, ehe von hinnen scheide. Es giebt fast gar keine Gelegenheit mehr, die Briefe hinüber und herüber zu kriegen, als etwa noch die Post» oder Paquet Boats. Inzwischen wolte gern das Porto, wenns noch so hoch komt bezahlen, wenn nöthige Sachen p[er] Paquets auf Neuyork gegeben würden. Der Herr Zebaoth hat sich auf gemacht die Welt zu strafen! Breit aus die Flügel beyde, ο Jesu meine Freude etc. und nim dein Küchlein ein, 2 9 in Europa, Asia und wo sich die Straf=Gewitter nieder laßen! Das sind die Folgen von der Atheisterey, Deisterey etc. etc. Wer denn in Gottes Nam'n nicht will, der muß zuletzt ein ander Ziel etc. 3 0 Ich freue mich, Hochwürd: Väter, Knechte und Kinder Gottes vor dem Throne der Herrlichkeit und bey der Hochzeit des Lammes 3 1 zu sehen, und ersterbe Dero danckbegieriger armer Knecht Heinrich Mühlenberg. 32
Reinschrift in AFrSt IV C 14:9 S. 142-149; in HD S. 2383-2393. 1
2 3
LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 142-149.
Auch
Im Tagebuch zum 12. 8. 1769 vermerkt Mühlenberg: „Anno 1769. d[e] d[ato] 12 August habe nach Europa geschrieben, mit Capt: Friend seinem Schiffe und in ein Paquet geschloßen 1) 3 quart Bogen voll an H. Rev: William Pasche datirt d 12 Aug: 1769. [ = Nr. 479] 2) Eilf quart Bogen voll, nemlich das Protocoll von 24, 25, 26 und 27 Junii 1769 angehend die Einweihung der Zions Kirche und Synodalversammlung in Philadelphia. [AFrSt IV C 14:7 S. 91 - 134; vgl. Nr. 464 Anm. 3] 3) Zwey Briefe vom H. Pfr: Helmuth dd 2 Junii a[nni] c[urrentis] a) an Hochwürdige Väter b) an Rev. Η. Pasche. 4) Eine deutsche Zeitung." (PM 95 Ζ 8 S. [185]; vgl. Tappen II S. 412f.). Vgl. 2 Sam 20,1 ff. Die St. Georgskirche, von den Anhängern Rothenbühlers 1763 gegründet. Wegen Zahlungsschwierigkeiten hatten die Trustees die halbfertige Kirche der Michaelisgemeinde zum Kauf angeboten und auch versucht, die Oberhoheit der anglikanischen Kirche zu erlangen. Hausihl hatte im Sommer 1765 dort den antipietistischen lutherischen Gemeindegliedern aus German-
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town und Philadelphia gepredigt. Vgl. Bd. III Nr. 346; Nr. 372 S. 408 - 410 mit Anm. 72 und 73 sowie Glatfelter I S. 418. 4 Vgl. Mt 6,6. 5 Weit verbreiteter Bericht Franckes über Entstehung, Geschichte und Arbeit des halleschen Waisenhauses unter dem Vorzeichen des Titels, 1701 das erste Mal erschienen und mit zahlreichen Fortsetzungen. Vgl. Erhard Peschke, Hg., August Hermann Francke. Werke in Auswahl, Berlin 1969, S. 3 0 - 5 5 . 4 Vgl. Jes 28,19. 7 Jes 45,15. — Das „Güldene Schatzkästlein der Kinder Gottes" (Breslau 1718) war das verbreitetste Werk des pietistischen Erbauungsschriftstellers Karl Heinrich von Bogatzky (1690 — 1774) und wurde bis weit ins 19. Jahrhundert aufgelegt (über 30 Auflagen). 8 Vgl. Ps 31,4; 71,3. 9 Vgl. Ruth 3,18. 10 = Lunge. 11 Mühlenbergs erstes Enkelkind war im Säuglingsalter gestorben; vgl. Nr. 479 S. 90. 12 Mühlenbergs Frau litt unter epileptischen Anfällen (passio hysterica, „Mutter-Kranckheit"). Vgl. Nr. 479 S. 90 sowie Christian Friedrich Richter, Kurtzer und deutlicher Unterricht von dem Leibe und natürlichen Leben des Menschen . . . , Halle 1705, ND Leipzig 1984, Zürich 1985, S. 3 3 6 - 3 3 9 . 13 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 767. 14 Vgl. 2 Mos 15,18; Ps 10,16; 146,10. 15 Vgl. Joh 1,11. " Vgl. die 17. Strophe des Kirchenliedes „Ich singe dir mit Herz und Mund" von Paul Gerhardt (1607-1676). 17 Vgl. Nr. 467 Anm. 5. 18 Vgl. Ps 127,1. 19 Vgl. Röm 7,24. 20 Vgl. Bd. III Nr. 448; Nr. 433 und Nr. 423. 21 Vgl. Nr. 463 S. 58. 22 Dazu ausführlich Nr. 464 Anm. 4. 23 Vgl. 5 Mos 32,10; Ps 17,8. 24 Vgl. Eph 6,13. — Über die Entwicklung der Gemeinde unter Helmuths Amtsführung geben seine Briefe nach Halle Auskunft; vgl. ΗΝ 1 S. 1 3 3 4 - 1 3 6 9 und HN 2 Bd. 2 S. 683 - 704. 25 Im Reisetagebuch (vgl. Nr. 479 Anm. 33) berichtet Mühlenberg darüber ausführlich. 26 = schwierig, verdrießlich. 27 Vgl. Nr. 479 Anm. 24. 28 = Nr. 463 und Nr. 467. 29 Vgl. die 8. Strophe des Kirchenliedes „Nun ruhen alle Wälder" von Paul Gerhardt (1607 — 1676). 30 Vgl. die 5. Strophe des Kirchenliedes „Kommt her zu mir spricht Gottes Sohn". Verfasser umstritten. 31 Vgl. Apk 19,7. 32 Für die Zeit bis zum 20. 9. 1769 ( = Nr. 481) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstags d 29 Aug: ... Nachmittags fieng eine Kirchen=Ordnung an zu schreiben ... Abends schrieb einen Beruf, welchen die Ältesten und Vorsteher der Warwicker Gemeine an den jungen H. Kuhn unterschreiben und geben solten." (AFrSt IV C 14:10 S. 152; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 152; vgl. Tappert II S. 413 f.). (2) „Donnerstags d 31 Aug: ... empfieng einen Brief von dem H. Helmuth aus Philadelphia. Ich war furchtsam denselben zu erbrechen, weil betrübende Nachrichten von daher vermuthete. Es hieß aber, daß meine Familie noch erträglich wohl, H. Pfr: Schultz noch munter, der Ausgang mit Austheilung der Sitze in Zion wohl abzulauffen schien, daß aber der Zions=Bau nicht hinreichend für alle; die übrigen wieder Sitze in der Michaelis Kirche nehmen müsten: daß demnach die Corporation am letzten Sontage vermelden laßen, es solte auch in der St: Michaelis Kirche alle Sontage wie gewöhnlich, und also in beyden Gottes=Dienst gehalten
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werden, wodurch ich denn aufs Neue mit Riemen gebunden werde, und keine Erleichterung bekomme, weil nicht ein Römer geboren bin, und auch kein Vermögen habe, das Recht der Freiheit zu wege zu bringen! und absonderlich nun keinen Rath für das Filial auf Barrenhill weiß!" (AFrSt IV C 14:10 S. 157 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 157 f.; vgl. Tappen II S. 415). (3) „Sambstags d 2 Sept: schrieb einen Brief an die Ältesten in Yorktown, berichtete, daß mit H. Kurtz sen: am 30 Aug: ihrentwegen geredet, und er beschloßen hätte, wo möglich, am 12"" Sept: bey ihnen zu predigen. Ferner schrieb einen Bogen voll an H. Helmuth in Philadelphia ... schrieb noch 2 Briefe a) nach Heidelberg, b) nach Libanon, mit Vermelden, daß g[eliebts] G[ott] Freytags d 15 Sept: in Libanon, Sontags d 17 Sept: Vormittags in der Tolpehaker, und Nachmittags in der Heidelberger Kirche zu predigen gedächte, weil eben Gelegenheit war, solche Briefe abzusenden." (AFrSt IV C 14:10 S. 159; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 159; vgl. Tappe« II S. 416). (4) „Montags den 4"" Sept: ... schrieb hernach an einen Ältesten in Middletown, mit Vermelden, daß g: G: am 11 Sept: von hier außetzen, am 12ten dort predigen, am 13ten Vormittags in Hummelstown, und Nachmittags in der Bergkirche Gottes=Dienst zu halten gedächte." (AFrSt IV C 14:10 S. 162f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 162f.; Tappert II S. 417). (5) „Mitwochs d 6 Sept: ... Empfieng einen Brief vom H. St[iegel] von der Eisen=Schmeltze, worin er berichtete, daß er Hofnung hätte, die Warwicker Gemeine zu vereinigen, ich solte einen Brief an den Friedens=Stöhrer P[eter] M[ischler] schreiben, und ihn ermahnen, daß er von der Parthey abließe, wie er auf der letzten Synodal Versamlung versprochen etc. Er wolte ihm den Brief selber geben, weil er [Mischler] nächsten Freytag dort bey W[arwick] seiner Parthey predigen würde ... Empfieng auch ein Schreiben von Sr: W Ehrw H. Pfr: B[ager] aus Yorktown, wegen der dasigen Gemein=Umstände. Spät noch allerley zu schreiben." (AFrSt IV C 14:10 S. 164 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 164 f.; vgl. Tappert II S. 417). (6) „Sambstags d 9 Sept: ... Abends empfieng ein angenehmes Schreiben von H. Helmuth aus Philadelphia ... Obwohl schon spät, so schrieb doch noch einen Bogen voll Anmerckungen an Hn: Helmuth, weil sich Gelegenheit fand zur Absendung, und die Umstände es erfoderten, wurde aber erst fertig Morgens um 4 Uhr." (AFrSt IV C 14:10 S. 166 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 166 f.; vgl. Tappert II S. 418).
481. B. Hubele1
an M.
Lancaster,
20. 9.
1769
I c h bin keines w e g e s g e s o n n e n , m i c h m i t d e m g e m e i n e n Volk einzulaßen, o d e r m i c h bey d e m s e l b e n zu d e f e n d i r e n , u n d bin a u c h g e s o n n e n , ins künfftige hie keines w e g e s d e r G e m e i n e a u f zu d r i n g e n , o d e r b e s c h w e r l i c h zu seyn, wie einige e t w a n m e i n e n m ö g t e n . Es k r ä n c k e t m i c h e t w a s , d a ß so h a r t e s Urtheil ü b e r m i c h gefället w i r d , als h ä t t e ich eine C r i m i n a l S a c h e a n d e r
Gemeine
b e g a n g e n , da d o c h ü b e r z e u g t bin, d a ß ich alle Z e i t d a s B e s t e der G e m e i n e , und n i c h t das M e i n e g e s u c h t . Ich hoffe d e r g ü t i g e G o t t w i r d e i n e n beßern S e r v a n t a n s t a t t m e i n e r in der G e m e i n e e r w ä h l e n —. N a c h den hiesigen Landes» G e s e t z e n ist einer frey, w e n n er a u f s l ä n g s t e d r e y m a l 7 J a h r e s e r v i r t h a t . Ich h a b e n a h e bey v i e r m a l sieben J a h r e dieser G e m e i n e g e d i e n t , seit d e m ich das e r s t e m a l z u m A l l m o s e n Pfleger, o d e r V o r s t e h e r bin e r w ä h l e t w o r d e n . So h a b e so viel m e h r R e c h t m e i n e F r e y h e i t zu f o d e r n . D e m E h r s a m e n
Kirchen=Rath
g r ü ß e h e r t z l i c h , u n d h o f f e , er w e r d e bald e r g ä n z t w e r d e n d u r c h
unfehlbare
u n d o h n e M a n g e l s e y e n d e Glieder. L a n c a s t e r d 2 0 Sept 1 7 6 9 . 2
B[ernhard] H[ubele]
104 Abschrift von Mühlenbergs S. 188 f . Englische Übersetzung 1
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Die Briefe des Jahres 1769 Hand in AFrSt IV C 14:10 S. 188 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 in Tappert II S. 425 f .
Bernhard Hubele, Ältester in Lancaster, in erster Ehe mit einer Schwester der Witwe Handschuhs verheiratet. Er hatte sich seit vielen Jahren um die Gemeinde und die Sache des Ministeriums verdient gemacht. Auf den Rat einiger Freunde erklärte er Mühlenberg gegenüber seinen Rücktritt, weil er in der Gemeinde nicht mehr tragbar war. Zum einen hatte er sich wegen Totschlags verantworten müssen, zum anderen beabsichtigte er als Witwer gegen den Widerstand seiner Familie eine junge Frau zu heiraten. Als diese offenkundig schwanger war, ohne daß die Hochzeit kirchlich vollzogen worden wäre, sah er sich zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt. Vgl. dazu im einzelnen Mühlenbergs Tagebucheintrag zum 19. 9. 1769 in AFrSt IV C 14:10 S. 1 8 2 - 1 8 8 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 1 8 2 - 1 8 8 ; Tappert II S . 4 2 4 f . Für die Zeit bis zum 2. 10. 1769 ( = Nr. 482) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstags d 23sten Sept: ... Heute empfieng auch ein Schreiben vom H. Pfr: Helmuth aus Philadelphia, betreffend die dasigen Gemein» und meine Haus Umstände, und daß ich nächste Woche heim erwartet würde. Abends schrieb noch 2 Brieflein mit verschiedenen Gelegenheiten an H . Helmuth und berichtete, daß g[eliebts] G[ott] nächsten Mitwoch von Lanst' seitwärts reisen, in Earltownship predigen, von da weiter nach Reading procediren, Donnerstags daselbst Gottesdienst halten, Freytags und Sambstags die Reise nach Philadelphia thun wolte, und daß H. Helmuth zu pferde von Philadelphia seinen Weg nach Reading nehmen, und Donnerstags daselbst mit mir conferiren mögte, da wir denn unsere Pferde wechseln, und jeder seiner sogenannten Heimath zukehren könte." (AFrSt IV C 14:10 S. 197; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 197; vgl. Tappert II S. 428). (2) „Mitwochs d 27 Sept: ... B[ernhard] H[ubele] der resignirte gab gestern zu verstehen, daß er mich gern mit begleiten, und unter weges noch einmal predigen hören mögte. Ich wiederrieth es ihm aber gestern Abend in einem Briefe und gab ihm mit erbarmender Wehmuth Anweisung aus Gottes Wort, wie er nun nach dem Exempel Davids zu einer wahren und gründlichen Buße und Bekehrung gelangen und den Schaden heilen laßen könte [vgl. 2 Sam 11; 12,1 — 25]. Er antwortete schrifftlich, und machte mir einige Hofnung." (AFrSt IV C 14:10 S. 200; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 200; vgl. Tappert II S. 428 f.). (3) „ A n n o 1769. Im M o n a t h Septembr. als ich abwesend, in Lancaster] etc: auf der Reise war: sind angekommen p[er] Capt: Jefferies 1) Von Sr: W. Ε: H. W m Pasche d[e] d[ato] 26 Maii 1769. 2) Eingeschloßen a) Ein gedruckter Bogen von dem Allmosen=Casten Amt aus Franckfurt am Mayn: 1769 b) Ein Schreiben von Sr: Hochw: H. Dr: u: Sen: Joh: Jacob Plitt: dat: Franckfurt d 11 April 1769. c) eines Würtembergischen Praelaten S[alvo] T[itulo] H. Kaeuflins zu Blaubieren [Blaubeuren] Theologische gedruckte Anmerckungen, über 2 an H . Dr: Plitt gesandt» u: gedruckte Mühlenbergische Briefe von 1 7 6 6 - 1 7 6 7 [vgl. Bd. III Nr. 388 und Nr. 410], d) H. Dr: Plitt melden, d a ß sie etwas über 100 rth. des Η. P: Christoph Birckmans 20 Fl. aus Nürnberg mit gerechnet, an H. Hofpr: Z[iegenhagen] assignirt haben viz: 14 £ 17 Sh. 6 d. ster. e) Ein Schreiben an mich von Sr: Η. Ε: Η . P. Birckmann aus Nürnberg, dd: 17 Jan: 1769, worin er meldet, daß er 20 Fl gesammelt und an Η . P. Starcken eingesandt ut litt: d. f) ein Brieflein an H . Friedrich Eckert aus Nürnberg, soll in Philadelphia seyn. g) ein Brieflein Α Möns: Krug h) Ein Latein: Brief vom H . Dr: Schilling dat: Londini IX Calendarum Julii 1769; Ferner: P[er] Capt: jefferies: 1) Schreiben von Sr: W. Ε Η. W m Pasche dd: 2 Junii 1769. 2) Ferner ein Schreiben von H . W m Pasche dd: 15 Julii 1769. Noch ein P.S. dd: 21 Julii 1769. beygeschloßen: ein Zettel von Christi. Freunden aus Amsterdam 1 £ 4 S. sterl. an H. Z[iegenhagen] gesandt. Noch ein Englisch» [!] zur Nachfrage wegen H. Joh: Friedrich Reiss aus T h ü r i n g e n ] ,
Nr. 481/482
20. 9./2. 10. 1769
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Ferner habe empfangen durch M r : Nicolaus Zimmermann der von Deutschland wieder zurückgekommen. 1) Ein Schreiben von H . Pfarrer Christoph Daniel Schneider dat: zu Thalfrey d 13ten Mertz 1769. 2) Einen Brief von H. Joh: Nickel Purger: Schultheiß: dat: Idar d 12ten Mertz 1769. 3) einen Brief von Johannes Risch, aus Idar, im Amt Oberstein dat: d 13 Mart: 1769." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 Anhang S. 1 f.; vgl. Tappert II S. 429 f.)
482. [J. G. Knapp1] an M.
[Halle], 2. 10. 1769 D. 2 ten Octobr. 1769.
An H . Past. Mühlenberg zu Philadelphia. Wohlehrwürdiger, In Christo herzlich geliebter Bruder, Mit Beziehung auf das beygehende allgemeine Schreiben 2 berichte hierdurch, als die wichtige Probe des Göttlichen Beystandes in Absicht auf die Pensilvanische Gemeinen, darauf ich in jenem gezielet, daß der regierende Herr Graf von Solms=Rödelheim 3 durch den alten H. Superint. Meier 4 in Nördlingen melden lassen, wie er willens sey, 13 000. Gulden, welche er den Pensilvan. Gemeinen im Testamente zugedacht, noch bey seinem Leben aus zu zahlen. 5 Die Briefe, so noch an den sel[igen] H. D. Francke gerichtet waren, liefen bald nach seinem Absterben ein, und weil ich dieses milde Geschenk bey Ihren Umständen als eine gantz ausserordentliche Hülfe des Herrn ansahe, dadurch Sie wenigstens vorerst aus der grösten N o t wegen der Bürgschaft kommen könten: 6 so hat mich diser Beweiß, daß der Herr noch in Gnaden an uns denket, ungemein gestärket. Ich habe denn sogleich Anstalt gemacht, dieses Geld zu erheben, und ob ich gleich die genauere Disposition des Hohen Wohlthäters noch erwarte: 7 so hoffe doch, daß selbige nicht hindern werde, die Gelder sogleich an Sie zu übermachen und die dringendeste Schulden damit zu bezahlen, gegen Verschreibungen der Corporationen daß sie das Interesse zu der Bestimmung des hohen Wohlthäters zahlen wollen. Ich habe daher sogleich Ordre gegeben, in Franckfurth Englische Wechsel Briefe dafür zu negotiiren, welche an den theuren Herrn Hofprediger Ziegenhagen übersenden werde. Es wird etwa 1200. £ st. betragen wenn nicht zu viel an Unkosten abgehet. Wenn etwan bald Schiffe abgehn solten: so habe Ihnen doch diese Nachricht zu Ihrem Trost vorläufig melden wollen. Alle andere Specialia aber werde nächstens nachholen, weil ich iezt zu sehr occupirt bin. Der Herr segne und stärke Sie mit Ihrer werten Familie! Ich verharre in herzlicher Liebe Ew r .
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Entwurf in AFrSt 2142-2144.
Die Briefe des Jahres 1769 IV C 15:29
S. 109; LC Abt.
Η IV Fach
Ε Nr. 10 S. 109.
Auch
in
HD
Johann Georg Knapp (1705 — 1771); nach Lehrtätigkeit an der Lateinschule und dem Pädagogium der Franckeschen Stiftungen in Halle und einem Jahr als Kadettenprediger in Berlin wurde er 1733 Adjunkt der Theologischen Fakultät in Halle und Inspektor der Lateinschule, 1737 außerordentlicher und 1739 ordentlicher Professor der Theologie sowie Kondirektor der Stiftungen, 1769 Nachfolger Gotthilf August Franckes als Direktor. Seine Amtszeit war nur kurz, aber schon zu Lebzeiten Franckes hatte er Anteil am Wohlergehen der Stiftungen. Rundschreiben aus Halle zum Tod von Gotthilf August Francke (gest. 2. 9. 1769). Mühlenberg erhielt die Nachricht am 27. 12. 1769; vgl. Nr. 492. Wilhelm Carl Ludwig Graf von Solms-Rödelheim (1699 - 1 7 7 8 ) ; seit 1728 regierender Graf des Hauses Solms-Rödelheim. Vgl. Rudolph Graf zu Solms-Laubach, Geschichte des Grafenund Fürstenhauses Solms, Frankfurt a. M. 1863, S. 3 3 1 — 3 3 4 . Johann Christoph Maier (1682 — 1769); seit 1737 Superintendent und Stadtpfarrer in Nördlingen. Die vollständigen Akten der Schenkung und ihrer Verwendung sind erhalten in AFrSt IV F 8; Auszüge in H D S. 8 1 1 - 8 1 4 , 2 8 3 3 - 2 8 3 9 . Mühlenberg führt darüber Klage in seinen Briefen vom 16. 12. 1768 (Bd. III Nr. 447 S. 660) und 1 5 . 4 . 1769 (Nr. 463 S . 5 4 ) . Vgl. Nr. 489.
483. J. N. Kurz an M.
Tulpehocken,
7. 10. 1769
HochwohlEhrwürdiger Herr Pastor Insonders hertzlich geliebter Herr Gevatter Eine kurtze Nachricht von meiner letzl[ich] absolvirten Reiße über die Susquehanna,1 Ew HochwohlEhrw gehorsamst zu erteilen, habe vor nötig erachtet. Den ll t e n Sept: sezte von Hauß ab, und kam eine Stunde in der Nacht, zu York an. Den 12ten predigte allhier. Nach der Kirche besuchte einen alten krancken Mann: als wider in mein Logie kam, war der größte Teil von den Ältesten und Vorstehern zugegen. Ihr sämmtliches Vorbringen waren Klagen über Herrn Ot[terbei]n 2 wie derselbe teils seine teils diße Gemeine zerstreue und confus mache. Zugleich urgirten sie die hohe Nothwendigkeit, daß bald ein anderer Lehrer den Ort mögte bedienen, dann H: B[ager]3 sei zu leichte und zu nachläßig. Sie drungen sehr starck auf mich, daß ich sie bald besuchen müste und zu ihnen ziehen. Ich antwortete, daß ein iunger munterer Mann, sich beßer vor sie schicken thäte, als ich, und mein hertzl[iche]r Wunsch wäre, daß Gott einen Tüchtigen ausersehen und senden möchte, ihr Schade sey böse von aussen und innen etc. Letzlich bezeugte ihnen, daß für dem Frühjahr ich nicht könte zu ihnen ziehen, wenns ia seyn solte; denn ich den Beruff zu ihnen, mit dem Beding anzunemen versprochen hatte, 4 wenn Tulpeh: wird mit einem treuen Lehrer thäte [!] versorgt werden: Nun sey aber noch keiner da noch weniger benennt. Darüber wurden sie alle sehr betrübt. Weiter konte mich nicht heraus laßen. Den 13. reißte weiter, und kam etl[ich]e Stunden in der Nacht zu Friedrichs Town an. Den 14. Morgens früh, waren schon etle.
Nr. 482/483
2. 10./7. 10. 1769
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Vorsteher von der Gemeine zugegen, welche um eine Predigt anhielten. Ich schlugs aber ab, aus der Ursachen Herr Hartwich sey ihr Lehrer, der sei nicht zugegen, und ohne deßen Wißen und Willen könte nicht predigen. Zur Antw[ort] bekam, Mr Η: ist fortgegangen, über ein viertel Jahr schon weg, er komt nicht wider, hat keinen Beruf, wir wollen ihn auch nicht wider haben, er ist etc. etc. 5 Ich versprach ihnen nichts. Nach dem Morgen Eßen begleitete mich M r Conr[ad] Grosch zu meinem Schwager Georg Zimmermann, dißer erzählte mir unter Wegens den gantzen Statum gantz umständlich = ausführlich] und hielte gar sehnl[ich] noch einmal um eine Predigt an; ich stunde nicht länger an, ihme zu willfaren, nach deme den gantzen Umstand verstanden, und versprach auf nechsten Sonntag. Noch denselben Tag sezte in Compagnie meines Schwagers meine Reiße fort nach Canegueschin, 6 all wo abends um 8 Uhr bey M r Georg Schwingel ankam. Den 15. besuchte etle. Bekante und Freunde allhier. Auch war in der neu angelegten Stadt Heyerstown, 7 allwo mir unsere Glaubens Genoßen erzehlten, daß sie in etlen. Tagen ihre Kirche gedächten aufzuschlagen. Es wurde von manchen eine Predigt verlangt und erwartet, die Zeit war mir aber zu kurtz. Daher muste ihnen auf ein ander mal versprechen. H: Wildb[ahn] 8 prediget hier. Den 16. reißte 9 Meil weiter, nach Scherfsburg, 9 auch ein klein Stättgen, und den Nach M[ittag] 20 Meil weiter biß nach Friedrichst[own], Den 17. predigte allhier bei einer ziemlich] starcken Versammlung. Den Nach M: versamleten sich ein groser Teil Gemeins Glieder, und hielten um einen Lehrer an, nach deme sie von ihren Baufälligen und krancken Kirchen Sachen von Anfang her, eine weitläuftige Relation erteilet hatten. Weilen ich nun schon vorher von etlen. verstanden, daß sie nicht ungeneigt wären, den H[e]rrn W: anzunehmen, so schlug ihnen denselben vor; weil sie aber Bedencken trugen etwas hier innen zu beschliesen, ohne der Übrigen Glieder Wißen und Bewillig[un]g so hielten sie an, daß auf meiner Rückreiße doch noch eine Predigt thun mögte, dann könte man mit allen reden, sie woltens unter der Weile bekant machen. Solches versprach ihnen. Den 18. reißte 45 Meil weiter, bis nach Georg Town. 1 0 Den 19. hielte mich hier auf: Und weil von verschiedenen Bekannten um einen Unterricht aus Gottes Wort angeredet wurde, auch verschiedene Kinder zu tauffen waren, so war willig darzu, und gegen Abend versamleten sich etwa 30 Seelen, denen eine Ermahnung über Matth: 6,33. erteilte, und auch ihre Kinder taufte. Den 20. kehrte wider zurücke, und kam Abends späte in Fridrichs Town an. Den 21. pred[igte] und nach dem Gottes=Dienst, eröfnete ich denen Anwesenden Gliedern derer Ältesten Anliegen und Verlang. Die Antw: war: Das sei ihr aller Verlangen. Ich schlug ihnen den H. W: vor, und wenn derselbe den Beruff würde annehmen, ob sie ihn alle verlangten? Etliche Wenige machten Einwendung dagegen. Ich versprach deswegen mit H: W: zu sprechen, und wo möglfich] ihn darzu zu bereden. Den Nach M: sezte meine Reiße noch ein Stück weiter fort. Am 22. zu Mittag kam nach Mac Callester Stadt in Canawage. 11 Hier wohnet Mr Wildb[ahn], Er war aber nicht zu Hauß. Ich lies einen Brief, der Sache wegen, in seinem Logie zurücke. Auch waren 2 Vorsteher von der Canawager Gemeine, so auf meine Ankunft gewartet, zugegen, Mr
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Die Briefe des Jahres 1769
Gelwich und Michael Carle. Die klagten über die große Zerrütt[un]g in der Gemeine. Ein Hauptteil der Gemeine hatte den liederlichen Pursch, Schmidt, 1 2 so ein Preusischer Soldat soll gewesen seyn, zum Lehrer angenommen, aus der Ursache, dißer sey ordinirt, und Wildb: noch nicht. Nun sey die Gemeine in 4. Parteyen zerteilet. Ein Teil sey vor W : der andere vor B[ager] der 3 t e vor Sfchmidt] und der 4te sey neutral. Ich wüste nichts in der Sache zu rathen noch zu thun. Vertröstete sie iedoch, daß, wenn Mr. W. Resolution wäre eingelaufen, so müste man sehen, was und wie man rathen könte. Ich bitte um Verzeihung, daß ohne und wider meinen Willen, dißer, und obiger Sache bin angelauffen worden, und mich ein wenig damit bemittelt, und f[ol]gl[ich] in ein fremd Amt gegriffen habe; ich habe desfals eine Reprimande verdienet, bekomme ich sie nun, wohlan ich will annehmen. Den Abend kam nach York. Den 24. predigte Vor und Nachmittag. Nach der lezten Kirche kam Η . B. Er frug nach W. Ordination. Er wolte, so viel er könte dazu beförderl[ich] seyn. Auch hielte er bey mir an, daß wo mögl: ich noch vor Winter nach Y[ork] ziehen solte. Ich antwortete wie oben schon gemeldet. Und aber nun, was? Ew Hoch wohlEhrw: haben den Pack auf sich geladen, daher stecke diße Yorcker und Tulpehoker Sache dazu: Sie sind noch allezeit glückl: gewesen, daß sie sich eine Erleichterung und andere Hülfe verschaft haben. Deswegen ersuche Sie auch, hierinnen um guten Rath und Hülfe. Ihre Hände sind starck und lang, meine aber schwach und kurtz. Ich habe Y. versprechen müssen, noch vor Winter einen Besuch abzustatten: ehe nun dißes geschiehet, möchte gern einen Unterricht zuvor von Ihnen haben, wie mich zu verhalten habe. Tulpehoken muß Versicherung haben, oder es zerreißet. York muß geholfen kriegen oder es geht an ein Schelten, Lästern und Zertrennen. Gel[iebter] H E r r Gev[atter] wollen nicht antw[orten]: da siehe du zu. 1 3 Sie und alle übrige Herrn Prediger wißen gar wol, daß ich zu der Verwechselung oder Veränderung der Örter alle Zeit mit der Bedingung gehandelt und geredet habe, neml[ich] wenn Tulp[ehocken] wider besezt wird. Dißes Heft behalte in der Hand; damit werde und kan ich mich alle Zeit schützen. Hier oben [in Tulpehocken] habe noch nichts von der Sache bekant gemacht. Herr Gev: haben es auch vor weißl[ich] erachtet bey Ihrem Hierseyn 1 4 nichts davon zu melden, und so sey es denn so. Ich hatte noch hie und da, einige Anmerckungen und Erläuterung, sollen beyfügen; allein die Gränzen eines Briefs sind ohne dem schon überschritten, und ich stehe in der Sorge, ob nicht mit dißem bereits b e s c h w e r l i c h ] gefallen. Wolte daher zum Beschluß demütig geflehet haben, ob Ew Hochwohl Ehrw: etliche Zeilen zur Antwort 1 5 mit ehestem schicken wolten, welches denn mit schuldigstem Danck soll angenommen werden von Ihrem alten ergebensten Freund und Diener. Tulpehoken d. 7. 8br. 1769.
Nicolaus Kurtz.
Reinschrift in AFrSt IV C 14:11 S. 203 - 206; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 203 - 206. Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 S. 16-19. Auch in HD S. 2394- 2397.
Nr. 483/484
7. 10./18. 10.1769
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Von fremder Hand ist über dem Briefkopf vermerkt, „Nicol. Kurz an H. P. Muhlenberg 7. oct. 1769. pr. 11"" Jan. 1770.", von einer weiteren Hand am Fuß der ersten Seite: „To Henry Mühlenberg". Auf seiner Reise nach Lancaster hatte sich Mühlenberg für den 30. 8. 1769 in Warwick mit Kurz verabredet und über den geplanten Wechsel von Tulpehocken nach York sowie die in Aussicht genommene Reise beraten. Vgl. die Tagebucheintragung in AFrSt IV C 14:10 S. 1 5 2 - 1 5 7 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 1 5 2 - 1 5 7 ; Tappen II S. 414 f. sowie Nr. 480 Anm. 32(3). 2 Philipp Wilhelm Otterbein, reformierter Erweckungsprediger, versorgte von 1765 bis 1774 die Gemeinde in York; vgl. Bd. III Nr. 404 Anm. 25 und Nr. 426. 3 Johann Georg Bager; hatte seit 1763 die hochdeutsche Gemeinde in New York versorgt und 1767 nach dem Wechsel Gerocks von Lancaster nach New York die Gemeinde in York übernommen, er lebte auf seiner angestammten Farm in Berwick Township und versorgte noch mehrere Landgemeinden. Vgl. Bd. III Nr. 393 und Glatfelter I S. 17 f. 4 Vgl. den Synodalbericht (Nr. 464 Anm. 3) zum 26. 6. 1769. 5 Zum Verhalten Hartwichs äußert sich Mühlenberg ausführlich in seinem Brief vom 1. 11. 1768 (Bd. III Nr. 443). 6 Conococheague; vgl. Glatfelter I S. 199 f. 7 Hagerstown, 1768 gegründet; vgl. Glatfelter I S. 201 f. 8 Karl Friedrich Wildbahn; seit der Synode 1769 Mitglied des Ministeriums. Vgl. den Synodalbericht zum 27. 6. 1769 (Nr. 464 Anm. 3). Zur Vorgeschichte vgl. Bd. III Nr. 429 und Nr. 369. * Sharpsburg; vgl. Glatfelter I S. 204. 10 Vgl. Glatfelter I S. 175. 11 McAllistertown, Conewago; vgl. Glatfelter I S. 4 6 4 - 4 6 6 . 12 Johann Michael Schmidt?; vgl. Glatfelter I S. 121. 13 Vgl. Mt 27,5. 14 Bei seinem Treffen mit Mühlenberg in Warwick (Anm. 1) hatte Kurz darauf gedrängt, daß Mühlenberg seine Gemeinden in der Zeit der eigenen Abwesenheit besuche. 15 Nicht zu ermitteln. 1
484. An [J. ]. Plitt]
Philadelphia,
18. 10.
1769
Hochwürdiger, Hochgelahrter Herr Doctor, Hochgeneigter Gönner und Wohlthäter,1 D a ß d e m lebendigen G l a u b e n , a n d e n g r o ß e n V e r s ö h n e r alles m ö g l i c h , und der d a r a u s fließenden L i e b e nichts b e s c h w e r l i c h , in S a c h e n , w e l c h e die E h r e G o t t e s , u n d die S e e l e n = W o h l f a r t d e s N ä c h s t e n z u m E n d z w e c k h a b e n , d a v o n bin n u n d u r c h E w . H o c h w ü r d i g e n E x e m p e l d e r L i e b e s B e m ü h u n g aufs neue überzeugt und bestärcket worden. I c h w a g t e es m i t F u r c h t , w o h l g e d a c h t D i e s e l b e n , w i e a u c h Sr: H o c h E h r w : H . P a s t o r S t a r c k e , p e r s ö n l i c h u n b e k a n t e r W e i s e aus d e r F e r n e a n z u l a u f f e n , 2 u n d siehe, d u r c h d e n E i n f l u ß des g r o ß e n H i r t e n 3 a u f seine Ihn liebende K n e c h t e in F r a n c k f u r t , h a t t e s c h o n d a s u n e r w a r t e t e u n d u n v e r d i e n t e V e r g n ü g e n
am
2 t e n A p r i l 1 7 6 9 bey d e r A n k u n f t z w e y e r n e u e n , v o n hier a u s e r b e t e n e n von Sr: Sr: H o c h w . H o c h w : d e n e n t h e u e r s t e n H e r r n C o n s i s t o r i a l = R a t h
Francken
u n d H . H o f p r e d i g e r Z i e g e n h a g e n , a u s H a l l e g e s a n d t e n A r b e i t e r , 4 f ü r die hiesig E v a n g e l i s c h e n G e m e i n e n , E w . H o c h w : e i g e n h ä n d i g e v ä t e r l i c h e A n t w o r t d[e]
110
Die Briefe des Jahres 1769
d[ato] 7 t e n Nov: 1768, so H . Missionarius Triebner 5 bey Sr: W. Ε. H. Pastor Burgmann in London zur weitern Beförderung übergeben mit Freuden zu empfangen! 6 Conclus[io] in Senatu Illust[ri] d[ata] 12 Julii 1768 wies mich und unsere Vorsteher auf den lsten Vers des alten Lutherischen fast aus der M o d e gekommenen, güldenen Abc's. Allein auf Gott setz dein Vertrauen! 7 Meine unter Zerstreuung und in Schwachheit geschriebene Briefe im Druck zu sehen, 8 beschämete mich weil sie zu plattdeutsch gerathen für den erhöheten Geschmack des heutigen publici: aber der Innhalt von Ew. Hochw. herablaßenden Zuschrift gab uns einen recht lebhaften und freudigen Eindruck von der alles überwiegenden hertzlenkenden Kraft Gottes 9 auf die Hertzen seiner treuen Knechte und Kinder im Reiche der Gnaden. Und da bey dieser Gelegenheit der gütigste Gott mich auch mit Sr: W. Ε. H . Pastor Burgmann an der Savoy in nähere Bekantschaft und Correspondence gerathen laßen, und aus der Dedication seiner erbaulichen Antritts Predigt wahrnahm, daß er mit Sr: Hochw: im Geist und Liebe verbunden; so schrieb an Denselben vom M o n a t h Junii a[nni] c[urrentis] 1 0 mit Bitte, bey Gelegenheit zu melden, daß Ew. Hochw: väterliche Zuschrift vom 7 Novembr 1768 richtig bey mir eingetroffen. Z u Ausgange des Septembris ac. sind wir abermal durch Ew. Hochw: gütige Zuschrift d.d. 11 April a.c. 1 1 nebst einem Paketgen gedruckter Sachen beehret, erfreuet und benachrichtiget worden, daß Hochgedacht Dieselben unter vielen hertzlichen Bemühungen, Liebes=Gaben und Beysteuren für unsere Evangelische Gemeine an der Zions Kirche in Philadelphia gesammelt, und eine Assignation von etwas über 100 Thaler an Sr: Η: H . Hofpred: Ziegenhagen in London zu übersenden geruhet; worüber Hochbemeldter H. Hofprediger denn auch so gleich eine Vollmacht mit gesandt, daß unsere Vorsteher besagte S u m m a m , welche nach Englischen Werth 14 £ 17 sh. sterl. ausmacht, hier p[er] Wechsel heben und zum Besten unserer neuerbaueten Zions Kirche anwenden können, worunter auch die 20 Fl[orins] von Sr: Η. E: dem theuren Herrn Birckmann Ven[erabilis] Capituli Sen[ior] aus Nürnberg, 1 2 mit begriffen sind. Dieses ist denn eine neue Probe und Beweiß, daß ohnerachtet des anwachsenden Hauffens der Wieder Christen, dennoch ein heiliger Saame 1 3 von der Familie, die Christo angehören, vorhanden ist, die mit vor den Riß stehen, 1 4 und ihren Glauben durch die Liebe thätig 1 5 beweisen. Was sollen wir nun da zu sagen? Geben ist seliger als nehmen. 1 6 Das allsehende Auge des großen Welt Heilandes 1 7 siehet auf Hertzen und Hände, woraus diese Gaben und Scherfleins auf die geringsten seiner Angehörigen fließen, und schätzet sie ratione quantitatis und qualitatis, und wird derselben viel weniger vergeßen, da Er nicht einmal einen Becher kalten Waßers in eines Jüngers N a m e n gereichet, will unbelohnet laßen. 1 8 Ich erstatte hiemit im Namen unserer Vorsteher, und sonderheitlich aller Seelen in unserer Zions Gemeine, die Christum liebhaben und sein Wort halten, demüthig= und verbundenen Dank ab bey Ew. Hochw: bey Sr. Η. Ε: Η. Ρ: Starcke, bey allen HochEhrw: Gliedern des M a x i m e Rev: Ministerii, insonderheit auch bey Sr: H:Ehw: H. Senior Ven: Capituli Aegid[ii] in Nürnberg, und allen übrigen theuren Gönnern wes Standes, Würden und Ehren,
Nr. 484
18. 10. 1769
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die ihre Gaben und Scherfleins beyzutragen beliebet haben. Und damit es auch unsern Nachkommen in diesem Theil der Welt zur Lehre, Erbauung und Nachahmung dienen möge, so halten wir ein eigen Buch dazu, wo alle Liebes Gaben und Beysteuern zum Bau und Fortpflantzung unserer trostreichen Evangelischen Religion püncktlich aufgeschrieben und zum Andencken verwahret werden, welches auch dem Publico zu Dienste stehet, wenn etwa Bescheinigung von ein oder andern Ort verlangt würde. Obwol die Kinder Gottes ihre linke H a n d nicht gern wißen laßen, was die rechte thut, 1 9 so giebt es doch immer sich selbst lebende Kunstrichter genug, welche zwar Christum in seinen Gliedern nicht hungerich, durstig, nacket oder kranck oder Gast sehen und fühlen Matth: 25,44. und nichts Gutes wünschen noch geben aber desto wachsamer und geschäftiger sich erweisen, ob auch anderer Wohlthäter ihre Gaben recht verwaltet und angewandt werden mögten etc. obs auch aufrichtig damit zugehe etc. Wie denn auch hier schon ein oder andere so genante Neuländer oder irrende Ritter, die von Deutschland zurückgekommen, ausgebreitet, daß in Franckfurt am Mayn viele tausend Thaler für Philadelphia gesammelt worden. Ich kan es dergleichen Menschen=Werbern nicht wehren, daß sie nicht ihre eigene gewohnte Sprache sprechen solten. Inzwischen reitzet es doch Misgünstige zum Neid, leichtgläubige zum Argwohn, und vermehret den Zulauf der Betler —. Ew. Hochw: haben uns auch in Dero letztern Angeehrten, Dero gründliche, zur Liebe und Mitleiden reitzende und aufmunternde heilige Rede, in Absicht auf die hiesigen Gemeinen, und die Anmerckungen eines, unserer Evangelischen Mutter Kirche hocherleuchteten Praelaten, Sr: Magnific: Herrn Käuflins 2 0 gütigst ertheilet, welche mit grösten Vergnügen gelesen, und auch meinen Hh. Amts=Brüdern communicirt habe, die dadurch sehr aufgemuntert und getröstet worden. Und da sie bey der Communication auch ein und andere der hiesig Gebornen wohlmeinenden Einwohnern zu Gesichte kam, die der reinen deutschen Sprache nicht mächtig, und der bündigen Schlußart nicht gewohnt sind; so meineten Sie, Ew. Hochw: hätten die Evangelischen Gemeinen in America als Heiden vorgestellet. Ein ander wolte es verbeßern und sagte, es müsten alle übrige Religions Partheyen und Secten außer unsern Evangelischen Gemeinen, als Heiden zu verstehen seyn. D a wir ihnen aber den Zusamenhang deutlicher und nach ihren Begriffen verständlich machten, waren sie sehr froh und bewunderten, daß ein Herr, so viele hundert, ja tausend Meilen entfernet, die hiesigen Umstände und Bedürffniße so lebhaft wüste als ob er sie mit Augen gesehen, und so mitleidig vorstellete! Der herrliche N a m e des großen Mitlers 2 1 sey demüthigst im Geist und in der Wahrheit gepriesen, für eine jede solcher Aufmunterungen von unsern theuresten Vätern, Fürbittern und Wohlthätern aus Europa. Die Anmerckungen eines Hochw[ürdigen] Praelaten und Zierde unserer Evangel. Mutter=Kirche, sind nach meiner geringen Einsicht, ausnehmend gründlich, deutlich, überzeugend, reitzend, und übereinstimmig mit den Gedancken, die ich je und je von erfahrnen Gottes=Lehrern unserer Evangel. Kirche wegen einer solchen Anstalt vernommen, und zeugen von einem erweiterten Hertzen für die Ausbreitung des Reiches Christi, und
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Die Briefe des Jahres 1769
von einem heitern durch dringenden Judicio. Die Art und Weise leuchtet mir ein, wie das beste Uhr=Werck, alles wohl und weißlich nach Proportion und Symetrie zusamen gefügt. N u r bin zweifelhaftig, ob auch das Gewicht dazu mögte gefunden werden, das nicht zu schwer und nicht zu leicht. Ich erinnere mich dabey, daß der wohlseifige] H. Dr: Fresenius 2 2 schon vor 28 Jahren, und wiederum vor wenigen Jahren seine Gedancken eröfnete, wie daß ein Seminarium in America aufgerichtet werden müste, wenn anders hieselbst die Evangelische Religion fort gepflantzet werden solte. Der treue Knecht Gottes meinete, es könte bey der Reichskammer die Erlaubniß zu allgemeinen Collecten in allen protestantischen Reichen und Ländern ausgewircket, und dadurch ein hinreichender Fundus zu Stande gebracht werden. In dem er aber den M o d u m mit mehrern erfahrnen, und für die Ausbreitung des Reiches Christi besorgten Gottes Lehrern reiflicher überlegte, so hieß es 1) die Auswürckung solcher Collecten wären unübersteiglichen Schwierigkeiten ausgesetzt. 2) Wenn auch vielleicht die Schwierigkeiten gehoben werden dürften, so hieße es denn wie SnHochw: H . Praelat sehr wohl bemerkt semel pro semper und 3 t e n s was würde herauskommen? maßen allenthalben viele Ausgaben und Onera vorhanden, viele Unvermögende und wenig Reiche, und unter den wenig Vermögenden die wenigsten geneigt und willig wären zu solchen Anstalten, die wieder das Sinnlich» und sündliche abzielten was her zu geben etc. Anderer Schwierigkeiten wegen der Direction nicht zu gedencken. Wer sich die Mühe nimt, die in Halle edirten Nachrichten von der gesegneten Mission in Ostindien, 2 3 von dem löblichen Versuch unter den Juden, 2 4 und der annoch kleinen Mission in Nord=America 2 5 mit einem unpartheyischen und einfältigem Auge durchzusehen, und mit Christlichen Hertzen zu erwägen, welche durch die venerablen Lehrer unserer Evangelischen Kirche als Mittels Personen, neml[ich] Sr: Sr: Hochw:Hochw: Dr. Francke und H . Hofpred: Ziegenhagen etc. etc. viele Jahre her ohne solche allgemeine Landes Collecten, ohne gewißen Fund, unter Gottes Direction in Segen geführet worden, und die Vorreden solcher Nachrichten bemercket, der findet, daß in der Europaeischen Christenheit noch ein Same und Überbleibsel von ächten gläubigen und gesalbten liebthätigen Seelen in hohen, mitlern und niedern Stande übrig ist, die der höchst erhabene Heiland der Welt 26 und große Hirte der Schafe 2 7 zum Fundo gebraucht, und durch den Einfluß seines Geistes willig machet die Nothdurft seiner eigenen Sache zu berathen. Höret Christi Sache auf, so höret auch sein Fundus auf. Übrigens würde man sich wol vergeblich bemühen, wenn man Trauben von den Dornen und Feigen von den Disteln collectiren wolte. 2 8 Ein Satz in den unschätzbaren Anmerckungen unsers hochtheuren Praelaten ist mir wunderbar vorgekommen, wenn es heißt: „Mich bedüncket, daß man mit denen Englischen und Deutsch=reformirten ebenso wol als mit den Schwedischen Gemeinden in Brüderliche Gemeinschaft sich einlaßen dürfte: besonders mögte man sich die Unterschiedlichkeit der Cerimonien nicht hindern laßen etc." erschrack als dieses las, weil mir die fürchterlichen Eindrücke der unschuldigen Nachrichten 2 9 und Richter=Stühle von vorigen Zeiten her noch immer nachhängen, ob wol so viele Jahre schon von meinem lieben
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Vater=Lande entfernet, und wie ein Käutzlein hier in der Wüste gewesen. Hätte zu meiner Zeit ein Vornehmer und erhabener Gottes Lehrer unserer Evangelischen Kirche so geschrieben, er würde gewiß zum wenigsten mit unter die Rolle der Indifferentisten, Quietisten, Syncretisten oder Crypto=Calvinisten verurtheilt worden seyn. Wenn Hochgedachter Herr nur nicht gar ein Samariter heißen muß, weil er sich des Armen, unter die Mörder gefallnen Nächsten in America so hertzlich und so liebreich annimt und des Elendes jammern läßt! 3 0 Wie herrlich und erhaben christlich lautet nicht der Beschluß von den Anmerckungen „alles hanget ab von der göttlichen Direction, welche entweder auf diesen, oder einen andern Weg Wachsthum des Reiches Christi auch in diesen entlegenen Ländern befördern, dem Reiche des Satans steuern und den Seelen eine Rettung verschafen wird." Gott segne, stärcke und erhalte seinen theuren Knecht, zum Besten und Trost unserer lieben Kirche viele Jahre, und laße seine christliche Vorschläge von einer so nöthigen Anstalt zur Würcklichkeit aller gnädigst gedeihen um Jesu Christi willen amen! Noch ein Wort von der nächsten Hülfe zu berühren, so deucht mir Ew: Hochw: haben die Sache im rechten Lichte betrachtet, und dem Compas der Liebe von der besten Seite angesetzet, und sind gleicher Gesinnung mit unsern Hochwürdigen Vätern und Wohlthätern Hn: Consistorial=Rath Francken, OberHofprediger und übrigen um den Schaden Josephs 3 1 bekümmerten Gottes Lehrern, nemlich daß ein Fundus nach und nach von wahren Christen unter göttlicher Direction zu erwarten sey. Konten und wolten Ew. Hochw: unter Dero wichtigen Amts=Last, und Zeit und Kräfte erfordernden weitläuftigen Correspondence unsere Americanischen Nachrichten, die schon bis auf die 10 te Fortsetzung angewachsen und in Halle edirt worden einer Durchsicht würdigen und uns Dero väterliche Erinnerungen und Anmerckungen darüber privatim angedeihen laßen; 3 2 so würde es ohne Zweifel mir und meinen Amts» Brüdern zum Vortheil, Nutz, Segen und Trost, und absonderlich zur Ehre Gottes gereichen, mit welchem Wunsch Euer Hochw: und Hochgeehrte Familie der zarten Liebe unsers Emanuels, 3 3 uns aber und Gemeinen Dero Fürbitte vor dem Gnaden=Throne und fernem Gewogenheit empfehle und ersterbe
Philadelphia den 18 O c t o b . 1769.
Ew. Hochw: unsers von Gott verliehenen hochgeneigten Gönners und Wohlthäters verbundener Knecht Henrich Mühlenberg.
RS. Das Protocoll von unserer im Monath Junii ac. gehaltenen Synodal Versamlung und Beschreibung von der Einweihung der Evangel: Zions=Kirche in Philadelphia habe im Monath August von hier an Hochw: Väter nach London und Halle abgehen laßen, 3 4 und wird vermuthlich mit in die l l t e Continuation der Americanischen Nachrichten gerückt werden. 3 5 Was Sr. Hochw: H. Praelat für Englische, mit welchen wir in Brüderschaft treten dürften, meinen, ob von der Episcopal oder Presbyterial Kirche, weil sie sich beyde reformirt nennen, davon mögte wol gerne sub rosa Unterricht haben. Die Episcopal Kirche hat, wie bekant, auch Calvinische Articul, aber Luthe-
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Die Briefe des Jahres 1769
rische Explanation. Bey der Presbyterial Kirche wird die absolute Praedestination ohne Absicht auf Christum sehr hoch getrieben, und das sind harte Brocken zum Verdauen.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769-71 gestrichener Entwurf von seiner Hand ebd. S. 23 — 27.
S.
33-39;
' Johann Jacob Plitt (1727-1773); 1762 als Nachfolger von Johann Philipp Fresenius Erster Prediger an der Barfüßerkirche in Frankfurt und Senior des Ministeriums. 2 Vgl. Bd. III Nr. 388; Nr. 403 Anm. 38 und Nr. 410. 3 Vgl. Hebr 13,20. 4 Justus Heinrich Christian Helmuth und Johann Friedrich Schmidt; vgl. Nr. 467 Anm. 1. 5 Christian Friedrich Triebner (1740-1818); 1768 in Augsburg ordiniert und als Nachfolger für Hermann Heinrich Lemke (1720 —1768) in Ebenezer bestimmt. Er reiste mit Helmuth und Schmidt nach Amerika; schon bald nach seiner Ankunft in Ebenezer entwickelte sich ein erbitterter Streit mit Christian Rabenhorst (1728—1776). Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden gegensätzlichen Charakteren führten schließlich zur Spaltung der Gemeinde; von Anfang November 1774 bis Ende Januar 1775 bemühte sich Mühlenberg um eine Schlichtung (vgl. Nr. 6 4 1 - 6 5 8 ) ; der Konflikt fand jedoch erst mit dem Tod Rabenhorsts ein Ende. Vgl. Winde, S. 5 3 - 7 1 , 1 7 8 - 1 9 2 und Jones, S. 1 1 3 - 1 2 5 . 6 Vgl. Nr. 459 Anm. 44(2) unter 3). 7 Das „Güldene ABC" ist in zahlreichen verschiedenen Ausgaben überliefert. Zur Verbreitung in Pennsylvania vgl. Klinefelter. 8 Plitt hatte die Petitionen Mühlenbergs (vgl. Bd. III Nr. 388 und Nr. 410) drucken und ihm ein Exemplar zukommen lassen. Vgl. Nr. 481 Anm. 2(3) S. 104. 9 Vgl. Ps 33,15. 10 Nicht erhalten; vgl. Nr. 463 Anm. 40 und 41. " Nicht erhalten; vgl. Nr. 481 Anm. 2(3). 12 Christoph Birckmann (1703 - 1771); Pastor an St. Aegidius und Senior des Kapitels; vgl. Nr. 481 Anm. 2(3). " Vgl. Jes 6,13. 14 Sprichwort biblischen Ursprungs; vgl. Ps 106,23; Hes 13,5; 22,30 und Wander Bd. 3 Sp. 1694. 15 Vgl. Gal 5,6. 16 Apg 20,35. 17 Vgl. Joh 4,42; 1 Joh 4,14. 18 Vgl. Mt 10,42. " Vgl. Mt 6,3. 20 Gottfried Käufelin (1701-1777); seit 1762 Prälat in Blaubeuren. 21 Vgl. 1 Tim 2,5. 22 Johann Philipp Fresenius (1705 — 1761); 1748 Prediger an der Barfüßerkirche in Frankfurt und Senior des Ministeriums. Zu den im folgenden genannten Vorschlägen von Fresenius vgl. Bd. II Nr. 128. 23 Die seit 1713 in Fortsetzungen veröffentlichten „Halleschen Berichte", vgl. Lehmann S. 143 f. 24 Insitutum Judaicum von Johann Heinrich Callenberg in Halle gegründet; bestand von 1728 1792. 25 Die seit 1744 in Fortsetzungen veröffentlichten „Halleschen Nachrichten". 26 Vgl. Joh 4,42; 1 Joh 4,14. 27 Vgl. Hebr 13,20. 28 Vgl. Mt 7,16. 29 Mühlenberg bezieht sich auf Valentin Ernst Löschers „Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen" (1702). Löscher stand in einer langjährigen Auseinandersetzung
Nr. 484/485
30 31 32 33 34 35
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18. 10. 1769
mit dem Pietismus, dem er unter anderem konfessionelle Indifferenz vorwarf, vgl. Bd. III, Nr. 430 Anm. 46 S. 615. Vgl. Lk 1 0 , 3 0 - 3 7 . Vgl. Am 6,6. Plitt antwortete Mühlenberg am 29. 5. 1770 (nicht erhalten); vgl. Nr. 539 S. Z58. Vgl. Jes 7,14; M t 1 , 2 0 - 2 3 . Vgl. Nr. 480 Anm. 1. Ein knapper Auszug über die Einweihung der Zionskirche erschien in der 13. Fortsetzung 1773; vgl. Η Ν 1 S. 1 2 4 5 - 1 2 4 7 und H N 2 Bd. 2 S. 622 - 624.
485. An ]. Gmelin
Philadelphia,
18.10. 1769
HochEdler, Hochzuehrender Herr Capitain, 1 Werthgeschätzter Gönner, Ew. HochEdlen angeehrtes vom 20sten Julii 1769 habe erst am 16ten October durch H . Stephani von Neuyork zu empfangen das Vergnügen gehabt. 2 Wie erfreulich ist eine solche Zuschrift, von einem edeln deutschen Blut, aus dem Stam Levi von einem Haupt ... der dem König von Großbrittanien treu gedient, dort das Englische Bürgerrecht nicht mit großer Summa, sondern durch Meriten zu Wege gebracht Actor. 22,28. der das brittische Kaiserthum [ = empire] in America hat helfen erweitern: von einem Herrn, den verschiedene mal von Angesicht in meiner Wohnung zu sehen und zu sprechen die Ehre gehabt. 3 Wie erfreulich von einem solchen Freund und Gönner zu vernehmen, daß Er noch im Lande der Lebendigen, in der Gnaden Zeit vorhanden; der sein deutsches Vaterland vorzüglich erachtet, und nach vielen ausgestandenen Fatiguen sich heim begeben, sich gesetzet in Franckfurt, wo Männer nach dem Hertzen Gottes am Weinberge arbeiten, 4 und er die vortreffliche Gelegenheit hat seiner Seelen Heil und Wohlfart als den allernöthigst= und wichtigsten Gegenstand anbauen zu laßen: der sich in Ruhe gesetzet um die wahre Ruhe bey dem einzigen Versöhner der Welt zu suchen und zu finden: 5 der eine vergnügte Ehe getroffen, ob wol ohne Kinder=Segen und desto mehr im Stand ist alle Kräfte zur Erziehung der armen Kinder in America anzuwenden: der an verschiedenen Höfen Landesväterliche Hulde genießet und ... Gelegenheit ... hat für das hiesige Antipedische deutsche Evangelische Zion ein gutes Wort zu verleihen. Ich nehme Antheil an allem Guten, was der gütigste und höchste Wohlthäter Ihnen angedeihen laßen um seines großen und herrlichen Namens willen. Da nun der Höchste Ew. Hoch Edlen in einem solchen Stand gesetzet, worin Sie die Erweiterung des Reiches Christi und absonderlich unserer deutsch Evangelischen Religion in America behülflich seyn können, und auch von einer hohem Kraft geneigt und bereitwillig gemacht worden, so können Dieselben den besten Augenzeugen abgeben, und manniches erläutern, was abwesenden Gönnern dunckel scheinen mögte. Wobey mir folgendes ergebenst ausbitte: es sind noch 2 Gottes»Lehrer hoffentlich am Leben nemlich Sr. Hochw: Gotthilf August Francke 6 Dr. Theol:
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Die Briefe des Jahres 1769
Senior der Theologischen Facultaet auf der Königl. Preußischen Friedrichs Universit[aet] in Halle, Director der Glauchischen Waisen etc. Anstalten, Inspector des Saal Kreises und Consistorial Rath des Magdeb. S. Rev: Consistorii und Sr: Hochw: H . Ziegenhagen Oberhofprediger in der deutschen H o f Capelle zu St. James und beyderseits Agenten der Dänisch» und Englischen Missionen in Ostindien, 7 und nun auch seit 1742 von der Mission unter den zerstreuet deutschen Lutheranern in Nord America. Diese 2 Herren in Geistes Vereinigung mit vielen andern Gottes=Lehrern, wie auch Christlich=erh[aben] gesinnete hohen, mittleren und nieder Stand haben die Missionen unter Gottes Beystand und Segen bis hieher befördert und Nachrichten davon drucken und der Christenheit vorlegen laßen; 8 wie denn insonderheit die Nachrichten unserer Nord Americanischen Gemein Sachen schon bis auf die 10 te Continuation angewachsen und auch zu Franckfurt im Hallischen Buchladen zu haben seyn wird. Wenn nun Ew. Hoch=Ed[len] belieben mögten die besagten Nachrichten in gelegenen Stunden durchzusehen, so würden sie manniches, besonders was in Dero Anwesenheit geschehen, zum Besten erläutern können. Und da ich durch Gottes gütigste Vorsehung nun auch vor ein paar Jahren mit dem würdigsten Successor des wohlsei. H. Dr. Fresenii, Sr: H o c h w : H. Dr. und Senior Plitt in nähere Bekantschaft zu gerathen und an Hochgedacht Denselben einen richtig liebreichen Fürbitter und Beförderer unserer hiesigen Mission gefunden, 9 so werde mit Deroselben Genehmhaltung auch daß Erbauliche und der Christenheit zu wißen nützliche unserer Correspondence mittheilen müßen. D[ie] Hauptabsicht ist diese 1) Wir wolten gern, daß so viele tausend Seelen, welche von deutsch=Evangelischen Eltern abstammen, nicht ins Heidenthum, in Irr» oder Wahnglauben verfallen, sondern in Gottes Wort unterrichtet, mit den übrigen Gnaden=Mitteln bearbeitet] und zur Seligkeit bereitet werden mögten. 2) Dazu gehören rechtschafene Lehrer an Schulen und Kirchen, die Christi Sinn, Johannis Liebe und Pauli Gaben zum Arbeiten, Leiden und Kämpfen haben, ferner Schul» und Kirch Gebäude als Rüstungen, worinnen man arbeiten kan. Das Werck erfodert viele Mühe und Kosten. Unsere Deutschen sind zuletzt gekommen, haben alle zahlreiche Familien und sind zu schwach solches Werck zu unterhalten. Alle andere Religions Verfaßungen sind reicher und haben auch zum Theil starcke Unterstützungen von ihren Mutter Kirchen in Europa. Unsere Evangelische Verfaßung besonders in der Hauptstadt Philadelphia und ihr Filial in Whitemarsh hat sich wegen nöthig räumlicher Kirchhöfe, Schul» und Kirch Gebäude, müßen in große Schulden wagen, und ist nicht der Meinung als ob wir die Schulden nicht gern bezahlen wolten, ach nein! Wir preßen und schrappen unter uns selber zusamen, was nur immer möglich ist und wolten nur gerne so viele Hülfe von der lieben Mutter Kirche haben, daß wir nicht versinken etc. Wenn die philadelphische Gemeine so weit außer Gefahr wäre, daß sie ihre Schulden bestreiten könte so wolten wir auch gern mit göttlicher Hülffe ein so höchst nöthig Seminarium aufrichten, worin tüchtige Schullehrer, Catecheten und Land Prediger von den hiesigen Landes Kindern bereitet werden mögten, weil die alten von Europa heraus gesandten Lehrer und Seelsorger noch am Leben sind. Die alten Bäume
Nr. 485
18. 10. 1769
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stehen [!] nach und nach ab, und wenn man nicht Junge zu pflantzet, so gehts aus. Nun ist die Zeit daß unsere Evangelisch=deutsche Filiale in America und besonders in Philadelphia von der lieben Mutter Kirche zum Gegenstande der Liebthätigkeit in Obacht genommen werde. Wenn der Feind die Haupt Festung überrumpelt und weg hat; so kan sich das Land nicht lange halten. Es wäre drum schade, wenn unsere deutsch=Evangelische Religion, die so herrliche und hinreichende Gnaden=Mittel zur Seeligkeit hat, in einem so großen Theil der Welt als America untergehen solte! Was, und wie viel demnach Ew. HochEd. durch die hertzlenkende Krafft Gottes 10 zu Wege bringen, das soll von hier aus mit schuldiger Danckbegierde bescheinigend erkant werden, und stehet in Dero gütigen Disposition, es an Sr: Hochw: H: Dr und Senior Plitt in Franckfurt, oder an S[alvo] T[itulo] Herrn Consistorial Rath Dr: Francken in Halle, oder an ST. H. Hofprediger Ziegenhagen in London zu assigniren, von Hochgedacht Denenselben es am sichersten an Ort und Stelle komt, und auch in den Nachrichten bemercket wird. Nur ja nicht an die so genante Neuländer oder Avantouries, wie Mr: Schäfer, der einen Weiber Handel damit treiben mögte. Er ist würcklich der Vagabund, deßen Ew. HochEdlen Erwehnung gethan. Er ist vor etlichen Wochen angelandet und soll viele Kaufmans, oder Krämer Ware mit gebracht haben. Leid thut mirs, daß Ew. HochEdl. wichtiges Schreiben so spät bekommen, da die Schiffe schon in procinct sind abzugehen, weil gern die verlangten Pflantzen und Saamen procurirt hätte. Indeßen werde mit Mr: Bertram 1 1 den Botanisten desfals conferiren, und eine Collection anstellen. Zum Voraus will nur ein Futteral zur Curiositaet, von dem Bein eines Reguli oder kleinen Indianer Majestaet übersenden. Sölten Ew. HochEdl. die Correspondence zu continuiren belieben, 12 so bitte nur die Briefe entweder über London to the Rev d Mr: W m Pasche in London, Kensington Square oder Herrn Pastor Burgman an der Savoyer Kirche in London zu addressiren, wenn anders keine Reisende durch Franckfurt gehen. Übrigens bitte, obwol unbekanter weise meine hertzliche Empfehlung gegen Dero werthe Frau Gemahlin zu bezeugen, der ich mit schuldigster Hochachtung verharre Ew. HochEdl. meines hochgeneigten Gönners, zur Fürbitte und Liebe verbundener Diener H . M . Philadelphia den 18 Octobr. 1769. Address. Α Monsieur Monsieur Gmelin Esq. Capitain au Service de sa Majeste Britannique a Franckfort sur le Mein.
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Die Briefe des Jahres 1769
Entwurf von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 28 - 32. Nicht alle nachträglichen Verbesserungen waren zu entziffern. Der Name „Gmelin" kommt in Akten des Stadtarchivs Frankfurt vor, eine nähere Identifizierung von Jacob Gmelin war nicht möglich. (Antwort des Stadtarchivs Frankfurt vom 17. 7. 1991). 2 Nicht erhalten. 3 Weder Tagebücher noch Selbstbiographie liefern Hinweise auf die näheren Umstände. 4 Vgl. Mt 20,1 - 1 6 . 5 Vgl. Mt 11,28 ff. 6 Francke war am 2. 9. 1769 gestorben, Mühlenberg erfuhr davon am 27. 12. 1769; vgl. Nr. 491 Anm. 3(4). 7 Die Mission in Indien war 1706 mit den beiden deutschen Missionaren Ziegenbalg und Plütschau von der dänischen Kolonie Tranquebar ausgegangen, 1726/28 kam das englische Madras hinzu. Zur Zusammenarbeit zwischen Halle, dem dänischen König und der Society for Promoting Christian Knowledge vgl. Lehmann S. 1 ff., 140 - 1 4 2 , 169 - 174, 195 - 197, 225 - 227, 242 f., 267 f. 8 Die seit 1713 in Fortsetzungen veröffentlichten „Halleschen Berichte" aus Ostindien und die seit 1744 in Fortsetzungen veröffentlichten „Halleschen Nachrichten" aus Nordamerika. » Vgl. Nr. 484. 10 Vgl. Ps 33,15. 11 John Bartram (1699 — 1777); 1765 vom englischen König zum Hofbotaniker ernannt, unternahm er anschließend ausgedehnte Forschungsreisen in die südlichen Kolonien. Vgl. Cappon S. 33 und 108 f. 12 Dafür finden sich keine Anhaltspunkte in der weiteren Korrespondenz Mühlenbergs. 1
486. An F. W. Pasche
[Philadelphia],
25. 10. 1769
Extract aus Hn. P. Mühlenbergs Schreiben an Pasche dat. d. 25 sten Oct: 1769. angekommen den 19 ten Dec. — Auf dieses mein Paquet vom August a[nni] cfurrentis] 1 erwarte, wenns glücklich zu handen gekommen, mit sehnlichem Verlangen höchväterlich geneigte Andwort. 2 Weil nun der rauhe, meiner Constitution beschwerliche Winter hereinbricht, so habe die letzte Gelegenheit nicht versäumen, sondern lieber unter allerley Zerstreuungen, Leibes und Gemüths angreifenden Schwachheiten, auch dieses Paquet mit senden sollen, worin erfolgen 1) 13 Vi Quart Bogen als ein Journal meiner letzten Land-Reise 3 2) Ein Bogen eigenhändiges Schreiben von Hn. Pf. Kurtz sen: 4 3) Eine Copie von des Hn. Pf. Schmidts Beruf etc. 5 Nun habe noch einige Miscellanea, welche Ew. als meinem lieben alten Hertzens-Freunde und treuen Bruder mit samt der Schale ohne gekränkt in den Schooß schütte, und hertzlich bitte, Sie wollen das taugliche davon unsern theurest Hochwürdigsten Vätern communiciren — wegen der Fracht und Aussteuerung der beyden Mission: Mess. Helmuth und Schmidt bin noch nicht fertig
Nr. 485/486
18. 10./25. 10. 1769
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a) Die Liebes Gaben und Scherflein der Kinder Gottes in Europa könnten wohl nicht beßer angewandt werden, als zur Hereinsendung tüchtiger und treuer Arbeiter, welches doch der eigentlichste und nächste Zweck ist b) Die lieben Brüder zittern und beben, wenn sie hören, daß ihre Gemeinen die Fracht bezahlen, und sie gleichsam als deutsche Servants zum Dienst kaufen sollen, und fragen nach, ob etwa die Gemeinen auch für den Mühlenberg, Brunholtz, Kurtz, Schaum, Handschu, Heintzelman, kleinen Schultz, 6 Krug, Voigt, großen Schultz 7 etc. bezahlen müßen? und ob sie die ersten seyn solten? ob ihre Freyheit nicht das eintzige Praerogativ sey, das sie für Vagabunden und Antihallensfischen] Magistris voraus zu haben wünschten? c) Die nach den 3 ersten 8 in unsere Vereinigung auf genommenen Gemeinen wißen, daß die vorhergehende Arbeiter alle von den Liebes-Gaben und Beysteuren der erstgebohrnen von der Mutter-Kirche frey herein gesandt, und meinen, man halte sie für Stief-Geschwister, wenn sie nicht auch etwas von der Mutter zur Aussteuer haben solten; und wenn der älteste Sohn höret, daß der jüngste auch was kriegt, so stehet er vor der Thür und grummelt Luc. 15, 25 —32 d) Die Gemeinen selber oder etliche in denselben pflegen es zu mißbrauchen, nemlich wenn sie etwa ein paar Shillinge zum Salario und Fracht legen: so wollen sie dem Prediger für ein Pfund zu befehlen haben, wie zum Ex[empel] ein Mann von des jungen Hn. Kurtz 9 seiner Gemeine zu einem meiner Freunde sagte: Ich gebe dem Hn. Pfr. jährlich 15 shill. aber er prediget doch nicht wie ichs gerne hätte e) Mit den Predigern, die begabt und beliebt sind, hätte es wohl keine Schwierigkeit, sondern die Gemeinen borgten wohl lieber das Geld zur Fracht; aber denn hat es wieder einen Haken auf der andern Seite e[xempli] g[ratia]. Die Lancaster hatten Hn. G[erock] aus dem Herzogtum] Württemberg] berufen, 10 und etwa für ihn und seine Familie 27 £ st. oder 40 £ Curr. Fracht bezahlt. Er mußte sich auch dafür ducken, weil er keine sonderliche Gaben zum Vortrage hatte. Und wenn er etwa in den mittlem Jahren seiner Amts-Führung seinen Patronis, die ihn verschrieben, zu verstehen gab, daß er gern mit auf unsern Synodal-Versammlungen erscheinen möchte, so hieß es: Nein! wir haben ihn verschrieben und 40 £ Fracht bezahlt, er ist unser orthodoxer Prediger, und soll mit den Heterodoxen keine Gemeinschaft haben. Oder gesetzt, es solte in Philadelphia ein Fall geschehen, und man wolte in der Noth, wenn periculum in mora, 11 einen begabten und sich schickenden Amts-Bruder rufen, für welchen die Gemeine Fracht bezahlet hätte, solte es denn nicht heißen: Nein! er ist unser Eigenthum, wir haben für ihn bezahlt etc. f) Mit Lanc[aster] würde es wohl keine große Schwierigkeit haben, weil H. Helmuth bey ihnen beliebt ist. Ob sie gleich noch bey tausend Pfund auf ihre Kirche schuldig, weil sie in den 2 vacanten Jahren nichts erobert: so würden sie doch lieber einen Theil mehr schuldig seyn, als den Hn. H. noch zur Zeit mißen. Indeßen hat sichs auch noch nicht recht schicken
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Die Briefe des Jahres 1769
wollen, wegen der Fracht mit ihnen zu conferiren weil noch so vielerley andere Obstacula aus dem Wege zu räumen. 12 Wegen des Hn. Pfr. Schmidt seiner Fracht dürfte es schwerer fallen, theils wegen der Gemeine etc. 1 3 Dem allen ungeachtet soll es seyn, wie es hochw[ürdigste] Väter zu bestimmen und zu ordren geruhen werden. Wegen der hochväterlich geneigten Ordre hier einen Wechsel, höchstens auf 100 £ st[erling] zu ziehen, 14 sind mir bisher folgende Bedencklichkeiten im Wege gewesen a) hieß es auf 66 £ st. weil hochwürdigster Väter Voraussicht reifer und weislicher war als meine unter vielerley Zerstreuung, nemlich daß noch mehrere Arbeiter nachgeschickt werden müßten, und das übrige zur Fracht nöthig wäre. Ich war so unverständig, und ließ im Schreiben an hochw. Väter mit einfließen, als ob wir nun vor der Hand keine so hochnöthig hätten, 15 habe es aber hernach genug eingesehen und gefühlt, daß wenigstens einer für mich in Philadelphia höchst nöthig, und daß auch entweder in Yorktown, oder für Sen. Kurtz seine Gemeinen in Tolpehaken einer höchst nöthig sey, wie ich mit mehrern in meinem letztern vom August gemeldet habe 1 6 b) ist es schwer in der gegenwärtigen Zeit einen Wechsel hier zu verkaufen, weil die Handelschaft zwischen hier und Engl[and] gestopft. 17 Daher wollen sie kaum den Wehrt, nemlich 30 shill. curr. für ein £ st. geben, da man sonsten auf 100 £ st. 160 — 70 — 80 [£ curr.] p[ro] C[entum] gehabt. Man denckt aber, es möchte in kurzer Zeit beßer gehen, wenn die Acten wieder aufgehoben, 18 und die Handlung wieder in den Gang gebracht werden. Des Hn. D. Plitt seine 14 £ 17 shill. st. habe ja vorläufig agnoscirt wie die beyliegende Copie 1 9 an ihn zeiget, und das übrige ist wohl verwahrt in den Liebes-Händen unserer theuresten Väter, und Gottes Vorsehung und die hiesige Noth werden Anweisung geben, wie bald oder spät der Wechsel zu ziehen, weil ohnedem bald eine hochgeneigte väterliche Andwort auf meine letzten 20 erwarte, und mehr Licht bekommen werde. Mit der St Peters Kirche auf Barrenhill in Whitemarsh habe noch weiter nichts festsetzen können, theils wegen der vielen andern überhäuften Geschäfte, theils auch weil noch keine Andwort auf meine eingesandte Rechnung 21 empfangen. Ich bin zwar so weit von meinem Theil schwerer Bürgschaft bis auf meist befreyet, wie die Rechnung zeiget, erwarte aber doch nun noch die nähere Bestimmung von hochwürdigsten Vätern, ehe Quittances, Danck-Scheine oder dergleichen einsenden kann, die fürs Publicum vere Christianorum etc. tauglich oder hinreichend sind. Ich kann mich an Barrenhill nicht erholen. Solte es zu hoch und hart klingen, daß die hochw. Directores der CoIIecten Caße so viel auf Barrenhill gewandt: so könnte es vielleicht heißen oder gerechnet werden, als ob ich in den letztern Jahren jährlich eine Unterstützung von etwa 20 oder 30 £ sterl. aus der Collecten-Caße empfangen, und so viel habe ich auch wircklich von meiner Frauen Erbschaft in den 8 Jahren meiner Wohnung in Philadelphia zugesetzt, und das wolte ich denn schencken an Barrenhill und quittiren, wenn kein beßerer Weg zu finden etc.
Nr. 486
25. 10. 1769
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Aber das schwerste ist dieses: Ich und H . Schultz müßen nun Sontags in Zion und St Michaelis dienen. Einer prediget vormittags in Zion, der andre in St Michaelis. Nachmittags predigt einer in Zion, und der andre hält Kinderlehre in St Michaelis. Wer soll denn alle 14 Tage Sontag vormittags auf Barrenhill den Gottes Dienst versehen? Hätte ich nun nicht einen Adjunctum so nöthig als das liebe Brodt? der meiner Schwachheit in Philadelphia zu hülfe kommen, und auch Barrenhill alle 14 Tage versehen könnte? Ich gedachte so heimlich unter der H a n d mit einem mahl zu sterben, sehe aber, daß es stuffen weise geschehen muß. Mein Gesicht wird immer dunckler, das Gehör schwach, und seit der letztern Reise habe meinen noch eintzig übrigen Backen Zahn verlohren, der mir wie der untere Mühlstein zum Schroten diente. Nun wäre noch das einzige Mittel von Milch das Leben zu erhalten, welche aber in der Stadt zu theuer, und nicht hinreichend zu bekommen. Und dabey ist keine Gnade, kein Gefühl noch Nachlaßung an Geschäften und Zerstreuungen, ob ich dreißig Jahre jünger oder älter, stärcker oder schwächer bin, ob meine Gehülfin kranck oder gesund: es wird von allen Seiten in der Nähe und Ferne gefordert, daß ich so und nicht anders thun soll, ja die Umstände fordern es. Ich mußte vor etlichen Jahren beym Besuch in Tolpehaken weil H. Kurtz nicht da war, einen Mann begraben, der Esel mit Nahmen hieß. Im Leichenhause weinete seine hinterbliebene Witwe sehr, ließ Thränen auf des Verstorbenen Gesicht fallen, und brach etliche mahl in diese Worte aus: Ο mein allerliebster Esel! ο du guter Esel! Ich kriege mein Lebtage so einen lieben Esel nicht wieder! Die Frau meinete es redlich, und hatte kein Arges in der Phraseologie, und konnte nicht dafür, daß es andre zweydeutig nahmen. Wenn der Esel todt ist, so hilfts nicht, ob man auch seine Last vermindert. Wie ist mir doch nächst Gott zu rathen und zu helfen? Mein th[eurer] Β [ruder] conferiren Sie doch um Gottes willen mit unsern theuresten Hochw. Vätern deßfals. Solte ich nicht einen Adjunctum haben? Könnte mirs jemand mit Recht zur Faulheit oder Gemächlichkeit anrechnen? Wer wolte und könnte aber mein Adjunctus seyn? Er müßte eine laute Stimme haben, mit der Hälfte meines Salarii vorlieb nehmen, und arbeitsam seyn, sonst wäre mirs keine Erleichterung. Wer wird das gerne thun? Die jungen Herren sind viel klüger, weiser und zärtlicher [zarter], stehen nicht gern unter den alten, haben lieber ihre eigene Oeconomie und abgemeßene Salaria etc. Dencken Sie nicht, daß mein Sohn Friedcrich August der nächste seyn möchte, der mit mir vorlieb nehmen, und nach der nähern Verbindlichkeit mir unterthan und behülflich seyn müßte in allen billigen Dingen? Wenn er anders von hochw. Vätern einigermaaßen tüchtig dazu erkannt würde. M a n müßte freylich aus der Noth eine Tugend machen. Weil die Knaben doch nach dem sinnlichen Gefühl meinen, daß sie da am liebsten seyn möchten, wo sie gebohren sind, so mögen sie denn auch ihren Puckel unter die Arbeit ihres Vaterlandes beugen etc. Der Kleine wird schwerlich gut thun, wenn er allein und zurückbleiben solte. Und weil er so weit in humanioribus ist so kann man ihn hier zur Schul-Arbeit gebrauchen, und auch weiter zur Theologia catechetica anführen, wozu mir H . Br. Helmuth etc. gute Hofnung machen. Wenn mir von dem allergütigsten
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Gott und Hochw. Vätern Erleichterung zugedacht wäre, so wünschte von Hertzen, daß es schleunig und so bald als möglich geschehen möchte. Die Knaben müßten nicht wie Gentlemen reisen, sondern ihrem Stande und Vermögen nach. Sie können im Schiff in der Steerage 2 2 logiren und mit Schiffmanskost vorlieb nehmen. Der Candidat Jung kam von London bis hier für 8 Vi Guineas. Wenn sie auch die Fracht in London nicht hätten: so würde bereit seyn, sie hier aufzubringen. Wolten Sr. Hochw. Hochw. die theuresten venerablen Väter dem Friederich August Dero gesegnete Hand auflegen, und als meinen Adjunctum bestimmen, das würde vor Gott und unserer hiesigen Kirche so viel und noch mehr gelten, als wenns der Archiepiscopus in Schweden oder England gethan, wenn er anders einigermaaßen würdig dazu erfunden würde. Ich hoffe der gütigste Gott wird uns wegen der Fracht nicht verlaßen noch versäumen. Der alte Past[or] Sommer 2 3 pflegte immer zu sagen: Credo providentiam etc. weil ers erfahren. So weit von mir, weil ich proximus egomet mihi 2 4 bin. Was die Gemeinen in Tolpehaken und Yorktown betrift, das werden Hochw. Väter aus dem eingesandten Protocoll von der Synodal-Versammlung 2 5 und Hn. Kurtzens eigenhändigen Schreiben 2 6 zu behertzigen geruhen, und rathen und helfen, so viel die göttliche Vorsehung und Direction anweiset. — Ich hatte im vorigen Jahr S[eine]r H[och] E[hrwürden] Hn. Senior Darnmann in Brandenburg einen Bericht von dem feyerlichen Fest am Michaelis Tage wegen seiner wohlsei. liebreichen Ehegenoßin, welches wir hier begangen, weil er 2 Füchse [ = Goldstücke] gesandt, geschrieben, 2 7 und in meinem Paquet an Ew. erlaßen, habe aber seit der Zeit nichts mehr von ihm gehöret, da er doch versprochen, ein Vermächtniß hieher zu stiften, das ich schon der St. Peters Kirche auf Barrenhill zugedacht. Er muß aber vielleicht schon zur Ruhe gegangen seyn, oder seinen Vorsatz verändert haben etc. So hatte auch im vorigen J a h r einen Brief mit eingeschloßen an Sr. Η. Ε. Hn. Superint. Neidhard in Wertheim, 2 8 meinen ehemahligen lieben Freund als Inspector im H[alleschen] Waisenhause, worin eine Anweisung von einer hiesigen Person wegen einer kleinen Erbschaft lag, und er gebeten wurde, dieselbe einzunehmen, und an Sr. Hochw. den theuersten Herrn Consist: Rath Francken zu über senden. Wohlgedachter H. Superintendent haben vom Monath Maii a[nni] c[urrentis] an mich geschrieben 2 9 mit reisenden Handelsleuten woraus vernehme, daß Sie meinen Brief nicht empfangen, ob wohl das übrige meines Paquets in London bey Ew. richtig eingelaufen. 3 0 Unser allezeit fleißige H. Richard Peters, Commissarius der Hochkirche und President der Academie etc. etc. hat vor etlichen Wochen wieder was großes für die Clerisey der Episcopal-Kirche in Nord America, nemlich durch seine Vermittelung eine Anstalt zur Versorgung der Prediger Witwen und Waisen, die mit der Episcopal Kirche in Communion sind, auf gerichtet, und durch 3 Königl. Charters nemlich a) vom Gouverneur in Newyork b) in Jersey c) und in Pensylvania privilegirt, und ist ein Selectus von großen Gentlemen aus den 3 Provintzen zur Corporation creiret worden. Ehe mans versähe, kamen in diesem M o n a t h October alle Engl. Missionarien aus den 3 Provinzen bey 30 an der Zahl in Philadelphia zusammen, um die Sache in Ordnung zu
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bringen, und wurde ein Tag zum Gottesdienst bestimmet. Ich und H. Schultz wurden schriftlich eingeladen zum Vormittags-Gottesdienst und zur MittagsMahlzeit. H. Schultz scheuet sich noch immer mit Englischen umzugehen, weil er mit der Sprache nicht fortkommen kann (Sprachen zu lernen gehöret nur für Leute, die starcke Memorie und kein Judicium haben). Ich gieng zur Kirche, wo ein großer Concursus von Kirche und Staat versammlet war. H. D[oktor] und Provost Smith hielte eine ausnehmend vortrefliche Predigt, recht evangelisch lutherisch, dergleichen in diesem Theil der Welt noch nicht gehöret hatte über 1 Cor. 13. von der Liebe etc. Als der Gottesdienst vorüber war, machte meine Verbeugung, und schlich davon, gedachte Wunder, wie gut ich abgekommen. Nachmittags um 4 Uhr kam ein Expresser, ich solte so gleich zum Hn. Rieh. Peters und Dr Smith kommen, sie hätten ein Wort allein mit mir zu reden. Als hinkam, wurde auf einen Saal geführet, wo bey 40 Personen vom statu politico und Ecclesiast[ico] serieus zusammen saßen. Ich ward genöthiget bey 2 Hn. Gouverneurs zu sitzen, und H. Rieh. Peters declarirte, daß ich von der gantzen Corporation zum Trustee nebst unserm Hn. Gouverneur 3 1 einmüthig erwählt, bestimmt und verordnet wäre. Ich erschrack und mußte erst etliche mahl husten oder räuspern, ehe mir eine Andwort beyfallen wolte. Endlich sagte, daß sich meine geringe Person und abgelebtes Alter gar nicht für solchen Trust schickte. Das half aber nicht. Ich wandte vor, wie es auch war, daß Amts-Geschäfte daheim hätte, es hieß aber H. Schultz könnte es verrichten, ich müßte noch eine halbe Stunde bleiben. Indeßen wurden erst etliche Gesundheiten einiger großen Herren in Alt-England, doch mit ganz kleinen Gläsern getruncken. Ich entschuldigte mich, daß wohl Gesundheiten wünschen, aber nicht trincken könnte. Endlich wurden die Charters und Regeln der neuen Anstalt gelesen, und ich bekam Erlaubniß heimzugehen. An folgenden Tagen hatte Besuch von den vornehmsten Hn. Missionarien und Doctoribus Theol. aus Newyork, Jersey und Pensilvanien, welche den Zions-Bau zu sehen verlangten. Der Rev. Dr. Achmutus 3 2 aus Newyork erzählte mir, wie es so schlecht mit H. Weygand in Newyork stünde, 33 daß er nicht mehr predigte, und also kein Gottesdienst gehalten wurde, daß er wie von Sinnen, in der Stadt ohne angezogen herumliefe, und auch starck Geträncke nehme, wenn ers erhalten könnte. Jammer und Schade, daß die Gemeine muß so ruinirt werden, und sehe doch nicht wie man ihn helfen könnte, weil mir selber nicht zu helfen weiß. Als Gelegenheit hatte, mit Rev. Rich. Peters allein zu sprechen, bat ihn, er möchte mir offenhertzig sagen, was doch wohl die geheime Absicht wäre, warum sie mich zum Trustee dieser neuen Anstalt bestimmet? ob sie dächten, daß ich in unsern deutschen Gemeinen etwas sammlen, und der Anstalt vorteilhaft seyn könnte, daran weder meine noch meiner Amts-Brüder Witwen theil haben könnten, weil wir nicht mit der Engl. Kirche in Connection stünden? Andw[ort]: Ich versichere Euch offenhertzig, daß wir keine andre Absicht dabey haben, als aus Regard [Achtung] für Euch und für Euren Nutzen. Eure Witwe und Hn. Schultzens Witwe nemlich Eure Tochter, und etwa noch ein oder andre sollen Theil daran haben, ob Ihr gleich nicht zur Communion
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der Episc. Kirche gehöret, wenn es Gott der Herr so fügen solte, daß Ihr Witwen hinterlaßet. Wenn ein jeder für seine Person jährlich 2 £ Currency einsetzet, so hat seine Witwe ein Recht jährlich 15 £ zu heben, so lange sie lebet und Witwe bleibet. Setzet Ihr jährlich 4 £ ein, so hat Eure Witwe jährlich 30 £ zu genießen. Als Trustee habt Ihr nur des Jahrs etwa einmahl mit beyzuwohnen, wenn Sachen untersucht werden. Will jemand was zur WitwenCaße schencken, so ist er willkommen dazu. Es ist aber nicht unsere Absicht, daß Ihr unter den Deutschen was dazu colligiren soltet etc. Ew. können wohl dencken, daß mirs lieb zu hören war, in Ansehung deßen, wenn ich eine arme hülflose Witwe hinterlaßen solte, die mir wohl bisweilen einen höflichen Vorwurf gemacht, als ob ich mit dem Ihrigen ein wenig zu frey gewesen, und nicht scharf genug wie andre, für Weib und Kinder gesorgt. Es ist freylich schwer den Mittelweg zu treffen, weil man gern auch bey guter Meinung über die Schnur hacket 3 4 und Excess oder Defect übet. Ich habe dieses deßwegen gemeldet, weil es in den Druck kommet, und etwa fremd scheinen möchte wenn man den Zusammenhang nicht wüßte. Weltliche Ehre und Vortheile sind freylich starcke Reitz Mittel für weltliche Hertzen, und klinget schön, wenn für Prediger-Witwen so gesorget würde, daß sie den annoch armen Gemeinen nicht zur Last fallen, oder zum Spectacel werden dürften. Wenn aber etwas damit verknüpft seyn solte, das dem Gantzen nachtheilig wäre, absit topica de honesto et utili! 3 5 Wenn durch göttlich gütigste Vorsehung und treu eifrigste Liebes-Bemühung unserer Hochw. theuresten Väter noch ein Helmuth oder gar ein Heintzelman zu finden wäre, der sich für Philadelphia schickte: so wolte denn gerne sterben, oder wenn noch nicht sterben solte, nach Tolpehaken ziehen, und des Hn. Kurtz Dienst bey Milch-Speise versehen, und meinen Henrich Ernst Schule halten lassen, und doch den übrig vereinigten Gemeinen in Nothfällen beyspringen, so viel nur durch die Gnade Gottes mir möglich wäre. Solcher gestalt, wenn es anders Gottes Wille, brächte meine krancke Frau wieder dahin, w o sie hergeholt unter ihre Freundschaft, in gesunde Luft, zu nahrhaften Brodt für sie und ihre Kinder etc. κατ' ανθρωπον Ich war in Niedersachsen bey harten Brodt, rohen Schincken, Sauerkraut und Breyhen aufgebracht. Als 2 Jahre in der Oberlausitz im Amte gestanden 3 6 , und eine delicate Tafel bey der Baronesse von G[ersdorf] gehabt, verfiel am Cörper und die Hn. Doctores urtheilten, daß es febris hectica 3 7 und zwar herculea wäre. Ich wußte es selber nicht. Als aber auf einer Reise nach Köstritz zu Sr. Excell. den 24 Graf Reuss 3 8 kam, und bey ihrer Kammertafel eine große Schüßel voll gelbes Sauerkraut sähe, und Erlaubniß bekam, die Hälfte davon zu eßen: so hörete von der Zeit an die Schwindsucht auf, und die Doctores hatten Ruhm. Caussam morbi aus zufinden ist wohl nicht so leicht. — Hochw. und herzlich zu venerirende Väter und Ew. mein hoch geschätzter Br. haben schon etliche mahl aus zarter Liebe und herablaßendem Mitleiden zu erinnern geruhet, ich sollte mich schonen etc. Nun ich wolte ja gern im kindlichen Gehorsam folgen, wenn nur erst einige Hülfe oder Sublevation hätte. Ich wäre schon längstens verdorben, wenn nicht unsre hochw. und venerable Väter und Kinder Gottes für mich und
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übrige arme Amts Brüder und die hiesige Sache gesorgt und gebeten. Ο wehrtester H . B[ruder] helfen Sie uns bitten flehen und anklopfen, 3 9 daß der große H i r t e 4 0 Jesus Christus unsre theuren Väter noch eine Zeitlang hier laßen wolle! Denn wir haben Dero hochväterlichen Rath Liebe und Beystand noch gar zu nöthig. Dis soll unser Wunsch und Flehen seyn etc. Henrich Mühlenberg 4 1
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 14:12 S. 207-216; S. 207-216. Auch in HD S. 2399-2412.
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Vgl. Nr. 480 Anm. 1. Vgl. Nr. 488. 3 = AFrSt IV C 14:10 S. 1 5 0 - 2 0 2 ; vgl. Nr. 479 Anm. 33. 4 = Nr. 483. 5 Nicht erhalten. 6 Friedrich Schultze. 7 Christoph Emanuel Schultze. 8 Philadelphia, Providence und Neuhannover. 5 Johann Wilhelm Kurz; von 1763 —1780 Pastor in Earltown. 10 Vgl. Bd. I Nr. 114 Anm. 14. 11 Gefahr (liegt) im Verzug; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1410. 12 Im September hatte Mühlenberg in Lancaster eine Kirchenordnung eingeführt (vgl. Nr. 479 Anm. 33). " Schmidt war nach Germantown berufen worden; wegen seines spröden Vortragsstils war er schwieriger zu vermitteln als etwa Helmuth (vgl. Nr. 480 S. 100 f., Nr. 479 S. 93 und besonders Nr. 467 S. 77). 14 Vgl. Bd. III Nr. 448 S. 677. 15 Vgl. Nr. 463 S. 58. 16 Vgl. Nr. 479 S. 91 ff. 17 Gemeint sind die Boykottmaßnahmen der amerikanischen Kaufleute gegen die Townshend Acts; vgl. auch Nr. 463 Anm. 7 und Nr. 479 Anm. 29. 18 Im Frühjahr 1770 mit Ausnahme des Teezolls; vgl. Nr. 479 Anm. 29. " Nicht erhalten. 2 0 Nr. 463; Nr. 467; Nr. 479; Nr. 480. 21 Vgl. Nr. 463 Anm. 84(1) unter 2). 22 = Zwischendeck. 23 Johann Heinrich Sommer (1675 — 1758); bekannt als Verfasser von Liedern und Erbauungsschriften. 24 Ich (bin) mir selbst der Nächste; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 531. 15 Vgl. Nr. 463 Anm. 84(1) unter 2). 26 = Nr. 483. 27 Vgl. den Extrakt in Bd. III Nr. 438 Anm. 4(3); zum folgenden vgl. Nr. 462. Mühlenberg erhielt den Brief Darnmanns erst mit Nr. 553; vgl. S. 313. 28 Vgl. Bd. III Nr. 427 sowie Nr. 428 S. 597. 29 Nicht erhalten. 30 Hier fügt Pasche ein: „(Der Brief ist ni fallor mit nach Halle gesandt)". 31 John Penn ( 1 7 2 9 - 1 7 9 5 ) ; Enkel William Penns, 1 7 6 3 - 1 7 7 1 und 1 7 7 3 - 1 7 7 6 Lieutenant-Governor von Pennsylvania. 32 Samuel Auchmuty ( 1 7 2 2 - 1 7 7 7 ) ; seit 1764 Rektor von Trinity Church, New York. 33 Vgl. Nr. 478 und Nr. 487. 1
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D. h.: „das rechte Maß überschreitet"; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 310. Eine Sammlung von Allgemeinplätzen über das Gute und Nützliche sei fern. Von 1739 — 1741; vgl. die Selbstbiographie S. 12—14, Bd. I Nr. 1 - 5 sowie die autobiographischen Notizen in PM 95 Ζ 26. Hitziges Fieber (Schwindsucht). Heinrich Graf von Reuß-Köstritz (1681 - 1 7 4 8 ) , Gönner Mühlenbergs; vgl. die Selbstbiographie S. 7f., 11, 14 und Bd. I Nr. 2 Anm. 6. Vgl. Mt 7,7 f.; Lk 11,9 f. Vgl. Hebr 13,20. Pasche fügt noch folgende Zeilen an: ,,Not[a]: Was H. Mühlenberg wegen seiner beyden Söhne zu Halle aus guter Meinung vorschlaget ist ihnen wohl nicht so gleich kund zu thun und wir werden ohne Zweifel vorher des theuren Herrn D. Knapps Meinung darüber vernehmen. Und was er absonderlich auch wegen der Fracht meldet, so die Gemeinen welchen von Deutschland Prediger zugesandt werden, mit zu tragen haben, hat nicht so viel Schwierigkeit dieselbe Sache einmahl vor allemahl in festgesetzte Ordnung zu bringen als wie er sich dismahl imaginirt hat. Er hat die Sache unrecht oder zu weit genommen, davon künftig ein mehreres. Pasche" Für die Zeit bis Anfang November 1769 ( = Nr. 487) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1769 Vom 25 October habe ein Paquet nach London verfertigt darin war enthalten 1) An Sr: W. Ehrw: Η W m Pasche 5 quart Bogen; beygeschloßen a) 2 Bogen voll Copie von Antwort ut supra, an H. Dr: Plitt. [ = Nr. 484] b) ein Brief als Antwort an H. Christoph Birckmann Ven[erabilis] Capituli Aegid[ii] Senior in Nürnberg. Von 25 Octobr: c) Eine Antwort auf die Fragen wegen Johann Friedrich Reiss. d) Ein Acknowledgement an die kleine Versamlung in Amsterdam wegen 1 £ 4 sh: Sterl. e) Des H. Pfr: Kurtz Sen: sein eigenhändig Schreiben an mich, wegen Yorktown und Tolpehaken: [ = Nr. 483] f) H. Pfr: Schmidt seine Copie von seinem Beruf auf Germantown. g) 13 Vi quart Bogen Journal von meiner September Reise nach Lancaster etc. etc. etc. [ = AFrSt IV C 14:10 S. 1 5 0 - 2 0 2 ] p[er] Capt: Falconer, ist erst d 9 Novembr a[nni] c[urrentis] abgefahren." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 Anhang S. 2 f.; vgl. Tappert II S. 430).
487. An die Ältesten und Diakone der niederdeutschen Gemeinde in New York [Philadelphia, November 1769] Geehrte
und
achtbare
HErren
Aelteste
und
Diaconen
der
alten
Lu-
t h e r i s c h e n ] K i r c h e 1 in N e u y o r c k , M i r , d e m u n t e r s c h r i e b e n e n , ist ein g e d r u c k t e r B o g e n 2 voll d e u t s c h = E n g l [ i s c h ] aus N e u y o r c k z u g e s a n d t w o r d e n , a u f d e ß e n e r s t e n Seite heftige K l a g e
und
Beschuldigung von J. Albert Weygand, weiß nicht wem? oder von welchem J a h r e u n d T a g e , v o r g e l e g t sind. A u f d e r 2 t e n u n d 3 t e n Seite s t e h e t eine V e r a n t w o r t u n g u n d W i e d e r l e g u n g v o m 2 t e n N o v . a j n n i ] c [ u r r e n t i s ] ans P u b l i k u m , o d e r g e m e i n e W e s e n , m i t der U n t e r s c h r i e f t J o h . Siegfried G e r o c k , d e r K ü n s t e M e i s t e r , D i e n e r d e r C h r i s t = K i r c h e . 3 A u f d e r 3 t e n u n d letzten Seite findet sich eine V e r a n t w o r t u n g v o m 2 t e n N o v . a . c. m i t U n t e r s c h r i e f t d e r W a r d e n s u n d Vestry b e s a g t e r L u t h e r i s c h e n K i r c h e . W e i l dieses n u n a n s P u b l i c u m o d e r
gemeine Wesen
gerichtet,
und
ich
u n t e r s c h r i e b e n e r s o w o l als einige[r] H E r r o d . D i e n e r , K n e c h t o d e r F r e y e r , m i t
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zum Publico gehöre, und auch ein Glied von der Lutherischen Kirche bin, sowol als einiger Lehrer oder Zuhörer, Aeltester oder Vorsteher, Glockenläuter od. Todten=Gräber, und auch zur Noth gebrochen» oder gantz Englisch lesen und verstehen kan, so habe zu mal als ein gemachter Englischer Bürger, 4 Freyheit und Recht, wie alle andern Glieder, meine Anmerckung öffentlich] od. geheim, wie es die Noth erfodert zu machen. Nach meiner Meynung hat 1) J. Albert sehr alber und unsinnig gehandelt, daß er heftige Klagen etc. durch den Druck 5 in die Engl. Welt vomirt, und wie ein hungricher Esel in den Wald geschrien, wo es Echoes oder Wiederschalle giebt, woher er keine unpartheyische Untersuchung, viel weniger einigen Nutzen, Hülffe oder Linderung nach seinem Geschmack erwarten konte. Denn wen hundert tausend vermischte Glieder des gemeinen Wesens auch die Zeit und Gedult nähmen, unnütze Streitschriften zu lesen, oder mit einem Ohr zu hören, und ein Jedes sein Urtheil fällete, was kommt denn heraus? so viel Köpfe, soviel Sinne, 1 Cor: 6,5-7. Ich habe hier von ohngefehr ein Beyspiel gesehen, neml[ich] ein Deutscher wurde an den Pranger gestellt und entblößt, als das zuschauende gemeine Wesen erblickte, daß er alle Narben von vorhergehenden Züchtigungen hatte, schrien sie: schlag derbe, gieb doppelte ! Weil aber die Obrigkeit das Richteramt hat, so durfte weder der Executor, noch das vermischte Publicum mehr Streiche geben, als verordnet waren. Nachdem er seine Streiche empfangen, wandte er sich mit thränenden Augen zum Publico und klagte. Was bekam er zum Trost und Linderung? es rief alles Hurrah! Und für was muß just das Engl. Publicum der deutschen Lutheraner und Fremdlinge ihre Schaam und Blöße sehen? Kann es dem Gantzen nützlich und ersprießlich seyn? M u ß es nicht dem respectablen Engl. Publico eckelhaft und ridicul seyn? Wenn ein Mann sich gerne an seinem Weibe rächen will und nicht anders kann, so mahlet er ihre Blöße in der Zeitung dem Publico vor, und wer leicht glaubt, der faßet eine verächtliche Idee von dem Weibe und bedauret den Mann. Das nächste mal beschreibt das Weib ihren Mann und kläret ihren Character. Was kommt zuletzt heraus? Das Publicum pflegt zu sagen, eins sey so gut wie das andere, 6 und beyde gut für nichts. Nach der ersten Seite konte nicht anders denken, als daß der Albert alber und verrückt seyn müßte, als aber auf den folgenden Seiten 2. Die Beschreibung sähe, fand neml[ich] 1) daß er verrückt schiene 2) ja öffentlich] spräche und handelte wie ein unsinniger und toller Mensch 3) daß er sehr fertig und stark geneigt sey, durstigl[ich] den Wirtshäusern in der Stadt und auf dem Lande zu lauffen 4) daß er sich voll saufe, und hernach auf die allerschändlichste und niederträchtigste Weise rase, und wie ein Stück Vieh thue, zur Verachtung und Unehre des gantzen Protestantischen Lehramts 5) daß er gar nicht finden könne — noch sich geschickt befände in einem gantzen Jahrgange, auch nur eine eintzige Kirche od. Versamlung etc. zu besuchen /: ob deren wohl 15. oder 16 gezehlet, und von allerley Art Leuten besucht würden :/ „Dieses wären seine Thaten und vor der Welt offenbar. Ein solcher Mensch habe kein Recht, eine
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Antwort auf die Gemein machung seines garstigen Unflats zu erwarten, etc." 3. Gesezt nun daß dieses alles und übrige Wahrheit und nichts als Wahrheit wäre; so wundert mich warum ein HochEhrw[ürdiger] Arbitrator, od. Schieds» M a n n und geehrt und achtbare HErrn Aelteste und Diaconen der alten Lutherischen Kirche nach dem die Arbitration schon vorüber war, die von Gott verordnete Obrigkeit nicht um Hülffe angesprochen, daß ein solch rasendes wildes etc. Vieh mit seinen Excrementen hätte mögen gebändiget und in einen Stall verschloßen werden; oder wenn die Obrigkeit als verordnete Richter bey Untersuchung noch etwas menschlich] an ihm gefunden, ihn als einen Verrückten ins Armen od. Zuchthauß od. Lazareth od. Hospital verordnen mögen. Das wäre meines geringen Erachtens der nächste kürzeste und nützlichste Weg gewesen, denn so hätte ein respectable und verständig Publicum ihr Urtheil auf die Obrigkeit[liche] Untersuchung und Sententz gründen und daraus beßer überzeigt werden können, als durch zweyer Partheyen ihre Streitschrieften. Denn es ist nun einmal so, und nicht änderst, daß eine jede menschlich streitende Parthey ihre Schwachheit und eigene Fehler durchs Fernglaß, und ihren vorzüglichen] Character durchs Vergrößerungs=Glaß vorstellet, und von dem Publico erwartet, daß es just so fühlen, dencken, urtheilen und handeln soll wie sie. Das gehet aber nicht an. Denn eine jede streitende Parthey hat ihre Freunde und Feinde etc. und so kann man durch gedruckte Streit=Schriften vom Publico als einem gar zu verschieden, weitläuftigen Richterstuhl kein gäntzlfich] unpartheyisch Urtheil bekommen, noch weniger einen Nutzen fürs gemeine od. besondere Beste heraus bringen, sondern beyde Partheyen stellen nur dem Publico ihre mehrere od. wenigere Schaam und Blöße, bald von vorne bald von hinten, bald von oben bald von unten dar. Wehe denen Arbitratoren oder Schiedsmännern, die zwischen hitzigen und unchristl[ichen] Partheyen Frieden stieften sollen. Wenn sie noch so christl. unpartheyisch und wohlmeynend gerade durch fahren, so verderben sie es doch insgemein mit beyden Partheyen halb, od. mit einer gantz, und bekommen ihren Lohn hinten nach. So fern für diesesmal als ein Glied vom Publico. Ich habe aber von Ihnen, geehrt und achtbare HErren Aelteste und Diaconen der alten Lutherischen Kirche in Newyorck mit Recht noch etwas zu fodern, daß mich und andere Lutherische Prediger und Gemeinen insbesondere angehet, neml. Beweiß, oder öffentl. Erklärung über folgende Sachen, die Sie dem Publico unter Ihren werthen Namen als Wahrheiten vorgelegt und zwar im Druck vorgelegt: neml. 1) Sie belieben sich vor dem Publico zu nennen: Wardens and Vestry of the ancient Lutheran Church in Newyorck. Wer hat Sie zu Wardens and Vestry constituirt oder gemacht? Hat es unser gnädiger König od. Sr. Eminence der Erz Bischof gethan? Wie Sie sagen im Druck, so sind Sie keinem Consistorio in America unterthan, denn in America sind gar keine, und wenn auch wären, so können sie die Vollmacht nicht geben. Nun seyn Sie so gütig und beweisen die Sache. Haben Sie es vom König, od. seinen Amtsleuten, so zeugen Sie dem Publico ein Charter, oder sind Sie mit der Etablirten Engl. Kirche in Vereinigung getreten, haben ihre Articul, Canones, und Liturgie unterschrieben, so verhelen Sie es nicht, und thun es dem Publico
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kund, damit man Sie als Wardens und Vestry, nicht von der alten Lutherischen, sondern eigentl. Kirche nennen, und erkennen möge. Sie haben dem J[ohann] Albert W[eygand] als einen tollen rasenden Menschen und wilden Vieh der Lügen bestraft, weil er das Wort Consistorium gebraucht hat, und es doch nicht in Ihrer Kirchen=Ordnung stehe. Sie aber meine HErren sind bey Sinnen, weise und verständig, warum haben Sie denn nicht in eben der Kirchen= Ordnung beßer nachgesehen, N[ota] B[ene] Sie Ouderlinge en Diaconens seyn sollen und machen dem Publico weiß, als ob Sie Wardens and Vestry wären. Ist das Wahrheit und nichts als Wahrheit? weil es gedruckt ist? Sr HochEhrw. Siegfried] G[erock] A[rtium] M[agister] und M i n i s t e r ] hatten Ihnen auf der 2 t e n Seite Ihre Amts Namen nach Ihrer K i r c h e n O r d n u n g ordentl. gegeben, neml. Messieurs Eiders und Deacons, warum geben Sie sich denn selber bey dem Publico für Wardens und Vestry aus? D a es doch nicht in Ihrer Kirchen» Ordnung stehet, eben so wenig wie das Wort Consistorium? M a n pflegt wohl gleichsam nach frantzösischer Höflichkeit in Briefen, Aufschrieften und dergleichen die Vorsteher und Aeltesten Wardens und Vestrymen zu tituliren, das ist aber nicht eigentl., und verständige Männer scheuen sich vor dem Publico im Druck anders zu erscheinen als sie sind. Ich weiß noch zur Zeit erst 3 Lutherische Gemeinen deren Vorsteher und Aeltesten sich öffentl. im Druck Wardens and Vestry nennen mögen, weil Sie unter Königl. Genehmhaltung durch Charters dazu verordnet und bevollmächtigt sind. Wenn sich aber meine HErren in Newyorck selber so im Druck darstellen, so muß Ihnen Ihre eigne Worte anheim geben, neml. they call themselves Wardens and Vestry, without any Authority, but their own —. 4. Sie melden daß Sie sich keinem Consistorio in America unterworffen. Sie haben recht gethan, weil Sie nicht eigentl. wißen, was ein Consistorium ist, und wol gar nicht einmal, was Wardens und Vestry für Geschöpfe sind, without any Authority but their own —. Ich weiß daß Sie sich in vorigen Zeiten wohl eingebildet, neml. wenn die Ouderlinge, Diakonen und Domine in Newyorck beysammen saßen, das wäre ein Consistorium, dem alle übrige Amtsbediente und Glieder unterthan seyn müsten. Wie es nun gehet, da anstatt der Eiders und Deacons, Wardens and Vestry worden, das gehet mir nichts an, denn Sie sind mir nicht unterthan, und ich als ein naturalisirter Bürger bin Ihnen nicht unterworffen und als ein Evangel. Lutherisches Glied bin Ihnen nichts schuldig als Liebe, wie mir selbst. Unsere Americanische Lutherische Aelteste und Vorsteher zum Theil, kennen auch keine Consistoria in Teutschland oder Europa, ausgenommen wenn sie gerne Beysteuern, Collecten und Prediger haben mögten, mit dem Beding, daß die Prediger Ihnen als Ouderlingen en Diaconen, oder Wardens and Vestry unterthan seyn und gehorsamen wollen. Als die nunmehro alte Lutherische Kirche in Newyorck gebauet werden solte, 7 da waren unter andern die Consistoria in Hamburg und Holland gut genug, so lange sie Interesse davon hatten. Als 1 7 5 0 , 5 1 . 5 2 . die alte Kirche in Newyorck in den letzten Zügen lag, und keinen Rath wüste, da war Mühlenberg ein guter Sclav: wie die aufgehobene Bitt Brieffe von den HErrn Ouderlingen en Diaconen bezeugen können, 8 da wüste man ein Ministerium zu suchen und
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zu finden. Ich will aber den Mann sehen, der da mit der Wahrheit gut machen oder beweisen kann, daß ich mich in einer Gemeine aufgedrungen, oder nur angeboten habe, wenn sie nicht selber gebeten oder geflehet, daß mich ihrer annehmen mögte; oder wo ich mich zum Herrscher aufgeworfen und jemand seiner Freyheit berauben wollen? 5. Und vor allen Dingen verlange zu wißen, womit wir eine solche heimtückische, niederträchtige Schmähung und Verläumdung verdienet haben, wie sie dem Publico in Druck vorgelegt, wenn es heißt: though some Ministers /: among which Mr Weygand is one, when it suits his Convenience :/ have associated together, and call them selves a Consistory, with out any Authority, but their own :/ das heißt nach dem Zusammenhang also: a) die Lutherischen Prediger in Pennsylvania etc theils Deutsch= theils Schwedischer Nation, haben sich vereinigt, und nennen sich selber ein Consistorium auf ihre eigne Hand, ohne einige Macht oder Recht b) und von dieser Gesellschaft, von diesem Consistorio oder Club, ist der Mr Weygand, der auf der 2 ten Seite von uns beschriebene verrückte, offenbare unsinnige, tolle Mensch, der Trunkenbold, das niederträchtige, schandbare Laster Vieh, der Satan und Lügner, der garstigen Unflath ausschäumet etc. ein Glied, derselbige ist einer von der Gesellschaft und vereinigten Predigern. Wir halten uns an Ihr Wort, weil Ihre Namen darunter stehen, und wie Sie es gedruckt ans Publicum überliefert haben, nicht als Muthmaßungen, sondern als wirkl. Wahrheiten. Nun werden Sie auch so gut seyn als Ihr Wort, und als Männer hinreichend beweisen a) weisen Sie auf, schriftl. oder gedruckte documenta, Plans, Regeln, Articles, wo aller vereinigten Glieder ihre Namen unterzeichnet und sich auf ihre eigne Authorität zu einem Consistorio aufgeworffen, und sich ein Consistorium genant haben. Wenn Sie dieses ordentl. und hinreichend beweisen, so halte ich Sie für Biedermänner. Können sie es nicht hinreichend beweisen, und haben es doch dem Publico für Wahrheit aufgebunden; so können Sie leicht erachten, was nach Recht und Billigkeit erfolgen muß. Denn wir haben hier auch deutsche und Engl. Druckereyen, wenn kein näher und beßer Weg zu finden wäre b) liegt Ihnen ob meine HErrn zu beweisen, daß Weygand ein Glied, oder einer von unsern vereinigten Ministerio ist? Daß er es gewesen leugnen wir nicht, aber Sie sagen dem Publico ausdrückl. of which Mr. Weigand is one. Das muß bewiesen werden. HErr Minister Gerock A[rtium] M[agister] war auch einer davon, so lange es ihm beliebte und seine Gemeine es gerne sähe, weil ein jeder ordentl. beruffener Prediger Freyheit hat, dazu zu treten, oder davon zu bleiben. Und wer von seinem Predigtamt wegen unordentl. Wandel oder bewiesenen Uebelthaten abgesetzt wird, der ist von dem Augenblick an keiner mehr vom vereinigten Ministerio. Denn wer keinen ordentl. Beruf hat, der kann kein Glied seyn c) und woher wollen die HErren beweisen, daß in America besonders in Pensylvania kein Consistorium nach den Charter und Grundgesetzen mögl. wäre? Haben wir in North-America nicht schon alte und neue Universitäten, wo jährl. die schwere Menge von A[rtium] B[accalaureorum], A[rtium] M[agistrorum], L[egum Magistrorum], Djoctorum] D[ivinitatis] das heißt graduirte Personen, Künste Meister, Lehrer der Muthmaßungs Kunst, der
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November 1769
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Rechte etc. erschaffen werden, die unsern deutschen Meistern noch vieles anzurathen geben könten? Doch noch im Vertrauen zu sagen, so kann nicht begreiffen, was Sie als verständige Männer soll bewogen haben ein gantzes Ministerium ohne Verschuldung so giftig anzutasten, und bey dem respectablen Publico mit groben Unwahrheiten zu verläumden. Es scheinet, wie in Ihrer Schrieft angeführet ist, Sie haben auch vergeßen, daß der Satan ein Lügner, und ein Vater der Lügen ist. Denn Ihre Anlastung konte nicht vom Geiste der Liebe und Wahrheit herrühren; es ist nicht christl. nicht politisch, nicht vernünftig, noch natürl., wenn man seine eigne Nase abschneidet, und sich eine doppelte von Holz mit einer Brille ansetzen läßet. Es giebt hie und da so kleine niederträchtige von Eigenheit oder verderbter Eigenliebe verblendete Mücken Geister, welche in den Ritzen der Wände sich verbergen, und wenns Nacht wird, oder Regenwetter giebt, aufgeblasen hervorschwärmen, und ihren Stich anbringen. Aber sie mußen denn auch erwarten, daß man mit der Faust, oder Fliegen Klatsche nach ihnen schlägt. Es ist wohl recht in Ihrer Schrieft geurtheilt, deß Mr. W[ey]g[an]d seine Klagen mit Excrementen zu vergleichen, weil er verrückt. Sie hätten am klügsten gethan, wenn Sie ihm sein eigenes wieder zurück gegeben. Sie haben aber, wie es scheint Ihre Excrementa zu seinen gethan, und ohne Noth damit über Ihre Grenzen gestänckert. So viel von Ihren Nachbar und Fr[eun]d H.M.
Abschrift 1
2 3
4 5 6 7
8
von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S.
40-47.
D. h. der niederdeutschen Gemeinde von Trinity Church; zur Vorgeschichte der Streitsache vgl. Nr. 478. Nicht zu ermitteln. D. h. der hochdeutschen Gemeinde von Christ Church; zum Wechsel Gerocks von Lancaster nach New York vgl. Bd. III Nr. 393; Nr. 3 9 9 - 4 0 2 und Nr. 405. Seit dem 24. 9. 1754; vgl. Glatfelter I S. 97. Nicht zu ermitteln. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 175. Die Trinity Church wurde am 29. 6. 1729 eingeweiht; zur Finanzierung des Baus vgl. Kreider, Lutheranism S. 41 f. Vgl. Bd. I Nr. 84 und Nr. 97 Anm. 1 sowie Nr. 86; Nr. 90; Nr. 95; Nr. 96; Nr. 100; Nr. 105; Nr. 108; Nr. 109; Nr. 111; Nr. 124 S. 5 3 3 - 5 3 6 .
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488. [J. G. Knapp] an Μ.
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Halle, 21.11.
1769
D. 21 ten Nov: 1769. An Η. Past. Mühlenberg zu Philadelphia. Wohlehrwürdiger, in dem Herrn herzlich geliebter Bruder, Aus meinem allgemeinen Circular-Schreiben an die sämtliche Arbeiter in dem Pensilvanischen Weinberge vom 2 t e n O c t : 1769. werden Sie die betrübte Nachricht von dem Absterben unsers theuren Herrn Cons. Raths D. Francken mit mehrerem ersehen haben. 1 Ich habe mich zugleich erkläret, daß ich mich der Pensilvanischen Gemeinen nach allem Vermögen, so der Herr darreichen wird, gerne annehmen wolle, auch vorläufig in einem besondern Schreiben 2 berichtet, daß der Herr das Herz eines vornemen Wohlthäters, des regierenden Herrn Grafen Wilhelm Carl Ludewig zu Solms=Rödelheim, erwecket, ein Legatum von dreyzehn tausend Gulden für die Pensilvanische Gemeinen auszusetzen, und sich derselbe erkläret, es noch bey seinem Leben auszuzahlen. Indessen war ich doch noch einiger massen besorgt, o b nicht Schwierigkeiten wegen der Auszahlung gemacht werden dürften. Es ist aber dieselbe nunmehr wirklich erfolget und dieses Geld von dem Herrn Pfarrer Grießbach, 3 einem Schwiegersohn des sel[igen] D . Rambachs, 4 den ich zu dem Ende die erforderte Quitungen zugesandt. Es dürfte sich aber bei dem Gelde noch einiger Verlust ereignen, weil es nicht in den anfangs versprochenen Sorten, sondern schlechterem Gelde ausgezahlt worden (vielleicht aus Interessirten Absichten des Cameralisten) und weil ohne dem 600. R[eichs]t[a]l[er] nach dem Reichs Cours nur rtl. in L[ouis]dor a 5. R[eichstaler] betragen; indessen bleibt doch ein ansehnliches Capital nemlich über 1000. £ st[erling] übrig. Der gedachte H. Pfarrer Griesbach wird nun, mit Zuziehung und Rath eines christlichen Kaufmanns, sogleich in Franckfurth sichere englische Wechselbriefe dafür einhandeln, womit er sich aber nicht übereilen wollen, um den besten Vortheil dabei zu suchen. So bald ich sie erhalte: werde sie an den Herrn Hofprediger Ziegenhagen übersenden und denselben ersuchen, die ganze Summe sogleich an Ew. Wohlerw. zu übermachen. Es hat zwar der Herr Graf vorher schreiben lassen, daß ein Extractum Testamenti bei der Auszahlung communiciret werden solte woraus die Disposition wegen der Verwendung zu ersehen sein würde; 5 Es schreibet aber der Herr Pfarrer Griesbach: „Wie dieses Capital angewendet werden soll, das wird noch gemeldet werden. Das aber haben des Herrn Grafen Excell. mir mündlich zu verstehen gegeben, daß Dero Absicht auf den rechtschaffenen Herrn Pastor Mühlenberg wegen seines kostbaren Kirchenbaues, und auf die Schulen in Pensilvanien gerichtet sey." Es ist daher auch kein Bedenken, daß Sie dieses ganze Legatum zu Abtragung der dringendsten Schulden anwenden können, wenn dagegen die Gemeinen oder Cor-
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porationen, die davon participiren eine Obligation ausstellen und sich verbindlich machen, daß sie jährlich die Interessen davon, 6 zu denen von dem hohen Wohlthäter intendirten verbesserten Schulwesen und andern heilsamen Absichten aus den Einkünften der Kirche bezahlen wollen. Ich habe auch dem hohen Wohlthäter in meinem Danksagungs=Schreiben bereits vorläufig gemeldet, daß man es mit diesem ansehnlichen Legat also einrichten würde. Der Name des Herrn sei demütig gelobet, daß Er uns eben zu einer solchen critischen Zeit, da es ihm gefallen, seinen Knecht d. H. D. Francken von uns zu nemen, diese besondere Probe seiner Gnädigen Fürsorge für sein Werk in Pensilvanien hat sehen lassen wollen. Über die Anstalten des Waisenhauses hat der Herr dann auch seine Hand gehalten, daß dieselbe in ihrer Verfassung unverändert fortgeführet und sein Werk nach wie vor unter seinem Beistand und Segen erhalten werden kann. Indem des Königs May[estät] auf meinen Allerunt[er]th[änig]st[en] Vorschlag den werten Herrn Professor Freylinghausen 7 als meinen Mit Directorem confirmiret, von dessen redlichen und treuen Gesinnung ich und alle Arbeiter am Waisenhause überzeuget und versichert sind, daß er nicht das Seine, sondern das, was Jesu Christi ist von ganzem Herzen suche. 8 Ich erkenne also darunter eine grosse Hülfe des Herrn für sein Werk so wohl in den hiesigen Anstalten als bey allem was mit denselben in Connexion stehet. Helfen Sie dann ferner den Herrn um seinen Beistand und Segen anrufen. N u n habe dem noch vieles auf Ihre an den sei. H. D. Francke geschriebene Briefe 9 etc. zu antworten, 1 0 ich will aber ietzt nur da der werte H . Pasche mir Ihren Brief vom 12ten Aug. a.c. 11 in Abschrifft communicirt: bei Beantwortung desselben stehen bleiben, und bedaure zuvörderst mit innigem Mitleiden, was Sie von Ihrer eigenen zunemenden Schwächlichkeit, die freilich durch die viele Strapazzen und Angreifungen des Leibes und Gemüts befördert werden müssen, und von der Kränklichkeit Ihrer werten Frau Liebste gemeldet. Der Herr helfe der leztern als der rechte Arzt, 12 und stärke auch Ihre abnemende Kräfte zum Besten des Ganzen der sämtlichen Gemeinen. Es ist ihm ja nichts unmöglich, und wir wollen, wenn auch Ihr natürliches Lebens Ziel seinem Ende näher kommen solte, Ihn doch anrufen, daß Er den Schatten am Sonnenzeiger Ahas noch einige Stufen wieder zurück gehen lassen, 13 und Sie so lange erhalten wolle, bis daß Er selbst auf die Zukunft für sein Werk gesorget habe. Ich bedaure auch, daß Ihr werter College und Schwiegerson, H. Schulze gleichfalls schwächlich zu werden scheinet, und wünsche nicht weniger, daß Ihn der Herr stärken und erhalten wolle. Ich bezeuge ausser dem mein herzliches Mitleiden über den starken Verlust, den Sie bei dem Käufer Ihrer ehemaligen Plantage in Providentz gelidten, zumal Sie durch nichts anders veranlasset worden, von dort nach Philadelphia zu ziehn und also jene Plantage zu verkaufen, als durch die Notwendigkeit, die Ihnen das Beste des Allgemeinen auferlegete, daher Sie diesen Verlust allerdings so ansehen können, daß Sie ihn um des Werks Gottes willen gelidten. Um so viel mehr aber wünsche ich auch von Grund des Herzens, daß Ihnen der Herr denselben durch seinen Segen anderwärts wieder
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Die Briefe des Jahres 1769
ersetzen und noch Ihren Kindern nach Ihnen seine Väterliche Fürsorge desto reicher wiederfahren lassen wolle. Er thue solches in Gnaden. Weil Sie denn auch Ihre vormalige Gedanken, daß nicht so bald wieder nöthig sein würde, mehr Prediger zu schicken, wieder zurück nemen und einen neuen geschickten Arbeiter für Philadelphia verlangen; 14 ich auch allerdings erkenne, daß solches absonderlich um der Zukunft willen nöthig sei zumal auch dermalen des H. Kurzen Gemeine in Tulpehokem vacant werden soll: so werde, unter herzlichem Gebet, mich ernstlich bemühen, so bald nur immer möglich, einen auszufinden und zu überschicken. Der Herr zeige nur selbst das rechte Subiectum an da ich freilich gerne auf ein solches Subiectum sehen wolte, welches Ihnen und Ihrem H. Collegen recht zur Erleichterung iezt und künftig gereichen könte. Gott sey gelobt, der so weit geholfen, daß die neue Kirche in Philadelphia eingeweihet werden können. Ich erwarte die Nachricht davon und von dem dabei gehaltenen Synodo noch aus Engelland. 15 Aus allen Umständen sehe ich wohl, daß insonderheit H. Helmuth einen guten Eingang findet und vermöge seiner Munterkeit gute Dienste thut. Konten Sie denselben noch bei sich in Philadelphia haben; so würde er Ihnen beiden die Arbeit sehr erleichtern. Man kan es nur nicht immer so einrichten, wie es am bequemsten wäre. Solte künftig sich zeigen, daß Sie ohne Schaden des ganzen zur Erleichterung Ihrer werten Frau Liebste und Ihrer eigenen Kräfte nach Tulpehokem ziehen könnten, da Sie übrigens von dort aus eben so gut das Räderwerk umtreiben helfen könten, wenn nur die Philadelphische Gemeine hinlänglich versorget und bey denselben keine Zerrüttung zu befürchten wäre: so überlasse solches Ihrer Prüfung vor Gott, da ich versichert bin, sie werden nicht alleine auf Ihre Erleichterung sehen, sondern vornemlich prüfen, was dem Ganzen vorteilhaft sei. Von den Rechnungs=Sachen schicke nächstens ein Pro Mem[oria] nach, 1 6 da Sie denn auch über alles quitirt werden sollen. Ich empfehle Sie und die liebe Ihrige in den g[nä]d[i]gen Schutz des Herrn und verharre mit herzlicher Liebe und Ergebenheit Halle d. 21 ten Nov. 1769.
Entwurf in AFrSt IV C 15:30 S. 110-113; HD S. 2144-2152. 1 2 3 4
5 6 7
Ew.
LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 10 S. 110-113.
Auch in
Vgl. Nr. 482 Anm. 2. = Nr. 482. Conrad Caspar Griesbach (1705 — 1777); Pastor an St. Peter in Frankfurt. Johann Jakob Rambach (1693 — 1735), Schüler und (1727) Nachfolger in der Professur August Hermann Franckes in Halle; vgl. Bd. III Nr. 410 Anm. 20. Vgl. Nr. 489. Hier folgt der gestrichene Zusatz: „wenn solche auch nur a 4 p[roj C[en]' gerechnet würden". Gottlieb Anastasius Freylinghausen (1719 — 1785); seit 1753 außerordentlicher Professor der
Nr. 488/489
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21.11./25. 11. 1769
Theologie, 1771 ordentlicher Professor und als Nachfolger Knapps Direktor der Franckeschen Stiftungen. 8 Vgl. Phil 2,21. » Vgl. Bd. III Nr. 447 sowie Nr. 463 und Nr. 480. 10 Hier folgt der gestrichene Zusatz: „und will hiedurch wenigstens das Vornemste berüren." 11 = Nr. 479. 12 Vgl. 2 Mos 15,26. 13 Vgl. 2 Kön 20,11; Jes 38,8. 14 Vgl. Nr. 480 S. 100. 15 Vgl. Nr. 480 Anm. 1. 16 Vgl. Nr. 553 unter Punkt 4 a).
489. [J. G. Knapp] an M.
[Halle], 25. 11. 1769
D 25 ten Nov. 1769 An H . Past. Mühlenberg zu Philadelphia Wohlehrwürdiger, in dem Herrn herzl[ich] Gel[iebter] Bruder, Mit Beziehung auf mein voriges vom 21 ten Nov. a[nni] c[urrentis] 1 berichte, daß zwar noch nicht die ganze Summe des f ü r die armen Pensilvan. Gemeinen von dem Herrn Grafen zu Solms Rödelheim bezahlten Legati in Englische Wechselbriefe verwandelt sey, von dem H . Pastor Grießbach aber auf Abschlag f ü r 1150 £ st. Wechselbriefe bereits übersandt worden, mit dem Versprechen, daß das übrige, welches vermuthlich so gar viel nicht seyn wird, nächstens mit der vollständigen Berechnung des Abgangs und Kosten nachfolgen solle. Diese 1150 £ sterl. werden also auch hierbey sogleich an den Herrn Hofprediger Ziegenhagen übersandt um selbige an Sie zu übermachen. Zugleich hat H . Pf. Grießbach die eigenhändig von dem H . Grafen unterschriebene Disposition wegen der Anwendung dieses Legati übersandt welche also lautet: „Meine Gesinnung in Ansehung derer dem H : Pastori etc. Griesbach zugestehen 13000. Fl[orins] gehet dahin: d a ß solche zum Behuff der Evangelisch Lutherischen Gemeinde in America und dasiger Anstalten solcher gestalten angewendet werden, daß hier von 10000. fl: zum Unterhalt derer Pfarrer und Schuhldiener, 3000. fl: aber, zu Abtragung dererjenigen Kirchenbau Schulden, sollen verwendet werden wo vor sich der dasige H . Pastor Mülenberg verbürget hat. 2 Rödelheim d: 25. Oct: 1769. W[ilhelm] C[arl] L[udwig] Graff zu Solms."
Entwurf 1 2
in AFrSt IV F 8 S. 34 f.; Reinschrift
= Nr. 488. Vgl. Bd. III Nr. 323.
der zitierten Erklärung ebd. S. 42.
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Die Briefe des Jahres 1769
490. An F. W. Pasche
Philadelphia, 26.11. 1769
Extract Schreibens des Hn. P. Mühlenberg an Pasche dat. Philadelphia d. 26 sten Nov. 1769 1) 1 Ich wünsche von Hertzen, wenns Gottes Wille und Hochw. Väter Rath wäre, daß meine 2 Knaben je eher je lieber kommen könnten, weil vom Friederich August etwas Unterstützung hofte, und den Henrich zur Schularbeit gebrauchen könnte: Denn ich bin übel dran, und habe keine Hülfe in meiner Schwachheit, wegen Philadelphia und Whitemarsh. Könnte durch Gottes Gnade etwas mehreres für Philadelphia und Tolpehaken geschehen, wäre es zu wünschen und zu bitten. Solte ich sterben ehe die Knaben kommen, möchte es auch nicht dienlich seyn. H. Pfr Schultz murret oft, daß er nicht nach Lancaster gekommen, weil er meinet, die Landluft und Lebensart würde zur Erhaltung seiner Gesundheit und Verlängerung seines Lebens dienen. Also stehet es nur schlecht mit Philadelphia: einer mit sinnlichem Heimweh nach dem Lande, und der andre mit Furcht auf den Sprung zur Ewigkeit. Und Philadelphia möchte einen großen Schlag bekommen, wenn es in den jetzigen Umständen verlaßen werden solte. Herr hilf uns oder wir verderben! 2 2) Meine Frau möchte gern, ja ungemein gern für hundert Thaler Hallische Artzeney mit den Knaben haben, und gern bezahlen, auch den Ris[i]co auf sich nehmen. Denn sie denckt, der allmächtige und gnädigste Gott würde die Knaben bewahren, und erhalten, und folglich auch die Artzney. Solte es aber mit einander untergehen, so wird sie im Stande seyn die 100 rthl. zu bezahlen 3) Bey der Gelegenheit wolte der junge H. Kuhn, 3 der sich bis dato wohl anläßt, einige Bücher haben, wie der Catalogue 4 weiset. Etliche habe ich ausgestrichen, weil er mich bat, ich solte es durchsehen und corrigiren. Sein H. Vater 5 will bezahlen. Er meinet, die Bücher dürften nur in Pappe-Deckel gebunden seyn: so paßirten sie beßer und leichter durch die Customs. 4) Nun richten die so genannten Methodisten auch eine Verfaßung in Philadelphia, nemlich von des Hn. Wesley's Freunden, 6 auf. Sie haben schon einen ziemlich großen Anhang. Es sind neulich 2 Lay preachers hieher von England gesandt worden, und einer Capt: Web hatte schon vorher den Anfang gemacht. 7 Sie hielten solemniter an, um unsere Michaelis Kirche zu renten, nur neben her, wenn wir keinen Gottesdienst darin hätten, und boten jährlich 50 bis 60 Pfund rente. Unsre Corporation fand es aber nicht rathsam, sondern schlug es ab, wegen vielerley Ursachen. Sie hätten sonst gern die 50 — 60 £ vorlieb genommen. Es schwärmet wieder aufs neue an allen Ecken und Orten von Englisch^ und deutschen Propheten, die sich einbilden, daß sie der Geist zum Predigen treibe etc. Die obgenannte Wesleysche Parthey hat nun vor etlichen Tagen die neu reformirte deutsche Streit-Kirche gekauft, wo sonst H. Hartwich und Hausile geprediget hatten. 8
Nr. 490
26.11.1769
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5) In Neuyork ist die alte lutherische Kirche 9 zugeschloßen. Die Ältesten und Vorsteher derselbigen haben den Hn. Weygand abgedanckt. 1 0 Er hat sich darüber im Englischen Druck heraus gelaßen, und seine Ältesten und den Hn. Mag. Gerock angegriffen, und beyder seits H. Gerock und Ältesten etc. der alten Kirche haben Englisch im Druck hart und grob dagegen geandwortet, so daß das Englische Publicum beyder Blöße mehr oder weniger sehen muß. H. Gerock hat auch unser vereinigt Ministerium etwas angetastet, den Weygand als ein Stück Vieh etc. beschrieben, und dem Publico zu verstehen gegeben, daß er (der Weygand) ein Glied der associirten Prediger sey. 6) Die eine Liste 11 für Bücher ist zur Probe für Mr. Laumann, einen Ältesten der Lancaster-Gemeine, der einen großen Laden von allerley Waaren und Büchern hält. Die letztern hat H. Pfr. Schultz für sich auf geschrieben, und bestimmet. 7) Was H . Pfr. Kurtz Brief 12 betrift, so ist nur zu mercken, daß wenn ich sage, ich wolte den Beruf annehmen hie oder dorthin, darunter zu verstehen, daß ein Noth Nagel seyn, oder die Sache aufhalten wolte, bis auf Hülfe etc. Ich hatte ihn in meiner Andwort ein wenig geübt. 8) In den Jerseyer Gemeinen habe auch nur ein paar schwache Adjunctos, nemlich den Peter Mühlenberg und Christian Streit, welche die Haupt Gemeinen, nemlich der Peter die in Neugermantown und Bedminster und Streit die Filiale nemlich Greenwich, Anweil, Pawlings Kiel versehen solten. Ich hätte nothwendig noch vor Winter eine Reise dahin thun sollen, weil allerley zu flicken (wenn man kleine Löcher nicht stopft, so reißt es endlich ins Gantze) 13 es war mir aber unmöglich, theils wegen Mangel der Kräfte, theils weil von Philadelphia nicht weg kann, wenn nicht jemand meine Stelle vertrit. 9) Ich habe des Hn. R. Peters seine Predigt, die er am 26sten Junii in Zion gehalten, und nun Englisch gedruckt wird, 1 4 bey Nachtzeit ins Deutsche übersetzt, und laße sie drucken, 1 5 und die Freyheit genommen eine kleine Dedication an Sr. Sr. Η. Η. Hn. Consist. Rath Francken Hn. Hoffpr. Z[iegenhagen] Hn. D. Plitt und Lehrer der Hamb[urger] und Savoy[er]Kirchen vorzusetzen, als ein Acknowledgement für die letztere Sendung der 2 Prediger H[elmuth] und S[chmidt] und die Collecten, 16 bis wir unsre schuldigste Dancksagung voller und beßer abstatten können. Ich hätte gerne mit dieser Gelegenheit Exemplaria mit geschickt, weil sie aber beyderseits erst unter die Preße genommen sind, so konnte nicht. Werden Sie doch nicht verdrießlich und müde über mein Geschreibe? Wer hangt der langt. 17 Ich schreibe mit Angst und beklemmten Hertzen. Mit demüthigst tiefster Veneration empfehle mich und alles übrige Anliegen den theuresten Hochw. Vätern nächst Gott, und flehe, daß Gott dieselben noch eine Zeitlang hier laßen wolle zum Besten seines Gnaden Reichs und vieler seufzenden Knechte und Kinder! etc. Heinrich Mühlenberg. 1 8
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Die Briefe des Jahres 1769
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 14:14 S. 220-222; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 220-222. Auch in HD S. 2415-2419 (mit dem Datum 23. 11. 1769). 1
Hierzu vermerkt Pasche am Rand: „Von diesem Punct wünschten der H. Hoffprediger bald möglichst die Meinung des theuren Hn D. Knapps zu vernehmen." 2 Vgl. M t 8,25; Lk 8,24. 3 Daniel Kuhn; vgl. Nr. 464. 4 Nicht erhalten. 5 Adam Simon Kuhn, Arzt in Lancaster. 6 Hervorgegangen aus einem Kreis Oxforder Studenten, der wegen seines ernsten Eifers so genannt wurde. John Wesley (1703 - 1791) wurde zum eigentlichen Gründer des Methodismus. Nach seinem Bekehrungserlebnis (erwachsen aus der engen Beziehung zum deutschen Pietismus herrnhutischer wie hallescher Prägung) formierte er als unermüdlicher Reiseprediger erweckte Gemeinschaften. Wortverkündigung durch Laienprediger, Betonung von Seelsorge und sozialem Engagement und die Forderung nach persönlichem Glauben und Umkehr wurden Kennzeichen der Bewegung, die sich als Erneuerung innerhalb der anglikanischen Kirche verstand. Trotz Anfeindungen blieb diese Einheit zu Lebzeiten Wesleys gewahrt, zur Trennung kam es 1795. Vgl. W. C. Barclay, Early American Methodism, 2 Bde., New York 1949/50 und Martin Schmidt, John Wesley, Bd. 1: Die Zeit vom 17. Juni 1703 bis 24. Mai 1738, Zürich und Frankfurt a. M . 1953, Bd. 2: Das Lebenswerk John Wesleys, Zürich und Frankfurt a. M . 1966 (in engl. Übersetzung als John Wesley: A Religious Biography, 2 Bde., London 1962/1973) sowie T h o m a s Allan Beetham, T h e Methodist Way: Notes on John Wesley's Rules, London 1960 und Gerald O . McCulloh, The Discipline of Life in Early Methodism through Preaching and Other Means of Grace, in: The Doctrine of the Church, ed. Dow Kirkpatrick, London 1964, S. 161 - 1 8 1 . 7 Am 20. 10. 1769 waren Richard Boardman und Joseph Pilmore in Amerika angekommen; vgl. Doris Elisabett Andrews, Popular Religion and the Revolution in the Middle Atlantic Ports. The Rise of the Methodists, 1770 - 1 8 0 0 , Diss., University of Pennsylvania 1986, hier bes. S. 3 0 - 3 3 , zu T h o m a s Webb auch Bd. III Nr. 442 S. 644. 8 Gemeint ist die St. Georgskirche; vgl. Nr. 480 Anm. 3. 9 Trinity Church, die Kirche der niederdeutschen Gemeinde. 10 Dazu ausführlich Nr. 478 und Nr. 487, zum weiteren Verlauf Nr. 493 und Nr. 498 S. 158. " Nicht erhalten. 12 = Nr. 483. 13 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 2 1 3 - 2 1 5 , 220 f. und Bd. 5 Sp. 1564. 14 Α Sermon, preached in the New Lutheran Church of Zion, in the City of Philadelphia, at the Instance of the Ministers, Wardens, and Vestry-Men, of the Incorporated Congregation of St. Michael's, on the 26th Day of June, 1769. By the Revd. Mr. Richard Peters, Rector of Christchurch and St. Peter's, in the Said City. Philadelphia: Printed by John Dunlap, at the Newest Printing-Office, in Market-street, the third door below Second street. (Evans Nr. 11412) 15 Nicht zu ermitteln. 16 Vgl. die Aufstellung in der Vorrede zur elften Fortsetzung der Halleschen Nachrichten; Η Ν 1 nach S. 971, H N 2 Bd. 2 S. 444. 17 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 347. 18 Für die Zeit bis zum 6. 12. 1769 ( = Nr. 491) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Anno 1769: Am 25 Novembr habe an M r : Immel von Canestoge ein Paquet gegeben To the Rev d Dr: Pütt: Darin war enthalten 1) eine Vollmacht an H. D: Plitt von Gottlob Wilhelm Ludwig Herman, Dreher in Philadelphia wegen einer kleinen Erbportion in Heilbronn. 2) ein Brief vom besagten H e r m a n an seinen Pächter Herrn Gottlob Moritz von Wasces, regierenden Bürgermeister in Heilbronn 3) ein Brief, von des Predigers Solm aus Hof im Voigtlande. 4) ein Bogen voll von mir an H . Dr: Plitt. p[er] Capt: Sparks auf London. (2) 1769 am 25sten Novembr: noch ein Paquet mit Capt: Sparks nach London abgesandt, worin enthalten war 1) Ein Bogen voll an Sr: W. Ehrw: H . W m Pasche [ = Nr. 490]. 2) Einige gedruckte Blätter von dem Witwenn Instituto der Engl. Missionarien Witwen in Communion
Nr. 490/491
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with the Church of England 3) ein halber Bogen von Mr: Weygands Complaints. 3) [!] Drey Catologi a) für 100 rhtl. Arzeney etc. b) für Bücher für Η. Dan: Kuhn c) Bücher für H. Laumann und H. Pfr: Schultz, d) ein Journal von H. Pfr: Schmidt und Briefe." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 Anhang S. 3; vgl. Tappert II S. 430). Ein Brief von Schmidt an Francke und Ziegenhagen (21. 11. 1769) ist erhalten in AFrSt IV C 14:13 S. 2 1 7 - 2 1 9 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 2 1 7 - 2 1 9 ; HD S. 2413 - 2415. (3) „Memorand: Am 30 Nov: 1769 empfieng einen Brief d[urc]h H. Franck Schulm[eister] von H. Pfr: Helmuth aus Lancaster] dat: d 27 Nov: 1769. worin er sandte a) 5 £ so H. Cons[istorial] Rath Francke in Halle für ihn ausgelegt: b) 3 £ so Peter u: meine Frau ihm geliehen: c) 3 £ für Fresenii Pastoral Saml[ung]. Er sandte am Gelde 2 ducaten 1 £ 8 Ein Maryl. Bill 2 - 5 ein paper Bill 5—0 ein paper Bill 2—10 11 £ 3 S." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 47; vgl. Tappert II S. 431). - Johann Philipp Fresenius, PastoralSammlungen. 24 Teile. Frankfurt am Mayn 1748 — 60.
491. An Eichelberger
Philadelphia, 6. 12. 1769
To Esq[uire] Eichelberger, His Majesty's Justice of Peace The Corporation of S: Michaels Church in Philadelphia humbly desires Esq. Eichelberger, to recover the within mentioned 5 Books, 1 according to the within mention'd Obligation and Condition of Mr: Hornell 2 at Yorktown and to deliver the said Books to Adam Simon Kuhn Esq. in Lancaster or his Order, which will oblige your humble servant Η: M . p[ro] t[empore] Rector of S: Michaelis Corporation, by order of the said Corporation. Philadelphia Dec: the 6 t h 1769. 3 Abschrift von Mühlenbergs Tappert 11 S. 431. 1
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S. 48 f. Auch in
Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg dazu: „übergab an Esq. Eichelberger von Yorktown folgende Handschrifft von Mr: Hornell, mit Bitte und Vollmacht, die bezeichnete Bücher zur Michaelis Bibliothec in Philadelphia zu recovern, und an Adam Simon Kuhn Esq in Lancaster zu erlaßen: ,Ich Endes unterschriebener, bescheinige hiermit, daß aus der S: Michaelis Kirchen* Bibliotheque folgende Bücher mit Genehmhaltung gelehnt bekommen: nemlich, 1. Dr: Speners Glaubenslehre, [Die Evangelische Glaubenslehre. Frankfurt 1688.] 2. Deßelben Thätiges Christentum [Deß thätigen Christenthums Notwendigkeit und Möglichkeit. Frankfurt 1680.] 3. Martin Moeliers Evangelien Postille: [Praxis Evangeliorum; das ist, Einfaltige Erklärung und nützliche Betrachtung der Evangelien, so auff alle Sontage und vornehmste Fest jährlich zu predigen verordnet sind. Görlitz 1601 u. ö.] 4. A.H. Franckens erstere Evangelien Postille: [Sonn- Fest- und Apostel-Tags-Predigten. Halle 1704 u.ö.]
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Die Briefe des Jahres 1769
5. und deßelben Bußpredigten. [Buß-Predigten. Halle 1706 u.ö.] Welche Bücher nach einigen und andern nothdürfftigen Gebrauch oben erwähnter Bibliotheque, richtig und unbeschädiget wieder zuzustellen verspreche. Welches mit meines Namens eigenhändiger Unterschrift bezeuge: So geschehen Philadelphia d 1 Julii 1763 Nils Hornell.'" Nicholas Hornell hatte sich 1763 dem schwedischen und deutschen Ministerium als Mitarbeiter angeboten und eine Berufung von der Gemeinde in Yorktown erhalten. Spätere Enthüllungen über seine Vergangenheit — er war unter Mordverdacht aus Schweden geflohen — beendeten die Zusammenarbeit. Vgl. Bd. III Nr. 252 Anm. 19(3); Nr. 306 S. 191; Nr. 312 unter Punkt 4) und Nr. 332. Für die Zeit bis zum 2. 1. 1770 ( = Nr. 492) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „1769. d 6 Dec: empfieng p[er] Paquet Boat via Newyork 2 Briefe a) London 5 th Sept: 1769 of Eleonor Spanghenberg Laynzy. To Mr: John Spangenberg at Mr: Millenberg [!] near the new Lutheran Church, North America, Philadelphia. b) To John Spangenberg — Philadelphia of Eleonor Spangenberg, 2 Octobr 1769. Direction: To Mr: Fridericks Spangenberg in little Vine Street. Chandler=Street, Covent Garden, London. Die 2 Briefe kosteten mir 10 Sh: 4 d." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 Anhang S. 4; vgl. Tappert II S. 431). (2) „Denen Ehrsamen Ältesten und Vorstehern unserer Mitvereinigten Evangelischen Gemeinen in Greenwich, Pequest, Amweil und an der Paulings Kiel in Jersey dienet hirmit zu wißen, daß unser Mitarbeiter am Evangelio der Ε: H. Christian Strait, so lange er nach der Evangelisch* Lutherischen Lehre nach Gottes Wort und der Augspurgischen Confession lehret, bleibet und wandelt, Recht und Freiheit haben soll in den obbesagten Gemeinen in seinem Probe Jahre, wenns nöthig ist und begehret wird, Kinder zu tauffen, und auch im äusersten Notfall einem Krancken der es begehret, fähig und würdig ist, das heilige Abendmahl zu reichen, nach unserer eingeführten Liturgie und Ordnung, und davon Red und Antwort zu geben g[eliebts] G[ott] auf unserm nächst zu haltenden Synod, welches bescheiniget Η: M. p[ro] t[empore] pr[aeses] M[inisterii] Philadelphia d 7 dec: 1769." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 49). (3) „1769 Dec: 9. Habe an die Eleonora Lentzin geschrieben in Englisch, und ein Brieflein von ihrem Bruder John Spangenberg, wie auch ein Briefl: vom Schulmeister Albrecht an H. Dr: Wachsei in London beygeschloßen, und das Paquetgen mit einem Schiffe nach Bristol gesandt." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 Anhang S. 4; vgl. Tappert II S. 431). (4) „1769. Decembr: 27. Bekam ein Brieflein von dem H. Pfrr: Schwertfeger aus Baltimore, worin er berichtete a) daß er glücklich angekommen b) ein Paquet Briefe an mich hätte c) und daß Sr: Hochw: H. Dr: Consistorial Rath Francke, der Seelen nach zur ewigen Ruhe befördert worden. * December: 30. Empfieng das vorerwähnte Paquet worin enthalten 1) ein betrübt» und tröstliches von Sr: Η. Ε H[errn] P[astor] Burgman 2) von Sr: H[ochwürden] H. Dr: Wachsei 3) von meinen 2 Söhnen aus Halle 4) einen an H. Pfr: Schmidt in Germantown 5) einen an Mr: Gottfried Deel in Germantown 6) etliche Commissionen aus dem Reich an H. Glotz in Northampton County etc." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 Anhang S. 4 f.; vgl. Tappert II S. 431).
Die Briefe des Jahres 1770
492. An F. W. Pasche
Philadelphia,
2. 1. 1770
Copia Schreibens des Hn. P. Mühlenberg an Pasche dat. Philadelphia d. 2 ten Januar. 1770 Am 27 sten Decembr. 1769 bekam ein Brieflein 1 aus Baltimore in Maryland von Hn. Schwerdtfeger, worin er meldete, daß er glücklich angekommen, auf der Reise nach Fredericktown begriffen, und sich im voraus entschuldigte wegen deß, was er in London bey Η. P. B[urgmann] gesprochen etc. 2 Berichtete unter andern auch was für ein Riß geschehen in Halle, und daß er ein Paquet Briefe 3 für mich hätte, welche er mit erster sicherer Gelegenheit übersenden wolte. Am 30 sten Dec. a[nni] p[raeteriti] empfieng die Briefe, nemlich a) ein besonders tröstliches von dem theuren Hn. P. Burgmann b) von Sr. H[och] E[hrwürden] D. Wachsei c) von meinen 2 Söhnen aus Halle d) und etliche Commissionen wegen verstorbener Personen etc. e) an Hn Pf. Schmidt etc. Heute am 2 ten Jan. 1770 empfieng E. W. — Paquet via Newyork, welches nur 10 shill. Curr. kostete und wenn es 5 mahl soviel getragen, mir nicht zuviel gedeucht hätte. Es enthielt 1) Dero mit zarter Liebe Weisheit und Mitleiden erfülltes Hertz gegen mich und übrige, in der Zuschrift vom 31 sten Oct: 1769 4 und 2) ein liebreich — an Hn. Helmuth 3) von meinen Söhnen, welche ein sinnlich sehnlich Verlangen, ja Heimweh nach ihrem noch schwachen und unerfahrnen Jünglings-Alter bezeugen, um heim zu kommen. 5 Ach — Es kommt doch Stoß auf Stoß, Schlag auf Schlag, Anfechtung auf Anfechtung, Beugung auf Beugung! Ich habe Todes-Fälle, schwere Kranckheiten, Hertzbrechende Angriffe in meiner Familie gehabt und noch! Ich bin mit Leiden, Furcht und Angst umgeben in meinem Amt und Stande von innen und außen! Ich kenne meine elende schwache Seite, und fühle meine Nichtswürdigkeit etc. Wenn mir alles entnommen würde, was meine Familie, und meine elende Privat-Person angehet, könnte michs wohl nicht so sehr niederschlagen, als der Verlust eines Rüstzeugs, eines Knechts Gottes, eines Vaters, der so viele Jahre dem Reiche Christi so unentbehrlich, so höchst nützlich, gesegnet und tröstlich gewesen! deßen die Welt und auch wir Undanckbare nicht länger wehrt waren. Klagl. 5, 16. Die Krone unsers Haupts ist abgefallen: ο wehe daß wir so gesündiget haben! Ich habe einen Vater, den mir Gott verliehen, der mich seit 1738 bis 1769 am Hertzen getragen, verloren! Er rief mich aus Sachsen, und stieß mich in diese Abendwüste! 6 Er ist mein unverrückter Gönner, Wohlthäter, Pfleger und Wohlwünscher gewesen! Meine Unarten, Ausschweifungen, Schwachheiten und Fehler etc. betrübten ihn wohl leider! konnten ihn aber nicht überwinden, mich wegzuwerfen, sondern die erhabene Liebe und Vater Treue gaben verdiente Verweise, suchten das Verrenckte wieder einzurichten, und Heßens denn wieder gut seyn. Wenn ich vermuthete, auf
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Die Briefe des Jahres 1770
gelöset zu werden, so war dis mein heimlicher Trost: Ach wenn du großer Erbarmer und alles regierender Heyland nur unsere theuresten Väter noch in deinem Gnaden-Reiche läßest, so wird dein noch schwaches Werck in Ost und Westen erhalten und fortgeführet werden. Ich muß offenhertzig bekennen, seitdem die annoch unvermuthete Nachricht empfangen, ist mir alles zu enge in der Welt, alles ekelhaft, alles finster wo hinsehe, gehe, liege oder stehe. Was ist eine Laterne ohne Licht? ein Gehirn ohne Lebens-Geister? ein Rumpf ohne Haupt? Was kann ich länger nutzen in dieser Welt? Meinem Gott und mir selbst zur Last seyn? Komm ο Tod du Schlafes Bruder! Komm und führe mich nur fort, löse meines Schiffleins Ruder etc.! 7 Es sey ferne, daß dem theuren Gottes Mann ich seine erlangte Ruhe, vollkommene Freude, 8 Herrlichkeit, 9 unverwelcklich E r b e 1 0 und Krone 1 1 mißgönnen solte. Es war eine höchst unverdiente Gnade, daß der gnädigste Gott ihn so lange, so viele Jahre, in seinem Gnaden=Reich hienieden gelaßen, und wir können die große Wohlthat in Ewigkeit nicht genug verdancken. Der theure Η . P. Burgmann und Ew. als meine von Gott verliehene Hertzens Brüder haben in Dero wehrten Zuschriften 1 2 Weisheit und Zärtlichkeit vereiniget, und die stärckesten Aufrichtungs und Trost Gründe gebraucht, welche auch hinreichend seyn mögen, ein erschrocken, betrübt und niedergeschlagen Gemüth aufzurichten in unserer hiesigen Crisi, wenn ich durch Gottes Gnade und Erbarmung nur erst durch das finstere Gewölcke hindurch sehen, und das holde Antlitz unsers allmächtigen und alles wohlmachenden Immanuels 1 3 erblicken könnte! Starcke und mächtige Trost Gründe! von der allergnädigsten Vorsehung Gottes hergenommen, daß der gnädigste Gott in Christo unsern allerliebsten Vater Ziegenhagen (ach ich küße seine zitternde Hände im Geist) den venerablen danck= und liebens würdigsten Greis, unsern Fürbitter Rath und Gönner, Wohlthäter und Pfleger aufs neue gestärcket, daß er 2 mahl wieder das Heil verkündigen können. Ach du allergnädigster Gott in Christo, laß ihn doch noch eine Zeitlang bey uns bleiben! erhöre doch unser Seufzen um deines großen Nahmens willen! verjünge und verneure doch seine LebensGeister und Säfte, daß die meist vollendete väterliche Seele, der gesalbte Geist, noch eine Zeitlang in der Hütte bleiben möge! 2) Daß die ewige Liebe des Erbarmens und Verschonens noch nicht müde, sondern mit einer Hand zwar einen Elias entrückt, aber mit der andern gnadenvollen Hand schon einen Elisa wieder vor den R i ß gestellt und zur Mauer gemacht! 1 4 einen M a n n nach seinem Hertzen! Wenn ich mich wieder erholen und leben solte, so würde unter andern dieses mit für eine vorzügliche Wohlthat schätzen, daß vor 30 Jahren die Gnade gehabt Se[ine] Hochw[ürden] Herrn Dr. und Director Knapp von Angesicht zu sehen, zu hören, und Dero Liebe und Erbauung zu genießen! Ich habe des theuren Mannes Gottes seine Handschrift und Segenswunsch noch in meinem Stamm=Buche, und was noch erfreulicher, so haben meine 2 Söhne schon hochväterlichen Rath, Liebe und Pflege von hochgedacht Denselben genoßen, und Dero Collegia frequentiret. Hie Herr und Gideon! Hie Schwerdt des Herrn und Gideon! 1 5
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— Ich muß schließen mit folgenden abgebrochenen Stücken 1) Ew. geneigte vom 15 ten Jul. und 21 s t e n ejusd. haben wir im Sept. 1769. richtig erhalten 1 6 2) Seit meinem Paq[uet] vom Aug. 1769 1 7 habe wieder eins gesandt mit Capt. Falconer der am 9 t e n Nov. von hier ab gefahren; 1 8 und am 25 s t e n Nov. 1769 das letzte mit Capt. Sparks 1 S 3) Nun habe noch eine sehnliche große Bitte, welche schon in meinen 2 letztern 2 0 berührt a) Ach um noch einen Helmuth für Philadelphia so bald als möglich! Denn meine Pulmones 2 1 wollen nicht mehr halten b) um meine 2 Söhne Friederich und Henrich, unter Aufsicht und in Gesellschaft eines neuen Arbeiters für Philadelphia. Verleihen Sie Fürbitte bey Sr. Hochw. Hn. Dr und Direct: Knapp und meinen alten Gönnern und Wohlthäter dem theuren Herrn Inspector Fabricius. 2 2 Meine Knaben haben beyde das Heimweh. Ich dancke dem himmlischen Vater, daß sie so lange in den gesegneten Anstalten erhalten und erzogen worden! Den Henrich gedenckt H. Helmuth zu sich zu nehmen und nützlich zu gebrauchen, und der Friederich kann mir durch Gottes Gnade g[eliebts] G[ott] noch etwas zur Erleichterung dienen wegen Barrenhill etc. Aber quaer[itur]: Woher die Reisekosten? und die Schulden, die sie bereits gemacht bey unsrem theuren Hn. Insp. Fabricius? Ach ich will ja gerne thun was in meinem noch schwachen Vermögen übrig ist. Sie halten in ihren 2 letzten Briefen 2 3 ängstlich an, daß ich andworten möchte, ob sie dieses Frühjahr mit kommen dürften? Wolten Ew. die Mühe nehmen, und mit ein paar Worten denen Knaben wißen laßen, daß ich consentirte, wenn es hochw [ürdige] Väter erlauben würden; so geschähe mir ein großer Dienst. 4) Ich laborire jetzt an einem catarrhal. Fieber. 5) Den gütigst erlaubten Wechsel hätte schon gezogen, zweyerley hat aber entgegen gestanden a) Weil die Kaufmanschaft gestopft [gehemmt] so kann man fast niemand finden, der eine Bill of Exchange kaufen wolte, und das p[ro] Cent ist auch so niedrig, daß sie für 100 £ st. nicht einmal 150 Currfency] geben wollen da man sonst 60 — 70— bis 80 p[ro] Cent gehabt b) bin immer in Sorgen gewesen wie es mit den Reisekosten eines so nöthigen neuen Arbeiters gehen möchte etc. Zwischen hier und dem Frühjahr kann sich viel ändern und weiter aufschließen. — Ich hätte gern die ins Deutsche übersetzte Rede des Hn. Peters, 2 4 in Zion gehalten, welche an Hochw. Väter, an Lehrer und Kirchen Räthe der Hoff Capelle, Savoy und Hamburger Kirche in London mit einer kurtzen Vorrede dediciret, mit gesandt, wenn dis nicht ρ [er] Paquetboat gienge. In selbiger Vorrede habe die Collecten in der H o f f Capelle Hamburger und SavoyGemeinen wie auch vom Hn. D. Plitt generaliter agnosciret. Sie wurden erst im Dec. fertig da die Londner Schiffe schon fort waren. Weil aber noch ein Reisender von hier über Bristol nach Franckfurt absetzte, so gab 2 Stücke mit an Hn. D. Plitt. Der Herr stärcke etc. 2 5 Mühlenberg.
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 14:15 S. 223-225; S. 223-225. Auch in HD S. 2419-2424.
LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11
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Vgl. Nr. 491 Anm. 3(4). Dazu ausführlich Nr. 463 S. 60 und Anm. 41. Vgl. Nr. 491 Anm. 3(4). Nicht erhalten. Der Brief ist nicht erhalten. Zur Berufung Mühlenbergs nach Pennsylvania vgl. Bd. I Nr. 3 — 9. Vgl. die sechste Strophe des Kirchenliedes „Du, ο schönes Weltgebäude" von Johann Franck (1618-1677). Vgl. Joh 15,11; 16,24; 17,13. Vgl. ζ. B. Röm 5,2; 1 Kor 15,43. Vgl. 1 Petr 1,3 f. Vgl. 2 Tim 4,7; 1 Petr 5,4; Apk 2,10. Nicht erhalten; vgl. oben. Vgl. Jes 7,14; M t 1,23. Vgl. Ps 106,23; Hes 22,30 und Wander Bd. 3 Sp. 1694 sowie 2 Kön 2. Vgl. Ri 7 , 1 8 - 2 0 . Vgl. Nr. 481 Anm. 2(3). Vgl. Nr. 480 Anm. 1. Vgl. Nr. 486 Anm. 41. Vgl. Nr. 490 Anm. 18(1) und (2). Vgl. Nr. 490 Punkt 1 und Nr. 486 S. 124. = Lungen. Sebastian Andreas Fabricius (1716 —1790), unter anderem zuständig für die Korrespondenz und die äußeren Geschäfte mit den Predigern in Nordamerika. Nach dem Tod Gotthilf August Franckes vermehrte sich sein Einfluß auf die Leitung. Beide nicht erhalten; vgl. den Briefanfang sowie Nr. 486 Anm. 41. Vgl. Nr. 490 Anm. 14 und 15. Vgl. Ps 18,36; 20,3.
493. An den Kirchenrat der niederdeutschen
Gemeinde in New York Philadelphia, 12. 1. 1770
Geehrte und achtbare Glieder des Kirchen=Raths der l sten Evangel. Luth. Gemeine 1 in Neuyork Geliebte Brüder, Ihr Werthes vom Jan: 1770 2 als eine Antwort habe heute mit der Post richtig empfangen, und bin insofern vergnügt, daß doch unserm Ministerio etwas zur Verantwortung vorlegen kan. Denn man sagt im Sprichwort: a bad or weak Excuse is better than none at all. 3 Sie belieben in Güte zu verstehen, daß ich nichts für meine privat Person, sondern als disjähriger praeses des vereinigten Ministerii an Sie habe Amts halber schreiben müßen, weil die gedruckten Bogen vom 2 Nov: a[nni] pr[aeteriti] 4 nicht allein in Neuyork Government, [sondern] auch in Pennsylvania, Jersey etc. etc. herum gesandt und ausgebreitet, und von denen, die Engl[isch] verstehen nicht änderst genommen, als daß unser Vereinigt Ministerium lieblos darinnen angetastet, und dem Publico spöttisch und verächtlich vorgestellet worden. Die Worte sind zu deutlich und können, nach dem Zusamenhang keine andre Meinung haben. Neither have we made ourselves subiect to any Consistory, in America,
Nr. 492/493
2. 1./12. 1. 1770
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though some Ministers, among which M r : Wey[g]and is one, when it suits his Convenience / have associated together and call themselves, a Consistory, without any Authority but their own. Die Lieben Brüder, haben in Ihrer Antwort zwar eine Erklärung darüber gegeben, aber sie paßet nicht, und wiederspricht sich selber. Denn sie können schwerlich beweisen, daß zu M e s s " Weygands und Gerocks Zeit die Lutherischen Prediger in Neuyork sich associirt und ein Consistorium aufgerichtet, oder auch Synods oder Coetus gehalten hätten. Es heißt ja nicht in Ihrem Druck, they intend to associate together: nicht: they are about to associate in time come; [sondern] ausdrücklich: they have associated together and call themselves a Consistory, among which M r . Weygand is one. Sie reden also nicht von der zukünftigen Zeit, sondern ohne Bedingung von einer Sache, die schon gewesen, und gegenwärtig noch ist. Und die erklären sie noch deutlicher mit den Worten: when it suits his Convenience. Das ist wohl gegeben und wahr nemlich: Wenn M r : Weygand oder einig ander falscher Bruder privat Nutzen und einige Vortheile hoffete, so wohnete er dem associirten Ministerio in Penns: mit bey, und brachte auch wol deputirte vom Kirchen=Rath mit. Wenn die falschen Brüder aber kein gut Gewißen hatten, und Klagen von der Gemeine und auch Censur und Bestrafung vom Ministerio befürchteten; so wolten sie lieber von Consistoriis oder Ministeriis in Europa dependiren, weil die am weitesten ab sind, und hier nichts zu rathen haben; und daher komts denn daß solche Herren das Vereinigte Ministerium verachten, verlästern und verläumbden, und lieber die hiesige Law und Lawyers gegen die armen Gemeinen gebrauchen. Eben so verhält sichs auch mit Gemeinen wenn sie sagen: wir haltens mit keinem Consistorio oder Ministerio: wir sind freye Leute, für uns selbst: brauchen Niemand, und bedenken nicht was der Geist Gottes sagt, Pred: Sal: 4,10. Wehe dem, der allein ist etc. Die Holländer sagten nicht vergeblich: vis unita fortior, 5 drey oder 7 dräthig[!] ist stärcker, als einfädemig[!]. Wenn unsere pennsylvanischen Gemeinen unter den unzäligen Secten und Anfechtungen nicht zusamen gehalten, und vereinigt gewesen, so wären sie schon längst ausgerottet und vertreten. Es stecket allemal des Satans M a x i m e dahinter, wenn Prediger oder Gemeinen, eine Christi. Vereinigung, Synods, Coetus oder dergl. verachten und antasten. Der 133 Ψ [Psalm] und alle Apostolische Briefe lehren es beßer. Kurtz, meine werthe Mitbrüder, ich will Ihnen aufrichtig und einfältig sagen, wie und was ich von der Sache muthmaße und glaube: Ich halte die 7 unterschriebene M ä n n e r zu ehrlich, aufrichtig und unschuldig, daß sie solten das Vereinigt Minist: mit Willen und Vorsatz so spöttisch dem Publico im Druck vorgestellet haben, und scheinet mir sehr probable, daß der Schreiber oder Schriftsteller, der es ins Englische gesetzt, oder der es unter Menagement gehabt, der Author sey, 6 der schon lange was unverdauliches im Magen gegen unser Minist: getragen, und bey dieser Gelegenheit, als ein aufgeblasener Puster seine verborgene Winde ins Publicum ausgelaßen. Er soll es auch wol nicht gantz umsonst gethan haben. Was des A[lbert] W[eygand] Falschheit gegen das Vereinigte Minist: und meine geringe Person insonderheit betrift, das habe ich schon viele Jahre her, und insonderheit die letztern Jahre mit Betrübniß
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Die Briefe des Jahres 1770
empfunden. 7 Ich wünsche ihm Gottes Gnade und Barmhertzigkeit zur wahren ungeheuchelten Buße und Bekehrung. Meine Anmerckungen über die Benennung von Wardens und Vestry, waren nicht so böse gemeint, wie Sie es genommen, Ihre Erklärung darüber will nicht paßen. Ob einer auf altdeutsch Hans: auf Holland. Jan: auf Franz: Jean auf Engl. John heißet, das bedeutet in allen Sprachen ein Begnadigter und ist einerley. Ein anders ist aber, wenn Jemand mit seinen rechten Namen Johannes oder John heißet, und nennet sich im Druck vor dem publico Michael oder Gabriel; und wenn einer seines Amtes ein Conestable ist, solte er sich wol im Druck vor dem Publico nicht Justice of peace, Judge oder dergleichen nennen. Inzwischen haben sie mit der Benennung unserer Religion und Kirche wol keinen Schaden gethan verba valent ut nummi. 8 Weil ihre harte Reflection im Druck heißt: they call themselves a Consistory, without any Authority but their own; so wolte man ihnen nur glimpflich zu Gemüthe führen was Rom: 2,1 stehet: worinnen du einen andern richtest, verdammest du dich selbst for you call yourselves before the public, Wardens and Vestry without any Authority but your own. Das sey genug von dieser unerbaulichen Sache. Gegen das übrige Ihrer gedruckten Sache habe nichts mehr einzuwenden, und dancke Ihnen hertzlich, daß sie in Ihrer Antwort mir eine weitere Aufklärung von der betrübten Streitsache geben wollen, weil mir Vieles dunckel war. Gott wolle sich in Gnaden um Jesu Christi willen erbarmen über das arme Häuflein in Neuyork das mir 1751—52 so viele Mühe gekostet, 9 und wie viel unzählige mal mehr dem Eigenthums Herrn, 1 0 der sie mit seinem theuren Blute so sauer erworben hat! 1 1 Verbleibe Dero Wohlwfünscher] und D[iener] Philad. d. 12 Jan. 1770.
Abschrift
von Mühlenbergs
Η: M .
Hand im Tagebuch
in PM 95 Λ Nr. 12 1 769 - 71 S.
50-53.
Die niederdeutsche Gemeinde von Trinity Church. Nicht erhalten; vgl. Nr. 487. 3 Eine schlechte Entschuldigung ist besser als gar keine. 4 Vgl. Nr. 487 Anm. 2. 5 Vereinte Kraft (ist) stärker. 6 Wahrscheinlich ist Gerock gemeint; vgl. Nr. 487 und Nr. 494. 7 Weygand hatte 1767 mit einem Brief an die Ältesten in Neugermantown versucht, Mühlenbergs Arbeit dort zu hintertreiben. Dieser Brief wurde Mühlenberg zur Kenntnis gebracht; vgl. Bd. III Nr. 402 Anm. 10 S. 511. 8 Vgl. Wander Bd. 5 Sp. 399: „Brauch der Worte, wie der Münzen, die gang und gäbe sind." 9 Zur Spaltung der Gemeinde in New York und Mühlenbergs Engagement dort vgl. Bd. I Nr. 84; Nr. 86; Nr. 90; Nr. 93 S. 413 f.; Nr. 9 5 - 9 7 ; Nr. 109. 10 Vgl. Joh 1,11. " Vgl. 1 Petr 1,18 f. 1
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Nr. 493/494
494. An [}. S. Gerock]
1 2 . 1 . / 7 . 2. 1770
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Philadelphia, 7. 2. 1770
H[och] E[hrwürdiger] H[err] P[astor] Hochgeehrt[er] H[err] M[agister] alter Freund und Gönner Endlich sind E[uer] H[och] E[hrwürden] so weit zum Eifer gereizt worden, daß Sie die Ursachen Ihres Misvergnügens gegen mich und mein public Conduct in Dero Zuschrift von 15 — 30 Jan: 1770 1 theils geoffenbaret und gewillet, künftig deutsch und Englisch im Druck zu publiciren, das deutsche mir privatim, und das Engl, an die Rev: Herrn Peters und Dr: Smith zu erlaßen. Hier scheinet mir ein Saltus in der procedour zu seyn. Ew. Η. E. bezeugen in Dero Angeehrten, daß in Dero redlich, aufrichtig und ungeheuchelten Hertzen meine elende Person ehemals die Stelle eines zärtlichen, standhaften Freundes, Gönners und Amtbruders der aber auch irren kan, und seine Mängel und Fehler in Briefen zugestanden, gehabt, bis Dr: M[agnus] Wr[angel] mein Hertz entwendet. Wenn dem so ist, hätten Ε. Η . E. als ein aufrichtiger Freund, Philosoph, Theologus erfahrner Lehrer und Amts» Bruder nicht schon längst mit sanftmüthigem Geist mich als einen fehlenden und irrenden nach Matth: 18 2 erst privatim, mündlich oder schriftlich überzeugen, und zurecht weisen, und wenn solches nicht angeschlagen, dann erst die übrigen gradus gebrauchen sollen? Gesetzt Ε. Η . E. wären in meiner Stelle gewesen, hätten in Philadelphia einen Engl, gedruckten Bogen empfangen, und von allen Seiten her gehöret und selber mit Augen gesehen, daß in besagter publiquen Schrift ein sogenanntes Luthjerisches] assoziiertes] M i n i s t e r i u m ] hönisch und lächerlich vorgestellet etc. Würden Sie wol erst die Hh. Subscribenten gefragt haben, was sie für einen assoc: Minist verstanden? wenn nur eins würcklich gewesen und noch ist? Und wenn die Hh. Autores geantwortet, sie hätten damit ein Gespenst verstanden, daß vor diesem so geschienen, als ob es erscheinen wolte oder künftig noch zum Vorschein kommen mögte: würden Ε. Η. E. damit sich selber und auch alle die Leser solcher gedruckten Schrift in Pennsylvania Jersey Maryland etc. etc. vergnüget haben? Ich glaube Sie hätten nach Recht und Billigkeit das Antasten des Minist: wenigstens in den Englischen Zeitungen, oder im Engl. Druck publice geahndet, und das wäre ja nicht offensiv: sondern defensive gewesen. Zum aller äusersten müßen Ε. Η. E. doch die Direction und Inspection über die gedruckte Defension gehabt haben, sonst würden Sie Ihren Werthen Namen nicht als Witness darunter gesetzt haben, und warum ließ denn Ihre Liebe, Sanftmuth und grad[us] theol[ogiae] zu, daß solche spöttische Reflection, die gar nicht zur Sache gehörte, mit einverleibt würde? Damit ist ja unserer Religion und armen Kirche in diesem frembden Theil der Welt unter so vielen misgünstigen Partheyen nicht gerathen! Was habe ich nun gethan? ein Crimen laesae Maj[estatis]? So lange die gedruckte defension von 8 reputablen Personen unterschrieben im Wesen und im Gedächtniß der Leser in America bleibet; so lange lieget die herbe Reflection auf dem Assoc: Ministerio. Ich habe dahero den Anfall privatim ahnden, und mit Anmerkkungen einigermaßen nach meiner Einfalt meinem ehemaligen Hertzens Freund
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Die Briefe des Jahres 1770
zeigen wollen, wie man im Modo vorsichtig seyn müste, wenn man vor dem respect[a]bl[en] Englischen] publico die Wunden unserer eigenen Kirche aufdecket, und was ungefehr ein unpartheyischer Freund, geschweige denn ein witziger [kluger] Feind unserer Religion über solchen Text glossiren und den Feder Krieg zum Schaden unserer Religion ausdehnen mögte, wenn er einen Deutschen, alten erfahrnen gelehrten philosopho»Theologum sich selber bald in prima, bald in tertia persona beschrieben findet. Wenn Paulus vor seiner Person um Christi willen die Wahrheit gegen falsche Apostel bezeugen muste; so setzte er hinzu: Ich rede thörigt etc. rühmte sich lieber seiner Schwachheit und seines gekreutzigten Herrn. 3 Ε. Η. E. belieben diese meine einfältige Anmerckungen die privatim gemacht und Ihnen versiegelt zugesandt, eine Schmähschrift zu nennen, und wol gar mit unter die vergalleten Pfeile aus der ferne zu zählen, und geben zu vernehmen, daß Sie selbige gründlich in Deutsch und Englisch wiederlegt, das Deutsche mir privatim communiciren, und das Engl, an Rev: Hh. P: und Dr S. senden und auch drucken Iaßen wolten. Dis nenne ich einen saltum. Wenn Ε. Η. E. bey Dero wichtigen Amte, so viele Zeit, Kräfte und Muße übrig haben, und mit mir ein weitläuftig Feder Gefechte anfangen wollen, so muß es doch wenigstens vernünftig und regelmäßig geschehen. Ex[empli] gr[atia] I. In Dero Bogen ist ein assoc. Luth. Minist: offensive angegriffen. 2) Ich habe privatim Anmerckungen darüber gemacht, solche unserm Ministerio noch nicht communicirt, sondern Ihnen versiegelt zugesandt 3) Sie wollen Ihre Wiederlegung schon an Rev: Hh. P. und Dr. S. erlaßen, und die Hh. haben meine privat Anmerckungen noch nicht einmal gesehen, und das würde ja Ihre Vertheidigung zu Noten ohne Text machen. 4) Recht und Billigkeit erfoderte, daß ich meine Anmerckungen erst 500 oder mehr mal drucken laßen, und sie in alle provincen und Gemeinen etc. versenden müste, wo Ihre erste Vertheidigung hingekommen, und alsdenn folgte Dero Schrift im Druck und publicirung, hernach folgte denn meine Defension und so immer fort, bis wir das Parergon in der Ewigkeit dem großen Hirten der Schafe 4 und Lämmer überliefern könten etc. Wenn das kan hinreichend bewiesen daß in der 8 Personen ihrer abgenöthigten Vertheidigung das assoc: Min: nicht gemeint sey, und auch den Lesern änderst bedeutet werden; so habe ich geirret, weil irren und übereilen menschlich ist; und dahin gehören freylich Dero außerlesene angefürte Sprüche, die mir, als das untriegl[iche] Wort Gottes den besten Eindruck geben. Wobey mir auch einfielen das 22 Cap: Josua absonderl. V: I I , 12, 13, 30, wenn man vom Großen auf Kleine ähnliche Fälle dencket. Ja wenn ich selber und andere mit hinreichenden Gründen überzeugt worden, daß das assoc: Minist, nicht gemeint, so hätte gern aus Liebe und Verlangen zur Erneuerung der alten Freundschaft, in so fern sie unserer Religion und Kirche in dieser Abendwüste zum Besten dienet, die Losung aus Gen: 38,26 mit gehöriger Abstraction gegeben. Sölten Dero angefürte Sprüche ausgeübet werden, so muß von uns beyderseits erst eine aufrichtige Communication unserer Misverständniße vorhergehen, ehe man nöthig hat das publicum mit Allotriis zu beschweren, und die so höchst nöthige Zeit und Kräfte zu ver-
Nr. 4 9 4 / 4 9 5
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7. 2 . / 2 . 4 . 1 7 7 0
schwenden. Was Ε. Η. Ε: von einem frommen Vater und Kirchen Regenten zu erwehnen belieben, neml[ich] B[ernhard] H[ausi]le davon ist mir wenig bekant. Er ist 14 Jahre unter Dero generalen und specialen Seelsorge und Pflege gewesen, und von Ihnen selbst gewürdiget, bestimmet, und zur nächst und wichtigsten Freundschaft, neml. Gevatterschaft aufgenommen worden und hofentlich kein Feind von Ihnen. Übrigens treibt der alte Menschen Feind Satan seine gewöhnliche Methode und Krieges Lust, daß er Streit in der Kirche zuwege bringen, die Diener Gottes auf parerga verleiten, unter Freunden Argwohn erwecken und unterhalten, und im trüben fischen mögte. Ew. Η. E. Schluß und Segens Wunsch scheinet mir anzudeuten daß in Dero Gemüthe noch Spuren von alter Freundschaft verborgen liegen, weil Sie versichern zu seyn ohnerachtet meines Conducts ein aufrichtiger Mitbrfuder] und redl [icher] Freund, der verharret unverändert in Leid und Freud, deßen mich erfreue und verhoffe ins künftige durch Gottes Gnade zu bedienen, und würdig zu werden Philad: d 7 Febr: 1770.
Abschrift 1 2 3 4 5
von Mühlenbergs
Ε: Η. E. meines alten Freundes und Gönners ergebener M . s
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S.
55-58.
Nicht erhalten; zur Sache vgl. Nr. 487 und 493. Vers 15 - 17. Vgl. 2 Kor 11,23.30; 10,17. Vgl. Hebr 13,20. Im Anschluß an den Brief vermerkt Mühlenberg: „April d 17™" 1770 habe zum letzten mal d[urc]h M r : Bertram [John Bartram] an H. Pfr. Gerock nach Neuyork geschrieben." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 58; vgl. Tappert II S. 432).
495. An die Altesten und Vorsteher ship
in Easton, Greenwich
und Williams
Philadelphia,
Town-
2. 4. 1770
Ehrsame Herren Älteste und Vorsteher der Vereinigt Evangelischen Gemeinden in Easttown, Greenwich, Williams Township etc. Sehr werthe und geliebte Mitbrüder, Ihr Berufs=Instrument d[atirt] d[en] 19 Febr: 1770 1 ist mir heute durch geliebten Bruder Mr: Gottfried Klein, richtig übergeben worden. Nichts ist mir angenehmer zu hören und zu sehen, als wenn Gemeinden sich mit einander zu dem Zweck vereinigen, daß sie Gottes Ehre und ihrer Seelen Heil befördern, das trostreiche Evangelium auf ihre Nachkommen fortpflantzen, und in brüderlicher Eintracht leben wollen wie im 133 Ψ 2 stehet. Ihr gerechtes Verlangen nach einem treuen Seelsorger, soll bey der nächsten Synodal Versamlung3 in
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Die Briefe des Jahres 1770
gehörige Betrachtung
gezogen,
und
a u f die b e s t m ö g l i c h e
Weise
befördert
w e r d e n , d e n n wir e r w a r t e n n o c h m e h r e r e H ü l f e a u s E u r o p a . I n d e ß e n w e r d e n die z u n ä c h s t w o h n e n d e v e r e i n i g t e H [ e r r e n ] A m t s = B r ü d e r so g ü t i g seyn u n d die v a c a n t e n G e m e i n d e n , s o viel ihnen m ö g l i c h zu t h u n b e s u c h e n , u n d w e n n ich Hülfe und Erleichterung b e k o m m e , und der H e r r mir Leben und Gesundheit verleihet, w e r d e a u c h m i t n ä c h s t e m bey Ihnen v o r s p r e c h e n u n d m i c h m i t Ihnen zu e r b a u e n s u c h e n . 4 Alles w a s ich w ü n s c h e ist dieses, d a ß sie m ö g e n
einig
bleiben, u n d sich n i c h t w i e e h e m a l e n d u r c h f a l s c h e A p o s t e l 5 u n d s c h l e i c h e n d e p r e t e n d i r t e L e h r e r v e r r ü c k e n u n d z e r r ü t t e n l a ß e n . H . Pfr: S c h u l t z u n d ich, g r ü ß e n Sie alle, s a m t Ihren w e r t h e n F a m i l i e n h e r t z l i c h , m i t A n w ü n s c h u n g alles Segens f ü r Seele u n d L e i b a u s d e r G n a d e n = F ü l l e J e s u C h r i s t i 6 und verbleiben I h r e zu m ö g l i c h e n D i e n s t e n v e r b u n d e n e W o h l w ü n s c h e r u n d F r e u n d e P h i l a d e l p h i a den 2 t e n A p r i l 1 7 7 0 . 7
Abschrift 1
2 3
4
5
6 7
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 A Nr. 12 1769-71
Η Μ.
S. 60.
Nicht erhalten. Im Tagebuch heißt es dazu: „Dienstags d 26 Junii ... Abends kam ein Vorsteher Mr: Gottfried] Kl[ein] mit einem I,and=Wagen aus Greenwich in Jersey an, welcher mich abholen wolte zu den vacanten 3 vereinigten Gemeinen in Greenwich, Easttown und Wilhelms oder Lower Saccona Township welche einen schrifftlichen Beruf an Praesidem Ministerii uniti gesandt, und darin um den Herrn Pfrr: Emanuel Schultz zu ihrem Seelsorger bitten ..." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 96; AFrSt IV C 14:21 S. 274; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 274; Tappert II S. 448). Ps 133,1. Am 24./25. Oktober in Reading. Der Synodalbericht (von Kunzes Hand) ist erhalten in AFrSt IV C 14:23 S. 3 1 4 - 3 1 9 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 3 1 4 - 3 1 9 sowie in HD S. 2440 - 2456; Nova Acta Historico-Ecclesiastica, Einundneunzigster Theil, Bd. XII, Weimar 1773 S. 337 351; Documentary History S. 121 —128. Es wurde beschlossen, Christian Streit (am 25. 10. 1770 ordiniert) weiterhin bei den mit Easton vereinigten Gemeinden zu belassen. Auf einer Reise vom 13. 6. bis zum 13. 7. 1770 besuchte Mühlenberg auch diese Gemeinden; vgl. PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 9 6 - 1 1 4 und Tappert II S. 4 4 8 - 4 5 8 . Daniel Schumacher, mit dem Mühlenberg am 10. 7. 1770 in Allemangel eine ergebnislose Unterredung hatte; vgl. die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 107; AFrSt IV C 14:21 S. 298; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 298; Tappert II S. 454 sowie Glatfelter I S. 127 f. Vgl. Joh 1,16. Für die Zeit bis zum 14. 5. 1770 ( = Nr. 496) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1770: Memorandum] Im Monath April bekam einen Brief von den Ältesten und Vorstehern, unserer vereinigten Gemeine in Tulpehaken, worin sie meldeten, daß Herr Pfr: Kurtz Sen: am 24 des selben Monaths mit seiner Familie ab, und nach Yorktown zu reisen beschloßen, und ihre Gemeinen verlaßen, und den Versuchungen der unordentlich lauffenden Predigern ausgesetzet seyn würden, und baten, daß ich balde hinaufkommen und mich der verlaßenen Gemeinen annehmen mögte. Herr Pfr: Kurtz schrieb auch und berichtete gleichfals seinen Abzug mit Vermelden, daß er g[eliebts] G[ott] d 13tcn Maii am Sontage Cantate wieder in Tolpehaken seyn und eine Anzahl junger Leute, welche er zuvor unterrichtet, confirmiren, und zum Abschiede predigen wolte. Weil ich denn am 23sten April a[nni] c[urrentis] ein Schreiben von Sr: WohlEhrw: Herrn William Pasche aus London empfangen und tröstlich benachrichtiget, daß ein neuer Arbeiter [Johann Christoph Kunze] für Philadelphia beruffen worden, der vielleicht noch in February,
Nr. 495/496
2. 4./14. 5. 1770
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oder bald, von Halle seine Reise antreten und vermuthlich meine 2 Söhne [Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst] mitbringen würde etc. so empfand mich gestärket, und resolvirte einen Besuch nach den Gemeinen in Tolpehaken zu wagen." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 62; AFrSt IV C 14:20 S. 232; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S.232; vgl. Tappen II S. 4 3 2 f . ) .
496. [J. G. Knapp] an M.
Halle, 14. 5. 1770
D 14 ten Maii 1770. An H. Past. Mühlenberg zu Philadelphia Wohlehrwürdiger, In dem Herrn herzlich geliebter Bruder, Der Herr sey gelobet, der unser demütiges Gebet in Gnaden erhöret und einen treuen Arbeiter in seinen americanischen Weinberg abermal angezeiget hat, nemlich den werten H. Kunze. 1 Es haben sich bei dessen Beruf manche deutliche Spuren der Regierung Gottes gezeiget. Da ich dachte, durch die von dem hohen Wohlthäter zu Erhaltung treuer Arbeiter in Kirchen und Schulen legirte 10/m[ille] fl. seye zum Theil der Zweifel gehoben, woher einem dritten Prediger in Philadelphia der Unterhalt verschafft werden möchte: so fielen mir die Worte Isaacs ein: Hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Schaf zum Brandopfer? und ich tröstete mich durch die Antwort Abrahams: Gott wird ihm ersehen ein Schaf zum Brandopfer. 2 Und siehe, der Herr hats gethan. Da der H. Kunze, wegen seines uns bekannt gewordenen redlichen Grundes, bereits für die Mission in Vorschlag gewesen, damals aber Hinderungen in den Weg gekommen; so war er einer der ersten, welcher mir dermalen ins Gemüt kam. Nach herzlichem Gebet zu Gott ließ ich ihm den Beruf antragen, und da er eben einige Tage vorher einen merkwürdigen Traum gehabt, so wurde sein Gemüt bei diesem geschehenen Antrag durch Vergleichung Act. 16,9. nach herzlichem Gebet und Überlegung mit guten Freunden, zu dessen Annehmung bald geneigt. Damit aber seine Entschliessung desto festeren Grund haben möchte; so gefiel es Gott, ihn durch dazwischen kommende Schwierigkeiten in einen nicht geringen Kampf zu führen, darunter er aber des Willens Gottes nur desto gewisser versichert worden und sich aufs neue mit aller Willigkeit entschlossen aus Gehorsam gegen den Göttlichen Ruf gerne alles zu verleugnen und sich seinem Werk in Pensilvanien redlich hinzugeben. Ich zweifele nicht, sein guter Grund so wohl in der Erkenntniß als Erfahrung und zugleich seine feine Gaben, werden ihn zu einem brauchbaren Gefäs seiner Barmherzigkeit machen 3 und der Herr werde ihn bei den Pensilvanischen Gemeinen zum Segen setzen und Ihnen zur merklichen Hülfe und Erleichterung gereichen lassen. Der Herr fördere seinen Weg und bringe ihn wohlbehalten zu Ihnen!
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Die Briefe des Jahres 1770
Ich habe seine Vocation 4 so eingerichtet, daß er als dritter Prediger für Philadelphia berufen werde, und zugleich des Filials Barrenhill mit gedacht worden. Sie werden dann alles nach den dortigen Umständen näher einzurichten wissen. Weil es immer Schwierigkeiten gibt, wie solchen neuen Arbeitern, wenn sie viele Kleidungsstücke gebrauchen und auch gerne noch manche Bücher und dergleichen haben wollen, gedienet werde, daß sie das nöthige bekommen mögen, und gleichwohl nicht zu tief in die Almosen hineingegriffen werde; so habe ich nöthig gefunden, etwas Gewisses zu diesem Zweck vest zu setzen, und dermalen zur Probe es so eingerichtet, daß ich ihnen von der Zeit seines Berufs an, nemlich vom Anfang dieses Jahrs bis zum wirklichen Genuß seines künftigen Salarii, 50. £ sterl. oder 300. rth. jährlich ausgesetzt, so er aus den Almosen=Collecten, ausser seinen Reise Kosten und der freyen Defragirung geniessen und davon die nöthigen Kleidungsstücke und Bücher sich selbst anschaffen solle, da er dann auch bei seiner Ankunft in Pensilvanien, ehe er sein Amt wirklich antreten kan, nicht nöthig hat, andern zur Last zu werden. Ich habe ihm solches Salarium von einem halben Jahr, nemlich von Anfang dieses Jahrs bis Johannis mit 150 rth. auszahlen lassen. Wenn er nun angekommen seyn wird, so werden Sie ihm dann auf die Zeit, bis sein künftiges eigentliches Salarium eingehen wird, auf Rechnung der Collecten das weiter Betragende nachzahlen. Ich habe hiervon nichts in die Vocation gesetzt, sondern es nur hier melden wollen; zumal ich nicht weiß, ob man künftig nicht etwan wieder eine andre Einrichtung wird machen müssen. Der dermalige Vorrath in der Collecten=Casse ist zu den erforderlichen Reise Kosten nicht hinreichend gewesen, sondern es hat das meiste dazu vorgeschossen werden [müssen]. So bald alles klar seyn wird, werde die Rechnung abschliessen lassen und übersenden, und alles was in Rechnungs» Sachen zu reguliren ist, in Ordnung bringen lassen. Der Herr aber wird hoffendlich weiter in Gnaden für sein Werk in Pensilvanien sorgen. Vor ietzo empfehle Sie in den Schutz des Herrn und verharre mit aller herzlichen Liebe Ew r .
D 14 Maii 1770. An Η. P. Mühlenberg zu Philadelphia. P.S. O b es gleich Ihren beiden lieben H. Söhnen 5 zu gönnen gewesen wäre, daß sie noch einige Jahre hätten hier bleiben und so wohl in Studiis theologicis sich recht gründen, als auch im informiren und sonderlich im catechisiren sich üben können; so habe doch aus Gründen, die mir hinlänglich geschienen, nach reifer Überlegung und herzlicher Anrufung Gottes, nicht unrecht zu thun
Nr. 496
14. 5. 1770
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geglaubt, wenn ich sie bei dieser bequemen Gelegenheit mitreisen ließe weil 1.) die liebe Eltern zu wünschen scheinen, daß sie selbige bald wieder bey sich sehen möchten 6 2.) Auch schon der sei. H. Rath Francke willens gewesen Ew. Wohlehrw. vorzustellen, ob es nicht besser wäre, daß sie unter Ihrer väterlichen Aufsicht durch privat=Fleiß ersetzten, was ihnen noch an Gründlichkeit der Studien fehlte: Wie dann auch verschiedene von den Mitarbeitern, die mit ihnen zu thun gehabt mehrmalen geäussert, wie sie glaubten, es würde solches nützlicher seyn, und der Zweck viel besser erreichet werden, als hier. 3.) Weil sie selbst ein Verlangen nach Hause zu haben geschienen 4.) auch die Kosten von ihrem längeren hiesigen Aufenthalt Ihnen zu schwehr werden möchten. Wozu dann noch 5.) kommt, daß man nicht weiß, wie bald sich eine so gute Gelegenheit in erwünschter Gesellschaft und Aufsicht zu reisen wieder finden möchte; vornemlich auch 6.) weil ich wegen ihrer Gemüter besorget bin, ob sie nicht hier mehr auf Ausschweifung gerathen und Principia einsaugen möchten, die unter dem Schein grosser Gelehrsamkeit divulgiret werden, aber vielen Schaden thun können. Junge Leute fallen gerne auf neue Sachen und je mehr man sie warnet, desto begieriger pflegen sie zu werden. Was nun ihre Gemütsbeschaffenheit betrifft: so wünschete freilich, daß von einer Treue gegen den Zug des Vaters etwas Zuverläßiges melden könte. H. Helmuth wird wohl die gute Hoffnung, welche vor dessen Abreise sich insonderheit wegen des jüngern zeigte, erzehlet haben. 7 Es schien auch mit seiner Besserung eine Zeitlang Ernst zu werden. Allein bei einer gewissen Gelegenheit ließ er sich vom Hochmuth und Trotz hinreissen und weil er in Gegenwart der Praeceptorum und aller orphanorum einen unschuldigen kleinen Knaben, der ihm zu nahe gestanden, übel tractirt hatte; so muste er mit dem Career gestraft werden, da er dann anfänglich noch sehr spröde gethan, endlich aber gute Worte gegeben und alle gute Besserung versprochen, sich auch hernach bis er auf die Universität gegangen ordentlich verhalten, auch auf der Universität so wie der ältere eben keine Unordnungen gemacht. Er hat sonst ein unvergleichliches Genie, gleichwie es dem ältern auch nicht daran fehlet. Dieser hat von Natur ein geschmeidigeres Wesen, so daß ich eben nicht sagen kan, daß er seinen Vorgesetzten Noth gemacht habe. Man hat aber doch bisher bei beiden noch keinen wahren Ernst bemerket, sondern vielmehr aus ihrer Gesellschaft und d[er] gleichen] geschlossen, daß ihre Gemüter noch leichtsinnig seyen. Ew. W. können nun leicht selbst erachten, daß bey diesen Umständen mir es noch nicht möglich gewesen, dahin zu votiren, daß einer von ihnen zum Predigtamte tüchtig sey, da noch kein Anfang einer reellen Herzens=Änderung bey ihnen angetroffen, wenn man auch den Mangel einer hinlänglichen Erkenntniß übersehen wolte. Nichts desto weniger traue ich es dem erbarmungsvollen Heiland zu, Er werde ihnen ferner nachgehen und das Gebet und Exempel ihrer theuren Eltern an ihnen segnen, daß er sie nicht nur zu sich ziehn, sondern auch zu Werkzeugen seiner Gnade bei andern machen möge. Wenn Sie sie nur hinlänglich zu beschäftigen suchen, sie anweisen, wie sie in theologischer Erkenntnis sich durch eigenen Fleiß immer besser gründen könnten und insonderheit ihnen
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Die Briefe des Jahres 1770
Anleitung geben die Göttlichen Wahrheiten auf eine saft[ige] und erbauliche Art zu tractiren; so haben sie schon in der Schule und bisher gehörten Collegiis so vielen Grund geleget, daß sie durch Lesung guter Bücher sich selbst helfen können. Und wenn Gott ihre gute natürliche Gaben heiliget; so können sie brauchbar werden. Ich zweifele auch nicht, daß Sie ihnen im Schreiben einige hülfliche Hand werden leisten können, entweder wenn Sie ihnen dictiren oder ihnen etwas abzuschreiben oder die Materie zu einem aufzusetzenden Brief angeben, auch möchten sie in der Schule nützliche Dinge thun. Wenn sie auch sonst sich gut verhalten; so werden sie wohl bald zuweilen eine Predigt abnemen können wie es dann nicht schaden könte, wenn sie auf Barrenhill oder an andern Orten, wo nicht alle Sonntage Predigt seyn kan, die andern Sonntage zuweilen predigten. Wirklich aber eine Gemeine ihnen anzuvertrauen, ehe sie zu einem mehrern Ernst erwecket würden, wolte und könte ich nicht rathen. Halle vt in literis den Entwurf
in AFrSt IV A
8:9/10.
1
Johann Christoph Kunze ( 1 7 4 4 - 1 8 0 7 ) ; studierte in Leipzig Theologie (1763 - 1 7 6 6 ) und lehrte anschließend im Kloster Bergen. 1770 nahm er die Berufung nach Philadelphia an (Akten in AFrSt IV A 8), wurde im Frühjahr in Wernigerode ordiniert und kam mit den beiden Söhnen Mühlenbergs, Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst, am 22. 9. 1770 in New York an. Bis 1784 arbeitete er in Philadelphia, dann in New York. Am 23. 7. 1771 heiratete er Mühlenbergs Tochter Margaretha Henrietta. Er engagierte sich als akademischer Lehrer und fand als Gelehrter allgemeine Anerkennung. Zu seinen Verdiensten zählen die Gründung eines Seminars in Philadelphia (1773), die Wiedervereinigung der niederdeutschen und hochdeutschen Gemeinde in New York (1784), die Gründung des New Yorker Ministeriums (1786) und die Einführung eines lutherischen Gesangbuches in englischer Sprache (1795). Vgl. Haussmann S. 1 5 - 1 9 ; Glatfelter I S. 74 f.; Mann S. 438 - 442.
2
Vgl. 1 Mos 22,7. Vgl. Röm 9 , 2 1 - 2 3 . Erhalten in AFrSt IV A 8:1. Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst. Vgl. Wallace, Muhlenbergs S. 74 — 82 und Mann S. 4 2 9 - 4 3 5 . Vgl. Nr. 479 S. 93; Nr. 480 S. 99; Nr. 486 S. 121 f. und 124; Nr. 490 S. 136; Nr. 492 S. 145. Vgl. Nr. 486 S. 121.
3 4 5
6 7
497. []. G. Knapp] an M.
Halle, 14. 5. 1770
D 14 ten Maii 1770. An H. Past Mühlenberg zu Philadelphia. Pro Mem. Obgleich die Frau Witwe des sei. H. Past. Handschuchs sich bis her wegen der an ihre hiesige Schwägerin, die Witwe des Accise-Inspectoris Handschuch,
Nr. 496/497/498
14. 5./14. 5./24. 5.1770
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zu fordern habenden 400. rth. 1 nicht gemeldet: so ist doch diese so ehrlich, daß sie sich selbst an ihre Schuldigkeit erinnert. Sie hat beigehenden Brief an ihre Fr. Schwägerin geschrieben, um derselben ihr Andenken zu versichern und dabei sich erkläret: Sie würde es als eine Wohltat ansehen wenn ihre Frau Schwägerin noch einige Jahre mit ihr Geduld haben wolte und dieselbe solle in diesem Fall des Capitals wegen sicher seyn, wie denn diese 400. rth. die erste hypothec auf dem Hause hätten, weil es das Erbtheil des sei. H. Pastors gewesen. Wenn sie aber etwan gedrängt würde das Capital zu fordern: so müsse sie nur eine gerichtliche Vollmacht zu dessen Erhebung überschicken, damit die Hypothec bei hiesigen Gerichten gelöschet werden könne, da sie dann so viel anderwärts auf diese Hypothec geliehen zu bekommen hoffe. Es werden aber die Abzugs=Gelder gezahlt werden müssen. Halle den 14 ten Maii 1779. 2
Entwurf
in AFrSt IV A 8:21.
' Erbanspruch Handschuhs gegenüber seiner Familie in Halle; vgl. Bd. III Nr. 434 unter Punkt 3.) S. 622 und Nr. 413 unter Punkt 4) S. 560. 2 Für die Zeit bis zum 24. 5. 1770 ( = Nr. 498) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstags d 15 Maii: ... Herr Kurtz Sen: nahm Abschied und begab sich auf seine Rückreise nach Yorktown zu, und überließ mir die fernere Besorgung der vacanten Gemeinen [Tulpehocken etc.]. Ich begab mich wieder ans Nachtschreiben, verfertigte Briefe a) an H. Pfr: St[över] bey Libanon b) an H. Pfr: H[elmuth] in Lancaster etc. etc. und bat, daß sie die vacanten Gemeinen besuchen und bedienen mögten, so viel ihre Zeit, Geschaffte und Kräffte erlauben wolten." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 ; vgl. Tappert II S. 435). (2) „Freytags d 18 Maii: ... Abends hatte noch Briefe zu schreiben wegen Bestellung des künfftigen Gottes=Dienst in den vacanten Gemeinen." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 74; vgl. Tappert II S. 438). (3) „Sambstags d 19 Maii: empfieng Antwort vom H . Pfr: St[över] daß er g[eliebts] G[ott] auf Himmelfahrt Vormittags in Heidelbergs Stadtlein, und Nachmittags in Tolpehaken, und am Pfingst=Montage g: G: Vormittags in Tolpehaken und Nachmittags auf Atolhee predigen wolte." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 74; vgl. Tappert II S. 438). (4) „Mitwochs den listen Maii: ... schrieb einen Brief nach Philadelphia und meldete, daß morgen g: G: in der S: Peters Kirche auf Barren Hill Gottesdienst zu halten und gegen Abend heim zu kommen gedächte." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 77; vgl. AFrSt IV C 14:20 S. 249; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 249; Tappert II S. 440).
498. An F. W. Pasche
Philadelphia,
24. 5. 1770
Copia Schreibens Hn. P. Mühlenb. an Pasche dat. Philad. d. 24 sten Maii 1770. Als heute den 24 sten Maii am Himmelfahrts Tage von einer 3 wöchigen Reise über Tolpehaken, Reading, Neuhannover, Providence etc. 1 durch Gottes
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Die Briefe des Jahres 1770
Erbarmung heimkam wurde Ew. Paquet vom 24 sten Januar. 1770 und P.S. vom 28 Febr. a[nni] c[urrentis] nebst allen Beylagen, 2 durch den Schwedischen Hn. Pred. Collins, 3 der eben mit Capt. Carr arriviret, mir übergeben, und zu meinem Leidwesen gesagt, daß heute vor meiner Heimkunft das erste Schiff mit Capt. Moor nach London abgegangen. Dannenhero ich in aller Eil diese Zeilen nur zusammen rafte, und um die empfangene wichtige Briefschaften nur zu agnosciren, selbige nachsandte. Bitte also um gütige Entschuldigung, daß folgendes nur pro memoria anmercke 1) Ew. überaus wichtige und tröstliche Zuschrift vom 7 ten Febr. 1770. 4 empfieng p[er] Paquetboat via Newyork am 23 April just in einer Zeit, da vorher durch Leiden, Trübsal und Anfechtung praepariret war, eine so wichtige Nachricht zu ertragen, und mit Schaam und Beugung vor dem Gnaden Thron zu erkennen, und neuen Muth zu schöpfen 2) Auf die schon längst angewiesene 100 £ st[erling] 5 werden wir nun mit allernächstem einen Wechsel ziehen, weil uns die Noth drücket. 3) Daß von Sr Hochw. Hn. D. und Dir. Knapp wegen des wichtigen Legati contra Ordre eingelaufen, wie aus Dero P.S. vom 28 sten Febr. erhellet 6 und auch Schwierigkeit wegen Hn. Kuntze vorgefallen, machet mir neue Nubila 7 und Prüfung, und heißt wohl man soll sich freuen mit Zittern. 8 Ist fast im Vergleich, als wenn ein Ackermann ein schönes Feld von Früchten die sich zur Reife neigen vor sich siehet. Ehe er aber die Sichel anschlagen und einerndten kann, kommt ein Schloßen [Hagel] Wetter, und verheeret die Frucht etc. oder wie ein armer Gefangener, der gehöret er solte frey werden, und sich darob freuet, aber hernach andere Ordre bekommet. Es stehet alles in Gottes Hand. Er wirds machen daß die Sachen gehen wie es heilsam ist etc. 9 Ich stecke eben im Gedrenge von allen Seiten, besonders nun auch wegen der 5 alten vacanten Gemeinen 10 in Tolpehaken, weil H. Kurtz Sen. zu Ausgange des Aprils nach Yorktown gezogen ist, und der Satan seine Apostel gleich dahin sendet wo eine offene Thür ist. Gehe ich eine Zeitlang von Philadelphia weg und will den Land-Gemeinen beyspringen so fehlt es in Philadelphia und Barrenhill etc. H. Weygand ist gestorben 11 und H. Pfar. Hausile an seine Stelle nach Newyork berufen. Die Ältesten und Vorsteher der Evang. Gemeine in Friederichstown, Maryland, haben einen Beruf ans Ministerium für H. Pf. Krug eingesandt, und wollen Hn. Schwerdtfeger nicht mehr zum Prediger haben. 1 2 Auf Ew. wichtige und tröstliche Zuschrift vom 7 ten Febr. a.c. notificirte ich meinen Hn. Amts Brüdern, daß sobald H. Kuntze und meine Söhne ankämen, wir eine Synodal-Versammlung in Reading g[eliebts] G[ott] halten wolten 13 wegen vieler nothwendigen Sachen besonders der vacanten Gemeinen; ließ auch die Reise neuer Arbeiter mit ins Kirchen Gebet einschließen, welches Aufmunterung und Freude verursachte. An S. Hochw. Hn. Doct. und Dirjector] Knapp wird das vereinigte Ministerium gemeinschaftlich schreiben. 14
Abschrift von Pasches Hand. in AFrSt IV C 14:16 S. 225 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 . 5. 225 f. Auch in HD S. 2425 f.
Nr. 498/499 1
2 3
24. 5./24., 25. 5. 1770
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Miihlenberg war am 7. Mai zu seiner Reise aufgebrochen; vgl. den Bericht im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 6 2 - 7 8 ; AFrSt IV C 14:20 S. 2 3 1 - 2 5 4 ; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 2 3 1 - 2 5 4 ; Tappert II S. 433 - 440. Nicht erhalten; vgl. die Aufzählung in Nr. 499 Anm. 7(1). Nicholas Collin (1746 — 1831); zunächst versorgte er die schwedischen Gemeinden in New Jersey, 1786 wurde er als Rektor der schwedischen Gemeinden an die Gloria Dei Kirche in Philadelphia berufen. Nach der offiziellen Auflösung der schwedischen Mission in Nordamerika (1789) entschied er sich als einziger Prediger, auf Dauer in Amerika zu bleiben. Vgl. Joyce L. White, T h e Affiliation of Seven Swedish Lutheran Churches with the Episcopal Church, in: Historical Magazine of the Protestant Episcopal Church, 46 (1977) S. 171 - 186.
Nicht erhalten; vgl. Nr. 495 Anm. 7. Vgl. Nr. 492 S. 145 sowie Bd. III Nr. 448 S. 677 und Nr. 442 S. 641. 6 Hierzu vermerkt Pasche am Rand: „In der großen Eil scheinet Η . P. Mühl: meine Ausdrücke im obgedachten P.S. im Unrechten Sinn genommen zu haben. Pasche." 7 = wolkige (düstere) Tage. 8 Vgl. Ps 2,11. 9 Vgl. die erste Strophe des Kirchenliedes „Gott wills machen, daß die Sachen" von Johann Daniel Herrnschmidt ( 1 6 7 5 - 1 7 2 3 ) . 10 Außer Tulpehocken: Atolhee; Heidelberg, Lancaster County; Heidelberg, Berks County; Northkill. Vgl. den Eintrag im Tagebuch (Anm. 1) zum 14. 5. 1770. " Das genaue Todesdatum ist nicht bekannt; zur Vorgeschichte vgl. Nr. 478 und Nr. 487. 12 Schwerdtfeger war 1768 gegen den Rat Mühlenbergs nach Deutschland gereist und hatte nun Schwierigkeiten, in Amerika wieder Fuß zu fassen; vgl. Nr. 463 S. 61 und Nr. 502. 13 Diese fand am 24./25. 10. 1770 statt; zur Uberlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 495 Anm. 3. 14 Dies geschah anscheinend nicht; vgl. aber Mühlenbergs ausführlichen Brief vom 10. 12. 1770 (Nr. 522). 4 5
499. An den Magistrat in Rothenburg
ob der
Tauber [Philadelphia,
24.US. 5. 1770]
Wohl» und HochEdel=geborne, Hochgebietende und Hochzuehrende Herren, Herren Burgermeister und Rath, des Heil[igen] Römisch[en] Reichs Stadt Rotenburg ob der Tauber, Da eine hochgedachte gnädige Regierung eine zuverläßige Kundschaft von dem Leben oder Tode eines Dero ehemaligen Unterthanen Johann Leonhard Zemsch, 1 Nadlers Gesellen, durch mich einzuziehen, herablaßend geruhen wollen, und Hochgedacht Deroselben gnädiger Auftrag im jetzt laufenden Jahre mir angediehen 2 ; so habe meiner schuldigsten Pflicht gemäß mich erst unter der Hand mündlich erkundiget, aber nichts zu Wege gebracht; ferner durch unsern Notarium publicum bey dem hinterbliebenen Sohn des weiland H. Jungken 3 Nadler Meisters, mit welchem er ins Land gekommen, nachfragen laßen, und weiter nichts erfahren, als was auf Litt: A : 4 beygeschloßen befindlich. Und ob wol zum zweyten Mittel gegriffen und durch Avertissements in den deutschen und Englischen Zeitungen, die fast durch alle provincen in Nord America gehen, Nachricht einziehen wollen wie Litt: b.b. 5 zeigen, so ist dennoch nichts erfolget, und bleibet demnach noch ein Versuch übrig, daß nemlich durch ein Circular Schreiben meine Herren Amts=Brüder der Vereinigt
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Die Briefe des Jahres 1770
E v a n g e l i s c h e n G e m e i n e n in P e n n s y l v a n i a , J e r s e y , N e u y o r k , M a r y l a n d , V i r g i n i a , C a r o l i n a u n d G e o r g i a u m N a c h f o r s c h u n g e r s u c h e , 6 u n d s o l t e m i r ein u n g e m e i n V e r g n ü g e n g e b e n , w e n n m i t N ä c h s t e m eine z u v e r l ä ß i g e u n d g e s e t z m ä ß i g e B e s c h e i n i g u n g v o n d e m L e b e n o d e r T o d e des o b b e m e l d t e n J o h : L e o n h a r d Z e m s c h e n b a l d i g s t e i n z u s e n d e n die E h r e h a b e n , u n d in d e r T h a t zeigen k ö n t e w i e s o h e r t z l i c h w ü n s c h e zu seyn. Einer w o h l g e b o r n e n Hochzugebietenden gnädigen Regierung besagter Kaiserl. f r e y e n R e i c h s = S t a d t u n t e r t h ä n i g g e h o r s a m e r K n e c h t H e n r i c h M ü h l e n berg p [ r o ] t [ e m p o r e ] C o e t u s E v a n g e l i c i G e r m a n o r u m i n v a r i a t a e A u g u s t a n a e C o n f e s s i o n i s in C i v i t a t e P h i l a d e l p h i a M i n i s t e r s e n i o r et C o l l e g i i S'ae M i chaelis ibidem regio d i p l o m a t e constituti R e c t o r . 7
Abschrift von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1 769 - 71 S. 118.
' 1753 nach Pennsylvania eingewandert; vgl. Strassburger 1 S. 533 f. Ein entsprechendes Schreiben ist nicht erhalten. 3 Johann Henrich Juncken (Sohn) und Johann Ernst Juncken (Vater); vgl. Strassburger 1 S. 532, 534. 4 Als Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch erhalten: „Copia: ad referend: Litt: A: Henrich Jungken /: ein Gastgeber ohngefehr 13 bis 14 Meilen von Philadelphia wohnhafft :/ sagt, daß als Zemsch etwa 3 Monath bey seinem Herrn gedienet; so sey er ihm entloffen, zu seinem /: damals noch lebenden :/ Vatter des Abends ins Haus gekommen, und gesagt, daß er entloffen wäre; so hätte Jungkens Vatter gesagt, daß er nichts mit ihm wolte zu thun haben. Worauf er weg gegangen, und seit dem habe er nichts mehr von ihm gehöret. Maii: 21"" 1770. Peter Miller Notar[ius] publ[icus]." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 119). 5 Im Anschluß an Beilage Α vermerkt Mühlenberg im Tagebuch: „*) ferner habe nebst obigem bey geschloßen die Advertisements aus H. Heinrich Millers und aus der Engl. Zeitung." 6 Es ist ungewiß, ob dies geschehen ist. 7 Für die Zeit bis zum 7. 6. 1770 ( = Nr. 500) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstags d 24sten Maii ... Fand auch das Paquet von Sr: W. Ehrw: Herrn Pasche aus Kensington, welches von dem angekommenen Schwed: Missionario H. Collins abgegeben war. Darin enthalten a) ein Schreiben vom H. Br: Pasche, dat: d 24 Jan. 1770 mit einer Nachschrift vom 28 Febr: a[nni] c[urrentis] b) das erste väterliche Schreiben von Sr: Hochw: Herrn Dr: und Dir: Knapp ans hiesig vereinigte Ministerium, dat: Halle d 2 Octobr: 1769 [vgl. Nr. 482 Anm. 2] c) ein Paquet mit Engl. Briefen wegen der Erbschafft des Mr: Stephan Williams und Zuschrifft von Herrn Pasche: dat: d 6 decembr: 1769 d) die 107. Contin[uatio] der Malab[arischen] Nachrichten etc. e) die Relation vom Jahre 1768: f) gedruckte Piecen von Sr: H. Ε Η. Ρ: Burgmann g) 3 Paquetgens an Hh. Krug, Helmuth und Schmid: etc. Ferner waren auch eingelauffen 2
1) Ein Schreiben von Sr: Hochw: H. Dr: Wrangel aus Schweden 2) Ein Brief von Sr: Η. Ε: H. Dr: Wachsei dat: d 17 Mart: 1770. 3) Ein Beruf vom Kirchen=Rath aus Friedrichstown Maryland ans Ministerium, für Hn: Pfr: Krug: dat: d 15 Maii. 1770. nebst einem privat Schreiben an mich [ = „eine hefftige Protestation von H. Schwertfeger dawieder, welcher selber Hirte ohne Schafe da bleiben will"; nach AFrSt], 4) Ein Brief vom Η. P. G[erock] aus Neuyork dat: d 1 Maii. 5) Ein Schreiben vom H. Mission[ar] Br[yzelius] aus Lüneburg in Neuschottland wegen dasiger Kirchen Sachen.
Nr. 4 9 9 / 5 0 0
24., 25. 5 . / 7 . , 8. 6. 1770
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6) ditto von Esq Knaut aus Neuschottland wegen Kirchen Sachen. 7) Von dem Catech: Η E[n]d[erlein] aus Tohicon etc. e t c . " ( P M 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 7 7 f . ; vgl. ebd. im Anhang S. 5 f.; AFrSt IV C 1 4 : 2 0 S. 2 4 9 f.; L C Abt. Η IV F a c h Ε Nr. 11 S. 2 4 9 f.; Tappert II S. 4 4 0 f . ) . [In AFrSt (bzw. L C ) fügt Mühlenberg hinzu: „In Sr: W. E h r w : des Werthesten H . Paschens Nachricht v o m 28 Febr: a.c. befinden sich 2 Punckte, welche mich sehr erschreckt und afficirt: a) wegen einiger Schwierigkeit des wichtigen Legati b) und daß sich mit Hn Kuntze auch einige Schwierigkeit ereignet! 2 Samuel 15,26. im Kleinen."]. (2) „Freytags den 25sten Maii w a r unpäßlich, hörete daß das erste Schiff in diesem Jahre, nach London abgesegelt, und w a r verlegen, daß nicht mit ein paar Zeilen das nöthigste an Sr: W. Ε Η. Pasche beantworten können, schrieb deshalb gestern Abend noch spät einen Bogen voll p r o M e m o r i a [ = Nr. 498], Schloß mit bey, einen Bogen vom 2 t e n Jan. a.c. und einen Bogen mit Reimen über den Verlust des wohlsei. H . Cons: R a t h Fr[ancke] und sandte das Paquetgen noch nach. Ferner schrieb auch einen Bogen an H . J o h : Leonh: Helmschmidt, Hofverwalter, bey Sr: Fürstl. Durchl c h l zu Langenburg=Hohenlo[he], mit 2 Briefen von Esq. Cl[otz] eingeschloßen. Weil nicht wol ausgehen konte so schrieb ein paar Zeilen an den Rev d Herrn Whitefield, erinnernde, wenn er nun nächsten Sontag Abend in unserer Zionskirche predigen wolte, solte es uns angenehm seyn." ( P M 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 78, vgl. ebd. im Anhang S. 6, w o es heißt: ,,D[as] Schiff gieng ab: d 2 7 M a i i " ; AFrSt IV C 14:20 S. 2 5 0 ; L C Abt. Η IV F a c h Ε Nr. 11 S. 2 5 0 ; Tappert II S. 441).
500. An [J. G. Knapp und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia,
7./8. 6. 1770
Hochwürdige, Theureste Väter und Wohlthäter in Christo! Nach der empfangenen betrübten Nachricht von dem Hintrit unsers Wohlsei. Vaters Franckens 1 und mehrern Leiden und Anfechtungen von innen und außen, am Leibe und Gemüthe im Amte und häuslichen Umständen, habe einen schweren Winter gehabt. Und wenn nicht eine besondere barmhertzige Fürbitte unsers mitleidigen Hohen Priesters, 2 und seiner lieben Angehörigen ins Mittel getreten wäre, so hätte unter der Last erliegen und meinen Vätern nach in die Grube fahren müßen. Ο wie gut und tröstlich ist es doch, unter der großen Gnade, Langmuth und Erbarmung eines versöhnten Vaters in Christo, 3 und Gemeinschafft seiner Kinder zu stehen! Das Gebet der Gerechten vermag viel, 4 und die Fürbitte des Heiligsten in Israel 5 am aller meisten! Gegenwärtig laborire noch an meinem alten Schaden, der Brust Beschwerde am Catharral Fieber, Heiserkeit und andern Schwachheiten, und kein Wunder, wenn man die pulmones bey 28 Jahre in diesem veränderlichen angreiffenden Climate ohne Relaxation und Erschöpffung gebrauchen muß. Einig Werckzeug, wenn es auch von Stahl und Eisen etc. wäre, wird stumpf und unbrauchbar. Ich seufze und flehe nach Erleichterung und Unterstützung, und hebe meine dunckeln Augen auf zu den Bergen, von welchen sonst immer zu rechter Zeit Hülffe gekommen 6 ! Am 23sten April ajnni] cfurrentis] empfieng ein tröstlich Schreiben von Sr: W. Ehrw: Werthen Br: Pasche, dat: d. 7. Febr: 7 a.c. welches mit Schaam, Beugung und Freuden=Thränen, wol lOmal durchlas, und wol etwas Ähnliches mit Jeremia empfand, dem der Ebed Melech zu Hülffe kam: Jerem: 38, 8=13.
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Die Briefe des Jahres 1770
Es machte mich so muthig, daß in meiner Schwachheit eine nöthige Reise vornahm, welche in Einfalt hiemit beschreibe und zu Dero hochväterlichen Gedult etc. übersende: 8 [...] Hiemit ersterbe unserer in Gott theurest= und Hochwürdigen Väter Gönner und Wohlthäter, als Gottes und Dero unnützer d 7 Junii 1770.
Knecht Heinrich Mühlenberg
1) P.S. In meinem letztern pro Memoria 9 an Sr: W. Ε: H: Bruder Pasche habe auf Verlangen, meine einfältige Meinung wegen Versicherung eines wichtigen Legati, ertheilet, und wolte anbey demüthigst bemercken, daß unser Wohlsei. in Gottes=Schooß ruhender theureste Vater Francke in 2 verschiedenen Briefen 10 unter weiland Dero eigenen Hand vorzuschlagen geruhet, daß Sie geneigt und willig wären einen guten Theil von dem in Possession habenden Legato eines vornehmen Wohlthäters S[alvo] T[itulo] Herrn Streits für die hiesige Mission an unsere Corporation für Versicherung zu leihen, und zwar für jedes Hundert £ 4 £ Interesse zu bestimmen, damit die hiesige Corporation und Gemeine bey dem schweren Bau ihren Credit erhalten mögte. Dem zu folge communicirten ich und H. Schultz die Briefe unserer Corporation, übersandte den Theil des Protocolls und zugleich eine Abschrifft von unsern stärcksten Obligationen, 11 worauf uns hier verschiedene tausend Pfunde geliehen sind, davon wir jährlich 6 £ p[ro] C[entum] interesse geben. Unsere Corporations Glieder, ja auch Gemein Glieder freueten sich darob sehr, insonderheit, weil wir das Hundert für 4 £ Interesse haben solten, und also damit Erleichterung bekommen hätten, das Capital samt den Interessen desto balder wieder ab zu bezahlen. Nun bin ich freylich schon offt gefragt worden, ob noch keine Antwort von Hochwürdigen Vätern und Directoren erfolgt? Ich habe Antwort bekommen a) daß der Corporation nichts geliehen werden dürffte, oder nicht anders als 6 p C. Interesse b) und daß ein solches Corporations Band, wovon eine Copie heim gesandt, nicht hinreichend sey, sondern ein beßer Versicherungs Instrument etc. gemacht werden müste etc. 1 2 so erfolgt denn der natürliche Schluß quid fieri potest per pauca etc. 1 3 neml[ich] so lange wir hier in loco auf solchen Corporations Band Credit haben und auch das 100 für 6 £ Interesse kriegen können, so müßen wir unter Gottes Erbarmung und Gedult uns durch zu schleppen suchen. Es war meine Schuldigkeit des Wohlsel[igen] Vater Fr[ancke] schrifftlichen Vorschlag der Corporation vorzulegen, lieber aber wäre mirs, wenn es nicht gethan: Was man nicht weiß, macht einem nicht heiß. 1 4 2 P.S. Betreffend das 2te wichtige Legat von S[eine]r H[och] Gr[ä]fl[ichen] Exc[ellenz] von S[olms] R[ödelheim] 15 so wäre nach weiterer Überlegung meine abgefoderte, doch gantz unvorgreifl[iche] Meinung, daß es hier in Pennsylvania am sichersten und profitablesten ausgeliehen werden könte. Denn es sind dergleichen funds, ensurance Offices, Witwen Anstalten etc. welche ein sicher Fundament haben. Ex[empli] gr[atia] eine Witwen Cassa, oder Anstalt hat 1—2 — 3 tausend £ zum fundo, die Trustees lehnen kleine oder große Summen
Nr. 500
7./8. 6. 1770
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davon aus, so nehmen sie 3 — 4 — 5 — 6 mal so viel am Werth dafür zur hypothec oder Versicherung absonderlich an Land Gütern die ein unstreitig Recht und Kaufbriefe haben, so können sie Capital und Interesse nach Belieben wieder kriegen ohne die geringsten Unkosten; und das Hundert trägt hier 6 £ Interesse gesetzmäßig, welches man wol in keiner Europaeischen Banck kriegen mögte. Grund Renten sind auch sicher aber nur selten zu Kauffe, es sey denn, daß hie oder da eine Familie von den alten Einwohnern verarmet und aus Noth solche verkaufft. Vor kurtzem wurde eine jährliche von 12 £ verkaufft, hafftende auf einem Haus Platze in Philadelphia; wenn aber dergleichen auf die Auction komt, so sind die reichen Quaker gleich darhinter her, wenn auch das hundert nur 5 £ Interesse trüge. Man hat aber auch Exemple in der jetzigen Geld klemmen [armen] Zeit, daß man auf solchen Kauf der Grund Rente 7 £ p[ro] C[entum] gebracht. Wenn Handel und Wandel im Flor wie ehemals, 16 und ein oder ander abler 17 frommer getreuer Christum liebender Kaufman wäre, und damit zum Besten des Reichs Christi wuchern wolte, 18 so mögten aus 5 Centner wol 10 werden. Kurtz, es ließe sich hier wol gantz sicher auf Interesse legen. Dazu würde aber meines geringsten Erachtens eine oder die andere Anstalt erfodert — nemlich 1) ein Directorium in Europa von 4 oder 6 respect[ablen] Gliedern a) 2 oder 3 primae Classis nur Ex: gr: gantz unmaßgeblich α) Sr: Exc: der hohe Donator ß) Sr: Hochw: H. Dir: Knapp γ) Sr: Hochw: H. Hofpr[ediger] Ziegenhagen, b) 2 oder 3 secfundae] class[is] ex: gr: α) Herr Condirector Freylinghausen β) Η. P. Burgmann γ) Η. W m Pasche. Auf Prima Class: Directorii würden hier die Kauf» oder Versatz Briefe, Bande, 1 9 Obligationen, Versicherungs Instrumente etc. als Erb und eigen gemacht, das heiß[t] in fee Simple 20 auf Dero Hohe Namen und Assignees 21 , aber nicht auf Erben. Die Prima Class: geruhete der Secundae Classi eine schrifftliche Declaration of Trust zu geben und zu bestimmen für welchen Zweck, oder wozu das Legat legirt oder vermacht, und wo zu die Interessen angewand werden sollen etc. Ehe ein Glied von pr: Class: Direct: zu den Geistern der vollendeten Ger [echten] 22 gienge geruhete es mit Genehmhaltung der übrigen einen Successor zu erwählen und Dero Recht und Antheil an den Successor zu Assigniren. 2) Das gantze S[alvo] Tfitulo] Directorium geruhete hier in Pennsylvania und wol am schicklichsten in Philadelphia wegen der Correspond: 2 Agenten, oder Commissarien, oder Attorneys zu wählen, und zwar vom Vereinigten Ministerio, und ihnen eine schrifftliche Vollmacht, power of Attorney 23 zu geben, was, und wie sie im Namen des Directorii agiren, thun und laßen sollen. Die Vollmacht an die hiesige Agenten muß aber nur auf gewiße Zeit bestimmet auf during Pleasure of the Directorium 24 eingeschrencket werden, damit das Directorium die hiesigen Agenten nach Befinden und Belieben ab= und ansetzen könne, und das Hefft in der Hand behalte. Wenn nun das ST. Directorium 2 Agenten bevollmächtiget hätte, so müsten solche hier auf die besten Gelegenheiten achtgeben, wo und wie sie das Geld am sichersten und profitablesten aus und anlegen könten, und bey jeder Gelegenheit hier so offt es gut anzubringen, einen Wechsel auf das Directorium
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Die Briefe des Jahres 1770
ziehen, die Kaufbriefe, von Land Grund Renten, Bonds of Judgment, 2 5 M o r t gages, 2 6 oder dergleichen Versicherungs Instrumente auf primam Ciassem Directorii und Dero Assigns gesetzmäßig verfertigen hier in der Landes Office registriren laßen und die Originalien an das Directorium senden und püncktlich von Dero Instruction abhangen, richtige Rechnung führen und Red und Antwort geben. Solcher gestalt hätte und behielte das Directorium und Dero Successores die eigentliche Direction über das Capital und Interessen, könten es zurück nehmen oder hier laßen, Agenten wählen und abdancken, nur mit dem Beding, daß es für den Zweck, wozu es von den Hohen Donatoribus legirt und bestimmet und in der Declaration of Trust vest gesetzt und declarirt worden, auf immer bleiben und angewendet werden müste. Vielleicht mögte es auch gut seyn, wenn die Bestimmung eines Legati nicht zu general, noch zu special wäre, und dem Directorio so viel Raum übrig gelaßen würde, daß sie es nach bestem Wißen und Gewißen auf die Christlichst=vernünfftigste und beste Weise dirigiren und bestimmen könten. Der Herr, der die Hertzen der Hohen Wohlthäter zum Ausfluß der Liebe gelencket hat, 2 7 der wird auch Weisheit und Gnade verleihen, daß es zum Besten seines Evangelischen Reiches in dieser Abend Wüste versichert und auf immer angewendet werde, und gebrauchet meines einfältigen Gewäsches nicht darzu. Ich hätte auch nichts davon geschrieben, wenn es nicht von mir begehret worden. D 8ten Junii 1770. Gestern als am 7ten Junii waren die Brüder M e s s " Helmuth von Lancaster und Schmid von Germantown auf eine kurtze Zeit zum Besuch bey mir, befanden sich wohl und munter, baten auch daß ihre unterthänig kindliche Empfehlung und schuldige Veneration gegen Hochwürdige Väter bezeugen mögte. Herr Whitefield hat verschiedene mal in seinen Predigten 2 8 mit angeführt, daß er noch einen sehr erquicklich» und erbaulichen lateinischen Brief von dem Wohlsei. Herrn Dr: Franck: vor Dero Abschiede aus der Welt empfangen hätte, und frug mich auch wer nun succedirte? und was es für ein Herr sey? bezeigte sich sehr freudig als er vernahm, wie der Gnädigste Gott so herrlich und wunderbar für die Anstalten und Missionen etc. gesorgt, und sagte, wir müsten hertzlich bitten und flehen, daß Gott der Herr unsere theuresten Väter zum Besten seines Reiches lange beym Leben und Kräfften erhalten wolle! Die Comoedianten, und übrig Gesindel von Wette läuffern und Pferde Jagten, sind ihm spinnefeind und dräuen ihn zu tödten, wenn sie dürfften und könten, weil er wieder sie prediget, und ihren Applausum verdirbt. Vorgestern ist er abgereiset nach den Gegenden von Reading und Lancaster zu. Ich habe auch des jungen H . Kurtz seine Gedancken etc. mit bey gelegt, über den Abschied unsers wohlsei. Vater Fr: Reinschrift in AFrSt IV C 14:20 umfangreiche Mittelteil des Briefes 7.6. 1770) und wird deshalb hier Postskriptum ist in AFrSt IV F 8 S.
S. 231-254; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 231 -254. Der (vgl. Anm. 8) enthält reine Tagebuchaufzeichnungen (6.5.— nicht abgedruckt; vgl. dazu Tappert II S. 433 —443. Das 2. 62 erhalten.
Nr. 500/501
7., 8. 6./8. 6. 1770
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Francke war am 2. 9. 1769 gestorben; Muhlenberg erfuhr dies am 27. 12. 1769. Vgl. Nr. 491 Anm. 3(4). 2 Vgl. Hebr 2,17; 3,1; 4,14 u.ö. 3 Vgl. 2 Kor 5 , 1 8 - 2 0 . 4 Vgl. Jak 5 , 1 6 - 1 8 . 5 Vgl. etwa Jes 41,14. 6 Vgl. Ps 12,11. 7 Nicht erhalten; vgl. Nr. 495 Anm. 7. 8 Von S. 232 - 249 des Manuskripts folgt der Bericht über die Reise vom 6. 5. bis zum 24. 5. 1770, ab S. 250 die Fortführung des Tagebuchs bis zum Datum des Briefes; das 1. Postskriptum nimmt die S. 254 ein. 9 = Nr. 498. 10 = Bd. III Nr. 448 und Nr. 423. " Vgl. Nr. 464 Anm. 4 sowie Nr. 467 und Nr. 468 Anm. 7. 12 In diesen Punkten hatte Mühlenberg Pasches Antwort falsch verstanden; vgl. Nr. 498 mit Anm. 6. 13 Vgl. etwa: „Was man mit Wenigem kann schlichten, soll man mit Vielem nicht verrichten" (Wander Bd. 5 Sp. 189). 14 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 297. 15 Vgl. Nr. 482; Nr. 488 und Nr. 489. Zu den folgenden Überlegungen verfaßte Fabricius ein Pro Memoria, in dem er im Wesentlichen die Vorschläge Mühlenbergs aufgreift; erhalten in AFrSt IV F 8 S. 65. 16 Seit 1767/1768 klagt Mühlenberg häufiger über wirtschaftliche Schwierigkeiten, die sich aus den Townshend Acts ergaben. Vgl. Bd. III Nr. 440 Anm. 2. Nach der Aufhebung der Zölle im Frühjahr 1770 (außer auf Tee) erholte sich der Handel bald wieder. Dieser Aufschwung hielt bis in das Jahr 1772 an, kam dann jedoch plötzlich zum Erliegen. Vgl. Gary M . Walton und James F. Shepherd, The Economic Rise of Early America, Cambridge 1979, S. 167. 17 Von engl, able, hier: zahlungsfähig. 18 Vgl. Lk 1 9 , 1 1 - 2 7 ; M t 25,14 - 30. 19 Von engl, bond, Schuldurkunde. 20 = als unbeschränktes Eigentumsrecht. 21 = Bevollmächtigte. 22 Vgl. Hebt 12,23. 23 = Vollmachturkunde. 24 Sinngemäß: Bis auf Widerruf. 25 = Schuldanerkenntnisschein. 26 Gemeint ist wohl „mortgage bond": hypothekarisch gesicherte Schuldverschreibung, Pfandbrief. 27 Vgl. Ps 33,15. 28 Am 27. 5. 1770 in der Zionskirche; vgl. die Tagebucheintragung in P M 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 79 f.; AFrSt IV C 14:20 S. 251 f.; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 251 f.; Tappert II S. 441 f. 1
501. An [F. W. Pasche]
[Philadelphia], 8. 6. 1770
Ditto vom 8 ten Junii 1770. — Gegenwärtig bin noch unpäßlich, laborire an Brust Beschwerden etc. Mein College H . Schultze ist Gottlob! bisher ziemlich wohl und munter, hat mit mir gelitten und gestritten, und mich unterstützet soviel er gekonnt. Solches ist aber nicht hinreichend weil 2 junge starcke Arbeiter mit Philad. und
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Die Briefe des Jahres 1770
Barrenhill genug zu schaffen hätten und woher Zeit und Kräfte zu der weitläuftigen Correspondence und Reisen? und kann also nur noch einige Anmerckungen und Bitten hersetzen — H . Br. Schmidt lebt und arbeitet bis dato noch ruhig und friedlich in der Germantowner Gemeine. Gott der Herr verleihe fernere Continuation um Christi willen! H . Br. Helmuth ist munter und lebhaft wie ein Bunter Vogel, stehet in voller Blüthe wie ein Pfirschen Baum im Frühling. Wenn rauhe Winde daher wehen, so fallen viele Blüten ab, doch bleiben auch welche, und gedeihen zur Reife. Ich freue mich, ihn so lebhaft und wircksam zu finden; bitte und flehe aber zu Gott, daß die Raupen die zarten Blüthen nicht verderben mögen. Der sel[ige] D[octor] Anton 1 pflegte zu sagen: Die jungen Anfänger, wenn sie Applausum etc. haben, wolten gerne mit dem εΰρηκα aus dem Bade wegspringen, und es ausbreiten etc. Der Egoismus ist ein subtiler, witziger [kluger] und schleichender Feind. H. Brunholtz pflegte zu sagen, man müßte 2 Säcke haben, in einem die Lobes-Erhebungen, Schmeicheleyen, Applausum etc. stekken, in den andern die Schmähungen, Lästerungen etc. und beyde mit einander compariren. D a s böse und verdorbene ist eigenthümlich mein, was ich gutes find an mir, das hab ich allein von dir ο Herr! 2 Der Herr wolte ihn bewahren als seinen Augapfel 3 ! D a s hertzliebe Brüderlein geht schon schwanger mit Projecten, in Lancaster eine Academy, Seminarium oder dergleichen] auf zu richten, gleich wie ich schon von vielen Jahren her gethan, und noch nichts aus gerichtet. Es geht ihm wie allen übrigen Brüdern es im Anfang ergangen. Sobald ich sie in die Gemeinen auf das Stülchen gesetzt, und sie warm wurden verwandleten sie sich in Kunstrichter gegen mich, bis sie etwa untergek — kt, als denn kannten sie mich wieder und baten, daß die Windeln waschen möchte. Der junge H . W. Kurtz 4 wohnet unter vielerley verschmitzten Sectirern. Verschiedene seiner Gemein=Glieder klagen, daß er nicht richtig von den heil. Sacramenten lehre, und sondern sich deswegen ab, laßen ihre Kinder in Lancaster bey Η. H[elmuth] taufen und zum Abendmahl unterrichten etc. welches auf der nächsten Synodal-Conferenz g[eliebts] G[ott] unter sucht werden muß. Η. H . frug erst, ob er solche Kinder annehmen dürfte? R[esponsio] Nach den hiesigen Umständen Ja! weil es beßer, daß man die Familien beybehält, als sie mit ihren Kindern zu schädlichen Partheyen über gehen läßt und sie verlieret; und wir Prediger auch für einen M a n n stehen müßen. Gegenwärtig sind vacante Gemeinen, die Hülfe begehren, wenn sie nicht zu lange ausbleibt 1) Greenwich, Easttown und Williams Townships. 2) noch 4 Gemeinleins (über den 8 Gemeinen, welche Mess. Buskerk und Jung bedienen) in Northampton County, welche den liederlichen Säufer Nahmens Schumacher 5 aus H a m b u r g zum Prediger gehabt und ihn zwar abgedanckt, aber noch unter sich wohnend haben, weil sie seiner nicht los werden können, maßen er ein eigen Plätzlein Land hat 3) die 5 Gemeinen in Tolpehaken etc. 6 welche wohl am ersten besorgt werden müßten.
Nr. 501
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In Neu Schotland zu Lüneburg gehts contrair weil H . Brycelius keinen Applausum unter den Deutschen Luth[eranern] und Calvin[isten] findet. 7 Ein großer Theil von beyden haben sich abgesondert, und eine eigene Kirche zu bauen angefangen, und bestürmen unser und das reform [ierte] Ministerium mit Briefen, 8 wir sollen ihnen deutsche orthodoxe Prediger verschaffen. Es ist wohl gar nicht rathsam sich dazwischen zu stecken. Der Kirchen Rath in Friederichstown, Maryland, hält um den schwächlichen Bruder Krug a n , 9 und will nichts mehr mit Hn. Schwerdtfeger zu schaffen haben. Schwerdtf. will aber Possession behalten, und hat noch ein und andre Leute an sich etc. fängt nach und nach an, feindlich gegen uns zu agiren, besonders gegen Hn. Krug, Kurtz etc. wie wohl ich ihm nicht die geringste Gelegenheit dazu gegeben sondern seine Übereilungen 1 0 nach seiner Zurück kunft, da sie ihm leid schienen, verziehen hatte, und beybehalten wolte. H. Kurtz Sen. sähe gern, daß H . Krug nach Friederichstown käme, weil Philadelphia, Lancaster, Yorktown und Friederichstown in einer langen Linie liegt, und er nicht gern allein auf der äußersten Schildwache in Yorktown seyn, sondern noch eine verlohrne Schildwache 6 0 Meilen weiter auf der Front haben möchte, etc. 1 1
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 14:17 S.226f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 226 f. Auch in HD S. 2427-2429. Paul Anton ( 1 6 6 1 - 1 7 3 0 ) ; Professor und Konsistorialrat in Halle. Vgl. Bd. I Nr. 78 Anm. 5 S. 366. 2 Vgl. die zweite Strophe des Kirchenliedes „Treuer Gott ich muß dir klagen" von Johann Heermann ( 1 5 8 5 - 1 6 4 7 ) . 3 Vgl. 5 M o s 32,10; Ps 17,12. 4 Aus Earltown. 5 Daniel Schumacher; vgl. Bd. III Nr. 445. 6 Vgl. Nr. 498 Anm. 10. 7 Bryzelius hatte 1767 in London die anglikanische Ordination erhalten und war den Gemeinden in Lunenburg, N.S. zugeteilt worden. Vgl. Bd. III Nr. 403 S. 517 f. und Nr. 409 S. 540. 8 Vgl. Nr. 499 Anm. 7(1) unter 5) und 6). ' Vgl. ebd. unter 3). 10 Schwerdtfeger hatte in London seine Unzufriedenheit über die Verteilung der europäischen Kollektengelder unter den amerikanischen Gemeinden geäußert. Vgl. dazu ausführlich Nr. 463 S. 60 mit Anm. 41. 11 Für die Zeit bis zum 12. 6. 1770 ( = Nr. 502) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „1770 Junii 10. Habe ins Coffee Haus gesandt ein Paquet nach London enthaltend a) 7 Bogen Journal von der Tolpehaker Reise [vgl. Nr. 498 Anm. 1] und meine Meinung wegen des L[egati] von Gr[af] S[olms-Rödelheim] [ = Nr. 500, 2. PS] und einige Anmerck[ungen] bis nach Pfingsten. D[as] Journal dat. d 7 und 8 Junii 1770 [ = Nr. 500]. Beygeschloßen des jungen H n : Kurtz seinen Brief an H. Dr: Knapp [vgl. H D S. 2430 - 2434] etc. b) Einen Bogen an Hn: W m Pasche, datirt den 8 June 1770 [ = Nr. 501], Beygeschloßen 1) ein Brief vom H. Pfr: Schultz an seine Frau Mutter: 2) ein Brief von Mr: Georg Goette aus Südcarolina Α Monsieur Möns: Johann Philip Christoph Swenke Candidatus Theologiae a Cuelte le princip[aute] de Waldeck. 3) eine Vorrede, vor des H . R. Peters Sermon. Obiges Paquet ist mit Capt Sparks am 10 Junii abgegangen. 1
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Die Briefe des Jahres 1770
Mit Capt: Osborn gesandt a) zwey Bogen an S[alvo] T[itulo] H . Dr: Wachsei in little Ayliff Street, G o o d m a n s Fields London, in Antw[ort] auf seine 2 Briefe vom October 1769 und 17 M a r t . 1770. b) ein paar Zeilen an ST. H . Hofpr: Ziegenhagen wegen des heute unters c h r i e b e n e n ] Bills of Exch[ange] an Andrew Allen Esq Attorn[ey], und beygeschloßen ein E m p f a n g Schein von der C o m m i t t e e der C o r p o r a t i o n ] unterschrieben neml. M[ühlen]b[erg], Sch[ultze], K[eppele], K[u]hl, dat: d 9 ten Junii. 1770. H . Dr: W[a]ch[sels] Brief ist auch dat: d 9 Junii 1 7 7 0 . " ( P M 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 Anhang S. 6 f . ; vgl. Tappert II S. 443).
502. An die Ältesten und Vorsteher in [Frederick
Town] Philadelphia,
12. 6. 1770
Ehrs[ame] und gel[iebte] Hh. Älteste und Vorsteher der Evang[elischen] Gemeine Gel. Mitbrüder, Ihre Geehrte Zuschrift und Briefe, welche nach unserm letzt gehaltenen Synod bis hieher erhalten, 1 sind zwar richtig bey mir abgegeben, und bis zu einem nächst zu haltenden Synod 2 wohl bewahret auch behalten; daß ich aber nicht darauf geantwortet, ist die Ursache, weil in solchen wichtigen Gemein» Sachen nichts für mich allein beschließen darf, sondern es im Synod vorlegen und der Untersuchung des Ministerii und deputirten von den Vereinigten Gemeinen heimstellen muß. Der H. Pfr: Schwertfeger als ein Glied des Ministerii wolte vor seiner Abreise nach Europa, 3 mir seinen schriftl. Beruf von Ihrer Gemeine über geben, welches aber eben aus obiger Ursache abschlug, weil ich in so wichtigen Sachen nichts für mich allein ohne Beystimmung des Ministerii thun muß. Ich gedachte auch wenn die Gemeine in Friedrichstown ein wenig brach läge, und H. Schw: mit neuen Kräften und Ermunterung wieder zurück käme, so mögten Hirte und Schafe einander desto lieber haben, und gern beysammen wieder einträchtiglich wohnen. Ehe ich aber Anstalt machen konte, daß die Liebe Gemeine wechseis weise besucht würde, siehe, so hatten sie schon den Rev: Η. Pfr: Hartwich angenommen, 4 und ich hatte nichts dagegen einzuwenden, weil wir gern einer jeden Gemeine ihre Freyheit gönnen und laßen. Und da H. Pfr. Η die Gemeine wieder verlaßen und der Ehrsame Kirchen=Rath um ein oder andern aus unserm Ministerio wieder Ansuchung that 5 ; so konte ich auch in der Sache nichts schlichten, ehe eine Conferentz oder Synode gehalten wurde. Indem aber kam H. Pfr: Schwf. wieder heim, 6 und ich hoffete, es würde nun alles versöhnet seyn, und wieder ein neues gepflüget werden 7 . Als er aber einige Zeit hernach uns in Philad: besuchte und ich frug, ob er nun wieder in Friedr[ichs]t[own] predigte und sein Amt versähe? so hieß es: nein, sie hätten ihn nicht darum angesprochen. Woraus ich muthmaßte, daß keine Liebe, Friede und Vergnügen zwischen Hirten und Schafen seyn müste, und daß solches bey der nächsten Synode untersucht, und ein Wechsel getroffen werden könte, wenn es die Noth und Umstände erfoderten. Deswegen rieth und bat ich den H. Schwertfeger, er solte dem Ehrsamen Kirchen=Rath in meinem Namen hertzlich grüßen und sagen: Ich wünschte,
Nr. 501/502.
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sie mögten ihn sein Amt versehen und verwalten laßen bis aufs Frühjahr oder zur nächsten Synodal Versamlung, da man denn die Sache untersuchen und zum Besten des Gantzen eine Wechselung etc. treffen könte. Der Ehrsame Kirchen=Rath hat aber meinem gutgemeinten Rath und meiner Bitte nicht beystimmen wollen, und eingewandt, wenn ichs schriftlich gegeben, so hätte es geschehen sollen. Ich bitte also hiemit schriftlich, wenn es noch nicht zu spät ist. Denn es thut Schaden im Gantzen und Theilen. Sollen wir einen Prediger von einer Gemeine weg nehmen, so müßen wir einen andern an seine Stelle schaffen. Wo können wir aber den H. Schwf. hinbringen, wenn es heißt: es ist der Mann, dem der Kirchen=Rath in Fr[iedrichs]T[own] die Kirche verboten. Fr[age]: was hat er gethan? Antw[ort]: es ist noch nicht unpartheyisch untersucht worden, und so komt der Kirchen»Rath so wol in Verdacht, als das Ministerium, wenn man jemand den Kopf abschlägt, und vorher keine unpartheyische Jury untersucht hat, warum? Es wird auch ein ordentlich und verständiger Prediger nicht in solche Gemeinen verlangen, wo man ohne verhört [ungehört], und ohne Barmhertzigkeit verstoßen, und mit Weib und Kindern ins Elend gesetzt, oder ohne unpartheyische Untersuchung in gantz America untüchtig erkläret wird. Ich kan nicht sagen, an welcher Seite die meiste Schuld liegt, weil beyde Partheyen nicht gehört habe, wie das güldene A:b:c: anweiset, 8 und rede nur von den Folgen. Denn man glaubt nicht, wie bald und geschwind ein Gerüchte sich in America ausbreitet und vergrößert wird ex[empli] gr[atia] wenn es heißt: die Gemeine in Fr: T. hat ihrem Prediger die Kirche verboten etc. so wird gefragt: warum? Antw[ort]: Er muß ein falscher Lehrer, ein Flucher, Lästerer, Sabbath=Schänder, Mörder, Ehebrecher, Dieb, Meineydiger oder dergleichen] seyn. Frag: Was für ein Mann ist es? gehört er mit zum Vereinigten Ministerio? Antwort: Ja: Dann gehts überall los: solche Kerls sinds: Sch[elme] Sp[ieler] etc. etc. Insonderheit wißen sich die neidischen Partheyen so was treflich zu nutz zu machen. Will man einen solchen Prediger in andern Gemeinen vorschlagen, so [be]kreutzigen und segnen sie sich. Darum geliebte Brüder, war mein Rath, Wunsch und Bitte, daß Sie den Hn: Schwf: hätten mögen sein Amt verrichten laßen bis auf die nächste Synodal Versamlung; und wenn man untersucht und gefunden, daß nicht vergnügt mit einander leben können; so hätte man ihn in andere Gemeinen bringen, und auch Ihrer Gemeine nach Vergnügen helfen können. Vielleicht kan es noch wieder getustert 9 und ins Feine gebracht werden, bis auf nächste Synodal Versamlung. Sie halten mir meine Einfalt zu gute, und glauben, daß nichts anders suche, wünsche, verlange und bitte, als das Wohlseyn unserer gantzen Kirche und einer jeden Gemeine in diesen Americanischen Wüsten! Ihre letztere Briefe vom 15ten Maii 1770 habe richtig empfangen, 1 0 zu den andern gelegt und verwahre sie bis zu der nächsten Versamlung, wenn so lange lebe. Nebst herzlichem Gruß an Ihre lieben Familien verbleibe Ihr wohl wünschender Freund und alter Diener Philad.: d 12ten Junii 1770. 11
Η: M. der Zeit Prediger und praeses.
Die Briefe des Jahres 1770
170 Abschrift
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S.
82-84.
Im Tagebuch nicht verzeichnet. Am 24./25. Oktober in Reading; dort wurde eine Einigung über den Wechsel Johann Andreas Krugs von Reading nach Frederick Town erzielt. Vgl. den Synodalbericht (Nr. 495 Anm. 3). 3 Gegen Ende November 1768; vgl. Bd. III Nr. 446 Anm. 14, zu den Schwierigkeiten Schwerdtfegers in Frederick Town Nr. 404 und Nr. 426. 4 Vgl. Nr. 483. 5 Im Tagebuch nicht verzeichnet. 6 Ende Dezember 1769; vgl. Nr. 491 Anm. 3(4) und Nr. 492 S. 143. 7 Vgl. Jer 4,3; Hos 10,12. 8 „Richte nicht sofort, höre erst des andern Wort"; vgl. etwa Nr. 507 Anm. 4. * = getuschelt = heimlich ausgehandelt. 10 Vgl. Nr. 499 Anm. 7(1) unter 3. 11 Für die Zeit bis zum 18.7. 1770 ( = 503) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstags: d 12"" Junii schrieb Briefe a) an die Ältesten und Vorsteher der Evangel. Gemeine in Friedrichstown Maryland: wegen Η Pfrr: Schw[erdtfeger] b) an Η Ρ: Voigt c) an Η. P: Krug d) an Η End[erlein] Catechet etc." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 85; vgl. AFrSt IV C 14:21 S. 256; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 256; Tappert II S. 443). (2) „Donnerstags d 14"" Junii ... Abends fertigten wir unsern Fuhrmann ab zu seiner Rückreise nach Philadelphia, gaben ihm einen Brief mit an H. Pfr: Sch[ultze]." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 86; vgl. Tappert II S. 444). (3) „Am lsten Sontage nach Trinit: d 17 Junii ... Zwey Männer waren von ferne aus Sussex Grafschafft gekommen, und verlangten von mir ein schrifftlich Zeugniß wegen eines praetendirten Lutherischen Predigers ... Ich bezeugte mit ein paar Zeilen, daß der gleichen Mann und Name in unsern Ministerial Acten und Protocoll meines wißens nicht zu finden, und es auch unser Gebrauch nicht sey jemanden zu bevollmächtigen, der nicht von Gemeinen beruffen, und nicht nach Gottes Wort und der Augspurgischen Confession geprüfft worden 1 Tim: 3,10. A: Conf: Artic: 14." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 87 f.; vgl. AFrSt IV C 14:21 S. 259 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 259f.; Tappert II S. 444f.). (4) „Freytags d 22sten Junii frühe kamen 2 Männer von Sussex County 40 Meilen her zu mir ... bittende daß ich ihnen auch ein paar Zeilen mitgeben mögte etc. welches ihnen gewährete ..." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 92; vgl. AFrSt IV C 14:21 S. 268 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 268 f.; Tappert II S. 447). (5) „Freytags d 13 Julii ... Ich hatte vor meiner Abreise unsere lieben Mitbrüder neml. die Hh. Voigt, Krug und Schaum schrifftlich ersucht, daß sie doch mitler Weile die vacanten Gemeinen in Tolpehaken besuchen und mit den Gnaden Mitteln bedienen mögten, fand aber in ihren Antwort Schreiben, daß die lieben Brüder Voigt und Krug wegen zugestoßener Leibes«Schwachheiten nicht dahin gelangen können, und auch Η. P. Schaum nicht weil er zuvor schon versprochen in den vacanten Gemeinen an den blauen Bergen das heil: Abcnd=Mahl zu halten ..." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 114; vgl. AFrSt IV C 14:21 S. 307; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 307; Tappert II S. 457f.). 1
2
503. An K. F. Wildbahn
Philadelphia, 18. 7. 1770
An H . Wildbahn: 1 Ehrw[ürdiger] und gel[iebter] H. MitBr[uder] Weil vernommen daß Überbringer dieser Zeilen H. Jacob Bayerle 2 , nach vielen unvermutheten wiedrig und harten Schicksalen von Freunden und Kin-
Nr. 502/503/504
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12. 6./18. 7./15. 8. 1770
dern, ja gar von seiner zweyten rechtmäßigen Ehegenoßin gleichsam wie verlaßen wird und nun per varios casus per tot discrimina rerum 3 muß, so dauert michs hertzlich einer seits, bin aber erfreuet andrer Seits, daß er sich im neigenden Alter noch munter und geneigt findet, sein verliehen Talent 4 zur Ehre Gottes und Besten der menschl. Gesellschafft anzuwenden, was maßen er gewillet in Ihrer Gegend, die zwar vor der Welt wenig geachtete, aber höchstnöthig und nüzliche Schul Arbeit an der Jugend zu übernehmen und am Weinberge des Herrn zu arbeiten 5 und habe das Z u t r a u e n Ew. Ehrw: werden so viel durch Gottes Gnade möglich diesem meinem alten Freunde und Wohlwünscher in allem guten Vernehmen das zur Ehre Gottes und Besten unserer Kirche abziehlet hülffliche H a n d und Fürsprache leisten und dad[urc]h noch verbindlicher machen. Dero bereits sehr verbundener Diener Η. M.
Philad. d 18 Julii 1770.
Abschrift 1 2
3
4 5
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 84.
Karl Friedrich Wildbahn; vgl. Nr. 483 mit Anm. 8. Ehemaliger Kontrahent Mühlenbergs beim Konflikt in der Germantowner Gemeinde ( 1 7 5 3 1765) und beim Versuch Hausihls und Hartwichs, in Philadelphia eine zweite „antipietistische" lutherische Gemeinde zu etablieren (1765/66). Vgl. Bd. II und III. Durch wie viele Vorfälle, durch so viele gefährliche Situationen hindurch. Vgl. Vergil, Äneis 1,204. Vgl. Mt 25,14 - 30. Vgl. Mt 20,1 - 16. — Bayerle wurde Schulmeister in Georgetown, heute im District of Columbia.
504. An [}. H. Ch.
Helmuth]
Philadelphia,
15. 8. 1770
WohlEhrwürdiger H . Pastor, sehr theurer H. Amts=Bruder; Ew. Wohl Ehrw: Angeehrtes vom 13 ten Aug: a[nni] c[urrentis] 1 habe empfangen, und mit angenehmer Aufmercksamkeit gelesen. Wenn etwas von Dero A n k u n f t und wichtigem Vorhaben 2 in Philadelphia zu vor gewust, würde meine Reise 3 entweder später angetreten, oder früher geendet haben. So aber bin freylich des Vergnügens, einen so theuren Freund und Amts=Bruder zu sehen und zu sprechen beraubet worden. Meine Frau war so glücklich, daß sie noch einen Tag oder was vor Dero Abreise aus Philadelphia von Jersey heim k a m ; unglücklich aber, weil sie von der Reise ermüdet und unpäßlich sich befand, ihre Aufwartung bey ihrer Jungfr[au] Götgen und Ew. Wohl Ehrw: nicht machen, und nicht Abschied nehmen konte, und es Dero ander weitige Geschäfte nicht erlauben wolten im Vorbeygehen einer armen Mitschwester auch nur a Dieu zu sagen. Wie könte Ew. Wohl Ehrw: ich gantz vergeßen? So lange ich menschlich Gefühl /: will nicht vom christlichen sagen :/ behalte, kan nicht wohl eines Landes=Mannes eines Theologi Glauchensis,
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Die Briefe des Jahres 1770
eines Missionar», welchen selber hieher gewünscht, und von Gott helfen erbitten, eines Mitarbeiters, welcher bey der Ankunft 4 ins Land bey 4 Wochen Lieb und Leid in meiner Wohnung mit mir getragen, der mich auf schweren Reisen nach Lancaster etc. begleitet, vergeßen. Nein, die Liebe, Aufrichtigkeit, Redlichkeit und Treue eines Mitarbeiters in diesem frembden Theile der Welt, machen mir zu tiefe Eindrücke, so daß mans nicht gantz vergeßen kan, so lange man ein Gedächtniß und Gefühl hat, zu mal wenn Lehre, Wandel und übrige wichtige Handlungen sich auf die Ehre Gottes und die Wohlfart seiner annoch schwachen Evangelischen Mission in dieser Abend=Wüste concentriren. Was den H. Enderlin 5 betrifft, so beziehe mich auf Ew. Wohl Ehrw: Schreiben, worin gemeldet war, daß Esq K[uhn] etc. es genehm hielten, wenn er herauf in die Gemeinen zöge, welches Ihm Extracts weise communicirte, als er noch bei Tohicon wohnete. Vielleicht ist die vorläuffige Trübsal von Gott bestimmet zum künftigen Segen im Amte. Der Herr wolle alles zum Besten lencken, für die Gemeinen und die arme Familie! um seiner Güte und Erbarmung willen. Daß Ew. W. Ehrw: g[eliebts] G[ott] nächsten Sambstag und Sonntag in Atolhee Tolpehaken und Schäfers=Städtl[ein] zu predigen beschloßen, ist mir lieb zu vernehmen. Ich hatte verstanden, daß Η. P: Krug am 9ten post Trinitatis] daselbst predigen würde, und war auch verabredet, daß Η . P. Schmidt aus Germantown am XI post Trin in den vacanten Gemeinen Gottes» Dienst halten, und von da einen Besuch in Lancaster abstatten wolte. So hatte auch die Hofnung, daß H. P. Kurtz senior am 13 Dom[inicus] post Trinit: einen Besuch aus Yorktown nach Tolpehaken thun mögte, wenn er deßen erinnert, und in Tolpehaken es voraus verkündiget werden könte. O b nun in deßen ein ander Plan gemacht worden, ist mir unbekant, und sehr lieb, wenn nur die vacanten Gemeinen versehen werden. Zeit und Raum heißen mich schließen mit Bezeugung meines schuldigen Respects an die Frau Helmuthin verharrend Ew. Wohl Ehrw: unsers theuren Herrn Amt=Bruders unnützer Knecht Mb. Philadelphia d 15 Aug: 1770. 6
Abschrift 1 2
3
4 5
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 120 f .
Nicht erhalten. Am 5. 7. 1770 hatte Helmuth ohne Wissen Mühlenbergs Barbara Keppele, die Tochter Heinrich Keppeles, geheiratet. Vgl. Mühlenbergs Kommentar im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 1 1 2 - 1 1 4 ; AFrSt IV C 14:21 S. 3 0 5 - 3 0 7 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 3 0 5 - 3 0 7 ; Tappert II S. 457. Vom 13.6. bis zum 13.7. 1770; vgl. die Tagebucheintragung in P M 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 8 5 - 1 1 4 ; AFrSt IV C 14:21 S. 256 - 309; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 256 - 309; Tappert II S. 4 4 3 - 4 5 8 . Am 2. 4. 1769; vgl. Nr. 467 Anm. 1. Johann Michael Enderlein; seit 1766 Katechet in Tohickon. Er übernahm 1770 mehrere Landgemeinden nordwestlich von Lancaster. Vgl. den Synodalbericht (Nr. 495 Anm. 3) und Glatfelter I S. 33 f.
Nr. 504/505 6
15. 8./22. 8. 1770
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Für die Zeit bis zum 22. 8. 1770 ( = Nr. 505) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Aug: d 15 ... Ferner bekam auch einen Brief vom Kirchen Rath aus Friedrichstown Maryland, dat: d 27 Julii a[nni] c[urrentis] solchen habe beantwortet von heute dato 15 Aug: a.c." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 119; vgl. Tappert II S. 458). (2) „1770. Am 15"" August habe empfangen p/er} Capt: Villeneufe von Sr: W. E. W " Pasche aus Kensington einen Brief datiert d ll tel1 Maii 1770. Beygeschloßen ein versiegelt Paquetgen an Η. P. Schmid in Germantown. Solchen habe den H. Pfrr: Slatter heute zur Bestellung mit gegeben." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 Anhang S. 7; vgl. Tappert II S. 458). (3) „1770 Am 17 Kn Aug empfieng von eben dem Schiff p[er] Capt: Villeneuf ein Pro Memoria von Sr: W. Ε: H. Pasche datirt in Pennsylvan: Coffehouse d. 1Γ™ April 1770. Zur Begleitung 2er Briefl[ein] an Η. P: Schultze, und 1 an Η. P. Helmuth." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 Anhang S. 7; vgl. Tappert II S.458).
SOS. An [J. H. Ch. Helmuth]
Philadelphia, 22. 8. 1770
Philadelphia d 22 August 1770 WohlEhrwürdiger, Werther H. Amts=Bruder, Ew. WohlEhrw: Geneigtes vom 20sten Aug: a[nni] c[urrentis] 1 ist wohl zu Händen gekommen. Seit meinem letzt an Sie abgelaßenen vom 15 Aug: ac 2 bekam einen Brief von Sr: W : Ε: H. Pasche d[atiert] d[en] l l t e n Maii ac: 3 beygeschloßen ein paquetgen an Se: W. Ε. Η. P. Schmid p[er] Capt: Villeneufe, H . Pasche meldete in demselben, daß er ein paar Zeilen im pennsylvan: Coffee= Hause an mich geschrieben dd l l t e n April ac zur Begleitung zweyer Briefe a) an H. Pfr: Schultz und b) an H. Pfrr: Helmuth. Zwey Tage hernach empfieng bemeldte Zeilen mit besagten Briefen, wo von Dero erfolget. Ew. WohlEhrw: Erklärung 4 ist mir hinreichend. Hätte ich den stilum Laconicum verstanden, so würde mit meinem stilo vago das Ziel nicht vorbey geschoßen, noch Ihnen die kurtze Zeit zur Entschuldigung geraubet haben. Ich hoffe mein langes Schreiben 5 vom letzten Winter sub rosa würde allen möglichen Argwohn und Samen zur Blödigkeit weg geräumet und die reale Freundschaft in Christo cementirt haben. Kan auch vor Gott versichern, daß so wol ich, als meine Frau nicht den geringsten Neid hegen, sondern von Hertzen wünschen, bitten und flehen, daß diese wichtige Verbindung zu Gottes Ehre, zu seines annoch schwachen Mission Werckes Besten, und zu Dero beyderseitigen zeitlich und ewigen Wohlfart gedeihen möge, um Jesu Christi und seines großen Namens willen amen! Meine Werthe Herren Amts=Brüder thäten mir gewiß unrecht, wenn sie auch nur muthmaßten, daß mich anmaßen wolte, in so wichtigen Veränderungen ihnen was vor zu schreiben, behüte mich Gott! Sie haben ihre Freiheit und Pflicht, als studirte Europaeer nach der excolirten 6 Vernunft, als Christen, nach der Salbung 7 , und als Theologi nach der prudentia pastorali so zu wählen
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Die Briefe des Jahres 1770
und zu handeln, wie es ihrem Beruf gemäß, und so wol dem Gantzen als Theilen der Mission nützlich und beförderlich seyn mögte. Noch etwas von Kleinigkeiten zu berühren, so war meine Frau noch in Jersey, als die Nachricht, vermuthlich durch einen Metzger, nach Neugermantown gebracht, daß Η. P: Helmuth und Jungfr. K[eppele] getrauet worden, worauf sie die 2 Jünglinge neml[ich] P[eter] M[ühlenberg] und Christian] Str[eit] die eben gegenwärtig gewesen, freundlich gefragt, ob sie nicht ihre Glückwünsche gebührend abstatten, und etwa ihr schriftlich zur Überreichung in Philadelphia mit geben wolten? Da denn H. Str. die bey liegenden Verse in Englisch so gleich gemacht und mit gegeben, welche sie aber nicht selber überliefern konte, weil sie müde von der Reise war etc. Der Ρ: M . hatte auch deutsche treuhertzige und wohl meinende Reimen componirt und mir zur Beurtheilung überlaßen. Weil ich aber fand, daß er wol eine Gabe zum Reimen, aber nicht zum Dichten nach dem heutigen erhöheten Geschmack hat, so behielte sie zurück, triti proverbii haud immemor: si tacuisses, philosophus mansisses 8 . Sie sind beyde, wie meine Frau sagt, vergnügt mit der göttl. Führung, und haben den pruritum 9 , wie ich hoffe, meist überstanden. Und was können solche junge Laffen 1 0 und Lehrlinge praetendiren? Sie mögen erst Jacobs werden, des Tages Hitze und des Nachts Frost ausstehen, mögen erst 7 oder zweymal 7 Jahre die Schafe und Lämmer hüten, dann werden sie schon eine Lea oder Rahel bekommen 11 . Daß Ew. Wohl Ehrw. die vacanten Gemeinen in Tolpehaken besucht und erbauet, ist mir im geringsten nicht zuwieder. Ich verlange auch darin kein Monopolium. Nur hätte gewünschet, daß es just eine Lücke ausfüllen mögen, weil die weitentfernten Amts=Brüder, so beschwerliche mühsame Reisen dahin haben, und über aus hart fält auch nur alle 14 Tage jemand zu procuriren, und wird nun gleich fehlen, wenn Η. P: Schmid nicht verkündigen kan, wer über 14 Tage nach ihm kommen soll, wenn H. Kurtz senior nicht indeßen Wort schicket. Η. P. Schmid hätte wol einen Sontag in Lancaster bleiben wollen. Ich kan aber seine Vices nicht vertreten, weil allein bin, und H. Schultz in Easton ist. Muß schließen mit hertzl. Gruß von meiner Costa 1 2 an Dero Corfdem] 13 Η: M . 1 4 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 1 2 3 4 s 6 7 8
9
121-123.
Nicht erhalten. = Nr. 504. Nicht erhalten; vgl. Nr. 5 0 4 A n m . 6(2). Über die Hochzeit Helmuths; vgl. Nr. 504 mit Anm. 2. Nicht erhalten. = ausgebildeten, verfeinerten. = Taufe; vgl. 2 Kor 1,21; 1 Joh 2 , 2 0 . 2 7 . Nicht uneingedenk des oft gebrauchten Sprichworts: Hättest du geschwiegen, wärest du ein Philosoph geblieben. Vgl. Boethius, De consolatione philosophiae 2 , 7 , 2 0 ; Hi 13,5; Spr 17,28. = das Jucken.
Nr. 505/506
22. 8./31. 8. 1770
175
10
= Gecken. " Vgl. 1 M o s 27 - 29. 12 Dt. Rippe; scherzhaft für Ehefrau. Vgl. 1 Mos 2,21 f. 13 Dt. Herz(liebste); Barbara Keppele, vgl. Nr. 504 Anm. 2. 14 Für die Zeit bis zum 31. 8. 1770 ( = Nr. 506) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „1770 Aug 29 th Empfieng ein Paquet von London p[er] Capt: Stevenson worin enthalten 1) Ein Schreiben von Sr: W. Ε: H. Pasche, datirt Kensington d 21 Junii 1770. 2) Von Sr: Hochw: Η Dir: Knapp ein Pro Memoria an die Fr: Witwe Handschue dat: d 14 Maii: 1770 [ = Nr. 497], eingelegt ein versiegelt Briefl: an die Fr: Handschue. 3) Ein Brief von Sr: Hochw: Η Dir: Knapp: an mich wegen H. Kunze dat: d 14 Maii 1770: [ = Nr. 496], * Ferner ein P.S. von Sr. Η: Dr: Knapp wegen meiner 2 Söhne" [ = PS zu Nr. 496]. (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 Anhang S. 8; vgl. Tappert II S. 458). (2) „Anno 1770: Schrieb 2 Bogen an Sr: W. Ehrw: H. Pasche dat: Aug 30. 1770. 1) Agnoscirte alle empfangene Briefe vom 2 Januar: 1770 bis 29 Aug: a[nni] c[urrentis] machte auch Anmerckungen wegen Stephan Williams verdrießlichen Erbschaffts Commission etc. etc. 2) Ferner legte bey: Anmerckungen über meine letzte Reise im M o n a t h Junii und Julii 1770. datirt vom 17'" Junii bis 20sten Julii 1770. Sieben Bogen [ = AFrSt IV C 14:21 S. 2 5 5 - 3 0 9 ; vgl. Nr. 504 Anm. 3], 3) Schloß mit ein a) einen Brief von Daniel Burghard an s[einen] Bruder b) von H. Goettee an s. Vetter Mr: Schwenke, c) einen vom H. Schulmeister [Ludwig] aus Greenwich Α Möns: Ludwig Aedituus ad sanct[um] Spirit[um] in Quedlinburg, d) einen an H. Zahl Commissar: Wiese in Einbeck. Am 4Mn September: sandte das Paquet zum Coffee Hause. *Das Schiff wird aber wol kaum zu Ausgange des Septembr: abgehen." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 Anhang S. 8; vgl. Tappert II S. 459f.).
506. ]. L. Voigt an M. Von S[eine]r W[ohl] Efhrwürden] Η. P: Voigt:
New Hanover, 31. 8. 1770 d d 31 Aug: 1770
Es hat sich ein Ungewitter über meinem Haupte zusamen gezogen, davon Adam Wartman1 der Erschaffer ist — Ich hatte eine Haushälterin, die fragte ich ein Vierteljahr vorher ehe ihre Zeit um war, ob sie wieder bey mir bleiben wolte? Sie gab mir zur Antwort: Ich will mir BedenckZeit nehmen. Nach diesen habe sie nicht wieder gefraget, sondern wartete bis 8 Tage vor Endigung des Jahrs auf ihren Entschluß. Weil aber so gar bis dahin keine Antwort erhielte, so miethete mir eine andere, und gab der Vorigen ihren Lohn. Hierüber entrüstet sich A: W. mit brennenden Eifer und siehet es an als ein Crimen laesae Majestatis, daß sein Gutachten nicht desfals vorher unterthänigst gehorsam eingeholet habe. Mit vollem Halse schreiet er: wozu bin ich Trustee, wenn mein Wort nicht gelten, und der Pfrr mich [nicht] in Allen um Rath fragen will? Erfült von Bitterkeit setzet er sich an die WirthsHäuser, und schäumet alle nur erdenckliche Lästerungen gegen mich aus. Ein solch Verhalten ist ihm
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Die Briefe des Jahres 1770
noch nicht genug, die Ausbrüche seiner Wuth abzukühlen, sondern er reitet auch umher die Leute wieder mich aufzuwiegeln. — Eins wäre mein hertzliches Wünschen, wenn Werth[er] H . Senior nach Dero weisen Einsichten eine gute Dosin niederschlagend Pulver wolten zubereiten und heraufschicken 2 , damit diesem M a n n e , sein von H o c h m u t h unbändig wallendes Geblüte gezähmet würde, ehe es andere mit dieser Seuche anstecket. /: non deficit alter :/ 3 — Neuhannover d 31 Aug: 1770. 4
Abschrift von Mühlenbergs 1 2 3
4
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 124.
Vgl. Nr. 507 Anm. 2. Vgl. Mühlenbergs Brief an Wartmann (Nr. 507). Wohl Zusatz Mühlenbergs: Ein anderer fehlt nicht, d.h. wird an dessen Stelle treten (nach Vergil, Aeneis VI, 143). Für die Zeit bis zum 10. 9. 1770 ( = Nr. 507) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1770 Montags d 3 Sept: empfieng ein Schreiben von H . Br: Helmuth, dat: d 30 Aug: a[nni] c[urrentis] d[urch] H. Br: P. Schmid sub rosa. D 5ten Sept: a.c. antwortete darauf weitläufftig Sub rosa und gab den Brief zur Bestellung an H. Keppele Junior." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. [123]; vgl. Tappert II S. 459).
507. An A. Wartmann
Philadelphia,
10. 9. 1770
Philad: d 10 Sept: 1770 Mein lieber alter Freund M r : Wartman, Es hat mir jemand aus Neuhannover erzehlt 1 , als ob er, Mstr: Wartman sehr entrüstet sey über den H . Pfrr Voigt, weil er seine Haushälterin entlaßen und ihr ihren Lohn bezahlt und eine andere gedinget, und ihn nicht erst um Rath und Erlaubniß gefragt habe, weil er doch Trustee wäre. Ja daß er in den Wirtshäusern säße und alle erdenckliche Lästerungen gegen H . Pfrr: Voigt ausschüttete, und umher ritte, um die Leute wieder den H. Pfrr Voigt aufzuwiegeln etc. Solte das nicht so seyn, so wäre mirs sehr lieb. Solte es aber wahr seyn, so wüste ich nicht wie es zugienge. Denn ich habe ihn Mstr: Wartman so viele Jahre als einen verständigen M a n n gekant, 2 der seinem Ältesten Amte ziemlich wohl vorgestanden, und sich nie um meine Haushaltung bekümmert, und auch nicht verlanget hat, daß ich ihn erst fragen solte, wenn ich einen Dienst Boten annehmen oder abdancken wolte. Denn es hat ein jeder für seine eigene Haushaltung zu sorgen, wie unser sei: Lutherus sagt, ein jeder lerne seine Lection; so wird es wohl zu Hause stöhn 3 . Wenn ich einen Knecht oder M a g t auf ein Jahr dinge, und 3 Monathe vor ausgange des Jahrs frage, ob er, oder sie aufs neue im Dienste bleiben wollen und ich kriege keine Antwort; so habe ich ja M a c h t , Recht und Freiheit einen andern Dienst Boten zu dingen,
Nr. 506/507
31. 8./10. 9 . 1 7 7 0
177
ohne die Trustees Ältesten oder Vorsteher zu fragen. Die Trustees, Älteste und Vorsteher fragen ja den Prediger nicht, wenn sie einen Knecht oder Magt dingen oder abschaffen wollen. Ich lean mirs fast nicht vorstellen, daß mein alter Freund Adam so verfaren solte, wie mir erzehlet worden; es müste denn seyn, daß ihn das Alter kindisch machte, oder er müste, wie ich nicht hoffe, sich zu sehr an das berauschende Geträncke gewöhnet oder sonsten Ursachen haben die mir unbekannt sind. Gesetzt, er hätte etwas wieder den Lehrer und Seelsorger einzuwenden, so wäre er als ein vernünfftiger M a n n als ein Christ, als ein Trustee oder Ältester verbunden erst zu ihm allein zu sprechen und zu fragen, wie es mit der Sache beschaffen? wie unser gülden Abc sagt: richte nicht so fort, höre erst des andern W o r t . 4 Höchst unvernünfftig, sündlich, ja schändlich und strafbar wäre es, wenn gar ein Trustee oder Ältester über einen Lehrer und Seelsorger auf den Bier=Bänken, in Saufgesellschaften, unverhörter Sache urtheilen und lästern solte. Der 1 Psalm sagt: Wohl dem, der nicht wandelt im Rath der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzet, da die Spötter sitzen. 5 Ich kan es fast nicht glauben, daß mein alter Freund Adam so verfallen solte. Wer wolte Prediger seyn bey solchen Gemeinen? wenn die Ältesten selber, die andern gute Exempel geben, und vor den R i ß stehen 6 solten, treue Diener Gottes verfolgen. Ich habe die Seelsorger nicht deswegen von Gott erbeten, und von unsre Hochw: Vätern verschrieben, daß sie sollen von ihren Gemeinen, Trustees oder Ältesten gemißbraucht und verfolgt werden. Ach nein. Wenn die Neuhannoveraner so verfahren solten; so weiß ich noch Gemeinen genug, welche meine Mitbrüder, wenn sie ordentlich leben und getreu im Amte sind, mit vielem Danck aufnehmen. Ich kan es noch nicht glauben, daß mein alter Freund Adam Wartman so angehen solte wie mir erzehlt worden, und bitte mir deswegen erst eine Antwort und Nachricht von ihm aus, 7 damit ich höre wie es stehet, und daß ich mich darnach richten möge. Ich werde auch den H. Pfrr: Voigt um eine Nachricht bitten. 8 Verbleibe indeß sein Freund und Wohlwünscher Phil: d 10 ten Sept: 1770. 9
Abschrift 1 2
3 4
s 6 7
von Mühlenbergs
Η: M.
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S.
124-126.
Voigt an Mühlenberg; vgl. Nr. 506. Im Tagebuch zum 24. 2. 1781 schreibt Mühlenberg: „... Adam Wartmann, den ich vor 35 Jaren als ein Kind getaufft und vor 20 Jahren unterrichtet und confirmirt habe und ein treues Glied der Gemeine ist und gern wohl thut." (PM 95 A Nr. 21 1 7 8 0 - 8 1 S. 111; vgl. Tappert III S. 404). Luther, vgl. BSLK S. 527 (Schlußvers des Kleinen Katechismus) sowie WA 35 S. 580. Das goldene ABC ist in zahlreichen verschiedenen Ausgaben überliefert. Der deutsche Merkvers ist eine Wiedergabe von: „audiatur et altera pars". Vers 1. Sprichwort biblischen Ursprungs. Vgl. Ps 106,23; Hes 22,30 sowie Wander Bd. 3 Sp. 1694. Über den Ausgang der Angelegenheit geben Korrespondenz und Tagebücher keine Auskunft; vgl. aber Anm. 2.
178 8 9
Die Briefe des Jahres 1770
Eine Antwort Voigts auf Mühlenbergs Brief (siehe Anm. 9) ist nicht erhalten. Für die Zeit bis zum 18. 9. 1770 ( = Nr. 508) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Anno 1770 d 12"" Sept habe einen Brief an Esq Klotz geschrieben, und an Mr: Leonh: Melcher zur Bestellung gesandt." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 126; vgl. Tappert II S. 459). (2) „Sept: 15 habe an Η. P: Voigt geschrieben und eine Copie von Obigem [ = Nr. 507] concerning] Wartman beygelegt p/er] favor of Steph[an] Crumrein." (PM 95 A Nr. 12 1769 — 71 S. 126; vgl. Tappert II S. 459).
508. An J. Th. Engelland
Philadelphia, 18. 9. 1770
Antwort, auf H. Theophilus E[ngellan]d Schreiben d[e] d[ato] d[en] 27. Aug: 1770 1 von Steinarabien 2 : Philad: d 18 Sept: 1770 WohlEhrwürdiger H. Pfarrer, Ew. WohlEhrw: haben mit einer geneigt» und vertraulichen Zuschrift vom 27sten Aug: 1770 mich zu beehren beliebt. Ich wolte gern den sensum litteralem wohlgedachter Zuschrift zu Herzen nehmen und zu meiner Erbauung anwenden, wenn erst etwas praemittirt und eine cordate Erklärung darüber empfangen hätte. Es war vor kurtzem eine Person aus Sr: WE: Η. P. Sommers 3 Gegend bey mir sagende, es ließen mir ein und andere Freunde aus dasiger Gegend zu wißen thun, daß S[alvo] T[itulo] Η Pfrr E[ngellan]d sehr übel und unfreundlich wieder mich und meine Amts=Brüder in Pennsylvania urtheilete etc. Ich versichere, daß einseitige Reporte nicht leicht glaube, sondern erst gern nachfrage ut et audiatur altera pars 4 . Sölten Ew. W. Ehrw: etwas wieder mich, oder meine hiesigen Amts=Brüder haben, so hoffe, sie würden entweder als ein Mitgeschöpfe nach dem Naturgesetze, oder als ein Christ nach Christi Gesetze, als ein Litteratus nach den Regeln der excolirten Vernunft oder als ein Theologus nach Anweisung der höhern Offenbarung, mich selber erst gefragt und zu über zeugen gesucht haben; maßen nicht leicht jemand ein rechtes Urtheil von einseitigen Beklagten fällen mag. So viel mich in meiner Schwachheit besinnen kan, habe Dero Person nie gehaßet, sondern nur das verabscheuet, was mit dem heiligen Amte und Wandel eines Seelsorgers, der ein Vorbild der Heerde seyn solte 5 , nicht übereinstimmt. Sölten Ew. W. Ehrw: nicht nur durch die Veränderung der Province 6 , Climatis und übrigen Umstände, sondern fürnemlich durch die Gnaden Würckungen des heil. Geistes vermittelst des Worts des Lebens zum Versöhnungs Element, zur Erleuchtung, Buße, Glauben und Rechtfertigung als dem Kleinod 7 und AugApfel 8 unserer Evangel. Religion nach Gottes untrieglichem Worte, unserer Augspurgischen Confession gemäß, gelanget seyn, und in der täglichen Heiligung und Erneuerung das verliehene Kleid der Gerechtigkeit im Blute des Lammes helle zu
Nr. 507/508
10. 9./18. 9. 1770
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machen trachten 9 ; was müste das nicht für ein Gegenstand der Freude vor den Engeln im Himmel, vor allen rechtschafnen Christen, für unsere arme Evangelische Kirche in America seyn, die bis hiehier noch immer wegen Ärgerniß und Schmach, als eine Einsame, in der Asche geseßen etc. 1 0 ! Was für unverdiente Freude, Trost und Erquickung würde solches bey mir dem geringsten, schwächsten und unwürdigsten seyn, wenn die Versöhnungs Gnade ein neues Wunder gewürcket, und einen verlorenen Sohn heimgebracht 11 , und aus einem Saul einen Paul gemacht 1 2 , der nun alles für Schaden und Koth achtete gegen die überschwengliche Erkentniß unsers Herrn Jesu Christi 13 , und numehro Christum den Gekreutzigten anpriese, mit Leben und Wandel vorleuchtete und aus ächter Hertzens=Liebe zu Christo dem großen Hirten der Schafe 14 und Eigenthums Herrn 1 5 die Lämmer und Schafe weidete 16 ! Ο was für ein großer Unterscheid ist doch zwischen einen Kopf» und Hertz=Gelehrten, zwischen bloßer Theorie und heilsamer Praxi! Wer nur einiger maßen Witz [Verstand] und excolierte Vernunft hat, der kan ja wol unerleuchtet = und unbekehrte Philosophos und Theologos nicht änderst ansehen als geistliche Comoedianten, die um des Brodts willen etwas daher machen und vorstellen, was sie selber nicht glauben noch erfaren noch sind. Ew. Wohl Ehrw: nehmen mir diese obige Anmerckungen nicht übel, denn sie nicht aus Tadelsucht, pharisaeischer Einbildung oder Vermeßenheit, sondern aus einfältigem 17 , zerbrochenen 18 , hungernd» und dürstenden Hertzen nach Gerechtigkeit 19 und Verlangen nach Dero zeitlich und ewigen Wohlfart und Besten unserer armen Evangelischen Ecclesiae plantandae in dieser Abend= Wüste, nebst Gefühl meiner eigenen Schwachheit gefloßen und sub rosa ertheilet sind. Hat die bekehrende Gnade würcklich bey Ihnen Platz gefunden, so nehmen Sie meine Vorstellung in Liebe auf, prüfen alles und behalten das Gute. 2 0 Wäre solches nicht, so wird sich ohne Zweifel der alte Adam mit Händen und Füßen wehren, und der Pharisaeer Gott dancken, daß er nicht wie andere Leute etc. sey. 21 Der sei. Dr: und Professor Anthon 22 pflegte zu sagen, wenn man die polemic recht aus dem Fundament treiben wolte, so müste man statum Controversiae gewiß setzen und alle Ketzerey aus dem verderbten Hertzen deduciren etc. Daß Ew. W. E: recht wohl seyn und unter Dero Gemeinen den besten Frieden genießen, ist mir ungemein angenehm und tröstlich zu vernehmen, ob mir wol unsers sei. Lutheri Anmerckung dabey eingefallen da er sagt: wo das Evangelium recht gepredigt wird, da fangt es Rumor an. 2 3 Noch angenehmer und tröstlicher, daß Dero Amt bishero nicht ohne Segen gewesen. Gottes Gnade und Barmhertzigkeit sey demüthigst dafür verehret und gepriesen. Und daß der auswendige Bau und Rüstung 24 unter Dero Amtsführung auch von statten gehe, ist nicht weniger ein Segen Gottes, zu mal hier in dieser Wüsten. In Deutschland in unsrer Mutter Kirche ist die aus wendige Rüstung fertig, und da kan man gleich den innern Bau 2 5 selbst angreiffen. Hier aber ist es ein Necessarium quid, und gehöret mit zur Ecclesia colligenda, maßen man nicht wohl ein Haus bauen mag, wenn man nicht die Rüstung dazu hat. Gott sey gelobt für eine jede Wohlthat! Sr: W. E. des P. Sommers Zufälle dauern mich
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Die Briefe des Jahres 1770
von Hertzen. Die hiesigen Gemein=Umstände sind noch so, daß sie junge, starcke, muntere, lasttragende Arbeiter erfodern, und haben noch keine Anstalt, daß man abgearbeitete, ermüdete Emeritos nach Gebühr verpflegen könte. Der Herr wolle sich unsrer erbarmen und annehmen, um seines großen Namens willen. Ich bin auch alt und abgemattet, wünschte Erleichterung zu haben, bekomme auch dann und wann Vorspann, muß aber doch wie ein Pferd im Karche [ = Karren] zwischen der Gabel tragen und ziehen, und werde hin und wieder von den Karchbäumen gestoßen und geschlagen etc. Thue ichs nicht gern, so ist mirs doch befohlen. 26 Was den Punckt von Hostien oder Brod betrifft, so wißen Ew. W. E. ohne meine Erinnerung, daß unsere lieben Väter bey der Reformation unter andern um der Schwachen willen condescendirten und die Hostien beybehielten etc. Es ist nun aber schon weit über 200 Jahre und wohl zu bewundern, wenn wir in 2 hundert Jahren nicht gewachsen, noch stärcker geworden, sondern noch eben so schwach seyn solten! Giebt unsere heilige Evangelische Lehre nicht lauter nahrhafte Milch und starcke Speise 27 : So werden wir ja nach deutlicher Erklärung und Belehrung in Adiaphoris die Schwachen gewinnen, zumal wo man keine Hostien ohne Mühe und Kosten haben mag. In unsern Evangelischen Gemeinen in Jersey habe den Gebrauch des süß Brodts von weiß Mehl und Waßer gebacken gefunden, und laße es gern dabey. Das Brodt wird da in dünne schmale Scheibgens geschnitten und gebrochen, nicht aber rund gestochen. In der alten Lutherischen Kirche zu Neu york fand ich auch keine Hostien, sondern süß Brodt und solches wurde mit einem Eisen rund gestochen. Ich kan aber keine Gründe anführen, warum es just müste gestochen, und nicht gebrochen werden: finde auch nicht daß unser Herr Jesus und seine Apostel ein solch Eisen zum stechen gehabt. Je näher der Handlung des allerhöchsten Stifters, desto erbaulicher mag es ja wol seyn, ohne Künsteley und Tendeley! Hätte ich in Pennsylvania nicht den Gebrauch der Hostien vor gefunden, so würde es gewiß nicht erst eingeführet haben. Wir können gute Evangelisch=Lutherische Christen seyn, wenn wir gleich keine Hostien gebrauchen, noch das Brod stechen, sondern brechen. Die Väter unserer Mutter Kirche in Europa werden uns deswegen nicht unter die Rubric der Ketzer setzen, Zeit, Geschäfte und Raum heißen mich schließen mit hertzlicher Empfehlung an Dero Werthe Ehe=liebste und liebe Kinder, in Hofnung, daß wir noch näher im Herrn bekant werden und uns im Jammerthal schriftlich ermuntern, erbauen und erfreuen mögten, welches wünscht Ew. Wohl Ehrw: vor Gott und seinen Kindern unnützer Diener Η: M . 2 8
Abschrift 1 2 3 4 5 6
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1 769 - 71 S.
127-130.
Nicht erhalten. Stone Arabia, N.Y. Peter Nikolaus Sommer ( 1 7 0 9 - 1 7 9 5 ) ; Pastor in Schoharie, N.Y. Damit auch der andere Teil gehört werde. Vgl. 1 Petr 5 , 2 f. In den Jahren 1753 —1768 hatte Engelland zahlreiche Gemeinden in Pennsylvania, vor allem
Nr. 508/509
18. 9 . / 2 0 . 9 . 1770
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nordwestlich von Lancaster versorgt; 1768 wechselte er zu den Gemeinden Stone Arabia und Falls in New York. 7 Vgl. 1 Kor 9,24; Phil 3,13 f. 8 Vgl. Spr 7,2. 9 Vgl. Apk 7,14. 10 Vgl. Hi 2,8. 11 Vgl. Lk 1 5 , 1 1 - 3 2 . 12 Vgl. Apg 9 , 1 - 2 2 . " Vgl. Phil 3,8. 14 Vgl. Hebr 13,20. 15 Vgl. Joh 1,11. 16 Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . 17 Vgl. Ps 116,6; Weish 1,1. 18 Vgl. Ps 34,19; 147,3; Jes 61,1. " Vgl. Mt 5,6. 20 Vgl. 1 Thess 5,21. 21 Vgl. Lk 18,11. 22 Paul Anton (1661 - 1 7 3 0 ) ; Professor und Konsistorialrat in Halle. 23 Vgl. die Predigten über 1 Mos 16 und 1 Mos 49; WA 24, S. 313 f. und 691. 24 Vgl. Eph 6,11 ff. 25 Vgl. 1 Kor 3,9 ff.; Eph 2 , 1 9 - 2 2 . 26 Vgl. 1 Kor 9,17. 27 Vgl. 1 Kor 3,1 f.; 1 Petr 2,2; Hebr 5,12 f. 28 Für die Zeit bis zum 20. 9. 1770 ( = Nr. 509) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sept: 19. Schrieb an Mr: Friedrich Martins in Providence 1) Daß wir uns mündlich und schrifftlich gegen ihn erklärt daß er in diesem Monath October, entweder das Bond von Mr: Heilmann uns überliefern, oder 25 £ bezahlen solte daß das Capital seiner Schuld an uns im Judgment Bond 143 £ Capital wäre. 2) Daß er alljährlich 25 £ bezahlen müste, bis die Summa von Capital aus wäre, und wenn er so wie vergemeldt thäte, so solte die Interesse von der Zeit an, da der Platz verkaufft worden, nichts seyn. 3) Oder, wenn er in diesem Jahre entweder Heilmanns Band [ = engl, bond, Schuldurkunde], oder 25 £ ablegte und im Nächsten Jahre die übrige Summa abtrüge, so solte er sein Häuselein und Platz an der Straße wieder zu erb und eigen haben. 4) Solte aber nichts erfolgen, so könte ich nicht dafür, wenn meine Frau und Kinder ihr gehöriges Recht auf anderweise suchen, und das Judgment Bond verkauffen würden, wozu sich schon Käuffer finden mögten, und ein und andere sich schon angeboten hätten. — H: Μ : " (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 126 f.; vgl. Tappert II S.459). - Zur Sache vgl. Bd. III Nr. 447 S. 664 und Nr. 454 Anm. 10(1). (2) „eod[em] dato: schrieb auch ein paar Zeilen an Mr: Petermann in Providence mit Bitte, daß er aus seines Nachbars Stohr [ = engl, store, Geschäft], so viele Glaßscheiben auf Credit nehmen, und mit Mr: Moses als Tenent [ = Mieter] damit die Fenster ausbeßern lassen mögte, als nöthig wären. Wenn der Schumacher Brug es nicht bezahlte, so wolte ichs thun weil meine Frau noch vor Winter nach Providence zu kommen und bey ihnen Besuch zu thun gewillt wäre g[liebts] G[ott]." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 127; vgl. Tappert II S. 459).
509. An B. Chew
Philadelphia, 20. 9. 1770
To B: Chew Esq 1 May it please your Worship Once more with due Submission I make bold to address, not a Stranger, but a Worthy Acquaintance, a benevolent friend, a Gentleman in high Station
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Die Briefe des Jahres 1 7 7 0
of Parole and Honour, a Patriot, Your Worship, not for a Gift or Alms, but for the Money due by Justice and Law long ago, a part of which the Devisees 2 of the late Conrad Weiser 3 have been obliged to pay unto Persons connected with the Case, and an other part whereof I have advanced to the said Devisees in Cash, which I want to receive again, to maintain my family, and more over to add my Mite towards the New Institution for the Widows and Orphans of Ministers in Union with the Church 4 and to bear travelling Charges if I should go to Newyork, where according to Advertisement the Hon ble and Rev d Trustees are to meet on the 2 d day of October. I should be sorry if the Neglect or Delay might be found in our Worthy Patriot Esq Galloway 5 the Hon ble Speaker, whom I highly esteem in His Person and Station, and shall esteem accordingly during the Residue of my Life almost spent; remaining Your Worships humble and obedient servant Philadelphia, Sept: the 20 th 1770.
Henry Mühlenberg
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 131. 1
Benjamin Chew (1722 — 1810); prominenter Jurist, neben anderen Ämtern von 1 7 5 5 - 1 7 6 9 Attorney General und als Nachfolger William Allens 1774 Chief Justice von Pennsylvania. Vgl. Burton A. Konkle, Benjamin Chew, Philadelphia 1932.
2
= Vermächtnisnehmer, Erbe. Schwiegervater Mühlenbergs. Vgl. Paul A. Wallace, C o n r a d Weiser, 1696 - 1 7 6 0 . Friend of Colonist and M o h a w k , Philadelphia, 1945, Neudruck N e w York 1971; zum Testament Weisers S. 5 6 3 , 5 7 2 .
3
4
Auf Initiative von Richard Peters gegründet; Mühlenberg wurde unter anderen zum Trustee ernannt. Vgl. Nr. 4 8 6 S. 123 f.
5
Joseph Galloway (ca. 1731 —1803); prominenter Rechtsanwalt und Politiker, mit Ausnahme der Amtsperiode 1 7 6 4 / 6 5 von 1756 bis 1 7 7 5 Mitglied, seit 1766 regelmäßig Sprecher der Assembly von Pennsylvania, stritt mit Benjamin Franklin für eine königliche Verwaltung der Kolonie. Er blieb in der Revolution Loyalist; nach der Rückeroberung Philadelphias durch amerikanische Truppen ging er 1778 ins Exil nach England.
510. B. Chew an M.
[Philadelphia], 21. 9. 1770
Answer: 1 Sir, It gives me great Concern, that You have so often had Occasion to make Your Application for the Debt so long and justly due to the Executor of Mr: Weiser 2 . I had received Judgment for the Debt against John Hughes 3 , who was security on the Appeal to England, from the Judgment, originally received against Denny 4 , who You know, was Mr: Weisers Debtor, and I should have taken Hughes's Estate in Execution long ago, had I not relied on Mr: Gallo-
Nr. 509/510/511
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20. 9 J21. 9./24. 9. 1770
way's 5 Promise to sell Denny's Estate at the Falls of Schuilkill and satisfy me out of the Sales. Mr: Galloway has within this few days engaged his Word and Honor, that he will now sell without delay. But if he does not proceed immediately, I will assuredly take out the Execution against Hughes. I hope You will meet with no further Trouble in this Matter 6 , and am with great Regard, Sir, your most humble servant Septembr 21. 1770.
B. Chew
P.S. I will advance You some Money out of my own pocket, rather then see You distressed.
Abschrift von Mühlenbergs 1 2 3
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Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S. 131 f.
Antwort auf Nr. 509. Conrad Weiser, Schwiegervater Mühlenbergs. (ca. 1712—1772); politischer Weggefährte Benjamin Franklins, 1765 auf dessen Betreiben Einnehmer der durch die Stamp Act verfügten Steuern. Dieses Amt mußte er unter öffentlichem Druck aufgeben und war danach in Pennsylvania nicht mehr tragbar (1769 Zolleinnehmer in Portsmouth, Ν.Η., dann noch in Charleston, S.C.). William Denny; 1756 —1759 Gouverneur von Pennsylvania. Vgl. Nicholas Β. Wainright, Governor William Denny in Pennsylvania, in: Pennsylvania Magazine of History and Biography, 81 (1957), 1 7 0 - 1 9 8 . Vgl. Nr. 509 Anm. 5. Am 11. 1. 1771 schrieb Mühlenberg noch einmal in dieser Angelegenheit an Joseph Galloway; vgl. Nr. 526.
511. An C. F. Wiesentbai
Philadelphia, 24. 9. 1770 Philad: d 24 Sept: 1770
HochEdl[er] Hochzuehrender Herr und Gönner 1 , Es ist mir ein besonders tröstlich Vergnügen mit Ew. HochEdl. durch schrifftlich= und mündliche Nachrichten in nähere Bekantschaft zu gerathen. Sr: W. Ε: Η. P: Krug ertheilte mir Dero Geneigtes vom Aug: a[nni] c[urrentis] 2 , welches mich bewog meine geringe Zeilen, so fast unbekanter Weise ergehen zu laßen, in Hofnung, daß sie nicht ungütig auf genommen werden dürften, weil unter denen Hh. Subscribenten einen ehemaligen erweckten Mitbruder Mr: Lindenberger 3 erblickte. Und in dem mich bey Mr: Hansman 4 nach Ew. HochEdl. Person und Character erkundigte, und auch aus der Schreib=Art abnahm, daß mit einem Viro litterato, Medicinae practico, sana Religione praedito zu thun kriegte, so war mirs desto angenehmer, weil solche Gelegenheiten und Vorfälle in diesem Theil der Welt noch immer rar gewesen. Wenn der große Hirte der Schafe 5 , der Heiland aller Welt 6 , und absonderlich seiner
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Gläubigen, sein Gnaden Reich und Kirche w o aufrichten und ausbreiten will, so ersiehet, bereitet und erwählet Er sich Werckzeuge, und giebet ihnen M u t h , Kraft und anhaltende Gedult und Standhaftigkeit sein Werck, nach seiner gnädigsten Absicht anzufangen und auszuführen. Und das ists, was ich an meinem allergeringsten Theil wünsche, bitte und flehe, nemlich daß auch in Nord America sein herrlicher Name geheiliget, sein Reich erbauet, des Satans Reich zerstöret, und sein bester und gnädigster Wille d[urc]h reine Evangelische Lehre und exemplarischen Christen Wandel vollbracht werden mögte! 7 Und bey der Verfaßung in der Welt, die im Argen lieget, können die Werckzeuge Christi, wes Standes, Würden und Ehren sie auch sonsten, keinen größern Namen und stärcker Salarium erwarten, als ihnen von ihrem Herrn und Meister und Nachfolgern in dieser Zeit beschieden Matth: 10, 25. 2 Corinth: 6,1=10. welches aber in keine Weise zu vergleichen mit der künftigen, über alle M a ß e n wichtigen Herrlichkeit 2 Corinth: 4, 17,18. R o m : 8,18. M a t t h : 5,10= 12. Die Anmerckungen, welche Ew. HochEdl. in Dero Werthen vom Aug: ac an Η . P. Krug zu machen beliebet, zeugen von einem redlichen Hertzen, das nach Christi Regel gern klug wie die Schlangen, und ohne Falsch wie die D a u b e n 8 in so wichtigen Gemein» und Seelen Sachen verfahren und das Beste erwählen mögte, wenn es heißt: „Wir stehen bis dato noch unter keinem Ministerio — vielleicht ein eigenes Ministerium errichten können". Dieses ist auch mein herzlicher Wunsch, daß in einer jeden Province so viele Evangelische Gemeinen anwachsen, mit treuen Lehrern und Seelsorgern begabt, ein Vereinigt Ministerium und Ordnung dem Grunde der Apostel und Propheten, und unserm ungeändert Augspurgischen Glaubens=Bekentniß gemäß veranstaltet und erhalten werden mögte. Wenn ich aber meine einfältige Muthmaßung einem erfarnen Patrioten unserer Evangelischen Kirche, nemlich Ew HochEdl. ohne Falsch eröfnen darf, so deucht mir, oder es scheinet fast, als ob Dieselben die Absicht und Zusamenhang unsers Versuchs zur Vereinigung noch nicht deutlich einzusehen, Gelegenheit gehabt, und daß vielleicht einseitige Vorstellungen von ein und andern gelehrten, sich selbst orthodox haltenden Lutherischen Predigern 9 , die vieles wieder unsere Vereinigung aus privat Absichten einzuwenden, bey Ew. HochEdl. ein unschuldig Vorurtheil erweckt haben mögten. Wolte dahero bitten, folgendes in Erwegung zu nehmen und zu urtheilen, ob unser Versuch zur Einigkeit recht oder unrecht sey? 1) W i r deutsche Einwohner in America, von Evangelisch=Lutherischer Religion abstammend, wohnen nächst Gott unter dem Großbritanischen Schutz, und können vermöge der Acten von Tolerance 1 0 Gewißens=Freiheit und unsere Evangelische Religion genießen. 2) Alle übrige Einwoner genießen als Protestanten dieselbige Freiheit, und haben ihre geschloßene Societaeten mit Ordnung und Regeln umzäunet und verwahret. Ex[empli] gr[atia] a) Die E n g l i s c h e ] Episcopal Kirche hat ihre eigene Verfaßung und Ordnung, b) Die Presbyterianer, die Baptisten, Quaker, haben ihre eigene c) die Deutsch Reformirten, die Moravischen etc. stehen zusamen, und haben sich eingeschantzet in ihre eigene Verfaßungen. 3) Nun ist die Frage, sollen die von Evangelisch Lutherischen abstammende Einwohner, die eine große Anzahl aus machen in
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America, sich auch der Christlichen Einigkeit befleißigen nach dem 133 Psalm 1 1 , oder soll es gehen, wie es in den alten Zeiten hies: Zu der Zeit war kein König oder Regierung im Lande, und ein jeder that, was ihm recht dünckte 1 2 ? Die alte M a x i m e des Satans ist: divide et imperabis. Eine vielfache Schnur wird nicht so leicht zerrißen als einzelne Faden. 1 3 Die Schweitzer wären schon lange zerrißen und von benachbarten Mächten unter frembdes Joch gebracht, wenn sie nicht durch anhaltende Vereinigung und Ordnung ihre Freiheit behauptet. Die Holländischen Niederlande wären wol längst schon wieder unter die Tyranney und das päbstliche Joch gebracht, wenn keine Vereinigung und Zusamenhang unter ihnen gewesen. 1 4 Wenn ein Regent hundert Regimenter Kriegs»Völcker auf Defension der Offension ausschickte, und die Officiers wolten ein jeder für sich ohne Gemeinschaft und Vereinigung agiren, wie bald würden sie selber unter einander in Verwirrung gerathen und von geringerer feindlichen M a c h t überwältiget, zerstreuet, erschlagen, oder gefangen werden. 4) Wir Evangelische in America hatten zwar Freiheit, uns mit einiger Verfaßung einzulaßen, und uns entweder unter die Engl. Episcopal oder Presbyterial Kirche, und die Verfaßung der deutsch Reformirten Kirche, oder unter die Moravische, Wiedertäufferische, Quaker oder andere Partheyen zu begeben, wenn uns unsere Evangelische Religion, deren seligmachende Lehre und hinreichende Mittel der Gnaden nur auf der Haut, und nicht am Hertzen läge, oder für Silberlinge feil wäre, wie dem Judas sein höchster Wohlthäter 1 5 . 5) Wie ist aber wol der Versuch von den vereinigten Gemeinen in Pennsylvanien entstanden 1 6 ? Anno 1733 hatten sich die wenigen Lutheraner in der Stadt Philadelphia und in Providence und Neuhannover Township vereiniget, Collectanten nach Europa gesandt und bey dem noch lebenden Königl. deutschen H. Hofpred: Ziegenhagen um Prediger und andere Bey hülffe angehalten. H. Hofpr: Z. hatte die Sache weiter recommendirt an die berühmtesten Kirchen Väter in Hannover, Halle, Leipzig, Augspurg etc. etc. Die Collectanten machten sich aber verdächtig und stinckend in Deutschland etc. Daher verzog sich die Hülffe bis 1742, da ich frey hereingesandt wurde. Mein Beruf 1 7 war auf die 3 obbemeldte vereinigte Gemeinen. Als dieselben einiger maßen aus dem gröbsten in einige Ordnung gebracht, so fanden sich nach und nach noch mehrere Häufleins ein, welche um die Vereinigung baten, so ward ich gedrungen an die Hochw: Väter unserer Mutter Kirche in Europa zu schreiben, und um mehrere Hülffe zu bitten, welche auch von Zeit zu Zeit erfolgte, nemlich die Väter und viele andere Kinder Gottes legten ihre Gaben und Scherfleins zusamen und sandten Prediger frachtfrey herein als nemlich: M e s s " Brunnholtz, Kurtz, Schaum, Handschue, Heinzelmann, Fried: Schultz, Kurtz jun:, Krug, Voigt, Emanuel Schultz, Helmuth, Schmid etc. und zu den ersten 3 Gemeinen traten nach und nach in Vereinigung die Gemeinen in Germantown, Goshehoppe, Indienfield, Tolpehaken, Heidelberg, Atolhee, Nordkiel, Earltown, Peikstown, Lancaster, Yorktown, Friedrichstown in Maryland, Colepepper in Virginia, ferner in Pennsylvania die Gemeinen zu Macanshy, Salisbury, Saccum, Uppermilfort, Heidelberg am Jordan, Lintown, Whitehall, Weitenthal, Antilany, Readingtown, Berntown, Elisabethtown, Warwick, Manheim, Weissen-
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burg, Albanytownship, Rosenthal, Greenwich, Wilhelmstown, Easton, Neugermantown, Bedminstertown, Valley, Pawlingskiel, Remmerspach, Hackinsack, Pequest und Greenwich in Jersey, die Nieder und Hochdeutsche Gemeinen in Neuyork etc. etc. In dem die Nachricht von den hiesigen Gemeinen weit und breit in Deutschland bekant, und auch von den Neuländern hinzugesetzt wurde, daß in America ein erstaunlicher Mangel an Lutherischen Predigern wäre, und die Prediger hier wie Fürsten leben könten, siehe, so kamen von Jahr zu Jahre unter andern mit den deutschen Emigranten auch solche luckere [ = lockere] Prediger herein, und lieffen, wo sie nicht geruffen, noch gesandt waren. 1 8 6) Die Prediger, Älteste und Vorsteher in den Vereinigten Gemeinen hatten folgende Ordnung oder Regeln beschloßen, nemlich a) daß alle Jahr oder auch 2 Jahr die Vereinigten Prediger und ein oder 2 Deputirte von jeder Gemeine an einem bequemen Orte zusamen kommen, und das Beste der Gemeinen überlegen und berathen mögten und zwar alles nach Stimmen und der Mehrheit der Stimmen b) ein jeder Prediger und Deputirter hat seine Stimme, einer wie der ander c) Eine jede Gemeine hat und behält ihr Recht, zu beruffen nach der Ordnung wie es in der Evangelisch=Lutherischen Religion gebräuchlich ist 4)[d] Wer ein Vereinigter Prediger mit seyn will, der muß einen ordentlichen Beruf von seiner Gemeine oder Gemeinen, und auch ein Zeugniß aufweisen, daß er geordinirt, und zu dem Amte eingesegnet sey. e) Wenn ein Vereinigter Prediger mit Tode abgehet, oder sonst anderswohin beruffen, oder wegen falscher Lehre und ärgerlichen Lebens seines Dienstes erlaßen wird, so stehen die übrigen Vereinigten Prediger zusamen, besuchen die vacanten Gemeinen so viel es die Umstände leiden wollen, und bedienen sie so lange mit den Gnaden=Mitteln, bis die Gemeinen wieder mit einem eigenen Seelsorger versehen sind. Wenn eine Einweihung einer neuen Kirche nöthig ist, oder sonst Feyerlichkeiten vorfallen, so stehen die zu nächst wohnende Prediger und Ältesten mit bey. f) und weil wir in diesem Theil der Welt unsere freye Religions Übung genießen, und unter keinem Bischof, General» oder Special Superintendenten stehen, so wird jedes mal beym Beschluß einer Synodal Versamlung von dem Vereinigten Ministerio einer zum Presidenten bis zur nächsten Versamlung durch die Mehrheit der Stimmen gewählt, welcher die Correspondence mit christlichen Vätern und Wohlwünschern unserer Mutter Kirche in Europa unterhält, und auch die vorfallende Angelegenheiten in den Vereinigten Gemeinen hier besorget, und die viele M ü h e und Arbeit ohne einige Belohnung um Gottes willen hat. Solcher gestalt behält eine jede Gemeine ihre vollkommene Freiheit, und kan mit zur Vereinigung halten, oder für sich bleiben, weil keine weitere Verbindlichkeit oder Zwang dabey ist, als eine Christliche Neigung und Liebe zur Einigkeit und Ordnung, maßen kein Haus oder Reich bestehen mag, das unter sich selber uneinig ist. 1 9 Solche jährliche Versamlungen sind noch nie ohne Segen, Aufmunterung und Nutzen abgegangen und machen auch einiger maßen Eindruck bey den vielerley Misgünstigen Partheyen, welche sich nicht so leicht wagen eine Kirche und Religions Verfaßung zu attaquiren, die zusamen hält.
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7) Unser Vereinigt Ministerium hat noch nie einer Gemeine den Beytritt verwehret, und auch gern alle Prediger zur Vereinigung aufgenommen, sie mögen auf einiger Universitaet studirt haben, wenn sie nur einen ordentlichen Beruf von den Gemeinen haben, und ein Zeugniß von der Ordination zum Amte aufweisen können. Weil aber schon verschiedene sich gefunden, die weder Beruf noch Zeugniß, noch sonst einen paßlichen Character hatten und sich fürchteten ans Licht zu kommen, oder auch andere, die mit beygetreten ausfanden, daß keine Nahrung für Augenlust, F l e i s c h e s l u s t und hoffärtig Leben dabey anzutreffen etc. so ist es gar kein Wunder, daß solche nach ihrem Schalks Auge davon urtheilen und die Vereinigung als höchst gefärlich und schädlich vorstellen, damit sie beßer im Trüben fischen und ihre Schalckheit unter dem Hütlein spielen 2 0 mögen. Wir haben schon manniche Beyspiele davon erlebt, von Gemeinen, die sich für der Vereinigung wie fürm Tode fürchteten, bis sie von ihren geliebten Seelsorgern und Beicht Vätern vor der Court und Law verropft [ = gerupft], zerrißen, und gewitziget [ = klug gemacht] waren, dann zu uns traten und offenbarten, wie sie mit Blindheit geschlagen und betrogen worden etc. Nathanael sprach: was kan von Nazareth Gutes kommen? Philippus antwortet: Komm, und siehe es 2 1 . Experientia docet. 2 2 Wem es nicht um die Ehre Gottes, um die Fortpflantzung des trostreichen Evangelii, und Errettung der armen Seelen zu thun ist, sondern nur zeitlich Ehre, Ruhe fürs Fleisch oder Wolle 2 3 in dem annoch verwilderten Americanischen Weinberge suchet, der fraget wol wenig oder nichts nach solchen Vereinigungen, sondern verachtet und verwirft sie lieber, wie ich bey mannichen schon zur Gnüge erfaren, und dadurch ihren unlautern Sinn erkant habe. 8) Und gesetzt, wenn auch in künftigen Zeiten durch Gottes Gnade und Segen in einer jeden Nord Americanischen Province ein eigen Ministerium errichtet würde, so könten und solten doch alle Ministeria und Evangelische Gemeinen, wenn sie änderst auf dem Grund der Apostel und Propheten unserer invariatae Augustanae confessionis gemäß erbauet, nach der Regel des Geistes Gottes sich verhalten Ephes 4,3 seq[uentes] Seyd fleißig zu halten die Einigkeit
im Geist, durch das Band des Friedens, ein Leib und ein Geist, wie Ihr auch beruffen seyd auf einerley Hofnung Eures Berufs: Ein Herr, ein Glaube, eine Tauffe: Ein Gott und Vater unser aller, der da ist über Euch alle, und in Euch
allen. Obgleich in der ersten Evangelischen Kirche eigene Ministeria zu R o m , Corinthus, Galatia, Ephesus, Philippis, Thessalonich etc. etc. waren, und in der Distance unterschieden, so blieb doch Harmonie, Einigkeit und Liebe unter ihnen, bis die falschen Apostel und betrieglichen Arbeiter, die Feinde des Creutzes Christi, welchen der Bauch ihr Gott ist, 2 4 darzwischen kamen und Verwirrung anrichteten. Wenn ich einen Brief von unsern Evangelischen aus den Provincien Georgia, Süd= und Nord Carolina, Virginia, Maryland, Jersey, Neuyork, Neu England, Neuschottland, Surinam oder dergl. bekomme, und vernehme, daß die Gemeinen anwachsen, im Segen, Flor und Ordnung stehen, so kan nicht änderst als Theil daran nehmen, mich freuen und Gott preisen, und hingegen Leid tragen, wenn das Gegentheil höre, und von eben dem Gefühl wird ein jeder rechtschafne Evangelischer Prediger, Vorsteher und
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Gemein=Glied seyn. Wenn ein Glied leidet, so leiden sie alle, wenn eins sich freuet, so freuen sie sich alle 25 wegen der intimest=genauesten Connection und Verbindung im Geist. Solche Früchte wird man aber nur von Reben am Weinstock 26 erwarten, und von den Dornen keine Trauben lesen können. 27 So bin ich denn auch insonderheit erfreut über das Triumvirat der Christlich gesinneten Herren Ältesten in Baltimoretown, unter deren gesegneten Aufsicht, vereinigten Dienst und Regierung die Gemeine angewachsen, mit guter Ordnung versehen, und bereits mit etwas Fund begabt! Der Herr, der Sie zu Werckzeugen ersehen und in Liebe verbunden, der laße Dieselben lange leben, und die Früchte des Glaubens, der durch die Liebe thätig ist, 28 reichlich genießen! Der lieben Gemeine wünsche, was der Rebecca gewünscht wurde. Genes: 24,60. Du bist unsere Schwester, wachse in viel tausend mal tausend, und dein Same besitze die Thore seiner Feinde! Und wenn Η. P. Krug unter Gottes gnädigsten Vorsehung das Werckzeug für die Gemeine seyn solte, worauf die Herren Ältesten ihr Christlich Augen=Merck geworfen, so stimme mit Ihnen insofern überein, daß Ihre Wahl auf eine rechtschafene Person gefallen, maßen er in Deutschland schon im Amte gestanden, auf unser flehentlich Anhalten von hohen Gönnern zum Americanischen Weinberge überlaßen, frey herein uns zur Hülffe gesandt, die verschiedenen Jahre der Gemeine in Reading mit gesunder Lehre und Christlichen Wandel vorgestanden, und von etlichen Aufgeblasenen schon manniche Grobheiten erduldet hat. Ferner muß von ihm aus Erfahrung bezeugen, daß er nicht nur eine gründliche Gelehrsamkeit in den orientalischen Sprachen, worin Gottes Wort geschrieben, besitze, sondern auch in allen Theilen zur Gottes Gelahrtheit gehörig, wohlversirt, und beflißen sey, die Lehre mit Christlichem Wandel zu zieren. Unter die besondere Gaben rechne ich mit, daß er mit der Jugend liebreich und erbaulich um zu gehen weiß im Catechisiren und Unterricht, welches das nöthigste Stück an einem Lehrer mit ist; ferner, daß er nicht heuchele und schmeichele, sondern einem jeden gern die Wahrheit ungekünstelt unter Augen sage, und keine Person ansehe, sie mag vornehm oder gering heißen. Was uns aber Bedencklichkeit machet ist dieses: Die Herren Ältesten und Vorsteher von der Evangel. Gemeine in Friedrichstown haben schon geraume Zeit bey ihm angehalten, daß er ihr Prediger seyn mögte, und auch desfals einen Beruf ans Ministerium bey mir eingesandt 29 , welchen bey der nächsten Synodal Versamlung zur Beurtheilung und Approbation oder Disapprobation vorlegen muß. Es thut mir leid, daß zwischen unsern Mitbruder H. Pfrr: Schwertfeger und der Gemeine in Friedrichstown ein solch Misverständniß eingewurtzelt, 30 daß mir fast zu heben unmöglich scheinet. Ich kenne und liebe den Herrn Schwertfeger wegen seiner Gelehrsamkeit und Gaben, finde auch nicht, daß die Herren Ältesten etc. über seine Lehre und Wandel klagen, sondern nur, daß der gröste theil von der Gemeine ihn nicht mehr zum Lehrer und Seelsorger verlangte, und kein Salarium aufmachen wolte etc. Was kan man in solchem Fall thun? Der Gemeine jemand ohne ihren Willen auf zu dringen, läßt sich nicht thun, stifftet auch keine Erbauung. Eine Umwechselung wäre meines geringen Erachtens das beste Mittel gewesen, hat aber auch viele
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Schwierigkeit. Kurtz, ich erwarte alle tage mit dem nächsten Schiffe von London meine 2 Söhne und einen erfarnen berufenen Diener Gottes, und so bald sie angekommen, werden wir g[eliebts] G[ott] unsere Synodal Versamlung in Readingtown halten, und die Berufs=Sachen vornehmen. 31 Wolten Ew. Hoch Edl. einen Bevollmächtigten mit dahin senden, oder indeßen Dero Gedancken und Sinnes=Meinung schriftlich erklären, so stelle es Dero Gutachten und Belieben völlig anheim. Bitte nur Sie wollen mein dismalig weitläuftiges Schreiben geneigt excusiren und erlauben, daß mich nennen darf: Ew. Hoch Edl. aufrichtiger Freund und Diener Η: M.32
To Mr: Charles Frederic Wiesenthal M[edicinae] P[racticus] in Baltimore Town, Maryland.
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von Mühlenbergs
Hand im Tagbuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S.
133-141.
Carl Friedrich Wiesenthal, Arzt in Baltimore und Ältester der dortigen Zionsgemeinde. Vgl. Glatfelter II S. 262; zur Gemeindeentwicklung I S. 179 f. Nicht erhalten. Georg Ernst Lindenberger; kirchlich und gesellschaftlich aktives und prominentes Mitglied der lutherischen Gemeinde. Vgl. Dieter Cunz, The Maryland Germans. A History, Princeton, N.J. 1948, passim. Christoph Hansmann; aktives Mitglied der St. Michaelis- und Zionsgemeinde in Philadelphia. Vgl. Hebr 13,20. Vgl. 1 Joh 4,14. Vgl. M t 6,9 f. Vgl. Mt 10,16. Gemeint ist Johann Caspar Kirchner, der bis zu seinem Tod (22. 8. 1770) die Zionsgemeinde in Baltimore versorgt hatte. Vgl. Bd. III Nr. 270; Nr. 271 und Glatfelter I S. 69 f. = „The Charter of Privileges granted by William Penn, Esq; to the Inhabitants of Pennsylvania and Territories" (1701). Christoph Sauer gab 1743 in Germantown eine deutsche Übersetzung heraus: „Der Neue / Charter. // Oder / Schrifftliche Versicherung. H Der H Freyheiten. jj Welche H William Penn. Esq. H Den Einwohnern von Pensylvannien und dessen Territorien gegeben. / Aus dem Englischen Original übersetzt." Vgl. Germanica-Americana I S. 28 —30 Nr. 56. Vers 1. Vgl. Ri 17,6; 21,25. Vgl. Pred 4,12 und Wander Bd. 4 Sp. 309. In der Utrechter Union (1579) schlossen sich die sieben nördlichen Provinzen zusammen und behaupteten dann ihre Unabhängigkeit gegenüber Spanien (1581 Republik der Vereinigten Niederlande). Vgl. M t 2 6 , 1 4 - 1 6 . Z u r Vorgeschichte der Entsendung und zum Amtsantritt Mühlenbergs vgl. Bd. I Nr. 54 S. 226 230. Vgl. Bd. I Nr. 8 und Nr. 9. Vgl. Jer 23,21.
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" Vgl. Mk 3,24 par. Sprichwörtlich: „Eine Sache in aller Stille betreiben". Vgl. Wander Bd. 2 Sp. 953. 21 Vgl. Joh 1,46. 22 Sprichwort: „Erfahrung macht den Meister". Vgl. Wander Bd. 1 Sp. 839. 23 D.h. Vermögen: In der Wolle stecken = in guten Vermögensumständen, wohlhabend sein. 24 Vgl. Phil 3,18 f. 25 Vgl. 1 Kor 12,26. 26 Vgl. Joh 15,5. 27 Vgl. Mt 7,16. 28 Vgl. etwa Luthers „Predigt und Auslegung von Joh 14. 15. 1538" (WA 45 S. 702 f.), „In epistulam S. Pauli ad Galatas Commentarius. 1531/1535" (WA 40,1 S. 266) und „Epistel S. Petri gepredigt und ausgelegt. Erste Bearbeitung 1523" (WA 12 S. 289 f.) 29 In Nr. 542 enthalten; vgl. auch Nr. 499 Anm. 7(1) Punkt 3). 30 Vgl. ebd. und Nr. 502. 31 Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg sowie Johann Christoph Kunze kamen am 26. 9. 1770 in Philadelphia an; vgl. Anm. 32(2). Die Synode wurde am 24./ 25. 10. 1770 in Reading gehalten. Dort erzielte man eine Einigung über den Wechsel Krugs von Reading nach Frederick Town; vgl. den Synodalbericht (Nr. 495 Anm. 3). 32 Für die Zeit bis zum 1. 10. 1770 ( = Nr. 512) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „A[nno] 1770 d 24 Sept: empfieng d[urch] Mr: Hansmann ein Schreiben von C. Wiesenthal D[octor] M[edicinae] aus Baltimoretown, dat: Sept: d 14'™ 1770. Ferner Eins von Georg Ernst Lindenbergers aus Baltimoretown dat: d 14 Sept: 1770." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 132; vgl. Tappen II S. 459). (2) „1770 Sambstag d 22 Septembr: sind Η. P. Kuntze, Friedrich und Henr[ich] Mühlenberg in dem Schiffe The Dutchess of Gordon Capt: Win in Neuyork angekommen. Mitwochs d 26 Sept: frühe kamen sie in meiner Wohnung an und brachten einen Brief von Sr: W. Ε. H. Pasche mit datirt: d 19"" Julii 1770. mit 3 Commissionen beygeschloßen; und einen kleinen Kuffer mit Büchern, Papier etc. für mich." (PM 95 A Nr. 12 im Anhang S. 9; vgl. Tappert II S. 459). Vgl. Kunzes Reisebericht in ΗΝ 1 S. 1 2 9 4 - 1316 und HN 2 Bd. 2 S. 6 5 7 - 6 7 1 . 20
512. An [J. S. Gerock]
Philadelphia, 1. 10. 1770
Hochehrwürdiger etc. Hochwerther HErr AmtsBruder E s ist m i r leid d a ß m e i n e K r ä f t e u n d V e r m ö g e n n i c h t s o w e i t g e r e i c h e t als mein Wille
und
Verlangen,
gleich n a c h
dem
Pfingstfeste dero
liebwerthe
Z u s c h r i f f t e n 1 zu b e a n t w o r t e n . E i n e z w e y m a l i g e l a n g e R e i s e n a c h T u l p e n h o k k e n 2 n a c h N e w G e r m a n t o w n , B e d m i n s t e r in J e r s e y n a c h E a s t t o w n u n d v o n d a a n d e n B l a u e n B e r g e n h e r u m e t c . 3 h a b e n m i r d e n M o n a t h M a i i Junii u n d Julii w e g g e n o m m e n
und übrige
unaufhörliche
Geschäfte
und
Zerstreuung
w o l l e n a u c h dieses m a l n i c h t s e r l a u b e n , als ein p a a r s c h l e c h t e [schlichte] Z e i l e n z u m Z e u g n i ß w i e sehr ich m i c h v e r b u n d e n a c h t e E w . H o c h e h r w . u n d g e e h r t e n K i r c h e n r a t h für die Geistlich liebreiche A u f n a h m e 4 des w e r t h e n H E n P. K u n z e u n d m e i n e n K i n d e r n zu d a n k e n , und d e n h u l d r e i c h e n E r l ö s e r zu bitten d a ß er ein Vergelter seyn w o l l e ! Ü b e r das alles a c h t e es f ü r eine
altfreundschaftl.
b e s o n d r e L i e b e s = T h a t d a ß d e r w e r t h e H . G r i m 5 s o g e n e i g t u n d gütig g e w e s e n u n d 8 £ zur R e i s e k o s t e n g e l i e h e n . Die reisenden F r e m d l i n g e k ö n n e n m i r n i c h t
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eigentl. sagen ob es 8 £ Neuyorker oder Pensilvanischer Currency gewesen. Wären es 8 £ Neuyorker Curr. so könte principal mit 20 spanischen Thalern, Pennsylv: so müßte es mit mehreren ersezt werden und ich wollte es gerne mit ersterer sicherer Gelegenheit schuldigst ersezen wenn solche nur bald vorfiele. M i t der Post will sichs wohl nicht füglich schicken. Was hiernächst das dringenste Anliegen betrifft, so habe Ew. Hochehrw. und Geehrten Kirchenrath vermelden sollen daß g[eliebts] G[ott] am 24 Oct. A[nni] curr[entis] eine Synodal Versamlung in Reading Town Berks County zu halten bestimmet sey, und wir von Herzen wünschen Ew. Hochehrw. und nach Belieben einen HE. Deputirten vom Geehrten Kirchenrath auf den 24 Oct. mit bey uns zu sehen. 6 Es thut mir leid daß solche Zusamenkunft so lange bis an die Gränzen des rauhen unfreundlichen Winters verschieben müßen, da nicht allein weite Reisen viele Unkosten verursachen, sondern auch in solcher Zeit bisweilen Leibes und Lebens Gefahr ausgesetzt sind. Konten Ew. HochEhrw. solche Schwierigkeiten überwinden und am 24 Oct. durch Gottes Beystand mit beywohnen, würde es freylich zu unserm Trost und Erbauung gereichen. Solte es sich aber nicht recht wohl in Ansehung Dero Gemein» und privat Umständen schicken persönlich in der iezigen unbequemen Zeit mit beyzuwohnen und dieselben uns mit ein Paar Zeilen 7 erfreuen und erbauen wollten, so würden wir uns verbindlich achten nach vollendeter Versamlung g.G. eine Copia vom Protocole 8 an Ew. Hochehrw. und geehrten Kirchenrath zu überschicken um zu zeigen daß wir aller Schwachheit und Unvermögens unserer Seits unerachtet wünschen und verlangen zu seyn Philadelphia d. 1 O c t . 1770
Abschrift
von fremder
Ew. Hochehrw etc. unseres werthgeschätzten HEn. Amtbruders etc. und geehrten Kirchenraths aufrichtige Mitleider und Mitstreiter etc. Η . M.
Hand im Tagebuch
PM 95 A Nr. 12 1769-71
1
Nicht erhalten.
2
Vom 7. bis zum 24. 5. 1770; vgl. Nr. 498 Anm. 1.
S. 141 f.
3
Vom 13. 6. bis zum 13. 7. 1770; vgl. Nr. 5 0 4 Anm. 3.
4
Kunze und Mühlenbergs Söhne waren am 22. 9. 1770 in New York eingetroffen; vgl. Nr. 511 Anm. 32(2).
5
Peter Grimm, Ältester der hochdeutschen Gemeinde in New York.
6
Im Protokoll der Synodalversammlung werden keine Verteter aus New York aufgeführt; zur Uberlieferung vgl. Nr. 4 9 5 Anm. 3. Mühlenberg erhielt am 15. 11. 1770 einen Brief von Gerock; vgl. Nr. 5 1 9 Anm. 5(1). - Auf der Synode war Gerock nicht zugegen.
7
8
Z u r Überlieferung vgl. Nr. 495 Anm. 3.
192
Die Briefe des Jahres 1770
513. An [S. Shoemaker]
Philadelphia, 6.10. 1770
May it please Your Worship 1 , The many favours You have bestowed on me and our Congregation in times past undeservedly, induce me to lay these Lines humbly before Your Worship, acquainting, that allmighty God has graciously protected and preserved two of my Sons, who have been near 8 years in Germany frequenting Protestant Colleges and safe arrived in the ship, called the Dutsches of Gordon 2 . And whereas the said Newcomers intend if God willing to preach to Morrow forenoon, Afternoon and Evening from 6 to 8 o'Clock in our Neuwbuilding called Zion Church, and being afraid a Concourse of unruly Apprentices and wicked Boys might disturbe us in the Worship of God Allmighty, would therefore humbly ask and pray, wether it may please Your Worship, our Hon b l e Superior to order one or two Conestables to prevent Disorder, and tumultuous Noise and Disturbance about or near the said House of Worship 3 . If any Expence, or Charges should arise therefrom for the Conestables, I shall pay them with Gladness upon Demand, and endeavour with all the regular and orderly Members of our Congretation to be Your Worships most obedient and trusty Servants
Philadelphia Saturday Octobr: the 6 th 1770. Abschrift 1 2 3
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
Η: M : p[ro] t[empore] Rjector]
in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S. 143.
Samuel Shoemaker, Bürgermeister von Philadelphia für 1770. Vgl. Nr. 511 Anm. 32(2). Shoemaker kam diesem Wunsch nach; vgl. Nr. 514.
514. S. Shoemaker an M.
[PhiladelphiaJ, 6.10. 1770
Answer 1 of Samuel Shoemaker Esq: Mayor of the City of Philadelphia: Samuel Shoemaker's best Respects to Friend Mühlenberg and congratulates Him on the safe Arrival of his Sons — Friend Muhlenberg may be assured the Mayor will endeavour to prevent any Tumult, Noise, or Disturbance about or near every House of Worship by ordering some Conestables to attend, particularly in the Evening at the new Church called Zion, and that He will upon all Occasions be glad to oblige friend Mühlenberg and his Congregation, and to preserve Peace and good Order in the City on the Sabath Day. Octobr: 6th 2
To the Rev d Henry Mühlenberg present.
Nr. 5 1 3 / 5 1 4 / 5 1 5
193
6. 10./6. 1 0 . / 1 2 . 10. 1770
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S. 144.
1
A n t w o r t auf Nr. 5 1 3 .
2
Für die Zeit bis zum 12. 10. 1770 ( = Nr. 5 1 5 ) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „ M e m o r a n d : Am 10 , e n October 1770 habe an M r : John Weiser in Tolpeh[ocken] berichtet a) daß a m 20st: post Trinitatis] i[d] e[st] d 28 O c t o b e r a[nni] c[urrentis] Gottes-Dienst seyn soll g[eliebts] G[ott] Vormittfags] in Tolpehaken: Nachmittags in Attolh[eo] Kirchen b) Vormittags in Heidelb[erg] oder Schäfers Städtl[ein] c) Vormittags an der Nordkiel, Nachmittags in Heidelberg Berks C o u n t y . " ( P M 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 144; vgl. Tappert II S. 4 5 9 f.).
SIS. An [Ch. F. Triebner]
Philadelphia, 12. 10. 1770
Wohlehrwürdiger HE. Pastor In Christo unserm Erlöser und Emanuel Werthgeschätzter HE. Amtsbruder 1 . Ew. WohlEhrwürden erste, geneigte und herzliche Zuschrift 2 aus dem mir allezeit merkwürdig [ = denkwürdig, beachtenswert] und gesegnet gewesenen noch seyenden und bleibenden Ebenezer wo Jesus der höchste Wohlthäter und bester Menschenfreund seinen fruchtbaren Weinberg gehabt noch hat und hoffentlich bis ans Ende der Tage erhalten wird ist mir durch unsern werthen Freund und Glaubensgenossen Mr. Flörl 3 richtig übergeben wprden und hat nach vielerlei Gründen Aufmunterung Trost und Erbauung bei mir verursachet, als a) weil schon von Ew. Wohlehrw. wichtigen Beruf nach Ebenezer, von Dero Ankunft in London wie auch durch den nunmehro schon seeligen HE. Whitefield 4 von Dero glückl. Ankunft und angetretenen Amtsverrichtung in Ebenezer bey der lieben anvertrauten Gemeine einigermaßen benachrichtiget worden, und nun das wahre Vergnügen hatte das erstemal, einen sonst von Angesicht noch unbekanten Bruder in Christo, Mitbruder und Mitstreiter in dieser americanischen Wüste nach Herz und Hand näher kennen zu lernen, und zu genießen, b) Ew. Wohlehrw. mir Hofnung gemacht von meinen ehemaligen Gönnern, Freunden und Verwandten in Christo aus Halle, Hennersdorf etc. ein gesegnetes Andenken zu erneuern, wie auch das Erbauliche von den theuer geschätzten Knechten und Kindern Gottes aus Köstriz Graitz etc. 5 mitzutheilen c) nicht weniger alle 3 Monath mir eine geneigte Zuschrift und in derselben Nachricht von den Umständen des Reiches Gottes in Georgia eing[eschlossen] das neueste und wichtigste deßelben von unseren theuersten Vätern in London Augspurg und Halle zur Erwekung und Erbauung gütig angedeyen zu laßen! Etwas aus dem Gnaden= und Creuzes Reich Christi auf Erden zu hören, ist mir allemal wichtig, aufmunternd und erbaul[ich], und so lange der gnädigste und barmherzigste Mittler 6 und Versöhner Jes[us] mir einigermaßen Gesicht und Kraft verleihet und erhallt werde mich zu antworten verpflichtet achten.
194
Die Briefe des Jahres 1770
Durch Gottes gnädige Vorsehung und Regierung ist der von unsern hochwürdigen Vätern zur Hülfe berufene und gesandte Mitbruder Sr. Wohlehrw. Christoph Kunze P. mit meinen 2 Söhnen aus Halle über Hamburg und Engeland am 22 Septbr. a[nni] c[urrentis] in New York und am 26 Septbr. in Philadelphia wohlbehalten bey uns angekommen 7 . Gott sey herzl. und demüthigst gepriesen für seine annoch fortdaurende Gnad und Barmherzigkeit gegen uns arme Sünder. Ew. Wohlehrw. und die lieben Seelen in Ebenezer genießen viele Vorzüge vor uns in dieser Province. Sie haben die äußere Rüstung zum geistl. Tempelbau 8 wohl bereits fertig, und können schon am Worte Gottes selbst bauen. Wir müßen uns noch immer mit der Rüstung zerstreuen, mit Schulden plagen und Hindernißen quälen. Sie haben nur einerlei] praedominirende Religions Verfaßung. Wir sind noch ohne jene und mit unzählbaren misgünstigen Partheygeistern umgeben, ia mit wilden Säuen 9 und Füchsen 10 umringet und untermenget welche ihre Kräfte anwenden, den annoch iungen Weinberg zu verderben. Denn die allzugroße und ausgedehnte Religions Freyheit öffnet Thür und Thor zur Frechheit. O b unser Freund Mr. Flörl an seiner Seele profitirt habe, kan ich nicht sagen, weil wenig Zeit zu Gelegenheit gehabt mit ihm alleine zu conversiren, maaßen er immer fleißig am seinen Berufsgeschäften gewesen, und allerley Leute Quaker etc. zu Zuschauern gehabt, und sowohl unser Erbauungs und Betstunde in d[er] Woche als auch am Sontage dem öffentl. Gottes Dienst mit beygewohnt, so daß es ihm wohl nicht an Versuchung aber auch nicht an Gnadenmitteln gefehlt, und d[er] Geist d[er] Gnaden sich nicht unbezeugt an seiner Seele gelaßen haben wird. So viel mir bekant muß zum Preise Gottes sagen d[a]ß er mit seinem stillen und vorsichtigen Wandel sich als einen Sohn der treuen und standhaften Christlichen] Salzburger bewiesen, soweit die Gnade in ihm gereichet. HE. Bruder Kunze hat ein Brieflein beygeschloßen. Die lieben Brüder Helmut und Schmid laßen sich Dero Fürbitte vor dem Gnadenthrone herzl[ich] empfehlen. Wir sind entschloßen G[eliebts] G[ott] am 24 dieses Monats October eine Synodal und Ministerial Versammlung in Reading=town bey 60 englische Meilen von Philadelphia zu halten. Wenn ich bis dahin lebe, so werde eine Copie von dem Protocole 11 verfertigen laßen und übersenden, weil Freunde Knechte und Kinder Gottes daraus den Statum cuiusdam ecclesiae sie dictae colligendae beäugen und beurtheilen mögen. Daß d[er] berühmte und beliebt gewesene Knecht Gottes HE. George Whitefield am 30 ten Sept zu Newburry Port in Neuengeland geschwind zur Ruhe befördert worden, wird Ew. Wohlehrw. schon bekant seyn. Sein Abschied wird bey tausenden in America und England Wemuth und Betrübniß verursachen. Sehr erfreulfich] ist mir zu vernehmen daß Ew. Wohlehrw. mit einer werthen Tochter des seel. HE. Pastor Gronaus 1 2 eines so würdig und bis in den Tod treu gewesenen Knechtes Gottes den ich von Angesicht gekant und als einen Jonathan geliebt 13 , ein Ehebündniß im HErrn getroffen, und daß auch ihre liebwerthe Mama noch am leben. Weil Zeit und Kräfte für dismal nicht mehr verstatten wollen, so muß schließen mit herzl. Gruß und Kuß im Geiste an Dero wertheste Fr[au] Ehegenoßin an die liebe Fr. Mama und Kinder, an die noch übrig gebliebenen
Nr. 515/516
195
12. 10./15. 10. 1770
Angehörige von meinem in Gott ruhenden Hertzens Bruder, den sei. Η. Ρ Boltzius 14 an meinen alten lieben Bruder in Christo Esq. Flörl 1 5 , und alle übrige Kinder Gottes in und um Eben Ezer, ersterbend Ew. W. Ehrw: etc. etc. meines in Christo theuer geschätzten H. Pastoris und Mitbruders im Herrn Verbundener Philad: d 12ten October 1770
Η: Μ.
P.S. habe auch des H. Wilhelm Jägers aus Hannover sein Stam Buch mit gesandt und ersucht, daß Sie Gedencksprüche hinein schreiben, und es wieder hieher schicken mögten.
Abschrift
von fremder
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S.
145-147.
Christian Friedrich Triebner, der mit Helmuth und Schmidt nach Amerika gereist und für Ebenezer bestimmt war; vgl. Nr. 484 Anm. 5. 2 Nicht erhalten. 3 Johann Fieri jun. aus Ebenezer; vgl. Jones S. 155. 4 George Whitefield war am 30. 9. 1770 in Newburyport, Mass. gestorben; siehe S. 194. s Gemeint sind die Familien der früheren Gönner Mühlenbergs, Heinrich XXIV. Graf von ReußKöstritz und Erdmann Heinrich Graf von Henckel-Pölzig. Vgl. Bd. I Nr. 2 —4 und Selbstbiographie S. 8 - 1 9 , 1 9 8 - 2 0 0 . 6 Vgl. 1 Tim 2,5; Hebr 12,24. 7 Vgl. Nr. 511 Anm. 32(2) und Nr. 512. 8 Vgl. Eph 2 , 1 9 - 2 2 . 9 Vgl. Ps 80,9.14. 10 Vgl. Hhld 2,15; Hes 13,4 ff. " Zur Überlieferung Nr. 495 Anm. 3. 12 Israel Christian Gronau (1714-1745); Pastor adjunctus der ersten Salzburger in Georgia. Seit 1736 kränkelte er und trat hinter Boltzius zurück. 13 Vgl. 2 Sam 1,26. 14 Johann Martin Boltzius (1705 — 1765); Pastor und weltlicher Führer der ersten Salzburger in Georgia. 15 Johann (Hans) Fieri sen. Vgl. Jones S. 155. 1
516. An []. White]
Philadelphia,
15.10.
1770
Answer 1 Sir, I received Your favor, dated September the 14th ajnni] cfurrentis] p[er] Henry Land. The first time Henry came, he brought no Direction or Instruction either of his dear Grandfather, Mother, Brother, Executor, Oncle, friend or Neighbour viz how, or what I should do with him. He could not tell, wether any or Nothing was left of his dear Fathers Estate for his Education. I kept
196
Die Briefe des Jahres 1770
him some Weeks in my house and sent him to school. My wordly Estate being small and low, having seven Children and domestics to maintain, I asked Henry several times, what Buisiness, Trade, Occupation or Art he might like to chuse? As to any trade, he did not seem to incline, and may be too tender and weak for it. Merchandize requireth much for setting up, and whosoever desires to be an Apprentice with our great Merchants here, he must pay 100 £ and find for himself Victuals and Dress etc: At last Henry seemed to have an Inclination for the Art and sciences of Medicin. I asked several of great and approved Doctors, wether any of them would take him? Answer Yes, if Henry would pay 100 £, stay with them 6 years, and provide himself with Dress etc: Being at a Loss and not knowing what to do, I asked Henry, wether he had a Mind to go home again, or to put himself Apprentice with a Surgeon, or an Apothecary? He chose rather an Apothecary. A Surgeon would take him Apprentice for seven years, and give him Boarding and necessary Clothes. At last Mr: Preston 2 , who is a Chymist and Apothecary, offer'd to take him Apprentice for seven years, but first upon Tryal or prove promising to learn him his Art and Mysteries, to provide for him Boarding and Dress with Condition that Henry should attend his Master at Table, and to clean knives, forks etc. besides the Buisiness in the Apothecary Office in the first years, according to their Custom. Henry began his Tryal, and within two or three weeks seemed well pleased as he told me. But some time after hinted to us, he had received Letters of Brother etc. intimating, that he should not bind himself Apprentice etc: but that his Oncle, or his deceased Mothers Brother in Law Dr: Kautsman, would take him unto himself. Henry went home. Four weeks after Mr: Preston asked me, wether the Lad would return or not? wether he would be his Apprentice or not? I told him, that I was neither his Executor, nor Guardian etc: that I had no Direction, Instruction or power of Attorney of his Relation concerning him. Then Mr: Preston answer'd he would stay no longer for him, but chuse an other in his steed, because he could have five for one upon his terms and Condition. Perceiving, Sir, by Your kind letter, that Henry desires to be a Doctor 3 , and not to clean knives, forks etc: as other Apprentices in the Beginning ought to do, and that his dear and near Relation may have better Oportunity to promote his temporal and spiritual Wellfare, I shall not detain him at all, but wish, and pray to God Almighty who is the Judge for the Widows and the father of the fatherless, 4 that by his kind Providence, he may provide the best Ways and Means, whereby the mild temper'd, tender hearted and fatherless Child may be render'd a useful Member of the common Wealth, and a fruitful living Branche in Christ our Saviour the only Tree of life and true Vine for the Glory of God the Comfort of Relation and eternal Happiness of the Child, which is the hearty prayer of Gentlemen your Friend and humble servant Philadelphia Octobr. 15 th 1770. Abschrift
von Mühlenbergs
Η: M:
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1 769 - 71 S. 148 f.
Nr. 5 1 6 / 5 1 7 / 5 1 8 1
2 3
4
15. 10./15. 10./22. 10.1770
197
Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg vor der Abschrift des Briefes: „October 15th 1770 Received a Letter of Mr: John White dated Dorchester County Septembr: the 14th 1770." - Nicht erhalten. Samuel Preston Moore? Henry Land war später Apotheker in Philadelphia; vgl. die Tagebucheintragungen zum 24. und 29. 10. 1782 in PM 95 A Nr. 23 1782 - 83 S. 98 und 100; vgl. Tappert III S. 512 f. Vgl. Ps 68,6.
517. An einen unbekannten
Empfänger
Philadelphia,
15. 10. 1770
Vir praenobilissime atque Honoratissime, E x litteris exiguis hebdomade praeterita ad Te missis de Conrado Keemli 1 , subiecto miseratu digno, auxilii Tui indigenti, nunc pro Tua Munificentia erga depressos, aliquid in memoriam revocandi et agendi ne recuses humillime rogat petitque Tuus, Vir omni observantia ac Veneratione culende, servus subditus Philad: d Idibus Octobris A: D: M D C C L X X .
Abschrift 1
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
Η : M:
in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S. 148.
Konrad Keimle; vgl. Bd. III Nr. 250 S. 33 und Nr. 276 S. 112.
518. [Die Ältesten von Tulpehocken
u. a. J an M. [Tulpehocken,
22. 10. 1770]
Hoch Wohl Ehrwürdiger Herr Pfarr Mühlenberg Eure Ehrwürden geruhen unsere demüthige Bitte und Beruf 1 geneigst und gnädig anzunehmen und so es die Möglichkeit zulaßen will, geneigt und gnädig zu willfahren: Wir zu Endes unterschriebene Ältesten und Vorsteher 2 in Tulpenhacken, Atolhö, Ober und Unter Heidelberg, wie auch Nortkiel an der Tulpenhacken, wir bitten gantz unterthänigst, nicht nur Eure Ehrwürden, sondern alle Herren Geistlichen und die gantze hochlöbliche Versamlung deren Herren Prediger, uns auf das baldigste mit einem düchtigen und treuen Herrn Prediger zu versorgen, und ob wir gleich wohl bishero auf das Beste und treulichste mit guten und lehrreichen Herren Predigern sind versorget worden, wovor wir billig schuldigen Danck abstatten, so scheinet es doch, daß es die gröste Nothwendigkeit erfodern will, daß unsere Gemeinden und Kirchen wieder auf das eheste mit einem düchtigen und lehrreichen M a n n besetzet werden möchten, damit die Streitigkeiten, welche scheinen je länger je ärger zu werden,
198
Die Briefe des Jahres 1770
m ö c h t e n ein E n d e n e h m e n ; So bitten w i r d e n n g a n t z u n t e r t h ä n i g s t , n i c h t n u r Eure Ehrwürden,
s o n d e r n a u c h die g a n t z e h o c h l ö b l i c h e V e r s a m l u n g
derer
H e r r e n G e i s t l i c h e n , uns m i t günstigen A u g e n a n z u s e h e n , u n d uns m i t u n s e r m fast n u m e h r o a l t e n G l a u b e n s Vater, d e m H . P f a r r M ü h l e n b e r g zu beseligen, so es a n d e r s die M ö g l i c h k e i t erleiden will, w e l c h e r sich n a c h reiffer Ü b e r l e g u n g , n a c h u n s e r n jetzigen U m s t ä n d e n a m f ü g l i c h s t e n u n d b e s t e n v o r u n s s c h i c k e n will, u n d n i c h t n u r dieses allein, s o n d e r n w i r h a b e n a u c h z u m T h e i l G o t t v o n H e r t z e n a n g e r u f f e n , d a ß E r u n s selbsten m i t e i n e m g u t e n P r e d i g e r v e r s o r g e n w o l l e : So o f f t w i r a b e r a u f die Knie u n s e r e r H e r t z e n f a l l e n 3 u n d m i t d e n Aposteln beten:
Herr
aller H e r t z e n s
Kündiger4,
zeige du a n ,
welchen
du
e r w ä h l e t h a s t , s o bleiben es jederzeit d e r H . P f r r . M ü h l e n b e r g , d a b e y w i r a u c h in G o t t e s N a m e n verbleiben w o l l e n 5
Unvollständige Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769-71 S. 203. Die Seiten 204 — 225 des Tagebuches fehlen. Der Brief ist zur Vorlage auf der Synodalversammlung 1770 bestimmt; zum Datum vgl. Nr. 520 Anm. 3(2) S. 203. 1
2 3 4 5
Im Synodalbericht heißt es dazu: „... wurde von der Tulpehaker Gemeine Angelegenheiten geredet. Sie hatten von da aus einen Beruf an den Herrn Praeses des Ministerii gestellt, und darinnen, wo möglich, um deßen eigne Person, oder doch, wo dieses nicht möglich, um einen andern erfahrnen Knecht Gottes auf das inständigste angehalten. Dieser Beruf wurde vorgelesen. Die Meinung aller versammleten Prediger fiel dahinaus, daß 1.) Hr. Senior Mühlenberg unmöglich von Philadelphia gehen 2.) Hr. Pf. Schulz wol am ersten diesen Ruf annemen könne. Hr. Pf. Schulz behielt sich noch stille Ueberlegungen im Gebet vor Gott vor." (AFrSt IV C 14:23 S. 318 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 318 f.; vgl. HD S. 2447; Documentary History S. 127). Eine mögliche Liste der Unterzeichneten findet sich im Anschluß an Nr. 521. Vgl. Geb Man 11. Vgl. Apg 15,8 in der ursprünglichen Übersetzung Luthers. Für die Zeit bis zum 13. 11. 1770 ( = Nr. 519) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstags d 27sten October ... und da unser Leibes Wirt entschloßen Morgen Nachts g[eliebts] G[ott] seine Fuhr und Fracht nach Philadelphia abgehen zu laßen; so muste noch Briefe an die Meinigen verfertigen, insonderheit an Η Pfr: Schultz mit Begehren, daß er mir doch bey dieser Gelegenheit eine einfache positive Antwort senden mögte, ob er geneigt und entschloßen wäre, einen Beruf in die vacanten Tolpehaker Gemeinen anzunehmen oder nicht?" (AFrSt IV C 14:25 S. 341; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 341; vgl. Tappen II S. 464). (2) „Dienstags d 30 October: ... Η. Pfrr: H[endel] hatte mir gestern einen Brief gesandt, und darin ersucht, daß die Copulation für ihn verrichten mögte, maßen er abwesend auf der Reise seyn müste." (AFrSt IV C 14:25 S. 340; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 340; vgl. Tappert II S. 465). (3) „Freytags d 2 Novembr: ... Gegen Abend kam Mr: W[eise]rs Wagen wohl bewahret wieder heim, und brachte Briefe mit a) Von meiner Frau b) Vom H. Pfr: Schultze c) Von P[eter] M[ühlen]b[erg] an Friedlich] Mb: H. Schultze antwortete auf meine Frage: Daß er auf Bitten und Flehen vor Gott, noch keine Uberzeugung finden können, einen Beruf zu den Tolpehaker Gemeinen an zu nehmen: Gründe contra: ,1) weil er bey allen seinen Brüdern fast eine starcke Zuneigung und anbindende Liebe zu ihren Gemeinen gefunden, selbst zu denen, die ihnen nicht geringe Noth machen. Solche finde er auch bey sich stärker, als er vorhero geglaubt hätte. 2) Vielleicht habe es dem H. Pfrr Kurtz mehr als einmal gereuet und unruhig gemacht, daß er wieder den Willen der Tolpehaker weg gegangen; ob ihm das nicht auch in Zukunfft
Nr. 518
22. 10. 1770
199
Unruhe und Vorwürffe in seinem Gewißen machen könte? wenn er ohne die Einwilligung seiner Gemeine weg gienge? Diese Fragen habe er sich seither öffters machen müßen. 3) Hinzu k o m m e die Abneigung seiner Frau, die kräncklich, außerordentlich furchtsam, und der Landes Umstände nebst ihm entwöhnet sey. 4) Ob seine Leibes=Kräffte des H . Pastor Kunzens gleich seyn mögten, wiße er nicht, der sich doch vor einiger Zeit schon sehr nach mehrerer Ruhe gesehnet. Dieses seyen einige Gründe wieder die Annehmung des Berufs. Es fehle ihm auch an solchen nicht, hin zu gehen. Caeterum: Seufzer: dat: d 31sten October 1770.' Meine Frau berichtete, daß sie mich wegen einer Familien Angelegenheit am 6 ten Novembr: gern heim sähe, welches aber eben so wohl mit Schreiben ausrichten kan. Weil entschloßen meine 2 Söhne g: G: nächsten Montag von hier nach Philadelphia abreisen zu laßen, und ich Morgen g: G: auch verreisen solte, so wandte die Nacht zum Schreiben an und schrieb a) weitläufftig an meine Frau b) einen Brief an Η Matth: Mayer Einwohner in Philadelphia und alten Vorsteher unserer Gemeine, gab darin meine völlige Genehmhaltung und Segens»Wunsch zu erkennen, zu der Verlobung und Trauung meines ältesten Sohn Peters und seiner ältesten Tochter H a n n a , welche am 6 ten Novembr: g: G: vollzogen werden solte, weil Göttl: Spuren dabey vermerkt, c) ein pro Memoria was sonsten zu bestellen war." (AFrSt IV C 14:25 S. 342f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 342f.; vgl. Tappert II S. 466). (4) „Freytags d 9"" Novembr: ... Abends schrieb einen Brief an unsern vereinigten Amts= Bruder, den Landprediger H. Schw[ar]b[ach] in Virginia, und berichtete darin das nöthige, was in unserer letzten Synodal Versammlung zu Reading abgehandelt worden, weil er vermuthlich meine Einladung zu derselben, entweder zu spät, oder wol gar nicht bekommen, maßen er wol zwischen 3 bis 4 hundert Meilen von uns entfernt wohnet." (AFrSt IV C 14:25 S. 351 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 351 f.; vgl. Tappert II S. 470). {5)„Dienstags d 13"" Novembr: ... Ferner schrieb einen Brief an Hn: P. Krug zur Antwort auf sein Schreiben vom 2"" Nov: a[nni] c[urrentis]." (AFrSt IV C 14:25 S. 357; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 357; vgl. Tappert II S. 472). (6) Aus dem Synodalbericht (Nr. 495 Anm. 3) erhalten wir zusätzlich folgende Informationen über die Korrespondenz Mühlenbergs (zitiert nach AFrSt): 1) „Hiernächst kamen die Beixtownischen Kirchenangelegenheiten in Betrachtung. Zuerst wurden 2. Schreiben von 2. in dieser Gemeine widereinanderlaufenden Partheien vorgelesen. In den erstem Schreiben, welches von 32. Namen unterschrieben war, wurde zuerkennen gegeben, daß die Parthei, von der das Schreiben herrührte, gesonnen sei, die neuzubauende Kirche wegen Entfernung der alten, nicht auf den alten Platz, sondern auf einem neu zu kaufenden Grundstücke zu bauen, und daher hiermit an sich [gejnug zu thun, daß das Ministerium es genemigen und nach einmaliger Vollendung der Kirche einen Prediger dazu bestimmen wolle. Hierwider protestirt die andere Parthei, deren Schreiben eine Unterschrift von 66. Namen hatte. Diese wollte die Kirche auf den alten und zu diesem Zweck schon lange im Besitz gehabten Plaz bauen und verlangt, daß iene den Bau unterlaßen und ihr Kirche nicht auf diese Art schwächen sollten. Nachdem verschiedentlich diese Sache überlegt, und vom H r n . Pf. Voigt, als welchem die Sachen am besten bekannt, manche Erläuterung darüber gegeben worden, aus denen anzunemen war, wie ein iezt gleich auf einen andern Plaz anzufangender Kirchenbau manche nachtheiligen Folgen haben könnte, wurde vom Ministerio ein Antwort ertheilt, die auf folgende H a u p t p u n k t hinauslief: 1. Die Gemeine sollt, wo der Kirchbau nöthig, die Kirche auf den alten Plaz bauen 2. Dieienigen über der Franz Crik, die einen andern Kirchbau unternemen wollen, sollen damit noch anstehen, und lieber aus christlicher Liebe zu diesem Kirchbau ihren Beitrag hinzuthun 3. würden nach Vollendung dieses Kirchbaus die über der Franz Crik auch einen für sich anfangen wollen; so verspricht das Ministerium, ihnen gern, so bald als möglich, mit einen besondern Prediger behülflich zu sein 4. und als denn sollten die diesseit der Franz Crik eben die christliche Liebe obwalten laßen, und zur neuzuerbauenden Kirche ihren Beitrag geben. Diese Antwort wurde schriftlich verfaßt und denen Abgeordneten überliefert." 2) „Das Verlangen der Mitteltownischen Gemeine, Hrn. Kandidat Kuhns Dienst noch länger zu genießen, wurde gebilliget, auch Hrn. Kuhns Begehren, wegen ihm nöthiger mehrerer
200
Die Briefe des Jahres 1770
Gründung in theologischen Wissenschaften von andern Gemeinen, bis auf diese Mitteltownische, frei zu sein, genemiget. Die Mitteltowner hatten ihre Ansuchung schriftlich angebracht, welches Schreiben vorgelesen w u r d e . " 3) „ . . . in Ansehung des Verlangens der Providenzer Geraeine, alle 14. Tage Pre[digt] zu haben, wurden vom Ministerio diese Vorschläge gethan 1.) Barenhill und Beixto[wn] sollten, so bald es möglich, von einem besonderen Prediger bedient werden, und alsdenn [ . . . ] H r . Pf. Voigt alle 14. Tage in Providenz predigen 2 . hält das Ministerium vor billig, daß sich die Gemeine in Ansehung des Predigergehalts auf einen festen Fuß sezen und [das] nöthige gehörig abtragen soll. Dieser Schluß wurde schriftlich verfaßt und denen Abgeordneten der Beixtownischen Gemeine übergeben." 4) „ . . . wurde ein Schreiben von Owenscrick vorgelesen, darinnen die Gemeine sehnlichst anhielt, [daß] man ihnen Hrn. Wildban laße, weil er ihnen gut vorstehe. Dieses wurde gebilliget."
519. Ch. E. Schultze an M.
Philadelphia,
13. 11. 1770
Philad: d. 13 Nov 1770. Tit[ulus] Auf andringendes Anhalten des Η. P. Kuntze, habe heute den Kirchen=Rath zusamen kommen laßen, und ihnen die Frage vorgelegt /: weil H. Kuntze immer einen heimlichen Unwillen zu der Zusamen Wohnung mit einem andern äusert :/ was sie wegen seiner Wohnung für das Beste hielten? Da sie denn nach dem gegebenen Rath des H. Kep[pele] beschloßen daß man sich nach einem Hause umsehen wolte, worin Ew. H: Ehrw: oder Η. P. Kuntze ziehen könte. Während dem wurde ich in eine fast unumgängliche Nothwendigkeit versetzet, die Frage zu thun, ob ich mit Ihrer Einwilligung einen Beruf nach Tolpehaken annehmen könte1? wobey mir H. Kühl — der als Deputirter bey der letzten Synodal Versamlung gewesen2 — seine für seine Person Ew. H. Ehrw: gegebene Erklärung offenhertzig sagte, nemlich Wenn einer /: von Philad: :/ weg müste etc. Nach Ew. H. Ehrw: Einsicht und Entschluß muß nothwendig einer weg! Ergo —. Es sey also. Ist die Gemeine in Tolpehaken noch für meine geringe Person, so besorgen sie einen Beruf3, Ich nehme ihn in Gottes Namen an, und komme so bald als möglich. Solte sich aber seit dieser Zeit daselbst eine Abneigung gegen meine Person geäusert haben, so ist mir die Thür nach Eastown 4 noch auf, daß doch Platz in Philadelphia wird —. Sehen sie mein jetziges Schreiben ja nicht als etwas übereiltes an. Müßen sie gehen, so muß ich auch gehen, wo mir ins künfftige nicht alles wiedrige zur Last gelegt und der Vorwurf gemacht werden soll: warum ist er nicht gegangen? Ich bleibe nun, wenn sie gehen, nicht in Philadelphia, ohne aus drückliches Verlangen der Gemeine —. Tit: gehorsamer Sohn Emanuel Schultze.5
Nr. 518/519/520 Abschrift von Mühlenbergs Ε Nr. 11 S. 3 f . 1
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22. 10./13.11./26. 11. 1770
201
Hand im Tagebuch in AFrSt IV C 14:1 S. 3 f.; LC Abt. Η IV Fach
Mühlenberg hatte Schultze zu einer Entscheidung aufgefordert: vgl. Nr. 518 Anm. 5(1). Zur weiteren Entwicklung vgl. Nr. 521; Nr. 527 — 532. Am 24./25. 10. 1770 in Reading; zur Uberlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 495 Anm. 3. Abgedruckt in Nr. 520 Anm. 3(2). Die Gemeinde hatte auf der Synode in Reading um einen Prediger angehalten; vgl. den Synodalbericht (Nr. 495 Anm. 3). Unmittelbar anschließend kommentiert Mühlenberg Schultzes Brief so: „Vermöge dieser Antwort kam ich in ein neues Gedränge, muste den Plan in Tolpeh: verändern und einen Beruf für H . Schultze aus wircken. Sähe aber wohl, daß er nicht mit willigem Hertzen von Philad: nach Tolpeh: und mich auch nicht weg laßen, sondern erst eine allemal mühsame und critique Bestimmung der Gemein=Glieder über mich und die Corporation, wie auch über das Gutachten der letztern Synodal Conferentz in diesem Punckt haben wolte, und in der Meinung stehen mögte, daß sichs beßer schickte, wenn er und ich in Philadelphia blieben, und unsern kleinen Heinrich zum Pedell oder Amanuensem behielten, und H. K[un]tz[e] nach Tolpeh: promovirten, wo zu mir aber auch der Weg verlegt war theils wegen des eingeschrenckten Berufs auf Philad: und Barr[en]h[ill] theils auch weil der annoch frembde und liebe Bruder H. Ktz: in meiner Abwesenheit aus Angst und Bangigkeit mit den Neuyorker listigen Vögeln sich in geheime Unterhandlung eingelaßen und mit Bedingung versprochen, daß, wenn er in Philadelphia nicht bleiben könte oder solte, er ihren Beruf als zweyter Prediger unter H. Mag[ister] Gerock annehmen wolte, wie aus den Briefschafften, deren Copien ich in Händen habe erhellet. Hatten also meine 2 liebe Brüder in Philadelphia, während meines 6 wöchigen Auffenthalts in Tolpehaken fast mehr knotig Garn gespunnen, als ich abhaspeln konte." Für die Zeit bis zum 26. 11. 1770 (— Nr. 520) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstags d 15te" Nov: ... Abends kam mein Sohn Friedr: mit einem zur Probe verlangten Schulmeister von Philadelphia wohl bewahret an. Das viele Regen=Wetter und die hohen Waßer hatten ihn zurückgehalten. Er brachte verschiedene Briefe mit als a) 2 von Sr: Wohl Ehrw: den theuren Herrn Pasche dat: in Aug: und Sept: a[nni] c[urrentis] und mit der verschiedenen Arzeney und Büchern angekommen, b) Von meiner Frau, ein Haus Diarium, c) Schreiben vom Η. P. Gerock aus Neuyork d d 22 Octobr: ac. d) Vom H. Schulmeister und Cantor Loeser aus Lancaster mit Bericht, daß seine Ehe frau am hitzigen Fieber [Schwindsucht] im Herrn verstorben, e) Vom H. Pfrr: Schultz, worin berichtet, daß nachdem er Kirchen-Rath gehalten, er nun resolvirt sey einen ordentlichen Beruf zu den Tolpehaker Gemeinen, wenn sie noch Neigung zu ihm hätten, an zu nehmen. [ = Nr. 519] f) Bericht, daß mein ältester Sohn P[eter] Mb: nach vorher gegangener Proclamation mit beyderseits Eltern Genehmhaltung am 6,en Novembr: a.c. mit H . Matth: Mayers freyled[iger] Tochter Hanna, ordentlich getrauet worden." (AFrSt IV C 14:25 S. 359 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 359 f.; vgl. Tappert II S. 472 f.). (2) „Freytags den 16ren Nov: ... schrieb lange Briefe a) an meine Frau b) an H . Pfrr: Schultze ..." (AFrSt IV C 14:25 S. 360; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 360; Tappert II S. 473). (3) „Dienstags d lOsten Novembr: ... schrieb 2 Briefe a) an Esq K[uhn] b) an H. Löser in Lancaster, weil mein Sohn Friedr: Morgen g[eliebts] G[ott] dahin reisen wollen." (AFrSt IV C 14:25 S. 369; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 369; vgl. Tappert II S. 476).
520. Ein unbekannter
Absender
an M.
Barren Hill, 26. 11. 1770
Bärnhill 26 Nof: 1770 Von einem Freund von der Kürche Wan ihn schon der H: Pfarrer Schultz so hat mit Seinen Schreiben von wegen dem Kühn 1 oder Schulmäster. Er hielte
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Die Briefe des Jahres 1770
Sich aber vor was anders beser geschikt. So hat verdacht gemacht. Nun hat er aber schlechtes lob davon getragen oder wirdts ihn noch gereuen. Nun will ich den Pfarrer Schultz fragen lasen ob sich das schreiben geschiket hat vor einen geistlichen da er nur eine halbe Stunde vorher gepredigt hat wie einer seinem Nächsten vergeben solle. Ich hätte aber nicht gedacht das er So dienstwilig ware als ich gesehen habe das er [...] dem er nur von der Cantzel herunteriß und Sich gleich hinter das schreiben gemacht hat auf den selbigen Sontag und setzt den Dathum auf den Muntag hat er doch auch nicht gewust das er so lang leben werde. Er hat zwar mich alten M a n auch So Spotweise gefragt in dem Schulhause ob seiner Haus Frau ihre gebätt von Hertzen war gewesen. D a sie doch nicht gebätten hat vorwieder auf zu komen [...] Der H: Pfarrer Schulz und einige andere Menschen nicht so gern sterben wolten als sie gestorben ist [so]lches hat er glaub ich und mehr Leyte hat er nur dem Vogels macher nur zu gunst gethan. Sind das die güten Hürten die andere Leüthe sogar aus Spoten thun. Wil ich ihn auch wisen lasen wie er das letzte M a h l herausen war gepredigt hat wie wir das Heilige Vater unser mit andacht bäten können. Nun wil ich den P. Schultz fragen wie er es kan mit Andacht bätten in dem ich ihm noch nie Etwas leids oder den seinigen gethan habe. Wan er schon gesagt hat zu dem Vogelsmacher oder seiner Frau das er gelebt häte ob er mein gelt oder anderer ihr gelt häte oder nicht Wie solches den Kühn seiner Frau auf der Bernhill herum trägt [...s] Sind gute Hürten. Weilen er nun das h: abendmal wil halten so mus er an dem Kühn anfangen, den ehe er auf die Bernhill kommen ist so hat er zu Selbsten gesagt das er im 6. oder 7. Jahren nicht gegangen ist und der H: V[ater] Schultz ihm doch So gut ist und wolt ihn in Himel nein tragen. Die Umstände davon zu melten sind gar zu lang indem sie in Germantown und Nay Jork wo er war oder bekandt ist 2 sehr wol wisen was er in seinem Kopf oder sie vor eine Köche ist. Ich hofe er wirdt es mir nicht übel halten wan ich ihn Melten thue das wir vor dem Justes wahren, und der Kühn hat Seiner Frau vor dem Justes 2. od. 3. mahl zu Schwehren Müsen das sie geschworen hat damit das ich die Unkosten, hab bezahlen müsen. ο Schlechtes Christenthum das sind gute Vorgänger und will doch zu Einen andern Sagen, es wahre nicht dar wärt das er in die Kürche gehe. Sind das die frome lehrer und der V: Schultz da mahls gesagt hat ich solt doch in laufen kommen. Nun las ich ihn Wisen das Wofern er nicht das schreiben wieder heraus kriegt So Soll er M i r es nicht vor übel halten Wan ich es in die Zeitung lasen Machen das doch ander leythe sich in acht nemen könen vor einen so dienstwiligen Pfarrer. In dem er [das] hof ich doch nicht, ein l[ügner] er worden ist oder hat in dan Consistorium zu einem weltlichen Richter gemacht oder Erlau[b]ens seine Kürchen Ordnung So hat er es wohl ausmachen können aber doch nicht auf den Sontag. Dan der Pfarrer Schultz hat keinen Frieden gemacht Sondern er hat nur das Feuer beser angeblasen M i t Samt ein Theil von Seinen verständigen Ältisten und wie ich ihr Vorsteher war wie wir rechnung haben gethan so haben doch die der
Nr. 520
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26.11.1770
ä l l e r l ä n g s t d a b e y w a h r e n So h a b e n sie d o c h g e s a g t M a n M u s n i c h t ales an die g r o ß e G l o k h ä n k e n . E r h a t z w a r g e s a g t w i e er es s c h o n g e s c h r i e b e n h a t das ich Soll in die K ü r c h e k o m m e n w i e v o r h i n . W i e sol ich s a g e n ich W u n d e r o b er der S c h u l t z u n d sein K ü h n so v o r i h m Stehen u n d W ä r e s o 2 z w e y g u t e F r e u n d e w i e sie zu m i r sind g e w e s e n so Soll ich m i r die M ü h e n i c h t a n g e t h a n h a b e n d a s ich es w o l t in die Z e i t u n g d r u k e n lasen ich h ä t e es ihn n i c h t M e h r Sölten M e l t e n S o n d e r n ich h a b die zeit g e h ö r t d a s die Sachen s c h o n v o r h e r E h e d a n er g e p r e d i g t h a t sie s c h o n d a s U r t h e i l g e s p r o c h e n h a b e n . H a b e ich i h m zuviel hierin g e t h a n So h a t er m i r es viel S c h l e m e r g e m a c h t die S a c h e n h a b e n ihn n i c h t s a n g a n g e n . W e i l e n er n u n
so g u t h zu m i r w a r
So will I c h es M i t
der
Nächsten
G e l e g e n h e i t in die Z e i t u n g D r u k e n lasen d a m i t es d o c h a n d e r e S e c t e a u c h wisen m ö g e n w i e sehr g u t e P r o p h e t e n w i r h a b e n . G e s c h r i e b e n in Eil I c h E r w a r t e ein A n d w o r n d in K ü r t z e 3
Reinschrift in PM 95 Ε 1. Die Lesbarkeit der ersten Briefseite ist durch dunkle Streifen an den Knickstellen beeinträchtigt. Die Orthographie wurde bewußt beibehalten. Auf der Umschlagseite steht: „an Herrn Pfarrer Mülen berg abzugeben." 1 2 3
Georg Stephan Kühn. Vgl. Bd. III Nr. 370 Anm. 7 unter 8) S. 397. Vgl. Nr. 525. Dort beschwert sich Mühlenberg darüber, daß er eine Antwort verfassen soll, ohne den Absender zu kennen. — Für die Zeit bis zum 2./3. 12. 1770 ( = Nr. 521) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Montags d 26sten Novembr: ... schrieb nach Philadelphia ..." (AFrSt IV C 14:25 S. 375; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 375; vgl. Tappert II S. 478). (2) „Donnerstags d 29ten Nov: ... schrieb Abends einen Brief an H. Pfrr: Schultze und legte eine Abschrift von dem Beruffe bey, gab Bericht wegen der Wagens und übrig=noth wendigen Sachen; fand Gelegenheit den Brief an Η. P. Krug nach Reading zu senden, welcher ihn weiter nach Philadelphia befördert." (AFrSt IV C 14:25 S. 380 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 380 f.; vgl. Tappert II S. 480). — Die Berufungsurkunde für Schultze ist erhalten im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 1 8 6 - 1 8 8 : „Im Nahmen unseres grossen Erzhirten und Erlösers Jesu Christi Amen. Nachdem unsere Evangelische lutherische Gemeinen an der Tulpehoken, Atolhee, Heidelberg, Nordkiel und Bern und Berks und Lancaster=Counties in der Province Pensylvania gelegen, durch Gottes Gnade bei 27 Jahre her mit den Evangelisch Lutherischen Gemeinen in Philadelphia, Providence und Neuhannover etc. in brüderliche Liebe und Vereinigung gelebet, und vom vereinigten Rev. Ministerio bisher mit treuen Lehrern und Seelsorgern versehen, durch den von S. W. E. W. Pf. Kurz selbst beliebten und vom Ministerio gebilligten Abzug aber unsere besagte Gemeinen vacant und deswegen von den respective Glieder des Rev. Minister, wechselweise bedienet worden, und wir nach dem einmüthigen Schluß in der Versamlung derer Abgeordneten von unsern Gemeinen, eine Bitschrift und Beruf, vom 22 Oct. 1770 bei dem vereinigten Rev. Ministerio, auf der letzten Synode in Reading eingegeben, und um den H. Senior Heinrich Mühlenberg zu unserm Lehrer und Seelsorger flehendlich gebeten, besagter Senior aber noch nicht von Philadelphia loskommen kann, und das Rev. Minist, am 25 Oct. a[nni] c[urrentis] im Synod die Sache überlegt und einmüthig für gut gehalten und erkant, daß Seine WE Η. Schulze, als ordentlicher berufner 2ter Prediger in Philadelphia, wegen seinen
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Die Briefe des Jahres 1770
annoch muntern Seelen=und Leibes Kräfte, verliehenen Amtsgabe und erlangten Erfahrung sich am besten dazu schicken mögte, also nahmen wir der Zeit verordnete Älteste und Vorsteher mit vollem Consent und Beistimmung der ordentlich contribuirenden und communicirenden Mitglieder unserer obgemeldeten Tulpehoker und übrig vereinigten Gemeinden nächst Gott und auf Anrathen des Rev. Minist, unsere vertrauliche Zuflucht zu Seiner WEhr. Pf. Emmanuel Schulze, und berufen hiedurch im Namen Gottes besagten H. Immanuel Schulzen zum ordentlichen Lehrer, Seelsorger und Aufseher unserer besagten Gemeinen, Kirchen und Schulen mit gehöriger Vollmacht und Bestimmung daß er in denselben die reine Evangelische Lehre und heil. Sacramente nach dem Grunde der Apostel und Propheten, der ungeändert Augsburgischen Confession, der in Philadelphia und übrig=vereinigt=Evangelischen ersten Gemeinen eingeführten Kirchen=Ordnung und Agende gemäß, mit aller Treue, nach der Gnade so Gott darreicht, öffentlich und besonders lehren, üben, treiben, austheilen, handhaben, mit vorbildlichem Wandel zieren, und fortpflanzen, durch erbauliche Predigten und Kinderlehre die Schafe und Lämmer weiden [vgl. Joh 21,15 — 17], und Christo ihrem Eigenthums H E R R [vgl. Joh 1,11] heimbringen möge, so wird er nach 1 Petr. V. 2 — 4 wann erscheinen wird der Ertzhirte, die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen. Und da wir unsern hiedurch berufenen Lehrer und Seelsorger so hoch und wertschätzen, daß wir ihm unsere und unserer Kinder unsterbliche Seele als die besten Kleinodien anvertrauen, so wird er uns auch das geringere zutrauen, nemlich einen hinlänglich=leiblichen Unterhalt für ihn und seine werthe Angehörigen nach Christi und seiner Apostel ausdrücklichen Befehl, nach Recht und Billigkeit nicht geringer als wie unser gewesener treuer Seelsorger Pf. Kurz mit den seinigen hinlänglich unterhalten worden. Zu dem Ende verordnen und versprechen wir hiemit seiner WEW. H. Pf. Schulze 1) Unser bei der Tulpehacker=Kirche stehendes Pfarrhaus mit allen pertinentien zum freien ungestörten Besitz, Gebrauch, und Genuß für ihn und seine Angehörigen: 2) Benöthigt Feuer=Holz zu liefern 3) Soll in jeder Gemeine jährlich von den Η Ältesten und Vorstehern eine Subscriptions Liste umher gegeben und versucht werden, was ein jedes am Gelde und Frucht zum leibl. Unterhalt beitragen kann und will, und solches von den H. Vorstehern eingesamlet und dem H. Pf. überliefert werden, damit man sehe, was eine jede Gemeine thut, und wie der Dienst darnach zu reguliren sei, wie es heißt 1[2!] Cor. Villi, 6. Wer kärglich säet der wird auch kärglich erndten, und wer da säet im Segen der wird auch erndten im Segen 4) Die übrigen Accidentien betreffend, so mag es damit bleiben wie es bei des H. Pf. Kurz Dienst gewesen bis auf weitere Verordnung. Dieses obbemeldete Berufs Instrument soll erst stehen und gültig bleiben, so lange es dem H. Immanuel Schulze beliebt unser Lehrer und Seelsorger nach obigen Bedingungen zu bleiben und die Gemeinen ihre gehörigen Pflichten erfüllen und sich seines Amtes zum Segen bedienen. Sollte aber mit der Zeit eine Veränderung oder Translocation von dem Η Pf. Schulze selbst mit Beistimmung des Rev. Ministerii und Genehmhaltung der Hochwürdigen Väter in Europa für nöthig erkant und gefodert werden, daß als dann die Gemeinen ihn nicht vorenthalten, und das Rever. Ministerium] unitum sie jederzeit mit getreuen Seelsorgern wieder versorgen möge. Welches obige samt und sonders wir derzeit Älteste und Vorsteher mit Consent unserer obbemeldeten Gemeinglieder mit eigner Hand und Unterschrift bezeugen und bekräftigen. So geschehen am 29 Nov. 1770. Nicolaus Schwingel sen. Andreas Kreutzer Peter Holsteiner Johannes Immel John Weiser Andreas Scholl Melchior Stock Martin Walborn George Lechner Christoph Koppenhöfer Adam Krichbaum Philip Breitenbach
J a c o b Artz Jacob Schwab Thomas Kurr Bastian Brosius Gottfried Röhrer Johannes Pfaffenberger Abraham Schneider Peter Kreutzer Henry Holzman Nicolaus Schlesman Christoph Heitherich Daniel Hoffman.
Nr. 5 2 0 / 5 2 1
26. 1 1 . / 2 . , 3. 12. 1770
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Peter Stein Joseph Volz Nicolaus Weyggand Nicolaus Schwingel iun. Philip Braun Fridrich Winter Johannes Ramler Johannes Mecki J a c o b Katterman Michel Koppenhöfer Johan L u h n " (3) „Freytags d 30sten N o v e m b r : ... Bekam auch einen Brief von dem Hn: P. Krug Reading, worin er unter andern meldete, daß er vermöge ihm hinlänglich scheinenden Gründen am vergangenen Sontage seinen Beruf öffentlich auf gekündiget, weil er völlig entschloßen den Beruf zur Frederichs Towner Gemeine in Maryland anzunehmen." (AFrSt IV C 14:25 S. 381; L C Abt. Η IV F a c h Ε Nr. 11 S. 3 8 1 ; vgl. T a p p e n II S. 4 8 0 ) .
521. Die Ältesten und Vorsteher von Tulpehocken an die Prediger, Ältesten und Vorsteher von Philadelphia Tulpehocken, 2./3. 12. 1770 Liebe Herren Philadelphier, so wol Lehrer, Älteste und Vorsteher, als Glieder der Gemeine in Zion und Michaels Kirche: Wir die Ältesten und Vorsteher von 9 bis 10 Gemeinen der Evangelischen Religion zugethan, nemlich in Tolpehaken, Atolhee, Unter Heidelberg, NordKiel, Berntown, Ober Heidelbergtown, Warwick, Weiseichenland, Manheim etc. grüßen Euch, Eure Weiber und Kinder, und wünschen Euch Gottes Gnade, Heil und Segen für Seel und Leib hier zeitlich und dort ewiglich1 in Gottes Namen amen. Liebe Väter und Mitbrüder in Philadelphia, Mercket wohl auf was wir Euch in Liebe vorlegen! Denn ob Ihr wol in der Stadt wohnet, und wir über 70 bis 80 Meilen von Euch entfernt im Lande wohnen, so kan doch die Stadt nicht ohne das Land, und das Land nicht ohne die Stadt thun. Wir sind miteinander deutsches Blut, wir sind Bein von einem Bein und Fleisch von einem Fleisch, und niemand pflegt sein eigen Fleisch zu haßen. 2 Wir sind miteinander Frembdlinge und Gäste in diesem Lande und in der Welt. 3 Wir haben alle nur einen Gott, und einen Erlöser Jesum Christ und seinen Geist, der uns zur Seligkeit bereiten will. Wir sind alle auf die 3 höchsten Namen getaufft, und sind mit einander Glieder eines Evangelischen Leibes. 4 Wir haben nur einen schmalen Weg zum Himmel, und einen breiten Weg zur Hölle 5 . Nun so mercket denn wohl auf liebe Glaubens Brüder, was wir weiter sagen wollen: Es sind nun 28 Jahr, da in unserer Gegend die Lutherische Gemeine in Zerstreuung, Zwiespalt, ja in der Asche lag 6 ! Die wenigen Lutheraner die noch
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Die Briefe des Jahres 1770
übrig geblieben und standhafftig waren, baten den damals hereingesandten Pfarrer Mühlberger um Gottes willen, daß er herauf kommen und die Gemeine wieder sammeln solte. 7 Er kam herauf und sammelte wieder ein Lutherisch Häuflein aus der Asche zusamen, besuchte sie noch etliche Mal, und vereinigte sie mit dem damals kleinen Häuflein in Philadelphia. Er verordnete uns den Pfarrer Wagner zum Prediger, welcher etliche Jahre bey uns blieb, aber die Gemeine nicht vermehren konte, weswegen ihn auch der H. Pfrr: Mühlberger wieder weg nahm und an einen andern Ort versetzte. Hernach schickten die H[och] Ehrwürdigen Kirchen Väter und Liebreiche Glaubens Verwandten auf ihre Kosten mehrere Prediger frey herein als Mr: Brunnholtz, Kurtz und Schaum 8 , welche so gut waren und mit Eurer Bewilligung uns wechseis weise besuchten bis das Vereinigte Ministerium auf der Zusamen Kunfft in Philadelphia 9 den altern Mstr: Kurtz zu unsern Prediger verordnete, welcher uns über 22 Jahre mit aller Treue und Fleiß dienete. Mercket nun wohl liebe Väter und Glaubens Brüder; In alle der Zeit, in den vielen Jahren, daß H. Kurtz unser Seelsorger war, haben sich unsere Gemeinen wol 4 bis 5 fältig vermehret und sind heran gewachsen, unser Pfarrer Kurtz hat Euch offt in Philadelphia besucht, und Eure Pfarren haben uns besucht. Wir haben alle mal unsere deputirten Ältesten und Prediger, den weiten Weg auf die Kirchen Versandungen zum Grundstein legen und Kirchweihen nach Philadelphia gesandt, um das Seil der brüderlichen Liebe und Vereinung vestzuhalten.10 Wir hatten nur den einen Prediger und haben uns nicht geweigert unsern Pfarrer Kurtz auf ein Zeitlang dahin zu lehnen, wo die Vereinigten Gemeinen in Noth und Gefahr waren. Wir ließen ihn ein Viertheil Jahr in den Jerseyer Gemeinen aufm Raritan dienen, 11 weil die Gemeinen niemand hatten und behalfen uns. Wir lehnten ihn ein Vierthel Jahr nach Neuyork 12 , weil die Gemeine daselbst verlaßen war. Wir lehnten ihn ein gantzes Jahr mit seiner Familie nach Germantown 13 , weil die Gemeinde alda in großer Noth und betrübten Zwiespalt war. Dis alles geschähe aus Liebe zur Vereinigung, und wir hoffeten Gewiß, die lieben Brüder in Philadelphia als der Haupt Gemeine würden ein gleiches an uns thun, wenn wir in Noth kämen. Auf dem vorjährigen Synodo in Philadelphia nach der Kirchweih 14 musten wir endlich mit Betrübniß erfahren daß unser alter vieljähriger Seelsorger H. Kurtz mit s[einem] Consent nach Yorktown genöthigt und bestirnt worden. Wir hätten uns nicht trösten laßen, und fast verzagen1S mögen, wenn wir uns nächst Gott, nicht auf unsern Alten Seelsorger und liebe Mitbrüder in Philadelphia gesteipert [gestützt] und verlaßen. Es wurde uns immer zum Trost gesagt, daß Hülffe aus Deutschland von unsern großachtbaren Kirchen Vätern käme. Die Hülffe kam endlich im Herbste, an, 1 6 und die jährliche Kirchen Versamlung wurde auf den Monath October in Readingtown bestimmet. 17 Wir höreten wohl, daß der neue Pfarrherr Kuntze für die Philadelphische Gemeinen geschickt war. Wir dachten aber nun gewiß, daß der alte Pfarrer Mr: Mühlberger auf eine Zeitlang los kommen, und seine 2 Söhne hier anweisen, und nach einiger Zeit wieder nach Philadelphia kehren und seine Söhne bey uns laßen könte, wenn sie erst männlicher geworden und mehr
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2./3. 12. 1770
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Erfahrung erlangt hätten. Wir stelleten des wegen einen Beruf an den alten H. Mühlberger und legten denselben dem Ehrw: Synod in Readingtown vor. 1 8 Das gantze Ministerium meinete, es schicke sich beßer, daß der alte Mühlberger mit dem neuen Pfarrer in Philadelphia bliebe und auch einen Sohn bey sich behielte, so könte in Philadelphia jeden Sontag vormittags in beyden Kirchen Gottes=Dienst seyn, und Barrenhill mit versehen werden und dem alten abgematteten Vater auch etwas Erleichterung geschehen, und daß einer seiner Söhne bey unsern Gemeinen im Lande bliebe, und die Philadelphischen Brüder uns den H. Pfrr: Schultz so lange lehnen mögten, bis noch ein ander verschrieben würde, oder bis es die Noth erfoderte, daß H. Schultz wieder nach Philadelphia zurück müste. Auf solche Art wäre ein alter und neuer Pfarrer und Helfer in Philadelphia, und auch ein erfahrner Prediger und junger Helfer in unsern 10 Gemeinen gewesen bis man weitere Hülffe bekommen hätte. Und was noch mehr? Wenn der alte Vater den neuen Pfarrer neben sich, und einen Sohn bey sich in Philadelphia gehabt, so wäre nicht allein in beyden Kirchen Vormittags Gottes=Dienst, sondern auch die Neben Arbeit außer der Stadt versehen gewesen, und die Philadelphische Gemeine hätte die 3te Wohnung und Feuerholtz verspahren können und nur 2 Prediger salariren, unterhalten dürffen, und H. Pfrr: Schultz hätte auch derweilen seinen leiblichen Unterhalt bey uns finden können, bis er wieder zu Euch gekommen wäre. Wir haben aber liebe Brüder mit großer Betrübniß gehört, daß Ihr uns weder den alten Pfrr Mühlberger noch H. Schultz auf ein Zeitlang lehnen woltet, und daß Ihr meinet die 2 M b . und Sch. könten uns Wechsels Weise besuchen. Dencket doch nach lieben Brüder, soll der alte abgemattete M a n n die 80 Meilen 4 Tage herauf 4 Tage hinunter reiten, bey uns ein paar Wochen nirgends heim seyn, seine Kränckliche Frau mit Kindern allein laßen, oder 2 Haushaltungen führen? Ist das nicht Neger mäßig? oder soll H. Schultz zwischen Euch und uns die Post reiten und doppelt und dreyfache Unkosten haben? und was ist uns mit dem Wechsel Dienst geholffen? Euch nicht und uns nicht. Unsere einzige Frage und Bitte, die wir Euch liebe Väter und Brüder ans Hertz und Gewißen legen und wobey wir Eure brüderliche Liebe probiren wollen ist diese: wollet Ihr so gut seyn, und uns den Mstr: Mühlberger oder H. Schultz auf ein zeitlang an einem Stück lehnen? wir begehren Euch keinen Pfarrer zu entführen, Ihr könnet ihn zurück ruffen wenns nöthig ist. Wollet Ihr uns einen von beyden lehnen, so erfahren wir, daß Ihr Christlich und Brüderlich handelt. Wollet Ihrs nicht erlauben, so wird das verwahrlosete Blut der 10 Gemeinen von Euren und Eurer Prediger Händen gefodert werden. Denn unsere Gemeinen stehen just auf der Kippe, daß sie zerstreuet zerrißen und zerspaltet werden, wenn nun nicht geholffen wird. Es sind schon Wölffe 1 9 und Füchse 2 0 die umherschleichen, und das zu verwüsten trachten, was innerhalb 20 und mehrern Jahren mit Mühe und Thränen gesäet 2 1 und gepflantzet worden. Verachtet und verschmähet unsere Bitte nicht, ob wir gleich im Busch oder Lande wohnen, wir haben auch Seelen gleich wie Ihr, unsere und unserer Kinder Seelen sind so wohl mit dem theuren Blute Christi 2 2 erworben und gewonnen, als die Eurigen.
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Die Briefe des Jahres 1770
Wenn Ihr uns dismal in der Noth stecken laßet, so werden die liebreichen Väter in Europa und alle verständigen Christen es Euch sehr verdencken, denn sie haben den ersten Pfrr Mühlberger nicht allein für Philadelphia, sondern auch für andere Nothleidende Gemeinen und zerstreuete Lutheraner frey hereingesandt, 2 3 und er kan wohnen, wo es ihm beliebt, und wo es am nöthigsten ist. Und ob wir wol das nächste Recht zu ihm und seinen Kindern hätten, weil seine Frau von unserm Geschlecht und Freundschafft abstammet 2 4 , und er und sie mehr Gesundheit und Ruhe in unsern Gegenden genießen und ihren Söhnen beßere Erleichterung haben mögten, so wollen wir doch nicht so halsstarrig seyn und ihn gantz begehren, so lange Ihr ihn noch nöthig habt; denn es ist nicht unser Sinn, daß unsere lieben Mitbrüder in Philadelphia schaden leiden solten: Ey Ja wohl nicht, wir bitten nur um einen von beyden entweder M b : oder den H. Pfrr Schultz auf ein Zeitlang an einem Stück weil der junge Vetter Mühlenberg es nicht allein versehen kan, und nothwendig einen ältern, in den Gemein Umständen erfahrenen Lehrer über und neben sich haben muß. Nun ist die Zeit da wir Hülffe nöthig haben [Hebr 4,16]. Es ist zu spät den Stall zu beßern, wenn die Kühe tod sind. 2 5 Konten die Philadelphier nicht ohne den M b . oder H. Pfrr: Schultz auf ein Zeitlang ruhig seyn, so stünde ihnen ja frey im Frühjahre, Sommer und Herbst, wenn die Wege gut sind mit ihren Hh. Amts=Brüdern in Philadelphia umzuwechseln und einen Besuch abzustatten, welches ja alle Gemeinen gerne sehen, wenn sie bisweilen Veränderung haben, und solches dienet auch zur Aufmunterung und Erfrischung des Gemüths und Gesundheit des Leibes. W i r warten also mit Schmertzen auf eine Christlich liebreiche Antwort von unsern lieben Vätern und Brüdern aus Philadelphia, o b sie uns den AltVater Mühlberger oder H. Schultz auf ein Zeitlang am Stück lehnen wollen. Wir glauben gewiß ihr werdet uns einen von beyden auf ein zeitlang zu kommen laßen. 2 6 Denn wenn wir Vereinigte Gemeinen und Glieder heißen, so muß auch ein Gefühl der Liebe und des Mitleidens bey uns seyn. Wenn ein Glied leidet, so leiden sie alle. 2 7 Wenn man neben Gemeinen in Gefahr siehet so muß man nicht vorübergehen wie Priester und Leviten den unter die Mörder Gefallenen. 2 8 Wenn ein Ochs oder Esel in den Brunnen fält, obs auch am Sabbath wäre, wer wolte so unmenschlich seyn, und nicht mit Rath und T h a t an die Hand gehen und helffen herausziehen 2 9 ? Wenn des Nachbars Haus brent, wer wolte nicht helffen löschen 3 0 ? Und wie der Herr selber sagt: Alles was Ihr wollet, das Euch die Leute thun sollen, das thut Ihr ihnen auch 3 1 . In Erwartung der Gewährung unserer ernstlichen Bitte verharren wir Geliebte Väter und Mitbrüder, Eure wohlwünschende Glaubens Genoßen: Tolpehaken d 2 u 3ten Dec: 1770. 3 2
* Nicolaus Schwingel, Andreas Kreutzer, Peter Holsteiner, Johannes John Weiser, Andreas Scholl, Melchior Stock, Martin Wallborn, Georg ner, Christoph Koppenhefer, Adam Krichbaum, Philip Breitenbach, Peter Joseph Voltz, Nicolaus Weygand, Philip Braun, Nicolaus Swingel jun:,
Immel, LechStein, Fried-
Nr. 521
2./3. 12. 1770
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rich Winter, Johannes Ramler, Johannes Merky, Michael Koppenhefer, Jacob Katterman, Johannes Lehn. * Jacob Artz, Thomas Kurr, Jacob Weiser, Gottfried Roerer, Jacob Schwaab, Bastian Brosius, Johannes Pfaffenberger, Abraham Schneider, Peter Kreutzer, Henrich Holtzman, Nicolaus Schlessman, Christoph Heiterich, Daniel Hofman, Friederich Weiser, Adam Wendrich, Henrich Pfeffer, Jacob Saltzer, Heinrich Fiedler, Georg Lauk, Samuel Filbert, Philip Jacob Geiss, Adam Schmidt, Georg Brendel, * Johannes Weidmann, Peter Elsser, Adam Hacker, Valentin Stober, Emanuel Säss, Georg Wächter, Johannes Huber, Georg Michael Eichelberger, Jacob Daubenberger, Andreas Bartruff, Jacob Müller, Christian Lentz, Siegmund Speck, Johann Nicol Bayer, Christian Schmidt etc. etc.
Entwurf im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769-71 S. 178-185. - Eigenhändige Abschrift mit Formulierungsvarianten in AFrSt IV C 14:1 S. 7-13 und LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 7-13. In der Abschrift verzichtet Mühlenberg auf die Liste der Unterzeichneten und datiert den Brief auf den 1.1. 1771. Zur Entstehung der Schrift macht er im Bericht an Halle folgende Vorbemerkung: „Er [Schultze] sagte, die Altesten der vacanten Gemeinen hätten gerne wollen ein Schreiben verfertigen, und der Philadelphischen Corporation und Gemeine ihre Noth ans Hertze legen, um sie zum Mitleiden zu bewegen. Weil er aber in Tolpehaken nicht Zeit gehabt, so wäre es unter blieben, wünschte aber daß es noch geschehen, und vorgelesen werden könte, weil nun mit nächstem die Corporation und Mans-Glieder der Philad: Gemeine am Recbnungsund Wahltage zu samen kämen, da sichs am besten schickte. Ich merckte wohl, daß die Reihe des mühsamen Schreibens an mich kommen solte, nahm dahero des Nachts alle Briefe und mündliche Unterredungen, die ich Zeit hero mit den Altesten und Vorstehern von den 9 vacanten Gemeinen gep[f]logen und auf gezeichnet zusamen, formirte daraus einen Brief in ihren Namen nach der lautern Wahrheit und ihrem völligen Sinn also lautend:" Vgl. Luther, Kleiner Katechismus, Erklärung zur zweiten Bitte des Vaterunsers, BSLK S. 513. Vgl. 1 Mos 2,23 sowie Eph 5,29 f. 3 Vgl. 3 Mos 25,23; 1 Chr 29,15; Hebr 11,13. 4 Vgl. 1 Kor 1 2 , 1 2 - 1 7 . 5 Vgl. M t 7,13 f. 6 Vgl. Est 4,3; Hi 2,8. 7 Mühlenberg besuchte die Gemeinden im Oktober 1743; vgl. Bd. I Nr. 28 S. 116. Zur Entwicklung der Tulpehockener Gemeinden von 1743 —1746 vgl. seinen Bericht in PM 95 Ζ 29. 8 Peter Brunnholz und die Katecheten Johann Nicolaus Kurz und Johann Helfrich Schaum kamen am 15. 1. 1745 in Philadelphia an; vgl. Bd. I Nr. 39 Anm. 1. 9 Im August 1748; vgl. Bd. I Nr. 71A. 10 Vgl. Hos 11,4. " Im Frühjahr 1745 hatten die Tulpehocker, im Sommer des Jahres die Raritaner Gemeinden um Kurz angehalten (vgl. Bd. I Nr. 45 S. 203 f. und 208). Den Winter 1745/46 verbrachte Kurz bei den Raritan-Gemeinden, dann versorgte er mit Unterbrechungen beide Gruppen und übernahm schließlich im Frühjahr 1747 Tulpehocken (vgl. Bd. I Nr. 58 S. 252 f.; Nr. 63; Nr. 64; Nr. 65 S. 2 8 5 - 2 8 7 ) . 12 Ende 1761/Anfang 1762; vgl. Bd. II Nr. 219; Nr. 220; Nr. 221 S. 537; Nr. 223; Nr. 232. 13 1763/64; vgl. Bd. III Nr. 304 und Nr. 305. H Die Synodalversammlung 1769 wurde im Anschluß an die feierliche Einweihung der Zionskirche abgehalten. Zwischen „vorjahrigen" und „Synod" fügt Mühlenberg über der Zeile ,,u[nd] heurigen" ein. In der Abschrift für Halle entfällt dieser Zusatz, der auch die Sache 1
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nicht trifft. Die Berufung von Kurz nach York wurde 1769 verhandelt, 1770 in Reading ging es lediglich um eine Neubesetzung für Tulpehocken. Vgl. die Synodalberichte (Nr. 464 Anm. 3 und Nr. 495 Anm. 3). 15 Darüber steht alternativ: „mit Flegeln drauf dreschen". 16 Johann Christoph Kunze und Mühlenbergs Söhne Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst; vgl. Nr. 511 Anm. 32(2). 17 Sie wurde am 24./25. 10. 1770 abgehalten. 18 Vgl. Nr. 518. " Vgl. Joh 10,12; Apg 20,29. 20 Vgl. Hhld 2,15; Hes 13,4. 21 Vgl. Ps 126,5. 22 Vgl. 1 Petr 1,18 f. 23 Mühlenbergs Berufung erstreckte sich auf die Gemeinden in Philadelphia, New Hanover und Providence; vgl. Bd. I Nr. 8 und Nr. 9. 24 Mühlenberg hatte am 30. 4. 1745 (19. 4. 1745 alten Stils) in Tulpehocken Anna Maria Weiser, Tochter des dort ansässigen Friedensrichters Conrad Weiser geheiratet. 25 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 767 - 769. 26 Im Anschluß an den Brieftext teilt Mühlenberg in seinem Bericht nach Halle mit, daß der Brief am 7. 1. 1771 der Korporation und einen Tag später der Gemeinde vorgelesen wurde. Dann berichtete er von der Entscheidungsfindung: „Am 14ten Januar: a[nni] c[urrentis] war die Corporation auf öffentliche Einladung wieder beysamen, um nun die Schluß Entscheidung der Frage zu machen und versprochner maßen nächsten Sontag der Gemeine wißen zu laßen, wer von uns beiden den Tolpehaker Gemeinen auf ein Zeitlang beyspringen solte und wolte? Ich erklärte mich noch einmal, daß willig und bereit wäre, es mit göttlicher Hülffe zu thun. Als die Reihe an Η. P. Sch[ultze] kam, giengen seine Ausdrücke wieder dahin, daß er nicht versprechen wolte, noch könte, wieder zurück zu kommen. Hierauf wurde erwiedert, daß wir als sterbliche nichts ohne Bedingung bestimmen könten, daß aber unter den Bedingungen auch Unterschiede wären. Nach vielen hin und wieder Reden, Drücken und Zwängen wurde ihm endlich folgende Erklärung abgepreßt und vom H. P: Kuntze protocollirt nemlich: 1) ,Daß, weil es die Noth erfoderte, daß einer von den beiden ältern H. Predigern an besagter Michaelis und Zions=Kirche der Tolpehaker Gemeine an jetzo zu hülffe käme, H. Pfrr: Schultz auf erhaltenen Beruf von Tolpehaken, entschloßen sey, diesen Beruf im Namen des Herrn anzunehmen.' Der Rector erwiederte, daß solche Erklärung zu unbestimt, und weder ihm, noch der Corporation, noch der Gemeine angenehm seyn könte, weil nicht bestirnt, ob er Pfrr: und Vice» Rector bleiben wolte, oder nicht: Also erfolgte 2 ,ens ,Hiebey haben H. Pfrr: Schultz der Corporation das Versprechen gethan, daß sie sich nicht als von Philadelphia getrennet, ansehen wollen, sondern bereit sind, auf Verlangen von Seiten der Philadelphischen Gemeine bald, oder später, so der Wille Gottes dabey sich offenbaren, und die übrigen Umstände es gestatten würden, als Diener am Evangelio in Philadelphia, wieder zu ihnen zurück zu kommen.' Dis schiene mir und der Corporation noch zu dunckel und krauß. Des wegen wurde er ersucht sich deutlicher zu erklären worauf erfolgte
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3 ,ens ,Hiebey haben H. Pfrr: Schultz zur Verhütung alles Misverständnißes freudig und freimütig bezeugt, daß sie ihren Beruf zu dieser Philadelphischen Gemeine nicht auf geben, wie denn die Corporation auf diese Art, gedachten ihren Prediger und Vice-Rector von sich zu laßen noch nie gesonnen gewesen, welche Erklärung zu thun, die gesamte Corporation einmütig von ihm verlanget hat.'" (Englische Übersetzung in Tappert II S. 484). - Schultze gab den Gemeinden nach einem neuerlichen Briefwechsel mit Mühlenberg am 16. 1. 1771 eine positive Antwort; vgl. Nr. 527 und Nr. 528. Nach weiteren Versuchen Mühlenbergs, doch noch eine Interimslösung zu erreichen, reiste Schultze schließlich am 28. 1. .1771 von Philadelphia ab, um sein Amt in Tulpehocken anzutreten; vgl. Nr. 5 2 9 - 5 3 2 . Vgl. 1 Kor 12,26. Vgl. Lk 1 0 , 3 0 - 3 7 . Vgl. Lk 14,5.
Nr. 521/522 30 31 32
2., 3. 12./10. 12. 1770
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Z u ergänzen ist: „um das eigene Haus zu retten." Vgl. Wander Bd. 3 Sp. 831 f. Vgl. M t 7,12. Für die Zeit bis zum 10. 12. 1770 ( = Nr. 522) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „1770. Als ich im October, Novembr: und zu Anfange des Decembr: auf der Synodalversammlung in Reading und hernach in Tolpehaken war sind in Philadelphia angekommen zum Verkauf 1) Arzeney und ein wichtig Schreiben von S[alvo] T[itulo] H. Pasche dat: Kensingt[on] d 25 August 1770. Bey geschloßen die Hallische Relation von 1769. etc. etc. 2) Die Bücher an Mess" Schultz, Kuhn, Laumann etc. und ein Schreiben von S. Τ. H. Pasche dat: Mense Septembris 1770." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 Anhang S. 9).
522. An [J. G. Knapp und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia,
10.12. 1770
Hochwürdigste, theureste Väter und Wohlthäter in Christo unserm Herrn und Meister! Ew: Ew: Hochw: Hochw: wollen herablaßend und väterlich geruhen, daß ich armer nichts nutziger Wurm, in großer Zerstreuung und Schwachheit, diese verworrene Zeilen vorlegen und damit ein magers Journal 1 von meiner letzten Reise in der americanischen Wüste begleiten dürfte. Die spätere Ankunfft Sr: W. Ε: P. Kuntze und meiner Söhne verursachte eine spätere Synodal Conferentz 2 , und meine mühsame und nöthige Reisen zu den vacanten Gemeinen in den Gegenden von Tolpehaken etc. 3 haben mich der Gelegenheit zum vollständigen Schreiben, und der abfarenden Schiffe beraubet, so daß diese Zeilen noch kaum zusamen bringen und mit dem allerletzten Schiffe in diesem Jahre absenden können. Ich bin gegenwärtig in bedrengten Umständen, und finde anstatt gewünschter Erleichterung, fast mehr Druck und Bekümmerniß, ehe die Sachen in Ordnung gebracht sind. Nach Ew. Hochw: Beschreibung finde den Η. P. Kuntze als einen Begnadigt» begabt gelehrt» und erfarnen Theologum: Ich verkündigte der Gemeine den Character dieses Missionarii, ließ ihn in der Zions und Michaelis Kirche predigen, stellete ihn dem versammelten Kirchen» Rath, oder der Corporation vor, zeigte ihnen die Credentialien nemlich den Beruf 4 von Hochwürdigsten Vätern und Testimonium Ordinationis; Gab ihnen einen Winck, wie sie diesen von Gott und Hochwürdigsten Wohlthätern gesandten Arbeiter als eine besondere Gabe und Kleinod vest halten und zum Segen gebrauchen solten, um so mehr, da ich alt, gebrechlich und nahe am Ende wäre. Er wurde von allen Gliedern der Corporation nach dem Beruf als dritter Prediger mit Handschlag, Bewillkommung und Segens»Wunsch angenommen, und solches alles in unser Corporations Protocoll einverleibet 5 . Ich räumte ihm meine einzige Wohn und studirstube ein, weil es gar nicht rathsam ist, wenn ein frembder Ankömling änderst wo logirt, maßen Philadelphia von allerley Religions formen, witzigen [ = vorwitzigen] Kunstrichtern, listigen Partheyen und verschmitzten, neugierigen Atheniensern etc. wohl versehen ist.
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Die Briefe des Jahres 1770
Das erste was die witzigen Ohren Bläser bey neu ankommenden Predigern versuchen, ist, daß sie ihre schwache Seite durch Kunst griffe ausfinden mögen, und sie unter dem Schein der Gottseligkeit gegen die alten Prediger praeiudiciren und auf stifften etc. Nach dem er von der Corporation angenommen, stellete ich ein öffentlich Danckfest an, und vergaß nicht, der Gemeine die vielfältig» unverdienten Wohlthaten Gottes einzuschärffen und sie zum Danck und Lobe Gottes aufzumuntern, so viel in meiner Schwachheit möglich war. Meine 2 Söhne fülleten auch einen Raum in meiner Wohnung. Und da jederman nun auser ordentlich begierig war, die 2 Landes=Geschöpffe, welche so lange in einem andern Welt theile und besonders in den berühmt» und gesegneten Hallischen Anstalten gewesen, je eher, je lieber zu sehen und zu hören; so erfoderte es die Noth und Anständigkeit, daß die liebe Mutter ihre letzte Nothpfennige her vor suchen, sie waschen, reinigen, von Kopffe bis auf die Fußsolen kleiden, und dem geistlichem Stande gemäß ausrüsten muste. Es war auch kein ander Rath noch Ruhe zu finden, sie musten beyde am Danck feste in Zion peroriren, F r i e d r i c h ] Aug[ust] Nachmittags und Henrich am Abend 6 , wo tausende die Kirche fülleten und mit Augen und Ohren so aufmercksam waren, als ob sie noch nie dergleichen gesehen und gehört, und sich wunderten etc. Η . P. Kuntze sagte mir, daß er in Neuyork 8 £ Geld geliehen um die fernere Reise mit meinen 2 Söhnen nach Philadelphia zu vollenden, welche meine Frau auch wieder dahinsenden und vergüten muste. Meine erste Sorge gieng nun dahin, daß Η . P. Kuntze in der weitläufftigen Gemeine bekant, beliebt und brauchbar werden mögte, weil er ängstlich und begierig war die ihm verliehene Gnade und Gaben anzuwenden. Wobey sich aber eine Schwierigkeit äusert, maßen seine Stimme etwas zu schwach, ungleich und leise für die Zions kirche ist, und von vielen nicht verstanden werden kan. Die erstem Worte eines periodi sind starck und laut genug, aber die mitlern und letzten verschwinden gar. Weil er kein Musicus ist, so wird solches wol schwerlich zu ändern seyn. In der Michaelis Kirche ist seine Stimme hinreichend, und kan von allen verstanden werden. Dagegen ist er auch desto begabter im privat Umgange und eifrig in der Cura specialis welches zwar auch noch mit sinnlicher Schwachheit und partheylicher Anhänglichkeit, wie bey eifrigen Anfängern gewöhnlich, vermischt ist, so daß man offt die verkapften [verkappten] Heuchler wegen ihrer Engel süßen Sprache für ächte Kinder Gottes, und ächte gläubige Seelen in einer rauhen ungekünstelten Schale für gantz unbekehrte Weltmenschen hält. Die zweyte Sorge liegt mir nun auch als Vater für meine Söhne hart an. Sie sind noch jung, unerfahren und schwach in Theorie und praxi und unzähligen Versuchungen aus gesetzt, könten durch Gottes Gnade, fernem Unterricht und genaue Aufsicht nutzbare Werckzeuge in der hiesigen Ecclesia infanti werden, die Ehre Gottes, ihres Nächsten Wohlfart und eigen Seelen Bestes befördern, aber auch Schandflecken, Verstörer der guten Sache und Höllen Brände werden etc. In den Gegenden von Tolpehaken sind 9 Gemeinen und Gemeinlein vacant, nemlich Tolpehaken als die Mutter Kirche und ihre Filiale Atolhee, Heidelberg, Nordkiel und Berner. Ferner Warwick, Heidel-
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10. 12. 1770
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bergtown, Manheim, Weisseichenland. Diese Gemeinen sind mir so zu reden aufs Gewißen gebürdet. Ich habe in meinen Briefen an Hochwürdigste Väter flehentlich um Hülffe gebeten: H. Kuntze sagt, er gehe nicht weiter als sein Beruf lautet, meine 2 Söhne können noch nicht allein, noch weniger in so alten Gemeinen stehen. Diese 9 Gemeinen könte ich durch Gottes Gnade selbst mit meinen 2 Söhnen versehen, dabey hinlänglich Brod finden und meine Söhne unterrichten, wie auch meiner armen epileptischen Frau und übrigen Kindern beßer rathen. Dagegen streubet sich H. Pfrr: Schultze, sagend, er sey den critischen Umständen in Philad: nicht gewachsen etc. wenn ich gienge, so bliebe er nicht: H. Kuntze sagt: Er sey beruffen bey mir in Philad: zu stehen: wenn ich Philad: verließe, so wolte er wieder nach Deutschland, oder einen Beruf nach Neuyork annehmen 7 , weil einige Ältesten daselbst ihm angelegen, er solte ihr Prediger werden, so wolten sie den H. Pfrr: Gerock, deßen sie überdrüßig sind, vertreiben, oder machen, daß er mit seiner Familie zurück nach Deutschland zöge. Sage ich der Corporation, sie mögten mich in Frieden nach Tolpehaken laßen etc. so antworten sie: um Gottes willen doch nicht: unsere Kirchen Sachen stehen in der Crisi wegen der Schulden: geht er weg, so wird die Gemeine verropfft [zerrupft] und verrißen, die Creditores fallen auf uns, und das Volck steinigt uns, wenn wirs zu laßen. M u ß ich in Philadelphia bleiben, so sind unsrer 3 Prediger, und meine 2 Söhne sind 5. Die Gemeine muß jährlich noch über 300 £ Interesse aufbringen, 90 £ für des Rectors Salar[ium]: 60 £ für des 2ten Predigers Salar: 20 £ haus Heuer für den 2ten Pred: 30 £ für Brenn holtz beyder Prediger, wenigstens jährlich 50 £ für Bau und Reparirung an Kirchen, Kirchhof, Schul und Pfarr hause etc. machet bey nahe 600 £ und was ist denn übrig fürs Capital der Schulden zu vermindern? Zu dem so müßen denn die Tolpehaker Gemeinen zum Ruin überlaßen werden, und ich kan meine Söhne nicht bey mir haben. Ich suchte des wegen unter Gebet und Flehen 8 es so einzurichten, daß die haupt Gemeinen in Tolpehaken einen ordentlichen Beruf an H. Pfrr: Schultz geben mögten, mit dem Beding, so lange ihr Prediger zu seyn, bis er in Philadelphia unumgänglich nöthig und zurück geruffen würde 9 . Z u dem Ende solte er seinen Beruf in Philadelphia nicht aufgeben, und meinen Friedr: August zum Diacono haben, und Ihn unter seiner Aufsicht die neben Gemeinen in Warwick etc. Wechsels weise bedienen laßen. H. Schultz war Anfangs nicht vergnügt mit dem Plan, und frug die Corporation um Rath, und da die Verständigsten antworteten: wenn einer nach Tolpehaken müste, so wolten sie lieber sehen, daß ers auf ein Zeitlang thäte, und den alten Mühlberg nebst H. Kuntze in Philadelphia ließe. Und damit der alte auch etwas Sublevation in Philadelphia hätte, so könte er seinen Sohn Henrich bey sich halten, wenn denn H. Kuntze alle 14 Tage nach Barrenhill müste, so hätte doch der alte etwas Beystand etc. H. Schultz schrieb mir den Verlauf nach Tolpehaken 1 0 und zeigte sich geneigt den Beruf an zu nehmen. Ich vollzog also den Beruf 11 in Tolpehaken, bestehe Post= und Fracht Wagen auf den lOten Decembr: um den H . Schultz und seine Sachen hinauf zu holen. In deßen war in der philadelphischen Gemeine ein Gerücht entstanden neml. die Corporation wolte
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den H. Schultz vertreiben und den alten M b : und H. Kuntze allein laßen, von welchen einer eine leise Stimme hätte, und der andere gebrechlich und offt mit Brust beschwerden geplagt wäre, und den H. Schultz als einen schon erfarnen Arbeiter nicht entbehren könte etc. Als ich am 5ten Decembr von der Reise heim kam und erfuhr, daß Unruhe in der Gemeine wäre, und H. Schultze mit einpacken beschäfftig, so ließ die Corporation am 6 t e n December beysamen kommen, und fand sie erschrocken, weil ihre gute Meinung in der Gemeine unrecht verstanden. Wir wurden schlüßig, daß Morgen ein Expresser nach Tolpehaken eilen, und den abgehenden Wagens bis auf weitere Ordre Einhalt thun, und H. Schultz nächste Woche g[eliebts] G[ott] allein zu pferde zum Besuch kommen solte, bis auf weitere Einsicht. Aus diesem entstund wieder eine neue Schwierigkeit. 1) Soll kein alter oder erfarner Prediger nach Tolpehaken zu wohnen kommen, so muß ich meinen Sohn Friedrich von da zurück und zu mir nach Philadelphia nehmen und die 9 vacanten Gemeinen zum Ruin überlaßen 2) soll ich meine Söhne in Philadelphia bey mir halten, so kan H. Kuntze nicht bey mir wohnen, denn ein in Deutschland erzogener Lehrer erfordert schon mehr Aufwartung, als ich, meine krancke Frau und übrige Kinder nicht hinreichend leisten können. Dann heißt es die 3 Prediger müßen jeder aparte Wohnungen haben. Ein Haus ist schon geheuert für H. Schultz a. 20 £ ist noch eins nöthig, so kriegt mans nicht unter 30 £ . Der alte soll im Pfarr hause und der T h o r Schreiber bleiben, damit die jungem Brüder nicht zu sehr beunruhiget werden. Der Kirchen=Rath ist willig alles Mögliche zu thun, aber es komt alles auf den seufzenden Gottes Kasten an. Hier in Philadelphia sollen 3 große Prediger und 2 Studenten auf einem Hauffen bleiben, in Tolpehak: sollen 9 Gemeinen in die Rapuse gehen 1 2 : Die arme philad. Gemeine soll jährlich 348 £ Intereßen, 90 £ für den ersten 60 £ für den zweyten hinlänglich sala[rium] für den dritten Prediger, 50 £ haus heuer für 2 Pfarr Wohnungen, bey 40 £ für Feuer holtz, etc. etc. etc. aufbringen. Solcher Gestalt werden die Saiten zu hart angespant und müßen brechen. Die Lutherische Religion wird zu theuer; bey Quäkern, Herrnhutern etc. etc. etc. kan mans wohl feiler und umsonst haben. Ich habe jährlich zu gesetzt, so lange noch etwas von meiner Frau hatte. Nun ist es am Ende, und ultra posse 1 3 , sonst wolte gern mit meinen Söhnen den kurtzen Rest des Lebens der armen Gemeine in Philadelphia zur Erleichterung auf opffern. Ich kan gewiß in dem Respect nicht über etwas vermögende Glieder klagen. Es gehöret gewiß manniche Gabe, Pens [Pence] und Scherflein da zu ehe eine Gemeine des Jahrs in diesen Geld klemmen [armen] Zeiten 5 —6 —7 —bis 800 £ zusamen bringet, und noch mehr Weisheit, Arbeit und Gedult daß Partheyen vermieden werden, damit es nicht heiße Mühlbergianer, Schultzianer, Kunzianer, in einer so weitläufftigen Gemeine, die mit allerley misgünstigen Secten um ringet ist. Ich bitte demüthigst und ergebenst Hochwürdigste Väter wollen mit Fürbitte bey dem barmhertzigen Vater im Himmel vor den R i ß stehen 1 4 , und mit meiner dismaligen Schreib art Gedult tragen, weil von allen Seiten beklemt und bedrengt bin, und noch nicht durch sehen kan.
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Der letzte Vorschlag von der Corporation um uns 3 Prediger zu befriedigen war dieser a) H. Schultze solte mit seiner Frau /: Kinder hat er nicht :/ in die Pfarr Wohnung ziehen b) H. Kuntze, der noch ledig, und noch wenig Haus Geräth hat, soll in Herr Schultzens Haus für 20 £ ziehen, weil Er gern allein wäre und seine eigene Haus=Haltung hätte c) und der alte soll in ein Haus für 30 Pfund zu wohnen kommen, und solches alles auf guten Credit des armen Gottes Kasten. Dieses letztere aber kan ich nicht erlauben. Und wenn 3 Prediger nicht in 2 Häusern vorlieb nehmen und sich so weit verläugnen können, so will ich lieber ein Häuslein für mich heuren [mieten], um der Gemeine nicht die Last zu vergrößern. Wenn die aller besten und erfahrensten, und in der Verläugnung geübtesten Lehrer aus der Ecclesia salariis fixis plantata in diese Ecclesiam colligendam kommen, so scheinen sie noch Tirones 15 zu seyn, wollen schneiden wo sie nicht gesäet, erndten ehe sie gepflantzet haben etc. 16 rechnen das bis weilen für Leiden und Verläugnung, was hiesig erfahrne für Wohl leben und Freude halten. Den gegen wärtigen Umstand mit meinen 2 Söhnen halte nicht geringe. Soll ich sie bey mir in Philadelphia halten, so kan weder meine noch ihre Noth durfft bestreiten. Soll ich sie von mir laßen, so sind sie geopfert, nicht allein dahin, sondern wieder her zum Ärgerniß und Schaden. Muß ich in Philadelphia selb dritt bleiben und außer dem Pfarr hause für mich wohnen, und auch andern Vereinigten Gemeinen und Amts=Brüdern in Nothfällen bey springen, so wird mein Salarium von der Gemeine dem H. Schultz, und H. Schultz sein dem H. Kuntze zufallen müßen, und so wird Gott der Herr meinen vermeinten Glauben in meinem Alter, Ohnmacht und Gebrechlichkeit noch mehr prüfen, und meine Frau in ihrer hypocondrie, samt der Familie, meine Gedult noch fleißiger üben. Gott wirds machen, das die Sachen gehen, wie es heilsam ist etc. 17 Ein seliger Tod, reißt aus aller Noth. 1 8 Nun sind noch wichtige Punckte die nicht vorbey laßen kan 1) Sr: W. E: H. Pasche haben in den letztern Schreiben 19 weitern Unterricht von dem Legato gegeben, nemlich a) von den 284 £ sterl. welche gnädigst bestirnt als eine Rantzion um mich, mein Weib und Kinder, von der Verbürgung und Banden 20 der Barrenhiller Kirchen Schulden los zu machen. Diese besagte Summe von 284 £ sterl. wäre just hinlänglich gewesen, mich auf freyen Fuß zu stellen, und einen schweren Stein von meinem Gemüthe zu wältzen. Die letzt empfangene Arzeney und Bücher 21 gehen an dieser besagten Summe ab und werden richtig eingetragen, b) nun haben aber auch Herr Br: Pasche gemeldet, daß ferner an der besagten Summe abgehen 106 £ sterl. welche der Auffenthalt des Η. Ρ Kuntze und meiner 2 Söhne in London, ihre Ausrüstung und See Fracht bis Neuyork gekostet. Diese 106 £ sterl. ziehen mich denn wieder zurück an meine Bürgschafft und feßeln mich aufs neue. Was meine Söhne in Halle und an Fracht bis London noch schuldig, und was sie an ihrem Theil in London und bis nach Neuyork gekostet, das ist eine rechtmäßige Schuld, wenn die Rechnung apart gemacht wird. Und darüber muß ich das gerechte Urtheil aus dem Evangelio erwarten, wie es lautet: und der Herr hieß verkauffen, ihn, sein Weib und Kinder, und alles, was er hatte;11 doch aber auch mit dem schuldigen Schuldner die Application machen: Herr habe doch Gedult mit mir, Ich will
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dir alles bezahlen!23 wenn der barmhertzige Gott nicht etwa über mein Bitten und Verstehen noch mitleidige Hertzen erwecket, die zu Hülffe kommen. Ich werde aus Noth gedrungen es nun wagen und bis auf weitern Unterricht, einen Wechsel auf Sr: Hochw: den theuresten H. Hofprediger Ziegenhagen erst für die Hälffte der 284 £ sterl. ziehen müßen, in der Hofnung, daß kein Protest erfolge. Mit diesem will anfangen einen Theil der Banden zu lösen, damit die Interessen vermindert werden, c) Hiebey entstehet die wichtige Frage: Die 5 bis 600 £ Schulden wegen des Barrenhiller Kirch baues, welche auf den Mühlberg, Dr: Wrangel und Keppele geworffen, und auf den Mühlberg zuletzt allein hangen geblieben, die jährlich auf Interesse gelauffen, die von des sei. Η. P. Pittius 24 und Sr: Excell: H. Gr[uninsky] Vermächtniße 25 von einem Theil der Collecten in London, 26 und andern Beyträgen von Sr: Hochw: wohl sei. H. Cons: Rath Francken, so weit getilget, daß just noch 284 £ sterl. zur gäntzlichen Tilgung übrig geblieben; diese Summe von Liebes Gaben, wo zu soll sie Nützen? Antwort: in dem, oder nach dem die Schuld auf mich geworffen war, hatte ich folgenden Plan im Gemüthe a) Dis räumliche Gebäude auf Barrenhill, ist von massiven Steinen, dauerhafft, auf einer gesunden Anhöhe 11 Meilen von Philadelphia, 4 Meilen von Germantown, 15 Meilen von Providence 6 Meilen von Norristown, 15 Meilen von Peikstown, 6 Meilen von Upperdoublin, 5 Meilen von Merion etc. etc. an 2 offenen Straßen von unsern meisten Vereinigten Gemeinen. Dies Gebäude giebt eine erwünschte Schul=Waisen=Witwen und invaliden Anstalt. In der Mitte ist Raum für eine Kirche zum Gottes= Dienst. An beyden Seiten können Camine auf geführt und Stuben und Kammern gemacht werden. Ein gemeines Schulhaus ist nahe dabey von Steinen gebauet, b) Das Grundstück worauf das Gebäude stehet mit allem Zubehör neml. Gebäude etc. ließ ich als Erb und eigen durch einen Kaufbrief an die St. Michaelis Corporation in Philadelphia verschreiben von dem Eigner, dem das Grundstück gehöret hatte, c) Solcher Gestalt soll nun die St. Michaelis Corporation ihr Eigenthums=Recht von dem besagten Grundstück und Gebäude an namentlich Sr: Hochw: H. Hofpred: Ziegenhagen, Sr: Hochw: Herrn Director Knapp und an Sr: HW. Herrn Vice Director Freylinghausen und Dero Assignees27 verschreiben, und darin die gantze Summe von den Vermächtnißen, Collecten und Beysteuern gemeldet werden, mit der Condition, daß Grundstück und Gebäude, theils zum Evangelischen Gottes=Dienst, theils auch zu einer höhern SchuI=Anstalt, Witwen oder Waisen Anstalt etc. gewidmet werde, und vom Hochgedachten Directorio abhange, und durch Dero bevollmächtigte Agenten gehandhabet werde, d) In solcher Anstalt, können verfolgte, oder abgemattete Prediger vom Vereinigten Ministerio, verlaßene Prediger Witwen und Waisen etc. ihre Retirade finden, und ihre übrigen Kräffte zum Gemeinen Nutz an wenden, Kirche und Schule halten, junge Leute zu Schulmeistern und Land Catecheten prepariren, einen kleinen Arzeney und Buch laden von Halle unter halten, auf dem obersten großen Boden Seiden bau anrichten: Die Prediger oder Candidaten, können von daraus Philadelphia im Noth fall unterstützen, nahe bey liegende Gemeinen versehen, vacante Gemeinen besu-
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chen etc. etc. etc. 2) Da aber zum Aus bau und Anfang solcher Anstalt noch was erfodert wird, und Feuer Holtz, Brod, Zugemüße, Milch etc. etc. nöthig ist, so müste von dem Hochgr[äflichen] S[olms-Rödelheimschen] Legat, ein Bauer Gut gekaufft, und als eine Voraths Kammer oder Magazin für die Anstalt angeschafft, und die Kaufbriefe davon ans Hohe Directorium gestellet werden. Ein Legat kan ja wol nicht sicherer als auf Land Güter angelegt werden. Wenn auch von einem Legato jährlich hundert £ Intereßen hieher kämen, und jeder Prediger und Schulmeister davon auch ein paar £ bekämen, was würde es helffen? und wenn einige was kriegten und andere nicht, so gäbe es Neid und Verdruß. Wenn aber redlich und treue Arbeiter merckten, daß sie für sich, ihre armen Witwen und Waisen im Nothfall eine Zuflucht hätten, so würden sie desto muthiger und getroster arbeiten, leiden und streiten. Auf diese meine unterthänige, gantz unmaßgebliche Gedancken und Vorstellung wolten Hochwürdigste Väter mir so bald und geschwind als möglich eine Antwort oder weitern Unterricht gütigst angedeien laßen weil mein Lebens faden vielleicht bald am Ende. M i t tiefster Ehrfurcht und schuldigster Danck Begierde ersterbe meines hochgelobten Erlösers und meiner theuresten Väter und Wohlthäter armer unnützer Knecht Philad: d 10 ten Decembr: 1770
Henrich Mühlenberg
Von Hh. P: Schultze, Kuntze und übrigen gesamten Mitarbeitern habe ihren demüthig kindlichen Gehorsam gegen Hochwürdigste Väter bezeugen sollen. P.S. 1) * Mein bemeldtes Journal 2 8 von der Reise zur Synodal = Versamlung, zu den vacanten Gemeinen in Tolpehaken und Auffenthalt daselbst vom 21sten October bis 7ten December habe nicht beyschließen mögen, weil das Schiff auf Bristol geht und das Paquet von da bis Kensington zu hoch im Postgeld lauffen mögte. * habe es doch gewagt mit bey zu schließen. 2) Das Protocoll 2 9 von der letztern Synodal Versamlung d[e] d[ato] 24, 25 Oct: a[nni] c[urrentis] welches H. Kuntze dismal als ein mit den hiesigen Umständen noch unbekanter Schreiber geführet hat, ist noch zu abstract und dunckel zu verstehen, und muß erst ergäntzet werden. Wozu aber noch keine Zeit gehabt, weil H. Kuntze noch in meiner Schreibstube wohnet, und meine Schreibereyen in äuserster Confusion zerstreuet sind. 3) Gestern Abend als am 10 ten december a c: hatte ich die Glieder der Corporation in Gegenwart Hh. Schultz und Kuntze beysamen und handelte folgende Sachen ab: 1) Von den 3 Predigern a) Rector b) zweyten c) dritten[:] α) Der Rector sey constituirt durchs Charter 3 0 , habe sich die Jahre her kümmerlich beholffen und das Seinige mit zugesetzt, um der Gemeine unter der schweren Bau last nicht noch schwerer zu fallen, wolle auch noch gern sich so knap behelffen, als nur immer möglich, und hoffete, seine Hh. Amts=Brüder wären von gleicher Gesinnung und Gefühl. Er las hierauf aus dem Protocoll
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Die Briefe des Jahres 1770
pag. 24 des H. Schultzens als 2ten Predigers solenne Introduction, und hernach auch des H. Kuntze als dritten Predigers feyerliche Einführung vor. 3 1 Und da für den dritten Prediger von der Corporation noch kein salarium verordnet, so müste solches nun geschehen. 2) Hochwürdigste Väter hätten geruhet dem H. Kuntze für das erste Jahr vom Januar: 1770 bis Januar: 1771 50 £ sterl. vom dem Hochgr[äflichen] S[olmsRödelheimschen] Legato zu bestimmen, ihm die hälffte neml[ich] 25 £ sterl. schon verliehen, und die andere Hälffte im Ausgange dieses Jahres erlaubt. 3 2 Nun mögte unsere philadelphische Kirchen Cassa noch so kranck und ohnmächtig seyn; so würde sichs doch nicht schicken weniger als 50 £ sterl. neml. nach dem hiesigem Curr: 75 £ zu bestimmen. Frag: ob Η . P: Kuntze damit zufrieden? Antw: J a . Weil sein Beruf aber auch zugleich mit auf Barrenhill gehet, der zweyte Sontag darauf gewandt werden muß, und die Barrenhiller Gemeine jährlich 30 £ dafür giebt, so wurde beschloßen, daß die übrigen 45 £ aus der Philad: Kirchen Cassa ergäntzet werden solte. Aus diesem Schluße erfolgte die Frage: ob denn der dritte Prediger 75 £ und der zweyte neml. H. Sch[ultz] nur 60 und also 15 £ weniger haben solte? Sie machten gleich ohne Verzug den Schluß, daß dem zweyten noch 15 £ zu gelegt werden solten, wo mit beyderseits Hh. Amts Brüder wohl zufrieden waren. Ein Ältester merckte an, der Rector hätte eine starcke Familie zu erhalten, viele Unkosten, Neben Ausgaben etc. etc. vielerley M ü h e und Arbeit, Reisen etc. etc. und nur 90 £ und bis her nur die Hälffte von den Accidentien gehabt, und müste nach Recht und Billigkeit eine proportionirte Zulage haben etc. Der Rector antwortete: Er kennete die Ohnmacht und Gefahr der philadelphischen Cassa in der jetzigen Crisi zu wohl, und wolte aus hinreichenden Gründen verbitten daß sie ihm damit verschoneten, maßen sein Zweck noch immer gewesen den Auf= und Anbau der Evangelischen Kirche in dieser Abend«Wüste zu befördern, aber nicht den Untergang derselben. Wenn man die Saiten zu hart schraubte, so Sprüngen sie in Stücken; 3 3 und gäben weder Gesang noch Klang. 3) Kam die Frage wegen der Wohnung der 3 Prediger vor. a) Des Rectors Meinung war schon lange zu vor gewesen, er wolte eine Wohnung etwas bey Seiten, mehr in der Stille wegen seiner kräncklichen Frau und daheim seynden Kinder haben, da mit er nicht nöthig hätte des Nachts zu schreiben, und des allzu häuffigen Anlaufs entübriget werden mögte. Er meinte, weil Herr Schultz nur eine Frau ohne Kinder und H. Kuntze noch keine hätte, und im Pfarr Hause bey 5 Stuben und etliche Kammern wären; so mögte Raum genug für beyde Prediger in der Pfarr Wohnung seyn. Sie waren aber beyderseits nicht geneigt bey samen zu wohnen, sondern H. Schultz solte mit seiner Frau und Magd im Pfarr hause, und H. Kuntze in dem nächsten Hause für 20 £ Rente aus der Kirchen Cassa, und ich auch in einem Hause für 30 £ heuer wohnen, welches alles sich sehr wohl schikken mögte in der Ecclesia plantata wo die Cathol. Bienen vor der Reformation viel Honig zusamen getragen etc. aber nicht in Ecclesia colligenda, wo der Gottes
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10. 12. 1770
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Dienst durch freywillige Gaben und Scherfleins unter so vielerley Gegenstreitigen neidischen Partheyen, auf gerichtet, erhalten und fort gepflantzet werden solte etc. Der Schluß fiel endlich so aus neml: a) Der Rector wolte lieber im Pfarr hause bleiben b) H. Schultze in dem gemietheten Hause für 20 £ und c) weil H. Kuntze nur ein kleines Haus begehrte, so solte eins gesucht und für ihn gemiethet werden, damit der Rector wieder in seine Schreib» und Studir=Stube des Nachts gelange, und am Tage der Thürhüter bleiben mögte. 4) Der Rector fand nöthig eine Erklärung wegen des Hohen Wohlthäters Legati 3 4 zu thun, weil im Lande und in der Stadt schon vorm Jahre durch die Neuländer aus gebreitet ist, als ob eine Tonne Goldes für die deutsch Lutherischen Gemeinen in Pennsylvania vermacht worden, wo von Prediger und Schul Lehrer frey gehalten werden sollen etc. 5) Stellete der Rector den verlaßenen Zustand der 9 Gemeinen in den Tolpehaker Gegenden vor. Sie wüsten aber keinen Rath oder andern Trost zu geben, als daß ich und H. Schultz sie wechseis weise von Philadelphia aus besuchen mögten; nur daß wir unsere Residence in Philad. behielten. Solcher gestalt bleibet denn nichts übrig, als daß der Rector seine 2 Söhne wieder heim nach Philadelphia zu sich nehmen, und die Tolpehaker Gemeinen ihrem Schicksale überlaße, und weil weder in Philadelphia noch Barren Hill Arbeit und Unterhalt für sie übrig, daß er sie zu etwas anders emploiren, oder den Englischen Gönnern zur Aufsicht, Pflege und fernem Unterricht in der hiesigen Academie und Missions Wercke über geben müße 3 5 , damit sie in den Stand gesetzet werden, Nahrung und Kleider zu verdienen, und auch ihre verursachte rechtmäßige Schulden in Halle, ihre Frachten bis hieher und andere Unkosten, zu bezahlen; wenn der aller weisest» und gütigste Vater im Himmel, nicht etwa einen andern Weg zeiget. Wege hast du aller wegen, an Mitteln fehlt dirs nicht etc. 3 6 Ich will schweigen, und meinen M u n d nicht weiter auf thun etc. 3 7 Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf Ihn Er wirds schon machen 3 8 ! Aus 6 Trübsalen hat mich der gnädige, der barmh[erz]ige, und Gütigste Gott schon errettet, und in der 7ten wird es nach seinen gnädigen Willen gehen 3 9 amen. 4 0
Reinschrift in AFrSt IV C 14:26 S. 386-401; im Tagebuch in Ρ Μ 95 A Nr. 12 1 769 - 71 S. 1 2
3
4 5 6 7
8
LC Abt. Η IV Fach F. Nr. 11 S. 186-401. 152-158.
Entwurf
Vgl. das Postskriptum mit Anm. 28. Am 24./25. 10. 1770 in Reading; Kunze und Mühlenbergs Söhne kamen am 26. 9. 1770 in Philadelphia an. Vgl. Nr. 511 Anm. 32(2). Mühlenberg war vom 21. 10. bis zum 7. 12. 1770 von Philadelphia abwesend; vgl. das Postskriptum mit Anm. 28. Erhalten in AFrSt IV A 8:1. Vgl. S. 1 7 8 - 1 8 0 des Protokollbuchs. Vgl. auch Nr. 513 und Nr. 514. Vgl. den Briefwechsel zwischen den Ältesten der hochdeutschen Gemeinde in New York, Kunze und Gerock in Nr. 544 Anm. 19 - 23. Vgl. Phil 4,6.
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Die Briefe des Jahres 1770
' Zur weiteren Entwicklung dieses Punktes vgl. Nr. 521 Anm. 26; Nr. 527 und Nr. 528. Vgl. Nr. 518 mit Anm. 5. 11 Abgedruckt in Nr. 520 Anm. 3(2) S. 2 0 3 - 2 0 5 . 12 = verloren gehen. 13 Ultra posse nemo obligatur. Über sein Können hinaus ist niemand (etwas zu leisten) verpflichtet. 14 Sprichwort biblischen Ursprungs. Vgl. Ps 106,23; Hes 22,30 sowie Wander Bd. 3 Sp. 1694. 15 = (Rekruten), Anfänger. 16 Vgl. Mt 25,24.26. 17 „Gott wills machen, daß die Sachen"; Kirchenlied von Johann Daniel Herrnschmidt ( 1 6 7 5 1723). 18 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1233. 15 Vom 25. 8, 1770; vgl. Nr. 521 Anm. 32 unter 1). 20 Von engl, bonds, Schuldverschreibungen. 21 Vgl. Nr. 521 Anm. 32 unter 2). 22 Vgl. Mt 18,25. 23 Vgl. Mt 18,26. 24 Johann Reinhard Pittius (1717 — 1768); Prediger an der Marienkirche (in der Savoy) in London. 25 Zum Vermächtnis von Pittius vgl. Bd. III Nr. 430 S. 605. 26 Im einzelnen aufgeführt in HN 2 Bd. 2 S. 444 (ΗΝ 1 S. V der Vorrede zur Elften Fortsetzung, nach S. 972). 27 = Bevollmächtigte. 28 Erhalten in AFrSt IV C 14:25 S. 3 2 6 - 3 8 5 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 3 2 6 - 3 8 5 . Vgl. Tappert II S. 4 6 0 - 4 8 2 . 29 Zur Überlieferung vgl. Nr. 495 Anm. 3. 30 Vgl. Bd. III Nr. 345. 31 Vgl. S. 181 - 183 des Protokollbuchs. 32 Vgl. Nr. 496 S. 154. 33 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1842. 34 Das Vermächtnis des Grafen Wilhelm Carl Ludwig von Solms-Rödelheim; vgl. Nr. 488 und Nr. 489. 35 Richard Peters hatte 1768 versucht, Johann Peter Gabriel Mühlenberg und Christian Streit für die Mission der anglikanischen Kirche unter den Indianern zu gewinnen. Vgl. Nr. 451 und Bd. III Nr. 447 S. 6 7 0 - 6 7 2 , 674 f. 36 Vgl. die vierte Strophe des Kirchenliedes „Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt (1607 — 1676). 37 Vgl. Ps 39,10. 38 Vgl. Ps 37,5. 3> Vgl. Hi 5,19. 40 Für die Zeit bis zum 12. 12. 1770 ( = Nr. 523) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „1770. Dato d 10 dec: hatte ein Paquet fertig nach London worin enthalten a) 4 Bogen voll an H: W. Väter Hh. Ziegenhagen und D: Knapp: [ = Nr. 522] b) 16 quart Bogen voll ein Mager Journal von der Reise nach dem Synod und Tolpehacken d[e] d[ato] 22sten Octobr: bis 5ren Decembr: [siehe Anm. 28] c) ein quart Bogen voll an S[alvo] T[itulo] H. Pasche: d) Ein Brief von der Fr: Pfrr: Mb: an Sr: Η: Η. Z: Obiges habe in den Sack eines Schiffes nach Bristol thun laßen." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 Anhang S. 9). 10
523. An ]. S. Gerock
Philadelphia,
12. 12. 1770
An Η. P: Gerock dat: d 12 dec: 1770 zur Antwort auf seinen Brief vom 22. Octobr 1770. 1 Extract: Was die Sache mit Friedr:town Hh. Schwertfeger und Krug betrift, so will kürtzlich melden, was davon weiß.
Nr. 522/523
10. 12./12. 12. 1770
221
1) Η. Schwertfeger gieng lange mit den Gedancken um seinen Zustand durch eine Reise in sein Vaterland vollkomner zu machen, weil sein Salarium, wie er klagte von J a h r zu Jahr abnähme und zu letzt Streitigkeit durch H. Pfrr 0 [ t t e r b e i n ] 2 entstand. Er frug mich im Schreiben 3 , ob ich jemand wüste, der ihn succediren könte? Ich bat ihn, er mögte die Reise unterlaßen, und lieber einen Beruf zu den vacanten Gemeinen über Macunshy etc. etc. annehmen etc. 4 Es beliebte ihm aber nicht. Ein Zeitlang vor seiner Abreise eröfnete er mir sub rosa, daß er entschloßen in England die Episcopal Ordination zu kriegen und als Missionarius in Maryland zu dienen, wo zu ich ihm recommendation in philad: von Rev: M r . P[eters] etc. etc. procuriren solte. Ich lehnete solches aber höflich von mir ab und rieth ihm noch einmal, daß er hier bleiben, und näher zu mir in die vacanten Gemeinen ziehen mögte, fand aber kein Gehör. Die Fredericstowner schrieben mir, daß H. Schwertfeger seinen Beruf und Dienst bey ihnen aufgekündiget, und hielten um einen Successor an. 5 Ich antwortete nicht darauf. Als H. Schwertfeger vor seiner Abreise bey mir war, wolte er mir seinen schriftlichen Beruf übergeben, ich nahm ihn aber nicht an, weil ich ihm denselben nicht gegeben hatte. Vor seiner Abreise conferirte er noch mit H. Pfrr Hartwich, welcher auch hernach die Friedrichstowner Gemeine annahm und bediente, aber sie auch balde wieder verließ. 6 Ehe H. Schwertfeger wieder zurückkam, hielten die Friedrichstowner um H. Pfrr Krug a n 7 , ich verhielt mich passive und war stille. Als H. Schwertfeger zurück kam, hatte er das nicht gefunden was er gesucht, sondern seinen Zustand noch unvollkomner gemacht. Er hatte in seinem Vater Lande gepredigt, die Predigt ward gedruckt, gehalten von dem ordentl. Evangel. Prediger der Gemeine in Friedrichstown Maryland, und aus Liebe zu seiner Gemeine hatte er auch collectirt für seine Gemeine. Als ich solches nach seiner Zurückkunft von ihm selber vernahm, rieth ich, daß H. Pfrr Krug solte ungestört bleiben, weil ihr ordentlicher Seelsorger wieder in loco sey, schrieb auch an H. Schwertfeger 8 und frug, ob er mit seiner Gemeine wieder versönet? Antw[ort]: 9 Er wüste von keiner Unversöhnlichkeit etc. Sie hätten ihm aber noch nicht wieder angesprochen zum predigen etc. Er kam im Winter selber zu mir sagende, daß er sein Amt noch nicht wieder angetreten, und verlangte eine Translocation. Ich rieth ihm, er mögte die Gemeine von mir grüßen und sagen, es wäre mein Rath, daß sie ihn sein Amt verrichten laßen solten, bis zu einer nächsten Synodal Versamlung, da wir ihre Mißhelligkeiten untersuchen, und wenns nöthig und dienlich eine Umwechselung versuchen wolten. Es kam aber nicht zustande. Die Friedrichstowner nöthigten den Η . P: Krug zu einem Besuch wider meinen Rath. Er reisete hin, that eine Gast Predigt etc. welches H. Schwertfeger sehr übel aufnahm, vorgebend, daß er noch ordentlicher Prediger daselbst und H. Krug ihm ins Amt gefallen wäre und er seine Sachen vor das Publicum im Druck legen wolte. Ich schrieb also einen scharffen Brief an die Ältesten 1 0 , und bekam darauf eine weitläuftige Verantwortung von ihnen 1 1 die ich wohl verwahret, und sehe nunmehro beßer ein, daß man einer Gemeine keinen Prediger mit Gewalt aufdringen kan, der seinen Beruf und Amt selber auf gegeben, und aus eigenen praemissis eine unwiedersprech-
222
Die Briefe des Jahres 1770
liehe Conclusion verursachet. Ob die Gelehrten wol nach der Logica artificiali dencken, so fehlt es den freyen Einwohnern doch auch nicht an der Logica naturali. Ich bedauerte den H. Schwertfeger und hatte allerley Überlegungen, ob man ihn nicht in Arbeit bringen könte, wo er sich und seinen Neben Menschen nützlich seyn mögte. Als von Baltimoretown ein Beruf an H. Pfrr Krug kam 1 2 , und ich mit dem Haupt Agenten der Gemeine Dr: W[iesenthal] in Correspondence gerieht 13 , so schlug ich ihnen den H. Schwertfeger vor. Er, Dr: W. antwortete, daß er ihn schon mit auf der Wahl gehabt, er aber nur eine einzige Stimme bekommen. Ich lud H. Schwf: mit ein zur Synodal Conferentz. 14 Auf der Conferentz hatte er seine Stimme wie andere Glieder ohne Ausnahme. Ich hatte ihm geschrieben, 15 er mögte sich auf eine Predigt schicken und in Reading eine Gastrede halten, wie H. Krug in Friedrichstown gethan, weil ich willens war eine Umwechselung beyder Prediger vor zuschlagen. Ließ ihn auch am 25 Octobr. in der Kirche vor dem gantzen Coetu etc. predigen und forschte hernach bey den Vornehmsten der Gemeine, ob sie Neigung zu H. Schw: hätten? Sie schlugen mirs aber gantz rund ab. Hernach spräche ich mit den Deputirten von 4 vacanten Gemeinen, in Weissenburg, Albany und Rosenthal, welche mir Hofnung gaben, daß er sich paßen mögte. Bat deswegen H. Schwf: er mögte nebst andern Amts Brüdern mit zu den Gegenden der vacanten Gemeinen reisen, weil eine Kirche daselbst ein zu weihen wäre. Ehe er abreisete, verlangte er, ich solte an den Haupt Agenten in Baltimore seinent wegen schreiben, daß er daselbst im Winter mit seiner Familie sich auf halten, und im Frühjahre von da zu seinen zu vermuthenden Gemeinen in Pennsylvania ziehen könte. Ich that so, und gab ihm einen Brief 16 mit. Wie ich nachher vernommen, so haben die obbesagten 4 Gemeinen ihn zum Lehrer angenommen und 60 £ etc. jährlich stipulirt, und daß er mit seiner Familie noch vor Winter dahin ziehen solte. Dis ist der Verlauf. Ich dencke, daß ich an ihm nach Christi Regel gethan, was von ihm gethan wünschte, wenn ich in seiner und er in meiner Stelle wäre. 17 Die Frage, ob H. Pfrr Krug den Beruf nach Baltimore, oder Friedrichstown annehmen solte? Kam in der Conferentz vor, und wurde von allen bestimmet nach Friedrichstown. Für Reading konte noch nichts ausgefunden und bestimmet werden. S[eine]r W[ohl] E[hrwürden] Pfrr Stöber ließ Neigung vermercken, den Beruf dahin an zu nehmen, wenn sie einmüthig ihn verlangen würden. Daß Dero Ancilla eine Samlung von 3 Wochen aus L[ancaster] mitgebracht, worunter viele wunderbare, abentheurliche, Lächerliche, curiose Sachen enthalten, das ist mir bis dato noch ein Arcanum, und ich bin der Meinung, daß man aus Liebe zur Wohlfart der Menschlichen Gesellschaft kein nützlich Arcanum mit ins Grab nehmen, sondern einem oder andern wohlwünschenden Freunde sub rosa offenbaren müße. Und da ich mich schmeichele meines H[och] W[ürdigen] H. Amts=Bruders unverdienter Schooß und Gemüths Freund zu seyn, so hätte es mir wol ohne Schaden sub rosa geoffenbaret werden mögen. Die göttlichen Wahrheiten sind alle mal wichtig, und werden mannichmal erst post factum erkant. Die da reich werden wollen etc. 18 Mancher ist arm bey großem Gut, und — seiner Armuth,19 Was kan nicht der Neid und die Falschheit anrichten! Welche Proben der Klugheit, von etlichen
Nr. 523
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Lancastrischen Herren! Vergeblich und verwerflich ist also alle Weisheit und Vorsicht unserer alten Hochw: Kirchenväter in Deutschland, welche allezeit zu großen wichtigen Gemeinen in Städten und Dörfern /: keine junge studiosos :/ sondern ältere erfahrne Prediger hin ordern etc. 2 0 Ich muß bekennen, mein Kopf ist zu stumpf das Arcanum auszufinden, und gehet mir, wie den Laboranten, die zwar Ingredientien haben, aber den Lapidem 21 nicht heraus bringen. So viel konte daraus nehmen, daß in Lancaster etwas vorgefallen, oder im Werck seyn müste. Ich schrieb dahero sub rosa an Esq K[uhn] 22 und bat, er mögte mir treuhertzig berichten, wie es mit der Gemeine, Schulm[eister] und Pfrr: stünde? Er antwortete: 23 es wäre alles ruhig, ordentlich, friedlich etc. außer daß des H. Schulm. L[oesers] Frau gestorben und begraben. Es ist freylich leider so, daß Weisheit und Vorsicht unserer alten Kirchen Väter nicht alle mal ihren erwünschten Zweck erreichen, aber wer ist schuldig? Wenn ältere erfahrne Prediger große wichtige Gemeinen in Städten und Dörfern ohne Wißen, Rath und Beyfall der Hochw: Kirchen Väter um nicht zureichender Gründe etc. willen verlaßen, was können und sollen sie thun in der penuria solcher ältern und erfahrnen Prediger? Wenn junge Studiosi in Theologia theoretice und practice, in Predigen und Catechisiren geübt, nach der ungeändert Augspurgischen Confession caeterisque L[ibris] S[ymbolicis] von ordentlichen Consistoriis oder Ministeriis geprüft und geordinirt sind, so müßen sie ins Feld und nach und nach Erfahrung bekommen. Man dancket sie des wegen nicht gleich ab wenn sie Plackers 24 machen, bisweilen zu weit vorlauffen, oder hinten bleiben, bisweilen schießen wollen, ehe sie geladen haben etc. Die alten erfahrnen Pred: gehen ab, sterben etc. wenn man keine junge zu ziehet und heran bringet, so gehet es gar aus. Noch eins, welches sub rosa melde, und darüber Erläuterung ausbitte: es ist neulich in meiner Abwesenheit, ein guter Freund von Dero Familie und Gemeine in Philadelphia gewesen, und hat bey unserm rechtmäßig beruffenen, gesandten und von der Corporation feyerlich agnoscirten Pfrrh: Kuntze zu verstehen gegeben, und gefragt, ob er nicht Neigung hätte, einen Beruf nach Neuyork an zu nehmen? 25 Da ich nun weiß, daß die alte und neue Kirche in Neuyork mit Lehrern versehen, so kan gar nicht verstehen, was die Frage zu bedeuten haben mögte: ob E[uer] H[och] E[hrwürden] dem Freunde die Instruction gegeben: oder ob die Frage auf einen Wechsel ziele: oder ob sie nur zur Versuchung geschehen? So eben bekomme Nachricht, daß H. Schwertfeger mit seiner Familie am 7 decembr a[nni] c[urrentis] durch Reading zu seinen Gemeinen in Allemängel gezogen. Philad: den 12 dec: 1770 Abschrift 1 2
von Mühlenbergs
H:M. Hand im Tagebuch
in Ρ Μ 95 A Nr. 12 1769-71
S.
160-164.
Nicht erhalten; vgl. die Empfangsbestätigung in Nr. 519 Anm. 5(1). Philipp Wilhelm Otterbein ( 1 7 2 6 - 1 8 1 3 ) ; reformierter Prediger in York. Zur Sache vgl. Bd. III Nr. 404 mit Anm. 25 und Nr. 426.
224 3 4
Die Briefe des Jahres 1770
Nicht erhalten; vgl. Bd. III N r . 4 0 4 S. 521. Z u r Vakanz in Macungie vgl. Bd. III Nr. 4 4 5 ; zu anderen Vermittlungsversuchen Mühlenbergs vgl. Bd. III Nr. 4 0 4 (PS S. 5 2 5 ) und Nr. 429.
5
Auf der Synode im N o v e m b e r 1768 in Neuhannover; vgl. Bd. III Nr. 4 4 5 Anm. 12 unter Punkt 5.
6
Vgl. Nr. 4 8 3 S. 107 und Nr. 5 0 2 S. 168. Nicht genau zu ermitteln; vgl. N r . 5 0 2 S. 168 f. Z u r späteren Entwicklung vgl. Nr. 4 9 9 Anm. 7(1) unter 3).
7
8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Nicht erhalten. Nicht erhalten. = Nr. 502. Nicht erhalten; vgl. Nr. 5 0 4 A n m . 6(1). In Nr. 5 4 2 enthalten; vgl. auch N r . 4 9 9 Anm. 7(1) Punkt 3). Vgl. Nr. 5 1 1 . Am 2 4 . / 2 5 . 10. 1770 in Reading; zum folgenden vgl. den Synodalbericht (Nr. 4 9 5 Anm. 3). Nicht erhalten. Nicht erhalten. Vgl. M t 7 , 1 2 . Vgl. 1 T i m 6,9. Z u ergänzen: „mancher ist reich bei". Vgl. Spr 13,7. Die kursiv gesetzten Textteile sind wohl Z i t a t e aus Gerocks Brief vom 22. 10. 1770. Z u ergänzen: „philosophorum"; Stein der Weisen. A d a m Simon Kuhn, Arzt in Lancaster. Der Brief ist nicht erhalten. Nicht erhalten. = grober Fehler. Dazu ausführlich Nr. 5 2 2 S. 2 1 3 und Nr. 5 4 4 Anm. 1 9 - 2 3 .
524. ]. F. Schmidt an M.
[Germantown], 20.12. 1770
P[astor] Primarius] Hochwürdiger HErr Senior, Wie sehr ich mich auch bemühet habe am vergangenen Samstage um ein Pferd, so konte doch nirgends eins haben. Auch diese gantze Woche habe schon nach einen Pferde gefragt und fragen laßen, aber vergebens. Der Gottfried Diel aus Bethelhausen 1 ist schon lange an mir gewesen, dafür zu sorgen, daß er einen Brief 2 nach Deutschland mögte befördert bekommen, weil er sonst keine Gelegenheit dazu hat. Ich habe den Brief in seinen Nahmen geschrieben und hineinsetzen müßen, daß er seinen Anverwanten 32 r. (zwey und dreißig Reichsthaler) mit diesem Briefe schicke. Ich hätte gewünscht mit Ew. Hoch Ehrwürden hievon mündlich zusprechen, wozu sich aber seither keine Gelegenheit hat ereignen wollen. Mein Bitten an Dieselben ist also, diesen inliegenden Brief gelegentlich nach Deutschland zu befördern und dafür zu sorgen, daß das gemeldete Geld möge an den Christian Reich in Waldenburg ausgezahlet werden. Es ist zwar das £ pensilvanisch currence zu 4 r. currant gerechnet in gemeldeten Briefe, weil ich aber nicht gewiß weiß, ob der Wechsel» Preiß nicht mögte gestiegen oder gefallen seyn, so habe ich den Mr. Gottfried Diehl gesagt, er mögte das Geld an Ew. Hoch Ehrwürden selbst aus zahlen, welches er auch bey erster Gelegenheit zu thun versprochen hat. Ew. Hoch
Nr. 523/524/525
225
12. 12./20. 12./29. 12. 1770
Ehrw: können also alsdenn sich so viel aus zahlen laßen als die gemeldeten 32 r. in hiesiegen Gelde betragen. Ew. Hoch Ehrwürden mündlich Glück zu wünschen wegen der Veränderung Dero ältesten HErrn Sohnes in Dero Abwesenheit 3 , habe noch nie Gelegene Zeit gehabt, daher ich mir die Freyheit nehme es mit wenigen schrifftlich zu thun. Der Höchste mache diese Verbindung zu einem neuen Grunde des würdigsten Vergnügens der beyderseitigen Werthgeschätzten Eltern. Er laße Sie beyderseits bis auf die spätesten Jahre Zeugen von der blühenden Wohlfart des neu verbundenen Ehe=Paares seyn. Der Himmel laße das neue Ehe=Paar mit den glücklichsten und erwünschten Folgen eine lange Reihe von Jahren dauern und schencke Ihnen alle die Zufriedenheit, deren das Leben in dieser Welt fähig ist. Die letzte Bitte ist in diesen Brief, meine Einfalt mir zu Gute zu halten. Grüßen Sie unbeschwert alle Dero werthe Angehörige, und H. Pfr Kuntz von Bethel-Haussen Donnerstags den 20 Dec. 1770. 4 Reinschrift in AFrSt IV C 14:18 S. 402in HD S. 2443 - 2445. 1 2
3
4
Dero bereitwilligen Freund und Diener Joh. Friedrich Schmidt 405; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 402 - 405.
Auch
= Germantown. Hierzu ist von fremder Hand vermerkt: „NB an H. Joh. Christian Reich, Receveur des Revenues de S[on] Excellence] M[on]s[ei]g[neu]r le Comte de Schönbourg ä Waldenbourg im Schönburgischen bey Zwickau." Am 6. 11. 1770 hatte Johann Peter Gabriel Hanna Barbara Mayer geheiratet. Mühlenberg besuchte zu dieser Zeit die Tulpehocker Gemeinden. Vgl. Nr. 518 Anm. 5(1). Für die Zeit bis zum 29. 12. 1770 ( = Nr. 525) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Metnorand: Am 23 und 24 Decembr: habe 2 Briefe von Η. P: Gerock aus Neuyork empfangen a) dat: d 20 dec: b) dat: d 19 decembr: a[nni] c[urrentis]. Metnorand: Am 24 decembr: habe obige 2 Briefe agnoscirt in einem Memorand: an Η. P: Gerock." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 167).
525. An ]. Fischer und J. Bauer
Philadelphia,
29. 12. 1770
Philadelphia d 29 dec: 1770 Geliebte Freunde Mstr: Fischer und Mstr. Bauer 1 , Seit dem Mstr: Bauer mündlich mit mir sprach wegen der betrübten Streitigkeit 2 , so hatte ich mir vorgenommen selbst hinaus zu kommen 3 , und die Sache von beyden Seiten zu untersuchen, konte aber nicht eher kommen bis am 2ten Christage. Ich kan Euch versichern, daß ich nicht eher ruhen werde,
226
Die Briefe des Jahres 1770
bis ich die Schrift 4 heraus habe. Die Meinung war wol, als o b durch solchen Weg und Schrift Versöhnung und Friede gestiftet werden mögte, damit es nicht vor die Court kommen dürfte. Weil aber Mstr. Fischer und Bauer nicht damit zufrieden sind, so will ich in dieser Sache die Mittels Person seyn, und nach Eurem Verlangen die Schrift heraus bringen in kurtzer Zeit, und will auch versuchen beyde Partheyen auf eine Christliche Weise zu versöhnen, wenn noch ein einziger Funcken von Gottes und Nächsten Liebe oder nur von Menschen Liebe in beyden streitenden Partheyen übrig ist. Wenn ich aber keinen Frieden und Versöhnung zu wege bringen könte, so bin ich genöthiget, die von G o t t verordnete Christliche Obrigkeit zu Hülffe zu nehmen. Denn wer dem Evangelio Jesu Christi nicht folgen will, der muß die Law fühlen. Es heißt: seyd nicht wie R o ß und Mäuler sind, welchen man Zaum und Gebiß ins Maul legen muß etc. Ps. 3 2 s . Ich bekam vor einiger Zeit einen ofenen Brief 6 von B[arren] H[ill] fand aber keinen Namen unter dem Briefe, und wurde doch verlangt, daß ich drauf antworten solte etc. wußte aber nicht an Wen? Das ist der Danck für meine Mühe und Sclaverey. In dem Briefe wurde gedräuet, daß H. Schultz solte in die Zeitung gesetzt werden. Wer Lust hat solches zu thun, der mag es auf seine Gefahr wagen, muß aber seinen Namen drunter setzen. Wer es thut, der soll eine derbe und gesaltzene Antwort gleich darauf in der selbigen Zeitung bekommen und zugleich auch einen Writ [ = gerichtliche Verfügung] durch den sheriff haben. Weil so viel Geschrey von der Schrift gemacht worden als obs ein Lügen Brief von Mstr. Fischer wäre, und ich nun erst Gelegenheit gehabt, den Innhalt der Schrift zu erfahren, so habe ich den vornehmsten Rechts Gelehrten gefragt, was er davon hielte? Er sagte, es sey weiter nichts, als ein Zeugniß, daß 2 streitende Partheyen sich mit einander vertragen und versöhnet hätten vor Zeugen. Der Clerk oder Schreiber habe gar im geringsten keine Verantwortung, weil beyde Partheyen willig zu dem Vertrag gewesen. Es wäre nur geschehen, daß es nicht in die Court etc. kommen solte. Wenn nun eine oder die andere Parthey mit dem gütigen Vertrag nicht zufrieden wäre, so müste es die Law und Court entscheiden. Die arme Schrift ist schon so gut als in meiner Hand, und nun will ich, so bald mirs möglich ist, versuchen, ob ich beyde Partheyen vereinigen könte. Wer als dann halstarrig bleibt und nicht Friede haben will, der soils fühlen. So viel von Eurem alten Freund Mb
Abschrift 1
2 3 4 s 6
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S.
168f.
Johannes Fischer und Johannes Bauer, Gemeindeglieder aus Barrenhill; vgl. Bd. III Nr. 417 Anm. 1 S. 5 7 2 f. Anlaß und Ursache sind nicht genau zu ermitteln; vgl. Nr. 520. Nach Barrenhill. Nicht genau zu ermitteln; vgl. unten. Vers 5. = Nr. 520.
Die Briefe des Jahres 1771
526. An J. Galloway
Philadelphia, 11. 1. 1771
To Esq Galloway 1 May it please Your Worship, that I make my humble Application to Your Worship. Where else, next to God, should I apply to in this Case? /: concerning a Widow and Issue of Conrad Weiser 2 , who did in his time serve the province faithfully :/ except to Your Worship a pater patriae, a Juris Consultus, an Hon b l e President ordinum provincialium, and Vice=President Societatis philosophicae Clarissimae 3 etc: not for a Gift or Pension, but for a Debt, so many Years due to poor people, and by law Judged and declared a property, due so long ago; the Obtaining of which has cost the Devisees 4 already so much trouble and Expence etc: as almost may amount to two thirds of the capital Debt. An immediate condescending Complyance without further delay 5 , with my serious and humble Request, will illustrate the Intrinsecal Value of Justice, Word and Honor etc: to Your Worship's most humble and obed[ient] servant Philad. Januar the I I t h 1771. 6
Abschrift
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
Η: Mb:
in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 132.
' Joseph Galloway; vgl. Nr. 509 Anm. 5. 2 3
4 5
6
Schwiegervater Mühlenbergs; zur Sache vgl. Nr. 509 und Nr. 510. Galloway war Vizepräsident der 1743 gegründeten American Philosophical Society; vgl. auch Nr. 509 Anm. 5. = Vermächtnisnehmer, Erbe. Am 4. 3. 1771 konnte Mühlenberg nach gerichtlichem Entscheid von Benjamin Chew die Summe von 146 £ 16 Sh. in Empfang nehmen. Vgl. PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 252 - 254; Tappert II S. 490 f. und 755 f. Für die Zeit bis zum 15. 1. 1771 ( = Nr. 527) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „January den 14"" empfieng ein Schreiben von Sr: W: Ε: H. W m Pasche p[erj Packet Boat via Newyork, kostete 7 Sh: 8 d. datirt Kensington d 7 Novembr: 1770. Darin enthalten a) eine neue* Vollmacht von des Stephan Williams seinen Agenten in London Mess" Broughton, Pasche, Lane etc.: an Mühlenberg und Schultz, daß sie doch die halbe Mühle geschwind verkauffen und das Geld hinaus schicken solten etc. b) Einen halben Bogen von H. Pasche dat: d 7 Novembr: worin mein Paquet vom 30 Aug: 1770 agnoscirt ist das über Bristol gegangen mit dem Journal vom Monath Junii, und Julii. etc. [vgl. Nr. 505 Anm. 14(2)] *) Die Vollmacht habe ich an Mr: Lewis Wise gegeben, um zu acten." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 im Anhang S. 10; vgl. Tappert II S. 484).
230
Die Briefe des Jahres 1771
527. An [Ch. E. Schultze]
Philadelphia, 15. 1. 1771
Philad: d 15 Jan: 1771. S[alvo] T[itulo] Bitte dieses zu überlegen vor Gott, und zu beantworten. Vor gethan und nach betracht, hat manchen in groß Leid gebracht. 1 1) Die Philadelphische ist die haupt Gemeine, wo die meisten Charitaets Gaben und Scherfleins von den Kindern Gottes in Europa angewandt worden. 2) H. Schultze ist ordentlich und eigentlich für Philad: beruffen, hat den Beruf als göttlich oder rechtmäßig erkant, ist auch so angenommen und von der Corporation als Deputy oder Vice-Rector bestättiget und protocollirt. 2 3) Die Philad: Gemeine hat also das erste und nächste Recht zu ihm, und die Corporation und verständige Gemein=Glieder nehmen es als eine Beleidigung und Unrecht an, wenn er ohne über wiegende Gründe weg genommen werden, oder er selber sich ohne zureichende Gründe entziehen solte und wolte. 3 4) Er kan nicht mit gutem Willen fort kommen, er verspreche denn, wenn sein Leben und Gesundheit von Gott erhalten werden solte, als ein mal ordentlich beruffener Prediger und Vice-Rector wieder bey seiner eigentlichen Gemeine zu seyn, so bald es die Noth und Umstände erfodern und erlauben. Solcher gestalt kan er innerhalb 1 — 2 — 3 etc. Monathen wieder nöthig seyn, muß das mühsame, kostbare und tedieuse hin und her Reisen vergeblich thun, und gebrochen Haus Geräthe zum Lohn haben, und ist damit weder der Tolpehaker noch Philadelphier Gemeine recht geholffen etc. 5) Mühlenberg ist alt, gebrechlich, und vermuthet seine Auflösung oder Unbrauchbarkeit nicht ohne Grund. H. Kuntze ist in der Zions-Kirche mit seiner Stimme zu schwach und noch zu frembde für die innern und äusern Umstände in dieser und andern Vereinigten Gemeinen schon zu erkennen. Solte Mühlenberg nur eine Woche kranck oder unbrauchbar seyn, so läge die Hälffte, wo nicht mehr von nöthigen Geschafften darnieder, und Murren und Unordnung würde bald erfolgen. Im Vergleich zu reden: ein Mauer werck, das nicht wohl verbunden, wie die Maurer sagen, das ohne Kitt gemacht, noch frisch ist, und sich noch nicht gesetzt hat, rollet leicht zusamen, wenn bis weilen nur ein Stein darzwischen heraus genommen wird. Vestigia me terrent. 4 Wenn hier im Lande zu weilen nur 1 - 2 - 3 . namhaffte Glieder unruhig oder aufrührisch werden, so kan es Zwiespalt und Schaden verursachen. 7) Die Philadelphische Gemeine ist dermalen noch in einer solchen critiquen Lage, daß aus kleinen Funcken große Entzündung entstehen kan. 8) Der Corporation und verständigen Gemein=Glieder ihr Verlangen und Gesuch, ist schon anfangs gewesen und noch, ob nicht den vacanten Gemeinen in Tolpehaken, auf eine andere Art zu helffen möglich? so daß keiner von uns beiden aus Philadelphia gehen dürffte? Und solches solte meines Erachtens noch erst embsiger versucht werden. Mir lieget die Pflicht ob, es zu versuchen,
Nr. 527
1 5 . 1 . 1771
231
vermöge meines ersten Berufs, wo es heißt, daß ich Excursiones zu den zerstreueten Lutheranern machen dürffte. Bey mir ist es nichts neues. Ich bin zu verschiedenen Zeiten Monathe, Jahr und Tage abwesend gewesen in M a ryland, Jersey, Neuyork etc. und die eigentlichen Gemeinen sind indeßen doch nach Nothdurfft versorgt worden, und ich habe auch meinen Beruf an die ersten Gemeinen nicht aufgeben dürffen. 9) Gott der Herr, hat aus unermeßlicher Güte und Erbarmung für die hiesige arme Mission so höchst väterlich um unsers höchsten Fürsprechers willen gesorgt, daß 2 Legata vorhanden a) von dem Hohen Wohlthäter aus V[enedig] 5 b) von S[eine]r Hochgr[ä]flichen Excel[lenz] S[olms] R[ödelheim] 6 . Solte in Philadelphia durch unsere Unvorsichtigkeit und Übereilung nachtheilige Unordnung, Zerrüttung etc. entstehen, so thäten wir auch damit dem Gantzen schaden. Solche hohe Legata dürfften, wie es heißt, von den Predigern in Philadelphia unter bestirnter Vollmacht mit inspicirt zu werden nöthig seyn. 10) Wie ich aus meines Sohn Friedrichs letzterm Schreiben 7 verstanden, so scheinet die Tolpeh: Gemeine zu frieden, wenn sie ihn behielten und ich ab und zu gehen, und weitern Unterricht geben könte, im Fall H. Schultze nicht ohne Schaden von Philadelphia los kommen und keiner von beiden als Ordinarius sich in Tolpeh: setzen dürffte. Für Warwick etc. mögte auch noch wol Rath gefunden werden. 11) Ich könte mit göttlicher Hülffe zwischen Nun und Ostern in den vacanten Gemeinen noch wol etwas in Ordnung bringen. Und damit Philadelphia nach Verlangen am jeden Sontage in beiden Kirchen Gottes=Dienst vormittags haben und Barrenhill auch alle 14 Tage versehen werden mögte, so könte in meiner Abwesenheit mein Sohn Henrich ihnen mit zur Hand gehen etc. Ich verlangte weiter kein gesetztes Salarium von der annoch armen in Schulden verhaffteten Gemeine, sondern nur das, was etwa über die verordnete 2 mal 75 £ beider Pfrr: schießen mögte 8 . Wäre ich in Philadelphia, so müste Henrich der weile meine Vices in Tolpeh: vertreten. Wolten Hochwürdige Väter von den Interessen des Legats mir Bey hülffe angedeihen laßen, so würde es auch mit Danck annehmen. So waren anfangs meine und der Corporation Ihre Gedancken und so wäre alles vielleicht in mehrerer Ruhe und Ordnung geblieben, wenn Sie lieber H. Collega nicht halb in Verzagtheit oder Unwillen auf einen Beruf von Tolpehaken gedrungen, und ohne hinreichenden Grund geargwohnt, als o b ich und die Corporation Sie gern von Philadelphia weg haben, und ich meine Söhne einflicken mögte etc. 12) Wenn Sie gewillet sind, so wie oben gemeldet in Philadelphia zu bleiben und mir freie Hand zu laßen, so wolte solches der philadelphischen Gemeine öffentlich vortragen, und nicht zweifeln der Gemeine Beyfall und Freiheit zu erlangen. Und weil unser neuer Bruder Η . P. Kuntze so sehnlich verlanget und ängstlich seufzet, je eher je lieber aus meiner armen Haus Pflege und dem T h ü r hüter Dienste in einem Hause allein zu wohnen und seine eigene Oeconomie zu haben, so ist ja das von der Corporation besprochene Haus in der Arch-Straße numehro wol bereit. Und damit auch Sie H. Collega zur Ruhe
232
Die Briefe des Jahres 1771
gelangen mögen, so ziehen Sie ins Pfarrhaus und laßen meine Familie in Ihre Wohnung verhausen. Denn wenn M b und Schtz nur Ihre Residentz wie es heißt, in Philadelphia behalten, so gehet es nach dem Sinn der Corporation und Gemeine. Henrich Mühlenberg sen:
S.
Abschrift von Mühlenbergs 16-19.
Hand in AFrSt IV C 14:1 S. 16-19;
LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11
' Sprichwort; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1706. Vgl. das Protokollbuch S. 24 und 181 - 1 8 3 . 3 Zu der langwierigen Entscheidungsfindung vgl. Nr. 518 Anm. 5; Nr. 519; Nr. 521. 4 Die Spuren schrecken mich; vgl. Horaz, Epistolae 1,1, 74. Bezieht sich auf Äsops Fabel vom Fuchs und dem Löwen. 5 Sigismund Streit; vgl. dazu zuletzt das 1. Postskriptum von Nr. 500. 6 Vgl. Nr. 488 und Nr. 489. 7 Nicht erhalten. 8 Dies wurde am 10. 12. 1770 beschlossen; vgl. Nr. 522 S. 218. 2
528. Ch. E. Schutze an M.
[Philadelphia, 16.1.
1771]
Am 16 Januar: a[nni] c[urrentis] erfolgte die Antwort vom H. Pfrr: Schultze auf das Obige 1 : Einige Gründe nach Tolpehaken zu ziehen 2 : „1) Der Synod hat auf mich gestimmet 3 , und die Corporation ihre Einwilligung nicht zu Η. P. Mühlenberg, sondern zu meinem Weggehen gegeben 4 . 2) Gienge ich nicht, so würde die letzte Kirchen=Raths Versamlung Grund zu glauben haben, ich wolte nicht gehen, das Gerüchte sich immer mehr verbreiten, daß wir uns deswegen mit einander gezanckt, daß ich den Η. P: Mühlenberg vertriebe. Daraus würde nichts als Haß und Feindschafft gegen mich entstehen. Das geringste Wiedrige, das vorfiele, würde mir zur Last gelegt werden, und der Vorwurf mir öffters gemacht werden: warum ist er nicht gegangen? Dadurch 3) mir der Muth und Freudigkeit bey Amts=Geschäfften sehr geschwächt, ja das Amt wol gar fruchtlos werden. 4) So lange Η. P: Mühlenberg von hier abwesend wäre, so würden die Leute immer im Zweifel seyn, ob er wieder käme; ob er sich nicht unter der Hand los zu reißen suchte: würden die Allmosen vielleicht schwächer, wer ist schuld daran? wer anders als Schultz. 5) Man verpflichtet sich ja nirgends in Deutschland so sehr, daß man nicht Freiheit haben solte, einen Beruff an einen andern Ort anzunehmen. 6) Es fodert meine Leibes Constitution Motion, die im Lande beßer zu haben als in der Stadt.
Nr. 527/528/529
15. 1./16. 1./19. 1. 1771
233
7 ) W e i l einige a u s d e m K i r c h e n = R a t h selbst sollen g e s a g t h a b e n , d a ß sie n i c h t s w i e d e r m e i n W e g g e h e n g e h a b t , u n d d a ß n u r einige alte W e i b e r d a w i e d e r gewesen: 8) A n d e r e zu Η . P. K u n t z e g e s a g t , d a ß m i r die L e u t e viel s c h u l d i g w ä r e n , u n d aus d i e s e m G r u n d e sich w i e d e r niemals
einer einen pens
[pence]
mein Weggehen gesetzt; ob mir
schuldig g e w e s e n ,
und nicht mit
wol
gutem
G e w i ß e n w i r d s a g e n k ö n n e n , d a ß ich a u f ihr G e r e d t einiger W e i s e zur W i e dersetzung Anlaß gegeben5." E m a n u e l Schultze.
Abschrift S. 19 f. 1 2
3 4 5
von Mühlenbergs
Hand in AFrSt IV C 14:1 S. 19 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11
= Nr. 527. Gleichzeitig mit dieser Antwort an Mühlenberg hatte Schultze eine definitive Zusage an die Tulpehocker Gemeinde auf den Weg gebracht: „Mitwochs den löten Januar: a[nni] cfurrentis] hieß es, daß Η. P. Schultze seinen Brief für Wagen an einen Mann gegeben, der Morgen seine Rück reise über Tolpehaken antreten würde, wieder mein Rathen und Bitten. Ich rieth und bat, weil es Winter und zum Verhausen beschwerlich und gefärlich; so mögte er lieber seine Frau noch zurück laßen, und nur so viel erst mit nehmen, als zu einer kleinen Haus haltung im Tolpeh: Pfarrhause nöthig, und ich wolte meine Tochter [Maria Catharina] und seine Magt mit schicken, damit er und Friedrich Mb. im Pfarr hause benöthigte Pflege und Aufwartung haben mögten. Es hieß aber: entweder gantz ab ziehen, oder gar nicht. Der Brief solte nun fort, und die Wagen in nächster Woche kommen. Ich hatte wenig Gelegenheit mehr mit meinem lieben H. Collegen zu sprechen, weil er sich meistens auf seiner Studir=Stube einsam hielte; und ich mein Hertz auch im Verborgenen aus schüttete." (AFrSt IV C 14:1 S. 20 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 20 f.; vgl. Tappert II S. 485). Vgl. aber Nr. 529. Vgl. Nr. 521 S. 207. Vgl. Nr. 522 S. 213 f. und Nr. 521 Anm. 26. Für die Zeit bis zum 19. 1. 1771 ( = Nr. 529) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Anno 1771. Jan 16. Empfieng ein Schreiben-von Η. P. Gerock aus Neuyork datirt vom 29 decembr: 1770 bis 12ten Jan: 1771. Eodem dato d 16 Jan: 1771. beantwortete daßelbe mit der Post für 2 S: 6 d." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 189; vgl. Tappert II S. 485).
529.
An
Ch. E. Schultze
Philadelphia,
19. 1.
1771
Hertzlieber H e r r Amts=Bruder, A u f G e b e t u n d F l e h e n 1 h a b e ich m i r diesen S p r u c h 2 der beiliegt aus d e m S c h a t z K ä s t l e i n g e z o g e n , d e r m i r eine g u t e L e c t i o n g e g e b e n . E s l e u c h t e t m i r i m m e r k l ä r e r a u s p r a e m i s s i s ein n e m l i c h 1) Sie u n d H . K u n t z e h a b e n beide einen s o s t a r c k e n m i t t e l b a r e n g ö t t l i c h e n B e r u f f ü r die G e m e i n e in P h i l a d e l p h i a u n d I h r Filial als m a n in christiana erwarten mag.
Ecclesia
234
Die Briefe des Jahres 1771
2) Ich schließe numehro aus praemissis, daß ich schuldig sey, meine letzten Stunden der Philadelphischen Gemeine auf zu opffern, und meinen zween Amts=Brüdern /: Sch[ul]tz[e] und K[un]tz[e] :/ zu assistiren in den äuserlichen Rüstungen oder Gerüsten, und auch nöthigen Geschäfften, oder wie Petrus sagt, zu Tische zu dienen, 3 damit Sie und H. Kuntze am Worte bleiben und sich der Seelen Erbauung beßer annehmen mögen. 3) Die Umstände und Noth der armen Mission erfodern dann und wann einen Besuch, und es wird von mir gefodert. M u ß ich im Nothfall etliche Wochen abwesend und in andern Vereinigten Gemeinen seyn, so kan einer meiner Söhne g[eliebts] G[ott] für mich auf Barrenhill vicariren, damit die philadelphische Gemeine keinen Abbruch leide. Will jemand meiner lieben Amts=Brüder /: H . Sch: oder Ktz :/ auch bisweilen einen Besuch an meiner Statt zur Motion ins Land thun; so versehe ich g: G : deßen Stelle, bis er wieder komt. 4) Ich habe Hofnung daß das Hochgr[ä]fl[iche] Legat 4 , wenns Hochwürdige Väter für gut erachten, an die hiesige incorporirte Gemeine auf Interesse a 6 £ p[ro] C[entum] geliehen, und meine Noth durfft mit der Interesse bestritten werden dürffte, bis sich die Crisis änderte und die Umstände beßerten. Von den Accidentien will ich nichts haben, weil sie für 2 Prediger knap genug fallen, zu mal wenn sie Familien haben. Soll und muß ich von Gottes, der Hochw: Väter, meines Berufs und übrigen Umstände wegen ein Diaconus für die hiesige arme Mission seyn, meine Residentz, wie es hoch klingend lautet in Philadelphia haben, und meine fragmenta hier opffern; so wüste mir nicht anders zu helffen, als von den Interessen des Legats meine äuserste Noth durfft zu bestreiten, welches auch schon in meinem Schreiben vom Dec: a[nni] pr[aeteriti] 5 an Hochwürdigste Väter einiger maßen zu erkennen gegeben. Auf solche Weise könte es der Philadelphischen Gemeine zur Erleichterung, meinen Herren Amts Brüdern zu einiger Bey hülffe und den Vereinigten Gemeinen in Noth fällen zu etwas Trost dienen. 5) Ich würde so gleich für mich und meine Familie hier ein Haus miethen, nicht auf der armen Gemeine, sondern auf meinen Credit, nach der Noth durfft, und gedächte nächste Woche g:G: meine Familie dahinein ziehen zu laßen. Sie lieber Herr Collega zögen als denn ins Pfarrhaus, und H. Br: Kuntze nach so sehnlichem Verlangen in Ihre Wohnung für 20 £ Haus heuer [ = Miete], und so kämen wir alle drey nach so langer vermeinten Verläugnung zur erwünschten Ruhe. Die äuserlichen Geschäffte von allerley Anläuffen mit Correspondence in Nord America und von Europa werden meine Wohnung schon aus finden, und ich will mich g:G. derselben nicht entziehen, weil es schon so gewohnt bin. Und dann werden Sie im Pfarr hause keinen weitern Anlauf haben, als was zu nächst zum Amt gehört, und das kan H. Kuntze helffen erleichtern, weil sie nahe bey samen wohnen. 6) Ihr Pferd, das Sie letzt in Tolpehaken für 24 £ gekaufft haben 6 , will ich Ihnen wieder abnehmen, und g: G: nächste Woche nach Reading, und von da mit dem Herrn P: Krug nach Tolpehaken reisen, und in 3 bis 4 Wochen wills Gott wieder zurückkommen.
Nr. 5 2 9
235
19. 1. 1771
7) Dis ist mein, nach Gebet und Flehen vor Gott überlegter letzter Plan, damit ich hoffentlich vor Gott dem Höchsten, vor unsern Hochw: Vätern, vor der Philadelphisch= und übrigen Vereinigten Gemeinen und Amts=Brüdern bestehen werde. 8) Übrigens laße ich mich durch keine hypocondrische Blähungen irre machen, und kehre mich auch nicht an unverdauliche Miscellanien, was dieser oder jener Mann, diese oder jene Frau einseitig urtheilen, auch an keine bloße Muthmaßungen oder Meinungen quia opiniones tantum modo sunt propositiones, haud satis probatae 7 . Man denckt bis weilen, man habe keinen Segen in loco praesenti, und muthmaßet man würde mehr haben in Loco absenti; das Vornehmste was der Herr von dem Haus halter fodert ist Treue*. Es steckt offt Creutzflüchtigkeit dahinter. Man will gern einem von Gott zugetheiltem Leiden entfliehen und fält ex Charybdi in Scillam. 9) Wollen es die Philadelphier nicht glauben, daß dis mein Ernst sey, und ich gegenwärtig keinen beßern Rath wiße, und daß ich ihr Eigenthum zu bleiben mit Göttlicher Hülffe entschloßen, so will es ihnen schrifftlich geben mit Hand und Siegel, und so bleibet meines geliebten Herrn Collegae Schultzens beliebiger Grundsatz veste nemlich: Geht Mühlenberg, so gehe ich auch: Bleibt er, so bleib ich auch9. Wenn demnach die Vorsehung solche zusamen gefügt, so solten es Menschen nicht scheiden. 10 Philadelphia d 19ten Januar: 1771.
Abschrift S.
von Mühlenbergs
Henrich Mühlenberg an seinen Herrn Collega Schultzen
Hand
in AFrSt IV C 14:1 S. 22-24;
LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11
22-24.
' Vgl. Phil 4,6. 2
Mühlenberg leitet die Abschrift des Briefes mit folgendem Satz ein: „Inzwischen machte es mich doch immer beklemter, weil einiger Mensch, wenn es auch der gröste Baumeister wäre viel leichter ein H a u s anzünden und verbrennen, als aufbauen kan, rief Gott an, zog einen Spruch aus H[errn] von B[ogatzkys] Schatz Kästlein d.d. 3 sept: pag: 2 4 6 : Thue Rath, so gereuet
nichts
ohne
es dich nicht nach der That: Sirach 3 2 , 2 4 . und schrieb folgenden neuen Plan:"
(AFrSt IV C 14:1 S. 2 2 ; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 2 2 ; vgl. T a p p e n II S. 4 8 6 ) . 3
Vgl. Apg 6 , 2 in der ursprünglichen Übersetzung Luthers.
4
Des Grafen von Solms-Rödelheim; vgl. Nr. 4 8 8 und Nr. 489.
5
= Nr. 5 2 2 .
® Vom 11. 12. 1770 bis Anfang Januar hatte Schultze die Gemeinden in Tulpehocken besucht, sich bereits ein Pferd gekauft und w a r bei seiner Rückkehr nach Philadelphia entschlossen, die Berufung nach Tulpehocken anzunehmen. Vgl. AFrSt IV C 14:1 S. 6 f.; L C Abt. Η IV F a c h Ε Nr. 11 S. 6 f.; Tappert II S. 4 8 2 f. 7
. . . weil Meinungen doch nur Vorstellungen sind, die noch nicht hinreichend erprobt sind.
8
Vgl. 1 Kor 4 , 2 .
9 10
Vgl. N r . 518. Vgl. M k 10,9; M t 19,6.
236
Die Briefe des Jahres 1771
530. An ]. H. Keppele
Philadelphia, 20. 1. 1771
Geliebter Mitbruder Mr: K[eppele] H. Pfrr: Schultze ist mit meinem letzten Vorschlage 1 zu frieden, und will hier bleiben, wenn ich noch einmal einen Versuch thue, selber hinauf Reise, und sehe, ob man den Tolpehaker Gemeinen nicht auf eine andere Weise helffen könte? und wenn man die Wagen 2 durch einen Expressen auf kündigen würde? Wenn er seinen Sohn, oder sonst jemand zu pferde nach Tolpehaken schicken, und ich einen Brief an die Ältesten daselbst kriegen könte; so wäre mirs sehr lieb, und ich wolte es hertzlich gern bezahlen. Bitte um Antwort 3 und verbleibe etc. Sontags frühe d 20 Jan: a[nni] c[urrentis]
Henrich Mühlenberg
Abschrift von Mühlenbergs Hand in AFrSt IV C 14:1 S. 25; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 25. Englische Ubersetzung in Tappert Π S. 487. 1 2 3
Vgl. Nr. 529. Die Schultze am 16. 1. 1771 bestellt hatte; vgl. Nr. 528 Anm. 2. Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg dazu: „Der Vorsteher an welchen obige Zeilen geschrieben kam zu mir, und sagte, er wolte gern seinen Sohn Expreß hinauf schicken, er dächte aber daß des H. Pfr: Schultzen seine Ordre heute bey Zeiten droben wäre. Die Tolpehaker wären alte Einwohner, verständige und parole liebende Leute, und ließen sich nicht gerne 2 mal bey der Nase herumführen: Er besorge [sorge sich] die gute Sache mögte dadurch großen Schaden leiden und das Kind mit dem Bade aus gegoßen werden etc. wenn man die Wagen zum zweiten mal auf kündigte; beßer man ließe es nun so, und machte den Schluß vom 14 Januar: heute kund." — Zum Beschluß vom 14. 1. 1771 vgl. Nr. 521 Anm. 26.
531. Ch. E. Schultze an M.
[Philadelphia, 20. 1.1771]
S[alvo] T[itulo] Weil die Frau Mühlenbergin bey mir gewesen 1 und gesagt, daß sich Dieselben erkläret, der Beruf nach Tolpehaken würde des wegen zurück gestelt, weil ich nicht gerne gienge; so bezeuge nochmals, daß unter diesen Bedingungen gerne gehe: nach Philadelphia zurück zu kehren /: in Fall der Noth :/ wenn es meine Umstände erlauben, und ich den Willen Gottes darunter erkenne. Welcher Vernünfftiger kan mehr von mir fodern? Emanuel Schultze. 2
Abschrift von Mühlenbergs Hand in AFrSt IV C 14:1 S. 26; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 26. Englische Übersetzung in Tappert II S. 487.
Nr. 530/531/532/533
20.1./20. 1./20. 1./22. 1. 1771
237
1
Im Anschluß an Nr. 530 vermerkt Mühlenberg im Tagebuch: „Meine Frau voller Angst und Verlegenheit gieng in deßen zu ihrem H. Tochter Mann P. Schfultze] hinüber, und sagte ihm, daß ich willig wäre den verlaßenen Gemeinen bey zustehen, daß aber denn sein angenommener Beruf von Tolpehaken wol nicht mehr gültig bleiben würde, und daß ich beschäfftig wäre einen Expreßen zu senden. Sie kam aber weinend zurück, weil 2 Patienten einander nicht leicht trösten mögen. Ich merckte wohl daß beiden die pill[ulae] cont[ra] Obstr[uctiones] nöthig wären."
2
Zur Antwort vermerkt Mühlenberg unmittelbar anschließend: „Ich antwortete mit ein paar Zeilen: wir wären beide in der Klemme - post nubila würde Phoebus wieder kommen. Ich wolte die Schluß=Antwort vom 14 Januar: in der Michaelis Kirche publiciren und er mögte ein Gleiches in Zion thun, damit die Gemeinde zu wißen kriegte, wie der Schluß von den Lehrern und der Corporation lautete." - Zum Beschluß vom 14. 1. 1771 vgl. Nr. 521 Anm. 26.
532. Ch. E. Schultze an M.
[Philadelphia,
20.
1.1771]
Theurer Vater, Hiemit habe melden wollen, daß ich nichts ablesen können von dem, was ins Protocol! eingetragen worden. 1 Sie werden sich erinnern, daß sie sich gestern entschloßen hatten, die Predigt in Zion selbst zu über nehmen, und neue Vorschläge gethan. 2 Ich hatte es also nicht abgeschrieben, konte es demnach auch nicht vorlesen. Wollen Sie es den Nachmittag thun, über laße Ihrer besten Überzeugung. 3 Emanuel Schultze. Abschrift von Mühlenbergs Hand in AFrSt IV C 14:1 S. 27; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 27. Englische Übersetzung in Tappert II S. 488. ' Vgl. Nr. 531 Anm. 2. Vgl. Nr. 529. 3 Mühlenbergs weiterem Bericht im Anschluß an diesen Brief ist der Wortlaut seiner Abkündigung zu entnehmen. Die Reaktion der Anwesenden wertet er als Einverständnis damit, daß Schultze nach Tulpehocken gehen solle, ohne die Berufung nach Philadelphia aufzugeben. 2
533. An J. A. Krug
Philadelphia, 22.
1.1771
An Η. P. Krug in Reading Wohl ehrwürdiger Werther H. Amts=Bruder, Aus einem Schreiben d[e] d[ato] 12 Jan. a[nni] cjurrentis] 1 von 7 Freunden unterzeichnet nebst einer Beilage, habe mit Betrübniß ersehen, welche sündliche Grobheiten und Ärgernissen in R[eading] vorgefallen. Es sind fast wieder solche Satanische Tragoedien als damals in Germantown vorfielen 2 .
238
Die Briefe des Jahres 1771
Herzlieber Bruder J e länger Sie da bleiben desto gräulicher gehen die Menschen, häufen Sünden mit Sünden 3 und stecken mit ihren bösen Exempeln andere Gemeinen auch an. Von Baltimore habe Nachricht, daß das Gemeinlein daselbst in großer Verwirrung sei, wegen eines Deeds 4 über ihren Kirchenplatz, daß ein Ältester die Gemeinglieder aufgewiegelt gegen H. Wiesenthal und Lindenberger 5 . Ein M a n kann Feuer genug anlegen, geschweige denn mehrere. Es ist nun einmahl des Mstr. Chr[est] 6 und seiner Anhänger vorgestektes Ziel, alles dran zu wagen, daß sie von Reading weg sollen 7 , und zugleich auch daß die H E R R N Meister über die Kirchen etc. werden, und ihresgleichen Prediger aufstellen wollen. Es ist nun zu spät Kirchen Ordnung und Kirchenrath zu machen, das ist nur Öhl ins Feuer gegossen. Kirchenordnungen sollten von einem jeglichen Prediger gleich anfangs versucht werden, wenn noch alles neu und fremdlich ist. W o keine Grundgesetze, und Agreements in den Gemeinen sind, und Streit entstehet, da kann man sich an nichts halten! Komt es vor die weltlichen Gesetze und gar Arbitration, so gelten die meisten Stimmen, und die stärcksten Fees 8 . Ich weiß gar nicht wie es mit der Read: Gemeine beschaffen, ob sie eine oder andere alte Ordnung oder Agreement haben oder nicht. Ich weiß nicht wie ihre Deeds für Kirche und Schul=lots 9 beschaffen, ob sie auf Trustees geschrieben? Wer sie in Verwahrung hat? O b die Trustees noch leben und zu welcher Partei sie halten? Ich sehe den R u f von Friedrichs Town und Baltimore als einen göttlichen Wink an, und wurde auch von dem ganzen Ministerio auf der letzten Conference 1 0 so angesehen. Es ist aber immer mein L o o ß , daß ich von meinen eigenen HErrn Amtsbrüdern und Freunden so wohl als Misgönnern muß Argwohn erdulden etc. wenn gern nach 1 1 meiner geringen Einsicht unpartheyisch und fürs gemeine Beste sorgen wolte. Ich müste mich passive in der Read. Sache verhalten, weil es gleich hieß: Er will den Η. P: Krug gern helffen weg schaffen von Read: damit er seine Söhne einflicken möge etc. So geht mirs auch mit Philadelphia. Mich wollen sie nicht laßen, wegen leiblich» und sinnlicher Ursachen und wenn ich sage, H. Schultz muß gehen, wenn die 9 Gemeinen in Tolpeh: etc. nicht ruinirt werden sollen, damit ein alter und junger in Tolpeh. Gegenden, und ein alter und neuer in Philadelphia sich üben, so heißt es auch: Er will den lieben H. Schultz von sich treiben; dem neuen seine 2te Tochter 1 2 anhängen, und seine Söhne gern einflicken 1 3 . So geht mirs wie dem alten M a n n mit seinem Sohn und Esel, der es auf keine Weise den Leuten rechtmachen konte. 1 4 In deßen kan ich doch nicht durchsehen hertzlieber Bruder warum Sie eben in Read: noch so lange bleiben sollen und wollen bis Sie gantz unter die Füße getreten, und von beyden Partheyen bis zur Unbrauchbarkeit in des Herrn Dienst gequälet werden müßen. Wer wird Ihnen Danck wißen, oder was zur Leibes=Nahrung geben für den aufgezwungenen Dienst, nach dem Sie Ihren Beruf in Read: aufgekündiget haben? Ich solte damals, wie es hieß, die Gemeine erst noch einmal M a n für M a n fragen ob Η. P: Kr[ug] bleiben müste oder nicht? Nach dem die Sache in der Stille überlegte, konte solche M a x i m e nicht anders erkennen, als petitio principii, und war auch zu partheyisch, weil gerne
Nr. 533
22.1.1771
239
meine Söhne einflicken und einen alten Bruder vertreiben wolte. Deswegen eröfnete ich Ihnen damals meine Sinnes=Änderung und sie gaben Ihren Beruf auf aus eigenem Triebe ohne mein Anrathen. Das Honorableste deucht mir κατ' ανθρωπον wäre gewesen, wenn Sie gleich nach der Aufkündigung Abschied genommen und mir in Tolpehaken zu Hülffe gekommen wären bis Früh J a h r oder dergleichen]. So hätte H. Schultz auch noch in Philadelphia bleiben, und Sie, ich und mein Friedrich die Tolph: Vacantzen bis auf weitern Aufschluß mit Gemach und Vergnügen bedienen können. Weil Sie aber dorten blieben, so hat es den Schein gegeben, als wolten sie sich gern wieder vest setzen, wodurch denn die Gegen=Parthey wieder alle boshaffte Kräffte aufs neue anspannet, wirbelt und wie ein Schnee Ball immer größer wird, und nicht ruhet, bis sie Ihrer und des gantzen Ministerii mit Schimpf und Grobheiten los wird, und ihre Prostibula aufstellet. In Germantown begiengen wir den Fehler, daß wir den H. Handsch[uh] dar ließen bey der so genanten guten Parthey. Aber die gute Parthey wurde gar balde kalt etc. Am besten, der Prediger gehet darzwischen heraus, so vertragen sich die Partheyen viel eher wieder. Kommen Sie je eher je lieber zu mir, und erholen sich ein wenig bis aufs Frühjahr g[eliebts] G[ott] packen Sie Ihre Sachen ordentlich ein, und fodern Ihr rückständiges Salarium. Die Beylage ist eine Copie von der Berufs» Form, welche mit einem Briefe etwa am 10 ten Januar: begleitet hier auf die Post gegeben. 1 5 Obs zurecht gekommen, weiß ich nicht. Ich grüße und umarme Sie im Geist, und wünsche Ihnen viele Gnade, Licht und Trost: Verbleibend Dero bedrengter Philad: d 22 Januar: 1771
M.
P.S. Memorand: Die bey geschloßene Copie wegen Beruf, habe zum zweyten mal verfertiget, mit einem Briefe an die Friedrichstowner eingeschloßen und parat, daß es heute oder Morgen g: G : absenden werde, wenn ja die erste nicht zurecht gekommen seyn solte. Es ist mein rechter Ernst, daß ich gel. Br. Kr. gern ein paar Monathe bey mir hätte, um theils etwas gute Arzeney für dero leibliche Schwachheit zu gebrauchen, theils auch, daß Sie sich ein wenig am Gemüthe recreiren mögten. Vielleicht könte auch Ihre Reise bequemer von hier über Baltimore nach Friedrichstown veranstaltet werden, wenns Gott beliebt. Ich habe auf der 7 Männer ihr Schreiben von Read: geantwortet, 1 6 so weit es meine Schwachheit und Zerstreuung erlauben wollen.
Abschrift zum Teil von fremder, zum Teil von Mühlenbergs Hand (vgl. Anm. 11) im Tagebuch PM 95 Α Nr. 12 1 769 - 71 S. 200 - 202. Als Abschrift von fremder Hand auch in AFrSt IV C 16:1 S. 3 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 3 f. ' Nicht erhalten; vgl. Mühlenbergs Antwort ( = Nr. 534). Von 1752 bis 1765 war die Gemeinde in Germantown gespalten, wobei es wiederholt zu Ausschreitungen kam. Zum Verlauf des Streits vgl. Bd. II Nr. 131; Nr. 134; Nr. 136; Nr. 138; Nr. 230; Nr. 233; Nr. 238 und Bd. III Nr. 304; Nr. 305; Nr. 328; Nr. 330; Nr. 346; Nr. 350.
2
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Die Briefe des Jahres 1771
Vgl. Jes 3 0 , 1 . = Besitzurkunde. Die beiden N a m e n sind im Manuskript gestrichen; zur Sache und zu den Personen vgl. Nr. 511 mit Anm. 1 und 3. Henry Chrest w a r Friedensrichter in Reading. Eine entsprechende Eingabe wurde auf der Synode 1770 vorgebracht; vgl. den Synodalbericht (Nr. 4 9 5 Anm. 3) sowie Nr. 5 3 4 . = Gebühren. Engl, lot, Grundstück. A m 2 4 . / 2 5 . 10. 1770 in Reading; vgl. den Synodalbericht (Nr. 4 9 5 A n m . 3). Der folgende Teil des Briefes s t a m m t von Mühlenbergs Hand. M a r g r e t h a Henrietta; sie heiratete am 22. 7. 1771 Johann Christoph Kunze. Vgl. N r . 5 6 3 Anm. 1.
13
Friedrich August C o n r a d und Gotthilf Heinrich Ernst waren nach ihrer Ausbildung in Halle im September 1770 mit Kunze nach Amerika zurückgekehrt und auf der Synode im Oktober desselben Jahres geprüft und zum Diakon ordiniert worden. Vgl. Nr. 5 1 1 Anm. 32(2), zur Überlieferung des Synodalberichts N r . 495 Anm. 3.
14
Vgl. Frederic C. Tubach, Index Exemplorum. A H a n d b o o k of Medieval Religious Tales, Helsinki 1969, Nr. 3 8 2 und Johannes Balte, Hg., Johannes Pauli. Schimpf und Ernst, Bd. 1, Berlin 1924, S. 3 2 9 , N r . 5 7 7 .
15
Der Brief ist nicht erhalten, das Berufungsschreiben teilt Mühlenberg in Nr. 542 mit. = Nr. 5 3 4 .
16
534. An [die Partei des Ministeriums
in Reading]
Philadelphia,
22. 1. 1771
Geehrte Herren und Mitbrüder, Ihr geehrtes Schreiben vom 12 Jan: nebst der Beylage habe empfangen 1 , und wegen leiblicher Schwachheit und vielerley Geschäfte nicht eher beantworten können. Meine lste Frage in der Stille ist diese: Wer hat die Deeds von der Kirche und vom Schulhaus Lott 2 ? Die solten in guter Verwahrung seyn. 2) Sind Trustees in den Deeds benamt, und sind die Deeds auf Trustees geschrieben? Oder wie stehts damit? 3) Was Ihre Kirchen Ordnung anlangt, darüber so ein gräßlicher Lärm ist, die heben Sie wohl auf und laßen sie ruhen bis auf andere Zeiten. 4) Sie können nun schwerlich einen neuen Kirchen=Rath zustande bringen. Die 7 Männer welche den Brief an mich vom 12 Januar: a[nni] c[urrentis] unterschrieben sind Kirchen Raths genug, seßhaft, wohlmeinend und unerschrocken. Vielleicht kriegen sie noch mehrere, die sonst Älteste und Vorsteher gewesen auf ihre Seite und stehen vor einen Mann. 5) Wo sind die alten Kirchenbücher vom Anfang her? Wer hat sie in Händen? Ist nicht in denselben etwas von einer Ordnung oder dergleichen zu finden? 6) Wenn Sie gar keine Ordnung haben, und es zur Obrigkeitlichen Untersuchung oder Arbitration gelangen solte, so komt es auf die meisten Stimmen der ordentlichen Gemein Glieder an, die was zur Kirche und Schulhause contribuirt haben.
Nr. 5 3 3 / 5 3 4
22. 1./22. 1. 1771
241
7) Heften Sie 1 oder ein paar Bogen Papier zusamen und schreiben oben folgende Worte Wir die unter geschriebene ordentlich contribuirende Glieder an der Deutsch=Evangelisch=Lutherischen Kirche in Readingtown, Berks County, verlangen, wollen und fodern einmüthiglich, daß kein Prediger in unserer besagten Kirche und Schulhause predigen, Sacramente verrichten oder einigen Dienst thun soll, der nicht mit uns[erem] Consent von einem ordentlichen Evangelisch' Lutherischen Consistorio oder Ministerio nach der ungeänd[erten] Augsp[urger] Confession geprüft, geordinirt, und mit guten Zeugnißen von gesunder Evangelischer Lehre und christlichem Wandel versehen ist. Witness our hands. 8) Wenn Sie dieses in der Stille versuchen und sich Mühe geben, so werden alle redliche Glieder in der gantzen Nachbarschaft beystimmen und ihre Namen unterschreiben, wenn sie gern den Sieg haben wollen. Sie müßen sie aber nicht wieder auf einen Hauffen zum Schulhause bestellen, sondern jeden allein sprechen. Wenn sie den einen Punckt nicht unterschreiben wollen, so ist es nicht der Werth, daß man eine Hand nach ihnen umwendet. 9) Wenn sie die meisten Stimmen zu dem einen Punckte kriegen, und die Deeds, Kirchen Bücher und dergleichen in Händen und guter Verwahrung haben, so kan und muß Herr Pastor Krug mit gutem Gewißen seinen Abschied nehmen, und zu mir nach Philad. kommen bis aufs Frühjahr. Denn sein Beruf nach Friedrichstown ist vom gantzen Ministerio auf der letzten Conferentz gebilliget, 3 er hat es selber versprochen, und ich habe es in diesem Monath auf sein Verlangen nach Friedrichstown berichtet, 4 und das kan nun nicht geändert werden ohne Schimpf und Schaden. 10) Des Mstr: Christ sein gantzer Zweck scheinet dahin gerichtet zu seyn um den Herrn Krug zu vertreiben und mit seinem Anhange Meister von der Kirche zu werden und seines gleichen Prediger aufzustellen. 5 Er wird aber für seine Mühe wenig Segen, Ehre und Nutzen erlangen. So viel für dieses mal von Ihrem alten Freunde und Wohlwünscher Philadelphia d 22 Januar 1771.
H:M.
* 11) Wenn Η. P. Krug weg ist, so können Sie den H. Schulmeister Sontags laßen vor lesen und wenn es verlanget wird, so können die zunächst wohnenden Glieder des vereinigt Evangel. Ministerii dann und wann einen Besuch thun, bis auf weitere Einsicht.
Abschrift 1 2 3 4 5
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
in Ρ Μ 95 A Nr. 12 1769-71
S. 198 f.
Nicht erhalten. Engl, deed, Besitzurkunde; lot, Grundstück. Am 2 4 . / 2 5 . 10. 1770 in Reading. Z u r Überlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 4 9 5 Anm. 3. Vgl. Nr. 533, das Postskriptum. Vgl. Nr. 533 mit Anm. 7.
242
Die Briefe des Jahres 1771
535. An [die Gemeinde in Boston]
Philadelphia 22. 1. 1771
Geehrte und werte Herren Glaubensverwandte. Sie haben ein Schreiben vom 9 Dec: 1 an mich auf der Post erlaßen, welches im Monat Januar a[nni] c[urrentis] zu Händen gekommen. In dem selben verlangen Sie von mir eine vollkommne Nachricht wegen eines Predigers, der sich Friedrich] Heinr[ich] Andr[eas] Schmettau 2 nennet, „und ein Zeugnis wegen Examination, Ordination und Promotion von einem luth[erischen] Pfarrer Namens Rab 3 , Otto Haaß 4 cetfera] aufweiset, der ein Ignorant in den nöthigen Sprachen und Wissenschaften der Gottesgelehrsamkeit sei, wegen deßen Charakter Sie ein Schreiben von der luth. albanischen Gemeine empfangen; ferner, daß er sage, der M-g sei ein Herrnhuter, und dürfe nicht in allen luth. Kirchen predigen, daß auch kein luth. Ministerium in Pensylv. etc. daß er der 2te Whitefield 5 sei". Auf dies Ihr Begehren, geehrte und werte Freunde gebe zur Antwort: 1) Ich kenne den Menschen nicht von Person, und mein Sohn kann sich deßen auch nicht deutlich erinnern. So viel aber von seiner Aufführung allhier landkundig ist, will, so weit der Raum eines Briefes erlaubt, zum theil berichten etc. 2) Ich bekam damals Nachricht, daß der so genannte Pfarrer Rab, der s[alva] v[enia] Trunkenbold, und der Gärtner Otto Haaß einen verlaufenen Husaren zum Prediger ordiniret, und also unserer ev. luth. Religion in Amerika einen Bok zum Gärtner 6 und eine Sau zur Arbeit im Weinberg 7 promoviret hätten. Ferner bekam Nachricht, daß der besagte Schmettauische Husar an den blauen Bergen herum schweifte, und Beute suchte. Weiter, daß er in einer Gegend nach den Gränzen von Pensylv. zu, Canewage genannt, viele Schafe und Lämmer 8 als ein hungeriger Wolf zerrissen 9 und ergerliche Streitigkeiten unter den Gemeinen erregt. Endlich kriegt ich Nachricht von Lancaster, daß er dadurch gereißt, und über Philadelphia hin nach Neu York wollte. Von Neuyork erhielt Nachricht, daß er daselbst in den luth. deutschen Kirchen geprediget, aber bald mit Stanck geräumet 10 , weil sich ein Gentleman gefunden, der den irrenden Ritter 11 nach seinem rechten Namen und Charakter gekannt. 3) Wenn nun die armen leichtgläubigen Lutherfaner] in Boston, die ihm anhangen der allzu wahren Nachricht von der Albanischen Gemeine nicht glauben wollen, so könnten sie von den Verständigen Vorstehern aus Canewage und Neuyork weitern Unterricht erlangen, wenn es die Reise wert, und sie nicht selber so viel menschl. Vernunft besitzen, den Baum an seinen Früchten zu erkennen. 12 4) Ich habe schon verschieden mal gehört, daß in Boston 13 eine zahlreiche Deutsche evang. luth. Gemeine wäre; kann aber nicht begreifen, warum eine so ansehnliche Gemeine so gar niederträchtig und sündlich gegen Gott; ihren höchsten Wolthäter, gegen unsre evang. Rel[igion] und sich selber angehen und einen solchen Landläufer ohne gültige Zeugniße, ohne rechte Prüfung zum Seelensorger aufraffen, und als einen Greuel der Verwüstung an die heil[ige] Stäte 14 aufstellen sollte. Das ist ia eine himmelschreiende Sünde. Sind
Nr. 535
22. 1. 1771
243
denn etwa die deutschen luth. Schafe und Lämmer in Bosten so wolfeil, daß man sie reissenden Wölfen und Säuen zur Weide und Verpflegung übergiebt? Sollten wir Eltern wol unsere lieben unmündigen Kinder einen Bordellmeister über Hurenhäußer anvertrauen, und ihm lohnen, damit er sie christlich und liebreich erziehen möchte? Sollten wir wol unsre Töchter stockblinden Weibern anvertrauen, damit sie von ihnen für gute Bezahlung zeichnen, stricken, nähen lernen möchten? Sollten wir unsre liebe Jugend wol an lasterhafte Türken und Juden verdingen, damit sie Jesum Christum recht erkennen lernen möchten? Wenn wir unsre Kinder gern christl[ich]=tugendhaft haben möchten, müssen wir sie zum Unterricht zu Gotteslästerer, Flucher, Schwörer, Schläger, Trunkenbolde, Hurer, Meineydige verdingen? Wehe, wehe denen Menschen, durch welche Aergernis kommt 1 5 ! Wehe der Schande und des unersetzlichen Seelenschadens! Von wem wird das verwahrloste Blut vor Gerichte gefordert werden? Nicht allein von den armen Seelendieben und Mördern, die nicht zur rechten Thür in den Schafstall kommen 16 ; sondern auch von denen, die ihnen anhängen und behülflich sind. Es kränket mein Gemüte, wenn solche Aufführung von meinen deutschen Religionsverwandten hören mus. Ich glaube fast, wenn der Satan selbst, in leiblicher Gestalt zu etlichen leichtsinnigen deutschen luth. Gemeinen kommen, und nur ein schwarz Camisole und weißen Kragen ohne einig Zeugnis mitbringen sollte; er würde gleich Anhang und Applausum bekommen, wenn er nur wie ein Zahnarzte gesund [?] machet und wie ein Marktschreier bewegliche Grimazen machen sollte und Vernunfft und göttl. Offenbarung überschrie. Denn wer leicht tanzt, dem ist leicht gepfiffen 17 . Haben unsere Religionsverwandten nicht das klare Wort Gottes vor Augen IThim. 3,2—10. Tit. 1,6. IPetr. 3,2.3. Wollen wir der ungeänderten Augsp[urgischen] Confession zu gethan heissen, warum handeln wir nicht nach dem 14 Art. unsers Glaubensbekenntnißes 18 . Aber die Anhänger eines solchen unordentlichen Predigers möchten sagen: Es sind nur Pasquills was von Albanien, Pensylv: cet. wider unsere allerliebsten Herrgen unsere treuen Beichtväter und unvergleichlichen Seelenhirten geschrieben wird. Nein! liebe Freunde, wenn unter den Schriften ordentliche, eigentliche, bekannte Namen stehen, so sind es keine Pasquills, aber wir haben ia ein schriftl. Zeugnis wegen seiner Examination etc. von seiner Hochw Herrn Rab, Otto Haß etc. Wie der Wirth, so die Gäste. 19 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm auf eben Grunde. 20 Irret euch nicht, Gott läßet sich in die länge nicht spotten. 21 Wer ist der Rapp? Wer hat ihn zum Prediger nach Amerika berufen? Ich wünsche dem armen Menschen eine wahrhafte Buße und Bekehrung /: wie in B[eati] Lutheri Vorrede über die Epistel an die Römer stehet 22 und bei 600 mal in Gottes-wort gefordert wird von der Finsternis zum Licht, von der Gewalt des Satans zu Gott. 23 Es ist von seinen eigenen Landsleuten bekannt genug, wer ihn berufen. Er kam mit seines Bruders Weibe hier an, wie andere seines gleichen verlorene Söhne. 24 Er hatte die vielen Jahre daher allen Fleiß angewandt, seinen Bauch zu füllen, 25 und viel geprediget, ausgenommen über den schweren Text wol noch nicht: Marc 6,18. Es ist nicht recht, daß du deines Bruders Weib habest. Uebrigens hat er seinen priesterlichen
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Die Briefe des Jahres 1771
Wandel bewiesen in Neuyork und auch die armen Germantowner allhier in Zwiespalt unterhalten, und bei den Partheyen grose Summe Law Unkosten verursacht, ehe sie seiner los werden konnten. 2 6 Ein solcher mutwilliger kann und will einigen Ignoranten und irrenden Richtern zum Schaden, Schimpf und Ruin unserer annoch jungen evang. Kirche in Amerika zu seines Gleichen ordiniren und promoviren für eine Botl Skim 27 , Crack 2 8 oder Punch, wenn es auch des Tages 10. wären. Ο wie herzlich werden wir gewarnet, in Gottes wort für solchen falschen Lehrern und gräulichen Wölfen! Wie treulich hat unser seliger Luth[erus] gewarnet für solchen Münsterischen Separatisten Knipperdolling und Jan van Leiden 29 ! Wer ist der Otto Haas? Er war ein ehrlicher Gärtner, und nährte sich nach Gottes Ordnung seiner Hände Arbeit 30 . Weil er aber zuletzt des Grabens müde ward, und sich schämte zu betteln, so schu[stert?] ihn der Rapp zu einen so genannten luth. Pfarrer, der mit der Relig[ion] ein Gewerbe treibt, und den Weinberg ohne Zaun zu zerwühlen hilft 31 . Wer hat solchen Menschen als Rapp etc. die Vollmacht gegeben, solche verlaufene Windbeutel und Lasterbuben zu ordiniren und promovieren? Gott der Herr wahrlich nicht! Die Evang. luth. Consistoria und Ministeria nicht. Unser Augsp. Confession und Symb[olische] Bücher auch nicht. Wer denn? Es bleibt Niemand übrig, als Joh 8,44. Ihr Vater, der Mörder und Lügner. In unserm lieben Vaterlande in Deutschlande an gesitteten Orten würde man solchen lasterhaften Landstreichern nicht die Gänse und Säue zum Hüten anvertrauen, geschweige denn Seelen, die mit dem Blute Jesu Christi so theuer und blutsauer erworben und erkauft sind. 32 Wie verächtlich, eckelhaft und abscheulich mus nicht unsere deutsche luth. Kirchensache unter andern christlich ehrbaren Religionsgesinnungen werden, wenn sie solche mutwillige grobe Lasterbuben in Schafskleidern an der heiligen Stäte sehen und hernach sie in eigner Gestalt kennen lernen. Solches wird denn der ganzen Evang. Kirche zur Last gelegt, wenn es heißt a particulari ad universale: So sind die deutschen Lutheraner, so sind ihre Pfarrer. Und damit kann und wird unsere luth. Kirche und Religion ihre Privilegia, Tolerance und kostbare Gewißensfreiheit am ersten verlieren und unter das Joch kommen. Einem dummen Esel gehört der Stecken und was hilft der Sau ein Gülden Halsband 3 3 . Zum Gottlosen spricht Gott der Herr: Was verkündigest du meine Rechte, und nimmst meinen Bund in deinen Mund, so du doch Zucht haßest, und wirfest meine Worte hinter dich. Ps 50,16.22. Es ist mir eine besondere Ehre, wenn der Schmettauer Husar sagt: ich sei kein Lutheraner, sondern ein Herrnhuter, und dürfte nicht in allen luth. Kirchen predigen etc. Ich verlange von ihm; von Rapp, Haas und allen ihren Anhängern kein beßer Zeugnis. Gott bewahre mich in Gnaden, daß ich nicht ein solcher Luderaner werde, wie sie und ihre Anhänger. Wenns Noth thut, so kann ich, Gott lob! noch vor der ganzen Christenheit königl. Matricula von evang. Universitäten], Berufe, Ordinationsschein, Siegel und Briefe; ia so gar 2. grosbritannische Patente, als Rector cet. aufweisen. So wenig wie unser groser Herr und Meister, Jesus Christus von den bösen Geistern in den Besessenen wollte bezeuget und gepriesen sein 34 , eben so wenig begehre ich von so
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22. 1. 1771
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genannten Schmettauen, Rappen, Haasen und ihres gleichen Zeugnisse. Ich weis, an wen ich glaube. Wenn er sagt: es sei kein deutsch evang. luther. Ministerium in Pensylv. so begeht er die offenbarste Unwahrheit. Es kann mit viel tausend Zungen bewiesen werden, daß in Pensylv. cet. ein vereinigt luth. Ministerium ist, e[xempli] g[ratia] im Jun. 1769 waren auf der Synodalconferenz in Philadelphia 3 5 16. vereinigte luth. Prediger. Im M o n a t Octobr. 1770. waren in Readingtown 3 6 19. beisammen, und wol 5. die wegen übeler Witterung etc. nicht bei wohnen konnten. Kurz, geehrte und werte Freunde, machen Sie sich und den armen unwissenden Haufen frei und loß wenn Sie können von solchen Lügen und Poltergeistern; oder sagen Sie nicht, daß Ihre Gemeine lutherisch heiße; sonst beschimpfen Sie alle übrige evang-deutsch luth. Gemeinen in Amerika. So viel für diesesmal von Ihrem alten Wolwünschenden Freunde Philadelphia d. 22. Januar 1771 3 7
H.M.
N[ach] Sfchrift] Ich habe mit Fleiß so enge und klein schreiben müssen, weil das Postgelt hochkommt, wenn die Briefe schwer sind.
Abschrift von fremder, ungeübter Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1 769 - 71 S. 195197. Entwurf von Mühlenbergs Hand ebd. S. 189-193. Der Entwurf ist jeweils in der Mitte der Seite mit einem dünnen Längsstrich ungültig gemacht; die Lesbarkeit ist nicht beeinträchtigt. Auf S. 194 vermerkt Mühlenberg: „Vorhergehenden Brief habe etwas verändert ins Reine geschrieben und ihn so abgesandt, wie die nachfolgende Copie lautet. Die Aufschrift war. For the German Lutheran Congregation in Boston to the Care of Mr: Ch[r]istopher Lehr, Backer at Boston." (vgl. Tappert 11 S. 489). Nicht erhalten. Nicht zu ermitteln. 3 Philipp Heinrich Rapp; Gegenspieler Mühlenbergs im Germantowner Streit. Vgl. Glatfelter I S. 106 f. sowie Bd. II und III passim. 4 Otto Haas; er versorgte in den 60er Jahren als nicht ordinierter Prediger Tohickon und andere Gemeinden. Vgl. Bd. III Nr. 293 und Glatfelter I S. 50. 5 George Whitefield, der bedeutende methodistische Erweckungsprediger, war am 30. 9. 1770 in Newburyport, Mass. gestorben. 6 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 417. 7 Vgl. Ps 8 0 , 9 - 1 4 . 8 Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . 9 Vgl. Mt 7,15; Joh 10,12; Hes 22,27. 10 Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 777: „Du räumst mit einem Stank wie der Teufel." " Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1698. 12 Vgl. Mt 12,33; Lk 6,44. 13 Massachusetts. 14 Vgl. Dan 9,27 u.ö.; Mk 13,14; Mt 24,15. 15 Vgl. Mt 18,7; Lk 17,1. 16 Vgl. Joh 10,1. 1
2
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Die Briefe des Jahres 1771
Vgl. Luthers Sprichwörtersammlung, WA 51 S. 649 Nr. 108. Vgl. BSLK S. 69 Art. XIV: Vom Kirchenregiment. 19 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 284. 20 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 106. 21 Vgl. Gal 6,7. 22 Vgl. WA DB 7 S. 2 - 2 7 . 23 Vgl. Apg 26,18. 24 Vgl. Lk 1 5 , 1 1 - 3 2 . 25 Vgl. Röm 16,17 f.; Phil 3,19. 26 Vgl. Nr. 539 Anm. 26. 27 Der beim Gären entstehende obere, Reste und Schmutz enthaltende Schaum; abschätzig für: Fusel? Vgl. Noah Webster, An American Dictionary of the English Language ..., 2 Bde., New York: S. Converse, 1828, s. v. „Skim (scum)" oder sein Compendious Dictionary of the English Language von 1806. 28 Für das Substantiv bietet Websters Dictionary keine passende Bedeutung; das Verb hat auch heute noch die Bedeutung: „einer Flasche den Hals brechen". 29 Vgl. hierzu etwa WA 38 S. 336 — 340 (Vorrede zu Urbanus Rhegius, Widerlegung des Bekenntnisses der Münsterischen neuen Valentinianer und Donatisten, 1535) sowie S. 341 — 350 (Vorrede zur Neuen Zeitung von den Wiedertäufern zu Münster, 1535). Bernhard Knipperdolling wurde im Februar 1534 Bürgermeister von Münster und unter dem „König" Jan van Leiden (Johann Bockelson) Schwertträger (Scharfrichter) und Statthalter des Königs. 30 Vgl. Ps 128,2. " Vgl. Ps 8 0 , 9 - 1 4 . 32 Vgl. 1 Kor 6,20; 7,23; 1 Petr 1,28 f. 33 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 14. 34 Vgl. Mk 1 , 2 1 - 2 8 ; Lk 4 , 3 1 - 3 7 . 35 Zur Uberlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 464 Anm. 3. 36 Zur Überlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 495 Anm. 3. 37 Für die Zeit bis zum 7. 2. 1771 ( = Nr. 536) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Zugleich [mit Nr. 535] schrieb auch einen halben Bogen voll Englisch an den Missionar der Engl. Kirche To the Revd Mr: Kanner, Worthy Missionary of the Church in Boston. Gab das Paquetgen heute Abend am 22 Januar: 1771. an Mr: Hübner von Neuyork, addressirte es an H. P. Gerock mit ein paar Zeilen, bittend, daß er es p[er] Post nach Boston senden mögte." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 194; vgl. Tappert II S. 489). 17 18
536.
An ]. L. Helmschmidt
Philadelphia,
7. 2.
1771
A n d e n H . J o h : L e o n h a r d H e l m s c h m i d t , H o f v e r w a l t e r bey Ihro Hochfürstl[ichen] Durchlfaucht] von H o h e n Lohe=Langenburg HochEdler, H o c h z u E h r e n d e r Herr und Gönner D i e v o n E w . H o c h E d e l g e b [ o r e n e n ] d[e] d [ a t o ] 2 2 Junii 1 7 6 9 e m p f a n g e n e geneigte Zuschrifft nebst anvertrauten Vollmacht w e g e n der S[alvo] T[itulo] W e l z i s c h e n E r b s c h a f f t , u n d hier desfals g e f u n d e n e H i n d e r n i ß h a b e i m verfloß e n e n J a h r e m i t einigen Z e i l e n d u r c h den M r : Z i e g e n f u ß zu a g n o s c i r e n die Ehre gehabt1. D i e 2 e r w e h n t e H i n d e r n i ß e n sind diese n e m l i c h H e n r i c h R ü h m f e l d berufft sich a u f d e n letzten W i l l e n u n d T e s t a m e n t des w e i l [ a n d ] H . A n d r e a s W e l z ,
Nr. 5 3 5 / 5 3 6 / 5 3 7
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22. 1./7. 2 . / 1 5 . 2. 1771
worinnen nichts mehr als ein Schilling sterling vermacht, welcher Wille auch nach hiesigen L a n d e s r e c h t e n gültig erkant, und registrirt worden. Da aber Esq Clotz 2 aus Liebe zur Gerechtigkeit, zu seinem ersten Vater=Lande, Freund» und Bekantschafft so zu sagen vor dem Abschiede des Testatoris noch eine kleine Handschrift für 50 £ erpreßt und nach dem Tode noch ein Billet für 50 £ zuwege gebracht, solche besagte Summen aber nur auf dem Papier, und nicht in Specie in Verwahrung gehabt und sich theils wegen eines gewißen Briefes beleidigt, wie auch deswegen affrontirt findet, daß die Vollmacht nicht an ihn gestellet worden, so habe ich in der critiquen Sache keinen Process wagen und die Sache nicht gern verschütten wollen. Denn die meisten Processe gehen hier nach dem alten Sprich=Worte: nemlich am Ende des Streits bekomt eine jede Parthey die Hälffte von der Auster Schale, und die Herren Juristen haben den Innhalt für ihre Mühe. Der Andreas Lein, der diese Vollmacht an S Τ. H. Georg Welz gestellet will es solcher gestalt wagen, weil der Herr Richter Klotz ihm versprochen, mit Hand anzulegen, ob es wol nicht ohne einen weitläuffigen Process allhier zustande kommen mögte. Daß Esq Klotz das Geld in Händen haben solte, war ja wol nur ein Error Intellectus haud Voluntatis wodurch point d'honeur so empfindlich gerührt worden. Ein gutes Wort und Erklärung pflegt ja sonsten statt zu finden. Ich wünsche von Hertzen daß dieser neue modus procedendi baldigst draußen und hier zu beiderseitigem Vergnügen und glücklichem Ende gelangen möge. Es scheinet aber wol hier periculum in mora zu seyn, wenn etwa der Henrich Rühmfeld bankruptiren, oder seinen Platz verkauffen etc. und in eine andere Province ziehen solte. Ohne dem H. Klotz kan die Sache nicht wohl gethan werden, weil er Agens war und die Schrifften in Verwahrung hat. Hiemit empfehle Ew. HochEdl. samt werthen Familie etc. etc. Dero zu möglichen Liebes-Diensten bereitwilligen Philad. d 7 Febr. 1771 Abschrift 1 2
von Mühlenbergs
Η Μ. Hand im Tagebuch
in Ρ Μ 95 A Nr. 12 1769-71
S. 227 f.
Beide nicht erhalten; zu Mühlenbergs Antwort vgl. Nr. 4 9 9 Anra. 7(2). Ludwig Clotz, entfernter Verwandter Mühlenbergs und Friedensrichter in Macungie; vgl. Bd. III Nr. 445.
537. An J. Shoemaker,
Η. Chrest
und Ch. Witman
Philadelphia,
15. 2. 1771
To Mess r s Jacob Shoemaker, Henry Chrest and Christoph Witman in Reading. Geehrte Herren und Freunde, Ich habe Ihr Schreiben vom 8 Febr: 1771 1 durch den jungen Mstr: Trubel erhalten. Ich bedaure daß mir Ihr Klagen in etwas Dunckel vorkomt. Sie schreiben vom betrübten Streit, und das ist Land kundig. Sie sagen der Streit
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Die Briefe des Jahres 1771
sey durch unvorsichtige Person oder Personen entstanden, und werde immer weiter und tieffer gebracht; und das ist auch leider bekant genug, nur will niemand die Person oder Personen seyn, die den Streit angefangen, sondern wo erst 2 Partheyen entstehen, da giebt die verderbte Eigenliebe immer der andern Parthey die Schuld allein, dahin gehöret mit Recht was in der ersten Epistjel] an die Corinth: im 6 cap: vom 1 bis zum 8 vers: stehet. Sie schreiben von neuen Aufsätzen [Auflagen] in Ihrer Evangelischen Gemeine und Kirchen Sachen, wodurch in dieser verworrenen Zeit der Streit vergrößert werde. Das ist mir undeutlich: Zumal, da sie den Spruch aus Act: 15,10 anführen: Was versucht Ihr denn nun Gott mit Auflegen des Jochs etc. Was verstehen Sie doch meine Geehrte Herren unter dem Joch? Was meinen Sie mit den neuen Aufsetzen? In Ihrem angeführten Spruch Act: 15 ward unter dem unerträglichen Joch die Beschneidung verstanden etc. H a b e ich Ihnen jemals wollen ein Joch aufbürden, oder hat es mein Mitarbeiter H . Pfrr. Kr[ug] thun wollen? Die wenigen male, da ich bey Ihnen geprediget, habe Ihnen ja nichts anders zu gemuthet als der Versöhnungs Plan und die Ordnung der Buße, Glauben und Gottseligkeit. Die Zeit daß H. Kr: bey Ihnen geprediget, die Jugend unterrichtet und die Sacramenta ausgetheilt, wird er ja wol Gesetz und Evangelium, nicht die Beschneidung des Fleisches, sondern der Ohren und des Hertzens angepriesen haben. Ich habe Ihnen den H . Kr: nicht aufgebürdet, sondern sie haben ihn ordentlich beruffen und angenommen, wie damals Ihres Namens Unterschrifft unter seinem nun aufgegeben[en] Berufe bezeugen? 2 Und wir hätten ihn schon vor etlichen Jahren zurück genommen, wenn nicht 106 Glieder gegen 8 bis 14 gebeten, daß wir ihn dalaßen mögten. 3 Und warum quälen doch beyde Partheyen den armen Lehrer, da sie wißen, daß er ordentlich nach Friedrichstown in Maryland beruffen ist 4 , und nur der Winter und schlimme Wege zum Reisen den Abzug verhindern? Ist das Christlich, ists Evangelisch? ist es vernunfft menschlich? Sind wir in Feindes Landen? daß man nicht 4 oder 6 Wochen mit Gedult erwarten könte? Irret Euch nicht liebe Brüder, G o t t läßet sich nicht spotten. 5 Ich habe ihm geschrieben 6 er mögte gleich darzwischen herausgehen und zu mir nach Philadelphia kommen und bey mir bleiben bis etwa die Wege zum Reisen nach Friedrichstown gangbar würden. Es deucht mir, da sie sich über neue Aufsätze und unerträglich Joch beschweren, daß sich die Sprüche auch sehr wohl geschickt hätten: Psalm 2, vers: 3,4. Jerem: 5, vers: 4,5,6. Jerem: 2, vers: 20. Matth: 11, vers: 29,30. Doch endlich zum Schluß zu kommen, weil ich im Namen 80 und mehrer Glieder angesprochen werde, denen Aufsetzen einhalt zu thun, und Friede herzustellen, so bitte ich hiedurch nicht allein die 80 Glieder, sondern die gantze Gemeine, daß sie in Gottes Namen ruhen, und es bey ihren eigenen alten Aufsetzen laßen, weil mir die neuen Aufsätze unbekant sind, bis H. Pfrr: Krug von ihnen weg ist. Als denn mögen sich beide Partheyen vereinigen und sich ein beßer Joch erwählen, und alte oder neue Aufsetze oder gar keine nach ihrem Gefallen machen. In Eil weil der M a n n wartet, habe dieses zur vorläuffigen Antwort senden wollen. Meiner geehrten Herren und Freunde geplagter Philadelphia d 15 Febr: 1771.
H:Mb:
Nr. 537/538 Abschrift
von Mühlenbergs
15. 2./16.2. 1771
249
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1 769 - 71 S.
230-232.
1
Nicht erhalten; zur Vorgeschichte vgl. Nr. 533 und Nr. 534.
2
Mühlenbergs Entwurf der Berufungsurkunde Krugs (ohne die Namen der Zeugen) ist in Bd. III Nr. 312 Anm. 23 abgedruckt. Dies wurde auf der Synode 1769 verhandelt; vgl. Nr. 476 Anm. 3(2). Vgl. den Synodalbericht 1770 (Nr. 495 Anm. 3) und Nr. 533 S. 239. Vgl. Gal 6,7. = Nr. 533.
3 4 5 6
538. An [J. G. Knapp und F. M. Ziegenhagen]
[Philadelphia] 16. 2. 1771
Hochwürdige, theureste Väter und Wohlthäter, Wenn mein Schreiben an Hochw: Väter vom Dec: 1770 1 mit einem magern Journal 2 , welches im Dec: von hier mit dem letzten Schiffe über Bristol sandte, zu recht gekommen ist, und Hochgedacht Dieselben es einer mühsamen Durchsicht zu würdigen geruhet; so werden unsere äusern Umstände bis dahin einiger maßen bekant seyn. Hochwürdige Väter wollen denn herablaßend geruhen daß mich weiter wegen der aus wendigen Rüstung erklären dürffe: 1) Den Zions Bau in Philadelphia betreffend, so habe mir eine accurate Rechnung davon geben laßen, deren Copie aber noch nicht mit senden können, weil mein Sohn Henrich noch nicht damit fertig, und sich überhaupt so verhält: a) Der Bau hat in allen gekostet 8000 £ b) Das Grundstück worauf die Kirche steht 1540 „ c) Die alte Schuld vom Kirchhof, Schulhaus 1400 „ Summe
10940 £ curr. Diese Summe von eilf tausend weniger sechzig Pfund, ist innerhalb 4 Jahren durch Gottes sonderbare Güte und Erbarmung bis auf die Hälffte vermindert worden, so daß wir nun noch fünf tausend und etliche hundert Pfund schuldig sind und auf 6 p[ro] C[entum] verinteressiren müßen. Die Interessen und übrigen nöthigen Ausgaben ex[empli] gr[atia] salaria für Prediger, Haus=Rente [= Miete], Feuer Holtz etc. Organisten Lohn, Schulgeld für arme Kinder, Reparirung der St: Michaelis Kirche, des Schul» und Pfarrhauses, Lichter zu Abend=Gottes=Dienst in den Kirchen, Brod und Wein zum heil. Abendmahl etc. etc. haben in den 4 Jahren wärend des Baues auch verschiedene tausend Pfunde weg genommen. Ο gnädigste Vorsehung, Verschonen und Langmuth Gottes, um Christi unsers Fürsprechers 3 willen! Zu mal in den Jahren da Handel und Wandel sehr tod gewesen und noch ist. 4 Was sind die Bächlein, wo her etwas zufließt? Nächst zu Gott, der unendlichen Quelle aller guten und vollkommen Gaben, und nächst seiner Knechte und Kinder Liebes Gaben aus Europa, haben wir die Jahre her
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Die Briefe des Jahres 1771
a) jährlich bey 4 0 0 £ vom Klingel Beutel Collecten b) bey 300 £ vom Stuhl Gelde aus beyden Kirchen, c) von einer quartal Collecte 200 £ und d) 50 bis 60 £ Grabgeld aus den Kirchhöfen gezogen. Es kam mir fürchterlich vor als die Summe von Eilftausend gleichsam wie Accessum Maris betrachtete, bey einer Gemeine die alle Augenblick mögte zerrißen und zerspalten werden, wenn Gott der Herr seine Schutz und Gnaden Hand abzöge etc. und sehr erwecklich und zitternd freudig, weil nun Recessus Maris angegangen, und vom Jahre zu Jahre fort fahren mögte, wenn der Herr Heer mit uns bleibt, und die Lehrer vorsichtig handeln und in Geistes Einigkeit 5 etc. das Werck des Herrn und seines Interesse mehr als ihr eignes treiben. 2) Dieses obige leitet mich zu folgender Anmerckung, nemlich: Als wir in dem bedencklichsten Periodo des Zions Baues Stacken, geruhete unser Wohlseliger in Gott ruhender theurester Vater, Gotthilf Aug[ust] Francke im Jahre 1768 zur Aufmunterung zu schreiben: 6 „daß Hochgedacht Dieselben gewillet wären, künfftig hin die bey Ihnen einkommende Liebes Beyträge und Vermächtniße zu einer höhern Schul=Anstalt in Pennsylvania, auf einen fundum zu legen, und der incorporirten St: Michaelis und Zions Gemeine so viel hochged: Denselben gut deuchte, zu creditiren, nemlich ein jedes hundert £ für 4 £ Interesse jährlich, so lange bis das Capital zu einer zu bestimmenden Anstalt gefodert, oder die Intereßen zu solcher Anstalt näher bestimmet würden, mit dem Beding, wenn die besagte Corporation, Hochwürdigen Vätern Versicherung für das Capital und 4 £ p. C. geben wolten etc." Ich trug solches vor, und es wurde von der Corporation mit Freuden aufgenommen und am 24 April 1769 ins Protocoll getragen, 7 und eine Probe von der Versicherung, worauf wir hier in der stärcksten Ebbe Credit gehabt, hinaus gesandt etc. 8 Da sich aber seit dem die Umstände etwas geändert und aus gantz wunderbarer gütigen Regierung Gottes das Hertz eines Hohen Wohlthäters 9 so unbegreiflich geneigt worden, ein Legatum nach Engelland zu promoviren, über deßen sichere Anlegung so gar meine einfältige Meinung gefodert, und unmaßgeblich gegeben, 1 0 und sich auf alle Wege Bedencklichkeiten finden, wie es am sichersten und vortheilhafftesten seyn mögte, ich auch in deßen mit H. Pfrr: Schultz und den verständigsten Gliedern der Corporation wegen des Legats conferirt, und sie der Meinung sind, daß es ohne Gefahr der hiesigen Corporation die erstem Jahre auf Interesse das Hundert 6 £ p C. geliehen werden und die Corporation ihre Versicherungs Bande 1 1 an Hochwürdige Väter dafür aus stellen könten etc. So habe selber gedacht, daß dieses wol der nächste, kürtzeste und sicherste Weg bis auf weitere Einsicht seyn mögte. Denn so viel ich Gelegenheit gehabt mit Landes Kundigen und Verständigen desfals zu conferiren, so sind sie der Meinung, daß es mit Grundrenten, mit Auslehnung auf Land und dergleichen] ebenfals Mühe, Kosten, und Zufälle gäbe, und daß die Interessen am richtigsten erfolgen würden, wenn das Capital der Corporation 6 £ p C. geliehen würde. Unsere Corporation ist willig dazu, und dürffte nur damit die 1400 Pfund ablegen, welche wir von Englischen Herren
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auf Corporations Bande gelehnt und 6 £ p C. geben müßen. Die übrigen Capitalien unserer Kirchen Schulden stehen aller meist unter unsern Gemein» Gliedern, und die Corporation hat numehro Gott lob! so guten Credit, daß manniche außer unserer Gemeine Geld zum Lehnen anbieten, weil die Interessen so accurat auf den Tag, wenn sie fällig sind abgetragen werden, und der Kirchen Estate 12 von Jahre zu Jahre anwächs[t], so daß man numehro unter Gottes Erbarmung sagen kan, wenn die Sache unter Gottes Beystand erhalten und fortgepflantzet wird: a) die St. Michaelis Kirche und Ihre 2 mit Mauren eingefaßte Kirchhöfe sind 3000 £ werth b) das Schulhaus zum wenigsten 1000 £ werth c) das Pfarr Haus — — 600 £ werth d) das was an Zion bereits abbezahlt 5400 und also am Werth 7000 Pfund hat. 13 Die St: Michaelis Kirche, Schul» und Pfarr=Haus sind aßecurirt im Fall /: das Gott in Gnaden verhüte :/ das Feuer sie beschädigen solte. Dieses obige ist es, was die Corporation zur Versicherung in ihren Banden geben kan. Und weil solche Versicherung von Gottes allmächtigem Schutz, Gnade, Barmhertzigkeit, Treue und Verheißung abhanget; so weiß nicht ob die Grund Veste einer Banck in Engelland, Holland, Dännemark etc. etc. sicherer oder so sicher seyn mögten. Denn alles alles was wir sehen, das muß fallen und vergehen. Wer Gott fürcht't bleibt ewig stehen. 14 3) Ich hatte in meinem letztern vom Decembr: a[nni] pr[aeteriti] einen gantz unmaßgeblichen Einfall Hochwürdigsten Vätern, wegen einer Anstalt auf Barrenhill, vor zu legen mich erkühnet, 15 habe auch des wegen von einem Rechts» Gelehrten ein schrifftlich Instrument im Englischen verfertigen, solches von der Corporation in Betrachtung ziehen, und am 14ten Januar: 1771 von allen Gliedern des Kirchen=Raths unter schreiben und mit dem großen Siegel corroboriren laßen. Solches Instrument wird eine Lease 16 genant, worin das Gebäude auf Barrenhill samt dem Grundstücke mit allem Zubehör von der Corporation an Sr: Sr: Sr: Η. Η. H. Herren Mich. Fr: Ziegenhagen, Dir: Knapp und Vice Dir: Freylinghausen —: zu einer beliebigen Anstalt etc. auf 99 Jahre übergeben und registrirt worden, mit dem einzigen Beding, daß im besagten Gebäude ein Platz für eine Evangelisch=Lutherische Gemeine nach dem Grund der Apostel und Proph: der Augspurgischen Confession gemäß erhalten und selbige von Dero Directorio verordnet und bestirnten Lehrern mit den Gnaden Mitteln versehen werden mögte. Solte in dieser meiner Procedour Hochwürdigen Vätern etwas anstößig vor kommen; so bitte nur um väterliche Gedult, weil, wenn ich lebe, und mehr Zeit und Kräffte gewinne, mit Göttlicher Hülffe, mich deutlich und hinlänglich zu erklären hoffe, warum so, und nicht anders nach überwiegenden Gründen handeln müßen. Weil Besagtes Gebäude und Platz von Liebes Collecten, und nun zuletzt von des Hohen Wohlthäters besondern Vermächtniß, nemlich der apart bestirnten 282 £ sterl. 17 theils bezahlt worden und noch bezahlt wird; und es für eine solche
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Anstalt schicklich und bequem ist; so gehöret niemanden das Directorium darüber als solchen Vätern, durch Deren Sorgfalt und Bemühung die Collecten und heilige Vermächtniße unter Gottes Beystand befördert worden, und die Muth und Verlangen haben gute Anstalten zum Bau des Reiches Christi auf zu richten in diesen Abend Wüsten. Ein solch Privilegium ißet kein Brodt, wenn es auch eine Weile brach lieget, kan aber zu seiner Zeit angebauet und zur Ehre Gottes genutzt werden. Ich finde wohl, daß es mit mir zu spät einer solchen Anstalt Handleistung zu thun, weil ich wieder aufs neue in den philadelphischen Karch [Karren] gespant, seit dem H. Pfrr: Schultz nach Tolpehaken genöthiget, 18 und ich mit H. Pfrr: Kuntze in Philadelphia allein gelaßen worden. Meine Nachkommen werden mit Göttlicher Hülffe es weiter zu bringen suchen. Die gegenwärtig anscheinende Unmöglichkeit mit Barrenhill was anzufangen, hat mich bewogen in Unterthänigkeit und Demuth die Frage zu thun, ob Hochwürdigste Väter und Wohlthäter es rathsam, nützlich und genehm halten mögten, wenn man das Legat, was gegen wärtig noch in England ist p[er] Wechsel hieher brächte und an die Corporation liehe auf 6 £ Interesse p C.? weil es mit übrigen Vorschlägen noch ins Weite siehet, und die Interessen nicht höher gebracht werden können als 6 £ p C. Eine baldige Antwort und Hochväterlicher Unterricht in dieser Sache würden mir tröstlich seyn. 4) Den gantzen Verlauf mit dem Barrenhiller Kirchbau, die Rechnungen etc. etc. vom Anfang bis hieher habe in ein Buch geschrieben, 19 und fehlet nur am Abschreiben, sonst hätte es Hochwürdigsten Vätern schon längst gebührend vorgelegt. Meine jüngern H. Amts=Brüder haben immer viel zu thun, und klagen über Augenwehe und Colic wenn sie Nachts schreiben solten, und was sie auch abschreiben, ist so künstlich, daß ichs durch den Brill fast nicht nachlesen kan. Darum warte immer auf beßere Zeit und Kräffte, daß es selber thun mögte. 20 5) In ein paar Monathen gjeliebts] G[ott] wenn die Schiffe wieder gehen, werde denn einen Wechsel auf Sr. Hochw: Herrn Hofpred: Ziegenhagen für die Helffte der zu meiner Ranzion 2 1 wegen Barrenhiller Bürgschafft gnädigst bestirnten 282 £ sterl. ziehen, damit die schweren Interessen, die ich noch immer aus meinem Sacke bezahlen müßen, vermindert werden. Das Capital der Schuld von Barrenhill sind 350 £ Currency, welche jährlich 21 £ curr: Interesse erfordert haben. In den Schulden wegen Zions=Bau bin ich zwar auch mit verhafftet und stehe in allen Obligationen als Rector oben an; aber es kan doch kein Creditor meine Person, noch mein Weib und Kinder des wegen angreiffen weil der Kirchen Estate zur hypothec stehet, und Gott der Herr unser Bürge bis hieher gewesen, und seines Liebsten Sohnes Fürsprache uns noch nicht verlaßen noch versäumet hat. 6) Wenn obgemeldter maßen das Hochgr[ä]fl[iche] S[olms Rödelheimsche] Legat an die hiesige Corporation geliehen werden solte, so wären vor der Hand keine Agenten oder Vollmachten nöthig, weil die Versicherungs Bande oder Obligationen an die Hochwürdigen Herren Directores Dr: Knapp und Dr: Freylinghausen namentlich gestellet werden müsten, und Hoch gedacht
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Dero Ordres für Capital und Interessen nur an den Rector oder Vice=Rector mit ein paar Zeilen ergehen dürfften, so würde Denselben ohne die geringste Schwierigkeit gehorsamet werden. Wir haben es bis her so gehalten, wenn jemand sein geliehen Capital gern wieder haben wollen, und es nur mit einem Wort oder Winck zu verstehen gegeben; so ist gleich geholffen worden, wobey sich Gottes gnädigste Aufsicht auch im kleinen geäusert, daß wenn etwa heute ein Creditor kam und sein geliehen Capital begehrte, morgen schon ein ander sich einfand und so viel auf Interesse zu lehnen anboth. Solte aber das Legat hier auf liegende Güter als Land, Häuser und Grund Rente aus gelegt werden, so müsten nothwendig Commissarien, Agenten, Attorneys, Trustees oder dergl [eichen] von Hochwürdigen Directoribus constituirt, Bevollmächtiget und auch Salarirt werden, welcher Mühwaltung die Interessen klein genug machen dürffte. Denn einiger Buchhalter oder Schreiber bey Kaufleuten bekomt hier 60 — 70 bis 80 £ jährlich für seinen Dienst. 7) Ich habe in meinem letztern Schreiben vom Dec: schon gemeldet, daß unsere Corporation am lOten Dec: 1770 des Η . P. Kuntze sein Salarium jährlich auf 50 £ sterl. oder 75 £ curr: verordnet, und des H . Pfrr: Schultzen sein gleich gemacht nebst freyer Wohnung und Feuerholtz. 2 2 Und da H. Schultze am 28 Januar: a[nni] c[urrentis] von hier /: wie wol ungern :/ ab, und nach Tolpehaken gezogen, 2 3 so ist H. Kuntze promovirt worden und arbeitet nebst mir an der Philadelphischen Gemeine. Ich habe derweile meinen Sohn Henrich im Pfarrhause bey mir, und laße denselben theils mit mir wechseis weise den Thürhüter Dienst versehen, theils in der Schule für mich vicariren und auch dann und wann, wenn übele Witterung und Wege sind, nach Barrenhill gehen. Mein Sohn Friedrich hilft dem H. Schultze an den 9 Gemeinen in den Tolpehaker Gegenden. Unser lieber Amts=Bruder Η. P. Krug wird g: G. nächstes Frühjahr von Reading nach Friedrichs Town in Maryland ziehen, und die Readinger Gemeine eine Weile brach liegen müßen, weil sie die Zeit der Gnaden Heimsuchung nicht zum besten anwenden wollen. 2 4 H. Schwertfeger ist in die äusersten 4 Vereinigten Gemeinlein an den blauen Bergen, die ich im vorigen Sommer besuchte, beruffen worden 2 5 ; und der junge Mag: Streit versieht der weile noch als Collaborator, die Gemeinen in Easttown, Lower Saccum und Greenwich. Mein ältester Sohn Peter bedient als Diaconus die Gemeinen in Jersey, zu Neugermantown, Bedminster und Valley, deutsch und Englisch. 8) Ich finde mich genöthigt das Protocoll 2 6 von der letzten Synodal Versamlung in Reading so mit zu senden, wie es vom Η . P. Kuntze geführt worden, weil nicht Zeit noch Kräffte habe, es mit Anmerckungen zu erläutern: Ein Punckt besonders mögte Hochwürdigsten Vätern wol mit recht voreilig und anstößig vor kommen, nemlich warum meine 2 Söhne von dem Ministerio schon als Diaconi, Collaboratores oder Catecheten oder Helffer geordinirt worden? Wenn meine Gründe in Demuth und Unterthänigkeit zur reiffern Beurtheilung vorlegen darf, so waren es folgende: a) es ist kein ordinairer Prediger in den hiesigen Gegenden es sey in Städten oder Lande, der nicht Gemein=Glieder 1 — 2 — 3 — 4 — 5 und mehrere Meilen
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von seinem Auffenthalt abwohnend hätte: Es fallen bey entfernt wohnenden Gliedern Nothtauffen, Kranckheits Fälle etc. vor. Wenn nun ein Ordinarius so vielerley und weitläufftige Amts=Geschäffte hat, was kan ihm ein Collaborator oder Helffer nutzen, wenn er Ihm nicht eine Noth tauffe abnehmen, oder im Nothfall einem Krancken berichten darf? Kan der Prediger nicht im Nothfall bey springen, und der Helffer darf nicht, so muß es die Hebamme etc. verrichten, oder die Leute müßen in solchen Fällen Ihre Kinder ohne die heil [ige] Tauffe sterben laßen und sich ein Gewißen darüber machen, oder leichtsinnig, wie andere Secten werden, und die heil: Sacramenta als Bundes Mittel und Siegel unnöthig halten, und dencken, was kan mirs helffen, ein Kirchen Glied zu seyn, wenn ich keine Hülfs Mittel in der Noth habe? Es ist fast keine Haupt Kirche und Gemeine, die nicht Filials hätte. Der Prediger schicket seinen Helffer 5 — 10 — 15 — 20 Meilen zu einem Filial und läßet etwa alle 2 - 3 - oder 4 Wochen daselbst Gottes=Dienst halten. Es kommen Eltern von 3, 4, 5, 6 Meilen zu Pferde zum Gottes» Dienst und bringen ihre junge Säuglinge mit vieler Mühe herbey und wolten sie gern getaufft haben, der Helffer darf es aber nicht thun. Die Folgen davon sind betrübt zu melden! Wenn in den hiesigen weitläufftig: Umständen ein Prediger von seinem Helffer nicht mehr Hülffe haben kan, als daß er ihm nur etwa eine Predigt abnimt, so ist es nicht der Mühe werth, der Prediger bleibt der servus und sein Helffer ist der Gentleman, und wird doch H. Pfarr titulirt. b) Ich finde nicht in unsern Symbolischen Büchern, daß die Krafft der heiligen Sacramente der administrirenden Person zu geschrieben werde, oder von deren Alter und Würdigkeit abhange. Jeremias sprach: Ich bin zu jung: Der Herr antwortete: sage nicht, ich bin zu jung etc. Cap: 1, 6, 7, 8. Niemand verachte deine Jugend 1 Tim: 4, 12. Wenn ein Prediger hier das heil: Abendmahl hält und bis weilen 100, 200, 300 etc. Communicanten hat, und sein Collaborator darf nicht helffen den Kelch reichen so muß der Prediger ein paar Stunden länger machen, und fast ohnmächtig werden. c) Wenn nicht die N o t h der armen Gemeinen mich von allen Seiten her gedrungen, so hätte meine armen Kinder gern noch geschonet; und sie selber machten auch krumme Mäuler, weil sie sich eingebildet, ihr Vater könte sie wie Canarien Vögel in der warmen Stube halten, mit Zucker füttern und sie singen lehren etc. Ach nein, es gehet mir wie einem armen Bauer, der viele Frohn Dienste thun soll, wenig Hülffe und kleine Kinder hat. Er spannet sie früh zeitig mit an, und lehret sie arbeiten, weil sie eßen wollen. 27 d) Es war in zwischen nicht mein Getreibe, sondern ich stellete es dem gantzen anwesenden Ministerio vor, und über ließ es ihrer Beürtheilung und nähern Bestimmung, und auf eine Prüfung ankommen. Und da ein gantzes Ministerium es für nöthig fand sie im Hebraeischen, Griechischen, Lateinischen, in Theologia theoretica und practica zu examiniren, und mit Handauflegung zu Diaconis oder Collaboratoren zu ordiniren, so ließ mirs auch
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gefallen, und über gab sie mit stillem Seufzen ihrem Erlöser und seinem guten Heiligenden Geiste und besten Lehrer, e) Obiect[io]: es ist wieder die Natur, Ordnung etc. etc. junge Leute zu ordiniren: es sind Neulinge, blähen sich auf etc. etc. Antw: J a in Ecclesia plantata, wo salaria fixa sind, und Patroni unter vielen die Wahl haben, wo das jus canonicum gilt etc. da mögte es wol unter bleiben. Vor 30 Jahren waren in den gesegneten Glauchischen Anstalten fast lauter bejahrte, erfahrne, versuchte und gesetzte Herren Inspectores. Ist es noch so? Warum jüngere? Die Erndte ist groß, der rechten Arbeiter sind wenig, und müßen jung und früh angespant werden etc. 2 8 Niemand verachte des wegen ihre Jugend. Ein Neuling ist doch noch beßer, als ein noch gantz fühlloser und unbekehrter Pharisaeer. In gefährlichen Krieges Zeiten werden auch wol junge Knaben mit geworben, wenn sie nur eine Flinte tragen und los drücken können. In Friedens Zeiten hat man die Wahl und nimt sie nach dem M a a ß . Das Aufblähen, vergehet einem hier zu Lande gar leicht, cessante caussa etc. 2 9 Das Salarium apostol: 2 Cor: 6,4 = 10 ist ein fürtreflich Mittel gegen die Aufblähung. Ich habe an allen meinen lieben H. Amts=Brüdern, die nach mir herein gesandt, die erste Zeit kurtz nach ihrer Ordination und Ankunfft fast eben so lange Europaeisch=theologische Hörner gefunden als ich selber mit gebracht; und es wäret lange, ehe man sie abstoßet, und zum Lamm wird. Es giebt Creaturen denen man in langer Zeit das Schwimmen erst lernen kan, dagegen hat man mit jungen Gänselein wenig oder gar keine Mühe, denn so bald sie aus der Schale sind, ersauffen sie nicht leicht, wenn man sie ins Wasser setzt. Es komt auf Gottes Gnade und Erbarmung an. Er kan aus Nichts etwas, und aus Großem Kleines machen. Nur wird auch unsrer Seits die treue Anwendung derselben erfodert. Es ist unter andern mein Bitten und Flehen, der allmächtige Erlöser wolle doch mich und die Meinigen in Gnaden schützen und behüten, daß sein herrlicher Name, und seine Sache nicht durch uns verunehret und gelästert werde, wie es der Satan auf alle mögliche Weise mit List und Tücken sucht! sondern daß Er uns auch durch seine Gnade und Geist von gantzem Hertzen bekehren, zu Gefäßen seiner Ehre, 3 0 zu Nutz unsers Nächsten, und zu Gegenständen seiner Barmhertzigkeit, und ewig selig machen wolle! 9) Die vielerley Anfechtungen von M o n a t h October a[nni] pr[aeteriti] bis hieher von innen und außen, absonderlich die Veränderung mit H. Pfr: Schultz etc. 3 1 und der rauhe Winter als ein Feind meiner Brust Beschwerde, haben mir einen guten Theil meiner noch übrigen Leibes und Gemüths=Kräffte weg genommen. Ich habe mich erkühnet den gantzen Process zwischen Philadelphia und den Tolpehaker vacanten Gemeinen, zwischen H. Schultze, Kuntze und mir in Zusamenhang auf zu schreiben und Hochwürdigsten Vätern vor zulegen, 3 2 nicht als ob ich jemand anders als mich selbst verklagen, sondern zugleich dabey zeigen wolte, wie viele Schwierigkeiten mit solchen Veränderungen verknüpffet sind. Ich komme viel leichter durch, wenn gemeßene Ordre und Instruction von Hochwürdigen Vätern vor mir habe. Bin auch deswegen in mannichen Kleinigkeiten so weitläufftig im Schreiben, das gern einge-
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schränckter und abhängender handeln mögte. Denn wenn mir etwas zur weitern Einrichtung nach den hiesigen Umständen überlaßen wird, und ich nach meiner geringen Einsicht gern wolte das beste treffen, so muß ich mich bis weilen von meinen nächsten und besten Freunden beargwöhnen und beurtheilen laßen, als ob ich partheyisch handelte: Einer trage des andern Last. 3 3 Meine lieben Herren Amts=Brüder haben freylich vieles an mir zu tragen, weil ich alt und schwach bin, aber was ist mein Bündel für so viele junge starcke Helden? Dagegen wollen sie alle zugleich von mir getragen seyn, welches wieder das Ebenmaaß gehet. Doch was hilfft klagen, ein jeder lerne seine Lection, so wird es wohl zu Hause stöhn. 3 4 Die Kirche ist ein Lazareth, oder wie der sei. H. Dr: Anthon 3 5 sagt Coetus Miserabilium etc. Wir haben einen mitleidigen Hohen Priester 3 6 , der uns alle mit Langmuth und Verschonen trägt, und um deßent willen haben Hochwürdigste Väter mich schon so viele Jahre mit großer Gedult getragen, und werden nun auch vollends tragen, und herablaßend geruhen, daß mich getröste zu seyn Dero, obwol unnützer, doch getreuer Knecht den löten Febr: 1771 3 7
Reinschrift in AFrSt IV C 16:5 S. 19-30; 1 2
3 4
Heinrich Mühlenberg
LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:4 S.
19-30.
= Nr. 522. Von der Reise zur Synode nach Reading und nach Tulpehocken (21. 10.— 7. 12. 1770); vgl. das Postskriptum zu Nr. 522 mit Anm. 28. Vgl. 1 Joh 2,1. Gemeint sind die Auswirkungen der Stamp Act und der Townshend Acts; vgl. Bd. III Nr. 331 Anm. 1; Nr. 348 Anm. 18; Nr. 384 Anm. 18 und Nr. 440 Anm. 2. Das sogenannte Boston Massacre (5. 3. 1770) hatte den Konflikt zwischen dem Mutterland und den Kolonien zusätzlich verschärft; der Boykott britischer Importe brach allerdings nach der partiellen Rücknahme der Townshend Acts bis zum Ende des Jahres 1770 zusammen und der Handel erholte sich rasch wieder. Vgl. Nr. 500 Anm. 16 sowie Arthur L. Jensen, T h e Maritime Commerce of Colonial Philadelphia, zweite Auflage, Madison, Wise. 1966 und auch Gary B. Nash, The Urban Crucible. Social Change, Political Consciousness, and the Origins of the American Revolution, Cambridge, Mass. 1979, Kapitel 12 und dazu Hermann Wellenreuther, Labor in the Era of the American Revolution. A Discussion of Recent Concepts and Theories, in: Labor History, 22 (1981), 5 7 3 - 6 0 0 .
Vgl. Eph 4 , 1 - 3 . Vgl. Bd. III Nr. 448 S. 677 f. 7 Vgl. das Protokollbuch S. 1 4 8 - 1 5 2 sowie Nr. 464 Anm. 4 und Bd. III Nr. 448. 8 Die Schuldverschreibung der Corporation ist nicht erhalten; zur Sache siehe Nr. 464 Anm. 4. ' Wilhelm Carl Ludwig Graf von Solms-Rödelheim; vgl. Nr. 488 und Nr. 489. Vgl. das zweite Postskriptum zu Nr. 500. " Von engl, bond, Schuldurkunde. 12 Liegenschaften, Grundbesitz. 13 Mühlenberg hat offenbar beim Addieren die obersten 3000 £ übersehen. 14 Vgl. die 13. Strophe des Kirchenliedes „Ach wie nichtig, ach wie flüchtig" von Michael Franck (1609-1667). 15 Vgl. Nr. 522 S. 216 f. 16 = Pachtvertrag. 5
6
Nr. 538/539
16. 2./21. 2. 1771
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Vgl. Nr. 489 S. 135. Am 28. 1. 1771 war Schultze aus Philadelphia abgereist, zur Vorgeschichte vgl. Nr. 518; Nr. 519; Nr. 521; Nr. 5 2 7 - 5 3 2 . " Erhalten in P M 95 Ζ 6. 20 Eine auf den 22. 6. 1774 datierte Abschrift von Mühlenbergs Hand ist erhalten in AFrSt IV F 8 S. 8 4 - l l l v . 21 = Freikauf. 22 Vgl. Nr. 522 S. 218. 23 Siehe oben Anm. 18. 24 Vgl. Nr. 533; Nr. 534; Nr. 537 und Nr. 540. 15 Dies war auf der Synode im Oktober 1770 in Reading zustande gekommen, nachdem Mühlenbergs Versuche, zwischen Schwerdtfeger und seinen angestammten Gemeinden in Frederick zu vermitteln beziehungsweise ihn nach Reading zu empfehlen, gescheitert waren. Der Synodalbericht (Nr. 495 Anm. 3) nennt drei Gemeinden: Rosenthal, Albany (Allemangel) und Weisenberg. Vgl. auch Nr. 511 und Nr. 523. 26 Zur Überlieferung Nr. 495 Anm. 3; vgl. auch Nr. 522 S. 217. 27 Vgl. 2 Thess 3,10. 28 Vgl. M t 6,37 f.; Lk 10,2. 29 Cessante causa, cessat effectus. Wenn die Ursache wegfällt, entfällt auch die Wirkung. 30 Vgl. Röm 9,21. 31 Siehe oben Anm. 18. 32 Erhalten in AFrSt IV C 14:1 S. 2 - 3 3 (LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 2 - 3 3 ; vgl. T a p p e « II S. 481 — 490): „Continuation meiner Anmerckungen, wegen Versorgung der Tolpehaker vacanten Gemeinen mit Lehrern vom 5ten decembr: 1770. sequ." - Zum ersten Bericht vgl. Nr. 522 Anm. 28. 33 Vgl. Gal 6,2. 34 Luthers Kleiner Katechismus; vgl. BSLK S. 527 (Schlußvers) und WA 35 S. 580. 35 Paul Anton (1661 - 1730); Professor und Konsistorialrat in Halle. 36 Vgl. Hebr 4,15. 37 Datumsangabe von fremder Hand. 17
18
539. An [J. ]. Plitt]
Philadelphia,
21. 2. 1771
Hochwürdiger H. Dr. Senior von Gott mir gnädigst verliehener hertzlich zu verehrender Vater. 1 Aus hinlänglichen Proben und Beweisgründen bin ich nun völlig überzeugt daß der grosse Hirte 2 und Heiland aller Schafe so wohl derer die noch in der Irre gehen als auch derer die seine Stimme hören und ihm folgen 3 Ew. hochw Herz durch seine herzlenkende Kraft 4 in Liebe so erweitert, daß auch die hiesige annoch junge und arme Evangelische Anstalt bei Ihnen Platz gefunden und als ein Gegenstand Dero gläubigen Fürbitte, herzlichen Liebes Bemühung und würcklichen Wohlthaten mitleidig gewürdiget worden! Das hat Gott gethan ohn alle unser Verdienst und Würdigkeit 5 , und Ihm gebühret Preis, Ehre und Anbetung dafür in alle Ewigkeiten! Darf ich unter andern einige Proben und Beweisthümer davon anführen so sinds diese 1) meine 2 ersten Briefe 6 , die gar nichts gelehrtes, nichts weitge[he]ndes nichts interessirtes, nichts feines nach dem erhöheten Geschmack, sondern nur
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Die Briefe des Jahres 1771
herbe, betrübende, niederschlagende und Mühe erfodernde Gegenstände, in rauher Schale enthielten, wurden nicht verschmähet, sondern väterlich herablassend aufgenommen, so rauh=Americanisch wie sie waren, an Dero ähnlich gesinnete, um den Schaden Josephs 7 bekümmerte Väter, Knechte, und Kinder Gottes mitgetheilet, und haben ihre Würkung durch Liebes Beiträge gezeiget, nemlich die schon agnoscirte 14 £ 17 s 6 d. Sterling per Wechsel über London 8 , und nachfolgende 17 Gulden durch H. Schwerdfeger 9 ; welches der gütigste Mittler und Versöhner 1 0 seinen Freunden und Angehörigen reichlich vergelten wolle! 2) Das fortdauernde, wohlwünschende, hochgeneigte Andenken gegen mich, meine Mitarbeiter und die Sache allhier, wie ja aus Ew. Hochw. letzten Angeehrten vom 29 Maii 1770 1 1 durch M ö n s . Lochner und beigelegten 2ten Theil des 3ten Bandes Dero lehrreichen und erbaulichen theologischen Untersuchung 1 2 sattsam erhellet, und eine jede Zeile der väterlichen Zuschrift, Dero Liebes Eifer für die Errettung vieler Seelen in diesem Theil der Welt lebhaft bezeuget, als zum Beispiel: a) wie freuen sich Ew. Hochw. über die Vollendung unsers Zions Baues als der äußerlichen Rüstung und wünschen daß dem Eigenthums H[errn] 1 3 nun auch Kinder darin geboren werden mögten, wie der T h a u aus der M o r genröthe! 1 4 b) wie erst neulich nahmen dieselben Theil an dem Christi, erhabensten Legat einer warhaftig hochgräfl. Excellenc S. von R . so nahe beiwohnend 1 5 ! Da im Gegentheil andere finstere Weltgeister eine solche dem Heiland der Welt, 1 6 seinen heil [igen] Engeln und warhaften Gliedern höchst angenehme und Ruhmwürdigste Liebesthat beneiden und begeifern! *) Ο daß ichs erleben und gewürdiget werden könte, durch Ew. Hochw. sub rosa eine nähere Nachricht von einer so erhaben gesalbten Herschaft im Gnadenreiche, und besonders von dem modo wie Hochdieselben durch göttliche Regierung dazu unmittelbar und mittelbar bewogen, zu erlangen! und ob ichs auch wagen dürfte im Namen meiner Amtsbrüder etc. etc. unsere unterthänig=schuldigste Danckbegierde gegen Hochgedacht Dieselben zu bezeugen, und hier ein jährlich Dankfest auf Kindes=Kindern zu verordnen. c) wie grosmüthig und übersehend sanftmüthig haben Ew. Hochw. geruhet meine unbedachtsam aufgebürdete Commission wegen Hermans 1 7 ohne gehörige Ahndung und Reprimande aufzunehmen! Da ich doch besser bedenken sollen, mit wie viel nöthigen, wichtigen, Zeit und Kräften erfodernde Amts und Standes Geschäften dieselben überladen sind! /: * nicht mehr thun wird wohl die beste Entschuldigung seyn :/ d) wie vergnügt und angenehm ist nicht Dero erweiterten, wohlwünschenden Herz die glückliche Ankunft der neuen Lehrer 1 8 aus Europa bei uns gewesen! e) und ist das nicht ein lieblicher, ermunternder, erfreulicher und erfrischender Balsam für mein mattes Haupt 1 9 und unter mannicherlei Anfechtung und
Nr. 539
21. 2 . 1 7 7 1
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Versuchung verwelcktes Herz, wenn Ew. Hochw. Dero theologischen Untersuchung mir angedeihen lassen? Proben und Beweisgründe genug, daß der allergütigste Gott um Christi unseres hochgelobten Fürsprechers 20 und Versöhners willen Ew. Hochw. uns zum Vater, Wohlwünscher, Gönner, Wohlthäter, Fürbitter, Mitleider und Vertheidiger aus Gnaden erweckt und geschenckt hat! Er lasse Dieselben leben und an Seelen und Leibes Kräften stark bleiben in der Macht seiner Stärke zum Schutz, Segen und Trost seiner Bedrängten Kirche, zur Freude des Frankfurtischen Zions, zum Nutzen der gelehrten Welt, zur Erbauung des Reiches Gottes, Zur Wonne der hochwerthen Familie und sei Dero Schild und sehr großer Lohn! 21 Hier in der streitenden und dort in der triumphirenden Kirche. Amen. Wenn ich nun auch etwas von dem Zustande unserer Evangelischen Gemeinen auf diesseit dem grossen Wasser / wie die Indianer zu sagen pflegen / melden dürfte und nicht etwa beschwerlich damit fiele, so wollte erst den Statum externum einiger massen berühren, in Zuversicht daß Ew. Hochw. geruhen werden a) meine Weitläuftigkeit und Unordnung in der Schreibart, wegen meiner vielen Zerstreuung und Hauptsschwäche zu verzeihen, b) zum besten deuten, daß unten und oben und auf beiden Seiten nicht gehörigen Raum lasse, wegen der weiten Entfernung und Mangel der mündlichen Unterredung, weil ich weiß daß es in Frankfurt an weissen Papier nicht fehlet, und es bei mir die schuldige Hochachtung nicht vermindert. Anfangs läuft freilich etwas knechtlische Furcht mit unter, wenn man einen neuen Freund, Gönner, Wohlwünscher und Wohlthäter noch nicht recht kennet. Nun ich aber völlig überzeugt bin, daß Ew. Hochw. uns von Gott zum Vater erweckt und verliehen, so schreibe kindlicher, freier und getroster; versichert wenn um einen Fisch und Ey bitten sollte, daß mir kein Schlange oder Scorpion dafür gegeben werde. 22 1) Sub rosa: Vor etwan 18 Jahren entstand eine Rotte, von sogenanten Neuländern, Geigern, Pfeiffern, Creti und Pleti 23 in Germantown 2 4 welche es so lange und so weit trieben, daß wir ihnen die mit vieler Mühe erbaute Lutterische Kirche daselbst zu überlassen und zu weichen genöthiget wurden. Die Rotte behielte denn die Kirche über 10 Jahre in der Gewalt, und stellet die gräulichsten prostibula zu Predigern auf, wozu ein Theil erbarer und Christi, gesinter Glieder unmöglich halten konte, und sich unseres Dienstes in einem privat Hause, und zuletzt in der reformirten Kirche bedienete. Besagte Rotte und ihre Vorgänger versuchten auf alle mögliche Weise unter dem Vorwand der Orthodoxie unsere Hauptgemeine in Philadelphia und übrige vereinigte im Lande zu brechen und in Parteien zu zerreissen 25 etc. und die von ihnen so benante Pietisten zu vertreiben. Ein und ander gewesener Ältester samt dem verstossenen Häuflein die ihren Schweis und Blut an die Kirche gewandt, wurden schlüssig etwa 6 Meilen seitwerts von Germantown an einer ofenen Strasse, 11 Meilen von Philadelphia in einer Gegend wo viele arme Deutsche wohnen, in Amt Whitemarsch eine neue Kirche auf ein sicherer Fundament zu bauen, kauften etwa V* Acker Land auf einer Anhöhe, Barren-
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hill genant. Nahe dabei hatten die darum wohnende Evangelisch» und Reformirte ein gemeinschaftlich Schulhauß von Steinen gebauet, worin Evangelische Schulmeister zahlreiche Schule gehalten, und wir unser Seits Prediger dann und wann Gottes Dienst hielten. Unser Häuflein wollte aber nicht gern die Kirche auf 2erlei Recht gemeinschaftlich bauen, weil gar zu leicht Streitigkeiten daraus entstehen, liessen also den Kaufbrief für Barren-hill auf eine Evangelisch lutherische Kirche und Gemeine nach dem Grund der Apostel und Propheten der ungeändert Augspurgisch Confession und übrig Symbolisch Büchern gemäß veststellen, legten den Grundstein und baueten in etlich Jahren von massiv Steinen eine räumliche dauerhafte, ansehnliche Kirche, welche sich von der Anhöhe weit und breit reitzend darstellte und eine Communication zwischen der Philadelphier und vereinigten Land Gemeinen herstellte und die Wuth der Germantowner Rotte in etwas brach. Als die armen Baumeister aber ihre Rechnung zusamen brachten, so fanden sie mit Schrecken, daß das Mauerwerck, Zimmerwerck, Dach, Thüren und Fenster schon gegen £ 900 currency aufgestiegen, und die Bau Materialien, Maurer, Zimmerleute etc. etc. etc. bezahlt seyn mußten. Die Schulden lagen nun etlichen Männern auf dem Halse, welche mehr guten Willen als Vermögen haben. Die Germantowner R o t t e nahm ab, weil die Rädelsführer mit Kranckheit und zum Theil mit plötzlichen Todes Fällen heimgesucht, auf ihrem Krankenlager mit Angst und Bangigkeit, mit Reue und Schmerz heimlich von einer unsichtbaren Hand gedrückt wurden, und die Pietisten Prediger um Rath und Beistand ersuchen liessen und auch bekamen. Daher hatten die verstossenen Lutheraner Hofnung, mit der Zeit ihre Kirche und Seelsorger wieder zu erlangen. 2 6 Die Barrenhiller Baumeister plagten mich um Collecten Briefe und sandten etliche Männer damit in Pennsylvanien, etc. herum, legten auch hernach mit Bewilligung der Landes Obrigkeit eine Lotterie an, welche aber fehlschlug und die M ü h e nicht belohnete. Bei alle dem trieben die Vorsteher immer an, daß entweder ich oder meine Herren AmtsBrüder Evangelisch Gottesdienst in dem Gebäude halten müssten, da es denn niemals an vielen Zuhörern ermangelte, die sich aber nie recht schliessen und als contribuirende Glieder aufschreiben lassen wollten, weil sie besorgten mit unter die Schulden Last gezogen zu werden, welche hier zu Lande auch sehr kitzlich und überstürzend ist. A[nno] 1764 zogen ein Paar von denen Anfängern des Landes weg in eine weit entfernte Province nach Neuschottland aus Furcht, daß sie wegen den Kirchenschulden in Arrest gezogen werden mögten und liessen die Last auf 2en zurück, welche den Bau gerne an die Englischen oder auch Papisten verkauft haben würden, wenn es erlaubt gewesen wäre. Solche überblieben nagten und plagten mich Tag und Nacht wir sollten helfen, daß in Europa Collecten gesamlet und die Kirche errettet werden mögte. Endlich geriethen sie auf den Einfall sie wollten 2 Collectanten von hier nach Europa zu der Mutter=Kirche senden, wirkten auch deswegen eine ansehnliche Recommendation von unsern H. Gouverneur mit dem grossen Provincial Siegel aus und baten Sr. Hochw. den Schwedischen Probst Dr. Wrangel und mich um Empfehlungs und Bittschrifften an unsere Hochwürdigen Väter und Gönner in London, Schweden und Teutschland etc.
Nr. 539
21. 2. 1771
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etc. 2 7 Wir sahen aber zum voraus daß eine solche Unternehmung der äussersten Gefahr, noch grössern Schaden, Schimpf und Schande etc. für die evangelische Mission ausgesetzt und unterworfen werden müßte, weil schon verschiedene Exempel mit hinaus gesandten Collectanten zuvor zum grösten Ärgerniß ausgefallen und bekant waren. 2 8 Ich conferirte deswegen mit Sr. Η . D. Wrangel, und einem Ältesten der Philadelphischen Gemeine, wüsten uns aber selber in dem Angst=Gedränge nicht zu rahten noch zu helfen, sahen 2 Mala vor uns und musten 1 wählen. Wir 3 hintertrieben die Aussendung der Collectanten, versprachen die Noth der Kirche auf Barrenhill an unsere hochwürdige Väter und Wohlthäter in London Schweden und Deutschland zu berichten, und wehmüthig um Hülfe zu bitten. 2 9 Das war aber auch nicht genug. Die Creditores wollten auch Versicherung von uns 3 haben. Wir gaben unsere Parole für die Schulden, nahmen die Rechnungen, Kaufbrief etc. von dem Grunde und Gebäude in Verwahrung. Die ganze Rechnung betrug a) Ausgabe bei 860 £ curr[ency] die Einnahmen an Collecten in Pensylvan. etc. an Beisteuren von Gliedern und Freunden und Lotterie überhaupt £ 310. Also blieb das Capital der Schulden £ 550, welche jährlich mit 6 £ pro Cent nemlich £ 33 verintressirt werden musten. Ich schriebe balde hernach an den Rev. Η . Peters /: welcher die Englische Predigt in Zion gehalten :/ der eben in Engeland zum Besuch war und bat um Beisteuer. 3 0 Er hatte zwar bei dem Erzbischof um Freiheit zu einer Collecte in Engeland angehalten, der Erzbischof aber versichert, daß er solche Erlaubniß nicht für eine Lutherische Kirche nach den Augspurg. Articl. erlangen könte; hatte aber aus seinem eignen Sack 20 Guineas oder £ 21 sterl. geschenckt, welches H. Peters mitbrachte, und etwan eines Jahres interesse bestritte. Ich supplicirte an hochw. Väter Ziegenh. in Kensigt[on] und H. D. Franke in Halle 3 1 an Sr. Hochw. H. General Superint. Struensee im Hollsteinischen 3 2 an die HochEhr. Lehrer und Seelsorger an der St. Georg, Hamburger und Savoyer Kirchen in London. 3 3 Es erfolgten zwar hofnungsvolle Antworten 3 4 aber keine Hülfe. Als wir im Sept. 1765 durch Gottes besondere Vorsehung von hoher Obrigkeit ein Charter 3 5 für unsere Philad. Gemeine und Kirche zur Incorporation erhielten, so ließ ich den Kaufbrief der Barrenhill Kirche mit allem Zubehör an besagte Michaelis Corporation als eigen verschreiben, und zu einem Filial von Philadelphia bestimmen, und einverleiben. H. D. Wrangel hatte zwar Hofnung etwas Beisteuer aus Schweden zu der Barrenhiller Kirche zu bekommen, weil aber seine hiesige Schwedische Hh. Amtsbrüder ihn bei dem Erzbischof und Ober Consistorio verklagt 3 6 , als ob er nicht orthodox wäre, zu viel mit den deutschen Lutheranern und Englischen umgienge, nichts von erlaubten Mitteldingen als Comoedien, Christi. Tanzen etc. hielte, so war es aus mit seiner gehoften Hülfe aus Schweden. Er half indessen nebst mir das Filial auf Barrenhill fleissig mit Gottesdienst zu versehen und eine Gemeine zu samlen, welches mit vieler M ü h e und Beschwerde gratis geschähe. A[nno] 1766 wurden wir gedrungen den schweren Zions Bau in Philadelphia anzufangen, ob wir wohl noch 1400 £ auf unsere Kirchhöfe, Schulhaus, Pfarr Haus etc. schuldig waren. 1767 kam keine Hülfe aus Europa und wir waren auch
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schon über 5000 £ Schulden mit dem Zions Bau versunken. In der critiquen Zeit, 3 7 da uns um Credit sehr bange war, fiel mich ein Creditor wegen Barrenhill für 112 £ an und drohete die Obligation in der Advocaten Hände zu geben und doppelte Kosten zu verursachen, wenn ich nicht gleich bezahlte. 3 8 Ich klagte meine N o t h dem D. Wrangel als Mitbürgen. Er mogte aber nicht gern von weltlichen Sachen hören, sondern wendete das Gespräch auf die Hermineutic und Exegetische Anmerkungen. Dahero ward genöthiget die Summe bei andern aufzuborgen und mich, mein Weib und Kinder zu verschreiben, wie es hier gewöhnlich ist. 1768 fielen die übrigen Creditores auch auf mich und unsere Ältesten loß, foderten Capital und Interessen, und übergaben die Obligation dem gerichtlichen Process und Execution, welches Capital und Interessen vergrössert wegen der Process und Gerichts=Kosten. Ich konte meinem 2ten Mitbürgen dem H. Ältesten 3 9 nichts anmuthen, weil er genug zu thun hatte mit dem Schulden am Zions Bau und war mir wohl zu muthe wie einem armen Delinquenten etc. In dieser Angst schrieb einen klägl. Brief an Hochw. Väter in Kensingt, und Halle. 4 0 Weil aber lange Zeit darauf gehet, ehe Briefe hin und her kommen, so griff ich in meinem Kämmerlein 4 1 zum ernstlichen Bitten, Suchen, Anklopfen 4 2 , Kämpfen und Ringen vor dem Gnadentrohne im Namen unseres Fürsprechers 4 3 und Mittlers 4 4 , und siehe von der Zeit an kamen Vertröstungen, gute Nachrichten und Hülfe als a) durch des sel[igen] H. Pittius Hand ein Vermächtniß vom Hochsei. H. Graf, von Gruninsky £ 15,15 s 0 sterl. b) Ein Vermächtniß vom sei. H. Pittius selbst £ 10,10 c) Von Sr. Hochw. H. D . und Senior Plitt in allem £ 16,17sh 6d sterl. d) Von christlichen Freunden aus Amsterdam £ 1,4 sh. Zu diesen kamen noch andere Posten, wie in der X I Fortsetzung der Pensylvanischen Nachrichten bemerckt, 4 5 nemlich was von denen Reisekosten der neuen Missionarien übrig, hier an, wovon einen Theil zum Zionsbau übergab und mit dem andern Theil die Schulden der St. Peters Kirche auf Barrenhill so weit vermindert daß noch £ 350 currenc. am Capital und etwa £ 36 an Interessen schuldig blieben. Weil ich nun für die ganze Barrenhiller Kirch Schuld mit Weib und Kindern verbürgt stund, eine starke Familie, und das mit meiner Frau erheirathet Gut bei nicht hinreichend Salario unter vielen Bauen, Reisen und Forthelfen der Armen Anstalt zugesetzt und auch die Familien zu versorgen und noch dazu die Barrenhiller Schuld auf mir allein hatte, so fiel es mir desto schwerer. Ich muß Gottes sonderbare, allergnädigste Regierung in diesem Punkte bewundern und preisen, die das gesalbte Herz des hohen Wohlthäters Sr. Hochgräfl. Excellence S[olms] von R[ödelheim] so geneigt, daß hochgedfacht] Dieselben gnädigst bestimmet daß 1 Theil nemlich 3000 fl[orins] nach Englischen Gelde 282 £ sterl. zur völligen Tilgung der Barrenhiller Kirchenschuld angewandt, und ich dadurch mit Weib und Kindern von meiner schweren Bürgschaft ranzionirt 4 6 werden solle. Hochw. Vater, muß ich in diesem Stück nicht etwas ähnliches mit Jeremia empfinden, da Ebed Melech ihn aus der Grube ziehen ließ? Und sollte ich
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nicht / ohne Vorwitz / wünschen, durch Ew. Hochw. von einem solchen gesalbten Melech und Erretter nähere Nachricht zu bekommen? Jer. 38, 7 — 13. Diese wunderbare Schickung Gottes hat mich und unser St. Michaels und Zions Corporation bewogen am 14 Jan. 1771 den Grund, worauf das massive, dauerhafte und räumliche Gebäude, die St. Peters Kirche auf Barrenhill genant, stehet, und ein Filial von der Philadelph[ischen] gewesen zu einer höhern so lange erwünschten Schul und Waisen Anstalt etc. zu verschreiben in einem schriftlichen Instrument auf Pergament mit Unterschrift der Corporation bekräftiget und dem grossen Siegel corroborirt, in der Absicht daß in der Mitte des Gebäudes eine Halle zum Sontäglich Evangelisch Lutherischen Gottesdienst gelassen, und an beiden Seiten Wohnzimmer und Kammern aptirt werden mögten. 4 7 Die Rüstung zu einer so lange erwünschten feierl. Anstalt, nemlich der Platz, Feuer und Holz ist nun bei der Hand, das Schaf zum Brandopfer die Zeit etc. wird der H[err] auch versehen. 48 Es könte kaum bessere, bequemere und vortheilhaftere Gelegenheit und Lage für eine so nöthige Anstallt gefunden werden, als eben diese. Die Kirche wird indes wie bisher alle 14 Tage Sontags mit Gottesdienst versehen und kann nach Zeit und Gelegenheit zu der besagten Anstallt eingerichtet werden, wenns Gott beliebt, und Zeit und Umstände es erfodern, und möglich machen. 2) Sub rosa: den Philadelphischen Zions=Bau betreffend, so haben unsere Baumeister eine accurate Rechnung von dem Ganzen und dessen geringsten Theilen eingegeben, und selbige von unparteiischen wohl erfahrnen Mauer» Zimmer» und Schreiner=Meistern beurtheilen und bescheinigen lassen. Die Rechnung überhaupt stundet sich also a) die alte Schuld von den Kirchhöfen, Schulhaus Pfarrhaus, die Kirchhöfe mit Mauern einzufassen £ 1400 curr. b) der Platz oder Grundstücke für Zions £ 1540 „ c) der Zionsbau selbst £ 8000 „ Summa £ 10940 „ Diese 11000 weniger 60 sind durch Gottes sonderbare Güte innerhalb 4 Jahren zwischen 1766 —1770 um die Hälfte abbezahlet worden, so daß noch 5000 und etliche 100 £ zurück stehen und 6 p[ro] Cent verintressirt werden müssen. Die Bächlein woraus der jährliche Zufluß bisher in die Kirchen Cassa gekommen sind nächst Gott der Quelle aller guten und vollkommnen Gaben, und der Kinder Gottes Liebes Beisteuern aus Europa, die Jahre her gewesen nemlich jährlich a) bei 400 £ aus den Klingelbeuteln bei öffentl. Gottes Dienst, Leichen etc. b) etwa 300 £ Sitz oder Stuhlgeld aus beiden Kirchen c) bei 200 £ von einer Collecte die alle quartal in beiden Kirchen gehoben werden. d) etwa 50 — 60 £ Grabgeld aus den Kirchhöfen Von obbesagter Einnahme sind die Interessen, die Hausmiethe der 2ten Pfarr. Wohnung; Feuer, Holz für beide Pfarr Wohnungen, Organisten Lohn, Küster und Bälgentreter Lohn, für Reparirung der Kirchen, Schul und Pfarr
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Häuser, für eine Anzahl armer Kinder Schulgeld, für Lichter zu Abend Gottesdienst und Betstunden, für Brod und Wein zum heil. Abendmahl etc. etc. bezahlt und das übrige am Capital der Schulden abgetragen worden. Ausser dem aber wird beider Prediger Salarium beim Ausgange eines jeden Jahres von freiwilligen Gaben und Scherfleins der Gemeinsglieder gesammlet und hat der Rector oder erste Prediger etwa £ 6 0 sterl. jährlich und der 2te 50 £ sterl. bekommen. Welche obbemeldete Interessen und übrige Ausgaben die 4 Jahre her auch verschiedene 1000 £ betragen haben. Wunderbar, daß Gottes Güte und Barmherzigkeit uns bei Credit erhielte. Da Accessus maris oder E b b e 4 9 der Schulden so hoch gestiegen! Nun ist Gott sei Danck wieder Ablauf des Wassers oder recessus maris! Und wenn der H. seine Schutz und Gnadenhand über die Gemeine hält, und die Lehrer in Geistes Einigkeit 5 0 bleiben und am ersten nach dem Reiche Gottes trachten etc. etc. 5 1 so wird der Stein wohl nach und nach abgewalzt und das Evangelium fortgepflanzt werden. 3) An der Philadelphischen Gemeine arbeiten gegenwärtig 2 Prediger und 1 Catechet nemlich M b der ältere H. Kunze als 2ter der als Missionar herein gesandt und im Sept. 1770 mit meinen 2 Söhnen von Halle hier angekommen. Mein Jüngster Sohn Heinrich als Catechet ohne Salarium, und 3 Schulmeister an der Schule, die zwischen 2 = 300 Kinder starck ist. Von Philadelphia aus werden als Filiale a) Barrenhill 11 Meilen, b) Frankfurt 6 Meilen und Cohenzy in Jersey 40 Meilen weit bedienet. 4) Die Germantowner Kirche und Gemeine ist seit etlichen Jahren her wieder in Vereinigung und wird von unserm Amtsbruder H. Past. Schmidt bedient, nach dem beide Parteien etliche Jahre um die Kirchen einen kostbaren Process geführet und die Rechten sogar gewonnen hatten. 5 2 5) Die Gemeinen in Neu-hannover, Neuprovidence und Peikstown versiehet unser Mitbruder Η P. Voigt mit den Gnadenmitteln. 6) Die Gemeine in dem Städlein Reading an der Schulkiel hat Η. P. Krug bisher bedient. Er ist aber nach Friedrichs Town in Maryland berufen, weil sie den H. Pfr. Schwertfeger nicht wieder annehmen wollten, da er von Europa zurück kam, massen er sein Amt vor seiner Abreise nach Europa aufgegeben wie es heißt. 5 3 7) Mein Tochter M a n H. Pfrr. Schulze und mein Sohn Friedrich M b . versehen itzt 9 Gemeinen in den Gegenden von Heidelberg, Tolpehaken, und Warwik. 5 4 8) Der alte H. Pf. Stöber, ein Verwandter des Wohlsel. H. D. Fresenii 5 5 , hat noch 5 — 6 Gemeinen in der Pflege über Lebanon. 9. Η . Pf. Kurz iunior bedienet 5 Gemeinen. 5 6 10. Η. P. Helmuth die grosse Gemeine in der Stadt Lancaster. 11. Auf der Nord-Ost und Nord-West Seite von Pensylvanien nach den blauen Bergen zu bedienet H. Diaconus Streit die Gemeinen in Easttown, Greenwich und Williamstown 12. H. Diac. Friederichs 2 Gemeinen in Northampton. 13. Η . Diac. van Buskerk 4 Gemeinen in Macunshy, Saccum, Uppermilfort und Uppersulfort.
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14. Η. Diac. Jung 4 Gemeinen am Jordan etc. genant. 57 15. H. Pf. Schwertfeger 4 Gemeinen zunächst den blauen Bergen in Weissenburg, Albanien und Rosenthal genant. 16. Weiter nach Westen zu bedient unser Catechet Enderlin 4 Gemeinen, ein Mann der von wohlsel. Η. P. Starcke 58 in Franckfurt erweckt und an unserer Schule gearbeitet hat 59 17. H. Pf. Kurz sen. hat die Gemeinen in Yorktown über der Susquehanna und 2 Filials in der Pflege. 18. H. Pf. Bag[er] 2 Gemeinen in Canewage. 19. H. Adiunct. Wiedban 5 — 6 Gemeinen die von einander zerstreuet liegen an den Gränzen von Pensylvan[ia], Maryland cet[era] 20. Der Landprediger H. Schwarb[ach] versiehet die hin und her zerstreuet liegende Gemeinen in Virginia, Colepeper cet. genant. 21. H. Pf. Schaum bedienet die Gemeinen in Weitenthal an der Mesillum und Maxetany in Pensylvania. 22. Mein ältester Sohn Peter Muhlenberg versiehet die Gemeine in der Province Jersey beim Fluß Raritan, eigentlich in Neu-Germantown, Bedminster, Valley, Anveil, und Brunswig deutsch und englisch als Diaconus. 23. H. Diac. Grose 60 die Gemeinen auf Hackinsack, Remmerspach etc. in Jersey. 24. H. P. Gerock Α. M . stehet bei der hochdeutschen Gemeine in Neu-York an der Christ-Kirche. Obbenante Arbeiter bis dato 25 an der Zahl bedienen gegenwärtig 81 theils Gemeinen theils Gemeinlein oder Filiale und stellen sich samt Deputirten von ihren Gemeinen bei den Synodal Versamlungen ein, wenn es ihre Gesundheit Armuth, Zeit und Witterung unter Gottes Beistand erlauben. Die letzte Synodal Versamlung konte ich nicht eher bestimmen bis im Monath Octob. a[nni] p[raeteriti], jda der rauhe Winter schon eingetreten, weil der neue Arbeiter H. P. Kunze und meine 2 Söhne erst im Septembr. Monath und also später wie vermuthet angekommen. Ich habe das Protocoll 61 davon beigeschlossen, so wie es von einem Membro Ministerii 62 extractweise genommen worden. Bedaure, daß noch nicht Zeit und Kräfte gehabt, selbiges in manchen Stücken zu erläutern. Es sind überhaupt schwere und mühsame Posten und Arbeiten in dem hiesigen annoch verwilderten Weinberge oder ecclesia colligenda, wo alles frei, offen und ohne Zaun gelassen 63 ! Wenn in Deutschland in den finstern Perioden die papist[ischen] Bienen nichts zusammen getragen, und heut zu Tage daselbst erst Ecclesia colligirt und gepflanzt werden sollte, ich wüste nicht, ob es besser gehen würde, wie hier. Wenn unsere lieben Missionarien von der Mutter Kirche erst heraus und hier ankommen, so sind sie gleichsam wie zarte Kinder, die man aus der warmen Stube und Bett nimmt und in ein offen, rauh und kaltes Dorngefielde versetzt. Die Oberfläche, samt Firniß und Schminke einer europäisch-theologischen Gelehrsamkeit und Form verliert sich bald und äussert den natürlichen Grund und Temperament worauf es gepagt [!] war: Holz, Heu und Stoppeln können das Feuer nicht halten, wenn nicht ein dauerhaftes Fundament gelegt und der Bau von Gold, Silber und Edelgesteinen
266
Die Briefe des Jahres 1771
aufgeführet und verwahrt ist. Es zeiget sich bald wes Geistes Kind ein Lehrer ist. Ein alter hiesiger Einwohner, der ein erfahrener Christ war, und nun schon lange hoffentlich unter den Vollendeten in der echten Heimath ist, sagte mir einestens, „Die Lehrer in diesem Theile der Welt, müssen entweder eingefleischte Teufel oder rechte Kinder Gottes seyn, sonst kommen sie nicht durch!" Es muß auch hier per varios casus per tot Discrimina rerum 64 und per aspera ad astra 65 gehen. Die erstem Jahre will meinen H. Amtsbrüdern gern das Heimweh anwandeln und wenn ich sie gerne mit dem Salario 2 Cor. 6 — Math. V. 10 —12 c. VI 24 — 34 etc. etc. aufmuntern mögte, so können sie es doch nicht so gleich begreifen, bis die Erfahrung den Commentarium dazu reichet, Theorie und Praxis ist nicht einerlei. Man meint, man habe schon daheim alles erlernet, erfahren und erlitten, aber es gilt auch noch hier was bjeatus] Lutterus pro gradu nöthig erachtet oratio, meditatio, tentatio. 66 Theurester H. D. Senior! es geht mir wie den alten Gesprächischen Matronen, die so vieles zu sagen haben und das Ende davon nicht finden können! Ich muß schliessen um Ew. Hoch. Väterliche Gedult nicht gar zu sehr zu misbrauchen, und nur noch die hiesige evangelische arme Mission an Dero Herz aufs neue legen, und Dero fernem zarten Liebe, Mitleiden und Fürbitten vor dem Gnadentrohne demüthigst empfelen und bekennen, daß noch nicht anders sei als
Philad. d 21 Febr. 1771.
Ew. Hochw. etc. meines von Gott verliehenen Vaters, Gönners und Wohlthäters mühsamer, unnützer Diener Η. M . der ältere
P.S. Wolten Ew. Hochw. Dero gesamten Theile der Theologischen Untersuchung 67 in Papdecke geheftet und Peter Millers moralisch. Schilderung 68 ohn gebunden gütigst angedeihen lassen und durch den ehrlichen H. Lochner 69 oder sonst mit sicherer Gelegenheit anhero senden, würde ich solch hohe Wohlthat mit Dank erkennen und so aufrichtig bezahlen wie die Kinder ihren lieben Vater bezahlt — 7 0
Abschrift 1 2 3 4 5
6 7 8
von fremder
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S.
234-243.
Von späterer Hand ist neben der Anrede vermerkt: „Plitt in Frankfurt on the Main." Vgl. Hebr 13,20. Vgl. Joh. 10,3 f.27. Vgl. Ps 33,15. Vgl. Luthers Kleinen Katechismus, Erklärung des ersten Artikels des Glaubensbekenntnisses, WA 30,1, S. 365; BSLK S. 511. = Bd. III Nr. 388 und Nr. 410. Vgl. Am 6,6. Vgl. Nr. 484 S. 110.
Nr. 539 9
21.2.1771
267
Er war im Dezember 1769 aus Europa zurückgekehrt; vgl. Nr. 491 Anm. 3(4) und Nr. 492 S. 143. 10 Vgl. 1 Tim 2,5; Hebr 12,26 sowie 1 Joh 2,1. 11 Nicht erhalten; vgl. Nr. 481 Anm. 2(3). 12 Johann Jakob Plitt, Theologische Untersuchungen, 3 Bände oder 12 Stücke, Marburg 1763 ff. 13 Vgl. Joh 1,11. 14 Vgl. Ps 110,3. 15 Z u m Nachlaß des Grafen von Solms-Rödelheim vgl. Nr. 488 und Nr. 489. Rödelheim lag nordwestlich von Frankfurt, heute ein Stadtteil. 16 Vgl. 1 Joh 4,14. 17 Nicht zu ermitteln. 18 Bezieht sich auf die Ankunft von Helmuth, Schmidt und Triebner in Amerika. Mühlenberg hatte in Nr. 484 darüber berichtet. " Vgl. Ps 141,5. 20 Vgl. 1 Joh 2,1. 21 Vgl. 1 M o s 15,1. 22 Vgl. M t 7 , 7 - 1 1 ; Lk 1 1 , 9 - 1 3 . 23 Vgl. 2 Sam 15,18; 20,7; 1 Kön 1,38.44 sowie Wander Bd. 2 Sp. 1604. 24 Von 1752 bis 1765 war die Gemeinde in Germantown gespalten, wobei es wiederholt zu Ausschreitungen kam. Z u m Verlauf des Streits vgl. Bd. II Nr. 131; Nr. 134; Nr. 136; Nr. 138; Nr. 230; Nr. 233; Nr. 238 und Bd. III Nr. 304; Nr. 305; Nr. 328; Nr. 330; Nr. 346. 25 Meint den Versuch Hausihls, im Sommer 1765 in Philadelphia eine zweite lutherische Gemeinde zu etablieren; vgl. insbesondere Bd. III Nr. 346 und Nr. 372 S. 408 - 410. 26 Nach einem gerichtlichen Teilerfolg gelang ihnen dies schließlich bei einer Abstimmung der Familienoberhäupter am 13. 7. 1765. Auf Voigt, den Kandidaten des Ministeriums, entfielen alle abgegebenen Stimmen. Vgl. Bd. III Nr. 254 S. 50 f. und Nr. 346 S. 332. 27 Vgl. Bd. III Nr. 321 Anm. 21 und Nr. 323 Anm. 8. 28 Vgl. ζ. B. Bd. I Nr. 54 S. 227 f. und Bd. III Nr. 248 und Nr. 249. 29 Vgl. Bd. III Nr. 323. 30 Der Brief an Peters ist nicht erhalten. Vgl. aber Bd. III Nr. 358 und Nr. 359. 31 = Bd. III Nr. 321 und Nr. 323. 32 = Bd. III Nr. 310. 33 Nicht erhalten; vgl. Bd. III Nr. 323 Anm. 16. 34 Vgl. ebd. sowie Nr. 410 Anm. 32 und Nr. 413 Anm. 18. 35 = Bd. III Nr. 345. 36 Vgl. Bd. III Nr. 323 Anm. 16 und Nr. 383. 37 Bezieht sich auf die Auswirkungen der Stamp Act und später der Townshend Acts auf den Handel zwischen den Kolonien und dem Mutterland; vgl. Bd. III Nr. 331 Anm. 1; Nr. 348 Anm. 18; Nr. 384 Anm. 18 und Nr. 440 Anm. 2. 38 Vgl. auch zum folgenden ausführlich Bd. III Nr. 430; Nr. 447 S. 659 - 662 sowie Nr. 463 S. 53 56. 39 Johann Heinrich Keppele. 40 = Bd. III Nr. 430. Vgl. auch Bd. III Nr. 447 sowie Nr. 463. 41 Vgl. M t 6,6. 42 Vgl. M t 7,7 f.; Lk 11,9 f. 43 Vgl. 1 Joh 2,1. 44 Vgl. 1 Tim 2,5; Hebr 12,24. 45 Vgl. Η Ν 1 nach S. 972 auf S. V der Vorrede und H N 2 Bd. 2 S. 444. 46 = freigekauft. 47 Vgl. Nr. 522 S. 216 f. und Nr. 538 S. 251 f. 48 Vgl. 1 Mos 2 2 , 6 - 8 . 49 Eigentlich: Flut. 50 Vgl. Eph 4,3. 51 Vgl. M t 6,33; Lk 12,31. 52 Siehe oben Anm. 24 und 26.
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Die Briefe des Jahres 1771
Vgl. Nr. 511; Nr. 523; Nr. 533; Nr. 534; Nr. 537 und der Synodalbericht 1770 (Nr. 495 Anm. 3). Mühlenberg und besonders Schultze hatten sich äußerst schwer getan, den Wechsel eines Predigers von Philadelphia nach Tulpehocken zu arrangieren; vgl. Nr. 518; Nr. 519; Nr. 521; Nr. 5 2 7 - 5 3 2 . Johann Philipp Fresenius (1705-1761); Vorgänger Plitts in Frankfurt. Earltown und umliegende Gemeinden. Vgl. Bd. III Nr. 449. Pastor an der St. Katharinenkirche in Frankfurt. Vgl. Nr. 504 Anm. 5. Nicht zu ermitteln. Fehler bei der Abschrift? Von 1760—1775 versorgte Wilhelm Anton Graaf diese Gemeinden; vgl. Glatfelter I S. 47, 208. Vgl. Nr. 495 Anm. 3. Johann Christoph Kunze. Vgl. Mk 12,1; Mt 21,33; Spr 36,27. Durch wie viele Vorfälle, durch so viele gefährliche Situationen; nach Vergil, Äneis 1,204. Auf rauhem Weg zu den Sternen. „Meditatio, tentatio, oratio machen einen theologum"; vgl. WA 50 S. 659, 4 (Vorrede zum 1. Band der Wittenberger Ausgabe der deutschen Schriften, 1539) sowie WA 48 S. 276 Anhang IX Ε 1. Siehe oben Anm. 12. Historisch=moralische Schilderungen zur Bildung eines edlen Herzens in der Jugend, 5 Theile, Helmstedt 1 7 5 3 - 1 7 6 4 . Johann Peter Miller (1725-1789) war von 1751 bis 1756 Rektor der Lateinschule in Helmstedt, bis 1766 Rektor des evangelisch-lutherischen Gymnasiums in Halle, danach Professor der Theologie in Göttingen. Christoph Lochner; vgl. Nr. 552 S. 308. Für die Zeit bis zum 25. 2. 1771 ( = Nr. 540) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Febr: 21, 1771. habe an Η George Goettee geschrieben und seine 2 Briefe a) vom 30 April 1770 und b) vom 2ten Novembr: 1770 beantwortet, und den Brief von Halle an H. Dr: Jehne in Charleston mit eingeschloßen To Mr: George Goettee, Overseer at Robert Philips Esq Plantation, Combahee in South Carolina p[erj favor of Robert Philips Esq in Charleston." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 243; vgl. Tappert II S. 490).
540.
An [die Partei
des Ministeriums
in Reading]
[Philadelphia],
25. 2.
1771
Geehrte Herren und Freunde! A u s I h r e r A n t w o r t v o n d e m l l t e n F e b r . a [ n n i ] c [ u r r e n t i s ] 1 scheinet, 1. Als o b sie m e i n e F r a g e n v o n D e e d s , T r u s t e e s , a l t e r O r d n u n g u n d dergleic h e n , übel g e n o m m e n . Ich frug nur d e s w e g e n , weil sie b e r i c h t e t h a t t e n , d a ß die G e g n e r sich des R e c h t s der K i r c h e b e m ä c h t i g e n w o l l t e n . 2 . W e g e n d e r N e u e n K i r c h e n o r d n u n g b e r i c h t e t e n sie, w i e übel u n d s c h ä n d l i c h sie sei b e h a n d e l t w o r d e n a u c h so g a r in G e g e n w a r t 2 H e r r e n F r i e d e r i c h t e r e t c . d a ß sie m i t d e r S t ä m p e l a c t e v e r g l i c h e n , F r e i h e i t s Briefe d a g e g e n gem a c h t , und also durch solchen Sauerteig2 der H a u f e versäuert und
wie
rasend w o r d e n . 3. W e r w o l l t e m i r d e n n z u m u t h e n , d a ß i c h als ein a b g e l e b t e r
schwacher
M e n s c h in s o l c h e n U m s t ä n d e n unter d e n r a s e n d e n H a u f e n k o m m e n
und
Nr. 539/540
21. 2./2S. 2 . 1 7 7 1
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fragen sollte, ob sie Η. P. Krug ferner als ihren Seelsorger behalten und die Kirchenordnung billigen, und nach derselbigen einen Kirchenrath bewerkstelligen lassen wollten, welches ja weder Η. P. Krug noch die besten und verständigsten Ältesten ohnerachtet aller Mühe zu Wege bringen können bei so gestallten Sachen. Menschen die sich vor Gott und einer unparteyischen obrigkeitlichen Person nicht scheuen und schämen, wie es bei der Versamlung im Schulhause ergangen, werden sich noch viel weniger vor einem Diener des Euangelii scheuen und schämen. Ich bin vor etlichen Jahren einmal in ihrem Kirchenrath im Schulhause gewesen, wegen Η. P. Krug und kann die Unordnung und Grobheit noch nicht vergessen, weil keine vernünftige Vorstellung Platz fand, sondern so viel ihrer waren, alle zugleich überlaut sprachen, so daß es bei einem Saufgelage nicht lauter und unordentlicher gehen kann. Unser H[err] J[esus] sagt: Ihr sollt die Perlen nicht vor die Säue werfen, auf daß sie selbige nicht zertreten — und s[alva] v[enia] darauf hofieren und sich umkehren und die übergütigen Wohlthäter zerreissen.3 Es läßt sich hier zu Lande in Religions und Kirchen=Sachen nichts aufdringen weder von der civilen Oberkeit noch vielweniger von den Predigern, sondern muß durch freiwilligen Accord und Consent geschehen, wie sie selber schreiben: „Wir dachten die Kirchenordnung wäre nun fast im völligen Stande" etc. Unsere pensiluanische sich weise dünckende Herren Deutsche Einwohner sind Schuld daran. Man findet keine Englische Kirchen noch Religionssocietaet, die nicht bei dem Anfang unter sich gewisse Gesetze und Regeln zum Fundament gelegt. Und wie kann eine Gesellschaft, Gemeine oder auch nur Familie bestehen, wenn keine Gesetze Regeln und Ordnung zu Grunde liegen? Ich habe dis innerhalb den 28 Jahren meines Hierseyns unsern Deutschen Lutheranern gerathen, und bin bis auf diesen Tag dafür feindselig beurtheilet, gescheuet und in Verdacht gezogen worden. Denn es ist denen weisen Herren gleich bange daß ich den Zehnten etc. damit einführen, Ihnen und ihren Kindern ein unerträglich Joch aufzubürden 4 , und sie in Sclaverei zu stürzen suche, und wehren sich gegen Christliche Ordnung mit Händen und Füßen. Was die eingebildete Freiheit oder Frechheit gegen Christliche Ordnung vermag, daß habe ich leider erfahren, a) in Philadelphia konten 2 — 3 Aufwiegler die ganze Gemeine ins Feuer der Zwiespalt setzen, weil ein Theil mit dem sel[igen] P. Hands[chuh] und dem Kirchenrath nicht zu frieden war und keine Kirchenordnung hatten. 5 b) in Germantown setzten Demetrius und seine Handlanger den losen Haufen in Aufruhr, 6 ich sprang dazwischen und wollte steuren, aber umsonst: weil sie keine Gesetze und Ordnung hatten, so konte weder das Minsterium, noch die ciuile Obrigkeit die Sache schlichten. Ich kriegte Grobheiten, bittere Schmach und Schande zum Lohn, denn wer sich unter die Kleie menget, den straffen die Säue. 7 Nach dem die Germantowner durch grossen Schaden klug worden und sich wieder vereiniget, so haben sie eine Ordnung eingeführt und leben nun ruhig mit ihrem Prediger so lange es währet. 4. Sie schreiben: „welcher vernünftige Mensch wird uns zumuthen uns mit solchem Pack vergleichen sollten" etc.! Antwort.
daß wir
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Die Briefe des Jahres 1771
a) Ein vernünftiger Mensch saget: Ihr seid miteinander Teutsches Blut, zum Theil auch leibl. Verwandte und Nachbaren. Ihr seid Glieder einer bürgerlichen Geselschaft, und ein Glied kann ohne das andere nicht wohl thun. 8 Ihr habt Handel und Wandel der Nahrung unter einander: Ihr heisset mit einander Lutheraner und wohnet unter allerlei Gesinnungen die das Feuer gern schüren helffen etc. und es wird wohl keiner unter euch sich rühmen können daß er von Königl. Fürstl. hochgräfl. Geblüt abstamme und wenns auch wäre, so gilt das in Pensyluania nichts. b) Ein erleuchteter Christ saget: unser Herz ist von einem Stoff. Zwischen groben Zöllnern und Pharisäern ist wohl im Grunde kein anderer Unterschied als zwischen heimlich und offenbahren, zwischen groben und subtilem Hurern und Ehebrechern etc. Math. 23. c. 15. 19. 20. Luc. 15. Wir haben alle eine wahre Sinnesänderung nöthig, wie Lutherus in der Vorrede über die Epistel an die Römer beschreibet. 9 Was Sie 4tens schreiben von einer wichtigen Person durch welche die unrecht berichteten Glieder über zeugt werden können etc. so glaube, daß weder H . P. Krug noch ich eine solche Person sey, die es ausrichten möge. Gegen Η. P. Krug ist leider unverdienter Haß und Bitterkeit genug heimlich und öffentlich, und meine elende Person ist gar nicht mehr tüchtig dazu, weil in Reading schon Staub der Lästerung genug schriftlich und mündlich gegen mich ausgestreuet worden, als ob ich suchte sie und ihre Kinder in Sclaverei zu bringen, und ein Joch aufzubürden 10 etc. Ich sei bekant mit dem H. Hofprediger bei London etc. Grosse Weisheit! Tiefe Vor» und Ein=sicht, worauf ich die Sprüche zur Antwort gegeben Ps. 2, 3 - 5 . Jer 2, 20 c. V, 4 - 6 . Math. XI, 29. 30. Wer das sanfte Joch und die leichte Last seines Erlösers verwirft, der muß ein anderes leiden, wer denn in Gottes Namen nicht will, der muß zuletzt ein ander Ziel etc. 1 1 Was könte ich verachteter Mensch bei so gestellten Sachen ausrichten? Da meine eigene vermeinete Freunde in ihrer Schrift das Ministerium einer Unbesonnenheit und mich der Gleisnerei, 12 Arglist, Hinterlist etc. beschuldigen und auf mich zu deuten scheinen wenn sie schreiben: Wer eine so gerechte Sache wie unsere Kirchenordnung, und so einen friedlichen Mann wie H. Krug ist, nicht helfen vertheidigen und unterstützen will, der ist nicht tüchtig daß er am Ruder steht, weniger daß man ihn sonderer Ehren werth schätzte! Sie haben Recht ich bin untüchtig am Ruder zu stehn, und verlange von der Welt keine grössere Ehre als jener Schultheiß im Dorfe für sein Amt hatte! muß auch mit Arnos c. 7. 14. sagen: Ich bin kein Prophet etc. etc. Ps. 120. Was die Berufssache mit Η. P. Krug betrift, so wurde derselbige auf mein bittlich Flehen von unsern hochwürdigen Gönnern und Wohlthätern unsern vereinigten Gemeinen zu Hülfe frachtfrei hereingesandt, und hat keine von den pensiluanischen Gemeinen 1 pence an seiner Hereinfracht bezahlt. Folglich ist er niemandes verbundener Servant, sondern kann und wird da dienen, wo er als ein friedlicher Mann gehalten und sein Amt und Dienst nicht gemißbraucht, sondern in Segen gebraucht wird. Er war kaum ein Paar Jahr in
Nr. 5 4 0
2 5 . 2. 1771
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Reading gewesen, so ging das Nagen und Klagen auf unsern Synodal Versamlungen gegen und für ihn an. 1 3 Nicht ich, sondern erfahrne und kluge Männer sahen voraus, daß es in die Länge nicht gut thun würde, weil sich Misvergnügen, Streit und Feindschaft in den pensiluanischen Gemeinen leicht vermehren, und wie ein Schneeball beim Thauwetter aufwelzen. Wir sahen aber keinen göttlichen Wink ihn gleich zu versetzen. Es hieß auch von etlichen Abgeordneten der Gemeine als guten Freunden, sie wären nicht da wieder, wenn mit der Zeit eine Abwechselung geschähe, aber nur nicht gleich, damit die stolzen Aufwiegler ihren Eigenwillen nicht hätten etc. M a n konte ihm auch nicht rathen in Land Gemeinen zu gehen, wo viel zu reiten ist, wegen seiner leiblichen Schwachheit. Endlich kam ein Winck ohne mein Zuthun von Friedrichstown, 1 4 einer Gemeine die schon seit 1745 und also viele Jahre eher mit uns in Vereinigung gestanden. Er reisete selber ohne meinen völligen Rath dahin zum Besuch und das konte ihm niemand wehren, denn er ist weder mein noch des Ministerii noch der Readingtowner verbundener Servant, sondern Gottes Diener. Nun hätte man dencken sollen die 7 mahl 7 getreue Väter und Männer würden sich geschickt, vereiniget und für einen M a n gestanden, und ihre Sache ordentlich auf der letzten Conferenz schriftlich oder mündlich vorgestellet haben, aber wo sähe man einen Zusamenhang? M r . Christ und Schumacher erschienen in der Conferenz und verlangten für sich und im Namen der Gemeine oder ihrer Partei eine Veränderung, welches protocollirt wurde. 1 5 Mr. Mayerle sprach mit mir allein in der Wittw. Weiserin Hause, und wenn ich ihn recht verstanden, so klagte er, daß kein rechter Zusamenhang unter den Freunden des Η . P. Krugs wäre und gab zu verstehen, daß man den Η . P. Krug nur aus dem Elende heraus nehmen und die Readinger wieder hungerig werden lassen mögte. So sprachen auch etlichen Herren wie ich glaube als Älteste und Vorsteher mit mir allein auf der obern Schulhaus Stube. Mr. Hahn der sonst immer mit voran gewesen, ließ sich nicht sehen noch hören. Kurz so viel ich von allen Seiten sehen und hören konte, so hieß es a) Sie wären zufrieden wenn Η. P. Krug versetzt würde, und sie den neulich herein gekommenen Pf. Kunze kriegten, der aber für Philadelphia geschickt und bestimmet war. b) Etliche hatten mit H. Pf. Stöber gesprochen und gemeinet, daß die Gemeine ihn lieber haben mögte. Das Ministerium bestimmte, daß H. Pf. Schwertfeger am 2ten Tage l f i predigen sollte, und wurde nachher auch geforscht, ob sie ihn zum Prediger nehmen mögten, wozu aber keiner von den Hauptmännern stimmen wollte. Also wüste man nicht wer Koch oder Kellner war. Einerseits hieß es H. Krug geht am besten dazwischen heraus, damit er zur Ruhe gelange und die Gemeine sich besser besinne, anderer seits: er mag gehn weil doch kein Friede ist, und die Gemeine sich eher wieder vereiniget, wenn ein neuer her komt. Dritterseits er soll weg, und wenn es dismal nicht geschieht, so wollen wir mit dem Ministerio nichts mehr zu schaffen haben, wollen sehen wer die meisten Stimmen hat, wem das Recht der Kirche gehöre? Es sind Prediger genug ohne die Vereinigten
Ill
Die Briefe des Jahres 1771
und wenn eine Orgel in die Kirche komt, so soll es an Zuhörern und Gemeinsgliedern nicht fehlen. Die Abgeordneten von Friedrichstown waren bei der Hand, ihr eingegebner Beruf 17 und der von Baltimore wurden vorgelesen, und in Betrachtung gezogen. Die versamleten Prediger, welche bei den vornehmsten Gliedern der Gemeine einquartiert, sahen und hörten mehr von den Gemein Umständen und Gesinnungen der Glieder als ich und stimmten alle darauf, daß H. Krug am besten thäte wenn er den Beruf nach Friedrichstown annehme, und zwischen den 2 hervorragenden Wänden heraus ginge. Und da er noch nicht völlige Beruhigung in seinem Gemüthe zu haben schien, so wurde noch gerathen ich sollte, wenn ich von Tulpehocken zurück käme, die sogenante Gemeine in Reading fragen, ob die meisten Stimmen für sein Dableiben wären oder nicht? Ehe ich noch aus Reading ging und von Abgeordneten anderer Gemeinen Abschied nahm, wurde mir von unparteiischen glaubwürdigen Personen, die Gelegenheit gehabt vieles zu hören eröfnet, daß ich bei verschiedenen von des H. Pfr. Krugs Freunden in Verdacht und Ungnade gerathen, als wollte ich ihn gern von Reading verdrängen, damit ich meine Söhne einflicken und anbringen mögte, welches mich bewog, nicht weiter in der Sache zu eilen, sondern es dem Η. P. Krug und seinen Freunden nach eignen besten Wißen und Gewißen alleine zu überlassen. Denn gesetzt: ich hätte die Gemeine gleich zusammen kommen laßen entweder in der Kirche oder im Schulhause, und hätte den Haufen gefragt, so würde noch mehr Versündigung erfolgt seyn als im Schulhause in Gegenwart einer obrigkeitlichen Person, denn die Saupelze die auf eine Kirchenordnung s[alva] v[enia] hofieren wollten, die hätten ohne Zweifel ihren Rantzen 2 mal überladen, und sich auf eine solche Versammlung ausgerüstet, gesezt; es wäre nicht gelungen und ich hätte die meisten Stimmen für Η. P. Krug nicht erfechten oder erbetteln können, so wäre es Gleißnerei, Arglist, Hinterlist etc. gewesen, um nur meine Söhne einzuflicken. Vom 28 Oct. bis 3. ten Dec. hatte ich in Tulpehocken fast Tag und Nacht zu arbeiten und zu reiten 18 und konte nicht so bald zurück kommen als ich gedachte, inzwischen war ich doch resoluirt bei meiner Zurückkunft, einen Versuch in Reading zu machen. Freitags den 30 ten Nov. bekam ich in Tulpehocken einen Brief von Η. P. Krug 19 , worin der unter andern meldete, daß er am vergangenen Sontag seinen Readinger Beruf öffentlich vor der Gemeine aufgekündigt hätte, weil er gewillet den Beruf nach Friedrichstown anzunehmen. Nun frage ich billig, geehrte Herrn und Freunde, hatte ich ihnen oder dem Η. P. Krug solches gerathen? War es vom Ministerio gerathen? War das nicht das Recht aus den Händen gegeben! Sollte ich nun erst von hinten nach kommen und den Haufen fragen: Wollt ihr so gütig seyn, den Η. P. Krug aufs neue beruffen oder ihn nur noch ohne Beruf auf eine Zeitlang dulden? und seinen Unterhalt versprechen bis — ? Wir können ihn nirgends anbringen, behaltet ihn doch nur so lange bis er vollends unbrauchbar wird, wenn gleich die Friedrichstowner erbittert darüber werden sollten, das schadet nichts, wir wollen ihn nur noch einige Zeit behalten zum Truz unserer
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Gegener damit sie sich nicht rühmen mögen daß sie gesieget, hernach wird schon wieder einmal ein Beruf aus Sibirien oder dergleichen kommen und ihn abholen, oder er mag dem untüchtigen Manne [Mühlenberg] am Ruder heimfallen. Es gehet dem friedlichen M a n und Amtsbruder fast wie der Prophet Micha sagt c. 7. 1 — 4. Am 3 ten Dec. kam ich von Tulpehocken zurück nach Reading sprach mit Η. P. Krug und frug warum er seinen Beruf aufgegeben ehe die Gemeine noch einmahl nach dem Rath des Ministerii gefragt worden? Er gab seine Gründe an und sagte, daß er indessen nach Friedrichstown geschrieben, und gemeldet, wie er nun gesinnet sey, g[eliebts] G[ott] aufs Frühjahr zu ihnen zu ziehen, und mir auftrug, daß ich mit erster Gelegenheit seinet wegen an den Kirchenrath in Friedrichstown schreiben, und den Beruf vollziehen sollte. Ich war gehorsam und verrichtete die auf getragene Botschaft im Anfang des Monats Januar 1771. 20 Wenn nun Meine Geehrten Herrn und Freunde die Sache nicht einseitig, sondern von allen Seiten mit unparteiischen Herzen und Augen im ganzen vernünftig und christlich einsehen und mein eingeschrenktes Verhalten beurtheilen könten und wollten, so würden sie mich keiner Gleisnerei, Arglist und Hinterlist beschuldigen, noch weniger, wenn sie mich gemeinet so untüchtig am Ruder und ganz unwürdig ihrer Ehren geschätzet haben. Es ist hart, den Lebensfaden auf einmal abzuschneiden. Wenn andere dergleichen Kirchenräte auch so thun, und mich von dem Ruder der pensiluanischen Galere entbinden und untüchtig erklären sollten, so würde ich erschrecken wie ein Neger der unvermuthet freigelassen wird, oder wie ein Esel dem der Sack abfällt. Daß sie meine vorgeschriebene Regel nicht ins Werk gerichtet und nicht unterschreiben lassen, 21 daran haben sie weislich und klüglich gethan und ich danke ihnen dafür herzlich. Denn in solcher Verwirrung und Erbitterung ist es gar nicht rathsam noch thunlich. Ich glaube die Leute würden sich gegenwärtig ein Gewissen daraus machen, wenn sie das Vater unser oder die 3 Haupt Artikeln des christlichen Glaubens unterschreiben sollten, und gewiß befürchten es stecke eine Stämpel Acte oder ein unerträglich Joch der Sklaverei dahinter verborgen, wie viel weniger eine Kirchenordnung wenns auch die beste wäre. Zum Beschluß melde noch, daß mirs allemahl wehe thut, wenn ich Freunden in der Noth rathen und helfen sollte und wollte und nicht kann! weil ich nicht allmächtig, sondern ohnmächtig bin, und dieses auch das letztemal seyn mögte, daß ich so weitläuftig in dieser Sache geschrieben, weil sie mich herausgefodert und Satisfaction verlanget, da ich doch vielmehr Ursach gehabt von Ihnen Satisfaction zu verlangen, wenn ich Lust zum Fechten hätte, und mir keine nähern Geschäfte oblägen. Ich ertheile gerne Rath in Nöthen wenn es auch der einfältigste wäre. Wenn sie denken wie es im Schluß ihres Schreibens lautet, daß sie mit Η. P. Krug durchkommen könten und es nur an Hülfe wichtiger Personen läge, so thue ich ihnen zu wissen, daß 1769 auf der Synodal Conference eine Regel gemacht und protocollirt wurde, nemlich wenn in einer Gemeine oder Gegend was vorfällt das keinen Aufschub bis auf die jährliche
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Die Briefe des Jahres 1771
Zusammenkunft leidet, so sind die nächst beiwohnenden Prediger des vereinigten Ministerii in Liebe verpflichtet bei zu stehen und die Sache so weit als möglich zu schlichten. 22 Nun wohnen ja meine Herren Amtsbrüder viel näher als ich nemlich H. Stöber, Schulze in Lebanon und Tulpehocken, Helmuth und Kurz iun. in Lancaster und Earltown, Schaum und Voigt in Maxetan. und Falkner Swamp etc. Wenn sie solche ansprechen und sie dessen erinnern, daß es eine von ihnen selbst mitgemachte Regel sey, so werden sie sich nicht weigern, eine gerechte Sache etc. helfen zu vertheidigen und zu unterstützen. Gesetzt denn und in solchem Fall, daß es dem Η. P. Krug gereuet, daß er seinen Beruf in Reading aufgegeben und in Friedrichstown versprochen, und mir aufgetragen dahin zu schreiben, und er lieber in Reading bleiben wollte, und gesetzt die 7 mahl 7 Männer könten die mit Hülfe einer oder mehr wichtigen Personen vom Ministerio einen neuen Beruf für Η. P. Krug zu Stande bringen, die Kirche und ihren Prediger erhalten und den Seelsorger nächst zu Gott gegen die Wuth und List der Misvergnügten schützen, und so wol Η. P. Krug als der Kirchenrat es mir mit ein Paar Zeilen schriftlich geben, daß es so und nicht anders seyn, und ich ferner keine Verantwortung deswegen haben sollte, so wäre mirs ein leichtes solches an den Kirchenrath in Friedrichstown zu berichten, und sie zu trösten, daß man vielleicht jemand anders dahin vorschlagen könte; es soll aber nicht mein Rath und Contrivance 23 seyn, sondern ich lasse es bloß auf den Η. P. Krug und die 7 mahl 7 Männer ankommen und will an keinen Folgen schuldig seyn und es so nach Friedrichstown berichten, wie es mir von ihnen beiderseits aus Reading bestimmet wird. Damit sie sehen daß ich auch von der andern Seite Anfechtung habe, so lege die Copie von einem Brief bei, 24 mit Bitte selbiges in der Stille zu lesen und denn abzuthun. Ich habe der gleichen betrübte, Zeit und Kräfte raubende Streitigkeiten in diesem Lande leider genug erfahren müssen, und bin es von Herzen satt und müde, eine jede Partei will alleine Recht und keine von beiden Schuld haben, stehet man einer bei, so schmähet und schimpfet die andere, will man unparteiisch sich zwischen beide stellen, so wird man von beiden Seiten gedrückt und geschlagen. Nichts mehr als nebst Christlichen Gruß und Wunsch zum Frieden bin
Febr. d. 25 1771.
Meiner geehrten Herren und Freunde Wolwünschender Η. M. 2 5
Observ[atio]: obiges war meine abgenöthigte Antwort auf ein ziemlich hitzig Schreiben von Η. P: Krug seiner Parthey in Reading. Η. Ρ: Krug wolte ungern weg von Reading und seine Parthey die sich 7 mal 7 Personen starck achtete, war zu schwach gegen den deutschen Friede=Richter 26 /: Friede Stöhrer :/ und seinen Pöbelhafften Anhang. Die erstem wolten sich nun erst helffen und eine Kirchen Ordnung einführen da es zu spät und nicht de tempore war, und goßen damit Öhl ins Feuer. Letztere, die grobe Parthey drangen bey mir darauf, ich solte den Η. P: Krug in der Güte wegnehmen und einen andern
Nr. 540
25. 2. 1771
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vorschlagen, änderst solte er mit Gewalt oder Grobheit vertrieben werden, und sie wolten sich selber mit Predigern versehen. Η. P: Krug seine Freunde und er selber waren der Meinung, ich könte und solte helffen, daß er da bliebe: es war mir aber nicht möglich nach den Umständen, denn ich hatte keine Handhabe, und hatte auch das Exempel in Germantown im Andencken, daß es nicht rathsam, wenn sich das Ministerium mit einer Parthey bemühet und die andere Parthey Vagabunden hält. Es giebt nur Schimpf und unheilbaren Schaden. Am kürtzesten und besten, man wendet sich von ihnen weg und läßt sie ihre eigene Suppe verzehren und wieder hungrig werden. Ich kan auch nicht beyspringen, so lange in Philad: gebunden bin.
Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 244-251. An Rändern beschädigte Abschrift von anderer Hand in AFrSt IV C 16:2 S.5-8; LC Abt. Η Fach Ε Nr. 12:2 S. 5-8. Das Postskriptum ist nur in AFrSt (LC) überliefert; dort findet sich dritter Hand auf der ersten Seite der Vermerk: „Mühlenb. an H. Krugs Parthey zu Reading Febr: 71."
den IV von 25.
1
Nicht erhalten; zur Sache vgl. Nr. 534 und Nr. 533. Vgl. Gal 5,9; 1 Kor 5 , 6 - 8 . 3 Vgl. M t 7,6. - Darauf hofieren = „darauf ihr Geschäft erledigen". 4 Vgl. Apg 15,10; Gal 5,1. 5 Am 18. 10. 1762 konnte Mühlenberg in Philadelphia eine neue Gemeindeverfassung einführen; vgl. Bd. II Nr. 237. 6 Vgl. Apg 1 9 , 2 3 - 4 0 . 7 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1384 f. 8 Vgl. 1 Kor 12,20 ff. 9 Vgl. WA DB 7 S. 2 - 2 7 . 10 Vgl. Apg 15,10; Gal 5,1. " Vgl. die 5. Strophe des Kirchenliedes „Kommt her zu mir spricht Gottes Sohn". Verfasser umstritten. 12 = Heuchelei. 13 Vgl. zuletzt die Synodalberichte von 1769 (Nr. 464 Anm. 3) und 1770 (Nr. 495 Anm. 3). 14 Vgl. Nr. 502 und Nr. 511. 15 Vgl. den Synodalbericht 1770 (Nr. 495 Anm. 3). 16 Der Synode ( = 25. 10. 1770). 17 Vgl. Nr. 533 S. 239. 18 Z u r Uberlieferung des Tagebuchs aus dieser Zeit vgl. das Postskriptum zu Nr. 522 Anm. 28. 19 Nicht erhalten; vgl. Nr. 520 Anm. 3(3). 20 Nicht erhalten. 21 Vgl. Mühlenbergs Vorschläge in Nr. 534. 22 Z u r Einrichtung von Regionalkonferenzen vgl. den Synodalbericht 1769 ( = Nr. 464 Anm. 3). 23 = Plan, List. 24 Nicht erhalten; vgl. Mühlenbergs Antwort an die Gegenpartei (Nr. 537). 25 Im Anschluß an die Abschrift in P M vermerkt Mühlenberg selbst: „Vorgehende Schrifft habe am 27. Febr. 1771. d[urc]h Friedr: Mb: zur Bestellung an Η . P: Krug mitgegeben und bey geschloßen a) einen Brief an H. Krug vom Dr: Wiesenthal aus Baltimore b) den Beruf von Friedrichstown, und einen Brief an mich von Conrad Grosch. c) eine Copie von dem Briefe des Christ. Schumachers und Christoph Witman. d) mein eigen Briefl[ein] und P:S. an Η . P: Krug." (S. 252) - Den Text der Berufungsurkunde teilt Mühlenberg in Nr. 542 (S. 280 - 282) mit; die übrigen Beilagen sind nicht erhalten. 2
26
Henry Chrest; Friedensrichter in Reading. Er hatte auf der Synode 1770 den Antrag seiner Partei mit vertreten. Vgl. den Synodalbericht (Nr. 495 Anm. 3) sowie Nr. 537.
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Die Briefe des Jahres 1771
541. P. Grimm u.a. an M.
New York, 27. 2. 1771
1) Copie eines Schreibens von Neuyork an Mühlenberg: Tit[ulus] Daß H. Candidat Roeller 1 von unserm Herrn Pfrr Gerock in unsern Nahmen und von unserntwegen eingeladen zu uns zu kommen unsere Jugend zu unterrichten, solches sehen wir aus H. Roellers abschlägigen Antwort. Es komt uns vor, als wenn H. P. G. unsern Antrag zu kurtz gefaßt habe. Es ist nicht unsere Meinung, H. Roellern nur für unsern Schulmeister zu haben und daß derselbe hiedurch seinen Character verkleinern mögte, sondern daß er auch bei uns predigen solle. Und wenn Gelegenheit vorfiele, wollten wir zu seiner Verbesserung alles beitragen so viel immer möglich. Ein jährlich Gehalt von £ 40 curr: und eine gute Vergeltung für den Unterricht von 30 — 40 Kindern gedachten wir H. Roellern für seine Mühe zu geben. Überbringer dieses unser lieber Freund H. D[avid] Gr[imm] wird Euer H[och] E[hr]w[ürden] unsern beklagungswürdigen Zustand, in Ansehung des Schulwesens besser mündlich berichten. Und wir leben in der festen Hofnung daß durch Ew. H.E. Vermittelung H. Roller könne hieher kommen. Zweifeln auch nicht, H. Roller werde eine Ursache haben über uns zu klagen /: wenn er zu uns komt :/ In dem Vertrauen zu Ew. E[hren] beharrend daß sich dieselben unserer lieben Jugend annehmen werden 2 empfelen wir dieselben nebst den lieben Angehörigen in die Obhut des dreieinigen Gottes etc. etc. verharrend Ε. E. Neuyork d. 27 Febr: 1771
ergebenste Diener P[eter] G[rimm] A[ndreas] L[ucam] G[eorg Lorenz] W[achtel] S[amuel] F[alkenhahn].
Abschrift von Mühlenbergs Hand in AFrSt IV C 16:3 S. 9; LC Abt. Η /V Fach Ε Nr. 12:3 S. 9. Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 A Nr. 12 1769- 71 S. 256. Die Namen der Unterzeichneten sind nach PM ergänzt. 1
2
Conrad Sebastian Roeller (gest. 1795) kam am 1. 10. 1770 in Philadelphia an (vgl. Strassburger 1 S. 730) und nahm 1772 nach einer Probezeit unter Mühlenbergs Aufsicht die Berufung nach Alt und Neu Goschenhoppen an. Vgl. Nr. 564 Anm. 7 sowie Glatfelter I S. 110. Vgl. Mühlenbergs Antwort an Gerock (Nr. 543) und die Unterzeichneten (Nr. 544).
542. An [J. G. Knapp und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 1. 3. 1771
Hochwürdigste Väter wollen herablaßend geruhen, daß einige Anmerckungen 1 machen dürffte, und dieselben einer Durchsicht und reiffern Beurtheilung würdigen:
Nr. 541/542
27. 2./1. 3. 1771
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1) Eine Schul=Anstalt scheinet mir hier nöthig, wenn, und wie Gott einen gnädigen Winck dazu giebet, wenn der Versuch fort gesetzt werden soll, mit der Evangelischen Verfaßung in diesem Lande. 2) Einen Winck seines gnädigsten Willens hat unser Hochgelobter Erlöser durch 2 Legata 2 gegeben. 3) Ein Seminarium ist in der Stadt selbst zu kostbar, 3 zu vielen Versuchungen, Verführung und Ärgermißen etc. etc. unter worffen. Unser Heiland pernoctirte selber lieber in Bethania etc. als Jerusalem. 4 4) Das Gebäude auf dem Hügel ist mir zum Pfahl im Fleisch 5 gewesen, durch Gottes Zulaßung auf gebürdet worden, und hat mir unbeschreibliche Anfechtungen etc. verursachet. Inzwischen ist es massiv, dauerhafft, liegt in einer nützlichen Lage, und da es aller meist von Liebes Gaben, und besonders durch eine wahrhafftig Hochgr[ä]fl[iche] E x c e l l e n c e ] und theuer Gesalbte Standes Person frey gemacht worden; so solte es auch zu einer gemein Anstalt gewidmet und aufgehoben werden, bis des Herrn Stunde komt. 5) Das Grundstück, Gebäude und Zubehör ist im Kaufbriefe zum Eigenthum der Michaelis und Zions incorporirten Kirche verschrieben, und die Corporation kan und darf nach dem Charter nichts vom Kirchen Estate verkauffen, wohl aber verrenten oder auslehenen, damit es was einbringe, und des wegen haben wir nach den hiesigen Rechten und Gesetzen es auf 99 Jahre an die besten Trustees verpachtet, für 99 Ähren von Welsch Korn, welche 99 Ähren oder Kolben etwa einen Scheffel voll aus machen das 2 Shill. 6 Pence kostet, und der Michaelis und Zions Kirche zu gute komt. Wenn die 99 Jahre aus sind, so kan die Corporation es nicht zurück nehmen, und weiter nichts thun, als etwa die jährliche Rente erhöhen, nemlich aus einer Welsch Korn Ähre mehrere machen etc. 6) Weil das Gebäude Anfangs zum Evangelischen Gottes=Dienst nach der ungeändert Augspurgischen Confession bestimmet, auch unter dem Namen im Lande darauf collectirt etc. die hiesigen Beysteuern etwas über 300 £ getragen, so fodert das hiesige Recht, daß ein Raum in dem Gebäude zum Evangelisch=Lutherischen Gottes=Dienst nach der Augspurgischen Confession gewidmet bleibe, welches nicht wieder, sondern für den Zweck einer weitern Anstalt ist. Zu mal da der, oder die Lehrer eines solchen Evangelischen Gottes Dienstes nicht von der Gemeine, sondern vom Directorio und deren Bevollmächtigte verordnet werden sollen. 7) Daß ich mich unterwunden Sr: Hochwürden unsern theuresten Vater Ziegenhagen, in so hohen venerablen Alter und Schwächlichkeit, namentlich mit hinein zu setzen, dazu haben mich hinreichende Gründe bewogen es ohne Erlaubniß zu wagen a) Denn es erfodern die Englischen Gesetze daß ihre eingeborne, oder adoptirte Bürger ein Vorrecht, vor foreigners haben sollen, und ein Eigenthum beßer zu behaupten sey, wenn ihre Bürger Hand mit darin haben etc. b) kostet es ja weiter keine Mühe, sondern nur guten Rath, c) ist es ja auf keine Weise an zu sehen, als ob Hochwd:ste Väter ein solches von hier begehret, oder gekaufft, nein,
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Die Briefe des Jahres 1771
sondern wir begehren aus Zuversicht und Vertrauen Dero Aufsicht, Rath, Hülffe, und Direction zur Fortpflantzung des Reiches Jesu Christi, und Zerstöhrung des Reiches der Finsterniß, also ist es um Christi und der armen Seelen willen. W i r schwimmen mit unserm Kistlein auf dem Nilo zwischen Schilf wie Moses, und können nicht wol anders mittelbar als durch Gottes Vorsehung bestirnte Pfleg*Ammen erhalten werden. 6 8) W i r haben hinter den 3 Hochwürdigen Vätern Platz gelassen, wenn etwa hoch dieselben rathen und befehlen solten, noch einen treuen Knecht Gottes bey zu fügen, in London oder Halle. 9) Das Original, da von ich die vorhergehende Abschrifft nach meiner schlechten Hand genommen, ist hier von einem verständigen Rechts» Gelehrten gemacht, sauber auf Pergament geschrieben und am 14 Januar: bey der versammelten Corporation recht mäßig vollzogen, und in meiner Verwahrung und solte hier in der Landes Kanzeley registrirt werden, welches aber nicht eher geschehen wird, bis ich Antwort bekommen, ob es von Hochwürdigsten Vätern approbirt werde. Wenn es herablaßend genehm gehalten wird, so werden wir eine accurate Abschrifft verfertigen laßen und solche entweder hinaus zur beliebigen Unterzeichnung senden, oder hier durch Dero Bevollmächtigte vollziehen laßen. Solte es aber von Hochwürdigsten Vätern gantz gemißbilliget werden, so kan mir doch das Original zum Zeugniß dienen, daß die desfals empfangene Liebes Collecten nicht zu meinem privat Nutzen verwandt, sondern für den St: Peters Kirch Bau aus gelegt, welches ein Filial von Philadelphia ist und alle 14 Tage mit Gottes Wort versehen wird. 10) Die hiesige Englische Academie in Philadelphia, war Anfangs auch ein Kirch Gebäude, welches durch des seifigen] H. Whitefields Freunde aufgerichtet und unter Dach gebracht. 7 Als aber H. Whitefield selten kam, und andere Prediger den Applausum nicht hatten, so wurde es endlich zur Academie verfertiget, an beiden Enden mit Stuben und Kammern versehen, und in der Mitte eine Halle gelaßen, welche zum sontäglichen Gottes» Dienst, und zu Actib[us] orator[iis], Disputationen und Magister Creationen etc. in den Wochentagen dienet: worin wir auch ein paar Jahre Gottes» Dienst gehalten. 8 11) Meine jüngern Herren Amts=Brüder wünschen wol alle, daß doch eine solche nöthige und nützliche Schul=Anstalt hier seyn mögte, w o Invaliden ihre Zuflucht finden und Ihre noch übrigen Kräffte zum gemeinen Besten anwenden könten etc. Wenn ich meine Einfälle davon sage, so komt es ihnen theils lächerlich, theils unmöglich, und gar nicht muthmaßlich [erwägenswert] vor. Sie haben wol die Gesegneten Anstalten in Glaucha etc. und die fürtrefliche Ordnungen gesehen und viel Gutes darin genoßen, meinen aber, daß sey da so von selber aus dem Boden gewachsen, wie des Jonas Kürbis cap: 4,6. Dencken nicht wie klein und kümmerlich die Sache angefangen, und durch unzehlige Anfechtungen, Versuchungen und Proben es gehen müßen, bis es so weit gekommen etc. etc. Sie halten, wenn nicht eine in Deutschland schon gantz fertig gemachte Anstalt, wie
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1.3.1771
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ein gebauetes Schiff mit voller Ladung, Manschafft und Vorrath über See herein komt, und ans Land gesetz[t] wird, so komme es nicht zu stände. Es gehet fast wie einer in einer großen Stadt erzogenen Dame, die über etwas Brod zürnete, das nicht nach ihrem verdorbenen Geschmack gebakken, und meinete, der Becker wäre der alleinige Urheber und Schöpfer des Brodts, wüste aber nicht wie sauer es dem Landman wird, ehe er den Acker zur Saat bereitet, den Acker umzäunet, den Samen säet, die Erndte erwartet, schneidet, bindet, einsammelt, dreschet, zur Mühle bringet etc. ehe es gebacken und gegeßen wird. 12) Ich kan zu einer so nöthig», nützlich» und heilsamen Anstalt keine Handreichung mehr thun, weil mein Verstand zu schwach und übrige Seelen und Leibes=Kräffte verzehret, meine Tage auf der Neige und wie ein Schatten dahin und davon geflogen sind. Der Herr Herr wird es nach seinem unerforschlichen Rath, nach seiner Güte und Weisheit schon zeigen ob, wie, und wann? und Männer nach seinem Hertzen erwecken, die seine Sache aus führen und wircken, weil es noch Tag ist! 9 Er erhöre unser Seufzen und Flehen um Jesu Christi unsers Fürsprechers 1 0 willen, und laße Hochwürdige Väter noch lange leben zum Besten seines Gnaden=Reiches auf Erden, und absonderlich zum Trost der armen Missionen! welches wünschet und flehet Hochwürdigste Väter Philad: d. 1 Mart: 1771.
Dero mühsamer Knecht Mühlenberg.
P.S. weil noch weiß Papier übrig ist, will es gern auf füllen. Die hiesigen Evangelischen Gemeinen und Filiale welche gegenwärtig mit den Gnaden=Mitteln bedienet und von so genanten Vereinigten Arbeitern versehen werden sind folgende: 1) Philadelphia und ihre Filiale a) Whitemarsh oder St: Peters Kirche auf Barrenhill b) Franckfurt: c) Cohenzy. Prediger: Mühlenberg und H. Kuntze, Catechet Henrich Mühlenberg jun: In der Schule zwischen 2 und 300 Kinder, 2 Deutsche und 1 englischer Schulmeister. 2) Bey der Germantowner Gemeine H. Schmidt, und ein fleissiger Schulmeister 3) Die 3 Gemeinen in Neuhannover, Providence und Peikestown versiehet H. P. Voigt mit Mühe und Fleiß. 4) Die Gemeine in dem Städtlein Reading an der Schulkiel und ein Filial in Bern bey 8 Meilen ab hat Η. P: Krug bis her bedient, wird aber wol nach Ostern g[eliebts] G[ott] seinem neuen Beruf zu folge, nach Friedrichstown in Maryland ziehen. 11 5) In den Gegenden von Tolpehaken, bedienen Η . P: Schultze und Collaborator Friedrich Mühlenberg 9 Gemeinen. 1 2 6) Weiter hinauf in der Gegend an den Flüßen Swatara, Libanon etc. versiehet der alte H. Pfrr: Stöber 4 bis 5 Gemeinen. 6) [!] Noch weiter nach der Susquehana zu, bedienet der Catechet H. Enderlein 4 Gemeinlein. 13
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Die Briefe des Jahres 1771
7) Die große Gemeine in Lancaster wird vom Η . P. Helmuth besorgt. 8) H. Pfrr: Kurtz junior wohnet in Earltownship, und hat 5 bis 6 Gemeinen zu versehen. 9) An der Nord Ost und N o r d West Seite dießeit den blauen Bergen bedienen a) H. Diac: Streit: Die Gemeinen in Easttown, Wilhelmstown und Greenwich und noch ein Filial Pequest genant, wie auch Pawlingskiel b) H. Diac: Friderici 2 Gemeinlein 1 4 c) H. Diac van Buskerk die Gemeinen in Macunshy, Saccum, Uppermillford und Salisbury. d) H. Diac: Jung 4 Gemeinen in Whitehall am Jordan etc. e) H. Pfrr: Schaum 4 Gemeinen in Rockling, Mesillum etc. f) H. Pfrr: Schwertfeger 4 Gemeinen in Weißenburg, Albany und Rosenthal. 10) H. Pfrr: Kurtz senior stehet bey der großen Gemeine in Yorktown über der Susquehana und besuchet auch ein paar Filiale von da aus. 11) H. Pfrr Bager hat ein paar Gemeinen weiter in Canewage 12) H. Collaborat: Wildban bedienet 5 bis 6 Gemeinen an den Pennsylvanisch» Marylandisch= und Virginianischen Grentzen. 1 5 13) In Virginien versiehet der Landprediger H. Schwarbach 4 bis 5 weit von einander entfernte Gemeinen 1 6 14) In der Province Neujersey bedienet der Diac: Peter Mühlenberg die Gemeinen in Neugermantown, Bedminster und Roxburg oder Valley, und besucht auch die Filiale in Amwil und Brunswic dann und wann 15) Am äusern Ende von Jersey hat H. Pfr: Gräfe die Nieder deutsch=Lutherischen Gemeinen in Hackinsack und Remmersbach, wie auch ein paar Filiale zu bestreiten 16) In der Stadt Neuyork stehet der Η . P. und M a g : Gerock an der Hochdeutschen Gemeine bey der Christ=Kirche. Dieses sind die mir gegenwärtig bekante Arbeiter 25 an der Zahl, welche etwa bey 76 theils große, theils kleine Gemeinen bedienen und dann und wann auf einer Synodal Versamlung sich einfinden, wenn es ihre Gesundheit, Kräffte, Armuth, Umstände, Zeit, Wege, Witterung und guter Wille unter Gottes Beystand zu laßen. Es woll' uns Gott gnädig seyn und seinen Segen geben etc. 1 7 Um auch diesen Raum zu füllen, wird es wol nicht unangenehm seyn die Abschrifft von Η . P. Krugs Beruf aus Friedrichstown her zu setzen, und zu lesen. Im Namen unsers großen Ertz Hirten und Erlösers Jesu Christi amen! Nachdem unsere Evangelisch=Lutherische Gemeine in, und um der Friedrichs Stadt in Maryland in Nord America, durch Gottes Gnade mit denen Evangelisch=Lutherischen Gemeinen in Pennsylvania etc. viele Jahre her in liebreicher Vereinigung gelebt, und vom besagten Rev: Ministerio mit Lehrern
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versehen, unsere bemeldte Gemeine aber vakant worden, und wir als Älteste und Vorsteher mit Genehmhaltung unserer ordentlichen Gemein=Glieder, unser Vertrauen nächst Gott auf Sr: Wohl Ehrw: Hn: Pfrr: Andreas Krug, als rechtmäßig Beruffenen, und von Hochwürdigen Kirchen»Vätern aus Europa frey heraus gesandten ordentlich Evangelischen bevollmächtigten Lehrer und Seelsorger für die Vereinigten Gemeinen, geworffen, und auf der letzten Synodal Versamlung in Reading um Denselben bey dem Rev: Ministerio feierlich angehalten, nach dem er ein Zeitlang zuvor eine Probe bey uns abgelegt, besagtes Rev: Ministerium es gebilliget, und er selbst eingewilliget; 18 Also beruffen wir, der Zeit Älteste und Vorsteher, mit Genehmhaltung unserer Gemeine Im Namen Gottes hiedurch Sr: Wohl Ehrw: Herrn Andreas Krug zum ordentlichen Lehrer, Seelsorger und Aufseher unserer besagten Gemeine, Kirche und Schule, mit gehöriger Vollmacht und Bestimmung, daß er in denselben die reine Evangelische Lehre und heil[ige] Sacramenta nach dem Grunde der Apostel und Propheten, der ungeändert Augspurgischen Confession und übrigen Symbolischen] Büchern gemäß, mit aller Treue, so viel Gott Gnade, Gesundheit und Kräffte verleihet, öffentlich und besonders Lehren, üben, treiben, Hand haben, aus theilen, mit vorbildlichem Wandel zieren und fort pflantzen, durch erbauliche Predigten und Kinder=Lehren die Schafe und Lämmer Jesu weiden, 1 9 und Ihm als dem rechten Eigenthums Herrn 2 0 heim bringen möge! So wird er nach 1 Petri 5,2 — 4: wann erscheinen wird der Ertz Hirte, die unverwelckliche Crone der Ehren empfangen. Und da wir als Trustees, Älteste, Vorsteher und Gemein=Glieder nach Christi und seiner heil: Apostel Lehre, nach Recht und Billigkeit verpflichtet sind, für seinen leiblichen Unterhalt zu sorgen, damit er nicht nöthig habe sich in frembde Händel der Nahrung zu flechten; so versprechen und vermachen wir ihm hiemit: 1) freien und ungestörten Besitz und Genuß unsers Pfarrhauses und Pertinentien: 2) jährlich 15 Klaffter Feuer Holtz 3) die gewönlichen Accidentien, und 4) jährlich 60 £ curr[ency] Dieses obbemeldte BerufsTnstrument soll vest stehen und gültig bleiben, so lange es Sr: Wohl Ehrw: Herrn Pfrr: Andreas Krug beliebet unser Lehrer und Seelsorger nach obigen Bedingungen zu bleiben, die Gemeine ihre gehörigen Pflichten erfüllen, sich seines Amtes zum Segen bedienen und im Friede mit ihm leben wird. Solte aber mit der Zeit entweder unser Lehrer selbst oder 2 Drittel vom Kirchen=Rath und contribuirenden Gemein=Gliedern aus wichtigen Ursachen eine Veränderung oder Versetzung verlangen; so soll solches dem Praesidi des Vereinigten Ministerii, oder auf der jährlichen Synodal Versamlung bescheiden gemeldet, und durch eine Committee von unpartheyischen Lehrern und Ältesten der Vereinigten Gemeinen untersucht und entschieden werden. Welches obige samt und sonders wir, der Zeit Trustees, Älteste und Vorsteher mit Übereinstimmung unserer ordentlich» contribuirend» und commu-
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Die Briefe des Jahres 1771
nicirenden Gemein=Glieder mit eigener Hand und Unterschrifft bescheinigen, bezeugen und bekräfftigen. So geschehen zu Friedrichs Stadt in Maryland Februar d.
Anno Domini 1771.
unterschrieben von 12 Männern als Trustees, Ältesten und Vorstehern. In einem privat Schreiben an mich, 2 1 hoffen und versprechen sie mit göttl: Hülffe das Salarium zu verbeßern, wenn die Gemeine sich beßer sammelt.
Reinschrift 1
in AFrSt IV C 16:8 S. 53, 57-60;
LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:6 S. 53, 57 - 60.
Zu folgendem, dem Brief beigefügten Vertragsentwurf: „Copy This Indenture made the fourteenth day of January, in the eleventh year of the Reign of our Sovereign Lord Georg the 3 d by the Grace of God King of great Britain etc.: Annoque Domini 1771 between the Rector, Vestrymen and Church Wardens of the German Lutheran Congregation in, and near the City of Philadelphia in the Province of Pennsylvania of the one part, and the Reverend Frederick Ziegenhagen, His said Majesty's Chaplain, in the German Chappel at St: James's London, the Reverend Georg Knapp D[octor] D[ivinitatis] Professor of the Frederick's University and Director of the Royal Seminary at Halle in Saxony, the Reverend Anastasius Freylinghausen D. D. Professor and Vice=Director of the University and Seminary aforesaid Whereas His said Majesty by Letters Patent under the great Seal of the said Province of Pennsylvania, dated the 25 th day of September, in the 5 th Year of His Majesty's Reign, and tested by the Hon b l c John Penn Esq. Lieutenant Governor and Commander in Chief of the said Province of Pennsylvania etc. etc. did create the said Rector, Vestrymen and Church Wardens by their Names and Sirnames [!] in the said Letters Patent expressed one Body politic and Corporation, to have Continuance for ever, and did further grant, ordain and declare, that the said Rector, Vestrymen and Church Wardens and their Successors by the Name aforesaid, should for ever thereafter be persons able and capable in Law, to purchase, have, receive, take, hold, and enjoy in Fee simple, or any other lesser Estate or Estates, any Lands, Tenements, Rents, Annuities, Liberties, Franchises and other Hereditaments within the said Province of Pennsylvania, or the three lower Counties of Newcastle, Kent and Sussex on Delaware, by the Gift, Grant, Bargain, Sale, Alienation, Enfeoffment, Release, Confirmation or Devise of any Person or Persons, Bodies politic or corporate, capable to make the same: And whereas some christian well disposed German Persons for the Furtherance of the Protestant Religion, instructing Youth and preaching the Gospel in their native Language to their Neighbours and Countryfolks as well freemen as servants, inhabiting a thick settled district or Township, called Whitemarsh in the County of Philadelphia, about twelve English statute Miles from the capital City afore said, had some Years before the date of the said Letters Patent on a small Glebe of Land built, made, erected and cover'd under R o o f a Spacious elegant Church or House of Worship, the Expence of compleatly finishing the same far exceeded the Abilities of the Undertakers, who not being supported by others, the said Church remains to this day unfinished without Pews, Galleries, Chancel and Pulpit, and indebted to sundry Persons, to the Amount of six hundred and four Pounds or upwards, charged on the Credit of a few private Persons, who made themselves liable to answer the same. And wheras in and by a certain Indenture, bearing date the Eleventh day of October A. D. 1766 made, or mentioned to be made by and between Philip Sharp of Witemarsh afore said Yeoman, the lawful Owner of the aforesaid Glebe of Land and Eva his Wife of the one part, and the said Rector, Vestrymen and Church Wardens of the other Part, they the said Sharp
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a n d Eva his Wife, for the Consideration in the same Indenture mentioned, did grant, bargain a n d sell unto the said Rector, Vestrymen and Church Wardens the Glebe of Land whereon the aforesaid Church standeth erected by the N a m e s and descriptions following, that is to say: A certain Tract or piece of Land, situate in the Township of Whitemarsh aforesaid Beginning at a stone, a smal distance f r o m the Road called the Ridge R o a d and running the following Courses: N o r t h fourty degrees West six perches, t w o tenths and a half of a tenth part of a Perch, Thence South Sixty degrees fifteen Minutes West twenty f o u r Perches and two tenth p a r t s of a perch, Thence South fourty degrees East five Tenths, Thence N o r t h seventy three degrees East twenty six perches to the Place of Beginning, containing Eighty Perches of Land, Together with the Buildings and all other the Appurtenances To hold to them the said Rector, Vestrymen and Church Wardens, their Successors and Assigns for ever. And whereas the afore said Rector, Vestrymen and Church Wardens have been these several Years past and still are at a vast Expence in building and finishing the G e r m a n Lutheran Church in the City of Philadelphia, called Zion C h u r c h , so that they could neither pay off the afore said Church debts, nor finish the Inside of the said Church, but have prayed the Aid and Assistance of their Brethren in England and Germany, W h o taking much to heart the Advancement of divine knowledge and Worship according to the Doctrine and Rites of that Branche of Protestants, which is commonly called Lutherans, have chearfully engaged not only to disincumber the Persons, w h o have staked their o w n private fortunes, for the Payment of the said Church debts, and to finish a Church or Hall within the Walls of the said new Erection sufficient for preaching the Gospel to the neighbouring Lutheran Congregation, but also to enlarge the Plan of preaching the Gospel to those numberless Families of Germans, w h o f r o m time to time have and hereafter shall t r a n s p o r t themselves into Pennsylvania, by erecting within the same Walls and founding a Seminary of Learning for Students of Divinity to be educated for Pastors a n d Teachers of the Churches and Schools of the G e r m a n Protestant Congregations of Lutherans in the Province of Pennsylvania and in the neighbouring Provinces of N o r t h America: Provided that the Direction and M a n a g e m e n t of the said Institution should be committed to some Eminent Divines of the Evangelic Protestant Religion of Lutherans in England and Germany, M e n , who themselves were educated in such like Seminaries, a n d have grown old in the Councils and service of Institutions for p r o m o t i n g the Gospel. N o w this Indenture witnesseth that the said Rector, Vestrymen and Church Wardens reposing great Trust and Confidence in the knowledge, W i s d o m and Abilities of the said Frederick Ziegenhagen, George Knapp, Anastasius Freylinghausen — in Consideration of the Premises and of five shillings, u n t o them at, or immediately before t h e Sealing and Delivery hereof, by or on behalf of the said Frederick Ziegenhagen, George Knapp, Anastasius Freylinghausen - well and truly paid, the Receipt whereof is hereby acknowledged, Have lett, set and demised, and by these presents Do lett, set and demise unto t h e said Frederick Ziegenhagen, George Knapp, Anastasius Freylinghausen - All that the a f o r e Building of a C h u r c h , and the Glebe of Land, or Lot of G r o u n d thereunto belonging, Situate, b o u n d e d and being, as in the said recited Indenture described, Together with the Appurtenances To have and to hold the said Church or Edifice, Lot of G r o u n d Hereditaments a n d Premises hereby demised with the Appurtenances u n t o the said Frederick Ziegenhagen, Georg Knapp, Anastasius Freylinghausen - their Executors, Administrators and Assigns from the day of the date hereof for during and unto the full End and Term of Ninety Nine Years f r o m thence next ensuing a n d fully to be compleat and ended, Yielding and paying therefore a n d thereout u n t o the said Rector, Vestrymen and Church-Wardens and their Successors the yearly Rent of one Ear of Indian Corn o n the Feast day of St. Michael the Archangel in every Year during the said Term, if legally d e m a n d e d , Upon this special Trust and Confidence nevertheless, that the said Frederick Ziegenhagen, George K n a p p , Anastasius Freylinghausen, their Executors, Administrators and Assigns shall and do permit and suffer divine Service agreeable to the Doctrine a n d Rites of the aforesaid Branch of protestants, called Lutherans to be celebrated within the Walls of the aforesaid Edifice or Church on Sundays and such o t h e r days of the Week as the said Rector, Vestrymen and Church Wardens and their Successors shall f r o m time to time direct and appoint, and all the Rest and Residue of the Building afore said, and of the Glebe of Land, whereon it is erected, and every p a r t and parcel thereof, use,
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Die Briefe des Jahres 1771
employ and dedicate to, and for any other Use or Purpose what soever, subservient to the great Plan of promoting Christian Knowledge, and to extend and enlarge the Same. In Witness whereof the said Rector, Vestrymen and Church Wardens of the German Lutheran Congregation in, and near the City of Philadelphia, in the Province of Pennsylvania have to one part of this Indenture signed their Names and affixed the common Seal of the Corporation, and the said Frederick Ziegenhagen, George Knapp, Anastasius Freylinghausen have to the other part thereof by Power of Attorney set their hands and Seals the day and Year first above written. Andrew Burkhard Henry Mühlenberg p[ro] t[empore] Rector Wilhelm Getling Emanuel Schultze V[erbi] D[ivini] M i n i s t e r ] Theodor Memminger Joh: Christoph Kunze V.D.M. Johannes Rupp [Locus Sigilli] Henry Keppele sen. William Eckert David Schäffer Georg Heyl Andreas Boshard Georg Kitz Frederich Kühl Johann Nicolaus Weber. Martin Rauh Jacob Gräff Siegmund Riele Georg Walker." (AFrSt IV C 16:8 S. 4 8 - 5 2 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:6 S. 4 8 - 5 2 ) . Das Vermächtnis des Grafen von Solms-Rödelheim (vgl. Nr. 488 und Nr. 489) und des Kaufmanns Sigismund Streit aus Venedig (vgl. Bd. III Nr. 335 S. 304 und Nr. 423 S. 586). = kostspielig, teuer. Vgl. M k 11,11 f.; M t 21,17 f. Vgl. 2 Kor 12,7. Vgl. 2 Mos 2,1 - 1 0 . Das Gebäude wurde 1740/41 errichtet. Es sollte Whitefield bei seinen Aufenthalten in Philadelphia eine Wirkungsstätte bieten und eine Freischule beherbergen. Die Akademie nahm 1753 offiziell ihre Tätigkeit auf, nachdem sich vornehme Bürger Philadelphias unter maßgeblicher Beteiligung Benjamin Franklins seit vier Jahren f ü r ihr Zustandekommen eingesetzt hatten. Vgl. Jürgen Herbst, From Crisis to Crisis. American College Government, 1636 — 1819, Cambridge, Mass. and London 1982, S. 88 — 91 und Arnold A. Dallimore, George Whitefield. The Life and Times of the Great Evangelist of the Eighteenth-Century Revival, vol. 2, Edinburgh and Carlisle, Pa. 1980, S. 370 und 445 f.
Vgl. Bd. III Nr. 355 S. 359 f.; Nr. 364 S. 376 und Nr. 441 S. 642. Vgl. Joh 9,4. 10 Vgl. 1 Joh 2,1. " Der Text der Berufung folgt im Anschluß an das Postskriptum, zur Vorgeschichte des Wechsels vgl. Nr. 533; Nr. 534; Nr. 523 und Nr. 511. 12 Zur Berufung Schultzes nach Tulpehocken vgl. Nr. 518; Nr. 519; Nr. 521; Nr. 5 2 7 - 5 3 2 . " Vgl. Nr. 504 Anm. 5 und Glatfelter I S. 3 3 - 3 5 . 14 In Northampton County; vgl. Nr. 539 S. 264 und Glatfelter I S. 41. 15 Von Hanover, Pa. aus; vgl. Glatfelter I S. 164 f. 16 Von Hebron, Culpepper County aus; vgl. Glatfelter I S. 129 f. 17 Kirchenlied von Martin Luther. 18 Vgl. Nr. 520 Anm. 3(3); Nr. 476 Anm. 3(2) sowie den Synodalbericht 1770 (Nr. 495 Anm. 3). 19 Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . 20 Vgl. Joh. 1,11. 21 Nicht erhalten. 9
Nr. 542/543
543. An [J. S. Gerock]
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1. 3-/9. 3 . 1 7 7 1
[Philadelphia],
9. 3. 1771
HochEhrwürdiger H. Pastor. Hochwerthgeschätzter Η. Amtsbruder. Obigen Brief 1 habe ich denn nach der Liebe die das beste hoffet 2 angesehen als eine weitere Erklärung von Dero im Namen der HE Ältesten und Vorsteher gethanen Antrag d[atirt] d[en] 21 Jan. a[nni] c[urrentis] 3 wegen H. Roeller 4 und so wohl Dero schriftlich besagten Antrag von 21 Jan. als auch obigen Brief an den H. Roeller übergeben und es seiner Überlegung, Beurtheilung und Entschliessung überlassen, ob er zum Versuch hinüber gehen oder hier bleiben wollte? Ihm aber auch zugleich eröfnet daß Ew. Hochw. ihn mit unter andern im Vorschlag nach Lüneburg in Nova Scotia und also noch unbekanter Weise seine Wohlfart zum Augenmerk gehabt, welches ihm sehr eindrücklich war und er sich auch entschloß ad otrumque [!] paratus zu seyn die hinüber Reise zu wagen und persönlich mit ihnen bekant zu werden, mit dem Vorsatz auf keinerlei Weise sich mit einiger Parteilichkeit einzulassen sondern durch Gottes Gnade und Beistand dahin zu trachten, daß er Ew. Hoch, nicht zur Last, sondern Lust, Erleichterung und Trost, der Gemeine zum Nutz und Vergnügen und absonderlich der lieben und zarten Jugend zur christl. Bildung und Erbauung dienen und von Dero vielj ährigen Erfahrung profitiren mögte. Auf solche Weise muß ihn seine Freiheit zum Danke, wählen und entschliessen lassen, zumal es eine nöthige und wichtige Maxime ist und bleibet, daß treue Lehrer und Seelsorger, wie auch Älteste und Vorsteher am ersten und angelegensten für Anstalten in Gemeinen sorgen worin und wodurch die liebe zarte Jugend in unserer Evangelischen Glaubenslehre und darausfliessenden Lebenspflicht gründlich unterrichtet, christlich gebildet am Alter, Weisheit, Gnade bei Gott, und der Menschen erzogen und selig werden mögen, wenn anders Evangelische Gemeinen nicht aussterben sondern bestehen, vermehret und fortgepflanzet werden sollen. Und dazu wünsche ich von Herzen Gnade, heil. Kraft und Segen aus der Fülle Jesu 5 und allerseits ein einfältig Auge daß der ganze Leib lichte sei. 6 Sollte aber die Absicht durch ein oder ander seits Schuld nicht zum Grunde liegen noch vernichtet werden können, und H. Roeller daselbst nicht nöthig scheinen und unserer von seiner Nützbarkeit guten geschöpften Hofnung sich gemäß verhalten, so ist für ihn und uns und andrer Orten noch Arbeit genug übrig. Die beiden hereingekommene Schulmeister und Organisten wovon Ew. HochEhrw. im vorigen 7 zu melden beliebt, sind wie ich berichtet worden in Diensten, einer in Neu-hannover und einer an der Antellany oder Mesillum. Dem WEhr. W. H. Schwertfeger habe nemlich durch den H. Diac. Jung sagen lassen, daß Ew. Hoch, seiner gedacht wegen Lüneburg in Neuschottland, aber noch keine Antwort, weil selten Gelegenheit von seiner Gegend 8 nach Philadelphia ab und zu fürfällt. Mit diesem wenigen muß dismal schliessen und mich Dero fernem Gewogenheit empfelen verharrend d. 9 Mart. 1771
Ew. Hochw.Ehrw. etc. Η. M.
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Die Briefe des Jahres 1771
Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 A Nr. 12 1 769 - 71 S. 256 f. Der gestrichene Briefanfang von Mühlenbergs Hand findet sich ebd. S. 253:
folgende,
,,S[alvo] T[itulo] Hochwerthgeschätzter Herr Amts=Bruder. Weil der Antrag an H : Roeller wiederholt und von Ecclesiae patronis / : wie aus ihrem Schreiben an mich [ = Nr. 5 4 1 ] fast scheinet :/ gleichsam gemuthmaßet wird, als ob Hochwerth. H . Pastor, in dem Schreiben im Namen der Hh. Ältesten vom 21 Jan: wegen Hn: Roller an mich, der Antrag zu kurtz gerathen." Vgl. die Nachbemerkung zu Nr. 5 4 4 . 1 2 3 4 5 6 7 8
= Nr. 541. Vgl. 1 Kor 13,7. Nicht erhalten. Vgl. N r . 541 Anm. 1. Vgl. J o h 1,16; Kol 1,19; 2,9. Vgl. M t 6,22; Lk 11,34. Vom 2 1 . 1. 1771; nicht erhalten. Am Jordan, Lehigh C o u n t y ; vgl. Bd. III Nr. 4 4 9 .
544. An [Ρ. Grimm u.a.]
Philadelphia,
9. 3. 1771
2) Antwort: Wohl Edl. Hh. und Glaubens Verwandte, 1 Ew. W. Edl. Zuschrifft vom 27 Febr: 1771 1 habe durch H. D[avid] G[rimm] richtig erhalten. Weil selbige als ein Commentarius oder weitere Aufklärung des schrifftlichen Antrages wegen H. Candidat Rollers, 3 so von dem S[alvo] T[itulo] H[errn] P[astor] G[erock] d[e] d[ato] 21 J a n : a.c. an mich ergangen, 4 dienen solte; so beides S. Τ : P: G-ks schrifftlichen Antrag vom 21 J a n : und Ihres d.d. 27 Febr: an H. Roller übergeben, mit Bitte, solche vernünftig und christlich zu über legen, zu beurteilen, und zu erwälen, was er als das Beste erkennen würde. Ich kan nicht bergen, daß Anstalten zum Unterricht unserer lieben zarten Jugend mir allemal überwiegende Gründe geben und mein Hertz brechen; halte auch gar nicht dafür, daß solche hohe und wichtige Beschäfftigungen mit der zarten Jugend den Character eines Ertzbischofs oder grösten Theologi vermindern könten, weil der höchst erhabene Erlöser und Eigenthums Herr 5 der Menschen Kinder es nöthig und würdig fand in seinen Beruf an den großen Apostel Petrum vor an zu setzen Joh: 21,15: Hast Du mich lieber, so weide meine Lämmer! Was die allerhöchste Majestaet rein und wichtig erkläret, das solte der Mensch nicht gemein und niederträchtig achten. H. Roller verläßt sich nächst Gott auf das Wort des H. P: G vom 21 Jan. a[nni] c[urrentis] und auf die Parole der H. Ältesten vom 27 Febr: a c., will zum Versuch zu Ihnen kommen und gerne thun, was Ihm von Gottes und Gewißens wegen möglich ist, und auch zurück kommen, wenn er sehen solte, daß er den guten intendirten Zweck nicht erreichen könte; eingedenck Dero Zusage, Ihn frachtfrei zu halten. Wobey ich sehr und aus Hertzens Grunde bitte und ersuche nemlich: Die Hh. Trustees, Ältesten und Vorsteher wollen doch um Gottes und der
Nr. 543/544
9. 3./9. 3. 1771
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Gemeine, und insonderheit um der lieben zarten Jugend, ja auch um der misgünstigen Feinde willen, alle Weisheit, Liebe und äusersten Fleiß anwenden, daß zwischen ihnen, Ihren ordentlich beruffenen Lehrern und Seelsorger etc. und übrigen Gliedern eine dauerhaffte Eintracht und Einigkeit herrschen möge! Ein Haus, das mit sich selbst uneins wird, kan nicht bestehen. 6 Wenn ein Mauer»Werck nicht mit Bindsteinen verwart, nur mit losen Leim gemacht ist, und Riße bekomt; so krümelt es nach und nach herunter und fält endlich zusamen. Lehrer, Trustees und Ältesten etc. sind gleichsam wie die Eltern von einem Hause und Familie, und die übrigen Glieder wie Kinder und Gesinde. Wenn nun Haupt und Hertz kranck und mat wird 7 und wieder einander streitet, wie gefärlich= und schädlichen Einfluß verursachet solches nicht in allen übrigen Gliedern des Leibes! 8 Ehe=Leute zancken wol leider bis weilen mit einander, aber sie laßen es doch, wenn sie sonst klug sind, nicht gerne die Kinder und Gesinde hören und mercken. W o Liebe, Eintracht, Seelsorge, Güte und Freundlichkeit einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede in Christo sich küßen etc. 9 da ist auch Erbauung und Segen. M i r deucht, ob eine Gemeine gleich arm und in Schulden wäre, wenn nur Friede und Einigkeit regieret, so könte sie wol einen ordentlichen Seelsorger, und einen Catecheten oder Helffer erhalten. Und wenn wir am ersten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit trachten; so wird ja nach unsers allmächtigen Herrn seiner untrieglichen Verheißung das Geringere, die Nothdurfft zufallen. 1 0 Nun habe ich noch eins bey dieser Gelegenheit an Geehrte Herren und Freunde in Ernst und Liebe zu berichten und es Ihrer Beurteilung vor zu legen, nemlich: 1) es war in einer bekanten Gegend eine junge angehende zalreiche Gemeine [Philadelphia], dem grösten Teil nach arm und dazu in schweren Bauschulden verhafftet. Die Gemeine hatte einen alten abgelebten Prediger [Mühlenberg], der täglich sein Ende erwartete, und einen jüngern zum zweiten Lehrer [Ch. E. Schultze]. 2) Der Alte, samt d[em] Ehrsamen Kirchen=Rath schrieben vor etlichen Jahren an gewiße Hochw: Kirchen Väter in Europa und baten flehentlich, Hoch Dieselben mögten doch um Gottes willen einen für ihre Gemeine sich schickenden dritten Prediger aussuchen, für ihre Gemeine beruffen, ihn ordiniren laßen und fracht frei herein senden! Der alte schwache Prediger hielte an mit Bitten und Flehen um Hülffe und Erleichterung. 3) Die guthertzigen Väter und Freunde hatten nach gläubigem Gebet und vieler M ü h e endlich einen jungen, gelehrten, begabten, wackern Mann [Kunze] aus gefunden und ihm den Beruf angetragen. Es dauerte aber eine Weile ehe er den Beruf annehmen wolte, und muste erst durch viele Anfechtungen, Proben und Kampf gehen, ehe er den Beruf als gewiß und göttlich erkennen und annehmen konte. 4) Als er den Beruf recht göttlich überzeugt angenommen; so gaben die gütigen Väter ihm gleich ein halb J a h r Salarium vor aus und versprachen ihm am Ende des 1770 sten Jahres die andere Hälffte auch zu verleihen,
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Die Briefe des Jahres 1771
welches noch keinem Missionario vor ihm wiederfaren; Hessen ihn von einem Hochw: Consistorio als dritten Prediger für besagte Gemeinen namentlich und ausdrücklich ordiniren, legten die schweren Reise=Zehrungs und Fracht Kosten aus bis nach Engelland; alwo er sich etwas aufhielte, frei gehalten, und von da auf einem vornemen Schiffe in der Cabine frei nach America zu seinen bestirnten Gemeinen gesandt, und gleichsam auf Adlers Flügeln gehoben, 1 1 und durch Gottes sonderbare Güte bewaret wurde, weil er nicht wie Jonas entflohen, sondern den Beruf göttlich erkant und gehorsam gewesen. 1 2 5) D a nun das Schiff in America an einem andern Orte, bei einer vornemen Seestadt [New York] anlandete, alwo unter andern insonderheit eine nicht gar große deutsche Gemeine ist, die einen ordentlich beruffenen gelerten, begabten und graduirten Lehrer [Gerock] zum Seelsorger hat, und so wol der Lehrer, als Ältesten und Vorsteher gedachter Gemeine, besonders gegen neu ankommende Missionarien aus ihrem ehemaligen Vaterlande und von ihrer Religion sich ausnemend liebreich, gastfrei, treuhertzig und freundlich bezeigen, und der neue Prediger nach einer ungewonten rauhen Seefart, und aus einer so zu reden civilen See=Gefangenschafft seinen Fuß das erste mal an die neue Welt und vestes L a n d setzte und National und Religions Verwandte fand, die ihn als einen Engel aufnamen, mit Worten und T h a t erquickten, und ihm die erste Gelegenheit gaben, nach so langen Stillschweigen eine Abendstunde in ihrer Kirche zu halten und in diesem Teil der Welt das Evangelium zu verkündigen vor einer so ausnemend aufmercksamen Versamlung; Siehe, s o folgte es gantz natürlich, daß Η. P. K[unze] nach den obern Seelen=Kräfften a maiori ad minus vom Haupte bis auf die Fußsolen schließen, nach der Sinnlichkeit ein Paradies fühlen, und die frembde Gemeine ihm als einem Frembdlinge ins Hertz gegraben werden muste: wie einiger maßen im Vergleich zu reden es gehet, als wenn leibliche Brüder und Schwestern, die viele Jahre von einander entfernt gewesen, das erste mal wieder zusamen kommen, und sich den ersten T a g nicht satt hertzen, Lieben, freuen, erzehlen, weinen und lachen können, bis etwa eine Woche vergangen, und sie sich über allerhand Kleinigkeiten zu zancken anfangen: oder wie junge Personen die einander noch nie gekant, bey der ersten Zusamenkunfft einander als Engel ansehen, sich auf ewig verloben, in der Sinnlichkeit lauter paradisischen Geschmack empfinden und gar keine Fehler bemercken, bis sie getrauet, das Ehejoch ein Zeitlang mit einander getragen, den sinnlichen Ferniß [ = Firnis] verloren und den Fall A d a m s beßer einsehen gelernet. 6) Gedachter neuer Missionarius wurde, ehe er sich recht umsehen und erholen konte von denen treuhertzigen Jonathans 1 3 mit Vorschuß auf Credit zur fernem Reise versehen, zum Waßer begleitet, mit den zärtlichsten Segens=Wünschen und Küßen erlaßen, und unter Gottes väterlichen Schutz und Schirm 1 4 an den Ort gebracht, wo hin er göttlich, unmittel· und mittelbar bestimmet war. 1 5
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9. 3. 1771
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7) Der alte abgelebte Prediger freuete sich mit Zittern über die göttliche Führung, ob er gleich schon von N[ew] Y[ork] berichtet war, daß der neue Lehrer eine gar leise Stimme für eine große Kirche hätte. Er verkündigte die glückliche Ankunfft in beiden Kirchen, stellete ein Danckfest an, und der neue Prediger wurde in einer öffentlichen Versamlung des Gemein» Raths dem Beruffe gemäß als dritter Lehrer feierlich bewillkommet, erkant, und mit Handschlag aller und jeder Glieder auf, und mit Segens=Wünschen angenommen, und der gantze feierliche Actus zum Andencken der Nachkommen protokollirt. 1 6 8) Der alte Prediger voller Vertrauen und Zuversicht, daß nun die Gemeine wohl und hinreichend versehen, reisete zu verlaßenen und in Gefar stehenden Land Gemeinen und blieb etwa 6 Wochen aus. 17 9) Und siehe, in Abwesenheit des alten, erhub sich eine heimliche Unterhandlung 1 8 zwischen dem von seinem Beruf göttlich überzeugten dritten Lehrer und dem Kirchen=Rath in der obbemeldten ansehnlichen Seestadt, ohne auch nur nach dem geringsten Grad einer Christlichen oder bürgerlichen Billigkeit, den Alten, oder Gemein=Rath erst zu fragen, oder etwas von der Sache wißen zu laßen; gleichsam als wenn nach hiesiger Übeln Landes Gewonheit, junge Leute sich heimlich verloben, ohne Bewustseyn der Eltern, und sie hernach erst fragen, ob sie damit zu frieden sind oder nicht? Wo nicht, als dann auf ihre Alte [Volljährigkeit] und Freiheit pochen und sich heimlich trauen laßen, oder sonst was anstellen. 10) Als der Alte von seiner Reise heim kam, wurde er die geheime Unterhandlung gewar und konte sich nicht genug verwundern, zu mal da er unter der Hand von sonst gelehrten, in göttlich» und weltlichen Rechten erfarnen Häuptern und Freunden, in ihren gewechselten Schrifften solche Ausdrücke vorfand Ex[empli] gr[atia] Vom 22sten Novembr 1770:19 a) „es soll mir leid seyti, daß sie /: Η. P. K. :/ solten in den Busch kommen" etc. Antwort: Die höchste Majestaet, der Heiland aller Welt 20 war im Busch, erschien dem Mosi aus dem Busch: Der Busch war dem Mosi weder an Leib noch Seele schädlich, noch seiner Ehre und Weisheit nachteilig, und er durffte nicht einmal zu dem Busche nahen, bis er seine Schue ausgezogen hatte Exod: III; 1 seq. b) sie werden Sie wol in einen Winckel stecken — da Sie doch ein beruffen Instrument vor eine Hauptstadt seyn: Antwort: nicht so geschwind und frühe. Der grosse Mann Gottes Jeremias muste erst einen Versuch in der Haupt Stadt Jerusalem machen, hernach suchte er selber einen Winckel im Busch, oder in der Wüsten Jerem: 9,2,3, seq. c) Ich meinete, Sie hielten es mit dem Herrn Jesu, nun aber scheint es, sie haben sich dem Ministerio über geben etc. Antw: das war sehr hart geurtheilet und gerichtet, wieder den Sinn des Herrn Jesu. Luc: 10,16. Joh: 13,20. Matth: 7,1=5. Novemb: 27. 1770. im Schreiben des Η. P. K.21 a) „Ihre liebe Gemeine in Ν. Y. ist mir vorzüglich ins Hertz gegraben" b) „Ich müste die Gesinnung des H. M[agister] G[erock] schrifftlich haben"
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c) „Der Beruf dürffte auf keine bestirnte Zeit eingeschrenckt werden:" d) „es müste für eine besondere Wohnung gesorgt werden." Decembr: 15. 1770 von 12 Gliedern des Ehrsamen Kirchen Raths unterschrieben22 a) Der Punckt wegen Η. M: G[eroc]ks ist richtig, wie die Beylage zeiget b) Die übrigen 3 Punckte werden nach Dero Willen und Verlangen in dem Beruffe, der in etlichen Tagen erfolgen soll, erfüllet und unanstößig seyn. Qu[ae]r[itur] 1. Wie kan eine frembde Gemeine, einen nicht für sie beruffenen frembden Prediger, vorzüglich ins Hertz gegraben werden, wenn er in seinem Leben das erste mal am Abend einen vermischten Hauffen davon übersiehet, und inner halb 2 Tagen nur kaum Gelegenheit hat die Haare, oder auswendige Haut des Hauptes derselben zu bemercken, und göttlichen Beruf für andere hat? 2. Wer hat denn die frembde Gemeine so vorzüglich ins Hertze gegraben? Ist es eben derselbe Gott, der die Philad. etc. Gemeinen in Graitz, Halle, Wernigerode etc. ins Hertz gegraben? Das wiederspricht sich. Entweder muß das erstere, oder letztere ein Blendwerck und Gauckelspiel, oder eine Versuchung seyn. 3. Warum fragt man nicht erst nächst Gott die erfarnesten Mittels Personen, die Hochw: Väter, Wohltäter, Freunde und Kinder Gottes in Europa, welche den Beruf ordentlicher Weise ergehen laßen, Fracht und übrige Kosten angewandt und Salarium vor aus gegeben, ehe man ein Respons: vom Η. M: G:, eine besondere Wohnung, Beruf etc. fodert oder begehret? 4. Was hatte der Alte und die Corporat: zu leide gethan oder gesündiget, daß man sie nicht werth noch würdig achtete zu fragen, sondern einen Schleichhandel trieb? Unter den 15 dec: gehöret noch das Respons: oder die Beylage von dem H. M: G. 23 „daß Ichs von Hertzen /: ohne Verstellung :/ wohl zu frieden bin, wenn Sie als zweiter Prediger hieher gehen können, darffen und wollen — . Ich wünsche, daß es möglich geschehen könne etc." Also war die Verlobung heimlich geschehen und fehlete nur noch die Trauung ohne den Alten und übrige Angehörigen zu fragen; und ob man auch etwas da wieder einwenden wollen, so hätten sie lieber versprochen die Fracht zu erstatten, wenns auf Versprechen ankomt. Jesa[ja] 5,3. Nun richtet Ihr Bürger zu Jerusalem, und Ihr Männer Juda zwischen den 2 Städten: Was dencken Geehrte Herren und Freunde von der Sache? Was können blos vernünfftige Menschen, geschweige denn warhafte Christen davon urtheilen? Stimmet das Verfaren mit Gottes geoffenbarten Worte, mit dem Natur Gesetze, mit gesellschafftlicher Liebe und Billigkeit überein?
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a) Das Sitten Gesetz ist geistlich. Solte ein solch Verhalten wol nicht anstoßen wieder das 6 t e 7 t e und lOte Gebot? b) Das Natur Gesetze sagt, thue einem jeden so, wie du von Ihm gethan haben wilst. c) Die bürgerlichen und Gesellschafftlichen Rechte beschützen einer jeden Gesellschafft Ihr Eigenthum. d) Nach den commercial Gesetzen, wird Contreband oder Schleichhandel bestrafft. M a n hätte sie billig zur Straffe sollen angehen und ihre Sache vollziehen laßen so würden ihnen beiderseits wie Adam und Eva die Augen aufgethan und ihre Blöße entdecket und fühlbar worden seyn Genes: 3,6, 7. Vor gethan, und nach betracht, hat manchen in groß Leid gebracht. 2 4 Die lieben alten Freunde haben bey ihrer Regierung schon so viel und mannicherlei durchgehen müßen, daß es zu bewundern ist. Was haben sie nicht für Noth und Schaden mit denen sich selbst gelaßenen ärgerlichen Predigern in vorigen Zeiten gehabt, deren eingebildete reine Lehre meistens darin bestand, daß sie auf das Vereinigte Ministerium und vorzüglich auf den Μ fühlen] b [erg] schimpffen und schmähen konten, und zu sagen pflegten: thut nach meinen Worten, und nicht nach meinen Wercken etc. 2 5 Wenn sich einige alte Freunde noch besinnen können, so habe ichs nie gerathen, noch für nützlich angesehen, daß sie H. P: G: aus Lfancaster] gleichsam rißen oder lockten, da die Gemeine daselbst bey seiner Abschieds=Predigt gleichsam wie aus einem tieffen Schlaf erwachte und ihn nicht weg laßen wolte. 2 6 J a es war noch ein Schimmer zur Vereinigung beider Gemeinen bei der Einweihung Ihrer Kirche, 2 7 wenn Η. P. G: sich entschloßen hätte bei seiner Gemeine in L. zu bleiben, und H. Weygand den Winck nach Raritan gefolgt. 2 8 Mein einfältiger Rath ist aber immer als verkert, gefärlich und schädlich angesehen worden. Die Gemein Umstände sind mir innerhalb 28 Jahren ziemlich bekant worden; 2 9 so daß man ohngefehr voraus mutmaßen kan, ob sich eine Gemeine für den Prediger, oder der Prediger für die Gemeine schicken mögte. Die sinnliche Liebe ist blind und sehr veränderlich. Ich sähe einst ein paar trauen, da der Bräutigam nur einen Arm, und die Braut nur ein Auge hatte. Der Prediger erinnerte, ob sie auch ihre Fehler und Mängel betrachtet? Sie versicherten, daß sie von keinen Fehlern wüsten, und einander auf ewig lieben und getreu bleiben wolten. Es dauerte kaum ein Jahr, so verlangten sie geschieden zu seyn. So geht es auch gar offt mit Predigern und Gemeinen. Dieses Obige habe nicht aus Z o r n , H a ß oder Neid, sondern aus Liebe zu Ihrem Besten geschrieben, und schließe mit den Worten aus 2 Sam: 1,20. Sagets nicht an zu Gath, verkündigts nicht auf der Gaßen zu Ask[a]lon, daß sich nicht freuen die Töchter der Philister, daß nicht frolocken die Töchter der Unbeschnittenen. Der Gott aber des Friedes und der Liebe in Christo sey mit uns allen! 3 0 So wünschet Ihr alter verdächtiger 3 1 Philadelphia d. 9 M a r t : 1771.
Heinrich Mühlenberg.
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Die Briefe des Jahres 1771
P . S . 3 2 M e i n e n b e s o n d e r n h e r t z l i c h e n G r u ß a n m e i n e n alten lieben F r e u n d M r : A n d r e a s L u c a m , bey d e m i c h l o g i r t e und viel G u t e s e m p f i e n g , als ich e i n g e l a d e n w a r , d a ß I h r e K i r c h w e i h e helffen zieren s o l t e , w i e a u c h alle ü b r i g e H e r r e n u n d Ihre W e r t h e F a m i l i e n , die J e s u m u n d sein W o r t lieben u n d m e i n e n G r u ß leiden k ö n n e n . I c h w e r d e m i c h übrigens in k e i n e u n n ö t h i g e S c h r e i b e r e y einl a ß e n , weil alt u n d s c h w a c h w e r d e ; s o n d e r n m i c h v i e l m e h r b e k ü m m e r n
um
ein seliges E n d e .
Abschrift von Mühlenbergs Hand in AFrSt IV C 16:3 S.9-18; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:3 S. 9 — 18. Von Mühlenbergs eigenhändiger Abschrift im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 — 71 ist nur die letzte Seite (264) erhalten, da die Seiten 258 - 263 entfernt wurden. Das Postskriptum ist nur in PM überliefert. — Ursprünglich hatte Mühlenberg eine wesentlich knappere Antwort verfaßt. Sie findet sich als gestrichener, aber noch gut lesbarer Entwurf in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 255: „WohlEdle und achtbare Herren und Freunde, Aus Ew. WohlEw. geehrten Zuschrifft vom 27 Febr: a[nni] c[urrentis] will es fast scheinen als ob Sie etwas Mistrauen in Sr: H. Ehrw: Herrn Past: Gerocks Zuschrifft in Dero Namen wegen H. Roller vom 21 Januar ac: an mich erlaßen gefaßt, und muthmaßen der Antrag mögte zu kurtz gerathen, und ich dahero eine Hinderung an seiner Überkunfft gewesen sey. Bin aber wohl versichert daß weder Herrn Pastor Gerocks Schrifftlicher Antrag, zu kurtz, noch mein Einfluß die Ursache seines Zurückbleibens gewesen: Η. P: Gerock hat die Gabe mit wenig und kurtzen Worten Vieles zu schreiben, und ich menge mich nicht gern in Sachen, die meines Amts nicht sind sondern laße jeden gern seine Freiheit und Verständigere lieber nach ihren beßern Einsichten urtheilen und wählen, was sie fürs Beste erkennen. Habe auch das Vertrauen es werden so wol der in hiesigen Umst[änden] erfarne Lehrer und Seelsorger, als die Herren Älteste und Vorsteher gemeinschafftlich überlegen, urtheilen und rathen, was zur Aufnahme, zum Frieden, Wachsthum und Besten Ihrer Gemeine dienen mögte. Ich kan dem Herrn Roeller nicht ab, noch zurathen. Da er aber gewillet ist einen Versuch zu machen, so ist mein Wunsch und Flehen vor Gott, daß es dem Werthgeschätzten Herrn P: Gerock zur Erleichterung und Trost, der Gemeine zur Vermehrung und absonderlich der lieben Jugend zur Erbauung und Segen gereichen möge, welches ist und bleibet der Wunsch von Ew. WohlEdlen, achtbare Hh. und Freunde, Dero alten Diener und Wohlwünscher H.M." Peter Grimm, Andreas Lucam, Georg Lorenz Wachtel und Samuel Falkenhahn; vgl. Nr. 541. = Nr. 541. 3 Vgl. Nr. 541 Anm. 1. 4 Nicht erhalten. 5 Vgl. Joh 1,11. 6 Vgl. Mk 3,25 par. 7 Vgl. Jes 1,5. 8 Vgl. 1 Kor 12,25 f. 9 Vgl. Ps 85,11. 10 Vgl. Mt 6,33. " Vgl. 2 Mos 19,4. 12 Vgl. Jon 1 , 1 - 3 . 13 Vgl. 1 Sam 18; 19; 2 Sam 1,25 f. 14 Vgl. Ps 32,7. 15 Zur Ankunft Kunzes und der Söhne Mühlenbergs vgl. Nr. 511 Anm. 32(2) und Nr. 512. 16 Vgl. das Protokollbuch S. 1 7 8 - 1 8 0 . 17 Im Anschluß an die Synodalversammlung in Reading im Oktober 1770 reiste Mühlenberg nach Tulpehocken weiter; vgl. Nr. 522 Anm. 28. 1
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Nr. 544
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Vgl. Nr. 522 S. 213. Peter Grimm an Kunze; erhalten als Abschrift von Mühlenbergs Hand in P M 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 159: „To the Rev d Mr: Kuntze these: Newyork d 22 Novembr 1770 Lieber Freund in dem Herrn Jesu, sein liebes Schreiben habe ich den 19 ,m Dieses wohl empfangen und ersehen, daß Sie noch wohl seyn als wir auch Gott sey Danck. Lieber Freund, es soll mir leid seyn, daß Sie solten in den Busch, oder noch viel mehr wieder in Deutschland kommen, weil ich wohl weiß, daß Sie den Herrn Jesum im Hertzen haben, und so kräftig, daß Sie gezwungen seyn auch andern mit zu theilen, welches noch groß mangelt unter unsern Lutheranern in diesem Lande. Ich bin überzeugt, daß Sie ein berufen Instrument seyn vor eine Haupt Stadt, ich kan Ihnen nicht verbergen, daß Sie große Liebe hier in unsrer Gemeine haben. Weil hörten, daß Sie in Philadelphia nicht bleiben solten, würden sie sehr ereifert, weilen wir einen jungen Pfarrer berufen als 2ter. Nun bey mündlicher Nachricht daß die Person in Philadelphia angekommen und hatte keinen gebraucht, so wird mein Bruder mündlich mit Ihnen sprechen. Ich habe mit H. Gerock gesprochen. Er zweifelt sehr, daß die andern Herren werden sie aus Pennsylvanien laßen. Sie werden Sie wol in einen Winckel stecken. Was Ihre Fracht anbelangt, wird kein Hinderniß seyn, Ihre Versorgung viel weniger. Sie seyn von mir und meiner Frau viel tausendmal gegrüßet. Ich bin Ihr ergebener Diener Peter Grim." Vgl. Joh 4,42; 1 Joh 4,14. An Peter Grimm; erhalten als Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 1 7 0 - 1 7 3 : „Copie: Schreiben von Η. P: K[unze] Philad: d 27 Nov: 1770. In dem Herrn Jesu sehr theuer geachteter Freund Ihr Werthes Schreiben habe durch den H. Bruder erhalten, und daraus Ihre gegen mich noch fort dauernde Liebe, und das unverdiente gute Andencken, in welchem sie mich behalten, mit wahrer Freude und Danckbarkeit gegen Gott ersehen. So ungewiß es noch zur Zeit ist, ob ich den von Ihnen und den andern Geehrtesten Vorstehern Ihrer lieben Gemeine gemerckten Winck zu Ihnen zu kommen, werde folgen können und dürffen, so sehr achte mich doch verbunden, dieses vor eine tröstende Stimme vom Herrn an zu nehmen, und ihm meinen guten Führer so wohl, und zwar vorzüglich, als auch Ihnen hertzlich dafür zu dancken. Es wird mich mehr im Gebet und Flehen an die Gemeine in Neuyork erinnern, die mir so vorzüglich ins Hertz gegraben ist: und es ist doch immer nichts unmögliches, wenn auch jetzt noch von denselben getrennet bleiben muß, einmal noch in späterer Zeit nach dem guten Willen Gottes mit selbiger in nähere Verbindung zu kommen. Jetzt sind die Umstände noch so beschaffen, daß es freylich auf mich gar nicht ankomt, eine nähere Bestimmung zu geben. Dürffte ich völlig nach meiner Meinung handeln, so weiß ich wohl, wie ich schriebe. Aber ich muß nach meinem Gewißen als vor Gott in Aufrichtigkeit handeln, und ich weiß, daß Sie es auch nur so wollen. Wie Ihnen bekant, bin ich eigentlich nur mit genauer Bestimmung für die Gemeine in Philadelphia beruffen, da mehrentheils die andern überhaupt ihren Beruf zu dem Pennsylvanischen Ministerio haben. Die Meinung war, daß der alte H . Mühlenberg etwas ruhigere Tage bekommen, und im Stande seyn solte, als der älteste und erfahrenste mit Rath und T h a t auch andern Gemeinen nahe an die Hand gehen zu können. Unterdeßen verlohr eine Gemeine im Busch [Tulpehocken] ihren Prediger, die man von Anfange als eine der Haupt Gemeinen angesehen. Da diese gehört, daß für Philadelphia ein neuer Prediger kommen würde, der zugleich die 2 Söhne des H . M[ühlenber]gs mit bringen solte; haben sie sich die H o f n u n g gemacht, den H. M b zu ihrem Pfarrer und deßen Söhne zu Helffern zu sich zu bekommen, und es scheint, daß es ihnen schon einiger maßen versprochen worden sey. Hiervon wüste ich nichts. Die Tolpehaker stelleten unterdeßen Hn. M b . einen ordentlichen Beruf aus, und dieses wurde daher hier freylich bekant. Es ist den Philadelphiern nicht zu verdencken, daß sie diesen verdienten Mann nicht von sich laßen wollen. Als ich daher kam, so machte das in der Gemeine Aufruhr: will H. Mühlenberg fort? Dies verursachte verschiedenes Gerede und mir die gröste Betrübniß. Aus diesem Grunde wünschte ich in der Stille in Deutschland geblieben zu seyn, oder dahin zurückreisen zu können, oder auch an einen andern Platze zu stehen. Von der Gemeine wurde
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Die Briefe des Jahres 1771
ich indeßen durch ordentlichen Handschlag von Ältesten und Vorstehern erkant und angenommen. Die Tolpehaker, welche wohl erfuhren, daß sie Η . M. nicht würden bekommen können, hielten unterdeßen an daß man ihnen doch H . Schultzen laßen mögte, welches H. M b : nun so viel mehr zufrieden war, je mehr doch dergleichen Gerede unvermeidlich gewesen wäre. M a n läßt in Philad: 3 Prediger zusamen sitzen, und viele andere Gemeinen seufzen nach Einem. Manniche ließen sich allenfals gefallen, daß H . Schultz den Beruf annähme. Viele aber sind mit Gewalt dawieder. Manche sagen, 3 sind zuviel: manche: wir brauchen sie alle 3. H. Schultze hatte sich entschloßen zu gehen, aber nicht recht mit Freude im Hertzen. H. M-g wird es dahero schwerlich zu laßen, daß er gehet. Gleich wol siehet man noch nicht, wie es werden solle. Bleiben wir 3 da, so sehe ich wohl, daß es so höchst nöthig nicht ist, und daß sich so wohl andere Gemeinen darüber aufhalten, als es schon hier geäusert worden, daß die Gemeine noch zu tief in Schulden steckte. Geht H. Schultz fort, so bin ich betrübt, weil es bey unverständigen das Ansehen haben kan, als verdrengte ich ihn, da er zu dem, wie es natürlich und billig viele hat, die ihn als einen treuen Knecht Gottes hertzlich lieben, und durchaus nicht von sich laßen wollen. Würde H. M b : Philadelphia verlaßen, so würde vollends ein allgemeiner Aufruhr. Der Herr helffe aus Gnaden durch alles, und zeige Wege und Ausgang. Ich habe vom Anfang gesagt, es ist billig und mir zum Trost, daß die hiesige Gemeine ihre 2 Prediger lieb hat, und keinen fortlaßen will. Sie solten dahero das natürlichste erwählen, und den neu angekommenen gehen laßen. O b dieses noch geschehen wird, muß die Zeit lehren. Ich verspreche im Namen des Herrn meines Gottes in solchem Fall Neuyork allen andern Plätzen vorzuziehen, weil ich es nicht von ungefehr ansehe, daß ich gerade hieher zu erst angekommen, und da so viel Liebe genoßen. Kan ich auf diese Art am leichstesten los kommen, so verspreche es zu berichten. Folgende wenige Bedingungen, die ich vorläuffig melden will, könte als denn um der künfftigen Ruhe willen freylich nicht wohl übergehen. 1) Ich müste die Gesinnung des H . M[agister] Gerocks schrifftlich haben, und es müste ohne Schaden dieses Herrn geschehen können. 2) Der Beruf dürffte auf keine bestirnte Zeit eingeschrenckt werden, woraus niemal viel Gutes erfolgt. 3) Die Bedingung unter welcher die Hh. Vorsteher von Halle anfänglich einen zu ruffen gesonnen waren müße hier wegfallen. 4) Es müste für eine besondere Wohnung gesorgt werden. Vor jetzo ist H. M b . noch in Tolpehake, und man ist noch in völliger Ungewißheit des Ausganges. So bald er komt, muß es zu irgend etwas kommen, ob schon alle, mit denen ich noch gesprochen mich auch nicht fortlaßen zu wollen scheinen; so glaube ich doch, daß es auf keine andere Art recht ruhig werden könte, als wenn ich fortgienge. Gehe ich aber fort so wiederhole ich es mit gutem Bedacht, wo der Herr seinen gnädigen Willen offenbaret, so werde mit Freuden andern Anträgen, auch dem nach Reading, so ich schon erhalten, dem Beruf nach Neuyork vorziehen. [Dann komt ein hertzlicher Wunsch, Zusatz Mühlenbergs]. Der ich im Herrn verharre Meines Werthesten Freundes zum Gebet und seiner Fürbitte und aller wahren Bruder Liebe innigste verbundener Freund und Bruder 22
Joh: Christoph Kuntze." Gerichtet an Kunze; erhalten als Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 166 f.: „An Sr: W. Ε. Η. P. Kunze: WohlEhrwürdiger und Hochgelahrter insonders Hochgeehrter Herr! Mit Vergnügen und verbundener Liebe, haben wir Dero an unsern geehrten Freund Peter Grim abgelaßenes wehrtes Schreiben ersehen, daß Ew. WohlEhrw: eine solche aufrichtig und treue Liebe zu uns hegen, daß wir die Freyheit gebrauchen können, unsere Gegenliebe, wahres Wünschen, und Verlangen von uns an Dero zu ofenbaren: Derowegen wollen wir es mit der Hülfe und Beystand Gottes wagen, um nach deßen heil: Willen, mit Deroselben in nähere Verbindung zu kommen wünschen. So haben wir deßentwegen mit unserm geehrten, und wehrten Prediger S[alvo] T[itulo] Herrn Gerock verschiedene Unterredungen gehabt, wobei ST. Herr Gerock auf unsern gemachten Antrag, sich nicht allein nur willig dazu erkläret, sondern noch, so viel als möglich ihme wäre, zu befördern helfen versprochen hat, wegen der
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großen Liebe und Zutrauen, welche Dero zu Herrn Kuntze heget, wo Deroselbsten, bey übersendeten Schreiben S.T. Herrn Gerocks ersehen können. Wodurch also der erste Punct ST. Herrn Gerocks betrefend kein Anstoß seyn wird, die übrige 3 Puncten anlangend, werden nach Dero Willen und Verlangen in dem Beruf, welcher in etlichen Tagen von uns an Ew. WohlEhrw: wird übersendet werden unanstößig seyn. Womit wir also nach Gottes heil. Willen, uns die gute und vergnügte Hofnung machen dörfen, Dero als zweyter Prediger so bald als möglich bey uns hier zu sehen, und mit Freuden und Liebe zu empfangen. Wo zu die Gnade Gottes in Christo Jesu verhelfen wolle. Womit wir nun unter Anwünschen hertzliches Wohlergehens, nebst göttlicher Regierung verbleiben Ew. WohlEhrw: zum Gebet und Fürbitte innigst verbundene Freunde und Brüder Ältesten und Vorsteher von der Hochdeutschen Evangel. Lutherischen Gemeine der Christ» Kirche Peter Grimm, Samuel Falckenhan Georg Lorentz Wachtel Andreas Lucam, Matthias Hayen, Philip Oswald, Joseph Ostermann. Martin Menold, Francis Gans, John Mildeberger, Peter Graf, George Klein. Newyork Dec: 15. 1770. PS. Der Beruf von uns an Ew. WohlEhrw. wird aufs längste in 10 oder 12 Tagen drauf folgen; wo Dero Belieben und vor gut befinden, so wäre unser Wünschen noch mit ein paar Zeilen auf diesen Brief beehrt zu werden." An Kunze; erhalten als Abschrift von Mühlenbergs Hand in P M 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 165: „To the Rev d Mr: Kuntze Minister in Philad: Reverend Sir, Dear Brother! Ich habe Ihnen darum noch nie geschrieben, weil ich allen Verdacht allenthalben, und zugleich auch Ihnen Unruhe und Verdruß verhüthen wolte. Ihr l[iebes] Schreiben werde nächstens beantworten, mit Einfalt und Offenhertzigkeit. Wundern Sie sich nicht über den Hergang und Zustand der Sachen in Philad: Sie werden noch andere und größere Dinge, eben so verdrießliche von Pennsylvanien vernehmen müßen, weil Sie die Herren Americaner erst werden lernen können müßen in etlichen Jahren, da in der Ferne Teutschlands alles gantz anders und herrlicher einem vorkommt aus den Berichten und großen Lobsprüchen, bis man in America selber anlangt, und in der Nähe siehet und findet, daß nicht alles Gold ist, was gläntzet. Nun etwas anders: Auf Begehren bezeuge hiemit als ein ehrlicher und treuer verpflichteter Diener Jesu Chr: daß ich es von Hertzen /: ohne Verstellung :/ wohl zu frieden bin, und hoffe, daß es mir zum Trost, Freude und wahrem Vergnügen gereichen werde, wann Sie als beruffener dritter Prediger in Philad: ohne Verletzung des Friedens dorten hieher als zweyter Prediger gehen können dürfen und wollen, und Überzeugung Ihres Hertzens darzu haben. Ich wünsche daß es möglich geschehen könne, und zu allerseitigem Seegen nach Gottes heiligen Willen so erfolge. Schließlich verharre Rev d Sir Dero ergebenster aufrichtiger Br[uder] Fr[eund] und D[iene]r Johann Siegfried Gerock Minister of Christ-Church" Sprichwort; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1706. Vgl. Mt 23,3. Zu dem schwierigen Wechsel Gerocks Anfang des Jahres 1767 vgl. Bd. III Nr. 393; Nr. 3 9 9 402; Nr. 405. Am 1. 5. 1767; vgl. Bd. III Nr. 403 S. 512 f. Anläßlich des Wechsels Gerocks von Lancaster nach New York hegte Mühlenberg Hoffnungen,
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die hochdeutsche und niederdeutsche Gemeinde dort wieder zu vereinigen. Nach seinen Vorstellungen hätte Weygand wohl die vakanten Raritan-Gemeinden übernehmen sollen. Vgl. Bd. III Nr. 399; Nr. 401; Nr. 402 und Nr. 403. Von hier bis zum Briefschluß ist der Text auch in PM überliefert; vgl. die Nachbemerkung. Vgl. 2 Kor 13,11. In PM folgt noch „Freund"; vielleicht auch in der Bedeutung „heimlicher Freund". Das Postskriptum ist nur in PM überliefert (vgl. die Nachbemerkung). In der Abschrift für Halle ist es durch folgenden Text ersetzt: „Memorand: ich habe dieses an Hochwürdigste Väter mit beigelegt, nicht etwa eine Ahndung damit zu verursachen, und einen neuen Amts=Bruder kleinmüthig oder mistrauisch zu machen; sondern nur zu zeigen, wie es jungen Anfängern hier ergehe. Wir schicken uns Gott lob, bis dato noch wohl zusamen, und unser allenthalben versuchter Mitleidiger Erbarmer, wird weiter helffen."
545. An [die Gemeinde
in Lebanon]
Philadelphia,
9. 3. 1771
Geehrte Freunde und Glaubensverwandte. Ich habe ihre Klageschrift vom 1 M a r t : 1771 1 richtig empfang[en]. „Sie klagen über einen alten bösen Schaden, den ich untersuchen und durch Genes [ungs]mittel heilen sollte und führen auch den H. Pf. Stöber an, als ob er den Schaden eingesetzt hätte etc. und um den Schaden zu heilen, wenn nicht mit der ersten Geleg[en]heit ein Mittel von mir getroffen wird, wollen sie eine andere Evangelische Kirche bauen und sich selber einen Hirten suchen welches gewislich schon geschehen wäre, wenn sie nicht von einen guten Freunde den Trost bekommen daß ihnen vielleicht bis den nächsten Maii geholfen werden könte etc." Ich will einfältig und aufrichtig antworten, wenn es die lieben Freunde vertragen können; und nicht übel deuten wollen. 1) Der alte böse Schaden stecket in uns allen, und in einem jeden besonders so unergründlich tief und tieffer als wir wissen, denken glauben und fühlen, und ist wohl nicht vom H. Pf. St. eingesetzt, sondern durch des Teufels Neid und unserer ersten Eltern Abfall in die Welt gekommen und mit seinen bösen Früchten zu allen Adams Kindern durchgedrungen etc. Dieser betrübte, jämerliche und verzweifelt böse Schade kann nicht anders als durch unsern Erzhirten, 2 Mittler, 3 Bürgen und Erlöser Jesum Christum in wahrer Buße und lebendigen Glauben geheilet und ausgebessert werden. Jer. 17.9,10 Jer. 2.12.13. Act. 4.12. Jes. 5 3 . 4 - 6 . 1 Petr. 2.24.25. Ephes. 4 . 2 2 - 2 4 . Gal. 5 . 2 2 - 2 4 . In den angeführten Sprüchen des warhaftigen und lebendigen Wortes Gottes sind die Mittel klar und deutlich vorgestellt wodurch wir von dem alten bösen Schaden gründlich geheilet und von allem J a m m e r erlöset werden können und sollen. Wenn das nicht geschieht, so mögen sie noch 2, 3, 4, 5. andere Evangelische Kirchen in Libanon bauen und sich selber Hirten suchen, so wird doch der Schade nicht geheilet und wenn sie auch reine Engel vom Himmel zum Hirten kriegen könten so würde er doch keinen andern Weg und Mittel zur Heilung des alten Schadens verkündigen könen Gal. 1.8. Ein auswendig
Nr. 544/545
9. 3./9. 3. 1771
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Gebäude es sei von Hols oder Steinen, kann auch den Schaden nicht heilen. Jer. 7.3 — 5.1 Petr. 2.1 — 8.2 Tim. 2.19. Darum wäre es ja vergeblich, wenn sie ein ander Gebäude aufrichten wollten, und in dem ersten noch nicht geheilet zu seyn scheinen. Das hiesse die Pferde hinter den Wagen spannen, oder das Pflaster neben die Wunde legen, oder wie unser H. Jesus sagt, einen neuen Lappen auf das alte Kleid flicken das keinen Stich hält. 4 Die Kirche in Libanon ist so zu sagen noch grösser als die Gemeine selbst, und sie wollen gar noch eine andere bauen etc. Wir haben dergleichen gottlose, schädliche und ärgerliche Beispiele unter uns Teutschen genug in diesem Lande, die unsrer Nation mehr Schimpf und Verachtung als Ehre, Nutzen und Erbauung verursachen. Ζ. Ε. 1) in Heidelberg oder Schäferstädlein ist eine grosse räumliche Kirche und kleine Gemeine, nahe dabei eine Capelle 2) In Warwik bei Elisabet Furnace ist die älteste Lutherische Kirche in der ganzen Gegend. Das war aber nicht genug sondern nahe dabei mußte noch eine andere gebauet werden, und so an vielen Orten mehr. Das komt alles aus dem alten bösen Adams Schaden her, wie er in unsrer Evangelischen Beichte beschrieben ist, nemlich daß wir nicht allein mit äusserlich groben Sünden sondern auch mit innerlich angebohrener Blindheit, Unglauben, Zweifel etc. angesteckt sind und die rechte Heilung durch Gottes Wort und Geist nicht verlangen 5 . Wir wollen den Pelz wohl gewaschen haben aber er soll nicht naß werden 6 . Wenn ohngefehr eines oder andern grosse Hanßen auf die Zehn getreten, oder die Warheit derbe gesagt, oder nicht genug flattirt [geschmeichelt] wird, so heißt es bald: Was haben wir das nöthig wir können selber eine Kirche für uns bauen und auch unsre eigenen Ältesten und Vorsteher seyn und auch unsre eigene Hirten kriegen und halten. Wie vor verschiednen Jahren ein Landman von den blauen Bergen ein Fuder Weitzen nach Philadelphia brachte und als jemand frug: was er damit wollte? Er zur Antwort gab: Ich will nur einen Pfarrer und Schulmeister dafür kaufen, weil die Schiffe mit Teutschen angekommen sind, und auch eine Kirche auf mein Land bauen, denn die Gemeine hat mich nicht zum Ältesten und Vorsteher gewehlt, woran der alte Pfaff schuld war, dem ich manche Malzeit gegeben, jehrlich 10 sh. und ein halb Büschel Haber zu kommen lassen etc. Das ärgerlichste dabei ist, daß solche Leute dann im Lande und in der Stadt umher streichen und für solche unnöthige Partei Streit, Zanck und Stanck Gebäude betteln und collectiren; Gott bewahre die lieben Freunde und Glaubensverwandte in und um Libanon daß sie sich nicht übereilen! Wir haben dergleichen traurige Schauspiele leider schon zu viel in diesem Lande. Vorgethan und nach betracht, hat manchen in groß Leid gebracht 7 . Wenn man noch Raum genug in einer Kirche hat, und will unnöthiger Weise noch eine bauen, so befördert man gewiß die 3 Tugenden, Liebe, Friede und Einigkeit nicht, sondern löschet sie gar aus und machet die Brüche Zions weiter. Die lieben Freunde haben die Freiheit eine andere und auch mehrere Kirchen aus ihren Mitteln zu bauen, und auch Hirten zu suchen und zu halten wenn sie so viel Geld wegzuwerfen haben. Sie thun mir keinen Schaden damit. Was meines
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Die Briefe des Jahres 1771
Amts nicht ist, da lasse ich gerne meinen Vorwitz davon. Denn mir ist vor mehr befohlen, weder ich ausrichten kann. 2) Ist aber sonst ein Schade, Misverständniß oder Streit zwischen der Gemeine und ihrem Lehrer der mit uns in Freundschaft stehet, und ich könte was zum besten rathen und helfen, so wollte es nach meinem geringen Vermögen von Herzen gerne thun, was und so viel mir durch Gottes Gnade möglich. Dabei ich dieses aber voraussetze: 1) Wenn die l[iebe] G[emeine] in Libanon was wieder den H . Pf. Stöb. zu klagen haben, so setzten sie ihre Klagepunkte ordentlich auf, und schicken sich auf Beweis, daß sie ihre Klage gutmachen können. 2) solche Klagepunkte geben sie vorher bei H. Pf. St. ein, denn es ist nach Göttlichem und menschlichem Gesetz billig, daß der Beklagte auch wisse, was seine Gegner einzuwenden haben. 3) Da es zwischen unserer jährlichen Synodal Versamlung ist, und sie in ihrem Schreiben vom 1 Mart, mit der ersten Gelegenheit eine Untersuchung fodern, und sie nicht länger Geduld haben wollen, bis nächsten Maii und ich weit abwohne, so will ich ihnen melden, wie es nach unserer Ordnung sich schicket, nemlich im Jahre 1769 machte das gesamte vereinigte Ministerium auf der Synodal Versamlung in Philadelphia diesen Schluß, welcher auch protocollirt wurde nemlich „wenn in den weit entfernten vereinigten Gemeinen was wichtiges vorfällt, das keinen Aufschub leidet bis zur nächsten Zusammenkunft, so sollen die zunächst wohnende vereinigte H . Prediger verpflichtet seyn die Sache zu untersuchen wenns von ihnen begehret wird, und schlichten". 8 Da nun alle Glieder diese Regel und Ordnung selber bestimmet, so werden sie auch so gut seyn als ihr Wort und Gesetz. Nun wohnen Libanon zunächst 1) S. Τ. H. Pf. Schulz in Tolpehaken 2) H. Pf. Helmuth in Lancaster, 3) Η. P. Kurz iun. in Earltown. 4) H. Pf. Krug bis Ostern in Reading 5) Η . Pf. Schaum und Voigt nah bei 40 Meilen näher als ich. 6) H. Pf. Kurz sen. in Yorktown. Aus obbemeldeten H . Prediger kan sich jede Partei der Klagen und Beklagten ein, 2, 3, wählen und solche auf ein bestimmte Zeit einladen, und untersuchen und schlichten lassen. Was sie ausmachen ist so gültig als wenns vom ganzen Synod geschähe. Mit diesem verharre meiner Geehrten Fr[eunde] etc. zu billigen Dingen dienstwilliger und wohlwünschender Philadelphia d. 9 Mart. 1771.
Abschrift 1 2 3 4
Henrich Muhlenberg.
von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769-71
Nicht erhalten. - Z u m weiteren Verlauf vgl. Nr. 551 und Nr. 560. Vgl. 1 Petr 5,4. Vgl. 1 Tim 2,5; Hebr 12,24. Vgl. M k 2,21 par.
S.
265-268.
Nr. 545/546 5
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9. 3./20. 3. 1771
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Vgl. etwa Art. II: Von der Erbsünde (BSLK S. 53) und Art. XXV: Von der Beicht (BSLK S. 9 7 100) der Augsburgischen Konfession. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1206. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1706. Vgl. den Synodalbericht (Nr. 464 Anm. 3) zum 27. 6. 1769 unter Punkt 13.
546. An [J. G. Knapp und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 20. 3. 1771
Hochwürdige, theureste Väter in London und Halle, ich habe im November 1770 von den 284 £ sterling] nemlich dem zu meiner Befreyung wegen St. Peters Bau auf Barrenhill, von Sr. Hochgräfl. Excell: S[olms] R[ödelheim] allergnädigst besonders bestirnten Legat, an Büchern und Arzeney 47 £ sterl. 2 shilling] werth bekommen. Und da ich heute eine als durch Göttliche Vorsehung angewiesene Gelegenheit finde einen Wechsel bey Herrn Benezet 1 einem unserer vornehmsten Merchants auf Ew. Hochw: Herrn Hofprediger Ziegenhagen für 180 £ sterl. zu ziehen, mit welcher besagten Summe von 180 £ sterl. nebst dem 47 £ 2 sh: sterl. von dem special Legat ich mich, meine Mitbürgen 2 und St. Peters Bau los machen und auf freyen Fuß stellen kan; so ergehet meine aller demüthigst= und inständigste Bitte Hochwürdigste Väter und vieljährige Wohlthäter wollen mich dismal nicht stecken laßen, gegen die Bill von 179 oder 180 £ sterl. nicht protestiren, damit ich nicht in noch größer Unglück gerathe, sondern einmal von dieser Last entbunden werde! Ich weiß es gar wohl wie mir vom 25 Aug. 1770 berichtet, 3 daß wegen des Auffenthalts und der Abfertigung des Η. P. Kuntze und meiner 2 Söhne von London bis Neuyork 106 £ sterl. von dem Special Legat bezalt worden, daß diese 106 £ und die 47 £ an Büchern und Arzeney 153 £ sterl. aus machen, und ich also nur noch auf 131 £ sterl. hätte ziehen dürfen, nun 48 bis 49 £ sterl. mehr gezogen, und es so gewagt, in der Hofnung, der alles regierende Gnädigste Gott in Christo werde Rath schaffen und mich nicht zu schänden werden laßen 4 . Ich habe mein Paquet Schrifften, seit dem letztern über Bristol gesandten Paquet 5 vom December 1770 bis Mart: 1771 meist fertig, und werde es mit erster Gelegenheit erlaßen, 6 worin sich unter andern meine Cassen Rechnung bis 1771. befindet, und manniches erhellen wird was jetzt noch dunckel ist. Ein ander wichtiger Punckt ist dieser: Da vermöge eines Hochgeneigten väterl: Schreibens von Sr: Hochwürden Hn: Director Knapp d[atirt] d[en] 14ten Maii 1770. 7 dem Η. P: Kuntze 50 £ sterl. zu einem jährlichen Salario verordnet, 25 £ sterl. ihm davon schon verliehen, und die übrigen 25 £ am Ende des 1770sten Jahres aus der Cassa verheißen sind, die Cassa allhier nichts im Vorrath hat, sondern mir schuldig ist, er seine eigene Oeconomie angefangen, vieles nöthig, und sein von der hiesigen Corporation stipulirtes Salarium erst beym Ausgange des 1771sten Jahres zu gewarten hat; so ist er genöthiget an das Hoch väterliche Wort sich zu halten, und hat zu dem Ende heute bey eben dem Kaufmann Herrn Benezet
300
Die Briefe des Jahres 1771
einen Wechsel auf die letzte 25 £ sterl. zu ziehen gewagt. Dis ist, womit Hochwürdigste Väter noch einmal, wie wol ungerne, habe beschweren müßen; in tiefster Veneration und Demuth verharrend Hoch Deroselben, mühsamer und unnützer Knecht Philadelphia d. 20sten Martii 1771.
Reinschrift 1
2
3 4 5 6 7
in AFrSt IV C 16:8 S. 54-56;
Heinrich Mühlenberg:
LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:7 S.
54-56.
Philip Benezet, einer der Brüder Anthony Benezets, die die Geschäfte der Familie führten, nachdem dieser sich ganz philanthropischen Aufgaben zugewandt hatte. Vgl. Nr. 5 6 6 S. 3 5 8 . Heinrich Keppele, Carl Magnus Wrangel und Mühlenberg hatten 1764 die Bürgschaft für die Barrenhiller Peterskirche übernommen; vgl. Bd. III Nr. 323. Pasche an M.; nicht erhalten. Vgl. Nr. 522 S. 215 f. Vgl. Ps 25,2; 31,18; 119,31 u . ö . Vgl. Nr. 5 2 2 Anm. 40. Diese ergab sich erst zum 6. 5. 1771; vgl. Nr. 5 5 2 mit Anm. 14. = Nr. 497.
547. An [L. Clotz]
Philadelphia, 27. 3. 1771
Wohledler hochgeehrter H. und Freund 1 So viel ich bisher aus schriftlichen und mündlichen Nachrichten schliessen können ist eine betrübte und schädliche Verwirrung in den 4 Gemeinen, 2 welche endlich zum Ruin ausschlagen und andere misgünstige Parteien zum Frolocken dienen und Seelenschaden anrichten wird, wo nicht 2 Personen als Häupter die anfangs grosse Freunde waren sich miteinander versöhnen und vereinigen. Ew. WohlEdl. waren der Anfänger und hielten bei unserm Synod um einen Prediger für die 4 Gemeinen ernstlich an, wie Dero eigenhändige Briefe 3 zeigen, die wohl aufgehoben sind. Ew. WohlEdl. haben in Dero eigenhändigen Briefen die allerbeste Zeugnisse gegeben von H. Pf. B[uskerk] 4 welche samt allen übrigen werthen Schriften von dero Händen bei mir wohl verwahret sind. Wenn ich nun versichert bin, daß Ew. WohlEdl. eine vieljährige Erfahrung in den hiesigen Landes Umständen und Rechten und auch Einsicht in kirchliche Sachen besitzen, so hatte auch gewiß gehoffet dieselben würden ein und andere Misverständnisse zwischen Ihnen und Η. B. gleich beim Anfange in der Stille in Christi. Liebe und Sanftmuth mit einander durchgeredet aufgemacht und beigelegt haben. Unter Eheleuten und guten Freunden entstehet bisweilen ein Misverständnis wenn sie aber klug und ohne falsch sind, so lassen sie es nicht gleich laut werden, und unter andere Leute kommen, sondern machen es in der Stille aus, verzeihen einander und lassen die Liebe wieder vorwalten, denn es entstehet selten ein Streit oder Misverständniß wo nicht an beiden Seiten mehr oder weniger Schuld ist.
Nr. 546/547
20. 3./27. 3. 1771
301
Weil meine Zeit in dieser Wochen sehr eingenommen und ich mit Geschäften überladen bin, so bitte nur das einige mit Herzens Inbrunst und Demuth, H. Vetter 5 seye so gütig und versöhne sich mit Η . B. auf eine Christi, sanftmüthige Weise in der Stille, ehe es weiter einreisset und mehr Schaden thut als man hernach gut machen kann. Ich habe auch ein Paar Zeilen an H. Pf. Busk. geschrieben 6 und ihm gerathen sich mit Ihnen in der Stille vor 1 oder ein Paar Christi. Zeug[en] zu versöhnen. 7 Denn ich glaube daß sie beiderseits über die Schnur des Evangelii gehackt, 8 und es zu laut werden lassen. Ihre Commission als Friederichter, hochgeehrtfer] H. Vetter, hat Ihre Grenzen in lege forensfi] und zum Zweck Friede zu erhalten und zu befördern. Unser gnädigste König ist der oberste Bischof über die ganze established Church in seinem Reich. Indessen thut seine Oberaufsicht nicht den allergeringsten Eingriff in die etablirte Kirchengesetze, weil Christus als das Supream Haupt noch über ihm ist, 9 und seine Regeln im Gesetz und Evangelio bestimmet hat. Ein personelles Misverständniß und Wiederwille oder Beleidigung zwischen Freunden muß nicht gleich in Parteien und Krieg ausschlagen. Matth. 5. selig sind die friedfertigen etc. etc. 10 Ich werde weiter Gelegenheit haben ganz unparteisch wenn ich lebe die Sache von beiden Seiten zu samlen und einzusehen. Wenn mein einfältiger Rath und Freundschaft noch etwas bei Ihnen vermag, so kommen Sie einander mit Liebe und Ehrerbietung zuvor 11 , welches ist der herzliche Wunsch nebst Gruß an werthe Familie Philadelphia d. 27. Mart. 1771
Abschrift 1
von fremder
Hand im Tagebuch
von S[alvo] T[itulo] WohlEdl.: ergebenen Diener Henr. Mühlenberg
in PM 95 A Nr. 12 1 769 - 71 S. 269 f .
Lewis Clotz, Friedensrichter in Macungie. Macungie, Saccum, Upper Milford, Salisbury. 3 Vgl. Bd. III Nr. 445; weitere Briefe sind nicht erhalten. 4 Jacob van Buskerk hatte 1769 die vier Gemeinden übernommen; vgl. Nr. 479 Anm. 24. 5 Uber die Familie Weiser mit Mühlenberg verwandt? 6 Nicht erhalten. 7 Vgl. Mt 18,15 f. 8 D . h . : das rechte Maß überschreiten. Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 309f. ' Vgl. 1 Kor 11,3. 10 Vgl. Vers 9. 11 Vgl. Röm 12,10. 2
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Die Briefe des Jahres 1771
548. An die Gemeinden
in Macungie, Saccum, Upper Milford und Salisbury Philadelphia, 5. 4. 1771
Ehrsame und geliebte Hh. Ältesten, Vorsteher, und Glieder unserer vier vereinigten Gemeinen in Macunshy, Saccum, Uppermillford und Salisbury: In Christo werthe Mitbrüder! O b w o l einem gewißen Ehrsamen Mitältesten in der Salisburger Gemeinen zu verschiedenen Malen die Versöhnung angeboten worden, so hielte ich doch für rathsam, selber noch einmal zum Überfluß um die Versöhnung zu bitten, welche denn wie ich durch glaubhaffte Abgeordnete Männer versichert am grünen Donnerstage angeboten, einerseits aber abgeschlagen worden. 1 Also haben die Gemeinen, und ihr rechtmäßig beruffener Lehrer in diesem Stück das ihrige nach Christi und seiner heil. Apostel Lehre gethan, und des wegen keine Verantwortung mehr zu befürchten. Ich rathe demnach so wohl dem H. Pfrr. Bußkirch, als auch denen Ehrsamen Ältesten, Vorstehern und ordentlichen Gliedern der 4 Gemeinen, daß sie ihren Evangelisch=Lutherischen Gottes=Dienst ordentlich fortsetzen, daß die Kinder getaufft, die unterrichteten junge Leute den Gemeinen vorgestellt, confirmiret, und daß mit Jungen und Alten in Christlicher Ordnung das heilige Abendmahl ohne weitern Aufschub und Verzug gehalten werden solte. Denn wir haben Gott lob! Freyheit, Recht und M a c h t , unter Gottes allmächtigen Schutz und Schirm, 2 und den großbrittanischen Gesetzen unsern Evangelisch=Lutherischen Gottesdienst zu halten und die heiligen Sacramente zu gebrauchen ohne jemand erst um Erlaubniß zu fragen, und laßen auch gerne jederman seine eigene Gewißens=Freyheit genießen, die ihm Gott und die hiesigen Landes Gesetze gönnen. Solte aber eine oder andere von den 4 Gemeinen Lust zum Streit, Zanck und Unruhe haben, so werden die übrigen drey desto vester zusamen halten, und des wegen ihren Lehrer den leiblichen Unterhalt nicht ermangeln laßen. Wie man denn auch solchenfals gar leicht eine benachbarte Gemeine dazu nehmen könte, wenn es nöthig seyn solte. Hoffe aber sie werden ihr eigen Bestes verstehen und sich durch Ohren Bläser 3 nicht irre machen laßen. Wenn unsere vereinigte Prediger etwas irriges Lehren, oder mit ärgerlichem Leben Anstoß geben, und es mit glaubhafften unverwerflichen Zeugen bewiesen werden kan, so wird solches am gehörigen Orte vorgelegt, untersuchet und entschieden. Denn die Göttlichen und Landes Gesetze richten niemand unverhörter und unbewiesener Sache. Hier habe eine kleine Ermahnung an H. Bußkirch gegeben. 4 Haltet nur in Christlicher Liebe zusamen, laßet Gottes Wort und die heiligen Sacramente an Eurer aller Hertzen kräfftig seyn zur wahren Hertzens Buße, lebendigem Glauben und Christlichem Wandel! Welches wünschet und bittet Euer alter Freund Philadelphia d 5 April 1771.
Entwurf von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
H:M:
in PM 95 A Nr. 12 1 769 - 71 S. 270 - 272.
Nr. 5 4 8 / 5 4 9 1
5. 4 . / 5 . 4. 1771
303
Im Anschluß an den Brieftext vermerkt Mühlenberg im Tagebuch: „Heute kamen Abgeordnete von 4 Gemeinen nemlich a) Diethrich Gaumer von Macunshy b) Andreas Erdmann von Saccum c) Johannes Wesel von Uppermillford und d) Peter Klein von Salisbury: Versicherten, daß sie a m letzten grünen Donnerstage dem H . Kl[o]tz die Versöhnung anbiethen lassen, ers aber abgeschlagen, und daß deswegen die jungen Leute a m Charfreytage nicht confirmirt und am Ostertage das Abendmahl nicht in Uppermillford gehalten w o r d e n . " (PM 9 5 A Nr. 12 1 7 6 9 71 S. 2 7 2 ; vgl. Tappert II S. 4 9 1 ) .
Vgl. Ps 32,7. ' Vgl. Sir 5 , 1 6 ; 2 1 , 3 1 ; 2 8 , 1 5 ; R ö m 1,29. 4 Z u r Sache vgl. Nr. 5 4 9 unter Punkt 2). 2
549. An L. Clotz
[Philadelphia],
5. 4. 1771
W. E: Hochgeehrter H. und Freund: 1 Heute kamen 4 abgeordnete Männer von den Gemeinen in Macunshy, Saccum, Uppermillford und Salisbury und berichteten mündlich, daß Ew. WohlEdl. am letzten grünen Donnerstage nach einem Wunsch um die Versöhnung mit H. B[uskerk] ersucht worden, es aber abgeschlagen und deswegen die Vorstellung der unterrichteten Jugend wie auch das Abendmahl am OsterFest in Uppermillfort nicht gehalten worden. 2 Gegen Abend wurde mir Ew. WohlEdl. Angeehrtes vom 30sten Mart: a[nni] c[urrentis] 3 durch Mr: Müller richtig eingehändiget. Aus beidem so wol dem mündlichen als Ew. WohlEdl. schrifftlichem Bericht erhellet, daß Dero Seits die Versöhnung nicht angenommen und dadurch der Schade in den Gemeinen vergrößert worden. Das kan ich wahrlich nicht reimen mit der gesunden Vernunfft, noch weniger mit des großen Welt Heilandes 4 Lehre, ja nicht einmal mit einer heidnischen Moral, Welt Weisheit und bürgerlichen Klugheit. Ew. WohlEdl. haben sich die Mühe genommen und herablaßend den gantzen Verlauf mitzutheilen beliebt. Wenn ich Dero und der Gemeinen ihre zuvor an mich gesandte Berichte zusamen halte, so komt das Meiste in den Haupt Punckten ziemlich miteinander überein, neml. 1) Ew. WohlEdl. gestehen, daß Sie was im Hertzen gegen Η. B: wegen dem Synod in Reading 5 gefaßt, und ich glaube auch, daß mit dem wenigen Sauerteig, das gantze Hertz nach und nach versäuert worden. 6 2) Zu diesem kam, das H. B: bey dem 22 vers: im 3 Cap: Tobiae die Sarah vergeßen, ob wol die Sachen selber im 22 Vers, mit den göttlichen Wahrheiten in Mose und Propheten und Erfahrung überein kommen und deswegen doch ihren Werth behalten, ob sie Tobias oder die Sarah gesprochen. Indeßen war es ein Fehler. Es hätte Ew. WohlEdl. wohl angestanden wenn Sie ihn allein genommen und ihm eine väterliche Ermahnung zum Fleißigen studiren gegeben. So aber muste es erst frembden und allerley misgünstigen Partheyen kund werden. 3) Ich kan aus Dero Beschreibung nicht hinreichende Gründe finden, warum Sie hätten sollen in einen so hefftigen Zorn gerathen, als Η. B: Sie an dem Sontage mit Herman besuchte. Wie kan ein Christe der von Jesu seinem Herrn die wahre Sanfftmuth und hertzliche Demuth gelernt 7 zu einem so hefftigen
304
Die Briefe des Jahres 1771
Zorn gereitzet werden, daß er mit so harten Schimpf, Scheit und Schmäh Worten seinen Nächsten überhäufft und noch dazu auf sein Amt pochet und Menschen seine Unterthanen nennet, da er doch weiß, daß unter dem Brittanischen Scepter keine Leibeigenschafft gilt etc. und zum Beschluß sagt, er könne nicht verzeihen, weil er zum Zorn gereitzet worden. Wer wolte sich getrauen einen Solchen zornigen Herrn aufs neue Jahr wieder zu besuchen? Der Zorn thut nicht was vor Gott recht ist, 8 aber die Liebe beßert. 9 4) Was Ew. WohlEdl: übrigens zu melden belieben von den Hauffem Leuten aus den 4 Townships, die werden Ihnen wol nicht so unbekant und fürchterlich gewesen seyn, denn die armen Schafe suchten ja wol nichts als Friede zwischen ihnen beiden, und Dero väterliche Ermahnung und herablaßende Liebe würde bald ein Ende von der Sache gemacht haben. 5) Was das Verbrechen auf dem Synod in Reading gewesen, das kan ich nicht errathen. Es muß wol etc. etc. dat: d 5 April 1771 an H. Klotz Entwurf von Mühlenbergs 1 2 3 4 s 6 7 8 9
Hand im Tagebuch
in Ρ Μ 95 A Nr. 12 1769-71
S. 272 f.
Lewis Clotz; vgl. Nr. 547 und Nr. 548. Vgl. Nr. 548 Anm. 1. Nicht erhalten. Vgl. Joh 4,42; 1 Joh 4,14. Am 24./25. 10. 1770; zur Uberlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 495 Anm. 3. Vgl. 1 Kor 5 , 6 - 8 ; Gal 5,9. Vgl. Mt 11,29. Vgl. Jak 1,20. Vgl. 1 Kor 8,1.
550. An [die Gemeinde in Reading]
[Philadelphia], 11. 4. 1771
Geehrte H[erren] und Freunde Ich habe Ihren Brief vom 8 ten April a. c. durch Mr. Drinkauhs richtig empfangen. 1 Friede ernährt und Unfriede verzehrt. 2 Man hat die junge Evangelische Gemeine in Reading noch immer fast wie eine Jungfrau gehalten und sie deswegen zur Vereinigung aufgenommen und auch die letzte Synodal Versamlung bei ihr gehalten. 3 Aber Aber! seit dem letzten Synod hat sie leider ihre Jungfrauschaft preiß gegeben, ihren Schmuck verlohren und wegen der feindlichen Auführung bei den Versamlungen im Schulhause etc. etc. einen Übeln Namen in ganz Nord-America bekommen. Ihr allerseitig Gewissen muß Ihnen selber Zeugniß geben daß ich meinen privat Nutzen die vielen Jahre her nicht bei Ihnen gesucht und that mir dahero wehe, daß ich und die arme unschuldige Kirchenordnung mit ins Spiel musten, als ob man ein Joch aufladen, Gewissensfreiheit rauben, Stempelakten, Zehnten u[nd] d[er]g[leichen]
Nr. 549/550
305
5. 4./11. 4. 1771
einführen wollte. 4 Das waren alte aufgewärmte Histörichens, die die Weltmenschen sonst bei den Electionen zu gebrauchen und die Einfältigen damit zu bethören pflegen. Es ist keine Religions Societaet in der Welt die nicht ihre Ordnung, Regel und Gesetze hat. Gott selber ist ein Gott der Ordnung, und es kann keine Republic k[eine] Societaet, ja nicht einmahl eine Haushaltung ohne Gesetze, Regel und Ordnung bestehen. Ein Friederichter 5 darf nicht nach seinem eigenen Kopf und Willkühr schlichten, sondern muß sich nach den Gesetzen richten, und so auch ein Sheriff hat seine vorgeschriebene Gesetze und Regeln. Es würde bei verständigen sehr lächerlich lauten, wenn man sagen sollte, die Gesetze, Ordnung und Regeln wornach sich Beamte richten, sind Stempelacten, wollen den Zehnden einführen, ein Joch auflegen, die Freiheit rauben etc. etc. Nein nicht die Freiheit rauben sondern der Freiheit steuern, daß ordentl. Glieder ihre von Gott und Menschen verliehene Gewissens und civile Freiheit ungestört geniessen mögen. Dieses voraus erinnert, weil ichs nicht an der Readinger Gemeine verschuldet hatte, so dienet meinen Geehrten H. und Freunden zur Antwort. 1) Ich will gerne alles alte vergraben und vergessen, mit dem Beding, wenn sie als teutsches Blut, als Bürger und Einwohner einer Stadt, als Nachbaren und Freunde und einerlei Glaubensverwandte, als Christen und Reisegefährten zur Ewigkeit ihren Streit mit einander in Liebe Demuth und Sanftmuth ausmachen und ein ander verzeihen wollen, denn sie haben beiderseits mehr oder weniger über die Schnur gehackt 6 und gefehlt, wie es in den erbärmlichen Religions Kriegen zu geschehen pflegt. 2) Ich will mich Ihrer Gemeine annehmen, so viel in meinen noch übrigen wenigen Kräften möglich ist, und Gott der H. Gnade verleihet. 3) Ich will es an meine vereinigte H. Amtsbrüder die zunächst bei Ihnen wohnen berichten als in Tolpehaken, 7 Libanon, 8 Lancaster, 9 Earltown, 1 0 Falkner Schwam, 1 1 Whitehall, 1 2 Makunschy, 1 3 und sie bitten daß sie zu Hülfe kommen, wenn es von den Ältesten und H. Vorstehern aus Reading begehret, und sie eingeladen werden. 4) Will auch beiderseits hiemit bitten, daß sie es in Reading bei dem Alten bewenden lassen, ruhig seyn, Friede und Einigkeit suchen, bis ich selber wenn noch lebe, hinnauf krieche und die Sache untersuche und wo möglich bessere Einrichtung mache. 5) Es gefällt mir wohl, daß sie darwieder d H. Schulmeister vorlesen lassen, und den Kirchengang auch bewahren. So viel für dismahl von ihrem alten geplagten Wohlwünschendem Freunde d 11 April 1771. Η . M.
Abschrift 1 2 3
von fremder
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S. 275 f.
Nicht erhalten. Sprichwort; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1208. Am 24./25. 10. 1770; zur Überlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 495 Anm. 3.
306
Die Briefe des Jahres 1771
4
Als Reaktion auf Mühlenbergs Vorschläge in Nr. 5 3 4 ; vgl. auch Nr. 540.
5
Gemeint ist Henry Chrest.
6
D . h . : das rechte M a ß überschritten. Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 3 0 9 f .
7
Christoph Emanuel Schultze.
8
Johann C a s p a r Stöver, jun.
9
Justus Heinrich Christian Helmuth.
10
Christian Streit.
11
Johann Ludwig Voigt.
12
Johann Georg Jung.
13
J a k o b van Buskerk.
551. An die Ältesten und Vorsteher in Lebanon
Philadelphia,
20. 4. 1771
Ehrsame Ältesten und Vorsteher unserer Mitvereinigten Evangelisch=Lutherischen Gemeinen in Lebanon: Geliebte Väter und Brüder! Ich weiß daß in Lebanon eine räumliche Lutherische Kirche, wie auch eine Gemeine ist und Herr Pfrr Stöver der ordentliche Lehrer von besagter Kirche und Gemeine gewesen und noch ist. Sr: W. H . Pfrr Stöver war mit eingeladen auf die letztere Synodal Versamlung in Reading, 1 und ich fand nicht daß eine einzige Klage von seinen Gemeinen gegen ihn eingebracht ward. Desto unverm u t e t e r war mirs, da ich im vergangenen M o n a t h Mertz eine Klage Schrift wieder H. Pfrr: Stöver von 6 Männern aus Lebanon unterschrieben b e k a m . 2 In welcher Schrift die 6 Männer über einen alten Schaden klagen, den ich geschwind heben solte, sonst wolten sie eine andere Lutherische Kirche bauen und sich selber einen Hirten suchen etc. etc. weil nur etwa noch 10 Glieder sich zu der Kirche hielten, und bey 40 Glieder des Sinnes wären einen andern Hirten und eine andere Kirche zu haben. Ich antwortete 3 denen 6 Männern vom 9ten Mertz über haupt unter andern dieses nemlich: wenn in den weit entfernten vereinigten Gemeinen was wichtiges vorfiele, das keinen Aufschub lidte bis zur nächsten Zusamenkunft, so wären die zu nächst wohnenden vereinigte Hh. Prediger verpflichtet bey zu springen, die Sache zu untersuchen und zu schlichten, wenn es von beyden Partheyen der klagenden und beklagten verlanget würde etc. Nachdem ich die Sache nun weiter überleget habe, so finde ich folgende Bedenklichkeiten 1) Weiß ich nicht, ob die 6 unterschriebene Männer die Ältesten oder Vorsteher oder ordentliche communicirende Glieder von der Lutherischen Kirche und Gemeine in Lebanon sind, weil sie nur blos ihre Namen und sonst nichts unter die Klage Schrift geschrieben haben. 2) Ist die Frage, ob die 6 Männer ihre Klage erst bey den Ältesten etc. angebracht, ob die Sache nicht so lange Aufschub leide bis zur nächsten Synodal Versamlung? Damit man die Hh. Prediger nicht vergeblich bemühe und unnöthige Unkosten verursache,
Nr. 550/551/552
307
11. 4./20. 4./24. 4.1771
3) Gebühret keiner Parthey daß sie für sich allein im Nothfall Prediger zur Untersuchung beruffe, sondern es muß mit Bewilligung beyder Partheyen geschehen etc. und nicht ohne Vorwißen und Bewilligung der Ältesten und Vorsteher wenn etliche Gemeins=Glieder was zu klagen haben wieder den Lehrer. Kurtz von der Sache zu reden, so kan aus der 6 Männer ihren Klagen nichts weiter schließen, als daß sie gern mehreren Gottes=Dienst und den alten Adams Schaden geheilet haben mögten; um eine andere Kirche kan es ihnen wol nicht zu thun seyn, weil die erste hoffentlich noch räumlich und groß genug für die 10 und 40 Glieder, und vielleicht noch nicht einmal bezahlt ist. Ich wende mich demnach zu Euch Ehrsame Ältesten Vorsteher und ordentliche Glieder der Lutherischen Kirche und Gemeine in Lebanon und bitte folgendes zu überlegen und so bald als möglich zu beantworten: 1) Fraget Euren alten Lehrer H. Pfrr Stöver, ob er in seinem Alter gern einen Helffer von unserm vereinigtem Ministerio haben mögte? 2) ob er gut fände, daß ein solcher Mitarbeiter oder Helfer in Lebanon eine nöthige Schule aufrichten und auch mit predigen solte? Wenn Ihr geliebte Väter und Mitbrüder als die Ältesten, Vorsteher und ordentlichen Glieder der Lutherischen Kirche und Gemeine in Lebanon mit Eurem ordentlichen Pfarrherrn Stöver darüber einig und schlüßig werdet, und mir solches balde wißen laßet; so kan ich Euch mit göttlicher Hülfe im nächsten Monath Maii einen wackeren, munteren und begabten Prediger 4 zum Versuch recommendiren und herauf schicken; so wird sich aller Streit und Zanck legen, und so wohl Eurem alten vieljährigen Lehrer als auch den Gemeinen beßer geholffen seyn. Welches von Hertzen wünschet Euer alter wohlwünschender Freund Philad: den 20 April 1771. Abschrift von Mühlenbergs 1 2 3 4
Η: M:
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 279f.
Am 24./25. 10. 1770; zur Uberlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 495 Anm. 3. Nicht erhalten. = Nr. 545. Gemeint ist Conrad Sebastian Roeller; vgl. Nr. 541 Anm. 1.
552. An F. W. Pasche
Philadelphia,
24. 4. 1771
Extract Schreibens des Hn. P. Mühlenberg an Pasche d[e] d[ato] Philadelphia d. 24 April 1771. In den Monathen Januar. Febr. Mart, und April a[nni] c[urrentis] schrieb folgende Stücke so wie es Zeit, wenige Kräfte und anderweitige Amts-Geschäfte
Die Briefe des Jahres 1771
308
erlauben wolten, nemlich: 1) An Hochw. Väter in London und Halle 3 Bogen, dat[irt] im Febr. 1 2) Continuation meiner Anmerckungen vom 5 ten Dec. 1770 bis 28 Januar. 1771. 8 Bogen voll. 2 3) Auf 3 zusammengeheftete Bogen a) die Copie von einer Lease wegen des St. Peters Grundes und Gebäudes auf B[arren] H[ill] vom 14 ten Januar. 3 b) deutsche Anmerckungen zur Erläuterung wegen der Intention mit der Lease 4 c) Benennung der jetzigen so genannten vereinigten Gemeinen und Filials etlich und 70 und 25 Arbeiter. 5 d) Copie von dem Beruf aus Friederichstown, Maryland an Η. P. Krug. 6 4) Zwey zusammengeheftete Bogen, worauf die Rechnungen von 1767 — 68 — 69 und 70 befindlich dat. M a r t : 7 5) Drey Bogen voll an Ew. W. vom Mart, bis 3ten April, 8 beygeschloßen a) der Fr [au] Witwe Handschue ihre Vollmacht und Brief nach Halle. 9 b) von Η. P. Schmidt und Gottfr. Diel aus Germantown 1 0 c) drey Bogen voll an H. D. Wrangel in Schweden 11 d) Ein Stück von der Correspondence zwischen mir und den Ältesten der hochdeutschen Gemeine in Newyork wegen Hn. P. K[un]z[e] 1 2 e) und 2 gedruckte Bogen americanischer Coloquinten 13 etc. etc. Obbenannte Stücke pacte ich ein, und vertrauete das Paquet einem Schweitzer, nahmens Christoph Lochner, einem Buchhändler, an, der im vorigen Jahre eine Reise zwischen hier und Europa gethan, von hier im April wieder über England nach Deutschland wolte, und mir versprach, das bemeldte Paquet g[eliebts] G[ott] in Kensington selber abzugeben, oder durch seine Freunde richtig bestellen zu laßen. Wie ich aber zu meinem Leidwesen vernehme, so sey Möns: Lochner noch hier, wolle erst von hier nach Charlestown in Süd Carolina, und von da nach London, daß also mein Paquet nicht so früh ankommen dürfte wie ich gewünschet, wenn es anders nicht gar verlohren gehet. 1 4
Abschrift
von Pasches
Hand in AFrSt IV C 16:11 S. 89; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:10 S. 89.
' = Nr. 538. = AFrSt IV C 14:1 S. 2 - 3 3 (LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 11 S. 2 - 3 3 ) : „Continuation meiner Anmerckungen, wegen Versorgung der Tolpehaker vacanten Gemeinen mit Lehrern vom 5ten decembr: 1770. sequ." 3 = Nr. 542 Anm. 1. 4 = Nr. 542. 5 = Nr. 542, Postskriptum S. 279 f. 6 = Nr. 542, Nachtrag S. 2 8 0 - 2 8 2 . 7 Erhalten in AFrSt IV G 6 S. 1 7 5 - 1 8 0 ; datiert auf den 1. 3. 1771. Erstfassung im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 im Anhang S. 1 4 - 1 9 . 8 Nicht erhalten. 9 Nicht erhalten; vgl. Nr. 584 unter Punkt 8). 10 Vgl. Nr. 524. 11 Nicht erhalten. 12 = Nr. 544; vgl. dort Anm. 1 9 - 2 3 . 13 = Bittergurken; vgl. 2 Kön 4,39 f. Wahrscheinlich die New Yorker Streitschriften zum Fall Weygand; vgl. Nr. 487, Nr. 490 S. 137 und Nr. 493. 14 Im Anschluß an den Brieftext folgt der Vermerk: ,,Not[andum], Dis Paquet ist hier in Kensington noch nicht angekommen, und Möns. Lochner kann auch so bald noch nicht von 2
Nr. 552/553
24. 4./26. 4. 1771
309
Charlestown erwartet werden. Pasche." - Im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 im Anhang S. 10 f. (vgl. Tappert II S. 492 f.) hat Mühlenberg ebenfalls den Inhalt der Briefsendung notiert. Dort fügt er später hinzu: ,,Memorand[um]. An besagten H. Lochner habe ich auch einen Brief von 2 Bogen voll an Sr: Hochw: H. Dr: und Senior Plitt in Frankfurt mitgegeben [ = Nr. 539]. M e m o r a n d u m ] : Mr: Lochner ist nicht nach Carolina gereiset, sondern Sontags d 6 Maii 1771. mit Capt: Faulkner hier von Philadelphia] abgegangen".
553. ). G. Knapp an M.
Halle, 26. 4. 1771
d. 26 ten April 1771. An H. Past. Mühlenberg zu Philadelphia. Wohlehrwürdiger, herzlich Geliebter Bruder im Herrn, Ich hätte auf Ew r . Wohlehrw. leztes vom 10 ten Dec. 1770. 1 eher geantwortet, wenn mich nicht eine geringe, doch aber abmattende Krankheit, unter andern Arbeiten, davon abgehalten hätte. Auch hätte ich das darinnen gemeldete Reise=Journal 2 gerne aus Engelland erwartet, weil H. Pasche meldet, daß daraus zu ersehen, wie so wohl H. Kunze als Ihre beyden H. Söhne sogleich in völlige Arbeit mit predigen gesetzt worden, mithin daraus manche Umstände noch deutlicher zu verstehen seyn werden. Weil aber selbiges für das Königl. Paquet zu stark und sonst keine Gelegenheit gewesen, so hat es noch nicht übersandt werden können. Ich will dann iezo antworten was ich kan und so viel ich einsehe. 1.) Übersende hiebey eine Vollmacht 3 wegen des Solms=Rödelheimischen Legati, welche so eingerichtet ist, daß durch wörtliche Einrückung der Donations=Acte, dieses ein Original-Document abgeben kan, daher ich denn auch das eine Exemplar, wenn sie in Pensilvanien gehörigen Orts produciret und acceptiret oder confirmiret worden, wieder anhero zu remittiren bitte. 2.) Melde hiedurch, daß ich Ihren lieben H. Söhnen die Reise Kosten zu ihrem Theile völlig geschenkt habe, nachdem ich zumalen aus H. Kunzens letzten Briefen von London 4 so viel bemerkt, daß der Geist Gottes nicht unwirksam an ihren Herzen sich bewiesen, auch sie in Pensilvanien schon zum Besten der Gemeinen zu arbeiten angefangen. Werden sie sich dem Herrn redlich ergeben und einen rechten tiefen Grund des Christenthums legen, 5 mithin ihr Haus nicht auf den Sand bauen, 6 wozu ich sie herzlich auch hiedurch ermahnet haben will; so werden Sie dem Werke Gottes unter den dortigen Gemeinen gar nützlich werden können. Da nun auch der Herr Hofprediger Ziegenhagen so gütig gewesen und die Reise-Kosten des H. Kunzen von dem, was in Engelland zu solchem Zweck eingekommen war und etwa noch einkommen möchte, zu übernehmen: so gehet also von dem zu Abtragung der
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Kirchenschulden bestimmten 3000 f[lorins] nichts durch diese Reise Kosten ab, ausser was den Betrag der Arzneyen und Bücher betrifft, welcher dort erhoben wird. Die hiesige Collecten=Casse für Pensilvanien ist zwar in Schulden und haben also die Reisekosten anderwärts vorgeschossen werden müssen: ich traue aber der Güte Gottes, daß er so viel zufliessen lassen werde. 3.) Hätte ich selbst geglaubt, daß wenn H . Schulz, ohne Philadelphia aufzugeben, nach Tulpehokem gezogen wäre, der allgemeinen Sache dadurch am besten gerathen gewesen seyn würde. 7 Da aber solches nicht ausgeführet werden können; 8 so haben Sie selbst schon den Ausspruch gethan, daß nichts übrig geblieben, als daß die beyden ältesten H. Prediger dieser Gemeinen ad interim beygegeben, bis sich künftig desfalls eine weitere Auskunft finden wird. Der Herr zeige denn nur inzwischen selbst, wie am allerbesten für Ihre Herrn Söhne gesorget werden könne, daß sie zugleich gute Aufsicht und Zurechtweisung von einem andern genießen mögen. 9 4.) D a ß die übrige 10 000. f. von dem Rödelheimischen Legat zu Erkaufung einträglicher Grundstücke angewendet werden, daß auch, wenn dazu Gelegenheit, solche Grundstücke erwählet werden, die der Barrenhiller Kirche bequem gelegen, dabey habe ich nicht das geringste Bedenken, wenn nur solche Grundstücke so beschaffen sind, daß sie allemal ein hinlängliches Interesse abwerfen können. Daß auch die Kaufbriefe, so wohl über den Grund von der Barrenhiller Kirche als auch von solchen Grundstücken auf die Directores des Waisenhauses nach Masgebung des Rödelheimischen Donations-Briefs gestellet werden, ist nicht nur ohnbedenklich, sondern auch gewissermassen nothwendig. Ferner halte ich auch dafür, daß es nicht wieder die Intention des hohen Wohlthäters laufen werde, wenn emeriti, oder vertriebene Prediger aus dem Vereinigten Ministerio von den Revenuen dieser Grundstücke unterhalten werden, und diese Grundstücke nebst der Barrenhiller Kirche für solche und auch für ihre Witwen zu einem Asylo conservirt werden. Ich bin auch nicht zuwieder, wenn vor der Hand kein Prediger wäre, der einer Beyhülfe aus disem Fundo nöthig hätte, daß inmittelst die Revenuen zu mehrer Verbesserung dieser Grundstücke angewandt würden (wie ich denn wohl glaube, daß vor der Hand, ausser den dem H. Kunzen assignirten 50. £ sterling] keine Beyhülfe für einen Prediger nöthig seyn werde. Denn für solche, die ihre ordentliche Salaria haben, ist solche Beyhülfe nicht bestimmt. Doch möchte wohl etwa ein Schulmeister, der ohne eine solche Beyhülfe nicht hinlängliche Subsistence hätte, ein qualificirtes Subiectum zu dieser Beyhülfe seyn.) Wenn auch solche Revenuen zu Erziehung und Zubereitung tüchtiger Schulmeister und Candidaten des Predigtamts angewandt werden; so ist solches gleich, falls nicht dem Endzweck des Wohlthäters entgegen. Denn die Zubereitung solcher Arbeiter, die hernach in der Arbeit ihr Brod selber verdienen können, ist noch wichtiger, als die Beyhülfe zu ihrer Erhaltung. Ich habe also überhaupt nichts gegen solche Anstalten die zur künftigen Beförderung und Erhaltung des angefangenen abzielen, und was im Glauben und unter Wahrnehmung der Spuren göttlicher Providenz in solcher Absicht angefangen wird, dazu wird Gott seinen Segen geben. Ich habe also bey allen Ihren Vorschlägen nichts zu erinnern, als daß Sie unter gemein-
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schaftlicher Überlegung und Gebet auf die Göttliche Direction sorgfältig merken und wenn Sie deren Spuren vor sich haben und nebst Ihren lieben Mitarbeitern die Notwendigkeit oder Nutzen einsehen im Vertrauen auf Gott es getrost wagen, ohne solche nothwendige Praemissen aber nichts anticipiren oder anfangen absonderlich von Gebäuden, so hernach etwan nicht bräuchlich wären. Was aber in lauterer Absicht zur Ehre Gottes und im Vertrauen und Glauben an Ihn angefangen wird, das wird von demselben auch unterstützet werden. Dis ist des seifigen] Hn. Cons[istorial] Rath Franckens beständige Meinung gewesen und ist auch meine. 10 5.) Sonst habe noch zu erinnern, daß wohl meine Meinung nicht gewesen, daß H. Kunze auch 50. £ sterl. Fixes Salarium nothwendig haben müste, ob ich ihm gleich so viel währender Reise accordirt, da ich geglaubt er würde es zu Anschaffung der nöthigen Bücher und dort zum ersten Anfang nöthig haben. Wenn der dritte Prediger denn auch noch Accidentzien bekommt, so hätte wohl darauf mit gerechnet werden können. Wenn aber die Accidentien den beyden ersten Predigern vorbehalten sind, wie es wohl billig erachtet seyn möchte; so möchten freylich 75. Pfund Pensilv. wohl nicht zu viel seyn, womit ich denn also auch zu frieden bin. 12 Der Herr wolle dann auch von Zeit zu Zeit das Nöthige zu fliessen lassen, daß alles wohl bestritten werden könne, und zu den Interessen so wohl als Verringerung der Schulden, von dem was einkommt, etwas übrig bleibe. Indessen danke ich Ihnen für die darinnen bewiesene 13 Verleugnung, daß Sie die Ihnen angebotene Erhöhung Ihres Gehalts nicht angenommen, obgleich solche nicht unbillig wäre. Der Herr wolle Ihnen und Ihrer werthen Familie reichlich vergelten, was Sie zum Besten seines Werks schon auf mancherlei Weise verleugnet haben und lasse Sie insonderheit an Ihren lieben Kindern desto mehr Freude erleben. 6.) Da Sie melden, daß außer der Pfarr»Wohnung zwei besondere Häuser für den 2 ten und 3 ten Prediger gemietet werden müssen; so ist mir eingefallen, warum nicht einer von denselben in das Schulhaus ziehen können. Ein mehreres kan ich ietzt nicht hin zu thun, da ich auch an die übrigen Arbeiter noch gerne einige Zeilen schreiben wolte. 14 Vielleicht schencket der Herr diesen Sommer so viel Zeit und Kräfte, daß, was sonst etwa noch nöthig nachgeholet werden könne. Der Herr aber verbinde alle Ihre Herzen in recht brüderlicher Liebe und fördere sein Werk unter Ihnen zum Preiß seines heiligen Namens und Errettung mancher Seelen. Womit ich unter treuer Empfehlung in seinem Schutz mit aufrichtiger Liebe und Ergebenheit verharre Ew r . Wohlehrwürden Halle, d. 26ten April: 1771
treuergebener und im Herrn verbundener J G Knapp.
NB. 1 5 der H. S. Knapp praesupponiret, daß die Unkosten die auf der Besuchung vacanter Gemeinen von einigen verwendet werden müßen, im Fall solcher
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Gemeinen diselben nicht gut machen können von dem Interesse des Legati müßen erstattet werden. Pasche Nomine H. Hofpr. Ziegenhagen P.S. 1) Johann George Mertens zu Cron-Teltow fragt unterm 18ten Mart. 1771 an, ob sein Bruder, der Chirurgus Mertens 16 in Providenz noch lebe, weil er seit A[nn]° 1766 keinen Brief mehr von ihm bekommen. Er habe ihm damals geschrieben, daß er von den H. Söhnen des Herrn Past: Mühlenbergs in Halle mehrere Nachricht von ihm bekommen könne, er habe aber wegen seines Alters die Reise nach Halle nicht unternehmen können. 2) H. Hofprediger D. Wrangel zu Stockholm hat einen Brief an mich geschrieben, davon ich Ihnen Copiam communicire, 17 weil Sie daraus sehen können, daß noch eben die feurige und brünstige Begierde das rechtschaffene Wesen zu befördern in seinem Herzen sich befindet, welches er in Pensilvanien bewiesen, ob ich gleich nicht zweifele, daß sie auch selbst Briefe von ihm erhalten haben werden 1 8 von gleichem erbaulichen Inhalt. Der gute Mann hat auch insonderheit für Ihre H . Söhne noch eine besondere Liebe gezeiget, und es ist Schade, daß sie von einer solchen Gelegenheit nicht profitiren können. 3.) Die Hannöverische Gesellschaft zu Beförderung der Naturforschung und Oeconomie hat sich durch den theuren Herrn General-Superintendent Roth 1 9 in Stettin an mich gewendet und gebeten, ob man nicht aus Ost= und Westindien Ihnen für ihr anlegendes Naturalien=Cabinett etwas procuriren könne, zu welchem Ende mir zugleich das beigehende Pro Memoria 2 0 zugeschickt worden, daraus zu ersehen, was sie insonderheit aus Pensilvanien für Stücke wünschen, darunter ich aber einiges, als die Rattelschlangen, wie auch die Colibrits, finde, die meines Wissens nur mehr nach Süden sich aufhalten. 2 1 Ich habe geantwortet, daß ich zwar dieses Pro Mem: überschicken und die Herren Prediger bitten wolle, daß sie sich einige Mühe geben möchten solchem Verlangen ein Genügen zu thun, ich wüste aber zum Voraus, daß so wohl die Sammlung als Übersendung Schwierigkeiten hätte, daher ich auch den Freunden vorgeschlagen allenfalls eine bequeme Addresse in Amsterdam an die Hand zu geben, wenn etwa die Übersendung mit holländischen Schiffen weniger Schwierigkeiten hätte. Vielleicht könten die Herren Prediger, wenn Sie auch selbst die Zeit auf dergleichen Nebendinge, ohne Nachtheil Ihres eigentlichen Berufs nicht anwenden können, einige gute Freunde finden, die Ihnen darinnen behülflich wären, in welchem Fall auch etwas für die Naturalien=Cammer des Waisenhauses, wenn es anginge, mir ausbitten wolte. Ich wolte auch gerne so wohl wegen des Waisenhauses, als auch jener Freunde die etwa erforderliche Kosten tragen, wenn man einen Weg fände, denselben zu dienen, weil man nicht weiß wozu es nützlich seyn möchte. Diesen Passum bitte den übrigen zu communiciren. 4) Beym Nachsehen derjenigen Sachen, welche der sel[ige] Herr Consistorial Rath bereits zur Übersendung für Pensilvanien zusammen gelegt, fand sich noch 2 2
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a) die Abschrift der Rechnung für die Pensilvanischen Gemeinen von 1766 bis M a r t . 1769. die ich hiebei übersende 2 3 und hiernächst auch die Fortsetzung bis hierhin übermachen werde. b) fand sich ein Brief von Η. M . Darnmann unterm 14 ten April 1769, 2 4 von welchem der sei. H. Consistorial-Rath ganz gewiß geglaubet haben soll, daß er bereits übersandt gewesen der also auch noch hiebei gehet. c) et d) lagen auch noch die beiden Extracte aus des Herrn Past: Studers Brief vom 9 t e n J a n . 1767. 2 5 und aus des Herrn Diac Bulers Brief vom 30 sten M a r t . 1767. 2 6 so gleichfalls noch hiebei gehen. Wenigstens wird der erstere schon einmal übersandt seyn. Weil aber auf beide noch keine Antwort erfolget; so lege sie beide nochmals bey. e) war auch noch notirt, daß Herr Prof. Lorenz zu Straßburg unterm 25 ten April 1769. bei übersandten 5. Carolinen für Pensilvanien geschrieben: „dem Herrn Pastor Mühlenberg bitte einen Straßburger, nahmens Johann Friederich Ernst, der in der Gegend Philadelphia wohnet, zu recommandiren." 2 7 Diese Piecen hatten sich unter andere Briefschaften versteckt, und ist also vermuthlich, daß alles dieses vergeßen worden ist. 5.) Da ich iezo im Begriff bin die Vorrede zur 12 ten Fortsezung der Pensilvanischen Nachricht aufzusetzen; 2 8 so werde bei dieser Gelegenheit die ganze Correspondenz nachsehen, und was ich dabey noch zu beantworten finde, nachholen. Halle vt in litteris den 26 t e n April 1771.
J G Knapp.
Unvollständige Reinschrift in PM 95 - Ε 3. Entwurf in AFrSt IV C 15:32 S. 115-120; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 10 S. 115-120. Auch in HD S. 2254-2256. Ab S. 311 (vgl. Anm. 13) wird die Reinschrift abgedruckt. ' = Nr. 522. Vgl. ebd. das Postskriptum unter Punkt 1). 3 Entwurf in AFrSt IV F 8 S . 7 5 - 7 8 v ; S. 75 -76 ν (auch in IV F 4:3 S . 5 6 f . sowie ΗΝ 1 ab S. 1051 § 10 und HN 2 Bd. 2 S. 498 f.) enthält die Erklärung des Grafen von Solms-Rödelheim vom 23. 8. 1770, in der er Knapp und Nachfolger als Administratoren und Trustees sowie Ziegenhagen als Coadministrator und Mit-Trustee einsetzt, die folgenden Seiten enthalten Instruktionen und eine Handlungsbevollmächtigung Knapps für Mühlenberg als Rektor und Schultze als Vizerektor der Korporation in Philadelphia. — Mühlenberg hatte inzwischen eine Vertragsurkunde aufsetzen lassen und nach Halle gesandt; vgl. Nr. 542 Anm. 1. 2
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Am 26. 7. 1770 schrieb Kunze aus London an Fabricius u. a.: „Die Herren Mühlenbergs kommen doch einem Verlangen nach dem Guten immer näher. Ich habe dieses aufs neue wieder seit dem 5. p[ost] trinit[atis] bemerkt, da wir alle drei in der Hofkapelle zum heiligen Abendmahle waren. Gelobet sei tausendmal die Freundlichkeit meines Herrn, die mir da aufs neue theuer ward. Die Herren Mühlenbergs habe besonders von dieser Zeit an immer herzlich vor sich allein beten hören. O! daß doch auch mein Umgang ihnen etwas nutze wäre." (AFrSt IV A 8:4). Vgl. 1 Kor 3,10 f. Vgl. Mt 7,26 f. Zu den schwierigen Verhandlungen zwischen Mühlenberg, Schultze, Kunze und der Korporation vgl. Nr. 518; Nr. 519; Nr. 521; Nr. 527 - 532.
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Inzwischen war es doch zu dieser Lösung gekommen; dies teilt Mühlenberg im Brief vom 16. 2. 1771 (Nr. 538) mit (siehe dort Anm. 18). Friedrich August Conrad war zusammen mit Schultze nach Tulpehocken gegangen und Gotthilf Heinrich Ernst war zur Unterstützung von Mühlenberg und Kunze in Philadelphia geblieben. Die Ausführungen unter Punkt 4.) dienen zur Antwort auf Mühlenbergs Vorschläge in Nr. 522 S. 216 f. Hier folgte ursprünglich: „wenn nur die vermehrte Salaria die Gemeinen nicht zu sehr drücken." - Zur Festsetzung der Gehälter vgl. Nr. 522 das Postskriptum unter Punkt 3). Hier folgte ursprünglich: „Indessen ist der Weg der Verleugnung und des Vertrauens auf Gott (welcher die Ordnung nicht ausschließt) der sicherste." Ab hier Wiedergabe nach der Reinschrift. Knapp schrieb an Kunze ( 4 . 5 . 1771; AFrSt IV C 15:37 S. 1 2 7 - 1 2 9 ) , Helmuth ( 6 . 5 . 1771; AFrSt IV C 15:38 S. 130 f.), Voigt ( 6 . 5 . 1771; AFrSt IV C 15:39 S. 131 f.), Krug ( 7 . 5 . 1771; AFrSt IV C 15:40 S. 133), Schmidt (7. 5. 1771; AFrSt IV C 15:41 S. 133), J . N. Kurz (18. 7. 1771; AFrSt IV C 15:42 S. 134) und J . W. Kurz (18. 7. 1771; AFrSt IV C 15:43 S. 134 f.). Die Briefe sind auch in L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 10 S. 1 2 7 - 1 3 5 sowie in H D S. 2266 - 2283 vorhanden. Zusatz von Pasches Hand. Christian Friedrich Martins; er hatte 1761 Mühlenbergs Haus in Providence gekauft und war seit 1768 in finanziellen Schwierigkeiten. Vgl. Nr. 454 Anm. 9 (1), Nr. 508 Anm. 28 und Bd. III Nr. 447 S. 664. Nicht erhalten. Mühlenberg hatte am 2. 4. 1769, 24. 5. 1770 und 1 1 . 5 . 1771 Briefe von Wrangel erhalten; vgl. Nr. 459 Anm. 44 (2), Nr. 499 Anm. 7 (1) und Nr. 555 Anm. 4 (3). Gottfried Christian Roth (1707 — 1774); von 1758 bis 1774 Generalsuperintendent von Hinterpommern. Erhalten in AFrSt IV C 15:34 S. 121 (LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 10 S. 121): „Pro Memoria. Die Freunde in Pennsylvanien, könten von daher, außer, was ihrer eignen Wahl überlaßen wird, besonders folgendes finden. 1. Kleine aus gestopfte und getrucknete Vögel, mit ihren Nestern und Eyern, hauptsächlich aber, von allen dort bekanten Colibrits Arten, oder Honig Vögeln (Humming birds) mit ihren Nestern und Eyern. 2. Allerley andere Thiere, als Käfer, Raupen, Schildkröten, Heuschrecken Grillen, Papillons [Schmetterlinge], Schnecken, Muscheln Austern, See Äpfel [Seeigel], See Starum, Corallen, Corallen-Mooss und andere See Gewächse. 3. Im Rum oder Spiritus zu legen, als Schlangen, besonders einige gute, große und vollkommene Klapper Schlangen (rhaille stang) Eidechsen, Frösche Kröten Fische; allerley kleine Land Thiere, als Armadillen [Gürteltier], Faulenzer [Faultiere], Beutelthiere (bush Rats) etc. etc. 4. Allerley Gesäme von Bäumen, Stauden und Pflantzen, auch Proben von allerley hand Holz, Gummy, Harz, besonders von denen Indianern bereitetes Feder Harz (Cachuchuc) aus gedrucknete Exemplare von Blumen und Kräutern. 5. Allerley Gestein, Erze, Erd Arten und dergleichen ferner Edelgesteine etc: 6. Allerley Kunst Sachen der Einwohner, als Kleider Körbe, wohin auch die Sachen gehören, welche von Cachuche Harz verferdiget werden, Waffen, als Bogen und Pfeile, Schilde, Keulen und s[o] w[eiter]." Von den über 30 Arten der Klapperschlange kommt die Waldklapperschlange (crotalus horridus) bis in die nordöstlichen Gebiete der USA vor; Kolibris sind mit einer Unterart (Rubythroated hummingbird) in Pennsylvania vertreten. Am Rand findet sich dazu die gestrichene Notiz: „NB Beydes [a.) und b.)] gehet nebst der Vollmacht in H. Past. Burgmanns Kasten nach Engelland. c. et d. desgleichen." Erhalten in AFrSt IV G 2 S. 3 6 7 - 3 7 3 . = Nr. 462. Vgl. Bd. III Nr. 405 Anm. 8. „Extract Schreibens H. Diac: Bulle zu Pössneck an H. Consistorial Rath Francke unterm 30.
Nr. 5 5 3 / 5 5 4
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26. 4 . / 1 . , 2. 5. 1771
Mart: 1 7 6 7 " ; erhalten in AFrSt IV C 15:35 S. 122 (LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 10 S. 10). Bulle bittet in einer Erbschaftsangelegenheit um Nachforschungen in Pennsylvania. Vgl. Mühlenbergs Antwort in Nr. 5 6 6 S. 359. - Johann Michael Lorenz jun. ( 1 7 2 3 - 1 8 0 1 ) ; seit 1754 Professor der Beredsamkeit in Straßburg. Erschien 1771; vgl. Η Ν 1 ab S. 1051 und H N 2 Bd. 2 S. 4 9 4 - 5 0 0 .
554. An [H. Chrest]
[Philadelphia,
1./2. 5. 1771]
Geehrte Herrn und Freunde. Ich habe Ihr Schreiben vom 20 April a[nni] c[urrentis] ! erhalten, als eben von einer beschwerlichen Reise aus Westneu Jersey ermüdet heim kam. 2 Ich bin noch zu müde und schwach, d[a]ß ich nicht auf alles gleich antworten kan, will aber mit göttlicher Hülfe ihr Anliegen so bald als möglich ins Werck zu richten suchen. Es sind nur noch 2 Sontage vor dem Pfingstfeste, in welcher Zeit und auch aufs Fest ich unmöglich abkommen kan, und so wird es wohl mit meinen übrigen H. Amtsbrüdern beschaffen seyn, indeßen will ich doch an den Hh. P. Voigt und Helmuth und andere schreiben, 3 wer von ihnen am ersten abkommen kan, und will, der wird wohl den ersten Besuch thun und es ihnen zuvor wißen laßen, es kommt mir aber bedencklich vor, daß die geehrten Freunde schreiben als ob gleich bey dem ersten Besuch die neu erwehlten Ältesten Vorsteher und Almosen Pfleger eingeseegnet werden solten. Wo einmal 2 Partheyen, in einer Gemeine entstanden sind 4 da muß man gewiß sehr behutsam zu Wercke gehen und sich hüten daß man nicht Öhl ins Feuer gieße und das Pflaster nicht neben die Wunde lege. Denn so bald eine Parthey sich über die andere erhebet und etwa sich auf die meisten Stimmen stüzen will, so sezet sich die andere desto fester, reißet sich ab, und so gibt es unheilbare Spaltung, die auf Kindes Kinder gehen. Am besten ist es man sucht beyde Partheyen erst wieder zu versöhnen und zu vereinigen, und dahin sollte sich billig ein ieder Prediger beym Besuche mit Gottes Hülfe ernstl[ich] befleißigen. Mit diesem Wenigen muß dismal schließen bis auf weiter verbleibend Ihr alter wohlwünschender Freund Η . M.
Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 Λ Nr. 12 1769-71 Brieftext steht von Mühlenbergs Hand: „An Esq. Chrest".
S. 283 f. Über
dem
' Nicht erhalten. Vom 25. bis zum 30. 4. 1771 war Mühlenberg von Philadelphia abwesend; das Reisetagebuch ist erhalten in P M 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 2 8 5 - 3 1 0 ; AFrSt IV C 16:10 S. 6 7 - 8 8 (LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:9 S. 6 7 - 8 8 ) und Tappert II S. 493 - 5 0 4 . 3 Nicht erhalten. 4 Z u r Vorgeschichte vgl. Nr. 5 3 3 ; Nr. 534; Nr. 540; Nr. 5 5 0 . 2
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Die Briefe des Jahres 1771
555. Μ. und die Gemeinde von Philadelphia an J. Venn [Philadelphia], 2. 5. 1771 1771 May d 2ten To the Honourable John Penn 1 Esq Lieutenant Governor and Commander in Chief of the Province of Pennsylvania and Counties of New Castle, Kent and Sussex upon Delaware. May it please Your Honour. We, the Rector, Ministers, Wardens, Vestry and Members of the German incorporated Churches of St: Michaelis and Zion in the City of Philadelphia beg Leave to take this Opportunity of testifying the great Respect we have for Your Honour and Your family, and of expressing our sincere Condolance on the much lamentend Occasion of Your Departure 2 from a Province to which You have render'd Yourself dear by Your mild Administration and great Regard for civil and religious Liberty. We can not help acknowledging with the sincerest Gratitude, that we are under great Obligations for the favours, 3 you have conferred on the Churches we represent, and most ardently pray, not only for Your prosperous Voyage to Your nativ Country, but that you may again return hither, and continue that Kind Attention to the Happiness and prosperity of the People of this province, for which you have been long distinguished. We shall not omit most fervently beseeching the Almighty, that He will take You and Your Lady under his Kind protection and grant You every blessing both here and hereafter. 4
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 284. Mühlenberg verlas die Grußadresse am 3. 5. 1771 vor dem Gouverneur. Zu den näheren Umständen vgl. die Tagebucheintragungen zum 2. und 3. 5. 1771 in PM 95 A Nr. 12 1769-71 S. 303; AFrSt IV C 16:10 S. 79, 80, 77; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:9 S. 79, 80, 77 und Tappert II S. 502 (zum Teil in Anm. 2 abgedruckt). ' ( 1 7 2 9 - 1 7 9 5 ) , Enkel William Penns, 1 7 6 3 - 1 7 7 1 und 1 7 7 3 - 1 7 7 6 Lieutenant Governor von Pennsylvania. 2 Veranlaßt durch den Tod seines Vaters (Richard Penn, 1 7 0 6 - 1 7 7 1 ) . John Penn erbte die lebenslängliche Nutzung eines Viertels der Eigentümerrechte in Pennsylvania. Zum 2. 5. 1771 vermerkt Mühlenberg im Tagebuch: „... schrieb mir ein vornehmer Englischer Freund [Richard Peters?] aus Philadelphia ein paar Zeilen berichtende, daß unser Herr Gouverneur mit seiner Gemahlin Morgen zu Schiffe gehen und nach London segeln wolte, weil sein H. Vater Richard Penn verstorben und er deßen Estate als Mit=Proprietor antreten müste. Und da die hiesige Academische Facultaet, die Englisch»Obrigkeit und die Episcopal und Presbyterial Gemeinen ihre respective Addressen bey dem Gouverneur abgelegt, so wundere man sich sehr, daß die Vorstellende Personen der Deutsch=Lutherisch=incorporirten Kirchen und Gemeinen nicht auch ihr Decorum beobachtet, da doch der selbe Gouverneur unter andern Gunst Bezeugungen uns zum Charter mitbehülflich gewesen etc. Ich antwortete dem Freunde, daß ich verreiset gewesen und von der Reise unpäßlich wäre. Er mögte mich aufs Beste entschuldigen, und fragen, ob es noch nicht zu spät?, so wolte morgen vor dero Abreise meine
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2. 5.1771
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Aufwartung noch machen. Die Antwort war, ja es solte ihm lieb seyn, ich mögte die Addresse verfertigen und ihm eine Copie davon senden, damit er seine Antwort darnach formiren könte. (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 303; vgl. AFrSt IV C 16:10 S. 79 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:9 S. 79f.; vgl. Tappert II S. 502). Insbesondere wegen der Charter ( = Bd. III Nr. 345) zur Konstituierung der St. Michaelis Korporation. Penn erwiderte die Grußadresse mit folgenden Worten: „Gentlemen The Regard you express for me and my family in Your kind Address, affords me great Pleasure. You may be assured, I shall upon all Occasions be desirous of giving the incorporated Churches, which you represent, all the Protection and Countenance in my Power." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 285; vgl. ebd. S. 304; AFrSt IV C 16:10 S. 77; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 77). Für die Zeit bis zum 22. 5. 1771 ( = Nr. 556) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Memorandum] Am 6 Maii a[nni] c[urrentis] ist auch Mess" Keppeles ihr Schiff Catherine mit Capt: Peter Young abgesegelt: Ich habe mit dem Schiff eine Box H[errn] W[ilhelm] P[asche] bemerckt mit Pfirschen=Schnitzen, 2 Schw[eine] Schunken, 2 stücke smoaked Beef und 2 Hirsch=Schuncken, und 1 Bogen voll an Sr: W. Ε. H. W m Pasche gesandt." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 im Anhang S. 11; vgl. Tappert II S. 493). (2) „Maii d 8,en 1771. Habe einen Brief empfangen von Sr: W. E: W m Pasche datirt im Pennsylv: Coffee house d. 22 Mart: 1771. mit der Nachricht, daß H. Pasche auch vom 9 Febr: 1771 an mich geschrieben, welcher Brief aber noch nicht zu recht gekommen. * ist hernach angekommen über Neuyork ..." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 im Anhang S. 11; vgl. Tappert II S. 503). - Vgl. auch PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 308; vgl. AFrSt IV C 16:10 S. 78; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 78; Tappert II S. 504. (3) „Maii d 11. Empfieng ich von einem Gentl[eman] aus Neuyork unter Couvert of the Revd Mr: John Doty a Minister of the Church lately come from London with Capt: Winn einen tröstlichen] Brief von Sr. W. E: H. Pasche, datirt d 9""Februar: 1771. Mit einer Box gedruckt H[errn] P[astor] M[ühlenberg] welche der Revd Mr: Doty gratis mit bis Neuyork gebracht und von Neuyork bis hieher nur 1 Sh: 4 d Fracht kostete. Η. Pasche hat mein Paquet vom Decembr: 1770 [vgl. Nr. 522 Anm. 40] agnoscirt. In der Box waren noch Briefe neml. 1) ein Paquet von Sr: H: Dr. Wrangel an mich datirt d 6 Novembr: 1770. worin er meine 2 Bogen an ihn mit des H. van der Spiegels Brief Sermon [kurze Predigt] agnoscirt. Ferner hatte er beygeschloßen a) an Mad[ame] van der Spiegel b) an Mr: Forseberg c) an Mr: Stille d) an Mr: Young Clerk, d) an the Revd Mr: Girelius in Willmington e) an Doct: Kuhn Esq welche alle richtig bestelt worden. 2) Ferner waren in der Box Briefe a) Α Möns: Helmuth b) a Möns: Schmid in Germantown c) a Möns: Schultz d) To Mr: George Goette overseer at Robert Philps Esq Plantation, Combahee in South Carolina. 2) [!] In der Box waren befindlich a) 3 Dutzend von Alleins Alarm to unconverted Sinners zur beliebigen Austheilung b) 40 Stücke of a letter to an American Planter." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 im Anhang S. 20; vgl. AFrSt IV C 16:10 S. 78, 78 a; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 78; 78 a; Tappert II S.503f.). - Joseph Alleine (1634-1668), Alarm to the Unconverted (1672 u. ö.). (4) „Maii d 14 Habe an Mr: George Goette geschrieben, und den empfangenen Brief von H. Schwencke nebst 2 Letters to an American Planter beygeschloßen, und das Paquetgen an H. Bradford recommendirt. Ich habe geirrt im dato, neml. d 8ten Maii gesetzt da es hätte sollen der 14" Maii heißen. * ist richtig angekommen wie aus der Antwort erhellet." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 im Anhang S. 20; vgl. Tappert II S. 504).
318 556. An die Gemeinde
Die Briefe des Jahres 1771
in
Lunenburg
Philadelphia,
22. 5. 1771
Geehrte und geliebte Herren, Deutsche Einwohner und Glaubens Verwandte von der Lutherischen Kirche in und um Lüneburg, Ihre Religions Umstände sind mir von vielen Jahren her bekant. Die Hochlöbliche Societaet 1 in Engelland hat sich unserer Deutschen angenommen, hat sie in den Schoß der Englisch=Evangelischen Mutter Kirche auf genommen und mit vielen Kosten Ehrwürdige Missionarien gehalten. Ich weiß daß ihr Verlangen immer da hin gieng, wenn sie nur einen Missionarium kriegten, der auch Deutsch predigen könte. Wolan, diese Bitte ist ihnen auch gewehret und der Ehrw: H. Brycelius ihnen franck und frey gesandt und unterhalten worden. 2 Ich habe aber vernommen, 3 daß unsere deutsche reformirte Einwohner sich abgesondert, eine eigene Kirche gebauet, und auch einen Prediger angenommen, wie aus einer gedruckten Predigt hier gesehen; solches gehet mir insoweit nichts an. Das aber wundert mich überaus sehr, daß ein Theil von unsern deutschen Lutheranern sich abgesondert, eine eigene Kirche gebauet und einen Beruf an Sr: H. Ehrw: H. Pastor Gerock in Neuyork gesandt und um einen deutsch Lutherischen Prediger angehalten, 4 einem solchen Prediger jährlich so viel Salarium versprochen und vorgeben als ob 150 Familien die neue Lutherische Gemeine ausmachen solten. Herr Pastor Gerock in Neuyork ist ein Mitglied von unserm Evangelischen Ministerio und Synode 5 mächtigen Gott gefält Kirche und Staat zu erhalten. Darum müßen nach des Apostel Pauli Ermahnung 1 T i m : 2,1 vor allen Dingen thun Bitte, Gebet, Fürbitte und Dancksagung für alle Menschen, absonderlich für unsern König und alle Obrigkeit, auf daß wir unter ihnen ein geruhlich und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit! Wir leben hier mit der Englisch=Evangelischen Mutter Kirche in lieblicher Harmonie und Christlicher Einigkeit wie die von Sr: Hochw: H. Dr: und President Peters mitgesandte Predigten zeugen. Womit verharre meiner Geehrt» und geliebten deutschen Glaubens Verwandten demüthiger Wohlwünscher Philad. d 22 Maii: 1771.
Η:
M.
Unvollständiger, gestrichener Entwurf im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 — 71 S. 305, 308. Das Blatt mit den Seiten 306 und 307 ist dem Tagebuch entnommen worden. 1 2
3 4 5
Die Society for the Propagation o f the Gospel in Foreign Parts. Brycelius hatte 1 7 6 7 durch Vermittlung von Richard Peters in London die anglikanische Ordination erhalten und sein Amt in Lunenburg angetreten. Vgl. Bd. III Nr. 4 0 3 S. 5 1 7 f. und Nr. 4 0 9 S. 5 4 0 . Durch einen Brief von Brycelius und Hinweise von Peters; vgl. Nr. 5 5 9 S. 3 2 8 . Vgl. ebd. und Nr. 5 4 3 . Z u r Textlücke siehe oben die Anmerkung zur Überlieferung.
Nr. 556/557
557. An [F. ? Weiser]
319
22. 5./28. 5. 1771
Philadelphia,
28. 5. 1771
Geehrt und geliebter Freund und Bruder in Christo. 1 Alle die gottselig leben wollen in Christo Jesu die müssen Verfolgung leiden. 2 Ich habe sein letzt geliebtes vertraulich und brüderlich Schreiben empfangen. 3 Nach meiner letzten Reise in der Jersey 4 habe eine schmerzliche Krankheit ausstehen müssen und deswegen sein geliebtes Schreiben nicht eher agnosciren können. Der liebe Freund H. Sch. 5 ist bei mir gewesen und hat mir in verschiedenen Sachen Licht gegeben, die mir dunkel waren. Er kann versichert seyn lieber Bruder daß ich die Gegenpartei nicht flattire 6 sondern nur so weit beizubehalten suche als möglich, in Hofnung daß der Riß 7 nicht unheilbar werden mögte. Wir müssen von beiden Seiten nach der Liebe und Mitleiden die Einigkeit suchen. Daß ich den H. Bruder Helmuth aus Lancaster bat um einen Besuch in Reading abzustatten 8 geschähe unparteiisch aus Liebe um zu zeigen, daß wir an unserer Seite willig wären der Gemeine zu helfen, wenn anders beide Parteyen zum Frieden geneigt wären und sich helfen lassen wolten. Ich werde nun keinen Mitbruder von dem Ministerio bitten nach Reading zu kommen und werde auch selbst nicht eher kommen bis sie mir beiderseits folgendes versprechen. 1) Daß eine jede der beiden Parteyen 2 — 3 — 4 — 5 [...]schen Männer erwähle und bevollmächtige mit denen ich conferiren kann, Männer die Verstand haben und Liebe zum Frieden haben, keine hitzige Köpfe und Polterer. 2) Ist meine Meinung daß die Männer von beiden Seiten selber in meiner Gegenwart eine Ordnung zur Christi. Regierung der Gemeine machen sollen, damit aller Verdacht vermieden werde als ob die Prediger was darunter suchten: Nein die Bürger sollen ihre Ordnung selber machen wie es der Gemeine nützlich ist. 3) Wenn eine solche Ordnung fertig ist, soll sie der Gemeine vorgelegt werden. Wer dann solche von ihren Bevollmächtigten Männern selbst verfertigte Ordnung unterschreibt, der soll ein ordentl. Glied der Gemeine heissen. 4. Wer sich zu solcher von ihren Bevollmächtigte Männern gemachten Ordnung verstehet, der soll eine Stimme haben zur Wahl der Ältesten und Vorsteher. 5. Die Bevollmächtigten Männer mögen als denn in meiner Gegenwart aus den unterschriebenen Gliedern eine Anzahl Christlicher Männer auslosen und solche der Gemeine zur Wahl vorlegen daß sie Ältesten und Vorsteher nach den meisten Stimmen erwählen. 6. Wenn solcher gestalt ein Kirchenrath durch die Mehrheit der Stimmen erwählet und der Gemeine vorgestellt ist so läßt sichs weiter rathen und überlegen wo man einen Seelsorger bekommen mögte, der sich für Reading schickt. 9 Mit dem ganzen unordentlichen Haufen will ich mich nicht einlassen wohl aber mit beiderseits bevollmächtigten Männern die Vernunft und Verstand und Liebe zum Frieden und Fortpflanzung des Evangelii haben. Diesen meinen Vorschlag werde ich auch an die Gegenpartei thun 1 0 und nicht eher hinauf kommen bis sie es beiderseits verlangen und meine Conditiones ein-
320
Die Briefe des Jahres 1771
gehen. Es m u ß ein Neues gepflügt und nicht mehr unter den Hecken gesaet werden. 1 1 Mit herzlichen Gruß an Ihren Gel[iebten] Bruder und alle Angehörigen verbleibe Ihr Wohlwünscher Phil. d. 28 Maii 1771.
Abschrift
Η. M.
von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 Nr. 12 1769-71
S. 311 f .
1
Vermutlich Friedrich Weiser, Schwager Mühlenbergs in Reading. Vgl. 2 Tim 3,12. - Z u r Vorgeschichte des Streits in Reading vgl. Nr. 533; Nr. 534; Nr. 540; Nr. 550; Nr. 554. 3 Nicht erhalten. 4 Vgl. Nr. 554 Anm. 2. 5 Die Unterschriftenliste von Nr. 521 (S. 208 f.) bietet mehrere Identifizierungsmöglichkeiten. 6 = schmeicheln. 7 Sprichwort biblischen Ursprungs. Vgl. Ps 106,23; Hes 22,30 sowie Wander Bd. 3 Sp. 1694. 8 Dies kündigt Mühlenberg in seinem Brief vom 1./2. 5. 1771 (Nr. 554 S. 315) an. Z u m Ergebnis vgl. Nr. 558. ' Erst 1775 erhielt Reading mit Heinrich Müller einen vom Ministerium anerkannten Prediger. Zwischenzeitlich ließ sich die Gemeinde von Peter Niemeyer (1771 —1774) und Philip Grotz (1774) versorgen. Vgl. Glatfelter I S. 255; 92 f.; 100; 48. Z u r Auseinandersetzung zwischen Mühlenberg und Grotz vgl. Nr. 622; Nr. 628 und Nr. 638. 10 Vgl. Nr. 558. " Vgl. Jer 4,3. 2
558. An leinen Vertreter der Gegenpartei in Reading]
Philadelphia,
30.5.1771
Geehrter H e r r und Freund, Als ich das Vergnügen genoß Ihn auf eine kurtze Zeit bey mir zu sehen hatte nicht Gelegenheit ausführlich von der Sache zu sprechen und auch noch keine Nachricht von dem H. Pfrr Helmuth, wie ers bey seinem Besuch in Reading gefunden, bekommen. Wie ich von Η. P. Helmuth vernommen 1 , so ist die A u f f ü h r u n g einer Seits sehr unordentlich und nicht zum Frieden und näherer Vereinigung dienlich gewesen denn überlege Er selbst mein Werther Herr und Freund, als ein erfahrner und verständiger M a n n , 1) W a r u m muste Mstr. Reitmeyer eben n u n bey dem Besuch die Allmosen einnehmen, da er sich vorher abgesondert und sich des Ältesten Amtes entzogen? Es ist ja sonst nicht der Gebrauch gewesen, daß ein oder ander Ältester die Allmosen eingenommen, sondern die Vorsteher. Und was hatten die 2 Männer gesündiget, welche die Allmosen bey dem Besuch des H: Helm: gesammelt, d a ß sie selbige nicht aufgeben durfften, sondern daß es just H . Reutmeyer t h u n muste? Daß war ja nur eine neue Reitzung zu mehrerer Verbitterung und Erweiterung der Uneinigkeit. 2) hat michs recht betrübet, d a ß wieder ein so grober Streich in der Kirche geschehen, da der BK: Kr: gedrungen und geruffen: werfft den Kerl, den M —le
Nr. 557/558
28. 5./30. 5. 1771
321
heraus dem Stuhl! Das war unvernünfftig, unchristlich, ja mehr als heidnisch. Denn die Heiden thun nicht einmal so in ihren Götzen Tempeln. Als Mstr: Merckel zum Ältesten gewählt war, und ers nicht seyn und nicht annehmen wolte; so muste ja M r : Meyerle Ältester bleiben bis auf weitere Einrichtung. Zu dem so hat Mr. Meyerle wol vom Anfange her so viel an der Kirche gethan als einer. Das ist gar nicht der Weg eine Gemeine zu bauen, sondern zu zerreißen, und die Wände gefärlicher und Mortal zu machen. Einiger grober Holtzhacker kan ein Haus anzünden und verbrennen, woran viele Jahre gebauet ist. Mein hertzlicher Rath war in meinem vorigem Schreiben, 2 Sie mögten doch ja nicht Öhl ins Feuer gießen. Wenn es so gehet, so ist es nicht der Werth daß ein einziger von unserm Ministerio zum Besuch nach Reading komme, Ich werde keinen mehr darum ansprechen, und auch selber nicht eher zu Ihnen kommen, bis sie beyderseits über folgende Punckte einig werden und mir versprechen nemlich 1) daß eine jede der beiden Partheyen 2 — 3 — 4 — 5 — oder 6 verständige Männer erwähle und bevollmächtige, als Representanten der Gemeine mit welchen ich conferiren und alles zum Besten der Gemeine vernünfftig überlegen könne. Männer eines Ehrbaren und nüchtern Characters, keine hitzige Köpffe und Polterer. Denn ich will mich nicht vergeblich mit dem unordentlichen unbändigen Hauffen einlaßen. 2) Solche von beyden Seiten bevollmächtigte Männer sollen zusamen sitzen und in meiner Gegenwart eine Ordnung zur Christlichen Regierung der Gemeine machen damit aller Verdacht vermieden werde, als ob die Prediger was darunter suchten. Deswegen sollen die bevollmächtigten Männer die Ordnung selber bestimmen, wie es der Gemeine nützlich ist. 3) Wenn eine solche nöthige Ordnung von den bevollmächtigten Männern verfertiget ist, so soll sie der Gemeine vorgelegt werden. Wer denn solche billiget und unter zeichnet der soll ein ordentlich Glied seyn, so lange es ihm gefällt und er sich aufführet wie es Christen geziemet. Denn gezwungen soll und kan niemand werden. 4) Wer sich zu solcher von ihren eigenen bevollmächtigten Männern gemachten Ordnung verstehet, der soll auch eine Stimme haben zur Wahl der Trustees, Ältesten und Vorsteher. 5) Wenn solcher Gestalt die Ordnung fertig und unter zeichnet ist, so mögen beiderseits bevollmächtigte Männer in meiner Gegenwart eine Anzahl von den ordentlichen Gliedern nach bestem Wißen und Gewißen auslesen und 3 vor einen Trustee, 3 vor einen Ältesten und 3 vor einen Vorsteher auf die Wahl setzen und die ordentlichen Glieder wählen laßen, wer denn die meisten Stimmen hat, der oder die müßen dienen. 6) So bald wieder Älteste und Vorsteher ordentlicher Weise gewählet und vorgestellet sind, so mögen sie Rath halten und überlegen, wie und wo sie einen Lehrer und Seelsorger finden und beruffen können. Dieses obige ist mein letzter Rath und Meinung. Wenn Sie beyderseits darüber einig werden, mir solches versprechen und zu wißen thun, so will ich eine Zeit bestimmen und Ihnen wißen laßen, wann ich mit göttl. Hülfe kommen und einen Versuch machen kan. Solte es ihnen aber so nicht gefallen, so habe
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Die Briefe des Jahres 1771
ich das Meinige angeboten, und werde weiter keine Verantwortung haben. Mit vernünfftigen Männern, die Ordnung lieben und das Beste der Gemeinen suchen habe ich gern zu thun und höre gern ihren Rath, aber mit einem unordentlichen Hauffen, wo viele keine Furcht Gottes, ja nicht einmal bürgerliche Schaam haben, und außgelaßene Grobheiten begehen, will ich nichts zu schaffen haben. Was meines Amts nicht ist, da laße ich gern meinen Vorwitz von. Denn mir ist vor schon mehr befohlen weder ich ausrichten kan. Dis habe ich an ihn meinen Geehrten alten Freund allein geschrieben, mit Bitte es allein zu behalten, und was zur Gemein Sache gehöret, nach Belieben den andern Freunden kund zu thun. Womit verharre M[eines] Geehrten Herrn und Gönners wohlwünschender Philad. d 30sten Maii 1771
Η:
M:
P. S. Es deucht mir H. Chrest 3 könte vieles ausrichten wenn er in Liebe und Sanfftmuth mit ein und andern von den misvergnügten Glaubens Genoßen allein spräche und auch im Ernst als obrigkeitliche Person die ungezogenen ihrerseits ermahnete, und ihnen ihre Grobheiten verwiese. Denn ich kan mir nichts änderst einbilden, als daß die Verständigsten von beyden Partheyen sich grämen über solchen erbärmlichen Zwiespalt, und wünschen, daß Christliche Ordnung und Zucht, Liebe, Friede und Einigkeit wieder hergestellet und das heil. Evangelium fortgepflantzet werden mögte.
Entwurf von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S.
312-314.
Ab dem 22. 5. 1771 hatte Mühlenberg in Philadelphia mehrere Tage Gelegenheit, persönlich mit Helmuth zu reden; vgl. die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 309; AFrST IV C 16:10 S. 78 a; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 78 a; Tappert II S. 504. 2 = Nr. 554; vgl. S. 315. ' Friedensrichter in Reading und Wortführer der Gegenpartei. 1
559. An [J. L. Voigt]
Philadelphia,
12. 6. 1771
WohlEhrw: Η. P. in Christo sehr Werther H. Amts=Bruder Ich habe vor verschiedenen Wochen einen Brief an Sie 1 d[urc]h eine Frau gesandt, welche mir versprach denselben richtig in Dero Hände zu liefern. Weil denn gar keine Antwort darauf erfolget ist, so entstehen bey mir 2erley Muthmaßungen, a) ob der Brief vielleicht nicht abgegeben? b) oder die Sache Ihnen Bedencklichkeit oder wol gar Misvergnügen verursachet haben dürffte? Wenn letzters seyn solte so bin ich insofern Schuld daran, weil nur relata referebam, 2 und keinen Schlüßel oder Erklärung hinzu that, welches nun erst thun muß. Es wird Ew. WohlEhrw: wol einiger maßen bekant seyn, daß H. M[agister] G[erock] die 17 Jahre seines Hierseyns einen Wechsel oder Wen-
Nr. 5 5 8 / 5 5 9
30. 5 . / 1 2 . 6. 1771
323
düngen geliebt, bald mit unserm Ministerio gehalten, bald nicht, je nachdem er außer Noth, oder in Noth gewesen, dabey er aber dennoch im Grunde einen Wiederwillen gegen die so genante Hallenser gehegt und bey Gelegenheit geäusert. Als es ihm die ersten und mitlern Jahre in L[ancaster] nach Wunsch ergieng, wolte er nichts mit dem H a l l e n s e r ] M i n i s t e r i u m ] zu schaffen haben. Wie hernach Unruhe entstund und er von e t l i c h e n ] Ältesten getrieben wurde, sich mit dem Minist, zu schließen, so that ers und wir hatten an seiner Corpulent[en] und graduirten Person bey den Synodal Versamlungen schwer zu heben und zu tragen, und konten es doch nimmer recht treffen etc. Da er den letzten Beruf nach N[eu]y[ork] bekam 3 , und sich vest einbildete nun sicher und außer dem Gehege der Hall: zu seyn, so äuserte sich sein Wiederwille am stärcksten gegen die Hall: etc. etc. Kurtz vor H. Weygand seinem Tode, da er mit ihm in bittern Streits verwickelt war und sich gedrungen fand eine Apologie im Engl. Druck dem respectablen publico vorzulegen, gab er in selbiger unserm Vereinigten Ministerio einen vermeinten Stich und Stoß etc. etc. Ich foderte ihn und beiderseits Ältesten von der Neuyorker Gemeine zur Verantwortung auf, übersandte ihm im Decembr: 1770 eine zum Druck verfertigte Antwort im Englischen geschrieben zu. 4 Darauf continuirte unser Brief» und Streit Wechsel in den Monathen Januar: und Febr: 1771 5 bis wir endlich Friede machten, und ich versprach, meine Englische Antwort nicht durch den Druck gemein zu machen. Und weil in der Zwischen Zeit die Ältesten an H. Weygands Kirche nach seinem Tode ohne meinen Rath und Billigung den H. Hausile berieffen und ihn zum Prediger annahmen, 6 um auch von den H a l l e n s e r n ] entledigt zu seyn, und H. H-le ein gewaltiger Orator und ansehnlicher M a n n ist, so kam Η. M . G : und sein Kirchen=Rath darüber in ein neues Gedrenge, weil ihre Kirche in großen Schulden steckt und ihre Glieder sich gern absondern und zu der andern Kirche gehen. Nun ist Η . M: G. und sein Kirchen=Rath in der äusersten Verlegenheit weil H. G: gern von dannen zu uns herüber, der Kirchen=Rath seiner gern los und mit einen begabtem vom Hall: Minist: versehen wären. Sie /: die Ältesten :/ gedachten sich zu helffen und berieffen einen Cand: Theol: von Philadelphia hinüber, der eine Schule aufrichten und helffen predigen solte, um die Gemeine beysamen zu halten. Dieser Candid: Η . Roeller, 7 der in Erlangen Theologie studirt, verschiedene Jahre bey Adlichen Herrschafften informirt, wie sein Zeugniß lautet, im vorigen Herbst mit den deutschen Emigranten hier angelandet, sich hier den Winter durch bey einem Landes=Mann und Wohlthätigem Freunde gratis beholffen, einen guten Character seines Verhaltens auf dem Schiffe und hier erworben, mit mir bekant worden, auch etliche mal im Nothfall für mich auf den Filials im Lande gepredigt, feine Gaben und ein treuhertzig Gemüth zu haben scheinet; dieser ist denn nun als Catechet bey H. Gerocks Gemeine, klaget aber erbärmlich über den Zwiespalt in der Gemeine und mögte gern bey uns in Pennsylvanien arbeiten. In solcher Crisi kam H. M . G. gleich nach Ostern persönlich zu mir nach Philadelphia, wurde mit vieler Höflichkeit von dem jungen H. Keppele aufgenommen und freundschafftlich bewirthet. Weil ich eben die jungen Leute
324
Die Briefe des Jahres 1771
auf Barrenhill zu confirmiren hatte, so predigte er Sontags für uns in Zion mit ziemlichen Applausu. Der Haupt Zweck seines Besuchs war a) einen begabten, erfahrnen, und wohlgesetzten Lehrer aus unserm Ministerio zu einer neuen deutsch=Evangelisch=Lutherischen Gemeine nach Lüneburg in Nova Scotia zu beruffen 8 b) zu probiren o b er mit ein oder andern von unserm Ministerio einen Wechsel treffen, ein solcher an seine Stelle in Neuyork und er an deßen Platz hieher kommen mögte. Die Conferentzen über diese 2 Punckte haben mir halbe Tage, gantze Abende, große Gedult, viele Lebens= Säffte etc. gekostet, und fast eine Schachtel voll von Pill[ulae] cont[ra] Obstr[uctiones] erfodert. Er coniugirte in Activo und ich in Passivo und Neutro. Endlich fiel der Schluß so aus a) Ich solte und müste in seinem Namen verschiedene gel[iebte] Hh. Amts=Brüder schrifftlich fragen, nemlich 1) Η . P: Voigt 2) Η . P: Krug 3) H. P. Schmid etc. ob einer oder ander Derselben vor den R i ß treten, 9 sich zur Mauer machen 1 0 und die Gemeinen in Lüneburg und Neuyork erretten, und sich folglich in Historia Ecclesiastica verewigen mögte? Und wenn durch eine solche Translocation 2 Vacantzen in Pennsylvania würden; so fiel b) der Schluß dahinaus, zu sorgen, daß der H. Mag: hier die Vacantzen oder Lücken ausbüßen wolte. Ich konte nicht eher los kommen, bis versprach, daß seinen Befehl ausrichten, die von ihm bestirnte Hh. Amts» Brüder schrifftlich oder mündlich fragen, und ihm ihre Antworten wißen laßen wolte. Nun quaer[itur] hatte ich sollen sagen Nein, das thue ich nicht, es darf keiner von den ordentlich gesandten Lehrern weg, es kan keiner derselben gemißet werden etc. so würde der H. M a g : selber an die Herren geschrieben und es bald geheißen haben, der Mühlberg maßet sich eine Gewalt über seine Amts=Brüder an, die ihm nicht gebühret: es scheint der Mühlberg will der Meister, und die andern Arbeiter sollen seine Servants und Sklafen seyn etc. etc. etc. Ich dachte demnach in Einfalt, daß es der kürtzeste Weg wäre, wenn meinen Geliebten Herren Amts=Brüdern die Sache just so als ein Historien Schreiber ihrem eigenen Judicio vorlegte, wie ich sie von meinem H. Superintend: empfangen und ihm die Antwort wißen ließe, ohne was darzu, oder davon zu thun. Denn ich kan nicht vorsichtig genug seyn, weil allenthalben vielerley Argwohn und Beurtheilungen unterworffen bin, und deswegen alles in der Connection nieder schreibe, um Red und Antwort zu geben wenns nöthig ist. Den Η. P: Krug konte nicht fragen, weil er schon auf der Reise war; dannenhero machte den Anfang bey Ew. W. E: Gel. Hn: Bruder durch oberwähntes Schreiben, 1 1 gedachte wie die Eltern des blind gebornen und sehend gewordenen Sohns 1 2 er ist alt genug: er wird schon antworten; fehlte aber darin, daß nicht Zeit hatte einen langen Schlüßel zu dem Ratzel beyzulegen. Denen übrigen Hh. Brüder Schmidt etc. that den Antrag mündlich, weil sie näher bey der Hand und etwas mehr von der Sache kundig waren. Sie lachten und gaben kurtze Antworten. Und da H. Mag[ister] im 2ten Punckt zu verstehen gab, daß er gerne in, oder bey einem Städtlein im Lande wohnen und auch zur Noth seine reiche Erbschafft ex patria herein kriegen und ein Land Gut für seine Familie kauffen könte, und meinete, als o b das Städtlein Libanon etc. eine angenehme Gegend seyn mögte; so schrieb ich auch an H.
Nr. 559
12. 6. 1771
325
Pfrr: Stöber 13 relata referebam, weil er und H . Mag: sonst intime Freunde und Brüder waren, wenns gegen die Hallenser] los gieng. H. Stöber antwortete 14 aber nach seiner Art sehr platt=deutsch „Er wolte ihn nicht so nahe auf der Nase sitzen haben" etc. ja ich hatte Herrn Stöber vorgeschlagen, daß wenn er ihm Libanon abtreten wolte, so wolte ich ihm gern meines Sohnes Friedrichs 4 Gemeinlein 15 darzu gönnen. Denn meine Söhne sollen Niemanden im Wege stehen wie verschiedene vergeblich muthmaßen und ihren Argwohn äusern, als ob ich meine altern Herren Amts=Brüder mit List weg zu practisiren suchte, um meine Söhne einzuflicken. Ich weiß Gott lob, Brod, Arbeit und Leiden genug für meine Söhne außer Pennsylvanien, wenn sie anders gut einschlagen und ihrem Erlöser brauchbar werden wollen, ist es nicht in der Deutschen, so mag es in der Englischen Sprache seyn, wie es der allesregierende Herr und Herrscher anweisen und bestimmen wird. Daß ich meinen Sohn Peter in Jersey so lange zwischen die Thür gesteckt bis sich ein beßerer findet, darüber habe auch schon von verschiedenen meiner Hh. Amts=Brüder misgünstige Urtheile vernehmen müßen. Der Beruf wurde vorzeiten erst dem Η. P: Kurtz sen: von den Gemeinen hefftig aufgedrungen, er schlug es aber ab. Hernach ward H. Kurtz jun: förmlich beruffen, er schlug es aber auch ab durch ein Schreiben, welches noch bey der Hand ist. 16 So blieb denn niemand der es annehmen wolte als H. Brycelius; zumal, da erfodert wird, daß einer so wohl Englisch» als Deutsch predigen muß. Und ob ich wol daselbst mit vieler Mühe ein Charter 1 7 zur Corporation zuwege gebracht; so soll mein Sohn doch niemanden von unserm Ministerio in Wege stehen, so bald sich jemand findet, der der Sache beßer vorstehen und Rector seyn kan. In Reading ist mir dergleichen aufgebürdet worden von des lieben Herrn P. Krug seiner so genanten Parthey oder Freunden, als ob ich durch sophistische Streiche den redlichen Mitbruder zu vertreiben gesucht um meine Söhne daselbst anzubringen, wie aus der hier beygelegten Copie meiner abgenöthigten Antwort 1 8 an des Η. P. Krug seine sich so nennende 7 mal 7 Freunde einigermaßen zu ersehen, wenn werther H. Bruder derselben einer Durchsicht würdigen, und sie mir mit sichrer Gelegenheit wieder senden wollen. Und wer weiß, ob Werthester Η . P. und Br. Voigt, wegen meiner einfältigen aufgetragenen Anfrage von H. Gerock wenn der Brief zu handen gekommen, nicht auch zu muthmaßen veranlaßet worden, als ob ein Trick dahinter steckte, nemlich weil mirs mit dem redlichen Bruder Krug in Reading gelungen, ihn weg zu practisiren, daß ich nun auch ein Gleiches an ihnen versuchen wolte, wenigstens steigen solche remote [entfernte] Muthmaßungen in meiner Phantasie auf, weil gar keine Antwort erfolgt, wenn anders mein Brief zu recht gekommen ist. Ich kan aufrichtig versichern, und der Erfolg wird es auch zeigen, daß dergleichen niederträchtige und selbst interessirte engebrüstige Absichten und Affecten bey mir nicht Platz finden, noch finden werden, so lange die Gnade Gottes mein Gewißen beherrscht, und ich mich nicht selbst überlaßen bin. Da übrigens auf den Synodal Versamlungen so vielerley Geschäffte vorfallen, daß man kaum Zeit und Kräffte behält, das aller nöthigste
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Die Briefe des Jahres 1771
zu bestreiten, und nicht Gelegenheit hat mit den ordentlichen nächsten Amts= Brüdern privatim zu conferiren, mein Alter und Schwachheit nicht gestatten wollen, daß ich einen jeden Herrn Amts=Bruder an seinem Orte besonders besuchte, und mich mit ihnen besprechen und recreiren könte, weil ohnedem hier noch eingespant und gezwungen bin; selbst mit zu arbeiten, das Amt zu treiben und die weitläufftig mühsame Correspondence neben bey zu versehen habe, meine Herren Amts=Brüder zum theil weit ab sind und ihres Zuspruchs mich nicht würdigen wollen oder können; so bleibet manniches zurück, was uns unter und mit einander ermuntern, erbauen und trösten könte. Um diesen Mangel nur etwas zu ersetzen, will, ob mir gleich das Schreiben schwer fält, nur einiges aus den letztern Briefen von Europa communiciren nemlich 1, Am 24sten Maii 1770 empfieng vom Wohl Ehrw: H. Pasche folgendes: 19 „die Gnädigste Hand Gottes hat das Hertz eines hohen Wohlthäters bey Franckfurt am Mayn gelencket, noch bey seinen Lebzeiten ein Legat für die Evangelisch'Lutherischen Gemeinen in America, oder Pennsylvanien auszuzahlen, nemlich ein Capital von 10000 Gulden, welches 948 £ 16 shill. sterl. aus machet. Diese Summe, soll als ein Capital sicher auf behalten werden, davon die Interessen zum Unterhalt der Pfarrer und Schuldiener gereichen sollen". „So entstehet nun die Frage, wie, und auf was Art, das Capital am besten anzulegen ist, daß es im Salvo bleibe, und die Interessen richtig von Zeit zu Zeit gehoben werden können? Hier in Engelland siehet es verwirret aus, und ist wol nicht sicher in öffentliche Fonds zu setzen, giebt auch zu wenig Interesse — In America hat es auch Bedencklichkeiten — Nach des Herrn Dr: Francklins 20 Meinung wäre es am sichersten und nützlichsten auf Grund Rente in Pennsylvanien anzulegen —. Das Capital müste wenigstens 6 p[ro] C[entum] Interesse tragen, weil solches so wohl nach des H. Proprietors Penn, als auch H. Dr. Francklins Außage, die gewöhnliche Interesse in Pennsylvanien ist. P. S. ehe dieser Brief abgieng, ist ein Schreiben von Sr: Hochw: H. Dir: Knapp aus Halle eingelauffen, 21 und ich habe melden sollen, daß wegen Übermachung des Legats, und wegen Anwendung deßelben noch nichts gewißes bestimmet sey, und H. Director Knapp noch Zeit haben müße, daß er nach mehrerer Überlegung, sich bestirnter darüber ausdrücken könne." 2) Habe am 29sten August 1770 von Sr: Hochw: H. Director Knapp aus Halle folgendes erhalten: 22 „Der Herr sey gelobet, der unser Gebet in Gnaden erhöret, und einen treuen Arbeiter zum dritten Prediger in Philadelphia und dem Filial auf Barrenhill angezeiget hat, nemlich den Werthen Herrn Kuntze —. Ich war besorgt, wo die schweren Reise Kosten zu einem neuen Prediger herkommen mögten. Und als das Legat von lOtausend Gulden von dem hohen Wohlthäter durch göttliche Direction verliehen war, nemlich zur Erhaltung treuer Arbeiter in Kirchen und Schulen; So dachte ich wie Isaac: Nun ist Feuer und Holtz da, wo ist aber das Schaf zum Brand Opfer? 23 Und siehe, Gott wieß den H. Kuntze an. Weil er
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als Inspector aus seinem Amte und Besoldung geruffen, und sein neuer Beruf am 1 Januar: 1770 angehet, so habe ich ihm 50 £ zum Salario von dem Legat verordert fürs lste Jahr bis zum lsten Januar: 1771, und die Reisekosten samt Defrayirung 24 darneben —. Der dermalige Vorrath in der Collecten Cassa ist zu den erfoderlichen Reisekosten nicht hinreichend gewesen, und hat das meiste vorgeschoßen werden müßen." 3) Im Novembr: 1770 von Sr: W. Ε. H. W m Pasche empfieng folgendes.15 „Was P: Mühlenberg von dem Capital geurtheilet hat, daß es nemlich am besten in Philadelphia unter zu bringen sey, darin stimmet man ihm völlig bey. Was aber dabey am rathsamsten sey, entweder das gantze Capital in einen publiquen Fond zu thun, oder auch einzelne Summen davon auszuleihen, das ist eine wichtige Frage, die noch gute Überlegung nöthig haben wird. Die Direction über diese Stifftung von 948 £ sterl. sollen die vom König privilegirte 2 Herren Directores der Waisen Anstalten in Halle nemlich Sr: Η: H: Hh Dr: Knapp und Professor Freylinghausen haben, weil der Hohe Wohlthäter das Legat selbst an den H. Director Knapp übersandt hat, und die vereinigten Gemeinen von daher ihre Lehrer bekommen haben. Die Herren Directores in Halle können ihre Attorneys oder Agenten in Philadelphia bevollmächtigen, daß sie in ihren Namen und nach ihrer Instruction die Sache verwalten mögen. Was zur Ausfertigung der Versicherungs Instrumente dieser gantzen Stifftung zu wißen nöthig ist, das werden Sr: Hochw: H. Director Knapp an den P: Mühlenberg selbst berichten." 4) Habe am 8ten Maii 1771 von Sr: W. Ehrw: H. William Pasche aus London empfangen 26 wie folget: „Es ist des Herrn Hofpred. Ziegenhagen vorläuffige Meinung, daß des Hohen Wohlthäters Legat auf Land Güter könte geliehen und versichert, oder wenn sich Gelegenheit fünde, solche Land Güter mit Vortheil zu erkauffen, in der Absicht, daß es die Intereßen aus trüge, welche den Herren Predigern zu gute kommen solten, die, und wenn sie verlaßene Land Gemeinen besuchten. Wenn Sr: Hochw: H. Dir: Knapp Dero Meinung werden überschrieben haben, so wird sichs näher bestimmen laßen." P.S. „Ehe dieser Brief vom 22 Mart: 1771. von London abgieng, bekamen wir noch einen Brief von dem Hn: Inspector Fabricius aus Halle, 27 woraus folgendes an den P. Mühlenberg zu berichten ist: Sr: Hochw: H. Director Knapp werden mit nächstem selber an den P: Mühlenberg schreiben. 28 H. Dr: Knapp seine Meinung ist, daß des Hohen Wohlthäters Vermächtniß wohl keine Bedencklichkeit hätte, wenn es zu Erkauffung einträglicher Grundstücke angelegt würde, nur müste man gewiß versichert seyn, daß die Land Güter hinlängliche Interessen abwürffen —." Seit dem habe noch nichts weiters bekommen. Was Ew. WohlEhrw: mit mir in Reading wegen einer Zubuße oder Steuer zur Neuhannoveraner Kirche zu conferiren beliebten, das müste nun gesucht werden bey Hochw: Vätern. Wenn ich allein drum anhalte, so heißt es, warum der Pastor eiusdem loci nicht selber schriebe und die Umstände und Bedürffniße nicht vorstelle? Wenn man was erlangen will, muß man bitten, suchen und
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anklopffen. 2 9 Ich will gerne mit helffen anklopffen und nach drücken, aber Euer Wohl. Ehrw: müßen vorangehen. In der Vorrede der letzten Nachricht, ist des Kirchbaues und der Conferentz in Neuhannover mit ein paar Worten gedacht worden. 3 0 Ich hatte von der Einweihung und Conferentz eine ausführliche Nachricht hinaus gesandt, und von den Bedürffnißen Meldung gethan. 3 1 Wäre also mein einfältiger unmaßgeblicher Rath, wenn Werther Herr Bruder beliebten eine fernere Nachricht zu geben von den Umständen, wie es nach der Einweihung bisher ergangen, und ich zweifele nicht, Sie werden auch einige Spuhren der Güte und des Ernstes Gottes an Krancken und sterbenden Gliedern in Ihrer A m t s f ü h r u n g bemercket und gesammelt haben. Solche bewegen Christliche Gemüther zum Beytrage und Mitleide etc. Der junge H. Daniel Kuhn reiset gfeliebts] G[ott] innerhalb 4 Wochen von hier nach London, und von da nach Schweden zu den H . Dr: Wrangel. 3 2 Das wäre eine gute Gelegenheit, Briefe und Journale, oder Anmerckungen mitzugeben. Sr: Hochw: H. Dr: Knapp würden es sehr wohl aufnehmen, zumal er ja selber einen treuhertzigen Brief gleich beym Antritt seines Directorats an unser Ministerium zu schreiben geruhete. 3 3 Was können und sollen die lieben Väter gedenken, wenn niemand schreibet als ich allein und etwa Η. P: Helmuth? Es ist ihnen nichts lieber draußen, als Anmerckungen aus dem Gnaden= Natur und Sitten Reiche. Ich wolte ja gerne die Briefe, Journale und Anmerckungen meiner Herren Amts=Brüder mit hinaus schicken, wenn sie mir solche anvertrauen mögten. Gesetzt es sind keine außerordentliche Begebenheiten, so fält doch im Amte allerley vor, das merckwürdig und erbaulich zu lesen, weil es weit her aus einem andern Theil der Welt ist. Nun noch einmal auf das vorige zu kommen: als H. Gerock von hier wieder heim gereiset, so wartete er mit Ungedult und Schmertzen auf Antwort, wie ich seinen Plan ausgeführet haben mögte? Indeßen kam unvermuthet ein Paquet Briefe von H. Brycelius aus Lüneburg an mich und an den Revd H. Dr. Peters von der Regierung aus Nova Scotia, worin eine ausführliche Nachricht vom dasigen Kirchen=Wesen enthalten, nemlich daß die Deutsch reformirten in Lüneburg, sich von der Hoch Kirche abgesondert, eine eigene Meeting gebauet, und einen unstudirten Fischer=Mann zu ihrem Prediger angenommen, und daß ein Theil von den Deutschen Lutheranern ihrem Exempel und Aufstifftung gefolgt, auch eine Kirche gebauet, und einem M a n n e , den die Obrigkeit just in Verhafft nehmen wollen wegen seiner Aufwieglerey, einen Beruf mit an H . Gerock für einen Lutherischen Pfrr. auf die Flucht gegeben: daß aber der vornehmste Theil der Lutheraner noch vest an der Missions=Kirche und zu H. Brycelius hielte. Der Rev: Dr: Peters bat mich, ich mögte an H. Gerock unverzüglich schreiben, und ihn warnen, daß er sich mit der abtrünnigen Parthey unverworren ließe, wenn er seinen Character nicht exponiren wolte etc. Nun hatte ich Materie genug dem H. Gerock zu antworten nemlich a) schrieb was Dr: Peters mir aufgetragen b) legte des H. Stöbers seine artige Antwort 3 4 mit bey: und c) zeigte ihm, wie gefährlich sein mir committirter Plan, und wie unmöglich er auszuführen gewesen. Solches wird ihm freylich eine unvermuthete und schreckhaffte Antwort 3 5 gewesen seyn, denn er hat seit dem noch nicht wieder
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geschrieben. Mit diesem muß endlich schließen, mich und den Meinigen Dero fernem Christlichen Liebe und Fürbitte empfehlen und bezeugen, daß noch sey Ew. WohlEhrw: meines Werthen Herrn Amt=Bruders dienstwilliger und zur Liebe verbundener Philadelphia d. 12 Junii 1771.
Heinrich Mühlenberg der Ältere
P. S. Weil nicht Gelegenheit gehabt diesen Brief abzusenden, so werden werther H. Amtsbruder nicht ungütig nehmen, wenn ich diesen Raum mit Miscellaneas ausfülle. 1) Nachdem ich 1765 gedrungen ward, aus 2 malis eins und zwar das geringere zu erwählen, und mich, mein Weib und Kinder wegen der Barrenhiller Kirchenschulden zu verbürgen, 36 und 1767 der schwere Zions Bau noch eben darauf kam, 3 7 so folgte natürlicher Weise darauf, daß ich Petitions über Petitions an hochw. Väter senden und um Hülfe in der Noth bitten mußte. Insonderheit hielte bei den Vorgesetzten der deutsch Lutherischen Gemeinen in London, 3 8 wie auch bei Sr. Hochw. H. D. Plitt in Frankfurt 3 9 etc. um Collecten und Beisteuren an. Es folgten von Jahr zu Jahr Tröstungen, kam aber wirklich nichts zu Stande bis 1769 da eben die neuen Missionarien Mess. Helmuth und Schmidt in London, und besonders H. Dr. Wrangel daselbst auf der Retour von hier waren. 4 0 H. D. Wrangel setzten das Rad in Bewegung, daß endlich die Collecten in London gesamlet wurden, wie in der Vorrede der Xlten Contin. 4 1 die ich hier beigelegt zu sehen. a) Daß von H. D. Plitt aus. Frankfurt und von Amsterdam war bestimmet für Barrenhill. Das Vermächtniß von dem Hochedl. H. Graf Gruninsky und Η. P. Pittius war gleichfalls bestimmet für Barrenhil, und von dem übrigen hätte billig auch die Hälffte zur Rettung meiner Bürgschaft kommen sollen weg[en] B[arren]h[ill], b) Da aber der Auffenthalt, die Ausrüstung und Seefracht der 2 bemeldeten Missionare über £ 100 sterl. kosteten, und solche von den Collecten bestritten wurden, so blieben nur £ 100 Sterl. übrig, welche auf empfangene Ordre, für Zion hier per Wechsel ziehen mußte, als eine Beihülfe für Zion und einen Empfang Schein und schuldige Danksag[ung] von der Corporation an hochw. Wohlthäter sandte, worin auch die Vorrede der beigelegten Predigt 42 Erläuterung geben kann. Solcher gestalt war nicht 1 pence in meinen Händen, sonst hätte gerne auch eine Beihülfe an die Neuhannoveraner Kirche gethan, ob wohl desfalls bei hochw. Vätern wegen Neuhannover angeklopft hatte, aber noch keine Antwort bekommen. 2) Bei aller der Noth ist mein Augenmerck, Bitten, Flehen und Vorstellen an hochw. Väter dahingegangen, daß wenn das gröbste mit der Baurüstung einmal vorüber wäre, und die kostbare 4 3 Heraussendung der nöthigsten Missionarien pausiren könte, alsdann für eine Invaliden Anstalt gesorgt werden mögte, worin abgearbeitete treue Prediger ihre Verpflegung haben, und ihre Erfahrung und noch übrigen Kräfte zum Besten der Mission anwenden könten; oder daß man zuförderst erst denen treuen Arbeitern jährlich oder im Nothfall
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einige leibl. Unterstützung geben könte. 44 Daß erste Legat von dem hohen Wohlthäter aus Venedig 45 ist schon vor etlichen] Jahren an den Wohlsel. Consistorial Rath Franken ausgezahlet worden, aber mit der Condition, daß der Donator die Interessen jährlich davon ziehet so lange er lebet, und wie ich höre, so lebt er noch, ich wünsche auch, daß der H. sein Leben erhalten wolle. Das 2te Legat von Sr. hochgräfl. Excell. S[olms] R[ödelheim] betreffend 943 Pffund] St[erling] ist aber schon gnädigst bestimmet zu einem Fund, 4 6 und die Interessen zu dem Zweck, wie oben aus denen Extracten der Briefe einiger massen zu sehen. Das Capital stehet aber noch in London bei einem vornehmen Kaufman, dem redlichen H. Thornton der einen Sohn im Paedagogio der Anstalten hat. 4 7 Es soll nun auf Versicherung und auf Interessen 6 pro cent, ausgethan werden. Es ist das Gerüchte schon im vorigen Jahre mit den Neuländern hereingekommen, daß ein vornehmer H. soviel 1000 Gulden an die Neue Kirche in Philad. vermacht, nun fragt sichs: wer hat das Geld? Der Mühlberg hats. Warum gibt ers nicht heraus? Was werden die weitentfernten Brüder und Gemeinen nicht für ängstliche Gedanken hegen wenn sie hören daß Philad. so ein erstaunend Vermächtniß und sie nichts davon haben sollen? 48 Es ist mir lieb, daß die Direction des Legat denen hochw. Directoribus H. D Knapp und Freylinghausen anvertrauet, und ich mögte auch nicht einmal gerne ein Mitagent oder Attorney davon seyn, weil man von allen Seiten Argwohn, Verdruß, Mühe und Leiden desfalls zu gewarten hat. Meine übrigen jungen H. Amtsbrüder mögen nicht ablasen und auch verschiedene £ 100 von ihren Heiraths=Gütchens zusetzen, so werden sie klarere Einsichten und mehr Gefühle von einer ecclesia colligenda bekommen. Vale mi frater et fave T[uus] S[ervus] Η.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 Λ Nr. 12 1769 - 71 S. 321-329; Postskriptum stammt von fremder Hand (ebd. S. 329 f.). 1 2 3
4
5
6 7 8 9 10 11 12 13
M.
das
Nicht erhalten. . . . wiedergab, was man mir erzählt hat. Nach H e r o d o t 7 , 1 5 2 . Anfang des Jahres 1767 hatte Gerock die Berufung an die hochdeutsche Gemeinde in N e w York angenommen; vgl. Bd. III Nr. 3 9 3 ; Nr. 3 9 9 - 4 0 2 ; Nr. 4 0 5 . Die Druckvorlage ist nicht erhalten; Mühlenberg schrieb am 12. 12. 1 7 7 0 an Gerock ( = Nr. 523). Z u r Sache vgl. auch N r . 487. Nicht erhalten (vgl. Nr. 5 2 8 Anm. 5); der nächste Brief vom 9 . 3 . 1771 ( = Nr. 5 4 3 ) erwähnt die Angelegenheit nicht. Vgl. N r . 498 S. 158 und Glatfelter I S. 5 3 . Vgl. Nr. 541 A n m . 1. Vgl. N r . 543; Nr. 5 5 6 sowie unten S. 328. Sprichwort biblischen Ursprungs; vgl. Ps 106,23; Hes 2 2 , 3 0 sowie Wander Bd. 3 Sp. 1694. Vgl. Jes 1,18; 1 5 , 2 0 ; Hes 2 2 , 3 0 . Nicht erhalten. Vgl. J o h 9,1 ff. Nicht erhalten.
Nr. 559 14 15
12. 6 . 1 7 7 1
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Nicht erhalten. H e i d e l b e r g , L e b a n o n C o u n t y ; M a n h e i m ; W a r w i c k und W h i t e O a k s . F r i e d r i c h A u g u s t C o n r a d M ü h l e n b e r g w a r zur U n t e r s t ü t z u n g v o n S c h u l t z e m i t n a c h T u l p e h o c k e n g e g a n g e n . Vgl. N r . 5 3 8 S. 2 5 3 ; N r . 5 3 9 S. 2 6 4 u n d G l a t f e l t e r I S. 9 3 .
16
N i c h t e r h a l t e n ; vgl. B d . III N r . 3 9 8 A n m . 8 (3). -
In M ü h l e n b e r g s D a r s t e l l u n g ist der A b l a u f
d e r Ereignisse v e r k ü r z t : B r y c e l i u s v e r s o r g t e die G e m e i n d e n in N e w J e r s e y von
1760—1766;
erst n a c h d e m die G e m e i n d e und er sich g e t r e n n t h a t t e n , w u r d e K u r z J r . b e r u f e n . 17 18 19 20
Vgl. Bd. III N r . 4 0 3 A n m . 12. =
Nr. 540.
N i c h t e r h a l t e n ; vgl. N r . 4 9 9 A n m . 7 (1). B e n j a m i n F r a n k l i n ; seit 1 7 6 4 in L o n d o n als B e a u f t r a g t e r P e n n s y l v a n i a s und a n d e r e r K o l o n i e n tätig.
21
W a h r s c h e i n l i c h A F r S t I V F 8 S. 3 8 ( F a b r i c i u s an P a s c h e v o m 3 1 . 12. 1 7 6 9 ) ; in d i e s e m Faszikel ist auch die w e i t e r e K o r r e s p o n d e n z z w i s c h e n L o n d o n u n d H a l l e zur
Solms-Rödelheimschen
Stiftung g e s a m m e l t . 22
Vgl. Nr. 4 9 6 S. 1 5 3 .
23
Vgl. 1 M o s 2 2 , 7 .
24
Kostgeld.
25
N i c h t e r h a l t e n ; vgl. N r . 5 1 9 A n m . 5 (1).
26
N i c h t e r h a l t e n ; vgl. N r . 5 5 5 A n m . 4 (1).
27
E r h a l t e n in A F r S t I V F 8 S. 3 9 f.
28
=
Nr. 553.
29
Vgl. M t 7 , 7 f.; L k 1 1 , 9 f.
30
Vgl. die V o r r e d e zur E l f t e n F o r t s e t z u n g d e r „ H a l l e s c h e n N a c h r i c h t e n " , 1 7 6 9 , Η Ν 1 a b S. 9 7 2 und H N 2 B d . 2 S . 4 4 3 , zur S a c h e a u c h B d . III N r . 4 3 7 und N r . 4 3 8 s o w i e N r . 5 7 2 S. 3 8 2 .
31
Vgl. B d . III N r . 4 4 6 s o w i e N r . 4 6 3 A n m . 8 4 (1) u n t e r 2 ) .
32
E r h a t t e sich bereits in A m e r i k a u n t e r W r a n g e i s A u f s i c h t a u f d a s P r e d i g t a m t v o r b e r e i t e t , 1 7 6 8 / 6 9 als G e h i l f e W e y g a n d s in N e w Y o r k g e d i e n t , sich d a n n a b e r zu w e i t e r e n Studien
nach
L a n c a s t e r z u r ü c k g e z o g e n und d a r a u f verzichtet, g r ö ß e r e A u f g a b e n i m R a h m e n des M i n i s t e r i u m s zu ü b e r n e h m e n . Vgl. N r . 4 6 4 u n d N r . 5 1 8 A n m . 4 (6) u n t e r 2). M ü h l e n b e r g stellte Kuhn ein Z e u g n i s für die R e i s e aus ( P M 9 5 A N r . 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 3 1 7 f.): ,,Q[uod] D[eus] B[ene] V[ertat] A r t i u m M a g i s t e r D a n i e l K u h n i s q u e V i r p r a e c l a r u s , in E u r o p a m p r o f i c i s c i c o g i t a n s a n o s t r o g e r m a n i c o = L u t h e r a n o r u m s a c e r d o t u m c o n f e s s u , qui in P e n n s y l v a n i a est, t e s t i m o n i u m
petiit,
quod libentissime perhibemus. N o t u m igitur a c m a n i f e s t u m s u b m i s s e f a c i m u s c u n c t i s C h r i s t o F i d e l i b u s , c u i u s c u n q u e sint O r d i n i s , dignitatis et e x i s t i m a t i o n i s b e n e v o l i s L e c t o r i b u s , K u h n i u m n o s t r u m L a n c a s t r i a e urbe P e n n s y l v a n i a e o p u l e n t a , p a r e n t i b u s ut c h r i s t i a n u m d e c e t , h o n e s t i s esse g e n i t u m . P a t r e , vivo a d h u c u t i t u r A d a m o S i m o n e K u h n M e d i c o h a u d I g n o b i l i , q u i j a m diu a R e g e p o t e n t i s s i m o M a g n a e B r i t a n n i a e I r e n a r c h a / : A n g l i v o c a n t J u s t i c e o f P e a c e :/ c o n s t i t u t u s est. P a t e r f i l i o l u m m o x s a c r o illo l a v a c r o i n i t i a n d u m , t u n c e r u d i e n d u m e l e m e n t i s s a n c t i s s i m a e q u a m v e n e r a m u r , religionis et l i t t e r a r u m h u m a n i o r u m c u r a v i t , n e q u e ita m u l t o p o s t his rebus instructum disciplinae nostrae inseruit. E r a n t h o m i n e s b e n e m u l t u m periti, qui a d m i r a r e n t u r a n i m u m j u v e n i s p r o c l i v e m ad p i e t a t e m , et q u a e f u n d a m e n t u m est s a p i e n t i a e , v i r t u t e m , s e n t i e b a n t in a d o l e s c e n t i d o c i l i t a t e m ingenii, et insignem q u a n d a m
litterarum altiorum delectationem,
h o r t a n t e s a s s i d u e p a t r e m , ne
sinat
egregium hoc ingenium non e x e r c e n d o hebescere. Nec defuit pater. Q u i quidem semper paratus esset o m n i a D e o et s o c i o r u m h o m i n u m b o n o d i c a r e , a d o l e s c e n t u l u m P h i l a d e l p h i a m t a n q u a m ad m e r c a t u r a m b o n a r u m a r t i u m m i s i t , u b i P h i l o l o g i a e et P h i l o s o p h i a e v e h e m e n t e r studuit. Q u o f a c t o p u b l i c e e x a m i n a t u s , p r a e m i u m studii singularis G r a d u m a r t i u m M a g i s t r i adeptus est, ut d i p l o m a i p s u m et p u b l i c a e L i t t e r a e q u e u n t testari. Q u a l c u m s e c u m r e p u t a r e t , v i d e r e t q u e c a m p u m ubi e x c u r r e r e p o s s e t , sensit d e n i q u e praec i p u a m a n i m i p r o n i t a t e m et a p p l i c a t i o n e m ad r e r u m d i v i n a r u m S t u d i u m , id q u o d belle successit. C o n t i g i t e n i m ei, in q u o s e m p e r p r o v i d e n t i a m D e i b e n i g n i s s i m a m a d m i r a b i t u r , ut a l i q u a m d i u s u b auspiciis V i r i s u m m e V e n e r a n d i M a g n i f i c i
C a r o l i M a g n i de W r a n g e l S . S .
Theologiae
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Celeberr: Doctoris, tunc Sueconum Evangelicae in Pennsylvania [etc.?] missioni Praepositi, iam vero concionatoris Aulici primarii, supremique Ordinis sacri Praesidis a Rege potentiss: Sueciae [etc.?] constituti ut posset huic studio operam dare. Quae praecepta semen fuerunt, quod multos fructus tulit, uberrimamque adhuc messem pollicetur. Hie certe jam de traditis dilargitus est, concionibus anglice germaniceque per Provinciam applaudente auditore habitis, quas nec defuit gravissimo suo exemplari confirmare. Quoniam vero nunc, relicta patria, Studium quod elegit theologicum in Europa ultra prosecutum Deo adnuente, a nobis abit, quid faciemus, quam ut Summi Numinis fidele auxilium, benignamque adfectationem efflagitemus. Comitem sese ipse det in Sueciam, illuc enim in primis vocat divina, quae sapientissima est, Providentia, atque si placet ex sede ilia litterarum in patriam tanquam utilissimum in vinea Jesu operarium reverti patiatur. Pater et Dominus caelorum /: Obsecramus :/ benignissime tutelam ipsi praebeat, unigenitumque filium Jesum servatorem in animo eius per Spiritum sanctum clarificet, obsignet. Caeterum denuo commendamus nostrum Kuhnium submisse et diligenter bonitati et amori cuiuscunque fautoris et benevoli Regno Jesu Christi. In cuius rei fidem et testimonium hasce manu subsripserunt et publico Ecclesiae sigillo corroboraverunt. Dabamus Philadelphiae in America septentrionali Calendis Junii A: M: DCC: LXXI Henric Mühlenberg p[ro] t[empore] Coetus Evangelici Germanorum Augustanae confessionis, in Civitate Philadelphia Minister senior Collegii Sanctae Michaelis ibidem Regio Diplomate constituti Rector et Ministerii praeses annuus." Vgl. Nr. 482 Anm. 2. Nicht erhalten; vgl. oben S. 325 Anm. 13 und 14. Nicht erhalten; vgl. Nr. 523 und Nr. 543. Vgl. Bd. III Nr. 323. Vgl. Bd. III Nr. 290; Nr. 355 S. 359 f.; Nr. 361; Nr. 418; Nr. 447 S. 658 f., 666 f. sowie Nr. 463 S. 52 f. Vgl. Bd. III Nr. 411; Nr. 412 und Nr. 413 Anm. 18. Vgl. Bd. III Nr. 388; Nr. 389 und Nr. 410. Nach seiner Abberufung (vgl. insbesondere Bd. III Nr. 383) hatte Wrangel am 1. 9. 1768 die Rückreise nach Schweden angetreten (vgl. Bd. III Nr. 435 Anm. 4). Die Elfte Fortsetzung der „Halleschen Nachrichten" von 1769; vgl. Η Ν 1 ab S. 972 und H N 2 Bd. 2 S. 444. Gemeint ist die Elfte Fortsetzung der „Halleschen Nachrichten". = kostspielig, teuer. Mühlenberg hatte vorgeschlagen, Barrenhill für solche Zwecke auszubauen (vgl. Nr. 522 S. 216f.). Sigismund Streit. Vgl. Nr. 488; Nr. 489; Nr. 500 und Nr. 553 Punkt 1.) und 4.). Im „Album des Königl. Pädagogiums in den Frankeschen Stiftungen zu Halle I." (Schularchiv des Franckearchivs, Regal II, Ρ 1) wird unter „No. 1884" Samuel Thornton geführt. Er wurde im August 1767 aufgenommen und am 6. 6. 1770 entlassen. Unter „Bemerkungen" findet sich der Zusatz: „lebt als reicher Kaufmann in London, und ist wiederholt zum Repräsentanten von Hull im Parlament erwählt." Z u m Vater finden sich keine Angaben. Schwerdtfeger hatte darüber in London Klage geführt; vgl. Nr. 463 S. 60 f. mit Anm. 39 und 41.
Nr. 559/560
560. An [die Partei des Ministeriums
12. 6./24. 6. 1771
in Lebanon]
333 Philadelphia, 24. 6. 1771
Geliebte und in vielerley Absicht bedaurungswürdige Freunde, Ich habe Euer letztes Schreiben von 1 Junii a . c . durch Esq: d. H: richtig empfangen. 1 Ich wünschte, Ihr wäret so gut gewesen und hättet mir kurtz und deutlich berichtet, wie es seit meinem letzten Schreiben 2 ergangen, und wie weit es mit der Streit Sache gekommen. Ihr wißet ja selber lieben Freunde daß, wenn 2 Parteyen wieder ein ander streiten, so sind sie im Zorn, Grimm, Hitze und Ausgelaßenheit, und thun nicht was vor Gott recht ist. 3 Euer Schreiben vom 1 Junii ist ein Zeugniß davon. Ihr mißbrauchet darinn Gottes Wort von Haman, Ahasverus, 4 die Eltern der Blindgebornen, 5 von Bischöfen, 6 Pharisaern, 7 von den heiligen Seelen unter dem Altar 8 etc. etc. und wendet die Sprüche nur partheyisch und meistentheils unrecht an. Ihr bittet und klaget, Ihr pochet und dräuet, mit Gewalt 9 und Blut, Ihr wollet Kläger, Jurymen und Richter seyn, Ihr stichelt, urtheilet und richtet über H. St[över], W[eyma]n, und Reiche, über mich, über das Ministerium etc. Ihr fodert uns zur Verantwortung vor Gottes Gerichte, und setzet M a a ß und Ziel, wenn und wie man Euch helfen soll, und wenn wir unmögliche Dinge nicht gleich nach Eurem Sinn möglich machen können wollet Ihr euch selber helfen —. Wie viele Sprüche könnte man dagegen anführen, die sich beßer paßeten, wenn Gottes Wort dazu gegeben wäre, daß mans in Streit=Händeln einseitig misbrauchen und verunehren solte. Gesetzt, es wäre jemand unter Euch der die Steinigung verdienet hätte, und unser Herr Jesus sagte Joh: 8,3 bis 11. Wer unter Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein —. Wer könte und wolte mit gutem Gewißen es thun? Wenn Ihr als Evangelische Christen und Freunde, oder nur als vernünftige ehrbare Nachbarn mich mit Gedult anhören und recht verstehen wollet, so will ich melden, was ich von der gantzen Sache unpartheyisch dencke: 1) Auf der letzten Synodal Versamlung in Reading 1 0 wurden alle Abgeordnete von den Vereinigten Gemeinen gefragt, ob sie was gegen ihre Lehrer einzuwenden hätten? Von Lebanon war keine Klage. 2) Im Winter drauf kam eine Klage Schrift 1 1 bey mir ein von verschiedenen Männern unterschrieben. Ich antwortete 1 2 unter andern, daß ich wegen meiner Schwächlichkeit und schweren Amts=Bürde nicht hinauf kommen könte, und bezog mich auf eine Regel die 1769 in der Versamlung gemacht war, nemlich: wenn in entfernten Gemeinen Streit entstünde das keinen Aufschub bis zur nächsten Zusamenkunfft lidte so solten beide Partheyen die nächst beywohnenden Vereinigten Prediger gemeinschaftlich einladen und die Sache untersuchen und schlichten laßen, welches sonst so viel als Arbitration heißt. Ich gab ihnen auch den Rath, sie mögten nach der Billigkeit dem H. Pfrr. St: ihre Klage Punckte schriftlich übergeben, damit der Beklagte Zeit und Gelegenheit hätte sich zu verantworten, und ich berichtete solches an H. Pfr: St. 1 3 3) O b nun die Kläger und der Beklagte H. St: miteinander so weit einig geworden, daß sie beyderseits eine Anzahl von den nächsten Predigern bestim-
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Die Briefe des Jahres 1771
met und gemeinschaftlich eingeladen, das weiß ich nicht, und ist mir auch nicht berichtet. So viel habe gehöret, daß die Herren Schultze, Helmuth und Voigt eingeladen worden, ob sie aber von einer Parthey allein, oder von beyden wie billig beruffen worden, das weiß ich nicht, weil mirs nicht berichtet ist. 4) Indeßen hatte ich Gelegenheit ein halbstündgen mit Mr. Weyman zu sprechen, und ich kan versichern, daß mir Mr. Weyman weder böses oder Gutes von jemand ins Ohr geblasen, sondern daß er den Streit beiammerte, und wünschte es mögte Friede und Einigkeit hergestellet werden! Das einzige was ich von ihm zu wißen verlangte war dieses nemlich, ich mögte gern wißen, wer die Ältesten und Vorsteher von der Gemeine in Libanon wären? 5) Und als ich solches gehöret; so schrieb ich einen Brief an die Herren Ältesten und Vorsteher in Libanon 14 und bat, sie mögten mit dem H. Pfrr. Stöber und mit der Gemeine sprechen, wenn sie dächten daß es zum allerseitigen Frieden und Einigkeit dienen mögte; so wolte ich ihnen einen wackern jungen und begabten Prediger zum Versuch recommendiren, der im Libanon wohnen und auch sich zugleich der Schule annehmen könte. Ich meinete damit den Prediger, der im vorigen Jahre herein gekommen, den ich geprüfet, und aufgenommen, und ihn auch ein Zeitlang nach Neuyork recommendirt hatte, wo er noch ist, und von allen Verständigen ein gutes Zeugniß wegen seiner guten Gaben und Christlich=ehrbaren Wandels hat und geliebet wird. 1 5 Auf dis mein Schreiben an die Herren Vorsteher und Ältesten habe ich gar keine Antwort bekommen. Nun will ich jeden vernünftigen unpartheischen Mann urtheilen laßen, ob ich in der Sache hätte mehr thun können? H. Pfrr: Stöber hat weiter nicht geschrieben. Die Vorsteher und Ältesten haben nicht geantwortet: die unterschriebene des Briefes vom 1 Junii stürmen auf mich los und wollen innerhalb 4 Wochen alles nach ihrem Sinn und Vorschrift fertig haben, und pochen und dräuen und beschuldigen mich der Partheylichkeit und Gunst. Sie klagen, daß die beruffenen Prediger nicht gekommen sind, und melden mir doch im geringsten nicht, ob die Prediger auch ordentlich mit Bewilligung beyder Partheyen beruffen und eingeladen waren? ob H . Stöber auch willig war, daß die Sache auf die Art und Weise untersucht und geschlichtet werden solte? Was fodern denn die Kläger von mir und der Synode, das innerhalb 4 Wochen geschehen solte? Kan ich allein was thun? Kan ich innerhalb 4 Wochen eine Synodal Versamlung möglich machen? Wenn ich nicht irre, so deucht mir, die Kläger wollen absolut den Hn Stöber nicht mehr zu ihrem Pfarrer, sondern einen andern in die Libanoner Kirche haben. Wie gehen nun die Kläger zu Werck? Sie sammeln von vielen Jahren bis auf die Zeit Klagen zusamen, und wollen damit beweisen, daß Herr Stöber nicht würdig sey die Cantzel in Lebanon mehr zu betreten etc. Kurtz sie wollen beweisen, daß er kein würdiger Prediger, kein Christ, kein ehrlicher Mann, sondern ein Taugenichts seye, und damit dencken sie seiner los zu werden. Dis ist ein verkehrter und gefährlicher Weg, und wird euch tausend Mühe, Schaden und Schande zuziehen das Ihr beym Ausgange bereuen werdet. Dis
Nr. 560
24. 6. 1771
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ist der Weg der Verbitterung. Der geringste Wurm krümmet und wehret sich, wenn er getreten wird, wie viel mehr ein Mann dem das Gesetze, und die schärfste gerichtliche Untersuchung und Gegenwehr offen und zu Dienste stehet. Weder ich noch die Synode können den H. Stöber absetzen, weil wir ihn nicht in Libanon eingesetzt. Wir können auch nicht einmal die Sache untersuchen, schlichten und richten, wenn eine oder andere Parthey sich weigert, und sich nicht unserer Untersuchung und Arbitration unter werfen will. Gesetzt Herr Stöber sagte, er will die Sache nicht vom Ministerio oder einigen deßen Gliedern untersuchen und richten laßen, so kan man weiter nichts thun, als ihn von der Vereinigung ausschließen und seiner müßig gehen. Und daraus würde er sich wenig oder nichts machen, weil er ohne uns leben kan. Und gesetzt die Kläger wollen ihrem Eigenen Kopfe folgen wie sie dräuen, daß sie sich selber helffen und Hirten dingen wollen, das kan uns keinen Schaden thun, denn wir haben unter Gottes Schutz und Erbarmung gelebt, gearbeitet und gelidten ehe H. Pfr: Stöber und die Gemeine in Libanon zu unserer Vereinigung gehalten, und Gottes Hand wird deswegen nicht verkürtzet werden, 16 wenn sie uns verlaßen und sich selber helffen solten. Der nächste und kürtzeste Weg zur Einigkeit oder Ruhe zu gelangen scheinet mir dieser zu sey: 1) Wenn der gröste Theil von den Ältesten Vorstehern und Gemein Gliedern der H. Pfrr Stöber nicht mehr zum Seelsorger haben wollen, so wählet lieber etliche verständige sittsame Männer unter sich selber und Iaßet solche mit dem H. Pfrr: Stöber in Liebe und Bescheidenheit sprechen, ohne Klagen oder Feindseligkeit zu berühren. Ein gutes Wort findet viel eher statt, als Feindseligkeit. Es wird ihm deswegen an Arbeit und Brod nicht mangeln, wenn ihn gleich der gröste Theil der Gemeine in Libanon nicht mehr zu ihrem Lehrer haben wolte. Und wenn noch Ältesten, Vorsteher und Gemein Glieder übrig sind, die ihn lieben und sich seines Amts bedienen wollen, so haben solche vollkommen Recht und Freiheit sich seines Amtes zu bedienen in ihrer Kirche, so lange es Ihnen und dem Seelsorger beliebet: Denn die hiesige Landes Verfaßung erlaubet keinen Gewißens=Zwang, und Prediger und Gemeinen sind nicht zu einander verheirathet und auf Lebe lang an einander verbunden, sondern jeder Theil hat seine Freiheit, es wäre denn daß sie sind beyderseits auf Lebe lang zu einander verbunden hätten. 2) Ich bin von 3 Gemeinen aus Europa hier ins Land berufen und habe ihnen gedienet aber mich nie auf Lebe lang an sie verbunden, oder die Gemeinen an mich verbunden, habe auch noch keine Schätze dabey gesammelt. Wenn ich hörete, daß der gröste Theil von den Ältesten Vorstehern und Gliedern in einer oder andern Gemeinen meiner müde wären und sich verbeßern könten; so würde ich mich wahrlich nicht aufdringen, weil noch Arbeit genug übrig bleibt, und man das Brodt der Trübsahl 1 7 allenthalben finden kan. Inzwischen würde ichs auch nicht gleichen,18 wenn man mich unverhörter Sache als einen Taugenichts und unehrlichen Menschen abstoßen wolte, sondern ich würde gern die Sache von unpartheyischen und gewißenhafften Männern untersuchen und entscheiden laßen.
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Die Briefe des Jahres 1771
Weiter kan ich nichts schreiben, denn es fehlet mir am deutlichen Bericht. Von dem H. Pfrr: Stöber weiß ich nicht, was seine Meinung ist, ob er an seiner Seite willig ist die Sache von Männern aus unserm Ministerio untersuchen und schlichten zu laßen und sich beiderseits Partheyen verbindlich machen zu wollen bey dem Ausspruch der Männer zu stehen? Auf mein Schreiben an die Herren Ältesten und Vorsteher 1 9 habe ich auch keine Antwort bekommen und weiß also nicht, ob mein Vorschlag mit dem bemeldten jungen Prediger vom H. Pfr. Stöber und der Gemeine zur Probe gebilligt werden mögte. Die Kirche im Libanon ist groß genug für den Herrn Pfrr: Stöber und die Glieder welche sich seines Amtes bedienen wollen, und auch groß genug für den grösten Theil der Gemeine die so begierig sind, daß sie gern ein oder andere von den benachbarten vereinigten ordentlichen Lutherischen Predigern in der Libanoner Kirche hören und sich seines Amtes bedienen mögten; denn wir haben mit einander doch einen Gott, einen Erlöser, und eine Tauffe 2 0 etc. Wenn ich in des H. Pfrr: Stöbers seiner Stelle wäre, so wolte ich selber dazu rathen und helffen und nachgeben, um die Vereinigung desto eher nach und nach wieder herzustellen. M a n mögte auch hier sagen: es ist beßer daß ein Mensch leide dann daß das Volk verderbe. 2 1 Der Schade ist groß und tief eingewurzelt, und beschimpfet unsere Religion und Nation. Keine Parthey will schuld, sondern eine Jede das gröste Recht haben, und wer sich darzwischen steckt und unpartheiisch rathen will, der kriegt von beyden Seiten Schläge. H a ß und Neid verfällt gern in das Niederträchtige, wie der Hund, der auf dem Heu lag: selber konte ers nicht genießen, und wolte auch dem Ochsen nichts davon genießen laßen. Dis ist meine Meinung für mich, so viel oder wenig als ich von Ihrem Streit verstehe. Wollen beyde Partheyen die Sache untersuchen und entscheiden oder laßen; so müßen beyderseits gemeinschafft lich Männer erwählen wozu sie Vertrauen haben, und sich auch verbindlich machen bey deren Rath oder EndUrtheil zu stehen. Wollen sie lieber den Schaden und die Wunde vergrößern, und sich selber helffen; so können wir der fernem Mühe überhoben seyn. Ich hatte nicht Zeit und Kräfte genug innerhalb 4 Wochen eine Synodal Versamlung zu veranstalten und das gantze Ministerium darüber zu Rath zu ziehen. 2 2 Die lieben Freunde können wenn es Ihnen beliebt, dis mein Schreiben auch dem H. Pfrr: Stöber lesen und fragen laßen ob ihm beliebte mit wenigen Worten mir seine Meinung zu ertheilen? Und wenn es Euch beliebt noch einmal an mich zu schreiben, so vermeidet alle Weitläufftigkeit und meldet nur kurtz und deutlich, was Ihr gesinnet seyd? Damit ich mehr Licht in der dunkeln Sache erlange, beßer rathen und verbleiben könne Euer Wohlwünschender und in möglichen Dingen dienstwilliger Philadelphia den 24 Junii 1771.
Abschrift
von Mühlenbergs
Η: M .
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1 769 - 71 S.
331-337.
Nr. 5 6 0 / 5 6 1 1 2
337
24. 6 . / 5 . 7. 1771
Nicht erhalten. = Nr. 551.
3
Vgl. Joh 1,20.
4
Vgl. Est 3 - 7 .
5
Vgl. J o h 9,1 ff.
6
Vgl. etwa Apg 2 0 , 2 8 ; 1 T i m 3 , 2 ; Tit 1,7.
7
Vgl. etwa M k 8,15 par; M t 2 3 .
8
Vgl. Apk 6,9.
9
Vgl. Ps 7 5 , 5 f.
10
Am 24.Λ25. 10. 1770; zur Überlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 4 9 5 Anm. 3.
"
Vom 1. 3. 1771; nicht erhalten.
12 13 14 15
=
Nr. 5 4 5 .
Ein Brief Mühlenbergs an Stöver aus dieser Zeit w a r nicht zu ermitteln. = Nr. 551. Gemeint ist Conrad Sebastian Roeller; vgl. Nr. 5 4 1 Anm. 1.
16
Vgl. 4 M o s 11,23.
17
Vgl. 1 Kön 2 2 , 2 7 .
18 19 20
= wäre es mir auch nicht genehm. = N r . 551. Vgl. Eph 4,5.
21
Vgl. J o h 11,50.
22
Dies geschah auf den Synoden im September 1771 und im September 1772; vgl. Nr. 568 Anm. 1; N r . 5 7 0 und den Synodalbericht 1 7 7 2 (Nr. 5 8 6 Anm. 1).
561. An F. W. Pasche
Philadelphia, 5. 7. 1771
Extract aus Hn. Mühlenbergs Brief an Pasche d[e] d[ato] 5ten Julii 1771 angekommen den 19ten Aug: Hiebey erfolget 1) ein Reise-Diarium worin pauca cum multis gesagt. Es ist wohl meistens generis foeminini, in Absicht, wenn es etwa der gottsel[igen] Dame de Bredow, sofern sie noch am Leben, communiciret zu werden für rathsam geachtet werden dürfte. 1 Ich bin von dem Zufall noch nicht recht wieder genesen, und werde doch geplagt, daß wohl in 3 bis 4 Gegenden reisen, und an Gemeinen flicken solte, die gefährliche Riße haben. Wie kann ich aber? Weil ich in Philadelphia selbander im Karche ziehen muß, und meinen Henrich nur als ein Füllen beyher laufen laße; aber auch genöthiget bin, ihn mit vorzuspannen, maßen in Philadelphia an jedem Sonn= und Fest Tage beyde Kirchen, wie auch den 2ten Sontag das Filial in Whitemarsh, und den 4ten Sontag ein Filial in Franckfurt versehen werden müßen, und das weit entfernte Filial in Cohenzy auch sehr um den 4ten Sontag anhält. Solchergestalt kann ich keinen Sontag abwesend seyn, wenn nicht Verwirrung entstehen soll. Und obgleich mein Sohn Heinrich die Filiale versiehet: so erfordern es doch die Umstände, daß ich dann und wann mit ihm wechseln, die Filiale besuchen und ihn für mich in der St Michaelis Kirche dienen laßen muß.
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Die Briefe des Jahres 1771
2) Mein H. College Kuntze ist fleißig und beschäftig an den Seelen zu arbeiten, lernet nach und nach die hiesigen Umstände einsehen, besuchet die Krancken und Gesunden gern, die seines Amts begehren, hält die wöchentlichen Bet= und Erbauungs=Stunden für mich, die ich sonst wechselsweise mit Hn. Collega Sch[ul]z[e] versehen mußte; und hat bis hieher noch an jedem Sontag Abend eine Erbauungs-Stunde in der Michaelis Kirche nicht ohne Segen gehabt. In Zion wird vor= und nachmittags Predigt, und in der Michaelis Kirche vormittags Predigt, nachmittags Kinder lehr und Abends Erbauungs= Stunde gehalten. Zu Z i o n ist seine Stimme noch zu schwach, nur bloß deswegen, weil er sich nicht angewöhnen kann, langsamer zu reden, und die Stimme so zu dehnen, daß die letztern Sylben der Worte nicht versincken oder in der Kehle ersterben. H. Pfr. Schulze pflegte Anfangs auch sehr zu haspeln, und die Endigungen der Wörter abzuknippen; gewöhnte sich aber nach und nach an, die Worte voll und deutlich zu pronunciiren und die letzten Sylben mit zu theilen. Dahero einige Leute sein Wegziehen um so mehr bedaureten, weil er eine vernehmliche Stimme hatte, und sie ihn verstehen konnten. Denn die Leute pflegen zu sagen, sie müßten die Woche hindurch hart schaffen, und höreten Sontags gerne was erbauliches für ihre Seele. Wenn sie aber einen Prediger nicht verstehen könnten: so giengen sie leer aus, und müßten darben, zumahl an einem Orte, wo man Gottesdienst, Kirchen und Schulen aus dem Scherflein der Nahrung unterhalten müßte etc. Es gibt der Zuhörer nicht viel, als wie jene deutsche Frau, die 60 Meilen ritte, um den seel. Hn. Whitefield predigen zu hören, da sie doch nichts vom Englischen verstund. Sie weinete sehr beym Gehör, und als sie gefragt wurde, was ihr so eindrücklich und rührend gewesen? andwortete sie, sie hätte zwar seine Worte nicht verstanden, aber sein kläglicher T o n , seine Gesichtszüge, Minen, Geberden und Bewegungen hätten ihr Hertz gebrochen, weil sie daraus geschlossen, daß ers ernstlich meinen müßte, und er äußerst beflißen wäre, dem Herrn Jesus Seelen zuzuführen. Η. P. Kuntze hat auf eine christliche Weise um meine zweyte Tochter Margaretha Henrietta angehalten, und wolte sich gern in diesem M o n a t h Julii mit ihr trauen laßen. Ich habe zwar vielerley Bedencklichkeiten und Besorgniße darüber, muß es aber der Direction Gottes mit Gebet empfehlen. Ich hätte wohl lieber gesehen, wenn er eine tugendhafte mit Mitteln begabte gute Haushälterin zur Gattin wählen und bekommen mögen. Er ist arm, und ich habe auch nichts übrig, und die jungen Gemeinen, besonders in Philadelphia sind noch zu schwach, Prediger-Familien hinreichend zu unterhalten; und wir Prediger haben nicht das Privilegium, wie die Schwedischen Missionarien, daß wir nach 7 Jahren ins Vaterland rappelliret und in beßere Dienste versetzet, oder unsere Witwen und Waisen aus Witwen-Caßen unter stützet werden. 2 Vornehme Damen können wir Prediger von unserm schmalen und ungewißen Gehalt nicht ernähren, und sie verlangen auch keine Prediger, weil sie ihren Staat und die Welt-Moden nicht üben können noch sollen. Und wenn auch dergleichen Personen einem Prediger etliche hundert Pfunde ohne wahre Gottesfurcht und Salbung von oben 3 zubringen solten, so wollen sie für etliche
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5. 7. 1771
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tausend Pfunde Aufwartung etc. haben. Die wahre Tugend stecket freylich nicht im leiblichen Reichthum, auch nicht in Armuth etc. Ich frug neulich bey der letzten Zusammenkunft unsere Corporation um Rath, mit dem Bedeuten, wenn sie dächten, daß es in der Gemeine Mißvergnügen erwecken möchte, so wolte ichs nicht gerne zulassen. Sie meineten aber oder sagten wenigstens, daß es ihnen allerseits und der gantzen Gemeine nicht anders, als angenehm, nützlich und erfreulich seyn könnte. Wenn es nicht zu nahe in die Freundschaft und partheyisch wäre: so müßte ich sagen, sie sey mein bestes und gehorsamstes Kind, die rechte Hand ihrer Mutter, gottesfürchtig und geschickt zur Arbeit und Oeconomie ihrem Geschlechte nöthig und gemäß, keusch und wohlgestaltet, hertzhaft den Wanderstab in die Hand zu nehmen, wenn es die Noth erfordert; aber auch etwas cholerisch und männlich. Sie hat eine ungemeine Furcht und Bangigkeit in den Stand zu treten, und meinet, sie möchte lieber sterben und bey Christo seyn, als von ihren Eltern gehen und in den Stand treten, und wolte gerne noch etliche M o n a t h Frist haben, um nach der alten Weise ihre Jungfrauschaft zu beweinen. 4 Er hat auch eine ziemliche Dosin von der Cholera oder Essentia Hypocond[riaca] und solte mir wehe thun wenn die Gnade nicht in beyder Temperament die Oberhand behielte, und das Hockerichte eben machte. Ey wie lang ist dieser Periodus worden! Wenn man von sich selber und den Seinigen schreibet und rühmet, so gewöhnet man sich unvermerckt den Regenspurgischen Kaiserlichen Cantzley Stilum an. Soll man aber seine eigene Fehler beschreiben so will weder Dinte noch Feder fließen und kaum der Stilus laconicus herauskommen, transeant haec. 3) Als unsere Corporation neulich ihre Versammlung hatte, waren sie alle der einstimmigen Meinung, daß Hochw. Väter und Directores in Halle ohne Furcht das hochgrfl. S[olms] R[ödelheimsche] Legat von 948 £ stl. an die hiesige Michaelis und Zions-Corporation für 6 p C. richtige Interesse zu lehnen geruhen möchten, weil Se. Hochw. der wohlseel. H. Director und Cons. R. Francke kein Bedencken getragen, bey dem Zions Bau ein Capital von dem Legat aus Venedig 5 für 4 p Cent. Interesse zu lehnen allergütigst verheißen, und es deßfals zum Andencken in unserm Corporations-Buche protocolliret stünde, 6 nemlich zu der Zeit, da unsere Gemeine mehr als noch einmahl so viel, wie itzt, in Schulden gewesen. Jemehr die Schulden von Jahr zu Jahr vermindert würden, desto mehr stiege der hiesige Kirchen-Staat am Wehrt, und desto sicherer stünde ein solch Capital, und desto richtiger erfolgten die Interessen, ja desto wichtiger würde auch ein Corporations-Bond. Die Glieder der Corporation wären nicht gewillet, ihre Weiber und Kinder mehr zu verpfänden, wie anfangs nöthig gewesen, ehe die Gemeine durch ein Charter incorporirt worden. 7 Und da die Corporations-Bonds oder Obligationen für elftausend Pfund Credit gehabt; so würden sie hoffentlich anjetzo noch mehr Credit haben, maßen 6 tausend Pfund Schulden innerhalb 5 Jahren Iiquidiret worden. Ich andwortete, daß deßfals an Hochw. Väter und Hn. Directores in meinen letztern Briefen mit Capt: Falconer einige Meldung gethan, 8 und dero schließliche Andwort und bemeßene Ordre erwarten müßte. Sie sagten noch einmahl, daß die Interessen 6 p Cent, richtig geliefert werden solten alle
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Die Briefe des Jahres 1771
Quartal, halbe Jahre oder gantze Jahre, wie es Hochw. Hn. Directores zu bestimmen geruhen würden. 4) Aus Ew. — tröstlichen Schreiben vom 22sten Mart. 9 ersähe, daß mein lieber alter Gönner und Wohlthäter H. Inspect. Fabricius eine kleine Satyre über meine anhaltende Schwangerschaft von einer hiesigen Anstalt ergehen zu laßen beliebet. Ich dancke hertzlich dafür. Die Dosis hat so glücklich gewirckt, daß ich auf einmahl von der mühsamen Mola, oder dem Mond-Kinde entbunden worden. In meinem letztern Schreiben an Hochw. Väter habe noch einige wilde Wehen von der Schwangerschaft einer künftigen Anstalt mit unterlaufen laßen. Nachdem ich aber entbunden bin, will nichts mehr davon gedencken, geschweige denn schreiben, sondern der hochväterlichen Ermahnung schuldige Folge leisten, und „nichts, wovon Hochw. Väter keine Möglichkeit noch Art und Weise einsehen, auf meinen Glauben oder Einbildung anfangen, noch Gott dem Herrn vorlaufen und in Bauwesen mich einlaßen", maßen ich leider die 28 Jahre meines Hierseyns nur allzuviel fast bey den Haaren ins Bauwesen gezogen worden, und vieles darunter erlitten. 5) Das Hochgräfl. S. R. Donum zu Erkaufung einträglicher Grundstücke anzuwenden (in abstracto betrachtet) wirft keine hinlängliche Interessen ab. Ex[empli] gr[atia] wenn ich ein Haus baue für 600 £, und ein Grundstück dazu kaufe für 300 £ das sind 900 £, die tragen 6 £ p C. macht 54 £. Wenn ich das Haus und Lot vermiethe oder auslehne, so kriege ich zum höchsten jährlich nur 40 £ Rente, muß das Haus in Beßerung halten, und auch Onera davon bezahlen, und bisweilen ziehet der Miethling 10 bey Nacht und Nebel davon, und betriegt mich um die Haus-Rente etc. Wo ich aber ein solches Haus mit meiner Familie selber bewohnen und Handthierung oder NahrungsGeschäfte darin treiben kann: so trägt es (in Concreto betrachtet) doppelte Interessen ein. Kaufe ich eine Mühle oder Plantage für tausend Pfund, und lehne sie aus, so kriege ich kaum 40 £ Rente, und stehe immer in Gefahr, daß der Pächter das Holtz verwüstet, das Land ausmergelt, die Gebäude verfallen läßet, oder abziehet, wenn er seinen Vortheil nicht findet. Wenn ich aber mit meiner Familie selber darauf wohnen, und das Geschäfte treiben kann: so reichet eins dem andern die Hand, und wenn Gott der Herr Mis wachs verhütet, und die Arbeit mit Segen begleitet; so habe ich viel fältige Interesse Α Majori ad minus: Solte man (da Gott für sey!) die Anstalten in Glaucha aus lehnen, so würde die Rente bey weitem nicht die Interessen von dem Capital, was es gekostet, abtragen. Wenn besagte Anstalten aber, wie die viele Jahre her geschehen, von Hochw. Directoribus selber verwaltet werden: so werfen sie 30 — 60 ja 100 fältige Interessen p C. ab, welche sich ergießen auf die christl. Religion und Staat, auf Zeit und Ewigkeit. Ο selige Capitalia und hinreichende Interessen, die so ausgelegt in publique funds! die gar noch beym letzten Gericht von dem allergütigst, gerechten und holdseligstem Richter publicissime agnosciret werden! Matth: 25, 21. Ey du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen etc. 34 — 40 Ich bin hungrig gewesen etc. — das habt ihr mir gethan.
Nr. 561
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6) Aus den praemissis scheinet mir zu erhellen, daß 6 p C. Interessen von dem D o n o am richtigsten ohne Mühe, Weitläuftigkeit und Kosten erfolgen möchten, wenn das bemeldte Legat der St. Michaelis und Zions Corporation, so lange es dienlich erachtet wird, anvertrauet, und von der Corporation Obligationen wie gewöhnlich an Hochw. Hn. Directores H. Dr. Knapp und Prof. Freylinghausen und Dero Administrateurs und Assignies gestellet würden. Hochgedachte Hn. Directores hätten denn, vermöge der Obligationes von der Corporation völlige M a c h t und Gewalt, nicht allein die richtige Interessen, sondern auch jährlich das Capital wieder zu fordern und dürften nur, wenns nöthig, eine Vollmacht an den hiesigen Königl. Agenten oder einigen Advocaten ergehen, und das Capital etc. heben laßen. Denn eine Corporation kann nach den hiesigen Gesetzen, füglicher belanget werden als Privat-Personen. Solcher Rigeur wird aber hoffentlich nicht nöthig werden, und die Interessen werden doch richtig g[eliebts] G[ott] erfolgen, so lange die Corporation das Capital nöthig hat. 1 1 7) Η. P. Helmuth hat mir vor ein Bücher aus dem Hallischen Buchljaden] ich solchen nebst andern Beylagen 1 2 [Fa]bricius dringend recommendire vaters Hn. Keppele's Schiff, 1 3 und eingehen wird: so möchte sich und Artzney den Weg am füglichs[ten] keine wichtige Hinderniße im Wege und liebreichste Erlöser Jesus Christus Liebe und Pflege empfehlen wir unsre Väter Hn. Z[iegenhagen], K[napp], Fr[eylinghausen] uns aber und Gemeinen etc. Dero väterlichen T h r o n , verharrend Dero unnützer Knecht Heinrich [Mühlenberg] Candidatus mortis letiferamque vallem ing[ress]us P. S. a) Die bey gelegten Copien von der Readingtowner Streit-Sache 1 4 können, wenn sie einer Durchsicht gewürdiget werden, einigermaßen den Ausgang erläutern. Η . P. Krug hat nicht ohne Segen daselbst gearbeitet an alten und jungen. Die guten Seelen sind nun in der Klemme und im Druck, waren aber zu schwach, ihn zu halten und zu mainteniren, hätten wohl gerne gesehen, daß er geblieben, wünschten aber auch, daß er aus der Unruhe heraus, und in beßere Umstände kommen möchte. W i r haben hier wohl zu mercken und aus zubitten was der Herr sagt: Seyd klug wie die Schlangen, aber ohne falsch wie die Tauben. 1 5 Beydes ist nöthig, und eines allein nicht hinreichend, b) H. Kuntze läßt seine ergebenste Empfehlung vermelden, und sehr bitten um die Besorgung seines beygelegten Briefes nach Halle, und von da wird er schon weiter zu seinem Bruder besorget werden.
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c) Mit Hn. P. u. Br. Helmuth bin ich völlig zufrieden. Dem Hn. Pfr Schultze gehet es wohl und gefällt ihm in seiner Tolpehaker Station, und verlanget nicht eher wieder nach Philadelphia bis ich todt bin. Seine Frau 1 6 ist etliche Wochen zum Besuch bey uns in Philadelphia gewesen. Sie scheinet einen Ansatz von der Auszehrung zu haben. Ich hofte bei dieser Zeit eine fröliche Nachricht wegen Mr. Stephan Williams Sache 17 einzusenden, muß aber an dero statt eine betrübte ergehen lassen, nemlich Status rerum ist so 1) Wie bekant: hatten wir auf Andringen des Stephan Williams halben Mühlplatz 1770 im Herbst auf öffentl. Vendue gesetzt, weil keine Käufer anbieten wollten, und Daniel Williams mit steigern und encouragen muste, so fiel es auf ihn zurück für 340 £ curr. Mir war bange dabei. Daniel Williams resolvirte, die Hälfte für den Preis zu behalten, in der Absicht wenn er die andere Hälfte auch für den Preis kriegen könte, denn eine Hälfte nützt niemanden. Er wollte aber die 340 £ nicht eher auszahlen lassen bis ein Discharge von Stephan erfolgte, darüber lief die Zeit hin. 2) Daniel Will, hatte bei den Erben in England Anfrage für ihre Hälfte gethan. Die Erben schickten Daniels Brief mit harten Reflectionen an ihren Agenten, den Rev. D. Prov. William Smith hier in Philad. neml. im Frühjahr a. c. Daniel wurde darüber böse und sagte er wollte nun weder die eine noch die andere Hälfte, sondern nichts mit dem Platze zu thun haben. D. Smith freuete sich darüber, daß wir nun konten den ganzen Mühlplatz auf die Vendue setzen und viel höher verkaufen, weil ohne dem eine Landes Acte durch viele Mühe des Dan. Williams und D. Smith zu Stande gebracht, daß ein Damm daselbst aufgeführet werden dürfte. Wir hielten deswegen eine Meeting am 23 April a. c., 18 present Mess. D. Smith, Dan. Williams, mein Advocat und ich, beschlossen nach langen disputiren, daß der ganze Mühlplatz unter unsern Namen in allen Zeitungen avertirt und am 17ten Maii a. c. auf die öffentl. Vendue gesetzt, versteigert und verkaufet werden sollte, mit der Condition daß der Käufer 3 Wochen nach der Vendue die Hälfte ready Money hier an Stephan Williams Agenten bezahlen, für die andere Hälfte Obligations an H. D. Smith geben, und übers Jahr bezahlen, und bei Auslegung der lsten Hälfte einen indisputablen Kaufbrief haben sollte. 3. Am löten Maii sandte ich meinen Lawyer hinauf mit D. Smith nach dem Mühlplatz. Am 17ten Maii a. c. wurde der Platz ordentl. mit obiger Condition verkauft für 775 £ curr. der Käufer war ein reicher Quäker, Mr. Hartshorne. 1 9 Wer war froher wie ich. Wir Agenten Hessen von uns[eren] Advocaten den Kaufbrief verfertigen, der wohl wie eine Kuhhaut groß war. Der 7 Jun. war der bestimmte Tag an welchem die Hälfte Kaufgeld an D. Williams und mich als Executors und Attorneys des Stephans bezahlt und der Deeds delivered werden sollte. Der Käufer, Friend Hartsharne, war klug genug und beschied uns alle zu einem scharfen und klugen Lawyer, Esq. Wain, 2 0 der die Sache untersuchte und urtheilen sollte ob wir auch einen indisputablen Kaufbrief geben könten. Wir saßen unbeschreiblich lange zusammen a) fehlete ein alter Deed, so daß die Deduction nicht hinreichend war an Seiten Stephan Williams.
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b) Fand er einen wesentlichen] Hauptfehler in der andern Hälfte des John Barnes und seiner Frau, nemlich der Frau Barnes ihr Vater Stephan Roe hatte einen Willen und Testament gemacht, das nichts taugt; folglfich] können John Barnes etc. und ihr Attorney D. Smith keinen indisputablen Deed von ihrer Hälfte geben. Der Kings Attorney Esq. Chew 2 1 wurde auch consulirt. Er war der Meinung daß der Wille des Stephan Roe gar kein Erbrecht weggegeben habe, und daß dahero die Tochter Miria Oliva als rechte Erbin ihres Vaters, den Deed machen könne, kurz der Käufer sagte: ich lasse mich nicht ein und gebe kein Geld, wenn ihr mir nur nicht von beiden Seiten einen indisputablen Deed gebt. Und so schieden wir unverrichteter Sache von einander. Denn der Käufer wolte auch mit Stephan Williams Hälfte nichts zu schaffen haben, wenn er nicht das ganze versichert kriegen könte. Nach vieler Mühe wurde ausgefunden, daß Stephan Williams Attorneys für ihre Hälfte ein indisputable Recht geben könten, aber der Käufer wollte sich nicht mit unserer Hälfte bemitteln; Wir müssen nun die theuren Rechtsgelehrten noch weiter consuliren und sehen, ob etwa nicht noch einen Käufer für Stephan Williams Hälfte ausfinden möge. "') So gehts oft, wenn man Capitalien auf Länderei austhut, daß Interessen samt dem Capital verlohren gehen, oder wenn es in die Hände der Lawyer komt, daß sie die Auster für ihre Mühe nehmen, und beiden Parteien gleichen Theil von den Schalen lassen. 2 2
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 16:13 S. 91-99; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:11 S. 91 - 99. Das Postskriptum ist als Abschrift von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769-71 S. 338 f . erhalten, wobei die Überschrift („P.S. eines Briefes an Sr: W. Ε. H. W " Pasche: dat: Philad: d. 5 Julii 1771") von Mühlenbergs H a n d stammt. 1
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Es handelt sich um d a s Tagebuch der Reise nach N e w Jersey (vgl. Nr. 554 Anm. 2). - Das Vermächtnis der Frau von Bredow war dazu bestimmt, Reisen der Prediger zu entfernten Landgemeinden zu ermöglichen (vgl. Bd. III Nr. 355 A n m . 18). Auf Initiative von Richard Peters hatte die anglikanische Kirche solch eine Einrichtung gegründet; Mühlenberg wurde gedrängt, sich als Mit-Trustee zur Verfügung zu stellen (vgl. Nr. 486 S. 123 f.). Vgl. 1 Joh 2,20; 2 Kor 1,21. Vgl. Ri 11,37 f. Das Vermächtnis des K a u f m a n n s Sigismund Streit; vgl. Nr. 500 S. 162. Vgl. das Protokollbuch S. 196 f. (Sitzung vom 19. 6. 1771). Vgl. Bd. III Nr. 345. Vgl. Nr. 542 und Nr. 538. Nicht erhalten. = Mieter mit Anklang an J o h 10,12 f. Punkt 7) kann nur unvollständig wiedergegeben werden, weil die H ä l f t e der Seite abgerissen ist. Wahrscheinlich die in Nr. 552 aufgeführten. Vgl. Nr. 555 Anm. 4 (1). Vgl. Nr. 533 und Nr. 540, die beide auch im AFrSt erhalten sind. Z u r Sache vgl. weiterhin Nr. 534; N r . 537; Nr. 550; Nr. 554 und Nr. 558. Vgl. M t 10,16.
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Mühlenbergs Tochter Eva Elisabeth. Erbschaftsangelegenheit, in der Mühlenberg seit 1766 als Handlungsbevollmächtigter in Pennsylvania agierte. 18 Vgl. das Memorandum in PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 281 und Tappert II S. 492. " William Hartshorne. 20 Nicholas Wain (1742-1813); prominenter Rechtsanwalt in Philadelphia. 21 Benjamin Chew; vgl. Nr. 509 Anm. 1. 22 Für die Zeit bis zum 6. 7. 1771 ( = Nr. 562) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „1771. D 5ten Julii an den jungen Herrn Daniel Kuhn A[rtium] M[agister] 2 Paquets nach London und Schweden mit gegeben mit Capt: Osborn. 1) Paquet nach Kensington enthielte a) 2 Bogen an Rev: Η. Wm Pasche, worin seine 2 letzten Briefe von 9 Febr: und 22 Mart: 1771 agnoscirte, und im PS. des Stephan Williams Sache berichtete etc. etc. [ = Nr. 561] b) sechs Bogen voll von der letzten Reise nach Cohenzy [vgl. Nr. 554 Anm. 2]. Beilagen α) ein Brief vom Η. P. Kuntze an s[einen] H. Bruder Chirurgien in Rossbach ß) ein Catalogus von Η. P: Helmuth, Wirtz, Lauman, meine Frau und Henrich für Bücher und Arzeney aus Halle, γ) Copien von 2 Briefen die ich an Η. P: Krug und seine Freunde in Reading geschrieben: [ = Nr. 533 und Nr. 550]. Der Brief an H. Pasche ist datirt d 5"=" Julii 1771. 2") Paquet To the Revd Dr: Wrangel at Stockholm enthielt 1) einen Bogen voll an ihn, worin sein Paquet vom 6 Nov: 1770 agnoscirte. 2. Beylagen a) Briefe von Mr: Young Clerk, von Mr. Stedham, von Mad[ame] van der Spiegel b) Pamphlets von Rev: Mess" Zubly, Sprout; Dr: Peters und meine Translation der Sermon des H. Pet[ers] wie auch Rev: Mr: Duchees Predigt über den Tod des Richard Penn Esq." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 im Anhang S. 20f.; vgl. Tappert II S. 505). - Zur Predigt von Richard Peters vgl. Nr. 490 Anm. 14 und 15, zu den Pamphleten Zublys Miller S. 204. Wahrscheinlich ist die Predigt zum Tode George Whitefields gemeint. James Sproat (vgl. Nr. 473 Anm. 2) ließ ebenfalls eine Predigt zum Tod Whitefields drucken, „A Discourse at the London Coffee-House, occasioned by the Death of the Reverend George Whitefield [A.M. late Chaplain to the Right Honourable the Countess of Huntingdon;] delivered October 14, 1770, in the Second Presbyterian Church in the City of Philadelphia. By James Sproutt [A.M. Pastor of the said Church.] Philadelphia: Printed and sold W. and T. Bradford M.DCC.LXXI." (Evans Nr. 12234); Jacob Duche zum Tod Richard Penns: „Human Life a Pilgrimage: Or the Christian a Stranger and Sojourner upon Earth: A Sermon, occasioned by the Death of the Hon. Richard Penn, Esq.; One of the Proprietaries of the Province of Pennsylvania: Preached before the United Congregations of Christ-Church and St. Peter's, in the City of Philadelphia, on Sunday April X X I [by the Reverend Jacob Duche, M.A.] Philadelphia: Printed by D.Hall and W. Sellers, MDCCLXXI." (Evans Nr. 12030). 16 17
562. F. A. C. Mühlenberg
an [M. und A. M.
Mühlenberg] Schaefferstown,
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Vielgeliebte Eltern, In meinem lezten Brief 1 habe ich versprochen bald nach meiner Zurückkunft von Shomokin 2 Ihnen eine kleine Reisebeschreibung zuzuschicken. Hier folgt sie nun ganz kurz. Ich habe schon gemeldet daß ich willens war den 24 Iun. abzusezen, Frfiedrich] Weiser 3 hatte sich wieder Schaden an seinem Bein zugezogen, und ich war ganz und gar nicht mit hinlänglichen Nothwendigkeiten zu einer solchen Reise versehen daher wir es verschieben mußten bis zum 25 eiusd.
Nr. 561/562
5. 7./6. 7. 1771
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D. 25 frühe packten wir unseren Proviant, Blankets 4 etc. etc. zusamen und machten uns auf den Weg bis nach Atolheo woselbst wir noch etwas Proviant und einige Büschel 5 Haber aufluden. /:Ich muß erinnern daß Fr. Weiser wegen seinen Fuß nicht mitgereiset sondern sein ältester Sohn Conrad. :/ Um 10 Uhr sezten wir die Reise fort und kamen um 11 Uhr zu der sogenanten Fort Henry 6 . Sie liegt am Fuß des ersten Blauen Berges, ist aber ganz zerfallen, daß man nur noch einige alte Balcken etc. etc. sieht. Ich möchte nicht dabey seyn wenn ein Europäer der die Festungen draußen gesehen hat, über die hiesigen sein Urtheil fällete, denn ich würde eine lächerliche Vergleichung befürchten. Man sagt die Forts hätten dem Lande mehr geschadet als genüzet. Es wurden mir verschiedene Exempel erzählet, von Leuten die ienseit des blauen Gebirges wohnen, daß Leute die in allen Gebirgen und Wäldern vor den Indianern sicher gewesen, aber doch aus Furcht ihre Zuflucht zu der Fort genommen vor der Fort sind ermordet worden. In der ganzen Gegend hieherum zeigt man Gräber von Indianern oder von erschlagenen Weißen. — Um halb 12 sezten wir die Reise fort, und nun ging auch das Elend an. Unsere Pferde waren schwer hinten und vorne beladen, wir saßen in dem Gepäck drinnen daß wir uns nicht regen konten, und was das schlimmste war, so lag ein Fels neben dem anderen und ging steil den Berg hinauf, so daß die Pferde wie auf einer Treppe oft steigen mußten. Es ist zwar bis auf den Gipfel dieses ersten Gebirges eine Art von Fahrweg gemacht, allein noch kein Fuhrmann hat sich unterstanden denselben zu fahren. Ein Glück war es für uns daß wir Pferde hatten die in Shomokin erzogen und diesen Weg schon oft gegangen waren. Ich rieth zum Absteigen welches geschah. Wir trieben unsere Pferde, wie etwan in Deutschland die Eselstreiber vor uns her und marchirten hinten nach. Wir mußten fast 2 Meilen hoch klettern, endlich kamen wir auf den Gipfel und hier war eine der lieblichsten Aussichten, die ich ie gesehen. Man konte von hier ganz Tulpehocken Heidelberg Mühlbach etc. etc. sehen. Ganz oben auf dem Berge ist ein schöner Springbrunnen woselbst wir uns niedersezten und uns mit einem Trunck vom besten Wasser das ich ie getruncken wiederum erholten. Überhaupt muß ich hier anmercken daß man auf dem ganzen Weg bis nach Shomokin fast alle 3 oder 4 Meilen solche Brünnlein antrift. Hierin hat die Vorsicht des weisesten Schöpfers herrlich gesorgt. Man trift bey solchen Brunnen mehrentheils Hütten von Baumrinde, Tröge für die Gäule, Sitze und besonders Graß Weide für die Pferde an. Hiedurch wird die Bitterkeit des Weges einem Reisenden wiederum versüßet. — Nun waren wir auf dem Gipfel des ersten Gebirges. Hinter uns lag Tulpehocken Felder und Wiesen ergözten die Augen, vor uns lauter hoche Gebirge Thäler und Felsen die mich mit Grausen und Schrecken erfüllten. — Nachdem wir etwa eine halbe Meile auf dem Gipfel des Gebirges geritten waren konten wir ins Thal auf der andern Seite sehen, und hier mußten wir hinunter. Dis schien mir fast unmöglich. Doch mein Reisegefährte munterte mich auf, er stieg vom Gaul und ließ ihn langsam vorangehen, ich folgte seinem Beyspiel. So wie es auf der andern Seite herauf ging, so ging es hier, doch weit steiler wieder hinunter über Felsen und alte umgefallene Bäume.
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Um 1 Uhr waren wir bis ganz auf den Fuß des ersten Gebirges gekommen. Hier ist eine elende Hütte die ein Wirthshaus vorstellen solte. Es wohnen Leute darin. Der M a n ist reformirt und sie Lutherisch. M i t diesen hatte erbaul[iche] Gespräche. Wir ließen die Pferde füttern, erquickten uns mit Milch und Waßer und sezten um 2 die Reise fort. Nun geht die Wüsteney erst recht an, und dis Haus ist das lezte das man antrift bis nach Schomokin. W i r passirten die große Swatara 3 mal und trafen einige Leute an, die nach Tulpehoken reiseten. Nun ist kein anderer Weg als ein kleiner Fussteig, den ehemals die Indianer gemacht und der so beybehalten worden. Um 3 Uhr kamen wir an einen der allergefährlichsten Örter. Er heißt: the Capes. Hier geht der Weg zwischen 2 hohen Gebirgen, deren Spizen iezo mit Wolcken bedeckt ist hin, und was das Schlimste ist, recht an der Seite des höchsten, neben dem Weg, läuft die Swatara aber wohl ein Stockwerck tiefer im T h a l . Der Weg ist mit den allergrösten Felsen, über die der Gaul steigen muß, angefüllt. Der Weg selbst ist etwa nur 1 und Vi Fuß breit. Tritt nun der Gaul auf der einen Seite nur einen halben Fuß breit aus dem Weg, so komt er auf größere Felsen, tritt er aber auf der andern Seite aus, so muß er ohne Fehl ein Stockwerck tief den Berg hinunter in die Swatara fallen, dis leztere ist hier schon etliche mal geschehen, daß Leute, die im Winter gereiset, so unglücklich gewesen. Eben als wir an diesen Ort kommen, sagte ich hier will ich absteigen und er that ein gleiches. Kaum war ich abgestiegen, so fiele mein Pferd auf die rechte Seite des engen Weges auf einen Felsen, daß ich dachte, es würde nimmer aufstehen. Doch erholte es sich wieder. Wäre ich darauf gewesen, so hätte es mir ohnfehlbar das Bein zerquetscht. Der HErr sey in Demuth gepriesen, der meine Gebeine bewahret! 7 Es ist ohngefehr 50 Schritte von hier noch ein solcher Ort (the second Cape), den wir aber glücklich passirten. — Nun kamen wir an den Fuß des 2 ten Blauen Berges oder auch des sogenanten breiten Berges. Hinaufwärts ging es ziemlich gut, weil er nicht so gar steil auf dieser Seite ist als auf der anderen. Wir mußten 5 Meilen weit zu Fuß steigen, ruheten etliche mal an den obberührten Brunnen, fütterten die Gaule und aßen ein bißen Brod und Fleisch. Das beste auf dem Wege ist, daß man den ganzen Weg im Walde unter hohen und schattigten Bäumen hinreißt. Um 6 Uhr kamen wir bis auf die Höhe des Gebirges, woselbst wir wieder hinunter mußten. Hier, muß ich gestehen, überfiel mich ein plözliches Grausen, ich sähe den Berg hinunter, erblickte nichts als Bäume und Felsen und so steil als nur immer ein Dach auf dem Hause seyn mag. Der M u t h entfiel mir hier ganz und gar. Sähe ich hingegen vor mich, wo ich hinsolte, so erblickte ich eine ebene Gegend, die mich aufs freundlichste einzuladen schien. Wir ruheten eine Weile und hierauf ließen wir die Pferde gemach vorangehn, aber einen solchen Weg habe ich nie gesehen. Er ist nur etwas über 1 Fuß breit und geht bald auf diese, bald auf iene Seite. M a n muß sich alle 3 oder 4 Schritte umwenden, bald geht es den Berg hinunter, alsdenn wieder hinauf, denn zur rechten, den[n] zur lincken. Gut ists daß der Weg hier nicht länger als IY2 Meile währet. Endlich kamen wir auch hier glücklich hinunter, und ruheten abermals nach einer so mühsamen Arbeit. Ich bin sonst so furchtsam eben nicht, allein
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ich zitterte und bebte so daß ich zulezt nicht mehr stehen noch gehen konte. Überdem so verursacht das Berg hinunter gehen, iedesmal bey mir ein heftiges Zittern in den Knien. Doch nun ist der Gefährlichste Plaz überwunden. Heute wollten wir noch 8 Meilen weiter bis an einen Plaz wo ehemals ein Mann nahmens Althans gewohnt, der aber von den Indianern vertrieben und sein Haus Scheuer etc. etc. verbrandt worden. W i r kamen erst durch einen sehr dicken Wald von Pint Holtz. 8 Ich kan mich nicht erinnern, daß ich in meinem Leben schönere und größere Bäume gesehen hätte. Wenn ein solcher Wald bey Philad. stünde, er müßte wegen dem Schifsbau viele tausend werth seyn, allein bis iezt verdirbt das schönste Holz, die schönste Mastbäume, wovor in Philad. vielleicht 50 und mehr £ gegeben würde. Dieser Wald gehört einem M a n n in Philad. nahmens Flower. Des Nachts um 10 kamen wir an den obberührten Plaz, ich war so müde, daß ich nicht stehen noch gehen konte. So bald wir abgestiegen, nahmen wir das Gepäck von den Pferden und ließen sie laufen. Hier ist im ganzen Walde Weide genug für 1000 Stück Vieh. Ehe wir die Pferde laufen ließen, hingen wir iedweden eine Bell 9 an, damit man sie des Morgens desto beßer finden konte. Wir empfalen uns hier[näch]st der Obhut des Höchsten und legten uns zur Ruhe. Unser Lager hatten wir folgendermassen eingericht: Erst machten wir ein großes Feuer mitten im Busch, um uns vor den Muskiters 1 0 in Sicherheit zu sezen, und um Eßen zu machen. Hierauf breitete ieder seinen großen Rock auf die Erde, nahmen den Sattel zum Kopfkißen und ieder deckte sich mit einem Teppich zu. Ich kan sagen, daß ich troz den besten Betten dennoch vortrefflich schlafen können, und ich habe nun mit eigener Erfahrung gefunden, daß kein beßeres Mittel ist gut zu schlafen, als wenn man sich brav müde arbeitet den Tag über. Ich habe mir vorgenommen nie wieder über ein schlechtes Bette, oder wenigen Schlaaf zu klagen, denn mich dünckt das verräth einen Faullenzer, wenn man anders gesund ist. — Die Muskiters sind hier so häufig als der Sand am Meer, ich schlief vor Müdigkeit so fest, daß ich nichts von ihrem giftigen Stechen empfand bis den andern Morgen, da ich allenthalben wo ich bloß war, geschwollen war. Ich wollte sie frühe mit Toback rauchen vertreiben, hatte aber keinen andern als Indianer Toback, und V2 Pfeife hat mich so kranck gemacht, daß ich bald alles Rauchen vergeßen hätte. — Ich wollte wünschen, daß es allen den iungen L[euten], die mit einem Federbette oder Spreusack nicht zufrieden sind, so ginge wie mir, vielleicht verginge ihnen der Kizel auch ein wenig. — Morgends mit Anbruch des Tages als am 26. Iun. standen wir auf, danckten unserem treuen Gott der uns so väterlich behütet hatte; und, hierauf war das erste, das wir in dem Busch herumgehen mußten um unsere Pferde zu suchen. Ich ging gegen Osten und mein Gefährte nach Westen, und gegen Süden wollten wir zusamen kommen. Er fand aber die Pferde ehe er weit gegangen war und höhlte mich wieder zurück. Das Zeichen, das man hier einander gibt, geschieht durch ein Iuchzen wie die Indianer. — Noch muß ich melden, daß wir in der vorigen Nacht eine liebliche Musick gehabt. Die Wölfe heuleten um uns herum, so daß sie wohl keine 4 0 Schritt von uns gewesen, allein sie
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scheuen das Feuer und kommen demselben nicht zu nahe. Wieder auf unsere Reise zu kommen so sezten wir unsere Reise durch manche enge Wege, und manche Gewäßer fort, kamen um 9 Uhr an einen Ruheplaz, wo ehemals auch eine Hütte gestanden. Hier fanden wir einen Hirsch, der erst kürzlich geschoßen war, auf einen großen hölzernen Spieß an einem noch glimmenden Feuer. Er war trefflich durchgebraten, wir lagerten uns dabey und ließen uns ein Stück von demselben wohl schmecken. Es möchte Ihnen dieses etwas wunderlich vorkommen, allein hören Sie nur wie es hier zu lande gebrauchlich ist: Um diese Jahrszeit reisen viele Leute, die theils nach Schomokin ziehen, theils von Schomokin herunter nach Tulpehocken kommen und Mehl etc. etc. holen, diesen Weg auf und ab. Ferner so sind um diese Jahrszeit viele Hirsche vorhanden, ohneracht das Schießen derselben iezo verboten ist, doch gilt das Verbot hier wenig oder gar nichts. Nun sind hier zu lande auch viele Jäger die Hirsche genug schießen, und endlich so sind die Leute, welches ich zu ihrem Lobe sagen muß hier oben weit friedlicher und liebreicher gegen einander gesinnt. Komt nun ein Jäger oder sonst iemand diesen Weg und schießt einiges Wildpret, so säubert er es, nimmt so viel er will, das übrige legt er entweder ins frische Waßer am Wege, als woselbst es lange gut bleibt, oder er macht ein groß Feuer neben den Weg, steckt das Wildprett an einen hölzernen Spieß in einer solchen Entfernung vom Feuer daß es langsam braten muß. Dis thut er alles um derer willen, die etwan vorbey reisen. Komt nun ein Reisender und findet dis so läßt er es wohl schmecken, wenn es anders noch gut ist. Wir aßen davon, nahmen etwas mit, und das übrige steckten wir wieder ans Feuer. Um 11 Uhr kamen wir an das sogenante Jacobs Brünnlein, welchen Nahmen ihm die Herrnhuter die hierdurch zu den Indianern gereiset gegeben haben. Das Waßer ist kostbar. 1 1 Um 12 kamen wir endlich zu der ersten Wohnung seit gestern um 1 Uhr. Man nent diese Gegend auch schon Shomokin ohneracht Schomokin noch 10 Meilen höher liegt. Hier wohnt des alten Fishers Sohn aus Tulpehocken den ich auch hier antraf. Er war gestern ankommen. Wir erquickten uns hier und sezten hierauf die Reise fort, kamen auch um 2 Uhr 6 meilen weiter über das hohe Machanaier Gebirge 12 an die Revier 13 Susquehannah. Diese ist hier eine rechte starcke Meile breit, auf dieser Seite wohnt niemand, auf der andern Seit aber steht ein Haus, woselbst Caspar Ried ein Anverwandter 1 4 von uns wohnet. Der alte Fisher war mit uns gereiset. Wir fingen an zu iuchzen, allein niemand wollte hören. Wir schrien und warteten eine ganze Stunde, aber vergebens. Wir machten allerley Zeichen, als wir hingen ein Hemd an eine Stange, allein fruchtloß. Endlich wurde nach einem lange gehaltenen Rath bpschloßen daß wir, oder zum wenigsten einer von uns herein baden, und die Fahrt besehen wollte bis auf eine Insel die in der Mitte liegt. Die Revier kan hier, theils weil sie tief- theils weil so viele Felsen im Waßer liegen, nur selten geritten werden. Eben da wir im Begriff waren hinein zu baden, so sahen wir eine Canoe auf der anderen Seite abstoßen. Sie kam in einer halben Stunde herüber, es waren nur 2 Mädgens die noch Kinder waren aus Noth gedrungen herüber gefahren, weil der Casp[ar] Ried nicht zu Hause war. Diese konten zwar unsere Bagage und Sättel hinüber führen, allein
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sie unterstunden sich nicht die Canoe zu lencken wenn 3 Pferde darneben geführt würden. Wir konten selbst nicht in der Canoe arbeiten weil ieder sein Pferd neben her führen sollte. Guter Rath war theuer. Endlich schickten wir die Canoe wieder fort und sezten uns auf die leeren Gäule, um darüber zu reiten. Dis ging glücklich von statten, außer daß bald dieser, bald iener mit seinem Gaul stolperte und unter das Waßer kam, und daß wir verschiedene mal wo es tief war mit den Pferden schwimmen mußten. Doch war weiter keiner furchtsam, wir hatten uns ausgekleidet bis auf Hemde, Beinkleider und Strümpfe, und verließ sich daher ieder aufs Schwimmen. Wir kamen glücklich über und trockneten uns wieder. — Wir beschloßen hier übernacht zu bleiben. Ich schrieb Briefe und meldete meine Ankunft an verschieden Orten. — Von den Häusern hier oben will ich nur so viel sagen, daß sie so elend sind daß sie kaum elender seyn können. Kein Schornstein, kein Fusboden, keine Stube, Küche etc. sondern es sind nur Balcken etwas über Mans hoch über einander gelegt und oben mit Baumrinde zugedeckt. Dis macht das ganze Haus, Küche, Keller, Puzstube, Gastube aus. Wer hier reiset der führt sein Bette d[as] i[st] einen Teppich mit sich. Dis dienet zum Rock, Rockloor, 15 Sattel, Trog fürs Pferd und endlich zum Bette. Wir hatten eben dergleichen. Abends wollten wir uns eben niederlegen, so kamen noch 3 Familien Irische die am Ziehen war 1 6 auch an. Dis machte uns unruhig. Casp[ar] Ried hätte sie gern abgewiesen, allein dis war hier wieder das Völckerrecht, ferner so war kein Haus oder Hütte binnen 6 Meilen, und überdem so hält Casp: Ried ein Wirths Haus, i[d] e[st] er schenckt Wisky oder Brantewein, und zeigt iedem einen Plaz von 6 Fuß lang und 1 Vi Fuß breit auf dem Boden im Hause an. Allenfalls gibt er auch etwas Eßen. Nach vielem Lermen ging endlich ieder zur Ruhe. Man stelle sich vor wie einem muß zu muthe seyn, wen etliche 20 Menschen, Hunde und Kazen in einem Bezirck von etlichen 20 Fuß lang und eben so viel breit liegen müßen. Mir war übel zumuthe, doch schlief ich ein vor Müdigkeit erwachte auch nicht vor Anbruch des Tages, aber wie sehr erschrack ich da ich unzehlige lebendige Thierchen an mir sähe und spürte. In der Eil stand ich auf nahm ein reines Hemd und lief etliche hundert Schritt in den Busch und zog es an. Mein anderes wusch ich aus, denn ich wußte bald nicht mehr ob es schwarz oder weiß wäre so voll war es. Es gibt unter diesem Ungeziefer gar viele Nationen und Geschlechter, allein keine war aus geblieben. Ich glaube, ich hatte etliche Duzend von ieder Nation, die mich als einen Fremdling allhier willkommen hiesen. — Die Leute allhier sind dergleichen ziemlich gewohnt, und es ist nicht möglich daß man sie iezo schon aus rotten kan. Im Busch wo sich das Vieh aufhält, oder ein Mensch etliche Nächte lieget, werden unzählige s[alva] v[enia] Flöhe erzeuget. Man meint, wenn es mehr bewohnt würde, möchten sie eher vertilgt werden können. Heute ging ich früh in aller Stille an die Susquehannah, zog mich aus und wusch mich über und über, und dennoch mußte ich alle Tage 1 Hemd anziehen. Nach der Mittagsmalzeit ritten wir heute als am 27 noch 6 Meilen weiter zu B[enjamin] Weiser. 17 Hier war die Wohnung etwas beßer und das Ungeziefer doch nicht gar so häufig.
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Ich behalf mich in etwas damit daß ich des Morgends und Abends hinweg an die Susquehannah schlich und mich über und über wusch und umkleidete. Benj. Weiser wohnt auf der Isle of Cew, welche die Susqueh. und die Middle Criek formiren. Es enthält dies. Insul etwan 800 Acker 1 8 und ist das vortrefflichste Land das zu finden ist. Fast grade dieser Insul über liegen noch 3 oder 4 Insuln die auch zum Weiserischen Land gehören. Eins hat 400, anderes 300, 100 etc. etc. Acker. Überhaupt ist alles Weiserische Land mit vom Besten. Die Stadt 1 9 wird etwa 9 Meilen höher hinauf an der Susquehannah angelegt, allein so bald möchte es nicht geschehn, weil die Einwohner bis her noch nicht so viel Frucht gezogen haben, daß sie sich selbst, geschweige den Stadtleute versehn können. Alles Weiserische Land liegt entweder auf der Susq. oder doch nahe dabey, allein ich höre es liegen noch 2 Stücke davon im Streit. — Fr[au] Weiser hat es verschoben, es soll erst auf die Fall 2 0 getheilt werden wenn er es nur nicht länger verschiebt. Es wohnen iezo 7 oder 8 Familien darauf, meist Irische, und ich sehe nicht, daß sie Nuzen darauf stiften. Wie die Irische Land klaren, 2 1 kan ich es auch, und überdem so kan man, wenn es getheilt ist, eine ordentliche Familie darauf sezen, ia es finden sich Teutsche, die es gerne lohnen etc. Mündlich hiervon ein mehreres. D[en] 28. hatte Zuspruch von verschiedenen Leuten, die aber mehrentheils einen Hunger nach Gottes W o r t 2 2 bezeugten. So viel der Herr Gnade gab, rief ich iedweden nach den Umständen die mir kennbar wurden zu. — Nachmittags besähe das Weiserische Land. Auch ging auf einen hohen Berg an der M a c h a nay. 2 3 Hier hatten ehemals die Canastoger und Delaware Indianer eine Festung die aber von den 6 Nationen hier aufs Haupt geschlagen wurden. 2 4 Es liegen noch über 2 Wagen voll Knochen von denselben hier. Ich versuchte ein Sckelet zusammen zu bringen, allein die Zeit wurde mir zu kurz. Vielleicht in Zukunft — D[en] 29 war Vorbereit[un]g und Beichte bestellt, allein es fand sich niemand ein, weil es den ganzen Tag heftig regnete und ein starckes Gewitter am Himmel stund. Abends meditirte. D[en] 3 0 samlete sich nach und nach ein großer Hauffen Volck, meist Lutheran[er]. Sie kamen alle in ihren Canoes die Susqueh. herauf oder herunter. Sie sagten, es könten die Hälfte Leute nicht kommen wegen dem hohen Gewäßer. Ich wußte nicht, was ich anfangen sollte, daß iezo schon so viele kommen waren. Haus und Scheuer war zu klein. Daher wurde beschloßen, ich sollte in der Hausthüre auf einer Art von Porch 2 5 stehen, sie wollten indeßen etliche 20 Grüne Saplinge 2 6 heben und aufstecken damit die Leute die Hize dauren könten. Dis geschah, und ich muß sagen daß es alles ordent[lich] zuging. Ich stand auf der Porch zwischen 2 grünen Bäumen, deren Schatten mich bedeckte, die Leute hatten sich auf dem Hofe auf Riegel, Kloze und auf die Erde gelagert. Wenn gesungen oder gebetet wurde stund iederman ehrerbietig auf, und unter der Predigt lagerte sich ieder wieder unter den Schatten der Bäume. Mich dünckt, ich hätte nie etwas feierlicher gesehen. Vor der Predigt taufte ich 18 Kinder in einer Reihe, allein es wären ungleich mehr gewesen, wenn das Regenwetter gestern nicht eingefallen. Eingangs führte an, Sie hätten mich rufen laßen ihnen den Rath Gottes von ihrer Seligkeit zu
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6. 7. 1771
sagen, ich wollte solches auf ihr dringendes Anhalten im Nahmen Gottes thun. Text. Act. 16. 31 seq. Was soll ich thun daß etc. etc. Die Leute waren ungemein aufmercksam. Ο möchte man doch bedencken was für eine große Wolthat es ist wo man das Wort Gottes in händen hat, und so oft verkündigen hört! Vor der Predigt hatte ich Beichte gehalten, und iezo Comunicirten 60, Gott gebe zu ihrem Heil und Leben! Ich war anfangs willens noch einmal zu predigen allein es war schon 3 Uhr, die Leute hatten die Hize ausgestanden, waren hungrig und durstig und weit nach Hause daher konte dis nicht thun. Gegen Abend nahm Abschied fuhr 7 Meilen in der Canoe die Susquehannah herunter bis zu Casp. Ried, cathechisirte die Kinder hielt Betstunde und begab mich zur Ruhe. — Heute war nicht so viel Volck hier, und des Ungeziefers weniger. Aber die Sitiks, 2 7 Gnats 2 8 und Muskiters hatten mich ziemlich verfolgt. Mein Reisegefährte brachte uns [ere] Pferde auch hieher. D[en] 1 Jul. Die Susqu[e]h[anna] war hoch, wir schwemten die Pferde neben der Canoe, sezten die Reise fort bis zu des alten Fishers Sohn. Hier taufete 2 Kinder, hernach begaben wir uns in Gesellschaft] des alten Fishers auf den Rückweg. Abends kamen wir bis an den Fuß des breiten Berges. Hier schlugen wir unser Lager auf und behalfen uns so gut wir konten. Frühe waren unsere Pferde fort, nach langem Suchen fanden wir sie wieder. D[en] 2 t e n Jul. Um 2 Uhr kamen wir wieder glücklich, nachdem wir auf dem Gebirge Ungemach genug aus gestanden und recht naß geworden waren, wieder glücklich in Tulp[ehoken] an. Lobe den HErrn der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittigen sicher geführet etc. etc. 2 9 Zukünftigen Herbst G[eliebts] G[ott] gedencke ich wieder hinauf. Die Leute ließen nicht eher von mir ab bis ich es versprach. Da ich G . G . bald nach Philad. kommen soll, 3 0 und iezo keine Zeit mehr übrig habe zum Schreiben, werde ich das Vergnügen haben mehr mit Ihnen zu sprechen.
Shaeferstown 3 1 d. 6 t e n Jul. 1771.
Ich bin Ihr gehorsamster Sohn F. Mühlenberg
Reinschrift in AFrSt IV C 16:14 S. 100-108. Auch in HD S. 2916-2930. Abdruck mit redaktionellen Veränderungen in ΗΝ 1 S. 1385-1393 und HN 2 Bd. 2 S. 714-720. Englische Übersetzung von J. W. Early nach dem Druck in HN in Lutheran Church Review, 25 (1906), S. 535 — 544. Auf der letzten Briefseite steht die Adresse: „To the Revd. Mr. Henry Mühlenberg, Pastor of the St. Michaels at Philadelphia, pier] fav[orj." ' Nicht erhalten. Gegend am Zusammenfluß der beiden Quellflüsse des Susquehanna. Zur Entwicklung der Gemeinden vgl. Glatfelter I S. 445 - 447. Zur Wegstrecke vgl. die Karten bei Wallace, Conrad Weiser, vor S. 139 und Glatfelter I vor S. 329 und vor S. 445.
2
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Die Briefe des Jahres 1771
Onkel von Friedrich August Conrad. = Decken. 5 Hohlmai?: 1 bushel = 36,358 ltr. 6 Unter der Leitung von Conrad Weiser Anfang 1756 als Teil einer Kette von Forts am Fuß der Blauen Berge errichtet; vgl. Graeff S. 146 f. 7 Vgl. Ps 34,20. 8 = Nadelwald (speziell Kiefern), von engl, pinewoods. 5 = Schelle. 10 = Moskitos (Stechmücken). 11 = köstlich. 12 = Mahantango Mountain. 13 = Fluß, von frz. riviere. 14 Wohl über die Familie Weiser. 15 Roquelaure, knielanger Mantel. 16 = Umherziehen. 17 Onkel von Friedrich August Conrad. 18 1 acre = 4046,8m 2 . " Sunbury; vgl. Glatfelter I S. 455 f. 20 = zum Herbst; von engl. fall. 21 = roden; von engl, to clear. 22 Vgl. Am 8,11. 23 Mahanoy Creek. 24 Zu den 6 Nationen des Irokesenbundes gehören die Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga, Seneca und Tuscarora. Im Frühjahr 1764 überfielen etwa 200 Indianer der Seneca unter dem Kommando weißer Offiziere am oberen Susquehanna ein Dorf der Delaware. Vgl. Gipson I X S. 118 und Howard Henry Peckham, Pontiac and the Indian Uprising, 2. Aufl., Chicago 1961, S. 166 und 218. 25 = Vorbau, Veranda. 26 Junge Bäume. 27 = T h e ticks? = die Zecken. 28 = Kribbelmücken. 29 Vgl. die zweite Strophe des Kirchenliedes „Lobe den Herren, den mächtigen König" von Joachim Neander ( 1 6 5 0 - 1 6 8 0 ) . 30 Um bei der Hochzeit seiner Schwester Margretha Henrietta mit Christoph Emanuel Kunze am 22. 7. 1771 anwesend zu sein. Vgl. sein Tagebuch in Lutheran Church Review, 25 (1906), S. 349. 31 Nach seiner Reise hielt sich Friedrich August Conrad zunächst in Heidelberg, Lebanon County (Schaefferstown) auf. Vgl. sein Tagebuch in Lutheran Church Review, 25 (1906), S. 346 f. 3
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563. An [Ch. E. und Ε. E. Schnitze]
Philadelphia,
16. 7. 1771
WohlEhrwürdiger Herr Pastor, Hochgeehrter Herr Schwieger Sohn Geliebte Fr[au] Tochter Elisabeth, Ich habe Ihnen hiemit vermelden sollen, daß der von unsern Hochwürd: Vätern beruffene verordnete, hereingesandte und Ihnen zur Gnüge bekante dritte Prediger für Philadelphia etc. Sr: WohlEhrw. Herr Christopher Kuntze meine Tochter Margretha Henrietta ordentlicher Weise herablaßend zur Ehe» Genoßin begehret, uns als arme Eltern um die Einwilligung gefragt, und auch das Gutachten unserer Corporation nebst der Eltern Consens dazu erhalten. 1
Nr. 562/563/564
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6. 7./16. 7./31. 7. 1771
O b nun wol alle meine Kinder theils mündlich von mir, und über das noch schrifftlich von Sr: W. Ε. P: Kuntze von meiner unter Last seufzenden Frau und Tochter etc. zu dem wichtigen Actu, nicht nach der Welt Art, sondern Christlich einfältig und treuhertzig freundschafftlich eingeladen worden, um meiner noch wenig=übrigen zu Gemeinsachen vorzüglich=nöthigern Zeit und Kräffte aus Danckwürdigem Mitleiden zu schonen, ich auch der Welt üblichen Complimente nicht kundig, noch weniger durch Erfahrung belehret bin wie weit eine christliche M o r a l die Pflichten der Kinder gegen ihre arme und alte Eltern bestimmet; so habe mich doch gedrungen gefunden, diese Zeilen an Ew. WohlEhrw: meinen geliebten Herrn Tochter M a n n und Fr[au] Tochter ergehen zu laßen, nicht mit einer altväterlich=gebieterischen, aus der Mode gekommenen Miene, sondern vorbeugend demüthig zu ersuchen, daß Sie um die Zeit mit beywohnen, einen Segen von Gott helffen erbitten, uns mit Ihrer Gegenwart erfreuen, und mit den einfachen Gaben, die Gott verleihet, vorlieb nehmen mögten. Und da Ew. WohlEhrw: persönliche Gegenwart ohne das allhier gesetzmäßig erfodert wird, maßen des Stephan Williams halbes Erbrecht an dem Mühlplatze in Bucks County neulich zum 2ten mal öffentlich versteigert worden, 2 und Sie als Mitattorney den Kaufbrief nothwendig mit unter schreiben müßen wenn es lawful seyn und zum Ende kommen soll, und Sie desfals Freiheit haben Ihre Reise Kosten in des Stephan Williams Rechnung zu bringen, so habe einen desto stärckeren Bewegungs Grund Ihre persönliche Gegenwart zu verlangen und zu erwarten, weil Sie solcher gestalt nach dem alten Sprichwort, mit einem Stein 2 Sperlinge werffen können 3 wenns Gottes Wille ist. Womit dismal schließe und verharre Ew. WohlEhrw. etc. etc. nach Seel und Leib wohlwünschender Philad. d 16 Julii 1771. Abschrift 1
2 3 4
von Mühlenbergs
H. M b . 4 Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 12 1 769 - 71 S. 340 f.
Die Hochzeit fand am 22. 7. 1771 in Philadelphia statt. Vgl. Protokollbuch S. 197 und Wallace, Muhlenbergs S. 86 f. Vgl. das Postskriptum zu Nr. 561. Vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1069. Für die Zeit bis zum 31. 7. 1771 ( = Nr. 564) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „1771. Julii: Memorandjumj: F.mpfieng 2 Briefe von Η. P. Krug aus Friedrichstown a) d[e] d[ato] Maii b) d d Julii 1771. Julii d 17ten a[nni] c[urrentis] habe 2 Bogen voll darauf geantwortet." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 341; vgl. Tappert II S. 505 f.).
564. An [die Partei des Ministeriums
in Reading]
[Philadelphia,
31. 7. 1771]
Geliebte und werthe Mitbrüder Aus Ihrem lezten an mich erlaßenen Schreiben ν 21 Jul a[nni] c[urrentis] 1 habe verstanden als o b 1) die große Parthey 2 um Frieden angehalten 2) der
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Die Briefe des Jahres 1771
Prediger Niemeyer zum lezten mal kommen wollte 3 3. Und uns[ere] Freunde gerne Hülfe von unsferm] Ministerio haben möchten. Das leztere betreffend so hab ich den neuen Prediger Η Roeller deswegen von New York zurück geruffen, 4 daß er einen Zeitlang bey meinem Sohn Friederich wohnen 5 und den Gemeinen beyspringen möchte die in Noth sind, und daß er auch dann und wann meines Sohnes Gemeinen versehen sollte damit mein Sohn auch solche verlaßene Gemeinen wenn sie es verlangen besuchen könte. H. Roeller ist ein wackerer studirter M a n n , hat sich gleich nach seiner Ankunft bey mir gemeldet, und um die Aufnahme in uns[ere] Vereinigung angehalten. Er hat ein gutes Zeugniß von hochadlicher Herrschaft aus Deutschland mitgebracht, hat ein gut Zeugniß von seinem Wohlverhalten auf der Seereise; er ist über ein Halbjahr nahe bey mir in Philadelphia] gewesen hat dann und wann für mich auf den Filials gepredigt, so daß ich seine Lehre Gaben und Christi. Wandel zu meinem Vergnügen erfahren können. Im Frühjahr mußte ich ihn auf flehend[iches] Anhalten des Kirchenraths von Newyork auf eine zeitlang dahin lehnen, daß er sich der Jugend daselbst annehmen und dem Η. P. Gerock helfen predigen sollte. Sie waren sehr vergnügt mit ihm und hätten ihn gerne behalten. Weil ich aber die Noth mit Libanon 6 und uns[ern] Freunden in Reading am Herzen hatte so rief ich den H. Roller von Newyork zurück, ließ ihn in meiner Gegenwart von einer Committee aus unserm Ministerio in der evangelischen Glaubenslehre examiniren und verfertigte als Praeses die Vollmacht daß er nun ein Glied von uns[erm] vereinigtem Ministerio ist und Freyheit und M a c h t hat das heil [ige] Evangelium nach dem Grund der Apostel und Propheten uns[erer] ungeänderten Augsp[urgischen] Confession gemäß zu verkündigen, die Kinder öffentl. und privatim zu tauffen, den bußfertigen und gnadenhungrigen Krancken das Abendmal zu reichen und ordentlicher] weise zu copuliren, oder zu trauen. 7 Ich kan jetzt Niemanden von uns[ern] ältern H. Amtsbrüdern zum Besuch nach Reading bereden. Η . P. Voigt hat sich excusirt und so hat fast ieder alle Hände voll in seinen eigenen Gemeinen zu thun. Selber kan ich auch noch nicht wohl loß kommen, wenn nicht iemand meine Stelle in Philad. vertritt. Mein Sohn Friederich und H. Roeller wohnen etwa nur 20 Meilen von Reading wenn sie sich in Heidelbergtown aufhalten, und können ihnen in Reading h o f f e n t l i c h ] am ersten behülflich seyn. Ich bin Ihrer Meinung G[eliebte] Mitbrüder daß eine Gemeine sie mag groß oder klein seyn billig eine Christi. Ordnung haben sollte. Vielleicht schickts sich nach und nach daß sie noch ihre schon verfertigte 8 einführen mochten, wenn eben die Saupelze noch nicht s. v. darauf hofirt haben. Gottes Führung gehen zwar langsam aber doch gewiß. Die Laster siegen wohl bisweilen über die Tugend und unterdrücken sie, aber am Ende komt sie wieder empor und bleibet ungetrübet. Nur Geduld ist uns nöthig, daß wir den Willen Gottes leiden und thun. *Wenn Sie denken daß es rathsam und nüzlich wäre, so könten sie den H. Adjjunctus] Roller nächsten Sontag über 8 Tage predigen laßen. Es müßte aber alsdan jemand mit ihm die Tage darauf nach Schaeferstadt zu meinem Sohn reisen, weil er fremd in der Gegend ist und sich verirren möchte. Mein Sohn hat versprochen
Nr. 564
31. 7.1771
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nächsten Sontag in Libanon gjeliebts] G[ott] zu predigen und das muß erfüllt werden. Das übrige können Sie mündl[ich] mit beyden verabreden, und mir mit nächsten Nachricht davon schreiben etc. Η. M.
*P. S. der letzte Punckt ist geändert und H. Roeller kan erst nächsten Sontag über 8 Tage in Reading dienen, weil er nächsten Sontag in Heidelbergtown g. G. predigen solte. 9
Abschrift Postskriptum
von fremder Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 343 - 345. Das stammt von Mühlenbergs Hand.
' Nicht erhalten. Die Gegenpartei um den Friedensrichter Chrest; vgl. zuletzt Nr. 558. 3 Peter Friedrich Niemeyer (1734-1815); seit 1753 in Amerika, seit 1764 ohne Billigung des Ministeriums als Prediger aktiv (vgl. Glatfelter I S. 100). In PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 330 f. findet sich von Mühlenbergs Hand eine „Copie von einem Caveat an den sogenannten Pfrr Niemeyer" (22. 6. 1771), von den Vorstehern der Gemeinde in Reading unterzeichnet. 4 Zur Vorgeschichte vgl. Nr. 541; Nr. 543; Nr. 544. 1 D. h. in Heidelberg, Lebanon County (Schaeffersto wn). Vgl. das Tagebuch von Friedrich August Conrad in Lutheran Church Review, 25 (1906), S. 3 4 9 - 3 5 3 . 6 Dort hatte sich eine Partei gebildet, die sich von Stöver trennen wolte; vgl. Nr. 545; Nr. 551 und Nr. 560. 7 Die Vollmacht ist erhalten in PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 342 f.: „Nachdem der Ehrwürdige und wohlgelehrte H. C[onrad] S[ebastian] Roller im spät Jahre 1770 unter Gottes gnädigstem Schutz allhier in Philadelphia angekommen, und von dem unterschriebenen p[ro] t[empore] praeside des vereinigt Evangelischen Ministerii in Pennsylvanien begehret, daß er in die Vereinigung aufgenommen und zur Arbeit in dem Evangelischen verwilderten Weinberge aufgenommen werden mögte, besagter Praeses den bemeldten Herrn Roller zum Versuch auf ein Zeitlang nahe bey sich gehabt, um seine Lehre, Gaben und Lebens» Wandel zu prüfen, denselben auch auf dringend Anhalten des Ehrsamen Kirchen=Raths der Evangelischen Gemeine an der Christ Kirche in Neuyork unter Sr: H. Ehrw Herrn P. Gerock zum Catecheten und Prediger überlaßen, nun aber wegen nöthigerer Arbeit in den pennsylvanisch=vereinigten Evangelischen Land Gemeinen gebraucht werden soll, und besagter Herr Roller nicht allein wegen seines mitgebrachten guten Zeugnißes von Hochadlicher Herrschafft aus Deutschland und anständigen Aufführung auf der See=Reise sondern auch vornemlich wegen seines Wohlverhaltens während seiner Prüfungs Zeit unter uns die stärckste Hofnung giebet, daß er d[urc]h Gottes Gnade und des heil. Geistes Beystand ein brauchbares und gesegnetes Instrument in unsern Vereinigt=evangelischen Gemeinen abgeben werde und er zu dem Ende in gegenwärtiger penuria Laboratorura durch eine vom Praeside erwählte Committee aus dem Reverendo Ministerio in der Evangelischen Glaubens Lehre nach dem Grund der Apostel und Propheten unserer ungeändert=Augspurgischen Confession, caeterisque Libr[is] Symb[olicis] gemäß geprüfft und rechtsinnig befunden worden; so wird hiemit bemeldtem Herrn Roller, die Vollmacht ertheilet, daß er, wo er vom Praeside Anweisung und von Gemeinen Beruf hat usque ad ulteriorem probationem das heilige Evangelium nach obigem Grunde öffentlich, und besonders verkündigen und Lehren, die heilige Tauffe öffentlich und privatim administriren, im Nothfall bußfertigen und Gnadenhungrigen Krancken das heilige Abendmahl reichen, wie auch ordentlich verlobte Personen nach gehöriger Proclamation oder vermöge Licence von hoher Oberkeit zum heiligen Ehestande gesetzmäßig einsegnen und 2
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Die Briefe des Jahres 1771
copuliren möge. Welches alles hiedurch bescheiniget und bekräftiget mit eigener Hand und Siegel: Philadelphia d 1 Aug: 1771.
Henric: Mühlenberg p. t. coetus evangelici Germanorum Augustanae Confessionis in Civitate Philadelphia Minister senior et Ministerii praeses annuus." Dies hatte vorher zu Schwierigkeiten geführt; vgl. Nr. 534; Nr. 540; Nr. 550 und Nr. 558. Roller predigte am 4. 8. in Warwick und Heidelberg und am 11. 8. in Reading; vgl. das Tagebuch Friedrich August Conrad Mühlenbergs in Lutheran Church Review, 25 (1906) S. 349.
565. An [die Gemeinde
in Reading]
Philadelphia,
31. 7. 1771
Geliebte Freunde und Glaubens* Verwandte, 1 Ihr letzteres Schreiben vom 21 Julii 1771. 2 hat mir vielmehr Licht in der Sache gegeben als alle vorhergehende. Ich dancke Ihnen hertzlich für die Mühe und bin sehr vergnügt, daß beyde Partheyen in so weit schlüßig geworden und ihre Sache verabredet haben. Der Gnädigste Gott, der aller Menschen Hertzen in seiner Hand hat und sie durch Güte und Ernst lencken kan 3 , wolle ferner Segen und Gedeihen geben, daß allerseits Friede und Erbauung der Seelen entstehe und ein Hertz und eine Seele in Christo Jesu zur Freude der Engel und zum guten Geruch der Christenheit 4 daraus werde! Mit diesem wenigem schließe dismal, und erwarte mit der Zeit fernere Nachricht wie es weiter ergehen mögte; nebst hertzlfichem] Gruß und Segens Wunsch an alle die Jesum und sein Wort lieben und halten, und selbigem gemäß leiden thun und wandeln, verbleibend Ihr Freund und Wohlwünscher Philad: d 31 Julii 1771. 5
Abschrift von Mühlenbergs
Η: M .
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 12 1769-71
S. 345.
' An beide Parteien in Reading gerichtet. Nicht erhalten; zum Inhalt vgl. Nr. 564. 3 Vgl. Ps 33,15. 4 Vgl. 2 Kor 2,14 ff. 5 Für die Zeit bis zum 18. 9. 1771 ( = Nr. 566) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „1771. Aug: 6: Received Answer of Mr: Goettee from South Carolina dated June the I I t h 1771. with a Cag [Keg, Faß] of Rice. Mr: Goettee acknowledges my letters of a) Febr: 21. b) of May the 8th." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 S. 346; vgl. Tappert II S. 506). (2) „1771. Am 23sten Aug: empfieng by the Hawke Capt. Franc. Williams Briefe von London und Halle 1) Von H. Wm: Pasche, dat: Kensington d 24 Maii 1771. PS. d 1 Junii a[nni] c[urrentis] P. S. dat: d 5 Junii a. c. worin mein Paquet mit M r : Lochner nicht, meine Box aber an Η. Pasche mit Capt: Young agnoscirt. 2
Nr. 564/565/566
31. 7./31. 7./18. 9. 1771
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2) Beygeschloßen ein Schreiben von Sr: Hochw: H. Dr: Knapp dat: Halle d 26 April 1771 [ = Nr. 553]. Ferner ein P.S. datirt d 26 April 1771 [ = Nr. 553], 3) Noch ein Paquet worin enthalten Briefe a) An Η. P: Kuntze b) An Η. [P:] Helmuth c) An Η. P: Schmid d) An Η. P: Voigt e) An Η. P: Krug f) ein Schreiben aus Sachsen bey Freyburg ans Ministerium." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 im Anhang S. 21; vgl. Tappert II S. 506). - Zu Punkt 3) vgl. Nr. 553 Anm. 14. (3) „1771. d[e] d[ato] 26 Aug: an H. George Goettee at Combahee in South Carolina, worin sein empfangenes] Faßl[ein] Reiß agnoscirt und den am 23 Aug: ac empf: Brief von H. Schwencke mit gesandt. Pier] Vessel to South Carolina etc." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 im Anhang S. 21; vgl. Tappert II S. 506). (4) „Aug: 1771. habe einen Bogen voll an den Revd H. William Pasche p/er/ Capt: Volans Brigantine über Bristol gesandt, d[e] d[ato] d[en] 31 August 1771. Beygelegt a) die Copie von des Stephan Williams Mühlplatze, nemlich die Rechnung von Unkosten etc. wie es in diesem Buche befindlich [PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 347 f.]. b) eine Copie von dem Corporation Bande wegen 3 hundert Pfund auf Interesse vom Hochfr. S[olms] Rjodelheimschen] legato." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 im Anhang S. 21; vgl. Tappert II S. 506). (5) „1771 Am 13 Sept: p[er] Capt: Young Η. Keppeles Schiff ein Brieflein empfangen von Η Wm: Pasche, vom 10ten Julii dat: 1771. worin meine Brief=Tasche die Η Lochner mitgenommen agnoscirt worden." (PM 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 im Anhang S. 21; vgl. Tappert II S. 507).
566. An [J. G. Knapp und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia,
18. 9. 1771
Philadelphia d. 18 ten September 1771. Hochwürdige, Hoch zu verehrende theureste Väter und Wohlthäter in Christo dem höchsterhabenem großen Hirten und Bischof aller Seelen,1 absonlich seiner Gläubigen! Mit heimlicher Furcht und zitternder Hand setze die Feder an, weil es nun bald ein Jahr wird, daß der Herr Herr unsern allerliebenswürdigsten Vater Francken von unsern Häupten genommen, 2 uns noch in diesem Thränen=Thal zurück gelaßen, und wir noch dazu ohnlängst zu unserer Beugung vernommen, daß die Leibes=Kräffte unsers hertzlich zu venerirenden Vater Ziegenhagens mercklich abgenommen, und so gar auch unser aus großer Barmhertzigkeit von Gott verliehener hoch geschätzter Vater Knapp bereits im vergangenem Winter mit einer abmattenden Kranckheit heimgesucht worden! Ach Gott! wir wollen ja gern glauben, daß du uns nicht über Vermögen versucht werden laßen wirst; 3 hilf unserm Unglauben, 4 oder komme unserer Schwachheit zu Hülffe! 5 Erhalte unsere annoch gantz unentbehrlichen Väter beym Leben, Gemüths» und Leibes=Kräfften um deines großen Namens, um deines im G n a d e n r e i c h e angefangenen Wercks, um so vieler armen Seelen willen! nicht um meinent willen, ich bins nicht werth, ich bin viel zu gering aller Barmhertzigkeit und aller Treue etc. 6 aber um deines Sohnes willen, an welchem du Wohlgefallen hast 7 , und auch um seinent willen unser armes Gebet und Flehen erhörest! amen.
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Die Briefe des Jahres 1771
Nächst diesem habe hiedurch demüthigst agnosciren sollen, daß durch Gottes gnädigste Versorgung das hoch väterliche und trostreiche Schreiben Sr: Hochwürden Herrn Dir: Knapp vom 26 April a[nni] c[urrentis] 8 zu Ausgange des Augusti richtig zu Händen und Hertzen gekommen. Die Wohlthaten sind zu groß, meine Kräffte zu gering, der Raum zu enge, die Zeit zu kurtz, um Sie nach Würden zu erkennen, und zu verdancken, muß also meine Zuflucht zu dem Gnaden Thron nehmen und flehen, daß der allgenugsame und Huldreichste Mitler 9 und Erlöser selber vergelten wolle, weil sie in seinem Namen den geringsten und unmündigen erwiesen! Da ich zu gleicher Zeit durch meinen Werthesten Herrn Bruder Pasche benachrichtiget worden nemlich vom 24 Maii: 1 Junii 5ten Junii und lOten Julii a c: 1 0 daß meine Briefe vom 20 Mart: mit dem letzten Wechsel für Barrenhill und Η. P. Kuntze, wie auch meine Tasche mit Journals, Briefen etc. in London glücklich angekommen; 11 so bin der Hofnung, wenn es anders die kostbare Zeit und Kräffte erlauben wollen, solche weitläufftige mühsame Schrifften einer herablaßenden Durch sieht zu würdigen, daß Hochwürdigste Väter, die Umstände etwas näher zu beurtheilen geruhen und mir weitern Unterricht väterlichst angedeihen laßen werden. Ich habe mich erkühnet dem von hier über London nach Schweden reisenden jungen Mag: Kuhn 1 2 ein Paquetgen an Sr: W E: Herrn Pasche d[atirt] d[en] 5 ten Julii a: c: 1 3 mit zu geben per Capt: Osborn, und zu letzt noch einen Brief mit Capt: Volans über Bristol an Werthesten Bruder Pasche gesandt 14 mit der Nachricht, daß es endlich einmal mit dem Verkauf des Stephan Williams halben Mühlplatz zum Ende gerathen, 15 ich nach Abzug des baaren ausgelegten Geldes für Unkosten, für Stephan Williams in meine Hände bekommen 375 £ hiesiger Currente welche nach dem hiesigen wandelbaren Wechsel Course und p[ro] C[entum] wie es eben gäng und gebe war 223£ 17 shill: 6 pence sterl. aus machten. Und da ich vorher schon gütigst beordert war, daß ich besagtes Geld als einen Theil des Hochgrfl. S[olms] R[ödelheimschen] Legati hier auf 6 p C. Interesse aus legen solte, habe 300 £ currente da von am 6 ten Sept: a. c. auf 6 p C. Interesse an die hiesige St: Michaelis und Zions Corporation geliehen, ein Bond von der Corporation an Hochwürdige Herren Directores Dr: Knapp und Prof: Freylinghausen exsecutiren laßen und zwar in duplo, so daß eins in meiner Verwahrung bis auf weitere Order bleibet, und das andere mit ersterer sicherer Gelgenheit an Hochwürdigste Herren Directores abgesandt werden muß. Die übrige 75 £ currente habe ich noch in Reserve und werde, so bald ich noch so viel darzu kriege, daß 100 voll werden, selbiges gleichfals auf Interesse versichern. Ich habe eine Abschrifft von dem Corporations Bande im besagten letztern über Bristol bey geschloßen. Nun ist noch ein neuer wichtiger Punckt zu berichten, nemlich weil Geliebter Bruder Pasche unter dem 24 Maii im Namen unsers theuresten Vater Ziegenhagens mir die Freiheit gütigst offerirten, daß ich die noch übrigen 58 £ sterl. hier per Wechsel ziehen mögte, so habe es heute gewagt, und die besagte 58 £ sterl. bey eben dem Kaufmann H. Philip Bennezet 16 auf genommen, und den Wechsel an Sr: Hochwürden Herrn Friedrich Ziegenhagen Sr: Majestaet Hof-
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18. 9. 1771
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prediger gesteh, weil Gelegenheit hatte ein vortheilhafftes Plätzgen von 1 und 'Λ Acker 1 7 Land, mit einem mäßigen Haus etc. darauf zu kauffen, welches die Intereße 6 p C. ohne M ü h e einbringt. Es liegt in Kensington, nahe an Philadelphia unter unsern Gemein Gliedern, hat zwar eine jährliche Grund Rente von 8 Pfund currente, das benimt aber der Interesse vom Kauf Gelde nichts, und kan alle Zeit wieder verkaufft werden wenns nöthig seyn solte. Das p C auf den Wechsel Cours war zwar niedrich, ich wolte aber des wegen den Vortheil mit dem Kauf nicht gern versäumen. Die in Sr: Hochw: Herrn Dir: Knapp Hochväterlichen Zuschrifft bemeldete 1 8 Vollmacht des Hochgrfl. S. R . Legati habe noch nicht erhalten, weil sie noch nicht in London mit der Continuations Kiste arrivirt war, folglich habe das übrige vom bemeldten Legat noch nicht zu ziehen gewagt, bis deutlicher einsehe, wie mich dabey zu verhalten. Ich habe die nächst folgende Woche unsere jährliche Synodal Versamlung oder Prediger Conferentz, nemlich den 24, 25, 26sten Sept: anberahmt, 1 9 welches mir über aus viele Mühe, Last und Zerstreuung verursachet, weil es nach des wohl sel[igen] H. Dr: Anthons 2 0 Definition auch Coetus miserabilium genant werden kan. Es ist dieses mal in Philadelphia bestirnt g: G . Was Sr: Hochw: unser theurester H. Director wegen einiger Natural [ien] für die Hannöverische Gesellschafft etc. zu erinnern geruhet, 2 1 das will gerne nach Möglichkeit besorgen. Und von dem Johann Friedrich Ernst, deßen Herr Prof: Lorentz 2 2 aus Straßburg Meldung gethan, kan mit Vergnügen bemercken, daß er bey uns in Philadelphia wohne, ein ordentlich treues Gemein=Glied sey, Gottes Wort und übrige Gnaden Mittel lieb habe, mit einer ordentlich reformirten Frau einen Christlichen Ehestand führe und auch mit Kindern gesegnet ist. Solte der Gütigste Gott mein Leben noch so lange fristen und mir so viele Kräffte verleihen; so würde mit den Schiffen die hier vor Winter abgehen, noch das weitere und Nöthigere berichten, wenn die Prediger Conferentz vorüber ist. Das Herbst Aequinoction 2 3 ist meiner mürben und gebrechlichen Hütte sehr lastbar und dräuet sie zu zerstören. Und weil ich so hart an Philadelphia gebunden, so hat der Menschen Feind in verschiedenen Gemeinen die Oberhand gewonnen. Die gut gesinneten Seelen fleheten zwar sehr wehmütig aus solchen Gemeinen mit Briefen, 2 4 ich solte hin kommen und prineipiis helffen vorbeugen, es war mir aber unmöglich, weil so sehr eingeschrenckt bin und niemand hatte, der meine Vices [Amt] so lange in Philad: vertreten können. Η . P: Kuntze ist am 23 Julii a. c. mit meiner 2ten Tochter Margretha Henrietta getrauet worden. Mein Sohn Friedrich August, hat bisher dem Geiste Gottes Raum gegeben, sich fleißig und treu verhalten in seinen Gemeinleins, 2 5 wie auch mein Heinrich Ernst, 2 6 besonders an der Jugend in Catechisiren, so daß ich die Früchte aus den gesegneten Anstalten in Glaucha 2 7 schon verspühret. Aber der Satan feiert nicht alle seine Kunst Griffe zur Versuchung zu üben. Herr Jesu hilf siegen und nim dich der Unmündigen an! 2 8 M i t unsrer Macht ist nichts gethan! 2 9 Hochwürdigste Väter wollen gütigst verzeihen die dismalige
Die Briefe des Jahres 1771
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u n t e r Z e r s t r e u u n g g e s c h r i e b e n e Zeilen u n d u n s e r e r U m s t ä n d e n o c h f e r n e r v o r d e m G n a d e n T h r o n e e i n g e d e n c k bleiben — Heinrich Mühlenberg
Reinschrift
in AFrSt IV C 16:16 S. 111-114;
LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:14 S.
111-114.
Vgl. 1 Petr 2,25. Gotthilf August Francke war bereits am 2. 9. 1769 gestorben. Mühlenberg hatte dies am 27. 12. 1769 erfahren; vgl. Nr. 491 Anm. 3 (4). 3 Vgl. 1 Kor 10,13. 4 Vgl. Mk 9,24. 5 Vgl. Röm 8,26. 6 Vgl. 1 Mos 32,11. 7 Vgl. Mk 1,11 par. 8 = Nr. 553. » Vgl. 1 Tim 2,5; Hebr 12,24. 10 Nicht erhalten; vgl. Nr. 565 Anm. 5 (2) und (5). " Vgl. Nr. 546; Nr. 552 mit Anm. 14 und Nr. 565 Anm. 5 (5). 12 Daniel Kuhn; Mühlenberg hatte ihm für die Reise nach Europa ein Zeugnis ausgestellt (vgl. Nr. 559 Anm. 32). 13 Vgl. Nr. 561 mit Anm. 22. 14 Nicht erhalten; vgl. Nr. 565 Anm. 5 (4). 15 Zur Vorgeschichte vgl. das Postskriptum von Nr. 561. 16 Vgl. Nr. 546 Anm. 1. 17 1 acre = 4046,8m 2 . 18 Hier findet sich folgende Randnotiz: „ist am 3ten Octobr. von London nach Philadelphia mit abgegangen. Pasche." - Zum Inhalt vgl. Nr. 553 mit Anm. 3. " Der Synodalbericht ist in Nr. 568 Anm. 1 abgedruckt. 20 Paul Anton (1661 — 1730); Professor und Konsistorialrat in Halle. 21 Vgl. S. 314 Anm. 20 das Pro Memoria zu Nr. 553. 22 Vgl. Nr. 553 Anm. 27. 23 (Tag- und) Nachtgleiche, um den 23. September. 24 Nicht erhalten. Vgl. Mühlenbergs Antworten an die Gemeinden in Lebanon (Nr. 545; Nr. 551; Nr. 560 und Nr. 570) und Reading (Nr. 534; Nr. 537; Nr. 540; Nr. 550; Nr. 554; Nr. 558; Nr. 564; Nr. 565 und Nr. 569). 25 Heidelberg, Lebanon County; Manheim; Warwick und White Oaks. 26 In Philadelphia. 27 Von 1763 bis 1770 befanden sich Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst zur Ausbildung in den Halleschen Anstalten. 28 Vgl. das Kirchenlied „Jesu hilf siegen, du Fürste des Lebens" von Johann Heinrich Schröder (1666-1699). 29 Vgl. die 2. Strophe des Kirchenliedes „Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther. 1
2
567.
An [die
Gemeinden
in New
Germantown
und
Bedminster] Philadelphia,
22. 9.
1771
G e e h r t e u n d geliebte H e r r e n M i t b r ü d e r . Ich h a b e I h r G e l i e b t e s v o m 1 6 S e p t e m b r : a [ n n i ] c j u r r e n t i s ] 1 aus B e d m i n s t e r d u r c h geliebten B r u d e r A n t h o n M o e l i c h r i c h t i g e m p f a n g e n u n d d a r a u s v e r -
Nr. 566/567
18. 9./22. 9. 1771
361
standen 1) daß die meisten der S1: Pauls Kirchen Glieder am Mitwoch versammelt gewesen und auf den Herrn Kuntze, und H. Buschkerch gestimmet haben. 2) Was nun den Herrn Kuntze betrifft, so bedancket er sich hertzlich gegen die Liebe Brüder, daß sie so gütig gewesen und auf ihn gestimmet haben. Es ist ihm aber nicht möglich, daß er den Beruf annehmen kan, weil die Philadelphische Corporation ihn durchaus nicht los, noch weg laßen kan noch will, und er auch vor Gott keine Überzeugung noch Lust hat, seine anvertrauete Gemeine ohne Ursach zu verlaßen. 3) Und weil geliebte Brüder auch auf H. Buschkirch gestimmet, und ich gehört habe, daß H. Buschkirch nächsten Sontag in Neugermantown predigen werde; wenn denn die Bedminster Corporation dencket, daß H. Buschkerch starck und tüchtig genug sey, Ihre 3 Gemeinen 2 zu weiden, und die Corporation von der Zions Kirche auch so dencket und mit Ihnen übereinstimmet; so können sie ihn bey der Gelegenheit fragen, ob er willig ist, einen Beruf zu Ihnen an zu nehmen? oder nicht? Die Gemeinen haben wol ein Recht zu wählen, aber es bleibet doch auch die Frage, ob der Prediger, den sie wählen, auch den Beruf annehmen kan oder will? Weiter weiß ich für dismal nichts mehr zu antworten, als daß ich sie allesamt in Christo unserm höchsten Wohlthäter hertzlich grüße und küße und sie der zarten Liebe und Pflege Ihres aller getreuesten und besten Oberhirten Jesu Christi empfehle, der zum Trost der Gläubigen verheißen: Siehe; Ich bin bey euch alle Tage, bis an der Welt Ende. 3 Verbleibe Ihr alter Wohlwünscher und Fürbitter Philadelphia d 22 Septembr 1771.
Heinrich Mühlenberg
P. S. Ich habe das Bond 4 von Mr: Baltas[ar] PickeF dem Herrn Anthony Moelich wegen der Legacy als dem Church Warden wieder mit gegeben, und ein Receivt von ihm genommen, daß ers von mir empfangen. Diese Herren Balth: Pickel, H. Reinhard, 6 Christian Moelich oder H. Bartels 7 durfte ichs nicht wohl anvertrauen, weil sie nicht Rector und auch nicht Church Wardens sind. Mir als Rector von der Corporation 8 gehörete es von Rechts wegen zur Verwahrung. Denn solte in meiner Zeit, so lange ich der President von der Corporation gewesen, so was verloren oder verwahrloset seyn, so wäre mirs Schimpf und Schande, im Leben und nach dem Tode gewesen. Eben des wegen schrieb ich das Bond und das Assignement ins Corporation Buch wohl bedächtlich, und ließ es vom Justice acknowledgen, daß es mit dem Original gleich lautend, damit wenn eins verloren würde, das andere eben die Krafft hätte, weil man ein Buch nicht so leicht verlieret, als ein los Stücklein Papier. Es nutzet mir oder den Meinigen nicht so viel als ein Farthing. 9 Weil aber von Amts und Gewißens wegen mir obgelegen, mit dafür zu sorgen, daß es nach dem letzten Willen des weiland H. Pickels erhalten werde, so habe ich auch hier eine Abschrifft davon genommen, und solche von der Obrigkeit acknowledgen laßen. Damit, wenn ich auch nicht mehr Rector bin, dennoch als ein unpartheiischer Freund nachsehen und nachfragen
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Die Briefe des Jahres 1771
kan, ob gut damit hausgehalten werde nach dem Willen und Testament deßen, ders vermacht hat. Es hat mich des wegen fast betrübet, daß einige unverständige d u m m e Menschen solch Geschrey darüber erregt und ausgebreitet, da ich so viele Jahre unter Ihnen gelehret und bekant gewesen, und m u ß am Ende noch Stanck f ü r Danck 1 0 davontragen.
Reinschrift 1 2 3 4
5 6 7 8
9 10
im Gettysburg
Seminary. Englische Übersetzung
in Honeyman,
13 (1928) S. 222 f .
Nicht erhalten. New Germantown, Bedminster und The Valley. Vgl. Mt 28,20. = Schuldverschreibung. Balthasar Pickel, sen. war 1766 gestorben und hatte der Gemeinde 1000£ vermacht; vgl. Bd. III Nr. 364 S. 385, zur Verwaltung des Vermögens den Auszug aus dem Kirchenbuch in Honeyman, 13 (1928) S. 2 1 3 - 2 1 6 . Junior. Gottfried Reinhard. Friedrich Bartheis. Mühlenberg hatte 1767 eine Charter für die Raritan-Gemeinde erwirken können; vgl. Bd. III Nr. 403 Anm. 12. Münze im Wert von % Penny; übertragen: „Keinen Heller wert sein". Sprichwort; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 726.
568. An [die Gemeinde
in
Pikestown]
Copie.
Philadelphia,
24. 9. 1771
Philadelphia den 24 ten Sept.
Geliebten Freunde und Glaubens=Genoßen, Euer Abgeortneter Mr. Peter H a r t m a n n ist bey uns gewesen, 1 und hat Euer Anliegen vorgestellet, und erkläret. Wenn Ihr euch nicht trennet von der ersten und alten Gemeine, sondern in Vereinigung bleibt, und Liebe und Leid mit einander tragen, und gemeinschaftlich für den Unterhalt eures treuen Lehrers und Vorsingers sorgen wollet; so ist der Sache mit Gottes Hülfe wohl zu rathen und zu helfen. Indeßen habt Liebe unter einander. Wenn Gott der HErr mein Leben fristet, und Kräfte verleihet, so werde ich gel[iebts] G[ott] um die verlangete Zeit selber hinaufkommen, und nebst meinem geliebten H . Amtsbr. P. Voigt die Sache weiter untersuchen und nach der Liebe und Billigkeit zu setteln [beizulegen] trachten. So viel von eurem allerseits liebenden alten Freunde Henrich Muhlenberg sen.
Abschrift von Schmidts Hand im Synodalbericht Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:16 S. 128/130.
1771 in AFrSt IV C 16:18 S. 128/130;
LC
Nr. 567/568
2 2 . 9 . / 2 4 . 9 . 1771
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Auf der Synode vom 24. bis 26. 9. 1771 in Philadelphia. Z u m Kontext vgl. den im folgenden abgedruckten Synodalbericht: „Protocol von der zu Philadelphia gehaltenen Prediger=Conferentz den 24. 25. 26,en Septb. 1771. Memorand: Der dismalige Protocollführer oder Schreiber, war H. Pfrr Schmidt von Germantown. Er hat sein Bestes gethan, und es auch ins Reine geschrieben. Es ist aber zu abstract und dunckel, und kan in der ferne keine hinlängliche Einsicht geben, wenn man nicht die Umstände in den Gemeinen im Zusamen hang vorlegt. Ich habe noch nicht Zeit gehabt es zu thun, und übersende es so wie es von einen jungen Anfänger, der noch keine Einsicht hat, innerhalb 2 Wochen nach der Conferentz, verfertiget worden. Die eingeladene, aber nicht gekommene Amts=Brüder waren 1) Η. P: Krug in Friedrichstown Mary=Land. Ich gab ihm bei der Einladung zu verstehen, daß ihn entschuldigen wolte, wenn er nicht käme, weil er erst vor kurtzer Zeit nach Friedrichs town gezogen, einen schwächl: Cörper zum Reiten bey 144 Meilen nach Philadelphia etc. etc. 2) H. Pfrr: Stöber entschuldigte sich mit seinem Alter und Fieber 3) H. Pfrr Schultz kam selber nicht, und entschuldigte sich auch nicht mit ein paar Zeilen 4) H . Gerock in Neuyork gab schrifftlich seine Ursachen an, warum er nicht kommen können 5) Η. P: Voigt in Neuhannover schrieb nach her, daß er mit einem Fieber um die Zeit heimgesucht worden 6) Herr Pfr: Schaum kam nicht und schrieb auch nicht warum? 7) H. Pfrr Bager ist zu krancklich 8) Der Catecheta Enderle schickte sein Anliegen schrifftlich. Zu dieser SynodaUVersamlung, die durch den jährlichen Praeses des vereinigten evangelischluth. Ministerii H . Senior Mühlenberg zusammen berufen worden, fanden sich folgende von denen H. Predigern ein und wohneten derselben bey 1) H. Sen. Mühlenberg. 2) H. Pfr Kurtz sen. 3) Η Pfr Helmuth. 4) Η. Pfr. Schmidt. 5) H. Pfr Kuntz. 6) H. Pfr Kurtz iun. 7) H. Pfr Friderici. 8) H. Pfr Schwertfeger. 9) H. Pfr Buskerk. 10) H. Pfr Wildbahn. 11) H. Diacon. Peter Mühlenberg. 12) H. Diacon. Jung. 13) Η Diac. Fridrich Mühlenberg. 14) H. Diac. Henrich Mühlenberg. 15) H. Diacon. Stright. 16) Η Candidal: Roller. Abgeordnete waren vornehmlich nur solche eingeladen, die etwas wegen ihren Gemeinen vor zu tragen hatten, daher die Anzahl derselben nicht groß war. Dienstags den 24re" Sept. In einer privat=Conferentz wurde vorläufig überleget, was für Sachen auf den Synodo solten vorgenommen werden. Des Abends nach 7 Uhr war Betstunde in der neuen Zions-Kirche, H. Candidat Roller predigte über Sprüchw. Salom. 23, 26. Gieb mir mein Sohn etc. Der H . Sen. Mühlenberg sprach den Seegen vorm Altar. Mittwochs den 25,en Sept. Vormittags um 9 Uhr wurde die Conferentz mit Gebet eröffnet vom H. Kurtz sen. Hernach kamen folgende Stücke in Erwegung: 1) Von Pikstown über der Schulkil war ein Deputirter da, welcher vorbrachte, daß einige von ihrer Gemeine, die weit von der Kirche entfernt wohnen, eine andere Kirche erbauet hätten, und baten ihnen H. Pfr Voigt darin Gottesdienst halten mögte. Diesen wurde folgendes zur Antwort schriftlich gegeben: [Es folgt Nr. 568]. 2) Die Gemeinen von Eastown, Williamstown und Greenwich in der Jersey baten schriftlich und mündlich durch Abgeordnete das Rev[erendum] Ministerium, daß dem H . Diacon Stright, der sie bisher bedienet, ein ordentlicher Beruf mögte ausgefertiget und H. Stright ihnen zum ordentlichen Lehrer und Seelsorger mögte gegeben werden. Es wurde hierauf im Namen der Gemeine vom Rev. Minist, ein Beruf gemacht, dem H. Stright gegeben und von ihm angenom-
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Die Briefe des Jahres 1771
3) Von der vacanten Gemeine in Reading wurde ein Schreiben vorgelesen, darin sie den H. Diacon Jung zu ihren ordentlichen Lehrer verlangten. Dieser Brief war von beyden Partheyen unterschrieben. Gegen diesen Beruf aber wurde eingewendet, daß auf diese Weise des H . Jung seine jetzigen Gemeinen vacant würden, und daher Schaden zu besorgen wäre. Deswegen wurde beschloßen: Daß H . Jung einen Versuch machen, und ein oder etliche mahl in Reading predigen mögte, bis man sähe, wie die Umstände sich ändern würden. Dieser Schluß wurde denen Readingtownern schriftlich zur Antwort gegeben. [Es folgt Nr. 569] 4) Wurde die Klagesache von des H. Pfr. Stövers Gemeine in Lebanontown vorgenommen, da denn a) Briefe von der Gegenparthey des H. Stövers vorgelesen wurden, darin sehr über ihn geklagt wurde, und verlangt, daß ihnen ein anderer zum Lehrer mögte gegeben werden b) ein Schreiben von der Parthey des H . Stöver, darin sie ihn wieder die Beschuldigungen vertheidigten, und darauf bestanden, daß sie ihn zu ihren Lehrer und Seelsorger behalten wolten. Und beyde Partheyen verlangeten Hülfe vom Ministerio. Nach langer Überlegung wurde endlich beschloßen: daß diese Sache durch eine vom Rev. Ministerio bestimmte Commitee solte untersucht und wo möglich entschieden werden. Diese Commitee solte aus folgenden Männern bestehen, die vorher darum solten ersucht werden: H. Pfr Voigt. H. Pfr Kurtz iun. Michael Hubele aus Lancaster und Nicolaus Schwingel aus Tulpehaken. Dieser Entschluß wurde den Deputirten von beyden Partheyen schrifftlich mitgegeben. Copie. An des H . Stövers Parthey ,Geliebte Freunde und Mitbrüder, Ihr durch 2 Deputirte an das Rev. Minist, überschicktes Schreiben haben wir erhalten, und ist einhellig von dem Ministerio beschloßen worden, daß eine Committe bestimmt werden soll, diese soll bestehen aus 2 Predigern und 2 Ältesten aus unsern vereinigten Gemeinen, die Streitigkeiten zu untersuchen. Welche Parthey sich nun nicht dazu verstehen will, die können von uns nicht mehr als vereinigte evangelische Mitglieder angesehen werden. Diese Committee soll vom Ministerio erwählet und ersucht werden, die Zeit wenn ehe diese Comittee zu Ihnen kommen wird, soll Ihnen kund gethan werden. So geschehen auf der Synodal Versamlung zu Philadelphia den 25"" Septb 1771. extrahirt aus den Protocoll von Friedrich Schmidt.' [Es folgt Nr. 570] Copie der Vollmacht vom Ministerio an diese Committe. Philadelphia den 25"" Sept 1771. Kund und zu wißen sey hiermit Jederman dem es angehet, daß Vorzeiger Dieses, Ihre W[ohl] E[hr] W[ürden] die H. Pastores Voigt und Kurtz iun. wie auch die Wohlachtbaren HErrn Michael Hubly und Nicolaus Schwingel iun. als rechtmäßige Lehrer und Mitältesten der vereinigten evangelisch luth. Gemeinen in der Province Pensylvania am 25 Sept. a[nni] c[urrentis] von dem Rev. Ministerio auf der Synodal Versammlung einmüthig bestimmet, erwählet und hernach ersucht worden, in Lebanontown die daselbst obwaltende betrübte Religions Streitigkeit zwischen 2, zur evangelisch luth. Religion gehörigen Partheyen, zu untersuchen, zu entscheiden, und am gehörigen Orte Bericht davon zu ertheilen. Der Gott der Liebe, der Ordnung und des Friedens regiere und lenke allerseits Hertzen, daß der Liebe und Wahrheit nichts vergeben, und auch in Lebanon sein Name durch Lehre und Leben geheiliget, sein Reich vermehret werden, und sein heiliger Wille geschehen möge! extrahirt aus den Synodal Protocoll von Henrich Muhlenberg sen.' 5) Von Alt=Goschehopen fanden sich Michael Kroll, Nicolaus Schwenck und Philip Gabel als Deputirte ein, die mit Neu=Goschehopen sich vereinigen wollten, und baten um die Aufnahme in die vereinigten Gemeinen und verlangeten von einem Prediger aus dem Ministerio bedienet zu werden. Darauf wurde beschloßen, daß man sich ihrer so viel als möglich wollte annehmen, dem zu folge wurde Η. P. Schwertfeger ersucht, ein oder etliche mahl einen Versuch zu thun daselbst zu predigen, worin er auch willigte. (Es wurde angemerkt, daß den 18 p[ost] Trinitatis] daselbst reformirter Gottesdienst sey, der alle 3 Wochen da gehalten würde.) Des Abends um 7 Uhr gingen wir wieder in die Kirche zur
Nr. 568
24. 9. 1771
365
Betstunde, vor und nach der Predigt wurde etwas Instrumental», die mit vocal=Music vermischt war, gemacht. H. Pfr. Kurtz Sen. predigte sehr nachdrücklich und erbaulich, von der Kindschaft Gottes, über Rom. 8,17. Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben etc. und H. Friederici sprach den Seegen vor den Altar. Donnerstags den 26ten Sept. 1) Wurde vorgestellt und gefragt, ob es nöthig sey, dal? H. Candidat Roller als Diaconus und Mithelfer ordiniret würde. Ein anderer fragte, ob er einen Beruf von einer Gemeine habe. Antw[ort]: Nein. Darauf sagte ein anderer, es wäre beßer die Ordination zu verschieben, bis er einen Beruf hätte. Ein anderer: Es wäre auch erbaulicher und eindrücklicher, wenn es an den Ort vor der Gemeine geschehe, von welcher er als Lehrer berufen würde. Wobey es diesmahl verblieb. 2) Die evangelisch luth. Gemeine in Lüneburg in Neu-Schottland, hat schon längst zum öfftem auf das dringenste um einen Lehrer aus unsern Mitteln angehalten, und auf dieser Conferentz war ein Deputirter von ihnen da, der die Noth und Gefahr darin die Gemeine stehe und noch kommen könnte, wenn keine Hülfe geschafft würde, aufs wehmüthigste und mit Thränen vorstellete. Die Umstände von dieser Gemeine wurden vom H. Praeside weitläuftig erzählet, bey der Überlegung, wie ihnen zu helfen sey, fanden sich aber auf allen Seiten fast unübersteigliche Schwierigkeiten. Zuletzt entschloß sich H. Wildbahn mit Einstimmung der Übrigen, künftiges Frühjahr gel[iebts] G[ott] eine Reise zum Versuch dahin zu thun. Des H. Wildbahn Gemeinen solten indeßen von andern H. Amtsbrüdern wechseis Weise versorgt werden. 3) Vom H. Enderle wurde ein weitläuftiges Schreiben vorgelesen, darin er sich sehr über des William Bischoffs grobes Betragen beklagte und vom Ministerio Hülfe verlangte. Darauf wurden auch 2 Schreiben vom William Bischoff vorgelesen, darin er schlechthin verlangete, daß man H. Enderle von da wegnehmen, und seine Gemeinen dem H. Roller anvertrauen solte. Hierauf wurde folgendes beschloßen und den Gemeinen in Middletown und bey William Bischoff zur Antwort überschickt: Copie. Philadelphia den 26 Sept 1771. Geliebten Freunde Auf der, den 24"" Sept. a. c. gehaltenen Synodal»Versammlung ist von den Geehrten Gliedern des Rev. Ministerii beschloßen und verabredet worden, daß aus denselben Abgeordnete hinaufgeschickt werden sollen, die die Umstände der Gemeinen in Middletown und bey W. Bischoff untersuchen sollen. Die Zeit ihrer Ankunft daselbst wird bey Zeiten kund gethan, und die Gemeins=Glieder bey zu wohnen eingeladen werden. So geschehen auf der Synodal» Versamlung des vereinigten evang. luth. Minist, extrahiret aus dem Protocol Friedrich Schmidt.' 4) Wurde vorgeschlagen und beschloßen, daß die näher bey einander wohnenden H. Amtsbrüder alle Vierteljahr, oder wenn es sich am besten schicken würde, zusammen kommen mögten. Theils zu ihrer eigenen Ermunterung und Erbauung, theils zur Kentniß und Überlegung mancherley in ihren Gemeinen vorfallenden besonderen Umständen. Von diesen Zusammenkünften solte ein Diarium gehalten, und bey der jährlichen Conferentz oder auch gelegentlich zu anderer Zeit, denen andern H. Predigern communiciret werden. Diesem zu folge wurden sie also bequem eingetheilt: a) H. Sen. Mühlenberg. H. Pfr Kuntz. H. Diac. Muhlenberg aus Philadelphia und H. Pfr Schmidt aus Germantown. b) H. Pfr Kurtz sen. Η. Pfr Krug. Η. Pfr Wildbahn. H. Pfr Kurtz iun. H. Pfr Helmuth. H. Enderle. H. Dia. Fried. Mühlenberg und H. Roller. c) H. Pfr Schultz, der von Reading. Η. Pfr Voigt und H. Pfr Schaum. d) H. Buskerk. H. Schwertfeger. H. Friederici. H. Jung. H. Stright. H. Peter Mühlenberg. J) Durch Mehrheit der Stimmen wurde H. Kurtz sen. zum dießmahligen Praeses erwählet und ihm dazu von allen Glück gewünschet. 6) Die Conferentz soll künftiges Mahl in Lancaster gehalten werden. 7) Des Abends war wiederum Gottesdienst, da H. Pfr Helmuth die Anwesenden über Joh. 17, 24. erbauete. H. Kuntz sprach darauf den Seegen vorm Altar, und erstattete Danck gegen die
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Die Briefe des Jahres 1771
Glieder des Ministerii." (AFrSt IV C 16:18 S. 1 2 5 - 1 4 1 ; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:16 S. 1 2 5 - 141). - Die Vorbemerkung stammt von Mühlenbergs, der eigentliche Synodalbericht von Schmidts Hand. Der abschließende Halbsatz („und erstattete . . . " ) ist ebenfalls ein Zusatz von Mühlenbergs Hand.
569. M. und J. F. Schmidt an [die Gemeinde
in
Reading] Philadelphia,
Copie.
Philadelphia den 25 ten Sept 1771.
25. 9. 1771
Allerseits Wertheste Freunde, insonders Vielgeliebte Mitbrüder. Eurem gethanen Ersuchen 1 durch 2 Deputirte betreffend den Beruf an H. P. Jung, zufolge; so dienet hierauf folgendes: Das Rev. Minist, hat den Beruf in Erwägung genommen, und weil sich die vorzüglichsten Glieder für H. Jung erklären, auch Η. P. Jung ein treuer Lehrer ist, so mögten wir die gute Hoffnung haben, daß der Zweck des Predigt=Amts dadurch mögte erhalten werden. Auch ist dem zu folge Vorsorge gethan worden, daß H. Jung künftigen Sontag über 3 Wochen, das ist; den 21 ten p[ost] Trinit[atis] Besuch» und Probe=Predigt thun soll. Dem ohnerachtet ist auch dieses bey der Sache sehr bedencklich, daß H. Jung in Liebe und Friede bey seinen Gemeinden stehet. Solte nun so in der Eil eine Veränderung vorgenommen werden, so gäbe es in seinen Gemeinen wieder neue Noth, wenn bey euch eine Lücke zugemacht und bey Η Jung eine neue Lücke zerrißen würde. Doch ist das Ministerium anbey sehr bedacht und besorgt, daß je eher je lieber Eurer Gemeine durch Η. P. Jung geholfen werde. Henrich Mühlenberg p[ro] t[empore] Praeses Friedrich Schmidt. Abschrift von Schmidts Hand im Synodalbericht Fach Ε Nr. 12:16 S. 131 f.
in AFrSt IV C 16:18 S. 131 f.; LC Abt. Η IV
' Zum Kontext vgl. den Synodalbericht (Nr. 568 Anm. 1), zur Vorgeschichte Nr. 533; Nr. 534; Nr. 540; Nr. 550; Nr. 554; Nr. 558; Nr. 564; Nr. 565.
570. An [die Partei des Ministeriums Copie.
in Lebanon]
Philadelphia,
25. 9. 1771
An des H. Stövers Gegenparthey
Gel[iebte] Freunde und Mitbrüder, Ihr durch 2 Deputirte an das Rev. Ministerium bezeigte Verlangen,1 soll in so weit erfüllet werden, daß in kurtzer Zeit eine Committe von Predigern nach
Nr. 568/569/570
24. 9./2S. 9./Z5. 9. 1771
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Lebanon kommen, die Sache untersuchen und den Ausschlag geben soll. Übrigens wird der Gottes=Dienst bis dahin von unserer Seite ausgesetzt bleiben. Die Klagen sollen Ihnen auch in kurtzer Zeit wiederum eingehändiget werden. So geschehen bey der Synodal Versamlung der evangelisch luth. Prediger zu Philadelphia den 25 Sept 1771. 2 Henrich Muhlenberg Praes. Mit Einwilligung des Rev. Minist.
Abschrift von Schmidts Fach Ε Nr. 12:16 S. 134 f. 1
2
Hand im Synodalbericht
in AFrSt IV C 16:18 S. 134 f.; LC Abt. Η IV
Zum Kontext vgl. den Synodalbericht (Nr. 568 Anra. 1), zur Vorgeschichte Nr. 545; Nr. 551 und Nr. 560. Für die Zeit bis zum 19. 10. 1771 ( = Nr. 571) sind wir durch ein bisher nicht veröffentlichtes Reisetagebuch (3. 1 0 . - 1 5 . 1 0 . 1771; AFrSt IV C 16:19 S. 1 4 2 - 1 8 1 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:17 S. 1 4 2 - 1 8 1 ) über die Tätigkeit Mühlenbergs informiert: „Ein hectisch Reise Diarium: Vom October 1771. cum not[is] viror[um] obscuror[um] Weil ich /: Mühlenberg :/ vermöge des Charters noch Rector der incorporirten Kirchen und Gemeinen in Neugermantown und Bedminster in der Provintz Neu Jersey heiße"', so liegt mir ob, dann und wann einen Besuch dahin zu thun und so viel als in der Schwachheit möglich der Sache mit Rath und That beyzustehen. Mein Sohn Friedrich war nach der Synodal Versamlungb) noch bey mir in Philadelphia geblieben, und ich hatte meinen jüngsten Sohn Heinrich der Weile bey 80 Meilen ins Land zu des Friedrichs Gemeinen' 1 gesandt, um der Verstopffung der Miltz vorzubeugen und einige Dienste zu thun; ob gleich das Reisen mühsam und kostbar ist. Zu meiner vorhabenden Reise bestellete eine Landkutsche mit 2 Pferden, welche des Tages 15 Schillinge kostet wobey man über das noch den Fuhrmann und Pferde Kost= und Lager frey halten muß. In deßen ist mir das Fahren noch erträglicher als Reiten. Donnerstags d 3 ,en October nahm Abschied und setzte frühe aus, nahm 2 meiner noch ledigen Töchterlein d) und eine halb erwachsene Schwester meiner Sohnsfrauen mit. Die Pferde waren willig, aber matt, weil sie wenig Rast, anhaltende Arbeit, und nicht hinlängliche Kräffte haben mogten. Der Fuhrmann gedachte der Sache zu helffen durch anhaltende Schläge und Rhetorische Figuren im Deutsch und Englischen, welches aber nicht hinreichend schien, und kam mir vor wie der blos gesetzliche Zustand bey uns Menschen, davon ein Gottseliger Lehrer sagte: das Gesetze machte wol die Rechnung, ließe aber die Bezahlung dem Evangelio über: oder wie unser seifiger] Lutherus sang: „Vom Fleisch wolt nicht heraus der Geist, vom G'setz erfordert allermeist, es war mit uns verlohren." e) Die armen Creaturen dauerten mich, weil sie willig schienen aber nicht konten wie sie wolten, und ihr Tracktement erweckte bey mir ähnliche Empfindungen, wenn einem mehr zugemuthet wird als man Kräffte hat, und der Fuhrman es mit dem Stilo laconico und dem Stecken erzwingen will. Ich gab dahero den Rath, daß wir lieber mehrmal ein kehren und die Pferde mit Haber von innen heraus stärcken wolten, welches ihm vernünftig einleuchtete. Gegen 11 Uhr hatten wir 10 Meilen erreicht, kehrten ein, fütterten Menschen und Vieh, und ich bezahlte 3 sh: 10 d: Ich fand hier einen Mann und Frau auf der Reise nach Philadelphia, welche ehe deßen zu unserer Gemeine in Philadelphia gehalten und nun weit abwohnen. Die Frau beklagte ihren Seelen Zustand mit Thränen, weil sie so wenig Gelegenheit zur Ermunterung und Erbauung hätte. Der Mann meinete, daß seiner Frau Bangigkeit vom zu dicken Geblüte entstünde, und ich war der Meinung daß sein Leichtsinn von allzu dünnen und wäßerigten Geblüte herrührete, daß sie beide sehr kranck an der Seele wären, und durch das Versöhnungs-Blut Jesu Christi von Grunde aus geheilet und gereinigt werden müsten, und daß in keinem Andern Heil und Errettung zu finden, als in dem, der um unserer Mißethat willen verwundet, und um unserer
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Sünde willen zerschlagen etc. etc. [vgl. Jes 53,5]. Sie dancketen beiderseits und versprachen, der Sache nach zu dencken. Gegen 1 Uhr hatten wir abermal 10 Meilen zurück gelegt, hielten Mittag und pflegten auch die Pferde. Unsere Gastgeber waren Quäker. Man will dergleichen Leuten immer Schuld geben, als ob sie keine Liebe gegen andere außer ihrer Gesinnung hegten, man kan ihnen aber wenigstens die Sünder=Liebe Luc: 6,32 nicht absprechen. Ich bezahlte 7 sh: 8 d. Von da fuhren wir 6 Meilen weiter und kehreten bey einer Englisch presbyterischen Wirthin ein, welche mir Verschiedenes von erbaulichen Sachen erzehlte. Wir verpflegten auch hier unsere Pferde, weil wir noch 7 Meilen vor Nacht weiter fahren wolten. Ich bezahlte 3 shill: 6 d. Mit der Sonnen Untergang kamen wir unter Gottes Gnaden Schutz endlich zum Ziel dieser Tages=Reise bey dem Flui? Delaware wohl bewahret an, allwo ich meinen Sohn Peter und einen Ältesten aus der Neugermantowner Gemeine vorfand, weil es vorher so besteh war, daß er gegen Abend mit einem Land Wagen da eintreffen, am andern Tage mit meiner gemietheten Landkutsche nach Philadelphia fahren, in meiner Abwesenheit die Filiale versehen, und ich mit dem Landwagen vollends nach den Gemeinen in Jersey reisen solte. In der Dämmerung ließ mich, 2 Kinder und den Ältesten noch über den Fluß Delaware setzen, und weil auf der andern Seite keine Gelegenheit zur ordentlichen Nacht Herberge vorfanden, so waren wir genöthiget auf dem offenen Wagen noch 6 Meilen zu einer Herberge zu fahren. F.s war stockfinster, weil der Luftkreiß mit Nebel und Dünsten zum Regen angefüllet und die Wege hohl und nicht zum Besten am Tage zu fahren. Es war mir bange wegen der 2 Kinder, nahm das kleinste auf den Schooß, und das größere in den Arm, und seufzete zu dem Hüter Israels [vgl. Ps 121,4], daß er uns 2 alte Sünder um seiner Barmhertzigkeit und um der Unmündigen willen uns alle für Schaden und Unfall bewahren mögte, welches auch geschähe, so daß wir zwischen 8 und 9 Uhr Gott scy Danck, wohl bewahret zum Quartier gelangeten. Freytags den 4ten October frühe bezahlte für Menschen und Vieh 11 shill: 10 d. fuhren mit erneuerten Kräfften 22 Meilen und kamen gegen 1 Uhr p[ost] M[eridiem] bey Neugermantown auf dem Pfarr Platze an, und fanden die junge Prediger Frau" munter und geschäfftig wie eine Martha in der Haus haltung vor [vgl. Lk 10, 38 — 42], wie auch den gantzen Hofstaat nach seiner Art wachsam, maßen die Hunde ihre Losung gaben, die Welsch» und Gemeinen Hinckel [ = Hühner] und Hahnen ihre Concerte auf führten, die Anten, Schweine und Kühe ihre Tremulanten, Schnurrbaß und Schnarwercke durch die Semitone8' hören ließen, worüber die Tauben heimlich lachten, und die Pferde sich mit ihren italiänischen Trillern aufhielten. Abends hielte ich eine Haus=Andacht mit unserer Familie, wobey sich auch eine Nigerin mit einfand welche im Hause dienet, getaufft und in den Haupt Gründen der Christlichen Religion nicht unerfahren ist. Weil sie nur Englisch und kein Deutsch verstehet, so catechisirte ich sie nebst den andern jungen Leuten im Englischen, und machte den Schluß mit Gebet. Sambstags d 5ten October holete ein treuhertziger Ältester von der Bedminster Kirche, mich, meines Sohns Frau, und meine 2 Kinder auf seinem Landwagen ab, zu seinem Wohn Platz bey 12 Meilen weit, allwo wir, mit Freuden aufgenommen, uns im Herrn ermunterten mit erbaulichem Gespräch, Gesang und Gebet. Diese Familie bestehet aus 2 beiahrten Ehe Leuten ohne Kinder, befleißigen sich der täglichen Erneuerung und Heiligung, nach dem sie die Rechtfertigung durch den wahren Glauben an Jesum Christum erfahren, und sind wegen der Glaubens und Geistes Früchte [vgl. Gal 5,22; Eph 5,9], Zierathen der Evangelischen Kirche, und Dornen in den Augen der verkehrten Welt, haben auch ihren Theil vom Creutz, besitzen eine Niger Familie, die sie zum Christenthum anhalten und auf bringen wollen. Der Umgang mit solchen Seelen ist lehrreich, erbaulich und tröstlich. Sontags d 6 October: Dominica] 19 post Trinit[atis] brachte uns der Haus Vater mit seinem Fuhrwerck samt seiner Familie 3 Meilen weit zur S: Paulskirche im Bedminster Städtlein; wo selbst, theils weil es vorher verkündigt, theils wegen lieblicher Witterung für die Jahreszeit, eine zahlreiche Versamlung von alten und jungen Freunden und Bekanten antraf, mit welchen Gottes Dienst hielte, und aus der heutigen Pericopa handelte: Von Christi Eigentümlicher Macht und Gewalt auf Erden die Sünden zu vergeben [vgl. Mk 2, 1 - 1 2 par.]. Die Zuhörer bezeigten sich sehr aufmercksam und andächtig. Nachmittags kamen wir wieder zusamen. Ich hielte erst eine halbe Stunde Catechismus Lehre mit den jungen Leuten, und hernach Vermahnung aus der epistolischen Lection Von der täglichen Erneuerung und Heiligung, welche auf die Vergebung der Sünden folgen muß [vgl. Rom 12,1 f.]. Denn was Gott zusamen fügt, das
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soll der Mensch nicht scheiden [vgl. Mk 10,9; M t 19,6]. Gegen Abend brachte uns der Haus Vater wieder heim zu seiner Wohnung, allwo sich ein Häuflein einfand, mit welchen sehr ermunternde, erquickliche und tröstliche Seelen Erbauung hatte. Ein jeder wüste was aus den heutigen Predigten bey zu bringen, welches in kindlicher Einfalt weiter ausgewickelt, zu Hertzen genommen, und mit Gebet und Gesang eingedruckt wurde. Es waren etliche in Gottes Wort und Wegen erfahrne reformirte Niederdeutsche Nachbarn dabey, welche uns mit pracktischen Anmerckungen vorzüglich erfreueten. Siehe, wie fein und lieblich ists, wenn Brüder und Nachbarn einträchtig bey einander wohnen etc. [vgl. Ps 133,1]. Es war verabredet, daß wir Morgen g[eliebts] G[ott] bey einem andern Ältesten 5 Meilen seitwärts eine Haus Versandung halten wolten, weil aber Botschaft kam, daß ein Ältester von der Neugermantowner Gemeine 15 Meilen ab, kranck wäre und Zuspruch begehrte, so muste zurück eilen. Montags d 7 October brachte uns unser Haus- Vater mit seinem Wagen wieder heim zur Pfarr= Wohnung bey Neu Germantown. Die liebliche Witterung scheinet am Ende zu seyn, und stellet sich ein anhaltender kalter Schlagregen ein, welches meiner Leibes= und Gemüths Constitution empfindlich und niederschlagende Eindrücke verursachet. Ich fand in meines Sohnes Bibliothec beym ersten Anblick /: weil sie der Größe nach ohne M ü h e und Weitläuffigkeit zu übersehen ist :/ des weil[and] Herrn Kantzier Mosheims C o m p e n d i u m ] Historiae Eccles[iasticae] N[ovi] T[estamenti] h) ins delicate Englisch übersetzt, in 4 Octav: Bänden. Weil ich Selbige schon einmal vor vielen Jahren in Goettingen im Lateinischen Original gelesen; so war mirs desto angenehmer sie im Englischen mit einigen Anmerckungen zu sehen. Ein vortreflich Werckgen, worin Vieles mit Wenigem gesagt, und eine vorzügliche Beurtheilungs=Krafft angewandt worden. Abends hielte Catechismus Lehre und Betstunde mit der weißen und schwartzen Hausfamilie. Dienstags den 8 October: Den gantzen Tag kalten Schlagregen, und auch Schläge und Drückung in meinen abgetragenen und fadenscherigen pulmonibus [ = Lungen], woran mein Gemüthe zärtlichen Antheil nimt, quia proximus sum egomet mihi'1. Ach Ja! ein ziemlicher theil Einwohner von Pennsylvania etc. werden mich wohl vermißen, wenn ich sterben solte, maßen sie gleichsam eine gewönliche Scheibe verlieren werden, wornach sie zum Zeit Vertreib unaufhörlich geschoßen; einen gebrechlichen Gegenstand, auf deßen Schritte, Tritte, Mienen, Geberden, Worte und Wercke, sie so Kunstrichter mäßige Aufsicht verwandt, und an welchem sie entweder aus blinder Liebe gar nichts Böses, oder aus H a ß und Neid gar nichts Gutes bemercket. Das Lesen in obbesagter Kirchen Historie, und ein und ander Zug aus dem freien und offenen Heil Brunnen machten mir die Zeit kurtz und das Gefühl erträglich. Abends hielte mit der Familie Haus=Andacht, blieb spät auf und konte auch die noch übrige Zeit der Nacht nicht recht ruhen, weil die Nigerin und übrige am Tage mir versichert, daß es in dem alten Nebenhäuslein nicht sicher, sondern von einem verstorbenen Niger, der das Häuslein gebauet, schon lange beunruhiget wäre. Ja sie konten so gar verschiedene Personen zum Beweiß anführen, die darin geschlafen und den todten Niger mit Augen gesehen hatten. Was die Sache noch mehr bekräfftigte, war, daß wir heute Abend vor der Betstunde einen ordentlichen Trummelschlag höreten, der mir selber sehr frembde in der Friedenszeit vorkam. Ich spannete alle meine fünf Sinne an, um es auszufinden und meinete es müste auf einer benachbarten Plantage seyn. Es half aber nicht, sondern die meisten Stimmen verfielen drauf, es müste der todte Niger seyn. Ich stellete zwar vor, daß des Nigers Leib schon längst verweset, und sein Geist folglich kein Fleisch und Bein hätte womit er trummein könte, aber die Uberzeugung wolte nicht hinreichend werden, bis die junge Frau Domina, mit der Nigerin und noch 2 Holtzhackern das Hertze faßeten, mit Lichtern in das alte Gebäude sich wagten, die hinterste Kammer zitternd eröfneten, und den Geist erblickten, nemlich, eine weiße Katze saß auf einem Ofen von Eisen Blech, und hatte, um sich ihrer Satyrischen Centrinum' 1 zu entledigen, in statura pulicosa [ = voll von Flöhen] mit den Ellb[o]gen getrummelt. Wie unauslöschlich sind nicht die ersten Eindrücke von Gespentzen, welche von unverständigen der zarten Jugend beygebracht werden! Ich hörete freylich noch mit eigenen Ohren vielerley Gepolter in dem alten Gebäude, welches mir fürchterlicher vorkam, als das Trummein der Katze, denn die Ratten und Mäuse sind nicht nach dem galanten erhöheten Geschmack erzogen. Mitwochs d 9ten October. Der heutige Tag war bestimmet zur Versamlung der Ehrsamen Glieder des Kirchen^Raths beider incorporirten Gemeinen im Pfarrhause. Zwey Drittel vom
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Gantzen fanden sich ein, und ein Drittel blieb aus, weil sie zum Theil weit abwohnen und die Waßer»Flüße von den starcken Regen=Güßen zu hoch geschwollen waren. Nach dem Gebet wurden folgende Sachen abgehandelt: 1) Rector frug, wie sein Adiunctusk) bisher den Gottes=Dienst und sein Amt versehen? Antwort: Ziemlich wohl. Frag[e]: ob sie was erhebliches zu klagen hätten? Antw: nichts. Einer sagte, es wäre zu wünschen, daß der Herr Domine in der Neugermantowner Kirche die Kinder Lehr öffter und fleißiger hielte, und auch mehr Haus Besuch thäte. Andere sprachen dagegen und sagten, die Schuld läge mehr an den Eltern, welche ihre Kinder nicht dazu anhielten: andere erwiederten, es fehle an der Schule etc. Die Kinder wären ohne den Catechismum zu lernen aufgewachsen, schämeten sich vor zu treten, weil sie nichts wüsten und würden auch von andern Englischen jungen Leuten ausgelacht, wenn sie als erwachsene Leute sich solten catechisiren laßen etc. andere sagten, der Domine wäre offt von der Colic angegriffen und nicht im Stande gewesen, öffter Kinder Lehre zu halten, weil er ohne dem Vor» und Nachmittags Predigt hätte. Es ist bis her noch keine Deutsche Schule aufgerichtet worden, welches auch sehr schwer fält, weil die Deutschen Familien zerstreuet, weit aus einander, und unter Englischen und Niederdeutschen wohnen, dahero schicken die Deutschen ihre Kinder in die Englischen Schulen, weil sie keine Deutsche haben, worin sie zwar wol zur Noth Englisch lesen, schreiben und rechnen, aber keinen Catechismum lernen; und was wird die Folge seyn? wenn man keine jungen Bäume im Garten nach pflantzet und die Alten nach und nach wurmstichig werden und aus sterben, so geht der Garten zu Grunde. Ich weiß wohl wo es fehlt. Wir sind hier noch in Ecclesia plantanda oder Colligenda. Die Salaria einfach und die Nothdurfft ist schwer zusamen zu bringen, und für das einfache solts man vielleicht Eigenschafften in einem Mann finden. Ex[empli] gr[atia] es thäte an manchen Orten noch Noth, daß der Domine /: wie die Nieder deutschen, oder Doctor, wie die Englischen, oder Magister wie die Sachsen, ihre Prediger nennen :/ daß der Herr Pfarr Doctor Domine Magister Schule hielte, Küster, Glockenläuter, Organist, Catechet, Acoluta, Diaconus, Priester, Special und Bischof zugleich wäre und im Coelibat lebte etc. Wie jener einfältige Schäfer der einen silber Groschen fand, damit zum Goldschmiede lief und verlangte, er solte ihm daraus einen Finger Ring machen, und seiner Groß Eltern, Eltern, seinen und seiner Braut Namen, seinen Schäfer Stecken, seinen Hund und gantze Heerde Schafe darein graben oder stechen. Dem sey aber wie es will, so bleibt doch das erste und vornehmste, daß man bey der Jugend anfange, so viel es möglich ist. Predigen will und kan fast ein Jeder Mechanicus allhier, aber die Jugend im Christenthum zu unterrichten, hat die gröste Schwierigkeit. 2) In Betrachtung des Legati von dem sel[igen] Mr: Balthasar] Pickel", wie stehts damit? Antwort: Des Donatoris Sohn unser Mitältester allhier hat es noch unterhanden. Er hat eine Obligation dafür an 2 Trustees gegeben, und das Geld stehet noch aus bey verschiedenen Leuten auf Interesse, er klagt aber, daß die Interessen sehr unordentlich ein kämen, daher denn der junge Domine seinen Unterhalt von den Interessen des Legati stück» oder klicker weise bekomt, und nicht ordentlich damit hausen kan. Mr: Pickel antwortete, er wolte lieber die Bande vom Capital, wenn das Jahr zum Ende, nemlich im Monath Junii 1772 an die Corporation übergeben, damit sie selber für Capital und Interessen sorgen mögten. Dagegen wurde aber eingewandt, daß solches auch nicht vortheilhafftig seyn mögte, weil es denn a) ein oder andere Glieder von der Corporation erwählet und bevollmächtiget werden müsten, welche Caution stellen und das Capital stückweise auf Versicherung auslehnen und für Capital und Interessen sorgen könten. b) Solche Mühe und Gefahr würde Niemand leicht ohne Vergütung und Bezahlung auf sich nehmen, und so gienge im Güter theil von den Interessen für Unkosten ab etc. etc. Öffentliche Funds hätte man hier nicht, wo man es versichert auf Interessen einsetzen könte, und die Ländereyen in Jersey wären gar zu unsicher für Hypotheken. Der Schluß fiel endlich dahin aus nemlich: wenn Mr: Pickel das Capital nicht länger behalten, sondern im nächsten Junii 1772 an die Corporation über geben wolte, so könte mans am sichersten der S: Michaelis und Zions Corporation in Philadelphia leihen, so hätte man die Interessen jährlich gewiß, ohne weitere Bemühung und Unkosten. Dagegen würde von etlichen eingewandt, weil das hundert £ in Pennsylvania 6 £, in Jersey aber 7 £ Interesse trüge, so verlöhre der Domine jährlich bey 8 bis 10 £. Antwort: Wenn es in Jersey stückweise ausgeliehen würde, so blieben Capital und Interessen in Unsicherheit, und wer sich dafür verbürgen und
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der vielen Mühe, und Zeit Verlust unter worffen seyn solte, der würde es nicht ohne 10 oder Mehrere £de auf sich nehmen. Es wurde umgefragt, ob jemand von der Corporation es auf sich nehmen und für Capital und Interessen hinreichende Bürgschafft geben könte und wolte? fand sich aber niemand. Dahero gab Mr: Pickel, der Sohn des Donatoris zu verstehen, wenn die Corporation ihm die Unkosten wegen Auslehnen und Eintreiben des Capitals und Interessen erlaubte, so wolte er für beides verbunden bleiben. In deßen meineten andere es stünde am sichersten, wenn es der S: Michaelis Corporation in Philadelphia geliehen würde, weil als denn die Interessen auf einen Tag erfolgten, und der Domine seine Haus haltung vortheilhaffter bestreiten könte, als wenn ers klickerweise erst fodern und einnehmen müste. 3) Mr: Pickel zeigte seine Rechnung vor, worin sich befand, daß er die Interesse des Legati vom Junii 1769 bis Junii 1770 an den jüngern Domine bezahlt, und daß er auch den grösten Theil derselben vom Junii 1770 bis 1771 abgetragen und wurde des wegen bis 1770 quitirt. 4) Frage: o b die Gemeinen in Bedminster und in der Valley ihre Portion vom stipulirten Salario an den Prediger abgetragen? Die Ältesten von Bedminster antworteten, daß sie ihre Portion bis auf den Maii 1771. richtig gemacht. Die aus der Valley sagten, daß sie noch etwas zurück stünden vom vorigen Jahre, weil sie sonsten viele Ausgaben etc. gehabt, wolten sich aber befleißigen, daß es ersetzt werden mögte. 5) Vorgestelt, wie die hintere Mauer Wand am Pfarr Hause bereits weit gesuncken und die Riße noch immer größer würden, so daß man in Gefahr stünde und erwarten müste, daß es einstürtzete. Die Glieder besahen es von innen und außen und urtheileten nach ihrer Einsicht, daß es gefährlich genug schiene. Weil aber der Winter zu nahe vor der Thür, und die Witterung nicht bequem wäre, die Mauer abzubrechen und wieder aufzuführen bey Frost, so wolten sie lieber nächste Woche g[eliebts] G[ott] zusamen kommen und die Mauer unterstützen, bis man im Nächsten Frühjahre beßere Gelegenheit zum Bauen fände; zu mal sie auch die alten Kirchen* Schulden noch nicht abgelegt und im Vorigem Jahre dieselben vermehret, maßen sie eine Mauer um den räumlichen Kirchhof auf führen müßen, die Vieles gekostet. Actum zu Tewksbury in der Grafschafft Hunterdon der Provintz Neu Jersey d 9,en Octobr: 1771.
Id quod testatur Η Μ: p[ro] t[empore] Rector.
Übrigens wurde noch Verschiedenes gesprochen von den Interessen des Legati und dem stipulirten Salario, daß es ordentlicher auf die bestirnte Zeit eingeliefert und nicht so klicker weise gegeben werden müste, maßen sonst des Predigers Haushaltung in Unordnung und Verschuldung gerathen dürffte. So schwer mirs auch vorkomt von solchen Sachen zu handeln, so ist es doch nöthig mit Ernst zu erinnern, weil es Grund in Gottes Wort hat: Wer dem Evangelio dienet, der soll davon erhalten werden etc. etc. etc. [vgl. 1 Kor 9,14]. Es fält mir dabey ein, was mir der weiland gottselige treue presbyterianische Prediger Gilbert Tennent"1' erzehlte, nemlich, als in den Jahren 1739, 4 0 - 4 1 — 4 2 . große Erweckungen in Pennsylvanien, Jersey, Neuyork, Neu England etc. gewesen und er und seine Brüder als junge Helden hervorgetreten, habe er Tag und Nacht gereiset, geprediget, Erbauung=Stunden etc. etc. etc. gehalten, gebetet und gerungen, und den bittersten Hunger und Durst unter den erweckten Seelen aus gestanden, denn die Seelen hätten ihn als einen Engel angesehen, deßen angenommener Leib keine Speise, Nahrung und Kleider, Reise Geld oder dergleichen irrdische Dinge gebrauchte, sondern alles unmittelbar aus den Himmels Gegenden empfienge, die verkehrten Welt Menschen hätten ihn auch Dach und Fach, Feuer und Waßer versagt, und als den Beelzebub angesehen, der in die unterirdischen ö r t e r gehörete: andere Opus operatum Treiber wären der Meinung gewesen, er müste aus dem Glauben leben, den er predigte und rühmte, weil der Glaube ohne Wercke gerecht und selig machen solte etc. biß sich die Sache weiter auf gekläret, er bey ordentlichen Gemeinen sich gesetzt und Anstalt zur leiblich* nothdürfftigen Unterhaltung gemacht. In der Ecclesia plantanda oder Colligenda kan man nicht so gleich hinreichende, noch weniger überreichende Salaria erwarten, weil sie aus freywilligen Gaben oder Beysteuern der Glieder gesammelt werden müßen, und die Ebbe und Fluth sich offt nach den Gaben, der Neuigkeit
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und des Verhaltens der Arbeiter richten. Und da die Prediger unter andern Wahrheiten auch die Verleugnung, /: es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist und sich begnügen läßt :/ anpreisen müßen; so erwarten die Zuhörer billig von ihnen das Muster und die Probe. Der gröste Hauffe der Glieder bestehet aus Mechanicis [Handwerkern] und Personen die ihr Brod hart und sauer verdienen und im Schweiß des Angesichts eßen müßen [vgl. 1 Mos 3,19], Nimt ein nicht studirter das Amt auf sich, um Brod ohne Hand Arbeit zu gewinnen und müßig zu leben, so dauerts nicht lange, denn die müßigsten und trägesten Leute können doch ihre eigene Unart an den Predigern nicht leiden, noch weniger was zum Unterhalt des Müßigangs her geben. Wir so genante Studirte schließen und handeln, wenns hoch komt, nach der Logica artificiali, die Laici nach der Logica naturali: Wir in Abstracto, sie in Concreto, und das giebt mannichmal sehr verschiedene Begriffe und Schlüße. Sie dencken, wenn wir ein Jahr anfangen, so müßen wir für unser eigen Dach und Fach, für Nahrung und Kleider, für Licht und Holtz und unzehlige Ausgaben und Bedürffniße sorgen, können uns auf keine 10 - 20 — 30 — 4 0 50 - 60 und mehrere £ zur Bey hülffe verlaßen, sondern müßen auf Gottes Gnädige Vorsehung trauen, und in unserm leiblichen Beruf treu und fleißig seyn, beten und arbeiten, uns nach der Decke strecken" 1 , und Gott hertzlich dancken wenn wir bey aller Mühe und Arbeit am Ende des Jahrs so weit gekommen, daß wir Nahrung und Kleider gehabt, dem Kaiser, was des Kaisers, und Gotte was Gottes ist [vgl. Mk 12,16 f. par.] ohne Exsecution abtragen können. Seit dem aber der Lehr= Wehr= und Nehr=Stand nach der Aristotelischen Philosophie in Abstracto genommen worden, so verstehet sichs von selbst daß andere Schlüße folgen. Ex: gr: Wir Clerici sind zum theil bisweilen schon von unsern allerliebsten Müttern als Embriones zu Pfarr=Herren, Specialen, Superintendenten, Bischöfen und Erzbischöfen bestimmet und gewidmet. Wir leben nicht mehr in der Apostel Zeit, können außerordentliche Gaben nicht erwarten, sondern müßen ordentlicher Weise die Mittel gebrauchen, und beym Auftrit auf die Schaubühne der Welt zeigen, wie fern die Seelen Kräffte nach dem Verhältniß der Anlage, nach Zeit und Gelegenheit angebauet worden, und entweder unnütze und schädliche Gauckler, oder weise und nutzbare Personen vorstellen. Sind wir zur Gottes Gelahr[t]heit nach der heutigen Mode bestimmet, so muß die Hälffte unsers Wesens, nemlich der Leib von der Wiege an, ja nicht zu einiger nützlichen Hand=Arbeit gewöhnet, sondern zum zärtlichem Gefühl und erhöheten Geschmack angebauet werden. Wir wachsen so in den warmen Stuben und weichen Betten, zwischen den Büchern auf, halten unsern Magen gleichsam für eine Weck Uhr, die uns zum Morgen=Mittags=Vesper und Abend Brodt ruft, ohne in geringsten zu wißen, wo die Gaben her kommen, und wie unzehlich viele Handgriffe dazu gehören, ehe auch nur ein trucken Stück Brod so weit gediehen, daß es zum Genuß vorgelegt werden möge. Auf Schulen werden wir schon kleine Souverains und über Bürger und Bauern erhaben, welche ihr Leben und Daseyn nur blos um unsernt willen haben. Und wie wächst nicht die Einbildung so unermäßlich, wenn wir aus dem Donat o ) in die Grammatiquen gelangen und von da unter die Lateinisch* und Griechischen etc. Helden versetzt werden. Komt man endlich gar aus der Vorkammer auf Hohen Schulen, in die Gegenden der erhabensten Wißenschaften, so man entweder von der Eltern Schweiß und Blut, oder von Gottseligen Stiftungen, oder vom ererbten Überfluß dem Leibe nach frey gehalten wird und ohne Sorge lebet, von den Lichtern der Welt, und von Sternen der ersten Größe Meine Herren, Auditores dilectissimi, Clarissimi, omnium Ordinum Honoratissimi etc. angeredet wird: Hilf Himmel! was entstehen nicht für Revolutionen und partes extra partes p) in den studirenden Geistern, wie unabhänglich wird man nicht von Gott und den Bedürffnißen in der menschlichen Gesellschaft! Hat man den Umkreiß der erhabensten, mit der Vernunft übereinstimmigen theologischen Wißenschaften in Heften wohl gefaßt und den cursum absolvirt, so besinnet man sich, daß außer den Magen auch das äusere Gehäuse des Leibes nach dem Geschmack gezieret werden müße. Als dann wird man herablaßend wieder bekant mit den Mechanicis im Nehr=Stande. Der Peruquier, Barbirer, und Hutmacher besorgen das Haupt, die Krämer, Weber, Wäscherinnen und Näherinnen halten die Haut und Umhang sauber und weiß, Schumacher, Seiden Weber, und Silber=Schmiede versehen das untere Stockwerk mit persianischen Zierrathen, die Schneider befleißigen sich die Herren Candidaten, Baccalaurien, Magisters, Metropolitaner etc. in Lebens Größe zu bilden. Ο wie viele Hände und Kunstgriffe werden nicht erfodert, um nur ein einig theologisch Geschöpffe nach der heutigen Mode zu erhalten, und wie groß muß nicht ein dazu erforderlich Salarium seyn,
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wenn auch nur die äuserste Nothdurft bestritten werden soll. Wie leicht kan einem Mode studirten der altphilosophische Gedancke einfallen, daß er der Mittelpunkt auf diesem Planeten, und das Übrige vom Gantzen blos um seinent willen da sey. Gesetzt aber man ist glücklicher und trifft in der Zarten Jugend auf niedern und hohen Schulen noch hie und da solche Anstalten und Gelegenheit an, welche auf ein wahres Christenthum, auf gründliche Bekehrung und Heiligung abzielen und erlanget auch einige Erfahrung davon, so hat man doch in der Ecclesia plantata zu wenig Gelegenheit den gantzen Umfang der Christlichen Tugenden hinreichend an zu bauen und aus zu üben. Ex: gr: In der Mutter Kirche hält man mit Recht wol manniche Gottes Gelehrte für geübte und erfahrne Jünglinge und Männer, und wenn sie in die noch ungebauete verwüstetete [!] Weinberge nach Osten und Westen, oder unter die Verhärteten vom Hause Israel versandt werden, Hilf Gott, was zeigen sich nicht für frembde Gegenstände, Anfechtungen, Versuchungen und Leiden! Wir erlangen zwar wol eine Erkentniß und Einsicht von allen nöthigen Glaubens Articuln und Lebens=Pflichten, eine pracktische Sprache w o sie geliebet und geehret wird, können sie auch andern anpreisen, wenn es aber auf die eigene Ausübung ankomt, so stolpern wir wol bis weilen über Strohhalme, geschweige denn daß wir mit unserm Gott über Mauern springen solten [vgl. 2 Sam 22, 30; Ps 18, 30]. Wir lesen von der Liebe, Standhafftigkeit und Treue der ersten Christen, preisen solches mit Recht andern an und lamentiren, daß so wenig Ähnlichkeit unter den heutigen Christen zu finden, und vergeßen uns offt dabey selber, wenn nuns [!] nur kleine Anfechtungen und Leiden in die Queer kommen. Wir fodern von andern die Verleugnung der Gemächligkeiten dieser Welt, die Gelaßenheit und Zufriedenheit mit dem, was, und wie es die göttliche Vorsehung bestimmet und gutfindet, und dencken wunder wie groß das Leiden sey, wenn wir ohne Thee, Coffee, Chacolade [!], Zucker, Haus Zierathen, Commode Zimmer, weiche Betten, delicate Speisen etc. leben solten. Der Stand in Abstracto bringet es so mit sich, und wir werden so, und nicht anders in Ecclesia plantata dazu aufgebracht. Als ich den Herrn Candidat Schrenck ql vor verschiedne Jahren in eine Land Gemeine setzte, w o kein Pfarr Haus war und er bey einem Ältesten in einer Stube anfangs wohnen muste, weil die wenigsten Einwohner neben Stuben haben; so klagte er mir mit Thränen sagende: Ich kan unmöglich leben, sondern muß des Todes seyn, wenn mein Zustand nicht volkomner wird. Des Abends kommen 4 bis 5 Kerls vom Mistladen, Pflügen etc. etc. in die Stube herein, ziehen in meiner Gegen wart ihre vergüldete mit Schweiß und Schlam bordirte Schue und Strümpfe aus, geben denselben mit ihren steifen Gliedern einen solchen mechanischen Schwung, daß die Lampe mit Thran Ohl fast verdunckelt, und die Organa sensoria verstopfet werden. Ich tröstete ihn einiger maßen damit, daß es die lieben Herren Jüdischen Missionarien M: Wiedman Manitius' 1 etc. etc. zu meiner Zeit an mannichen Orten bey ihrer Wallfahrt noch schlechter gehabt. Was machts? wir werden so zärtlich bey der Mutter gewöhnt, darum thut es auch so wehe, wenn man sein Vaterland und Freundschafft, den statum Ecclesiae florentissimum verlaßen, in Ecclesiam haud plantatam ausgestoßen wird und so große Verleugnung eingehen soll. Wie jener französische Praelat, der Kirchen Visitation hielte und etwa 50 Meilen von Paris bey einem Dorf Pastor Mittags=Mahl speisete. Der Herr Parochus hatte 6 nahrhaffte Gerichte auf der Tafel und noch dazu eine Schüßel mit Forellen, entschuldigte sich aber aufs demüthigste, daß er keinen Citronen Safft erlangen können, worüber seiner Eminentz in einen tieffen Seufzer aus brach und mit gebrochner Stimme sagte: Ach! was muß unser einer nicht erdulden und ausstehen um Gottes Willen! Es stritte einstens allhier ein gelehrter Politicus mit mir, und wolte behaupten, daß ein rechtschafner Bote und Zeuge Jesu Christi nicht mehr oder weniger öffentlich und besonders vortragen und lehren müste, als was er von göttlichen Wahrheiten selber an seiner eigenen Seele erfahren hätte, wenn er nach Christi Sinn und Lehre handeln wolte etc. Ich probirte es zwar, fand aber daß die Predigten gar zu kurtz und klein geriethen, und ward daher genöthiget meine homiletischen Regeln wieder zur Hand zu nehmen. Aber auch damit geht es fast im Vergleich, wie der sel[ige] Herr Doctor und Professor Juncker*' mir vor 33 Jahren einst sagte: Wir Leib Ärtzte wenden bis weilen alle unsere Muthmaßungs Wißenschaften und Künste an eine herculische Kranckheit, und können sie nicht meistern. Endlich komt ungefehr ein alt Weib oder Betler und setzet die Natur ans Werck mit einem geringen und einfältigem Mittel. Verschiedene Religions Partheyen allhier wählen ihre betagte Mitglieder zu Predigern, ob sie gleich nicht auf hohen Schulen Studirt. Sie sagen, das Wort Gottes sey aus den Grundsprachen
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in unsere Mutter Sprache übersetzet, und in den wesentlichen Stücken die zur Seligkeit gehören hinreichend und klar genug. Sie gebrauchten keine Criticos so jemand nur wolte den Willen thun deßen, der den Erlöser gesandt hätte, der würde bald inne werden etc. Das komt aus der Logica naturali in Concreto. Wir schließen änderst in Abstracto, und haben auch eine andere Sprache als die Mechanici, und rühret wol da von her, weil wir beym abstracten Studiren zu wenig Zeit und Gelegenheit haben, zur weitern Einsicht, Gefühl und Erfahrung des menschlichen Lebens, Verderbens und Elendes und der Tieffen des Satans zu gelangen, und die Sprache der unstudirten zu verstehen. Z u m Ex[empel] ich habe mich in Versamlungen bey Ältesten und Vorstehern in der Stadt und auf dem Lande offt bemühet eine Sache deutlich vor zu stellen, und hätte gern, wenn mirs möglich gewesen, Methodo mathematica gehandelt, konte es doch nicht verständlich und begreiflich machen, bis etwa ein alter Mechanicus aufstund und in seiner Sprachweise mit wenig Worten mehr Aufklärung in der Sache gab, als ich mit vielen nicht aus zurichten vermogte. Unser Herr und Heiland bleibt das einzige Original und Muster. Er war selber allenthalben versucht [vgl. Hebr 4,15], dahero konte er auch näher Gefühl und zärter Mitleiden mit allen und jeden Menschen Kindern haben. Er, als zweyter Adam, und besonderer Menschen Sohn, wüste sich zu allen Arten der Menschen herab zu laßen in seiner Lehre und Umgange. Anders mit Pharisaeern, Sadducaeern etc. als Zöllnern, anders mit Gelehrten, als ungelehrten, anders mit Hohen und Gewaltigen, als niedrigen und zerstreueten Schafen etc. etc. Kein Wunder, daß die Knechte der Pharisaeer aus Uberzeugung bezeugten Joh: 7 [Vers 44 - 46], Wir solten ihn fangen, aber er hat uns gefangen: Es hat noch nie kein Mensch also geredt wie dieser Mensch! Z u den Füßen dieses allerhöchsten und besten Lehrers müßen wir uns mit allen Schul=Wißenschafften setzen, und von ihm lernen, denn er ist sanfftmüthig und von Hertzen demüthig [vgl M t 11,19]! Er weiß mit den Müden zu rechter Zeit zu reden, und zwar aus Erfahrung, denn er [ist] selbst allenthalben versucht worden. Lutherus hat nicht ohne Erfahrung behauptet, daß Oratio, Meditatio und Tentatio Gottes Lehrer machen' 1 . Wenn ein Prediger nicht selber den Process der wahren Buße, des Lebendigen Glaubens und der Nachfolge Christi, wenn er nicht selber Armuth, Dürfftigkeit, Hunger, Durst, Gefangenschafft, Gefahr etc. etc. etc. erfahren hat, so kan er kein recht Gefühl und Mitleiden mit andern dergleichen haben. Doch wo komme ich hin? wie weit bin ich ausgeschweifft? Das macht das Regenwetter, und meine ungewöhnliche Gefangenschafft zu hause. Die Frau Pfarrerin hatte eine patriarchalische Mahl Zeit bereitet, so daß die Glieder der Corporation nach der Session anbeißen konten. Sie waren sehr höflich und bedauerten sehr, daß die Frau Domina sich so viele Mühe und Unkosten gemacht. Ich erwiederte aber in ihrer Sprache, daß sie, die Frau Domina, mit der Wurst nach dem Schincken zielte und würffe"', welches ihnen ohne Noten verständlich war, zumal die Zeit herbey rücket, da ein jeder vermögender Haus=Vater einschlachtet. Übrigens hat michs zu hören erfreuet, daß Gottes Wort als ein Saame zur Wiedergeburt reichlich in diesen Gegenden wohnet [vgl. Kol 3,16], so wohl an den Sonn» und Festtagen, als auch Winters in den Häusern und Erbauungs=Stunden, und Haus Besuch, so weit es die anderweitigen Gemein--Umstände, Amts Geschaffte, Zeit und Kräffte eines eintzeln Arbeiters erlauben wollen. Donnerstag d lOten October: Heute hatten wir wieder den gantzen Tag Schlagregen, so daß zu hause bleiben und mit Lesen mich begnügen muste. Die Einwohner in diesen Gegenden haben bey 10 Tagen her Besuch von wilden Bähren und Eichhörngens gehabt und auch etliche erschoßen, und das Fleisch davon mit Appetit gegeßen. Es giebt zweierley Meinungen von dem ungewöhnlichen Besuch dieser wilden Thiere. Einige Mystici meinen es sey ein Vorspiel und bedeute, daß die Indianer wieder Krieg anfangen und herein fallen würden. Andere der Natur Kundige sagen, die Eicheln müsten nicht gerathen seyn, oder was sie sonst zur Nahrung gebrauchten, des wegen streiffeten sie in die bewohnten Gegenden. Es war ein Bahre beym Pfarr=Platz erschoßen. Abends hielte Betstunde. Freytags d 11 October: gieng mit meiner kleinen Familie aus und besuchte etliche Gottfürchtende Seelen, insonderheit einen wohl gesinneten Ältesten, mit welchem Verschiedenes von Gemein=Umständen zu überlegen hatte, und kam Abends ermüdet wieder heim, hielte Haus» Andacht, und hatte die N a c h t mit Zahn Schmertzen zu thun, welche von dem N a ß werden der Füße herrührten.
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Sambstags d 12ten October hatte Zeit und Ruhe zur Oration und Meditation auf die Morgende Arbeit, und las neben her in der obbemeldeten Mosheimischen Kirchen Historie zur Recreation. Abends wie gewöhnlich. Sontags d 13ten October: D o m i n i c a ] 20 post Trinitfatis] heute hatten wir gar liebliche Witterung für die Zeit im Jahre. Gieng mit meiner gantzen Haus Gesellschafft eine Meile Weges zur Kirche, fand eine zahlreiche Versamlung aus allen 3 Gemeinen, und suchte derselben das Gnaden=Reich des neuen Bundes auß unsers Erlösers Gleichniße von der Hochzeit [vgl. M t 22,1 —14] zu entwickeln, und durch Gottes Gnade ans Hertz zu legen. Die Zuhörer bezeigten sich sehr aufmercksam und andächtig, so daß wol hoffentlich das Wort nicht leer zurücke kam. Nach der Predigt trat ich vor den Altar und sagte, was fromme junge Leute wären, die Christum lieb hätten, solten hervortreten, ich wolte mit ihnen sprechen. Die Hoffärtigen und leichtsinnigen Welt Kinder mögten aber ja nicht kommen, sondern zurück bleiben, oder hinaus gehen etc. Hierauf trat ein ziemlich Häuflein hervor, mit welchen eine halbe Stunde nach ihrem Begrif und Vermögen liebreich catechisirte, daß sie nach und nach behertzt wurden und freudig antworteten. Die andern stunden von ferne, um zu sehen, wo es hinaus wolte, ob man auch mit dem Leben davon käme? Die Alten freueten sich und sagten zum theil, sie hätten auch mit vortreten, und antworten mögen, wenn ich sie geruffen. Es komt nur auf die Art und Weise an, wie man catechisirt, und den Jungen Leuten es angenehm oder schwer machet. Der selige Spener merckte an man müste erst ein Bockschaf haben, das voraus gienge, so folgten die andern nach. Ich habe offt gesehen, daß ein Häuflein Schafe vor einem Graben von etwa 2 Fußbreit eine gantze Weile stunden, und gern hinüber gewesen, bis etwa eins es wagte und hinübersprang, dann folgte gleich der gantze Hauffe nach. Nachher speisete ein wenig zu Mittags, und predigte Nachmittags zum Abschiede über die Epistolische Lection Ephes: 5,15 seq[uentes] und da sie eine Orgel in der Kirche von 8 Registern, aber keinen Organisten haben noch halten können, so spielte ich selbige zum Gesang, welches auch die Sinnlichkeit erweckte. Die Orgel ließ der weiland Mr: Pickel aus seinen Mitteln hinein machen, und war die aller erste in der Province Neu Jersey und gantz was Neues. Als sie bey der Einweihung der Kirche zum ersten mal gespielt werden solte, und solches weit und breit ruchbar worden; so war eine hiesig gebornc Englische Dame von 40 Meilen herbey gekommen um dieselbige zu hören. In dem sie die Orgel mit der grösten Aufmercksamkeit gehöret, hatte sie sehr bedauert, daß sie die Deutsche Sprache nicht gelernet, denn sie hätte kein einzig Wort von dem verstanden, was die Orgel gesprochen. Sie wüste keinen Unterschied zwischen der Vocal und Instrumental Music zu machen, und konte also nicht durch die Sprache der Orgel erbauet werden, wenn auch gleich eine Vox humana drinn gewesen wäre. Gegen Abend gieng mit den Meinigen wieder heim zur Pfarr=Wohnung, und schickte mich zur Abreise, weil ich in Philadelphia Wort gelaßen, daß mein Adiunctus Peter Mb. Morgen g[eliebts] G[ott] mit der Land Kutsche aussetzen und mich bey der Fähre an der Delaware antreffen solte. Z u dem Ende hatte ich hier einen Wagen besprochen, der mich Morgen dahin bringen mögte. Montags d 14 October kamen 2 Älteste von der Bedminster Gemeine mit einem Wagen, luden mich, meiner Schnuhr [ = Schwiegertochter] Schwester auf, und setzten ab, absolvirten bey lieblicher Witterung 26 Meilen, und kamen eine Stunde vor Nacht bey der Fähre an. Wir hatten einen Englisch=presbyterianischen Schulmeister zu Pferde zum Reise Gefehrten, der den Namen eines sehr honetten und wohlbegabten Menschen und Character eines Christen in seiner Nachbarschafft trug. Er war uns mit seinem Gespräch und Verhalten auf der Reise sehr angenehm und erbaulich. In dem wir aber bey der Fähre ankamen und einkehreten, mogte er nicht genug über sich wachen und im Durst einen Schluck zu viel vom Punsch nehmen, deßen materielle Geister sein Gehirn in so fern erhitzeten, daß man eine Verwandelung an ihm merckte, maßen er gantz aufgeräumt, mercurialisch, zu complaisant, zu gesprächig und auch gebieterisch wurde. Es war nur eine kleine und schlechte Fähre und 2 schwache Mans Personen bey der Hand die uns über den Fluß setzen solten. Ich rieth, sie solten den Wagen und die 4 Pferde erst hinüber bringen, und denn die Personen nach holen, und solches war auch der 2 Fähr Männer ihr Rath. Er aber gewann mit seiner Lebhafftigkeit, und oratorische Aufmunterung die Oberhand und pracktisirte es so, daß Wagen, Pferde und 8 Personen auf ein mal zu samen in die Fähre kamen und über fuhren. Z u m Glück war der Wind stille und das Pferde Vieh nicht unbändig, und besonders hielte Gott seine Gnaden H a n d über uns, sonst wären
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wir verunglückt; denn das Boot war überladen. Als wir hinüber gelangten, war eben mein Sohn Peter mit der Land Kutsche angekommen. Und da wir sein Pferd mit gebracht, so ließ er sich mit demselben noch hinüber fahren, um noch etliche Meilen seiner Heimath näher zu kommen, und wir begaben uns mit dem Fuhrwerck auch auf den Philadelphier Weg und fuhren noch 7 Meilen, meist in der Nacht bis zu einem stillen Wirts Hause. Der obbemeldte Englische Schul Meister blieb bey uns. Die flüchigen und frembden Geister waren noch nicht evaporirt aus seinem Gehirn, und ob er wol nichts ungebührliches redete und vornahm, so musten wir ihn doch mit Gedult ertragen, weil er uns für seine Schüler ansahe, uns buchstabiren, lesen, schreiben und rechnen lernen wolte; uns orderte, wie wir sitzen, gehen, stehen, wie wir uns beym Aus= und Eingehen, gegen die Obrigkeit, das Lehr=Amt und den Hausstand verhalten, gegen Fremde verbeugen, bey Tische, beym Gebet, auf« und Niedersitzen geberden, unß waschen und kemmen solten ehe wir zur Schule kämen; wenn wir seine Ungnade vermeiden und uns seiner Väterlichen Geneigtheit getrösten wolten etc. Wir hatten Gedult mit ihm, weil sein Gehirn verrückt war, und hoffeten, er würde wieder zu sich selber kommen, welches auch endlich geschähe. Als er von den fremden Geistern entlediget und nüchtern wurde, wachte sein Gewißen auf, und er verlangte, ich solte noch ein Wort der Vermahnung und Gebet in Englisch thun ehe wir zu Bette giengen. Die 2 Ältesten antworteten, man müste die Perle nicht vor die Säue werffen [vgl. M t 7,6]. Ich gedachte ihm g: G. Morgen frühe, wenn ihn das Fieber verlaßen, eine Lection zu geben, er machte sich aber gantz frühe fort aus Furcht und Schaam von unserer Gesellschafft weg. Meine Reise Gefehrten sagten, er hätte die gantze Nacht geseufzet, geweint und gebetet. Bunian hat dergleichen Abwege auf des Christen Reise bemercket v> . Wie leicht kan das Gnaden Werck verrückt werden und schaden leiden, wenn man nicht beständig wacht und nur einen Tritt aus der Bahn weicht. Halte mich dir unbefleckt und beständig aufgeweckt etc. w) Wie ein Vater seinem Kinde sein Hertz niemals gantz entzeucht etc."1 Dienstags d 15 October setzten wir frühe aus, fuhren 26 Meilen unter beständig anhaltenden Regen=Güßen, kamen Nachmittag um 2 Uhr in Philadelphia naß und ermüdet an, fanden Herrn P. Kuntze und übrige Angehörige im Amt und Oeconomie munter und wacker auf ihren Posten, und höreten, daß sie während meiner Abwesenheit 12 theils große, theils kleine Leichen in der Gemeine zu begraben, und sonst viele Arbeit gehabt. Der N a m e des Herrn sey gelobet, immer und ewiglich!" a) Mühlenberg hatte 1767 eine Charter für die Raritan-Gemeinden erwirken können; vgl. Bd. III Nr. 403 Anm. 12. b) Vom 24. bis 26. 9. 1771 in Philadelphia; vgl. den Synodalbericht in Nr. 568 Anm. 1. c) Heidelberg, Lebanon County; Manheim; Warwick und White Oaks. d) Maria Catharina (geb. 4. 11. 1755) und Maria Salome (18. 7. 1766). e) Vgl. die 2. Strophe des Kirchenliedes „Es ist das Heil uns kommen her" von Paul Speratus (1484 — 1551). Speratus war einer der wenigen, die 1523 Luthers Bitte um Liedbeiträge für das sog. Wittenberger „Achtliederbuch" erfüllten. Das Lied wird wohl irrtümlich Luther selbst zugeschrieben. f) Anna Barbara (Hanna) Mühlenberg, geb. Meyer. g) Der kleine, unvollkommene Ton; Halbton in der Musik. h) Johann Lorenz von Mosheim (1694-1755); bedeutender Kirchenhistoriker seiner Zeit. Der Titel des Werkes lautet richtig: „Institutiones historiae ..." (1726). i) Weil ich mir selbst der nächste bin. j) = Plagegeister?, von lat. centrines: „Mücke, Wespe", k) Johann Peter Gabriel Mühlenberg. 1) Vgl. Nr. 567 Anm. 4. m) 1703 — 1764; seit Anfang der 40er Jahre in Philadelphia tätig. n) Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 565 f. Etwa: „Sich nach seinen Verhältnissen einrichten." o) Bezeichnung für die lateinische Elementargrammatik nach dem römischen Grammatiker Aelius Donatus (um die Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr.). p) Parteiungen außerhalb der bestehenden Richtungen.
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q) Ludolf Heinrich Schrenck (geb. ca. 1716); kam 1749 in Philadelphia an, bereitete sich unter der Leitung von Mühlenberg und Brunnholz auf das Predigtamt vor, wurde 1752 ordiniert, konnte sich aber wegen seines hitzigen Temperaments nicht lange im Amt halten. Vgl. Bd. I und Bd. II passim sowie Glatfelter I S. 122 f. r) Johann Georg Widmann (gest. 1754) und Johann Andreas Manitius (1707 - 1 7 5 8 ) ; von 1730/ 31 bis 1739 bzw. 1744 als Sendboten des Institutum Judaicum und Johann Heinrich Callenbergs in Halle unter den Juden in West-, Mittel- und Osteuropa tätig. Vgl. auch Selbstbiographie S. 7 f. sowie Paul Gerhard Aring, Christen und Juden heute - und die „Judenmission"? Geschichte und Theologie protestantischer Judenmission in Deutschland, dargestellt und untersucht am Beispiel des Protestantismus im mittleren Deutschland, Frankfurt am Main 1987, besonders S. 1 0 1 - 1 1 5 . s) Johann J . Juncker ( 1 6 7 9 - 1 7 5 9 ) ; Arzt im Waisenhaus, seit 1730 ordentlicher Professor der Medizin in Halle. t) Vgl. WA 50 S. 659 Z. 4 (Vorrede zum 1. Band der Wittenberger Ausgabe der deutschen Schriften, 1539) sowie WA 48 S. 276 Anhang I X Ε 1. u) Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 471: „Ein kleines Geschenk machen, um ein größeres wieder zu erhalten." v) John Bunyans „The Pilgrim's Progress from This World to That Which Is to Come" ( 1 6 7 8 1684); Traumallegorie von der Pilgerreise eines Christen (der Protagonist heißt „Christian") durch Gefahren und Prüfungen zum himmlischen Jerusalem, w) Vgl. die 5. Strophe des Kirchenliedes „Stilles Lamm und Friedefürst" von Christian Friedrich Richter ( 1 6 7 6 - 1 7 1 1 ) . x) Vgl. die 9. Strophe des Kirchenliedes „Sollt ich meinem Gott nicht singen" von Paul Gerhardt.
571. M. u. a. an R. Penn
Philadelphia,
19. [10.] 1771
To the Honourable Richard Penn 1 Esq Lieutenant-Governor and Commander in Chief of the province of Pennsylvania, and Counties of New Castle, Kent and Sussex on Delaware The humble Address of the Rector, Ministers Church-Wardens and Vestrymen of the united incorporated German Churches of St. Michaels and Zion, in the City of Philadelphia. May it please Your Honour: We, the Rector, Ministers, Church Wardens and Vestrymen of the united German Churches of St. Michael's and Zion in the City of Philadelphia, beg Leave to congratulate Your Honour upon Your Appointment to the Government of this Province and your safe and happy Arrival amongst us. Sensible of the invaluable privileges, civil as well as religious, which the Members of our Communion have ever enjoyed under the protection of Your Worthy Family, we behold with the highest Satisfaction, the Reins of Government still Subiect to their Disposal, and by them most prudently and affectionately committed to your Hands. We have not the least Doubt, Sir, but that our Churches will partake of Your Kind Countenance and Encouragement: and we sincerily pray, that the God of all Goodness may take You under his particular Guardianship and Direction, bless all Your labours for the public
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Good, and render Your Administration agreeable to Yourself and happy to the people committed to Your Care. Philadelphia Saturday the 19th 1771.2 deliver'd by Η: M . Messrs Revd Kunze, David Shaeffer, Jacob Graeff, Frederic Kuhl and Theodor: Memminger: 3
Abschrift 1 2
3
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 A Nr. 12 1769-71
S. 350.
1 7 3 5 - 1811; Enkel William Penns, 1771 — 1773 Lieutenant Governor von Pennsylvania. Über der Datumsangabe steht von fremder Hand „Oct.?" Die Richtigkeit dieser Datierung ergibt sich aus den Tagebucheinträgen vor und nach dem Brieftext, nämlich vom 2. 10. und 21. 10. 1771. Anschließend notiert Mühlenberg die Antwort: „Gentlemen, The Affection expressed in Your Address, cannot but make it very agreeable to me and the Lutheran Churches who make so large a Part of the Inhabitants of this province, will always find me ready to protect and serve them on every Occasion, in which my Assistance may be wanted."
572. An F. W. Pasche
[Philadelphia],
30. 10. 1771
Extract Schreibens Hn. P. Mühlenberg an Pasche d[e] d[ato] 30sten oct. 1771. Heute empfieng mein lieber Η. Collega Kuntze ein Brieflein von einem Freund aus London, auf deßen auswendiger Seite folgende Worte stunden „Ein hertzinnigster Segens-Wunsch an die lieben Brüder Hn. Mühlenberg und Kuntze zu Philadelphia, nebst der betrübenden Nachricht, daß es dem Herrn gefallen, auch den theuren H n . D. Knapp zu sich zu nehmen, 1 und Ihm die Krone der Ehren 2 aufzusetzen. Herr! mache uns fertig, 3 daß wir auf deine Zukunft warten mögen! Schrieb in großer Eile London am 29sten Aug. 1771. Joh. Gustav Burgmann Prediger in der Savoy." Die Nachricht hat uns wehmüthige Eindrücke verursachet. Ihm ist wohl geschehen! und der Erfolg wird zeigen, ob die allerweisest= gütigst» und gnädigste Regierung diesen Schlag zur Strafe oder Glaubens=Prüfung der Anstalten daheim und auswärtigen Missionen gethan, ob er des Erbarmens und Verschonens wegen unserer großen Undanckbarkeit etc. ein Ende machen, oder nach seiner wunderbaren Vorsehung, großen Gnade und Barmhertzigkeit ohne all unser Verdienst und Würdigkeit, 4 uns, zum Lobe und Preise seines großen Nahmens etwas zeigen will, das wir noch nicht sehen und begreifen können, sondern glauben und hoffen sollen. Denn der Glaube ist auch in dieser Absicht das Veststehen des Gemüths auf Gottes Verheißungen, deß, das man hoffet, und nicht zweifelt an dem, das man nicht siehet. 5 Wir können freylich das natürlich Menschliche dem Hiob leicht nachmachen, und im Affect unsere Kleider zerreissen, das H a u p t raufen,
Nr. 571/572
19. [10.]/30. 10. 1771
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und auf die Erde fallen; 6 aber das hilft nichts zur Sache Gottes, wir müßen anbeten im Geist und in der Wahrheit 7 und dadurch Kräfte von oben kriegen, daß wir uns recolligiren oder wieder sammlen, und in der Wahrheit sagen mögen: Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen. Der Nähme des Herrn sey gelobet und gepriesen? 8 — — H. Pf. Kuntze ist im vergangenen Monath Julii mit meiner 2ten Tochter Margaretha Henrietta getrauet worden. 9 Wir leben bis daher einig mit einander. Er ist sehr fleissig im Amte, und sucht mich, soviel ihm möglich, zu unterstützen, arbeitet auch nicht ohne Segen und ohne Leiden. Ist besonders erwecklich und erbaulich im Umgange mit Seelen und bey Krancken und Sterbenden. Mein Sohn Friederich, der nun mit nächstem 22 Jahr erlebt, 1 0 ist auch am 15ten Oct: hier in Philadelphia mit unsers Kirchen=Ältesten Hn. David Schäfers Zuckersieders Tochter, mit Genehmhaltung beyderseitigen Eltern getrauet. Ich überlegte es vor Gott im Gebet und fand überzeugende Gründe es zu billigen. Die Person hat was vom ächten Weiber-Schmuck, stillem Geist bey sich, 1 1 ist arbeitsam und nicht nach der Welt M o d e , kann sich in die Landes-Umstände schicken, und eine Gehülfin 1 2 werden, ist von honetter Familie etc. So junge ledige Leute sind von allen Seiten vieler Gefahr, Netzen und Stricken ausgesetzt, wie ein frischer Brey-Kuchen, oder frisch Fleisch im Sommer, wo sich M ü c k e n und Schmeiß-Fliegen aufsetzen und gern beflecken. Er konnte bey H. Schultzen nicht lange wohnen, weil seine Gemeinen, 1 3 nemlich die äußerste, 1 4 20 Meilen abliegt, und mußte dahero in einem Städtlein in einem gemietheten Hause sich aufhalten, 1 5 und eine Haushälterin dingen, welches mir zu fürchterlich schiene, weil mir des Satans Kriegeslisten und R ä n c k e nicht gantz unbekant sind. Ich selber bin arm, und kann meinen Kindern keine leibliche Gaben geben. Wenn sie gute Schwieger Eltern haben, so wißen sie doch einigermaßen, wo sie zu Hause sind, wenn ich mit nächstem sterbe. Meiner Frauen mäßige Erbschaft ist mir in mancherley leiblichen Bedürfnißen nützlich gewesen, und sie selber war Frau, Magd, Näherin, Wäscherin, Pflege-Mutter, Amme, Krancken-Wärterin und fleißige Beterin etc. etc. ehe sie mit der betrübten Kranckheit heimgesuchet wurde. 1 6 Darin hatte mir der Herr eine unverdiente große Wohlthat verliehen, die ich zu wenig erkannt und verdancket. D a s beygelegte Protocoll 1 7 von der am 24. 25 und 26sten Sept: a[nni] cfurrentis] gehaltenen Synodal-Versammlung ist dieses mahl von unserm gel. Mitbruder P. Schmidt geführet, und ins reine geschrieben, aber nicht so vollständig, pünctlich und deutlich gerathen, als des Hn. P. Kuntzens vom Octobr. 1770. 1 8 Es hat nicht ein jeder die Gabe, etwas kurtz, deutlich und auch hinreichend zu protocolliren. Ich habe dismahl mein Praeses-Amt, um mir hinreichend scheinender Gründe willen, abgeworfen, und werde deßwegen doch rathen und helfen, so viel oder wenig in meinem schwachen Vermögen noch übrig ist. Die beygelegten Briefe und kurtzgefaßte Journale 1 9 von unserm lieben Bruder P. Krug und meinem Sohn Friederich werden auch nicht gantz unangenehm seyn; aber doch auch Bedencklichkeit verursachen, weil nicht Zeit
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und Kräfte gehabt, dieselbigen mit Anmerckungen und Erläuterungen zu begleiten. Wenn Kurtzsichtige das Exerciren der Soldaten in Friedens Zeiten betrachten: so urtheilen sie nach ihrer Atmosphere, 2 0 es sey nur zum Zeitvertreib gespielt und getändelt, o b es wohl seine Absicht auf künftige Zufälle hat. Eben so kommen mir meine und meiner 3 Söhne Übungen vor. Der Herr wolle uns durch seinen Geist tüchtig und bereit machen, daß wir deßgleichen thun mögen, wie und was der Samariter gegen den unter die Mörder gefallenen Fremdling in der T h a t bewies. 2 1 Meines Friederichs Reise Journal bitte unsern liebwehrtesten Hn. Bruder Burgmann auch zu communiciren. Es ist die Gegend Shomokin, wo sonst eine von 6 Indianer Nationen ihren Aufenthalt gehabt, und nun nach dem Kriege stuffenweise von Englischen und Deutschen angebauet und besetzet wird. Mein Schwiegervater hat in dieser Gegend etwa 3000 Acker 2 2 Land als Eigenthum hinterlaßen, das nun an 8 seiner Erben getheilet werden solte. daß also meine Kinder zum 8ten Theil 300. Acker bekommen. 2 3 Es setzen sich in dieser Gegend viele deutsche Lutheraner aus Pensilvania, Jersey etc. und sind auch noch etliche Indianer mit untermengt, welche Hirschhäute und allerhand Peltzwerck zum Verkauf oder Tausch dahin bringen. Im vorigen Jahre saß hier in Philadelphia ein junger deutscher Einwohner von der Gegend gefangen, der eines Indianer Hauptmanns einzigen Sohn unversehens erschoßen, welches von Übeln Folgen seyn mögen, wenn der Vater nicht durch meinen Schwager Friederich Weiser mit guten Worten und Geschenken wäre besänftiget worden. Der junge M a n n war des Abends mit seiner Canoe oder Nache auf den Susquehana Fluß gefahren, allwo an einem gewißen Platz am Ufer man Saltz hinzuwerfen pflegt, wornach die Hirsche kommen, und des Nachts bey Mondlicht geschoßen werden. Da nun dieser M a n n , deßen Familie am Fieber kranck lag, gern frisch Fleisch haben wolte, und deßwegen auf dem Waßer dahin fuhr, und stat eines Hirsches des Hauptmanns Sohn auf dem Platze war, den er für einen Hirsch hielte und mit 2 Kugeln, wie es hieß, erschoß; siehe so entstund darüber ein großer Lerm etc. Wie aber des Erschoßenen Vater besänftiget war, daß er selber sagte, es wäre nicht mit Vorsatz sondern unversehens geschehen etc. so ward der M a n n , nachdem er lange im Gefängniß geschloßen gelegen, vor dem Gerichte frey gesprochen. Mein Sohn Heinrich ist bisher nicht müßig gewesen, hat vormittags an einige junge Leute Unterricht im Lateinischen gegeben, die übrige Zeit zum Studiren angewandt, und Sontags die Filiale auf Barrenhill, in Franckfort und Cohentzy versehen, oder in der Stadt geholfen. Er hat eine besondere Gabe zum catechisiren und auch Lust dazu. Die Leute mögen ihn auch gerne hören. Er ist aber nicht recht gesund, und scheinet nach den Symptomen einen Ansatz von der Hectic 2 4 zu haben. Wenn er im Lande seyn und mehr reiten müßte: so möchte sichs wohl ändern. Ich kann ihn aber wegen der Filiale nicht wohl mißen; er ist auch nicht so oeconomisch, daß er im Lande allein stehen könnte, Tempus docebit. — 2 5 Ich hatte bey der letzten Synodal-Versammlung unter andern vorgestellt, 2 6 daß ein jeder der Hn. Amtsbrüder das wichtigste und merckwürdigste von ihrer Amts-Führung, was ins Gnaden» und Creutzes-Reich Christi einschlägt,
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aufschreiben, und bey den Synodal-Versammlungen communiciren möchten: so wolte ich solches extracts weise mit ins Protocoll bringen, damit das Protocoll nicht wie ein Skelet bliebe, sondern mit Adern, Blut, Muskeln etc. ausgefüllet, und erbaulich und nützlich zu lesen wäre. Sie kamen dahero auf den guten Gedancken und Schluß, daß die zunächst wohnende Amts-Brüder in ihren respective Gegenden etwa alle Viertheljahr eine brüderliche Conferentz halten, sich brüderlich ermuntern, erbauen etc. und die abgehandelten Contenta hinüber und herüber communiciren wolten. Sie meinen wohl zum Theil, man dürfte an Hochw. Väter und Freunde in Europa nichts anders als außerordentliche Vorfälle und Magnalia berichten etc. Ich meine aber, man dürfte das ordentliche, mittelbare, was guten oder bösen Einfluß in oder wieder das Gantze und deßen Theile hat, berichten. Ex[empli] grfatia] wenn aus Europa Nachricht nach Ost Indien oder America kommt, was der Herr hie und da an Gemeinen oder eintzeln Seelen für Gnade und Barmhertzigkeit erwiesen, wie muntert und erfreuet das nicht solche Seelen, die ein gleiches erfahren haben, oder zu erfahren verlangen! Ob man gleich sagen wolte, das ist nichts außerordentliches. Die Engel im Himmel schwimmen wohl gleichsam in den erhabensten seligsten Gegenständen, und sind mit Magnalibus umgeben, und freuen sich doch über einen eintzelnen Sünder, der hienieden Buße thut etc. 27 Diejenigen müßten also einen pharisaeisch- und Sadducaeischen Geschmack haben, die nur Zeichen und Wunder aus Ostindien und America fordern, 28 und sich nicht freuen oder Mitleiden empfinden solten, wenn sie Nachricht bekommen, wie hie oder da eine Seele ordentlicher und mittelbarer Weise zurecht gewiesen, von der Finsterniß zum Licht bekehret und errettet worden, 29 oder wie im Gegentheil die Gadarener ihren Erlöser aus ihren Gräntzen gewiesen 30 oder seine Friedensboten gehöhnet und verfolget haben. Thee, Coffee, Citronen, Pomerantzen, Toback, Pfirschen und d[er]gl[eichen] werden in America wo sie wachsen, nur gemein geachtet. Je weiter man sie aber in solche Gegenden verschicket, wo sie nicht so häufig wachsen, desto rarer und höher werden sie geschätzet, wenn gleich das einheimische Gewächse und eigene Früchte an Nahrung und Güte beßern Wehrt haben. Es ist nun einmahl also: Was am weitesten aus andern Theilen der Welt kommt, wenns noch so schlecht, das hat einen erhöheten Geschmack Variatio delectat. 31 Ich hätte sogerne die Exempel der Güte und des Ernstes Gottes an verstorbenen Personen fortgesetzet und mit gesandt, habe aber noch nicht Zeit und Kräfte gewinnen können, solche auf zusetzen. Ob ich wohl vielmehr verschonet und unterstützet worden, seit dem mein geliebter H. Collega Kuntze sein Amt in Philadelphia versiehet, maßen er die Sontags-Abends-Erbauungs-Stunde wie auch die Donnerstags Abend-Stunde gantz allein hält, Sontags vor= und Nachmittags prediget, in den Wochen Tagen die Krancken fleißig besuchet, die meisten LeichenPredigten hält, abends bis 11 zu 12 Uhr studiret und betet, und Amts-Geschäfte genug hat: so bleibt mir doch auch genug übrig nach Proportion meiner wenigen Kräfte, und der vielen Geschäfte, die zur Peripherie der Gemein Umstände gehören, und nicht dürfen unterlaßen werden. Solte mich der Herr diesen vorstehenden Winter noch erleben, und einigermaßen bey Gesicht und
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Kräften erhalten: so würde gern dran gehen. Denn es sind noch bey 40 zu bemercken, ehe H. Past. Kuntze sein Amt hier angetreten, und auch schon verschiedene unter seiner Amts-Führung die man zum Lobe Gottes anführen und vorlegen kann. Weil diese Seite noch offen ist, so will sie ferner mit Miscellanien anfüllen 1) Frage an Hochw. Väter: Die Gemeine in Neuhanover ist eine von den ersten und ältesten, sowohl wie Philadelphia und Providence, sie steckt in Schulden wegen des neuen Kirchenbaus, und hat auch ein bequemes PfarrPlätzgen von etwa 17 Acker auf Credit gekauft, worauf Η. P. Voigt wohnt, und sowohl H. Voigt als die Ältesten der Hanoveraner Gemeine haben schon lange an mir gebettelt, ich solte bey Hochw. Vätern demüthigst anhalten, ob hochgedacht dieselben nicht eine Beysteuer angedeyen laßen möchten?32 Da nun die Barrenhiller Kirchen-Schulden von den besonders vermachten gnädigsten 284 £ stl. Gottlob! abbezahlt,33 und ich der Last entbunden, und ich neulich auf gütigste Erlaubniß auch den Überrest nemlich die 58 £ stl. per Wechsel gezogen:34 so ist die demüthige Frage, ob ich besagte 58 £ st. anwenden dürfte, daß ich damit, so weit es reicht, den Pfarr Platz in Neuhannover kaufen und den Kaufbrief auf die hochw. Directores in England oder Halle machen laßen möchte? Auf solche Weise hätte die Gemeine in Neuhanover einige Erleichterung, und der Pfarrherr festern Fuß, wenn er auf einen Platz nahe bey der Kirche wohnete, der denen HErren S[alvo] T[itulo] Directoribus in Europa gehörete; da das Kirchenland, Schulhaus und Kirch-Gebäude, vermöge der ersten Verschreibung ohnedem schon unter der Trusteeschaft und Direction Sr. Sr. Hochw. Hochw. Hn. Ziegenhagen und Francken und Dero Assigns,35 wenn Sie es assigniret haben, stehet. Oder soll ich die 58 £ st. aufbehalten, und sie anwenden, wenn etwa was vortheilhaftes Land bey der St Peters Kirche auf Barrenhill zu kaufen vorfällt, und die Neuhanoveraner laßen vor sich zappeln? Das erste leuchtet mir fast vorzüglich ein, weil es mit der intendirten Anstalt auf Barrenhill noch weitläuftig scheinet 2) Sub rosa: Es kommt nun vieles darauf an, was Gottes Vorsehung für einen neuen Director oder Vice Director 36 schencken oder zulaßen werde Freund oder Feind Ezech: 34, 15. 16. Exod. 1,8—10. Eine baldige Andwort37 wäre mir sehr nöthig und lieb. Solte ich nun sterben, so würde vieles in Confusion bleiben. Ich ersterbe aber Dero verbundener Mühlenberg P. S. Ich kann noch nicht aufhören, mein Herz ist zu voll von Wehmuth über den unvermutheten Verlust unsers so theuer gewesenen Vater Knapps. Durch stille seyn und hoffen oder die Hülfe allein bey Gott dem Herrn suchen38 und warten bis seine Stunde kommt, 39 ist freylich der beste Rath und macht ruhig und stark; aber man kann doch die fliegenden Gedancken nicht so leicht verscheuchen e. g. 1) Es ist nur noch ein Vice Dir. 40 der letzte Bluts Tropfen aus dem FranckeStamm übrig. Wie dunckel siehet es aus! Wird einer zur Strafe oder zur Continuation der Gnade und des Segens succediren?
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2) Wie wird es mit dem Legato des theuren Hn Streits von Venedig aus fallen das der wohlsei. Vater Francke schon vor verschiedenen Jahren in Empfang genommen und die Interessen davon an den Hn. Donatorem gegeben? 3) Wie mit der Lease welche unsere Michaelis Corporation an nahmentlich Sr. Sr. Sr. Η. Η. Η. Vater Ziegenhagen, Knapp und Freylinghausen und Dero N[ota] B[ene] Assigns? ob es weil[and] H. D. Knapp vor dem Hintrit an einen treuen Freund, was seinen Theil betraf, schriftlich assigniret? 41 4) Wie mit dem Corporations-Bond für die 300 £ Curr. von dem hochgräfl. S[olms] R[ödelheim] Legato, das auf gemessene Ordre in Duplo bey mir in Verwahrung liegt und nur auf die 2 Hochw. Herren Directores gestellt ist, und mit Wohlbedacht auf Dero NB. Assigns? 42 So lange noch einer davon übrig ist, kann es noch gelten; solten aber beyde abscheiden, ohne daß sie es an andere assigniret hätten, so könnte niemand mit Recht das Capital zurück fordern, noch die Interessen nach dem Zweck des Donatoris dirigiren. Oder gesetzt daß es an ein unrecht Directorium käme, wie precarieux [ungewiß] würden die Folgen seyn? Ich stehe am Ufer der Ewigkeit, und werde vermuthlich nicht lange Zeit mehr haben. Ich habe schon viele Jahre her gewünschet, daß ein rotundes Directorium in London oder Halle seyn möchte, und wenn ein Glied abtrit, daß die Survivors ein ander nach Dero Sinn erwählen und das Directorium voll zu halten geruhen wolten, so könnte man Legata und andere anvertraute Sachen von hier aus desto füglicher zu Dero Schutz und Directorio versichern. Doch ich will gern schweigen, der Herr wirds wohl machen. 4 3 Er hat noch niemahls was versehn in seinem Regiment etc. 4 4 5) Den beyliegenden Brief an die Adeliche Witwe Mad[ame] de Hambach 4 5 bitte mit Gelegenheit nach Halle zu befördern, weil von daher die Sache recommandiret ist. Ich habe es nicht eher ausfinden können. Des Hn. P. Krug sein Journal von einer Reise nach Virginia 4 6 habe zurück behalten, weil das Paquet ohnedem schon zu groß angewachsen. 6) Solte der Brief, den ich an den Kirchen Rath zu Newyork wegen ihrer Procedur mit Hn. Kuntze geschrieben, 4 7 noch beyhanden seyn: so bitte ihn in nihilum zu verwandeln, er möchte sonst Schaden verursachen, wenn er in Unrechte Hände käme. Die Sache hat sich nun gewendet, und ich wolte nur damit zeigen, daß auch die gelehrtesten und erfahrne Europaeer hier in fremde Versuchungen gerathen können. It. Wenn etwa aus den Protocolle von den Synodal Versammlungen etwas in die gedruckten Nachrichten 4 8 kommen solte, so möchte es wohl unmaßgeblich rathsam seyn, wenn man die Nahmen der H. Stoeber, Bager, Gerock und absonderlich Scbwerdtfeger wegließe oder sie mit unter den etc. begriffe. 4 9 Die Connexion der hiesigen Umstände erfordern es wohl hypothetice, daß man solche, die noch ehrbar leben und dogmatice lehren, in Freundschaft zu behalten suche, nach unsers Heylandes Lehre: wer wieder uns ist, der zerstreuet etc. 5 0 und Pauli Sinn: Wenn nur Christus geprediget wird etc. 5 1 aber sie behalten doch immer heimliche Vorurtheile Neid und Haß, zunächst, wenn sie in den Nachrichten lesen, daß hie und da Wohl-
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thaten von christlichen Gönnern und Freunden zugefloßen sind, und sie nichts davon zur Fracht und Beyhülfe bekommen haben, um ihrentwillen die Wohlthaten oder Beysteuren mit verliehen werden, weil es immer heißt: Für die Evangelische Gemeinen in Pensilvanien, oder wohl gar, in America etc. Was also dem Gantzen zukommt, gehöret auch seinen Theilen. 52 Nach ihrer Logic kriegen nur die von Halle gesandten die Legata und übrige Wohlthaten; sie aber müßen den Haber mit ihrer Orthodoxie verdienen und kriegen nichts davon. Wer kein einfältig, sondern nur ein Schalck Auge hat, der kann die Sache nicht einsehen etc. 53
S.
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 16:17 S. 117-124; 117-124.
LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:15
Knapp war am 30. 7. 1771 gestorben. Vgl. 1 Petr 5,4. 3 Vgl. Hebr 13,21. 4 Vgl. Luthers Kleinen Katechismus, Der Glaube, BSLK S. 511, Z. 4 - 7 . 5 Vgl. Hebr 11,1. 6 Vgl. Hi 1,20. 7 Vgl. Joh 4,24. 8 Vgl. Hi 1,21. 9 Am 23. 7. 1771. 10 Am 2. 1. 1750 geboren. 11 Vgl. 1 Petr 3,3 — 5. 12 Vgl. 1 Mos 2,18. 13 Heidelberg, Lebanon County; Warwick; Manheim und White Oaks. H Manheim. 15 Im Juni 1771 war Friedrich August Conrad nach Heidelberg, Lebanon County (Schaefferstown) umgezogen; vgl. sein Tagebuch in Lutheran Church Review, 25 (1906), S. 145 —147, 345. 16 Etwa seit 1766/1767 litt Mühlenbergs Frau unter epileptischen Anfällen. Er berichtet darüber zum ersten Mal in seinem Brief vom 8. 6. 1768 (Bd. III Nr. 430 S. 604). 17 Abgedruckt in Nr. 568 Anm. 1. 18 Zur Überlieferung vgl. Nr. 495 Anm. 3. " Der Bericht Friedrich August Conrads über seine Reise nach Shamokin ( = Nr. 562). Ein Brief Krugs an „Hochwürdige Väter" vom 30.8. 1771 ist erhalten in AFrSt IV C 16:15 S. 109 f., 115f. (LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12:13 S. 109 f., 115 f.) und HD S. 2477 - 2480. Das Tagebuch Krugs war nicht zu ermitteln. 20 Darüber steht: „Horizont". 21 Vgl. Lk 1 0 , 3 0 - 3 7 . 22 1 acre = 4046,8m 2 . 23 Gemeint ist wohl % von 3000. 24 Hektisches Fieber = Schwindsucht. 25 Die Zeit wird's lehren. 16 Vgl. den Synodalbericht in Nr. 568 Anm. 1. 27 Vgl. Lk 15,10. 28 Vgl. M t 16,1. 29 Vgl. Apg 26,18. 30 Vgl. Lk 8,37. 31 Die Abwechslung erfreut; nach Euripides, Orestes 234 bei antiken Autoren verbreitet. 32 Vgl. Nr. 559 S. 328. 33 Vgl. Nr. 546 S. 299. 1
2
Nr. 572/573 34 35 36
30. 1 0 . / 1 5 . 11. 1771
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Vgl. Nr. 5 6 6 S. 3 5 8 f. = Bevollmächtigte. Der bisherige Kondirektor Gottlieb Anastasius Freylinghausen (vgl. Nr. 4 8 8 Anm. 7) folgte Knapp als Rektor und berief Johann Ludwig Schulze ( 1 7 3 4 - 1 7 9 9 ) als Kondirektor.
37
Nicht genau zu ermitteln.
38
Vgl. Jes 3 0 inbesondere Vers 15. Vgl. M k 1 3 , 3 2 - 3 7 par. Gottlieb Anastasius Freylinghausen; vgl. N r . 4 8 8 Anm. 7 . Z u m Vertragsentwurf der Korporation vgl. Nr. 5 4 2 Anm. 1, zu den Verfügungen Knapps Nr. 5 5 3 Anm. 3.
39 40 41
42 43 44
45 46 47 48
49 50 51 52 53
Vgl. Nr. 5 6 5 Anm. 5 (4). Vgl. Ps 3 7 , 5 . Vgl. die 17. Strophe des Kirchenliedes „Ich singe dir mit Herz und M u n d " von Paul Gerhardt (1607-1676). Nicht zu ermitteln. Siehe oben Anm. 19. = Nr. 544. Die seit 1 7 4 4 in Fortsetzungen erschienenen und dann in Η Ν 1 (sowie H N 2) gesammelt veröffentlichten „Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinen in N o r d - A m e r i c a , absonderlich in Pensylvanien." Der vorhergehende T e x t von Punkt 6) ist a m Rand mit doppelten Strichen markiert. Vgl. M t 12,30; Lk 11,23. Vgl. 1 Kor 1 5 , 1 2 ff. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1339. Vgl. M t 6 , 2 2 f.
573. An [die Gemeinde
in
Lunenburg]
Philadelphia, 15.11.
1771
Philadelphia den 15 Nov. 1771 Ehrsame und achtbare Herrn Mitbrüder und Glaubens-Verwandte! Ihr geehrtes Schreiben vom 8Ien October 1771, 1 und die gesandte drei Salmons 2 habe ich durch Mr. Bübel richtig empfangen wofür ich herzlichen Dank erstatte und sie als Liebeszeigen erkenne. Was Ihre Religionsumstände betrift, davon bin ich durch Ihren Abgeordneten völlig unterrichtet worden. Ich walte 3 nun bei 30 Jahren in dieser Amerikanischen Wüste, nicht von selbst gelaufen, sondern ordentlich gesandt4 um die zerstreute Lutheraner in Pennsilvanien zu sammeln und in Ordnung zu bringen. Ich habe dabei vieles ausgestanden und erfahren, und muß noch täglich leiden bis es dem gütigsten Gott gefallen wird mich auszuspannen. Wir haben hier in Pennsilvanien und angrenzenden Provinzen etwa bei 70 große und kleine Evangelische Gemeinden welche so einiger Maßen mit einander in Vereinigung leben so viel es sich thun läßt in den weitläufigen Umständen. Wir sind mit vielerlei mißgünstigen Secten und Partheien umgeben die lieber den Ruin als Aufbau unserer Evangelischen Gemeinen wünschen und sehen möchten. Unsre Nächste und Beste Freund und Wohlwünscher sind die recht-
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schafene, fromme Lehrer, Älteste und Gemeinsglieder von der Englischen Etablierten Kirche. Sie lieben, schützen und stehn uns bei wo sie können, und wir thun ihnen aus Liebe was in unserm Vermögen ist. Sie gönnen uns vollkommene Freiheit nach Gottes Wort und unsern Glaubens Artikeln zu lehren und zu wandeln, und wir gönnen ihnen von Herzen den Vorzug weil sie die Mutter-Kirche haben, die nach den Gesetzen festgestellt ist. Ihre Glaubens-Artikeln sind aus Gottes Wort gezogen so wohl als unsre, ihre Kirchengebeter sind aus der heiligen Bibel so wohl als unsre, sie haben die zwei heilige Sacramenten — Tauf und Abendmahl so wohl als wir. Die Erklärungen ihrer Glaubensartikeln sind so gut Evangelisch Lutherisch als man wünschen kann. Kurz zu sagen, die G l a u b e n s l e h r e der Englischen Etablierten Kirche ist unserer Evangelischen so ähnlich und nahe verwandt als keine in der ganzen Welt, und daher haben wir uns immer beflißen mit ihnen in liebreicher Harmonie und Freundschaft zu leben. Sie haben die schwedische Herrn Prediger als die älteste Lutheraner und mich in ihren, und wir sie in unsern Kirchen predigen laßen. Sie haben uns keine Glieder, und wir ihnen keine abgespannt weil wir so nahe verwandt sind. M a n n muß nie eine Kirche nach dem einen oder andern, verdorbenen Prediger beurtheilen, sondern nach ihren Glaubenslehren und Artikeln. Zum Exemple: Wir haben leider in unsrer lutherischen Kirchen in Europa und Amerika manche Prediger die falsch lehren und gottlos leben, aber das muß man der ganzen Kirche nicht zur Last legen, II T i m . 2.20 In einem großen Hause sind mancherlei Gefäße, etliche zu Ehren und etliche zu Unehren. M a n darf deßwegen nicht ganze Felder und Gärten verachten und verwerfen weil Unkraut mit hervorschießet, man wirft deßwegen ein gutes frisches Netz nicht weg weil faule und unnütze Fische mit hinein kommen. M a n haut deßwegen einen guten Baum nicht ab, weil hie und da wilde Ausschläge hervorkommen. Meine aufrichtige Meinung ist diese — 1) Unser gnädigster König, die Englische Constitution und die Landesgesetze in Lunenburg wollen niemand zu der etablirten Mutterkirche zwingen, s sondern sie gönnen und geben unsern Lutheranern sowohl als andern Protestanten völlige Freiheit ihre eigene Kirchen zu bauen und ihre eigene Prediger zu unterhalten 2) Nun wohlan! Haben sich wie es heißt 100 Familien von der Englischen Mutter oder Hohe Kirche abgesondert, ihre eigene Kirche gebaut und wollen einen ordentlichen lutherischen Prediger, von unserem lutherischen Ministerio haben so wird die liebe Landesobrigkeit, die wir nach Gottes Befehl ehren müssen, nichts dawider haben wenn es nur ordentlich und vernünftig zugehet, nehmlich: 3) Wir sind gewilligt, so viel in der Ordnung geschehen kann, uns ihrer anzunehmen und G[eliebts] G[ott] im Frühjahr einen Prediger zum Versuch zuschicken aber sie müssen deßwegen die Englische Hoch oder Mutterkirche nicht verachten auch ihre Prediger oder Missionarien von der etablierten Kirche in ihrem Werth lassen, sie nicht beurtheilen sondern freundlich und ehrerbietig gegen sie sein. Und da die liebe Obrigkeit von Gott verordnet und den friedliebenden Unterthanen zum Schutz gesetzt ist, so stünde es den Herrn
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Ältesten unsrer neuen Gemeine wohl an, wenn sie mit Ehrerbietigkeit der lieben Obrigkeit ihre Aufwartung machten, und es mit Bescheidenheit vermeldeten, daß sich das Evangelische Ministerium ihrer annehmen, und einen ordentlichen Lutherischen Prediger schicken wollten, und daß die liebe Obrigkeit ihnen zugunsten auch ein paar Zeilen in ihrem Faveur an unser Ministerium entschicken möchten. 4) Auf solche Weise könnte die Sache nicht angesehen werden als ob man nur eine neue Secte aufrichten und im Finstern oder Winkel handeln wollte, denn unsre Evangelische lutherische Kirche ist die nächste Anverwandtin von der Englischen Mutterkirche. Wenn wir uns ihrer annehmen sollen so muß es öffentlich und mit Bewußtsein der lieben Obrigkeit geschehn. Und meine lieben Glaubens-Verwandte in Lunenburg werden hoffentlich nicht meinen daß ein ordentlicher Prediger nicht sollte Freiheit haben, mit ordentlichen Prediger honet, christlich und nachbarlich umzugehn. Ein ordentlicher Prediger der Seelen gewinnen will, muß Freiheit haben mit Hohen und Niedern, Reichen und Armen, Gelehrten und Ungelehrten u. s. w. umzugehn wenn er änderst Geschick und Christlichen Sinn hat: Unser theuerster Erlöser hat uns darin ein Vorbild gelassen; er ging mit Leuten von allerlei Art und Beschaffenheit um, und trug alle mal was zur Erbauung und Besten vor. Ihr Abgeordneter M r . U. wird vielleicht mich in etwas mißverstanden haben. Ehe ich das Vergnügen hatte ihn zu sehn und seine Schriften zu beurtheilen gab ich einen Wink, als ob seinetwegen ein nicht gar zu günstige Nachricht eingelaufen wäre, und er vielleicht nicht ein gültiger Abgeordneter von einer Gemeine aus 100 Familien bestehend sein möchte, das geschah aber meistentheils um ihn zu prüfen, weil ich ihn noch nicht kannte, denn ich bin innerhalb den 30 Jahren meines Hierseins schon viele mal gewitziget und auf die Finger geklopft worden wann ich eher traute als schaute. Sobald ich ihn selber gesprochen und seine Schriften gesehn hatte fiel aller Verdacht weg, und griff mit ihm die Sache so gut an, als es meiner Schwachheit möglich war. Der redliche M a n n hat Mühe und Unkosten genug gehabt. Er hätte freilich 10 für einen kriegen können, wenn er nicht redlich gesinnt, verständig und scharfsichtig gewesen wäre, und er die arme Gemeinde mit einem falschlehrenden ärgerlich lebenden Prediger belästigen und ruiniren wollen. Ich bitte demnach daß von falschen oder mißgünstigen Nachrichten nichts mehr gedacht werde. Es muß kein Haß, Neid, Streit oder dergleichen unter Euch aufkommen, sondern Liebe, Friede, Sanftmuth, Demuth, Gehorsam gegen Gott und die liebe Obrigkeit herrschen, daß wir unter ihnen ruhig und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit, Amen! Ich wünsche noch einmal ein paar Zeilen zur Antwort 6 zu sehn, oder wenn mich der Herr leben ließe, möchte ich vielleicht wohl selber mit zum Besuch hinüber kommen, wenn Sie sich wohl verhalten. Meinen ergebenen Gruß bitte an K n a u t 7 und übrige bekannte Freunde in Christo zu vermelden der ich in Demuth verbleibe Ihr allerseids wohl wünschender Heinrich Muhlenberg
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NB. Unsre Herren haben uns doch des Rechtes durch Pracktiken 8 wollen berauben und dazu bringen mit List. Aber es heißt sie sind gestorben die dem Kindlein nach dem Leben stunden. 9 Abschrift von fremder Hand in PM 95 D 1 S. 1 — VIII mit englischer 1 2 3 4 5 6 7
8
9
Übersetzung.
Nicht erhalten. = Lachse. Darüber steht von fremder Hand: „wandle". Vgl. Jer 23,21. - Zur Sache vgl. Bd. I besonders Nr. 8 und Nr. 9. Darüber steht: „NB". Nicht zu ermitteln; zur weiteren Entwicklung vgl. Nr. 586 und Nr. 592. Vor dem Namen befindet sich eine Lücke im Text. Hier wäre wohl „Esq." zu ergänzen. Knaut hatte bereits früher an Mühlenberg geschrieben. Vgl. Nr. 499 Anm. 7 (1) unter 6). Von anderer Hand eingesetzt, gestrichen und von einer weiteren Hand deutlich darübergeschrieben. Vgl. Mt 2,20. - Von anderer Hand folgt der Vermerk: „(Dieses P. S. ist in der Handschrift eines der Ältesten)".
574. [F. A. C. Mühlenberg
an M.
Heidelberg, Lebanon County, nach dem 25. 11. 1771]
Vielgeliebter Papa, Ich habe schon vor geraumer Zeit versprochen, ich wollte meine Reise Beschreibung nach Shomokin senden, habe aber wegen ziemlich häufiger Arbeit bis iezo nicht dazu kommen können 1 . Es wäre mir freylich lieb wenn ich Ihnen erheblichere und mehr in das Reich Christi schlagende Dinge von dieser verwilderten Gegend berichten könte, allein hierinnen fehlt es mir. Doch will ich meinem gethanen Versprechen nachkommen, und Ihnen eine Abschrift von meinem Journal mittheilen. Ich war im Monath Junius 1771 in Shomokin gewesen 2 , hatte geprediget und die Sacram[ente] gereichet, die Leute hielten damals sehr an ich möchte sie doch vor Ausgang des Jahres noch einmal besuchen und ihnen Gottesdienst halten, da sie so ganz in der Wildniß lebten und niemals Gelgenheit hatten das Wort Gottes zu hören. Solches versprach denn auch, wenn Gott leben und Gesundheit verliehe, um desto mehr weil ich vernommen daß zwar H. Enderlein 3 bisweilen eine Reise in diese Wildniß thute [!], doch aber nicht so weit herauf könne. Ich hatte mich schon den ganzen Herbst hindurch reise fertig gemacht, konte aber keinen Wegweiser oder Reise gefährten bekommen bis d. 20. ten Nov. Es war freylich schon spät im Jahr, und wir hatten schon verschiedene mal Schnee gehabt, welches die Reise desto gefährlicher machte; doch entschloß ich mich in Gesellschaft des Vetter Frid. Weisers heute noch die Reise anzutreten. Gestern als am 19.ten hatten wir starcken Sturm wind der auch heute frühe noch anhielt, so daß wir uns des Vormittags aus Furcht die Bäume möchten über uns zusammen brechen nicht ins Gebirge wagen
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15. 11./nach dem 25. 11. 1771
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durften. Wir waren bis nach Atolheo geritten, hier versahen wir uns mit Proviant vor uns und unsere Pferde. Dismal mußten wir alles Futter auf den Pferden mitschleppen, weil bey der iezigen Jahreszeit nichts mehr im Busch für das Vieh zu finden ist. Nachmittags hatte sich der Wind etwas gelegt und wir beschloßen unsere Reise nach 14 Meilen weiter bis über das erste Gebirge fortzusezen. Wir fanden die merckmale vom gestrigen und heutigen Winde, da bald hier bald dort ein Baum über dem Wege lag. Um 3 Uhr waren wir bey Fort Henry 4 am Fuß des ersten blauen Berges. Hier stiegen wir ab und ließen die Pferde voran gehen, und gingen langsam nach. Je höher wir den Berg hinauf kamen desto stärcker wurde der Wind, hier und da war noch etwas Schnee und Eiß, welches verursachte daß die Pferde oft fielen und wir desto öfter ausruhen mußten. Nach 4 Uhr waren wir endlich oben auf dem Gipfel, und nun fing es starck an zu schneyen. Wir lagerten uns hinter einen dicken Baum an einer vortrefflichen Waßerquelle und erquickten uns mit einem guten trunck deßelbigen. Der Schnee machte uns bange unsere Reise würde rückgängig gemacht werden, doch hörte es bald auf. Hier auf diesem Berg kan man sich eine gute Vorstellung machen von der Wüste und dem gelobten Lande. Vor uns hin sähe alles tod aus, man sähe nichts als Felsen, Berge und Thäler, hinter uns lag Tulpehocke, iezt waren die Blätter von den Bäumen und man sähe die grünen Fruchtfelder, welches uns ergözte. Hier kan man fast alle Bauerhöfe in Tulpehocke sehen, und ein paar von den kleinen Städtgen auch die in der Gegend von Tulpeh. liegen. Um halb 5 sezten wir die Reise fort, so mühsam es den Berg hinauf ging, so beschwerlich ging es iezt hinunter. Es ist nur ein Fus steig, der zwischen den Bäumen und Felsen hingeht, Vorige Woche hatten wir starcken Regen, das Waßer hatte Löcher in den Weg und die Steine losgerißen, welches verursachte daß wir fast keinen sicheren Tritt thun konten. Z u dem kam noch dieses daß unsere Pferde furchtsam wurden und nicht weiter fort wollten, bis wir endlich voran gingen und sie führten. Bald fiel der Man bald das Pferd, mir war nur immer bange das Pferd mochte auf mich drein fallen, weil es so steil hinab ging. Doch ging es Gottlob noch so ziemlich wohl ab. Nachdem wir an den Fuß des Gebirges gekommen waren ruheten wir abermals aus. Die Nacht war schon da, und wir hatten noch etliche Meilen zu reiten bis zu einem kleinen Wohnhaus, woselbst wir auch nachdem wir 2 Ärme von der großen /: iezo aus getretenen :/ Swatara glücklich pasirt waren wohlbehalten ankamen. N u n hatten wir den ersten Berg hinter, aber den 2. ten und für uns noch beschwerlichsten Berg noch vor uns. Es wurde mir wiederathen weiter zu gehen, theils wegen dem übelen Weg, theils wegen der rauhen Witterung doch sprach mir Vetter Fried, wieder Muth ein. Wir mußten hie Übernacht bleiben, in einem Häusgen das ins Ganze nicht größer war als eine mittelmäßige Stube. In dem selbigen stand ein Bette ein Webestuhl ein Tisch und 2 Bäncke, welche schon den meisten Raum wegnahmen, der Mann hatte überdem 4 oder 5 Kinder, hinzu kamen noch 2 des Nachts nebst uns 2en. Diese alle mußten sich in diesem Häusgen, das nicht einmal einen Boden unten hatte behelfen. Keiner konte draußen schlafen wegen der Kälte. Ein Glück war es daß doch
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noch ein Ofen im Hause war, obgleich der Luft Iöcher auch so viel waren daß man ihn nicht zu sehr empfand. Ich that Abends ein Gebet, welches den Leuten zwar fremd vor k a m , doch waren sie stille und aufmercksam. Endlich nahm ieder seinen Blanket, 5 wickelte sich hinein und legte sich wo er Plaz fand. Ich hatte meinen Sattel zum Kopfküßen. W i r hatten wenig ruhe, den ein paar iunge Hunde die auch in unserer Gesellschaft waren hatten des Nachts einen solchen Lerm in dem Hause verursacht daß wir wenig schlafen konten. Ich dachte zwar das Ungeziefer würde um diese Jahrszeit weg seyn, allein ich fands hier so arg als das vorige mal. Morgends nachdem wir unserm Schöpfer und Erhalter gedanckt hatten nahmen wir von unserm Wirth abschied, der uns allerdings nach seinem Vermögen bewirthet hatte, und begaben uns auf die Reise. Dis ist nun das lezte Haus bis nach Shomokin. Wir passirten die eigentlich] große Swatora noch glücklich] ob sie gleich hoch war. Die sogenanten Capes, als die gefährlichsten Pläze auf der ganzen Reise passirten wir auch glücklich, wiewohl mit augenscheinlicher] Gefahr. Nun kamen wir bis an den Fuß des 2. t e n Gebirges. Dieser ist weit beschwerlicher als der erste. Wir ruheten erst eine Weile aus, den wir musten die mehreste Zeit zu Fuß gehen. Der Weg war allenthalben gefährlicher und weit schlimmer als das lezte mal, als wir bald auf den Gipfel des Berges kamen entdeckten wir einen Plaz woselbst das vortrefflichste Eisen Ertz auf dem Erdboden lag. Fried. Weiser ist diesen Weg oft gereiset, daßelbige aber nie gesehen, bis iezo. Der Wind erhub sich gegen Mittag so starck daß wir zum öftern stille hielten aus Furcht vor den Bäumen, die stets droheten zusammen zu brechen. U m 1 Uhr kamen wir endlich auf den höchsten Gipfel des 2. t c n Gebirges und hier ist der Berg so steil als wohl ein Dach auf dem Hause. Der Weg war auch gefährlich, doch nicht so arg ausgespühlet wie bey dem ersten Gebirge daher kamen wir zwar sehr langsam doch glücklich hinunter, außer daß wir bisweilen mit samt den Pferden fielen. Unten ruheten wir abermals aus bey einem Springbrunnen, deren man auf dem ganzen Wege bis nach Shomokin genug antrift. Nun war der beschwerlichste Weg überstanden. M a n muß zwar noch über 2 hohe Gebirge, doch kan man noch iezo, da das Gewäßer nicht allzuhoch in den Thälern, fortreisen, wiewohl der Weg auch fast immer auf Felsen hingeht. Etwa 4 Meilen vom Fuß des 2. t e n Gebirges liegt der sogenante Pint schramm, 6 welcher den Nahmen hat von dem überaus großen Pint Holz, derselbige ist etliche Meilen lang. Es liegt derselbige zwar etwas im Thal, doch hatte der Wind so arg in den hohen Bäumen gehauset daß wir nicht mehr auf dem ordentlichen] Wege fortkommen konten. Wir durften es zudem nicht wohl wagen, weil der Wind noch immer anhielt. Dis Holz wächst ungemein hoch, und steht hier dermaßen dichte zusammen, daß man an manchen Pläzen die Sonne kaum sehen kan. Fällt ein Baum von der Gewalt des Windes so nimmt er iedesmal mehrere mit auf die Erde, so daß man nicht sicher ist, auch nicht ausweichen kan. Wir nahmen daher einen Umweg, daß wir der Gefahr entgingen. Um 3 Uhr kamen wir an einen Plaz woselbst ehemals Leute gewohnt hatten durch den vorigen Indianer Krieg 7 aber vertrieben und ihre Hütten verbrant waren. Hier hatte ich bey meiner
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lezten Reise meine Nachtherberge gehabt. Wir beschloßen hier Mittag zu halten. Wir machten ein groß Feuer an, hielten kalte Küche, und ruheten eine Stunde aus. Unseren Pferden breiteten wir einen teppich hin und thaten Haber darauf, welcher statt eines troges dienen mußte. Nun hatten wir noch 14 Meilen bis zum ersten bewohnten Plaze, woselbst wir doch Hoffnung hatten unter dem Dach zu schlafen, wir sezten daher die Reise fort hielten unterweges noch einmal stille und kamen des Nachts um 8 Uhr auch glücklich daselbst an. Die Pint Creek und die Machatunchy 8 waren zwar auch ziemlich hoch doch hatten wir noch eine gute Fahrt 9 getroffen daß wir gut hinüber kamen. Es waren in diesem Hause auch 6 sogenannte Hunters, die auch Quartir haben mußten, doch ward uns doch noch eine Art von Betten vergönnt, daher wir auch auf unsere gehabte Reise eine gute Ruhe genoßen. Wir hatten nun noch 10 Meilen bis an den Ort unserer Bestimmung, höreten aber mit Erschrecken daß die Susquehannah ungemein hoch wäre, wir auch schwerlich die Pferde hinüber bringen würden. Wir machten uns iedoch des Morgends, als am 22ten Nov. auf den Weg (nachdem wir Gottesdienst bestellt hatten) passirten die Machaniay 1 0 5 mal, um nicht über die Gebirge zu reiten und kamen endlich zu der Susquehannah, die allerdings hoch genug war. Hier in der Gabel von der Susqueh[anna] und Machaniay liegt das beste Land in der ganzen Gegend. Es gehört auch mit zum Weiserischen, und es wohnt schon etliche Jahre ein Irishen darauf der wie mir die Leute sagen schwere Rente geben muß. Wie ich höre, so will der Vetter Samuel auf diesen Plaz ziehen, um eine Weile Besiz davon zu nehmen so wie Vetter Benjamin auf der andern Seite der Susqueh. auf der Isle of Kin auch Besiz genommen hat vom besten Stück. Sie bauen Häuser von Block dahin alsden, so wollen sie Besiz behalten, weil wie sie sagen man das Land nicht getheilt ehe sie sich Unkosten gemacht hätten. Posession is eleven Points of the Law. 11 — Wir konten hier nicht über die Revier 12 kommen, und keiner wollte es wagen unsere Pferde hinüber zu führen. Wir mußten daher mit Verdruß noch 8 Meilen die Revier hinauf und zwar auf einem höchst elenden Wege. Hier war eine Art von Fiats 13 womit wir aber bald unglücklich gewesen wären. Sie trug 2 Pferde und 3 Menschen. Nun waren unsere 2 Pferde wir 2, 2 Fuhrleute und noch ein Hunter. Ich wußte von keiner Gefahr. Ich sähe wohl das die Leute zitterten und bebten, allein ich dachte es sey von der Kälte. Ich sähe auch wohl das die Fiat nicht über 2 Zoll über dem Waßer ging, aber ich dachte es müßte so seyn. Ein Glück war es daß kein Wind ging, sonst wäre es um uns geschehn gewesen. Wir fuhren anderthalb Stunden den die Revier ist hier über eine Meil breit. Als wir endlich glückl. hinüber kamen, fing ieder an die Gefahr zu erzehlen und ich danckte in der Stille Gott für seine gnädige Hülfe. Nun hatten wir noch 7 Meilen bis zum Benjjamin] Weiser woselbst der Gottesdienst bestellt war, und hier kamen wir Abends auch wohlbehalten an. Den 23 brachte mit Meditation zu, überdem so hatte verschieden Besuch von Leuten die in der benachbarten Gegend wohneten.
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Den 24 mußte da sich eine große Anzahl Leute einfanden abermals unter freyem Himmel predigen, obschon die Witterung strenge war. Haus und Scheuer war zu klein. Die Leute hatten sich bey 20 Meilen weit eingefunden. Da aber die Witterung zu kalt war, die mehresten Leute aber entweder die Susqueh. herauf oder herunter kamen, und auf dem Waßer noch kälter war hatten viele ihre iungen Kinder nicht mit bringen können. Doch taufte annoch vor der Predigt 8. Das heilfige] Abendmal konte diesesmal nicht allen gereicht werden, weil nicht Wein genug vorhanden war. Doch meldete noch vor dem Gottesdienst, wenn etwa alte oder gebrechliche Leute da wären, die sich wohl zu bereitet fänden, und ein sehnliches] Verlangen darnach hätten, so sollte es ihnen noch gereicht werden. Versprach aber auch zugleich wenn es der Wille des HErrn wäre auf zukünftiges Frühjahr wieder zu kommen und das heil. Abend[mahl] zu halten. Es meldeten sich keine. — Die Leute waren wenigstens dem äußern Schein nach, ungemein hungrig nach dem göttlichen] Wort, 1 4 welches mich um desto freudiger machte im Reden. Ich predigte über 2. Thess. 1. V. 6 — 10. betrachtete daraus: Die herrliche Erscheinung Jesu Christi zum Gericht, Wie dieser denen Gläubigen erfreulich und trostreich den Gottlosen aber erschrecklich seyn werde — Ach der HErr wolle es doch an diesen armen Seelen geseegnet seyn laßen. — Da der Wind heute stille war, ich überdem 10 Meilen weit Gesellschaft auf dem Rückwege haben konte, so versähe ich mich noch mit Proviant für mich und mein Pferd, ließ Fried. Weiser, der Geschäfte halber noch hier bleiben muß, zurück, fuhr mit einer Batoe 15 mit nicht so großer Gefahr als ehegestern über die Susquehannah, und trat die Rückreise mit Anbruch der Nacht auf dis Seit der Susqueh. an. Da es anfing dunckel zu werden verlohren wir den Weg, den hier zu Lande gibt es keine Plantations Lanes oder Konigsstraßen, sondern alle Wege sind nur Indianer Fussteige, die über Berg und Thal hingehen. Nach langem suchen, und nachdem wir im Busch Gesicht und Hände verkrazt hatten fanden wir ihn wieder und ritten noch 9 Meilen weit, bis an das Haus woselbst wir den 21. ten Nachtherberge gehabt hatten. Ich fand die Hunters noch daselbst, die heute als am Sontage 3 Hirsche geschoßen hatten. Sie erzehlten ihr Glück, welches ich aber bestrafte, und dabey erinnerte sie sollten diesen heiligen Tag beßer anwenden. Wollten sie nicht auf das göttl. Gebot sehen, so wäre ia das Schießen am Sontage wieder die Landes Geseze. Allein die Antwort war Hier gelten keine Landesgeseze. Es fiel mir auch der Spruch ein den der Grosvater 16 in seinem Lebenslauf oft anführt: Z u der Zeit war kein König in Israel etc. etc. 17 — Die Hunter gaben mir auf mein ferneres Ermahnen diesen Tag heiliger zu begehen zulezt zur Antwort: sie hätten nicht gewußt daß heute Kirche gewesen wäre, sonst wären sie doch auch gekommen, allein es ginge ihnen so übel, sie sähen bisweilen in 5. 6. oder 7 Tagen keinen Menschen, daher sie oft selbst nicht wüßten wann es Sontag wäre, welches ich aber um desto mehr bestrafte und sie zulezt ermahnte ieden Tag für ihr Heil zu sorgen hauptsächlich] aber auch am Sontage da sie von ihren äußern Berufsgeschäften ruhen könten. Sie versprachen solches zu thun. — Diese Leute oder sogenante Hunters kommen von den bewohnten Gegenden hier herauf und zwar im Anfang des Herbstes,
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bleiben alsden bis in den Winter, und bringen ihre Zeit zu mit der Hirschjagd. Übrigens leben und kleiden sie sich wie die Indianer auch. Das Fleisch laßen sie liegen wenn es nicht just bey einer Wohnung ist und nehmen nur die Haut, welche sie hernach für 10. 12. 15 Schilling in den unteren bewohnten Landschaften verkaufen. Um Mitternacht wurden wir vom Schlaf aufgeweckt durch einen M a n n der sein Kind brachte und verlangte ich sollte es taufen, solches that noch vor Anbruch des Tages. M i t des Tages Anbruch aber begab mich nun wieder alleine auf die Rückreise. Es war heute überaus kalt, ich hatte nun noch etliche 50 Meilen weit nach Hause und 30 Meilen bis an den ersten Berg oder bis zum ersten bewohnten Plaz. M i r ward bange, theils ich möchte die rechte Fahrt an den Flüßen nicht treffen, theils die Nacht mochte mich überfallen ehe ich zu einem bewohnten Orte gelangen möchte, daher eilte so hurtig fort als ich konte, ob ich gleich fast beständig wegen dem übelen Weg und der strengen Kälte zu fuß gehen mußte. Die Machatunky war tief und ich verfehlte die Fahrt, so daß ich auf dieser Seite wegen dem hohen Ufer nicht heraus konte. Wollte ich den Fluß hinauf so konte ich nicht wegen dem Gehölze hinunter wärts schien es zu tief zu seyn. Ich besann mich lange im Waßer, endlich wagte es und ritte noch etliche Schritt hinunter kam aber bis an den Sattel ins Waßer, iedoch war hier eine gute Fahrt daß ich glücklich durch kam. — Die Leute in Shomokin hätten mir gerne einen Reise gefährten mitgegeben, allein einer hatte kein Gaul, der andere konte nicht abkommen, der dritte hatte keine Schuhe etc. etc. Hatte ia einer ein Stück=Vieh so war es so mager / weil hier die Pferde nichts bekommen als was sie im Busch finden / daß mir bange ward es möchte unterwegends umfallen und mir nur mehr Noth verursachen, dahero ging lieber alleine. Die übrigen Geweßer als the deep Creek und pint Creek passirte Glücklich. Um 10 Uhr hatte schon 20 Meilen hinter mir, ich war nemlich am Fuß des 2. t e n Gebirges, auf iener Seite. Hier ist eine schöne Waßerquelle und ein Trog in einen alten Baum gehackt. Ich fütterte mein Pferd, machte ein groß Feuer an steckte ein Stück Hirschfleisch welches mir mitgegeben war an einen hölzernen Spieß bratete es und machte damit mein Mittagsmal. Ein Trunck gutes Waßer war mir hier so lieb als das beste Getränck in Pensilvanien. Um 11 Uhr war schon nahe bei meiner Heimat.
Reinschrift in AFrSt IV C 18:3 S. 30-35; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 2 : C S. 30-35. Der Briefschluß fehlt, die letzten vier Wörter sind unten auf S. 35 von fremder Hand ergänzt. Neben der Anrede findet sich von fremder Hand die irrtümliche Angabe: „Fried: Mühlenb. Reise nach Shomokin im Junio 1771." Zu dieser Reise vgl. Nr. 562. Zur Datierung vgl. Anm. 1. 1
Die Reise dauerte vom 20. bis zum 25. 11. 1771. Vermutlich hat Friedrich August C o n r a d den Bericht an seinen Vater im Anschluß an die Reise bis Ende N o v e m b e r fertiggestellt oder erst zum Jahresende. Für beide Zeiträume weist sein Tagebuch keine Einträge auf, während er im Dezember bis zu den Weihnachtstagen seine Gemeinden besuchte und zur endgültigen Abfassung nicht die Zeit gefunden haben dürfte. Vgl. Lutheran Church Review 25 (1906) S. 352 f. Als verläßliches D a t u m kann der 2 5 . 11. 1771, der Tag seiner Heimkehr (terminus post quem) angesehen werden.
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Die Briefe des Jahres 1771
Vgl. Nr. 562. Vgl. Nr. 504 Anm. 5. 4 Vgl. Nr. 562 Anm. 6. 5 = Decke. 6 Aus der Bergmannssprache entlehnt?: Schräm = Einschnitt im Flöz. Pint = Nadelwald (speziell Kiefern), von engl, pinewoods. 7 Pontiac's War (1763/64). 8 Pine Creek und Mahantango Creek. 9 = Furt. 10 Mahanoy Creek. " Sprichwort aus der engl. Rechtsgeschichte, hier sinngemäß: „Auf einem Stück Land wohnen und es bebauen heißt, den größten Teil des Rechtstitels auf das Land schon besitzen." 12 = Fluß, von frz. riviere. " Frachtkahn. 2 3
14 15 16 17
Vgl. Am 8,11. (großer) Transportkahn. Conrad Weiser ( 1 6 9 6 - 1 7 6 0 ) . Vgl. Ri 17,6; 18,1; 19,1; 21,25.
575. G. Η. E. Mühlenberg
an M.
New Germantown,
4. 12. 1771
Neu germantown d. 4 Dec. 1771. Geliebtester Papa. Weil unser Peter noch nicht angekommen ist, 1 so haben wir noch keine Nachricht von Ihnen und Mama. Wir hoffen aber daß der Gott der uns bisher gnädig erhalten hat, auch Sie werde erhalten haben. Meine äußerliche Umstände in Absicht der Kleider etc. habe ich schon an Mama geschrieben auch in einem Briefe den ich durch einen Butcher2 nach Philadelphia geschickt habe, ich werde derohalben nur weniges von meinen Berufs=sachen schreiben. Oct. 29. bin ich hier, wie Peter wird erzehlet haben, glücklich angekommen, habe aber nicht eher als Donnerstags d. 31. Oct. angefangen meinen Dienst anzutreten. Ich wurde zu einer Hochzeit in der Valley abgeholt, weil mirs angetragen wurde, so predigte ich in Beiseyn eines grossen Volcks über Jes 37. 5. 6. und redete am Ende der Application die Copulandos sonderlich an. Weil d. 1 und 2ten Nov. schlecht Wetter war, so blieb ich zu Hause, laß in Mosheims Kirchenhistorie3 und meditirte. D. 3 Nov. ritte ich mit Fr[au] M[ühlenberg]4 und Mr. Α Mölich 5 nach Bedminster. Die Wege waren schlecht, weil es aber auf klärte so predigte ich einer ziemlichen Menge über Jes. 55. 6. 7. Die Leute schienen einige Empfindung zu haben, wie ich auch nachher erfahren habe: Prop[ositio] Die Ordnung welche der anjetzo so sehr verderbte Mensch eingehen muß, wenn er will selig werden. I. Ordnung selbst. Die Bekehrung, a) worin sie bestehe, b) einige Kennzeichen 3) Hindernisse. II. Bewegungs gründe die Ord[nung] einzugehen.
Nr. 574/575
nach dem 25. 11./4. 12. 1771
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Weil es schlecht Wetter war und Tunis Moelich sein Pferd brauchte so eilten wir nach Hause. D. 4. 5. besuchten wir Lutherische Nachbarn. D. 8 Nov. unter erstaunlichen Regen, bei fast unausstehlich schlechten Wegen ritte mit Mr. George Dippel nach seinem Hause um Bet stunde und Kinderlehre zu halten *) ich hatte Sontags mit 3 Kindern Catechismus Lehre gehalten, die meisten aber waren scheu hervor zu kommen, daher wollte ich sie so bekanter mit mir machen. Weil das Wetter zu schlecht war so kamen keine Leute. Ich hielte Hausandacht mit Singen und Beten catechesirte die kleinen Kinder englisch so viel ich konte, und besprach mich hernach mit dem alten Dippel der ein wahrer Israeliter ist. 6 Ich hatte überaus angenehme Gespräche mit ihm. Gegen Abend in vollen Regen setzte ich wieder ab, unterweges aber goß es so starck daß ich kaum fort konte, über die Branch 7 kam ich so ziemlich nur muste ich in der Mitte mit meinem kleinem Pferde schwimmen, die andern Wässergen waren auch so angeschwollen, daß ich mit vieler Lebensgefahr endlich bis zum Jungen H. Reinhard kam, der mich liebreich bewirthete. Ich hielte Abend= und Morgen=andacht mit Gesang und Gebet und kam hernach Samstags d. 9ten Nov. über die hohe Lamerton 8 glücklich nach Hause. Nov. d. 10 ritten wir beide nach der Valley, ich predigte daselbst, weil es überaus angenehm Wetter war, einer Zahlreichen Versamlung über Deut. X, 12. Die Foderungen Gottes an sein Volck, ich hielte Kinderlehre. Gegen Abend ritten wir nach Hause. Diese Woche hat ich ziemlich Ruhe, konte dahero meinem Studieren beßer obliegen. Ich machte mir Mosheims Kirchenhistorie und Macknight's Harmony 9 wohl zu Nutze. Ich besuchte die nahen Freunde, und fand hie und da, vieles gute, welches als ein Same aus gestreuet worden. Nov. d. 17. als an meinem Geburts tage predigte ich in Neu germantown über das Evangel. Vom Greuel der Verwüstung,10 erklärte im Eingang das schwerste und betrachtete die Strafgerichte Gottes über das Jüdische Volck als eine Warnung an unsere Christen P[ars] I. Die Sünden welche Ursach derselben waren, P. II. Die Strafgerichte selbst. P. III. Wie und wogegen sie eine Warnung sind. Weil ich wieder das erstemal predigte und es überaus angenehm Wetter war, sich dahero auch eine große Menge von Volck einfand, so konte ich nicht umhin, ins besondere auch von der Verachtung des Wortes Gottes zu reden, da man die Versamlungen, gegen die Worte Pauli Ebr. X , 25, und das Exempel Davids Ps. 26. 6 = 9. Ps. 27. 4. Ps. 42. 5. verläßt: Ich untersuchte die Einwürfe sonderlich den sie hier zu machen pflegen: daß der Prediger nicht immer über das Evangelium predigt, historisch und nach der Bibel, und beschied die Leute welche es nicht begreiffen könten ins Pfarrhaus. Hernach hielt ich Kinderlehre mit etwa 10 Kindern groß und klein, weil ich die Fragen leicht machte, so konten sie ziemlich antworten. Die Eltern waren sehr wohl zufrieden, und freuten sich. Nachmittags ritte mit Mr. Voigt 11 in Begleitung des Thomas Buskerk und des Mr. Fritz nach Voigts Hause, traf H. Pf. Iung an, ich hielte AbendBetstunde.
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Die Briefe des Jahres 1771
Nov. 18. ritte mit dem alten H. Voigt 8 Meilen weiter nach Christian Heils über die so genante Spruce Run 12 und predigte über Ezech: 33. 11. und taufte 2 Kinder. Die Leute schienen sehr bewegt zu seyn. Nach der Predigt und Kinderlehre hatte ich verschiedene angenehme Gespräche, ich ritte gegen Abend zurück bis nach Voigts. *) Es wurde ausgemacht daß H. Iung d. 11 Dec. sollte getrauet werden13! Nov. 19. früh nahm Abschied von H. Iung und ritte allein nach Hause, fand noch alles wohl auf. Abends besuchten wir einen Nachbar, ich frug ihn was er aus meiner Predigt behalten, er wüste viel und gab die Hofnung daß er auch ein Thäter des Worts sei. 14 Von dem 20=23ten wandte ich die Zeit zum Studieren an. Nov. d. 24ten predigte ich wieder in Germantown über das Evangel, am 26 Sontag nach Trinit[atis]. Propos[itio]. Die traurigen Schicksale der Gottlosen nach dem Tode. Pars I. Die Ursachen dieser traurigen Schicksale a) verneinend nicht ein unbedungener Rathschluß Gottes, b) beiahend das vorhergehende Verhalten der Gottlosen. P. II. Die traurigen Schicksale selbst a) Die Beschaffenheit b) Die Dauer. Hier muste ich nothwendig von der Ewigkeit der Höllenstrafen reden. Ich wiederlegte die Einwürfe und bewies die Warheit selbst aus v. 46. Marc. 9. 43. 44. άσβεστος ου τελευτα loh. III. 36. und aus andern allgemeinen Sätzen. Nachmittags hielte ich Kinderlehre mit etwa 20 Kindern, die schön geantwortet haben. Verschiedene Alte antworteten laut in ihren Stühlen. Diese Woche brachte ich meist mit Studieren zu. D. 28. besuchten wir einige gute Freunde. Das Schatzkästlein 15 gab mir Gelegenheit von verschiedenen erbaulichen Stücken zu reden. Mr. Anthony Moelich der eine ziemliche Schrifterkentniß hat, ließ mich nicht zu frieden bis ich ihm fast alle ihm dunkle Stellen erkläret hatte. Abends hatte ich Gelegenheit bei einer Englischen Hochzeit verschiedenes mit Englischen zur Erbauung zu reden. Nov. d. 29. wurde ich zu einem Kranken Manne gerufen, der sonst einen guten Namen hat, aber mit einer argen Frau, die sich fast alle Tage voll und voll säuft und denn als eine rasende ihren Mann abledert [prügelt], geplagt zu werden das Unglück hat. Er ist schon lange Zeit kranck. So bald als ich hinein trat, schrie und lamentirte die Frau, über die Prediger, Ältesten etc. und verlangte ich sollte dem Manne gleich das Abendmal geben, er wäre ein gut Gemeinsglied hätte 12, 20 shill. zum Salario gegeben. Ich hieß sie stille schweigen, that ein Gebet und setzte mich zum Manne redete von den Entzwecken Gottes bei Krankheiten, ich frug ihn: ob, wenn er sich ernstlich prüfte, er nicht dächte: daß er diese Krankheit mit seinen Sünden verdienet hätte: R[e]sp[onsio]. Ach ja. I[nterrogatio]. Also müste er auch wol erkennen, daß er mit Recht Gottes Ungnade verdienet? Rsp. Ja. I. er stünde nun an den Gränzen der Ewigkeit und als ein Sünder hätte er Gottes Ungnade verdient, wie wollte er also mit Freudigkeit sterben, auf wen wollte er sich verlassen? Rsp. Allein auf Jesum. I. An wen wollte er also glauben? Rsp. an Jesum. I. Wo wollte er den Glauben her bekommen. Rsp. er bäte Gott darum. Ich hielte ihm das Exempel aus Marc. 9. 24. vor, redete verschiedenes von dem 2 und 3
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4. 12. 1771
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Stand des Menschen und beschloß mit Luc. 21. 36. und Gebet. Wegen des Abendmals bestimmte ich nichts, sondern sagte ihm er sollte sich genau prüfen, nachdem ich ihm gezeigt: wer würdig zum heiligen Abendmal ginge. Math. X I , 28 s[e]q[uentes]. D. 30 Nov. studierte auf meine morgende Predigt oratione et meditatione. Dec. 1. als am lsten Sontag Adv[entus] ritte ich, weil es gar zu schlecht Wetter war, alleine nach Bedminster. Ich predigte über die Epistel R o m XIII. 11 sqq. Exord[ium] Ephes. V. 8. 9. Pr[opositio]. Der nöthige Wandel eines Christen im Licht. P[ars] I. Anweisung ein Kind des Lichts zu werden v. 11. M a n muß vom Schlaf aufstehen 1) Was der Schlaf sei, 2) wie man davon aufstehe. 3) Bewegungsgründe vom Schlaf aufzustehen v. 11. Pars II. Wie man als ein Kind des Lichts wandeln solle, v. 12. 13 (Coll[atio] 1 Thes. V. 8.) et 14. endlich that ich auch einige Lockungen zur Treue hinzu aus v. 11. 12. Joh. I X . 4. 5. Weil das Wetter so stürmisch war daß keiner aus der Kirche gehen konte so hielt ich mit 7 Kindern Kinderlehre, die zur Freude der Anwesenden nach ihrer Fähigkeit sehr gut und beherzt geantwortet haben; ich machte zuletzt noch eine kleine Zueignung meiner Predigt an sie als Junge Leute aus Eccles. X I I . 1. Nach der Kirche ritte ich mit Mr. Appelman nach seinem Hause, weil das Wetter zu schlecht war bis nach Germantown zurük zu kommen und sonderlich eine gottselige Dame aus Braunschweig Mstr. Gibs verlangt hatte mich bei H. Appelman zu sprechen. Wir kamen an und fanden einen guten Auszug von Christlichen Büchern. Das Schatzkästlein, eiusd. Tracktat von der Wahren Bekehrung 1 6 . Wir griffen gleich zum lsten und Hessen es herum gehen, da wir dann erbauliche Anmerkungen darüber machten. Das 2 t e Buch diente zur Repetition meiner lsten Predigt in Bedminster die den Haupt sätzen nach eins mit war. Ich hielte hernach eine Nachmittags Betstunde laß ein Stück aus Ioh[an]n Arnd von 4 Kennzeichen einer Wahren Bekehrung 1 7 vor, und Schloß mit Gesang und Gebet. Wir kamen hernach weitläuftig ins Gespräch von einigen Stellen in der heiligen Schrift sonderlich von der allgemeinen Erlösung die ich aus 2 Petr. II. 1. 1 Cor. 8. 11. 1 loh. II, 2, cet[era] zu beweisen suchte. Es hatten verschiedene mit H. Hartenberg und einem Churchman 1 8 disputirt, dahero ich alle ihre Einwürfe hörte. Ich frug unter andern: Warum, wenn nicht die Verdammten erlöset wären, sie denn berufen würden, sie sagten H . Hartenberg und der Churchman hätten gesagt: Sie rüfen allen, weil sie nicht wüsten welche aus allen erlöset wären; ich weiß nicht ob ich sie gründlich genug wiederlegt habe aus M a t h . 23. 37. da ich Schloß: Wenn unser allwißender Heiland auch diejenigen gerufen hat welche nicht selig werden, so müssen auch wenigstens einige unter denen erlöset seyn welche doch verdammt werden. Wir kamen natürlich auch aufs Abendmal, darin ich gestehn muß ich weiß mich nicht gegen mich selbst heraus zu helfen. Der Churchman hatte hart auf die Lutheraner gedonnert und unter andern gesagt die consubstantiation wäre viel thorichter als transsubstantiation. Ich berief mich auf 1 Cor. X . 16.
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Die Briefe des Jahres 1771
a) zum Beweis gegen die Katolicken daß Brodt von dem Leib unterschieden sei. b) zum Beweis gegen die Reformirten, daß etwas mehr als Brod da sei. Einen Einwurf machte ich mir selbst, den ich bisher noch nicht habe beantworten können es ist dieser, (deßen Beantwortung H. Kunze vielleicht über-
nehmen könte) Jesus sagte seinen Jüngern, als er noch einen irrdischen Körper hatte, dis ist mein Leib, konten denn die Jünger damals seinen wahren Leib
eßen und sein Blut trinken, und wo nicht müssen die Worte τουτ' εστ[ιν] το σωμα μου 1 9 litteraliter erklärt werden? Dis war einiges von unsern Gesprächen, die ich hernach mehr auf die Seele wandte. Nach vielen angenehmen Abwechselungen und da es sehr spät worden war so daß einige von unserer Gesellschaft sich trennen wollten, so hielte ich noch eine kurze Abend-Betstunde mit Gesang und Gebet. Dec. 2. hielte Frühbetstunde nahm Abschied von den guten Freunden und ritte um 9 Uhr fort. Der Wind kam von Nordwest mir grade ins Gesicht, und war über aus kalt. Ich sprach bei Mr. George Dippel ein und fand ihn nicht, aber den Alten M a n n zu Hause. Er erzehlte mir viel aus meiner gestrichen Predigt, und sagte mir zugleich daß einige gesagt hätten: Nach meiner Lehre wäre es fast unmöglich selig zu werden, er aber hätte geantworten: freilich ists bei euch od. durch eure eigen Kräfte unmöglich, aber nicht bei G o t t . 2 0 Weil mein Pferd sich etliche mal los riß so muste ich wieder meinen Willen fort eilen. Unter wegends sprach ich noch bei dem jungen Herrn Reinhard ein und kam gegen 1 Uhr glücklich nach Hause. Dec. 3. besuchte ich den kranken M a n n , davon ich unter dem 29 t e n Nov. geschrieben. Die Frau hatte mich bei Mr. Moelich verklagt daß ich dem Manne nicht gleich das Abendmal gegeben, er kam zu mir, und, nach der Iersier Gewonheit, kam es heraus als ein Befehl ich sollte es ihm doch geben. Ich konte mich nicht gleich auf eine gelindere Antwort besinnen als: ich als ein Prediger, der es mit zu verantworten hätte wenn ich es ihm unwürdig gebe, und als einer der auch wol die Christliche Lehre studirt, würde mich nach meinen eigenen Einsichten hierin richten. Er schiens nicht sehr gewohnt zu seyn. Wie es überhaupt M o d e ist, daß der Prediger alles thun muß.
Ich ging dem ohnerachtet hin zu der kranken Person, nahm auch Brod mit, das mir M r . Moelich dazu gegeben. Ich examinirte ihn sehr genau verhehlete auch nicht, daß ich gehört es [!] hätte manchmal mit seiner Frau getrunken. Er bekante es, und versprach auch von ganzen Herzen Beßerung, nach vielen Fragen und schönen Antworten frug ich ihn, ob er noch ein sehnliches Verlangen nach dem heil. Abendmahl hätte, er antwortete laut: Ia. Ich schritte derohalben nach dem Gebet zu der Handlung selbst und beschloß sie mit Gebet. Endlich that ich noch eine kleine Ermahnung und bei der Gelegenheit an die Anwesende und schloß mit dem Segen. Dis ist ein kleiner Abriß von meinen Arbeiten in den Gemeinen das übrige werde ich Ihnen mündlich berichten. Nur muß ich überhaupt sagen daß die äußerlichen Umstände hier dem Prediger nicht sehr günstig sind. Das Salarium ist groß, komt aber schlecht ein. Accidentien sind fast gar nicht M o d e . Mr.
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4. 1 2 . 1 7 7 1
Appelman, Aaron Moelich etc. etc. haben etwas davon geredet: ob ich einen Beruf annehmen wollte, wenn Peter etwan, wie es hieße, fort wollte 2 1 ich habe es ihnen aber grade gesagt: bei solchen Umständen nicht. Wenn der Prediger sein Salarium alle halbe Jahre bezahlt kriegte, war es erträglich. Tantum de his. 2 2 Papa werden wol mit H . Leib geredet haben, es wäre nicht rathsam daß er nun käme, ehe denn Peter zurükkomt, und wir wissen ob ich bleibe. Sollte dis geschehen, so gereicht es dem Peter zum großen Vortheil, mir zum Vergnügen und Leib zum Nutzen wenn er herüber komt, denn der Bubi den Peter hat taugt nichts ist ein Lügner, Flucher, und Verführer, so wol der Sally als der Schwarze. Übrigens empfelen wir Sie und unsre ganze Familie H. Kunze und alle labores communes in den göttlichen Schutz. Er segne Sie und uns. Amen. Henrich Ernst Mühlenberg. Obs[ervatio]. H. Moelich geht bald fort, darum muß ich die Fortsetzung 23 die ich anjetzo bis d. 16 Dec. machen könte, bis aufs künftige sparen. Vale. Reinschrift in AFrSt IV C 18:7 G S. 50-57; HD S. 2956 - 2969. 1
LC Abt. Η IV Fach F 2.G S. 50-57.
Auch in
Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg vertrat seinen Bruder Johann Peter Gabriel, der sich auf einer Reise nach Virginia befand, um die Möglichkeit einer Berufung dorthin zu prüfen. Eine Abschrift des folgenden Schreibens an Johann Peter findet sich in Mühlenbergs Tagebuch: „Rev d Sir I have been requested by the Vestry of a Vacant Parish in Virginia, to use my Endeavours to find a Person of an unexceptionable Character, either Ordained or Desirous of Obtaining capable of Preaching both in the English and German Languages. T h e Living as established by the Laws of the Land with Perquisites, is of the Value of Two Hundred and Fifty Pounds Pennsylvania Currency; with a Parsonage House and a Farm of at least two Hundred Acres of Extreme Good Land; with every other Convenient Out House belonging to the same, which will render it Very Convenient for a Gentlemans Seat, and having just now received a Character and Information of you from Mr: John Vanorden, of Brunswich, I am very inclinable to believe you would fully Answer the Expectations of the People of that Parish; the Gentleman of whom I have had information Does not Know wether You are ordained by the Bishop of London or not. However be that as it will, if you can come well recommended to the Vestry, they will recommend you in Such a manner as to make your Ordination ccrtain. If you should think those proposals worth your Acceptance, I shall be glad you would write me an Answer, to be left in Philadelphia at the Sign of the Cross Keys, where I shall stay a few Days on my return home, when, if I find you are inclinable to accept of this Living, you may expect to hear further from Me, directed to the Care of the Gentleman, of whom I have been favoured with the Information, which I have received I am tho' unacquainted Rev d Sir Y[our] Ob[edient] Serv[ant] Newyork 4 th May 1771.
James Wood
P.S. If you should determine to go to London I make no Doubt of the Vestry Advancing a Sufficient Sum to defray the Expences." (PM 95 A Nr. 12 1769 — 71 S. 315; vgl. auch Honeyman,
Die Briefe des Jahres 1771 13, 1928, S. 220). - Richard Peters verfaßte später ein Empfehlungsschreiben f ü r Johann Peter Gabriel Mühlenberg: „To Colonel and Doctor Hugh Mercer Esquire at or near Winchester. D[ea] r Sir Philadelphia 11 June 1771. It is a long time since I have had the Pleasure of your Letters. They formerly gave me the highest Pleasure, as they were always Testimonies of a sincere and honest public and friendly Spirit; an Opportunity now offers of reviving the dead Ashes of a smother'd Flame. And I chearfully embrace it. It is to sollicit Your Assistance to the Bearer Mr: Muylenberg, the Worthy Son of a very Worthy Father, who is among my first and most intimate Friends and Brethren. The thing you can assist this young man in is fully expressed in a Letter, wrote to his father by Justice Wood from Newyork, some necessary Buisiness called Him from Winchester to Newyork, and in his Way he called on Mr: Muylenberg, who has the Care of the Lutheran Churches in this City. Inclosed you have a Copy of Mr: Woods Letter, which will give You a full and proper knowledge of the Rise and Situation of this young man's Affair. Be pleased to acquaint the Vestry and Mr: Wood, that the Academy of this City have a very great Attachement to the Reverend Mr: Muylenberg the father, and that Dr: Smith, myself and Mr: Duchee will gladly write Letters to the Society, or Bishops and Arch Bishops in favour of this young and promising Divine, who is of an amiable Disposition and has gained great Esteem amongst both the Lutherans and English. These letters we shall write jointly as soon as we shall be favour'd with a perusal of the proceedings of the Vestry. I am, I suppose well known to several of them either in Person or character, and therefore take the Liberty thro' Your Goodness, to recommend this young Man to them as one, who will answer all their purposes as to both the Churches — that is to say German and English and thro' the divine Blessing may prove of general Benefit to the Interest of vital and Scriptural Religion without Superstition. I have sent You one of the Sermons, which I preached at the Opening of the Lutheran Church, for Yourself, and some for the Vestry, which you will give as You think proper. It will shew the constant Union and Harmony, which has subsisted between the Lutherans and Episcopal Church of England. I mean by sending You these Sermons; to strengthen and encrease our Love for one an other. The Matter of the Sermon is perhaps too Spiritual for the Generality of Christians, but the Introduction conveys a clear and true Idea of our old and present Inter Community. I pray God may have you, in his immediate and favourable protection and bless you in all your personal Undertakings, and make You and your Connection perfectly happy. I am Dear Sir, Your very affectionate humble servant Richard Peters. Colonel and Doctor Hugh Mercer Esquire. A Thicket inclosed: As Colonel Mercer may be absent or at too great a distance to be personally applied by young Mr: Muylenberg Mr: Peters has desired he would read the Letter which is not sealed and shew to Mr: Wood, and Keep this Memorandum always in the Letter that when Colonel Mercer receives the Letter, he may receive this Memorandum with it. 11 June 1771. R. Peters." (PM 95 A Nr. 12 1769 - 71 S. 319f.). = Fleischer, Schlachter. Johann Lorenz von Mosheims „Institutiones historiae ecclesiasticae novi testamenti" (1726). Anna Barbara (Hanna) Mühlenberg, geb. Meyer. Anthon oder Aaron Mölich. Vgl. Joh 1,47. N o r t h Branch, Quellfluß des Raritan River. Lamington; Nebenfluß des Raritan River.
Nr. 575
4. 12. 1771
401
Siehe Anm. 3; vgl. James Macknight, „A Harmony of the Four Gospels, in Which the Natural Order of Each is Preserved" (1756 u. ö.). 10 Vgl. M k 13,14 ff. par. 11 Christoph Voigt aus New Germantown. 12 Ab 1775 eine selbständige Gemeinde; vgl. Glatfelter I S. 210 f. 13 Johann Georg Jung heiratete am 12. 12. 1771 Christina Voigt, die schon bald danach starb. Am 17. 12. 1774 heiratete er eine Tochter des Leonhard Streit (und Schwester seines Amtskollegen Christian Streit) aus Bedminster. Vgl. Honeyman, 13 (1928), S. 331. " Vgl. Jak 1,22. 15 Karl Heinrich von Bogatzkys „Güldenes Schatzkästlein der Kinder Gottes". 16 Karl Heinrich von Bogatzkys „Gedanken von der wahren Bekehrung eines Menschen zu Gott". 17 Vgl. Johann Arndt, „Vier (später sechs) Bücher vom Wahren Christentum" (1605/6 ff.), 2. Buch Kapitel X . 18 = Mitglied der anglikanischen Kirche. 19 Vgl. 1 Kor 1 1 , 2 3 - 2 5 ; M k 1 4 , 2 2 - 2 4 . 2 0 Vgl. Mk 10,26 f. par. 21 Siehe Anm. 1. 22 Soviel dazu. 23 = Nr. 576. 9
Die Briefe des Jahres 1772
576. G. Η. Ε. Mühlenberg
an Μ.
New Germantown,
6. 1. 1772
New-Germ[antown] 6 Jan: 72 Geliebter Papa. Durch die überschwengliche Gnade Gottes sind wir noch alle frisch, munter und gesund. Der Herr schenke uns allen ferner Gnadenzeit, daß wir mit Freuden unser Leben beschließen können. Hoffentlich wird der Herr auch Sie L[ieber] P[apa] und unsere geliebte Mutter nebst der Familie und H. Kunzen erhalten haben. Einiges von unsern Umständen zu melden, so sinds folgende. I. in Absicht meiner Arbeiten, arbeite ich nach meinem Gewissen und Vermögen, der Herr gebe sein Gedeyen zum Pflanzen und Begiessen.1 D. 2 Sontag nach Advfent] predigte ich in Germantown über das Evangelium von der rechten Zubereitung zur Ewigkeit. Weil alles heute Abend hier wegen Besuch in Verwirrung ist, und mir die Materialien fehlen, so muß ich nur die Haupt Umstände melden. D. 12ten ritten wir in Gemeinschaft nach Mr. Voigten um der Copulation des H. Youngs mit bei zu wohnen. 2 D. 13ten kehrten wir zurükke. D. 3 Sontag nach Adv. ritte ich nach der Valley und predigte daselbst über die Epistel 1 Cor. 4. 1 s[e]q[uentes] und stellte daraus eine Betrachtung von dem gerechten Gerichte Gottes über alle an, hielte hernach Kinderlehre, da eine schöne Anzahl von Kindern hervor kam, die auch sehr schön nach ihrer Fähigkeit antworteten. Die Kinder, ich und die Anwesende freueten sich sehr und wünschten daß sie fort gesetzt würden, welches bisher nicht hatte geschehen können, weil bisher die Englischen Nachmittags hier Predigt verlangt und auch erlangt hatten. Nach 3 Uhr ritte ich nach Hause. D. 4 ten Sontag nach Adv. predigte ich in Germantown über die Epistel Phil. IV. 4 sqq. Von dem wahren Christenthum als der Quelle der Freude und des Vergnügens. P[ars] I. Einige Kennzeichen des wahren Christenthums. II. Die Beschaffenheit und der Grund dieses Vergnügens. III. Einige Einwürfe gegen diese Lehre. Am Sontag nach dem Christag ritte ich mit meinem Bruder 3 nach Bedminster welcher daselbst Englisch über Luc. 2. 11. predigte. Er war noch etwas krank von seiner Colique. Wir ritten den Tag wieder zurück. Die übrige Zeit meditirte ich auf meine folgende Predigt. Was ich gelebet hab das decke zu Was ich noch leben soll regiere du.
406
Die Briefe des Jahres 1772
Januar. 1. 1772. Ritte ich in aller Frühe nach Plockemünde4, um daselbst zu predigen. Bei einer ziemlichen Versamlung predigte ich über Ies. 40. 6 sq. und weil ich den Herrn bat, mit Freudigkeit. Prop[ositio] Von der Hinfälligkeit der Menschen und der irrdischen Dinge. P. I. Die Sätze des Propheten selbst A. Alles Fleisch ist wie Heu 1) Die Allgemeinheit des Todes 2) Was der Tod selbst sey 3) Die Ursache des Todes 4) Die Ungewisheit in Absicht des Todes. B. Alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde, die bald verwelket. P. II. Einige Betrachtungen die wir daraus ziehen. Den Eingang machte ich mit einer Meditation: Ein Lehrer der bedenkt daß er sterblich und seine Zuhörer sterblich seyn sollte mit einer gewissen Bangigkeit vor die Gemeinde treten zweitens: sollte eben diese Betrachtung die Zuhörer so aufmerksam machen, als wenn sie das Wort zum letzenmal mit anhöreten. Die Predigt machte ziemlichen Eindruck auf die Anwesende, wenn nur der Satan 5 das Wort von den Herzen der meisten nähme oder die Sorgen der Nahrung es erstickten! Nach der Predigt ritte ich weil A[nthon] M[oelich] nicht da, mit I. Appelm[ann] nach Hause. Wir hatten erbauliche Gespräche aus meiner Predigt, Bogatzkys Krankenpflege und Schatzkästlein.6 Abends sangen und beteten wir, und redeten noch einiges über die Wiedergeburt davon ich etwas vorgelesen hatte. Es hatte sich ein klein Häuflein von Nachbaren gesamlet, die das Gespräch etwas spitzfündiger machten. Denn es ist hier Mode alle Einwürfe der Presbyterianer, Quaker etc. dem Prediger zu solcher Zeit vorzulegen. Ich beantwortete sie nach meinem Vermögen und wandte das Gespräch auf die Hauptsumma des Gesetzes die Liebe 1 Tim. 1. 5. sqq. Als sie alle fort waren, hatte ich noch ein angenehm Gespräch mit Mr. App. selbst, der, wie ich glaube, ein wahrer Christ ist, er klagte über seinen Zustand, da er noch so verderbt wäre etc. Der Herr erhalte ihn in seinem Glauben! D. 2ten Jenner gegen 10 Uhr setzte ich hier wieder ab, und ritte nach Hause. Ich sprach bei unserm kranken Nachbar ein, den ich dem Leibe nach schwach fand. Er konte sehr wenig reden dahero hielte ich eine kleine Ermahnung und betete mit ihm. Er schien gerührt zu seyn; seine Frau ist auch ernstlicher als sonst. Vielleicht arbeitet der Heilige Geist an ihrer Seele, da ich niemals unterlasse auch mit ihr und den übrigen zu reden. Wenigstens trinkt sie nicht mehr so stark. D. 3 Jenner blieb ich zu Hause um zu studiren und meine eigene Geschäfte abzuwarten. D. 4ten Jenner gleichfals. Am Sontag nach dem Neuen Jahr blieb ich zu Hause und erbauete mich selbst mit Gesang und Gebet. Ich setzte diesen Tag sonderlich aus zu einer Untersuchung meiner selbst. Gibt Gott Leben und Gesundheit so werde ich so frei seyn und Ihnen einige Extracte aus meinem Iournal von meinem Lebenswandel und einer Geschichte meines Herzens mittheilen. So viel muß ich sagen, und zum Preise Gottes sagen: Der Herr hat viel an mir gethan, sein Name sey gelobet! 7
Nr. 576
6. 1. 1772
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Abends besuchten wir noch einen guten Freund, der uns eingeladen hatte, wo wir schön Gelegenheit hatten von göttlichen Dingen zu reden. Heute als am 6 ten Jenner studierte ich. Nachmittags besuchte ich den kranken Nachbar, der vermuthlich bald in die Ewigkeit eingehen wird. Ich nahm einige Hallische Arzenei aus meines Bruders Apotheke mit, weil die Leute überaus arm sind. Ich betete mit ihm stellte ihm die Antwort auf die Frage Was soll ich thun daß ich selig werde? Glaube an Iesum 8 , noch mals vor, und legte ihm die Worte ans Herz: Beschicke dein Haus denn du must sterben9. Auf die Frage: Ob er auch zu Gott um Erbarmung schrie? antwortete er laut: Ach ja ob er aber, nicht auf seine Gerechtigkeit, sondern nur allein auf Christi Verdienst und Genugtuung betete? er beantwortete gleichfalls diese Frage zu meinem Vergnügen. Weil er nicht viel reden konte, so frug ich ihn nicht viel. Zu letzt that ich noch eine Ermanung an die Anwesende.
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IHtens jytens
Dis ist ein kurzer Abriß von meinen Arbeiten, so viel weiß ich daß hier ein großes Feld ist, darauf man bauen kann, die Leute wollen gerne den Rath Gottes von ihrer Seligkeit wissen obgleich auch Verächter Gottes und seines Wortes hier sind. Nur fehlt mir die Zeit, die so kurz ist, daß ich nothwendig zu Hause seyn muß. Doch der Herr kann auch dis wenige segnen, m u ß i c h auch einiges von unsern häuslichen Geschäften hinzu thun. Wir studiren zu sammen so viel als möglich, wir werden aber oft durch Gemein=Sachen getrennet. Peter würde glaube ich im Griechischen zu nehmen aber er hält das Lateinische für nöthiger und nützlicher. Im Lateinischen gehts so ziemlich, nur der Anfang ist schwer, ich habe es meist auf das verstehen angefangen, dis geht ziemlich, aber das Reden wird schwer, da er die Regeln und principia noch nicht recht weiß. Doch wenn Gott Segen zu unsern Unternehmungen gibt, so wird es schon gehen. Ich thue mein möglichstes. Die Salome 1 0 geht so ziemlich fort, ich nehme sie wenn ich Zeit habe, zweimal des Tages vor, sie läßt sich mit Güte ziemlich ziehen, nur mannigmal ist sie erstaunlich wunderlich. Ich thue mein bestes für mich in der Heiligen Schrift, die mir von Tage zu Tage schätzbarer wird. Im Neuen Testament kann ich den Macknight und im Alten den Henry brauchen 11 . Den Grundtext des Neuen Test, verstehe ich so ziemlich, und lerne es täglich beßer, aber ich habe kein Lexicon weder im Griechischen noch im Ebräischen, dahero es mir noch hie und da schwer wird. Von Peters Diploma kann ich weiter nichts sagen, denn daß ich es kurz vor der letzten Conference 12 auf Ihrer Stube gesehen habe, als wir die Briefe aus suchten. Es muß nothwendig auch in dem Hause noch seyn. hätte ich noch einen Vorschlag zu thun. Peter will sein Spinet verkaufen, H. Iung ist willens es anzunehmen, vielleicht aber würden es Papa lieber für unsere Familie haben. Uns will es Peter für £ 7 baar Geld laßen. Wenn es Papa nicht selber brauchten, so könte vielleicht der Henrich 13 darauf einige Chorale lernen.
408
Die Briefe des Jahres 1772
V tens
haben mich verschiedene Leute um einen Englischen Catechismus gebeten, vielleicht könten Papa 1 oder ein Paar von D. Wachsei, bei Gelegenheit mit herüber schicken. Die Leute wollen es gerne bezahlen einige habe ich oben in meiner Stube liegen. Endlich mögte der Peter gerne wieder Arzenei für sein Colique haben, da er einen starken Anstoß davon gehabt hatte. Übrigens empfelen wir uns in Ihr Gebet, und wünschen von Gott daß er Sie uns noch lange erhalten möge. Er segne uns um seines Namens willen. Als mein theurester Papa beten Sie auch für mich New Germ. d. 6 ten Jenner 1772. Abends.
Ihren bis an den Tod gehorsamen Sohn Henrich Mühlenberg.
P. S. Sie werden so gütig seyn und mein unordentlich] Schreiben entschuldigen, da ich kaum einen Gedanken wegen der lauten Gespräche halten kann!
Reinschrift in AFrSt IV C 18:8 S. 58-62; S. 2969 - 2975.
LC Abt. Η IV Fach F 2.H S. 58-62.
Auch in HD
' Vgl. 1 Kor 3,6 f. Vgl. Nr. 575 Anm. 13. 3 Johann Peter Gabriel. 4 Pluckemin; vgl. Glatfelter I S. 2 0 9 f. und 212. 5 Sinngemäß ist hier „nicht" einzufügen. 6 Karl Heinrich von Bogatzkys „Güldenes Schatzkästlein der Kinder Gottes" (1718 u . ö . ) und „Die geistliche Krankenpflege, das ist: Heilsamer Unterricht, Gebete und Lieder für Gesunde, Kranke und Sterbende" (1760). 2
Vgl. Hi 1,21; Ps 113,3. Vgl. Apg 16,30 f. ' Vgl. 2 Kön 20,1. 10 Maria Salome (Sally) Mühlenberg. " Vgl. Nr. 5 7 5 Anm. 9 und Matthew Henry, „Exposition of the Old and New Testament" (1708 1710). 12 Vom 24. bis 26. 9. 1771 in Philadelphia; vgl. den Synodalbericht in Nr. 568 Anm. 1. 13 Der Unterzeichnete selbst. 7
8
577. An F. W. Pasche
Philadelphia, 18. 2. 1772
Extract Schreibens des Hn. Past Mühlenbergs an Pasche dat. Philadelphia d. 18ten Febr. 1772. Ich schreibe dismahl aus der Krancken-Stube: bin noch keinen Winter so baufällig gewesen als diesen. Dannenhero werden Sie Geduld mit mir tragen,
Nr. 576/577
6. 1./18. 2. 1772
409
wenn Sie hoffentlich, wie ich wünsche und bitte, munter und starck sind. Ich kann nur pro Memoria schreiben — Ew. W. letztes Paquet vom 30 Sept. 1771. empfieng ich hier am 20ten Dec. efiusdem] a[nni] ! — In diesem Paquet bemercke erst den Brief von Hn. Senior Darnman vom 14ten April 1769. 2 welchen erst am 24ten Decembr. empfieng. Die Sache könnte unsern wohlsel[igen] theuresten Vätern einen Verdacht machen; weil mir in der Zeit nichts von dem Legat der 250 rthl. etc. gemeldet und auch der Brief nicht gesandt worden. Ich finde auch nichts davon in der letzten Rechnung aus Halle, welche bis auf den Mart: 1769 reichet. 3 Zum Glück hatte ich das Denckmahl von 1769 bis 1771 continuiret, 4 und aus meinem Armuthlein wohl 2 bis 3 fältig die tragende Interessen an unsere Schul-Jugend an arme Schul-Kinder, an arme gebrechliche hülflose Witwen und krancke Glieder aus gestreuet, welche ohnerinnert, aufs Michaelis Fest sich meldeten, weil sie dergleichen von etlichen Jahren um die Zeit gewohnt waren, so daß ich wohl 20 und mehrere £ Curr[ency] auf rechnen könnte, wenn die lincke Hand (meine Frau) wißen dürfte, was die rechte thut. 5 Ich bitte dahero hertzlich, Ew. W. wollen alle mögliche Sorgfalt anwenden, daß die hier beygelegte Nachricht 6 sobald als möglich an den Hn. Senior Darnman oder seinen Hn. Sucessor gelangen möchte. Ich hatte in meinem vorhergehenden vom Octobr. a[nni] p[raeteriti] 7 die Frage gethan, ob ich die letzten hier per Wechsel gezogenen 58 £ st. etwa nach Neuhanover verwenden und für das Pfarr Plätzgen daselbst aus legen dürfte? dieweil diese 58 £ st. das letzte von den mir für Barrenhill vermachten 3000 fl[orin] war. 8 Ich finde aber nun nöthiger, erst das Legat des Hn. Darnmans davon an unsere Mich[aelis] etc. Corporation zu bezahlen, weil es protocolliret ist. 9 Das Document von Sr. hochgrfl. Exc. S[olms] R[ödelheim] Legat und des wohlsei. Hn. D. Knapps in Duplo zu sehen, 10 war mir sehr angenehm. Ich ließ es in der Versammlung der Corporation vorlesen, maßen sie noch immer die Gedancken hegten, als ob es zum Zions-Bau vermacht wäre. Die Vorrede vor der 12ten Cont. legt es am deutlichsten aus. 11 223 £ 17 s[hilling] 6 pence stl. sind von dem Haupt-Legat hier, wegen Steph. Williams's Erbschaft, 12 wovon ich am 6ten Sept: 1771. 300 £ Curr. an die Corporation auf 6 per C. Interesse geliehen, und die Obligation dafür hier beygelegt, 13 und eine gleichlautende hier in Verwahrung habe. Ε W. hatten im Nahmen S. H. des Hoffpr. Zfiegenhagen] im letztern vom 30ten Sept. a . p . 1 4 mich aufs neue beordert, daß ich die übrige Summe des Legati per Wechsel ziehen, und an die hiesige Corporation, wie das vorhergehende, auf Interesse thun solte; aber es fehlte mir die Bestimmung, an welche Herrn eigentlich die Obligationen gerichtet seyn mußten, weil noch keine Confirmation vom Hofe, wegen der Herren Directoren eingelaufen war. Und es ist mir hier von Englischen] Rechtsverständigen versichert worden, daß es viel gründlicher und sicherer wäre, wenn ein oder 2 naturalisirte Trustees in London beyträten, und die Bonds oder Obligationen mit an sie gestellet würden, weil alsdenn Capital und Intereßen mit wenigerer Schwierigkeit recovrirt werden könnten. Man kann heutzutage
410
Die Briefe des Jahres 1772
nicht vorsichtig genug seyn. Das erste hier beygelegte Bond ist denn, wie es bestimmet wurde, auf die Hochw. Herren Directores in Halle gestellt. Einer ist noch G o t t sey Danck! am Leben. Hätten der liebe theure H. Dir: Knapp nicht noch vor Ihrem sei. Abschiede das Instrument vollzogen, und mich und Schultzen zu Attornie oder Mandatarin constituirt, 1 5 wer hätte hier Capital oder Interessen mit Recht fordern können? Ich hätte demohngeachtet der letzten Ordre vom 30sten Sept. a[nni] p[raeteriti] 1 6 gefolgt, und die Obligation von der Corporation mit auf Se. H. Hn. Hoffpred. Z . und Dero Assigns, e. g. Hn. P. Burgmann oder wen Sie belieben gestellt, wenn nicht der Wechsel Cours im Winter so schlecht und niedrig gewesen. Als Η . P. Kuntze und meine Söhne 1770 hier ankamen, 1 7 brachten sie einen Brief aus Halle von einem Hn. Lebr. Heinr. Sam: Jehne mit, adressirt To M r . August Jehne Doctor en Medicin in Charlestown, und baten, ich solte ihn befördern, weil der Doctor in Deutschland noch eine Erbschaft hätte, und die Freunde gern wißen wolten, ob er todt oder lebendig. Ich sandte den Brief an meinen Correspondenten in Süd-Carolina H n . Georg Goettee einen Verwandten von Hn. Philipp Schwencke, der zu meiner Kinder Zeit Waisen-Praeceptor gewesen, und bat, er möchte sich nach dem Doctor erkundigen. Mr. Goettee hatte zwar ausgefunden, daß der Mann gestorben, aber er wußte weiter nichts zu thun, weil er den Brief nicht aufgebrochen, und also der Freunde Begehren nicht recht wußte. Wir wechselten verschiedene Briefe deßwegen, und ich ersuchte ihn, den Brief zu eröfnen, da er denn merckte, daß die Freunde wißen möchten, ob sie was von ihm zu hoffen? oder wenn sie einen Todten-Schein bekämen, daß sie wenigstens mit Recht seine hinterlaßene Erbschaft daheim zu theilen hätten. Mr. Göttee gab sich viele Mühe, reisete etliche mahl nach Charlestown, und erhielte vidimirte Copien vom letzten Willen und TodtenSchein, und Trau-Schein, und mußte aus seinem Sack 4 £ 7 S. 6 pence Caroliner Curr[ency] dafür bezahlen, laut Receipt. Solche Schriften Schloß er in einen Brief an mich, und gab selbigen, weil im Winter keine Schiffe gehen, auf die Post, wohl 1000 Meilen über Land, so daß im Weynachts-Fest der Postmeister selber zu mir kam, den Brief über gab, und nicht weniger dafür nahm als 2 £ 5 shill. pens[ylvanian] Curr. Wenn nun dis Paquetchen nach Halle an unsern theuren Gönner und Bruder Fabricius 1 8 gelangen solte, so bitte daßelbe nicht abfolgen zu laßen ohne Erstattung unsers ausgelegten Geldes neml[ich] 13 rthl. 6 G[roschen] ohne unsre gehabte Mühe und Neben Kosten, welche drein gehen sollen. Ich finde in der letzten Rechnung von Halle 1767, da es heißt: „An Hn. Niemeier 1 9 in Lübeck mußte 309 Marek 12 Schilling Lübisch für des Hn. P. Mühlenbergs ältesten Sohn gezahlet werden, betrugen in L[ouis]d'or 119 rthl. 3 g . " Ich habe des Hn. Niemeiers seine gemachte Rechnung 2 0 nie gesehen, und weiß nicht, ob er eingebracht, was er von mir empfangen. Seine Briefe habe ich noch bey der Hand. Anfangs gab er mir im Briefe 2 1 zu verstehen, daß der Knabe jährlich 2 £ st. i[d]e[st] 12 rthl. für Kleidung gebrauchte, und daß er lieber das Geld von mir haben, als den Freunden in Halle beschwerlich damit seyn wolte. 6 Jahr solte er stehen um die Arcana zu lernen, machten 12 Pfund
Nr. 5 7 7
18. 2 . 1 7 7 2
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st. Ich sandte ihm 14 Pfund st. wofür ich ein Recepisse habe. Hernach übersandte ich Hn. Niemeier 13 und % holländische Ducaten, dafür ich auch sein Recepiße habe, welche machen nach hiesiger Curr. 9 £ 5 S. oder 6 £ sterl. zusammen 20 £ st. Wenn denn der Knabe nicht gantz 4 Jahr bey ihm gewesen, und nach seiner eigenen Forderung für 4 Jahre 8 £ st. von 20 £ abgerechnet, so waren doch noch 12 £ sterl. übrig, nemlich 72 rthl. davon giengen noch 10 rthl. ab, die er dem Knaben mitgab, daß er nur einigermaßen seine Blöße bedecken konnte. Also bleiben doch noch 62 rthl. zu berechnen, ohne die Presente zu rechnen. Es scheinet, er habe die 62 rthl. nicht mit eingebracht. 62 und die letzten 119 rthl. thun 181 rthl., das wäre ein theuer Lösegeld für 2 und Y2 Lehrjahre. Wenn ich den Knaben hier in einen Würtzladen und Branteweins Boutique gethan, so hätte er die 4 Jahre Eßen, Trincken und Kleidung und noch jährlichen Lohn dazu gekriegt. Es ist mir hertzlich leid, daß ich meinen besten und theuresten Freunden in Halle solche Mühe und Noth mit meinen Kindern verursachet habe. Es fällt mir am schweresten, daß die 119 rthl. noch dazu aus der armen Missions-Cassa erstattet werden müßen ect. etc. Unsre übrigen Herren Amtsbrüder sind Gott sey Danck noch alle am Leben und arbeitsam so viel mir bekant etc. etc.
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 16:22 S. 190 f., 202 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 190 f., 202 f. 1 2 3 4 5 6 7 8
Nicht erhalten. = Nr. 4 6 2 ; zur Übermittlung vgl. Nr. 5 5 3 S. 3 1 3 . Vgl. ebd. Z u r ursprünglichen Stiftung Darnmanns vgl. Bd. III Nr. 3 7 4 Anra. 28 und Nr. 4 3 8 Anm. 4 (3). Vgl. M t 6,3. Nicht erhalten. = Nr. 572. 3 0 0 0 der Gesamtsumme von 13 0 0 0 Gulden waren vom Geber zur Abtragung der Schulden bestimmt worden, für die sich Mühlenberg beim Kirchbau in Barrenhill verbürgt hatte. Vgl. Nr. 4 8 9 und Bd. III Nr. 3 2 3 ; zu den inzwischen entstandenen Schwierigkeiten Bd. III Nr. 447 S. 6 5 9 - 6 6 2 sowie Nr. 4 5 5 und Nr. 4 6 3 S. 5 3 - 5 6 .
» Vgl. das Protokollbuch S. 2 2 1 - 2 2 3 (Sitzung vom 17. 2. 1772). Vgl. Nr. 553 Anm. 3. " Die Zwölfte Fortsetzung der „Halleschen Nachrichten", 1771; dort wird unter § 10 ebenfalls die Erklärung des Grafen von Solms-Rödelheim abgedruckt; vgl. Η Ν 1 ab S. 1051 sowie H N 2 Bd. 2 S. 4 9 8 - 5 0 0 . 10
Hier fügt Pasche ein: „(Es sind noch einige Pfund davon abgezogen und H n . P. Mühlenberg für seine viele M ü h e mit der Erbschafts-Affaire zugetheilet worden, wovon in folgenden Brief [ = Nr. 579] mehreres Pasche)". Vgl. zuletzt ausführlich das Postskriptum zu Nr. 561. " Vgl. Nr. 5 6 5 Anm. 5 (4). 12
14
Nicht erhalten.
15
Vgl. Nr. 5 5 3 A n m . 3. Nicht erhalten. Vgl. Nr. 511 Anm. 3 2 (2).
16 17 18
Sebastian Andreas Fabricius, für Korrespondenz und Rechnungsführung mit Amerika sowie für die Redaktion der Halleschen Nachrichten verantwortlich.
412
Die Briefe des Jahres 1772
" Leonhard Heinrich Niemeyer, ehemaliger Lehrherr Johann Peter Gabriel Mühlenbergs. Vgl. Bd. III Nr. 347; Nr. 349; Nr. 379; Nr. 382; Nr. 387; Nr. 390; Nr. 392; Nr. 394. - Zum weiteren Fortgang vgl. Nr. 584 unter Punkt 14). 20 Siehe Bd. III Nr. 387 Anm. 7. 21 Nicht erhalten; zu den überlieferten Akten siehe Bd. III Nr. 285 Anm. 4.
578. G. Η. E. Mühlenberg
an M.
Easton, 22. 2. 1772
Easttown d. 22 Febr. 1772. Sonnabends. Zärtlich geliebtester Papa. Durch Gottes Gnade bin ich also wieder aus dem Geräusche der Stadt zur Stille des Landlebens gekommen, wo ich unter geringeren Hindernißen von außen mit Furcht und Zittern meine Seligkeit schaffen kann, denn meine innern Feinde die ich in meinem Busen trage, sind mir auch von der Stadt nachgefolget ja sie scheinen hier verdoppelte Kräfte zu haben, Muth, Kampf und Ringen ist also das nöthigste. Etwas von meinen bisherigen Schicksalen zu melden so sind es kürzlich diese, die ich in 3 Abschnitte der Deutlichkeit wegen theilen muß: I. Von meiner Heraufreise nach Germantown. Wir reiseten, wie bekant ist, Donnerstags früh in einer bittern Kälte ab. Der Weg war ziemlich schlecht, ausgefrorene Löcher waren häufig, in denen die Pferde leicht stürzen und sich und ihren Reitern Schaden thun konten. Dis übte unsere Gedult, doch kamen wir glücklich genug 7 Meilen von der Stadt zu einem Wirtshause, da wir uns wärmen musten. *Mr. Bartels1 lehnte hier einen Thaler von mir, weil er einen halben Iohannes2 hatte, der nicht richtig war, er bezahlte mir ihn aber den folgenden Tag wieder. Wir setzten bald wieder ab, der Weg wurde etwas erträglicher, und unsere Lebensgeister schienen sich nach und nach wieder sehen zu laßen. Mr. Bartels fing ein angenehm Gespräche an: wie man ein wahrer Christ seyn und werden könte? Ich beantwortete die Frage: es gehörten sonderlich 3 Stücke dazu 1) Betrachtung des Rathes Gottes von unserer Seligkeit, 2) Gebet, um die Gnade zu erlangen. Ich zeigte ihm die rechte Beschaffenheit des Gebets, weil er sagte, er betete und erlangte doch nicht Gnade. 3) nöthig Wachsamkeit. Ich erläuterte diese Stücke mit Exempeln und Schrift stellen ziemlich weit läuftig zu seiner Befriedigung und bat ihn auf diesem Wege zu gehn. Er klagte über seinen Zustand, und über den schlechten Besuch des Diaconi 3 ich sagte ihm es wäre gut und nöthig daß ein Prediger seine Gemeinglieder fleißig besuchte, aber es wären so viel, daß ein Prediger genug hätte zu den Kranken zu gehen. Die Gesunden bedürfen des Arzes nicht 4 , wäre er krank gewesen, so hätte er es sagen sollen. Es wäre eine Pflicht der Zuhörer dis zu thun: Er meinete die Prediger wären gentlemen die würden sich darum nicht bekümmern etc. ich fragte ihn:
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ob er es probirt hätte: Er sagte: Nein etc. ich sagte: es wäre noch nicht zu spät, wenn er sich krank und elend fühlte so wäre der Heiland noch da! etc. Er verfiel hernach auf verschiedene Meinungen wie der Kirche Christi am besten zu helfen wäre. Kein Unterschied der Secten sollt seyn, die Gläubigen sollten zu sammen kommen, ein jeglicher seine Meinung sagen, die Geistes Führung offenbaren, etc. Ich antwortete ihm in Absicht des ersten daß auch die Erkentniß zum wahren Christenthum erfodert würde, und daß derjenige am besten thäte der sich am genausten an das Wort Gottes hielt, daß also gewiß eine Secte beßer sei als die andere etc. und in absieht des 2 ten stellte ich ihm den Misbrauch vor Augen, daß Leute dad[urc]h gemeiniglich auf eigen Gerechtigkeit, Gefühl, Verachtung anderer geführet würden etc. Unter diesen Gesprächen die zu weitläuftig sind, alle herzusetzen kamen wir endlich nach dem Crooked Billet 5 16 Meilen von Philadelph. Hier fanden wir einen Englischen Einwohner aus Phil. Wardner der einen abgebrandten Kaufman Lawri in der Jersiy [!] besuchen wollte. Dieser beredete uns daß wir in einem Strich bis zur Ferry 6 ritten da wir auch gegen Abend ankamen. Unterwegens traf ich einen Teutschen an, der zu Lutzeis7 Gemeine gehörete aber anjetzo abgegangen ist; ich frug ihn vieles wegen ihren Kirchen, Predigern und fragte ihn: Ob er und seine Mit Christen auch Gott fürchteten. Der Mann der mich vorhero für einen Irishen Gentleman angesehen hatte, merkte bald daß ich ein Prediger war, und war gleich sittsam, und redete überaus wol. Er sagte seine Brüder wonten in Goshehoppen und Papa hätte oft in ihrem Hause gegeßen. Die Leute machen erstaunlich viel aus dieser Ehre und meinen das sey: alles gethan haben, was der Prediger ihnen von Buße und Glauben sagt. Wir setzten noch diesen Abend über die Ferry, die Delawar war ganz auf und es ging alles sehr glücklich, außer daß das Boat darin 5 Pferde und 7 Leute waren, fast unter dem Waßer war. Weil es noch ziemlich helle war so beschloßen wir 6 Meilen weiter bis zum Iones zu reiten. Es war alles voll Eiß, und weil ich nicht gut sehen konte und dahero furchtsam war, so blieb ich ziemlich zurück. Meine Reisegefährten warteten, ermaneten, thaten alles um mich zu ermuntern, ich meinte aber es sei beßer gesund spät ins Wirtshaus kommen als bald mit einem zerbrochenen Beine, ich erzehlte auch verschiedene Exempel von gefallen Leuten. Mein Mr. Bartels wurde zuletzt muthig, er hatte vermuthlich ein Theil meiner entflohenen Herzhaftigkeit erhascht, aber sein Pferd war der Sprünge nicht gewont, und fiel gerade auf die Seite und er nach und nach herunter vom Pferde. Ich stellte mir gleich Lebensgefahr vor Augen und schrie zum Gaul, O, O, O, er lag auch ganz stille und Mr. Bartels konte ihn kaum hernach wieder auf kriegen. Er selbst hatte sich weiter keinen Schaden gethan, er wurde aber doch ganz kirre. Per tot discrimina rerum 8 kamen wir doch zuletzt gesund und wohlbehalten zum Wirtshaus 40 Meilen von Philadelphia. Ps. X X X V I I . 5. er wirds wohl machen! Ebenezer.
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Freitags früh setzten wir hier ab. In der Nacht hatte es ein wenig geschneiet, so daß der Boden eben bedeckt wurde, und wir die Gefahr nicht so gut beobachten konten. Wir kamen aber doch glücklich genug bis zu einer Run oder Brook [kleiner Wasserlauf] die Scheneck genant, wo es ziemlich gefährlich aus sähe. Das Waßer war hoch gewesen, und denn fror es, da das Waßer ablief blieb das Eis stehen und wurde hohl. Es hatten hier Eisschollen über 3 Fuß hoch aufgeworfen, trat man darauf, so brachs. Es war also überaus gefährlich. Wir banden die Pferde an die Fence 9 und suchten einen Weg durchzuarbeiten aber alles vergebens. Wir wurden dahero genöthiget die brook hinauf durch einige Wiesen gehn, wir legten einige Fences nieder, und zerschlugen das Eiß mit Rails 1 0 so daß wir nach einer halben Stunde einen ziemlichen Weg durch gearbeitet hatten. Ein Mann der sein Haus nahe dabei hatte; war uns überaus behülflich er zeigte uns wo das Waßer am seichtesten war, und hernach auch den Weg durch seine Felder in den Haupt Weg. Ich gab seinem ältesten Sohn etwa 6 Jahre alt, ein 11 pence Stück, zur Dankbarkeit, der für Freude fast außer sich war. 2 Meilen weiter kehrten wir bei dem so genanten redcheek Doctor ein, der uns liebreich bewirtete. Nur stand uns noch die gröste Gefahr bevor nemlich die hohe South Branch 11 zu paßiren. Weil ich das gröste Pferde hatte, so ging ich voran, ich ritte bis in die Mitte, denn den Strom hinauf an die seichten Orter, ließ mein Pferd forne in die Höhe springen und das Eiß zerschlagen, Mr Bartels folgte hinten nach, muste aber fast schwimmen wegen Tiefe des Waßers. Weil wir eben den rechten Ort zum Anlangen getroffen hatten, so kamen wir mit gesunden und ganzen Gliedern davon. Was wir nicht erwarteten fanden wir diesseits der South Branch, einen überaus schlechten Weg, tiefen Schnee, und wo der Schnee nicht war, lauter Eiß von der Branch an bis zum Charles Eversohl. Der Schnee ballte sich unter der Pferde Füssen auf, daß ihnen also die Hufeisen nichts halfen, wir sahn uns also genöthiget den meisten Weg zu Fuße zu gehen. Bald fiel ich, bald das Pferd, bald beide, gut war es, daß das Pferd die Gedult gelernt hatte. Wir gingen durch verschiedene Felder und mir unbekante Wege, so daß wir verschiedene sehr gefährliche Orter vermieden. Endlich kamen wir doch etwa um 2 Uhr nach vieler ausgeübter Gedult bei Mr. Eversohl an, wo ich beschloßen hatte bis auf den Sontag zu bleiben. Der Hausvater gab mir eine schöne Stube die ich ganz allein bewohnen sollte so daß ich zufrieden und vergnügt leben konte. Die Zeit wurde mir aber doch ziemlich lange weil ich keine Bücher hatte, es stürmisch Wetter war, und es regnete. Sontags darauf predigte ich in New Germantown über Ebr. III. 12 — 16. theilte es in 3 Theile 1) die nöthigsten Pflichten eines Ungläubigen 2) eines Gläubigen und 3) die Bewegungsgründe diese Pflichten bald und ernstlich aus zu üben. Ich nahm auch aus meinem Gespräch mit Mr. Bartels Gelgenheit vieles mit einzubringen, daß ich dachte, könte von allgemeinen Nutzen seyn. Ich verkündigte daß auf Ostern G[eliebts] G[ott]
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sollte das heilige Abendmal gehalten werden, und lud die junge Leute zum Unterricht ein. *) Ich hatte verschiedenes von dem Abhalten der Jungen Leute vom Abendmal sub versu 16. in der Predigt geredet. Taufte ein Kind. Montags blieb ich in der Stadt, und ging hernach hinauf zum Pfarrhause fand Leute geschäftig Heu fort zu hohlen (nemlich den alten Leiss) und das hintere Fenster des alten Hauses von neuen aufgebrochen. Sie hatten ziemlich unter dem Mehl aufgeräumt, doch aus Höflichkeit die Helfte dagelassen. Ich füllte einen leeren Eimer voll und schickte es nach der Stadt, das andere ließ ich da, weil ich mir im Herausnehmen ziemlich Schaden gethan hatte. Ich setzte eine kleine Falle für die Diebe die des Nachts kommen, daß wir sie vielleicht dadurch entdecken. Sonst fand ich noch alles in statu quo. Dienstags ritte ich nach Plockemünde 12 um mein Logis bey Mr. Appelman zu nehmen, jenseit Bedmünster traf ich ihn und seine Frau an, die zur Kirche wollten, weil M. Stright 13 hier Englischen Gottes Dienst um 1 Uhr verkündiget hatte. Ich freuete mich da ich dis erfuhr und kehrte auch zurück zur Kirche. Der Herr St. kam bald hernach mit seinem Schwager einem presbyt. Prediger namends M. Simpson und hielt eine sehr gelehrte Englische Predigt über Math. VIII 23. sqq. von der Unendlichkeit der Macht Jesu und der daraus folgenden Unendlich grossen Liebe und Barmherzigkeit in seiner Herablassung. Er beschrieb das Gewitter in sehr rührenden Worten: bald schienen sie im Schiffe die Einwohner der Sterne zu grüssen etc. und den Gehorsam der Winde mit einigen Strophen aus dem Milton. 1 4 Weil ich mir einmal vorgenommen hatte Easttown zu besuchen, die Gelegenheit sich schön paßte und sie nicht wieder so komt, so entschloß ich mich, verkündigte diesen Dienstag über 14 Tage Gottesdienst in Bedmünster und daß also der nächste Sontag ausfallen würde (*) alles mit Genehmhaltung der Ältesten) und ging hernach mit Mr. Aaron Moelich nach Hause. Wir hatten schöne Gespräche mit einander sonderlich nach Anleitung eines Buches das ich aus Philadelphia ohnversehens mitgenommen das ich aber treulich zurückbringen werde: Erbauliche Abendstunde oder Kurze Anleitung zur täglichen Selbst Prüfung. II.
Mittwochs früh kamen H. St[reit] und S[impson] zu uns, aßen Morgenessen und gleich drauf setzten wir ab, ritten bis nach Potterstown und 14 Meilen weiter nach Hickry. Die Wege waren voll Schnee und Waßer also ziemlich schlecht. Doch gute Gesellschaft machte den Weg kurz. Gegen 6 Uhr abends waren wir an der Ferry, wo wir den bekanten Prediger=Freund Gottfried Klein 15 antrafen. Ich muste ihm versprechen im Zurükkehren bei ihm zu bleiben, welches ich auch thun werde, weil er das Wort mit Freuden aufnimmt und darnach thut. Wir kamen also Mitwoch Abend in Easttown an; ich logirte bei dem H. M[agister] St[reit]. Donnerstags war überaus regnerisch Wetter, welches mir des Peters wegen sehr lieb war, denn er wird die Revier 16 öfnen wenn sie noch nicht klar ist, mich aber nöthigte er zu Hause zu bleiben.
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Freitags hatte es sich aufgeklärt: ich ging derohalben und besähe die Lecha 17 welches wie bekant ein Arm von der de la war [!] ist. Der Regen und die warmen Tage hatten das Eiß oben in den kalten Gegenden loß gebrochen, es flöß derohalben sehr stark herunter, riß alles nieder was in dem Weg stand und sich nicht biegen wollte. Neben der Lecha liegt ein ziemlich hoher Berg. Da lagerten wir uns und sahen dieser Armee die alles vor sich hinriß zu, es war überaus angenehm und abwechselnd zu zu sehen. Die Lecha ist hier etwa so breit als die Schoolkil 5 Meilen von Philadelphia wenn man nach Barrenhill reitet, und die Delawar ein halbmahl breiter. Oben auf dem "Wege besahen wir die Stadt und zehlten die Häuser 76. ohne das Courthause, und in der Vorstadt Philipsburg jenseit der Delawar auf 20. Sonnabends hörte ich daß ein Schif nach Philadelphia mit diesem fresh 18 ging, ich nahm die Gelegenheit diesen Brief zu schreiben und zu schicken. III. Etwas noch von meinen Vorsätzen zu melden die ich auszuführen gedenke wenn der Herr Gnade, Gesundheit, und Kräfte schenket so sinds diese: Hier in Eastown werde ich morgen predigen, erlaubt es das Wetter und ist es mir möglich ein ander Pferd zu lehnen [leihen] so werde ich vielleicht noch H. Young 19 besuchen, wo nicht so reite ich die nächste Woche wieder zurück, so daß ich gewiß den Sontag Quinquag[esima] in Germ[antown] predigen werde. Alsden muß ich zu Hause bleiben und dem Unterricht der Kinder mit dem grösten Fleiß obliegen ob ich vielleicht einige meinem Erlöser zu führen könte, und dahero werde ich mit meinem Logis umwechseln. In Absicht meiner aber will ich beten, und wachen, daß ich würdig werde zu stehen vor des Menschen Sohn. 20 Welchem sei Ehre in alle Ewigkeit. Ich bin Dero gehorsfamer] Sohn Η. M. J[u]n[ior]. P. S. Das Eilen des Schiffes macht, daß ich viele Umstände die mir nach und nach beifallen, und di'e sich von selbst verstehende Complimente, Empfelungen etc. aus laße, und sie auch Niemand anders auftragen kann. Henry Muhlenberg Junior.
S. 1 2
3 4 5 6 7
Reinschrift in AFrSt IV C 18:9 ] S. 63-69; 2985-2995.
LC Abt. Η IV Fach F 2 J S. 63-69.
Auch in HD
Friedrich Bartheis. Joäo, brasilianisch-portugiesische Goldmünze; in den britischen Kolonien Westindiens verbreitet. Wegen ihrer großen Beliebtheit wurde die Münze gegen Ende des 18. Jahrhunderts in England und Amerika mit geringerem Goldgehalt nachgeprägt. Der Briefschreiber selbst, Diakon in Philadelphia. Vgl. Lk 5,31. Gasthof; vgl. Cappon S. 51 a 3. Coryells Ferry. Johann Wolfgang Leitzel (ca. 1723 — 1784); seit 1753 in Pennsylvania und seit 1760 als irregulärer Prediger tätig. Vgl. Glatfelter I S. 81 f.
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22. 2 . / 2 3 . 2. 1772
Durch so viele gefährliche Situationen hindurch. Vgl. Vergil, Äneis 1 , 2 0 4 .
9
=
Zaun.
10
=
Zaunlatten.
11
Quellfluß des Raritan River.
12
Pluckemin.
13
Christian Streit, Prediger in Easton; er stammte aus Bedminster.
14
John Milton (1608 - 1671); religiöser Dichter und Verfechter der Sache der Puritaner gegenüber dem Königtum. Sein Hauptwerk „Paradise Lost: A Poem in Ten B o o k s " (1667; 12 Bücher 1674) gestaltet die Geschichte des Sündenfalls vor dem Hintergrund des Ringens zwischen Gut und Böse.
15 16 17
Vorsteher der Gemeinde in Greenwich, Ν . J . = Fluß, von frz. riviere. Gemeint ist der Delaware. Lehigh River (auch: West Branch des Delaware).
18
Hochwasser.
19
In den Gemeinden a m Jordan, 3 5 bis 4 0 km westlich von Easton. Z u r Berufung dorthin vgl. Bd. III Nr. 4 4 9 .
20
Vgl. M k 13,33; 14,38; M t 26,41
579. An F. W. Pasche
Philadelphia, 23. 2. 1772
Extract Schreibens Hn. P. Mühlenberg an Pasche dat. Philadelphia d 23 sten Febr. 1772. Nachdem meinen Brief an Ew. d[e] d[ato] 18ten Febr. a[nni] cjurrentis] 1 mit Beylagen fertig hatte, so empfieng darauf den 22 sten Febr. Dero sehr trostreiches vom 14ten und 19ten [!] Nov. 1771 2 gantz unvermuthet, weil unsere Delaware eine gute Weile zugefroren, und just erst soweit auf gebrochen, daß dis Schiff herauf kommen können — 1. Es ist mir merckwürdig 3 , daß Ew. cordate Zuschriften durch göttliche Direction eintreffen müßen, wenn ich unter besondern Anfechtungen im Dunckeln sitze etc. Mein Sohn Henrich, der mir sonst ein und andere Handreichung thut, war mit meinem Consens im Winter bey seinem Bruder Peter in Jersey, 4 und ich allein mit H. P. Kuntze. H. Kuntze konnte es unmöglich alles versehen, weil viele Krancke in der weitläuftigen Gemeine waren. Ich mußte also an einem Sontage, nachdem 2 mahl Gottes Dienst gehalten, in bitterer Kälte gegen den grimmigen Nordwestwind eine Vierthel-Meile zu einer Nothtaufe, welches mir den Othem benahm, und als in die warme Stube gelangte, eine Obstruction in der Leber verursachte, welche wohl 8 Tage sehr peinlich anhielte, bis durch Gottes Güte und Artzney Mittel wieder Luft bekam. Etliche Wochen hernach im Februar, als eben mit allerhand Briefschreiben beschäftiget, wozu am Tage wegen vielerley Zerstreuung vom Lande und der Stadt nicht gelangen kann, überfiel mich ein Krampf an der lincken Seite, worauf rheumatische Schmertzen erfolgten, die nicht wenig tobten und mich gefangen hielten, und mir Gelegenheit gaben 4 Bogen an unsern theuresten Vater Z[iegenhagen] und auch an Ew. so gut sichs in solchen Umständen thun läßt, zu schreiben. 5 In der Zeit
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gereichte Ew. hertzstärckendes tröstliches vom 14 und 29 [!] Nov. mir zur besondern Aufmunterung und Unterstützung — 2. Gott der Herr, der auch der Fürsten Hertzen in seiner Hand hat, und sie lencken kann, hat wohl das Gebet und Flehen der Elenden um Christi willen erhöret, an Halle oder die Anstalten und Missionen in Gnaden gedacht, und 2 so wackere Männer zu Directoren gesetzt. 6 Sein herrlicher Nähme sey dafür gepriesen. Alles was Othem hat, lobe den Herrn 7 ! 3. D a ß , nach dem Bericht unsers theuren Hn. Insp. Fabricii vom 28 Sept. a[nni] p[raeteriti] die Vollmacht von Sr. Hochw. Herrn Direct: Freylinghausen etc. an mich 8 noch nicht eingelaufen, das mag auch unter göttlicher Direction seine Ursachen haben, und machet mich nicht unruhig: Denn nachdem ich meiner eigenen Wircksamkeit gar nicht mehr traue, so lege ich mein Anliegen im Gebet vor Gottes Gnaden=Thron, und gebe denn auf die Umstände acht und die göttlichen Spuren, die sich etwa dadurch beurtheilen laßen, so viel in der Schwachheit möglich ist. 4. Wegen vollkommener Sicherheit des noch rückständigen Hochgr[ä]fl[ichen] Legati 9 bin noch nicht ruhig und völlig gewiß, sondern will meine Bedencklichkeit und Anliegen eröfnen a) Es ist nur eine publique Loan, Fund, Stock 1 0 oder Land-Kammer hier, woraus die Onera für den König und Publique provincial Kosten bestritten werden. Die Regierung sagt e[xempli] g[ratia] wir haben 100/m[ille] £ nöthig für den König etc. etc. Wohl an, sie laßen so viele Bills oder Papier Geld stämpeln, und thun das in die Land-Kammer, und wird kundgemacht: Wer Häuser, Äcker oder liegende Land-Güter oder Plantagen mit unstreitigen Deeds oder Titles besitzt, und Geld nöthig hat, der kann es lehnen, wenigstens den dritten Theil des Wehrts. Die Eigenthums-Rechte werden von Rechtsgelehrten probirt [geprüft] und die liegende Güter geschätzt, die Kaufbriefe davon an die Kammer versetzt, eine Summa geliehen, deren Interessen a 4 bis 5 p[ro] C[entum] gerechnet, das Capital und Interessen in jährliche Termins getheilt, welche der Schuldner jährlich bis zum letzten abtragen muß, sonst wird sein Gut versteigert, und die Landes-Kammer davon bezahlt. Die Kammer wird mit ihrem eigenem Gelde bezahlt. Wie? Es wird eine T a x e gelegt auf alle unbewegliche Güter i[d] e[st] Häuser und Land. E. G. Hans hat eine Plantage, die 400 £ wehrt ist. Von den 400 £ werden die Interessen ä 4 p C. gerechnet. Folglich wird Hans auf 16 £ geschätzet. Von jedem £ muß er jetzo 1 S. 6 d. bezahlen, das macht jährlich 1 £ 4 shill. Provincial T a x . Wenn denn die Interessen von den 100/m £ und Taxen das Capital ausgetragen, so heißen sie das gesunden. Nun ist leicht zu erachten, wenn jemand Land oder Häuser, ein unstreitig Recht dazu, und Geld nöthig hat, daß er lieber für 4 a 5 p C. borget, als für 6 p C. Die Regierung ist gegenwärtig dran, und will wieder Geld machen, und Loan Office aufrichten. b) Gesetzt, privat Personen haben 1000 oder 1500 £ Geld zu verlehnen. Es ist selten ein M a n n , der so viel auf einen Clumpen borgt. Denn die vermögenden Reichen haben es nicht nöthig, und Unvermögende möchtens wohl nehmen, haben aber nicht Versatz [Pfand] genug, oder können nicht genügsame
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Versicherung geben, gäben gern 6 p C. Interesse. So muß man das Capital stückweise verlehnen, dem Caspar 100, dem Conrad 50, dem J a c o b 120 etc. etc. Caspar bleibt mit der Interesse zurück, oder bringt das Capital, wenns Jahr aus ist, zurück, Conrad läuft davon, J a c o b borget an andern Orten noch mehr, ist kein Haushalter und bricht, 1 1 oder ruinirt sein Haus oder Land, das er zur Hypothec gegeben, und hundert dergleichen Zufälle. Da erfordert das Auslehnen solcher Gestalt einen gantzen Tabellarium, Advocaten, Spectator oder Spührer, der immer auf der Wache stehet, und die Interessen für seine Mühe nimmt. c) Dann sagt man, Land-Güter zu kaufen sey das sicherste. Es ist wahr, die Feinde können es nicht wegtragen, das Feuer kann es nicht verzehren etc. etc. Aber was halfen die festen Landgüter den alten Engländern in Calais? Als es die Franzosen einnahmen, 1 2 da mußten die Engländer heraus. Dann heißts, das beste und sicherste seyen einträgliche Plantagen etc. Nicht unrecht, wenn man selber darauf wohnen und bearbeiten kann. Wenn mans aber an Pächter überlaßen muß, so kommt kaum die Hälfte Interesse heraus, und man stehet in Gefahr, das Capital nach und nach zu verlieren. Ich hatte einen schönen Platz, Häuser und Scheuern in Providence, welcher unter Brüdern 6 bis 7 0 0 £ wehrt war. Als ich nach Philadelphia mußte, und den Platz verpachtete für etwa 18 bis 20 £ und nicht selber immer nach sehen konnte, war in etlichen Jahren über 200 £ daran minirt 1 3 — d) Dann heißt es: es sey am sichersten Grund Rente zu kaufen. Nemlich es gibt hier noch manche Familien in der Stadt, die von ihren VorEltern Loose oder Haus-Plätze geerbt. Wer auf einen solchen Platz bauen will, der nimmt von dem Eigner so und so viel Fuß auf, bezahlt jährlich 3 — 5 — 10 — 15—20 etc. shill. für jeden Fuß, und verbindet sich, solches auf Kindes Kinder zu bezahlen und setzt das Gebäude dafür zum Pfände. Die Nachkommen der Eigner verarmen bisweilen, und verkaufen solche Grund-Rente. Vor kurtzem wurde mir angeboten 17 £ 12 Shill. Curr. jährlich an Grund-Rente, wo 3 bis 4 Häuser drauf stehen. Der Mann wolte aber nicht anders als für 300 £ Curr. das wären noch nicht 6 p C. Ein Rechts Gelehrter sagte mir aber ins Ohr, ob ich auch wüßte, daß von einem jeden Pfund Grund Rente jährlich 1 S. 6 p. T a x in die Land-Kammer bezahlt werden müßte, und daß die Land-Tax verdoppelt werden könnte? So brächte es ja doch nicht 6 p C. Caeteris paribus wäre dis wohl der sicherste Weg, wenn anders die Plätze an nahrhaften Strassen liegen, und immer den Wehrt vom Capital behalten, ob auch die Häuser abbrennen, wenn es nicht geht wie mit Calais oder desgleichen. e) So bleibt denn noch ein sicherer Modus übrig, nemlich wenn man ein Capital an die St Michaelis etc. Corporation für 6 p C. liehe. Wie stehts aber mit der Sicherheit? Was der gütigste Gott in vergangenen Jahren aus Barmhertzigkeit im äußerlichen an der Gemeine gethan, das kann jeder Verständiger mit Augen sehen; was er aber ins künftige thun wolle, das kann man nicht voraus sehen. In den verfloßenen 5 bis 6 Jahren haben wir ein Capital ohne Interessen gerechnet, von 6000 £ abbezahlt, weil die Gemeine einig, ohne Spaltung blieb, und der Herr seine Gnadenhand über uns hielt, ob es wohl an
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Satans Methodeien und Krieges-Räncken nicht fehlte und noch nicht fehlet. In das künftig zufällige kann man nicht sehen. Die Gemeine ist noch bey 5000 £ schuldig, welches macht jährlich 300 £ Interessen. 14 Die Prediger müßen nach Nothdurft unterhalten, wie auch übrige Bediente unterstützet, und die Gebäude in Repair 1 5 erhalten werden. In den 2 letztern Jahren haben wir in jedem, nach Abzug der Interessen etc. etc. 500 £ an der Haupt-Schuld bezahlt. Wenn es so fortgienge, könnten wir innerhalb 10 Jahren die noch übrigen 5000 £ Schulden samt den Interessen gantz ablegen und einen wackern Estate 1 6 haben. Aber es kommt auf Gottes Erbarmen, auf treue Seelsorger, redliche Glieder der Corporation, frugale Oeconomie, Einigkeit und das Verhalten der Gemein-Glieder an e.g.! Gott der Herr siehet darauf, ob durch solche äußere Gerüste auch sein seligster Zweck an den Menschenkindern erhalten werden könne. 2) Ich bin auf der Neige und muß davon, und das wird der geringste Verlust seyn: Denn es kennet niemand meine Untüchtigkeit, Mängel, Gebrechen etc. etc. vollkommener als der Hertzenskundiger, 17 und einigermaßen ich selber ohne französische Complimenten. 3) Η. P. Schulze machte mir immer die nächste Hofnung, weil er der äußern Umstände und Connexion ziemlich kundig wurde, eine feine hinreichende Stimme für die große Kirche hat, und mit mir an Einem Seile zog (sub rosa: Hingegen fehlete es ihm an Zeit und Lust zu der so nöthigen Correspondence mit Europa, und mit den vereinigten Amts-Brüdern hier im Ministerio, an der Übung in der hier so nöthigen Engl. Sprache, an der Gabe, die erweckten Seelen zum Fortgange anzuweisen, und an Geduld in Leiden, an Erfahrung als Vice Rector bey der Corporation sanftmüthig und behutsam zu verfahren, wo es bisweilen heißt: Quot Capita tot Sensus, 18 welche bey jedem Schluß fast wie Zimmerholtz aus sehen, das erst beschlagen, gehobelt und mit Bedacht unter Gottes Gnaden Beystand gefuget werden muß, und sich bis weilen an einem oder anderm Ende so astig und knörrigt befindet, daß es nicht ins Winckelmaaß paßen will. Wir arme Prediger solten alle einen catholiquen Geist haben, und aufs kleine schwache Gantze sowohl als die Theile conspiriren). 4) Η. P. Kuntze hat Gelehrsamkeit und eine feine vortrefliche Gabe, Gottes Wort nach des Hn. D. Crusii 19 und Bengelii 20 Plan aus zulegen, ist unermüdet zum Predigen, Krancken Besuch, zur Cura animarum speciali, zum Gebet daheim und Studiren bis Nachts um 12 Uhr. Die äußern Gemein-Umstände sind ihm noch unbekant, und die Beschaffenheit der äußern Rüstung fremd (wie man hier im groben Sprichwort saget: Die Deutschen sind die ersten 7 Jahre blind in America) und seine Stimme ist nicht durchdringend und vernehmlich genug in der großen Kirche; aber dem ungeachtet hat ihn der größte Theil der Gemeine lieb und wehrt, und wolte ihn nicht gern mit Hn. Schultze verwechseln, weil er sich alle mögliche Mühe gibt, seinem Amt wohl vorzustehen. In seiner Oeconomie ist er etwas zu freygebig gegen Arme etc. gleichsam wie unerfahrne Krämer, die den Verkauf nicht nach den Einkauf abmeßen, und zu kurtz kommen, wenn das Jahr aus ist. H. Sch[ultze] war ein beßerer Oeconomus, entzog seinem Leibe die gehörige Pflege nicht und ließ mich den allgemeinen Gastwirth vermöge seiner Subordination seyn, weil er keine Kinder zu versorgen, und
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ich als Primarius Kinder, eine krancke Frau, das Thorhüter-Amt am Tage und die Correspondence des Nachts zu versehen hatte und noch habe, wenn mein Sohn Friederich nicht daheim ist. Z u m Engl, lernen konnte beyde Hn. S. und Hn. K. nicht bewegen, bis eine kleine Maxime brauchte. Nemlich ich sagte, wenn sie kein Englisch lernen wolten: so müßte ich die vorfallende Englfische] Copulationen forthin selber allein verrichten, und auch die Accidentien davon allein behalten. In kurtzer Zeit lernten sie so viel Englisch, daß sie die Trauformel lesen, und die Engländer es meist verstehen konnten. In der Seelen-Führung wird mein H. Collega Kuntze immer mehr Licht, Weisheit und Erfahrung bekommen, weil er sich an die rechte Quelle hält, und dem gegeben wird, der da hat 2 1 und zu haben verlanget. Die jungen Helden sind ins gemein hitzig und hurtig im Urtheil, halten wohl verschiedenes gantz todt und unbekehrt, was nach dem Maaß und Gewicht des Heiligthums wohl anders seyn dürfte, und manches lebend und begnadigt, was wohl nur noch zur Sprachkunst gehören möchte. Doch wer ist tüchtig, recht zu urtheilen? Wir sind kurtzsichtig, und zumahl ich, der durch den Brill sehen muß. Der Herr deßen arme unwürdige Knechte wir sind, wolle uns mehr Licht Liebe, Weisheit, Ernst und Treue verleihen! Eins, das mir vor andern anliegt, ist, daß doch Philadelphia oder unsre Gemeine hieselbst wohl versehen seyn möchte, weil ich noch lebe. Ich habe schon ein und andern kleinen Versuch deßhalben gethan 1) Weil die Gemeinen in Jersey nun vacant sind, 22 so sagt H. Kuntze: Da es scheint als ob H. Sch[ultze] etwas unzufrieden gewesen, daß er ins Land gemußt, und ich in der Stadt geblieben, so will ich gern nach Jersey, wenn H. Sch. wieder nach Philadelphia kommen will. Die Corporation sagt: H. Kuntze soll nicht weg, er ist für Philadelphia berufen, und die Gemeine hat ihn lieb. Der alte darf noch weniger weg, und H. Sch. gehöret auch von rechtswegen zu Philadelphia. Also müßen drey in Philadelphia seyn. Petitio Principii. 23 2) Wir wißen aber gar zu wohl, daß bey den gegenwärtigen Umständen nur zwey Familien knapp ihre Nothdurft bestreiten. 3) Wenn ich denn sage, so will ich bey Barrenhill ein Wohnplätzgen suchen, von da Philadelphia besuchen, und die übrigen Filiale bedienen, so ist es wieder nicht recht, daß ich als ein armer schwacher Mensch wieder ein Reuter 24 werden und von dem Meinigen zehren solte, das vorher schon zugesetzt ist. 4) Klopfe ich von der andern Seite auf den Busch, und probire, ob nicht H. Kuntze und H. Helmuth ein gutes Gespan geben, und mit vereinigtem Geist der philadelphischen Gemeine vorstehen möchten? so heißt es, 2 schwache Stimmen wollen nicht thun, es würde Partheyen und auch einen Streit geben, wer Rector oder Vicerector seyn solte. Das arme Rectorat ist ein schwerer drückender Sattel auf ein mager Pferd, das den andern gleich ziehen und noch dazu 18 Glieder der Corporation tragen muß. H . Sch. gienge freylich lieber nach Lancaster 25 als Philadelphia; aber was wäre damit gedient, wenn man auch die Hn. K[unze] und Helm[uth] zusammen spannete, und ich der 3te seyn solte, da ja 3 nicht leben können, ob sie wohl Arbeit genug und über genug hätten. Wenn ich wüßte, daß noch ein Jahr oder 2 leben könnte und solte: so wolte mir von
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Hochw. Vätern und Directoren die Interessen von dem Hochgräfl. Legat ausbitten 2 6 für mich und Familie ein Häuslein in Philadelphia miethen, meine äußerste Nothdurft davon bestreiten, den Hn. Sch. ins Pfarrhaus setzen, Vicerector und auch einmahl Thürhüter, den Hn. Kuntze zweyter Prediger seyn, und ihnen Salarium und Accidentien allein laßen, meinen Sohn Heinrich bey mir halten, ihn die Filiale auf Barrenhill, Franckfurt und Cohenzy bedienen laßen, und selber auch dann und wann bey guter Witterung und Wegen die vereinigten Gemeinen zur Aufmunterung besuchen, und flicken wo es nöthig wäre, besonders aber in Philadelphia mit beystehen soweit der Herr Gnade gäbe, und auch die Correspondence so lange möglich beybehalten. Wegen des hochgrfl. Legats hoffe, es soll keine Noth haben hier bey der Corporation. Wenn Gott der Herr seine Gerichte über Länder und Städte ergehen laßen will, so kann es niemand wehren. Und solte der Herr die Zions= und Michaelis — Kirche, das Schulhaus, Pfarrhaus und noch ein Haus nahe bey Zion, das die Corporation erst kürtzlich gekauft, mit Feuer heimsuchen und wegbrennen; so sind die Grundstücke noch so viel wehrt, daß die Schulden bezahlet werden können. Erhält aber der Herr aus Gnaden die gesamten Gebäude, Lehrer und Gemeine in Einigkeit, und verschonet das Land mit Krieg, Überfall, Feuer, Usurpateurs, Untergang und dergleichen Strafgerichten, wenn die Gemeine solte mit dergleichen Zufällen verschonet bleiben: so hätte die Corporation und Gemeine einen schönen Estate, nemlich wenigstens am Wehrt für Zion 8000 £ für St Michaelis Kirche und Kirchhöfe 2000 £ Schulhaus 1000 £ Pfarrhaus 600 £ letzte Haus 200 £. Die jährlichen Einkünfte, wie schon oft gemeldet, sind die letztern Jahre gewesen, a) etwa 3 0 0 £ vom Sitz oder Stuhlgelde aus beyden Kirchen b) bey 400 £ aus den Klingebeuteln bey allen und jeden gottesdienstlichen Versammlungen c) von einer 4 mahligen Collecte im Jahr etwa 150 £ und von den Begräbniß-Plätzen bey 50 £ . Davon werden jährlich a) 300 £ Interessen b) 10 £ für beyde Schulmeister wegen Orgel-Schlagen und Vorsingen bey Leichen c) 9 £ an den einen Schulmeister für Orgeln und Vorsingen beym Gottes Dienst an Sonn= und Festtagen und Betstunden d) 10 £ an den Küster und Kunsterfahrnen Bälgentreter e) 20 £ für des 2 ren Predigers Haus Rente f) 25 £ für arme Kinder frey zur Schule zu halten g) über 30 £ für beyder Prediger jährlich Brennholtz und eine ungewiße Summe für die Gebäude in Bau und Beßerung zu erhalten, bezahlt, und das übrige an der Schuld abgetragen. Das ist alles, weßen ich mich für dismahl von den äußerlichen Umständen der Philadelphischen Gemein-Sachen erinnern kann, woraus Hochw. Herrn Directores Väter Brüder und Gönner zu urtheilen geruhen möchten, ob es sicher sey, das übrige von dem gottsel[igen] Vermächtniß gantz oder halb an die St Michaelis und Zions-Corporation auf Interesse zu lehnen? M i t dem Beding, daß das Corporations-Bonds, nebst hochw. Herren Directoren auch zugleich mit auf getreue naturalisirte Herren Trustees in London wegen der Englischen Rechte und mehrern Versicherung gestellet werden dürfte. Könnte Η . P. Helmuth auch mit zum Mandatario oder Attorney, wie auch Η . P. Voigt und Η. P. Kuntze bestimmet werden, wäre mirs wegen verschiedener Ursachen ange-
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nehm: Denn je mehr Glieder, desto vollständiger der Rath, und 8 Augen können mehr sehen als 4. Doch habe ich im geringsten nichts vorzuschreiben, sondern überlaße es gäntzlich der allerweisesten und gnädigsten Direction Gottes und seiner treuen Knechte — Daß Se. wahrhaftig hochgräfl. Excell. in Wernigerode in die Herrlichkeit des Eigenthums Herrn 2 7 und Erlösers heimgeholet worden, 2 8 betrübet mich eines Theils wegen des Verlusts, den das Gnaden-Reich Christi auf Erden dadurch leidet; andern Theils freuet michs auch, daß der gesalbte große Geist in sein rechtes Element gelanget ist. Die Glaubens- und Liebes-Früchte folgen ihm nach. Nun wirds im h o h e m Chor heißen: So ruh ich nun, mein Heil, in deinen Armen etc. 2 9 Ich bedaure die mercklich zunehmende Leibes-Schwachheit unsers noch einzigen theuresten Vaters Z[iegenhagen]. Solte die unverdiente Gnaden Gabe noch vollends von unsern Häupten genommen werden, so würde mir gewiß das Heimweh auch ankommen, und wünschen vor oder bald nach zukommen. Mein Gott! ich bitt durch Christi Blut, machs doch mit meinem Ende gut! 3 0 Wenn so ein Knecht Gottes, wie der Vater Z . zu den vollendeten Geistern der Gerechten 3 1 eingeführet wird, der so klare deutliche und lebendige Ideen und Erfahrung von dem Versöhnungs Plan und der Ordnung des Heils hat, das muß in der T h a t was erhabenes, liebliches und erfreuliches seyn etc. etc. P. S. den 25 ten Febr. Hiemit habe noch berichten sollen, daß ich gestern am 24 s t e n und heute am 25 s t e n zwey Bills of Exchange 3 2 an unsern Freund Hn. Henry Keppele, jedes 200 £ nemlich 4 0 0 £ stl. von dem hochgr[ä]fl[ichen] S[olms] R[ödelheimschen] Legat verkauft und unter schrieben dafür wir nach dem gegenwärtigen Wechsel-Cours von 100 £ stl. 165 £ Curr. bekommen, also 660 £ Curr. Dieses und das vorhergehende von hochgrfl. Legat machet
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£ Curr.
davon ich noch die 60 £ Curr. von Steph. Williams's Rechnung an die Corporation zu bezahlen, und die Interesse von den besagten zurück behaltenen 60 £ Curr. ans hochw. Directorium zu berechnen habe. Noch folgende Anmerckungen: 1) Die Ursach warum den Hn. Helmuth zum Mit-Attorney wünschte, enthält folgende Gründe: Er ist hoffentlich ein guter Freund von unsern hochw. Vätern, Freunden, und Gönnern in Halle und London, geschickt zur Correspond [ence], ist so zu sagen ansäßig wegen der Familien Connexion 3 3 etc. 2) H. Schultze, der nun schon einmahl vom Wohlseligen] Hn. Dir[ector] Knapp zum Mit-Attorney bestimmt, ist sparsam, geschickt in Rechnung zu führen, und hat auch etwas Connexion wegen meiner Familie, 3 4 dürfte es auch wohl empfindlich nehmen, wenn ihm das Mandatarien-Amt wieder entnommen, und er supersedirt würde. 3) H. Kuntze lernet auch nach und nach die Rechenkunst und das benöthigte Englisch verstehen, ist in Loco, und wird correspondiren, wenn er stat meiner
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einen stärckern Mitarbeiter und mehr Zeit kriegt. Diese 4 Mandatarien wären wohl unmaßgeblich nicht zu viel, zumahl ich bald abgehe. 4) Mein Sohn Friederich, ein steiferer Lutheraner als Peter, machet mir auch entfernte Hofnung, wenn der Herr aus großer Gnade und Barmhertzigkeit ihn bewahret, durch seinen Geist stärcket, und zum Wachsthum befördert, daß er g[eliebts] G[ott] ins künftige ein Mitarbeiter an der Philadelph[ier] Gemeine werden dürfte. Er hat ein natürlich ehrlich Gemüth, eine kleine Gnaden-Kraft, einen ziemlich auf geräumten Kopf, einen gesunden Magen und ziemliche Leibes-Kräfte, kan Strapatzen ausstehen, ist der Americanischen Luft beßer gewohnt als gebohrne Europaeer, hat eine schöne deutliche hinreichende Stimme für Zion, und Familien-Connexion, wodurch er ansäßig werden kann g. G., hat schon ein und andere Proben in seinen armen Gemeinleins bewiesen, die mir Wohlgefallen, und auch ein und andre Übereilung aus guter Meinung, die ich gern übersehe, und ihn deßfals zurecht zuweisen suche, weil junge Soldaten bis weilen ihre Flinte schon losdrücken und schießen wollen, ehe sie geladen haben, aus muthiger Begierde ihren Feind zu erlegen ehe sie ihn erreichen können. 5) Mein Sohn Heinrich ist beliebt wegen seiner Kinderlehren, weil er so altverständig mit der Jugend umgehen kann. Seine knorrichten Affecten, die nie recht gebrochen waren, 3 5 und die Verrenckung, die er in des Hn. D. Semlers 36 Collegio erlitten, wird die Gnade hoffentlich und die hiesige Trübsal nach und nach schmeltzen, abschleifen und poliren. 6) H. Br. Schmidt correspondirt nicht fleißig mit mir, aber desto fleißiger mit Hn. Pfr. Schultz, klagt daß er in Schulden gerathe, weil das Salar. in Germantown nicht zureichend. Er bedienet seit dem November her, so lange mein Heinrich in den Jerseyer Gemeinen ist, die St. Peters Kirche auf Barrenhill nebst Germantown. 7) Η. P. Voigt ist auch sparsam mit der Corresp. und pflegt nur zu andworten auf meine Fragen. Kurtz, es fehlet, daß einer dann und wann die Brüder und Gemeinen besuchen solte. Israel ist wie ein Pfann Kuchen, brennt leicht an, wenn er nicht umgewandt wird. 3 tes P. S. Am 28sten Febr. 1772. waren die Glieder der St. Michaelis Corporation versammlet, unterschrieben das Bond in duplo und affigirten das Siegel, nemlich die Obligation oder Bond datirt vom 26 Febr. für 400 £ stl. nach dem gegenwärtigen Wechsel Cours 660 £ Curr. Ein Original Bond habe hier beygelegt, und das andere Original Bond behalte ich hier in Verwahrung. 37 2) Am selbigen 28sten Febr. ließ mir ein sehr christl. intimer Engl. Kaufmann 3 8 insgeheim sagen, daß der Wechsel-Cours schon seit gestern 3 £ Curr. gefallen und in kurtzer Zeit das 100 £ stl. hier nur 150 bis 155 tragen würde. Er ließ mir auch die Gründe sagen. Ich probirte ihn und frug, ob er nicht selber einen Wechsel kaufen möchte? R[espondit], Nein. Der Handel würde sich nun nach West Indien wenden etc. So gehets mit dem Wechsel Cours wie ein Wetter Glas. Ich erkundigte mich weiter, und fand auch, daß die Kaufleute schon satt, und der Cours von 100 £ st. schon auf 160 bis zum äußersten noch 162 £ Curr. gefallen war. Da mir nun schon einige Zeit zuvor eine jährl. Grund-
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Rente von 17 £ Curr. auf gute Versicherung kundgethan war, und ich nicht gern was versäumen wolte zumahl da ich durch wehrtsten Hn. B. 3 9 vom hochw. Vater Z. in den letztern Schreiben beordert worden, das übrige vom Legat zu ziehen, so nahm ich noch einen Wechsel von 184 £ st. unterschrieb die Bills of Exchange für 100 £ st. und für 84 £ st. welche auch mit Capt. Osborn g. G. ankommen werden. 3) So habe denn nun in allem von dem hochgrfl. Haupt Legat hier auf 200 und ungerade £ sterl. wegen Steph. Williams 400 £ stl. p[er] Wechsel und 184 £ st. zuletzt. Summa bey 800 £ st. Davon hat die St Michaelis Corporation auf Interesse a) vom 6 ten Sept. 1771. 300 £ Curr. b) vom 26 Febr. 1772 660 £ Curr. c) werde den Wechsel von 184 £ sterl. auf die bemeldte Grund Rente anlegen. und 60 £ Curr. habe ich noch unter mir von Steph. Williams das hier mit zum Legat gehöret. Also trüge von nun an, wenn ich die Grund-Rente erst gesettlet habe, das Legat was hier ist, von 300 £ Curr. 18 £ von den 660 £ 39 £ 12 shill: die Grund Rente 16 £ Interesse nach Abzug der Taxe, welches machte Die Interesse von meinen noch 60 £ zusammen
73 £
12 shill.
Curr.
3
12 shill.
Curr.
77 £
4 shill.
Curr.
Und nach der obigen Summe von sterl. gerechnet, nemlich 800 £ stl. p[er] 6 p[ro] C[entum] macht 48 £ sterl. Interesse und dieselbigen nach der hiesigen Currente machen 74 £.
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 16:23 S. 192f., 198f., 194-197, Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 192f„ 198f., 194-197, 200f. 1 2
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200f.; LC Abt.
= Nr. 577. Nicht erhalten. Im nächsten Absatz bezieht sich Mühlenberg auf den zweiten Brief mit dem Datum 29. November. = denkwürdig. Vgl. Nr. 5 7 5 ; Nr. 5 7 6 ; Nr. 5 7 8 . Vgl. Nr. 577. Gottlieb Anastasius Freylinghausen als Direktor und Johann Ludwig Schulze als Kondirektor. Vgl. Ps 150,6. Im Januar 1 7 7 2 bestätigte Freylinghausen die noch unter seinem Vorgänger Knapp entstandene Vollmacht für Mühlenberg; vgl. AFrSt IV F 8 S. 7 6 ν - 7 9 . Für die Stiftung des Grafen von Solms-Rödelheim. = Staatspapiere, Schatzanweisungen. = Bankrott gehen; von engl, to break. Calais (seit 1 3 4 7 in englischer Hand) wurde a m 6. 1. 1588 in einem Überraschungsangriff von den Franzosen eingenommen; die Stadt konnte nicht mehr rechtzeitig verteidigungsbereit gemacht werden.
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= untergraben. Z u m Hergang vgl. Bd. III Nr. 447 S. 664 mit Anm. 30; Nr. 454 Anm. 9 (1) sowie Nr. 508 Anm. 28. Der vorhergehende Satz ist am Rand durch einen senkrechten Strich markiert. = in gutem Zustand. = Besitz, Vermögen. Vgl. Apg 15,8. So viele Köpfe, so viele Sinne. Christian August Crusius (1715 — 1775); seit 1744 Professor in Leipzig, einflußreicher Kritiker der Wölfischen Philosophie. Johann Albrecht Bengel (1687-1752); vgl. Bd. II Nr. 221 Anm. 19 und 20. Vgl. M k 4,25 par. Johann Peter Gabriel Mühlenberg, Prediger der Raritan-Gemeinden, war im Begriff, nach London zu reisen, um die anglikanische Ordination zu erhalten und eine Pfarrstelle in Virginia anzutreten. Vgl. Nr. 575 Anm. 1 sowie das Tagebuch seines Aufenthalts in London, hg. von Jacob Fry in Lutheran Church Review, 4 (1885), S. 2 9 4 - 3 0 0 . Beweisführung mit unzulässigen Grundannahmen: Das zu Beweisende wird vorausgesetzt. = Reiter. Helmuths Gemeinde. Der vorausgehende Teil des Satzes ist am Rand durch einen senkrechten Strich markiert. Vgl. Joh 1,11. Christian Ernst Graf von Stolberg-Wernigerode war am 25. 10. 1771 gestorben. Vgl. die 11. Strophe des Kirchenliedes „Mein Salomon, dein freundliches Regieren" von Christian Friedrich Richter (1676-1711). Vgl. den Kehrvers des Kirchenliedes „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende" von Ämilie Juliane Reichsgräfin von Schwarzburg-Rudolstadt (1637-1706). Vgl. Hebr. 12,33. = Wechsel. Helmuth hatte am 5. 7. 1770 Barbara Keppele geheiratet. Schultze hatte am 23. 9. 1766 Mühlenbergs älteste Tochter Eva Elisabeth geheiratet. Im August-Hermann-Francke Nachlaß Kapsel 32 Faszikel 1 a S. 1 — 3 findet sich der folgende Brief von Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg an Fabricius: „Hochedelgebohrner Hochgelahrter Insonders Hochzuehrender HErr Inspector Ich ergreiffe mit vieler Betrübniß die Feder, um meine Bitten zu wiederhohlen, womit ich Ihnen schon beschwerlich gewesen bin. Ich sage mit Betrübniß, weil, wenn ich in die verfloßene Zeit meines Lebens zurücksehe und an dieienigen häufigen Laster gedenke, wodurch ich meinen Theuresten Vätern und Wohlthätern so vielen bittren Gram verursachet habe, ich mich am Rande der Verzweiflung sehe. Ich erblicke hier unzehlige Sünden, womit ich, nicht nur meinen Vorgesetzten Gram bittern Gram erpreßt; sondern auch (o schrecklicher Gedanke!) meinen Heiland mit Füßen von mir gestoßen. Der Gedanke, daß ich ein Verächter Gottes und seines allerheiligsten Wortes gewesen erpreßt mir heiße Trähnen. Nun sehe ich es ein: was es sey Gott und sein Wort zu verachten, diese Einsamkeit, in der ich mich schon fast 2 Wochen befinde ist der Leitfaden gewesen, wodurch ich zur Erkentniß meiner schrecklichen Thaten gekommen bin. Ich sehe es vollkommen ein, daß diese Strafe noch gelinde ist, in Vergleichung mit meiner vorigen Lebens art, allein ich kann deswegen nicht unterlaßen, Sie zu bitten, mir aus diesem einsamen Ort zu helfen — Ich begehre keines weges meine Befreiung, um dadurch wieder Gelegenheit zu bekommen, mich in neuen Lastern herum zu wälzen, nein, ich verspreche es aufs feierlichste (und was kann ich mehr thun als versprechen?) mich ins künftige, durch die Gnade des Höchsten eines beßern Lebens zu befleißigen. Ich weiß wohl, daß ich dieses schon oft gethan, allein ich bin auch versichert, daß noch niemals sich eine solche Reue bei mir gefunden wie ietzo. Ich bin überzeugt, daß eine Veränderung in dem innersten meiner Seelen vorgegangen ist — Doch ich schweige von Veränderungen, deren Würklichkeit die Früchte des künftigen Lebens erst zeigen müssen. Ist es mir erlaubt zu bitten, so legen Sie eine Vorbitte für mich bei des HErrn Directoris Hochwürden ein. Nur diesesmahl versagen Sie mir
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Ihre Vorbitte nicht - ich verspreche es - mein künftiger Wandel wird gewiß von meiner Beßerung zeigen. Und darf ich bitten, inständigst bitten, daß es meinem Vater nicht berichtet würde? Ich bin Hochedelgebohrner Hochgelahrter Insonders Hochzuehrender H. Inspector gehorsamster Diener Heinrich Gotthilf Ernst Mühlenberg." Auf der letzten Seite des Briefes steht die Anschrift: „A Monsieur Monsieur Fabricius Inspector de la maison des Orphelins a Halle." Unten auf die erste Briefseite hat eine andere Hand notiert: „Der nachher berühmte Naturforscher Hein. Mühlenberg Pastor zu Lancaster in Pensylvanien, gestorben 1805 Schrieb dies als Student in Halle 1770". Johann Salomo Semler (1725-1791); seit 1752 Professor der Theologie in Halle, einer der Wegbereiter der historisch-kritischen Theologie. Auf vielen Sektoren der theologischen Wissenschaft tätig, versuchte er eine Mittelstellung zwischen der Orthodoxie und den sich Bahn brechenden Gedanken der deutschen Aufklärung (hier wird er zur sog. Neologie gerechnet), was ihm entsprechende Anfeindungen der Orthodoxie und das Mißtrauen der Frommen eintrug. Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 A Nr. 24 1783 - 85 S. 4 f.: „Copy: By the Rector, Vestrymen and Church Wardens of the incorporated German Lutheran Congregation of Si Michael und Zion Churches in and near Philadelphia in the Province of Pennsylvania. It is hereby witnessed, made known, declared and certified, that on the twenty sixth day of February, in the year of our Lord one thousand seven hundred and seventy two the Honblc and Revd Anastasius Freylinghausen D.D. of His Prussian Majesty's Fredericks College Professor, and Director of the Royal Seminaries at Halle in Saxony, the Revd John Lewis Schultz D.D. Professor and Con-Director of the College and Seminaries aforesaid, the Revd Frederick Ziegenhagen, His Britannick Majesty's German Chaplain at S: James's in London and the Revd Gustavus Burgman, Minister of the Lutheran Church at the Savoy in London, have at the Request of the S: Michael and Zion Corporation advanced and lent towards the Purchase of three contiguous Lots of Ground for the Church and Church yard called Zion on fourth Street and Cherry Street in the said City of Philadelphia, the just and full Sum of four hundred Pounds Sterling, it being by the Course of Exchange the just and full Sum of six hundred and Sixty Pounds current lawful Money of Pennsylvania, first of all to be paid or caused to be paid to Them, the said Revd Gentlemen Anastasius Freylinghausen, Lewis Schultz, Frederick Ziegenhagen and Gustavus Burgman. Their Administrators, certain Attornies of Assigns, on or before the twenty sixth day of February next ensuing the date hereof by the said Rector, Vestrymen and Church Wardens and their Successors, together with lawful Interest six p[er] C[ent] for the same out of the real Estate and the Monies now belonging and hereafter to belong to the said Corporation and Congregation: And the said Rector, Vestrymen and Church Wardens for themselves and their Successors Do grant and allow by these Presents, that the whole Estate of the said Churches, all and every the Sum and Sums of Money now in the Hands of the Treasurer, and which hereafter shall come into the Hands and Possession of any future Treasurer, or of any Person or Persons for, or on, Behalf of the said Corporation, and all the Rents, Revenues and Income of the said Corporation, and all Gifts, Bequests, Donations and Contributions made, or to be made to and for the said Corporation shall stand and be a lawful Pledge and Security to, and for the said respected Revd Gentlemen Anastasius Freylinghausen, Lewis Schultz, Frederick Ziegenhagen and Gustavus Burgman, Their Administrators, Attornies or Assigns and liable to be discounted, defaulked [!], or otherwise seised, attached and recover'd for the said principal Sum of Six hundred and sixty Pounds current lawful Money with lawful Interest as aforesaid, until the same shall be fully paid and discharged. In Faith and Testimony whereof, the said Rector, Vestrymen and Church Wardens have signed these Presents and caused their common Seal to be hereto affixed, the twenty Sixth day of February in the twelvth year of the Reign of our Sovereing [!] Lord George the third, by the
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Grace of God, of Great Britain, France and Ireland King, defender of the Faith, Annoque Domini: one thousand seven hundred and seventy two. Peter Mühlenberg Henry Mühlenberg, p[ro] t[empore] Rector, Frederick Kühl. John Kunze, Heinrich Keppele senior, David Schäfer, Andres Boshard, Caspar Greff, Philip Hahl, Michael Shubart, Friedrich Hagner, Wilhelm Gettling, Andreas Bertsch, George Heyl, Georg Kitz, Johan Nicolaus Weber, Heinrich Schleßman, He[n]rich Doppberger, Georg Grotz." 38 39
Wahrscheinlich Philip Benezet; vgl. Nr. 546 Anm. 1. Wahrscheinlich ist zu „B[ruder Pasche]" zu ergänzen.
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Philadelphia, 21. 4. 1772
Extract. Schreibens Hn P. Mühlenberg an Pasche dat. Philad. d. 21 April 1772. Das erste väterlich-liebreiche Schreiben unsers von Gott verliehenen Hochw. Directoren Hn. Dr. Freylinghausen 1 ans hiesig=vereinigte Ministerium werde bey der ersten Gelegenheit meinen Hn. Amts-Brüdern zur Freude communiciren 2 . Seit dem Anfange des Martii gewann ich erst so viel Luft daß die hier beyliegende 26 Quart-Bogen (fortgesetzter Lebens-Beschreibungen 3 ) aufsetzen und abcopiren konnte. Denn ich bin seit dem November bis hieher mit Hn Collega Kuntze allein, weil mein jüngster Sohn Heinrich die Zeit über in den Jerseyer vacanten Gemeinen seyn müßen und noch ist 4 , meine Leibes=Hütte schwächlich und gebrechlich, und dennoch viel Schreibens hier nöthig gewesen, und wir vom Monath Februar, bis hieher 102 junge Leute im Unterricht gehabt, worunter verschiedene in der zarten Jugend versäumte Erwachsene waren, die am Tage und Abends privat-Stunden nöthig hatten, nemlich Personen von 20, 24 bis 30 Jahren. Wenn der Herr mein Leben fristen und mir Zeit und Kräfte etc. verleihen solte: so will von Hertzen gern continuiren mit den übrigen Exempeln so lange meine hochw. Vorgesetzte in Europa urtheilen, daß sie von einigen Nutzen seyn könnten. Cessante vero caussa, cessabit effectus 5 . So kleine Gravel-Steinchens 6 mögen vielleicht hie und da zur Füllung zwischen den Quadrat=Steinen am Bau des Reiches Gottes dienen. Wir haben Gott sey Danck die Marter-Woche und Osterfeyer dismahl unter Gottes gnädiger Hülfe überstanden. Die ersten 3 Tage in der Marter-Woche wartete Η. P. Kuntze der mühsamen Anmeldung der Communicanten ab, welches eine Gelegenheit gibt, den Menschen näher ans Hertz zu reden; und ich hatte die 102 jungen Leute im Unterricht. Donnerstags that Η. P. Kuntze eine schöne Predigt vom heil. Abendmahl in Zion, und ich examinirte die jungen Leute vor der Gemeine gantz durch. Nachmittags nahm H. Kuntze die jungen Leute ein nach dem andern im Schulhause vor, und ich wartete der Anmeldung ab. Charfreytag Vormittags predigte H. Kuntze vor zahlreicher
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Versammlung in Zion, examinirte die confirmanden in practischen Wahrheiten, ließ sie ihren Tauf Bund erneuern, die Treue geloben, und legte ihnen die Hand auf, welches daurete zu 2 Uhr Nachmittags. Ich hatte VormittagsGottesdienst in St. Michaelis-Kirche, und Nachmittags Predigt und eine Leiche in Zion. H. Kuntze predigte Abends in Zion, und las unseres hochgelobten Erlösers Lebenslauf ab, welches der zahlreichen Versamlung guten Eindruck machte. Sambstag meldeten sich die zerstreuet wohnenden Lutheraner von 6, 7—10 — 20 etc. Meilen her zum Abendmal und Nachmittags hielt H. Kuntze die Vorbereitung und Beichte, und ich hatte Krancke zu besuchen. Am Sambstag Abend taufte H. Kuntze einen wackern jungen Menschen im 20sten Jahr seines Alters, der bisher mit in der Praeparation gewesen. Am 1 heil. Ostertage fiel ein harter kalter Regen und Windsturm ein. Vormittags predigte Η. P. Kuntze in Michaelis und ich in Zion. Nach der Predigt consecrirte ich, und ließ die confirmirten, 100 an der Zahl (2 waren bis aufs nächste Jahr zurückgesetzt) vortreten, und reichte ihnen zum ersten mahl des Herrn Abendmahl. Hernach kam mir Η . P. Kuntze zu Hülfe, und wir reichten das Abendmahl noch 400 und etl[iche] 20 Communicanten ohne die Confirmirten welches bis halb 2 Uhr Nachmittags daurete. Um 3 Uhr p[ost] M[eridiem] fieng Η. P. Kuntze wieder Gottesdienst in Zion an, und ich begleitete eine verstorbene Witwe zum Michaelis Kirchhof, sagte der Folge, sie möchten nach Zion gehen, und ich hielte Kinderlehr in Michaelis Kirche. Der Regen hielte den gantzen Tag an, und machte den Kirchgang beschwerlich. Am Abend predigte Η . P. Kuntze in Zion. Heute sammleten wir die erste Quartal-Collecte in diesem Jahr, welche sich auf 56 £ Curr belief. Am Oster Montage wieder kalter Schlag Regen. Vormittags hielt Η . P. Kuntze Gottes Dienst in Zion, und ich Kinder lehr im Schulhause. Nachmittags von 2 — 5 Uhr wurde öffentlich Examen mit den Schul Kindern in Zion gehalten. Nach dem Examine hatten wir noch ein hoffentlich bußfertig gestorben Gemein Glied in Michaelis zu begraben. Aus obigem erhellet, daß wohl 3 junge starcke Arbeiter höchst nöthig wären, wenn nur auch nothdürftige Unterhaltung unter dem großen meist armen Haufen zufinden seyn möchte. Ich bedaure meinen lieben Hn. Collegen Kuntze die Last liegt sehr schwer auf ihm, ob er wohl sehr willig und unermüdet arbeitet. Ich kann ihm nicht gleich ziehen, weil alt und stumpf und sonst mit Parergis gesattelt bin. Wir pflantzen und begießen. Der Herr wolle doch in Gnaden sein Gedeyen geben zu seiner Zeit 7 ! Hiemit verharre nebst hertzlich demüthiger Empfehlung an unsern theuresten Vater Ziegenhagen etc. etc. Heinrich Mühlenberg 8 Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 16:24 S. 204 f., 210; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 204 f., 210. 1 2
Vgl. Nr. 488 Anm. 7. Das Rundschreiben wurde auf der nächsten Predigerversammlung verlesen; vgl. Nr. 584 Anm. 14 (1) sowie den Abdruck in Nr. 593 Anm. 1.
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= AFrSt IV Η 22 S. 1 - 1 0 6 . Abgedruckt in ΗΝ 1 S. 1 1 8 9 - 1 2 3 2 , 1 2 6 1 - 1 2 6 6 und HN 2 Bd. 2 S. 5 8 8 - 6 1 5 , 6 3 7 - 6 4 0 . Vgl. Nr. 579 Anm. 22. Wenn aber die Ursache aufhört, wird auch die Wirkung aufhören. = Kieselsteine. Vgl. 1 Kor 3,6 f. Anschließend findet sich folgender Zusatz von Pasche: „P[ro] M[emoria] In Erwägung der gehäuften Arbeit, die Η. P. Mühlenberg und H. Kuntze in den Oster Feyertagen gehabt haben, sind der Herr Hoffprediger sehr geneigt, eine hertzliche und zuversichtliche Fürbitte für diese redlichen und arbeitsamen Männer bey Sr. Hochwürden dem theuren Herrn Professor Freylinghausen (nebst ergebenstem Gruß und hertzinnigen Segens Wunsch) einzulegen, die dahin gehet, daß wenn es könnte möglich gemachet werden, obigen lieben Brüdern balde ein neuer Gehülfe zugesandt werden möchte. Die Reise kosten möchten allenfals aus dem Rest des Legati, so noch hier ist, Vorschuß weise genommen werden. Womit Sr. Hochwürden auch sich unter ergebenstem Respect empfiehlet der Concipient Kensington d. 3™" Jul: 1772. Fried. Willh. Pasche" Für die Zeit bis zum 4. 7. 1772 ( = Nr. 581) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sontags den 10"" Maii ... Weil ich aber Nachricht bekam, daß g[eliebts] G[ott] Morgen gantz frühe ein Mann aus Neugermantown nach Philadelphia verreisen wolte, und Ich notwendig dahin schreiben muste; so namen mich gute Freunde 8 Meilen zu pferde mit nach Germantown, so daß ich Nachts noch schreiben und die Briefe bestellen konnte." (AFrSt IV C 16:26 S. 214; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 214; vgl. Tappert II Reprint S. 777). (2) „Sontags d. 17 Maii ... Als zu hause kam, fand ich einen Brief von meinem Werten Hn: Collega P. Kuntze aus Philadelphia vor, worin gemeldet, daß mein Sohn Heinrich einen Anfall vom hitzigen Fieber bekommen, welches mir nicht so ser empfindlich war, als daß die weitläufftigen Amts=Geschäffte dadurch dem Η. P. Kuntze gantz allein aufliegen und ihn vielleicht auch nieder drücken würden." (AFrSt IV C 16:26 S. 226; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 226; vgl. Tappert II Reprint S. 782). (3) „Sambstags d. 23 Maii ... Heute empfieng ich auch einen Brief von meinem annoch lebenden Sohn Heinrich aus Philadelphia, der mich vergnügte, weil daraus vernam, daß ihn das Fieber verlaßen, und der gütigste Gott meinen Herrn Collegen P: Kuntze so kräfftig unterstützet, daß er munter und starck geblieben, und sein Amt getrost versehen: Ferner, daß mit Capt: Loxley aus London ein wertes Schreiben von Sr: W. Ehrw: Herrn Pasche und ein groß Paquet von Sr: Hochw: Herrn Dr: Wrangel aus Schweden angekommen etc." (AFrSt IV C 16:26 S. 224; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 224; vgl. Tappert II Reprint S. 786).
581.
S. A. Fabricius
an M.
Halle,
4. 7.
1772
P r o M e m [ o r i a ] nach Pensilvanien w e g e n der i m K a s t e n b e y g e l e g t e n Briefe 1.) K o m t hiebey ein S c h r e i b e n an d e n H e r r n P a s t . K r u g v o n d e n G e r i c h t e n in M a r k r ö l i t z , w e l c h e s m i r d u r c h ein b e s o n d e r e s S c h r e i b e n zu g e s a n d t u n d darüber
von
m i r ein E m p f a n g s c h e i n
ausgestellt w e r d e n
müssen, mit
dem
V e r s p r e c h e n , für dessen r i c h t i g e Ü b e r l i e f e r u n g zu s o r g e n ; d a h e r d e r w e r t h e H . Past.
Krug
so g u t s e y n u n d d e n r i c h t i g e n E m p f a n g
durch
einen
kleinen
b e s o n d e r e n B r i e f m e l d e n o d e r sogleich a n die G e r i c h t e in M a r k r ö l i t z a n t w o r t e n werden.
Nr. 580/581
21. 4./4. 7. 1772
431
2.) Sodann sind 2. Briefe an Hn. Past, und Rector Mühlenberg 1 und 1. an Hn. Past. Kunze beygelegt. 3.) Noch ein Brief, den ich an Herrn Rect. Mühlenberg überschrieben und die Connection darauf notirt. 2 4.) H. Past. Schmidt in Germantown wird aus seines Vaters Brief an mich ersehen, in welche Verlegenheit man hier durch der werthen Brüder langes Stillschweigen gesetzt zu werden pfleget. Manche denken, man habe die lieben Leute so ins Elend hingeschickt und unterschlage ihre Briefe, damit die Ihrigen die wahre Umstände nicht erfahren solten, wodurch dem Lande ein bös Geschrey verursacht wird. Wenn sie aber den Ihrigen von ihren Umständen Nachricht ertheilen; so werden solche Briefe insgemein weiter communiciret, und es gibt einen guten Eindruck, wenn daraus zu ersehen, daß sie mit den gedruckten Berichten 3 harmoniren. Auch erwartet des H n . Past. Voigts Vater sehnlich einige Nachricht, und des Herrn Past. Schulzen Frau Mutter ist gleichfalls verlegen, daß sie keine Briefe bekommt. Vor einigen Tagen war auch des Hn. Garlips Frau bey mir und beklagte sich, daß so wohl Herr Past. Schulze als die Hh. Mühlenberge 4 ihr Versprechen so schlecht gehalten, öfters an ihn zu schreiben. Wenige Zeilen aus der Ferne sind den Anverwandten und alten Freunden erfreulicher, als weitläuftige Briefe aus der Nähe. 5.) Hiebey bemerke noch, daß H. Lebrfecht] Heinrich] Sam[uel] Jehne, für den ein Paquet Nachrichten übersandt worden, von hier erst auf kurze Zeit zu dem Hn. Past Chemnitz nach Helsingör gekommen, hernach aber in Altona Subrector geworden. Ich habe demnach die für denselben übersandte Nachrichten an einen redlichen Freund in Altona (den Herrn Apotheker Spat) addressirt und denselben ersucht, die ausgelegten 13. rth. 6. g. dagegen einzucassiren, von welchem ich noch Antwort erwarte. 6.) Unter obigen Briefen ist auch einer von dem Hn. Insp. Diemer 5 , von dem ich noch eine Nachricht beyfügen muß. Es hat nemlich derselbe durch Briefe an den sel[igen] Hn. D i r e k t o r ] Knapp zu verstehen gegeben, da er seinen Eltern, welche sich nach Pensilvanien begeben, versprochen, ihnen, wenn er ausstudirt habe, nachzufolgen, so sey er geneigt sich bey denen Gemeinen in Pensilvanien gebrauchen zu lassen. Da nun aus seinen Briefen eine redliche Gesinnung hervor zu leuchten schiene, so schrieb der sei. H . D. Knapp an ihn, man könne im Voraus nichts versprechen, und müsse die Subjecta welche man absenden wolle, vorher selbst kennen und prüfen; lidten es seine Umstände sich noch einige Zeit in Halle aufzuhalten und Information beym Waisenhaus zu übernehmen; so könte die Sache weiter überlegt werden. Er kam hierauf in Halle an, zeigte ein sehr discretes und gesetztes Wesen, und in der Folge fand man bey ihm einen guten Grund des Christenthums und feine Theologische Erkentniß und Wissenschaft, welche ein sehr gutes Vertrauen gegen ihn bey den Hh. Directoribus erweckt, die ihm auch nun vor einiger Zeit eine Inspection bey den Schulen im Weingarten 6 anvertrauet, und bisher in dem guten Vertrauen zu ihm dergestalt bestärkt worden sind, daß sie kein Bedencken tragen würden, ihn nach Pensilvanien abzusenden, wenn einestheils eine eigentliche Vocation für einen neuen Gehülfen für Pensilvanien
432
Die Briefe des Jahres 1772
da wäre, und anderntheils die Kosten nicht fehleten, da die Collecten=Casse noch bey 400 rth. in Vorschuß stehet. Dieser H. Insp. Diemer bittet also, seine an d[en] H. Past. Mühlenberg addressirte Briefe den Seinigen 7 unbeschwehrt zuzustellen, und ihm von denselben einige Antwort zu procuriren. Halle den 4 ten Jul. 1772.
Entwurf in AFrSt IV C 15:44 S. 136-138; HD S. 2283-2286.
S. A. Fabr[icius]
LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 10 S. 136-138.
Auch
in
' Nicht zu ermitteln. Wahrscheinlich der in Punkt 6 angesprochene Brief. 3 Die seit 1744 in Fortsetzungen erschienenen und in Η Ν 1 (sowie H N 2) gesammelt veröffentlichten „Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinen in Nord-America, absonderlich in Pensylvanien". 2
4
5
6 7
Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst, die sich von 1763 bis 1770 zur Ausbildung in Halle befanden. Johann Christmann Diemer ( 1 7 4 5 - 1 7 9 2 ) ; 1771 Informator an der Mädchenschule und der Latina sowie Inspektor der Glauchischen Schulen, 1772 Inspektor der Mädchenschule. Von 1773 bis 1784 arbeitete er als Missionar in Indien. Deutsche Schule für Bürgerkinder „Im Weingarten", 1 7 3 1 / 3 2 errichtet. Vater (Jacob) und Bruder werden in den Tagebüchern erwähnt; vgl. Tappert I S. 114; III S. 551 und 618.
582.].
A. Krug an M.
Frederick Town, 27. 7. 1772 Fridrichsstadt d. 27 Julii 1772.
HochEhrwürdiger Vater Dero beyde Briefe, den einen von 15 Junii mit Mr. Crecelius und den andern von 15 Julii mit Mr. Müller habe richtig erhalten 1 . Der HErr sey gelobt, der Sie unter so vieler Amts=Last und Anlauf von allen Seiten gestärcket und gesund erhalten hat. Was nun einige besondere Umstände in Ihrem Schreiben betrift, so berichte Ihnen 1) in Absicht des Berufs der Readinger, daß ich denselben mit dem Herrn Senior Kurz als er von Hegerstown zurückkam und hier d. 8 Julii über Rom. 8,9. geprediget hatte, an den Mr. Meuerle mitgegeben 2 ; und mit sicherer Gelegenheit zu bestellen gebeten habe. 2) Was den Herrn Wildpahn betrift, so thut es mir leid, daß er Ihnen so viel Mühe verursachet 3 . Da er sich auf der letzten Conferenz noch Bedenckzeit
Nr. 5 8 1 / 5 8 2
4. 7 . / 2 7 . 7. 1772
433
ausbat um die Sache vor Gott zu überlegen, so sagte ich: das sey nicht nöthig, weil er es schon öffentlich zugesagt und ich die 4 Gemeinen bey Fridrichsstadt und Herr Kurz die 4 übrigen Gemeinen zu bedienen auf sich genommen, aber das sey nöthig daß er Gott um seine Gnade zur vorhabenden Reise anrufe. Er nahm sich aber doch Bedenckzeit bis Morgen und sagte es abermals, daß er in Gottes Namen gehen wolte. Er selbst hatte es nach der ersten Conferens schon allerwegen ausgebreitet, daß er auf Verlangen des Ministerii nach Lüneburg gehen müste, so daß mich viele Leute in Virginien gefragt, und wenn sie verlangten, daß ich dieses Jahr wieder kommen solte, so gab zur Antwort, daß ich nicht könte, weil ich 4 Gemeinen des Herrn Wildpahns in seiner Abwesenheit bedienen müste. Herr Senior Kurz bat seinen Bruder 4 und Herrn Helmuth, daß sie, wenn er des Herrn Wildpahns Gemeinen bediente, doch als denn ein jeder einmal seine Gemeine in Yorktown besuchen möchte. Herr Senior Kurz war deswegen, als er bey mir war sehr verlegen, und hatte eben die Bekümmernis, die Sie in Ihrem Schreiben geäussert. 3) Was die Reise nach Virginien betrift, davon folgt hiebey eine kurtze Nachricht 5 . Ich habe auch nachher d. 22 Julii in Georg[e]town 6 geprediget über R o m . 5,20.21. cap. 6,1 — 11. Da sieht es auch betrübt au[s]. Der Mr. Beyerle 7 ist da Schulmeister und die Leute sind wegen seines Schulhaltens wohl mit ihm zufrieden, aber sie stossen sich daran, daß er sich zum 3ten mal verheirathet hat. Und das Salarium ist auch schlec[ht]. Daher von beyden Seiten viel Klagens. Wenn Sie mit Gottes Hülfe samt Ihrem Herrn Sohn 8 den Herbst zu mir kommen, so will ich weitläuftiger von allen reden als ich habe schreiben können. Grüssen Sie alle gute Freunde, beten Sie vor mich wie ich auch vor Sie thue, und so sind und bleiben wir in dem HErrn eins. Joh[ann] And[reas] Krug.
Reinschrift in AFrSt IV C 16:31 S. 249 f., 263 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 249 f., 263 f. Auch in HD S. 2486 f. 1
2
Beide nicht erhalten. - In diesen Zusammenhang gehört sicher ein weiterer Brief Krugs an Mühlenberg vom 3. 7. 1772. Er wird in einer Liste im August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 33, Faszikel betr. die Korr. mit Amerika, Abt. 7 S. 164 aufgeführt. Offensichtlich bemühten sich die ehemaligen Anhänger Krugs in Reading, ihn wieder zurückzugewinnen. Meycrlc nahm anscheinend eine vermittelnde Position ein; vgl. Nr. 540 S. 271; zur Vorgeschichte außerdem Nr. 533; Nr. 534; Nr. 550; Nr. 554; Nr. 558; Nr. 5 6 4 ; Nr. 5 6 5 und Nr. 569.
3
Auf der Synode in Lancaster im September 1771 hatte sich Wildbahn bereit erklärt, die Gemeinde in Lunenburg, Ν. S. zu besuchen, sich aber auf Drängen seiner Gemeinden nicht zur Durchführung der Reise entschließen können. Vgl. den Synodalbericht 1771 (Nr. 568 Anm. 1 S. 365) und 1772 zum 28. 9. unter Punkt 6 sowie Nr. 5 7 3 ; Nr. 585 und Nr. 592.
4
Johann Wilhelm Kurz. Als Reinschrift erhalten in AFrSt IV C 16:31 S. 251 - 262; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 251 2 6 2 (auch in H D S. 2487 - 2492): „Kurtze Nachricht von der Reise, welche ich auf Verlangen der Vorsteher in Strasburg nach Virginien in diesem 1772 Jahre gethan.
5
434
Die Briefe des Jahres 1772
d. 15 Junii trat die Reise von Fridrichsstadt an und k a m Abends spät nach Winchester, d. 16 ej[usdem] ruhete, w u r d e aber sehr elend, daß ich nicht essen und trincken konte, sondern mich M i t t a g s zu Bette legen muste. d. 17. M i t t w o c h s w a r Gott sey Danck wieder besser, daß ich predigen konte über Es[=Jes] 44,1 — 5. von den herrlichen Wirckungen des von Gott verheissenen Geistes. Gegen Abend setzte mit M r . Pittmann ab nach der Neustadt [Newtown, Stephens City], und muste bey ihm logiren, und den folgenden 18 Julii nachdem ich vorher ein p a a r Kinder examiniret hatte, die zum H[eiligen] Abendmahl gehen wolten, predigte ich über Joh. 14,6. und setzte unter Begleitung des Vorstehers in Strasburg Hieronymus Becker, des M r . Simon H a r r und M r . Baldes meine Reise nach Strasburg fort, w o ich bey meinem alten Wirth M r . Hoffmann einkehrte und da blieb. 19. Freytags kamen 8 Kinder zu mir die verlangten zum ersten mal zum H. Abendmahl hinzugelassen zu werden, ich wolte sie nicht annehmen, weil ich einige schon davon in der Neustadt examinir[et], die aber sehr schlecht waren in der Erkentnis, zweyer Kinder Vater besoffen zu mir k a m , und die Kinder weder gut Exempel noch Unterricht in der christlichen Lehre bis her gehabt hatten. Sie sagten aber, daß ich sie nur solte vornehmen, die Kinder wären nicht so schlecht wie ich mir vorstellete, und überdem würde noch eine grose Menge von Woodstack, die der Schulmeister Müller wohl unterrichtet hätte, heute noch herunter k o m m e n , die ich ja auch vornehmen müste, und da gieng es ja in einem hin, könte ich sie nicht zum H. Abendmahl hin zu gehen lassen, so diente ihnen der Unterricht aufs künftige. Ich n a h m sie daher den gantzen Tag vor, aber anstatt der Kinder k a m nur der Schulmeister Müller und sagte d a ß die Kinder unmöglich kommen könten, weil er sie gestern nach Hause gehen lassen, um ihre Kleider zu holen, und sie kämen erst Samstags Abends wieder zurück. Sie wären wohl praeparirt und ich solte sie ja nicht abweisen. d: 20. hielt Vorbereitung zum H. Abendmahl über M a t t h . 9,9 — 13. und handelte von Jesu dem besten Freunde der Sünder. Dabey nahm vor und nachher die 8 Kinder vor. Sie waren aber theils so bestürtzt, theils so träge, daß sie nicht einmal auf die leichtesten Fragen konten antworten, auch gröstentheils nicht einmal die Antworten wiederholen, wenn ich sie 3 bis 4 mal wiederholt, daher stellete den anwesenden Zuhörern vor, d a ß ich gedrungen w ä r e in meinem Gewissen sie dismals zurück zu lassen. Welches auch die gegenwärtige Vorsteher und die Eltern zum Theil billigten. d: 21 Junii Dfominica] I. p[ost] Trinit[atis] predigte über das Evang[elium] Luc. 16,19 — 31. von dem verschiedenen Zustand der Menschen in der Ewigkeit, reichte 63 Personen das H. Abendmahl und taufte etliche Kinder erst in der teutschen und hernach einige in der englischen Sprache, d. 21 Junii 1772 D. I.p. Trinitatis reiste unter Begleitung M r . Baldes 12 Meilen weiter nach Woodstok, g a b unterweges einer krancken Frau das H. Abendmahl, und k a m ohngefehr Abends um 6 Uhr da an. M r . M ü l l e r hatte die Kinder an der Zahl 28. vor und nachmittags catechisirt und sie waren nebst einer großen M e n g e Zuhörer noch in der Kirche versamlet. Ich examinirte sie in den vornehmsten Stücken der Heilsordnung, und sie antworteten grösten Theils zu meinem und der Zuhörer Vergnügen recht ordentlich und deutlich auf meine Fragen. Ich trug daher kein Bedencken sie anzunehmen zur Confirmation, zeigte ihnen aber noch kürtzlich wie sie nicht mit dem blosen Wissen der göttlichen Wahrheiten von der Buse und Glauben zu Gott müsten zufrieden seyn, sondern dieselbe auch in der T h a t und Wahrheit erfahren müsten. Welches sie mit den Zuhörern unter vielen göttlichen Rührungen schienen anzuhören. W i r fielen mit einander auf die Knie, und ich empfahl sie Gott und den Wirckungen seines guten Geistes. d. 22 Junii M o n t a g s in Woodstok n a h m früh um 7 Uhr die Kinder abermals vor bis die Leute zusamen kamen, darauf nachdem die Berichte und Text verlesen, und gesungen war, und die Kinder abermals waren examiniret worden, confirmirte ich sie nachdem sie ihren Taufbund erneuert unter hertzlichen Gebet und Flehen zu Gott. Lies hernach die vorgeschriebenen Fragen bey der Vorbereitung zum H. Abendmahl samt denen 42 andern Personen, so sich dazu angemeldet, beantworten, und sprach nach gethanem Bekentnis der Sünden die Absolution. Predigte darauf über Ezech. 36,26.27. von der grosen Veränderung, die ein Mensch erfahren muß, wenn er hier und dort ewig selig werden will.
Nr. 582
27. 7. 1772
435
d. 23 Junii Dienstags reiste unter Begleitung zween dortigen Vorsteher Volz und Maurer nach der Kirche bey Bonnewiz und H. Meyer, wo ich einige von meinen gewesenen Gemeinsgliedern in Reading antraf. Auch viele die nach Herrn Senior Mühlenberg sich erkundigten, und fragten ob er nicht würde herauf kommen, wenn sein Herr Sohn [Johann Peter Gabriel] käme, denen ich sagte, daß er mir geschrieben, daß er mit Gottes Hülfe als denn gedächte mit zu kommen; welches ich auch in andern Gemeinen ihnen zum Trost bekant gemacht: ich predigte daselbst über 1 Petr. 4,18. von den Schwierigkeiten der Frommen und der Gottlosen auf dem Wege zur Ewigk[eit] und reiste unter Begleitung gedachter Vorsteher und anderer bis zu Alexander Pinter wo ich den 24 Junii Mittwochs predigte über Colos. 1,12— 14. von der wahren Bekehrung zu Gott. Ging darauf zurück bis zum Volz. Des folgenden Tages bis zum Maurer, da ich seinen Sohn mit Cath[arina] Sauselin copulirte und ein Kind taufte, und unter starckem Regen bis zum Christ[oph] Wendel wo ich übernachten muste. 1772 d. 26 Junii Freytags reiste von Christoph Wendel unter Gottes Beystand in Gesellschaft des Mr. Maurer bis nach Strasburg wo ich die Vorsteher nochmals sprach, und von da reiste allein, weil mir der Weg bekant war, bis Winchester w o ich d. 27 Junii Vorbereitung zum H. Abendmahl hielt und predigte über Joh 3,6. d. 28 Junii D o m i n i c a ] 2 p[ost] Trinitatis] predigte ich daselbst vormittags über 1 Cor. 11,20 32. von dem Nutzen des H. Abendmahls und nachmittags über Jac. 1,27. Wie man sich von der Welt unbefleckt behalten müsse, wenn unser Gottes=Dienst rein und Gott wohlgefällig seyn soll. d. 29 Junii Montags reiste zurück von Winchester, weil aber das Pferd kranck war so muste unterweges bleiben, 10 Meilen von Fridrichsstadt bey dem Wirth Ostertag. d. 30. Dienstags sprachen mich 2 Männer an ihre Kinder zu taufen, welches ich that, besuchte ein Gemeinsglied und kam nachmittags Gott sey Danck wohlbehalten glücklich an. Die Reise habe ich 45 Kinder getauft, der HErr habe acht auf sie. In vielen Gemeinen sieht es sehr schlecht aus. Der Leichtsinn und das Reden von dem Secten wesen hindert bey vielen die Kraft des Wortes Gottes. In Winchester haben die reformirten ein hübsch[es] Kirchlein, die Lutheraner haben von Steuern eine grose Kirche seit vielen Jahren angefangen aber sie ist noch nicht gedeckt. Dabey haben sie etwas Schulden, und einen Schulmeister mit dem sie nicht zufrieden sind. Er heißt Johann Michael Heber und war bey dem Pfarr Stoi Apothecker. Des Sontags haben weder die reformirten noch Lutheraner eine Versamlung, daß eine Predigt verlesen würde. Daher verwildert die arme Jugend. Und so geht es auch in der Neustadt und in den beyden äussersten Gemeinen. In Strasburg ist sehr viel Unruhe der beyden Schulmeister wegen des Simon H a r r und Sartorius. Der Sartorius ist schon abgedanckt, und sie lassen ihn nicht mehr in die Kirche. Der H a r r gibt vor daß er von den New-Leuts ausgegangen, hat auch vor der Gemeinde bekant, daß es ihm leid sey, daß er ausgegangen, ich muste auch einen Versuch thun, ob die Gemeinsglieder nicht wolten erlauben, daß er anfienge wieder Schule zu halten: aber da sagt[en] einige das könne nicht geschehen, es sey denn daß er gestünde, daß er sehr harte Reden wider unsere Kirche ausgestossen. Aber er leugnete solches abermal. Ich suchte es, so viel ich nach der Liebe und Wahrheit konte zu entschuldigen, aber da sagten sie: will man unsern Worte[n] nicht glauben, so sehe man die T h a t an. Der H a r r soll gleich nachher wieder harte Reden ausgestossen haben. Daher ich endlich gerathen sie solten nichts mit ihm zu thun haben. Doch kommen sie alle Sonntage zusammen und Mr. Pfeiffer liest eine Predigt vor." 6 7
8
Z u r Gemeindeentwicklung vgl. Glatfelter I S. 175. Jacob Bayerle, ehemaliger Kontrahent Mühlenbergs in Germantown und Philadelphia; vgl. Nr. 503. Johann Peter Gabriel; er hatte in London die anglikanische Ordination erhalten, kam Ende Juli wieder nach Amerika zurück und trat dann seine Pfarrstelle in Woodstock, Va. an. Vgl. Nr. 575 Anm. 1 und Nr. 579 Anm. 22.
436
583. An die Korporation
Die Briefe des Jahres 1772
in New Germantown
und
Bedminster Philadelphia,
2. 9. 1772
An die Ehrsame Herren und Glieder der Vereinigt Evangelischen Corporation von der Zions und St. Pauls Kirche in Neu Germantown und Bedminster. p. favour of M r . Reinhard. Philadelphia d 2 Sept: 1772. Geliebter Freund und Bruder, 1 Ich weiß nicht womit ichs bey Ihm verschüttet und verschuldet habe, daß Er auf einmal so einen Wiederwillen gegen mich gefaßet? Ich hörete von M r : Schowk: [Schauwecker?] als er von Ihnen zurück kam, daß sich Geliebter Bruder sehr über mich beschweret als 1) weil ich den Bond vom Legat 2 mit genommen, und Ihm doch gesagt, er wäre im Buche 2) daß ich Ihn nicht hätte mit haben wollen zum Justice Cohl da ich den Bond acknowledgen laßen 3) D a ß bey der letzten Raths Versamlung ein solcher Lärm über mich wegen des Bonds gewesen, daß sie fast aus den Schuen springen wollen. 4) D a ß einige gesagt, es solte durchaus keiner von meinen Angehörigen bey Ihnen Prediger seyn 3 . Was das erste betrifft, so habe ich den Bond aus redlicher Absicht und von Gewißens wegen in Verwahrung genommen. Denn weil er an die Corporation assignirt war, so war ich als die Haupt-Person nach dem Charter 4 und letzten Willen des Testators verpflichtet die gröste Sorgfalt darüber zu tragen, und solte wie ein nagender Wurm seyn, wenn ich etwas bey den Gemeinen versäumet, so lange ich Rector gewesen und noch bin. Und dencke Er selber nach, wer solte das Bond beßer verwahren? In seinem Hause gehen Frembde und Bekante immer ab und zu, die Kiste stehet offen, und wie bald ist so ein klein Stück Papier verstreuet und verloren? Ein gantzes Buch aber kan nicht so leicht verloren werden. Daß ich bey meinem Abschiede 5 gesagt, der Bond sey im Vestry Buch, das kan ich mich unter den vielen Zerstreuungen noch gar wol erinnern, und weiß noch nicht anders als daß ich den vom Justice bescheinigten Bond verstanden. Will Er mir übelnehmen, daß ichs Ihm nicht gantz ausdrücklich gesagt, oder erst gefragt, so wünsche ich ihm daß Er in meiner Stelle gewesen wäre. Wenn ein Mensch von Jahren, wie ich, so herum geropffet, mit Informiren, Predigen, hin und her zu reisen, mit mühsamen Kirchen=Räthen zu halten, mit Schreiben, Wahltagen und unzähligen . . . und ermüdet wird, so ists wol kein ... ner nicht alle Kleinigkeiten püncktlich ... und mannichmal was Nothwendiges ver... der ein Wort in die Quer sagt. Ich hatte auch nicht gleich Zeit und Gelegenheit nach meiner Heimkunfft an die Corporation zu schreiben, ließ es Ihm aber Geliebter Bruder; durch meinen Sohn Peter sagen, wenn ers nicht vergeßen hat, daß ich den Bond in Verwahrung hätte. Und gesetzt er wäre verloren gegangen, so ist die ächte bescheinigte Copie im Vestry Buch eben so gültig als das Original. Der Bond gehöret keinen von den G l i e d e r n ] der Corporation zur Verwahrung. Wenn ich nicht Rector von der Corporation wäre, so gehörete
Nr. 5 8 3
437
2. 9. 1772
er mir auch nicht zur Verwahrung, oder auch nicht, wenn mich die Corporation mit Recht einiger Untreue beschuldigen könte, oder wenn ich ein Säuffer und Verschuldeter Lump wäre etc. 2) D a ß ich Ihn nicht nöthigte oder mitgehen ließ zum Justice, darin hatte ich keine andere Absicht, als daß Ihn verschonen wolte, weil Er ohne dem Mühe genug hatte. Indeßen war ja Mr. Bareil mit dabey. Sie müßen wunderliche Gedancken von mir haben, als ob ich sie um etwas betrügen, oder Eirische [irische] Tricks spielen wollen. Es deucht mir, wenn ... mit einander bekant gewesen und so ... miteinander gehabt, so solte man doch w... man einander treu oder falsch erfunden. ... Haben sie befürchtet, ich würde den Bond verkauffen, oder doch wenigstens die Interesse davon fodern, ehe ein neuer Prediger erwählet würde 6 . Gott hat mich bewahret, daß ich nie was genommen, was mir nicht gehöret. Und da ich das erste Jahr als Rector nach dem Charter und Testament mit Recht die Interesse von der Legacy hätte fodern können, ... ließ es ... wie bekant ist. Wenn die Herren Beysitzer mir und der Meinigen so satt und überdrüßig sind, und sich beßer zu rathen wißen, so werde ich mich nicht mehr darüber grämen, als wenn einem zu schwer beladenen Esel der Sack abfält. Und da ich zu mal von meinem Peter verstanden, als ob geliebter Bruder Moelich fast Sinn und Neigung hätte nach Virginia zu moven, 7 so gebe ich vollends gute Nacht, den Neugermant. und Bedminster. M i r gilt es gleich, o b sie Herrn Pastor Gerock oder Domine Schmid wählen. So bald ein ordentliche Wahl geschehen, will ich alles dem neuen Rector übergeben, was Ihm gehöret. Nebst hertzl[ichem] Gruß verharre Wohlwünscher H. Mühlenberg
Reinschrift in Honeyman,
im Gettysburg Seminary. 13 (1928) S. 442 - 444.
Das Manuskript
ist beschädigt.
Englische
Übersetzung
1
Anthon Mölich?
2
Das Vermächtnis des Balthasar Pickel; zur Vorgeschichte vgl. das Postskriptum zu Nr. 567 S. 361 f., die Tagebucheintragungen zum 9 . 1 0 . 1771 S. 3 7 0 f. sowie zum 18., 2 3 . und 2 5 . 5 . 1772 in AFrSt IV C 16:26 S. 216 f., 219 - 221, 221 (LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 216 f., 2 1 9 221, 221) und Tappert II Reprint S. 782, 7 8 6 - 7 8 8 .
3
Von Anfang 1769 bis zum Herbst 1771 amtierte Johann Peter Gabriel Mühlenberg als Adiunctus seines Vaters in den Raritan-Gemeinden, im Winter 1 7 7 1 / 1 7 7 2 vertrat ihn sein Bruder Gotthilf Heinrich Ernst, der am 26. 4. 1773 von den Gemeinden als Prediger angenommen wurde. Vgl. Nr. 567; Nr. 575 mit Anm. 1; Nr. 576; Nr. 578; Tappert II S. 5 3 6 - 5 4 6 sowie Honeyman, 13 (1928) und 14 (1929) S . 5 5 - 5 7 .
4
Vom 29. 6. 1767; vgl. Bd. III Nr. 403 Anm. 12.
5
Am 24. 5. 1772 verabschiedete sich Mühlenberg von den Gemeinden, traf sich aber noch am folgenden Tag mit Vertretern der zerstrittenen Erben Pickels, um eine juristisch einwandfreie Regelung zu erreichen. Vgl. die Tagebucheintragungen in AFrSt IV C 16:26 S. 221; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 221 und Tappert II Reprint S. 7 8 7 f.
6
Dies erwies sich als schwierig; vgl. Nr. 5 8 6 ; Nr. 5 8 7 ; Nr. 5 8 9 und Nr. 595.
7
= umzuziehen. Johann Peter Gabriel Mühlenberg hatte inzwischen eine Pfarrstelle in Virginia angenommen; vgl. Nr. 579 Anm. 22.
438
584. [G. A. Freylinghausen
Die Briefe des Jahres 1772
an M.]
Halle, 4. 9. 1772
Anmerkungen. Wegen der Pensilvanischen Rechnung. 1.) Bey des Hn. Past. Mühlenbergs Rechnungen bis Nov. 1770 1 finden wir nichts zu erinnern, als daß die 6. rthl. 4 g. 6. d. welche er, nach des sel[igen] Herrn Cons[istorial] Rath Francken Note, aus der Rechnung bis zum 24. t e n Dec. 1766. 2 noch zu fordern gehabt, in seinen Ausgaben nicht wieder aufgeführt sind, so derselbe also noch zu fordern hat und in seiner folgenden Rechnung noch deren Werth zur Ausgabe bringen kan. 2.) Wir haben diese Rechnung abschreiben lassen und zu seiner Legitimation selbige, nach dem Exempel des sei. Herrn Cons-Rath Francken unterschrieben. 3.) Hiebey senden wir eine Abschrift der hiesigen Collecten=Cassen»Rechnung von den Jahren 1769. 1770. und 1771, 3 welche nach dem Absterben des vorigen Rechnungsführers, H. Crusius 4 , aus dessen Manual und vorhandenen Nachrichten und Quitungen formiret worden. Die Rechnung von dem laufenden Jahr 1 7 7 2 5 kan nicht füglich vor dessen Schluß formirt werden, da sie aber gewiß nachfolgen soll. 4.) Beym Schluß 1771 war ein starker Vorschuß, welcher sich in diesem Jahr um etwa 150. r. verringert hat. 5.) Dis ist die Ursach, daß die Stiftung des H. Senioris nunmehrigen Superintendenten Darnmanns zu Brandenburg wie auch einige andere in dem mitgehenden Pro M e m . 6 bemerkte Gelder noch nicht Übermacht werden können, welches doch billig besonders geschehen muß, und so bald Gott so viel zufliessen lassen wird, geschehen soll. 6.) Unterm 30. t e n Oct. 1771 7 fragt Herr Past Mühlenberg an, ob nicht die 58. £ st., welche von den zu Bezahlung der Barrenhiller Schulden bestimmten Rödelheimischen 3000. fl[orins] übrig seyn, für Neuhannover anzuwenden, laut Briefs vom 18. t e n Febr. 1772 8 aber hat er selbige vorläufig für des Herrn Superintendenten] Darnmanns Legatum ad 250 rthl. (so viel davon dazu erforderlich gewesen seyn wird) an die Michaelis-Corporation gegeben. Wir sind beydes zufrieden nemlich so, wenn G o t t so viel hier wieder zufliessen läßt, daß die besonders destinirte Gelder baar Übermacht werden können, diese 58. £ st. als dann noch für Neuhannover angewandt werden mögen. 7.) Unter sothanen besonders assignirten Geldern, sind auch, laut des obgedachten Pro. M e m . 55 Vi rthl. für H. Past. Mühl, insonderheit bestimmt. Er wird sich aber vermuthlich nicht zu wider seyn lassen, daß solche, nebst dem, was von dem sub lit c. gemeldeten 53 Vi rthl. die für die sämtliche Hh. Prediger bestimmt sind, auf seinen Theil kommen möchte, auf die Studir= Kosten seiner lieben Hh. Söhne gerechnet werden, dahingegen das übrige sowohl von diesen Studirkosten, als auch, wie schon gemeldet seyn wird, die Reisekosten der beyden jüngern Hh. Söhne demselben billig geschenket und aus der Collecten=Casse übertragen wird, weil sie nunmehr bereits wirklich nützliche Arbeiter in dem dortigen Weinberg sind.
Nr. 584
4. 9. 1772
439
8.) Auch ist aus dem gedfachten] P[ro] M[emoria] zu ersehen, daß die hiesige Frau Witwe Handschuhin, auf Abschlag der ihrer Frau Schwägerin in Philadelphia schuldigen Interessen, 50. rthl. bezahlt, welche auch so bald möglich Übermacht werden sollen, und inmittelst von obgedachten 58. £ st. ihr auch vorgeschossen werden könten. Diese 5 0 r. sind in Preuss' Münze bezahlt worden, in welcher nach dem damaligen Cours das £ st. zu 6 rthl. 4. gr. zu rechnen ist. In diesem Jahr hat jene Dame auch schon 300 rthl. gezahlt, welche sie gerne aufs Capital rechnen wolte, und macht Hoffnung auch noch die übrige 100 r. nebst den rückständigen Interessen abzuführen, indem ihr eine kleine Erbschaft zugefallen. Ehe aber das Capital Übermacht werden kan, muß vorher bey Auslöschung der hypothec der Abzug berichtiget werden, welcher ä 10. pro C[en]t[um] gerechnet wird. J a man wird erst bey Hofe anfragen müssen, ob es erlaubt sey das Geld ausser Landes zu schicken. Bey obgedachten 50. rthl. Interesse hat die hiesige Witwe Handschuhin beygehenden Brief an ihre Frau Schwägerin geschrieben, welchen man aber nicht eher überschicken wollen, bis man zugleich nähere Nachricht wegen der Rechnung geben können. Nunmehr hat sie dann schon mehr praestiret, als sie anfänglich möglich zu machen selbst geglaubt. 9.) Aus dem oftbesagten P. M . ist auch zu ersehen, daß für die hier geschehene Auslagen 152. rthl. dorten zur Collecten=Casse zu restituiren sind (wo nicht die ersten 1769. an die Frau Witwe Schulzin gezahlte 20. r. diejenige sind, welche bereits von H. Past. Mühlenberg in Rechnung gebracht worden, welchenfalls sie an dieser Summe abgehen). Hierdurch kan dann auch vorläufig etwas bestritten werden. 10.) Der Werth der in diesem Jahr überschickten Arzeneyen und Bücher ist, da solcher aus der hiesigen Casse nicht bestritten werden können, wie auf der übersandten Rechnung diese Kosten betreffend bereits angemerkt worden, auf die Rödelheimische Stiftungs=Gelder mit 104 £ sterl. 16 shl. abermal assigniret, und von dem Herrn Hofprediger Ziegenhagen erhoben worden, welche also dorten als eine baare Übermachung in Rechnung kommen. 11.) Durch die künftige Rechnung von diesem laufenden Jahr wird übrigens alles, was ietzo noch undeutlich seyn möchte, näher aufgeklärt werden. 12) Die 13 r. 6 g. für die an H. Subrector Jehne in Altona eingesandte Nachrichten von dem Doctor August Jehne in Charlestown hat derselbe richtig vergütet, so in die disjährige Rechnung k o m m e m und nebst andern künftig auch Übermacht werden sollen. 9 13.) Noch k o m t hiebey die original-Quitung des Herrn J o h . Christian Reichs über die empfangene 32. rthl. um den H. Gottfr. Thiele zu Bethelhausen dadurch von deren richtiger Auszahlung zu überzeugen. 1 0 14.) An H. Niemeier in Lübeck hat der Insp. Fabricius geschrieben und ihm des H . Past. Mühlenbergs Befremden 1 1 wegen der an ihn gezahlten 309 M[ar]k 12 [Schilling] Lüb[isch] meist mit Dero eigenen Worten zu erkennen gegeben, worauf die beygehende Antwort 1 2 erfolget, nebst der hier noch gefundenen obgleich beklecksten special=Rechnung auf welche er sich bezogen. Es ist ihm auch deutlich zu verstehen gegeben, daß der Herr P. Mühlenb. nicht ohne
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Die Briefe des Jahres 1 7 7 2
Grund seine Forderung für unbillig halte: er hat sich aber darauf nicht eingelassen, und es ist desfalls auch von ihm nicht zu erwarten, daß er wieder etwas zurück geben solte. Es war wohl damals der Vorschlag mit H. Niemeier besser gemeinet als getroffen, indem man wohl nicht die rechte Idee von ihm und seinem Negoce hatte. M a n dachte es auch wohl am Ende dadurch recht gut zu machen, daß man durch einen Tertium mit ihm accordiren ließ, auf den man sich sonst verlassen zu können glaubt. Weil es aber nun einmal durch einen förmlichen Accord gegangen; so ist um so weniger an eine Restitution zu gedenken. Indessen wird sichs der H. Past. Mühlenberg um so weniger reuen lassen, wenn auch zu viel gegeben worden, weil dadurch sein H. Sohn desto mehr legitimirt ist und ihm kein Vorwurf in Absicht seines Abschieds aus Lübeck gemacht werden kan, da sein Lehrherr überflüssig contentirt ist, welches auch insonderheit die Absicht des sei. H. Raths damals gewesen daß dem Hn. Vater kein Vorwurf gemacht werden könne. Und eben aus dieser Ursach lassen wir es uns auch nicht reuen, daß die Kosten desfalls aus der Collecten=Casse bestritten worden, weil er nunmehr bey den Gemeinen ein brauchbarer Arbeiter ist. Solte er einmal zu einem mehrerem Vermögen kommen, und fände sich erweckt, dem Kirchenwesen, gleichsam zur Ersetzung wieder etwas zu zu wenden; so überlassen wir ihm solches lediglich. Halle den 4. t e n Sept. 1772. Ν [ach] S[chrift], Vorläufig ist noch aus der disj ährigen Rechnung zu melden, daß d[er] H. Superintendent] Neidhard zu Wertheim die in seinem hierbey gehenden eigenhändigen Schreiben gemeldete Geldsorten eingesandt, die für eine nach America gezogene Person als ihre Erbschaft bestimmt sind. Sein dicker Brief 1 3 an d[en] H. Past. Mühlenberg ist bereits im Kasten übersandt, darinnen ohne Zweifel das Ausführliche gemeldet seyn wird. Diese 102 r. 21 g. nach dem 24 f[lorins] Fuß haben in hiesigem Gelde betragen 85. rth. 13. g. L[ouis] d'or, die ä 5 r. 20 g. pro 1. £ st. 14. £ 13. shill. Sterl. ausmachen. Können diese inmittelst dort auch vorgeschossen werden: so überkommen sie nebst andern so bald als möglich baar. 1 4
Entwurf 1
in AFrSt IV G 3 S.
15-18.
Erhalten in AFrSt IV G 6 S. 1 7 5 - 180; datiert auf den 1. 3. 1771. Erstfassung im T a g e b u c h in P M 95 A Nr. 12 1 7 6 9 - 7 1 im A n h a n g S. 1 4 - 1 9 .
Erhalten in AFrSt IV G 6 S. 1 5 8 - 1 6 0 . ' Erhalten in AFrSt IV G 3 S. 1 - 1 2 .
2
4
Carl Crusius ( 1 7 0 5 - 1 7 7 2 ) ; wurde 1742 als cand. iur. M i t a r b e i t e r im Rechnungswesen der M i s s i o n . Er blieb bis zu seinem T o d Rechnungsassistent bei der H a u p t k a s s e n e x p e d i t i o n und Baurendant des Waisenhauses.
Erhalten in AFrSt IV G 3 S. 1 9 - 2 3 . Aufstellung über E i n n a h m e n und Ausgaben 1769 — 1771; erhalten in A F r S t IV G 3 S. 13 f. 7 Vgl. Nr. 5 7 2 S. 3 8 2 . " Vgl. Nr. 5 7 7 S. 4 0 9 . 9 Vgl. Nr. 581 S. 4 3 1 . 5 6
Nr. 584
4. 9. 1772
441
Vgl. Nr. 524. Vgl. Nr. 577 S. 410 f. mit Hinweisen zur Vorgeschichte in Anm. 19. Nicht erhalten. Nicht erhalten. Für die Zeit bis zum 23. 10. 1772 ( = Nr. 585) erhalten wir aus dem Synodalbericht folgende Informationen über Mühlenbergs Korrespondenz: (1) „Ein hochgeneigtes Schreiben, wichtigen Inhalts, von Sr: Hochwürden, Herrn Director, Dr: und Prof: Freylinghausen ans vereinigte Ministerium in Pennsylvania etc. vorgelesen, und einmütig beschloßen, daß es vom Rev: Praeside, oder wem ers auftrüge, mit schuldig=demütiger Danckergebenheit, im Namen des gantzen Ministerii beantwortet werden solte." — Vgl. Nr. 593 Anm. 1. (2) „Es wurde Vieles von den Umständen geredet und überlegt, und endlich beschloßen, daß vom Ministerio eine schrifftliche Vorstellung an die Goschehopper Gemeinen ergehen, und sie gebeten werden solten, daß sie die Indienfielder verlaßene Gemeine mit einschließen und sie durch ihren Lehrer [Roeller] mit bedienen laßen mögten. Eine solche Anmerckung wurde schrifftlich verfaßet und dem Abgeordneten zur Bestellung mit gegeben ...". (3) „... und wie Η. P: Gerock vom 18 Sept: a[nni] c[urrentis] aus Neuyork an mich berichtete, so hatte der M a n n den noch lebenden kleinen H. Friedrich Schultz, der vor Zeiten mit H. Heinzelmann uns zu Hülffe gesandt war, ausgefunden, ihm den Beruf angetragen und das Versprechen erhalten, daß er gleich mit ihm zum Versuch nach Lüneburg reisen wolte. Diese Nachricht aus H. Gerocks Briefe erteilte ich dem Ministerio etc." (4) „[Das Ministerium] ... wurde schlüßig einen Brief an H. St[över] zu senden, und darin vorzustellen, daß er seiner großen Gegenpartey die Kirche an den Sontagen billig zum Gebrauch öffnen laßen, wenn er mit seiner kleinen Partey sie nicht gebrauchte, und nach seinem Gefallen auch ein Recht darin behalten mögte, wenn die andern keinen Dienst hätten etc." (5) „Etliche Abgeordnete von Reading gaben einen Brief mit verschiedenen Namen unterschrieben beym Ministerio ein und erklärten ihr Anliegen auch mündlich, nemlich: nach dem Η. P: Krug von Reading nach Friedrichstown in Maryland gezogen, haben sich etliche, wieder Η. P: Krug und das vereinigte Ministerium erbitterte feindselige Häupter der Kirche und Pertinentien bemeistert, durch allerhand subtile und grobe Räncke den unwißenden Hauffen an sich gezogen, und einen selbst aufgeworffenen Prediger [P. F. Niemeyer] ohne rechtmäßige Ordination, angenommen und beschloßen, daß keiner vom vereinigten Ministerio Freiheit und Erlaubniß haben solle in der Kirche zu predigen etc., und wer nicht zu ihnen /: dem unordentlichen Hauffen :/ und ihren Prediger halten wolle, der solte kein Antheil an Kirche und Begräbniß Platze etc. haben." (6) „Ein Abgeordneter von vakanten Gemeinen in einer Gegend zwischen den Grentzen von Pennsylvania und Virginia in Maryland gelegen und nach dem Indianer Namen Canegotchick genant, welche H . Sen: Kurtz dann und wann besucht und mit den Gnaden=Mitteln bedienet hat, und sehr volckreich, wie auch mit allerlei Werbern von secktirschen Religions=Gesinnungen umgeben seyn soll, legte dem Ministerio eine Bitschrifft f ü r einen tüchtigen Lehrer und Selsorger vor, und sagte mir ins geheim, sie verlangten den alten Hn: Kurtz, wenn das aber nicht seyn köntc, so wünschten sie den Friedrich Mühlenberg oder den jungen Hn: Kurtz zu haben." (7) „So wurde auch ein Schreiben an die Gemeinen in Kanegetschik aus gefertiget und darin berichtet, daß H. Kurtz Jun: über 4 Wochen g[eliebts] G[ott] hinauf kommen und einen Versuch machen wolte." (8) „Wurde ein Schreiben vom Kirchen=Rath der Hochdeutschen Gemeine aus Neuyork ans hiesig=vereinigte Ministerium eingesandt, vorgelesen, worin sie ersuchten, daß doch eine Verwechselung mit ihrem H n : Prediger veranstaltet werden mögte etc. weil ihre Gemeine schwach, arm und dazu noch in Schulden wegen des Kirchbaues verhafftet wäre, und das versprochene Salarium für einen Prediger mit einer Familie nicht länger mehr aufbringen könte etc. Der Herr Prediger [Gerock] hatte von daher auch einen Brief eingesandt, und sich darin freundlich entschuldiget, daß er vermöge der Einladung gerne mit beiwonen wollen, aber wegen der weiten Entfernung, wegen der Krancken und Leichen in seiner Gemeine, und wegen Ermangelung der Reise Kosten nicht gekont. Er bäte sich aber aus, daß das Rev: Ministerium
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Die Briefe des Jahres 1772
seiner Umstände eingedenck und noch vor Winter eine Translocation zustande bringen mögte etc." (9) „Daß Ministerium beschloß, daß Peter Mühlenberg, der nur 60 Meilen davon [Culpeper, Va.] wonet schrifftlich ersucht werden solte, um einmal dahin zu reisen, die Umstände zu untersuchen, und Bericht davon zu erstatten." (10) „Wurden eingegebene Briefe von kleinen Englischen Gemeinen vorgelesen, worin sie beweglich anhielten, daß sie dann und wann von unserm Amts Bruder H. Streit aus Easttown besucht und mit den Gnaden=Mitteln bedienet werden mögten. Es ward deswegen beschloßen ein Schreiben an die Easttowner Ältesten und Vorsteher ergehen zu laßen, welches geschah." (AFrSt IV C 16:33 S. 316, 298, 299, 312/314, 300, 301, 310 und 310/11; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 316, 298, 299, 312/314, 300, 301, 310 und 310/11; vgl. Documentary History S. 131, 132, 134, 135, 135 f., 136 und 137; Tappert II S. 510, 511, 512, 513, 514 und 515).
585. F. Schultze an M.
Halifax, 23. 10. 1772 Halifax Octobr 23 th 1772.
Hoch Ehrwürdiger und Hochgelehrter Herr Senior, Werthester HErr Amts=Bruder. Hiemit habe E[uer] H[och] E[hr]w[ürden] berichten wollen daß ich endlich am 22 Octobr a[nni] c[urrentis] in Begleitung des Mr. Kaulbachs in Halifax ankommen bin 1 . Die Reise von York zu Waßer nach Boston hat 9 Tage erfodert und zweymalen an verschiedenen Orten und Zeiten waren wir Menschen und das Schiff etc: vom Pilot und Capitain verlohren geschätzt weil nichts mehr zu erwarten war als daß das Schiff zertrümmern würde; Der Almächtige und Erbarmungsvolle Gott aber kam mit seiner Hülfe zu rechter stunde. In Boston fand den Mr. Kaulbach, der sich damals schon vier Wochen in seiner Affair aufgehalten und muste noch 4 Woche länger mich daselbst aufhalten bis Mr. Kaulbach fertig und das erste Schiff nach Halifax klar war. Ich habe in Boston 7 mal das Wort Gottes vorgetragen. Mr. Geiger hatte H. Past. Hartwich invitiret nach Boston zu kommen um die Deutschen daselbst [mit] Gottes Wort zu bedienen. 2 Die Anzahl [der] Deutschen Familien sind ohngefehr 70 höchstens 80. den äußern Umständen nach meistens nur Arme Unvermögende Leute, die von Holtzsägen, oder andern Hand Arbeit ihr stücklein Brodt täglich suchen müßen. Es sind keine 7 bis 10 Familien unter allen Hochdeutschen in Boston die einen festen Staat oder Eigentum besitzen. In Ansehung des Innern oder Geistl. Zustandes so bestehen alle die Deutschen aus Lutheraner und Reformirten schier gleich in der Anzal und aus 1 oder 2 Catholiquen. Diese alle wollen sich von einem Prediger bedienen laßen und ein Corpus von Syncretisten also constituiren. Ich habe nur einen erweckten Man da gefunden, sehr wenige Ehrbare und stille Leuten, die meisten sind Unordentliche Unchristl. Leute, die wieder die ordentliche agiren, daß wenig Gutes zu hoffen. D 18 Octobr um Abendzeit seegel[ten] wir von Boston ab mit guten Wind über die See nach 2 Tage Zeit sahen wir Land Cap Sabbles suchten einen Harbour Port Rosway weil der Südost Wind sich spüren ließ, da unser Schiff von der Hohen Aufschwellungen der See schwer verschlungen
Nr. 584/585/586
4. 9./23. 10./26. 10. 1772
443
war und an den Felsen gerathen wäre, hätte Jesus seine Hand zu helfen nicht augenblickl. erzeiget. Nun bis hieher hat Gott geholfen. Mr. Knaut nahm mich sehr liebreich auf und erzehlte den Inhalt seiner letzten Briefe an Sie 3 . Ich muß schließen, mich Ihrer Liebe und Gebeth empfehlen. Jesus Seegne Sie. Friederich Schultz 4 P. S. Lebens=Mittel als Weiß Brodt, Mehl, Fleisch, Butter, Wein, Thee etc: ist alles vollauf und wohlfeil in Hallifax. P.S. Was von den Gefährlichkeiten entdecket bitte nichts den Weg nach der Toheka oder New York wißen zu laßen, damit die meinigen nicht dadurch in Bangigkeit] und Schrecken gerathen, weil sie es bald würden erfahren mit täglich vermehrten Zusätzen. P. S. Den Brief an Η. P. Gerock bitte richtig gütigst zu besorgen 5 . Reinschrift in AFrSt IV C 16:35 S. 325-327; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 325-327. Auch in HD S. 2531 —2533. Die Postskripta befinden sich jeweils am Rand der Briefseiten. Auf der letzten Seite steht die Anschrift: „To the Reverend Mr. Muhlenberg, Minister of the Gospel, with a Letter to the R d Mr. Gerock." 1 2 3 4
5
Mühlenberg war über den Zweck der Reise unterrichtet; vgl. Nr. 584 Anm. 14 (3). Vgl. Nr. 535. Nicht erhalten; vgl. Nr. 499 Anm. 7 (1) unter Punkt 6). 1 7 2 6 - 1 8 0 9 ; 1751 von Halle nach Pennsylvania gesandt, entzog sich jedoch bald dem Predigerberuf und dem Einflußbereich des vereinigten Ministeriums. Vgl. Bd. 1 und II passim sowie Glatfelter I S. 124 f. Gerock hatte Schultze nach Lunenburg vermittelt; vgl. Nr. 584 Anm. 14 (3).
586. An die Gemeinden in Tewksbury und Bedminster
Philadelphia, 26. 10. 1772
Ehrsame Herren und Glieder der incorporirten deutschen Evangelischen Gemeinen an der Zions und St. Pauls Kirchen in Tewksbury und Bedminster, Geliebte Brüder, Ich trug eure Gemeinsachen wie billig, auf der letzten Synodal«Versamlung am 29 Septemb: a[nni] c[urrentis] in Lancäster vor. 1 Das gantze vereinigte Ministerium und andere Freunde hielt darüber Rath, und sie meineten alle mit einander, daß es am besten wäre, wenn sie den Herrn Domine Gerock aus Neuyork zu Ihren Seelsorger berieffen, denn Herr P: Gerock wäre 1) ein gründlich gelehrter Mann 2) ein Mann, wieder deßen ehrbaren und tugendsamen Wandel Niemand mit der Wahrheit was einwenden könte 3) ein Mann
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Die Briefe des Jahres 1772
in seinen besten Jahren, nicht zu jung und nicht zu alt. 4) Ein M a n n der das viele Reiten aus stehen kan, und noch munter und starck ist. 5) ein M a n n , der mehr und beßer Englisch schreiben, lesen und sprechen kan, als die jungen Domines Schmid, Jung und Buschkirck. Der versprochen hat alle 4 Wochen, wenns gefodert wird, auch eine Englische Predigt in Bedminster zu halten. 6) Ein friedliebender M a n n , der ordentlich von Deutschland beruffen und mit guten Zeugnißen vom Hohen Consistorio heraus gesandt ist, und der auch alle mal wieder zurück in sein Vaterland kommen darf, wenn er will. Hingegen hält das Vereinigte Ministerium nicht für rathsam, daß Ihr unsere Mitbrüder den Domine Jung und Domine Buschkirck begehren und aus Ihren Gemeinen 2 weg reissen mögtet. Denn beide Domini sind in Ihren Gemeinen beliebt, und leben mit einander in Frieden, und wir haben auch niemand, den wir in des einen oder andern Platz verordnen könten. Zu dem, Geliebte Älteste und Vorsteher, sind mir Eure Gemein Umstände von vielen Jahren her sehr wohl bekant, nemlich daß ein Domine nicht viele Jahre bei Euch bleiben kan. Und gesetzt, Herr Domine Gerock solte ein paar oder mehrere Jahre bey Euch seyn, und Ihr mögtet unzufrieden mit einander werden; so darf er alle Zeit wieder in sein Vaterland reisen, und niemanden zur Last werden. Es wäre demnach mein Rath, daß die Ehrsame Corporation von Neugermantown und Bedminster den Herrn Pastor Gerock aus Neuyork noch einmal kommen und predigen laßen; so werden sie ihn beßer verstehen und lieber gewinnen, als das erste mal, 3 und die Sache weiter mit ihm abreden. An mir soll es nicht fehlen, ich will gleich meine Stimme dazu geben, weil das Ministerium es für rathsam hält und denckt, daß sich Herr Pastor Gerock am besten für Ihre Gemein=Umstände schicke. Gott der Herr gebe seinen Segen und Gedeihen zu dem, was seiner Ehre und der Gemeinen Wohlfahrt am zuträglichsten ist. Nebst hertzlichem Gruß an Ihre lieben Familien, Verbleibe Ihr alter Freund und Wohlwünscher Philadelphia d 26 October 1772.
Reinschrift 1
im Gettysburg
Heinrich Mühlenberg
Seminary. Englische Übersetzung in Honeyman
Vgl. Punkt 4 im Tagesprotokoll.
-
13 (1928), S. 445 f.
Der Synodalbericht ist erhalten in AFrSt IV C 16:33
S. 2 9 6 - 3 1 6 ; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 2 9 6 - 3 1 6 ; Documentary History S. 1 2 9 - 1 3 8 und Tappert II S. 5 0 9 - 5 1 6 . 2
Jung versorgte die Gemeinden am J o r d a n (Heidelberg, Lehigh County; Lynn Township; Egypt), Buskerk Macungie, West Salisbury, Upper Milford und Saucon.
3
Wahrscheinlich hatte Gerock den Raritan-Gemeinden schon bald nach der Synode ( 2 7 . - 2 9 . 9. 1772) einen ersten Besuch abgestattet. Z u m Ergebnis des zweiten Besuchs vgl. Nr. 5 8 9 .
Nr. 586/587/588
587. An die Gemeinden in Tewksbury
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26. 10./4. 11./6. 11.1772
und
Bedminster
Philadelphia, 4. 11. 1772
Ehrsame Hh. und Glieder der Incorporirten Zions und St: Pauls Kirchen in Tewksburg und Bedminster, Ich habe Euch das Gutachten der letzten Prediger Conferentz in Lancaster und meinen Sinn in einem Schreiben vom 26 October a[nni] cfurrentis] 1 klar und deutlich geoffenbaret, nemlich, daß unser Rath und Meinung sey, es schicke sich niemand beßer für Eure Gemeinen und Umstände als Herr Pastor, Domine Gerock. Darum habe ich den Domine Gerock gebeten, er mögte Euch und Eure Gemeinen noch einmal besuchen 2 und bey Euch predigen, und bey der Gelegenheit könte man gleich die ordentlichen Gemein=Glieder fragen und stimmen laßen, ob sie was gegen den Beruf des Herrn Pastor Gerocks einzuwenden hätten? Wenn die mehresten Stimmen von der vereinigten Corporation und der ordentlichen Gemein Glieder, den Η. P. Gerock für Ihren ordentlichen Lehrer und Seelsorger erklären; so kan hernach die Corporation zusammen sitzen und einen Beruf an Ihn machen weil er bey Euch ist. Es stehet eine Berufs Formul in dem Vestry Book, nach derselben kan man ohngefer sehen, wie etwa ein Beruf zu machen ist. Die Zeit ist kurtz, der Winter vor der Thür, die Gemeinen stehen leer und haben keinen Dienst, und wie ich höre, so ist das Pfarr Haus fertig. 3 Bedencket, rathet und thut nun, was zu Eurem und der Gemeine Besten dienet. Der Gott des Friedens sey mit Euch allen amen! 4 So wünschet Euer alter Freund und Diener H: Mb. sen: Philad. den 4 Nov: 1772.
Abschrift 1 2 3
4
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 A Nr. 13 1772-73
S. 28.
= Nr. 586. Vgl. ebd. Anm. 3. Die Beschlüsse dazu wurden bei Mühlenbergs Besuch im Mai gefaßt. Vgl. den Auszug aus dem Kirchenbuch in Honeyman 13 (1928), S. 437 und die Tagebuchnotiz zum 18. 5. 1772 in AFrSt IV C 16:26 S. 216 f.; LQ Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 216 f. und Tappert II Reprint S. 782. Vgl. Röm 15,33.
588. An F. W. Pasche
Philadelphia, 6.11. 1772
Copia Schreibens von Η. P. Mühlenberg an H. Pasche in London, de dato Philadelphia d. 6 ten Nov. 1772. Theurester Herr Bruder Gönner und Wohlthäter, Werden Sie doch meiner nicht müde, sondern ahmen den Exempel unsers Immanuels nach: wie er seine Freunde von Anfang liebte, so liebte er sie bis
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Die Briefe des Jahres 1772
ans Ende, ohnerachtet ihrer vielen Fehler und trägen Herzen zu glauben. Es gehöret viele Liebe, Gedult und Sanftmuth darzu, wenn man einen so mühsamen Freund, wie ich bin, zum Correspondenten hat, der weitläuftig und pauca cum multis schreibt. Die Naturen und Gaben sind unterschieden. Wenn ich des sei. Dr: Heinrich Müllers, 1 oder unsers sei Dr: und Consistorial=Rath in Gott ruhenden Herrn Franken 2 Gaben hätte, so könte mit wenigem, oder multa cum paucis schreiben, und dürfte meinen besten Herzens Freunden nicht so beschwerlich fallen. Ew: Wohlehrwürd. Angenehmes vom 9 ten und 19ten Maii a[nni] c[urrentis] 3 empfing ich p[er] Capt: Piddington am 28 sten Julii a. c. da etwa einen Monat zuvor von einer beschwerlichen Reise aus Jersey zu Hause gekommen, von welcher ein Journal 4 an S[alvo] T[itulo] Herrn Dr: Wrangel mit einem Briefe 5 an die schwedische Societät pro fide et Christianismo 6 gesandt, weil sie mich zum correspondirenden Mitglied mit eingeschlossen, und ich nothhalber mein Senfkörnlein 7 auch mit einsenden soll. Ich hätte gern auch eine Copie davon hier beygelegt, habe aber nicht Zeit gehabt, es abzuschreiben, weiß auch nicht ob es angenehm und das Porto werth seyn möchte. Als ich am 8ten Oct: a. c. von der mühsamen Reise nach der Synodal Conferenz 8 heim kam, wurde durch ein tröstlich Schreiben von Ew: Wohlehrw. d[e] d[ato] 9 ten Julii 9 ungemein getröstet und gestärket, und gütigst benachrichtiget, daß mein lezteres mit 26 quart Bogen und Brief 1 0 vom Neuländer am 29 sten Junii a. c. richtig abgegeben worden, und daß insonderheit der theureste venerable Vater Ziegenhagen aus Hochväterlicher Sorgfalt für das hiesige kleine Ganze und aus zartem Mitleiden gegen mich elenden und bedre[n]gten Stümper, einen Wink gegeben, daß noch ein Arbeiter zu Hülfe gesandt werden dürfte 11 . Wenn dem durch Gottes Gnade so seyn solte, s[o] mögte wohl in Demuth und Einfalt meine unmaßgebliche Gedanken desfals eröfnen 1.) ob es wohl nicht rathsam, wenn ein neuer Missionair nicht eigentlich für Philadelphia, sondern für das Ganze und dessen vacante Theile bestimmet würde? Herr Schulze kan es noch nicht vergessen, daß Herr Kunze eigentlich für Philadelphia bestimmet war, und bildet sich ein, daß er deswegen aus Philadelphia weichen müssen, weil Philadelphia nur zwey Arbeiter knap erhalten kan und ihrer damals 4. nemlich Schulz, Kunze, Friederich und Heinrich waren, die alle bey dem alten Mb. Last=Thiere bleiben wolten. Das war unmöglich 4. Kälber an einer magern Kuh zu saugen. Wenn ich sagte, ich will mit meinen 2. Söhnen nach Tolpehaken so wolten die 2. grossen auch mit etc. 1 2 2.) Es hat vorm Jahre ein Candidat aus den glauchischen Anstalten, dessen fromme Eltern und Geschwister hier im Lande wohnen, an mich geschrieben und zu verstehen gegeben, daß er gerne da arbeiten wolte wo Armuth, Verachtung und Verspottung zu leiden, wie sein hier beygelegter Brief 13 mit mehrern zeiget, und unterschrieben ist: Johann Christian Diener 14 ; ob nicht ein solcher wenn er noch da und sonst tüchtig ist, ob nicht ein solcher in Untersuchung und nach Befinden zum Vorwurf [Gegenstand] erwählet werden
Nr. 588
6. 1 1 . 1 7 7 2
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möchte? Denn solche Candidaten, wenn sie sonst Gnade und Gaben besäßen hätten wir hier sehr nöthig, die um Christi willen Armuth, Verachtung und Verspottung leiden können. Ich kan mich nicht darein finden, daß meine jüngern Herrn Amts=Brüder zum Theil gar zu zart und weichlich etc. sind. 3.) Unsere Corporation in Philadelphia nimt es etwas empfindlich, daß sich Herr Schulze so fremd und wunderlich stellt, und es lautet auch nicht so fein lieblich und erbaulich, wenn Herr Schulze jemanden ins Ohr pflistert: „ich schicke mich nicht zu Herr Kunze, wir thun nicht gut mit einander, wenn er in Philadelphia bleibet, so komme ich nicht nach Philadelphia: und Herr Kunze gleichfals saget: wenn Herr Schulze komt, so bleibe ich nicht in Philadelphia ich kan niemanden über mich leiden, als zur Noth den alten Vater Mb." Solche christliche, brüderliche, schwägerliche Gedanken von so hochgelehrten, bekehrten, erfahrnen hallischen Seelsorgern, pflistert ein Freund dem andern wieder ins Ohr und so komt es in der Gemeine und im Lande herum und giebt nur schlechten Eindruck. Die Glieder der Corporation und fast alle etwas Einsicht habende, sind daher der Meinung, daß ich meinen Sohn Heinrich zum Adiuncto annehmen solte, wenn es Hochwürdige Väter genehm halten möchten. Denn sagen sie: die Gemeine höret ihn gern predigen, er hält fürtrefliche Kinder=Lehren, hält auch Schule, wenn einer oder ander von den Schulmeistern 15 krank ist, er ist noch ledig, kan füglicher bey seinem Vater im Pfarrhause wohnen, und seinem Vater die Last etwas erleichtern, schicket sich besser zu Herr Kunze, weil er jünger und subordinirt ist. Die Leute sind klug genug, nemlich weil die Gemeine noch tief in Schulden 16 und noch zur Zeit nicht mehr als zwey Prediger knap unterhalten kan, so denken sie, der alte und junge Heinrich nehmen mit einem Salario vorlieb, und Herr Kunze mit dem zweyten. Dem jungen Heinrich thut es gut, wenn er bey dem alten seyn kan, und der alte kan auch Erleichterung von dem jungen haben, und wenn der Stam fällt, so wollen wir uns an den Zweigen oder Zacken halten. Es ist kostbar und theuer in der Stadt zu leben, und einen Adjunctum in Kost, Kleidung, Wäsche etc. etc. zu erhalten, erfordert vieles, pauper ubique est 17 . Wenn ichs in Vermögen hätte wolte gerne zwey Adjunctos und Herr Kunzen auch dazu erhalten, aber es ist ultra posse 18 . Mein Vorschlag bey der Corporation war erst dieser. a) Herr Schulze möchte heim kommen, ins Pfarrhaus ziehen, deputy Rector und zweyter Prediger bleiben und Herr Kunze in seiner Wohnung bleiben und als zweyter Prediger mit Herr Schulzen egale oder gemeinschaftliche Amts» Verwaltung und Seelsorge und auch gleiche Salaria haben. Ich wolte mich mit meiner kranken Frau bey Barrenhill setzen, und als Recktor ab und zu gehen und bey springen wo es nöthig wäre in Philadelphia. Es sagten mir aber verständige Aelteste ins Ohr: das geht nicht gut, es giebt Partheien und Spaltung in der Gemeine, denn die zwey haben sich ja selber sub rosa verlauten lassen, daß ihre Temperamente sich nicht zusammen schicken. b) Es thäte noch eher und besser, wenn Friedr: Mb. zu Herr Kunzen käme, aber der alte muß nicht von Philadelphia weg. Aber denn sind 3. Familien und für zwey nur ein knap Salar.
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Die Briefe des Jahres 1772
c) endlich hieß es denn, es schickt sich am besten, wenn der alte im Pfarrhause bleibet und den jungen zum Adjunctum nimt, so kan wenigstens einer Thürhüter seyn, und der andere die Amts»Verrichtungen mit Herr Kunze versehen. Obiges war das Nothwendigste, was dismal in Leibes» und Gemüts» Schwachheit, unter vielerley Zerstreuung habe in Eil berichten und demüthigst vorlegen können und sollen. Übrigens werde ein und anderes pro Memoria hinzu thun, wie mirs beyfält. 1.) Mein Sohn Heinrich /: der Bücher Wurm :/ hat hier einen Catalogu[s] von Büchern, die in London sollen feil seyn, und bittet unterthänig, ob Ew: Wohlehrw. die im beygelegten Verzeigniß procuriren könten und wolten? ich muß sie hier gut machen, wenn sie etwa von dem noch übrigen Legat angeschafft würden, rogo quaesoque pro illo 19 . 2.) Die von Ew: Wohlehrw. aus gelegte Schillinge wegen einer Arzeney an Ludewig Mink habe ich hier richtig empfangen und müssen mir zu gerechnet werden. 3.) Die in meinen Anmerkungen gemeldete Umstände wegen Libanon 2 0 haben sich seit dem etwas geändert, nemlich unsere freundschaftliche grosse Parthey hat wieder Besitz genommen von der Kirche, und lassen Herr Stöber Freyheit mit seinen paar Anhängern, auch Dienst darin zu halten, nur daß sie nicht zugleich, sondern successive und separatim darin dienen. 4.) Drey Amts=Brüder sind in diesem Jahre in den Ehestand getreten, a) Herr Pfarrer Jung 21 b) Herr Pfarrer Schmidt in Germantown 2 2 und c) Herr Pf. Krug mit Jungfer Henrietta Handschuin 2 3 . 5.) Peter Mb. hat viel zu reiten und zu streiten mit Englisch und Teutsch gefährlich und schädlich hitzigen etc. Anabaptisten 2 4 . 6.) Fried: Mb: hält sich durch Gottes Gnade tapfer, weißlich und beherzt und arbeitet nicht ohne Segen, unter beschiedenen Teheil [!] vom Leiden etc. 7.) Herr Helmuth arbeit[et] auch in Segen, hat auch seinen Theil Leiden etc. und so alle übrigen in proportion. 8.) Die Antwort auf Sr Hochw: Herrn Director Dr: Freylinghausen liebreichstes Schreiben ans hiesige Ministerum 25 , hätte Herr Kurtz sen: als Präses machen und mit beylegen sollen, aber er hat zu viel zu thun und zu wenig Zeit, und bürdet es mir auf der ich ungeschickt dazu bin und gar zu viele Zerstreuung und Zerrüttung habe. So bald mirs nur möglich will es gern thun 2 6 , es mag auch noch so einfältig und stümperhaft lauten. Mein guter alter Bruder Kurtz hat die Ehre Präses zu heisen, und ich ziehe das Salarium Apostol. 2. Corr. 6 27 dafür ein, welches mir von Rechts wegen gebühret für meine Mühe. 9.) Was die Gerichte Gottes in einigen Inseln in diesem Theil der Welt zu Ausgange des Augusti a. c. in St Eustatia, Kito, Antiga, St. Croix etc. 28 mit Stürmen hurricans verübt wird wohl schon in den Londner Zeitungen weitläuftig berichtet seyn. Liber Herr Gott weck uns auf, daß wir bereit seyn etc. 29 10.) Der in Ewigkeit höchst gelobte Gottes Sohn und der grosse Hirte 3 0 sey aus innigsten Herzens Grunde gepriesen, daß er uns seinen Liebling, unsern
Nr. 588
6. 11.1772
449
theuresten venerablen Vater Z[iegenhagen] noch gelassen und gestärket hat! tausend tausendmal sey dir, grosser König Dank dafür 3 1 ! Ich ersterbe Ew: Wohlehrw. verschuldeter Diener Heinrich Mühlenberg der ältere
Abschrift von fremder Hand in AFrSt IV C 16:37 S. 330-340; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 330 — 340. Auf der ersten Seite findet sich oben rechts der Vermerk: „(das Original ist an H. Pasche remittirt)." 1631 — 1675; Theologieprofessor in Helmstedt und Rostock. Wahrscheinlich ist August Hermann Francke (1663 —1727) gemeint. 3 Nicht erhalten. 4 Erhalten in AFrSt IV C 16:26 S. 2 1 1 - 2 3 0 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 2 1 1 - 2 3 0 ; vgl. Tappert II Reprint S. 773 - 788. 5 Nicht erhalten. 6 Am 27. 3. 1771 gegründet. Freylinghausen und J . L. Schultze waren ebenfalls korrespondierende Mitglieder. Vgl. Allan Parkmann, Hofprediger Wrangel und die Societas Svecana Pro Fide et Christianismo, in: Pietismus und Neuzeit, 7 (1981), S. 43 — 51, bes. S. 50. 7 Vgl. Mt 17,20; Lk 17,6. 8 Vom 27. bis zum 29. 9. 1772 in Lancaster; zum Synodalbericht vgl. Nr. 586 Anm. 1. 9 Nicht erhalten. 10 Vgl. Nr. 580 mit Anm. 3. " Vgl. Nr. 580 Anm. 8. 12 Mühlenberg spielt auf die schwierige Berufung Schultzes nach Tulpehocken an; vgl. Nr. 518; Nr. 519; Nr. 521 und Nr. 5 2 7 - 5 3 2 . 13 Nicht erhalten. 14 Vgl. Nr. 581 unter Punkt 6. 15 Jacob Frank und Heinrich Leuthäuser. 16 Etwa 5000 £, wie Mühlenberg in Nr. 597 und Nr. 598 ausführt; zur finanziellen Lage der Gemeinde vgl. Nr. 579 S. 419 f. 17 Nach Ovid, Fasten 1,218. Pauper ubique iacet. Der Arme liegt überall darnieder. 18 Ultra posse nemo obligatur. Über sein Vermögen hinaus ist niemand (etwas zu leisten) verpflichtet. Nach einem Satz des Celsus in den Digesten des „Corpus iuris", 50,17,185. 19 Ich frage und bitte für ihn. 20 Dort hatte sich ein Teil der Gemeinde von Stöver getrennt. Vgl. zuletzt den hier angesprochenen Synodalbericht (Nr. 586 Anm. 1) zum 29. 9. 1772 unter Punkt 1; zur Vorgeschichte Nr. 545; Nr. 551; Nr. 560 und Nr. 570. 21 Vgl. Nr. 575 Anm. 13. 22 Schmidt hatte am 26. 5. 1772 Anna Barbara Schauwecker geheiratet; vgl. Glatfelter I S. 120. 23 Tochter Johann Friedrich Handschuhs. Mühlenberg selbst vollzog die Trauung am 8. 10. 1772; vgl. die Tagebucheintragung in AFrSt IV C 16:33 S. 306; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 306 und Tappert II S. 521. 24 Im Februar 1772 hatte sich Johann Peter Gabriel Mühlenberg von der Gemeinde in New Jersey verabschiedet, in London die anglikanische Ordination erhalten und mehrere Gemeinden in Virginia übernommen; vgl. Nr. 575 Anm. 1 und Nr. 579 Anm. 22. 2 5 Vgl. Nr. 584 Anm. 14 (1). 26 Vgl. Nr. 593. 27 Vers 1 - 1 0 . 28 In der Karibik. 2 9 Vgl. etwa Mt 24,42.44. 1
2
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Die Briefe des Jahres 1772
Vgl. Hebr 13,20. Vgl. den Kehrvers des Kirchenliedes „Womit soll ich dich wohl loben" von Ludwig Andreas Gotter ( 1 6 6 1 - 1 7 3 5 ) .
589. J. S. Gerock an M.
New Brunswick, 9. 11. 1772 Brunswick, Montags d. 9 t e n Nov r . 1772.
Hochwürdtiger Herr Senior Hochwerthester Gönner und Hertzlich Geliebter Herr Amts-Bruder! Zu folge E[uer] Hochw[ür]den etlich maligem R a t h , Vorschlag und Begehren 1 bin ich am letzterm Freytag von der landstrasse ab nach Bedminster hinauf gereyset und erst Samßtags Mittag nach Bedminster und Nachmitt[ags] zu Ehrenr[eich] Moelig hingekommem, um meine abermalige Dienste nach dem einmüthigen Sinn und Rath des Ministerii diesen halb Deutsch-Holländisch-Englischen Ierseymen zu leisten und möglich zu machen; fände aber ohne viele Verwunderung daß selbe gröstentheils Satt und Vergnügt sind ohne einigen eigenen Prediger, so lang Sie zu denen Niederteutschen und Englischen] und Hochdeutschen Reformirten können nach aller Bequemlichkeit und ganz nahe bey ins Gehör gehen. Es scheinet, was der liebe Gott diß jähr in jene Krippe zu Newgermant. beschehret hat, ist schon auf gezehret, oder doch in selbst eigene getreue Hände genommen worden, so daß dermalen, /: wie mir gesagt wurdte :/ für ein jähr lang No good Entertainment for Man or horse or Cow bey ihnen zu finden seye, und einiger Prediger nichts als ein leer Hauß und darzu unverfertiget, leere Scheuer und Ställe und Garten etc. etc. antreffen würdte. Das klingt sehr leer! Ich käme nur biß zum M r . Forschler und Ehrenr. Moelick, welcher mir so viel bey und nach Vorlesung Dero geehrten Schreibens 2 erklärete, daß sie leztern Montag nach Anhörung Dero zugesandten Briefes in Newgermantown den Schluß gefaßt hätten mit dem Beruff eines Predigers biß aufs Frühjahr zu warten und sich einstweilen Besuchs weise bedienen zu lassen etc. etc. welchen Schluß der M r . Bartels überschreiben solle an den H. Rector M g . 3 Ich verstünde und merkete von e t l i c h e n ] Glaubwürdi g e n Leuten so viel, daß Sie jezt recht froh sind jenes Original-Bond von Ew. Hochw. Händen so glücklich heraus in ihre eigene alleinige Gewalt gekriegt zu haben 4 , und daß Sie auf dem sehr wichtigen und tüchtigen H. Buschkirch darum so hart halten, weil er von Hauß aus Reich ist und von seiner eigenen und s[eine]r Frauen Familie genug Beyhülfe hat, und weil manche dorten von ihm und durch ihn können Geld gelehnt bekommen und Hülfe erlangen. Und eben dieses ist auch die Hauptursache, warum viele hülfs Benöthigte dorten so grosse Meinung zum H. Iung, des Christ[offe]l V[oi]gts Tochtermann 5 , tragen. Und solchenfalls könten sich noch etliche bey jener Krippe etwas zu gute thun, und das eigentliche angebundene Pferdt wird so dann wohl noch
Nr. 588/589
6. 11./9. 11. 1772
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manches Oechßlein oder Eselein zu Mitessern bekommen. Per me licet [Meinetwegen]! Ich sehe wohl, daß fleischliche connexionen, Absichten, Triebe und Gründe hier vorschlagen, und daß Religion, Kirche und Erbauung nur zum Vorwand gemacht u. zum Deckel der irrdischen Gesinnungen und Endzwecke gemißbraucht werden, eben so, wie auch an etl. andern Orten geschiehet. Dieses würdte also die lezte von allen Americanischen Gemeinen seyn, wo ich auf Beruff mit furchtsamen Herzen einen Versuch machen würdte; und wünsche ich lieber, so es dem H E R R N gefällt, nach Alt Germantown in Pennsylv. zu kommen durch Verwechßelung und Dero getreuen Rath und Brüderl. Vorschlag und Beystand, da ich nun abermals davon persönlich bin versichert worden, daß solche Veränderung dem Interesse Dero geehrten Familie keinen Eintrag [Beeinträchtigung] thun wird noch kan. Ich will demnach meinen Neubegierigen in N. Iork den Vorschlag nach gemachter Verabredung thun, daß so gleich zween aus ihnen mit einem Beruff ausgehen den H. Pfr. Schm[id]t zu suchen vor ihren künfftigen Prediger by way of Exchange. Und diese ganze Beruffs-Sache recommendire hiemit nochmals herzlich und ergebenst, nächst Gottes Vorsehung und Gnädiger Fügung, zu Ew. Hochwürdten geneigter Besorgung und Beliebigem Beystand. Weil mein Daseyn unmöglich den luth. Leuten um Bedminster herum so spath konnte bekandt gemacht werden, und weil ein neuer Pred. N. Van Vorhees 6 gestern nächstbey auf Bestellung Engl, predigte, so konnte und mochte ich nicht in Bedm[inster] predigen denen leeren halblutherischen Stüehlen [!]. Gott seye mit Uns jezt und ewiglich! I am Yours Joh. S. Gerock. In der Hin und Her reyse habe sehr viel von diesen Leuten und ihrem KriegsGeist gehört. Vestigia terrent; 7 and every one may be discouraged!
Reinschrift in AFrSt IV C 16:38 S. 341 f., 353 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 341 f., 353 f. Auch in HD S: 2535 — 2537. Unten auf der ersten Seite steht folgende Anschrift: „To the Revd Mr Henry Muhlenberg, Rector of the Lutheran Churches, in Philadelphia." 1
2 3
4 5 6
7
Gerock selbst hoffte durch Vermittlung des Ministeriums eine neue Gemeinde zu erhalten, Mühlenberg schlug die Gemeinden in New Jersey vor. Vgl. Nr. 584 Anm. 14 (8); Nr. 586 und Nr. 587. Vgl. Nr. 586 und Nr. 587. Aufgrund der Charter vom 29. 6. 1767 war Mühlenberg Rector der Raritan-Gemeinden; vgl. Bd. III Nr. 403 Anm. 12. Dazu ausführlich Nr. 583. Vgl. Nr. 575 Anm. 13. „Van" ist doppelt unterstrichen und mit „N[ota] B[ene]" überschrieben. — Stephen Van Voorhis; Absolvent des College of New Jersey (1765), 1772 vom General Meeting of Ministers and Eiders lizenziert. Vgl. Charles E. Corwin, Α Manual of the Reformed Church in America (Formerly Reformed Protestant Dutch Church), 1 6 2 8 - 1 9 2 2 , 5. überarbeitete Auflage, New York 1922, S. 563. Die Spuren schrecken. Nach Horaz, Episteln I,i,74f., der sich auf Äsops Fabel vom Löwen und dem Fuchs bezieht.
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590. ]. Ν. Kurz an M.
Die Briefe des Jahres 1772
York, 10. 11. 1772 York. d. 10. Nov. 1772.
HochEhrwürdiger Herr Senior theurester und werther H. Gevatter. Dero geehrtes vom 3. Nov: a[nni] cfurrentis] 1 habe den 8. hujus erhalten. Darauf dienet zur Antw[ort] 1.) Das Protocoll der lezten Synodal Conferenz 2 habe erst den 8. dißes Monats von Herrn Friedr: Muhlenberg erhalten; hätte ich solches ehend gehabt, so würde es ehender verfertiget und zu geschikt haben. Und nun folget es hierbey kan es tüchtig und hinlänglich] geachtet werden an Hochwürdige Väter zu schiken, solches über laße Dero weisen Beurteilung; es ist geraten, wie man es von mir erwarten kan. Ich habe die Hoffnung und das gute Zutrauen zu meinem alten Freund, Sie werden es entschuldigen, und als ein Skelet mit Flecksen, Adern, Säften, Musculn etc. aus füllen. 2.) Eine Antw: auf das Schreiben vom Kirchen Rath zu Nyork hatte Vorhabens mit zu schiken, und würde nicht so lange verschoben geworden seyn, wenn die Synodal Acten ehend bekommen hätte: Nun aber wird es nicht nötig seyn, weil schon Nachfrage deswegen bey Ihnen geschehen ist, und f[ol]gl[ich] auch eine Antw: erteilet geworden sein wird. 3 3.) Von Lebanon habe einen langen Brief bekommen von 27 bis 28. Gliedern unter schrieben, die nicht zu geben wollen, daß die Gegner mit ihrem Pfrr in die Kirche sollen gelaßen werden. Ich habe eine Copie davon an Dero Herrn Friedrich geschikt, und mein Gut dünken ihme eröfnet, neml[ich] wie daß es immer meine Meynung gewesen, wir solten uns nicht in streitige Gemeinen einlaßen, denn sie agiren gegen einander zum Trutz, der Fürst der Finsterniß bekomt das beste davon. Reading und Lebanon Correspondiren mit einander. 4 Ihr Herr Sohn Fridrich hat mich berichtet, daß er, sein Hr Bruder Henry und Herr P. Schulze den Kirchen Dienst auf eine Zeit hinaus schon geordert haben und besteh, zu halten in Reading, welches Gott im Himmel zu einem Heylsamen Zwek wolle gereichen Iaßen. 4.) Wegen des Neu angekommenen Hof M[ei]sters, dienet zur Nachr[icht] daß Mr Witvoger aus Georgetown hier angesprochen, und um eine Schule angehalten hat, welchen ich dann an den einen und beß[ern] Platz recommend[iert] und besteh habe. Der andere Ort, ist zu arm, elend und schlecht, vor einen Hof Mstr, daß ich ihn nicht mag dorthin postiren. Ein geringer und armer Mensch thuts auch dahin. Endl[ich] 5.) habe eine Copie von dem Brief des Kirchen Raths zu Nyork mit bey geleget, 5 um an Hochwürdige Väter mit zu schiken. Achten Sie solches nicht vor nötig, so kan sie zurücke bleiben, und ein n[ota]b[ene] des wegen ins protocoll gemacht werden. Die Umstände wegen N. York sind mir nicht so im gantzen bekant, deswegen ich auch keine Anmerckung des wegen habe machen können, und Hochw: Vätern in ein näheres Licht zu setzen. Und so ists mit manch andern Stücken mehr gewesen, zum Teil waren sie mir im Zusammenhang unbekant, zum Teil vermutete ich, daß sie von Ihnen in den vorigen Conferentzprotocollen, seyen schon bekant gemacht geworden. Vor
Nr. 590/591
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10.11./12. 11. 1772
dißes mal weiß weiter nichts, als daß mich und die Meinigen Dero geneigtem Andencken empfehle, und nach herzlichem] Gruß an Dero gantze werthe Familie verharre Ihr ergebenster alter Nicolaus Kurtz
Reinschrift S. 2673 f . 1 2 3 4
3
in AFrSt IV C 16:29 S. 245 f.; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 245 f . Auch in HD
Nicht erhalten. Zur Überlieferung vgl. Nr. 586 Anm. 1; Kurz war Vorsitzender der Synode dieses Jahres. Nicht zu ermitteln; zur Sache vgl. Nr. 584 Anm. 14 (8). In beiden Gemeinden gab es streitende Parteien. Vgl. den Synodalbericht (Nr. 586 Anm. 1) zum 29. 9. 1772 unter Punkt 1 und 2 sowie zur Vorgeschichte Nr. 545; Nr. 551; Nr. 560; Nr. 570 beziehungsweise Nr. 533; Nr. 534; Nr. 537; Nr. 540; Nr. 550; Nr. 554; Nr. 558; Nr. 564; Nr. 565; Nr. 569. - Friedrich August Conrad Mühlenberg versorgte zwischenzeitlich die Gegner Stövers in Lebanon; vgl. sein Tagebuch in Lutheran Church Review, 25 (1906), S. 3 4 7 - 3 5 3 . Nicht erhalten; zur Sache vgl. Nr. 584 Anm. 14 (8).
591. An [F. W. Pasche]
Philadelphia,
12.11.
1772
P. S. Weil in meinen Anmerckungen über die disjährige Synodalversamlung No: 5. von dem Filial im Peikestown gegen Neuprovidence über Meldung geschehen 1 , und unter andern gesagt, daß ein Teil deßelben eine neue Kirche aus ihren Mitteln gebauet, und gebeten, daß solche zum Evangelischen Gottes» Dienst geweihet werden mögte, und die Vorsteher flehentlich bei mir anhielten, ich solte hinkommen und den Dienst verrichten; so antwortete ich, daß es eigentlich meinem Geliebten Herrn Amts=Bruder P. Voigt zu käme, weil er die Gemeine in Peikstown bisher von Neuhannover aus alle 4 Wochen Sontags bedienet. Weil er aber dismal nicht mit auf der Conferentz in Lancaster erschienen, so hätte desfals nicht mit ihm sprechen können. Sie solten ihn um die Einweihung ersuchen, und in meinem Namen sagen, daß er ein oder andern von unsern zu nächst wonenden Hh. Amts=Brüdern zu Hülffe nemen mögte, wenn ers nötig erachtete. Die Männer versprachen so zu tun, bettelten aber so lange, bis ihnen zusagte, wo möglich mit bei zu wonen. Η. P. Voigt hatte den 21 Sontag nach der Heil: Drei Einigkeit dazu bestimet, und den Männern gesagt, daß es ihm lieb wäre, wenn ich mit beiwonete. Dem nach gaben sich die Leutlein viele Mühe, kamen am 6 Novembr: a[nni] c[urrentis] 30 Meilen mit Pferden herunter in die Stadt, mieteten eine fürchterliche Land Kutsche, um mich abzuholen. Und weil in der Gegend auch viele Englische Familien, als meine ehemalige Bekanten und Zuhörer wonen, so hielten unsere Leute ser [!] bittend an, daß ich auch bei dieser Gelegenheit noch einmal Englisch
454
Die Briefe des Jahres 1772
predigen mögte, ob sie gleich in ihren Verfaßungen mit Episcopal=presbyterial, Baptisten, Mennonisten, Methodisten etc. etc. Predigern, genugsam versehen sind. Um dieser und anderer Ursachen willen bat ich Sr: W. E. den Η. P: Gaeransson 2 p[ro] t[empore] Rector auf Wicacoa, daß er mir, Geselschaft zu leisten, und Englisch zu predigen, belieben wolte. Und da ich auch meine Frau in ihren kräncklichem Zustande 3 nicht wol allein laßen darf, und gedachte, daß eine rüttelnd» und schüttelnde Bewegung vielleicht ihre Leibes= und Gemütsbeschaffenheit verbeßern dürffte, so nam ich sie mit. Mein Sohn Heinrich solte derweile meine Stelle in Philadelphia vertreten 4 . Und da ich vernam, daß Capt: Sutton mit H. Keppeles etc. Schiffe noch nicht unter Segel gegangen, ich mein paquet vom 6 Nov: a: c: s schon im hiesigen Coffee hause in den Briefsack stecken laßen, so schrieb diese Nachschrifft in Eil und sandte sie nach, mit unterthäniger Bitte, Hochwürdige Väter und tief zu verehrende Herren Directores wollen geruhen diese von Kleinigkeiten angefüllete Blätter einer herablaßenden Durchsicht zu würdigen und mit meiner gewönlichen Schreib=Art, vermöge welcher ich über alle meine Herren Amts= Brüder, noch immer pauca cum multis berichte, väterliche Gedult zu tragen, der ich mit schuldigster Ehrerbietigkeit verharre meines mitleidigsten über alles Hochgelobten Erlösers, und Ew: Ew: Ew: Η: H: Hochw: zwiefach unnützer Knecht: Heinrich Mühlenberg der ältere. Philadelphia d 12 Novembr: 1772.
Reinschrift
in AFrSt
IV C 16:39
348 f. — Das „Postskriptum" Der Mittelteil Einweihung
(vgl. Anm. der Kirche
S. 652, 657; davon
S. 343 und 348 f.; LC Abt.
ist als Ergänzung 4) umfaßt
die Tagebucheinträge
in Pikestown.
englische
Übersetzung
Zum
Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 343
zum Synodalbericht Teil gedruckt
in Tappert
(Nr. 586 Anm.
vom 7. bis zum in ΗΝ
II S. 521,
1) zu
und
verstehen.
10. 11. 1772 über
1 S. 1286,
1293;
HN
die
2 Bd.
2
526.
1
Vgl. den Synodalbericht (Nr. 5 8 6 Anm. 1) zum 28. 9. 1772 unter Punkt 5.
2
Anders G ö r a n s o n , Propst der schwedischen Gemeinden in N o r d a m e r i k a .
3
Sie litt unter epileptischen Anfällen.
4
Hier folgen die Tagebucheinträge vom 7. bis zum 10. 11. 1772, im Manuskript mit S. 3 4 3 3 4 8 und 3 5 0 —352 a in unregelmäßiger Folge paginiert; vgl. Tappert II S. 5 2 2 - 5 2 6 ; Η Ν 1 S. 1286 - 1 2 9 3 ; H N 2 Bd. 2 S. 6 5 2 - 657. -
Aus dem Tagebuch erfahren wir über die Korre-
spondenz Mühlenbergs: „Sontags
d 8 Novembr
... d) es sei ein Städlein oder Flecken Pottsgrove genant 5 Meilen
lincker H a n d über Neuhannover, wo ein Häuflein Lutheraner schon lange angehalten, daß sie mit der Gemeine in Neuhannover vereinigt und von daher wechselweise den 2 " " Sontag bedienet werden mögten, wie die beigelegte Bittschrifft, die heute durch Abgeordnete von daher an mich abgegeben mit mehrern bezeuget." (AFrSt IV C 16:39 S. 3 4 5 ; L C Abt. Η IV F a c h Ε Nr. 12 S. 3 4 5 ; vgl. Η Ν 1 S. 1288; H N 2 Bd. 2 S. 654; Tappert II S. 5 2 3 ) . 5
= Nr. 5 8 8 mit Beilagen.
Nr. 591/592
592. An F. Schnitze
12. 11./18. 11. 1772
Philadelphia,
455
18.11. 1772
Copy. WohlEhrwürdiger, Wohlgelerter, insonders Werther H. Pastor Daß Ew. WohlEhrw: mich mit 2 Zuschriften, einer aus dem Neuyorkischen, und der andere aus Hallifax vom 6 Sept: 1 und 22 Octobr a[nni] c[urrentis] 2 beehren wollen, hat mich theils befrembdet, theils erfreuet: Befrembdet, weil in vielen Jahren keine Zeile mehr von Ihnen gesehen, 3 und nicht gewust, ob Sie lebendig oder tod, und nun Dero von Alters bekanten Hand mir unvermuthet berichtete, daß Sie entschloßen, eine weite Reise nach Lüneburg vorzunehmen: erfreuet, weil aus dem Letztern ersehe, daß Sie Ihrem Vorsatz gemäß, so glücklich durch die tobenden Wellen unbeschädigt, und unter Gottes Gnadenschutz wohlbehalten in Hallifax angelandet, von meinem Hertzens= Freunde und Gönner, Esq Knaut liebreich aufgenommen worden, und wie mir Mr: Riser mündlich sagte schon etliche mal cum Applausu in Hallifax gepredigt hätten. Gott sey demüthig gepriesen für den Reichthum seiner Erbarmung, Langmuth, Gedult und Verschonen! Ew WohlEhrw: erste Nachricht gab mir Gelegenheit Ihren Entschluß der Synodal Versamlung des Vereinigten Ministerii am 28 Sept: ac. in Lancaster zu melden, 4 damit ich das Ministerium nicht weiter bemühen mögte, um auf vielfältig und langes Anhalten der vacanten Gemeinen einen Prediger nach Lüneburg zu bestimmen und zu senden, weil Ew. Wohl Ehrw[ürden] sich kurtz und gut entschloßen, die wichtige Sache zu unternemen und in gute Ordnung und erwünschten Stand zu bringen. Für die Nachricht von den Religions Umständen unserer Deutschen in Boston, sage Ihnen verbindlichen Danck. Ich wurde in vorigen Jahren von verschiedenen mit Briefen überlaufen, weil der unverständige Hauffe einen frechen Husaren /: Schmidts genant :/ zum Prediger angenommen, und etliche als Mess" Lehr, Geiger etc. dagegen protestirten, und deswegen ihres Lebens nicht sicher waren, wie sie schrieben. Wenn sie den Hn: P. Hartwich berufen haben, und er daher komt, so wird er schon alles richtig machen und in gute Ordnung bringen. Ich bin froh, wenn mich die guten Leute verschonen, weil mir so schon mehr befolen, weder ich im Alter und Schwachheit ausrichten kan. Daß in dero Gemeinen im Neuyorkischen eine große Erweckung seyn soll, hat mich sehr erfreuet und wünsche wol nähere Nachricht davon zu vernemen, denn das ist ja der Wunsch und das Flehen aller rechtschafnen Gläubigen, daß Gottes herrlicher Name in aller Welt geheiliget, sein Reich gebauet und sein bester Wille vollbracht werden mögte! 6 An die H. Ältesten und Vorsteher der ungeändert Augspurgischen Confessions Verwandten in Lüneburg, bitte meine hertzliche Empfehlung, Gruß und Segens Wunsch zu vermelden und statt meiner meinem H. Collegae Kuntzen schuldigen Danck abzustatten für die 4 Fische, davon ein jeder 2 empfangen, die Mr. Riser richtig eingehändiget und von den dortigen Umständen mündliche Nachricht gegeben hat. Übrigens empfehle Sie der wichtigen Bedingung des großen Hirten 7 und Eigenthums Herrn 8 der Schafe, die Er mit seinem eigenen Blut erkauft hat, 9 da es heißt:
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Die Briefe des Jahres 1772
Hast du mich Lieber? Lieb? Lieb? so weide meine Lämmer und Schafe! 10 und verharre Ew. WohlEhrw: meines insonders werthen Herrn Pastoris ergebener Diener H: Mb. der Ältere.
Philadelphia den 18 Nov: 1772. 1 1
To the Rev d Mr: Frederick Schultz Minister of the Gospel at Lüneburg in Nova Scotia.
Abschrift von Mühlenbergs 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772-73
S. 29 f.
Nicht erhalten. = Nr. 585. Vgl. ebd. Anm. 4. Vgl. den Synodalbericht (Nr. 586 Anm. 1) zum Tageseintrag unter Punkt 6). Mit „Schmittau" überschrieben; vgl. Nr. 535 S. 242. Vgl. M t 6,9 f.; Lk 11,2. Vgl. Hebr 13,20. Vgl. Joh 1,11. Vgl. 1 Petr 1,18 f. Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . Für die Zeit bis zum 1. 12. 1772 (— Nr. 593) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: ,,Memorand[um]: Heute kam Capt: Torrens, der mit dem Schiff Catherine von London arrivirt, und brachte Nachricht, daß er Goods an mich addressirt am Board hätte. Novembr: 19 Donnerstags 1772. Ich ließ es holen, Porto 3 Sh: Curr[ency] und bekam auch einen Brief vom Hn: Traugott Illing d[e] d[ato] 4 Sept: 1771 mit Andeutung, daß es seine Güter wären, und er nachkommen würde. H. Dr: Wachsei hätte an mich geschrieben vom 1 Sept: a[nni] c[urrentis] welchen Brief ich aber noch nicht empfangen." (PM 95 A Nr. 13 1772 — 73 S. 30; vgl. Tappert II S. 526). — Traugott Friedrich Illing (1730 — 1800); anglikanischer Prediger schweizerischer Herkunft. Unabhängig vom lutherischen Ministerium versorgte er ab 1773 lutherische und anglikanische Gemeinden nordwestlich von Lancaster. Vgl. Glatfelter I, S. 66 f.
593. An [G. A. Freylinghausen
und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 1. 12. 1772
Hochwürdige, in Gott andächtige, von dem großen Hirten und Erb Herrn uns verliehene Directores, und kindlich zu verehrende Väter! E[uer] Hochw[ürden] herablaßende erste Lehr» und trostreiche Zuschrifft an die sämtlichen Prediger der vereinigt=Evangelisch=Lutherischen Gemeinen in Pennsylvania etc. dat: zu Halle den 21 Novembr: 1771, 1 empfieng ich am 12 ten April 1772 mit innigster Hertzens Beugung, und hatte nebst meinen zunächst wonenden Hh. Amts=Brüdern den ersten Segens=Genuß davon; konte sie aber den entfernt wonenden nicht füglich eher angedeien laßen, bis auf der letztern Synodal Conferentz, am 28sten Sept: a[nni] cjurrentis] in Lancaster,
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wo sie denen sämtlich anwesenden Predigern von mir gebürend langsam und laut vorgelesen, mit großer Aufmercksamkeit und Hertzens=Bewegung angehöret, und einmütig bestimet wurde, daß der disjärige Praeses im Namen des Ministerii unsere schuldige Danckbegierde gegen unsere von Gott verliehene Directores und Väter, ehrerbietig bezeugen solte 2 , welcher aber mich nötigte es an seiner Statt im Namen der gesamten Prediger zu thun, ob ich wol nunmero der ungeschickt» und untüchtigste darzu bin, weil die wenigen Selen= Kräffte stumpf, die Hand schwer und die Augen blöde sind. Ew. Hochwürden „haben schon von Jugend auf ein geneigt und aufmercksam Auge auf das kleine Werck Gottes, oder Senfkörnlein 3 in America gehabt, und großen Anteil an demselben genommen etc." Wem können wir das anders zuschreiben und vom innersten Hertzens» Grunde verdancken, als unserm holdseligsten getreuen Emanuel und Erlöser, deßen Aufsicht und beste Regierung über das Gantze seines G n a d e n r e i c h e s , und folglich auch über deßen kleinste Teile ergehet, und sich jederzeit in vorhand Rüst Zeuge außersiehet und bereitet. Ο daß wir Ihm recht gebrochene, vom Glauben durch glüete Hertzen zum wolgefälligen Opffer bringen könten, und tausend Zungen hätten 4 ! Zum Preiß und Verherrlichung seiner unbeschreiblich zarten Liebe und unendlichen Erbarmung, die er bishieher gegen sein gantzes Gnaden=Reich in allen Teilen der Welt, und gantz besonders an Ew. Hochw: unter so vielerlei Anfechtungen und Prüfungen erwiesen. Wie erschütternd wehmütig und empfindlich drückend müssen Ew. Hochw: die so kurtz auf einander erfolgte Heimsuchungen und Abschiede Dero theuresten drei Gemüts und Geblüts Verwanten gewesen seyn 5 ! Da es in der Ferne so angreifft, wie muß es die Nächsten gerüret haben! Doch, warum solte ich tieffe Wunden, die kaum erst mit einem zarten Häutlein über wachsen, wieder aufritzen? Lebt doch der Herr, der Wunden schlägt, und auch verbindet und heilet 6 . Wie wunderbar, höchst merckwürdig 7 und Hertz stärckend ist nicht die neuerliche Verbindung und Heilung der höchst gefärlich scheinenden Wunden, für die Waisen» und der damit verknüpfften Anstalten und Rüstungen zum Bau des Reiches Gottes aus gefallen? Eine neue Probe zur Glaubens Stärckung, daß die Wahl im Gnaden Reiche vorzüglich durch eine unsichtbare alles regierende Obermacht gelenckt werde, und es nicht allemal gehe, wie ein Mensch siehet 1 Sam: 16. Ein Mensch siehet was vor Augen ist; der Herr aber siehet das Hertz an 8 . Der große Seher und Gottes=Mann und der fromme Jesse [ = Isai] sahen und urteileten als vernünfftige Menschen, daß sich Eliab, Aminadab, oder doch wenigsten Samma am besten schicken mögte, aber Der Herr, der Seher über alle Seher, sähe tiefer und hatte noch einen kleinen, zwar von der Sonne verbranten, aber mit einfältig=klaren Augen und nach der Symetrie begabt und gebildeten Davidgen im Hinter halt, einen M a n n nach dem Hertzen Gottes. Er hat noch niemals was versehn in seinem Regiment etc. 9 sondern immer alles wol gemacht! Gebt unserm Gott die Ehre 1 0 . Wir haben freilich an unserm geringsten Teil nach der Sinnlichkeit, den ersten, geschweige denn, den zweiten Schlag noch nicht verschmertzet; soll aber des Grämens und Betrübens kein Ende seyn? Haben wir nicht dagegen mer als
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hinreichende Ursachen, die Güte und Barmhertzigkeit unsers über alles hochgelobten Gott=Menschen, in tiefster Demut zu preisen, die uns Unwürdigen gantz unverdienter Weise den theuresten Vater Ziegenhagen und übrige im Werck des Herrn unermüdet treue Werckzeuge in London noch gelaßen? und der Verlust in Halle mit 2, nach seinem Hertzen erwälten Rüst zeugen huldreich ersetzet hat? Was sollen wir pinseln 1 1 und klagen? Es ist ein Tag guter Botschafft; solten wir das als Undanckbare verschweigen, so mögte uns zur Strafe was härters begegnen 1 2 . Und da das finstere Trauer Gewölcke über den Abschied der letztern, vorzüglich gesalbten, und selig vollendeten Geister 1 3 von dem Franckischen Stamme ein wenig vorüber; so wollen wir auch den letztern Fall unsers so nötig und nützlichen Dr: Kn[app] und deßen Heimreise nicht mer betrauern, ob es wol ser unvermutet war, und wir gedachten, daß ein annoch so muntrer und blühender Benjamin erst recht mit Plerophorie 1 4 ansetzen würde! Wer wolte seine Heimreise aus Egypten, Vollendung und Besitznemung des herrlichen Erbes beneiden? Denn da er sich mit seinem erhöheten Bruder Joseph genug gehertzet, gesättiget, mit Feier=Kleidern reichlich versehen und seinen Sack voll und sicher Geleit hatte; mögte er in Friede und Freude, nach des Vaters senlichen Verlangen getrost heim reisen 1 5 . Tröstlich und erfreulich lautet es demnach fürs Gantze und unsern geringen Teil, daß Ew. Hochw:, gestärckt durch die Beweise der Vater=Huld des Herrn, und im Vertrauen auf seinen gnädigen Beistand, in seinem Namen entschloßen, Dero noch übrigen geheiligten Kräffte im Werck des Herrn zu verzeren, und nicht nur in den dasigen Anstalten hinzugeben; sondern auch nach bestem Vermögen die Besorgung zum Bau des Reiches Gottes in Ost= und West Indien zu übernemen, und nach aller Gelegenheit den Arbeitern und Vereinigten Gemeinen, mit väterlichem Rath und T h a t zu dienen! Das sey ja und amen! und bleibe unsere schuldigste Pflicht, den Höchsten Geber aller guten und volkomnen Gaben in Christo von gantzem Hertzen unabläßig zu bitten und zu flehen, daß er nach dem Reichtum seiner unendlichen Liebe, Güte, Gnade und Barmhertzigkeit unsere theuresten Väter und Würdigste Herren Directores mit seines Heiligen Geistes überschwenglichen Gnaden=Kräfften und Gaben erfüllen, mit langem Leben und Leibes=Kräfften segnen, mit tausendfältigen Segen Ihre Arbeit Crönen, Dero Leiden und Creutz um seines Namens willen, erleichtern und mit reichem Trost versüßen etc. Dero Schild in der Zeit, und ser großer L o h n 1 6 in der frohen Ewigkeit Selber seyn, und uns samt allen übrigen schwachen Arbeitern in der streitenden Kirche auf Erden immer dar ein Hertz und einen Sinn 1 7 verleihen wolle, daß wir in der M a c h t seiner Stärcke 1 8 , durch reine Lehre und vorbildlichen Wandel, unserm Ertz Hirten 1 9 Jesu Christo, als Erb= und Eigentums Herrn 2 0 viele verirrete und verlorne Schafe und Lämmer suchen, finden, sammeln 2 1 und in seine Liebes Arme und Busem mit dem süßen Evangelio locken, oder wenn das nicht helffen will mit dem Gesetz Stabe jagen, und damit unsern geliebten Vätern, Wohlthätern und Gönnern, samt den Engeln im Himmel Freude verursachen, und endlich Alle samt vor dem Trone des erhöheten Lammes in der Herrlichkeit, das ewige
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Hall und Jubel Jar mit allen Auserwälten feiern mögen 22 ! wo Freude die Fülle und lieblich Wesen zu seiner Rechten ewiglich seyn wird 23 : welches ist und bleibet der Hertzens Wunsch, Bitten und Flehen: Philadelphia d 1 December 1772.
Hochwürdige Väter, und tief zu verehrende Herren Directores Ew: Ew: Ew: Η Η. Hochw: unter thäniger Knechte, der Vereinigten Prediger, in Deren Namen es unterschrieben von Heinrich Mühlenberg dem ältern.
P. S. Hochwürdige Väter und Herren Directores wollen gütig geruhen, daß noch melde, wie daß die erneuerte Vollmacht wegen des Hochgr[ä]f[lichen] S[olms] R[ödelheimschen] unter Dero hohen Namen S[alvo] T[ituIo] Legats d[e] d[ato] 24 Januar: 1772:24 Gottlieb Anastasius Freylinghausen Johann Ludewig Schulze mir richtig zu Händen gekommen und ich solche auch dem Η. P: Emanuel Schultze der Zeit Prediger in Tolpehaken communicirt habe. Ich werde durch Gottes Beistand sorgen, so viel noch in meinem schwachen Vermögen möglich, daß richtige Rechnung davon gefüret und übersandt werde, wenn erst ein Jar verfloßen, und die Interesse davon eingekommen ist, wenn ichs erlebe. Ew: Ew: Η: H: dienstergebener Henrich Mühlenberg sen: Und da uns allen von Ew: Hochwürden ein freier Zugang zum vertraulichen Briefwechsel gütigst erlaubt worden; so habe ich unter allen meinen Hh. Amts= Brüdern am meisten Ursache um herablaßende Gedult und Entschuldigung wegen meiner Schreib=Art zu bitten, weil a) nicht nach dem neuen Geschmack schreiben kan b) nicht gehörigen Raum laße oben, unten, und auf beiden Seiten wie sonst in Deutschland gewönlich war, wenn man an Superiores schrieb. c) mit vielem nur wenig schreibe, und gerne auch in Kleinigkeiten wolte verständig seyn. Der Wohlsel. H. Dr: Consistor[ialrat Francke] waren meiner mühsamen Schreib=Art wol gewont. Insonderheit sind meine Werteste Herren Brüder S. T. Inspector Fabricius und Lector Pasche wol am meisten dadurch in der Gedult geübt worden. Als ich das erste mal aus Deutschland an Sr: Hochw: Hn: Hofpr: Ziegenhagen in London wegen der Berufs Sache schrieb und hernach selber hinkam gaben Sie mir einen freundlichen Verweiß, daß ich Ihnen so viel weiß Papier über sandt etc. darum bin noch immer in Furcht, einen weißen Raum in Briefen zu laßen, zu mal wegen der weiten Distance, da die Briefe nach dem Gewicht, am Porto, und nicht nach dem wichtigem Inhalt bezalt werden. d) Wenn man viel Zeit und nur wenig zu schreiben hat, so läßet sichs wol künstlicher etc. machen.
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Der Herr vergelte alle Mühe, Liebe und Gedult welche theils vollendete, theils noch Creutz tragende Hochw: Väter gegen mich und meine Mitbrüder seit 30 Jaren her bewiesen, und laße Sie nicht müde werden, Gutes zu thun! 2 5
Reinschrift in AFrSt IV C 16:21 S. 184-187; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. Entwurf im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1 772 - 73 S. 31 - 33. 1
184-187.
Das Rundschreiben ist als Entwurf für die Missionare in Indien mit Bearbeitungshinweisen für Pennsylvania im AFrSt I Β 60:33 erhalten. Im folgenden wird die für Pennsylvania bestimmte Fassung abgedruckt: „d. 28 ,en Oct. 1771. über Copenhagen, desgl. über Engelland. An die sämtlichen Herren Missionarien zu Trankenbar, Madras, Cudelur, Calcutta und Tirutschinapalli. /Einmal für Trancecebar [!], Madras, Cudelur und Tirutschinapalli und das ander mal für Calcutta abzuschreiben./ Desgleichen An die sämtliche Prediger der vereinigten Gemeinen in Pensilvanien den 21. Nov. 1771. Wohlehrwürdige Herren Missionarien Meine in Christo herzlich geliebte Brüder, Das Werk des HErrn, an welchen dieselben in America arbeiten, und deßen gesegneten Fortgang ich schon von meiner Jugend auf näher zu bemerken das Vergnügen gehabt, ist stets in meinen Augen eine Sache von solcher Wichtigkeit gewesen, daß es nicht anders seyn kann, als daß an allen besondern Veränderungen deßelben recht großen Antheil genommen, daß ich über den gesegneten Wachsthum des Werkes Gottes mich mit gefreuet, aber auch bey denen zu geschickten Prüfungen mit gelitten habe. Eben daher kann es mir nicht anders als sehr empfindlich fallen, wenn ich den Anfang meines gegenwärtigen Anschreibens an Ew. Wohlehrwürden mit einer Nachricht machen muß, von der ich zum voraus sehe, daß sie DEro Herzen nicht wenig verwunden wird. Ich fühle den so sehr empfundenen Schmerz gleichsam von neuem, wenn ich, meinen im HErrn gel. Brüdern melden soll, daß es dem HErrn, deßen Wege ganz unerforschlich sind [Rom 11,33], gefallen seinen treuen Knecht den Herrn D. Joh. Georg Knapp am 30. Juli dieses Jahrs zu vollenden und in die verheißene Ruhe nach wohl vollbrachter Arbeit einzuführen. Je weniger man bey der bekanten Munterkeit und guten Gesundheit des wohlseligen vermuthen können, daß er so bald von seinem Posten abtreten solte, desto empfindlicher muß nicht nur für die hinterbliebene werthe Verwandte sondern auch für alle, welche Zion liebhaben und deßen Bau durch redliche und bewährte Knechte wünschen, dieser Riß gewesen seyn. Unter diese kann ich sie, meine werthen Brüder um so mehr rechnen, da ich weiß, wie schmerzlich nahe Ihnen der Verlust meines sei. Oncle des H. Cons. R. Francken gegangen, deßen Abschied nach merklich höhern Jahren doch eher zu vermuthen war; ich stelle mir daher im Geist schon Ihre Wemuth vor, die sie bey dieser von neuem geschlagenen Wunde äusern werden. Es können aber dieselben auch leicht ermeßen, wie mir bey diesen in aller Absicht großen Verlust zu Muthe gewesen, da in diesem Jahr Schlag auf Schlag gekommen, indem ich am 17 März a. c. meine so zärtlich geliebte Mutter einlaßen müßen, und ich mich nun auch meines ehemahl[igen] treuen Lehrers auf Schulen und Universitäten und hochgeliebten Collegen beraubt sehe, von dem ich nach der Wahrheit versiechere, daß ihn als meinen Vater geliebt und geehrt. Ob ich gleich schon seit einigen Monathen eine gar merkliche Abnahme seiner Kräfte und sonstigen Munterkeit merkte, so glaubte doch noch immer, daß ihn der HErr uns noch einige Jahre schenken würde, zumal ich meine Schultern für fast zu schwach hielt, eine solche Last zu tragen, als mir durch den Hintritt meines seligen Collegen zu gefallen. Nur
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allein die gnädige Hand des Gottes alles Trostes konte mich unter diesen angreifenden Leiden auf richten und trösten. Seiner unendlichen Erbarmung schreibe ich es allein zu, daß bei meiner an sich etwas schwächlichen Gesundheit nicht darnieder geworfen worden, sondern gestärkt bin meine Arbeit in seinem Nahmen neu zu verrichten. Ich kann anietzt recht aus Erfahrung mit meinem sei. Vater singen: — da ich dacht, wie wirds noch gehen, ließ er Hülfe mir geschehen. Die Freude an dem HErrn, dem Gott meiner Väter, der seine Verheißungen so treulich hält, mußte auch unter allem Druk und mancher Noth meine Stärke seyn. Es können Meine gel. Brüder leicht denken in welche Verlegenheit ich auch in Ansehung der Anstalten gesezt worden, und in welches Gedränge ich insonderheit in Ansehung der Wahl eines neuen Collegen, welchen um mancher Ursachen willen sofort vorzuschlagen nothwendig schien, gekommen bin. Indeßen hat der Herr mir selbst Bahn gemacht, und mein Herz beruhiget, indem ich in der Person des Professoris Theologiae et L. L. OO. [Linguarum Orientalium] H. Joh. Ludwig Schulzen (welcher nicht mit dem Prediger und Direct: des Instituti iudaici zu verwechseln) einen treuen Gehülfen in der Direction glaube gefunden zu haben, der mit mir zu einem Zweck bey diesen Anstalten arbeite. Ich für meine Persohn w a r schon als Condirector und Successor von Sr Majest. dem König vor 2 Jahren confirmiert worden, bey der aber in der theol. Facultaet aufs neue entstandenen Vacanz bin ich aniezo ohne mein Gesuch zum Profes. Theol. ordinario ernent und dazu a m 19 huj. introducirt worden. Und so ist auch mein künftiger Condirector, welcher sich auch zu Ihrer besondern Liebe und Fürbitte vor dem HErrn empfiehlt, allergnädigst confirmirt worden. Es hat z w a r nach der weisen Regierung unsers allzeit guten Gottes auch bey diesen Veränderungen nicht an mancherley Prüfungen gefehlt, er scheint nach seiner Vaterliebe sie uns aber nur dazu zu geschikt zu haben, damit wir in desto vollerem Lichte seine Hülfe und Beystand sehen solten. In dieser Absicht muß insonderheit noch einen Beweis von der herlichen Hülfe Gottes mit herzl. Erweckung zu seinem Lobe anführen. Es haben nämlich Sr. Majest. d. König ehe noch die Confirmation des H. Prof. Schulze und meiner Bestallung zum Ordinario erfolget, a m Ende des M o n a t s Sept. den Etats Minister Frh von Zedliz, der zu gleich Curator Academiae und der piorum corporum ist, hieher gesandt, um besonders auch unsere Anstalten in Augenschein zu nehmen. So sehr nun die Feinde des rechtschafenen Wesens und auch unsers Hauses gleichsam darauf zu lauern schienen, w a s dieser hohe Besuch für einen für uns nachtheiligen Ausgang haben würde, so hat der HErr, dessen Augen über die seinen offen stehen [Jer 32,19], doch ihren Rath zu Schanden gemacht. Es w a r dieser Minist, ein sehr humaner und billiger Herr, der z w a r alles aufmerksam beobachtet, und das Paedagogium und die botanische Schule besucht, aber bey aller Gelegenheit seine Zufriedenheit mit unserer ganzen Einrichtung merken laßen; auch bey seiner Zurückkunft nach Berlin so wohl sr. Majest. als gegen andere geäusert, wie er bei unseren Anstalten nichts zu erinnern gefunden, welches auch aus einem sehr gnädig an mich abgelaßenen Sendschreiben nicht undeutlich merken kann. Es ist also bisher alles in der alten Verfassung geblieben, und hoffen w i r der gute treue Gott w i r d d a s Gebet so vieler seiner Knechte und Kinder für das Waysenhaus seines und damit aller bisher in Verbindung gestandenen Anstalten, erhören. Gestärkt durch die Beweise der Vaterhuld des HErren und im Vertrauen auf seinen gnädigen Beystand habe ich mich daher auch in seinem Nahmen entschloßen, meine noch übrigen Kräfte im Werk des HErrn zu verzehren, und nicht nur mich denen hiesigen Anstalten hin zu geben, sondern auch nach bestem Vermögen die Besorgung des Baues des Reiches Gottes in Ost und West Indien zu über nehmen, und nach aller Gelegenheit meinen werthen Brüdern und den vereinigten Gemeinen zu dienen. Ich halte mich dazu um so mehr verpflichtet, da ich nebst unserm sei. H. Doct. Knapp auch meinen sei. Groß=Vater, Vater und Oncle darinnen zu Vorgängern und Meistern habe (obgleich die beyden mittlem die Ausbreitung des Werks Gottes nach America nicht erlebet, an dem sie aber gewiß eben den Antheil genommen haben würden), so daß ich hoffen k a n n , daß so wie der Herr mit jenen seinen Knechten gewesen, nun auch mit mir seyn wird in allem w a s ich thun werde. Ich hoffe daher auch zu der erbarmenden Güte meines Gottes, er werde das Beste seines Reiches in Pensilvanien auch unter meinen Händen fortgehen laßen, meine Arbeit dabey ihn selbst heiligen und also meinen Glauben nicht zu Schanden werden laßen. Ich erbitte mir dabey, Ew. Wohlehrwürden Liebe und gläubige Fürbitte, daran ich ohnehin nicht zweiflen
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darf, da ich weiß wie meine seligen Vorfahren sich deren zu erfreuen gehabt haben. Indeßen zweifle nicht, es werde auch das Andenken unsers sei. H . D. Knapp bey Ihnen, so wie unter uns grünen und im Segen bleiben, ob gleich seine Aberufung nach unserer Empfindung viel zu früh und daher schmerzlich ist. Es suchte der Selige zwar in den leztern Tagen seiner Krankheit (welche in einem marasmo senili bestand), unser um ihn bekümmertes Herz dadurch auf zu richten, daß Gott an ihn gar nicht gebunden sey, für s[ein] Werk sorgen und alles wohl machen werde, so sehr wir dies im Glauben hoffen und durchkämpfen wollen, so überzeugt sind wir doch welch ein theures Kleinod wir an ihm gehabt haben. Laßen Sie uns, meine gel. Brüder, seinen Glauben, seine Armuth des Geistes, Lauterkeit, und heiligen Eifer für Jesum und s[eine] Ehre zu arbeiten nachfolgen. Erwecken Sie sich mit mir zum unermüdten Anhangen an den Gott, der da noch lebet und nie und nimmer von seinem Volk geschieden ist. Fahren Sie fort auch alle Verheißungen in Demuth von seiner Hand anzu nehmen auch unter allen Bekümmernißen sich an die Treue des Unwandelbahren zu halten und kindlich es ihm zu sagen: ich weiß, du weißt die Sorge die uns plagt, verläßt, versäumst uns nicht, gleich wie du zugesagt. Bei meinen dis maligen vielen zerstreuenden Geschäften, werden mich dieselben entschuldigen, daß ich nicht eher von der unter uns vorgegangenen wichtigen Veränderung Nachricht gegeben, welches indessen von dem werthesten Herrn Pasche in London geschehen, auch zugleich meine Gesinnung gegen meine werte Brüder und die Kirch» und Schulanstalten bey den vereinigten Gemeinen denenselben vorläufig erklärt seyn wird. Es ist auch noch dieses zu beantworten, bey der Schwachheit sei. H. D. Knapps zurückgeblieben, so ich aber auf eine andere Zeit verschieben [?] muß. Ich hoffe mit göttlicher Hülfe im Stande zu seyn nach allem Vermögen durch guten Rath und auf andere Weise zu dienen wenn dieselben fortfahren besonders durch einen vertraulichen Briefwechsel mir dazu Gelegenheit zu geben welchen mir hier durch erbitten will, und ihn als eine Folge Ihres mir zu gewanten Vertrauens und Liebe ansehen werde. Schließlich empfehle ich dieselben insgesamt nebst ihren Gehülfen der Gnade unsers gemeinschaftlichen großen Heilandes, derselbe stärcke erhalte und tröste Sie, und reiche Ihnen täglich neue Kräfte dar, in seinem Weinberge mit Eifer und Munterkeit zu arbeiten, der ich mit wahrer Liebe und Ergebenheit verharre Ew." Vgl. Nr. 584 Anm. 14 (1). 3 Vgl. M k 4 , 3 0 - 3 2 par. 4 Vgl. das Kirchenlied „ O daß ich tausend Zungen hätte" von Johann Mentzer (1658 — 1734). 5 Gottlieb Anastasius Freylinghausen war ein Enkel August Hermann Franckes. Gotthilf August Francke war am 2. 9. 1769 gestorben, sein Nachfolger Johann Georg Knapp am 30. 7. 1771. Johann Conrad Philipp Niemeyer, Schwager Freylinghausens, war bereits am 20.4. 1767 gestorben; vgl. Bd. III Nr. 406 S. 535. 6 Vgl. 5 M o s 32,39; Hos 6,1; Hi 5,18. 7 = beachtenswert, denkwürdig. 8 Vers 7. 9 Vgl. die 17. Strophe des Kirchenliedes „Ich singe dir mit Herz und M u n d " von Paul Gerhardt (1607-1676). 10 Vgl. den Kehrvers des Kirchenliedes „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut" von Johann Jakob Schütz (1640-1690). " = weinerlich tun, lamentieren. 12 Vgl. 2 Kön 7,9. " Vgl. Hebr 12,23. 14 = Fülle, volle Zuversicht; im N T : volle Überzeugung, Gewißheit. 15 Vgl. 1 M o s 45,14 - 28. 16 Vgl. 1 Mos 15,1. 17 Vgl. 1 Kor 1,10; Phil 2,2; 1 Joh 5,20 u . ö . 18 Vgl. Eph 6,10. 19 Vgl. 1 Petr 5,4. 20 Vgl. Joh 1,11. 2
Nr. 5 9 3 / 5 9 4 21 22 23 24 25
1. 1 2 . / 1 . , 5 . 12. 1772
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Vgl. Hes 34; M t 1 8 , 1 2 - 1 4 ; Lk 1 5 , 4 - 7 . Vgl. Apk 19. Vgl. Ps 16,11. E n t w u r f in AFrSt IV F 8 S. 7 9 f. Vgl. Gal 6,9.
594. An F. W. Pasche
Philadelphia,
1./5. 12. 1772
Extract aus Hn. P. Mühlenbergs 2 Briefen an Pasche dat. Philadelphia d. 1 und 5 ten Dec. 1772. Mit Gelegenheit eines Freundes. — In diesem Paquet sind enthalten 1) 5 Bogen Journal von meiner letzten Reise nach den Gemeinleins in Jersey 1 2) 6 Vi Bogen von 8 Exempeln. 2 3) Eine Andwort im Nahmen unsers Ministerii an Ihre Hochw. Hn. Directores, 3 so gut oder schlecht, wie es meine Leibes» und Gemüths Beschaffenheit leiden mochte; wie auch 3 Piecen wegen des Hn. Sup. Darnmann's Sabinen-Fest 4 von Hn. P. Kuntze dem erhabenem Dichter nach dem erhöhetem Geschmack. Wenn eines davon an den Hn. Superintendenten promoviret werden könnte, möchte es dem alten Freunde wohl angenehm seyn. Meine Pulmones 5 sind wieder baufälliger als in vorigen Jahren; und wenn nun wieder eine Peripneumonie angreift: so ist es hoffentlich das letzte. Der Herr laße Sie leben, und verleihe mir großen Sünder ein gnadenreich und selig Stündlein, und laße Barmhertzigkeit wiederfahren um Jesu unsers Mittlers 6 und seines Nahmens willen! Mr Thiel oder Diel hat an mich 32 Reichsthaler samt Brief Porto abgegeben, welche 32 rthl. Se. HochEdl. Herr Inspector Fabricius in Halle an seinen Hn. Schwager dem Amtmann Reichert in Sachsen ausgezahlt 7 — Noch ist hier beygelegt ein Extract oder kurtzer Auszug von der weitläuftigen Schrift, 8 die ich hier durch Rechts Gelehrte verfertigen laßen wegen eines Theils des Excell. Hochgrfl. S[olms] R[ödelheimschen] Legats, das ich aus gelegt zur Erkaufung vier verschiedener Grund-Renten, welche jährlich 17 £ 7 s. 6 p. Curr. Interesse bringen. Um die Sache fester und gesetzmäßiger zu machen, mußte ich den K a u f b r i e f auf meinen Nahmen als Erb» und Eigen in Fee simple 9 schreiben und executiren laßen, weil ich ein naturalisirter Britannischer Unterthan 1 0 und Freeholder 1 1 bin. Damit aber weder ich oder meine Erben es als ein Eigenthum eignen könnten: so mußte ich die Sache durch eine Declaration an die Hn. Directores und Coadjutores in Halle und London, nach Sr. Excell. Instrument und Stiftung, zurück verschreiben, daß es nicht anders, als nach der Bestimmung gebraucht werden kann. Die Ursachen, warum ich die beynahe 300 £ Curr. nicht auch an die Corporation leihe, werde bey anderer Gelegenheit melden. Diese 17 £ 7 s. 6 ρ Curr. werden erst fällig im folgenden 1773sten Jahre, weil sie erst im Martio 1772 gekauft sind. Aus dem Abstract ist ohngefehr zu ersehen, wie man nach den hiesigen Gesetzen herumkrengeln und winden muß, wenn es Fuß haben soll. Es kostet freylich ziemlich viel, aber das ist nur einmahl.
464 Abschrift S. 353 f.
Die Briefe des Jahres 1772 von Pascbes
Hand
in AFrSt
IV C 16:40
S.353f.;
LC Abt.
Η IV Fach Ε Nr. 12
Erhalten in AFrSt IV C 16:26 S. 2 1 1 - 2 3 0 ; L C Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 2 1 1 - 2 3 0 ; vgl. Tappert II Reprint S. 7 7 3 - 7 8 8 . 2 = AFrSt IV Η 21 S. 25 - 5 0 . Abgedruckt in Η Ν 1 S. 1395 - 1 4 0 8 und H N 2 Bd. 2 S. 7 2 2 - 730. 3 = Nr. 593. 4 Z u m Gedenken an seine verstorbene Frau Maria Sabina hatte Superintendent Friedrich Conrad Darnmann Mittel für Bedürftige gestiftet; vgl. Bd. III Nr. 3 7 4 Anm. 28 und Nr. 438 Anm. 4 (3). 5 Lungen. 6 Vgl. 1 T i m 2,5. 7 Z u r Sache vgl. Nr. 5 2 4 . 8 Erhalten in AFrSt IV C 16:41 S. 356 f. als Abschrift von Pasches Hand, von fremder Hand in AFrSt IV C 16:42 S. 358 f. und im Tagebuch in P M 95 A Nr. 13 1 7 7 2 - 7 3 S. 3 4 f. Z u m Original vgl. Nr. 639 Anm. 2 1 . 9 = unbeschränktes Eigentumsrecht. 10 Mühlenberg hatte sich am 24. 9. 1754 einbürgern lassen; vgl. Glatfelter I S. 97. " = Grundeigentümer und Untertan, dem das Wahlrecht zusteht ebenso wie alle anderen Rechte. 1
595. An J. S. Gerock
Philadelphia, 4. 12. 1772
An Sr: Η . Ε: Η. P. Gerock: HochEhrwürdiger H . Pastor und bedauerungswürdiger Bruder, Dero aufrichtiges aus Brunswig, 1 hat mich erschreckt und sehr gekränckt, weil ich meinte, es sollte und könte nicht fehlen. H o m o proponit etc. 2 Es war vor kurzem einer der Vornehmsten von daher 3 bei mir, und that ganz scheu: ich frug, was die Ursache ihres Verhaltens gegen mich etc. etc. Eine grobe Antwort erfolgte, die ich mich fast scheue herzusetzen: Was wollet ihr uns jemand mit Gewalt aufdringen? hat nicht der Kirchenrath und die Gemein» Glieder ein freies Walrecht nach der Mehrheit der Stimmen? Sollen wir einen Prediger wälen, dem die Neuyorker 100 £ angeboten, daß sie seiner loswerden mögten? — M a n sagt, der alte Muhlberg kriegt vielleicht die Helfte von den £ 100, daß er ihn anbringen sollt, weil er so geschäftig in der Sache sei — Ich befürcht in Alt Germantown werde es auch Confusion setzen, weil unter andern ein Punkt schwer ist, nemlich sie wollen für ihre schwer aufzubringende £ 60 als Gottesdienst alles haben und den Barrenhillern keinen Sontag erlauben und wenn den Barrenhillern was erlaubt wird, so soll es an Germantown Salario abgehen — ich sehe es voraus /: ohne einig Absicht auf meine Familien Interesse :/ daß ich mein hochgeschätzt H. Amtsbruder in noch größerer Noth, Anfechtung und Trübsal stürze, wenn auch der Wechsel mit vieler M ü h e zustande kommen soll. Ich will gar nicht dawieder, auch nicht dafür seyn, sondern mich passive verhalten, damit weder beiderseits Gemeinen noch meine Herrn Amtsbrüder mir die Schuld aufladen können, und sage noch einmal zum Beschluß: Wenn ich in Hochw. Station und Umständen wäre, und solche
Nr. 5 9 4 / 5 9 5 / 5 9 6
1., 5. 12./4. 1 2 Μ . 12. 1772
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Gelegenheit, Freiheit und Öfnung hätte in mein Vaterland zu returniren, mit Freuden aufgenommen zu werden, meiner Kinder zeitl. und ewige Wolfahrt zu bewahren, meine letzte Tage und Stunden in der ecclesia plantata mit mehrerer Ruh und wenigerm Verdruß zu vollenden, ich wollt der Sache bald ein Ende machen und in Plerophie 4 mit guten Zeugnissen von Verständigen heimfahren ob ich gleich die vorzügliche] Freiheit und Versprechen auch hab in mein Vaterland zu returniren und aufgenommen zu werden, so werde ich doch in solchen Fall wenn man meines Amtes und Dienstes wegen Alter und Schwäche oder Undankbarkeit nicht mehr verlangt, mich in einen Winkl retiriren und lieber mit Waßer und Brod zufrieden seyn als jemand zur Last und Ekel leben. H. Pf. Schmidt war heut bei mir und zeigt mir den Bedingungs Beruf von Neu-Yorck, ich gab ihm Ew. Hochehrw. letzt angeehrt zur Basi eines Gegenberufs weil Si[e] am Rande zu schreiben beliebte, daß H. Sch[midt] den Brief wol sehen und haben mögte. 5 H. Schm. schien furchtsam und verlegen und meint daß die Germantowner den Punkt wegen Barrenhill schwerl. eingehen würden, daß sie auch nicht gleich würden das Salarium auf Diskretion unbestimmt zu lassen, ich frug, was er ohngefehr mutmaßt wie H. Schm. sein Schwärm agiren mögt. Er antwortete: er dächt damit vielleicht am besten zu reussiren wenn es hiesse: Es sollte die Verwechselung nur gleichsam auf einige Zeit zum Versuch geschehen: ich antwortet: Wenn man das vorgäb, so würde es die Germantowner ohne Zweifel als ein Condition mit in den Beruf haben wollen und dis schiene mir verfänglich und nicht aufrichtig, noch acceptable. Er versprach, nächste Woche den ersten Versuch bei einem zu versamlenden Kirchenrath zu machen und ich bat ihn er mögte weislich verfahren, daß auf beiden Seiten kein Schade geschähe und alles wol aufgeschrieb[en] Ew. hochehrw. so bald als möglich Bericht davon erstatten. Womit verharre Ew. HochEhrw. meines werten Herrn Amtsbruder mitleidiger Diener Philadelphia d. 4ten December 1772.
Abschrift 1 2
von fremder
Hand im Tagebuch
Heinrich Mühlenberg
in Ρ Μ 95 A Nr. 13 1772 - 73 S. 35 f.
= Nr. 589. Zu ergänzen: „deus disponit". Der Mensch denkt, Gott lenkt. Vgl. Spr. 16,9 und Wander Bd.
3 Sp. 593. 3 4 5
Aus den Raritan-Gemeinden. = Plerophorie = Fülle, Zuversicht; im N T : volle Überzeugung, Gewißheit. Vgl. Nr. 589.
596.].
F. Schmidt an M.
Germantown,
6. 12. 1772
Hoch=Ehrwürdiger H. Senior, Ich überschicke Denselben d[urc]h M r Mainhold den mir communicirten Brief, weil Ew. HochEhrw. ihn vielleicht beantworten mögten 1 . Die German-
466
Die Briefe des Jahres 1772
tauner erklärten sich, sie wollten lieber ohne Prediger seyn, als H. Gerock berufen 2 . Mehreres wird Denenselben M r Mainhold erzählen. Ich habe die Sache an den Kirchenrath in N. York gantz teutsch berichtet, wie sie vorgefallen ist. Vielleicht werde die Ehre haben bald mündlich mit Ew. HochEhrw. zu sprechen. Vermelden Sie unbeschwert einen freundlichen Gruß an Dero Werthe Angehörige und H. Pfr Kuntz[e] und dessen Fr[au] liebste 3
Germanton den 6ten Dec:
von Dero Diener J. F. Schmidt.
Reinschrift in AFrSt IV C 17:8 a S. 89; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:8 S. 89. Auch in HD S. 2541. — Auf der Rückseite steht folgende Anschrift: „To the Revd M' Mühlenberg, Rector of Zion & St. Michael's Corporation, at Philadelphia, p[er] favor of Μ' Mainhold." ' Vgl. Nr. 589 und Nr. 595. Nachdem Gerocks Versuch, bei den Raritan-Gemeinden eine Berufung zu erlangen, gescheitert war, hatte er Schmidt für diese vakanten Gemeinden vorgeschlagen, um selbst Germantown zu übernehmen. Vgl. Nr. 586; Nr. 589 und Nr. 595. 3 Mühlenbergs Tochter Margretha Henrietta. 2
597. An [W. Allenη
Philadelphia, 10. 12. 1772
Honorable Sir, 1 Your Worship can be the only and best living Evidence that my father in Law, the deceased Conrad Weiser was a faithful Servant to our Hon ble Proprietors, and that I have served the German Lutheran Society in, and about Philadelphia upwards of 30 Years and always thought it mine incumbent duty to inculcate a due and grateful sense of the Mild and blessed Government of our Hon ble Lords, and even to lent a feable hand at certain Instances when some self polititians made Motions about Change of Government etc:, 2 to deprive us of the inestimable Blessings — We cannot but admire the condescending Munificence and generous Mildness of our Hon ble Proprietors towards almost every Society in Philadelphia, in bestowing Lots for publick houses of Worship, Schools and other Institutions, especially to our good Neighbours the German Presbyterians; and only we, the poor German Lutherans have been left to shift for ourselves these 30 years past to buy Lots for our two Churches, School=House, burial places, and to raise the necessary Buildings thereon, whereof to this day we are indebted to near five thousand Pounds, which we have to pay the yearly Interest for; and being now in the utmost stress for want of a New Burial place, 3 we ventured to make humble Supplication to our Hon bIe Lords for a Lot on the Commons, next to the
Nr. 596/597/598
6 . 1 2 . / 1 0 . 12./16. 12. 1772
467
burial Place, which our beloved Neighbours, the German Presbyterians possess and enjoy by the Generous Grant of our Superiors. And hearing the Hon ble Lords be graciously inclined to grant our humble Request, and have been pleased to refer and commit the Disposal thereof to the Discretion of Their Hon ble Representative and the Worshipful Agents; I most humbly entreat and beg therefore in behalf of our poor Congregation, that it may please Your Honour and Worships to help us in our present Emergency and distress so as to bring the Matter to an happy Issue! We are not able to afford a high Prize, but willing to a moderate Acknowledgment as Your Worships may be pleased to sympatize and condescend in Your Wisdom and Goodness. We have requested the favour of Peter Miller Esq., to speak a good Word in our behalf, because He knows the Situation of the Lots and the pressing Circumstances of our tho large, yet poor Congregation. In Case there should be any Doubt wether my Description of our Congregation might be true or feigned? Your Worships ancient intimate friend the Rev d Richard Peters DD. could more fully explain our circumstances, by way of Conversation, if required, because He is acquainted with them. Ο do, Good patriots, deliver us from our distress semel pro semper! Which shall be an everlasting Monument and be duly acknowledged by Hon b l c and Worshipful Patriots Philad: Decembr: 10 th 1772.
Abschrift von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
Your most humble and obedient supplicants and late posterity Η. M. first Minister of St. Michael and Zion Churches in PM 95 A Nr. 13 1 772 - 73 S. 37.
William Allen? ( 1 7 0 4 - 1780); von 1750 bis 1774 Chief Justice von Pennsylvania. Er hatte mit Conrad Weiser als Trustee der Freischulen zusammengearbeitet. Vgl. auch Bd. II Nr. 230. Als enger Freund des unten erwähnten Richard Peters käme auch William Smith in Betracht. Ihm gegenüber hätte sich Mühlenberg aber nicht auf Conrad Weiser berufen müssen. Benjamin Franklin fällt als Adressat aus (vgl. Anm. 2). 2 Spielt auf die Quäkerpartei an, die seit 1764 unter der Führung von Benjamin Franklin und Joseph Galloway eine königliche Verwaltung für die Eigentümerkolonie Pennsylvania anstrebte. Zu Mühlenbergs Haltung vgl. Bd. III Nr. 323 Anm. 15. ' An der Eighth Street zwischen Sassafras Street (Race Street) und Vine Street, heute der westliche Teil des Franklin Square und das Gebiet jenseits der Franklin Street bis zur Eighth Street. 1
598. An [B. Chew?]
Philadelphia, 16. 12. 1772
Hon rd Sir, 1 Your Worship have been always undeservedly benevolent and kind towards me, for which I can find no other reason then a general and particular one, Your Christian Character and humain Education and the intimate friendship
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Die Briefe des Jahres 1772
Your Worship had with my father in Law the deceased Conrad Weiser, 2 who proved to be a faithful servant to the Hon ble the Lords proprietors. It is now upwards of 30 years, I began to gather a German Lutheran Congregation in and about Philadelphia and being too fearful to petition our Hon ble Lords for some support, we have been obliged and necessitated within these 30 years past, to buy Lots for two Churches, School house and burial places and to raise necessary Buildings thereon whereof we stand indebted to this very day near five thousand Pounds and ought to pay the yearly Interst for the same. We cannot but admire the condescending Munificence and generous Mildness of our Hon bIe Proprietors towards almost every Society in this Metropolis in bestowing and granting Lots to publick houses of Worship, Schools and other Institutions and especially to our good Neighbours the German Presbyterians a large Burial Place on the Commons, and we the poor Society of the Lutherans being in Distress for Want of a new burial place,3 made therefore bold humbly to supplicate to our Hon b,e Superiors for a Lot on the Commons next to the Burial place, which our beloved Neighbour the German Presbyterians possess and enjoy by Grant. And hearing that the Hon ble Proprietors are graciously inclined to grant our humble Request and have been pleased to refer and commit the Disposal thereof to the Discretion of Their most worthy Representative and Co=Heir 4 and Worshipful Agents, I most humbly entreat and beg therefore in Behalf of our poor Congregation that it may please Your Worship to help us in our present Emergency, so as to bring the Matter to an happy Issue. We are not able to afford a high Prize, but willing to a moderate Acknowledgment as Your Worships may be pleased to sympatize and condescend in Your Wisdom and Goodness. We have requested the favour of Peter Miller Esq. to speak a good Word in our Behalf, because he knows the Situation of the Lots, the pressing Circumstances of our, tho' large, yet poor Congregation, is more acquainted with the Hon bIe and Worshipful Agents and the English Language. And in case there should remain any Doubt wether this my Presentation of our Congregation be true or feigned? Your Worships old and intimate friend the Rev d and venerable Richard Peters DD might perhaps be pleased more fully to explain our Circumstances if asked by Way of Conversation, because His Reverency knows them. Ο do, Benevolent Sir, deliver us from our Distress once for all! It is hard, if a Congregation is at a Loss, where to bury their dead Members! Our two first places 5 which we bought with heavy Expences and stand indebted for as yet, are crowded and full. Your Worships kind and favorable Concurrence and Complyance with our ancious Request shall be an everlasting Monument, and be duly acknowleded by Philadelphia Decembr the 16th 1772.
Honour'd Sir Your most humble Supplicants and their late Posterity! H: Mb: in behalf of St. Michael and Zion Congregation.
Nr. 598/599 Abschrift von Mühlenbergs
16. 12./31. 12. 1772
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Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772-73
S. 38 f.
' Benjamin Chew? Vgl. Nr. 509 und Nr. 510. 1696 - 1760; Schwiegervater Mühlenbergs. 3 Vgl. Nr. 597 Anm. 3. 4 Richard Penn (1735 — 1811); Enkel William Penns, 1771 — 1773 Gouverneur von Pennsylvania. 5 Einer unmittelbar an der Michaelskirche, der andere ihr gegenüber an der Ecke von Fifth Street und Cherry Street. 2
599. F. A. C. Mühlenberg
an M.
Heidelberg,
Lebanon
County, 31. 12. 1772
Zärtlich geliebter Papa Da ich Hoffnung habe die nächste Woche Gelegenheit nach Philad* zu bekommen, auch meine Geschäfte in etwas nachgelaßen haben, so halte mich verpflichtet Ihnen einen kurzen Auszug aus meinem Tagebuch zuzusenden. Im verfloßenen Kirchenjahr sind in meinen 3 Gemeinen 1 etwa 130 Kinder und 2 Erwachsene getauft worden, etliche 40 sind confirmirt, und nur 9 begraben worden. Die Zahl der confirmirten ist in diesem neuen Jahr, bloß in der Gemeine zu Libanon 2 , bald so starck wie Sie aus dem nachfolgenden sehen werden — Am 1 Advent, predigte vormittags in meiner Haupt Gemeine zu Warwick und ermahnete dieselbe nach Anleitung des Evangeliums] den zu ihnen kommenden Jesum aufzunehmen. Nach der Predigt taufte 2 Kinder und hielt noch einmal, so lange es die Zeit bey diesen kurzen Tagen leiden wollte, Kinderlehre über die kleine Heilsordnung. In diesem verfloßenen Sommer sind wir unsern Philadelphischen Catechismum bis dahin durchgegangen. Weil ich aber meist alle Sontage 2 mal zu predigen habe muß ich den Winter durch die Kinderlehre aussezen. Nachmittags ritte 6 Meil zurück nach Heidelberg und predigte über die Epistel und stellte vor einige Bewegungsgründe zu einem beständigen Wachsthum im Christenthum, taufte ein Kind, und hielt Kinderlehr, so daß es meist Abend war ehe wir fertig wurden. Abends hatte in meinem Hause eine Betstunde mit einigen Erweckten. Mit diesen Betstunden pflege ich es numehro so zu halten. Wir singen ein paar Verse aus unserem oder Cöthnischen oder hallischen Gesangbuch 3 , ziehen einen Spruch aus H. Bogatzky Schazkästlein 4 , welches unter den Leuten sehr beliebt ist, lesen eine kurze Betrachtung etwa aus der Seelenspeise5, oder Gnadenordnung 6 , wir beschließen mit einem Gebet auf unsern Knien und einem Vers aus einem Liede. - Anfangs betete ein ieder in der Einfalt seines Herzens, da aber die Zahl stärcker wurde, auch ein unlauteres Wesen mit einschlich, wurde für rathsamer gehalten daß ich allein das Gebet verrichten sollte. Wenn ich aber meine Gemeinsglieder besuche und sie wollen da etwa ihr Herz vor Gott ausschütten, so bin ich nicht darwieder. Montags den 30. ten Nov. meditirte auf nächsten Mittwoch und Donnerstag. Dienstags d. 1 Dec. ritte nach Litiz und Ruffo Township 12 Meilen von Hause und besuchte etliche von meinen Gemeins glieder aus der Manheimer
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Die Briefe des Jahres 1772
Gemeine die Alters halben wenig zum öffentlichen Gottesdienst kommen können, fand zwar ziemliche Erkäntniß aus dem göttlichen Wort, aber wenig von einem wahren Wesen des Christenthums. Ich ermahnete sie doch noch in der eilften Stunde ihres Lebens zu kommen und treu in des HErrn Dienste zu seyn. Abends blieb bey einem ansehnlichen Gemeinsglied, mit dem ich wegen einem bevorstehenden Kirchenbau 7 in unserer Manheimer Gemeine noch vieles zu verabreden hatte. Mittwochs d. 2. ten Dec. ritten wir 4 Meilen weiter nach Manheim, woselbst ich über Rom. 1.16 redete. Es wurde die große Kraft des Evangelii vorgestellt dabey gesehen 1. auf den Haupt Inhalt deßelben, 2. Auf die Kraft. 3. Bey wem sich diese Kraft äußere. Nach der Predigt taufte 1 Kind und hielt Kinderlehr. Nach geendigtem Gottesdienst ward im Kirchenrath verschiedentlich von unserem Kirchbau geredet. Gegen abend ritte noch 6 Meilen zurück zu einem Gemeins-Glied aus Warwick an dem die Gnade Gottes schon seit geraumer Zeit treulich gearbeitet, der sich aber durch das sogenannte Ewige Evangelium8 zu höchst schädlichen Meinungen hat bringen laßen. Der gute Mann wohnt mitten unter Sectenvolck die diese Meinungen hegen, und die mit einer solchen Belehrsucht behaftet sind, daß sie allen und jeden die sie überreden können, gleiche Gesinnung einflößen. Die Lehre selbst ist für viele Menschen zu schmeichlerisch, daß sie sie nicht annehmen solten, kommt alsdenn noch Unwißenheit dazu, so ist ein solcher gar bald gefangen. Obgemeldeter Freund hatte bisher alle Gründe zur Vertheidigung seiner schädlichen Meinungen herbey gesucht, legte mir dieselbe auch vor, die ich aber nach seinem eigenen Geständniß zu seiner endlichen Beruhigung beantwortete. Donnerstags d. 3. ten Dec. hatte versprochen einigen alten und gebrechlichen Leuten in der unteren Gegend von Warwick 3'Meilen vom Dunker Kloster 9 das heil. Abendmal zu reichen, auch eine kurze Ermahnung an die gegenwärtigen Leute, die bey solchen Gelegenheiten zusammen laufen, zu thun daher ritte noch 8 Meil weiter an den Ort meiner Bestimmung. Zu meiner Verwunderung fand ich einen großen Haufen Volcks und meistentheils Sectenleute die gekommen waren die Ermahnung mit anzuhören. Ich gerieth in eine Verlegenheit was ich für Textes Worte wählen wollte, da ich eine so gar verschiedene Gattung von Zuhörern nicht vermuthet hatte. Endlich fiel ich auf die Worte Joh. 4. 21—24 nach deren Anleitung ich unter dem gnädigen Beystand Gottes redete Vom rechten Gottesdienst, zeigete dabey 1. Wo derselbige zu verrichten 2. Wie er zu verrichten, oder worinnen er bestehn müße, 3. Warum er so und nicht anders beschaffen seyn solte. Ich mußte mit Behutsamkeit reden, einestheils damit ich unseren steifen Lutheranern nichts von ihrem vermeyten [!] Recht vergab, anderen theils dem Secten volck die da meinen man müße von der Kirche, von Babylon ausgehen, oder man könne Gott nicht auch in der Kirche dienen, nicht zu viel Recht ließ. Die Hauptsache lief auf 2 Anmerckungen hinaus a. Binde dich nicht bloß an einen Ort, so daß du meinest, du könnest sonst nirgends Gott dienen als da. b. Dencke aber nicht du könnest Gott im Tempel nicht dienen, den ein wahrer Christ sucht Gott allenthalben im Geist und der Wahrheit anzubeten 10 . Es ist unter den Leuten beydes Kirchen
Nr. 599
31. 12. 1772
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Leuten als Secten Volck eine schädliche und iezo fast allgemein gewordene Disputir Sucht entstanden; so daß wo nur eine Gesellschaft zusammen komt, es sey nun bey der Kirche oder bey einer Leiche, oder wohl gar im Wirthshause, das Disputiren angeht. Ein ieder verkehrt die Schrift nach seinem Gutdünkel. Wer am ärgsten schreyen kan ist Meister. Sieht man die Sache im Grunde an so ist es die Schaale worüber man sich rauft und beißt. Der Dunker vertheydigt seinen langen Bart, der Mennonist seinen Rock ohne Knöpfe und seine Schue mit Riemen ohne Schnallen, und der Kirchenmann sein äußerliches Kirchen und Abendmal gehen. Die Hauptsache aber von einer wahren Bekehrung, oder wie man zur Gnade Gottes in Christo Jesu gelange wird dabey verabsäumt. Ich taufte an diesem Ort 3 Kinder, und reichte einigen von den alten gebrechlichen Leuten das heil. Abendmal. Gegen Abend machte mich wieder auf den Rückweg 8 Meilen weit über die Gebirge nach Hause zu, woselbst ich auch in der Nacht wohlbewahrt ankam. Freytags d. 5. ten Dec. wurde in aller Frühe zu einem reichen Eisenherrn Peter Grub 1 1 geholt um sein kränckliches Kind zu taufen. Er ist ein Englischer u. Quaker es wunderte mich um desto mehr daß er sein Kind taufen ließ. Als ich hinkam fing er sogleich an von der Taufe zu reden, frug ob sie nothwendig wäre, worauf ihm antwortete Gott würde sie sonst nicht eingesezt haben, überdem so wäre der Mensch in einem solchen verderbten Zustand, daß er eines Mittels zu seiner Beßerung nöthig habe etc. etc. Er führte hernach noch einige Stücke von der geistlichen] Taufe an, welches ich ihm wiederlegte. Hier wünschte ich der engl. Sprache mehr mächtig zu seyn. Endlich kam er mit der Sprache heraus und sagte er habe schon lange die Nothwendigkeit und den Nuzen der Taufe eingesehen wünschte auch selbst bey dieser Gelegenheit getauft zu werden, welches ich anfänglich abschlug, weil er vielleicht noch keine hinlängliche Erkänt[ni]ß von d[er] Sache hätte. Er erbot sich in allen Stücken Rede und Antwort zu geben. Ich frug einiges, so viel als ich in engl. Sprache konte, welches er wohl beantwortete — ich entschloß mich endlich dazu und taufte ihn und sein Kind in Gegenwart etlicher Zeugen, nachdem er vorhero selbst d[a]s christl. Glaubens Bekäntniß abgelegt hatte. Abends ritte wieder 6 Meil weit nach Hause. Samstags d. 6. ten Dec. meditirte. Sontags am II Advent, predigte 8 Meilen von hier in Lebanon hielt Kinderlehr, und verkündigte daß ich in den bevorstehenden 14 Tagen die Kinder [die] zum erstenmal zum heil Abendmal gelaßen werden sollten in Unterricht nehmen wollte. Eltern die weit von der Stadt wohneten sollten sie so lange in der Stadt laßen. Es ist beschwerlicher für die Eltern wenn sie die Kinder ein Viertel Jahr lang alle Woche einmal schicken sollen, als wenn man sie eine kurze Zeit aber alle Tage vornimt. Nachmittags hörte in der reformirten Kirche einen erbaulichen Vortrag über Math. 11. v. 28. Abends hatte im Hause eines Vorstehers mit einigen Erweckten Seelen eine Erbauungs Stunde, da wir die Predigt wiederholten und miteinander beteten. Montags d. 8.ten Dec. meldeten sich überhaupt 32 theils Kinder theils Erwachsene theils Verheirathete von 16 bis 20. 30. und 33 Jahren. Es waren 7
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Die Briefe des Jahres 1772
Verheirathete Mann und Weibspersonen wovon eine Frau noch nicht getauft war, und 3 ganz Erwachsene von 25 — 27 Jahren. Die Kinder waren alle in 16 — 18—20 Jahren. Unter diesen waren 2 Kinder deren Eltern einen großen Hang zu den Herrnhuthern hatten, nun aber durch die Confirmation der Kinder wieder herum gebracht sind. 2 Kinder deren Eltern pensilvanisch gesinnt i[d] e[st] nichts waren. 1 Frau die bisher unter den Mennonisten gestanden. 1 Frau deren Vater pensilvanisch war. 1 Erwachsenes Weibsbild die schon lange Zeit unter dem ledigen Chor der Schwestern gewesen, aber das heil. Abendmal noch nicht empfangen hatte. 4 Englische oder Irische die selbst nicht wußten wozu sie sich zählen sollten und mein Schwager 12 dem die Herrnhuther täglich zusezten, der aber nie sein Verlangen bezeugte sie anzuhören. So viel als noch Zeit übrig war nahm die Kinder in Gegenwart der Eltern und anderer Gemeinsglieder im Schulhause vor. Des Nachmittags that ein Gleiches, fand bey den mehresten greuliche Unwißenheit bey einigen aber eine feine Erkäntniß. Abends redete noch besonders mit einigen von den Erwachsenen und hielt Erbauungs Stunde im Hause —. Dienstags nahm abermals Vor und Nachmittags die Leute in Unterricht. Gegen Abend mußte noch ein paar copuliren die ich proclamirt hatte. Abends hatte in meines Schwagers Hause vor Lebanon Besuch von einigen Gemeinsgliedern, mit denen vieles von unseren Kirchenumständen zu verabreden hatte. Mittwochs d. 10.te" Dec. hatte die Leute wiederum im Unterricht u. taufte gegen Abend ein kränckliches Kind. Abends pflegte weitläuftiger mit meinem Schwager über die Lehren unseres Glaubens zu reden. Donnerstags die Leute im Unterricht, die Fleiß anwenden. Abends besuchte einige alte Gemeinsglieder eine Meile v[on] Lebanon. Frey tags d. 12te" Dec. hatte wiederum die jungen Leute im Unterricht. Abends machte mich auf den Weg nach Heidleberg woselbst ich in später Nacht wohlbehalten ankam. Samstag d. 13.ten besuchte einen krancken Mann und meditirte. Sontags d. III Advent, predigte in Warwick übers Evangel, woraus gezeiget wurde daß ein Christ seinen Nahmen mit der That beweisen solle. Nach d[er] Predigt taufte 2 Kinder. Diesen Nachmittag besuchte ein kranckes Gemeinsglied. Abends kam wieder nach Hause und hatte Erbauungs Stunde mit einigen redlichen Seelen aus Heidleberg. Montags d. 15.ten Dec. hatte Vor und Nachmittags die Kinder und Erwachsene im Unterricht [zu] Lebanon. Abends besuchte Gemeinsglieder und Krancke wovon fast alle Häuser voll sind weil die Purpein [Kinderblattern] und Röteln starck herum gehen. Dienstags Unterricht bis 11 Uhr, hierauf holte eines Kindes Leiche 3 Meilen von der Stadt hielt eine Leichenpredigt über Revel[atio] 7. v. 14.15. seqfuentes]. Um 2 Uhr nahm die jungen Leute bis 5 Uhr vor. Abends Besuch der Gemeinsglieder. Mittwochs Unterricht — taufte ein kranckes Kind — Abends Besuch — Donnerstags Freytags ebenfalls.
Nr. 5 9 9
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31.12.1772
Samstags taufte in Gegenwart der meisten Gemeinsglieder die Frau die bishero im Unterricht gewesen, examinirte und confirmirte die Erwachsenen im Schulhause. Nachmittags hielt Beichte und Vorbereitung auf morgen, confirmirte nach vorhergegangen Examine die Kinder und schrieb 138 Comunicanten auf. Sontags taufte 3 Kinder predigte übers Evangel[ium] und theilte das heil. Abendmal aus. Nachmittags war in Schaeferstadt oder Heidleberg und predigte über d[die] Epistel. Montags ritte wieder nach Lebanon um ein kranckes Kind zu besuchen. Dienstags d. 23 Dec. ritte nach Tulpehocke zu des John Weisers 13 Frauen Leiche die heute begraben. H. Schulze that die Leichenrede über II. Tim. 4. v. 18. Abends kam nach Hause und fand meine jüngste Schwester Sally 14 kranck. Mittwochs d. 24. tcn meditirte auf die bevorstehende Festage. Donnerstags ritte nach Warwick um morgen desto eher anfangen zu können. Freytags als am 1 heil. Weynachts Feiertage predigte vor vielem Volck vormittags in Warwick und Nachmittags in Manheim, taufte 3 Kinder. Samstags hielt vormittags in Weiseigenland Kinderlehr mit alt und Jung, nachmittags predigte übers Evangel. Abends spat nach Hause. Sontags predigte in Heidleberg — Nachmittags wurde die jährl. Kirchenrechnung abgeleget und neue Vorsteher gewählt. Montags beantwortete einige Briefe von Philad3 Dienstags Mittwochs und Donnerstag war zu Hause und wartete meinen krancken Kindern ab. Mein Sohn 15 und meine Schwester hatten die Röteln — Abends meditirte auf die morgen zu haltende Predigten. Gott lob ein Schritt zur Ewigkeit Ist abermals vollendet etc. 16 Heidleberg d. 31 Dec. 1772
Reinschrift in AFrSt IV C 18:4 S. 36-41; HDS. 2931-2943. 1 2
3
F. A. C. 17Mühlenberg
LC Abt. Η IV Fach F Nr. 2:D S. 36-41.
Auch in
Heidelberg, Lebanon County; Warwick (mit White Oaks); Manheim. Seit Mitte 1771 versorgte Friedrich August C o n r a d Mühlenberg die Gegner Stövers in Lebanon; vgl. sein Tagebuch in Lutheran Church Review, 2 5 (1906), S. 3 4 7 - 3 5 3 . Mit „unserem" ist wahrscheinlich das in Amerika verbreitete Marburger Gesangbuch gemeint, von dem Christoph Sauer 1757 den ersten amerikanischen Druck herstellte (vgl. GermanicaAmericana I S. 108 Nr. 201). Es diente auch als Orientierung für die 1 7 8 6 v o m lutherischen Ministerium herausgegebene „Liedersammlung" (siehe Abkürzungsverzeichnis). — Z u m „Cöthnischen Gesangbuch" vgl. „Das Gesangbuch der Herrnhut- und anderer Brüdergemeinen. Mit denen Cöthnischen Liedern vermehret" (1741). - Die Angabe „hallesches Gesangbuch" bezieht sich entweder auf das Freylinghausensche Gesangbuch (siehe Abkürzungsverzeichnis) oder auf „Eines sämtlichen Stadt-Ministerii zu Halle neuverbessertes Gesang-Buch, voll alter und neuer geistreicher Lieder, mit einem Anhange und neuer Zugabe vermehret, wie auch einem nützlichen Gebet-Buche und der Passion, wie sie gewöhnlich gesungen wird, versehen,
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Die Briefe des Jahres 1772
und zur Beförderung der Ehre Gottes auch Erbarmung der Christlichen Gemeinen von neuen herausgegeben. Halle im Magdeburgischen, Gedruckt bey J. F. Grunerten" (1744). Karl Heinrich von Bogatzkys „Güldenes Schatzkästlein der Kinder Gottes" (1718 u. ö., bis weit ins 19. Jahrhundert aufgelegt). Gängige Form der Erbauungsliteratur. Vgl. etwa „Tägliche Seelenspeise zur Nahrung des Glaubens, nach Anleitung erwählter Worte aus den Sonn« und Festtags=Lectionen und Evangelien, Aufgesezt von einem dem Ende nahenden Liebhaber des Namens Jesu; Nebst einer Vorrede Herrn Johann Peter Millers D." Leipzig und Schleiz: Johann Gottlieb Mauke, 1769. „Evangelische Gnadenordnung, wie eine Seele von der eigenen Gerechtigkeit und Frömmigkeit heruntter, und zur Erkenntnis ihres sündlichen Elends gebracht, hierauf aber zu den Wunden Jesu geleitet werde etc. In vier Gesprächen etc." von David Hollaz (III., gest. 1771). Die erste nachweisbare, bereits vermehrte Auflage erschien in Leipzig und Görlitz 1745; das Werk wurde noch bis weit ins 19. Jahrhundert aufgelegt. 1774 begonnen und 1780 abgeschlossen; vgl. Glatfelter I S. 319. Nach Apk 14,6 f. - Die Lehre geht auf Joachim von Fiore (ca. 1130 — 1202) zurück und wurde immer wieder im Sinn einer bevorstehenden oder erreichten historischen Erfüllung der Verheißung gedeutet. Vgl. hier etwa „Das ewige Evangelium zur Verherrlichung des Nahmens GOttes, und zur Bekehrung der Völcker aller Creatur verkündigt, in einem, nach der Mel. Wacht auf, rufft uns die Stimme etc. eingerichteten Gesang von 57 Strophen" von Christoph Schütz (gest. 1750), separatistischer Pietist und Liederdichter. Das Kloster in Ephrata ist gemeint. Vgl. Joh 4,24. Peter Grub jun.; vgl. Arthur Cecil Bining, Pennsylvania Iron Manufacture in the Eighteenth Century, Harrisburg 1973 [1938], S . 4 7 f . Ein Bruder seiner Frau Catharina, geb. Schäffer, die Friedrich August Conrad Mühlenberg am 15. 10. 1771 geheiratet hatte? Christoph Emanuel Schultze aus Tulpehocken kann kaum gemeint sein. Sein Großonkel Johann Friedrich Weiser? Maria Salome, geb. 18. 7. 1766. Heinrich, geb. am 21. 7. 1772. Vgl. die Tagebuchnotiz in Lutheran Church Review 25 (1906) S. 353. Vgl. die 1. Strophe des Kirchenliedes „Gottlob ein Schritt zur Ewigkeit" von August Hermann Francke (1663-1727). Die Initialen des Vornamens sind ineinander geschrieben und kaum zu entziffern.
Die Briefe des Jahres 1773
600. ]. Η. Ch. Helmuth an Μ.
Lancaster, 18. 1. 1773 Lancaster d. 18ten Januar 1773.
S[alvo] T[itulo] Geehrtester Teurester Vater in Christo Ich habe Dero sehr geehrte Zuschrift 1 , durch Herrn Illing 2 erhalten, und bin Ihnen für Dero gütiges Andencken vom Herzen verbunden. Herr Illing läßet noch vielmals grüßen. Herr P. Barton 3 hat sich seiner, so viel in seinen Vermögen, gütigst angenommen und versprochen, das seine dabey zu thun, daß er von der Societaet 4 einige Unterstützung bekommen mögte. Wegen des lateinischen Schulmeisters 5 habe mit verschiedenen engl, und deutscher Nation geredet, welche aber vor iezo nichts determiniren können, weil noch ein lateinischer Schulmeister hier ist, welchen sie voriezo noch nicht abdancken können. Vermuthlich wird Η. P. Barton diesen Umstand an HErrn D r Smith 6 berichtet haben, daher es vor nöthig erachte, dieses Umstandes wegen an Herrn P. Goeranson 7 selbst zu schreiben, überdem, da ich nicht englisch schreiben und er das Deutsche nicht verstehen kann. Solte der andere Schulmeister abgehen, so will berichten wie die Lancaster Herrn gesinnet sind. Dero väterlichen Segens Wunsch, wolle Gott nach seinem ganzen Inhalte aus Gnaden an mir erfüllen, weil alles deßen, so Sie mir erbitten helfen, vor vielen 1000 so gar nothwendig brauche. Ihre geklagte Schwäche des Leibes wolle der Herr aus Gnaden heben, und Ihnen noch viele gesunde und vergnügte Tage schenkken, damit durch Sie an Lehrern und Zuhörern noch viele Frucht und Nutzen könne gestiftet werden. Wegen meiner Reise nach Philadelphia weiß bißher noch nicht wie bald es möglich von hier abzukommen, obgleich diesen ganzen Winter hindurch gern einmal wäre ausgespant worden, um alle meine geehrten und lieben Freunde in Philadelphia zu sehen und mit ihnen mich zu erfreuen. Wegen des so gütigsten Anerbietens wegen meines zärtlich geliebten Freundes Herrn P. H. Mühlenberg 8 und seiner versprochenen Dienste vor mich, bin recht herzlich danckbar und ist mir lieb, daß im Fall der Noth meine Zuflucht dorthin nehmen darf. HErrn M. Gerocks Umstände 9 sind nach Dero gütigen Erzehlung in der That recht betrübt. Wir haben hier oben einigemal gehöret als ob er in Philadelphia mit Frau und Kindern sey, allein es scheint nicht an dem zu seyn. Es kam auch die Nachricht hier an, daß in New York ein ganz neuer Prediger von Deutschland angekommen sey 10 , ist diese Nachricht wohl gegründet?
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Die Briefe des Jahres 1773
Wegen des Vermächtnißes an Ihre blühende Schule 11 , sey der Herr gelobet! vielleicht ist dieses ein Andrang nach mehrerer Hülfe. Die Verse habe mit Vergnügen durchlesen und verlangter maaßen an meine Frau 1 2 übergeben, welche vor dieses Present recht herzlich dancken und zu gleich Sie und Ihre Frau Liebste die Frau Pastorin grüßen läßet, von meinetwegen bitte gehorsamst ein gleiches unbeschwert aus zu richten. Ich verbleibe Teurester Vater im Herrn Dero Gehorsamster Sohn und Lehrling Heinrich Helmuth. P. S. Überbringer dieses Ein Indianer Prediger verlangte durch mich bey Ihnen recommandirt zu werden, dis ist aber alles was thun kan weil ich denselben so wenig kenne, als er Ihnen bekant seyn wird. Er hat bey uns etwas weniges bekommen, ohngefehr 30 s. Noch muß melden, daß mich sehr geirret wegen der Erklärung der Offenbahrung Johannis von N. Beck 1 3 heraus gegeben, indem dieselbe nicht dem Neu Länder Mr. Keller, sondern einem Separatisten im Lande gehöret, von welchem ein Nachbar Mr Reidenauer sie gelehnt und mir herrüber gebracht hatte. Ich hatte des vergeßen und stand immer in dem Irthum, sie gehören Kellern, weil mehr Bücher von ihm zu durchlesen bekommen hatte. Mr. Reidenauer hat nach dem Buche bey mir schon nachgefragt.
Reinschrift in AFrSt IV D 1:9 S.33 — 36. Auf der letzten Seite steht die Anschrift: „To the Reverend M' Mühlenberg, Rector of St. Zions and Michaelis Corporation, in Philadelphia." ' Nicht erhalten. Traugott Friedrich Illing; vgl. Nr. 592 Anm. 11. 3 Thomas Barton, anglikanischer Prediger in Lancaster. 4 Die Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts. 5 Johann Christian Leps; Jurastudent aus Halle, kam um die Jahreswende 1772/1773 nach Philadelphia und wurde zunächst Lehrer an Kunzes Seminar (vgl. Nr. 603 S. 488). Er erhielt eine Berufung aus Loonenburg, Ν. Y. und wurde daraufhin zum Diakon ordiniert (vgl. Nr. 633 und Nr. 639 S. 620 f. mit Anm. 27). 1781 kam er nach Pennsylvania zurück, fand aber nicht mehr den rechten Anschluß an das Ministerium. Vgl. Haussmann S. 20 — 22 und Glatfelter I S. 82. 6 William Smith; Prorector des College von Philadelphia. 7 Anders Göranson, Pastor von Wicaco. 8 Gotthilf Heinricht Ernst, Pastor der Raritan-Gemeinden. Es bleibt unklar, worauf Helmuth sich bezieht. 9 Vgl. Nr. 589 und Nr. 595. 10 Vermutlich bezieht sich die unbestätigte Nachricht auf Leps (vgl. Anm. 5), der ja in Halle studiert hatte. 11 Bezieht sich wohl auf die Pfarrschule, kaum auf Kunzes Seminar, dessen Entstehen und Erfolgsaussichten Mühlenberg skeptisch beurteilte, oder Mühlenbergs Pläne für Barrenhill und die Solms-Rödelheimsche Stiftung (vgl. dazu Nr. 603 S. 487 - 492). 2
Nr. 600/601 12 13
1 8 . 1 . / 2 . 2., 1 5 . 7 . 1773
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Barbara, geb. Keppele. Christian Ludwig Beck, Beleuchtung der O f f e n b a r u n g Jesu Christi, Frankfurt und Leipzig 1768.
601. J. A. Urlsperger1 und F. M. Ziegenhagen an M.
Augsburg, 2. 2. 1773/ Kensington, 15.7. 1773
Vollmacht: Im Namen unseres großen Ober Hirten Jesu Christi, vor deßen Richterstul an jenem Tage wir alle, Lehrer und Zuhörer, zumal auch wir Prediger werden gestellet werden, damit ein jeglicher empfange, nach dem er gehandelt hat bei Leibes Leben, es sey gut oder böse 2 . Auch der Herr gebe, daß als denn ein jeglicher Freudigkeit habe, und nicht zuschanden werde bei der Erscheinung seiner Zukunfft. 3 D a bereits seit geraumer Zeit sich zwischen den dermaligen Eben Ezerischen Lehrern Herrn Christian Rabenhorst 4 , und Herrn Christoph Friedrich Triebner 5 solche leidige Irrungen eingefunden, die nicht nur ihre eigene Gemüter in schädliche Unruhe und Mißtrauen gegen einander gesetzet, sondern auch selbst gefärliche Spaltungen in der Gemeine veranlaßet, von welcher sich gantz Wiedersprechende bald Zeugniße, bald Anklage nach London und Augsburg übersendet worden, in Ansehung, deren wir nun selbst nicht mehr wißen, was wir sagen und dencken sollen, so haben des Herrn Hofprediger Ziegenhagens Hochwürden, jener alte Vater EbenEzers an Endes unterschriebenen den Vorschlag gethan, zu Beilegung dieser schädlichen Riße den Herrn Pastor Heinrich Melchior Mühlenberg zu Philadelphia zu ersuchen, um Gottes und seiner Ehre willen sich die Mühe nicht dauren zu laßen nach Eben=Ezer zu reisen, und durch seine Gegenwart unter göttlichem Beistand bei unparteiischer Untersuchung und Entscheidung der obwaltenden Streitigkeiten die alte Ruhe und Friede wiederum herzustellen. Gleich wie nun dieser wichtige Vorschlag, der einige dermalige mögliche Weg ist, den Eben Ezerischen Übeln mit Gott abzuhelffen; so ist Endes unterschriebener nicht nur allein demselben mit vieler Dancknamigkeit [ = wohlwollende Zustimmung] beigetreten, sondern da er von einer Hochpreißlichen Englischen Gesellschafft von Beförderung der Erkentniß Christi, deren correspondirendes Mitglied zu seyn 6 , er selbst die Ehre hat durch seinen nun vor dem Trone Gottes und des L a m m e s 7 in himlischer Herrlichkeit stehenden ohnvergeßlichen Vater 8 jenem großen Wohltäter Eben Ezers, autorisirt und bevollmächtiget ist, beides über die Lehrer Eben Ezers, als die dortige Gemeine wachen zu helffen und mit Zuziehung bewährter Knechte Gottes diejenige Vorkerungen zu treffen, durch welche die reine Lehre des Evangelii, und ein demselben gemäßer Wandel mithin denn auch vornämlich Einigkeit und Friede unter den Lehrern selbst und unter der Gemeine erhalten werde; so ersucht er
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Die Briefe des Jahres 1773
durch gegenwärtiges den H. Heinrich Melchior Mühlenberg Pastorem zu Philadelphia sich um Gottes und deßen Ehre willen gefallen zu laßen, nach Eben Ezer zu reisen, und unter göttlicher Anruffung und Beistande die Ruhe und das gute Vernemen unter den Lehrern selbst und unter der Gemeine wieder herzustellen. Zu diesem Ende giebt er, in Hofnung geneigter Willfärung in diesem Auftrage wolgemeldten H. Pastor Mühlenberg in Gottes Namen auch mit volkomner Beistimmung des EbenEzer theuren Herrn Hofprediger Ziegenhagens, und zwar mit gleichem Ansehen und Würckung, als wenn er selbst gegenwärtig wäre, die gäntzliche Vollmacht nach denen ihm hierüber zugefertigten nähern Instructionen 9 , die dortige Herren Prediger über ihre Irrungen zu vernemen, dieselbige unpartheiisch zu untersuchen und beizulegen, sich auch hier zu der jenigen Glieder der Gemeine nötigenfalls zu Assistenten zu bedienen, die er selbst nach seiner Klugheit, als hierzu tüchtig erkennen wird. Und gleich wie man hiebei beides in die Herren Prediger als die Gemeine das gute Zutrauen setzet, daß sie, ein bloß zu ihrem eigenen zeitlichen, geistlichen und ewigen Heil abzweckendes ohnehin mühsames und verdrießliches Geschäfte wol erleichtern, aber nicht erschweren werden; mithin sich den Hn. Pastor Mühlenberg in solchem Auftrage alle nötige Bereitwilligkeit und Gehorsam ohnfehlbar von allen und jeden werde zu versprechen haben; so erinnert doch noch überdiß gegenwärtiges, beides die Herren Prediger als die Gemeine hertzlichst und voll Liebe gegen sie aber auch ernstlichs ihrer Pflichten, nach denselbigen dasjenige zuthun, was vor Gott recht und vor Menschen verantwortlich ist. Mit dem Beifügen, daß wo gegen Vermuten sich das Gegenteil äusern solte, derjenige, oder diejenigen sich nicht nur hieran gröblich versündigen und mit schnödem Undanck ohnzälbare empfangene Wohltaten vergelten, und also den göttlichen Zorn auf sich laden würden, sondern auch nach menschlichen Verhältnißen erfaren solten, zu ihrem eigenen Schaden unweißlich gehandelt zu haben. Der Herr aber laße in diesem gantzen Geschäffte seine Ehre, der Lehrer und der Gemeine Bestes erhalten werden, und wende alles zum dauernden Segen Amen! Bei Gott ist kein Ding ohnmöglich 10 . Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubet 11 . Herr gieb und stärcke uns den Glauben. Amen! Augsburg d 2ten Februar 1773. [Locus Sigilli] 12
Johann August Urlsperger des Evangelischen Ministeriums in Augsburg Senior, der Pfarrgemeine zum heil [igen] Creutz Pastor, der Englischen Geselschaft von Beförderung der Erkentniß Christi correspondirendes Mitglied.
Nr. 601
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2. 2./15. 7. 1773
Vorstehende Vollmacht für S[alvo] T[itulo] H. Pastor Heinrich Melchior Mühlenberg in Philadelphia, die der S. T. Herr Senior Urlsperger in Augsburg auf mein Ansuchen und Bitte für ihn, zur Herstellung des gekränckten Friedens, und vormaligen gesegneten Zustandes der lieben Gemeine zu Eben Ezer in Georgien, liebreich aufgesetzt und mir zugesandt hat, unterschreibe ich mit hertzlicher Bereitwilligkeit, und unter hertzlichem Gebet und Flehen um göttliche Benedeiung und reiche Erfüllung des gesuchten heilsamen Zwecks, gebe ich meine vollkommene Zustimmung und Consensum zu derselben. Kensington den 15 ten Julii 1773. [Locus Sigilli] 13 Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch Übersetzung in Tappert 11 S. 556 f.
Friedlich] Mich[ael] Ziegenhagen in PM 95 A Nr. 14 1774 -75
S. 1-7.
Englische
1728 - 1806; setzte das Engagement seines Vaters (Anm. 8) für die Salzburger in Ebenezer fort, legte allerdings 1776 seine öffentlichen Ämter nieder und verfolgte bereits früher gehegte Pläne zur Vereinigung antiaufklärerisch gesonnener Kräfte. Auf seine Initiative kam 1780 in Basel die Deutsche Christentumsgesellschaft zustande. Vgl. Horst Weigelt, Johann August Urlsperger und die Anfänge der Christentumsgesellschaft, in: Pietismus und Neuzeit, 7 (1981), S. 5 2 - 6 8 . 2 Vgl. 2 Kor 5,10. 3 Vgl. 1 Joh 2,28. 4 (1728 — 1776); als Reiseprediger des 3. Transports von Auswanderern kam er im Dezember 1752 in Ebenezer an und heiratete im Februar 1753 die begüterte Witwe Anna Barbara Kraft. Schon sein Verhältnis zu Boltzius und Lemke gestaltete sich schwierig. Nach deren Tod kam es zwischen ihm und dem neu entsandten Christoph Friedrich Triebner (vgl. Nr. 484 mit Anm. 5) zum offenen Streit, der erst durch seinen Tod im Dezember 1776 ein Ende fand. Vgl. Winde S. 48 - 50, 5 3 - 7 1 , 178 - 1 9 2 und Jones S. 113 - 1 2 5 . 5 Vgl. Nr. 484 mit Anm. 5. 6 Seit 1765; vgl. Weigelt (Anm. 1) S. 52 f. und Eamon Duffy, The Society of [!] Promoting Christian Knowledge and Europe: The Background to the Founding of the Christentumsgesellschaft, ebd. S. 28 f. 7 Vgl. Apk 22,3. 8 Samuel Urlsperger ( 1 6 8 5 - 1 7 7 2 ) ; vgl. Bd. I Nr. 33 S. 134 Anm. 4. ' Erhalten als Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 7 - 1 3 : „Der Bevollmächtigte P[astor] M[ühlen]b[erg] hat 1) mit größter Unparteiligkeit die Klagen beider Hn. Prediger zu vernemen und zu beurteilen, auch benötigten falls Glieder der Gemeine hierüber Zeugniße ablegen zu laßen. 2) So viel möglich die Anzal der Klagen zu vermindern und auf wenige Haupt Klagen zu reduciren, die so viel mir wißend da hinaus fallen werden, daß H. R[abenhorst] überhaupt eigennützig, gewalttätig und aus Eigenutz nicht nur selbst die benötigte Kirchenzucht verabsäume, sondern sie auch verhindere. Was aber H. Tr[iebner] anbetrifft, dahin gehen, daß er gleichfals gewalt tätig, eigensinnig, und nicht Friede halten können, wenngleich H. R . hiezu die Hände biete. Auch solle Er bei der Kirchenzucht nicht die gehörige Maaße und Weise gebrauchen, mithin auch dadurch Unheil unter der Gemeine anstifften. Diese Punckte sind nun zu untersuchen, doch aber zu mercken, daß der vor H. Tr.s Zeiten gerümte Friede unter den Eben Ezerischen Lehrern nicht seine volkomne Richtigkeit habe, da es auch ehemals immer viel Streit und Klagen wegen H. R. gesetzet, nur daß es durch Nachgeben der verstorbenen Lehrer nicht also ausgebrochen, wie es anjetzo öffentlich leider ausbricht. 1
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Die Briefe des Jahres 1773
3) Da auch die Verwaltung der Mühl»Anstalten ein Zunder vieler Zwistigkeiten worden: so sind auch diese Klagen zu vernehmen und zu entscheiden. In der Hauptsache muß es doch dabei bleiben, daß die Einkünffte der Mühl=Anstalten unter der Direction von London und Augspurg stehen, da ich keinen andern Ursprung aller dieser Anstalten als diesen weiß, nemlich die in Europa gesammelten, und zu mal auch durch die Hand meines seligen Papa [Samuel Urlsperger] nach Eben=Ezer gesandte Liebes=Gaben dahero auch diese Anstalten beständig in dem alten Zusamenhang mit Europa verbleiben, und über deren Anwendung zum Besten Eben= Ezers, teils Rechenschafft zu geben, teils Anweisung anzunemen ist. 4) Auch ist von H. R . wegen der übernommenen Plantage ein Kaufbrief aufgerichtet worden. Η. P. M[ühlen]b[erg] wird denselben nachsehen und vernemen ob die Bedingungen des Kaufs bisher erfüllet worden oder nicht? Solte es nicht geschehen seyn, so hat sich H. R. hierüber zu erklären und ist an die Erfüllung hievon zu erinnern. 5) Alles Übrige wird der Klugheit des Bevollmächtigten überlaßen, der Sorge tragen wird unter Gottes gnädigem Beistande, das zu stifftende Friedens=Band auf einen vesten Fuß zu setzen. Zu diesem Ende wird er auch sich die beide Herren über eines jeglichen zu verrichtende Arbeit und die Art und Weise deßelben vergleichen laßen. Solte aber aller Bemühungen ohnerachtet sich Eintracht nicht finden wolte, einen unparteiischen Bericht und Gutachten über alles erstatten, da denn die weitern Verfügungen zu seiner Zeit werden gemeldet werden etc. etc. Augsburg d 20 Decemb: 1772 Johann August Urlsperger, des Evangelischen Predigt Amts alhie Senior der Evangel. Pfarr Gemeinde zum heil. Creutz Pastor. Zweites pro Memoria, so sich auf dasjenige beziehet, welches bereits d 20 Decembr. 1772 ausgefertiget worden: noch weitere Anweisungen vor den Ρ: M . in dem ihm aufgetragenen Eben Ezerischen Visitations* und Friedens=Geschäfte. 1) Da in einem von T[itulo] S[alvo] Herrn [Johann Gerhard Wilhelm] von Brahm noch an meinen sel[igen] Papa abgelaßenen Schreiben d[e] d[ato] St: Augustin in Ostflorida 5ten Februar: 1770 folgende Worte gelesen werden: „wollen Sie mir die Liebe erweisen, und durch vier Jare lang, järlich den 20sten Novemb: fünf und zwantzig £ sterl. auszalen, an solche liebe Freunde, denen ich, wie Sie beßer als ich wißen, durch meine Reise anhero ein Schuldner worden, Sie werden mich dadurch sehr verbinden. Vielleicht haben sie Gelder nach Eben=Ezer zu senden, von welchen Sie järlich so viel zurückzuhalten belieben. Ich werde dieses Jar g[eliebts] G[ott] den Anfang machen und Hn. Rabenhorst p[er] Wechsel 25 £ sterl. übermachen und damit 4 Jare continuiren, vor welche Gelder er ihnen Rechenschaft geben wird." Es fragt sich also, ob Herr Rabenhorst dergleichen Gelder von Herrn von Brahm bishero erhalten? Da denn nach Beschaffenheit der Antwort ich nicht ermangeln werde, das weitere an Hn. von Brahm zu seiner Zeit zu schreiben. 2) Die zwischen H. Rabenhorst und H. Triebner entstandene Praecedentz Streitigkeiten, sind dahin zu entscheiden, daß was das Amts=Alter anbetrifft, der Vorzug dem Hn. Rabenhorst nicht verneinet werden kan: H. Triebner aber ist dem H. Rabenhorst deshalb nicht subordinirt; sondern an die Seite gesetzt, beide aber haben sich gegeneinander nach dem Inhalt des 133 Ps[alms] über welchen heute geprediget, zu achten, wobei mir unter dem Vortrage mehr als einmal die Eben Ezerischen Lehrer eingefallen, und ich Gott hertzlich bitte, daß Er diesen Psalm hinfüro ihr Muster, nach dem sie sich richten wollen, seyn laße. 3) Gut wird es seyn wenn P. M b . die Arbeiten dieser 2 Hh. Prediger so gegeneinander vergleichen wird, daß jedem seine gewiße Arbeit zukommen; da sie hernach bei vorkommenden Notfällen sich ja hoffentlich in Liebe also aushelffen werden, wie benachbarte Prediger auf dem Lande, in der gantzen Evangelischen Kirche es so häuffig beständig zu thun pflegen. 4) Vornämlich hat P. M b . zu untersuchen, ob es nötig, daß in Eben Ezer selbst zween Hh. Prediger wonen, und wenn es nötig, so wird er wißen, ob nicht Pennsylvanien einen rechtschafnen Mann mißen, und Eben Ezer schencken kan, da denn von Deutschland aus eher nach Pennsylvanien, als dermalen nach Eben Ezer ein tauglicher Mann zu bekommen seyn mögte
Nr. 601/602
2. 2., 15.7./21. 2. 1773
483
*observ[atio]: im Original finden sich solche zarte Durchstrichlein, welche mich etwas verlegen machten, weil ich nicht weiß, ob es von einer Hand geschehen, oder eine Fliege mit Dinte an ihren Füßen die zarten Strichlein ohne Lineal in die Queer verursachet, welches mir oft begegnet ist in Sommers Zeiten. Folglich habe den Paragraph in Suspenso gelaßen. 5) Auch wird P. M b . den äuserlichen Gottes=Dienst in anständige Form zu bringen und zu untersuchen haben, was die Gemeine zum Beßern Unterhalt ihrer Lehrer teils würcklich beitrage, teils nach Billigkeit beizutragen im Stande sey. 6) Überhaupt wird der Η. P. Mb. alles abstellen was schädlich, alles befördern aber was heilsam und nützlich den Lehrern und der Gemeine seyn kan. Als zu welchem allem er hierdurch, auch was sonst noch der Hochwürdige Herr Hofprediger Ziegenhagen beizufügen nöthig erachten würde, ohne Unterschied bevollmächtiget und berechtiget wird. Der Herr gebe seinen Segen zu allem. Amen! Augsburg d 10 Februar: 1773. 10 11 12 13
Johann August Urlsperger Senior und Pastor."
Vgl. Lk 1,37. Vgl. Mk 9,23. Im Manuskript durch eine grobe Handskizze verdeutlicht. Ebenso.
602. J. N. Kurz an M.
York, 21. 2. 1773
York d 21. Febr. 1773 HochEhrwürdiger HErr Senior, Werthester Herr Gevatter, Lange Zeit ist schon verfloßen, daß ich nichts von Ihnen gehöret, noch auch von Ihren werthen Händen empfangen habe. Nichts demnach als das sehnliche] Verlangen, zu vernehmen wie Sie sich in dißem Jammertal annoch befinden, beweget mich diße wenige Zeilen abzuschiken. Ich, nebst denen Meinigen sind unter dem Verschonen der Langmut und Erbarmung unsers versöhnten Vaters durch Christum erhalten geblieben. An Mühe und Arbeit hat es unter deßen nicht gefehlet. Doch muß auch zum Preise des herlichen Gottes rühmen, daß er mein hierseyn und Arbeit segnet zur Überzeugung vieler Unwißenden Seelen. Gelobet sei Gott! Die Gemeinde in Connegetshik 1 hat sich geweigert einen Beruf meinem Bruder 2 zugeben, bei seinem Daseyn. Die Ursache davon habe noch nicht völlig erhalten. Die Ältesten in Baltimore haben an mich verlangt, daß ich sie besuchen solte. Welches ich ihnen auch versprochen. Aber mit meinem, und einem Besuch wird ihnen wohl nicht gedienet seyn. Daher fragt sichs, wen soll ich der Gemeine vorschlagen, wenn sie um einen ordentlichen] Lehrer anhält 3 ? Ich hatte wohl noch eins und das andere zu berichten, wie auch mich näher bei Ihnen zu erkundigen, wegen dem Hochdeutschen Seminario 4 in phil: allein, da ein Botte wartet, mich zu einem Kranken 16 Meil ab, abzuholen, so muß schliesen, und grüße und küße aus alt Freundschaftliche]r Liebe meinen alten Freund und Vater Nicolaus Kurz.
484
Die Briefe des Jahres 1773
Reinschrift in AFrSt IV D 1:10 S. 37 - 40. Auf der letzten Seite steht die Anschrift: „To the Ret/ Mr Muhlenberg, Senior of the Lutheran Ministry, at Philadelphia. Pier] Mr David Dutt." 1 2 3
4
Conococheaque. Johann Wilhelm Kurz, Pastor in Earltown. Mühlenberg schlug Gerock vor, der die Gemeinde auch übernahm. Vgl. Nr. 609 S. 531 und Glatfelter I S. 43. Gemeint ist Kunzes Vorschlag, eine deutsche höhere Schule in Philadelphia einzurichten. Dies wurde erstmalig am 12. 1. 1773 auch in der Zeitung (Staatsbote) bekannt gemacht. Vgl. Haussmann S. 20 — 24, zu Mühlenbergs Haltung ebd. die nachfolgenden Seiten sowie Nr. 603 S. 4 8 7 - 4 9 2 und Nr. 606.
603. An [G. A. Freylinghausen
und F. M.
An Hochwürdige, schuldigst zu verehrende Väter und Directores der Pennsylvanischen Mission in Kensington und Glaucha etc.
Ziegenhagen] Philadelphia,
1. 3. 1773
Philadelphia d 1 Mertz 1773.
Gemeine Anmerckungen pro Memoria: Si.
Extracte aus dem Protocoll der S: Michaelis Corporatione 1 : Pag: 234. In der Versamlung am 21 October: 1772 referirten die Deputirte, „daß Η. P: Schultze auf ihre Anfrage geantwortet: Er wolte schrifftlich erwiedern, was er gesinnet wäre. Der Rector sagte, Η. P: Schultz hätte beim Abschiede zu verstehen gegeben, daß er in den gegenwärtigen Umständen seine Tolpehaker Gemeinen noch nicht verlaßen könte, und keine schrifftliche Antwort nötig erachtete 2 ." Pag: 235 in der Kirchenraths Versamlung am 9 Decemb: 1772 ward die Corporat: dahin schlüßig: „weil Η. P: Schultz in den jetzigen Umständen nicht zurück kommen könte, daß Heinrich Mühlenberg jun: seinem Vater im Predigt Amt adiungirt werden mögte; mit dem Beding, daß laut der Philad: Kirchen» Ordnung dieser Schluß der Gemeine erst vorgelegt und einige Tage Zeit gelassen werden müße, um zu sehen, ob 2 Drittel von ordentlich=communicirend= und contribuirenden Gemein=Gliedern was erhebliches und gründliches bei der Corporation dargegen ein zu wenden haben? Im fall aber 2 Drittel von besagten Gliedern damit zufrieden sind, und in der Bedenckzeit nicht dagegen protestiren, so bleibt der Schluß gültig." Am 4ten Advent Sontage d. 20 Dec: 1772. wurde in beiden Kirchen folgendes öffentlich abgelesen: „Wir haben unserer Gemeine was vorzutragen und bitten um Ihre Aufmerksamkeit:
Nr. 602/603
21. 2./1. 3. 1773
485
Es ist bekant, daß Heinrich Mühlenberg sen! in den verfloßenen 30 Jaren seines Hierseins durch viele Reisen, Mühe und Arbeit entkräfftet worden und nun im Alter die Schwachheiten sich vermeren, und er nicht im Stande ist, in den weitläufftigen Amts=Geschäfften und Forfällen seinem H. Collegae Kuntze gehörig beizustehen, noch weniger unsern mitvereinigten Gemeinen in der Nähe und Ferne in Notfällen zu Hülffe zu kommen. Es ist auch bekant, daß vor 2 Jaren es die Not unserer ersten mit vereinigten Gemeinen in Tolpehaken erfoderte, daß einer von den ältern, mit den Landes Umständen bekanten Predigern auf ein Zeitlang zu Hülffe komen muste, entweder der alte Mühlenberg, oder H. Pfrr: Schultze, und daß die Ehrsame Corporation und der gröste Teil der Gemeine es für ratsamer hielten, wenn der Mühlenberg sen: bei der Hand bliebe, und H. Schultze dismal die verlaßenen Land=Gemeinen zu retten suchte, mit dem Beding, daß er hier seinen Beruf und Amt nicht aufgeben, sondern wenn es die Not erfoderte, wieder heim komen mögte 3 . In dem nun der Mühlenberg sen: zeithero die Abname seiner Gemüts» und Leibes=Kräffte mercklich verspüret, und vernünfftiger Weise sein Ende vermutet; so hat er verschiedene mal bei Hochwürdigen Vätern in Europa, wie auch bei der Ehrsamen Corporation Vorstellung getan, daß Sie Ihn entweder frei geben, oder ihm eine Erleichterung, und dem H. Pfrr: Kuntze Beihülffe gütigst besorgen mögten. Bemeldte Corporation hat des wegen, teils durch Abgeordnete, teils auch durch den Rector, den H. Pfrr: Schultz ersuchen und fragen laßen, ob er noch in diesem Jare wieder heimziehen könte und wolte? worauf H. Pfrr: Schultz dem Rector geantwortet: daß er seine Land=Gemeinen in den jetzigen Umständen noch nicht mit gutem Gewißen verlaßen könte, teils, weil sie erst kürtzlich einen kostbaren 4 Pfarr=Haus=Bau unternomen, teils auch, weil die Philadelphische Gemeine noch keine erhebliche Not und Mangel an Lehrern und Gottes=Dienst zu haben schiene, und das Auf= und Abziehen mit der Familie und zerbrechlichem Hausrat nicht so leicht, sondern beschwerlich und kostbar wäre. Um nun der Sache so viel als möglich zu raten und zu helffen; so hat die Ehrsame Corporation nach langer Überlegung den einmütigen Schluß gefaßt, daß H. Heinrich Mühlenberg jun: der vor 2 Jaren auf der Synodal Versamlung vor dem gantzen Rev: Ministerio geprüfft und zum Lehr» und Predigt=Amt eingesegnet worden 5 , daß der bemeldte Heinrich Mb: jun: seines Vaters Vicarius, Adiunctus oder Helffer an der S: Michaelis* und Zions Gemeine verordnet sein solte, so, damit er durch Gottes Gnade seinen Vater in deßen Schwachheiten unterstützen und in liebreicher Vereinigung mit dem H. Pfrr: Kuntze das Amt an der Gemeine als Mitarbeiter versehen könte. Zu dem Ende werden nach der Regel unserer Kirchen=Ordnung alle, und jede ordentliche communicirende und contribuirende Glieder der S: Michaelis und Zions Gemeine hiemit öffentlich gefragt, ob sie mit dem Gutachten und Schluß der Corporation vergnügt und zufrieden sind? nemlich, daß H. Heinrich Mühlenberg der Jüngere zum Vicario, Adiuncto oder Helffer an der Gemeine verordnet
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Die Briefe des Jahres 1773
werde? Wer mit der Corporation einstimig ist, der bitte Gott um Gnade und Segen für die Arbeiter an der Gemeine aus der Fülle Jesu Christi 6 . Wer aber was erhebliches dar wieder einzuwenden hat, der beliebe es in diesen vier Tagen vor dem Christ Feste in der obern Schulhaus=Stube bei den Hh. Ältesten oder Vorstehern zu melden. Solte sichs denn am Ende der 4 gemeldten Tage vor Weihnacht finden, daß der gröste Teil von den ordentlichen Gemein» Gliedern mit dem Schluß nicht zufrieden wären, so wird er nicht volzogen. Denn der alte Mühlenberg versichert, daß er weder sich selber, noch seine Söhne dieser Gemeine aufdringen, sondern auch zu frieden sein werde, wenn sie ihn und seine Söhne nicht verlangen, und sich beßer raten können, maßen einer so schon etliche hundert 7 , der andere 80 Meilen entfernet 8 und der letzte auch Ansprache und Beruffe genug in andern Gegenden hat, 9 wo es an Arbeit, Leiden und Brodt nicht ermangelt." A[nno] D[omini]
1773.
Am 5 ten Januar: im versamelten Kirchen=Rath erfolgte pag: 240: Extr: „Und da nach dem Zeugniß der Hh. Ältesten und Vorsteher in den bestirnten Tagen und Abenden sich niemand, oder gar kein Gemein=Glied gefunden, der was wieder den publicirten Schluß eingewandt /: außer ein einiger, der angemerckt, daß die Sache politisch angegriffen :/ und demnach die Corporation überzeugt ist, daß alle ordentliche Glieder der Gemeine mit dem bemeldten Schluß völlig übereinstimmen, so vollziehet und bekräfftiget hiedurch die Ehrsame Corporation einmütig den approbirten Schluß folgender maßen: Mit Genemhaltung der Hochw: Herren Väter und Directoren, Im Namen Gottes, auf Begeren der gegenwärtig verordneten Lehrer, mit völliger Genemigung der constituirten Corporation und Übereinstimmung aller ordentlichen Glieder der S: Michaelis und Zions Gemeine, sei hiermit der Ehrw: H. Heinrich Mühlenberg jun r beruffen, verordnet und bevollmächtiget, als Adiunctus, Vicarius, Substitutus oder Helffer seines Vaters, unsers annoch lebenden Rectors und ersten Predigers der S: Michaelis und Zions Corporation und Gemeine in, und um Philadelphia, um mit demselben seinen Vater für eine Person, in lieblicher Übereinstimmung und Christlicher Einigkeit mit dem zweiten Lehrer und Seelsorger an der S: Michaelis und Zions Gemeine, wie auch dem annectirten Filial der S: Peters Kirche in Whitemarsh Township zu stehen, und das Lehr» und Seelsorger Amt gemeinschafftlich zu versehen und zu bedienen, nach aller von Gott zu erbittenden Treue in der Evangelischen Lehre und Administrirung der heil. Sacramente nach dem Grunde der Apostel und Propheten, der ungeändert Augspurgischen Confeßion etc. und der eingefürten Philadelphischen Kirchen Ordnung und Liturgie 1 0 gemäß. Für solchen ihm sein Vater bescheret und Auffenthalt im
seinen Adiunctus, Vicarius oder Substituten Dienst, verspricht järlich notdürfftig Eßen und Trincken, wie es Gott der Herr seine Umstände leiden wollen, ferner eine Stube für seinen Pfarrhause, wie auch zwantzig £ curr: von seinem järlichen
Nr. 603
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Salario, wozu er auch järlich die 30 £ curr: von dem Filial in Whitemarsh haben, wo von er seine notdürfftige Kleidung und übrige Bedürffniße besorgen mag. Und da es uns, den gegenwärtigen Lehrern, wie auch dem gesamten Corporations Collegio so wol als allen ordentlichen Gemein=Gliedern ob, und am Hertzen liegt, daß unsere Kirchen und Gemeine allezeit mit gelehrt» begabt» begnadigt» getreuen Lehrern und Seelsorgern versehen sein und bleiben mögten, und es aus der lieblichen Übereinstimmung der Corporation und ordentlichen Gemein-Glieder deutlich erhellet, daß sie Liebe und Vertrauen zu den jüngern H. Heinrich Mühlenberg haben, und in der Hofnung stehen, er werde am Alter, Weisheit, Gnade und Erfarung zu nemen und wachsen; so beschließet, verordnet und erkläret hiemit die gegenwärtige Corporation einmütiglich für sich und ihre Successores daß bemeldter H. Heinrich Mühlenberg jun: nach dem Abschiede seines Vaters, der Zeit Rectors, bei unserer Gemeine an der S: Michaelis und Zions Kirche und Pertinentien, als ordentlicher dritter Prediger und Seelsorger bleiben, und mit hinlänglichem Unterhalt von derselben versorgt werden soll, so lange er sich in der heilsamen Lehre, Leben und Wandel dem heiligen Amte und der eingefürten privilegirten Kirchen=Ordnung gemäß verhält. Wozu der grosse Hirte seiner teuer erkaufften Schafe 1 1 seinen Segen und gnädiges Gedeihen verleihen wolle, um seines großen Namens willen! Welches Obige samt und sonders wir bekräfftigen und bevestigen mit eigenhändiger Unterschrifft und dem Insiegel der S: Michaelis und Zions Corporation, so geschehen d 5 ten Januar: A D: 1773 in Vestry-Room. Heinrich Schlesman Henrich Düberger Georg Grots Sebastian Seubert Michael Bauer Christoph Meyer.
[Locus Sigilli] 1 2
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Heinrich Mühlenberg p[ro] t[empore] Rector. Heinrich Keppele sen r . David Schaeffer Andreas Boshart Daniel Grub Friedrich Kühl Caspar Graeff Philip Hall Michael Schubert Friedrich Hegner Wilhelm Goettling Andreas Baertsch"
Weil nun Η . P. Kuntze mehr Unterstützung hat, und die jungen Arbeiter munterer und hitziger als alte entkräfftete, so foderte ich, daß sie beide den Kirchen=Rats Versamlungen so viel ihnen möglich, bei wonen mögten, um der äusern Umstände kundiger zu werden, maßen ein Mittel Punckt nicht wol ohne Peripherie sein kan. Z u dem Ende waren sie beide am 20 Januar: 1773 mit in der Corporations Versamlung, alwo sie nebst andern jüngern Gliedern
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die äusere Verbeßerung unserer Schulen in Vorschlag brachten, nemlich eine Freischule zu stifften. Folgende Sätze wurden beschloßen: 1) Es soll künfftig unsere Schule, in Absicht auf die Bezalung eine volkomne Freischule sein. 2) Zur Aufbringung des Schulgeldes werden folgende Maaß Regeln genommen: 1) es soll eine besondere Schulkaße errichtet, und dieselbe eben fals, wie bis her die Kirchenkaße, durch die Hände des jedes maligen Treasurers verwaltet werden. 2) Zum Behuf dieser Kaße soll eine Subscription gemacht, und damit zu denen etwas bemittelten Gemein=Gliedern gegangen werden. /: Η. Ρ: K: wolte die Mühe unternemen :/ Diese sollen diejenige beliebige Summen dahin setzen, die sie järlich zur Schule beitragen wollen, doch mit Vorbehaltung ihrer Freiheit, davon wieder abzutreten. 13 3) Von dieser Kaße sollen künfftighin alle Schul=Collegen salarirt, und das Salarium von der Corporation bestimmet werden. 3) Dabei soll auf die Errichtung einer neuen Klaße gesehen, und darin ein Vorschmack von Wißenschaften vorgetragen werden /: weil ein Studiosus juris aus dem Brandenburgischen, der in Halle studirt hat, hier vor kurtzem angekommen 14 , welcher der Professor ordinär: in den höhern Klaße werden solte, und welchem meine 2 Hh. Collegen K. und M . 1 5 als Prof: extraord: in der Klaße beistehen wolten. Diese lebhafften Vorschläge erweckten in der Versamlung schon Freude zum voraus, und überstimten mich beinahe, so daß sie auch schon nächsten Sontag in beiden Kirchen publicirt werden solten. Da ich aber weiß, daß die Gedancken der Dichter nach dem erhöheten Geschmack, nicht im Prosa gelten, so gab nicht zu daß es nächsten Sontag publicirt würde, sondern versprach bei der nächsten Session meine einfältige Gedancken von der Sache in Prosa vor zu legen, welches am 27 Januar: a[nni] c[urrentis] in der Versamlung folgender maßen geschähe: Unvorgreifliche Anmerckungen wegen des Vorschlags von einer volkomnen Freischule: „1) Die Michaelis und Zions Gemeine, ist seit der letzten Rechnung vom 6 Januar: ac. noch 4000 und verschiedene hundert curr: Pfunde schuldig, £ welche erfodern järlich: Intereße 260 2) Was järlich ohne Ausname aus der Gemeinkaße zu bezalen a) von dem Schul= und Pfarrhause „Grundzinß 9 b) von dem Haus und Eck Lot bey „Kirch: Grundzinß 12 c) für den Küster und Bälgentreter „järlich Lohn 8 d) für 2 .Prediger Familien järlich „Brennholtz 40
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e) für den 2ten Prediger järlich „Haus Zinse f) für eines Organisten und Vorsingers „Hauszinse g) für den ersten Prediger järlich „Salarium h) für den zweiten Prediger järlich „Salar
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g) für Brod, Wein, Lichter etc. zum „Gottes=Dienst h) Bau= und Beßerungs»Kosten etc. an „Kirch« Schul=Gebäuden i) für arme Freischüler järlich aus „der Kirchenkaße k) für 2 Schulmeister bei Aufwartung der Leichen
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curr: Transport
summa
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3) Die 2 Kirchhöfe sind voll und der übrige Raum hält kein Vierteljar mehr. Ein neuer Begräbniß Platz muß angeschafft werden 16 und wird nicht wenig kosten, und wie, oder wann sollen die Capitalien vermindert werden? Die Intereßen müßen aus den Allmosen die bei Gottes Dienstlichen Versamlungen fallen bestritten werden. 4) Die Quellen, woraus die Einkünffte fliessen oder tröpfeln, sind veränderlich a) Das Stuhlgeld ist wandelbar b) Über die quartal Collecte ist schon viele Jare her von mannichen Verdruß und Murren gewesen, und wenn an den Quartal Collecten Tagen nicht etwas ausserordentliches als ζ: B: Abendmal, Kirchen Musique, frembde Prediger oder besondere Texte auf gestellet werden, so fält es schmal genug. c) Das Prediger Salarium hat bisher in freiwilligen Gaben und Scherflein bestanden, welche nicht allein von allerhand neidischen Frei* und Secten Geistern, sondern auch schwachen Gliedern bedauert und so wol münd= als schrifftlich bestritten und begeifert werden. 5) Wenn man Stuhl· Salarium= und andere Register nach siehet, so findet man 2=, zum aller äusersten 300 Familien Häupter, die mehr oder weniger getan, oder noch tun können und wollen, auf welchen die Last gelegen und noch liegt. Wenn solche nun noch darzu eine vollkomne Freischule, die järlich etwa auf 400 £ käme, unterhalten, und man ihnen noch mehr aufbürden solte; so würden sie endlich müde und würffen die Last gantz ab.
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6) Kein Wunder wenn Schütz mit seiner güldenen Rose 1 7 und viel andere dergleichen Babelstürmerische Schrifften nach und nach bei Kirchen Leuten Eingang finden, die bei ihrer Religion, wie es heißt, die Hand immer im Sacke haben müßen, oder wie der H. von Loen 1 8 schreibt, daß die so genanten Geistlichen an ihren Gemein Gliedern schrappen, saugen und nagen, wenn sie auf die "Welt kommen, bei allen Veränderungen, bis wieder zur Welt hinaus. Alle Geschaffte und Handthierungen sind hier bereits übersetzt und die Eink ü n f t e zur täglichen Nahrung schwach und nicht überreichend. Ein M a n n mag noch so arm sein, so schämet er sich doch, wenn er soll ein Kind tauffen laßen, und nicht einen Schilling fürs Einschreiben aufbringen kan. Stirbt ein Gemein Glied klein oder groß, so erfoderts Geld für den Grund auf dem Kirchhofe, für den Todten Gräber, Leichen Bitter, Prediger etc. Stuhlgeld, Allmosen bei öffentlichen und privat Versamlungen, ja so gar bei Leichen, quartal Collecten, Salarium etc. Das alles komt dazu und hat des Gebens kein Ende. 7) In den Umständen will man schon eine gantze Frei Schule aufrichten. Ist gut gemeint und Christlöblich. Es heißt aber auch: qui vult aedificare turrim, computet Sumtus 1 9 . Die einfachen Alten pflegten zu raten, man solte a facilioribus ad difficiliora [vom Einfacheren zum Schwierigeren] schreiten. Doch woher sollen die Summen Geldes kommen, die zu einer solchen Anstalt gehören? Antw: aus derselbigen Gemeine die in obbesagten Schulden und Interessen stecket; oder von den 2 bis 300 Familien, die immer Last getragen, und k a u m Othem schöpffen können. 8) Gesetzt die Lasttragenden Familien tun es den Predigern /: so lange sie selbige leiden können :/ zu Liebe, oder auch um Gottes willen, oder aus schaam, um nicht geringer zu scheinen wie andere, oder aus Vorteil wenn sie viele Kinder zur Schule zu schicken haben, und bezalen etwa für ein Jar die bestirnte Summe von 20 shill., so wird die Schule fast so viele Directores als Contributores kriegen. Wer denn 10 oder 20 Schillinge giebt, der wird gern für 2 £ daran zu befehlen haben, oder sich künftig bedancken ein Contributor zu sein. 9) Und gesetzt ein geliebter Prediger preßet für ein Jar die erfoderliche Summe von den schon gepreßten Gliedern heraus, machet den schönsten Plan für eine solche Anstalt, wo werden mehr Kinder kommen als bereits das Schulhaus füllen, und werden auch mehr Meisters und Schulhäuser oder Räume nötig sein. Der beste theoretische Plan wird weder die Affen Liebe der Eltern, noch die p[ro] t[empore] Schul Lehrer metamorphosiren in diesem americanischen Climate. In der Schule kan man die Kinder zur Not wol mit allerlei gelinden und harten Mitteln, oder M a x i m e n , wers versteht, zur Ordnung halten, aber nicht außer der Schule, auf der Straße oder daheim. Würde ein Kind nach Verdienst hart gezüchtiget oder aus der Freischule verwiesen, so solte man das Geschrei hören, und die Belonung nicht gern mit denen Scholarchen, Inspectoren oder Meistern teilen etc. 10) Meines geringen Erachtens mögte es wol ratsamer sein, wenn man sich nach der Decke streckte 2 0 , oder an den Bäncken gängelte 2 1 , ehe man lauffen oder fliegen wolte.
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11) Wenn so viele willige Glieder in der Gemeine wären und etwa ein mäßig Salarium für den von Halle gekommenen Studiosum Juris Mr: Leps zusamen legen wolten, so könte derselbe zur Probe täglich erst eine Stunde in unserer ersten und zweiten Classe der Deutschen Schule helffen, weil in beiden für jeden Schulmeister zu viel Kinder sind, und die übrigen Stunden auf eine selectaner Claße verwenden. Fände man ihn tüchtig und gut einschlagend, so könte er mit der Zeit Ludi Magister 2 2 werden. Im gleichen wäre auch damit geholffen, weil bei den offt vorfallenden Leichen, immer einer der Schulhalter beitreten, und seine Classe allein laßen muß. 12) Wären die Gaben der Woltäter überschießend, so könte man arme Kinder davon schulfrei halten. So behielten die Schulmeister ihr gewönlich Schulgeld zum täglichen Brodt von denen Eltern und Herren die Kinder schicken, hätten etwas Hülffe bei ihrer sauern Arbeit und auch mehrere Aufsicht etc." Nachdem ich dieses in der Corporations Versamlung vorgelesen, wurde beschloßen, daß man noch keine Freischule errichten könte, bis man einstens von den Schulden entladen. Und Η. Ρ: K: geriet auf einen höhern und beßern Plan zu einem Instituto, wo von viele Jare her geredet und geschrieben worden. 2 3 Er errichtete eine Societaet von 24 wolmeinenden und guthertzigen Gliedern aus unserer Gemeine, nam mich auch mit dazu als das 5 te Rad zum Wagen, verfertigte einen Plan und Regeln zur Gründung und Anbau der Anstalt, worin unter andern bestimmet, daß jedes Glied der Gesellschafft 10 £ curr: zum Stock oder Fund in die Cassa geben muß, womit ein Anfang gemacht werden solte. Sie haben auch bereits eine Stube nicht weit von unserm Schulhause gemietet, wo der H. Leps logirt und die Schule gehalten wird, und so wol H. Kuntze als Heinrich Mühlenberg jun: helffen täglich eine Stunde mit informiren. Ich kan nichts daran helffen, weil unserer Drei fast immer genug in der Gemeine zu schaffen hätten. Η. K: begehrte auch weiter nichts von mir, als daß ich meinen Namen nur mit dazu hergeben solte, um andere auf zu muntern. Sie haben den H. Leps fürs erste Jar 40 £ pro salario, frei Logis, Feuerholtz und 12 £ für die Mittags=Malzeit versprochen, und in den Zeitungen kund machen laßen, daß wer Söhne zum deutschen seminario schicken wolte, nun Gelegenheit hätte es zu tun, das quartal für 10 shill. Den Plan selbst nach seinem gantzen Umfange, wird Η. P: Kuntze wol mit erster Gelegenheit Hochwürdigsten Vätern und Hh. Directoribus untertänig vorlegen, 24 weil er der Autor davon ist und dergleichen vortreffliche Anstalten in Halle, Closter Bergen und Graitz frequentirt hat, welche auch zum Teil einen kleinen Anfang gehabt, wie wol H. K. nicht bei deren Anfang gewesen. Der Fortgang oder Ausgang wird es deutlicher zeigen, ob es Gottes Finger 25 oder Menschen Hände planirt haben. Als der Wolselige Gottes Mann das außerwälte Rüstzeug Profess: Francke das Waisen Haus anfieng, 26 so meinete fast jederman, er hätte die Kosten nicht zuvor überschlagen etc. als es fertig war, so fanden sich hie und da, die auch Francken sein wolten, aber sie hatten seinen Glauben nicht etc. Da Columbus mit unaussprechlicher Mühe und Lebens Gefar die so genante neue Welt
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entdeckt und heim k a m , spotteten die jungen Hofschrantzen seiner bei der Tafel und meineten, das wäre gar was Leichtes. Sie konten aber auf sein Begehren nicht ein Ey aufrecht stehend machen, bis er ihnen wieß, daß wenn mans mit einem Ende auf den Tisch stößt, es denn aufrecht stehen bleibt, da konten sie die Kunst auch. Ich war einst in M[a]r[y]L[an]d in einer vornemen Engl. Gesellschafft, worin sich Jacobiten befanden, die, weil sie höreten daß ich ein K[ing] Georgy M a n wäre, sehr raillirten und spotteten über den H[erzo]g von C[umber]l[an]d, daß er der Frantzosen ihr Wegeweiser gewesen, sie an einem Ende ins Churf[ürsten]th[um] Hannover herein gewiesen, und er an dem andern Ende wieder hinaus und heim gegangen. 2 7 Ich bat mir Erlaubniß aus eine Anmerckung zu machen, und sagte, sie schienen kurtzsichtig zu sein und blöde Augen 2 8 zu haben, weil sie nur nach der Second Cause urteilten und den höchsten Regierer aller Dinge nicht kenneten. Wenn Gott der Herr ein Land und Volck züchtigen und straffen wolte, so näme Er solche Werckzeuge darzu, die der Absicht gemäß wären. Und wenn Er ein Land oder Volck erretten und segnen wolte, so wälete Er gleichfals gemäße Werckzeuge. Da waren sie stille und kamen auf andere Gegenstände zu sprechen. 5
3:
M ö c h t e wol nicht bei Hochwürdigen Vätern und theuresten Hh. Directoren die Frage entstanden sein, warum ich 184 £ sterl. von S[eine]r Hochgr[ä]fl[ichen] Excell[enz] S[olms] R[ödelheim] Legat für Grundzinß auf Häuser in Philadelphia versichert? und nur 615 £ sterl. an die Mich: und Zions Corporation geliehen? Ursachen: 1) D a Hochw: Väter ein so groß Vertrauen an mir zu wagen geruhet, und eine so schwere und in dieser wechselbaren Welt bedenckliche Commission mir aufs Gewißen zu legen beliebet, ich abgelebt und dem Tode nahe bin; 2) auch sehr verlegen war, ob nicht nach meinen Abschiede eine Veränderung oder Spaltung in dieser Gemeine entstehen mögte, mein Geliebter Tochter Mann H. Schultz zu verstehen gab, daß er nicht wieder nach Philadelphia kommen könte oder wolte, und ich keinen Mitbruder aus unserm hiesigen Ministerio wüste, der sich für die Philad: Gemein Umstände paßete, die jüngern Arbeiter wol Gelehrsamkeit und Gaben zum Predigt=Amt besitzen, aber noch gar zu wenig Einsicht und Erfarung von der Regierung einer so kitzlichen Gemeine haben, und als unerfarne Piloten in guter Meinung das Schif so bald auf eine Sandbanck, als vorbei steuern, maßen ich ihnen zu altmodisch und einfältig vorkomme, und sie nicht durch meine, sondern lieber durch ihren eigenen Schaden klug werden wollen; so dachte für mich sub rosa, es mögte genug gewagt sein, wenn ich der Corporation die 615 £ sterl. von dem Legat anvertrauete, und die 184 £ sterl. auf Grundzinse versicherte, weil es Anfangs, als ein sicheres Mittel mit im Vorschlage war, die Glieder der Corporation auch nicht sonderlich drauf drungen mehr zu nemen, maßen ihnen durch Gerüchte weiß gemacht war, als ob das Legat an Zion zur Tilgung oder Verminderung der Schulden vermacht wäre, und Ihnen von allen Seiten Geld
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für 6 £ Interesse p[ro] C[entum] angeboten wurde, und die Alten hinters Ohr geschrieben, daß ich ihnen 1769 d 24 April ein hochgeneigtes Schreiben 2 9 in der Raths Versamlung vorgelesen, worin der Wolselige, theureste Herr Consistorial Rath und Dir: Fr: hoch geneigt vernemen laßen, daß sie gewillet wären künfftig hin, die bei ihnen einkommende Liebes Beiträge und Vermächtniße zu einer höhern Schul=Anstalt, in Pennsylvania auf einen fundum zu legen, und der incorporirten Mich: und Z . Gemeine auf 4 £ Interesse p C . zu creditiren, welches auch am 24 April 1769 protocollirt wurde. 3 0 Meine Sorge und Furcht ist aber indeßen etwas gemindert, weil durch Gottes Gnade und Erbarmung die Schulden von 11 tausend £ so weit bis auf 4 tausend und etliche hundert herab gekommen. Wenn ich auch nun sterben solte, so hoffe, daß die Creditores nicht zu kurtz kommen dürfften, denn die Grundstücke von 2 Kirchen, dem Schulhause und 2 Wohnhäusern sind wol so viel werth, daß sie 4 tausend £ vergüten können, und wenn der Allmächtige Gott die Gebäude für Feuer und andern Unfällen bewaren solte, so sind sie wol 3 mal so viel werth. Als ich 1761 wieder nach Philadelphia zog, 3 1 war die Gemeine über 3000 £ schuldig. Und da wir den schweren Bau anfiengen, waren wir noch bei 1 tausend 3 hundert £ schuldig und musten den Kirchen Platz für 1 tausend 5 hundert und 4 0 £ aufnemen und hernach noch 6 Fuß breit für 100 £ darzu kauffen welches gleich auf lief bis nächst 3 tausend £ welche wir verinteressiren musten ehe der Bau angieng. Hochwürdigste Väter wollen doch gütigst verzeihen, daß Selbige mit so magern weitläufftigen Kleinigkeiten beschwere und Dero unzälige wichtigere Geschäffte noch mehr zu belästigen mich unterwinde. Hoch gedacht Dieselben sind mir ja dazu verliehen, daß ich nächst Gott, mein Anliegen auch in Dero Schooß aus der Ferne schütten dürffe.
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Am 20 Februar: 1773 wurde unvermutet erfreuet mit einem Paquet Briefen durch unsern Werthen Hn: Bruder Pasche hieher befördert; unvermutet, weil der Fluß Delaware mit Eiß verschloßen: M i t Vermeidung daß auf der Brigantine William, Capt: Heffernan die 2 Kisten mit Büchern etc. wären. Von dem Schif wüste man nicht, wo es steckte, aber in der Zeitung ward gemeldet, daß es zu Anfang des Decembers a[nni] p[raeteriti] von Engelland abgegangen, auf der See vieles erlidten, endlich nach Virginia verschlagen, von da mit Verlust der Ancker die Mündung der Delaware erreichet und wunderbarer Weise zwischen dem Eiß durch bei Philadelphia angelandet, so daß die 2 Kisten durch Gottes besondere gnädige Erhaltung, in meine Wohnung gebracht worden. 1) Unter den Briefen bemerckte zuerst Sr: W. Ε: H. Br: Pasches 3 2 , worin zur Freude und Trost einen väterlichen Segens=Wunsch von unserm Gott sei Danck noch lebenden venerablen Vater Ziegenhagen erblickte! 2) Fand ein hochgeneigt väterlich treuhertzig Schreiben von unsern Hochw: Herren Directoribus S[aIvo] T[itulo] Dr: Freylinghausen und Dr: Schultze; 3 3 worauf demütig zu erwiedern
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1) erkenne die Woltat mit schuldigster Danckbegierde, daß Hochw: Directores meine Rechnung bis Nov: 1770. zu legitimiren gütigst geruhet. Die bemeldte 6 rthl. 4 gr. 6 d. sollen mit zu den Studir Kosten meiner Söhne gehören. 3) [!] Die Abschrifft der dasigen Collecten=Cassen=Rechnung von 1769 = 70.71 hat mich ermuntert, erweckt und angetrieben desto anhaltender für so viele Kinder Gottes und Woltäter zu flehen, und den höchsten Geber aller guten Gaben um Vergeltung zu bitten! 4) Daß ein starcker Vorschuß daheim besonders in der betrübten theuren Zeit, entstanden, bedaure ich sehr, und hoffe, der alles in allem regierende Heiland der Welt 34 , absonderlich der Gläubigen, wird gnädigst raten und helfen, daß der Vorschuß wieder eben werde: Wege hat Er aller wegen, an Mitteln fehlts Ihm nicht etc. 35 5) 6) Was Hochw: Väter vom baar Übermachen, anzumercken geruhet, dabei wäre wol meine unvorgreifliche Frage, ob man nicht einen bequemern Weg aus finden könte, solche Baarschafft in Büchern und Hall: Medicin zu bekommen? So, wie es bis her gegangen, ist es wol eine unbeschreibliche Mühe und Last für meinen allezeit werthgeschätzten alten Bruder Pasche gewesen, dafür ich ihm noch nie was zu vergüten im Stande war. Zu dem ist die Frage wer den Risico stehet? Wo nicht irre, so ist mir einstens zur Antwort worden, daß die hohen Gönner in Halle vermöge der Caße selbigen bis Hamburg stehen wolten, und der alte Freund Myn Heere van der Smissen 36 versprochen, die Waare nach Engelland zu befördern. Ob man nun aber einen Kaufman in London zum Agenten ausfinden könte? Das weiß ich nicht. Unsere 2 Freunde Henrich Keppele sen: und jun:, wie auch H. Keppele's Tochtermann Johannes Steinmetz halten ein Schiff, das järlich 2 mal ab= und eingehet, und haben auch ihre Correspondenten in London. Wenn die Bücher und Arzeneien nun an ein oder Andern Kaufman in London von Hamburg aus Assignirt würden, so könten sie wol von da bis Philadelphia assecurirt werden; aber denn fiele wol ein schwerer Zoll drauf, welcher nebst Assecurir Kosten etc. den Preiß sehr erhöhen dürffte, wodurch aber das Absetzen in Stecken geriete. Denn es sind hier Bücher und Arzenei Laden die Menge, und wer die Waare am wolfeilsten geben kan, der verkaufft am ersten und mehrsten. * Die Assecuration mögte man wol am besten bei dem allergütigst» und Allmächtigen Gebieter über Erde, Wind und Meer finden. Denn es ist meines Wissens noch nichts verloren gegangen, was ohne menschliche Assecur: heraus gesandt, und ich bilde mir ein, /: wenn die Estimation nicht zu starck und eigenliebig ist :/ daß auch dis letzte Schiflein, um der 2 Kisten von Halle und der Fürbitte seiner Kinder, durch einen Winck unsers Hochgelobten Erlösers erhalten worden. Ich habe schon lange in meiner Kurtzsichtigkeit zum Augen merck gehabt, daß Barrenhill eine gute Gelegenheit wäre, wo man einen Bücher» und Arzenei Laden halten, auch Seiden=Bau, und selectaner Schule anlegen könte. Es erfodert aber Zeit und Werckzeuge. Denn es müste wenigstens ein Land» Gütgen nahe bei der S( Peters Kirche angeschafft, angebauet, und stuffen weise
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aptirt [ausgestattet] werden. Werckzeuge mögte es nach und nach genug geben, wenn unsere lieben Amts=Brüder in ihren mühsamen Diensten ihre Leibes Kräffte verzeret und nirgends hin wißen etc. so könten sie ihre noch übrigen Kräffte in einer solchen invaliden Anstalt nach Leib und Seele zu Gottes Ehre und gemeinen Besten anwenden. Weit von der Stadt kan solche Anstalt nicht nutzen, und in der Stadt selbst, ist alles zu theuer, kostbar, 3 7 mit allzu vielen bösen Exemplen, gefärlichen Versuchungen und unzälbaren Hindernißen umgeben; und man könte auch die in der Stadt zu erziehende Subiecta weder zu Schulmeistern noch Predigern in den Land=Gemeinen gebrauchen, so viel mir aus der langen Erfarung sattsam bekant ist. Barrenhill liegt nur 11 Englische Meilen von Philadelphia, und wäre meines geringen Erachtens die füglichste Lage wegen der Gemeinen umher und Nähe bei der Stadt etc. Wer eine solche Anstalt anlegen will, der muß ein gesunder Mensch und Christe, ein Bürger, Bauer und guter Oeconomus, wie auch ein halber Apothecar, Gärtner und Rechen Meister sein, festina lente 3 8 agiren, Glauben haben, die Kosten überschlagen und wol mercken, was Gott mit ihm durch die Umstände redet. Vor etwa anderhalb Jaren war ein Landgütgen, welches auf die Peters Kirche stößt, von 5 0 Acker 3 9 mit 6 bis 7 Acker Wiesen und schöner Waßer Quelle, für 400 £ curr: vielleicht auch weniger feil. Ich war sehr begierig es zu kauffen von dem noch überbliebenen Rest meiner Frauen Erbschafft. Weil wir aber innerhalb wenig Jaren 2 Töchter und 2 Söhne zur Heirat aussteuern musten, 4 0 welches über 400 £ gekostet, so war es uns nicht möglich, und von dem Legat durffte es nicht wagen, weil es anfangs die Interessen nicht austrägt, wenn man nicht selbst drauf wonen und es anbauen kan. Indeßen habe ich doch schon nahe bei der Kirche ein L o t 4 1 von 1 % Acker für mich gekaufft, welches zu Haus, Hof, Garten und Maulbeer Bäumen sehr bequem ist, und mir 20 £ curr: kostet. Weil mein Sohn Peter der lieben Cassa 119 rthl. an H. Niemeyer in Lübeck gekostet, 4 2 so ist meine alte Costa 4 3 sehr geneigt, daß ich solches Stück für 20 £ an Rthl. 80 an Hochwürdige Herren Directores und Trustees recht und gesetzmäßig als pertinent zur Peters Kirche verschreiben und als eine Abgabe wegen der Schuld an die Cassa gerechnet werden solte. Das übrige will sie denn auch mit göttlicher Hülffe zu ersetzen trachten. Ein änlicher Casus ist bei der August Kirche in Providence. Weil ich genötigt ward meinen schönen Platz daselbst mit Schaden zu verkauffen, 4 4 so behielt ich ein Lot von 4 Acker davon zurück, und ließ einen Brunnen drauf graben, der fürtreflich Waßer hält, und auch etliche Frucht Bäume drauf pflantzen. Ich kief [kaufte] dieses Stück vor vielen Jaren, weil es an die große Landstraße frontet und in die länge an die 3 Acker grentzet worauf Kirche und Schulhaus stehen, wovon ich die ehemalige Verschreibung im vorigen Jare an Hochwürdige Väter übersandt. Ich kauffte das Stück Land damals in der Absicht, daß es nicht in fremde neidische Secten Hände geraten, und nicht etwa zum speit 4 5 ein Wirtshaus oder dergleichen drauf gebauet und der Gottes=Dienst gehindert werden mögte. Es kam mir mit dem Brunnen über 25 £ curr: zu stehen und ist bequem für ein Pfarrhaus. Nun habe ich vielen Überlauf von allerhand Leuten, die es kauffen wolten. qu[aeritu]r: o b solches nicht etwa von dem 58 £ sterl: nemlich
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von dem Überschuß was von Sr: Η. H. Superint: Darnmans ersetzten Legat 46 noch übrig, zu erst gekaufft, und der Kaufbrief an Hochw: Herren Directores und Trustees gesetzmäßig gesteh werden dürffte? Für den Pfarr Platz in Neuhannover, worauf Η. P. Voigt wonet, würde sich mit der Zeit auch Rat finden, mit dem Beding, wenn der Platz als käuflich, an Hochw: Herren Directores und Trustees verschrieben werden solte. Dis sind lauter äuserliche magere Sachen und gehören doch mit zur Peripherie oder Rüstung, und ich bedaure, daß meine Herren Amts=Brüder meistenteils nichts davon wißen wollen, ja wol gar es unnütz achten, daß ich so viel von den Sachen schmiere und schreibe etc. Sie sind freilich zu entschuldigen, weil ein jeder seine AmtsLast, Bürde und Mühe in seiner Sphere hat, und nicht sehen kan, ob was vorgearbeitet ist in der äusern Rüstung, weil es nicht mit der Ecclesia plantata über einkomt, wo alles schon fertig ist, wenn man Pfarrherr und introducirt wird. Gott der Herr selber bauet nicht den Weinberg in einem Augenblik auf einmal Jesaiae 5. sondern zäunet ihn erst ein, lieset die Steine heraus, sencket Reben drein, bauet einen Turn[!], gräbt eine Kelter drein, und wartet noch dazu auf die Früchte. 4 7 Er ist nicht so ein harter Mann, daß Er schneiden wolte ehe Er gesäet, und samein, wo Er nicht gestreuet hat Matth. 25. 4 8 Es komt mir im Vergleich vor, als wenn ein armer Haus Vater im Sommer ein Häuflein Späne sammelt und Abfall vom Holtz und Reisern mühsam zusamen lieset, um sich und seine Kinder im Winter nach Notdurfft damit zu erwärmen. Die Kinder achten es nicht weils warm ist, sammeln und tragen nichts darzu. So bald aber im Herbst das erste rauhe Lüfftlein wehet, zünden sie das Häuflein an, haben im Winter nichts, und tadeln den Vater, daß er so unvorsichtig gewesen und nicht mehr gesammelt etc. 7) Was mir unwürdigen und unnützen Knechte unverdienter weise von Liebreichen Gönnern und Woltätern, um Jesu Christi und seines Namens willen, insonderheit bestimmet ist, die 55 XA rthl. und der Teil von 53 Vi rthl. und was der aller gütigste Heiland durch seine zärtlich geliebte Kinder und Glieder ins künfftige noch aus Gnaden bescheren mögte, ach das sey doch mit tausend Freuden gewidmet und gerechnet als eine kleine Erkentlichkeit für die studir Kosten meiner 2 Knaben. Ich bleibe dennoch der gröste Schuldner vor Gott und theuresten Vätern, für die übrigen Kosten und unbeschreibliche Mühe und höchst väterliche Sorgfalt die Hochgedacht Dieselben an ihnen erwiesen! Er, der Herr, deßen Verheißungen Ja, und Amen bleiben, wenn auch Himmel und Erden vergehen 49 , wird nicht um meinet, sondern um sein Selbst und seines großen Namens willen, allen Woltätern, wes Standes, Würden und Ehren in der feierlichen Aufferstehung der Gerechten 50 eine ewig hinreichende Belonung und Erquickung sein! 8) Den Paragr: wegen der Frau Witwe Handshuin habe ich ausgeschrieben, und am 27 Februar ajnni] c[urrentis] just eine erwünschte Gelegenheit aus gefunden, um die Nachricht mit nach Friedrichstown in Maryland 140 Meilen von hier abzusenden, weil Η. P: Krug mit des sei. Hn. P: Handschues Tochter im October a[nni] pr[aeteriti] hier getrauet, und die Mutter auf ein Zeitlang
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mit gezogen ist. Den Brief von der dortigen Frau Witwe Handschuin legte mit bei, auch das Paquet, was von Sr: Hoch Edlgeb: Herrn Inspector Fabricius mir an Η. P: Krug committirt war. 9) Was ich hier zur Collecten Cassa gehörig eingenommen habe und daheim in Halle ausgezalt ist, will ich gfeliebts] G[ott] mit nächstem, wenn lebe und mich recolligirt in Richtigkeit bringen. 10) Die Bücher=Arzenei Kisten sind, Gott sei gelobet so ziemlich wol, in Betrachtung der langen und gefärlichen Reise, angekommen; ob wol beide etwas verbrochen waren, so habe doch an der Waare noch keinen Schaden bemerckt. Ich werde die 104 £ sterl. 16 shill: vom S[olms] R[ödelheimschen] Legat, so bald ich sie bekomme auf Interesse zu versichern suchen; ob es wol künfftig etwas Schwierigkeit setzen dürffte das Legat oder fund [us] bei 6 £ p[ro] C[en]t[um] Interesse zu erhalten, maßen in diesem Jare der Gouverneur und die Landes=Stände eine Acte gemacht 51 für Hundert und fünfzig tausend £ Papier Curr: zu schlagen und eine Loan Office auf gerichete woraus das Geld an die Einwoner für die besten und sichersten Hypotheken geringer und vorteilhaffter geliehen wird. 12) [!] Die von dem Herrn Subrector Jehne in Altona erstattete 13 rthl. 6 gr. sind mir zwar lieb, aber ich wolte untertänig bitten, daß meinem alten Wertgeschätzten und teurem Bruder H. Inspector Fabricius 3 rth. 6 gr. als eine gantz geringe Erkentlichkeit zukommen und mir 10 rthl. angerechnet werden mögten. 13) Für die Original Quitung des H. Joh: Christian Reichs, wegen der empfangenen 32 rthl. von Gottfr: Thiele, dancke ergebenst. Mr: Thiel hat die 32 rthl. hier mit Danck in die Cassa bezalt und aliquantulum pro aliquanto labore 5 2 nemlich 3 rthl. an Sr: Η. E: Herrn Inspector Fabricius vermacht, welche dort vergütet und mir angerechnet werden. 14) Es dauert mich sehr, daß ich unsern theuresten Vätern die Mühe gemacht wegen Hn: N[iemeyer] in Lübeck. Ich hatte die Rechnung noch nicht gesehen, und mutmaßte dahero, weil die 119 rthl. in der Cassen Rechnung fand, daß er vielleicht mein ausgelegtes mögte vergeßen haben. Nun ich aber die Rechnung im Gantzen gesehen und finde, daß er in der Algebra und l'Agio 53 wol versirt ist, so habe keinen Zweifel mehr und bin sehr wol zufrieden. Ich kan Gott dem aller höchsten Woltäter, und Hochwürdigen Vätern und Arbeitern in den Gesegneten Anstalten in Ewigkeit nicht genug verdancken für das, was meine 2 Söhne gelernet haben. Wollen sie es recht anwenden und immer mehr in Erfarung bringen, und der Leitung des guten Geistes folgen, so wird es zur Ehre Gottes zum Besten ihres Nächsten, und zu ihrer ewigen Wolfart gereichen. Wo nicht, so werden sie als bloß theoretische Knechte desto mehr Streiche leiden müßen. N[ach] S[chrift] Die von Sr: Η. Ε: H. Superintendent] Neidhart nach Halle in die Cassa übersandte, wie ers specificirt: 15 Luisd'or 1 ducat: 1 Caroline und 6 halbe Gulden, werde hier mit nächstem g:G. an die Catharina Müllerin nach hiesigem Wert entrichten. 54
498
Die Briefe des Jahres 1773
Mit demütigem Flehen vor Gott um Erhaltung und Stärcke für Dero Leibes» und Geistes Kräffte, verharre mit tiefster Veneration Ew: Ew: Ew: Η. Η. H . unnützer Knecht Heinrich Mühlenberg sen:
Reinschrift
in AFrSt IV C 17:1 S. 3-42;
LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:1 S.
3-42.
Vgl. dazu die ausführliche Notiz im Protokollbuch. Vgl. die Tagebucheintragung in P M 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 22 f.; AFrSt IV C 16:33 S. 309; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 309 und Tappert II S. 519. 3 Zum Wechsel Schultzes nach Tulpehocken vgl. Nr. 518; Nr. 519; Nr. 521 und Nr. 5 2 7 - 5 3 2 . 4 = kostspielig, teuer. 5 Vgl. den Synodalbericht des Jahres 1770 (Nr. 495 Anm. 3). 6 Vgl. Joh 1,16; Kol 1,19; 2,9. 7 Johann Peter Gabriel in Woodstock, Va. 8 Friedrich August Conrad in Heidelberg, Lebanon County. 9 Gotthilf Heinrich Ernst in New Jersey bei den Raritan-Gemeinden. 10 Die Kirchenordnung von 1762 und die Liturgie von 1748. 11 Vgl. Hebr 13,20. 12 Im Manuskript durch eine grobe Handskizze verdeutlicht. 13 Auf Kunzes Initiative kam es so am 9. 2. 1773 zur Gründung der „Gesellschaft zur Beförderung des Christenthums und der nützlichen Erkenntnis unter den Deutschen in America" als Trägerin der Schule. Sie wurde am 15. 2. 1773 eröffnet und bestand bis zur Einnahme Philadelphias durch englische Truppen im September 1777. Vgl. weiter unten sowie Haussmann bes. S. 29 - 35 und das Protokollbuch der Gesellschaft ebd. S. 87 ff. 14 Johann Christian Leps; vgl. Nr. 600 Anm. 5. , J Kunze und Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg. 16 Vgl. Nr. 597 und Nr. 598. 17 „Güldene Rose oder Zeugnis der Wahrheit von der Güldenen Zeit des 1000jährigen Reichs und Wiederbringung aller Dinge" von Christoph Schütz (gest. 1750), separatistischer Pietist und geistlicher Dichter. 18 Johann Michael von Loen ( 1 6 9 4 - 1 7 7 6 ) ; preußischer Geheimer Rat und Regierungspräsident der Grafschaft Tecklenburg und Lingen. Er betrachtete die verschiedenen christlichen Bekenntnisse nur als Auslegungen einer einzigen wahren Religion. Jenseits des Gelehrtenstreits vertrat er die Unionsidee und den Toleranzgedanken. Besonders wegen seines Hauptwerkes „Die einzige wahre Religion, allgemein in ihren Grundsätzen, verwirret durch die Zänkereien der Schriftgelehrten, verteilet in allerhand Sekten, vereiniget in Christo" (Frankfurt 1750) wurde er stark angefeindet. " Wer einen Turm bauen will, möge die Kosten berechnen; vgl. Lk 14,28. 2 0 Sprichwörtlich: sich nach den Umständen richten; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 565. 21 Sprichwörtlich: mit Hilfe gehen (lernen); vgl. Wander Bd. 1 Sp. 228 f. 22 = Schulmeister(=leiter). 23 Mühlenberg hatte bereits 1752 einen konkreten Vorschlag unterbreitet; vgl. Bd. I Nr. 112 S. 485 - 490; Nr. 114 S. 498; zur weiteren Entwicklung vgl. Bd. II Nr. 165 S. 2 6 9 - 2 7 2 ; Nr. 169 S. 291 f.; Bd. III Nr. 275 S. 108; Nr. 291 S. 159; Nr. 312 S. 212; Nr. 364 S. 385 f.; Nr. 380; Nr. 398 Anm. 5; Nr. 406 S. 532; Nr. 447 S. 6 6 2 - 6 6 6 sowie Nr. 463 S. 56 f.; Nr. 464 Anm. 4; Nr. 522; Nr. 553; Nr. 561 S. 340; und später Nr. 606. - Zum folgenden vgl. Anm. 13. 1
2
Nr. 603 24
1. 3.1773
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Brief vom 16. 5. 1773; Vgl. Η Ν 1 S. 1376 - 1 3 8 4 und Η Ν 2 Bd. 2 S. 709 - 714 sowie Haussmann S. 20 f. 25 Vgl. 2 M o s 8,15; Lk 11,20. 26 Zu Ostern 1695 wurde die Armenschule eröffnet, im November desselben Jahres die ersten neun Waisenkinder aufgenommen; 1696 folgten Hauserwerb und -ausbau. Vgl. Α. H. Francke, „Die Fußstapfen des noch lebenden und waltenden liebreichen und getreuen Gottes" (Halle 1701). 27 William Augustus (1721-65), jüngerer Sohn König Georgs II. und Herzog von Cumberland, befehligte seit April 1757 eine hannoveranisch-englische Armee im Kurfürstentum Hannover. In der Schlacht bei Hastenbeck (26. 7.) konnten seine Truppen der französischen Übermacht nicht standhalten. Er mußte sich zurückziehen, die Stadt Hannover dem Feind preisgeben und in der Konvention von Zeven (8./10. 9.) kapitulieren. Die Zeitgenossen blieben über das Taktieren der britischen Diplomatie verbittert. Vgl. Uriel Dann, Hannover und England 1740 — 1760. Diplomatie und Selbsterhaltung, Hildesheim 1986 (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bd. 99), S. 129 ff. 28 = schwache Augen. 29 = Bd. III Nr. 448; vgl. Nr. 464 Anm. 4. 30 Vgl. ebd. sowie Protokollbuch S. 148 - 1 5 2 . 31 Um die Spaltung in der Gemeinde überwinden zu helfen. Dies gelang mit der Einführung einer Gemeindeverfassung im Oktober 1762; vgl. Bd. II Nr. 237. 32 Nicht erhalten. 33 = Nr. 584; Mühlenberg bezieht sich im folgenden auf dieses Schreiben. 34 Vgl. 1 Joh 4,14. 35 Vgl. die 4. Strophe des Kirchenliedes „Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt ( 1 6 0 7 - 1676). 36 Jakob Gisbert van der Smissen, Kaufmann in Rotterdam. 37 = kostspielig. 38 Eile mit Weile. 39 1 acre = 4046,8 m 2 . 40 Am 23. 9. 1766 hatte Eva Elisabeth Christoph Emanuel Schultze geheiratet; am 6. 11. 1770 Johann Peter Gabriel Anna Barbara Meyer; am 23. 7. 1771 Margretha Henrietta Johann Christoph Kunze; am 15. 10. 1771 Friedrich August Conrad Catharina Schäfer. 41 = Grundstück. 42 Vgl. Nr. 577 S. 410 f. und Nr. 584 S. 439 f. 43 Mühlenberg regelmäßig scherzhaft für seine Frau. Vgl. 1 M o s 2,21 f. 44 Vgl. Bd. III Nr. 447 Anm. 30 sowie Nr. 454 Anm. 9(1) und Nr. 508 Anm. 28. 45 = zum Trotz, aus Bosheit; von engl, „spite". * Zur Stiftung Darnmanns vgl. Bd. III Nr. 374 Anm. 28 und Nr. 438 Anm. 4(3). 47 Vgl. Vers 1 f. 48 Vgl. Vers 1 4 - 3 0 , insbesondere Vers 24. 49 Vgl. Mk 13,31 par. 50 Vgl. Lk 14,14. 51 „An Act for emitting the Sum of One Hundret and Fifty Thousand Pounds in Bills of Credit on Loan, and providing a Fund for the Payment of Public Debts", in dritter Lesung am 21. 1. 1773 ratifiziert. Vgl. Pennsylvania Archives, eighth series, vol. VIII: January 7,1771 — September 26, 1776, ed Charles F. Hoban, S. 6912 - 6919. 52 Eine Kleinigkeit für einen ziemlich großen Aufwand. 53 = Aufgeld; Mühlenberg wirft Niemeyer Vorteilnahme bei der Abrechnung der Wechselkurse vor. 54 Vgl. Nr. 606 S. 517 sowie die Berechnung im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 74 (Tappert II S. 536): „Am 24 Febr: 1773 empfieng ein Schreiben von Sr: Hochw: H. Superint: Neidhart aus Wertheim d[e] d[ato] 18 April 1772 über Halle, worin gemeldet; daß wegen der Catharina Müllerin Ihrer Erbsch: in Halle aus gezahlt:
500
Die Briefe des Jahres 1 7 7 3 curr:
a)
15 Luisd'or: nach hies[iger] curr: a 1 £ 6 S. 6 d
b) c) d)
1 ducat 1 Caroline 6 halbe Gulden; neml. 2 rthl. Summa Von dieser Summa gehen ab für Briefporto 3 rthl welche machen
£
s.
d.
19
6
1
17 14 14
22
15
6
15
6
10
So bleiben an Curr: 22 sind 88 rthl. Obiges ist auf Rechnung der Hallischen Cassa von mir an die Catharina Müllerin hier bezahlt. Henr: Mühlenberg Sen"'
604. An [S. A. Fabricius]
Philadelphia, 1. 3. 1773
Philadelphia d 1 Mertz 1773. S[alvo] T[itulo] Mein Hochgeehrt und hochgeschätzter Herr, Bruder, Gönner und vieljäriger Woltäter, ja Vater wolte ich sagen, wenn wir nicht fast von einerlei Alter wären 1 ! Weil ich in meinen jüngern Jaren eine starcke EinbildungsKrafft, die man sonst Imagination nante, besaß, so kan mich Dero Werteste Person noch lebhafft vorstellen, vermöge der von Gott verliehenen Gelegenheit Dieselben im Winter 1742 bei meinem Auffenthalt in des numehr Wolseligen Herrn Consist: Rat: Dir: Francken 2 und Dero ersten Gemalin 3 Behausung, von Person kennen zu lernen. Zu eben der Zeit hatte ich auch das besondere Glück, unsern numehrigen Hochw: Herrn Dr: Director Freylinghausen 4 deßen Wolsel. Herrn Vater 5 ich vor verschiedenen Jaren mit zum Grabe getragen, ein und ander mal zu sprechen, und da ich eben in Dero Gegenwart auf dem Ciavier spielte, beliebten Sr: Hochw: anzumercken, daß ich just so douce und anmutig spielte als Dero sei. Herr Vater. Ο das fängt wie der beste Zunder von einem Schlage und drücket sich unvergeßlich tief in die Imagination, wenn ein armer Dorf Diaconus auch nur leise höret, daß er etwas Ähnliches mit einem großen Manne haben soll, wenn es auch nur in der Stimme, Minen, Husten, Räuspern oder Gange wäre. Ich habe hernach selten auf dem Ciavier gespielt, da mirs nicht wieder ohne die geringste Verminderung beigefallen. Die Eigen Liebe
Nr. 603/604
1. 3./1. 3. 1773
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und derselben Zärtlichkeit, ist ja wol was Erhabenes in der Natur, wie die M o r a l der Weltweisen lehret. Noch eine weit höhere Woltat, die mir der Höchste Geber aller guten Gaben gnädigst angedeien laßen, ist daß meines hochgeschätzten Herrn Inspectors gesalbter Geist über 30 Jare her mir aus den liebreichen Würckungen bekant worden, so daß ein Bruder gegen den andern, ein Vater gegen seine Kinder nicht treuhertziger handeln und tun kan, als ich von Dero gantzen Person nach Geist und Leib in Liebe, Gedult und Sanfftmut behandelt worden; und das alles nicht um meiner gelben oder grauen Haare, die gantz was anders verdient, sondern um Jesu Christi und seines Namens willen! Und der kan, will und wird auch die überschwengliche Belonung selber sein, mit solchen Gütern und Schätzen, die von den Dieben nicht gefunden und von Motten und Rost nicht verzert werden 6 . Ich habe nun meine Rolle meist abgehaspelt und viel ungleich, höckericht und verwirtes Garn gehabt. Meine jüngern Hh. Amts=Brüder mögen es nun Weben, und fleißig anknüpffen so offt es bricht. Solte ich alles von neuen wieder durch gehen, so würde eines teils für Furcht und Schrecken in Ohnmacht fallen, andern Teils aber viel vorsichtiger handeln, weil durch Schaden und vielerlei Fehler gewitziget [klug] worden. Was hilffts aber? factum infectum fieri nequit 7 : Ach Vater deck' all' meine Fehler, Mangel, Gebrechen und Sünden mit dem Verdienste Jesu zu! Darein ich mich vest gläubig winde, das giebt mir recht erwünschte Ruh', etc 8 . Was für Mühe und recht väterliche Gedult haben nicht mein liebens würdiger Herr Inspector die 31 Jare her, und verschiedene Jare mit meinen unartigen Söhnen gehabt 9 ! Alle meine wunderliche Schrifften sind ja durch Dero liebreiche Hände und Censur gegangen, und würden wol vielen Anstoß verursachet und Schaden getan haben, wenn sie wären so wie ungeschwungen und ungefechelt Flachs von der Breche dem publico christiano vorgelegt worden. Das rechne ich für eine der grösten unverdienten Woltaten Gottes unter andern mit, daß mir der gütigste Gott 3 besondere treue Hertzens Freunde, unabläßige Gönner und Woltäter in Kensington und Glaucha an den S. T . teuresten Hh. Albinus 1 0 , Fabricius und Pasche verliehen, die meine Vormünder und Sachwalter bei Hochwürdigen teils in Gottes Schooß selig ruhenden, teils noch lebenden verehrungs würdigsten Vätern und Directoren gewesen und 2 Deroselben noch sind. Ich habe immer gewünschet und gehoffet der Herr mögte mich noch in den Stand setzen, daß ich mich doch nur einiger maßen durch Gegen Liebe und einige Erkentlichkeit an meinen Jonathans 1 1 rächen [ = vergelten] könte, aber es hat sich noch nicht schicken wollen. Verschiedene von meinen Herren Commilitonen mit welchen von 1735 bis 39 auf den hohen Schulen zu Göttingen und Halle bekant war, sind Magistri, Licentiaten, Doctores, Professores, Metropolitaner, Archi Diaconi, Speciale, Hofprediger, Superintendenten, Pröbste und Abt worden, und ich liege nun schon nächst 34 Jare als ein armer Diaconus Diaconorum bei dem Schaf=Tore und Teich Bethesda, und werde nicht geholffen kriegen, bis der Herr selber hilfft. 1 2 Was die auswendige Ehre betrifft, so fehlt mirs nicht an Namen, Titeln und Diplomatibus, denn ohne mein Gesuch geben mir a) die neidischen
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Die Briefe des Jahres 1773
Schwärm» und Secten Geister Namen genug, es sind aber sonst keine Einkünffte damit verbunden b) besitze ich eine Diploma mit dem großen Siegel, als constituirter Rector von S£: Michaelis und Zion 1 3 , wo von ich die Notdurfft für mich und meine Familie nicht gantz bestreiten kan, sondern meiner Frauen eingebrachtes mit zu Hülffe nemen muß. c) ein Diploma mit großem Siegel als verordneter Rector in der Königlichen Provintz Nova Caesarea 14 , da von ich aber bis her die Beinkleider nicht habe flicken laßen können, sondern noch zusetzen müßen. d) ein Diploma als Assessor des Schwedischen Consistorii auf Wicacoa und Pertinentien. Seit dem aber Sr: Hochw: H. Dr: Probst Wr[angel] von dannen gezogen 15 und kein Sessimonium [ = Tagung] da ist, wie kan ich denn Adseßor sein? Das ist ja contradictio in adiecto; ein höltzern Eisen, e) ein Diploma als Mitglied der hiesigen deutschen Gesellschafft für die armen ankommenden deutschen Emigranten, das kostet mir alle Viertel Jar 5 shill: und ziehet mir ungemein viele Betler allerlei Standes und Würden ins Haus und auf den Hals, die das Handwerck grüßen, und sich meiner Protection empfelen, wenn ich ihnen schon alte Kleidung und viatica gegeben, f) bin verschiedene Jare, nicht durch Bestechung, sondern nach freier Wahl als Praeses Reverendi Ministerii verordnet gewesen, welches aber eine Kopfbrechende und Pferde mäßige Arbeit verursachet, einen Eselstarcken Rücken erfodert und statt der Accidentien nach dem Corpore iuris Imp[eratorum] Rom[anorum] stercus pro Solatio 1 6 giebt. g) Habe die Ehre ein Trustee, nebst verschiedenen Excellencen, als Gouverneurs und andern Staatsmännern, an der privilegirten Witwen Anstalt zu sein, welche errichtet ist für Witwen und Waisen der jenigen Prediger in Pennsylvania, Jersey und Newyork Gouvernem[en]ts welche in Communion mit der Englischen Hoch» oder Episcopal Kirche stehen. Diese Ehre kostet mir auch verschiedene £ und meine zu hinterlaßende Witwe und Waisen können keinen Pfennig davon genießen, wenn ich nicht mit besagter Kirche in Communion trete, ehe ich sterbe. Sie gedachten mich damit zu locken etc. 1 7 h) trage den Titel als Senior, in verschiedenem Respect, weil ich einen Sohn habe, der auch Henrich heißt und jünger wie sein Vater ist, teils auch wegen meines Alters. Der Titel wird mir schwer genug zu tragen, und verursachet mir die Kosten, daß ich von meinen ohne dem schon knappen Salario einen Adiunctum oder Vicarium halten muß. i) Ist mir die Würde angediehen als ein Mitglied oder Appendix der Schwedischen Societaet pro Fide et Christianismo unter so verdienst vollen Männern zu sein 18 , welches auch etwas Mühe und Correspondence ohne Sportein 19 giebt. k) komt darzu, daß ich gewürdiget worden von Hochwürdigen Herren Directoribus als Mandatrarius[!] etc. von S[eine]r Hochgr[ä]fl[ichen] Excell[enz] Sfolms] R[ödelheim] Legat zu sein. 20 Dis ist die Crone und ein außerordentlich Magnale 2 1 , das der alles vermögende gütigst und mitleidigste Heiland durch seine ihn liebende und fürchtende Angehörigen mit verborgener Hand zu wege gebracht, wodurch ich nicht allein mit Weib und Kindern rantzionirt 22 worden, sondern auch hoffentlich in dem Seniorat, oder Überbleibsel meiner unvermögenden Monaten oder Tagen unterstützet werden dürffte, damit ich nicht genötiget werde mich in andere Communion, oder gar als unbrauchbar nach Hamburg oder
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Franckfurt oder d[er] Gleichen] ins Hospital zu verdingen, sondern bei der ungeändert Augspurgischen Confession halb leben und selig sterben möge. Auf meine Kinder kan ich mich nicht verlaßen, denn sie haben auch nichts in die Welt gebracht, keine leibliche Güter von ihrem leiblichen Vater zu gewarten, werden nichts hinaus nemen, und froh sein, wenn sie notdürfftige Narung und Kleider in ihrem Amt und Stande erwerben und sich einen Schatz im Himmel sammeln. 23 Alle übrige obbemeldte Diplomata und Ehren Titels sind gesetzlich, geben nichts und fodern mehr als ich vermag, und anzusehen als vergüldete Titel=Buchstaben auf einer höltzern Bibliothec, oder als ein höltzern Buch mit vergüldetem Schnit und Figuren, das der Buchbinder zum Schild aus hänget. Dieses als ein phantasirendes douce Praeludium auf dem Ciavier Eingangs weise vor aus gesetzet; so schreite billig zur Sache und beantworte Ew. Hoch Edelgeb: geneigtes Pro Memoria vom 4 ten Julii 1772. 24 und zwar 1) das Schreiben von den Gerichten aus Markrölitz an Η. P. Krug, übergab ich etliche Tage nach Empfang an einen sichern Kaufmann, der inner halb 14 Tagen selber nach Friedrichstown in Maryland reisen, und es ihm g[eliebts] G[ott] selber ein händigen wolte; 25 schrieb auch das Nötigste 26 und legte der Frau Witwe Handschuin ihren Brief mit bei, weil die hiesige Fr: Witwe Hds: bei Ihrem Tochter=Mann Η. P: Krug wonet. 2) 3) die Briefe an mich, H . Kuntze, und notirte sind richtig zu handen gekommen. H. Kuntze läßt sich Ihnen gehorsamst zur Fürbitte empfelen. 4) Des Vaters ängstlichen Brief an E[uer] H[och] E[hrwürden] wegen seines Sohns Η. P. Schmid, habe noch nicht bestellen können, weil die Wege im Winter schlecht sind, und Η. P. Schmid nicht gar offt herein komt, wenn er nicht etwa was erhebliches zu klagen oder zu fragen hat, ob wir wol nur 7 Meilen von einander wonen. Der Vater kan versichert sein, daß sein H. Sohn noch lebe; denn er hat im vorigen 1772 Jare eine fleißige Gehülffin 27 eines gewesenen Mit ältesten Tochter in Germantown geheiratet, und wenn er auch nun sterben solte, so wird doch hoffentlich ein Zweiglein, als Enckelgen zur Erbschafft des Groß Vaters übrig bleiben, weil sie gesegnetes Leibes ist und g: G: bald nieder kommen wird. Sein Herr Sohn hat vortrefliche freie Wonung, frei Holtz, järlich 60 £ salarium und Accidentien, und dabei nur eine Gemeine nemlich in Germantown nicht zu pferde, sondern zu Fuß zu bedienen, und die schönste Gelegenheit seines Heilandes Lämmer und Schafe zu weiden, wenn er Ihn kennet, lieber, lieb, lieb hat; 28 und ob er wol keine sonderliche Güter mit seiner Frau bekommen, so hat er doch an ihr eine Person die ihn liebet, ehret und dienet und die Haushaltung verstehet. Sein Schwieger Vater hat zwar schon verschiedene mal bei mir ersucht, daß sein H . Sohn eine parochie haben müste, wo mehr ein zu kommen, aber nicht viel zu reiten wäre, weil er zart und schwächlich für grobe Arbeit etc. Ich sagte, daß ich und meine Söhne auch nicht von Holtz, Eisen und Stahl und doch reiten und allerhand Püffe ausstehen müsten. Es ist mir indeßen Leid, daß Η. P: Schmid nicht fleißig an seinen Vater schreibet, und die kindliche Pflicht vernachläßiget, da doch im Winter so lange Abende und im Früjare und Sommer so güldene liebliche Auroren
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und schönste Gelegenheit zu Briefen, Anmerckungen, Journalen und Bücher schreiben sind. Der liebe Vater mag sich indeßen mit mir trösten: wenn es meinen Herren Amts»Brüdern zum Teil wol gehet, so bekomme ich keine Zeile, ja nicht einmal einen Gruß von ihnen. So bald sie aber was zu sagen, zu klagen und zu fragen haben, so komt Brief auf Brief, mit zärtlich= reitzender Überschrifft: als Hoch Ehrwürdiger Vater, Senior und d[er] Gfleichen]: Er kan daraus sicher schließen, daß es seinem Sohne wol gehen müße, wenn er nicht schreibt, und wenn einer verheiratet ist, so hat er ohne dem Recht, Vater und Mutter zu verlaßen und an seinem Weibe zu hangen. 29 Ich werde nichts desto weniger ihn hertzlich und brüderlich ermanen, daß er künfftig fleißiger an seinen lieben Vater schreiben möge, und immer, wie alle Zeit willig und bereit sein, seine versiegelte Briefe cum fide pastorali mit ein zu schließen. Die Zeit über im vorigen Jare, das mein Sohn Heinrich in den vacanten Gemeinen in Jersey arbeitete nemlich ein halb Jar versähe Η. P: Schmid die Gemeine auf Barrenhill neben seiner und empfieng dafür 15 £ so daß er nicht Ursache hat zu klagen, als ob er mir frönen müste. Zum War Zeichen habe etliche Briefe von seiner eigenen Hand mit beigelegt. 30 Des Hn: P: Voigt seines Vaters sehnlich Verlangen nach Briefen von seinem Herrn Sohne, werde mit Nächstem an ihn berichten und bitten, des Vaters Verlangen zu befriedigen. Der liebe Bruder hat mehr zu reiten und zu arbeiten als H. Schmid, hat schon in Deutschland einen Schaden auf der Brust, wie er sagt, gehabt, nemlich durch ein und andermaligen Blut sturtz, wie wol er hier im Lande Gott sei Danck, ziemlich damit verschont geblieben, weil es scheint daß die hiesige Lufft, Speisen und Getränke, und insonderheit die Motion vom Reiten ziemlich wol angeschlagen. Er wonet auf einem angenemen Pfarr Plätzgen, wo hübsche Wiesen, Baum= und Küchen Gärten sind, ausgenommen das Wonhaus, welches alt und nicht gar so bequem ist, als mans wünschen mögte. Das Pfarr Gut hat die Gemeine auf seinen Vorschlag gekaufft, ist aber das Kaufgeld, wie auch auf den neuen Kirchbau noch schuldig. Er prediget alle mal den 2ten Sontag in Hannover, einen 4ten Sontag in der August Kirche zu Providence 10 Meilen von seiner Wonung, und den andern 4ten Sontag in dem Filial Peikstown über den Fluß Schuilkiel 12 Meilen von seinem Platz, hat also viel zu reiten in einem so weitläufftigen Bezirck, wo immer was vorfält von Nottauffen, Kranckheiten, Tod und Begräbnißen, und der Waßer=Fluß offt gefärlich zu paßiren, welches Ihm schon verschiedene mal zugesetzt und kranck gemacht. Er ist ein hertz guter Mann oder Hagestoltz weil er nicht verheiratet, oder daß ich verständiger nach der Critic rede, ein alter Junggesell, besitzt nach meiner umschrenckten Einsicht gut Gelehrsamkeit und feine Gaben zum Vortrage, klein von Person, aber mächtig von Stimme, und füret einen exemplarischen Wandel, ist nicht geitzig, sondern mit Wenigem vergnügt etc. Auf der schwachen Seite ist in der Bildung der Natur ein Fehler vorgegangen, nemlich ist argwönisch wie ein Candidatus Mali hypocondriaci, welche gewont sind Methodo mathematico aus Mük-
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ken Elephanten zu schließen per Gradationem, und Obstructionen für Hurricans zu definiren. Aus dieser Schwachheit rüret her, daß sie Endurteile für gewiß und einseitig schließen ehe sie alteram partem gehört haben, oder hören wollen. Er hat keinmal begert, so lange er mein Successor in Hannover etc. ist, daß ich oder meiner Söhne einer in seinen Gemeinen zum Besuch und etwaniger Ermunterung predigen mögte, ob seine Gaben wol weit vortrefflicher als unsere sind, und er nicht befürchten dürffte, als ob es ihm schaden mögte, da doch bis weilen dergleichen pruritus 3 1 vorgefallen: was mag die Ursache sein, daß wir unsern Alten M b oder keinen von seinen Söhnen bei uns sehen und hören dürffen? Der alte muß zornig auf uns sein, oder uns vergeßen haben, oder es muß am guten Verständniß und Harmonie fehlen etc. Es gehet da fast, doch ohne Vergleich als wenn man 2 Schooß Hündlein hat, wenn man den einen streichelt, so bleckt der andere die Zäne und knurret; oder als wenn ein M a n n in Gegenwart seiner zweiten Frau, seine erste verstorbene in Comparativo rümet und lobet etc. Er hat ein einigmal Anstoß an mir und den Meinigen genommen, und das steckt so tief, daß die Hertzen nie recht in der Bruder=Liebe cementiren wollen, nemlich er hielt bei uns Eltern auf Christliche Weise um unsere älteste Tochter 3 2 an. W i r alten waren nicht da wieder sondern damit zu frieden, ob wir wol befürchteten, sie mögte für die rauhe Landes Ümstände zu schwächlich sein, weil sie meist bei der Nadel und oeconomischen Geschafften die im Trucknen geschehen, auf gebracht. Das Mägtgen wolte sich aber nicht dazu überreden laßen, und heiratete doch hernach den Pfrr: Schultze, und da meinete er, wir alten hätten sollen bei der ersten Einwilligung bleiben, solches konte aber nicht wol sein nach den hiesigen Rechten, denn einmal, wenn ein Kind Majorenn 3 3 ist, so haben die Eltern kein Recht zu zwingen, zweitens giebt es auch wol unglückl. Ehen, wenn man etwas wieder die Neigung zwinget. Seit der Zeit sind wir freundlich und lieblich, wenn wir zusamen kommen, aber die Correspondence florirt als denn nur, wenn Klagen und Fragen es nötig machen. Daß Η. P. Schultz so wenig an seine liebe Frau Mutter schreibet, das muß ich bestens entschuldigen, weil er mein Lieber Tochtermann ist. Denn was von Hertzen komt, das geht wieder zu hertzen. 3 4 Es w a r im Januar 1771 als mein lieber H. Collega Schultz mit seiner Familie von Philadelphia nach Tolpehaken zog um die vacanten Gemeinen daselbst zu retten. 3 5 Seit den 2 Jaren etc. habe ich erst vor 4 Wochen die ersten paar Collegialische und brüderliche Zeilen von ihm empfangen. 3 6 Er nam es übel, daß er von mir aus Philadelphia weg muste, die Umstände wolten es nicht anders erlauben, und ich wäre lieber mit meiner Familie nach Tolpehaken gezogen, aber denn wolte er nicht allein mit H. Kuntze in Philadelphia bleiben. Im vergangenen Spät Jare besuchte ich ihn in Tolpehaken und er w a r sehr liebreich, so daß es schiene, es sei praecipitirt, oder die Fermatation[!] zum Sediment gekommen und der Liquor klar worden. M a n muß nur ein Zeitlang Gedult haben. Denn in so großen und langen Cörpern komt die Circulation nicht so geschwinde herum, als in kleinen. Gesprächs Weise
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traf es unvermerckt die Rede, daß er in einem Jare über 5 mal an Η. P: Schmid in Germantown und auch in Philadelphia an seine Freunde geschrieben, nur nicht an mich, denn ich hatte das Waßer trübe gemacht und muste es auch billig büßen. Darum muß die liebe Frau M a m a um meinent willen mit drunter leiden. Es ist aber nun alles wieder klar post nubila Phoebus 37 und die Briefe werden häuffiger erfolgen, weil noch immer ein Stündlein zum Schreiben übrig bleibt, wenn man gesund ist und der Freunde nicht vergißt. Wenn auch Gnade und Barmhertzigkeit wieder faren, so menschelt es doch noch immer von allen Seiten. Das Menschliche Hertz ist ein desperat böses Ding. 3 8 Drum so tödt und schlachte hin, meinen Willen, meinen Sinn etc. Trage Holtz auf den Altar etc. 39 Meine Söhne Friedrich und Heinrich bitte gütigst zu entschuldigen bei nachfragenden Freunden. Sie sind beide überladen mit Geschafften fast mehr als ihre schwache Schultern tragen können. Sie haben ihr Gewehr zur Correspondence noch nicht geladen, und wollen nicht gern eher los drücken bis sie völlig geladen. Aufgeschoben ist des wegen noch nicht auf gehoben. Sie laßen ihre demütig ergebenste Complimente bezeugen. 6) [!] Den Herrn Inspector Diemer bitte unbeschwer hertzlich zu grüßen. Ich habe seine liebe Eltern noch nicht ausgefunden, werde keinen Fleiß sparen und gleich Nachricht davon geben, so bald sie aus gefunden. Ich freue mich schon zum voraus über deßen Geneigtheit und Willigkeit g:G: mit uns in dieser dornigten Wüste zu arbeiten und zu leiden. Wegen eines Berufs habe meine unvorgreifliche Gedancken gegen meinen Jonathan 4 0 H. Br: Pasche in London aus gedrückt, 41 derselbe wird sie ohne Zweifel Ihnen als meinem Vormund in Halle communiciren. Der Herr lebt, und so sollen auch seine treuen Knechte, unsere verehrungs würdigste Väter, Directores und was zu der Familie Christi gehöret, leben: 42 amen, wo mit, nebst demütiger Empfelung an Dero Werteste Familie verharre Meines Hochgeehrten Herrn und Gönners ohnmächtiger Diener Heinrich Mühlenberg der alte, Candidatus Mortis.
Reinschrift in AFrSt IV C 17:4 S. 69 - 77; LC Abt. Η IV Fach F 1:4 S. 69-77. S. 2579 - 2590. Auf der ersten Seite steht von fremder Hand: „An Fabricius". 1 2 3 4 5
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Auch in HD
Fabricius wurde 1716 geboren, Mühlenberg 1711. Gotthilf August Francke. Johanna Henrietta, geb. Rachais; vgl. Bd. I Nr. 5 Anm. 5 S. 14. Gottlieb Anastasius Freylinghausen; vgl. Nr. 488 Anm. 7. Johann Anastasius Freylinghausen (gest. 1739), Vertrauter und Nachfolger August Hermann Franckes. Vgl. M t 6 , 1 9 - 2 1 ; Lk 12,33 f. Geschehenes kann man nicht ungeschehen machen. Vgl. die 6. Strophe des Kirchenliedes „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende" von Ämilie Juliane Reichsgräfin von Schwarzburg-Rudolstadt (1637 — 1706).
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Von 1763 bis 1770 befanden sich Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst zur Ausbildung in den Halleschen Anstalten; Johann Peter Gabriel wurde in eine Lehrstelle nach Lübeck vermittelt, aus der er sich vorzeitig löste. Vgl. Bd. III Nr. 347; Nr. 349; Nr. 379; Nr. 382; Nr. 387; Nr. 390; Nr. 392; Nr. 394 sowie Nr. 579 Anm. 35. 10 Samuel Theodor Albinus, Vorgänger Pasches an der Hofkapelle in London, seit 1761 Erster Pfarrer in Bevensen/Lüneburg. " Vgl. 1 Sam 1 8 - 2 0 ; 23; 2 Sam 1. 12 Vgl. Joh 5 , 2 - 1 5 . 13 Vgl. Bd. III Nr. 345. 14 = New Jersey; zur Sache vgl. Bd. III Nr. 403 Anm. 12. 15 Nach einigen Anfeindungen durch seine schwedischen Amtskollegen in Amerika kehrte Wrangel 1768 nach Schweden zurück; vgl. besonders Bd. III Nr. 383. 14 „Stank für Dank" (arger Undank); vgl. Wander Bd. 4 Sp. 776. 17 Vgl. Nr. 486 S. 123 f. 18 Vgl. Nr. 588 S. 446 mit Anm. 6. 19 = Entgeld. 20 Vgl. Nr. 553 S. 309 mit Anm. 3. 21 = Wundertat. 22 = freigekauft. 23 Vgl. Mt 6,20; Lk 12,33; 18,22. 24 = Nr. 581. 25 Auf einem separaten Bogen findet sich hierzu von Mühlenbergs Hand die Notiz: „An Sr: Edelgeb: Herrn Inspector Fabricius zur Bescheinigung daß Η. P. Krug die Gerichts Acten aus seinem gel[iebten] patria empfangen. Ich habe noch nicht Zeit gehabt, seine begerte Vollmacht machen zu laßen und es wird auch wol nicht pericul[um] in mora seyn, weil ein Vormund im patria verordnet ist." 26 Nicht erhalten. 27 Vgl. 1 Mos 2,18. 28 Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . 29 Vgl. 1 Mos 2,24. 30 Unter anderen Nr. 596. - Schmidt schrieb am 5. 4. und 16. 6. 1773 an Fabricius sowie unter dem letzten Datum auch an Freylinghausen. Die Briefe sind erhalten in AFrSt IV C 17:8 S. 8 6 - 8 8 , C 17:14 S. 200 - 202, C 17:13 S. 198f.; LC Abt. Η IV Fach F 1:8 S. 8 6 - 8 8 ; F 1:14 S. 200 - 202, F 1:13 S. 198 f. und in HD S. 2 5 4 1 - 2 5 4 3 , 2557 - 2559. 31 Hier etwa: scharfe Überlegungen. 32 Eva Elisabeth. 33 = volljährig. 34 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 612. 35 Zum Wechsel Schultzes von Philadelphia nach Tulpehocken vgl. Nr. 518; Nr. 519; Nr. 521 und Nr. 5 2 7 - 5 3 2 . 36 Nicht erhalten. 37 „Nach Wolken die Sonne"; sprichwörtlich. Vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1575. 38 Vgl. Jer 17,9 und die 3. Strophe des Kirchenliedes „Höchster Priester, der du dich" von Johann Scheffler („Angclus Silesius"; 1624-1677). 39 Vgl. ebd. die 4. Strophe. 40 Vgl. 1 Sam 1 8 - 2 0 ; 23; 2 Sam 1. 41 Vgl. Nr. 588 S. 446 f. 42 Vgl. Joh 14,19. 9
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60S. An [Ch. A. Erhardt]
Philadelphia, 18. 3. 1773
Philadelphia in Nord America, d 18 Mertz 1773. Wolgeborner, Hoch zu verehrender Herr Bürgermeister, in Christo unserm über alles hoch gelobten Erlöser hochgeschätzter von Gott verliehener Gönner und Woltäter 1 ! Da ich die Ehre habe aus denen vom Jare zu Jare, durchs Hochwürdige Missions Directorium von Halle uns zugesandten Verzeichnißen der Liebes Woltaten, zur Fortpflantzung des trost reichen Evangelii unter den verlornen Schafen 2 und Söhnen 3 in Nord America Ew. Wolgebornen Namen und gesalbten Character, so vielmal zu ersehen; so wird mir doch einmal erlaubt seyn vor meinem Abschiede, an einen so vieljärigen verehrungs würdigen Woltäter und Beförderer der Mission meine schuldigste Danckbegierde, ob wol mit bebender Hand, dennoch mit demutsvollem Hertzen in Schwachheit zu bezeugen. Es liegt ja wol in eines jeden vernünfftigen Menschen Seele ein Trieb und Verlangen seinen Zustand volkomner zu machen. Die sich äusernde Würckungen zeugen von der verborgenen Ursache, wie die Bewegung einer Sackuhr 4 andeutet, daß eine Trieb=Feder darhinter seyn müße. Wenn bemeldter Trieb und Durst einen recht erleuchteten Verstand vor sich, und einen durch göttlichen Einfluß gebrochnen und gelenckten Willen auf der Seite, und gezämte Leidenschafften als Bediente unter sich in Subordination hätte, so wäre ja der einzige von Gottes Liebe, Weisheit, Güte und Barmhertzigkeit von Ewigkeit bestirnte beste Gegenstand in dem Versönungs=Plan und Element mit einem einfältigem Auge 5 leicht zu finden, und solcher gestalt der erbärmlichste Zustand des Menschen in der Tat auf Zeit und Ewigkeit gründlich und dauerhafft vollkomner und glückseliger zu machen. Assaph 6 hatte auch einen solchen Trieb, war von der Zunfft der damaligen Gelehrten, versirt in Sprachen, hatte Jura oder legem forensem, Theologie oder Moral= und Levitische Gesetze studirt, hatte besondere Gaben zur Vocal« und Instrumental Musique, und zur erhabenen Poesie, als Capell Meister, war ein Liebling vom König David, folglich konte es ihm ja auch wol nicht fehlen an Gut und Geld. Ein solcher Staats=Mann hatte ja die schönste Gelegenheit seinen Zustand volkommen zu machen und seinen innern Trieb und Durst zu stillen. Wir finden auch im 73 Ps: 7 daß er alle Gegenstände im Himmel und auf Erden durch forschet und geprüfft, es wolte aber nur einer und sonst keiner paßen. Zur Erfüllung der 2 vornemsten Gebote im Moral Gesetze hatte er kein Hertz, Die Bilder im Levitischen Gesetze waren nicht hinreichend zur Sättigung; denn die best getroffenen Mahlereien oder Schilderungen von Menschen, Vögeln, Fischen, Tieren oder allerhand schönen reiffen Früchten mögen wol das Auge belustigen, haben aber keine Seele, kein Leben, keinen Nahrungs=Safft noch Geschmack, und dienen nur bloß um eine überfliegende Ähnlichkeit von der Sache selbst auf der Oberfläche der Einbildungs Krafft und Phantasie zu
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erregen, laßen aber die Seele leer von dem, was sie dauerhafft sättiget. Die Harmonie oder das Schöne in der Musique vermogte wol das sinnliche Gefühl ein Zeitlang zu amusiren und zu vergnügen, blieb aber unzulänglich dem Seelen Triebe und Verlangen Ruhe zu verschaffen etc. Er konte demnach sich nicht eher beruhigt finden, bis er die beste Auswahl des einzig angemeßenen Gegenstandes getroffen wie er bekennet im 25 Vers: „Wenn ich nur dich habe etc. oder, Wen habe ich im Himmel außer dich? noch weniger ist ein Gegenstand auf Erden hinreichend zur Sättigung meiner Begierden, als du, mein Gott und Heiland? Mein menschlich Hertz und Muth ist nicht hinlänglich dem Triebe Genüge zu leisten, aber du, mein Gott und Erlöser bist die allgenugsame Krafft und Stärcke fürs Hertz, mein höchst und bestes Gut, worin ich ewig vollkommen und selig werden, seyn und bleiben kan und soll." Der junge König Salomo machte auch vielerlei Versuche und Proben, wie die so genanten starcken Geister, seinen Zustand außer dem von Gott bestirnten Versönungs=Plan vollkomner zu machen, und seinen unauslöschlichen Trieb und Durst in selbst erwälten Gegenständen zu sättigen Pred[iger] S[alomo] cap: 2,4=11. „Er tät große Dinge, bauete Lust Häuser, pflantze Weinberge, ließ Küchen- und Lustgärten, kunstreiche Teiche etc. anlegen, hielte viele Domestiquen und Gesinde, zahm und wild Vieh, sammelte vergängliche Schätze von Silber, Gold etc. schaffte Operen etc. nach dem erhöheten Geschmack herbei, ja öfnete seiner Sinnlichkeit alle nur ersinnliche Gegenstände zum kitzlichem Vergnügen, und wehrete nichts, und hielt das alles, so weit es reichte für sein bestes Gut." Es gieng aber wie die Sänger und Spieler zu sagen pflegen: in fine videbitur cuius toni 8 : Vers: 11. „Da ich aber ansahe alle meine Wercke, die meine eigene Hand getan hatte; und Mühe, die ich gehabt: Siehe da war es Alles eitel, und Jammer und nicht nutz für meinen Geist zu verbeßern und zu befriedigen." Jener Reiche Mensch dachte es klüger anzugreiffen Luc. 12,16 seq. O b er wol die heutigen Schrifften nach dem erhöheten Geschmack nicht gelesen, die den Menschen als Pflantzen mit materiellen Seelen etc. schildern etc.; so hatte er doch den selbigen Stoff dazu im Hertzen, denn es komt nichts neues unter der Sonne 9 . Seine Denckungs^Art gieng schon weit über des gemeinen Mannes und Pöbels. Er war schon so starck, daß er seinen Magen für die Seele hielte. Dahero concentrirte sein Tichten und Trachten, Ersinnen und Bemühen sich auf solche Gegenstände, die seine Seele dauerhafft sättigen und vergnügen solten: und was kam am Ende heraus? Da er eben den vermeinten besten Gegenstand anpaßen und sich in den Ruhe=Stuhl nieder laßen wolte, setzte er sich neben weg, und muste den Arrest mit Schrecken hören und erfaren: Du Narr, diese Nacht wird man deine vergeßene, finstere, unangebauete und unbereitete Seele von dir fordern! und weßen wird es seyn, das du bereitet hast 1 0 ? Der verlorne Sohn Luc: 15. 1 1 hatte die schönste Gelegenheit in seines Vaters Hause und an seiner Tafel den besten Gegenstand für seine unsterbliche Seele zu finden und Deren Trieb und Begierden dauerhafft vollkommen glückselig damit zu machen und zu befriedigen. Sein Verstand war wol nicht gantz leer
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von Einsichten, wie er hernach bei Erholung bekante: wie viel Tagelöner hält mein Vater, die Brods die Fülle haben etc., aber die ungezogene, stürmische untere Seelen-Kräffte übertäubten das schwache Füncklein und bleiche Lichtlein im Verstände und Vernunfft und machten ihm weiß, daß außer des Vaters Hause viel beßere und angenemere Vorwürffe [Gegenstände] für die innern Triebe und heißen Begierden an zu treffen wären. Er nam mit Pochen und Trotzen Abschied von seinem allergütigst« und zärtlichst* liebenden Vater, wolte, und muste auch erfaren was das sey, die lebendige Quelle zu verlaßen und mit stehenden Waßer Pfützen zu vertauschen, 12 was für Jammer und Hertzeleid es bringe, den Herrn seinen Gott verlaßen, und Ihn nicht fürchten! Die alten Deutschen sagen im Sprichwort: „unversucht schmackt nicht." 1 3 Mein Teurester, in Christo, dem einzigem Erlöser und Erretter, verehrungs würdiger Wolwünscher, Woltäter und Beförderer der Missionen: Mit solchen Menschen Kindern haben die armen Diener und Knechte Christi oder so genante Missionarien in der bewonten Welt gegen Ost= und West, Süd und Norden zu streiten. Man proclamirt öffentlich und besonders, daß Jesus Christus, als der wahre Gottes» und Menschen Sohn, der von Ewigkeit alleinig bestirnte und verordnete Gegenstand: daß in keinem andern das Heil, und kein ander Name zu finden sey, worin die Seele ihr begerendes Alles antreffen könne: daß alle Propheten bezeugen, in und bei Ihm sey Vergebung der Sünden, Leben, Vollkommenheit, und ewig daurende Seligkeit: Man versichert über und über aus seinem wahrhafftigen Wort, daß Er der Heiland aller Welt 14 und vorzüglich seiner Gläubigen: daß Er bereit und willig sey, alle zu Ihm kommende mühselige und beladene Sünder und Sünderinnen aufzunemen und zu erquiken, 15 alle die vermöge des innern Triebes verlangend und durstig nach Verbeßerung ihres Zustandes sind, zu sättigen und zu erquicken: daß Er keinen verstoßen wolle, der seine Zuflucht bei Ihm sucht: daß Er ein freier und offener Born sey nicht allein wieder die Sünden, 16 so in der Rechtfertigung armer bußfertiger Sünder abgetan werden müßen, sonder auch für die anklebenden Unreinigkeiten welche in täglicher Erneuerung und Heiligung ab zu legen sind: daß aus seiner Fülle Gnade um Gnade zu nemen 17 : allerlei seiner göttlichen Krafft zum Leben und göttlichen Wandel gehörig, zu schöpffen: sein Joch sanfft, seine Last leicht, 18 und Er selbst der Urheber, Mitler und Vollender des Glaubens, ja der einzige und beste Gegenstand sey, worin eine jede Menschen Seele Leben und volle Gnüge erlangen könne etc. etc. Wer glaubet aber unserer Predigt? und wem wird der Arm des Herrn offenbaret 19 ? Gegen die ungeheure Menge der Un= Aber» und Wahn Gläubigen, nur wenig. Satan, Welt und Fleisch conspiriren noch, wie sie von Anfange getan. Man soll nach ihren Forderungen entweder eine Amnestie mit ihnen eingehen, oder man muß streiten, Leiden, wachen, beten, bitten, ermahnen, und Fleisch samt den Lüsten und Begierden kreutzigen, wenn man Christo angehören will. Da heißt es: Entbinde mich mein Gott von allen meinen Banden etc. 2 0 Ringe recht, wenn Gottes Gnade dich nun ziehet und bekert etc. 21 es sey in Ost und West Indien, Europa oder Africa. Der auf ein Zeitlang vorwitzige Salomo, der in Sicherheit ertrunckene reiche Mensch, der seine vergeblich in den Träbern 2 2 Sättigung
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suchende verlorne Sohn, die um Entschuldigung bittende Gäste, welche Vieh und Äcker gekaufft, oder Weiber genommen etc. 23 alle diese haben unzälig viele Brüder hinter laßen in allen Teilen der bewonten Erdkugel. Palläste, Lust gärten, Teiche, Comoedien=Opern häuser, Tantz= und Fecht schulen, Scheuern, Brau» und Backhäuser, Garküchen etc. etc. etc. werden mit allem Fleiß und Kosten in America angelegt und aus geführt. Satan, Welt und Fleisch sind offt so grob und unverschämt, daß sie Jesu Christo dem rechten Erben und Eigentums Herrn 2 4 nicht ein mal ein Plätzgen vergönnen wollen, wo Er sein Haupt hinlegen mögte, 25 und wenn sie dem Haus herrn so bitter feind sind, was können seine Haus=Genoßen zu gewarten haben? Dieser Streit wird wol so lange dauern, bis der Ertz Feind des Gnaden=Reichs von dem Herrn ergriffen, gebunden, in den Abgrund geworffen, verschloßen und versiegelt ist. 26 Wenn indeßen Der, zur Rechten der Majestaet Gottes regierende Gott=Mensch oder Emanuel nicht noch einen geheiligten Saamen in allen Teilen der Welt von seinem auserwälten Geschlecht, königlichen Priestertum, heiligen und eigentümlichen Volck zur Verkündigung seiner Kräffte und Tugenden 27 übrig hätte, so würde die Welt vollends wie Sodom und gleich wie Gomorra 2 8 ! Gott sey demütigst gelobet und gepriesen, daß Er noch mitten unter seinen Feinden herrschet! und dennoch König ist! Ps: 93. 29 Zu diesem auserwälten Geschlecht und Familie, des vor der Welt so unbekanten und gering geschätzten, vor Gott und seinen himlischen Heerscharen aber höchst Anbetungs würdigsten Erlösers, müßen wir ja Ew. Wolgeb: mit rechnen, weil die Früchte von dem Baum zeugen. 30 Wie könte es anders seyn? Wer von den Menschen Kindern, wes Standes, Würden oder Ehren sie auch seyn, seinen innern Seelen Trieb und unauslöschlichen Durst nach Glückseligkeit nicht in Jesu Christo dem allgenugsamen Gegenstande sättiget, der gebraucht alle übrigen vergänglichen Güter selbst höchst nötig und hat lange nicht genug daran. Ζ: B: wie solte ein Geitziger, der seine nagende Begierden in dem ungewißen Reichtum dieser Welt außer Christo zu stillen begeret, auch nur das geringste davon mißen können und wollen? Er kan ja nicht einmal die äuserste Notdurfft für seinen dürfftigen Leibes=Unterhalt ohne Angst und Pein davon nemen, und keine Nacht ruhig schlaffen, weil sein vermeintes höchstes Gut für Motten, Rost, Dieben, 31 Krieg, Feuer, Waßer und dergleichen nicht sicher ist! Geschweige denn, daß er ein Scherflein an die Sache Gottes und seines Gesalbten aufs Ungewiße verwenden solte, so gar in einen andern Teil der Welt, wo es erst durch viele Hände muß, vieler Gefar über Land und Waßer unter worffen, und man nicht weiß, ob es nicht unter geschlagen wird, oder ob es die Menschen auch wert sind, und man sie nicht in ihrer Faulheit stärcket, und tausend von den from scheinenden Bedencklichkeiten mehr. Wie könten Menschen, die ihr höchstes Vergnügen in der Augenlust suchen, das geringste davon entberen? Der vergänglichen und wechselbaren Vorwürfe [Gegenstände] sind ohne dem schon zu wenig, weil das Auge sich nimmer satt siehet, und das Ohr sich nimmer satt höret etc. Deren, die der Fleisches Lust ergeben, ist gar nicht zu gedencken; denn fleischlich gesinnet seyn, verursachet eine offenbare Feindschafft wieder Gott und alles was göttlich ist und heißt. 32
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Solche werden lieber starcke Geister, und helffen viel eher mit ihrem Vermögen Hand, M u n d und Feder, daß, wo möglich, natürlich* und geoffenbarte Religion, Natur» und Völcker Rechte, ja Gott selbst aus gerottet und zu nichts gemacht, und von Ruins eine Sodomitische Anarchie errichtet werden mögte. Wer aber Jesum Christum, den Schatz über alle Schätze, die köstlichste Perle, 3 3 den allgenugsamen Grund und alles in Allem gefunden hat und in Ihm auf Zeit und Ewigkeit versorgt, oder auch nur noch auf dem Wege und in guter Hofnung ist das Ziel zu erreichen, der hält die Gottseligkeit, oder wahre Christliche Religion für den grösten Gewinn, ist auf dem schmalen Wege zum H i m m e l 3 4 mit wenigem vergnügt und zu frieden, bleibt eingedenck, daß er nichts mit in die Welt gebracht, auch nichts mit hinaus nemen werde, daß sein himmlischer Vater, der die Vögel und Blumen als weit geringere Geschöpffe ernehret und schön kleidet, ihm vorzüglich Nahrung und Kleider versprochen, und ihn nicht verlaßen noch versäumen wolle, wenn er am ersten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit trachtet. 3 5 Klopffen Sorgen der Nahrung unvermutet an, so rufft er nicht gleich: Herein! sondern singet erst ein Verslein: Warum solt ich mich dann grämen? hab ich doch, Jesum noch, wer will mir den nehmen? etc. 3 6 Nackend lag ich auf dem Boden, da ich kam, da ich nam meinen ersten Odem etc. 3 7 Hat ein Jünger und Nachfolger der für uns gekreutzigten Liebe, mehr als seine und der Seinigen Not durfft erfodert, so ist Gelegenheit genug, den Überschuß auf sichere Interessen zu legen, so daß die Diebe Motten und Rost nicht dran kommen. 3 8 Unser Herr und Heiland bezeuget so gar sein gnädiges Wolgefallen über das Verhalten der armen Witwe Luc: 2 1 3 9 die zwei Scherflein als ihr damalig gantzes Vermögen in den Gottes Kasten einlegte. Ohne Zweifel hatte die Witwe durch die holdselige Lehre ihres Heilandes im Tempel den rechten Schatz und die köstliche Perle gefunden, und da war es nicht zu verwundern, daß sie alles zur Danckbarkeit zurück gab und auf opfferte. Bleibt der Zentner mein Gewinn, fahr der Heller immer hin. 4 0 Es muß in der Tat was Erhabenes hier noch geheimniß volles dran seyn, das am Tage der herrlichen Erscheinung des großen Gottes und Heilandes soll klar und offenbar werden, weil Er hat zu sagen gepflegt Act:20,35. Geben ist seliger, denn Nemen. Wie leicht wäre es wol unserm Allmächtigem Erlöser gewesen durch alle Zeit läuffte seine Diener und Anstalten zum Gnaden Reich gehörig, unmittelbar zu erhalten und zu besorgen, ohne einigen Zuschuß seiner Gläubigen. Weil Er es aber so, und nicht anders zu verordnen beliebt als M a t t h : 10,10. Luc: 10,7. M a t t h : 10,40 bis 42. Matth: 25,40,45. 1 Cor: 9 , 7 4 4 . 1 T i m : 5,17. Gal. 6,6. 1 Thess: 5,12,13. 2 Cor: 9,5 bis 13. Psal: 112,9. so muß es auch einen seligen Nutzen haben, wo von ich unter andern nur 2erlei anfüren will: a) als ein Zeugniß der ächten Liebe zu Jesu, denn wo der Glaube an den Namen Jesu nicht durch die Liebe zu Ihm und seiner Sache würcksam ist, so ist er todt. Jacobi 2, 26 denn gleich wie der Leib ohne Geist todt ist, also ist der Glaube ohne Wercke auch todt. An den Früchten kan man den Baum am ersten und besten erkennen. Dornen Sträuche geben keine Trauben, wol aber Hagebutten, und Disteln keine Feigen,
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sondern Stacheln. 41 Wer seinen Bruder nicht liebet den er siehet, wie kan er Gott lieben, den Er nicht siehet? 42 Wenn ein Glied leidet, so leiden sie alle mit etc. 43 b) wir Menschen sind ja Leibeigene des Herrn Jesu mit Seel und Leib, und allem was wir haben. Ihm ist über geben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 44 Die Heiden sind Ihm stipulirt und der Welt Enden zum Eigentum 45 und Er ist darum für alle gestorben, auf daß die so da leben nicht mehr sich selbst gelaßen leben, sondern Dem, der für sie gestorben und aufferstanden ist. 46 Nun könte ja der Herr und Heiland aller Welt 47 mit unendlich höhern und beßern Recht als der Kaiser Augustus, alle Welt schätzen, 48 Contribution auf legen, ihr Gut und Blut fodern und durch Execution seiner Elemente eintreiben oder plündern laßen etc. Das tut Er aber nicht, sondern läßet den sich selbst lebenden Welt menschen seine Ihm von rechts wegen zukommende Güter zum willkürlichem Gebrauch auf Rechnung. Wie wollen die armen Würmer denn bestehen vor seinem Gerichte, wenn sie Rechnung davon tun sollen und müßen? Hier müßen sie alles zurück laßen, können keinen Heller mit nemen, und dort sollen sie dafür büßen und gemartert werden, und von der Tortur nicht los kommen bis sie den letzten Heller bezalen! Hingegen hätte der Herr auch vollkommen Macht und Recht von seinen Gläubigen alles das zu fodern was sie vom leiblichem Vermögen über die Not Durfft besitzen. Statt deßen aber hält Er sie als frei gemachte, als liebe Kinder, zeiget ihnen hie und da Gelegenheit wo es zur Beförderung seines Reichs am nötigsten ist, giebt acht auf ihr Hertz und Hände Luc: 21, 1, 2. weil Er alle Tage bei seiner Sache bis an der Welt Ende ist und bleibt, 49 erinnert sie durch seinen Geist wenns Zeit ist, hie oder da Ihren Glauben durch die Liebe zu Ihm wircksam zu beweisen, wo Er in seinen armen Dienern und Arbeitern hungrig, durstig, ein frembder Gast, nackend, kranck, oder gefangen ist, es sey in welchem Teil der Welt es wolle! 50 Die armen hungrig» durstig» nackten, krancken, gefangnen Diener und Arbeiter sehen nicht voraus wann, wie oder woher die Hülffe kommen soll, glauben, daß der Herr nach seiner Verheißung sorge. Welch ein Geheimniß» Wunder» Weisheit» und Liebes volles Spiel ist das! Die armen Diener haben noch Fleisch und Blut und unsichtbare starcke und listige Feinde, welche nicht feiern, sondern gern im Trüben fischen. Da heißt es bis weilen: hie oder da war eine Sache zu früh angefangen, ist aber kein Nachsatz dabei, und wird mit nächstem zu schänden und nichts werden: Die Zunfft der Pharisaeer, Sadducaeer etc. hebt schon beide Hände empor zum Klappen da! da! legt schon das Maul in Falten zum Hohn gelächter etc. Wenn denn alles scheint zu zerrinnen, wird man seiner Hülffe innen. 51 Der Herr kennet die Seinen, 52 Er hat ihre Hertzen in seiner Hand: Er weiß wo sie wonen, ob sie wol als Kleinodien vor der Welt verborgen sind: Da werden seine Auserwälten durch einen sanfften Geistes Zug zur Liebe, zum Mitleiden, zur Hülffe und Unterstützung seiner Sache erweckt und auf gefodert, seine Assignationen richtig zu machen. Wenn Er spricht so geschichts: wenn Er gebietet, so stehts da. 5 3 Die Verzeichniße der Liebes=Gaben und Scherflein werden püncktlich gemacht: Die Woltaten kommen von den Gesegneten des
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Herrn, werden mit Segens»Wünschen, Fürbitte, Gebet und Dan[ck]sagung gesalbet und begleitet. Bewundernd siehet und dencket der arme Knecht: Mein Herr und mein Gott! 5 4 hast du auch außerwälte Agenten, Bluts Verwandten und Lieblinge in Herrenberg, Basel, in Wyhl bei Bern, Berlin, Bruchhausen, zu Iiischwang, Nördlingen, Strasburg, Stralsund, Altona etc. etc. etc. etc. außer den ordinairen Gegenden! Das macht wieder frischen Muth zur Arbeit, Streit und Leiden. D a heißt es: Fürchte dich nicht du Würmlein J a c o b 5 5 : Führst du mich in die Creutzes»Wüsten, ich folg und lehne mich auf dich etc. 5 6 Und das alles was die gesegneten Kinder Gottes aus Liebe zu Ihm und zur Beförderung seiner Sache je getan und noch tun werden, davon hält der Herr ein unfehlbares Denck Buch und püncktliche Rechnung, wenn gleich viele Anonymi drunter sind, Er kennet die Seinen, und will solche am Tage seiner herrlichen Erscheinung publiciren, wo zum heiligen Erstaunen der Gesegneten des Herrn kein Debet von ihren Schwachheiten und Fehlern, sondern lauter Credit von ihren Liebes=Beweisen, bis auf einen gereichten kalten Trunck W a ß e r 5 7 inclusive in Absicht auf ihren Heiland, finden, und denn erst klar einsehen werden, daß der Herr durch ihre /: sonst schuldige :/ Liebes Pflichten, nach aller zärtlich=huldreichsten Menschen Liebe, nur Gelegenheit und Vorwand gesucht ihre Seligkeiten und Freuden zu häuffen und vollkomner zu machen. Dieses Jar hundert hat, ohnerachtet des großen Anwachses von ungläubigen Religions Spöttern und Sadducaeern, ein Regale, das vor vielen andern in der Kirchen Historie sich auszeichnen wird: Versuche und Anstalten zur Ausbreitung des Evangelii unter Heiden, Juden und verlornen Christen Söhnen sind gemacht und unter halten worden, nicht von Kaiserlichen, Königlichen oder Päbstlichen Schatz Kammern sondern von denen noch übrigen Bluts Freunden des Welt Heilandes und Kindern Gottes! Die rechte Hand des S[alvo] T[itulo] verehrungswürdigen durch die 12 Contin. 5 8 erweckten Anonymi, küße ich im Geist, bis ich die Gnade erlangen werde Ew. Wolgeb: und alle übrige Woltäter vor dem Trone des Lammes 5 9 von verklärten Angesicht kennen zu lernen! Dero vor Gott unnützer Knecht H. Mühlenberg Ν [ach] S[chrift] 6 0 Teurester Hertzens Gönner und verehrungs würdiger Woltäter! Schuldige Danck=Begierde trieb mich zum Schreiben. Das Schreiben ist verwirf, die Buchstaben sind uneben, die Zeilen krumm, die Titulatur mag nicht geraten oder zu schlecht seyn. Hie und da sind Worte ausgetan und zugesetzt: weil es nicht ins Reine geschrieben. So ist auch nicht gehöriger weißer Raum oben und unten, und an den Seiten gelaßen etc. Ich bin alt, von vielerlei Reisen etc. fatiguirt, und am Leibe und Gemüte geschwächet, schreibe durch den Brill mit bebender Hand, habe am Tage nicht viel Zeit übrig, und muß die hiesige americanische und Europaeische Corre-
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spondence meist des Nachts beym Licht versehen, kan auch keinen Schreiber oder Copisten halten. Dahero haben meine Schrifften unangeneme Schatten und Dunckelheit samt Weitläufftigkeit, wobei ich immer besorge, daß damit die Gedult meiner Wertesten Gönner etc. ermüden mögte. Weiß aber auch, daß die Liebe gesalbter Hertzen die Menge der Fehler bedecke und vieles, wo nicht alles bedecke, und bleibe versichert Ew. Wolgeb: werden der hiesigen annoch jungen Mission, oder des Senf Körnleins 61 in der Abend Wüste ferner in Dero ernstlichem Gebet vor dem Gnaden Trone mit zugedencken geruhen, wie wir denn uns verbunden erachten, des gleichen zu tun. Dero Diener Heinrich Mühlenberg senr:
Reinschrift in AFrSt IV C 17:3 S. 59-68; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:3 S. 59-68. Auch in HD S. 2567 — 2578. Auf der ersten Seite ist von anderer Hand vermerkt: „An H. Bürgermeister Ehrhardt zu Herrenberg". Auf dem Umschlag steht: „An Sr: Wohlgeb: Herrn Herrn Ehrhard, Bürgermeister in Herrenberg. D[urc]h gütige Besorgung Sr: H: Edlgeb: Herrn Inspector Fabricius." Christoph Adam Ehrhardt ( 1 7 0 4 - 1 7 7 3 ) ; 1 7 5 2 - 1 7 6 6 Bürgermeister in Herrenberg, 17671773 Assessor der württembergischen Landschaft. Er starb am 13. 12. 1773 kinderlos und bestimmte mehr als ein Zehntel seines Vermögens von über 100000 Gulden für Stiftungen. (Auskunft des Stadtarchivs Herrenberg). 2 Vgl. Mt 1 8 , 1 2 - 1 4 ; Lk 1 5 , 4 - 7 . 3 Vgl. Lk 1 5 , 1 1 - 3 2 . 4 = Taschenuhr. 5 Vgl. Mt 6,22; Lk 11,34. 6 Vgl. 1 Chr 15,16 f.19; 16,4 f.37 u.ö. 7 „Ein Psalm Asaphs"; vgl. bes. Vers 23 — 26. 8 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 814: „Am End die Wahrheit wird erkent" und „Am end sihet man cujus toni". 9 Vgl. Pred 1,9. 10 Vers 20. 11 Vers 1 1 - 3 2 . 12 Vgl. Jer 2,13. 13 Vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1488. 14 Vgl. 1 Joh 4,14. 15 Vgl. Mt 11,28. 16 Vgl. Sach 13,1. 17 Vgl. Joh 1,16. 18 Vgl. Mt 11,30. " Vgl. Jes 53,1. 20 Kirchenlied von Johann Joseph Winckler (1670—1722). 21 Ebenso. 22 = Treber = Schweinefutter; vgl. Lk 15,16 in der ursprünglichen Übersetzung Luthers. 23 Vgl. Lk 4 , 1 6 - 2 4 . 24 Vgl. Joh 1,11. 25 Vgl. M t 8,20; Lk 9,58. 26 Vgl. Apk 2 0 , 1 - 3 . 27 Vgl. 1 Petr 2,9. 28 Vgl. 1 Mos 1 9 , 1 - 2 9 . 29 Vgl. Vers 1. 1
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Vgl. M t 7 , 1 6 - 2 0 ; 12,33; Lk 6,43 f. Vgl. M t 6 , 1 9 - 2 1 ; Lk 12,33 f. 32 Vgl. 1 Joh 2,16; Röm 8,7. 33 Vgl. M t 13,44 - 46. 34 Vgl. M t 7,13 f. 35 Vgl. M t 6 , 2 5 - 3 3 ; Lk 1 2 , 2 2 - 3 1 . 36 Vgl. die 1. Strophe des Kirchenliedes „Warum sollt ich mich denn grämen?" von Paul Gerhardt (1607-1676). 37 Vgl. die 2. Strophe. 38 Vgl. M t 6 , 1 9 - 2 1 ; Lk 12,33f. 39 Vers 1 - 4 . 4 0 Vgl. die 4. Strophe des Kirchenliedes „Nicht so traurig, nicht so sehr" von Paul Gerhardt. 41 Vgl. M t 7,16; Lk 6,44. 4 2 Vgl. 1 Joh 4,20. 43 Vgl. 1 Kor 12,26. 44 Vgl. M t 28,18. 45 Vgl. Ps 2,8. « Vgl. 2 Kor 5,15. 47 Vgl. 1 Joh 4,14. 48 Vgl. Lk 2,1. 49 Vgl. M t 28,20. 50 Vgl. M t 2 5 , 3 1 - 4 6 . 51 Vgl. die 11. Strophe des Kirchenliedes „Womit soll ich dich wohl loben" von Ludwig Andreas Gotter ( 1 6 6 1 - 1 7 3 5 ) . 52 Vgl. 2 Tim 2,19. 53 Vgl. Ps 33,9. 54 Vgl. Joh 20,28. 55 Vgl. Jes 41,14. 56 Vgl. die 4. Strophe des Kirchenliedes „Wie wohl ist mir, ο Freund der Seele" von Wolfgang Christoph Deßler (1660 - 1 7 2 2 ) . 57 Vgl. M t 10,42. 58 Der „Halleschen Nachrichten"; vgl. ΗΝ 1 S. 1 0 5 3 - 1 1 8 8 und H N 2 Bd. 2 S. 494 - 584. 5 5 Vgl. Apk 7 , 1 3 - 1 7 . 60 Auf einem separaten Blatt beigefügt. 61 Vgl. M k 4 , 3 0 - 3 4 par. 30 31
606. An [G. A. Freylinghausen
und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia, 29./ 30. 3. 1773
Philadelphia d 29=30 Mertz 1773. Hoch» und verehrungswürdigste Herren Directores und Väter! Ich hatte kaum die nötigsten Briefe in Schwachheit zuwege gebracht und am 21 Mertz Dominica] laetare vormittags in Zion gepredigt, Nachmittags Kinder=lehr gehalten und Abends meinen muntern und fleißigen H: Collega Kuntze in der Erbauungs=Stunde mit Vergnügen gehört, so wurde ich am
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folgenden Tage mit Inflammatione tonsillarum 1 angefallen, welches aber nicht achtete, weil sich insgemein ums Aequinoctium 2 allerlei bei mir meldet. Es kam aber in kurtzer Zeit die Angina dar zu, so daß ich bei 5 Tage und Nächte keine Narung in den sonst zärtlich geliebten Magen bringen, und zu keinen Schlaf gelangen konte, wodurch auch der Gebrauch der Vernunfft nicht ordentlich war. Die Meinigen ließen es nicht ermangeln an der gesegneten Hallischen Arzenei, insonderheit der Essjentia] dulc[is], weil sonst nichts durch wolte, rieffen auch einen Doctor zu hülffe, welcher mit vieler Höflichkeit zu verstehen gab, daß solche Zufälle, insonderheit bei Predigern, gefärlich wären etc. Doch solte ich nur frischen M u t faßen etc. Ich erwiederte was Lutherus angemerckt, nemlich: ein an Jesum Christum Gläubiger erschräcke nicht hefftiger vor dem Tode, als ein Reuter, dem jemand unvermutet sein Pferd sattelte etc. Da ich nun heute als am 29sten Mertz das erste mal wieder auf seyn und die Feder füren kan; so ist mir noch verschiedenes bei gefallen, welches pro Memoria hin zu tun mögte als 1) fand nötig und billig die vom Hochwürd: Directorio durch Herrn Superintend: Neidhard aus Wertheim empfangne Summe von 14 £ 13 shill: Sterling laut Ordre an die hiesige Anna Catharina Müllerin aus zu zalen, welches geschähe d. 17 Mertz mit 21 £ 19 sh: und 6 d: Curr: wie die Quitung in meinem Antworts Schreiben 3 an S[aIvo] T[itulo] HE: Superint Neidhard bezeuget. Ich nam diese 14 £ 13 s: sterl. von dem Überschuß der 58 £ sterl. wo von auch bereits Sr: Η : H. Super: Darnmanns Stifftung vergütet nemlich 258 rthl. 18 gr. welches a 1 £ sterl. zu 6 rthl. gerechnet, denn 43 £ sterl. beträgt, und also 57 £ 13 sh: sterl. macht, und nur 7 sh: sterl. von den 58 £ sterl. übrig wäre, wenn mans nach der Kunst rechnete. 2) Ich habe zwar nach Friedrichstown an Η. P. Krug und seine Schwieger Mutter die Fr: Witwe Handschuin geschrieben 4 , aber noch keine Antwort erhalten, weil im Winter selten Gelegenheit vorfält. Solte sie der 50 rthl. als Intereßen benötigt seyn; so könte ihr selbige aus der hiesigen Cassa von den Interessen des fundi 5 erstatten weil ja gegenwärtig laut der beigelegten Rechnung 25 £ 5 s: 4 d: pro saldo sind, und es wol etwa nicht die Meinung seyn mögte, daß ich hier Interessen gleich wieder auf Interessen legen, und die Vorschüße oder nötigsten Posten nicht erst damit zu bestreiten suchen solte. Wenn nur erst einmal das gantze Capital der 1 0 0 0 0 fl[o]r[ins] beisamen, in Ordnung und Versicherung seyn mögte; so würde es auch leichtter für mich. 3) Vermöge der zu mir zurück gesandten, von Hochwürdigen Herren Directoribus väterlich gütigst approbirten Rechnung, 6 habe ich denn noch zu fodern 43 £ 7 sh: 2 d. Curr: Diese Summe muß ich sehr zurate hegen[!] und so viel dar zu sammeln, daß ich die 60 £ curr: welche ich von dem fundo auf Interesse geliehen, wieder zu dem Capital bringe, damit auch der Punckt in Richtigkeit kommen mögte. Denn es ist unglaublich, wie ich mich wenden und drehen muß, weil von allen Seiten her in den noch armen und weitläufftigen Gemein Umständen zu viel auf und um mich herum hanget, und mich naget und plaget. Meine eigene Kinder nicht aus geschloßen, denn
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sie helffen auch in ihrem Teil mit dar zu. Z.B. a) meinen Sohn Friedrich muste ich in 4 bis 5 arme Gemeinlein 7 hergeben, die zum Teil zerrißen und in gefärlichen Umständen waren, und seinen leiblich» hinlänglichen Unterhalt nicht aufbringen konten. Er war willig und bereit Tag und Nacht zu reiten, die zerstreueten Schafe 8 zu sammeln etc. aber es hieß auch: „Zärtlich geliebter Vater, ich muß ein starckes Pferd haben, sonst kan ich nicht fort kommen etc." Ich kauffte ihm eins für 20 £ curr: ohne Sattel und Zaum zu rechnen. Als ich ihm hernach den Candidat Roeller 9 auf ein Zeitlang zu Hülffe sandte, so fehlte das 2te Pferd. Ich kauffte wieder eins für 17 £ curr: denn im Lande ist den armen Predigern ein Pferd so nötig als das liebe Brodt. Und die so zu pferde dienen und in den Gebüschen herum reiten müßen, zerreißen wol 3 mal so viele Kleider als die in den Städten zu Fuße dienen, b) Meinen Sohn Heinrich muste ich in die vacanten Gemeinen nach Jersey schicken 10 und so offt er wieder heim kam, war er vom Haupt bis auf die Fußolen zerrißen etc. Und da ich endlich notwendig einige Hülffe und Erleichterung in Philadelphia gebrauchte, so wolten es die Philad: Gemein=Umstände auf keine andere Weise erlauben, als daß ich ihm Eßen und Trincken, Logis und 20 £ järlich von meinem knappen Salario versprechen muste 11 , wobei er aber die Filiale 12 mit bedienen muß, und die Einkünffte davon für Kleider und Bücher gebraucht, und nur wenig Sontage übrig hat zu meiner Sublevation. Mein H. Collega Kuntze gebrauchte freilich Hülffe, aber von seinem knappen Salario konte er nichts abgeben, und die Accidentien teilen wir in 2 gleiche Teile. Ich finde auch aus Erfarung, daß man hier in Philadelphia mit 1 £ Curr: nicht weiter reichen kan, als mit 1 rthl. an vielen Orten in Deutschland, hier ist noch Ecclesia colligenda. Innerhalb wenig Jaren, sind meine 4 Ältesten Kinder 2 Töchter und 2 Söhne mit der Eltern Bewilligung in den Ehe=Stand getreten. 13 Die notdürfftige Aussteurung hat mir für jedes 105 £ curr: gekostet, welches von meiner Frauen Erbteil noch bestreiten konte. Dabei steigen meiner sehr schwachen Costa 1 4 , die ich nie allein laßen darf wegen ihrer harten Zufälle 1 5 , auch die Gedancken auf: wie? wenn er [Mühlenberg] nun sterben und mich zu rück laßen solte, wo werde ich denn bleiben? Die Kinder haben mit sich selber genug zu schaffen etc. Da heißt es denn: wer Gott vertraut, hat wol gebaut im Himmel und auf Erden etc. 1 6 Befiel du deine Wege und was dein Hertze kränckt etc. 1 7 Warum solt ich mich dann grämen? etc. etc. 1 8 Von der auswendigen Seite heißt es denn: Ο der alte Mühlberger hat keine Not: Er hat ja alle Stifftungen und Vermächtniße in Verwaltung und wird sich selber und die Seinigen nicht versäumen etc. Doch, warum unterwinde ich mich meine teuresten Herren Väter und Directores mit meinen personalien und privat Sachen zu beschweren? haben Sie nicht ohne dem schon last genug? Ja freilich. Darum will noch einen Punckt berüren, der mir näher anliegt als meine eigene Sache nemlich. 4) wäre es wol nicht Zeit reiflich und ernstlich zu überlegen, ob eine Waisen= und Schul Anstalt hier im Lande zu errichten, die gantz allein von dem Hochwürd: Directorio in Glaucha und London abhienge, practicable? 1)
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Negative: ich meine nicht wie Η. Dr: Wrangel und fast alle meine Hh. Amts Brüder sanguinisch dachten, nemlich nur ein Seminarium für gelehrte Schulmeister und Prediger zu erschaffen, wo man freilich große räumliche Gebäude für etliche tausend Pfunde, Haushaltungs Geräte für etliche tausend Pfund, Brennholtz und Victualien järlich für verschiedene hundert £ wenigstens 3 Professores halten, und jedem järlich nach Notdurfft mit 300 £ salariren müste, damit man auch järlich 20 — 30 — 40 bis 50 Discipuls frei unter halten, unter richten und deutsch theoretische Schulmeister und Pfarrherren aus ihnen fabriciren mögte. Solcher plans und Vorschläge habe ich ad nauseam usque 19 gehört, welche wenigstens einen fundum von mehr als 50 tausend £ erfodern würden. Solche plans gehören mit dahin: parturiunt montes etc. 20 . Wir haben hier in America der gleichen große Englische Anstalten Academ: Colleges oder Universit: wo järlich gantze Heerden junger Herren zu Baccalaureis, Magistris, Licentiatis, Doctor: juris, Medicinae etc. etc. feierlich creirt und aus gelaßen werden. Die armen Schluckers lauffen hernach in die Kreutz und quer, haben ihr bißel Vermögen angewandt, können nicht von Gütern leben, schämen sich zu betteln und mögen auch nicht graben etc. und werden bis weilen leider inutilia rei publicae pondera 2 1 . Hochwürdige Hh. Väter und Directores geruheten mir bis weilen zu antworten, ich solte es mit unsern gesamten Vereinigten Arbeitern gemeinschafftlich über legen. Ich habe so getan verschiedene mal bei den järlichen Synodal Versamlungen 22 und auch bei privat Gelegenheiten, aber was komt heraus? ein jeder wünschet, es mögte schon fertig und in seiner Nachbarschafft seyn, oder man hält es für unmöglich, weil mans nicht fertig vor Augen siehet etc. etc. 2) positive die vom Hochw: Directorio der penns: Mission hieher gesandte Prediger verzeren ihre Kräffte in dem mühseligen Dienst der Ecclesiae colligfendae] haben meistens arme Familien, wenig oder gar keine Zeit daheim zu seyn und ihre Kinder zu erziehen, sie selber werden baufällig, gebrechlich, auch wol bis weilen verfolgt etc. wo denn hinaus mit der armen Familie? Nicht zurück ins Vaterland, auch nicht vermögend sich selbst und die Seinigen zu erhalten. Da giebt es harte Versuchungen. H. Kurtz sen: Η. Schaum etc. haben viel Kinder, sie selber alt, abgematt[et], und baufällig, seufzen nach Erleichterung: H. Krug und seine Schwieger Mutter Fr[au] Handsch[uh] sind schwächlich und haben nichts eigenes wo sie ihr Haupt hinlegen, und dergleichen mehr. Was wünschte ich denn unter göttlicher Genemhaltung? nichts anders als eine Oeconomische Waisen Anstalt für abgemattete Evangelische Prediger und treu gewesene Schuldiener, wie auch deren Witwen und Waisen, worin ein jedes seine noch übrigen Gaben, Kräffte und Erfarung gegen Gott, dem Nächsten und sich und die Seinigen nutzen könte. Nicht zum Faullentzen. 3) quo modo? Wenn der Vorschuß in der Cassa mit der Zeit eben gemacht, und man auch den Überschuß der järlichen Interessen des Excell: Legats mit zu hülffe näme, und die vielen unermüdet hertzlichen Woltäter, deren Namen ich mit Verwunderung aus dem Verzeichniß gelesen, noch ein mal aufgemuntert und von dem Vorhaben einer solchen Waisen Anstalt be-
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nachrichtiget würden; so mögte durch Gottes Beistand wol nach und nach so viel zu samen fließen, daß ein Land Gut darzu gekaufft werden könte. Das Land Gut müste a) noch gut mit Holtz, b) mit gutem Waßer c) besonders mit vielem Wiesen Wachs versehen seyn; wie auch mit Küchen* und Baum Gärten. Denn das Holtz wird von Jar zu Jare rarer und teurer. Wo viel Wiesen sind, kan man auch viel Kühe, Rind Vieh und Schafe halten. Von Kühen giebt es Milch, Butter, Käß etc. von Schafen Wolle zur Kleidung etc. etc. Die Prediger Frauen und ihre Töchter finden Arbeit genug auf solchem Platze, zum Spinnen, Nehen, Stricken, Waschen, Bleichen, zum Garten Bau etc. etc. Die Väter können den Söhnen auch Arbeit genug für Seel und Leib, an weisen, und unterrichten, entweder, wenn sie Geschick haben, zu Schul=Meistern, oder Land=Predigern und Catecheten, oder im Christentum, und hernach zu ehrlichen Handtierungen. Der Seiden Bau wäre auch ein nützliches Stück, welches hier sehr ermuntert wird. So könte auch ein kleiner Buch laden, von den nötigsten Büchern und Hallischer Arzenei gehalten werden. Solches Land Gut müste aber meiner Einsicht und Erfarung nach von keiner hiesigen Corporation, Societaet oder dergl. sondern einzig und allein von einem Hochwürdigen Directorio zweier oder 3er Trustees in London und 2er Direct: in Glaucha abhängen, so daß man den Deed oder Kauf Brief eines solchen Gutes und Pertinentien auf die lebende Glieder des S[alvo] T[itulo] Directorii in London und Halle und auf Dero Assigns 23 versichern und verschreiben dürffte und müste. Nicht auf Dero Erben oder Successores weil die Liebe zu Jesu und seines Reichs=Gerechtigkeit nicht in der Erbschafft, auch nicht alle mal in der Succession Exod 1,8. stecket, sondern es sichrer ist, wenn gegenwärtige Trustees und Directores ihr Recht und Verwaltung an solche Assigniren können, die sie nach besten Wißen und Gewißen als getreue Werkzeuge erkennen. Das Hochw: Directorium in London und Glaucha hätte dem nach die alleinige Direction über eine solche Anstalt, wie auch nach dem Document über S[eine]r Hochgr[ä]fl[ichen] Excell[enz] S[olms] R[ödelheim] Legat und müste jeder Zeit einen Inspector, oder Bevollmächtigte hier halten, die von allem Red und Antwort geben könten. Solcher Gestalt hätte das Directorium hier ein Fundament, und die Missionarien die sonst so träge in der Correspondence sind, würden sich eifern, und so wol die Prediger als armen Gemeinen würden desto freudiger seyn und dencken: wenn wir auch unsere Kräffte im Dienst verlieren, so wißen wir doch eine Zuflucht in der Not, und wir Vereinigte Gemeinen dürffen nicht befürchten, daß uns ein ordentlicher Lehrer von Halle gesandt, wenn er auch unbrauchbar werden solte, zur Last fallen dürffte. 4) Ubi? In der Stadt Philad: scheint es nicht practicable, es müste denn eine immense Summe Geldes dar zu seyn. Weit davon auch nicht so nützlich, wegen Correspondence, Handel und Wandel. Denn auf Philadelph: concentrirt sich fast alle Correspondence aus gantz America, und von da wieder in alle Teile der Welt. Je näher zur Stadt, desto teurer das Land und weniger Holtz. Könte bei Barrenhill oder in der Gegend ein
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solch Landgut angeschafft werden, so würde es desto leichter und nutzbarer seyn in Betrachtung der Lage andrer Gemeinen etc. Denn man würde auch erwarten, daß alte Prediger aus solcher Anstalt in Notfällen vakanten Gemeinen in der Stadt oder andern Orten zu hülffe kommen mögten; wie man in Krieges Zeiten tut, daß Invaliden die noch fortkommen können, mit auf die Wache müßen etc. Könte man mit der Zeit immer einen Vorrat von Büchern und Arzenei bekommen, so ließe sich solcher wolfeiler und sichrer in der Anstalt im Lande als in der Stadt verwaren, und von da an die Krämer in allen Städten des Landes für gerin[g]ern Profit versenden und absetzen. Wolte man aber eine solche Anstalt in Philadelph: anrichten, so müste man ja nur für eine mittelmäßige Wonung järlich über 30 £ Haus Zinse, bei 20 £ für Brennholtz, und für alles was zur Leibes Narung und Notdurfft gehöret baar Geld zalen, und keine hinreichende Einkünffte noch Zu wachs erwarten, dahingegen auf dem Lande unter Gottes Segen mehr Z u wachs und weniger Aufwand ist. Wer etwas von der Oeconomie verstehet, dem ist es begreiflicher, als Gelehrten, die nur angebauete Seelen, aber zur Bürgerlichen Gesellschafft unbrauchbare und hülflose Leiber haben. In Theorie sind freilich Vorschläge und Plans offt sehr leicht, aber in praxi schwerer. Wenn aber eine Sache nach Gottes gnädigem Rat und Willen zu stände kommen soll, so schicket sich ein Umstand nach dem andern zur Hand, wo nicht, so kan der Herr auch balde einen Quer strich herdurch machen. H o m o proponit etc. 2 4 5) Hochwürdige Herren Directores werden hoffentlich keinen Anstoß daran nemen, daß ich die 4 Haus Grund Zinsen im Kaufbriefe zuerst auf meinen Namen habe schreiben laßen. 2 5 Es hat folgende Bewandniß: ich habe seit 30 Jaren meines Hierseyns von den vornemsten Rechts Gelehrten verstanden: wenn man Land oder Grundstücke zu Schulen, Kirchen oder einigen Usum pium kauffen wolte, so solte man den ersten Kaufbrief nicht auf eine Gemeine, Ältesten oder Vorsteher, oder Societaet oder dergleichen schreiben laßen, wenn eine Gemeine oder Societaet nicht von der Etablirten Kirche oder nicht incorporirt wäre, oder kein Charter hätte: sondern es hätte beßern Fuß und Bestand in den Engl. Rechten, wenn ein freier Lehns halter oder Naturalisirter Bürger ein solch Stück Land in seinem eigenen Namen als Erb und eigen für sich und seine Nachkommen kauffte, und denn am Tage hernach an gewiße Trustees wieder verkauffte, und solche Trustees müßen denn wieder eine Declaration o f Trust an die Gemeine geben, worin der Zweck, Absicht, Nutz und Gebrauch deutlich bestimmet wird. So machen es noch alle von der etablirten Hoch-Kirche dissentirende Gemeinen oder Societaeten, wenn sie Grundstücke zu Kirchen, Schulen etc. kauffen, und so taten auch wir Lutheraner, ehe wir ein Charter 2 6 hatten, mit dem Grundstück der Michaelis Kirche, Kirchhöfen, Pfarr und Schul hause etc. und soll wol so viel bedeuten als: „Der gute Engel sey mit uns, auf daß der Bischof v[on] L[ondon] keine M a c h t nach Gewalt an uns finden möge a m e n 2 7 " . Weil ich denn ein 30 järiger Einwoner von Pennsylvanien, ein naturalisirter Bürger bin 2 8 , und alle Zeit die onera, Taxen, contribut: etc.
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wie andere Bürger mit getragen; so riet mein juris Consult[us] ich solte den Kauf der 4 Grund Renten erst auf mich nemen, und denn an die Hochw: Hh. Trustees und Directores nach dem Document Sr: Hochgrfl: Excell: zurück executiren, so daß weder ich, noch meine Kinder, noch einiger Bischof v. L: Macht oder Gewalt daran finden können, welches denn also geschehen. Beide Deeds müßen nun hier in der Landes Kantzelei registrirt werden, damit, wenn ein oder anders verloren wird, man für Bezalung allezeit wieder neue kriegen kan. Diese Tour hätte mich aber in Unkosten bringen können. Denn wer hier ein Eigner von Grund Zins ist, der muß von jedem Pfunde 1 sh: 6 d järliche Tax geben: Atqui Mühlenberg war ein Eigner worden von 17 Pfund järlicher Grundzins etc. derohalben gebürte ihm 17 mal 18 Pentz [Pence] i[d] e[st] 1 £ 5 sh: 6 d Tax davon zu geben. So gehts auch, wenn jemand Geld aus lehnt ζ. B: 100 £ so kriegt er zwar 6 £ Interesse p[er] annum, muß aber von 6 £ 9 shill: Tax geben. Ich hatte aber unter den Tax Commissarien einen Englischen Guten Freund, welchem meine Declaration an Hochw Herren Directores und die Bestimmung des Legati wieß und erklärte, und der für die Sache sprach, so daß ich verschont blieb; sonst wären alle meine übrigen Onera als Armen Taxen, Straßen Taxen, Lampen und Wächter Taxen, Weg Taxen etc. etc. auch erhöhet worden. Weil es aber hieß, die Revenuen des Excellenten Legati wären für pious Uses als zur Verbeßerung der Schulen, für gebrechliche Prediger, Schulhalter, Witwen und Waisen etc., so paßirte es dismal frei; und ich wurde nicht reicher geschätzt wie sonst. Denn hier ist kein Prediger frei, sondern ein jeder muß seine onera tragen, wie andere Bürger und Einwoner. Ja sie waren ein mal so grob als ich im Lande wonete, 29 daß ich die Wege solte beßern helffen, oder einen Mann für mich stellen, oder Straffe geben, welches eigentlich von den neidischen Secten herrürte. Ich sagte den Wege meisters, ich wolte erst meinen Priester Habit, Chorrock und Kragen antun, die Bibel nemen etc. Sie solten nur voraus gehen und dem Volcke sagen, daß ich gleich nachkäme. Sie kamen aber gleich wieder zurück und begerten ich solte nur heim bleiben, denn es würde ein Religions Krieg darüber entstehen, weil die Englisch» und Deutschen Kirchen Leute sich affrontirt fänden, daß die Quäker und übrigen schwärm Geister einen Prediger zwingen wolten die Straßen aus zu beßern helffen. Hernach nötigten sie mich nicht mehr, und wenn ich einen Knecht hatte, so sandte denselben mit an die Arbeit. Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist etc. 3 0 6) Ich habe meinem lieben H. Collegae und Tochtermann 3 1 Kuntze aus der Rechnung sehen laßen, daß ihm aus der Missions Cassa 40 rthl. i e 10 £ curr: geliehen worden, die er wieder erstatten solte. Er meinte erst, es wäre ein Geschenck gewesen etc. recolligirte sich aber balde, und versprach, so bald sein Zustand vollkomner, wie gegenwärtig, würde, es mit Danck zu erstatten. Er hat in dem Stück etwas Adliches an sich, welche zum teil leicht borgen und schwer bezalen. Ich werde wol sehen müßen, ob es durch künstliche Rechnung, als Mandatarius, nach und nach restituiren mögte.
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Er hätte seinen äuserlichen Zustand durch reichere Heirat vollkomner machen sollen; aber factum infectum fieri nequit 32 . Es trifft auch selten auf der andern Seite. Ζ: B: als wir den Zions Bau anfiengen, offerirte ein Quäker 100 £ curr: mit dem Beding, wenn wir einen Turn daran bauen wolten, der höher würde als der Turn auf der Engl. Episcopal Kirche. Wir hätten die 100 £ gern genommen, aber der Turn würde verschiedene tausend £ mehr gekostet haben. So mögte auch ein reicher Schwäher 33 sagen, ich will meiner Tochter järlich die Interesse von 1 oder 2 tausend £ nemlich 120 £ zu hülffe geben, aber Ihr müßet standesmäßig leben und eine Haus haltung füren die järlich 3 bis 400 £ kostet. Wo soll aber das von annoch jungen, verschuldeten Gemeinen heraus kommen? Man spannet, wenn doch eins seyn soll, lieber Aequales zusamen, und wünschet, daß sie hausen, und sich nach der Decke strecken lernen. Quum duo Schvaim concurrunt prius mutatur in Gireck 3 4 . 7) Die einzige untertänige Bitte an Hochw: Hh. Directores wäre noch übrig, wenn Hochged[acht] Dieselben geruhen mögten aus dortiger Cassa 20 rthl. an Η. P: Kuntzen seine arme Schwester vor zu schießen? Ich will Bürge dafür seyn und es hier mit 5 £ Curr: ersetzen. Hochw: Väter und Directores geruhen daß im Geiste Dero Hände küßen dürffe, der unnütze Knecht Henrich Mühlenberg
Reinschrift in AFrSt IV C 17:2 S. 43 - 58; LC Abt. Η IV Fach F 1:2 S. 43 - 58. Abschrift Punkt 4) im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772-74 S. 83 - 86.
von
Mandelentzündung. (Tag- und) Nachtgleiche; um den 21. M ä r z und 2 3 . September. 3 Nicht erhalten. 4 Nicht erhalten; vgl. Nr. 604 S. 503. 5 Der Solms-Rödelheimschen Stiftung. 6 Vgl. Nr. 5 8 4 S. 4 3 8 . 7 Heidelberg, Lebanon County; Warwick, Manheim, White Oaks und Lebanon. s Vgl. Hes 34,5; M t 9,36. ' Conrad Sebastian Roeller; vgl. Nr. 541 Anm. 1 und Nr. 564. , 0 Vgl. Nr. 5 7 5 ; Nr. 576; Nr. 578 und Nr. 583. 11 Dazu ausführlich Nr. 603 S. 487 - 492. 12 = Barren Hill. 13 Vgl. Nr. 603 Anm. 40. 14 Dt. Rippe; scherzhaft für Ehefrau. Vgl. 1 M o s 2,21 f. 15 Mühlenbergs Frau litt unter epileptischen Anfällen. 16 Kirchenlied von Joachim Magdeburg ( 1 5 2 5 - 1 5 8 3 ) . 17 Kirchenlied von Paul Gerhardt ( 1 6 0 7 - 1 6 7 6 ) . 18 Kirchenlied von Paul Gerhardt. " = bis zum Erbrechen. 2 0 Zu ergänzen: „nascetur ridiculus mus". Es kreißen die Berge, geboren wird eine lächerliche Maus. Vgl. Horaz, Ars poetica, 139. 21 Dem Staat unnütze Lasten. 2 2 Vgl. Nr. 4 6 4 Anm. 4. 1
2
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Die Briefe des Jahres 1 7 7 3
= Bevollmächtigte. Z u ergänzen: „Deus disponit". Der Mensch denkt, Gott lenkt. Vgl. Spr 16,9 und Wander Bd. 3 Sp. 5 9 3 . Vgl. Nr. 5 9 4 und N r . 6 3 9 Antn. 2 1 . Bd. III Nr. 3 4 5 . Vgl. Luthers M o r g e n - bzw. Abendsegen, Kleiner Katechismus, BSLK S. 521 f. Seit dem 24. 9. 1754; vgl. Glatfelter I S. 97. In Providence (bis 1761). Vgl. M k 1 2 , 1 6 f. par. Seit dem 23. 7 . 1771 mit M a r g r e t h a Henrietta Mühlenberg verheiratet. Geschehenes kann man nicht ungeschehen machen. = Schwiegervater. Merkvers der hebräischen Grammatik. Vgl. etwa Heinrich Opitz, Artium linguae sanctae, Leipzig 1710, S. 35: „ C u m duo Schwajim concurrunt in eadem syllaba, prius mobile mutatur in chirek p a r v u m . "
607. ]. A. Krug an M.
Frederick
Town, 19. 4. 1773 Fridrichsstadt d. 19 April 1773.
HochEhrwürdiger Vater E[uer] HochEhrw[ürden] habe am 17 Mart. h[uius] a[nni] mit dem jungen Adam Hubeley ein Paar Zeilen zugeschickt 1 , und darinn um einen guten Rath gebeten, wie ich mich wegen meines verstorbenen Vetters hinterlassenen Erbschaft in Absicht meines Antheiles zu verhalten habe, damit mir dasselbe zugesendet wird. 2 Auch in der Absicht das vornehmste von den zugesandten Schriften aus den Gerichten beygeschlossen. Haben Sie nun alles richtig erhalten und wollen es Ihre ander weitige Geschäfte erlauben mir eine Antwort samt den gerichtlichen Schriften zurück zu senden, so haben Sie die beste Gelegenheit dazu, wenn Sie dem Ueberbringer dieser Zeilen, Mr. Weishaar sie mitgeben. 3 Ihr Herr Sohn Peter Mühlenberg befindet sich mit seiner Frau 4 recht wohl, wie ich von seinem Knecht die Woche vor Ostern vernommen habe, und prediget auch oft deutsch nicht nur in seinem, sondern auch in den angrentzenden counties 5 . Der Schulmeister Mr. Müller ist vergangenen Herbst von Woodstok nach Strasburg gezogen, weil aber der Mr. Harr 6 noch da ist und auch Schule wieder angefangen hat, so ist des wegen manche Unruhe in der Gemeine. Am vergangenen Charfreytage habe ich 1 Ehemann 10 Jünglinge 4 Eheweiber und 18 junge ledige Weibes leute der Gemeine vorgestelt, examiniret und eingesegnet. Der HErr sey gelobet für alle Gnade, so er mir bis her so reichlich erzeiget hat. Er vermehre dieselbe über Ew. HochEhrw. Er stärcke Sie durch dieselbe nach Leib und Seele, und lasse Sie noch viele Jahre im Seegen seyn. Ein
Nr. 606/607
29., 30. 3./19.4. 1773
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hertzlicher Gruß von mir und den Meinigen an Sie und die lieben Ihrigen. Ich verbleibe Ew. HochEhrw. gehorsamer Joh. Andreas Krug. 7
Reinschrift in AFrSt IV D 1:11 S.41—44. Auf der letzten Seite steht die Anschrift: „To the Revd Mr. Mühlenberg, Rector of Zions church, at Philadelphia, pjer] Favour of Mr. Weishaar." 1 2 3
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Nicht erhalten. Zur Sache vgl. Nr. 581 S. 430; Nr. 604 S. 503; Nr. 606 S. 517. Diese Gelegenheit dürfte sich nicht mehr ergeben haben, da Mühlenberg erst am 11.5. 1773 von einer Reise zu den Raritan-Gemeinden in New Jersey zurückkehrte. Vgl. die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 13 1 7 7 2 - 7 4 S. 106; AFrSt IV C 17:9 S. 154 f.; LC Abt. Η IV Fach F 1:9 S. 154 f. und Tappert II S. 545. Anna Barbara (Hanna), geb. Meyer. Johann Peter Gabriel lebte in Woodstock, Va. und versorgte auch Gemeinden in der weiteren Umgebung. Simon Harr, seit etwa 1755 in Virginia als Schulmeister, seit Mitte der 60er Jahre als Katechet und später auch als Pfarrer tätig. Vgl. Bd. III Nr. 363 S. 3 7 3 - 3 7 5 und Glatfelter I S. 51. Für die Zeit bis Mai/Juni 1773 (vgl. Nr. 608 und Nr. 609) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dienstags d 4 Maii ... schrieb ein kleines Journal an die Meinigen in Philadelphia und fand eben Gelegenheit solches mit einem Reisenden zu bestellen." (PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 102; vgl. AFrSt IV C 17:9 S. 143; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:9 S. 143; Tappert II S. 543). (2) „Montags d 10 Maii ... Mein Sohn Heinrich brachte mir ein Paquetgen Briefe welche mit Capt: Osborn und Capt: Sutton von Hochwürdigen Correspondenten aus London angekommen waren, welche mir neue Einsichten und Gelegenheit gaben, meine bereits eingepackte Handschriften, die noch nicht abgeschickt, mit Anmerckungen zu vermeren, und das Paquet mit der ersten Gelegenheit abzufertigen." (PM 95 A Nr. 13 1 7 7 2 - 7 4 S. 105; vgl. Tappert II S. 545). — Im Tagebuch nach Halle führt Mühlenberg die Briefe einzeln auf: „... nemlich 1) ein gel. Schreiben von Sr: W. Ε: H. Pasche d[e] d[ato] 18 Febr: 1773. 2) Von eben denselben dd: 15 Mart: a[nni] c[urrentis] mit der unter andern erfreulichen Nachricht, daß Hochwürdige Väter und Hh. Directores den Hn: Christman Diemer beruffen, und er um Johannis Tag von Halle g[eliebts] G[ott] abreisen würde etc. etc. etc. 3) ein pro Memoria von Sr: Hoch Ehtw: Hn: Senior Urlsperger d d 20. Decembr: 1772 [vgl. Nr. 601 Anm. 9] wegen einer Reise nach Eb: Ezer. Das übrige würde ich finden wenn heim käme, nemlich was von Büchern und Schrifften mit Rev: Η. Stringer gekommen (AFrSt IV C 17:9 S. 154; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:9 S. 154). (3) „Dienstags d 11 Maii kamen wir unter Gottes gnädigen Schutz wol bewaret in Philadelphia an, fanden die Unsrigen Gottlob, ziemlich wol vor, und es warteten schon ein Häuflein Brieffe aus verschiedenen Land Gegenden auf meine Antwort. Meine armselige Correspondence besonders hier in America hat fast was Ähnliches mit einer Anstalt an einem gewißen Orte in Europa, wo Delinquenten die nicht gantz das Leben verwirckt, aber doch zur zur [!] Straffe auf Lebenlang, in Holen verurteilet werden, wo sie bei Brod der Trübsal eine Waßer Kunst drehen müßen, wenn sie ihr Leben erhalten wollen. Je länger sie stille halten, desto mehr steigt das Waßer von den Fußolen bis zum Haupt, und je fleißiger sie drehen oder pumpen desto entfernter bleiben sie von der Gefar zu ertrinken. Meine guthertzigen Angehörigen zancken offt aus Liebe über mich und sagen ich verdürbe meine Augen und Zeit mit dem vielen Geschmiere etc. Kaum haben sie aber das Compliment
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Die Briefe des Jahres 1773
gemacht, so sind sie die ersten die noch über das Gewönliche was zu bestellen und zu schreiben erpreßen, und so heißt es denn wie bei dem Interim [:] M a n n schreibt! daß Ihr bei der Pfarre bleibt." (PM 9 5 A Nr. 13 1 7 7 2 - 7 4 S. 1 0 6 f . ; vgl. Tappert II S. 5 4 5 f.).
608. An [J. J. Plitt]
[Philadelphia, Mai/Juni 1773]
Hochwürdiger und Hochgelahrter Herr Dr: und Senior schuldigst zu verehrender Vater und Gönner! Ew. Hochw: haben herablaßend geruhet mich abermal einer väterl. Lehr» Lehr=[!] und trostreichen Zuschrifft vom 20sten Maii 1773 1 durch H. Lochner 2 zu würdigen. So gehts wenn man sich Last auf Last legen läßet. Ew: Hochw: haben sich anfangs durch mein kläglich Anhalten 3 über wiegen laßen so daß ich mich unverdienter und unversehener weise unter die große Anzal dero auswärtigen Correspondenten eindringen und ein Räumlein in Catalogo erobern können, daher mir die gütigste Erlaubniß angedeihen, daß ich Järlich einmal mein Anliegen durch Schreiben eröfnen dürffen. M i r und meinen Herren Amts Brüdern dienet es zum Nutz und Trost und Nacheifern, Nachrichten aus der Mutter Kirche zu bekommen und zu vernemen, wie sich die Wächter auf den Mauern Z i o n s 4 und die Arbeiter am Bau des Reiches Gottes gewapfnet verhalten. Die Güte des Höchsten sey gepriesen, die Ew. Hochw: nicht allein vorzügliche Talente zum Wucher s in der gelehrten Welt, sondern auch ein gesalbtes Hertz zum Mitleiden und Streiten fürs Gantze und deßen Teile im Gnaden=Reiche verliehen. Ich könte dieses mit hinreichenden Gründen aus dero letzt väterlichem vom 20 Maii a[nni] pr[aesentis] erweisen, wenn nicht besorgte, daß die Christliche Demuth dadurch nur üben und betrüben dürffte. Die Teilnemung an Christi verwilderten Weinberge 6 in America, die Väterlichen Wünsche, daß Kalck und Steine zu bereitet, treue Arbeiter nach gesandt und die Rüstung zum innern Bau bald fertig werden: das zärtliche Gefül von dem Verlust eines aus erwälten Rüst Zeuges in H[alle] und der flehentliche Wunsch, zu Gott, daß solcher Verlust zwiefäldg ersetzt werden mögte etc., sind gesunde Trauben und Feigen, die man vergeblich an bloß gelehrten, theoretischen, critischen Eminencen und Magnificencen suchen würde. Die Salbung erhöhet auch die Menschheit und verursachet ein dem wahren Menschen frey[lich] ähnlich wehmütig zartes Mitleiden über die leibliche Noth so vieler M i t Geschöpffe und M i t Christen, in Deutschland, besonders in den Chursachsischen Ertzgebürgen 7 ! Ach! wolten doch die großen hohen Cedern Libanons 8 eher dem König David als einem im Gehirn und Hertz verrückten Bayl, Voltair und dergleichen nach ahmen 2 Sam: 24,14=17. so würde der Herr seinen Schluß bald ändern wie es heißt: 17 David aber, da Er den Engel sähe, der das Volk schlug, sprach Er zum Herrn: Siehe, ich habe gesündiget, ich habe die Mißetat getan; was haben diese Schaffe getan? Laß deine Hand wieder mich und meines Vaters Haus seyn. W i r dürffen auch hier gewiß nicht dencken, daß unsere Mit Christen in den Ertzgebürgen und vielen
Nr. 6 0 7 / 6 0 8
19. 4./Mai, Juni 1773
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Gegenden mehr vorzügliche Sünder gewesen, ach nein! Wenn wir uns in diesem Teil der Welt nicht beßern oder durch die Gnade Gottes nicht beßern laßen, so werden wir auch also umkommen Luc: 13,1=5. Was für Segen muß nicht über dem lieben Franckfurt und mehrern Orten ruhen nach dem untrieglichem Ausspruch des Welt Heilandes Act: 20. 9 Geben ist seliger denn Nemen! Da Sie so viele Gelegenheit, Vermögen, Hertz und Muth gehabt, den Heiligen in Israel 10 in seinen hungrigen, durstigen, frembden Nackten, Krancken und gefangnen Gliedern reichlich zu laben 11 ! Soll nach unsers Herrn und alles Inne habenden Heilandes püncktlichen Rechnung nicht ein kalter Trunck Waßer, auch den aller Geringsten in seinem Namen gereichet, vergeßen werden 12 , sondern mit ins Credit kommen, ey was für Schätze legenu denn die liebreichen Anstalten daselbst, die weder Diebe, Motten noch Rost erreichen können 14 ! Für die Nachricht sub rosa wegen des ansehnlfichen] Vermächtnißes 15 etc. sage Ew. Hochw: den verbindlichst demütigen Danck. Das Capital nebst Sr: Hochgr[ä]fl[ichen] Excell: Document ist nun schon hier, und grösten teils der S': Michaelis und Zions Corporation auf Interesse geliehen, theils auch auf Grundstücke und Häuser in Philadelphia versichert, wo Järlich Interesse von kommen wird, und ist nun so sicher, wie etwas in dieser wechseL· und wandelbaren und vergänglichen Welt seyn mag: Es mögte nach Abzug der Unkosten, Taxen und Steuren etwa 70 £ Interesse hiesiger Curr[ency] klar machen, und da man hier auf 1 £ curr: 4 rthl. rechnet, und man hier mit einem Pfunde nicht viel weiter als in Deutschland mit 1 rthl. reichet, so ist es zwar ein unschätzbar schöner Anfang zu einem erwünschtem fundo, aber noch nicht hinreichend ein nötig Seminarium von den Interessen zu unterhalten, der Herr, der alle Hertzen in seiner Hand und diesen schönen Anfang wunderbarer Weise verliehen hat, wird weiter helffen um seines Namens willen.
Abschrift 1
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 75 f.
Nicht erhalten. — Das Datum bezieht sich offensichtlich auf die Übergabe der Postsendung an Mühlenberg (vgl. Nr. 609 S. 533), nicht auf das Datum des Briefes. Denn noch vor dem 12. 6. 1773 gab Mühlenberg Lochner für die Rückreise Briefe zur Antwort (einschließlich Nr. 608) nach Europa mit; vgl. Nr. 609 S. 5 3 2 f.
Christoph Lochner; er hatte bereits vorher Korrespondenz zwischen Mühlenberg und Plitt übermittelt. Vgl. Nr. 539 S. 258 und 2 6 6 sowie Nr. 552 Anm. 14. ' Vgl. Bd. III Nr. 388 und Nr. 410. 4 Vgl. Jes 62,6. 5 Vgl. Mt 25,14 - 30; Lk 1 9 , 1 2 - 2 7 . 6 Vgl. M t 20,1 - 1 6 . 7 Verursacht durch Mißernten und Teuerungen. Vgl. C. Langer, Die Hungerjahre 1771 und 1772 nach zeitgenössischen Quellen, in: Sächsische Heimatblätter, 9 (1963), S. 1 6 0 - 1 6 7 und Walter Fröbe, Ein Jahrtausend erzgebirgischer Geschichte. Heimatgeschichte in Bildern, Frankfurt 1965, S. 175 - 1 7 7 . 1
8 9 10 n
Vgl. Ps 92,13; Jes 2,13 u.ö. Vers 35. Vgl. 2 Kön 19,22; Ps 71,22; Jes 1,4 u.ö. Vgl. M t 2 5 , 3 1 - 4 6 .
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Die Briefe des Jahres 1773
Vgl. Mk 9,41; M t 10,42. Darüber steht „assecuriren". Vgl. M t 6 , 1 9 - 2 1 ; Lk 12,33 f. Des Grafen Solms-Rödelheim; vgl. Nr. 488; Nr. 489; Nr. 500; Nr. 522 und Nr. 553.
609. An [G. A. Freylinghausen
und F. M. Ziegenhagen]
[Philadelphia, Mai/ Juni 1773]
An Hochwürdige und schuldigst» zu verehrende Väter und Herren Directores der Pennsylvanischen Mission in Kensington und Glaucha, herablaßende väterliche Gedult prüfende Anmerckungen, wegen der mit Vereinigt» incorporirten Evangelischen Gemeinen zu N e u g e r m a n t o w n und Bedminster in der Provintz Nova Caesarea 1 : von Dero armen unnützen Knecht Heinrich Mühlenberg sen r : Wenn mein Journal wegen dieser Jerseyer Gemeinen vom Maii 1772 2 zu handen gekommen, so hatte angemerkt, d a ß besagte Corporation am 18ten Maii 1772 folgenden einmütigen Schluß gemacht 1) weil ich als ihr Rector 3 in Philadelphia wonete, und nicht bei ihnen wonen könte, so solte ich die vacanten Gemeinen wechseis weise von meinen Vereinigten H h . Amts=Brüdern aus Pennsylvania besuchen und bedienen laßen, bis ich selber zu ihnen ziehen, oder einen an meine Stelle finden könte. 2) Z u dem Ende solte das Pfarrhaus am hintern Teil abgebrochen und wieder aufgemauert werden, weil die hintere M a u e r gesuncken, Riße bekommen, und das gantze Gebäude zu ruiniren drohete. 3) Wurde die Obligation wegen des Legati von weiland H . Balthas: Pickel 4 , durch die 2 Trustees an die Corporation assigniret, weil es sicherer bei der Corporation als privat Personen stehet. 4) Da nun die Obligation nur aus einem kleinen Stück Papier bestehet, welches leicht verloren etc. gehen könte, so schrieb ich eine accurate Copie von der Obligation und Assignation in das Kirchen Protokoll, gieng damit zu einem Englischen] Friede=Richter, ließ Original und Copie mit einander vergleichen und es gerichtlich bescheinigen. N u n war Original und vidimirte Copie in einer Lade bei einem treuen Vorsteher. H ä t t e ich daselbst im Pfarrhause gewohnt, so wäre beides in meiner Verwarung, oder doch wenigstens eins gewesen. Das Protocoll mit der vidimirten Copie konte ich nicht wol mit nemen, n a m aber das Original mit, in der Absicht zu mehrerer Sicherheit auch in Philadelphia eine Copie davon zu haben und von der Oberkeit bescheinigen zu laßen, und das Original zurück zu senden. Weil ich aber nach Leib und Seel nicht gantz eine Memorie von einem Stück bin, beim Abschiede ungemein viele Zerstreuung und Eil, und nicht Zeit und Gelegenheit hatte, die gesamten Glieder der Corporation noch einmal beisamen zu sehen, so konte ihnen auch die Sache nicht verständigen, da ich ohnedem als Rector Recht und M a c h t besaß, das Original zu verwaren; so hatten ein und andere Englisch» und Deutsche neidische Secten M ä n n e r den einfältigen Gliedern der Corporation
Nr. 608/609
M a i , Juni/Mai, Juni 1773
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weiß gemacht, nun wäre ihr Legat verloren, der Mb: hätte es mit fort genommen; er würde nun ruhig in Philadelphia sitzen und sich um die Jerseyer Gemeinen nicht mehr bekümmern, sondern nur alle Jare einmal kommen und die Interessen vom Legat für seine Mühe heben etc. etc. Dies wenige Sauerteig war genug den gantzen Teig zu versäuern 5 . Ich hatte eben besorgt, daß unser Mitbruder H. Pfrr. Schmid dahin gereiset um die Gemeinen zu besuchen und zu bedienen 6 , und wenn die meisten Stimmen auf ihn fielen, mich abzulösen. In seiner Gegenwart hatten einige Glieder sehr über mich geraset wegen der mitgenommenen Obligation, und er auch Öhl ins Feuer gegoßen, weil er gesagt: „warum seyd ihr solche Narren gewesen und habts ihn mitnemen laßen;" denn meine jüngern Hh. Amts=Brüder sind und bleiben zum Teil wie unmündige Kinder, die nichts von den hiesigen Umständen und Rechten verstehen. Die verständigen Glieder der Corporation, suchten die andern zu stillen, erklärten ihnen, daß ich als Rector Recht und Macht hätte, das Original vom Legat zu verwaren, und daß ich im geringsten keinen Schaden damit tun könte, daß ich die Interessen nicht begerte, wenn nicht bei ihnen wonete und sie bediente, wie ich ja noch niemals was von den Interessen des Legats genommen, sondern das Jar 1768 da sie mir gantz gehöret, ich sie gantz an die Kirche geschenckt, und die übrigen Jare die Interessen von meinem Adiuncto als Salarium heben laßen, wie die Quitungen satsam zeugten etc. Das half aber nicht, sondern die unverständigen von Wiedersachern aufgehetzten, hatten sich verlauten laßen, daß weder der alte Mb: noch seine Söhne oder Tochter Männer Teil an ihren Gemeinen haben solten etc. Als ich solches alles vernam, schrieb ich einen vollständigen Brief an die Corporation 7 , und gab den Unverständigen eine derbe Lection und Zurechtweisung, darüber sich die Verständigen freueten, und die andern schämten, verlangte auch, daß sie einen Bevollmächtigten zu mir schicken und das Original holen laßen solten, wenn ich eine vor der hiesigen Oberkeit vidimirte Copie verfertigt hätte. Sie schrieben hernach höflich 8 , sandten einen Church Warden oder Vorsteher an welchen ich das Original zur Verwarung übergab, nach dem ich eine von der Oberkeit ratificirte Copie und von dem Deputirten eine schrifftliche Versicherung genommen, daß ers im Namen der Corporation verwaren etc. wolte. Die Sache machte mich aber so leidmutig, daß ichs aufgeben wolte. Und da mich eben Η. P: Gerock und sein Kirchen=Rath in Neuyork fast aus dem Othem plagten, daß er in die vacanten Gemeinen kommen, und sie seiner loswerden mögten, so antwortete, er mögte es versuchen 9 , weil es doch immer geheißen, der alte Mb: hielte die fettesten Parochien für seine Söhne etc. auf, und selbst etliche von dem Gemein Rath in Jersey sich verlauten laßen, daß sie kein Teil an den alten Mb: und seinen Söhnen haben wolten. Die Corporation und Gemeinen hätten das Wahlrecht eines Predigers. Wenn 2 Drittel von der Corporation und 2 Drittel von ordentlichen Gemein=Gliedern übereinstimten und den Η. P. Gerock zu ihrem Lehrer erwälten, so wolte ich ihm mein Rectorat übergeben. Herr Gerock meinete, es wäre nun alles schon richtig und fertig, reisete hin und that Probe Predigten, konte aber kaum 5 Stimmen, vielweniger 2 Drittel von der Cor-
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Die Briefe des Jahres 1773
poration und Gemeinen zuwege bringen. Ich ließ sie zappeln, und sagte, sie mögten selber einige von unsern Vereinigten Arbeitern in Pennsylvania zum Besuch verschreiben, und einen oder andern davon nach den meisten Stimmen wählen und beruffen. Wenn sie einen erfarnen M a n n , der der Sache nach meiner Einsicht gewachsen, erwälten, so wolte ich ihm mein Rectorat mit Freuden übergeben, wählten sie aber einen jungen und noch unerfarnen, so solte ich Rector bleiben, und er solte Substitut seyn und das Salarium gantz allein haben. Die Bedminster Gemeine hatte Lust zu unserm Mitarbeiter M : Christian Streit in Eastton, weil er beßer Englisch als Deutsch kan, sittsam, ansehnlich und da gebürtig, und sein Vater ein Mitglied der Corporation ist, aber die von der Germantowner wolten ihn nicht, und füreten die Worte Christi an: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterlande etc. 1 0 Hernach wurde Herr Buskerk von Macunshy zur Probe genötiget. Er gefiel fast den Meisten, weil er Niederdeutsch, Hochdeutsch und Englisch spricht und freundschafftlich in Umgange ist. Das mogte aber ein Ältester von der Neugermantowner Gemeine wol nicht gerne sehen, weil seine einzige Tochter an den H. Pfrr: Jung, unsern Mitarbeiter am Jordan in Pennsylvania verheiratet ist 1 1 , und die Eltern ihre Kinder gerne nahe bei sich haben. H. Jung wurde auch hingeruffen und tat Probe Predigten, sie konten aber mit den Stimmen nicht wol überein kommen. Als Η. P: Gerock merckte, daß er in den Jerseyer Gemeinen nicht ankommen mögte, wolte er mit Η. P. Schmid unserm Mitarbeiter in Alt Germantown wechseln. Der Kirchen=Rath in Neuyork schrieb einen Beruf an H. Schmid und sandte einen Deputirten damit an H. Schmid in Germantown, mit dem Beding, daß der Kirchen=Rath in Alt Germantown einen Beruf an H. Gerock senden solte. Ich solte der Agent oder Schärwentzel seyn, blieb aber im Neutro oder passivo. Herr Bruder Schmid und sein H. Schwieger Vatter 1 2 hatten Lust zu dem Wechsel, wie aber Η . P. Schmid den Germantowner Kirchen Rath zusamen kommen ließ und der Deputirte von Neuyork die Sache vortrug, so schlug es der gantze Kirchen=Rath ein mütig ab, und gaben zur Antwort: wenn H . Pfrr: Schmid nicht gern bei ihnen bleiben und lieber nach Neuyork wolte, so mögte er gehen, aber den H. Gerock wolten sie nicht zu ihrem Seelsorger haben, sondern lieber ihre Kirche zuschließen etc. So kam denn auch dieser Versuch zu nichts. Ich schrieb dem H. Gerock, er mögte mich ferner hin verschonen, und wenn in seiner Stelle wäre, und so vortrefliche Promessen mir wie ihm, aus dem Vaterlande mit gegeben, so wolte ich mit Freuden zurück ins Vaterland reisen und meine letzten Tage in der Ecclesia plantata beim salario fixo ruhig vollenden. 1 3 Nachher hatte etwa 3 Monathe Ruhe, und dachte er würde sich resolvirt haben in sein Vaterland zu ziehen. In der Zwischenzeit besuchte mich ein guthertziger Vorsteher von den Jerseyer Gemeinen, und frug in meiner Gegenwart den Herrn Pastor Kuntze, ob sich die vacanten Gemeinen wol eiijige Hofnung machen dürfften, daß er einen Beruf zu Ihnen annemen würde? Er schlug es aber kurtz ab, und sagte, daß er solches nicht mit gutem Gewißen könte, weil er für Philadelphia beruffen, und er noch niemand wüste, der ihn- gern weg sehen mögte. Hernach frug mich
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bemeldter Vorsteher insgeheim, ob nicht mein Sohn Friedrich Neigung haben mögte einen Beruf zu Ihren Gemeinen anzunemen? Ich antwortete daß solches nicht wüste, wolte aber an ihn schreiben 1 4 und fragen, und die Antwort an ihn berichten. Ich ließ ihn fragen, er zeigte aber keine sonderliche Neigung, und gab zu verstehen, wenn ichs haben wolte, so wolte er gehorchen, wieder seine Neigung. Endlich erfolgte ein Schreiben von der Corporation aus Jersey, 1 5 worin sie baten, ich mögte mich ihrer doch ferner annemen, und entweder selber zu ihnen ziehen, oder besorgen, daß sie wieder bedienet würden etc. Darauf antwortete 1 6 , daß g[eliebts] G j o t t ] im Frühjare nach Ostern, um die bestirnte Zeit, worin nach dem Charter ein neuer Kirchen Rath gewählet werden muß, als Rector sie besuchen wolte. Vor Ostern kamen wieder Briefe von H. Gerock und seinem Kirchen Rath aus Neuyork, 1 7 worin sie aufs hefftigste anhielten, daß ich für H. Gerock Platz und Arbeit in Pennsylvania, Virginia, Maryland oder Jersey verschaffen solte. Ich antwortete 1 8 , daß ich keine Vacantzen oder Plätze wüste, für die er sich, und die sich für ihn schickten, ausgenommen in der neu angelegten Stadt Baltimore in Maryland, die verschiedene mal bei mir um einen Prediger angehalten, die aber in Parteien zerspaltet ist, und einen starken und wichtigen M a n n nötig haben. Ich schrieb seinentwegen nach Baltimore an alle 2 Parteien und berichtete seine Umstände von der besten Seite 1 9 . Sie danckten sehr beiderseits und sandten eine offene Einladung mit an H. Gerock, daß er sie in Baltimore besuchen und sie beiderseits sehen mögten, ob sie mit einander accordiren könten 2 0 . Die Zeit rückte immer näher herbei die zur Reise nach Jersey bestimmet war, und mir wurde immer ängstlicher im Gemüte wie es doch mit den Jerseyer Gemeinen machen solte? Ich getröstete mich mit der Hofnung, daß mit den Frülings Schiffen von London mir noch eine kleine Nachricht auf mein letztes vom Nov: a[nni] pr[aeteriti] 2 1 und etwas näher Licht und Aufschluß wegen H. Insp. Diemer 2 2 angedeihen mögte, ehe die Reise anträte; maßen es mir ungemein schwer vor komt, Gemeinen faren zu laßen, woran man so viele Jare sich bemühet, und worin noch redlich und treugesinnte Seelen sind, und wo die äusere Rüstung meist fertig und auch schon etwas in Vorrath ist 2 3 , zur Leibes Notdurfft und Narung für treue Arbeiter, denen es mehr um die Schafe, als die Wolle zu tun ist. Ich frug unsern geliebten Mitbruder H . Pfrr Voigt in Neuhannover, ob er nicht den Beruf dahin annemen mögte? Er schlug es ab. Herr Pfrr: Schmid in alt Germantown schlug es auch a b 2 4 . Also muste ich die Reise im Dunckeln antreten, aus genommen, daß mein Sohn Heinrich kurtz vor meiner Abreise ohne mein Vermuten einen Plan gemacht und seine Adiuncture in Philadelphia 2 5 mit der Adiuncture in den Jerseyer Gemeinen verglichen und gegen einander abgewogen, da denn das Übergewicht auf die Jerseyer Gemeinen gefallen, nach seiner Beurteilungs Krafft. Er Schloß unter andern also: a) In Philadelphia bin ich nur Adiunctus meines Vaters: so lange mein Vater lebt, habe ich Logis, Tisch, Wäsche und 20 £. Stirbt mein Vater, so fält das weg, und ich heiße als denn der dritte Prediger, und weiß nicht wovon ich leben soll etc. b) Bin ich Substitu[tu]s in den Jerseyer Gemeinen, so habe mehr Zeit zum Studiren, kan Schüler annemen
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Die Briefe des Jahres 1773
und informiren etc. etc. und weiß wo ich zu hause bin, wenn mein Vater stirbt etc. etc. i[d] e[st] nach des Vaters Tode gleich Rector zu werden, ist wichtiger als dritter Prediger zu heißen. Das muß ich meinen Kindern unparteiisch ohne Ruhm nachsagen, daß sie nach dem Natur Gesetze ungemein sorgfältig für ihre Selbsterhaltung sind, und keine Person ansehen 26 . In deßen bemerckte ich mir doch diesen Plan als einen Winck und nam es in weitere Überlegung. Denn es ist schwer den Kindern was an», oder ab zu raten, wenn sie zum Gebrauch der Vernunfft gekommen sind und studirt haben, weil man das Künfftige nicht voraussehen kan 2 7 . Weil denn Möns: Lochner, dem ich ein Boxgen mit Briefschafften zur Bestellung an Hochw: Väter in London mit gegeben, noch nicht abgereiset; so konte ich dieses in Eil geschrieben Journal noch beilegen, mit untertäniger Bitte Hochw: Väter und Hh. Directores wollen herablaßend geruhen zu entschuldigen, was zu entschuldigen ist. P.S. pro Memoria 1) Wegen der Anmerckung, ob man hier wol die Hälffte Fracht für Herrn Insp: Diemer bezalen könte? Respond[eatur]: Wenn Hochw. Herren Directores befeien, so kan die Hälffte von den Interessen des Legati 28 bezalt werden. 2) Unser p[ro] t[empore] Praeses H. sen: Kurtz hat die disjährige Synodal Versamlung anbera[u]mt auf den nächstfolgenden 12 Junii seq[uentes] afnni] cjurrentis] 29 und weil ich in der mir zugesandten Missions Rechnung 30 finde, daß von verschiedenen Wohltätern verschiedene Gaben für die hiesigen Vereinigten Prediger zur Erquickung verliehen worden, so werde selbige wol aus der hiesigen Cassa austeilen müßen, so weit es reichen will. 3) Ob ich gleich mir im geringsten nicht zutraue die so weit eingewurtzelte höchst bedaurungswürdige Zwietracht zwischen beiden Lehrern in E[ben]E[zer] und ihren beiderseitigen Proselyten gründlich zu heilen 31 , weil nicht das Vermögen besitze ihre verschiedene Temperamente umzuschaffen und das höckerigte eben zu machen; so könte doch ein Versuch nicht schaden und unter Gottes Beistand, wenn noch ein Füncklein Gnade unter der Asche zu finden, etwas erflehet und getan werden, wenn inzwischen Philadelphia hinreichend versehen, ich lebte, und meine schwache Frau und 2 Kinder 32 zur Versorgung ins Land getan und hinlängliche Reise Kosten hätte. Es ist freililch die aller mühsamste und große Gedult erfodernde Arbeit, und erfodert auch Zeit etc. Das härteste ist wol um das Primariat, wie mir ein unparteiischer Freund aus dasiger Nachbarschafft berichtete, ehe Η. P. Triebner angekommen 33 „ich besorge es mögte ein hefftiges Feuer setzen wenn Ein neuer Missionair als primarius ankommen und den Η. P. Rjabenhorst] super sediren solte etc." Weil aber wie vernommen, die erste Prediger Stelle daselbst noch vacant ist, so mögte ich wol selber gern ein Candidat für die Lücke werden, und zwischen sie geraten, alsdenn könten sie beiderseits ihre Hörner an mir abreiben, wenn ein Zeitlang unter ihnen wäre.
Nr. 609
Mai/Juni 1773
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4 ) W e g e n d e r A d i u n c t u r e m e i n e s H e i n r i c h s h a t es n i c h t s zu b e d e u t e n , er k a n a u c h m e i n A d i u n c t u s in d e n i n c o r p o r i r t e n J e r s e y e r G e m e i n e n seyn, weil ich v o r dieser letzten R e i s e n a c h J e r s e y m u t m a ß t e , d a ß vielleicht H e r r D i e m e r beruffen seyn m ö g t e . I c h h a b e k e i n e C o p i e v o n d i e s e m J o u r n a l 3 4 , u n d bitte dis s c h l e c h t e O r i g i n a l g ü t i g s t zu e n t s c h u l d i g e n . 3 5
Reinschrift in AFrSt IV C 17:9 S. 93-106, 1 5 5 - 1 5 7 ; LC Abt. Η IV Fach F 1:9 S. 93-106, 155-157. Oben auf der ersten Seite steht von fremder Hand: „H. Mühlenbergs Diarjiumj nach Neu Germantown und Bedminster 14. Apr—11. Maii 1773." Von oben nach unten verlaufend findet sich im linken Rand die Notiz Mühlenbergs: „ + Ich habe nicht Zeit gehabt, dieses ins Reine zu schreiben." - Für die Datierung ergibt sich als terminus post quem der 11.5. 1773 (Rückkehr aus New Jersey, frühester Abschlußtermin der Tagebuchaufzeichnungen), wahrscheinlich sogar der 20.5. 1773 (Christoph Lochner überbringt Briefe aus Europa und eröffnet die Gelegenheit zur sicheren Beförderung nach Europa; vgl. den Text nach Anm. 27 und Nr. 608 Anm. 1); als terminus ante quem ergibt sich der 12. 6. 1773 (Beginn der Synodalversammlung; vgl. Anm. 29). 1 2
3 4 5 6 7 8 5 10 11 12
13 14 ls 16 17 18 19 20
21 22 23 24
25 26 27
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= New Jersey. Erhalten in AFrSt IV C 16:26 S. 2 1 1 - 2 3 0 ; LC Abt. Η IV Fach Ε Nr. 12 S. 2 1 1 - 2 3 0 sowie Tappert II Reprint S. 7 7 3 - 7 8 8 . Seit Verleihung der Charter vom 29. 6. 1767; vgl. Bd. III Nr. 403 Anm. 12. Er hatte den Gemeinden 1766 1.000 £ vermacht, vgl. Nr. 567 mit Anm. 4. Vgl. 1 Kor 5,6; Gal 6,9. Vgl. Nr. 583; zum weiteren Verlauf Nr. 586; Nr. 589; Nr. 595. = Nr. 583. Nicht erhalten, zum Vorgang vgl. Nr. 567. Vgl. Nr. 586; Nr. 589 und Nr. 595. Vgl. Mk 6,4 par. Vgl. Nr. 575 Anm. 13. Martin Schauwecker; Schmidt hatte am 26. 5. 1772 dessen Tochter Anna Barbara geheiratet; vgl. Glatfelter I S. 120. Vgl. Nr. 595. Nicht erhalten. Nicht erhalten. Nicht erhalten. Nicht erhalten. Nicht erhalten. Nicht erhalten. Nicht erhalten. - Gerock nahm die Berufung an; vgl. den Synodalbericht (Anm. 29) zum 13. 6. 1773 unter Punkt 7. Vgl. Nr. 588 S. 446 f. Punkt 1.) und 2.). Vgl. Nr. 588 S. 446 f. Vgl. Hes 34,3. Im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1 7 7 2 - 7 4 S. 90 (Tappert II S. 537) heißt es: „Ich frug den Herrn P. Voigt durch ein Schreiben, ob er wol nicht Neigung dahin hätte wenn ich ihn vorschlüge? Er schlug es aber in seiner Antwort gantz ab." — Beide Briefe sind nicht erhalten. Dazu ausführlich Nr. 603 S. 4 8 4 - 4 8 7 . Vgl. 5 Mos 1,17; 16,19; Jak 2,9. Hier folgt im Manuskript S. 1 0 6 - 155 das Tagebuch vom 14. 4. bis zum 11. 5. 1773; vgl. PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 8 7 - 1 0 7 und Tappert II S. 5 3 6 - 5 4 6 . Des Solms-Rödelheimschen Vermächtnisses. Vom 12. bis zum 15. Juni in Philadelphia. Der Synodalbericht ist erhalten in PM 95 A Nr. 13
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1772 - 74 S. 1 0 8 - 1 1 8 ; AFrSt IV C 17:12 S. 1 7 6 - 1 9 7 ; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:12 S. 1 7 6 197; Tapper: II S. 5 4 6 - 5 5 2 ; Documentary History S. 1 3 9 - 1 4 7 . Vgl. Nr. 584 und den Schluß des Synodalberichts. Mühlenberg hatte von Johann August Urlsperger und Ziegenhagen Auftrag und Vollmacht erhalten, den Streit zwischen Triebner und Rabenhorst in Ebenezer zu schlichten; vgl. Nr. 601. Maria Catharina (geb. 4. 11. 1755) und Maria Salome (geb. 18.4. 1764). Im Frühjahr 1769 zusammen mit Helmuth und Schmidt; vgl. Nr. 484 Anm. 5 und Nr. 515. Eine Fassung des Tageregisters selbst findet sich im Tagebuch (siehe Anm. 27), die hier abgedruckten Ausführungen für London und Halle allerdings nicht. Für die Zeit bis zum 21. 6. 1773 ( = Nr. 610) erhalten wir aus dem Synodalbericht folgende Informationen über die Korrespondenz Mühlenbergs: „Montags d 13 Junii: ... 1) ein Brief von 4 vereinigten Gemeinen aus der Gegend Canegotchick in Maryland, worin sie um den Friedrich Mühlenberg für ihren Prediger und Seelsorger anhalten; weil sichs mit dem Hn: Kurtz Jun r . der bei voriger Synodal Versamlung vom Rev: Ministerio dahin bestimmet war, nicht recht fügen wolte. 2) . . .
4) Ein Brief aus Albanien in der Provintz Neuyork, worin ihr kläglicher Zustand die Evangelische Religion betreffend beschrieben, und gebeten wird, daß einer von unserm Ministerio zum Besuch und Untersuchung dahin kommen mögte. Sie wolten die Reise Kosten bezalen, und einen Beruf für einen Prediger aus unserm Ministerio mitgeben. 5) Ein Brief mit Abgeordneten von dem Gemeinlein in Peikstown über der Frantz Bach, um mit die[!] Gnaden=Mitteln bedient zu werden, weil Herr P. Voigt sie nicht bedienen, und die andere Hälffte des Filials ihn auch nicht gern es thun laßen wolte. vide: Protocol der Synodalversamlung von 1772. [Nr. 585 Anm. 1] 6) Bittschrifft von der kleinen verlaßenen Partei aus Readingtown in Penns: um Besuch und Gottes«Dienst im Courthause. 7) ... 9) Ein Brief von Lancaster durch ihren Abgeordneten ... Zum Beschluß ward der eingegebene Brief vom Ehrsamen Kirchen=Rath aus Lancaster gelesen, worin begehrt ist, daß die im nächsten Jar zu haltende Synodal Versamlung nach Lancaster bestirnt werden mögte, weil als denn g[eliebts] G[ott] ihre neue Orgel fertig seyn und zum ersten mal gespielt werden solte." (nach PM 95 A Nr. 13 1 7 7 2 - 7 4 S. 1 1 0 - 1 1 5 zitiert; zur weiteren Überlieferung siehe Anm. 29).
610. An [die Gemeinde
in Albany]
Philadelphia,
21. 6. 1773
H[och]E[dle] H[errn] und Gönner Ew Η. E. im Namen der Gemeine angeehrte Zuschrift vom 24 Apr: 1773 habe zwar durch den werthen H. Kress richtig empfangen, bedaure aber, daß eben abwesend war und nicht Gelegenheit hatte mit Mr. Kress, einem sonst geliebten Freund zu sprechen. An vergangenen 13, 14, 15 Junii ac. wurde die Synodal Versamlung des Vereinigten Ministerii evang: in Philadelphia gehalten, allwo Gelegenheit hatte, Ew. Η [och] Werthes Schreiben vorzulegen. 1 Und da eben unvermuteter Weise ein reisender Superintendent] Sjalvo] T[itulo] H. H[artwich] von dasigen Gegenden hier angekommen und als Volontair beiwonete, so machte er folgende Anmerckungen:
Nr. 6 0 9 / 6 1 0
M a i , Juni/21. 6 1773
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1) In Albanien oder der Stadt daselbst wären wol einige Glieder um einen Prediger zu unterhalten 2) Wenn nicht die Land Gemeinen umher sich mit vereinigten und mit zu hielten, so mögte es wol nicht zustande kommen etc. Dannenhero ward der Schluß gemacht, ich solte auf Dero Werthes antworten und um Aufklärung folgender Punckte bitten: 1) ob zu vermuten daß ein und andere Land Gemeinen sich mit dem Gemeinlein in der Stadt vereinigen und zusamen halten mögten? O b solche Gemeinen auch die Gütigkeit haben und die Reise Kosten eines besuchenden Mitgliedes vom Ministerio bestreiten wolten, damit es Ew. HochEw nicht allein zu Last fallen dürfte? Das übrige will ich meinen Werthen Gönnern und Freunden, als Ew. Η . E: und M r . Kress sub rosa privatim hinzuthun, weil ich sonst niemand kenne, nemlich, wir haben gegenwärtig nur ein Glied im Ministerio, das wir zur äusersten Noth mißen könten. welches ist der H. Pfrr: Sch[werdt]f[eger], gebürtig aus dem Bareytischen [Bayreuthischen], hat studirt in Erlangen, und sehr gute Zeugniße vom Hochw: Consistorio, verschiedene Jahre das Predigt» Amt in Earltown dießeit Lancaster, wie auch zu Friedrichstown in Maryland verwaltet, und stehet gegenwärtig in etlichen Gemeinen in Northampton County, wo er von einem liederlichen so genanten Pfrr. Schumacher 2 und seinem wüsten Anhange gequält und verfolgt wird, und von der R o t t e im vorigen Jahre ein paarmal in des Sauers Zeitung 3 unschuldig attaquirt worden. So weit ich ihn kenne, hat er gute Studia, ist rechtsinnig in der Lehre und füret einen Christlich=nüchtern ehrbaren Wandel, hat eines Mitältesten Tochter aus Earltown getrauet 4 , und nun etliche Kinder. Die Frau ist eine stille, tugendsame und vortreflich gute Haushälterin, welches eine besonders nöthige Gabe für Prediger in America ist, wo man mit Wenigem haushalten muß. Er ist noch in seinen besten Jaren zwischen 30 — 40. Das Ministerium will ihn nicht in der Gegend laßen und hat ihm wol 3 bis 4 Vacantzen vorgeschlagen. Ich habe aber um Aufschub gebeten, weil mir deucht, er mögte sich für die verlaßenen betrübten Umstände nach Dero Beschreibung in Albanien schicken, und daselbst im Segen arbeiten, und es wird ihm allda an Arbeit, Leiden und Brodt nicht fehlen. Ich bitte mir demnach, so bald als möglich eine geneigte Antwort 5 aus, und wenn es seyn kan, ein paar Zeilen zur Invitation für besagtes Subiectum zum Besuch und Probe, von etlichen wolmeinenden Vorstehern oder Gliedern nebst Ε. Η. E. unterschrieben. Ich hätte Sie gern selber besucht, bin aber so hart eingespant, daß nicht loskommen kan, und Alter und Schwachheiten hindern auch, daß nicht mehr kan wie gern wolte. Es ist freilich in der elften und letzten Stunde wie Ew. Η. E. wol angemerckt; darum müßen wir eilen zur Sonne der Gerechtigkeit 6 ehe sie untergehet, und wandeln, weils noch Licht ist, daß uns die Finsterniß nicht überfalle 7 ! Mit hertzlicher Empfelung an Dero Werthe Familie /: wenn Sie eine haben :/ und an H. Kreß verharre Ew. HochEd. meines alten ehemals treuhertzigen Gönners unnützer Diener Η : M . Philad: den 21 Junii 1773.
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Die Briefe des Jahres 1773
P.S. H. Insp: H[artwich] recommendirte die Alb[anischen] Umstände nicht von der sympathetischen Seite. Ich habe aber durch lange Erfarung einiger maßen die 3 Species in der Rechenkunst, besonders subtrahiren gelernet. Mögte aber doch gern wißen, ob sich mein Supper Dent[!] der Sachen in Alb[anien] nicht angenommen, wenn und weil er da gewesen?
Abschrift 1
2 3
4 5 6 7
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 119 f.
Nicht erhalten; zum Inhalt vgl. Nr. 609 Anm. 35 unter 4), zu den Ausführungen Hartwichs auch den Synodalbericht (Nr. 609 Anm. 29). Daniel Schumacher; vgl. Glatfelter I S. 127 f. und Bd. III Nr. 445 Anm. 9 S. 654 f. „Der Hoch-Deutsch Pensylvanische Geschichts-Schreiber", von Christoph Sauer, sen. ( 1 6 9 3 1758) veröffentlicht; von seinem Sohn als „Germantowner Zeitung" weiter geführt. Schwerdtfeger hatte ca. 1759 Anna Dorothea Schwab geheiratet; vgl. Glatfelter I S. 130. Nicht zu ermitteln; vgl. Nr. 612. Vgl. Mal 3,20. Vgl. Joh 12,35.
611. An St. Millen
Philadelphia, 26. 6. 1773
Worthy friend Mr: Milan 1 , Be pleased to take the bearer of these viz Israel Henzelmann, a Lad of 17 years and 4 Month old, a Son of Mr: Matthias Henzelman, born the day after his fathers Decease 2 , along with You to Savanna in Georgia, and see wether You can find Employ or service for him at a Store or Shop, or any Bussiness, where he may attend or serve faithfully and earn his lively hood honestly. Your charitable temper and Disposition will act father and Guardian like for him, if he knows his own best and follows your Direction and good Advise. He served four years as Apprentice with a Gentleman Merchant here, was set free, and is necessitated to shift for himself and to seek his Maintenance by honest Occupations. Your kind Complyance with my humble Request will infinetely oblige Your humble servant Η: M. of the City of Philad: Clerk Philad: June the 26 th 1773.
Abschrift
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
in PM 95A Nr. 13 1 772 - 74 S. 120 f.
' Stephan Millen, bei dem Mühlenberg später selbst einkehrte; vgl. Nr. 642 S. 631. Johann Dietrich Matthias Heinzelmann (1726 — 1756) war mit Margarethe Weiser, einer Schwägerin Mühlenbergs, verheiratet und seit 1753 zweiter Prediger in Philadelphia. Er hatte Mühlenberg vor seinem Tode gebeten, für seine Witwe und das zu erwartende Kind zu sorgen (vgl. Bd. II Nr. 167 S. 284f.). Israel Matthias Heinzelmann starb am 11. 9. 1774 in Ebenezer nach einem unglücklichen Sturz vom Pferd.
2
Nr. 610/611/612
612. An [die Gemeinde
in AlbanyJ
21. 6./26. 6./12. 7. 1773
Philadelphia,
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12. 7. 1773
S[alvo] T[itulo] Philad. den 12. Julii 1773 Geehrte Freunde und Gönner, Sie haben mir wißen laßen 1 , daß H. Pfrr Hartwich mich bei Ihnen verklagt. Es ist mir lieb, daß noch etwas von der alten Regel im Gedächtniß übrig geblieben: ut et audiatur altera pars, oder richte nicht so fort, höre erst des andern Wort. 2 Wenn ein vernünftiger Mensch oder Christ was über seinen Nächsten zu klagen hat, so solte er billig seinen vermeinten Beleidiger erst selber, münd» oder schriftlich] über die Sache zur Rede stellen, und wenn er ihm nicht Satisfaction gäbe, als denn wäre ein Schritt weiter zu tun, und die Sache vor ordentlichen Richtern oder Schiedsmännern unparteiisch untersuchen und entscheiden zu laßen. Dis hat aber meines Wißens H. H[artwich] noch nicht getan, sondern verschiedene Jahre her, wie ich mündl[ich] und schriftl. vernommen bei allerhand Gelegenheiten und Leuten mich verklagt und zwar hinter meinem Rücken her etc. Ob ein solches Verhalten von einem vernünftigen Menschen, von einem Philosophen, Christen oder gar Theologen zu vermuten seyn dürfte, das will ich Verständigere beurteilen laßen. Mir scheint es niederträchtig, unchristlich und höcksterweibisch 3 zu seyn. Es ist mir zwar verschiedene Jare her vieles von seinen Afterreden über mich zu Ohren gebracht, ich habe es aber nicht glauben können, daß ein Deutscher, ein Litteratus, ein Theologus so niederträchtig gegen einem, der ihm mehr Gutes als Leides getan, handeln mögte. So viel mich erinnere und zusamen finden kan, sind seine ausgeschüttete Klagen unter andern folgende: „1) Der Mb. pracktisirt, oder sucht die Berufe von allen vacanten Gemeinen an sich zu ziehen, und besetzt die Gemeinen mit seinen Leuten nach Gunst etc. und der Η. H. der geierteste und beste über alle muß brach liegen etc. 2) Der Mb. ist schuld daran, daß Η. H. nicht deutsch und englischer Pf[a]rrh[err] in Readingtown Berks County worden 3) der Mb: war schuld daran, daß Η. H. nicht Prediger in Neuprovidence und Neuhannover blieb. 4) Mb: ist schuld daran, daß Η. H. nicht Pfrrh. in Friedrichstown Maryland wurde etc. 5) Mb. ist schuld daran, daß Η. H. nicht zum Prediger in den deutsch Luth: Kirchen in Philad: genötigt wird, wie vor Zeiten. 6) Mb ist schuld, daß Η. H. nicht einmal an dem geringsten Filial in Cohenzy bleiben konte etc." Das sind schon ein halb Dutzend schwere Klagen, und überhaupt ist „7) die gantze Evangel. Kirch Verfaßung in America nicht auf dem rechten Fuß, und wird auch nicht dazu kommen, wo nicht der alte Mb stirbt, und aus dem Wege geräumt wird". Auf obige Klagen will ich antworten, was ich in der Tat und Warheit verantworten und behaupten kan. Ad 1. Es liegt ihm ob zu beweisen, daß ich einen einzigen Beruf von vacanten Gemeinen in America an mich zu ziehen gesucht, und den Beruf nach Gunst ausgeteilt. So lange der Beweiß nicht klar erfolgt, so lange bleibt die Aufbürdung eine freventliche Sünde wieder das 8te Gebot. Ich habe den ersten Beruf auf Philadelphia], Provid[ence] und Hannover nicht erschlichen, sondern ist mir aufgedrungen. Die Berufe von Germantown, Lancaster, Toi-
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Die Briefe des Jahres 1773
pehaken, Friedrichstown, Maryland, Racheway, Bedminster in Jersey, Neuyork, Hackensack und andern Orten mehr, wurden mir mit Ungestüm und Heftigkeit aufgebürdet und zur Besorgung anempfolen. Solches kan ich klar und deutlich beweisen, mit schriftlichen Originalen von Vorstehern und Ältesten der Gemeinen unterschrieben, und ich konte den Gemeinen keinen andern Prediger aufdringen, den sie nicht selber zuvor gesehen, gehört, nach ihrer Art geprüft, und nach den meisten Stimmen gewält. Ex[empli] gr[atia]: Nachdem ich die zerstreueten Gemeinen an der alten Kirche in Neuyork ein wenig wieder gesammelt, wie auch die in Hackensack, und wieder heim muste, so schlug ich den Η. H. mehr als einmal dem Kirchen=Rath vor, bekam aber kurtze Antwort mit Nein, und Ursachen oder Gründen, die ihnen hinreichend scheinen. Ich schlug ihn verschiedenemal den Gemeinen in Neugermanton und Bedminster in Jersey vor, konte aber keine Mehrheit der Stimmen beim Kirchenrat für Ihn zuwege bringen. Welcher vernünftiger Mensch könte von mir fordern, daß ich den Η . H. einer oder andern Gemeine wieder ihren Willen aufzwingen solte? Ich gestehe das gerne zu, daß Η. H: gelerter ist als ich, denn ich habe nicht Zeit, noch Beruf oder Gelegenheit gehabt, die Law zu studiren, wie er in Neuyork bei einen Rechtsgelerten, wie sein Brief aus Neuyork bezeugt 4 , worin er mir berichtete, daß er sich der Rechts=Gelarheit befliße. Es ist wol schwerer zu verantworten, wenn man das von Gott verliehene Talent in der Erde vergräbt 5 , brachlieget, oder faullentzet, sich selber nicht kennet, und andern die Schuld giebet: wenn man am Markte müßig stehet 6 , da indeßen in vielen Gegenden als Neuschotland, NeuEngelland, Neuyork, Jersey, Pennsylvania, Maryland, Virginia, Nord= und Süd Carolina, Florida etc. Mangel an Predigern und Schulmeistern ist und wo allenthalben Deutsche wonen, die wie Schafe ohne Hirten verschmachten 7 , daß einem das Hertz bluten mögte. Wenn einer Jesum recht lieb hat, so wird er Lämmer und Schafe genug zu weiden finden 8 in dieser ungeheuren Americanischen Wüste. Es ist törigt, wenn er hin und wieder bei Leuten, welche die Sache in Zusamenhange nicht wißen, einseitig sagt, ich sey schuld daran, daß er keine Arbeit habe. Das bin ich schon gewont in der Welt, Stanck für D a n c k 9 zu bekommen, wenn man Leuten nach Möglichkeit Gutes gewünscht und getan, die kein menschlich, geschweige denn Christlich Gefül haben und nach ihrer verderbten Eigenliebe sich vest einbilden, als ob ihre einzelne Persönlichkeit der Mittelpunckt wäre, um welches willen das Universum geschaffen. Solche Herren können nicht so gut weißagen als Caiphas, welcher meinte, es wäre beßer wenn ein Mensch stürbe für das Volck als daß das Volk verdürbe 1 0 . Nein sie wollen das Gegenteil. Ich bin bei 20 Jare her ein wolwünschender Freund von Η. H. und ein Zuschauer zwischen ihm und den Gemeinen gewesen. So lange es hieß, daß er mit uns in brüderlicher Vereinigung lebte und dabei seine Lawyer Kunst übte, mit Ländereien seinen Zustand vollkomner zu machen, hatte ich fast steten Überlauf von allerhand Klagen und bittern Vorwürfen, just als ob ich allein schuldig wäre und die Früchte seiner Rechts Gelarheit um die Hälfte genöße etc.
Nr. 612
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Und wenn er nirgend hin wüste, so lag er bei mir oder meinen armen Hh. Amts=Brüdern gleichsam wie auf Execution und bauete zwischen den Mal= und Schlafzeiten Schlößer in der Luft, oder machte Abriße und Plans im Gehirn, wie unsrer armen Evangelischen Religion in America nach der strengsten Schluß=Art geholfen werden könte, oder wie er sich durch Heiraten glückselig machen, oder seine Ländereien mit Untertanen besetzen und seinen erhabenen Einsichten gemäß ruhig leben mögte. Ad 2. Die Ursachen, warum er nicht Prediger in Reading geblieben,11 sind, wie folget: Ich recommendirte ihn an die vacante Gemeine in Reading, wovon ich noch Copien aufweisen kan. Er reisete dahin, predigte den Deutschen und Englischen daselbst, fand guten Eingang, und die Leute schienen willig, ihm einen Beruf nach ihrer Art zu geben. Er konte aber nicht lange daselbst bleiben, so fiel ihm das Reisen wieder bei, kam zu mir und orderte, ich solte nun nach Reading reisen und seinen Beruf vollziehen. Er hätte Banden 12 und das übrig» benötigte daselbst gelaßen, und wolte nun ins Neuyorkische und Richtigkeit mit seinen ersten Gemeinen machen. Ich folgte seinem Befehl, reiste nach Reading, bat die 3 Häupter, James Read, W m Mangridge und W m Bird Esquires zusammen, und sagte, daß ich zu dem Ende gekommen um des Η. P: Hartwichs Beruf zu vollziehen. Die Herren antworteten, er hätte Banden bei ihnen hinterlaßen, wenn sie sich mit Weib und Kindern verbinden solten, daß sie ihm järlich 100 £ lawful Money für seinen Dienst liefern wolten. Wie ich denn bat, daß die 3 Männer die Bande vollziehen mögten, so wurden sie zornig, füren mich an und sagten, ob ich sie für Narren oder unsinnig hielte? Daß sie sich mit Weib und Kindern an einen Prediger für 100 £ järlich binden solten? Wenn Mr: Hartwich Ihnen und der Gemeine nicht einmal seinen Madensack oder Cörper zur notdürftigen Versorgung ohne Bande anvertrauen wolte, so könten sie ihm noch viel weniger ihre, und ihrer Kinder Seelen anvertrauen etc. und so muste ich mit Schaam unverrichteter Sache wieder abziehen. Einer von den 3en neml[ich] Esq. Read, der County Clerk ist noch am Leben, und kan es noch alle Tage bezeugen, wenns nötig erachtet wird. Ich schrieb den Verlauf an Η. H: ins Neuyorkische 13 , nemlich, daß ich ihm keinen andern als Apostolischen Beruf in Reading verschaffen könte, und wenn wir am ersten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit trachteten, so würde das Übrige schon zufallen 14 . Mit was für einer Zunge und Stirn, mit welchem Gewißen, nach welcher Moral, der heidnischen Philosophischen oder christlichen kan Η. H. ehrlichen Leuten hinter meinem Rücken her weiß machen, als wäre ich schuld daran, daß er nicht Prediger in Reading worden? Ad 3. Ich bedauerte seinen Müßiggang, und als genötiget wurde von Providence etc. nach Philadelphia zu ziehen15, recommendirte ich ihn in die Gemeine zu Providence und Neuhannover, verschafte ihm in meinem Hause auf dem Landplatze räumlich Logis, Tisch, Bette und Wäsche und bezalte auch dafür an meinen Pächter. Es dauerte nicht lange, so klagte er über die Leute, und die Leute klagten über sein unordentlich Verhalten etc. Die Glieder der Land Gemeinen wonen zerstreuet und weit von einander, waren gewont, vormittags um 10 Uhr zusamen zu kommen von 1, 2, 3, 4, 5, 6 bis 7 Meilen
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her. Wenn sie beisamen waren, so lag der wachsame Hirte gemeiniglich noch im Bette und wolte meditiren. Der Haus Wirt, Mr. Martins 1 6 , welcher noch am Leben ist und Zeuge seyn kan, gieng einmal nach dem andern in das Schlafzimmer, weckte und bat Sr: Hoch Ehrw: er mögte zur Kirche kommen, weil die Leute beisamen wären und mit Schmertzen warteten. Wenn es glückte, so verfügten sich der H . Pastor um 11 Uhr vom Lager, aber denn lagen die Kleidungsstücke zu weit zerstreuet auseinander, oder zum teil versteckt etc. Denn fehlte es an Waschen, Kämmen, Barbiren, Ankleiden und unendlichen Kleinigkeiten mehr, und ehe ein wenig zum Früstücke angebißen, war es schon über 12 Uhr: Wenn denn der Seelsorger etwa gegen 1 Uhr zur Kirche gelangte, so waren die Leute zum Teil aus Ungedult wieder heim oder hielten sich unterweges in den naßen Ruhehäusern auf und wiederholten die nicht gehörte Predigt, und die übrigen wurden in der Kirche mit anderhalb oder 2stündigen Predigten aufgehalten, so daß wenig oder gar keine Zeit zu den sonst gewönlichen Kinder Lehren übrig blieb. Er klagte über die Leute in einem Brief an mich 17 , daß sie keinen Hunger hätten, nach Gottes Wort 1 8 , und tod gepredigt wären, und die Leute klagten gleichfals über seine Unordnung. Mir war sein Verhalten aus langer Erfarung bekant, darum konte ich seine und der Leute Klagen wol verstehen. Es dauerte kaum 6 Monate, so waren Prediger und Gemeinen einander überdrüßig und zum Eckel satt; und weil der Früling vor der Hand und ihm das Reisen und müßig gehen wieder ankam, so gab er die Gemeinen selber auf, und danckte ab, ohne Jemand zu fragen, worüber sich die Gemeinen nicht betrübten. Was ich noch zusamen schrappen konte in den beiden Land Gemeinen, das zalte ich an ihn in Gegenwart des sei. H . Handschues, so daß ich nicht den geringsten leiblichen Nutzen oder Interesse von ihm hatte außer Stanck für Danck durch sein Afterreden, und die Gemeinen blamirten 1 9 mich noch darzu, daß ich sie mit einem so artigen und außerordentlichen Seelsorger versehen hätte. Ad 4 Ich konte noch nicht ruhen, sondern weil eine unserer sonst vereinigten Gemeinen zu Friedrichstown in Maryland vakant war, so gab ich ihm ein Schreiben mit an den H . P. Gerock in Lancaster, 20 welcher ihn weiter empfal nach bemeldter Gemeine in Friedrichstown alwo er sich selber einen Beruf in Englisch schrieb und sich von unserm Ministerio auszuschließen beliebte. Ich hatte keine Hand in, oder Connection mit dieser Berufs Sache, und wüste auch weiter nichts als was er mir in Philadelphia bei seiner Zurück» und Durchreise ins Neuyorkische davon erzelte, und mir seinen Beruf zu lesen gab. Eine Zeitlang hernach mogten ein oder andere von der Friedrichstowner Gemeine mit Sr. Hw: dem Schwedischen H. Probst Dr. Wrangel gesprochen und ihre Bedencklichkeit unter andern darin geäusert haben, daß Η. H: sich über unser Vereinigt Ministerium aufgehalten und davon los gemacht, wie sein Beruf zeigte. Und weil er auch verschiedenemal bei ihm auf Execution gelegen, und den H . Dr. Wr[angel] seine allzufreie Auffürung contra Decorum aus Erfarung bekant, und ohne dem Landkundig war, daß er kein Sitzfleisch hat und nicht lange an einem Orte bleibet, so konte einiger Verständiger wohl vermuthen, und auch zu verstehen geben, daß der Beruf und Accord zwischen
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Η. Η: und der Friedrichstoner Gemeine nicht lange dauren würde, wie der Erfolg auch zeigte. Wie Η. H: aber sagen mag, daß ich Schuld an dieser Berufs Sache und ihrer Entzweihung gewesen, davon verlange ich klaren Beweiß, sonst kan ich nicht anders ansehen, als eine freventliche Verläumbdung, die einem ehrlichen Manne nicht zustehet. Ad 5. Daß dem Η. H: das Predigen in den Luthferischen] Kirchen in Philad: nicht aufgetragen worden wie sonst: davon mögen unter andern folgende Ursachen in Erwegung gezogen werden: 1) Weil er zu H. Brunnholtzens Lebzeiten eine Predigt von der Hochzeit zu Cana in Galilaea gehalten, worin er soll Sachen vorgebracht, die an gehörigen Orten in der Physic, in der Anatomie, im Jure canonico, unter Hebammen etc. ihren Platz, aber nicht in einer Versamlung, wo Kinder, Jünglinge und Männer sind, haben mögen. Es sind noch Zeugen genug vorhanden, welche das daher entstandene Ärgerniß beweisen können. 2) Weil er unsere Gemeine zu zerspalten und zerreißen trachten, in dem er im Trüben zu fischen suchte /: da ich nach H. Handschues Tode 2 1 ein Zeitlang allein war :/ sich mit unruhigen, Misvergnügten, Streitliebenden Lutheranern verkuppelte und einen so genanten Gottes=Dienst in der reformirten Streitkirche 22 anfieng, und öfentlich zur Verschönung seiner Falschheit sagte: Er wolte nur diejenigen bedienen, die in der Michaelis Kirche keinen, Raum hätten und am Marckte müßig stünden 23 , und in heißer Andacht das Lied aufgab: „O Herre Gott, dein göttlich Wort ist lang verdunckelt blieben etc." 2 4 Ich habe nicht gemerckt, daß Gottes Wort durch sein Unternemen heller geworden; ich war stille, stellete es im Gebet Gotte heim, und es dauerte auch nicht lange, so brach die Conspiration. 3) Weil er, wie andere politici durch seine Rechts=Gelarheit einen großen Strich Landes erobert, und unter andern auch unserer Ehrlichen Ältesten der philad[elphischen] Gemeine ihre Namen dazu gebraucht, unter dem Vorwand zum Besten unserer armen Evangelischen Kirche in America, welches sich aber a Maiori auf seinen persönlichen Minorem lenckte, und besagten Hh. Ältesten einen Eckel gegen solche Lawyer Kunst verursachte etc. Woher durfte ichs demnach wagen, ihm die Kantzel anzubieten, wie es anfangs geschähe? 4) Weil er Winckel Predigten anfieng unter den Deutschen in und um Philadelphia, um Untertanen auf sein erobertes Land zum Anbau zu werben und mit großen Versprechungen zu verfüren. Wenn es die armen Leute, die weder Engellisch noch seine Rechts Gelarheit verstunden, von Englischen Magistrats Personen untersuchen ließen, so kam es ans Licht wie es mit den Leases, Accords oder Pachtbriefen gemeint war. Solche schriftliche Traps oder Fallen sind noch vorhanden und auch noch lebendige Zeugen in und um Philadelphia] welche ihr Armütlein, sauern Schweiß etc. darüber eingebüßet und ach und weh schreien, wenn sie daran dencken. George Mayer unser ehmaliger Vorsteher kan unter andern in der Ferne, und Jacob Meyer an der Pennebeck etc. etc. in der Nähe davon zeugen. Jacob Bayerle 25 und andere Häupter, die hernach meine bürgerliche Freunde wurden nach dem ihre Plans abortirt, konten mir nicht genug erzälen, wie höchst gefärlich und niederträchtig Η. H: mich bei ihnen verläumbdet. Ob ich diese und alle übrige heimlich»
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und öffentliche Verfolgungen an H. Hartwich verdient, davon wird sein Gewißen der nächste Zeuge seyn, wenn es noch aufwacht vor seinem Abschiede aus der Welt, welches von Hertzen wünsche! Ad 6. Warum er nicht in dem Cohenzier Filial geblieben, das kan ich nicht sagen. Er gieng dahin ohne meine Recommendation und bediente sich seiner Freiheit, und die Leute hatten auch ihre Freiheit, ihn zum Prediger anzunemen oder nicht, ohne mich zu fragen. Es scheint aber, die Leute wolten sich nicht mit ihm einlaßen, unter andern auch um des willen, weil er mit dem Schwedisch= und Deutsch=Lutherischen Ministerio nicht in Vereinigung lebte, außer eine einzige Ehe=Frau daselbst, die Barbara Menschin, welche einen kläglichen Brief 26 /: wie es fast scheine, unter Eingebung des Joabs 2 Sam: 14, 1=21 :/ an mich schrieb und bat, daß ich „Den /: wie ihre Ausdrücke lauten :/ H: Hartwich, als einen rechten Jünger Christi, der die Schafe mit Freuden auf seinen Axeln heim tragen wolte27 /: vielleicht auf sein Land :/ welcher sich beßer für die Cohenzier Herde schickte als junge Prediger, weilen er die Landes Rechte gelernet, weil Gott das Verachtete erwehlet2S, graue Haare eine Crone der Ehren sind, die in Gerechtigkeit erfunden werden29 etc." zu ihrem Seelsorger verhelfen mögte. Ich konte wol mercken, daß ich bei der Frau Barbara eingehackt, und sie überredet war, als ob ich schuld dran wäre, daß der treue Hirte und Jünger Christi nirgens haften könte, welches aber erst bewiesen werden muß. Ich hatte eine Antwort auf Ihr Schreiben verfertiget 30 , und zum Beschluß gemeldet, daß nichts darwieder hätte, wenn die Gemeine nach ihrer Freiheit ihn zum Seelsorger erwälte. Ehe aber die Antwort abschickte, vernam ich, daß H. Hartwich schon von Cohenzy wieder abgereiset. Also behielt ich die Antwort zurück. Ad 7. „Daß die Evangelische Kirchen Verfaßung in America nicht eher auf den rechten Fuß kommen werde, bis ich aus dem Wege und weggeräumt bin" etc. das ist, oder scheinet sehr hart, nur wäre mirs lieb, wenn ich auch hinreichende Gründe davon vernemen könte. Bin ich dem höchsten Eigentums Herrn 31 im Wege gestanden, so hätte Er mich schon längst aus dem Wege räumen können. Und wenn ich auch nur menschlicher Weise gründlich davon überzeugt werde, so will von Hertzen gern weichen, und Beßern Platz machen, daß sie es, wo nicht auf den rechten, doch wenigstens lincken Fuß setzen mögen. Wem viel anvertrauet ist, von dem wird viel gefodert. 32 Ich habe in meiner Schwachheit Jederzeit auf die Umstände gesehen, wodurch Gott mit uns redet, und nach meiner allergeringsten Einsicht und mit geteiltem Rat meiner HH. Amts=Brüder gehandelt. Alle untergelauffene Fehler sind nicht mit Willen und Vorsatz geschehen, und so wird der mitleidigste hohe Priester 33 auf bußfertige Bitte Gnade für Recht, und Barmhertzigkeit statt des Gerichts ergehen laßen. Übrigens aber, wolte ich meinem sonst vermeinten Freunde H. H:, der vom Angesicht schmeichelt, und ohne Ursach mich rückwärts verläumbdet gern eine nützlichere Beschäftigung anraten, nemlich 1) daß er vor seinem Abschiede sich beßer, unparteiischer und gründlicher prüfen möge, warum er nicht in seinen angewiesenen Gemeinen in Camp und Rheinbeck etc. geblieben 34 2) warum nicht in Indienfield und Goschehoppe? 3) Warum
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nicht in Reading? 4) Warum nicht bei den Rechts=Gelerten in Neuyork? 5) Warum nicht als Proprietor, Spiritual und temporal Lord auf seinen Ländereien 6) Warum nicht als Prediger in Providence und Hannover? 7) Warum nicht in Friedrichstown? 8) Warum nicht als Engl. Prediger bei der Pauls Kirche in Philad:? 9) Warum nicht bei der reform[ierten] Streit Kirche in Philad:? 10) Warum nicht als Prediger bei der Schwamber oder alten Kirche in Neuyork? Ferner 11) ob nicht ein verborgener Bann zwischen dem Gleb=Lande 35 und seiner Länderei stecke? 12) ob er dem Johannes Müller etc. Gerechtigkeit geleistet? 13) Warum er sein ihm anvertrautes Talent im Schweißtuch vergraben 36 ? 14) ob er den Schaden gut gemacht und die Seufzer der armen Familien gestillet, die er auf seine Landerei, oder einsamen wilden Wald verlocket hatte? Die verderbte Eigenliebe findet gar leicht Entschuldigungen und Glossen, und legt die Schuld allein auf andere, aber es hält nicht Stich vor dem Gerichte der allwißenden Majestaet, da alles blos und entdeckt ist, und auch das verborgenste offenbar wird. 3 7 So viel für dismal. Wenns nicht hinreichen solte, so kan ich eine deutlichere Beschreibung aus Originalen deduciren. Η. M. der ältere.
Abschrift von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 13 1772-74
S.
122-130.
Nicht erhalten; zum Vorgang vgl. Nr. 610. Den Merkvers zitiert Mühlenberg gern mit einem Hinweis auf das „Güldene A B C " ; vgl. auch Wander Bd. 3 Sp. 1668. 3 = kleinkrämerisch und weibisch. Höckern = hocken, kauern; daher auch: Kleinverkauf betreiben (hökern). 4 Nicht erhalten; wohl aus der Anfangszeit Hartwichs in Amerika. 5 Vgl. M t 2 5 , 1 4 - 3 0 ; Lk 1 9 , 1 2 - 2 7 . 6 Vgl. M t 20,3. — Dies war auch das Argument Hausihls und Hartwichs, als sie 1765 in Philadelphia eine zweite lutherische Gemeinde zu etablieren suchten; vgl. unten Punkt 5. 7 Vgl. M t 9,36. » Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . 9 Sprichwort: „arger Undank"; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 776. 10 Vgl. Joh 11,49 f. 11 Von November 1757 bis zum Frühjahr 1758 arbeitete Hartwich in Reading; vgl. Bd. II Nr. 181 S. 332 und Nr. 184 S. 349. Vgl. auch Bd. III Nr. 439 S. 6 3 1 - 6 3 3 . 12 Von engl, bond, urkundliche Verpflichtung. 13 Nicht erhalten. 14 Vgl. M t 6,33. l s 1761, um die Spaltung der Gemeinde in Philadelphia überwinden zu helfen. Dies gelang mit der Einführung der Gemeindeverfassung von 1762; vgl. Bd. II Nr. 237. 16 Christian Friedrich Martins, Chirurg. 17 Nicht erhalten. 18 Vgl. Am 8,11. " Von engl, to blame, beschuldigen. 20 Vgl. Bd. II Nr. 220 mit Anm. 2 und 5 sowie Nr. 245 S. 594. 21 Am 9. 10. 1764. 22 St. Georgskirche. 23 Vgl. M t 20,3; zur Sache Bd. III Nr. 347 und Nr. 372 S. 4 0 8 - 4 1 0 . 1
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Kirchenlied eines unbekannten Verfassers; vgl. Fischer S. 169. Ehemaliger Kontrahent Mühlenbergs in Germantown und Philadelphia; zu seinem Sinneswandel vgl. Nr. 503. = Bd. III Nr. 441. Vgl. Lk 15,4 f. Vgl. 1 Kor 1,28. Vgl. Spr 16,31. = Bd. III Nr. 443. Vgl. Joh 1,11. Vgl. Lk 12,48. Vgl. H e b r 2,17; 4 , 1 4 - 1 6 . Dorthin wurde er 1745 durch das Hamburger Konsistorium berufen. = Pfarrland. Vgl. M t 25,24 f.; Lk 19,20. Vgl. M k 4,22 par.
613. An B. Meyerle
Philadelphia, 25.126. 8. 1773
1773. d. 25 Aug: An Mr. Balthasar] Meyerle 1 Geehrt» und geliebter Freund und Bruder in Christo! Sein treuhertzig Schreiben vom 21 Aug: a[nni] c[urrentis] 2 ist mir richtig eingehändigt worden. So lange ich das Vergnügen gehabt mit ihm bekant zu seyn und mündl[ich] und schrifftlfich] zu conversiren, habe ich ihn als einen redlichen Freund erfunden, der Gottes Furcht, christl. Zucht und Ordnung liebet. Das muß ich nach meiner schwachen Einsicht vor Freunden und Feinden bezeugen, wiewol es nicht auf Zeugniß ankomt. Sie mögen uns loben oder schelten, es heißt in einem Liede: so viel wird der Mensch nur taugen, als er gilt in Gottes Augen 3 . Was die betrübte Readinger Sache überhaupt betrift, so mercke folgendes an: 1) Die Lutherische Verfaßung daselbst war gleich im ersten Anfange auf losen Fuß gesetzt 4 . Ein Haus, das auf den Sand gebauet wird, wie unser Herr sagt, kan nicht bestehen, wenn Sturmwinde und Platzregen entstehen, wenn auch die besten Zimmermeister und Künstler daran halten und flicken. Wo kein Fundament ist, da bestehts nicht. Der Bau kriegt erst Riße, krümelt und fält endlich auseinander. Darum muß man auf den Felß bauen 5 . 2) Der liebe Bruder wird sich vielleicht auch erinnern als der letzte Synod in Reading war 6 , und ich in der Kirche ein Wort zu meinen H H . Amts=Brüdern sagen wolte, daß ich vor Weinen nicht halten konte, warum? Ich sähe aus den Umständen alle diese jetzige betrübte Folgen voraus, konte es nicht ändern, und das brach mir mein Hertz, ohne daß Jemand wüste, was mir fehlte. 3) Weil die Hauptführer 7 /: Vater vergieb ihnen, den sie wißen nicht was sie tun 8 :/ den großen unwißenden Haufen mit Lästern, Schelten, Schmähen und Dräuen über mich und das Ministerium auf ihre Seite kriegten, so konte es nicht anders seyn, die wenigen gutmeinenden Seelen musten Schmutz, Verfolgung und Unrecht leiden, welches aber nur eine Zeitlang dauert, weil
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12.7./25., 26. 8. 1773
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Warheit und Tugend durch Gottes Zulaßung wol eine Zeitlang unterdrückt und vertreten, aber nicht getödtet werden können, und denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müßen 9 . 4) Wie könte nun der Sache von Menschen geholfen werden? Der Wechsel Besuch im Courthause 10 war meines Erachtens das Pflaster neben die Wunde gelegt 11 , oder Ohl ins Feuer gegoßen. 12 Wir hatten keinen Prediger übrig, der es hätte allein auf ein Zeitlang versehen können und die Prediger in den Gemeinen sind so enge in den Karch gespant, daß die Gemeinen gleich murren, wenn ihre Knechte nur 1 oder 2 Sontage abwesend sind, und die unverständigen Glieder gleich dräuen, daß sie ihre versprochene Scherflein nicht zum Unterhalt geben wollen, wenn der Prediger einen Sontag nicht da ist. Ich habe auch aus der Erfarung gelernet, daß eine Gegenpartey immer hitziger, feuriger und gröber wird, wenn man der andern Partey beistehet. Exjempli] gr[atia] in Germantown kriegten Demetrius und seine Gesellen 13 , Geiger und Pfeiffer den armen rohen unwißenden Haufen auf ihre Seite. Sie vertrieben uns Prediger, und einige Ältesten, und gut meinende Glieder, die am meisten an der Kirche getan, von der Kirche und Pfarrhause mit unerhörten Lästerungen, Verläumbdungen und Grobheiten, und ruheten nicht, bis sie Deeds 14 Kirche und Pfarrhaus in der Hand hatten. Die kleine Herde der Verstoßenen bat flehentlich, wir solten sie nicht verlaßen. Sie mieteten ein Haus, worin H. Pfr: Handschue wonen, in den Wochen Tagen Schule halten und Sontags predigen muste. Die große Partei wurde dadurch immer heftiger und erbitterter, und stellete einen Prediger nach dem andern von ihrem Schlage auf etc. Es dauerte nicht lange, so wurde die kleine Heerde lau und kalt, ließ dem Prediger Kummer leiden, und wünschte endlich, daß ich ihn wegnemen mögte, welches auch geschähe. Als der große Haufe keinen Gegenstand mehr hatte, so wurden sie ihrer unordentlichen Prediger bald müde, und stifteten die verstoßenen Häupter auf, daß sie die Kirche by Law und Court erobern solten, welches wol etliche 100 £ unbeschreibliche Mühe kostete, welches alles nicht nötig gewesen wäre, wenn sie sich nur hätten eine Zeitlang gedulden und stille halten können, bis der lose Haufe in ihren eigenen Wegen sich müde gelaufen. 5) Die zugesandte Schrift unserer werthen Freunde und Brüder aus Reading wurde auf dem letzten Synod mit Ehrerbietung vorgelesen und vieles von den Umständen gesprochen. 15 Die entfernt wonenden Prediger brachten wichtige Gründe ein, daß sie unmöglich den Wechseldienst mit halten könten als zum Ex: von Earltown, Lancaster, Yorktown, M c : Callistertown, Friedrichstown etc. HH. Voigt, Krug, Schaum etc. waren nicht gekommen. Endlich wurde beschloßen, daß die zunächst wohnende H. Prediger die verlaßenen Familien dann und wann in Notfällen besuchen und bedienen mögten wenn sie es verlangten und Ihnen zu wißen täten. Ich verließ mich darauf, daß die durch Reading heimreisende HH. Amts=Brüder die Antwort mündlich berichten würden, sonst wäre meine Schuldigkeit gewesen es schriftlich zu berichten, wozu mir aber in den vielfältigen Zerstreuungen und abgenötigten Reisen wenig Zeit übrig gewesen. Es wurde ferner für gut angesehen, wenn bei ein und andern Besuchen die Versamlung der kleinen Heerde lieber in einem
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räumlichen Wonhause geschähe, weil der Satan und sein Anhang immer ein neues Gepolter und Versündigung verursachet, wenn es im Courthause geschiehet. 6) Was die durch so viele Eidschwüre abgepreßte Geld Summe betrift, so wird der Herr ins Künftige auch Rat erweisen, wie der Sache geholfen werden mögte. Nur Gedult: es ist beßer Unrecht leiden als tun. 1 6 Gott ist der rechte Richter 1 7 über alle Richter. Der gnädigste Gott wird mich und die Meinigen bewaren, daß wir uns nicht mit einem solchen Hauffen einlaßen, wo keine menschliche geschweige denn christliche Zucht und Ordnung angenommen wird, wo man die heilige Lehre des teuren Evangelii von Christo als eine Perle vor die Säue werffen und vertreten werden solte 1 8 . Ich erachte es auch nicht uneben, wie geliebter Bruder schreibt daß sie Deeds und Kirchen=Buch übergeben, und ein Receipt 1 9 darüber nemen Matth: 5,40. So Jemand mit dir rechten und deinen R o c k nemen will, dem laß auch den Mantel so spricht der Herr, und sein Knecht Lutherus singet: nemen sie uns den Leib, Gut, Ehre, Kind und Weib, laß faren dahin, sie habens kein Gewinn etc. 2 0 Lebt Christus, was bin ich betrübt, ich weiß, daß Er mich hertzlich liebt, wenn mir gleich alle Welt stürb ab, gnug wenn ich Jesum bei mir hab. 2 1 Er sagt: Ich lebe, und die Seinigen sollen auch leben. 2 2 7) Es deucht mir auch, die kleine Herde möchte /: wenn sie es rathsam halten :/ ein L o t 2 3 aufnemen, selbiges einsetzen und zum Kirchhofe oder Begräbniß Platz für die ihrigen bestimmen. Wer weiß, ob man nicht mit der Zeit ein Kirchlein drauf bauen könte. Es sind ja Gott geringe Sachen, und ist dem Höchsten alles gleich, die Großen klein und arm zu machen, die Kleinen aber groß und reich etc. 2 4 Es hat alles seine Zeit. 2 5 Nach dem Regen scheinet die Sonne wieder. Es mögte auch gut seyn, wenn die Seelen von der kleinen Heerde, und ob es noch so wenig, Sontags in einem ihrer Wonhäuser zusamen kämen, erbauliche Lieder singen und ein Capitel aus Arnds warem Christentum 2 6 , oder kräftige Predigten vorläsen, und ihre Kinder den Catechismum hersagen ließen. Das mögte ihnen wol beßer, gesegneter, aufmunternder und tröstlicher seyn, als einer unordentlichen Versamlung beizuwonen und sich zu ärgern. Wenn denn dann und wann ein Besuch von Predigern darzu käme, so könten ihre Kinder getauft, die jungen Leute unterrichtet, und das heil [ige] Abendmal mit den wenigen gehalten, wie auch in Notfällen die nächsten Prediger in Kranckheiten, Sterbefällen und dergleichen] herbeigeruffen werden. Solcher gestalt müste es heißen wie Abram sagte Genes: 13. Lieber, laß nicht Z a n c k seyn zwischen mir und dir etc. Wilt du zur lincken, ich kans nicht weren, so will ich zur Rechten. 2 7 So lange ich Leben und so viel Kräfte behalte, daß ich reiten oder kriechen kan, würde ich mich nicht weigern, dann und wann meine alten Freunde und verstoßene Schafe von der kleinen Heerde zu besuchen und mich mit ihnen zu erbauen, und meine Hh. Amts=Brüder würden desgleichen tun. Das wir uns aber mit dem groben und subtilen Hauffen um Kirch=Gebäude oder Courthäuser zancken und balgen solten, das ist nicht unser Beruf. Denn so spricht der Herr Jesa: 66,1,2. Ich sehe aber an den Elenden, und der zerbrochnes Geistes ist, und der sich fürchtet vor meinem
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Wort. Ein trocken Stück Brod in Friede, ist besser als ein gemästet und gebratener Ochse im Streit. 28 Es ist nie meine Meinung gewesen, die wenigen treuhertzigen Freunde und leidende Seelen zu verlaßen, aber nur in der Ordnung, die Gott der Herr durch seine gnädige Vorsehung und Regierung durch die Umstände nach und nach zeiget, zu bedienen. Ich dancke meinem redlichen Freunde und Bruder für sein treuhertzig Schreiben, und bitte mir auf dieses, so bald als möglich eine beliebige Antwort aus, 2 9 der ich indeßen verharre nebst hertzlicher Begrüßung und Segens=Wunsch an werte Familie und alle, die Jesum lieb haben, Dero in Liebe verbundener Philadelphia den 26 Aug: 1773. 3 0
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Hand im Tagebuch
Η: M.
in PM 95 A Nr. 13 1772-74
S.
130-134.
Anhänger der Partei des Ministeriums in Reading. Nicht erhalten. Vgl. die 5. Strophe des Kirchenliedes: „So führst du doch recht selig Herr die Deinen" von Gottfried Arnold ( 1 6 6 6 - 1 7 1 4 ) . Der Versuch von Seiten der Partei des Ministeriums, während des schon aufkeimenden Streits in der Gemeinde noch nachträglich eine Kirchenordnung einzuführen, scheiterte am Widerstand der Gegenpartei; vgl. auch zur weiteren Entwicklung Nr. 533; Nr. 534; Nr. 540; Nr. 550; Nr. 554; Nr. 558; Nr. 564; Nr. 565; Nr. 569 und Nr. 582. Vgl. M t 7,24 - 27. Im Oktober 1770; zur folgenden Begebenheit vgl. im Synodalbericht (Nr. 495 Anm. 3) den Beginn des Tagesprotokolls zum 25. 10. 1770. Der Friedensrichter Chrest. Vgl. Lk 23,34. Vgl. R ö m 8,28. Die Partei des Ministeriums hielt im Gerichtssaal Gottesdienst. Sprichwörtlich: „Nicht richtig anwenden". Vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1328. Sprichwörtlich. Vgl. Apg 1 9 , 2 3 - 4 0 . = Besitzurkunden. Vgl. Nr. 609 Anm. 35 unter 6). Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 1468. Vgl. Ps 7,12; 9,5. Vgl. M t 7,6. = Empfangsbestätigung. Vgl. die 4. Strophe des Kirchenliedes „Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther. Vgl. die 15. Strophe des Kirchenliedes „Frühmorgens, da die Sonn aufgeht" von Johann Heermann ( 1 5 8 5 - 1 6 4 7 ) . Vgl. Joh 14,19. = Grundstück. Vgl. die 6. Strophe des Kirchenliedes „Wer nur den lieben Gott läßt walten" von Georg Neumark ( 1 6 2 1 - 1 6 8 1 ) . Vgl. Pred 3,1; 8,6. Johann Arndt, „Vier (später sechs) Bücher vom Wahren Christentum" (1605/6 ff.). Vers 8 f. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1206. Nicht zu ermitteln.
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Die Briefe des Jahres 1773
Für die Zeit bis zum 7. 10. 1773 ( = Nr. 614) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „1773. Ein Schreiben von Η. P: Krug aus Friedrichstown vom 27 Aug: muß beantwortet werden. Memorand: ist beantwortet: d 18 Sept: 1773 und der Witwe Baumannin, des Lam Wirts Schwester nach Friedrichstown mitgegeben." (PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 134; vgl. Tappert II S. 552). (2) „1773. Memorand: im Sept: bekam ich einen Brief von Benjamin Weiser Esq daß ich und meine Frau notwendig nach Reading kommen müsten, weil die Weisers Erben beisamen wären, und die Schafften wegen etwas Landes vollziehen wolten." (PM 95 A Nr. 13 1 1 7 2 - 7 4 S. 135; vgl. Tappert II S. 552). (3) „Donnerstags d 23 Sept: ... Heute vernam auch, daß die Schreiber mit den Schrifften wegen unserer Land Affair nicht fertig werden konten, des wegen schrieb ich an den Herrn Protonotarium dieser Stadt [Reading], daß er mit Hand anlegen, und die Sache promoviren mögte, weil ich notwendig g[eliebts] G[ott] nächsten Sambstag in Philadelphia seyn müste, und ohne dem periculum in mora wegen des krancken Bruders Friedrich Weisers wäre, so daß, wenn er stürbe, ehe die Schrifften vollzogen, ich und die übrigen Erben in große Verwirrung und Schadens geraten würden. Er kam selber zu mir und versprach alles mögliche zu tun." (PM 95 A Nr. 13 1 7 7 2 - 7 4 S. 136; vgl. Tappert II S. 552 f.) (4) Unter demselben Datum: „Heute Abend kam mein Sohn Friedrich Mühlenberg von seinem Besuch aus Neuyork über Philadelphia zu pferde lam und steiff hier an, brachte Briefe von seinem Bruder Heinrich aus Jersey, von H. Pfr: Jung etc. mit, und zeigte unter andern mir einen Beruf von der Christ-Kirchen Gemeine in Neuyork, welche ihn zum Prediger beruffen." (PM 95 A Nr. 13 1 7 7 2 - 7 4 S. 136; vgl. Tappert II S. 553). (5) „Memorand: John Adam Treutlen Esq hat an mich geschrieben dat: Ebenezer d 6 Sept: 1773. Ich solte bei Mr: Paris nach seinem Second Cousin Jacob Treutlen fragen, der an ihn undeutlich geschrieben. Wegen seiner Schwester in Deutschland soll er ihm Nachricht geben, und wenn sie zu ihm kommen will, so will er die Fracht von London bis Savanna bezalen. Der Israel [Heinzelmann] ist at present bei ihm." (PM 95 A Nr. 13 1 7 7 2 - 7 4 S. 137; vgl. Tappert II S. 553).
614. Ch. E. Schultze an [M., ]. Ch. Kunze und die Korporation der Michaelisund Zionskirche] Tulpehocken, 7. 10. 1773 Hochehrwürdige Wohlehrsame Geehrte Mitbrüder und Freunde, D a s A n d e n c k e n a n Ihre a l l g e m e i n e Z u n e u g u n g d e r e n Sie m i c h bey m e i n e r A n k u n f t a u s D e u t s c h l a n d w ü r d i g t e n , w i e a u c h d a s f o r t w ä h r e n d e Z u t r a u e n zu m e i n e r g e r i n g e n P e r s o n , w e l c h e s Sie in Ihren v o r k u r z e n an m i c h a b g e l a s s e n e n S c h r e i b e n 1 a u f s n e u e zu ä u s s e r n beliebt, l ä ß t m i c h n i c h t o h n e E m p f i n d u n g . W ä r e n die S a c h e n a u c h n i c h t in der L a g e in w e l c h e r sie sind: fühlte ich m i c h zu einer s o l c h e n w i c h t i g e n Stelle, als die Ihrige ist a u c h n i c h t zu u n e r f a h r e n u n d u n t ü c h t i g ; ja m ü s t e ich n i c h t g l a u b e n , d a ß m i c h m e i n g u t e r G o t t e b e n d e s w e g e n n a c h seiner b e s o n d e r n V o r s e h u n g f a s t w i e d e r m e i n e n W i l l e n v o n I h n e n h i n w e g g e f ü h r e t 2 ; so w ü r d e I h r e m g ü t i g e n A n s u c h e n g e r n e ein G e n ü g e t h u n u n d d a s r a u h e L a n d l e b e n w i e d e r m i t d e n S t a d t l e b e n zu
verwechseln
suchen. D a ich a b e r m e i n e e h e m a l i g e n Z u h ö r e r u n d m i r n o c h i m m e r w e r t h g e s c h ä z t e M i t b r ü d e r und F r e u n d e mit einen weit b e g a b t e m , begnadigtern und erfahrnen
Nr. 613/614
25., 26. 8./7. 10. 1773
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Lehrer versehen zu seyn wünsche; auch besorgen muß, daß eine Verlassung meiner ietzigen Gemeinden, bey dieser Zeit, nicht ohne Schaden abgehen möchte: so hofe ich Sie werden es mir nicht zur Last legen, oder einer Erkaltung der alten Liebe 3 zuschreiben, wenn ich Sie bitte mich von der Verbindlichkeit, wovon Sie zu melden belieben, frey zu sprechen. Daß Ihnen der HErr des Weinberges einen rechten treuen, geschulten und erfahrnen Arbeiter zu führen wolle 4 , dahin will gerne mit Ihrem Gebet das meinige vereinigen. Denn meines Herzens Wunsch und Flehen zu Gott ist, daß Sie mögen seelig werden. Gewint der HErr Jesus in vieler Herzen, der mir ehemals mitanvertraueten Lieben Gemeine eine rechte Gestalt; wächst sie in der Furcht Gottes und erbauet sich nach den Brief Judä V. 20.21. durch den heil. Geist auf ihrem allerheiligsten Glauben. Stehet es wohl in innern und äussern, so wird es mir nicht allein die gröste Freude seyn es zu vernehmen, sondern werde auch an meinen geringen Theil den HErrn mit davor preisen. Unter Anwünschung aller göttlichen Gnade aus der Gnadenfülle Jesu 5 verbleibe Tulpehocken d. 7 t e n Octbr 1773. 6
Hochehrwürdige Wohlehrsame Geehrte Mitbrüder und Freunde in Christo ergebenster] Frfeund] Emanuel Schulze
Reinschrift in AFrSt IV C 17:17 S. 280 f., 286 f.; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:17 S. 280 f., 286 f. Auch in HD S. 2599 f. 1
Vom 18. 9. 1773; als undatierter Entwurf von Kunzes Hand in AFrSt IV C 17:18 S. 282 - 285; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:18 S. 2 8 2 - 2 8 5 . Vorausgegangen war folgende Initiative Mühlenbergs (AFrSt IV C 17:16a S. 278 f., 2 8 8 - 2 9 1 ; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 17:16a S. 278 f., 2 8 8 291): „Auftrag an die Ehrsame S': Michaelis und Zions Corporation von Heinrich Mühlenberg sen': 1) Mein Sohn Heinrich hatte nicht länger Neigung mein Adiunctus oder Helffer in Philadelphia zu bleiben, und wolte Lieber in unsern Vereinigten Land gemeinen, wo er mehr Zeit und Gelegenheit zum Studiren hätte, seyn. 2) Ich bin nun zu schwach, die Amts=Geschäffte in dieser weitläufftigen Gemeine selb ander mit Herr Pfrr: Kuntze zu bestreiten und auch die nötige und mühsame Correspondence mit den hiesigen Vereinigten Gemeinen, und Freunden in Europa zu unterhalten, zumal da der Winter vor der Hand ist, und ein jeder Verständiger leicht dencken lean, daß H. Kuntze es nicht lange aus dauren würde, wenn ihm die Amts=Last der großen Gemeine gantz allein auf gebürdet werden solte. 3) Dannenhero ist hoch nötig, daß ein dritter Prediger an diese Gemeine beruffen werde und zwar nach folgenden Bedingungen solte es seyn a) ein junger, munterer und arbeitsamer Mann, der mit dem H. Pfrr: Kuntze in Christlich» Brüderlicher Liebe, Friede, Einigkeit und Harmonie leben und arbeiten, und das Amt gemeinschafftlich bedienen mögte, damit keine Parteien, schädliche Riße, Zwiespalt oder dergleichen in der Gemeine verursachet würden. b) müste er eine deutliche und vernemliche Stimme für die Zions Kirche haben, daß er hinreichend gehört und verstanden werden könte 4) Und da die Gemeine dermalen wegen der Schulden noch zu schwach ist 3 Prediger zu salariren, und 3 Pfarr Häuser zu halten, so will ich zwar Rector nach dem Charter bleiben,
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Die Briefe des Jahres 1773
und die Correspondence g[eliebts] G[ott] unterhalten, aber kein Salarium von der Gemeine, noch Anteil an den Accidentien haben, sondern die Hochwürdigen Väter in Europa ersuchen, ob sie mir die Interessen von der Legacy welche bei der Corporation stehet, zu einem Teil meiner Notdurfft erlauben mögten? und will auch das Filial auf Barrenhill bei behalten. 5) Mit Genemhaltung der Ehrsamen Corporation, kan der zweite Prediger im Pfarrhause, und der dritte Prediger in dem nächsten Hause dran wonen, mit dem Beding, daß ich als Rector die hintere Stube und Kammer im Pfarrhause für mich und meine Frau im Besitz behalte, wenn ich lebe. 6) Solcher Gestalt hätte die Gemeine 2 muntere Seelsorger und Arbeiter, welche das weitläufftige und wichtige Amt gemeinschafftlich unter Gottes Gnaden Beistand versehen könten, und die Ehrsame Corporation und Gemeine würden auch so erkentlich seyn, daß Sie nach Christi und seiner Apostel Lehre, wie auch unserer Kirchen Ordnung und Chärter gemäß, für hinlänglich» leiblichen Unterhalt Ihrer zwei Lehrer sorgten. Diesen obigen Vorschlag wolle die Ehrsame Corporation vor Gott ernstlich überlegen, das Beste der Gemeine beraten, und einen Schluß machen, welcher den ordentlichen Mans=Gliedern der Gemeine zur Wahl vorgelegt werden muß, weil unsere Kirchen=Ordnung sagt, daß in so wichtigen Sachen 2 Drittel vom Kirchen=Rath, und 2 Drittel von den ordentlichen Mans= Gliedern der Gemeine über einstimmen müßen, wenn der Schluß gültig seyn und bestehen soll. Sölten aber wieder alles Vermuten, die Ehrsamen Glieder der Corporation und Gemeine nach den meisten Stimmen, einen Prediger zur Hülffe erwählen, von dem ich voraus sehen und mutmaßen könte, daß er mit mir und Hn. Pfrr: Kuntze nicht friedlich leben und arbeiten, und dadurch Parteien, Zwiespalt und Trennung in der Gemeine verursachet würden; so halte ich mir die Freiheit aus, mit den Meinigen ins Land zu ziehen, wenn noch lebe! Philadelphia d. 13 sept: 1773. Auf obiges wurde der einmütige Schluß gefaßet, daß die Corporation durch ein vollständig Schreiben bei dem Η. P. Schultz um eine positive Antwort anhalten solte, ob er nun heim kommen könte und wolte? Das Schreiben wurde am 18 sept: a[nni] c[urrentis] gemacht und von allen Gliedern des Kirchen=Raths unterschrieben, und am 22sten sept: dem Η. P: Schultz übersandt, worauf bis heute Dato noch keine Antwort erfolget ist October 1. A[nno] D[omini] 1773." In diesem Zusammenhang schrieb Mühlenberg auch selbst an Schultze. Im Tagebuch notiert er unter dem 2. 12. 1773: „... ich schrieb recht kindlich und beweglich an Η. P: Schultze, und stellete vor daß er wieder zurück nach Philadelphia kommen und seinen Schwager Fried: Mb: die Tolpehaker Gemeinen verhelffen mögte." (PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 141 f.; vgl. Tappert II S. 554). Zum halbherzigen Wechsel Schultzes nach Tulpehocken vgl. Nr. 518; Nr. 519; Nr. 521 und Nr. 5 2 7 - 5 3 2 . Vgl. Mt 24,12. Vgl. Mt 20,1 - 1 6 . Vgl. Joh 1,16. Für die Zeit bis zum 27. 10. 1773 ( = Nr. 615) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „1773. Memorand: Am 15 Octobr: habe mit einem Briefl: a) Die Copie vom Protocoll der letzten Synodalversami. d[e] d[ato] 12, 13, 14 Junii 1773 [vgl. Nr. 609 Anm. 29] b) Mein Journal vom Aug: 1773 der Neuyorker Reise an Η Ρ: Helmuth verfertigt abgeschickt." (PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 137; vgl. Tappert II S. 553). - Das Tagebuch ist erhalten in AFrSt IV C 17:15 S. 204 - 262; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:15 S. 2 0 4 - 2 6 2 ; englische Übersetzung in Tappert II Reprint S. 788 - 808.
Nr. 614/615
7. 10./27.10. 1773
615. An [Μ. Beronius] und das Konsistorium
in
Uppsala Philadelphia,
551 27. 10. 1773
Hochwürdigster, gnädiger Herr Ertzbischof 1 in Gott andächtiger Vater, Hochwürdige und tief zu verehrende Väter in Christo! Ob wol Ew. Ew. Hochw: Hochw: Eminencen unterthänigster Knecht sich in der Neige seiner Tage, in der Abname seiner Gemüts» und Leibes Kräfte befindet, und mit bebender Hand schreibet; so hat er dennoch die Hofnung zu dem lebendigen Gott und versönten Vater in Christo und der huldreichen Gemüts Neigung der so theuren Väter und Säulen unserer Evangelischen Mutter Kirche in Europa, Hochgedacht Dieselben werden herablaßend geruhen, daß auch ich, der unwürdigst» und geringste, im Namen unsers vereinigt» deutsch Evangelischen Ministerii allhier, nach Pflicht und Schuldigkeit mich unterwinde, unser rührend Leid und Freude, theils über den empfindlichen Abzug Seiner HochEhrw. Herrn Johannes Wickseil 2 unsern zuletzt gewesenen, durch mannicherley Anfechtung, Trübsal und Erfarung bewährten Herrn Praepositum der Schwedischen Mission und Kirche in Nord America, welchen theuren Mann der gütigste Gott wohl bewaret in sein geliebtes Vaterland verhelffen, und zu vielem Segen setzen wolle, theils auch über die hohe Bestimmung und Verordnung Sr. HochEhrw: Herrn P. Goeranson 3 zum Probste vorbemeldeter, von Alters her ruhmwürdigster Mission und Kirche in diesem Abendlande, in tiefster Verehrung unsere schuldigste Danck Begierde zu bezeugen, und den alles regirenden Gott in Christo demüthigst anzurufen, daß er durch den Einfluß seines heil [igen] Geistes unsere Hoch würdigsten Kirchen» Väter so erhalten und regieren wolle, damit Hochgedacht Dieselben bis ans Ende der Tage in der huldreichen väterlichen Aufsicht und Verpflegung dieser Americanischen Mission und Kirche nicht ermüden, sondern selbige jeder Zeit mit Männern nach dem Hertzen und Willen Gottes und unsers Eigenthums Herrn Jesu Christi 4 in Gnaden zu versehen geruhen, und wir samt Ihnen vor Gott als einer im Bunde stehen, in wahrer GIaubens»Einigkeit und brüderlicher Liebe für die Ehre Gottes und das Heil unserer anvertrauten Seelen gemeinschaftlich leben, arbeiten, leiden und sterben, und wir uns sämtlich der kräftigen Fürbitte und weisesten Rath des Hochwürdigsten hocherleuchteten Consistorii in der Mutter Kirche getrösten mögten. Welches ist der Hertzens Wunsch und das demüthigste Flehen unsers deutschen Ministerii und insonderheit Ew. Ew. Hochw. Hochw. Eminencen unterthänigst» unnützen Knechts Η: M: p[ro] t[empore] Ministerii Evangelico=teutonici Minister Senior et Praeses. Philadelphia den 27 Octobr: 1773. To the most Reverend Father in G[od] Arch. Bishop and the right Reverend Consistory of the Kingdom of Sueden, most humbly.
552
Die Briefe des Jahres 1773
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772 — 74 S. 138 f. und in AFrSt IV C 18:1 (A) S. 2 f.; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 2:A S. 2 f. 1
M a g n u s Beronius ( 1 6 9 2 - 1 7 7 5 ) ; seit 1764 Erzbischof von Schweden und Prokanzler Universität Uppsala (Amtsantritt 1767).
2
Seit 1762 Pfarrer in R a c c o o n ; er hatte zuletzt gegen Wrangel agiert und auf dessen Rückberufung nach Schweden hingewirkt. Sein Verhältnis zu Mühlenberg w a r seit dieser Zeit gespannt; vgl. Bd. III Nr. 3 4 0 ; Nr. 3 4 2 und Nr. 3 8 3 . Anders Göranson, Nachfolger Wrangeis an der Gloria Dei-Kirche in W i c a c o .
3 4
der
Vgl. J o h 1,11.
616. An [J. F. Schmidt]
[Philadelphia], 22. 11. 1773
d. 22 Nov: 1773 P.S. Sub rosa. 1) Wäre es nun wol nicht Zeit, mit Ernst bei dem Ehrs[amen] K[irchen] R[at] anzuhalten, daß sie doch die St. Pfeters] Kfirche] 1 als ein Filial mit Beth[elhausen] 2 annemen und vereinigen mögten? weil es doch so nahe beisamen und einiger maßen in einander geflochten ist, und d[er] P[rediger] in G[ermantown] doch geplagt ist in Sterbefällen etc. etc. beizustehen. Gesetzt Gjeliebter] Br[uder] mögten auch nicht lange mer in G: bleiben, so wäre eine solche Vereinigung doch überhaupt nützlich fürs Gantze, und absonderlich] für Dero Successores. 2) Wie es mit N[ew] Y[ork] stehet, wird Ihnen schon bekant seyn. H. H[ausihl] hat seinen scharffen Beruf aufgegeben und sie haben ihm e[inen] neuen gegeben auf 3 Jare, und wenn die aus sind, so soll es auf plurima vota ankommen, ob er bleiben mag oder nicht. Solcher Gestalt ist noch keine Vereinigung beider Gemeinlein 3 möglich, und das Gemeinlein an der Christ Kirche 4 steht nun in der grösten Gefar zu versincken. Die N o t und Gefar daselbst hat mich gedrungen was zu wagen, darüber ich viel leiden und von unfülbaren Verdacht und ausgelacht werden dürfte, nemlich ich hatte mich entschloßen ein viertel· oder halb Jar dran zu wagen und e[inen] Versuch zu machen, ob man die Gemeine in Ordnung bringen und mein Sohn Friedrich der weile mein Adjunctus in Philad: seyn mögte. Mein Vorsatz gründete sich darauf, daß Η . P. Schultze wieder nach Philad: kommen würde. Weil solches aber fehl schlug 5 , so konte ich dem N[ew Yorker] Labyrint nicht anders willfaren, als daß meinen Sohn Friedrich] dahin lehnen muste, weil sie hart drauf drangen. Weil der Ehrs: K. R . in G. durch Dero 2 Abgeordnete bei, oder vor der letzten Synodal Conferentz 6 , privatim bitten und warnen ließ, ich mögte sorgen, daß nichts von einer Versetzung ihres Seelsorgers nach N y : 7 auf der Conferjentz] vorkommen mögte, weil sonst Unruhe und Schaden in d[en] Gemeinen daraus entstehen dürfte /: insonderheit, weil sie friedlich und ruhig mit ihrem H. Pfrr: lebten, und eben im Werck wären die Schulden abzutra-
Nr. 616/617
22. 11./7.12. 1773
553
gen :/ so merckte ich wol, daß man festina lente 8 nötig hatte, und so kan ich denn hiemit aufrichtig versichern, daß mein Sohn Fried: Ihnen g: Br. die durch vocationem priorem eröfnete T h ü r 9 nach N[ew] Y[ork] nicht verschließen, sondern offen behalten werde, nach einem Viertel oder halben Jare, ihn abzulösen, oder wol gar mit Ihnen zu wechseln, wenn anders die G[emeinden] einen solchen Wechsel nicht als zu schädlich oder gefärlich achten mögten, zumal wenn sie sich entschließen die St. P[eters] K[irche] auf B[arren] H[ill] zum Filial in Vereinigung auf zu nemen. 3) Solte es Gott der Herr so fügen, so würde die G[ermantowner] Gem[eine] vakant und wenn ich lebte, und sie mich leiden könten, mögte ich wol gern mit einem meiner Söhne daselbst wonen, damit wir die G[ermantowner] und B[arren] Η [iiier] Gemeinen nach Notdorft bedienen, und ich in Notfällen auch der Philadelphia] Gem[eine] beispringen oder kriechen könte. Der Mensch denckts, Gott lenckts. 1 0 Ich bin alt und schwach und es kan mich kein vernünftiger verdencken, wenn ich wünsche einen oder andern Sohn zur Sublevation bei mir zu haben. Doch bleibt Gottes Wille alle Zeit der Beste 1 1 . Ich bitte, Sie wollen meine einfältige Offenhertzigkeit nicht misdeuten und erlauben, daß ich sey Dero D[iener] M b . P.S. Am Sontage nachmittags kehrete ich bei H. Pfrr H . 1 2 ein, und klopfte auch vor Ihrer Wonung, aber es war verschloßen. 1 3
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772-74 S. 139f. Brief, zu dem der als PS gekennzeichnete Text gehören könnte, war nicht zu ermitteln.
Ein
' In Barrenhill. = Germantown. 3 Die niederdeutsche und die hochdeutsche Gemeinde, die sich 1749 abgespalten hatte. 4 Die hochdeutsche Gemeinde. s Vgl. Nr. 614. 6 Vom 12. bis zum 15. Juni 1773 in Philadelphia. Zur Uberlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 609 Anm. 29. 7 Gerock wollte die hochdeutsche Gemeinde in New York verlassen und hatte unter anderem einen Wechsel mit Schmidt in Germantown vorgeschlagen; vgl. Nr. 596. Inzwischen hatte Gerock die Berufung nach Baltimore angenommen; vgl. Nr. 609 Anm. 20. 8 Eile mit Weile. » Vgl. 1 Kor 16,9; 2 Kor 2,12; Kol 4,3. 10 Vgl. Spr 16,9 sowie Wander Bd. 3 Sp. 593. " Vgl. die erste Strophe des Kirchenliedes „Was mein Gott will, das gescheh allzeit" von Albrecht dem jüngeren, Markgrafen zu Brandenburg-Culmbach (?), 1522 — 1557. 12 Johann Albert Conrad Helffenstein; von 1772 bis 1776 reformierter Pastor in Germantown. Vgl. Glatfelter I S. 56. 13 Für die Zeit bis zum 7. 12. 1773 ( = Nr. 617) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Im Monat November schrieb einen Brief für Mr: Martin Ries nach Massenbach. Die Adresse war: An Sr: Hochwolgeb[oren] Reichs=freiherrl. Gnaden Reinhold Dieterich Freiherrn von und zu Massenbach." (PM 95 A Nr. 13 1 7 7 2 - 7 4 S. 141; vgl. Tappert II S. 553). 2
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Die Briefe des Jahres 1773
(2) „Von 2tcn December: 1773 ... Ich hielte es demnach für eine göttliche Fügung, daß mein Sohn Friedrich] Mb: den Beruf von Neuyork angenommen und berichtete an den Neuyorker Kirchen=Rat, daß ich nichts darwieder hätte und mein Sohn Fr: kommen würde, wenn sein Jar im Decembr: zu Ende wäre." (PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 143; vgl. Tappert II S. 555).
617. An ]. L. Voigt
Philadelphia,
7. 12. 1773
Philad: den 7 Dec 1773.
To the Rev: Mr. V[oigt]
S[alvo] T[itulo] hertzlich gel[iebter] H. Br[uder] Ew. geliebtes vom 5 Dec: 1773 1 ist mir durch Mstr. Pfeil richtig zu Händen gekommen. Ich bedaure Dero Leibes=Schwachheiten und schmertzliche Zufälle, noch mehr aber die empfindlich angreifenden, und Marek und Safft verzerenden Gemüths'Leiden! welche nicht allein Ihre werte Person, sondern auch das gantze Ministerium und das wichtige Seelen=Amt zum Gegenstande haben und durch Satans List und Krieges=Räncke fast zu tief eingewurtzelt sind. Matth: 13, 54=58. Unser Herr und Meister selbst muste erfaren wie es heißt: und Er thät daselbst nicht viel Zeichen, um Ihres Unglaubens willen. Wie machte Ers? Er gieng in die Gegenden, wo es beßer angenommen und angewandt wurde. Wenn Menschen erst mit Vorurteilen, Argwon, Mutmaßungen etc. gegen die Besten Lehrer angefüllet sind, da ohne dem schon bei solchen Menschen das verdorbene Fleisch einen Wiederwillen gegen göttliche Warheiten heget; so ist wenig oder nichts gutes mehr auszurichten. Und in dieser betrübten Sache drücket und beuget mich am meisten, daß mein Werter H. Br[uder] wohl Tauben Einfalt, aber nicht Schlangen Klugheit nach unsers Herrn und Heilands Regel 2 gebraucht, und selber aus Unvorsichtigkeit Anlaß zum Anstoß und Ärgerniß gegeben habe. 3 Denn 1) Ihre kleine Haushaltung hätte jederzeit eine oder andere betagte noch halb rüstige Witwe zu Ihrer Notdurft und Bequemlichkeit versehen können; wenngleich auch damit Beschwerlichkeiten verknüpftet gewesen; so hätte doch der Satan von der Seite seine Krieges=List nicht so füglich anbringen können. 2) Da Sie aber lieber junge Dirnen zum Dienst ins Haus namen, welche Anhang von Ihresgleichen, nicht viel zu schaffen, Neigung zu Ausschweiffungen, und überflüßige Narung haben; so wurde dadurch dem im Finstern schleichenden Menschen» und absonderlich Prediger Feinde ein [erwünschtes Ey gelegt, woraus er einen Basilisken brüten konte. 3) Der Zufall mit des Schulm[eisters] Frauen Schwester hätte Ihnen mein Werter H. Br: eine recht ernstliche Warnung zur beßern Vorsichtigkeit ins Künfftige geben sollen. Denn ein Kind das einmal die Finger verbrandt pfleget doch das Feuer zu scheuen. 4 4) Da Sie aber wieder ein so läppisch junges Mensch in Ihren Dienst namen, derselben zu viele Freiheit, Indulgence und Familiaritaet einräumten, worüber sich ein unparteiischer Prediger Mr: R[oeller] und Ihre wolwünschende Freundin Miss rs Kr. beim Besuch wunderten, daß sich das Mensch bei ihrem schlechten Verstände von der Haushaltung so stellete, als ob sie Meister, und Meisterin im Hause wäre, den Vorsitz bei Tische und das Vorwort hatte
Nr. 616/617
22. 11./7. 12. 1773
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etc.; so war es kein Wunder, daß der Satan endlich sein Netz zuziehen, und seinen erwünschten Zweck nemlich, die Verwundung Ihres teuern Characters und Entkräfftung Ihres wichtigen Amtes an so zalreichen Gemeinen, erreichen konte. 5) Ich befürchtete dieses Unglück voraus, weil ich von verschiedenen Ihrer guten Freunde mündlich vernam, daß schon eine schleichende üble Nachrede wegen der vorigen verstorbenen Magt graßirte, und daß der alte Vorsteher W. deswegen bei mir verklagt worden, weil er nicht haben wollen, daß Sie diese M a g t in Ihren Dienst nehmen solten. Dahero war mein Wunsch gleich anfangs, mein Werter H[err] Br[uder] mögte diesem Unglück entfliehen, und seine von Gott verliehene Gnaden=Gaben in andern Gegenden, wo eben so teuer erkaufte Seelen 5 sind, auf Wucher geben 6 , und schlug deswegen den Beruf nach Lüneburg in Neuschotland 7 , wie mir aufgetragen war, und zuletz den Beruf zu unsern alten vereinigten Gemeinen in Bedminster und Neugermantown in Jersey 8 mit aufrichtigem Hertzen vor, in Absicht auf das Beste des Ganzen und Dero mir liebenswürdigen Person. Wie wurde es aber von Ihnen erklärt? Es hieß, wie ich mit ehrlichen Zeugen beweisen kan, nemlich: ich hätte falsche und eigenintereßirte Absichten, mögte Sie gern von Neuhannover und Providence weg haben und meine Söhne da einflicken. Ich dachte, der Augenschein und die T h a t solte mich endlich vom Argwon meiner geliebten Herren Amts=Brüder befreien, weil ich ja meine Söhne noch nirgend hingebracht, wo die Gemeine ältere Arbeiter aus dem Ministerio verlanget und wo ältere Brüder hingewolt, sondern sie haben am Rande herum arbeiten 9 , und ihr Erbteilgen von ihren Eltern mit anwenden müßen, da doch ein jeder Vater für seine Kinder am ersten zu sorgen verpflichtet ist. Nicht weniger hat mich gekränket und in den Gemeinen Verdacht erwecket, daß Ew: Η . E: uns Dero sonst erbaulichen Beiwonung nun 3 Jare hinter einander auf den Synodal Versamlungen unwürdig geachtet, da doch andere von 3 bis 4 mal so weit sich eingestelt. Entschuldigungen sind leicht zu finden. 6) Was den letztern Modum procedendi betrift, so haben mein Bedaurungs würdiger H. Br: dem Feinde die Waffen selber in die Hände gegeben, und damit den stärcksten Anschein und Argwon verursachet, der nicht so leicht aus den Gemütern auszurotten seyn dürfte. Denn es war 1) ein Fehler daß Sie die Hure nicht gleich aus dem Hause schaften, so bald Sie Mutmaßung von Ihrer Schwangerschaft durch benachbarte Weiber, ja selbst von Ihrer Magt das Bekentniß, wie Sie mir selber sagten, sub sigillo confessionis hatten. Daß sie selbige nicht eher aus dem Hause gehen hießen, bis der Lärm schon in der Gemeine war, und die Ältesten drauf drungen, daß Sie sie von sich laßen solten. 2) Ein Fehltritt, daß Sie, da die Mensch vor Ihnen einen Kerl angab, der sie geschwängert haben solte, daß Sie sag ich, den Kerl zu sich fodern ließen und gantz allein ohne einigen Zeugen mit ihm conferirten und nicht einmal die M a g t confrontiren ließen. Daher der Kerl gleich ausbreitete: Sie hätten ihm eine Summe Geldes geboten und auch gleich die Copulation angetragen, wenn er Vater seyn wolte.
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Die Briefe des Jahres 1773
3) ein Fehler d a ß Sie das Mensch nachdem sie eine Weile aus Ihrem Hause gewesen, wieder a u f n a m e n , da sie schon wieder eine junge Dirne gedungen, daß die Fiddel 10 Ihnen Eßen kochen, und nebst andern beim Heumachen seyn muste. 4) Ein Fehler, d a ß die Geschwächte unter Ihrem Dache und Schutz von ein oder andern Weibe gewaltsame Arzenei brauchte, welche es hernach ausstreueten, als ob es zum Abtreiben oder M o r d intendirt gewesen etc. Wenn ich in Ihrer Stelle und von der T h a t selbst frei wäre; so wolte ich Speciem facti aufsetzen und die Fehler in modo procedendi offenhertzig bemercken und solches öffentlich vor den Gemeinen ablesen, so würden doch wenigstens die verständigen und wohlmeinenden Glieder die Sache beßer einsehen und geneigter beurteilen etc. etc. Η. M .
Abschrift
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 A Nr. 14 1774-75
S.
724-730.
' Nicht erhalten. Vgl. M t 10,16. 3 Vgl. Röm 14,13. 4 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 2 Sp. 1285. 5 Vgl. 1 Kor 6,20; 7,23; 1 Petr 1,18 f. 6 Vgl. M t 25,14 - 30; Lk 1 9 , 1 1 - 2 7 . 7 Zur Lage der Gemeinde dort vgl. Nr. 556; Nr. 573; Nr. 585 und Nr. 592. 8 Im April 1773 hatte Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg die Berufung dorthin angenommen, nachdem er die Gemeinden zuvor interimsweise versorgt hatte. Vgl. Nr. 575; Nr. 576; Nr. 578; Nr. 583; Nr. 586 und Nr. 587. 9 Johann Peter Gabriel amtierte seit Mitte 1772 in Woodstock, Va., Friedrich August Conrad in Heidelberg, Lebanon County (Schaefferstown). Z u Gotthilf Heinrich Ernst siehe Anm. 8. 10 = Schwindlerin. 2
618. An [die Gemeinde
in Bedminster]
Philadelphia,
9. 12. 1773
Beloved Friends and Brethren! Your kind Letter dated Dec: 4th a[nni] cfurrentis] 1 is safe delivered to me. Though I do not find the N a m e s of our regularly constituted Church Wardens among the rest; Neither any Mention of English Service in the Charter 2 made and only a hint in a preamble of a Superscription, dated the 7 of Dec: 1756 "that one half of the Preaching, or every other sermon — shall be in the English Language and the other in high dutch" and remember that the Intention of it was, if the English Families in the Neighbourhood would contribute as much as the Germans, towards building the Lutheran Church and M a i n t a i n i n g the Lutheran Minister. H o w far this is done, you may k n o w best. Yet notwithstanding this, you k n o w beloved Brethren that it has been
Nr. 6 1 7 / 6 1 8 / 6 1 9
7. 12./9. 12./10. 12. 1773
557
my constant practise, when I had the pleasure to serve you I performed divine Worship in both Languages alternatively as much the times and Oportunity would allow; and likewise my former assistant Minister the Rev. Peter M[iihlen]b[erg] 3 observed the same, and it is my serious Wish and hearty Intention yet, it should be continued, in Case you fulfill your promises what soever you have stipulated towards the salary of the Lutheran Minister and repairing the parsonage House. I shall write to the officiating Minister 4 , and also to the united Corporation 5 , enquire what the Reasons may be and pray to have the Matter adiusted, if possible, to mutual satisfaction, which is the cordial Desire of beloved Brethren Your old friend and Wellwisher Philadelphia Decembr. 9 th 1773.
Abschrift
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
Η: M : p[ro] t[empore] R[ector]
in PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 149 f.
1
Nicht erhalten; im Tagebuch vermerkt Mühlenberg dazu: „An Answer to a petition sent by Members of the Lutheran Congregation in Bedminster, complaining that the Minister neglects to perform divine Service in English: dated the 4 Decembr: 1773 subscribers 1) Daniel Castner 2) Jacob Castner 3) Robert Eoff 4) John Remer 5) Ph: King 6) George Teepel 7) Cornelius Eoff 8) John Castner jun': 9) David King jun': 10) Lou King 11) George King 12) Benj? Remer 13) Peter Calsher 14) Thomas Cary 15) Jonas Small 16) Philip Tolk 17) J a c o b Eoff jun': 18) James Castner 19) Laurence Stright 20) Leonhard Streit 21) John Castner 22) Mareus King 23) David King sen': 24) John King 25) George Teeple Senior 26) George Teeple jun': 27) Peter Teeple 28) Christian Fäßer 29) Abraham Eoff 30) John Teeple 31) Jacob Eoff sen':" (PM 95 A Nr. 13 S. 149).
2
Vom 29. 6. 1767; vgl. Bd. III Nr. 403 Anm. 12. Von 1768 bis 1772 war Johann Peter Gabriel Adjunctus seines Vaters in den Raritan-Gemeinden. Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg. Ein entsprechender Brief war nicht zu ermitteln. Ein Brief war nicht zu ermitteln.
3 4 5
619. An die Ältesten und Vorsteher in Neu- und
Altgoschehoppen Philadelphia, 10. 12. 1773
Ehrsame und achtbare Hh. Älteste und Vorsteher der Evangel. Lutherischen Gemeinen in Neu und Altgoschehoppe! Ich bin in Ihren Namen durch H. Friedrich Limbach auf eine Christliche und bewegliche Weise benachrichtiget worden 1 , wie daß Dero lieb= und wert gehaltener Seelsorger H. Pfrr. Roller aufgekündiget und dadurch Wehmut und Misvergnügen verursachet hätte. So viel ich weiß kam auf der letzten Synodal Conferentz 2 die Frage vor: nemlich, wer wieder in die Gemeinen solte, wo mein Sohn Friedrich wegzöge? Und da hieß es: weil die Neugoschehopper Gemeinen ihren Seelsorger nicht hinlänglich in Leib=unterhalten und auch ihren Glaubens Verwandten in Indienfield am vormittäglichen Gottes Dienst nicht theil haben laßen wollten; so mögte H . Pfrr. Roller lieber die 5 Gemeinen
558
Die Briefe des Jahres 1773
in Heidelberg, Libanon, Warwick Weißeichenland und Manheim bedienen, welche mit Vor= und Nachmittags Gottes=Dienst zufrieden wären, und vorlieb nämen, wie sie es haben könten. Da der ordentlichen Prediger wenig sind, und man nicht allen Gemeinen helffen kann, so that es dem Ministerio wehe, daß die Brüder in Neugoschehoppen so hart waren, daß sie ihren armen verlaßenen Brüdern in Indienfield nicht theil haben laßen wolten da sie doch so nahe bei einander wonen, und vor diesem alle 3 Gemeinen vereiniget und mit einander bedienet worden sind. Wenn also unsere geliebte Brüder in Neu= und Altgoschehoppe die Indienfielder Gemeine mit aufnemen und sie gleichen Theil an dem H. Pfrr. Roller haben laßen will, so können die 3 Gemeinen ja füglicher einen Pfarr=Platz anschaffen und ihren Prediger hinlänglicher unterhalten als wenn nur 2 Gemeinen sind. Man solte doch alle mal Liebe und Mitleiden gegen verlaßen Glaubens Verwandten haben. Dis ist demnach mein Rath und Schluß, nemlich, wenn die lieben Brüder in Neu und Altgoschehoppen die Indienfielder Gemeine mit in Vereinigung aufnehmen, und sie zum 3ten Theil gehen laßen, so können sie auch ihren Lehrer und Seelsorger hinlänglich unterhalten, und als denn wollte ich rathen, daß der H . Pfrr. Roller bei ihnen bleiben mögte 3 . Wollen sie das aber nicht thun, so können sie weder dem Ministerio noch dem H. Pfrr. Roller die Schuld beimeßen, wenn er 2 Gemeinen verläßet und 4 oder 5 annimt, die zufrieden sind und Gott dafür dancken. Weiter kan für dieses mal nicht schreiben, weil unpäßlich bin, als daß sie allerseits hertzlich grüße und sie samt und sonders der Liebe, Gnade und Friede Gottes in Christo empfele, und meinen besondern Respect an H. Friedrich Limbach bezeuge, verharrend Ihr meist abgelebter alter Freund und Wolwünscher Philad. d 10 dec: 1773.
Abschrift
von Mühlenbergs
Η: Mb: senr. 4
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 148 f .
' Nicht erhalten; dem Brief voraus geht die Notiz Mühlenbergs: „Antwort auf Schreiben von Mr: Friedr: Limbach im Namen des Kirchen Raths aus Neugoschehoppe d[e] d[ato] 5 dec: 1773". 2 Vom 12. bis zum 15. Juni 1773 in Philadelphia. Im Synodalbericht (Nr. 609 Anm. 29) sind die folgenden Ausführungen Mühlenbergs nicht konkret enthalten. Beide Prediger waren allerdings anwesend. 3 Mit Ausnahme von Neugoschehoppen versorgte Roeller die Gemeinden bis zu seinem Tod im Jahr 1795; vgl. Glatfelter I S. 110 f. 4 Z u m Weihnachtsfest erschien im Druck eine von Mühlenberg verfaßte „Vernünftige und Schriftmäßige Betrachtung über das wundervolleste göttliche Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes. Ausgezogen aus dem Christlichen Sitten-Reiche, und zum Christ-Geschenke mitgetheilt von H . M . " Der Widmung zufolge handelt es sich um ein Rundschreiben an die Mitglieder des Ministeriums und der St. Michaelis- und Zions-Korporation. Vgl. GermanicaAmericana I S. 181 Nr. 399.
Die Briefe des Jahres 1774
620. An die Gemeinde in Reading
Philadelphia, 25. 1. 1774
To the Lutheran Congregation in Reading. p[er] fav[or] of the Rev d Mr. Croz 1 . Geehrte Freunde Nachdem ich mündlich und schriftlich benachrichtiget war 2 , daß die Evangelisch=Augspurgische Confessions Verwandten in und um Reading, ihre Gott höchst mißgefälligen und der Christenheit ärgerlichen Streitigkeiten beigelegt, und geneigt wären sich wieder zu einer Gemeine zu vereinigen, und sie durch Fürsprache des Hochgeehrten H. Dr: Otto 3 von mir verlangten, daß ich den neu angekommenen, an mich recommendirten H. Prediger zum Besuch nach Reading kommen laßen mögte, bemeldter Herr sich auch bewegen ließ, sie zu besuchen, und nach seiner Zurückkunft mir einen Brief von bei nahe 100 Familienhäuptern unterschrieben vorzuzeigen beliebte, so wunderte ich mich zwar über die schleunige Vollziehung einer so wichtigen Berufs Sache, weil schon vorhero aus verschiedenen Gegenden von unsern geliebten mit vereinigten Gemeinen flehentliche Ansuchung um ihn geschehen war, und wo er mit Ruhe und Vergnügen seine verliehene Gaben zur Ehre Gottes und Erbauung vieler Seelen hätte anwenden mögen. Ich konte und wolte aber nichts dargegen einwenden, weil ich ihm eben so wenig als dem H. Pfrr: Jung und übrigen Hh. Amts=Brüdern zu befehlen, maßen er frei herein gekommen, nicht zu mir verbunden war, und vollkommene Freiheit hatte die jenige Gegend und vacante Gemeine zu erwälen, Dero er am ersten und meisten Gutes zu stiften hofte, und wünsche von Hertzen Heil und Segen darzu, mit dem Worte des Herrn Jerem. 4,3,4: Pflüget ein Neues, und säet nicht unter die Hecken. Beschneidet euch dem Herrn und thut weg die Vorhaut eures Hertzens etc. Es würde mich sehr kränken, wenn dergleichen schwere Versündigungen und Ärgerniße im geringsten wieder vorfallen solten. Die Zeit wirds lehren und die Probe wird es zeigen, ob er sein Amt in Friede und Segen unter euch treiben werde! Dieser euer berufener Lehrer der Wohl Ehrw: H. Philippus Croz ist laut seiner mit gebrachten Zeugniße und abgelegten Proben in London und bei uns in Philadelphia ein ordentlich und gründlich studirter Mag[ister] philosophiae und Gottes Gelehrter, ist in seinem gel[iebten] Vaterlande vom Hochwürdigen Consistorio geprüft umd zum heil. Predigt Amt und Austheilung der heil. Sacrament nach Gottes Wort, der ungeändert Augspurgischen Confession gemäß verordnet und bevollmächtiget, ist nicht von selber gelauffen 4 wie andere in diesem Lande ohne geprüft, ohne Ordination mit der Religion nur ein Gewerbe treiben, sondern ist unsern Vereinigten Gemeinen zur Hüllfe anempfolen worden. Ich hoffe demnach, Ihr werdet die bittern Würfel der Fein[d]schaft in wahrer Buße und göttlicher] Traurigkeit 5 ausrotten, den alten Sauerteig der Boßheit und Schalckheit ausfegen und ein Süßteig der Lauterkeit
562
Die Briefe des Jahres 1774
und Warheit werden 6 , ein ander mit Liebe und Ehrerbietung zuvorkommen 7 , rechtschafene Christen und ein Hertz und eine Seele werden 8 ! Soltet Ihr aber wieder anfangen diesem euren neu berufenen ordentlichen] Lehrer /: welchen der allmächtige Gott rein in der Evangel. Lehre und unsträflich im Wandel bewaren wolle :/ sein Amt schwer zu machen oder ihn zu verfolgen, so werden noch immer Gegenden und Gemeinen offen seyn, wo er sein Amt mit Freuden, ohne Seufzen in Frieden 9 und Segen führen könne. Noch eins bitte zu bemerken, nemlich es ist eine kleine Gemeine in der Forest 10 genant seitwärts von Reading, welche schon lange um Hülffe und Besuch angehalten. Solche könte wol dann und wann von Reading aus bedienet werden, eingedenk der Regel Christi: alles, was Ihr wollet das euch die Leute thun sollen, das thut Ihr Ihnen auch. 11 Womit dismal schließe Philad: den 25 Janua: 1774 Abschrift 1
2 3
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von Mühlenbergs
Η: M.
Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 A Nr. 13 1772-74
S. 158 f .
Philipp Jakob Grotz (gest. 1809?), vor Kurzem in Philadelphia angekommen. Seine Berufung nach Reading erwies sich als Fehler. Vgl. Nr. 622, Nr. 628, und Nr. 638 sowie Glatfelter I S. 48. Nicht erhalten; vgl. zuletzt Nr. 613. Dr. Bodo Otto, Mitglied der American Philosophical Society und der Deutschen Gesellschaft von Pennsylvania; vgl. Haussmann S. 55. Vgl. Jer 23,21. Vgl. 2 Kor 7,10. Vgl. 1 Kor 5,8. Vgl. Röm 12,10. Vgl. Apg 4,32. Vgl. Hebr 13,17. Zur Gemeindeentwicklung vgl. Glatfelter I S. 242 f. Vgl. M t 7,12.
621. An [Ch. E. Schultze]
Philadelphia, 26. 1. 1774
Philad. den 26 Jan: 1774 S[alvo] T[itulo] Gel[iebter] H. Coll[ega] und Br[uder] in Chrfisto] H[err] Roller ist sehr bedrengt um Antwort von Friedrich] M[ühlen]b[erg] gewesenen Gemeinen 1 zu haben. Er schickte mir 2 Briefe, wovon diese beigelegte Copien sind. Die erstere an Mr: Marsteller etc. waren datirt vom 15 dec: a[nni] pr[aeteriti]. Wir konnten aber gar keine Gelegenheit finden, um sie nach Lebanon zu promoviren, bis etwa am 29 decembr: der neu angekomne Mag: Crotz 2 nach Reading geholt wurde, welchem ich sie mitgab und den H. Dr: Otto 3 bat, sie mit Gelegenheit nach Lebanon zu befördern. Bald hernach schrieben etliche Männer von Lebanon an mich 4 und klagten, daß Friedr. M b sie vergeßen, da er doch versprochen, daß sie wechselsweise bedient werden
Nr. 620/621
563
25. 1./26. 1. 1774
solten etc. daß sie Hofnung hätten, als ob H. Pfrr: Schultz „Ihre Lebanoner Gemeine nächstes Frühjar mit in die Pflege und Dienst nemen wolte:" Vom H. Roller erwehnten sie nichts, daraus ich abnemen konte, daß des H. Roller seine Briefe noch nicht in Lebanon angekommen seyn müsten. Die Woche drauf kam auch das Schreiben von Warwick 5 wegen Mr: Crotz worin auch keine Meldung von H. Pfrr Roller war. H. Pfrr: Roller war in der Klemme, wolte gern Antwort wißen, ob die Gemeinen seine Condition erfüllen wolten? weil er in Neugosch[e]h[oppen], auf gekündiget 6 , und die Neugoschehoper schon den Niemeyer 7 von Reading wieder angenommen. Indeßen vereinigten sich die Altgoschehoper, Indienfield und Tohecka, versprachen einen Pfarr Platz unter sich aus zu machen und offerirten ihm 70=75 £ järlich pro Salario und halten nun kläglich an, daß er bei ihnen bleiben solle. Sie schöpften noch mehr Hofnung, weil sie von mir den Verlauf höreten, wie seine Briefe noch nicht angekommen, und vielleicht verloren gegangen, und wie in denen 2 Briefen von Lebanon und Warwick des Herrn Rollers nicht gedacht worden. H . Rollers sein Jar ist im nächsten Februar zum Ende und wenn nun innerhalb der kurtzen Zeit kein Beruf von den 5 Gemeinen Warw[ick], Leban[on], Heidelb [erg], Mannheim und weißeichen Land wie ers conditionirt hat, ankörnt; so ist H. Roller genötiget in der Gegend zu bleiben, und den Beruf von Altg[oschehoppen], Indienf[ield] und Tohecka anzunemen, welches freilich wol zu wünschen wäre, wenn des Friedrich Mb. gewesene Gemeinen sich anderweit helffen und versorgen können, wie es fast scheinen mögte, als ob sie keine sonderliche Lust zu H. Roller hätten, und wol Bedenckzeit nemen werden, ob sie seine Bedingungen erfüllen wollen. Die 2 Copien von H. Rollers Briefen lege ich hier bei, er schickte sie mir unversiegelt, und bat ich mögte sie zumachen. Gel[iebter] Bruder belieben den an die Ältesten und Vorsteher auf zu machen und zu lesen, und wenn Sie etwas in der Sache raten und helfen können, unbeschwer zu thun, weil perciculum in mora ist. Denn wenn nicht innerhalb 2 oder höchstens 3 Wochen ein ordentlicher Beruf komt, so machen die bemeldten Gemeinen in Altgoschh: Indienf: etc. ihren Beruf mit ihm vest 8 , weil sie die nächste zu ihm sind — — —. Geliebter Bruder belieben diese Zeilen aufzuheben weil insonderheit die Berufs Sachen Critic sind, und ich insgemein die Schuld haben muß, wenn es an einer oder der andern Seite nicht nach Wunsch und Einbildung ausfält. Sind die Ältesten und Vorsteher in Lebanon etc. saumselig, so müßen sie mir die Schuld nicht geben, wenn sie zu spät kommen. Solten Altgoschehoppe etc. etc. den Hn: Roller verlieren, so werden sie mich hart beschuldigen. Wir grüßen etc. H. Mb. Abschrift 1
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772-74
S. 160f.
Heidelberg, Lebanon County (Schaefferstown); Manheim; Warwick; White Oaks und Lebanon. Friedrich August Conrad hatte die hochdeutsche Gemeinde in N e w York übernommen; vgl. Nr. 626.
564 2 3 4 5 6 7
8
Die Briefe des Jahres 1774
Vgl. Nr. 620 Anm. 1. Vgl. Nr. 620 Anm. 3. Nicht erhalten. Nicht erhalten. Dazu ausführlich Nr. 619. Peter Friedrich Niemeyer (1734 — 1815); seit 1764 unabhängiger Prediger in Pennsylvania. Vgl. Glatfelter I S. 100. So geschah es, denn Roeller versorgte diese Gemeinden bis zu seinem Tod im Jahr 1795; vgl. Glatfelter I S. 110 f.
622. An [Ph. J. Grotz]
Philadelphia, 4. 2. 1774
Philadelphia den 4 Februar 1774 WohlEhrwürdiger H. Pastor in Christo hertzlich geliebter Herr Amts Bruder. Ew. Wohl Ehrw: danke ergebenst für Dero geneigtes Andenken vom 31 Januar a[nni] c[urrentis] 1 und freue mich, wenn es mir nicht übel gedeutet werden mögte, über den gesegneten Eingang bei der Ihnen anvertrauten Gemeine 2 . Der Eigentums Herr 3 , der die Schafe mit seinem eigenen theuren Blute erworben 4 und gewonnen hat, wolle durch möglich anhaltenden Einfluß seiner Liebe und seines Geistes sein gnädiges Gedeihen zu Dero Pflantzen und Begießen unaufhörlich geben s ; und eine reiche Erndte zu seines großen Namens Ehre und vieler Seelen Heil und Errettung verleihen. Was die Anmerkung über meinen Ausdruck betrift, daß ich mich wunderte über die schleunige Vollziehung einer so wichtigen Berufs=Sache 6 und meine Verwunderung bei E. WohlEhrw: und andern eine Verwunderung über meine Verwunderung erweckt habe, so mögte überhaupt folgendes zur einiger Erläuterung dienen 1) ich weiß aus 31 järiger Erfarung in diesem Climate, daß die wichtigen Berufs=Sachen vielen Schwierigkeiten unterworffen sind, und sich oftmals lange verzögern, ehe sie zustande kommen können. 2) bei der Readinger Gemeine, die zuvor durch bittern Streit in Parteien geraten etc. konte ich wol als ein per varios casus, per tot discrimina rerum 7 schüchtern gemachter Lastträger nicht ohne alle Gründe mutmaßen; daß diese wichtige Berufs Sache nicht schleunig oder geschwind ohne viele Schwierigkeit vollzogen werden dürfte. Welcher vernünftig Denkender wird mirs demnach verdenken oder verargen, daß ich mich wunderte über die schleunige Vollziehung einer so wichtigen Berufs Sache? und wäre meines geringen Erachtens wol erbaulicher wenn Ew WohlEhrw und andere sich nicht über meine Verwunderung sondern samt mir über die schleunige Vollziehung der so wichtigen Berufs Sache mit der Readinger Gemeine wunderten, und sich nebst mir dadurch zur Einsicht einer besonders göttlichen providence, und zum Lobe und Preise derselben aufmuntern ließen. Indeßen befrembdet mich absonderlich] daß Ew: W. Ehr: sich über meinen Ausdruck wundern solten, maßen Sie mir selber am Abend
Nr. 621/622
26. 1./4. 2. 1774
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vor Dero Abreise Anlaß dazu gegeben beliebten, nemlich, ich solte mit bemerken, daß Ew. W. E. Gelegenheit gehabt in andere Gemeinen zu kommen etc. welches ich der Warheit gemäß mit einfließen laßen könte 8 , weil die Gemeinen in Indienfield, Tohecka etc. wie auch die Gemeinen in Warwick, Heidelberg, Lebanon ernstlich um Ew W. E. angehalten, und wenn Sie sich des erinnern könten, so sagte anfangs Denenselben privatim auf meiner Stube, es wäre mein unmaßgeblicher Rath, Sie mögten ein Weilgen [bei] uns in Philadelphia bleiben, sich nicht gleich zu ein oder andern Gemeine versprechen, sondern wenn die Witterung und Wege beßer würden, erst alle die vakanten oder zum Interim nur besetzten Gemeinen in Jersey, Neuyork, und Pennsylvania besuchen und die anständigste Wahl haben. D a es aber Ew. H E . beliebte gleich bei dem allerersten Besuch in Reading den wichtigen Beruf anzunemen und sich schriftlich auf 3 Jar zu verbinden, so hatten Sie freilich vollkomne Freiheit und Willkür so zu handeln, weil Sie weder zu mir noch zu andern Gemeinen verbindlich waren, und folglich frei, wie es Ihnen zu kam, handelten. Und deswegen wolte, weil doch auf Ε. E. Anraten schreiben solte, der Readinger Gemeine unter andern damit zu verstehen geben, daß sie glücklich wäre, weil das wichtige Berufs=Geschäfte so schleunig oder geschwind vollzogen worden, und sie dadurch einen Philosophiae Magistrum und Selsorger ohne Mühen und Kosten gewonnen, welches Glück andere sich wohl verhaltene unserer mitvereinigten vacante Gemeinen auch zu haben gewünscht. Ew: HE. belieben mit anzumerken, daß Sie mir also bald nach Dero Zurückkunft „den Beruf gezeigt, und ich die Vollziehung für eine gute Leitung des Herrn angesehen". Ich bin der Meinung noch, aber man wird doch hofentlich meine Gewißens Freiheit nicht so gantz enge einschrenken wollen, daß ich mich nicht wundern solte über eine schleunige Vollziehung einer wichtigen Berufs=Sache. Die Gemeine in Reading tat weißlich und klug, daß sie keine Zeit versäumte, weil periculum in mora war, und andere Berufe hätten mögen zu vorkommen. Und ich habe das Zutrauen Ε: Η . E. werden bei Annemung des wichtigen Berufs Ihre angebauete obern Seelen=Kräfte mit zu Rate gezogen, und im Gebet Gottes gnädigen Willen erforschet und völlige Überzeugung so, und nicht anders zu handeln gehabt haben. Dahero wunderts mich noch, daß Ε: Η. E. /: von andern wundert michs nicht, die von der Wichtigkeit der Berufs=Sachen keine Einsicht haben :/ sich wundern über meine Verwunderung, wegen schleuniger Vollziehung einer wichtigen Berufs=Sache, die sonst hier zu Lande so vielen Schwierigkeiten ausgesetzt zu seyn pflegen. Ich kan ohne beßere Überzeugung noch nicht einsehen, daß mein einfältiger Ausdruck von Verwunderung über eine schleunige Vollziehung einer wichtigen Berufs-Sache was beleidigendes oder schädliches zum Grunde haben solte. Es ist dem Herrn möglich eine wichtige Sache schleunig vollziehen zu laßen, oder auch Hinderniße in den Weg zu legen, wie Exempel genug erläutern, wenn man auf die göttliche Vorsehung und Regierung acht giebt. Indeßen können wir den Gott wol gefälligen oder zulaßenden Willen beßer von hinten nach, als voraus erkennen und bewundern. Was E. HE: von meiner Anfürung wegen H. Pfr: Jung an zu merken beliebt, das fand ich nötig und billig mit einfließen zu
566
Die Briefe des Jahres 1774
laßen, weil Sie mir selber sagten, daß einige von der Readinger Gemeine auf mich noch böse wären, weil ich ihnen den Pfr: Jung versprochen, und hernach zurück gehalten: dahero gebüret solchen zu wißen, daß die nach mir gekommene und berufene Prediger nicht meine Knechte oder verbundene servants sind, und ich ihnen nichts zu befeien, sondern ein Jeder seine Freiheit nach vernünftigen Gründen zu tun und zu laßen habe, was er zu verantworten gedenkt vor dem wir alle Rechenschaft geben müßen. Übrigens wolte doch wol nach meiner Einfalt raten, daß Ε: Η. E: /: wenn Sie es der Mühe wert achten :/ eine Copie von meinem Briefe an die Gemeine aufbehalten mögten. Meine Schreib=Art ist nach dem platdeutschen Idiotismo undeutlich und nicht bestirnt genug, da ich zumal alt und schwach an Leibes und Gemüts=Kräften bin, und kan nicht leicht von den neu ankommenden gelehrten Europaeern die ersten Jare verstanden werden, bis eigene Erfarung das unverständliche nach und nach entwickelt. Sölten Ε: Η. E: etwa besorgen, daß mein Brief an die Gemeine9 etwas electrisch Feuer haben und noch mehrere zur Verwunderung über meine Verwunderung entzünden mögte, so stehet es Ihnen ja gantz frei denselben zu annihiliren, denn ich bin müde zum Streiten, und wünsche und flehe, daß Gottes Name in mir und allen Menschen geheiligt, sein Reich befördert und sein Wille vollbracht werde10! Wo mit verharre E: Η. Ε etc. wohl wünschender Diener H. Mb. Abschrift 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 13 1 772 - 74 S.
162-166.
Nicht erhalten. Reading. Vgl. Joh 1,11. Vgl. 1 Petr 1,18 f. Vgl. 1 Kor 3 , 6 f. Vgl. Nr. 620 S. 561. Durch wie viele Vorfälle, durch so viele gefährliche Situationen; nach Vergil, Äneis 1,204. Vgl. Nr. 620 S. 562. = Nr. 620. Vgl. M t 6,9 f.; Lk 11,2.
623. An den Kirchenrat
in Germantown
Philadelphia,
10. 2. 1774
An den Ehrs[amen] Kirchen=Rath in Germantown d[atiert] d[en] 10 Febr: 1774 Wohl Ehrw: H. Pfrr: 1 Wohllöblich= und achtbare HH. Trustees, Älteste und Vorsteher unserer mit vereinigten Gemeine in und um Germant: Werthgeschätzte Hh. und Brüder! Ich habe eine hertzl[iche] Bitte an Sie, den gesamten Ehrsamen Kirchen» Rath, und lebe der Hofnung, sie werden meine Bitte nicht versagen, weil sie
Nr. 622/623
4. 2./10. 2. 1774
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zum Theil von 30 Jaren her mich kennen, und auch selber noch wißen, was wir mit einander in vorigen Zeiten erlidten, erduldet und ausgestanden haben 2 . Sie wißen auch grösten theils meine Werthe Hh. Brüder, wie, und in welchen betrübten Umständen der Kirchen=Bau auf Barr[en] Hill entstanden, wie die Anfänger und Menagers deßelben weggezogen, verdorben 3 und gestorben, und mir unverantwortlicher Weise, die Schulden Last gantz allein auf den Hals geladen, und mich haben stecken laßen 4 . Weil ich denn so unbeschreibliche] Last und Kummer mit der Sache gehabt, so wolte ich auch gern daß an dem Orte der Evangelische Gottesdienst unterhalten und fortgepflantzet werden solte, welches zwar mit Mühe und Beschwerden von Philadelphia aus versucht, aber noch nie in rechte Ordnung gebracht worden. Solte nun der Sache einmal recht geholfen werden, so könte es wol nicht füglicher geschehen, als wenn der Ehrsame K[irchen] R[ath] in Germantown die Gemeine in Whitemarsh oder Barrenhill mit in Ihre Aufsicht und Seelen Pflege als ein Filial aufnemen wolten 5 ; nemlich daß Ihr jedesmaliger ordentlicher Seelsorger sie auch mit Gottesdienst versehen mögte, damit unsere Glaubens Verwandten in der Gegend Whitemarsh nebst Germantown als eine Gemeine seyn könten, weil sie doch zu nächst beisamen wohnen und man im Sprichwort sagt: eine zweifache Schnur reißt nicht so leicht als eine einfache 6 , wie ja auch der Ehrs. Kirchenrath Ihnen theil haben ließ, als die Hh. Pfrr: Kurtz und Voigt Ihre Seelsorger waren 7 . Es sind zwar einige der Meinung und haben auch bei mir angefragt, als ob wir einen eigenen Prediger zwischen die Gemeinen an der Shippacher Straße, bei Valentin Reffs, Barrenhill und Peikstown setzen, und selbige bedienen laßen solten. Ich sehe aber solches noch nicht dienlich, noch nützlich für unsere alte mitvereinigte Gemeine 8 in Germant[own] an, und wolte lieber, daß der Ehrs: K[irchen] R[ath] die Barrenhiller Kirche und Gemeine in Ihre Vereinigung aufnemen mögte, weil sie so nahe beisamen wohnen, und gleichsam in einander geflochten sind. Wenn Kranke in Whitemarsh oder Leichen vorfallen, so ist der Seelsorger näher bei der Hand, als der Prediger in Philad. Es wird meines geringen Erachtens in vielen Stücken nützlicher seyn, wenn beide Gemeinen in Germant: und Whitemarsh einen Prediger gemeinschaftlich haben und in Vereinigung stehen. Denn meine geliebte Hh. Trustees, Älteste und Vorsteher in Germ[antown] wißen gar wohl, daß bisweilen einige Glieder um Kleinigkeit willen mißvergnügt werden und gern protzen. Wenn denn 2 Kirchen nicht weit von einander stehen und verschiedene Prediger haben, so sind sie gleichsam wie Fukmühlen 9 , da man bald zu der einen, bald zu der andern fält, wie sich der Wind drehet. Wenn die Hh. Vorsteher etwa Beihülffe zur Unterhaltung der Prediger einfodern, so pflegen wol etliche die zwischen beiden Kirchen wohnen, sich zu entschuldigen und einzuwenden, sie halten zu der andern und geben Ihre Sache dorthin, und thun denn doch zu beiden keine Handreichung. Wenn aber beide vereinigt sind und einen Seelsorger gemeinschaftlich haben, so können sie ihn beßer erhalten. Gesetzt die liebe Germantowner Gemeine solte alle 4 Wochen einen vormittags Gottesdienst mißen und nur Nachmittags haben, so würde es doch nicht viel an Allmosen ausmachen. Denn die Whitemarsher würden dem Vormittags Gottesdienst in Germantown
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Die Briefe des Jahres 1774
desto fleißiger beiwonen, und ihre Scherflein mit einlegen, und wo Einigkeit, Liebe und Friede herrschet, da ist auch Segen und Gedeihen. Wir würden uns nicht weigern unsern Germantowner Brüdern dann und wann in Notfällen aus Philadelphia beizuspringen, wenn es verlangt würde und uns möglich wäre. Weil wir ja in brüderlicher] Vereinigung stehen, und gleichsam ein Kleeblat ausmachen, maßen Philadelphia, Germantown und Whitemarsh wie ein Triangel liegen. Der Ehrsame Kirchen=Rath in Germant: darf nicht befürchten als ob ich sie mit in Schulden flechten wolte, nein meine Werthe Brüder, die Bürgschaft war auf mich geweltzet. Der Grund und Gebäude gehört an unsere Michaelis Corporation und soll für nichts anders als für eine Evangelisch=Lutherische Schul=Anstalt und Kirche zum evangelischen Gottes» Dienst bestimmet und erhalten werden. Ihre Kirchen=Ordnung stimmet mit der Germantowner und Philadelphier in den Hauptpunkten überein. Es darf kein Prediger in der St. Peters Kirche auf Barrenhill dienen, der nicht in Vereinigung mit dem Rev: Ministerio Lutherano stehet. Meine Bitte gehet demnach nur allein dahin, daß der Ehrsame Kirchen= Rath in Germant: die Gemeine von ihrem ordentlichen Seelsorger mit bedienen laßen mögte, wenn die Ältesten und Vorsteher von Barrenhill deswegen bei Ihnen anhalten, und Sr: W. Ε. H. Pfrr: Schmid einen ordentlichen Beruf und Unterhalt geben, daß er beide Gemeinen desto füglicher versehen und bedienen könne. Sie haben die letztern Jare her 30 £ gegeben und dafür den 2ten Sontag Dienst gehabt. Solches läßt sich am besten verabreden, wenn sie erst mündlich mit einander conferiren. Daß Sr: W. Ε: H. Pfrr: Slatter 10 bishero auch den reformirten Gottesdienst in der H. Peters Kirche gehalten, das ist keine Gerechtigkeit, sonder nur eine Verwilligung aus nachbarlicher Liebe, weil die Kirche doch den 2ten Sontag leer gestanden, und die Allmosen Scherflein unserer Gemeine zugute gekommen. Dies ist, was ich habe bitten sollen, weil ich den Barrenhillern versprochen, ihretwegen ein gutes Wort bei dem Ehrsamen Kirchen=Rath in Germant: zu verleihen, und ich selber dencke, daß es beiden Gemeinen zum Besten dienen mögte, wenn sie einen Seelsorger gemeinschaftlich haben. Übrigens empfehle dieses und andere Anliegen der allergütigsten Regierung und Führung Gottes und mich Dero fortdauernder Liebe und Gewogenheit, verharrend Dero wohlwünschender alter Freund und Diener Philad. den 10ten Februar: 1774.
Abschrift
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772-74
H: Mb.
S.
166-169.
' Johann Friedrich Schmidt. 2
3 4
Mühlenberg spielt auf den langwierigen Streit in der Gemeinde an (1752-1765). Vgl. Bd. II Nr. 131; Nr. 134; Nr. 136; Nr. 230; Nr. 233; Nr. 238 und Bd. III Nr. 304; Nr. 305; Nr. 328; Nr. 330; Nr. 346; Nr. 350. = finanziell ruiniert. Ursprünglich hatten Mühlenberg, Wrangel und Keppele die Bürgschaft für die Schulden der
Nr. 6 2 3 / 6 2 4
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8
5 10
Barrenhiller Peterskirche übernommen; später sah Mühlenberg sich mit der Verantwortung für Barren Hill allein gelassen und rettete die Situation durch eine Übertragung von Barren Hill an die Michaelis- und Zionskorporation in Philadelphia. Vgl. Bd. III Nr. 3 2 3 ; Nr. 4 4 7 S. 6 5 9 6 6 2 sowie Nr. 4 5 5 und Nr. 4 6 3 S. 5 3 - 5 6 . Vgl. Nr. 6 1 6 . Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 3 0 9 und Pred 4 , 1 2 . Während des Streits in G e r m a n t o w n versorgten Kurz sen. ( 1 7 6 3 / 6 4 ) und Voigt ( 1 7 6 4 / 6 5 ) dort zwischenzeitlich die Partei des Ministeriums. Bereits 1743 wurde G e r m a n t o w n unter Mühlenbergs Amtsführung mit Philadelphia, Providence und New H a n o v e r vereinigt, nachdem die Gemeinde sich von ihrem Prediger Valentin Kraft getrennt hatte. Gemeint: Zwickmühlen. Michael Schlatter (1716 —1790); seit seinem Engagement für die umstrittenen Freischulen Mitte der 50er Jahre lebte er als unabhängiger reformierter Prediger auf Chestnut Hill nahe Germ a n t o w n . Mühlenberg und er hatten ein ausgesprochen gutes Verhältnis zueinander. Vgl. Glatfelter I S. 1 1 7 - 1 1 9 und Marthi Pritzker-Ehrlich, Michael Schlatter von St. Gallen ( 1 7 1 6 1790), eine biographische Untersuchung zur schweizerischen Amerika Auswanderung des 18. Jahrhunderts, Diss. Zürich 1981.
624. G. Η. E. Mühlenberg Journal D.
D.
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10. 2./Februar/April 1774
an M.
vom Febr. und März
[New Germantown,
Februar/April
1774]
1774.
Ilten Febr. begab ich mich auf Verlangen auf eine Reise nach Pensilvanien, und besuchte unterwegens ein junges 2 alte und ein fast abtrünniges, Gemeinglieder. Bei diesem letztern blieb ich eine Zeitlang und ritte noch bis gegen 8 Uhr abends nach Greenwhich [!] — hier hielte ich einer kleinen Versamlung eine Ermanung und catechesirte die Jugend. Uten ging ich nach Easttown um den Gottesdienst zu bestellen, besuchte die aus mehr als 70 Kindern best[ehende] Schule, und einige andere Glieder. Abend ging ich zurück, hielt wie gewönlich Abendbetstunde und Catechesation. 13ten hatte ich in Williamstown predigen sollen. Es war aber die ganze Nacht durch ein starker Schnee gefallen und der Sturm dauerte noch. Ich lies es also herumsagen, daß ich in eines Nachbars Hause predigen würde: wo sich auch hernach etwan 50 Leute und 7 zu catechesirende Kinder einfanden. Abends fuhr ich im Schlitten 5 Meilen weiter um ein lange krankes Gemeinsglied / den alten Fasbinder / zu besuchen. Wir musten einen steilen und breiten Berg hinaufklettern das im Schnee sehr beschwerlich war. Er war 2 Jahr lang betlägerich. Ich unterredete mich lange mit ihm und betete. Er schien noch nicht klein genug in s [einen] Augen. 14ten fuhr ich 7 Meilen nach Easttown, predigte und hielt mit 27 Kindern Kinderlere. Ich fuhr noch 3 Meilen weiter zu einem alten Freunde der sonst auf dem Raritan wonte. 15. predigte ich im trocknen Lande 1 und hielt mit 32 Kind[ern] Kind[er]l[ehre] ich ging noch zurück bis nach Greenwich. Es war sehr gefärlich übers Waßer kommen.
570 D.
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16ten predigte ich in Greenwich — hatte 16 Kinder zum Unterricht. Nach 3 Uhr setzte ich ab für meine Heimat 25 Meilen ab, wo ich auch gesund ankam. 17ten muste ich 9 Meilen hinüber zum L[eonhard] St[reit] reiten um H. P. Jung zu trauen 2 — Abends wieder nach Hause. 18ten fuhr ich mit einem guten Freund ein altes Gemeinglied 8 Meilen ab zu besuchen. Er hatte seine ganze Familie inoculiren 3 lassen. Ich hielt Bet und Singstunde und kehrte abend unter anhaltenden Regen zurück. 19ten fiel ein überaus starker Regen, der um desto schädlicher war weil noch viel Schnee lag. 20. waren die Wasser noch so hoch, daß wenige zur Kirche kommen konten. Einer von meinen Condiaconis hatte versprochen für mich zu predigen welches ich aus eben der Ursach über mich nehmen muste. 21. besuchte die oben gemeldete inoculirte Familie. 22. war der Kirchenrat zusammen. 27. ritte ich nach der Valley und predigte einer starken Versamlung über 1 Petr. 2. 23. Nachmittags noch 10 Meilen weiter nach Sprucerun 4 . 28. predigte ich hier über Jes. 53. 11. hielt 3 Kinder und Alter Leute=Lere. Märtz.
1.
ritte ich in Companie nach Hause 15 Meilen ab. Es regnete den ganzen Weg und war sehr morastig. Unter wegens besuchte ich ein träges Gemeinsglied, das Fleiß versprach. 3. kam der Kirchenrat zusamen um wegen verschiedener Umstände zu beratschlagen. Ich ging zuletzt fort, und trug einen guten Freund auf dem Kirchenrat zu sagen, daß ich vielleicht einen andern Beruf nach Phil, annehmen muste 5 . Sie bezeigten sie wollten mir den Beruf zum Rectoramt antragen damit ich sehen könte, sie verlören mich ungern, könte und wollte ich denn nicht bleiben, so müsten sie es geschehen laßen. 6. war so schlecht und stürmisch Wetter, daß gar niemand in die Kirche kommen konte. 8. besuchte ich die inoculirte Familie, davon ein junges Mädchen sehr krank war. Es lag wegen starker Verblutung sehr schwach. Es war sonst fleißig in die Unterrichtsstunden gekommen, und hatte schöne Erkentnis. Christi Blut und Gerechtigkeit etc. war ihr beständiges seufzen. Auf Befragen ob sie denn nicht mannigmal ihren Heiland betrübet hatte, antwortete sie beweglich ja, und ob sie es denn ihrem Heiland abgebeten, und ihn auch bis an den Tod lieben wollte? Ο Ja. Ich wurde abgefodert um Kinder in meinem Hause zu catechi[sieren], die auf 15 Meilen zu Fuß gekommen waren. 6 an der Zal. D. 9ten und 10. hatte ich diese Kinder im Hause. D. Ilten besuchte ich die Kranke Person wieder — sie nahm immer mehr ab, verlor auch mannigmal den Verstand, bezeigte aber immer, daß sie gerne und im Glauben an Jesum sterben wollte.
Nr. 624
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27. 28.
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Februar/April 1774
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13ten ritte ich 6 Meilen zu einigen Gemeinsgliedern, da H . Jung meine Stelle in Bedminster vertrat. 14ten ritte 4 Meilen weiter um die oben gemeldte Person zu begraben. Sie war sehr sanft gestorben. Text. Luc. 8. 52. Ich hielt die Leichenrede auf Verlangen im Hause. Nach der Predigt ritte ich noch in vollem Regen noch 20 Meilen nach Philadelphia zu. Ich fand schlechte Bewirthung. 15ten kam ich bis gegen 4 Uhr 40 Meilen weiter bis nach der Stadt. 20. predigte ich vormittags in der Zions Kirche, nachmitt. hielt Kinderlere. Taufte einige Kinder. 24. reisete ich heimwerts, und hielt eine Stunde vor Sonnenuntergang 27 Meilen von Philadelphia, weil gute Bewirtung ist. In der Nacht fiel ein Zoll dicker Schnee wieder Vermuten. 25. wollte ich warten bis die Sonne den Schnee zerschmelzen würde, aber ich fand mich wegen der Kälte genötiget um 10 Uhr aufzubrechen. Ich hatte Plage von einem Marktschreierischen Doctor der eigentlich ein Schulmeister ist. Ich fand die Wege schlecht bis gegen 2 Uhr da der Schnee sich verlor. Sprach bei einigen Gemeins gliedern an und kam abends in Neu Germantown an. predigte in N[ew] Germant[own], und hielt Kinderlere. Besuchte einen Kranken. ritte ich mit einem Ältesten 15 Meilen nach Sprucerun. Er meinte er wüste einen neuen Weg, aber wir verirreten uns bald in den Gebürgen, und musten 4 Stunden und "Λ klettern und herumirren ehe wir hinauf kamen. Ich hielt Predigt über 2 Cor. V. 19. sqq. und 2 mal Kinder und Alter Leute=Lere. 29. kerten wir beide um. Unterwegens reichte ich einer alten kranken Frau das heil. Abendmal. Sie hatte sich einen schönen Schatz von Kern=Sprüchen und Liedern gesamlet, die auch gute Früchte zu bringen schienen. 31sten predigte in Ν Germantown über 1 Cor. XI. I) Was uns im heil[igen] Abendmal gegeben werde II) O b und warum ein Christ verpflichtet sei öfters zum h. Α [bendmahl] zu gehen III) Was man bei dem Genus davon zu denken habe. Nach der Predigt bestellte ich die Confirmanden in mein Haus wo ich sie noch unterrichtete. lsten April, ritte ich 10 Meilen nach der Valley, predigte da von der Vollbringung des Geschäftes Jesu auf Erden etc. und hielt Kinderler. Die Vallier Kinder scheinen zu groß zu werden. Ich muste ermanen daß ins künftige gros und klein vortreten sollten. Abends nach Hause. 2ten hatte ich Vorbereitungs Predigt in Ν Germ, über Joh. 12, 35. Eingang Gen. 41. 9. ich gedenke heute etc. Nach der Predigt Beichte. 3ten als am lsten Ostertage predigte ich übers Evangel[ium]. Prop[ositio] Die Auferstehung J[esu] als einen Grund der Freude bei heilsbegierigen Seelen. Nach der Predigt hielt ich nochmals Beichte und teilte an einige 40 Communicanten das heil. Abendmal aus. Nachmittags predigte ich wieder über Joh. 21. 14 seq[uentes].
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4ten hatte ich wieder Kirche in NG. und predigte über Hiob. 19. ich weis daß mein Erlöser etc. 6 Nachmittags ritte ich noch 15 Meilen weiter nach Sprucerun. Abends hielt Kinderlere. D. 5ten predigte ich hier über Joh. 14. 19. Exord[ium] c[apitel] 12. 24. Unser Leben als eine Folge des Lebens Jesu. Nach der Predigt hielt ich Beichte mit dem Eingang Joh. 13. 27. und nach dem Bissen [fuhr der] Satan in ihn, und teilte an 15 alte Leute das h. A. aus. Hernach hielt ich Catechesation mit 38. Confirmanden, und ermante sie bis Pfingsten fleißig zu bleiben. Gegen 3 Uhr ritte ich mit einem bekanten Vallier nach seiner Heimat 7 Meilen ab. Unterwegens besuchte ich die alte kranke Frau / sub Mart. 29 / sie war nahe am sterben. Sie beantwortete alle Fragen nach Wunsch. Sprachen auch noch bei einem andern lange kranken Gemeinsgl[ied] an, der den Sinn des Zöllners zu haben schien: Gott sei mir etc. 7 Die Krankheit hatte ihn ganz zerschlagen. D. 6ten ritte ich noch vollends 10 Meilen weiter nach Hause. D. 7ten hatte Besuch und ein Paar zu copuliren. Soli Deo Gloria! * * ·
Es ist würklich gar kein Papier hier zu haben, sonst hätte ich gerne etwas weitläuftiger geschrieben. Ich verharre Z[ärtlich] g[eliebter] P[apa] Ihr gehorsamster] Sohn H[einrich],
Reinschrift in AFrSt IV C 18:10 (L) S. 70-73; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 2:L S. 70-73. Auch in HD S. 2995 — 3003. Auf der ersten Seite steht von anderer Hand: „Heinr. Mühlb:"; gemeint ist Gotthilf Heinrich Ernst. 1 2 3 4 5 6 7
Dryland, mit Easton und Greenwich vereinigt; vgl. Glatfelter I S. 390. Vgl. Nr. 575 Anm. 13. = impfen. Ab 1775 eine selbständige Gemeinde; vgl. Glatfelter I S. 210 f. Vgl. dazu ausführlich Nr. 635 sowie Nr. 625. Vgl. Vers 25. Vgl. Lk 18,13.
625. [L. Weiss] an M.
[Philadelphia, März 1774]
Die wahre Ursache, warum sich eine gewiße Corporation 1 den Masregeln eines um sie wohl verdienten Mannes unter der Hand wiedersetzt, ist diese: weil man hoffet, daß nach seinem Tode, oder Weggang von hier, seine gefürte Correspondentz nach Europa in ein heller Licht wird gesetzt werden: wenn nicht 2 von seinen Söhnen succediren. Man möchte von gewißen vermachten Geldern gerne beßer unterrichtet seyn. Man ist nicht zufrieden mit vorgelesenen
Nr. 624/625/626
Februar, April/März/9. 4. 1774
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Stellen aus Briefen, die da hin gehören. M a n glaubt berechtiget zu seyn die Documenta davon zu haben, und selbst darüber zu disponiren etc: Daher ist es unter der H a n d beschloßen, d a ß man machen will, daß nach Lancaster gestimmet wird. 2 Sölten E[uer] H[ochwürden] den Schreiber dieses mutmaßen, 3 so bittet er um Entschuldigung über die Art sich zu entdecken in einer Sache, die ihn selbst nichts angehet. Er will nur Misverständniß vorbeugen, die in einer Zahlreichen Gemeine entstehen könte, als ein Advocat der 2 Parteien dienet, die sich allen Ansehen nach nicht verstehen, und als ein anderer Tacitus Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 A Nr. 15 1774 — 79S.j — k. Englische Übersetzung in Tappert 11 S. 556. 1 2
3
Die Michaelis- und Zionskorporation in Philadelphia. D. h. für Helmuth als dritten Prediger in Philadelphia. Dem Brief geht folgende Erklärung Mühlenbergs voraus: „Memorand[um]: Im Monat Mertz 1774 in Philad: wurde mir folgende Schrifft vor die Haustür gelegt, um die Zeit, da die Corporat: beschäfftig war, einen 3ten Prediger für die Gemeine zu berufen, und im Kirchen Rath 3 Parteien waren a) für H. Helmuth: b) für Fried: Mb. c) für Hen: Mb. Die Schrifft war mit Lateinisch» oder Engl. Buchstaben geschrieben als lautend:" Vgl. dazu ausführlich Nr. 635. Dies war leicht möglich, wie Mühlenberg am 1. 2. 1779 an M. Schubart schreibt; vgl. Bd. V. Demnach war Lewis Weiss, Anwalt der Deutschen Gesellschaft von Pennsylvania, der Verfasser des anonymen Schreibens.
626. F. A. C. Mühlenberg
an M. und Α. M.
Mühlenberg New York, 9. 4. 1774 N e w York, d. 9. ten Apr. 1774.
Vielgeliebte Eltern, Ihr angenehmes Schreiben durch Miss Shaefer 1 haben wir gestern abend erhalten. Es war uns ein Vergnügen wieder einmal von Philad. zu hören, und munterte uns zum Lobe Gottes auf da wir hörten daß Papa unter den vielen Geschäften noch e r t r ä g l i c h ] 2 wäre. G o t t laße uns fernere Proben seiner Güte erfahren und mache uns von Herzen dankbar. Wir hoffen daß M a m a auch noch erträglich ist und vereinigen unser Gebet mit dem Ihrigen, d a ß Gott ferner in Gnaden durch eine jammervolle Welt hindurch helfen wolle. Wir sind Gott sey Danck munter und wohl. Von Gemein Umständen kan iezo kürzlich folgendes berichten. Alles hat Gottlob noch ein sehr gutes Ansehen. Die Gemeine 3 mehrt sich noch immer. Die Stühle sind zur Zufriedenheit der Gemeine ausgetheilt. Wir haben zwar schon in die 30 neue Size machen laßen, allein es ist noch immer starcke Nach frage nach Stühlen, so daß wir nächstens mehrer ausfertigen laßen müßen. Jezo bin ich noch neu, daher scheint es gut zu gehen, Gott wolle selbst
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fernerhin forthelfen. Am Charfreytage predigte Vor und Nachmittags hielt Vorbereitung und Beichte / die wir hier wegen d[er] vielen Theewaßer Leuten in d[er] Gemeine, die des Samstags ohnmöglich Zeit haben, allemal des Freytags halten müßen / und schrieb Communicanten noch auf, deren Anzahl heute vollends bis auf 100 gestiegen. So groß ist die Anzahl lange nicht mehr gewesen. Vor 7 Wochen waren 84. Sontags predigte vor und nachmittags, des gleichen auch des Montags. Nachmittags hielte zum erstenmal Kinderlehr mit unsern Schulkindern, freylich konte man nicht gar viel erwarten von Kindern die kaum teutsch, geschweige lesen oder den Cathechismum können, doch antworteten sie schön und munter so weit ihre Fähigkeit ging. Dis war wieder was neues und diente zu einer ungemeinen Aufmunterung. Es hat die gute Wirkung gehabt daß sich würckl. schon mehrere zur Schule gemeldet haben. Unser Schulmeister ist gut, sollte aber ein wenig mehr Menschenfreundlichkeit in dem Umgange mit manchen Gemeinsgliedern beweisen. Doch wendet er in seinem Amte, so viel ich finde, da ich sehr oft die Schule besuche Treue und Fleiß an. Montags um 12 Uhr überreichte unserm Governeur 4 eine Addresse, weil er nach Engeland reißte. Die Addresse und Antwort werden Sie in den N[ew] Yorker Zeitungen sehen. Dienstags, der hier auf allerley Art gefeiert wird [wegen der Abreise des Gouverneurs] hatten wir eine sehr große Leiche, so daß unsere Kirche abermals voll wurde, und mancher von anderen Dingen abgehalten wurde, die in dies[em] Feste vorgenommen werden. — Mittwochs erholte mich ein wenig durch einen Spaziergang in die Bauerey 5 konte aber kaum auf der Straße fortkommen vor Leuten, weil an diesem Tage auch noch gefeiret i[d] e[st] dem Teufel in allen Ecken gedient wird, daher mußte wieder zurück, ging aber vorher zu einigen Kranken Gemeinsglieder. Donnerstags ging weil alle Prediger gingen auch an den W h a r f 6 um noch einmal dem Governeur der das Lob eines rechtschaffnen und gottesfürchtigen Mannes hat, eine glückliche Reise zu wünschen. Es war aber wegen dem großen Gedrenge des Volcks kaum mögl[ich]. Er hat reichliche Stiftungen für Arme, für Kirchen, Colledge und andre publique Gebäude gemacht. Die Menge der Zuschauer als er abging war fast nicht zu zählen, und unsere Neuyorker bezeugten ihre Hochachtung gegen ihn als das Schiff abstieß mit einem fürchterlichen Geplerr und Huzza Kreischen. Vom W h a r f wurden 21, von der F o r t 7 21, von M a n of War 8 21 und von long Island etliche Canonen gefeuert. Es schien als wenn die Leute dem Governeur eine Glückliche Reise vom Himmel mit Sturm und Feuer erobern wolten. Der Wind war gut und das Schiff in kurzer Zeit aus dem Gesicht. Freytags erhielte Ihren Brief 9 . — Es ist mir lieb daß die Corporation einmal schlüßig geworden Ihnen einen Theil der Last abzunehmen, und besonders daß die Wahl auf Henry gefallen ist 1 0 . Aber ist er auch willens den Beruf anzunehmen? Ich meine daß seine Gesinnung als ich das lezte mal mit ihm sprach nicht nach Philad 3 gestanden. Doch das Wetter ändert sich oft! M i t der Jerseyer Gemeine wird es aber auch wieder betrübt werden. — Ich hoffe ich habe doch nun recht gethan, daß ich alle meine Sachen mit nach N. York genommen, mir ist es lieb daß ich nun eher glauben kan daß ich mich festsezen darff, denn ich wünsche wo möglich so bald nicht wieder zu ziehen,
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9. 4. 1774
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hoffe auch nicht daß ich es werde nöthig haben. Jedoch der Mensch denkt und Gott lenckt 1 1 . Seinem Willen sey alles überlaßen. Wie ich zuverläßig höre so hat H . G r a a f 1 2 einen Beruf nach Steinarabien an des verstorbenen H. Engelands 1 3 Stelle. M a n zweifelt ob er es annehmen kan, weil er ohneracht d[er] Lotterie doch noch tief stecken 1 4 soll, doch ist er hinauf um die Umstände zu sehen. H . Hausil 1 5 soll den Beruf bekommen wenn H. Graaf nicht komt, obs wahr ist weiß ich nicht gewiß. Wegen einer Vereinigung] beyder hiesigen Gemeinen 1 6 hat es noch gutes Ansehen, wir haben uns aber wegen vieler Arbeit bey unserer Gemeine noch nicht umständlich einlaßen können. Von H. Gr[otz] aus R[eading] habe ich gleich anfangs ein solches Betragen erwartet. 1 7 Es ist schändlich — doch denck ich daß ein Landsman besonders seine Hand mit drunter hat. Ich habe hier Geleegenheit seine Aufrichtigkeit und brüderliche] Liebe kennen zu lernen. Aber sollte man dem guten H. M[agister] Gr[otz] nicht auch ein wenig auf decken, was er vielleicht glaubt sey verborgen? Er mag von mir oder meinen Brüdern sagen was er will bekomme ich Gelegenheit so werde ich ihm wohl antworten können. D a s er Ihnen inzwischen Böses für Guts vergilt, wird ihm wohl wieder vergolten werden 1 8 . Ich warte mit Begierde auf eine Gelegenheit mit ihm zu reden. Wegen dem Kiefer weiß ich nicht was er damit haben will daß ich ihn clearen 1 9 soll — Hat er etwas geredet so sehe er zu, ich weiß daß er nie etwas von mir gehört. Es sind wenn man es ansieht lauter Schwaben Streiche und Bubenhändel die Leps 2 0 mit ihm vornimt — ich habe mein Theil mit denen Büffeln zu thun u. zu wehren gehabt, und konte doch nie Friede zwischen ihnen machen — ich bin froh daß ich von dem Gesindel loß bin und mag nichts von ihren Stänkereyen hören. Wenn d[ies] nicht thun will, so muß der Miefer noch warten bis ich G[eliebts] G[ott] disen Sommer nach Schaeferstadt komme, denn ich weiß nicht wie er meinte daß ich ihn clearen oder wovon ich ihn clearen soll. Sölten Sie den Brief allenfals finden, so bitte mir ihn aus, wenn ich sehen kan, wie er meint daß ich ihn clearen soll, so will ichs gern thun. Unsere Neu Yorker hoffen und wünschen daß Sie uns so Gott will diesen bevorstehenden Sommer auch besuchen. Sollte es wohl möglich seyn? — Wenn unsere Synodal Versammlung nicht vor dem Junius einfällt 2 1 , so könte ich doch auch beywohnen, weil ich überdem in meine alte Gegend muß. Ich wollte dem großen H. Grotz auch gerne meine Stimme geben für Praeses. Quaer[itur] Gehört er wohl unter uns[er] Ministerium, oder ist er als ein Mitglied zu betrachten? Es dünckte mich nicht. Ich fürchte er wird auf seiner Höhe schwindelicht werden und herabstürzen und dann möchte er wohl kriechend wieder um Gnade bitten 2 2 — Doch ich muß für dismal schließen, nebst herzlicher Begrüßung an alle verharre Ihr bis in d. Tod gehorsamster Sohn F[riedrich] A[ugust] Mühlenberg Weil Henry nun nach Philad a kommen soll, so hoffe ich daß ich meine hiesige Gemeine befriedigen darf, wann ich ihnen sage daß ich nun gewiß bey ihnen
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bliebe. Wir werden uns diesen Sommer um einen Charter 2 3 bekümmern, und habe Hoffnung ihn zu bekommen. — Heute nachmittag nehme ich eine Reise zum Henry vor 2 4 , und werde schwerlich vor Samstag zu hause seyn. Wenn d[er] Henry nur zu Hause ist! Vielleicht ist er iezt gar in Philad" — Reinschrift in AFrSt IV C 18:5 (E) S. 42-45; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 2:E S. 42 - 45. in HD S. 2944 — 2950. Von anderer Hand steht oben auf der ersten Seite: „Fried: Mühl."
Auch
Vermutlich eine Schwägerin; am 15. 10. 1771 hatte Friedrich August Conrad Catharina Schäfer aus Philadelphia geheiratet. 2 = bei erträglicher Gesundheit. 3 Die hochdeutsche Gemeinde in New York. 4 William Tryon ( 1 7 2 9 - 1 7 8 8 ) ; 1 7 7 1 - 1 7 7 5 Gouverneur von New York, vorher (seit 1765) Gouverneur von North Carolina, im Revolutionskrieg Kommandant britischer Truppen. 5 = Bowry Lane, sie führte stadtauswärts in Richtung Albany und Boston. 6 = Kai; wahrscheinlich Kings Wharf am Hudson River. 7 Fort George, an der Spitze Manhattans zum Hudson River hin gelegen; Sitz des Gouverneurs. 8 = Kriegsschiff. ' Nicht erhalten. 10 Als dritter Prediger in Philadelphia; vgl. ausführlich Nr. 635 sowie Nr. 625. 11 Vgl. Spr 16,9 und Wander Bd. 3 Sp. 593. 12 Wilhelm Anton Graaf (ca. 1727 - 1809), Prediger in Hackensack und Remersbach. Er übernahm noch 1775 die Raritan-Gemeinden; vgl. Nr. 659 und Nr. 665 sowie Glatfelter I S. 47. 13 Johann Theophil Engelland, von 1753 bis 1768 zum Ärger Mühlenbergs als unabhängiger Prediger in verschiedenen Gemeinden Pennsylvaniens, dann bis 1773 in Stone Arabia, Ν. Υ. tätig; vgl. Glatfelter I S. 35. 14 D. h.: in Schulden stecken. Zur finanziellen Lage Graafs vgl. Nr. 635 S. 607. 15 Seit 1770 Prediger der niederdeutschen Gemeinde in New York; vgl. Nr. 498, zur Vorgeschichte Nr. 478 und Nr. 487. 16 Der niederdeutschen und der hochdeutschen, die sich 1749 abgespalten hatte. Eine Vereinigung konnte erst 1784 durch Johann Christoph Kunze erreicht werden. 17 Zu den Querelen zwischen Grotz und Mühlenberg vgl. Nr. 620; Nr. 622; Nr. 628; Nr. 638 und Nr. 654 S. 659. 18 Vgl. Spr 17,13. 15 Von engl, to clear; freisprechen, entlasten oder von Schulden befreien. 20 Lehrer an Kunzes Seminar; vgl. Nr. 600 Anm. 5. 21 Sie fand im September in Lancaster statt. Das Protokoll ist nicht erhalten. Zu den drängendsten Problemen vgl. Nr. 654. 22 Vgl. Nr. 638. 23 Nach dem Vorbild der Michaelis- und Zionsgemeinde in Philadelphia. 24 Nach New Germantown, N . J . 1
627. An die Gemeinde
in Loonenburg
Philadelphia,
16. 4. 1774
Worthy Elders and Deacons of the ancient Lutheran Church and Congregation at Lonenburg 1 . Gentlemen and Brethern[!] By a kind letter from you beloved Brethren 2 , forwarded per favour of the Rev d Pastor Reehs 3 and by enjoying the pleasure to see my said Rev d Brother
Nr. 626/627
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9. 4./16. 4. 1774
personally in Philadelphia, I got acquainted with the grievous Circumstances of Your Congregation, being left destitute like sheep that go astray for want of a settled faithful Shepherd 4 , not with standing your fervent Applications you made to the Rev d Lutheran Consistory in Holland for a faithful Minister. Such Vacancies of long standing may seduce our numerous Offspring and encreasing Generation to forsake the fountain of Living Waters, and in vain seek for Comfort at broken Cisterns, that can hold no Water for their immortal Souls Jerem: 2, 12,13. In Answer to Your serious Application, I can not remember any one among our present German Ministers, who has the Gift to preach and catechise in the Lowdutch Language, except the Rev d Mess rs Reehs and Graaf 5 . But in case it might not suit for them, I am of humble Opinion, if You Gentlemen think it adviseable, we could call one of any orthodox Rev d Lutheran Consistory in Europ. I would exert mine utmost Endeavour upon the following Conditions viz: 1) if the Gentlemen Elders and Deacons of the Chief Members of Your Church and Congregation will entrust me with a power of Attorney to call a Minister from Europ: 2) will please to describe the necessary Qualities such a Minister ought to have and mention the Salary, the Congregation is able and willing to give for his honest subsistence and Maintenance 3) and will pay the Freight or passage when he arriveth. I am acquainted with several Rev d Lutheran Consistories in Europ as for Instance in London, Hannover, Hamburg, Stockholm, Koppenhagen, Halle etc: What soever there may be in my little power I shall willingly employ, with the Help of God, if the Lord spares my life and senses, to procure a Minister, sound in our Evangelical Doctrine, exemplary in Life and Conversation, examined ordained and recommended by a Rev d Lutheran Consistory in Europ according to the Conditions above mentioned. As to the rest Gentlemen and Brethren, I recommend You and Your Congregation to the tender Mercies of God in Christ, and me in my declining Age to Your Remembrance before the Throne of Grace, remaining Your wellwishing humble servant Philadelphia April 16th 1774.
Abschrift von Mühlenbergs 1 2 3
4 5
Hand im Tagebuch
H: Mb. senr:
in PM 95 A Nr. 13 1 772 - 74 S. 171.
= Athens, Ν. Y. Nicht erhalten. Johann Friedrich Rieß (gest. 1791); 1750/51 betreute er die hochdeutsche Gemeinde in New York, danach in wechselnder Zusammensetzung die Gemeinden am Hudson und Mohawk in der Provinz New York. Vgl. Glatfelter 1 S. 109 f. sowie Bd. I - III passim. Vgl. Hes 34,5; Mt 9,36. - Zur Vorgeschichte vgl. Nr. 610 und Nr. 612. Graaf übernahm noch 1775 die Raritan-Gemeinden in New Jersey; vgl. Nr. 659 und Nr. 665.
578
628. An ]. Ph. Grotz
Die Briefe des Jahres 1774
Philadelphia, 20. 4. 1774
Hochw. H . Pfrr: Hochgelehrter H . Mag: Grotz 1 : Ew. HochEhrw. habe mit wenigem berichten wollen, daß alle Dero Briefe 2 mir richtig eingehandigt worden. Wenn sie von Gott oder von der Europaeischen= oder Americanischen Christenheit, oder von einigem Hochw: Consistorio oder Ministerio oder privat Männern rechtmäßige Commission oder Vollmacht haben und solche aufweisen, so laße ichs gelten, daß sie meine hiesige Amtsführung und Verhalten aufs schärfste untersuchen und unpartheiisch beurtheilen und nur im Modo procedendi richtig verfaren. Da sie aber bishero nur harte Beschuldigungen, Dräuungen und Reflectionen über mein Amt und Verhalten, über meine Familie und Freundschaft in Ihren Briefen ergehen laßen, so kan ich wenigstens e[ine] solche procedour noch nicht reimen mit der Aufführung eines Gottes Gelehrten, eines Christen, eines civilen Bürgers, noch weniger eines Meisters der freien Künste, und am wenigsten eines Frembdlings. Das mag vorerst ein mir hinreichend scheinender Grund sein, warum ich Ihre Briefe noch nicht beantwortet habe, und auch nicht beantworten, sondern sie lieber versiegelt und ungelesen zurücksenden werde, wenn Dergleichen künftig mehr erfolgen solten. Denn Dergleichen niederträchtige Reflectionen und Redens Arten kan man hier zum Überfluß alle Markttage von den Käuffern und Verkäuffern franco haben, ohne sie von Reading zu erwarten. Wenn sie übrigens mein H . Magister, was an mir, oder meinen Kindern oder meiner Freundschaft rechtmäßig zu fodern, oder zu klagen haben, so stehet Ihnen einig rechtmäßig forum offen, und ich werde mich nicht scheuen Rede und Antwort zu geben. Nur laßen sie sich nicht träumen, daß sie zugleich Kläger und Richter seyn können, weil hier das güldene Abc: 3 noch so fern im Gebrauch ist, daß auch des Beschuldigten oder Beklagten Verantwortung gehöret und dann erst das Urtheil gesprochen wird. So viel von Ew: HochEhrw etc. in billigen Sachen gehorsamer Diener Philad. den 20 April 1774.
Mühlenberg
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 172. Englische Übersetzung in Mann S. 453 f . 1
Seit Anfang des Jahres nach Reading berufen; vgl. Nr. 620. Nicht erhalten. Mühlenberg beantwortete einen Brief vom 31. 1. 1774; vgl. Nr. 622. ' In zahlreichen verschiedenen Ausgaben überliefert. Zur Verbreitung in Pennsylvania vgl. Klinefelter. — Mühlenberg spielt auf den Merkvers an: „Richte nicht sofort, höre erst des andern Wort."
2
Nr. 628/629
629. [Der Kirchenrat
von Loonenburg]
579
20. 4./1. 5. 1774
an M.
Loonenburg,
1. 5. 1774
Copia: In Gott andächtiger, HochEhrwürdiger, insonders Hochgeehrtester Herr Senior! Wir ersehen aus Dero geneigten Antwort 1 , wie genau die lamentablen Umstände unserer Loneburgischen Gemeinde von Ihre HochEhrw. erwogen, und zugleich uns ein Mittel an die Hand gegeben wird einen so längst, aber vergeblich gesuchten Lehrer zu erlangen. Wir erkennen diese vorgeschlagene Wege als richtige mit Submission und demüthigstem Danck. Unterdeßen da Domine Riess 2 uns berichtet, es befinde sich laut eingezogenen Unterricht ein Subiectum 3 in Philadelphia, welches geschickt genug möchte seyn unsere Gemeinde einstweilen als Studiosus und Dero Gutbeiinden nach /: und unserer Kirchen=Ordnung gemäß :/ hernach könte eingesegnet werden, so haben wir auch hierin dero väterlichen Rath und Beystand zur nötigen Beschleunigung dieser uns so wichtigen Angelegenheit imploriren wollen. Besagtem Ende gemäß haben wirs als anständig erachtet, durch Mr: Flaken /: als den wir autorisirt, bemeldten Herrn auf unsere Kosten und unter Versicherung gehöriger Vergeltung :/ abzuholen zu begleiten um hieher ohne allzu viele Schwierigkeiten zu bringen. Bey welcher Gelegenheit er dann, als persönlich gegenwärtig zu seiner und der Gemeinde Wohlfart, eine genaue Prüfung wird anstellen können. Der Herr sey mit Ihm, und sein guter Engel begleite Ihn; uns aber verleihe Er die Gnade, eine Person zu sehen, die sich nach Rom: 15 also aufführe, daß er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Beßerung 4 . In dieser zuverläßigen Hofnung verharren wir gegen Ew. HochEhrw: und sämtlich Ministerium ergebenstschuldige Diener Lonenburg Maii 1. 1774. William Halenbeck Evert Evertsen Jochim Jansen Albert van Loon Matthias van Loon
Jan Caspar Halenbeck Peter van Hoesen Nicolas Bruneck Jacob Ter Dyck
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772-74 S. 180. Mühlenberg leitet den Brief mit der Notiz ein: „Videatur meine Englische Antwort [ = Nr. 627] auf des Kirchen-Raths von Lüneburg erstes Schreiben, welche ich dem H. Pfrr. Riess mitgab. Darauf kam Mr: Flaake als Deputirter von Loneburg mit folgendem Schreiben:" 1 2 3 4
= Nr. 627. Vgl. Nr. 627 mit Anm. 3. Johann Christian Leps; vgl. Nr. 600 Anm. 5. Vgl. Vers 2.
580
Die Briefe des Jahres 1774
630. An die Korporation in New
Germantown
Philadelphia, 6. 5. 1774
Philad: den 6 Maii 1774. Achtbare Hh. und Glieder der Ehrsamen Corporation unserer deutsch Evangelischen Gemeinen in, und um Neugermantown etc. in Jersey: Geehrte Mitbrüder, Sie haben durch Abgeordnete, nemlich die Ehrsamen Mitglieder Mess rs Ebersol und Schwachheimer mir ein Schreiben vom 3 ten Maii 1774 1 zugesandt und darin gefragt, ob sie meinen Sohn 2 als Prediger behalten könten? Ich muß aber berichten, daß der hiesige Beruf 3 dermalen nicht zu ändern stehe, und daß ich die Sache bei der nächsten Synodal Versamlung 4 bestens recommendiren, und Ihren Gemeinen einen rechtschafenen Seelsorger zur Wahl vorschlagen, und wenn er die meisten Stimmen von der Corporation und ordentlichen Gemeingliedern kriegt, ihm mein Rector Amt übergeben werde, weil ich der Sache nicht mehr vorstehen kan. Dabei ich aber aushalte, daß Sie meinem Sohne, als meinem gewesenen Assistant Prediger nach Recht und Billigkeit die Interessen der Legacy, welche am nächsten 5 Junii fällig ist, und das übrige dazu versprochene Salarium richtig liefern und mit ihm settlen werden weil sie in Ihrem Schreiben selber bezeugen, daß er durch fleißige Bemühungen sein Amt an den Gemeinen gethan habe. Sölten sie aber darinnen fehlen, so mögte einiger redlicher Prediger wol Bedencken tragen zu Ihnen zu ziehen, weil nach Christi Lehre ein Arbeiter seiner Speise und seines Lohns werth ist 5 . Nun ich habe daran keinen Zweifel, und hofe, sie werden den großen Hirten 6 und Eigenthums Herrn 7 der Schafe bitten, daß er Ihnen einen Mann nach seinem Hertzen, einen treuen Seelsorger verleihen wolle! Welches ist der Hertzens Wunsch und Flehen meiner achtbaren Mitbrüder wohlwünschenden Dieners. H: Mbs sen:
Abschrift
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 13 1772 - 74 S. 173.
1
Nicht erhalten.
2
Gotthilf Heinrich Ernst, erst seit einem Jahr als Vize-Rektor ordentlicher Prediger der Raritan-
3
Z u m dritten Prediger nach Philadelphia; vgl. Nr. 635 und Nr. 625.
Gemeinden; vgl. Honeyman 14 (1929) S. 55 — 62. 4
Im September 1774 in Lancaster; Mühlenberg selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt auf seiner Reise nach Georgia, um den Streit zwischen Rabenhorst und Triebner in Ebenezer zu schlichten. Das Protokoll der Synode ist nicht erhalten; vgl. Nr. 654.
5
Vgl. Lk 10,7; 1 T i m 5,18.
6
Vgl. Hebr 13,20.
7
Vgl. Joh 1,11.
Nr. 630/631
631. F. A. C. und C. Mühlenberg
6. 5./25. 5. 1774
an M. und Α. M.
581
Mühlenberg New York, 25. 5. 1774
New York May the 25. th 1774. Geliebteste Eltern, Ich habe zwar erst in voriger Woche durch einen Mann von Lüneburg der H. Leps abholen wollen 1 an Polly 2 geschrieben, worauf ich übermorgen eine Antwort erwarte, mag aber diese gute Gelegenheit nicht ganz versäumen. Unsere Gemeine 3 hier wächst noch zusehends starck, so daß uns wircklich die Kirche zu klein werden will. Alles geht gottlob nun in guter Ordnung fort. Die Anzahl unserer Schüler steigt in die 60 und alle Sontag nachmittag habe ich 70 bis 80 Kinder in der Kinder lehre. Anfangs wollte es schwer fallen in der Kinderlehre, nun habe ich das Zutrauen der Kinder und Eltern gewonnen. Die Kinder antworten schön, und die alten stellen sich sehr fleißig ein. Ich predige nachmittags ganz kurz, damit ich die Kinderlehr um desto länger halten kan. Erst nehme ich ein Stück aus dem Cathechismo hernach schlagen sie die Sprüche auf, und was sie aus der Predigt behalten und zulezt müßen sie einen Vers singen. Alle Woche gebe ich dem Schulmeister ein Lied auf deßen Melodie die Kinder in der Schule lernen. Unsere Donnerstags Betstunde haben wir weil die Nächte zu kurz werden, und die meisten Leute hart zu arbeiten haben in unserer Gemeine auf eine Weile aus gesezt, dafür halte ich alle Woche eine Singstunde um einige außerlesene Melodien einzuführen. In etlichen Wochen sind wir willens ein öffentl. Examen zu halten. Unser Kirchenrath hat Prizes auf die fertigsten im Lesen Schreiben Rechnen und Buchstabiren gesezt, sie wollen auch Sprüche drucken laßen und Pretzel austheilen, um die Kinder desto mehr aufzumuntern. Ich freue mich schon sehr darauf. Seit dem Osterfest habe ich 30 junge Leute im Unterricht gehabt die ich alle Woche 6 mal vornahm, 24 davon sind am ersten Feiertage öffentl. confirmirt und zum h[eiligen] Abendmal gelaßen worden. Diese Handlung hatte einen großen Eindruck auf unsere Gemeine. Die Bewegung war groß. Gott laße es in Gnaden an allen geseegnet seyn. Unsere Kirche ist in diesem Fest wie man mich versichert weit voller gewesen als jemals. — Ich weiß nicht ob Ihnen etwas daran gelegen ist, wenn ich Ihnen melde daß ein Gemeinsglied die Kanzel und Altar und dazu aufs allerbeste bekleiden laßen, was aber auf mich noch einen größeren Eindruck machte war, daß der Kirchenrath mir einen sehr kostbaren Kirchenrock ohne mein Wißen hat machen laßen. Die Leute beweisen sehr viel Liebe an mir, aber ich vergeße nicht was mir eine alte Landsmännin v[on] H. M[agister] Gferock] sagte: Der H. Pfr: Gerock sey auch anfängl. sehr beliebt gewesen, ich sollte aber auf seinen Ausgang schauen. Mit H. Ogilvie 4 bin ich in ziemlich genaue Bekantschaft gerathen. Er besuchte mich schon etliche mal, ich machte dagegen meine Aufwartung. Vorige Woche war Comencement 5 , da ich wieder Vermuthen eingeladen wurde zum Mittags Eßen in Hulls Tavern — ich war in Furcht und Zittern und wollte es abschlagen allein D. Ogilvie rieth mir solches nicht zu thun. Alle
582
Die Briefe des Jahres 1774
Prediger d[er] Hochkirche waren versamlet, erst in d. Kirche hernach im Wirthshaus. Nach dem Comencement gingen alle Prediger, Magistri, Baccalaurei, Lawyers, Docters, Creti und Pleti 6 in Procession aus der Kirche nach dem Wirthshaus, hier waren die General u. Stabofficire und die Vornehmsten der Stadt versamlet. Nach dem Complimentiren gings ans Eßen, und hernach — doch ich schäme mich bald es zu sagen wie es unter dem Haufen zuging. Wenn der Magen die Seele wäre, so wäre hier in N. York eine Menge fürchterlich starcker Geister. Das Wohl und Beste der Colonien wurde so oft verschluckt, daß ich fast fürchte es wird in Zukunft übel gehen. Ich machte mich heimlich zur T h ü r e hinaus so bald als sich solches thun ließe, und war froh daß ich mit heiler Haut davon kam. Bewahre mich Gott vor mehr dergleichen Gesellschaften. Es ist ein gefährlicher Handel für Leib und Seele da man nicht genug auf der Hut seyn kan. Lieber will ich einandermal aus der Stadt an solchen Tagen als wieder beywohnen. H. H[ausih]l als Governer of the Colledge hat hie freylich eine wichtige Rolle spielen müßen 7 . — Er scheint einen starken Verdruß an mir zu haben, wie ich von verschiedenen s[einer] Freunde höre. Doch kehre ich mich wenig daran. — Dürfen wir uns wohl die Hoffnung machen Sie diesen Sommer in N. York zu sehen. Wen Gott Sie so lange wohl erhielte sollte es eine große Freude seyn. Vielleicht könnten Sie wenn Henrich in Philad. ist eher abkommen, und hier ein wenig aus ruhen. Wir sind Gott sey D a n c k noch wohl, meiner Frauen Niederkunft aber erwarte ich alle Tage. Ich habe noch nicht gehört ob jemand komt von Philad. wir wünschten es von Herzen. — Wegen H. Schwerdfeger ist lamentirens genug, die Leute haben schon etliche die Boote bestellt gehabt die ihn hier abholen sollten, und der gute Herr scheints will nicht k o m m e n 8 Er sollte doch wenigstens schreiben, um die Leute nicht länger in Zweifel zu laßen. Wegen H . Kunze seinem Geld das ich hier von Falkenhan 9 einnehmen soll, kan iezo nur melden daß ich es noch nicht habe, werde es aber bald bekommen und entweder mit erster sichrer Gelegenheit schicken oder selbst mitbringen wenn ich G[eliebts] G[ott] im Jun. und Jul. nach Philad. kommen sollte. Von Henr. habe erst gestern Nachricht erhalten daß er wohl sey. Er hat versprochen noch einmal hieher zu kommen ehe er nach Philada zieht und sich in das J o c h begibt, wenn er nur Wort hält. Von Peter höre und sehe ich nichts mehr 1 0 . — Ich weiß fast nicht was ich mit meinen Lotteryen Tickets in Stiegels 1 1 Lottery machen soll. Ich habe 15 oder 16 £ zugute, und ich höre er habe noch eine 4 te Classe errichtet. Vielleicht könnte H. Franke 1 2 mich wißen laßen was zu thun ist. Ich gebe meine Tickets nicht gerne aus der Hand. Doch vielleicht ists noch Zeit wenn ich nach Philad. komme. Inliegende Briefe 1 3 sind mir zugeschickt worden um sie zu bestellen. Wir grüßen Sie alle in Philad 3 und verharren Ihre gehorsamste Kinder F[riedrich] A[ugust] und Cath[arina] 1 4 Mühlenberg
Nr. 631/632
583
25. 5./13. 6. 1774
P.S.
Das beyliegende Recept 1 5 hat Dom. Riess 16 hier gelaßen — ich hätte es eher schicken sollen vergaß es aber das letzte mal. Reinschrift in AFrSt IV C 18:6 (F) S. 46-49; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 2:F S. 46 - 49. Auch in HD S. 2951 -2955. Von anderer Hand steht oben auf der ersten Seite: „Friedr: Mühlenb:". ' Vgl. Nr. 633 die Anm. zur Überlieferung. Seine Schwester Maria Catharina, die noch bei ihren Eltern lebte und sie auf der bevorstehenden Reise nach Georgia begleitete. 3 Die hochdeutsche Gemeinde in New York. 4 John Ogilvie ( 1 7 2 6 - 1 7 7 4 ) ; anglikanischer Prediger, 1749 ordiniert und mit der Mission unter den Mohawk-Indianern beauftragt (Sitz: Albany, N.Y.). Im Siebenjährigen Krieg (French and Indian War) Militärseelsorger, danach Prediger der Trinity Church in New York. 5 Feierliche Verleihung der akademischen Grade. 6 = allerlei gemischtes Volk; vgl. 2 Sam 8,18; 15,18 u. ö. sowie Wander Bd. 2 Sp. 1604. 7 Der Pastor der (älteren, niederdeutschen) Trinity Church fungierte von Amts wegen als Governor des King's College; vgl. Glatfelter I S. 53 und 163. 8 Schwerdtfeger war zu dieser Zeit auf dem Weg nach Albany, um die Gemeinde dort zu übernehmen; vgl. Nr. 635 S. 605. ' Samuel Falkenhan, von der hochdeutschen Gemeinde in New York. 10 Gotthilf Heinrich Ernst war als dritter Prediger nach Philadelphia berufen worden (vgl. Nr. 635 und Nr. 625); Johann Peter Gabriel amtierte seit Mitte 1772 in Woodstock, Va. 11 Henry William (Baron) Stiegel; er betrieb eine Eisenschmelzerei (Elizabeth Furnace), war Trustee in Warwick, gründete die Stadt Manheim und setzte sich für die Bildung einer Gemeinde dort ein. Vor der Berufung nach New York betreute Friedrich August Conrad Mühlenberg auch diese Gemeinden. 12 Jacob Frank, Lehrer an der Pfarrschule in Philadelphia. 13 Nicht zu ermitteln. 14 Catharina, geb. Schäfer. 15 = Empfangsbestätigung, Quittung. 16 Vgl. Nr. 627 Anm. 3. 2
632. An den Kirchenrat
in Charleston
Philadelphia,
13. 6. 1774
WohlEdle Herren, Wohlachtbare Glieder des Ehrsamen Kirchen=Raths der Evangelischen Kirche und Gemeine in Charlestown Das Ehrsame Kirchen Collegium wolle gütig erlauben, daß auf Dero mir Angeehrtes 1 folgende Zeilen zur Antwort ertheile und zwar vorläufig nur pro Memoria: 1) ich werde Dero Anliegen auf unsrer disjärigen Synodal Versamlung des vereinigten Rev: Minister» vorlegen und bestens empfelen, bedaure aber, daß die Convention erst im nächsten September Monat g[eliebts] G[ott] gehalten werden kan 2 , und solcher gestalt wol schwerlich ein gelehrter Geistlicher vor dem Octo[ber] zum Versuch auf Dero verwilligte Kosten hinüber kommen mögte. 2) Ich wünsche Ew: WohlEw hätten beliebet mir zu melden was es für Beschaffenheit mit Dero gegenwärtigen jungen Herrn Pfarrer 3 habe? Ob er
584
Die Briefe des Jahres 1774
aus Deutschland oder Engelland berufen? Wo er zum Predigt=Amt ordinirt? O b er auf Dero Beruf und Vollmacht herein gesandt, und durch welche Mittels» Personen er gesandt worden? Maßen ich nicht gern in ein frembdes Amt greiffen, oder Jemand beleidigen mögte; da Ew: WohlEdl. zu melden beliebt, daß sie schon mit einem berühmt* und gelehrten evangelischen Prediger 4 beglückt gewesen, den aber der große Gott nach seinem weisesten Rath zu sich zu nehmen beliebet hat. Vielleicht ist Dero jetziger H. Pfarrer auch von Daher beruffen und gesandt, und dürfte alsdenn wol übel genommen werden, wenn er verdrenget werden solte. Vielleicht mögte sichs auch fügen, daß er uns in Pennsylvania zu Hülfe kommen könte, wenn er noch ledigen Standes, einiger maßen gelehrt und begabt, einen exemplarischen Wandel führete, und dort im Lande keine Arbeit für ihn wäre. 3) ich wurde im vorigen Jare von ST. Hochw. H. Hofprediger Ziegenhagen in London und Senior Urlsperger in Augspurg gebeten, eine Reise nach Ebenezer, einer ehemaligen] Colonie Saltzburger in Georgia zu thun 5 , konte aber nicht wegen 2 maliger Kranckheit und anderen Hindernißen. Solte Gott der Herr mein Leben und Gesundheit fristen, und es mir möglich seyn die Reise noch gegen den Herbst anzutreten, so würde ich wol meinen Weg auf Charleston nehmen, und das Vergnügen haben meine werthen Glaubens=Verwandten daselbst zu besuchen, und näher bekant zu werden 6 . Es sind nächsten October und November 32 Jare, da ich mich etliche Wochen in Eben Ezer und auch in Charleston aufhielte 7 ; aber zu der Zeit war noch keine deutsch Evangelische Gemeine und Kirche in Charleston und solte mich desto mehr erfreuen, wenn daselbst unsere Evangelische Lehre nach dem Grund der Apostel und Propheten unserer Augspurgischen Confession gemäß lauter und rein gelehret, mit Christlichen Leben und Wandel gezieret und auf unsere späte Nachkommen fortgepflantzet würde! Womit nebst hertzl. Gruß und Segenswunsch an den gesamten Ehrsamen Kirchen=Rath an S. T. W. Ε. Η Pfrr und achtbare Glieder der Gemeine verharret und beliebige Antwort erwartet Dero zur Liebe Verbundener Philad. den 13 Junii 1774.
Abschrift 1 2
3
4
5 6
7
von Mühlenbergs
Η. M. sen: R[ector]
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1 772 - 74 S. 174 f .
Nicht erhalten. Mühlenberg befand sich zu diesem Zeitpunkt auf seiner Reise nach Georgia, um den Streit zwischen Rabenhorst und Triebner in Ebenezer zu schlichten. Das Protokoll der Synode ist nicht erhalten; zu den drängendsten Problemen vgl. Nr. 654. Friedrich Daser kam 1769 ohne Berufung oder Empfehlung und mittellos in Charleston an, wurde Schüler, Schwiegersohn und Nachfolger Hahnbaums (Anm. 4). Johannes Severin H a h n b a u m (gest. 1770); von Wachsei nach Charleston vermittelt (Amtsantritt 14.6. 1767). Vgl. Mühlenbergs Tagebuch der Reise nach Georgia besonders vom 7.— 18. 10. 1774 (PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 8 5 - 1 0 8 , Tappert II S. 5 8 0 - 5 8 8 ) . Vgl. Nr. 601. Auf seiner Reise nach Georgia hielt sich Mühlenberg vom 8. 9. bis zum 26. 10. 1774 bei der Gemeinde in Charleston auf. Vgl. Bd. I Nr. 12; Nr. 13 und Nr. 14 S. 38 f.
Nr. 632/633
13. 6./13. 6. 1774
633. Älteste und Diakone von Loonenburg
585
und Claverack an M. [Loonenburg], 13. 6. 1774
Right Reverend and well-learned Sirs, Fathers and Brothers in Christ: Whereas the Lutheran Congregations of Lüneburg and Claverack after several Proof=Sermons in their Church have chosen the Revd ministerial Candidat Mr: John Christian Leps to be their Teacher and Minister 1 , and have desired us the Elders and Deacons of the aforesaid Congregations to send a Call for said Minister; We do therefore by these Presents call the said Mr: John Christian Leps, hitherto Teacher in the Seminary of Philadelphia 2 to be our evangelical Lutheran Minister for the Lutheran Congregations aforesaid: On the following Conditions: First: that the said Mr: J: Christian Leps shall cause himself to be examined and ordained by the Right Revd Ministry of Philadelphia 3 and afterwards as soon as possible return to this Place to take his Office of being our Teacher and Minister upon him. Secondly: He will teach the Word of God according to the Prophets, Evangelists and Apostels clearly and truly, as an evangelical Lutheran Minister according to the Doctrines contained in the unalter'd Confession of Augsburg and other Symbolical Books of our Lutheran Church Ordinances, which Books He, the said Mr: John Christian Leps shall also sign his Name in, in Testimony of his being willing and ready to comply with all and singular the Ordinances and Regulations contained therein. He shall be pure in his Doctrine, cautious in the Administration of the Sacraments, and in his future Deportment and Conversation christian like and edifying. But in Case He should willfully and of Choice act contrary to the above Conditions, our Obligations to him shall thereby, on his being convinced thereof before any two or more lawfully ordained Ministers of the Lutheran Church or Profession be of no force and utterly abolished. Third: As the Lutheran Congregations of Newtown and Kisketamnaty have always been joined with us in calling and maintaining our former Ministers, it is hereby provided that they shall /: in Case they choose to be joined with us as formerly in this present Call and in Maintaining of our future Minister Mr: John Christian Leps aforesaid :/ be intitled to an exact share and proportion of Sundays=Sermons to be preached to them by our aforesaid future Minister according to the share they shall respectively please to take in paying his Salary, under the same Regulations as they used to be in the time of our former Minister, the Revd W m Christopher Berkenmeyer 4 . Fourth: The Members of the aforesaid Congregations of Loonenburg, Claverack, Kisketamnasey and Newtown according to a List which they have each of them signed with their own Hands and sealed with their own Seals do promise to pay to the aforesaid Mr. John Christian Leps our future Minister the yearly Salary of 94 £ 9 sh: as by the aforesaid Lists reference being thereto had may[!] fully and at large appear during their and each of their natural Lives, or Continuance of Living in the respective Parish, or to any other
586
Die Briefe des Jahres 1774
Person or Persons being thereunto authorised by power of Attorney from our said Minister in half yearly Payments and by them to be deliver'd to the Minister, in order that he may be entirely free from Trouble on that Account. Fift[h]ly: He shall have for his Dwelling or Habitation the Parish House at Loneburg by the Riverside, provided with a good Library for the Use of the Minister for the time being and future Ministers of our Lutheran Congregation: He shall also have the free use of all the Glebeland 5 belonging to the Church with all the Appertinences, such as Orchard, Hay ground etc. Sixthly: We will allow our said future Minister Mr. John Christian Leps four Sundays in each Year free for him to preach to any distant Congregation, that may desire him, provided that, if he has not an Invitation to preach abroad, that then he is to preach to his own Congregations, as if no such free Sundays had been allowed. And as to the Accidentals of Baptism, Marriage and Burials, as they have given Occasion to several Difficulties in our Congregations, our Intent is, that they shall neither be abolished, nor yet too strictly demanded of the poorer Sort of people. The Custom has been for entring a Child into the baptismal Record Book one shilling for Marriage in the Minister's House or in the Church six shillings. When the Minister goes abroad to marry a Coupple twelve Shillings. Seventhly: We will provide for Mr. John Christian Leps his Journey, in order to be examined and get himself to be ordained and his other Necessities the Sum of twenty four pounds which are to be again deducted from his Salary, and after Return to us we will allow him to preach to us here at Loneburg in the high German Tongue the first half year and afterwards he is to preach in the Hollandish or Lowdutch Tongue according to his Ability. Eightly: We will always behave ourselves to him as being our Minister and Teacher with Honour and due Regard and be obedient to him, his Advise and Counsel and help him on all Occasions, as being a duty enjoined us by the Word of God. Nine: The aforesaid Mr. John Christian Leps promiseth every Sunday after noon in the Summer Season after Preaching or oftener if thereto required by the Congregation to exercise the youth and such other Persons of his Churches as may desire it in the questions and Answers of the Lutheran Catechism, in order to their being brought as much as can be to a true Knowledge of all the Christian Duties required of them in the Word of God. And as each several Member of each respective Congregation is firmly bound by hand and seal in the Salary List as Reference thereto being had may fully appear, to pay his subscribed Salary Money to the said John Christian Leps our future Minister or to his Ordre, so also the said John Christian Leps by his Promise and taking upon himself the Charge and Office of being our Minister and Teacher, has bound himself to perform every Condition stipulated and agreed upon on his side well and truly as aforesaid on pain of foregoing his salary and all and singular Emoluments or Benefit he is to receive from us as aforesaid. This, Revd Fathers and Brethren in Christ, is the sum and substances of the Minister's Calling so agreed upon after after [!] calling upon Almighty God for his Blessing
Nr. 633/634
587
13. 6./14. 6. 1774
and Assistance, and done and resolved to send to your Reverencies this thirteenth Day of June in the Year of our Lord Christ 1774. N[ota] b[ene] if in case the said Mr. John Christian Leps doth misbehave, as mention'd in the second Article, the Church Wardens shall chuse one and the said Mr. Leps the other Minister for Judges of the same Right Reverend and well learned Sirs: Your wellwishing Brothers and friends in Christ. Evert Evertsen Jan C. Halenbeck Jochim Jansen William Halenbeck Jan van Loon
Andreas Hytzelaar Fredric Preuslaar Hendrick van Hoesen Jan van Hoesen Geret van Hoesen
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 13 1772-74 S. 181-183. Dem Brief stellt Mühlenberg die Notiz voran: „Auf obiges [ = Nr. 629j reisete H. Leps mit Mr Flaaken im Maii hinüber und kam im Junii zurück mit folgendem Beruf." 1 2
3 4
5
Zur Vorgeschichte vgl. Nr. 627 und Nr. 629, zur Person Nr. 600 Anm. 5. Die von Kunze eingerichtete höhere Schule in Philadelphia; zur Entstehung vgl. Nr. 603 S. 4 8 7 492. Dies geschah am 20. 7. 1774; vgl. Nr. 639 Anm. 27. 1686 — 1751; 1725 nach Amerika berufen, ab 1731 Pastor in Loonenburg (heute: Athens), Organisator der lutherischen Kirche in der Provinz New York. Vgl. Bd. I Nr. 42 Anm. 7 und passim sowie Glatfelter I S. 217 f. = Kirchenland.
634. An [die Partei Dasers in Charleston]
Philadelphia,
14. 6. 1774
WohlEdler Herr, annoch unbekanter hochgeneigter Gönner, Ew: WohlEdl. Angeehrtes vom 21 Maii 1774 1 ist mir richtig eingehändiget worden. Ich bedaure den Riß in der Gemeine 2 . Es ist leichter ein Haus anzuzünden oder abzubrechen als aufzubauen. Es hat ohne Zweifel viele Zeit, M ü h e und Kosten erfodert ehe eine deutsch=Evangelische Gemeine und Kirche in Charleston aufgerichtet und einiger maßen in Ordnung und Gang gebracht worden. Wenn aber eine Gemeine, Gesellschaft, H a u s oder Familie unter sich selber uneinig wird, so kan es nicht bestehen 3 . Wie ich aus Ew: WohlEdl. Nachricht sub rosa verstehe, so ist die Uneinigkeit schon weit eingerißen zwischen dem S. Τ. H . Pfrr 4 , H h . Ältesten, Vorstehern und Gemein=Gliedern nemlich a) der gröste Theil vom Kirchen=Rath wollen gern einen bewährten, gelehrten und ansehnlichen] Prediger b) der Pfarrherr will ins Land ziehen, oder ein etwas beßer Salarium haben c) verschiedene Glieder wollen nichts mehr mit der deutschen Kirche und Gemeine zu thun
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Die Briefe des Jahres 1774
haben und zu der Englischen halten. Der R i ß ist also würcklich da, und entstehet nun die wichtige Frage, wie der betrübten Sache zu helfen. So viel mir aus 32järiger Erfarung in dieser Abend=Wüste bekant, hat es nie wollen zu einer gründlichen Heilung kommen wenn Uneinigkeit zwischen Prediger, Ältesten, Vorstehern und Gemein=Gliedern eingerißen. Ich habe gemeiniglich gerathen, daß der Prediger gewichen und in andere Gemeinen gegangen, denn es läßet sich nichts erzwingen. Wenn ich in des Rev: Η . Pfrr. Dasers Stelle wäre und in andern Gemeinen Arbeit finden könte, so wolte ich lieber mit rathen und helfen, daß ein ander Prediger in meine Stelle käme. Doch kan ich in dieser Sache weder rathen noch helfen, weil mir die Umstände daselbst nicht völlig bekannt sind: als Ex: gr: 1 hat die Gemeine Grund Regeln oder eine Kirchen Ordnung, worin die Pflichten des Predigers, der Ältesten und Vorsteher und der Gemein=Glieder bestimmet und vest gesetzt sind, so daß ein Jeder Branch weiß was zu thun und zu laßen ist? 2) ist Sr: W E H. Pfrr: Daser von Engelland oder aus Deutschland zum ordentlichen Prediger during good Behaviour gerufen, geordinirt und gesandt? oder ist er nur Accords Weise von der Gemeine auf bestirnte Zeit angenommen? Dieses letztere scheinet aus Ew: WohlEdl. Anmerckungen zu erhellen und giebt gemeiniglich Anlaß zu Partheien in der Gemeine. Denn wenn der Terminus zu Ende läuft, so ist entweder der Prediger müde, oder ein Theil des Kirchen Raths oder ein Theil der Gemein Glieder pro oder contra gesinnet, und denn erfolget Confusion, Zwiespalt und Zerrüttung, und es fehlt niemals an mißgünstigen Partheien, welche das Feuer schüren und Ihre unmenschliche Lust dran haben, wenn alles zu Trümmern gehet. Das ist die alte Satanische M a x i m e : divide et imperabis, und da ist auch kein Segen noch Erbauung zu erwarten. Ich bedaure einen rechtschafenen Prediger in solchen Umständen, und habe es fast jeder Zeit am rathsamsten gehalten, wenn ein Prediger darzwischen heraus gegangen, weil America groß genug und für rechtschafne Diener Christi allenthalben Arbeit, Leiden und Brod zu finden ist; ausgenommen in dem Fall, wenn etwa 2 Drittel vom Kirchen=Rath und 2 Drittel oder die mehresten von ordentlichen contribuirend= und communicirenden Gliedern zusamenstimmten und verlangten, daß der Prediger bleiben solte und sie für seinen leiblichen Unterhalt hinreichend sorgen wolten; so könte ein treuer Seelsorger wol nicht mit gutem Gewißen weichen. Wie Ew: WohlEd. vermuthet, so ist auch nachher ein Schreiben von eilf Personen, die vermuthlich den Ehrsamen Kirchen=Rath ausmachen, unterschrieben, an mich gelangt 5 , mit Bitte, daß wir einen, für die dasigen Umstände sich schickenden Lehrer zur Probe übersenden mögten, weil Ihr gegenwärtiger H. Pfarrer ins Land ziehen würde. Ich habe geantwortet, daß die Sache auf unsrer disjährigen Synodal Versamlung 6 vorlegen, und wenn Gott der Herr mein Leben, Gesundheit und Kräfte erhielte, und mirs möglich wäre, selber einen Besuch bei Ihnen abstatten, und die Umstände näher untersuchen wolte 7 . Der Mensch denckt, und der alles regierende Gott lenckt 8 . Ich dencke es sey nicht Ew. WohlEdl. Ernst, wenn Sie zu melden belieben, daß Sie mit der deutschen Gemeine nichts zu thun haben wolten, Ich sehe unsere deutsche Evangelisch=Lutherische Kirche in dieser Americanischen Wüste als
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den M a n n an Luc: 10,30 — 37 der unter die Mörder gefallen, der Priester und Levite von der etablirten Kirchen giengen ohne menschlich Gefühl und Mitleiden vorbei etc. etc. Aus Zölnern und Sündern können noch begnadigte Kinder werden Luc: 15. 9 und der Heiland aller Welt als der rechte Eigenthums Herr suchet auch das Hunderte verlorne Schaf 1 0 . Wir müßen nur den Muth nicht sincken laßen, sondern Barmhertzigkeit, wie auch unser Vater im Himmel gegen uns arme Würmlein barmhertzig ist 1 1 und seines Verschonens um Christi willen nicht so bald müde wird. Ich hätte in den 32 Jaren meines Hierseyns Anträge und Gelegenheit zu der Englischen Kirche überzutreten genug gehabt, weil mir 4 bis 5 mal mehr Salarium angeboten wurde, als ich bei meinen armen deutschen Glaubens Genoßen gehabt, habe aber lieber mit und unter meinem Volck Schmach gelitten, als die Schätze Egyptens erwählet 1 2 . So viel ich mich besinnen kan, wiche vor viel Jaren ein vornehmer deutscher Schneider von unsrer zu der Hoch Kirche und gab zur Ursache seines Wechsels an, weil er nur wenig Customers unter den Deutschen und die meisten unter den Englischen hätte. Dagegen trat auch ein vornehmer Capitain, der sich der deutschen Sprache beflißen, zu unsrer Kirche und sagte mir, er säße mit mehrern Vergnügen bei den armen gottesfürchtigen Deutschen Lutheranern auf den rauhen Bäncken in Ihrem einfältigen Dress, als auf den erhabenen Stühlen, wo es von Gold und Silber glänzte und von Seide etc. etc. rauschte. Was Ew: WohlEdl. zum Frieden und Wiedervereinigung der Gemeine und Ihres Lehrers aus Christlicher Liebe beitragen können, das werden Sie ohne Zweifel zum Besten unsrer Religion thun, und mir erlauben daß ich Sey Ew. WohlEdl. meines annoch unbekanten Herrn und Gönners zu Dienst und Liebe verbundener Philad. June the 14 th 1774.
Abschrift 1
2
3 4 5
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7
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
Η . M b : sen r
in Ρ Μ 95 A Nr. 13 1772-74
S.
175-177.
Nicht erhalten; es handelt sich wohl um den Brief der Anhänger Dasers in Charleston. Vgl. die Tagebucheintragung zum 7 . 1 0 . 1774 in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 91 f. (Tappert 11 S. 582): „Des jungen Hn: Mag: [Daser] Freunde ließen auch zu gleicher Zeit durch einen Anonymum an mich schreiben und den Kirchen-Rath beschuldigen, daß sie einen gelehrten und rechtschafnen Prediger aus Neid und ohne Ursache absetzen und einen andern haben wolten etc. etc. etc." Vgl. Ps 106,23; Hes 22,30 sowie Wander Bd. 3 Sp. 1694. - Zur Sache vgl. auch Nr. 632 und Mühlenbergs Tagebuch seines Aufenthalts in Charleston in PM 95 A Nr. 14 1774 — 75 besonders S. 85 - 108 und Tappert II S. 5 8 0 - 5 8 8 . Vgl. Mk 3,24 - 27 par. Friedrich Daser; vgl. Nr. 632 Anm. 3. Nicht erhalten; es handelt sich wohl um den Brief des Kirchenrats aus Charleston, der sich von Daser trennen wollte. Mühlenbergs Antwort ist erhalten (Nr. 632). Im September in Lancaster; der Synodalbericht ist nicht erhalten, zu den drängendsten Problemen vgl. Nr. 654. Auf der Reise nach Georgia hielt sich Mühlenberg vom 8. 9. bis zum 26. 10. 1774 in Charleston auf; vgl. die Tagebuchnotizen in PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 41 - 1 2 5 und Tappert II S. 5 6 6 595.
590 Vgl. Vgl. 10 Vgl. " Vgl. 12 Vgl. 8 9
Die Briefe des Jahres 1774 Spr 16,9 sowie Wander Bd. 3 Sp. 593. Vers 4 - 7 . Mt 18,12 und Lk 15,4. Lk 6,36. Hebr 1 1 , 2 4 - 2 6 .
635. An [G. A. Freylinghausen
und F. M.
Ziegenhagen] Philadelphia, 20. 6. 1774
Philadelphia d 20 sten Junii 1774. Sfalvo] T[itulo] Hochwürdige Herren Directores, Hoch zu verehrende Väter! Ob ich wol die Freiheit nam zu Ausgange des 1773 Jares Hochwürdige Väter zu belästigen mit Reise Journals Protocoll von unserer Synodal Versamlung, und Rechnungen etc. 1 und von Sr: Wohl Ehrw: Herrn Pasche benachrichtiget 2 , daß solche Briefschafften in einer Schachtel angekommen, und ich ein paar Zeilen von Hochw: Vätern zum väterlichen Rath und Zurecht Weisung erwartete; so vernam doch von meinem theuresten Gönner und Bruder Pasche, daß Hochw: Väter noch nähere Nachrichten von mir erwarteten, bis eine Antwort erfolgen könte. Ich hätte auch meiner Schuldigkeit gemäß damit auf warten sollen, aber meine 2 malige Kranckheiten im vorigen Herbst und Winter, und mein Allein seyn mit Η. P: Kuntze in der weitläufftigen Philad: Gemeine und mühsame Correspond: mit den hiesigen Gemeinen, haben es unmöglich gemacht. Weil ich nun etwas Erleichterung durch meinen Sohn Heinrich im Amte bekommen 3 , so will gern die noch übrig=wenigen Kräffte anwenden und in Schwachheit die generalia berichten, mit untertänig=demütiger Bitte, meine verdrießliche und verwirrete Schreib=Art herablaßend zu entschuldigen. No 1) Vom 27 Octob: 1773 an den S. T. Ertzbischof in Schweden, weil der zu letzt gewesene Probst von hier heim reisete, und es gewönlich, daß der Praeses unsers Ministerii auch etwas mit geben muß: 4 N. 2. Anmerckungen vom Decemb: 1773. a) Unser Mitarbeiter, der Pfarr Jung hat den Beruf zu den 4 vacanten Gemeinen angenommen zu Canogetchick in Maryland bei 140 Meilen von Philad: Warum nicht der Friedrich Mühlenberg? der auf der letzten Synodal Conferentz dar zu beruffen und sub conditione versprochen war 5 ? Antw: Wenn H. Pfrr: Schultz seine Gemeinen in Tolpehaken verlaßen können, und seine 2te Stelle in Philad: wieder vertreten wollen 6 ; so hätte sich der Friedrich am füglichsten an H. Schultzens statt in die Tolpehak: Gemeinen gepaßet, weil er nahe bei wonete 7 und der Gemein Umstände kundig war. Weil es aber nicht angieng, so hätte ich ihn gern zum 3ten Prediger in Philad: zur Hülfe gehabt 8 . In den Gemeinen wo er war, konte ich ihn nicht laßen, weil
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er mit dem vielen Reiten schon seiner Gesundheit geschadet und mit Haemeroid[es] caecjae] geplagt, und ich auch wegen armer Umstände der neuen Gemeinen von meiner eigenen N o t d u r f f t zuviel zusetzen muste. b) Die in N e u y o r k , in der äusersten Gefar und Agone schwebende hochdeutsche Gemeine bettelte um den Friedrich flehentlich, ob er wol 180 Meilen von seinen Gemeinen dahin hatte. Er bezeugte Neigung dahin, im Fall er nicht bei mir in Philad: seyn könte, und tröstete mich damit, d a ß er in Neuyork nicht reiten durffte, und auch mehr Zeit gewönne, mich in der C o r r e s p o n d : mit H o c h w : Vätern und G ö n n e r n in Europa zu unterstützen. D e m zu folge muste er auf Bitten der Gemeine einen Besuch nach Neuyork 180 Meilen hin und 180 zurück thun, u n d wie sie ihn einmal unter sich hatten, so drungen sie ihn einen Beruf auf, welchen er a n n a m sub Condit: wenn sein Vater ihn nicht nötiger in Philad: gebrauchte. c) ich verließ mich noch immer heimlich auf die H o f n u n g , d a ß unsere Hochwürdige Väter einen Winck gegeben, als o b einer durch Dero gütige Vorsorge zu H ü l f f e käme, w o mit ich entweder Neuyork, oder Philad: oder N e u g e r m a n t o w n in Jersey versehen mögen, welches sich aber verzog. Als n u n Friedrich mit seiner Familie mit Sack und Pack die 80 Meilen zu Ausgange des N o v e m b r : in Philad: a n k a m , sein nötig H a u s geräth für halbe Kosten im Lande versteigert, und bei 15 £ Fracht und Reisekosten bezalen muste, m a c h t e ich erst einen Versuch, ob er bei mir in Philad: bleiben könte? Dahin gehören denn die Extracte aus dem hiesigen Corporations=Protocoll 9 . N: 3: page: 269 im Protocoll bei der versammelten C o r p o r a t i o n : „Überlegt, ob noch einige H o f n u n g übrig, d a ß H. Pfrr: Schultze in den gegenwärtigen Umständen die aus gehaltenen Bedingungen erfüllen, zurück k o m m e n und sein Amt als zweiter ordentlicher Pastor an der Philadelphischen Gemeine, und als Deputy=Rector in Notfällen versehen könte und wolte? laut Protocoll pag: 188 seq[uentes]. Da n u n aus folgenden wol überlegten Aus drücken in S. Τ. Η . P: Schultzens schrifftlichen A n t w o r t , welche also lauten 1 0 a) er müste besorgen, d a ß eine Verlaßung seiner jetzigen Gemeinen nicht o h n e Schaden abgehen mögte: b) Er wünsche, d a ß seine noch immer werth geschätzte Philad: Gemeine mit einem b e g a b t e m , begnadigt und erfahrnen Lehrer versehen seyn, c) u n d bäte, d a ß ihn die C o r p o r a t i o n von der gemeldten Verbindlichkeit frey sprechen mögte; Da, wie gesagt, aus diesen Sätzen erhellet, d a ß der C o r p o r a t i o n in der gegenwärtigen Bedürfniß, keine H o f n u n g zu H e r r n Pastor Schultzens Z u r ü c k k u n f f t , übrig gelaßen, so folge gantz natürlich u n d vernünfftig nach göttlich» und menschlicher O r d n u n g , d a ß S. Τ. H . Joh: Christopher Kuntze, der zwar als dritter Prediger anfangs introducirt wie pag: 178 bis 180 im Protoc: zu sehen, aber n u n schon über 3 Jare als zweiter Prediger mit aller Treue unter Gottes G n a d e n Beistand der Gemeine gedienet, d a ß bemeldter H . Kuntze von n u n an als zweiter pastor Ordinarius unsrer incorporirten Evangelisch=Lutherischen Gemeine an den S1: Michaelis und Z i o n s Kirchen u n d Pertinentien in
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und um Philadelphia hiedurch verordnet und agnoscirt seyn müße, nemlich unsrer privilegirten 11 Kirchen=Ordnung gemäß. Ferner wurde conferirt wegen eines benötigten ordentlichen Lehrers und Seelsorgers aus unserm Vereinigten Rev: Ministerio, der mit Η. P. Kuntze in Christlich geziemender Harmonie das Lehr» und Seelsorger Amt an unsrer Philad: Gemeine gemeinschafftlich zu bedienen geschickt und willig seyn mögte. a) ward Friedrich Mühlenberg vorgeschlagen, in Hofnung, daß er sich für die Umstände schicken, und absonderlich seinen Vater in Alter und Schwachheiten am füglichsten unterstützen könte. b) Andere meineten Heinrich Mühlenberg junior schicke sich beßer, weil er noch ledig, müße von den Jerseyer Gemeinen gleich wieder zurück kommen, wo gegen der Rector anmerckte, daß er wol nicht so gleich ohne Schaden und Verbitterung von den mit vereinigten Gemeinen in Jersey weg genommen werden dürffte 12 , bis der zu erwartende Prediger von Europa ankäme, und man die Jerseyer Gemeinen anderweit versorgen könte. c) ward proponirt, es mögte sehr nützlich seyn, wenn man den S Τ. H. Pastor Helmuth von Lancaster bekommen könte. Dabei wurde angemerckt, daß es mit ihm wol schwer halten dürffte, weil einer wieder an seine Stelle und man vorsichtig und behutsam handeln müste, damit nicht Verbitterung, Aufrur oder Parteien darüber in der Lancast: Gemeine entstünden, wie zum Ex[empel] heute schon einer von den vornemsten Gemein Ältesten von daher bei einem unsrer Ältesten gedräuet, wir solten uns nicht gelüsten laßen ihren Η. P: Hjelmuth] weg zu nemen, wenn wir Unheil vermeiden wolten." Weil denn solcher gestalt dreierlei Meinungen im Kirchen=Rath waren, und die Glieder nicht über ein kommen konten; „so wurde gerathen der Rector und H. Pfrr: Kuntze mögten das Amt und den Dienst an der Gemeine so viel möglich, unter göttlichen Beistande noch fortsetzen, bis die Sache mit der Zeit sich weiter entwickelte etc." Dieser Verlauf zeigte meinem Sohn Friedrich den Weg weiter nach Neuyork, wo er noch im Winter Monat Decembr: mit meiner Bewilligung, in rauhen Wegen und Witterung mit seiner Familie hinreisete, und zwar glücklich anlangte, aber da er kaum einmal gepredigt, in ein malign[es] hitzig Fieber verfiel, und 6 Wochen erbärmlich dran niederlag. Ich war nun noch schlechter ab, wie zuvor, weil etliche Wochen zu vor an Catharrho suffocat[ivo] laborirt, der rauhe Winter eingetreten, und aufs neue eine peripneumonie an den pulmon[ibus] 13 und Scirrus 14 in der Leber das Exit dräuete. Unversehens kam aber der H. Mag[ister] Gr[otz] im Decembr: hier an der im Notfall mit zur Hülffe angespant wurde, aber auch in wenig Wochen solche Symtomata äuserte, die meinen Kummer und Leiden vermehrten, bis eine mitleidende Regierung diese gefärliche Bürde etwas entfernte 15 , und bis ich wieder Othem schöpffen konte und mir seine groben Anfälle erträglicher waren. Ich hatte noch immer eine entfernte Hofnung übrig, daß H. Pfrr: Schultz mich ablösen, und mit H. Kuntzen die Gemeine versehen mögte, spürete aber
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daß durch Insinuation die meisten Glieder der Corporation, darauf drungen, als müste ein Schluß protocollirt werden, daß H. Pfrr: Schultz gantz und gar von der Philad: Gemeine frei und los gesprochen wäre, weil er es so verlanget in seiner letzten Antwort 1 6 , damit mein Rector Amt /: die Bürde ohne W ü r d e 1 7 : / auf den nächsten fiele. Ich fand aber solches ein zu willigen nicht rathsam, sondern schrieb statt deßen eine Protestation ins Protocoll und communicirte es bei der nächsten Zusamenkunfft welches von pag: 275 seq. also lautet: „Kund und zu wißen sey hiermit jederman, dem es angehet, getan von mir, der Zeit Rector, der S: Michaelis und Zions Corporation in Philadelphia, daß besagte Corporation auf die, im Antworts Schreiben d d 7 Octobr: 1773 von S. Τ. H. Pfrr: Schultzen getane Bitte, ihn von seiner Verbindlichkeit als Deputy Rector und zweiten ordentlichen Prediger an der philad. Gemeine frei zu sprechen, daß, sage ich, die Corporation sich zwar genötiget gefunden nach seiner Foderung zu verfaren, und S Τ. H. Kuntze als zweiten ordentlichen Lehrer und Seelsorger an H. Schultzens Stelle zu agnosciren und zu erklären, es aber gar nicht die Meinung habe, als ob H. Pfrr: Schultze damit von aller Verbindlichkeit an der philad: Gemeine gantz frei gesprochen sey; sondern daß besagte Corporation und Gemeine ein Recht und Freiheit behalte, ihn im äusersten Notfall zu fodern und zu beruffen, in so fern er andere überleben und bei Kräfften bleiben solte der Philad. Gemeine seine Dienste zu leisten. Gesetzt aber, er wolte in solchem äusersten Notfall ohne hinreichende Gründe sich weigern, und die Gemeine solte dadurch Schaden leiden, so läge als denn die Verantwortung vor Gott und der Christenheit auf seiner Seite. Ich will die Gründe davon anfüren und verständige unparteiische Freunde urteilen laßen: 1) H. Pfrr: Schultze war vermöge einer Vollmacht von unsern gantzen Ehrsamen Kirchenrath mit Genemhaltung der gantzen Gemeine durch unsere Hochwürdige Herren Directores und Gönner eigentlich für die philad: Gemeine unter Gottes gnädigen Vorsehung beruffen, geordinirt, aus der Missions Cassa frank und frei bis nach Philad: gesteuert und gesandt worden. 2) Die gantze ehrsame Corporation nam Ihn bei seiner Ankunfft, nach dem er die erste Predigt getan mit Genemhaltung der gantzen Gemeine öffentlich, feierlich und mit Handschlag als Ihren eigentlichen Prediger und Seelsorger auf. 3) Die Ehrsame Corporation des 1771sten Jares hielt es gar nicht rathsam und nützlich für die Gemeine, daß H. Pfrr: Schultz frei und los gegeben werden solte 1 8 , und ob die Corporation wol aufs beweglichste gebeten und gedrungen wurde, daß sie einen ihrer ältern Prediger mißen, und denen, in der äusersten Gefar schwebenden mit vereinigten Gemeinen in Tolpehaken überlaßen solten, und sie aus brüderlicher Liebe und Mitleiden bewogen, dem H. Pfrr. Schultz Freiheit gaben in der Noth beizuspringen; so waren sie doch so weise und väterlich für ihre eigene Gemeine besorgt, daß sie ihn nur dahin liehen, und keines weges von Verbindlichkeit frei sprechen wolten, wie das Protocoll in diesem Vestry-Book mit mehrern zeiget pag: 188 — 190. 4) Und warum solte die jetzige Corporation und Gemeine ohne Ursache und hinlängliche Gründe ihren eigentümlichen Prediger von aller Verbindlich-
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keit freigeben? seine Verbindlichkeit rüret ja von Gottes Vorsehung, von unsrer Hochwürdigen Väter Gebet, Bemühung, Beruf, Sendung und seiner ungezwungenen Einwilligung her. Will der Herr ihn auflösen und zu sich nemen, so ist er von aller Verbindlichkeit frei. Wollen die Hochw: Väter in Europa ihn von aller Verbindlichkeit frei sprechen, so werden sie aus väterlicher Liebe uns anderweitig versorgen. Will H. Pfrr: Schultz ohne hinreichende Gründe seine Verbindlichkeit brechen und sich selber frei sprechen, so können wirs zwar nicht wehren, aber die Verantwortung bleibt an seiner Seite. Warum solten wir ihn gantz frei sprechen? Seine Verbindlichkeit kostet uns weder Capital noch Interesse, sondern ist und bleibet ein Geschencke. Solte die Corporation ihn gantz frei sprechen, das wäre so viel, als ihn abdancken, und gesetzt die Gemeine käme hernach durch Todes=FälIe ihrer Arbeiter, oder durch andere Zufälle in Noth und Mangel, und wolte ihn aufs neue beruffen wenn er noch lebte; so würde er sich höflich bedancken und sagen: Ihr habt mich gantz frei gegeben. Zeiten und Umstände sind veränderlich. Wenn man in Überfluß lebet, und satt ist, wirfft man wol ein gut Stück Brod weg, das man gern wieder hätte, wenn Hungers=Noth einbricht. Seine Lehre ist rein, sein Wandel gewißenhafft, und seine Stimme der Zions Kirche angemeßen. Er kan auch von unserer Corporation nicht von aller Verbindlichkeit, ohne Consens, wenigstens zweier Drittel ordentlicher Gemein=Glieder gantz frei gesprochen werden, maßen unsere privilegirte Kirchen=Ordnung sagt § 9: Capit: 1: ,in Berufs Angelegenheiten, soll kein Schluß gelten, der nicht wenigstens von 2 Dritteln des gantzen Kirchen=Raths beschloßen, der Gemeine vorgelegt, und von 2 Dritteln der communicirenden Gemein=Glieder gebilliget ist.' Conf[er] § 7 . Cap: 2. 1 9 Es bleibt demnach mein einfältiger Rath und Meinung, daß die Corporation seine gäntzliche Freisprechung unberürt, und es dabei bewenden laße, daß des H. Pfrr: Schultzen seine Prediger Stelle an der Philadelphischen Gemeine durch H. Pfrr: Kuntzen nach erfordernden Umständen der Ordnung gemäß, besetzet ist. Das Deputy Rector Amt ist mehr ein Compliment, als Realitaet. So lange ein Rector da, und bei der Hand ist, kan er sein Amt selber versehen, und wenn er abwesend seyn muß, sagt das Charter 20 , daß die Church Wardens in Notfällen ohne ihn thun können. Und es stehet dem Rector auch frei jedesmal wen er will zum Deputy zu bevollmächtigen, wenn er krank ist, oder verreiset. Philadelphia d 30 Octobr: 1773. Henry Mühlenberg p[ro] t[empore] R[ector] Obige Erklärung ist am 5 ten Januar: 1774 der versammelten Corporation vorgelesen und gebilliget worden." No: 4. Extract aus dem Protoc: pag: 278. A: D: 1774 am 5 ten Januar: legte unser Treasurer Herr Friedrich Kühl der Corporation die Kirchen=Rechnung vom 6 Januar 1773 bis 5 Januar 1774 zur Besichtigung vor, damit sie Morgen vor der Gemein»Versamlung öffentlich abgelegt und mit Quitungen belegt werden mögte, wie gewönlich. Die Salaria beider Prediger werden järlich in der Woche vor Weihnacht nach öffentlicher
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Verkündigung von den Gemein Gliedern bei den Herren Vorstehern ein gebracht, k o m m e n aber nicht mit in die Kirchen Rechnung. Die dismalige R e c h n u n g verhielt sich über h a u p t also
a) b) c) d) e)
Curr s.
Die gesamte Einnahme:
£
d
an Collecten in den Klingelbeutel beim Gottes=D[ienst] An q u a r t a l Collecten An Stuhl=Geld in beiden Kirchen An Grab=GeIde An Geschencken von verschiedenen Gliedern
393 258 409 62 71
14 3 11 7 18
1 Vi 10 10 Vi —
Summa 1195
14
10.
Von dieser Einname sind die Interessen von den principal Schulden, die H a u s M i e t h e u n d Grundzinsen, der Organisten, Küster und Bälgetreter Lohn, das Schulgeld f ü r arme Kinder, Bau und Beßerungskosten, Lichter, Wein und Brod zum Gottes=Dienst und heil. Abendmal, Brennholtz f ü r die Prediger, und was sonst unentbehrlich nötig, bezalt, ferner das Schul=Haus von G r u n d Rent frei g e k a u f f t , und mit dem Übrigen ein gutes Teil an der H a u p t schuld vermindert worden: so, daß die C o r p o r a t i o n und Gemeine nun noch schuldig sind: 3850 £, 11 Schill, 8 Vi d: welche noch bei 240 £ Interesse järl erfodern. Wenn die Interessen nicht järlich so viel weg g e n o m m e n , so wären wir schon meist aus den Schulden heraus. Doch k ö n n e n Verständige den Segen des H ö c h s t e n nicht genug b e w u n d e r n und verdancken! D a von eilf tausend £ schulden, n u r noch Drei Tausend Acht h u n d e r t und fünfzig £ eilf Schillinge und acht Pens a m 6 J a n u a r : a[nni] c[urrentis] zurück waren. Ich lebe n u n der H o f n u n g , d a ß unter göttlichen G n a d e n Beistand u n d E r b a r m u n g die übrigen Creditores nicht zu kurtz k o m m e n dürfften. Die G e b ä u d e sind freilich der Feuers Gefar u n d andern Elementen aus gesetzt, u n d wenn der H e r r nicht das H a u s bewachet, so wachen die menschl. Wächter umsonst. 2 1 Solte der Herr die G e b ä u d e aus G n a d e n b e w a r e n , so w ä r e unser räumlich Schul haus beinahe hinreichend die Summe, welche von S[eine]r Hochgräfl[ichen] Excell[enz] S[olms] R ö d e l h e i m ] Legat an die C o r p o r a t i o n geliehen 2 2 , zu ersetzen. Es haffteten noch 7 £ järl. G r u n d Zinse auf dem G r u n d Stücke des Schulhauses, welche wir im vorigen Jare mit 117 £ abgekaufft haben, so d a ß das Schul haus nun frei ist. Und solte G o t t der H e r r /: wie ich nicht hoffe :/ seines E r b a r m e n s m ü d e werden und die G e b ä u d e zerstören laßen; so blieben die G r u n d s t ü c k e zweier Kirchen, zweier Begräbniß Plätze 2 3 und zweier Wonhäuser noch hinreichend die Creditores zu befriedigen. In der 4ten Straße w o die Z i o n s Kirche stehet, 2 4 gilt ein jeder Fußbreit bloßer G r u n d 20 Schill: curr: Grundzins järlich und wir haben bei 116 Fuß Front. Wir hatten Anfangs n u r 110 Fuß, musten aber noch 6 F u ß d a r z u kauffen und 100 £ d a f ü r bezalen, d a m i t etwas R a u m zwischen der Kirche und angrentzenden G e b ä u d e n bliebe. Der gnädigst* u n d barmhertzige Heiland wolle doch seine Gnaden» und Schutzhand über das arme mit vieler M ü h e errichtete äusere Gerüste halten, und seinen seligen Z w e c k an so
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vielen theuer erworbenen 25 annoch zerstreuten Schafen 26 erreichen? und meinen Successoren mehr Muth und Weisheit, anhaltende Treue, Gedult, Demuth, Sanfftmuth, Standhafftigkeit und seine zarte Liebe zur Weidung der Lämmer und Schafe 2 7 als der Urquelle aller Christlichen Tugenden im reichern Maaß als mir, verleihen; damit sie nicht zerstreuen, sondern sammeln 28 ! No: 5. In den vergangenen Winter=Monaten Januar Februar: und Mertz hatte H. Pfrr: Kuntze 110 junge Leute zum Unterricht in der Glaubens Lehre und Lebens=Pflichten und wandte viele Mühe und Fleiß an, sie recht zu gründen auf Jesum den Fels des Heils 2 9 , und nach seinem /: des Erlösers :/ Sinn zu bilden, und ich hatte etliche und zwantzig erwachsene, in der Jugend versäumte und zerbrochene Gefäße 3 0 von 20 — 30—40 bis 50 Jare alt im Unterricht, welche theils unter Englischen nichts glaubenden etc. auf gewachsen, und ihre deutsche Muttersprache verloren hatten, und gar die ersten Buchstaben von der Christlich=Evangelischen Religion nicht wüsten, mit welchen man sehr einfältig und langmütig zu Werck gehen muß, ehe der Saame des Wortes etwas keimen und Wurtzel faßen will 31 . Pflantzen und begießen ist vergeblich, wo nicht das Gedeihen darzu erbeten wird. 3 2 H. Kuntze confirmirte seine Pflantzen am Charfreitage in der Zions, und ich meine in der Michaelis Kirche nach vorher gegangenen Examine und Erneuerung ihres Tauf Bundes, und am ersten Oster Tage empfiengen sie nebst 5 hundert andern Communicanten in der Zions Kirche des Herrn Abendmal. Und damit die jungen Leute, die sich in der Stadt aufhalten, und nicht etwa verbundene Dienst Boten sind, Gelegenheit haben mögten, ihre empfangene Erkentniß an zu bauen, so hält Η. P. Kuntze alle Montag Abende eine Biblische Erbauungs=Stunde, wo sich auch alte Erweckte mit einfinden. No 6. Der merckliche Abgang meiner auch sonst geringen Gemüts« und Leibes Kräffte und vieler Neben Geschäffte Anwachs außer der Amts=Last, erfoderte nun mit Ernst Hülffe und Unterstützung zu suchen. Dahero wurde in verschiedenen Sessionen der Corporation gerathschlaget, wie doch der Noth am füglichsten geholffen werden könte? Die Schwierigkeit bestund meistens mit darin 1) die Gemeine ist noch zu tief in Schulden verhafftet, kan noch nicht 3 Prediger salariren, mit Häusern und Brennholtz versehen. 2) Zwei starcke und muntere Prediger können die weitläufftigen Amts=Geschäffte zur Noth bestreiten, und nach Notdurfft unterhalten werden, wenn sie die Accidentien mit einander in 2 gleiche Teile teilen. 3) Ein dritter wäre wol hochnötig als Rector, um die äusere Rüstung, Oeconomie, Zaun und Correspondence mit den hiesig Vereinigten Gemeinen und Europa zu unterhalten, aber woher die leibliche Unterhaltung? Ein Prediger kan hier in der Stadt, da alles theuer ist, mit einer Familie nicht unter 150 bis 160 £ aus kommen, wenn er noch so oeconomisch und knap zu hausen weiß. Will der alte Mb: uns verlaßen, so besorgen wir Unruhe und Schaden, und daß auch 2 starcke nicht hinreichend seyn dürfften, wenn sie die notwendigen Nebengeschäffte mit versehen solten. 4) Wolan denn, die Amts=Geschäffte an der Gemeine müßen zuerst besorgt werden, und wenn nicht anders geholffen werden kan, so mag ultimum refugium seyn a) Der alte Mb: muß Rector und bei der Hand bleiben g: G.
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b) Die Hochwürdige Herren Directores werden nach Bericht und Einsicht der Sache gütigst geruhen ihm die Interessen von Sr: Hochgrfl. Excell. Legat zur Beihülffe zu erlauben, wenn es dem Document und der heil. Absicht des Hohen Donatoris nicht zu wieder seyn mögte: ferner müste das filial der S f : Peters Kirche auf Barrenhill bei behalten werden und etwas contribuiren. So könte der Emeritus sich selber ein Haus in der Stadt mieten, den zweiten Prediger H. K[unze] das Pfarrhaus einräumen, wo die meisten Anläuffe und Zerstreuungen etc. sind, und ein dritter Prediger nächst bei in dem Hause wonen, das die Gemeine bis her für H. Pfrr: Kuntze järlich für 20 £ gemietet hatte, c) Solcher gestalt solte H. Pfrr: Kuntze des alten M b s salarium von 90 £ und der dritte Prediger des Η. K: salarium von 75 £ curr: järlich haben, und der p[ro] t[empore] zweite und dritte Prediger die Accidentien mit einander gleich teilen, d) und weil gegenwärtig kein andrer in die Umstände paßete als Heinrich Mühlenberg jun r : so müste er nach der Kirchen=Ordnung von der Corporation der Gemeine zu einer freien Wahl vorgeschlagen werden. Solches wurde endlich beschloßen und protocollirt; und von mir gefodert, daß ich einen den Protocolls gemäßen Aufsatz machen, welcher am lsten Oster=Tage in beiden Kirchen vor den zahlreichsten Versamlungen publicirt werden solte. Wobei dieses nur anmercke, daß sich meine Aufsätze nach den schwachen Begriffen des Volcks richten, und mit Tautologien und Wiederholungen vorsetzlich beladen, und doch noch schwer zu verstehen sind. Der Aufsatz lautet also: Philad: d. 3 April am heil[igen] Oster Tage 1774. „Es ist unsrer gantzen Gemeine bekant daß ich /: M b : Sen r : :/ schon etliche Jare her gebeten habe, sie mögten mir eine Erleichterung im Alter und Schwachheit verschaffen, wenn ich etwa noch ein wenig leben und hier bleiben solte, bis die Gemeine sich beßer aus den Schulden gewickelt. Der ehrsame Kirchen= Rath hat sich auch bemühet und den Sfalvo] T[itulo] H. Pfrr: Schultz mündlich und schrifftlich um seine Zurückkunfft ersucht, aber ihren Wunsch nicht erreicht 3 3 . Dahero wurde die Corporation schlüßig, den jüngern Heinrich Mühlenberg zum Adiunctus oder Vicarius seines Vaters zu bestimmen, und der Schluß wurde auch in beiden Kirchen der Gemeine öffentlich vorgelegt und gefragt, ob sie damit zu frieden wären oder nicht? Weil denn in der Bedenck Zeit nichts da gegen eingewandt wurde; so trat er sein Amt an, und dienete seinem Vater zur Erleichterung. Kaum hatte er sein Amt drei Viertel J a r e hier gefüret, so kam sein Vater in Noth mit den alten mit vereinigten Gemeinen in der Province Jersey, welche schon über Jar und Tage vacant und der Zerstreuung und Ruin nahe waren; und weil der Vater und Sohn nur für einen M a n n stunden, so hielte der Vater es seiner Schuldigkeit gemäß, seinen Adiunctus auf ein Zeitlang denen in Gefar schwebenden Jerseyer Gemeinen zu überlaßen, bis die erwartete Hülffe käme. Er vermeldete es auch ein Zeitlang zuvor nemlich am 7 t e n Junii vorigen Jares in einer großen Kirchen=Raths Versamlung in Z i o n , daß er gedrungen wäre die Jerseyer Gemeinen noch bei zu behalten 3 4 . In deßen gefiel es doch vielen wolmeinenden Gliedern in dieser Philad: Gemeine nicht, daß er abwesend war, weil sie nicht wüsten woran es fehlte. Die Sache redet aber nun selber, weil Mühlenberg sen r : immer schwächer
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wird, nicht mehr so munter beispringen kan, und dem Η. P. Kuntze die weitläufftigen Amts=Geschäffte in die Länge zu schwer fallen dürfften. Um nun der Sache aus der Noth zu helffen, so hat die Corporation einmütig beschloßen den Heinrich Mühlenberg jun r : der Gemeine zum dritten Prediger vor zu schlagen, damit ihn sein Vater nicht füglich wieder weg senden dürffte, und zwar auch so, daß der Gemeine nicht zu viel auf erlegt würde, weil sie noch in Bauschulden verhafftet ist, und g: G järlich mehr Erleichterung bekomt, wenn sie ordentlich bedienet wird und einig bleibet. Zu dem Ende werden alle und jede ordentliche Gemein=Glieder an der S': Michaelis und Zions Kirche gebeten, die wichtige Sache vor Gott in der Stille zu überlegen, und Morgen Nachmittag von 2 bis 6 Uhr vor dem Kirchen=Rath im untern Schul=Saale ihre Stimme mündlich oder schrifftlich einzu bringen oder einzusenden. Es gebraucht dismal nicht viel Tage Bedenckzeit, weil er der Gemeine nicht frembd, sondern bekant genug, und schon einmal im vorigen Jare gewälet worden ist 35 . Nach unsrer privilegirten Kirchen=Ordnung hat ein jedes ordentlich Gemeinglied Freiheit seine Stimme mündlich oder schrifftlich einzugeben, oder mit Vernunfft und Bescheidenheit ja, oder Nein zu sagen, oder zu schreiben. Nach unsers Herrn und Heilandes Regel soll es ja oder nein seyn, was drüber ist, das ist vom Übel. , e Unsre Kirchen=Ordnung hält nur diejenigen für ordentliche Glieder, die getaufft sind, das heil: Abendmal empfangen, die nicht in herrschenden Sünden leben und Ihre Gaben oder Scherflein zur Unter haltung und Fortpflantzung des evangelischen Gottes Dienstes aus Liebe nach Vermögen beitragen, und solche ordentliche Glieder sind nicht unbekant; denn man hat ihre Namen in den Tauf= Communicanten= und Stulregistern, wie auch unter der Kirchen=Ordnung 37 und dem Verzeichniß zum Beitrage. Wer demnach ein ordentlich Glied unsrer Gemeine ist, der beliebe Morgen Nachmittag von 2 bis 6 Uhr seine Stimme mündlich oder schrifftlich bei dem Kirchenrath einzugeben oder ein zu senden. Es brauchet gar keine Weitläufftigkeit und Geräusche, sondern ein jedes ordentlich Glied überlegt bei sich selbst also: 1) schicket sich der jüngere Heinrich Mühlenberg für diese Gemeine? 2) ist es wol billig und rathsam, daß der alte M a n n unter stützet werde, wenn er noch bei uns bleiben und etwas leben soll? Wer das gut findet, und mit der Corporation über ein stimmet, der stellet sich Morgen Nachmittags im Schulhause ein, und stimmet mündlich oder schrifftlich: Ja, es soll so seyn. Wer aber nicht damit zu frieden ist, der stimmet mündlich oder schrifftlich: Nein. Wobei man sich aus bittet, daß der Kirchenrath mit langen Briefen und unnützen Geschreibe verschonet bleibe, weil die Wahl nicht von unverständigen Knaben, sondern von ordentlichen Gliedern gefodert, die Verstand haben und selber wißen müßen, was zum Besten, zum Frieden und Einigkeit der Gemeine dienet. Morgen Abend g: G nach 6 Uhr, werden die Stimmen gezälet. Wenn denn die meisten sagen, daß der jüngere Heinrich Mühlenberg hier dritter Prediger seyn soll, so bleibt der Kirchenraths»Schluß gültig; sagen aber die meisten Stimmen das Gegenteil, so bleibet H:Mühlenberg jun r : und arbeitet daselbst, wo er mit Danck auf genommen ist, und wird. Zum Beschluß habe noch zu erinnern, nemlich: es ist in dieser Gemeine eine unfreundliche Redens»
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Art ausgebreitet, als hätte jemand in der letzten Kirchenraths Versamlung gesagt, wer wieder meinen Sohn Heinrich stimmete, der solte nicht zum heil. Abendmal gelaßen werden. Ich kan aber vor Gott versichern, daß solche unverständige Worte in meiner Gegenwart nicht vorgefallen sind, daß es auch nie meine Meinung gewesen, und auch nicht seyn werde entweder mich selbst oder die Meinigen dieser Gemeine auf zu dringen! Nein meine lieben Freunde, in dem weitläufftigen America ist Arbeit genug." Am Oster Montage und Dienstage hatte ich versprochner maßen Gottes» Dienst in 2 Land Gemeinen, so daß von der Wahl entfernt war. Nach meiner Heimkunfft wurde mir folgender Zettel eingehändiget: Philadelphia April 4Ih 1774: Für Rev: Hn: Heinrich Mühlenberg jun r : als dritter Prediger an der Sr: Michaelis und Zions Gemeine zu Philadelphia 242 Stimmen gegen Η. M. Jun r : 11 Stimmen als Zeugen bei Zälung der Stimmen Michael Schubert, Friedrich Hagner, Philip Hall, Andreas Bertsch, Caspar Graeff, Sebastian Seubert, Christoph Meyer, Johannes Laurence, Michael Kraft, Heinrich Kämmerer: p[ro] t[empore] Glieder der Corporation. Am folgenden Tage waren verschiedene Glieder beängstigt zu meiner Wonung gekommen, sagende, sie hätten gehört, daß etliche wieder den jungen Mb: ihre Stimmen eingegeben. Wenns nötig wäre, so wolten sie in kurtzer Zeit noch 100 Stimmen für ihn bringen. Es war aber nicht nötig, weil die Wahl öffentlich und ordentlich geschehen. Diesem nach wurde in der nächst folgenden Kirchen=Raths Versamlung folgender Beruf protocollirt und in duplo unterschrieben: pag: 289 seq. im Vestry Book: „Philadelphia d. 13ten April 1774. Im Namen der Höchstheiligen Drei Einigkeit Amen! Kund und zu wißen sey hiermit jederman, dem es angehet gethan, daß wir, der Zeit unterschriebene Rector, Lehrer, Church Wardens und Vestry=men der incorporirten Evangelischen S': Michaelis und Zions Kirchen und Gemeine in und um Philadelphia in Pennsylvania nach reiffer Überlegung am ein und zwantzig« und drei und zwanzigsten Mertz, ein tausend sieben hundert und vier und siebenzig, den einmütigen Schluß gefaßet S[eine]r WJohl] E[hrwürden] H. Heinrich Mühlenberg jun r : zum dritten ordentlichen Prediger und Seelsorger unserer bemeldten Gemeine zur Wahl vorzuschlagen und besagter H. Mühlenberg jun r : am vierten April 1774 durch beinahe alle Stimmen der sich eingefundenen ordentlichen Gemein=Glieder erwälet, und dadurch der Corporations=Schluß bekräfftiget worden; so beruffen, verordnen und constituiren wir, die obbemeldte Corporation für uns und unsere rechtmäßige Successores hiemit Sr: W. Ε. H. Heinrich Mühlenberg junior zum dritten und ordentlichen Lehrer und Seelsorger an und in unserer S': Michaelis und Zions Gemeine in, und um Philadelphia, auf folgende Bedingungen nämlich: Daß er sein Amt nach gehöriger Instruction gemeinschafftlich mit den übrig=verordneten Lehrern und Seelsorgern an der
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Gemeine treulich treibe, seine Lehre nach dem Grunde der Apostel und Propheten unserer ungeändert Augspurgischen Confession und hier privilegirten Kirchen=Ordnung gemäß rechtsinnig führe und mit Christlich=exemplarischen Wandel ziere, so viel der Herr Gnade verleihet. Für solchen seinen Dienst soll er zur leiblichen Unterhaltung järlich von unserer Gemeine zu genießen haben fünf und siebenzig £ pennsylvanischen gangbaren Geldes, freie Wonung, Feuer Holtz und die Hälffte von den gewönlichen Accidentien. Welches obige samt und sonders wir bekräfftigen mit eigenhändiger Unterschrifft und dem Insiegel der S r : Michaelis und Zions Corporation: So geschehen zu Philadelphia im Evangelischen Vestry Room am 13ten April A D: 1774 Friedrich Hagner Michael Schubert Andreas Bertsch Sebastian Seubert Christoph Meyer Michael Kraft Heinrich Kämmerer
[Locus Sigilli] 38
Heinrich Mühlenberg senr: p. t. Rector. Johannes Kuntze Heinrich Keppele Andreas Boshard David Schaeffer Friedrich Kühl Caspar Graeff Philip Hall Johannes Laurence"
Heinrich Mb: jun r : konte versprochner Maßen nicht von den Jerseyer Gemeinen los kommen bis d. 6 ten Junii a c: weil er eine Anzal junger Leute im Unterricht hatte. Die Ältesten und Vorsteher der Jerseyer Gemeinen sandten eine Bittschrifft 39 an mich und den hiesigen Kirchen=Rath und baten sehr, wir mögten den Heinrich nicht von ihnen nemen, weil er besonders unter dem jungen Volcke vielen Fleiß angewandt und Erbauung gestifftet und unter 10 wol nicht einer sich so gut für ihre Gemein Umstände schickte als er. Der Schluß konte aber nun nicht geändert werden. Es ist nur Schade, wenn man mehr Eisen glüend machet, als man verschmieden kan 4 0 . Am 6 ten Junii a c: kam mein Sohn Heinrich hier an, und am 12ten Junii Domfinicus] 2 post Trinitatis] hielte er seine Anzugs=Predigt in Zion und wurde von Η. P. Kuntze der Gemeine vorgestelt, weil ich mich zu schwach fand und Gottes=Dienst in der Michaelis Kirche hielt. Der Kirchen=Rath von der Jerseyer haupt Gemeine hat einen Beruf an den Wohl Ehrw: Pastor Schmid in Germantown unsern vereinigten Amts=Bruder gesandt und angehalten, daß er ihr Rector und Seelsorger werden mögte nach Maßgebung ihres Charters 41 . Ob ers annemen wird, und von Germantown ohne Schaden füglich los kommen kan, weiß ich noch nicht, weil die dis järige Synodal Conferentz noch nicht gehalten werden können, wo solche Veränderungen gemeinschafftlich überlegt werden. Ich habe nun zwar ein paar junge schwache Achseln gefunden wo die halbe Amts=Bürde der Philad: Gemeine auf gewältzet worden und bin auch in so weit von den Jerseyer mühsamen Gemeinen entbunden, bin aber auch nun außer salario fixo und Accidentien,
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habe noch eine krancke Frau und 2 Töchter 4 2 , eine von 18 und die letzte von 10 J a r alt zu versorgen und selber nicht mehr im Stande den hiesigen Land oder Stadt Gemeinen vor zu stehen, und bleibet mir nur noch übrig in Demuth und Schüchternheit Hochwürdigen Herren Directoribus und verehrungswürdigsten Vätern 2 Fragen vor zu legen 1) Konten und dürfften hoch gedacht Dieselben mit gutem Gewißen mir die Interessen von dem hier stehenden Fund des Hochgr[ä]fl[ichen] S[olms] R[ödelheimschen] Legats zur Unterstützung angedeihen laßen, ohne die Absicht des Excell: Donatoris fundi und Dero Document 4 3 zu kräncken, oder der Sache Zwang an zu thun? Solte es den geringsten Nachteil oder Schaden verursachen; so wolte es demütigst verbeten, und deßen nicht mehr gedencken, und nur 2 t e n s fragen, ob hoch Dieselben geruhen mögten, mich gantz frei und los zu geben? so wolte ich mich mit meiner krancken Frau bei ein oder andern meiner Kinder aufs Land begeben, wo es am wolfeilsten zu leben ist, und so viel mir der Herr Gnade verliehe, die letzte Zeit dazu anwenden, daß ich die Rechnungen in beßere Ordnung brächte, und von mannichen Sachen die dunckel scheinen Red und Antwort gäbe, und übrigens auf ein seliges Ende mich bereitete. Was ich darneben zum Nutz der hiesigen Gemeinen rathen und schreiben könte, das wolte mit göttlicher Hülfe gern thun. Letzteres würde mir am liebsten seyn wenn es Gottes gnädiger Wille, und Hochwürdiger Väter übereinstimmiger Rath wäre. Ich würde zu meinem Schwieger Sohn Η. P. Schultz ziehen, der es sehr wünschet und auch die beste Gelegenheit dar zu hat; zu mal Tolpehaken meiner Frauen erste Heimath war, wo ihre Eltern viele Jare gewonet haben 4 4 und sie erzogen ist. Bei andern meiner verheirateten Kinder kan ich nicht wonen, weil sie arm sind, und mit sich selber genug zu schaffen haben, daß sie ihre Nothdurfft bestreiten, sich auch fürchten für der Mutter betrübten Kranckheit, die sich offt äusert in epileptischen Ohnmächten. Eine hoch väterliche herablaßende Antwort 4 5 wird mich nächst Gott beruhigen und trösten wenn ichs erlebe. Die wichtigsten Hindernißen die mich bisher von der Reise nach Eben Ezer in Georgia zurück gehalten 4 6 waren a) daß ich keine Hülffe oder keinen Vicarium in Philad: hatte b) meine krancke Frau, die ich nicht wol allein laßen, und auch nicht füglich mit nemen konte. Sie ist eine treue Sclavin 29 Jare zu mir in meinem mühseligen Amte, und auch eine liebreiche Pflege» Mutter zu verschiedenen meiner jüngern H . Amts^Brüder in ihren gesunden Jaren gewesen und wäre mir leid wenn ich sie in ihren hülflosen trübseligen Umständen verlaßen, oder hinter laßen solte. Doch ich will schweigen — Der Herr wirds wol machen 4 7 . Seine Güte wäret ewiglich 4 8 . N o . 7. Wie es gegenwärtig mit der äuserlichen Verfaßung unserer Vereinigten Gemeinen beschaffen, will nach meiner schwachen Einsicht noch mit Wenigem pro Memoria berüren 1) In Philadelphia gehet das von Η. P: Kuntze angefangene Deutsche Seminarium 4 9 noch so fort, hat 14 Schüler, welche in einem gemieteten Hause nahe bei von H. Kuntze und einem Praeceptor 5 0 von Straßburg her in Humanioribus und Theologie unterrichtet werden. In unsrer deutschen Schule arbeiten 2 Schulhalter 5 1 , einer hat die Knaben, und der andere die Mätgen
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Schule, und beide versehen auch den Organisten und Cantor Dienst. Im untern Schul=Saal wo die K n a b e n s c h u l e , ist durch eine Scheide Wand ein Raum abgeteilt, wo ein Englischer Meister unsere Kinder, im Englischen lesen, schreiben, Rechnen etc. etc. unter richtet. Wir fanden dis nötig, weil unsere Jugend, wenn sie die deutschen Classen durch gegangen, von den Eltern und Meistern um des Englischen willen in allerlei Quäker etc. etc. Schulen gethan wurden, und dadurch nicht allein ihre Muttersprache, sondern auch den Catechismum, Gebeter, Gesang etc. etc. vergaßen, aus unserer Kirche und Kinder=Lehren weg blieben, wild und frembd wurden etc. Dahero war eine solche Anstalt nötig, so daß bei Anfang und Ausgang der Schule die Zwischen Wand eröfnet, und die Englische Classe von dem deutschen Meister mit zu den deutschen Gebetern, Gesang und Catechisation angehalten wird, und sie auch Sontags mit in den Kinder=Lehren erscheinen müßen. Z u m öffentlichen Gottes Dienst an Sonn= und Fest=Tagen sind immer 2 Prediger nötig. Einer predigt vormittags und taufft Kinder in der Zions Kirche und der andere in der Michaelis. Nachmittags hält der, welcher vormittags in Zion war, Kinderlehr in Michaelis, und der andere, hält Nachmittags Gottes=Dienst in Zion. Wer die Kinder lehr gehabt, der hält Abends noch eine Erbauungs Versamlung in der Michaelis Kirche. Die Abendstunden hat Η. P. Kuntze bis her allein versehen, weil ich mein Gesicht 5 2 zu sehr geschwächt. Nun soll aber umgewechselt werden, weil Heinrich jun r : seinen Dienst angetreten. In verschiedenen Monaten, wo epidemische Kranckheiten graßiren, wären wol 5 bis 6 Prediger nötig, weil die Gemein Glieder in und außer der Stadt auf 1 — 2 — 3 — 4 bis 5 Meilen entfernt wonen. M o n t a g und Donnerstag Abends werden biblische und Betstunden gehalten. Der im Pfarrhause wonende Prediger muß den gantzen Tag, von Morgens bis in die Nacht bei der Hand seyn, oder jemand dar zu halten, weil daselbst der gröste Anlauf ist, und alles vom Lande und aus der Stadt gemeldet wird, nemlich: Kranckheiten, Sterbe Fälle, N o t tauffen, Streitigkeiten, Klagen, Ausruffen, Copuliren, Anmelden zum heil. Abendmal, schrifftlich» und mündliche Botschafften aus der Nähe und Ferne, die schleunige Antworten erfodern, Betteleien ohne Zahl etc. etc. etc. Weil denn an dem Pfarrhause vorne und hinten 4 bis 5 Türen sind, und das Schulhaus hinten anstoßet, so klopfen gar offt die Kunden an allen 5 Türen zu gleich und wollen nach der Länge und Breite gehört und abgefertigt seyn. Dieses hat meiner Frauen Kranckheit ziemlich vermehrt und mich schon lange seufzend gemacht, von der allzu vielen Zerstreuung und Bürde entbunden zu werden. Η . P: Kuntze hat alles ihm mögliche gethan mir die Last helffen zu erleichtern, besonders in Sachen, die eigentlich zum Amte gehören. Inzwischen muß doch die aus wendige Peripherie auch besorgt werden, denn es läßet sich nicht wol eine Suppe kochen und eßen ohne H a f e n " , Keßel, Schüßel und Löffel. Ich besorge, Η. P. Kuntze werde es nicht lange aus halten können im Pfarr hause zu wonen. Die gar vielerlei Religions Parteien haben etwas Ähnliches mit den Städten wo viele Kram laden nahe bei samen sind. Wenn die Kunden nach ihrer Caprice in einem nicht gleich Aufwartung und Abfertigung finden, so gehen sie zum andern, wo sie freundlicher bewillkomnet werden und wo sie
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es am wolfeilsten kriegen können. Ich meine nicht Flatterie 5 4 und Schmeichelei wieder das Gewißen, sondern Christliche Sanfftmuth, Gedult und herablaßende Freundlichkeit. Schencke Herr, auf meine Bitte mir ein göttliches /: nach Christo gebildetes :/ Gemüte etc. 5 5 vielen oder allen, so viel möglich ohne Parteilichkeit nützlich zu werden; in dem Zwischen Raum, wo wir als Glieder durch göttliche Vorsehung an den Cörper gehefftet sind 5 6 . 2) Die Gemeine in Germantown hat nach so vielen und kostbaren 5 7 langen Streitigkeiten 5 8 nun verschiedene Jare her Ruhe und Friede gehabt und sich aus ihren Kirchen» und Process=Schulden meistens heraus geholffen und scheinen mit Η . P: Schmid vergnügt und einig zu seyn, sind auch gewillet sein sehr knappes Salarium etwas zu verbeßern. Er ist fleißig in seinem Beruf, behutsam im Wandel und als ein friedliebender Nachbar geachtet von andern Religions Parteien, bedienet auch Sontag Nachmittags ein paar Filials. 3) Die ältesten Gemeinen in Neuprovidence und Hannover werden noch vom Η . P. Voigt bedienet. Er hat ein angenemes Pfarr=Plätzgen in Hannover wo er noch in Coelibat wonet. Die Providencer klagen immer, daß ihre Gemeine abneme, weil sie nur den vierten Sontag Gottes=Dienst haben und der H. Pfrr: die Gemein=Glieder nicht besuche, sondern auser Notfällen nur am vierten Sontage komme und nach der Predigt gleich wieder heim eile. In Hannover predigt er alle vierzehn Tage Sontags, und 12 Meilen von seiner Wonung Peikstown über der Schulkiel genant, den vierten Sontag. Seine Leibes» Constitution ist schwächlich, seine einsame Lebens=Art und wenige Conversation mit seinen Amts=Brüdern machet ihn hypocondrisch, argwönisch, eigensinnig und Menschenscheu. Er hat sich nun 3 Jare hinter ein ander unserer Synodal Versamlung entzogen, und sich nicht schrifftlich, wie sonst gewönlich, entschuldiget. Die Ältesten in Hannov: klagen, daß er seine Gemein Glieder nie besuche, sondern es blos bei dem Opere operato bewenden laße; daß die Liebe gegen ihren Hirten, des wegen erkalte, bei dem öffentlichen Gottes» Dienst sich zwar noch ziemliche Hauffen einfänden, aber der contribuirenden Glieder immer weniger würden, und sie nicht wüsten, wie sie sein Salarium auf bringen solten, zumal sie auch bei 3 0 0 £ von ihrem Kirch b a u 5 9 schuldig wären. Sie hatten ihn gebeten, er mögte dann und wann ein mal mit mir, oder andern Vereinigten Amts=Brüdern Besuchs weise um wechseln damit eine Aufmunterung geschähe 6 0 , aber er hält solches für gefärlich und seiner Seits unmöglich, und so bleibt Israel wie ein Pfan kuche, den niemand um wendet, 6 1 auf einer Seite zu hart und auf der andern zu weich. Ich habe dann und wann an ihn geschrieben und ihn auf zu muntern gesucht, aber meinen gesuchten Zweck noch nicht erreichen können. Ein argwönisch Temperament / : zu mal bei Gelehrten :/ ist schwer zu gewinnen. Vergißet man einen großen Buchstab, oder ein C o m m a , und begehet etwa einen grammatical. Fehler aus Übereilung, oder läßet oben und unten nicht weiß Papier genug, so empfinden sie Wiederwillen und schließen, man verachte nicht allein ihre Person, sondern auch ihr Amt, und ziehen, wie die Dratzieher unermeßliche übele Folgen daraus. Machet man ein Colon zu sichtbar, so stellet sich der hypocond: die zwei Punckte als Mühlsteine vor, wo mit man ihn zu zermalmen gedenckt. Auf
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seine und seiner Ältesten Bitten und Flehen, muste ich im vorigen Herbst hinauf nach Hannov: kommen, um ein Ärgerniß in der Gemeine zu heben, daß von seiner Haus hälterin, einer leicht sinnigen Mensch, die zu Falle gekommen, entstanden und schon land kundig war. Das Mensch hatte das Kind vor der Obrigkeit auf einen ledigen Kerl geschworen, welcher aber desertirt. Er H. Voigt war höchst unschuldig in der Sache, aber die neidischen Secten zogen unsere Ältesten und Gemein Glieder hönisch damit auf, und gaben zu verstehen, als ob der Pfrr: Schuld daran wäre etc. 6 2 Ich hielte mit bedrengtem Hertzen eine Predigt, hielt Kirchenraths Versamlung und that alles mir mögliche, aber es war mir unmöglich die Vorurteile und den eingewurtzelten Argwon aus den Gemütern der Menschen aus zu rotten, weil er im M o d o procedendi wol Tauben Einfalt, aber nicht Schlangen Klugheit 6 3 bewiesen. Indeßen hatte meine Hinauf kunfft den groben Laster Mäulern doch etwas Furcht eingeiagt, und das Gröbste geschlichtet. Die Providencer Vorsteher waren auch mit gegenwärtig um zu hören, wie es ausfiele. Sie baten sehr, ich mögte sie in Provid: einmal besuchen und predigen, aber Η . P. Voigt schien es nicht zu billigen, und meine Zeit und Kräffte wolten es auch im Winter gar nicht erlauben. Der Herr wolle sich erbarmen und alles zum Besten wenden! 4) In Reading bei der Schulkiel wo vor Zeiten Η . P. Krug gewesen, stehet nun der neu angekommene H. Mag[ister] Grotz 6 4 . Er und die Gemeine haben sich gegen ein ander verbunden auf 3 Jare, aber es scheinet daß es eine Art von französischen Friedens Schlüßen abgeben dürffte. Des Mag: Temp e r a m e n t ] und Verhalten ist nicht philosophisch, viel weniger Christlich. Die Stimme ist J a c o b s , aber die Hände Esaus 6 5 . 5) In Tolpehaken arbeitet H. Pfrr: Schultz, hat wol 5 bis 7 große und kleine Gemeinen zu bedienen, viel zu reiten und zu predigen, und seit er da ist verschiedene Hundert junge Leute in der Evangelischen Glaubens=Lehre etc. mit Fleiß unterrichtet und confirmirt. 6) In Neu Holland, Earltown und den Gegenden bedienet der jüngere H. Pfrr: Kurtz etwa 5 Gemeinen mit anhaltender Treue und Fleiß, und hat auch viel zu reiten und zu streiten. 7) Herr P. Helmuth wendet alle seine von Gott verliehene Gnaden=Kräffte und Gaben zum Besten der großen Gemeine in Lancaster an, besucht auch verschiedene vakante Gemeinleins in den Gegenden außer Lancaster, ist Gott lob, munter und begierig das Reich Christi in seinem Teil an zu bauen. Er hat uns neulich besucht in Philad: 8) H. Pfrr: Kurtz sen r : ist noch ein hertzhaffter und wachsamer Wächter 6 6 in Yorktown über der Susquehana, ruffet getrost und schonet nicht, versiehet auch etliche Filiale außer Yorktown. 9) H. Wildban der Landprediger und Catechet ist noch munter und bedienet 4 bis 5 Gemeinen, die weit von einander entfernt liegen 6 7 . 10) H. Pfrr: Bager ein kräncklicher Emeritus und ehemaliger Discipel von dem sei. Herrn D r : Baumgarten 6 8 in Halle, hat noch 2 Gemeinen zu übersehen in der Gegend Canewago genant. Hat schöne Gaben zum Vortrage gehabt.
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11) Weiter hinauf in der Gegend von Maryland Kanekotschick genant, sind 4 volckreiche Gemeinen wo zu H. Pfrr: Jung beruffen, besteh und neulich hingezogen ist. 12) Zu Friedrichstown in Maryland weidet Η. P: Krug die Lämmer und Schafe 69 . Seine Frau SchwiegerMutter, die Witwe Handschuchin ist bei ihm zu Anfange dieses Jares selig entschlafen. Er versiehet auch Filiale außer Friedrichstown und wird bis weilen über 60 bis 70 Meilen zu Prediger losen Gemeinen in Virginia zum Besuch genötiget, ob er wol schwächlicher Leibes Constitution ist. 13) Zu Colepepper in Virginia dienet der Landprediger H. Schwarbach noch, wird aber alt und gebrechlich. 14) Von da wieder zurück nach Pennsylvania in Windsor und Rocky Hill Townships bedienet H. Pfrr: Schaum verschiedene Gemeinen mit Sorge und Mühe. Er ist schon etliche Jare her nicht mehr bei unsern Synodal Versamlungen erschienen. Was die Ursachen seyn mögen, weiß ich nicht. Armuth, Alter, Schwachheiten und d[er] gifeichen] können einem leicht abhalten so weite mühsame etc. Reisen zu den Synodal Versamlungen zu thun. Er hat in langer Zeit nicht mehr an mich geschrieben, und ich habe nicht los kommen können ihn zu besuchen. Verständige von seinen Gemein=Gliedern geben Zeugniß von ihm, daß er einen nüchtern, gottesfürchtigen und sittsamen Wandel füre, und in seinen Predigten auf Buße und Glauben drünge: daß ihm auch bis weilen der Eifer und Zorn über näme, wenn die groben Leute nicht folgen wolten wie sie solten, und er des fals Schmach und Verfolgung leiden müste. Es thut mir wehe, daß ich ihn nicht habe besuchen können. 15) Weiter zu den so genanten blauen Bergen waren 4 Gemeinlein 70 wo zu der H. Pfrr: Schwertfeger beruffen und bestelt worden. Weil aber in der Gegend ein versoffener so genanter Pfarrer auf seinen eigenen Platz wonete 7 1 , der seine Polemic wieder unser Ministerium und daßelbe höchst gefärlich wieder die pennsylvan: Freiheit hefftig trieb und vorstellete und sich nach und nach wieder einen Anhang von seines gleichen erwarb; so attaquirten sie den H. Schwertfeger auf allerhand Art, beschuldigten ihn gröblich in den deutschen Zeitungen, welches ein Zeitlang einen schädlichen Feder Krieg abgab, und seine Gemeinen so schwach machte, daß sie ihn und seine Familie nicht mehr unterhalten konten. Er brachte des wegen die Sache bei der Court an und wagte einen Process mit seinen Wiedersachern, welcher bei 3 Viertel Jar dauerte. Endlich gewan er den Process so, daß seine Verfolger bei 30 £ Gerichtskosten, und ihm 12 £ für Schadloßhaltung bezalen musten. Und da auf der letzten Synodal Versamlung 72 eine Bittschrifft, um einen Prediger zu den Gemeinen in und um Albanien im Neuyorkischen eingelauffen 73 , so wurde er dahin gewiesen und nach einem Besuch, von den Gemeinen förmlich beruffen, wo er endlich zu Ausgang des Monat Maii a c: mit Frau und 5 kleinen Kindern 65 Meilen nach Philadelphia, von hier 100 Meilen auf Neuyork und von da über 100 Meilen nach Albanien gezogen. Es ist hart und kostbar mit Familien so weit herum zu ziehen.
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16) Weiter herunter dießeit den blauen Bergen hat H. Jacobus Van Busskerk 4 Gemeinen in Macunshy, Saccum, Uppermillford etc. zu bedienen. Er ist von Nieder deutsch Evangelischen Eltern, nemlich in Jersey zu Hackinsack geboren, spricht gut Holländisch, Englisch und hochdeutsch, hat zu erst eine presbyterisch=Englische Schule in Jersey ein Zeitlang besucht, hernach privat Unterricht von H. Weygand, Schrenk, und auch ein Jarlang Unterhalt und Verpflegung bei mir in Providence genoßen und erst als Catechet gedienet, bis er als Prediger nach Germantown und von da nach Macunshy zu seinen jetzigen Gemeinen beruffen. Er ist freilich kein Criticus, und wird auch wol keine Ketzerei in der gelehrten Welt anfangen, füret aber doch einen ehrbaren Wandel, weiß sich in seinem Fach beßer in die hiesigen Landes Umstände und Leute zu schicken, als ein und andere zünfftig gelehrte Europaeer, die ihn nur für einen Bönhasen /: i[d] e[st] Autodidact oder Pfuscher 7 4 :/ halten. Er hat eine gute Gabe zum Catechisiren und ist beliebt unter den Leuten. Der wolsel. 24ste H. Graf Reuss in Cöstritz: 7 5 sagten einst zu mir: Unser Ertzhirte 7 6 gebrauchte nicht allein Unterhirten und Bediente, sondern auch Hündlein, welche Bellen und blaffen und die Schafe zusamen halten müsten. 17) H. Pfrr: Friderici von alten plat deutschen Korn und Schroot, der von 1735 bis 38 mit mir in Göttingen studirte oder Heffte sammelte, hat viele Jare her die ärmsten Gemeinen an und über den blauen Bergen zwischen Felsen und Steinen mit Mühe und Kummer bedienet, und sich mit seiner zahlreichen Familie kümmerlich beholffen. Ich ließ ihm verschiedene Jare die 6 £ Interessen von der Excell: M a d : de Bredow ihrem Legat 7 7 zu kommen, es wolte aber nicht zureichen, und er verfiel so tief in Schulden, daß man befürchtete, er mögte des wegen in Verhafft kommen. Dahero veranstalteten die altern Amts= Brüder in ihren Gemeinen eine Collecte vor etlichen Jaren, wo etwa bei 40 £ zusamen kamen, die ihn aus dem gefärlichsten retteten. Er ist nun, wie er mir neulich schrieb 7 8 , gesinnet zu verschiedenen kleinen Gemeinen in Jersey zu ziehen, welche versprochen, ihm ein Land Plätzgen an zu schaffen, wo Wiesen darauf sind, daß er Kuh Vieh und Schafe etc. halten und sich samt Familie beßer erhalten mögte. Er hatte diese Gemeinlein in Jersey schon von Pennsylvania aus bedient, muste aber 40 bis 5 0 Meile durch steinig» und höckerichte Wege dahin reiten. 18) Die Gemeinen in East T o w n an der Delaware, in Greenwich, in Wilhelms Town etc. hatte unser H. M a g : Streit bis hieher bedient, hat aber im vorigen Herbst East Town aufgegeben; und die übrigen noch behalten, weil es ihm zu weitläufftig schien und zu mühsam war. Er ist von einer niederdeutschen Mutter und hochdeutschen Vater erzeugt in Jersey, hat aber die Rudimenta der Humanior: in Englisch=presbyterianischen Schulen erlernet, so, daß die Englische seine Mutter spräche worden, war hernach ein Zeitlang bei mir in Philadelphia, frequentirte die hiesige englische Academie gieng die Humaniora und besonders die Philosophischen Teile wie Homeri bemerckten Esel 7 9 durch, stritte für den Gradum Magistri, legte sich auf die hochdeutsche Sprache, und erlernte die Theologie bei Sr: Η . H. Dr: Wrangel, dienete in unsern deutschen Gemeinen erst als Catechet, und wurde hernach auf einer Synodal Versamlung
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vom Ministerio examinirt und zu seinen jetzigen Gemeinen förmlich beruffen und erlaßen 8 0 . Er füret ein sitsam leben, ist noch ledigen Standes, und scheinet eine heimliche Neigung und Hang zu der englischen Hoch Kirche zu haben, weil unsre Gemeinen viel Arbeit und Fatiguen erfodern und wenig salar: geben. 19) Weiter hieher nach Philadelphia zu arbeitet H. Pfrr: Roellers in drei Gemeinen zu Alt goschehoppen, Indienfield und Tohickon 8 1 /: ich behalte die Indianer Namen bei, weil sie hier am bekantesten sind :/ Er kam als Candidat herein, stund ein Zeitlang auf der Probe, verhielt sich wol: dienete ein Zeitlang als Helffer in den Gemeinen, wo mein Sohn Friedrich stund 8 2 , wurde zu den jetzigen Gemeinen ordentlich beruffen, von einer Committee des Ministerii scharf examinirt und ordiniret 8 3 , ist fleißig und unermüdet in seinem Beruf, füret einen exemplarischen Wandel, so daß ihn nicht allein seine verständigen Gemein=Glieder lieben, sondern auch die spitzfindigen Secten Regard gegen ihn bezeugen. 20) In der Stadt Neuyork an der hochdeutschen Christ Kirche und Gemeine arbeitet mein Sohn Friedrich M b : Seine vornemste Bemühung ist, eine deutsche Schule auf zu richten und in den Gang zu bringen, und hat durch Gottes Gnade schon 60 Kinder von der Gemeine beisamen, die ein fleißiger Schulmeister täglich unter richtet, welche Anzal, der Friedrich Sontag Nachmittags, wenn er eine halbe Stunde gepredigt, vor der Gemeine in der Kirche, zur Verwunderung als einer neuen Sache, catechisirt, und auch järlich etliche mal öffentlich examiniren und mit gedruckten Sprüchen ermuntern will, wenn Diabolus nicht queer Stiche machet. Er thut fleißigen Haus=Besuch, suchet die verrenckten und verwundeten Schafe wieder zu samen, und legt ihnen Sontags 3 mal Futter vor, wenn sie nur nicht überfüttert und kranck davon werden. Der Herr verleihe, daß ihnen das Evangelium ein Geruch des Lebens zum Leben werde 8 4 ! 21) Bei unsern sonst mit vereinigten Gemeinen in Jersey gegen Neuyork über, nemlich den Nieder Deutschen in Hackensack und Remmersbach, dienet annoch der D o m [ine] Graaf. 8 5 Er correspondirt aber nicht mehr mit mir, besucht auch unsere Synodal Versamlungen nicht, weil er zu weit abwont, und seine Einname und Ausgabe nicht in Balance gehalten, sondern verschuldet, und dadurch nachläßig in der Hauptsache worden ist, wie mir ein und andere Freunde von daher geklagt und zu bedauern ist! Er hatte einen steinigten Platz gekaufft und Haus etc. drauf gebauet, um seiner Frau und Kindern einen Sitz zu hinter laßen, aber das Geld dar zu geborgt, und wenn es nun wieder verkaufft werden solte um die Schulden zu bezalen, so trägt es wol nicht die Hälffte aus. Sie haben zwar neulich eine Lotterie gemacht, aber es reichet doch nicht zu, wie es heißt. Solches drücket und vermindert den Character, wenn Creditores bei Predigern Schaden leiden sollen. 22) Etwa bei 100 Meilen von Neuyork an der Nord Rivier 8 6 Rheinbeck, Kuhberg etc. etc. genant sind verschiedene Lutherische Gemeinen, welche H. Pfrr: Riess bedienet, der mit unserm Ministerio in Friede und Freundschafft stehet, uns neulich in Philadelphia besuchte, und um einen Candidat anhielte, der zur Probe nach der aller ältesten Lutherischen niederdeutschen Gemeine
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auf Lüneburg kommen solte 87 . Wir hatten niemand der der Holländischen Sprache nur in etwas kundig, als den Praeceptor 88 an des Η. Ρ Kuntzes Seminario, der in Halle Jura studirt, und wärend seines Hier seyns vom S[alvo] T[itulo] Η. P: Kuntze in der Theologie unterrichtet, und auf unsern Filials gepredigt, und Neigung zu dem Besuch äuserte; welcher auch zu Ausgange des Maii durch einen Deputirten von daher abgeholet wurde. Bemeldte Loneburger Gemeine hatte vor vielen Jaren ihren ersten Prediger von Hamburg verschrieben, und S: Τ. Η. P. Berckemeyer 89 erhalten, der just in dem wunderlichen Zeitlaufe geboren und erzogen, da man statt der Exegesi und Thes: nur bios Antitheses gebrauchte, und wieder die gefärlichen Endigungen isten zu Felde lag. Seine erste Bemühung gieng dahin um die Calvin-isten, Syncretisten, Piet-isten etc. etc. etc. aus zu rotten. Er verschrieb auch von daher noch 2 Mitarbeiter Dom: Knoll 90 für Neuyork und Mag: Wolf 91 für Raritan in Jersey, welche miteinander unsere Heil. Evangelische Religion in diesen Provincien und deren Krafft auf die niedrigste Stuffe der Verachtung brachten, und keine nach Christo gesinnete Christen, sondern Pharisaeer und Sadducaeer bildeten. Als ich hier ins Land kam, fieng ich einen Briefwechsel mit S. Τ. H. P: Berckemeyer an 9 2 , und bekam ungemein große Lobsprüche ex[empli] gr[atia] es schiene nun daß der Herr seinen Tisch und Leuchter aus der Prov: Neuyork weg nehmen und in Penns: aufrichten wolte etc. 93 Wie er aber vernam, daß ich und meine nachfolgende Hh. Amts=Brüder von Halle gesandt waren, und ich eine Arbitration wegen eines 14 järigen Processes zwischen den Mag: Wolf und dem Überbleibsel seiner Gemeinen in Jersey nicht nach seinem unmöglichen Plan ausmachte; so war alles verschüttet, und er erklärte mich für einen Ertz Pietisten, Hernhuter und für den Satanas, der umher gehet wie ein brüllender Löwe etc. 9 4 so daß wenn nur mein Name genant wurde, er und seine Ältesten aus spien, damit sie nicht den dadurch inficirten Speichel unversehens verschlucken und die Massam fluidam vergifften mögten. Zwei davon Η. P. Berckemeyer und Mag: Wolf sind schon längst gestorben 95 , und der dritte lebet noch in Loneburg zum Spectacul unserer Religion, und die armen verrenckten Leute kommen nun nach und nach halb schüchtern herbei und suchen Hülffe bei dem Penns: Ministerio, wollen den Stall beßern, weil die Kuhe tod ist 96 . Gott gebe, daß der H. Schwertfeger, der nun nach Albanien, nicht weit von der Gegend beruffen, und der Candidat, welcher zum Besuch nach Loneburg ist, einen beßern Geruch geben mögen. Die Felder wären wol ziemlich groß, wenn der Herr auch solche treue Arbeiter aus Gnaden verleihen wolte, die sich für solche nötige und mühsame Arbeit schickten. Ach der Herr will ja gerne, aber es fehlt an unserm ernstlich=gläubig=anhaltenden Bitten. 23) Noch einen Catecheten habe ich vergeßen, H. Enderlin, der in Pennsylvania 3 bis 4 Gemeinlein 97 zu versehen hat, in der Gegend dießeit der Susquehana, ein wolmeinender und fleißiger Mann in seinen Geschäfften. Meine Schwachheit läßet dismal nicht mehr zu als in tiefster Ehrfurcht noch zu bezeugen, daß ich ersterbe Hochwürdige Herren Directores und verehrungs würdigste Väter — Dero mühsamer unnützer Knecht Heinrich Mühlenberg der ältere.
Nr. 635 Reinschrift in AFrSt IV C 18:1 (A) S.2-25; HD S. 2861-2909.
20. 6. 1774 LC Abt. Η IV Fach F Nr. 2:A S. 2-25.
609 Auch in
Zum Synodalbericht vgl. Nr. 609 Anm. 29. Das Tagebuch der Reise nach New York (20. 7. 17. 8. 1773) ist erhalten in AFrSt IV C 17:15 S. 204 - 254, LC Abt. Η IV Fach F 1:15 S. 2 0 4 254; vgl. Tappert II Reprint S. 788 — 808. Ein Begleitbrief war nicht zu ermitteln. 2 Nicht erhalten. 3 Vgl. dazu ausführlich unten No. 6 sowie Nr. 625. 4 Hier folgt Nr. 615. 5 Vgl. Nr. 609 Anm. 35 unter 1). 6 Dazu konnte sich Schultze nicht bereit finden; vgl. unten No. 3 und Nr. 614. 7 In Heidelberg, Lebanon County (Schaefferstown). 8 Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten seines Bruders Gotthilf Heinrich Ernst; vgl. unten No. 6 sowie Nr. 625. 9 Zum Kontext der folgenden Auszüge vgl. auch die entsprechenden Seiten im Protokollbuch. 10 Vgl. Nr. 614. 11 Durch die Charter vom 25. 9. 1765; vgl. Bd. III Nr. 345. 12 Erst im April 1773 hatte Gotthilf Heinrich Ernst die Berufung dorthin angenommen, nachdem er die Gemeinden zuvor interimsweise versorgt hatte. Vgl. Nr. 575; Nr. 576; Nr. 578; Nr. 583; Nr. 586 und Nr. 587. 13 = Lungenflügel. 14 = Verhärtung. 15 Grotz wurde Anfang des Jahres nach Reading berufen; vgl. Nr. 620 sowie Nr. 622; Nr. 628 und Nr. 638 und Nr. 654 S. 659. 16 = Nr. 614. 17 Verkehrung des Sprichwortes: „Bürde bringt Würde." Vgl. Wander Bd. 1 Sp. 512. 18 Zum umstrittenen Wechsel Schultzes nach Tulpehocken vgl. Nr. 518; Nr. 519; Nr. 521; Nr. 5 2 7 - 5 3 2 . " Der Paragraph lautet: „§ 7. Wenn nun wichtige und große Sachen in der Gemeine vorfallen, es mag Namen haben, wie es wolle, es bestehe in oder außer der Kirche, es betreffe Pfarr= oder Schulhaus, Kirchhof oder Begräbniß=Platz: so soll solches alles alsdenn keines Weges von den Predigern allein, nicht von den übrigen Trustees allein, nicht von den sechs Aeltesten, noch sechs Vorstehern allein geschehen; sondern es muß im ganzen Kirchen=Rath wohl und reiflich überleget, und wenigstens von zwei Drittheilen des ganzen Raths beschlossen, hernach der Gemeine kund gethan, und nach Landes=Gebrauch von zwei Drittheilen der communicirenden Gemein=Glieder gebilliget sein, sonderlich in Sachen, wenn die Glieder contribuiren sollen. Zu dem Ende wird in wichtigen Gemein=Sachen der ganze Rath öffentlich eingeladen; da denn kein Glied ohne hinlängliche Ursache ausbleiben, auch kein Schluß gelten noch ausgeführet werden darf, der nicht von zwei Drittheilen, wie vorhin gesagt, beschlossen, gebilliget, und mit eigener Hand im Protocols Buch unterschrieben ist, damit aller Argwohn, so viel möglich, aus dem Wege geräumet werde." (ΗΝ 1 S. 968; HN 2 Bd. 2 S. 439). 1
20 21 22
= Bd. III Nr. 345. Vgl. Ps 127,1. Vgl. Nr. 488; Nr. 489; Nr. 500; Nr. 522 und Nr. 553. Über die Verwendung der Gelder gibt folgende Rechnung Mühlenbergs Auskunft: „Weil noch Platz übrig ist, so mögte nicht undienlich seyn ein Memorandum von dem Fundo S[eine]r Hochgräfl[ichen] Excell[enz] S[olms] Rödelheim] als es hier befindlich zu machen: In dem Document oder der Power of Attorney vom wolsel. Herrn Director Knapp stehet: No 1. ,Die bereits nach London, an des Herrn Hofpr: Ziegenhagens Hochw: p[erj Wechsel übermachte 13 000 fl[orins], so nach Abzug derer aufgewendeten Unkosten 1233'Λ £ sterling] betragen' etc. dem zufolge sind hier angekommen I) 284 £ 10 sh: sterl. als das besonders für mich oder S'. Peters Kirche gnädigst verliehene Legat. Davon ich 226 £ 10 sh: sterl. zur gäntzlichen Tilgung der Schulden, wofür ich
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verbürget war, angewand, wie die Rechnung zeiget, und die übrigen 58 £ auch angebracht habe. II) den Fundum betreffend, so sind die Theile deßelben folgender maßen hier angekommen und aus gelegt
—
—
—
4 —
summa
936
-
£
Curr. s.
observand: daß der fundus schon etwas von den Interessen vermehret worden, welches aus nachfolgender Rechnung erhellen wird neml[ich] 1) die 25 £ sterl. für Η. P. Kuntze konten nicht mit zum fundo gelegt werden. 2) die 215 £ sterl. trugen 3) die 400 £ sterl. gaben 4) die 184 £ sterl. gaben ''das übrige gieng zu den Unkosten davon 5) die 107 £ 4d sterling] für Bücher und Arzenei trugen - Also war die Summe des Capitals mit H. Helmuths 5 £ sterl. die 8 £ curr[ency] machten Da nun aber das Capital des fundi ist so sind von den Interessen zum Capital gethan — wie die Rechnung von den Interessen zeigen wird.
25
d
25 215 400 184 107 5
summa
24
sterl. s.
1771 im Mertz auf Ordre Sr: Hochw: Η Director Knapp ein halb Jar stipulirtes Salar[ium] für Η. P. Kuntze p[er] Wechsel auf H. Z[iegenhagen] 1771 Sept: 6 p Wechsel auf Stephan Williams hiesige Erbschafft - . . 1772 Febr: 26. ρ Wechsel 1772 Mertz ρ Wechsel 1773 = 1774 An Büchern und Arzenei item von Η. P: Helmuth welches vom Legat an seine Fr: Mutter geliehen
Davon stehen a) vom 6 Sept: 1771. bei der Mich[aelis] Corporation] b) bei Η: Mb c) vom 26 Febr: 1772 bei bemeldter Corporat: d) Auf 4 Häuser für Grund Zinse seit 1772 e) vom 7 Jun: 1773 bei der Corporation f) vom 8 Janu: 1774 bei der bemeldt: Corpor:
23
£
4
300 60
—
660 289 100 100
— 11 -
1509
11
£ 360 660 289
Curr. s. -
d. -
11
8
176
11
8
1494
3
4
1509 15
11 8
8 4
Philadelphia Henrich Mühlenberg d 23 Junii 1774." (AFrSt IV F 8 S. 113v-116) Einer unmittelbar an der Michaeliskirche und einer ihr gegenüber auf der anderen Seite der Cherry Street. Eine Straße weiter zum Delaware hin als die Michaeliskirche (Fifth Street), auch an der Ecke zur Cherry Street. Vgl. 1 Kor 6,20; 7,23; 1 Petr 1,18 f.
Nr. 635 26 27 28 29 30 31 32 33 34
35 36 37
38 39 40 41 42
43 44
45
46
47 48 49 50
51
52 53 54 55
56 57 58
59 60 61
20. 6. 1774
611
Vgl. Hes 34,5; M t 9,36. Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 17. Vgl. M t 12,30; Lk 11,23. Vgl. M t 7,24 f.; Lk 6,48. Vgl. 1 Thess 4,4; 2 T i m 2,20. Vgl. M k 4 , 1 - 2 0 par. Vgl. 1 Kor 3,6 f. Vgl. Nr. 614. Vgl. Protokollbuch S. 257. — Sie waren v a k a n t geworden, weil Johann Peter Gabriel Mühlenberg eine Berufung nach Virginia angenommen hatte; vgl. Nr. 575 Anm. 1 und Nr. 579 Anm. 22. Vgl. Nr. 603 S. 4 8 4 - 4 8 7 . Vgl. M t 5,37. Als Mühlenberg 1762 mit der Einführung einer Kirchenordnung die Spaltung der Gemeinde beenden konnte, ließ er die neue Verfassung von allen unterschreiben, die sich zur Gemeinde bekennen wollten; ebenso nachträglich in der Krise 1765 als Hausihl und Hartwich eine zweite lutherische Gemeinde in Philadelphia zu etablieren versuchten. Vgl. Bd. II Nr. 237 Anm. 3 und Bd. III Nr. 347 S. 331 mit Anm. 8 und 9. Im M a n u s k r i p t durch eine grobe Handskizze verdeutlicht. Nicht erhalten; vgl. Mühlenbergs Antwort ( = Nr. 630). Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 801 f. Vom 29. 6. 1767; vgl. Bd. III Nr. 403 Anm. 12. Diese Angabe k a n n sich nur auf M a r i a C a t h a r i n a (geb. 4. 11. 1755) und M a r i a Salome (geb. 18. 7 . 1766) beziehen. Vgl. Nr. 553 mit Anm. 3. Conrad Weiser lebte nach seiner Ankunft in Pennsylvanien zuerst in Tulpehocken, siedelte später in die neu gegründete Stadt Reading über. Nicht zu ermitteln; vgl. Nr. 674 und Nr. 675, die jedoch diesen Brief Mühlenbergs nicht berühren. Auftrag und Vollmacht von Ziegenhagen und Urlsperger zur Schlichtung des Streits zwischen Rabenhorst und Triebner in Ebenezer hatte Mühlenberg am 18. 9. 1773 erhalten. Dies bestätigt er im Anschluß an die in Nr. 601 Anm. 9 abgedruckten Instruktionen. Vgl. Ps 37,5. Vgl. Ps 106,1; 107,1; 136,1 u . ö . Vgl. Nr. 603 S. 4 8 7 - 4 9 2 . Johann Daniel Lehmann ( 1 7 5 4 - 1810); k a m am 30. 4. 1773 in Philadelphia an (Strassburger 1 S. 746) und mußte sich als indentured servant verpflichten, w u r d e von Kunze freigekauft und als Nachfolger von Johann Christian Leps Lehrer am Seminar. Er begann 1775 als Katechet mit dem Predigerdienst und erhielt 1778 die Ordination, versorgte bis 1782 Reading, dann nördlich davon verschiedene Gemeinden in Berks County. Vgl. Haussmann S. 58 — 60, 72 f. und Glatfelter I S. 79 f. Heinrich Leuthäuser und J a k o b Frank, der allerdings im Herbst 1775 eine Berufung nach Virginia erhielt; vgl. Nr. 661 S. 697 f. und Glatfelter 1 S. 40. - Sehkraft. Süddt. für: Topf. = Schmeichelei. Vgl. die 8. Strophe des Kirchenliedes „O w i e selig sind die Seelen" von Christian Friedrich Richter ( 1 6 7 6 - 1 7 1 1 ) . Vgl. 1 Kor 1 2 , 1 2 - 2 7 . = kostspielig, teuer. Von 1752 bis 1765 w a r die Gemeinde gespalten; vgl. Bd. II Nr. 131; Nr. 134; Nr. 136; Nr. 230; Nr. 233; Nr. 238 und Bd. III Nr. 304; Nr. 305; Nr. 328; Nr. 330; Nr. 346; Nr. 350. 1768 eingeweiht; vgl. Bd. III Nr. 437 und Nr. 438. Vgl. Nr. 559. Vgl. Hos 7,8.
612 62 63 64 65 66 67
68 69 70 71 72
73 74
75 76 77
78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90
91
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93 94 95
96 97
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Vgl. Nr. 617 und auch Nr. 506. Vgl. M t 10,16. Vgl. Nr. 620 mit Anm. 1; Nr. 622; Nr. 628 und Nr. 638. Vgl. 1 Mos 27,22. Vgl. Hes 3,17; 3 3 , 7 - 9 ; Jes 62,6. Von Conewago (Hanover, York County, Pa.) aus versorgte Wildbahn zahlreiche Gemeinden in Maryland und Virginia; vgl. Glatfelter I S. 164 f. und 465 f. Siegmund Jacob Baumgarten (1706 -1757); seit 1734 Professor der Theologie in Halle. Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . Weisenberg, Albany und Rosenthal; vgl. Nr. 539 S. 265 und Nr. 542 S. 280. Daniel Schumacher, der auf einer Farm in Weisenberg lebte; vgl. Glatfelter I S. 127 — 129. Vom 12. bis zum 15. Juni 1773 in Philadelphia; zur Überlieferung des Synodalberichts vgl. Nr. 609 Anm. 29. Vgl. Nr. 609 Anm. 35 unter 4). Nach Grimms Wörterbuch eigentlich „Bodenhase", jemand der ein Handwerk ohne Berechtigung heimlich ausübt und vor einem fremden Besucher wie ein gejagter Hase auf den Boden des Hauses fliehen muß. Gönner Mühlenbergs; vgl. Bd. I Nr. 2 S. 6 Anm. 6 und Selbstbiographie S. 7 f. und 11. Vgl. 1 Petr 5,4. Mit der Stiftung sollte die gelegentliche Betreuung unversorgter Landgemeinden unterstützt werden; vgl. Bd. III Nr. 355 Anm. 18. Nicht erhalten. Vgl. Homer, Ilias XI, 5 5 8 - 5 6 2 und Bd. III Nr. 372 S. 402. Vgl. den Synodalbericht 1770 (Nr. 495 Anm. 3) zum 25. 10. Vgl. Nr. 619 und Nr. 621. Heidelberg, Lebanon County (Schaefferstown); Warwick; Manheim; White Oaks und Lebanon. Vgl. Nr. 564 Anm. 7. Vgl. 2 Kor 2 , 1 4 - 1 6 . Er übernahm 1775 die Raritan-Gemeinden; vgl. Nr. 659 und Nr. 665. Von frz. riviere, Fluß; gemeint ist der Hudson River. Zum Vorgang vgl. Nr. 627; Nr. 629; Nr. 633 und Nr. 639 Anm. 27. Johann Christian Leps; vgl. Nr. 600 Anm. 5. Vgl. Nr. 633 Anm. 4. Michael Christian Knoll (1696-1774); 1732 nach Amerika gesandt, bis 1750 in New York und Hackensack tätig. Nach Berckenmeyers Tod 1751 versorgte er zeitweilig dessen Gemeinden am oberen Hudson. Vgl. Bd. I und II passim sowie Glatfelter I S. 217 f. Johann August Wolff; 1734 vom Hamburger Konsistorium nach Amerika gesandt. Über seine Amtsführung geriet er mit den Raritan-Gemeinden in Streit, den Mühlenberg schließlich schlichten half. Vgl. Bd. I besonders Nr. 42 und Nr. 45 S. 204 - 208. Vgl. Bd. I Nr. 42 Beilage A S. 1 8 0 - 1 8 3 ; der dort S. 189 Anm. 9 erwähnte Brief Mühlenbergs an Berckenmeyer wird im Nachtrag von Bd. V abgedruckt. Vgl. Hebr 9,2. Vgl. 1 Petr 5,8. Berckenmeyer war 1751 gestorben; Mühlenberg erwähnt zuletzt im Februar 1750, daß Wolff noch lebt (vgl. Tappert I S. 237). Sprichwörtlich: M a ß n a h m e n ergreifen, wenn es zu spät ist; vgl. Wander Bd. 4 Sp. 768 f. Vgl. Nr. 504 Anm. 5.
Nr. 635/636
636. J. Α. Krug an M.
20. 6./23. 6. 1774
Frederick
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Town, 23. 6. 1774 Fridrichsstadt d. 23 Junii 1774.
HochEhrwürdiger Vater Denenselben wolte hiemit kürtzlich berichten, daß ich auf Verlangen Ihres Herrn Sohns 1 die Gemeinen in Dunmore und Augusta county besucht habe. Nachdem ich d. 5 Junii Vormittags hier in Fridrichsstadt gepredigt, so trat ich meine Reise an und predigte unterweges 10 Meilen von hier Nachmittags um Vi 3 Uhr in meiner Gemeine in middle-town. Nach der Kirche ritte 12 Meilen weiter bis Scherbsburg, da mich Herr Doctor Krus, weil kein Wirts=Haus da war in sein Haus nahm. Es versamleten sich gleich einige erweckte Seelen samt andern Bekanten die mir erzehlten was Herr Jung in Schepperstown Vormittags über das Evangelium und Nachmittags über die Epistel von der Liebe Gottes in Scherpsburg erbauliches geprediget hätte. Auch wie sie schon mit einander die Predigt widerholet. Auch wöchentlich ein oder zweymal zusammen kämen da sie ein Capitel aus der Bibel oder Arnds wahren Christenthum 2 läsen; beteten, und sich untereinander ermunterten ihrer Seelen wohl wahrzunehmen. Dabey sie sich aber sorgfältig hüteten, daß nicht vorgebracht würde, was nur auf blose Meinungen und unnützes disputiren hinaus liefe. Da sie ehemals ihre Zeit mit Spielen, Saufen Schertz und Narrentheidungen 3 zugebracht, da habe sich niemand darüber aufgehalten: aber da sie nun ihre Zeit suchten besser anzuwenden, da würden sie ausgeschrien als Verführer und Leute um derentwillen Gott das Land mit Frost, Ungeziefer, Theurer Zeit und Krieg strafen wolte. Ich ermahnte sie in meiner Schwachheit sich nicht daran zu kehren oder des wegen zu ärgern, weil es selbst den Heiligen Propheten, dem Herrn Jesu und seinen Aposteln und andern Gott suchenden Seelen so ergangen. Aber dabey ihrer wohl wahrzunehmen daß sie niemand ein Aergernis oder Anstos gäben 4 . D. 6 Junii ritte 34 Meilen bis Winchester, da ich einige Bekante besuchte und über Nacht blieb. Den 7 Junii ritte bis nach der Neustadt 5 und predigte um 10 Uhr daselbst über Ezech. 36, 26. 27. und nachmittags ritte in Gesellschaft eines Vorstehers und Gemeingliedes aus Strasburg bis zu ihrem Herrn Sohn, der mich samt dem Vorsteher freundlich empfieng und bewirthete. d. 8. Jun. ritte ihr Herr Sohn mit mir zurück nach Strasburg, da ich über Ephes. 5, 14. predigte, nach der Kirche nahm er mich wieder mit in sein Haus. d. 9. gieng er mit mir nach Woodstock da ich über R o m . 8, 14. predigte. Von da ging ich wieder mit ihm zurück in sein Haus wurde aber gantz elend, daß ich nicht essen noch trincken konte. Des Nachts stelte sich die diarrhoea ein und den 10. kam das Brechen dazu, daß ich den gantzen Tag auf dem Bette die meiste Zeit liegen muste. Der Herr Sohn gab mir ein Glas Saltz-tinctur davon ich fleisig einnahm, und Gott segnete es, daß ich Abends besser wurde, und d. 11 Jun. Vorbereitung zum Hfeiligen] Abendmahl in Woodstock halten konte, wie auch zugleich mit einigen jungen Leuten Kinderlehre. Da ich zurück zu ihrem Herrn Sohn kam, brachte jemand ein falsches Gerücht, daß die Indianer eine
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Familie über Woodstock umgebracht hätten. Und bald darauf kamen die Leute hauffenweise, Männer, Weiber, Kinder zu Pferde und zu Fuß, darunter einige Flinten, aber kein Pulver und Bley hatten, war auch keines zu haben. Sie kamen in Ihres Sohnes Haus, wolten dabey bleiben, und fasten den Entschluß wenn die Indianer wircklich da seyn solten, so wolten sie ums Haus eine Verschantzung machen. Ich war dabey zwar ziemlich ruhig was die Gefahr vor meine Person betraf, aber der Anblick von fast 100 Menschen, darunter schwangere und säugende Mütter waren, bey denen ich kein Brod, das sie mitgebracht, wahrnehmen konte, erweckte in mir ein solches Mitleiden, daß mir die T h r ä n e n in die Augen stiegen. Und was das bejammernswürdigste war, so hörte man nichts anders als lauter Erzählungen, wodurch die Furcht und Schrecken nur vermehret wurde. Der Herr Sohn schickte gleich jemand zu Pferde nach Woodstock um zu erfahren, ob etwas an dem Gerücht sey. Da brachte der Bote einige Zeilen vom Clerck, in welchen berichtet wurde, daß die Familie, von welcher gesagt worden, daß sie die Indianer umgebracht, eben jetzt in der Stadt angekommen, und also das Gerücht falsch gewesen. D. 12 predigte über 1 J o h . 1, 7. und gab 39 Personen das H. Abendmahl. Ihr Herr Sohn predigte gleich darauf englisch über die Worte Luc. 11, 2. HErr lehre uns beten. Nachher nahm mich ein M a n n mit 12 Meilen nach seinem Hause, da ich über Nacht blieb. Den 13 Jun: ritte er mit mir 5 Meilen nach der Kirche bey Bonnewiz da ich über J o h . 4, 10. predigte, von da mich der Vorsteher aus Augustacounty mit nach seinem Hause nahm und den 14. predigte, ich daselbst in der Kirche bey Roeders und Pinter über Ephes. 5, 14. in der vorigen Kirche bey Bonnewiz waren einige junge Leute, die ich catechesiren konte. aber in dieser waren keine. Die Eltern aber gaben bey etliche 20 an die praepariret werden solten zum H . Abendmahl. Ich habe keine Kinder confirmiret, weil die Schulmeister nicht wie sie gedacht, zur versprochenen Zeit angekommen waren, und die Kinder nicht in die Schule gehen können, d. 15. kam Abends bey ihrem Herrn Sohn wieder an und gieng d. 17. nach Strasburg wo ich d. 18 Vorbereitung zum H. Abendmahl über J o h . 3, 16. und zugleich Kinderlehre hielte, den 19. predigte über Esaiae 48, 17—19 und reichte 60 Personen das H. Abendmahl. Der Herr Sohn predigte gleich darauf englisch über Jerem. 6, 8. Darnach nahm uns beyde ein englischer Justus 6 Isaac Heid, in sein Haus, wo wir des Nachts blieben. Der Herr Sohn schrieb daselbst einige Briefe an Sie, 7 die aber dem Herrn Doctor Hamm gegeben, der sie selbst überbringen wird, und der Ihnen von den Umständen Ihres Herrn Sohns mehr mündlich erzählen wird, als ich wegen Mangel der Zeit vorjetzo nicht im Stande bin zu melden. Ein hertzlicher Gruß von mir und meiner Frau 8 , wie auch meinen beyden Schwägern an Sie und die lieben Ihrigen insgesamt besonders an des Herrn Sohns 9 liebe Ehegenossin 1 0 , der H E r r stehe ihr bey, und lasse Sie allesamt durch ihre glückliche Entbindung erfreuet werden. Der HErr sey mit Ihnen. Ich bin Ew. Hochwürden dienstwilliger J o h . Andreas Krug.
Nr. 636/637
Reinschrift in AFrSt IV C 18:13 (N) S. 81-87; HD S. 3008 - 3013. 1 2 3 4 5 6 7 8 5 10
615
23. 6./3. 7. 1774 LC Abt. Η IV Fach 2:N S. 81-87.
Auch in
Johann Peter Gabriel, Prediger in Woodstock, Va. Johann Arndt, „Vier (später sechs) Bücher vom Wahren Christentum" (1605/6 ff.). = leeres Geschwätz; vgl. Eph 5,4. Vgl. Rom 14,13. Newtown (Stephens City); vgl. Glatfelter I S. 494. Friedensrichter (justice of the peace). Nicht erhalten. Henrietta, geb. Handschuh; vgl. Glatfelter I S. 73. Friedrich August Conrad. Catharina, geb. Schäfer.
637. An [I. M. Heinzelmann]
Philadelphia, 3. 7. 1774
Geliebter Vetter Israel 1 , O b ich wol von Euch in langer Zeit nicht mit ein paar Zeilen vergnügt worden, und also nicht weiß, ob Euch mein Schreiben angenehm seyn mögte; so wolte doch die gute Gelegenheit mit Capt. Bunner nicht gern versäumen und mich erkundigen, wie es mit Euch gehet und stehet? nemlich der Seelen und Leibes Umstände nach? Ich habe nicht anders schließen können als daß Gott der Herr aus lauter Gnade und Barmhertzigkeit das Hertz des Werthen Herrn Treutlin 2 zu neigen beliebt, daß er Euch als eit\en Frembdling so väterlich auf genommen, und solte mir hertzliche Freude und Trost verursachen, wenn ich hörete, daß Sr: Wohl Edlen, Esq. Treutlin, Euer Principal, mein theurer Gönner, mit Euch zu frieden wäre, und Ihr seinen Väterlichen Rath für Eure gütlich» und ewige Wohlfart Gehorsam und Folge leistetet. Wie leicht ist eine unerfarne Jugend auf Abwege zu verleiten, die einen in Leibes» und Seelen Verderben auf Zeit und Ewigkeit stürtzen! und wie unschätzbar und danckwürdig die Gabe, wenn göttliche Vorsehung einen wahren Gönner und treuen Freund in der Frembde verleihet! Es solte mich hertzlich betrüben, wenn ich hören müste, daß Ihr die verliehene Gabe nicht zu Eurem Besten anwendetet, und hingegen hertzlich erfreuen, wenn Ihr den Spruch des frommen Tobias mit Ernst ausübet: dein Lebelang habe Gott vor Augen und im Hertzen, und hüte dich, daß du in keine einzige Sünde einwilligest, noch thust wieder Gottes Gebot 3 ! Was unsere hiesigen Umstände betrifft, so bin und werden ich und meine Frau immer schwächer und gebrechlicher. Wir haben uns ein Haus gemiethet in der Race Straße zwischen der second und front Straße, damit wir etwas mehr in der Stille wohnen, und des vielen Überlaufs entübriget werden mögten. Mein Tochtermann H. Pfrr: Kuntze 4 wohnet nun im Pfarr hause, und mein Sohn Heinrich, der zum 3 ten Prediger erwählt worden, wohnet neben bei, in dem Hause, wo H. Kuntze sonst war. Mein Sohn Friedrich ist Prediger an der
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Die Briefe des Jahres 1 7 7 4
hochdeutschen Kirche und Gemeine in Neuyork 5 . Und mein Sohn Peter ist noch County Prediger in Virginia 6 . Seine Frau Hanna 7 kam im vergangenen Monath Maii zum Besuch zu uns nach Philadelphia, und er gedenckt uns auch zu besuchen zu Ausgange dieses Monats Julii geliebts Gott. Die Indianer sind auch hier aufrürisch und fangen Krieg an mit den Einwonern von Virginia, und an den Grentzen von Pennsylvania 8 . Eure Großmutter die Fr: Wfeiser] 9 lebet noch in Reading und läßet grüßen. Euer Stief Vater und Mutter sind noch auf dem alten Wege des Verderbens 10 . Daß Esq. Benjamin 1 1 Eures Stief Vaters Bruders Tochter geheiratet, und die Stiefschwester den jungen Brosius, das werdet Ihr schon wißen. Der Möns: Anthon ist sehr darüber entrüstet. Meine Frau war letztens 4 Wochen zum Besuch bei H. Pfrr: Schultz in Tolpehaken, weil sie hoffete, es solte ihrer Gesundheit zu träglich seyn, es hat aber nichts geholffen. Wie sie sagt, so stunde Euer Vermächtniß vom sei. Groß Vater noch sicher 12 . Mr: Zachar: Enders fragt offt nach Euch, und läßt Euch grüßen. Meine Hochachtung, Empfehlung und Respect an Sr: W. E: Esq. Treutlin und werthgeschätzte Familie zu bezeugen, vergeßet nicht, und wenn Ihr lieber Vetter an uns schreiben wollet 13 , so schreibt umständlicher, wie es Euch nach Seel und Leib ergehet. Man muß aber vorher bei gelegener Zeit und müßigen Stunden schreiben und nicht warten bis der Capt: oder die Gelegenheit schon da ist, und den Brief fodert ehe er geschrieben ist, sonst komt nur bloß ein fränzösisch Compliment heraus, wo es unten heißt in Eil. Wir grüßen Euch allesamt, und ich bin Euer wohl wünschender Freund M . Mühlenberg. Philadelphia Sontag Abend d 3 ten Julii 1774.
Reinschrift in der Historical Society of Pennsylvania, zweiten Absatzes in englischer Übersetzung veröffentlicht and Biography, 35 (1911) S. 117 f.
Society Collection. Mit Ausnahme des im Pennsylvania Magazine of History
1
Israel Matthias Heinzelmann; vgl. N r . 611 Anm. 2.
2
Johann A d a m Treutlen (1733 — 1782); kam 1746 im Alter von 13 Jahren in Ebenezer an, stieg vom indentured servant zum Geschäftsinhaber auf, wurde Friedensrichter und 1777 der erste gewählte Gouverneur von Georgia. Im Streit der Prediger stand er auf der Seite Rabenhorsts, im Unabhängigkeitskrieg auf der Seite der Amerikaner. Vgl. George F. Jones, „John A d a m Treutlen's Origin and Rise t o Prominence", in: Forty Years of Diversity. Essays on Colonial Georgia, hg. von Harvey H . Jackson und Phinizy Spalding, Athens, Ga. 1985, S. 2 1 7 - 2 2 8
3
sowie Winde und Jones passim. Vgl. T o b 4 , 6 .
4
Seit dem 2 3 . 7. 1771 mit Mühlenbergs Tochter Margretha Henrietta verheiratet.
5
Seit Dezember 1773; vgl. Nr. 6 3 5 S. 591 f.
6
In Woodstock.
7
Anna Barbara, geb. Meyer. Die Hochzeit fand am 6. 11. 1770 statt.
8
Als „Dunmore's W a r " bekannt; vgl. Nr. 6 6 0 Anm. 53 und George Wolfgang Forell,
The
M o r a v i a n Missions Among the Delawares in Ohio During the Revolutionary War, in: Transactions of the M o r a v i a n Historical Society, 2 3 (1977), 41 - 6 0 . 9 10
Anna Eva Weiser, geb. Fleck, seit 1 7 6 0 verwitwet. Margarethe Heinzelmann, geb. Weiser, wieder verheiratete Fricker hatte Mühlenberg und seinen Predigerkollegen nach dem Tode ihres Mannes Vorwürfe gemacht und sich verbittert
Nr. 6 3 7 / 6 3 8
3. 7 . / 1 4 . 7. 1774
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nach Reading zurückgezogen. Wegen ihrer zweiten Ehe mit einem Katholiken wurde sie von C o n r a d Weiser enterbt; vgl. Bd. II Nr. 195 S. 4 0 5 . Vgl. auch Wallace, Conrad Weiser S. 5 7 3 . 11 12
13
Benjamin Weiser, Onkel des jungen Heinzelmann. Die Erben C o n r a d Weisers hatten sich im September 1 7 7 3 getroffen, um Grundstücksangelegenheiten notariell zu regeln. Vgl. die Tagebuchnotizen in P M 95 A Nr. 13 1772 — 7 4 S. 135 f. und Tappert II S. 5 5 2 f. wie auch Anm. 10. Nicht zu ermitteln. Israel Heinzelmann starb am 12. 9. 1774 nach einem unglücklichen Sturz vom Pferd.
638.).
Ph. Grotz an M.
Reading,
14. 7. 1774
Copie: von H. Mag[ister] Grotz 1 seinem kürtzlich an mich übersandten Briefe. Reading 14 Julii 1774 Hochehrwürdiger Herr Rector, verehrungs würdiger Gönner! Ew. Hochehrw: kan es nicht unbekannt seyn, daß in meiner bißherigen zerrütteten Gemeine 2 seit einiger Zeit noch mehr Zerrüttung entstanden ist. Und wie sehr wünschte ich, daß mich mein Gewißen von aller Gelegenheit dazu loßspräche, aber ich bin weit davon entfernt, mich zu rechtfertigen. Als ich hieher kam, so schien es als wenn in kurtzem eine völlige Vereinigung vorgehen würde, ich sähe aber gar bald mit Betrübniß, daß meine Hofnung vereitelt worden. Der jämmerliche Zustand der Gemeine war mir immer vor Augen, und ich that zur Verbeßerung derselben nach dem Vermögen, das Gott darreichte. Am Car: Freytag sagte unter andern: wo ist die Frucht von Hn: Krugs 7 jähriger getreuer Arbeit? etc. Ihr habt diesen Mann verfolgt und vertrieben —. Dadurch entstund der bitterste Haß in manchen Gemüthern gegen mir, der aber zu seiner völligen Ausgeburt so lange nicht kommen konte, biß sich eine bequeme Gelegenheit zeigte. Einige von dem[!] jenigen, die sich in der Car: Freytags Predigt getroffen fanden, hatten überal Laurer, merckten auf alle meine Schritte und Tritte. Je aufmercksamer sie waren, desto unachtsamer wurde ich, und begieng leider! leichtsinnige Poßen, die unter blieben wären, wenn ich dem treuen Rath des rechtschafnen Η. P. Kuntze gefolgt hätte, der mir kurtz vor meiner Reise nach Reading riethe, es wird gut seyn, wenn Sie bald in den Ehe=Stand treten. Vor einigen Tagen ritte ich spatziren. Unterweges kam ich in eine Gesellschafft, wo ich mich nicht vorsichtig bezeugt. Bald hernach kam ein Geschrey hieher, und ohnerachtet es keine Criminalia sind, so wurde mir letzten Sontag das Predigen verboten. Nun ist zwar der größte Theil der Gemeine anders Sinnes und will haben, ich soll fort predigen: aber ich bin ihr Mährlein 3 , und wolte lieber betteln, oder die härteste Arbeit thun, als in die Länge unter einem solchen Volcke wohnen. Es ist dieser Vorgang eine schwere Demüthigung für mich, die ich auch an Ew: Hoch Ehrw. verschuldet, und ich schreye offt:
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Die Briefe des Jahres 1774
errette mich aus dem K o t h , daß ich nicht versincke 4 . Ich bitte E w : Η . E. um Gottes willen auf das flehentlichste sich meiner an zu nehmen und Barmhertzigkeit zu erzeigen. Ich kämpfe offt mit dem stärcksten Grad der M e l a n c o l i e und ringe mit der Verzweiflung. Ich weiß, daß noch zu helfen ist, und E w : H . Ew: sind der M a n n , der durch Gottes Beystand einen Weg finden wird. Hier ist es verderbt. Viele, ja die meisten haben zwar Mitleiden und Liebe zu mir, aber ich k a n nicht mehr mit Freudigkeit hier lehren. Ο wie h a b e ich mein G l ü c k mit F ü ß e n getreten! E[uer] H [ o c h ] und E[hrwürden] darfen sich über gegenwärtige Schreib=Art nicht wundern, denn mein Gemüth ist zerrüttet. Ο wenn man der G n a d e nicht gantz getreu wird, was k o m m e n für Demüthigungen! Ich will mich durch Gottes Hülffe zu den aller kümmerlichsten Umständen bequemen, wenn ich nur bald in Frieden von Reading k o m m e n kan: ich bin unter Wölfen, Schlangen, Löwen —: ich empfehle Ew: Η . E. nebst den Ihrigen der treuen Leitung Gottes und verharre mit tiefstem Respect, Ew: Η . Ε gantz gehorsamster Diener Grotz
Abschrift von Mühlenbergs Hand in AFrSt IV C 18:14 S. 88-91; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 2 S. 88-91. Auch in HD S. 3014-3016. Vgl. Nr. 620 Anm. 1. Reading; vgl. Nr. 620; Nr. 622 und Nr. 628. ' = Gegenstand ihrer üblen Nachrede. 4 Vgl. Ps 69,15. 1
2
639. An F. W. Pasche
Philadelphia,
20. 7.
1774
E x t r a c t aus H n . P. Mühlenbergs Schreiben an Pasche dat. Philadelphia d 20 s t e n Jul: 1774. Endlich h a b e wieder so viel Vermögen, d a ß noch einmahl schreiben kann —. Ich war beynahe ein J a h r ohne Helfer gelaßen, und mußte mit Η . P. Kuntze selb ander den Dienst versehen 1 , und in der für mich allemahl schwersten Winters Z e i t allein seyn. Im vorigen N a c h s o m m e r that Η . Kuntze einen Besuch nach der vacanten Gemeine in N e w y o r k , und ich versähe derweile in Philadelphia den Dienst allein. An einem sehr schwülstig heißen Sontage fiel Nachmittags nach gehaltenem Vor= und Nachmittags-Gottesdienst eine Leiche und N o t h t a u f e , eine Meile von einander zugleich vor. D i e Taufe wolte ich nicht versäumen, und waddelte [ = ging schwankend] erst eine M e i l e weit
Nr. 638/639
14. 7./20. 7. 1774
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dahin, und in Eil wieder zurück zur Leiche, wobey mich dermaßen überhitzte, daß gleich hernach einen Schaden in der Leber und Geschwulst an den Füßen bekam. Es gieng aber so zwischen Auf» und Nieder=seyn fort bis zu Ausgange des Augusti, da sich ein Astmatisch Fieber einfand, und die Bräune 2 dazu kam, welches durch Beyhülfe des Dr. Oftto] 3 nach und nach vertrieben ward. Um das Herbst-Aequinoctium 4 auf einer Reise nach Reading, wurde ich mit heftig schmertzhaftem Krampf überfallen, welcher nach Gebrauch des Dr. O. in etlichen Tagen wieder übergieng. Im Monath Nov. und Decembr. warfen mich ein Ansatz von der Peripneumonie s und Scirrus 6 in der Leber aufs Kranckenbette, so daß ich nun gewiß das Ende vermuthete. Unser vornehmster M[edicus] Dr. C. wandte allen möglichen Witz und Fleiß an, und brachte mich mit Gottes Hülfe innerhalb 4 Wochen wieder etwas auf die Beine. In der Zeit war H. Mjagister] Grotz angekommen, und versähe für mich die SontagsPredigten, anders hätte Η . P. Kuntze auch wohl erliegen müßen, weil die AmtsLast auf ihm allein lag; und ehe M. Grotz arrivirte, war mein Sohn Friederich etliche Wochen bey mir und vertrat mein Amt. Der arme Tropf mußte neu angekommene Deutsche, welche am ansteckenden Fleck Fieber kranck lagen, an meiner stat besuchen, und hatte dabey den Saamen und Stoff zu derselbigen Kranckheit auf gesammelt, so daß er zwar noch wohlbehalten im Decembr. mit seiner Familie nach Newyork gelangte, kaum aber die erste Predigt gethan, da er sich zu Bette legen mußte, und 6 Wochen an dem bösartigen hitzigen Fieber hart darnieder lag. Weil selten eine Trübsal allein ist, so hatten meine und meines Sohnes Kranckheit, wie auch des M . Grotz seine leichtsinnige Aufführung starcken Einfluß auf meiner armen Frauen ihre Passiones histericas, welche ihre Paroxismos vermehrten 7 : denn ihr Nerven* und Sehnen= Gebäude ist nun so schwach, daß ein jeder Gemüths-Affect von Freude oder Traurigkeit bey ihr Convulsionen und Ohnmächten verursachet, obgleich fast alle sonst renommirte Doctores bis diesen Tag ihr Bestes versucht und nichts zuwege gebracht. Die Peripneumonie und Scirrus rühreten von starcker Verkältung her, weil ich im November mit allerhand Berufen aus den LandGemeinen überhäuft wurde, am Tage nicht Zeit zu andworten, und etliche Nächte auf seyn und schreiben mußte etc. da denn freylich der Cörper Noth litte, etc. Es liegt ein Brief mit bey von Mr. Gottfried Thiel aus Germantown an seinen Schwager Mr. Reich, worin er bittet, daß S. HochEd. H. Insp. Fabricius ihm wieder 32 rthl. zukommen laßen möchten, welche er hier erstatten wolte 8 . Wenn es Ew. beliebte mit ein paar Worten deßen bey dem Hochgeschätzten Hn. Insp. Fabricius zu gedencken, würde mir und Hn. P. Schmidt in Germantown dienstlich seyn. H. Missionar. Diemer hatte vor seiner Abreise an mich und seinen armen Vater geschrieben 9 , und seinem Vater zum Trost versprochen, daß wenn ihn Gott der Herr an Ort und Stelle in Bengalen brächte, so wolte er seinem Vater jährlich 10 Guineas schicken, maßen er nach Calcutta bestimmt, wo (sub rosa) ein alter Freund wäre, der aus seinen eigenen Mitteln für 24/m rthl. eine Kirche gebauet, und nur eine eintzige Tochter hätte 1 0 . In seinem allerersten
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Die Briefe des Jahres 1774
Briefe aus Halle an mich 1 1 , hieß es: Er wolte gern wo arbeiten, wo er Armuth, Leiden etc. aus zustehen hätte, und dazu wären die hiesigen Umstände angemeßen gewesen; aber die allerweisest= und gütigste Vorsehung und Regierung Gottes hat es anders gefüget. Was Gott thut, das ist wohlgethan etc. 1 2 Salomo bat erst um Weisheit und nicht um Reichthum, und bekam mehr als er gebeten hatte 1 3 . Der allmächtige Herr, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist 1 4 , schütze, erhalte und segne seiner Hände Werck in Ost Indien, und trage sein Würmlein J a c o b 1 5 in allen Theilen der Welt in seinem Busen! Ich hatte meine Hochw. Väter um einen Fisch gebeten, und an den elenden M . Grotz eine Schlange bekommen 1 6 . Solches kam auch nicht von ohngefehr 1 7 , es dienet mit zur Demüthigung etc. wir können nicht voraussehen, und die Liebe hoffet alles 1 8 , und wenn wir Gott lieben, so muß uns alles mit zum Guten dienen 1 9 , ob es gleich noch so bitter schmecket. Am 12 ten Junii a[nni] c[urrentis] hat mein Sohn Heinrich als dritter Prediger seinen Dienst in Philadelphia angetreten 2 0 , und ich habe ein Haus in einer etwas stillern Straße gemiethet jährlich für 30 £ (Die Haus Miethe ist sehr hoch in Philadelphia und steigt noch immer höher). Und nun wohnet H. Kuntze im Pfarrhause und Heinrich nächst daran, wo H. Kuntze sonst gewohnt. Ich konnte es nicht länger aushalten. Weil ich von früh morgens bis in die Nacht in der untern Stube das Ab- und Zulaufen der Leute aus und um der Stadt, vom Lande weit und breit aus den connectirten Gemeinen etc. expediren, und besonders auch die vielen Bettler befriedigen, und dann Nachts die mühsame Correspondence mit den vereinigten Gemeinen bestreiten, und so viel möglich die Amts-Geschäfte und publiquen Gottes Dienst mit versehen mußte, keinen Amanuensem hatte, und wenn in meiner Abwesenheit meine Frau die Stelle vertreten solte, sie oft ohnmächtig wurde, ihren Paroxismum bekam, und die Leute erschreckte: so wars mirs nicht möglich länger in den Umständen zu bleiben, und geht fast im Vergleich mit mir, als wenn man den Daumen gequetschet hat, der alte Nagel los, der frische und neue darunter wächset und den alten nach und nach wegschiebet; wenn der alte aber zu früh abgeht, so leidet der neue weichliche auch leicht Schaden. Ich habe eine Copie eines hiesigen Original Bonds von der Corporation wegen der letztgeliehenen 100 £ Curr[ency] vom Hochgr[äflichen] S[olms] R[ödelheimschen] Legat an Hochw. Herrn. Trustees und Directores beygelegt 2 1 . Ferner auch das Original meiner Declaration of Trust wegen der Grund Zinsen auf den 4 Haus-Lots. Es ist hier in der Land-Office recorded, und wenn dis verlohren gehen solte, so kann man allemahl ein gleichgeltendes aus der Office wieder haben. H. Kuntze hatte ein erstgebohrnes Töchterlein von beynahe 11 M o n a t h alt 2 2 , ist in voriger Woche verschieden und begraben. Meine 2 Söhne der Samariter von Virginia 2 3 und der Levit von Newyork 2 4 sind just zum Besuch bey mir. etc. etc. P. S. Der gewesene Praeceptor 2 5 des hiesigen sogenannten Deutsch Evangelischen Seminarii, der sich seither neben seiner Schularbeit von H . Kuntze in
Nr. 639
20. 7. 1774
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der Theologie unterrichten laßen, und sich im Predigen auf den Filials in Whitemarsh oder Barrenhill und Cohenzy, auch dann und wann in der Michaelis-Kirche geübt, und neben einem stillen und sittsamen Wandel etwas Leben von der Kraft der Gottseligkeit bekommen 2 6 , und insonderheit etwas holländisch reden kann, hat einen Beruf zu einer niederdeutschen vacanten Gemeine zu Loneburg etc. im Neuyorkschen gekriegt, und ist auf Ersuchen des Kirchen Raths durch eine Committee von unserm und dem Schwedischen Ministerio am l l t e n Jul: a. c. examinirt, und heute als a m 20 s t e n Jul. a. c. mit Gebet, Ermahnung und Handauflegung ordiniret worden, nachdem er einen Revers 2 7 unterschrieben 2 8 .
Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 18:2 (B) S. 26-28; S. 26-28. Auch in HD S. 2909-2916.
LC Abt. Η IV Fach F Nr. 2:B
' Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg hatte von April 1773 bis Juni 1774 die Gemeinden in New Jersey versorgt; vgl. Nr. 603 S. 484 - 4 8 7 ; Nr. 630 und Nr. 635 unter No. 6 S. 5 9 6 - 6 0 0 . 2 = Angina; vgl. Richter, Kurtzer Unterricht S. 318 f. 3 Vgl. Nr. 620 Anm. 3. 4 (Tag- und) Nachtgleiche; um den 23. September. 5 = Lungenentzündung. 6 = Verhärtung. 7 Mühlenbergs Frau litt seit etwa 1766 an epileptischen Anfällen (passio histerica, „MutterKranckheit"). Vgl. Nr. 479 S. 90 und Nr. 480 Anm. 12. Zu Grotz vgl. Nr. 620; Nr. 622; Nr. 628 und Nr. 638. 8 Dieser und der folgende Satz sind am Rand durch zwei senkrechte Striche markiert; zur Sache vgl. Nr. 524. 9 Nicht erhalten. 10 Wahrscheinlich ist Johann Zacharias Kiernander gemeint; vgl. Bd. III Nr. 312 Anm. 27 S. 220 und Lehmann S. 234 - 237 und 247. 11 Nicht erhalten, vgl. Nr. 588 S. 446. 12 Kirchenlied von Samuel Rodigast ( 1 6 4 9 - 1 7 0 8 ) . 13 Vgl. 1 Kön 5 , 5 - 1 5 . 14 Vgl. M t 28,18. 15 Vgl. Jes 41,14. 16 Vgl. M t 7,9 f.; Lk 11,11. 17 Sprichwort: „Nichts kommt von ungefähr, von Gott kommt alles her." Vgl. Wander Bd. 5 Sp. 1782. 18 Vgl. 1 Kor 13,7. 19 Vgl. Rom 8,28. 20 Zum Vorgang vgl. Nr. 635; Nr. 625 und Nr. 630. 21 Mit diesem Brief (möglicherweise zum Teil schon früher oder auch in einer Sendung mit Nr. 635) schickte Mühlenberg umfangreiche Beilagen nach Halle, die in AFrSt IV F 8 gesammelt sind. Es handelt sich zunächst um einen Bericht über den Kirchenbau in Barrenhill (S. 8 4 111 v) mit der dazugehörigen, von ihm und Keppele geführten Rechnung (S. 135 — 137). Dazu erklärt er (S. 1 1 2 - 1 1 3 ) : „S[alvo] T[itulo] Hoch verehrungs würdige Herren Directores und Väter werden herablaßend verzeihen daß ich diese Anmerckungen samt der Rechnung nicht eher aus dem Weitläufftigen gezogen und vorgelegt. Vielerlei Geschäffte, Schwachheiten und Zerstreuungen haben gehindert. Diese Sache von der Germantowner Revolution [vgl. Nr. 623 Anm. 2] hat mich unter andern hart gedrückt, und was ich selber von meinem Wenigen dabei zu gesetzt, will gern verschweigen. Der Satan gebraucht allerlei Krieges=Listen, und wenn man noch nicht geübt ist, so wird man leicht über vortheilet. Man wird unvermerckt in etwas hin
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Die Briefe des Jahres 1774
ein gezogen und eingeflochten, das einen guten Schein hat. Und wenn man drinn stecket, so siehet und findet man keine öfnung, bis der Herr eine barmhertzige und mitleidige Hand reichet. Er kan allein erretten, alle, die zu Ihm treten. Ihm gebüret die Ehre und Anbetung, und seinen wolthätigen Kindern der demütig=hertzlich und schuldigste Danck, von uns allen, und insonderheit von mir, den 2-fach unnützen Knecht Philadelphia d 22 Junii 1774
Heinrich Mühlenberg den altern Sündern, der nach Gnade und Auflösung seufzet."
Des weiteren wird die Verwendung der Solms-Rödelheimschen Stiftung offengelegt (vgl. Nr. 635 Anm. 25), die Kopie einer Schuldverschreibung der Michaelis- und Zionskorporation übersandt (vom 10. 1. 1774; S. 138 —139) wie auch die notarielle Beurkundung einer Geldanlage Mühlenbergs (vom 19. 4. 1774; S. 1 4 0 - 1 4 4 ) . Letztere leitet er so ein: „An die Hochwürdige etc. Herren Directores und Trustees S[alvo] T[ituIo] Hh. Hofpr[edigerJ Ziegenhagen, Dr: Freylinghausen und Dr: Schultz Das Original von meiner Declaration of Trust, welche hier am 19 April 1774 registrirt worden, daß, wenn auch dis verloren gienge, so kan man allemal eine vollgültige in der hiesigen Office für 10 shill: wieder bekommen. Der Juriste hat bei 2 Jare daran geschmiedet, sonst hätte ich sie eher registriren laßen und übersandt.
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H: Mühlenberg" (Vgl. dazu Nr. 594 mit Anm. 8). Maria Kunze, geb. 17. 8. 1773. Johann Peter Gabriel. Friedrich August Conrad. Johann Christian Leps. Vgl. 1 Tim 4,7 f. Zur Berufung vgl. Nr. 627; Nr. 629 und Nr. 633. Ordinationszeugnis und Verpflichtungsschreiben von Leps sind in Mühlenbergs Tagebuch überliefert (PM 95 A Nr. 13 1772 — 74 S. 177 — 179): „Testimonium Ordinat[ionis] an d[en] H. Joh: Christian Leps: Nos Deputati Reverendi Ministerii Evangelico=Lutherani Pennsylvaniensis, omnibus Lecturis hasce Litteras salutem dicimus per Dominum nostrum Jesum Christum! Testamur quod pius et honestus Vir, Dn: Joannes Christianus Lepsius vocatus sit ad docendum Evangelium in praetura Loneburg sic dicta, ad Provinciam Eboracensem pertinentem. Quum autem a nobis petitum sit, ut explorata eius doctrina adderemus ordinationis ritum, examinavimus et compcrimus cum recte pereepisse et tenere summam doctrinae et amplecti puritatem Evangelii, quam Ecclesia nostra una voce profitetur ac a fanaticis opinionibus, quales sunt pontificiorum errores, Anabaptistarum et similium abhorrere. Promisit etiam in doctrina Dexteritatem et constantiam, in officio fidem et diligentiam, nec non in vita ac moribus pietatem et honestatem, et in actionibus simplicitatem et candorem. Quare Ei iuxta doctrinam Apostolicam pio ritu commendatum est Ministerium docendi Evangelium et administrandi Sacramenta iuxta vocationem et regulam praescriptam in propheticis et Apostolicis scriptis, quorum summa comprehensa est in tribus symbolis Apostolico, Niceno et Athanasiano, Confessione augustana haud variata, et in eiusdem Apologia: item in Catechismis B[eati] D[octoris] Lutheri minore et majore, caeterisque Libris Symbolicis. His enim scriptis se conformia et consentanea auditoribus suis propositurum, nec ab eorum sententia discessurum esse nunquam, sanete promisit. Hortamur quoque supra dictum Virum Reverendum Lepsium et Ecclesiam ipsi commissam, ut puritatem doctrinae coelestis retineant. Vere enim ibi est Ecclesia Dei ubi sonat vox Evangelii incorrupta, et vere ibi dat Deus aeternam justitiam et vitam, vere exaudit et gubernat invocantes ipsum, mitigat etiam aerumnas huius vitae, et in
Nr. 639
20.7. 1774
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ira recordatur misericordiae suae. Quare inquit: si manseritis in me, et verba mea manserint in vobis, quicquid volueritis petetis et fiet vobis. Monemus etiam eos, ut sint memores praecepti divini de concordia et coniunctione cum aliis Ecclesiis recte sentientibus tuenda. Datum Philadelphiae sub Sigillo, die vigesimo Julii, Anno Domini Millesimo Septingentesimo Septuagesimo quarto. P: Schmid Henr: Muhlenberg Joh: Christopher Kunze Eccles[iae] Philad[elphiae] Pastor
[Locus Sigilli]
H. Muhlenberg Min[isterii] evang[elici] germ[anici] p[ro] t[empore] Praeses P: Lund Eccles: Swec[anae] Frederic Muhlenberg Ecc[lesiae] Ebor[acensis]
Revers of the Rev: Mr: Joannes Christian Leps: Be it known unto all, whom it may concern, that I the Subscriber have received and accepted a Call from the Elders and Deacons of the Low dutch Lutheran Congregations at and about Loneburg in His Majesty's Province of Newyork, to be their ordinary Minister, and the Vestry of the said Congregations have petitioned the united Rev d Consistory of the Dutch and Swedish Lutheran Church in Pennsylvania and the Neighbouring Provinces of His B[r]ittanick Majesty to examine and ordain me, the Subscriber for the said Ministerial Function, and I accordingly have been regularly examined on the eleventh Day of July Anno Domini 1774 and ordained on the 20th Day of July e[iusdem] a[nni] by a Committee of the said Rev d Lutheran Ministry upon the following Conditions viz: 1 the subscriber do by these Presents oblige and bind myself firmly: 1) to teach, preach and catechise within mine entrusted Congregations the sound and saving protestant evangelical Doctrine as contained in the Old and New=Testament of the Holy Bible, to administer the two holy Sacraments namely Baptism and the Lords Supper, and thus building upon the foundation of the holy Apostels and Prophets, whereof Christ Jesus, the Saviour of the World Himself is the chief Corner Stone [Eph 2,20], agreeable to and with the unalter'd Augustan Confession and the Rest of the Symbolical Books of the Evangelical Lutheran Church. 2) to prove and adorn the said Doctrine by a godly, pious, virtuous and exemplary Life and Conversation, as a faithful Minister ought to do. 3) To perform the Acts and Services of divine Worship according to the Liturgy and Rules usual in our Lutheran Church for Devotion and Edification 4) to be a well behaving Member of the said united Rev d Ministry and to frequent their yearly Synods and Convention if Life and Health permit. 5) to keep a Dyary for recording important and remarkable Transactions, occurring in mine Office, in order to communicate them in the yearly Synods of the said Rev d Ministry, when required. 6) to be liable unto a regular Censure, Arbitration and Award of the said united Rev d Ministry, in case I should /: which God forbid :/ deviate from the said sound Doctrine, and give Offences in Life and Conversation. Unto the above mentioned Articles and Conditions, I do by these Presents oblige and bind myself firmly. And in Case I should at any time hereafter neglect, break and transgress the said Articles and Conditions and be found guilty, then the said united Rev d Lutheran Ministry shall for God's and Conscience's sake be in duty bound to declare the Ordres 1 have received on the 20'1' Day of July AD: 1774 for my ministerial Office, null, void and of none Effect, and unworthy of any Emolument and Benefit. So help me God Almighty! Witness my hand and Seal at Philadelphia this 20 th Day of July in the fourteenth year of His Majesty's Reign, Annoque Domini one thousand seven hundred and seventy four signed sealed and deliver'd in the Presence of
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Johann Christian Leps
John Gartley [Locus Jacob Franck Sigilli] Peter Muhlenberg." Für die Zeit bis zum 21. 9. 1774 ( = Nr. 640) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:
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Die Briefe des Jahres 1774
(1) „Vom 23 bis 26 August: ... schrieb an S[alvo] T[itulo] Herrn P. Kurtz Sen: bat ihn, daß er meine Stelle auf der nächsten Ministerial Versamlung in Lancaster als Praeses vertreten mögte, übergab ihm mein Rector Amt über die incorpor[ierten] Gemeinen zu Neugerm[antown] etc. in Jersy und empfal ihm zur Versorgung, nam schrifftlichen Abschied von Revd P. P: Hh. Schultz und Helmuth, von meiner Fr[au] Schwiegermutter, von Freunden in Reading und versprach daß, wenn lebendig zurück käme, ich einen Besuch in Reading g[eliebts] G[ott] thun wolte, um zu versuchen, ob man der Gemeine wieder aufhelffen könte etc." (PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 31; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 1; Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 391; Tappert II S. 563). (2) „Montags den 29 Aug: ... Ich hatte Gelegenheit ein paar Zeilen zu schreiben und an meine Kinder in Philad: zusenden weil ein Schiff von Jamaica vorbei segelte." (PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 37; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 3; Evangelical Review; 1, 1849/50, S. 393; Tappert II S. 565). (3) „Freitag und Sambstag d 9 und 10"" Septembr. ... Schrieb nebenher einen Brief an meinen Sohn Friedrich in Neuyork ..." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 43; vgl. PM 95 A Nr. 15a 1 7 7 4 75 S. 4; Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 394; Tappert II S. 567). (4) „Montags d 12 Sept Vormittags schrieb einen Englischen Brief an einen Freund [Heinrich Keppele Jun.] in Philadelphia weil ich nicht Abschied von ihm und seiner Frau genommen." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 7 5 S. 44; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 5; Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 395; Tappert II S. 567). (5) „Dienstag d 13 Sept. fieng ich an Briefe zu schreiben an meine Kinder und Freunde in Philadelphia, weil es hieß, daß unser Capitain [Wright] die letzten Tage in der Woche wieder abfarn wolte ... Mitwoch d 14 Septemb: ... Übrigens machte die angefangene Briefe vollends fertig nemlich an Η. P. Kuntze, b) an meinen Sohn H[einrich] c) an Mess" K[eppele] Sen» und Juni d) Mr: Gr[aeff] etc. etc. und sandte sie an Capt. Wright." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 46 f.; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 5 f.; Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 395; Tappert II S. 568).
640. ]. A. Neidhart
an M.
Wertheim,
21. 9.
1774
Tit[ulus] Weil ich e i n e n B r i e f n a c h B e t h l e h e m s c h i k e n soll an d e n T h o m a s S c h a a f , so will ich s e h e n , o b ich m i t dieser G e l e g e n h e i t a u c h ein B r i e f g e n a n Sie, m e i n a l t e r F r e u n d , b r i n g e n k a n 1 . U m e t w a a u c h v o n Ihnen zu e r f a h r e n , o b d e r T h o m a s S c h a a f , der 1 7 6 4 an seinen S c h w i e g e r » V a t e r J o h . L u t z g e s c h r i e b e n , n o c h lebe, o d e r K i n d e r v o n i h m ? etc. I c h v o r m e i n e P e r s o n bin sehr elend u n d g e b r e c h l i c h a n m e i n e m L e i b e , und in so m i ß l i c h e n U m s t ä n d e n , d a ß ich m i r die F ü r b i t t e E w : bey G o t t g a n t z b e s o n d e r s a u s b i t t e n m u ß . In u n s e r n G e g e n d e n ist ein g r o ß e r Verfall, n i c h t e i n m a l d a s Ä u s e r e d e r R e l i g i o n u n d C h r i s t e n t h u m s wird mehr
b e o b a c h t e t , viel w e n i g e r e t w a s T h ä t i g e s . In allen S t ä n d e n
das
ä u s e r s t e V e r d e r b e n , V e r f o l g u n g und H a ß d e r e r , die d a s G u t e s u c h e n . G e s t e r n v e r n a h m ich d u r c h ein S c h r e i b e n aus N a i t s c h e n im V o g t l a n d e , d a ß Η . P. K u n z e ein S c h w i e g e r = S o h n v o n Ihnen g e w o r d e n 2 , das f r e u e t m i c h sehr. Ich b e k o m m e v o n Sr: H o c h w : H e r r n D i r e c t o r F r e y l i n g h a u s e n die C o n t i n u a t i o n d e r A m e r i c : N a c h r i c h t 3 u n d h a b e m i c h o f f t über d a s G u t e d a r i n n e n g e f r e u e t , s o n d e r l i c h d a ß d e r H e r r Sie bey h e r a n n a h e n d e n J a h r e n n o c h so viel K r ä f f t e gibt. I c h w ü r d e m e h r s c h r e i b e n , w e n n es mir die Z e i t v e r s t a t t e t e , u n d ich a u c h g e w i ß w ü s t e , d a ß Sie dis S c h r e i b e n erhielten.
Nr. 639/640/641
20. 7./21. 9./6. 10. 1774
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Grüßen Sie im Herrn den Hn: P. Kuntzen. Ich bin und bleibe Dero Fürbitter bey Gott Wertheim d 21 sept: 1774 5 . Abschrift von Mühlenbergs 1
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Neidhard 4 .
Hand im Tagebuch in AFrSt IV Η 25 S. 83 f.
Zur Übermittlung liefert Mühlenberg folgende Erklärung (S. 82 f.): „... Freitags d 5 April [1782] empfieng ein Schreiben von meinem Sohn aus Virginia, eingeschloßen war ein Brief an mich vom S[alvo] T[itulo] Herr Superintend: Neidhard, datirt: Wertheim d 21 s,e " Sept: 1774. Dieser Brief war an meinen Sohn gesandt durch einen gefangnen Gentleman mit folgenden Worte: ,Tit[ulus]: Ich unterstehe mich einen Brief, den ich schon lange von meines Vattern Bruder an Ew: H. Vatter in Händen herum trage, durch diese Gelegenheit zu übersenden, weil ich sonst keine Gelegenheit finden kan, den an den gehörigen Ort zu liefern. Die Briefe, die ich an den Thomas Schaaf in Bethlehem habe, welche wegen seiner Erbschafft an Ew: Vatter recommendirt sind, habe ich noch in Händen, und hoffe immer auf Gelegenheit, solche meinen Lands=Leuten selbsten zuzustellen. Daß alle meine Briefe aufgebrochen sind, bin ich unschuldig, ein unglücklicher Zufall hat mir solche, nebst meiner gantzen Equipage und Geld aus den Händen gerißen, und aus Gefälligkeit habe ich meine Briefschafft wieder, aber alle erbrochen erhalten. Ew: recommendire ich mich als einen Gefangenen — zu Dero G[nade] und verharre in devoten Respect etc. Friedrich Neidhart, Quartier Mst. Serg. des Voit: Anspacher Reg": Barrackes bey Winchester d 17 Xbr: 1781'. Der nun beinahe 8 Jar alte Brief, lautet also: ..." Am 23. 7. 1771 hatte Kunze Margretha Henrietta Mühlenberg geheiratet. Die seit 1744 in Fortsetzungen erschienenen und dann in ΗΝ 1 (bzw. HN 2) gesammelt veröffentlichten „Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch=Lutherischen Gemeinen in Nord=America, absonderlich in Pensylvanien". Johann Andreas Neidhard; vgl. Bd. III Nr. 427 mit Anm. 1 S. 594 f. Für die Zeit bis zum 6. 10. 1774 ( = Nr. 641) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Tuesday, Oct! 4th ... Towards evening I received a letter from Rev? Nicholas Martin, of the Fork Saluda, dated Sepi 27 ult[imo] which I immediately answered, the bearer returning to morrow." (PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 15; vgl. Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 404; Tappert II S. 576). (2) „Wednesday, Octi 5 th , wrote an English letter to Pastor Tennent." (PM 95 A Nr. 15 a 1774 75 S. 15; vgl. Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 404; Tappert II S. 577). - William Tennent III (1740—1777), Enkel des Gründers des Log College, aus dem die Universität Princeton hervorging.
641. An F. W. Pasche
Charleston,
6. 10. 1774
Copia, Schreibens des Herrn Past. Mühlenbergs sen. an H. Pasche in London. Charlestown in South Carolina d. d. 6 ten Octobr. 1774. Wohlehrwürdiger und theurester Bruder in Christo. Ich hoffe Ew. Wohlehrw. werden mein Paquet durch den ehrlichen Candidat Mr. James Sayres, welches ihm zu Ausgange des Monats Julii ajnni] c[urrentis]
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Die Briefe des Jahres 1774
zur Bestellung nach London mit gab 1 richtig empfangen haben. Die Umstände fügten sich nachher unter göttlich anscheinender Direction so, daß ich am 27 Aug. a c. mit meiner kranken Frau und erwachsenen ledigen Tochter 2 zu Schiffe ging und in 12 Tagen die Reise nach Charlstown in Süd Carolina absolvirte und am 8 ten Sept. just in dem M o n a t , da vor 32 Jahren hier anlandete. Seit dem 8 ten Sept bis heute den 6 ten Octbr. haben wir uns hier aufgehalten, und sind just in der Zeit hier, da hitzige Fieber und Dysenterie grassiren, davon wir auch Theil nehmen müssen, wie denn meine Frau noch an der schneidenden Dysenterie darnieder liegt, welches verhindert, daß wir unsere Reise nach Georgia noch nicht fortsetzen können. Es ist aber schon in Savanna und Ebenezer kund, daß wir hier sind. Wir können aber nicht anders als über See dahin kommen, weil ich selb Dritte bin und hier keine stage Wagen 3 sind, die uns über Land, Flüsse und verrottete Brücken dahin bringen könten. Ich halte ein Journal 4 , darin alle Kleinigkeiten bemerke, worauf ich mich berufen muß. Solte ich sterben, so werden ein oder andere von meinem Hinterbliebenen meine geringe Anmerkungen so wie sie in meiner Schwachheit verstümmelt gerathen und so weit sie reichen, an Ew. Wohlehrw. oder S[alvo] Tfitulo] H. P. Burgmann gelangen lassen. Ich weiß Dieselben verstehen meine undeutliche und höckerichte Sprache und Schreibart am besten und werden auch nach Dero alten eingewurzelten Liebe und Geduld alles zum besten wenden. Am vergangenen Sambstage den 1. Oct. kam ein Mitglied von Ebenezer, J a c o b M a c k genannt, zu mir und berichtete mich zu meiner Betrübniß a) daß vor verschiedenen Monaten eine Nigerin versucht, den S. Τ. Η . P. Rabenhorst mit Gift zu tödten, und er noch schwach und unpäßlich davon wäre 5 , b) daß am Sambstage vor 3 Wochen die ganze Ebenezerische Gemeine und beyde Herrn Prediger versammelt gewesen, um ihre Streitigkeiten auf zu machen, daß H. Triebner den H. Rabenhorst des Diebstahls wegen eines Stück Landes beschuldiget, und ihn auch einen Lügner etc. geheissen etc. Weil denn H. Triebner solches geleugnet, und H. Rabenhorst solches mit Zeugen beweisen können; so hätten die Vorsteher verlanget, H. Triebner solte seine Übereilungen seinem H. Collegen abbitten und sich versöhnen, er aber habe nur darüber gelacht und solches nicht thun wollen, sagende, er dependire von Niemanden, als nur von denen die ihn berufen. Darauf hätten die Vorsteher dem H. Triebner angedeutet, er solte entweder seine Auflagen gegen H. R . rechtmässig beweisen, oder wenn er solches nicht könte, das öffentliche Aergerniß abbitten und sich mit seinem H. Collegen versöhnen, oder wenn er das nicht wolte, die Canzel nicht betreten. Weil er sich aber zu nichts verstehen wollen; so wären ein und andere Vorsteher früher in die Kirche gegangen, und hätten die Canzel=Treppe besetzt, und als H. Triebner das erfahren, sey er nicht in die Kirche gekommen, sondern habe seinen Freunden in M r . Wurzens store geprediget. Relata refero. In Streitigkeiten bin nicht gerne leichtgläubig, sondern höre gerne beyde Partheyen und hinlänglichen Beweiß von beyden Seiten. Inzwischen fühle ich schon voraus, daß nicht allein die Reise mit einer dreyfachen schwachen Gesellschaft ein saurer Apfel — Biß ist, sondern weiß auch
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6. 10.1774
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aus Erfahrung, daß man sehr gequetscht wird, wenn man sich als ein Cuneus zwischen zwo Partheyen treiben lasset. Ich will indessen dem Ruf meiner theuresten venerablen Väter 6 einfältig folgen, und auf Gottes Gnade, Barmherzigkeit und Beystand sehen, und erwarten, wie weit seine Güte mich leiten werde. Mit der Teutschen Lutherischen Gemeine in Charlestown siehet es auch erbärmlich aus. Der lezte von S. Τ. H. Dr Wachsei gesandte Prediger, H. Hahnbaum 7 , hat nur ein paar Jahre gelebt. Er kränkelte eine Zeitlang am fluxu dys[enteriae] 8 und in seiner Krankheit kam hier ein junger Student, Namens Daser 9 , aus dem Würtenbergischen ohne Testimonia und Credentialien an. Er /: H. Hahnbaum :/ nahm ihn mit Genehmhaltung des Kirchen Raths auf und machte ihn zum vicario. Nachher heirathete Daser des H. H[ahn]b[aum] in der Oeconomie unerfarne Tochter. Nach H. Hb. Tode accordirte der Kirchen=Rath mit Daser auf 3 Jahre als Prediger. In der Zeit, wie sie sagen, nahm er sein Amt nicht in acht, extravagirte etc. und als die 3 accordirte Jahre zu Ende liefen, kündigte der Kirchen=Rath seinen Dienst auf, worüber aber viele von der niedern Classe Gemein Glieder unzufrieden schienen. Er gab keine gute Worte, drohete und dachte, daß er Land=Gemeinen genug kriegen könte. Als aber solches nicht glücken wolte, so suchte er Recommandation von dem hiesigen Vice-Gouverneur 10 an den Lord Bishop in London 1 1 , um sich ordiniren zu lassen, und hier im Lande eine establischte parish 12 von Teutsch und Englischen zu erhalten. Weil er aber in Schulden stecket und auch die Reisekosten nicht aufbringen kan, so möchte er gerne bey dieser Gemeine wieder engagirt seyn; aber die vornehmsten Glieder, welche am meisten zum Salario contribuiren, wollen ihn nicht, und die ärmern können ihn nicht erhalten. Um nun der Sache zu helfen, so sind die Vorsteher und Ältesten gewillet mit einem alten Prediger aus dem Lande, der hier schon einmal gedient, nemlich H . Martins 1 3 , auf ein Jahr oder anderthalb oder 2 Jahr zu accordiren und liegen mir sehr an 14 , ich möchte doch von unsern Hochwürdigen Vätern einen rechtschafnen Seelsorger ausbitten, und diese Kirche und Gemeine mit in unsere Vereinigung aufnehmen. Es gibt ein und andere verständige und wackere Männer im Kirchen=Rath und unter Gemein» Gliedern, welche sich eine Zeitlang in London aufgehalten und sich der Gnaden=Mittel mit Nutzen bedienet bey den Teutschen Gemeinen daselbst. Solche wünschen und sagen, es könte dieser Gemeine nicht geholfen werden, bis unsere Hochwürdige Väter sich derselben annähmen und sie mit einem rechtschafnen Seelsorger zu versehn geruhten. Sie baten mich auch ich solte ihnen eine Kirchen=Ordnung bey gelegner Zeit verfertigen, weil sie noch keine vollständige gehabt. Ihre Kirche ist Frame Work 1 5 , ihr Pfarrhaus auch und ein schöner Garten dabey. Sie sind ausser Schulden und können mit der Zeit aus dem Stuhlgeld, das Salarium eines Predigers meist aufmachen. Aber es müßte ein Prediger von Discretion und Schlangen-Klugheit 16 seyn. Denn es gibt hier viele, die Gellerts 17 und andere Schriften nach dem erhöhetem Geschmack lesen und einem Prediger wohl zu beurtheilen wissen und der gemeine Haufe
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Die Briefe des Jahres 1774
ist sehr orthodox in dem Opere operato, haben aber auch gern, daß der H. Pfr. ein Gläßgen mit ihnen trinket und es nicht zu genau nimt, weil wir alle schwache Menschen sind, und der Herr uns noch schuldig bleibt, wenn wir zum Ausgange singen: Nun Gottlob es ist vollbracht etc. 1 8 Der Aufsatz eines Berufs, welchen die Vorsteher, Ältesten und wohlmeinende Glieder von mir foderten, lautet von Wort zu Wort so: We, the Subscribers, for the Time being Wardens Vestry-men and contributing Membres of the German Lutheran St. Johns Church and Congregation in and about Charles town in South Carolina, His Brittanick Majesty's King George the 3 ds loyal and dutiful Subjects, Do send Greeting to the most Worthy and Reverend Fathers in God, Frederick Ziegenhagen, His Majesty's Chaplain in the German Chappel at St James', Anastasius Freylinghausen, Lewis Schulz P[astores] P[raepositi] and Directors of the East and West India Missions, Gustavus Burgmann of the Savoy Rector and William Pasche, Assisstant in His Majesty's German Chappel 19 , all Worthy Members of the Venerable Society for promoting Christian Knowledge; and do humbly request, that it may please Them by the gracious Assisstance of God Almighty to chuse, examine, call, ordain, provide and send with sufficient Credentials a well learned gifted, grace- and faith-ful Minister for our said Church and Congregation, who is able and willing to propagate the Gospel according to the Foundation of the holy Apostles and Prophets whereof Christ Jesus is the Corner-stone 20 , and to administer the holy Sacraments agreeable to the Articles of our unalter'd Augustan Confession, to instruct and confirm our Youth in the principles of our holy protestant Religion, to exhort, edify and comfort sick Members, when required, to assist and preside in the necessary Meetings of the Vestry, to live in Union and fellowschip with the Revd. Lutheran Ministry in Philadelphia and to perform his holy Function /: when in Health :/ as a faithful Minister of Christ ought to do. And for such his faithful service and Labour, We the subscribers do by these Presents engage and oblige our selves to pay, or cause to be paid to such our Minister the sum of thirty Guineas towards defraying his travelling Charges and Passage, and as, for his Maintenance and honest Living to bay [!] unto him one hundred £ sterling yearly or every Year in four equal every quarter of a Year five and twenty £ sterling, to grant him free and undisturbed Possession of our Parsonage House and Appertenances, and accidental Fees as have been customoray [ = customary] hitherto. And this Agreement shall stand and remain in Force and Virtue as long as both Parties fullfill their duty on either side and can live in Peace and Harmony together. But in Case, which God forbid! there should happen Dispute or Disturbance between the Minister and Vestry or Congregation, no party can nor shall be her own judge, but the Minister shall have the Priviledge to chuse one or two impartial able Arbitrators, and the Vestry or Congregation shall have the same Liberty to chuse one or two impartial prudent Arbitrators, who together may enquire into, discuss and decide the Matter, or chuse an Umpire if they can not agree, and both Parties shall acquiesce in their Award. And if the Gentlemen Arbitrators should find that the Minister could do no more
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good, and that Peace, Harmony and Edification might not be restored, then the Minister shall be removed into the united vacant Congregations in Pensilvania, New=York Governement, Jersey, Maryland or Virginia in Case he be not found willfull offensive or guilty of false Doctrine and offensive Life and pleaseth to stay and labour in this part of the World. In Witness whereof We have here unto inter changeably set our hands and seals at Charlestown in south Carolina this twentyfift[h] Day of October in the fifteenth Year of His Majesty's Reign Annoque Domini one thousand seven hundred and seventy four Ν. Ν. Ν . Ν. Ν. Ν. N. signed sealed deliver'd in the Presence of us: Ν. N. So bald meine Frau entweder abscheidet oder besser wird, will ich, wenn lebe, meine Reise fortsetzen nach Savanna g[eliebts] G[ott]. Es kam kürzlich ein vornehmer hiesiger Bürger 2 1 aus dem Würtenbergischen über London hier wieder an. Ich frug ihn ob er nicht in London gehört wie sich Se. Hochw. H. Hofpr[ediger] Ziegenh[agen] befänden? Antwort: Er wäre vor kurzen abgeschieden und begraben. Dis machte mich so melancholisch, daß mirs das Leben verleidete und die Welt mir von allen Seiten zu enge wurde. Doch recolligirte mich wieder und dachte, wer weiß obs wahr ist 2 2 ? Der einliegende Zettel ist eine Copie von H. Pfrr. Zublys briefe aus Savanna 2 3 an einigen hiesigen Dr. . . . 2 4 Mehr kan dismal nicht Schreiben, als mit schuldiger Veneration an Hochw. Vater zu ersterben Heinrich Mühlenberg sen. 2 5
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Abschrift von Pasches Hand in AFrSt IV C 17:20 S. 294-297; 294-297.
LC Abt. Η IV Fach F Nr.
1:20
= Nr. 639 (und 635?) mit Beilagen. Maria Catharina. = Postkutschen (stage coaches). Vom 14. 8. 1774 bis zum 6. 3. 1775. Erhalten in P M 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 1 - 4 7 8 ; P M 95 A Nr. 15 a 1774 - 7 5 S. 1 - 1 6 0 ( = handschriftliche englische Übersetzung von I. W. Richards, veröffentlicht in Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 3 9 0 - 4 1 9 , 5 3 4 - 5 6 0 ; 2, 1850/51, S. 1 1 3 134; 3, 1851/52, S. 1 1 5 - 1 2 9 ; 4, 1852/53, S. 4 1 8 - 4 3 5 , 5 8 2 - 5 9 0 , 1 7 2 - 2 0 3 ) ; Tappert II S. 5 5 6 688. Die Abschrift für Halle ist unvollständig erhalten im August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 53 2 0 7 (Zählung des Archivs; das Manuskript ist mit S. 317 476 paginiert): der erhaltene Text setzt mit dem letzten Satz des Tageseintrags zum 22. 12. 1774 ein und bietet dann mit Ausnahme der fehlenden Manuskriptseiten 353 — 357 (vom 2. 2. 1775) das vollständige Tagebuch. Vgl. die Darstellungen bei Mann S. 457 — 479 und Winde S. 5 3 - 7 1 . Z u m Vorfall vgl. Winde S. 184. Vgl. Nr. 601. Vgl. Nr. 632 Anm. 4. = Ruhr; vgl. Richter, Kurtzer Unterricht S. 3 7 1 - 3 7 3 . Vgl. Nr. 632 Anm. 3. Seit 1773 war Lord William Campbell (gest. 1778) Gouverneur von South Carolina, er traf allerdings erst am 17. Juni 1775 in der Provinz ein, um sein Amt anzutreten. Richard Terrick ( 1 7 1 0 - 1 7 7 7 ) ; von 1 7 6 4 - 1 7 7 7 Bischof von London.
630
Die Briefe des Jahres 1774
D. h.: eine anglikanische Pfarrei. Johann Nikolaus Martin. 14 Vgl. Nr. 632 und den Bericht zum Aufenthalt in Charleston vom 8. 9. bis zum 26. 10. 1774 im Tagebuch (Anm. 4). 15 = Fachwerk. 16 Vgl. Mt 10,16. 17 Christian Fürchtegott Geliert (1715-1769); gemäßigter Pietist und populärer Schriftsteller seiner Zeit. Verbreitet waren seine „Fabeln und Erzählungen" (1746-1748), bekannt auch „Die Betschwester" (1745). 18 Kirchenlied von Hartmann Schenk (1634-1681). " Burgmann und Pasche waren zu Mit-Trustees und Coadministratoren ernannt worden; vgl. AFrSt IV F 8 S. 134 f. 20 Vgl. Eph 2,20. 21 Melchior Werley; vgl. das Reisetagebuch (Anm. 4) zum 19. 9. 1774. 22 Ziegenhagen starb am 24. 1. 1776; vgl. Nr. 674 S. 727. 2 ' Hierzu bemerkt Pasche am Rand: „"Enthält bloß eine Invitation, daß H. Mühlenberg bey seiner Ankunft in Savannah nirgends als bey ihm, seinem sehr verpflichteten Freunde, sein Quartier nehmen möge." 24 Auslassung Pasches. — Im Tagebuch findet sich dazu zum 6. 10. 1774: „I received a few lines from Rev'd Zubly, through D' Günter, containing an invitation for me and mine to lodge with him in Savannah." (PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 18; vgl. Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 406; PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 85; Tappert II S. 580). 25 Für die Zeit bis zum 28. 10. 1774 ( = Nr. 642) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstags d 20 Octobr: empfieng ein angenehmes Schreiben vom Revd H. Johann Georg Friedrichs, Luth. Pfrr. in Amelia Township oder Amt 100 Meilen aus dem Lande her dat: d 15 Octobr: ac: worin er meldet, daß er meine Ankunfft zu erst von einem Durchreisenden autodidact: Pfrr: [Ludwig Hochheimer] erfaren, und durch meinen Brief vom 20 Sept: ac. darvon versichert worden, welches ihm, wie er schreibt, ein gantz außerordentlich Vergnügen erweckt etc. und Anstalt zu machen bewogen, die Reise nach Charlestown vor zu nemen, sey aber durch Kranckheit und Furcht, mich nicht mehr in Charlestown zu finden, zurück gehalten worden, zu mal, da er aus meinem Schreiben ersehen, daß ich g[eliebts] G[ott] im October meine Reise nach Georgia fortzusetzen gedachte. Er wolte sich durch meinen Hospes Mr: Kemmel Nachricht aus bitten von meiner Zurück kunfft nach Charlestown, und alsdenn g: G. seinen Besuch abstatten etc. Weil die Gelegenheit heute wieder zurück gehet, so antwortete und suchte ihn auf zu muntern, den guten Kampf zu kämpfen, den Lauf zu vollenden und treu zu seyn etc. [vgl. 2 Tim 4,7f.] ... Gegen Abend landete Capt: Wright hier [Charleston] mit seiner Brigantine von Philadelphia und brachte angenehme Briefe mit a) von S[alvo] T[itulo] Η. P: Kuntze dat: d 10 Octob: a[nni] c[urrentis] b) von meinem Sohn Heinrich, dat: d 12te" Octobr. a c. Es war uns sehr erquicklich, in der Frembde Nachricht von unsern Angehörigen zu bekommen." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 11 f.; vgl. PM 95 A Nr. 15a 1 7 7 4 75 S. 33 f.; Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 536 f.; Tappert II S. 589 f.) 12 13
(2) Unter dem gleichen Datum: „It being said that we would leave this week I immediately wrote till midnight a whole sheet full of little matters to my children and informed them of my wife and daughter's sickness; 2) of our intended departure to Georgia by sea; 3) of the state of the congregation in this place [Charleston]; 4) concerning Mr. Daser; 5) of an intended call to the venerable fathers in Europe for a preacher for this congregation, and concluded with many salutations to our children and friends; dated Oct! 20'1' anni curr:" (PM 95 A Nr. 15 a 1 7 7 4 - 7 5 S. 34; vgl. Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 537; Tappert II S. 590). (3) „Sontags d 23sten Octob: ... Abends kam Esq Millen von Savanna zu mir, überbrachte mir Briefe, welche p[er] Capt: B[unner] aus Philadelphia bei ihm abgegeben waren 1) von S[alvo] T[itulo] Η. P. Kuntze dat: d 23 Sept: a c. 2) von Pet[er] Mb: dat: d 13 Sept: 3) von H[einrich] Mb: Jun: dat: d 10 und 22 Sept: etc. etc. Ferner brachte er uns die betrübte Nachricht, daß der Israel Heinzelmann am 11 Sept ac: einen Fall vom Pferde gethan und am 12 Sept: daran gestorben sey. Heute Abend machte noch ein P. S. zu meinem Bogen vom 20
Nr. 641/642
6. 10./28. 10. 1774
631
Octob: und agnoscirte die aus Philadelphia über Savanna durch Esq Millen empfangene Briefe." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 119; vgl. MP 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 39; Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 541; Tappert II S. 592 f.) (4) „Oct. 24. Wrote a few English lines additional to Henry Miihlenberg, jun." (PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 39; vgl. Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 542; Tappert II S. 593).
642. An [Ch. F. Triebner und Ch. Rabenhorst]
Savannah, 28. 10. 1774
Η: Ε: Η. Ρ. im Herrn hertzlich geliebter H . Amts=Bruder. Sr. Sr: Η. H. unsere venerablen Väter, Herr H o f p r . Ziegenhagen, H . Senior Urlsperger und mehrere Glieder der Venerabl[en] Societaet de propaganda Cognitione Christi 1 , haben schon bei einem Jare her von mir verlanget, daß ich vor meinem Ende noch einmal einen Besuch nach dem sonst geliebten Eben Ezer thun und versuchen mögte, ob die obwaltende Mißhelligkeiten unter Gottes Gnaden=Beistand gehoben, und Liebe und Friede unter denen respective Lehrern und Seelsorgern und Gemeinen hergestellet werden könten. Erst obgedachte theureste Väter haben auch zu dem Ende mir eine Vollmacht zuerteilen geruhet 2 . Nichts als die Liebe hat mich bewogen dem väterlichen Auftrage zu Folge, die schwere Reise in Gottes N a m e n zu wagen, und bin unter mannicherlei Anfechtungen mit meiner kräncklichen Frau und Tochter 3 gestern hier in Savanna angekommen und von dem H. Stephan Millen freundlich aufgenommen worden. Weil ich denn als Dero geringster Mitbruder gerne gantz unparteiisch handeln wolte, und auch Red und A n t w o r t davon geben muß, und mich hertzlich verlanget, mit meinen werthen Herren Amts=Brüdern erst allein in der Stille zu conferiren; so ergehet meine demütige Bitte an S. T. beiderseits H h . Pastores und Brüder in Christo, ob Sie mir die Gewogenheit erzeigen und mich noch etwas ermüdeten alten Lastträger, am nächsten Montage, Dienstage, oder einigem Tage hier in Savanna bei Mr: Stephan Millen g[eliebts] G[ott] besuchen wolten? Ich wolte nicht gern mit einem allein, sondern mit beiden mir hertzlich geliebten Brüdern zugleich conferiren. Η . E. H h . Brüder wollen desfals geneigt mit einander abreden, auf welchen Tag es Ihnen gelegen, und mir gütige Antwort angedeihen laßen 4 , indeßen unsern ergebensten G r u ß an Dero Wertheste Familie vermelden, der ich bin und zu verbleiben hofe Ew: ergeb: D[iener] H. Mb: Savanna den 28 Octobr: 1774. 5
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1 774 - 75 S. 130-131. Englische Übersetzung in PM 95 A Nr. 15 a 1774-75 S.44, Evangelical Review, 1 (1849/50), S. 546 und Tappert II S. 596. Im Anschluß an den Brieftext notiert Mühlenberg: „Obige Zeilen in duplo gab heute Abend dem Mstr: Ziegler zur Bestellung nach Eben Ezer mit, nachdem ich die Abschrift davon genommen." 1 2 3
Die Society for Promoting Christian Knowledge. Vgl. Nr. 601 mit Anm. 9. Maria Catharina.
632 4 5
Die Briefe des Jahres 1774
Vgl. Nr. 643 und Nr. 646. Für die Zeit bis zum 28. 10. 1774 vermerkt Mühlenberg in seinem Tagebuch: „Nach Gebet, schrieb ein klein Journal betreffend die Reise von Charlestown bis hieher [Savannah] und sandte es versprochner maßen an unsere Freunde mit der Post nach Charlestown . . . " (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 128; vgl. P M 95 A Nr. 1 5 a 1774 - 7 5 S. 4 3 ; Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 5 4 5 ; Tappert II S. 5 9 6 ) .
643. Ch. Rabenhorst
an M.
Ebenezer,
29. 10. 1774
Tit[ulus] Senior, im Herrn theurester H. Pastor: Ew: Angenehmstes vom 28 sten October dieses1, ist mir von Lucas Ziegler überbracht, und in eben der Stunde kommt Mr: Rosberg, deme ich diese Zeilen zustelle, ohne daß es mir möglich mit Herrn Triebnern Abrede vorher zu nehmen. Unserm lieben Vater im Himmel sey demüthig Danck gesagt, daß Er sie, und liebe Angehörige bis hieher geleitet und getragen hat. Es vereiniget sich Freud und Leid über Ihrer Ankunft bey mir. Die Sorgfalt Hochwürdiger Väter und venerabler Glieder der Societaet 2 für Eben Ezer, und Ihre Liebe und Mühe zu, und um dis Acker=Werck Gottes 3 , und daß ich Ihr Angesicht sehen werde V[olente] D[eo] freuet mich: aber der Jammer meines Volcks und Heerde; und daß fast kein Weiser in Eben=Ezer seyn soll, der diesen Bruch heile4; sondern ein alter abgearbeiteter Knecht muß viel hundert Meilen reisen, um zu versuchen, ob das Übel gewandt werden möge etc., das betrübet mich bis zur Erde! Sey stille meine Seele und harre auf Gott etc. 5 Ich werde Ihrem Verlangen zu Folge, da ich ohne das entschloßen war, Sie V. D. nächsten Montag zu sehen, und eins von Ihrer, mir und meiner Frau, lieben Familie zu mir zu nehmen und herauf zu bringen, an jetzt besagtem Montage zu Ihnen kommen, und Herrn Triebner solches wißen laßen, daß er sich darnach richten könne. Gott schicke meinen Weg zu Ihnen, und gönne es uns doch, daß wir uns untereinander in Ihm erfreuen und unsere Hertzen erquicket werden mögen! Ich bin ohne jetzt viel mit Tinten und Feder zu schreiben, nebst hertzlichstem Gruß und Verlangen von mir und meiner Frau, Sie bald zu sehen und bey uns zu haben. New Providence in Eben Ezer den 29 Octobr: 1774.
Ew. im Herrn ergebenster aufrichtiger und geringster Mitknecht Christian Rabenhorst.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774-75 Englische Übersetzung in Ρ Μ 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 45 f.; Evangelical Review, S. 547 f. und Tappert 11 S. 597.
S. 1
131-133. (1849/50),
Nr. 6 4 2 / 6 4 3 / 6 4 4
28. 1 0 . / 2 9 . 1 0 . / 1 . 11. 1774
633
' = N r . 642. Die Society for Promoting Christian Knowledge; vgl. Mühlenbergs Vollmacht (Nr. 601). 3 Vgl. 1 Kor 3,9. — Unter dem Titel „Amerikanisches Ackerwerk G o t t e s " veröffentlichte Samuel Urlsperger seit 1734 eingehende Berichte über die Salzburger Emigranten in Ebenezer. 4 Vgl. 1 Kor 6,5. 5 Vgl. Ps 3 7 , 7 . 2
644. An [J. A. Treutlen]
Savannah,
1. 11. 1774
To J[ohann] A[dam] Trfeutlen] 1 Esq. Nov. I s t 1774 Tit[ulus] Ew: HochEdl. geneigte Zuschrift vom 29 Octob: a[nni] c[urrentis] habe durch S[alvo] T[itulo] Η. P: Rjabenhorst] empfangen und dancke ergebens für die Nachricht des Betrübten Falles mit Israel Heinzelmann 2 . Es fält kein Sperling auf die Erde, ohne Gottes Wißen und Willen, viel weniger ein Mensch 3 ; und es ist kein Unglück in der Stadt von ungefehr ohne Zulaßung Gottes und seiner allerweisesten Absichten etc. 4 Ich lege meine Hand auf den Mund 5 und dencke: was Gott thut, das ist wohl gethan, es bleibt gerecht sein Wille etc. 6 treu ist Gott und kein Böses an Ihm etc. 7 Ein größer und wichtiger Anliegen verursachet meine Ankunft allhier bei mir: ich bin über ein Jar her von Hochw: Vätern und Wohltätern Eben Ezers nemlich: Hn: Hofprediger Ziegenhagen, Hn: Senior Urlsperger und mehrern würdigen Gliedern der Venerablen Society for Promoting Christian Knowledge anhaltend ersucht worden, eine Reise nach Eben Ezer zu thun, und unter Gottes Beistand zu versuchen, ob die leider, tief eingewurzelten Streitigkeiten und Riße geheilet 8 und friedlich beigelegt werden mögten; habe auch zu dem Ende von obgedachten Vätern Vollmacht und Instruction bekommen 9 , und durch Fürsprache gemeldter Societaets Glieder von unserm H. Governor Penn eine Recommendation an Sr: Majestaet Excell. Gouverneur allhier, zur Beglaubigung meiner Vollmacht erhalten 1 0 . Da ich nun in meiner Instruction beordert, gantz unparteiisch und weißlich zu verfaren, so viel in meinem geringen Vermögen ist, und mein einziger Zweck dahin zielet, Friede und Wiedervereinigung zu suchen, und wo möglich die Riße zwischen Lehrern und Gemeinen zu heilen; so bat ich die beiden Rev: Hh. Pastores, meine Hh. Mitbrüder um einen gütigen Besuch 1 1 , legte Ihnen meine empfangene Vollmacht und Instruction zur Betrachtung vor, und frug, ob Sie dieselben als authentisch erkennen, Ihre Genehmhaltung darzu geben und mit Unterschrift bezeugen wolten? Antwort: Ja, und zu mehrerer Bekräftigung beliebten Sie die Vollmacht zu agnosciren. Da ich nun von Dero Seite Consent habe, so mögte auch gerne verschiedene verständige, ins Gantze sehende, friedfertige und Christlich gesinnte Häupter an Seiten der Gemeine und Parteien erbitten, mit welchen ich conferiren könte. Denn es Iäßet sich mit dem Hauffen des Volcks nichts verabreden, wol aber wenn sie verständige Representatives haben, mit welchen man zu Rath gehen kan. Ich wolte demnach als ein
634
Die Briefe des Jahres 1774
Frembder Ew: HochEdl. als einen in der gantzen Sache erfarnen Freund und Gönner demütig ersuchen, ob Sie belieben mögten, die nötigen Klage Punckte aufzusetzen und mir schriftlich unter Couvert zusenden 12 , ehe ich hinauf komme, damit ich zuvor wüste, was abgehandelt werden müste. Und damit ich nicht einer oder der andern Partei Vorurteile verursachen dürfte, so wolte ich für meine geringe Person auch nicht gern bei ein oder anderm Herrn Pastori mein Quartir nehmen, sondern bitten, ob nicht hie oder da ein Raum zu finden, w o ich so wol mit beiden Hh. Predigern, als auch Representanten der Gemeinen von beiden Seiten conferiren könte? Ich werde als ein unparteiischer Freund auch an ein oder andern von Η. P: Tr[iebners] Partei schreiben und ein gleiches ausbitten 13 . Endlich thue noch eine Bitte hinzu, nemlich, daß Ew: HochEdl. aus Liebe zum Frieden mir, den Ihnen bestscheinenden Rath erteilen wolten, wie es am Klügsten angreiffen könte? Denn es liegt mir ob, einen unparteiischen Bericht von der gantzen Procedour vor die Christenheit zu legen. Ich werde so lange hier bleiben bis von Ew: Hochedl. geneigte Antwort bekomme. Indeßen verharre nebst hertzl[icher] Empfelung an werthe Familie Ew. Tit: zur Liebe verbundener Diener Savanna d. 1 Novemb: 1774.
H. Mb:
Abschrift von Mübenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774-75 S. 140-142. Englische Übersetzung in PM 95 A Nr. 15 a 1774-75 S. 49-51; Evangelical Review, 1 (1849/50), S. 551 f . und Tappert II S. 600. 1
Vgl. Nr. 637 Anm. 2. Der Brief ist nicht erhalten; zum Vorfall vermerkt Mühlenberg im Tagebuch: „Heute bekam ich auch einen Brief von Esq Treutlein /: der 10 Meilen über dem Städtl[ein] Eben Ezer w o n e t : / worin er wehmütig berichtete, daß der junge Israel Heinzelmann am 11 Sept: a[nni] cfurrentis] einen unglücklichen Fall vom Pferde gethan, und am 12,e" Septemb: daran gestorben sey. Er bezeugte, daß sich der junge Mensch ordentlich bei ihm verhalten, und er ihn so lieb als sein eigen Kind gehabt etc." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 138; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 48; Evangelical Review; 1, 1849/50, S. 550 und Tappert II S. 599). ' Vgl. M t 10,29.31. 4 Vgl. Am 3,6. 5 Vgl. Hi 40,4 sowie Wander Bd. 2 Sp. 316. 6 Kirchenlied von Samuel Rodigast (1649-1708); vgl. die 1. Strophe. 7 Vgl. 5 Mos 32,4. " Vgl. Ps 106,23; Hes 22,30 sowie Wander Bd. 3 Sp. 1694. 9 Vgl. Nr. 601. 10 Als Abschrift von Mühlenbergs Hand erhalten im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 2 2 - 2 5 (vgl. Tappert II S. 561): „[Locus Sigilli] The Honorable John Penn Esq Governor and Commander in Chief of the Province of Pennsylvania and Counties of New Castle, Kent and Sussex on Delaware To all, to whom these Presents shall come, Greeting. Whereas the Reverend Mr: Henry Muhlenberg, first Minister of the protestant Lutheran Churches in this City of Philadelphia, has laid before me Letters, signed by the Reverend Michael Ziegenhagen His Majesty's Chaplain in the German Chappel at S: James's in London, and also by the Reverend August Urlsperger, 2
Nr. 644/645
1. 11./I. 11. 1774
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Rector of the Lutheran Church at Augsburg, and with Approbation of the Reverend Anastasius Freylinghousen and Frederick Schultz, Professors of Divinity at Hall in Saxony, setting forth that, they being Members of the Honorable Society, established in London for the promoting Christian Knowledge, have been requested by the said Society to sollicit him, the said Mr: Muhlenberg to take a journey thro' the English Colonies as low down as Georgia, where there are, or have been any Settlements or Congregations of German Lutheran Protestants. And whereas the said Divines in their said Letters have given him, the said Mr: Muhlenberg full Power to inquire of, and examine into the present State and Condition of the said German Lutheran Congregations, to preach and do all Sorts of Religious Duties amongst them, to settle all Differences, if any have arisen between Ministers and People, to observe what Places are without Ministers, and finally to do all and every thing in his Power, to promote the Wellfare of the said Congregations, ordering him to make Report of all, that he does to them, that they may consult in what Manner the professors of the Lutheran Religion in the English Colonies can best be assisted. And whereas the said Reverend Mr: Henry Muhlenberg has in Obedience to the said Letters proposed to under take the said general Visitation of the Lutheran Congregations as far as to the Colony of Georgia, and has requested me to give him my Passport and Letters recommendatory. I do therefore from the Character of the said Mr: Muhlenberg, which is well known to me, to be in all Respects answerable to the great Trust reposed in him by the Letters of the very Reverend Ministers, whose Names are above set forth, not only grant unto him my Permission to pass unmolested within the Limits of this Government, but also do earnestly recommend him to, and desire all Governors, Magistrates, Officers, and others, whom it may concern, within the several Governments through which he may pass to grant him their safe Conduct and Protection and afford him all kinds of Assistance and other good Offices. Given under my Hand and the lesser Seal of the said Province at Philadelphia the twenty second Day of August in the Year of our Lord one thousand seven hundred and seventy four, and in the fourteenth Year of the Reign of our Sovereign Lord George the third, by the Grace of God of Great Britain, France and Ireland King, Defender of the faith and so forth. John Penn. 11
12 13
By His Honors Command: Joseph Shippen, Secretary." Vgl. Nr. 642. Über die Unterredung mit Rabenhorst und Triebner am 31. 10. 1774 berichtet Mühlenberg ausführlich im Tagebuch in P M 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 1 3 4 - 1 4 0 ; PM 95 A Nr. 1 5 a 1774 - 75 S. 46 - 49; Evangelical Review, 1 (1849/50), S. 5 4 8 - 5 5 1 ; Tappert II S. 5 9 8 600. Vgl. Nr. 650. Vgl. Nr. 645 und Nr. 651.
645. An J. C. Wertsch
Savannah,
1. 11. 1774
To John Wertsch1 Esq. Eben Ezer: Hochedl[er] sehr Werther, ob wol von Person noch unbekanter, doch geneigter Freund und Gönner: Ich neme die Freiheit Ihnen und H. Flörel 2 zu berichten, daß ich hier in Savanna mit meiner Frau und Tochter 3 vorige Woche angekommen und von Hochwürdigen Vätern und Wohltätern der Eben=Ezerischen eine Vollmacht empfangen,4 die betrübten Streitigkeiten zwischen Lehrern und Gemeinen zu untersuchen und mit göttlicher Hülffe Vereinigung zu stiften. Ich habe auch Durch Fürsprache der Venerablen Societaets Glieder5 von unserm Herrn Gou-
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Die Briefe des Jahres 1774
verneur Recommendation 6 an Sr: Excell: den hiesigen Gouverneur 7 mit bekommen, welche ich aber hoffentlich nicht nötig haben werde. Weil ich denn gerne gantz unparteiisch handeln wolte; so ersuchte ich beide Hh. Lehrer und Seelsorger, ob Sie mich besuchen wolten? 8 Sie waren so geneigt und kamen zu mir. 9 Ich legte Ihnen meine empfangene Vollmacht und Instruction vor, und sie consentirten hertzlich und willichlig. Nun wolte ich auch gern von beiden Parteien verständige und friedliebende Häupter als Representatives erbitten, mit denen ich die Sache durchgehen und überlegen könte. Denn wie bekannt ist, so kan man in allgemeinen Versamlungen nichts rechtes ausrichten, weil sie entweder alle zugleich sprechen und einander übertäuben, oder alle stille schweigen. Wenn aber Representanten sind, die die Sach verstehen und ordentlich vorbringen, so kan man eher was Gutes zustande bringen. Ich wolte demnach Ew: Hochedl. und den achtbaren H. Flörel ergebene bitten, ob sie belieben mögten Ihre Klagen aufzuschreiben und mir unter Couvert hieher zu senden, 10 ehe ich hinaufkomme, damit ich wiße, was vorgenommen werden soll? Ferner mögte ich nicht gern vorausgemachter Sache bei einem oder andern meiner H H . Amts Brüder mein Quartier nemen, weil die Schwachen sonst sagen würden, ich wäre parteiisch und liebte einen mehr als den andern. Wenn demnach ein Raum in der Mitte auszufinden wäre, wo ich so wol mit den H H . Lehrern als auch Representanten der Gemeinen conferiren könte, solte mirs angenehm seyn. Schließlich ersuche Ew. Hochedl. und meinen werthen Freund Mr: Flörel, daß Sie mir mit gutem Rath beistehen, und um Gottes willen allen möglichen Fleiß und Gebet anwenden mögten, damit eine Christliche, dauerhafte Versönung und Vereinigung unter Gottes gnädigen Beistande hergestellet werde. Die gantze Procedour was und wie eine jede Person pro oder con[tra], für oder gegen die Versönung und Frieden handelt, wird den theuren Vätern und Wohltätern Eben Ezers, ja der gantzen Christenheit unparteiisch vor Augen gelegt werden von Ew: Hochedl. meines geneigten Gönners zu Dienst verbundenem Diener Savanna d. 1 Nov: 1774. 11
Η: Mb.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 143-145. Englische Übersetzung in PM 95 A Nr. 15a 1774 - 75 S.51; Evangelical Review, 1 (1849/50), S. 552 f . und Tappert II S. 601. 1
2
3 4
Johann Caspar Wertsch; kam 1749 nach Georgia, stieg vom indentured servant (bei Johann Flörl) zum wohlhabenden Kaufmann auf, heiratete Hanna Elisabeth Gronau, Tochter des ehemaligen zweiten Predigers in Ebenezer (vgl. Bd. I Nr. 9 Anm. 8 S. 29). Triebner hatte ebenfalls eine Tochter Gronaus geheiratet (Friderica Maria) und konnte daher im Streit mit Rabenhorst auf die Unterstützung des prominenten Gemeindegliedes rechnen. Vgl. Jones und Winde passim. Johann Flörl, neben anderen öffentlichen Ämtern auch Friedensrichter (in einem Viererkollegium) für Ebenezer, stand auf der Seite Triebners. Vgl. Jones und Winde passim. Maria Catharina. Vgl. Nr. 601.
Nr. 645/646
1. 11./4. 11.1774
637
Ziegenhagen und Urlsperger waren Mitglieder der Society for Promoting Christian Knowledge. Vgl. Nr. 644 Anm. 10. 7 Sir James Wright (1716 - 1785); von 1760 bis 1775 Gouverneur von Georgia. Vgl. W. W. Abbot, The Royal Governors of Georgia, 1 7 5 4 - 1775, Chapel Hill, N.C. 1959, S. 8 4 - 1 8 3 . » Vgl. Nr. 642. 9 Uber die Unterredung mit Rabenhorst und Triebner am 31. 10. 1774 berichtet Mühlenberg ausführlich im Tagebuch PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 1 3 4 - 1 4 0 ; PM 95 A Nr. 15 a 1 7 7 4 - 7 5 S. 4 6 - 4 9 ; Evangelical Review, 1 (1849/50), S. 5 4 8 - 5 5 1 ; Tappert II S. 5 9 8 - 6 0 0 . 10 Bei der ersten Unterredung mit den beiden Predigern hatte Mühlenberg dies von ihnen ebenso verlangt. Triebner und seine Partei reichten ein gemeinschaftliches Schreiben ein (Nr. 651); zu den Umständen vgl. Nr. 646. Rabenhorst und seine Partei reichten jeweils eine Schrift ein (Nr. 649 und Nr. 650). " Aus einem Postskriptum Pasches zu seinem Brief nach Halle vom 17. 3.1775 (August-HermannFrancke-Nachlaß, Kapsel 30 Faszikel V S. 224 - 227) erfahren wir folgendes über die Korrespondenz Mühlenbergs: „P.S. In einem Schreiben unterm 2Mn Nov. a[nni] p[raeteriti] hat Η. P. Mühlenberg aus Savannah, folgendes mit hinzugethan: ,Ehe ich von Philadelphia abreisete, hatte eine Schwedische Witwe, bey der ich noch für 50 £ Curr[ency] verbunden stund wegen Barrenhill, in ihrem Testament mir die 50 £ Curr. vermacht. Also quittire ich hiermit 40 £ Curr. die ich in der hällischen Caße zu fordern hatte, und bleibe etwa in besagter Mißions-Caße 7 £ Curr. schuldig, weil ich 3 £ Curr. Unkosten wegen der Execution des Testaments davon auslegen mußte, wie meine Rechnung zeigen wird, die ich in Philadelphia zurück gelaßen habe.' " Aus dem Tagebuch erfahren wir weiterhin: (1) „Donnerstags d 3"" Novemb: bekam ein Brieflein von S[alvo] T[itulo] Η. P. Rabenhorst mit der angenemen Nachricht, daß er gestern mit meiner Frau und Tochter wol behalten heim gelanget, und daß meine Frau unterweges nur einmal einen paroxism[um] histeric[um] gehabt, der aber balde vorüber gegangen." (PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 150; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 54; Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 555; Tappert II S. 603). (2) Unter demselben Datum: „Kriegte Briefe mit der Post aus Charlestown von Mess" K[al]t[eisen] und K[im]m[el] welche unter anderm berichteten, daß der H. Mag: Daser, der mit einem Schiffe nach London bestimmt, abgefaren, um von dem Lord Bishop Ordination etc. zu holen, wieder zurück nach Charlestown gekommen, weil das Schiff im Sturm schaden gelitten und aus Noth umkeren müßen, und daß er nun Gemeinen im Lande suchen würde." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 151; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 54; Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 555; Tappert II S. 603). s
6
646.
Ch. F. Triebner
an M.
[Ebenezer,
4. 11.
1774]
T i t [ u l u s ] . U n t e r h e r t z l i c h e r A n e r w ü n s c h u n g g ö t t l i c h e r K r a f f t u n d Seegen zu D e r o w i c h t i g e n V o r h a b e n n e h m e die F r e y h e i t zu b e r i c h t e n , d a ß E w . geneigtes Schreiben1
dem Mr.
Wertsch
überreicht habe,
welcher
auch
nicht
würde
u n t e r l a ß e n h a b e n , d a ß e l b e zu b e a n t w o r t e n , w o er n i c h t g e s t e r n eine Reise n a c h T u k a s a K i n g 2 zu u n t e r n e h m e n beliebet h ä t t e , h a b e d a h e r in seinen und d e r ü b r i g e n R e p r e s e n t a n t e n N a h m e n a u f dieser Seite d e m M r . F l ö r l , C h r i s t o p h e r K r ä m e r u n d J o h a n n e s R o t t e n b e r g e r s c h u l d i g s t zu b e r i c h t e n , d a ß dieselben m i t aller G e n e h m h a l t u n g sich der, a n E w . v o n H o c h w .
Vätern
gegebenen
V o l l m a c h t , 3 g e m ä ß b e t r a g e n , u n d alles b e y t r a g e n w e r d e n , w a s n a c h
ihrem
s c h w a c h e n V e r m ö g e n z u r B e f ö r d e r u n g des F r i e d e n s u n d g u t e r O r d n u n g m ö g -
638
Die Briefe des Jahres 1774
lieh ist. Zweytens habe in Absicht dero, und deroselben werthesten Familie gehorsamst zu bitten, gäntzlich unbesorgt zu seyn um das, was Dero Aufenthalt in Eben Ezer und gäntzliche Versorgung betreffen mögte. Mr: Wertsch hat nicht nur sein Oberhaus und was in demselben ist zum Dienst erbothen, sondern ich habe bereits meine Wohnung räumen laßen, in Fall es Ew. beliebete in selbiger vorlieb zu nehmen. Ich beziehe indeßen den einen Theil in meiner Frau Schwieger Mama 4 Hause, daß also Ew. von der Vermuthung eines Anstoßes oder Vorurtheils bey den Schwachen deshalb frey seyn können. Morgen g[eliebts] G[ott] werden einige Gemein=Glieder von dieser Parthey sich hier bey mir einfinden, um sich wegen der allgemeinen Klagen wieder Jene mit einander zu unterreden, da ich denn dahin sehen werde, daß es nur solche seyn mögen, die das Wohl der Gemeine in Absicht der geistlich=und leiblichen Umstände zum Zweck haben. Auch folget hiemit der Grant, 5 weil eine Copie davon nicht zu erlangen ist in Savanna. Es hat mir ein gewißer Freund und Gönner in Savanna, Mr: Joseph Ottolenghe,6 noch vor Dero Ankunfft den wiederholten Antrag gethan, daß unsere Streitsache durch einige Gentlemans in Savannah füglicher und mit größerer Unpartheyligkeit mögte geschlichtet werden als in Eben=Ezer. /:* observ[atio] mein lieber Herr Amts=Bruder: so füglich und unpartheiisch, wie das Grant über die arme Jerusalems Kirche geschlichtet worden! Ne nimium credas colori 7 :/ Inwiefern Ew. hievon Gebrauch zu machen gedencken, oder nicht, überlaße denenselben gäntzlich. Gedachter Herr Ottolenghe trug an Ew. mir sein Compliment auf, mit der Bitte, Ew: mögten ihm als einen alten Freund Eben Ezer und sonderlich der seel[igen] Lehrer 8 besuchen; Ihnen sind viele Umstände Eben Ezers bekandt von Alters her. Gestern besuchte Dero wertheste Frau Eheliebste und J[un]gfr[au] Dochter 9 bey Hn: Pastor Rabenhorst, mit Bitte mich Ihres Besuchs zu würdigen. Ich behalte das Zutrauen Ew. werden sich meiner, als eines gekränckten, bedrängten und verlaßenen nicht schämen, welches der Herr Denenselben und Dero werthesten Angehörigen zum Segen anschreiben wolle um seines Nahmens willen. Ich verharre Zeit Lebens mit aller Unterthänigkeit und Gehorsam zu seyn Ew: etc. etc. Christoph Friedrich Triebner Künfftigen Montag g: G: werde mit meiner Chair 10 nach Savannah kommen und dieselben abholen.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774-75 S. 152-159. Englische Übersetzung in PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S.55f.; Evangelical Review, 1 (1849/50), S. 556 f. und Tappert II S. 604 f. — Mühlenberg leitet die Abschrift mit der Erklärung ein: „Sambstags d 5 Novemb: empfieng p[er] Express von S[alvo] T[itulo] H. Pfrr: Triebner a) das Original Grant wegen der Jerusalems Kirche b) ein Schreiben dat: Eben Ezer d 4 Novemb: 1774. also lautend:"
Nr. 646
4. 11. 1774
639
= Nr. 645. = Tuckasaking. Vgl. Nr. 601 mit Anm. 9. Die Witwe Catharina Lemke, verwitwete Gronau, geb. Kraher; vgl. Winde S. 171 f. und 179. Als Abschrift von Mühlenbergs Hand erhalten in seinem Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774 — 75 S. 156 - 159 (vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 5 7 - 5 9 ; Evangelical Review, 1,1849/50, S. 559 f.; T a p p e n II S. 605 f.): „To John Wertsch and others in Trust Town Lots, Church Lots and Cemetery S: Matthew, dated the 2d April 1771. Georgia Register of Grants Office Register'd in Book H: folio 56, the 9 th April 1771. Tho[ma] s Mooder D[eputy] Reg[istra] r unten stehet: Auditor's Office a Memorial hereof enter'd in Book A. folio 685. William Handley for Depfuty] Aud[ito] r Inwendig: Granted 1) two Town Lots, two Church Lots and two Acres of Land in the Parish of S: Matthew and Town of Eben Ezer for the Use of the Inhabitants of Eben Ezer and Parish of Sl Matthew. 2) granted unto John Wertsch, Christian Rabenhorst Clerk, John Fieri, Joseph Shrubdine, and Conrad Rahn, their Heirs and Assigns. 3) granted to the above said five Persons, their Heirs and Assigns for ever in free and common Soccage. 4) In Trust never the less and it is the true Intent and Meaning of these Presents, that the said two Lots of Land first above mentioned shall be to, and for the only proper Use, Benefit and Behoof of two Ministers of the Gospel, residents within the Parish aforesaid, Using and exercising divine Service according to the Rites and Ceremonies of the Church of England within the said Parish and their Successors for ever, that the said two Church Lots of Land herein before granted, shall be deemed Church Lots, and the Buildings thereon to be erected set a part as Houses or Places of divine Worship for the only Use, Benefit and Behoof of the Parishioners of the Parish afore said, and all others resorting thereto, in order to hear divine Service, and that the said two Acres of land herein before granted, shall be to the Use, Benefit and Behoof of the Inhabitants of the said Parish as a Cementery or burial Ground within the same, and to and for no other Use, Intent or purpose what soever, they, the said John Wertsch etc: their Heirs and Assigns yielding and paying therefore yearly a Pepper Corn etc. 2 April 1771. In der Warrant, oder Order zum Ausmeßen stehet folgendes: Georgia pursuant to an Order from His Excellency the Governor in Council directed to the Surveyor General 6 September 1768 he has caused to be admeasured and laid out unto John Wertsch, Christian Rabenhorst Clerk, John Fieri, Joseph Shrubdine /: soke heißen Schubdrein :/ and Conrad Rahn, two Town Lotts, in Eben Ezer, in Trust for the Use of two Ministers of the Gospel, also two Church Lotts and two Acres of Land for a burying Ground, also in Trust etc which have such forms and Marks, natural and artificial as are on the above Plots thereof expressed and delineated. Certified 1 Februar: 1769. Thomas Mooder Dep[uty] G[overnor]" Seit 1751 in der Provinz, erfolgreich in der Seidenindustrie. Er erwarb sich große Verdienste um die Ausbildung und Erziehung der Sklaven und bekleidete verschiedene öffentliche Ämter. Vgl. James B. Lawrence, Religious Education of the Negro in the Colony of Georgia, in: Georgia Historical Quarterly, 14 (1930), S. 4 1 - 5 7 . Vertraue nicht zu sehr dem Anschein. Vgl. Vergil, Eclogen 2,17. Einschub Mühlenbergs, der darüber beunruhigt war, daß in der Übertragungsurkunde die Prediger der Jerusalemskirche
640
Die Briefe des Jahres 1774
auf die anglikanische Liturgie verpflichtet wurden. Vgl. seine Überlegungen, die im Tagebuch der in Anm. 5 abgedruckten Urkunde folgen, sowie Nr. 635. 8 Boltzius (gest. 1765), Gronau (gest. 1745) und Lemke (gest. 1768). ' Maria Catharina. 10 = chaise; leichte, vierrädrige Kutsche.
647. An Ch. F. Triebner
Savannah, 5. 11. 1774
To the Rev d Mr: Triebner: T[itulo] Sjalvo] Mit diesen Zeilen kann nur in Eil agnosciren, daß Dero Geneigtes d[atirt] d[en] 4 Nov a[nni] cjurrentis] 1 richtig empfangen und ich Montags noch nicht im Stande seyn werde nach Eben Ezer zu kommen, bin auch entschloßen nächste Woche g[eliebts] G[ott] mit einem Freunde von hier hinauf zu kommen, und meinen werthesten Herren Amts=Brüdern keine weitere Mühe und Unkosten zu verursachen. Ew: wollen versichert seyn, daß ich nach Recht und Billigkeit, nach Warheit und Liebe vor dem allsehenden Auge Gottes zu handeln mich befleißigen und mir dazu Gottes Gnade ausbitten werde. Mit zärtlicher Begrüßung an die theureste Frau Schwieger Mama, 2 werthe Familie und Freunde, bin Dero verbundener Savanna d 5 Nov: 1774.
D[iener] H. Mb.
* Ich erwarte demnach Keine Chaise von Eben Ezer sondern werde g[eliebts] G[ott] nächste Woche von hier hinauf kommen meine Familie, 3 und von da Ew: besuchen.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774-75 S. 154 f. Englische Übersetzung in PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 56 f.; Evangelical Review, 1 (1849/50), S. 557 und Tappert 11 S. 605. 1 2 3
= Nr. 646. Vgl. Nr. 646 Anm. 4. Seine Frau und die Tochter Maria Catharina wurden seit dem 3. 11. 1774 von Rabenhorst in Ebenezer beherbergt; vgl. Nr. 645 Anm. 11.
648. An [Ch.
Rabenhorst]
Savannah, 5. 11. 1774
Tit[ulus] Dero Hertzsprechendes d[e] d[ato] 3 November a[nni] clurrentis] 1 erfreuete mich, besonders, daß Sie wol bewaret heimgekommen und meine Frau und Tochter 2 bei guter Seelen»Weide und übrigens sich wie Vögel im
Nr. 646/647/648/649
4. 11./5.11.15. 11./5. 11.1774
641
Hanf=Saamen befinden. S[alvo] T[itulo] P. Triebner war so gütig und schrieb, 3 daß er mich nächsten M o n t a g mit der Chaise hinauf holen wolte. Ich habe es aber verbeten 4 weil mein Haus=Wirt Esq Millen s versprochen und entschloßen mich selbst nächste Woche, Dienstag oder Mittwoch hinauf zu bringen. Da ich denn g: G: zu erst den Hn: Pastor Senior, 6 wie auch die Familie und von da ST. H n : Pastor Triebner und Frau Witwe Lemken 7 besuchen werde. Ich wolte demnach bitten, daß sich keiner bemühen mögte mich abzuholen. Ew: verbundener Savanna Sambstags d 5 Nov. 1774.
D[iener] H: M b .
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1 774 - 75 S. 155 f . Englische Übersetzung in PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 57; Evangelical Review, 1 (1849/50), S. 557 f . und Tappert 11 S. 605. 1 2 3 4 5 6 7
Nicht erhalten; vgl. Nr. 645 Anm. 11. Maria Catharina. Vgl. Nr. 646. Vgl. Nr. 647. Stephan Millen, begüterter Lutheraner in Savannah. Rabenhorst. Vgl. Nr. 646 Anm. 4.
649. Cb. Rabenhorst
an M.
Ebenezer, 5. 11. 1774
Klagen von S[alvo] T[itulo] Η. P. Rabenhorst. 1) Ich beklage, d a ß da ich von Anfang an, den hertzlichen Vorsatz hatte mit H e r r n Triebnern in der brüderlichen Liebe und Eintracht zu leben, und mit ihm in aller Arbeit an der Eben Ezerischen und andern Evangelisch» Lutherischen Gemeinden für einen M a n n zu stehen, und an den Gliedern als Schafen Christi unsers einigen Oberhirten mit den Gnaden=Mitteln treulich zu arbeiten, gedachter Herr Triebner von Anfang an bisher, sich also gegen mich bezeiget, daß die brüderliche Eintracht gestöhret und völlig aufgehoben worden. 2) Er hat mich nicht nur in meinem Hause, binnen den 5 Wochen so er bey mir war mit allerley ungegründeten Beschuldigungen belegt; sondern er fieng bald nach seiner A n k u n f f t auch an unsere Einrichtung der Schule zu tadeln, und unsere Arbeit an Kindern zu verwerffen und redete von allerley Neuerungen und Veränderungen daraus ich viel Unheil besorgte, und ihm zu meiner Betrübniß wiedersprechen muste. 3) Die treugemeinte Einrichtung der Salarien Sache, da mit Concurrentz 1 der Gemeinde der Prediger Sold um die Hälfte vermehret wurde, hat er mir schändlich gemisdeutet, mir meine Zulage gesucht abzuspannen, und hat viele
642
Die Briefe des Jahres 1774
Unruhe deswegen in der Gemeinde gemacht, auch die Sache Hochwürdigen Vätern Odieuse 2 vorgestelt. 4) Die gute Einrichtung der Mühl=Anstalten hat er verkehret und verlästert, als würde ich dieselben an mich ziehen.3 5) Den, von meinen seel[igen] Collegen, 4 nebst andern Gliedern der Gemeinde gemachten und von Hochw: Vätern bestättigten Verkauf der Prediger Plantage, hat er mir so schändlich verkehrt, daß er mich bey der Gemeinde und bey dem weiland H. Whitefield5 als einen Dieb, Betrüger und practiquen Spieler verläumbdet. 6 6) Sein äuserstes Bemühen gieng von Anfang bis anhero dahin der Zuhörer Hertzen von mir abzuwenden, und ihnen allerley, was zu meiner Verkleinerung gereichen solte, bey zu bringen. 7) Meinen rechtmäßigen Beruf nach Eben=Ezer, meine Amtsführung, das gute Zeugniß meiner Zuhörer von derselben, die gute Harmonie, betreffend unser Amt, darin ich mit seinen seel. Collegen gestanden, ist von ihm verneinet, und ich desfals gekräncket worden. 8) Zu der Unehre, die er meinem ehrlichen Namen angethan, ich [!] auch diese kommen, daß ich ein falscher Lehrer, Verführer und Zerstörer der Gemeinde seyn soll. Ich muß die Schuld tragen, daß sich die Gemeinde getrennet hat, da sie doch durch seine eigene Hartnäckigkeit und Tyranney dazu gezwungen worden. In dem er die Predigt des Wortes Gottes und die heil: Sacramenta, Tauf und Abendmahl schröcklich dazu mißbrauchet hat. Das letztere /: nemlfich] Abend=Mahl :/ hat er mir selbst verweigert darum, daß ich denen venerablen Vätern die große Noth geklaget, 7 und die schwehren Zeiten Eben Ezers aus dieser Quelle hergeleitet wie 2 Tim: 3,1 =9 angewiesen wird. 9) Die collegialische Gemeinschaft mit einander zu conferiren und zu beten etc. etc. hat er aufgehoben aus Besorgniß, sein affectirter Vorzug vor mir, 8 möchte damit nicht bestehen können. Daher er in wichtigen Fällen meine Gegenvorstellungen mit argen unerweißlichen Beschuldigungen verworffen, und mich so verzagt gemacht, daß ich mich in eine collegialische Verbindung jemals mit ihm einzutreten, [nicht] wagen darf. 10) Da es mein besonderer Beruf ist, auch andern außer Eben Ezer mit meinem Amt zu dienen, womit ich aber kein Monopolium treiben wollen, sondern ich hätte es gern gesehen, wenn Herr Triebner auch andere besuchen mögen, da ich denn in Eben Ezer wolte allein gearbeitet haben, so hat er sich dazu nicht bequehmen wollen. Daher ich nur alleine auswärtigen Gemeinden dienen müßen, wo sie nicht gar des Evangelisch=Lutherischen Predigts=Amts beraubt seyn solten. Da ich aber nun solches gethan, und ihm das affectirte Stadt=Pastorat gerne überlaßen, ist mir auch deswegen von ihm selbst, und in der Gemeinde unverschuldetes Leiden zugefüget worden. Ich konte nie recht thun, kam ich in die Stadt zu predigen, so wüste er für Muthwillen und Boßheit nicht was er thun solte, lief wol aus der Kirche, lachete über meinen Vortrag zu großem Argerniß der Gemeinde, zog die Predigten auch wol durch.
Nr. 649/650
643
5. 11./5. 11. 1774
Blieb ich weg, so wurde verläumbdet und verlästert, als ein Fuchs, der Lücken mache, und gerne einen Bauch voll Beeren hätte. 9 Eben Ezer d 5 ten Novemb: 1774.
Sapientibus sat 1 0 Christian Rabenhorst.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1 774 - 75 S. 167-171. Englische Übersetzung in PM 95 A Nr. 15a 1774 - 75 S. 63-65; Evangelical Review, 2 (1850/51), S. 116 — 118 und Tappert 11 S. 609. Die Beschwerdeschrift ist als Antwort auf Nr. 644 zu verstehen. ' D. h.: mit Übereinstimmung. Von „odiosa", in der Rechtssprache der Zeit: wider Recht und Billigkeit. 3 Unter Rabenhorsts Verwaltung wurden die unrentabel arbeitenden Mühlenanlagen verpachtet und so ein Gewinn erzielt. Durch seine Berichte nach Europa konnte Triebner erreichen, daß Urlsperger ihn mit der alleinigen Geschäftsführung betraute, was zur Verschärfung des Streits in Ebenezer führte. Vgl. die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 1 4 5 - 1 4 9 , 1 8 4 - 2 3 9 ; PM 95 A Nr. 15a 1774 - 75 S. 52 - 54, 70 - 90 (Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 554f.; 2, 1850/51, S. 1 2 2 - 1 3 4 ; 3, 1851/52, S. 1 1 5 - 1 2 1 ) ; Tappert 11 S. 602 f., 6 1 4 - 6 3 0 sowie Winde S. 56 f.; Jones S. 122 mit dem Plan der Anlagen (Abb. 16 nach S. 84) und die Gegendarstellung Triebners (Nr. 651). 4 Boltzius und Lemke. 5 Vgl. Nr. 515 S. 193. 6 Rabenhorst war als 3. Prediger nach Ebenezer gekommen, die Society for Promoting Christian Knowledge besoldete aber nur zwei. Mit Spendengeldern wurde zu seiner Versorgung eine Plantage erworben und eingerichtet, die schließlich durch notariell beurkundeten Verkauf in seinen Besitz überging. Mühlenberg konnte in dem Vorgang keine Veruntreuung Rabenhorsts erkennen, wohl aber unklare Rechtsverhältnisse, die noch aus der Zeit von Boltzius herrührten. Vgl. die Tagebucheintragungen in PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 1 8 4 - 1 9 5 , 255 - 257, 290 - 307; PM 95 A Nr. 15a 1 7 7 4 - 7 5 S. 70 - 74, 94f. (Evangelical Review, 2, 1850/51, S. 1 2 2 - 1 2 6 ; 3, 1851/52, S. 124 f.); Tappert II S. 6 1 4 - 6 1 7 , 634 f., 6 4 6 - 6 5 0 sowie Winde S. 4 8 - 5 0 . 7 Dies hatte Rabenhorst bereits Ende 1769 und erneut 1772 getan. Triebner erfuhr davon erst Ende 1772 durch Ziegenhagen. Vgl. Winde S. 58. 8 Als einzigem aus der Gründergeneration überlebenden Prediger in Ebenezer war Rabenhorst zwangsläufig die Seniorität in der Amtsführung zugefallen; Triebner konnte aber annehmen, daß er auf die Stelle Boltzius, des ersten Predigers berufen sei. Vgl. Nr. 651 S. 645 f. sowie Winde S. 55 f., 188 und Jones S. 121 f. sowie die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 195 f.; PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 75 f.; Evangelical Review, 2 (1850/51), S. 126 f. und Tappert II S. 617 f. * Sprichwörtlich: So tun, als ob einem nichts an dem läge, was man nicht erreichen kann. Vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1251 und 1256 f. — Seit Februar 1773 hatte sich Rabenhorst auf die Außenstellen Gosen und Zion zurückgezogen; vgl. Winde S. 59. 10 Den Verständigen genug; d. h.: sie bedürfen keiner weiteren Erklärungen. 2
650. [Die Partei Rabenhorsts
an M.]
Ebenezer,
5. 11. 1774
1) Undanckbarkeit, oder Ingratitude —. Es ist unwiedersprechlich und vor aller Augen, und in den Gemüthern eines jeden in der Gemeine offenbar, daß Η. P. Rabenhorst dem Herrn Triebner bey seiner Ankunfft hier als einen lieben
644
Die Briefe des Jahres 1774
Bruder begegnete, ja wie ein liebreicher Vater, seinen lieben Sohn, daß hingegen H. Triebner nach dem Exempel des Absaloms 1 ihn, H. Rabenhorst, in allem, so weit er gekont, behandelt hat. 2) Geitz oder Habsucht —. Vorbesagter Herr Triebner suchte durch allerley Arglist alles Geld, welches der Gemeine gehöret in seine Hände zu kriegen und beredte die Leute, die Bonds oder Obligations, 2 die Herr Rabenhorst in Händen hätte /: wegen der Prediger Plantage und Mühl=Anstalten :/ daß selbige ihm H. Triebnern das Geld zahlen solten, weil er von Hochw. Vätern Vollmacht hätte und er zum Trustee constituirt worden. 3 3) Zorn und Rachgier —. Wenn die Vorsteher oder die Gemeine sich versammelten, so fieng H. Triebner gantz unvernünfftig an zu toben und zu wüten, schimpfte und schalt dieselben, hieß sie Lügner, Bösewichter und dergleichen]. Ja er gieng so weit, daß er ihnen auch die Faust vor das Angesicht hielt, und donnerte seine Flüche und Anathemas 4 in grimmigen Zorn gantz greulich von der Kantzel. 4) Hochmuth und Vermeßenheit —: welche Laster er im höchsten Grad besitzet. Gott und das Heil seiner Zuhörer, müßen seiner Ehre weichen. Er will Oberster und Höchster in allen Dingen seyn, und hielte es seiner Hoheit nicht gemäß einen Coequal, und noch viel weniger einen über sich zu dulden, seine Ehre schiene sehr verletzet zu seyn, wenn verlanget wurde, daß er von Hn. Rabenhorst etwas annehmen, oder nach ihm thun solte. 5) Haß, Neid und Unversöhnlichkeit — Es thut ihm wehe, wenn jemand ein gutes Wort von oder für H. Rabenhorst und seinen Freunden redet, gönnet ihm und ihnen alles Unglück von Hertzen, ja die Verdamniß selbst, und nach solchen seinem Bilde sucht er alle seine Creaturen zu formiren. 5 Sie haßen und beneiden H. Rabenhorst und seine Freunde, belügen, verfolgen und verläumbden ihn und seine Heerde aufs greulichste, versagen denselben nicht nur allen Anspruch an die Gemein=Wohlthaten, sondern auch an die Gefäße zur Kirche gehörig. Obiges ist nur ein kurtzes Extract von unsern Klagen und schwache Abschilderung von dem Bilde unsers, Evangelischen Lehrers Christoph Friedrich Triebners. Gott erbarme sich seiner und unser aller! Eben Ezer d. 5 November 1774. 6 Joh: Adam Treutlen: Ulrich Neidlinger Christian Stein: Joseph Schubtrein: Samuel Krauss Jacob C. Waldhauer.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 171-173. Englische Übersetzung in PM 95 A Nr. 15 a 1774-75 S. 65 f.; Evangelical Review, 2 (1850/51), S. 118 f. und Tappert II S. 609 f. Die Beschwerdeschrift ist als Antwort auf Nr. 644 zu verstehen.
Nr. 650/651
645
5. 11./7. 11. 1774
' Vgl. 2 Sam 1 3 - 1 8 . = Schuldverschreibungen. 3 Vgl. Nr. 649 Anm. 3 und 6, Nr. 651 sowie die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 2 9 0 - 3 0 7 ; PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 120; Evangelical Review, 4 (1852/53), S. 583 und Tappert II S. 6 4 6 - 6 5 0 . 4 Vgl. 1 Kor 16,22; Gal 1,8 f. 5 Vgl. 1 Mos 1,27. 6 Für die Zeit bis zum 7. 11. 1774 ( = Nr. 651) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Sontags d 6 Novembr: ... Nachts schrieb ich noch einen Bogen voll an S[alvo] T[itulo] Revd Herrn W m Pasche, meldete neml: wie ich gestern den Original Grant wegen der Jerusal. Kirche etc. empfangen und zu meiner Betrübniß gefunden, teilte einen Extract aus Rev: Η. Triebners Briefe vom 4 Nov: a[nni] c[urrentis] mit etc. und datirte den Bogen vom 6. Novemb: 1774 und wurde erst spät fertig." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 161; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 60; Evangelical Review, 1, 1849/50, S. 560; Tappert II S. 607). 1
651. [Ch. F. Triebner
und seine Partei an M.]
[Ebenezer,
7. 11. 1774]
An Ew. einigen Aufschluß von der Gesinnung unserer Parthey und ihrer geäuserten Klagen zu geben, haben folgendes kürtzlich und vorläuffig entwerffen wollten: 1) Daß Η. P. Rabenhorst bald nach meiner Ankunft sich kaltsinnig und unzufrieden gegen Hochwürdiger Väter Verordnung verhalten hat, da er entweder theils vorsetzlich davon abgegangen, theils denselben zu wieder sich folgender maßen erklähret: man hätte sich nicht an der Väter Verordnung zu kehren, der Väter wegen könten die Lehrer hier sterben und verderben. Ich solte es nur mit ihm gut machen, die Gemeine hienge wie ein Mann an ihm, wenn ich mich nicht nach ihm richtete, würde große Unruhe entstehen. Dieses geschähe die ersten 4 Wochen nach meiner Ankunft, als ich in seinem Hause logirte. Diese Erklährung verursachte bey mir große Verwunderung und setzte mich in die Nothwendigkeit der Väter Verordnung und ihre Gültigkeit zu beobachten, auch Η. P. Rabenhorsts Betragen zu observiren. 2) Daß Η. P. Rabenhorst am 14 post Trinitatis] wieder alle mir bewuste Gewohnheit mit dem Aufgeboth junger Ehe=Leute Neuerung machte, und gleichsam das Signal zu der darauf folgenden Unruhe gab. In dem er in Zion proclamirte das erste Mahl, und 8 Tage hierauf unter Absingung der letzten Verse, mir durch ein paar Zeilen, die er auf die Cantzel legte auftrug, sie das zweite mahl zu proclamiren, worwieder ich mit folgenden Worten bezeugte, daß ich nicht wiße, aus was Ursache diese Personen hier nicht das erste Mahl wie gewöhnlich, solten aufgeboten werden? und both sie auf zum ersten Mahl. 3) Daß verschiedene Conferencen von H. Rabenhorst und denen Kirchen Vorstehern sind angestellet worden, worinnen man mich zum Frieden hat verbinden wollen, mit folgenden Bedingungen, daß H. Rabenhorst ältester Lehrer, und so viel als in Herrn Boltzius Stelle sey, welcher aufgeboten, wo er gewollt, daß ich der jüngere sey und nachgeben müße; worwieder ich einge-
646
Die Briefe des Jahres 1774
wendet, daß Hn: P. Boltzius Stelle noch leer sey, 1 daß H. Rabenhorst zwar älterer Lehrer aber nicht wie H . Boltzius sey, daß ich nicht herein geschickt wäre sein Knecht zu seyn, daß wenn H. Rabenhorst Neuerung machte, und Hochwürdiger Väter Verordnung nicht wolte gelten laßen, so würde die Gemeine zerstöhret werden, und wäre beßer daß H. Rabenhorst nie nach Eben Ezer gekommen, sondern mit den dritten Schwäbischen Transport 2 nach Hallifax gegangen wäre etc. etc. Diese meine Erklährung haben sie also bald in Klagen und Beschuldigungen verwandelt, und mich als einen solchen, der nicht nachgeben, sich nicht versöhnen und Friede machen wolte, überall angeklagt. 4) Daß H. Rabenhorst dem ungeachtet fortfuhr, die Neuerung mit dem Aufgeboth in Z i o n fortzusetzen und mir die bloßen Nahmen der Personen bekant machte durch ein paar Zeilen, dergleichen in der Kirche hier zu thun; so lange es Personen in der Gemeine waren, deren Umstände ich kante, habe solches bis zur förmlichen Trennung im Jahre 1773 willig gethan; als mir aber auch eine solche Person zugeschickt wurde, die berüchtiget ward, daß sie anderwärts ein Weib hätte, so protestirte wieder ein solches Zumuthen, sagende, daß ich nicht verbunden wäre, Zeilen in dieser Absicht von H. Rabenhorst anzunehmen, daß ich der venerablen Societaet 3 berichten müste, wie viel Personen rechtmäßig in den Ehe=Stand treten; gedachte Person solte zuförderst ein Attestat bringen, daß sie nicht verehliget wäre. Aus Liebe zum Frieden proclamirte auch diese Personen, welche H. Raben[horst] copulirte. 5) Daß auf Verabredung des H. Rabenhorsts mit den Leuten in Zion wegen der Predigt am 8 ten Sontage post Trinit: zu Reden zu setzen, ich von mehr denn 30 Personen mit großen Unfug bin befallen, und in Gefahr einer tödlichen Kranckheit bin versetzet worden, welches H. Rabenhorst wohl hätte verhindern können, wenn er gewolt hätte. 6) Daß man sich äuserst bemühet alle Gemein=Sachen unter den Trustees nach Zion zu ziehen, worein wir nicht haben willigen können. 7) Daß unter der 6jährigen Verwaltung der Mühlen, welche H. Rabenhorst auf Verlangen der Gemeine auf sich genommen, die Mühlen ihren Ruin nahe gekommen, auch keine Rechnung davon abgelegt worden ist, ob solches gleich bey Übernahme derselben theuer ist versprochen worden. 4 8) Daß auf Seiten der Parthey des H. Rabenhorsts keine Kirchen=Zucht, wie sonst gewönlich, beobachtet wird. 9) Daß Leute, welche zur Erhaltung des gemeinschaftlichen Gottes=Dienstes hier nichts beytragen, und sich von der Gemeine getrennet haben laut ihrer Briefe zur Salarirung des Schulmeisters in Zion von dem Gelde der Societaet 5 £ sterl. begehren, welches ihnen aber bis zu völliger Vereinigung mit der Gemeine ist abgeschlagen worden. 10) Daß die Obligation des Η. P. Rabenhorst von £ 649 fünf Jahre außer dato ist, und die Interessen bald für 3 0 £ bald für 40 £ sterl. gerechnet werden, welche doch von S. T. Herrn Senior Urlsperger im Jahre 1769 für £ 52 sterl. sind gesetzt worden, wodurch der Gemeine jährlich £ 12 sterl. Schade geschiehet. 5
Nr. 651
7. 11. 1774
647
11) Daß Η. Rabenhorst das Prediger Land, welches auf Kosten der Europ ä i s c h e n Wohlthäter, theils gekauft, ausgemeßen und angelegt worden, wieder die Absicht mit dieser Plantage, hat auf seinen Namen granten 6 laßen, und dadurch Gelegenheit zu großen Zwist und Betrübniß bey Hochwiirdigen Vätern, auch Argerniß in der Gemeine gegeben. 12) Daß Herrn Rabenhorst offt Vergleichung und Außöhnung angeboten worden, solche aber von ihm verworffen worden. Auch daß er die Bitte, alles mit in gute Ordnung bringen zu helffen, ausgeschlagen und gesagt, er wolle nichts mit unserer Handwerckslade zu thun haben. 13) Daß gegenwärtige Trennung, sonderlich durch die von H. Rabenhorst und eilf Gemein=Gliedern in Rahmen der Gemeine geschriebene Briefe, ist gemacht worden, von welchem Briefe doch die Gemeine nichts wüste, als sie drum befragt wurde. 7 14) Daß aller angewandten Bemühung, auch öffentlicher Bekentniß auf Seiten des Triebners ohngeachtet, der Friede nie ist zuwege gebracht worden. 15) Daß jene Parthey neurer Zeit /: den Monath Jun: dieses Jahres :/ theils durch Arglist, theils durch Gewaltthätigkeiten es dahin gebracht durch eine Majoritaet of Votes, daß die Kirche verschlossen, mit Schwerdten besetzt, 8 und dieser Theil der Gemeine des rechtmäßigen Gebrauchs ihres Lehrers beraubet worden ist. Vid: Original Litt: 1. und Brief vom 7 Novembr: 1774 9
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774-75 S. 162-167. Englische Übersetzung in PM 95 Α Nr. 15 a 1774 - 75 S. 61-63; Evangelical Review, 2 (1850/51), S. 114 — 116 und Tappert II S. 607-609. Die Beschwerdeschrift ist als Antwort auf Nr. 645 zu verstehen. 1
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9
Boltzius war kraft Berufung (und Persönlichkeit) erster Prediger von Ebenezer, Gronau und später Lemke waren jeweils als Adjunkt und Katechet berufen worden, Rabenhorst hatte als dritter Prediger einen Sonderstatus (vgl. Nr. 649 Anm. 6). Nach der Ansiedlung der Salzburger Emigranten wurden in den Jahren 1750 bis 1752 noch drei „schwäbische Transporte" nach Ebenezer vermittelt. Die Einwanderer stammten vornehmlich aus Württemberg. Die Society for Promoting Christian Knowledge. Mühlenberg konnte nach Prüfung der Unterlagen kein persönliches Fehlverhalten Rabenhorsts erkennen; vgl. Nr. 649 Anm. 6. Nach der Übertragungsurkunde war Rabenhorst zur Zahlung von 5 % Zinsen verpflichtet. Vgl. den Text der Urkunde und Mühlenbergs Auslegung in PM 95 A Nr. 14 1774 — 75 S. 1 9 0 - 1 9 3 und Tappert II S. 615 f. Von engl, to grant, urkundlich übereignen. Vgl. Nr. 649 Anm. 7. Zum Vorfall war es nach der Neuwahl der Vorsteher (Anhänger Rabenhorsts) gekommen, da die amtierenden (Anhänger Triebners) ihr Amt nicht zur Verfügung stellen wollten. Vgl. die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 239 - 243, August-Hermann-FranckeNachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 78 - 80, Tappert II S. 630 f., 658 sowie Winde S. 60 f. und Jones S. 123. Wahrscheinlich ein (nicht erhaltener) privater Begleitbrief von Triebner. - Für die Zeit bis zum 16. 11. 1774 ( = Nr. 652) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:
648
Die Briefe des Jahres 1774
(1) "Nov' 10 th . Thursday: Wrote a few lines to a deacon, Mr. Jacob Waldhauer. I had requested the deacons etc. to meet in Conference, here in Eben Ezer to morrow, viz: on Friday Nov' 11th. But as I am not yet ready, I do not wish to hurry myself, and intend, God willing, to remain here yet awhile, therefore I wish to postpone the Conference to some future suitable times — and I requested Mr. Waldhauer, to communicate this to the other deacons, that they might not come to morrow in vain, and I sent also my respects to his family. At the same time I wrote a few lines in English to Esquire Treutlen ... I received a few lines in answer from Esquire Treutlen dated Nov! 10th. inst[ant]." (PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 7 5 S. 67; vgl. Evangelical Review, 2, 1850/51, S. 119f.; PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 178; Tappert II S. 611 f.). (2) "Nov: 12: Saturday. Wrote two letters, one to Miss Mary Werley, and another to Mr. Kalteisen in Charleston, which Mr. Rossberg will take with him to Savanna and forward." (PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 68; vgl. Evangelical Review, 2, 1850/51, S. 120; PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 182; Tappert II S. 613).
652. An [Ch. F. Triebner]
Ebenezer, 16. 11. 1774
T[itulo] S[alvo] geneigter Herr Amts=Bruder: Ich bin diese Woche etwas unpäßlich und kan nichts unternemen, werde aber gjeliebts] G[ott] nächste Woche nach dero guten Rath eine Conferentz mit denen Hh. Trustees halten nemlich am Dienstage vormittags um 10 Uhr in des seifigen] geliebten Η. P. Boltzius Hause, und Mitwochs um eben die Zeit im selbigen Hause mit den Klägern von und für beide Parteien. Zu dem Ende übersende Ew: die Klage Punckten /: vid: pag 171 bis 173 \/x mit ergebener Bitte, ob Ew: belieben mögten den H . Wertsch und M r : Flörl 2 zu ersuchen, und wer sonst als Trustee mit Land, Mühlen, Kirchen etc. in Connection stehet, am Dienstage, und deroseits bestirnte Mess r s Crämer, Flörl etc. Mitwochs bei zu wonen. 3 Nächsten Sontag g: G: werde Gottes=Dienst in Gosen 4 halten. Übrigens bitte, Ew. wollen um Christi und seiner Sache, um der theuresten Väter, Freunde und vieler Seelen willen, alles mögliche mit anwenden, flehen und ringen etc. daß beide Parteien wieder vereiniget und gemeinschafftlich bearbeitet werden mögten! Wo 2 Parteien gegen einander agiren, da ist Hertzeleid und Schade. Ein Haus, das mit sich selber uneinig wird, kan nicht bestehen etc. 5 Was in den Klage Punckten zwischen beiden Lehrern angefüret wird, 6 das ist ja schon abgethan in unsrer Conferentz am 11 Novemb. 7 Ich habe dergleichen betrübte Gemein=Streitigkeiten auch in America erfaren und die Christliche Maxime gebraucht, nemlich, ich gab mich schuldig, bot Versönung und Verzeihung an und bat um ein gleiches, so wurden gemeiniglich die härtesten Hertzen gebrochen, und die Sachen bald geschlichtet. Wo Streit entstehet, da überschreitet man die Grentzen und fehlet von allen Seiten, und unter Gottes Heiligen ist keiner ohne Tadel, wo will man einen gantz Reinen finden? Je näher bei Christo auf seiner hohen Schule, desto sanfftmütiger und von Hertzen demütiger. 8 Herr, wer kan mercken wie offt er fehle? 9 Von rechtschafnen Diener Gottes, wird die erhabene Tugend vorzüglich gefodert, daß sie auch vor Menschen
Nr. 651/652
7. 11./16. 11. 1774
649
ein wehmütig Gefül ihrer Übereilungen und Fehler bezeugen, wenn damit dem Reiche Gottes Nutzen geschafft werden kan. Fehler verteidigen und verfechten wollen, zeuget von kleinen unchristlichen Geistern, oder Seelen ohne Geist. Herr P: Rabenhorst hat die Versönung vom 11 November noch nicht bereuet, sondern sagt bei Gelegenheit, wo es nötig: „Es ist Friede unter uns beiden". Er gedenket seines Hn: Collegae bei Haus=Andachten im Gebet recht hertzlich, welches mich innigst erfreuet. Ich hoffe es sey auch so an Dero Seite. Mit zärtlicher Empfelung an die Frau Schwieger Mama 1 0 etc. etc. wünsche zu seyn und zu bleiben Eben Ezer d 16 Novembr: 1774.
Ew: Tit: D[iener] Mb. 1 1
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1 774 -75 S. englische Übersetzung in PM 95 A Nr. 15a 1774-75 S. 76f. (Evangelical Review, 2, S. 127 f.; datiert auf den 15. 11.) und Tappert II S. 619 f . 1 2 1
4
199-201; 1850/51,
= Nr. 650. Vgl. Nr. 645 Anm. 2. Vgl. dazu ausführlich die Tagcbucheintragung zum 22. und 23. 11. 1774 in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 2 1 9 - 2 5 5 ; PM 95 A Nr. 15a 1774 - 75 S. 87 - 94 (Evangelical Review, 3, 1851/52, S. 1 1 7 - 1 2 4 ) und Tappert II S. 626 —634. Nach Prüfung der rechtlichen und finanziellen Verhältnisse am 22. 11. 1774 erschien Rabenhorst — zur Erleichterung Mühlenbergs — gerechtfertigt. Unter schwierigen Bedingungen wurde am folgenden Tag ein Kompromiß erreicht, demzufolge die Jerusalemskirche Triebner wieder offenstehen, der neu gewählte Kirchenvorstand (Anhänger Rabenhorsts) im Amt verbleiben und Mühlenberg eine Kirchenordnung ausarbeiten sollte. Diese wurde am 28. 12. 1774 von Rabenhorst, Triebner, Kirchenvorstehern und einigen Gemeindegliedern und am 16. 1. 1775 nach öffentlicher Verlesung von den Gemeindegliedern unterzeichnet. Am 31. 1. 1775 kamen in einer Sitzung des Kirchenvorstands noch einmal alle Streitfragen zur Sprache und wurden förmlich beigelegt. Damit war Mühlenbergs Mission beendet; am 6. 2. 1775 verließ er Ebenezer und trat über Savannah die Rückreise an. Vgl. die entsprechenden Tageseinträge im Reisetagebuch (Nr. 641 Anm. 4) sowie Winde S. 6 2 - 6 5 . - Die Kirchenordnung ist überliefert in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 479 - 546 mit einer Liste der Unterzeichner S. 543 — 546. Englische Fassungen sind veröffentlicht in Evangelical Review, 3 (1851/52), S. 1 2 5 - 1 2 9 , 4 (1852/53), S. 4 1 8 - 4 2 6 (nach PM 95 A Nr. 15a 1 7 7 4 - 7 5 S. 95 - 1 0 8 ) und bei P. A. Strobel, The Salzburgers and Their Descendants, Baltimore 1855, Reprint 1953 und 1980, S. 1 6 7 - 1 8 1 . Die Abschrift für Halle - vgl. Nr. 653 Anm. 8(3) und Nr. 655 Anm. 56(3) — ist erhalten in August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 11, S. 1043 a, b, c, 1044 (ediert bei Winde S. 2 1 0 - 2 1 5 ) .
Filiale von Ebenezer; vgl. die detaillierte Karte in Winde S. 241. Vgl. Mk 3,25 par. 6 Vgl. Nr. 6 4 9 - 6 5 1 . 7 Bei dieser Gelegenheit hatte Mühlenberg eine erste persönliche Aussöhnung zwischen Rabenhorst und Triebner als Voraussetzung für eine weitere Vermittlung in der Sache erreicht. Vgl. die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 1 7 9 - 1 8 2 und Tappert II S. 612 f. 8 Vgl. M t 11,28. 9 Vgl. Ps 19,13. 10 Catharina Lemke, verwitwete Gronau, geborene Kraher; vgl. Winde S. 171 f. und 179. " Für die Zeit bis zum 31. 1. 1775 ( = Nr. 653) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitags d 18 Novemb: heute schrieb den 2ten Bogen voll, packte beide von gestrig* und heutigen dato ein, um sie an Hochwürdige Väter in London und Augsburg zu senden ... In 5
650
Die Briefe des Jahres 1774
den 2 Bogen an Hochw: Väter habe berichtet a) die Versöhnung oder Amnestie zwischen beiden Lehrern am 11 Nov: b) den Anfang, Fortgang und Verkauf der Prediger Plantage: c) zusamen gezogene Rechnung von den Collecten Geldern, welche auf die Plantage verwendet worden α) durch weiland Η . P. Lemken, als er Director davon war, laut eines Inventarii 440 £ 15 s: 4 d: sterl. ß) d[urc]h Η. P. Rabenhorst 209 £ 1 " 1 " sterl. machet in allem 649 £ 16 s: 5 d: d) berichtet den Character des H. P: R. und uxor: e) Copie von meinem Brief an H. Tr: d[e] d[ato] 16 Nov: [ = Nr. 652] f) daß Η. P. Rabenhorst nichts von dem Herrn von Brahm empfangen." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 214f.; P M 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 81 f.; Evangelical Review, 2, 1850/51, S. 131 f.; Tappert II S. 622 f.) (2) „ M i t w o c h s d 23 Novemb: ... legte Herr Wertsch eine neue Klage=Schrifft auf die Tafel von seiner Partei gegen die andern, und begehrte, daß solche vorgenommen werden solte." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 245; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 91; Evangelical Review, 3, 1851/52, S. 121; Tappert II S. 632). (3) „Sontag d 4"" December am 2 ,en Advent: ... Am Abend bekam ich noch ein Paquetgen Briefe, welche S[alvo] T[itulo] Η. P. Rabenhorst von Savanna herauf sandte a) von Mr: K[alteisen] aus Charlestown dat: d 26 Nov: a[nni] c[urrentis] b) aus Philadelphia von S.T. Η. P. Kuntze und meinem Sohn H r . dat: Nov: ac: worin unter andern berichtet, daß unsers geliebten Hn: Keppele Sen' s Ehe=Frau am 3 tcn Novembr: ac: im Herrn entschlafen und sich zum Abschiede wol bereitet und ein erbaulich Ende genommen." (PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 270; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. I l l ; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 428; Tappert II S. 638 f.) (4) „ M o n t a g s d 5 Decemb: ... continuirte im Schreiben wie es die Umstände erlauben wolten, und Schloß ins Paquetgen 1) ein Brieflein an H. Keppele Sen r : 2) zwei und einen halben Bogen Extracte von Kleinigkeiten aus meinem Journal 3) ein Schreiben von Hn: P: Rabenhorst an Hn: P: Kuntze 4) ein Brieflein von meiner Tochter an ihre Schwester Margreth Kuntzin, und hatte Gelegenheit es an Capt: Bunner in Savanna zu schicken." (PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 272; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1 7 7 4 - 7 5 S. 112; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 429; Tappert II S. 639). (5) „Freitag d 16 Dec: beantwortete Briefe nach Charlestown und verbrachte die übrige Zeit mit Lesen und nötigem Schreiben." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 287; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1 7 7 4 - 7 5 S. 119; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 435; Tappert II S. 645). (6) „Dec r . 26 th . Monday, and 2 nd day Christmas ... I received three letters from Charleston, a) of Mr. Michael Kalteisen dated Dec'. 20. 1774. b) of Mr. John Kemmel dated Dec'. 21 inst. c) of Mr. Nicholas Martin, dated Dec'. 21. 1774, in which they communicate 1) that on the 4 th Sunday of Advent in the evening, Dec'. 17.'h a fire broke out in Queen Street near M r Kemmel's house and reduced to ashes 6 large houses, kitchen and back buildings, and a number of other houses were torn down to arrest the progress of the flames; 2d, that Mr. Daser who intended going to London to obtain Episcopal ordination; did not arrive there but returned with the vessel which was injured by a storm. 3d. T h a t they had discovered that Daser, in former days, had cut out 32 leaves from the Church Records, and when they took him to task concerning it he answered that he had cut out and burned only two leaves. 4 th . that they wished me to return soon to them and help them in their difficulties." (PM 95 A Nr. 15 a 1 7 7 4 - 7 5 S. 121; vgl. Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 584; PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 310; August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 5 4 - 5 6 ; Tappert II S. 651). (7) „Donnerstags d 29 Decemb: continuirte die angefangene Copie [des Protokolls vom 22. 11. 1774], welcher Original gestern in der Versamlung unterschrieben und bezeuget war. Schrieb hernach noch einen Bogen voll aus meinem Journal von dem, was am 23sten Nov: a.c. in der Versamlung vorgefallen, datirte beide Bogen vom 29 Decemb: 1774, addressirte das Paquetgen to the Rev d Dr. Ziegenhagen und sandte es zur Bestellung an Esq. Tr[eutlen]." (PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 321; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 126; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 589; August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32, Faszikel 1 b S. 67; Tappert II S. 655).
Nr. 652
16. 11. 1774
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(8) „Sambstags d 7 Januar: endigte ich die 6 Bogen voll, welche ich in dieser Woche an ST: Hochw: Hh. Hofpred: Ziegenhagen und Senior Urlsperger zu schreiben angefangen, worunter auch eine Copie von der Obligation des Η. P. Rabenhorsts d[e] d[ato] 2tcri Januar 1775 an ST. Hochw: Hh. Directores in Europa mit befindlich war." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 350; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 133; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 177; August-HermannFrancke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 90 f.; Tappert II S. 661). (9) „Sontags d 8 Januar: Heute schickte ich ein paar Zeilen an S.T. H . Pfrr: Tr[iebner] und bat, er mögte in der Jerusalemskirche verkündigen, daß nächsten Donnerstag g[eliebts] G[ott] die Rev: Lehrer, Trustees und Vorsteher in weiland Hn: P. Boltzius Hause zusamen kommen solten." (PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 353; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 134; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 178; August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 93 f.; Tappert II S. 662). (10) „Dienstags d 10 Januar: machte noch ein P.S. zu den 6 Bogen [siehe unter (8)], packte sie ein und gab sie einem Freunde [Rossberg] mit nach Savanna, wenn etwa ein Schiff nach London abgienge. Empfieng auch einen Brief [vom 11. 12. 1774] von meinem Sohn Friedrich aus Neuyork, worin er unter andern berichtet, daß die Evangelisch=Lutherischen Prediger daselbst g[eliebts] G[ott] nächsten April zum ersten mal eine Prediger Conferentz halten würden." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 354; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 135; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 179; August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 95; Tappert II S. 663). (11) „Sambstags d 21 Januar: fieng ich an, an Hochwürdige Hh. Directores S.T. Hh. Ziegenhagen und Senior Urlsperger zu schreiben, nemlich 4 quart Bogen, legte eine Copie von des Herrn Joh. Jasper Wertsch seiner Obligation mit bei und datirte den Brief von heute den 21 Januar 1775." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 371; vgl. PM 95 A Nr. 15a 1774 - 75 S. 140; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 183 f.; August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 110; Tappert II S. 666). (12) „Montag d 23 Januar: ... Heute schrieb ich noch 2 quart Bogen voll an S.T. Herrn William Pasche mit Anmerckungen wie sichs hier getrieben, und datirte selbige vom 23sten, Schloß sie apart mit in die 4 Bogen ad Patres summe Rev 5 ." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 372; PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 140; Evangelical Review, 4, 1 8 5 2 - 5 3 , S. 184; August-Hermann-FranckeNachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 111; Tappert II S. 667). (13) „... Obigen Plan [Entwurf für die von J.C. Wertsch zu unterzeichnende Declaration of Trust] beßerte ich hie und da noch ein wenig aus, schrieb ihn ins reine und sandte ihn Sambstags d 28 Januar: mit ein paar Zeilen an S:T. H. Pfrr: Tr[iebner] mit Bitte, er mögte die Sache bei seinem Schwager W[ertsch] bestens recommendiren, und überlegen. Es schiene aber, daß ich seinen Sinn, Absicht und Zweck nicht getroffen, weil altum silentium erfolgte." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 384; PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 140; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 184; August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32, Faszikel 1 b S. 122; Tappert II S. 669).
Die Briefe des Jahres 1775
653. An [J. Wright]
Ebenezer, 31. 1. 1775
May it please His Majesty's Excellent and Hon b I e Representatives, the Govfernor] 1 and Council, condescendingly to consider the following most humble Observations: 1) The inestimable Constitution of the British Empire has established one Church and allows in His Majesty's Dominions Liberty of Conscience and free Exercise of protestant Religion. And the Church of England being catholick Spirited and indulgent, has never yet forced or pressed any protestant Denomination into her Jurisdiction. 2) This indulging Toleration animated many thousand frugal and industrious Germans to leave their nativ Country, to settle and improve the North= and South American Provinces: 3) Anno Domini 1732 — 33 a Number of Saltzburghers and German Protestants were invited by the Hon b l e Trustees of Georgia for moving to Georgia, 2 and received Assurance under Hand and Seal, to enjoy Liberty of Conscience and the free Exercise of their protestant Lutheran Religion according to the Articles of the Augustan Confession, Use, Rites and Cerimonies. 4) The Hon b l e Society in London for promoting Christian Knowledge, was pleased to call and send two German Ministers 3 of the aforesaid Augustan Confession and Liturgy along with the said Colony, and stipulated or covenanted to grant a yearly Support for maintaining the said Lutheran Ministers and their Successors, which the said Venerable Society has faithfully performed to this very Day. 5) After the said Congregation had cleared some Land with unspeakeable Labours and Hardships, they began to build a small Town, called Eben Ezer and were supplied with Collections of charitable Gifts and Mites from Germany and London, amounting to several large Sums of Money and Goods, and enjoyed the free Exercise of their protestant Religion uninterrupted. 6) In the Year of our Lord 1767=68 the Congregation built a House of Worship 4 for divine Service according to their Augustan Confession, Rites and Cerimonies in Eben=Ezer Town, by their own Contributions and Mites, but falling short, they made Application to their former Benefactors in Germany and London and received about 300 £ sterling towards the said Building. 7) When all was done an Elder of our Congregation, Mr: John Wertsch, did humbly petition His Majesty's Excellent Representative for a Grant. 5 And to the Astonishment and Grief of the Congregation, we find a Mistake in the said Grant, because our House of Worship and Lotts in Eben Ezer= Town are granted to the Jurisdiction of the Church of England, for her Rites, Cerimonies, use and Benefit etc: which creates Disharmony and unhappy Disputes in our Congregation and may terrify thousands of our
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Die Briefe des Jahres 1775
fellowgerman Protestants, His Majesty's North American loyal Subiects indeed, who are of the same Profession, if they should hear of it. 8) Moreover, it may perhaps hurt the Interest of His Majesty's American Provinces, which are to be peopled and cultivated yet, if a Report should Spread, that a free Exercise of protestant Religion were abbridged. 9) At least it may break our Congregation, in Case the Error could not be rectified for the Salary of the two Ministers ariseth from a Legacy or Fund, lodged into the Hands of the Hon ble Society in London for promoting Christian Knowledge, and the yearly Interest thereof is devised for two Ministers, officiating in the Congregation in and about Eben Ezer according to the Augustan Confession and Liturgy, and to none other Intent and Purpose what soever: The Members of the Congregation would require their Contributions given towards the Building back, and the Founders and Benefactors in Augsburg and London etc: have it in their Power to recover their Sums of Money, they have laid out for the Rise and Progress of the Lutheran Congregation in and about Eben Ezer in Georgia, by Obligations, lodged in their Hands. Your Excellency's most humble and most obedient Servant is a friend and Admirer of the established Church and acquainted with the Hon We Societies in London, 6 and of most humble Opinion, that both Societies yea even His Majesty Himself 7 may in gracious Condescension wish to see this little Spark extinguished and the Matter redressed for many good reasons by
Eben Ezer Januar: 31st 1775.
Your Excellency's innate Wisdom and Rectitude, which imploreth: H: Mb. 8
by Appointment and Order of the Representatives of the german protestant Lutheran Congregation in and about Eben Ezer most humble Petitioner. Memorand: The Lotts and Buildings in Eben=Ezer, were intended and improved for the only Use, Benefit and Behoof of the protestant Lutheran Congregation in and about Eben=Ezer according to the Augustan Confession, the fundamental Articles, Constitution and Rules of the said Congregation. Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 410-416. Vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 148 - 150; Evangelical Review, 4 (1852/53), S.192- 194 und Tappert 11 S. 675 f . 1
2 3 4
Sir James Wright; vgl. Nr. 645 Anm. 7. Mühlenbergs Anliegen wurde günstig aufgenommen; vgl. das Reisetagebuch (Nr. 641 Anm. 4) zum 10. und 14. 2. 1775. Vgl. Winde S. 1 5 - 2 1 . Johann Martin Boltzius und Israel Christian Gronau. Die neue, aus Ziegeln erbaute Jerusalemskirche, die am 10. 3. 1770 eingeweiht wurde; vgl. Winde S. 80 f. und Jones S. 120.
Nr. 653 5 6
7 8
31. 1. 1775
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Vgl. Nr. 646 Anm. 5. (Bewußt) unscharf formuliert. Mühlenberg meint die Society for Promoting Christian Knowledge, von deren Mitgliedern Ziegenhagen und Urlsperger er den Schlichtungsauftrag erhalten hatte, schließt aber die rein anglikanische Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts mit ein. Georg III., von 1760 bis 1820 König von England. Für die Zeit bis zum 1. 3. 1775 ( = Nr. 654) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Freitags d 3 Februar: schrieb vollends an Hochw: Väter, datirte 3/2 kleine Bogen von heute, addressirte selbige an Sr: Hochw: Hn: Hofpr: Z[iegenhagen] ... bekam auch ein Brieflein von Esq: Mfillen] aus Savanna." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 409; PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 148; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 191 f.; August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 144; Tappert II S. 675). (2) „ M i t w o c h d 8 Februar: ... beschäfftigte mich Nachts mit Briefschreiben a) an meine neuen Freunde in Charlestown Mess" K[al]t[eisen], K[im]m[el] etc., meldete, daß nicht wieder zu ihnen kommen, sondern von hier nach Philad: segeln würde, b) Schloß die 2 letztern Paquete an Hochwürdige Väter welche noch hier waren mit ein, und sandte es an H . Dr: Z[ubly] welcher versprach, es nach Charlestown mit Gelegenheit zu senden, damit sie von da nach London befördert werden mögten." (PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 433; vgl. P M 95 A Nr. 15 a 1 7 7 4 - 7 5 S. 152 f.; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 196; August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 166; Tappert II S. 681). (3) „Donnerstag d 9 Februar: ... schrieb einen Brief an den Hn: [Clement] Martin Counsellor in Abercorn, berichtete, wie es nach seinem Rath beim Besuch des Hn: Gouvern[eurs] ergangen ... empfieng durch einen Expressen von ST. Herrn Pfrr: Triebner ein angenehmes Schreiben zum nochmaligen Abschiede und die Copie von der Eben Ez: Kirchen» und Gemein=Ordnung, welche der junge H . Timotheus Lemke abgeschrieben, damit ich selbige von Philadelphia an Hochw: Väter senden könte." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 434; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 153; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 196; August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 167; Tappert II S. 681). (4) „Montags d 13 Februar: ... Ich schrieb ein paar Zeilen an den H. Secretair in der Cantzelei und sandte einen guten Freund damit, um die registrirten Obligationen des Η. P: Rabenhorsts und Mr: Wertschs wieder zu bekommen, welcher sie auch brachte." (PM 95 A Nr. 14 1774 — 75 S. 447; vgl. P M 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 156; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 199; AugustHermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 179; Tappert II S. 685). (5) „Mitwochs d 15 Februar: ... schrieb an H. Joh. Casp: Wertsch, sandte eine Copie von der Specie facti mit, welche am 6 Februar an den Kings Attorney wegen der Jerusalems Kirche gegeben [ = Nr. 653], und bat H . Wertsch, er mögte nun die Sache treiben und zwar auf den Fuß, wie ich am Ende derselben bestimmet, nemlich nach der Augsburgischen Confession etc., ob es auch etwas kosten mögte, so wäre es wol der Mühe werth. b) schrieb an ST. H. Pfrr: Triebner." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 464; vgl. PM 95 Α Nr. 15 a 1774 - 75 S. 157; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 200; August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 195; Tappert II S. 685). (6) „Donnerstags d 16 Februar: ... schrieb zum nochmaligem Abschiede an Η. P: Rabenhorst, und empfahl mich und die Meinigen ihrer versprochenen Fürbitte ... empfieng einen Englischen Brief von einem guten Freunde, worin er meldete, daß er meinentwegen mit verschiedenen vornehmen Engl. Einwonern in Savanna gesprochen, und daß sie allerseits wolmeinend riethen, ich solte die Heimreise nicht vornemen, sondern warten bis in den M o n a t May, und so lange in Savanna oder Eben Ezer bleiben etc. weil die See=reisen in diesem und folgenden Monat Mertz, besonders f ü r alte kränckliche Leute beschwerlich und gefärlich wären, und man sich ohne Noth nicht in Gefar begeben müste etc. Ich antwortete, danckte für die Gewogenheit, zeigte daß meine, von Hochwürdigen Vätern empfangene Vollmacht und besondrer Beruf seine Endschafft erreicht, ich mit dem Capitain schon accordirt und unsere Sachen aufs Schiff bringen laßen." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 465; vgl. PM 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 157; Evangelical Review, 4, 1852/53, S. 200; August-Hermann-Francke-Nachlaß, Kapsel 32 Faszikel 1 b S. 195 f.; Tappert II S. 685 f.).
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Die Briefe des Jahres 1 7 7 5
654. Μ., J. Ν. Kurz, ]. Ch. Kunze und G. Η. E. Mühlenberg an [G. A. Freylinghausen und F. M. Ziegenhagen] York 1. 3. 1775 Hochwürdige in Gott andächtige Herrn Doctores und Professores der heiligen Gottes Gelehrtheit, von dem Obersten Bischoffen der Selen 1 uns gnädigst verliehene Directores und hochzuverehrende Väter! M i t dem innigsten Vergnügen und Trost unserer Selen, erinnern wir uns noch an die Lehr reiche Zuschrift, welche Ew Ew Hochwürden lieb reich herablaßend, an die sämtliche Vereinigte Evangelische Lehrer der Christlichen Gemeinen in Pennsylvanien ab gelaßen, und welche uns der Hoch Ehrwürdige, Senior und Praeses des vereinigten Ministery, Hrr. Mühlenberg, auf einer Allgemeinen Zusammenkunft in Philadelphia, vorgelesen h a t . 2 Der grose Hirte der Schafe, Jesus Christus, 3 sei herzlich geliebet und gelobet, daß er die Hertzen Ew Ew H o c h w : so huld reich, zu uns den elendesten seiner Knechte in der Ferne geneigt hat; uns mit solchen Christ»Väterlichen Lehren, Ermunterungen und Trost auf zurichten und zu unterstützen, und in unserer Mühsamen Arbeit zustärken: wofür wir unsere schuldigste Dankbegierde hier mit nochmalen, demütigst bezeugen und an den Tag legen. Höchsterfreulich und tröstlich war es für uns, daß Ew. Hochw: im Vertrauen und auf den Beystand des hocherhabenen Zions Königes, 4 sich entschloßen, Dero geheiligte Kräfte im Dienste des grosen Welt Versöhners 5 zuverzehren, nicht nur in denen gesegneten Anstalten in Europa; sondern auch nach bestem Vermögen, die Besorgung des Reichs Gottes in Ost und West=Indien zu über nehmen, und denen Arbeitern, und Vereinigten Gemeinden, mit Väterlichem Rath, Trost und T h a t , zu dienen. Nun, das ist eine gute Bottschaft! Das ist ein erquikender und stärkender Thau und Balsam vom Haupte Aaron! 6 Dazu sagen wir unser J a und Amen! Das wird und muß dem Liebhaber des Lebens 7 Wohlgefallen, wenn seine Knechte so treu und willig sind, ihre geheiligte Leibes und Seelen Kräffte in seinem Dienste zu verzehren. Dis hat uns freudig und getrost gemacht, den Mangel treuer Lehrer, und das häufige und sehnliche Verlangen, nach redlichen Knechten Gottes, so wie auf der lezten Synodal Conferentz, in Lancaster, 8 rürend und mitleidig empfunden haben Ew: Ew: Hochw: kund zu thun und in den Schoos zu schütten; in der Hofnung und Vertrauen, daß, wenn der Göttliche Welt Erlöser, sich welche zubereiten Iaßen, und für America ausersehen, und auf das gläubige Gebet Hochwürdigen Vätern wird offenbar werden laßen und anzeigen, solche uns zu schiken. Zu ende des lezten Septbrs im vorigen Jahr, trat unser Hoch Ehrw: Senior und Vater in Christo, H: Mühlenberg, die Ihme von Hochwürdigen Vätern zu gemutete Reise, nach Georgien zur See an; seine alte redl[ich]e Sara, und älteste ledige Tochter, begleiteten Denselben. 9 Vor dißer seiner Abreise, bat er den ältesten Pfrr Kurtz in Yorktaun schriftl: seine Vices als Preses, auf der nechst zu haltenden Synodal Versammlung zu vertretten. Dißer, aus Gehorsam willig, nach deme ihm von dem herzl: geliebten Herrn P: Helmuth, durch einen Brief ward an gezeiget, daß ihre neue Orgel nun nechstens würde fertig
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seyn: invitirte seine Herrn M i t Collegen auf eine ordentliche und geziemente weise, auf den 23. 24. und 25 s t e n Octobr, zu einer allgemeinen Convention nach Lancaster. Bei dißer Zusammenkunft liefen verschiedene wichtige Vocationes für redliche und rechtschaffene Lehrer ein. Schon in den vorigen Jahren, bei dergleichen Versammlung, hat es uns oft schmertzl[ich] wehe gethan, wenn wir gesehen haben, wie aus allen Eken und Orten, ein Verlangen nach treuen Lehrern sich hervor gethan, und wir sie doch nicht aus der Erden konten wachsen machen. Dismalen aber, war das Geschrei, helft uns! helft uns! mit treuen Lehrern fast algemein. Aus denen Gemeinen in der Jersey, erthönete ein lamentables Verlangen, wir haben keinen Domine unsere zahlreiche Jugend wächst auf ohne nötigen Unterricht in der Christlichen Lehre, sie wird nach und nach gantz Englisch: verschaft uns doch einen treuen und erfarnen Lehrer, der Schafe und Lämmer liebet. 1 0 Aus 4. vereinigten Gemeinen in und um Easton in Pennsylv: erschallete schriftlich] und mündl[ich] ein Geschrei unser Pfrr, der Herr Streit, hat ab gedankt und uns verlaßen; er will seine Gaben denen E n g l ä n d e r n ] widmenen[!], ist aus dem Grunde nach Virginien gereißet: 1 1 wir sind Schafe die keinen Hirten haben; 1 2 verhelft uns doch zu einem treuen Selen Hirten! Hundert £ pennsylv: Geld, nebst Haus und Holtz wollen wir järlich ihm geben, und aus unsern geringen Mitteln auf machen. Von 4. Vereinigten Gemeinen, wo der Herr Pfrr Jung leztens gestanden, 1 3 welcher eine Vocation nach Canegetschik, im Maryländischen angenommen, 1 4 wurde ein Beruf ein gebracht, worinnen um einen treuen Lehrer angehalten wird; mit dem freiwilligen Anerbieten, einen teil der Reise Kosten aus ihren Mitteln zu bestreiten; und eine Besoldung von 75. £ Geld järlich, nebst Haus und Holtz demselben zu geben. Reading, das unglückliche Reading, ist nun auch wi[e]d[er] Prediger los. Der untreu gewordene und untreu gebliebene, der in der freien Luft von Pennsylv: recht frei und losgewordene Magister Crotz, welcher seine alte S[ün]den Wege hier recht verfolget hat, hat sich endlich so prostituiret, daß er seinen Accord mit der Gemeine hat auf geben müßen, und ist nun in die Provintz New York gewandert. 1 5 Nach deme dißer stolze Herr M a g : anfänglich] zwar sich gebeuget und geschmieget, bald aber mit Hörnern gestosen, mit Schmäh und Scheit Worten auf seine Wohlthäter, insond[er]heit auf unsern würdigen Vater Mühlenberg und seine Familie greulich gescholten: aber endlich, da er im Koth lag, mit Tränen um recommendation an fremde Orten gebeten, 1 6 so ihm aber, wie billig, ab geschlagenen geworden, der ist nun von da weg. Dißer Ort Reading, welcher sich freil[ich] durch sein Undankbares Verhalten gegen den redlichen Herrn Pfrr Krug, die Ruthe selbsten gebunden hat, 1 7 Verlangt nun auch wi[e]d[er] Hülfe. Verschiedene unserer Herrn Collegen, als Herr Schaum und Herr P. Schultze von Tulpehoken, haben sie seit der Zeit besucht, und mit denen Gnaden Mitteln bedienet. Die Gemeinden, wo Sr: WohlEhrw: der Herr Friedrich Mühlenberg, vor seiner Abreise nach Neu York gestanden, 1 8 und sehr Zahlreich sind, lamentiren sehr demütig; verhelft uns doch wid. zu einem treuen Lehrer. Diße Gemeinen
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Die Briefe des Jahres 1775
werden vor itzo, teils von dem Herrn P: Schulze von Tulpehoken, teils von dem unermüdet fleissigen und treuen Herrn P: Helmuth von Lancjaster] aus, bedienet. Diße be[i]de liebe Herrn, haben in ihren ordentlichen Gemeinen, alle Hände voll zu thun: und aus Liebe zu Jesu, der ewigen Liebe, und aus Liebe zu denen Selen, in dißen Gemeinen, strengen sie ihre Kräfte fast über Vermögen an. Und es ist gewiß, wenn sie so noch einige Zeit fort thun sollen, sie ihre Kräfte vor der Zeit, ob schon selig, verzehren. Sie haben ebenfals ihre Willigkeit, einen Teil der Reise Kosten zu tragen, angezeiget. Aus Virginien, lief ebenfals ein schriftliches Instrument, für einen Lehrer ein. 19 Und aus Charles Town in Süd Carolina bekam der Herr Senior und Praeses Mühlenberg einen Beruf 20 von 100 £ Sterl:, für einen gelehrten, begabten und reinen Lutherischen Pfrr, Holtz und Hauß mit ein bedungen. Ohne was sonsten von eintzeln kleinen Gemeinen in Briefen und Bittschriften eingelaufen, daß wir uns ihrer annehmen solten. Die Gemeinden, welche ordentl[ich]e Lehrer aus ihren Mitteln versorgen; sind zum Teil so hartnäkigt, daß sie denen nahe angrentzenten Gemeinleins, nicht erlauben wollen, daß ihr Pfrr sie ie [ = je] und dann mit denen Gnaden Mitteln bedienen soll: sie wollen und thun ihn zwingen, daß er die Sonn und Feier Tage bei ihnen verwenden soll und muß. An denen Werk Tagen, erlauben sie ihm wol, daß er hie und da die Gemeinleins besuchen kan, aber damit sind solche auch nicht gantz zufrieden, sie möchten zu Zeiten auch eine Sonntags Mahlzeit haben. Wenn ihnen nun nicht kan geholfen werden, so dingen sie aus Verdruß einen übers Zwergfeld [querfeldein] her gekomenen liederl[ich]en Kerl, welcher sich einen schwartzen Kragen od[er] Umschlag nebst schwartzen Knöpfen an den Rok machen laßen, als ein Merkmahl, daß er auch in die Pf[a]rrers Zunft verlangte, den Tituliren sie dann als ihren Herrn Pfrr, und laufen ihm auf dem breiten Weg immer tiefer ins Verderben hinein, 21 nach. Theureste und hoch zu verehrende Väter! können und wollen Sie uns aus der Ursache verargen, wenn wir dißer Hirtenlosen Gemeinen, ihr Verlangen, nach treuen Hirten, an Ihre zuhelffen geneigte Herzen legen, und mit ihnen geziemend, bitten, Dero Sorge für sie anzuwenden, und den grosen Eigentums Herrn 2 2 der Seelen, in Ihrem gläubigen Gebet anzuflehen, daß Er Ihnen treue Männer offenbaren und anweisen wolle, welche Sie in seinem Namen, in die grose Americanische Erndte aussenden möchten? 23 Wir flehen und habens auch denen Gemeinen anempfehlen laßen, als das einige und uns von Christo selbst anbefohlne, daß der Göttl[ich]e Welt Erlöser, sich des grosen Mangels redlicher Hirten wolle iammern laßen, 24 und aus der grosen Menge derer, welche sich der Gottes Gelehrtheit widmenen[!], Welche durch sein Wort und Geist kräftig ziehen und bearbeiten, daß sie von Ihm gebraucht werden könten, wie überal, wo Mangel und Verlangen nach rechtschaffenen Hirten sich äußert, so sonderlich] auch in America. Wir wißen fast wol, daß der größte Teil von der Studirenten Jugend, ihre Hertzen dem Geist der Gnaden verschlieset: Und daß es noch immer die bittere Klage derer um den Schaden Joseph bekümmerten Knechten Gottes 2 5 ist, daß so wenige sich redl[ich] dem Herrn Jesu hingeben, und durch die Gnade sich
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tüchtig machen laßen, 26 in seiner Kirche und Dienst gebraucht zu werden! Wir sind ebenfals versichert, daß tüchtige Subjecta auch in unserm Deutschen Vaterland Europa weit und breit her gesucht und verlangt werden: und wo sie auch mit mehrerer Achtung, Liebe und Dankbarkeit a u f g e n o m m e n werden: und dahero, wenige sich so weit Verleugnen thun, durch die Tobende Wellen des grosen Welt Meers 2 7 hindurch, in diße rauhe, wilde pennsylvanische Walter u Felder sich verschiken zu laßen. Und freil[ich] wenn man nach dem Gefühl Fleisches und Blutes die Sache erwäget, so ist es weit anmutiger in Ecclesia plantata als plantanda zu arbeiten, obschon Dornen und Disteln 2 8 in der ersten auch noch genug stehen u wachsen, Felsen und harte Wege dem süsen Evangelio wid[er] stehen. Allein, wird dann wohl der Dienst und die Arbeit in Ost und West Indien geringer geachtet werden, von dem grosen Eigentums Herrn [der] Menschen=Selen, als in Europa? Und gesezt auch, der Lohn würde gleich aus geteilet werden; so wäre doch ein ied[er], der sich dem Heiland der Welt 29 zu seinem Dienst widmenet, verpflichtet hinzugehen wo viel zu arbeiten und viel zu leiden es gibt, wens von ihm verlangt wird. Der viele Arbeit, schwere Arbeit anweiset, der schenket auch viele Kraft, grose Kraft, wenn man nur treu arbeiten will. Theureste und Verehrungswürdigste Väter. Sie wollen diße geringe reflectiones gütigst pardoniren. Gerüret, empfindl: gerüret sind unsere Hertzen, durch das viele und demütige Ansuchen der Gemeinden hin und wi[e]d[er] — Wir wißen wol, daß es nicht von allen gleich durch, aus einem reinen Grund herkomt. Doch sind immer welche, so für das Wohl ihrer und ihrer Kind[er] Selen besorgt sind. — Und daher komt es, daß wir mit so vielen Vorstellungen, Ihnen, Hochwürdige Väter! die Noth recht nahe an Dero uns so geoffenbart geneigte Hertzen legen thun; nicht in der Absicht, als könten und wolten wirs auf diße weise erzwingen: sondern nur um des willen, unserm bedrängten Hertzen, einige Erleichterung und Luft zu machen. Wir haben, Hochwürdige Väter, denen Deputirten von denen Gemeinen es angekündiget, daß sie es ihren Mitbrüdern solten zu wißen thun, sie würden und müsten ein Teil, der Reiße Kosten, derer zu verschreibenten und herein gesandten Prediger tragen; weil es denen Hoch Würdig Vätern, und sonst geneigten liebtätigen Gönnern Wohltätern, und Beförderern des Reichs Jesu Christi, zu schwer fallen thäte, auf einmal, so viele Lehrer auf Ihre Kosten zu senden. Worzu sie willig und bereit sich erzeigten. Dißer punet ist bis hier her eine Ursache mit gewesen, warum wir so lange angestanden haben, für mehrere Lehrer zu schreiben, und es haben laßen anstehen bis nun, da wir getrungen geworden, durch das häufige Anlaufen; weil wir gewust, daß Hochwürdige Väter, Freunde und Beförderer des Reichs Jesu Christi, schon so viele Liebes Erweißung, für Pennsylv: angewendet haben, und sind dahero blöde geworden, Dero Liebe weiter zu bewegen. H a t der Leut selige Menschen Freund, noch ein Hertz zu pennsylv: und will Er sein Reich hier bauen laßen, so wird Er auch Mittel und Wege wißen und anzeigen, daß es geschehen wird, das sind wir im Vertrauen zu ihme versichert. Wann die Noth am größten, so ist Er mit seiner Hülfe am nechsten. 3 0 Uns wird fast bange, daß wir die Gedult,
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unserer Theuresten Väter so lange mißbrauchen. Hetten wir nicht Hofnung, od [er] wäre es versichert daß Dieselben kein so Selen liebentes Hertz hatten, zu Selen, welche der eingeborne Sohn Gottes so sauer erlöset hat, 3 1 so würden wir ehender zum Ende geeilet haben: Da wir aber wol versichert sind, daß Denenselben wol bewust ist, wie es denen zu mute ist, die um und für Selen bekümmert sind, so haben wir das Zutrauen, Dieselben werden unsere Wortreiche Vorstellungen und Bitten nicht übel deuten. Unsere schuldigste Pflicht ist, den höchsten Geber, im Namen seines geliebten Sohnes von Hertzen anzuflehen, daß er nach dem Reichtum seiner Liebe, Güte, Gnade und Barmhertzigkeit, unsere theureste Väter und würdigste Herrn Directores, mit den Gnaden Gaben und Kräften, seines werten h[eiligen] Geistes erfüllen, mit fernerm Leben und Leibes Kräften, segnen, Ihre wichtige Arbeiten mit tausendfachem Segen cröne; Derselben Leiden und Kreutz um Jesu willen erleichtern und tragen helfen, und mit seinem Trost versüßen, und uns samt allen seinen, obschon schwachen Arbeitern in der streitenden Kirche, immer dar ein Hertz und eine Sele 32 seyn und werden laßen, daß wir durch seine Kraft, durch reine Lehre und richtigem Wandel, unserm grosen Oberhirten, als Eigentums Herrn, viele, viele, viele Schafe und Lämmer suchen finden und in seine Liebes Arme teils durch das süße Evangelium hinloken, teils auch mit Moses Stabe hiniagen; 33 und auf solche weise, unsern Theuresten Vätern, geneigten Wohlthätern und Freunden die Ausbreitung des Reichs Jesu Christi, samt den Engeln Gottes im Himmel, Freude verursachen, und endl[ich] samt vor dem Thron des erwürgten Lammes, nun aber erhöheten Fürsprechers zu seines Vaters Rechten, in der Triumphirenden Kirche, das ewige Hall und Jubel Jahr, mit allen Auserwälten feiren mögen! Eja! wären wir da! 3 4 Dißes ist und soll bleiben, der Hertzens Wunsch und Flehen, York. Den 1. März 1775.
Hochwürdige Väter! und tief zu verehrende Herrn Directores Ew: Ew: Ew: Hochw: Hochw: Hochw: unterthänigste Knechte. Nicolaus Kurtz. Heinrich Mühlenberg der ältere. Johann Christoph Kunze. Gotthilf Henrich Mühlenberg.
Reinschrift von fremder Hand in AFrSt IV C 17:28 S. 321 - 324 (LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:25 S. 321 — 324) mit eigenhändiger Unterschrift Mühlenbergs. 1 2 3 4 5 6
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
1 Petr 2,25. den Synodalbericht 1773 (Nr. 609 Anm. 29) zum 14. 6. unter Punkt 4. Hebr 13,20. Jes 52,7; Sach 9,9. 2 Kor 5,19. Ps 133,2 f.
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1. 3./10. 3. 1775
Vgl. Weish 11,26. Das Protokoll ist nicht erhalten. 9 Mühlenberg war vom 27. 8. 1774 bis zum 6. 3. 1775 von Philadelphia abwesend. Zur Überlieferung des Reisetagebuchs vgl. Nr. 641 Anm. 4. Die Betreuung seiner kränklichen Frau Anna Maria auf der Reise übernahm die Tochter Maria Catharina. 10 Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . 11 Streit versorgte seine Gemeinden noch bis in das Jahr 1776, nahm dann aber eine Stelle als Feldgeistlicher im Regiment Johann Peter Gabriel Mühlenbergs an. Vgl. Nr. 673, Glatfelter I S. 146 und auch Nr. 635 S. 606 f. 12 Vgl. Hes 34,5; M t 9,36. 13 Jordan, Heidelberg (Lehigh County), Lintown und Egypt; vgl. Bd. III Nr. 449. 14 Vgl. Nr. 635 S. 590 und 605. , s Zu den Schwierigkeiten vgl. Nr. 638. Grotz muß sich im zweiten Halbjahr 1774 nach New York abgesetzt haben, als Mühlenberg sich in Georgia aufhielt. Vgl. Glatfelter I S. 48. 16 = Nr. 638. 17 Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1783. 18 Heidelberg, Lebanon County; Warwick; Manheim, White Oaks und Lebanon. " Vgl. dazu ausführlich Nr. 661. 20 Erhalten in PM 95 Α Nr. 14 1774 - 75 S. 65 - 69; P M 95 A Nr. 15 a 1774 - 75 S. 12 f. (Evangelical Review 1, 1849/50, S. 401 f.) und Tappert II S. 574 f. 21 Vgl. Mt 7,13. 22 Vgl. Joh 1,11. 23 Vgl. Mt 9,37 f.; Lk 10,2. 24 Vgl. Mk 6,34; M t 9,36. 25 Vgl. Am 6,6. 26 Vgl. 2 Kor 3,5 f. 27 Vgl. Jer 5,22. 28 Vgl. 1 Mos 3,18; Jes 5,5 f.; Hebr 6,7 f. 29 Vgl. 1 Joh 4,14. 30 Sprichwort; vgl. Wander Bd. 3 Sp. 1058. 31 Vgl. 1 Petr 1,18 f. 32 Vgl. Apg 4,32. 31 D. h. durch das Gesetz. Vgl. dazu auch 2 Mos 4 , 2 - 5 , 1 7 ; 17,3 — 5 u. ö. 34 Vgl. die dritte Strophe des Kirchenliedes „Nun singet und seid froh" (In dulci jubilo). 7 s
655. An [Ch. E. und Ε. E. Schultze]
Philadelphia,
10. 3. 1775
S[alvo] T[itulo] Zärtlich geliebte Kinder, Unter Gottes Gnaden=Schutz und Erbarmung sind wir am vergangenen Montage d 6 Mertz beim Leben erhalten hier in Philadelphia mit Capt: Bunners Brigantine] wieder angekommen. 1 Die Mama hat in der letzten Zeit auf der Reise ihre Kranckheit 2 nicht so hart, wie sonst gehabt, aber die Wurtzel der Kranckheit ist nicht gehoben. Unter vieler Mühe, Angst und Gebet, ist durch Gottes hertzlenckende Krafft 3 eine Vereinigung in der Eben=Ez[er] Gemeine hergesteilet und eine Kirchen* und Gemein=Ordnung gestiftet worden. 4 Η. P: Rabenhorst ist ein treuer und erfarner Theologus stricte sie dictus, dergleichen ich nur wenig in America gefunden habe. H. Pfrr. Tr[iebner] ein Phaeton, 5 der den Sonnen=Wagen so getrieben, daß alles Feuer und Flamme entzündet und aus gebrochen war. Mein, armes Journal, 6 das bei 30 Bogen aus machet wird es in Zusamenhang zeigen wie sichs getrieben, 7 wenn ich nur ein Win-
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ckelgen wüste, wo etliche Wochen im Verborgenen sitzen, und alles ins Reine schreiben könte. Ich wäre gerne noch bis in den Monat Maii drüben geblieben, aber meine Frau wolte sich nicht überreden laßen und trieb unabläßig, daß die Winterreise, die sonst gefärlich und beschwerlich, fast wieder Willen vornemen muste, und es schiene auch ohne mein Bewustseyn nötig, weil H. Pfrr: Kuntze bei 6 Wochen fast bis auf den Tod kranck gewesen, und Heinrich unter der Last beinahe erlegen. Aus dem Schreiben meiner lieben Tochter Elisabeth habe mit Vergnügen ersehen, daß Sie sich allerseits bisher noch wol befunden, außer der kleine Heinrich. 8 Gott sey gepriesen für seine große Gnade, Langmut und Barmhertzigkeit, die Er gegen uns arme unwürdige Würmer bis hieher erwiesen! Nebst hertzlichem Gruß, Segens=Wunsch und Kuß von mir, der Mama, H. Kuntze, Heinrich 9 und Töchtern 1 0 an Sie und liebe Enkelgen, bin Dero liebender
Philadelphia Freitags d 10 Mertz 1775.
Heinrich Mühlenberg Sen:
Reinschrift in der Historical Society of Pennsylvania, Gratz Collection, American Colonial Clergy, Case 8, Box 23. Veröffentlicht in: Der deutsche Pionier. Erinnerungen aus dem PionierLeben der Deutschen in Amerika, 12 (5, 1880), S. 184 f. Die Adresse lautet: „To the Revd Mr: Emanuel Schultze, Tulpehocken, p[er] favour of Mr: Breitenbach." 1 2 3 4 5
6 7 8
9 10
Vgl. den Schluß des Reisetagebuchs (Nr. 641 Anm. 4). Mühlenbergs Frau litt unter epileptischen Anfällen; vgl. Nr. 479 S. 90 und Nr. 480 Anm. 12. Vgl. Ps 33,15. Vgl. Nr. 6 4 2 - 6 5 3 . Sohn des Sonnengottes Helios. Er setzte die Erde in Brand, als er einmal den Sonnenwagen lenken durfte, und wurde dafür von Zeus gestraft. Vgl. Ovid, Metamorphosen 1,750 ff.; 2,1 ff.; 2,304 ff. Vgl. Nr. 641 Anm. 4. Nach Luther; vgl. die Vorrede zum Alten Testament, 1523 (WA DB 8,18). Enkel Mühlenbergs, starb wahrscheinlich im Kindesalter (in The Weiser Family nicht nachgewiesen). Gotthilf Heinrich Ernst. Maria Catharina (Polly) und Maria Salome (Sally).
656. An F. W. Pasche
Philadelphia, 27.129. 3. 1775
Copia, Schreiben des H. Past. Mühlenbergs Sen. zu Philadelphia an H. Pasche zu London d[e] d[ato] den 27=29 März 1775. Hochwohlehrwürdiger Gönner und Wohlthäter, in Christo liebenswürdigster Bruder, Ich lebe noch ein wenig und schreibe dismal wieder aus Philadelphia. Ich wäre gern noch etwas in Georgia geblieben und im Frühjahre von da nach
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10. 3./27., 29. 3. 1775
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Charlestown, und denn nach Pensilvania in der bequemsten Zeit zurück gereiset. Es trieb aber etwas sinnliches, daß ich ohnerachtet alles abrathens wohlmeinender Freunde, fast wider meinen Willen die Rückreise von Georgia in der stürmischen Winterzeit antreten mußte. 1 Sontags den 5 ten Febr. a[nni] c[urrentis] nahm Abschied von der ganzen Ebenezerischen Gemeine in der Jerusalems Kirche. Am 6 t e n Febr. begleitete uns der Herzensredliche Η . P. Rabenhorst samt einem Häuflein von redlichen Aeltesten und Vorstehern nach Savanna. Weil ich in Savanna verschiedene Tage verweilen mußte, so besuchte ich S r Excell. den H. Gouvern: 2 und etliche Herrn von des Königs Council gab eine Remonstrance bey dem Kings Attorney, wegen des Unrechten Grants für die Jerusalems Kirche in Ebenezer ein, 3 und deducirte darin den Anfang etc. der Ebenezerischen Gemeine und ihrer Anstalten etc. Der H. Gouvernjeur] versprach auf seine Parole, daß es geändert und aufs rechte Fundament restituirt werden solte. So versprachen auch die verschiedene H. vom Council, das ihrige mit zu thun. Sontags den 12 Febr. predigte ich vormittags, bey sehr kalter und rauher Witterung in H. Doctor Joachim Zubly 4 seiner Kirche und Nachmittags in unserer Lutherischen. Freitags den 17 ten Febr. trat mit meiner kranken Frau und gesunden Tochter 5 in das Schifflein, und mußte auf dieser Rückreise verschiedene Lectionen aufsagen, die ich in meinem Leben noch nicht erfahren hatte. Die Nacht von 2 ten bis 3 t e n M ä r z hatten wir einen Nordwest Sturm, mußten das Ruder anbinden und das Schifflein den tobenden kalten Wellen überlassen, und am folgenden Mittage, da der Sturm vorüber, fand sichs, daß wir 160 Meilen verschlagen waren. Mein Gott! ein alter kranker Sünder, der ohnedem mit Seekrankheit geplagt! eine Histerische 6 Frau! und eine Tochter in ihrer Jugend blüte, die aus Gehorsam ihren unvermögenden Eltern gefolgt, um sie zu attendiren! In der Nacht von 4 t e n bis 5 t e n M ä r z in der Bay von Pensilv. geriethen wir in eine Schlam=Gegend und unser Schifflein schwer beladen, blieb stecken, bis den 5 t e n März Nachmittags um 2 Uhr. Montags den 6 t e n M ä r z traten wir bey Philadelphia ans Land und wurden von entgegen laufenden Freunden und Bekanten, als noch schwindelnde Seekranke halb getragen halb geleitet, zu H. Kunzens und Mühlb. jun: Behausung gebracht, in eine Stube, die ich mir im Pfarrhause ausbedungen hatte. Nun erfuhr ich die mir verborgene Ursach, warum ich die Winter-Reise wider meinen Willen vornehmen sollen. H. Pfr. Kuntze war bey 6 Wochen her an einem Astmate convulsivo krank, und ein paarmal nächst am Tode bey einem Stickfluß gewesen. Dem Jungen Mühlenberge, 7 der noch ein zartes Reiß oder Sapling ist, hatte die Amts-Last alleine auf dem Halse gelegen, daß er wie ein Gespenst aussahe etc. Und da H. K[un]tz[e] so lange als Vice-Rector an meiner Statt agirt in seinen gesunden Tagen, waren verschiedene Sachen eingeschlichen, die ich bis dato noch nicht wieder redressiren können. H. Kunz ist ein überaus redlicher, treuer und fleissiger Seelsorger, aber bey der äusserlichen Regierung nicht vorsichtig genug. Die Corporation bestehet nunmehr aus jüngern Gliedern, weil die alten meist todt sind, und da gibt es etwas ähnliches in miniature zwischen dem alten und neuen Rath Rehabeams 1. Reg: 12,6 — 11. ex[empli] gr[atia] „ich solte das S[olms] R[ödelheimsche] Legat an mich
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und meine Kinder gezogen haben da es doch an die Zions-Kirche vermacht worden etc. Ich solte in das Protocoll der Corporat: falsche Schlüsse geschrieben haben etc. J a es wurde auch so gar eine Sache wegen des Englisch und Teutschen Schulmeisters, die dreymal in der Corporation p[er] plurima vota beschlossen und protocollirt, von 7 Stimmen gegen 6, weil sie nicht alle beysammen, umgestossen und verworfen" 8 etc. welches eine Anlage zum Zwiespalt und Sauerteig 9 ist, unter einen so grossen Haufen und in einer Stadt, wo der Satan auch seinen Stuhl 1 0 und Werkzeuge genug hat. Je näher man zur Stadt gelangt, je mehr hört man die Hunde bellen. So war auch ein und andere Veränderung mit dem Weibersitzen in der Zions=Kirche von der Corporation gemacht, nemlich etliche vorgezogen, worüber sich andere geärgert, die länger bey der Gemeine gewesen, und deswegen zum Theil Sitze in der neuen reformirten Kirche 1 1 genommen, andere auch deswegen, weil sie den Η . E. Pf. K[un]tz in der Zions=Kirche nicht verstehen könten, welches aber H. Ktz nicht leiden kan, sich über sein Vermögen mit der Stimme angreifet und sich schadet. Also ist mir allenthalben Leiden und Kummer zugeschnitten, mehr als ich in meinem Alter verarbeiten, remediren und vertragen kan, Transeant haec sub rosa. Nun mein theurester Bruder in Christo! Als ich heim k a m , fand Dero mir jederzeit tröstende und stärkende Zuschriften vor nemlich a) vom 16 Apr. 1774. 1 2 b) vom 9 t e n Sept e[iusdem] a[nni] 1 3 c) Specification der Summen, die vom S. R . Legat von Zeit zu Zeit an mich gelanget, d) die Acte, wodurch S r Hochwohlehrw. H. Pasche in Kensington zum Mit-Trustee der S. R . Stiftung ernennet worden. 1 4 e) Die Bücher, Arzney und Schriften von Halle, besonders auch das Paquet was an Η. P. Krug gehörte etc. Die Bücher hatten die Hh. Kunze, Helmuth und Mühlenberg jun. zur Disposition angenommen, und die Arzeney war meiner Frau überlassen, und so viel von Büchern als sie verschrieben hatte. Nun fehlt noch ein näherer Unterricht von Sr Hochw. Herrn Director Freylinghausen, wie, wohin das Geld von den Büchern und Arzney, wenn es erst einkomt, und wie viel eigentlich an die Handschuischen Kinder ausgezahlt werden soll? 1 5 Ferner verlangt mich sehr nach einer gütigen Nachricht von Ew. Hochwohlehrw. ob meine Briefe von Charlestown, Savanna und Ebenezer eingelaufen oder verloren seyn möchten? So viel mich besinnen kan habe ich einmal aus Charlestown, 1 6 zweymal aus Savanna, 1 7 und wohl drey mal aus Ebenezer 1 8 weitläuftig geschrieben, wie sichs getrieben, 1 9 und bis dato noch keine Antwort erhalten. 2 0 Nun wäre meine Pflicht mit der ersten sichersten und wohlfeilsten Gelegenheit an Hochwürdige Väter in London und Augsburg zu senden 1) die Copie von der in Ebenezer eingeführten Kirchen» und Gemein=Ordnung, welche ich aber erst abschreiben muß, und nach meiner Schreibart wol 8 bis 9. Bogen beträgt 2 1 2) mein Journal vom 15 ten Aug. 1774 bis 6 t e n März 1775, welches wol über 30 Bogen gibt wenn ichs ins reine schreiben soll. 2 2 3) Das Original von dem Inventario der noch übrigen Gemein=Güter von Ebenezer, welches 2. Justices agnoscirt oder bezeugt haben. 4) die 2 Original Obligationes 2 3 a) von S[alvo] T[itulo] Η . P. Rabenhorst
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für 649 £ strl. und b) von Η. Joh. Caspar Wertsch für 300 £ strl. 5) Die Copie von der Remonstrance, welche ich an den Kings-Attorney etc. in Savanna wegen der Jerusalems»Kirche in Ebenezer eingegeben. 2 4 Ich hatte vor meiner Abreise aus Philadelphia der Gemeine in Reading versprochen, daß, wenn mich der Herr lebendig zurück kommen Hesse, ich einen Versuch bey ihnen in Reading, zur Ordnung machen wolte, weil der Mag[ister] Crotz daselbst viel Aergerniß verursachet und mit Stanck geräumt. 2 5 Die Readinger haben mein Versprechen nicht vergessen, mir ein Haus bestellt und dringen auf die Erfüllung. Bey der Gelegenheit hätte ich in Reading wenigstens die Abende zum Schreiben anwenden, und g[eliebts] G[ott] alle Sachen von der Ebenezerischen Reise wie oben gemeldet verfertigen können. Aber nun sitze ich hier im obern Stüblein mit meiner kranken Frau und Tochter 2 6 in H. Kuntzens Wohnung darin gefangen und mein Hausgeräth, Bücher, unzählige Schriften, Briefe, Rechnungen etc. sind zertheilt, eins in diesem das andere in jenem Hause etc. zur Verwahrung aufzuheben gegeben, welches mich vollend confus machet, weil ich keine eigene Wohnung mehr habe, wo ich meine Schriften in Ordnung beysammen haben und verwahren könte. Zu dem ist auch H. Kunze noch nicht wieder restituirt, von seinem Astmate, und ob er wol etliche mal wieder gepredigt, so ist er doch nicht im Stande seine Amts=Geschäfte völlig zu verrichten, daher ich genöthiget bin zu assistiren, so weit meine Schwachheit reichet. M i t der Besetzung eines ersten oder dritten Predigers in Ebenezer werden Hochwürdige Herrn Directores noch wol etwas zu verziehen geruhen, bis Dieselben erst die Copie von der eingeführten Kirchen» und Gemein» Ordnung und den Statum oder die Umstände, wie ich sie gefunden, durch gesehen und beurtheilet. Die ganze Ebenezerische Gemeine nemlich in dem Städtlein, auf den Plantagen und so genannten Bethanien, 2 7 bestehet etwa aus hundert und etlichen Familien und Häuptern, kaum so zahlreich als eine mittelmässige Land=Gemeine in Pensilvania, Neuyork, Jersey, Maryland oder Virginia, wo nur ein Prediger ist. Das Clima ist verzehrend in den Sommer» Monaten besonders. Η. P. Rabenhorst hat nun über 22 Jahre ausgehalten, scheint aber nun nahe beym Ziel zu seyn, 2 8 hat einen hektisch»auswerfenden Husten, und ist dennoch Tag und Nacht auf der Hut, und kriechet, wenn er nicht reiten, fahren oder gehen kan zu Schulen und Kirchen zu Kranken und Sterbenden. H. Pfr. Triebner ist nur erst wenig Jahre da, und hat auch schon, wie es scheinet, einen hohlen Husten und Ansatz von der Auszehrung. Solte ein primarius aus Europa über die zwey gesetzt werden, so würde es vollends zum Ruin gehen. Ein dritter als Catechet, der in den Wochen=Tagen der Schule und an Sonn» und Fest»Tagen denen 2 Predigern helfen und sie unterstützen könte, möchte wohl am dienlichsten seyn. So lange die Filiale in Gosen und Savanna noch connectirt sind, ist ein Prediger zu wenig in Ebenezer, zwey konten es versehen und wenn ein Catechet als dritter bey der Hand wäre, so könte allemal die Vacanz besetzt werden, wenn einer von den 2 ordinariis abgefodert würde. — Der beygelegte Brief 2 9 von H. Praeses Kurtz ist mir vorige Woche zur baldigsten Beförderung an Hochwürdige Väter zugesandt worden. Es hätte
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sollen gleich nach der lezten Synodal-Versamlung in Lancaster das Protocoll und ein solcher Brief an Hochw: Väter gesandt werden, weil im Novbr: und Decbr 1774 noch Schiffe von hier nach Engelland abgegangen; es hat aber sowol der Praeses als übrige Glieder ein jeder in seiner Station viel zu thun, und so wird das Gemeinnützliche versäumet und von einem auf den andern geschoben. 1) Die Incorporirte Gemeinen zu Neugermantown etc. in Jersey sind nun bald wieder ein Jahr vacant, 30 werden kalt, überdrüssig und zerstreuet, und ich kan ihnen nicht helfen. 2) Die Gemeinen am Jordan, wo H. Pfr. Jung gestanden, 31 haben zwar ein Pfarrhaus gebauet und auch etwas Land dabey, können aber jährlich wol kaum 50 £ courr. salar. zusammen bringen, und ein Prediger hat auch viel zu reiten. Ob sie aber im Stande sind einen Theil von Reisekosten aufzubringen daran zweifele ich. 3) Die Gemeinen in Easttown etc. 3 2 sind an einem schweren Kirchbau und haben schon lange um einen begabten Prediger von unserm Ministerio angehalten, können auch einen leiblich erhalten, wie es aber um die Reise kosten stehet, das weiß ich nicht. Die Leute versprechen wohl, aber wenns aufs Erfüllen geht, so bleiben sie oft zurück. Wie ich verstehe, so hatte der junge H. Kurtz 33 Neigung nach Eastown, soll auch vor 8 Tagen daselbst eine Gastpredigt gethan haben, weil er sich auf der lezten Synodal-Conferenz soll beklagt haben, daß er mit seiner zahlreichen Familie in Earltown etc. nicht subsistiren könte. Die Gemeinleins zwischen Lancaster und Tolpehaken, welche mein Sohn Friedrich sonst bedient hat, 34 sind auch nach seinem Abzüge noch vacant und werden mit äusserster Beschwerde von Rev. Hh. P. P. Helmuth und Schulz neben her besucht und bedient, sie klagen aber beyde, daß sie ihre Gesundheit ruiniren. Mein Sohn hat mir genug gekostet in den Gemeinen, weil sie viel versprachen und wenig hielten. Der liebe H. Past. Helmuth hält einen wackern jungen Menschen, 35 den er in der Theologie unterrichtet und als Catecheten in solche Neben» Gemeinen schicket und Catechisiren und predigen lasset. Wie mir gesagt worden, so soll H. Past. Helmuth schwächlich werden, Blut speyen und einen Anfang von der Consumption haben, welches mir sehr leid wäre, wenn wir den fleissigen und treuen Arbeiter verlieren solten. "Wenn mein armes Gebet vor dem Herrn der Ernte36 um Jesu Christi willen erhörlicb und mein demüthiges Bitten und Wünschen bey Hochwürdigen Vätern Eingang finden möchte, so wolte dismal noch anhalten und flehen um 2 junge begabte herzhafte Mitarbeiter, nemlich einen für die Gemeinen in Neugermantown etc. in Jersey und den andern für mich, der Gemeinen auf Barrenhill, Shippach und Upperdoublin bedienen und auch im Nothfall in Philadelphia zu Hülfe kommen, und Neuprovidence dann und wann aufmuntern könte. Meine ehemalige Gemeine in Providence nimt immer weiter ab und wird endlich zu nichts werden, wenn nicht wieder eine Sammlung geschieht. Und die Gemeine in Neuhannover theilet sich in zwey Partheyen, zu meiner innigen Bekümmerniß, weil Η. P. Voigt nicht Zeit, oder Kräfte oder Lust hat, seine Gemein=Glieder dann und wann zu besuchen und Curam specialem zu üben, und auch den bösen Schein mit seinen Haushälterinnen oder jungen Mägden nicht vermieden hat. 37 Die sonst eifrigen, besten und vermögenden Contribuirenden Glieder
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sondern sich ab von der Kirche und geben vor, daß sie kein Vertrauen mehr zu ihm haben könten. Die Sache ist vor gewesen auf der lezten SynodalVersamlung, und das Ministerium hatte den H. Praeses Kurtz und H . Kuntze als Deputirte bestimmet, welche auch in Neuhannover gewesen und eine Untersuchung angestellt, aber nichts ausgerichtet. Ich sähe diese betrübte Sache schon verschiedene Jahre voraus und schlug ihm vor, er möchte einen Wechsel treffen und lieber in andere mitvereinigte vacante Gemeinen gehen ex[empli] gr[atia] als Rector nach Neugermantown in Jersey, oder nach Eastown oder etc. etc. D a ß nahm er mir aber sehr übel, meinte ich wolte gerne meine Söhne einflicken und ihn des wegen vertreiben etc. H. Kurtz und Kuntze haben es ihn noch das lezte mal gerathen, er solte in andere vacante Gemeinen gehen, aber er will lieber bleiben und erwarten, daß die Gemeinen vollends zerspaltet und zerrüttet werden. Die annoch gutmeinende unter ihnen bejammern die Zerrüttung und erinnern sich der vorigen Zeiten da Einigkeit und Erbauung waltete. Sie plagen mich mündlich und schriftlich, 3 8 ich solte wieder zu ihnen kommen und helfen. Aber ich kan nicht mehr, die Sand=Uhr ist ausgelaufen. Von Herzen wünsche und flehe ich, daß ich nur noch einmal einen rechtschafnen und treuen Adjunctum vor meinem Ende erlangen möchte, der in Nothfällen in Philadelphia beyspringen und auch die Gemeinen auf Barrenhill Shippach und Upperdoublin bedienen und Neuprovidence dann und wann besuchen könte. An nothdürftigen Unterhalt würde es ihnen nicht fehlen. Die Philadelphische Corporation siehet nun ein wie nothwendig 3 Arbeiter sind wenn einer krank wird etc. und sind auch willig und erbötig dem dritten Beyhülfe zum Unterhalt zu leisten. Alsdenn könte ich mich mit meiner kranken Frau in einem Eckgen in Lande aufhalten, das Gnaden=Brodt mit Hochwürdiger Väter Erlaubniß von den Intereßen des Legats zur Nothdurft geniessen, so viel die noch wenigen Kräfte und Augen gestatteten, die Correspondence versehen, und in Nothfällen hie und da mit Gottes Hülfe in den vereinigten Gemeinen eine Lücke zu zäunen. 3 9 Ο mein theurester Herzens=Bruder viel jähriger Wohlwünscher und Gönner. Verleihen Sie doch um Gottes willen ein gutes Wort als nunmehriger Mit-Trustee bey Hochw. H . Directoren und Vätern, daß ich so bald nur immer möglich Hülfe und Erleichterung bekomme. Ich soll hier und dar ein Nothnagel seyn und kan nicht fortkommen, weil ich keinen Substituten habe. Die fürchterliche hohe Reisefracht schrecket mich freylich, aber des Herren Hand ist ja noch nicht verkürzet, 4 0 seine Herzlenkende Kraft 4 1 ist ja noch nicht vermindert. Meine erwachsene Tochter ist nunmehro versprochen, 4 2 und so behalte ich nur noch eine kranke Frau und eine halb erwachsene Tochter 4 3 zur leiblichen Versorgung, welche ich mit geringem Kosten im Lande als in der Stadt bestreiten kan. Denn in der Stadt kan keine mittelmässige Standes-Familie die Nothdurft unter 150 £ bestreiten wenn man auf das sorgfältigste hauset. Sölten etwa wegen des jetzigen Streits 4 4 keine Schiffe von Engelland oder London nach unsern nördlichen Colonien abgehen, so wäre ja wol für 1 oder 2 neue Arbeiter über Holland ein Weg zu finden, wo die lezten Bücher und
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Arzeney herübergekommen sind. Wege hast du Ο grosser Gott aller wegen, an Mitteln fehlt dirs nicht etc. 4 5 Endlich muß auch noch melden, wegen des beykommenden Catalogi für Bücher und Arzeney. 4 6 Meine Frau gedenket den Verkauf mit der Hallischen Arzeney fortzusetzen, und ob sie wol die leztere noch nicht abgesetzt, so möchte es doch gut seyn, wenn sie immer Nachschuß bey der Hand und Vorrath hat. Die Bücher verlanget mein Sohn Heinrich: er ist ein ziemlich guter Oeconomus, sparsam und doch nicht geitzig. Ich wolte für meine Frau und Sohn Heinrich Bürge seyn, wenn ich dafür angenommen werde. Ew Hochwohlehrw. mein theurester Gönner haben mir schon vorlängst versichert, daß bey Ihnen 30 £ strl. von S r Hochw. H. Senior Urlsperger zu meinen Reise kosten nach Ebenezer lägen, die ich auf Wechsel ziehen könte. Nun wäre aber meine demüthige Bitte 1) ob Ew. Hochwohlehrw. belieben möchten von den 30 £ strl. das jenige was ich an Dieselben schon lange für Bücher, für Brief= Porto etc. etc. rechtmässig schuldig gewesen, abzuziehen. 2) Abzuziehen 8 Guineas für Kennicots Bibel=Werk, 4 7 wenn es noch Zeit seyn solte zur Praenumeration für meinen Sohn Heinrich. Ich kan es ihm nicht wol abschlagen, weil er lieber Salz und Brodt essen, Wasser trinken oder fasten will, ehe er das Bibel=Werk nicht haben solte. Im Fall es aber zur Praenumeration zu spät seyn solte, so würde mirs keinen Kummer machen, und Heinrich möchte warten, bis sie nachgedruckt, oder wieder aufgelegt und wohlfeiler würde. 3) Das übrige an S r Hochw. unsern theuresten H. Director Freylinghausen oder H. Insp: Fabricius nach Halle zum Abschlag auf die künftige Bücher und Arzney nach diesem Catalogo zu übermachen. Die leztern Bücher und Arzney weiß ich noch nicht zu settlen, bis das Geld davon einkommt, und ich nähere Ordre und Bestimmung von Hochw. HErrn Directoren bekomme, wie es ausgezahlt oder angelegt werden soll. Was meine gesamte Reisekosten betreffen, davon werde g.G. in meinem Journal 4 8 richtige Meldung thun. In Charlestown habe wegen hinlänglicher Gründe nichts genommen. In Ebenezer hat der Kirchen=Rath mir 15 £ strl. gegeben, und insonderheit H. Joh. Casp. Wertsch einen Roquelor 4 9 zur Defension gegen die Kälte und nasse Witterung und ein douceur zur Erquickung für mich, meine kranken Frau und Tochter. 5 0 Mich hat herzlich erfreuet, daß durch göttliche gnädige Vorsehung Ew. Hochwohlehrw. zum Mit-Trustee constituirt worden. So können doch nun meine H. Amts=Brüder zum Theil nachfragen und belehret werden, wie es mit dem S. R . Legat beschaffen ist, ob ich gleich ein und andermal die Documenta eingekommener Summen, Obligationen etc. auf der Synodal-Conferenz, und wohl 3 bis 4 mal unserer Corporation vorgelegt, so zweifeln doch einige und meinen als o b ichs verzehren oder meinen Kindern zu wenden wolte. J a sie verlangen auch zum Theil, daß ich die Rechnung von Einnahme und Ausgabe der Interessen vom Legat hier vor dem Synod und Corporation ablegen müßte. 5 1 Auf solche Art hätte ich mehr Zuchtmeister als Väter. 5 2 Doch könte ichs auch thun wenn es nöthig erachtet würde und ich erst das Urtheil von Hochw. Herrn Directoren, und Coadiutoren oder Trustees in Halle und Kensington über meine hinausgesandte Rechnungen von Einnahme und Aus-
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gäbe der Interessen des fundi von 1 0 0 0 0 Gulden cum Approbatione oder Disapprobatione empfangen und auf zu weisen hätte. Sölten Hochwürdige Väter was finden in meiner bemeldten hinausgesandten Rechnung, 5 3 das nicht bestehen könte, so muß ichs ändern und bessern; solte ich aber Approbation darüber erhalten, so könte ich mich gegen die Kunstrichter damit legitimiren. Allenfalls möchte es auch dienlich seyn, wenn Hochwürdige Herrn Directores und Trustees für gut erachten und geruhen wolten, den unpartheyischen, verständigen und treuen Mitbruder Η . P. Helmuth zum Mit-Mandatario oder Attorney zu Constituiren, weil er Einsicht und Geschicklichkeit in solchen Sachen hat, und auch ein getreues Herz gegen Hochwürdige Väter in Halle und Kensington hat. Andere die gar nichts im Vermögen haben, und keine Oeconomi sind, wolte ichs nicht anvertrauet wünschen. Es ist ja wol nicht nöthig, daß die Mandatarii just alle in Philadelphia wohnen müßten. Ο ich hatte grosse Hoffnung, daß S[alvo] T[itulo] H. P. B[urgmann] for ever in London bleiben und eine dauerhafte Stütze der armen Missionen seyn würde! 54 Es muß doch wohl rationem suffic[ientem] haben, warum so, und nicht anders? Sölten meine vielen Briefe von Charlestown, Savanna und Ebenezer zurecht gekommen seyn, so werden sie viel Porto verursacht haben, aber ich hielte es für meine Pflicht zu schreiben und konte es nicht ändern. Dem Gebet und der Fürbitte meiner theuresten Väter und Gönner in Kensingtown etc. muß ich die Erhaltung meines armen Lebens nechst Gottes Barmherzigkeit zu schreiben, sonst läge meine Hütte schon in der Verwesung oder in der Tiefe des Meers. Mit innigster Veneration gegen die theuresten Väter Ziegenhagen etc. etc. ersterbe Dero Schuldner Heinrich Mühlenberg Sen. 5 5
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Abschrift von Pasches 325-332.
Hand in AFrSt IV C 17:29 S. 325-332;
LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:26
Zum Verlauf der Reise im einzelnen vgl. auch das Reisetagebuch (Nr. 641 Anm. 4). Sir James Wright; vgl. Nr. 645 Anm. 7. Vgl. Nr. 653 und das Reisetagebuch (Nr. 641 Anm. 4) zum 10. und 14. 2. 1775. Johann Joachim Zübly (1724—1781), Prediger einer unabhängigen presbyterianischen Gemeinde in Savannah; vgl. Bd. III Nr. 364 Anm. 10 S. 387. Maria Catharina. Von passio histerica; vgl. Nr. 480 Anm. 12. Gotthilf Heinrich Ernst. Es ging um die Arbeitsteilung zwischen beiden Lehrern und eine damit verbundene Abgabe (30 Schilling) des Englischlehrers; vgl. Protokollbuch, bes. S. 298, 301, 312 f. Vgl. Mk 8,15 par; 1 Kor 5 , 6 - 8 ; Gal 5,9. Vgl. Apk 2,13. Von 1772 bis 1774 an der Stelle der alten Kirche von 1748/49 neu erbaut; vgl. Glatfelter I S. 416 f. Nicht erhalten. Nicht erhalten. Vgl. Nr. 641 Anm. 19.
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Die Briefe des Jahres 1775
Zur Erbschaftsangelegenheit Handschuhs vgl. Nr. 584 unter Punkt 8). Am 19. 5. 1775 zahlte Mühlenberg an die Testamentsvollstrecker £ 116 2 sh. 2 d aus. Vgl. die Tagebucheintragung in P M 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [4]; Tappert II S. 690. 16 = Nr. 641. 17 Nicht erhalten; vgl. Nr. 645 Anm. 11 und Nr. 650 A n m . 6. 18 Nicht erhalten; vgl. Nr. 652 Anm. 11(1), (7), (8), (10), (11), (12); Nr. 653 Anm. 8(1). 19 Vgl. Nr. 655 A n m . 7. 20 Vgl. Nr. 674. 21 Zur Überlieferung vgl. Nr. 652 Anm. 3. 22 Zur Überlieferung vgl. Nr. 641 Anm. 4. 23 Durch die beiden Schuldverschreibungen verpflichteten sich Rabenhorst und Wertsch gegenüber den Direktoren in Europa (Ziegenhagen, Urlsperger, Freylinghausen) und schafften damit klare Rechtsverhältnisse; vgl. das Tagebuch (Nr. 641 Anm. 4) zum 2. 1., 11. 1., 26./28. 1. und 19. 2. 1775. 24 = Nr. 653. 25 Anspielung auf den Teufel. Zur Sache vgl. Nr. 654 Anm. 15. 26 M a r i a C a t h a r i n a . 27 Oberhalb Ebenezers am Savannah River gelegen. 28 Rabenhorst starb a m 30. 12. 1776; vgl. Winde S. 185. 29 = Nr. 654. 30 Weil Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg nach Philadelphia berufen wurde; vgl. Nr. 635 unter No. 6 sowie Nr. 625. " Vgl. Nr. 654 A n m . 13. 32 Vgl. Nr. 654 A n m . 11. 33 Johann W i l h e l m Kurz, Prediger in Earltown. 34 Vgl. Nr. 654 A n m . 18. 35 Jacob Goering ( 1 7 5 5 - 1 8 0 7 ) ; erhielt 1776 die Ordination, versorgte zahlreiche Gemeinden jenseits des Susquehanna, unterstützte seit 1783 Johann Nicolaus Kurz, w u r d e 1789 dessen Nachfolger und blieb bis zu seinem Tod ein angesehenes, aktives Mitglied des Ministeriums. Vgl. Glatfelter I S. 45 f. 36 Vgl. M t 9,37 f.; Lk 10,2. 37 Vgl. insbesondere Nr. 617. 38 Die Briefe sind nicht erhalten. 39 Vgl. Hes 13,5. 40 Vgl. 4 M o s 11,23; Jes 50,2; 59,1. 41 Vgl. Ps 33,15. 42 M a r i a C a t h a r i n a (Polly) heiratete noch 1775 Francis Swaine; vgl. Wallace S. 89 f. — In diesen Z u s a m m e n h a n g gehört anscheinend folgendes Brieffragment: "Copy: Reverend Sir Your much Esteemed Favor has reached me the 15 th of last M o n t h by which I find my Son has been M a r r i e d secretly to Your Daughter. The Account you were so kind to furnish me with is circumstantial and very satisfactorily stated. M y Son previous to his Departure from hence conceived an Attachment for a young Girl in this City, to whom I could never consent he should be united, and finding every Obstacle and Obiection rather hightened than diminished his Affection for her, I judged it prudent to send him abroad, and committed him [...] his Honor [ . . . ] " (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 746). Die untere Hälfte der Seite ist aus dem Tagebuch geschnitten, die obere Hälfte wohl nur wegen der Notizen auf der Rückseite verschont worden. 15
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M a r i a Salome (Sally, geb. 1766). Die Auseinandersetzungen zwischen den Kolonien und dem Mutterland standen kurz vor dem offenen Ausbruch militärischer Aktionen. Seit dem Ende des French and Indian War (1763) hatten sie sich wiederholt erfolgreich durch Boykottmaßnahmen gegen Handelsgesetze des Englischen Parlaments zur Wehr gesetzt (Rücknahme der Stamp Act und der Townshend Acts; vgl. Bd. III Nr. 331 Anm. 1; Nr. 348 Anm. 18; Nr. 384 Anm. 18 und Nr. 440 Anm. 2). Den ersten blutigen Zwischenfall hatte es 1770 gegeben (The Boston Massacre). Der Vernichtung
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von drei Schiffsladungen Tee der East India Company im Dezember 1773 (The Boston Tea Party) folgte die Organisation des politischen Widerstandes (der erste Kontinentalkongreß trat 1774 in Philadelphia zusammen), mit der Ausbildung örtlicher Milizen und der Anlage von Waffenlagern wurde der Möglichkeit eines bewaffneten Konflikts Rechnung getragen. Als die britische Armee am 19./20. 4. 1775 ein solches Waffenlager in Lexington ausheben wollte, fielen schließlich die ersten Schüsse. Vgl. Hiller B. Zobel, T h e Boston Massacre, New York 1970; Benjamin Woods Labaree, The Boston Tea Party, New York 1964; John Shy, Toward Lexington. T h e Role of the British Army in the Coming of the American Revolution, Princeton, N. J . 1965. Einen Überblick über die vorausgehende Epoche des wachsenden Widerstands bieten (in Auswahl): Gipson Χ , X I und XII sowie ders. T h e Coming of the Revolution, 1 7 6 3 1775, New York 1962 [1954]; Merrill Jensen, The Founding of a Nation. A History of the American Revolution 1763 —1776, New York 1968; Pauline Maier, From Resistance to Revolution. Colonial Radicals and the Development of American Opposition to Britain 1 7 6 5 1776, London 1973; Robert Middlekauff, T h e Glorious Cause. The American Revolution 1763 - 1 7 8 9 , New York und Oxford 1982; Don Higginbotham, T h e War of American Independence; Robert W. Tucker und David C. Hendrickson, T h e Fall of the First British Empire. Origins of the War of American Independence, Baltimore und London 1982; Bernard Donoughue, British Politics and the American Revolution. The Path to War 1773 — 75, New York 1964; Arthur M . Schlesinger, The Colonial Merchants and the American Revolution 1763 — 1776, New York 1957 [1917]; ders., Prelude to Independence. T h e Newspaper War on Britain 1 7 6 4 - 1 7 7 6 , New York 1958; Stephen E. Lucas, Portents of Rebellion. Rhetoric and Revolution in Philadelphia 1765—1776, Philadelphia 1976; Richard Ryerson, The Revolution is Now Begun. The Radical Communities of Philadelphia 1 7 6 5 - 1776, Philadelphia 1978. Vgl. die vierte Strophe des Kirchenliedes „Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt ( 1 6 0 7 1676). Abrechnungen über Arzneien und Bücher für Pennsylvania aus den Jahren 1772 - 1 7 7 6 sind erhalten in AFrSt IV G 3. Vetus Testamentum Hebraicum Cum Variis Lectionibus, 2 Bde., Oxford 1776 - 1780, mit Hilfe englischer und deutscher Mitarbeiter von Benjamin Kennicot (1718 — 1783) herausgegeben. Zur Überlieferung des Reisetagebuchs vgl. Nr. 461 Anm. 4. Roquelaure, knielanger Mantel. Maria Catharina. Vgl. oben S. 665 f. Vgl. 1 Kor 4,15. Wohl über die Verwaltung der Solms-Rödelheimschen Stiftung, wegen der Mühlenberg angefeindet wurde. Vgl. oben S. 665 f., zur Rechnung Nr. 635 Anm. 22. Burgmann wechselte 1774 nach Mülheim/Ruhr und schied damit aus der Verwaltung der amerikanischen Mission in London aus; vgl. Nr. 641 Anm. 19. Für die Zeit bis zum 16. 6. 1775 ( = Nr. 657) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „1775. 29 Mertz habe ein Paquet ins Coffee=Haus gesandt mit Capt: Spencers Schiff zu gehen: enthaltend a) 3 Ά kleine Bogen an Sr: HochEhrw: Herrn William Pasche [ = Nr. 656]. b) H. Praeses Kurtz Schreiben für 4 Prediger [ = Nr. 654] etc. etc." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [1]; vgl. Tappert II S. 689). (2) „24 Apr: ... ein Paquet Briefe, welche aus Langenburg in Deutschland an mich zur Bestellung addressirt an Esq Glotz in Macunshy gesandt." (PM 95 A Nr. 16 1775 — 76 S. [1]; vgl. Tappert II S. 689). (3) „2 Maii ... An S[alvo] T[itulo] Herrn W m Pasche Ά Bogen datirt, die Copie von der Eben Ez: Kirchen=Ordnung bei gelegt, und dem heim reisenden Mstr: Paul Merckle zur Bestellung für 15 Sh: Curr: mitgegeben." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [2]; vgl. Tappert II S. 689). (4) „Maii 11 ... einen quart Bogen voll an S . T . Hn: Pasche datirt p[erj Capt. Osborn, mit Bitte daß es mit begerten Predigern, Büchern etc. noch in Suspenso bleiben mögte, wegen der gefärl: Krieges=Läuffe." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [3]; vgl. Tappert II S. 689). (5) „Maii 17 ... Ein Paquet Briefe an Freunde in Georgia und Süd Carolina mit einem Present von Hallischen Büchern an meinen gütigen Hospes [Kimmel] in Charlestown durch einen Engl. Gentleman." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [3]; vgl. Tappert II S. 689).
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Die Briefe des Jahres 1775
(6) „Freitags den 26 Maii ... gab auch Briefe zurück an die Meinigen." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 553; vgl. Tappert II S. 692). (7) „Am heil: Pfingst Sontage d 4 Junii ... worunter auch der Rev: Η. Currey Engl. Missionair von der benachbarten Episcopal Kirche sich einfand, welchen ich auf Verlangen der Vorsteher ein paar Wochen zu vor schrifftlich mit einladen müßen [zur Einweihung der Zionskirche in Pikestown]." (AFrSt IV Η 23 b S. 37 f.; vgl. PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 16; PM 95 A Nr. 14 1 7 7 4 - 7 5 S. 689 f.; Tappert II S. 695). (8) „Vom 7 bis 9"" Junii: wandte die Zeit ... teils zum Briefschreiben nach Virginia, Maryland etc. ... an ... bekam aber Briefe. [(9)] Am Sambstage d 10 Junii aus Philadelphia von meiner krancken Frau etc. mit ängstlichem Anhalten, daß ich ohne Verzug heim kommen müste, weil mein Sohn Friedrich von Neuyork, die Rev: Herren Pfarrer Helmuth von Lancaster und Kurtz Juni von Earltown etc. arrivirt." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 697 f.; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 46 f.; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 20; Tappert II S. 698; Documentary History S. 149. (10) „... den 13 Junii 1775 ... Welchen Wechsel [für Bücher und Arznei aus Halle] der Herr Heinrich Keppele Senior gütig annam, und mir die Bill für 150 £ sterl gab, die ich gedoppelt vom 22st[en] und 28sten Junii von hier über Bristol nach London an S. T. Herrn Pasche sandte, und von daher Antwort bekommen, daß das Geld am 19 Septembr: ausgezalt und nach Halle übermachet werden solte." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 707; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 57; Tappert II S. 701).
657. Die Vorsteher hagen]
von Ebenezer
an M., [J. A. Urlsperger
und F. M.
Ebenezer,
Ziegen-
16. 6. 1775
Eben Ezer Jun: 16. 1775 T[itulus] in Christo hertzlich geliebter etc. Mühlenberg: Gott gebe Ihnen und Ihrer gantzen Familie, lieben Herren Mitarbeitern und Gemeinden viel Gnade, Leben, Friede und Freude Amen! Wir hatten folgenden Brief an Hochwürdige Väter und Herren Directores 1 aufgesetzt, sind aber schlüßig worden den Weg zu unsern Hochwürdigen Vätern zu nehmen, durch welchen Hochgedacht Dieselben zu uns gekommen, neml[ich] durch Sie als Titjulus] Bevollmächtigten: 2 Tit: Tit: Ew: Ew: Hochw: Hochw: hätten auf unsere wiederholete Klagen und Bitten wol keine angenemere Antwort ertheilen, und die väterliche fort wärende Liebe zu uns mercklicher an den Tag legen können, als dadurch geschehen, daß Sie den Ehr= und Liebe würdigen Η: P. Mühlenberg dazu beweget, daß er zu uns gekommen und unsere Eben Ezerische Umstände persönlich eingenommen hat, für welche große Liebe der höchste Vergelter alles Guten Sie sämtlich zeitlich und ewig belohnen wolle! Seit dem Abschiede 3 dieses theuren Mannes, haben wir uns bey seiner Einrichtung und Ordnung äuserlich ruhig und wohl befunden. Die vormals Gesetz» und schrankenlos unter uns handelten, haben sich Zeit hers so verhalten, daß man sie hat tragen können und war gute Hofnung, es werde sich immer beßer zur Liebe und Einigkeit schicken und die alten Wunden
Nr. 656/657
27., 29. 3./16. 6. 1775
675
ausheilen. Allein wir müßen Ihnen mit betrübten Hertzen melden, daß wir immer tiefer mit unserm jüngern Seelsorger 4 hinein geraten. Es hat sich begeben, daß verwichenen Maii a[nni] c[urrentis] die ältere Tochter des sei: Hn: Lemke, 5 Johanne, ein unehlich Kind /: Sohn :/ geboren. Der größte Theil der Gemeine hat den Verdacht auf H. Triebner geworfen, daß er Vater des Kindes sey aus folgenden Gründen: 1) weil er Tag und Nacht mit dieser Person so familiair gewesen, daß er manchen verständigen Gliedern der Gemeine verdächtig und anstößig gewesen. Man hat zu deutlich bemerket, daß er ihre Aufwartung beym Schlafengehen lieber habe als seiner eigenen Frauen. 2) Die eifrigsten Freunde der Familie bezeugen, daß keine Mans=Person mit der Geschwächten mehr und nähern Umgang gehabt als H. Triebner. 3) fünf Wochen nach der Abreise des Bevolmächtigten Η. P. Mühlenbergs unternam er eine Reise hinauf ins Land mit dieser Johanne und ihrem Bruder Timotheus. Diese Reise, wie es beym Abschiede hieß, solte einige Wochen wären, aber sie endigte sich mit 14 Tagen. Johanna hat das Reiten nicht ausstehen können. Kein Mensch wüste den rechten Grund seiner Reise. Zu seinem Collegen Rabenhorst sagte er vorher, daß ihm ein Auftrag aus London geschehen. Zu andern Leuten sagte er, er habe Kinder oben im Lande zu taufen. Manche muthmaßeten, weil es ihm und seiner Partey bey Untersuchung des Hn: Mühlenbergs nicht nach Wunsch ergangen, so suche er einen andern Ort und Gemeine, woran auch etwas wahr seyn soll. Da man aber aus dem Lande erfaren, daß er nach Congeries in Süd Carolina gewolt, und die Johanna daselbst laßen wollen, auch nach Charlestown in Süd Carolina zu reisen willens gewesen, und nun so bald darauf ein Kind von ihr geboren worden, so können sich die Leute des Verdachts nicht entschlagen, die Reise sey angestelt in der Absicht, entweder das Kind durch hartes Reiten abzutreiben, oder es zu verstecken und die Schwängerung zu verhelen. Welche Umstände ihn noch mehr graviren, weil er nach der Geburt gestehet, er habe die Johanna im Verdacht der Schwangerschaft gehabt, gleichwol aber doch mit ihr so herum gezogen ist, daß er nun mit ihr zur Schmach und Schande im Lande bekant worden. 4) Man hat die Schwangerschaft bis zur Geburt geläugnet und hat die Hebamme erst am Abend holen laßen, da das Kind schon vorher am Morgen frühe geboren worden. 5) Nun man es nicht mehr läugnen kan, und der ältere Collega 6 dem H. Triebner gerathen auf die Anzeigung des Vaters zu dringen, giebt man es auf den Urban Buntz aus, der schon vor 6 Monaten gestorben und begraben ist. Dagegen aber a) sein Bruder ein wendet, daß ihm der Verstorbene kurtz vor seinem Eingange in die Ewigkeit gesagt, wie er nicht selig zu sterben hoffen könne, wo er ihm nicht offenbare, was sein Gewißen drücke. Er habe nemlich mit N: in Savanna und mit Ds. Weibe in Eben Ezer fleischlich zu thun gehabt, aber von der Johanna Lemken habe sein sterbender Bruder kein Wort gesagt, welches doch wol die frischeste Wunde müste gewesen seyn, wie er was mit
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Die Briefe des Jahres 1775
ihr zu thun gehabt hätte, b) wird eingewendet: H. Triebner hat mit dem verstorbenen Buntz eine gar intime Freundschaft gepflogen, und Leute, die den Hn: Triebner frey sprechen wollen, sagten öffentlich, es sey wöchentlich geschehen, daß H . Triebner mit der Johanna Lemken zu Buntzes Plantage gefaren und geritten sey, daß sie unter einander beständig Gastereien gehabt, bis an sein Ende. Wie reimet sich dieser Umgang mit dem jetzigen Vorgeben des H. Triebners /: heißt es :/ er habe die Johanna vor den Buntz gewarnet? J a , da man auch vorgeben will, die Johanna sey von dem Buntz genotzüchtiget worden, so muß man denn auch eingestehen, der Hirte hat das Schaf dem Wolfe zugeführet, und die Johanna hat nach der Notzüchtigung denn doch den Buntz geliebet und seiner Companey genoßen, ob sie gleich von ihm gemishandelt worden. Harte Knöpffe auf zu lösen! Diese und noch mehre Gründe des Verdachts haben 53 contribuirende Mansglieder der Gemeine am 8 ten Junii a. c. öffentlich in der Kirche durch die Vorsteher dargeleget, wo zu die Gelegenheit diese war: das heil[ige] Abendmahl solte am Pfingst Montage gehalten werden. Tages vorher, da der ältere Prediger den Nachmittags Gottes» Dienst in der Zions=Kirche und hernach die Beichthandlung halten wolte, traten die Confituri [ = Confessuri] ihm in den Weg und sagten, wo er ihnen das heil. Abendmahl nicht allein austheilen wolte, so könten sie solches nicht empfahen wegen ihrem Verdacht auf H. Triebner. Sie schlugen vor, es würde zum großen Ärgerniß hier und im Lande gereichen, wenn man das heil. Abendmahl unter solchen Umständen halten wolte, dahero solle man es lieber aufschieben, wo zu sich der Prediger entschloß und durch einen Vorsteher dem H. Triebner so gleich melden ließ, was vorgegangen. Demnach unterblieb die Communion, und weil H. Triebner am Pfingstmontage nicht in die Kirche kam, so predigte Rabenhorst allein in der Stadt. Dieser zeigte auf Begehren der Vorsteher öffentlich an, daß sich die gantze Gemeine am obgedachten 8 Junii versammeln möchte, da sie denn die gemeldten Gründe ihres Verdachts anzeigten. Nachmittags versammelte sich der Gemein=Rath, und der ältere Collega sandte zu H. Triebner und ließ ihm melden, daß man seine Verantwortung gerne hören wolte. Er ließ aber zurücksagen, wenn Räbenhorst mit ihm von Amts=Sichen reden wolte, so wolte er kommen, wegen des Gespräches aber in der Gemeine, werde er nicht kommen. D a nun der Praeses im Gemein» Rath Umfrage hielt, so fielen die Vota der Vorsteher /: welches dieselbigen sind, so H. Mühlenberg hier angetroffen, und wieder einmütig von der Gemeine in letztern Ostern erwehlet worden :/ und 4 Christlicher und Verständiger Männer Namens Reuter, Ott, Rahn und Hangleiter dahin, daß man Hn: Triebner von seinem Amte suspendiren solte, bis die Entscheidung von Hochwürdigen Vätern und Directoren eingeholet werden könne. Der Praeses konte seinen Consens Amts und Gewißens wegen nicht entziehen, und also wurde dem H. Triebner die Suspension schriftlich zu gesandt wie folget: „Wohl Ehrwürdiger Herr: Ew. Wohl Ehrw: haben wir hiemit Nachricht geben sollen, daß heute ein großer Theil der Gemeine ihren Grund des Verdachts öffentlich dargeleget, wegen der Schwängerung Ihrer Schwägerin. 7
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Der Gemein Rath hat nebst Zuziehung unparteyischer und verständiger Männer aus der Gemeine Ihre Gegenverantwortung darüber hören wollen. Sie aber haben sich gewegert solche zu ertheilen. Zufolge dem haben sie den Schluß gefaßet, daß Sie von Ihrem Amte als Lehrer unter uns suspendirt seyn sollen, bis die völlige Entscheidung der Sache von unsern Hochwürdigen Vätern und Directoribus eingeholet werden kan. "Wir wünschen von Herzen, daß dieses zur Beruhigung und Beßerung der Gemeine, und zu Ihrem eigenen Seelen=Besten ausschlagen möge. Eben Ezer Junii 8. 1775. 8 Johannes Gugel Joseph Schubtrein Christian Steiner Johannes Hangleiter Simon Reuter
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch stark beschädigtes Fragment auch in PM 95 D 8. 1 2 3
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Christian Rabenhorst Joh: Adam Treutlen Ulrich Neidlinger Joh: Casp: Waldhauer Siegmund Ott Conrad Rahn."
in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 560-568.
Als
Ziegenhagen und Urlsperger. Vgl. Nr. 601. Mühlenberg hatte Ebenezer am 6. 2. 1775 verlassen; vgl. den Eintrag im Reisetagebuch (Nr. 641 Anm. 4). Triebner. Hermann Heinrich Lemke (gest. 1768). Als Nachfolger Gronaus hatte er 1746 dessen Witwe (Catharina, geb. Kraher) geheiratet. Aus dieser Ehe stammten die Kinder Johanne, Salome und Timotheus. Triebner war mit einer Tochter Gronaus (Friderica Maria) verheiratet. Vgl. Winde, der allerdings davon ausgeht, daß sich der Verdacht gegen Triebner und die jüngere Tochter richtete, S. 171, 179, 188 und 326 Anm. 1294. Christian Rabenhorst. Johanne Lemke; siehe Anm. 5. Für die Zeit bis zum 21. 7. 1775 ( = Nr. 658) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Jun: 22 ... schrieb an S[alvo] T[itulo] Herrn W m Pasche und Schloß die Bill of Exchange mit ein, mit einem Schiff über Bristol." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [6]; vgl. Tappert II S. 702). (2) „Jun: 28 ... schrieb an S.T. Rev: Herrn Pasche und legte die 2d Bill mit ein, wie auch über Bristol bestirnt." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [8]; vgl. Tappert II S. 702). (3) „July 3 ... schrieb wieder an Sr: H. Ehrw: H. Pasche, Schloß die Cassen=Rechnung nach Halle bei, und gab das Paquet einem Neuländer Mr: Karch mit." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [9]; vgl. Tappert II S. 702f.). (4) „July 4 ... Schrieb eine Antwort an S.T. Herrn Gabriel Christoph Benjamin Mosche Theol: Doctor Rev: Ministerii Senior und Consistorial»Rath in Franckfurt am Mayn auf seinen ersten Brief mit gelehrten Beilagen vom 4 Jun: 1774 und legte bei H. Dr: Zubly's Exercitationem theolog:" (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [9]; vgl. Tappert II S. 703). - Mosche ( 1 7 2 3 - 1 7 9 1 ) war seit 1773 Nachfolger Plitts. - Zublys „Exercitatio Theologica de nuptiis Virginis super Adultae ad Illustrationen! Locorum 1 Cor 7,36" (Charleston: Robert Wells, 1775) erschien 1776 in Frankfurt in deutscher Ubersetzung; vgl. Miller S. 205.
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Die Briefe des Jahres 1 7 7 5
(5) „July 7. Schrieb an Sr: H . Ehrw: Hn: Pasche und legte bei a) 2 2 ' Λ Bogen von meinem Reise Diario b) das Original Protocoll vom 2 2 N o v e m b : 1774 aus Eben Ez: c) zwei original Bande [bonds, urkundliche Verpflichtungen] von M e s s " Rabenhorst und Wertsch, und g a b das Paquet zur gütigen Bestellung an den jungen Medicum H n : Johannes Kuhn; meldete auch im Briefe von der Ankunfft des H. Candidati Grelle." ( P M 95 A Nr. 16 1775 - 7 6 S. [11]; vgl. Tappert II S. 7 0 3 ) . - Z u Crelle vgl. Nr. 661 Anm. 37. (6) „Jul. 12. Schrieb 2 quart Bogen voll zur A n t w o r t auf ein geneigtes Schreiben von Sr: H o c h w . H n : J : W. Pfaffenberger; Hochgrfl. Solms Rödelheimischen Inspector der Kirchen und Schulen, Oberpfrr: und des Consistorii Assessor: etc. d[e] d[ato] 3 0 Maii 1774 und legte ein Stück deutscher Zeitung von hier bei, und g a b das Paquetgen dem M r : Christoph Lochner m i t . " ( P M 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [11]; vgl. Tappert II S. 7 0 3 ) . (7) „Jul: 17. Schrieb ein paar Zeilen an S. T. Rev: Η . Pasche, packte 17'Λ Bogen von meinem Reise Journal ein und gab das Paquet an M r : Lochner zur Bestellung." (PM 9 5 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [12]; vgl. Tappert II S. 7 0 3 ) . (8) „Jul: 2 0 ... empfieng Briefe von meinen Kindern aus Virginia und N e u y o r k . " (PM 95 A N r . 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [13]; vgl. Tappert II S. 7 0 3 f.).
658. An [J. A. Urlsperger und F. M. Ziegenhagen]
Philadelphia
21. 7. 1775
Philadelphia d 21sten Julii 1775. Hochwürdige, in Gott andächtige, hertzlich zu verehrende Väter und Herren Directores der Evangelisch=Lutherischen Gemeine in und um Eben Ezer. Mit Wehmut muß berichten, daß wieder aufs neue ein Ärgerniß in Eben Ezer nach meiner Abreise1 entstanden, nemlich die älteste sonst noch ledige Tochter der ehmaligen Frau Wittwe Gronauin und letzherigen Frau Wittwe Lemkin ist im Monath Maii a[nni] c[urrentis] mit einem unehligem Sohn entbunden.2 S[alvo] T[itulo] Herr Di Zubly in Savanna berichtete mir 3 den Fall vor etlichen Wochen mit Betrübniß, mit Vermelden daß ein großer Lerm darüber in Eben Ezer und nicht weniger ein heßlich Geschrey und Gespötte in Georgia etc. entstanden: daß die arme gefallene Tochter den Urban Buntz, der am 18ten Novembr: 1774 gestorben, zum Vater angegeben, der des H. Triebners sein Intimester Freund und Verfechter im Streit gewesen, und des bemeldten Buntz hinterbliebene Wittwe, Kinder und Freundschaft sehr darüber entrüstet worden etc. Ich habe von dieser betrübten Nachricht in meinen letztern Briefen4 einen Winck an Si Hochw. Ehrw. HErrn Pashe gegeben, und heute am 21ten Julii a. c. zu mehrern Hertzwehe5 folgende Schrift vom Kirchen-Rath zur Beförderung an Hoch zu venerirende Herren Directores in London und Augsburg aus Eben Ezer bekommen, welche im Original von Wort zu Wort also lautet: 6 So weit gehet die Schrift vom dermaligen Kirchen=Rath in Eben Ezer, welche an mich gesandt worden mit Bitten und Flehen, solche an Hochwürdige Herren Directores in Europa, so geschwind als nur immer möglich, gelangen zu laßen.
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Hochwürdige Väter wollen geruhen, daß meine einfältigen Anmerckungen offenhertzig hinzufüge weil periculum in mora 7 ist: 1) ich wäre gern ferner hie mit der E[ben] E[zer] Sache verschont geblieben, weil mir ohnedem schon mehr oblieget weder ich ausrichten kan. Da aber die EE Sachen theuer erkaufte Seelen zum Gegenstand haben, der Ausschuß bewärter Kinder Gottes in Europa und andern Theilen der Welt schon bei 40 Jare her mit der Anstalt interessirt gewesen und aller ihrer Augen auf der theuersten Väter und Directores nächst Gott, sehen hoch gedacht Dieselben weit ab, und des fals beängstiget und verlegen sind, und mich unwürdigen aus Mangel eines Verständigern gewürdiget, die Sachen selber persönlich zu untersuchen, so müste ich gantz ohne menschlich und christlich Gefühl seyn, wenn in solchen Umständen gleichgültig oder leichtsinnig bleiben und acquiesciren könte oder solte. 2) Nur befürchte ob ich nicht bei Hochwürdigen Vätern in betrübenden Verdacht der Parteiligkeit geraten mögte, weil ich aus Noth mehr bei H. Rabenhorst als bei H. Triebner mich aufhalten müßen und in meinem armen Journal 8 so wenig Gutes und Redliches von H. Triebners seinem Verhalten bemercken können, zumal da H. Triebner meiner schwachen Einsicht und Erfarung nach die Fertigkeit besitzt, daß er mündlich und schriftlich seine Laster als Tugenden, seines Nächsten Tugenden als himmelschreiende Laster, Licht als Finsterniß und Finsterniß als Licht lebhaft, reitzend, eindrücklich und glaubhaft schildern kan. Welches freilich keine sonderliche Kunst, sondern nur ein verhärtet Gewißen, und so viel Witz erfodert, daß man ohne Schaam und Scheu lügen, leugnen und schmeicheln, oder lästern kan und Rottenmachern zu Hülffe nimt, und mit schreckhaften Ausdrücken von Gottes Gericht und Zeugnißen eines guten Gewißens etc. erhärtet. Bei dergleichen Menschen sind demütige, sanftmütige, bittend und flehende Versuche vergeblich, bis sie sich selbst gelaßen in offenbare Schande stürtzen, und dennoch sich schwerlich schuldig geben, sondern Sünde mit Sünde häuffen 9 etc. 3) Für einen solchen halte ich meinen persönlich bedaurungs» und Mitleidens=würdigen Freund Tr[iebner] bis auf beßere Überzeugung, wenn ich aus Schwachheit irre, welches gerne erkennen und abbitten wolte. Bei Untersuchung der Klagen gegen ihn am 22 Novemb: a[nni] pr[aeteriti] 10 kam mir unvermutet ein Punckt mit vor, darüber ich erschrack nemlich, daß er die erste Zeit da er bei H: Rabenhorst logirt, der christlich keuschen Fr: R. was angemutet, was den tiefern Sinn des 6 ten Gebots und Verbots angehet. Es fehlte nicht viel, er hätte es ausgelegt nach seiner Herligkeit, wie das Exempel von Joseph Genes: 39, [7—18]. H. Rabenhorst fiel aber gleich drein und sagte, daß ihre persönliche Streitigkeiten schon am 11 Novembr: beigelegt worden, 1 1 und ich half auch hinzu schmieren, aus Schaam vor dem anwesenden vermischten Hauffen anführende, daß die äuserlichen Sitten der Völcker und Nationen unterschieden, was bei einer anstößig, wäre oft bei der andern löblich ex[empli] gr[atia] unter den Niederdeutschen in Jersey und Neuyorkischen näme es der Haus Vater übel wenn der Domine oder Seelsorger sein Haus besuchte und
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die Hausfrau nicht embracirte und küßete etc. Diese und dergleichen Aufführung gleich anfangs, hat nicht wenig [An]Stoss zu Verdacht, Mistrauen etc. gegeben, denn es sind delicate Sachen, und eine keusche Christin oder EheGattin kan gar bald unterscheiden, was sittlich oder unsittlich ist. Ich an meinem Theil glaube nicht, daß H. Triebner ganz unschuldig an seiner Schwägerin Fall sey, aus unläugbaren Praemissis, denn wer ein verhärtet fühlloses Gewißen hat andere grobe L[ügen], L[eugnungen], L ä s t e r u n g e n ] auszuüben, der ist nicht zu gut auch den ungestümen F l e i s c h e s l ü s t e n den Zügel zu laßen. Der Fall einer privat Person außer solcher Connection ist wol betrübt, aber nichts Neues, und kan durch die Gnade eher wieder geheilet werden. Dis ist aber ein complicater Fall, der einer gantzen Gemeine, ja weit und breit ein Ärgerniß giebt, das den Augapfel des thätigen Christentums angreift. Paulus hatte viel Sorge, daß man so gar mit an sich unsündlichen Dingen die schwachen Glieder nicht ärgern solte. 1 2 Wir sollen auch so viel möchlich den Schein vermeiden. 1 3 H. Tr. hat eine junge, muntere, wohlgebildete, fromme Ehe» Genoßin 1 4 und auch 3 Kinder mit ihr gezeuget. Warum läßet er seine Frau daheim und reitet und fähret mit ihrer ledigen Schwester in der Nähe und Ferne herum? Und insonderheit warum führet er das arme trächtige Schaf, so kurtz vor ihrer Niederkunft, so viele Meilen nach der Grentze von Süd Carolina durch den rauhen Wald zu Pferde, da er wüste, in welchen Umständen sie war. D a es denn endlich offenbar und nicht mehr zu verhelen war, so muste Sünde mit Sünden gehäuffet werden, und die Johanna das Kind auf einen vor 6 Monaten begrabenen Ehe=Mann schwören, der sich nicht verantworten kan, der schon erwachsene Kinder und noch eine rüstige Frau hatte, der des H. Triebners seine rechte Hand, sein Vorfechter im Streit und sein gepriesen bekehrtes Kind Gottes hieß, weil er große Lästerung und Verläumbdung über Herr Rabenhorst ausschüttete, und auch so unversönt weg starb, und keinen andern Prediger als Hn: Triebner in seiner Kranckheit verlangte, aber auch sein verwundet Gewißen lieber seinem Bruder, als seinem intimen Seelsorger offenbarte. 1 5 Die zarte eingebildete Johanna würde sich dem äusern Ansehen und Geschmack nach, von dem Manne wol nicht ohne Handschu[he] haben angreiffen laßen. Als ich den Hn: Triebner in Liebe und Sanftmuth bat, er mögte nun bekennen, daß er den Hn: Rabenhorst beleidiget, gab er zur Antwort, es würde vieles vor Menschen Gerichten recht erkläret; was vor Gott ein Greuel wäre. Das mag wol bei dieser Sache eintreffen: Wenn man es noch so sehr bedecket, läugnet und verschönet, so bleibt es dennoch dabei: die Hurer und Ehe=Brecher wird Gott richten, 1 6 wenn sie hier nicht Buße thun. Ärgerniße von Lehrern und pretendirten Seelsorgern drücken sich bei alten und jungen Zuhörern gar zu tief ein, thun unaussprechlichen Schaden, und laßen sich nicht mit Gewalt heben. Es hätte Hn: Triebner gebüret am 8 Junii a. c. dem Gemein=Rath bei zu wonen, seine Verantwortung zu thun und so viel als möglich den Verdacht zu helen, oder zu mindern. 1 7 Weil er aber das verachtete und die Sache als ein unnütz Geschwätz erklärte, so bestärckte er dadurch den Verdacht, gab zu verstehen, daß 53 Glieder Lügner und Verläumbder, er aber unschuldig und Independent zu rechnen.
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4) Der Kirchen=Rath hat meines wenigen Erachtens recht und pflicht mäßig vor Gott gethan, daß sie Hn: Triebner suspendirt. 18 Sie hatten die Kirchen» Ordnung vor sich, und das 4te Cap: von dem Beruffungs=Recht etc. ist Hn: Triebners eigen Gemachte, daß ich aus seinem Aufsatz gantz bei behalten, um einiger maßen Captationem Benevolentiae bei ihm und seinen Anhängern zu erreichen. Seine vorher geübte Kirchen Zucht war unvernünftig, unchristlich, parteiisch, räch gierig und schädlich ex: gr: eine arme Frau, die viele Jare her den Namen einer Bußfertigen und Gläubigen gehabt, wird in ihrer Schwangerschaft, da sie ungefehr ein Hackebret höret, lüstern zu tantzen, die thut der scharffe Seelsorger Tr[iebner] ohne genügsame physica=moralische Untersuchung in den Bann von der Cantzel etc. Eines Vorstehers Frau, die bei ihm fälschlich angegeben, als ob sie Charten gespielt, muß sich vor öffentlicher Gemeine von ihm abweisen laßen den Kelch zu empfangen, da sie schon das gesegnete Brodt genoßen: Ehe er erkennen und bekennen will, daß er seinen Collegen beleidiget, läßet er sich lieber die Kirche und Predigtstuhl verschließen und fechtet darum: Die Männer, welche nicht gleich auf seinen Befehl an einen unnöthig und unnützen Hausbau helffen wollen, erkläret er als Rebellen etc. 19 Wenn man ihm seine paraptomata in Liebe und Demut vorhält, so wirft er mit Lügnern und Lästerern um sich, citirt einen vor Gottes Richterstuhl, oder beruft sich auf Hochw: Väter und Directores in Europa. 5) Wenn es mein leiblicher Vater, Bruder, Sohn oder ich selber wäre, so wolte und könte ich um Gottes, um der armen Seelen und Gewißens willen keinen andern, unparteiischen Rath geben, als einen nicht allein unnützen, sondern auch schädlichen Arbeiter in Gnaden zu dimittiren. In America sind Gegenden genug, wo er seine Hörner ablauffen kan, kan auch ohne das Predigtamt Brod finden, wie er selber in meiner Gegenwart verschiedene mal pochte, daß er sein Amt aufgeben wolte, weil er nun eigene Niger Sclaven, Land und auch die 100 Acker mit der pretendirten Sägemuhle von der Jungfr[au] Boltzius geschenckt bekommen. Wie ich verneme, so hält er seit der Suspension so genanten Gottes=Dienst in seiner Wonung und sammelt einen Anhang, welchen er weiß machet, daß er eine reine Evangelisch=Lutherische Gemeine aufrichten und den Kern der Gottseligkeit fort pflantzen wolle. Nun fehlet nichts mehr, weil er schon 12 Familien von seines gleichen geworben, als daß er eine Episcopal Ordination erobert und sich durch das Brachium Saeculare inducten zu laßen versucht. Als denn gebraucht er keine Väter in Kensington und Augsburg mehr, weil das Grant zur Jerusalems Kirche 20 zur höhern Jurisdiction seit meiner Abreise von dar, noch nicht geändert worden. Die Last liegt nun dem bedrängten und in seinem Dienst meist verzehrten Herrn Pastor Rabenhorst allein auf dem Halse, und wenn Gott der Herr ihn in dieser Crisi abfodern solte, 21 so wäre die arme Gemeine vollends geopffert und ruinirt. Der im äusersten Gedränge steckende kränckliche Η. P. Rabenhorst hat nun die Kirchen in Eben Ezer Städtlein, Bethanien, auf den Plantagen in Gosen und Savanna zu versehen, Kranke zu besuchen, Leichen zu begraben, Nothtaufe zu verrichten, etc. etc. auf einer Seite den H. Tr: und auf der andern die mährischen Emissarien zu gegenarbeiten.
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6) In der ehemaligen E[ben] E[zer] Gemeine sind nun 3 Parteien 2 2 [...] P. Rabenhorst hat auf seiner Seite [...] Vorsteher und den grösten Theil [...] und Gottesfürchtenden Haus Väter und Glieder, b) die Hh. Wertsch, Flörl etc. sondern sich bis dato ab von der Kirche, c) H. Triebner sammelt sich ein Häuflein in seinem Hause. Nun heißt es: aut stat aut cadit, 2 3 und beruhet wol auf folgenden Stücken: 1) Kan und soll H. Triebner den grösten und besten Theil der Gemeine ferner hin als Lehrer und Seelsorger auf gezwungen werden, oder ist ein M a n n tüchtig und würdig einer Gemeine vor zu stehen und sie zu erbauen, deßen Handlungen meistentheils nicht einmal vernünftig, geschweige denn christlich sind, der seine gröbsten Fehler weder erkennen noch bereuen, noch bekennen will, sondern sie als göttliche Tugenden und als Instructionen von Hochwürdigen Vätern verfechtet. 2) Könte nicht ein rechtschafner, gesalbter und standhafter Arbeiter je eher, je beßer dem H. Pastor Rabenhorst und der Gemeine gefunden und zu Hülffe gesandt werden, der mit vor den R i ß träte? 2 4 Die Sache beängstiget mich sehr! Es ist eine Stadt die auf ein[em Berge] in Georgia gebauet, ein Licht, das vor 4[0 Jaren in der Fins]terniß angezündet und aufgesteckt und mit [Salz] bis auf verschiedene Jare vor grober Fäulung bewahret und erhalten. 2 5 Die Haut schauert mir, wenn ich an den väterlichen Ernst und Eifer des Knechtes Christi nemlich Pauli über die Corinthische Gemeine und an das Ähnliche gedencke: daß ein wenig Sauerteig den gantzen Teig versäuern kan etc. 2 6 daß so gar ein Sadducaeer meinet, es sey beßer, daß ein M a n n stürbe als wenn das Volck verdürbe: 2 7 erinnere mich auch wie man sonst zu sagen pflegte: die Ämter wären nicht um der Menschen, da die Menschen um der Ämter willen geschaffen, 2 8 des wegen man auch nicht dem Wolffe die Schafe und Lämmer zu weiden anvertrauete, 2 9 noch den Bock zum Gärtner verordnete, 3 0 und wenn sie etwa wieder unser Vermuten und Willen zu solchen Geschafften gelangen, so suchen wir sie billig davon ab zu treiben, ehe es zum völligen Ruin ausschlägt. In einer Gemeine und Gegend, die bei 40 Jare lang mit gesunder Lehre und vorleuchtenden Wandel von rechtschafnen Dienern Christi erfüllet worden, siehet und höret man schärfer als an Orten wo man mit der Religion nur ein Gewerbe treibet, mit dem Opere operato zufrieden ist, und ein Blinder den andern den Weg weiset, 3 1 wo es heißt: thut nach meinen Worten und nicht nach meinen Wercken etc. etc. 3 2 Ich erinnere mich daß Sr: Hochwohl Ehrw: Herr Pasche bereits vor 2 oder anderhalb Jaren anzumercken beliebten, als ob schon einer für die E[ben] E[zer] Gemeine im Väterlichen Augenmerck und Referee wäre, und es nur darauf beruhete, wie die letztere Untersuchung ausfiele. Auf daß es doch durch Gottes Güte und Erbarmung nun so geschwind als möglich zu stände kommen und balde Hülffe gesandt werden möchte! Solte aber H. Triebner auch dar zwischen bleiben und nach seinem Sinn unterstützet werden, so ist nach meiner geringen Einsicht kein Friede, keine Einigkeit, keine Erbauung und kein Segen mehr, sondern der gäntzliche Ruin zu erwarten, zu mal wenn Gott der Herr auch seinen Knecht Rabenhorst aus dem J a m m e r heraus näme, und ich würde einen solchen rechtschafnen Mis-
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sionarium von Hertzen bedauern, der mit Hn. Triebner collegialisch arbeiten miiste. Gesetzt Η. Triebner könte sich auf einige Weise wegen des letztern Verdachts vor Menschen oder in foro politico rechtfertigen, so kan er dadurch den Verdacht bei vielen Gliedern nicht heben, noch weniger die Liebe und das nöthige Vertrauen der Seelen gewinnen, weil seine vorhergehende Procedouren die Basin zum Mistrauen gelegt, und ich finde es dahero nützlich, daß er suspendirt worden, weil dadurch auch das Vorurtheil entkräftet wird, als ob die Kirchen=Zucht aufgehoben, und unsere Hochwürdige Väter und Directores, und insonderheit Dero Bevolmächtigter durch die Finger sähen 3 3 und den Articul von der Heiligung aus der Evangelischen Lehre verloren gäben. Der Kirchen Rath und auch ich, bitten und flehen um baldige Väterlich geneigte Antwort 3 4 und Zurechtweisung, weil periculum in mora ist. D a s Brief Porto wird wol hoch kommen, aber ich kan es nicht ändern, weil es keinen Verzug leidet. S[alvo] T[itulo] Dero Mühlenberg 3 5
Abschrift von fremder bzw. Mühlenbergs Hand (siehe Anm. 5) im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774-75 S. 559-581. Als stark beschädigtes Fragment auch in PM 95 D 8. Im Anschluß an den Brief vermerkt Mühlenberg: „Obiges Schreiben habe am 10. Aug: 1775 ins hiesige Coffee Haus gesandt um mit einem Schiffe nach Cork abzugehen, weil keine beßere Gelegenheit vorhanden war." Mühlenberg hatte Ebenezer am 6. 2. 1775 verlassen; vgl. den Eintrag im Reisetagebuch (Nr. 641 Anm. 4). 2 Vgl. dazu ausführlich Nr. 657. 3 Ein Brief war nicht zu ermitteln. 4 Nicht erhalten; Nr. 656 kann nicht gemeint sein. 5 Mit dem nächsten Wort setzt Mühlenbergs Hand ein. 6 Hier folgt Nr. 657. 7 Gefahr (liegt) im Verzug; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 1410. 8 Zur Überlieferung des Reisetagebuchs vgl. Nr. 641 Anm. 4. ' Vgl. Jes 30,1. 10 Vgl. Nr. 652 Anm. 3. " Vgl. Nr. 652 Anm. 7. 12 Vgl. 1 Kor 8. u Vgl. 1 Thess 5,22. 14 Vgl. Nr. 657 Anm. 5. 15 Vgl. Nr. 657 S. 675 f. 16 Vgl. Hebr 13,4. 17 Vgl. den Schluß von Nr. 657, S. 676 f. 18 Vgl. ebd. " Z u den Vorfällen vgl. das Reisetagebuch (Nr. 641 Anm. 4). 20 Vgl. Nr. 653. 21 Rabenhorst starb am 30. 12. 1776; vgl. Winde S. 185. 22 Die folgenden Auslassungen bzw. Ergänzungen beruhen auf einer Beschädigung des Manuskripts. 23 Entweder es bleibt bestehen, oder es geht unter. 24 Sprichwort biblischen Ursprungs. Vgl. Ps 106,23; Hes 22,30 und Wander Bd. 3 Sp. 1694. 1
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Vgl. M t 5 , 1 3 - 1 6 . Vgl. 1 Kor 5,6; Gal 5,9. Vgl. Joh 11,49 f. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 71. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 5 Sp. 352. Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 416. Vgl. Lk 6,39. Vgl. Joh 10,37 f. Vgl. 3. Mose 20,4. Nr. 675 berührt diesen Punkt nicht. Für die Zeit bis zum 16. 8. 1775 ( = Nr. 659) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „July 21. empfieng 2 Paquets Briefe aus Georgia durch S . T . H. Geheimen Rath Ebersham von Savanna, datirt d 16 — 22 Junii und 6. Julii a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [13]; vgl. Tappert II S. 704). (2) „Aug: 1. schrieb Briefe nach Neuyork und nach Tolpehacken etc. etc." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [15]; vgl. Tappert II S. 704). (3) „Aug: 10 datirte ein Schreiben an Hochw: Herren Directores der Eben Ez: Gemeine in London und Augsburg [ = Nr. 658], mit einer Klageschrifft aus Ε E. [ = Nr. 657] und sandte es über Cork in Irrland." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [15]; vgl. Tappert II S. 704). (4) „Aug: 11 Übergab mir Esq Millen aus Savanna gekommen, einen Brief von H. Pfr: Triebner, datirt Eben Ez d 17 Julii: Ferner ein paar Zeilen vom Herrn Caspar Wertsch, Kaufmann in Ε Ε, beigeschloßen 2 versiegelte Briefe von S. T. Rev: Herrn W m Pasche, welche in Ε Ε angekommen, da ich schon von dannen gezogen." (PM 95 A Nr. 16 1775 — 76 S. [15 f.]; vgl. Tappert II S. 704). (5) „Aug: 12 empfieng durch Hn: Dr: Zubly einen Brief vom Rev: Η. Pfrr: Rabenhorst, beigeschloßen ein väterlich Schreiben Sr: Hochw: Herrn Director Freylinghausen an beide Lehrer in Ε Ε zur Communication und Wiedersendung." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [16]; vgl. Tappert II S . 7 0 4 f . ) .
659. An A. Mölich
Philadelphia,
16. 8. 1775
Philadelphia d 16 Aug: 1775 Geehrter Freund Mr: A[nthon?] Meelich, Weil H. Müller zu balde wieder abgehet, so habe nur wenig Zeit hinlänglich zu antworten, und will nur das Nötigste bemercken. 1 1) Der Rev: Η. Graaf gehöret mit zu unserm Vereinigt=Evangelisch=Lutherischen Ministerio in Pennsylvanien etc. also kan er nach dem Willen und Testament des weiland H. Balthas: Pickels rechtmäßig beruffen werden. 2 2) Nach Ihrer Kirchen=Ordnung muß sein Beruf wenigstens von 2 Dritteln des Kirchen=Raths und der ordentlichen Gemein=Glieder gebilliget und unterschrieben seyn, so ist es gültig. Wenn sie aber alle einstimmig sind, so ist es noch beßer. Sölten aber ein und andere vom Kirchen=Rath oder Gemein» Gliedern den Beruf nicht unterschreiben wollen, so bekümmert man sich nicht viel darum, und läßet die Sache fortgehen, wenn die meisten zu dem Beruf stimmen.
Nr. 658/659
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3) An meiner Seite soll es gar nicht fehlen, ich will von Hertzen gern mein Rector=Amt 3 und ehemals empfangene Berufs=Recht schrifftlich an den Prediger übergeben, der einen ordentlichen Beruf zu den Gemeinen hat. Und wenn der Rev: Η. Pfrr: Graaf, wie ich verneme, einen solchen Beruf auf zu weisen hat, und mir eine bezeugte Copie davon schicket mit den Namen derer, die unterschrieben, daß ich sehen kan, ob wenigstens 2 Drittel vom Kirchen^ Rath und ordentlichen Gliedern beigestimmet, so will ich ihm alle mein Recht schrifftlich assigniren. 4) Unser Rev: Mitbruder H. Graaf muß der Gemeine ihre Kirchen=Ordnung unterschreiben, ehe er sein Amt antritt, wie andere Prediger vor ihm auch gethan haben, und sein Beruf muß auch in das Vestry=Buch geschrieben werden. 5) Was die Legacy von weiland Hn: Pickel betrifft, darin muß das Charter die Gemeine schützen. Und was die Interessen vom Legat anlanget, so habe ich nichts davon für meine Person verlanget, was ich nicht verdient hatte, wie jeder verständiger Freund wol weiß, und verlange auch nichts für mich. Mr: Pickel hat den letzten Willen nicht gemacht, sondern sein Vater, und der Sohn ist nur Debtor vermöge des Bonds 4 und muß für das Capital und Interessen stehen, und von mir als dem Rector nach dem Charter Receivts auf zu weisen haben, ob und wenn er die Interessen bezalt hat? Es gilt nicht wenn er gleich sagen wolte es wäre kein Rector gewesen. Bin ich als Rector gleich nicht gegenwärtig gewesen, so habe ich doch die Gemeinen durch Vereinigte Assistant Ministers besuchen und bedienen laßen. 6) Ich verlange keinen Pentz [pence] von den Interessen des Legats, aber ich gebe auch mein Rector=Amt nicht eher auf bis der ordentlich berufene neue Prediger sein Amt angetreten hat. Als denn bestellet der Prediger den Kirchen=Rath, sitzet selber mit bei, und darin wird wol bedächtlich und reiflich überlegt, wie die rückständigen Interessen zum Besten der Gemeine angelegt werden können und sollen? Wenn denn im Kirchen=Rath ein Schluß, entweder einmütig, oder durch die meisten Stimmen des Raths beschloßen, ins Vestry» Buch geschrieben und von den Gliedern unterschrieben ist, und sie mir die Copy davon schicken, 5 so will ich mein letztes J a Wort auch mit dazu geben und all my Right and Titel als gewesener Rector an meinen Herrn Successor assigniren, 6 so sind sie, nemlich die Unverständigen der Sorgen los, als ob ich, oder meine Kinder etwas an ihren Gemeinen pretendircn könten. An S[ein]e W[ohl] E[hrwürden] H. Pfrr: Gr[aaf] kan ich dismal nicht schreiben, weil die Zeit zu kurtz. Wenn er da ist, so bitte ihm dieses Schreiben zu zeigen. Übrigens empfehle Sie alle samt Gott und dem Wort seiner Gnaden H:M.7
Abschrift von Mühlenbergs Hand in PM 95 Λ Nr. 14 1774-75 S. 583-586 und AFrSt IV Η 23 a S. 2 - 5 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1775-77 S. 1-3). Englische Übersetzung in Honeyman 14 (1929) S. 344f.
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Die Gemeinden in New Jersey hatten Wilhelm Anton Graaf aus Hackensack berufen und hielten nun durch Boten schriftlich um Mühlenbergs Einverständnis an (der Brief ist nicht erhalten). Vgl. die dem abgedruckten Brief vorausgehenden Ausführungen im Tagebuch. Graaf befand sich in finanziellen Schwierigkeiten (vgl. Nr. 635 S. 607) und nahm die Berufung an. Vgl. Nr. 665 und Honeyman 14 (1929) S. 3 3 6 - 3 4 8 . Das Vermächtnis war für den Unterhalt des Predigers bestimmt, doch bereitete die Verwaltung der Stiftung Mühlenberg außerordentlich viel Verdruß, eine Erfahrung, die auch Graaf machen mußte. Vgl. Nr. 583 und Honeyman 14 (1929) S. 466 - 474. Nach der Charter vom 29. 6. 1767; vgl. Bd. III Nr. 403 Anm. 12. = Schuldschein. Im Anschluß an den Brief vermerkt Mühlenberg dazu: „Zu Folge der obigen Erklärung kam am 7ten Decembr: 1775 ein Abgeordneter vom Kirchen=Rath und brachte mir die obbemeldten Copien als Beweise von des Hn: Graafs Beruf etc. und ich gab ihm versprochner maßen folgende Schrifft mit." ( = Nr. 665). Vgl. Nr. 665. Für die Zeit bis zum 30./31. 8. 1775 ( = Nr. 660) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Aug: 18. Sandte Antwort nach Georgia, insonderheit an Hn: Rabenhorst und Hn: Wertsch. (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [16]; vgl. Tappert II S. 705). (2) „Aug: 22 ... Verfertigte und packte ein nach London a) Vi Bogen an S . T . Rev: Η. Pasche: b) Den Rest oder Beschluß von meinem Reise Journal c) eine Vollmacht von Η. P. Krug an S . T . Herrn Inspector Fabricius in Halle, d) einen Brief von Mess" Schultzen, so genanten Schwenckfeldern an die Herren Van der Smissen in Alton[a]. e) Die Copie einer Klageschrifft vom Kirchen=Rath aus Ε Ε. f: beigelegt des S Τ Η Pfrr: Triebners Brief vom 17 Julii a[nni] c[urrentis] und des H. Wertsch Zeilen an mich. Ich muste aber das Paquet zurück behalten, weil die Ein= und Ausfuhr auf einmal abgeschnitten und gar keine Gelegenheit mehr zu finden war, es aus zu senden." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [16 f.]; vgl. Tappert II S. 705).
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Philadelphia, 30./31. 8. 1775
Philad: Aug: d 30sten 1775 Hoch Ehrw: Herr Hochgeschätzter Gönner und Wohltäter! Weil sichere Gelegenheit nunmehro rar ist, 1 und es heißt, daß balde ein reisender Deutscher von hier über London gehen würde, so überlauffe Dieselben abermal mit folgenden Beschwerungen, 1) dem Beschluß von meinem Reise Journal, 2 2) eine Vollmacht von Η. P. Krug an Sfalvo] T[itulo] Hn: Inspector Fabricius, 3 3) einem Briefe an die liebreichen Hh. Van der Smissen 4 von ihren hiesigen Freunden, 4) der Copie einer Klageschrift vom Kirchen= Rath aus Eben Ezer samt beigelegten Briefen von Mess rs Triebner und Wertsch. 5 Das letztere was von E[uer] H[och] E[hrwürden] empfangen, war am 10 Maii datirt a.c. 6 und vor kurtzem hat Η. P. Kuntze auch ein Werthes von E.H.E. bekommen, welches er mir communicirte. Meine, womit E.H.E. seit meiner Zurückkunft 7 belästiget, waren a) ein Paquet vom 29 Mertz a.c. 8 welches schon agnoscirt ist. b) Vom 2ten Maii a.c. mit der Copie der Eben Ez: Kirchen Ordnung 9 durch einen deutschen Mann, Paul Merckle. c) Vom 12 Maii a.c. einen quart Bogen voll mit Bitte, daß es wegen verlangter Prediger,
Nr. 659/660
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Arzenei und Bücher, wegen der Krieges=Unruhe in Suspenso bleiben mögte. 1 0 d) Vom 22 Junii a.c. an E . H . E . 1 1 mit einer Bill of Exchange für 150 £ sterl. von H . Heinrich Keppele Sen: an seine Correspondenten in London M e s s " Herries et: Co: e) Vom 28 Junii 1 2 mit der second Bill of Exchange, wenn ja das erste nicht zurecht käme, f) Vom 3ten Julii a.c. mit der Copie von dem Bill of Exchange, beigeleget die Cassen Rechnung nach Halle, 1 3 durch einen Reisenden, namens Leonhard Karch. g) Vom 7 Julii a.c. 1 4 ein Paquet mit dem jungen H. Dr: Kuhn aus Lancaster enthaltend 1) 22 Vi Bogen von meinem Reise Journal, 1 5 2) das Original Protokoll aus E[ben] E[zer] vom 22 Nov: 1774, 1 6 3) und die 2 original Obligationen von Mess r s Rabenhorst und Wertsch. 1 7 h) Vom 17 Julii a.c. 1 8 ein paar Zeilen mit 17 und Vi Bogen Journal 1 9 durch den Reisenden M r : Christoph Lochner: An obbemeldte Merckle, Karch und Lochner habe das Porto hier bezalt. i) Vom 10 August a.c. eine Klageschrift vom Kirchen=Rath aus E . E . , 2 0 mit einem Schif nach Irrland, weil keine andere Gelegenheit vorhanden war. Am 12 Aug: a.c. empfieng ich durch S. Τ. H. Dr: Zubly a) den beigelegten Brief von H. Pfrr: Triebner, b) die Zeilen von H. Wertsch, eingeschloßen und noch versiegelt 2 wichtige Schreiben von E[uer] H[och] E[hrwürden] dat: a) den 13 Mertz a.c., b) d 20 Mertz a.c., d) [!] ein Werthes von Sr: Hochw: Hn: Senior Urlsperger dat: d 6 t e n Mertz 1775. 2 1 Ferner erhielte auch durch eben denselben H . Dr: Z[ubly] /: der nebst andern als bestirnter Legatus von der Prov[idencer] G[emeine] zum Congr[ess] am 12 Aug: hier arrivirte 2 2 :/ ein Paar Zeilen von H: Rabenhorst, 2 3 eingeschloßen, das hochwichtige Schreiben von S. T. Hochw: H. Directore Freylinghausen an beide Lehrer in E.E. zur Communication, 2 4 mit Bitte, solches ja mit sichrer Gelegenheit zu returniren, weil es als ein unschätzbares Kleinod aufgehoben werden solte. Observ[atio] humill[ima] 1) Sr: Hochw: Hn: Dir: Freylinghausen Schreiben ist nach meiner schwachen Einsicht und Gefül ein Cornu Copiae, ein Horn des Heils 2 5 von Wein und Öhl zur Reinigung und Heilung solcher Wunden, die nach wahrer Buße und Rechtfertigung übrig sind, oder leider! entstehen, wo man nicht wachet. Wo aber die Grundveste des unerforschlich tief verderbten Hertzens noch nie zerbrochen und zerschlagen, da will der beste Balsam den Kieselstein nur an der Superficie berüren. Gott der Herr kan nicht genug gepriesen werden, daß Er uns an dem Hn: Director einen solchen Theologum stricte sie dictum verliehen hat! Er, der aller gütigste Gott, wolle die noch wenigen übrigen aus Gnade und Barmhertzigkeit erhalten! Das soll unser demütigstes Bitten und Flehen seyn! 2) E . H . E . treuhertzige Anmerckungen wegen meiner Parteiligkeit, 2 6 sind mir heilsam und dienen mir zur Gewißens Prüfung. Von unvermögenden und schwachen Werckzeugen kan man nur schwache Handlungen erwarten. Ich bin noch niemal zwischen 2 streitenden Parteien ohne Verdruß und Schläge heraus gekommen: In fine videbitur cuius toni 2 7 sagt der Musicus, und ein unparteiischer Richter will nicht gern die final Sentenz geben, bis er die Acten alle beisamen, wol digerirt 2 8 und erwogen hat, auf welcher Seite die stärcksten Gründe sind. Herr Ottolenghe 2 9 hat ab effectu ad caussam geschloßen, aber
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nicht Gelegenheit gehabt beide Parteien unparteiisch und gründlich zu untersuchen, sondern nur von einer Partei etwas zu hören. Ich halte ihn bis auf beßere Uberzeugung, für das Instrument, das E.E. mehr Schaden als Gutes gethan und insonderheit denen H. Tr[iebner] und W[ertsch]. Praesentia minuit f a m a m , 3 0 und besonders lange Ohren können vieles hören. 3) Sr: Hochw: des theuresten Hn: Senioris Schreiben vom 6 Mertz a.c. und des S. T. unschätzbaren Vater Ziegenhagens Consent halte besonders in einem Punckte zu herablaßend und allzu gütig für mich, vielleicht sind E . H . E . auch etwas Schuld mit dran, weil zu Anfange, da mir die Reise aufgetragen wurde, 3 1 in der Antwort mit einfließen ließ: „wenn Hochwürdige Väter geruhen würden, mich als den ersten Prediger von E.E. zu benennen, so mögte ich wol mehr Autoritaet haben den Streit zu heben. 3 2 Das war aber gewiß nicht mein Ernst. Ew. Η . E. beliebten gütig zu antworten, „daß die erste Stelle schon Jemanden zugedacht, und aufgehoben wäre". Ich muß es nur gestehen, daß mich hertzlich über die Antwort freuete und nach meiner bilderreichen Phantasie heimlich mutmaßete, E.H.E. mögten gewiß der Patriot seyn, der um Gottes und der theuren Seelen willen vor den R i ß treten 3 3 und sich opffern solte und wolte. Dis machte mir unter andern den Schluß zur Reise leichter, in Hofnung nur das gröbste aus dem Wege zu räumen etc. Als ich aber die Sachen selber mit Augen näher sähe und mit langen Ohren hörete, entfiel mir der Muth und dachte: das würde eine Hertz nagende Belonung abgeben für einen solchen Freund, der so viele Jare mit aller Treue den Missionen in Ost und West gedienet etc. und Schloß daher vor zu stellen, daß ein Lasttragender Adiunctus, Substitut oder dergl [eichen] an solchen Umständen hinreichend seyn dürfte. Und ob gleich die Hochw: Väter wegen der weiten Entfernung wol gar zu gütige Meinung von mir zu hegen, und das Pastorat in E.E. mir anzu bieten geruhet, so hätte ich doch in Einfalt gehorchen müßen, wenn folgende Hindernißen nicht im Wege gestanden: 1) mein Alter und Unvermögen, 2) meine krancke Frau, 3 4 die das heiße und angreiffende Clima noch weniger als ich vertragen kan. 3) Die Furcht für H. Triebner: Ich habe schon außer meinem eigenen mit mannichen wunderlichen Köpffen zu thun gehabt, aber doch bis weilen die Harmonie erhalten, wenn mir der Herr Demuth und Gedult verliehen und meine eigene Mängel, Gebrechen und Fehler in seinem Lichte vorgestellet. Wenn man aber die Harmonie nicht anders erhalten kan und soll, als der Warheit und Liebe Abbruch zu thun und indifferent zu werden; so folgt auf die Dämmerung Finsterniß, auf die Lauligkeit Kälte, und auf das Leben der Tod. Für den Hn: P: Rabenhorst hätte ich mich nicht gefürchtet. Er ist durch viel Trübsal geschmoltzen und durchläutert, durch die Gnade gesalbet, stehet unter der Zucht des Geistes, hat in den etlich und 20 Jaren seines Hierseyns vieles erfaren, nimt Raison an, denket und handelt nach überwiegenden Gründen, und man kan mit wenig Christlich=billigem Nachgeben /: aber nicht mit unvernünftiger Ubertäubung :/ viel Gutes zur Beförderung der Sache Gottes von ihm gewinnen. Es sind mannicherlei Gaben, aber ein Geist, der sie austeilet. 3 5 Jeder Teil gehöret mit zum Gantzen etc. Ich bedaure unsere hertzinnigst zu verehrende Väter, daß
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Sie so viele Angst, Mühe und Sorgen über die Americanischen Missionen zu empfinden haben, und wolte gern den letzten Blutstropffen mit daran wagen wenn damit nur einiger maßen der Sache in Georgia aufgeholffen werden könte! Wie sehr muß es nicht Sr: Hochwürden Herrn Senior Urlsperger am Hertzen liegen, daß dieselben sich schon resolvirt hatten in eigener Person die gefärliche beschwerlich=mühsame Reise vorzunemen und einen Arbeiter dahin zu begleiten! Der Paragraph preßte mir Tränen aus als ichs las. Und wie muß wol unserm theuresten Vater Ziegenhagen zu mute seyn! Des Herrn Herren Hand ist ja noch nicht verkürtzet. 3 6 Der Gerechten Gebet vermag ja viel. 3 7 Er allein kan aus der Finsterniß Licht, aus Bösen was Gutes und aus Verworrenen Ordnung heraus bringen. Er gebraucht freilich Mittels Personen. Wenn ich noch etliche Jar jünger, und nicht an eine kranke Frau gebunden wäre, so wolte ich keine Gefar, keine Mühe, Leiden und Schmach achten und in Gottes N a m e n beispringen, nicht auf meine Kraft, denn die ist lauter Ohnmacht, sondern auf Gottes Kraft, die in den Schwachen mächtig werden kan, 3 8 um zu probiren, ob man die in Gefar schwebende Gemeine nicht noch erretten und dadurch bei vielen Knechten und Kindern Gottes Freude erwecken könte. Ew: Η. E. wollen so gütig und mich bei Hochwürdigen Vätern entschuldigen, wenn etwa meine hinzugefügte Anmerckungen zu der Klageschrift, 3 9 zu vorläufig, zu vorwitzig oder zu hitzig erachtet werden solten. Ich wurde durch die unvermutete Nachricht in einen so traurigen GemütssZustand versetzt, daß nicht änderst schreiben konte. Die Sachen haben theure Seelen zum Gegenstande. Wer ärgert dieser geringsten einen etc. 4 0 Ο was kostet es doch, ehe man in den Wüsten nur erst einiger maßen die äusere Rüstung /: Scaffolds 4 1 :/ zum innern Bau zu wege bringet! In E.E. ist die äusere Rüstung da und alles bereit, und fehlet nur an moderaten verständigen Bauleuten. Ich habe oft versucht den innern und äusern N e x u m der Religions» und kirchlichen Umstände in America so zu beschreiben, daß man sich in Deutschland richtige Ideen da von formiren könte, aber es ist mir unmöglich. In London ist noch eher was Ähnliches zu finden, wenn man die deutsche Hof Capelle einiger maßen mit E.E. vergleichet, wo der Lehrer ihr Lebens=Faden nicht von der Vestry, oder den Scherflein der Glieder abhänget, und die übrigen deutschen Gemeinen mit den Pennsylvanischen etc. etc. vergleichet, wo Predigern der Unterhalt nach dem Urtheil der Souverainen Kirchen Räthe und contribuirenden Glieder bestimmet, und nach jedesmaligen Verhalten gereichet oder verkürtzet wird. Ein herrlicher Vorzug in E.E. wo die Seelsorger ohngehindert an innern Bau arbeiten könten; aber es müßen auch keine Neulinge seyn, die an solchen alten Gemeinen, wie E.E. mit Nutzen und Segen arbeiten wollen, wo schon so vortrefliche Vorgänger und Vorbilder der Herde 4 2 gewesen, deren Leiber zwar unter ihnen schon verweset, ihr moralisch Bild ihnen aber noch vor Augen schwebet, und es im Vergleich gehet wie einer Witwe die zur zweiten Ehe schreitet, einen rechtschafnen M a n n verloren und einen N a b a l 4 3 wieder kriegt. Wenn der gröste und frömmeste Gottes=Lehrer nach America käme, so müste er doch noch verschiedene Jare sich hier in die Umstände
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schicken lernen, und wenn man in den Lehr Jaren auch nur Blunders 4 4 contra decorum machet, so schreiben es die Spectators hinters Ohr und formiren Ideen darnach: Das machet die ungebundene Freiheit, welche ausartet in Frechheit, wenn sie gemisbraucht wird. Es komt verschiedene mal vor, daß den Aposteln eine Tür auf gethan etc. 4 5 Vorurtheile bei Menschen sind starcke Riegel an den Türen etc. und daran schmieden Fleisch, Welt und Satan. Es scheinet Nord America sey in bedencklicher Crisi. 4 6 Gott der Herr hat uns die vielen J a r e her durch seine große Güte zur Buße locken und leiten wollen; aber es heißt: Ihr habt nicht gewolt. Der gröste Hauffe hat Gottes Güte, Gedult und Langmut gemisbraucht und auf Mutwillen gezogen. Einer hatte einen Acker gekauft, der andere Ochsen und Vieh, der dritte ein Weib genommen. Sie verachteten die oft wiederholte Einladung, und giengen ihre eigene Wege, einer auf seinen Acker, der andere zu seiner Handthierung. Etliche griffen seine Boten, höneten, schmäheten, verjagten, oder wiesen sie ab. 4 7 Was Wunder denn, wenn der Herr Zebaoth seine Heere ausschicket oder los läßet, daß Menschen Kinder umkommen und ihre Städte verbrandt werden? Die Gefar breitet sich von Tage zu Tage weiter aus und komt näher herzu. In voriger Woche hat ein Krieges Schif in der Nacht von 23 bis 24 Aug: die Stadt Neuyork beschoßen, 4 8 worüber ein solch Schrecken entstanden, daß bis hieher wol über anderhalb tausend Weiber und Kinder ins Land geflüchtet. Die Mans= Einwoner sind aber gezwungen zu bleiben und die Waffen zu ergreiffen. H. Hartwich, der noch immer umher reiset und müßig gehet, war auch eben in Neuyork, und muste seine vorwitzige Nase mitvoran haben und als Zuschauer im Wege stehen. Als ihm aber eine Canon=Kugel nahe über dem Kopffe weg flog, so nam er auch die Flucht nach Albanien. Mein Sohn Friedrich August hat seine Frau mit 2 Kindern herüber zu ihren Eltern 4 9 nach Philadelphia] gesandt, alwo wir eben so wenig sicher sind, weil wir alle Tage was erwarten müßen, in dem der Congr[ess] hier sitzt. 5 0 Meine Tochter, die ihrer krancken Mutter einzige leibliche Stütze noch war, ist mit einem Englischen M a n n getrauet, 5 1 und sind beide nach Virginia zu meinem Sohn Peter gezogen, 5 2 um allda sich zu nähren, wo es aber ebenfalls nicht sicher ist wegen Mishelligkeiten zwischen dem Gouv[erneur] 5 3 und Einwonern, und so ist alles in Unruhe und Bewegung in gantz Nord Amerika. Meine arme Frau wird von Tage zu Tage schwächer und seufzet um ein selig Ende. Am vergangenen Sontage erklärte ich unsrer Versamlung in Zion das 7 Cap: aus dem Proph: Micha V: 1 bis 9 inclusive. M i c h verlanget sehr zu wißen, ob ein oder anders von den Bills of Exchange richtig angekommen? und ersterbe mit schuldiger Hochachtung Dero D[iener] Mb. P.S. Da innerhalb 10 Tagen nemlich am 10 ten Septembr: a.c. der Hafen völlig geschloßen wird, und In= und Ausfuhr aufhöret, 5 4 und der Reisende Neuländer sich nicht wieder gemeldet hat; so bin verlegen und genötiget diesen Brief ohne das obgemeldte starcke Paquet 5 5 voraus zu schicken, kan ihn aber wol
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nicht anders als nach Ireland erlaßen, von da er freilich wol hoch Porto verursachen wird, welches ich gern erstatten will. Das Dringenste in meinem Paquet ist wol, „die Species facti von E[ben] E[zer] da nemlich die bedaurungswürdige Tochter der Fr: Witwe Lemkin geschwächet und am 31 Maii a.c. mit einem Sohn entbunden, und H. Tr[iebner] durch allerlei Umstände wenigstens starcken Schein und Verdacht gegeben, als ob er der Vater sey, und die arme Geschwächte auf den vor 6 Monaten verstorbenen Ehemann Urban Buntz geschworen, daß er die That verübet, und der regierende Kirchen=Rath den H. Triebner wegen des Verdachts suspendirt hat. 5 6 In foro politico kan sich meines Erachtens H. Tr: wol rechtfertigen, weil es da heißt: quisquis praesumitur bonus sive honestus donec probetur contrarium, 5 7 und die Hh. Judices in dem warmen Climate relax scheinen, und solche Galanterien dem Legi naturae zu schreiben. Da es aber in foro morali heißt: quis quis praesumitur malus, donec probetur contrarium 5 8 und die Moralisten viel mit Antecedentibus und Conseq[uentibus] zu schaffen haben, so ist es über aus schwer, Schein und Verdacht zu heben, besonders bei Seelsorgern, gegen welches Amt Fleisch, Welt und Diabolus sich ohne dem äuserst streuben." Mit Gewalt laßen sich Vorurtheile und Verdacht nicht heben. Wenn ich in H. Tr: Stelle gewesen, ich hätte mich selber, ob schuldig oder unschuldig, auf ein Zeitlang oder gantz suspendirt, quia melius est praevenire etc. Denn man kan sich auf allerhand Art ehrlich ernähren außer dem schweren Amte, zu mal wenn man siehet, daß es im Amte nicht vor sich, sondern rückwärts gehet. Es ist ein schwerer Casus Conscientiae! Ich kenne viele Bürger und Bauern, die vor 32 Jaren eben so leiblich arm und noch ärmer als ich, waren, die kaum ihre Namen buchstabiren, noch weniger Mensa decliniren konten, die aber als Kaufleute, Krämer, Doctores Med[iciniae] autodid[acti], Apothecars etc. Friede=Richter etc. etc. großen Estate 59 erworben, und ich bin mit 7 Kindern 60 leiblich arm zurück geblieben und muß so zu sagen von Allmosen leben. Wenn man gleich anführt, Gottseligkeit mit Vergnügsamkeit sey ein großer Gewinn das kan die Sinnlichkeit die nur das Sichtbare siehet und fühlet, nicht verstehen. So bald ein Reisender gehet, will ich das Paquet mit den übrigen obbemeldeten Sachen nach senden, wenn ich lebe. Ich bitte und hoffe Hochwürdige Väter, Gönner und Wohlwünscher in Europa, wollen und werden der americanischen Umstände vor dem Gnaden=Trone gedencken, damit sie den seligen Ausgang gewinnen, daß der große Name Gottes recht erkant und geheiliget, des Satans Reich zerstöret, und des Welt Heilandes Reich völliger komme, und Gottes Wille auf Erden erfüllet werde! Womit ersterbe, wenn, wie und wo es der Herr aus Gnaden bestimmet: Hochwürdiger Väter, Gönner und Wohltäter mühsamer unnützer Knecht, und insonderheit Ew: HochEhrw: schuldiger Diener Philad: d 31 Aug: 1775
H: Mb: der ältere.
P.S: Was ich nicht vermag, kan vielleicht ein oder ander meiner Söhne für E.E. durch Gottes Gnade und Beistand thun, wenn es die äuserste Noth erfodern
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solte. Kan aber der Sache anders geholffen werden, soll mirs desto lieber seyn. Gott wirds machen, daß die Sachen gehen wie es heilsam ist 61 etc. 6 2
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774-75 S. 594 - 608; als stark beschädigtes fragment (mit Datum vom 2. [?] September) auch in PM 95 D 8. 1
Siehe unten S. 690; vgl. Nr. 659 Anm. 7(2) - Noch berührten die militärischen Aktionen Philadelphia nicht. Im Mai hatten die Patrioten Forts am Lake Champlain erobert, am 17. Juni konnten die britischen Truppen in Boston nur einen Pyrrhussieg erringen (Battle of Bunker Hill), gegen Jahresende verlagerte sich der Kriegsschauplatz nach Kanada. — Im Mai 1775 war ebenfalls der zweite Kontinentalkongreß in Philadelphia zusammengetreten. Wichtigster Beschluß war, eine Armee aufzustellen (mit Washington als Oberbefehlshaber). Neben einer Rechtfertigung für diesen Schritt verfaßten die Gesandten auch eine Ergebenheitsadresse an den englischen König, der am 23. 8. 1775 mit einem Aufruf zur Unterdrückung von Rebellion und Umsturz reagierte. Vgl. Jerrilyn Greene Marston, King and Congress. The Transfer of Political Legitimacy, 1774—1776, Princeton, N . J . 1987 sowie die Literaturhinweise in Nr. 656 Anm. 44; die Verlagerung der Kriegsschauplätze wird in Cappon S. 44 — 49 anschaulich dokumentiert.
Zur Überlieferung vgl. Nr. 641 Anm. 4. Vgl. Nr. 659 Anm. 7 (2) und Nr. 604 Anm. 25. 4 Jacob Gysbert van der Smissen (und Sohn?) aus Altona. 5 = Nr. 657. Die Briefe von Triebner und Wertsch sind nicht erhalten. Zur Sache vgl. Nr. 658 und Winde S. 65 f. 6 Nicht erhalten. — Eine Aufstellung der bis Anm. 20 aufgeführten Korrespondenz findet sich auch im Tagebuch in AFrSt IV Η 23 b S. 58 (PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 24f.). 7 Am 6. 3. 1775 war Mühlenberg von seiner Reise nach Ebenezer zurückgekehrt; vgl. den Schluß des Tagebuchs (Nr. 641 Anm. 4). 8 = Nr. 656. ' Ein Brief dieses Datums ist nicht erhalten, zur Uberlieferung der Kirchenordnung vgl. Nr. 652 Anm. 3. 10 Nicht erhalten. 11 Nicht erhalten; vgl. Nr. 657 Anm. 8(1). 12 Nicht erhalten; vgl. Nr. 657 Anm. 8(2). 13 Ein Brief dieses Datums war nicht zu ermitteln; vgl. Nr. 657 Anm. 8(3). Die Rechnung der Jahre 1771 - 1775, datiert auf den 18. 6. 1775, findet sich von Mühlenbergs Hand in AFrSt IV G 8 S. 39 - 44. 14 Nicht erhalten; vgl. Nr. 657 Anm. 8(4). 15 Zur Überlieferung vgl. Nr. 641 Anm. 4. 16 Im Tagebuch überliefert (vgl. Nr. 641 Anm. 4). 17 Vgl. Nr. 656 Anm. 23. 18 Nicht erhalten; vgl. Nr. 657 Anm. 8(6). 19 Zur Überlieferung vgl. Nr. 641 Anm. 4. 2 0 = Nr. 657 mit Nr. 658; vgl. Nr. 658 Anm. 35(3). 21 Keiner der Briefe war zu ermitteln. 22 Trotz heftiger politischer Agitation gegen das britische Vorgehen hoffte Zubly noch auf eine Einigung, die die Rechte der Kolonien berücksichtigte. Diese Haltung sowie eine ungeschickte Reaktion auf eine persönliche Anschuldigung kostete ihn schließlich sein Mandat; später wurde er sogar als Loyalist abgestempelt und aus Georgia verbannt. Vgl. Miller bes. S. 18 - 23. 23 Nicht erhalten. 24 Nicht erhalten. 25 Vgl. Lk 1,69 in der ursprünglichen Übersetzung Luthers. 26 Zugunsten von Rabenhorst. 2 3
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Sprichwörtlich; vgl. Wander Bd. 1 Sp. 814: „Am End die Wahrheit wird erkent" und „Am end sihet man cujus toni". = geordnet. Vgl. Nr. 646 Anm. 6. Die Anwesenheit verringert das Gerücht. Vgl. Nr. 601. Vgl. 609 S. 532. Sprichwort biblischen Ursprungs. Vgl. Ps 106,23; Hes 22,30 sowie Wander Bd. 3 Sp. 1694. Mühlenbergs Frau litt unter epileptischen Anfällen; vgl. Nr. 479 S. 90 und Nr. 480 Anm. 12. Vgl. 1 Kor 12,4. Vgl. 4 Mos 11,23; Jes 50,2; 59,1. Vgl. Jak 5,16. Vgl. 2 Kor 12,9. Vgl. Nr. 657 mit Mühlenbergs Kommentar in Nr. 658. Vgl. M t 18,6. = Baugerüste. Vgl. 2 Petr 5,2 f. Vgl. 1 Sam 25. = Fehler, „Schnitzer". Vgl. 1 Kor 16,9; 2 Kor 2,12. Z u r allgemeinen Lage siehe Anm. 1 und Nr. 656 Anm. 44. Vgl. Lk 1 4 , 1 6 - 2 4 ; M t 2 2 , 2 - 1 4 . Im Zusammenhang mit der Landung britischer Truppen auf Long Island. Seit dem 22. 8. 1775 setzten britische und hessische Truppen unter dem Schutz der Schiffsgeschütze in großer Zahl von Staten Island nach Long Island über. — Mühlenberg bezieht sich vielleicht auch auf Ereignisse des 12. 7. 1775, als das erste Feuergefecht zwischen britischen Kriegsschiffen und der Artillerie der Verteidiger eine Panik in der Stadt auslöste. David Schäffer und Ehefrau. Am 15. 10. 1771 hatte Friedrich August Conrad Catharina Schäffer geheiratet. Der zweite Kontinentalkongreß hatte sich im Mai 1775 in Philadelphia konstituiert und blieb bis zur Unabhängigkeitserklärung (4. 7. 1776) und darüber hinaus eine ständige Einrichtung. Maria Catharina (Polly) hatte Francis Swaine geheiratet; vgl. Nr. 656 Anm. 42. D. h. nach Woodstock, Va. Lord John Murray Dunmore (1732— 1809), von 1771 bis 1775 Gouverneur von Virginia. Bereits im Frühjahr 1774 hatte er das House of Burgesses wegen öffentlicher Aufforderung zur Unterstützung der nach ihrer „Tea Party" bestraften Bostoner aufgelöst. Im selben Jahr erwarb er sich noch Ansehen in der Kolonie, weil er energisch die Übergriffe der Indianer an der Siedlungsgrenze unterband (Dunmore's War; vgl. Nr. 637 Anm. 8), doch konnte dies die Entwicklung zum Bruch mit England in Virginia nicht mehr beeinflussen. Die Continental Association hatte den Beginn des Exportverbots nach Großbritannien, Irland und die Westindischen Inseln auf den 10. 9. 1775 festgesetzt; vgl. Arthur M. Schlesinger, The Colonial Merchants and the American Revolution, New York 1957, S. 427, 570. Vgl. den Briefanfang. Vgl. dazu ausführlich Nr. 657 und Nr. 658. Jeder soll für rechtschaffen und anständig gehalten werden, bis das Gegenteil bewiesen wird. Jeder soll für verwerflich gehalten werden, bis das Gegenteil bewiesen wird. = Besitz und Vermögen. Von den 11 Kindern Mühlenbergs hatten 7 überlebt: Johann Peter Gabriel (geb. 1746), Eva Elisabeth (Betsey, geb. 1748), Friedrich August Conrad (geb. 1750), Margretha Henrietta (Peggy, geb. 1751), Gotthilf Heinrich Ernst (geb. 1753), Maria Catharina (Polly, geb. 1755) und Maria Salome (Sally, geb. 1766). Kirchenlied von Johann Daniel Herrnschmidt (1675-1723). Für die Zeit bis zum 18. 9. 1775 ( = Nr. 661) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz:
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(1) „Aug: 3 0 / 3 1 datirte 2 Ά quart Bogen voll an Sr: H . E h r w Η Pasche [ = Nr. 660] und schrieb eine Copie davon in mein Journal Buch. Weil denn eben das letzte Schif von hier auf Cork segeln wolte, so gab bemeldtes Schreiben mit, und noch einen Englischen Brief an einen Freund in C o r k , und das w a r das letzte." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [17]; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 25; P M 95 A Nr. 17 1775 - 7 7 S. 12; Tappert II S. 7 0 5 ) .
661. An [J. N. Kurz]
Philadelphia, 18. 9. 1775
S[alvo] T[itulo] Wertgesch[ätzter] alter H. Gev[atter] und Br[uder] in Christo, Daß E[uer] H[och] E[hrwürden] mein letzters 1 richtig empfangen, verneme heute aus Dero mitleidenden balsamischen Antwort vom 14 sept: a[nni] c[urrentis]. 2 Gottes Güte sey dafür gepriesen und laße Ihnen und Ihrer Werthen Familie viel Segen dafür angedeien! Weil wir selten Gelegenheit haben mündlich zu conferiren, verschiedenes vorfält, was zu Gemeinsachen gehöret, die Leute noch immer gewont sind mich damit zu beschweren, und Werth [er] H. Gevjatter] mir erlaubt fleißiger zu correspondiren, so will die letztern Augenblicke mit dazu anwenden, so viel oder wenig das Gesichte und Kräffte des Gemüts erlauben wollen, mit Bitte meine Briefe, wenn sie der Durchsicht gewürdiget, lieber zu annihiliren, damit sie nicht unversehens unter Frembde, die unsere Connection und Freundschafft nicht verstehen, geraten möchten. 1) Die Sache mit H. M[ülle]r 3 der nun in Reading stehet, konte in meinem Letztern wegen Mangel des Raums nicht erläutern. Er wurde uns im vorigen Jare von Hn: Pfrr: Gr[aaf] 4 aus Hackensack bestens anempfolen als ein fleißiger Hofnungs voller Mensch, der schon gute Proben in der Schule, und als Catechet im öffentlichen Vortrage abgelegt, wie auch bereits einige Progressus in der Dogmatic, M o r a l etc. gemacht und sehr verlangte, weitern Unterricht zu empfangen. Ich hätte gern gesehen, wenn ein oder ander unsrer Herren Amts= Brüder im Lande ihn aufgenommen, schrieb auch des wegen an verschiedene, es wolte sich aber nicht fügen. Hier in der Stadt ist es zu kostbar 5 sich lange zu verweilen. Die Zeit da er sich hier aufhielte war er sehr fleißig, profitirte von H. P. Kuntze etc. so viel als möglich führte einen exemplarischen Wandel. Da denn eben mein Sohn Peter hier zum Besuch war, und ich meine Reise nach Georgia antreten muste, 6 und kein ander Mittel wüste, so dachte, es mögte sich schicken, wenn er mit meinem Sohn nach Virginia reisete, um daselbst den deutschen Lutherischen Häufleins als Catechet zu dienen. Dis konte aber auf keine Weise nutzen, wenn er nicht eine Licentiam mit kriegte. Denn was kan es unser einem oder der Sache helffen, wenn ich ζ: B: einen Catecheten oder Helfer 20 — 30 — 40 — 5 0 — 60 etc. Meilen sende um eine Predigt und Kinder-Lehr zu halten, und ich selber mit dabei seyn soll, wenn etwa Kinder zu tauffen, oder Krancke sind, die das heil. Abendmal begeren? Ihn pro forma zu examiniren, war wol eben nicht nötig, weil alle Tage sich Gelegenheit fand ihn zu prüfen. Ich schrieb eine Licence nach der gewönlichen form und bestirnte sie usque ad ulteriorem probationem, weil ich damals
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Praeses Ministerii war, gab sie meinem Sohne Peter zur Verwarung mit, bis er sähe, daß eine oder andere Gemeine dem H. M[ülle]r einen ordentlichen Beruf gäben, da er sie denn aufweisen könte. Nach meiner Abreise blieben mein Sohn und H. M - r noch ein paar Wochen in Philadelphia, und in der Zeit hatte sich H. Moller mit der Fr[au] Witwe 0 [ t t ] einzigen Tochter von unsrer Gemeine verlobet, weil er vermutlich schon vor aus sähe, daß er in Virginia als künfftiger Pfarrherr nicht wol ohne Gehülfin 7 subsistiren könte, und er sie innerhalb Jares=Frist wol heimholen dürffte. Es wolten zwar einige dieses als eine Übereilung aus legen; er hatte aber den göttlichen Ausspruch auf seiner Seite: es ist nicht gut daß der Mensch allein sey etc. 8 /: wie wol die wichtigsten Sprüche offt Noth leiden, wenn sie nicht nach der neuern Exegesi verstanden werden. Wir haben in unsrer Trauformel den herrlichen Spruch mit: seyd fruchtbar und mehret euch etc. 9 Einer meiner Hh. Amts Brüder hatte in vorigen Zeiten ein paar zu trauen die zur zweiten Ehe schritten, ein Witwer von 66 und eine Witwe von 59 Jaren. Er schärffte nebst andern auch den Spruch mit ein: seyd fruchtbar etc. Dem Ehe= Paar kamen die Tränen in die Augen und einige Anwesende lachten, wo für sie aber eine derbe Lection vom Prediger bekamen, und auch von den andern zornig angesehen wurden, die den Schall und T h o n eines Spruches zwar hören, aber nicht verstehen :/. Ich bilde mir selber ein, daß der fromme J a c o b mit mehrern Vergnügen die Lämmer und Schafe geweidet, des Tages Hitze und des Nachts Frost ausgestanden, als ihm die Rahel versprochen war. 1 0 Da ich von meiner Reise aus Georgia zurück kam, 1 1 die Sache von der Verlobung hörete, und auch sein Diarium von seinen Diensten in Virginia zu lesen bekam, gefiel mirs nicht gar übel und hoffete, er würde in den verwilderten Virginianischen Gemeinen durch Gottes Gnade Erbauung und Segen stifften weil er sich besonders der Jugend annam. Endlich kam H. M - r selber hier an, hatte bei Ew: H: Ehrw: unserm geliebten Praeses [J. N. Kurz] angesprochen, den Brief und Beruf von der Culpepper Gemeine vorgezeigt, und Dero erteilter Rath war weißlich und hinlänglich, daß er wie die Hh. Roller, 1 2 Leps, Crelle 1 3 etc. durch eine Committee vom Philad. Ministerio examinirt und dem Beruffe gemäß für die Culpepper Gemeine ordinirt werden möchte. Da er aber zu der Zeit seine Reise von Yorktown über Reading nemen und daselbst predigen müßen, so hatten sich die Ältesten, Vorsteher und meisten Glieder der Readinger Gemeine so in ihn verliebt, daß er ihr Prediger seyn solte und müste, und ihm sein Ja Wort abgenötiget, welches er auch von sich gegeben, nur mit dem Beding, wenn ich nichts da wieder haben würde. In solchem Verhältniß kam er zu mir nach Philad: brachte einen trifftigen Brief 1 4 an mich mit vom H. Dr: O t t o , 1 5 den Ältesten und Vorstehern aus Reading, worin ich ersucht wurde, ja nicht im Wege zu stehen, oder eine gute Sache zu hinter treiben. Nun kam es auf überwiegende Gründe an nemlich: welcher Gemeine von beiden soll H. M - r sein Versprechen halten oder erfüllen? Der in Culpepper über 300 Meilen von Philad:? oder der in Reading anderhalb Tage Reisen ab? eine muste notwendig erzürnet und der andern ihr Wille erfüllet werden, und von der zurückgesetzten
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konten keine andere als gewönliche Lobsprüche a particulari ad universale erwartet werden nemlich: die Pfrr: sind Lügner, versprechen und halten ihr Wort nicht etc. Ein Grund, den H. M-r anführte schiene wichtig nemlich er wäre ein junger Anfänger, wolte lieber in der Gegend seyn wo mehrere Prediger arbeiteten, wobei er sich Raths erholen und Unterricht erlangen etc. könte. Dar neben war aber auch ein Argument das fast alle übrigen überwog, nemlich die Sponsa wolte durchaus nicht in die Virginianische Wüste folgen, sondern lieber im Lande bleiben, wo sie geboren und erzogen und nicht zu weit von ihrer lieben Mutter entfernet etc. Nun können geliebter H. Bruder leicht voraus schließen, wie meine Antwort nach Reading ausfallen würde, nicht in Imperativo verbi activi, sonder[n] Passivo oder optativo. Denn ich war verschiedene Jare her das räudige Schaf gewesen, welches das Waßer in Reading trübe gemacht. Ich hatte im vorigen Jare vor meiner Abreise dem H. Dr: Otto versprochen, daß einen Besuch in Reading abstatten und versuchen wolte, ob ihrer zerrütteten Gemeine noch geholffen werden möchte, wenn Gott der Herr mein Leben erhielte und mich zurück kommen ließe. Nun war es Zeit mein Wort zu erfüllen. Und als ich hinauf kam, 1 6 so half auch nichts, H. M-r solte und muste der Mann seyn, der die Brüche wieder heilen könte und solte. Ich konte nicht gegen den Strom schwimmen, sondern muste laviren. Weil H. M-r: aber sein stipulirtes Jar in den ersten angenommenen Virg[inianischen] Gemeinen kaum erst um die Hälffte ausgedient und doch sein järlich Salar: schon meist vor aus bekommen hatte, und sonst als ein junger Anfänger für nötig Haus-Geräth, Pferd und Bücher in V i r g i n i a ] schuldig war, so muste er außer den Reisekosten noch mehr Geld mit nemen, welches Teils die künfftige Frau Schwieger Mutter von ihrem Witwen Scherflein, Teils auch die Readinger vorschoßen, damit er balde los und zurück kommen möchte. Wie konte aber H. M-r: nun mit Ehren von der Culpepper Gemeine, deren Beruf er förmlich angenommen, los kommen? Er wälete den leichtesten Weg, kam zwar selber nicht wieder dahin, schrieb aber an die Gemeine, daß ich Ursache daran wäre und geordert hätte, er solte in Pennsylvania arbeiten. Das war freilich der kürtzeste Weg für ihn, daß er seinen Pack auf mich, den alten Esel, warf, verursachte aber damit, daß die Culpepper auf mich sehr zornig und böse wurden, wie mein Sohn Peter an mich berichtete. 17 Ich antwortete ihm, er möchte die verlaßenen Leute in Culp: zu besänfftigen suchen, zur Gedult ermahnen, und sie aufs Künfftige vertrösten. Endlich kam mein Sohn selber unvermutet zum Besuch hier an, und gab mir eine nähere Beschreibung von den Umständen der Culp: Gemeine, welche kläglich genug lautete, und mir die Samariter Moral 1 8 lebhafft zu Gemüte führete: Mein Gott, seufzete ich, wie ist doch nur einiger maßen zu rathen und zu helffen? 1) Keine Schule da, so muß ja die arme Jugend ins Heidenthum verfallen! 2) Keine Versamlung da: so zerstreuet sich die Heerde, und der Wolf erhaschet ein Schaf nach dem andern. 3) Kein Gesang, kein Gebet, kein Wort, keine Taufe, kein Nachtmal. 4) Kirche und Schul=Gebäude stehet und krümelt nach und nach zusamen, und ist erst vor etlich und 40 Jaren von Collecten und Almosen aus Europa erbauet. 19 5) Die Plantage und Negers welche
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gleichfals durch Beihülffe von Collecten und Almosen aus Europa zum leiblichen Unterhalt eines Lutherischen Predigers und Schulmeisters erkaufft war, nimt ab und verfält, und stehet auf der Schnellwage an die Jurisdiction der Engl. Hochkirche überzuschnappen, 2 0 wenn der Platz gantz vacant gelaßen wird. 6) Von unsern Vereinigten Predigern stehet keiner näher als Η. P. Krug in Friedrichstown M a r y l a n d und H. Pfrr Jung in Haegerstown welche beide über 100 Meilen von da entfernet sind. 7) ich selber bin zu alt und unvermögend dahin zu gehen. 8) Von unsern hiesigen Hh. Amts»Brüdern läßet sich keiner dahin religiren. 9) Von unsern Hochwürdigen Vätern aus Europa ist bei den jetzigen verworrenen Krieges=Umständen 21 keine Hülffe zu erwarten. 10) Die Sache erfodert keinen Criticum, Orientalisten, Homerum, Ciceronem, Artium Magistrum, Mathematicum oder dergleichen], sondern nur einen redlichen, muntern und fleißigen Catechetam licenciatum, der Schule und Kirche zugleich versehen, alle Classen mit Kindern, Jünglingen und Alten durch gehen, und den Schul» Küster» Cantor» Organisten» Catecheten» Diakoni» und Prediger» Dienst in einer Person verrichten und mit leiblicher Nothdurfft vor lieb nemen kan und will. Aber w o her? Von der Tenne oder Kelter? 22 Ein solcher Platz, der lange wüste gelegen, nur halb angebauet und mit Dornen und Disteln 2 3 verwachsen ist, muß gantz vom Vorne wieder angefangen, gegrupt, wie man hier sagt, gereinigt und mit vieler M ü h e angebauet werden. Sontags ein» zwei» oder gar dreimal zu predigen machet es nicht aus. Wenn gleich Sonnenschein, Thau und Regen ein ungebauetes Land, das mit Dornen, Disteln und Unkraut überzogen, beleuchten und befruchten, so kan es doch nicht gedeien, wenn man nicht ein neues pflüget und den besten Saamen ohngepflügt nicht nur so unter die Hecken säen will. 2 4 In dieser Gemüts»Beklemmung fielen meine Gedancken auf den H. Franck, 2 5 einen unsrer Schul=Lehrer und Catecheten, der nun 8 Jare her bei unsrer Philad: Gemeine gute Dienste geleistet, Fertigkeit in Cathechisiren erlanget, eine ausnemende Gabe zum Singen und angeneme Aussprache zum öffentlichen Vortrage hat, wol versirt in der Heil [igen] Bibel und Ordnung des Heils, von nüchtern, sitsamen Lebens»Wandel, nicht ohne Empfindung der Gnaden=Bearbeitung des guten Geistes late [ausgiebig] genommen, orthodox in den Principiis unsrer evangelischen Religion, noch bei guten Leibes» und Gemüts» Kräfften, in seinen besten Jaren, und mit einer stillen und häuslichen Ehe» Gattin und 2 Kindern begäbet ist. Ich habe seit einigen Jaren her bemercket, daß er etlichen unserer jüngern Hh. Regierer im Rath nicht angemeßen noch erträglich geschienen, weil das cholerische Temperament bei ihm die Oberhand in der Natur hat, maßen er was eigensinnig und kritlich geachtet wird, weil er sich nicht verstellen, heucheln, schmeicheln, noch französische Complimente schneiden kan. M a n kan auf beiden Seiten fehlen, wenn man sich und den Nächsten entweder nur von der schwachen, oder begabten Seite allein beurteilet, und entweder lauter Böses, oder lauter Gutes findet, und der Warheit und Liebe schadet. Ein cholerisch [es] Temperament kan in der Reihe der m o r a l i s c h e n ] Dinge und in seinem Fache nützlich und ersprießlich seyn, wenn
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es durch Gnade von oben geheiligt wird, nach der Verheißung, daß Gott der Herr im Neuen Bunde seinen Geist über alles Fleisch ausgießen wolle. 2 6 Die Jünger unsers Herrn hatten nicht alle einerlei natürlich Temperament, aber die Salbung von oben 2 7 machte einen jeden tüchtig, daß sie in der Haupt Sache ein Hertz und eine Seele 28 wurden. Mein Sohn Peter, der die dortigen Umstände beßer als ich einsiehet, weil er näher dabeiwonet, stimmete mit meinen Gedancken über ein und sprach selber mit H. Fr[ank] von der Sache, wie wol ich zweifelte, ob H. Fr. sich dazu verstehen würde. H. Fr: der ohne dem eine Motion zur Erhaltung seiner Gesundheit nötig hatte, kriegte jemanden in seine Stelle und reisete a m 14ten August in der Stille von hier ab zu meinem Sohn in Virginia und begaben sich beide nach Colepeper über Berge und Flüße, a l w o H. Fr: den verwilderten Weinberg 2 9 selber sähe, Sontag vormittags erbaulich predigte und Nachmittags catechisirte, worüber sich die Leute sehr freueten, am 28 August Ihm einen ordentlichen Beruf zum Catecheten und Prediger Dienst auf trugen, wieder gut auf mich zu sprechen wurden, und mich ersuchten zu besorgen, daß er, dem Berufe gemäß, bevollmächtiget würde. Damit es aber nicht wieder wie mit H. M - r gienge, so verlangten sie, daß er mit seiner Familie noch vor Winter zu ihnen ziehen solte, verabredeten auch, daß sie 2 Wagen bis nach Yorktown schicken wolten, welche am 21 Octob: a[nni] c[urrentis] g[eliebts] G[ott] daselbst ankommen und ihrer erwarten solten. W a s konte ich nun anders thun als den mittelbaren Leitfaden nach zu gehen? Dahero nam meine 2 Söhne den Friedrich, der eben zum Besuch hier war, 3 0 und Heinrich zu Hülffe und wir 3 examinirten ihn in verschiedenen wichtigen Articuln der Dogmatic, worin er vergnügende Antworten gab, und wobei unter andern zu bemercken war, daß er aus Η. P. Kuntzes Predigten und Lecturen gut profitirt hatte, insonderheit die wichtigen Articuls von der Taufe und Heil: Abendmal betreffend. Am 12ten septemb: a.c. schrieb ich eine Licence, und am 14ten sept: einen Revers oder Obligation von ihm gestelt an die Culp: Gemeine und den S[alvo] T[itulo] Hn: Praesidem des Vereinigt=deutsch=Lutherischen Ministerii, 3 1 worin er sich verpflichtet, dem Beruf und Instruction mit göttlicher Hülfe gemäß zu lehren und zu wandeln und ein Diarium von seinem Dienst zu halten und bei den Synodal Versamlungen ein zu geben, wenns gefodert wird. Wiedrigen fals die Licence null und nichtig seyn soll. Ich habe mich nicht anders in der Licence unterschreiben können als Ministerii minister senior und constituirter Rector, weil ich nicht Praeses M[inisterii] bin. Wenn nun E[uer] H[och] E[hrwürden] in dieser Sache mit mir einstimmig seyn und ihr fiat dazugeben und es, wie gewönlich, mit Licentiam hanc, Reverendo Franckio datam adprobat JJohann] N[icolaus] K[urz] p[ro] t[empore] Ministerii Praeses bescheinigen wolten; so würde mirs angenem seyn. Solte es aber wieder Dero Einsicht und Gewißen seyn, so mag es bleiben wie es ist. Weil wir weit von und aus einander wonen und die Correspondence langsam gehet, und verweilen bisweilen schädlich ist, so kan es nicht alle Zeit in erwünschter Ordnung ergehen. B[eatus] Lutherus war der pracktischen Meinung, man solte fast niemand zum Predigt=Amt laßen, der nicht zuvor bei 10 jare an der Jugend in
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der Schule gearbeitet und Proben des Fleißes und Treue bewiesen hätte. 3 2 Unsers Eigenthums Herrn und Erlösers Ordnung fanget auch bei den Lämmern an: Laßet die Kindlein zu mir kommen etc. 3 3 Hast du mich lieb, so weide a) meine Lämmer, b) meine Schafe. 3 4 Und unsere Symbolischen] Bücher geben zu verstehen, daß 2 bis 3 Prediger hinreichend sind ein Subiectum zu examiniren und zum Dienste zu bevolmächtigen, wenn ein ordentlicher Beruf von ein oder andern Gemeine vorhanden und die leiblich notdürfftige Unterhaltung darin bestimmet ist. 3 5 Treue Arbeiter wollest du Ο Herr, in deine Erndte senden! Deinen Geist und Krafft zum Worte geben! Aller Menschen dich erbarmen! 3 6 Wenn satte Kinder in einen Apfel beißen und etwas wurmstichigtes finden, so speien sie wol das gebißene aus und werfen den Apfel weg. Hungrige Kinder schneiden das wurmstichigte aus und eßen das noch gesunde mit Appetit. Meine wenigen Kräffte erlauben gegenwärtig nichts mehr als diese und übrige Gemein=Sachen Ew: H. Ehrw: ernstlichen Gebet und Fürbitte zu empfelen, und mit schuldiger Liebe und Werthachtung verbleibend Philadelphia d 18 sept: 1775.
Dero unnützer Diener H:Mb.
P.S. Die Copien von den Licenses an Herrn Adi[unctus] Crelle, 3 7 und an H. Fr: wie auch von des letztern Revers oder Obligation erfolgen anbei. 3 8 H. Fr: kündigte hier am 15 sept: ac: in hiesigem Kirchen=Rath seinen Dienst auf mit der Erklärung, daß er zur Erholung seiner Gesundheit sich mit seiner Familie auf ein Zeitlang ins Land=Leben begeben wolte. Es ist mein hertzlicher Wunsch, Bitten, Flehen und Hofnung, daß H. Fr: wenigstens bei der Jugend, wo nicht mehr, doch in seinem Fache, eben so viel aus richten werde, als unsere Herren Licenciati und Mitarbeiter die Rev: Brüder Wildban, 3 9 Schwarbach, 4 0 Moller, Leps und Crelle. Er hat selber gesunde Bücher, und ich habe ihm verschiedene nötige dazu geliehen, welche lautere M i l c h 4 1 und gesunde Speisen enthalten. An der Menschen Treue und Gottes Segen ist alles gelegen. 4 2
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 Λ Nr. 1774 - 75 S. 623-638 und in AFrSt IV Η 23 a S.8-23 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1 775 - 77 S.4-11). Eigenhändiger Extrakt im Tagebuch in PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 151 -157. Nicht erhalten. Nicht erhalten. ' Heinrich Müller (ca. 1750— 1829); 1 7 7 4 vom Ministerium als Katechet nach Virginia geschickt, für 1775 - 1777 nach Reading, im Revolutionskrieg als Militärpfarrer in der Kontinentalarmee, 1 7 8 0 — 1 7 8 4 Lehrer an Kunzes Institut in der University of Pennsylvania. 1782 erhielt er die Ordination und arbeitete dann jeweils mehrere J a h r e in verschiedenen Gemeinden im Staat New York und Pennsylvania. Vgl. Glatfelter I S. 9 2 . 1
2
4 5 6
Wilhelm Anton Graaf; vgl. Nr. 6 5 9 und Nr. 665. = kostspielig; teuer. Z u r Schlichtung des Streits zwischen den beiden Predigern Nr. 6 4 2 - 6 5 3 sowie das Reisetagebuch (Nr. 641 A n m . 4).
in Ebenezer
vgl.
Nr. 601,
700 7 8 9 10 11
12 13 14 15 16
17 18 19
20
21 22 23 24 25
26 27 28 29 30
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Vgl. 1 Mos 2,18. Vgl. ebd. Vgl. 1 Mos 1,28. Vgl. 1 Mos 29. Am 6. 3. 1775 erreichte Mühlenberg Philadelphia; vgl. die Eintragung im Reisetagebuch (Nr. 641 Anm. 4). Vgl. Nr. 541 Anm. 1. Vgl. Nr. 600 Anm. 5 und Nr. 639 Anm. 27. Nicht erhalten. Vgl. Nr. 620 Anm. 3. Vom 24. Mai bis zum 13. Juni war Mühlenberg von Philadelphia abwesend und besuchte die Gemeinden in New Hanover, Reading, Tulpehocken und Pikestown. Vgl. die Tagebuchaufzeichnungen in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 547 - 558, 687 - 707; AFrSt IV Η 23 b S. 26 - 57; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 1 2 - 2 4 und Tappert II S. 6 9 0 - 7 0 1 . Ein Brief war nicht zu ermitteln. Vgl. Lk 10,32. In der für Halle bestimmten Abschrift bemerkt Mühlenberg im Anschluß an den Brief dazu ausführlich: „Anmerckung: Die Grafschafft Colepeper oder Culpepper wurde vor vielen Jaren von meist lauter Deutschen Lutheranern angebauet. Besagte Colonie schickte Collectanten nach Europa, besonders Deutschland zu verschiedenen malen, unter welchen der Anfürer Herr Stöber hieß. Sie bekamen viel Wolthaten am Gelde und Büchern. Das Geld wandten sie an zum Bau einer Kirche, Pfarr= und Schulhause von Holtz, kaufften eine Anzal von Neger Sclaven, und eine Plantage, und Vieh, von deren Product der Pfarrherr und Schulmeister ihren leiblichen Unterhalt haben solten. Der alte Herr Stöber bediente sie ein Zeitlang mit seinen empfangenen Gaben, bis sie einen rechtmäßig studirten und geordinirten Prediger S[alvo] T[itulo] Herrn Klug bekamen, der sie viele Jare bediente und uns auch einmal aus nachbarlicher Liebe und Freundschafft hier besuchte. Da er aber etliche Jare hernach entschlief und die Gemeine vakant wurde, so blieb alles liegen. Der Mangel an treuen Arbeitern und die weite Entfernung über 300 Meilen verhinderte, daß wir ihnen nicht nach Wunsch helfen konten. Vor verschiedenen Jaren hatte sich ein gutmeinender Mann Mr: Schwarbach, der in den Gegenden von Yorktown Schule und Kinder Lehre etc. gehalten, dahin begeben und die Leute ein Zeitlang bedienet. Die Gemeinen schickten des wegen bemeldten Mr: Schwarbach zu unserer Synodal Versamlung mit guten Zeugnißen und flehentlichen Bitten, daß wir ihn examiniren und zum Amte ordiniren mögten. Welches geschähe. Er danckte aber vor anderthalb Jaren wegen Alter und Schwachheit ab. Die Gemeine berief wie oben den Candid[atum] Müller und hernach H. Franck. Es ist offt in unsern vorhergehenden Protocolls Meldung davon geschehen." Vgl. Glatfelter I S. 496 f. In Virginia war die anglikanische Kirche Staatskirche. Unabhängig vom Bekenntnis waren alle Einwohner gehalten, zum Unterhalt des anglikanischen Ortsgeistlichen beizutragen (county parish tax). Erst durch die Ordination in London hatte ζ. B. Johann Peter Gabriel Mühlenberg die Voraussetzung für eine wirkungsvolle Amtsführung unter Deutschen und Engländern in Virginia geschaffen. Vgl. Nr. 660 Anm. 1 und 54. Vgl. 2 Kön 6,27. Vgl. 1 Mos 3,18; Jes 5,5 f.; Hebr 6,7 f. Vgl. 2 Sam 22,3; Ps 18,3. Jacob Frank; er nahm die Pfarrstelle für drei Jahre an, kehrte dann aber zur Enttäuschung der Gemeinde wieder nach Philadelphia zurück. Vgl. Glatfelter I S. 40. Vgl. Joh 3,1. Vgl. 1 Joh 2,20.27. Vgl. Apg 4,32. Vgl. Jes 5,5. Aus New York; der Besuch wird im Tagebuch nicht erwähnt.
Nr. 661 31
18. 9. 1775
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Die beiden Dokumente sind erhalten in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 6 1 6 - 6 2 2 (vgl. Tappert II S. 705 f.): ,,L[ectori] B[enevolo] S[alutem] Whereas the Rev: Mr: J[acob] F[rank] lately a faithful Teacher of the Youth, a well experienced Catechist and fellow Labourer in our german Protestant Lutheran Churches and Congregations] at Philadelphia in the Province of Pennsylvania, did shew forth a Vocation or regular Call, dated August the twenty eight, Anno Domini one thousan[d] sev[en] hundred and seventy five from the [E]lders and Wardens of the ancient german-protestant Lutheran Church and Congregation His Majesty's loyal Subiects of Culpepper in the Province of Virginia, desiring me, the Subscriber to get the said Rev: Mr: Fr: examined and licenced, in order to officiate in their said Church and Congregation; Be it known therefore unto all, whom it may concern, that the said Rev: Mr: Fr: has been examined by a Committee of the united Rev: Protestant Lutheran Ministry in North America on the eleventh Day of September 1775 and proved sound in Doctrine, honest and sober in Life and Conversation, and therefore by these Presents is licenced to preach the Gospel and to administer the holy Ordinances according to the foundation of the Apostles and Prophets of our Saviour Jesus Christ, as recorded in the holy Bible and agreeable to the Articles of the unalter'd Augustan Confession, the rest of Symbolical Books and Liturgy in the said german Lutheran Church, School and Congregation of Culpepper, usq[ue] ad ulteriorem probationem during his Behaviour agreeable to his above mentioned Call and the Rules of these Presents. In cuius fidem et testimonium hasce manu propria subscripsit et Colegii Sigillo corroboravit Dabam Philadelphiae die 12mo Septemb: A: D: 1775.
Henric: Mühlenberg p[ro] t[empore] Coetus evangelici Germanorum Augustanae Confessionis in Civitate Philadelphia Minister Senior, et Collegii Regio Diplomate constituti Rector.
1775 d. 14 Sept: Copie eines Reversses: Whereas I the Subscriber, have received a regular Vocation or Call from the Elders and Wardens of the german Lutheran Church and Congregation of Culpepper in the Province of Virginia for catechetical and ministerial Office in the said Church and Congregation, and by humble Request of the said Elders and Wardens have been examined on the eleventh Day of September 1775 by three Members of the united Rev: Lutheran Ministry, subsisting in His Britannick Majesty's North American Dominions, and on the 12th Day of September 1775 obtained a Licence, relative to the Call of the 28th Day of August 1775 to officiate in the said Church and Congregation; Be it known therefore unto all whom it may concern, that I, the Subscriber do by these Presents oblige and bind myself firmly unto the said Congregation in Culpepper and unto the President of the said united Lutheran Ministry upon the following Conditions viz: 1) to preach and teach the Law and Gospel publickly and privately and to administer the holy Sacraments in the said Church and Congregation according to the Foundation of the Apostles and Prophets of Jesus Christ, as recorded in the holy Bible, agreeable to our unalter'd Augustan Confession, the rest of our Symbolical Books and Liturgy. 2) to lead a pious and exemplary Life by the Grace of God and the Operations of his holy Spirit, as a Minister of Christ ought to do. 1 Timoth: 3,8 = 13. Cap: 4,16. 2 Timoth: 4,2 = 5. 1 Corinth: 13,1 = 10. Matth: 10,16. Joh: 13,34,35. Luc: 17,10. 3) to keep a Journal of such Transactions as may occur in mine Office and be worthy to be sent and communicated to the yearly Synod or Convention of the Rev d united Lutheran Ministry, when required. 4) And in Case /: which God forbid :/ I should either by Delusion, or willfully deviate from the aforesaid sound Doctrine and Rules, contained in the holy Bible, or deviate from our Augustan Confession, Symbolical Books and Liturgy, or be neglectful in the essential Duties of mine Office, or give Offences by an ungodly Life and Conversation, and be found guilty of either by impartial Arbitrators and qualified Evidences, as mentioned in the Call 28 th Aug: 1775, then the Licence of the 12th Day of September 1775 shall be nul and void of non Effect. In Witness whereof I have hereunto set my Hand and Seal at Philadelphia the 14th Day of September Anno Domini 1775." 32
Vgl. WA T R 5, S. 27 f., Nr. 5252.
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Die Briefe des Jahres 1775
Vgl. M k 10,14 par. Vgl. Joh 2 1 , 1 5 - 1 7 . Vgl. etwa BSLK, CA X I V Vom Kirchenregiment, S. 69, Von der Gewalt und Obrigkeit des Papstes, S. 489 - 493 und Großer Katechismus, Erklärung zum 4. Gebot, S. 601 f. Vgl. die mittelalterliche Litanei „Kyrie eleison", deutsch von Martin Luther (WA 30 III, S. 2 9 - 3 6 ) . August Christoph Crelle, von Gustav Anton Wachsei vermittelt, kam unerwartet am 5. 7. 1775 in Philadelphia an und wurde nach Prüfung zum Katechet für Barren Hill berufen. Er ging nach New York, als Friedrich August Conrad Mühlenberg mit seiner Familie die Stadt 1776 verließ, überwarf sich aber nach einem Jahr mit der Gemeinde. Vgl. die Tagebucheintragung in P M 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [9 f.]; Tappert II S. 703 sowie Glatfelter I S. 28. Das Berufungsschreiben ist erhalten in PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [17f.], (Tappert II S. 704): „Whereas the Rev: Mr: August Christoph Crelle, Candidate of Divinity, who lately arrived here from London with Recommendation of the Rev d M r : Wachsel D.D. and shews a Desire to become a Member of the united Rev: Protestant Lutheran Ministry and an assistant Preacher for our Lutheran Congregations, and for that Purpose has been examined by a Committee o f the Lutheran Ministry in Philadelphia and proved sound in Doctrine and sober in Life and Conversation. He is therefore by these Presents licenced to preach the Law and Gospel, to administer the holy Baptism and to assist at the Lords Table in S': Peters Church on Barren Hill in Whitemarsh Township and in Emanuels Church at Cohenzy in New Jersey, according to the foundation of the Apostles and Prophets, whereof Christ Jesus is the Corner Stone, agreeable with the Articles of our Augustan Confession, Symbolical Books and Liturgy, under Direction of the Lutheran Ministry in Philadelphia, usq[ue] ad ulteriorem probationem, as witness our Hands this 22 d Day of July A: D. 1775. H. M[ühlenberg] J . K[unze] H. M[ühlenberg] J u n V Siehe Anm. 31. Vgl. Nr. 635 Anm. 67. Von Hebron, Culpeper County aus hatte Schwarbach bis Anfang 1775 mehrere verstreut liegende Gemeinden in Virginia versorgt. Er war dann ohne Absprache mit dem Ministerium nach Pennsylvania zurückgekehrt; vgl. Glatfelter I S. 129 f. Vgl. 1 Petr 2,2. Vgl. etwa das Kirchenlied „Alles ist an Gottes Segen und an seiner Hand gelegen" (1676, unbekannter Verfasser, vgl. Fischer S. 37). Für die Zeit bis zum 29. 9. 1775 ( = Nr. 662) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: „Sept: 21 Empfieng ein liebreich Schreiben vom Rev: Η. P. Krug aus Friedrichstown in Maryland, und schrieb Abends zur Antwort." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [19]; vgl. Tappert II S. 706).
662. An ]. Penn
Philadelphia, 29. 9. 1775
To the Hon ble John Penn 1 Esq. Proprietor, Governor and Commander in Chief of the Province of Pennsylvania and Counties of Newcastle, Kent and Sussex on Delaware. The Petition of the Rector, Vestry and Wardens of the German Lutheran St. Michael and Zion Churches in the City of Philadelphia for, and in Behalf of the Congregation most humbly sheweth that Your Honor's Supplicants did humbly petition our late Hon ble Governor Richard Penn Esq. in the Month of February 1772 for a burial Ground, 2 which
Nr. 661/662/663
18. 8./29. 9./7. 10. 1775
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said Petition was sent home to our Hon b l e Proprietors, who in kind Condescension were pleased to return a benevolent Answer in August 1772 3 that our humble Request should be granted. Since that time we have repeated our Supplications 4 by our Deputies in Order to obtain a Grant for a Burial Ground, and of late Your Honor were pleased to appoint a certain Place, which we would have taken in Possession immediately, if the Prize were settled. But your Honors most humble Petitioners being now in the utmost Anxiety and Distress for Want of the said promised place, because our two burial Grounds 5 ar quite full and our large Congregation at a Loss where to burry their Dead, most humbly and sincerily implore therefore, wether it may please Your Honor to grant us permission to enclose the said promised Ground, 6 so that we may begin to interr our deceasing Members there? A condescending kind complyance 7 with our humble Request, will strenghten hundreds, yea thousand Souls in duty for evermore to pray. Philadelphia 29 Sept: 1775.
H: M b : p[ro] t[empore] R[ector],
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774-75 S. 639 - 641 und in AFrSt IV Η 23 b S. 60-62 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 Α Nr. 17 1775-77 S. 25 f.). Vgl. Tappert 11S. 707. - Mühlenberg übergab die Petition Richard Peters zur Empfehlung an den Gouverneur; dieser konnte sie jedoch nur dem Sekretär überreichen. Zum Fortgang vgl. Nr. 663 und Nr. 664 mit Anm. 10. 1
2 3 4 5
6
7
Enkel William Penns, von 1763 bis 1771 und 1773 bis 1776 Gouverneur von Pennsylvania. 1771 hatte er ein Viertel der Eigentümerrechte in Pennsylvania geerbt. Nicht erhalten. Nicht erhalten. Vgl. Nr. 597 und Nr. 598. Einer unmittelbar an der Michaeliskirche, der andere ihr gegenüber an der Ecke von Fifth Street und Cherry Street. An der Eighth Street zwischen Sassafras Street (Race Street) und Vine Street, heute der westliche Teil des Franklin Square und das Gebiet jenseits der Franklin Street bis zur Eighth Street. Vgl. Nr. 664 Anm. 10.
663. An []. Tilghman]
Philadelphia, 7. 10. 1775
Hon r d and benevolent Sir, 1 being desired in Behalf of our german Lutheran Congregation in and about Philadelphia, humbly to petition our Excell: Governor 2 for Permission to enclose the promised and allotted burial Ground, 3 and begin to burry our deceasing Members there, because we are in Distress for Want of R o o m ; I gave the Petition 4 and Draught to mine old benevolent Friend the Rev d Doctor
704
Die Briefe des Jahres 1775
Peters, on Saturday the 30th of Sept: a[nni] c[urrentis] and He told me last Wednesday, that H e had recommended the said Petition and Draught to Your Worship, in Hopes You would be pleased to recommend them to our Excell: Governor and procure a condescending Answer. 5 Your humble Supplicants do wait with Anxiety for a few complying Lines or Syllables in Answer. It is now above three Years, since we have made repeated humble Applications 6 to our Hon ble Superiors for a burial Place, but not as yet obtained the End: tho' the Friends, as is said, have of late been favour'd with a Place more convenient then that allotted to us, for 500 £ curr: There is not the least Apprehension and Danger for our honest Payment, because our incorporated Congregation is willing to pay a reasonable Prize, as soon it may please our Hon b l e Proprietors to let us know the Consideration. I humbly think, a Feeling of Humanity will plead for our Cause; for we have no Right to bury our Dead upon the Property of any other religious Society, or any other public Place destined for other Purposes, and buried they must be, other wise they will infect and disturbe our fellow=Citizens. Be pleased, Hon r d and benevolent Sir, to favor us with a few Lines or Syllables for Answer, 7 which shall oblige Your most humble and obedient Servant Philadelphia Octobr: 7 th 1775.
Henry Mühlenberg p[ro] t[empore] Rector of S: Michael and Zion Churches
P.S. I should have waited on Your Worship, but decrepit Age and Indisposition deprives me of the Honor and Satisfaction. Reinschrift im Muhlenberg College. Eigenhändige Abschrift im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 641-643 und in AFrSt IV Η 23 b S. 62-64 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 26 f.). Vgl. Tappert II S. 707 f . - Die Petition ist als Erinnerungsschreiben an Nr. 662 zu verstehen. ' In der Abschrift im Tagebuch gibt Mühlenberg den Adressaten an: „To the Hon b l e James Tilghman Esq. Secretary:". — James Tilghman leitete das Grundbuchamt der Eigentümer von Pennsylvania. 2 John Penn; vgl. Nr. 662 Anm. 1. 3 Vgl. Nr. 662 Anm. 6. 4 = Nr. 662. 5 Vgl. Nr. 664 Anm. 10. 6 Vgl. Nr. 597 und 598. 7 Vgl. Nr. 664 Anm. 10.
664. An [J. Tilghman]
Philadelphia,
12. 10. 1775
May it please our Hon b l e Superiors: It is now almost 33 Years, when I began to gather a small Lutheran Congregation here, which since is encreased to above 600 families, most of
Nr. 663/664
7. 10./12. 10. 1775
705
them labourers and useful Inhabitants in, and about Philadelphia, who in the sweat of their Face earn their honest Living 1 and give Tribut unto whom Tribute is due. 2 By whose Mites of Penury, together with some charitable Gifts from Europ, we bought two Lots for two Churches 3 und burial Grounds, 4 built two Churches, one School· and Parsonage House the Expenses of which amounted in the Whole to about 15 thousand Pounds Curr[ency] whereof we owe three thousand £ upon Interest yet. Within the Space of the said 33 years we have observed with Gladness the generous Beneficence of our most Noble and Hon b l e Proprietors 5 of blessed Memory, who were pleased to bestow and grant freely Pieces of Ground or Lots to almost every religious Denomination and other useful public Institutions, except to us, the german Lutherans, because we were too bashful and shy to importune our munificient Patriots. But in fine our two burial Places being full, and our Congregation swimming in heavy Debts, because of the late expensive building of our Sion Church, we ventured since the year 1772 to make humble Applications 6 to our Hon ble Proprietaries for a Suitable Lott, not far off from our S: Michaels Church and received a condescending Kind Promise. 7 And as to our Comfort in Distress Your Honor have been pleased to allow and allot a piece of Ground, though at a farther Distance, 8 yet sufficient in our present Emergency; We implore therefore most humbly to grant the same free or in fee simple unto our Congregation for 300 £ Curr:, which is counted a large Sum in our present critical time and calamitous Circumstances, 9 when hundreds of our Members are destitute of honest Living because the grand Wheel of Navigation and Trade is stopt, and times may come, where in we may have the more need of an extensive burial Place. A kind complyance 10 with our serious Supplication will infinitely oblige Your Honors most humble and obedient servants Philadelphia Octobr: 12th 1775.
H.M. 1 1
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 14 1774 75 S. 644 646 und in AFrSt IV Η 23 b S. 65-67 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 27 f.). Vgl. Tappert II S. 708 f. — Vorausgegangen war die Aufforderung, eine Kaufsumme zu unterbreiten. 1 2 3 4 5
6 7
Vgl. 1 Mos 3,19. Vgl. Röm 13,7. Die St. Michaelis- und Zionskirche. Vgl. Nr. 662 Anm. 5. Thomas Penn (gest. 21. 3. 1775) und Richard Penn (gest. 4. 2. 1771); seit 1727 Eigentümer der Kolonie. Vgl. Nr. 597 und Nr. 598. Vom August 1772 (nicht erhalten); vgl. Nr. 662.
706 8 9
10
Die Briefe des Jahres 1775
Vgl. Nr. 662 Anm. 6. Der Kriegsschauplatz verlagerte sich nach Kanada und der zweite Kontinentalkongreß tagte in Philadelphia; dort und allgemein in Pennsylvania organisierten sich die Befürworter einer radikalen Politik, die schließlich zu einer internen Umverteilung der Macht führte. Auch die Kirchenräte der St. Michaelis- und Zionsgemeinde und der reformierten Gemeinde sowie die Amtsinhaber der Deutschen Gesellschaft hatten sich in einem gemeinschaftlichen Schreiben (1. 8. 1775) an ihre Landsleute in den Provinzen New York und North Carolina die Sache des Kontinentalkongresses zu eigen gemacht und warben für breitere Unterstützung unter den Deutschen. Vgl. Germanica-Americana I S. 204 Nr. 468 und Oswald Seidensticker, Geschichte der Deutschen Gesellschaft von Pennsylvanien. Von der Zeit der Gründung 1764 bis zum Jahre 1876, Philadelphia 1876, S. 2 2 7 - 2 3 0 sowie Graeff S. 2 3 9 - 2 5 2 ; Charles H. Lincoln, The Revolutionary Movement in Pennsylvania 1760— 1776, Philadelphia 1901; Robert L. Brunhouse, The Counter-Revolution in Pennsylvania, Philadelphia 1942; Wayne L. Bockelman und Owen S. Ireland, The Internal Revolution in Pennsylvania. An Ethnic-Religious Interpretation, in: Pennsylvania History, 41 (1974), S. 1 2 5 - 1 5 9 ; David Hawke, In the Midst of a Revolution, Philadelphia 1961; Hermann Wellenreuther, Glaube und Politik in Pennsylvania 1681 —1776. Die Wandlungen der Obrigkeitsdoktrin und des Peace Testimony der Quäker, Köln, Wien 1972, S. 4 0 6 - 4 2 9 . Im Anschluß an den Brief vermerkt Mühlenberg im Tagebuch nach Halle: „Der Tag kam, da wir erscheinen sollten, aber es wolte kein Gouv: noch Council erscheinen, und wir vernamen unter der Hand, daß wir gar zu wenig geboten, und das Stückland von etwas über 2 Acker [d. h. acres] groß viel mehr zu bedeuten hätte, wie mir ein theurer Gönner, nemlich des Hn: Gouv: sein H. Schwiegervater [William Allen] treuhertzig entdeckte. Also lag die Sache wieder gantz stille bis zu Ausgange des Februarii 1776 da wir vom neuen ansetzten und die Zeit in acht namen, nach dem Lauf des Thier Creißes oder Planeten im politischen Reiche." (AFrSt IV Η 23 b S. 68; vgl. PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 28 und Tappert II S. 709). - Zum weiteren Verlauf vgl. Nr. 671.
" Für die Zeit bis zum 8. 12. 1775 ( = Nr. 665) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Oct: 12. Des Rev: Η. Ρ: Schultzens 2 Briefe beantwortet." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [19]; vgl. Tappert II S. 709). (2) „Oct: 13. Geschrieben a) nach Virginia b) an Revs Η. P. Helmuth c) an Η. P: Krug in Maryland d) an die Gemeine in Neugoshe hoppe e) eine Licence für Möns: Lehmann." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [19]; vgl. Tappert II S. 709). (3) „Oct: 14. Schrieb an die Gemeine in Culpepper in Virg: Empfieng einen Revers von Rev: Η. Fr[ank]." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [19]; vgl. Tappert II S. 709). (4) „Oct: 18 empfieng Briefe von Η. P. Schultze und beantwortete selbige mit einem Bogen voll." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [20]; vgl. Tappert II S. 709). (5) „Oct: 29 ... Schrieb an H. Pfrr: Schaum wegen eines neu angekomnen Jünglings Georg Conrad Busch genant, der von S[alvo] T[itulo] H. Pastor und Inspector Friedrich August Rößner aus Mettenheim bei Worms in der Pfaltz an mich recommendirt. Der Brief war datirt d 4 Junii 1775." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [20]; vgl. Tappert II S. 709). (6) „Nov: 1. habe ein Brief Paquet verfertiget, um selbiges mit erster Gelegenheit nach Virginien zu senden." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [20]; vgl. Tappert II S. 709). (7) „Nov: 10 Freitags empfieng ein Werthes Schreiben von S.T. Rev: Herrn Pasche mit dem Schif Neptune p[er] Capt: Collins, war datirt d 30 Aug: 1775, worin gütig agnoscirt meine Briefe a) vom 2ten und Ilten Maii a[nni] c[urrentis] b) vom 22 und 28sten Junii ac mit dem ersten und zweiten Bill of Exchange, wovon das erste am 17ten August aeeeptirt sey und den 19 Sept: bezalt werden solte. Ferner gemeldet, daß Herr Pasche vom 5 Julii ac an mich p[er] Capt Osborn geschrieben, und den Empfang meiner Briefe vom 2™" und 11 Maii ac: darin agnoscirt hätte. Welchen Brief vom 5 Julii ac ich aber nicht bekommen habe weil Capt: Osborn hier noch nicht wieder angekommen ist. c) daß er vom 8 Aug: ac an H. Keppele sen: geschrieben, welchen Brief H: Keppele mir communicirte. Bei diesen Brief des Hn: Pasche vom 30 August ac: war gelegt des H. Magister Christian Ludwig Gerlings gehaltene Predigt bei Einfürung des H. Mag: Johannes Wolf in die Savoyer Gemeine gehalten am 2 Octob: 1774. zum angenemen
Nr. 664/665
12. 10./8. 12. 1775
707
Present. Dis wird nun wol das Letzte oder der Schwanen Gesang meines theuresten Gönners seyn, weil zwischen ihnen und uns eine große Klufft bevestiget wird." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [21 f.]; vgl. Tappert II S. 709). (8) „Nov: 21. schrieb nach Neuyork, und nach Reading. Abends empfieng Briefe von meinem Sohn Friedrich in Neuyork, worin er unter andern um Rath frug, wo seine pregn: [schwangere] Frau mit 2 Kindern hinfliehen solte?" (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [22]; vgl. Tappert II S. 710).
665. An die Ältesten und Vorsteher [in New Germantown und Bedminster] Philadelphia, 8. 12. 1775 To the Wardens and Vestry-men of Zion and S: Pauls Churches and Congregations Be it known unto all whom it may concern, that I the Subscriber of late by His Majesty's Charter 1 bearing date the 29th of June 1767 constituted Rector of the incorporated Lutheran Zion and S: Pauls Churches and Congregations in the Counties of Hunterdon, Morris and Somerset in the Province of New Jersey, was empower'd to receive the Interest of the Legacy, bequeathed by the last Will and Testament of the deceased Mr: Balthas Pickel 2 as part of my Salary, due unto me in Arrear unto the 20 th day of July A. D: 1775; and whereas the major parts of the Wardens, Vestry-men and regular Members of the said Churches and Congregations according to their fundamental Articles and Rules have chosen, called and appointed the Revd Mr: William Graaf to be the Rector and officiating Minister of the said Churches and Congregations with my Consent and Approbation 3 on Condition to receive the yearly Interest of the said Legacy as part of his Salary during his Behaviour agreeable to, and with the fundamental Rules, settled by Subscription on the 13 day of May 1767, and confirmed by the said Charter of the 29th June 1767. I do therefore by these presents grant, bequeath and assign all and every Arrears of the Interest of the said Legacy, which are due unto me unto the 19 day of July 1775 unto the Rector, Wardens and Vestry-men of the said Churches and Congregations for the time being and their Successors upon the following Condition videlicet that the said Rector, Wardens and Vestry-men shall recover the said Arrears, secure the Sum and lay it out upon lawful Interest and appoint and employ the said Interest towards propagating divine Service in their united Lutheran Congregations according to their Rules; and when recover'd, these presence shall serve for an Acquittance or Receipt of all my Demands and due unto me until the 19 day of July A. D. 1775, Witness my hand and Seal this 8 th day of December 17754 Henry Mühlenberg p[ro] t[empore] Rector of St Michael and Zion in Philadelphia
708
Die Briefe des Jahres 1775
Signed, sealed and deliver'd in the presence of Henry Mühlenberg jun: and Jacob Vosseler.
Abschrift von Mühlenbergs AFrSt IV Η 23a S.6-8 (davon 1 2 3 4
Hand im Tagebuch in Ρ Μ 95 A Nr. 14 1774-75 S. 708 f. und Abschrift für HD, archiviert in PM 95 Α Nr. 17 1775-77 S. 3 f.).
Vgl. Bd. III Nr. 403 Anm. 12. Vgl. Nr. 659 Anm. 2. Dies hatte sich Mühlenberg als Rektor vorbehalten; vgl. Nr. 659 S. 685 unter Punkt 6). Für die Zeit bis zum 26. 12. 1775 ( = Nr. 666) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Dec: 12. Schrieb Briefe nach Virginia." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [23]; vgl. Tappert II S. 711). (2) „Dec: 15. empfieng Briefe aus Virginia." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [23]; vgl. Tappert II S. 711).
666. An einen unbekannten Empfänger
Philadelphia, [26.12.
1775]
Sir,1 since I had the Pleasure to see You yesterday, 2 I gave Notice to some honest Friends, who owe me Money, and by their Answer it seems, I may not be able to pay You the Sum agreed, before three or four Weeks at farthest. If therefore Sir, you can and will be pleased to indulge the said time, I shall, if living, stand to my Word and have the Bargain finished as soon the consideration Money is ready. 3 If otherwise, I could not take the least Offence, if You should sell the Place to more Advantage, so as to get the Payment sooner, as You were pleased to say yesterday, that several Enquiries besides mine, had been made for the Place. For I dislike to hurt the Interest of my fellowChristians and Citizens, and shall endeavour to remain Dear Sir, Philad:
Abschrift von Mühlenbergs Tappert II S. 712. 1
2
Your sincere friend and humble servant H. Mb.4
Hand
im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [24].
Vgl.
Der englische Nachbesitzer von Jacob Schracks Haus und Grundstück in Providence; vgl. Nr. 669 S. 716. Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg unmittelbar vor dem Brief: „War im Handel mit einem hiesigen Engl. Gentleman wegen eines Plätzgens in Providence, und ausgedungen gleich geräth [ = einschließlich Hausrat] Geld dafür zu erlegen. Weil sich aber Schwierigkeiten ereigneten, eine Summa vom Legat von der Corporation, wie auch das übrige gleich zu bekommen, und ich solches als einen Winck ansahe, daß ich das Plätzgen nicht kauffen solte, so schrieb folgende Zeilen an den Mann:"
Nr. 665/666 3
4
8. 12./26.12. 1775
709
Im Anschluß an den Brief notiert Mühlenberg die Antwort des Verkäufers: „Er antwortete daß er Gedult haben wolte. Es fügte sich aber so, daß ich das Kaufgeld in etlichen Tagen zusamen bringen konnte; wie die Anmerckungen in No. 4 zeigen." Vgl. dazu Tappert II S. 712 - 715 (handschriftlich überliefert in AFrSt IV Η 23 b S. 75 - 82; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 3 0 - 3 3 ; AFrSt IV C 20:10 S. 44 - 47; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 8 S. 44 - 47). Der mit „No. 4" gekennzeichnete Abschnitt wurde später kräftig mit „No. 3" überschrieben (ein neuer Abschnitt 4 folgt). Demnach wurde der Kaufbrief am 1.1. 1776 unterzeichnet und Mühlenberg konnte ab Ende März/Anfang April über Haus und Grundstück verfügen. Für die Zeit bis zum 10. 1. 1776 ( = Nr. 667) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Information über seine Korrespondenz: „Jan: 3. Empfieng Briefe aus Virginia p[er] Post." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 7 6 S. [25]; vgl. Tappert II S. 715).
Die Briefe des Jahres 1776
667. J. L. Voigt an Μ.
New Hanover, 10. 1. 1776
Henrich Meier nente mich öffentlich einen Huren=Pfaffen, ich sey ärger als ein Bulle. Dieses hörte Georg Schweighard, der hielt ihn bey diesen Worten und sprach: Du solst gut machen, was du jetzt geredet. An dem verwichenen 8ten Tage dieses Monats wurde er gefodert und da berief er sich auf Jacob Epperle, der habe ausgesaget: „seine Frau sey einsmals mit weinenden Augen nach Hause gekommen und habe geklaget, ich wäre ihr mit offenen Hoosen nachgelaufen und zur Hurerey nöthigen wollen." Hierauf wurde dem Henrich Meier von den Vorstehern anbefohlen, den Jacob Eppele, der jetzt in Mitteltown über der Susquehanna wohnet, auf künftige Woche hieher zu bringen zur Verantwortung. Jacob Eppele ist der Mann von dem das Haus und Land gekaufft, wo ich nun wohne. An eben dem Tage da der Kaufvertrag geschähe, gab ihm 20 £ drauf. Es verfloßen kaum wenige Monate, so reuete ihm der Verkauf. Er kam mehr als einmal zu mir und verlangte, ich solte mein vorgeschoßen Geld zurücknehmen, damit er das Land wieder an sich bringen und mit größern Vortheil verkauffen könne. Da ich mich deßen aber jederzeit geweigert, so faßte er und seine Frau ein feindselig Gemüthe gegen mich. Diese Anmerckung habe mit gutem Bedacht Ihnen melden wollen. Auf Zureden einiger Freunde bitte nun hertzlich und wehmüthig Ew. weil mir die Landes=Gesetze unbekant sind, Dero geneigtes Gutachten über folgende 2 Punkte mitzutheilen: 1) Wenn Jacob Eppele nicht in der Güte erscheinen will, ob man ihn durch die Obrigkeit zwingen und wer es thun soll? Ich, oder ein Vorsteher der Gemeine 2) Wenn er seine Unwahrheit für Wahrheit ausgeben, ja wohl gar beschwören wolte? Mir und andern deucht es, wer sich nicht scheuet frech seinem Nebenmenschen Schandthaten nachzureden, der scheuet sich auch nicht falsch zu schwören. Erbarmen sie sich meiner um Gottes willen in der großen Noth. 1 Ich verharre mit — Ew: Dero armer und unglücklicher Voigt. Newhannover den 10ten Januar: 1776.
714
Die Briefe des Jahres 1776 Abschrift
1
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 14 1774-75
S. 717 f.
Mühlenberg schrieb an Eppele und mehrfach an Voigt, um die Angelegenheit zu bereinigen; vgl. Nr. 668; Nr. 6 6 9 ; Nr. 672; Nr. 673 und Nr. 676.
668. An ]. Eppele
Philadelphia, 12. 1. 1776
Geliebter Freund J a c o b Eppele, Wenn er noch ein Füncklein von voriger Liebe, Freundschaft und Angedencken gegen mich übrig hat, so wird er mir nicht übel nemen, daß ich an Ihn mit betrübten Hertzen schreibe, und von Ihm und seiner Ehe=Frau eine deutliche Antwort mit erster Gelegenheit auf folgende Fragen verlange, nemlich Henrich Meier hat am 8ten Januar 1776 im Falkner=Schwamb vor Zeugen ausgesagt, er habe von M r : J a c o b Eppele gehört, „seine Frau sey einsmals mit weinenden Augen nach Hause gekommen und habe geklagt, daß der Pfrr. Voigt Ihr mit offenen Hoosen nach gelauffen und sie zur Hurerey nöthigen wollen." 1 D a nun eine solche Außage Seel und Seligkeit, zeitliche und ewige Verantwortung vor menschlichen und Gottes Richterstul betrift und weil im Sirach Cap: 19, vom 6 bis 15 Vers stehet, man soll nicht alles gleich glauben was man hört, weil die Leute gerne lügen, und das güldene A.b.c. auch sagt: richte nicht so fort, höre erst des andern W o r t ; 2 so achte ich es für billig, meinen ehemaligen sonst lieben Freund J a c o b Eppele und seine Frau erst vor Gott und auf Ihr Gewißen zu fragen 1) hat M r : Eppele oder seine Frau solches jemals zu Henrich Meier oder zu einigen Menschen gesagt? Wenn das nicht geschehen ist, so fält die Schuld auf Henrich Meier, oder einigen Menschen, der sowas außaget. 2) solte es aber M r : Eppele oder seine Frau zu Henrich Meier oder sonst jemanden gesagt haben und noch darauf bestehen, so frage ich, ob sie es gut machen oder gesetzmäßig beweisen können und wollen. 3) Antworten sie ja, sie können und wollen es gesetzmäßig beweisen, so kan es nicht anders als in öffentlichen Courts untersucht und entschieden werden, und sie müßen es entweder mit unverwerflichen Zeugen beweisen, oder mit Eidschwüren gut zu machen suchen, und also Ihr theurestes Pfand, Seel und Seligkeit, Namen und Ehre dafür verpfänden. Dabei wohl zu bedencken was unser Herr als Richter der Lebendigen und der Todten sagt: was hülffe es dem Menschen, wenn er die gantze Welt gewönne und lidte Schaden an seiner Seele! 3 Fürchtet euch für den, der Leib und Seele verderben kan in die Hölle. 4 4) Und gesetzt mein lieber Freund Eppele, es wäre so, daß ers dem Henrich Meier so gesagt, und er wolte sichs getrauen, vor dem Gerichte gut zu machen, so fält er selber in Schuld und Strafe, denn der Hehler ist so gut wie der Stehler. Solche Sachen gehören zu Actions against the Kings Peace, und müßen gleich angegeben werden so bald sie geschehen sind. Wenn es aber erst Jare lang hernach angegeben wird, so wird derjenige gestraft, der es gewust und
Nr. 667/668/669
10. 1./12.1./12., 13. 1. 1776
715
nicht am rechten Orte angebracht hat. Es wird auch eine solche Beschuldigung im Gericht und von der Jury scharf untersucht und nach allen Umständen genau geforschet und gar leicht ausgefunden wenn es keinen rechten Grund hat und nur aus H a ß und Neid herrühret und dann fält man selber in die Grube, die man andern gegraben hat, 5 und bringet auf sich selber und Kindes» Kinder einen Schandfleck und Fluch! Er muß mirs daher nicht verdencken mein ehemaliger lieber Freund Mr: Eppele, daß ich eine deutliche Antwort 6 ohne Verzug auf folgende 2 Fragen verlange und erwarte: 1) hat Mr: Eppele oder seine Frau dem Henrich Meier so gesagt oder nicht? 2) Wenn er oder sie dem Henrich Meier so gesagt, so antworte er mir, ob er und seine Frau solche Sache gesetzmäßig vor Gerichte beweisen, oder gut machen können und wollen? Mehr verlange ich dieses mal nichts, sondern schließe und wünsche Ihm und seiner Familie zeitlich und ewige Wolfart. Philad: d. 12 Januar 1776.
Abschrift 1 2
3 4 5 6
von Mühlenbergs
Hand im Tagebuch
Henrich Mühlenberg sen:
in PM 95 Λ Nr. 14 1774 -75
S. 720 - 723.
Vgl. Nr. 667. Der Merkvers ist eine Wiedergabe von „ a u d i a t u r et altera pars". Z u r Verbreitung deutscher ABC-Bücher in Pennsylvania vgl. Klinefelter. Vgl. auch Wander Bd. 3 Sp. 1668 f. Vgl. M k 8,36. Vgl. M t 10,28. Vgl. Ps 7,16; Spr 26,27; Pred 10,8 sowie Wander Bd. 2 Sp. 154. Diese blieb aus. Etwa ein Jahr später w u r d e M ü h l e n b e r g eindringlich gebeten, an einem Schiedsverfahren zwischen Voigt und Gemeindevertretern, in N e u h a n n o v e r teilzunehmen. Im Tagebuch zum 20. 1. 1777 teilt er dazu unter anderem mit: „Ich meines Teils halte d a f ü r daß keine grobe Mißetat auf H . Voigt gerichtlich bewiesen werden könte, und was die letztere grobe Beschuldigung beträfe, so hätte ich ja den M r : Eple schrifftlich, freundlich und scharf belanget, ob er dergleichen vor Gerichte beweisen k ö n t e und wolte? aber bis d a t o noch keine A n t w o r t von ihm b e k o m m e n . " (AFrSt IV Η 23 b S. 25 [davon Abschrift f ü r H D , archiviert in P M 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 85]; vgl. Tappert III S. 8, der den N a m e n irrtümlich mit „Eigner" wiedergibt.)
669. An [J. L. Voigt]
Philadelphia,
12./13.
1.1776
S[alvo] T[itulo] Bedauernswürdiger Herr Bruder! Ich habe Ihren betrübenden Brief vom 10 Januar: a[nni] c[urrentis] 1 erst heute Abend bekommen, und der Mann will schon Morgen frühe wieder absetzen, also ist mir die Zeit zu kurtz weitläuftig zu antworten. Mein Rath ist dieser 1) geben Sie die Schwamber Gemeine auf, weil das Übel immer ärger wird, melius est praevenire etc. Im M o d o procedendi wärend des Streits, haben Sie gefehlt, wie wir alle, und insonderheit ich, fehlen. Wieder den Strom können wir nun nicht schwimmen, können uns nicht auf dringen. Wenn Ihr
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Die Briefe des Jahres 1776
Gewißen von der That der Übeln Nachreden frei ist, wie ich glaube; so nemen Sie getrosten Abschied und sagen öffentlich, daß Sie Gott dem rechten Richter 2 alles heimstellen wolten, weil sie sähen, daß alle Anschläge und Bemühungen dahin abzielten, daß sie Ihrer gerne los seyn mögten, und wie es billig, solten sie Ihnen Ihr rückständig Salarium abtragen. Übrigens heißt es nach Christi Lehre: segnet, die euch fluchen, thut wohl, denen die euch haßen, bittet für die, so euch beleidigen etc. 3 2) In Courts Händel laßen Sie sich ja nicht ein, wegen solcher Satanischen Stänckereien. Cessante causa etc. 4 Prov. 20,14 böse, böse wenns feil geboten wird etc. es kläret sich nach und nach von selbst auf. 3) Geben Sie Ihre Haushaltung in Neuhannover auf, bedienen der "Weile die übrigen Gemeinen in Providenz, Peikstown etc. Ich habe des Jacob Schracks ehmalig Haus gekauft zum Nothfal, 5 da soll Ihnen Logis zu Dienste stehen, und von da aus können Sie die übrigen Gemeinen bedienen, und vielleicht leiste ich Ihnen darinnen mit meiner kleinen Familie Gesellschaft. V[olente] D[eo]. Die Haushaltung lediger Prediger mit jungen läppischen Mägtgens ist nicht rathsam: Vestigia me terrcnt. 6 4) den beigelegten Brief an Jacob Eppele, 7 belieben Sie zu versiegeln, wenn Sie ihn gelesen, und wenns nöthig, den Ältesten communicirt haben. Wenn keine sichere Gelegenheit, so solte man ihn per Express schicken, um baldige Antwort 8 zu bekommen. Übrigens empfele Sie Dem, der erretten kan und will, alle die zu ihm treten! 9 Nebst hertzl. Gruß von den Meinigen bin Dero Diener Mb. Philadelphia Nachts zwischen d[em] 12 und 13ten Januar: 1776. 1 0 Abschrift
von Mühlenbergs
Hand
im Tagebuch
in Ρ Μ 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 719 f.
= N r . 667. Vgl. Ps 7 , 1 2 ; 9,5. 3 Vgl. M t 5 , 4 4 ; Lk 6 , 2 7 f. 4 Z u ergänzen: cessat effectus. Wenn die Ursache wegfällt, entfällt auch die Wirkung. 5 Vgl. Nr. 666. 6 Die Spuren schrecken mich. Vgl. H o r a z , Episteln 1,1,74 f., der sich auf Asops Fabel v o m L ö w e n und dem Fuchs bezieht. - Voigt sah sich mehrfach übler Nachrede ausgesetzt; vgl. Nr. 5 0 6 ; Nr. 5 0 7 und Nr. 6 1 7 . 7 = Nr. 668. 8 Vgl. Nr. 6 6 8 Anm. 6. ' Vgl. die dritte Strophe des Kirchenliedes „Jesus Christus unser Heiland" von Martin Luther. 10 Für die Zeit bis zum 7. 3. 1776 ( = N r . 670) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Jan: 14 ... Empfieng Briefe aus Savanna, und Eben Ez: p[er] Cap: Bunner." ( P M 9 5 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [25]; vgl. Tappert II S. 7 1 5 ) . (2) „Jan: 16. schrieb Briefe nach Williamsburg in Virginia." ( P M 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [25]; vgl. Tappert II S. 7 1 5 ) . 1
2
(3) „Jan: 3 1 . Empfieng ein Schreiben von einem M[edicinae] Doct[or] aus E u s t a t i a . " (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [25]; vgl. Tappert II S. 7 1 5 ) . (4) „Febr: 2. Schrieb Briefe nach Reading, und Virginia." ( P M 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [25]; vgl. Tappert II S. 7 1 5 ) . (5) „ M e r t z 1. Schrieb Antworten nach Virginia." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [28]; vgl. Tappert II S. 716).
Nr. 669/670
670. An [Ch. E. und Ε. Ε. Schultze]
12., 13. 1./7. 3. 1776
[Philadelphia,
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7. 3. 1776]
Geehrter S.T. Geliebte Kinder, Weil eben die Frau Schäferin aus Heidelberg Town die Granny 1 vorspricht und unsere Correspondence ein Zeitlang her wegen Winter Witterung sparsam gewesen, so wolte die Gelegenheit nicht versäumen ein paar Zeilen mit zu schicken. Wie die Granny sagt, so sind unsere lieben Kinder und Enkelgens bis her noch wohl gewesen Gott sey dafür gepriesen! Daß der kleine Henrich 2 nunmehr lauffen kan, ist uns vergnügt zu hören, und noch vergnügter daß mein Geliebter Herr Collega 3 noch munter und vor kurtzem erst in Schäfers Städtlein [Heidelberg] gewesen, wie die Frau sagt. Der gütigste Gott wolle Sie gestärckt erhalten, zum Besten unsers kleinen Gantzen, deßen Theile und insonderheit zum Trost der lieben Familie! Bei aller Pflege, die uns 2 alten die gütigste Vorsehung diesen Winter aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmhertzigkeit, ohne alle unser Verdienst und Würdigkeit4 angedeihen laßen, nehmen doch unsere Leibes= und ohne dem schon kleine Gemüts=Kräfte mercklich ab. Die Mama ist den gantzen Winter durch nicht aus dem Hause gekommen, und wenn ich etwa ein paar Straßen lang gehe, so verliere den Othen [Atem]. Was wunder, daß es im Alter am Othen fehlt, wenn man in der Jugend zu viel Wind gemacht. Ach Gott, wir bitten durch Christi Blut, machs nur mit unserm Ende gut! 5 Aus London und Halle habe lange nichts mehr gesehen oder gehört wie gar keine Gelegenheit, wenigstens keine sichere mehr gewesen. Die Krieges Umstände scheinen immer gefärlicher zu werden6 und die Prüfungen näher zum Ziel zu rücken. Der Herr wolle uns mit Maßen züchtigen und nicht gantz aufreiben! 7 Am 10 Febr: kam Friedrich mit seiner Frau und Kindern in harter Witterung hier an. 8 Am 13. Febr: ritte er in Gesellschaft seines Bruder Henrichs und Schwager Küchers nach Providence, um das Plätzgen9 etc. zu sehen, und kamen am 14 Febr: in tiefen Wegen wohl beklatert 10 heim. Am 18 Febr: predigte er Vormittags in Zion und Abends in Michaelis. Montags den 19 Febr: wonete er der feierlichen] Procession zum Gedächtniß des vor Q[uebec] gefallenen theuren Generals Montgomery] 1 1 mit bei; und am 21 Febr: reisete er allein wieder zurück nach Neuyork, und kam nach 3 Tagen von einer mühsamen Reise daselbst an. Weiber und Kinder sind meist aus Neuy[ork] geflüchtet, ausgenommen die Armen, die nirgends hinwißen. Unsere Prov[inz] Truppen unter G[eneral] L[ee] 12 sind sehr beschäftig, Schantzen und Brustwehre aufzuwerffen etc. Die 2 großen Kriegsschiffe liegen nicht mehr so nahe vor der Stadt. 13 Von Joh[ann] Pet[er] habe seit dem 23 Dec: a[nni] pr[aeteriti] weiter keine Zeile erhalten, ob ich wol in diesem Jare schon 3 mal an ihn geschrieben. 14 Das arme Virg[inia] mögte wol zwischen 2 harte Steine geraten, weil sich von der Seeseite die Donnerwolcken häufen, 15 und von der andern Seite die Heiden mißvergnügt, wie es heißt, und trotzig werden. 16 Des weiland Mr: John Weisers 17 und Vater Kreuter 18 Söhne aus Tolp[ehoken] haben uns
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Die Briefe des Jahres 1776
einmal besucht. Die Jungen Leute thun recht, daß sie für ihre von Gott verliehene und angeborne Freiheit streiten wollen. Die beigelegten Piecen, 1 9 geben in mannigen Umständen einigen Aufschluß von den jetzigen Gesinnungen der Menschen. Die Oration wurde in der neuen reformierten] Kirche 2 0 gehalten. Die sonst räumliche Kirche konte nicht den 3ten Theil derer enthalten, die auch gern gehöret hätten. Wegen des andern Tractaetl[eins] im Engl. Common Sense genant, sind 2erlei Parteien die pro und contra in den Engl. Zeitungen federfechten. Der alles regierende Gott, der das Universum Systema und so wol den Plan des Gantzen als aller Theile vor sich hat und einsiehet, wird es nach seinem allerweisesten Rath und besten Willen machen, wie es ausfallen soll. Er hat noch niemals was versehn in seinem Regiment: 2 1 Befiel dem Herrn deine Wege und hoffe auf Ihn etc. 2 2 Gestern d 6 Mertz habe ich von H. Kühl T r e a s u r e r ] 2 3 für Sie mein Werthester H. Collega 6 £ Interesse vom verfloßenen Jare eingenommen, welche zu Dero beliebigen Bestimmung und Ordre parat halten werde. H. Kuntze, Henrich, 2 4 und ihre Familien, wie auch Friedrichs Frau, 2 5 M a m a und übrige grüßen allesamt hertzlich und empfelen samt mir Sie der Gnade und Schutze Gottes in Christo! Verharrend: H. Mühlenberg P:S. Mstr: Andreas Burghard und Mstr: Folck 2 6 haben in voriger Woche eine Reise angetreten nach Williamsburg und gedenken auch von da den Peter zu besuchen. 27
Photokopie des Originals in der American Philosophical Family Papers 1769-1866. BM 891. 1 2
3 4 5
6
Society, Collection
803,
Muhlenberg
= G r o ß m u t t e r , „ O m a " ; wahrscheinlich nur umgangssprachlich gemeint. Enkel M ü h l e n b e r g s ; in T h e Weiser Family ist nur A n n a M a r i a M a r g a r e t t a Schultze (geb. 26. 8. 1774) nachgewiesen. Christoph Emanuel Schultze. Vgl. Luthers Kleinen Katechismus, die Erklärung des 10. G e b o t s ; B S L K S. 5 1 1 Zeile 4 f. Vgl. den Kehrvers des Kirchenliedes „Wer weiß, wie nahe mir mein E n d e " von Ämilia J u l i a n a Reichsgräfin von Schwarzburg-Rudolstadt (1637 — 1706). Seit Anfang 1776 vermehrte sich die Bedrohung Philadelphias vom D e l a w a r e her. M ü h l e n b e r g notiert dazu im T a g e b u c h : „Vom 6 bis 9 M e r t z waren 2 Krieges Schiffe schon so weit auf der Revier D e l a w a r e avancirt, daß sie nur noch 2 0 Engl. Meilen zur Stadt hatten. Die Philadelphische Galeeren oder Ruder B o o t e , da jedes eine C a n o n e führet, wurden ihnen entgegen geordert, und gerieten mit ein ander ins Gefechte, bei 2 Tage und Abende hinter ein ander, so daß man ihre C a n o n e n S c h ü ß e laut genug hören und zälen k o n t e , welches einen Aufruhr und Lärm in der Stadt verursachte. Was fliehen k o n t e , das flüchtete aus der Stadt, besonders begüterte Familien, Weiber und Kinder, und die Straßen waren so voll von Wagen, Chaisen und K ä r c h e n , daß sie einander k a u m aus weichen k o n t e n . " ( P M 95 A Nr. 16 1775 — 7 6 S. 25; vgl. Tappert II S. 7 1 9 ) . Die von M ü h l e n b e r g beschriebenen ersten Kampfhandlungen fanden allerdings erst vom 6. bis zum 9. M a i 1775 statt. D i e beiden Kriegsschiffe waren die „ R o e b u c k " ' unter Captain Andrew H a m o n d und die „ L i v e r p o o l " unter Captain Henry Bellew. Vgl. J o h n W. J a c k s o n , T h e Pennsylvania Navy, 1775— 1781: T h e Defense o f the Delaware, N e w Brunswick, N . J . 1974, S. 3 5 —57. I m Dezember 1 7 7 5 hatten die amerikanischen Truppen Q u e b e c nicht erobern k ö n n e n , belagerten die Stadt a b e r noch bis Anfang M a i 1776; in B o s t o n standen
Nr. 6 7 0 / 6 7 1
7 . 3 . / 1 0 . 3 . 1776
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sich Briten und Amerikaner gegenüber, wegen starker Regenfälle kam es nicht zur Schlacht, die Briten evakuierten Boston M i t t e M ä r z 1776; in N o r f o l k , Va. brachen Anfang Dezember 1775 bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen „ P a t r i o t e n " und „Loyalisten" aus, die Stadt wechselte mehrfach die Besatzung und wurde im F e b r u a r 1776 völlig zerstört. — Im Kontinentalkongreß in Philadelphia begannen sich seit M ä r z 1776 die Befürworter der Unabhängigkeit durchzusetzen, zum Beginn des Jahres wurde dies als Ziel noch verworfen. A m 10. 1. 1776 war T h o m a s Paines radikale Schrift „ C o m m o n S e n s e " a n o n y m erschienen und w a r b erfolgreich für die Idee der völligen Unabhängigkeit von England; vgl. Nr. 671 A n m . 7(1). 7 8 9 10 11 12
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Vgl. J e r 10,24. Aus New Y o r k , w o er seit 1773 die hochdeutsche Gemeinde versorgte. Mühlenbergs neuer Wohnsitz in Providence; vgl. Nr. 6 6 6 . = beschmutzt, elend. Vgl. Nr. 671 A n m . 7 ( 1 ) . Charles Lee (1731 - 1 7 8 2 ) ; Teilnehmer am French and Indian War, von 1763 bis 1773 abenteuerliche Karriere in E u r o p a , dann R ü c k k e h r nach Amerika und energischer Verfechter der Unabhängigkeit. Seine militärtheoretischen Kenntnisse hatten bedeutenden Einfluß a u f die Überlegungen zum Aufbau der K o n t i n e n t a l a r m e e ( H i g g i n b o t h a m , S. 46 f., 89). Im Juni 1775 wurde er zum G e n e r a l m a j o r ernannt und spielte im weiteren Verlauf der militärischen Auseinandersetzungen eine eigenwillige und undurchsichtige R o l l e . Ein Kriegsgericht suspendierte ihn im S o m m e r 1778 für ein J a h r vom Dienst, der K o n g r e ß entließ ihn im J a n u a r 1780 aus der Armee. — Anfang des Jahres 1776 w a r er mit der Befestigung der Stadt N e w York beauftragt, von M ä r z bis O k t o b e r überwachte er die Verteidigungsmaßnahmen in den südlichen Kolonien. Siehe Anm. 6. N i c h t zu ermitteln; vgl. Nr. 6 6 9 A n m . 10. Gestützt auf die britischen Seestreitkräfte überfiel L o r d D u n m o r e , Gouverneur von Virginia, nach den Kämpfen um N o r f o l k (Anm. 6) die Küstenregionen der Kolonie. Er hoffte, Virginia wiedergewinnen zu k ö n n e n , mußte sich a b e r M i t t e des Jahres nach N e w York zurückziehen. Im O k t o b e r 1 7 7 5 hatten Unterhändler der Provinz Virginia den Vertrag von Pittsburgh ausgehandelt, der die Neutralität der Indianer nördlich des O h i o versprach; erst das J a h r 1777 brachte die von M ü h l e n b e r g befürchteten Überfälle an der Siedlungsgrenze von Virginia. Vgl. C a p p o n S. 4 4 Karte 2 und S. 4 5 Karte 6 und 8. J o h a n n Friedrich Weiser, H a l b b r u d e r von M ü h l e n b e r g s Schwiegervater? Andreas Kreutzer. Die im folgenden angesprochene R e d e W i l l i a m Smiths und eine deutsche Übersetzung von T h o m a s Paines C o m m o n Sense; vgl. Nr. 6 7 1 A n m . 7 ( 1 ) . Die am 1./2. 5. 1774 feierlich eingeweihte Kirche; vgl. Glatfelter I S. 4 1 7 . Vgl. die 17. Strophe des Kirchenliedes „Ich singe Dir mit Herz und M u n d " von Paul Gerhardt. Vgl. Ps 3 7 , 5 . Friedrich Kühl, Schatzmeister der St. Michaelis- und Z i o n s k o r p o r a t i o n . G o t t h i l f Heinrich Ernst M ü h l e n b e r g , dritter Prediger in Philadelphia. C a t h a r i n a , geb. Schäffer, mit Friedrich August C o n r a d M ü h l e n b e r g verheiratet. Friedrich F o l c k , wie Burghard Glied der philadelphischen Gemeinde. Für die Zeit bis zum 10. 3. 1776 ( = Nr. 6 7 1 ) erhalten wir aus den Tagebüchern M ü h l c n b e r g s folgende I n f o r m a t i o n über seine Korrespondenz: „ M e r t z 8. Schrieb Briefe für eine arme W i t w e an ihre Kinder in M a r y l a n d . " ( P M 9 5 A N r . 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [28]; vgl. Tappert II S. 716).
671. An [E. Physick]
Philadelphia, 10. 3. 1776
Hon r d Sir, 1 The Conditions of our Hon b l e Proprietor and Governor 2 You were pleased to relate to me on the Evening of the 8th Day of March a[nni] c[urrentis] viz.
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Die Briefe des Jahres 1776
1) that a front Piece of the Land on Wine street 140 feet deep should be reserved for the Honble Proprietors to be laid out in Lots upon Ground rent. 2) that our Society should have the Preference for taking up the said Lots. 3) and that the Rest of the Land amounting to about 3 stores should be granted to our Society for the Sum of five hundred Pounds Currency in Fee simple. I laid before our Vestry-men and Wardens, who after some Deliberations Resolved 1) that being in Distress for Want of a burial Place3 and Church they could not do otherwise than to accept the Offer with humble Thanks on the following Terms and Conditions viz. 2) to pay unto the HonbIe Proprietors within twelve Months after the Date of the Grant, five hundred Pounds Currency. But thinking people of our Society seem at a Loss to find out in what instance we might have misbehaved or displeased our Honble Proprietors within 33 Years, observing that Gifts and free Grants have been bestowed on several Societies in this City, except on us, the Lutheran Society, tho' we are conscious, that we were always foremost to lent a hand and Vote when Necessity required against undermining Parties as for instance when they were buisy with an untimely Change of Government etc. 4 3) we humbly hope our HonbIe Proprietors will be pleased to give and grant in the Bargain to our Society a Lot of the said reserved Piece in Front on Wine street for a Schooland Parsonage House and let it be recorded, that our Lutheran Society shall have the Preference and first Offer for the rest of the front Lots, either to buy or to take them upon Ground rent when peacable times should succeed the present gloomy ones;5 so that we might at least have some Donation in Record to our Posterity gratefully to Acknowledge.6 Such a donation would rather encrease then decrease the Interest for I know the Custom of our well meaning Germans by Experience: where ever they find Churches, School- and parsonage Houses, there they flock together and strife to settle and turn by Industry Desarts in fruitful Gardens.
Philadelphia March 10th 1776. 7
Your Worship's h[umble] servant H. Mb. in Behalf of the Vestry-men and Wardens.
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in AFrSt IV Η 23 b S. 6 9 - 72 (davon für HD, archiviert in PM 9 5 Α Nr. 17 1775 - 77 S. 29).
Abschrift
' Edmund Physick; Treuhänder des Pennschen Besitzes in Pennsylvania. 2
John Penn; zum Vorgang vermerkt Mühlenberg im Tagebuch (unmittelbar vor dem Brief an Physick): „Wir überließen den vornemsten Beamten Esq. Ph[ysick] und er versprach so viel möglich, die Sache dem H . Gouv: zu erleutern, k a m auch a m 8 ,en Mertz zu mir und sagte, der H. Gouv: ließe sein Kompliment an unsere C o r p o r a t i o n vermelden und folgende Bedingungen vorschlagen 1) weil das Stück Land an einer Seite auf eine offene Straße stieße, so wolte er die Seite 140 Fuß tief behalten, und solche mit der Zeit ausleihen zu Hausplätzen für Grundzinse, doch solte unsere Gemeine das erste Recht haben, die Plätze für järliche Grundzinse zu besitzen 2) Wenn bemeldte Front abgemessen, so solte unsere Gemeine das übrige Stück, welches noch
Nr. 671/672
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10. 3./20. 3. 1776
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über 2 Acker [d. h. acres] betrüge zum Auskauf haben für 500 £ Curr[ency] und järlich 5 Schillinge quitrente. Am 9 Mertz legte ich obige Botschafft unsrer Corporation vor. Sie waren alle froh, und wünschten freilich, daß bemeldte Front hätte dabei bleiben und nicht abgeschnitten werden dürffen. Die 500 £ Curr: achteten sie nicht zuviel. Sie verlangten alle einmütig, daß die Bedingungen eingegangen werden solten. Doch mögte ich versuchen, ob der H. Gouv: nicht einen Platz an der abzuschneidenden Fronte zu einem Pfarr- und Schulhause in den Kauff schencken wolte?" Vgl. Nr. 597; Nr. 598; Nr. 662; Nr. 663 und Nr. 664. Mühlenberg spielt auf die Wahl 1764 an, als die Deutschen in Pennsylvania mit Heinrich Keppele zum ersten Mal einen eigenen Abgeordneten in die Assembly wählten; vgl. Bd. III Nr. 323 Anm. 15. In dieser Situation hatte er die Charter für die St. Michaelis- und Zionskorporation erwirken können; vgl. Bd. III Nr. 345. Vgl. Nr. 670 Anm. 6. Im Anschluß an den Brief notiert Mühlenberg im Tagebuch: „Nach diesem conferirte Esq. Ph[ysick] noch 2 mal mit Abgeordneten von unsrer Corporation, und vermeldete, daß der Herr Gouverneur unserm Begeren nach 80 Fuß breit und 140 Fuß lang oder tief von seiner reservirten Fronte zum Pfarr= und Schulhause schenken wolte, und gab uns im Monat April a[nni] c[urrentis] eine Vollmacht, das bestimmte Land ausmeßen zu laßen und wir verpflichteten uns innerhalb Jares Frist die 500 £ und järlich von dem Begräbniß=Platz 5 Shill. und von dem Schul» und Pfarrhaus Lot [Grundstück] 5 Shill als Quitrente zu bezalen. Ich rieth deswegen die Bezalung auf Jares Frist zu bedingen, weil man in den verworrenen Krieges Zeiten noch nicht weiß, wer Koch oder Keiner seyn oder bleiben werde, damit mans nicht etwa 2 mal bezalen dürffte. Wer heut zu Tage mit Leuten aus der sogenannten großen Welt und ihrem erhöheten Geschmack was zu schaffen haben muß, der findet noch eben solche moralische Beschaffenheit wie Jeremias zu seiner Zeit Cap: 5,4 = 6. ,Der arme Hauffe ist unverständig Die Gewaltigen haben das Joch der höhern Religion zerbrochen und die Seile der natürlichen zerrißen. Die Folgen stehen im 6ten Vers. Darum wird sie auch der Löwe etc.'" Für die Zeit bis zum 20. 3. 1776 ( = Nr. 672) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mertz 10 ... sandte ein Paquet mit der gedruckten Oration des H. Dr: Smiths, und einem Pamphlet genant: Gesunde Vernunfft, nach Tolpehacken an Η. P. Schultz [ = Nr. 670]." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [28]; vgl. Tappert II S. 716). Zum Anlaß der Rede Smiths vgl. das Tagebuch zum 19. 2. 1776. Der Titel lautet: „An Oration in Memory of General Montgomery, and of the Officers and Soldiers, who fell with Him, December 31, 1775, before Quebec; drawn up (and delivered February 19th, 1776.) At the Desire of the Honorable Continental Congress. By William Smith, D.D. Provost of the College and Academy of Philadelphia." (Evans Nr. 15084-15087). „Gesunde Vernunfft" ist die deutsche Übersetzung von Thomas Paines „Common Sense"; vgl. Germanica-Americana I S. 212 f. Nr. 490. (2) „Mertz 11. Empfieng Briefe aus Virginia und Maryland." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [28]; vgl. Tappert II S. 716).
672. An [J. L. Voigt]
Providence,
20. 3. 1776
Providence d: 20 Mertz 1776 W[ohl] Ehrw[ürdiger] Η Pastor geliebter Η. Amts=Bruder: Ohne zu wißen daß so tiefer Weg war, machte mich mit einem Stage Wagen 1 auf die Reise, nam eine zur Haushaltung sehr geschickte, betagte und verständige Witwe mit, und kamen innerhalb 2 Tagen, nemlich Montag Nachmittags hier in Providence an, ließ unser neulich erkauftes Haus keren und waschen, so, daß es für menschliche Wonung dienen mögte; ob wir wol
Ill
Die Briefe des Jahres 1776
noch gar keinen Hausrath, ja nicht so viel als einen Teller oder Löffel mit gebracht und bei Nachbarn Nachtherberge und Narung suchen und nemen müßen. 2 Der Wage fuhr gleich wieder zurück, und Reiten ist mir fast unmöglich, sonst wäre ich zum Besuch zu Ihnen hinauf gekommen. 3 Weil nächsten Sontag hier weder unsrer noch reformirter Seits Gottes=Dienst bestimmet ist, so habe versprochen g[eliebts] G[ott] wenns die Witterung erlaubt, hier vormittags deutsch und Nachmittags Englisch zu predigen. Wenn es Ihnen nicht beschwerlich wäre, so wolte bitten, ob Sie mich besuchen mögten hier in Providence, entweder wenn Sie den Gottes=Dienst über der Schulkiel 4 verrichtet, oder ehe Sie dahin reiten? Wie sichs am besten für sie schicket; denn ich gedenke erst heute über 8 Tage i[d] e[st] d. 27 Mertz von hier wieder heim nach Philadelphia zu reisen. Was ich eigentlich dismal zu conferiren haben mögte, das will vor aus zur Überlegung melden 1) ich mercke nach meiner wenigen Einsicht aus dem Zusamenhang, daß es weder zur Ehre Gottes, noch zur Erbauung der Gemeine, noch zum Besten Ihres Amtes und Characters gereiche, wenn Sie die zerrüttete und jämmerlich zerspaltete so genante Gemeine im Schwamb nicht aufgeben. 2) Denn es ist Ihnen nicht mehr möglich ohne außerordentliche Wunder die Wunde zu heilen und Einigkeit her zu stellen. 5 Ich finde keine hinreichende Gründe in unsers Herrn und Heilandes und seiner Apostel Lehre, daß man sich einem Volcke aufdringen solte, wenn sie es nicht haben wollen, sondern von sich stoßen 3) Solte die Sache an unsere Hochwürdige Väter gelangen; so würden sie es gewiß misbilligen, daß nicht bei Zeiten wie ich gleich anfangs rieth, 6 eine Veränderung oder Wechsel getroffen. Ich finde in alten und neuern Theologische Bedencken, Pastoralien etc. etc. daß man weichen und sich nicht auf dringen solte, zumal in solchen Umständen, da die Continuation immer mehr Schaden als Erbauung stiftet. Es wird viele Zeit, Leiden, Gedult, Bitten und Flehen kosten, ehe jemand die Gemeine auch nur äuserlich etwas wieder in solche Vereinigung und Ordnung, wie sie in den erstem Jaren Dero Amts war, bringen werde. Denn es kan in einem Jare mehr verfallen, als in 10 oder 20 Jaren gut gemachet worden. Ich bin gantz außer Stande und Vermögen geliebten Herrn Amts=Bruder und die Schwamber Gemeine miteinander wieder zu vereinigen. Denn es ist keine Verfolgung, die Sie gantz um Christi und der Gerechtigkeit willen leiden, 7 wie ich schon oft erinnert, daß Sie im M o d o procedendi gefehlt, woraus der Satan das Ärgerniß gebrütet, ausgebreitet und nun gewonnen. 8 Wir solten auch den Schein vermeiden, weil das gemeine Volck gar zu leicht Ärgerniß nimt, wenn nur der geringste Anlaß von ferne dazu gegeben wird. 4) So viel ich verstehe, sind wol die mehrsten Glieder unsers Rev: Ministerii der Meinung, daß es am rathsamsten gewesen wäre, wenn gel. H. Amts=Bruder die Schwamber Gemeine ohne Verzug schon längst aufgegeben hätte. Es scheinet aber als ob 2erlei Umstände die Sache schwer machen a) Sie gel[iebter] Br[uder] dencken, dann falle der Schimpf gantz auf Sie, als ob Sie schuldig wären. Ich bin aber der Meinung nicht, sondern weiß aus Erfarung, daß sich der Sturm eher legt, und die Warheit eher wieder empor komt, wenn die brausenden Affecten sich setzen b) es thut Ihnen wol wehe
Nr. 672
20. 3. 1776
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das Wonplätzgen zu verlaßen; aber ein trocken Stück Brodt im Frieden schmekket wol beßer als ein gemästeter Ochse im Streit; 9 und wie können wir mit gutem Gewißen von einer Gemeine was Leibliches erndten, wenn sie von uns das Geistliche nicht wollen säen laßen? 1 0 Zumal hier im Lande, wo Älteste und Vorsteher gleichsam das Jus Patronatus und plurima Vota der Gemeinen jus vocandi haben. Solte Ew: W : Ehrw. denn etwa gesinnet seyn da zu bleiben und das äuserste zu erwarten so werde ich hoffentlich vor Gott und unsern Vätern nicht schuldig erkant werden, wenn die sonst erste Gemeine 1 1 gantz zu Trümmern gehet, sich selber von unserm vereinigten Ministerio los machet, mit selbst gelauffenen Predigern 1 2 ein laßet, und Sie mit Gewalt verstoßet. Ich habe des wegen in meinem Vorhergehenden 1 3 gesagt: melius est praevenire etc. und aus hertzlicher Meinung Ihnen einen Aufenthalt in diesem neulich gekauften Hause angeboten, und biete es nun noch einmal von Hertzens=Grunde an, zumal nun, da eine redliche betagte Witwe geschickt und bereit ist /: nicht zum Heiraten, sondern :/ Ihnen für mäßige Belonung Haus zu halten, und Sie so zu verpflegen, wie es unser hiesiger Prediger Stand und Salarium apostolicum ertragen will. Sie könten von hier Providence, Peikstown und auch zur Noth Potsgrove bedienen bis auf andere Einsicht, und wenn ich noch so viel Leben und Kräfte übrig behielte, wolte mit göttlicher Hülfe von hier aus den Schwamb so viel möglich besuchen und versuchen, ob die Wunde noch einiger maßen zu heilen, und Ew W. Ehw: Character aus dem finstern Gewölcke wieder erhellet werden mögte? Dieses ist mein äuserstes was ich rathen kan, worauf eine kurtze schriftlich oder mündliche Antwort 1 4 ausbitte und indeßen verharre Dero D[iener] M b . 1 5
Abschrift
von Mühlenbergs
Hand
im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S.
730-734.
= Postkutsche, von engl, stage coach. Mühlenberg meint einen (bequemen) Reisewagen im Unterschied zu einem Frachtwagen. 2 Zum Kauf vgl. Nr. 666, zum Aufenthalt Mühlenbergs ausführlicher die Tagebuchaufzeichnungen in PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 739 - 745; AFrSt IV Η 23 b S. 8 3 - 9 3 ; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 3 3 - 3 6 und Tappert II S. 716 - 720. 3 Nach New Hanover (Falckner Swamp, Schwamb). 4 D. h. Pikestown. * Voigt war in seinen Gemeinden umstritten; vgl. Nr. 635 unter No. 7 Punkt 3) S. 603 f., Nr. 617 und Nr. 453. 6 Vgl. Nr. 617 S. 555. 7 Vgl. Mt 5,10. 8 Zum Vorfall vgl. Nr. 667; Nr. 668 und Nr. 669. 5 Vgl. Spr 15,17 und 17,1. 10 Vgl. 1 Kor 9,11. 11 Mit Providence und Philadelphia gehörte New Hanover zu den ersten drei vereinigten Gemeinden, die auf ihre Petitionen hin schließlich Mühlenberg als Prediger erhielten. Vgl. Bd. I besonders Nr. 8 und Nr. 9. 12 Vgl. Jer 23,21. 13 Vgl. Nr. 669. 1
724 14 15
Die Briefe des Jahres 1776
Vgl. Anm. 15(2) und Nr. 673. Für die Zeit bis zum 28. 3. 1776 ( = Nr. 673) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d 20 Mertz ... H. Streit brachte mir auch einen Brief von meinem Sohn Heinrich Mb: worin er berichtete, daß H. Pfrr: Kuntze am vergangnene [!] Sontage ohnmächtig auf der Kantzel worden und kranck zu hause gekommen, daß die Mama auch kräncker wie sonst wäre, und ich so bald als möglich heim kommen solte." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 741; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 88 f.; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 35; Tappert II S. 718). (2) „Mertz 22/23 Freitag und Sambstag ... Ich hatte einen Brief an H. Pfrr: Voigt geschrieben [ = Nr. 672] und darin gebeten, daß er mich hier in Providence zu besuchen belieben mögte. Der Brief, wie ich hernach hörete, war aber nicht richtig bestelt." (AFrSt IV Η 23 b S. 90; vgl. PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 35; Tappert II S. 718).
673. An [J. L. Voigt]
Philadelphia, 28. 3. 1776
Philad: Donnerstags d 28 Mertz WohlEhrwürdiger Herr Pastor, geliebter H. Amts=Bruder: Ich kam Montags d 18 Mertz a[nni] c[urrentis] mit einem Stage Wagen zu unserm Hause in Providence, 1 um es reinigen und so weit in Ordnung bringen zu laßen, daß es zu menschlicher Wonung füglich werden mögte. Die Wege waren so tief, daß ich mir nicht getrauete zu Ihnen zu gelangen; schrieb deswegen mein Anliegen an Sie und gab den Brief 2 an Mr: Peterman zur Bestellung, welcher mir aber sagte, daß er nicht eher Gelegenheit gefunden, den Brief abzugeben bis Sambstags den 23 Mertz. Ob nun der Brief zurecht gekommen, weiß ich nicht, weil darin eine mündlich» oder schriftliche Antwort ausgebeten, aber keine empfangen und gestern am 27sten Mertz mich wieder nach Philadelphia begeben müßen; maßen ich vernommen, daß H. Kuntze wieder kranck worden. Nachdem ich den Brief schon geschrieben und an Peterman abgegeben, kam der H. Mag: Streit zu mir von Easton und verlangte guten Rath wegen eines empfangenen Berufs aus Virginia zum Feldprediger Dienste. 3 Er wäre geneigt denselben anzunemen mit dem Beding, wenn ein Prediger von unserm Ministerio die Gemeinen in Easton und Greenwich 3 Meilen von einander, und die übrigen 2, eine 6 Meilen, und die andere 8 Meilen von Easton gelegen, bedienen wolte. Er fiel von selber auf S Τ Η. P. Voigt, und sagte, daß das Salar[ium] 100 £, die Gegend sehr gesund, die Lebens=Mittel wolfeil, und die Gemeine nicht so weit auseinander als Trapp, 4 Schwamb, s Peikstown und Potts Grove wären. Dieses scheinet meiner geringen Einsicht nach ein guter Winck zu seyn. Denn a) an eine Rückreise ins Vaterland ist in der jetzigen Krieges=Zeit 6 nicht zu gedencken, und auch keine Möglichkeit, b) in den Umständen zu bleiben sehe ich keinen andern als betrübten und schädlichen Ausgang, beides für das kleine Gantze und deßen geringe Teile, c) Mr: Streit ist bei wackern Leuten
Nr. 672/673
725
20. 3./28. 3. 1776
im Hause, hat seine eigne Stube, wo ihm Morgen» Mittags» und Abend»Brot gereichet, wo ihm seine Wäsche versehen, und vom Hauswirt auf selbiger Plantage sein Pferd gefüttert und gesattelt wird. Wenn das nicht beliebig, so behält der Prediger Freiheit sich selber einen Wonplatz zu wälen, wo sichs beßer schicket, wenn man erst in den Gegenden bekant ist. Ich kan nicht begreiffen, warum gel. H. Amts»Bruder noch ferner Neigung haben solten, so junge Dirnen zu Haushalterinnen zu halten, da doch daßelbe die erste Gelegenheit gewesen, woraus alle das Unglück und der Schaden etc. entstanden, 7 und noch ferner entstehen kan? Giebt es doch betagte, und zu dem Dienste tüchtige Witwen, wo bei kein Verdacht noch Argwon stattfinden. Wir sind ja von Gottes, unsrer Väter, der armen anvertrauten Seelen, unsers wichtigen Amts und eigenen Personen wegen verpflichtet auch so gar so viel möglich, den Schein zu vermeiden, und den Blinden keinen Anstoß zu geben. 8 Wenn wir Privat Personen wären, so hätte es nicht so viel zu bedeuten, und der Satan oder Diabolus, der so gern alles durcheinander wirft, würde nicht so leicht im Trüben fischen können. Ew: Wohl Ehrw: wißen selber wie leicht sich Argwon in dem natürlich melancholischen Temperament setzet, und wie schwer es zu vertilgen ist: Ex[empli] gr[atia]: Sie haben mich lange in Verdacht gehabt und vielleicht auch noch, als ob ich falsch gegen Sie wäre, 9 und als ob ich Sie von den Gemeinen gern vertreiben, und meine Söhne dahin bringen mögte, 1 0 kan Ihnen aber versichern, daß dergleichen nie im Sinn gehabt und auch noch nicht habe, ob es gleich scheinen mögte es sey so, weil ich nun das Plätzgen in Providence gekauft etc. Der Ausgang wird es zeigen, warum solches geschehen etc. Wenn denn bei Gelehrten, so gar auch Bekehrten noch die Schwachheit anklebt, daß man oft aus unrichtigen praemissis unrichtige Schlüße ziehet oder folgert, wie kan man es den Ungelehrten, meist sinnlich» und mechanisch Denckenden Leuten verdencken, wenn sie nach ihrem eigenen Gefül von den besten Predigern Argwon faßen, falsche Schlüße machen, und sie schuldig achten, wenn auch nur ein Schatten oder Schein vorhanden ist? Als ich gestern Abend heimkam, fand einen Brief von H. Streit aus Easton vor, 1 1 worin er berichtet, daß er mit den Gemeinen seines Orts gesprochen, und sie ließen bitten, daß S Τ. Η . P. Voigt einen Besuch bei ihnen thun, am Sontage nach Ostern id est den 14 April a[nni] c[urrentis] in Easton Gottes» Dienst halten mögte und an den folgenden Montage und Diensttage die übrigen Gemeinen zu besuchen. Die Sache des Besuchs läßt sich nicht wol länger aufschieben; und deswegen bitte ergebenst um eine positive Antwort 1 2 mit der aller ersten Gelegenheit, weil ich die Antwort nach Easton berichten muß — Dero D[iener] M ü h l e n b e r g " Abschrift von Mühlenbergs 1 2 3
Hand im Tagebuch
in PM 95 A Nr. 14 1774-75
S.
735-738.
Vgl. Nr. 666 und Nr. 672 Anm. 2. = Nr. 672. Zum 20. 3. 1776 notiert Mühlenberg im Tagebuch: „hatte Besuch von H. Mag: Christian Streit, der von Easton nach Philad: gereiset und von da zu mir gekommen, um mit mir zu conferiren,
726
Die Briefe des Jahres 1776
wegen eines Beruffs zum Feld=Prediger Dienst in Virginia. Er schiene geneigt den Dienst anzunemen, wenn seine 4 Gemeinen in Easton, Greenwich, Wilhelms Town und Truckenem Lande ihn los geben und wir gleich einen andern Prediger von unserm Ministerio in seine Stelle verordnen wolten. Wir gedachten an den Hn: Pfrr: Voigt, wenn sichs so fügen mögte, und beschloßen, daß H. Streit nächsten Sontag etc. seinen Gemeinen den Vorschlag thun und mir nächste Woche Nachricht davon geben mögte, damit ich hernach dem Η. P. Voigt desfals Vorstellung thun könte." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 740 f.; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 88; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 34 f.; Tappert II S. 718). 4 = Providence. 5 = New Hanover. 6 Vgl. Nr. 670 Anm. 6. 7 Vgl. Nr. 617; Nr. 667; Nr. 668; Nr. 669 und Nr. 672. 8 Vgl. 3 Mos 19,14. 9 Mühlenberg war der Meinung, Voigt fühle sich zurückgesetzt, weil er seine Tochter Eva Elisabeth nicht zur Ehe mit ihm bewegen konnte und wollte. Sie heiratete später Christoph Emanuel Schultze. Vgl. Bd. III Nr. 442 S. 642. 10 Vgl. Nr. 617 S. 555. " Nicht erhalten; siehe Anm. 13(1). 12 Im Tagebuch nach Halle fügt Mühlenberg zum 28. 3. 1776 an: „Herr Voigt antwortete aber erst nach Ostern und lehnete den Antrag höflich ab." (AFrSt IV Η 23 b S. 93; vgl. PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 36). 13 Für die Zeit bis zum 6. 5. 1776 ( = Nr. 674) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstags d 28 Mertz bekam einen Brief von Hn: Mag: Streit aus Easton worin er berichtete, daß er vermöge unsrer Abrede am vergangenen Sontage mit den Ältesten und Vorstehern der Gemeinen in Easton etc. gesprochen, und sie verlangen, daß H. Pfrr: Voigt am Sontage nach Ostern eine Gast oder Probe=Predigt bei ihnen thun mögte." (PM 95 A Nr. 14 1774 - 75 S. 744 f.; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 92 f.; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 36; Tappert II S. 720). (2) „Mertz 29 schrieb an Η. P. Schultz in Tolpehacken." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [31]; vgl. Tappert II S. 720). (3) „Apr: 4 empfieng einen angenemen Brief aus Cork in Irrland." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [32]; vgl. Tappert II S. 720). (4) „Apr: 15. Briefe nach Virginia geschrieben." (PM 95 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [32]; vgl. Tappert II S. 720). (5) „Apr: 21. Empfieng Briefe aus Virginia." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [32]; vgl. Tappert II S. 720).
674. F. W. Pasche
an M.
[Kensington,
6. 5.
1776]
Tit[ulus] D a ich j e t z o u n v e r m u t e t v o n e i n e m E n g l i s c h e n ] F r e u n d e v e r n e m e ,
daß
e i n e r seiner B e k a n t e n diese W o c h e n a c h N o r d A m e r i c a reisen w e r d e ,
und
d e r s e l b e ein B r i e f = P a q u e t g e n g e r n e m i t n e m e n u n d best m ö g l i c h s t
besorgen
w e r d e ; s o h a b e diese G e l e g e n h e i t n i c h t v o r b e i l a ß e n w o l l e n ein p a a r Z e i l e n d i s m a l a n E w : v o r l ä u f i g a b g e h e n zu laßen u n d ein p a a r B r i e f e zu w e i t e r e r g ü t i g e n B e s t e l l u n g m i t bei zu s c h l i e ß e n . 1
I c h s c h r e i b e vorläufig:
denn
ein
a n d r e r E n g l i s c h e r F r e u n d , d e r v o r einigen M o n a t e n v o n P h i l a d e l p h i a ] h e r ü b e r g e k o m m e n , ist willens in Z e i t v o n 5 o d e r 6 W o c h e n w i e d e r z u r ü c k zu reisen, m i t w e l c h e m n o c h ein u n d a n d e r s als d e n n gfeliebts G o t t ] w e i t e r
melden
Nr. 673/674
28. 3./6. 5. 1776
727
werde. 2 Ich schreibe in gläubiger und zuversichtlicher Hofnung, daß der Herr Ew: bisher im Leben erhalten habe und noch ferner erhalten und durch seine Krafft unterstützen werde. Und so wünsche denn auch, daß diese Zeilen Denenselben richtig zu Händen kommen mögen. Allem Vermuten nach werden die hiesigen Englischen Zeitungen oder die dortigen aus den hiesigen schon kund gemachet haben, daß ein alter theurer Knecht Gottes am 24 Januar: 1776 von seinem vieljärigen wichtigen Posten abgelöset, und in die ewige Ruhe eingefüret worden, nemlich unser theuer gewesener Vater Ziegenhagen. 3 Was für ein wichtiger Verlust dieses, auch für die lieben Vereinigten Evangelisch=Lutherischen Gemeinen und ihre Lehrer in Pennsylvanien sey, habe ich nicht nötig hier anzuzeigen, Ew: erkennen solches viel beßer als ich, und werden denselben schmertzlich genug empfinden. Und bei dem allen hat mans doch, von jeder Seite betrachtet, für eine große Wohlthat zu achten, daß der gnädige Gott ihn bis dahin im Leben und bis ans Ende bräuchlich erhalten hatte. Man muß sich denn hier in der Welt in allerlei Schicksale der göttlichen Regierung finden lernen. Es gehet freylich durch Dunckel und Finsterniß; aber gelobet sey der Herr, der uns nicht ohne kräfftigen Trost und Hülfe läßet, der uns tröstliche Verheißungen auch in Absicht auf solche Umstände geschenket, die Er nicht unerfüllet läßet. In meinen gegenwärtigen verwaiseten und bekümmerten Umständen habe sonderlich die Krafft der trostreichen Verheißung Jesa: 42, 16 Die Blinden will ich etc. etc. bisher gar mercklich erfaren; dahero ist sie mein täglicher Ancker, woran ich mich halte etc. etc. Ich muß abbrechen und nur mit wenigem melden: 1) mein letztes an Ew: war vom 30 Aug: 1775 4 mit dem Schif the Fame, Capt: Lion, worin ich sonderlich die wichtige Ankunfft Dero beiden werten Briefe vom 22 und 28sten Junii 1775 s mit dem prima und secunda Wechsel von 150 £ sterl. für Halle agnoscirt, und gemeldet habe, daß der Wechsel acceptirt worden und den 19ten sept: würde bezalt werden, welches auch richtig erfolget und das Geld auch darauf nach Halle übermachet worden, zugleich mit den noch übrigen 26 £ 2 sh: sterl. von den 30 £ sterl. Eben Ezerischer Reise=Gelder. 2) Seit Abgang meines letzten 6 an Ew: ist folgendes von denenselben hier eingelaufen a) das Paquet mit dem Briefe an die Väter vom 28 Junii 17757 und der Rechnung mit Halle etc! und dem Werthen Schreiben an mich vom 3ten Julii, 8 angekommen d 2 sept: porto 4 S: 3 d sterl. b) das Paquet durch Mr: Lochner etc. 9 angekommen d 24 sept: und frei abgeliefert, oder vielmehr durch einen Freund abliefern laßen. c) zwei Briefe über Bristol aus dem Julio und 30 Aug:, 10 nebst Beilagen von Eben Ezer, angekommen d 11 Octobr. d) das Paquet, so dem Doctor Kuhn mit gegeben worden, 1 1 welches derselbe am 22 Octob: bei der Capelle an den Porter richtig abgegeben, e) ein Paquetgen mit 2 Briefen von H. P. Helmuth d d 25 Aug: 1775, 12 angekommen den 4 Novembr: Dismal will nur bloß folgendes gedencken: 1) Der sei. Herr Hofprediger hat mich allein zum Executor seiner Verlaßenschafft gemacht. Da es nun mit Übermachung des Roedelheimischen Legati noch nicht völlig alles zu Stande gekommen; 1 3 so kan und soll solches nun geschehen etc. etc. Diesem nach faße die Sache kurtz also:
728
Die Briefe des Jahres 1776
Unterm 23 Junii 1774 haben Ew: gerechnet von den 10 tausend Fl[o]r[ins] oder 949 £ sterl. stehenden Capital empfangen zu haben für Hn P: Helmuth ist auf deßen Verlangen unterm Maii 1774 an seine Fr[au] Mutter nach Hannover von dem sei [igen] Hn Hofprediger übermachet worden der Werth von 10 £ curr: mit für eben denselben sind auf sein Verlangen unterm 25 Aug: 1775 an seine Fr: Mutter von dem sei. Hn: Hofprediger laut Quitungen übermachet worden Summa £ sterl. Diese von
949 — 947 9
£
S.
936
d.
4
6
5
5
947
9
abgezogen
bleiben £ sterl. 1 — 11 sh: sterl. noch zu übermachen. So wird denn alle Geld=Rechnung des sei. Hn: Hofpredigers mit Pennsylvanien völlig abgethan seyn, worüber Ew: Bestätigung mir geziemend aus bitte. 2) Ich bleibe bei der Hof Capelle nur Vorleser, 14 werde aber dabei mich der Pennsylvanischen Gemeinen ferner hin, wie bisher annemen, wie ich auch die Besorgung der Ostindischen Missions»Angelegenheiten durch Auftrag von dem sei. Hn: Hofprediger auf mir habe. 3) H. Streit zu Venedig ist verstorben. Daher sein Legat für die Pennsylvanischen Gemeinen nun fällig ist. 15 4) Von H. Tr[iebner] aus Eben Ezer ist am 12 Febr: a[nni] c[urrentis] ein Brief aus dem Nov: eingelaufen, worin er sich wegen der bewusten schweren Beschuldigung 16 vertheidiget, sonderlich damit 1) daß die geschwächte Person eidlich bezeuget habe, der Urban Buntz habe sie an einem Sontage, da sie allein zu Hause gewesen, wieder ihren Willen gemißbrauchet mit Zwang. 2) Er /: Buntz :/ habe solche That seinem nächsten Bruder geoffenbaret, aber mit dem Begehren, es zu verschweigen, bis die Sache kund würde 3) sein zweiter Bruder habe auch nun Hn: Rabenhorsts Partei verlaßen, und sich mit Weib und Kindern zu ihm /: Tr[iebner] :/ gewandt. Ein gleiches habe auch die Witwe des Urban Buntz mit ihren Kindern gethan. 4) Timoth: Lemke 17 habe vor dem Friederichter Waldhauer eidlich bezeugt, daß die Geschwächte auf der gantzen Reise nach Augusta, auf welcher sie H. Tr: auf ihre Bitte und Verlangen von ihm und seiner Frau, in einem aparten Bette geschlafen. Im gleichen meldet er, daß der schädliche Irthum in dem Grant wegen der Jerusalems Kirche so weit gründlich gehoben sey, 18 daß nichts weiter gefehlt habe als die völlige Einschreibung in der Register Office, die durch dazwischen gekommene Kranckheit eines Officers soll verhindert worden seyn etc.
Nr. 674
6. 5. 1776
729
5) An Hn: Helmuth werde nächstens schreiben. Der allwaltende gnädige Gott erhalte, stärke und segne Ew: und alle rechtschafne Mitarbeiter an seinem Reich in Pennsylvanien, die ich alle von Hertzen und ergebenst grüße. Er verleihe doch auch bald einen dauerhafften und gesegneten Frieden, daß der Bruch gründlich geheilet werde! 1 9 Unter welchem Wunsch dismal beschließe und verharre Ew: Gebet und Dienst verbundener Fried: W m Pasche. 2 0
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 98-101 und in AFrSt IV Η 23 b S. 258 - 264 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1 775 - 77 S. 104 — 106). Englische Übersetzung in Tappert Hl S.24f. Im Tagebuch vermerkt Mühlenberg: „*Memorand: Als ich am 20 Mertz a[nni] c[urrentis] [d. h. 1777] Abends in Philadelphia ankam, übergab mir mein Sohn Heinrich ein Schreiben von S[alvo] T[ituloj Herrn Wm Pasche, datirt: Kensington d 6 Maii 1776, welches so lautet." Im Anschluß an den Brief stellt er fest: „Obiger Brief war dem Dato nach bei 10 Monate unterwegs, in Neuyork aufgebrochen und examinirt, und stund auf dem Couvert geschrieben: examin'd by Governor Tryon's Order." 1 2
3
Nicht zu ermitteln. In den Tagebüchern und der weiteren Korrespondenz finden sich keine Hinweise auf einen nachfolgenden Brief. Seit 1723 Prediger an der deutschen Hofkapelle in London. Seinem jahrzehntelangen Wirken verbunden mit dem Ansehen, das er in England genoß, verdankten die Halleschen Missionen in Indien und Nordamerika wie auch die Salzburger in Georgia eine kontinuierliche und wirkungsvolle Förderung. Vgl. die Würdigung „Kurzer Abriß des Lebens und Charakters Herrn Friederich Michael Ziegenhagen", in: Neuere Geschichte der Evangelischen Missions^Anstalten zur Bekehrung der Heiden in Ostindien, Bd. 1, hg. von G. A. Freylinghausen, Halle 1776, S. X I - X X I I und Burckhardt S. 78 - 84.
Nicht erhalten. Nicht erhalten; vgl. Nr. 660 S. 687. 6 Vom 30. 8. 1775 (nicht erhalten); vgl. Nr. 664 Anm. 11(7). 7 Nicht erhalten; vgl. Nr. 660 S. 687. 8 Vgl. Nr. 660 Anm. 13. ' Vgl. Nr. 660 Anm. 18 und 19. 10 = Nr. 658 und Nr. 660. 11 Vgl. Nr. 660 Anm. 1 4 - 1 7 . 12 Ein Brief ist in Reinschrift erhalten in AFrSt IV C 17:31 S. 3 3 7 - 3 3 9 ; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:28 S. 3 3 7 - 3 3 9 . 13 Vor seiner Reise nach Georgia hatte Mühlenberg darüber eine Abrechnung vorgelegt; vgl. Nr. 635 Anm. 25. 14 Seit 1761 war Pasche Lektor und damit zuständig für die Liturgie nach dem Common Book of Prayer (in deutscher Übersetzung), auf die die Hofprediger verpflichtet waren; vgl. Rudolf Schomerus, Die verfassungsrechtliche Entwicklung der lutherischen Kirche in Nordamerika von 1638 bis 1792, Diss. Göttingen 1965, S. 44 Anm. 152. 15 Zur Stiftung vgl. Bd. I Nr. 99 und auch Bd. III Nr. 335 S. 304. 16 Vgl. Nr. 657 und Nr. 658. 17 Timotheus Lemke (1749/50 — 1777), Bruder der kompromittierten Johanne Lemke und Halbbruder der Frau Triebners (Friderica Maria). Er unterrichtete in Ebenezer zunächst Lesen und 4 3
730
18
"
20
Die Briefe des Jahres 1776
Schreiben, erwarb sich medizinische Kenntnisse und fungierte schließlich als Arzt der Gemeinde. Vgl. Winde S. 138, 179 und 188. Mühlenberg hatte ein entsprechendes Gesuch eingereicht; vgl. Nr. 653. Vgl. Ps 60,4. — Die Aussichten auf eine friedliche Einigung zwischen dem Mutterland und den Kolonien waren seit dem Jahreswechsel 1 7 7 5 / 7 6 rapide gesunken, seit M ä r z 1776 gewannen auch im Kongreß die Befürworter einer politischen Unabhängigkeit die Oberhand; vgl. Nr. 6 7 0 Anm. 6. Für die Zeit bis zum 1 . 6 . 1776 ( = Nr. 675) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „ M a y 30. Besuch vom D o c t o r Davis aus Eben Ez: Ich gab ihm Briefe mit nach G e o r g i a . " (PM 9 5 A Nr. 16 1 7 7 5 - 7 6 S. [33]; vgl. Tappert II S. 7 2 1 ) .
675. [G. A. Freylinghausen]
an M.
[Halle], 1. 6. 1776
Den 1 Jun. 1776. An H. Pastor und Rector Mühlenberg zu Philadelphia. Hoch wohlehrwürdiger, Im Herrn herzlich geliebter Bruder, Ich wage es, Ihnen und durch Sie Ihren Brüdern ein Wort des Trostes und der Ermunterung zu zu rufen. Es hat G o t t gefallen, ein sehr weit aussehendes Kriegs=Feuer in America aufgehen zu lassen, 1 und wir können nicht vorher sehen, was auch Ihren Gegenden bey diesen göttlichen Gerichten bevorstehe, wodurch ich nebst vielen aufrichtigen Freunden, die mir solches in ihren Briefen versichert, desto mehr zur Fürbitte für Sie erwecket worden, wie ich denn eben einen Brief von dem alten redlichen Herrn D . H o e c k 2 in Hamburg, der vor einem Jahr sein Amts-Jubiläum gefeyert hat, beantwortet habe, darinnen er insonderheit bezeuget, daß er Ihrer fleißig gedenke. Und noch ein anderer, H. Past. Dellihausen 3 zu Botmarsdorff bey Magdeburg, Ihr Landsmann und gewesener Mitschüler zu Einbeck, auch coaetaneus auf der Universität, 4 hat vor ein paar Tagen sich erkundiget, ob ich keine Nachrichten von Ihnen hätte, gleichwie vorher schon manche zu erkennen gegeben, daß sie durch diese betrübte Unruhen desto mehr an Sie erinnert würden. Gott wird dieses Gebet auch nicht unerhöret lassen, vornehmlich aber wird die Fürbitte unsers zu seiner Rechten erhöheten Hohenpriesters 5 ein Gebet des süssen Geruchs 6 für Sie seyn. Mich hat es gefreuet, daß ich aus den lezten Briefen, die ich von dem werthen Η. P. Kunze und Η . P. Helmuth erhalten, 7 ersehen, daß die Herrn Prediger (denn ich schliesse von diesen beyden auf alle mit ihnen in Einem Geiste verbundene Knechte Gottes) bey diesen bürgerlichen Unruhen in den Schranken evangelischer Prediger bleiben und Busse und Glauben predigen, ohne sich in den Krieg zu meliren, so nicht ihres Amts ist, wie ich denn solches
Nr. 674/675
6. 5./1. 6 . 1 7 7 6
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ohne dem a priori von Ihnen allen versichert gewesen bin und nicht zweifele, Sie werden auch in Zukunft bey dieser Weise bleiben. Mein Trost ist, daß Gott in seinem Worte verheissen hat, ein gnädiges Aufsehen auf seine Knechte und Kinder zu haben, wie solches nach dem Sinn vieler canonischen Stellen Sap. 3,9 c. 4,15. sehr fein ausgedrückt ist. Und wenn wir unter vielen andern Zeugnissen des Worts Gottes nur den 17. und 37 ten Psalm betrachten, so können wir daraus erkennen, daß sich solches gnädige Aufsehen Gottes auf seine Knechte und Kinder auch sonderlich bey seinen Gerichten also beweise, daß ein deutlicher Unterschied zwischen denen, die Gott fürchten, und denen, die ihn nicht fürchten, sich offenbare. Halten Sie sich also nur zu Ihm und bleiben am Wort und Gebet, und trauen seiner Güte, so wird Er Sie unter dem Schatten seiner Flügel sicher bedecken. 8 Und wenn Sie auch etwas von dem Ungemach, welches der Krieg mit sich zu führen pfleget, empfinden solten; so wird Sie doch der Herr dabey seinen Frieden in Ihrem Herzen schmecken lassen, und Sie von der Noth und Plage nicht mehr erfahren lassen, als Er nach seiner Weisheit und Güte abgemessen hat. Wenn Sie diese Wenige Zeilen bekommen solten; so bitte ich Ihre sämtliche mit Ihnen in Einem Geist und Sinn verbundene Mitbrüder bey den Vereinigten Gemeinen, nebst meinem herzlichen Gruß zu ermahnen und zu ermuntern, daß sie ja Ihr Vertrauen nicht wegwerfen, welches eine grosse Belohnung hat, 9 sondern im Gebete anhalten und dabey auf Gott vertrauen, auch ihre Gemeinen ermuntern durch wahre Busse in die Ordnung einzugehen, in welcher sie der Vaterhuld und seines besondern gnädigen Schutzes sich getrösten können, und sodann um Abwendung der Gerichte Gottes ernstlich zu beten mögen. Übrigens vertraue ich denn auf Gott, Er werde, wenn die teutsche Lutheraner sich seiner Erbarmung nicht sich durch vorsetzliche Verachtung seines Worts unwürdig machen, die nur noch in ihrer Kindheit stehende gute Anstalten in Kirchen und Schulen keinesweges durch die höchstbedenkliche Krieges=Unruhen unterdrückt werden, sondern selbige vielmehr zur Beförderung seiner seligen Absichten am Ende gereichen lassen. Nur gebe Gott, daß alle Ihre liebe Gemeinen sein Wort recht hoch achten und im Gebete fleissig anhalten mögen; so werden Sie es gewiß erfahren. Ihres lieben Special-Collegen Hn. Kunzen, Schwächlichkeit bedaure innigst. Versichern Sie ihn insonderheit meiner zärtlichen Theilnehmung. Ich wünsche aber von Herzen, daß der Herr ihn bereits wieder gestärkt und von dem bedenklichen Asthmate befreyet haben möge, oder wenn solches noch nicht völlig geschehen, noch seinen Segen zu denen etwa gebrauchenden dienlichen Mitteln gnädig darreichen wolle, um so viel mehr, da es jetzt unmöglich ist, Ihnen mit neuen Arbeitern zu Hülfe zu kommen. Eben um deswillen hat es mich gefreuet, daß H. Helmuth, den Gott in seinem weitläuftigen Feld zum Segen gesezt, sich nach seinem eingelaufenen Brief vom 25 t e n Aug. 1775 einen Gehülfen selber zu ziehen können, 1 0 in welchem Gott den demüthigen Sinn seines Anführers wirken und erhalten wolle. D a ß das Seminarium noch nach dem letzten Briefe des H. Past. Kunzen vom 18 ten Julii 1775 continuiret worden, 1 1 ist mir sehr angenehm. Gott gebe, daß auch dise Anstalt bey all[er]
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Die Briefe des Jahres 1776
Kriegs=Unruhe fortgesetzt werden könne, und reiche das Nöthige dar, da ich jetzt nichts von hier übermachen kan, wenn ich auch etwas zu übermachen hätte. Da ich auch verstanden, daß Ihr mittelster H. Sohn in Neuyork sich jetzt befinde; so stehe ihm Gott vornehmlich bey, da es scheinet, daß der Krieg sich auch dahin ziehen möchte. 1 2 Übrigens melde zur Nachricht, daß der Wohlthäter, H. Sigismund Streit in Italien nunmehr verstorben, und also die Interessen, welche er ad dies vitae genossen nun wegfallen, mit[hin] da jetzt nun vorerst das Capital zu ergänzen ist, wenn solches erst geschehen, bey künftig ruhigeren Zeiten von demselben einige Unterstützung zu hoffen seyn wird. 1 3 Weil ich nicht weiß, ob dieses wird bestellet werden können; so habe an die übrige Hh. Prediger nicht besonders schreiben mögen, wie ich sonst gern gethan hätte. Sie werden Ihnen ohne Zweifel dieses communiciren und ich versichere Sie alle meines herzlichen Andenkens und Liebe und bin insonder[heit] Ewr.14
Entwurf in AFrSt IV C 15:46 S. 143-146. Auch in HD S. 2294 - 2298. - Zur Übermittlung vermerkt Mühlenberg am 4. 12. 1776 im Tagebuch: „Mein Sohn Friedr: Mb. hat in der Stadt gehört, daß in Neuyork ein Hessischer Officier sey, der einen Brief von Sr: Hochw: Hn: Director Freylinghausen an mich oder unser Ministerium zu bestellen haben solle, worin wir, wie es heißt, ermanet worden, ja nicht mit den R[ebellen] zu halten. Der Brief soll in Neuyork herum gehändet worden seyn. Wir haben ihn nicht bekommen." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 55; vgl. AFrSt IV Η 23b S. 182f.; PM 95 A Nr. 17 1775-77 S. 64; Tappert II S. 761). ' Vgl. Nr. 656 Anm. 44; Nr. 660 S. 690 f.; Nr. 664 Anm. 9 und Nr. 670 Anm. 6. Heinrich Höck ( 1 7 0 0 - 1 7 7 9 ) ; seit 1729 Prediger an der Dreieinigkeits- und Hospitalskirche in Hamburg. 3 Georg Christoph Dellihausen ( 1 7 0 5 - 1 7 9 2 ) aus Odagsen bei Einbeck. Nach dem Studium in Helmstedt ( 1 7 2 6 - 1 7 2 8 ) war er zunächst Hauslehrer und von 1737 bis 1792 Pastor in Bottmersdorf. (Auskunft nach dem Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen; in Arbeit.) 4 Götdngen. Mühlenberg studierte dort in den Jahren 1 7 3 5 - 1 7 3 8 . Dellihausen wird in den Matrikeln der Georg-August-Universität (hg. Götz von Seile, Hildesheim und Leipzig 1937) nicht geführt; vgl. Anm. 3. 5 Vgl. Hebr 4 , 1 4 - 1 6 . 6 Vgl. 2 Mos 28,2 u. ö.; Eph 5,2; Phil 4,18. 7 Kunzes letzter Brief datiert vom 1 8 . 7 . 1775 (AFrSt IV C 17:30 S. 3 3 3 - 3 3 6 ; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:27 S. 3 3 3 - 3 3 6 ) , Helmuths vom 25. 8. 1775 (AFrSt IV C 17:31 S. 3 3 7 - 3 3 9 ; LC Abt. Η IV Fach F Nr. 1:28 S. 3 3 7 - 3 3 9 ) . Zum Teil gedruckt in Η Ν 1 S. 1 3 7 2 - 1 3 7 4 , 1 3 6 6 1369 und H N 2 Bd. 2 S. 706 f., 703 f. Dort (S. 1375 bzw. S. 708) äußert sich Freylinghausen ähnlich wie im folgenden Abschnitt zur Rolle der Prediger. 8 Vgl. Ps 36,8; 57,2; 63,8. 9 Vgl. Hebr 10,35. 10 Mit dem Gehilfen ist Jacob Goering gemeint (vgl. Nr. 656 Anm. 35). " Zur Gründung vgl. Nr. 603 S. 487 - 492. Der Lehrbetrieb konnte noch bis zur Besetzung Philadelphias durch britische Truppen im September 1777 aufrecht erhalten werden; im Herbst 1779 entstand die Einrichtung neu als „Deutsches Institut" im Rahmen der University of Pennsylvania mit Kunze zunächst als Trustee, dann als „Deutscher Professor der Philologie". Vgl. Haussmann S. 70 - 84. 2
Nr. 675
1. 6. 1776
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In Erwartung eines britischen Vorgehens gegen New York waren dort seit dem Frühjahr 1776 Truppen der Kontinentalarmee zusammengezogen und Befestigungen errichtet worden. Im Juli vereinigten die Briten ihre Armeen aus Neuengland und den südlichen Kolonien auf Staten Island und gingen ab dem 22. August gegen die amerikanischen Truppen vor, die sich auf Long Island festgesetzt hatten. Zahlenmäßig unterlegen gelang es Washington, in mehreren Rückzugsgefechten sich dem Gegner zu entziehen und seine Armee zu retten. Bis zum Jahresende erstreckte sich der Rückzug durch New Jersey, Mitte Dezember überquerte die Kontinentalarmee den Delaware nach Pennsylvania, drang jedoch überraschend wieder nach New Jersey vor und konnte die britischen Besatzungen in Trenton (26. 12. 76) überwältigen und aus Princeton (3. 1. 1777) vertreiben. Vgl. Eric I. Manders, The Battle of Long Island, Monmouth Beach, N.J. 1978, Adrian C. Leiby, The Revolutionary War in the Hackensack Valley. The Jersey Dutch and the Neutral Ground, 1775 - 1 7 8 3 , New Brunswick, N.J. 1962, Samuel Stelle Smith, The Battle of Trenton, Monmouth Beach, N.J. 1965, Higginbotham S. 149 —174 sowie die Literaturhinweise in Nr. 656 Anm. 44. — Friedrich August Conrad Mühlenberg zog es unter diesen Umständen vor, New York zu verlassen. Im Tagebuch schreibt Mühlenberg: ,,Jun[ii] 29 ... * In voriger Woche ist eine Conspiration in Neuyork entdekt worden, welche vorgehabt, die Pulver Magazine der Amerikanischen Armee anzuzünden, die Canonen zu vernageln etc. etc. und Sr: Exc: General Washington etc. etc. etc. etc. gefangen zu nemen. Der Neuyorker Stadt Mayor [David Mathews] etc. etc. soll mit darunter begriffen gewesen, und in Verhaft genommen seyn. Die Engelländer sagen hier: Der Pulver Plot [1605], die Pariser Hochzeit [Bartholomäusnacht, 23./24. 8. 1572], und dieses Vorhaben sey nicht fair Play etc. Julii 2. Heute kam Friedrich Mühlenberg auf Anrathen verständiger Freunde mit seinem Hausrath, was er etwa mit kriegen können aus Neuyork hier an, und wir hatten den Candidat Hn: Crelle schon einige Zeit vorher dahin gesandt, um in Nothfall den Dienst daselbst zu versehen, ob wol der gröste Teil von der Gemeine nemlich Weiber und Kinder aus Neuyork entflohen war, weil er noch ledig ist etc. und starcke facultates digestivas hat. [Eodem] dato soll der S[alvo] T[itulo] Landes Congress beschloßen haben die 13 Vereinigten Colonien frei und Independant zu erklären." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [34 f.]; vgl. Tappert II S. 721). Zum Vorfall in New York vgl. Robert McCluer Calhoon, The Loyalists in Revolutionary America, 1 7 6 0 - 1 7 8 1 , New York 1965, S. 372 f. Zur Stiftung vgl. Bd. I Nr. 99 und auch Bd. III Nr. 335 S. 304. Für die Zeit bis zum 9. 9. 1776 ( = Nr. 676) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Jun: 9 ... Hatte auch nebenher Vieles mit der Correspondence zu schaffen, nach Neuyork, Maryland, Virginia, Carolina und Georgia." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [34]; vgl. Tappert II S. 721). (2) „Montags d 15 Julii schrieb einen Brief nach Philad: und einen Zettel um etwas nötig Hausgeräth herauf zu haben ..." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 1; vgl. AFrSt IV Η 23b S. 95; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 37; Tappert II S. 723). (3) „Dienstags d 16 Julii ... empfieng einen Brief durch Benjamin Spyker von Η. P: Schultz, datirt d 12 Julii in Antwort auf mein letzters vom 25 Junii a[nni] c[urrentis]." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 1; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 96; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 37; Tappert II S. 723). (4) „Mitwochs d 17 ... Ich schrieb ein paar Zeilen an Andreas Bauer in Whitemarsh wegen Kalck herauf zu schicken, und auch ein paar Zeilen an H: Mb: Jun': wegen Backensteine herauf zu schicken." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 1; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 96; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 37; Tappert II S. 723). (5) „Donnerstags d 18 Julii ... Abends schrieb ein paar Zeilen an H. Pfrr: Voigt und auch den Schulmeister in Falckner Schwamb vermeldend daß ich g[eliebts] G[ott] nächsten Sontag herauf kommen und predigen wolte." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 2; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 96f.; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 37; Tappert II S. 723). (6) „Sontags d 21 Julii ... Von Philadelphia waren heute 2 Briefe bei meiner Frau abgegeben a) von H: Mb: Jun: d[e] d[ato] 19 Julii b) von Mag: Streit d d: 19 Julii ac. mit der Anzeige, daß er den Feldprediger=Dienst nach Virginia annemen wolte, und bitte, daß seine Gemeinen
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mit einem Prediger von unserm Ministerio versehen werden mögten." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 3; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 102; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 39; Tappert II S. 725). (7) „Mitwochs d 24 Julii schrieb einen Brief an meine Schwieger=Mutter die Fr[au] Weiserin in Reading d[urc]h H. Dr: Otto, und einen an Η. P: Schultze mit der Zeitung dh: Mr: Haas; bekam unvermerckt Besuch von Η. P: Schultze und s[einer] Fr:, auch einen Brief vom Rev: Hn: Müller aus Reading." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 4; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 103; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 39; Tappert II S. 725). (8) „Donnerstags d 25 Julii ... Heute kam unsere Magt Elisabeth von Philad: mit einem geliehenen Pferd herauf, wie auch die Fr[au] Z[immermann] brachten Briefe mit a) von Η. H: Mb: Jun r : b) von Mr: Francis Swaine aus Charlestown South=Carolina dd Julii a.c. von H: Mb: Jun r : hat es in Philadelph: auf unsre Rechnung aus gelegt: a) für 500 Fuß Bordte [Bretter, von engl, board] 1 £ 15 Sh: b) an unsere Betsy 15 sh c) an die Fr: Zimmermännin 10 sh: d) von den 15 sh: hat die Betsy nur 11 d verzert, und die übrigen 14 sh: 1 d heute an die Mama gegeben." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S.4f.; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 107; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 40; Tappert II S. 726). (9) „Julii 31. Mitwochs ... endigte 2 Briefe a) Antwort auf Mr: Fr[ancis] Swaine sein Schreiben aus Charlestown S.C. vom 30 Jun: ac. mit einem Extract aus der Mary Sw[aine] [Maria Catharina, geb. Mühlenberg] ihrem Briefe vom 23 Julii aus Dunmore County welchen heute aus Philad: empfangen, b) an P[eter] M[ühlenberg] Esq. einen gantzen Bogen voll, welche beiden Briefe dem Rev: Christian Streit mit zu geben gedencke wenn er auf seiner Reise nach Virginia hier vorspricht." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 7; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 112; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 41; Tappert II S. 728). (10) „Donnerstags August 1 ... Abends schrieb eine Antwort auf der Mary Swaine ihren Brief, und auch ein paar Zeilen an die Margreth Kuntzin, bat darin, sie mögte in meinem Namen das Haus bei Mr: Isaac Lord aufkündigen, weil das viertel Jar nächsten 18 Octobr: aus ist." (PM 95 Α Nr. 18 1776 - 77 S. 7; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 112; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 42; Tappert II S. 728). (11) „Sontags den 4te" Aug: ... Abends schrieb noch an H: Mb: Jun':" (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 11; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 122; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 44; Tappert II S. 731). (12) „Freitags d 9 Aug: ... Empfieng Briefe und Zeitung durch Fr: Mb: welcher am Tage zuvor von Neuy: nach Philad: zurück gekommen, heute einen Wagen voll von seinem Hausrath herauf sandte und meldete, daß er nächste Woche g[eliebts] G[ott] mit seiner Familie heraufkommen wolte." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 12; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 124 f.; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 45; Tappert II S. 732). (13) „Sambstags d 10 Aug: bekam ein Brieflein von H: Mb: Jun': mit Nachricht, daß er vom continental Lager aus Jersey wieder heim gekommen, daß er a) in Perth Amboy b) in Elisabethtown c) in South Amboy und d) in Neuyork gepredigt. Er sandte mir auch ein Kistgen mit alten Manuscr[ipten] herauf, mit einem gedruckten Intelligence Zettel, daß die Brittische Armee innerhalb etlichen Tagen Neuyork attaquiren würde." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 12 f.; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 125; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 45; Tappert II S. 737 f.). (14) „Mitwoch d 14 Aug: ... schrieb auch einen Brief an meine Kinder in Philadelphia." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 14; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 126; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 46; Tappert II S. 733). (15) „Freytags d 16 Aug: ... Besuch von Mr: Ernst p[ro] t[empore] Schulmeister in Tolpehacken, welcher von Philad. kam und ein Brieflein von meiner Tochter Margreth Kuntzin mit brachte. Nachmittags um 4 Uhr kam Friedrich Mb: mit seiner Familie hier an auf einem gemietheten Stage Wagen [Reisewagen], und brachte einen ofnen Brief mit von H. Catechet Franck aus Colpeper, datirt July 9,en 1776." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 15; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 128; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 46; Tappert II S. 734). (16) „Sambstags d 17 Aug: ... Ich gab auch einen Brief mit an die Margreth Kuntzin." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 15; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 128; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 46; Tappert II S. 734). (17) „Mitwoch d 21 Aug: ... Michael Wien, deßen Tochter bei uns bisher als Magt gedient, schickte heute einen Brief und verlangte seine Tochter heim." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 16; vgl. Tappert II S. 735).
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(18) „Donnerstags d 22 Aug: ... Nachmittags schickte Capt: Reichard aus Neuhannover Botschafft und ließ bitten, wir mögten doch seiner Companie Militz auf dem Marsch nach dem Lager in Jersey eine Vermanung in der Providencer Kirche halten ..." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 17; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 131; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 47; Tappert II S. 735). (19) Am 23. 8. 1776 verfaßte Mühlenberg ein Geleitschreiben für Christian Streit: „Whereas Bearer of these, the Rev d Mr: Christian Stright has received and accepted a Call to be Chaplain for the 8th Regiment of Regulars of the State of Virginia, and on his Journey to move there: these are therefore to certify, that the said Rev d Gentleman is a regularly ordained Minister of the Gospel sound in protestant Principles and sober in life desirous and virtuous to promote the Glory of God and Wellfare of the state, and therefore recommended to all friends and Wellwishers of Religion and State: Philad: Aug: 23 1776.
pier] H: M b : senior Minister and Pr[aeses] of the german Lutheran Ministry in the state of Pennsylvania." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 17; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 133; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 48; Tappert II S. 736). (20) „Dienstag d 27 Aug: ... Schrieb an die Margreth Kuntzin." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 18; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 134; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 48; Tappert II S. 737). (21) „Mitwochs d 28 Aug: ... M r : Martin Brooks brachte ... zugleich auch Briefe a) von Η Pfrr: Jung dat: Hägerstown d 31 Maii 1776 beigeschloßen, ein Schreiben von Rästown [Reston, Va.?] 1776 an H. Jung, daß er einem Schulmeister daselbst Johann Heinrich Heyde eine Licentiam zu Tauffen und Copuliren verschaffen mögte. Die 2 unterschriebene nennen sich Michael Frick und Johannes Maurer b) ein Schreiben vom ST. Herrn Schilling Med[icinae] D[octo]r aus Paramaribo in Surinam dat: d 6 Julii 1776." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 19; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 134 f.; P M 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 48; Tappert II S. 737). (22) „Donnerstag d 29 August: ... Empfieng auch ein Brieflein von H. M b : Jun r : Ich schrieb auch für arme Eltern einen Brief an ihren Sohn als Associator im Lager in Jersey, neml. den Christopher Rieß." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 19; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 135; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 49; Tappert II S. 737). (23) „Sambstags d 31 Aug: ... Schrieb etliche Briefe f ü r arme Weiber zum Camp." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 20; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 136; P M 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 49; Tappert II S. 738). (24) „Sontags d 1 September: ... Ich schrieb Nachmittags einen Brief an Henr: Jun r : in Philad." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 20; vgl. Tappert II S. 738). (25) „Sept: 2. Montags schrieb Briefe nach verschiedenen Gegenden ..." (AFrSt IV Η 23b S. 136; vgl. P M 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 49). (26) „Dienstags d 3 Sept ... Bekam ein Brieflein von Henry Mb: Jun' aus Philadelphia mit der Nachricht, daß seine Frau gestern mit einem Töchterlein [Maria Catharina] glücklich entbunden." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 21; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 137; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 49; Tappert II S. 738). (27) „Sambstag d 7 Sept ... Abends empfieng Briefe a) von H. P: Kuntze d d 6 Sept: beigeschloßen ein Invitations Schreiben von S.T. H. Nicolaus Kurtz d d 26 Aug: mit Vermelden, daß am ersten Sontage im nächsten October eine Synodal Versamlung in Yorktown gehalten werden, und ich die Hh. Voigt und Graaf dazu einladen solte. c) Von der Tochtcr Margreth Kuntzin an ihre Mutter. Η. P: Kuntze verlangt, daß ich nach Philad: kommen solte, wegen Nötiger Conferentz mit dem Kirchen=Rath." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 22; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 138 f.; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 50; Tappert II S. 739).
676. An [J. L. Voigt]
Providence,
9. 9. 1776
S[alvo] T[itulo] Theurester Herr Pastor, Am Sambstag Abend d 7 sept: a[nni] c[urrentis] kam mir ein Schreiben von S.T. H. Kurtz senr: p[ro] t[empore] Praeside Ministerii aus Yorktown d d 26
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Aug: zu handen, 1 worin gemeldet, daß zwar auf der letztern Synodal Versamlung 2 beschloßen, das nächste mal die Zusammenkunfft in Philadelphia zu halten, welcher Ort sich aber wegen der jetzigen Krieges=Unruhen3 nicht schicke, und deswegen die disjärige Synodal Conferentz auf den ersten Sontag im nächsten Monat i[d] e[st] den 6 te " Octob: a c in Yorktown über der Susquehana gehalten zu werden bestimmet sey; 4 wozu ich denn zugleich mit eingeladen und ersucht worden E[uer] H[och] Ehrw[ürden] Hn: P. Voigt im Namen des Herrn Praesidis freundlich auf die bestirnte Zeit zur Beiwonung ein zu laden und zu melden, daß die respective Glieder des Rev[erendi] Ministerii das heil [ige] Abendmal [geliebts Gott] an dem bestirnten ersten Sontage im Octob: gemeinschafftlich empfangen und derohalben sich wol ein oder ein paar Tage zuvor einfinden, sich untereinander ermuntern und erbauen würden. Ich hoffe Ew: H. W. Ehrw: werden mit Dero Gegenwart am sichersten bezeugen, daß ich meine Commission, so bald mir möglich, ausgerichtet und in deßen verharre Provid: d 9 sept: 1776.
Dero zu Dienst verbundener H. Mb. senr:
Abschrift von Mühlenbergs Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 18 1776-77 S.22f. und AFrSt IV Η 23 b S. 139 f. (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 50). ' Nicht erhalten. Im September 1774 in Lancaster. Der Synodalbericht ist nicht erhalten; vgl. aber Nr. 6 5 4 . 1 7 7 5 fand keine reguläre Synode statt; vgl. Nr. 6 5 6 Anm. 5 5 (9) und Nr. 661.
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New York w a r inzwischen Hauptkriegsschauplatz; vgl. Nr. 6 7 5 mit Anm. 12. Die Synode fand statt, ein Synodalbericht ist nicht erhalten. Weder Mühlenberg noch Voigt nahmen daran teil. Vgl. die Tagebucheintragungen vom 28. 9. bis zum 10. 10. 1 7 7 6 in P M 9 5 A Nr. 18 1776 - 7 7 S. 3 2 - 3 7 ; AFrSt IV Η 23 b S. 1 5 2 - 1 6 2 (davon Abschrift für H D , archiviert in P M 95 A Nr. 17 1775 - 7 7 S. 5 4 - 5 7 ) ; Tappert II S. 7 4 4 - 7 4 9 ; Documentary History S. 150.
677. Μ. und C. D. Weyberg an den Verfassungskonvent von Pennsylvania [Philadelphia, 17. 9. 1776] To the Hon ble Convention of the State of Pennsylvania1 the Petition of the incorporated German protestant=commonly called Lutheran and Calvinist Congregations in, and about Philadelphia, humbly sheweth, that, observing a new frame of Government 2 for the State of Pennsylvania published for Consideration 3 and in the 47 th Section thus set
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forth: „Laws for the Encouragement of Virtue and Prevention of Vice and Immorality shall be made and constantly kept in force, and Provision shall be made for their due Execution". And conscious that Your Petitioners have been induced to pray for the common Cause of civil and religious Liberty, 4 and may do the same yet in certain Hopes, not to diminish nor loose, but to preserve and keep fast the sacred religious Privileges and Immunities heretofore possessed and enjoyed; We seriously ask and beg therefore, wether it may please our Representatives, the Hon ble Convention to annect or add unto the 47 th Section of the proposed Plan the following Words viz: „and all religious Societies and Bodies of Men heretofore united and incorporated for the Advancement of Virtue and Learning and for other pious and charitable Purposes, shall be encouraged and protected in the Enjoyment of the Privileges, Immunities and Estate, which they were accustomed to enjoy and might or could of Right have enjoyed under the Laws and former Constitution of this State." A serious Attention and condescending Compliance with our humble Request 5 will rendre great Satisfaction, Security and Ease of Mind to all regular christian Societies and Denominations in this State and especially to your humble Petitioners Η. M. p[ro] t[empore] Senior Minister of the united german Lutheran Congregations in the State of Pennsylvania by Request and in Behalf of the said Congregations: C. Weyberg6 P[astor] of the reformed Congregations. 7 Abschrift von Mühlenbergs Hand unter dem 18. 9. 1776 im Tagebuch in PM 95 Λ Nr. 18 1776 - 7 7 S. 27-29 und AFrSt IV Η 23 b S. 148 - 150 (davon Abschrift für HD, archiviert in PM 95 A Nr. 17 1775-77 S. 53). Vgl. Tappert II S. 742 f. Eine weitere eigenhändige Abschrift, datiert auf den 17. 9. 1776, ist als Teil des Briefes an Ch. E. Schultze vom 2. 10. 1776 überliefert (vgl. Nr. 678 Anm. 30); danach veröffentlicht im Pennsylvania Magazine of History and Biography 22 (1898), S. 130. 1
Die alte Assembly war a m 14. 6. 1776 zum letzten Mal zusammengetreten, vier Tage später konstituierte sich für den Übergang ein Provinzialkonvent, der die Wahlen zum Verfassungskonvent (8. Juli) vorbereitete. Dieser trat am 15. Juli zusammen und übernahm auch bis zur Annahme der Verfassung am 28. September die Regierungsgeschäfte in Pennsylvania. Vgl. The Minutes of the Proceedings of the Convention of the State of Pennsylvania, Held at Philadelphia, the Fifteenth Day o f July, 1776, in: American Archives: Consisting of a Collection of Authentic Records, State Papers, Debates, and Letters and Other Notices o f Publick Affairs . . . , ed. Peter F o r c e , fifth series: July 4, 1776 to September 3, 1783, Bd. II S. 1 - 6 2 mit dem Text der Grundrechte S. 5 2 f. und der Verfassung S. 53 — 5 9 sowie Nr. 6 7 8 Anm. 15; J . Paul Selsam, T h e Pennsylvania Constitution o f 1776. Α Study in Revolutionary Democracy, N e w York 1971 [1936]; Illick S. 3 0 3 - 3 1 4 und Franklin Papers Bd. 2 2 S. 5 1 2 - 5 1 5 und 5 2 9 - 5 3 3 . - Die Initiative zu dieser Petition ging von William Smith aus; vgl. die dem Brief vorausgehenden (auch in Nr. 6 7 8 mitgeteilten) Tagebuchaufzeichnungen.
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D. h. die eigentliche Verfassung; die Grundrechte waren bereits am 16. 8. 1776 verabschiedet worden.
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Die Briefe des Jahres 1776
Am 10. September wurde der Verfassungsentwurf veröffentlicht. Ohne weitere Volksbefragung und bei wachsendem inneren Widerstand wurde die radikal-demokratisch geprägte Verfassung am 28. 9. 1776 angenommen und „im Namen des Volkes" verkündet. Vgl. John N. Shaeffer, Public Consideration of the 1776 Pennsylvania Constitution, in: The Pennsylvania Magazine of History and Biography, 98 (1974), S. 415 —437; zur internen Revolution in Pennsylvania vgl. Nr. 664 Anm. 9. Der vorausgehende Halbsatz lautet im Tagebuch nach Halle, „and your humble Petitioners bearing a tender Regard to the Cause of Religious and Civil Liberty," und im Brief an Schultze (Nr. 678): „and conscious that your Petitioners have been induced to concur in Strugling for the common cause of Civil and religious Liberty." Am 26. September wurde über die Eingabe beraten, sie wurde schließlich in Artikel 45 berücksichtigt. Vgl. die Protokolle (wie Anm. 1) und Mühlenbergs Kommentar im Tagebuch zum 6. 10. 1776: „Sontag d 6 October ... beygeschloßen war der gedruckte neue Regierungs Plan von der Landes Convention, worin unser verlangter Paragraph der 45sten Section mit einverleibet ist. Bats [ = hilft's] nicht, so schadts nicht. In der 10"" Section ist die Gelobung der Treue, welche die Glieder der neuen Regierung thun sollen, verändert und also gesetzt: ,Ich glaube an einen Gott, den Schöpfer und Regierer der gantzen Welt, den Beloner des Guten und Bestrafer der Bösen. Und ich erkenne die Schriften des alten und neuen Testaments, gegeben durch göttliche Inspiration.' Und nichts weiter, oder kein ander Religionszeugniß soll nach diesem von civil Bedienten oder Obrigkeiten in dieser Republic gefodert werden. *Wolan Ihr witzigen [klugen] Haupt fabricanten nach dem erhöheten Geschmack, Ihr habt sehr weißlich gehandelt, daß Ihr ja nichts von einem Welt Heilande, mit einfließen laßen. Denn das ist zu altförmig, das alte und neue Testament kontet Ihr nicht mißen, weil Ihr sonst nichts übrig hättet, wobei Ihr Juden und Christen beeidigen Köntet. Euer künstlich Gebäude ist auf Triebsand fundirt, und wird nicht viel Sturm=Winde und Schlagregen aushalten [vgl. Mt 7,26 f.]. Eure heidnische Moral hat faule Quellen, und das Saltz der Christlichen Moral [vgl. Mt 5,13] achtet Ihr Eurem wilden und faulen Fleische unerträglich. Ihr werdet Euren erhöheten Geschmack sättigen mit Trauben von den Dornen und Feigen von den Disteln [vgl. Mt 7,16; Lk 6,44]. Wer sich mein und meiner Worte schämet etc. [vgl. Mk 8,38; Lk 9,26] sagt der Herr, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden übergeben [vgl. Mt 28,18]!" (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 34 f.; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 160 f.; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 56 f.; Tappert II S. 747 f.) Caspar Dietrich Weyberg (1734— 1790); nach kurzer Tätigkeit in Easton übernahm er 1763 die lange zerstrittene reformierte Gemeinde in Philadelphia, die unter seinem Pastorat wieder zusammenwuchs und 1774 eine neue Kirche einweihen konnte. 1765 und 1782 war er Präsident des Coetus und nahm unter den Reformierten die Stellung ein, die Mühlenberg unter den Lutheranern innehatte. Vgl. Glatfelter I S. 161 f. und 416 f. Im Anschluß an die Petition notiert Mühlenberg im Tagebuch: „Obige Petition übergab ich dem S[alvo] T[itulo] H[err]n Friedrich] K[uhl], einem Mitglied der Convention, mit Ersuchen, solche zu überliefern und zu empfelen." (Tappert ergänzt irrtümlich zu Franklin). Friedrich Kühl war Mitglied der St. Michaelis- und Zionskorporation und stand politisch auf der Seite der radikalen Gruppierung im Konvent. Für die Zeit bis zum 2. 10. 1776 ( = Nr. 678) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Mitwoch d 11 Sept: ... Bekam einen Engl. Brief von Capt: Petermann aus Amboy in Jersey, wo das Lager der Militz stehet. Seine Companie erwartet nächste Woche wieder heim nach Providence zu kommen, weil sie ihre bestirnte Zeit von 6 Wochen ausgestanden." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 23; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 140; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 50; Tappert II S. 739). (2) „Donnerstag d 19 Sept: ... empfieng auch einen Brief von Mr: Fr[ancis] Sw[aine] datirt zu Cambden in South Carolina d 19 Junii a[nni] c[urrentis]. Heute schrieb ein Brieflein an meine Tochter in Virginia." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 29; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 150; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 53; Tappert II S. 743). In AFrSt (bzw. PM 95 A Nr. 17) ergänzt Mühlenberg:
Nr. 677/678
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17. 9./2. 10. 1776
„... schrieb Antworten nach verschiedenen Gegenden." - Mit der Tochter ist wohl Maria Catharina Swaine gemeint, die sich bei Johann Peter Gabriel Mühlenberg in Virginia aufhielt. (3) „Sontags d 29 Sept: ... Bekam Briefe a) von Maria Sw[aine] datirt d 25 August ac b) von Peter [Mühlenberg] und [Francis] Sw[aine] dat: in Charlestown Julii 27. 1776." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 32; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 152; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 54; Tappert II S. 744f.). (4) „Dienstags d 1 October ... Hernach bekam ich einen Brief von Η. P. Schultz datirt d 28 Sept: 1776. Heute schrieb ich 1 'Λ Bogen voll an Maria Swaine, in Antwort auf ihre letztern Briefe an uns a) vom 25 Aug: ac: b) vom 5 Sept: ac: p[er] Mess" Wolfart und Zehring." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 33; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 154; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 55; Tappert II S. 745).
678. An [Ch. E. Schultze]
Providence,
2. 10. 1776
Vir Rev[erendus] Frater optime Gestern, 2 Stunden nach meiner Söhne Abreise, 1 wurde erfreuet durch Dero gel[iebtes] vom 28 Sept: a[nni] c[urrentis]. 2 O b ich wol zu nichts tauge so schmiere doch noch gerne nach alter Gewonheit. Η . P: Kuntze schrieb mir vor kurtzem, 3 daß ich hinunter kommen mögte, 4 weil nötig wäre wegen des neuen Kirchhofes 5 mit der C o r p o r a t i o n ] zu conferiren. Freitags d 13 Sept: brachte mich mein Sohn Friedrich mit seiner noch nicht bezalten Chaise und Pferd nach Philad: Sontags d 15 Sept: predigte Vormittags in der Zions Kirche und tauffte Heinr: M b : sein Töchterlein. 6 Ich hatte bei allen jetzigen Krieges=Unruhen 7 immer die Zuversicht, daß der am Ruder sitzende Erlöser, es so aus füren würde, daß des Vaters Name und Anstalt in America beßer erkant, bekennet, im Geist und Warheit verehret, 8 des Teufels Reich zerstöret, das G n a d e n r e i c h erweitert und sein höchst heiliger und bester Wille volbracht werden mögte. Als ich aber in dem neuen Plan sähe, daß ein so zalreiches, wenigstens dem Namen nach Christen Volck von solchen Personen regieret etc. werden solte, die zur äusersten Noth noch ein Oberwesen mit dem Munde bekennen; so entfiel mir der Muth, und bejammerte, daß sich unter so vielen Gelehrten und der Englischen Sprache mächtigen Bekennern, nicht Jemand vor den R i ß stellete 9 und dem honsprechenden Goliath die Schleuder zeigte! 1 0 Ich wandte mich im Kämmerlein zu J e s u " dem allmächtigen Gott=Menschen als Eigenthums Herrn, 1 2 klagte Ihm mein gäntzlich Unvermögen in dieser Sache, und anderer geschickten Werckzeuge Menschenfurcht oder Schläfrigkeit, und flehete, Er mögte doch seiner Sache unmittelbar oder mittelbar helffen! Wege hast du aller wegen, an Mitteln fehlt dirs nicht. 1 3 Montags d 16 Sept: kam unvermutet der Probst von der College 1 4 zu mir und sagte, die Christi: Religions Verfaßungen schienen in Gefar, nach dem die Independence] erkläret 1 5 und eine neue Regierungs form in der Schmeltze, wäre noch gar keine Vorsehung gemacht, auch nur den äusern Zaun zu erhalten etc. Er wieß mir einen Paragraph, der zur 47sten Section hinzugethan werden müste. 1 6 Der Paragraph gefiel mir wol, aber was können verachtete Prediger
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Die Briefe des Jahres 1776
bei einem Rump Parliament ausrichten? Er begehrte ich mögte um Mittags Zeit wo hin kommen, gieng und fand daselbst nebst dem Probst S[alvo] T[itulo] Hh. Dr: A[lison] 17 Presbyt: und Rector D[uche] 18 von der Episcop: Kirche. Ich sagte, daß es nun schiene als solte ein Christenvolck von Juden, Türcken, Spinoz [istischen] Deisten, verkerten Naturalisten etc. regiret werden etc. Sie wären gelehrte Säulen etc. und würden schwere Verantwortung haben, wenn sie nun schwiegen. H. Dr: A: meinete es hätte nichts zu bedeuten, und wäre hinreichend, wenn die Beamten nur ein Oberwesen als Schöpffer und Erhalter aller Dinge attestirten. H. R. D. sagte den bedencklichen 19 Spruch: wer mich verleugnet etc. 2 0 ich sagte, es wäre freilich dem erhöheten Geschmack der jetzigen Zeit wol angemeßen, denn es könten auf die Weise die Teufel mit in die Regierung kommen weil sie einen Gott glaubten und zitterten, 21 Ja auch Oxen und Esel, weil sie ihren Herrn und die Krippe Ihres Herrn kenneten etc. 2 2 Es wurde endlich beschloßen, daß wir Morgen frühe wieder zu samen kommen, und auch mehrere protestantische Prediger dazu einladen wolten. Ich solte den Schwedischen Probst 23 und Hn: P: Weyberg 24 invitiren, welches geschähe. H. Weyberg fand es für nötig und wolte mit seinen Hh. Ältesten und Vorstehern des halb conferiren, H. Probst Gorison 2 5 billigte es auch. Dienstags d 17 Sept: bekam auf Befragen vom S.T.H. Weyberg zur Antwort, sie hielten es für gut, weil er aber der Engl. Sprache nicht gantz mächtig wäre, so mögten wir sie mit einschließen. Um 9 Uhr a[nte] M[eridiem] kamen zusamen a) der Probst und Vice Probst von der College 26 b) Hh. D: und W. 2 7 von der Engl, episcop. Kirche c) H. Probst G: von der Schwed: K[irche] d) Dr: H: von der Engl. Presbyt: Kirche e) und ich als eine Zugabe. Es wurde beschloßen, die Landes Convention zu ersuchen, ob sie unsern Paragraph der 47sten Section annectiren mögten? Einer von uns ward bestimmet zu dem p[ro] tfempore] ST. Herrn Presidenten Francklin 28 der Convention zu gehen und zu fragen, ob wir unsere Aufwartung bei ihm machen dürfften? Er ließ herablaßend antworten, daß er selber zu uns kommen wolte, und kam auch. Wir zeigten ihm den Paragraph, und er versprach unser Anliegen in der Convention vor zustellen. 29 Nachmittags hielten wir unsrer Seits Kirchen=Rath, und da ich ihnen unter andern auch diesen Punckt vorlegte und den Paragraph erklärte, so billigten sie es einmütig und begehrten, daß ichs nach dem Slendrian zu einer Petition formiren mögte, welche also lautete: 30
Obiges wurde eingegeben, ich habe aber, weil ich wieder nach Providence reisete, nicht gehört, ob es eingewilliget sey oder nicht. 31 Die guten ehrlichen Männer, die in Conventionen und dergl [eichen] sitzen, können wol gute Hausväter, Bürger, Mechanici [Handwerker] und auch zur Noth Christen seyn, aber es giebt immer etliche verschlagene Köpffe und verkerte Hertzen darunter welche mit der falschen Rede= und Disputir Kunst die Einfaltigen überlisten und berücken etc. und man kan aus dieser kleinen Probe mercken, daß ein heßlich Tier dahinter steckt, das seine Hörner schon weiset, und ärger
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handeln wird als die babylonische Hure auf den Waßern. 3 2 Ein mächtig reitzender Bewegungs=Grund, wenn es hieß: auf, auf, Ihr protestantischen Kirchen=Leute, streitet, laßet Euer Leben und alles übrige um die Bürgerliche] und unschätzbare Gewißensfreiheit zu erhalten etc. etc. und hernach sollet Ihr zum Lohn die Freiheit genießen daß Ihr keinen Erlöser, keinen Geist, kein Wort Gottes glauben dürfet. Wenn Ihr nur ein Ober wesen zum Schein mit dem Munde bekennet, so könnet Ihr mit regieren, übrigens möget Ihr die Enthusiasterei und altmodische Einbildung von der Bibel, von einem Weltheilande, von einem Geiste etc. etc. verlachen, verlästern, und weil die Drucker Preßen frei seyn sollen, öffentlich zur Schau stellen und im Triumpf auffüren, das Gesetze wird Euch schützen, wenn Ihr nur ein Ober wesen bekennet. Wo der Herr nicht das Haus bauet etc. Wo der Herr nicht die Stadt bewachet etc. 33 Wenn es solchen eingefleischten Geistern nach dem erhöheten Geschmack gelänge, so würden gar balde solche herrliche, Staats kluge, freie Republiquen entstehen wie vor der Sündflut, wie in Sodom etc. etc. und vor der Zerstörung Jerusalem[s] florirten. 34 Laßet uns zerreißen der natürlich» und geoffenbarten Religion Ihre Bande, und ihre Seile von uns werfen, 35 ist das alte und neue Motto der Atheorum practicorum, der so genanten Deisten und Sodomitischen Naturalisten etc. Aber der über alles erhaben wonet, lachet solcher nichts würdigen Insecten. Eine artige Sache: etliche inutila terrae pondera, 3 6 Müßig gänger Gottes vergeßene Wollüster und Tagediebe, wollen vielen tausend Menschen bei ihrer sauern Mühe und Arbeit in dieser Welt, noch den einzigen Schatz und besten Trost ihrer unsterblichen Seelen, nemlich die Christliche Religion rauben und sie im Namen eines Oberwesens nach ihrem Begrif, wie Eselreiten! Was Wunder, wenn die Waffen der Amerikaner] nicht siegen, wenn N[ew] Y[ork] und dergl. über gehet, 37 und wir damit gezüchtiget werden, womit wir gesündiget haben. Ich bin gewiß daß der am Rudersitzende allgewaltige, allweise, aller gütigste Regente, alles wohl machen und nichts in seinem Regimente versehen werde. 38 Er hat den gantzen Plan vor sich und siehet das gantze in Zusamenhange ein und über. Und wenn 2 mala zu samen gerathen, so wird Er nach seiner Güte und Barmhertzig[keit] das geringere zum Nutz seines Gnaden Reichs bestimmen und ergehen laßen. Wir wollen nach seinem Rath und Befehl immer ernstlicher bitten: Dein Name werde geheiliget, dein Reich komme, dein Wille geschehe! 39 Er wirds machen, daß die Sachen gehen wie es heilsam ist etc. 40 Die alte Mutter daheim hat die Salbung verloren, ihr Haupt ist kranck. Ihr Hertz ist matt und ihren verwundeten Unterleib gebraucht der Herr zur Zucht» und Straf=Ruthe über uns. Sölten wir von der Seite über wältiget und über wunden werden, so wirds hart halten die vorigen Religions Privilegien ohne eingeschränckt zu genießen. Wir haben in vorigen Zeiten Väter gehabt, und kan wol seyn, daß wir Zuchtmeister kriegen. 41 M u ß endlich schließen, sonst werden der Fragmenten und Corollarien zu viel. Mr: Engelfried hat seines richtig gemacht, 4 2 und wir werden schon setteln, wenn wir etwa das Vergnügen haben solten, mündlich zu conversiren, wenns unserm himlischen Vater beliebte es so zu fügen. Friedrich ist nun ein armer
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Exulant, 4 3 mit Weib und 3 unmündigen Kindern, 4 4 die Wartung und Pflege erfodern. Mit hertzlichem Gruß und Kuß von uns 2 unnützen Alten, an liebe Kinder und Enckelgen, verharre dero verbundener im Herrn! Providence d 2 October 1776
Heinrich Mühlenberg 4 5
Reinschrift in der Historical Society of Pennsylvania, Society Collection. Übersetzung veröffentlicht im Pennsylvania Magazine of History and S. 129-131. 1
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Auszüge in englischer Biography 22 (1898),
Friedrich August Conrad und Gotthilf Heinrich Ernst waren zur Synodalversammlung nach York aufgebrochen; vgl. die Tagebuchnotizen zum 30. 9. und 1. 10. 1776 in PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 33; AFrSt IV Η 23 b S. 154; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S . 5 4 f . und Tappert II S. 745. Nicht erhalten. Nicht erhalten. D. h. nach Philadelphia. Zur Vorgeschichte vgl. Nr. 597; Nr. 598; Nr. 662; Nr. 663; Nr. 664 und Nr. 672. In der Kirchenratssitzung am 23. 9. 1776 wurde über die Verwaltung des nun in Gebrauch zu nehmenden Friedhofs beraten. Vgl. die Tagebucheintragung in PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 30 f.; AFrSt IV Η 23 b S. 151; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 54 und Tappert II S. 743 f. sowie im Protokollbuch S. 330 f. Maria Catharina (geb. 2. 9. 1776); vgl. The Weiser Family S. 211 und Nr. 675 Anm. 14 (26). Vgl. Nr. 675 Anm. 12. Vgl. Joh 4,24. Sprichwort biblischen Ursprungs; vgl. Ps 106,23; Hes 22,30 sowie Wander Bd. 3 Sp. 1694. Vgl. 1 Sam 1 7 , 3 9 - 4 4 . Vgl. M t 6,6. Vgl. Joh 1,11. Vgl. die vierte Strophe des Kirchenliedes „Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt ( 1 6 0 7 1676). William Smith. Im Tagebuch kommentiert Mühlenberg dieses Ereignis so: „Julii 4. Heute hat der vestländische Congress die vereinigten Provintzen von Nord America öffentlich für freie und Independente Staaten erklären laßen, worüber verschiedene tiefsinnige und in die Ferne sehende Melancholici die Köpffe hängen und viele sanguinische Miopes [Kurzsichtige] jauchzen und frolocken. In fine videbitur cuius toni. Es bleibet Gläubigen dieses zu einer Beruhigung, daß einer am Ruder sitzet, und dem Plan des Gantzen vor sich hat, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden übergeben [vgl. Mt 28,18], und der noch niemals was versehn in seinem Regiment [17. Str. „Ich singe dir mit Herz und Mund"]! Der nicht schläft noch schlummert [vgl. Ps 121,4], und seinem Volck geboten hat zu beten: Dein Name werde geheiliget, dein Reich komme, dein Wille geschehe [vgl. M t 6,9 f.; Lk 11,2]! Julii 8. Heute sind die Vereinigt=Nord Americanischen Provintzen vom State Hause independent proclamirt worden, Psalm 127,1. [Eodem] dato wird in Philadelphia wie im gantzen Lande eine Wahl gehalten, wie es in der vorhergehenden großen Conferentz beschloßen, da die Einwoner ihre Deputirten per plurima Vota zu einer Convention wälen und solche Convention am 15 Julii ihre erste Session in Philadelphia haben solten, wenn nicht mitler Weile die Stadt überrumpelt wird. Endlich kam Nachricht, daß die Flotte bei Charlestown in Süd Carolina ihren Zweck nicht erreichet, sondern mit Verlust zurück gezogen, und daß Sr: Excell: Lord Dunmore in Virginia den kürtzern gezogen, und die große Krieges=Flotte mit ihrer Macht bei Neuyork angekommen
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und auf der Staaten Insyl[!] bei Neuyork gelandet." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [35 f.]; vgl. Tappert II S. 721 f.). Vgl. Nr. 675 Anm. 12. - Zu Entstehung und Text der Unabhängigkeitserklärung vgl. Julian P. Boyd, T h e Declaration of Independence: The Mystery of the Lost Original, in: Pennsylvania Magazine of History and Biography, 100 (1976), S. 438 —467 und Frederick R. Goff, T h e John Dunlap Broadside: T h e First Printing of the Declaration of Independence, Washington 1976. — Theodore G. Tappert, Henry Melchior Muhlenberg and the American Revolution, in: Church History, 11 (1942), 2 8 4 - 3 0 1 , bietet eine ausgewogene Einschätzung der Haltung Mühlenbergs im Unabhängigkeitskrieg; vgl. auch den Versuch einer Revision durch Leonard R. Riforgiato, Missionary of Moderation. Henry Melchior Muhlenberg and the Lutheran Church in English America, Lewisburg, Pa 1980, S. 201 — 214 sowie Nelson S. 2 4 5 - 2 5 4 und Wallace, Muhlenbergs S. 1 0 4 - 1 0 9 . Vgl. Nr. 677. Francis Alison (1705 — 1779); seit 1752 Prediger der First Presbyterian Church und seit 1754 Vize-Provost des College. Jacob Duche ( 1 7 3 8 - 1 7 9 8 ) ; seit 1759 Assistant Rector der vereinigten Gemeinden von Christ Church und St. Peter's, 1775 Nachfolger von Richard Peters. Er unterstützte zunächst die Sache der Kolonien, änderte aber während der Besetzung Philadelphias durch britische Truppen seine Haltung und ging 1777 als Loyalist ins Exil nach England. = bedenkenswerten. Vgl. M t 10,33; Lk 12,9. Vgl. Jak 2,19. Vgl. Jes 1,3. Anders Göranson, Nachfolger Wrangeis an der Gloria Dei Kirche in Wicacoa, seit 1773 auch Probst der schwedischen Gemeinden in Nordamerika. Vgl. Nr. 677 Anm. 6. = Göranson. William Smith und Francis Alison. Jacob Duche und William White (1748 - 1836), seit 1772 Assistant Minister von Christ Church und St. Peter's. Er bekannte sich nach der Unabhängigkeitserklärung zu dem neuen Staatswesen, wurde Rektor von Christ Church und 1787 Bischof von Pennsylvania. Benjamin Franklin; er teilte seine Zeit zwischen dem Verfassungskonvent und dem Kontinentalkongreß, der im gleichen Gebäude tagte. Vgl. Franklin Papers Bd. 22 S. 512 - 515. Vgl. Nr. 677 Anm. 5. Hier folgt Nr. 677. Vgl. Nr. 677 Anm. 5. Vgl. Apk 13 und 17. Vgl. Ps 127,1. Vgl. dazu 1 Mos 6 - 9 ; 1 M o s 19 und 2 Kön 24 f. Vgl. Ps 2,3. Unnütze Lasten der Erde. In der zweiten Jahreshälfte bestimmte der Kampf um die Herrschaft über das strategisch wichtige New York die militärischen Auseinandersetzungen. Die Kontinentalarmee konnte sich dort nicht behaupten; vgl. Nr. 675 Anm. 12. Vgl. die 17. Strophe des Kirchenliedes „Ich singe dir mit Herz und Mund" von Paul Gerhardt (1607-1676). Vgl. Mt 6,9 f.; Lk 11,2. Vgl. das Kirchenlied „Gott wills machen, daß die Sachen" von Johann Daniel Herrnschmidt (1675-1723). Vgl. 1 Kor 4,15. Betrifft eine Zahlung von 3 £ Zinsen an Schultze; vgl. die Rechnung im Tagebuch in P M 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 35 und Tappert II S. 748. Vgl. Nr. 675 Anm. 12. Henry William (geb. 21.-8. 1772), nach T h e Weiser Family S. 184. Im Tagebuch, Lutheran Church Review 25 (1906), S. 353: „July 21, 1772. A son, Henry was born to me." - Mary
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Die Briefe des Jahres 1776
Catherine (geb. 29. 5. 1774; vgl. The Weiser Family S. 185). - Elizabeth? (heiratete am 24. 4. 1794; vgl. T h e Weiser Family S. 186). Für die Zeit bis zum 6. 12. 1776 ( = Nr. 679) erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Donnerstags d 3 Octob: ... Ein Mann aus Stumps Städtlein 10 Meilen über Tolpeh[ocken] nam 2 Briefe a) an Η. P. Schultz [ = Nr. 678] und b) an die Fr[au] Schultzin mit." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 34; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 154; P M 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 55; Tappert II S. 746). (2) „Sontag d 6 Octobr ... Bekam vor Tage ... einen Brief von Hn: P. Kuntze d[atiert] d[en] 5ten Octob: a[nni] c[urrentis] worin er berichtet, daß seine liebe Frau Margreth am Freitag Abend i[d] e[st] am 4tcn October zwischen 7 - 8 Uhr mit einem Töchterlein [Catharina Eliza] entbunden." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 34; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 160; P M 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 56; Tappert II S. 747). (3) „Dienstag d 8 Octobr: ... Beantwortete des Η. P. Kuntzes Brief vom 5 Octobr." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 36; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 161; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 57; Tappert II S. 748). (4) „Donnerstag d 10 October: empfieng eine Antwort von Η. P: Kuntze auf meinen Brief vom 8 Octobr: mit Nachricht, daß ich wieder hinunter kommen solte, wegen der Schule, des Kirchhofs und der Taufe des lieben Kindleins oder Enckelgen ... Abends schrieb an der Witwe Zimmermann ihren Sohn George: item an die Fr[au] Kuntzin." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 37; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 162; P M 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 57; Tappert II S. 748 f.). (5) „Freitags d 11. October: ... Ich hatte einen Brief an die Mary Sw[aine] geschrieben, welchen Mr: Zehring mit nach Virginia nehmen wolte. Heute gaben wir den Brief einem M a n n von Swatara mit, namens Neuman ..." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 37; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 162; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 57; Tappert II S. 749). (6) „Montags d 28 Octobr: ... Abends sprach Mr: T h o m a s Curr von Atolhee über Tolpehacken vor und brachte ein Brieflein von Η. P. Schultz mit 25 £ Continental Money in full auf Jacob Fischers Bond, worauf ich schon im Mertz 50 £ empfangen hatte, und ihm nun das Bond von 75 £ assigniert habe." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 43; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 169; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 59; Tappert II S. 752 f.) (7) „Freitags d 1 Novemb: ... Abends schrieb an H . Pfrr: Krug und legte 10 sh: ein, als eine Portion von den Liebes Gaben, die 1772 - 73 - 74 in Halle von frommen Seelen für die penn[sylvanischen] Prediger eingesandt sind, wovon die Summe 49 rthl. 10 groschen beträgt, nach hiesiger C u r r e n c y ] 12 £ 10 sh." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 45; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 173; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 61; Tappert II S. 755). (8) „Dienstag d 5 November: ... Heute bekamen wir auch einen Brief von der Frau Schultzin aus Tolpehaken mit etwas Butter ... Abends schrieb eine Antwort an die Fr: Schultzin mit Mr: Stup." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 47; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 175; P M 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 61; Tappert II S. 756). (9) „Sambstags d 9 Novemb: ... Abends brachte Mstr: Hänkel ein Briefgen von H: Mb. mit Briefen von Mary Sw[aine] an mich und Mama datirt 22 Octob: ac." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 49; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 177; P M 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 62; Tappert II S. 757). (10) „Sontags d 10 Novembr: ... Abends schrieb Antwort an meinen Sohn Henry M b : und an Mary Swaine, welche Mr. Klein sein Knecht Morgen mit nach Philad: nemen solte." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 49; vgl. Tappert II S. 757). (11) „Dienstag d 12 November ... Bekam auch Antwort vom Η. P. Krug aus Friedrichstown Maryland, durch unsern Nachbar Andreas Müller. Des Η . P: Krugs Ehe Frau [Henrietta Handschuh] hat im vergangenen Monat Aug: a c ein Söhnlein bekommen welches H. Krug nach seines Vaters Namen Georg nennen laßen. Er bedanckte sich auch für die 10 sh: der Liebes Gabe aus Halle." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 49; AFrSt IV Η 23 b S. 178; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 62; Tappert II S. 757). (12) „ M i t w o c h s d 13 Novembr: ... und brachte mit ... e) einen Brief von H: M b : Jun: worin er meldet, daß nun der G[eneral] H[owe] mit 10000 M a n im Anzüge nach Philad: seyn soll; und daß wir einen Frachtwagen bestellen, und unsern Stage Wagen [Reisewagen] bereit halten solten, um selbige hinunter zu schicken, wenn er Notice herauf sendete zur Zeit der Noth ...
Nr. 678/679
745
2. 10./6. 12. 1776
Empfieng auch einen Brief von Mr: Peter Weiser, daß ihm meine Schrifften [Kopien von Erbschaftsangelegenheiten] gestolen, und ich ihm wieder andere Copien schreiben, und senden mögte." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 49f.; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 178; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 62; Tappert II S. 757 f.). (13) „Freitags d 15. Novemb: ... Ich hatte zu schreiben: gab auch heute die Schrifft zum Peter Weiser einem Fuhrmann mit, der durch Reading faren, und es bei der Frau Witwe Weiserin abgeben wolte." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 50; vgl. Tappert II S. 758). (14) „Montags d 18 Novemb: ... Er [Mr: Beyer] fuhr eben nach der Stadt [Philadelphia] und nam meinen Brief mit, den ich schon in voriger Woche an die Margretha Kuntzin geschrieben, aber nicht eher Gelegenheit gefunden ihn abzusenden. Abends sprach Mr: Stup von Tolpehaken vor und brachte einen Brief mit von der Fr: Schultzin, versprach auch im Rückwege Antwort wieder mit zu nemen." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 50 f.; Tappert II S. 758). - In AFrSt IV Η 23 b S. 179 (PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 62) heißt es: „Empfieng einen Brief von Tolpehaken, sandte einen nach Philad." (15) „Dienstags d 19 Novembr: schrieb Antwort nach Tolpehaken." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 51; vgl. Tappert II S. 758). (16) „Donnerstag d 21 Novembr: sprach Mr: Stup frühe vor und nam meinen Brief mit an die Frau Schultzin. Empfieng auch ein Briefgen von der Fr: Kuntzin p[er] Conrad Beyer dat: d 19 Nov." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 51; vgl. Tappert II S. 758f.). (17) „Mitwochs d 27 Novembr: ... Bekam einen Brief von der Fr: Schultzin aus Tolpeh[ocken] mit 10 tb Butter: sandte mit der Gelegenheit ein Brieflein an Heinr: Mb: in Philad." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 52; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 180; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 63; Tappert II S. 759). (18) „Freitags d 29 Novembr: Schrieb Antwort an unsere Kinder in Tolpehaken." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 52; vgl. Tappert II S. 759). (19) „Sambstag d 30 Novembr: Morgens vor Tage kam der Tolpehaker Wagen von Philad: zurück, brachte einen Brief mit von H: Mb: Jun: und einen Coffer und eine Kiste mit Büchern etc. von ihm zur Verwarung mit, weil es heißt, daß die Britt: Armee immer näher nach Philad. rücke, und eine Partei in Philad: entschloßen sey, sich zu wehren." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 53; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 180; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 63; Tappert II S. 759 f.)
679.
An [Cb.
F. Martins]
Providence,
6. 12.
1776
Geehrter H . und Freund,1 Sie w a r e n der M e i n u n g bei u n s r e r letztern Z u s a m e n k u n f t als o b H . Pfrr. K u r t z zu viel Interesse b e k o m m e n , w i e Sie a u s des Sheriffs R e c h n u n g s c h l o ß e n . 2 E s ist n ö t i g u n d g u t w e n n m a n T a g e B ü c h e r h ä l t u n d alles fein o r d e n t l i c h a u f s c h r e i b e t weil d a s G e d ä c h t n i ß fehlerhafft ist. Ich h a b e in m e i n e n Haus« u n d T a g e B ü c h e r n n a c h g e s e h e n u n d will f o l g e n d e E x t r a c t e d a r a u s mitteilen zur Erläuterung der Sache: „ 1 ) als ich m i t m e i n e r F a m i l i e i m S p ä t j a r e 1 7 6 1 v o n m e i n e m P l a t z zog, hatten
der
H.
Doctor
meinen Platz
gemietet,
wie
Articles
of
Agreement
b e s c h e i n i g t e n . Ich v e r k a u f t e I h n e n v e r s c h i e d e n e S a c h e n als d e n J e r s e y W a g e n e t c . e t c . u n d b e k a m v o n I h n e n ein B o n d , 3 w e l c h e s ich Ihnen z u r ü c k gegeben, s o b a l d es gesettelt w a r . 2) D i e n s t a g s d e n 2 8 Junii 1 7 6 3 l o g i r t e n ich u n d meine F r a u bei H . D r : M a r t i n in P r o v i d e n c e u n d a m selbigen T a g v e r k a u f t e ich an Ihn m e i n H a u s , H o f u n d L a n d , n e m l [ i c h ] a n H . M a r t i n , d e r n u n ins 2 t e J a r z u r P a c h t d a r a u f g e w o n e t ; weil es n i c h t r a t h s a m ist, P l ä t z e eigen zu h a b e n , w e n n m a n n i c h t selber d r a u f w o n e t u n d sie in a c h t n i m t . Weil d e r K ä u f f e r
746
Die Briefe des Jahres 1776
nur wenig Vermögen hat, so habe die Zieler der Bezalung auf etliche Jare ohne Interesse hinaus gesetzt — 3) Dienstags den 1 November gegen Abend kam H. Dr. Martin von Providence und brachte uns 4 hundert Pfund Mehl am Gewichte. Am Abend bezalte er hundert Pfund Pennsylvanische Müntze auf Abschlag für meinen Landplatz und Haus in Providence, vermöge eines Accords vom 28 Junii 1763. Mitwochs d. 2ten November hatte Besuch vom Dr: Martin und seiner Frau. 4) Freitags d 13 Januar: 1764 kam Mr: Friderich Martins von Providence, brachte zwei hundert ί ϊ Weitzen Mehl und 71 ΈΕ Schweinefleisch. Hernach machten wir die Kaufbriefe und Obligationen fertig, so weit es thunlich war: nemlich, er unterschrieb 2 Obligationen an H. Nicolaus Kurtz für 300 £, trat also in meine Stelle, weil ich dem H . Kurtz so viel schuldig war. Ferner unterschrieb er ein Bond an mich für 200 £, ein Hundert Anno 1766 den 2ten November, und einhundert den 2ten Novemb. 1767 an mich oder meine Erben ohne Interesse zu bezalen. Ferner unterschrieb er ein Mortgage 4 zur Versicherung an H. Kurtz, und denn ein second Mortgage zur Versicherung an mich. Darauf unterschrieb ich und meine Frau den Kaufbrief über 77 Acker 5 Land /: more or less :/ und alle Improvements, und quitirte für 675 £ am Werth, und behielte davon übrig vermöge der Obligation zu fodern 1 hundert £ 1766 und das letzte hundert 1767 ohne Interesse. Und da auch die 300 £ an H. Kurtz auf Interesse lauffen, und ich mit dem H. Martins ohne Interesse accordirt, so that ich dem H. Martins 18 £ gut. Ich habe zuletzt das übrige mit dem H. Martins gerechnet laut eines Zettels der bei den Deeds 6 liegt; so daß H. Martins obligirt ist, meinen Bond von Michael Heilman zu lösen, und als denn bekomt Mr: Martins seinen Bond wegen neben Schulden von mir zurück und er bleibt mir noch 7 £ apart schuldig. Die Zeugen bei obiger Vollziehung waren Hh. Frid: Vigera und Johannes Götz." Aus obigen Extracten davon ich das Original meinem gel[iebten] Hn: Dr: einige Zeit selber zeigen oder auch vor einigem Gericht, oder unparteiischen Arbitrators mit gutem Gewißen eidlich qualificiren kan, ist deutlich und klar, daß dem H. Kurtz die volle Interesse gehöret habe, wie er sie vom Sheriff laut der Rechnung empfangen hat. Folglich ist der H. Kurtz im geringsten nicht zu beschuldigen. Und was mich betrift, so werde gel. H . Dr. in Ihrem eigenen Gewißen überzeugt seyn, daß ich Sie auf keinerlei Weise übervorteilt habe. Ich hatte Sie nicht über redet meinen Platz zu pachten, sondern ließ Ihnen den Vorzug vor andern. Noch weniger hatte ich Sie perswadirt zu kauffen, weil verschiedene drum ansprachen, als z. B. Mr: Klein etc. ihn zu kauffen, aber abgewiesen wurden. Ihre Umstände haben mich immer gedauert, ich war aber nicht vermögend hinreichend zu helffen, weil ich selber eine starcke Familie und wenig Einkommens hatte und selber meiner schwachen Frau ihr Väterlich Erbteilgen mit zur Nothdurft nemen mußte. Wenn sich nur noch ein vermögender Freund vor, oder bei der Vendue 7 ins Mittel geschlagen hätte, so wäre es doch noch etwas beßer gegangen, aber es soll heimlich gesagt worden seyn: Der Platz mag noch so gering weg gehen, das schadet nichts, denn wenn es nicht zu langt, so mag es der Mb: verlieren etc.
Nr. 679
6. 12. 1776
747
Die guten Leute dachten aber nicht daß ein Bond weiter reicht. Ich war nicht vermögend den Platz wieder zu nemen und der H. Dr: auch nicht; also fiel der Vorteil dem Käuffer L. H: zu. Daß mich Ihr Zustand gedauert, können Gel. H. Dr: noch aus dem letztern schließen, da wir Ihnen das 75 £ Lott wieder zurück gegeben, und wir hatten uns unterredet, Ihnen Ihr Bond wieder zurück zu geben. Da Sie aber meineten, als ob Sie noch 30 £ wieder zurück haben musten, so werden Sie mirs nicht verdencken, daß ich das Bond, obgleich das Siegel davon ist, noch zurück behalte und Ihnen eine Copy samt dem Original der Rechnung von Esq. Redman 8 übersende, damit, wenn Sie es nötig erachten solten, die Sache durch unparteiische Männer untersucht werden könte. Denn ich verlange nichts als was vor Gott und verständigen Menschen recht und billig erachtet wird. Wenn wir nicht Nebenrechnungen als zum Ex[empel] wegen Rente 9 des Platzes und sonsten allerhand Sachen zu setteln gehabt, so würde Mehl, Fleisch etc. an der Haupt Summe oder Interesse abgegangen seyn. Mein Schreiben ist durch das Umziehen 10 noch nicht wieder auseinandergesetzt: hoffe aber wenns Leben und Krieg oder Friede erlaubt, daß ich alle Rechnungen wieder beisamen finden werde zu meiner eigenen Satisfaction, bin doch indeßen versichert, daß H. Kurtz nicht mehr bekommen als ihm gehört und ich mit Wißen und Wollen meinen sonst immer geliebten Freund nicht übervorteilt habe. Nebst hertzlichem Gruß an Ihre Werthe Familie verbleibe dero wolwünschender Freund und Diener Provid: d. 6 Dec: 1776.11
Abschrift 1
von Mühlenbergs
Η. Mb.
Hand im Tagebuch in PM 95 A Nr. 18 1776-77
S. 5 5 - 5 7 .
Friedrich Martins, Chirurg in Providence. Aus der Verpachtung (1761) und dem späteren Verkauf (1763) seines Hauses in Providence hatte Mühlenberg immer noch Forderungen an Martins, der am 4. 12. 1776 Einwände gegen die Berechnung erhoben hatte. Vgl. die Tagebuchnotizen zum 3., 4. und 6. 12. 1776 in P M 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 54 f. und Tappert II S. 761. ' = Schuldschein. 4 = Hypothek. 5 1 acre = 4046,8 m 2 . 6 = Übertragungsurkunde. 7 = öffentliche Versteigerung; zur Sache vgl. Bd. III Nr. 447 S. 664 sowie Nr. 454 Anm. 10(1) und Nr. 508 Anm. 28. 8 Joh. Redman, Sheriff. 9 = Mietzins. 10 Im Tagebuch zum 16. 8. 1776 reflektiert Mühlenberg über die vielen Umzüge und Reisen während seiner Amtszeit in Amerika. Vgl. P M 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 15 f.; AFrSt IV Η 23 b S. 1 2 6 - 1 2 8 (davon Abschrift für H D , archiviert in P M 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 46) und Tappert II S. 734. Am 11. 7. 1776 war er wieder nach Providence gezogen: „Weil denn Η . P. Kuntze ziemlich wieder bei Kräfften, und meine Gegenwart auf dem Plätzgen sehr nötig war; so mietete einen Wagen, und zog mit meiner krancken Frau und noch minderjärigen Tochter [Maria Salome, geb. 1766] nach Providence bis auf weitere Einsicht." (PM 95 A Nr. 16 1775 - 76 S. [36]; vgl. PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 1; AFrSt IV Η 23 b S. 94; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 36 und Tappert II S. 722). Vgl. M a n n S. 490 - 496 und Nelson S. 2 4 2 - 2 6 9 , bes. 2 4 2 - 2 4 4 . 2
748 11
Die Briefe des Jahres 1776
Für die Zeit bis zum Ende des Jahres 1776 erhalten wir aus den Tagebüchern Mühlenbergs folgende Informationen über seine Korrespondenz: (1) „Sambstags d 7 Decembr: ... Empfieng einen Brief von S[alvo] T[itulo] Η. P. Schultz aus Tolpeh[ocken] datirt d 2 Dec a[nni] c[urrentis] p[er] favjor] of Mr: Christopher Weiser ... Gegen Abend bekamen wir ein paar Zeilen von Friedr: Mb. aus Philad: mit fliegendem Report, als ob die Britt: Armee sich wieder nach Brunswig zurück gezogen, daß G[e]n[eral] Washington] auch avancirte nach dem er verstärcket worden und Gn: L[ee] mit seiner Armee bei Newark wäre. Es heißt aber auch, daß Philad. von der See Seite durch eine Krieges-Flottc angegriffen werden soke." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 58; vgl. Tappert II S. 762). (2) „Donnerstags d 12 Decembr: ... Am Abend kam ein Brieflein von Fried: Mb: mit dem Pferde Geschirr zum Stage Wagen [Reisewagen] und Ordre, daß jemand mit dem Stage Wagen hinunter [d. h. Philadelphia] kommen und die Frau Kücherin und Kinder herauf [d. h. Providence] holen solte." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 60; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 186; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 66; Tappert II S. 763). (3) „Sambstags d 14 Decembr: ... Mein Sohn Friedrich schrieb ein paar Zeilen aus Philad: daß die Britt: Seemacht die Delaware herauf käme, und Philad: bei Waßer und Land eingenommen werden solte. Nachher kam aber wieder Report, daß kein Krieges=Schif, sondern ein groß Schif mit Saltz die Rivier [Delaware] herauf gekommen etc." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 61; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 187; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 66 f.; Tappert II S. 763). - Außerdem schrieb Mühlenberg noch ein Empfehlungsschreiben nach Reading für eine fliehende New Yorker Familie (nach dem Tageseintrag in AFrSt bzw. PM 95 A Nr. 17). (4) „Sontags 3"" Advent d 15 Decembr: ... Friedrich schickte auch noch eine halbe Ladung Sachen herauf, und ein paar Zeilen." (PM 95 A Nr. 18 1776 - 77 S. 61; vgl. Tappert II S. 764). (5) „Freitags d 20 Decembr: ... Gestern Abend empfieng einen Brief von Η. P: Schultz durch den jungen Creutzer: d[e] d[ato] 17 Dec: ac. ... Habe auch zwei halbe Bogen voll zur Antwort auf Η. P. Schultzen seine Briefe vom 2 Decemb: und 17 Dec: a.c. geschrieben." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 62 f.; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 193; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 69; Tappert II S. 766). (6) „Sambstags d 21 Decemb: Empfieng einen Brief von der Fr[au] Kuntzin datirt d 20 Dec: Abends schrieb eine Antwort auf der Fr: Kuntzin Brief." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 63; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 193; vgl. PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 69; Tappert II S. 766). (7) „Dienstags d 24 Decembr: ... empfiengen einen Brief vom Henr: Mb: aus Philad: daß er und Friedr: Mb: gestern Abend wohlbehalten angekommen, daß unser deutscher Schulmeister Otto die Schule wieder angefangen etc." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 64; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 194; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 70; Tappert II S. 766 L). (8) „Donnerstags den 26 Dec: ... Heute habe ich lVi Bogen voll an gesamte Angehörigen in Virginia geschrieben, im gleichen hat auch die Mama einen halben Bogen voll an die Mary Sw[aine] und einen halben Bogen voll an J[ohann] P[eter] mit beigelegt, weil der Nachbar Riedtin ihr Bruder Mr: Richard von hier wieder heim nach Virginia reisen und das Paquet mit nemen will: alles datirt d 26 Dec: a.c.:" (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 64 f.; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 196; PM 95 A Nr. 17 1 7 7 5 - 7 7 S. 71; Tappert II S. 767). (9) „Sambstag d 28 Dec: ... Friedr: Mb: sandte Nachricht, daß am Christage Abends i[d] e[st] am 25 dec: ac: G[eneral] Washington] mit 4000 Mann ober Trentown die Delaware passirt und am 26 Dec: unter graulichen Wind und Schnee«Sturm einen Teil der Britt: Armee attaquirt habe. Es hieße die Britt: hätten den Überfall nicht vermutet, und ihre Bagage, 6 Feldstücke und 700 Prisoners hinterlaßen: Gen: Green habe den rechten und Spence den lincken Flügel commandirt. Die Americaner hatten versucht Canonen mit hinüber zu bringen, konten sie aber an der andern seite nicht landen wegen Eiß an der Delaware. So ist es auch wol unmöglich gewesen mit kleinem Gewehr zu feuern, wegen Wind und Schnee Sturms, der den gantzen Tag hefftig anhielte. Ferner heißt es, daß die Hh. Gen: Heath und Wooster das Fort Lee wieder eingenommen und 200 Gefangene gemacht, wie auch, daß die Americaner Newark und Hackensack wieder erobert und eine große Menge Bagage zur Beute bekommen." (PM 95 A Nr. 18 1 7 7 6 - 7 7 S. 65 f.; vgl. AFrSt IV Η 23 b S. 197; PM 95 A Nr. 17 1775 - 77 S. 71; Tappert II S. 768). — Außer George Washington (1732—1799) sind die Generäle Nathanael Greene (1742-1786), Joseph Spencer (1714-1789), William Heath (1737-1814) und David Wooster (1711 — 1777) angesprochen.
Verzeichnis der
Abkürzungen
1. Archive AFrSt HD LC PM
Archiv der Frankeschen Stiftungen, Halle/Saale Halle Documents Library of Congress, Washington D . C . Mühlenberg-Materialien des Lutheran Archives Center, Philadelphia
2. abgekürzt zitierte Archivalien Protokollbuch
„Dieses Protocoll Buch ist gewidmet zum Gebrauch für dem nach der neuen Kirchen=Ordnung am 6"" January 1763, durch eine recht* mäßige Wahl von der Gemeine an der St. Michaelis Kirche in Philadelphia verordneten Kirchen=Rath, bestehend aus sechs regierenden Ältesten und sechs Vorstehern, in Sachen die Sie nach Anweisung der Kirchen=Ordnung, ohne Beywohnung der Hh. Trustees zum Besten der Gemeine berathen und beschließen werden. Ferner ist es auch gewidmet zum Record der wichtigern Sachen und Schlüße welche nach der Κirchen=Ordnung im gantzen Gemein=Rath von denen Herren Trustees, Ältesten und Vorstehern nach den meisten Stimmen zum Besten der Gemeine überlegt und beschloßen worden." - Nach der Erhebung zur Korporation geführt als: „Vestry=Book for the Corporation of St: Michaels Church, in, and near the City of Philadelphia in the Province of Pennsylvania Containing the Minutes and Resolves of the Rector, Vestry and Wardens of the said Church and Congregation, transacted in their respective Meetings, begun on the 17 ,h day of October Anno Domini 1765." (1763 — 1779; Lutheran Archives Center Philadelphia)
3. abgekürzt zitierte Literatur Acrelius BSLK
Burckhardt
Cappon Documentary History
Acrelius, Israel: A History of new Sweden; or the Settlements on the River Delaware. Translated by William Reynolds. Philadelphia 1876. Die Bekenntnisschriften der evangelisch=lutherischen Kirche. Herausgegeben im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930. Zehnte Auflage. Göttingen 1986. Burckhardt, Johann Gottlieb: Kirchen=Geschichte der Deutschen Gemeinden in London nebst historischen Beylagen und Predigten. Tübingen 1798. Atlas of Early American History. T h e Revolutionary Era, 1 7 6 0 1790. Ed. Lester J . Cappon et al. Princeton, N.J. 1976. Documentary History of the Evangelical Lutheran Ministerium of Pennsylvania and Adjacent States. Proceedings of the Annual Conventions from 1 7 4 8 - 1821, compiled and translated from records in the archives and from the written protocols. Philadelphia: Board of Publication of the General Council of the Evangelical Lutheran Church in North America 1898.
750 Evans
Franklin Papers Bd. 22
Germanica-Americana I
Gipson IX
Gipson XI
Glatfelter I, II
Graeff
Haussmann
Higginbotham
ΗΝ 1
HN 2
Honeyman
Illick Jones Klinefelter
Verzeichnis der Abkürzungen Evans, Charles: American Bibliography. A Chronological Dictionary of All Books, Pamphlets and Periodical Publications Printed in the United States of America from the Genesis of Printing in 1639 down to and Including the Year 1820 with Bibliographical and Biographical Notes. 12 vols. Reprint New York 1941/42 [1903-1934], The Papers of Benjamin Franklin. Vol. 22: March 23, 1775, through October 27, 1776. Ed. William B. Willcox et al. New Haven und London 1982. The First Century of German Language Printing in the United States of America. A Bibliography Based on the Studies of Oswald Seidensticker and Wilbur H. Oda. Edited by Karl John Richard Arndt and Reimer C. Eck. Compiled by Gerd-J. Bötte and Werner Tannhof Using a Preliminary Compilation by Annelies Müller. Volume 1: 1728 - 1807. Göttingen 1989 ( = Publications of the Pennsylvania German Society No. XXI). Gipson, Lawrence Henry: The Triumphant Empire. New Responsibilities Within the Enlarged Empire, 1 7 6 3 - 1 7 6 6 . New York 1956 ( = T h e British Empire before the American Revolution Vol. IX). Gipson, Lawrence Henry: The Triumphant Empire. The Rumbling of the Coming Storm, 1766 - 1 7 7 0 . New York 1967 ( = The British Empire before the American Revolution Vol. XI). Glatfelter, Charles H.: Pastors and People. German Lutheran and Reformed Churches in the Pennsylvania Field, 1717—1793. 2 vols. Vol. I: Pastors and Congregations, Breinigsville, Pa. 1980. Vol. II: The History, Breinigsville, Pa. 1981 ( = Publications of the Pennsylvania German Society Vols XIII and XV). Graeff, Arthur D.: The Relations Between the Pennsylvania Germans and the British Authorities, 1750 —1776. Pennsylvania German Society Vol. XLVII. Norristown. Pa. 1939. Haussmann, Carl Frederick: Kunze's Seminarium and The Society for the Propagation of Christianity and Useful Knowledge Among the Germans in America. Philadelphia 1917. Higginbotham, Don: The War of American Independence. Military Attitudes, Policies, and Practice, 1763 — 1789. Bloomington und London 1971. Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch=Lutherischen Gemeinen in Nord=America, absonderlich in Pensylvanien. Mit einer Vorrede von D. Johann Ludewig Schulze. Halle 1787. (Kurtze Nachricht von einigen Evangelischen Gemeinen in America. Halle 1744-1787). Nachrichten von den vereinigten Deutschen Evangelisch=Lutherischen Gemeinen in Nord=America, absonderlich in Pensylvanien. Mit einer Vorrede von D. Johann Ludewig Schulze. Neu hrsg. von W. J. M a n n , Β. M . Schmucker und W. Germann. Bd. 1, Allentown, Pa. 1886, Bd. 2, Philadelphia, Pa. 1895. Honeyman, John C.: Zion, St. Paul and Other Early Lutheran Churches in Central New Jersey, to 1800. In: Proceedings of the New Jersey Historical Society, n.s. vols. 9 - 1 6 (1924-1931). Illick, Joseph E.: Colonial Pennsylvania. A History, New York 1976. Jones, George Fenwick: The Salzburger Saga. Religious Exiles and Other Germans Along the Savannah. Athens, Ga. 1984. Klinefelter, Walter: The ABC Books of the Pennsylvania Germans. Breinigsville, Pa. 1973 ( = Publications of The Pennsylvania German Society Vol. VII).
Verzeichnis der Abkürzungen Lehmann Mann Miller
Mühlenberg, Selbstbiographie
Richter
Strassburger 1, 2
Tappert I, II, III
Tappert II Reprint
WA Wallace, Conrad Weiser Wallace, Muhlenbergs Wander
Weiser Family
Winde
751
Lehmann, Arno: Es begann in Tranquebar. Die Geschichte der ersten evangelischen Kirche in Indien. 2. Aufl. Berlin 1956. Mann, William J.: Life and Times of Henry Melchior Mühlenberg. 2. Aufl. Philadelphia 1888. „A Warm & Zealous Spirit". John J. Zubly and the American Revolution, A Selection of His Writings. Ed. Randall M . Miller. Macon, Ga. 1982. Mühlenberg, Heinrich Melchior: Selbstbiographie, 1711 — 1743. Aus dem Missionsarchive der Franckischen Stiftungen zu Halle. Mit Zusätzen und Erläuterungen versehen von W. Germann. AUentown, Pa. 1881. Richter, Christian Friedrich: Kurtzer und deutlicher Unterricht von dem Leibe und natürlichen Leben des Menschen ... . Halle 1705 (Neudruck Leipzig 1984 und Zürich 1985). Strassburger, Ralph Beaver/Hinke, William John: Pennsylvania German Pioneers. A Publication of the Original Lists of Arrivals in the Port of Philadelphia from 1727 to 1808. 3 vols. Norristown, Pa. 1934. Tappert, Theodore G./Doberstein, John W. (eds.): The Journals of Henry Melchior Muhlenberg. 3 vols. Vol. 1, Philadelphia 1942. Vol. 2, Philadelphia 1945. Vol. 3, Philadelphia 1958. Philadelphia, Pa. und Evansville, Ind. 1982. (Bd. II S. 773 - 808 enthält zwei erstmalig veröffentlichte Tagebücher Mühlenbergs vom Mai 1772 und Juli/August 1773, übersetzt von Helmut T. Lehmann und John W. Kleiner). D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. (Reihe 1). Bd. I f f . Weimar 1883ff. Wallace, Paul A.W.: Conrad Weiser, 1 6 9 6 - 1 7 6 0 . Friend of Colonist and M o h a w k , Philadelphia 1945 (Reprint New York 1971). Wallace, Paul A. W.: The Muhlenbergs of Pennsylvania. Philadelphia 1950. Wander, Karl Friedrich Wilhelm: Deutsches Sprichwörterlexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk, in 5 Bänden. Neudruck der Ausgabe Leipzig 1867-1880. Aalen 1963. The Weiser Family. A Genealogy of the Family of John Conrad Weiser the Elder (d. 1746). Ed. Frederick S. Weiser. The John Conrad Weiser Family Association 1960. Winde, Hermann: Die Frühgeschichte der lutherischen Kirche in Georgia. Diss. (Ms.) Halle/Saale 1960.
Die identifizierten Kirchenlieder sind in der Regel in einem der beiden Gesangbücher enthalten: „Erbauliche Lieder=Sammlung zum Gottesdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelisch Lutherischen Gemeinen in Nord=America, Gesamlet, eingerichtet und zum Druck befördert durch die gesamten Glieder des hiesigen Vereinigten Evangelisch Lutherischen Ministeriums" (Germantown 1786) oder Johann Anastasius Freylinghausens „Geistreiches Gesang=Buch, den Kern alter und neuer Lieder in sich haltend: Jetzo von neuen so eingerichtet, Daß alle Gesänge, so in den vorhin unter diesem Namen alhier herausgekommenen Gesang=Büchern befindlich, unter ihre Rubriquen zusammengebracht, auch die Noten alles alten und neuen Melodeyen beygefügt worden, und mit einem Vorbericht herausgegeben von Gotthilf August Francken" (Halle 1741). Wo das nicht der Fall ist, erfolgen die Nachweise nach A. F. W. Fischers „Kirchenlieder-Lexikon. Hymnologisch-literarische Nachweisungen über ca. 4500 der wichtigsten und verbreitetsten Kirchenlieder aller Zeiten in alphabetischer Folge nebst Übersicht der Liederdichter" (Neudruck Hildesheim 1967 [Gotha 1878/79]). Vgl. auch M . Albert Knapp, Evangelischer Liederschatz für Kirche und Haus. Eine Sammlung geistlicher Lieder aus allen christlichen Jahrhunderten, gesammelt und nach den Bedürfnissen unserer Zeit bearbeitet, 2 Bde., Stuttgart und Tübingen 1837.
Briefregister (Die Briefe sind unter dem Stichwort des Verfassers — außer Mühlenberg selbst — mit Nummern in halbfettem Satz verzeichnet, unter dem des Empfängers und Abfassungsortes mit Nummern im Normalsatz.) Albany, Gemeinde Nr. 610, 612 Allen, William Nr. 597 Altgoschehoppen, Älteste und Vorsteher Nr. 619 Anonymus Nr. 517, 520, 666 Augsburg Nr. 601 Barren Hill Nr. 520 Barren Hill, Gemeinde Nr. 455 Bauer, Johannes Nr. 525 Bedminster, Korporation Nr. 583 Bedminster, Älteste und Vorsteher Nr. 665 Bedminster, Gemeinde Nr. 567, 583, 586, 587, 618 Beronius, Magnus Nr. 615 Boston Nr. 456, 460 Boston, Gemeinde Nr. 535 Brandenburg Nr. 462 Buhl, ? Nr. 477 Charleston Nr. 641 Charleston, Kirchenrat Nr. 632 Charleston, Partei von Daser Nr. 634 Chew, Benjamin? Nr. 509, 510, 598 Chrest, Henry Nr. 537, 554 Claverack, Älteste und Diakone Nr. 633 Clotz, Lewis Nr. 547, 549 Darnmann, Friedrich Konrad Nr. 462 Dickinson, John Nr. 475 Easton Nr. 578 Easton, Älteste und Vorsteher Nr. 495 Ebenezer Nr. 643, 646, 649, 650, 651, 652, 653, 657 Ebenezer, Vorsteher Nr. 657 Ebenezer, Partei von Rabenhorst Nr. 650 Ebenezer, Partei von Triebner Nr. 651 Edwards, Morgan Nr. 473 Eichelberger, ? Nr. 491 Engelland, Johann Theophil Nr. 508 Eppele, Jacob Nr. 668 Erhardt, Christoph Adam Nr. 605 Ewing, John Nr. 473 Fabricius, Sebastian Andreas Nr. 581, 604
Fischer, Johannes Nr. 525 Francke, Gotthilf August Nr. 463, 480 Frederick Town Nr. 582, 607, 636 Frederick Town, Älteste und Vorsteher Nr. 502 Freylinghausen, Gottlieb Anastasius Nr. 584, 593, 603, 606, 609, 635, 654, 675 Galloway, John Nr. 526 Germantown Nr. 524, 596 Germantown, Kirchenrat Nr. 623 Gerock, Johann Siegfried Nr. 465, 494, 512, 523, 543, 589, 595 Gmelin, Jacob Nr. 485 Göranson, Anders Nr. 457, 468 Greenwich, Älteste und Vorsteher Nr. 495 Grimm, Peter Nr. 541, 544 Groß, Johannes Nr. 453 Grotz, Johann Phillip Nr. 622, 628, 638 Halifax Nr. 585 Halle Nr. 482, 488, 489, 496, 497, 553, 581, 584, 675 Heidelberg, Lebanon County Nr. 574, 599 Heinzelmann, Israel Matthias Nr. 637 Helmschmidt, Johann Leonhard Nr. 536 Helmuth, Johann Heinrich Christian Nr. 504, 505, 600 Hubele, Bernhard Nr. 481 Jones, ? Nr. 474 Kensington Nr. 601, 674 Keppele, Johann Heinrich Nr. 530, 625 Knapp, Johann Georg Nr. 482, 488, 489, 496, 497, 500, 522, 538, 542, 546, 553, 566 Krug, Johann Andreas Nr. 533, 582, 607, 636 Kunze, Johann Christoph Nr. 614, 654 Kurz, Johann Nicolaus Nr. 483, 590, 602, 654, 661 Lancaster Nr. 464, 481, 600 Lebanon Nr. 450 Lebanon, Gemeinde Nr. 545, 551
Briefregister Lebanon, Partei des Ministeriums Nr. 560, 570 Loonenburg Nr. 629, 633 Loonenburg, Kirchenrat Nr. 629, 633 Loonenburg, Gemeinde Nr. 627 Lunenburg, Gemeinde Nr. 556, 573 Macungie, Gemeinde Nr. 548 Martins, Christian Friedrich Nr. 679 Meyerle, Balthasar Nr. 613 Millen, Stephan Nr. 611 Mölich, Anthon Nr. 659 Mühlenberg, Anna Maria Nr. 562, 626, 631 Mühlenberg, Catharina Nr. 631 Mühlenberg, Friedrich August Conrad Nr. 562, 574, 599, 626, 631 Mühlenberg, Gotthilf Heinrich Ernst Nr. 575, 576, 578, 624, 654 Neidhard, Johann Andreas Nr. 640 Neugoschehoppen, Älteste und Vorsteher Nr. 619 New Brunswick Nr. 589 New Germantown Nr. 575, 576, 624 New Germantown, Korporation Nr. 583, 630 New Germantown, Älteste und Vorsteher Nr. 665 New Germantown, Gemeinde Nr. 567 New Hanover Nr. 506, 667 New York Nr. 541, 626, 631 New York, hochdeutsche Gemeinde Nr. 465 New York, niederdeutsche Gemeinde Nr. 464, 466, 478, 487, 493 Pasche, Friedrich Wilhelm Nr. 467, 479, 486, 490, 492, 498, 501, 552, 561, 572, 577, 579, 580, 588, 591, 594, 639, 641, 656, 660, 674 Peikstown, Gemeinde Nr. 568 Penn, John Nr. 555, 662 Penn, Richard Nr. 571 Pennsylvania, Verfassungskonvent Nr. 677 Peters, Richard Nr. 451, 469, 471 Philadelphia Nr. 450, 451, 452, 453, 454, 455, 457, 458, 459, 461, 463, 465, 466, 467, 468, 469, 470, 471, 472, 473, 474, 475, 476, 477, 478, 479, 480, 484, 485, 486, 487, 490, 491, 502, 512, 525, 534, 544, 554, 564, 573, 592, 606,
492, 503, 513, 526, 535, 545, 555, 565, 577, 593, 608,
493, 504, 514, 527, 536, 546, 556, 566, 579, 594, 609,
494, 505, 515, 528, 537, 547, 557, 567, 580, 595, 610,
495, 507, 516, 529, 538, 548, 558, 568, 583, 597, 611,
498, 508, 517, 530, 539, 549, 559, 569, 586, 598, 612,
499, 509, 519, 531, 540, 550, 560, 570, 587, 603, 613,
500, 510, 522, 532, 542, 551, 561, 571, 588, 604, 615,
501, 511, 523, 533, 543, 552, 563, 572, 591, 605, 616,
753
617, 618, 619, 620, 621, 622, 623, 625, 627, 628, 630, 632, 634, 635, 637, 639, 655, 656, 658, 659, 660, 661, 662, 663, 664, 665, 666, 668, 669, 670, 671, 673, 677 Philadelphia, Älteste und Vorsteher Nr. 470, 521 Philadelphia, College Nr. 471 Philadelphia, Gemeinde Nr. 555 Philadelphia, Korporation der Michaelis- und Zionskirche Nr. 470, 614 Philadelphia, protestantische englische Gemeinden Nr. 473 Physick, Edmund Nr. 671 Plitt, Johann Jakob Nr. 484, 539, 608 Prevost, Augustin Nr. 476 Providence Nr. 672, 676, 678, 679 Rabenhorst, Christian Nr. 642, 643, 648, 649 Reading Nr. 638 Reading, Gemeinde Nr. 550, 565, 569, 620 Reading, Gegenpartei Nr. 558 Reading, Partei des Ministeriums Nr. 534, 540, 564 Rothenburg ob der Tauber, Magistrat Nr. 499 Saccum, Gemeinde Nr. 548 Salisbury, Gemeinde Nr. 548 Savannah Nr. 642, 644, 645, 647, 648 Schaefferstown (Heidelberg, Lebanon County) Nr. 562 Schilling, Georg Wilhelm Nr. 452, 456, 459, 460, 461 Schmidt, Johann Friedrich Nr. 524, 569, 596, 616 Schrack, Jacob Nr. 666 Schultze, Christoph Emanuel Nr. 470, 519, 527, 528, 529, 531, 532, 563, 614, 621, 655, 670, 678 Schultze, Eva Elisabeth Nr. 563, 655, 670 Schultze, Friedrich Nr. 585, 592 Shoemaker, Jacob Nr. 537 Shoemaker, Samuel Nr. 513, 514 Smith, William Nr. 471 Söbötker, Johann Nr. 458 Sproat, James Nr. 473 Stöver, Johann Caspar Nr. 450, 454 Stringer, William Nr. 472 Tewksbury, Gemeinde Nr. 586, 587 Tilghman, James Nr. 663, 664 Treutlen, Johann Adam Nr. 644 Triebner, Christian Friedrich Nr. 515, 642, 646, 647, 651, 652 Tulpehocken Nr. 483, 518, 521, 614 Tulpehocken, Älteste und Vorsteher Nr. 518, 521
754
Briefregister
Upper Millford, Gemeinde Nr. 548 Uppsala, Konsistorium Nr. 615 Urlsperger, Johann August Nr. 601, 657, 658 Voigt, Johann Ludwig Nr. 506, 559, 617, 667, 669, 672, 673, 676 Wartmann, Adam Nr. 507 Weiser, Friedrich Nr. 557 Wertheim Nr. 640 Wertsch, Johann Caspar Nr. 645 Weyberg, Caspar Dietrich Nr. 677 Weygand, Johann Albert Nr. 464, 466
White, John Nr. 516 Wiesenthal, Carl Friedrich Nr. 511 Wildbahn, Karl Friedrich Nr. 503 Williams Township, Älteste und Vorsteher Nr. 495 Witman, Christoph Nr. 537 Wright, James Nr. 653 York Nr. 590, 602, 654 Ziegenhagen, Friedrich Michael Nr. 463, 480, 500, 522, 538, 542, 546, 566, 593, 601, 603, 606, 609, 635, 654, 657, 658
Personen- und
Ortsregister
(Die Namen werden modernisiert wiedergegeben — in Klammern ist die Schreibweise M.'s hinzugefügt bzw. wird darauf verwiesen. Anmerkungen werden nur angeführt, wenn sie Erläuterungen zu Personen bieten. Sie werden zusätzlich zur Seitenzahl, durch einen Punkt getrennt, angegeben.) Abercorn/Ga. 657 Acrelius, Israel 78.3 Afrika 510 Albany/N.Y. (Albanien) 74, 242 f., 534 ff., 576, 583, 605, 608, 690 Albany Township/Pa. (Albanien) 186, 222, 265, 280, 612 Albinus, Samuel Theodor 501, 507 Albrecht, Michael 59, 66, 70.75, 140 Alison, Francis (Allison) 41, 740, 743.17 Alleine, Joseph 317 Allemangel/Pa. (Albany) 152, 223, 257 Allen, Andrew 168 Allen, William 81, 182, 467, 706 Althans 347 Altona 431, 439, 497, 514, 686, 692 Amboy/N.J. 738 Amelia Township/S.C. 630 American Philosophical Society 229, 562 Amerika 33, 35, 60, 72, 76 ff., 86, 92, 94, 99 f., 112, 114 f., 117, 128 ff., 138, 146, 149, 159, 169, 179, 184 ff., 194 f., 240, 242ff., 267, 288, 295, 326, 331 f., 355, 381, 384, 386, 411, 416, 420, 435, 440, 457, 460 f., 473, 507, 511, 519 f., 525 f., 535, 537, 539, 541 ff., 588, 599, 612, 648, 658, 660, 663, 681, 689, 719, 730, 739, 747 - , Amerikanische Gemeinden 63, 135 Amsterdam 104, 126, 262, 312, 329 Amwell/N.J. (Anweil, Amweil) 93, 137, 140, 265, 280 Anabaptisten 185,448 Anglikanische Kirche ( s . a . Englische Hochkirche, Church of England, Episkopalkirche) 70, 101, 138, 220, 343, 401, 700 - , Anstalt für W i t w e n und Waisen (WitwenInstitution) 122 f., 138, 162, 182 Antigua (Antiga) 448 Antilany (Antellany = Ontelaunee) s. Moselem
Anton, Paul (Anthon) 166, 167.1, 179, 181.22, 256, 257.35, 359, 360.20, 616 Appelman, Johannes 397, 399, 406, 415 Arndt, Johann 397, 401 Artz, Jacob 204, 209 Asien 101 Atolheo/Pa. (Atolhö, Atolhee) 157, 159, 172, 185, 197, 203, 205, 212, 345, 389, 744 Auchmuty, Samuel (Achmutus) 123, 125.32 Augsburg 114, 185, 193, 479 ff., 584, 635, 649, 656, 666, 678, 681, 684 Augsburger Konfession (Augustan Confession, Augspurgische Articeln) 79, 95, 140, 160, 170, 178, 187, 204, 223, 241, 243 f., 251, 260 f., 277, 281, 299, 332, 354 ff., 455, 486, 503, 561, 584 f., 600, 622 f., 628, 655 ff., 701 f. Augusta County/Va. 613, 728 Bager, Johann Georg 45, 103, 106, 108, 109.3, 265, 280, 363, 383, 604 Baldes 434 Baltimore/Md. 140, 143, 188 ff., 222, 238 f., 272, 275, 483, 531, 553 Baptisten 84, 184, 454 Bareil 437 Barnes, John 343 Barnes, M i r i a Oliva, geb. Roe 343 Barren Hill (Barrenhill, Bernhill) 37, 61, 65, 75, 90, 103, 121, 145, 154, 156 ff., 166, 200 ff., 207, 213, 218 f., 226, 231, 234, 251 ff., 259, 261, 264, 308, 324, 326, 329, 332, 358, 380, 382, 409, 416, 421 f., 438, 447, 464 f., 478, 494 f., 504, 520, 523, 569, 621, 637, 668 f., 702 - , Peterskirche 36 f., 55, 67 f., 97, 120, 122, 215 f., 262 f., 279, 299 f., 310, 411, 424, 553, 567 f., 597 Bartheis, Friedrich (Bartels) 361 f., 412 ff., 416, 450
756
Personen- und Ortsregister
Barton, Thomas 477 f. Bartram, John (Bertram) 36, 117, 118.11, 151 Bartruff, Andreas 209 Basel 481, 514 Bauer, Andreas 733 Bauer, Johannes 225 f. Bauer, Michael 487 Baumann (Witwe) 548 Baumgarten, Siegmund Jacob 604, 612.68 Bayer, Johann Nicol 209 Bayerle, Johann J a c o b (Beyerle) 170, 171.2.5, 433, 435, 541 Beck, Christian Ludwig 478 f. Becker, Hieronymus 434 Bedminster/N.J. (Bedmünster, heute: Pluckemin/N.J.) 65, 75, 90, 93, 137, 186, 190, 253, 265, 280, 360, 362, 367 f., 371, 375, 394, 397, 401, 405, 415, 417, 436 f., 443 ff., 450f., 528, 530, 533, 538, 555, 557, 571 Bellew, Henry 718 Benezet, Anthony (Bennezet) 300 Benezet, Philip 299 f., 358, 428 Bengalen 619 Bengel, Johann Albrecht 420, 426.20 Berckenmeyer, Wilhelm Christoph (Berkemeyer) 585, 587.4, 608, 612 Berks County/Pa. 203, 241, 537, 611 Berlin 106, 514 Berntown/Pa. (Bern) 185, 203, 205, 212, 279 Beronius, Magnus 552.1 Bertsch, Andreas (Baertsch) 428, 487, 599 f. Berwick Township/Pa. 109 Bethany/Ga. (Bethanien) 681 Bethelhausen s. Germantown Bethlehem/Pa. 624 f. Bevensen/Lüneburg 507 Beyer, Conrad 745 Birckmann, Christoph (Birckman) 104, 110, 114.12, 126 Bird, William 539 Bischoff, Simon 29 Bischoff, William 365 Blaubeuren (Blaubieren) 104, 114 Blue Mountains (Blaue Berge) 60, 170, 190, 242, 253, 264 f., 280, 345 f., 352, 389, 605 f. Boardman, Richard 138 Boerhaave, Hermann (Boerhavius) 38, 40.9, 43 Bogatzky, Karl Heinrich von 97, 102.7, 235, 401, 406, 408, 469, 4 7 4 Boltzius, Catharina Maria 681 Boltzius, Johann Martin 195.14, 481, 640, 643, 645 ff., 651, 656
Bonnewiz/Va. 435, 614 Bossart, Andreas (Boshard)
600
284, 428, 487,
Boston 32, 39, 42, 44, 47 f. 242 f., 245 f., 442, 455, 576, 692, 718 f. Boston Massacre 256, 672 Bottmersdorf (Botmarsdorff) 730, 732 Bradford, William 317 Brahm, Johann Gerhard Wilhelm von 482, 650 Brandenburg 51, 122, 438 Braun, Philip 205, 208 Bredow, Frau von (de Bredow)
606
56, 337, 343,
Breitenbach, Philip 204, 208, 664 Brendel, Georg 209 Bristol 36, 140, 145, 217, 220, 229, 249, 299, 357 f., 674, 677, 727 Brooks, Martin 735 Brosius, Bastian 204, 209, 616 Broughton, Thomas 229 Bruchhausen 514 Brug 181 Bruneck, Nicolas 579 Brunnholz, Peter (Brunholz, Brunholtz) 91 f., 94.10, 119, 166, 185, 206, 209.8, 377, 541 Bryzelius, Paul Daniel 160, 167, 318.2, 325, 328, 331 Bucks County/Pa. 353 Bübel 385 Buhl 87 Bulle 313 ff. Bunner (Kapitän) 615, 630, 650, 663, 716 Buntz, Urban 675 f., 678, 691, 728 Bunyan, John (Bunian) 376 f. Burghard, Andreas (Burkhard, Andrew) 284, 718 f. Burghard, Daniel 175 Burgmann, Johann Gustav 41, 46, 60, 66, 68.40, 69, 75, 79, 110, 117, 140, 143 f., 160, 163, 314, 378, 380, 410, 427, 626, 628, 630, 671, 673 Busch, Georg Conrad 706 Buskerk, Jacob van (Bußkirch, Buschkirck) 93, 95.24, 101, 166, 264, 280, 300 ff., 306, 361, 363, 365, 444, 450, 530,
606
Buskerk, Thomas
395
C., Dr. 619 Calais 419, 425 Callenberg, Johann Heinrich Calsher, Peter 557 Calvinisten 167, 608 Cambden/S.C. 738
114, 377
Personen- und Ortsregister Camp/N.Y. (s. a. Newton/N.Y.) 542 Campbell, Lord William 329.10 Carle, Michael 108 Carr (Kapitän) 158 Cary, Thomas 557 Castner, Daniel 557 Castner, Jacob 557 Castner, James 557 Castner, John 557 Castner, John, jun. 557 Cayuga 352 Charleston/S.C. (Charlestown) 183, 268, 308 f., 410, 439, 583 f., 587, 589, 625 ff., 632, 637, 648, 650, 657, 660, 665 f., 670 f., 673, 675, 734, 739, 742 Chemnitz (Pastor) 431 Chestnut Hill 569 Chew, Benjamin 181, 182.1, 183, 229, 343 f., 469 Chrest, Henry (Christ) 238, 240 f., 247, 271, 275, 306, 315, 322.3, 355, 547 Christina s. Wilmington Church of England (English Church, s. a. Englische Hochkirche, Anglikanische Kirche, Episkopalkirche) 83, 655 Claverack/N.Y. 585 Clotz, Lewis (Klotz, Glotz) 140, 161, 178, 247, 301.1, 303 f., 673 Cohansey/N.J. (Cohenzy) 264, 279, 337, 344, 380, 422, 537, 542, 621, 702 Collin, Nicholas 158, 159.3, 160 Collins (Kapitän) 706 Conestoga/Pa. (Canestoge) 138 Conewago/Pa. (Canawage, Canewage, Canewago) 65, 107, 109, 242, 265, 280, 604, 612 Congaree/S.C. (Congeries) 675 Conococheague/Md. (Canegotchick, Kanekotschick, Canogetchick, Connegetshik) 107, 109, 441, 483 f., 534, 590, 605, 659 Cork 683 f., 694, 726 Cran (Cabinetmaker) 73 Crecelius 432 Crelle, August Christoph 678, 695, 699, 702.37, 733 Creutzer (s. a. Kreutzer) 748 Croesmann, Hans Jürgen (Cresmann, George) 88 Cron-Teltow 312 Crusius, Carl 438, 440.4 Crusius, Christian August 420, 426.19 Crypto-Calvinisten 113 Cuddalore (Cudelur) 460
757
Culpeper County/Va. (Colepepper, heute: Madison County) 70, 185, 265, 284, 442, 605, 695 f., 698, 700 ff., 706, 734 Currey (Reverend) 674 Dannwolff, Friedrich 46 Danzig 61, 69 Darnmann, Friedrich Konrad 49, 51.1, 122, 125, 313, 409, 411, 438, 463 f., 496, 517 Darnmann, Maria Sabina 51, 464 Daser, Friedrich 584.3, 588 f., 627, 630, 637, 650 Daubenberger, Jacob 209 Davis, Jenkin 730 Dänemark (Dännemark) 251 Däschler, David 37 Deep Creek 393 Delaware 282, 316, 368, 375, 413, 416 f., 493, 606, 610, 634, 702, 718, 732, 748 Dellihausen, Georg Christoph 730, 732.3 Denny, William 182, 183.4 Deutsche Christentumsgesellschaft 481 Deutsche Gesellschaft von Pennsylvania 77, 562, 573, 706 Deutschland (Teutschland) 55, 61, 68 f., 105, 111, 129, 159, 185 f., 188, 206, 213 f., 223 f., 232, 260f., 265, 278, 283, 293, 295, 308, 354 f., 410, 459, 477, 482, 504, 518, 526 f., 548, 584, 588, 655, 673, 689, 700 Dickinson, John 85.2 Diel, Gottfried (Deel, Thiele) 140, 224, 308, 439, 463, 497, 619 Diemer, Jacob 432 Diemer, Johann Christmann (Diener, Christian) 431, 432.5, 446, 506, 525, 531 ff., 619 Dippel, George, jun. (Teeple) 395, 398, 557 Dippel, George, sen. 395, 557 Dippel, John 557 Dippel, Peter 557 Donatus, Aelius 376 Donegal/Pa. (Donnegal) 93 Doppberger, Henrich 428 Dorchester County/Md. 197 Doty, John 317 Drinkauhs 304 Dryland/Pa. (Truckenes Land) 569, 572, 726 Duche, Jacob (Duchee) 41, 344, 400, 740, 743.18 Düberger, Henrich 487 Dunmore County/Va. 613, 734 Dunmore, Lord John Murray 693, 719.15, 742 Dunmore's War 616, 693
758
Personen- und Ortsregister
Earltown (heute: New Holland/Pa.) 30, 60, 65, 104, 125, 185, 268, 274, 280, 298, 305, 484, 535, 545, 604, 668, 672, 674 Easton/Pa. (Easttown) 151 f., 166, 186, 190, 200, 253, 264, 280, 363, 412, 415 ff., 442, 530, 569, 572, 606, 659, 668 f., 724 ff., 738 Ebenezer/Ga. 114, 193, 195, 413, 479 ff., 525, 532, 534, 536, 548, 580, 584, 601, 611, 616, 626, 631 ff., 638 ff., 642ff., 646 ff., 655 ff., 663, 665 ff., 670 ff., 677 ff., 681 ff., 687ff., 691 f., 699, 716, 727 ff. Ebersohl, Carl (Ebersol, Eversohl, Charles) 414, 580 Eckert, Friedrich 104 Eckert, William 284 Edwards, Morgan (Edward) 83, 84.3 Egypt/Pa. (Egypten) 34, 68, 444, 663 Ehrhard, Christoph Adam 515.1 Eichelberger 139 Eichelberger, Georg Michael 209 Einbeck 175, 730, 732 Elisabeth Furnace 297 Elisabethtown/N.J. 734 Elisabethtown/Pa. 185 Elsser, Peter 209 Enderlein, Johann Michael (Enderle, Enderlin) 88.3, 161, 170, 172.5, 265, 279, 363, 365, 388, 608 Enders, Zacharias 616 Engelfried, Wilhelm 741 Engelland, Johann Theophilus 178, 180.6, 575, 576.13 England (Engelland, Alt-England, s. a. Großbritannien) 68 f., 77, 120, 122 f., 134, 136, 182, 194, 221, 250 ff., 261, 283, 288, 308 f., 314, 318, 326, 342, 382, 416, 460, 493 f., 574, 584, 588, 668 f., 693, 729, 743 Englische Hochkirche (s. a. Anglikanische Kirche, Church of England, Episkopalkirche) 52, 83, 112, 122 f., 128, 246, 260 f., 269, 328, 386 f., 502, 521, 582, 589, 697 Eoff, Abraham 557 Eoff, Cornelius 557 Eoff, Jacob, jun. 557 Eoff, Jacob, sen. 557 Eoff, Robert 557 Episkopalkirche (Episcopal Kirche, s. a. Englische Hochkirche, Anglikanische Kirche, Church of England) 63, 67, 113, 122, 124, 184 f., 221, 316, 400, 454, 523, 674, 740 Eppele, Jacob (Epperle) 713 ff. Erdmann, Andreas 303 Erlangen 323, 535 Ernst, Johann Friederich 313, 359, 734
Europa 33, 45, 49, 53, 57, 61 f., 64 f., 71, 77, 81, 92, 99, 101, 111, 116, 119, 129, 147, 163, 168, 180, 185, 204, 208, 230, 234, 260 f., 264, 266, 281, 287, 308, 326, 331 f., 335, 360, 377, 381 f., 386, 420, 428, 482, 485, 510, 525, 527, 533, 549 ff., 572, 577, 591 f., 594, 596, 630, 643, 651, 658, 661, 667, 678 f., 681, 691, 696 f., 700, 705, 719 Evensen, Evert 579, 587 Ewing, John 83, 84.1 Fabricius, Sebastian Andreas 79, 145, 146.22, 165, 313, 327, 331, 340, 410, 411.18, 418, 426 f., 432, 439, 459, 463, 497, 501, 506 f., 619, 670, 686 Fäßer, Christian 557 Falckner Swamp s. New Hanover Falconer (Faulkner, Kapitän) 48, 70, 75, 126, 145, 309, 339 Falkenhan, Samuel (Falkenhahn) 276, 292, 295, 582 f. Falls/N.Y. 181 Fassbinder, Jacob (Fasbinder) 569 Fiedler, Heinrich 209 Filbert, Samuel 209 Fiore, Joachim von 474 Fischer, Johannes 225 f. Flaake, Conrad Arnd (Flake) 579, 587 Fieri, Johann, jun. (Flörl) 193 ff. Fieri, Johann (Hans), sen. 195, 635, 636.2, 637, 639, 648, 682 Florida 538 Flower 347 Folck, Friedrich 718 f. Forest, Robeson Township/Pa. 562 Forseberg 317 Fort George 574, 576 Fort Henry 345, 389 Fort Lee 748 Fort Stanwix 31 Fosseler, Jacob (Forschler, Vosseier) 450, 708 Francke, August Hermann 66, 102, 134, 446, 449, 462, 491, 506 Francke, Gotthilf August 46, 49, 53 f., 70, 72, 105 f., 109, 112 f., 115, 117, 118.6, 122, 132 f., 137, 139 f., 146, 155, 161 f., 164, 165.1, 216, 250, 261, 311, 314, 330, 339, 357, 360.2, 382 f., 438, 459 f., 462, 493, 500, 506 Francke, Johanna Henrietta, geb. Rachais 500, 506 Frank, Jacob (Francke, Franck) 38, 40.10, 139, 449, 5 8 2 f . , 611, 623, 697ff., 706, 734 Frankford/Pa. (Frankfurt) 264, 279, 337, 380, 422
Personen- und Ortsregister Frankfurt am M a i n (Franckfurt am M a y n ) 46, 61 f., 69, 104 f., 109, 111, 114ff., 132, 134, 139, 145, 259, 265 ff., 309, 326, 329, 503, 527, 677 Franklin, Benjamin 68.6, 85, 183, 284, 326, 331.20, 467, 740, 743.28 Frankreich (France) 428 Frantz Creek (Frantz Bach, Franz Crik) 199, 428 Frederick Town (Friedrichstown, Friedrichs Town, Fridrichsstadt, heute: Frederick/ M d . ) 46, 60 f., 65, 106 f., 143, 158, 160, 167 ff., 173, 185, 188, 190, 205, 220 ff., 238 f., 241, 248, 253, 257, 264, 271 ff., 279f., 282, 308, 353, 363, 433 ff., 441, 496, 503, 517, 524, 535, 537 f., 540 f., 543, 545, 548, 605, 613, 697, 702, 744 French and Indian War s. Siebenjähriger Krieg Fresenius, J o h a n n Philipp 112, 114, 116, 139, 264, 268 Freyburg 357 Freylinghausen, Gottlieb Anastasius 133, 134.7, 163, 216, 251 f., 282 ff., 327, 330, 341, 358, 383, 385, 418, 425, 427f., 430, 441, 448 f., 459, 462, 500, 506 f., 622, 624, 628, 635, 666, 670, 672, 684, 687, 732 Freylinghausen, Johann Anastasius 72, 100, 506 Frick, Michael 735 Fricker s. Heinzelmann, M a r g a r e t h e Friderichs, Johannes Andreas (Friederichs, Friderici) 264, 280, 363, 365, 606 Friedrichs, Johann Georg 630 Friend (Kapitän) 96, 101 Fritz 395 Gabel, Philip 364 Galloway, Joseph 182.5, 229, 467 Gans, Francis 295 Garlip 431 Gartley, John 623 Gaumer, Diethrich 303 Geiger 442, 455 Geiss, Philip Jacob 209 Geliert, Christian Fürchtegott 627, 630.17 Gelwich 108 Georg II., König von England 499 Georg III., König von England 282, 427, 628, 635, 657 Georgetown/D.C. (Georg Town) 107, 171, 433, 452 Georgia 160, 187, 193, 195, 536, 580, 583 f., 589, 601, 616, 626, 630, 635 ff., 639, 655 f.,
759
658, 663 f., 665, 673, 682, 684, 686, 689, 692, 694 f., 729 f., 733 Gerling, Christian Ludwig 706 Gerling, Wilhelm 284 Germantown (Bethelhausen, Alt-G.) 36, 61, 65, 93, 95, 101, 125 f., 140, 164, 166, 171 ff., 185, 202, 206, 216, 224 f., 237, 239, 244 f., 259 f., 264, 267, 269, 275, 279, 308, 317, 363, 365, 368, 396 f., 405, 412, 416, 424, 430 f., 435 f., 439, 448, 451, 464 ff., 503, 506, 530 f., 533, 537, 544 f., 552 f., 566 ff., 600, 603, 606, 619, 621, 719 Gerock, Johann Siegfried 60, 94, 109, 119, 126, 129 ff., 137, 147 f., 151, 160, 190, 201, 213, 219 f., 224 f., 233, 265, 276, 280, 286, 288 ff., 318, 322 f., 325, 328, 330, 354 f., 363, 383, 437, 443 ff., 451, 464, 466, 477, 529 ff., 533, 540, 553, 581 Gersdorf, Henriette Sophie von 124 Gesellschaft zur Beförderung des Christentums und der nützlichen Erkenntnis unter den Deutschen in Amerika 498 Gesner, Johann M a t t h i a s 43, 45.18 Gibs 397 Gießen 59 Gill (Kapitän) 59 Girelius, Lars 41, 317 Glaucha/Halle 484, 501, 518, 520, 528 Gmelin, Jacob 117, 118.1 Göranson, Anders (Georgeson, Gaeransson) 40, 41.1, 454, 477 f., 551 f., 740, 743.23 Goering, Jacob 672.35, 732 Görlitz 139 Götgen 171 Goette, George (Goettee) 36, 167, 175, 268, 317, 356 f., 410 Göttingen 45, 59, 268, 501, 606, 732 Goettling, Wilhelm (Gettling) 428, 487 Götz, Johannes 74 Goshen/Ga. (Gosen) 643, 648, 667, 681 Goshenhoppen (Goshehoppe, Alt-G., NeuG.) 185, 276, 364, 413, 441, 542, 557 f., 563, 607, 706 Graaf, Wilhelm Anton (Gräfe) 268.10, 280, 575, 576.12, 577.5, 607, 684 ff., 694, 699, 707, 735 Graf, Jacob, sen. (Gräff, Graeff) 284, 378 Graeff, Caspar (Greff) 428, 487, 599 f., 624 Graf, Peter 295 Green, Nathanael 748 Greenwich/N.J. (Greenwhich) 93, 137, 140, 151 f., 166, 175, 186, 253, 264, 280, 363, 417, 569 f., 572, 606, 724, 726 Greiz (Graitz) 193, 290, 491
760
Personen- und Ortsregister
Griesbach, Conrad Caspar (Grießbach) 132, 134.3, 135 Grimm, David (Grim) 276, 286 Grimm, Peter 190, 191.5, 276, 292 ff. Gronau, Catharina, s. Lemke Gronau, Friderica Maria, s. Triebner Gronau, Hanna Elisabeth, s. Wertsch Gronau, Israel Christian 194, 195.12, 640, 647, 656, 677 Grosch, Conrad 107, 275 Grose 265, 268.60 Groß, Johannes 33 Groß, Michael 73 Großbritannien (Großbrittanien, Great Britain, s. a. England) 41, 115, 282, 331, 428, 693 Großhennersdorf (Hennersdorf) 193 Grotz, Georg (Grots) 428, 487 Grotz, Philip Jacob (Crotz) 320.9, 561, 562.1, 563, 575, 578, 592, 604, 609, 617 ff., 659, 663, 667 Grub, Daniel 487 Grub, Peter, jun. 471, 474 Gruninsky, Graf von 216, 262, 329 Günter, Dr. 630 Gugel, Johannes 677 Haas, Otto (Haaß, Haß) 242 f., 245.4 Habersham, James (Ebersham) 684 Hackensack/N.J. (Hackinsack) 65, 186, 265, 280, 538, 576, 606 f., 612, 686, 694, 748 Hacker, Adam 209 Hägy 36 Hänkel 74 Hagerstown/Md. (Haegerstown, Hegerstown) 107, 109, 432, 697, 735 Hagner, Johann Friedrich (Hegner) 428, 487, 599 f. Hahn, Henrich 271 Hahnbaum, Johannes Severin 584.4, 627 Halenbeck, Jan Caspar 579, 587 Halenbeck, William 579, 587 Halifax/N.S. (Hallifax) 442 f., 455, 646 Hall, Philip (Hahl) 428, 487, 599 f. Halle 40, 46, 49, 54, 62 f., 72, 79, 81, 94, 102, 109, 112 f., 116 ff., 126, 134, 139 f., 143, 153, 156 f., 160, 167, 181, 185, 193 f., 209f., 215 f., 240, 257, 261 f., 264, 268, 278, 282, 290, 294, 296, 299, 308, 311 ff., 326 f., 331, 339, 341, 344, 356 f., 360, 377, 382 ff., 409 ff., 418, 423, 427, 431 f., 440, 443, 456, 458, 463, 478, 488, 491, 494, 497, 499, 501, 506, 508, 520, 525 f., 534, 577, 604, 608, 612, 620 f., 635, 637, 666,
670 f., 674, 686 f., 700, 706, 717, 726 f., 738, 744 Hallische Anstalten (Glauchische Anstalten, Franckesche Stiftungen) 70, 98, 106, 116, 122, 133, 135, 255, 278, 330, 340, 359 f., 418, 431, 446, 507 Hambach, Madame de 383 Hamburg 79, 129, 166, 194, 494, 502, 577, 608, 730, 732 —, Konsistorium 544 Hamel 46 Hamm, Dr. 614 Hamond, Andrew 718 Handley, William 639 Handschuh, Henrietta (Handschue, Handschuhin) s. Krug Handschuh, Johann Friedrich 77, 91, 94.12, 119, 185, 239, 269, 449, 540 f., 545 Handschuh, Susanne Barbara 36, 175, 308, 439, 496 f., 503, 517, 519, 605 Hangleiter, Johannes 676 f. Hannover 46, 60 f., 185, 195, 492, 499, 504 f., 543, 577, 728 Hannöverische Gesellschaft zur Beförderung der Naturforschung und Oeconomie 312, 359 Hanover/Pa. 285 Hansmann, Christoph 183, 189.4, 190 Harr, Simon 434 f., 524, 525.6 Hartenberg 397 Hartmann, Peter 362 Hartshorne, William 342, 344 Hartwich, Johann Christoph (Hartwig) 61, 107, 109, 136, 168, 171, 221, 442, 455, 534, 536 ff., 690 Hastenbeck 499 Hausihl, Bernhard Michael (Hausile) 94, 96.32, 101, 136, 151, 158, 171, 267, 323, 543, 552, 575, 582 Haussius, Petrus 32 Hayen, Matthias 295 Heath, William 748 Heber, Johann Michael 435 Hebron/Va. 284, 702 Heffernan (Kapitän) 493 Heggeblad, Johann 66 Heid, Isaac 614 Heidelberg/Berks County (Ober Heidelberg) 159, 185, 193, 197, 203, 205, 212, 345 Heidelberg/Berks County (Unter Heidelberg) 197, 203, 205 Heidelberg/Lebanon County, früher: Lancaster County (Schäfers=Städtlein, Heidelbergs Stadtlein, Shaeferstown, heute:
Personen- und Ortsregister Schaefferstown/Pa.) 65, 103, 157, 159, 172, 185, 193, 203, 212 f., 264, 297, 331, 345, 351 f., 354 ff., 360, 376, 384, 469, 472 f., 498, 523, 556, 558, 563, 565, 575, 609, 612, 663, 717 Heidelberg/Lehigh County 34 f., 61, 68, 444, 663 Heil, Christian (Heyl) 396 Heil, Georg 284, 428 Heilbronn 138 Heilmann, Michael 181, 746 Heinzelmann, Israel Matthias 536.2, 548, 615 ff., 630, 633 f. Heinzelmann, Johann Dietrich Matthias 91, 94.11, 119, 185, 441, 536.2 Heinzelmann, Margarethe, geb. Weiser (verh. Fricker) 536, 616 Heiterich, Christoph (Heitherich) 204, 209 Helffenstein, Johann Albert Conrad 553 Helmschmidt, Johann Leonhard 161, 246 Helmstedt 268, 449, 732 Helmuth, Barbara, geb. Keppele 172, 174 f., 426, 479 Helmuth, Justus Heinrich Christian 41, 46, 67, 70, 72, 75 ff., 79, 91, 93 f., 96, 100 ff., 114, 118 f., 121, 125, 134, 137, 139, 143, 145, 155, 157, 160, 164, 166, 172.2, 173 f., 176, 185, 194 f., 264, 267, 274, 280, 298, 306, 314 f., 317, 319 f., 328 f., 334, 341 f., 344, 357, 363, 365, 421 ff., 426, 433, 448, 478, 534, 550, 573, 592, 604, 610, 624, 658, 660, 666, 668, 671, 674, 706, 727 ff. Helsingör 431 Henckel-Pölzig, Erdmann Heinrich Graf von 195 Hendel, Johann Wilhelm 198 Henry, Matthew 407 f. Herman 303 Hermann, Gottlob Wilhelm Ludwig 138, 258 Herrenberg 514 f. Herries 687 Herrnhuter 214, 242, 244, 348, 472, 608 Heyde, Johann Heinrich 735 Hinterpommern 314 Hochheimer, Ludwig 630 Höck, Heinrich 730, 732.2 Hoesen, Geret van 587 Hoesen, Hendrick van 587 Hoesen, Jan van 587 Hoesen, Peter van 579 Hoffman, Daniel 204, 209 Hoffmann 434 Hohenlohe-Langenburg 246
761
Holland (Vereinigte Niederlande) 60, 129, 189, 251, 577, 669 Holstein 61, 261 Holsteiner, Peter 204, 208 Holzman, Henry (Holtzman) 204, 209 Hornell, Nicholas 139, 140.2 Hubele, Adam (Hubeley) 524 Hubele, Bernhard 103, 104.1 Hubele, Michael 364 Huber, Johannes 209 Hudson River (Nord Rivier) 576 f., 607, 612 Hübner 246 Hughes, John 182, 183.3 Hummelstown/Pa. 29, 103 Hunterdon County/N.J. 371, 707 Hytzelaar, Andreas 587 Idar-Oberstein 105 Illing, Traugott Friedrich 456.11, 477f. Iiischwang 514 Immel 138 Immel, Johannes 204, 208 Indianer 30 f., 67, 70, 117, 220, 259, 345 ff., 350, 352, 374, 380, 392, 613 f., 616, 693, 719 Indianfield/Pa. (Indienfield) 87 f., 185, 441, 542, 558, 563, 565, 607 Indien (Ostindien) 54, 69, 112, 116, 118, 312, 381, 432, 458, 460 f., 510, 620, 628, 658, 661, 729 Indifferentisten 113 Irland (Ireland, Irrland) 428, 684, 687, 691, 693, 726 Isle of Cew/Susquehanna 350 Isle of Kin/Susquehanna 391 Italien 732 Jacobiten 492 Jäger, Wilhelm 195 Jamaica 624 Jansen, Jochim 579, 587 Jefferies (Kapitän) 104 Jehne, August 268, 410, 439 Jehne, Lebrecht Heinrich Samuel 410, 431, 439, 497 Johnson, Sir William 30, 31.3, 67 Jones (Bürgermeister) 84 Jordan (Fluß) 265, 280, 286, 417, 530 Jordan (Gemeinden) 34 f., 61, 65, 68, 444, 663, 668 Juden 112, 243, 377, 514, 738, 740 Juncken, Johann Ernst (Jungken) 159 f. Juncken, Johann Henrich 160 Juncker, Johann J. 373, 377.S Jung (Vater) 59
762
Personen- u n d Ortsregister
Jung, Christina, geb. Voigt 401 Jung, Johann Georg (Sohn) 29 f., 34 f., 59, 66, 70, 87, 93, 122, 166, 265, 280, 285, 306, 363 ff., 395 f., 401, 405, 407, 416, 444, 448, 450, 530, 548, 561, 564 ff., 570 f., 590, 605, 613, 659, 668, 696, 735 Kämmerer, Heinrich 599 f. Käufelin, Gottfried (Kaeuflins) 104, 111, 114.2 Kaiser 79 Kalkutta (Calcutta) 460, 619 Kalteisen, Michael 637, 648, 650, 657 Kanada 692, 706 Kanner (Reverend) 246 Karch, Leonhard 677, 687 Karibik 449 Katholiken (Katolicken) 398 Katterman, Jacob 205, 209 Katz, Henrich 36 Kaulbach 442 Kautsman 196 Keimle, C o n r a d (Keemli) 197 Keller 478 Kennicot, Benjamin 673 Kensington/London 36, 41, 59, 160, 173, 175, 211, 217, 229, 261 f., 308, 344, 356, 430, 479, 484, 501, 528, 666, 670 f., 681, 729 Kensington/Philadelphia 359 Kent County/Del. 282, 316, 377, 634, 702 Keppele, Barbara, s. Helmuth Keppele, Heinrich (Sohn) 176, 323, 494, 624 Keppele, Johann Heinrich (Vater) 36 f., 53 ff., 168, 172, 200, 216, 236, 267, 284, 300, 317, 341, 357, 423, 428, 454, 487, 494, 568, 600, 621, 624, 650, 674, 687, 706, 721 Kiel 86 Kiernander, Johann Zacharias 621 Kimmel, Joseph (Kemmel) 630, 637, 650, 657, 673 King, David, jun. 557 King, David, sen. 557 King, George 557 King, John 557 King, Lou 557 King, M a r e u s 557 King, Philip 557 Kingsessing/Philadelphia 46 Kirchner, Johann Caspar 189.9 Kisketamnaty/N.Y. 585 Kito/Karibik ( = St. Christopher) 448 Kitz, Georg 284, 428 Klein 744, 746
Klein, Georg 295 Klein, Gottfried 151 f., 415 Klein, Peter 303 Kloster Bergen 491 Klug, Georg Samuel 700 Knapp, Johann Georg 106.1, 126, 135, 138, 144 f., 158, 160, 163, 167, 175, 216, 220, 251 f., 282 f., 299, 311, 313 f., 326 ff., 330, 341, 357 ff., 378, 382 ff., 409 f., 423, 425, 431, 458, 460 ff., 609 f. Knaut 161, 387 f., 443, 455 Knipperdolling, Bernhard 244, 246 Knoll, Michael Christian 608, 612.90 Köstritz 124, 193, 606 Köth, Andreas 36 Kolb, Ludwig 36 Kolumbus, Christoph (Columbus) 491 Kopenhagen (Copenhagen) 460, 577 Koppenhöfer, Christoph (Koppenhefer) 204, 208 Koppenhöfer, Michel 205, 209 Kr. 554 Krämer, Christopher (Crämer) 637, 648 Kraft, Anna Barbara 481 Kraft, Michael 599 f. Kraft, Valentin 569 Krauss, Samuel 644 Kress 534 f. Kreutzer, Andreas (Kreuter) 204, 208, 717 Kreutzer, Peter 204, 209 Krichbaum, A d a m 204, 208 Krieger, Christian 79 Kroll, Michael 364 Krug, Georg (Sohn von J . A.) 744 Krug, Georg (Vater von J . A.) 744 Krug, Henrietta, geb. Handschuh 448, 615, 744 Krug, Johann Andreas 66, 73, 77, 87, 93, 104, 119, 158, 160, 167, 170, 172, 183 ff., 188, 190, 199, 203, 205, 220 ff., 234, 237, 239, 241, 248 f., 253, 264, 269 ff., 279 ff., 298, 308, 314, 324 f., 341, 344, 353, 357, 363, 365, 379, 383 f., 430, 433, 441, 448, 496 f., 503, 507, 517, 519, 525, 545, 548, 604 f., 614, 617, 659, 666, 686, 696, 702, 706, 744 Krumrein, Stephan (Crumrein) 178 Krus, Dr. 613 Kücher (Frau) 748 Kücher (Mann) 717 Kühn, Georg Stephan 201 ff. Külte/Waldeck (Cülte) 36 Kuhberg/N.Y. 607 Kühl, Friedrich (Kühl) 168, 200, 284, 378, 428, 487, 594, 600, 718, 719.23, 738
Personen- und Ortsregister Kuhn, Adam Simon, sen. 71 f., 138.5, 139, 172, 201, 211, 223, 224.22, 317, 331 Kuhn, Adam, jun. 93, 102 Kuhn, Daniel 71, 89, 136, 138 f., 199, 328, 331 £.., 344, 358, 360 Kuhn, Johannes 678, 687, 727 Kunze, Catharina Eliza (Tochter von J. Ch. und Μ. H.) 744 Kunze, Johann Christoph (Kuntze, Kuntz) 152 f., 156.1, 158, 161, 175, 190 f., 194, 200 f., 206, 210 ff., 217 ff., 223, 225, 230 f., 233 f., 240, 252 f., 255, 264 f., 268, 271, 279, 284, 287 ff., 292 ff., 299, 308 ff., 313 f., 326, 338, 341, 344, 352 f., 357 ff., 361, 363, 365, 376, 378 f., 381 ff., 398 f., 405, 410, 417, 420 ff., 428 ff., 446 ff., 455, 463, 466, 478, 484 f., 487 f., 491, 498.13, 499, 503, 505, 516, 518, 522 f., 530, 549 f., 582, 587, 590 ff., 596 ff., 600 ff., 608, 610 f., 615, 617 ff., 623 ff., 630, 650, 662, 664 ff., 669, 686, 694, 698, 702, 718, 724, 730 ff., 735, 739, 744, 747 Kunze, Margretha Henrietta (Margaretha), geb. Mühlenberg 94, 156, 240, 338, 352, 359, 379, 466, 499, 524, 616, 625, 650, 693, 734 f., 744 f., 748 Kunze, Maria (Tochter von J. Ch. und Μ . H.)
622
Kurr, Thomas (Curr) 204, 209, 744 Kurz, Johann Nicolaus (Kurtz) 59, 87, 93, 103, 108 f., 118, 120 ff., 124, 126, 134, 137, 152, 157 f., 167, 172, 174, 185, 198 f., 203 f., 206, 209.8, 210, 265, 280, 298, 314, 325, 363, 365, 432 f., 441, 448, 453, 483, 519, 532, 569, 604, 624, 662, 672, 695, 698, 735, 745 ff. Kurz, Johann Wilhelm 29, 30.3, 35, 60, 119, 125.9, 164, 166 f., 185, 264, 274, 280, 298, 314, 325, 331, 363 f., 433, 441, 484, 534, 567, 604, 658, 667 ff., 672 ff. Lake Champlain 692 Lamington (Lamerton) 395, 400 Lancaster (Lancaster) 60, 65, 72, 75, 77, 79, 90 ff., 96, 100, 103 f., 109, 119, 125 f., 131, 136 ff., 157, 164, 166 f., 172, 174, 181, 185, 201, 222 ff., 242, 264, 274, 280, 291, 295, 298, 305, 319, 323, 331, 364 f., 421, 427, 433, 443, 445, 449, 453, 455 f., 477 f., 534 f., 537, 540, 545, 573, 576, 580, 589, 592, 604, 624, 658 ff., 668, 674, 687, 736 Lancaster County/Pa. 203 Land, Henry 195 f., 197.3 Lane 229 Langenburg 673
763
Lauk, Georg 209 Laumann, Ludwig 139, 211, 344 Laurence, Johannes 599 f. Lawri 413 Lebanon/Pa. (Libanon, Lebanontown) 29, 65, 103, 157, 264, 274, 279, 296 ff., 305 ff., 324 f., 333 ff., 354 f., 360, 364, 367, 448, 452 f., 469, 471 ff., 523, 558, 562, 565, 612, 663 Lechner, George 204, 208 Lee, Charles 717, 719.12, 748 Lehigh River (Lecha) 416 f. Lehmann, Johann Daniel 611.50, 706 Lehr, Christopher 245, 455 Leib, Johann Georg 399 Leiden 40 Leiden, Jan van 244, 246 Lein, Andreas 247 Leipzig 156, 185, 426 Leiss 415 Leitzel, Johann Wolfgang (Leyzel, Lützel) 87, 88.2, 413, 416.7 Lemke, Catharina, verw. Gronau, geb. Kraher 639, 641, 649, 677 Lemke, Hermann Heinrich 114, 481, 640, 643, 647, 650, 675, 677.5 Lemke, Johanne 675 ff., 677.5, 680, 729 Lemke, Salome 677.5 Lemke, Timotheus 657, 675, 677.5, 728, 729.17 Lentz, Christian 209 Lentz, Eleonor (Laynzy), geb. Spanghenberg 140 Leps, Johann Christian 478.5, 491, 498, 575, 579, 581, 585 ff., 611 f., 622 f., 695, 699 Leuthäuser, Heinrich 449, 611 Lexington/Mass. 673 Limbach, Friedrich 557 f. Lindenberger, Georg Ernst 183, 189.3, 190, 238 Lingen 498 Lion (Kapitän) 727 Lititz/Pa. (Litiz) 469 Little Lehigh (Lechay) 95 Lochner, Christoph 258, 266, 268, 308 f., 356 f., 526 f., 532 f., 678, 687, 727 Loen, Johann Michael von 490, 498.18 Löscher, Valentin Ernst 114.29 Löser, Johann Jacob (Loeser) 201, 223 London 35 f., 41, 46, 55, 59 ff., 66, 68, 70, 72 f., 79, 104, 110, 113, 117, 122, 126, 138, 140, 143, 145, 152, 158, 161, 167 f., 193, 215 f., 220, 229, 258, 260 f., 270, 278, 282, 299, 308 f., 313, 316 ff., 327 ff., 344, 356, 358 ff., 378, 383, 399, 409, 422 f., 426 f.,
764
Personen- und Ortsregister
430, 435, 445, 448 f., 456, 458 f., 462 f., 479, 481 f., 494, 506 f., 518, 520, 525, 531 f., 534, 548, 561, 577, 584, 609, 625 ff., 629, 634 f., 637, 649 ff., 655 ff., 664, 666, 669, 671, 673 ff., 678, 684, 686 f., 689, 700, 702, 717, 729 —, Savoyer Gemeinde 41, 46, 66, 68, 70 Long Island 574, 693, 731 Loon, Albert van 579 Loon, Jan van 587 Loon, Matthias van 579 Loonenburg (Lonenburg, heute: Athens/ N.Y.) 478, 576 f., 579, 581, 585 ff., 608, 621 ff. Lord, Isaac 734 Lorenz, Johann Michael, jun. 313, 315.27, 359 Loxley (Kapitän) 430 Lucam, Andreas 276, 292, 295 Ludwig (Küster) 175 Ludwig (Schulmeister) 175 Lübeck 410, 439 f., 495, 497, 507 Lüden, J. C. von 46 Luhn, Johan (Lehn) 205, 209 Lund 623 Lunenburg/N.S. (Lüneburg) 160, 167, 285, 318, 324, 328, 365, 386 f., 433, 441, 443, 455 f., 555 Luther, Martin 176 ff., 190, 243 f., 266, 270, 284, 367, 374, 376, 698 Lutheraner 33, 52, 116, 127, 167, 185, 205, 208, 231, 244, 260f., 269 f., 283, 293, 318, 328, 350, 380, 385 f., 397, 400, 424, 429, 435, 442, 454, 466, 468, 470, 521, 541, 589, 700, 705, 731 Lutz, Johann 624 Lynn Township/Pa. (Lintown) 34, 68, 185, 444, 663 Mack, Jacob 626 Macknight, James 395, 407 Macungie/Pa. (Macunshy, Makunschy, Macanshy) 34, 61, 65, 70, 93, 95, 101, 185, 221, 224, 247, 264, 280, 301 ff., 305, 444, 530, 606, 673 Madras 460 Mährische (Moravische, s. a. Herrnhuter) 184 f. Mäurer, Johannes (Maurer) 435, 735 Magdeburg 730 Mahantango Creek (Machatunchy, Machatunky) 391, 393 f. M a h a n t a n g o Mountain (Machanaier Gebirge) 348, 352
Mahonay Creek (Machanay, Machaniay) 350, 352, 391, 394 Maier, Johann Christoph (Meier) 105, 106.4 Mainhold, Martin (Menold) 295, 465 f. Mangridge, William 539 Manheim/Pa. 29, 185, 205, 213, 331, 360, 376, 384, 469 f., 473, 523, 558, 563, 583, 612, 663 Manitius, Johann Andreas 373, 377.r Marbes, Johannes 70 Markröhlitz (Markrölitz) 430, 503 Marsteller 562 Martin, Clement 657 Martin, Johann Nikolas 625, 627, 630, 650 Martins, Christian Friedrich (Martin, Mertens) 31 ff., 35, 38, 43, 181, 312, 314.16, 540, 543, 745 ff. Martins, Johann George (Mertens) 312 Maryland 60 f., 65, 143, 149, 158, 160, 167, 170, 173, 185, 187, 189, 205, 221, 231, 248, 253, 264 f., 279, 282, 308, 363, 441, 492, 496, 503, 531, 534 f., 537 f., 540, 590, 605, 612, 629, 659, 667, 674, 697, 702, 706, 719, 721, 733, 744 Massachusetts 245 Massenbach 553 Massenbach, Reinhold Dietrich Freiherr von und zu 553 Mathews, David 733 Maxetawny/Pa. (Maxetany) 265, 274 Mayer, Anna Barbara, s. Mühlenberg Mayer, George 541 Mayer, Matthias 199, 201 Maytown/Pa. 29, 93 McAllistertown/Pa. (Mac Callester Stadt) 107, 109, 545 Meier, Henrich 713 ff. Melcher, Leonhard 178 Memminger, Theodor 284, 378 Mennoniten (Mennonisten) 454, 471 f. Mensch, Anna Barbara 542 Mercer, Hugh 400 Merckel 321 Merckle, Paul 673, 686 f. Merky, Johannes (Mecki) 205, 209 Methodisten 36, 136, 138, 454 Mettenheim 706 Meyer 435 Meyer, Christoph 487, 599 f. Meyer, Jacob 541 Meyerle, Balthasar (Meuerle, Mayerle) 271, 321, 432 f., 544 Middle Creek (Criek) 350 Middletown/Pa. (Mitteltown) 29, 93, 103, 199 f., 365, 713
Personen- und Ortsregister Mildeberger, John 295 Millen, Stephen (Milan) 536, 630 f., 641, 657, 684 Miller, Heinrich 160 Miller, Johann Peter 266, 268.68 Miller, Peter 160, 467 f. Milton, John 415, 417.14 Mink, Ludewig 448 Mischler, Peter 103 Mölich, Aaron 394, 399 f., 415 Mölich, Anthon (Moelich, Moelig, Meelich, Tunis) 360, 394, 395 f., 398, 400, 406, 437, 684 Mölich, Christian 361 Mölich, Ehrenreich 450 Moellers, Martin 139 Mohawk (Indianer) 352, 583 Mohawk (Fluß) 577 Montgomery, Richard 717, 721 Mooder, Thomas 639 Moor (Kapitän) 158 Moore, Samuel Preston 196 f. Morris County/N.J. 707 Mosche, Gabriel Christoph Benjamin 677 Moselem/Pa. (Mesillum, Ontelaunee) 65, 185, 265, 280, 285 Moses, Thomas 181 Mosheim, Johann Lorenz von 376.k, 395, 400 Mosz, Henrich 79 Mühlbach/Pa. 345 Mühlenberg, Anna Barbara (Hanna), geb. Mayer (Frau Peter M.'s) 199, 201, 225, 376, 394, 400, 499, 525, 616 Mühlenberg, Anna Maria, geb. Weiser (Frau M.'s) 90, 102.12, 210, 663 Mühlenberg, Barbara (Schwester M.'s) 46 Mühlenberg, Catharina, geb. Schäffer (Frau Friedrich M.'s) 474, 499, 576, 582 f., 615, 693, 718 f. Mühlenberg, Christian (Bruder M.'s) 46 Mühlenberg, Elizabeth (Enkelin M.'s, Tochter Friedrich M.'s) 744 Mühlenberg, Emanuel Samuel (Sohn M.'s) 94 Mühlenberg, Eva Elisabeth (Tochter M.'s, s. Schultze) Mühlenberg, Friedrich August Conrad (Sohn M.'s) 46, 70.79, 79, 93, 98 f., 121 f., 136, 145, 153, 156, 190, 198, 201, 210, 212 ff., 231, 233, 239 f., 253, 264, 275, 279, 314.9, 325, 331, 351 f., 354, 359, 360.27, 363, 365, 367, 379 f., 384.15, 393, 421, 424, 432, 441, 446ff., 452f., 473 f., 498 f., 506f., 518, 531, 534, 548, 550, 552 ff., 556.9, 557, 562 f., 573, 575 f., 582 f., 590 ff., 607, 615,
765
619, 622 ff., 651, 659, 668, 674, 690, 693, 698, 702, 707, 717, 719, 732 ff., 739, 741 f., 748 Mühlenberg, Gotthilf Heinrich Ernst (Sohn M.'s) 46, 70.79, 77, 79, 93, 99, 124, 136, 145, 153, 157, 190, 201, 210, 212 f., 231, 240, 249, 253, 264, 279, 314.9, 337, 344, 359, 360.27, 363, 365, 367, 380, 399, 407 f., 416 f., 422, 424, 426 ff., 430, 432, 437.3, 446 ff., 452, 454, 484 ff., 491, 498, 502, 504, 506 f., 518, 525, 531, 533, 548 f., 556.8, 557, 572 ff., 576, 580, 582 f., 590, 592, 597 ff., 602, 609, 615, 620 f., 623 f., 630 f., 650, 662, 664 ff., 670 ff., 693, 698, 702, 717 ff., 724, 729, 733 ff., 739, 742, 744, 745, 748 Mühlenberg, Henry William (Heinrich, Enkel M.'s, Sohn Friedrich M.'s) 474, 743 Mühlenberg, Johann Peter Gabriel (Sohn M.'s) 46, 67, 70.83, 75, 86.1, 93, 137, 139, 174, 198, 220, 225, 253, 265, 280, 325, 363, 365, 368, 375 f., 394, 399 f., 407 f., 415, 417, 424, 426.22, 428, 435.8, 436 f., 442, 448, 449.24, 495, 498 f., 507, 524f., 556.9, 557, 582f., 611, 615f., 622f., 630, 663, 690, 693 ff., 698, 700, 717 f., 734, 739, 748 Mühlenberg, Margretha Henrietta (Tochter M.'s, s. Kunze) Mühlenberg, Maria Catharina (Enkelin M.'s, Tochter Heinrich M.'s, jun.) 735, 742 Mühlenberg, Maria Catharina (Tochter M.'s) s. Swaine Mühlenberg, Maria Salome (Tochter M.'s) 94, 376, 399, 407 f., 473 f., 534, 611, 664, 672, 693, 747 Mühlenberg, Mary Catherine (Enkelin M.'s, Tochter Friedrich M.'s) 743 f. Mülheim/Ruhr 673 Müller 303, 684 Müller (Schulmeister) 432, 434, 524 Müller, Andreas 744 Müller, Anna Catharina 497, 499 f., 517 Müller, Heinrich (Professor) 446, 449.1 Müller, Heinrich (Moller, Pastor) 320.9, 694 ff., 698, 699.3, 700, 734 Müller, Jacob 209 Müller, Johannes 543 Münster 246 Naitschau 624 Naturalisten 740 Neger 207, 273, 368 f., 681, 696, 700 Neidhard, Johann Andreas 62, 122, 440, 497, 499, 517, 625
766
Personen- und Ortsregister
Neidlinger, Ulrich 644, 677 N e u m a n n 744 N e w a r k / N . J . 748 New Brunswick/N.J. (Brunswig, Bronswig, Brunswich, Brunswic, Braunschweig) 92, 265, 280, 397, 399, 450, 464, 748 N e w Castle County/Del. (Newcastle) 282, 316, 377, 634, 702 N e w England (Neu England) 187, 194, 371, 538, 733 New G e r m a n t o w n / N . J . (Neugermantown) 65, 75, 90, 93, 137, 148, 174, 186, 190, 253, 265, 280, 361 f., 367 ff., 395, 401, 405, 408, 414, 430, 437, 444, 450, 528, 538, 555, 571 f., 576, 580, 590, 624, 668 f. New Hanover/Pa. (Neuhannover, Falckner Schwamb) 34f., 65, 70 f., 93, 125, 157, 176, 185, 203, 210, 224, 264, 274, 279, 285, 305, 327 ff., 363, 382, 409, 438, 453 f., 496, 531, 537, 539, 555, 569, 603 f., 668 f., 700, 713, 715 f., 723 f.., 726, 733, 735 New Jersey (Jersey, Nova Caesarea) 61, 75, 90 f., 122 f., 137, 140, 146, 149, 152, 159 f., 171, 174, 180, 187, 190, 206, 231, 253, 264 f., 280, 315, 319, 325, 331, 343, 367 f., 370 f., 375, 380, 417, 421, 424, 428, 446, 449, 451, 463, 502, 504, 507, 518, 525, 528 ff., 533, 538, 548, 555 f., 574, 577, 580, 590, 592, 597, 600, 606 f., 621, 624, 629, 659, 667 ff., 679, 686, 702, 707, 731, 734 f., 738 New Providence s. Providence New York (Nay Jork, Neuyork, N . Iork, Nyork) 41, 63, 70 ff., 94, 101, 109, 115, 122, 125 f., 128 f., 131, 137, 143, 146 ff., 151, 156, 158, 180, 182, 190 f., 194, 201 f., 206, 212 f., 215, 223, 225, 229, 233, 242, 244, 246, 276, 288 f., 293 ff., 299, 317 f., 323 f., 331, 334, 354 f., 363, 383, 399, 441, 443 f., 451 f., 464 ff., 477, 529 ff., 543, 548, 552 ff., 574, 577, 582 f., 591 f., 608, 612, 618 ff., 651, 663, 674, 678, 684, 690, 700, 707, 717, 719, 729, 732 ff., 736, 741 ff. —, hochdeutsche (Schwamber Gemeinde) 72 f., 131, 156, 186, 191, 219, 265, 280, 295 f., 308, 330, 441, 543, 553, 563, 576 f., 583, 607, 616, 719 —, niederdeutsche Gemeinde 72, 74, 131, 137 f., 148, 156, 186, 296, 553, 576 —, Ministerium 156 New York (Provinz, Staat) 65, 123, 160, 187, 231, 371, 455, 502, 534, 538 ff., 565, 577, 587, 605, 629, 659, 667, 679, 699, 706 Newburyport/Mass. (Newburry Port) 194 f., 245
Newton/N.Y. (* West Camp) 584 Newtown/Va. (Stephens City, Neustadt) 434 f., 613, 615 Niedersachsen 124 Niemeyer, Johann Conrad Philipp 462 Niemeyer, Leonhard Heinrich 410, 412.19, 439 f., 495, 497, 499 Niemeyer, Peter Friedrich 320.9, 354, 355.3, 441, 563, 564.7 Nördlingen 105 f., 514 Nordamerika (s.a. Amerika) 31, 41, 52, 57, 69, 78, 112, 116, 118, 122, 130, 140, 146, 159, 184, 234, 280, 283, 304, 454, 508, 551, 690, 701, 726, 729, 742 f. Norfolk/Va. 719 Norristown/Pa. 216 North Carolina 187, 538, 576, 706 Northampton County/Pa. 95, 140, 166, 264, 284, 535 Northkill (Nordkiel, heute: Bernville/ Pa.) 159, 185, 193, 197, 203, 205, 212 Nova Scotia (Neuschottland) 160 f., 167, 187, 260, 285, 328, 365, 456, 538, 555 Nürnberg 104, 110, 126 Oberlausitz 124 Oetinger, Ferdinand Christoph (Oetting) 39, 40.14, 43 Ogilvie, John 581, 583.4 Ohio 719 Oneida 352 Onondaga 352 Osborn (Kapitän) 168, 344, 358, 425, 525, 673, 706 Ostermann, Joseph 295 Ostertag (Wirt) 435 Ostflorida 482 Ostindien s. Indien Oswald, Philip 295 Ott (Frau) 695 Ott, Siegmund 676 f. Otterbein, Philipp Wilhelm 69, 106, 109.2, 221, 223.2 Otto (Schulmeister) 748 Otto, Bodo 561, 562.3, 619, 695 f., 734 Ottolenghe, Joseph 638, 687 Owens Creek/Md. (Owenscrick) 200 Paine, Thomas 719, 721 Paramaribo 735 Paris (Mr.) 548 Parlin, Olaf 78.4 Pasche, Friedrich Wilhelm 36, 41, 46, 59, 65, 68.38, 69 f., 75, 77, 79, 89, 101, 104, 117 f., 126, 133, 136, 138, 143, 152, 157, 159,
Personen- und Ortsregister 160 f., 163, 165, 167, 173, 175, 190, 201, 211, 215, 220, 229, 300, 307, 309, 312, 314, 317, 326 f., 331, 337, 343 f., 356 ff., 378, 408, 411, 417, 425, 428, 430, 445, 462ff., 493 f., 501, 506 f., 525, 590, 618, 625, 628, 630, 637, 645, 651, 664, 666, 673 f., 677 f., 682, 684, 686, 694, 706, 729 Pawlingskill/N.J. (Pawlings Kiel, Paulings Kiel) 93, 137, 140, 186, 280 Penn, John 81.4, 125.31, 282, 316 f., 633 ff., 702, 704, 720 Penn, Richard 316, 344, 377, 469, 702, 705 Penn, T h o m a s 705 Penn, W i l l i a m 81, 125, 316, 378, 469 Pennsneck/N.J. 78 Pennsylvania (Pensylvanien) 49, 61, 64 f., 67, 70, 77, 81, 84 f., 88, 95, 114, 122 f., 125, 130, 132, 146 f., 149, 153 f., 160, 162 f., 173, 178, 180, 182 f., 185, 203, 219, 222, 242 f., 245, 250, 260 f., 264 f., 270, 280, 282 ff., 293, 295, 309 f., 312 ff., 323 ff., 332, 344, 355, 364, 369 ff., 377 f., 380, 385, 393, 416, 427, 430 f., 441, 443, 451, 456, 460 f., 467, 469, 478, 482, 493, 502, 521, 528, 530 f., 534, 538, 564 f., 569, 578, 584, 599, 605 f., 608, 611, 616, 622 f., 629, 634, 659, 661, 665, 667, 673, 684, 696, 699, 701 ff., 715, 720 f., 727 ff., 732 f., 735 ff., 743 - , Gemeinden 60, 80, 84, 105, 132, 271, 313, 384, 658, 689, 728 Pennsylvanische Mission 528 Pennypack Creek (Pennebeck) 541 Pequest/N.J. 140, 186, 280 Perth Amboy/N.J. 734 Petermann 181, 724, 738 Peters, Richard 31, 41, 67, 81, 83.1, 84 f., 122 f., 137, 145, 149 f., 167, 182, 220 f., 261, 267, 316, 318, 328, 343 f., 400, 467 f., 703 f., 743 Pfaffenberger, Johannes W. 204, 209, 678 Pfeffer, Henrich 209 Pfeiffer 435 Pfeil 554 Philadelphia 31, 33 ff., 40, 42, 44, 46, 48 f., 51 f., 59 ff., 63 ff., 67 ff., 71, 73 ff., 81 ff., 87 ff., 92, 94, 96, 98, 101 ff., 110 f., 113, 116 f., 119 ff., 124 f., 133 f., 136 ff., 143, 145, 149, 152 ff., 156 ff., 163, 165, 167 ff., 177 f., 182, 185, 190 ff., 194 ff., 203 ff., 210 ff., 219, 221, 223, 225, 230 ff., 241 f., 245, 247 f., 252 f., 255, 257, 259 ff., 264, 266 ff., 271, 275 f., 278 f., 282, 284 f., 287, 290 f., 293 ff., 297 f., 330 ff., 307, 309 f., 313 ff., 320, 322 f., 326 f., 329 ff., 336 ff., 342, 344, 347, 351 ff., 359 ff., 363 ff.,
767
375 ff., 394, 399, 408, 413, 415 ff., 419, 421 f., 428, 430, 435, 439, 444 ff., 454, 456, 459, 463, 465 ff., 473, 477 ff., 483 f., 486, 492ff., 498, 500, 505 ff., 516, 518, 520 f., 525, 527 ff., 539 ff., 543 f., 547ff., 557f., 561 f., 564 f., 567 f., 570 f., 574 ff., 582 ff., 589 ff., 594, 599 ff., 604 ff., 610 ff., 616, 618, 620, 622 ff., 628, 630 f., 634 f., 637, 650, 657f., 663 ff., 667, 669, 671 ff., 678, 684, 686, 690ff., 695, 697, 699 ff., 715 f., 718 ff., 722ff., 729 f., 732 ff., 738 f., 742 ff., 748 - , Korporation 56, 68 f., 72, 82, 88, 96 ff., 102, 105, 216, 250, 263, 317, 339, 341, 358, 361, 370 f., 383, 409, 419, 424 f., 447, 484, 487, 549, 568 f., 573, 593, 600, 610, 665 f., 669 f., 719 ff., 738 - , St. Michaelis Kirche 65, 82, 96 ff., 102, 121, 136, 189, 211, 237, 249, 251, 277, 316, 337 f., 377, 422, 702, 705 - , Zionskirche 32 f., 39 f., 44, 47 f., 52 ff., 60, 63, 67, 72 ff., 79 ff., 92, 96, 102, 113, 115, 121, 123, 137, 145, 161, 165, 189, 192, 209, 211, 230, 237, 249, 250 ff., 258, 261 ff., 277, 283, 316, 324, 329, 338, 363, 377, 409, 422, 424, 523, 666, 702, 705 Philips, Robert 268 Phillipsburg/N.J. (Philipsburg) 416 Physick, Edmund 720 f. Pickel, Balthasar, jun. 361, 371, 685 Pickel, Balthasar, sen. 361, 362.4, 370, 375, 437, 528, 684 f., 707 Piddington (Kapitän) 446 Pietismus (Pietisten) 115, 259 f., 608 Pikestown/Pa. (Peikstown, Beixtown) 61, 65, 185, 199 f., 216, 264, 279, 363, 453, 504, 534, 567, 603, 674, 700, 716, 723 f. Pilmore, Joseph 138 Pine Creek (Pint C.) 391, 393 f. Pinter, Alexander 435, 614 Pittius, Johann Reinhard 46, 68, 70, 216, 220.24, 262, 329 Pittmann 434 Pütt, Johann Jacob 46, 61, 104, 114.1, 115 ff., 120, 126, 137 f., 145, 262, 266 ff., 309, 329, 527, 677 Pluckemin/N.J. (Plockemünde, s. a. Bedminster) 406, 408, 415, 417 Plütschau, Heinrich 118 Polen 69 Pontiac's War (Indianer Krieg) 390, 394 Portsmouth/N.H. 183 Potterstown/N.J. 415 Pottsgrove/Pa. (Potsgrove) 454, 723 f.
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Personen- und Ortsregister
Presbyterianer (Presbyterianische Kirche, Prebyterial Kirche) 52, 84, 113 f., 184 £., 316, 406, 454, 740, 743 Preuslaar, Fredric 587 Prevost, Augustin 86 Princeton/N.J. 733 Providence/Pa. (Neuprovidence, New Providence) 33 f., 57 f., 60 f., 65, 82, 90, 125, 133, 157, 181, 185, 200, 203, 210, 216, 264, 279, 312, 314, 382, 419, 453, 495, 504, 524, 539, 543, 555, 569, 603 f., 606, 632, 668 f., 687, 708, 716 f., 719, 721 ff., 735 f., 738, 740, 742, 745 ff. Purger, Johann Nickel 105 Puritaner 417 Quäker (Quaker) 52, 163, 184 f., 194, 214, 342, 368, 406, 467, 471, 522 f., 602 Quebec 717 f. Quedlinburg 175 Quietisten 113 Raben, Georg 36 Rabenhorst, Christian 114, 479, 481.4, 482, 532, 534, 580, 584, 611, 616, 626, 632 f., 635 ff., 643 ff., 649 ff., 657, 663, 665 ff., 672, 675 ff., 686 ff., 692, 728 Raccoon (später: Swedesboro/N.J.) 78, 552 Rahn, Conrad 639, 676 f. Rambach, Johann Jakob 132, 134.4 Ramel, Malte 73 Ramler, Johannes 205, 209 Rapp, Philipp Heinrich (Rap) 36, 242 ff., 245.3 Raritan 206, 209, 265, 291, 296, 362, 376, 400, 417, 426, 437, 444, 451, 465 f., 478, 498, 525, 557, 569, 576 f., 580, 608, 612 Rau, Martin (Rauh) 284 Rauß, Lucas (Rauss) 73 Read, James 529 Reading/Pa. (Readingtown) 65, 73, 87, 104, 152, 157 f., 164, 170, 185, 188, 190 f., 194, 199, 201, 203, 205 ff., 210 f., 219, 222 ff., 234, 237 ff., 245, 247, 253, 256 f., 264, 270ff., 279, 281, 292, 294, 298, 303 ff., 319 ff., 325, 327, 333, 341, 344, 354 ff., 360, 364 f., 432 f., 435, 441, 452, 534, 537, 539, 543 ff., 547 f., 561 ff., 575, 578, 604, 609, 611, 616 ff., 624, 659, 667, 694 ff., 699 f., 707, 716, 734, 744, 748 Redman, Joh. 747 Reff, Valentin 567 Reformierte (German Presbyterians) 112, 167, 184 f., 318, 328, 369, 398, 442, 450, 466
Reich, Johann Christian 224 f., 439, 497, 619 Reichard (Hauptmann) 735 Reichert (Amtmann) 463 Reidenauer 478 Reinhard, Gottfried 361 f., 395, 398, 436 Reitmeyer 320 Remer, Benjamin 557 Remer, John 557 Remersbach/N.J. (Remmerspach) 65, 186, 265, 280, 576, 607 Reston/Va. (Rästown) 735 Reuß-Köstritz, Heinrich Graf von 124, 126.38, 195, 606 Reuter, Simon 676 f. Rhinebeck/N.Y. (Rheinbeck) 542, 607 Richard 748 Ried, Caspar 348 f., 351 Riedt (Frau) 748 Riele, Siegmund 284 Ries, Martin 553 Rieß, Christopher 735 Rieß, Johann Friedrich (Reehs, Reiss) 104, 126, 576, 577.3, 579, 583, 607 Risch, Johannes 105 Riser 455 Robeson (Witwe) 40 f. Rockaway/N.J. (Racheway) 538 Rockhill/Pa. (Rocky Hill Township) 605 Rockland/Pa. (Rockling) 280 Roe, Miria Oliva, s. Barnes Roe, Stephan 343 Rödelheim/Frankfurt 135, 267 Roeder 614 Röhrer, Gottfried (Roerer) 204, 209 Roeller, Conrad Sebastian 276.1, 285 f., 292, 307, 323, 337, 354 ff., 363, 365, 441, 518, 523, 554, 557 f., 562 ff., 607, 695 Rößner, Friedrich August 70 Rosenthal/Pa. 186, 222, 257, 265, 280, 612 Rossberg (Rosberg) 632, 648, 651 Rostock 449 Roßbach (Rossbach) 344 Roth, Gottfried Christian 312, 314.19 Rothenburg ob der Tauber 159 Rothenbühler, Friedrich Samuel 101 Rottenberger, Johannes 637 Rotterdam 499 Roxbury Township/N.J. (Roxburg) 280 Rühmfeld, Henrich 246 f. Ruffo Township/Pa. (Ropho) 29, 469 Rupp, Johannes 284 Saccum (Lower Saccum, heute: Saueon/ Pa.) 95, 185, 253, 264, 280, 301 ff., 444, 606
Personen- und Ortsregister Sachsen (Saxony) 282, 357, 427, 463, 635 Säss, Emanuel 209 Salisbury/Pa. 95, 185, 280, 301 ff. Saltzer, Jacob 209 Salzburger 194 f., 481, 584, 655, 729 Sandin, Johann 78.2 Sartorius 435 Sauer, Christoph, sen. 92, 95.17, 473, 535 f. Sausei, Catharina 435 Savannah/Ga. (Savanna) 536, 548, 629 ff., 634 ff., 640 f., 648 ff., 657, 665 ff., 671, 675, 678, 681, 684, 716 Savannah River 672 Sayres, James 625 Schaaf, Thomas 624 f. Schäfer 117 Schäfer 717 Schäffer (Shaefer) 573 Schäffer, Catharina, s. Mühlenberg Schäffer, David (Schäfer) 284, 378 f., 428, 487, 600, 693 Schaefferstown s. Heidelberg/Lebanon County Schaum, Johann Helfrich 60, 119, 170, 185, 206, 209.8, 265, 274, 280, 298, 363, 365, 519, 545, 605, 659, 706 Schauwecker, Anna Barbara, s. Schmidt Schauwecker, Martin 436, 533 Scheneck 414 Scherer, Valentin 33 f. Schilling, Georg Wilhelm 31 ff., 40, 42, 44, 46, 48 f., 104, 735 Schlatter, Michael 173, 568, 569.10 Schleßman, Heinrich (Schlessman, Schlesman) 428, 487 Schleßman, Nicolaus 204, 209 Schmettau, Friedrich Heinrich Andreas 242 Schmidt, Adam 209 Schmidt, Anna Barbara, geb. Schauwecker (Frau J. F. Sch.'s) 449, 533 Schmidt, Christian 209 Schmidt, Johann Friedrich (Schmid) 41, 46, 70, 75 ff., 91, 93 f., 100 f., 114, 118, 120, 125 f., 137, 139 f., 143, 160, 164, 166, 172 ff., 176, 185, 194 f., 225, 264, 267, 279, 308, 314, 317, 324, 329, 357, 363 ff., 379, 424, 431, 437, 444, 448 f., 451, 465, 503 f., 506 f., 529 ff., 533 f., 553, 568, 600, 603, 619, 623 Schmidt, Johann Michael 108 f. Schneider, Abraham 204, 209 Schneider, Christoph Daniel 105 Schönburg zu Waldenburg, Graf von Schoharie/N.Y. 180 Scholl, Andreas 204, 208
225
769
Schrack, Jacob 708, 716 Schrenck, Ludolf Heinrich 373, 377.q, 606 Schubart, Michael (Schubert, Shubart) 428, 487, 573, 599 f. Schubtrein, Joseph (Shrubdine) 639, 644, 677 Schütz, Christoph 490 Schultze, Anna Maria Margaretta (Enkelin M.'s) 718 Schultze, Christoph Emanuel (Schulze, Schultz, Schulz) 39, 40.13, 43 f., 55 f., 66, 73, 75, 77, 90 ff., 94, 96 ff., 102, 119, 121, 123, 125, 133, 136 f., 139, 152, 162, 165, 167f., 170, 173 f., 185, 198, 200 ff., 207 ff., 213 ff., 217 ff., 226, 229 ff., 250, 252 f., 255, 257, 264, 268, 274, 279, 284, 287, 294, 298, 306, 310, 313 f., 317, 331, 334, 338, 342, 363, 365, 379, 410, 420 ff., 426, 431, 446 f., 449, 452, 456, 459, 473 f., 484 f., 492, 498 f., 505, 507, 549 f., 552, 563, 590 ff., 597, 601, 604, 609, 616, 624, 659 f., 664, 668, 686, 706, 718, 721, 726, 733 f., 737 ff., 743 f., 748 Schultze, Eudemilie M . (Mutter von Ch. E.) 439 Schultze, Eva Elisabeth (Frau von Ch. E.), geb. Mühlenberg 94, 344, 352, 426, 499, 507, 664, 693, 726, 744 f. Schultze, Friedrich (Schultz) 119, 125, 185, 441, 443.4, 635 Schultze, Heinrich (Enkel M.'s) 664, 717 Schulze, Johann Ludwig 385, 425, 427, 449, 459, 461, 493, 622, 628 Schumacher, Christian 275 Schumacher, Daniel 152, 166 f., 271, 535 f., 611.71 Schuylkill (Schuilkill, Schulkiel, Schoolkil) 183, 264, 279, 363, 416, 504, 603 f., 722 Schwab, Anna Dorothea, s. Schwerdtfeger Schwab, Jacob (Schwaab) 204, 209 Schwachheimer, Conrad 580 Schwarbach, Johannes 68, 70, 87, 199, 265, 280, 605, 699 f., 702.40 Schweden 122, 140, 160, 260f., 308, 328, 332, 344, 358, 430, 507, 552, 590 — , Konsistorium/Uppsala 78, 502 —, Ministerium/Nordamerika 78, 140, 621 - , Kirche (Mission) 46, 78, 338, 551, 740 Schwedische Gemeinden 31, 41, 112, 159, 454 Schweighard, Georg 713 Schwenck, Nicolaus 364 Schwencke, Johann Philip Christoph (Swenke) 36, 167, 175, 317, 357, 410
770
Personen- und Ortsregister
Schwerdtfeger, Anna Dorothea, geb. Schwab 536 Schwerdtfeger, Johann Wilhelm Samuel (Schwertfeger) 46, 60 f., 63, 68 f., 140, 143, 158, 159.12, 160, 167 ff., 188, 220 ff., 253, 257 f., 264 f., 271, 280, 285, 332, 363 ff., 383, 535 f., 582 f., 605, 608 Schwingel, Georg (Swingel) 107 Schwingel, Nicolaus, jun. 205, 208 Schwingel, Nicolaus, sen. 204, 208, 364 Scott (Kapitän) 47 Sekten 100, 147, 203, 387, 413, 470 f., 522, 604 Seminar (Schulanstalt, Deutsche Schule) 56 f., 67, 72, 112, 156, 166, 216, 250, 263, 277 f., 283, 340, 478, 483 f., 488, 490 f., 493, 498, 518 ff., 568, 576, 585, 587, 601, 611, 620, 699, 731 Semler, Johann Salomo 424, 427.36 Seneca 352 Seubert, Sebastian 487, 599 f. Shamokin (Shomokin) 344 ff., 348, 380, 384, 388, 390, 393 Sharp, Eva 282 f. Sharp, Philip 282 Sharpsburg/Md. (Scherbsburg, Scherfsburg) 107, 109, 613 Shepherdstown/W. Va. (Schepperstown) 613 Shippen, Joseph 635 Shoemaker, Jacob 247 Schoemaker, Samuel 192.1 Sibirien 273 Siebenjähriger Krieg (French and Indian War) 47, 67, 583, 672, 719 Simpson (Prediger) 415 Skippack (Shippach) 668 f. Sklaven (Sklaverei, Leibeigenschaft) 129, 270, 273, 304, 324, 639 Small, Jonas 557 Smissen, Jakob Gysbert van der (Gisbert) 494, 499, 686, 692 Smith, William 80 f., 83.2, 123, 149 f., 342, 400, 467, 477 f., 719, 721, 737, 742 f. Societas Svecana Pro Fide et Christianismo 446, 449, 502 Society for Promoting Christian Knowledge 118, 479 ff., 628, 631, 633, 635, 637, 643, 646 f., 655 ff. Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts 318, 478, 657 Solm (Pastor) 138 Solms-Rödelheim (Legat, Stiftung) 135, 162 f., 167, 215, 217 ff., 234, 250, 252 f., 258, 299, 309 f., 326 f., 330 f., 339 ff., 357 ff., 383, 409, 418, 421 ff., 425, 439,
459, 463, 478, 492, 497, 502, 519 f., 522 f., 527, 532 f., 595, 597, 601, 609, 620, 622, 665 f., 669 f., 673, 727 Solms-Rödelheim, Wilhelm Carl Ludwig Graf von 105, 106.3, 132, 135, 220, 231, 235, 256, 258, 262, 267, 284, 299, 313, 411, 425, 528 Somerset County/N.J. 707 Sommer, Johann Heinrich 122, 125.23 Sommer, Peter Nikolaus 178 f., 180.3 South Amboy/N.J. 734 South Carolina 36, 160, 167, 187, 268, 308, 317, 356 f., 410, 538, 625 f., 628 f., 660, 673, 675, 680, 733 f., 738, 742 Söbötker, Johann 41 Spangenberg, Friedrich 140 Spangenberg, John 140 Spanien 189 Sparks (Sparker, Kapitän) 73, 75, 79, 138, 145, 167 Spat (Apotheker) 431 Speck, Siegmund 209 Spencer (Kapitän) 673 Spencer, Joseph 748 Spener, Philipp Jacob 139, 375 Speratus, Paul 376 Spiegel, Frau van der 317, 344 Spiegel, William van der 73, 317 Spinozistische Deisten 740 Sproat, James (Sprout) 83, 84.2, 344 Spruce Run (Sprucerun) 396, 570 ff. Spyker, Benjamin 733 St. Croix/Jungferninseln 41, 448 St. Eustatius (Eustatia) 448, 716 Stamp Act 68, 183, 256, 267 f., 273, 304, 672 Starck, Johann Jacob (Starcke) 104, 109 f., 265 Staten Island (Staaten Insyl) 693, 733, 743 Stedham 344 Stein, Christian (Steiner) 644, 677 Stein, Peter 205, 208 Steinmetz, Johannes 494 Stephani 115 Stephens City s. Newtown/Va. Stettin 312 Stevenson (Kapitän) 175 Stiegel, Henry William (Baron) 29 f., 34, 103, 582, 583.11 Stille 317 Stober, Valentin 209 Stock, Melchior 204, 208 Stockholm 312, 344, 577 Stöver, Johann Caspar, jun. (Stöber) 29, 60, 73, 157, 222, 264, 274, 279, 296, 298,
Personen- und Ortsregister 306 f., 325, 328, 333 ff., 355, 363 f., 383, 441, 448 f., 453, 473 Stöver, Johann Caspar, sen. 70 Stolberg-Wernigerode, Christian Ernst Graf von 46, 426.28 Stone Arabia/N.Y. (Steinarabien) 178, 180 f., 575 f. Stoy, Heinrich Wilhelm (Stoi) 435 Stralsund 514 Strasburg/Va. 433 ff., 524, 613 f. Straßburg (Strasburg) 313, 315, 359, 514, 601 Streit, Christian (Strait, Stright) 67, 70.83, 75, 93, 137, 140, 162, 174, 220, 253, 264, 280, 306, 363, 365, 401, 415, 417.13, 442, 530, 606, 659, 724 ff., 733 ff. Streit, Laurence 557 Streit, Leonhard 401, 557, 570 Streit, Sigismund 232, 284, 332, 343, 383, 728, 732 Stringer, William 83, 525 Stripper 38 Struensee, Adam 61, 261 Studer (Pastor) 313 Stup 744 f. Surinam 38 f., 187, 735 Susquehanna (Susquehana) 87, 106, 265, 279 f., 348 ff., 380, 391 f., 604, 608, 672, 713, 736 Sussex County/Del. 170, 282, 316, 377, 634, 702 Sutton, Wollman 36, 454, 525 Swaine, Francis 672, 693, 734, 738 f. Swaine, Maria Catharina, geb. Mühlenberg 94, 233, 376, 534, 581, 583, 611, 629, 631, 636, 640 f., 663 f., 671 ff., 693, 734, 739, 744, 748 Swatara (Swatora, Fluß) 279, 346, 389 f. Swatora Cave/Pa. 744 Symbolische Bücher (Libri Symbolici) 244, 254, 260, 281, 355, 585, 622f., 699, 701 f. Syncretisten 113,442,608 Tecklenburg 498 Teepel s. Dippel Tennent, Gilbert 84, 371, 625 Ter Dyck, Jacob 579 Terrick, Richard 629 Tewksbury Township/N.J. 371, 443, 445 Thalfrey 105 Thornton (Vater) 330 Thornton, Samuel (Sohn) 332 Thüringen 104 Tilghman, James 704.1 Tirutschinapalli 460
771
Tohickon/Pa. (Toheka) 89, 161, 172, 245, 443, 563, 565, 607 Tolk, Philip 557 Torrens (Kapitän) 456 Townshend Acts 45, 68, 86, 95, 125, 165, 256, 267, 672 Tranberg, Peter 78.1 Tranquebar (Trankenbar) 118, 460 Trenton/N.J. (Trentown) 733, 748 Treutlen, Jacob 548 Treutlen, John Adam 548, 615 f., 633 f., 644, 648, 650, 677 Triebner, Christian Friedrich 110, 114.5, 195, 267, 479, 481, 482, 532, 534, 580, 584, 611, 626, 632, 634 ff., 640 ff., 647, 649 ff., 657, 663, 667, 675 ff., 686 ff., 691 f., 728 Triebner, Friderica Maria, geb. Gronau 636, 677, 729 Trubel 247 Tryon, William 576 Tuckasaking (Tukas a King) 637, 639 Tübingen 59 Türken 243, 740 Tulpehocken/Pa. (Tulpehaken, Tolpehaken) 65, 93, 95, 103, 106, 109, 120 ff., 124, 126, 134, 136, 152 f., 157 ff., 166, 170, 172, 174, 185, 190, 193, 197 f., 200 f., 203 ff., 208 ff., 217, 219 f., 225, 230 ff., 252 f., 255 ff., 264, 268, 272 ff., 279, 284, 292 ff., 298, 305, 308, 310, 314, 331, 342, 345 f., 348, 351, 364, 389, 446, 449, 459, 473 f., 484 f., 498, 505, 507, 537 f., 549 f., 590, 593, 601, 604, 609, 611, 616, 659 f., 668, 684, 700, 717, 721, 726, 734, 744 f., 748 Tuscarora
352
U., Mr. 387 Upper Dublin/Pa. (Upperdoublin) 65, 216, 668 f. Upper Merion/Pa. 41, 216 Upper Milford/Pa. (Uppermilfort) 95, 185, 264, 280, 301 ff., 444, 606 Upper Salford/Pa. (Uppersulfort) 264 Uppsala 552 Urlsperger, Johann August 480 ff., 525, 534, 584, 611, 631, 633 f., 643, 646, 651, 657, 670, 672, 677, 687, 689 Urlsperger, Samuel 481 f. Utrechter Union 189 T h e Valley/N.J. 186, 253, 265, 280, 362, 371, 3 9 4 f . , 405, 570 f. Vanorden, John 399
Ill
Personen- und Ortsregister
Venedig 231, 284, 330, 339, 383, 728 Vigera, Friedrich 746 Villeneufe (Kapitän) 173 Virginia 59, 61, 64 f., 70, 87, 160, 185, 187, 199, 265, 280, 383, 399, 426, 433, 437, 441, 449, 493, 525, 531, 538, 605, 611 f., 616, 620, 625, 629, 659 f., 667, 674, 678, 690, 693 ff., 698 ff., 706, 708 f., 716 f., 719, 721, 724, 726, 733 ff., 738 f., 742, 744, 748 Vogtland (Voigtland) 138, 624 Voigt, Christina, s. Jung Voigt, Christoph 401, 450 Voigt, Johann Ludwig 33, 34.1, 65 f., 119, 170, 175 ff., 185, 199, 264, 267, 274, 279, 298, 306, 314 f., 324 f., 334, 354, 357, 362, 364 f., 382, 395 f., 405, 422, 424, 431, 453, 496, 504, 531, 533 f., 545, 567, 569, 603 f., 668, 714 ff., 723 ff., 733, 735 f. Volans (Kapitän) 357 f. Volz 435 Volz, Joseph (Voltz) 205, 208 Voorhis, Stephen Van (Vorhees) Vosseier s. Fosseler
451.6
Wachsei, Gustav Anton 34, 35.6, 41, 59, 66 f., 140, 143, 160, 168, 408, 456, 584, 627, 702 Wachtel, Georg Lorenz 276, 292, 295 Wächter, Georg 209 Wagner, Tobias 206 Walborn, Martin (Wallborn) 204, 208 Waldenburg 224 Waldhauer, Jacob Caspar 644, 648, 677, 728 Walker, Georg 284 Wain, Nicholas 342, 344.20 Wambold 88 Wardner 413 Wartraan, Adam 175 f., 177 f. Warwick Township/Pa. 29 f., 93, 103, 109, 185, 205, 212 f., 231, 264, 297, 331, 356, 360, 376, 384, 469 f., 472 f., 523, 558, 563, 565, 583, 612, 663 Wasces, Gottlob Moritz von 138 Washington, George 733, 748 Webb, Thomas 136, 138 Weber, Johann Nicolaus 284, 428 Weidmann, Johannes 209 Weisenberg/Pa. (Weissenburg, Weißenburg) 87, 185 f., 222, 257, 265, 280, 612 Weiser, Anna Eva, geb. Fleck (Schwiegermutter M.'s) 271, 350, 616, 734, 745 Weiser, Anna Maria, s. Mühlenberg Weiser, Benjamin 391, 548, 616 f. Weiser, Christopher 748
Weiser, Conrad (Schwiegervater M.'s) 182 f., 198, 210, 229, 352, 394, 466 ff., 611, 617 Weiser, Conrad (Neffe M.'s) 345 Weiser, Friedrich 209, 320, 344 f., 380, 388 ff., 392, 548 Weiser, Jacob 209 Weiser, Johann Friedrich (John, Halbbruder von Mühlenbergs Schwiegervater ?) 193, 204, 208, 473 f., 717, 719 Weiser, Margarethe s. Heinzelmann Weiser, Peter 745 Weiser, Samuel 391 Weishaar 524 Weiss, Lewis (Wise) 229 Weitenthal/Pa. 65, 185, 265 Welz, Andreas 246 Welz, Georg 247 Wendel, Christoph 435 Wendrich, Adam 209 Werley, Melchior 630 Wernigerode 46, 156, 290, 423 Wertheim 122, 440, 499, 517, 625 Wertsch, Hanna Elisabeth, geb. Gronau 636 Wertsch, Johann Caspar 635, 636.1, 637 ff., 648, 650 f., 655, 657, 667, 670, 672, 678, 682, 684, 686 ff., 692 Wesel, Johannes 303 Wesley, John 136, 138.6 Wesley, Mary 648 West Salisbury/Pa. 444 Westindien (Westindische Inseln) 71, 312, 416, 424, 458, 461, 510, 628, 658, 661, 693 Weyberg, Caspar Dietrich 737, 738.6, 740 Weygand, Johann Albert 41, 71, 74, 89, 123, 126 f., 129 ff., 137, 139, 147, 148.7, 158, 291, 296, 308, 323, 331, 606 Weygand, Nicolaus 205, 208 Weyman 333 f. White, John 197 White, William 740, 743.27 Whitefield, George 161, 164, 193 ff., 245.5, 278, 284, 338, 344, 642 Whitehall Township/Pa. 185, 280, 305 Whitemarsh/Pa. (s. a. Barren Hill) 53, 55, 116, 120, 136, 259, 279, 282 f., 337, 486 f., 567f., 621, 702, 733 White Oaks/Pa. (Weiseigenland, Weißeichenland) 29 f., 205, 213, 331, 360, 376, 384, 473, 523, 558, 563, 612, 663 Wicaco/Philadelphia (Wicacoa) 40 f., 56, 78, 454, 478, 502, 552, 743 Wicksei, Johann 551, 552.2 Widmann, Johann Georg (Wiedman) 373, 377.r Wiedertäufer s. Anabaptisten
Personen- und Ortsregister Wien, Elisabeth 734 Wien, Michael 734 Wiese 175 Wiesenthal, Charles Frederic 189 f., 222, 238, 275 Wildbahn, Karl Friedrich (Wildban, Wildpahn) 107 ff., 170 f., 200, 265, 280, 363, 365, 432 f., 604, 612, 699 William Augustus, Herzog von Cumberland 492, 499.27 Williams Township/Pa. (Wilhelms T. =Lower Saccona T.) 151 f., 166, 186, 264, 280, 363, 569, 606, 726 Williams, Daniel 342 Williams, Francis 356 Williams, Stephan 160, 175, 229, 342, 344, 353, 357 f., 409, 423, 425, 610 Williamsburg/Va. 716, 718 Wilmington/Del. (Willmington, früher: Christina) 78, 317 Win (Winn, Kapitän) 190, 317 Winchester/Va. 65, 400, 434 f., 613, 625 Windsor Township/Pa. 605 Winter, Fridrich 205, 209 Wirtz 344 Witman, Christoph 247, 275 Witvoger 452 Wolf, Johannes 706 Wolff, Johann August 608, 612.91 Wood, James 399 f. Woodstock/Va. (Woodstack) 434 f., 498, 524f., 556, 583, 613 ff., 693 Wooster, David 748 Worms 706 Wrangel, Carolus Magnus von 30, 31.5, 36 f., 41, 46, 53 ff., 66, 73, 78.5, 97, 149, 160, 216, 260 ff., 300, 312, 314, 317, 328 f., 331 f., 344, 430, 446, 502, 507, 519, 540, 552, 568, 606, 743
773
Wright (Kapitän) 624, 630 Wright, Sir James 637.7, 656, 671 Württemberg 647 Wurz (= Wirst, Matthias ?) 626 Wyhl bei Bern 514 York/Pa. (Yorktown) 45, 60, 65, 87, 93, 103, 106, 108 f., 120, 122, 126, 139 f., 152, 157 f., 167, 172, 185, 206, 210, 223, 265, 280, 298, 433, 442, 452, 545, 604, 658, 662, 695, 697, 700, 735 f., 742 Young (Clerk) 317, 344 Young, Peter 317, 356 f. Zedlitz, Freiherr von 461 Zehring 744 Zemsch, Johann Leonhard 159, 160.1 Zeven 499 Ziegenbalg, Bartholomäus 118 Ziegenfuß 246 Ziegenhagen, Friedrich Michael 41, 46, 54, 59 f., 66, 68 ff., 72, 104f., 109 f., 112, 116 f., 132, 135, 137, 139, 144, 163, 168, 185, 216, 220, 251 f., 261, 277, 282 f., 299, 309, 312 f., 327, 341, 357 f., 382f., 409 f., 417, 423, 425, 427, 429, 439, 446, 449, 458 f., 479 ff., 483, 493, 534, 584, 609 ff., 622, 628 ff., 633 f., 637, 643, 650 f., 657, 671 f., 677, 688 f., 727, 729.3 Ziegler, Lucas 631 f. Zimmermann (Frau) 734, 744 Zimmermann, Georg 107, 744 Zimmermann, Nicolaus 105 Z i o n / G a . 643, 646 Zübly, Johann Joachim (Zubly) 344, 629 f., 657, 665, 671.4, 677 f., 684, 687, 692 Zweibrücken (Zweybrückischen) 59 Zwickau 225
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